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Full text of "Archiv für österreichische geschichte"

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Archiv 


fDr 


Österreichische  Geschichte. 


Herausgegeben 


TOM  der 


zur  Pflege  vaterländischer  Geschichte  aufgestellten  Commission 


der 


kaiHerlichen  Akademie  der  Wissenschaften. 


Neunondfanfzisster  Band. 

(Mit  einor  Abbildnng.) 


-■    T    ".?''"^VX5i|r,J^"V:S-'T 


Wien,  1880. 


In  CommiBRion  bei  Carl  Gerold'»  Sohn 

flnehhNn<llAr  der  k.  Ak«drnii«  der  WinMn.rhunrti 


Druck  Ton  Adolf  Holshansen  in  Wien, 
k.  k.  Hof-  nod  UalrertiUU-Baehdraeker. 


Inhalt  des  neanandfBnfzigsten  Bandes. 


Seite 
Ans  der  Kanzlei  Kaiser  Sigismundn.  Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte 

des  Constanzer  Concils.  Herausgegeben  von  J.  Caro  .  .  .  .  1 
Das    Ministerialengeschleeht  von  Wildonie.     Von    Dr.    Karl   Ferdinand 

Knmmer.     (Mit  einer  Stammtafel.) 177 

Ufber  den  Ausstellungsort  einer  Urkunde  Kaiser  Heinrichs  IV.  dd.  Nuzdorf, 

Id.  (Idibiis)  Mai  (15.  Mtii)  1097.  Von  Albert  Jaeger  ....  323 
Peter  Freiherr  von  Parchevich,  Erzbischof  von  Martianopel.  (1612  —  1674.) 

Nach     archivalischen    Quellen     geschildert    von    Julian    Grafen 

Pejacsevich.  (Mit  einer  Abbildung) 337 

Necrologium   Olomucense.    Handschrift   der    königlichen   Bibliothek    in 

Stockholm.  Von  Dr.  B.  Dudik  O.  8.  B 689 


■Ori 


AUS  DER 


KANZLEI  KAISER  SIGISMUNDS. 


URKUNDLICHE  BEITRAGE 

ZUB 

GESCHICHTE  DES  CONSTANZEß  CONCILS. 


HEKAUSOEGEBEM 
VON 

J.  CARO, 


ArckiT.  Bd.  LH.  I.  H&lfte. 


\ 


Der  im  kais.  und  könig.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv 
zu  Wien  unter  Nr.  22  sich  findende  Codex  wird  von  Constantin 
V.  Böhm  in  dem  Verzeichniss  der  Handschriften  dieses  Instituts 
als  ,Copial-  und  Formelbuch  Kaiser  Sigismunds'  bezeichnet. 
Die  Handschrift  gehörte  ehedem  der  kaiserlichen  Hofbibliothek 
an^  wo  sie  anfanglich  unter  den  historischen  Manuscripten 
(Nr.  72),  dann  aber  als  Codex  juris  civilis  (Nr.  199)  bewahrt 
wurde.  Nach  einer  mir  durch  den  Herrn  Director  der  kaiser- 
lichen Archive  gütigst  übermittelten  Notiz  musste  im  December 
1749  dieses  Manuscript  mit  vielen  andern  an  die  kaiserliche 
Schatzkammer  abgegeben  werden,  aus  welcher  es  zuletzt  im 
.Jahre  1754  in  das  geheime  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  ge- 
langte. Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  geschah  es  in  dieser 
Zwischenzeit,  dass  auf  hohe  Veranlassung  hin  eine  Abschrift 
angefertigt  wurde  (in  dem  Verzeichniss  von  Böhm  sub  Nr.  21 
aufgeführt),  der  ich  doch  nicht  in  allen  Stücken  mit  Herrn 
v.  Böhm  das  Prädicat  ,genau^  beilegen  möchte.  Am  häufigsten 
sind  die  Eigennamen  missverstanden  worden,  und  die  Datirungen 
der  Briefe  öftörs  ganz  willkürlich  verändert. 

Das  Original  ist  ein  in  Pergament  gebundener  kleiner 
Foliant  von  102  Blättern,  von  denen  die  drei  ersten,  das  fünf- 
undachtzigste und  sechsundachtzigste,  sowie  die  zwei  letzten 
völlig  unbeschrieben  sind,  so  dass  die  Schrift  selbst  nur 
95  Blätter  einnimmt.  Ursprünglich  hatte  der  Codex  keine 
Paginirung.  Die  Folionummern,  die  sich  jetzt  vorfinden,  sind 
sichtlich  von  demjenigen  geschrieben,  der  das  alte  Signum  der 
Hofbibliothek  ,Nr.  72'  auf  die  Pergamentschale  und  einige 
luhaltsstichworte  an  vier  oder  fünf  Stellen  der  beschriebenen 
Blätter  gesetzt  hat.     Sie   sind   aber    insofern    nicht  richtig,   als 


Fol.  93  zweimal  vorkommt.  Die  vorn  und  hinten  leer  ge- 
lassenen Blätter  sind  nicht  in  die  Paginirung  mit  einbezogen, 
wohl  aber  die  in  der  Mitte  der  Schrift  leer  gebliebenen.  Die 
auf  aufgeklebten  Vorsteckblättern  in  neuerer  Zeit  aufgezeich- 
neten kurzen  Nachweisungen  von  dem  Inhalte  des  Buches  er- 
schöpfen  denselben  nicht. 

Die  ersten  61  Blätter  der  Handschrift  sind  von  einer 
gleichmässigen,  säubern,  wenn  auch  flüchtigen  Hand  aus  der 
ersten  Hälfte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  beschrieben.  Mit 
Fol.  62  tritt  mitten  in  der  Urkunde  (Nr.  XCVI)  eine  andere 
Hand  ein,  die  bis  Fol.  75  fortgeht.  Hier  scheint  die  Hand- 
schrift ursprünglich  abgeschlossen  gewesen  zu  sein.  Denn  was 
nunmehr  folgt,  ist  von  sehr  verschiedenen  Händen  und  oflFenbar 
zu  ganz  verschiedenen  *Zeiten  —  aber  immer  des  fünfzehnten 
Jahrhunderts  —  geschrieben.  Ab  und  zu  sind  innerhalb  dieses 
Theils  halbe  Seiten,  und  einmal  sogar,  wie  schon  oben  bemerkt, 
zwei  ganze  Seiten  leer  gelassen.  Nur  von  Fol.  87  an  bis  zum 
Schluss  tritt  wieder  mit  Gleichmässigkeit  diejenige  Hand  ein, 
welche  die  Blätter  62  bis  75  beschrieben  hat,  und  welche 
sicherlich  ebenso  wie  die  erste  Hand  der  ersten  Hälfte  des 
fünfzehnten  Jahrhunderts  angehört.  Da  dieser  letzte  Theil 
(Fol.  87  bis  96,  eigentlich  97,)  auch  inhaltlich  wieder  in  den 
Rahmen  eines  Kanzleibuchs  König  Sigismunds  fällt,  so  waren 
offenbar  ursprünglich  die  Blätter  75  bis  87  unbeschrieben  ge- 
blieben und  sind  von  sehr  verschiedenen  Schreibern  zur  Auf- 
zeichnung sehr  verschiedener  Gegenstände  benützt  worden. 

Klarer  wird  sich  das  noch  durch  eine  Registrirung  des 
ganzen  Inhalts  der  Handschrift  ergeben.  Da  wir  aus  demselben 
nur  diejenigen  Stücke  mittheilen  werden,  welche  einen  beson- 
deren charakteristischen  Werth  haben,  und  diejenigen  aus- 
scheiden, welche  entweder  ganz  formelhaft  sind,  so  dass  nicht 
einmal  die  Namen  der  vorkommenden  Personen  und  Oertlich- 
keiten  ausgeschrieben  sind,  oder  welche  nur  der  gewöhnlichen 
Geschäftspraxis  angehören  und  somit  nur  in  den  üblichen, 
meist  weitschweifigen  und  nichtssagenden  Redewendungen  ab- 
gefasst  sind,  ferner  diejenigen,  welche  nur  als  Stilübungen 
und  Ergüsse  der  Kanzleibeamten  sich  darstellen,  sowie  einen 
grossen  Theil  der  von  verschiedenen  Händen  auf  die  leer  ge- 
lassenen Blätter  geschriebenen  Urkunden,  insbesondere  aber 
die  bereits  gedruckten  und  somit  schon  bekannten  Actenstücke, 


—  so  muss  dieses  hier  folgende  Verzeichniss  zugleich  als 
Register  der  fortgelassenen  Actenstücke  angesehen  werden. 
Wir  geben  aber  den  Inhalt  auch  der  ausgeschiedenen  Stücke^ 
die  einen  urkundlichen  Werth  haben  könnten^  so  ausführlich, 
dass  sie  einem  zukünftigen  Kegestenwerk  über  die  Epoche 
Sigismunds  hinreichende  Dienste  zur  Vervollständigung  leisten 
können. 

Fol.  1%  Stück  I,  1417,  8.  Juni,  Constanz.  König  Sigis- 
mund  bestätigt  der  Stadt  Osnabrück  die  von  den  Kaisern 
Friedrich  IL  und  Rudolf  ertheilten  Privilegien,  insbesondere 
das  de  non  evocando. 

'  Fol.  l^  Stück  II,  1417,  10.  Mai,  Constanz.  König  Sigis- 
mund  spricht  Jen  Bürger  von  London  Johannes  Lavenni,  welcher 
gegen  Mathias  Lemel,  ^  den  Schatzmeister  des  Königs,  einen 
Prozess  wegen  41  Pfund  Sterling  verloren  hatte,  nach  Zahlung 
dieser  Summe  von  allen  weiteren  Pflichten  los.  Weggelassen. 
Fol.  1\  Stück  III,  1417,  18.  Juni,  Constanz.  König  Sigis- 
mund  verleiht  dem  Bischof  Gerhard  (v.  Goch)  von  Naumburg 
die  Regalien,    Weggelassen. 

Fol.  2»,  Stück  IV,  1417,  29.  Juni,  Constanz.  König  Sigis- 
mund  legitimirt  einen  illegitimen  Sohn  des  Herzogs  Ziemowit 
von  Masowien,  Namens  Miklusz. 

Fol.  2^,  Stück  V,  ohne  Ort  und  Datum.  (König  Sigis- 
mund)  ertheilt  einem  Nicht-Ritterbürtigen  das  Ritterrecht.  Ganz 
formelhaft.  Weggelassen. 

Fol.  2^,  Stück  VI,  ohne  Ort  und  Datum.  Prooemium 
zu  einer  Urkunde,  in  welcher  ein  Gefangener  aus  Piacenza, 
der  wegen  eines  unvorsätzlichen  Mordes  verurtheilt  worden 
war,  begnadigt  wurde.  Nach  dem  Prooemium  heisst  es :  Sermo 
hie  est  graciae  de  Placentino  captivo,  quem  propter  homicidium 
non  ex  proposito  sed  rixa  interveniente  commissum,  nostra 
sententia  ultimo  supplicio  condempnarat,  qui  licet  ante  judicem, 
examinatorem  justiciae  stricto  jure  inexcusabilis  sit  expertus 
tarnen  coram  summi  clemencia  principis  factus  est  redivivus, 
sicut  in  antedicti  scripti  nostri  serie  videretur  contineri,  quod 
latus  praesentibus  oppositum  monstrabit.  (Hinweisung  auf 
Nr.  VIII?).    Weggelassen. 

1  In  den  Acten  des  Breslaner  SiadtarchivR  wird  dersolbe  wiederholt  als 
Beflchützcr  und  Fürsprecher  der  wider  den  llath  von  Breslau  bei  Sig^s- 
round  klageführenden  Opposition  genannt. 


6 

Fol.  3%  Stück  VII,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund  beschränkt  die  von  der  Communität  von  Friaul  an  den 
Podesta  zu  zahlende  Steuer  auf  70  Livres. 

Fol.  3%  Stück  Vni,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund  nimmt  Jemand  (N.  de  N.),  der  in  Rebellion  gewesen 
ist,  zu  Gnaden  wieder  auf.  Ganz  formelhaft.  Vgl.  Nr.  VI. 
Weggelassen. 

Fol.  3*,  Stück  IX,  ohne  Ort  und  Datum.  Einem  Un- 
genannten wird,  nachdem  er  den  schuldigen  Eid  geleistet,  das 
Amt  eines  Vogts  verliehen.    Ganz  formelhaft.    Weggelassen. 

Fol.  3^  Stück  X,  ohne  Ort  und  Datum  (1413).  Ein 
Ungenannter  (N.  de  N.)  wird,  ,nachdem  der  Krieg  beendigt  ist*, 
zum  Capitaneus  und  Justiziarius  des  Landes  ernannt.  Formelhaft 
und  gekürzt.  Doch  vermuthe  ich,  dass  die  Urkunde  sich  auf 
den  Grafen  Heinrich  v.  Görz,  den  Capitaneus  v.  Belluno,  Feltri 
u.  8.  w.  bezieht.  Vgl.  Verci,  Storia  della  Marca  Trivigiana  e 
Veronese  XIX,  Docum.  pag.  67  u.  ff.  Weggelassen. 

Fol.  3^  Stück  XI,  1417,  1.  August,  Constanz.  König 
Sigismund  macht  als  ungarischer  König  von  seinem  Rechte, 
för  eine  Capelle  am  Münster  zu  Aachen  einen  Ungarn  präsen- 
tiren  zu  dürfen,  zu  Gunsten  eines  Clerikers  aus  Agram,  des 
Gallus  vormals  Emerich  von  Baslawitz,  Gebrauch,  nachdem 
der  bisherige  Inhaber  der  Stelle,  Paulus  Stalitzer  wegen  Mangels 
constatirter  ungarischer  Nationalität  resignirt  hat. 

Fol.  4%  Stück  XII,  1415,  13.  Februar,  Constanz.  König 
Sigismund  ertheilt  dem  Erzbischof  Theobald  (de  Rubeomonte) 
von  Besan9on  die  Regalien.    Weggelassen. 

Fol.  5*,  Stück  XIII,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund nimmt  Jemanden,  der  in  der  Versammlung  der  Palatino 
sich  die  Strafe  der  Proscription  zugezogen  hat,  in  Gnaden 
wieder  auf,  und  zeigt  das  dem  Palatin  und  Hofrichter  an. 
Formelhaft.  (P.  filium  N.  de  tali,  in  civitate  tali  cebrata  con- 
gregatio).    Weggelassen. 

Fol.  5»,  Stück  XIV,  1417,  1.  September,  Constanz.  König 
Sigismunds  Absagebrief  an  den  Grafen  Bernhard  d'Armagnac, 
den  Connetable  von  Frankreich,  wegen  seiner  Feindseligkeiten 
gegen  den  Herzog  Johann  von  Burgund  (Jean  sans  peur). 

Fol.  5^,  Stück  XV,  ohne  Ort  und  Datum.  Geleitsbrief 
für  den  in  Geschäften  des  römischen  Königs  nach  der  Provence 
reisenden  Juden  Mose.    Weggelassen. 


Fol.  5^,  Stück  XVI,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
.  Sigismund  beauftragt  den  Kurfürsten,  Erzkäromerer  und  Neffen 
(T.  de  T.)  die  bereits  vom  Pfalzgrafen,  Herzoge,  Kurfürsten 
und  Erzkämmerer  des  römischen  Reiches  abgeurtheilte  (T.  de  T.) 
Prozesssache  des  Gottfried  und  Matthias  (T.  de  T.)  wider  die 
Stadt  (T.),  welche  ihnen  die  gebührenden  Einkünfte  vorenthält, 
einer  nochmaligen  Untersuchung  zu  unterziehen.  Formelhaft. 
Weggelassen. 

Fol.  6»,  Stück  XVII,  1417,  14.  August,  Constanz.  König 
Sigismund  ertheilt  dem  Patriarchen  Johann  von  Antiochien  die 
Vollmacht,  an  seiner  Stelle  in  den  Congregationen  der  Gallischen 
Nation  zu  fungiren. 

Fol.  6»,  Stück  XVIII,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  ertheilt  dem  Bischof  Johann  (de  Gavre)  von  Cambray 
die  Regalien.    Weggelassen. 

Fol.  6^  Stück  XIX,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  bestätigt  die  Privilegien  der  Benedictiner-Abtei  zu 
St  Jacob  in  Pegau,  in  der  Merseburger  Diöcese.   Weggelassen. 

Fol.  7%  Stück  XX,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund befreit  einen  Ungenannten  (Talis  de  tali  familia)  von 
der  Nota  condictionalis,  in  die  er  durch  seine  Zugehörigkeit 
zu  einem  damit  belegten  Adclsbund  gerathen  ist.  Formelhaft. 
We^elassen. 

Fol.  7^,  Stück  XXI,  ohne  Datum,  Constanz.  König  Sigis- 
mund ertheilt  der  Aebtissin  Margaretha  für  die  Kirche  zu 
Essen  in  der  Kölner  Diöcese  eine  Bestätigung  aller  Privilegien, 
insbesondere  aber  eines  von  Karl  IV.  zu  Utrecht  am  3.  Fe- 
bruar 1357  (übrigens  nicht  inserirten;  vgl.  Lünigs  R.  A.  18^, 
335)  ertheilten.    Weggelassen. 

Fol.  8»,  Stück  XXII,  ohne  Ort  und  Datum  (1417, 
12.  September,  Constanz).  König  Sigismund  ertheilt  der  Stadt 
Halle  ein  Privilegium  de  non  evocando.  Ludewig  Reliq. 
mserpt.  XII,  218,  in  einer  Confirmation  von  1454.  v.  Drey- 
haupt  II,  290.    Weggelassen. 

Fol.  8^  Stück  XXIII,  ohne  Ort  und  Datum  (1417, 
12.  September,  Constanz).  König  Sigismund  ertheilt  der  Stadt 
Halle  eine  Bestätigung  ihrer  Privilegien.  LünigP.  Sp.  C.  IV, 
Thl.  II,  Forts.  S.  495.  Ludewig  Rel.  M.  XII,  238.  Dreyhaupt 
II,  291.    Weggelassen. 


8 

Fol.  9%  Stück  XXIV,  ohne  Datum,  (1417),  Constanz. 
König  Sigismund  ertheilt  dem  erwäUten  Patriarchen  Ludwig  . 
(von  Teck),  als  Patriarchen  von  Aquileja  den  Befehl,  die  Aus- 
fuhr der  Lebensmittel  aus  Friaul  zu  hindern,  das  ^Parlament' 
einzuberufen  und  die  Stärke  des  Truppencontingents  festzu- 
stellen. 

Fol.  9^  Stück  XXV,  1417,  8.  Januar,  in  der  Vorstadt 
Arrayoli,  Diöc.  Evora.  Notariats  -  Instrument  über  eine  vom 
Infanten  Petrus,  Herzog  von  Coimbria,  dem  Sohne  König 
Johanns  von  Portugal,  an  Alvarez  Consalvi,  den  Gouverneur 
seines  Hauses,  ertheilte  Vollmacht,  für  ihn  mit  der  Tochter 
ii^end  eines  Fürsten  in  Eheverhandlungen  zu  treten. 

Fol.  10»,  Stück  XXVI,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  hat  in  seiner  Eigenschaft  als  römischer  König  an 
dem  St.  Gertrudsstift  zu  Nivella,  Lütticher  Diöcese,  eine  Prä- 
bende  zu  verleihen,  die  er  dem  doctor  decr.  Johannes  de  Noet 
gibt.    Weggelassen. 

Fol.  10^  Stück  XXVII,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  bestätigt  alle  Privilegien  des  Augustinerordens  der 
Brüder  des  heiligen  Paulud  des  Eremiten  für  ganz  Deutschland. 
Weggelassen. 

Fol.  11»,  Stück  XX Vm,  1417,  29.  Juni,  Constanz.  König 
Sigismund  zeigt  den  Unterthanen  und  Diöcesanen  des  Erz- 
bischofs Michael  v.  Embrun  (Ebredunensis)  an,  dass  sie  dem- 
selben wegen  seiner  ruchlosen  Schandthaten  und  wegen  seines 
Ungehorsams  in  keiner  weltlichen  Angelegenheit  Gehorsam 
leisten  dürfen,  bei  Strafe  der  Reichsacht. 

Fol.  12>>,  Stück  XXIX,  ,ut  supra'  (1417,  29.  Juni),  Constanz. 
König  Sigismund  schreibt  an  den  Fürsten  (Amedeo  von  Savoyen) 
über  die  Ursachen,  weshalb  dem  Erzbischof  Michael  v.  Embrun 
der  Prozess  gemacht  wurde,  und  bittet  ihn  um  die  Execution. 

Fol.  13»,  Stück  XXX,  ohne  Ort  und  Datum.  Einleitung 
einer  Urkunde  Karls  IV.  für  die  drei  Brüder  Turbert,  Johann 
und  Heinrich  de  Tortis,  Söhne  des  Pfalzgrafen  Tetius  von 
Pavia.    Weggelassen. 

Fol.  13»,  Stück  XXXI,  1417,  12.  Juli,  Constanz.  Com- 
promiss  zwischen  dem  römischen  Könige  Sigismund  einerseits 
und  den  beim  Concil  anwesenden  Cardinälen  andererseits  — 
sammt  dem  hierauf  bezüglichen  Certificat  der  Zeugen.  Das 
Keversale  bei  Martine  et  Durand,  Thesaurus  II,  1678. 


9 

Fol.  14^  Stück  XXXn,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  nimmt  Jemand  (talis)  auf  Bitten  des  Temeser  Grafen 
Pipo  von  Ozora  wieder  in  Gnaden  auf.  Formolhaft.  Weg- 
gelassen. 

Fol.  US  Stück  XXXm,  ohne  Ort  und  Datum  (1417, 
Anfangs  Juli,  Constanz).  Entwurf  eines  Geleitsbriefes  König 
Sigismunds  für  die  Theilnehmer  des  Concils,  der  aber  nicht 
acceptirt  wurde  (,in  pleniori  forma  sed  nondum  transivit'). 

Fol.  15S  Stück  XXXIV,  1417,  12.  Juni,  Constanz.  Ent- 
wurf eines  Geleitsbriefes  König  Sigismunds  für  die  Theilnehmer 
des  Concils,  der  aber  nicht  acceptirt  wurde  (,alia  forma  sed 
nondum  transivit'). 

Fol.  16S  Stück  XXXV,  ohne  Datum,  ConsUnz.  Geleits- 
brief König  Sigismunds  ftii-  den  Bischof  Heinrich  v.  Wyton 
(Winchester)  bei  dessen  Reise  nach  dem  heiligen  Grabe. 

Fol.  17»,  Stück  XXXVI,  1417,  20.  October,  Constanz. 
König  Sigismund  beauftragt  seinen  Hofrichter,  den  Grafen 
Günther  v.  Schwarzburg,  der  Gräfin  Helipdis  de  Baucio  (sie!) 
in  der  inserirten  (fehlt  leider)  Klagesache  den  verlangten  Rechts- 
gang einzuleiten,  und  gibt  ihm  das  Recht  dazu,  den  Herzog 
Amedeo  von  Savoyen  und  dessen  Anhänger  vorzuladen.  Wög- 
gelassen. 

Fol.  17»,  Stück  XXXVn,  1415,  26.  Mai,  Cella  (Radolfs- 
zell).  Papst  Johann  XXIII.  erinnert  den  König  Sigismund  an 
die  ihm  früher  erwiesenen  Gefälligkeiten  und  ersucht  ihn,  jetzt 
für  ihn  bei  dem  Concil  einzutreten.  Mansi,  Conc.  XXVII, 
p.  699.  Harduin,  VIII,  p.  361.  v.  d.  Hardt,  A.  c.  C.  IV,  259. 
W^gelassen. 

Fol.  18^  Stück  XXXVIII,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Wenzel  von  Böhmen  gibt  dem  römischen  Könige  Sigismund 
jegliche  Vollmacht,  im  Constanzer  Concil  für  die  Union  der 
Kirche  zu  wirken. 

Fol.  19»,  Stück  XXXIX,  1417,  9.  Juli,  Constanz.  König 
Sigismund  ertheilt  allen  Theilnehmern  des  Concils  einen 
Sicherheitsbrief  —  bestätigt  von  den  Kurfürsten  und  obersten 
Beamten.    Vgl.  Martine,  Thesaurus  II,  1678. 

Fol.  20*,  Stück  XL,  ohne  Ort  und  Datum.  Joachims 
Prophezeihung  von  den  Königen  Böhmens.    Weggelassen. 

Fol.  20^  Stück  XLI,  (1417),  4.  Mai,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  an  den  König  Alfonso  von  Aragonien  über 


10 

die  ihm  durch  den  Gesandten  desselben,  Raymund  Xeemar 
(Xatmar),  mitgetheilten  Angelegenheiten. 

Fol.  21%  Stück  XLII,  (1417),  4.  Mai,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  über  dieselben  Angelegenheiten  in  gleich- 
lautendem Tenor  erstens  an  Berengar  de  Baydaxmio  (Bradaxino), 
den  Kath  des  Königs  Alfonso  v.  Aragonien,  und  zweitens  an 
Dydacus  Ferdinandi  de  Quenonis,  den  Rath  des  Königs  von 
Castilien,  über  deren  Förderung  der  Interessen  des  Concils. 

Fol.  21S  Stück  XLUI,  1417,  5.  Mai,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  an  den  König  Wladyslaw  von  Polen  und 
bittet  ihn,  im  Interesse  ihrer  geschlossenen  Freundschaft  dem 
Gerede  von  Verleumdern  kein  Gehör  zu  geben. 

Fol.  21»>,  Stück  XLIV,  (1417),  12.  Mai,  Constanz.  König 
Sigismund  empfiehlt  dem  Bischof  Heinrich  v.  Winchester  den 
der  Essener  Diöcese  (?)  angehörigen  Presbyter  Johann  Pemiant 
zur  Anstellung,  wegen  seiner  Verdienste  um  den  König  selbst, 
wie  um  seinen  Vicekanzler.    Weggelassen. 

Fol.  22»,  Stück  XLV,  (1417),  12.  Mai,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  an  einen  Fürsten  (Joh.  v.  Bui'gund?),  er 
solle  verhindern,  dass  der  zu  Leyden  zum  Doctor  promovirte 
Petrus  Maillieti  von  Cambray  die  Rechte  seines  Grades  geltend 
mache,  da  derselbe  seine  Papiere  nicht  ordnungsmässig  aus  der 
Kanzlei  bezogen  hat. 

Fol.  22^  Stück  XLVI,  (1417),  27.  Mai,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  an  die  Herzogin  Margaretha  von  Burgund, 
dass  sie  einen  bei  ihr  zur  Zeit  aus  dem  Gefangniss  gelösten 
Münzmeister  Bernet  de  Macreros  zur  Zahlung  seiner  Schuld  an 
Johann  OfFenburg  von  Basel  anhalten  möchte. 

Fol.  23»,  Stück  XLVn,  (1417),  28.  Mai,  Constanz.  König 
Sigismund  beglückwünscht  den  König  Wladyslaw  von  Polen 
wegen  der  zahlreichen  durch  ihn  im  Samogitischen  Volke  be- 
wirkten Bekehrungen  vom  Heiden thum  zum  Christen thum. 

Fol.  2ä\  Stück  XL VIII,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  empfiehlt  einem  Vasallen  den  Pfalzgrafen  des  Lateran, 
Georg  Anton  de  Britanibus  de  Valen,  und  dessen  Bruder  Bartho- 
lomaeus  aus  der  Diöcese  Pavia.    Weggelassen. 

Fol.  24%  Stück  XLIX,  (1417),  8.  Juni,  Constanz.  König 
Sigismund  empfiehlt  einem  Fürsten  den  Ritter  Vincenz  de 
Somotow  (Szamotöl),  welcher  Studien  in  Kriegsübungen  machen 
will,  zu  freundlicher  Aufnahme. 


11 

Fol.  24%  Stück  L,  ohne  Ort  und  Datum.  Ein  Unge- 
nannter (ein  Kanzlist  wohl)  bittet  seinen  geistlichen  Collegen, 
ihm  doch  einige  Bücher  zum  Studium  der  Rhetorik  zukommen 
zu  lassen.    Weggelassen. 

Fol.  24*",  Stück  LI,  ohne  Datum,  Constanz.  Ein  Unge- 
nannter bittet  seinen  geistlichen  Collegen,  ihm  doch  das  von 
den  Rednern  so  sehr  gerühmte  Buch  Petrarca's  unter  dem 
Titel  ,De  sine  nomine'  zur  Förderung  seiner  Bildung  zukommen 
zu  lassen.    Weggelassen. 

Fol.  24^,  Stück  LII,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund  empfiehlt  einem  Fürsten  den  aus  Breslau  verdrängten 
Nicolaus  Bortowitz  behufs  Wiedererlangung  seiner  dortigen 
Anrechte.    Weggelassen. 

Fol.  25*,  Stück  LUX,  1417,  8.  Juni,  Constanz.  König 
Sigismund  ersucht  einen  Ungenannten,  seinen  Vorschlag  für 
die  Capelle  in  Aachen,  deren  Besetzungsrecht  er  in  seiner 
Eigenschaft  als  ungarisclicr  König  hat,  zu  Qunsten  des  Gatlus, 
vordem  Emrich  de  Raslawits,  seines  Notars,  unterstützen  zu 
wollen,  da  derselbe  ein  ,purus  Hungarus*  sei.  Vgl.  Nr.  XI. 
Weggelassen. 

Fol.  25^  Stück  LIV,  ohne  Ort  und  Datum.  (König 
Sigismund)  verwendet  sich  tiir  einen  Cleriker  Johannes  Beck 
von  London  wegen  der  Parrochie  in  Chesley  (England),  die 
durch  den  Tod  des  Johannes  WelcfF  erledigt  ist.  Weggelassen. 

Fol.  25\  Stück  LV,  (1417),  13.  April,  Cella.  Ein  unge- 
nannter König  (jedenfalls  König  Sigismund)  dankt  seinem 
,Sohne'  (d.  i.  Jemandem,  dem  er  diesen  Zärtlichkeitsausdruck 
beilegt)  für  die  Zusendung  von  SchifFsbauhand werkern,  von 
denen  jeder  zehn  Ducaten  den  Monat  erhält. 

Fol.  26*,  Stück  LVI,  ohne  Ort  und  Datum  [(1417?)  im 
März  (Constanz)].  (König  Sigismund)  dankt  einem  Ungenannten 
für  seinen  ,in  valle  Oleti*  (Valladolid)  vom  20.  Februar  datirten 
Brief  und  fiir  seine  Förderung  der  Angelegenheiten  des  Concils. 
Weggelassen. 

Fol.  26*,  Stück  LVII,  ohne  Ort  und  Datum.  Ein 
humanistischer  Brief  unter  der  Uoberschrift  ,Epistola  flori- 
data',  enthaltend  Weltschmerz  und  Fördorungsbettelci.  Weg- 
gelassen. 

Fol.  28»,  Stück  LVIU,  ohne  Ort  und  Datum.  Herolds- 
emennung.    Formelhaft.    Weggelassen. 


12 

Fol.  28»>,  Stück  LIX,  1417,  3.  September,  Constanz. 
König  Sigismund  empfiehlt  dem  König  Heinrich  V.  von  Eng- 
land den  Baptista  de  Montaldo  von  Oenua,  der  mit  zwei 
Schiffen  in  den  Dienst  des  Königs  treten  will  und  das  ent- 
sprechende Geleit  fordert. 

Fol.  28*»,  Stück  LX,  ohne  Datum,  Constanz.  König  Sigis- 
mnnd  beglückwünscht  den  König  Wladyslaw  von  Polen  wegen 
seiner  Vermählung  mit  Elisabeth,  der  Tochter  eines  Magnaten, 
und  gibt  ihm  gleichzeitig  Bericht  über  die  Thätigkeit  des 
Concils. 

Fol.  29^,  Stück  LXI,  ohne  Datum,  Constanz.  (König 
Sigismund)  empfiehlt  einem  Fürsten  einen  gewissen  Szassini 
für  die  Propstei  von  Piacenza.    Weggelassen. 

Fol.  29^  Stück  LXII,  ohne  Ort  und  Datum  (Constanz). 
König  Sigismund  empfiehlt  einem  Fürsten  den  in  Perugia 
studirenden  Matthaeus,  den  Sohn  des  in  Constanz  verstorbenen 
Dr.  decr.  Antonius  de  Gualdo.    Weggelassen. 

Fol.  30»,  Stück  LXIII,  1417,  4.  August,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  an  Heinrich  V.  von  England,  dass  er  den 
Gesandten  Typtot  (Typtoft)  empfangen  habe,  und  gern  der 
Verabredung  zufolge  sich  zu  einer  Campagne  eingefunden 
hätte.  Inzwischen  habe  er  aber  die  Angelegenheit  des  Concils 
gefördert  und  namentlich  die  Absetzung  des  Peter  de  Luna; 
jetzt  läge  die  Reformfrage  vor,  und  er  verspräche  mit  seinem 
königlichen  Wort,  zum  nächsten  1.  Mai  behufs  Wiedererlangung 
der  beiderseitigen  Rechte  mit  seinen  Truppen  an  den  Grenzen 
Frankreichs  zu  stehen. 

Fol.  31%  Stück  LXIV,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  empfiehlt  dem  Könige  Heinrich  V.  von  England  für 
die  Präceptur  von  Compeltombe  den  Bruder  Thomas  Skypnil. 
Weggelassen. 

Fol.  31%  Stück  LXV,  (1417),  30.  Juli,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  an  den  Herzog  Philipp  Maria  Angelo 
Visconti  von  Mailand,  dass  er  seine  Gesandtschaft  empfangen 
habe,  und  ermahnt  ihn  in  der  Treue  zu  verharren. 

Fol.  31%  Stück  LXVI,  (1417),  30.  Juli,  Constanz.  König 

Sigismund  schreibt  an  einen  Rath  des   Herzogs  Philipp  Maria 

Angelo  von  Mailand   mit   der   Bitte,   seinen    Herrn    zur  Treue 
gegen  den  römischen  König  anzuhalten.    Weggelassen. 


13 


Fol.  31^  Stück  LXVII,  1417,  10.  August,  Constanz. 
König  Sigismund  fordert  Jemand  auf,  den  Aldegretto  von 
Castrobarcho  mit  seinen  Truppen  zu  schützen  und  gegen  die 
Venetianer  zu  vertheidigen. 

Fol.  32%  Stück  LXVIII,  1417,  10.  August,  Constanz. 
König  Sigismund  schreibt  an  die  Mitglieder  eines  Comitats 
(in  Ungarn)  und  fordert  sie  auf,  die  Neffen  und  Nichten  des 
Erzbischofs  von  Calocza  in  ihren  Schutz  zu  nehmen. 

Fol.  32%  Stück  LXIX,  1417,  13.  August,  Constanz. 
König  Sigismund  fordert  den  Herzog  (Amedeo)  von  Savoyen 
auf,  gegen  den  Erzbischof  Michael  v.  Embrun  nach  Prozess 
und  Urtheil  zu  verfahren. 

Fol.  33%  Stück  LXX,  1417,  13.  August,  Constanz.  König 
Sigismund  zeigt  dem  Herzog  Amedeo  von  Savoyen  sein  Wohl- 
ergehen an  und  verweist  ihn  in  Bezug  auf  das  Concil  auf  die 
Nachrichten  seiner  Gesandten,  des  Gaspar  de  Monte-Maggiore 
und  Amedeo  de  Chalant 

Fol.  33%  Stück  LXXI,  1417,  16.  August,  Constanz. 
König  Sigismund  schreibt  an  den  König  Heinrich  V.  von  Eng- 
land unter  Bezugnahme  auf  seinen  Brief  vom  4.  August,  dass 
er  es  bedauere,  den  versprochenen  Feldzug  in  diesem  Jahre 
nicht  unternehmen  zu  können,  dass  er  aber  zu  dem  bestimmten 
Zeitpunkt  sich  einfinden  werde  —  und  sollte  er  darüber  das 
Reich  und  alle  seine  Kronen  verlieren. 

Fol.  34%  Stück  LXXII,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  einem  italischen  Herrn  (Giovanni  da  Vico), 
dass  dem  Vernehmen  nach  der  abgesetzte  Peter  de  Luna  die 
Absicht  habe,  sich  in  seine  Stadt  (Vetula  urbs)  einzudrängen ; 
wenn  das  geschähe,  solle  er  Acht  darauf  haben,  ihn  zu  ver- 
haften ;  überhaupt  aber  möchte  er  über  alle  Vorgänge  in  Italien 
berichten. 

Fol.  34%  Stück  LXXUI,  ohne  Datum,  Constq^nz.  König 
Sigismund  ersucht  Jemand,  den  vorstehenden  Brief  (Nr.  LXXII) 
dem  Johannes  de  Vico  zu  übergeben,  und  seine,  die  ganze 
Christenheit  interessirenden  Nachrichten  fortzusetzen. 

Fol.  35%  Stück  LXXIV,  1417,  30.  September,  Constanz. 
König  Sigismund  urkundet  über  die  Wiedereinverleibung  Ost- 
und  Westfrieslands,  der  sogenannten  ,freien  Friesen',  in  das 
deutsche  Reich.  In  lateinischer  Sprache  bei  Beninga  J,  58  und 
an    mehreren   anderen  Orten,    die  bei  Mieris  zusammengestellt 


14 

sind.  Vgl.  Schotanus  Chronyk  van  Vriesland,  in  de  bewyzen 
24  ff.  Winsemius  Cliron.  v.  Vriesland,  238  ff.  In  nieder- 
deutscher Uebersetzung  bei  Mieris,  Groot  Charterboek  der 
graven  van  Holland  van  Zeeland  IV,  425.    Weggelassen. 

Fol.  36»,  Stück  LXXV,  ohne  Ort  und  Datum,  (1417, 
30.  September,  Constanz).  König  Sigismund  bestätigt  alle  Privi- 
legien der  Ost-  und  Westfriesen,  der  sogenannten  freien  Friesen. 
Friedländer,  Ostfriesisches  Urkundenbuch  II,  24,  woselbst  auch 
die  zahlreichen  vorhandenen  Abdrücke  aufgeführt  sind.  Weg- 
gelassen. 

Fol.  38^  Stück  LXXVI,  ohne  Ort  und  Datum  (1417, 
30.  September,  Constanz).  König  Sigismund  gestattet  den  Ost- 
und  Westfriesen  zu  ihren  alten  Privilegien  noch  das  Recht, 
Münze  zu  schlagen,  unter  Beschreibung  der  Münzen. 

Fol.  40»,  Stück  LXXVn,  1412,  5.  Mai,  Dixsgur  (Diös- 
Györ).  König  Sigismund  hebt  alle  von  vormaligen  Kaisern 
und  Königen  verliehenen  Reichs vicariate  und  Reichsvicariats- 
rechte  auf,  vermöge  welcher  die  Vicarien  Appellationen  von 
Clerikern  und  überhaupt  Kirchensachen  vor  ilu*en  Stuhl  ziehen 
können,  wie  dergleichen  z.  B.  Karl  IV.  dem  Herzog  von 
Savoyen  verliehen  hat. 

Fol.  42»,  Stück  LXXVIII,  1413,  25.  Januar,  in  terra 
Istriae  in  campis  ante  civitatera  Copuscistriae  (Capo  d'Istria). 
König  Sigismund  verleiht  den  Bmdern  Andreas  und  J(ohanne8?) 
de  Lancellino  das  Recht,  die  kaiserliche  Flagge  im  Kriege 
wider  die  Reichsfeinde,  insbesondere  gegen  die  Venetianer  zu 
führen,  und  räumt  ihnen  volle  kaiserliche  Gewalt  ein. 

Fol.  43%  Stück  LXXIX,  (1413),  ohne  Datum,  Utini  (Udine). 
König  Sigismund  ertheilt  seinem  ,Vicar*  Giovanni  Francesco 
Gonzaga  von  Mantua  die  Hauptmannschaft  über  Montechiaro 
und  andere  (nicht  genannte)  Länder  und  Schlösser. 

Fol.  43^  Stück  LXXX,  (1413),  ohne  Datum,  üdine.  König 
Sigismund  zeigt  den  Bewohnern  von  Montechiaro  an,  dass  er 
Giovanni  Francesco  Gonzaga  von  Mantua  zu  ihren  Hauptmann 
ernannt  habe. 

Fol.  44^  Stück  LXXXI,  ohne  Datum,  (1412,  16.  Sep- 
tember),  Buda.  König  Sigismund  compromittirt  mit  seinem 
Bruder  Wenzel  auf  die  Entscheidung  des  Königs  Wladyslaw 
von  Polen  wegen  aller  ihrer  Streitigkeiten.  Gedi'uckt  bei 
Pelzel,  Wenzeslaus,  II,  Urkundenbuch  Nr.  236,  p.  153. 


15 

Fol.  45*,  Stück  LXXXn,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  nimmt  den  Pfalzgrafen  Berthold  v.  Orsini  Grafen 
V.  Sovana  in  den  Drachenorden  auf.    Weggelassen. 

Fol.  46%  Stück  LXXXIII,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  hat  mittels  primariae  preces  einem  Capitel  einen 
Ungenannten  (N.)  für  ein  Canonicat  vorgeschlagen,  da  sich 
aber  herausstellt,  dass  derselbe  noch  ein  Kind  und  zur  Ueber- 
nahme  eines  geistlichen  Amtes  noch  ungeeignet  ist,  so  macht 
er  seine  primariae  preces  zu  Gunsten  eines  Andern  geltend. 
Weggelassen. 

'  Fol.  47%  Stück  LXXXIV,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  bestätigt  die  Gerichtsbarkeit  des  Graner  Capitels 
auch  über  die  Laien  der  Stadt  Gran. 

Fol.  48%  Stück  LXXXV,  1417,  7.  October,  Constanz. 
König  Sigismund  gewährt  der  Stadt  Löwen  ein  Moratorium  von 
fünfzehn  Jahren  in  Betreff  aller  Renten  und  Leibrenton,  zu 
denen  die  Stadt  während  der  usurpatorischen  Herrschaft  des 
Peter  Couterel  durch  missbräuchliche  Verschreibungen  ver- 
pflichtet worden  ist. 

Fol.  50%  Stück  LXXXVI,  ,ut  supra'  (also  entweder 
7.  October  1417  oder  allenfalls  30.  September  1417,  vgl. 
Nr.  LXXIVj,  Constanz.  König  Sigismund  erklärt  die  Friesen 
für  reichsunmittelbar  und  entbindet  sie  von  dem  Gehorsam 
gegen  den  Häuptling  Okko,  den  Sohn  des  Keno. 

Fol.  50%  Stück  LXXXVII,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  fordert  die  friesischen  Gemeinden  von  Ostergo, 
Westergo,  Smeylburgerland,  Schotterwerf,  Upsterland  und  die 
anderen  acht  Parrochien  Frieslands  auf,  ihm  ein  subsidium 
charitativum  zu  den  Concilskosten  zu  bewilligen  und  seinen 
Einnehmern  einzuhändigen. 

FoL  51^  Stück  LXXXVIH,  ohne  Datum,  Constanz. 
König  Sigismund  schreibt  an  den  Magistrat  (von  Stavorn?)  in 
Friesland,  dass,  nachdem  er  den  Friesen  die  Einrichtung  eines 
Zolles  gewährt  hat,  sofort  Zöllner  eingesetzt  und  die  Erträge 
an  ihn  abgeführt  werden  möchten.    Weggelassen. 

Fol.  51^  Stück  LXXXIX,  ohne  Ort  und  Datum. 
König  Sigismund  fordert  die  Obrigkeiten  in  Sachsen,  West- 
falen, Thüringen  und  Hessen  auf,  eine  dem  Bischof  von 
Werden  entrissene  Burg  (liodenberg?)  demselben  wieder  zurück- 
zugeben.   Weggelassen. 


16 

Fol.  52%  Stück  XC,  1408  (pridie  Idus  Decembris) 
12.  December,  ohne  Ort.  König  Sigismund  und  seine  Gemahlii 
Barbara  stiften  den  Drachenorden.  ^Initium  societatis  regali 
a  rege  et  regina  simul.'  Acta  musei  nat.  Hung.  I,  167 — 181 
bei  Fejir  Cod.  dipl.  Hung.  X,  IV,  p.  682,  Nr.  317,  vgl.  Pray 
Annales  Hung.  U,  198.    Weggelassen. 

Fol.  bb\  Stück  XCI,  1413,  27.  Mai,  Feltri.  König  Sigis 
mund  belehnt  die  Brüder  Francesco,  Bartolomeo  und  Antonie 
von  Savorgnano  in  Friaul  mit  den  von  ihren  Oheimen  wegei 
Rebellion  heimgefallenen  Gütern. 

Fol.  56»,  Stück  XCII,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigia 
mund  belehnt  die  Grafen  Ugolino  und  Roberto  von  Planan 
mit  Planani  und  den  andern  dazu  gehörenden  Gütern. 

Fol.  56»>,  Stück  XCIII,  ohne  Ort  uud  Datum.  Koni] 
Sigismund  bestätigt  dem  Abt  des  San  Giovanni  Klosters  i: 
Parma,  dem  Galeazzo  dei  Crivelli,  alle  Privilegien  seine 
Klosters.    Weggelassen. 

Fol.  57^  Stück  XCIV,  1369,  17.  Juni,  Lucca.  Kaise 
Karl  IV.  ertheilt  dem  Ketzerinquisitor  Walther  Krelinger  wide 
die  Begharden  und  Beghinen,  welche  die  Besitzlosigkeit  al 
den  vollkommensten  Zustand  der  Welt  ansehen,  ausgedehnt 
Privilegien. 

Fol.  59^  Stück  XCV,  ohne  Datum  (1417,  4.  September 
Constanz.  König  Sigismund  schreibt  an  die  Herren  von  Böhme 
über  die  schweren  Kirchenverletzungen,  die  vorgekommen  sine 
wie  er  nur  mit  Mühe  verhindert  habe,  dass  König  Wenzel  de 
Prozess  gemacht  würde  etc.  v.  d.  Hardt,  Acta  con.  Const.  I\ 
1408.  Fejir,  Cod.  dipl.  Hung.  X,  V,  p.  759,  Nr.  347.  Weg 
gelassen. 

Fol.  61»,  62»,*  Stück  XCVI,  ohne  Datum,  Constanz.  Koni 
Sigismund  schreibt  an  die  Friesen  höchst  eindrücklich,  wie  c 
ihn  fast  zu  Thräuen  gebracht,  dass  in  Groningen  und  andei 
wärts  eine  reichsfeindliche  Partei  mit  Hinrichtungen  und  Kerkei 
haft  gegeti  reichstreue  Leute  sich  vergreife;  sie  sollten  doc 
der  grossen  Macht  des  Reiches,  das  mit  England  und  Dän( 
mark  aufs  engste  verbunden  wäre,  eingedenk  sein,  und  sofoi 
wieder  zum  Gehorsam  gegen  dasselbe  zurückkehren. 


^  Mitten  in  diesem  Schreiben,  Anfang  de«  Fol.  62  •  wechselt  die  Hand, 
oben  S.  4. 


17 

Fol.  62*»,  63»,  Stück  XCVII,  ohne  Datum,  Constanz. 
König  Sigismund  schreibt  an  eine  Fürstin.  (Königin  Sophia 
von  Böhmen  ?),  sie  solle  doch  den  in  Böhmen  vorgekommenen 
Vergewaltimgen  gegen  Religion  und  Kirche  Einhalt  thun. 

Fol.  63^  Stück  XCVIII,  1417,  23.  September  (jedoch 
mit  dem  unrichtigen  Zusatz:  Romanorum  octavo),  Constanz. 
König  Sigismund  schreibt  dem  Capitel  und  Clerus  des  Bis- 
thums  Werden,  um  das  sich  Heinrich  v.  Hoya  und  Ulrich  Otto 
gestritten  haben,  dass  nunmehr,  da  letzterer  unter  Mitwirkung 
des  Concils  das  Bisthum  Seckau  erhalten  habe,  Heinrich  allein 
als  Bischof  anzuerkennen  sei.  Gedruckt  bei  Hartzheim,  Conc. 
Germ.  V,  732,  mit  demselben  Fehler  ,Romanorum  octavo^ 
Weggelassen. 

Fol.  63^  Stück  XCIX,  ohne  Ort  und  Datum  (1417, 
23.  September,  Constanz).  König  Sigismund  schreibt  in  der- 
selben Angelegenheit  an  Vasallen  mit  dem  Zusatz,  dass  Schloss 
Rothenburg  durch  den  Herzog  Ulrich  von  Lüneburg  geraubt 
und  von  dessen  Erben  noch  nicht  zurückgegeben  sei.  Hartzheim, 
Conc.  Germ.  V,  p.  734.  Scheidt,  Anm.  zu  Moser  in  der  Biblio- 
theca  Goetting.  III.    Weggelassen. 

Fol.  64»,  Stück  C,  ,ut  supra'  (1417,  23.  September, 
Constanz).  König  Sigismund  fordert  den  Herzog  von  Lüne- 
burg auf,  Schloss  Rodenburg  an  den  Bischof  Heinrich  v.  Werden 
zurückzugeben.  Hartzheim,  Conc.  Germ.  V,  p.  733.  Scheidt, 
Bibl.  Goett.    Weggelassen. 

Fol.  64^,  Stück  CI,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund fordert  einen  Ungenannten  auf,  die  dem  Bischof  Thomas 
V.  Lecce  unrechtmässig  entzogenen  Güter  wieder  zurückzu- 
stellen.   We^elassen. 

Fol.  65*,  Stück  CII,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund fordert  die  Lübecker  auf,  die  dem  Dr.  decr.  Hermann 
Albers  entzogene  Scholastrie,  auf  welche  er  ein  Anrecht  hat, 
wieder  zurückzugeben.    Weggelassen. 

Fol.  65»,  Stück  CHI,  (1417),  28.  September,  Constanz. 
König  Sigismund  zeigt  der  Königin  Maria  von  Jerusalem,  der 
Gouverneurin  von  Tarent  und  Lecce  an,  dass  ein  neapoli- 
tanischer Edelmann  den  von  Gregor  XII.  eingesetzten  Bischof 
Thomas  von  Lecce  seines  Bisthums  beraubt  hat,  und  bittet 
ihn  wieder  in  dasselbe  einzusetzen. 

ArcbiT.  Bd.  LIX.    1.  U&lfte.  2 


18 

Fol.  65^  Stück  CIV,  (1417),  6.  October,  Constanz. 
König  Sigismund  dankt  den  Florentinern  fUr  den  durch  zwei 
Gesandte  ausgesprochenen  Ausdruck  von  Anhänglichkeit  und 
ertheilt  dem  Abte  von  Santa  Maria  zu  Florenz,  Nicolaus  de 
Gasconibus,  einen^Credenzbrief.    Weggelassen, 

Fol.  66%  Stück  CV,  (1417),  14.  October,  Constanz.  König 
Sigismund  ersucht  den  Herzog  (Amedeo)  von  Savoyen,  die 
gegen  Michael,  den  angeblichen  Erzbischof  von  Embrun,  er- 
lassenen Mandate  auszuführen. 

Fol.  66*,  Stück  CVI,  ohne  Ort  und  Datum.  Credenzbrief 
an  einen  ungenannten  Fürsten  für  ungenannte  Gesandte.  Ganz 
formelhaft.    Weggelassen. 

Fol.  66%  Stück  CVII,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  fordert  einen  (italienischen)  Fürsten  auf,  wenn 
Philipp  Maria  Angelo  von  Mailand  ein  Heer  wider  die  Reichs- 
feinde aufstellen  würde,  mit  2000  Reitern  und  2000  Mann  zu 
Fuss  zu  ihm  zu  stossen ;  wenn  jener  aber  wider  die  Venetianer 
zu  Felde  ziehen  sollte,  mit  denen  Sigismund  einen  zeitweiligen 
Frieden  hat,  solle  diese  Aufforderung  die  Entschlüsse  des 
Adressaten  nicht  beeinflussen.    Weggelassen. 

Fol.  67*,  Stück  CVIII,  ohne  Ort  und  Datum,  Stossseufzer 
eines  Canzlisten  über  seine  Lage  an  einen  Erzbischof  von 
Ungarn.    Weggelassen. 

Fol.  67%  Stück  CIX,  (1417),  13.  November,  ohne  Ort. 
Anzeige  an  die  Prälaten  und  an  einzelne  Personen  von  der 
erfolgten  Wahl   Otto 's  von  Colonna  zum   Papst.    Weggelassen. 

Fol.  68»,  Stück  CX,  (1417),  11.  November,  Constanz. 
König  Sigismund  zeigt  dem  Könige  von  Polen  die  Wahl  Otto's 
von  Colonna  zum  Papste  an,  unter  Mittheilung  von  Einzel- 
heiten beim  Hergang  derselben, .  und  dankt  ihm  zugleich  für 
die  beim  Beginn  des  Winters  sehr  zu  Statten  kommenden 
Geschenke. 

Fol.  68%  Stück  CXI,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  zeigt  dem  Könige  Heinrich  V.  von  England  die 
Wahl  Otto's  von  Colonna  zum  Papste  an. 

Fol.  70»,  Stück  CXII,  ohne  Datum,  Constanz.  Der  Caplan 
des  Königs  von  Polen  dankt  diesem  für  den  ihm  zum  Geschenk 
gemachten  Pelz. 


19 

Fol.  70^  Stück  CXin,  ohne  Datum,  Constanz.  Ein  Unge- 
nannter dankt  dem  Kanzler  des  Königs  Wladysiaw  von  Polen 
(Albert  JaBtrz^biee)  für  seine  Verwendung  bei  der  Königin 
Elisabeth  von  Polen. 

Fol.  70^  Stück  CXIV,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  empfiehlt  dem  Grossfilrsten  Witold  von  Litthauen 
den  Karl  von  Hesburg,  den  derselbe  schon  einmal  freundlich 
aufgenommen  hat.    Weggelassen. 

Fol.  71%  Stück  CXV,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  zeigt  dem  Kaiser  Palaeologos  die  Wahl  Otto's  von 
Colonna  zum  Papste  an.  Nur  das  Prooemium,  dann  wird  mit 
den  Worten  abgebrochen:  ,ut  superius  ad  regem  Anglich 
(Nr.  CXI.)    Weggelassen. 

Fol.  71%  Stück  CXVI,  1417,  11.  November,  Constanz. 
Papst  Martin  V.  zeigt  dem  Herzog  Ludwig  von  Achaja  seine 
Wahl  an  unter  Mittheilung  von  Einzelheiten  beim  Hergang 
derselben.  Bis  auf  den  Schlusssatz  und  das  Datum  überein- 
stimmend mit  der  für  die  Kölner  Universität  erlassenen  bei 
*Martöne,  Thesaurus  II,  1688  gedruckten  Bulle.  Mit  Ausschluss 
des  Eigentbümlichen  weggelassen. 

Fol.  72»,  Stück  CXVn,  ohne  Datum  (1417,  December), 
Constanz.  Papst  Martin  V.  beglückwünscht  den  König  Wladyshiw 
von  Polen  wegen  der  Bekehrung  Samogitiens. 

Fol.  72%  Stück  CXVm,  ohne  Datum  (1417,  December), 
Constanz.  König  Sigismund  schreibt  an  den  König  Wladysiaw 
von  Polen  über  denselben  Gegenstand  in  emphatischen  Worten. 
Verschieden  jedoch  von  Nr.  XL VII. 

Fol.  73%  Stück  CXIX,  (1417),  18.  December,  Constanz. 
König  Sigismund  gibt  seine  Einwilligung  zur  Vcrheinithung  des 
Sohnes  des  Grafen  Nikolaus  von  Segnia  mit  der  Tochter  eines 
Ungenannten,  an  den  der  Brief  gerichtet  ist.    Weggelassen. 

FoL  74*,  Stück  CXX, ohne  Datum  (1417,  Dccemb.),  Constanz. 
König  Sigismund  versichert  dem  Herzog  v.  Bedford,  dem  Bruder 
des  Königs  von  England,  dass  er  gern  das  versprochene  Unter- 
nehmen fortsetzen  werde  und  spricht  ihm  seine  Zuneigung  aus. 
Fol.  74%  Stück  CXXI,  ohne  Datum  (1417,  December), 
Constanz.  König  Sigismund  versichert  dem  Könige  Heinrich  V. 
von  England  in  Erwiderung  seines  Briefes  vom  30.  September, 
den  er  am  30.  November  erhalten  hätte,  dass  er  gern  in  Person 
zu  dem  verabredeten  Unternehmen  erschienen  wäre,  wenn  ihn 


20 

nicht  die  Angelegenheiten  des   Concils   abgehalten    hätten;    er 
werde  aber^  wenn  diese  erledigt  sind,  nicht  fehlen. 

Fol.  75%  >  Stück  CXXII,  1440,  2.  Januar,  Tonon.  Papst 
Felix  V.  schreibt  dem  Baseler  Concil,  dass  er  die  auf  ihn  ge- 
fallene Wahl  annehme.    Weggelassen. 

Fol.  75%  Stück  CXXIII,  ohne  Ort  und  Datum.  Jemand 
appellirt  an  das  Baseler  Concil,  dessen  Deputationen  für  die 
Parrochialkirche  von  Neumagen  einen  Johann  de  Rewe  vor- 
geschlagen haben,  darüber,  dass  die  Collatoren  an  Stelle  des- 
selben Johann  Slitzenrod  in  die  Parrochie  eingesetzt  haben; 
er  bäte  für  Johann  de  Rewe.    Weggelassen. 

Fol.  76%  77%  Stück  CXXIV,  ohne  Ort  (Strassburg?)  und 
Datum.  Der  Dechant  Heinrich  de  Hevey,  der  Scholasticus 
Friedrich  von  Leiningen,  der  Schatzmeister  Ludwig  de  Bitis, 
Archidiacone  von  Strassburg,  setzen  den  Vogt  der  Strassburger 
Kirchen  Hermann  Ritter  aus  Urendorf  wegen  seiner  vielen 
Vergehen  vom  Amte  ab.    Weggelassen. 

Fol.  77%  2  Stück  CXXV,  ohne  Ort  und  Datum.  Appellation 
des  Priesters  Johannes  von  der  Gerechtigkeit  Qottes  zu  dessen* 
Erbarmen.    Kanzlistenspielerei.    Weggelassen. 

Fol.  78^  Stück  CXXVI,  ohne  Ort  und  Datum.  Christi 
Erbarmen  wird  dem  Bittsteller  gewährt.    Weggelassen. 

Fol.  79% 3  Stück  CXXVII,  1455,  IL  Mai,  Strassburg. 
Ritter  Theobald  von  Mülnheim,  Bürgermeister,  und  die  Raths- 
herren  von  Strassburg  ertheilen  dem  Caplan  und  Oi^elbauer 
Peter  Gener,  der  nach  England  und  in  andere  Länder  behufs 
Ausübung  seiner  Kunst  reisen  will,  einen  empfehlenden  Geleita- 
brief.   Weggelassen. 

Fol.  80%^  Stück  CXXVni.  Begrüssungsformel  für  einen 
geistlichen  Gesandten  des  Papstes.    Formelhaft.    Weggelassen. 

Fol.  80%  ^  81% «  Stück  CXXIX,  1460,  27.  April,  Siena. 
Papst  Pius  II.  verleiht  der  Kathedrale  von  Basel  einen  Ablass, 
dessen  Erträge  zum  Ausbau  und  Schmuck  derselben  verwendet 
werden  sollen.    Weggelassen. 


^  Eine  ganz  andere  Hand. 

2  Eine  andere  Hand,  es  scheint  die  von  62  an. 

3  Wieder  eine  andere  Hand. 

*  Einige  Zeilen,  der  Rest  der  Seite  leer. 
^  Andere  Hand,  mit  gemalter  Initiale. 

•  Sl*»,  82**»  und  83«  leer  gelassen. 


21 

Fol.  83^  »  Stück  CXXX,  1454,  9.  November,  in  castro 
Nandoralbensi  (Belgrad).  Johann  Hunyady,  Generalcapitän  von 
Ungarn,  berichtet  dem  Kaiser  Friedrich  III.  über  einen  er- 
rungenen Sieg.  Gedruckt  bei  Pray,  Ann.  Hang.  III,  145. 
Katona  Bist.  crit.  XIII,  963.  Weggelassen.  Nur  die  Notiz  der 
Ueberschrift  findet  sich  in  den  Drucken  nicht.  ,Copia  literae 
missae  ad  imperatoriam  raajestatem  per  gubernatorem  Hungariae 
de  Novis,  recepta  in  Nova  civitate  penultima  Novembris.' 

Fol.  84S  Stück  CXXXI,  (1454,  October,  Frankfurt). 
Beschlüsse  des  Frankfurter  Reichstags  (vom  29.  September  1454). 
In  deutscher  Sprache  bei:  Koenig  v.  Koenigsthal,  Nachlese  in 
den  Reichsgeschichten  unter  Kaiser  Friedrich  III.  p.  48—51. 
Höfler,  Das  kaiserliche  Buch,  p.  35,  von  dem  Passus:  ,von 
Schickung  des  allmechtigen'  an.  Vgl.  auch  daselbst  die  Anm. 
Lateinisch  auszüglich  bei:  Pray,  Ann.  Hung.  III,  150.  Katona, 
Bist.  crit.  XIII,  969. 

Fol.  85S  Stück  CXXXII,  1454,  14.  April,  in  civ.  Rostil- 
densi.  Erwiderung  König  Christians  von  Dänemark  auf  das 
Ausschreiben  Kaiser  Friedrichs  zur  Theilnahme  an  einem 
Kreuzzuge  wider  die  Türken  und  zur  Hilfe  für  den  deutschen 
Orden.  Gedruckt  in:  Aeneae  Sylvii  Opera,  Basel  1571,  Fol.  658. 
Müller,  Reichstags-Theatr.  I,  485.    Weggelassen. 

Fol.  86^2  Stück  CXXXIII,  (1432?),  4.  Mai,  Vienne. 
König  Karl  VI.  von  Frankreich  schreibt  dem  Könige  Sigis- 
mund,  dass  die  Beschwerdon  einiger  Strassburgcr  über  Ver- 
gewaltigung durch  seinen  Unterthan  Mattheus  Heron  unbe- 
gründet seien,  und  erzählt  den  Hergang  der  Sache.  Weggelassen. 
Fol.  87»,  Stück  CXXXIV,  ohne  Ort  und  Datum  (1416, 
Juni,  London).  Entwurf  von  Friedenspräliminarien  zwischen 
Frankreich  und  England,  vermittelt  durch  den  römischen  König 
Sigismund.  Vgl.  Le  religieux  de  St-Denis  od.  Bellaguet  VI,  18  £F. 
Fol.  87\  Stück  CXXXV,  (1416),  7.  Juli,  Paris.  König 
Karl  VI.  von  Frankreich  stimmt  dem  ihm  überreichten  Prä- 
liminar-Entwurf  zu,  und  ermächtigt  den  Kammerherrn  v.  Gaucourt 
zu  weiteren  Erläuterungen. 

Fol.   88»S   Stück   CXXXVI,    (1416),    13.    August,    Paris. 
König  Karl  VI.   von  Frankreich   gibt   dem   Könige  Sigismund 


*  Eine  andere  Hand. 

^  Handwecbsel,  und  zwar  die  Hand  von  ()2  if. 


22 

einen   genauen  Berieht  über  die  Verhandlungen  von  Beauvais 
und  über  die  Qründe  seiner  Sinnesänderung. 

Fol.  88^  bis  93%  Stück  CXXXVII,  1416,  6.  September, 
Calais.  König  Sigismunds  Denkschrift  an  König  Karl  VI.  von 
Frankreich  über  alle  Verhandlungen  in  Sachen  seiner  Ver- 
mittelung  zwischen  Frankreich  und  England. 

Fol.  93^  Stück  CXXXVni,  ohne  Datum,  Calais.  König 
Sigismund  schreibt  an  die  Königin  Elisabeth  (sie !)  von  Frank- 
reich im  Sinne  der  obigen  Denkschrift. 

Fol.  94»«>,  Stück  CXXXIX,  ohne  Ort  und  Datum,  ,dat. 
ut  supra^  König  Sigismund  schreibt  an  den  König  Ludwig 
von  Sicilien  und  Jerusalem  im  Sinne  der   obigen  Denkschrift. 

Fol.  94^  bis  96%  Stück  CXL,  ohne  Datum,  Canterbury. 
König  Sigismunds  Bericht  s^  den  Herzog  Wilhelm  von  Holland, 
den  Grafen  von  Hennegau  über  den  Abbruch  der  Verhand- 
lungen zwischen  Frankreich  und  England. 

Diese  Uebersicht  zeigt  aufs  deutlichste,  dass  das  eigent- 
liche Kanzleibuch  Sigismunds  nur  die  Nummern  I  bis  CXXI 
umfasst,  denn  obwohl  die  letzten  Nummern  CXXXIII  bis 
CXL  gleichfalls  entweder  Briefe  von  Sigismund  oder  solche 
an  ihn  enthalten,  so  fallen  sie  doch  alle  in  das  Jahr  1416, 
von  welchem  in  dem  Haupttbeil  sich  nicht  einer  findet,  und 
sind  offenbar  unter  dem  Gesichtspunkt  einer  einzelnen  poli- 
tischen Frage  —  der  Vermittelung  zwischen  England  und 
Frankreich  —  zusammengefasst  und  der  ursprünglichen  Samm- 
lung nur  hinzugefügt  worden.  Die  Nummern  CXXII  aber  bis 
CXXXIII  haben  sichtlich  gar  keine  Beziehung  mehr  zu  Sigis- 
mund und  sind  in  der  zweiten  Hälfte  des  fünfzehnten  Jahr- 
hunderts von  verschiedenen  Leuten  auf  die  leergebliebenen 
Blätter  geschrieben  worden,  was  aber  gar  nicht  hindert,  dasfi 
sich  darunter,  manches  wichtige  Stück  befindet. 

In  dem  Haupttheil  aber  nehmen  von  den  datirten  Briefen 
den  weitaus  überwiegendsten  Raum  die  Stücke  aus  dem  Jahre 
1417  ein.  Die  Ausnahmen  sind  sehr  gering  an  Zahl  und 
seheinen,  wofern  sie  nicht  auf  Friaul  bezüglich  sind  und  aus 
dem  Jahre  1413  stammen,  mit  Actenstücken  aus  dem  Jahre  1417 
in  einem  Zusammenhang  zu  stehen.  Die  eine  Urkunde  von 
1369  von  Karl  IV.  (Nr.  XCIV),  welche,  beiläufig  bemerkt, 
einen  interessanten  Aufschluss  über  die  Lehre  der  Begharden 
liefert,  steht  ganz  isolirt  da,   und  dürfte  einen  Zusammenhang 


23 

Dur  mit  den  beim  Concil  gepflogenen  Verhandlungen  über  Aus- 
rottung der  Ketzerei  haben.  Die  Urkunde  über  die  Stiftung 
des  Drachenordens  (Nr.  XC)  von  1408  scheint  mit  der  Er- 
theilung  dieses  Ordens  an  Bertoldo  Orsini,  den  Qrafen  von 
Sovana  (Nr.  LXXXII)  in  Verbindung  zu  stehen.  Zwei  Ur- 
kunden stammen  aus  dem  Jahre  141 2^  von  denen  die  eine,  die 
Abschaffung  der  Keichsvicariatsrechtc  namentlich  in  Savoyen 
betreffend  (Nr.  LXXVII),  mit  der  Erhebung  Amedeos  von 
Savoyen  zum  Herzog,  an  welche  sich  1417  eine  vielfaltige 
Correspondenz  knüpfte,  und  die  andere,  die  Aussöhnung  mit 
König  Wenzel  betreffend  (Nr.  I^XXXI),  mit  den  im  Concil 
hervorgetretenen  Tendenzen,  dem  böhmischen  König  den  Pro- 
zess  zu  machen,  Connex  haben  dürfte.  Aus  dem  Jahre  1413 
liegen  vier  Urkunden  vor  (Nr.  LXXVIII,  LXXIX,  LXXX, 
XCI),  zwei  datirt,  zwei  zwar  undatirt,  aber  in  Udine  aus- 
gestellt, wo  Sigismund  nur  1413  sich  aufhielt.  Sie  stehen  mit 
den  andern  auf  Friaul  bezüglichen  aus  dem  Jahre  1417 
(Nr.  XXIV,  LXVII),  respective  mit  der  Wahl  I^udwigs  von 
Teck  zum  Patriarchen  von  Aquileja  in  Berührung.  Dem  Jahre 
141Ö  gehören  drei  Briefe  an,  die  Regalienertheilung  an  Bischof 
Theobald  von  Besan9on  (Nr.  XII),  der  bekannte  Unterwerfungs- 
brief des  Papstes  Johann  XXIII.  an  Sigismund  aus  Kadolfszell 
(Nr.  XXXVII)  und  die  zwar  undatirte ,  aber  sicher  nur  in 
diesem  Jahre  ertheilte  Vollmacht  König  W^enzels  an  Sigismund, 
beim  Concil  für  die  Union  in  seinem  Namen  zu  wirken 
(Nr.  XXXVIII),  durch  welche  die  Angaben  Palacky's,  Gesch. 
Böhmens  III,  1,  p.  358  über  das  Verhältniss  der  beiden  Brüder 
beim  Beginn  des  Concils  richtig  gestellt  werden.  Es  ist  nicht 
schwer,  in  den  Vorgängen  des  Jahres  1417  auch  für  diese 
Actenstücke  die  Berührungspunkte  zu  finden.  Aus  dem  Jahre 
1416  enthält  der  Haupttheil  nicht  eine  einzige  Urkunde,  wohl 
aber  sind  alle  Stücke  aus  dem  letzten  Appendix  ausschliesslich 
aus  diesem  Jahre.  —  So  viel  von  den  datirten  Urkunden.  Bei 
den  undatirten  Urkunden  lässt  sich  nur  bei  einer  verhältniss- 
mässig  geringen  Anzahl  mit  einiger  Sicherheit  das  Jahr  der 
Ausstellung  combiniren,  aber  sowohl  in  diesen  wie  in  den  rück- 
sichtlich der  Zeit  gar  keinen  festen  Anhaltspunkt  bietenden 
Stücken  findet  sich  wenigstens  kein  Umstand,  der  darauf  hin- 
deutete, dass  irgend  eine  Urkunde  in  eine  andere  Zeit  als  in 
das  Jahr  1417  zu  setzen  wäre.  —  Daraus  ei-gibt  sich  nun  klar, 


24 

dass  unsere  Handschrift  aus  drei  Theilen  besteht,  aus  einem 
Kanzleibuch  König  Sigismunds  aus  dem  Jahre  1417,  aus  einem 
Appendix  vom  Jahre  1416,  zwischen  welchen  sich  einige  Ur- 
kunden aus  späteren  Jahren  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  finden. 

Bei  dieser  Concentration  der  Sammlung  im  Wesentlichen 
auf  ein  Jahr,  und  überdies  auf  ein  so  wichtiges  Jahr  in  der 
Regierungsepoche  Sigismunds  würde  ihr  Werth  sehr  beträcht- 
lich sein,  wenn  sie  ein  vollständiges  Abbild  der  Qeschäfts- 
thätigkeit  der  kaiserlichen  Kanzlei  in  diesem  Zeitraum  dar- 
böte. Aber  einmal  ist  das,  was  vorliegt,  nur  ein  zu  formalen 
Zwecken  gemachter  Auszug  aus  den  eigentlichen  und  amtlichen 
Kanzleibüchern,  und  zweitens  ist,  abgesehen  von  diesem  Zweck, 
weder  ein  systematischer,  von  den  Gegenständen  oder  Em- 
pfängern hergeleiteter  Gesichtspunkt,  noch  ein  chronologischer 
Faden  in  der  Anordnung  der  Schriftstücke  zu  erkennen.  Auf 
der  anderen  Seite  aber  birgt  die  Sammlung  doch  trotz  der 
durch  ihren  Charakter  als  Abschrift  bedingten  Einschränkungen 
einen  nicht  gar  zu  gering  anzuschlagenden  Gewinn.  So  reich- 
lich auch  die  Quellen  für  diesen  Zeitabschnitt  fliessen,  insofern 
zu  der  erregteren  spontanen  Schriftstellerei  noch  die  Concil- 
relationen  treten,  so  sehr  wird  dennoch  immer  noch  ein  Mangel 
an  den  urkundlichen  Beweisstücken  empfunden.  Es  macht 
doch  einen  wesentlichen  Unterschied,  ob  wir  von  den  Ver- 
handlungen zwischen  dem  römischen  Könige  und  den  Cardi- 
nälen  über  die  Assecuration  des  Concils  vor  der  Papstwahl 
nur  durch  Pulka's  Referat  an  die  Wiener  Universität  Kenntniss 
erhalten,  oder  ob  uns  die  Entwürfe  selbst  vorliegen,  um  die 
man  discutirte  und  feilschte.  Und  so  in  vielen  anderen  Be- 
ziehungen. Dann  aber  liegt  es  in  der  Natur  des  Concils,  als 
Forum  der  grossen  kirchenpolitischen  Interessen,  dass  dadurch 
geringere  und  rein  politische  Angelegenheiten,  von  denen 
manche  die  kaum  beachteten  Anfange  erheblicher  Erscheinungen 
der  folgenden  Zeit  sind,  in  den  Hintergrund  gedrängt  und  von 
dem  Antheil  der  Berichterstatter  ausgeschlossen  werden.  Gerade 
in  dieser  Richtung  wird  die  vorliegende  Sammlung  Ergänzungen 
und  Erläuterungen  des  bereits  bekannten  Materials  bieten,  und 
unter  diesen  Gesichtspunkten  ist  die  VeröflFentlichung  unter- 
nommen worden. 

Gegenüber  der  ganz  unsystematischen  Reihenfolge  der 
Briefschaften    schien    ein    blosser    Abdruck,    wenn    auch    mit 


25 

erläuternden  Bemerkungen,  sich  nicht  zu  empfehlen.  Einen 
Ueberblick  über  die  Reihenfolge  der  Stücke  in  der  Handschrift 
gibt  ja  das  vorangestellte  Verzeichniss.  Eine  chronologische 
Anordnung  Hess  sich,  da  nur  71  Nummern  datirt  und  69  der 
bestimmten  Datumsangabe  entbehren,  nicht  wählen,  zumal  über- 
dies noch  ein  Theii  der  datirten  Urkunden  auszuschliessen 
war.  Von  den  140  Schreiben,  welche  die  Handschrift  enthält, 
haben  wir  im  Ganzen  73  Stücke  ausgeschieden,  und  zwar  als 
schon  gedruckt  14  Stück,  die  Nummern  XXH,  XXHI,  XXXVII, 
LXXIV,  LXXV,  LXXXI,  XC,  XCV,  XCIX,  C,  CVI,  CXXX, 
CXXXI,  CXXXn ;  ferner  als  formelhaft  13  Stück,  die  Nummern 
V,  VI,  VIII,  IX,  X,  XIII,  XVI,  XX,  XXX,  XXXII,  LVI, 
LVni,  CXXVIII;  dann  inhaltsleere  Stilttbungen  der  Kanzlei- 
beamten 7  Stück,  die  Nummern  XL,  L,  LI,  LVII,  CVIII, 
CXXV,  CXXVI,  und  endlich  solche  Urkunden,  die  nicht 
wichtig  genug  erschienen,  um  ihrem  ganzen  Wortlaute  nach 
mitgetheilt  zu  werden,  und  deren  Inhalt  bereits  durch  die 
Regesten  hinreichend  gekennzeichnet  ist,  39  Stück,  die  Nummern 

II,  in,  XII,  XV,  XVIII,  XIX,  XXI,  xxvi,  xxvii,  xxxvi, 

XLIV,  XL VIII,  LH,  LIII,  LIV,  LXI,  LXII,  LXIV,  LXVI, 
LXXXII,  LXXXIII,  LXXXIX,  XCIII,  XCVIII,  CI,  CII,  CIV, 

cvii,  cix,  cxiv,  cxv,  cxvi,  cxix,  cxxii,  cxxni, 

CXXIV,  CXXVII,  CXXIX,  CXXXIIL 

Den  Rest  von  67  Urkunden  zerlegte  ich  in  Gruppen  nach 
Massgabe  der  Gegenstände,  auf  welche  sie  sich  beziehen,  und 
stellte 

in  die  Gruppe  A:  die  direct  das  Concil  betreffenden  Schreiben, 
„     „  „        B:  die  das  Reich  angehenden  Stücke, 

„     „  „        C:  die  nach  Savoyen  gerichteten, 

„       D:  die  Friaul  und  Italien  betreffenden, 
„        E:  die  auf  die  Vermittelung  zwischen  England 
und  Frankreich  bezüglichen, 
„     „  „        F:  die  Ungarn, 

^     „  „        G:  die  Polen  betreffenden  Stücke, 

„     „  „        H:  als  Anhang   die   nicht   von  Sigismund    aus- 

gehenden oder  an  ihn  gerichteten  Schreiben. 

Innerhalb  der  einzelnen  Gruppen,  denen  auf  das  Noth- 
wendigste  beschränkte  Erläuterungen  vorangestellt  sind,  ist,  wo 
irgend   möglich,    die   chronologische  Reihenfolge  durchgeführt. 


n       n 


26 

Behufs    Erleichterung    des    Citirens    ist    den    Urkunden    eine 
durchlaufende  Nummerirung  gegeben. 

A*  Das  Concil. 

Schon  wegen  ihrer  unmittelbaren  Beziehung  auf  das  Concil 
selbst  dürften  die  unter  dieser  Rubrik  vereinigten  Stücke  neben 
den  englisch-französischen  als  die  bedeutendsten  der  Sammlung 
angesehen  werden.  Namentlich  wird  gerade  diejenige  Phase 
durch  sie  einigermassen  aufgehellt,  die  einen  der  wichtigsten 
Wendepunkte  im  Verlauf  der  Versammlung  einschloss.  Der 
ganze  Ausgang  des  Concils  und  namentlich  die  glückliche 
Lösung  der  Papstwahlfrage  beruht  auf  dem  am  12.  Juli  1417 
zwischen  dem  römischen  Könige  und  dem  CardinalcoUegium 
geschlossenen  Compromiss.  Allerdings  war  der  Wortlaut  des- 
selben schon  durch  den  Bericht  an  die  Kölner  Universität  be- 
kannt, ^  aber  einmal  nur  in  der  Reversalform  der  Cardinäle, 
dann  ohne  Datum,  und  wie  die  Ueborschrift  an  dem  citirten 
Orte  lautet,  ,sine  titulo^  Hier  haben  wir  (Nr.  XXXI  [7])  die 
Urkunde  des  Königs  mit  den  Namen  der  paciscirenden  Car- 
dinäle  und  der  Bürgschaft  leistenden  Würdenträger.  Die  kleinen 
Abweichungen  im  eigentlichen  Text  haben  keine  sachliche  Be- 
deutung. Aber  bekanntlich  erzählt  Peter  de  Pulka  in  seinem 
Schreiben  an  die  Wiener  Universität  vom  20.  Juli  1417,  ^  was 
fiir  ein  Schmerzenskind  und  was  für  eine  Schwergeburt  dieser 
Compromiss  war.  Die  Bedingung  zu  seinem  Abschluss  war 
der  am  11.  Juli  1417  an  den  Kirchen thüren  und  Strassenecken 
von  Constanz  angeheftete  Securitätsbrief,  dessen  Wortlaut,  so 
viel  ich  weiss,  durch  unsere  Handschrift  bisher  allein  uns 
übermittelt  wird  (Nr.  XXXIX  [6]),  und  zwar  mit  dem  Datum 
(9.  Juli)  und  den  verbürgenden  Persönlichkeiten.  Auffällig  ist 
nur,  dass  Pulka  angibt,  die  Discussion  über  den  Securitätsbrief 
habe  sich  vorwiegend  um  die  Worte  ,salvis  decretis  concilii' 
gedreht,  und  diese  seien  dann  in  dem  endgiltigen  Text  weg- 
gelassen worden,  während  doch  unsere  Urkunde,  wenn  schon 
nicht    eben    diese    Worte    —    diese    waren    in    dem    früheren 


»  Bei  Martene  Thesaurus  II,  1678. 

2  Ed.  Firnhaber  im   Archiv   für  Kunde   österreichischer   Geschichtsqucllen 
Bd.  XV,  p.  54  f. 


27 

Entwürfe  auch  nicht  gebraucht  —  doch  eine  den  Sinn  analog 
wiedei^bende  Phrase  hat :  ,per  premissa  .  .  .  non  intendimus 
sicut  nee  debemus  decretis  statutis  seu  ordinacionibus  hujus 
sacri  concilii  factis  vel  fiendis  in  aliquo  derogare,  sed  ea 
omnia  .  .  .  pro  viribus  defensare^  Man  würde  dadurch  zu  dem 
Schluss  gefuhrt  werden,  dass  auch  die  Urkunde  vom  9.  Juli 
noch  nicht  die  zwei  Tage  darauf  angeheftete  sei,  obgleich  die 
Wahrscheinlichkeit  wenig  für  diese  Vermuthung  spricht  Nament- 
lich, meine  ich,  würde  der  Verfertiger  oder  Abschreiber  unserer 
Handschrift,  der  über  die  beiden  ersten  Entwürfe  (Nr.  XXXIII 
[4]  und  XXXIV  [5])  das  charakteristische  ,8ed  nondum  transivit' 
gesetzt  hat,  sicherlich  nicht  verfehlt  haben,  zu  der  Ueber- 
schrift  yAssecuracio  data'  etc.  den  Beisatz  zu  machen,  wenn 
auch  diese  nur  ein  Entwurf  geblieben  wäre.  Ist  Pulka  gut 
unterrichtet,  und  hat  man  in  der  That  nur  um  das  ,salvis  de- 
cretis concilii'  gestritten,  dann  würde  gegen  den  zweiten  Ent- 
wurf (Nr.  XXXIV  [5])  diese  Einwendung  nicht  gemacht  worden 
sein,  denn  dieser  hat  in  der  That  weder  die  beanständeten 
Worte  noch  eine  sinngemässe  Wendung.  Und  dennoch  steht 
über  demselben  ,sed  nondum  transivit'.  Aber  dieser  Entwurf 
hat  überhaupt  einen  von  den  beiden  anderen  Urkunden  wesent- 
lich abweichenden  Charakter,  insofern  er  nicht  insgemein  den 
Theilnehmern  des  Concils  ein  freies  Geleit  ertheilt,  sondern 
sich  nur  auf  die  Gesandtschaft  der  Königin  Johanna  von  Neapel 
bezieht,  und  ausdrücklich  die  Bemerkung  an  der  Spitze  trägt, 
dass  er  eigentlich  überflüssig  wäre,  denn  allen  das  Concil  Be- 
suchenden oder  an  den  König  Werbenden  sei  ein  für  alle  Mal, 
so  lange  die  Versammlung  andauert,  freies  Geleit  und  Sicher- 
heit verbürgt.  Dies  war  in  der  That  nach  Pulka  die  Argu- 
mentation des  Königs,  die  er  der  Zumuthung  einer  erneuten 
Securitätsertheilung  entg^enhielt.  Nach  diesem  Gewährsmann 
war  der  ganze  Zwist  von  den  Franzosen  und  Italienern  zu 
Gunsten  der  neu  eintretenden  Spanier,  besonders  der  Castilier, 
angeregt  worden.  Um  aber  den  oppositionellen  Nationen  die 
Vorwände  zu  nehmen,  reichte  Sigismund  den  Cardinälen  einen 
Securitätsbrief  ,in  plenissima  forma'  ein.  Wir  dürfen  wohl  an- 
nehmen, dass  das,  was  unsere  Handschrift  (Nr.  XXXIII  [4]) 
bietet  und  mit  ,litera  salviconductus  in  pleniori  formu^  bezeichnet 
—  in  der  That  ausführlicher  als  die  Urkunde  vom  9.  Juli  — 
eben  dieses  weitgehende  Angebot  des  Königs  enthält.    Dagegen 


28 

sollen  nun  nach  Pnlka  die  Cardinäie  den  Einwand  erhoben 
haben  wegen  des  ,8alvis  decretis  concilii^  Man  versteht  nun 
aber  nicht,  was  die  Cardinäie,  vorausgesetzt  sie  wären  so  eines 
Sinnes  gewesen,  wie  es  dort  dargestellt  ist,  veranlasst  haben 
mochte,  an  einer  Clausel  Anstoss  zu  nehmen,  die  eigentlich 
gar  nicht  zu  umgehen  war.  Auch  die  Annahme  eines  tief- 
gehenden Bewusstseins,  dass  sie  mit  dem  Concil  in  unlösliche 
und  daher  für  ihre  Sicherheit  bedrohliche  Widersprüche  ge- 
langen könnten,  dass  somit  der  König  in  die  Lage  gebracht 
werden  könnte,  das  Collegium  wider  das  Concil  selbst  in  Schutz 
nehmen  zu  müssen,  erscheint  doch  nicht  als  ausreichend,  denn 
da  der  Securitätsbrief  doch  in  erster  Reihe  dem  Concil  selbst 
galt,  wäre  die  Verschweigung  seiner  natürlichen  Prärogative 
denn  doch  mehr  als  sonderbar.  Aber  wenn  man  erwägt,  wie 
summarisch  Pulka's  Bericht  ist,  und  wie  es  ihm  gerade  in 
diesem  Falle  mehr  darauf  ankommt,  die  Thatsache  des  Streits 
als  dessen  Gründe  zu  constatiren,  so  darf  man  wohl  folgern, 
dass  der  von  ihm  mitgetheilte  Einwand  nicht  der  einzige,  nicht 
von  Allen  erhobene  und  vielleicht  auch  nicht  einmal  der 
wichtigste  gewesen  ist.  Es  liegt  nahe  zu  glauben,  dass  einzelne 
Stimmen  sich  dafür  erhoben  haben  werden,  nur  dem  eigent- 
lichen Bedürfniss,  das  ist  für  die  neu  hinzukommenden  Gesandt- 
schaften, der  Castilier,  Arragonier  und  Neapolitaner,  entgegen- 
zukommen, dagegen  die  allgemeine  Unterlage,  auf  welcher  der 
bisherige  Sicherheitsstand  des  Concils  beruhte,  nicht  durch 
eine  Erneuerung  zu  ei'schüttern.  Es  mag  die  Besorgniss  wach 
geworden  sein,  dass  eine  derartige  neue  Verleihung  in  Ver- 
bindung mit  dem  Eintritt  so  vieler  neuer  Elemente,  ja  einer 
ganzen  neuen  Nation  dem  Wesen  der  Continuität  Eintrag  thun 
und  die  bisherige  Thätigkeit  des  Concils  in  eine  Sphäre 
geringerer  Geltung  herabziehen  könnte.  Solchen  Erwägungen, 
die  jedenfalls  ebenso  wenig  allgemein  getheilt  wurden,  kam 
nun,  wie  ich  glaube,  die  uns  in  Nr.  XXXIV  [5]  vorliegende 
Form  entgegen,  die,  wie  schoö  die  Ueberschrift  erweist,  nur 
als  ein  Typus  der  Briefe,  die  für  die  übrigen  neuen  Ankömm- 
linge ertheilt  wurden,  anzusehen  ist.  Sie  genügte  nicht,  und 
es  wäre  nicht  schwer,  die  Ablehnungsgründe  der  Opposition 
ebensowohl  als  der  neuen  Gesandtschaften  aufzuzählen,  und  so 
griflF  man  wieder  zu  der  ursprünglichen,  von  Sigismund  unter- 
breiteten Form  zurück,  die  nur  knapper  und  concreter  gefasst. 


29 

und  in  welcher  der  Prärogative  des  Concils  nur  in  einer  blassen 
Formel  gedacht  wurde. 

Ausser  dieser  um  den  Compromiss  und  den  bedingenden 
Oeleitsbrief  sich  drehenden  Gruppe  von  Urkunden  gibt  unsere 
Handschrift  aus  den  Frühlingsmonaten  des  Jahres  1417  einige 
Correspondenzen  mit  den  spanischen  Höfen,  deren  Stimmung 
eben  damals  besonders  gepflegt  werden  musste  (Nr.  XLI  [2], 
XLII  [3]),  sowie  aus  dem  Sommer  einen  sehr  merkwürdigen 
Brief  an  Giovanni  da  Vico  (Nr.  LXXH  [8]),  welcher  zeigt, 
welche  Besorgnisse  mitten  in  die  Kämpfe  über  die  sogenannte 
Prioritätsfrage  hineinspielten,  und  dass  diejenigen,  welche  vor 
Allem  auf  die  Papstwahl  drangen,  ein  Mass  von  Recht  aus 
der  Haltung  Benedicts  XUI.  ableiten  konnten.  An  die  Spitze 
der  Gruppe  setzen  wir  eine  jedenfalls  in  den  ersten  Anfängen 
des  Concils  von  König  Wenzel  von  Böhmen  an  seinen  Bruder 
ertheilte  Vollmacht,  deren  Sprache  angesichts  der  wirklichen 
Lage  eine  eigenthümliche  Ironie  an  sich  trägt. 


1.  (XXXVm.)  (1415?) 

Rex  Bohemie  dedit  omnimodam  potestatem  tractandi  in  concilio 

Constanciensi  pro  unione  fienda  regi  Romanorum  cum  quibus- 

cumque  personis  cujuscunque  Status  existant. 

Serenissime  princeps,  frater  charissime!  Ab  eo  tempore 
quo  nos  licet  immeritos  omnipotens  Dens  orbis  voluit  preesse 
regimini,  ad  hoc  frequenter  nostra  suspiravit  intencio  et  inerat 
nobis  cura  potissima,  ut  ad  toUendas  in  ecclesia  Dei  dampnosas 
diviBionum  scissuras  et  reprimendos  atque  confutandos  schisma- 
ticorum  errores  totis  insistere  conatibus  debeamus,  sed  ecce 
agendorum  pregrandium  improvisa  varietas  guerrarum  et  sedi- 
cionum  continuata  disturbia  que  de  innata  nobis  mansuetudine 
semper  odivimus,  dummodo  pacifice  regnare  possemus,  non 
solum  nostro  aditum  precluserunt  itineri  verum  eciam  vim 
facere  compulerunt  nostre  proprio  voluntati.  Itaque  serenissime 
princeps,  precharissime  frater,  ad  hoc  ut  schismaticorum  hujus* 
modi  et  hostium  ecclesie  deprimatur  improbitas  confundatur 
rebellis  infamia  et  ad  laudem  omnipotentis  Dei  ecclesia  ipsa 
multis,  ut  premittitur,  injuriis  et  opprobriis  lacessita  ad  pristinam 
redeat    unitatem    ob    fraterne    dileccionis    zelum     ex    fervore 


30 

cbaritatis  intrinsece  prooedentem,  cumque  nos  ad  invicem  alti 
sanguinis  junxerit  idemptitas^  cum  eciam  pro  eo,  quod  orthodoxe 
fidei  cultum  ecclesie  Romane  sancte  honorem  imperii  sacri 
profectum  et  pacem  simul  ac  tranquillitatem  una  nobiscnm 
parili  et  concordi  voto  vos  zelare  conspicimus,  animo  deliberato 
sano  principum  ecclesiasticorum  secularium  comitum  baronum 
procerum  nostrorum  et  imperii  sacri  fidelium  procedente  con- 
silio  de  plenitudine  Romanorum  et  Bohemie  regie  potestatis 
et  de  certa  nostra  sciencia  vobis  dedimus  concessimus  et  dona- 
vimus  damus  concedimus  et  donamus  virtute  presencium  in  vos 
transferimus  plenam  expressam  et  omnimodam  auctoritatem  et 
potestatem  de  et  super  unione  sacro-sancte  Romane  ecclesie 
cum  quibuscunque  personis  cujuscunque  eciam  dignitatis 
preheminencie  Status  et  honoris  existant  tractandi  agendi  con- 
cludendi  disponendi  et  finiendi,  prout  opus  fuerit  et  vobis  vide- 
tur  expedire^  nee  non  omnia  alia  et  singula  agendi  disponendi 
tractandi  concludendi  et  finiendi  que  in  premissis  fuerint 
necessaria  seu  quomodolibet  opportuna,  eciamsi  mandatum 
exigant  speciale,  ratum  gratum  atque  firmum  habentes  et  habere 
volentes  quicquid  per  vos  fratrem  nostrum  charissimum  in 
premissis  actum  factum  gestum  fuerit  et  conclusum,  supplentes 
nihilominus  omnem  defectum,  si  quis  in  presenti  nostro  pro- 
curatorio  seu  mandato  compertus  fuerit,  de  plenitudine  ejusdem 
nostre  regie  majestatis,  presencium  etc.  cum  majestate  etc. 


2.  (XLL)  Constanz,  4.  Mai  (1417). 

Sigismund    dankt    dem    Könige    Alfons    von    Arragonien    und 
Sicilien  für  seinen  Eifer  für  das  Concil. 

Serenissimo  principi  Alfonso  dei  gracia  Arragonie  et 
Sicilie  regi  etc.  fratri  nostro  charissimo  Sigismundus  eadem 
gracia  etc.  salutem  et  boni  operis  ac  vitefere  diligencie  et 
soUicitudinis  cum  corona  et  fructu  perseverancie  assecucionem. 
Serenissime  princeps  ac  frater  noster  charissime  I  Fraternitatis 
vestre  vota  preclara  sie  claris  evidcncium  operum  clarent 
effectibus  quibus  sub  regio  titulo  regi  regum  et  sponse  sue 
sancte  militanti  ecclesie  tamquam  fidelis  et  prudens  duliam 
exhibetis  placituram  sicque  defulgenti  fame  vestre  fulgoro  in  domo 
domini  Sabaoth   tanquam  lucerna  claritatis  lumine  corruscans 


31 

IM-efolgetiB,  quod  ad  .decantandum  novum  altissimo  canticum 
qui  ad  sue  exaltacionem  et  ereccionem  sancte  matris  et  uni- 
versalis ecclesie  in  nobis  magnifica  operatur;  gloriosa  enim  de 
vobis  dicta  sunt;  vos  siquidem  quem  dominancium  dominus 
multis  decoravit  titulis  inter  ceteros  regie  dignitatis  participes 
singularem  non  indigne  preconiis  humanis  extollens  non  solum 
paterne  hereditatis  sed  et  laudabilis  propositi  et  execueionis 
negociorum  unionis  ecclesie  sancte  Dei  successorem  et  secta- 
torem  a  cunctis  audientibus  predicari  singulariter  promeruistis 
et  javari  devotis  et  piis  christicolarum  intercessionibus  apud 
bonorum  omnium  largitorem^  ut  ipse  qui  hujusmodi  vota  sua 
benignius  vobis  inspiravit,  pius  et  misericors  prosequatur  eciam 
adjuvando,  quatenus  sie  bene  ceptis  inhereatis  sie  insistatis, 
quod  idem  vos  post  decursa  feliciter  presentis  vite  curricula 
multiplicatb  intercessoribus  in  dilecta  sua  tabemacula  intro- 
ducat.  Cesserunt  nobis  profecto  ad  gaudii  et  exaltacionis 
malte  materiam  ea  quo  nobilis  et  spectabilis  Reymundus 
Xeemar  (sie !)  ^  miles  ambasciator  et  orator  vester  ad  sacrum 
Constanciense  concilium  destinatus  vestri  zelator  honoris  ad 
vestri  exaltacionem  nominis  et  magnitudinis  vestre  laudem  nobis 
ad  partem  reservavit  illaque  facunde  recensuit  et  fecunde  ac 
prudenter  recitavit  celsitudinem  vestram  regiam  ad  instar  vestri 
progenitoris  beate  remii)iscencie  devocionem  sinceram  et  in- 
tencionem  puram  et  inalterabilem  erga  Deum  et  unionem  sancte 
matris  et  universalis  ecclesie  incessanter  habuisse  hactenus  et 
constanter  habere  volle  indefesso  proposito  in  futurum  quodque 
intentis  studiis  ecclesie  sancte  matris  nostre  et  totius  christiani- 
tatis  commoda  et  prosperitatem  nee  non  exterminium  et  impugna- 
cionem  iniidelium  crucis  vivificc  et  nominis  Christiani  emulorum 
prosequi  votivc  desidcratis.  Oblacioncm  itaque  circa  prcmissa 
exhibitam  eo  chariori  suscepimus  affcctu,  quo  offerehtis  iibe- 
ralitatem  uberiorem  expcrimur,  circa  quidem  vcstrum  laudabile 
propositum  vestram  regiam  prudenciam  dignis  in  domino  lau- 
dibus  extollen tes  dignetur  idem  ipse,  in  cujus  manu  regum 
corda  consistunt  et  ubi  voluerit  ea  pro  beneplacito  sue  volun- 
tatis  inclinaty  serenitatem  vestram  regiam  in  hoc  ardore  fidei 
in    hac    devocione    mentis    in    hoc    integre    sinceri tatis    studio 


^  Ffir  Xftimar.  Vgl.  Harduin  Act.  con.  VIII,  621,  auch  Xantinar  oder  Zatmar 
das.  626  oder  Ayimar  867. 


32 

perseveranter  conservans  virtutibuß  vestris  semper  adjiciet  et 
successivis  adaugebit  incrementis,  ut  optamus  etc.  Datum  Cod- 
staDcie  quarto  die  Maji  etc.  etc. 


3.  (XLII.)  Constanz,  4.  Mai,  (1417). 

Sigismund  dankt  den  Käthen  der  Könige  von  Arragonien  und 
Castilien  für  ihren  Eifer  für  das  Concil. 

SigismunduB  etc.  Magnifice  ^  nobilis  sincere  dilecte ! 
Nuper  aliatas  nobis  tue  sinceritatis  iiteras  solita  recepimus 
benignitate  et  tenore  ipsarum  inspecto  hilariter  intelleximus 
continencias  earundem,  considerantes  profecto  ab  olim  virtutum 
eminenciam  quibus  personam  tuain  pre  tuis  participibus  largitor 
bonorum  omnium  afäuenter  insignivit  et  fructus  laudabiles  quos 
in  prosecucione  et  direccione  negociorum  unionis  sancte  matris 
et  universalis  ecclesie  utique  cunctis  qui  Christiano  censentur 
nomine  necessarie  produxere  tui  labores  et  studia  frequenti 
meditacione  pensantes  sie  illa  precordiis  nostris  impressimus  sie 
ea  consignata  semper  habuimus  in  memorie  archivo,  quod  conti- 
nuatis  ad  te  imo  auctis  continue  charitatis  affectibus  firmiter  tenui- 
mus  et  tenemus,  ut  qui  te  ab  exordio  negociorum  unionis  eccle- 
siastice  reddidisti  multipliciter  approbatum,  sie  ipsa  salutifere 
dirigendo  quod  eidem  ecclesie  sancte  Dei  ac  toti  christianitati 
per  utilia  opera  et  laudabilia  exempla  proficeres  et  prodesses 
et  quo  magis  peculiarem  ipsius  agrum  excoleres,  eo  graciores 
sibi  manipulos  fructuose  messis  afferres,  apud  Deum  futurus 
exinde  gracior  majora  tibi  premia  comparares  et  apud  homines 
majores  laudis  titulos   habiturus    eoque   pateret  lacius   tuorum 


'  Die  ASressen,  an  welche  dieses  Schreiben  augenscheinlich  in  doppelter 
Ansfertigungr  erging,  sind  unten  angegeben.  Der  Bath  des  Königs  Ton 
Arragonien,  der  Berengarins  de  Baydaxinio  ist  Ber.  de  Bradoxino,  vgl. 
Harduin,  Act.  Con.  Vlllf  603,  wo  auch  die  Lesarten  Bardoxino  und  gar 
Prexda  ans  den  Handschriften  angeführt  werden.  —  Was  den  Rath  des 
KGnigs  von  Castilien  betrifft,  so  findet  man  in  der  castilischen  Gesandt- 
schaft Bwei  des  Namens  Didacus;  der  eine  war  episcopus  Conchensis 
and  war  zwar  consiliarius,  aber  ist  hier  offenbar  nicht  gemeint;  der 
andere  ist  Didacus  Fernandi  de  Valle  Oleti  decretorum  doctor  ecclesie 
Paleutine  decanus.  Was  soll  aber  der  hier  vorkommende  Zusatz  de 
Qnenonis  bedeuten?  Auch  ist  hier  keine  Andeutung,  dass  der  Adressat 
ein  Geistlicher  sei.    Vgl.  Harduin,  A.  c.  VIII,  828. 


33 

claritas  meritoriini.  Licet  autcm  dos  ad  hujusinodi  instigacioueui 
induxerit  siogularis  dileccionis  quam  ad  te  gerimus  prerogativa, 
licet  ad  id  ecclesiastice  unionis  et  felicis  consuiuacionis  pleni- 
tudo  ac  Christian itatis  commoda  invitaverint^  supervacuumque 
videatur  te  exhortationibus  instigari,  cum  ex  innata  tibi  clari- 
täte  virtutum  nullis  eciam  incitamentis  exterioribus  pulsatus 
ad  ea  que  hujusmodi  negociorum  altissimo  largiente  jam  ad 
finem  prosperum  vergencium  apta  sunt,  sectando  et  que  inimica 
respuendo  tua  probata  prudencia  perturbare  tam  salutaria  ne- 
gocia  molientibus  ex  adverso  ostendens  opponeres  te  murum 
firmum  et  taudabile  principium  laudabiliori  contimiacione  et 
boni  operis  perseverancia,  felicissimum  producis  et  promoves 
consumacionis  desiderate  et  integritatis  ad  effectum.  Ceterum 
ad  tue  sinceritatis  personam  concepte  dileccionis  constanciam 
continuantes  volumus,  ut  in  tuis  et  tuorum  negociis  nos  jugiter 
pronipta  securitate  requiras  promptitudinem  liberalitatis  nostre 
et  favoris  revera  percepturus.  Datum  Constancie  quarto  die  Maji. 

Magnifico  et  nobili  Berengario  de  Baydaxinio  (sie!) 
juris  utriusque  doctori  serenis.^imi  principis  regis  Arra- 
gonum  etc.  fratis  nostri  charissimi  consiliario  nobis  sin- 
cere  dilecto. 

Magniiico  et  nobili  Dydaco  Ferdinandi  de  Quenonis 
(sie!)  Serenissimi  principis  regis  Castelle  etc:  fratris  nostri 
charissimi  consiliario  nobis  sincere  dilecto. 


4.  (XXXIII.)  (Constanz,  Juni  1417.) 

Litera  salviconductus  in  pleniori  forma^  sed  nondum  transivit. 

Sig^smundus  etc.  universis  et  singulis  presentes  inspecturis 
graci(im  regiam  et  omne  bonum !  Altissimo  debitum  reddere 
ac  ipsius  placacionem  invenire  posse  compertum  habemus,  si 
ea  que  sponse  sue  sacrosanctc  preciosissimi  sanguinis  agni  im- 
maculati  effusione  sibi  consecrate  ecclesic  videlicet  matris  nostre 
congruis  prosequamur  favoribus  ac  studiis  veneremur  -graciosis. 
Meditacione  itaque  sedula  pensantes,  quam  sincere  quam  vera- 
citer    quamque    libere    ecclesie    predicte    negocia    potissime: 

Arckif.  Bd.  LLX.    I.  HUft«.  3 


34 

schismatis  inveterati  eandem  pluribus  jam  lustris  satore  zizanie 
procurante  latescentis  sedacio,    unio    desideradsBima    ejusdem, 
reformacioque  ipsius  ecclesie  in  cc^ite  ac  membris;  et  heresum 
ac  errorum  extirpacio  procurari  tractari  fieri  et  expediri  debeant, 
quantisqne  favoribus  sunt  prosequendi  reverendissimi  et  vene- 
rabiles  patres  prelati  nobiles  doctores  et  alii  egregii  viri,  qui  de 
Omnibus  ferme  christianitatis   partibus    predictorum    expedien- 
dorum   causa  ad  nostram  Constanciensem   civitatem   provincie 
Moguntinensis  concilü  generalis  celebrandi  vel  Romanam  curiam 
sequendi  gracia   convenerunt   et  eciam  convenient^    quantaque 
securitate    gaudere    et    quam    plenaria   libertate    frui   debeant; 
ideirco'  ob   altissimi   honorem   fidei   orthodoxe  exaltaeionem  et 
ecclesie  reformacionem  ac  augmentum  et  in  favorem  desidera- 
tissimo    unionis   predicte   omnes   et  singulos   de   quibuscunque 
rcgnis  terris  provinciis  et  dominus  existaut  et  cujusvis  Status 
condicionis  aut  preheminencie  fuerint  sivc  sint,  summus  ponti- 
fex  cardinales  patriarche  arcfaiepiscopi  episcopi  abbates  decani 
prepositi  archidiaconi  aut  dignitates  aliquas  seu  beneficia  eccle- 
siastica  regalia  aut  secularia  obtinentes  aut  eciam  magistri  vel 
doctores    seculares    quoque,    sive    sint    principes    reges    duces 
marchiones  comites  aut  eorundem  logati  seu  ambasciatores  aut 
procuratores   seu    nuncii   milites   nobiles   aut  alii    cujuscunque 
Status  homines  una  cum  familia  rebus   et  bonis  ac  generaliter 
omnes   et  singulos   qui   ad   dictum    sacrum   generale    concilium 
vel  Romanam  curiam  venerunt  et  venient,  alias  securitates  per 
nos  super  hec  datas  renovantes  approbantes  et  ampliantes  per 
presentes  in  nostris  suscepimus  et  esse  voluimus  et  de  gracia 
speciali  suscipimus  et  esse  volumus  salvaguardia  et  proteccione 
speciali,    eisdem   et   eorum    singulis   liberam   delibcrandi  ac  ut 
voluerint  exponendi  et  peragendi  circa  predicta  et  ea  quomodo 
libet  tangencia,  presertim  circa  eleccionem  futuri  summi  ponti- 
ficis  facultatem   ipsisque    et   eorum   cuilibet  generaliter   et   in- 
distincte  veram  sinceram  eis  ac  plenariam  concedentes  ex  nunc 
tenore  presencium  securitatem  tam  stände  quam  morando  eundo 
de  die  ac  nocte  per  terram  et  aquam  recedendo  et  revertendo 
a  die  dati  presentium  usque  ad  complementum    sex   mensium 
prefati    sacri   concilü   sive   finem   immediate   sequencium^   non 
obstantibus     quibuscunque    confederacionibus     pactis    conven- 
cionibus  aut  ligis  cum  quibuscunque  personis  cujusvis  prehe- 
minencie Status  aut  gradus  eciamsi  regali  prefulgeut  dignitate 


35 

per   DOS  iDitis   aut    factis^    eciamsi  juramento   aut  alia  quavis 

pronuBsione  vallate  extitissent^  non  obstantibus  eciam  quibus- 

cunque  debitis  preterquam  per  predictos  aut  eorum  quemlibet 

a  tempore  congregacionis    dicti  sacri  concilii   personaliter   aut 

procuratorio  nomine  eorundem  legitime  in  Alamania  contractis 

aut  eciam  contrahendis  seu  guerris   ropressaliis   inimiciciis  vel 

controversiis  inter  quecunque  regna  communitates  terras  dominia- 

que  aut  dominos  illorum  sive  dominum,  illi  sint  communitates 

aut  alii,  per  nos  aut  contra  ortis  vel  in  futurum  orituris  motis 

vel  movendis  quas  quidem  plenariam  libertatem  et  securitatem 

indubitatam  in  verbo  regio  firmiter  et  inviolabiliter  teuere  ac 

juramento   a  nobis  prestito  tenore   presencium   promisimus   et 

promittimus  observare.   Universis  et  singulis  principibus  eccle- 

siasticis  et  secularibus  ducibus  marchionibus  comitibus  burgra- 

YÜs    vice -comitibus    vicariis    generalibus    baronibus    nobilibus 

proceribus  comitatibus  ministerialibus  militibus  clientibus  capi- 

taneis  antianis  potestatibus  magistris  civium  advocatis  guberna- 

toribus  presidibus  castellanis  officialibus  judicibus  thcloneariis 

boletariis   passuum   custodibus  rectoribus   eorundem    ceterisque 

nostris  et  sacri  impei*ii  subditis  et  fidelibus  dilectis  mandantes 

et  districte  vobis  et  vestrum  singulis   injungendo    precipientes, 

quatenuB  omnes  et  singulos   supradictos,    dum   et  quociens   ad 

vos  et  vestrum  aliquos  pervenerint,  ob  Dei  omnipotentis  reve- 

renciam  ecclesie  honorem  ac   nostre   contemplacionis  intuitum 

recommissos    suscipere    favorabiliter    tractare    et   in    hiis    que 

securitatem   persone   aut   personarum  et  bonorum   ac   itinerum 

suorum  concernunt,   promotivam  et  gratuitam  ostendere  velitis 

voluntatem,    nee   non   ipsos   et   eorum   quemlibet    cum   familia 

equis  valisiis  mulis  armis  arnesiis  jocalibus  libris  sarcinis  auro 

argento  et  rebus  suis  universis   per   quoscunque   passus  portus 

pontes  terras  dominia  districtus  jurisdicciones  tenutas  civitates 

castra  castella   oppida  villas   et   quelibet   alia  loca  vestra  tam 

per  aquas  quam  perterram  omni  impedimento  remoto  in  eundo 

moram  trahendo  et  redeundo  die  ac  nocte  transire  stare  morari 

et  redire  libere  permittatis  eisque  et  eorum  cuilibet,  dum  fueritis 

requisiti;  de  securo  et  salvo  velitis  et  debeatis  providere  con- 

ductu;   confederatos  eciam  amicos   et   benevolos   nostre   maje- 

statis  et  generaliter  ooines  totius   Christian itatis  reges   de  pre- 

dictorum  et  eorum  singulorum  adimplecione  affectuose  rogantes, 

sicut  Bummo  omnium   creatori    et   matri   nostre   ecclesie   cujus 

3* 


36 

integracionem  et  unionem  prosequi  et  appetere  una  nobiscum 
tenentur  ac  nostre  celsitudini  singulariter  volueriut  complacere. 
Quicunque  autem  subditus  nostram  presentem  salvamguardiam 
et  proteccionem  specialem  libertatem  tutelam  securitatem  aut 
salvum  conductuin  aliquatenus  impediverit  violaverit  aut  quan- 
tum  in  eo  fuit,  non  obseryaverit,  cujudcunque  dignitatis  Status 
preheminencie  aut  condicionis  existat  omni  cessante  privilegio 
eo  ipso  penam  crimen  lese  majestatis  in  nostram  personam 
committencium  ac  sententiam  imperialis  banni  incurrat,  per- 
petuo  sit  infamis  nee  ei  unquam  porte  pateant  dignitatis  nee 
ad  aliquod  officium  publicum  admittatur,  quinimo  omnibus 
feodis  et  aliis  bonis  que  a  Romano  tenet  imperio  sit  ipso  jure 
privatus;  civitas  aut  universitas  quelibet,  nisi  consules  et 
rectores  predicta  observaverint  aut  si  contravenerint,  eo  ipso 
banno  imperiali  subjaceat  et  omnibus  privilegiis  graciis  et 
libertatibus  imperialibus  sive  regalibus  sit  penitus  destituta 
penis  gravioribus  quantum  facti  poposcit  qualitas  nihilominus 
subjacendo;  insuper  volumus  ordinamus  et  mandamus  pro 
exemplari  presencium  sub  signeto  alterius  notariorum  nacionis 
illius  qui  dictum  salvum  conductum  petet,  tanta  fides  adhibeatur 
sicut  originali.  Per  presentem  tamen  securitatem  proteccionem 
sive  salvum  conductum  non  intendimus  sicut  nee  vellemus  aut 
debemus  constitucioni  sacri  concilii  de  licencia  recedencium 
loquenti  aliquatenus  derogare.  Presencium  sub  nostre  majestatis 
sigilli  etc.  etc. 


5.  (XXXIV.)  Constanz,  12.  Juni  1417. 

Alia  forma  salvit^onductus  in  alia  forma,  sed  uondum  transivit. 

Sigismundus  etc.  venerabili  Francisco  Carosio  episcopo 
Melsiensi  et  egregiis  nobilibusque  Urbano  Aurelie  militi  et 
Johanni  Crispano  de  Neapoli  ac  Francisco  de  Salunbenis  de 
Senis  legum  doctoribus  serenissime  principis  Joanne  secunde 
Hierosolymorum  et  Sicilie  regine  ambasciatoribus  et  orätoribus 
devotis  nostris  dilectis  graciam  regiam  et  omne  bonum !  Etsi 
minime  expediat  per  vos  a  nobis  salvosconductus  expeti  vel 
haberi,  cum  tam  vos  quam  ceteri  undecunque  ad  hanc  sacram 
Constanciensem  synodum  et  ad  majestatem  nostram  venientes 
salvi  sint  ac  esse  debeant  et  securi  omni  suspicione   cessante^ 


37 

liberumqae  et  plenum  ac  impune  sit  illis  arbitrium  omuia  ibi 
et  coram  omnibus  dicere  proponere  exponere  agere  et  exequi 
quecimque  eis  videantur  et  placent,  nihilominus  ad  vestre 
peticionis  iDstanciam  et  habundancioris  vestre  cautele  suffragium 
ad  contentacionenique  vestre  mentis  reeipientes  et  babentes 
vos  et  unumquemque  vestrum  cum  sociis  familiaribus  ac  rebus 
et  bonis  omnibus  vestris  sub  nostra  regali  proteccione  et 
dileccione  secoros  de  certa  nostra  sciencia  animo  deliberato  et 
accedente  consilio  principum  comitum  procerum  et  baronum 
nostrorum  vobis  et  cuilibet  vestrum  simul  et  separatim  de 
quoconque  loco  veniendi  ad  hanc  civitatem  Constanciensem 
synodum  prelibatam  ad  majestatem  nostram  inibi  morandi  et 
residendi  et  tarn  coram  et  in  dicta  synodo  quam  coram  nobis 
et  aliis  quibuscunque  dicendi  proponendi  exponendi  petendi 
agendi  et  plenarie  exequendi  et  peragendi  omnia  quecunque 
per  reginam  predictam  vobis  in  genere  vel  alicui  vestrum  in 
specie  quecunque  et  qualiacunque  sub  quibusvis  tenoribus  sive 
formis  commissa  sunt  jani  vel  deinceps  fuerint  et  mandata, 
deindeque  a  dicta  synodo  et  a  majestate  nostra  ac  a  dicta 
civitate  Constanciensi  et  a  ceteris  terris  et  locis  ubi  vos  vel 
vestrum  aliquem  vel  aliquos  simul  vel  separatim  fore  contigerit, 
recedendi  et  abeundi  pro  vestri  et  cüjuslibet  vestrum  libero 
beneplacito  et  arbitrio  voluntatis  absque  aliqua  a  nobis  vel  ab 
alio  quecunque  licencia  impetranda  vel  querenda  quam  ex  nunc 
prout  extunc  pro  concessa  et  data  libere  vobis  declaramus  et 
volumusy  nee  non  transeundi  et  accedendi  per  quoscunque  passus 
terras  et  loca  üostri  dominii  jurisdiccionis  et  sacri  imperii  ac 
amicorum  subditorum  et  adherencium  sequaciumque  nostrorum 
ad  prefatam  reginam  ad  civitatem  Neapolis  et  ad  alias  partes 
quascnnque  cum  vestris  et  cüjuslibet  vestrum  simul  et  divisim 
sociis  et  familiaribus  cujuscunque  nuneri  infra  centum  et 
cujascimque  nominis  cognominis  et  condicionis  existant,  nee 
non  cum  equis  armis  pannis  valisiis  pecuniis  vasis  auro  argento 
salmis  bestiis  rebus  et  bonis  aliis  quibuscunque  per  aquas  vel 
per  terras  de  die  vel  de  nocte  cum  armis  et  sine  libere  impune 
et  secure  absque  aliqua  noxia  novitate.  cavillacione  contra- 
diccione  molestia  et  impedimento  quocumque  reali  et  personali 
liberam  et  plenam  potestatem  et  licenciam  securitatem  et  salvum 
conductum  damus  et  concedimus  per  presentes;  ita  quod  re- 
motis  penitus  quibuslibet  objeccionibus  et  repugnanciis  ac  non 


38 

obstantibus  quibuscuDque  ordinacioDibus  et  factis  vel  (per)  qaem- 
libet  facieDdis  iD  contrarium  tarn  ante  creacioDcm  futuri  summi 
pontificis  quam  in  creaeioDe  et  post  creacionem  omni  tempore 
et  quaeunque  hora  ad  beneplacitum  vestrum  vos  et-  vestnim 
quilibet  salvis  et  liberis  vestris  personis  soeiis  familiaribus 
rebus  et  bonis  omnibus  supradictis  in  veniendo  stando  morando 
residendo  dicendo  proponendo  exponendo  agendo  et  plenarie 
exequendo  commissa  et  mandata  predieta  nee  non  recedendo 
et  abeundo;  prout  sepius  est  expressum,  libero  et  pleno  arbitrio 
ac  beneplacito  et  seeuritate  vestra  frui  et  uti  vigore  presencium 
libere  valeatis,  supplentes  in  presenti  salvo  eonduetu  omnes  et 
quoseunque  defectus  et  solempnitates,  si  que  in  ipso  essent  tacite 
vel  omisse  que  in  plenis  salvis  conductibus  et  securitatibus 
regum  et  prineipum  ac  nostris  consueverunt  exprimi  et  apponi, 
volentesque  quod  omnia  et  queeunque  in  presenti  salvocondactu 
posita  et  contenta  recto  sensu  et  intellectu  ac  pura  simplicitate 
et  bona  fide  intclligantur  et  habeantur  omni  cavillacione  ex* 
cepcione  pretextu  et  contradiccione  remotis.  Mandamus  propterea 
per  presentes  universis  et  singulis  principibus  ecclesiasticis  et 
secularibus  comitibus  baronibus  nobilibus  militibus  clientibus 
officialibus  communitatibus  et  rectoribns  earundem  ac  ceteris 
nostris  et  imperii  sacri  subditis  et  fidelibus,  quatenus  per  eos 
forma  presencium  düigenter  attenta  et  plenarie  observata  nihil 
contra  vos  aut  vestrum  aliquem  simul  vel  separatim  socios  vel 
familiäres  equos  res  et  bona  aliaque  supradicta  presumere  vel 
attemptare  audeant  quovis  modo,  quinimo  vos  et  vestrum  quem- 
übet  socios  et  familiäres  vestros  predictos  in  dicto  adventu 
mora  transitu  et  recessu  succipiant  et  habeant  favorabiliter  et 
amicabiliter  et  honorabiliter  realiter  et  personaliter  recommissos. 
Harum  sub  nostri  regalis  sigilli  testimonio  literarum,  Datum 
Constancie  anno  domini  etc.  decimo  septimo,  decima  secunda 
die  Junii  etc. 


6.  (XXXIX.)  Constanz,  9.  Juli  1417. 

Assecuracio  data  per  regem  Romanorum  et  alios  barones  omnibus 

et  singulis  in  concilio  existentibus. 

Sigismundus  etc.   Ad  futuram  rei  memoriam  notum  faci- 
mus  per  presentes   quibus   expedit   universis,   sane   cum    facta 


39 

hüc  sacro  concilio  spiritus  saDcti  gracia  cooperante  unione  et 
iDcorporacione  obediencie  Petri  de  Luna,  Benedieti  XIIP"  a 
nonollis  Dominati  pro  felici  consumacioDe  unionis  ecclesie  sacro- 
saocte  et  presentis  schismatis  extirpacione  total!  in  nostra 
Constanciensi  civitate  in  qua  presens  generale  concilium  cele- 
bfatnr  sao  tempore  juxta  ejusdem  decreta  concilii  restent  aliqua 
peragenda  videlicet:  dicti  Petri  ejeecio  ecclesie  reformacio 
Romani  pontificis  futuri  eleceio  errorum  atque  heresium  extir- 
paeio^  nos  tanquam  Romane  ecclesie  advocatus  et  dicti  concilii 
defensor  prefateque  civitatis  Constanciensis  dominus  naturalis 
deaiderantes  premissa  et  alia  per  ipsum  concilium  in  ea  pera- 
genda  in  plena  libertate  plenaque  securitate  auctore  Christo 
dici  fieri  et  impleri  ac  omnes  qui  racione  concilii  predicti  ad 
dictam  civitatem  nostram  convenerunt  et  convenient  in  ple- 
nissima  libertate  ac  securitate  existere  et  permanere^  securi- 
tatem  alias  super  hoc  per  nos  datam  continuantes  ac  in  quan- 
tum  opus  est,  ex  superhabundanti  renovantes  prefato  sacro 
concilio  et  suppositis  ejusdem  ac  personis  predictis  cujuscunque 
Status  aut  condicionis  existant  ecclesiastici  aut  seculares,  plenam 
securitatem  ac  indubitatam  libertatem  predicta  omnia  et  singula 
peragendi  concedimus  guerris  diffidanciis  confederacionibus 
repressaliis  ac  ligis  cum  quibuscunque  factis  aut  fiendis  non 
obstantibus,  nee  non  veniendi  standi  et  recedendi  cum  bonis 
ac  rebus  plenam  libertatem  plenamque  securitatem  et  facul- 
tatem  damus  et  concedimus  per  presentes  et  omnes  illas  in- 
violabiliter  observare  fide  regia  promittimus.  Ac  nihilominus 
pro  premisBorum  efficacia  omnibus  et  singub's  principibus 
vasallis  et  subditis  sacri  imperii  et  presertim  civibus  et  incolis 
dicte  nostre  civitatis  Constanciensis  fidelibus  nostris  dilectis 
diBtricte  precipimus  et  mandamus,  quatenus  dictum  ac  omnia 
et' singula  supposita  ejusdem  in  pura  sincera  pacificaque  libera- 
litate  manuteneant  et  defendant  non  solum  usque  ad  eleccionem 
et  prefeccionem  futuri  Romani  pontificis  inclusive,  sed  eciam 
postea  per  totum  tempus  quo  dictum  sacrum  concilium  dura- 
verit  et  circa  premissa  perficienda  vel  aliquod  premissorum  aut 
alia  quecunque  ad  dictum  generale  concilium  pertinencia  in- 
tenderit  ac  eciam  ipso  concilio  finito  per  sex  menses  immediate 
sequentes  infra  quos  quilibet  ptedictorum  poterit  libere  et 
secure  cum  personis  et  rebus  suis  omnibus,  quo  voluerit,  remeare; 
et  ulterius  quando  sacrum  concilium  deliberaverit  ad  eleccionem 


40 

Romani  pontificis  fore  procedendum,  omnem  curam  diligenciam 
sollicitudinem  et  operam  efficaciter  impendant^  quas  et  omnia 
predicta  nos  similiter  impendere  eadem  fide  regia  promittimus, 
quod  eleccio  hujusmodi  et  alia  preniissa  in  dicto  concilio,  ut 
premittitur^  peragenda  in  plena  übertäte  et  securitate  defen- 
dantur  fiant  et  compleantur.  Per  premissa  tarnen  et  eorum 
aliquod  non  intendtmus,  sicut  nee  debemus,  decretis  statutis  seu 
ordinacionibus  hujus  saeri  concilii  factis  vel  fiendis  in  aliquo 
derogare,  sed  ea  omnia  et  singula,  quantum  ad  nos  speetant, 
pro  viribus  defensare.  Quicunque  ergo  subditorum  nosirornm 
istam  libertatem  tutelam  aut  securitatem  aliquatenus  impediverit 
violaverit  fraudem  contra  eam  fecerit  aut  quantum  in  eo  fuerit 
non  observaverit  cujuscumque  dignitatis  Status  preheminencie 
aut  condicionis  existat,  omni  cessante  privilegio  eo  ipso  sen- 
tentiam  imperialis  banni  incurrat  perpetuo  sit  infamis  nee 
ei  unquam  pateant  porte  dignitatum  nee  ad  aliquod  officium 
publicum  admittatur,  quinimo  omnibus  feodis  et  aliis  bonis  que 
a  Romano  tenet  imperio  sit  ipso  jure  privatus;  civitas  autem 
seu  universitas  Constanciensis  nisi  consules  et  rectores  ejusdem 
predicta  observaverint  aut  si  contra  ea  vel  aliquod  eorum  vene- 
rint,  eo  ipso  banno  imperiali  subjaceat  et  omnibus  privilegiis 
et  libertatibus  imperiali bus  sive  regalibus  sit  penitus  destituta. 
Presencium  sub  nostre  majestatis  sigilli  appendentis  testimonio 
literarum.  Datum  Constancie  anno  domini  millesimo  qua- 
dringentesimo  decimo  septimo,  decima  indiccione,  die  vero  nona 
mensis  Julii,  regnorum  nostrorum  anno  Hungarie  etc.  XXXP 
Romanorum  autem  eleccionis  VIP  coronacionis  vero  IIP. 

Et  ad  majorem  premissorum  firmitatem  nos  Fridericus 
marchio  Brandenburgensis  sacri  Romani  imperii  archi- 
camerarius  et  elector,  Ludovicus  Ernestus,  Wilhelmus 
Heinricus  et  Johannes  comites  palatini  Rheni  ac  duces 
Bavarie  et  Johannes  comes  de  Goricia  sacri  Romani  im- 
perii principes,  nee  non  Ludovicus  comes  de  Ottingen 
imperialis  curie  magister,  Guntherus  comes  de  Swartzen- 
burg  predicte  curie  imperialis  judex,  magisterque  civium 
et  consules  prefate  civitatis  Constanciensis  —  pro  omnibus 
et  singulis  premissis  per  supra  scriptum  serenissimum  et 
invictissimum  pfincipem  et  dominum  dominum  Sigis- 
mundum  Dei  gracia  Romanorum  regem  semper  augustum 


41 

ac  Hangarie  etc.  regem  dominum  nostrura  metuendissimum 
in  fide  regia  prefato  sacro  concilio  mera  sua  liberalitate 
promissis  inconcusse  observandis  de  speciali  ipsius  domini 
noBtri  regia  beneplacito  et  consensu  fidejussoriam  prestamus 
cantionem,  in  cujus  rei  testimonium  fidem  et  robur  sigilla 
nostra  presentibus  literis  sunt  appensa.  Datum  loco  anno 
indiccione  mense  die  regnis  quibus  ut  supra. 


7.  (XXXL)  Constanz,  12.  Juli  1417. 

Promissio  cum  juramento  facta  inter  dominum  imperatorem  ab 
una  et  dominos  cardinales  ex  altera  partibus. 

Sigismundus  etc.  Notum  facimus  tenore  presencium  quibus 
expedit  universis  ad  futuram  rei  memoriam.  Sane  quod  reve- 
rendissimi  in  Christo  patres  et  domini  sancte  Romane  ecciesie 
cardinales  nooiinatim  inferius  descripti  in  hac  sacra  Constan- 
ciensi  synodo  generali  congregati  et  existentes  sacrumque 
dominorum  cardinalium  collegium  representantes  amici  nostri 
charissimi  perspicaciter  considerantes,  quod  bonorum  laborum 
joxta  sentenciam  sapientis  gloriosus  sij;  fructus^  recensentes 
denique  quanto  religionis  zelo  fideique  fervore  nos  ad  pro- 
curandam  pacem  et  unionem  sacro  sancte  ecciesie  matris  nostre 
stadia  et  labores  nullis  parcentes  periculis  vel  expensis  im- 
p^iderimusy  volueruntque,  ut  eciam  ex  debito  tenentur,  de 
mera  pura  spontanea  christiana  et  bona  eorum  voluntate^ 
quantum  in  eis  fuit  perpetuam  tantis  nostris  laboribus  et 
meritis  gratitudinem  exhibere,  et  ut  inter  Romanam  ecclesiam 
et  imperium  ac  eis  presidentes  atque  predictum  sacrum  colle- 
gium pisix  amicicia  atque  concordia  perseverent,  nobis  sponte 
et  libera  voluntate  promittunt  et  jurant  et  singulariter  singuli, 
quod  ipsi  statum  gloriam  honorem  bonaque  et  jura  persone 
nostre  imperii  et  regnorum  nostrorum  secundum  posse  conser- 
Yabunt  et  in  illorum  conservacione  nobis  assistent  favoribus  et 
consiliis  opportunis,  nee  non  unquam  procurabunt  aliquid  neque 
procurantibus  auxilium  consilium  vel  favorem  aut  consensum 
prestabunt,  quod  sit  in  diminucionem  seu  lesionem  Status  glorie 
honoris  bonorum  et  jurium  persone  nostre  sacri  imperii  et 
regnorum    nostrorum;    et    quantum    in    eis    cardinalibus    erit^ 


42 

lidem  procurabunt  apud  futurum  summum  pontificem  et  suos 
successores,  ut  et  ipsi  sumuii  pontifices  statum  gloriam  honorem 
bona  et  jura  predicta  conservent  et  nos.in  filiali  ac  special!  et 
charitativa  dileccione  habeant  et  specialibus  favoribus  prose- 
quantur.  Nos  itaque  qui  specialis  advocatus  protector  et 
defensor  ecclesie  Romane  existimus,  vice  mutua  promittimus  fide 
regia  et  juramus  Romane  ecclesie  et  eisdem  dominis  cardi* 
nalibus^  quod  statum  honorem  bona  et  jura  sancte  Romane 
ecclesie  atque  predicti  sacri  collegii  et  singularum  personarum 
ipsorum  dominorum  cardinalium  quorum  nomina  presentibus 
scripta  sunt  videlicet:  dominus  Johannes  Ostiensis,  Umariensis 
nuncupatus,  Petrus  Sabinensis^  de  Hispania  nuncupatus^  Jor- 
danus  Albanensis^  de  Ursinis  nuncupatus  etc.  Antonius  Por- 
tuensis,  Bononiensis  nuncupatus^  sancte  Romane  ecclesie  episcopi 
cardinales;  item  domini:  Franciscus  t.  t.  sancte  crucis  in  lern- 
salem^  Veneciarum  nuncupatus;  Johannes  t.  t.  sancti  Sixti 
Ragusinus  nuncupatus;  Anthonius  t.  t.  sancte  Susanne,  Aqui- 
legiensis  nuncupatus ;  Gabriel  t.  t.  sancti  Eusebii,  Pisanus  nun- 
cupatus ;  Angelus  t.  t.  sanctorum  Petri  et  Marcellini,  Veronensis 
nuncupatus;  Petrus  t.  t.  sancti  Grisogoni,  Cameracensis  nun- 
cupatus; Thomas  t.  t.  sanctorum  Johannis  et  Pauli,  Tricari- 
censis  nuncupatus;  Branda  t.  t.  sancti  Clementis,  Placentinus 
nuncupatus  et  Petrus  de  Fusco,  de  Fuxo  vulgariter  nuncu- 
patus, sancte  Romane  ecclesie  presbyteri  cardinales;  item 
domini:  Amedeus  sancte  Marie  nove,  Saluciarus  nuncupatus; 
Raynaldus  sancti  Viti  in  Macello,  de  Brantaciis  nuncupatus; 
Hidonicus  sancti  Adriani,  de  Flisco  nuncupatus;  Oddo  sancti 
Georgii  ad  velum  aureum,  de  Calumpna  nuncupatus;  Lu- 
cidus  sancte  Marie  in  Cosmedin,  de  Comitibus  nuncupatus, 
et  Franciscus  sanctorum  Cosme  et  Damiani,  Florentinus  nun- 
cupatus, sancte  Romane  ecclesie  diaconi  cardinales,  prout  eciam 
in  literis  reversalibus  nomina  eorundem  videntur  distinccius 
contineri,  nostro  posse  conservabimus  et  in  illorum  conserva- 
cione  ipsis  assistemus  favoribus  et  consiliis  opportunis;  nee 
unquam  procurabimus  aliquid  aut  procurantibus  consenciemns, 
neque  auxilium  consilium  vel  favorem  prestabimus,  quod  sit  in 
diminucionem  seu  lesionem  Status  honoris  bonorum  et  jurium 
ecclesie  Romane  sacri  cardinalium  collegii  vel  singularum 
personarum  predictorum,  illosque  tamquam  veros  amicos  habe* 
bimus  fovebimus   et  honorabin^us  yeraciter   cum   eflfectu;   pre- 


43 

senciam  sub  nostre  majestatis  sigilli  appendentis  testimoDio 
litteraram.  Datum  CoDstancie  anno  domini  millesimo  qua- 
dringentesimo  decimo  septimo^  indiccione  decima,  die  vero  duo- 
decima  mensis  Julii^  regnorum  nostrorum  anno  Hungarie  etc. 
XXXI®  Romanorum  eleccionis  VIP  coronacionis  IIP. 

Et  nos  Johannes  Dei  et  apostolice  sedis  gracia  archi- 
episcopus  Strigoniensis  imperialis  aule  Bummus  cancellarius 
et  Georgius  eadem  gracia  episcopus  Pataviensis;  item 
FridericuB  marchio  Brandeburgensis  sacri  Romani  imperii 
archicamerarius  et  elector  etc:  Ludovicus  comes  de  Ottingen 
imperialis  curie  magister,  Guntherus  comes  de  Svartzen- 
bnrg  dicte  imperialis  curie  judex,  nee  non  Humbertus 
Basthardus  de  Sabaudia,  Johannes  de  Belleforti  legum 
doctor  cancellarius  Sabaudie,  Caspar  de  Montemajori 
marescallus  Sabaudie,  Amedeus  de  Chaland  et  Lambertus 
Odmeti  legum  doctor  et  milites  ambasciatoresque  illustris 
principis  domini  Amedei  ducis  Sabaudie  etc.  qui  in  hujus- 
modi  tractatibus  et  eorum  deduccionibus  presentes  inter- 
faimus ;  ad  uberiorem  certitudinem  omnium  et  singulorum 
premissorum  bona  fide  et  consciencia  pura  dolo  et  fraude 
quibuslibet  cessantibus  pro  eodem  serenissimo  et  invic- 
tissimo  principe  et  domino  domino  Sigismundo  Romanorum 
rege  semper  augusto  et  Hungarie  etc.  rege  domino  nostro 
graciosissimo  promittimus  pro  premissis  inviolabiliter  atten- 
dendis  et  observandis;  quantum  in  nobis  fuerit,  eundem 
dominum  nostrum  regem  consiliis  et  studiosis  persua- 
sionibus  efficacibusque  exhortacionibus  ad  premissa  atten- 
denda  tenebimus  et  accurata  diligencia  operam  dando  in- 
ducemus,  in  quorum  testimonium  fidem  et  robur  valiturum 
et  inconcuBse  duraturum  presentibus  literis  sigilla  nostra 
de  beneplacito  et  consensu  ejusdem  domini  nostri  regis 
appendimus.  Datum  loco.  anno  indiccione  mense  die  regnis 
quibus  ut  supra  .... 


44 


8.  (LXXII.)        Constanz  (Juli  — August  1417). 

Scribit  uni,  quod  percepit,  ut  quidam  P(etru8)  de  L(una)  intendit 
intrare  in  quandam  civitatem  suam  et  si  ipsum  contingerit  intrare, 
quod  sit  vigilans  ipsum  ad  detinendum,  et  quod  nova  que  ad 
noticiam  suam  pervenerint^  studeat  intimare,  prout  se  obtulit  per 

fideles  nuncios  suos. 

Magnifice  fidelis  dilecte!  Missa  nobis  tua  nuper  epistola 
devocione  pleua  verbisque  succiaeta  grata  nimirum  nostris 
oecurrit  aspectibus^  in  expressione  oblacionis  et  promptitudinis 
tui  obsequii  affectum  nobis  et  sacro  Romano  imperio  liberal! 
oblacione  presentas,  super  quibus  sinceritati  tue  grates  non  in- 
debitas  referentes  et  oblaeionem  acceptam  habemus  oblatam; 
et  quia  nunc  tempus  advenisse  probatur,  tanto  securius  illa  uti 
disponimus,  quanto  id  ex  mera  liberalitate  prompcius  con* 
sideramus  offerri.  Etsi  saltem  precurrentis  fame  proloquium  ad 
tui  noticiam  aut  alias  fide  digna  certitudine  heccine  perduxit, 
qualiter  ille  P(etrus)  de  L(una)  alias  a  nonnullis  Benedic* 
tus  XIII^*^*  nuncupatus  recusans  animo  et  corde  indurato  quan- 
tuin  in  eo  fuit,  dare  pacem  ecclesie  per  saeram  Constanciensem 
synodum  generalem  servatis  servandis  fuit  ut  hereticus  et 
schismaticus  condempnatus  et  ab  omni  honore  jure  titulo  et 
dignitate  seu  auctoritate  quamcunque  et  quidem  in  papatu  seu 
sede  Romane  ecclesie  se  habere  pretendebat^  fuit  juris  ordine 
destitutus  et  ab  omni  participio  et  communione  christifidelium 
segregatus,  ipse  vero  tamquam  desperatus  et  in  profundum 
malorum  submersus  ut  verisimiliter  famatur  de  Castro  Panus- 
cula  ^  (sie !)  egressus  tanquam  lupus  ovem  secernere  a  grege  et 
accipiter  columbam  ab  agmine  volancium  separare  temptat  et 
molitur  civitatem  tuam  Vetulam  urbem  vulgariter  vocatam 
subintrare ;  nam  cui  non  est  adversus  omnes  satis  virium, 
circumvenire  querit  solitudinem  singulorum ;  ^^  sed  retonsus 
adunati  exercitus  fide  pariter  et  vigore  intellexit  milites  Christi 
vigilasse  jam  sobrios  et  armatos  ad  conculcandum  errorem  sue 
obstinacionis  nee  valet  amplius  repugnare  contra  impugnantes. 

^  Peniscola. 

^  Peter    de    Pulka    schreibt :    Dicitur    eciam    quod    aliquae    communilates 

Italiae  forte  in  odium   regiSy   si   possent,  acciperent  eundein   Petnun  de 

Luna  etc.  bei  Firnhaber  p.  56. 


45 

O,  qnale  illud  fuit  sub  oculis  Dei  spectaculum  gloriosum! 
O,  qoale  in  conspectu  Christi  et  ecclesie  sue  gaudium !  ut 
appareat  nove  atque  inusitate  rei  pavore  ipsum  sua  perversitate 
et  pusillanimitate  pessundatum  edepol  trepidare,  sicque  per- 
versitatis  sue  recrudescit  insania  nee  vulnus  suum  miser  curat, 
sed  adhuc  gi'avius  et  se  et  alios  perperam  satagit  vulnerare. 
In  perniciem  siquidem  christiani  popuii  debacchatus  lingua  sua 
perstrepens  et  faeundie  venenate  jacula  retorquens  ut  magis 
duruB  et  clericus  sophistice  artis  pravitate  quam  philosophie 
diyine  lenitate  paeificus  descrtor  ecclesie  miscricordie  hostis 
interfector  penitencie  doctor  superbie  veritatis  corruptor  perditor 
charitatis,  agnoscit  jam,  que  sit  ecclesia  et  domus  Christi,  qui 
sunt  Dei  servi,  qui  sint  christiani  quos  antichristus  ipse  im- 
pognaty  pergit  lacessere  in  quibus  Christum  cernit  habitare,  sie 
itaque  circuit  et  querit  hostis  ecclesie  quem  poscit  devorare. 
Verum  fidelis  dilecte!  testante  veritatis  eulogio;  quod  fideliter 
et  bene  operantibus  Corona  reposita  per  perseveranciam  prestatur, 
et  quia  in  sancte  matris  ecclesie  nostrisque  et  sacri  imperii 
ezercitacione  serviciis  et  beneplacitis  obtemperacione  ea  inten- 
cione  te  animare  volumus,  ut  ab  eadem  ecclesia  et  nobis  sa- 
croque  imperio  digna  pro  meritis  premia  retribucionis  ob- 
sequioBUS  expectes,  fidelitatis  tue  sinceritatem  requirimus, 
quatenns  si  prelibatum  Petrum  de  Luna  ad  dictam  civitatem 
toam  aut  alia  dicionis  tue  loca  declinare  contingat;  apponas 
manus  et  studia  ad  dei  et  sancte  matris  ecclesie  sacrique  con- 
cilii  generalis  Constanciensis  obsequia  et  beneplacita  ipsum 
iq)prehen8urus  ac  sub  bona  et  tuta  custodia  constituas  et  deti- 
neas  vigilanter  custoditum  producturus  eundem  juxta  sacri  im- 
perii predicti  determinacionem ,  ne  in  scandalum  ecclesie  et 
christianitatis  virus  et  fermentum  sue  malicie  et  nequicie  possit 
in  antea  dampnatus  in  simplicibus  magnificare;  et  circa  hujus- 
modi  indaganda  diligentissime  negocia  ac  nova  singularia  que 
de  partibus  ipsis  et  de  aliis  Italie  partibus  digno  relatu  ad 
Doticiam  tuam  potuerint  pervenirC;  statim  singulariter  et  distinctc; 
prout  obtulisti  laudabilitcr  et  incepisti,  per  frequentes  et  fideles 
Duncios  tuos  excellencie  nostre  studeas  intimare,  ut  certificati 
per  te  superinde  sicut  honori  nostro  convenit  et  negociorum 
qnalitas  exigit;  super  hiis  procedere  consulcius  valeamus,  firmiter 
enim  et  pro  constanti  teuere  te  volumus,  quod  sie  fidem  ac 
servicia    tua   digne   retribucionis   examine   nostra  munificencia 


46 

compensabity  ut  merito  nobis  adhesisse  te  gaudeas  et  labores 
quos  in  nostris  serviciis  te  subire  contigerit,  reputes  ad  quietem. 
Datum  etc.  Constancie  etc. 


9.  (LXXIII.)      CoDstanz  (Juli —August  1417). 

Scribit  Uüi,  ut  presentet  literas  ulterius  (sie!)  in  quibus  literis 
continetur,  quod  tangit  factum  totius  christianitatis,  et  quod  de 
novitatibus  illarum  parcium  que  ad  noticiam  suam  pervenerint, 

studeat  intimare. 

Sigismundus  etc.  Nobilis  fidciis  dilecte !  Benignitate  solita 
recepit  excellencia  nostra  literas  de  manu  latoris  presencium, 
quas  misisti  et  que  continebantur  in,  eis  intelleximus  diligenter. 
Super  eo  vero,  quod  te  paratum  ad  nostra  et  sacri  imperii  ob- 
sequia  probabiliter  conjecturamus,  industrie  tue  Studium  plurimum 
commendamus  nostre  tibi  proinde  plenitudinem  gracie  pro- 
mittentes;  porro  super  certis  negociis  sacrosanctam  Romanam 
ecclesiam  matrem  nostram  nee  non  nos  et  christianitatem  totam 
contingentibus  dirigimus  literas  nostras  magnifico  Jahanni  de 
Vico  alme  urbis  prefecto  tibi  per  latorem  presencium  presen- 
tandaS;  quas  requirimus  ex  affectu  per  te  eidem  celeriter 
destinari ;  et  circa  indaganda  diligentissime  nova  singularia  que 
de  partibus  ipsis  et  de  aliis  Italic  partibus  digna  relacione  ad 
noticiam  tuam  potuerint  per  venire,  statim,  prout  incepisti,  ex- 
cellencie  nostre  crebrius  studeas  intimare,  gratam  in  eo  nobis 
duliam  exhibiturus  loco  et  tempore  opportunis  in  omni  bono 
reminiscendam  etc.  Datum  Constancie  etc. 


B.  Das  Reich. 

Hier  hätte  allerdings  in  erster  Reihe  die  Urkunde 
Nr.  LXXVII  (19)  ihren  Platz  finden  müssen,  wenigstens 
formeller  Bücksicht  nach.  Da  sie  aber  sachlich  nur  auf 
Savoyen  Bezug  hatte,  was  schon  durch  die  ausdrücklich  an- 
geführte Exemplificirung  auf  Savoyen  deutlich  erhellt,  haben 
wir  sie  der  folgenden  Gruppe  angefügt.  Ein  chronologischer 
Faden  Hess  sich  hier  um  so  weniger  durchfuhren,  als  hier  die 
meisten  imdatirten  Stücke  vorkommen;   und  gerade   in   dieser 


47 

Rubrik  die  meiBten  Actenstücke  nicht  ihrem  vollen  Wortlaut 
nach  g^eben^  sondein  nur  durch  die  Regesten  angedeutet 
werden  sollten.  Eine  interessante  Urkunde  Nr.  XLY  (10)  über 
eine  Ungehörigkeit  in  Sache  einer  Doctorpromotion  steht  an 
der  Spitze.  Der  Brief  Nr.  XLVI  (11)  für  den  Baseler  Bürger 
Johann  Offenburg  an  die  Herzogin  von  Burgund  kann  wohl 
neben  anderen  Umständen  als  Zeugniss  dienen ,  dass  der 
römische  König  zu  dem  Burgunder  seit  dessen  Huldigung  in 
Calais  in  normalen  Verhältnissen  stand;  was  neuerdings  von 
LenZ;  König  Sigmund  und  Heinrich  V.  von  England,  ange- 
zweifelt wurde.  Die  Privilegienbestätigung  von  Osnabiück 
(Nr.  I  [12])  und  die  höchst  interessante  Urkunde  für  Löwen 
(Nr.  LXXXV  [13]),  welche,  auf  den  Aufstand  des  Couterel  und 
Schoonevorst  zurückgreifend,  einige  bemerkenswerthe  Einzel- 
heiten zur  Geschichte  dieser  socialen  Kämpfe  gibt  und  zugleich 
die  wirthschaftlichen  Missstände  beleuchtet,  die  sich  daraus 
eigeben  haben,  wollte  ich  nicht  weglassen,  obwohl  ich  die 
Möglichkeit  zugeben  muss,  dass  sie  schon  gedruckt  sein  könnten; 
gefanden  habe  ich  sie  nicht.  Auch  das  folgende  Schreiben 
an  die  Königin  Sophia  (Nr.  XCVH  [14])  ist  mir  in  den  reich- 
haltigen Sammlungen  zur  Geschichte  der  husitischen  Stürme 
nicht  begegnet.  Es  wird  jedenfalls  in  der  Zeit  erlassen  sein, 
da  Sigismund  seinem  Bruder  Wenzel  in  derselben  Richtung 
und  zwar  mit  der  Drohung  schrieb,  dass  er  das  Concil,  ihm 
den  Prozess  zu  machen,  nicht  würde  aufhalten  können,  was 
ja  bekanntlich  nicht  ohne  Eindruck  blieb.  Bei  der  persönlichen 
Stellung  der  Königin  zu  Hus  war  ja  die  Zumuthung,  an  der  Ab- 
stellung der  kirchlichen  Missbräuche  mitzuwirken,  besonders 
angebracht.  —  Wichtig  erscheinen  mir  die  Briefe  über  den 
Friesenaufstand.  Von  den  sieben  Actenstücken,  die  unser  Codex 
enthält,  sind  zwei  (Nr.  LXXIV  und  LXXV)  bereits  gedruckt. 
Emes  haben  wir  weglassen  müssen  (Nr.  LXXXVIII,  wegen  des 
kaiserlichen  Zolls),  weil  der  Name  der  Stadt  nicht  genannt, 
sondern  nur  mit  ,N.'  bezeichnet  ist.  Die  vier  mitgetheilten 
werden  eine  willkommene  Ergänzung  des  jüngst  erst  er- 
schienenen Ostfriesischen  Urkundenbuchs  liefern.  Obwohl  alle 
vier  undatirt  sind  und  nur  den  Ausstellungsort  ,Constanz'  an- 
geben, so  kann  doch  kein  Zweifel  darüber  obwalten,  dass 
sie  alle  in  den  Herbst  1417  zu  setzen  sind,  und  zwar,  da  die 
grosse  Bewidmung  am  30.  September  stattgefunden   hat,   wohl 


48 

Dach  diesem  Zeitpunkt.  Da  aber  die  Papstwahl  darin  noch 
als  bevorstehend  erwähnt  wird,  so  kann  man  sie  auch  nicht 
nach  dem  11.  November  erlassen  denken.  Es  bleibt  also  nur 
der  October  1417. 


10.  (XLV.)  Constanz,  12.  Mai  (1417). 

Ut  inhibeat  auctoritate  regia  et  compescat,  ne  amplius  honore 
doctoratus  fungatur  vel  aliquatenus  se  doctorera  nominare 
presumat,  qui  renuit  privilegia  sua  super  doctoratu  de  cancellis 

extrahere. 

Illustris  princeps,  consanguinee  noster  charissime !  Quidam 
Petrus  Maillicti  de  Chambriaco  dudum  in  Lugduno  multiplicatis 
eciam  intercessoribus  grandi  precum  instancia  nostre  majestati 
supplicavit,  ut  ipsum  licenciatum  in  jure  civili  ad  doctoratus 
honorem  legalis  seiende  provehere  et  insignire  dignaremur, 
nos  vero  plurimorum  pro  eodem  intercedencium  precibus  in- 
clinati  graciose  ipsum  proraovimus  certis  tarnen  appunctuamehtis 
et  articulis  formaque  juramenti  in  talibus,  ut  moris  est,  per 
ipsum  districte  observandis  adjectis ;  ipse  vero  hujusraodi  bene- 
ficii  accepti  proprieque  fame  prodigus  querens  fortassis  figmentis 
excogitatis  falsaque  doctrina  deludere  simpliciores  non  erubuit 
se  ingratum  reddere;  omnia  quippe  sue  nature  debita  solvunt 
preter  eum  qui  plus  racionis  in  mente  habet,  literas  seu  privi- 
legia, sicut  tenebatur  et  opportuit,  in  quantum  desideravit  hujus- 
modi  potiri  honoris  et  dignitatis  de  nostra  cancellaria  temere 
neglexit  extrahere  sicque  nee  immerito  indignum  se  reddidit 
tali  honorari  et  fungi  dignitate  liniamque  talia  abusia  (sie!) 
debite  correccionis  exposcit,  nee  volumus  aliquatenus  illam  sub 
dissimulacione  amplius  transire,  eapropter  tue  sinceritatis  fideli- 
tatem  requirimus  et  hortamur  attente  mandantes,  quatenus  pro- 
tinus  receptis  presentibus  eidem  Petro  Maillieti  de  cesarea 
aucteritate  nostra  in  hac  parte  districcius  inhibere  ipsumque 
per  remedia  opportuna  arccius  compescere  studeas,  ne  amplius 
honore  doctoratus  fungatur  vel  aliquatenus  se  doctorem  nominare 
vel  pretendere  presumat  culpa  nimirum  sua  et  vicio  ingratitu- 
diois  exposcente.  Datum  Constancie  decima  secunda  die  Maji. 


49 


11.  (XLVI.)  Constanz,  27.  Mai  (1417). 

Hortatur  quandam  ducissam  Burgundie^    ut  velit  justiciam  ad- 
ministrare    ex    parte    cujusdam    debitoris    super    certa    summa 

peeuniaria. 

SigismuDdus  etc.  illustri  principi  Margarethe  ducisse  Bur- 

gandie  etc.  sorori  nostre  charissime  salutem  et  continue  chari- 

tatis   incremeDta!    lUustris    prineeps    soror    nostra   charissima! 

Cum  pro  parte  honorabilis  Johannis  OffeDburg  civis  Basiliensis 

familiaris    et    fidelis    nostri    dilecti    nostre    majestatis    eulmini 

querulose    expositum   existat^    quod   dudum   ipse   Johannes   de 

legalitate  et  fidelitate  cujusdam  Berneti   de  Macreros  nuper  in 

villa  vesti'a  Tyczine  appellata  monetarii  confisus,   qui  nunc,  ut 

asseritur  vestris  carceribus  ex  certis  causis   mancipatus  extitit 

certas  res  et  bona  sibi  vendendo,  ita  quod  dictus  Bernetus  pre- 

fato   Johanni    in    certa    peeuniaria    summa    debitor    obligatus 

remansisset,   prout   lator  presencium   vos   de   hujusmodi   causa 

lacius  informabit,  nobisque  pro  ipso  humiliter  suppiicatum  fuerit, 

ut  in  favorem  ipsius  Joannis,  quod  sibi  de  hujusmodi  peeuniaria 

summa  satisfierit,  sinceritati  vestre  scripta  nostra  dirigere  digna- 

remur,  nos  itaque  considerantes,  quod  in  humanis  actibus  summum 

bonum  est  colere  justiciam  que  unicuique  tribuit  id,  quod  suum 

est,  idcirco  sinceritatem  vestram  requirimus  et  hortamur  attente, 

quatenus    justicie    et    nostre    contemplacionis    intuitu    ad    hoc 

operam  dare  velitis,  ut  ipse  B(ernetus)  supradicto  Jo(hanni)  vel 

latori  presencium  suo  nomine  de  hujusmodi  peeuniaria  summa 

de    qua    constiterit    satisfaciat    indilate,    ue    contingat    ipsum 

Jo(bannem)  super  premissis  amplius  nostre  conqueri  majestati, 

in  eo  nobis  gratani  complacenciam  exhibitura.  Datum  Constancie 

vigesima  septima  die  Maji. 


12.  (I.)  Constanz,  8.  Juni  1417. 

Confirmacio  omnium  prlvilegiorum  (sc.  civitatis  Osnaburgensis) 
cum  declaracione  cujusdam  articuli  in  se  continens. 

8igismundus  etc.  Notificamus  tenore  presencium  uni- 
versis  etc.  Regalis  decoris  generosa  sublimitas  quamquam  pro 
sacri  Romani  imperii  fidelium   et  subditorum    salute   cottidiana 

AreUr.  Bd.  LIX.     I.  H&lfte.  4 


50 

sollicitudinc  afFectus  diflFundere  consuevit  operoBos  pro  illorum 
tarnen  quiete,  quos  vetuste  fidelitatis  exornavit  iDtegritas  et 
diutine  constancie  plenitudo  solidavit^  nostre  niansuetudinis 
operam  per  regii  miiniminis  indulta  Hberaliter  interponimus 
copiosam.  Sane  pro  parte  honorabilium  proconsulum  et  coDBulum 
civium  civitatis  Osnaburgensis  nostrorum  et  imperii  sacri  fide- 
lium  dilectorum  nobis  oblata  supplex  petieio  continebat,  qua- 
tenus  ipsis  et  ipsorum  successoribus  omnia  et  singula  jura 
privilegia  indulta  literas  et  libertates,  que  et  quas  eorundem 
civium  predecessores  et  ipsi  cives  a  Romanorum  imperatoribus 
et  regibus  nostris  in  imperio  predecessoribus  obtinuerunt,  ratifi- 
care  approbare  innovare  de  novo  concedere  et  confirmare 
dignaremur,  nos  itaque  considerantes  hujusmodi  peticionis  seriem 
minime  exorbitare  attendentes  eciam  quod,  nisi  civitas  prefata 
municionum  indulto  conservaretur  specialis  posset  artibus  per- 
versorum  gravi  dispendio  anxiari,  ideirco  animo  deliberato  non 
per  errorem  aut  improvide,  sed  sano  principum  comitum  baronum 
ac  nobilium  et  aliorum  habito  consiiio  omnia  et  singula  jura 
et  privilegia  indulta  literas  et  liberalitates  que  et  quas  supra 
dictorum  proconsulum  et  consulum  et  civium  predecessores  ac 
ipsi  a  divis  Komanorum  imperatoribus  et  regibus  nostris  in 
imperio  predecessoribus  obtinuerunt  et  signanter  duo  privilegia 
unum  videlicet  Friderici  imperatoris  et  aliud  quondam  Kudolffi 
regis  Romanorum^  duo  hoc  indidta^  ut  asseritur,  distinctim  in 
effectu  continencia  videlicet:  ne  aliquis  judex  extrinsecus  ali- 
quem  civium  predictorum  extra  civitatem  Osnaburgensem  super 
occasione  quacunque  ad  alienum  possit  judicem  evocare,  sed 
pocius  coram  rectoribus  dicte  civitatis  secundum  jus  consuetu- 
dinarium  ejusdem  civitatis  rccipere  debeat  justicie  comple- 
mentum ,  rursum :  quod  civitatem  Osnaburgensem  prefatam 
cives  ejusdem  civitatis  contra  tela  ignea  quibus  prefata  civitas 
non  parum  lesa  memoratur  extitisse,  sine  contradiccione  quorum- 
cunque  fossatis  optimis  latis  et  amplis,  quod  et  nos  racioni 
consonum  dijudicamus,  munire  valeant,  ex  certa  sciencia  ratifi- 
camus  approbamus  innovamus  de  novo  concedimus  et  confir- 
mamus  graciose,  volentes  et  decernentes  expresse,  ut  prefati 
procousules  et  consules  ac  cives,  si  et  in  quantum  premissa  ita 
ut  prefertur  obtenta  sint  ac  rite  et  legitime  procesaerunt, 
supranarratis  indultis  perpetuis  temporibus  contradiccionibus 
eciam    cossantibus    quorumcunquo    uti    frui    potiri    debeant    et 


51 

gaadere;  nalli  ergo  omnino  hominum  liceat  hanc  nostre  ratifi- 
cacionis  approbacionis  de  novo  concessionis  indulti  confirma- 
cioois  voluntatis  et  decreti  paginam  infringere  vel  ei  ausu 
temerario  contraire ;  si  quis  autem  hoc  attemptare  presumpserit, 
indignacionem  nostrain  gravi ssimam  et  quadraginta  marcharum 
auri  purissimi  penam  inedietate  imperiali  iisco  reliqua  vero 
medietate  supradictis  proconsulibus  et  consulibus  ac  civibus 
pro  tempore  existentibus  irremissibiliter  applicandis  ipso  facto 
se  noverit  incursurum.  Presencium  sub  nostre  majestatis  sigillo 
testimooio  literarum,  datuin  Constancie  anno  domini  milljesimo 
quadriDgentesiino  decimo  septimo,  octava  die  mensis  Junii, 
r^norum  nostrorum  anno  Hungarie  etc.  tricesimo  primo,  Ro- 
manorum  vero  septimo. 


13.  (LXXXV.)      Constanz,  7.  October  1417. 

König  Sigismund  ertheilt  der  Stadt  Löwen  und  ihren  Bürgern 
ein  Moratorium  von  ftofzehn  Jahren  für  die  Zahlung  der 
während  des  Couterierschen  Aufstandes  contrahirten  Leibrenten. 

Sigismundus  etc.  ad  futuram  rei  memoriam.  Noverint 
oniversi  presentes  literas  nostras  inspecturi  et  audituri^  quod 
pro  parte  fidelium  nostrorum  burgimagistrorum  consulum  pro- 
consulum  scabinorum  et  juratorum  egregii  oppidi  nostri  Lova- 
niensis  comitatusque  ejusdem  querulose  expositum  fuit  nostre 
majestati,  quod  dudum  videlicet  in  anno  domini  MCCCLVIII 
vel  citra  quidem  Petrus  dictus  Couteriel  diabolo  instigante  cum 
Donnullis  textoribus  fuUonibus  et  carnificibus  suis  complicibus 
et  satellitibus  omnes  et  singulos  nobiliores  et  majores  dicti 
oppidi  nostri  Lovaniensis  ipsum  tunc  pacifice  et  quiete  ac  iauda- 
biliter  regentes  ab  eodem  suis  insidiis  et  tractatibus  tyrannicis 
expulisset  et  fugasset  cives  quamplures  captivasset  incarcerasset 
et  exaccionasset  pro  sue  voluntatis  libito  bonumque  regimen 
paeificum  quietum  et  honorabile  ejusdem  oppidi  nostri  Lova- 
niensis tyrannice  proh  dolor,  pervertisset,  et  premissis  non  con- 
tentus,  sed  mala  malis  accumulando  idem  Petrus  in  dicta  sua 
tyrannide  et  perversa  voluntate  cum  suis  complicibus  perse- 
verando  multas  enormes  et  dicto  oppido  intolerabiles  super 
ipsum  pensiones  annuas  vitales  quamplurimis  utriusque  sexus 
hominibus    de    multis    et    diversis    dominus,     ut    pretenditur, 

4* 


52 

vendidisset  ac  sigillo  dicti  oppidi,  quo  ipsum  oppidum  iD  ven* 
dendis  hujusmodi  annuis  pensionibus  vitalibus  utitur,  sigilasset 
ac  pecuDias  pro  hujusmodi  peDsionibus  receptas  sibi  damnanter 
imburs^sset  dictum  oppidum  irrecuperabiliter  pregravando ; 
tandem  dicti  Dobiliores  et  majores  videntes  prefatum  Petrum 
ad  devastacionem  dicti  oppidi  tendentem  totalem  ad  concal- 
caDdas  prefati  tyraDQi  insolencias  superbiamque  ejusdem  effre- 
natam  edomandam  pro  dicti  oppidi  statu  quieto  et  felici  ac 
relevamiDe  ejusdem  remedia  salubria  concipieutes  et  presidia 
ac  una  cum  adjutorio  auxiiio  consilio  et  favore  illustris  prin- 
cipis  Wenceslai  ducis  Brabancie  tuuc  temporis  existentis  patrui 
nostri  charissimi  prefatum  tyraunum  cum  suis  complicibus  a 
dicto  oppido  sicut  divine  placuit  voluntati  fugantes  expulissent 
et  perpetue  bannivissent^  et  subsequenter,  quia  circa  expulsionem 
hujusmodi  expensas  quamplurimas  fecissent,  cives  predicti  novia 
pensionibus  et  debitis  ipsum  oppidum  gravare  oportuisset;  pre- 
fatus  eciam  Petrus  tot  et  tantas  hujusmodi  ut  pretenditur  vendi- 
disset pensiones  et  dictum  oppidum  nostrum  in  tantum  gra- 
vasset,  quod  de  hujusmodi  pensionibus  ipsorum  singulis  quibus 
ut  pretenditur  vendite  fuissent,  satisfacere  non  potuisset  quo- 
quomodo,  sed  solvere  quibusdam  qui  jam  viam  universe  carnis 
ingressi  fuissent^  aliquibus  annis  de  predictis  pensionibus  vita- 
libus propter  ipsius  nimiam  inopiam  et  gravamen  per  dictum 
tyrannum  eidem  illatas  licet  invitum  destitisset  et  cessasset; 
quorum  jam  heredes  et  dictarum  literarum  pensionalium  deten- 
tores  in  diversis  mundi  partibus  incolas  cives  et  oppidanos 
prefati  oppidi  nostri  Lovaniensis,  quas  ipsi  cives  et  eciam  mer- 
catores  propter  eorum  mercancias  diversas  exercendas  visitare 
necessario  haberent,  propter  hujusmodi  pensioneß  solvi  neglectas 
arrestarent  et  arrestare  facerent  ac  impedirent,  quominus  suas 
mercancias  ubi  ipsis  necesse  esset  proficuum  et  opportunum, 
exercere  auderent  atque  possent,  dictosque  cives  et  oppidanos 
ac  eciam  ipsum  oppidum  nostrum  occasione  premissorum  multi- 
pliciter  molestarent  et  vexarent  ac  coram  nostra  majestate  et 
ad  Judicium  curie  nostre  et  alibi  in  causas  vocarent  atque 
traherent  in  grave  prejudicium,  gravamen  et  damnum  dicti 
nostri  oppidi  civium  et  oppidanorum  ejusdem.  Cumque  dictum 
oppidum  quibuscunque  hujusmodi  heredibus  et  literarum  pen- 
sionalium hujusmodi  detentoribus  lete  et  gratanter  solvere 
deberet  et  satisfacere  vellet  de  hujusmodi  pensionibus  vitalibus 


53 

solvi  n^lectis  et  tempore  pretensi  regiminis  dicti  tyranni  ut 
pretenditur  et  post  venditis  et  sigillatis,  si  ipsius  suppeterent 
facaltates,  que  revera  eciam  reditus  proventus  et  emolumenta 
eJQsdem  oppidi  pro  presenti  non  sufficerent  quoquomodo  — 
Bapplicans  igitur  humillime  dictum  oppidum  nostre  majestati 
que  quorumtibet  juste  petencium  vota  compleetitur  graciose,  et 
cum  justa  petentibus  non  sit  denegandus  assensus,  quatenus 
spacium  veniam  et  votivam  dilacionem  quindecim  annorum  ad 
solvendum  hujusmodi  pensiones  solvi  restantes  et  neglectas 
animo  deliberato  et  ex  certa  sciencia  ac  de  Romane  regie 
potestatis  plenitudine  et  auctoritate,  et  quod  ulterius  et  deinceps 
infra  dictos  quindecim  annos  dictum  oppidum  cives  et  incole 
ejusdem  ac  privilegiis  et  immunitatibus  oppidi  civibus  concessis 
gandentes  eorumque  res  bone  et  bona  pretextu  et  occasione  dicti 
contractuB  pretensi  de  et  super  hujusmodi  pensionibus  vitalibus 
et  earum  occasione  conjunctim  vel  divisim  coram  nostra 
majestate  et  ad  Judicium  curie  nostre  alteriusque  seu  aliorum 
quorumcunque  judicum  arrestari  in  judiciumque  coram  predictis 
trahi  vocari  et  conveniri  ac  sentencie  eciam  quecunque  seu 
qnalescunque  occasione  premissorum  in  et  contra  ipsos  eorum- 
que robas  res  et  bona  ferri  vel  promulgari  occasione  vel  pre- 
textu predictorum  per  quemcunque  seu  quoscunque  quovis 
quesito  colore  nullatenus  valeant,  nostra  majestas  ex  eisdem 
animo  sciencia  plenitudine  et  auctoritate  graciose  et  benignius 
indulgeret  tribueret  et  concederet,  et  quod  infra  dictos  quin- 
decim annos  omnes  arrestas  repressalias  insidias  coram  nostra 
majestate  et  ad  Judicium  curie  nostre  ac  aliorum  quorumcunque 
in  causam  vocaciones  et  tradicciones  ac  sentencias  quascunque 
et  qnalescunque  earuraque  .execuciones  obstacula  et  impedi- 
menta  in  personas  robas  res  et  bona  dictorum  civium  et  oppi- 
danorum  ac  oppidi  ejusdem  pretextu  et  occasione  dictorum 
pretensorum  tractatuum  de  et  super  hujusmodi  pensionibus 
vitalibus  et  occasione  eorundum  latas  et  factas  sublevaret  et 
sospenderet,  dictumque  oppidum  cives  et  oppidanos  ejusdem 
et  alios  predictos  in  et  circa  premissa  de  solita  benignitatis 
clemencia  uberius  privilegiando.  Quibus  omnibus  et  singulis 
solita  benignitate  regia  auditis  auscultatis  intellectis  et  diligenter 
pensatis  attendentes  profecto^  quod  multum  in  subditis  humani- 
tatis  opus  exequimur,  si  oppressis  et  gravatis  interdum  per 
aliene  culpe  convicium  misericordie  et  relevaminis  celeri  remedio 


54 

subvenimus,  ut  nacionum  pluralitas  que  sub  dominii  nostri  feli- 
citate  respirant  in  statu  veniendo  pacifico  sie  tranquillitatis  de* 
coro  sub  augustalis  regle  Romane  (sie!)  temporibus  augeatur; 
videntes  autem  hoc  fieri  non  posse  commodius^  nisi  dum  ipsos 
eorum  indempnitati  ab  oppressionibus  et  angariis  providenter 
copiosius  sublevamus,  potissimum  autem  ad  dictum  oppidum 
nostrum  Lovaniense  fideliumque  nostrorum  et  sacri  imperii  burgi- 
magistrorum  consulum  proconsulum  scabinorum  et  juratorum 
communitatisque  ejusdem  oppidi,  qui  omni  semper  studio  totaque 
fidelitatis  constancia  nostris  predecessoribus  et  patruis  seu  in- 
clyte  domui  nostre  serviverunt  et  tanto  fidelius  nobis  et  sacro 
Romano  imperio  servire  futuris  temporibus  conabuntur,  quanto 
graciosius  iidem  de  uberiori  nostre  potestatis  participio  secun- 
dantur,  attendentes  nihilominus  quod  venia  et  allevacione  digni 
sunt  qui  alieno  presertim  tyrannico  laborant  morbo,  ac  eciam 
attento  quod  a  pluribus  quibus  dictum  oppidum  ut  pretenditur 
debet  seu  tenetur  vel  saltim  heredibus  eorundem  seu  deten- 
toribus  literarum  pensionalium  dilaciones  graciosas  et  compe- 
tentes  super  solvendis  pensionibus  vitalibus  et  eciam  tempore 
dicti  pretensi  regiminis  seu  ejus  occasione  prefati  Petri  tyranni 
sie  nominati  venditis  et  sigillatis  et  solvi  neglectis  in  antea 
impetrarunt,  volentes  profecto  eisdöm  facere  graciam  specialem 
ad  hoc  precipue^  ut  ipsum  oppidum  nostrum  tam  in  multitu- 
dine  populi  quam  rerum  ubertatc  antique  felicitatis  grata 
resumat  et  suscipiat  incrementa,  ipsis  burgimagistris  consulibus 
proconsulibus  söabinis  et  juratis  totique  communitati  oppidi 
Lovaniensis  predicti  incolisque  hominibus  et  habitatoribus  ejus- 
dem qui  nunc  sunt  et  qui  pro  tempore  fuerint,  cujuscunque 
Status  operis  officii  negociacionis  vel  condicionis  existant, 
spacium  veniam  et  dilaciouem  quindecim  annorum  ad  solven- 
dum  hujusmodi  pensiones  solvi  restantes  et  neglectas  animo 
deliberato  et  ex  certa  sciencia  ac  de  Romane  regio  potestatis 
plenitudine  et  auctoritate,  et  quod  ulterius  et  deinceps  infra 
quindecim  annos  dictum  oppidum  cives  et  incole  ejusdem  ac 
privilegiis  et  immunitatibus  oppidi  civibus  concessis  gaudentes 
eorumque  res  robe  et  bona  pretextu  et  occasione  dictorum 
contractuum  pretensorum  de  et  super  hujusmodi  pensionibus 
vitalibus  et  earum  occasione  conjunctim  vel  divisim  coram 
nostra  majestate  et  ad  Judicium  curie  nostre  alteriusque  seu 
aliorum  quorumcunque  judicum  arrestari  in  judiciumque  coram 


55 

predictis  trahi  vocari  et  conveniri  ac  sententie  eciam  quecunque 
seu  qoalescunque  occasione  premissorum  In  et  contra  ipsos 
eorumque  robas  res  et  bona  late  vel  promulgate  occasione  et 
pretextu  predictorum  per  quemcunque  seu  quoscunque  quovis 
quesito  colore  nullatenus  valeant,  ex  eisdem  animo  sciencia 
plenitudine  et  auctoritate  predictis  graciose  et  benignius  indul- 
gemuSy  prout  digne  possumus,  tribuimus  et  concediraus  absol- 
vimus  et  tenore  presencium  usque  ad  preiinitum  tempus  quin- 
deeim  annorum  libertaraus  ac  liberas  esse  debere  statuinius. 
decementes  quod  exempcio  soluclo  et  libertacio  nostra  hujus- 
modi  in  illis  solucionibus  non  debeant  infringi  a  quocunque 
Tel  quibuscunque  dolis  et  machinacionibus  aboleri  seu  in 
dabium  revocari,  sed  plenam  ac  irrefragabileni  illas  obtinere 
firmitatem  sive  cujuscunque  caucionis  seu  fidejussionis  presta- 
cionem,  ac  quod  infra  dictos  quindeciui  annos  onines  arrestas 
repressalias  insidias  coram  nostra  majestate  et  ad  Judicium 
curie  nostre  ac  aliorum  quoruracunque  (judicum)  in  causam 
Yocaciones  et  tracciones  ac  sentencias  quascunque  et  quales- 
cunque  earumque  execuciones  obstacula  et  impedimenta  in  per- 
sonas  robas  res  et  bona  dictorum  civium  et  oppidanorum  ac 
oppidi  ejusdem  pretextu  et  occasione  dictorum  pretensorum 
coDtractuum  de  et  super  bujusmodi  pensionibus  vitalibus  et 
occasione  earundem  latas  et  factas  sublevamus  tollimus  et 
sttspendimus  dictumque  oppidum  cives  et  oppidanos  ejusdem 
ac  alios  predictos  in  et  circa  premissa  de  solite  benignitatis 
clemeneia  specialiter  privilegiamus,  sentenciis  et  processibus 
latis  et  fortassis  eciam  promulgatis  in  contrarium  facientibus 
non  obstantibus  quibuscunque,  presencium  etc.  datum  Constancie 
anno  domini  MCCCCXVIP  septima  die  Octobris. 


14.  (XCVII.)  Constanz,  (1417?). 

König   Sigismund   fordert   die    Königin   von  Böhmen    auf,    die 
kirchlichen  Missstände   abzustellen  und   droht  im  andern  Falle 

mit  einem  Process  des  Concils. 

Serenissima  princeps  soror  nostra  charissima!  Mirabilis 
architectus  Christus  Dei  virtus  et  sapiencia  domum  sibi  excissis 
columnis  septem  et  in  tundamento  de  lapide  primario  collocato 
construxit  et   in   quattuor   angulis   virtutes   quattuor  cardinalcs 


56 

constituens    eam    nihilominus    vario  virtutum    ornatu    depinxit, 
interius   ut  ab   intus   omnis  gloria   filie   regia  esset   in   fimbriis 
aureis.    Verura  ille  qui  a  principio  in  veritate  non   stetit  hujus- 
modi    edificii    structuram    mirabilem   non    sustinens    pacienter, 
validum  ventum    misit  a  regione   deserti,   ut  concussis   quatuor 
angulis  doraus  si  posset,  everteret  fundamentum,  sed  licet  domus 
inultipliciter   quatiatur,    pati  tarnen  non  potest  oranem  ruinam, 
cum  sit  supra    iirmani    petram  mirabiliter   constituta^    arietibus 
tarnen  aliquando  datis  in  agro  aliquos  lapides  excutit  a  structura, 
dum    pugnant    lilii    contra    matrem    plus    quam    civile    bellum 
nequiter  exercentes  et  Christi  tunicaro  inconsutilem  laniant  que 
forte  pocius  uni  fuerat  concedenda.  Inter  alias  naraque  ]3ersonas 
quibus  dilectissima  soror  nexu  affinitatis  sincere    adstringimur, 
vos  specialiter  in   sede   nostri   pectoris   prerogativa   dileccionis 
singularis  portamus  cupientes  eo  pocius  vestram  terreque  vestre 
salutem  gloriam  et  honorem,    quo   predicte   fidei  catholice  pal- 
mites    olim    progenitores    nostri    christianissimi   reges   in   natali 
solo  dilatasse  devocius  et  fervencius  semper  pro  ipsius  ampli- 
ficacione  stetisse  revera  dinoscuntur.     Verum  de   quo  dolemus 
ad  nostrum   pervenit  auditum,    quod    multos   in    terra  Bohemie 
eciam    dicioni    vestre   subjectos    execrabile    facinus   et    erroris 
perversitas   infecit,    plerique    per   apostasie  vicium  illam  incon- 
sutilem Christi  tunicam  quam  sacri  baptismatis  regeneracio  con- 
tulit,    damnabiliter    exuentes    induunt   tanquam   in    tenebris    et 
umbra  mortis    positi   cecitatis   fermento   ac  neqiiicie  et  malicie. 
veteri  corruptela;    sicque  ille    mille    modorum    nocendi    artifex 
per  ministros  suos  pravitatis  et  spurciciarum  aluranos  et  iniqui- 
tatis  operarios  in  illis  partibus  venena  sparsit  mortifera  sediciose, 
considerans  quod  familiaris  hostis  sit  efficax  ad  nocendum  qui 
quasi  dulcia  premittentes   cauda  ^)ungunt   ut   scorpio    in  aureo 
tandem  calice  Babilonis    virus    pestilencie   infusuri,    licet  enim 
hactenus  diucius  latitantes  et  velut  vulpes  claudestine  niterentur 
vineam    domini  Sabaoth   demoliri,   jam  tamen   peccatis    exsur- 
gentibus  in  aperto,  qui  tanquam    equi    parati  ad    prelium    pre- 
sumuntur  manifeste    insurgere  contra  eam,  in    quibusdam  locis 
publice  predicando  querentes  in  cibum  siraplices  et  in  predam 
edoctos    et    illaqueare   fideles   quoslibet    suis  circumvencionibus 
cupientes  facti  magistri  erroris,  qui   nunquam  fuerunt  discipuli 
veritatis.     Quare  validus    clamor   dolore    non   vacuus  in  sacro- 
sancta  Constanciensi  synodo  generali  horrendis  continue  adauctis 


57 

nimoribiis  vicibus  frequentatis  impretermisse  ascendit  et  insinuat 
crebrius  et  invalescit  semper,  quod  in  illis  partibus  devocionis 
obnubilata  sit  claritas  et  divini  nominis  cultui  immisericorditer 
illudatar;  cum  etenim  dudum  resplenduerit  in  Bohemia  et 
Horavia  fida  fides  nunc  autem  simplices  predictorum  callidis 
sedaccionibus  circumventi  et  periculose  decepti  in  profundum 
devenerint  peccatorum,  et  heccine  violatur  ibidem  fidei  fun- 
damentum,  de  quo  tacti  dolore  cordis  intrinsecus  non  valentes 
eqnanimiter  sustinere  tantum  opprobrium  regni  tam  gloriosi 
Dobisque  peculiaris.  £x8urgat  igitur  qu^umus  vestra  devota 
smceritas  et  ad  evellendam  de  vestris  agris  illam  herbam 
mortiferam^  que  messem  benediccionis  extenuat  opportuna  studia 
et  operas  efficaces  impendat,  ut  seges  fructifera  depressa  con- 
rargat  talibus  spinis  et  tribulis  radicitus  exstirpatis  vestro 
patrocinio  et  provisione  salutari  Christi  operarii  prelati  et 
ecclesiastici  catholici  utilius  proficere  valeant  et  commissum 
sibi  officium  ad  laudem  divini  nominis  melius  et  efficacius 
exequantur  et  de  vobis  predicetur  et  in  toto  mundo  dicatur: 
adstitit  regina  a  dextris  ecclesie  militantis  in  vestitu  deaurato 
£dei  catholice  circumdata  varietate  virtutum  donisque  charis- 
matum  redimita.  Sicut  de  vobis  specialem  fiduciam  obtinemus 
opem  et  auxilium  efficaciter  largiendo,  ut  illorum  malediccionis 
alumnorum  sit  publicata  nequicia  per  vestrum  ministerium 
salutare  in  cxterminium  deducatur,  ut  eadem  terra  coinquina- 
torum  labe  purgata  reddatur  Deo  placabilis  et  accepta  antique 
felicitatis  resumpta  benediccione ,  vosque  per  hec  divine  retri- 
bucionis  premium  digne  valeatis  promereri.  Sei  tote,  quod  si 
BecuB,  quod  non  credimus,  actum  fuerit,  animadversionem  sacri 
concilii  apud  quod  pro  suspensione  processuum  multiplicatis 
intercessionibus  studiose  instetimus  usquequaque  ulterius  pro- 
ficere non  valentes  tandem  apostolice  sedis  timemus  presto 
ibidem  inminere.     Datum  Constancie  etc. 

Ita'   quod   spurcicia   pestilencie   prorsus    eliminata   vestro 
ininisterio  prelati  et  ceteri  in  dicta  terra  Bohemie  ad  Dei  mini- 

'  Dieser  unter  dem  Briefe  stehende  Absatz  ist  offenbar  eine  von  dem 
Copisten  im  Text  übersehene  und  später  nachgeholte  Stelle.  Ein  Zeichen 
aber,  wohin  der  Passus  gehört,  wie  dergleichen  in  den  Handschriften 
äblich  ist,  war  nicht  zu  finden.  Ich  vermuthe,  der  Passus  ist  zwischen 
Taleatis  promereri  und  scitote,  quod  etc.  zu  setzen. 


58 

steria  laudabiliter  peragenda  seciiri  reddantur  et  exinde  vobis 
apud  Deum  meritura  et  laudes  apud  homines  comparetis,  nos 
autem  teneamur  prompcius  ad  ea  que  processu  temporis  doinui 
vestre  fuerint  profutura. 


15.  (LXXVI). 

(Constanz,  80.  September?  1417). 

Indultum   ad   cudendym   monetam  (sc.   Frisonibus  concessum). 

Sigismundus  etc.  Universis  et  singulis  prineipibus  eccle- 
siasticis  et  secularibus  prelatis  dueibus  marchionibus  banderen- 
sibus  bailinis  comitibus  vicecomitibus  vicariis  generalibus 
baronibus  nobilibus  mioisterialibus  militibus  clientibus  capita- 
neis  gubernatoribus  presidibus  burggraviis  castellanis  officialibus 
judicibus  theloneariis  *  districtuum  locorum  civitatum  oppidorum 
et  villarum  communitatibus  et  rectorlbus  eorundem  et  presertim 
Omnibus  et  singulis  inhabitatoribus  et  incolis  terrarum  tarn 
Orientalis  quam  occidentalis  Frisie  eeterisque  nostris  et  imperii 
saeri  subditis  et  fidelibus  dilectis  ad  quos  presentes  pervenerint 
graciam  etc.  Venerabiles  illustres  nobiles  et  fideles  dilecti! 
Etsi  cunctos  reges  decet  et  principes  circa  bonum  commune 
utilitatemque  publicam  ferventi  studio  vigilare  cum  jure  divino 
et  humano  dictante  et  natural!  eciam  racione  publica  utilitas 
preferri  semper  debeat  private,  nos  utique  qui  divina  favente 
clemencia  sumus  ad  apicem  Romane  regio  celsitudinis  vocati, 
tenemur  et  debemus-  studiosius  inniti  que  nostrorum  et  imperii 
sacri  subditorum  et  fidelium  commodum  respiciunt  pariter  et 
profectum.  Sane  cum  nuper  in  inferioribus  Alamanie  partibus 
imperialibus  pro  reforraacione  sacrosancte  Romane  ecclesie  ac 
largiente  domino  uniti  futuri  summi  pontiiicis  eleccionem  nee 
non  quorundam  nostrorum  et  imperii  negociorum  expedicionem 
presencialiter  agebamus,  auribus  nostris  frequenter  insonuit, 
quod  in  omnibus  Frisonum  nostrorum  et  imperii  sacri  fidelium 
terris  et  districtibus  que  ad  nos  et  prefatum  Imperium  absque 
medio  peitinere  noscuntur,  nuUa  penitus  moneta  generalis 
cuderetur,  quodque  propterea  cuncti  inhabitatores  et  incole 
terrarum  et   districtuum   eorundem   in    non    modicum   ipsorum 


*  Cod.  theolonariis. 


59 

detrimeDtum  dampnum  et  incoromodum  exterorum  regum  et 
principum  monetis  que  forsitan  aliquantum  deteriores  mino- 
risqae  lige  et  valoris  existerent  quam  antiquitus  fuissent  ac 
esse  merito  deberent,  uti  cogerentur ;  pro  quo  nihilominus  nostra 
et  imperii  sacri  vilipenditur  auetoritas,  auferuntur  jura  utilitasque 
publica  maxime  conturbari  censetur,  ac  prefati  nostri  et  im- 
perii sacri  subditi  et  fideles  variis  concussionibus  et  bonorum 
abstraccioDibus  dampna  irrecuperabilia,  utpote  verisimiliter  pre- 
»omimus,  sustinuissent  hucusque  et  in  futurum  nisi  super  hoc 
per  Dostre  majestatis  celsitudinem  de  opportuno  provideretur, 
remedio  sustinereut;  volentes  igitur  circa  premissa  prout  nobis 
et  imperio  predicto  congruit,  sed  presertim  ob  nostrorum  et 
ejusdem  imperii  subditorum  et  fidelium  utilitatem  profectumque 
salnbrius  providere  habita  deliberacione  super  predictis  cum 
Donnullis  nostris  et  imperii  principibus  et  electoribus  nee  non 
aliomm  principum  comitum  nobilium  atque  procerum  commu- 
nicato  consilio  ordinavimus  statuimus  disposuimus  ac  tenore 
presencium  ordinamus  volumus  et  disponimus  de  cctero  nostras 
et  imperii  sacri  monetas  in  prefatis  Frisonum  terris  seu  modis 
legibus  formis  remediis  et  condicionibus  infrascriptis  cudi  et 
fieri,  prout  sequitur,  in  hunc  modum :  imprim  isvidelicet,  quod  fiat 
una  moneta  aurea  que  appelletur  moneta  imperialis,  que  cudetur 
(in)  Lieovardia  et  sit  tanti  ponderis  et  valoris  sicut  sunt  dimidii 
nobiliones  Anglicani  et  formam  et  figuram  habeat  infrascriptas : 
▼idelicet  quod  ab  una  parte  aquilam  extensis  alis  habeat  et  in 
eadem  parte  scriptum  sit  in  circumferenciis :  ^Sigismundus 
divioa  favente  clemencia';  in  alia  vero  parte  crucem  habeat 
duplicatam  et  in  circumferenciis  ejusdem  partis  scriptum  sit: 
yRomanorum  et  Hungarie  etc.  rex^  Itemque  simili  modo  et 
8ub  eadem  forma  tiat  moneta  argentea  que  similiter  imperialis 
moneta  vocetur.  Sic  videlicet  quoque  cudentur  grossi  argentei 
qui  in  una  parte  aquilam  habeant,  et  in  eadem  parte  scriptum 
sit  in  circumferenciis  ,Sigismundus  divina  favente  clemencia^, 
in  alia  vero  parte  duplicatam  crucem  et  in  circumferenciis 
ejusdem  partis  scriptum  sit:  , Romanorum  Hungarie  etc.  rex*. 
Quorum  grossorum  sedecim  unum  florenum  Rhenensem  et  viginti 
grossi  unum  de  predictis  florenis  per  nos,  ut  premittitur,  cudendis 
valebunt,  et  iidem  floreni  pro  totidem  expendentur,  et  predicta 
omnia  per  nostre  majestatis  celsitudinem  ut  tangitur  statuta 
ordinata  et  disposita  in  statu  debito  permaneant,  fiant  et  utilius 


60 

exequantur,  statuimus  et  vigore  presencium  auctoritateque  Bo- 
mana  regia  et  ex  certa.nostra  sciencia  pro  nobis  et  successoribus 
nostris  Romanorum  imperatoribus  et  regibus  ordinamus,  quod 
nulli  homini  cujuscunque  status  gradus  seu  condicionis  existat, 
prefatas  monetas  tarn  aureas  quam  argenteas  cudere  liceat 
preterquam  imperiali  vel  regali  magistro  monete  cui  nos  vel 
prefati  successores  nostri  ad  cudendum  easdem  monetas  per 
patentes  regle  majestatis  literas  duxerimus  committendum,  nisi 
alicui  communitati  vel  alterius  persone  in  prefatis  terris,  quod 
monetas  cudere  possit,  per  jam  dictos  predecessores  nostros 
Romanorum  imperatores  vel  reges  indultum  existat  et  hujus- 
modi  communitates  personeve  desuper  habeant  hujusmodi  pre- 
decessorum  nostrorum  literas  evidentes ;  et  quod  eedem  monete 
non  nisi  in  Leovardia  predicta  et  non  alibi  deineeps  cudi 
debeant  atque  possint,  quodque  nulla  alia  moneta  aurea  vel 
argentea  aut  cujuscunque  alterius  metalli  vel  eris  in  sepe  dictis 
terris  tam  Orientalis  quam  occidentalis  Frisie  per  quempiam 
alium  fieri  debeat  sive  scindi  nisi  dumtaxat  per  imperialem 
magistrum  monete  antedictum,  cui  eciam  damus  largimur  et 
concedimus  auctoritatem  facultatem  et  potestatem  plenissimam 
monetas  alias  minutas  pro  honore  imperii  ac  utilitate  et  bono 
statu  predictarum  terrarum  cudendi  fabricandi  faciendi  mone- 
tandi  et  juxta  beneplacitum  deliberacionemque  suam  et  secundum 
magistri  civium  in  Leovardia  ac  Gretniannorum  in  predictis 
terris  Frisie  pro  tempore  constitutorum  signo  signandi  cum 
Omnibus  juribus  libertatibus  honoribus  et  graciis  quibus  alii 
sacri  Romani  imperii  consimiles  auctoritatem  facultatem  sive 
potestatem  habende  usi  sunt  hactenus  seu  quomodolibet  po- 
ciuntur;  decernentes  et  hoc  regali  perpetuo  valituro  statuentes 
edicto,  quod  eedem  ac  prenominate  auri  et  argenti  monete  ab 
Omnibus  universaliter  et  ubique  locorum  in  imperio  recipi  et 
acceptari  debeant  difficultate  impedimento  ac  contradiccione 
quibuslibet  procul  motis ;  quodque  nullis  unquam  in  antea  tem- 
poribus  per  nos  vel  successores  nostros  Romanorum  imperatores 
et  reges  alicui  dari  vendi  concedi  impignorari  aut  aliquatenus 
ab  imperio  alienari  debeant  quovismodo.  Inhibemus  eciam 
auctoritate  regali  predicta,  ne  quis  principum  comitum  baronum 
procerum  seu  quevis  universitas  aut  communitas  cujuscunque 
preheminencie  dignitatis  status  vel  gradus  existant,  in  fabricandis 
disponendis    et    cudendis     monetis    illis     signis    que    prefatas 


61 

imperialis  magister  monete  imprimenda  duxerit^  uti  presumat; 
Dam  in  eum  casum  ubi  aliquis  hoc  facere  presumpserit;  extunc 
moDetas  ejusmodi  adulterinas  falsas  illegales  et  injustas  fore 
decernimus  de  plenitudine  Romane  regle  potestatis.  Denique 
ut  predicta  ordinacio  disposicioque  nostra  firma  et  illesa  per- 
maneant  ac  arccius  et  striccius  serventur  ob  omnibus,  universas 
,  atqne  singolas  monetas  in  prefatis  Frisonum  terris  per  oppidanos 
in  Bnunengen  sive  per  Olronem  (Okonem  ?)  et  Bruch  ejus 
patrem  sive  alium  quemcunque  incolam  vel  habitatorem  ter- 
nuimi  hnjusmodi  absque  prefatorum  predecessorum  nostrorum 
indolto  concessu  sive  consensu  sive  licencia  donec  ad  presens 
bctas  fabricatas  et  monetatas  revocamus  cassamus  et  vigore 
presencium  auctoritate  predicta  ex  certaque  sciencia  nostris 
penitus  annuUamus,  non  obstantibus  quibuscunque  legibus  pri- 
vilegiis  literis  graciis  et  indultis  edictis  et  factis  in  contrarium 
per  quemcunque ;  quibus  Omnibus,  si  et  in  quantum  presentibus 
in  tote  vel  in  aliqua  sui  parte  adversari  censentur,  auctoritate 
nostra  predicta  ac  de  certa  nostra  sciencia  derogamus,  sup- 
plentes  nihilominus  omnem  defectum,  si  quis  compertus  fuerit 
in  premissis;  nulli  ergo  omnino  hominum  liceat  hanc  nostre 
ordinacionis  disposicionis  statuti  voluntatis  et  decreti  paginam 
infiringere  aut  ei  ausu  quovis  temerario  contraire,  si  quis 
anlem  etc.  etc. 


16.  (LXXXVI.) 

Constanz  (7.  October?  1417). 

König  Sigismund  erklärt  die  Friesen  für  reichsunmittelbar  und 
entbindet   sie   von    dem  Gehorsam   gegen   Okko  den  Sohn  des 

Keno. 

Sigismundus  etc.  Universis  et  singulis  prelatis  presbyteris 
jndicibus  totique  communitati  districtus  in  etc.  nostris  et  imperii 
saeri  fidelibus  dilectis  graciam  etc.  Fideles  dilecti!  Kelatum 
est  auribus  nostre  regie  majestatis,  quod  magistri  civium  consules 
scabini  et  capitanei  totaque  communitas  oppidi  N.  ausu  temerario 
nnllo  a  nobis  aut  predecessoribus  nostris  Romanorum  impera- 
toribus  aut  regibus  mandato  habito  aut  indulto  auctoritate 
propria  se  de  regimine  vestro  et  districtus  vestri  ingerentes 
V08  dominio  suo  subjugare  et  tributa  ac  exacciones,  quocies  eis 


62 

placuit;  a  vobis  veluti  suis  subditis  exigere  et  recipere  non 
erubuerunt,  nee  eo  contenti  vos  tandem  et  districtum  vestnun 
tanquam  hereditaria  bona  et  dominia  sua  potestati  et  regimini 
olim  Kenonis  de  N.  (sie!)  tradiderunt  et  sie  demum  quasi  ex 
successione  paterna  seu  hereditaria  ad  Okkonem  filium  ejusdem 
Kenonis  devoluti  sub  dominio  ipsius  tanquam  servi  et  tributarü 
ignominiose  et  miserabiliter  gravati  residetis  in  nostram  et  ^ 
imperii  sacri  injuriam  non  modicam  atque  damnum;  et  cum  ex 
debito  officii  Romane  regie  dignitatis  ad  hoc  teneamur  precipue 
sollicita  cura  intendere,  ut  uni versa  dominia  et  jura  sacro  im- 
perio  hactenus  quocunque  modo  subtracta  temporibus  nostris 
magnifice  recuperare  et  ad  imperii  obedienciam  et  subjeccionem 
reducere  studeamus,  idcirco  universitatem  vestram  sub  debito 
fidei  seriöse  requirimus  imo  vobis  auctoritate  Romana  regia 
districte  precipiendo  mandamuS;  quatenus  ad  hec  ut  sub  pro- 
teccione  sacri  imperii  cui  eciam  immediate  subjecti  estis,  ad 
instar  aliorum  Frisonum  ,dy  Fryfriesen'  vulgariter  nuncupatorum 
libere  respirare  et  a  jugo  gravissime  servitutis  eximi  possitis 
ac  prefato  Okkoni  aut  alicui  alteri  hominum  in  antea  nuUatenus 
obedire  aut  tributa  et  exacciones  quascunque  solvere  nuUatenus 
presumatis;  quin  pocius  ad  obedienciam  et  subjeccionem  sacri 
imperii  prout  tenemini  redeuntes ,  nobis  et  imperio  sacro  in 
manibus  strenui  Syfridi  et  Nicolai  etc.  quibus  ad  hec  vices 
nostras  commisimus  fidelitatis  et  homagii  prestarc  debeatis 
juramenta,  prout  in  juribus  et  libertatibus  vestris  conservari 
ac  nostram  et  imperii  sacri  indignacionem  gravissimam  nee  non 
penara  ducentorum  scutorum  antiquorum  a  vobis  et  quolibet 
vestrum  qui  contrafecerit,  irremissibiliter  exigendam  cupitis 
arccius  evitare.     Datum  Constancie  etc.  ut  supra  (sie!)  etc. 


17.  (LXXXVII.) 

Constanz  (October  1417). 

König  Sigismund   bittet   die  Friesen    um   ein    subsidium  chari- 

tativum  zu  den  Concilskosten. 

Sigismundus  etc.  Honorabilibus  prepositis  decanis  gret- 
mannis  coadjudicibus  (sie!)  et  capitaneis  totique  communitati 
et  incolis  in  Ostergo  in  Westergo  Smeylburgerlant  Schotter- 
werff  Vpsterlant   et   octo    parrochialium    principalium    parcium 


63 

Frisie  nee  non  ceterorum  districtuum  et  insularum  ipsis  et 
patrie  Frisie  adherenciam  nostris  et  imperii  sacri  fidelibus 
dilectis  graciam  etc.  Honorabiles  devoti  et  fideles  dilecti !  Non 
credimus  vobis  incognitum  aut  a  vestra  noticia  fore  peregrinum, 
qualiter  ex  assumptis  Romane  regie  dignitatis  gubernaculis  circa 
ea  que  commodum  et  utilitatem  populi  christiani  respiciunt, 
pront  tenemur,  soUicita  mente  intuenti  pro  sacrosancta  universali 
ecciesia  a  mnltis  jam  retroactis  temporibus  dispendiose  scissa 
cam  Dei  adjutorio  feliciter  unienda,  nee  non  nostris  et  imperii 
sacri  dominus  et  terris  in  statu  quieto  et  pacifico  reponendis 
diversas  mundi  partes  et  remota  regna  sub  magno  nostro  et 
Dostrorum  diserimine  et  expensis  innumerabilibus  peragravimus, 
potissimum  nos  arbitrantes  salvatori  nostro  prestari  obsequium, 
81  pro  dileete  sponse  sue  sancte  videlicet  ecclesie  hactenus  tam 
in  spiritaalibus  quam  eciam  temporalibus  multipliciter  afflicte 
ipsins  cujus  in  hoc  rem  agimus  nobis  assistente  auxilio  subvenire 
valeamus,  cujus  rei  desiderio  succensi  tot  viarum  et  laborum 
dispendia  cum  extenuacione  eciam  naturalium  dominiorum  nostro- 
rom  non  pigrabamur  subire^  et  nunc  largiente  domino  una  cum 
reverendissimis  in  Christo  patribus  dominis  cardinalibus  archi- 
episcopis  episcopis  ceterisque  prelatis  doctoribus  et  magistris 
in  Constanciensi  civitate  ad  hoc  nobiscum  congregatis  unione 
ecclesie  sancte  jam  confirmata  brevi  temporis  spacio  eleccionem 
nnici  veri  et  indubitati  summi  pontificis  indubie  sceuturam 
speramus^  quo  terminato  feliciter  demum  ad  prosequenda  imperii 
sacri  negocia  sine  interpolacione  aliqua  liberius  procedemus 
nee  a  cepto  desistemus  proposito,  donec  hec  omnia  vita  nobis 
comite  fine  debito  conchidantur.  Et  quia  ad  tam  ardua  tam  que 
salubria  negocia  toti  itaque  christiani tati  summe  necessaria 
fehciter  prosequenda  vestrum  et  aliorum  nostrorum  et  imperii 
fideliüm  subsidia  nobis  extant  plurimum  opportuna,  idcirco 
fidelitatem  vestram  de  qua  plurimum  presumimus  quamque  in 
hac  re  votis  nostris  credimus  prompte  oceurrere,  tenore  presen- 
ciam  seriöse  requirimus  et  hortamur  desiderantes  ex  animo^ 
qnatenus  predictis  laboribns  nostris  et  sumptibus  quos  pro  vestro 
ac  totius  christiani  populi  utilitate  et  com  modo  ultronee  sustu- 
limus  et  usque  modo  indefesse  sufFerimus,  provida  mente  pen- 
santes  ad  suecurrendum  nunc  majestati  nostre  regie  imo  pocius 
reipubliee  benivole  annuentes  de  danda  nobis  una  precaria  seu 
charitativa    subvencione    unanimiter   concordetis   ac   ipsam    ad 


64 

locum  competentem  comportantes  et  universos  et  singulos  com- 
portare  facientes,  taliter  comportata  atque  collecta  in  manus 
Syfridi  et  Nicolai  presentare  velitis  per  eos  ad  cameram  nostram 
regiam  deportanda.  Commisimus  namque  dictis  consmariis 
nostris  hec  et  alia  nostre  intencionis  ad  vos  perferre  negocia^ 
quibus  in  Omnibus  que  vobis  hac  dumtaxat  vice  ex  parte 
nostra  retulerint  ac  vobiscum  tractaverint  et  concluserint,  fidem 
credulam  et  indubiam  per  vos  adhibendam  cupimus  per  omnia 
tanquam  vobis  pi'opria  loqueremur  in  persona.  Ägite  igitor  in 
premissis,  prout  de  constanti  fidelitate  in  obediencia  vestra  con- 
fidimus,  ut  exinde  in  conspectu  majestatis  nostre  commendari 
ac  proinde  nostre  munificencie  beneficia  non  immerito  presto- 
lari  possitis,  que  vobis  si  votis  nostris  parueritis  presentibus 
clemencius  pollicemur.     Datum  Constancie  etc.  etc. 


18.  (XCVI.)  Constanz  (October,  1417). 

Exhortatur  quosdam  imperio  rebelles,  ud  adhuc  convertant  se. 

Sigismundus  etc.  fideles  dilecti !  Audito  nuper  quod  insti- 
gante  siquidem  diabolo  nedum  in  sacri  Komani  imperii  dispen- 
dium,  sed  eciam  ad  versus  imperialis  culminis  honorem,  imo 
denique  in  lese  majestatis  crimen  fideles  nostros  homines  de 
B  .  .  .  n  (sie !)  et  nonnullos  alios  de  occidentalis  Frisie  partibus 
pro  eo,  quod  ad  eorum  verum  naturalem  et  ordinarium  dominum 
tanquam  veri  zelatores  ipsius  humiliter  et  sicut  tenebantur 
reddentes  nobis  et  eidem  imperio  cui  favente  domino  feliciter 
presidemus,  ad  manus  honorabilis  N.  consiliarii  ambasciatoris 
et  fidelis  nostri  dilecti  fidelitatis  et  obedlencie  juramenta  pre- 
starunt  tam  in  civitate  Groninghensi  que  Frisie  caput  esse 
dicitur  et  que  priscis  temporibus  fideles  lactabat  filios  nutriebat 
providos  receptabat  honestos  ejiciebat  improbos  et  infideles  et 
rebelles  imperii  penitus  exulabat,  quam  extra  sie  hostiliter, 
fraudulenter  vero  dicimus,  invadere  et  ex  eis  quosdam  crudeliter 
occidere  quosdam  diris  tradere  carceribus  non  estis  veriti, 
nempe  regium  animum  nostrum  ac  lachrymarum  erumpencium 
guttas  vix  potuimus  continere,  et  profecto,  dum  sie  per  vos 
gesta  perpetrataque  in  nostre  lance  consideracionis  appendimus 
equidem  non  mediocriter  admiramur,  unde  potuit  vos  tanta 
animare  temeritas,  quod  sub  tam  mali  fomite   propositi  regiam 


65 

majesUtem  ofFendere  et  prefato  ambasciatore    nöstro  apud  vos 
adhnc  existente  ac  regie  persone  nostre  effigiem  representante 
füriisque    veBtris    predieta    facere    prohibente    quietem    nostre 
mentiB  sie  irreverenter  et  infrunito  (!)  animo  turbare  non  pavistis; 
et  revera;  si  qua  virtus   dormivisset  in   nobis,    ocio   debebatis 
nerito  considerasse;    quod  licet   nobis    et  imperio  fidelitatis  et 
obedieneie  debita  juramenta  prestare  vestra  presumpcio  distulerit 
hucusque,  nihilominus  tarnen  vos  ad  Imperium  pertinere  ac  sim- 
pliciter  imperiales   esse   contradicere   non  potestis   nee  negare 
possunt  vestre  mentes,  quoniam  parentes  vestrum  omnium  eorum 
fide  constancia  magnanimitate  indefessoque  labore   poscentibiis 
canctas  atque  singulas   libertates   franchesias  privilegia  cetera- 
que  moltimoda  bona  quibus  heu !  nunc  abutimini  a  nostris  pre- 
decessoribus    Bomanis    imperatoribus    et    regibus    obtinuerint, 
vosqae  illorum,  et   non   vestris  meritis   appellemini   vidgariter: 
,die  Fryen  Friesen',  pro  quo  nimirum  doloris  major  causa  nos 
afficit  et  presertim  quod  ibi  magis  et  amarius  inquietamur,  ubi 
clemencia  nostra  quietis  dulcedinem  libencius  procuraret,  et  inde 
ledimur  immanius,  unde  nobis  et  imperio  deberet  hodie  charitativa 
fidelitatis    obviam  prodire  undeque  gratitudinem  zelus  culminis 
oostri  avidius  expectavit.  O  inexcusabilis  culpa !  Surgere  tamen 
mihi  inter  tot  armosos  vires  non  potuit  unicus  qui  contra  tarn 
enormes    inauditasque    fracciones    verbum    unicum    loqueretur 
qaique  pro   sedandis   faccionibus   hujus   defensionis   se  murum 
opposuisset.     O  si  possetis   alternatim   libros   consciencie   per- 
legere^  quot  et  quantas  in  eis   accusatorias   lecciones   predictis 
faccionibus  vestris  omnino  contrarias  inveniretis,  quod  ad  versus 
nostros  et   imperii  juratos  et  fideles  ausi  fuistis  in  arma  con- 
soi^ere  quimet  deberetis  eorum  imo  nostras  injurias  totis  viribus 
propulsare.  Mirabilis  imo  non  satis^  imo  ultra  quam  dici  possit, 
miranda   tanti   loci  cecitas  ac  tantorum  civium  obscuritas  ocu- 
lorum,  ut  qui  tam    felicium   deberetis   antecessorum   vestrorum 
antiquitatis  dignissime  vite  morumque    sequi  vestigia  a  semitis 
vestrorum  laudabilium  patrum  qui  olim  ab  Äugusto  non  vocati 
cum  Romanis    ea    tempestate    potentissimis   et    rebellibus    pro 
iiuperii  juribus  recuperandis  pugnam  ineuntes  gloriosum  quippe 
trioniphum    obtinuerunt;    improvide    deviantes   non    minus    in 
nostrum    quam    culminis    nostri    prejudicium    supradictos  jam 
joratos   subditos   et    fideles   nostros    tam    crudeliter   peremistis 
tamque  immaniter  in  vestris  vinculis  detinetis.    Animadvertite, 

ArckiT.  Bd.  LIX.  I.  U&lfte.  6 


66 

animadvertite''Romani  imperii  subditi,  utrum   ex  coUatis  bene- 
ficiis  vobis  quorum   parentes   imperii  munificencia  tarn  copiose 
dotavit  ac  pre  ceterls  in  imperio  constitutis  tam  largifiue  Über* 
tavit  contra  nostros  imo  nos  ipsos  velut  imperii  caput  exasperare 
sie  licuit  mentes  vestras?    Non  equidem.  Levate  itaque  oculos 
vestros  in  circuitu,   levate^   aperite   aures   vestras   et  de   tanta 
nobis  et  imperio  illata  injuria  doleatis  ac  ad  se  ipsum  quill bet 
vestriim  revertatur  ad  resumendumque  caput  sensusque  racionis 
induat  et  dijudicet,  quam  pregrandi  macula  ex  premissa  faccione 
coinquinatum  jam  fuerit  nomen  suum ;  ac  non  minus  provide  ac 
diligenter    attendat,    quod   imperii   fortitudo  quam  vis  modernis 
temporibus  passa  videatur  aliquas  tempestates,  digno  tamen  Dei 
judicio  multos  qui   sibi  rebelles   esse   presumpserant,   hactenus 
ad  penam  mediante  justicia  conduxit  exemplum  cunctis  homi- 
nibus  seculi  monstratura.    Non  enim  sicut  putatis  Romani  im- 
perii vires  sopite  sunt,  nam  semper  vigilans  et  attenta  potencia 
non  dormitat.     Interrogate  patres  vestros  qui  olim    ob   imperii 
Romani  amorem    rebelles   conterrere   viribus   et   rebus  minime 
veriti    sunt,    et    dicent    vobis,    quomodo    prcdecessores    nostri 
victoriosissimi  multos  rebelles  a  propriis   laribus  expulerunt  et 
ejecerunt,  quoniam    et   ipsi   patres   vestri    semper  fuere  ipsius 
imperii  fidelissimi  zelatores.  Interrogate  modernes  et  narrabunt 
vobis,  quomodo  rex  Anglie  etc.  nobis  et  imperio   indissolubili 
vinculo  colligatus  et  rex  Danie  etc.  propinquissima  consanguini- 
tatis  Hnea  conjunctus  innumerabilem  fere  multitudinem  imperii 
principuin  et    fidelium  qui  se  studcnt  assidue   non   minus  obe- 
dienter  quam  fideliter  nostris  beneplacitis  conformare;  penitus 
obmittendum  vellemus,  equidem  vellemus  tam  propter  imperium 
quam  famam  vestram,  ut  cetera  sinamus,  quod  sanius  egissetis, 
quoniam  autem,  viri  fortes,  nemo  quod  factum  est,  non  factum 
fuisse  possit  reducere,  cumque  tempus  nunc  advencrit  in  quo  nobis 
et  imperio  graciores  iieri  poteritis,  vos  hortamur  et  auctoritate 
regia  Romana  requirimus:  exsurgitc  et  ad  contemplandam  im- 
perii speciem  et  virtutem  vestros  animos  erigite  vosque  posses- 
sione   graciosa   vestrum    cognoscite   possessorem;    parate    viam 
domini,  rectas  facite  semitas    ejus;    toUite  carcerum  vestrorum 
seras  et  supradictos  fideles  nostros  quos  recepistis  de  carceribus 
hujusraodi  mox  visis  presentibus  integre   relaxetis,    et  si   que 
ipsis  bona  recepta  sunt,  restituatis  ad   honorem    sacri  Romani 
imperii   et   nostre   majestatis   reverenciam   specialem,   quod   si 


67 

feceritis;  nos  inter  alios  imperii  subditos  vos  recommendatos 
habere  studebimu^  sine  falle,  sed  revera  si  potencie  nostre 
maDdatis  obedire  neglexeritis,  quod  utique  nostra  serenitas  adhuc 
credere  non  potest,  penis  et  mulctis  imperialis  bauni,  forbannique 
et  alÜB  viis  et  modis  quibus  poterit  regia  potestas  nostra  pro- 
cedere  corabit,  utpote  sibi  ac  ceteris  imperii  prineipibus  visum 
fuerit  expedire;  nee  vos  tunc  liberare  poterunt  predictarum 
faccionum  atque  scelerum  persuasores,  sed  eritis  cimctorum 
opprobrium  et  fabula  nacionuin,  presertim  autem  vicinorum  qui 
contra  vos  derisorie  sua  movebunt  capita  in  eternum.  Datum 
Constancie  anno  etc. 


C.  Savoyen. 

Wie  für  die  Hohenzollern,  so  knüpft  sich  für  das  Haus 
der  Grafen  von  Savoyen  an  die  Epoche  des  Constanzer  Concils 
eine  der  wichtigsten  Erinnerungen  rücksichtlich  der  Entwicke- 
lung  ihrer  Macht*  und  Rangstellung.  Der  bedeutendste  Ge- 
schichtschreiber Savoyens,  Guichenon  und  nach  ihm  viele 
Andere,  erzählen  aber  die  Erhebung  des  Grafen  Amedeo  von 
Savoyen  in  den  Herzogsstand  in  solcher  Weise,  dass  sie  sich 
wie  eine  improvisirte  Episode  der  Reise  des  römischen  Königs 
nach  Perpignan  ausnimmt.  Unzweifelhaft  aber  haben  schon 
längere  Zeit  vorher  Verhandlungen  darüber  stattgefunden,  und 
da  savoyische  Gesandte  im  Jahre  1412  den  römischen  König 
in  Ungarn  schon  begrüssten,  so  dürfte  die  Grundlage  zu  dem 
Act  von  Chambery  wohl  damals  schon  gelegt  worden  sein. 
Man  weiss,  wie  viel  dem  römischen  König  im  Jahre  1414  das 
freundliche  Verhältniss  der  Grafen  von  Savoyen  und  Monferrat, 
welche  das  natürliche  Gegengewicht  gegen  die  Macht  Mailands 
bildeten,  genützt  hat,  und  abgesehen  von  den  Geldmitteln,  mit 
welchen  Herzog  Amedeo  seinen  Lehnsherrn  auf  der  Rßise  nach 
Narbonne  und  Perpignan  förderte  —  bekanntlich  verliess 
Eberhard  Windecke  seinen  Herrn  auf  der  Fahrt,  um  ,Geld  aus 
Savoyen  zu  holen'  —  scheint  Sigismund  einen  werthvollen  Ge- 
winn in  der  Unterstützung  der  savoyischen  Gesandten  auf  dem 
Concil  selbst  gefunden  zu  haben,  die  ihm  in  der  Epoche,  da 
er  durch  den  Zerfall   mit   Frankreich   in   eine  unsichere  Lage 

gerathen   war,    von  ersichtlichem  Nutzen  sein  musste.    In  den 

6* 


68 

Rahmen   der   ersten   Verhandlungen  ^    die   das  Verhältniss   des 
römischen   Königs   zu  Savoyen  begründeten  ^    scheint  nun  die 
erste  der  hier  mitgetheilten   Urkunden  (Nr.  LXXVII[19])   zu 
fallen,  die,  so  allgemein  gehalten  sie  auch  ist,  schon  durch  die 
paradigmatische  Anführung   der   den  Grafen  von  Savoyen  als 
Reichsvicaren   verliehenen  Suprematsrechte   über    die  Kirchen 
und    Diöcesen    ihres   Gebiets    sich    als    eine    auf  Savoyen    in 
Sonderheit    bezügliche  kundgibt.     Dazu  kommt,  dass  wir  nii"- 
gends  so  deutlich  als  eben  in  Savoyen,  den  durch  Karl  IV.  mit 
dem   Vicariat  verbundenen    Supremat    und    die    darüber   vom 
Clerus    erhobenen   Beschwerden    und   Auflehnungen   verfolgen 
können.     Sichtlich  enthält  die  Aufhebung  dieser  Verleihungen 
seines  Vaters  durch  Sigismund  eine  captatio  benevolenciae  für 
den  savoyischen  Clerus,  die  dem  römischen  Könige  ebenso  wie 
vielleicht  Amedeo  selbst  für  die  weitere  Entwickelung  des  auf 
die  Erhebung  zum  Herzogthum  gerichteten  Planes  nothwendig  er- 
scheinen mochte.  Andererseits  versetzt  uns  die  unter  (Nr.  LXX 
[23])   mitgetheilte    Urkunde    in    die    Epoche,    in   welcher   die 
savoyischen  Gesandten  auf  dem   Concil   selbst  dem  römischen 
Könige   förderlich   gewesen   sind  —  ist   doch   durch   ihre  Ver- 
mittelung  vornehmlich  der  Compromiss   zwischen   dem  Könige 
und  den  Cardinälen  zu  Stande   gekommen   und  die  Spannung 
wegen    des    Securitätsbriefes    beigelegt    worden.  *      Aber    auch 
weiterhin  scheint  noch  namentlich  im  Hinblick  auf  die  Sicherung 
des    Rückzuges    der    römischen    Curie    nach    Italien    auf   die 
savoyische  Hilfe  gerechnet  worden  zu  sein,  und  die  unmittelbar 
am  11.  November,  also  am  Wahltage  von  Martin  V.  an  Ludwig 
von  Achaja  erfolgte  Notification  der  Wahl  unter  den  ganz  be- 
sonders auszeichnenden  Schlussworten  (Nr.  CXVI  [25])  mag  wohl 
eben  darin  ihren  Grund  haben.    Dazwischen  bietet  uns  unsere 
Handschrift  eine  ganze  Gruppe  von  Schreiben  (Nr.  XXVHI  [20], 
XXIX  [21],  LXIX  [22],  CV  [24])  über  ein  von  dem  Erzbischof 
Michael  von  Embrun  begangenes  Verbrechen  und  ein  darüber 
eingeleitetes  Processverfahren  ,   die  leider  trotz  ihrer  Redselig- 
keit das  eigentliche  Vergehen  des  Prälaten  im  Unklaren  lassen. 
Nehmen   wir   an,    dass    die    Klage    über    Vergewaltigung    der 
Diözesanen  durch  den  Erzbischof  nur   zu    den  Häufungen  der 


^  Vgl.  Petor  de  Palka  ed.  Firnhaber  im  Archiv  f.  Kunde   Österreichischer 
Geschichtsquellen,  Bd.  XV.  pp    36.  55. 


69 

Beschuldigungen  gehört,  die  in  jenen  Tagen  bei  Erhebung  einer 
Klage  üblich  waren,  so  bleibt  als  materieller  Grund  für  den 
Zorn  Sigismunds  ein  gegen  ihn  verübter  Eidbruch  des  Kirchen- 
färsteo.  Was  derselbe  ihm  aber  zugeschworen  und  worin  er 
dtnn  weiterhin  seine  Meinung  derart  geändert,  dass  der  römische 
König  eine  so  ungemeine  Heftigkeit  gegen  ihn  an  den  Tag 
legte,  bin  ich  nachzuweisen  nicht  im  Stande. 


19.  (LXXVII.)         Diös-Györ,  5.  Mai  1412. 

König  Sigismund  hebt  alle  den  Reichsvicaren  über  die  Kirche 

ertheilten  Suprematsrechte  auf. 

Sigismundus  etc.  Universis  et  singulis  principibus  eccle- 
siasticis  et  secularibus  comitibus  vicecomitibus  baronibus  nobi- 
libns  militibus  clientibus  officialibus  judicibus  magistris  civium 
consuiibus  juratis  et  communitatibus  civitatum  oppidorum 
villarum  locorum  et  districtuum  ac  rectoribus  eorundem  coeteris- 
qae  nostris  et  imperii  sacri  subditis  et  fidelibus  dilectis  ad  quos 
presentes  pervenerint,  graciam  etc.  Venerabiles  illustres  nobiles 
et  fideles  dilecti !  Ad  hoc  summi  dispensacionem  presidii  prin- 
cipalis  monarchie  obtinuimus  principatum,  ad  hoc  sacri  Ro- 
mani  regni  non  leve  pondus  in  nos  suscepimus,  ut  si  ad 
alia  extrinseca  sollicitudo  nos  provocet  ad  ea  tarnen,  que  recu- 
peracionem  nostrorum  et  imperii  sacri  jurium  fclicem  quoque 
statum  et  quietum  ac  incrementum  graciarum  libertatum 
immunitatumque  personarum  ccciesiasticarum  in  toto  sacri 
Romani  imperii  ambitu  constitutarum  respiciunt,  tanto  inten- 
damus  uberius,  quanto  nostrum  pre  ccteris  mundi  principibus 
solium  magnificencius  erexit  ceiestis  providencia  creatoris. 
Assumpti  itaquc  dudum  superna  disponente  clemencia,  sicut 
pie  tenemus,  quamquam  insufficicntibus  meritis  ad  culmen  Ro- 
mane regie  dignitatis  multorum  principum  procerum  ac  subdi- 
tomm  nostrorum  et  imperii  sacri  fideiium  exposicione  certa 
pereepit  nostra  majestas,  quod  pridem  nonnulli  dive  recorda- 
cionis  Romanorum  imperatores  et  reges  nostri  predecessores 
quibusdam  regibus  principibus  ducibus  marchionibus  comitibus 
magnatibus   baronibus   aut    nobilibus    vicariatus    generalis   vel 


70 

specialis  sacri  Romani  imporii  nee  non  superioritatum  iideli- 
tatum  homagiorum  feodoruni  jurisdiccionum  seu  quoruraeunque 
aliorura  jurium  regalium  ad  nos  et  Komanum  imperium  ac 
regnum  quomodolibet  pertineneium  infeodaciones  seu  largi- 
ciones  ac  concessiones  imperiales  fecerunt  et  indulserunt,  arbi- 
trantes  ipsi  concessores  predecessores  nostri  per  hec  rempublicum 
adaugeri,  que  quidem  infeodaciones  largiciones  et  concessiones 
imperiales  fecerunt  et  indulserunt^  prout  eadem  fidelis  exposicio 
subjungebat,  sacro  Romano  imperio  ac  rcipublice  propter  ho- 
minum  cupiditates  jam  diu  incommoda  multifaria  intulerunt  et 
copiosius  inferunt  de  presenti,  prout  eciam  rerum  magistra 
experiencia  de  eisdem  incommodis  postmodum  certissimis  in- 
diciis  mentem  nostram  regiam  informavit.  Nos  igitur  sie  terreno 
principatui  presidere  volentes,  ut  ab  eterno  non  mereamur 
exciudi;  et  preterea  pretermissis  humanis  favoribus  soli  utilitati 
et  honori  Romani  imperii  reique  publice  indulgere  et  vigilanter 
intendere  totis  deside^iis  exigente  magnifica  predicti  Romani 
imperii  et  regni  nobis  commissa  soUicitudine  cupientes  —  et  ne 
deinceps  concessiones  seu  largiciones  supradicte  vel  similes 
nobis  et  sacro  Romano  imperio  ac  rcipublice  et  presertim 
sacrosanctis  ecclesiasticis  seu  ecclesiis  et  earum  ministris  et 
prelatis  qui  temporibus  hodiernis  proh  dolor,  infinitis  calami- 
tatibus  devexantur,  quorumque  presidium  ac  proteccionem  ad 
nos  et  sacrum  Romanum  imperium  recognoscimus  pertinere, 
prejudiciales  existant  vel  dampnose,  nostra  ejusde"m  imperii 
sacrosanctarum  ecclesiarum  ac  rcipublice  evidenti  utilitate  pen- 
sata  specialiter  et  attento^  quod  Serenissimus  et  illustrissimus 
princeps  dominus  Carolus  quartus  dive  memorie  Romanorum 
imperatur  semper  augustus  et  Bohemie  rex  genitor  noster  cha- 
rissimus,  dum  adhuc  ageret  in  humanis,  motus  ex  certis  ac 
racionabilibus  causis  poscente  eciam  utilitate  publica  sano 
nichilominus  principum  comitum  baronum  et  procerum  sacri 
Romani  imperii  accodente  consilio  ex  certa  sciencia  sua  ac  de 
cesarea  potestatis  plenitudine  vicariatus  officium  ad  quod  non- 
nullos  sacri  imperii  principes  in  quibusdam  civitatibus  locis 
atque  terris  et  presertim  comitatus  Sabaudie  et  aliis  locis  vicinis 
adjacentibus  ad  predictum  imperium  pertinentibus  constituerat 
revocavit  ac  ad  se  et  imperium  ab  eisdem  resumpsit,  nee  non 
literas  suas  desuper  datas  cujuscunque  tenoris  existebant  in 
Omnibus   suis   sentenciis   punctis    et  clausulis   annullavit,  anni-. 


71 

chilavit  penitus  et  destruxit,^  sicut  de  hiis  tarn  per  plurima 
fide  digna  et  evidencia  testimonia  quam  per  prefati  genitoris 
nostri  cesaree  cancellarie  registra  clare  ac  sufficienter  sumus 
edocti  —  moti  quoque  premissis  ac  certis  aliis  justis  et  bene 
consideratis  racionibus  ex  certa  nostra  sciencia  et  motu  proprio 
sano  eciam  principum  prelatorum  comitum  baronum  procerum 
ac  aliorom  nostrorum  et  imperii  saeri  fidelium  accedente  con- 
silio  ac  de  nostre  regle  plenitudine  potestatis  omnes  et  sin- 
golas  superius  deciaratas  vel  similes  ac  quascumque  alias  vica- 
riatus  generalis  vel  specialis  Romani  imperii  superioritatumque 
fidelitatum  homagiorum  feudorum  aut  aliorum  quoruracumque 
jurium  regalium  ad  nos  et  Romanum  imperium  sive  regnum 
qnomodocumque  pertinencium  concessiones^  infeudaciones  seu 
lai^ciones  quascumque  per  predecessores  nostros  Romanorum 
imperatores  et  reges  aut  eorum  alterum  quibuscumque  regibus 
prineipibus  ducibus  marchionibus  comitibus  baronibus  et  magna- 
übos  aut  eorum  alteri  factas  et  indultas^  quantum  concessiones 
Infeodaciones  vel  largiciones  hujusmodi  contingere  possunt  aut 
poterunty  sacrosanctas  ecclesias  ac  earum  ministros  et  prelatos 
ipsoromque  civitates  suburbia  villas  castra  mandamenta  juris- 
dicciones  dominia  territoria  homines  feuda  possessiones  et  que- 
cunque  jura  nobis  et  predicto  Romano  imperio  immediate  sub- 
sistentes  et  sub^istencia  ab  eisdem  regibus  prineipibus  ducibus 
marchionibus  comitibus  baronibus  ac  magnatibus  et  eorum  sin- 
golis  quibus  ipse  concessiones  infeudaciones  aut  largiciones 
imperiales  vel  earum  altera  ut  prefertur  hactenus  sunt  indulte, 
ad  nos  et  Romanum  imperium  atque  regnum  penitus  resumimus 
substrahimus  et  revocamus  per  presentes  omnes  et  singulas 
literas  predecessorum  nostrorum  Romanorum  imperatorum  ac 
regum  predictis  regibus  prineipibus  ducibus  marchionibus 
comitibus  baronibus  et  magnatibus  aut  eorum  alteri  super  pre- 
missis concessionibus  infeudacionibus  et  largicionibus  cesareis 
aut  earum  altera  concessas  et  confectas,  cujuscumque  formule 
seu  tenoris  existant,  eciamsi  in  eis  caveatur,  quod  non  possint 
revocari,  quo  ad  partera  ecclesiarum  et  ministrorum  seu  pre- 
latorum predictorum  aut  suorum  et  cujuslibet  eorum  civitatum 
Bttburbiorum  villarum  castrorum  mandamentorum  jurisdiccionum 


*  Vgl.  Huber-Boehmer  Kegesta  Caroli  IV.  die  dort  ausgezogenen  Urkunden 
Nr.  4170,  6155,  5156,  6244. 


72 

dominiorum  territoriorum  hominum  feudorum,  possesBionum  et. 
quorumcuraque  aliorum  jurium  nobis  et  dicto  Romano  imperio 
subsistencium  tenore  presencium  cassamus  destruimus  annulamas 
et  penitus  irritamus  in  omnibus  suis  sentenciis  eapitulis  et 
clausulis  de  excellenti  plenitudine  supradicta  Romane  regie 
potestatis.  Et  nichilominus  auctoritate  et  potestate  jam  dietis 
statuimus  et  declaramus  et  edicto  perpetuo  ac  irrefragabili  de- 
cernimus  in  bis  scriptis,  ut  ecclesiarum  et  ministrorum  earundem 
in  futurum  Status  perseveret  inconcussus,  volentes  expresse 
quod  vigore  alicujus  coneessionum  infeudacionum  vel  lai^- 
cionum  imperialium  superius  expressarum  vel  similium  aut 
quarumlibet  aliarum  quantacunque  et  qualicunque  verborum 
expressione  firmatarum  predictis  rcgibus  principibus  ducibus 
marchionibus  comitibus  baronibus  et  magnatibus  aut  eorum 
alteri  vel  alterius  ipsorum  heredibus  suecessoribus  et  causam 
habituris;  si  super  ecclesiis  predictis  earum  rainistris  et  prelatis 
ac  ipsorum  civitatibus  suburbiis  villis  castris  mandamentis 
jurisdiccionibus  dominus  territoriis  hominibus  feudis  possessionis 
bus  et  juribus  aliis  quibuscunque  nobis  et  sacro  imperio  sub- 
jectis  jus  superioritatis  dominii  jurisdiccionis  reforti  vel  alterius 
cujuscunque  potestatis  acquiri,  eciamsi  per  predecessores  nostros 
supradictos  premisse  vel  similes  aut  quocunque  alie  concossiones 
infeudaciones  et  largiciones  predictis  regibus  principibus  duci- 
bus marchionibus  comitibus  baronibus  et  magnatibus  aut  eorum 
alteri  vel  heredibus  suecessoribus  aut  causam  habituris  eorun-. 
dem  facte  fucrint,  de  dictorum  prelatorum  aut  alterius  eorundem 
consensu  et  expressa  voluntate,  et  tenor  literarum  predecessorum 
nostrorum  in  literis  coneessionum  infeudacionum  vel  Iai*gicionum 
hujusmodi  de  vcrbo  ad  verbuin  clauderetur  seu  alias  ibidem 
haberetur  de  eisdem  literis  mencio  specialis.  Quocirca  uni- 
versis  et  singulis  ecclesiarum  prelatis  et  ministris  nostre  im- 
periali  potestati  ac  dominio  quoad  temporalia  predieta  immediate 
subjectis  et  constitutis  sub  obtentu  gracie  nostre  ac  ex  debito 
iidelitatis  auctoritate  nostra  Romana  regia  precipimus  et  man- 
damus,  quatenus  vigore  aut  pretextu  alicujus  concessionis  in- 
feudacionis  seu  largicionis  imperialis,  prefatis  regibus  principibus 
ducibus  marchionibus  comitibus  baronibus  et  magnatibus  aut 
eorum  alteri  vel  suis  heredibus  suecessoribus  et  causam  habi- 
turis per  predecessores  nostros  de  vicariatu  imperiali  speciali 
vel  generali  seu  superioritatum  fidelitatum  homagiorum  feudorum 


73 

aat  aliorum  quorumcumque  juriuin  ad  nos  et  ad  Romanum  im* 
periam  seu  regnum  pertinencium  quovismodo  faote,  ad  eosdera 
reges  principes  duces  marchiones  comites  barones  et  magnates 
eorumque  heredes  successores  et  causam  habituros  seu  eorum 
altenim  aut  eorum  officiales  etc.  quoscumque  deputatos  vel 
deputandos  nuUum  respectum  seu  regressum  deinceps  habeant 
nee  sibi  in  aliquo  obediant  vel  inten dant.  Nos  enim  de  pre- 
missa  Romane  regio  plenitudine  potestatis  motuque  sciencia  et 
eoDsilio  supradictis  omnes  et  singulas  ecciesias  ac  supradictos 
prelatos  et  ministros  ac  eorum  et  cujusiibet  eorum  civitates 
Buburbia  villas  castra  mandamenta,  dominia  homines  feuda 
jarisdicciones  possessiones  et  jura  quecunque  alia  nobis  et 
Romano  imperio  temporaliter  subjectos  subjectas  et  subjecta 
a  predictorum  regum  principum  ducum  marchionum  comitum 
barooum  et  magnatum  potestate  ebediencia  et  fidelitate  eximi- 
mas  libertamus  et  penitus  absolvimus  ac  in  statum  pristinum 
et  immediatam  subjeccionem  et  superioritatem  nostram  ac  suc- 
ceMorum  nostrorum  Romanorum  imperatojjum  et  regum  ac 
ipsius  iraperii  restituimus  et  reducimus  per  presentes.  Et  si  forte 
retroactis  temporibus  quicquam  adversus  statutum  declara- 
cionem  revocacionem  libertatem  absolucionom  graciara  et  inten- 
cionem  nostras  regias  hujusmodi  nee  non  jura  privilegia  liber- 
tates  et  immunitates  ecclesiarum  et  prelatorum  predictorum  a 
prefatis  regibus  principibus  ducibus  marchionibus  comitibus 
baronibus  et  magnatibus  vel  eorum  altero  seu  officialibus  aut 
deputatis  vel  deputandis  eorundcm  occasionc  et  pretextu  ali- 
CQJU8  conccssionis  infeudacionis  vel  largicionls  imperialium 
predictarum  vicariatus  imperialis  generalis  vel  specialis  aut 
soperioritatum  fidelitatuni  dominiorum  homagiorum  feudorum 
et  aliorum  jurium  imperialium,  ut  profertur,  sibi  facte  attcmpta- 
tam  vel  factum  foret  vel  fuerit  aut  contigerit  in  posterum  per 
qoemeunque  quavis  auctoritate  scienter  vel  ignoranter  attemptari 
vel  fieri,  de  supradicta  plenitudine  Romane  regio  potestatis  boc 
ipsum,  qualicunque  modo  gestum  fuit,  cassamus  irritamus  vacua- 
mag  cassumque  irritum  et  inane  perpetuo  esse  decernimus  et 
ounciamus  in  bis  scriptis,  ut  nullis  temporibus  debeat  viribus 
aliqaalibus  subsistere,  non  obstantibus  literis  nostrorum  prede- 
cessorum  Romanorum  imperatorum  et  regum  in  contrarium 
concessis  sub  quacunquo  verborum  exprossione  formula  con- 
fectia  et   roboratis,    quibus    perinde    ac    si    literarum    ipsarum 


74 

tenores  in  nostris  literis  presentibus  de  verbo  ad  verbiim  in- 
sererentur,  de  jam  dicta  plenitudine  Romane  regle  potestatis  ex 
nostra  sciencia  certa  et  motu  proprio  ac  consilio  supradicto, 
quoad  ecclesias  et  prelatos  civitates  suburbia  villas  castra  man- 
damenta  territoria  dominia  homines  feuda  jurisdicciones  liber- 
tates  et  jura  quecunque  super ius  cxpressa^  penitus  derogamas, 
supplentes  nichilominus  omnem  defectum,  si  quis  in  premissis 
raeione  solemnitatis  omisse  dubia  vel  obscura  interpretacione 
verborum  seu  quovis  alio  modo  compertus  fuerit,  de  prefata 
plenitudine  Romane  regio  majestatis.  Nulli  ergo  omnino  ho- 
minum  etc.  sub  pena  L  marcarum  auri  puri  etc.  Datum  Dixsgari 
anno  domini  millesimo  quadringentesimo  XII^  quinta  die  Maji 
Sub  majestati  regali  regnorum  ut  supra.  Ad  mandatum  domini 
regis  —  Johannes  Kircheim. 


20.  (XXVllI.)         Constanz,  29.  Juni  1417. 

Mandat  omnibus  et  singulis  subditis   archiepiscopatus  Ebredu- 
nensis,  ut  in  nulla  tcmporalitate   archiepiscopo   se  obtemperent 

sub  pena  banni  imperialis. 

Sigismundus  etc.  Venerabilibus  ecclesiasticis  spectabilibus- 
que  secularibus  proceribus  nobillbus  honorabilibus  et  egregiis 
vasallis  et  subditis  quibuscunque  eciam  nominibus  et  honoribus 
censeantur  et  signanter  bannillis  castellanis  capitanois  ac  recto- 
ribus  judicibus  gubernatoribus  officialibus  civitatis  Ebredunensis 
nee  non  castrorum  villarum  et  terrarum  utpote  castri  Rudolphi^ 
castri  sancti  Clementis,  castri  de  Risotis,  castri  sancti  Crispini, 
castri  de  Varcio,  castri  de  Selhaco  castri  de  Crinolis  castri  de 
Salite  et  castri  de  Briseriis  nee  non  villo  de  Cathuritis  et  civi- 
tatis Ebredunensis  ac  ceteris  et  singulis  ad  archiepiscopatum 
et  ecclesiam  Ebredunensem  quoquomodo  pertinentibus  cujus- 
cunque  Status  gradus  ordinis  tituli  dignitatis  et  preheminencie 
existanty  nostris  et  sacri  Romani  imperii  fidelibus  devotis  dilectis^ 
ad  quorum  noticiam  presentes  pervenerint,  graciam  regiam  et 
omne  bonum!  Venerabiles  spectabiics  nobiles  lionorabiles  et 
egregii  iideles  dilecti!  Sperabamus  hactenus^  ut  ille  homo 
dierum  suorum  inveteratus  Michael  videlicet,  qui  se  archi- 
episcopum  Ebredunensem  ac  sacri  imperii  triscamerarium  pre- 
tendit^  paciencie  nostre  graciam  qua  ipsum  et  dictam  ecclesiam 


76 

ejusque  subditos  clerum  et  populum  utinani  inelioribus  auspiciis 
et  non  plus  debito  prevenimus,  sicut  vir  providus  agnosceret, 
«gnitaxp  sectaretur  et  converteretur  a  pessimis  viis  suis^  in 
quibiui  a  sua  excecatiis  malicia  desipienter  errat  et  gloriatur 
insipiencius  in  errore^  in  quo  perdicionem  perpetuam  quasi 
desiderabiliter  videtur  manibus  et  pedibus  provocare  contra 
Denm,  imo  ac  si  non  sit  Deus  judicans  et  vindicans  iniqui- 
tatem  in  terra,  se  in  superbiam  contumaciter  erigens  immemor 
beneficii  accepti  quasi  sui  noticiam  non  Habens  non  est  veritus 
horrendum  scelus  perjurii  nostre  majestati  prestitum  dainpna- 
biiiter  incurrere  benediccionemque  et  clemenciam  clongans  a 
se  ioduit  malediccionem,  clerum  et  populum  sub  jurisdiccione 
ejußdem  Ebredunensis  ecclesie  constitutum  crudeliter  et  enor- 
miter  offendit  vexat  angustiis  et  variis  tribulacionibus  multi- 
pliciter  et  enormiter  persequitur  et  sub  pretextu  quarundam 
literarum  eciam  nostrarum,  alios  pretextu  turpis  lucri  et  in 
saciabilis  voraginis  avaricie  questu  exaccionavit  et  continuo 
exaccionat^  alios  vero  incarceiavit  et  vinctos  tenet  in  carcere, 
alü  vero  a  facie  persecutoris  fugientes  de  patria  et  de  laribus 
propriis  coacti  sunt  miserrime  exulare  sine  culpa  non  tarnen 
sine  malicia  multa  ipsius  persecutoris;  sed  quia  credebatur 
prouti  credi  debuerat  incunctanter,  quod  hujusmodi  perjurii 
superbie  sevicie  et  avaricie  sue  plaga  circumligata  correccionum 
medicamine  vel  foto  oleo  lenitatis  etsi  non  cicius,  paciencius 
tarnen  et  solidius  sanari  sine  cicatrice  deberet,  quam  si  appone- 
retur  ferrum  rigide  ulcionis,  distulimus  hactenus  vel  leviter 
applicare  moiiicina,  ut  ad  cor  rediens  racionis  lumine  illustra- 
retur  agnosceretque  monentem  affectum  prout  teneretur,  homagium 
prestitum  observaret  et  literas  de  cancellaria  nostra  cesarea 
»ibi  et  dicte  ecclesie  Ebredunensi  clero  quoque  et  populo 
affluenter  concessas  exsolveret  et  extraheret ;  ipse  vero  in  repro- 
bum  sensum  datus  tamquam  in  profundum  submersus  pecca- 
tonun  erransque  in  invio  et  non  in  via,  salutisque  sue  vias  et 
jaouas  sibi  apertas  pertinaciter  vilipendens  cor  suum,  ne  timeat 
dommum  et  debitum  morum  predecessorum  suorum  reverencie 
Bubjeccionis  et  obediencie  exhibeat,  videtur  dampnabiliter  in- 
durasse  neque  recogitans,  quod  divi  predecessores  et  progeni- 
tores  nostri  inclyti  Romanorum  imperatores  atque  reges  quante 
charitatis  affectu  velut  preheminentibus  titulis,  ut  antiquitas 
fidelis  insinuat,  specialiter  eandem   ecclesiam    ecclesiasticasque 


76 

personas  et  ministros  ac  subditos  ejusdem  bona  et  libertates 
eorum  sue  potencie  clypeo  munientes  protexerunt  in  suis  muni- 
ficenciis  et  dotibus  erga  illos  immensitatem  solam  pro  mensura 
poneütes  eas  multis  libertatibus  et  immensis  liberalitatibus 
ampliarunt;  —  ipse  vero  ingratitudinis  vicio  fontem  pietatis 
exsiccante  miserrirae  laborans  non  advertit,  quauta  ipsi  ecclesie 
Ebredunensi  membrisque  ministris  vasallis  et  subditis  ejusdem 
exinde  vel  temporaliter  eciam  immineant  pericula  et  detrimenta, 
que  longum  esset  et  prolixum  valde  hie  per  singula  explicare, 
sed  recte  considerantibus  patet  evidenter,  cum  offensas  per  ex- 
crescentem  maliciam  oifensis  accumulat,  et  ne  videamur  amplius 
quasi  carnem  superfluam  confovisse  quo,  si  neglecta  fuerit, 
penitus  obdureseat  et  eo  insanabile,  quo  insensibile  vulnus  fiat, 
ecee  cogimur  vel  abscissionis  Ferrum  vel  ignem  apponere 
ulcionis,  utinam  non  ad  interitum,  sed  pocius  ad  salutem;  nam 
ecee  ipse  in  arcum  pravum  perversus  maliciam  suam  per 
paciencie  holocaustum  vincere  credentes  insolencior  eflFectus  pre- 
textu  quarnndam  literarum  nostrarum  occasione  calva  assumpta, 
quod  nostrum  stupescit  auditum  timore  Dei  postposito  et 
humano  pudore  abjecto  clericos  et  laicos  ausu  sacrilego  per- 
sequcns  capiens  detinet  arte  custodie  mancipatos,  an  forte 
crodidit  et  credit,  quod  super  hoc  zelus  noster  minime  aceen- 
datur,  ut  ipso  rcprobus  irapune  nosque  sub  silencio  talia 
transeamus?  Nimis  revera  nos  acriter  pupugit,  nee  hujusmodi 
possumus  sustinere  punccionem,  nisi  eam  sufficiens  compunccio 
et  deceus  satisfaccio  deliniret.  Sed  ne  nimis  tonare  nimiis 
videamur,  ecee  verbum  abbreviatum  duximus  proponendum, 
quod  nullatenus  eum  in  s'ua  portinacia  saltem  in  temporalibus 
ultcrius  toloramus,  ne  aliis  eciam  impunitatem  pertinacibus 
permittere  videamur,  nee  volumus,  ut  per  hoc  delictum  ipsius 
in  damnum  ecclesie  possit  aliquatenus  redundare,  quocirca 
vobis  Omnibus  et  singulis  suprascriptis  et  cuilibet  vestrum  in 
solidum  ac  ceteris  fidelibus  nostris  circumposite  regionis  distric- 
tissime  et  sub  pena  bann!  imperialis  quam  in  contrarium  facientes 
incurrere  declaramus  ipso  facto,  non  quidem  per  errorem  aut 
improvide,  sed  ex  certa  nostra  sciencia  maturaque  deliberacione 
superinde  prehabita  principumque  comitum  baronum  procerum 
nobilium  nostrorum  et  sacri  imperii  fidelium  dilectorum  ad  hoc 
accedente  consilio  firmiter  injungendo  et  precipiendo  attente 
mandamus,  quatenus  non  obstantibus  quibuscunque  literis  eciam 


77 

oostris  8ub  quacunque  verborum  forma  sibi  datis,  quibus  quavis 
auctoritiite  moliretur  contra  presentes  literas  sc  juvare  aliqua- 
tenos  vel  relevare,  quorum  tenores,  ac  si  de  verbo  ad  verbuin 
presentibus  inserti  forent^  ex  certa  nostra  sciencia  motuque 
proprio  presentibus  haberi  volumus  pro  insertis  et  sufficienter 
expressis,  quibusque  ingratitudine  perjurio  contumacia  avaricia 
malicia  et  sevicia  ejusdem  archiepiscopi  sie  nominati  exigen- 
tibus  pene  penitus  censemus  derogari  et  manifeste,  derogamiis 
per  presentes  nullius  roboris  nulliusque  efficacie  vel  momenti 
easdem  de  Romane  regio  potestatis  plenitudine  expresse  pro- 
mmciayimaS;  in  iis  scriptis  tantum  detestandi  perjurii  crimen 
et  contumaciam  manifestam  tantamque  nostre  cancellarie  immo 
verius  nostre  majestatis  injuriam  et  delusionem  ac  fidelium 
Dostrorum  offensam^  cum  uni  quod  ex  minimis  nostris  fit  in- 
joriose,  nobis  fieri  reputamus;  quibus  predictus  nominatus 
archiepiscopus  detestabiliter  fuit  et  est  perperam  irretitus,  ex 
animo  prosequentes  contra  ipsum  archiepiscopum  sie  nominatum 
]MX)mpta  benevolencia  et  benevola  promptitudine  ad  convin- 
cendam  ipsius  maliciam  insurgentes  viriliter  confortati  ad  in- 
yicem  vos  teneatis  sibique  a  modo  in  antea  in  nullo  temporaliter 
pareatis  aut  aliquatenus  intendatis;  sed  omnem  obedienciam  et 
Babjeccionem  an-estacionemque  proventum  talliarum  dacionum 
Bolacionum  et  serviciorum  quocunque  nomine  censeantur^  quos 
et  que  eidem  Michaeli  asserto  archiepiscopo  in  temporalibus 
qoe  ut  nostis  a  nobis  et  sacro  Romano  imperio  dependent^ 
prorsuB  subtrahentes  denegetis  in  antea  exhibere  vel  cuicunque 
8Q0  nomine  administrare  apud  vos  per  nostram  majestatem 
Dotoriis  culpis  memorati  pretensi  archiepiscopi  facien tibus, 
arrestata  per  omnia  castra  villas  terras  et  civitates  jurisdic- 
cionis  et  diocesis  ecclesie  et  civitatis  Ebredunensis  ^  integre 
conservetis  tamdiu,  donec  a  nobis  aliud  superinde  habueritis  in 
mandatis;  dignum  quippe  est,  ut  quos  timor  Dei  a  malo  non 
revocat  temporalis  saltem  pene  animadversio  coherceat.  Et  si 
forte  nonnulli,  quod  non  credimuS;  mandatis  hujusmodi  parere 
contempserint^  non  immorito  sentient^  quid  dextera  possit  im- 
perialis  majestatis,  que  novit  humiliare  superbos  et  humiles 
exaltare,  atque  talibus  rebellibus  sera  et  inutilis  pocnitencia 
post  ruinam.   Obedientes  autem  et  mandatis  nostris   hujusmodi 


*  Cod.  EbrudimeDsis. 


78 

parentes  et  se  Ulis  conforinantes  eaque  cum  debita  execucione 
observantes  sub  umbra  alarum  nostrarum  et  sacri  imperii 
assumentes  ab  omni  metu  persecucione  et  invasione  reali  et 
personal!  undecunque  imminenti  seu  super venienti  salvare  ad- 
juvare  protegere  tueri  et  manutenere  providimus  et  conservare 
pene,  penitus  indempnes  pariter  et  immunes,  ut  per  hec  et 
alia  oportuna  remedia  idem  pretensus  archiepiscopus  in  poena 
cognoscat,  ^que  in  culpa  dampnabiliter  commisit,  et  ut  hujus- 
modi  nostri  edicti  execucio  suum  debitum  sorciatur  effectum, 
quemadmodum  iilustri  prineipi  Amadeo  duci  Sabaudie  con- 
sanguineo  nostro  charissimo  et  fideli  diiecto  per  alia  scripta  ^ 
nostra  clare  recolimus  nuper  dedisse  in  mandatis,  sie  et  rursum 
eidem  nee  non  gubernatori  Kicie  et  capitaneo  Barcevylonie  seu 
Vallismoncium  Ebredunensis  diocesis  et  ceteris  qui  presentibus 
fuerint  requisiti,  ut  ipsi  per  se  vel  alium  seu  alios  per  que- 
cunque  remedia  opportuna,  prout  eis  vel  alteri  eorum  melius 
videbitur,  rebelles,  si  qui  sint,  et  contumaces  cum  extorsione 
eciam  poenarum  et  mulctarum  compescant  arcius  et  ad  obser- 
vacionem  mandati  nostri  hujusmodi  ipsis  directi  executive  ad- 
stringant  firmiter  et  compellant  nostre  majestatis  et  sacri  im- 
perii ob  reverenciam  pariter  et  honorem.  Kulli  ergo  omnino 
hominum  liceat  hanc  nostri  edicti  mandati  decreti  et  voluntatis 
paginam  infringere  aut  ei  quovis  ausu  temerario  contraire.  Si 
quis  autem  hoc  attemptare  presumpserit  indignacionem  nostram 
gravissimam  et  poenam  banni  imperialis  insuper  et  mulctam  L 
marcharum  auri  puri  fisco  nostre  majestatis  applicandarum, 
quociens  contrarium  fecerit,  noverit  irremissibiliter  se  incur- 
surum.  £t  ut  premissorum  ignoranciam  nemo  pretendere  valeat^ 
hujusmodi  processus  nostros  per  quoslibet  nostros  et  sacri  im- 
perii fideles,  qui  superinde  requisiti  fuerint,  in  locis  opportunis 
mandamus  et  volumus  solempniter  publicari  nobisque  rescribi 
et  significari  indilate  per  literas  vel  publica  instrumenta  exe- 
cucioncm  earundem;  prout  vitaro  cupiunt  nostram  et  sacri 
imperii  gravissimam  indignacionem.  Presencium  sub  nostre 
majestatis  sigilli  appendentis  testimonio  iiterarum.  Datum 
Constancie  anno  domini  millesimo  quadringentesimo  decimo 
septimo,  penultimo  die  Junii,  regnorum  nostrorum  anno  Huu- 
gariae  XXXI°  Romanorum  vero  VIP. 


»  Vgl.  die  folgende  Nr.  1>1. 


79 


21.  (XXIX.)  Constanz,  29.  Juni  1417. 

üt  jrocessus  contra  archiepiscopum  Ebredunensem  factos  exequi 
bciat  et  procuret   et   quod   rescribat   seriem   et  formam  totius 

gerende  execueionis. 

Ulustris  prineepS;  consanguinee  noster  charissime  et  fidelis 
dilecte!  Cum  omnia  mandata  nostra  inniti  justicie  cupiamus^ 
nolumus  execucionem  eorum  sub  pretextu  justicie  per  calump- 
niam  retardari^  quia  vix  unquam  turpius  intencio  mandantis 
eluditur  quam  cum  ex  iniqua  interpretacione  mandati,  quominus 
execucioni  mandetur,  occasio  frivola  mendicatur.  Sane  vehe- 
menter optavimus  et  adhuc  optaremus,  quod  ille  homo,  qui 
asque  in  senectam  et  Senium  diebus  suis  processit  Michael 
Tidelicet  nominatus  archiepiscopus  Ebredunensis  sacrique  Ro- 
mani  imperii  assertus  triscamerarius  velut  ovis  devians  igno- 
raneie  tenebris  obscuratus  et  in  precipicium  lapsus  ad  aliorum 
fidelium  nostrorum  consorcium  vere  lucis  consciencie  illustratus 
radio  remearet  et  ut  alma  ecciesia  Ebredunensis,  que  culpa 
ipsius  tamquam  mercenarii  et  negligencia  assiduis  doloribus  in 
spiritualibus  et  temporalibus  premitur  affligitur  angustiis  gra- 
vatur  dispendiis  et  jugi  discrimine  ruit  et  vastatur  in  suis,  tot 
idem  assertus  archiepiscopus  instancia  sibi  pericula  cogitaret 
et  infra  se  suum  miserabiliter  iapsum  et  casum  attendens  de 
soa  foret  salute  sollicitus  et  studeret  a  tot  flageilis  eripi  totque 
oppressionibus  liberari,  sed  ipse  tamquam  miser  statuens  oculos 
saos  declinare  in  terram  et  quasi  sua  mala  et  suorum  dispendia 
non  cernat  ad  ferendum  cujuslibet  gravaminis  sarcinam  de  sua 
diasipacione  suoque  carere  (sie !)  opprobrio  tamquam  ebes  languens 
et  torpidus  non  videt,  quinimo  ex  assueta  imposicione  pon- 
derum  ac  extorsione  rerum  penarumque  realium  et  personalium 
imposicione  ac  si  callosam  in  humeris  jam  contraxisset  duriciam 
sine  intermissione  inculcat;  unde  nos  illis  miserabilibus  sub- 
ditis  et  vasallis  qui  prostrato  animo  et  inflexa  cervice  ad 
irreparabilem  ruinam  per  eundem  pretensum  archiepiscopum 
absque  clamore  libere  trahuntur,  pio  compacientes  affectu  sin- 
ceritati  tue  ac  ceteris  presertim  subditis  tuis  sub  nostre 
majestatis  sigillis  certos  processus  contra  eundem  archiepi- 
scopum sie  dictum  fulminando  dirigimus,  volentes  prout  de  tua 
lepditate  confidimus,  ut  eosdem  realiter  exequendo  per  aliosque 


80 

exequi  facias  et  procures,  favore  et  gracia  liumana  dissimula- 
cioneque  et  dilacione  quibuslibet  procul  motis,  rescripturus  nobis 
quantüciiis  seriein  et  forinam  tolius  gcrende  execucionis, 
gratam  eciarn  in  eo  consanguinee  charissime  complacenciam 
utique  nobis  ostensurus.    Datum  ut  supra. 


22.  (LXIX.)         Constanz,  13.  August  (1417). 

Requirit  et  hortatur  ducem  Sabaudie,  ut  juxta  forinam  et  seriem 
processuum  et  literarum   faciat   et   procuret  execucioni    debite 

demandare. 

Illustris  princeps,  consanguinee  noster  charissime!  Cum 
omnia  mandata  nostra  inniti  justicie  cupiamus^  noiumus  exe* 
cucionem  eorum  per  occasionem  aliquam  retardari,  quia  vix 
unquam  turpius  intencio  mandantis  eluditur^  quam  cum  ex  iniqua 
interpretacione  mandati^  quominus  execucioni  mandetur,  occasio 
frivola  mendicatur.  Sane  non  sine  causa  mirati  pariter  et  moti, 
quod  ille  dierum  inveteratus  Michael  nominatus  archiepiscopus 
Ebreduneiisis  non  sohim  mandatum  nostrum  adimplere  neglexit, 
sed  tamquam  contemptor  fideique  sue  et  fame  prodigus  crudelis 
et  fidefragus  elusorque  juramenti  prestiti  ac  temerarius  pre- 
varicator  erga  nostram  majestatem  debitum  suum  facere  neglexit 
non  attendens,  quod  ab  omni  administracione  et  execucione 
jurisdiccionis  et  emolumentorum  temporalium  juxta  legitimas 
sancciones  sit  omnino  suspensus;  nos  igitur  noieutos  sicut  nee 
debemus  ipsum  exinde  impune  pertransire,  processus  fecimus 
contra  ipsum  concipi  et  formari  quos  sub  sigillo  nostre  majestatis 
per  nobiles  .  .  tales  ....  tue  sinceritati  providimus  destinandos. 
Qua  de  re  fidelitatem  tuam  requirimus  et  hortamur  attente 
mandantes,  quatenus  juxta  formam  et  seriem  hujusmodi  pro- 
cessuum nostrorum  et  literarum  tibi  cum  presentibus  assignan- 
darum  et  tradendarum,  prout  in  hiis  nostri  et  sacri  imperii 
lionorem  commodum  et  interesse  diligere  teneris  et  de  tua 
sinceritate  pleno  contidimus,  contra  eundem  assertum  archi- 
episcopum  favore  dissimulacione  excusacione  et  dilacione  quibus- 
libet cessautibuä  viriliter  et  potenter  animadvertas,  eosdemque 
Processus  per  te  et  alios  facias  et  procures  execucioni  debite 
demandari,  gratam  nobis  et  acceptam  duliam  in  eo,  con- 
sanguinee   charissime    ostensurus,    ut  et  ipsius   pretensi   archi- 


81 


episcopi   disciplina   ceteris   rebellibus    transeat    in    exemplum. 
Datam  Constancie  decimo  tercio  die  Augusti  etc. 


23.  (LXX.)  Constanz,  13.  August  (1417). 

Notificat  duci  Sabaudie  de  prosperis  suis  successibus. 

Sigismundus  etc.  Iliustris  princeps  consanguinee  noster 
charisBime!  Deposita  qualibet  hesitacione  tenemus  pro  irre- 
fragabili  argumentO;  quod  devoto  corde  tua  sinceritas  suscipit 
animoque  letabundo  jugiter  audit;  quociens  prospera  persone 
nostre  et  successuum  tibi  denotantur;  sciat  igitur  tua  sinceritas, 
qaod  divina  largiente  clemencia  plena  persone  nostre  sospitate 
corporea  et  incolumitate  vigemus  et  vice  reciproca  consanguinee 
charissime  hilari  quidem  et  cum  jocunditate  grandi,  dum  de 
Banitate  tua  et  prospero  statu  auribus  nostris  nova  prospera 
mcombunty  percipimus,  de  quibus  velis  nos  crebrius  reddere 
cercioree;  rumores  vero.sacri  concilii  et  rerum  gestarum  seriem 
nobiles  Caspardus  de  Monte  majori  marescallus  Sabaudie  et 
Amedeus  de  Chalant  milites,  tue  sinceritatis  consiliarii  et  ora- 
tores,  bajuli  videlicet  presencium,  nostri  et  sacri  imperii  fideles 
dilecti;  prout  palpata  eos  evidencia  de  singulis  instruxit,  non 
ezpedit  styli  officio  hac  vice  reserare,  quia  longum  foret 
epistolari  sermone  illa  depromere,  vivis  relatibus  tue  sinceritati 
seriosius  explicabunt.    Datum  ut  supra. 

Illustri  Amedeo  duci  Sabaudie  principi  consanguinee 
nostro  charissimo  et  sacri  imperii  fideli  dilecto. 


24.  (CV.)  Constanz,  14.  October  (1417). 

Duci  Sabaudie,  ut  mandata  exequatur. 

Iliustris  princeps  consanguinee  noster  charissime!  Infra 
noBtri  claustra  pectoris  stabili  tenore  inheret  execucio  coher- 
cionis  mandatorum  nostrorum  contra  et  adversus  illum  Michaelem 
pretensum  archiepiscopum  Ebredunensem  qui  mala  fide  elusit 
promissa  et  debitum  suum  erga  nostram  majestatem  adimplere 
aare  aurda  contumeliose  subaudiens  monita  sepius  sibi  prelibata, 
et  licet  monicionibus  recencioribus  tua  sinceritas  non  egeat,  que 

ArUy.  Bd.  UX.  I.  fl&lfte.  6 


82 

consuevit  eciam  irrequisita  votis  nostris  se  conformare.  Ut 
autem  de  iDtencione  nostra  clariorem  scriptis  multiplicatis 
noticiam  habeas^  presentibus  eandem  duximus  requirendam 
pariter  et  hortandam^  quatenus  dissimulacione  et  dilacione  qua- 
libet  in  premissis  semotis  mandata  nostra  hujusmodi  taliter 
exequi  debeas  et  procures,  ut  suum  debitum  et  votivum  sor- 
eiantur  effectum^  gratam  nobis  in  eo  eomplacenciam  ntique 
ostensurns.  Datum  Constancie  decima  quarta  die  Octobris  etc. 


25.  (CXVI.)        Constanz,  11.  November  1417. 

Annunciacio  ex  parte  Pape. 

Martinus  episcopus  servus  servorum  Dei  dilecto  filio  nobili 
viro  Ludovico  prineipi  Achyae  salutera  et  apostolicam  bene- 
diccionem!     Misericors  et  miserator  dominus  etc.  etc.  * 

De  hoc  autem;  quod  bulla  sine  impressione  nostri  nominis 
est  appensa  presentibus,  eadem  tua  nobili tas  non  miretur^  sed 
pocius  g^ratuletur  maxime,  cum  ejusdem  tue  nobilitatis  desideriis 
occurrentes  easdem  litteras  ante  nostre  coronacionis  insignia 
providerimus  dirigendas,  infra  que  usus  perfecte  bulle  cum 
nostri  impressione  nominis  non  habetur.  Datum  Constancie 
provincie  Moguntine  IIP  idus  Novembris  suscepti  a  nobis 
apostolatus  officii  anno  primo. 

D.  Frianl  und  Italien. 

Am  meisten  bruchstückartig  und  zusammengewürfelt  muss 
nach  Massgabe  der  hier  mitgetheilten  Urkunden  diese  Rubrik 
ausfallen,  und  dennoch  geht  durch  die  meisten  als  einiger- 
massen  verbindender  Faden  der  Antagonismus  zwischen  Sigis- 
mund  und  Venedig  hindurch.  Der  venetianische  Krieg,  welcher 
lediglich  aus  den  Beziehungen  des  ungarischen  Reiches  er- 
wachsen war  Tind  das  Reich  eigentlich  in  keiner  Weise  etwas 
anging,  obgleich  Sigismund  von  dem  Augenblick  seiner  Wahl 
zum  römischen  Könige  an  sich  den  Anschein  gab,  als  kämpfe 
er    hier    vornehmlich    in    deutschem    Interesse,    war    eine   der 

1  cf.  MarU>ne  et  Durand,   Thesaurus   II,   1088.    Nur  der  Schlasssatz  nnd 
das  Datum  sind  verscliieden,  und  ich  setze  diese  daher  hierlier. 


83 

politischen  ActioneD;  welche  Sigismund  vor  seiner  Ankunft  in 
Deutschland  erledigen  zu  müssen  glaubte,  und  wodurch  diese 
sich  um  ein  Jahr  verzögerte.  Auch  die  hier  vorliegenden 
Urkunden  zeigen,  wie  der  König  darauf  hielt,  dass  diese  An- 
gelegenheiten als  Reichssachen  behandelt  werden.  Nur  noth- 
dürftig  konnte  der  Eri^  beigelegt  werden,  und  Sigismund  Hess 
kier  ebenso  wie  in  dem  polnisch-preussischen  Streit  eine  so 
gespannte  Lage  zurück,  dass  es  grosser  Behutsamkeit  bedurfte, 
wenn  nicht  höchst  ungelegen  mitten  in  die  Aufregungen  des 
CoDcik  hinein  die  Kunde  von  einem  neuen  Ausbruch  platzen 
BoUte.  Sehr  viel  kam  hierbei  auf  die  Haltung  des  Herzogs 
Philipp  Maria  Angelo  Visconti  von  Mailand  an,  dessen  Feind- 
seligkeit sich  zwar  in  den  ersten  zwei  Jahren  des  Concils 
gemildert  hatte,  aber  der  oben  registrirte  Brief  (Nr.  CVII, 
weggelassen,  weil  der  Name  des  Adressaten  nicht  genannt)  an 
«nen  ungenannten  italischen  Fürsten  zeigt,  dass  Sigismund 
selbst  an  dem  Tage,  an  welchem  er  an  den  Mailänder  Herzog 
die  üblichen  Höflichkeiten  richtete,  über  die  eigentlichen  Ab- 
sichten desselben  sich  nicht  in  voller  Klarheit  befand.  In 
diese  Beziehungen  versetzen  uns  die  folgenden  Urkunden, 
welche  zwar  nur  sehr  vereinzelte  Lichter  hier  und  da  den 
Ereignissen  aufsetzen,  dennoch  aber  bei  einer  Darstellung  der 
Verhältnisse  Sigismunds  zu  den  italienischen  Staaten  in  der 
ersten  Periode  seiner  Regierung  nicht  werden  unberücksichtigt 
bleiben  können.  Die  ersten  hier  mitgetheilten  Urkunden 
Nr.  LXXVni  [26],  XCI  [27],  XCH  [28],  LXXIX  [29], 
LXXX  [30]  betreffen  alle  den  Krieg  in  Friaul  im  Jahre  1413, 
der  durch  den  Aufstand  des  Grafen  Tristan  von  Savorgnano 
lu  Gunsten  Venedigs  angezettelt  worden  war.  Wie  bedrohlich 
aber  die  Lage  in  Istrien  gerade  im  Jahre  1417  während  der 
peinlichsten  Sorge  um  das  Concil  geworden  war,  zeigen  (vgl. 
mch  Nr.  LXVH  [34])  die  scharf  eingreifenden  Massregeln, 
die  der  König  durch  den  eben  erst  erwählten  Patriarchen  von 
Aqoileja,  den  Grafen  Ludwig  v.  Teck,  seinen  Verwandten, 
durchführen  lässt  (Nr.  XXIV  [32]),  und  im  Zusammenhang 
damit  steht  die  bereits  angedeutete  vorsichtige  Pflege  der 
empfindlichen  Beziehungen  zu  dem  Mailänder  (Nr.  LXV  [33], 
LXVI  [weggelassen],  CVII  [ebenso]).  Von  den  beiden  den 
Fall  mit  dem  Bischof  Thomas  von  Lecce  enthaltenden  Urkunden 

(Nr.  cm  und  CI)  theile  ich  nur  die  hauptsächliche  (35)  mit. 

6» 


84 


26.  (LXXVm.) 

Bei  Capodistria;  25.  Januar  1413. 

Eaperbrief  für   die  Brüder  Andrea   und  Giovanni  Lancellino. 

No8  Sigismundus  etc.  notum  facimus  etc.  quod  dum  ad 
ea,  que  tarn  antiquarum  oppressionum  et  violentarum  occupa- 
cionum  jurium  nostrorum  in  sacro  imperio  in  Corona  noatra 
regni  Hungarie  mentis  nostre  aciem  convertimus  quam  illatamm 
noviter  recensemus  argumenta  —  in  se  ipsam  mens  nostra  reflec- 
titur;  cujus  enim  animus  omnis  compassionis  apers  (!)  sive  suapi- 
riorum  succedencium  sibi  frequencia  aut  antiquas  ipsius  cala- 
mitosi  Status  imperii  commemorabit  angustias  aut  considerabit 
instantes  —  cum  in  antiquis,  unde  graviter  dolore  possit;  inveniat 
et  instantibus  materia  multi  moeroris  occurat;  nam  si  antiquaa 
et  antiquatas  iam  illius  Status  pressuras  et  in  diversa  membra 
ipsius  dilacerata  recti  judicii  censura  discuciat:  o  quanta  chri- 
sticolis  causa  doloris  et  horroris  ingeritur;  si  debita  attencione 
advertant.  Si  autem  ad  eam  que  nunc  imminet  et  dissimulari  non 
potest,  ejusdem  Status  imperii  sacri  scissuram  dirigimus  nostre 
consideracionis  intuitum,  absit  ut  negocium  ipsius  quod  progeni- 
tores  nostri  inclyti  tot  sunt  hucusque  prosecuti  laboribus  tamque 
immensis  promoverunt  sumptibus  et  expensis^  nostro  sit  desti- 
tutum  auxilio  et  precipitabili  laborinto  (sie!)  dereiictum.  Sentit 
utique  sentit  respublica  et  Christianitas  tota  suam  gravem  de 
hujusmodi  miserabili  statu  imperii  et  perversorum  pressuria 
jacturam,  sentit  namque  malevolorum  audaciam  crevisse  et 
ipsorum  habundante  malicia^  dum  sacrosancte  ecclesie  defen- 
sionis  debite  suffragia  subtrahuntur,  iiberius  peccatis  insistitur^ 
hereses  pullulant,  scandala  suscitantur,  multiplicantur  cedes  et 
strages  innumere  invalescunt,  in  persecucionum  turbinibus  Petri 
navicula  fluctuat  —  et  interdum  qui  fidelium  ipsius  sacri  imperii 
censeri  nomine  gioriantur^  in  arcum  perversum  fidei  debitum 
non  servando  conversi;  iliud  in  suis  juribus  injuriose  impetunt 
et  molestant,  illa  nunc  denegando  pro  libito  nunc  illicite  occu- 
pandOy  sicque  tyrannice  servitutis  jugum  imperiale  invaluit,  ut 
potencia  et  vires  katholicorum  que  in  Christi  blasphemos  et 
inimicos  nominis  christiani  potenter  et  magnifice  more  solito 
foret  exercenda,  est  penitus  diminuta  in  opprobrium  et  grande 
domesticorum  fidei  detrimentum.    Hec  igitur  et  alia  non  facile 


85 

inunffl-eoda  dispendia  pio  pensantes  affectu  pro  recuperacione 
et  reformacione  jurium  sacri  imperii  et  corone  regni  nostri 
HaBgarie  brachii  nostri  dexteram  extendünus  et  vigilamus 
attencias,  attencione  sollicita  vigilanter  intendimus  multaque 
loUicitadine  pervigiles  laboramus^  ut  diseriminibus  tantis  oecur- 
mmuB  et  deperdita  dilaeerataque  in  integinim  altissimo  conce- 
drate  recnperemus  et  reformemus.  Sane  de  fidei  constancia 
Dobilium  Andree  etc.  imperialis  (sie!)  fratrum  de  Loneellino 
funiliariiun  nostrorum  et  sacri  Romani  imperii  fidelium  dilecto- 
raniy  quos  ad  nostra  et  sacri  Romani  imperii  servicia  explenda 
totaliter  expertos  fideles  promptes  sollicitos  et  constantes  scimus 
ezistere,  plenissime  confidentes  ipsis  et  eorum  cuilibet  animo  deli- 
berato  et  ex  certa  sciencia  damus^  concedimus  et  attribuimus 
plenam  liberam  et  omnimodam  facultatem^  ut  ipsi  et  eorum 
qmlibet  banderium  seu  vexillum  nostrum  imperiale  utpote 
victricia  aquilarum  signa  erigere  et  sub  eodem  ad  honorem 
commodnm  et  profectum  nostrum  et  sacri  imperii  nee  non 
corone  nostre  Hungarie  etc.  militare  omnesque  et  singulos 
nostros  et  sacri  Romani  imperii  eciam  regni  nostri  et  corone 
Hungarie  emulos  bestes  et  rebelles^  et  presertim  Venetos  nostros 
et  sacri  imperii  ac  corone  regni  nostri  Hungarie  publicos 
rebellesque  hostes,  ipsorum  quoque  ac  omnium  et  singulorum 
alionun  emulorum  et  hostium  nostrorum  et  imperii  ac  corone 
Hangarie  etc.  terras  dominia  civitates  castra  fortalicia  tenutas 
homines  coadjutores  servitores  subditos  res  pariter  et  bona 
qaeque  mobilia  et  immobilia  hostiliter  invadere  capere  dampni- 
ficare  recipere  captivare  et  detinere,  illaque  omnia  que  sie  per 
ipsos  aut  eorum  alterum  capta  acquisita  et  obtenta  fuerint,  in 
usus  8U08  proprios  juxta  beneplacitum  sue  voluntatis  convertere 
et  erogare  valeant  atque  possint,  decernentes  et  auctoritate 
nostra  regia  Romana  statuentes^  quod  de  omnibus  et  singulis 
que  prefati  A(ndreas)  et  J(ohannes?)  ac  eorum  quilibet  cum 
eorum  aut  ipsius  navigiis  societatibus  et  gentibus^  sicut  pre- 
mittitur,  capiunt  et  recipiunt  seu  capit  aut  recipit  sive  lucrantur 
vel  lucratur;  nullam  tricesimam  nullaque  dacia  solvere  seu 
pagare  teneantur  seu  teneatur^  et  quod  ullo  unquam  tempore 
pro  hujusmodi  rebus  ab  emulis  et  hostibus  seu  rebellibus  coad- 
JQtoribus  et  eorum  subditis  modo  premisso  receptis  ablatis 
captis  et  acquisitis  et  earum  occasione  nequaquam  possint  aut 
possit  in  judicio   aut  extra  Judicium   conveniri^   sed   ab   omni 


86 

accione  reali  et  personal!  in  hac  parte  et  exempti  sint  et  sit 
ac  habeantur  et  habeatur  pariter  et  absolut!,  quodque  in  toto 
regno  Dalmacie  et  eciam  in  omnibus  aliis  civitatibus  castris 
oppidis  portubuB  et  locis  nobis  iraperio  et  corone  regni  Hon- 
garie  etc.  subjectis  liberum  accessum  et  portum  habeant  et 
habeat;  ac  in  kocküs^  galeis,  barcis  et  aliis  navigii  generibiu 
vexillura  imperiale  ut  prefertur  erigere  valeant  et  valeat,  pariter 
et  deferre.  Mandamus  igitur  universis  et  singulis  nostris  et 
imperii  sacri  ac  regnorum  nostrorum  Hungarie  Dalmacie  Croa* 
cie  etc.  subditis  et  fidelibus  cujuscunque  preheminencie  Status 
gradus  seu  condicionis  existant,  ad  quos  presentes  pervenerint, 
firmiter  et  districte,  ne  prefaios  Ä(ndream)  et  J(ohannem?) 
ipsorumque  gentes  famulos  et  adjutores  in  premissis  aut  aliquo 
premissorum  impediant  seu  aliquatenus  impediri  permittant, 
quin  pocius  ipsos  et  eorum  quemlibet  ob  reverenciam  et  hone* 
rem  nostre  regio  majestatis  et  ipsius  sacri  Uomani  imperii 
honorifice  receptent  et  manuteneant  protegant  et  defendant  ao 
benignius  undique  favoribus  auxiliis  et  consiliis  prosequantur. 
Presencium  sub  nostre  majestatis  sigilli  appensione  testimonio 
literarum.  Datum  in  terra  Hystrie  in  campis  ante  civitatem 
Copuscistrie  anno  domini  millesimo  quadringentesimo  decimo 
terciO;  vigesima  quinta  die  Januarii,  regnorum  nostrorum  anno 
Hungarie  etc.  XXV%  Romanorum  vero  secundo. 


27.  (XCL)  Feltri,  27.  Mai  1413. 

Belehnung  der  jüngeren  Grafen  von  Savorgnano  mit  den  Gütern 

ihrer  rebellischen  Oheime. 

Donacio  feodi. 

Sigismundus  etc.  Ad  perpetuam  rei  memoriam.  Beneficia 
principum  largis  amplianda  sunt  favoribus  et  ex  recte  consi- 
deracionis  intuitu  per  ipsos  in  alios  extendantur  et  favorabiles 
gracias  aliis  complacende  largicionis  exhibicione  effundant. 
Sane  attendentes  sinceram  et  puram  devocionem  et  grata  ser- 
vicia  que  fideles  nostri  et  sacri  imperii  devotique  sancte  Aqui- 
leiensis  ecclesic;  quam  in  defensionem  et  proteecionem  susce- 
pimuS;  ut  hactenus  et  nostri  predecessores  assumpserunt;  dilecti 
nobiles  Franciscus,  Bartholomeus  et  Anthonius  fratres,  filii  quon- 


87 

dam  Nassinge  (sie!)  de  Sauorgaano  culinini  nostro  et  »acro 
imperio  sancteque  Äquileiensi  ecclesie  fideliter  et  devote  ex- 
hibaernnt  hactenus  et  incessanter  ad  presens  exhibent  et  ex- 
hibere  poterant  et  debebunt^  sicut  nostra  regalis  majestas  tarn 
fide  dignoruin  veris  testimoniis  quam  argumentis  probabilibus 
est  saperiDde  edocta  et  veraeiter  informata,  ut  fervencius  in 
fiitarum  animentar,  omnia  et  singula  bona  jura  reditus  et  pro- 
veotus  que  seu  quos  Nicolaus  quondam  Tristandi  CulantuS; 
frater  alterius  Tristandi  >  quondam  Friderici  nuncupati ,  qui 
Saaorgnano  nostre  majestatis  ac  sacri  imperii  sancte  Aquiie- 
ieosis  ecclesie  infideles  et  notorii  rebelles  ante  et  post  ad- 
?entum  nostre  regio  majestatis  ad  patriam  Forijulii  usque  ad 
concessionem  et  donacionem  nostram  infrascriptas  habuerunt 
tenuerunt  et  possederunt  ac  eciam  omnia  et  singula  bona 
mobilia  et  immobilia  uxorum  eorundem  rebellium  nostrorum 
dotalia  videlicet  et  hereditaria  seu  alia  quoque  bona  que  ipsi 
rebelles  vel  ipse  quovis  modo  habuerint  tenuerint  et  posse- 
derint  aut  ad  eos  quoque  modo  et  quacunque  causa  spectare 
et  pertinere  videntur,  insuper  quandam  domum  in  oppido  Utini 
ritoatam  in  qua  morabatur  et  habitabat  Franciscus  (?)  frater 
predicti  Tristandi  quondam  Friderici  —  que  omnia  et  singula 
bona  predictorum  Nicolai  Culanti  et  Francisci  (?)  ac  eorundem 
uxorum  ut  supra^  occasione  eorundem  notorie  rebellionis  in  nos 
et  sacrum  imperium  ac  sanctam  Äquileiensem  ecclesiam  ad 
nostri  regiminis  fiscum  pleno  jure  devoluta  et  applicata  ad 
nostre  majestatis  collacionem  et  disposicionem  pertinere  et 
spectare  dinoscuntur,  prout  tunc  per  assensum  et  auctoritatem 
totioB  patrie  Forijulii  in  nostre  majestatis  presencia  tunc  tem- 
poris  constituti  de  predictis  bonis  ac  generaliter  bonis  et  rebus 
singulis  quorumcunque  nostre  majestatis  et  sancte  Aquileiensis 
ecclesie  rebellium  pleno  jure  pertinere  debere,  fuit  expresse 
declaratum  —  memoratis  Francisco,  Bartholomeo  et  Anthonio 
fratribus  de  Sauorgnano  et  heredibus  ipsorum  legitimis  ex  certa 
nostra  sciencia  et  Romane  regie  potestatis  plenitudine  ac  omni 
eo  jure  et  titulo  quo  digne  melius  possumus,  dedimus  dona- 
vimus  et  contulimus  immo  damus  donamus  et  conferimus  ac  in 
feudum  nobile  committimus  per  ipsos  et  ipsorum  heredes  in  per- 
petuum  et  irrevocabiliter  possidendam,  tenenda  danda,  donanda 


i  Vgl.  Ascbbacb,  König  Sigmund  I,  337,  Note  11. 


88 

et  alienanda,  et  quicquid  eisdem  seu  ipsorum  heredibus  aut  cui 
jus   suum  dederint;   prout  placuerit  perpetuo  facienda  ponendo 
predictos  Franciscum  Bartholomeum  et  Änthonium  et  quemlibet 
eorum^  quoad  dominium  proprietatem  possesionem  detencionem 
et  ad  omnia  bona  que  predicti  rebelles  nostri  ^t  eorum  uxores 
quoquomodo  et  quacunque  causa  ut  supra  habuerunt  tenuerunt 
et  possederunt;  loco  ipsorum  rebellium  et  eos  fratres  universales 
successores  in  predictis  et  circa  predicta  esse  volumus  et  inten- 
dimus.    A  qua  quidem  concessione  donacione  et  coUacione  in* 
tegra  excludimus  tan  tum  domum  unam  in  qua  habitabat  preno- 
minatus  Nicolaus  Tristandi  situatam  in  suprascripto  oppido  Uüni; 
inhibentes  universis  et  singulis  principibus  ecclesiasticis  et  secu- 
laribus  nostris  et  sacri  imperii  devotis  et  fidelibus  et  presertim 
sancte    Aquileiensis    ecclesie    patriarchis    moderne    et    futuris 
eorumque  officialibus  tarn   ecclesiasticis    quam   secularibus  pro- 
sidibus  magistratibus  ac  ordinariis  judicibus  universis  ipsos  et 
eorum  quemlibet  seriöse   adhortantes   et   districte   requirentes, 
quatenus  de  predictis  bonis  et  rebus  jurisdiccionibus  fructibus 
et  redditibus  ut  supra,  motu  proprio  aut  ad  cujusvis  instanciam 
contra    presentis    nostre    donacionis   concessionis   infeudacionis 
et  largicionis  indultum  sine  nostre  majestatis  expressa  et  spe- 
ciali  licencia  quomodolibet  se  ingerere  presumant  nee  debeant 
in  judicio  aut  extra,   sed  tantummodo  imperiali    consistorio   de 
ipsis  quando  opus  fuerit,  in  judicio   aut   extra  Judicium  valeat 
experiri,  cum  speciale  ad  sacrum  nostrum  consistorium  recogni- 
ciones  decisiones  predictorum  circa  predicta  reservamus,  quod 
si  quis  contrarium  attentare  presumpserit  indignacionem  nostram 
gravissimam  et  sacri  imperii  se  noverit  incursurum.    Presencium 
sub   nostre   majestatis   sigilli   appensione    testimonio   literarum, 
datum  Feltri  anno   domini  millesimo  quadringentesimo   decimo 
tercio,  die  vigesima  septima  mensis  Maii,    regnorum  nostrorum 
anno  Hungarie  etc.  XXVIP  Romanorum  vero  tercio. 


28.  (XCII.)  (1413.) 

Belebnung  der  Grafen  Ugolino  und  Roberto  Planani. 

In  nomine  sancte  et  individue  trinitatis  feliciter  Amen. 
Sigismundus  etc.  notum  facimus  etc.  Ad  perpetuam  rei  memoriam. 
Inter   varias   reipublice    curas    quibus    cor   nostrum   cottidiana 


89 

sdliciiadine  pro  subditorum  salute  distrahitur,  ad  illud  precipue 
aciem  nostre  mentis  convertimus  et  sedulum  destinamus  affec- 
tun,  qaaliter  fideles  nostros  subditos  piis  protegamus  desideriis 
ac  libertates  eorum  continuis  benignitatis  favoribus  protegamus 
oonc  novas  libertates  et  gracias  largiendo,  nunc  pro  qualitate 
temporum  veteres  renovando.  Sane  pro  parte  nobilium  et  magni- 
ficonun  Ugolini  et  Roberti  comitum  fratrum  natorum  Bexa- 
cioni  comitum  Planani  et  Antiqui  provinciarum  Massetrabarie 
et  Montisfereti,  Feretranensis  dyocesis  nostrorum  et  sacri  im- 
perii  fidelium  dilectorum  nobis  nuper  supplex  oblata  peticio 
continebaty  quatenus  eisdem  V(golino)  et  R(oberto)  comitibus 
eoromque  et  cujusiibet  ipsorum  filiis  heredibus  et  successoribus 
legitimis  et  naturalibus  ex  eisdem  de  stipite  comitum  predic- 
tonun  descendentibus  in  perpetuum  dictum  comitatum  Planani 
et  Antiqui  aliorumque  castrorum  castellorum  et  villarum  omnia- 
qae  et  singula  jura  libertates  gracias  exempciones  concessiones 
devociones  larg^ciones  literas  et  privilegia  ejusdem  comitatus 
com  potestate  creandi  notarios  judices  ordinarios  atque  legiti- 
mandi  illegitime  natoS;  quem  que  et  quas  ipsi  V(golinus)  et 
R(obertu8)  comites  et  sui  predecessores  a  recolende  memorie 
divis  Romanorum  imperatoribus  et  regibus  nostris  in  imperio 
predecessoribus  ab  antiquo  obtinuerunt  et  obtinent  de  presenti 
aactoritate  Romana  regia  approbare  ratificare  confirmare  in- 
novare  et  de  novo  concedere  ac  eximere  et  libertäre  graciosius 
dig^aremur,  nos  itaque  considerantes  benigne  prefatorum  comi- 
tum V(golini)  et  R(oberti)  antecessorumque  suorum  virtuosa 
fidei  judicia  quibus  ipsi  nostram  celsitudinem  et  sacrum  Roma- 
num  Imperium  hactenus  suis  participibus  attente  diligenter  stu- 
duerunt  Honorare  ipsorumque  comitum  V(golini)  et  R(oberti)  etc. 


29.  (LXXIX.)  Udine,  1413. 

Ernennung  des  Giovanni  Francesco  Gonzaga  zum  Capitaneus 

von  Montisciari. 

Receptio  alicujus  in  capitaneum. 

Sigismundus  etc.  Magnifico  Johanni  Francisco  de  Gonzaga 
Dostro  et  imperii  sacri  Mantue  etc.  vicario  generali  et  fideli 
dilecto  graciam!     Magnifice   fidelis   dilecte!     Illos  ad  honores 


90 

nostroruin  et  imperii  sacri  iidelium  subditorumque  regimina 
libenter  asBumimus,  per  quorum  potenciam  prudenciam  simul 
et  merita  sacri  Romani  imperii  fideles  et  subditi  eure  noBtre 
commisBi  in  quietis  et  pacis  tranquillitate  justiciaque  poasant 
Balubriter  gubernari.  De  tuis  itaque  justicia  potencia  prudencia 
strenuitate  et  industna  ac  aliarum  probitatum  et  virtutam 
meritis  super  quibus  nedum  fide  digna  assercio^  verum  etiam 
experientia  omnium  rerum  magistra  in  nostris  et  imperii  sacri 
obsequiis  comprobata  nobis  te  reddunt  multipliciter  commenda- 
tum,  racionabiliter  confidentes  te  animo  liberato  non  per  errorem 
aut  improvide,  sed  sano  principum  comitum  baronum  procerum 
nobilium  et  fidelium  nostrorum  accedente  consilio  de  certa  nostra 
sciencia  ac  de  Romane  regie  potestatis  plenitudine  in  nostrum 
et  imperii  sacri  capitaneum  in  et  super  castris,  rockis,  fortaliciis 
atque  terris  Montisclari  etc.  —  tales  etc.  —  ac  universis  et 
singulis  ipsorum  jurisdiccionibus  villis  et  pertinenciis  ac  juribus 
quousque  nostre  voluntati  placuerit,  duximus  statuendum,  dantes 
tibi  auctoritate  Romana  regia  plenam  liberam  et  omnimodam 
tenore  presencium  potestatem  eadem  castra  fortalicia  rockas  et 
terras  ac  eorum  et  earum  quodlibet  nostro  et  imperii  sacri 
nomine  regendi  gubernandi  ac  defendendi  burggravios  capitaneos 
massarios  castellanos  judices  et  officiales  quoscunque  predicto- 
rum  castrorum  fortaliciorum  rockarum  et  terrarum  tociens 
quociens  Übet  seu  opportunum  fuerit,  instituendi  ac  destitu- 
endui;  illos  quoque  ac  universos  et  singulos  hujusmodi  castro- 
rum inhabitatores  et  incoias  ad  tuam  presenciam  evocandi  et 
mediante  justicia  judicandi  mulctandi  et  puniendi,  census  reditus 
fructus  et  proventus  ceteraque  singiila  jura  nostra  regalia  ab 
eisdem  petendi  exigendi  levandi  et  percipiendi  ac  tuis  usibus 
applicandi  nee  non  omnia  et  singula  faciendi  et  exercendi,  que 
verus  et  legitimus  noster  et  imperii  sacri  capitaneus  in  prefatis 
castris  fortaliciis  rockis  et  terris  ac  eorum  et  earum  jurisdiccio- 
nibus pertinenciis  necessaria  fuerint;  seu  quomodolibet  opportuna 
et  que  nos  ipsimet  facere  possemus^  si  personaliter  adessemus, 
ratum  gratum  atque  firmum  servaturi  perpetuo,  quicquid  per  te 
capitaneum  nostrum  actum  factum  seu  dispositum  fuerit  in  pre- 
missis;  presencium  sub  nostre  majestatis  sigilli  appensione 
testimonio  litterarum,  datum  Utioi  etc.  (1413). 


91 


30.  (LXXX.)  Udine  (U13). 

Promalg^iruDg  der  Ernennung  des  Giovanni  Francesco  Gonzaga. 

Recepcio  capitanei. 

SigiBmundus  etc.  universis  et  singulis  hominibus  de  Castro 
HoDtisciari  nostris  et  imperii  sacri  subditis  et  fidelibus  dilectis 
graoiam  etc.  Fideles  dilecti!  Tot  sunt  fidelissimorum  exhibi- 
ciones  operum,  tot  sunt  fidei  ac  verissime  devocionis  indicia 
qae  nuper  pro  nobis  et  sacro  Romano  imperio  firina  plurimum- 
que  laudanda  constancia  continuatis  successibus  ostendistis  et 
assidae  ostenditis,  tot  sunt  eciain  niagnaniraitatum  vestrarum 
gratitudines  quas  in  vobis  actualiter  invenimus,  quod  universitatis 
vestre  gravamina^  que  pro  nobis  dictoque  imperio  tanta  fidei 
paritate  suscipitis  ac  tanta  devocionis  iiitegritate  portatis,  ad 
compassionis  nostre  precordia  velut  quedam  acuta  turbacio  du 
dam  transiverunt  ac  teste  Deo  transeunt  incessanter,  special! 
igitur  quadam  inter  tot  et  tanta  negociorum  genera,  quibus 
pectori  nostro  niateria  eogitacionis  infunditur^  continuo  soUicita 
meditacione  pensamus,  qualiter  vobis  tüicionem  defensionemque 
soUicitam  pacem  et  quietem  procuremus  salubrem  ac  circa  vos 
ipsa  sancta  justicia  nova  quodam  modo  plantacione  succrescat 
sbgularisque  gracie  et  favoris  nostri  regii  patuia  vestris  fide- 
Übos  ministrentur;  ecce  itaque  considerantes  benigne  justiciam 
potenciam  vicinitatem  prudenciam  strenuitatem  constanciam  et 
indostriam  ac  aliarum  probitatum  et  virtutum  merita  magnifici 
Johannis  Francisci  de  Gonzaga,  nostri  et  imperii  sacri,  Man- 
tue  etc.  generalis  vicarii  et  iidelis  dilecti  ipsum  animo  deliberato 
Don  per  errorem  aut  improvide,  sed  sano  principum  comitum 
baronum  procerum  nobilium  et  fidelium  nostrorum  accedente 
consilio  de  certa  nostra  sciencia  ac  de  Romane  regie  potestatis 
plenitudine  vestrum  ac  dicti  castri  una  cum  quibusdam  aliis 
postris  et  imperii  sacri  fidelibus  subditis  et  castris,  qui  se 
omnes  nostris  et  ejusdem  imperii  tuicionibus  submiserunt,  et 
eorum  jurisdiccionum  pertinenciarumque  capitaneum  ad  presens, 
quousque  nostre  voluntati  placuerit,  duximus  statuendum, 
sperantes  in  domino  firmiter  tenendo,  quod  officium  capita- 
neatus  hujusmodi  bene  prudenter  et  legaliter  exercebit.  Qua- 
propter  vestras  fidelitates   requirimus   et  hortamur  ac   eisdem 


92 

seriöse  precipiendo  mandamus;  quatenus  prefato  Johanni  Fran- 
cisco  ac  per  eum  deputato  seu  deputando  supradictum  castram 
una  cum  portis  turribus  et  pertineneiis  suis  singulis  mox  visis 
presentibus  libere  et  absque  omni  impedimento  dare  et  assignare 
uee  non  in  omnibus  et  singulis^  que  ad  ipsius  Johannis  capi- 
taneatus  spectant  officium  ac  nostrum  et  imperii  sacri  honorem 
incrementum  respiciunt^  tanquam  nostre  persone  fideliter  inten- 
dere  et  parere  modis  omnibus  debeatis  contradiccione  Ben 
renitencia  qualibet  procul  mota,  taliter  in  premissis  facientes, 
ut  exinde  vestra  sincera  devocio  per  operum  efficaciam  noBtre 
celsitudini  merito  pateat  commendanda;  et  ecce  quod  eidem 
Johann!  Francisco  dedimus  firmiter  in  mandatis^  quod  vos 
omnes  et  singulos  in  bono  et  pacifico  statu  justicia  approbatis- 
que  consuetudinibus  manutenere  debeat  et  fideliter  conservare. 
Datum  Utini  etc.  (1413). 


31.  (VII.)  (1413?) 

Steuerermässigung  für  Friaul. 

Decus  est  principum  fidelium  votis  clementer  annuere  ac 
supplicancium  preces  misericorditer  exaudire^  ut  sie  per  graciam 
diligantur  in  populis  et  per  divinum  tueantur  auxilium  in  terris : 
Porro  per  presens  rescriptum  notum  facimus  universis  imperii 
fidelibus  tam  presentibus  quam  futuris,  quod  cum  communitatis 
Forojulii,  fideles  nostri  misericordie  nostre  januam  humili  peti- 
cione  pulsassent,  ut  cum  in  salario  suo  de  cetero  potestatibus 
exsolvendo;  cujus  solucionem  preteritam  suis  onerosam  facul- 
tatibus  reputabant,  providere  misericorditer  dignaremur^  eorum 
supplicacionibus  humilius  inclinati  salarium  ipsorum  annuum 
ad  septuaginta  librarum  summam  providimus  a  modo  reducen- 
dum;  quo  potestates  eorum  qui  pro  tempore  fuerint,  volumus 
fore  contentos,  scripti  presentis  auctoritate  mandantes^  quatenus 
nullus  sit  qui  eos  predictos  fideles  nostros  ad  majorem  exae- 
cionem  salarii  temeraria  de  coetero  coaccione  compellat,  quod 
qui  presumpserit  etc.  etc. 


9ä 


32.  (XXIV.)  Constanz  (1417). 

Verbot  der  Ausfuhr  von   Lebensmitteln   aus  Friaul,   Berufung 
des  Parlaments,  Contingentirung  seiner  Truppen. 

Sigismundus  etc.  Venerabili  Ludovico  in  patriarcham 
Aqoileiensem  electo  nostro  et  sacri  imperii  devoto  fideli  dilecto 
graciam  regiam  et  omne  bonum!  Non  solum  frequentis  sed 
asaidue  sollicitudinis  excitamur  instancia,  ut  terre  Forijulii 
prosperitati  quam  mente  conspicimus,  presidium  quod  illius 
terre  populus  et  condicio  patrie  postulat,  imperiali  studio  pro- 
cureiuus.  In  hoc  autem,  sicut  novinius,  nee  immerito  tua  simi- 
liter  sollicitudo  versatur  et  duetus  spiritu  consilii  ad  relevandum 
et  defendendum  statum  illesum  ejusdem  patrie  vehementer 
aspiras.  Ut  igitur  desideranti  patrie  ad  prosperitatis  sue  pre- 
servacionem;  quod  desideriis  avidis  affectant;  suceuratur^  sin- 
ceritatem  tuam  requirimus  et  hortamur  attente  mandantes; 
qoatenus  prudenter  attendens,  quod  tempora  cum  causis  ita 
sapiens  commetitur^  ut  nequaquam  invicem  sibi  derogent,  sed 
pocius  mutuo  suffragentur;  cum  alias  a  discrimine  non  vacaret, 
dam  res  exponeretur  non  tam  prudencie  quam  fortune,  universis 
et  singulis  prelatis  comitibus  baronibus  proceribus  nobilibus 
communitatibus  oppidis  et  villis  et  ceteris  cujuscunque  Status 
graduB  et  condicionis  existant,  in  et  sub  dicione  et  dominio 
alme  ecclesie  Aquileiensis  existentibus  sub  pena  nostre  gra- 
Tissime  indignacionis  imo  verius  sub  banno  imperiali  et  patriar- 
chali  eciam  auctoritate  nostra  in  hac  parte  tibi  attributa  com- 
mittere  debes  et  mandare,  quibus  et  nos  bar  um  serie  tirmiter 
committimus  et  mandamus,  ut  nullus  ex  ipsis  victualia  cujus- 
canque  maneriei  seu  materiei  fuerit,  extra  patriam  Forijulii  et 
altra  loca,  que  respiciunt  statum  nostre  majestatis  et  dicioni 
nostre  subjacent  ac  obediunt,  educere  vendere  vel  vendi  facere 
permittere  vel  favorisare  aliquatenus  presumat  directe  vel 
mdirecte  palam  vel  occulte^  et  specialiter  inhibeas,  quibus  et 
DOS  per  hec  scripta  inhibemus,  ut  nihil  vendatur  vel  conducatur 
tat  vendi  et  conduci  sub  dicta  pena  permittatur  de  victualibus 
ad  portum  Latissanum;  ad  castra  Arietis  et  Pinczani  omnisque 
commercio  adversariis  et  malevolis  et  eorum  subditis  per  omnia 
intelligatur  (I)  —  Ceterum  volumus  et  fideli tati  tue  distric- 
cios  committendo   mandamus,    quatenus   ad   certum   terminum 


94 

competentem  convocato  prout  moris  est  illius  patrie  parlamento 
cum  eisdem  diligenter  pertractes  inquiras  et  studiose  BcrnteriB, 
cum  quot  et  quantis  gentibus  armatis  balistariis  equestribus  et 
pedeBtribuB^  dum  in  proximo  opus  fuerit,  pro  defensione  patrie 
possint  esBe  parati,  et  tandem  uumerum  et  quantitatem  genciom 
hujusmodi  in  tuis  et  ejusdem  parlamenti  literis  quantocius  nobb 
rescribere  et  seriöse  debeas  et  procures  insinuare^  nidlam  in  eo 
negligenciam  commissurns,  presencium  sub  nostri  regalis  sigilli 
appendentis  testimonio  literarum.   Datum  Constancie  (1417). 


33.  (LXV.)  Constanz,  30.  Juli  (1417). 

Hortatur  ducem  Mediolanensem,  ut  velit  persistere  in  proposito 

sicut  se  obtulit  perseverare. 

lUustris  princeps  fili  sincere  dilecte  et  fidelis!  Laude  et 
prerogativa  gracie  bene  dignos  dilectos  fideles  nostros  venera- 
bilem  Andream  de  Vicecomitibus  ordinis  humiiiatorum  gene- 
ralem  magistrum,  egr^ium  Tadiolum  de  Vicomercato  leg^nm 
doctorem  et  Jacobum  de  Ysco  marchionem  Ysci  ambasciatores 
tuosy  vires  utique  discretos  providos  et  legales  ac  in  tuis  negociis 
omni  sollicitudine  studiosos  tam  contemplacione  mittentis  quam 
eciam  ipsorum  sinceritatis  et  probitatis  obtentu  benigne  quidem 
recepimus  et  ea  que  tui  parte  revera  prudenter  exposuerunt, 
audivimus  diligenter.  Sane  sinceram  fidelitatem  quam  jugiter 
erga  nostre  majestatis  cultum  sacrumque  Romanum  imperium 
inconcusse  constancie  virtute  geris^  habentes  in  armario  nostri 
pectoris  conscriptam  id  firmo  intendentes  proposito  et  inten 
cione  stabili  proponentes,  ut  circa  tui  commodi  et  honoris 
augmentum  solliciti  et  vigiles  existanius  et  studeamus  tibi  pro 
meritis  loco  et  tempore,  prout  decet;  honorifice  respondere; 
verum  quia  prudentum  est,  de  virtute  crescere  in  virtutem,  fide- 
litatem itaque  tuam  requirimus  monemus  et  hortamur  attente 
mandantes,  quatenus  in  hujusmodi  fidei  rectitudine  in  hujus 
zelo  devocionis  firmiter  perseverans  nostris  et  sacri  imperii 
obsequiis,  ut  teneris  et  eciam  ultra  obtulisti,  assidue  prompcius 
et  efficacius  insistas,  ut  heccine  uberius  nostram  graciam,  licet 
adjeccione  plenitudo  non  egeat,  mercaris  et  favorem.  Causam 
vero  reditus  a  nostra  majestate  obtenti  prefati  Jacobi  de  Ysco 
nostri  familiaris  et  sacri  imperii    fidelis   dilecti    tuique   honoris 


96 

BominiB  et  fame  utique  glorificatoris  et  zelatoris  eximii  et 
degantis  idem  ipse  aperiet  tue  Binceritati  viva  voce.  Datum 
Constancie  penultima  die  Julii  etc.  (1417). 

34.  (LXVn.)        Constanz,  10.  August  1417. 

Dt  resistat   cum   gentibus   suis   contra  gentes  Venetorum   que 
obsederunt  castra  et  bona  cujusdam  nobilis. 

Sigismundus  etc.  Nobilis  fidelis  dilectel  Sincere  dilec- 
cionis  affectu  quem  ad  nobilem  Aldegrettum  de  Castrobarcho 
Bostrum  et  sacri  imperii  fidelem  dilectum  obtentu  devote  sin- 
ceritatis  ipsius  habemus,  inducimur,  ut  ipsum  suosque  subditos 
proteccionis  nostre  brachiis  amplexantes  te  et  alios  nostros  et 
Mcri  imperii  fideles  ad  subvencionem  ipsorum  promtis  quidem 
iffectibus  inducamus.  Sane  quia  ipse  contra  bestes  suos  pro 
8IUI  Übertäte  et  pacifico  statu  regionis  illius  justam  causam 
resistendi  habet  viribusque  exinanitus  non  sufficit  castra  viilas 
et  territoria  ac  bona  sua,  ut  accepimus,  per  gentes  Venetorum 
Duper  obsessa  et  hostiliter  invasa  propria  facultate  contra  im- 
petos  hostium  suorum  defensare,  iidelitatem  tuam  rogamus  et 
hortamur  attente  mandantes;  quatenus  attento  prudenter,  quod 
decus  est  pro  patria  pugnare,  eidem  Aldegretto  et  suis  defen- 
üonis  presidio  assistendo  eisdem  cum  gentibus  necessariis,  dum 
faeris  requisitus  et  opus  fuerit^  succurras  ita,  quod  tuo  adjuti 
«ailio  poBsint  resistere  hostibus  memoratis,  gratum  nobis  in 
eo  revera  et  attemptum  obsequium  prestiturus ,  ipsumque 
Aldegrettum  et  suos  proinde  ad  tua  beneplacita  solidius  obli- 
gansy  nihilominus  ut  apud  nostram  majestatem  et  sacrum  im- 
perium  per  hec  et  alia  fidelitatis  tue  opera  merearis  lauda- 
biliter  nee  indigne  commendari.  Datum  Constancie  decimo  die 
Augusti,  fegnorum  nostrorum  etc.  XXXI^  Romanorum  vero 
septimo. 

36.  (CHI.)         Constanz,  28.  September  (1417). 

An  die  Königin  Maria  von  Sicilien  zu  Gunsten  des  seines  Bis- 
thums  beraubten  Bischofs  Thomas  von  Lecce. 

Sigismundus   etc.   illustrissime    principi   Marie  Hierosoly- 
morum    et   Sicilie   rcgine   nee   non   Tarentinensis    et   Liciensis 


96 

urbium  gubematrici  et  comitisse  sorori  nostre  charissime  salu- 
tem  et  operibus  charitatis  abundare!  IlluBtrisBiina  princeps, 
Boror  Dostra  charissima !  Ad  cumulum  vestre  cedit  salutis 
et  fame,  si  personas  ecclesiasticas  presertim  pontificali  dignitate 
preditas  divine  propinacionis  intuitu  opportunis  subsidiis  ac 
gracia  prosequamini  favoris  specialis.  Est  itaque  in  hoc  sacro 
coDcilio  et  diucius  moram  traxit  pro  pace  et  unitate  generali 
ecclesie  erogandis  non  sine  propriis  laboribus  et  expensis 
reverendus  in  Christo  pater  dominus  Thomas  episcopus 
Liciensis,  cujus  sinceritate  rectitudine  et  probitatibus  aliis 
recensitis  ipsum  affeccione  sincera  prosequitur  nostrum  cesa- 
reum  diadema,  et  fuit^  alias  ipse  ut  liquidum  fore  asserit,  per 
olim  dominum  Gregorium  papam  XII™^™  rite  et  canonice  pro- 
motus  ad  ecclesiam  Liciensera  provincie  Tarentinorum  tune 
vestro  inclyto  regno  et  ipsa  provincia  in  plena  et  reali  obe- 
diencia  dicti  olim  domini  Gregorii  existentibus ,  cujus  provi- 
sionis  vigore  idem  episcopus  possessionem  dicte  liiciensis 
ecclesie  extitit  plenarie  assecutus  eamque  per  annos  plures 
tenuit  pacifice  et  quiete,  nuUoque  eo  tempore  cum  dicto  olim 
Gregorio  nisi  Petro  de  Luna  contendente  de  papatu;  demum 
vero  sie  operante  inimico  hominum  altera  fuit  novitas  in 
ecclesia  suscitata,  per  quam  idem  episcopus  eo,  quod  ipsi  tune 
Gregorio  adherebat,  per  quendam  nobilem  de  civitate  Nea- 
politana  indirecte  ac  indebite,  et  sicut  asserit,  symoniace  dicta 
sua  ecclesia  exstitit  spoliatus,  prout  eciam  extitit  in  presenti. 
Quare  charitatis  et  juris  dictante  eulogio  eidem  episcopo  pie 
compacientes  attento,  presertim  quod  hujus  sancte  synodi  de- 
cretum  gesta  per  dictum  olim  Gregorium  in  sua  reali  obedien- 
cia  canonizat  approbat  et  confirmat,  benivolenciam  vestre  celsi- 
tudinis  deprecamur,  quatenus  obtentu  justicie  et  charitatis 
suscipiatis  ipsum  episcopum  reginalibus  favoribus  recommissum 
taliter  cum  effectu,  quod  ipse  vestre  benignitatis  presidio 
faciente,  possessionem  recuperet  ecclesie  supradicte,  offerentes 
majestatem  nostram  paratam  ad  similia  et  majora  votis  vestris 
consona.  Datum  Constancie  vigesima  octava  die  Septembris 
(1417). 


97 


£•  England  and  Frankreich. 

Obwohl  die  Gruppe  von  Urkunden,  die  wir  unter  dieser 
fiabrik  zusammenfassen,   nur   einen   Appendix  zu   der   Hand- 
schrift bildet,  80  muss  sie  doch  ohne  Widerrede  als  die  inhalts- 
Folbte  und  bedeutendste  der  ganzen  Sammlung  angesehen  werden. 
Die  Intervention  Sigismunds  in  den  westmächtlichen  Streit  war 
&T  die  innere  und   äussere  £ntwickelung   des  Concils   von   so 
weitreichender  Bedeutung  und  wurde  schon  in  jenen  Tagen  so 
widersprechend   beurtheilt,   dass  nur   mit   allen   in   dieser  Be- 
siehung gewechselten   Papieren    in   der    Hand    ein    objectives 
Urtheil  gewonnen  werden  kann.    Nach  der  zuerst  bei  Jean  de 
Montreuil  ausgesprochenen  und  von  allen  französischen  Schrift- 
stellern wiederholten  Meinung,   die   neuerdings  auch  von  Max 
Lenz  durchgeführt   worden   ist,   wäre   die   Einmischung  Sigis- 
munds ein  zwischen  ihm  und  dem  König  Heinrich  V.  seit  mehr 
als  zwei  Jahren  abgekartetes  Spiel  gewesen,  um  Frankreich  zu 
hintergehen  und  für  das  später  1416   abgeschlossene  Bündniss 
Ton  Canterbury   einen   plausiblen   Vor  wand  zu   finden.     Diese 
entschieden   unbegründete  Annahme   des   Zusammenhangs   der 
Ereignisse  beruht  ganz  vornehmlich  auf  einem  ungenauen  Be- 
richt der  Gesta  Henrici  V.  von  Elmham,  welcher  den  von  uns 
hier  mitgetheilten  Brief  (Nr.  CXXXV  [37])  auszieht,  aber  ihm 
einen  Inhalt  gibt,  den  er  nicht  hat  und  nicht  haben  konnte.  Wenn 
filniham    als   den   eigentlichen    Grund    des   Bruches    zwischen 
Sig^smund    und    Karl    YII.    von    Frankreich    die    militärische 
Action  vom  Juli  1415,  den  Angriff  auf  Southampton  bezeichnet, 
80  steht  dem    einfach   die  Thatsache   gegenüber,   dass  in  dem 
gmnzen  Schriftwechsel  bis  zum  Frieden   von   Troyes   nicht  ein 
einziges  Mal  diese  causa  belli  in  einem  officieUeu  Actenstücke 
erwähnt  wird.     Und   dieses    Missverständniss   zog  eine   ganze 
Kette  anderer  nach  sich,  und  ich  behalte  mir  vor,  in  nächster 
Zeit   eine    ausführliche    Darlegung   auf   Grund    der    hier   vor- 
liegenden Actenstücke  zu  veröflFentlichen,  in  welcher  ich  zeige, 
dass  Sigismund   ehrlich    das  Interesse  Frankreichs    im  Herzen 
trug,  und  dass  die  Londoner  Präliminarien  (Nr.  CXXXIV  [36]), 
die  der  Religieux   de   St.  Denis   schon   mittheilt,   von  Frank- 
reieh  nur  in  der  Absicht  acceptirt  wurden  (Ni*.  CXXXV  [37]), 
um  Zeit  zu  gewinnen,  dass  vielmehr  der  Kücktritt  Karls  VII. 

Archir.  Bd.  LIX.    1.  H&lfte.  7 


98 

von  den  Präliminarien  (Nr.  CXXXVI  [38])  den  gerechten  Zorn 
Sigismunds' veranlasst  bat,  der  dann  das  Bündniss  von  Canter- 
bury  berbeifiihrte ;  dass  ferner  in  Calais  dann  kein  Friedens- 
congress  unter  der  Leitung  des  römiscben  Königs  stattfand, 
und  dass  die  Denkschriften  Sigismunds  von  Calais  aus  an 
Wilhelm  von  Holland  (Nr.  CXL  [39]),  an  den  König  Kari 
von  Frankreich  selbst  (Nr.  CXXXVU  [40]),  an  die  Königin 
(Nr.  CXXXVIII  [41]),  sowie  an  Ludwig  von  Bourbon  (Nr. 
CXXXIX  [42]),  in  keinem  Zusammenhang  stehen  mit  den 
Waffenstillstandsverhandlungen  welche  in  Calais  berathen  und 
zum  Abschluss  gebracht  wurden,  zumal  Sigismund  an  denselben 
sich  gar  nicht  betheiligte.  —  Nach  der  in  den  deutschen 
Keichstagsacten  VII,  227  mitgetheilten  Kriegserklärung  gegen 
Frankreich,  begannen  die  Rüstungen,  namentlich  die  wunder- 
lichen Schiffsbauten  auf  dem  Bodensee,  zu  denen  Nr.  LV  [43] 
einen  Beitrag  liefert.  Ausser  der  allgemeinen  Kriegserklärung 
weist  unsere  Sammlung  noch  eine  später  erfolgte  Absage  an 
den  Grafen  d'Armagnac  auf  (Nr.  XIV  [47]),  die  bisher  nicht 
bekannt  war.  Dass  Sigismund  die  gallicanische  Nation  im 
Concil  seit  dem  Bruche  mit  Frankreich  nicht  mehr  besuchte, 
war  schon  bekannt,  nicht  aber,  dass  er  sich  daselbst  durch 
den  Patriarchen  von  Aütiochia  vertreten  Hess  (Nr.  XVII  [45]). 
Mit  welchen  Mitteln  sich  aber  Sigismund  den  in  Canterbury 
eingegangenen  Verpflichtungen  zu  entziehen  wusste,  zeigen  die 
Briefe  Nr.  LXIII  [44],  LXXI  [46],  CXXI  [51],  CXX  [52], 
zwischen  welche  die  ungemein  schwülstige  Anzeige  von  der 
erfolgten  Papstwahl  fällt  (Nr.  CXI  [50]).  Der  für  die  Beur- 
theilung  der  so  ungemein  wichtigen  Kolle  des  Bischofs  von 
Winchester  besonders  bedeutsame  Geleitsbrief  des  römischen 
Königs  ist  leider  durch  den  Mangel  des  Datums  sehr  ent- 
werthet.  Was  Unsere  Sammlung  auf  diese  Verhältnisse  Bezüg- 
liches enthielt,  ist  mitgetheilt,  dagegen  sind  die  Correspondenzen 
mit  England,  welche  nur  die  Empfehlung  einzelner  Personen 
zum  Inhalt  hatten,  als  durch  die  Kegesten  erledigt  angesehen 
worden. 


99 


36.{CXXXIV.)  London,  Juni  1416. 

Seqaaniar  communicata  prelocuta  et  conclusa  pro  bono  pacis 
inter  duo  regna  Anglie  et  Francie  felicius  consequende  per 
lUnstrissimum  et  christianissimum  principem  dominum  Sigis- 
mtindum  dei  gracia  Romanorum  etc.  regem  ac  magnificum 
principem  dominum  ducem  Hollandie  '  tanquam  tanti  boni  me- 
di&toreSy  et  serenissimum  dominum  principem  Henricum  eadem 

gracia  regem  Anglie  etc.  etc. 

Imprimis:  Quod   fiat   una   mutua   convencio   inter  ipsum 

dominum  regem  Anglie  et  dominum  regem  Francie  in  marchiis 

Picardie    de    die   et  loco   inter    commissarios   utriusque    partis 

coDcordandis,   in  quibus  ipse  dominus  rex  Anglie  cum  suis  de 

regno  Anglie  magnatibus    qui  ad   hoc   expediri  videbuntur,   ac 

dictus  dominus  rex  Francorum   cum   hiis    qui  de  sanguine  suo 

existant,    cum   quibus   ei   videbitur   expedire,   qui    ad   tantum 

boDom   proficere   et    finaliter    concludere    possint,    personaliter 

interesse  debent,   nisi  forte  aliquis  dictorum   dominorum   vide- 

licet   regis    Anglie    et    regis    Francorum    notabili    infirmitate, 

propter  quam  addictum  diem  et   locum    personaliter   con venire 

Don   possit,    impeditus   fuerit,   quo    casu  commissarios  de  san- 

gaine  suo,  quos  voluerint,    mittere  debeant,  qui  ad  concluden- 

dtim   in   dicto    pacis   negocio  sufficientem    habeant  potestatem. 

Item :    Quod  dicta  convencione   conclusa   et  finaliter  ter- 

minata  inter  commissarios    utriusque   partis   predicte  capiantur 

certe  treuge  generales  tam  per  terram  et  aquas  quam  per  mare 

sab  modo  forma  et  effectu,  quibus  inter  dictos  dominos  media- 

toreB  et   dominum  regem  Anglie   predictum  communicatum    et 

condusum  existit,  que  in  cedula  sigillo  dominorum  mediatorum 

ngillata  expressius  continentur. 

Item:  Quod  dicta  convencio  modo  quo  premittitur  fieri 
debeat  a  die  quo  predicte  treuge  concluse  fuerint  et  firmate, 
ftd  quinque  septimanas,  qui  dies  inter  commissarios  utriusque 
partis  eciam  locus  convencionis  ante  capcionem  treugarum 
antedictarum  limitari  et  concludi  debeat. 

Item:  Quod  quam  cicius  dicte  treuge  capte  determinate 
et  coDcluse  fuerint,  dictus  dominus  rex  Francorum  obsidionem 


*  Wilhelm  von  Hollandf  Graf  von  Hennegau. 


100 

quamcumque  circa  villam  de  Herflu  positam  vel  ponendam 
levari  et  removeri  faciet  fraude,  dolo  et  mala  machinacione 
cessantibus  quibuscunque. 

Item:  Quod  conclusis  treugis  predictis  providebunt  ipsi 
commissarii,  quod  ipse  treuge  in  partibus  Picardie  et  Normannie 
infra  octo  dies  a  tempore  conclusionis  earundem  et  in  partibus 
Aquitanie  et  in  mari  et  in  Anglia  infra  quindecim  dies  a  tem- 
pore conclusionis  hujusmodi  proclamentur  et  effectualiter  ob- 
serventur. 

Item:  Quod  reverendissmus  pater  Keinaldus  archiepisco- 
pus  Remensis  vel  dominus  de  Gaucourt  *  infra  viginti  dies 
a  tempore  recessus  eorum  de  London  (sie!)  certificabit  excel- 
lentissimum  principem  dominum  Sigismundum  regem  Roma- 
norum in  Anglia  vel  in  Calesio,  si  in  Francia  concordata  fuerit 
convencio  supradicta  vel  non. 

Item:  Quod  infra  decem  dies  immediate  sequentes  a^ 
lapsu  dictorum  viginti  ^  dierum ,  infra  quos  certificare  debeat 
dominus  archiepiscopus  antedictus,  ut  premittitur,  concordabitur 
inter  commissarios  utriusque  partis  locus  convencionis  infra 
marchias  prodictas  et  eciam  capientur  et  iirmabuntur  treuge 
supradicte. 

Item:  Promiserunt  prefati  illustrissimus  princeps  rex  Ro- 
manorum et  dux  IloUandie  mediatores  predicti,  quod  ipsi  in 
convencione  predicta,  si  ipsam  fieri  contingat,  personaliter  de- 
beant  interesse  et  addictum  pacis  bonuui  intendere  cum  eflfectu. 

Item:  Promisit  rex  Anglle,  quod  si  ipsa  convencio  inter 
dominos  principales  teneri  debeat,  quod  ipse  dominos  Aurelia- 
nensem  et  Borbonii  duces,  Arthurum  de  Britannia,^  de  Ango  * 
et  de  Vendom  *^  comites ,  dominum  marescallum '  et  dominos 
de  Tuteville  ^  et  de  Gaucourt  usque  et  in  Calesium  secum  ducet. 


*  Raoul  de  Gancourt,    Gefangener   in    der   Schlaebt   bei    Azinconrt,  Cham- 
bellan  des  Königs  von  Frankreicb. 

2  Cod.  et 

3  Cod.  XV. 

*  Graf  Arthur  de  Bretagne. 
••  Graf  dT.u. 

ß  Graf  von  Vendome. 
"^  Marschall  Houci<'ault. 
^  d'Estouteville. 


101 


37.  (CXXXV.)  Paris,  7.  Juli  1416. 

König  Karl    von  Frankreich   acceptirt   die    Londoner  Prälimi- 
narien. 

SereniBsimo  atque  excellentissimo  prineipi  Sigismundo  dei 

gracia  Romanorum  regi  semper  Augusto  ac  Hungarie  Dalmacie 

Croacie  etc.  regi  fratri  nostro  charissimo  Karolus  eadem  gracia 

Francorum  rex  salutem  et  ad  Francie  et  Anglie  veram  pacem 

feliciter  laborare   cum    eflfectu!    Serenissime   princeps   et  frater 

amantissime !     Vestre    serenitatis    literas    credencie    nobis    per 

illustrem  principem  Nicolaum  de  Gara,  regni  Hungarie  magnum 

comitem    palatinum    affinem     vestrum    predilectum,    nee    non 

Bertholdum  de   Ursinis,    comitem  Suane,    Johannem  Earolum 

de  Vicecomitibus  de  Mediolano,  Brunorum  de  la  Scala  et  alios 

magnificos  et  egregios  vires  in  dictis  vestris   literis  singillatim 

nominatos  vestros  fideles  milites  et  consiliarios    exhibitas  gra- 

tanter    recepimus;   dictamque    credenciam    nobis    cum    ingenti 

verborum    gravitate   per   ipsius  Bertholdi    vive   vocis   oraculum 

relatam  intentis  affectibus  audivimus:    Articulos   eciam  in  qua- 

dam   cedula  signetis   vestre    celsitudinis   ac    charissimi  consan- 

guinei  nostri  Guillelmi  ducis  Bavarie  comitis  Hannovie  sigillata 

contentos  accurate  perlegi  fecimus.     Super  quibus    omnibus  et 

singulis  tam  verbo  quam  literis   insinuatis   matura  consilii  tam 

nostre  regalis  prosapie  quam  aliorum  de  nostro  magno  consilio 

deliberacione  prehabita  et  maxime    vestre    regie    majestatis  et 

ipsius  Guillelmi  consanguinei  nostri  charissimi^    consiliis  sanis  ut 

firmiter  credimus,   in  quibus  iiduciain  immensam  gerimus^    ac- 

quiescentes  omnia  quae  in  dicta  cedula  continentur^  adimplere 

parte   nostra   decrevimus.     Et   ob    id    salvum    conductum    pro 

commissariis    vol   ambasciatoribus    adversarii    nostri    in    forma 

per  dilectum  et   fidelem   consiliarium    nostrum    archiepiscopum 

Remensen    tradita   tiori    et    trausmitti  precipiemus,    nostrosque 

ambasciatores    solennes    videlicet    in    civitate    Beluacensi    pro 

loco  convencionis  infra  marchias  Picardie  concordando  et  treugis 

ibidem   cum    dictis    adversarii    commissariis    capiendis    et    fir- 

mandis  juxta  ipsius  cedule  seriem  et  tenorem  infra  tempus  in 

ea  limitatum  sufficienti  potestate  fulcitos  transmittemus.    Prout 

hec    omnia   per   dilectum    et    tidelem    militem    et   cambellanum 

nostrum  dominum  de  Gaucourt  presencium  exhibitorem  de  nostra 


102 

confidencia  et  intencione  quam  in  charitate  sincera  vestre  fra- 
ternitatis  et  vere  amicicie  stabilitate  gerimus,  plenarie  infor- 
matam  vestra  regia  majestas  poterit  lacius  informari,  cui  in 
Omnibus  materiam  hanc  tangentibus,  sicut  persone  nostre, 
placeat  vestre  celsitudini  hac  vice  credeneie  iidem  plenariam 
adhibere.  Datum  Parisius  septima  die  mensis  Julii  (1416)  Sic 
signatis  Gautier  etcJ 


38.  (CXXXVI.)      Paris,  13.  August  (1416). 

König  Karl  von   Frankreich   tritt   von   den  Londoner  Prälimi- 
narien zurück  und  berichtet  über  die  Conferenz  von  Beauvais. 

Serenissimo  principi  Sigismundo  dei  gracia  Komanorum 
regi  semper  Augusto  ac  Hungarie,  Dalmacie,  Croacie  etc.  rep, 
fratri  nostro  precharissimo  Karolus  eadem  gracia  Francorum 
rex  salutem  ac  mutue  dileccionis  et  honorificencie  continua  in- 
crementa!  Serenissime  princeps,  frater  noster  precharisaime ! 
Quia  nonnunquam  veritas  ex  referencium  diversitate  modisque 
variis  referendi  solet  faciliter  immutari,  ut  tota  series  habiti 
Processus  inter  nonnullos  ex  consiliariis  nostris  ad  hoc  per  nos 
deputatos  una  cum  quibusdam  nunciis  regis  Anglie  nuper 
existentibus  in  civitate  Behiacensi  super  materiis,  pro  quibuB 
ad  presenciam  nostram  vestra  sublimitas,  consanguineus  quoque 
noster  predilectus  dux  Hollandie  tam  literas  quam  nuncios 
novissime  duxeratis  destinare,  vestram  non  lateat  excellenciam. 
Sed  ut  clare,  prout  res  se  habuit,  patefiat,  vestre  serenitati 
decrevimus  presencialiter  intimare:  Quod  visis  literis  et  auditis 
vestris  nunciis  et  memorati  consanguinei  nostri  ducis  Hollandie, 
qui  de  nostra  dictique  regis  Anglie  mutua  convencione  datis 
prius  hinc  inde  certis  securitatibus  treugis  vel  abstinenciis 
guerre  aliisque  modificacionibus  et  condicionibus  tractatis  vel 
tractandis  inter  partes,  nos  ob  dei  reverenciam  et  pro  bono 
pacis,  quam  summopere  semper  gessimus  in  votis,  et  ut  clare 
cognoBceretis  imo  cognosceret  totus  mundus,  nullatenus  rema- 
nere  per  nos  nee  de  parte  nostra,  quin  continuaretur  via  pacis 
et  vitaretur  efFusio  sanguinis   humani,   coeteraque    scandala    et 


1  Gaatier  Col,  Secretair  des  Königs  und  mehrfach  Bevollmüchtigter  in  den 
Mediationsverhandlungen. 


103 

inoomerabilia  horrenda  nee  satis  unquam  detestanda  mala  et 
ificonveniencia^  que  solent  ex  guerris  provenire,  benigna  con- 
descensione  statim  ad  hujusmodi  convencionem  mutuam  extiti- 
mm  inclinati,  sicut  hec  alias  vobis  significasse  recolimus.  Sane 
dam  ad  hec  ulterius  complenda  diligenter  procedere  parati 
forent  nostri,  ecce  quod  a  vestris  Dunciis  memoratis  exhibite 
Aierant  litere  confecte  super  treugis  generalibus  inter  nos  et 
predictum  regem  Anglie  ad  tres  annos  futuros,  de  quibus  nullam 
prius  nobis  nee  aliquibus  de  nostro  consilio,  quamvis  super 
hoc  diligenter  fuissent  requisiti,  qualemcunque  feeerant  osten- 
sionem.  Quibus  perspectis  per  nostros  in  non  parvam  propter 
boc  admiracionem  inductos  illico  responderunt :  absque  nostri 
priori  visione  dietarum  literarum  se  aperire  non  andere;  sed 
per  alterum  eorum  nobis  Parisius  transmiserunt.  Quibus  intro- 
Bpectis  dictis  Anglie  ambasciatoribus  signiiicari  fecimus:  nuUo 
nos  paeto  salvis  eonsciencia  et  honore  nostris  et  sub  poena 
emendarum  et  perjurii,  quam  rex  in  talibus  incurrere  potest, 
nisi  consulto  et  requisito  prius  precharissimo  fratre  nostro  rege 
Castelle  et  Legionis  et  absque  ejus  expresso  consensu  posse 
predictis  treugis  triennalibus  generalibus  intendere^  et  hoc  per 
ostensionem  literarum  pateneium  super  alliganciis  et  confoede- 
racionibus  inter  prefatum  fratrem  nostrum  regem  Castelle  et  nos 
dadum  initis  et  evidenter  ita  tbre  monstravimus,  et  hac  de 
ctusa  dictas  alliganciarum  literas  per  alterum  presideneium  in 
QOfitra  parlamenti  curia  in  dictam  Beluacensem  villam  eisdem 
doximus  ostendere ;  paratos  tamen  treugas  particularos  ad  unum 
«nntiin  cum  dictis  Anglicis  initiare  et  ciciori  convencioni  quam 
alia  cum  treugis  aut  sine  treugis  nos  sivc  nostros  exhibere, 
quo  pendente  possemus  erga  sepedictum  fratrem  nostrum  regem 
Castelle,  ne  materiam  conquerendi  de  nobis  haberet;  literas  vel 
otucios  super  hocce  destinare.  Ad  quod  nuncii  dicti  regis 
ÄQglie  votare  noluerunt  dicentes,  se  velle  prius  ad  eorum  do- 
minum regredi  et  suam  scire  super  hac  re  voluntatem  quam 
DOBtris  in  villa  Bolonie  signiiicaturos  se  dixerunt  inira  decimam 
sextam  hujus  mensis,  ad  quem  locum  hac  de  causa  nostros 
speciales  et  solennes  nuncios,  ut  omnimode,  quod  in  nobis  est, 
io  re  tarn  ardua  faceremus,  curavimus  cum  potestate  sufficienti 
destinare,  quibus  propter  tarn  maris  quam  terre  itinerum  peri- 
cula  assidue  superveniencia  expectando  saivum  conductum  pre- 
fati   Anglorum    regis    prope    mare    applieando    Boloniam    non 


104 

audentibus  ultra  ire,  dictum  salvum  couductum  in  tali  loco  in 
Diepa  expectant  Ex  quibus  presentibus  meram  rerum  conti- 
nentibuB  vcritatem  vestre  majestati  luculenter  patere  potest, 
non  stetisse  neque  stare  per  nos  sive  nostros,  quominus  pro- 
cessuiu  extiterit  ad  viam  amicabilem  tractatus  atque  pacis. 
Insuper^  serenissime  princeps  et  frater  amantissiine ,  vestre 
regie  semper  aug'uste  majestati,  que  nobis  rescribat  fiducialiter, 
queque  fuerint  ei  grata  negocia  nostra  atque  regni  nostri,  eidem 
commendata  semper  habemus,  et  potissime  et  in  speciali  statum 
ac  expedicionem  consanguineorum  vestrorum  e  prosapia  stirpeque 
nostra  in  Anglia  captivorum  in  vestra  clementissima  recom- 
mcndacione  habere  velitis,  cum  ipsi  non  modicum  vestris  eg^nt 
auxiliis,  sed  domino  concedente  et  vestra  precelsa  clemencia 
laborante  eisdem  bene  succedere  speramus.  Datum  Parisius  die 
decima  tercia  Augusti  (1416). 


39.  (CXL.)  Canterbury  (August  1416). 

König  Sigismund  berichtet  dem   Herzog  Wilhelm  von  Holland 

das  Scheitern  seiner  Mediation. 

Sigisnmndus  etc.  Illustri  principi  Wilhelme  duci  Bavarie 
et  comiti  Hannovie  etc.  consanguineo  etc.  et  sacri  imperii 
fideli  dilecto  salutem  et  paccm  hominibus  bone  voluntatis! 
Illustris  princeps  consanguinee  noster  charissime !  Pater  luminum 
quem  nulluni  latet  secretum  novit,  quanta  fidei  puritate  quan- 
tisque  sudorosis  laboribus  quantis  eciam  gravibus  impensis 
serenissima  conthorali  regina  ac  inclyta  iilia  nostris  nee  non 
peculiari  regno  nostro  Hungarie  quasi  in  deserto  relictis  per- 
sonam  nostram  diversis  discriminum  et  periciilorum  generibas 
fere  quinque  annorum  jam  decursorum  temporibus  exponendo 
ad  pacem  et  unionem  ecclesie  Dei  per  schismatum  in  eadem 
pestifere  inveteratorum  submocionem  et  unici  veri  et  indubitati 
futuri  summi  pontificis  creacionem,  evulsis  eciam  et  extirpatis 
per  concordiam  et  pacificacionem  principum  catholicorum  inter 
se  descordancium  et  presertim  serenissimorum  principum  Henrici 
Anglie  et  Karoli  Francie  regum  fratrum  nostrorum  charissi- 
morum  cunctis  futurorum  schismatum  in  ipsa  ecclesia  Dei  for- 
midandorum  radicibus  et  viis  quibuslibet  preclusis,  procurandam 


105 

diebus  ac  noctibus  jugiter  et  sine  aliquorum  laborum  inter- 
cepcione  intenderimus ,  quod  prout  antea  usque  ad  felicem 
premissorum  negociorum  ecclesie  Dei  cooBumacionem  facere 
Bon  cessamuB  nee  ambigimus^  cunetis  totius  mundi  eatholicis 
principibus  et  precipue  vestre  sineeritati  aliis  quoque  quibusvis 
orthodoxe  fidei  hominibus  secundum  sui  processus  seriem  itidem 
eoDstare  in  premissis.  Itaque  consanguinee  precharissime,  ad- 
huc  in  dicto  regno  nostro  Hungarie  exortis  et  principiatis  .  .  .  .  ac 
po8t  in  Italie  et  Lombardie  partibus  nee  non  Alamanie  in  sacro 
generali  concilio  Constanciensi  nobis  procurantibus,  per  quot 
et  quantas  literas  atque  notabiles  nuncios  suos  pretactus  sere- 
nieftimus  frater  no8ter  Francorum  rex  ex  cordis  desiderio  non 
sine  principum  prosapie  sue  regalis  ac  totius  raagni  consilii 
regni  sui  Francie  matura  deliberacione  super  eo  nos  hortatus 
faerit,  pro  pace  perpetua  ac  longis  treugis  cum  tractatu  matri- 
monii  vobis  noto  inter  ipsum  ejusque  regnum  Francie  ab  una^ 
ac  memoratum  Heinricum  serenissimum  regem  Anglie  similiter 
fratrem  nostrum  ejusdemque  regnum  partibus  ex  altera,  trac- 
tandum  stabiliendum  et  firmandum  nos  interponere  dignaremur, 
revera  calamo  describi  nequit.  Imo  nobis  nuper  apud  sere- 
niasimum  Ferdinandum  regem  Arragonie  felicis  memorie  ^  ac 
Petrum  de  Luna  alias  in  sua  obediencia  Benedictum  XIII. 
noncapatum  in  procuracionem  unionis  ecclesie  Dei  laborantibus 
idem  serenissimus  Francorum  rex  semper  et  indefesse  eciam 
ante  et  post  conflictum  '^  in  estate  proxime  preterita  inter  ipsos 
Anglie  et  Francie  reges  pretactos  commissum  per  reverendis- 
simum  reverendumque  in  Christo  patres  dominos,  Remensem 
archiepiscopum  et  Carcassionensem  episcopum,  quamplures  eciam 
alios  suos  oratores  nostro  autem  lateri  jugiter  adstantes  nos 
com  omni  instancia,  ne  tantus  sanguis  humanus  ex  utriusque 
partibus  ensibus  efFunderetur  et  ne  amplior  sibi  et  regno  suo 
Francie  turbacio  immineret,  requisivit  et  rogavit,  ut  pro  Deo 
Jeau  Christo,  consideratis  attente  utilitate  commodo  et  fructu, 
qoi  ex  premissis  pace  aut  longis  treugis  cum  tractatu  matri- 
monii  ecclesie  Dei,  regnis  pretactis  et  toti  christianitati  offerri 
poaaent,  pro  hujusmodi  pace  vel  longis  treugis  ac  contractu 
matrimonii  inter  ipsos  scilicet  Anglie  et  Francie  reges  et  regna 

'  Geitorben  2.  April  1416. 
^  Die  Schlacht  bei  Asincourt 


106 

pretacta  ad  tractandum  et  firmandum  cum  omni  acceleracione 
possibili,  ex  quo  majora  prioribus  pericula  possent  venire  ex 
mora,  ad  Franciam  gressus  nostros  maturare  et  pro  pace  refor- 
manda  interponeromus  partes  nostras.  Et  postquam  negociis 
ecclesie  dei  in  dicto  regno  Arragonura,  ut  credimus  vos  non 
ignorare,  feliciter  expeditis  ad  sacratos  generalis  Constanciensis 
concilii  patres  pro  votiva  negociorum  incoeptorum  et  jam  cum 
gracia  Dei  ad  bonum  statum  perductorum  consumacionem  recto 
tramite  reverteremur,  instanciis  ad  nos  opportune  et  importune 
parte  ejusdem  fratris  nostri  regis  Francorum  per  jam  fatum 
archiepiscopum  Remensem  et  alios  suos  nuncios  multiplicatis 
et  a  continuacione  nostri  gressus^  quem  versus  Constanciensem 
civitatem  faciebamus,  nos  retrahentes  in  civitatem  Parisiensem, 
ubi  memoratus  Serenissimus  Francorum  rex  frater  noster  cum 
ejus  serenissima  conthorali  regina  nee  non  illustribus  principibus 
rege  Ludovico  Bituriensi  laudande  memorie  et  Baren,  ducibus 
personaliter  affuit,  nos  venire  petierunt,  quod  et  fecimus  pre- 
cibus  pretactis  inclinati.  Nos  igitur,  consanguinee  precharissime 
Parisius  accedentibus  memorato  quoque  serenissimo  Francorum 
rege  fratre  nostro  charissimo  ac  pretactis  sue  prosapie  regalis 
principibus  ncc  non  toto  magno  regni  sui  consilio  in  jam  fata 
materia  pacis,  longarum  treugaruni  cum  contractu  matrimonii 
inter  ipsum  et  regem  Änglie  eoruudemque  regna  tractandarum 
et  tirmandanmi  partes  nostras  interponere  et  efficaciter  laborare^ 
ac  ob  id  ad  memoratum  seronissimum  regem  Änglie  eorun- 
demque  regna  nos  personaliter  accedere  postulantibus,  allegan- 
tibus  nihilominus;  quod  ex  hujusmodi  pace  aut  longis  treugis 
de  contractu  parentele  pretactis  utique  salubrior  et  firmier  unio 
in  Dei  ecclesia  sequetur  et  liet,  volentes  personam  vestram 
magnitudinis  vestre  nobis  semper  precharani  honorare,  roga- 
vimus  ipsum  dominum  regem  Francorum,  imo  quantum  valuimus 
instetimus  apud  eundem,  ut  et  vos  una  nobiscum  in  dictum 
regnum  Änglie  et  ad  prefatum  serenissimum  regem  Änglie 
accedere  pateretur;  hoc  idem  eciam  apud  prelibatum  serenis- 
simum fratrem  nostrum  Änglie  regem  cum  debita  diligencia 
procurantes,  quod  et  fecerunt  nostris  peticionibus  acquiescentes. 
Jam  jamque  consanguinee  charissime,  ut  de  gestorum  hie  nego- 
ciorum Serie  loquamur,  ad  quas  conclusiones  in  materia  pretacte 
pacis  vel  longarum  treugarum  cum  contractu  matrimonii  deve- 
nimus,  non  credimus  a  memoria  vestra  exivisse,  cum  omnia  in 


107 

ipsa  materia  per  dob  et  vos  fuisse  eapitulata  et  appunctuata 
ac  rignetis  nostrum  utriusque  consignata;  nee  ideo  judicamus 
oecesse  fore^  copias  hujuBcnodi  capitulatorum  et  appunctuatorum 
Tobis  destinare^  cum  illa  per  dos  practieata  et  palpata  sciatis 
et  in  speeie  eeiam  apud  vos  habeatis.  Hisqae  consanguinee 
charissime,  sie  factis  capitulatis  et  appanctuatis  hujusmodi  per 
magnificos  vires  Nicolaum  de  Gara,  regni  nostri  Hungarie 
comitem  palatinum  ac  Bertholdum  de  Ursinis;  comitem  Suane, 
Johannem  Karoli  Vicecomitem  Mediolanensem,  Brunorum  de 
la  Scala  Veronensem  et  Vincenciae  vicarium  imperialem,  Bene- 
dictom  de  Macra  militem  utriusque  juris  doctorem  et  dominum 
Nicolaum  de  Hatvan  militem,  nostros  fideles  consiliarios  et 
dilectOB  precedentes  tamen  eos  prefato  reverendissimo  patri 
archiepiscopo  Kemensi  ac  R(adulpho)  domino  de  Gaucourt 
memorato  serenissimo  principi  regi  Francie  duximus  desti- 
nandoa.  Qui  auditis  nostris  oratoribus  pretactis  capitulatis  quo- 
qae  et  appunctuatis  hujusmodi  receptis  et  una  cum  jam  fatis 
regalis  sue  prosapie  principibus  ac  aliis  de  suo  magno  consilio 
perlectis  auscultatis  et  perspicaciter  ruminatis  de  eorundem 
maturo  consilio  deliberacione  prehabita  omnia  eapitulata  et 
appunctuata,  que  in  cedula  sub  signetis  nostrum  utriusque  con- 
tinentur,  decrevit  parte  siia  adimpleri,  et  superinde  juxta  con- 
tenta  unius  eorundem  articulorum  idem  Serenissimus  rex  Fran- 
comm  frater  noster  charissimus  per  suas  literas  sigillo  suo 
proprio  sigillatas,  quarum  copias  in  presentibus  vobis  dirigimus, 
DO«  infra  viginti  dies  post  nostrorum  et  suorum  ambasciatorum 
de  Lundonis  (recessu)  curavit  certificare.  Tandem  autem  pre- 
fatorum  serenissimorum  regum  Anglie  et  Francie  commissariis 
ad  concordandum  de  loco  convencionis  ad  contirmandum  treugas 
predictas  cum  contractu  matrimonii  in  civitate  Beluacensi  con- 
i^eoientibus  et  diucius  in  ipsa  materia  conferentibus  mutuo, 
eommissarii  antedicti  serenissimi  regis  Francorum  dictam  con- 
i^encionem  cum  treugis  noluerunt  concordare,  sed  ex  post  (!)  ali- 
qnos  post  dies  predicti  commissarii  utriusque  partis,  ne  ab  invicem 
vacui  recessisse  viderentur,  fecerunt  fieri  intcr  eos  unam  cedulam 
super  certis  appunctuamentis,  de  quibus  ex  copia  hujusmodi 
cednle,  quam  presentibus  interclusam  vobis  dirigimus,  poteritis 
▼08  clarius  informare.  Et  nichilominus  ecce  supradictus  rex 
Anglie  frater  noster  decrevit  mittere  suos  ambasciatores  ad 
▼iUam  Callesii  quarto  die  Septembris  proxime  futuri  ad  audien- 


108 

dum,  quicquid  commissarii  regis  Francie  pretacti  aperire  velint 
in  materia  pacis  vel  treugarum  predictarum.  Et  mandavit  idem 
rex  Änglie  suis  ambasciatoribus,  qui  fuerunt  in  civitate  Belua- 
censi,  ut  iidem  significarent  commissariis  regis  Francie  suam 
intencionein,  ita  tarnen^  quod  et  rex  Francie  sit  intencionis 
mittendi  suos  ambasciatores  ad  Bononiam  super  mare,  et  quod 
per  commissarios  regis  Francie,  qui  fuerunt  in  Belvaco  super- 
inde  certificetur  capitaneus  Calesii  vel  ejus  locum  tenens 
citra  vi^inti  octo  dies  presentis  mensis  Augusti.  Que  omnia 
non  dubitamuSy  serenissimum  regem  Anglie  fratrem  nostrum 
vobis  singillatim  et  seriöse  per  suas  literas  rescripsisse.  (Inda 
dilecte  consanguinee  noster,  ingentis  materiä  admiracionis  in- 
tima  cordis  nostri  penetravit  admodum  et  auxit,  que  impedi- 
menta,  queve  consilia  mentera  prefati  Serenissimi  regis  Fran- 
corum  in  contrarium  sui  propositi  de  maturo  consilio  principum 
sue  regalis  prosapie  ac  sui  magni  consilii  habita  deliberacione, 
literis  suis  nobis  directis  iirmata  fuerunt,  et  in  admirabilem 
negociorum  pretactorum  variacionem  ducere  potuit.  Sed  proh 
dolor,  jam  videmus  esse  in  foribus,  quod  ante  latuit;  non  enim 
fuit  optatum  suum  atque  desiderium  ad  pacem  ac  treugas 
supradictas,  sed  ut  sub  hujus  colore  nos  pura  fide  labor&re 
anhelantes  seducere  posset  et  nee  alia  verisimilis  conjecturacio 
in  nostrum  cor  ascendere  potest,  quam  quod  traxerit  nos  sie 
in  longum  solum  in  iinem  turbacionis  negociorum  ecciesie  sancte 
Dei  ac  sacri  Komani  impcrii  ac  regni  Hungarie  pretacti  imo 
totius  Status  nostri  destruccionem.  Credebamus  etenim  non 
hoc  fore  promia  laborum  nostrorum,  sed  speramus,  quod  Dens, 
cujus  res  agitur,  hominibus  perverse  voluntatis  resistet,  bene 
autem  agentibus  dabit  graciam  et  auxiliabitur  ad  consuma- 
cionem  negociorum  unionis  ecciesie  sue  sancte,  quam  nostris 
temporibus  dignetur  concedere  sua  solita  pietate.  Ut  hec  dilecte 
consanguinee  non  aliter  quam  modo  gravis  improperii  et  querele 
vobis  scribere  putare  (!),  de  premissis  tractatibus  materie  pacis 
vel  longarum  treugarum  nos  amodo  eximere  et  prorsus  cessare 
teuere  (!),  sicut  et  per  nostros  ambasciatores  pretactos  de  hoc 
fuit  Parisius  solenniter  protestatum;  nee  credatis  amplius  nos 
inter  eosdem  in  premissis  volle  laborare  nee  eciam  amplioribus 
tenemur  verbis.  Credimus  nempe  et  vobis  tamquam  principi 
catholico  tantam  ecciesie  sancte  injuriam  utique  in  jacturam 
sacri  Komani  imperii  nostrumque  discrimen  et  totius  Christiani- 


109 

tmÜB  scandalam  vergentem  aeque  sicut  et  nobis  non  mediocriter 
displicere.    Datum  Cantuarie. 


40.  (cxxxvn.) 

Calais,  6.  September  1416. 

Denkschrift    König    Sigismunds    über    die    Mediation    an    den 

König  von  Frankreich. 

Serenissimo  prineipi  Karolo  dei  gracia  regi  Francorum 
firmtri  nostro  precharissimo  Sigismundus  eadem  gracia  etc.  sa- 
lotem  in  auctore  salutis  et  pacis  amatore.  Serenissime  prin- 
ceps  frater  noster  precharissime !  Serenitatis  vestre  literas  sub 
dato  Parisius  decima  tertia  die  preteriti  mensis  Augusti  con- 
fectas  de  manu  cujusdam  trumpetarii  vigesima  septima  die 
ejiudem  mensis  de  sero  Calesii  gratanter  recepimus.  Et  ut 
easdem  summarie  epilogando  perstringamus  inter  coetera  in 
substancia  exprimebant:  ,Ut  via  pacis  continuaretur  ad  con- 
▼encionem  mutuam  per  vos  et  Anglie  regem  celebrandam, 
benigna  condescensione  extitistis  inclinati.  Sane  dum  ad  hec 
nlterius  complenda  diligenter  procedere  parati  fuissent  v  es  tri, 
ec€^e  quod  a  nostris  nuaciis,  quos  per  nos  super  materiis  pro 
quibus  ad  presenciam  vestram  nos  et  illustris  dux  Hollandie 
tarn  literas  quam  nuncios  novissime  ad  vos  destinaramus,  exhi- 
bite  fuerunt  litere  confecte  super  treugis  generalibus  inter  vos 
et  predictum  regem  Anglie  ad  tres  annos  futuros,  de  quibus 
nullam  prius  iidem  nuncii  nostri  vobis  nee  aliquibus  de  vestro 
consilio  diligenter  requisiti  fecerunt  ostensionem.  Quibus  in- 
spectiB  vobisque  relatis  ambasciatoribus  regis  Anglie  signiiicari 
fecistis,  quod  absque  expresso  consensu  fratris  vestri  Castelle 
et  Legionis  regis  treugis  generalibus  triennalibus  consciencia 
et  honore  vestris  salvis  intendere  nequivissetis  et  ita  fore  evi- 
denter per  literas  monstravissetis ;  paratos  tarnen  vos  exhibetis 
trengas  particulares  ad  uuum  annum  cum  Anglicis  iniciare  et 
ciciori  convencioni  cum  treugis  aut  sine  treugis  vos  sive  vestros 
eodiibere^  Et  concludendo  fiualiter  series  earundam  vestrarum 
astmit  literarum:  ,quod  luculenter  patere  potest,  non  stetisse 
neqne  stare  per  vos,  quominus  pi*ocessum  extiterit  ad  viam 
aoiicabilem  tractatus  atque  pacis^     Hec  de   continencia   litera- 


HO 

rum  vestrarum  brevi  quidem  compendio  recensendo  collegimuBi 
ad  que  vestre  regle  fraternitati  cum  omni  equanimitate  daxi- 
mus  respondendum :  Quod  cum  predecessores  nostri  et  proge- 
nitores  felicis  recordacionis  cum  vestris  predecessoribus  et 
progenitoribus  mutua  dileccione  longo  temporis  tractu  ultra 
identitatem  et  connexionem  sanguinis  continuo  sese  preveniendo 
zelaverint,  prout  clare  memorie  charissimus  avus  noster  Jo- 
hannes rex  Bohemie  sinceritatis  sue  affectum  opportunis  tarn- 
poribus  evidencium  operum  exhibicione  probavit,  eundemque 
precharissimus  genitor  noster  felicis  reminiscencie  Karolus 
quartus  Romanorum  imperator  continuando  successivis  augmentiB 
multiplicavit,  et  nos  cum  omni  cordis  et  animi  puritate  in  eodem 
proposito  tenebamur,  fixa  nempc  ab  infancia  nostro  jugiter  in* 
sidebat  animo  illius  affeccionis  integritas  et  in  mente  tenaci 
memori  memoria  semper  revolvimus,  qualiter  a  multis  retro 
temporibus  de  tanta  loeorum  distancia  ipsa  vestra  fratemitas 
suavibus  frequenter  nos  visitabat  literarum  eloquiis;  recordamur 
profecto  et  de  vestra  regia  memoria  excidisse  non  putamoB^ 
qualiter  fremitum  dissensionis  intestine  in  domo  familia  et 
regno  vestris  periculose  suscitate  nobis  in  regnum  nostrum 
Huugarie  tam  vestra  fratemitas  quam  eciam  alii  principes 
vestre  prosapie  eciam  ex  adverso  dudum  intimaverunt,  de  quo 
eo  graviori  molestia  lacessiti,  quo  bella  plus  quam  civilia  inter 
conjunctos  in  prosapia  principancium  gerere  crudelius  credimus 
et  nefandius  arbitramur  ex  intimo  mentis  affectu  compacientes. 
Hanc  quidem  in  nobis  grata  placidaque  relatio  procreavit  affec- 
cionem  quam  diuturna  connexio  multipliciter  ampliavit^  dum 
illam  sensibus  nostris  preteritorum  memoria  et  sequencium  ex- 
periencia  rcpresentabänt.  Sicque  in  nostre  mentis  oculis  pro 
recenti  desiderio  semper  in  votis  gessimus  votiveque  desidera- 
vimus  vestre  fraternitati  domuique  et  regno  vestris  überall 
benivolencia  complacere  posse  nostro;  idem  itaque  posse  totum 
et  literis  et  nunciis  ad  honoris  et  commodi  vestri  prosperitatem 
cum  sincera  promptltudine  crebrius  obtulimus  exponendum. 
Sed  quid?  ut  de  transactis  jam  descendamus  ad  recenda. 
Postquam  enim  ad  instantem  requisicionem  sacrosancte  generalis 
synodi  Constanciensis  nostra  se  inclinavit  humilitaS;  ut  ad  regem 
Arragonum  in  negoclo  unionis  ecclesiastice  medils  ejusdem 
concilii  ambasciatoribus  et  instruccionibus  pro  meliori  couBU- 
maclone  accederemus,    et  una  pariter  cum  eodem  ea  de  causa 


111 

eonveniremus  primum  adhuc  ibidem  in  Constancia  ^  deinde  in 
progT^ssione  nostri  itineris  versus  Arragponiam  vicibus  repetitis 
requlBiti,  ut  Parisius  declinando  fraternitatem  vestram  visita- 
remuB;  et  revera  si  temporis  qualitas  et  maxime  termini  cum 
bone  memorie  charissimo  fratre  nostro  Ferdinando  rege  Arra- 
gonmn  prefixi  pro  mutua  convencione  in  negocio  hujusmodi 
deputati  indulsisset,  eo  tune  eciam  propter  bonum  pacis  Parisius 
gratanter  divertissemus  gressus  vestram  fraternitatem  leta  beni- 
volencia  visitaturi.  Et  quia  propria  in  persona  eo  tune  adim- 
plere  nequivimus^  per  literas  et  nuncios  ^  eciam  ante  campestre 
proelium  ^  cum  prefato  rege  Anglie  commissum  et  eciam  postea 
vicibus  sepius  iteratis  apud  vos  et  memoratum  Anglie  regem 
firatemis  precibus  et  exhortacionibus  studiosiS;  ut  a  collisiva 
aggressione  ob  Dei  et  sancte  matris  ecclesie  reverenciam  ac 
populi  Christiani  quietem  nostrarumque  precum  obtentu  absti- 
neret,  hinc  inde  institimus.  Quoniam  pro  pace  inter  Francie  et 
Anglie  regna  salubriter  reformanda  sepe  duximus  noctes  in- 
»omnes  et  prandium  in  coenam  convertimus^  ut  vel  cogitando 
Boli  vel  cum  aliis  conferendo  pacificandi  vos  cum  eodem  modos 
atUes  invenire  possemus.  O  quoties  epistole  pro  vestra  vestrique 
regni  tranquillitate  misse  notariorum  fatigavere  calamos  et 
flcribarum  atramenta  aiccarunt,  persuadendo  vobis  et  illi  ex 
adverso  ac  coeteris,  quibus  decuit,  ut  animos  vestros  ad  pacem 
flecteretis;  quum  per  honesta  racionabilia  et  licita  media  vobis 
atrimque  per  nos  apta  faciliter  deveniri  potuisset  ad  pacem  vel 
saltem  ad  treugas  congruentes.  Postea  vero  dirigente  altissimo 
Vota  nostra  de  regno  Arragonie  nobis  regredientibus  et  per 
directum  versus  Constanciam  procedentibus  per  reverendum  in 
Christo  patrem  Keginaldum  archiepiscopum  Remensem  ubilibet 
in  hac  via  nostre  reversionis  nos  comitantem"*  opportune  et 
importune  requisiti^  et  insuper  nunciorum  et  literarum  fre- 
quencia  pro  parte  vestra  excitati  et  invitatio  ut  imminentibus 
fluctoacionibus  et  periculis  regni  vestri  per  nostram  interposi- 
cionem  ad  pacem  occurrendo  personaliter  Parisius  veniremus,^ 

*  Vgl.  Janssen,  ReichscorreBpondenz  I,  294. 

'  Vgl.  Eberhard  Windecke  1099.  Härtung  Clux  und   Nicolans   v.  Reibnitz. 

Cf.  Cerretanus  bei  Hardt  IV,  393. 
'  Bei  Azincourt. 

«  C£.  Religienx  de  St.  Denis  V,  722. 
^  JansseD,  Beichscorr.  I,  296. 


112 

DOS  vero  arbitrantes,  quod  amanti  sufficit  nunciare^  sufficit  ut 
noveritis  et  vos^  qiii  quos  debetis  amare^  non  deseritis  in  tem- 
pore opportuno  (!) ;  sufficit  ut  firmiter  credimus,  imo  pro  certo 
supponimus  alterum  alterius  casus  contingentes  exponere;  suf- 
ficit fratri  apud  fratrem  gerentem  nihilominus  erga  se  fratris 
afiectum  talibus  interpellare  preambulis  et  ipsum  ad  succursoB 
accelerandi  remedium  taliter  provocare,  et  ne  affeccio  sie  accu- 
mulata  in  nobis  deficere  videretur,  volentes  votis  vestris  in  bis 
et  in  Omnibus  possibilibus  nos  reddere  compotes  et  ex  corde 
conformes  ad  hec  deliberacione  prehabita  direximus  aciem 
mentis  nostre,  ut  pacis  consilia  cogitantes  et  a  directa  via  pro« 
gressionis  nostre  in  Constanciam  ex  privilegio  amoris,  quem 
erga  vos  domum  et  regnum  vestrum  indesinenter  gessimus^ 
disgrediendo,  credebamus  profecto,  quemadmodum  eciam  et  lite- 
rarum  et  nunciorum  hincinde  ad  nos  missorum  blanda  eloquia 
et  accersio  placida  verisimiliter  promittebant,  quod  Francie  et 
Anglie  regna  predicta  ad  pacis  et  quietis  capacitatem,  dum 
veniremus,  bene  predisposita  inveniremus,  nosque  prefatum 
Anglie  etc.  regem  faciliter  et  cito  pacificare  possemus ;  negocia 
sacri  consilii  quam  vis  cum  magna  perplexitate  suspendendo 
Parisius  deelinavimus  illos  sacratos  patres  in  sacro  consilio 
degentes  negociaque  sacri  imperii,  imo  et  proprium  regnum 
nostrum  Hungarie  cum  coeteris  regnis  eidem  annexis  ob  vestri 
complacenciam  pene  post  tergum  reliquimus  quasi  in  deserto, 
licet  potissimum  inter  omnia  desiderabilia  niundi  votiva  prose- 
cutio  et  perfecta  conservacio  unionis  ecclesiastice  sollicitudini 
nostre  manebat.  Tenebamus  denique  a  certo,  quod  brevi  tem- 
poris  intervallo  pax  inter  predicta  regna  diu  desiderata  per 
nostre  (interposicionis)  medium  facilius  et  cito  fieri  potuisse  et 
reformari.  Que  propter  paucos  pacis  zelatores  ob  defectum 
mediatorum,  prout  communis  precipue  assercio  fatebatur  necmi- 
nus  literarum  adjeccio  crebrius  affirmabat;  fuerat  usquequaque 
dilata,  quodque  per  hujusmodi  digressionem  et  brevem  ac  mo* 
dicam  moram  quam  impetravimus,  ut  circa  reformacionem  pacis 
hujusmodi  liberius  vacare  possemus,  dictum  sacrum  concilium 
ad  tempus  nobis  concessit;^  credimus  firmiter  sacrum  concilium 
breviori  negociorum  quam  experiencia  docuit  expedicione  pocius 

1   Von  einer    solchen    ausdrücklichen    concesHio    ist    aus    anderen    Quellen 
nichts  bekannt. 


113 

ooBflolari  quam  aliquatenus  attaediarl  vel  turbari  debere.  Quantis 
aatem  nunc  oblocucionibus  et  interpretacionibus  calumniancium 
ut  assolet,   presertim  cum   spe   simul   et  fructu  tantorum  labo- 
mm   apud    vos    frustrati    simus,    exposuerimus    nosmet   ipsos 
lingue  in  sugillacionem  nostram  laxate  longe  lateque  divulgant 
detractores,  et  non  solum  ad  pacificandum  vos  cum  rege  ADglie, 
fted  et  ad  suäfocandum  intrinsece  sedicionis  incentivum  pariter 
et  fermentum  pestiferum  pene  penitus  enervandum  ac  odiorum 
fomites  in  domo  et  regno  vestris  omnino  extinguendum  totalis 
noster  versabatur   conatus   et    studia   intendebant^   illud  evan- 
geliflte    eulogium    pre    oculis    formidabiliter    habentes^     quod 
yOmne  regnum  in  se  divisum  desolabitur  et  domus  supra  domum 
cadet'.     Satagentes    itaque,    ut   semotis    obstaculis    quibuslibet 
habundancia  pacis  fieret  utrobique,  ad  quam  sectandam  prefatus 
Anglie  etc.  rex  nostrisque   instanciis   obsecracionibus   et  inter- 
dum    exhortacionibus   fraternis    in    omni   quidem    paciencia   et 
doctrina  inductus  presto  reddebatur,  prout  de  hiis  sibi  dignum 
ab    experto     sufficienter    cerciorati    testimonium    perhibemus ; 
capientes  ne  per  dissensionem  inter  vos  et   ipsum   pullulantem 
io  parte   scissa   minuatur   potencia   milieie   Christiane,   sed  per 
pacem  utrobique  stabilitara  unio    ecclesiastica  et  Christianitatis 
generaliter  singulos  Christicolas  et  precipue  reges   et  principes 
catholicoB  contingens  communi   auxilio   relevata  commodiusque 
incrementa    suscipiens    felicius    consumaretur,    et    difiicultates 
occurrentes   interdum   concordi   voto   divine   clemencie   virtute 
evitarentur  et  prosecueione   negocii  prospera  regnum   vestrum 
de  acerbis  molestiis    tam    longo    decursu   temporis   auctis   con- 
tinue  respiraret  ad  quietem  vesterque  status  in  amoenitate  trän- 
qaillitatis    firmaretur.      Occurrit     eciam    consideracioni    nostre 
paulominuB  pensandum,  ut  dum   de  spontanea  vestra  voluntate 
precise   hujus   rei   gracia  in  Angliam    proficisceremur,   constat, 
qualiter   apud    vos    charipensa    studia   et   labores   nostri    fuere 
qualemque  ad  tractatum   pacis    dedistis   nobis   facultatem;    cre- 
didissemuB  utique,  quod  si  quispiam  eciam  alienus  quantumlibet 
minorifl  status    pro   pace   reformanda   tam    fideliter  et  solerter 
sicut  et   nos   se    interposuisset,   debuerat   procul    dubio   majori 
folciri   instruccione    et    autoritatc.     Nee    eciam    vestrum    latet 
Ingenium ,    qualiter   nos   et   gentes    nostre  in  progressione  pro- 
carande  pacis  versus  Anglium  in  regno  vestro  cum  litcris  vestri 
aalviconductus  et  scorta  vestri    parte  nobis   et  gentibus  nostris 

ArekiT.  Bd.  UX.  I.  U&lfte.  » 


114 

deputata  associati  pacifice  procedentes  per  vestre  dicionis  Bub- 
ditos  fuimus  pertractati;  ne  dicamus  ignominiose  inhonorati ; 
nam  in  terra  Bullonie '  dum  refeccionem  et  prandium  habere 
voluissemus,  introitus  fuit  prorsus  nobis  denegatus,  perinde  ac 
si  suspecti  de  insidiis  aut  prodicionibus  fuissemus^  cum  tarnen 
altissimi  gracia  contra  progenitores  nostros  et  eciam  adversas 
nos  nullo  unquam  tempore  talis  fama  laboraverit^  nunquam 
enim  venimus  lucrari  tarn  pusillem  terram  Bullonie  aut  aliqoid 
sinistrum  attentare :  et  gentes  nostre  eciam  de  pocioribus  nostris 
ante  faciem  nostram  procedentes  simili  literarum  vestrarum  et 
scorte  confidentes,  sed  per  vestros  minime  reputatarum  suffulte 
imo  insidiose  in  villa  vestra  Älbavilla  vocata^^  quasi  neci  tra» 
dite,  retrocedere  coacte  vix  pericula  eciam  personarum  vita- 
runt.  Hec  facta  sunt  contumelioseque  illata^  et  tacuimuS;  quia 
charitas  vera  eciam  lesa  a  charis  non  recedit.  Ad  querendam 
pacem  per  paciencie  holocaustum  recte  captandam  in  Angliam 
descendimus;  et  ut  sinceritatis  nostre  affeccio  et  operacionis 
puritas  suspicione  qualibet  remota  luce  clarius  in  tractatiboB 
pacis  hujusmodi  appareret^  affectavimus  diligenter  illustrem 
Willielmum  ducem  Holland le  principem  et  avunculum  nostmm 
iidelem  dilectum  vcstrumque  consanguineum  et  affinem  in 
societnteque  prefati  regis  Anglie  existentem  et  utrique  parti 
merito  credulum  et  communem  amicum  hujusmodi  tractatibus 
principaliter  intercsse.  Qui  quidem  dux  Hollandie  adveniens 
et  tanquam  principalis  mediator  et  in  hoc  negocio  cooperator 
noster  in  omnibus  colloquiis  et  tractatibus  pacem  et  concordiam 
productivis  presens  affuit  ipsumque  de  singulis  per  Dei  graciam 
gestis  facti  experiencia  docuit  et  palpate  veritatia  evidencia 
instruxit.  Novit  denique  ille,  qui  nil  ignorat,  qui  scrutator 
est  cordium  ac  conscius  secretorum,  quod  de  puro  corde,  con- 
scienciii  bona  et  fide  non  ficta  ad  honorem,  profectum  et  in- 
crementum  felicis  Status  vestre  exaltacionis  et  quietis  inclyte 
domus  et  regni  vestrorum  Francie  efficaciter  aspiravimus,  pro 
viribus  procuravimus  studiose,  quo  vobis  domui  et  regne  novi- 
mus  profutura.  Et  post  multa  et  multa  preambula  coUoquia 
et  tractatus,    in  quibus    et    principes   et  magnates  de  Francia, 

1  Hiordurcli  bestätigen  sich  die  Nachrichten  bei  Windecke  (Menken  1101), 
die  sonst  keine  Quelle  hat. 

2  Vergl.  Eberhard  Windecke  (Menken  1102}. 


115 

qui  sab  custodia  in  Anglia  detinentur  et  prefatus  archiepiscopus 
Remensis  semper  interfuere,  deliberacione  prehabita  concepti 
prelocud  et  appunctuati  nonnuii  articuli  per  nosque  et  prefatum 
dacem  Hollandie  sub  signetis  sigillati  vobis  in  quadam  cedula 
destinatiy  per  quoa  non  nisi  disposieione  divina,  cujus  sunt 
occulta  judicia  tantorum  bonorum,  coniirmata  sit  sories,  pacem 
stabilem  indubitatam  credebamus  proventuram.  Verum  cogimur 
vehementer  et  non  sine  racione  stupere,  quod  post  articulos 
per  nos  et  prefatum  ducem  Hollandie  in  interessencia  eciam 
principum  de  vestra  prosapia  magnatumque  militarium  et  nobi- 
tiam  de  Francia  ipsisque  auscultantibus  et  approbantibus  bona 
fide  honestisque  respectibus;  prout  utriusque  partis  honori  et 
commodo  congruere  putavimus,  concorditer  conceptos  et  pre- 
locutoB  Yobisque  transmissos  pacem  probabiliter  productivos 
penitusque  ad  nil  vestnim  liberum  arbitrium  obligantes,  nisi 
in  qnantum  vobis  placuit  et  videbatur  expedire,  imo  delibera- 
cione previa  per  vos  adniissos  et  acceptatos  immutasse  de- 
liberatum  propositum  et  decretum  vestrum  prius  firmatum,  ut 
edocet  series  vestrarum  literaruro,  tarn  subito  detrectasse.  Tanta 
nimimm  replevit  amaritudine  nientem  nostram  rei  hujusmodi 
repentina  mutacio,  ut  diu  quasi  stupore  quodam  oppressi  nee 
potuerimas  a  tanta  meditacione  doloris  cogitatum  avertere  nee 
circa  id  ipsum  aliquid  utiliter  cogitare.  Quesivimus  enim  pacem 
et  ecce  torbacio!  Quot  enim  strages  bonorum  et  humani  äc 
christiani  sanguinis  effusio  et  pericula  animarum  nuper  in  navali 
hello  prope  Herflu  >  in  mari  commisso  pemiciose  subsecuta 
fuere  et  deteriora  in  posterum  timentur  in  foribus.  Numquid 
aat  non  meritorum  est  damnacionis  perpotue  aut  demeritorum 
lalatis  eterne  fovere  discordiam,  fidei  domesticos  impugnare, 
affligere  pauperes,  depauperare  potentes,  sanguinem  humanum 
eflfiindere  ac  ecclesias  profanare?  Hi  enim  sunt  fructus  guer- 
ramm.  Ecce,  frater  charissime  ad  vos  satis  clamat  facti  hujus 
qoalitas,  satis  eciam  fratris  charitas  pulsavit  ad  hostium  cordis 
vestri.  Et  ut  pro  rei  evidencia  uberiori  verbis  literarum 
vestrarum  typario  parte  vestre  serenitatis  impressarum  super 
Acceptacione  dictorum  articulorum  in  hujusmodi  literis  vestris 
insertis    precise    utamur,    ut    sequitur:^    , Articulos    eciam    in 


*  Am  15.  August  1416,  wo  Bedford  die  französisch-gcnnesische  Flotte  schlug. 
«  8.  oben  Nr.  CXXXV  (2). 

8* 


116 

quadam  cedula  signetis  vestre  celsitudinis  ac  charissimi 
coasaDguinei  nostri  Wilhelm i  ducis  Bavarie  comitisque  Han- 
no vie  sigillata  contentos  accurate  perlegi  fecimus,  saper 
quibus  Omnibus  et  singulis  tarn  verbis  quam  literis  insinuatis 
matura  consilii  tarn  nostre  regalis  prosapie  quam  aliorum 
de  nostro  magno  consilio  deliberacione  prehabita  et  maxime 
vestre  regio  majestatis  et  ipsius  Wilhelmi  consanguinei  nostri 
charissimi  consiliis  sanis,  ut  firmiter  credimus,  in  quibus  fiduciam 
immensam  gerimus  acquiescentes  omnia^  que  in  predicta  cedula 
continentur^  adimpleri  parte  nostra  decrevimus.'  Hec  sunt  verba 
in  literis  vestris  nobis  directis  formaliter  posita,  que  nos  ad 
publice  noticie  formam  utinam  melioribus  auspiciis!  calami 
nostri  officio  vere  per  Universum  sub  hilaritatis  specie  de  pace 
leticiam  concipientes  pre  nimio  gaudio  perduximus,  credentes 
firmiter^  ut  quod  scripturis  promittebatis,  curaretis  opere  adimp- 
lere.  Quid  autem  dicta  cedula  contineat,  audiamus!  Secundua 
nempe  articulus  continet  hec  verba : '  Jtem :  quod  dicta  con- 
vencione  conclusa  et  finaliter  terminata  inter  commissarios 
utriusque  partis  predicte  capiantur  certe  treuge  generales  tarn 
per  terram  et  aquas  quam  per  mare  sub  modo  forma  et  effectn, 
quibus  inter  dictos  dominos  mediatores  et  dominum  regem 
Anglie  predictum  communicatum  et  conclusum  existit,  que  in 
cedula  sigillo  dictorum  mediatorum  sigillata  expressius  conti- 
nöntur.^  —  Teste  igitur  teste  omnium,  quod  si  tempus  et  causa 
permitterent,  libencius  taceremus,  quam  veritatis  stylo  descri- 
beremus  id  quod  tacentibus  nobis  ipsarum  rerum  eyidencia 
loquitur  et  dissimulari  diucius  fama  preambula  et  notoria  non 
permittit,  sed  et  vestra  charitas  nos  excitat  et  cogit  ad  respon* 
dendum  de  veritate.  Parcat  igitur  nobis  vester  et  communis 
auditus;  si  cause  hujusmodi  instanciam  prescribi  spacio  temporia 
non  sinamus,  presertim  cum  eo  se  non  porrigat  nostre  volun- 
tatis  vel  scripture  intencio,  quod  derogare  cujusquam  fame  vel 
honori  intendamus^  sed  in  hoc  negocio  purum  processum  et 
veritatem  dicere  sufficiat,  ut  in  nullo  prorsus  inficiant  famam 
alienam.  Consideret,  queso^  vestra  regia  perspicacitas  et  in 
statera  recti  consilii  attente  discuciat  scripta  sua,  si  correspon* 
dent  ultima  primis.  Prima  namque  asserunt^  quod  omnia  in  dicta 
cedula  contenta  vestra  deliberacio  maturissima,  ut  prefertur,  sui 


»  S.  oben  Nr.  CXXXIV  (1). 


117 

parte  adimpleri  decrevit,  cedula  vero  articulorum  ostendit^  quod 
capiantor  certe  trenge  generrales  tarn  per  terram  et  aquas  quam 
per  mare;  novissima  vero  vestra  scripta  inquiunt;  ^quod  con- 
fideocia  et  honore  salvis  ad  triennales  treugas  generales  rege 
Castelle  inconsulto  consentire  non  possetis/  *  ad  quas  tarnen 
prios  sine  omni  excepcione  videmini  testimonio  literarum 
▼estrarum  predictarum  consensisse.  Porro  non  negamus  in 
colloquio  deduccionis  et  confeccionis  cedule  treugarum  motum 
fiiisse^  quod  fortassis  treuge  hujusmodi  generales  colligatis 
▼estris  inconsultis  honeste  et  digne  fieri  non  poterant,  verun- 
tarnen  eciam  per  vestros  in  hujusmodi  tractatibus  presencialiter 
assistentes  fuit  adinventa  et  in  medium  introducta  cautela  que- 
dam  et  remedium,  ut  asserebatur  eciam  alias  practicatum,  quod 
pro  parte  vestra  in  regno  Francie  una  terra  et  viceversa  pro 
parte  regia  Anglie  in  regno  Anglie  similiter  una  terra,  que 
renim  gerendarum  expedicioni  impedimentum  non  pararent,  ex- 
ciperentUT;  et  sie  salvaretur  honor  vester  vestrorumque  coUi- 
gatorum  amicicia  et  vinculum  treuge  quoque  taliter  cum  rege 
Anglie  in  presenciarum  ineunde  confoederacionibus  minime  pre- 
jadicantes  in  suo  r obere  permanerent.  Sed  ^  et  in  materia  pre- 
senti  nulla  nobis  videtur  racio  efficacior  ad  convincendum,  quare 
nunc  eque  bene  sicut  prius  per  medium  reverendi  patris 
Gnilhelmi  archiepiscopi  Bituricensis,  Earoli  domini  de  la  Bret 
c^msanguinei  et  conestabularii  et  Goutheri  Col  consiliariorum  et 
secretarii  vestrorum  ac  ambasciatorum  sufficienti  potestate  ad 
boc  suffultorum  pro  parte  vestra  cum  certis  commissariis  Anglie 
et  regis  per  ipsum  ad  hoc  deputatis  vigesima  quarta  die  Ja- 
nuarii  de  anno  domini  MCCCCXIV^  promiserunt  et  concor- 
damnt  pro  vobis  vestrisque  terris  et  dominus  nee  non  subditis 
etc.  alligatis  citra  et  ultra  mare  bonas  firmas  ac  stabiles  treugas 
generales  tam  per  terram  quam  per  mare  per  unum  annum 
dnraturas^  prout  series  literarum  vestrarum  specietenus  nostro 
in  conspectu   productarum    desuper   confectarum    edocet    lucu- 


«  8.  Nr.  CXXXVI  (3). 

'  DiMe  ganze  Stelle  bis  ,hic  et  ibi'  ist  in  der  Handschrift  an  einen 
unrechten  Ort  gekommen,  nfimlich  hinter  die  weiter  unten  folgenden 
Worte:  ,nec  vestros  commissarios  avisasset/  wo  sie  lediglich  den  Zu- 
sammenhang unterbricht.  Der  ganze  Inhalt  zeigt,  dass  sie  an  diesen 
Platz  hingehört. 

s  Bjrmer  IX,  105  ff. 


118 

lenter,  in  presenciarum  capi  et  fieri  non  potuissent;  cum  et 
priores  treugas  paulo  ante  ut  prefertur^  cum  modemo  rege  Anglie 
initas  confoederacio  cum  rege  Castelle  facta  precessisse  per- 
hibeatur,  et  non  videatur  major  racio  occasione  cessante  hie  et 
ibi.  —  Ad  illam  vero  clausulam  literarum  vestrarum  pre- 
dictarum;  novissime  allatarum  in  qua  subjungitur :  *  ,Sane  com 
ad  hec  ulterius  complenda  diligenter  procedere  parati  forent 
nostri,  ecce  quod  a  vestris  nunciis  memoratis  exhibite  fuerunt 
litere  confecte  super  treugis  generalibus  inter  nos  et  regem 
Anglie  predictum  ad  tres  annos  futuros,  de  quibus  nullam  prins 
nobis  nee  aliquibus  de  nostro  consilio,  quamvis  super  hec  dili- 
genter fuissent  requisiti,  qualemcunque  fecerunt  ostensionem^  — 
notorium  quippe  est^  frater  charissime,  et  nuUa  potest  tergi- 
versacione  celari,  quod  memoratus  archiepiscopus  Kemensis 
formam  treugarum  generalium  triennalium  de  prioribus  formia 
generalium  treugarum  inter  vos  ab  una  et  dive  memorie  Richar- 
dum  regem  Anglie  parte  ab  altera  dudum  initarum^  extraxit 
appunctuavit  compilavit  et  formavit  collacioneque  et  ruminacione 
digesta  superinde  prehabita  et  concordata  ad  scitum  et  in  ejus 
presencia  nostro  et  prefati  ducis  HoUandie  signetis  cedulam 
superinde  confectam  sigillatam  et  sine  aliqua  alteracione  pre- 
dicti  nuncii  nostri  sie  sigillatam  et  clausam  habuerunt^  et  nil 
penitus  innovando  ostenderunt.  Nihilominus  idem  ipse  archi- 
episcopus Remensis  vicibus  repetitis  requisitus,  ut  copiam  cedule 
formam  generalium  triennalium  treugarum  in  se  continentem 
reeiperet,  qui  tamen  habere  non  curavit  asserens^  quod  rever- 
salis  hujusmodi  priorum  treugarum  generalium  cum  modis  et 
formis  et  appunctuamentis,  quibus  hujusmodi  treuge  generales 
concepte  fuere  formate  et  moderate  in  Francia  haberetur,  et 
ob  hoc  dicebaty  non  indigere  copiam  hujusmodi  se  haberey 
quia  recursus  pro  informacione  in  quantum  opus  esset,  Pari- 
sius  semper  haberi  posset  ad  reversalem.  Et  revera  foret  miran- 
dum,  quod  tantus  prelatus,  qui  et  primas  in  regno  vestro  existit, 
qui  semper  in  confectione  et  fomacione  cedule  hujusmodi  treu- 
garum generalium  triennalium  presencialiter  interfuit  et  fideliter 
practicavit,    imo    et   de   vulgari  Gallico    interpretatus    est   ipse 


1  S.  Nr.  136. 

3  Jedenfalls   ist   nur   gemeint    der    Waffenstillstand    zu   Lealinghem    vom 
18.  Juni  1389.  Rjmer,  VII,  622  ff. 


119 

Bolas  et  transtulit  in  Latinum^  quod  ad  vestri  noticiam  contenta 
dicte  cedule  formam  treugarum  geoeralium  hujusmodi  expri- 
menda  protinus  post  suam  reversionem  non  deduxisset  nee 
Testroa  commissarios  avisasset.  ^  Oratores  vero  nostri  referunt 
coDstanter,  ut  postquam  predicti  articuli  appunctuati  per  vob 
perlecti  deliberati  admissi  et  acceptati  et  per  vestras  literas 
adimpleri  decreti  fuerunt^  et  consequenter  postea  sexto  vel 
septimo  die  nulla  priiis  facta  mencione  desuper  prefatus  archi- 
episcopus  Remensis  ipsis  persuadebat  per  raodum  consilii,  ut 
dictam  cedulam  formam  treugarum  generalium  triennalium  in 
se  continentem  aperirent  et  sibi  tradcrent;  ipse  interrogatus : 
yUtrum  cedulam  ipsam  de  mandato  et  voluntate  vestre  sereni- 
tatis  aut  vestri  consilii  requireret  et  habere  vellet'  —  respon- 
disset:  ,quod  nee  de  vestro  mandato  neque  vestri  consilii  volun- 
tate peteret,  sed  ut  prefertur  per  modum  consilii  persuaderet 
dictam  cedulam  fore  sibi  tradondam/  Addentesque  predicti 
nostri  oratores  et  amplius  dicentes:  ,quod  licet  in  absencia 
partis  propter  evitare  aliquam  suspicionem  dictam  cedulam 
aperire  et  tradere  non  debuissent,  nihilominus  tarnen  obtulerunt 
86  illam  aperire  et  tradere,  dummodo  una  parva  litera  vestra 
in  testimonium  pro  ipsorum  excusacione  superinde  per  ipsos 
iBStanter  petita  ipsis  data  fuisset/  que  omnino  fuit  eis  denegata. 
Quid  autem  in  hoc  contradiccionis  articulo  ad  hoc  dicemus, 
recogitet  igitur  vestra  regia  providencia,  ut  ponat  in  stateram 
reeti  judicii  ea  que  dicimuS;  quoniam  ne  scripta  hujusmodi 
r^ia  ex  taciturnitate  citra  debitum  veritatis  sortiantur  valorem 
etbreviter  innuat  et  oportuit  respondere^  nihil  contra  tanquam 
proprium  coniingentes ,  sed  inducentes  pocius  admonicionem 
■ancti  Spiritus  qui  omnem  edocet  veritatem,  validas  raciones  ex 
divina  siquidem  leccione  tenentes  quod:  ^pulchri  sunt  pedes 
evangelizancium  pacem^  evangelizancium  bona/  psalmista  eciam 
no6  docente:  ^inquire^  ait,  pacem  et  sequere  eam;^  et  angeli  domini- 
cae  nativitatis  primicias  pastoribus  intimarunt  et  nove  laudis  can- 
ticum  expresserunt,  pacem  bone  voluntatis  hominibus  nunciantes. 
Ipse  quoque  dominus  noster  Jesus  Christus  quod  nascens  per 
mysterium  fecerat  angelorum  (?)  gustaturus  calicem  passionis, 
executus  est  expressius  per  se  ipsum  discipulis  inquiens :  , Pacem 
meam  do  vobis,   pacem   meam   relinquo   vobis/     Et   resurgens 


1  8.  pag.  117,  Note  2. 


120 

liac  voce  primum  ad  discipulos  usus  fuit :  ,Pax  vobis,  et  iterum 
dico,  pax  vobis/  Idemque  cum  discipulos  de  forma  predica- 
cionis  instrueret,  pacem  eos  evangelizare  premonuit,  dicens  eis : 
,ia  quamcuDque  domum  ingressi  fueritis  dicite  primum:  pax 
huic  domui  !^  et  si  fuerit  filius  pacis,  requiescet  super  eum  pax 
vestra;  quicunque  autem  non  receperit  vos  nee  audiverit  aer- 
mones  vestros,  exeuntes  foras  excutite  pulverem  de  pedibus 
vestris  in  testimonium  illis.  —  Quid  enira  apud  vob  frater 
charissime  quesivimus  quidve  suggessimus  unquam  inhonestum? 
Numquid  injustum  ?  Gerte  si  bene  recolimus,  ut  faceretis  pacem 
vel  treugas  congruentes  salva  justicia  utriusque;  licet  autem 
causam  vobiscum  intrare  nolimus  et  realiter  litigare,  veruntamen 
ut  loquamur  ad  literam:  Postquam  per  regnum  vestrum  tran- 
situm  fecimus  et  maxime  dum  Parisius  applicuimus,  con- 
sideravimus  regnum  vestrum  ex  guerrarum  discriminibus  po- 
situm  in  labyrinthum  et  formidabilis  ruine  vicium;  pia  itaque 
compassione  moti  nedum  ad  interponendum  nos  pro  pace  inter 
Francie  et  Anglie  regna  reformanda,  sed  et  regna  nostra  pecu- 
liaria,  ut  si  divino  nutu  in  quo  vivimus  movemur  et  BumuB, 
heredum  solacio  nos  destitui  contigisset,  unum  de  liberis  veatris 
in  regno  nostro  Hungarie  heredem  et  successorem  instituere^ 
de  bonis  seu  terris  sacri  imperii^  quantum  nobis  consciencia 
et  honore  salvis  fuisset  possibile  et  nobis  principibus  de  vestra 
prosapia  amore  tarn  desiderate  pacis  accensi  impertiri,  hilariter 
et  liberaliter  obtulimus,  prout  darum  credimus  vos  et  prin- 
cipes  ipsos  saltem  superstiles  desuper  habere  recordium.  Desi- 
derio  desiderantes  ad  finem,  ut  dum  certura  statum  videlicet. 
ecclesie,  imperii  insimul  Francie  et  Anglie  regnorum  stabili 
pacificoque  fore  nexu  conjunccionis  intextum  constitisset,  sicut 
prudencia  circumspecte  consideracionis  insinuat,  totus  orbis  in 
tranquillitate  positus  et  in  pulchritudine  pacis  sederet  populus 
christianus.  Negocium  quoque  unionis  ecclesiastice  adeo  pre- 
sertim  divina  favente  clemencia  sortiretur  effectum,  in  quo 
tanto  fuerat  tempore  sudatum,  ut  ipsius  sacrosancte  matris  et 
universalis  ecclesie  indivisa  unitate  reformata  votorum  con- 
formitate  provideretur,  ut  nullo  unquam  tempore  de  cetero 
eadem  mater  alicujus  recidive  scissure  naufragia  pati  vel  in- 
currere  posset.  Ecce  quam  bonum  et  quam  jocundum  fuisset 
habitare  fratres  in  unum,  nosque  suum  coelitus  nobis  domino 
reservante  consilium  et  in  plana  tota  aspera  convertente,  contra 


121 

barbaricas  naciones  et  blasphemos  nominis  Christi  et  ioiinicos 
passagium  generale  faceremus  conatusque  nostros  in  nomine 
domini  exercitiiim  brachiaque  dirigeremus,  vobisque  et  prefato 
regi  Anglie  pacificatis  et  Imperium  et  regna  nostra  fiducialiter 
committeremus  gubernanda,  ut  sicut  predictorum  bonorum 
nostrorum  partieipes  vos  fieri  gauderemus,  ita  in  omni  suc- 
cessione  felicitatis  pace  data  eupiebamus  habere  consortes.  Ex 
qua  quidem  pace  in  dictis  Franeie  et  Anglie  regnis  ut  spera- 
batur  subsecuta  multa  consequenter  bona  resultabant:  libera- 
bantur  principes  et  alii  captivi,  villa  Herflu  restituebatur, 
Franeie  et  Anglie  regna  in  habundancia  pacis  conquiescebant, 
nee  quaterentur  raaterna  sacrosancte  ecclesie  viscera,  que  in 
8U0  ventre  tarn  charos  filios  tam  inclytos  principes  dolorose 
sentit  colHdere,  fortiter  et  luctari  et  plurima  alia  inestimabilia 
bona  in  tota  christianitate  feliciter  per  consequens  resurgebant. 
Quis  enim  non  stupeat  ad  immutacionem  et  detraccionem  tam 
inopinatara  tam  acerbam  ?  Quis  non  stupeat  id  quod  tantis 
laboribus  et  expensis  a  tam  longo  temporis  spacio  partum  erat 
salatifere,  unius  diei  imo  unius  höre  articulo  sie  penitus  esse 
lapsum  pestifere?  Quis  denique  non  stupeat  simul  et  defleat 
deam  sie  nostris  ioiquitatibus  provocatum,  ut  quasi  oblitus 
misericordie  sue  non  respiciat  in  faciem  testati  populi  sui 
Tidelicet  christiani?  Molesta  quippe  nimis  et  dispendiosa 
dissensio  hujusmodi  eoque  forcius  intima  cordis  nostri  amaritat, 
qno  sevas  et  crudeles  circumstancias  nobis  ipsius  intensior  con- 
Bideracio  representat.  Attendimus  enim  proinde  sollicitudinis 
studio  incommoda  immensa,  que  pariter  inter  omnes  reges  et 
principes  catholicos  ex  multitudine  colligatorum  hinc  indo  vobis 
et  regi  Anglie  parcialiter  adherencium  in  tota  christianitate 
Boscitari  periculosissime  evenire  et  commoda  piaque  dei  negocia 
impedire.  Attendimus  eciam,  quod  regnis  predictis  dissidentibus 
plorimum  impeditur  votiva  consumacio  unionis  ecciesiastice 
sancte  dei,  pro  qua  procuranda  nos  et  vos  ac  ceteri  mundi 
principes  et  ecclesiarum  prelati  multipliciter  laboravimus  et 
adhuc  continue  laboramus.  Attendimus  quoque  animarum 
pericula  strages  corporum  et  damna  rerum,  que  inter  vos  et 
eundem  Anglie  regem  vobisque  et  sibi  adherentes  dissensio 
continuanda  producet,  utinam  hucusque  non  produxit !  Et  inter 
hec  eciam  attendentibus  occurrit,  quam  periculose  christiani- 
tatis  potencia   per   guerras   hujusmodi  scissa   in    se   ipsa  divi- 


122 

ditur  et  divisa  imminuitur,  et  qui  deberent  suos  conatus  in 
Christi  blasphemos  extendere,  non  verentur  se  in  perniciem 
cultorum  orthodoxe  fidei  occupare.  Hec  igitur  et  alia  non  facile 
numeranda  discriminaque  guerrarum  dissidia  spiritualiter  et 
temporaliter  ingerunt  referentes  ad  consideracionis  vestre  judi- 
cium^  in  quibus  sie  usquequaque  vestri  parte  incassum  labo- 
rantes  nihil  profeeimus^  sed  magis  defieimus  post  tot  et  tantOB 
labores;  delubria  pocius  et  verecundiam  contumeliose  experti 
sunt,  ne  ista  consolacionis  nostre  pro  tot  laboribus  fideliter  ad 
vestri  honorificenciam  expositis  antidota.  Suntne  ista  vestre 
promissionis  et  induecionis  ad  pacem  per  nos  proeurandam 
maturacio?  Aliud  eerte  Status  sancte  matris  et  universalis 
ecclesie  Christianitatis  ac  temporis  regnique  vestri  presertim 
in  hoc  articulo  condicio  necessario  exigebat  et  aliud  polliceri 
debebat  sinceritatis  nostre  longanimitas  et  preteritorum  con- 
jectura.  Jure  enim  speravimus  qui  speciali  et  efficaei  ad  vestri 
domusque  et  regni  vestrorum  prosperitati  intendebamus,  jure- 
que  potuit  eredere  totus  mundus,  quod  pro  tot  et  tantis  laboribus 
apud  vos  honoris  et  amicieie  inerementa  reportaremus ;  sed 
facti  experiencia  nobis  respondet,  quod  spes  ista  quantumlibet 
justa  nos  fefellit;  et  longanimitas  nostra  populique  christiani 
fiducia  in  hac  parte  fuit  prorsus  elusa.  Que  frater  charissime 
de  vestra  gratitudine  nobis  spei  et  fiducie  relinquentur  im- 
posterum  reliquie,  dum  vos  in  ipsa  quas  tot  laborum  et  com- 
placenciarum  exhibicione  fideli  tam  patenter  experimur  in* 
gratum?  Utinam  frater  charissime  ad  plenum  vobis  pateret 
nostre  ad  vestram  magniiicenciam  sinceritatis  affectus!  Utinam 
pleno  intelligeretis  erga  vos  animi  nostri  puritatem,  etenim 
aperte  cognosceretis  nos  tamquam  fratrem  benivolum  more 
fraterno  de  tam  chari  fratris  cxultasse  profectibus  et  processus 
habiti  interpreti  calumniosi  non  admisso  susurrio  fraternali 
benevolencia  acceptassetis  (!).  Sed  princeps  inclite  non  desunt, 
que  ut  audivimus  apud  vestram  excellenciam  processus  hujus- 
modi  calumnientur  injuste  illud,  ad  quod  facti  qualitas  imo  ne- 
cessitas  racionis  debito  nostro  presidente  proposito  coegit  mali- 
ciose  calumniari  (!).  TimemuS;  ne  illorum,  qui  Optant  unitatem 
ecclesie  ac  imperii  prosperitatem  et  dictorum  regnorum  con- 
cordiam  toti  populo  christiano  necessariam ,  quia  desideria 
pereant  et  impie  machinaciones  compleantur  illorum,  qui  desi- 
derant;  ut  veniant  scandala,  qui  bona  pacis  oderunt  et  in  malis 


123 

(ÜBCordiarum  exultaut  ac  in  alienis  dispendiis  propria  lucra 
Tenaotar.  Et  utinam  disperderet  dominus  universa  labia  dolosa 
et  lingoam  magniloquam,  que  vestri  regalis  animi  puritatem 
SQsorracionibus  venenosis  inficiunt  et  famam  non  tarn  regis 
quam  regni  Francorum  suis  perversitatibus  obfuscant!  Utinam 
ergo,  si  quid  oporteat  mutari,  dextera  fiat  excelsi  mutacio,  ne 
aoram  vertatur  in  scoriam  et  color  optimus  immutetur!  Nee 
enim  tales  vestrara  custodiunt  honoriiicenciam  regnique  vestri 
diligont  quietem,  qui  propriis  questibus  hiantes  excogitatis  ad- 
invencionibus  apud  serenitatem  vestram  prevalentes  dieunt 
malom  bonum  et  bonum  malum,  lucem  tenebras  et  tenebras 
locem,  sicquo  animi  vestri  lucem  obtenebrare  moliuntur.  Utinam 
vestraTegia  providencia  nostrorum  processuum  eausas  et  ordinem 
ac  rectam  et  puram  procedentis  intencionem  digestiori  eonsilio 
et  spiritu  quieto  discussisset ,  procul  dubio  animos  inquietis 
serenitate  dijudicans  in  illis  invenisset  unum  rectum  sequendo 
Judicium  omni  super  premissis  turbacionis  remota  materia 
Bostri  et  prefati  ducis  Hollandie  fidis  consiliis  acquievisset,  imo 
manifeste  potuisset  cognoscere,  quantum  vestre  complacere 
sablimitati  satagimus  quantumque  vitare  scandala  studebamus. 
Parcat  igitur  illis  deus,  si  vult,  qui  tantorum  bonorum  calum- 
Bioea  interpretacione  occasionem  prestiterunt  pariter  et  im- 
pedimentum  felicis  consumacionis,  quorum  apud  vos  neminem 
in&unamuB  auctorem.  £t  jam  patet  manifeste,  quod  minima  in 
tKÜbuB  neglecta  principia  in  maxima  vergunt  et  pemiciose 
crescunt  scandala  et  per  mala,  que  preveniunt,  indicantur  mala 
detmora,  que  subsequuntur.  Parvus  enim  error  in  principio 
maximus  erit  in  fine.  Datum  Calesii  in  portu  maris.  Anno 
domini  millesimo  quadringentesimo  decimo  sexto,  die  sexta 
meDsis  Septembris.     Regnorum  etc.  etc. 


41.  (CXXXVin.) 

Calais  (6.  September  1416). 

König  Sigismund   über   das   Scheitern    der    Mediation    an    die 

Königin  von  Frankreich. 

Serenissime  principi  domine  Elizabeth  dei  gracia  regine 
Fnicorum  sorori  nostre  precharissime  Sigismundus  eadem 
gncia   etc.    salutem    in    salutis    auctore    et    pacis    amatore ! 


i 


124 

Serenissima  princeps^  soror  nostra  precharissima !  Novit  ille, 
qui  nil  igaorat,  quod  ex  fervore  intrinsece  charitatis  quam  ad 
serenissimum  principem  Earolum  regem  Francorum  vestramque 
celsitudinem  nee  non  proles  vestras  inclytas  et  regnum  Fran- 
corum jiigiter  gessimus^  ad  instar  progenitorum  nostrorum  fidei 
puritate  sicut  ex  gestorum  magnificorura  memoria  certitudinem 
obtinentes  fraternis  desideriis  semper  optavimus,  ut  regia  et 
reginalis  magnitudinis  Status  inclytarumque  prolium  et  domuB 
predicte  prosperitas  felicius  exaltotur  et  regnum  Francic  maneat 
semper  optata  felicitate  tranquillum.  Et  ideo  sie  efficere 
ministerio  sollicitudinis  fraterne,  que  sibi  vestreque  celsitadini 
prolibus  domui  et  regne  predictis  grata  et  utilia  cognovirnus, 
non  minus  quam  propria  negocia  fuimus  diligenter  prosecuü; 
aviditate  quidem  componende  pacis  nee  voto  periculosi  dissidii 
extrinseci  pariter  et  intrinseci  prorsus  removendi  specialiter 
nostra  dirigebatur  inteneio  et  diligencia  aecurata.  Verumtamen 
in  negocio  ad  pacem  preparato  aliter  et  propensiori  conBilio 
putaveramus  providendum,  quam  rei  experiencia  docuit;  didi- 
cimus  enim  iide  dignorum  assercione  vestram  serenitatem  et 
illustrissimum  principem  Ludovicum  regem  fratrem  nostrom 
dilectissimum  reverendissimumque  dominum  cardinalem  Baren. 
et  ceteros  de  prosapia  regia  nostris  affectibus  divine  proyi- 
sionis  clemencia,  ut  firmiter  credimus,  preparatis  ad  pacem  Con- 
cor diter  concurrisse,  nimirum  quia  negocii  qualitas  ex  dictamine 
recte  racionis  id  ipsum  expetebat  et  rei  succedentis  eventos 
majora  felicitatis  auspicia  suadebat.  Sed  aliorum,  qui  pacem 
detractant,  ut  pullulet  dissidium  et  ortum  scandalum,  qaod 
valde  fuit  modemis  temporibus  nedum  regno  ipsi  Francorum 
benedicto,  sed  et  toti  christianitati  perniciosum,  perversis 
machinacionibus  malignancium  prevalentibus  negocium  ipsum, 
in  quo  non  sine  laborum  assiduis  studiis  fuerat  tanto  tempore 
per  dei  graciain  fructuose  sudatum,  extitit  pene  penitus  immu- 
tatum  et  subito  lapsum  perniciose.  £t  ecce  malignantes  ipsi 
jam  a  fructibus  suis  cogniti  cedes  christianorum  et  sanguinis 
humani  copiosa  effusio  occulto  Dei  judicio,  qui  novit  in  ab- 
scondito  consilia  malignancium  quiquc  superbis  resistit,  manifeste 
ostendunt,  quid  proderit  alteracio  bonorum  pacis  tanto  labore 
partorum,  de  quo  nimirum  multa  ducimur  compassione.  Clarum 
potest  excellencia  vestra,  soror  precharissima,  habere  recor- 
dium,  quanta  benivolencia  vobis  apta  alterum  filium  vestram 


125 

in  reg^o  HuDgarie,  si  divino  natu  heredum  solacio  nos  orbari 
contigisset,  disponebamus  instituere  heredem  et  successorem^ 
qu&nta  profecto  honorificencia  quam  late  quamque  habunde 
prosperitati  et  firmamento  domus  et  regni  Francie  augmenta 
exiode  succrevissent.  Scimus  etenim  et  ab  experto  cerciorati 
in  rei  veritate  asserimus,  quod  charissimus  frater  noster  HenricuB 
Anglie  etc.  rex  fuerat  omnino  dispositus  ad  pacem  cum  equa- 
nimitate  sectandam  illamque  per  conveniencia  licita  et  honesta 
media  precipue  per  parentelam  acceptabat,  qua  consecuta  fortem 
86  reddebat  contra  omnes  incursiones  et  insultus  regio  majestati 
Francorum  vobis  prolibusque  et  domui  ac  regno  vestris  Francie 
nnicuique  adversancium  se  opponendo  et  cum  omni  sinceritate 
perinde,  ac  si  de  lumbis  regis  Francorum  et  utero  vestro  fuisset 
legitime  procreatus,  eratque  una  nobiscum  cum  omni  prompti- 
tadine  fraterna  ad  hoc  aspirantibus  paratus  statum  et  honorem 
regalis  ac  vestre  reginalis  majestatum  ac  predictarum  prolium 
totiuB  domus  et  regni  vestrorum  Francie  nostreque  fraterne  et 
sne  filialis  potencie  clypeo  nos  tamquam  frater  et  ipse  tamquam 
proprius  filius  vester  virtute  unita  assistere  et  ab  omnibus  im- 
pognacionibus  tam  intrinsecis  quam  extrinsecis  viriliter  relevare 
protegere  et  in  omni  felicitate  regnum  ipsum  juxta  beneplacita 
regia  majestatis  Francorum  dirigendo  iideliter  et  firmiter 
manutenere.  Parcat  igitur  deus  illis,  si  vult^  qui  tantorum  bonorum 
cainmniosa  interpretacione  occasionem  prestiterunt  pariter  et 
impedimentum  felicis  consumacionis,  quorum  apud  nos  neminem 
infamamus  auctorem.  Ecce  jam  patet  manifeste^  quod  minima 
in  talibus  neglecta  principia  in  maxima  vergunt  et  dispendiose 
creBcunt  scandala.  £t  per  mala  que  preveniunt,  indicantur 
mala  deteriora  que  subsequuntur ;  parvus  enim  error  in  prin- 
cipio  maximus  erit  in  fine.     Datum  Calesii  etc. 


42.  (CXXXIX.) 

(Calais,  6.  September  1416.) 

König  Sigismund  über  das  Scheitern  der  Mediation  an  Ludwig 

von  Sicilien  (Bourbon). 

Sigismundus  etc.  serenissimo  principi  Ludovico  eadem 
graci*  Hierosolymarum  et  Sicilie  regi  etc.  fratri  nostro  cha- 
ntsimo  salutem  in  salutis  auctore  et  pacis  amatore !  Serenissime 


126 

princeps  frater  noster  charissime !  Satis  nos  pungit  interius  res 
nova  quam  scribimuS;  imo  nostra  meduUitus  interiora  pertarbat, 
dum  ibi  inquietudinis  asperitatem  experimur^  ubi  quietis  dulce- 
dinem  studiosius  procuravimus ;  inde  crudeliter  ledimur  et  non 
mediocriter  impetimur,  unde  pacis  deberet  habundancia  prodire 
charitatiS;  religio  et  beatitudinis  zelus  a  catholice  fidei  cultoribus 
ex  preassumptis  fiducie  augmentis  indubie  ezpectabatur.  Nuper 
equidem  per  quendam  trumpetarium  allate  fuerunt  simul  et 
presentate  nobis  litere  serenissimi  principis  Kai*oIi  regia  Fran- 
corum  fratris  nostri  precharissimi  talis  continencie,  prout  ex- 
primit  cedula  presentibus  inelu^a.  Ad  quarum  contenta  digesta 
deliberacione  per  scripta  nostra  equanimiter  respondemus,  que 
ad  noticiam  vestram  presertim,  cum  in  Francorum  regio  magno 
consilio  precipuum  locum  obtineatis^  pervenire  haud  ambigimus. 
Novit  ille,  qui  nil  ignorat,  quod  ex  fervore  intrinsece  charitatis 
quam  ad  prefatum  regem  Francorum  domumque  et  regnum 
ipsius  jugiter  gessimus,  more  progenitorum  nostrorum  fidei 
puritate  sincera,  sicut  ex  gestorum  sublimium  memoria  certita- 
dinem  obtinentes  fraternis  desideriis  semper  optavimus,  ut  regie 
magnitudinis  Status  inclyteque  domus  predicte  prosperitas  felicius 
exaltetur  et  regnum  Francie  maneat  semper  optata  felicitate 
tranquillum.  £t  ideo  sie  efficere  ministerio  sollicitudinis  in- 
defesse;  que  sibi  grata  et  utilia  cognovirnus,  non  minus  quam 
propria  negocia  fuimus  prosecuti;  aviditate  componende  pacis 
et  voto  periculosi  dissidii  eciara  intrinseci  removendi  specialiter 
nostra  dirigebatur  diligencia  accurata.  Verum  tamen  in  negocio 
ad  pacem  preparato  aliter  et  propensiori  judicio  putaveramus 
provid'endum  quam  rei  experiencia  docuit;  didicimus  enim  fide 
dignorum  assercione,  serenissimam  principem  dominam  reginam 
Francorum,  sororem  nostram  precharissimam  vosque  et  reveren- 
dissimum  cardinalem  Baren,  et  cetcros  de  prosapia  regia  nostris 
afi'ectibus  divine  provisionis  clemencia,  ut  firmiter  credimus, 
preparatis  ad  pacem  concorditer  concurrisse,  nimirum  qaia 
negocii  qualitas  id  ipsum  expetebat  et  rei  succedentis  eventus 
majora  nobis  felicitatis  auspicia  suadebat.  Sed  aliorum  qui 
pacem  detractant,  ut  pullutet  dissidium  et  ortum  scandalura, 
quod  valde  fuit  modern is  temporibus,  nedum  regno  ipsi  Fran- 
corum, sed  et  toti  christianitati  onerosum,  perversis  machina- 
cionibus  malignancium  prevalentibus  negocium  ipsum,  in  quo 
non  sine  laborum  assiduis  studiis  fuerat  tanto  tempore  sudatum^ 


127 

extitit  totaliter  immutatum.  Et  ecce  malignantes  ipsi  jam  a 
fractibos  suis  cogniti  cedes  christianoram  et  sanguinis  humani 
copiosa  effusio  Dei  occulto  judicio,  qui  novit  in  abscondito 
consilium  malignancium  quique  superbis  resistit,  patenter  osten- 
dont,  quid  proderit  alteracio  bonorum  tanto  labore  partorum, 
de  quo  nimirum  multa  ducimur  compassione.  Seimus  enim  nos 
Yobis  contra  quendam  Ladislaum  de  Duraco,  dum  vivebat, 
assertum  regem  et  ejus  heredes  ad  recuperandum  regnum 
vestrum  Sicilie  fore  alligatos,  prout  in  literis  desuper  confeetis 
plenius  continetur.  Parcat  igitur  illis;  si  vult  etc.  Datum  ut 
supra.  Idem  notarius  etc. 


43.  (LV.)  Radolfszell,  13.  April  1417. 

König  Sigismund    dankt    einem    Fürsten    für   Zusendung    von 

Schiffsbauhandwerkern. 

niustris  princepS)  fili  fidelis  dilecte!  Solide  fidei  tue, 
Binceritatis  et  prudencie  fidelis  industria  de  laudabili  tui 
genitoris  instinctu  ad  te  radicata  bonitate  derivata  operis 
exercitacione  clarescunt  nuncque  cerciori  patent  judicio,  dum 
nobis  magistros  et  opifices  galliatarum  mittere  studuisti,  ut 
ezinde  tue  sinceritatis  clareret  titulus  liberalitatis  innate, 
ipsosque  eo  graciori  vidimus  animo,  quo  mittentis  benevola 
oblacio  amplius  exigebat.  Quare  sinceritati  tue  de  premissis 
exsolventes  graciarum  acciones  scire  volumus,  quod  sicut  erga 
majestatem  nostram  tuus  affectus  exuberat  et  successive  suscipit 
ex  tuis  laudabilibus  meritis  incrementa,  sie  in  posterum  ad 
eommoda  tua  procuranda  juxta  posse,  quod  nobis  concedat 
altissimuS;  libenter  dabimus  opem  et  operam  efficacem,  ut 
vicissitudine  mutua  gratos  percipias  de  benevolencia  nostra 
firactos  et  eo  nos  favorabiles  in  tuis  reperies  agendis,  quo 
noBtris  te  novimus  beneplacitis  inherere.  Ceterum  te  scire 
Tolomus,  quod  cum  eisdem  opificibus  pro  singulis  eorum  per 
mensem  singulos  decem  ducatos  ex  pacto  ministrari  debere 
convenimus  et  ad  dimidium  annum  de  hujusmodi  salario  de 
facto  ipsos  fecimus  expediri.  Affectamus  itaque^  ut  tua  sin- 
eeritas  eisdem  scribat;  ut  si  opportunum  fuerit,  ultra  annum 
pro  consomacione  destinati  operis  ad  vota  nostra  sie  salariatim 


128 


reroaneanty  in  hoc  nobis  gratam  duliam  prestiturus.    Datum  in 
Cella  decima  tertia  Aprilis. 


44.  (LXIII.)  Constanz,  4.  August  1417. 

König  Sigismund  setzt  dem  König  Heinrich   die  Oründe   aus- 
einander, weshalb  er  an  dem  Feldzuge  nach  Frankreich  nicht 

Theil  nehmen  könne. 

Sereuissimo  principi  Henrico  dei  gracia  Anglie  Francieque 
regi  ac  domino  Hyberuie  fratri  nostro  precharissimo  Sigis- 
mundus  eadem  gracia  etc.  salutem  inconcusseque  perseverancie 
firmamentum  et  plenitudinem  omnis  boni!  Serenissime  prin- 
ceps  frater  noster  precharissime !  Ineffabilis  veritatis  testem 
consciencieque  judicem  cui  omne  cor  patet,  obtestamur,  quod 
secundum  formam  appunctuamentorum  promissionumque  mutuo 
et  concordatorum  et  rursum  per  nobilem  J(ohannem)  Typcot 
(Tiptoft)  militem  vestrura  nuncium  in  scriptis  redactorum  ad 
diem  et  locum  predefinitos  et  ordinatos  omissis  quibuslibet 
eciam  propriis  nostris  negociis  ad  agendum  revera  personaliter 
processissemus,  prout  teuebamur  et  tenemur,  sperantes  interim 
negocia  ecclesiastica  suscipcre  posse  omnimodam  consumacio- 
neni;  quemadmodum  eciam  sacrum  revereudorum  dominorum 
Cardinalium  collegium  nacionesque  singula  et  cuncta  simul  sacri 
concilii  supposita  usque  ad  festum  proxime  preteritum  nativi- 
tatis  sancti  Johannis  Baptiste  de  perfecta  consumacione  unionis 
ecclesiastice,  ejeccione  Petri  de  Luna  reformacioneque  et  elec- 
cione  futuri  summi  pontificis  salutari  quidcm  confortacione  nos 
fortes  faciebant  et  assecurabant ;  considerantes  eo  tunc,  quod 
disposicio  et  promptitudo  nostra  tanto  cunctis  et  maxime  vestre 
regie  fraternitati  foret  gracior,  quanto  pluriorum  fuerit  provida 
et  salubri  deliberacione  concepta  pariter  et  forraata;  acquies- 
centes  in  hiis  sub  ea  providencia  procedere,  qua  et  ipsa  eccle- 
siastica negocia  optatum  auctore  Deo  finem  celeriter  susciperent 
et  consequenter  temporalia  disposicione  successiva  salubrius 
succrescerent  et  regularius  dirigerentur.  Verum  inopinata  tem- 
poris  condicio  et  rerum  emergencium  jactura  in  hac  sacra 
Constanciensi  synodo  generali  se  prebuerunt  multipliciter  incita- 
mento  vexacionis  infestam  (!);  adeo  quod  ejeccione  predicti  Petri 
de   Luna   cum    difficultate   peracta    usquequaque   ad   articulum 


129 

refbrmacionis  dumtaxat  est  procesdum,  sed  nondum  statim  finis; 
et  licet  quo  plus  illius  referimus  memoriam,  eo  ipsam  senciamus 
intrinsecuB  acriorem,  quia  crebra  dampni  et  presertim  neglecti 
temporis  recogitacio  mentis  äuget  angustias  et  tanto  vehemen- 
cias  orit  intrinsecus,  quo  sepius  animo  recensentur.  Providentes 
denique  ut  divine  gracie  assumptum  negocium  piique  desiderii 
propositum  humanis  non  valeat  versuciis  retractari,  quibus  per- 
(osa  sancta  synodus  sub'  tot  expectacionum  tedio  constanter 
decertavit,  ne  pareret  abortum;  propter  quod  talium  qui  calcaneo 
ecciesie  insidiari  non  desinunt  non  inexperti  astucias  (!),  et  ne 
tanta  ecciesie  generalis  et  christianitatis  reipublice  utilitas 
priTatis  ferme  preferenda  commodis  malevolorum  dolo  impedita 
depereat;  confidentes  nihilominus  de  singularis  amoris  affectu, 
quem  routuo  gerimus  illesum  firmiterque  tenentes,  ut  sicut  nos 
atilitatem  et  reformacionem  sacrosancte  matris  ecciesie  nostre 
libenter  amplectimur,  sie  et  vos  diligatis  et  ipsius  in  hiis  pre- 
cipae,  que  causam  vestram  et  nostram  immediate  et  equaliter 
contingunt;  et  in  quibus  vestrum  non  minus  quam  nostrum  ver- 
titur  interesse.  Oportuit  itaque  frater  amantissime  pro  felici 
consomacione  negociorum  ecclesiasticorum  nullius  Suggestion is 
impolsu  nuUiusque  labe  corrupcionis  circumventi  (!)  in  hoc  sacro 
coBcilio  diucius  quam  putavimus  demorari,  intendere  et  vacare, 
quod  utique  vestre  regio  fraternitati  minime  credimus  displicere. 
Sperantes  in  eo  qui  est  assencialiter  pastor  bonus  et  sue  gigas 
ecciesie ;  quod  gregem  suum  jam  ad  unum  ovile  dextera  sue 
virtatis  reductum  in  reformacione  et  eleccione  instantibus  eciam 
adjuvando  et  desiderabiliter  consolando  prosequetur  et  fine 
bono,  quod  est  super  omne  mundiale  bonum^  terminabit.  Et 
quamquam  hincinde  promptitudo  et  voluntas  nostra  vim  pa- 
ciator,  heccine  quominus,  prout  optabamus,  vobiscum  convenire 
tantomm  negociorum  ordinacione  impellente  possimus,  de  quo 
graviter  cor  nostrum  percutit  dolor  dirus.  Id  tamen  firmo  et 
inalterabili  intendimus  proposito  et  intencione  stabili  firma- 
TimuB  et  verbo  regio  promittimus  et  pollicemur  expresse,  quod 
primo  die  seu  Ealendas  proxime  affuturi  mensis  Maji  pro  recu- 
peracione  jurium  alterutriusque  nostrum  cessantibus  excusacioni- 
biuallegacionibus  et  subterfugiis  doloque  et  fraude  quibusvis^  nisi 
legitimo  impedimento  utpote  gravi  mole  infirmitatis  et  indisposi- 
cionis  corporec;  quod  divina  clemencia  avertat,  tunc  detenti  fue- 
rinma  et  prepediti,  in  nomine  domini  exercituum  in  fronteriis  seu 

AreUv.  Bd.  LIX.  I.  H&lfle.  9 


130 

finibus  regni  Francie  et  subsequenter  de  eisdem  fronterÜB  in 
vestre  regle  fraternitatis  succursum  et  presenciaiD  in  Franciam 
cum  copiosa  gencium  armatarum  multitudine  personaliter  con- 
stitueraus,  et  secunduin  conformitatero  votorum  utrinque  per 
literas  nostras  patentes  i  in  oppido  nostro  Lucemburgensi  ex- 
pressius  eniissorum  ad  recuperandum  jura  predicta  virtute  unita 
procedemus  ad  commodi  et  honoris  utrobique  procuranda  in- 
crementa.  Preterea  nobilium  et  strenuorum  Johannis  Typcot  (!), 
Hartungi  Clux  militum  nee  non  egregii  Philippi  Margen  (aicl) 
juris  utriusque  professoris,  fidelium  oratorum  vestroriun;  presen- 
ciara  in  instanti  dirigendo  negocio  utilem  et  opportunam  arbi- 
tramur,  ipsos  nobiscum  retinuimus  ad  tempus,  ut  ea  que  medio 
tempore  hie  agerentur,  fierent  vel  quoquomodo  contingerent^  fide 
oculata  prospicerent  et  experti  superinde  vos  possent  seriosiaB 
de  singulis  cerciorare.  Super  quibus  omnibus  et  singulis  hie 
actis,  actitatis  et  rebus  gerendis  eorundem  oratorum  vestronim 
eciam  per  nos  uberius  instructorum  vivis  recitacionibus  vestra 
regia  fraternitas  dignetur  adhibere  fidem  credulitatis.  Serenis- 
sime  princeps,  frater  noster  precharissirae ,  pater  luminum 
altissimus,  a  quo  omne  datum  Optimum  et  donum  perfectum, 
personam  vestram  sauam  et  incolumem  cum  felici  successuum 
continuacione  consorvet  et  custodiat  votive  in  longitudine  dierum. 
Datum  Constancie  quarta  die  Äugusti  regnorum  nostronim 
Hungarie  XXXI°.  Romanorum  vero  VIP. 


45.  (XVII.)  Constanz,  14.  August  1417. 

Mandatum  tractandi  de  omnibus  negociis  in  nacione  Gallicana, 

Sigismundus  etc.  Notum  facimus  tenore  presencium  quibus 
expedit  universis,  quod  cum  multa  negocia  plerumque  in  na- 
cionibus  hujus  sancrosancti  generalis  Constanciensis  consilii 
tractari  et  agitari  contingat  nos  et  sacrum  Romanum  iraperium 
tangencia,  in  quibus  diversimode  aliis  occupati  nequimus  pre- 
sencialiter  interesse,  nos  aciem  nostre   consideracionis  conver- 


1  Dieser  Vertrags  fehlt   und  ist  bis  auf  die   Erwähnung  in   diesem  Briefe 
ganz  unbekannt. 


131 

tentes  ac  de  fide  circumspeccione  provida  et  providencia  cir- 
comspecta  industria  legalitate  diligencia  et  pericia  reverendi 
patris  domini  Johannis  patriarche  Anthiocensis  etc.  consiliarii 
nostri  devoti  dilecti  plenissimam  habentes  conGdenciam  ipsum 
animo  deliberato  et  ex  certa  nostra  sciencia  ad  dirigendum 
promovendum  prosequendum  et  exequendum  negocia  quecunque 
m  oacione  Gallicana  hujus  prefati  generalis  consilii  tractata 
vel  agitata  seu  tractanda  vel  agitanda  quotnodocunque  nos  et 
Mcmm  Imperium  tangencia  vel  concernencia  fecimus  ordina- 
rimas  et  coDStituimus  ac  facimua  constituimus  et  ordinamus 
DOBtrum  verum  legitim  um  et  indubitatum  procuratorem  actorem 
et  nancium  specialem^  volentes  atque  ipsum  partriarcham  ex- 
hortantes,  ut  vice  nostra  durante  hoc  sacro  concilio  in  prefata 
oacione  Gallicana  et  omnibus  in  ea  gerendis  tractandis  aut 
concludendis  nostro  nomine  debeat  interesse,  dantesque  et  con- 
cedentes  eidem  patriarche  consiliario  et  procuratori  nostro 
tenore  presencium  et  ex  certa  sciencia  predicta  negocia  que- 
cunque nos  et  sacrum  imperium  quomodolibet  concernencia  in 
predicta  Gallicana  nacione  tractari  vel  agitari  contingencia  cum 
eorom  circumstanciis  dependentibus  emergentibus  adjacentibus 
et  connexis  plenam  liberam  facultatem  bajiiam  et  omnimodam 
potestatem  eidemque  vices  nostras  et  sacri  imperii  specialiter 
et  generaliter  committentes,  quemadmodum  sibi  expedire  vide- 
bitur  aut  fuerit  quomodolibet  opportunum,  exponendi  tractandi 
promovendi  declarandi  dirigendi  exequendi  inhibendi;  repli- 
candi,  objeccionibus  opponendi  et  contradicendi  et  generaliter 
omnia  et  singula  alia  faciendi  gerendi  et  exercendi  in  premissis 
et  quolibet  premissorum,  que  nosmet  ipsi  facere  possemus,  si 
presencialiter  interessemuS;  eciam  si  talia  forent,  que  mandatum 
exigerent  speciale,  ratum  et  gratum  habituri,  quicquid  per  ipsum 
actum  gestum  procuratum  et  ordinatum  fuerit  in  premissis. 
Presencium  sub  nostre  majestatis  sigilli  appensione  testimonio 
litterarum.  Datum  Constancie  anno  domini  millesimo  quadrin- 
gentesimo  decimo  septimo,  decima  quarta  die  mensis  Augusti, 
regnorum  nostrorum  anno  Hungarie  etc.  XXXP.  Komanorum 
Tero  septimo. 


9* 


132 


46.  (LXXI.)  CoDstanz,  16.  August  1417. 

Secundum  quod  promisit  fide  regia  intendit  adimplere,  eciamsi 

ipsum  imperium  et  omnia  regna  sua  oporteret  omnino  perdere, 

vult  esse  cum  omni  sua  potencia  in  loco  deputato. 

Serenissime  princeps  frater  noster  precharissime !  Litera- 
rum  et  styli  officio  vestre  fraternitati  revera  depromere  et 
annotare  sufficienter  non  valemus,  quanto  cordis  dolore  intrin- 
secus  tacti  super  eo  simus,  quod  ad  vestram  fratemitatem  in 
estate  presenti,  sicut  desideravimus,  advenire  nequivimus;  tot 
enim  et  tante  difficultates  in  rebus  sacri  generalis  concilii  Con- 
stanciensis  gerendis  impremeditate  nobis  emerserunt;  ut  nequa- 
quam  aliter  fieri  posse  cognovimus,  nisi  necessario  nos  remanere 
oporteret  in  eodem  pro  salubriori  expedicione  agendorum,  quem- 
admodum  et  prelati  et  ambasciatores  vestri  oculata  desuper 
evidencia  instructi  haeccine  singula  palparunt.  Verum  prout 
per  vestros  ambasciatores  videlicet  nobiles  Johannem  Tjpcot 
et  Hartungum  CIux  milites  nee  non  egregium  Philippum  Margan 
juris  utriusque  professorem  vestre  regio  fraternitati  tenore 
priorum  literarum  sub  data  Constanciensi  quarta  die  instantia 
mensis  Augiisti  emanatarum  lacius  rescripsimus ,  votis  vestris 
nos  volle  prorsus  conformare.  Libeat  itaque  vestre  regio  frater- 
nitati de  vestra  firmata  disposicione,  in  quibus  termino  et  loco 
utpotO;  an  in  termino  in  dictis  prioribus  literis  nostris  expresso 
aut  certo  alio  consequenti  termino  et  in  quo  loco  vobis  placitis, 
nos  una  vobiscum  volueritis  in  futuro  termino  personaliter  con- 
venire.  Et  si  eciam  imperium  omniaque  regna  nostra  perdere 
nos  omnino  oporteret,  minime  aliud,  nisi  morte  preventi,  facie- 
mus,  dummodo  per  vestram  fratemitatem  fuerimus  havizati, 
superinde  cerciorare,  prenominatique  vestri  oratores  ad  vestrum 
regium  conspectum  nunc  redeuntes  de  actis  actitatis  gestis  et 
exercitiitis  et  in  quibus  punctis  negocia  sacri  pendent  concilii, 
ad  plenum  experti  et  docimientum  rei  tam  recentis  haben tes 
vestram  fratemitatem  vivis  relatibus  havizabunt,  quos  de  mora 
ex  certis  presagiis  apud  nos  retinentes  fraternitas  vestra  velit 
habere  per  nos  excusatos.  Datum  Constancie  decima  sexta 
die  predicti  mensis  Augusti  (MCCCCXVII)  regnorum  nostrorum 
Hungarie  XXXP.  Komanorum  vero  VII°. 


133 


47.  (XIV.)  Constanz,  1.  September  1417. 

Dif&dancia  (gegen  den  Grafen  d'Armagnac). 

SigismunduB   etc.    magnifico   Bernardo    comiti    Armeniaci 

oec  noD  regni  Francie  constabulario  spiritum  consilii  sanioris  et 

in  melioB   expergisei!   Noveris,    quod  nos   perspicaciter   atten- 

dentes  sincere  fidei  promptitudinem  et  fervide  affeccionis  zelum, 

qaem  erga  nostram  personam  et  sacri   imperii   honorificenciam 

et  prosperitatem     illustris    princeps    Joannes    dux    Burgundie 

comes  Flandrie  etc.   consanguineus   noster  charissimus   et   va- 

salliiB  fidelis,  dilectus  nobisque   confoederatus   felicibus  semper 

iocrementis   exaltari   desiderat,   ac  ad   nostra  ac  sacri  imperii 

beneplacita  et  mandata  in  omnibus  et  per   omnia  totis  viribus 

obaeqoiose  se  conformat  et  obtemperat,  jugiter  habuit  et  habet; 

et  ut  eo  ardenciori   corde   actu  et  exercicio  ad   premissa   per 

HOB  confortatus  reddatur  habilior,    cum    ipsum   ultra   nature  et 

coosanguinitatis    vinculum,     quo    sibi    communicamus ,    veluti 

Terum  nostrum   et  sacri  Romani   imperii  vasallum  fidelem  di- 

lectam   de  jure   teneamur    ab    injuriosis    impugnacionibus   seu 

iofestacionibus  per  vim  eciam  modum  et  formam  inite  confede- 

ncioniB  adjuvare  sibique  assistere  et  subvenire;  et  quia^  ut  ex 

insinuacione  ipsius  ad  noticiam  nostram  pervenit,  quod  tu  sibi 

multipliciter   infestus   existens   ac   injuriis  multifarie  eciam  in- 

jorioBus  veluti  inimicus  manifestus   et  adversarius    ex  adverso 

in  ipsum  hostiliter  insurgis   ad  ipsius   quoque   perniciem   totis 

conatibus   violenter  moliris  —  te   igitur    prefatum   Bemardum 

eomitem  Armeniaci  tuosque  in  hac  parte  complices  coadjutores 

fantores  adherentes  et  sequaces   veluti   emulum  et  adversarium 

predicti  ducis  Burgundie   consanguinei   charissimi   confoederati 

et  vasalli  noBtri   fidelis   dilecti^  ut  in  talibus   moris  est  princi- 

pom,  per  hec  scripta  publice  diffidamus  et  presentes  literas  in 

certitudinem  et  testimonium  diffidacionis  hujusmodi   tibi  desti> 

namoB.    Presencium   sub   nostre   majestatis   sigilli   appendentis 

testimonio   litterarum.     Datum   Constancie  anno  domini  mille- 

Bimo  quadringentesimo  decimo  septimo,   prima  die  Septembris, 

regoorum  nostrorum  anno  Hungarie  XXXP.  Bomanorum  vero 

Beptimo. 


134 

48.  (LIX.)  Constanz,  3.  September  (1417). 

Recommendatoria  pro  uno  cive  Januensi,  qui  intendit  ire  com 
duabus   navibus   in  servitia   domini    regia   et   quod  det  salvurn 

conduetum  eidem  aut  suis  hominibus. 

Serenissimo  principi  Heinrico,  Dei  gracia  Anglie  Francie- 
que  regi  ac  domino  Hybernie  fratri  nostro  precharissimo  Sigis* 
mundus  eadem  gracia  Romanorum  etc.  rex  semper  augustus  ac 
Hungarie  Dalmacie  Croacie  etc.  rex,  salutem  et  indissolubilis 
amoris  felicia  semper  augmenta!  Serenissime  prinoeps  frater 
noster  precharissime !  Super  promovendis  apud  vos  nostrorum 
et  sacri  imperii  fidelium  subditorum  et  maxime  familiarium 
domesticorum  negociis  eo  fiducialius  intercedimus ,  quo  ad  id 
nos  nimirum  inducit  debitum  honestatis.  Sane  pro  nobili 
Baptista  de  Montaldo  de  Janua  familiär!  nostro  domestico  et 
sacri  imperii  fideli  dilecto  et  suis  collegis  factoribus  et  familia- 
ribus  eo  specialius  vobis  scribimus,  quo  ipsum  nimirum  suis 
exigentibus  obsequiorum  meritis  majori  nostre  benevolencie 
affeccione  prosequimur,  ipseque  per  irrefragabilia  argumenta  ad 
nostra  et  sacri  imperii  beneplacita  et  raandata  non  solum  pre- 
stitis,  sed  ubique  in  futurum  speratur  et  cupit  placere  prestan- 
dis ;  ob  hocque  honoris  sui  et  commodi  desideramus  incrementa 
continuo  adaugere,  prout  sue  fidelitatis  obsequia  prestanciuB 
meruerunt.  Quare  vestram  fraternitatem  affectuose  rogamus, 
quatenus  eidem  Baptiste  aut  suis  hominibus,  qui  ex  Timpho 
cum  duabus  navibus  ad  partes  Italicas  in  nostris  et  eciam 
sacri  imperii  negociis  et  serviciis  accedere  proponunt  et  ad 
nos  rursus  redire,  vestrum  salvum  conduetum  in  terra  mari  et 
aquis  et  generaliter  per  omnia  jurisdiccionis  vestre  loca  in 
eundo  stände  morando  et  redeundo  cum  omnibus  bonis  et  rebus 
in  eisdem  navibus  existentibus  amore  nostri  precumque  nostra- 
rum  obtentu  dare  et  concedere  velitis,  gratam  in  eo  nobis, 
frater  (pre)charis8ime,  complacenciam  per  hoc  ostensurus.  Da- 
tum Constancie  tercio  die  Septembris  etc. 

49.  (XXXV.).  Constanz  (Herbst  1417). 

Geleitsbrief  für  den  Bischof  von  Winchester. 

Sigismundus   etc.   Universis    et   singulis    fratribus    amicis 
confoederatis  coadjutoribus  et  benevolis   nostris  precharissimis 


135 

sereDissimis    et  illustrissimis  inclitisque   regibus   ducibus    mar- 

chionibus  comitibus  baronibus  connestabulis  marescallis  admi- 

raldis  vicariis  generalibus  nobilibus   proceribus   ministerialibus 

milhibiiB  clientibus    capitaneis   ancianis   potestatibus    guberna- 

toriboB  presidibus   burggraviis   castellanis  officialibus    scabinis 

coDsalibus  civitatum  castrorum  oppidorum,  villarum  et  locorum 

communitatibus  coeterisque   nostris  et  imperii   sacri   ac  regno- 

nim  nostrorum  Hungarie  etc.  subditis  et  fidelibus  dilectis  qui- 

bu8  presentes   ostenduntur,   graciam   regiam   et   omne  bonum! 

Reverendum  in  Christo  patrem  dominum  Heinricum,  Wytonien- 

8em  episcopum,    amicum   nostrum    charissimum,    sacrosanctum 

domini  nostri  sepulchrum    et  terram  sanctam  civitatem  Hiero- 

Boljrmam   aliaque    limina   sanctorum    devocionis    causa    visitare 

volentem  vobis  omnibus  et  vestrum   cuilibet   pleno   recommen- 

damns  affectu.  Quocirca  vos  et  vestrum  singulos  affectuosissime 

rogamos,  nostris  vero  subditis  precipiendo  mandamus,  quatenus 

dum  ad  vos  pervenerit,    nostre  contemplacionis    intuitu  recom- 

missum  suscipere,   favorabiliter   tractare  et  in  hiis  que   securi- 

tatem  et  celeritatem  sui  concernunt  itineris^  promotivam  et  gra- 

taitam  sibi  velitis   ostendere   voluntatem,    nee   non  ipsum  una 

cum  comitiva  familia  equis  valisiis  armis  arnesiis  auro  argento 

jocalibtts  et  aliis  bonis  et  rebus  suis  universis  per  quoscumque 

pissus   portus   pontes   terras    dominia    districtus  jurisdicciones 

civitates  castra  castella  oppida  villas  et  quelibet  alia  loca  vestra 

tarn  per  aquas   maria   quam    per   terram  absque  aliquali  solu- 

done  dacii  pedagii  thelonei  tributi  costume  gabelle  vel  alterius 

caJQgcunque  solucionis  generO;    quoquo  nomine  appellentur,    in 

eondo  et  redeundo  transire  stare   morari  et  recedere   libere  et 

absque  impedimento  quocumque  permittatis  sibique,  dum  opus 

foerit  et  per  ipsum  aut  ejus  nomine   desuper  requisiti  fueritis^ 

de  scorta  ac  securo  et  salvo    velitis   providere  conductu,  adeo 

quod  ejus  jam  dicta  intencio    efficaciam   sortiri  valeat  exopta- 

tam,  gratam   nobis   in  eo  complacenciam   vicissitudine   recom- 

pensandam   ostensuri,    subditi   vero  nostri  premissa  firmiter  et 

inconcusse  attendendam   demandamus.     Presencium    sub  nostri 

regalis  sigilli  appendentis   testimonio  litterarum.    Datum  Con- 

Btaocie  etc. 


136 


50.  (CXI.)  Constanz  (November  1417). 

Annunciacio  eleccionis  samini  pontificis  ad  regem  Anglie. 

Salutem  et  spiritualium  certissimorum  plenitudinem  gau- 
diorum!  Serenissime  princeps  frater  noster  charissime  (sie). 
Epistolas  vestre  fraternitatis  novissime  allatas  *  hilari  quidem 
vultu  recepimus  ipsarumque  tenore  perlecto  vestrorum  felicium 
perBone  Status  et  successuum  incolumitatem  continenciam  voti- 
vam  et  incrementa  annunciantem  exultantibus  quidem  animis 
leti  suseepimus.  Quid  enim  vel  majus  votis  nostris  esse  potest 
vel  melius  arridere  quam  creberrime  audire  et  sentire  honorem 
famam  et  prosperitatem  vestre  fraternitatis  continuis  et  adauctis 
incrementis  exaltari  ac  noxiis  et  nocituris  machinacionibus  illicitis- 
que  parentele  seu  matrimonialis  copule  contractibus  et  maxime  in 
dispendium  alter  alterius  vergentibus  studiose  obviare  et  viam 
precludere  malignandi.^  Gloria  enim  vestra  et  nostra  gloria  est,  ut 
participes  bonorum  omnium  utrobique  reciproca  quadam  vicissitu- 
dine  pariter  computemur.  Cupientes  namque  fratemitatem  vestram 
precharissimam  desiderabilibus  saeri  Constanciensis  generalis  con- 
cilii  nostreque  majestatis  recreare  presagiis  et  successibus  gloriosis 
fraternitati  vestre  ad  gaudium  duximus  intimandum,  quod  divini- 
tate  propicia  cuncta  nobis  ad  vota  succedentibus  perfecta  corporis 
incolumitate  vigemus.  Porro  secundum  ejusdem  sacri  concilii 
determinacionem  die  lune  octava  instantis  mensis  Novembris 
reverendissimi  in  Christo  patres  et  domini  sacrosancte  Romane 
ecciesie  cardinales  hie  presentes  numero  viginti  tres  sacrum 
collegium  facientes,  nee  non  de  singulis  quinque  nacionibus 
singuli  sex  electi  concorditer  et  deputati  ante  solis  occasum  in 
conclavim  intravere,  prout  moris  fuit,  tractaturi  super  eleccione 
et  assumpcione  tunc  futuri  summi  pontificis,  prout  ille  magi- 
strorum  optimus  graciam  desuper  eis  inspiraret.  Sicque  in  con- 
clavi  congregati  et  in  oracione  perseverantes  unanimes  XP  die 
mensis  ejusdem  loco  Petri  principis  apostolorum,  cui  a  domino 
collata  est  potestas  ligandi  et  solvendi,  sanctissimum  in  Christo 
patrem   dominum  Oddonem   sancti    Georgii   ad    velum   aureum 


1  Diese  Briefe  sind  nicht  bekannt;   sie  scheinen  durch   Heinrich  ▼.  Win- 
chester gebracht  zu  sein. 
3  VgL  oben  die  Einleitung. 


137 

sacrosancte  Romane  ecclesie  tunc  cardinalem  de  Colamna  nun- 
copatam  in  Bummum  pontifieem  et  generalem  patrem   christia- 
Dorom  ac  pastorem  nostrarum  animaram  unanimi  voto  nomine 
discrepante   spiritus   almi   paracliti   chrismate  et   gracia   libros 
coDSciencie    ipsorum    aperiente   et   lucis   sue   radium    in   corda 
eligencimn  mirabili  quadam  illustracione  emittente   concorditer 
elegeninty  et  Martinas   quintus   in   festo  saneti  Martini  electus 
merito  Petri   in  Christo   vicarius   dici  potest   et   pastor  bonus, 
cujus  supereminens  bonitas  claritas   sapiencia  et  doctrina  sole 
Incidior  quasi  supra  teeta  a  eunctis  predicatur ;  potens  opere  et 
sermone,  quia  lex  clemencie  sub  lingua  ejus  et  os  ejus  loquitur 
sapienciam    et   lex  Dei   in    eorde    ipsius;    sperantes   per    suam 
proridenciam    circumspectam    et    circumspeccionem    providam 
pocius  eeclesie  ad  decorem  fructuosum  pro  sue  antique   felici- 
tatis  restauracione  provisum  fuisse  quam  persone  eamque  multis 
modis  spiritualiter  et  temporaliter  effere  possit  incrementis,  nee 
noo  gregem  dominicum  dirigere  in  viam  pacis  et  salutis.   Hec 
enim  omnia  cum  ea  maturitate  et  tranquillitate  gesta  fuere,  ut 
ipflum   divinitus   predestinatum   et   nostris  temporibus  graciose 
et  miraculose  elargitum  et  ad   summi   presulatus   gradum    pro- 
Tectum  una  voce   acciamando   demonstrarent   et   annunciarent. 
Sicque  tota   Constanciensis   generalis   synodus  et  sancta   mater 
eodesia  in    laudis  jubilum   exultans   leta    consurgit   ad    domi- 
num et  ad  plenitudinem  sibi   graciarum   de   novo  paranympho 
nostris  temporibus  reservato  et  viso  salutari  Dei   nostri,    quod 
paravit  ante  faciem  oranium  populorum,  supplex  assurgit,  dum 
talem  ut  decebat  pontifieem  ad  sustentacionem  orthodoxe  fidei 
▼elut  basin  firmam  universalis  ecclesie  et  columnam  immobilem 
ric  a  preclara  domo  hereditaria  Romana  de  Columpna  a  diebus 
antiqois  originaliter  appellatum,  et  turrim  fortitudinis,  brachium 
roboris  et  defensionis  propugnaculum  oculis  al  acribus  intuetur. 
Letamur,   inquam,   et  nos,   dum  mente  revolvimus  opera  tam 
miranda  et  tam  laudabilia.    Hec  est  profecto  pie  consideracionis 
immensa  bonitas  et  felix  consideracio  pietatis,  ex  qua  verissime 
dei  n^otium  geritur  et  causa  ipsius  specialiter  exercetur.  Fax 
ecce  jam  dilectissime  frater,    ecclesie  reddita  est,    dies   saneti- 
ficacionis  illuxit,  et  quod  difficile  nuper  incredulis   ac  perfidis 
impossibile  videbatur,  ope  ac  ulcione  divina  securitas  reparata 
est,  in  letioiam  spiritualem  mentes  redemit,  ecclesia  sancta  do- 
lorom   preteritorum    oblita    amplius    non   meminit  pressure  et 


138 

nequicia  consumata  perversorum,  serenitas  refulsit;  exortum  est 
in  tenebris  lumen  rectis  corde;  miserator  et  miBericors  dominuB 
misit  redemptorem  plebis  sue.  O  dies  omni  sole  lucidior!  O 
tempus  cunctis  secalis  prestancius!  Quod  prestolabantur  angeli^ 
quod  beati  Seraphim  et  Cherubim  et  coelorum  ministeria  nescie- 
bant;  hoc  in  nostro  tempore  revelatum  est.  O  admirandum 
divine  virtutis  auxilium,  quo  vetustissimum  et  letiferum  schisma 
per  octo  lustra  citra  et  paulo  plus  detestabiliter  pullulatum  a 
finibus  credencium  profugatur.  Videtur  nempe  nobis  heo  dies 
coeteris  diebus  esse  lucidior,  sol  mundo  clarior  illuxisse^  astra 
quoque  omnia  exinde  et  elementa  letari.  Credit  celum^  credit 
terra  et  suo,  si  dici  potest  fulgore,  hunc  diem  officio  prose- 
quuntur.  Memoriam  enim  fecit  in  seculum  testamenti  sui,  virtu- 
tem  operum  suorum  annunciabit  populo  suo.  Hec  dies,  quam 
fecit  dominus,  exultemus  et  letemur  in  ea,  rem  novam  dicimoSi 
que  scripturarum  vocibus  comprobatur;  hec  est  dies  salutis, 
in  qua  anime  salvate  sunt  in  arca  Noe  f  hec  est  dies  desidera- 
bilis  de  cujus  sacramento  omnium  nacionum  in  Christo  sab 
diversitate  linguarum  genera  congregantur,  ut  pax  Christi  exultet 
in  cordibus  nostris,  in  quo  vocati  sumus  in  uno  corpore;  nam 
cum  ecclesia  una  sit  et  mens  unica  et  individua  concordia^  in 
qua  invicem  coheremus,  exprimi  satis  non  potest,  quanta  isla 
exultacio,  quanta  leticia,  nam  de  spiritualibus  negociis  prospera 
et  forcia  comperimus  evidenter  christianitati  arridere  et  vir- 
ginem  puerperam  ecclesiam  militantem  enixam  fuisse  novnm 
paranymphum ;  sperantes  de  misericordia  domini  ejusmodi  quam 
plurima  ut  jam  reintegrato  per  ediccionem  unici  indubitati 
Bummi  antistitis  sponse  sue  immaculate  robore  tam  mites  et 
jocundos  faciat  redintegracionis  et  consumaoionis  fructus  salu- 
briter  germinare.  Nemo  hanc  gloriam  mutilet,  nemo  hoc  ineffii- 
bile  munus  in  vacuum  recipiat,  nemo  incorruptam  firmitatem 
maligna  obtrectacione  debilitet,  nemo  se  christianum  esse  glo- 
rietur,  qui  hujus  victorie  titulum  divinitus  apprehensum  diffi- 
teatur.  Nos  igitur  ei,  a  quo  est  omne  datum  optimum  et  omne 
donum  perfectum,  et  si  non  quantas  debemus,  quantas  tarnen 
valemus  grates  devotas  reddentes  labiorum  nostrorum  vitulos 
immolamus,  qui  temporibus  nostris  dedit  hanc  gloriam  nomini 
suo  sancto  et  gloriose,  quod  invocatum  est  super  nos,  cui  est 
gloria  et  honor  in  secula  seculorum  Amen !  Ceterum  haud  dubi* 
tamus,  quod  domini  prelati  et  ambasciatores  exoellencie  vestre 


139 

emicta  hie  actitata  et  qua   gesta   fuere,    lacius   reseribent   et 
seriosiiiB  intimabuiit.    Datum  Constancie  etc. 


51.  (CXXI.)  Constanz  (December  1417). 

König  Sigismund  entschuldigt  sein  Fembleiben  von  dem 

Feldzuge. 

Regi  Anglie. 

Serenissime  princeps  frater  noster  precharissime !  Inter 
gntitadines  alias  quibus  delectamur,  illam  satis  habuimus  pre- 
cipnam  de  vestra  regia  fraternitate  felicia  nova  presentire. 
£cce  nunc  bine  epistole  vestre  sub  datis  e  Cadomo  >  mensis 
Septembris  die  ultimo  per  validum  Dipranum  Schirmur  oratorem 
vestrum;  Constancie  penultimo  die  mensis  Novembris  nobis 
presentate  incolumitatem  votivam  persone  et  Status  vestri  con- 
tinenciam  prosperorumque  successuum  incrementa  annuncia- 
▼ere  recreabiliter  satisfacientes  desideriis  nostris.  Et  non  solum 
ex  hajusmodi  epistolarum  pagina  et  adjecta  relacione  memorati 
▼estri  oratoris  propter  itineris  gyrum  moram  trahentis  verum 
eciam  rumor  et  fama  publica  nuncios  et  literas  edepol  preve- 
niens  majora  hiis  quam  literarum  series  denotabat,  presagia 
votiva  de  successibus  vestris  fide  digna  nos  instruxit^  de  quo 
fervor  mutue  dileccionis  nos  congratulari  eo  prestancius  vestre 
fratemitati  compellit^  quanto  felicitatem  glorie  et  honoris 
vestri  inclytaque  gesta  non  minus  quam  propria  conspicimus 
in  utraque  perseveranter  propagari;  quod  enim  uni  cedit  ad 
gloriam  revera  alteri  accrescit  in  exaltacionem.  Desideramus 
equidem,  frater  precharissime,  teste  deo  ad  prosecucionem  salu- 
bris  propositi  utriusque  nostrum  juxta  condictum  personaliter 
notmet  ipsos  adducere,  ut  qualiter  et  quantum  nos  hujusmodi 
negocii  cura  pungat,  presencialiter  monstrare  potuissemus;  sed 
concepta  de  breviori  sacri  concilii  expedicione  spes  incerta  nos 
fefellit,  proat  hoc  universalis  nocio  publicat  et  vestre  serenitatis 
indnstria,  sicut  pro  firmo  credimus,  non  ignorat^  impedimenta 
eontinua  nostris  processibus  objecit  et  explere  nostra  desideria 
non  permisit.     Jamque  exultemus  in  domino  Deo  nostro,  frater 


*  Cod.  Etadonio,  Cadomo  za  lesen  sc.  Caen  in  der  Normandie. 


140 

precharissime ;  qui  saa  omnipotent!  clemencia  diebus  noBtris 
prestitit  de  tenebriB  diutumi  et  pestiferi  schismatis  ecciesie  la- 
cem  unitatis  per  assuropcionem  unici  et  indubitati  pastoris 
clavigeri  celi,  vicarii  Petri^  sicut  ad  vestre  fraternitatis  noticiam 
utique  eciam  per  scripta  nostra  pervenisse  haud  hesitamus,  in 
uno  corpore  diversitate  nacionum  et  linguarum  unanimiter  con- 
gregari  et  individua  unitate  reintegrari.  Expedit  igitur^  ut  con- 
solemur  invicem  verbis  in  istis,  et  licet  multa  et  multa  sint, 
que  Dostris  agendis  occurrunt  eciam  post  ecciesiasticam  restau- 
racionem,  circa  que  summo  opere  expediret  nobis  invigilare 
attendere  et  vacare,  nihilominus  tamen  negocia  condicta  uni- 
versis  aliis  preponentes,  quemadmodum  tenemur  et  eciam  vestra 
fraternitas  nos  scriptotenus  admonet,  postpositis  omnibus  aliis 
cogitacionibus  nostris  et  agendis  ad  prosecucionem  premissorom 
juxta  vestre  fraternitatis  deliberacionem  pariter  et  direccionem, 
in  termino  prefinito  utique  insistemus  cum  vestra  fratemitate 
presencialiter  conveniendo.  Libeat  itaque  vestre  regie  frater- 
nitati  de  continuis  vestris  successibus,  utinam  semper  ad  vota 
prosperis  et  eciam  quicquid  ad  vestrum  beneplacitum  nos 
volueritis  facturos,  crebris  insinuacionibus  nos  avizando  cer- 
ciorare.  Serenissime  princeps  frater  noster  amantissime,  altis- 
simus  dominus  exercituum  vos  custodiat  et  muniat  semper  ad 
vota  felicem.     Datum  Constancie  etc.  (December.) 


52.  (CXX.)  Constanz  (December  1417). 

Ueber  denselben  Gegenstand. 

Duci  Be(d)fordie  fratri  regis  Anglie. 

Illustris  princeps ;  consanguinee  charissime !  Immensa 
exultacionis  materia  replevit  mentem  nostram  audita  Serenis- 
simi fratris  nostri  Anglie  et  Francie  regis  nee  non  vestre  sin- 
ceritatis  incolumitate  votivaque  successuum  felicitate,  nee  minim, 
quum  quod  uni  ex  nobis  in  laudem  gloriam  et  honorem  ac- 
crescit  et  alteri  revera  corollarie  accedit  ad  exaltacionem. 
Desideramus  equidem  consanguinee  charissime  teste  Deo  ad 
prosecucionem  etc.  eic.  rogantes  vestram  sinceritatem  sincero 
ex  affectu,  quatenus  de  prosperis  prefati  fratris  nostri  atque 
universis  successibus  pro  gaudio  singulari  placeat  nos  crebrius 


141 

recreare,  parati  prout  tenemur  tenaci  firmitate  attendere  dili- 
genter  et  observare  jagiter  et  realiter  ad  ea,  que  hujusmodi 
respiciunt  augmentum  successuum  et  stabil] mentum  ac  robur 
gerendorum,  Illustris  priDceps^  consanguinee  cbarissime,  altis- 
•imuB  dominus  exercituum  vos  custodiat  et  muniat  ad  vota 
felicem.     Datum  Constancie  etc. 


F.  Ungarn. 

Oft  genug  kehrt  in  den  hier  vorliegenden  und  sonstigen 
Briefen  Sigismunds  aus  dieser  Epoche  die  Klage  wieder,  dass 
er  über  der  Besorgung  und  Förderung  der  allgemeinen  Ange- 
legeoheiten  die  Interessen  Ungarns  in  den  Hintergrund  stellen 
müsse.  Im  Lande  daheim  führte  bekanntlich  nach  ihrer  Rück- 
kehr von  der  Aachener  Krönung  die  Königin  Barbara  ein 
Dicht  sonderlich  beleumdetes  Regiment.  Nur  wenige  Urkunden 
von  Sigismund  selbst,  ungarische  Angelegenheiten  betrefifend, 
sind  aus  der  Concilszeit  vorhanden.  Mit  Ausnahme  der  hier 
mitgetheilten  Nr.  LXXXIV  (55),  des  sogenannten  ,Indults  für 
das  Graner  Capitel',  die  mit  den  in  Ungarn  wie  in  Polen  über 
die  Competenz  der  geistlichen  Gerichte  ausgebrochenen,  und 
dem  in  beiden  Staaten  von  den  weltlichen  Körperschaften  mit 
dem  Clerus  geführten  Kriege  in  Zusammenhang  steht,  betreffen 
die  andern  beiden  Urkunden  nur  in  Vermittelung  Ungarn,  denn 
die  eine  Nr.  LXVIII  (54)  enthält  nur  die  eigenthüm liehe  Be- 
lohnung des  Erzbischofs  Andreas  von  Calocza  für .  seine  in 
der  Diplomatie  des  Concils  erworbenen  Verdienste,  und  die 
andere  Nr.  XI  (53)  *  behandelt  einen  Nationalitätsanspruch  im 
Aachener  Münster,  der  ein  eigenes  Beispiel  fiir  das  Aufkommen 
der  nationalen  Rivalitäten  innerhalb  der  Kirche,  die  so  viel  zu 
ihrer  Zersetzung  beitrug,  bietet. 


53.  (XL)  Constanz,  1.  August  1417. 

Provisio  et  presentacio  simul  ad  capellam  Aquisgrani. 

Sigismundus  dei  gracia  etc.  venerabili  preposito  ac  hono- 
rabilibos   N.    decano  et  capitulo    ecclesie   beate  Marie  virginis 

*  Vgl  Begesten  Nr.  LIII. 


142 

Aquisgranensis^  Leodiensis  dioceseos,  nostris  devotis  dilectia 
salutem  et  graciam !  Exposoit  alti  officii  regalis  gloria  variamni 
meditacioDum  respectuS;  ut  unde  recepimus  oleum  benediccionia 
et  diversa  munera  graciarum,  inde  eciam  inestimabilis  animad- 
versionis  molem  sponte  capiamus,  fructuosa  enim  laboris  hujas 
commessacio,  dum  de  ecclesiarum  ordine  patroeinii  oura  reaultat; 
gloriosum  etenim  studii  illius  exercicium,  dum  beneficiorum 
disposicio  solerter  continuatur;  operosum  enim  vero  exitus 
istius  commercium,  dum  ecclesiasticiB  et  sanctorum  holocaustis 
ii  ministri  preficiuntur,  ex  quorum  devota  constancia  affabili 
conversacione,  sincera  afifeccione,  placida  exhibicione,  morum 
venustate  et  vite  elegancia  exempla  capiant  ceteri  curiosa; 
quamquam  vero  afifeccio  nos  ammoneat  singularis,  ut  ipsorum 
beneficiorum  disposicionem  in  sinu  generaliter  dirigamus  regie 
claritatis,  pro  illorum  tamen  suffragio  forciori,  que  nostri  pre- 
decessores  pia.  affeccione  beneficia  instituisse  videntur,  conatos 
adhibere  censuevimus  speciales.  Memoramur  itaque  de  anno 
MCCCCX  honorabili  Paulo  Stalitzer  plebano  in  Cassendorf 
Bambergensis  diocesis  nostro  devoto  dilecto  de  capella  annexa 
seu  altari  in  ecclesia  beate  Marie  virginis  Aquisgranensis;  Leo- 
diensis diocesis,  ad  honorem  omnipotentis  Dei  et  ipsius  beate 
virginis  gloriose  ac  sanctorum  Stephani  et  Ladislai  regum  Hun- 
garie  fundata  et  dotata  tunc  certo  modo  vacante  providisse 
ipsumque  Paulum  ad  capellam  sive  altare  predictum  bis  quorum 
intererat  presentasse,  prout  hec  et  alia  in  nostris  literis  rega- 
libus  desuper  confectis  lacius  continentur;  nos  enim  post  hec 
senciented  prefatum  Paulum  quem  gubernacio  dicti  requirit 
altaris,  nacione  Hungarum  non  extitisse,  quam  ob  rem  discre- 
pacio  lingue  hunc  Paulum  ad  prefati  altaris  regimen  inhabilem 
reddidisse  videtur,  ne  igitur  prefata  capella  sive  altare  pre- 
dictum gubernatoris  destitucione  detrimentum  paciatur  nee  ex 
ipsius  capelle  sive  altaris  diuturna  vacacione  cura  negligatur 
animarum,  idcirco  habito  respectu  et  consideracione  reali  ad 
honorabilis  Oalli  quondam  £merici  de  Baslawitz  clerici  Agriensis 
diocesis,  Hungari,  notarii  et  familiaris  devoti  nostri  dilecti 
diligenciam  operosam,  quem  morum  modestia,  virtutum  examen, 
constancie  plenitudo,  diuturni  servicii  prestancia,  perseverancie 
dona  et  meritorum  elegancia  vera  exornat,  eidem  Gallo  animo 
deliberato  et  ex  certa  sciencia  de  predictis  capella  sive  altari 
per  liberam  eciam  resignacionem  prefati  Pauli  vel  alias  quovia- 


143 

modo  vacante,  cujus  capelle  sive  altaris  jus  provisioDatus  sive 
«Dctoritas  provisionis  et  presentandi  ad  dos  velut  regem 
HoDgarie  spectare  dignoscitur,  providimus  et  presenti  patro- 
cinio  providemus  graciose.  Quapropter  ut  hujusmodi  nostra 
provisio  eo  verius  sorciatur  effectum,  vobis  preposito  decano 
et  capitulo  supra  nominatis  et  vestrum  cuilibet  conjunetim  et 
diviaim  pref&tum  Gallum  in  rectorem  prefate  capelle  sive  altaris 
diudmus  presentandum  et  tenore  presencium  presentamus 
stodiose,  mandantes  vobis  seriosius^  quatenus  eundem  Gallum 
Tel  procuratorem  suum  legitimum  ejus  nomine  ad  prefatam 
capellaiD  seu  altare  more  solito  admittere  ipsumque  de  ipso 
«Itari  iDvestire  ac  eundem  Gallum  vel  dictum  ejus  procuratorem 
id  possessionem  ejusdem  capelle  sive  altaris  introducere,  sibi 
denoo  de  fructibus  redditibus  proventibus  juribus  emolumentis 
et  obvencionibus  ac  domibus  et  pertinenciis  prefate  capelle  ac 
ikaris  responderi  ac  omnia  alia  que  ad  introduccionem  prefati 
Gralli  spectare  videntur,  juxta  morem  ecciesie  supradicte  sine 
dilacione  mox  visis  presenti bus  facere  debeatis  cum  effoctu, 
non  obstantibus,  si  disposicio  aut  provisio  qualiscunque  per 
quempiam  aut  quosvis  de  capella  sive  altari  prefato  fortasse 
eciam  preterquam  auctoritate  nostra  cuicunque  facte  fuerint, 
aat  si  quis  gubernacionem  ipsius  capelle  seu  altaris  habere 
videatur.  Quas  quidem  disposicionem  seu  provisionem  ex  certa 
eciencia  cassamus  et  tenore  presencium  annuUamus  ac  deten- 
torem  quemcunque,  si  quis  est,  a  gubernacione  ejusdem  capelle 
live  altaris  amovemus  studiose.  Presencium  nostrarum  literarum 
pendenti  secreto  nostro  regio  sigillo  quo  ut  rex  Hungarie 
ntimar;  consignatarum  testimonio.  Datum  Constancie  prima  die 
mensis  Augusti  anno  domini  MCCCCXVII  regnorum  nostrorum 
anno  Hungarie  etc.  XXXP  Romanorum  vero  septimo. 


61  (LXVIII.)       Constanz,  10.  August  1417. 

Scribit  cuidam  comitatui  et  hortatur  eosdera^  ut  ob  reverenciam 
>Qe  majestatis    velint    habere   recommissos    nepotes   et   neptes 
cujusdam  Andree  archiepiscopi  Colocensis. 

Magnifici  et  spectabiles  fideles  devoti  nostri  dilecti !  Con- 
tiderantes  multimoda  fidelium  serviciorum  merita  et  gratuita 
complacenciaruin    obsequia    venerabilis    Andree«   archiepiscopi 


144 

CoIoceDsis  principis  et  consiliarii  nostri  devoti  fidelis  dilecti, 
quibus  nobis  et  nostro  sacro  diademati  semper  in  cunctis  nostriB 
expedicionibus  prosperis  scilicet  et  adversis  com  omni  sin- 
ceritatis  zelo  et  sollicitadine  indefessa,  persone  sue  proprie  non 
inspectis  inconunodis  dampnis  et  periculis  quibuscunque,  imo 
cum  gravissimis  corporis  ejus  pro  nobis  et  in  nostris  fidelibos 
legacionibus  et  negociis  susceptis  vulneribus  cum  perpetois 
cicatricibus  ac  cum  multorum  membrorum  ipsius  debilitacione 
sub  diversis  locis  et  temporibus  opportunis  complacuit  et  adhuc 
complacere  non  desinit  maxime  in  nostris  regnis  Hungarie 
Dalmacie  Croacie,  nee  ipse  perfidorum  emulorum  nostrorum 
ullo  tempore  potuit  versuciis  concuti  et  ipsorum  iniquis  et 
falsis  persuasionibus  modo  aliquo  inclinari  —  quid  plura? 
Inter  ceteras  virtutes  de  quibus  a  nobis  extollitur,  et  sibi 
nostra  specialis  assercio  et  devocio  adscribit  et  testatur,  quod 
a  sui  fidelis  obsequii  exordio  in  continuata  fidelitate,  imo  aucta 
continue  nobis  et  regnis  nostris  semper  adstitit  fideliter  nostria- 
que  et  regnorum  nostrorum  commodis  studiosius  intendit,  nulla 
unquam  eorundem  regnorum  nostrorum  turbacio  in  assumpte 
fidelitatis  proposito  ipsum  turbavit,  nulla  temporum  adversitas 
eum  pervei-tit,  nulla  tempestatis  clades  ipsum  in  duas  partes 
claudicare  coegit.  Ipse  enim  regnorum  eorundem  fluctuantibus 
rebus  interdum,  dum  aliorum  corda  per  devia  vagarentur,  nee 
in  congruentibus  cedens  fluctibus  nee  a  nostra  fidelitate  im- 
minente  quavis  persecucione  recedens  ullo  unquam  tempore 
deviavit;  sed  in  semitis  solidis  plena  soliditate  inviolabiliter 
perseverans  non  est  passus  sua  tam  laudabilia  vestigia  commo- 
veri;  ipse  eciam  ad  extirpacionem  finalem  triplicis  schismatis 
quo  christiana  religio  tam  diuturnis  temporibus  fuit,  ut  ex- 
periencia  docuit^  crudeliter  lacessita  nobiscum,  qui  ad  unionem 
sancte  matris  ecclesie  a  cunctis  fidelibus  amplectendam  nostris 
regnis  derelictis  cum  gravissimis  laboribus  et  expensis  patrias 
alienas  visitando  mariaque  sulcando  non  sine  maximis  nostre 
et  aliorum  ducum  principum  comitum  et  nobilium  majestatem 
nostram  sequencium  personarum  periculis  et  anxietatibos  de 
Dei  omnipotencia  confisi  et  a  premissis  noxiis  liberati  utiliter 
insudavimus,  nostras  legaciones  sibi  commissas  ad  Grego- 
rium  XIP**"  quam  ad  Johannem  XXIII"™  olim  papas  in  eorum 
obedienciis  nominatos;  quam  ad  alia  di versa  loca,  et  eciam  in 
sacro  Constanciensi  concilio  nostro  nomine  residendo  assumens 


145 

labomin  nostrorum  predictoram  cum  atdlibus  operibus.  nobisque 
et  toti  sacro  concilio  gratis  et  acceptis  de  nostro  mandato  fuit 
particepB;  ex  quibus  amplectimur  prefatum  Andream  archi- 
episGopam  suosque  fratres  consanguineos  et  affines  celsitu- 
dinis  nostre  prosequi  favoribus  opportunis.  Cum  itaque  ipse 
Andreas  archiepiscopus  in  civitate  Anthonicana  tres  ex  suo 
qaondam  germano  vestros  concives  habeat  nepotes;  nostros  et 
Mcri  imperii  Romani  palatini  comites  familiäres,  nostros  fideles 
derotos  sincere  dilectos  et  duas  neptes,  vos  requirimus  et 
Iiortamar,  ut  ob  reverenciam  nostre  regie  majestatis  et  sacri 
Romani  imperii  velitis  prefatos  suos  nepotes  et  universa  ipsorum 
bona  quiboscunque  vobis  possibilibus  suseipere  recommissos 
&Toribas  graciosis;  prout  in  hiis  et  in  majoribus  in  vobis  nostra 
reg[ia  majestas  habet  et  obtinet  plenam  fidem,  pro  quibus  nostram 
legiam  celsitadinem  ad  graciarum  impendia  vobis  accepta  in- 
yenietis  jogi  animo  liberalem ;  non  enim  minus  grata  et  accepta 
recipimus  sabsidia  et  favores  atque  gracias  et  beneficia  nostris 
fidelibus  et  devotis  impensa,  quam  si  majestati  nostre  actualiter 
preberentur.  Datum  Constancie  decima  die  Augusti  regnorum 
■ostrorum  anno  Hungarie  etc.  XXXP  Romanorum  vero  septimo. 


56.  (LXXXIV.)  Constanz  (1417). 

Confirmacio  indulti  pro  capitulo  Strigoniensi. 

Sigismundus  etc.  Notum  facimus  etc.  Ad  perpetuam  rei 
memoriam.  Catholicorum  clemencia  principum  divini  nominis 
virtate  r^nancium  sacrosanctam  matrem  ccclesiam  supra 
sommam  petram  fundatam,  que  Christus  est,  reverenter  agno- 
seens  immunitates  confovere  tenetur  ecclesiastice  libertatis, 
quibus  ecclesiasticas  personas  sanctorum  patrum  decreta 
ttnxerunt.  Sane  venerabilis  capituli  alme  ecclesie  Strigoniensis 
que  mater  est  omnium  et  magistra  aliarum  ecclesiarum  pecu- 
liaris  regni  nostri  Hungarie  insinuacione  accepimus,  quod 
pleminque  nonnulli  magnates  nobiles  et  layci  ac  ceteri  hujusce- 
modi  homines  et  regnicole  ipsis  oppido  (!)  infesti  singulares  per- 
sonas ejusdem  ecclesie  Strigoniensis  procurarent  et  facerent  ad 
jodicium  vetitum  utpote  seculare  eciam  curie  nostre  examen 
citiri  et  evocari,  coram  quibus  ipse  singulares  persono  de  jure 
cniqaam  respondere  miuime  teneantur,  cum  nee  ipsi  judices  de 

Arehir   Bd.  LIX     1.  Hälfte.  10 


14Ö 

taJibus  causis  8e  intromittere  de  jure  poterant^  siout  neo  debe- 
bant,  DihilominuB  tarnen  mulctas  birsagia  seu  jadiciorum  grava- 
mina  exinde  sepius  de  facto  in  ipsas  promulgant  et  alias  iin- 
pediunt  easdem  condemnant  et  perturbant  et  damDificant  multiB 
modis.  Supplicatum  extitit  nostre  majestati^  ut  de  remedio  ipsis 
opportune  providere  dignaremur.  Nos  itaque  pie  attendentea 
divinam  auetoritatem  clamantem,  quod  honor  regis  judiciam 
diligit  laudabilibusque  divorum  progenitorum  nostrorum  in- 
herentes  vestigiis;  qui  ecclesias  ecclesiasticasque  personas  sae 
potencie  clypeo  muniendo  protexerunt;  sacrorumque  decrevit 
canonum  institucio,  ut  nullus  milicie  clericali  adscriptus  ad 
seculare  Judicium  citetur  seu  evocetur,  cum  de  personis  et  rebus 
ecclesiasticis  nulla  sit  laicis  attributa  potestas,  quod  enim  semel 
Deo  dicatum  est,  amplius  profanari  non  debet;  volentes  itaque 
canonicos  et  singulares  personas  ecclesiasticas  capituli  et  ecclesie 
Strigoniensis  de  membro  et  ministerio  ejusdem  existentes  et 
deditos  cujuscunque  Status  gradus  condicionis  officii  ordinis  et 
dignitatis  existant,  ex  certa  nostra  sciencia  in  hujusmodi  liber- 
tatibus  et  immunitatibus  illesos  conservare  et  speciaii  gaudere 
prerogativa  juxta  canonicas  sancciones^  prout  eciam  in  examine 
et  decisione  causarum  hujuscemodi  interdum  in  nostri  presencia 
ventilancium  per  barones  judices  et  justiciarios  predicti  regni 
nostri  Hungarie  hcccine  observatum  fuisse  et  esse  declaratum 
meminimuS;  causas  singularium  personarum  cum  suis  emergen- 
ciis  dependenciis  et  connexis  ad  competentem  judicem  spiri- 
tualis  seu  ecclesiastici  judicis  cognicionem  fore  et  debere 
remittendas  ibiquo  cognoscendas  decidendas  et  fine  debito 
terminandas;  qua  de  rc  vobis  universis  et  singulis  judicibus  et 
justiciariis  secularibus  predicti  regni  nostri  Hungarie  et  signanter 
regni  nostri  Hungarie  palatino  judici  curie  nostre  regie  comi- 
tibusque  parrochialibus  ac  judicibus  nobilium  cujuscunque 
comitatus  et  aliis  quibuslibet  judicibus  ordinariis  delegatis  vel 
subdelegatis  et  generaliter  omnibus  et  singulis  commissariis  seu 
jus  in  dicto  regno  nostro  Hungarie  reddentibus  aut  vices  et 
loca  eoruni  et  cujuslibet  ipsorum  tenentibus  presentibus  et 
futuris  presencium  noticiam  habituiis  et  cuilibet  vestrum  in 
solidum  firmiter  precipiendo  mandamus,  quatenus  a  modo  in 
antea  et  nullius  querelantis  seu  causantis  instanciam  vel  alias 
quovismodo  in  quibuscunque  causis  seu  questionibus  criminalibus 
eciamsi    in    illis    persoualiter    comprehendi    aliquam    ex    ipsis 


147 

contiDgat^  et  civilibus  personalibusque  aut  realibus  sive  mixtis 
et  nullibiy  ntpote  nee  intra  euriam  nostram  regiam  nee  extra 
eandem  eciam  in  eongregacione  palatini  per  quemcunque  cele- 
bnnda;  in  qua  omnino  volumus,  quod  idem  capitulum  singu- 
laresqae  persone  ipsius  in  snis  antiquis  libertatibus  conserventur 
nmul  com  eomm  jobag^onibus  possessionibus  villis  et  bonis 
ac  juribuB  universis,  prout  fuit  hactenus  laudabiliter  longeve 
in  talibus  observatun);  predictas  singulares  personas  capituli  et 
eedesie  Strigoniensis  aut  aliquam  earum  ad  Judicium  curie 
Bostre  vel  vestrum  per  citaciones  vel  evocaciones  seu  alias 
qoons  modo  ad  respondendum  cuipiam  de  jure  coram  vobis, 
pront  eciam  minime  tenentur,  directe  vel  indirecte  palam  vei 
iccalte  presentes  vel  absentes  judicare  aut  vestro  adstare  judi- 
cio  compellere  seu  quovis  quesito  colore  aggravare  condemnare 
aeotenciare  et  perturbare  in  rebus  aut  personis  nuUatenus  pre- 
sminitiB  vel  presumat  quisquam  ex  vobis,  decementes  irritum 
et  inane  quicquid  in  contrarium  a  quoquam  scienter  vel  igno- 
TiBter  fuerit  actum  vel  quoquomodo  attentatum;  sed  si  quis- 
piem  de  justicia  contra  ipsas  singulares  personas  vel  aliquam 
ex  ipsis  experiri  voluerit  vel  quicquam  questionis  seu  accionis 
baimerit,  eandem  trahat  in  causam  coram  suo  judice  eccle- 
naitico  competenti;  ubi  debet  cuilibet  querelanti  seu  causanti 
neri  juris  et  justicie  ac  satisfaccionis  favore  quolibet  recusa 
et  dissimulacione  cessantibus  equitatis  ordine  dictante  jugiter 
complementum  exhiberi.  Censetur  enim  prorsus  indignum^  ut 
eeelesiastice  persone  a  secularibus  negociis  segregate  ac  minis- 
teiiiB  divini  cultus  mancipate  in  secularibus  judiciis  per  quem- 
pun  conveniantur.  Nulli  ergo  liceat  hanc  nostre  disposicionis 
declaracionis  exempcionis  et  voluntatis  paginam  infringere  aut 
UMQ  temerario  ei  contraire;  si  quis  contrarium  presumpserit, 
ultra  indignacionem  nostre  regio  majestatis,  quam  revera  in- 
cnrrere  potuerunt  nee  immerito  severitatem  ecclesiastice  cen- 
•«re  quam  in  contrarium  facientes  juxta  canonicas  sancciones 
in  ipsos  nedum  permittimus,  sed  omnino  volumus  districte  pro- 
midgari;  presentes  autem  dum  nobis  representate  fuerint,  in 
fomuun  nostri  privilegii  redigi  faciemus.  Datum  Constancie  etc. 


io* 


148 


6.  Polen. 

Die  auf  Polen  bezüglichen  Actenstücke  lassen  sich  in 
zusammenhängender  Weise  nicht  betrachten ,  da  sie  verschie- 
dene Gegenstände  behandeln.  Die  dem  Datum  nach  erste 
Urkunde  (Nr.  XLIIL  [56]),  in  welcher  der  römische  König 
den  von  Polen,  Wladyslaw  Jagiello,  ersucht,  den  Verleumdungen 
kein  Gehör  zu  schenken,  scheint  mit  dem  hoch  aufgeregten 
Klatsch  in  Verbindung  zu  stehen,  der  gelegentlich  der  dritten 
Vermählung  des  Polen königs  auch  bis  nach  Constanz  gedrungen 
war.'  Dass  es  Sippenkämpfe  waren,  unter  denen  die  Königin 
Elisabeth  zu.  leiden  hatte,  sagt  Johann  von  Posilge^  mit 
trockenen  Worten:  ,Und  dorch  deser  nuwin  geschieht  wille^ 
wordin  dy  gesiechte  der  Polen  vaste  czweytrechtig  ander 
enander;  den  cynen  behagite  is  und  den  anderen  nichts  Und 
dass  namentlich  auch  Männer  wie  Zbygniew  Oleönicki  und 
Stanislaw  Ciolek  neben  den  grosspolnischen  Magnaten  sie 
hassten,  zeigt  Dlugosz.  Derselbe  gibt  allerdings  auch  an,  dass 
der  König  Wladyslaw  den  Andreas  von  Kokorzyn  nach  Con- 
stanz behufs  Erlangung  eines  Dispenses  gesandt  habe^  der  erst 
mit  vieler  Mühe  und  unter  der  Einschränkung,  dass  nach  dem 
Tode  der  Elisabeth  der  König  nicht  wieder  heirathen  dürfe, 
erlangt  worden  ist.  Davon  ist  nun  aber  eine  urkundliche 
Spur  durchaus  nicht  vorhanden,  und  das  hier  (Nr.  LX  [59]) 
mitgetheilte  Actenstück  würde  wohl  Bezug  darauf  genommen 
haben,  wenn  beim  Concil  eine  Verhandlung  darüber  stattge- 
funden hätte.  Gegenüber  der  Personalschilderung  der  Elisabeth 
durch  Dlugosz  als  einer  ,femina  assidua  phtisicae  infirmitatis 
voxatione  languida,  trium  virorum  matrimonia  jam  experta 
multiplicitate  quoque  prolis  susceptae  exhausta'  ist  es  interessant 
einen  im  Bereich  der  Damenschönheit  so  classischen  Zeugen, 
wie  den  König  Sigismund  zu  hören,  der  eben  dieselbe  Frau 
preist  als  ,l<audabilibus  morum  venustatibus  generöse  pi*o- 
pagacionis  steramatibus  et  ornatibus  vi]*tutum  mirifice  circum* 
data  specieque  et  pulchritudine  decorata'.  Jedenfalls  ein 
beträchtlicher  Gegensatz   auch  zu   der  Darstellung   des  dama- 


»  Meine  Gesch.  Polen»  III,  477  ff. 
2  Script,  rer.  Pruss.  III. 


149 

ligen  Kanzlisten  Stanislaw  Ciolek,   der  sie  in  seinem  Pasquill 
als  ,Schwein'  darstellt.     Dass  übrigens  Elisabeth,  nachdem  sie 
trotz  Allem  gekrönte  Königin  von  Polen   geworden  war,  um 
ihr  Wohlwollen  umworben  wurde  (Vgl.  Nr.  CXIII  [63]),  kann 
ik  Gegenbeweis  gegen  den  von  mir  behaupteten  Antagonismus 
iwischen  der  Königin  und  der  Kanzlei  nicht  angesehen  werden, 
sondern  entspricht  der  Natur  von  Höflingen  aller  Orten.  Aller- 
dings hat  eine  subtile  Kritik  herausgefunden,  dass  die  Kanzlei 
in  der  Zeit  des  Wladyslaw  Jagiello  überhaupt  keinen  £influss 
hatte.    Man  müssto  darnach  annehmen,    dass  das,  was  überall 
anderwärts  stattfand  und  stattfindet,  bei  dem  beschränkten  und 
indolenten  Könige  Wladyslaw  nicht  der  Fall   war.     Ein  Mann 
wie  Zbygniew  Oleänicki,   der  doch  wohl    einige  Erfahrung  in 
diesen  Dingen  hatte,  ist  darüber  anderer  Ansicht.   Er  schreibt 
kons  vor  seinem  Tode  gelegentlich  an  den  König  Kasimir  von 
Polen:    Saepenumero   vobis   consulebam,    ut   in    officia   curiae 
suae  et  praesertim  in  cancellariam   vires  prudentes  maturos  et 
&ctivos  surrogaret, quoniam  illi  tanquam  quadam  bigaomnia 
negotia    Serenitatis     vestre    et    reipublicae     diriguntur     et 
ülomm  Providentia  aut  negligentia  stant  aut  cadunt.    Ex  quo 
igitur  permissione   divina   miles    ille    insignis    (Petrus    Woda) 
fflorte  absumptus  est,  dignetur  S.  V.  in  eligendo    viro  ad  ofii- 
dum  hujusmodi   substituendo  bonam   habere  deliberationem  et 
qnaerere   virum   doctum   maturum  et  prudentem  et  praesertim 
spiritoalem,  cui  officium  hujusmodi  committat,  quoniam,  si  veri- 
tatem  fateri  volumus,    officium   praedictum   nullatenus  potent 
per  saeculares  regi   cum    vestra  et   regni   vestri  bona  commo- 
ditate,  qui  suis  negotiis  privatis  intenti  minus  possunt  publicis 
yaeare.     Sed    et    genitor   vester    non    consueverat    officium 
bajusmodi  nisi  personis  ecclesiasticis  committere,  quarum  pru- 
dentia  et  directione   res   suae  et  publicae   in   optimo    pone- 
baatar    ordine    et    stabilimento.      Cujus    exemplum    si    vestra 
Serenitas  secuta  fuerit,  multis  curis  se  et  multis  deformitatibus 
et  negligentiis   regnum   et   rempublicam    absolvet.     Nee    haec 
idcirco  scribo,    ut   velim   aliquos    meos  ad   hujusmodi   officium 
apud  V.  S.    promovere,    sed   ut   ad   officium    praedictum   talis 
eUgatur  persona,  quae  onera  reipublicae  possit  in  se  assu- 
mere  et   digne   gubernare  et  V.  S.    quod  rectum  est,  con- 
siliariis   absentibus   persuadere,    nam  neque  V.  S.  neque  mea, 
neque    vestrorum    consiliariorum    consilia    et    ingenia    aliquid 


150 

proderunt;  si  per  vicecancellarii  sollicitudinem  non  fuerint  suis 
locis  coaptata  et  distributa  et  debito  effectui  mancipata.^ 

Zbygniew  01e6nicki  legt  also  der  Kanzlei  überhaupt  und 
namentlich  auch  der  unter  Wladyslaw  Jagiello  offenbar  einan 
grösseren  Einfluss  bei;  als  ich  gethan  habe.  Derselben  Meinung 
muss  auch  König  Sigismund  gewesen  sein,  als  er  sich  in  der 
Epoche,  auf  welche  unsere  Äctenstücke  hier  hinweisen  (1417) 
um  die  Gewogenheit  des  polnischen  Vicekanzlers  Dunin  be* 
mühte. ^  Dass  andererseits  wiederum  der  Polenkönig  die  Leute 
;in  ministerio  regis  Romanorum^  durch  Geschenke  zu  gewinnen 
suchte,  zeigt  die  unten  mitgetheilte  Nr.  CXII  [62]. 

Der  Legitimationsbrief  für  Miklusz  von  Mazowien  (Nr.  IV 
[60J)  erweist  eine  bisher  unbekannt  gewesene  Thatsache  und 
Persönlichkeit. 

Sehen  wir  von  den  beiden  Empfehlungsbriefen  für  Vincens 
von  Szamotöl  und  Carl  von  Hessburg  ab,^  so  bleiben  uns  noch 
die  bereits  oben  erwähnte  Anzeige  von  der  Wahl  des  neuen 
Papstes,  welche  das  Datum  des  11.  November  trägt,  also  un- 
mittelbar nach  der  Wiedereröffnung  des  Conclave  geschrieben 
sein  müsste  (?),  und  drei  Briefe  (Nr.  XLVII  [57],  Nr.  CXVII 
[64]  und  Nr.  CXVIII  [65])  die  Bekehrung  Samogitiens  be- 
treffend. —  Bemerkenswerth  erscheint  es,  dass  der  König 
Sigismund  von  dieser  der  Kirche  so  erwünschten  Begebenheit 
ungleich  bombastischer  und  geräuschvoller  spricht  als  der 
Papst  Martin.  Für  Sigismund  war  das  eine  treffliche  Gelegen- 
heit den  Polenkönig  mit  den  ausgesuchtesten  Schmeicheleien 
zu  überschütten,  ihn  einen  zweiten  Constantin  u.  dgl.  mehr  su 
nennen,  während  er  doch  einige  Jahre  zuvor  die  Zurück- 
erwerbung  Samogitiens  durch  die  polnische  Krone  —  das  war 
der  Preis  der  Schlacht  bei  Tannenberg  und  der  Hauptgegen- 
stand des  ersten  Thorner  Friedens  —  mit  den  Waffen  in  der 
Hand  bekämpft  hatte,  und  etwa  zwei  Jahre  später  sowohl  die 


1  Cod.  epistolarifl  saec.  XV,  II.  p.  157.  Szigski  bemerkt  dasa:  ,Die8e 
Fragmente  von  Briefen,  von  einer  Hand  geschrieben,  die  an  Dlogoas's 
Autograph  lebhaft  erinnert,  zeigen,  dass  wir  in  dem  Cod.  48  der  Uni- 
yersitätsbibliothek  (zu  Krakau)  eine  Sammlung  von  Concepten  und 
Abschriften  solcher  Stücke  besitzen,  die  aus  der  Kanzlei  Zbjg^ew 
01e^nicki*s  hervorgegangen  sind. 

3  Liber  canc.  Stan.  Ciolek  ll,  217. 

3  Begesten  Nr.  CXIV. 


151 

Thorheit  als  auch  die  Ungerechtigkeit  beging,  das  Anrecht  auf 
dieses  Land  dem  deutschen  Orden  zuzusprechen.  Während  des 
Coscils  aber  war  ihm  Alles  daran  gelegen  den  Polenkönig,  der 
sdner  Hausmacht  in  Ungarn  wie  dem  allgemeinen  Weltfrieden 
durch  eine  Erneuerung    des  Krieges   mit  dem  Orden   so   ge- 
ftkriich  hätte  werden  können,   bei   guter  Laune   zu    erhalten, 
Qod  er  pries  mit  dem  Eifer  eines   Kanzelpredigers   eine  That- 
Bache,   die  ihm  allerdings    als  dem   frommen    und  eifervollen 
Christen,  der  er  war,  nur  erwünscht  sein  konnte,  dem  Politiker 
aber,  dessen    Sympathieen    stets   auf  der    Seite    des    Ordens 
atanden,  insofern   bedenklich   erscheinen  musste,    als   die  Be- 
kehruDg  Samogitiens,  des  letzten  Heidenlandes  in  Europa,  dem- 
aelben  den   stärksten   Grund   seines   Daseins  auflöste.      Beim 
Concil  hatte  diese  Bekehrung,  als  ein  handgreifliches  Beispiel 
Ar  die  Argumentation  der  Polen  wider  den  Orden ,   dass   nur 
durch  Predigt  und  Milde  nicht  durch  das  Schwert  der  Glaube 
Chriati  zvl  verbreiten   sei,    den   stärksten   Eindruck   gemacht. 
Der  Cardinal  Johann  Domenici  von  Ragusa  war  auf  Verlangen 
des  Polenkönigs  ^  nach  Litthauen  gegangen,  um   mit  dem  sich 
ikm  dort  anschliessenden   Erzbischof  von   Lemberg   und  dem 
Biachof  von  Wilna  das  Bekehrungswerk  zu  leiten.  Sowohl  aus 
aafrichtiger  Zuneigung  zum  Christenthum  als  auch  insbesondere 
aaa  handgreiflichen   politischen    Rücksichten,    bemühten    sich 
Jagiello   und  Witold,   dieses   fromme  Werk  nach  Möglichkeit 
UL  fördern.   Angesichts  der  Thatsache,  dass  die  Ordenskanzlei 
bestrebt  war,  in  Europa  überhaupt  und   namentlich  auch   auf 
dem  Concil   dem   Misstrauen   gegen   die   Echtheit    der   christ- 
liehen Gesinnung   des  Königs   und   des  Grossfursten   Eingang 
m  verscha£fen,    musste   es   diesen   höchlichst  erwünscht   sein, 
einen  unbefangenen  und  gewichtvollen  Zeugen  in  ihr  Land  zu 
bdcommen,  der  später  dem  Concil  die  Versicherung    ertheilen 
konnte,  dass  die  Glaubenstreue  der  beiden  Fürsten  ausser  allem 
Zweifel  stehe.    Und  der  gesandte  Cardinal  vertrat  auch  in  der 
Thst  später  so  lebhaft  den  König  und  den   Grossfürsten,  dass 
der  Orden  von  dem  Argument  des  falschen  Christenthums  seit 
dieser  Zeit   Gebrauch   zu  machen  aufhörte.     Der  Bericht  des 
Cardinals  an  das  Concil   über   das  im   Winter  1416   bis    1417 
vollzogene  Bekehrungswerk  aus  Troki  in  Litthauen  abgesandt. 


J  Maoii,  A.  c.  XXVII,  931,  Harduin  VIII,  606,  v.  d.  Hardt,  IV,  867. 


152 

ist  uns  noch  erhalteD,*  und  ein  Vergleich  desselben  mit  dem 
hier  unten  folgenden  (Nr.  XLVII  [57])  zeigt  klar,  dass  es 
durch  den  Bericht  des  Cardinals,  den  wohl  auch  ein  Schreiben 
des  Polenkönigs  begleitet  haben  wird,  hervorgerufen  ist.  Die 
andern  beiden  Briefe  in  derselben  Sache  von  Martin  V.  and 
Sigismund  müssen  noch  vor  dem  Eintreffen  der  russischen 
Bischöfe  in  Constanz  (Februar  1418)  abgefertigt  worden  Bein^ 
und  da  der  Papst  auf  seine  eben  erst  erfolgte  Inthronisation 
hinweist,  so  darf  man  dieselben  wohl  unbedenklich  in  den 
December  1417  setzen.  Die  wiederholte  Versicherung  Sigis- 
munds;  dass  die  Nachrichten  aus  Samogitien  eine  ganz  ausser- 
ordentliche Freude  im  Concil  erregt  haben,  wird  auch  gewiss 
der  Wahrheit  entsprochen  haben.  Denn  dass  sich  der  Ring 
der  christlichen  Völker  Europa's  gerade  in  dem  Augenblick 
durch  die  Einfügung  seines  letzten  Gliedes  schloss,  als  die  seit 
acht  Lustren  gestörte  Einheit  der  Kirche  wieder  hergestellt 
worden  war,  musste  als  ein  besonders  glückliches,  das  GeflÜil 
der  Zeitgenossen  anregendes  Zusammentreffen  betrachtet  werden. 
Und  welche  Perspectiven  knüpften  sich  nicht  überdies  noch  an 
dieses  Ereigniss!  Welcher  grosse  Dienst  für  die  Weltherrschaft 
des  Papstthums  war  nicht  noch  von  diesen  slavischen  Fürsten 
zu  erwarten!  Beide  Schreiben  weisen  bereits  auf  die  einge- 
leiteten Verhandlungen  mit  der  russischen  Kirche  über  eine 
Union  hin.  Wie  die  Dinge  lagen,  konnten  diese  Verhand- 
lungen nur  durch  jene  Fürsten  geführt  und  gefördert  werden. 
Man  ist  beinahe  erstaunt,  gegenüber  diesen  Aussichten  und 
Vortheilen  den  Papst  so  kurz  und  reservirt  schreiben  zu  seheni 
aber  der  römische  König  gibt  der  allgemeinen  Stimmung  einen 
lebhafteren  Ausdruck,  der  sich  in  dem  Vergleich  Jagiello's  mit 
Constantin  dem  Grossen  bis  zu  seiner  höchsten  Höhe  auf- 
schwingt. Allein  Papst  Martin  war,  wie  der  Bericht  eines 
Ordensprocurators  (Peter  Wormditt)  ^  aus  eben  diesen  Tagen 
hervorhebt,  weder  vor  seiner  Wahl  noch  nach  derselben  ein 
Freund  der  Polen,  und  gewissenhafter  als  Sigismund  wird  er 
über  der  Freude  an  der  Bekehrung  Samogitien s  nicht  ver- 
gessen haben,  dass  dem  Orden,  den  er  erhalten  wissen  wollte, 
dadurch  der  Boden  seines  Bestandes  entzogen  wird. 


*  Lites  et  res  gestae  III. 

2  Ungedrucktes  Schreiben  im  Königsberger  Archiv. 


153 

In  der  Anzeige  von  der  erfolgten  Papstwahl  (Nr.  CX  [61]) 
dankt  der  König  Sigismund  dem  Polenkönige  für  Geschenke, 
die  nach  der  angefügten  Bemerkung  desselben  in  Pelzwerk 
bestanden  haben  werden.  Aber  er  erwähnt,  dass  dieses  Ge- 
schenk nur  eine  Wiederholung  schon  früher  erwiesener  Auf- 
merksamkeit wäre.  Wir  sind  in  der  liage  eine  dieser  Auf- 
merksamkeiten, die  schon  wegen  ihrer  Originalität  Beachtung 
verdienen,  näher  bezeichnen  zu  können.  In  einer  im  Besitz 
der  kaiserl.  Kunstakademie  zu  Petersburg  befindlichen  Bilder- 
handschrift, die  zwar  schon  auf  Veranlassung  des  Fürsten 
F.  Gagarin  abgedruckt  aber,  so  viel  ich  weiss,  nicht  veröffent- 
Uckt  worden  ist,  und  deren  Verhältniss  zu  der  Bilderhandschrift 
des  Bichenthal  noch  zu  constatiren  ist ,  findet  sich  auf  p.  28 
ein  Bild  mit  der  Ueberschrift :  ,Hic  rex  Polonie  Romanorum 
regem  munere  insolito  veneratur.  Quippe  taurum  silvestrem 
▼ivtun  in  curru  ligatum  e  regia  (regione?)  sua  misit.  Is  inter 
▼las,  priusquam  Constanciam  adveheretur,  mortuus  est,  et  ejus- 
dem  generis  salsamenta  in  uno  vase  adjunxit.  Capto  erant 
bestie  in  Livonia  (sie!).  Imago  bestie  similis  erat  magno  bovi 
nigro  copiosiore  in  capite,  spissiore  colle,  ampliore  pectore,  par- 
Tis  aeutisque  cornibus,  fronte  laciore,  cauda  breviore,  ex  multa 
parte  bubalo  comparabilis.'  Man  sieht  auch  auf  dem  Bilde 
den  von  einem  Pferde  gezogenen  Wagen,  auf  dem  der  todte 
B&ffel  mit  hinten  herabhängendem  Kopfe  liegt.  Daneben  eine 
Tonne  mit  dem  Salzfleisch,  und  zwei  Männer,  einer  barhäuptig, 
ein  zweiter  bedeckt,  sind  beschäftigt,  eine  zweite  Tonne  auf 
den  Wagen  zu  laden.  Ein  dritter  Mann  mit  der  Leine  in  der 
eben  Hand  und  mit  der  Peitsche  in  der  andern  leitet  stehend 
das  Fuhrwerk.  —  Dasselbe  Bild  findet  sich  auch  bei  Richen- 
tbal,  welcher  in  der  hinzugesetzten  Erzählung  noch  bemerkt, 
dais  Sigismund  das  Salzfleisch  dem  Könige  Heinrich  V.  von 
England  zum  Geschenk  gemacht  habe. 


56.  (XLIII.)  Constanz,  5.  Mai  1417. 

üt  nolit   (sc.   rex    Polonie)    attendere    verbis    quorumcumque 

iniqua  loquencium. 

Serenissime  princeps,  frater  noster  charissime !  Pre  affec- 
cione  nimia  quam   ad   vestram   indesinenter   gerimus    regiam 


154 

fraternitatem,  cum  desiderio  magno,  valde  nimirum  assidue  ex- 
pectamus  felices  nobis  referri  et  annunciari  de  vestra  sospitate 
et  votivis  successibus  rumores,  quare  venerunt  gratissime  vestre, 
tamquam  mutue  immutabilisque  sincere  dileccionis  et  frater- 
nitatis  incrementa,  litere  nobis  nuper  presentate  facientes  recre- 
abiliter  votis  nostris,  quia  per  eas  ad  nos  de  sospitate  vestra 
felicique  statu  expeetata  certitudo  pervenit.  Verum  etsi  de 
nobis  audire  delectat,  noverit  itaque  vestra  precara  fraternitaa 
nos  plena  dono  divine  gracie  incolumitate  vigere  et  successi- 
bus prosperis  ad  vota  gratulari.  Ceterum  intelleximus,  quod 
nonnulli  maliloqui  processibus  nostris  interpretes  calumpniosi 
Busurrio  detrahunt  et  apud  V.  F.  contra  nos  sine  causa,  non 
tarnen  sine  malicia  multa  submurmurant.  Non  desinunt  pro- 
fecto,  sicut  audivimus,  qui  nostram  et  vestram  sinceritatem 
turbare  student,  actus  utrobique  calumpnientur  injuste,  multa 
fingentes  maliciose.  Summam  denique  frater  charissime  constat 
esse  prudenciam,  utrum  sit  fides  danda  relatibus  et  intente 
consideracionis  examine  qualitates  inspicere  relatorum.  Tone 
enim  accipitur  in  veritatis  claritate  relacio,  cum  a  fide  dignis 
omnique  excepcione  majoribus  refertur,  cum  soleat  hesitacionem 
inducere,  dum  a  verborum  prodigo  aut  zizaniarum  seminatore 
vel  odium  nutrire  moliente  perperam  immittitur.  Fratemitatem 
quidem  et  confederacionem  inter  nos  ab  una  nee  non  inter  vos 
et  illustrissimum  principem  Alexandrum  alias  Wytaudum  mag- 
num  ducem  Lituanie  fratrem  alterutrum  communem  parte  ex 
altera  contractam  sie  precordiis  nostris  impressimus,  sie  eas 
consignatas  semper  retinuimus  et  retinemus  in  memorie  archivO| 
quod  continuatis  ad  vos  et  ducem  memoratum  imo  auctis  con- 
tinue  charitatis  et  fraternitatis  affectibus  nullo  unquam  tempore 
in  rerum  gerendarum  veluti  in  propriis  fraterne  soUicitudinis 
instancia  tepuit  nee  promptitudo  accurate  diligencie  tepescet 
in  futurum.  Potissimum  attento,  quod  justicia  et  charitas  in 
hujusmodi  fraterna  consideracione  tam  firmiter  complexe  sunt 
societate  indissolubili  quasi  in  uno  eodemque  individuo  com- 
municantesy  quod  una  sine  altera  plene  non  possit  haberi,  et 
qui  ledit  alterutrum,  pariter  offendit  utrumque.  Obstruantur 
igitur,  frater  charissime  utrobique  ora  loquencium  iniqua,  locus 
detraccioni  non  detur,  nee  pandatur  detractori  auditus,  sie  enim 
iniquitas  confusa  succumbet  et  equitas  gloriosa  triumphabit 
fratemitatisque  mutue  soliditas  inviolata  manet  attingens  a  fina 


155 

QBqae  ad  finem  fortiter  et  cuncta  utrimque  gerenda  negocia 
integritate  incorrupta  disponit  suaviter.  Datum  Constancie 
quinto  die  Maji^  regnorum  nostrorum  anno  Hungarie  etc.  XXXP 
Bomanorum  vero  VII®. 


57.  (XLVIL)  Constanz,  28.  Mai  1417. 

Reconunendative   scribit   cuidam    (sc.   regi   Polonie)    qui   con- 
Yertit   quam     plurimos    infideles    ad    fidem    christianam    per 

baptismi  sacramentum. 

Serenissimo  et  illustri  principibus  Wladislao  dei  gracia 
regi  Polenie  etc.  fratri  et  Alexandro  alias  Witaudo  magno  duci 
lotuanie  consanguineo;  nostris  cbarissimis  Sigismundus  eadem 
gnMua  etc.  salutem  et  spiritum  sapiencie  attingentem  a  fine 
QBqae  ad  finem  fortiter  et  disponentem  omnia  suaviter!  Sere- 
ninimi  et  illustres  principes^  frater  et  consanguinee  charissimi ! 
Dam  intra  mentis  nostra  arcana  sedula  meditacione  revolvimus 
dumque  ad  fidei  vestre  fragranciam,  pro  qua  tamquam  pro 
bnvio  in  campo  virtutum  currentes  intrepide  militatis^  interiores 
oealos  extendimuSy  quid  nempe  aliud  nisi  deum  qui  glorificatur 
in  consilio  sanctorum,  laudare  ac  in  suis  prodigiis,  quem  nostris 
aecolis  occulta  fide  contigimus,  convenit  gloriari,  hinc  etenim 
Bon  parvam  revera  frater  ac  consanguinee  nobis  charissimi 
nedom  nos  quinimo  universalis  nostra  mater  in  spiritu  sancto 
hie  collecta  ecclesia  spiritualium  gaudimoniorum  nuper  suscepi- 
moB  leticiam,  dum  literis  vestris  tam  sacro  concilio  quam  nobis 
dolcissime  intonantibus  tot  catervas  gentis  Samogitice  et  signanter 
duo  miUia  procerum  seu  nobilium  gurgite  sacri  baptismatis  a 
CMcitate  cordium  errorumque  labe  illustratas  lotasque  cogno- 
▼imas.  Quodque  ad  consumacionem  sanctorum  in  opus  tanti 
misterii  et  in  edificacionem  corporis  Christi  certoa  pastores 
ftlioeque  doctores  tamquam  operarios  in  messem  multam  mittere 
eonducereque  curavistis,  hoc  nobis  qui  circa  preardua  unionis 
Christi  fidelium  non  mediocriter  de  presenti  fatigamur  negocia, 
ampliorem  precordiorum  ingerit  leticiam  laboremque,  quo  quo- 
tidiana  sollicitudine  deprimimur,  allevians  nos  multifarie  recreat 
et  confortat.  Hec  est  quippe  vere  fraternitatis  societas ,  que 
no8  alterutrum  quamquam  presencia  corporali  procul  motos  in 
noitate  Spiritus  adeo  conglomerat  sicque  concurrentes  in  stadio 


156 

ad  vite  eterne,  ut  optamus,  bravium  parificat,  ut  nos  circa 
restaurandam  pacem  ecclesie  ipsiusque  reformacionem  herese- 
orumque  extermiDium  alia  eciam  quam  plurima  negocia^  qaan- 
tum  nobis  convenit;  quantumque  e  coelo  infunditur,  indesinen- 
tibus  studiis  operas  impendimus.  Vos  non  minus  divinitus 
inflammati  ad  pacem  nusquam  cum  deo  suisque  fidelibus  priua 
habitam  filios  Ire  longeque  a  salute  positos  dulciter  invitatis. 
Nos  preterea  circa  fermenti  veteris  malicie  et  nequicie  expur- 
gacionem  non  segniter,  ut  credimus  insistimus,  vos  procul  dubio 
in  azimis  sinceritatis  et  veritatis  fidei  videlicet  orthodoxe  pro- 
paginibus  nihilo  segnius  desudatis.  Nos  denique  occidens  perdiu 
proh  dolor  a  solis  veritate  profugus  ut  reducatur,  soUicitat,  per 
vos  nempe  oriens  novo  lucis  radios  tamquam  sidus  producit 
feliciter  matutinum.  Qua  de  re  a  solis  ortu  et  occasu  nomen 
domini  nobis  utrimque,  qui  sub  potencia  virtutis  ejus  terrena 
sceptra  gubernamus,  laudare  convenit  et  ipsum  in  cordis  puri- 
tate  deprecari  non  dedecet,  quatenus  sub  potenti  manu  sua 
bestes  fidei  pacisque  emulos  misericorditer  in  diebus  nostris 
humiliet  velitque  nos  in  die  visitacionis  pro  sui  nominis  gloria 
militantes  exaltare,  et  licet  ad  tanti  tamque  salutiferi  operis 
scilicet  fidei  catholice  prosecucionem  in  dicta  gente  Samogitica 
vos  Stimulare  amplius  minus  expediat;  verumtamen  nos,  qui 
vobis  et  fraterne  charitatis  insolubili  glutinio  aliisque  justis 
federibus  quoad,  vixerimus,  alligamur^  vestras  nihilominus  pro 
augmento  fidei  decoreque,  quam  diligitis,  sancte  matris  ecclesie 
fraternitatem  amiciciamque  obnixius  obsecramus,  ut  in  eadem 
vinea  domini  quam  feliciter  plantare  incepistis,  magis  ac  magis 
habuudando  ipsam  doctrinarum  imbribus  roreque  fidei  irrigare 
salubriter  disponatis,  quodque  illa  apud  Grecos  heccine  obum- 
brata  et  obfirmata  sedis  apostolice  rebellis  vestris  opimis 
hortatibus  ac  aliis  oportunis  mediis,  que  auctore  deo  scitis 
facere  et  potestis,  ad  gremium  sancte  matris  ecclesie  et  ad  ovile 
unicum,  a  quo  sie  dampnabiliter  aberravit  salubrius  reducatar; 
ad  quod  flammato  desiderio  vobiscum  in  eo  qui  ecclesiam  suam 
novo  semper  foetu  multiplicat,  reddimur  plena  promptitudine 
compotes  et  toto  corde  conformes.  Datum  Constancie  vigesima 
octava  die  Maji. 


157 


58,  (IL)  Constanz,  8.  Juni  1417. 

Commendat  quendam,  qui  vult  exercere  actus  militares  et  quod 
velit  favorabiliter  suscipere  et  tractare. 

IDastris  princeps',  consanguinee  charissime !  Quia  strenuus 
Vincencius  de  Somotow  *  (sie!)  miles  illustrissimi  priueipis 
Wladislai  regia  Felonie  etc.  fratris  nostri  cbarissimi  familiaris, 
fidelis  noster  dilectus  pro  actuum  militarium  exercicio  nonnullas 
nmndi  partes  et  non  minus  dominia  et  territoria  vestra  vestram- 
qne  dileccionem  visitare  proponit;  ideo  dileccioni  vestre  eundem 
ViDcencium  magno  recommendamus  affectu  desiderantes  vosque 
affectuose  rogantes,  quatenus  ipsum,  dum  ad  vos  pervenerit^ 
nofltre  consideracionis  intuitu  benigne  suscipere  favorabiliter 
tnctare  et  in  omnibus  suis  agendis  et  promocionibus  habere 
Telitis  propensius  recommissum ;  in  eo  nobis  consanguinee  cha- 
rissime gratam  plurimum  complacenciam  ostensurus.  Datum 
Constancie  octava  die  Junii  etc.  etc. 


59.  (LX.)  Constanz  (Juni  1417). 

Saper  desponsacione  cujusdam  magnatis  filie  in  reginam  regni 

Polonie. 

Serenissimo  principi  Wladislao  dei  gracia  regi  Polonie 
fratri  nostro  charissime  Sigismundus  eadem  gracia  etc.  salutem 
et  ütriusque  hominis  longevam  sospitatem!  Serenissime  prin- 
ceps  frater  noster  charissime!  Plene  scimus  nee  extraneas  testium 
asserciones  exquirimus,  quanta  sit  erga  nostri  nominis  augmenta 
Testre  affeccionis  intencio  quantusquo  refloreat  erga  Status 
nostri  fastigia  vestre  ardor  fraternitatis,  dum  ipsa  rerum  ex- 
periencia  docente  jugiter  experimur,  ob  hocque  libenter  et  spe 
BQCcessiva  nostrorum  successuum  atque  status  qui  per  dei  gra- 
ci&m  prospere  et  ad  vota  auctis  feliciter  incrementis  prospe- 
wuitur,  insinuacione  veridica  concurrimus,  nee  indignum  esti- 
mantes,  si  nos  qui  inter  hujus  vie  et  vite  varietates  prosperitatis 
gustu  reficimur,  de  vestre  felicitatis  statu  et  successibus  magni- 


*  8oU  heissen  Szamotol  aus  dem  Wappen  Naiecz;  er  war  später  Castellan 
von  Meseritz  uud  einige  Zeit  Statthalter  in  Rothrussland. 


158 

fice  ubilibet  placida  cordis  et  fructuosa  operis  attencione  con- 
gratulamur.  Accessit  enim  in  odorem  magne  leticie  et  in  grande 
partieipium  nostrorum  gaudiorum^  dum  inclytam  Elizabeth 
natarti  quondam  niagnifici  et  potentis  Ottonis  de  Pyb'z  palatini 
Sandomiriensis,  quam  sincere  dileccionis  frequencia  ipsius  lau- 
dabilibuB  morum  venustati  generöse  propagacionis  stemma- 
tibus  et  omatibus  virtutum  mirifice  circumdatam  specieque  et 
pulchritudine  decoratam,  meritis  ezigentibus  preelegistis  in 
reginam  legitime  matrimonio  ^  lateri  vestro  associatam,  ad  noB 
gratissima  relacione  pervenit;  que  nos  in  consolacionum  vestra- 
rum  exultantibus  animis  consorcium  nimirum  evocavit  et  yestrom 
regnique  vestri  commodum  exinde  resultare  nobis  in  solidam 
representavit.  Sic  est  viri  et  uxoris  divinitus  commixta  con- 
dicio,  quod  uoa  caro  de  duabus  efficitur  per  sacramentum 
matrimonii  virtute  verborum  Dei^  humane  quippe  leges  ab 
externe  sapieneie  fontibus  derivate  ipsos  conjuges  individuam 
vite  consuetudinem  obtinere  representant ;  qua  de  re  una  domas 
commixta  familia  alterutrius  reputatur,  et  idem  privilegitun 
auctoritasque  unica  designatur.  Inter  caetera  namque  de  quibus 
divina  potencia  vobis  gratificari  coumercio  in  eodem  posset, 
nullum  vobis  et  regno  vestro  munus  communi  voto  meliuB 
nullumque  vestris  profectibiis  efficacius  arbitramur,  quam  do- 
mino  largiente  ipsius  conjugis  vestre  mutua  fecunditate  gre- 
mium  nove  prolis  fetu  multiplicari  spe  future  prosperitatis  et 
regni  vestri  Status  et  trauquillitas  secundiori  robore  confirmari 
dinoscitur,  et  exinde  vestri  dominii  salus,  hinc  vita  pacifica 
crescat  populorum.  Hec  profecto  sunt  affeccionis  certissima 
pignora  principis  ad  subjectos^  que  fidem  et  graciam  preparavit 
subditorum^  et  quamquam  interdum  in  foeminea  preheminencia 
regnorum  jura  regnanciumque  solia  non  quiescant;  grata  tarnen 
hec  vestra  consors  debet  esse  in  fecunditate  futura  cum  mas- 
culis,  que  velut  tempestiua  paranympha  sequencium  et  archa 
certissima  masculorum  et  reginalis  nova  consorcio  indubitatam 
vobis  domino  faciente  de  futuris  regibus  copiam  probabiliter 
repromittit.  Negocia  vero  sacri  Constanciensis  concilii  coope* 
rante  spiritu  sancto  paraclito,  qui  illa  aspirando  prevenit  eciam 
adjuvando    prosequetur,    ad    consolacioncm    populi    Christiani 

^  Die  Hochzeit  fand  am    1.  Mai   1417  statt;    der  Brief  Sigismunds  dürfte 
also  etwa  im  Anfang  des  Juni  geschrieben  sein. 


169 

animanimqae  salutero  cottidie  in  melius  reforniata  disponuntur, 
spenates  in  futnra  proxima  eleccione  summi  pontificis  totum 
gregem  dominicnm  in  unam  fidei  graciam  revocatum  ad  salu- 
Wa  dirigendum  et  expurgato  veteris  scissure  fermento  nove 
reparacionis  et  antique  felicitatis  antidota  resumpturum  etc.  etc. 


ea  (IV*.)  ConBtanz,  29.  Juni  1417. 

Legitimacio  (sc.  filii  ducis  Mazovie). 

SigismunduB  etc.  notificamus^  notutn  facimus  tenore  pre- 
senciam  quibuB  expedit  universis  ad  perpetuam  rei  memoriani. 
DigBam  esse  decrevimus  et  consentaneum  racioni^  ut  hi,  quoB 
iDterdam  in  legitimis  actibus  defectus  natalium  impedit,  legi- 
timacionis  honore  per  principem  reparentur  et,  si  quando  super 
hia  imperialis  favor  fidelium  suorum  supplicacione  requiritur, 
liberaliter  largiatur.  Hinc  est,  quod  cum  illustris  princeps  Se- 
mouitUB  dux  Mazovie  avunculus  n oster  et  sacri  imperii  fidelis 
dilectuB  pro  legitimacione  Miklus  filii  sui,  quem  ipse  dudum 
solutus  ex  muliere  soluta  nobili  se  asserit  genuisse,  majestati 
Boitre  humiiiter  et  cum  instancia  debita  fecerit  supplicari,  ut 
ipsi  MikluB  super  hujusmodi  defectu  natalium  dispensacionis 
et  legitimacionis  nostre  graciam  ex  innata  nobis  clemencia  dig- 
naremur  impendere  et  regio  favore  nostro  ipsumque  Miklus 
legitimare  et  ad  legitima  jura  reducere  graciose,  nos  igitur 
snpplicacionibus  hujusmodi  pro  parte  memorati  ducis  Semouiti 
benignius  inclinati  de  Romanorum  regie  plenitudine  potestatis 
ooBtre  ac  ex  certa  nostra  sciencia  ipsum  Miklus,  spurium  esse 
tcientes  legitimamus  graciose  et  ad  omnia  jura  legitima  resti- 
toimoB,  ut  tanquam  legitimus  et  de  legitimo  thoro  natus  in 
bonis  paternis  et  maternis,  que  feodalia  non  existunt,  succedat 
abeque  tarnen  legitimorum  heredum  prejudicio,  quantum  ad 
socceasionem  bonorum  hujusmodi;  dantes  nihilominus  et  con- 
oedentes  eidem  Miklus  indulto  Romano  regio  auctoritatem  licen- 
ciam  habilitatem  et  potestatem,  quod  omnibus  actibus  publicis 
et  privatis  officiis  juribus  honoribus  et  dignitatibus  quibus- 
CQBqae  ex  nunc  in  antea  uti  preesse  et  potiri  valeat  absque  omni 
inpedimento  nee  non  ad  quoslibet  honores^  dignitates  et  officia 
admitti  ac  omni  statu  et  condicione  gaudere  debeat  et  possit, 
qubuB  legitimi   et  de  legitimo  thoro   nati   in  judicio  vel  extra 


160 

utuntur  et  potiuntur  et  ad  quos  quas  seu  que  de  jure  vel 
consuetudine  admittuntur^  eciamsi  talia  forent;  de  quibus  in 
presentibus  expressam  oporteret  fieri  mencionem  aliqua  lege 
generali  vel  speciali  in  contrarium  edita  non  obstante.  Nolli 
ergo  hominum  liceat^  hanc  nostre  legitimacionis  habilitacioniB 
dispensacionis  ac  gracie  paginam  infringere  aut  ei  quovis  ausu 
temerario  contraire.  Si  quis  autem  hoc  attemptare  presump- 
serit  nostram  et  imperii  sacri  indignacionem  gravissimam  tociens 
quociens  contrafecerit,  eo  facta  se  noverit  incursurum.  Presen- 
cium  sub  nostre  majestatis  sigilli  appendentis  testinoiODio 
litterarum.  Datum  Constancie  anno  doniini  millesimo  quadrin- 
gentesimo  decimo  et  septimo,  penultimo  die  Junii  regnorum 
nostrorum  anno  Hungarie  etc.  XXXP.  Romanorum  vero  VII™*. 


61.  (CX.)  Constanz,  11.  November  1417. 

Annunciacio  eleccionis  summi  pontificis  regi  Felonie. 

Salutem  et  perf^cte  felicitatis  ecclesiastice  integritatem ! 
Serenissime  princeps  frater  noster  charissime !  Cognovimus  fidei 
et  virtutis  vestre  testimonia  gloriosa  et  religionis  catholice 
honorem  sie  exultanter  adaugere^  ut  in  vestris  meritis  ac  lau- 
dibus  in  propagacionc  fidei  orthodoxe  unioneque  sacrosancte 
matris  nostre  Romane  et  universalis  occlesie  grata  contem- 
placione  veluti  presentes  participes  utrobiquo  et  cooperatorea 
ministeriorum  dei  pariter  computemur.  Cupientes  namque 
fraternitatem  vestram  felicibus  sacri  Constanciensis  generalis 
concilii  nostreque  majestatis  recrearo  prcsagiis  et  successibus, 
fraternitati  vestre  ad  gaudium  duximus  intimandum^  quod  ne- 
gociis  Omnibus  hie  pro  voto  dispositis  et  ad  honorem  ex- 
ultacioncmquc  ejiisdem  matris  nostre  sacrosancte  ecciesie  ac 
totius  christianitatis  salubriter  ordinatis  die  lune  octavo  in- 
stantis  mensis  Novcmbris  reverondissimi  in  Christo  patres  et 
domini  domini  sacrosancte  Romane  ecciesie  cardinales  sacruni 
collegium  facientes  numero  XXIII  nee  non  de  quinque  nacioni- 
bus  singulis  singuli  sex  electi  concorditer  et  deputati  ante  solis 
occasum  in  conclavim  intravere  juxta  sacri  concilii  determina- 
cionem  pro  clcccione  supremi  futuri  pontificis  in  spiritu  sancto 


161 

coDgregati  deliberati  editurique  juxta  traditam  et  impositam  a 
dicto  sacro  concilio  eis  formam  a  sanctis  patribus  institutam 
salabriter  opus  tarn  sanctum  et  divinum  tractaturi  et  deter- 
miDatori,  nobis  quippe  presentibus  ad  beneplacitum  sacri  con- 
cOii  porte  palacii  conclavis  eadem  die  de  sero  a  foris  clause 
fbenmt,  ut  moris  est,  et  serate.  Exultemus  profecto  frater 
cbarissime  in  dextera  propiciacionis  divine^  que  sua  omnipo- 
tenti  gracia  prestitit^  ut  hac  ipsa  die  nobis  via  panderetur,  per 
quam  ipso  largiente  populus  christianus  de  tenebris  pestiferi 
Bcki&matis  lustris  octo  fere  jam  peractis  pernieiose  tractatus  et 
lacessitus  respiraret  ad  radium  lucis  et  unitatis  ecciesie  sancte 
dei,  et  pro  graciarum  accione  non  prout  et  quam  debemus, 
qoia  non  sufficiunt  ad  hec  humana  ingenia,  sed  quam  humana 
finit  fragilitas,  possetenus  offerentes,  ut  pax  Christi  exultet  in 
cordibus  nostris  in  quo  vocati  sumus  in  uno  corpore,  nam  cum 
ecciesia  una  sit  et  mens  unica  et  individua  concordia,  quis 
domesticus  fidei  in  populi  christiani  laudibus  tamquam  in  suis 
propriis  non  gratuletur,  aut  que  fraternitas  non  in  communi 
duisticolarum  gaudio  ubique  letetur?  Exprimi  satis  non  potest, 
qiianta  ista  exultatio  fuerit  et  quanta  leticia,  cum  de  tantis 
negocüs  prospera  et  forcia  comperimus  evidenter  christianitati 
arridere  et  nove  prolis  fecund! täte  ecciesiam  militantem  uberrime 
genninare.  Hortamur  plane,  quantum  possumus,  frater  charis- 
nme  pro  charitate  mutua  qua  invicem  coheremus,  ut  quia  provi- 
dencia  divina  instruimur  et  ejus  misericordie  consiliis  salubriter 
tdmonemur  adventasse  jam  boni  certaminis  cursum  et  finem 
agonie  nostre,  jejuniis  vigiliis  oracionibus  et  charitatis  operibus 
iüBiBtere  cum  omni  plebe  subjecta  non  desinamus,  sed  incum- 
Urnns  crebris  et  assiduis  deprecacionibus ;  hec  sunt  enim  nobis 
moenia  celestia  que  stare  et  perseverare  in  bonis  operibus 
fortiter  faciunt ;  hec  sunt  munimenta  spiritualia  et  tela  celestia, 
que  protegunt ;  memores  nostri  invicem  simus,  concordes  atque 
uumimes,  vigilemus  ergo,  ut  fructus  utrobique  domino  largiente 
▼06  ibi  et  nos  hie  multiplicati  et  coadunati  virtuteque  unita 
Goncreti  gregis  dominici  incrementa  fructuosa  operum  proba- 
cione  indesinenter  ostendamus,  ne  quid  pereat,  etsi  captum  forte 
quid  fuerit  vocibus  divinorum  eloquiorum,  ad  gregem  domini- 
cum  reducamus,  ut  ille  qui  pastor  pastorum  est,  vigillasse  nos 
ciwa  ovile  suum  suo  dignetur  miseracionis  iudicio  comprobare 
et  in  propagacione   sui   nominis   ejusmodi  laborum   mercedem 

AkUt.  Bd.  LIX.    I.  Hälfte.  11 


162 

et  fidei  intemerate  coronani  immarcescibilem  in  patria  et  in 
dilecta  tabernacula  sua  virtutum  ecclesie  triumphantis  post 
hujus  vie  et  vite  decursum  propicius  introducat  feliciter  cum 
ipso  regnaturos  sine  fine^  Amen!  Multiplicata  vero  et  fraterne 
nunc  renovata  exenia  more  solito  pro  parte  vestre  fraternitatis 
CO  placibiliora  nobis  provenere,  quo  temporis  asperitatem 
imminentis  hyemalis  naturali  virtate  calefactiva  procul  repellunt^ 
graciarum  proinde  vestre  fraternitati  exsolventes  uberes  acciones. 
De  aliis  autem  incumbentibus  ambasciatores  vestri  vestram 
fraternitatem  lacius  cerciorabunt.  Datum  Constancie  unde- 
cimo  (?)  die  Novembris,  regnorum  nostrorum  etc.  etc. 


62.  (CXII.)  Constanz  (Spätherbst  1417). 

Scribit  regraciando  regi  Felonie  de  exenio  misse.  ^ 

Serenissime  princeps  et  domine  domine  mi  graciosissime! 
Missam  subam  de  immensa  liberalitate  vestra  mihi  capellano 
vestro  humili  in  tempore  oportuno,  ut  me  protegat  in  regione 
isla  humida  et  frigida  a  frigoris  asperitate^  quid  retribuam  porro 
in  bonis  non  habeo,  et  graciarum  accio  non  sufficit,  dum  vicis- 
situdinem  mee  devocionis  excedat,  ipsam  denique  amictus  et 
indutus  procul  absunt  a  me  gelide  minantis  et  invadentis  sevicie 
hyemalis  temporis  tempestates,  et  dum  legende  tocies  leccio 
gloriosa  mihi  occurrit^  qualiter  vestra  serenitas  dona  in  me 
continuat,  meam  äuget  devocionem^  ad  queque  serenitatis  vestre 
beneplacita  et  mandata  talique  augmento  obligacionis  habun- 
dancius  me  licet  insufficientem  efficit  debitorem.  Sed  quid 
retribuam?  Ecce  in  supplementum  exiguum  possibilitatis  mee 
obligacionem  cum  serviciorum  et  oracionum  veniunt  et  concurrunt| 
sed  obligacionem  talis  facultas  non  extinguit  (1)^  et  quicquid  potero 
semper  ad  mandata  vestra  faciam  equali  sorte  in  ministerio 
Serenissimi  domini  mei  regis  Romanorum  et  vestri  individua 
fraternitate  vestre  regio  majestatis  associati  jugiter  potiturus. 
Datum  Constancie  etc. 


1  Da  auch  in  diesem  Brief,  wie  am  SchlUAs  des  vorhergehenden,  von  der 
nahe  bevorstehenden  Winterkfilte  die  Rede  ist,  so  ist  er  wohl  jedenfalls 
in  den  Spfttherbst  1417  zu  setzen. 


163 


63.  (CXni.)  Constanz   (1417). 

Regraciatur  de  promocione  sua  cancellario  ^  regis  Polönie. 

Reverende  pater  domiiie  et  amice  precolende!  Quantis 
possum  prosequor  accionibus  graciarum  sinceros  et  utiles  beni- 
Yolencie  et  charitatis  affectus  quos  vestra  bonitate  liberalitatis 
extendistis  et  nunc  licet  immerito  apud  serenissimam  regiam 
majestatem  Polonie  dominum  utrobique  potentem  et  gloriosum 
realiter  ostendistis;  sane  quantum  ex  bis  vobis  et  vestris  debi- 
torom  obligacionibus  adstringar,  non  ignoro  et  satis  probat 
beneficiorum  et  donativorum  missorum  liberalitas  et  evidencia 
perceptorum.  Fiducialiter  igitur  a  me  tali  vestro  debitore  po- 
testis  exigere^  quicquid  potest,  cum  eciam  ultra  possibilitatis 
affectus  obsequiose  ultroneus  exhibeat  terminus  voluntatis. 
Scripta  Constancie  etc. 


64.  (CXVn.)     ,    Constanz  (December  1417). 

Regi  Polonie  a  papa  Martine  V**.^ 

Martinus  etc.  carissimo  in  Christo  iilio  Wladislao  regi 
Polonie  illustri  salutem  etc.  Magnam  cordi  nostro  charissime 
fili  tuorum  qui  nobiscum  degunt  oratorum  novitates  gratissime 
noper  accumularunt  in  domino  leticiam,  dum  sponsa  Christi 
Baneta  mater  ecclesia  nobis  licet  immeritis  divino  pridie  copu- 
Ittft  presidio,  schismatis  horridi  sepulsa  caligine,  extinctoque 
sterilitatis  inveterato  opprobrio,  admirabili  novoque  quodam 
filiomm  adopcionis  germine  ad  instar  vitis  fructifere  fecundare 
non  desinity  dum  Samogiticus  scilicet  populus  qui  ambulabat  in 
tenebris  tuis  accuratis  vigiliis  in  viam  pacis  et  fidei  dirigitur 
et  lomen  conspicit  infallibilis  veritatis.  Audito  itaque  venera- 
bilium  fratrum  nostrorum  Jo(hannis)  archiepiscopi  Leopoliensis 
et  Petri  Wilnensis  cpiscopi  circa  conversionem   babtismataque 


'  Alb«rt  Jastrzfbiec,  Bischof  von  Krakau. 

'  Mehrere  Wendtmg^en  zeigen,  dass  dieser  Brief  ganz  kurz  nach  der  Wahl 
ICartinf  —  also  etwa  im  December  1417  erlassen  worden  ist.  Später 
war  die  Stimmung  Martins  den  Polen  nicht  mehr  so  gUnstig. 

11* 


164 

populi  tarn  insignis  fideli  sollicitudine  qua  tamquam  utiles 
operarii  in  messem  multam  pridem  a  sacrosancta  generali  Con- 
stanciensi  synodo  juxta  tui  postulacionem  destinati  manipulos 
uberes  fidei  orthodoxe  viminibus  colligentes  in  horreum  patris 
familias  nostri  videlicet  redemptoris  copiose  conduxerunt  con- 
ducereque  reliquias  ipsius  gentis  indefesse  satagunt  et  laboranty 
ad  grates  non  quas  debuimus,  sed  quas  potuimus  omnipotencie 
salvatoris  pro  tantis  miseracionibus  ex  intimis  cordis  nostri 
consurreximus  non  cessantes  orare  suam  ineffabilem  clemen- 
ciam,  quatenuB  qui  bonum  opus  per  te  feliciter  coepit,  ipse 
periiciat  teque,  qui  sub  potenti  manu  sua  armis  indutus  justicie 
Bcutoque  veritatis  ac  fidei  circumdatus  non  segniter  militas, 
exaltet  in  ecclesia  beatorum.  Nosque  preterea  se  tuis  saluta- 
ribus  votis  in  domino  conforinantes  ecclesiis  ac  locis  piis,  que 
jam^  ut  credimus,  pro  cultu  divino  erigi  ac  plantari  in  medio 
neophytorum  hujusmodi  procurasti,  de  incorruptibili  thesauro 
ecclesie  dona  spiritualia  prestante  altissimo  largiter  effundimus, 
devocionem  tuam  in  domino  nihilominus  obsecrantes,  quatenus 
juxta  tuarum  literarum  contineuciam^  que  paulo  ante  nostram 
ad  apicem  apostolatus  assumpcionem  super  reducendis  schis- 
maticis  tue  potestati  subjectis  predicto  sacro  concilio  fuerunt 
exhibite,  magis  ac  magis  et  quantum  tibi  a  patre  luminum 
prestabitur^  prefatos  schismaticos  et  alios  infideles  ad  sinum 
sancte  matris  ecclesie^  a  quo  tantis  aberrarunt  temporibus^  media 
debitis  reducere  ac  benigniter  inducere  ac  reduci  committas, 
quos  contemplacione  fidei  confovebimus  in  visceribus  charitatis, 
et  si  quid  circa  ipsorum  reduccionem  difficultatis  quoquomodo 
emergeret,  de  plenitudine  potestatis  apostolice  prava  indirecta 
et  aspera  in  vias  planas  divina  nobis  sufi^ragante  clemencia 
faciemus.     Datum  Constancie  etc. 


65.  (CXVIII.)        Constanz  (December  1417). 

Ad  regem  Polonie  in  forma  consiroili  a  rege  Romanorum. 

Serenissimo  principi  Wladislao  dei  gracia  regi  Polonie  etc. 
fratri  nostro  cbarissimo  Sigismundus  eadem  gracia  etc.  salu- 
tem  etc.  Qui  post  terrenam  potestatem  serenissime  princeps 
frater  uoster  charissiine  coelestis  regni  gloriam  cupit  acquirere 


165 

ad  &ciendum  lucrum  suo  creatori  debet  enixius  laborare,  ut 
adeaqne  desiderat,  operacionis  sue  gradibus  possit  ascendere; 
tknt  TOB  in  gloria  conversionis  gentis  Samogitice  per  reveren- 
donnn  in  Christo  patrum  Johannis  archiepiscopi  Leopoliensis 
et  Petri  Wilnenais  episcopi  mediantibus  salutaribus  ioduccioni- 
bns  et  exhortacionibus  fecisse  gaudemus.  Festive  siquidem 
jucunditatis  gaudia  cum  coelestibus  civibus  super  peccatoris 
conversione  letantibus  celebrare  debent  summo  opere  omnes 
Christi  charaetere  insigniti,  cum  vident  operante  gracia  salva- 
toris  vestraque  gloriosa  cooperacione  nostris  temporibus  gen- 
tilitatis  reliquias  ad  fidem  Christi  converti,  oleastri  ramos  inseri 
di?e  fecunde,  vasa  terre  vasa  fieri  gracie  ac  habitaculum  spiri- 
twtm  immuudorum  fieri  spiritus  sancti  templum.  Nam  ecce 
miserator  et  misericors  dominus  qui  vocat  ea  que  non  sunt, 
tuiqoam  ea  que  sunt,  gentem  ipsam  Samogiticam  vocando  ad 
graciam  charismatum  donorum,  que  diu  sub  ignorancie  tenebris 
tmbalando  Dei  omnipotentis  noticiam  non  habebant,  nuper  sue 
gracie  lumine  illustrati,  ut  suo  deinceps  creatori  reverenciam 
exhibeant  et  honorem  salubriter  et  devote,  sicut  damnose  pre- 
Btabant  nsquequaque  creature,  et  redemptorem  nostrum  Jesum 
Christum  cuitu  diligant  precipuo  et  venerentur.  Ipse  namque 
qni  est  sapiencia  Dei  patris  per  quedam  sui  magisterii  occulta 
aig-omenta  illas  gentes  Samogiticas  pene  omnes  ad  fidem  ka- 
diolicam  traxit  et  corda  eorum  postmodum  etema  visitacione 
iOuminans  unda  sacri  babtismatis  regeneravit,  vosque  de  salute 
eonindam  solliciti,  ut  in  fide  katholica  erudirentur,  cathedralem 
et  alias  ecclesias,  in  quibus  rectores  providos  ad  dandam 
icienciam  salutis  plebi,  prout  epistolarum  pagine  testabantur, 
depntastis:  unde  et  sicut  nobis  sie  et  coeteris  katholicis  potis- 
nmiun  principibus  et  magnatibus  magna  leticia  facta  est,  ita 
qnod  de  perfecta  operacione  vestra  eciam  angelis  fiat  gaudium 
in  coelis,  ut  et  hie  feliciter  regnetis  et  vivatis  et  post  longa 
annonun  tempora  future  quoque  gaudia  vite,  que  finem  habere 
nescinnt,  capiatis  et  glorie  vestrum  cor  ad  operanda  que  dixi- 
mns,  gracie  sue  flagrancius  igne  succendat  et  eterne  mercedis 
frnctam  de  placita  sibi  operacione  concedat.  Qualis  frater 
diarissime  erga  cunctos  orthodoxe  fidei  cultores  gloria  vestra 
ezeitat,  quantaque  illis  solacia  vel  qualem  charitatem  de  vestris 
stadiis  cordibus  credencium  nata  leticia  prestiterit,  et  omni- 
potentem deum  benediximus,  qui  conversionem  gentis  predicte 


166 

merccdi  vestrc  dignatus  est  propicius  reservare,  et  quoniam 
Deo  volente  aptum  nunc  tempus  est,  agite,  ut  divina  gracia 
cooperante  cum  augmento  possitis,  quod  restat,  in  eadem.  et 
qualibet  gente  alia  a  via  recta  catholica  devianti  et  infidelitatis 
errore  laboranti  reducere,  ut  et  magnum  omnipotenti  Deo  devo- 
cionis  vestre  studio  sacrificium  afferatis  et  ea  que  de  vobis 
narrata  sunt,  et  crescant  et  vera  esse  modis  Omnibus  conspi- 
ciantur.  Servata  quippe  veritate  historie  quid  est  aliud,  quod 
diluvii  tempore  humanum  geuus  extra  archam  moritur  ad  vitam 
vero  in  archa  servatur;  nisi  hoc  quod  aperte  cemimus,  quia 
infideles  quosque  extra  ecclesiam  peccati  sui  unda  perimit  et 
fidel  es  suos  in  fide  atque  charitate  sancte  ecclesie  unitos  quasi 
archicompago  custodit.  Propter  hoc  edepol  frater  charissiine 
omnipotens  Dens  bonos  quosque  ad  populorum  regimina  per- 
ducit,  ut  per  eos  omnibus,  qiübus  relata  fuerint  dona  sue  pietatisj 
impendat,  quod  vestro  ministerio  in  Samogitica  gente  factun 
cognouimus,  cui  vestra  gloria  idcirco  est  preposita,  ut  per  bonii 
que  vobis  concessa  sunt,  eciam  subjecte  vobis  gentis  supems 
beneficia  preparentur.  Et  ideo  gloriose  frater  eam  quam  acce- 
pistis  divinitus  graciam,  soUicita  mente  custodite,  christianain 
fidem  in  populis  vobis  subditis  extendere  festinate,  zelum 
rectitudinis  vesjre  in  eorum  conversione  multiplicate,  idoloruii] 
cultus  avertite,  fanorum  edificia  evertite,  subditorum  mores  in 
magna  vite  mundicia  per  bonos  predicatores  evangelizantee 
bona  exhortando  arguendo,  corrigendo  et  boni  operis  exempla 
ministrando  edificate,  ut  illum  retributorem  inveniatis  in  coelc 
cujus  nomen  atque  cognicionem  dilataveritis  in  terra.  Ipse 
enim  vestre  glorie  nomen  eciam  posteris  gloriosius  reddit, 
cujus  vos  honorem  queritis  et  reservatis  in  gentibus;  sie  enim 
Constantinus  quondam  piissimus  imperator  Romanorum  rem- 
publicam  a  perversis  idolorum  cultoribus  revocans  omnipotenti 
Deo  domino  nostro  Jesu  Christo  secum  subdidit  seque  cum 
subjectis  populis  tota  ad  cum  mente  convertit  in  ecclesiarum- 
que  fundacionibus  et  dotacionibus  solam  liberalitatis  et  muni- 
ficencie  sue  immensitatem  posuit,  unde  factum  est,  ut  anti- 
quorum  principum  nomen  suis  ille  vir  laudibus  vinceret,  e\ 
tanto  in  opinione  predecessores  suos  transcenderet  quanto  et  ix 
bono  opere  superaret.  Et  nunc  itaque  gloria  vestra  cognicionea 
unius  Dei  patris  et  filii  et  spiritus  sancti  regibus  ac  populit 
annunciat,  ut  et  antiquos  regni  vestri  reges  laudibus  ac  meritis 


167 


tnudBeatiSy  et  qaanto  in  subjectis  vestris  eciam  aliena  peccata 
deterseritis,  tanto  eciam  ante  omnipoteDtis  Dei  terribile  examen 
secoriuB  de  talentis  vobis  traditis  valeatis  bonam  reddere 
ncionem.  Datum  Constancie  etc. 


H.  Anhang. 

Aus  dem  Haupttheil  der  Handschrift  fügen  wir  noch  zwei 

Urkunden  bei,  die  eine  von  Karl  IV.  (Nr.  XCIV  [66])  und  die 

andere  von  dem  Infanten  Peter  von  Portugal  (Nr.  XXV  [67]).  — 

Der  Werth   des   von  Karl    IV.   dem   Ketzerinquisitor  Walther 

Krelinger  ertheilten  Privilegs  liegt  besonders  in  der  bestimmten 

Skizzirung     der    wirthschaftlichen    Irrlehren     der    Begharden, 

welche  den  Hass   wider    sie  jedenfalls  besser   begründen,    als 

ihre  rituellen  und  dogmatischen   Abweichungen.     Qedruckt  ist 

diese  Urkunde   wohl  noch  nicht,   auch   wenn   sie  mit  der  von 

Scham  im  Stadtarchiv  zu  Erfurt  gefundenen  Abschrift  (Boehmer- 

Huber  Regesta  Nr.  4761)  identisch  sein  sollte,  was  nach  dem 

a.  a.  0.   mitgetheilten    Auszüge   gar    nicht   zu    vermuthen    ist, 

obwohl  sie  von  demselben  Tage  datirt.     Dort  heisst  es:   Karl 

ernennt   den  Walter   Krelinger   zum  Inquisitionsrichter   gegen 

die  Begharden  und  ertheilt  ihm  beim  Mangel  geeigneter  Notare 

and  ProtocollfUhrer  Vollmacht,   solche  im  Namen    des  Kaisers 

ra  ernennen  und  zu  beeidigen.    Davon  ist  in  unserer  Urkunde 

keine  Rede.  Wohl  aber  kann  diese  letztere,  die  augenscheinlich 

nnd  natürlicher  Weise  dieselben  Zeugen  hat,   einen  schon  von 

Haber  angemerkten  Irrthum  der  Erfurter  Urkunde  (Abschr.)  er- 

lintem,  insofern  dort  Boczko  v.  Wilharticz  als  Hofmeister  aufge- 

fthrt  wird,  obwohl  er  Hofmarschall  war.  Unsere  Urkunde  zeigt, 

daaa  in  der  Erfurter  Abschrift   eine  Zeile   ausgefallen   ist;   es 

mnaa  heissen:   Bohuslaus  de  Wilharticz  imperialis  curie  nostre 

mareschallus,   Andreas  de  Duba  imperialis  camere   nostre  ma- 

gister.  —  Eben  so  wenig  aber  kann  unsere  Urkunde  hier  mit 

der  von   Herquet  im    Stadtarchiv   zu   Mühlhausen   gefundenen 

Originalurkunde   übereinstimmen   (Boehmer-Huber    Nr.   4756), 

da  neben   dem   Inhalt   das   Datum   abweichend   ist.     Auf  die 

Kfthlhausener  Urkunde  aber  vom  9.  Juni  1369  scheint  unsere 

mit  den  Worten:   quocirca   dudum    literas   Cesaree   majestatis 

hinaudeuten.  —  In  das  Jahr   1417   aber  versetzt  uns    wieder 


168 

das  zweite  dem  Hauptthoil  der  Handschrift  entnommene 
Notariatsinstrument  (Nr.  XXV  [67]),  das  den  Hausgouverneur 
des  Infanten  Peter  von  Portugal,  Don  Alvarez  Consalvi,  be- 
vollmächtigt, für  den  Prinzen  eine  Braut  zu  suchen  und  ein 
Verlöbniss  mit  ihr  abzuschliessen.  Don  Alvarez  Consalvi 
gehörte  zu  der  nach  Constanz  abgeschickten  Gesandtschaft, 
und  der  ihm  in  dem  Notariatsinstrument  ertheilte  Auftrag 
scheint  eine 'Nebenaufgabe  gewesen  zu  sein,  die  der  König 
Johann  von  Portugal  ihm  gestellt  hatte.  Vermuthlich  hatte 
Consalvi  Veranlassung  dieses  Instrument  in  der  Kanzlei  Sigis- 
munds  vorzulegen,  und  so  mag  es  in  das  Copialbuch  ge- 
kommen sein. 


66.  (XCIV.)  Luca,  17.  Juni  1369. 

Kaiser  Karl  IV.  gestattet  dem  Ketzerrichter  Walther  Krelinger 
die   Häuser   der   Begharden    und  Beginen    zu   confisciren   und 

bestimmten  Zwecken  zu  widmen. 

In  nomine  sancte  et  individue  trinitatis  feliciter  Amen. 
Karolus  quartus  divina  favente  clemencia  Romanorum  imperator 
semper  augustus  et  Bohemie  rex,  ad  perpetuam  rei  memoriam. 
Pre  cunctis  mentis  nostre  desiderabilibus  tota  mente  optantes 
fidei  incrementa  ad  eam  a  malignorum  et  perversorum  hereti- 
corum  nee  non  fautorum  defensatorum  et  receptatorum  ipsorum 
dolosis  insidiis  et  fraudulentis  fallaciis  quibus  vineam  domini 
Sabbaoth  nequiter  satagunt  demoliri,  eo  animosius  aspiramus, 
quo  in  animarum  stragem  hujusmodi  pestilentes  perniciosius 
agere  dinoscuntur.  Quocirca  dominus  noster  summus  pontifex 
dominus  Urbanus  papa  quintus  honorabilibus  et  religiosis  fra- 
tribus  Walthero  Kerlingen  (sie!)  ordinis  predicatorum  magistro 
in  theologia  capellano  nostro  commensali  familiari  devoto  dilecto 
nee  non  Ludovico  de  Caligia  et  aliis  duobus  fratribus  per 
dictum  Waltherum  nominandis  ejusdem  ordinis  officium  inqui- 
sicionis  heretice  pravitatis  in  partibus  Alamanie  auctoritate 
sedis  apostolice  ad  destinanda  quorumlibet  hereticorum  iniqua 
molimina  dudum  recommisit  et  specialiter  ad  destruendas  et 
eliminandas  sectas  illorum  hereticorum,  qui  Begardi  et  Begine 
vocantur,   que   secte  nimis   dispendiose  et  periculose  in  caulis 


169 

fideliam  dinoscuntur  eo,  quod '  majorem  paupertatem  simul  votis 
vovent  seu  profitentur,  quod  nihil  habere  velint  nee  debeant 
ra  proprio  nee  communi  quam  eciam  vestibus  vilibuB  mentita 
ribi  iniquitate  exterius  pretendunt,  interius  autem  ut  vulpecule 
Tineam  domini  Sabbaoth  satagunt  demoliri.  Cum  tarnen  eedem 
secte  dudum  per  ecclesiam  damnate  dinoscantur  et  talis  pau- 
pertas  hereticalis  sit  judicata^  quocirca  dudum  literas  cesaree 
majestatis  predictis  magistris  Walthero  et  Ludovico  ac  aliis 
inquisitoribus  cum  certis  penis  super  extirpacione  earundem 
sectarum  ad  universos  nobis  et  sacro  Romano  imperio  subditos 
directas  majestatem  cesaream  dedisse  recolimus  et  efficacius 
emiflisse,  sie  quod  opitulante  domino  Deo  ac  domino  nostro 
sQinmo  pontifice  mandante  et  seriosius  precipiente  dictorumque 
inqnisitorum  magistri  Waltheri  et  Ludovici  ministerio  mediante 
de  certis  partibus  ut  lete  audivimus  videlicet  de  proyinciis  Magde- 
bni^nsi  et  Bremensi  terris  Turingie  Saxonie  et  Hassie  et  aliis 
certis  partibus  Alamanie  predicte  secte  maledicte  Begardorum 
et  Beningarum  (sie!)  penitus  sunt  destructe,  quod  ubique  terra- 
rom  fieri  affectamus,  super  quo  man  data  nostra  imperialis 
majestatis  dirigimus  penis  plena,  et  ne  domus  conventicula, 
qua  et  que  dicti  Begardi  et  Begine  que  tam  sacrilegam  pau- 
pertatem videlicet:  nihil  habere  in  proprio  vel  communi  et 
Imnc  esse  statum  in  mundo  perfectissimum  asserentes  credentes 
Qt  per  plures  annos  et  tempora  tenentes  vovere  dinoscuntur  et 
▼o?ent  continue^  prout  ad  nostre  serenitatis  noticiam  veridice 
eit  deductum,  inhabitaverunt  simul  diucius  in  periculum  ani- 
manun  suarum  commorantes,  et  ne  in  futurum  per  quemlibet  vel 
quoslibet;  qui  vel  que  Begardi  vel  Begine  hujusmodi  fuerunt  — 
in  processu  temporis  minimis  neglectis  probabantur  in  majora,  ut 
n  duabus  personis  vel  tribus  hujusmodi  simul  commorantibus 
conventicula  redirent  et  fieret  error  posterior  pejor  priore,  hoc 
presenti  Statute  et  edicto  ex  nostra  certa  sciencia  non  ex  errore, 
Md  de  principum  nostrorum  consilio  deliberato  statuimus  ordi- 
Bunas  et  sancimus,  cum  officium  inquisicionis  in  partibus  Ala- 
numie  nuUam  domum  domicilium  turrim  forciam  pro  custodia 


'  Im  Cod.  folgt  hier  exterius  pretendunt  interius  autem  ut  vulpecule 
▼ineaiD  domini  Sabbaoth  satagunt  demoliri,  also  der  am  Schlnss  des 
Satzes  noch  einmal  vorkommende  Passus.  Offenbar  ein  Versehen  des 
Abschreibers. 


170 

et  captivitate  suspectorum  de  heresi  examinaDdorum  in  fide 
nee  non  pro  inmurandis  perpetuis  temporibus  vel  ad  tempas, 
ut  juris  est,  qaibusdam  hereticis  qui  ad  gremium  ecclesie  abju- 
rata  heresi  redierint  vel  redierunt,  propter  quod  multi  hereiici 
in  animarum  suarum  et  aliorum  fidelium  grave  periculum  per- 
manent impuniti  et  semen  in  alios  emittent  venenosom,  qnare 
omnes  domos  et  conventicula  in  quibus  hujusmodi  B^;ardi 
habitaverunt  seu  adhuc  inhabitare  dinoseuntur  in  aliquibuB  lociB 
officio  inquisicionis  pro  nsu  predicto  ibidem  carceribuB  firmis 
faciendis  imperial!  majestate  damus  applicamus  libere  et  assigna- 
mus ;  domos  autem  seu  conventieula  Beginarum  in  quibus  pro- 
hibile  commorabantur  vel  adhuc  commorantur,  vendi  precipimoa 
et  precium  taliter  decernimus  instar  Romanorum  pontificum  et 
divorum  imperatorum  predecessorum  nostrorum  dividendcmiy 
quod  una  tercia  pars  hujusmodi  precii,  cum  in  pluribus  tales 
domus  et  bona  per  quosdam  bonos  homines  simplices  pia  inten- 
cione  comparata  sint,  per  modum  elemosinarum,  volumus,  ut 
hujusmodi  tercia  pars  precii  per  inquisicionem  adjunctis  sibi 
duobus  discretis  viris  clare  fame  zelatoribus  fidei,  uno  clerico 
et  alio  laico,  qui  Deum  habentes  pro  oculis,  in  pios  usus  vide- 
licet  elemosinas  pauperum;  reformaciones  xenodochiorum,  seu  ad 
cultum  divinum  vel  eisdem  personis,  si  que  sint  miserabiles  et 
ab  errore  suo  sunt  converse,  aut  sustentacionem  aliorum  qui 
heresim  abjurando  et  immuratorum  si  aliunde  non  habent,  unde 
sustententur,  convertatur;  super  quo  inquisitorum  et  aliorum 
consciencias  oneramus.  Altera  vero  tercia  pars  inquisitori  iliius 
loci  auctoritate  apostolica  instituto  seu  suo  vicario  vel  insti- 
tuendo  auctoritate  predicta  aut  certo  nuncio  debet  integraliter 
sine  omni  excusacione  vel  contradiccione  presentari  in  usus 
utilitates  et  necessitates  ejus  pro  suo  libito  convertenda,  atten- 
dentes  quod  sanctum  officium  inquisicionis  absque  laboribus  et 
expensis  ac  sumptibus  nequit  exerceri  et  ob  hoc  ipsis  inquiai- 
toribus  in  premissis  volentes  temporali  subsidio  subvenire,  ne 
tam  pium  laborem  propter  necessariorum  defectum  oporteat 
intermitti.  Residuam  vero  terciam  partem  predicti  precii  et 
valoris  profeccionibus  murorum  civitatis  vel  oppidi,  castri  vel 
ville  ac  reparacionibus  viarum  publicarum  ubi  predicte  domus 
existunt,  applicamus,  utpote  qui  reipublice  occulte  et  fraudu- 
lenter  nocebant  per  terciam  partem  precii  domorum  et  rerum 
quas  suis  usibus  applicabant  imo  mendaciter  sibi  vendicabant; 


171 

oonc  procedentibus  temporibus  deinde  respublica  augeatur.  Ne 
aatem  circa  bona  possessiones  domos  seu  conventicula  et  res 
quas  in  usu  habebant  vel  habent  hujusmodi  Begardi  et  Begine, 
(raus  fieri  possit  talis  provisionis,  in  hoc  duximus  remedium 
ordinandum^  quod  duo  antiquiores  magistri  consulum  qui  actu 
sunt  vel  erunt  pro  tempore  una  cum  sculteto  vel  judice  civi- 
tatis oppidi  castri  seu  villc;  si  sint,  vel  duo  alii  viri  approbati 
dare  fame  babentes  Deum  pre  oculis  in  locis,  ubi  magistri 
consulum  non  sunt,  vel  alter  eorum  quos  Inquisitor  de  consilio 
discretorum  et  fidei  zelatorum  nominabit  illius  loci  in  quo  hujus- 
modi domus  conventicula  vel  res  existunt^  una  cum  certo  nuncio 
inqaisitoris  sab  testimonio  trium  aliorum  virorum  fide  dignorum 
de  premissis  domibus  se  intromittant^  auctoritate  nostra  imperiali 
hoc  ipsis  imponimus  et  mandamus  gracie  nostre  et  Romani 
imperii  sub  obtentu;  et  quantocius  commode  poterimt,  vendant 
hujasmodi  bona  et  tradant  distribuant  assignent  modo  quo 
raperitts  per  nos  est  ordinatum;  et  hoc  continue  infra  unum 
mensem  postquam  nostri  edicti  et  statu ti  presentis  tenor  ibidem 
fiierit  intimatus.  De  domibus  autem  seu  conventiculis  locorum 
in  qaibus  adhuc  Begardi  seu  Begine  hujusmodi  commorantur 
post  expulsionem  seu  amocionem  ipsorum  ac  ipsarum  infra 
trea  dies  immediate  sequentes  eodem  modo  decernimus  agen- 
duD  et  procedendum,  prout  superius  de  aliis  domibus  conven- 
ticalis  et  rebus  Begardorum  et  Beginarum  per  nostram  cesa- 
ream  majestatem  est  sancitum  definitum  et  preordinatum.  Nulli 
ergo  onmino  hominum  liceat  hanc  nostre  constitucionis  edicti 
definicionis  et  applicacionis  paginam  infringere  seu  ei  quovis 
ama  temerario  quomodolibet  contraire;  si  quis  autem  harum 
coDstitucionum  et  edicti  definicionibus  et  applicaclonibus  quovis 
modo  contrarium  attentare  presumpserit;  indignacionem  nostram 
gravissimam  et  penam  C  marcarum  auri  purissimi  tocies  quo- 
cies  contra  factum  fuerit,  se  noverit  irremissibiliter  incursurum, 
quarom  medietatem  imperiali  nostro  fisco  seu  erario^  reliquam 
▼ero  partem  ipsi  inquisitori  pro  loco  usibus  decernimus  appli- 
cari.  Si  vero,  quod  absit,  aliquis  vel  aliqui  conjunctim  vel 
divisim  cujuscunque  condicionis  status  vel  preheminencie  ex- 
titerint,  ausu  temerario  predictis  nostris  statutis  definicionibus 
fit  applicaclonibus  ac  edicto  contravenirent  seu  quovis  modo 
ip«08  inquisitores  vel  inquisitorem  molestarent  impedirent  seu 
turbarent  seu   eorum   officiales   aut  dicte   constitucionis   nostre 


172 

execucionem  directe  vel  indirecte  occulte  vel  manifeste  per  se 
vel  per  alium  seu  alios  impedirent  quovis  modo,  talem  seu 
tales  elapso  trium  mensium  termino  exnunc  prout  extunc  et 
extune  prout  exnunc  preter  penam  predictam  omnia  bona  ipsius 
vel  ipsorum  imperiali  fisco  applicamus  ac  ipsum  et  ipsos  Omni- 
bus graeiis  privilegiis  libertatibus  immunitatibus  dignitatibus 
honoribus  cesarea  majestatc  privamus  et  spoliamus  ac  privates 
denunciamus  ipso  facto.  Signum  ^  serenissimi  principis  et  do- 
mini  domini  Karoli  quarti  Romanorum  imperatoris  et  invictis- 
simi  et  gloriosissimi  Bohemie  regis.  Testes  hujus  rei  sunt, 
reverendissimus  in  Christo  pater  dominus  Guido  Portuensis 
episcopus  sancte  Romane  ecciesie  cardinalis  pro  majestate 
nostra  cesarea  in  partibus  Italic  locumtenens  et  generalis  vica- 
rius;  venerabiles  Johannes  Olomucensis  imperialis  aule  nostre 
cancellariuS;  Wilhelmus  Lucanensis  et  Johannes  Spoletane  eccle- 
siarum  episcopi;  illustres  Rupertus  Lignicensis  et  Henricus 
Lituanie  duces;  Johannes  dictus  Sobeslaus  Moravie  marchioi 
Mattheus  de  Briberro  comes,  nobiles  Petrus  de  Wartemberg 
imperialis  curie  nostre  magister,  Bohuslaus  de  Wilharticz  impe- 
rialis curle  nostre  mareschallus,  Andreas  de  Duba  imperialis 
camere  nostre  magister,  Bemhardus  et  Jaroslaus  fratres  bur- 
gravii  de  Donin,  ^  nee  non  alii  quamplures  nostri  et  sacri 
imperii  nobiles  et  fideles.  Presencium  sub  imperialis  nostre 
majestatis  sigilli  testimonio  literarum.  Datum  in  civitate  nostra 
Lucana  anno  domini  millesimo  trecentesimo  sexagesimo  nono, 
indiccione  septima,  XV  Kalendas  Julii,  regnorum  nostrorum 
anno  XXIII®  imperii  vero  XV^ 

Per  dominum  imperatorem 

Hermannus  thesaurarius. 


^  Die  Sig^atnrsiglen  sind  in  der  Handschrift  am  Rande  sorgsam  nachg^ 
zeichnet.  Ich  lasse  sie  weg,  weil  nicht  alle  in  den  üblichen  Drucktypen 
zu  haben  wären. 

2  Dorim?  im  Cod. 


173 


67.  (XXV).  Arrayoli,  8.  Januar  1417. 

Der  Infant  von  Portugal,  Herzog  Peter  von  Coimbria,  gibt  dem 
Don  Alvarez  Consalvi  Vollmacht  für  ihn  ein  Ehebündniss  mit 
der  Tochter  irgend  eines  Fürsten  abzuschliessen. 

In  nomine  domini  Amen.  Anno  Cesaris  secundum  regno- 

nim  Portugallie  et  Algarbii   cursum   MCCCCLIV**  videlicet  a 

oativitate  domini  MCCCCXVIP  die  vero  octava  mensis  Januarii 

in  mei  notarii  publici  et  testium  infra  scriptorum  ad  hoc  voca- 

tonim  specialiter  et  rogatorum  presencia  personaliter  constitutus 

üinstris  et  excellens  dominus  dominus  infans  Petrus  Conimbrie 

dax  Serenissimi   et  incliti  principis  et  domini  domini  Johannis 

dei  gracia  predictorum  regnorum  Portugallie   et  Algarbii  regis 

filius  confisus  de  legalitate  et  prudencia  magnifici  militis  domini 

Alvari  Consalvi   de  Atayde  domus    sue  gubernatoris   omnibus 

melioribus  modo  via  forma  et  jure,    quibus   melius  validius   et 

efficacius  potuit  et  debuit,  fecit  constituit  creavit  et  solempniter 

ordinavit  eundem  dominum  Alvarum  suum  verum  certum  legiti- 

mom  sufficientem  et  indubitatum  procuratorem  actorem  facto  rem 

et  negociorum  suorum  gestorem  et  nuncium  specialem  absentem 

tanquam  presentem  dans  et  concedens   sibi  plenam  et  liberam 

potestatem    et  mandatum    speciale,    quod  pro   ipso  et  nomine 

sno  contrahat    et    contrahere    possit   et   debeat    sponsalia   per 

verba  de  futuro   et   matrimonium    per   verba   legitime  de  pre- 

senti   cum    quacunque  illustri    et    inclyta    muliere    filia   cujus- 

conque   Serenissimi    regis    principis    aut    ducis,    quam    eligere 

possit  juxta    ipsius   domini    infantis   Status   condecenclam ,   nee 

non  cum  eadem  muliere,  cum  qua  sie  suo  nomine  contraxerit, 

sea  cum    quacunque    persona   ab    ea   deputata   seu    deputanda 

pretextu  sponsalium  et  matrimonii  predictorum  seu  alterius  eorum 

inire  tractare  firmare  disponere  ordinäre  quascunque  condiciones 

pacciones  juramenta  stipulaciones  fidejussiones  novaciones  dele- 

gaciones    obligaciones    firmitates    promissiones    permutaciones 

Gambia    transacciones    compromissiones    soluciones    donaciones 

quittaciones    et   quecunque   alia   contractuum   genera    seu    que 

quocunque    seu   quibuscunque    nomine    seu    nominibus   nuncu- 

pentur,    ac   in   premissis    et   premissorum    quolibet    quecunque 

pacta  et  condiciones    ponere   tarn    respectu    dotis    coostituende 

quam  restituende  quam  donacionis   propter   nupcias  seu  eciam 


174 

arrarum  peüarum  bonorum  parafernalium  quam  eciam  aliorum 
quorumcunque,  et  ad  petendum  et  conficiendum  quascanque 
scripturas  tam  publicas  quam  privatas  in  premissis  et  premis- 
sorum  quolibet  necessarias  et  opportunas  ad  robur  et  certitu- 
dinem  premissorum^  et  generaliter  ad  omnia  alia  et  singula 
faciendum  dicendum  procuraudum  ineundum  tractandum  fir- 
mandum  disponendum  ordinandum  promovendum  concordandum 
obligandum  et  ypothecandum  circa  sponsalia  et  matrimonium 
ac  omnia  alia  et  singula  suprascripta  et  ab  eis  et  eorum  aliquo 
descendencia  et  dependencia,  que  bonus  verus  legitimusque  et 
sufficiens  procurator  et  nuncius  specialis  ad  similia  constitutus 
faceret  diceret  procuraret  iniret  tractaret  concordaret  firmaret 
disponeret  ordinaret  obligaret  et  ypothecaret,  et  que  ipse  do- 
minus infans  constituens  facere  dicere  procurare  inire  tractare 
concordare  firmare  disponere  ordinäre  obligare  et  ypothecare 
posset;  si  in  premissis  et  premissorum  quolibet  preseüs  per- 
sonaliter interfuisset;  eciamsi  mandatum  magis  exigant  speciale 
quam  hie  est  expressum,  et  ad  jurandum  in  animam  predicti 
domini  constituentis  quodcunque  licitum  juramentum  ad  pre- 
missa  necessarium  et  opportunum^  promittens  mihi  infrascripto 
notario  stipulanti  vice  et  nomine  omnium  et  singulorum  quorum 
interest  aut  interesse  poterit  quomodolibet  in  futurum,  se  ratum 
gratum  firmum  et  stabile  perpetuo  habiturum,  quicquid  per 
eundem  dominum  Alvarum  procuratorem  suum  in  premissis  et 
premissorum  quolibet  actum  gestum  dictum  tractatum  procu- 
ratum  ordinatum  obligatum  concordatum  et  firmatum  fuerit,  et 
non  contravenire  de  facto  vel  de  jure  sub  ypotheca  et  obliga- 
cione  omnium  bonorum  suorum  presencium  et  futurorum,  que 
ad  observacionem  premissorum  expresse  et  specialiter  obligavit 
et  ypothecavit,  renunciando  omnibus  excepcionibus  tam  juris 
quam  facti  doli  mali  et  aliis  quibuscunque,  eciamsi  de  eis  aut 
earum  aliqua  requiratur  mencio  specialis  seu  revocacio  singu- 
laris  et  expressa,  quam  et  quas  in  enervacionem  presentis  man- 
dati  noluit  habere  locum.  Acta  fuerunt  hec  in  suburbio  de 
ArrayoUis  oppidi  Elborensis  diocesis  in  camera  pallatii  in  quo 
memoratus  dominus  rex  ad  presens  moram  trahit^  die  mense 
et  anno  quibus  supra,  presentibus  ibidem  illustribus  et  excel- 
lentibus  dominis  dominis  Eduarde  primogenito  et  Heinrico  duce 
de  Visco  et  domino  de  Comliana  ac  Johanne  infantibus  ejus- 
dem    domini    regis  Portugalie   filiis,    ac   honorabili    et   egregio 


175 

▼iro  domino  Martino  de  Sensu    legum    doctore    consiliario    suo 
teatibuB  ad  premissa  vocatis  speeialiter  et  rogatis. 

£t  ego  Anthonius  Martini  canonicus  Ulixbonensis 
prefati  domini  regia  Portugalie  et  Algarbie  secretarius 
ipsiusque  regia  auctoritate  publicus  notariuB,  .quia  pre- 
missis  Omnibus  et  singulis  una  cum  prenominatis  testibus 
presens  interfui  eaque  per  memoratum  dominum  Petrum 
infantem  sie  fieri  vidi  et  audivi,  ideoque  hoc  presens 
publicum  instrumentum  manu  propria  scriptum  signoque 
et  nomine  meis  solitis  et  consuetis  signatum  confeci  publl- 
cavi  et  in  hanc  publicam  formam  redegi  rogatus  et  re- 
quisitus  in  fidem  et  testimonium  omnium  singulorumque 
premissorum. 


DAS 


MINISTERIALENGESCHLECHT 


VON 


WILDONIE. 


VON 


D«-  KARL  FERDINAND  KÜMMER, 

PB0FB8B0R   AU  K.    K.   8TAAT80TMMA8IUM    IM    IX.   BEZIRK    IN   WIBM. 


ikiekiT.  Bd.  UX.  I.  Hilft«.  12 


VORWORT. 


Uie  Ministerialen  von  Wildonie  beanspruchen  ein 
doppeltes  Interesse:  ein  literarhistorisches^  denn  einer  ihrer 
Angehörigen,  Herrand  II.  von  Wildonie,  war  ein  deutscher 
Dichter,  von  dem  sich  vier  mittelhochdeutsche  Erzählungen  und 
einige  Liederstrophen  erhalten  haben;  dann  aber  auch  ein 
historisches,  denn  die  Wildonier  spielen  in  der  Geschichte 
der  Steiermark  eine  w^ichtige  Rolle,  namentlich  zur  Zeit  des 
Interregnums  und  der  Begründung  der  habsburgischen  Herr- 
schaft, deren  Förderer  und  zeitweilige  Gegner  sie  gewesen. 

Um  des  erwähnten  Dichters  willen  haben  F.  H.  von  der 
Hagen,  J.  Bergmann  imd  K.  Weinhold  die  Genealogie  dieses 
Geschlechtes  theilweise  festzustellen  gesucht.  Auch  die  ver- 
übende Arbeit  hat  ihren  Ausgangspunkt  von  dem  steierischen 
Poeten  des  dreizehnten  Jahrhunderts  genommen.  Für  die  dem- 
nächst erscheinende  neue  Ausgabe  der  poetischen  Erzäh- 
lungen des  Herrand  von  Wildonie,  welche  an  die  Stelle 
der  ziemlich  selten  gewordenen  J.  Bergmanns  treten  soll,  schien 
es  mir  nothwendig,  die  Geschichte  des  Geschlechtes  mit  Zuhilfe- 
nahme aller  zugänglichen  Quellen  zu  erforschen.  Dank  dem 
reichlichen  Zuflüsse  derselben  erweiterte  sich  die  Vorarbeit  zu 
einer  selbständigen  Darstellung  ähnlicher  Art  wie  Weinholds 
^Minnesinger  von  Stadeck  und  sein  Geschlecht'  in  den  Sitzungs- 
berichten der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften,  phil.- 
hist.  Classe,  Bd.  XXXV,  S.  152—186. 

Dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staats-Archive  zu  Wien, 
sowie  dem  Landes-Archive  zu  Graz  verdanke  ich  zahlreiche 
wichtige  Urkunden.    Ausserdem  haben  mich  der  Vorstand  des 

12* 


180 

letzteren,  Herr  Professor  J.  von  Zahn,  durch  freundliche 
Ueberlassung  der  Aushängebogen  des  zweiten  Bandes  des  steier- 
märkischen  Urkundenbuches,  Herr  M.  Felicetti  Edler  von 
Liebenfels,  k.  k.  Hauptmann  i.  R.  in  Graz,  durch  einen 
stattlichen  Fascikel  Regesten  und  zahlreiche  Urkundencopien, 
sowie  mein  verehrter  Freund,  Herr  Professor  Dr.  A,  Luschin 
Ritter  von  Ebengreuth  in  Graz,  durch  Rath  und  Thai 
wirksam  unterstützt.  Ihnen  allen  sowie  den  genannten  Archiven 
spreche  ich  hiemit  meinen  aufrichtigsten  Dank  aus. 

Wien,  am  5.  März  1879. 

K.  F.  Kummer. 


Ausser  den  in  den  Anmerkungen  mit  dem  vollen  Titel  citirten  Büchern 
wurden  folgende  Abkürzungen  für  benützte  Hilfsmittel  gebraucht: 

A.  f.  d.  A Anzeiger  für  deutsches  Alterthum  etc.,  Beilage  der  Zeitschr. 

f.  deutsches  Alterthum. 

Ank.f  Reg v.  Ankershofe n's  Regesten  zur  Geschichte  Kämthens  im 

Archiv  f.  Kunde  österr.  Geschichtsquellen,  Bd.  1  u.  ff. 

Beck- W.,C.-Comm.  Beck  -  W  idmanstetter,  die  Siegel  der  Wildonier,  in  Mit- 
theilungen der  Central-Commission  zur  Erforschung  und 
Erhaltung  der  Haudenkmale,  1872,  S.  CGXI— CGXVI. 

Beck-W.,  Mitth.    .  Beck-Widmanstetter,  Ulrich's  V.Liechtenstein  Grab  auf 

der  Franenburg,  in  Mitth.  d.  histor.  Vereines  f.  Steiermark, 
Bd.  19  (1871),  S.  199—226. 

Berg^  ,  Anz.-Bl.  .  J.  Bergmann,  des  steiermärkischen  Herrn  und  Sfiogen 

Herant  von  Wildon  vier  poetische  Erzählungen  aus  der 
Mitte  des  dreyzehnteu  Jahrhunderts,  im  Anzeigeblatt  für 
Wissenschaft  und  Kunst,  Beilage  der  Wiener  Jahrbücher 
der  Literatur,  Bd.  95  u.  96  (1841),  8.  1—32  u.  33—61. 

Boehm«,  Reg.   .  .  .  J.  F.  Boehmer,  Regesta  imperü  inde  ab  anno  1246  usqiie 

ad  annum  1313.  Stuttg.,  1844,  mit  den  beiden  Addidamentis 
V.  1849  u.  1867. 

Gaes.  Ann.  Stir.    .  Julius   AquiUnus   Gaesar,   Annales    sacri    dncatus   Stiriae, 

3  Bde,  Graez  u.  Wien,  1768—1777. 

G.  a.  fr Zahn,   Godex  Austriaco-Frisingensis  in  Fontes  rer.  auatr. 

II.  Abth.,  Bd.  31,  35,  36. 

D.  St. (Pusch  u.  Froehlich)  Diplomataria  sacra  ducatus  Stiriae, 

2  Bde,  Viennae  1756—1757. 


181 

F«Ly  Bettr.    ....  Felicetti  ▼.  Liebenfels,    Steiermark  vom   achten  bis 

zwölften  Jahrhundert,    in    Beiträge  e.  Kunde    Steiermark. 

G«8chicht8quellen,  9.  Hft.,  S.  3—60;  10.  Hft.,  S.  24—129. 

F.  R.  A.  H.  .  .  .  .  Fontes  rerum  austriacarum,  II.  Abth.,  Diplomata  et  Acta. 

Wien,  1855,  ff. 
Frifeae,  Kiienr.    .  .  £.  Friess,  die  Herren  yon  Kuenring.  Wien,  1874. 

Goetli,  Mitth.   .  .  .  Goeth,  Urkunden  -  Regesten  z.  Gesch.   d.  Steiermark  von 

1262—1580,  in  MHth.  d.   histor.   Vereines   f.  Steiermark, 
BL  5  n.  ff. 

HMS F.  H.  V.  d.  Hagen,   Minnesinger,   4  Bde.    Leipzig,  1838. 

H.-H.-St.-A Urkunden  des  k.  k.  geheimen  Haus- ,  Hof-  und  Staats- 
Archivs  zu  Wien. 

Jo.  Arch Ungedruckte  Urkunden  des  steiermHrkischen  Landesarchivs 

(früher  ,Joanneum8-Archiv*)  zu  Graz. 

Krön.,  Mitth.  .  .  ,  Krön  es,  die  Herrschaft  K.  Otakars  U.  v.  Böhmen  in  Steier- 
mark etc.,  in  Mitth.  d.  histor.  Vereines  f.  Steiermark,  22.  Hft. 
(1874). 

Krön.,  Oe.  G.  .  .  .  Krön  es,  Handbuch  der  Greschichte  Oesterreichs,   Berlin, 

1876  fL  Bd.  1  u.  2. 

Liehn.,  Habsb.  .  .  Fürst  v.  Lichnowsky,  Geschichte  des  Hauses  Habs- 
burg, Wien,  1836.  Bd.  1  u.  2. 

Lor.,  D.  G O.  Lorenz,  Deutsche  Geschichte  im  dreizehnten  und  vier- 
zehnten Jahrhundert.  Wien,  1863—1867,  2  Bde. 

Lor.,  G.-Q.  L  .  .  .  O.  Lorenz,  Deutschlands  Geschichtsquollen  im  Mittelalter, 

von   der   Mitte   des   dreizehnten  bis  Ende   des  vierzehnten 
Jahrhunderts.    I.  Auflage.  Berlin,  1870. 

Losch.,  Beitr.  .  .  A.  v.  Luschin- Ebengreuth,  die  steirischen  Landhand- 
festen, in  Beiträge  z.  Kunde  Steiermark.  Geschichtsquellen, 
Hft.  9  (1872). 

Mmyer Geschichte  Oesterreichs  mit  besonderer  Rücksicht  auf  Cul- 

turgeschichte,  2  Bde.  Wien,  1874. 

M.,  Bab A.  V.  M eil  1er,  Regesten  z.  Geschichte   d.  Markgr.   a.  d. 

Hause  Babenberg.   Wien,   1850. 

II.  O.  Scr. Monumenta  Germaniae,  I.  Abth.  Script« res. 

Mitth Mittheilungen   des    historischen   Vereines    für    Steiermark. 

Graz,  1851  ff.  25  Hefte. 

M.y  Salsb A.  V.  Meiller,  Regesta  archiepiscoporum  Salisburgensium, 

i.  a.  a.  1106  u.  a.  a.  1246.   Wien,  1866. 

Mach A.  V.  Muchar,  Geschichte  des  Herzogthumes  Steiermark, 

9  Theile;   der  9.  Thcil   Registorband   von  Goeth.    Graez, 
1844—1874. 

K.-Bl Notizenblatt,  Beilage  z.  Archiv  f.  Kunde  österr.  Geschichts- 
quellen. Wien,  1851  ff. 

Pex.  Scr H.  Pez,  scriptores  rerum  austriacarum  veteres  ac  genuini 

3Bde,  Lipsiae,  1721—1725;  Ratisbonae,  1745. 

Potth.,  SuppL  .  .  .  A.  Pott  hast,  Bibliotheca  historica  medii  aevi,  Supplement. 

BerUn,  1868. 


182 

Bauch,  Scr A.  Ranch,  Renim  aastriac.  acriptores,  3  Bde,  Vlndobonae 

1793—1794. 
B.-Chr Otackers  steierische  Beimchronik,  abg^r.  in  Pez,  scriptore 

rer.  anstriac  T.  III. 
Röhr.,  Zs.  f.  d.  Ph. .  Röhricht,  die  Deutschen  auf  den  Krenzzügen  in  Zeitschi 

f.  deutsche  Philologie,  heransg.  von  Zacher  und  Höpfnei 

Bd.  7. 
S.-B Sitzungsberichte  der  kais.  Akademie   der  Wissenschafte 

in  Wien,  philosophisch-historische  Classe. 
U.-B Zahn,   Steiermttrkisches  Urkundenbuch,    1.  Bd.   bis  119] 

Graz,  1876;  2.  Bd.  bis  1246  in  Aushängebogen  (Citate  ns^ 

Band  und  Nummer  der  Urkunde). 
U.-B.  O.-Oest.   .  .  Urkundenbuch  des  Landes  ob  der  £ns,  herausg.  yom 

franc.  Carol.  6  Bde.  Wien,  1852—1872  (Citate  nach  B&i 

und  Nummer  der  Urkunde). 
U.-B.  S.  Paul. .  .  .  Sehr  oll,  Urkundenbuch  yon  St  Paul,  in  Fontes  rer.  aas 

II.  Abth.,  Bd.  39. 

W.,  Adm Wichuer,  Geschichte  von  Admout,  Graz,  1874,  ff.  3  B( 

Weinh.,  Anth.    .  .  K.  Wein  hold,   Antheil  der  Steiermark  an  der  deutsch 

Dichtung  des   dreizehnten  Jahrhunderts,  im  Almanach 

kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  Wien,  1860. 
Weinh.,  S.-B.  .  .  .  K.   Weinhold,    der  Minnesinger  von   Stadeck   und  8<  ^ 

Geschlecht,  in  Sitzungsber.  der  kais.  Akademie  der  Wisse 

Schäften,  phil.-hist.  Cl.,  Bd.  35,  S.  152—186. 


mJ 


'; 


I 

johen  Lieohtensteine. 


0 


Dietmar  IT.  t.  Offeabargr 

1224—1265 


ik 


Konrad 

1 

1207—1245 

'    Diemnod                       Perohta 

G.  Wulfing                     G.  Herrand  II. 

y.  Trewenstein                      v.  Wildon 

II.  T.  Diernsteia 

fest,  vor  1284 

1 

*54,  gest.  V.  1277 

i             J. 

von  Diernstein) 

Margaretha 

■ 

i.  1280,  1301—1328 

jll.  V.  Wildon-Eppenstein 

Dtold  UI. 

1279—1286 

287—1301 

senpeutl,  11.  Margaretha? 

1301 

*ad       Leutold       Heinrich : 

355     1301—1315     1301- 

1311 

ita 

berg  ?) 

>eth 

m?) 

[ 

315 

idorfer  1315 

/ 


Das  Ministerialengeschleeht  der  Herren  Ton  Wildonie. 

Südlich  von  Graz,  am  rechten  Murufer,  erhebt  sich  der 
Wildonerberg,  an  dessen  Fasse  die  geschlossene  Niederlassung 
Wildon  liegt,  seit  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  ein  Markt.  ^ 
Wildon  besass  im  Mittelalter  zwei  Schlösser,  das  alte  Wildon 
und  die  herzogliche  Kammerveste  Ober -Wildon  oder  das  Neu - 


'  Wildon  als  Ortsname,  nicht  als  Beiname  eines  Angehörigen  des  Ge- 
schlechtes ,von  Wildon^,  also  wohl  die  Niederlassang  bezeichnend  und  nicht 
dasSchloss,  erscheint  znerst  Vlli),  17. II. Salzburg:  Erzbischof  Eberhard II. 
dotirt  das  von  ihm  gegründete  Bisthum  Seckuu  mit  Pfarren  und  Kirchen 
aud  führt  zuletzt  an :  et  item  ecclesia  sancte  Margarete  iuxta  Wildoniam. 
U.-B.  2,  103,  S.  245.  Ferner  erwähnt  1252  Ulrich  L  von  Wildon  einen 
civis  nuster  de  Wildonia(S.234,  A.  1).  Des  Marktgerichtes  in  Wildon  ,iudicium 
fori*  erwähnt  das  Rationarium  Stiriae  von  1202  (s.  u.  S.  184,  A.  2),  femer  eine 
Urkunde  K.  Albrechts  von  1295,  5.  II.  Wien  (Anhang  10).  Die  lateinivsche 
Form  Wildonia  entspricht  der  am  häufigsten  vorkommenden  deutschen 
Form  ,Wildonie*;  daneben  erscheinen  noch  manche  andere  Formen: 
Wildonigen  1178/89,  W.  Adm.  2,  28  u.  235.  Uidonia  1195,  U.-B.  2,  11,  33. 
Wildone  1196,  8.  lU.  Graz,  U.-B.  2,  IG,  39.  Vvildonie  1201,  28.  VIII.  Ad- 
mont,  U.-B.  2,  43.  73.  Wildonion  1202,  4.  VI.  Admont.  U.-B.  2,  50,  88.  Wil- 
doni  1203,  29.  XI.  Friesach,  U.-B.  2,  04,  106.  Wildonin  1207  (aus  1180/92), 
U.-H.  2,  87,  135.  Wilidon  1212,  12.  V.  Nürnberg,  M.  Bab.  109,  100.  Wildan 
1212,  7.  XI.  Neuberg,  Jo.  Arch.  C.  372.  de  Wildonii  1217,  .  .  Juni,  U.-B. 
2,  117,  219.  Wildonigiu  1219,22  (fälschlich  1200),  U.-H.  O.-Oest.  2,  329. 
Wildonig  1220,  U.-B.  2,  184,  266.  de  Wildoni  1220,  21.  XII.  U.-B.  2,  173, 
257.  Wildoning  c.  1295,  F.R.A.  II,  3,  240.  —  Die  dem  Herrand  II.  von 
Wildonie  gehörigen  Strophen  der  Pariser  Liederhandschrih  (Hagen  MS  1, 
347,  n.  66)  sind  überschrieben  mit  »Der  von  Wildonie' ;  Otackcrs  Reim- 
chronik hat  die  Form  Wildoni  oder  Wildony;  die  Ambraser  IIs.,  welche 
die  poetischen  Erzählungen  des  erwähnten  Ilerrand  II.  von  Wildonie 
enthält,  hat  am  Schlüsse  der  1.,  2.  und  4.  Erzählung  ,Wildonie',  am 
Schlüsse  der  3.  ,Wildenow'. 


184 

haus ;  ^  dieses  dürfte  mit  dem  neuen  Schlosse  am  oberen  Ende 
des  Marktes  oder  dem  sogenannten  Freihause  identisch  sein. 
Auf  der  letzteren  Burg  sass,  wenigstens  zu  König  Ottokars 
Zeiten,  ein  Burggraf,  der  fünfzig  Mark  Jahresgehalt  bezog ;  ' 
das  erstere  ist  die  Stammburg  des  steierischen  Ministerialen- 
geschlechtes der  Edelherren  von  Wildonie.  Die  Ruinen  des 
Schlosses  stehen  noch  heute  und  geben  einen  BegriflF  von  der 
ehemaligen  Ausdehnung  des  verschiedenen  Zeiten  angehörigen 
Baues.  ^ 


1  Nach  Mach.  2,  129  lässt  sich  über  die  Zeit  der  Grändong  der  erateren 
Burg  nichts  bestimmen.  Das  zweite  Schloss  dürfte  um  die  Mitte  des 
13.  Jahrhunderts  erbaut  sein ;  die  R.-Chr.  nennt  es  c.  131  s.  J.  1276  daz 
neu   Wildon  oder  c.  497  z.  J.   1291  daz  new  haus  ze   Wüdon, 

^  Mach.  3,  21  nach  dem  Rationarium  Stjriae  des  Bischofs  Bruno  v.  Olmtttz 
V.  J.  1262  bei  Rauch,  Scr.  II,  114—208  vgl.  Lor.,  D.  G.  1,  377.  Die  auf 
die  Wildoner  und  ihre  Besitzungen  bezüglichen  Stellen  lauten:  S.  114: 
ego  Helwicus  notarius  .  .  .  examinatis  omnibus  .  .  .  Styriae  ofBciis  prin- 
cipatui  attinentibus  omnes  proventus  eorum  studui  compilare  .  .  .  ao  dorn 
mcclxii  mense  januario  .  .  .  locata  sunt  officia  Styriae  per  .  .  .  Brönonem 
Olomucensem  episcopum  .  .  .  (115)  officium  et  indicium  provinciale  circa 
Ybanswalde  deputata  sunt  dapifero  de  Fulmensteine  .  .  .  item  iudicium 
provinciale  in  Wildonia  et  indicium  fori  cum  ceteris  prouentibus,  deputata 
sunt  pro  custodia  niatoin»  caatri  Wildon  ad  estimationem  1  marcanim  .  .  . 
(116)  insuper  hec  cedunt  pro  custodia  castrorum  videlicet  (Pettau  und 
Tüffer  200  Mk.,  Mautenberg  150  Mk.)  ...  in  Wildonia  marce  (dann 
folgen  noch  zwei  mit  50  und  mehrere  mit  8 — 20  Mk,  darunter  S.  117): 
.  .  .  item  ad  castrum  tr»  Primargpurch  xv  marcas  ...  ad  Waltstain  yj  mar- 
cas,  ...  ad  Rvtgerspvrch  vj  marcas  et  tres  medios  frumenti  .  .  .  (In  dem 
Verzeichnisse  der  prouentus  prediorum  in  Marchpurch  S.  136  ff.  er- 
scheinen S.  144  porci  qui  dicuntur  techswein  —  vgl.  Lexer,  Mhd.  Wb.  1, 
415  u.  d.  W.  dehent)  —  (S.  145)  porci  de  vrbor  .  .  .  summa  porcorum 
^jjj*  ^6  ^iis  autem  porcis  tV/e  de  Wildonia  tollit  officii  sui  dapiferatum 
infeodatum  ut  dicit  xl  de  levioribus  (folgen  andere,  welche  eben  solche 
Schweine  beziehen).  S.  152  f.  werden  die  Einkünfte  von  Wildon 
einzeln  angeführt;  S.  183:  denotantur  autem  que  dantur  annuatim  de 
officio  marschalcatus  in  Graetz.  in  granarium  dom.  nostri  regis  de  xjjjjj 
barrochiia  circumiacentibus,  que  taliter  nuncupantur  videlicet  .  .  .  Steuntx 
.  .  .  (189)  item  denotatur  Barrochia  in  Steuntz.  vel  ad  Sanctum  Stepha- 
num  (folgen  die  einzelnen  Scaffia).  S.  196  bei  der  Pfarre  Styven 
heisst  es:  ...  item  de  Egneynstorf  v  scaffia.  et  aliud  totum  ibidem  re- 
cipit  dominus  H.  de  Wildonia  et  dom.  Mynhardus  de  Zyntzleystorf. 

^  Die  älteste  mir  erreichbare  Abbildung  des  Schlosses  befindet  sich  in 
M.  y ischers  berühmter  Topographia  ducatus  Styriae  1681  und  zeigt 
einen  mit  Vorwerken  und  Verbindungsmauern  sich  fast  über  den  ganzen 
Schlossberg  auadehnendeu,    ziemlich  wohl   erhaltenen  Bau.     Die  nächste 


185 

Schloss  und  Ort  Wildon  liegen  in  der  im  11.  Jahrhun- 
dert nachweisbaren  Grafschaft  Hengist,  ^  ein  Name^  der,  ur- 
sprfinglich  einer  ganzen  Grafschaft  zukommend,  seinen  Umfang 
ilhDälig  verengerte  und  sich  auf  einen  kleineu  Ort  in  der 
Nähe  von  Wildon,  Hengstberg,  zurückzog.  ^ 

Von  diesem  letzteren  Orte  führen  die  im  12.  Jahrhundert 
erecheinenden  Herren  von  Hengest  den  Namen.  Diese  dürfen 
nicht  mit  den  Wildonem  identificirt  werden.  Allerdings  ver- 
schwinden die  Hengest  seit  1164  aus  den  Urkunden  und  seit 
1173  erst  sind  die  Wildoner  zweifellos  zu  belegen,  aber,  ab- 
gesehen von  dem  nahen  Wohnorte,  ist  gar  kein  Berührungs- 
punkt oder  Verwandtschaftsverhältniss   nachzuweisen;    der  bei 


Abbildung  liefern  die  , Ansichten  der  Steiermark^  als  Beilagen  der  Grazer 
Tagespost  in  Heften  mit  erläuterndem  Texte  (von  Ilwof?)  c.  1860  er- 
schienen. Der  kundige  Verfasser  dieser  Skizze  muss  noch  viel  mehr 
^ehen  haben,  als  heutzutage  möglich  ist.  Gegenwärtig  ist  durch  üppig 
wnchemdes  Gestrüpp  das  Mauerwerk  fast  unzugänglich  und  nur  die 
Bolid  gemauerten  Theile  des  alten  umfänglicheren  Baues,  so  namentlich 
der  imposante  Bergfried  (Heidenthurm)  und  die  Umfassungsmauer 
trotzen  der  Zeit  und  den  Werkzeugen  der  Anwohner,  welche  das  Schloss 
als  Steinbruch  benützen,  während  der  innere,  theilweise  aus  Ziegeln  ge- 
baute Theil,  der  .späteren  Jahrliuudorten,  dem  15.  und  folgenden  (vgl. 
Ansichten  p.  6),  angehört,  einem  rasclien  Verfalle  entgegengeht.  Die 
hier  niedergelegten  Beobachtungen  sind  die  einzige  Frucht  eines  Be- 
SQches,  welchen  ich  im  August  1877  von  Graz  aus  an  der  Seite  eines 
Sachverständigen  den  Ruinen  von  Wildon  abstattete. 

'  1042,  8.  XI.  Neuenburg  a.  Rhein,  schenkt  K.  Heinrich  III.  dem  Mark- 
grafen Gotfrid  zu  Gestnic  (Gösting)  duos  regales  mansos  in  loco  gestnic 
et  in  comitatu  Hengest  predicti  marchionis  sitos,  U.-B.  l,  5*2;  c.  1066 
haben  Markwart,  Sohn  des  Herzogs  Adalbero  von  Kämthen,  und  seine 
Gemahlin  Liutpirg  Antheil  an  der  Schlosskirche  in  Castro  Heingist  und 
Tertauschen  diesen  Anthoil  mit  dem  Erzbischof  Gebhard  von  Salzburg 
gegen  andere  Rechte,  U.-B.  1,  68;  vgl.  auch  das  Register  u.  d.  W.  Hengest. 
Das  letzterwähnte  Heingist  (c.  1066)  oder  urbs  Heing^stiburc  (1053)  er- 
klärt Fei.,  Beitr.  10,  76  ff.  für  identisch  mit  Graz.  Much.  2,  46  u.  192 
hält  Hengist  für  Wildon. 

'  Von  1126 — 1153  wird  die  dem  Bischöfe  von  Trient  gehörige,  seit  1136 
an  das  oberösterreichische  Kloster  Suben  geschenkte  Kirche  St.  Marga- 
rethen  bei  Wildon  einfach  als  ecclesia  Hengiste  oder  ad  Heingest  oder 
als  ecclesia  S.  Marg.  virg.  ad  Henngst  (vgl.  das  Reg.  des  U.-B.  u.  d.  W. 
Hengstberg  und  Margarethen  bei  Wildon)  bezeichnet.  Dasselbe  ist  aus- 
führlich nachgewiesen  bei  Fei.  Beitr.  10,  75.  Ein  daselbst  ansässiges 
Ministerialeugeschlecht  nannte  sich  de  S.  Margarethu,  später  de  March- 
parc,  U,-B.   1,  627. 


186 

den  Hengest  beliebte  Name  Poppe  kommt  bei  den  Wildonem 
gar  nicht  vor,  während  die  Lieblingsnamen  der  Wildoner, 
Herrand,  Hartnid,  Rieh  er,  Leutold,  jenen  fehlen.  Freilich 
bietet  für  die  Zeit,  in  der  die  Zunamen  sich  erst  bilden,  eine 
Genealogie  grosse  Schwierigkeit:  Angehörige  eines  Geschlechtes 
nennen  sich  bald  nur  mit  Taufnamen,  ^  bald  nach  ihrem 
Stammsitze,  Söhne  desselben  Vaters  bedienen  sich  selten  des- 
selben Geschlechtsnamens,  sondern  führen  oft  verschiedene 
Prädicate  nach  der  Burg,  die  sie  eben  besitzen/^ 

Ebenso  wenig  lässt  sich  ganz  sicher  erweisen,  in  welchem 
verwandtschaftlichen  Verhältnisse  die  Herren  von  Ruckersburg,  ^ 


^  V.  Zahn  in  der  Einleitung  zum  U.-B.  1,  LH. 

2  Tangl  in  Mitth.  6,  85. 

3  Fei.,  Beitr.  10,  77  stellt  die  Behauptung  auf,  dass  Hertnid  von  Rucken- 
bürg,  der  Sohn  Riebers,  im  Jahre  1173  zum  ersten  Male  mit  dem  Bei- 
namen de  Wildonia  erscheine;  er  beruft  sich  auf  U.-B.  1,  228.  552.  564. 
568.  581.  Die  gleiche  Ansicht  sprach  v.  Zahn  in  Mitth.  20,  94  (Anzeige 
von  Reichrs  Marburger  Programm  vom  Jahre  1867)  ans:  ,um  1180  lebte 
ein  Herrand  von  Wildon,  der  sich  von  Riegersburg  schriebt  Allerdings 
kann  nicht  in  Abrede  gestellt  werden.  Vieles  spricht  für  Identität  der 
Riegersburger  und  Wildouer  oder  vielmehr  für  ein  Aufgeben  des  ersteren 
Namens  zu  Gunsten  des  zweiten:  a)  Schloss  Riegersburg  (richtiger 
Rätkerspurc)  beiludet  sich  seit  Leutold  I.  von  Wildon  (1222)  erweislich  in 
Händen  der  Wildoner.  b)  Das  Geschlecht  der  Riegersburger  weist  gleich- 
zeitig drei  Brüder,  Hartuid,  Herrand,  Richer,  auf,  denen  drei  gleiche 
Namen  im  Geschlechte  der  Wildoner  gleichzeitig  entsprechen;  die  Be- 
lege bietet  das  Register  des  U.-B.  1.  Von  den  Wildonem  sind  Herrand 
und  Richer  als  Brüder  bestimmt  bezeugt;  nimmt  man  Identität  der  Ge- 
schlechter an,  so  tritt  Hartnid  von  Wildon  vom  Jahre  1173  und  c.  1190 
(U.-B.  1,  552  u.  708)  in  bestimmte  Beziehung  zu  den  beiden  anderen 
Trägem  des  Namens  Wildon,  denn  die  drei  gleichnamigen  Riegersburger 
sind  als  Brüder  bestimmt  bezeugt,  c)  Sowohl  von  den  Riegersburgern 
als  von  den  Wildonern  werden  Schenkungen  an  Admont  berichtet,  und 
zwai*  an  gleichen  Orten:  Hartnid  von  Riegersburg  schenkt  zu  Siginsdorf 
im  Paltenthale  c.  1145  und  (1147),  U.-B.  1,  228  u.  267,  ebenso  Richer 
von  Wildon  (1147),  U.-B.  1,  269;  Hartnid  von  Riegersburg  verzichtet  auf 
Güter  in  der  Ramsau  im  Ensthale  c.  1160  (U.-B.  1,  433),  Herrand  von 
Wildon  in  der  Rjimsau  bei  Schladming  c.  1185,  U.-B.  1,  662,  beide  nach 
vorhergegangenem  Streite,  d)  Auf  Urkunden  des  Hartnid  von  Riegers- 
burg begegnet  zweimal  ein  Dietmar  de  Pergarn  als  Zeuge  (1147)  u.  c.  1160, 
U.-B.  1,  267  u.  433,  und  ein  Ortolf  de  r*ergarn  kehrt  als  Miles  wieder  auf 
Stainzer  Urkunden  Leutolds  I.  von  Wildon,  des  Sohnes  von  Herrand  I. 
von  Wildon.  e)  Beide  Geschlechter  stehen  in  nahen  Beziehungen  zu 
Admont:     Hartnid  von  Riegersburg  wird  Laieubrnder,    seiner  Schwester 


187 

Eppenstein  und  Diernstein  mit  den  Wildoniern  gestanden  haben ; 
in  späterer  Zeit  finden  wir  die  Burgen  der  ersteren  in  den 
Händen  der  letzteren. 


Kind  tritt  ins  Fraaenkloster  ein,  und   die  Wildoner  begegnen  auf  einer 
on^lattblich  grossen  Zahl  von  Admonter  Urkunden,  wie  ein  Blick  in  das 
Register  des  II.  Bandes  von  Wichnors  Geschichte  von  Admont,  Graz  1876, 
überzeugt.  —  Gegen  diese  Wahrscheinlichkeitsgründe   kann   geltend  ge- 
macht werden:    ad  b)  Die  bei   den  Riegersburgern   und  Wildonern  vor- 
kommenden   Namen    finden    sich    sehr    häufig    und    auch   gleichzeitig   in 
gleichen   oder    ähnlichen  Verbindungen:    so  weist  z.  B.  das  Geschlecht 
der  Herren  von  Marhburc  Herrand  und  Richer  und   des  letzteren   Sohn 
Richer  auf.     Hartnid    führt   zwar,    wenn   er  mit   den   Brüdern   erscheint, 
gewöhnlich    ausschliesslich    das  Prädicat    von  Kiegersburg,   während  die 
Brüder  lediglich  als  Fratres   Hartnidi   (1147)   U.-B.  1,  267,  Frater  eius 
Herraodus    et    Richerus,    c.    1175,    U.-B.    1,    581,    erscheinen;    aber    das 
geschieht  nur,  weil  das  Prädicat  unmittelbar  vorher  genannt  war;  wenn 
einer  allein  steht,  so  führt  er  sein  Prädicat,  das  zeigt  U.-B.  1,  642  :  1185, 
24.  VII.  Graz,  Richer  de   Rütkerspurc.     Gerade   diese   letztere  Urkunde 
—  die  erste  bestimmt  datirte  eines   Riogersburgers  —  macht   die    Iden- 
titSt  zweifelhaft;   denn  vier  Tage   hernach,  am   29.    VII.    unterschrieben 
Herrandus   de  Wildouia   et   frater  eius    Richerus   eine    Urkunde    Herzog 
Ottackers  (U.-B.  1,    639);    hätte    Richer,  Herrands    von  Wildon    Bruder» 
damals  das  Prädicat  von  Riegerburg  geführt,    so  wäre  das  beim  zweiten 
Namen   angeführt   worden,   der  Sitte   gemäss;    man   vergleiche  Heinricus 
de  S.  Margaretha  et  filius  eius   puer  de  Marhpurc  U.-B.    1,  649,  S.  627. 
Hartnidus    de   Ouuenstein    frater    Hartnidi    de   Ort    1185,  U.-B,    1,    649, 
S.  628.    Erchingorus   de  Landisere   et   frater  eius  Rudolfus   de  Stadekke 
1200,   D.  St.   1,  33.     Ulricus  de  Lielitenstcin  et  Dietmarus  de  Offenberg 
fratres  1243,  M.,  Bab.   176,  124.  Richer,  des  Herrand  von  Wildon  Bruder, 
schreibt   sich,   wenn   er   allein   erscheint,   von   Wildon   vgl.   U.-B.  1,  693 
Tom    Jahre    1188,    1,    269    vom    Jahre    1188/9    nach    meiner    S.    189, 
Anm.  1  gegebenen  Datirung.  Eine   weitere  Schwierigkeit   bietet   Hartnid 
Ton  Riegersburg:   wenn   er    1173   (U.-B.  552)   das   Prädicat  von   Wildon 
annimmt,    dann   c.    1175   (U.-B.   581)    als   Laienhruder    in    das   Kloster 
Admont  eintritt  —  da  heisst   er   wieder   de  Rfitkerspurc  —  so   ist   nicht 
recht  begreiflich,  wie  er  fast   zwanzig  Jahre  später,   1190  (U.-B.   1,  708) 
wieder  als  Hertnid  von  Wildon  eine  Urkunde  fertigt.    Hält  man  Hartnid 
T.  R.  und  Hartnid  v.  W.  auseinander,   so   hindert  nicht,   die   beiden  Ur- 
kunden  von   1173    und    1190    demselben    Hartnid    (von     Wildon)    beizu- 
legen.    Ein    ferneres    Bedenken    entspringt    aus    den    Urkunden    1,    267 
ttnd  269.     Ich  hoffe  S.  189,   Anm.    1    erwiesen   zu   haben,   dass   Nr.  269 
sowie     mehrere    in     der    Nähe    stehende    Urkunden     nicht     nach    1147, 
sondern   nach    1188/9    gehören.     Nimmt    man    nun  Identität    der  beiden 
Geschlechter  an,   so  kommt  man   ins  Gedränge,   denn   mit  Nr.  269  (Cod. 
trad.  IV.)  wird  auch  Nr.  267,  wenn  auch  aus  anderer  Quelle   stammend 
lAdm.    Codex    tradit.    II),     nach    1188/9    gerückt;     da    hätte    mau    nun 


188 

Sicherheit  beginnt  erst  mit  dem  Jahre  1173,  in  welchen 
ein  Hertnidus  de  Wildonia  als  Zeuge  einer  Urkunde  de 
Markgrafen  Ottacker  VIII.  für  Stift  Renn  erscheint.  Demselbe: 
Namen  begegnen  wir  dann  noch  1190  auf  einer  Schenkung 
für  Admont  und  1180 — 1192  auf  einer  Urkunde  dessolbe 
Herzogs  für  die  Earthause  Seitz.  ^    Schon  viel  früher  und  dan 


folgenden  seltsamen  Fall:  Hartnid  von  Riegersbnrg  tritt  1175  ins  Klost« 
(U.-B.  1,  581),  macht  dami  1189  den  Kreozzng  mit  und  schenkt  a 
Admont  (U.-B.  1,  267),  bezeugt  1190  als  Hartnid  von  Wildon  eine  Adn 
Urkunde  (U.-B.  1,  708).  Das  missliche  Verhältniss  zwischen  U.-B. 
581  und  267  bleibt  übrigens  auch,  wenn  die  Riegersburger  g^sonde 
betrachtet  werden.  Lässt  man  aber  U.-B.  1,  267  und  269  beim  Jahi 
1147  stehen  und  nimmt  mau  Identität  der  Geschlechter  an,  so  komn 
man  auf  folgenden  Fall:  von  1145,  vielleicht  von  1142  an,  bis  1175,  wo) 
nicht  bis  1190,  reicht  Hartnid  von  Riegersburg-Wildon,  dieser  hätte  zw* 
Brüder,  Herrand  und  Richer,  beide  von  1147  an;  Richer  von  Rieger 
bürg  erscheint  bis  1185,  Richer  von  Wildon  bis  1188,  Richer  von  Riegen 
burg-Wildon,  der  bestimmt  1147  als  Bruder  Hartnids  und  Herrands,  118 
als  Bruder  Herrands  bezeichnet  ist,  könnte  also  zur  Noth  derselbe  seil 
Aber  Herrand!  Herrand  von  Wildon,  der,  abgesehen  von  den  zweife 
haften  Urkunden  1,  269  (S.  189,  Anm.  1),  559  (S.  191,  Anm.  1),  59 
(Fälschung),  von  1181  an  sicher  und  fortwährend  bezeugt  ist,  1182  an 
1185  einen  sicher  bezeugten  Bruder  Richer  hat,  ist  im  Texte  bis  122 
(1222)  nachgewiesen  —  wenn  M.,  Bab.  Register  und  das  U.-B.  O.-Oes 
im  Register  Herrand  I.  und  II.  unterscheiden,  so  entbehrt  das  jed< 
Begründung  — ;  unter  obigen  beiden  Annahmen  nun  würde  er  bia  114 
hinaufgerückt;  da  er  mit  Bruder  Richer  bereits  als  Zeuge  unterschreil 
(U.-B.  1,  267),  müsste  er  1147  doch  mindestens  zwanzig  Jahre  alt  sein,  wi 
würden  also  für  den  1222  in  Wels  bei  Herzog  Leopold  VI.  anwesende 
Herrand  ein  Alter  von  nahezu  hundert  Jahren  annehmen  müssen.  W: 
dürfen  aber,  immer  beide  obige  Annahmen  vorausgesetzt,  auch  nioht  zw« 
Herrande  annehmen,  denn  1147  und  1175  erscheinen  Hartnid  und  Richc 
als  Brüder  Herrands  'von  Riegersburg,  1182  und  1185  hat  Herrand  vo 
Wildon  einen  Bruder  Richer,  Hartnid  von  Wildon  kommt  1190  noc 
hiezu:  das  wäre  doch  höchst  seltsam:  in  den  Vierziger  Jahren  dn 
Brüder  Hartnid,  Herrand,  Richer,  von  denen  wieder  einer  drei  Söhn 
gleichen  Namens  haben  müsste,  die  dann  in  deu  Achtziger  Jahren  an 
weiter  erschienen!  (Aehnliches  kommt  allerdings,  gut  bezeugt,  bei  de 
Eppensteinern  vor.)  Aus  den  vorangeführten  Erwägungen  habe  ich  mic 
nicht  entschliessen  können,  Identität  der  beiden  Geschlechter  anzunehmei 
wenngleich  Vieles  auf  nahe  Verwandtschaft  hindeutet. 
1  U.-B.  1,  502,  523;  U.-B.  1,  708,  700;  U.-B.  2,  87,  135:  1207  .  .  .  Herzo 
Leopold  VI.  erwähnt  in  einer  Bestätigung  der  Besitzungen  der  Karthaas 
Seitz  der  Grenzbestimmungen  seiner  Vorfahren,  namentlich  des  Herzog 
Otacher    und    fährt   fort:    quia    hi    sunt    termini   per  antecessores  meo 


189 

^eichseitig   erBcheint  der  Name  Herrandus  de  Wildonia,  * 
aber  sicher  ist  er  erst  für  1180/1  bezeugt;    für  1174  kann  er 


intiquitiis  constitati,  oportunum  duximas  eiusdem  constitutionis  etiam 
intiquos  testes  subscribi  .  .  .  Hertnidus  de  Wildonin  ...  et  alii  quam 
plures  miniBteriales  Otacheri  nepotis  mei.  ,Nepos*  bezeichnet  hier  den 
selir  entfernten  Verwandtschaftgrad,  vgl.  Dacange  I,  620  ,monet  EckartiiR 
oepotifl  Yocem  medio  aevo  non  solum  de  nato  ex  fratre  sed  etiam  de  nato 
ex  patris  avi  et  proavi  fratre  usurpatam  esse* ;  Elisabeth ,  Schwester 
des  Markgrafen  Leopold  III.  d.  H.  war  mit  Otakar  VI.  von  Steiermark 
TennShlt,  Otakar  VIII.  und  Leopold  VI.  waren  aber  Urenkel  Leo- 
polds III.  und  Otakars  VI.  Da  Otakar  VIII.  genannt  wird,  ,ducis  Otacheri 
predecessoris  mei*,  so  müssen  wir  die  erwähnte  ältere  Urkunde  zwischen 
1180-1192,  8.  V.  setzen. 

*  Zwar  berichtet  F.  X.  Richter:  Die  Fürsten  und  Grafen  von  Auersperg, 
in  Hormayrs  Neuem  Archiv  für  Geschichte,  Staatenkunde,  Literatur 
und  Kunst.  2.  Jahrg.  (21.  als  Fortsetzung)  Wien  1830,  S.  618»:  ,Pere- 
grin  oder  Pelegrin  II. ,  geboren  1085 ,  ein  Enkel  Konrads  I.  von 
Anersperg,  vermählte  sich  1119  mit  einem  Fräulein  von  Wildon,  Tochter 
Hinmds  des  Marschalls  von  Wildon,  und  zeugte  mit  ihr  vier  Kinder, 
davon  Pelegrin  III.  das  Geschlecht  fortführtet  Allein  diese  Nachricht 
entbehrt,  da  die  Beschaffenheit  der  ,Familienurkunden  der  Stammburg 
Aaersperg  in  Krain*,  auf  welche  der  Verfasser  S.  697  sieb  beruft,  aus 
den  CitAten  nicht  erschlossen  werden  kann,  einer  urkundlichen  Stütze. 
—  Das  U.-B.  1 ,  269  bietet  eine  Adm.  Urkunde,  nach  welcher  Herrand 
Ton  Wildon  durch  Händen  Lantfrieds  von  Eppenstein  zwei  Mausen  zu 
Siegersdorf  im  Palteuthale,  welche  sein  Bruder  Richer  vor  seinem  Kreuz- 
>Qgo  jenem  zur  Uebergabe  an  Admont  übertrug ,  dem  Kloster  ein- 
antwortet. Für  diese  undatirte  Urkunde  setzt  Much.  3,  347  und  4,  540 
das  Jahr  1187/8  (Friedrichs  I.  Kreuzzug  1189),  v.  Zahn  dagegen  1147 
(Konrads  III.  Kreuzzug  1147)  an.  Auch  Reichel  in  Mittheilungen  24 
(1876),  141 — 143  sucht  Hertnid  von  Riegersbnrg  und  Richer  von  Wildon 
tos  Zeugen  des  U.-B.  1,  als  Theilnehraer  des  zweiten  Kreuzzuges  von 
1147,  an  dem  Markgraf  Ottacker  VII.  (V.)  zwar  theilnahm,  von  dem 
er  aber  schon  1148  zurückkehrte  (Krön.,  Oe.  G.  1,  609),  zu  erweisen. 
Ihnen  stimmt  Wichner,  Gesch.  v.  Adm.  1,  144  bei,  und  nach  '.letzterem 
Böhricht:  Die  Deutschen  auf  den  Kreuzzügen  in  Zs.  f.  deutsche 
Philologie  7,  143.  Ich  möchte  dagegen  Muchars  Datirung  aufrecht 
halten:  Zunächst  weil  Herrand  und  Richer  zwar  von  1180  an  wieder- 
bolt  und  bis  tief  in  die  Neunziger  Jahre  erscheinen,  nicht  aber  vor- 
her; dann  weil  an  dem  Kreuzzuge  von  1189,  der  durch  Oesterreich  ging, 
^ele  Steirer  auf  Drängen  ihres  kranken  Herzoges  und  aufgemuntert  durch 
Abt  Isenriks  von  Admont  Beispiel  theilnahmen,  namentlich  aus  den 
Kreisen  der  admontischen  Vasallen  (W.,  Adm.  2,  19  ff.);  und  hauptsächlich, 
weü  triftige  Gründe  für  die  Rückdatirung  sprechen.  Die  NN.  265—269 
(tuch  270—275  entspringen  dem  gleichen  Anlasse)  des  U.-B.  1,  enthalten 


190 

wenigstens  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  erschlossen  werden.  ^ 
Kr  erscheint  dann  fast  ununterbrochen  bis  1220  (1222)  ab  Zeuge 

SohMikungreii  für  Admout  aus  AnUtss  eines  Kreanoges,  sie  stammon  mit 
Ausnahme  von  N.  2G7  (Hartnids  von  Riegersborg  Schenkung),  welche 
dem  Cod.  trad.  II.  250  angehört,  ans  dem  Cod.  trad.  lY.  and  rind  im- 
datirt ;  die  Zeugennamen  kehren  tum  Theile  in  allen  oder  doch  in  einigen 
wieder«  so  Heinrich  Mutil  (266,  269),  Durinch  de  Halle  (267?  269), 
Suitger  de  Dorf  1,267,  269):  eben  dieselben  aber  und  einige  andoe  aind 
iheils  vereinigt,  theils  einieln,  für  die  Merxiger  und  Achtnger  Jahre 
aus  Adm.  l*rkunden  gleichmSsslg  beieugt,  einige  nur  für  spitere  ond 
für  die  Achtxiger  «lahre.  Von  den  Zeugen  der  fraglichen  Urkunden  er- 
seheinen vereinigt  in  spiteren  Jahren:  Durinch  de  Halle,  Heinrich 
Muül  N.  6^1,  J.  nS6.  Ludwig  de  SUerbach,  Swiker  de  Dorf  N.  647, 
J.  11$5,  N\  695,  J.  11^.  Karolus  de  Haginperge,  Durinch  de  Haue 
N.  ^9«  J.  11S5.  Heinrioh  de  Ntwendort.  Henuann  Faber  K.  ^S.  J.  Ilg5. 
—  ^ht  man  von  ur9|>rücglich  und;fttirten  und  dann  von  dem  Herrn 
Herausgeber  bestimmten  Urkunden  ab,  so  kommen  von  den  ferneren 
Zeugen  der  in  Kede  stehenden  Urkunden  spiter  v\>rr  Otio  de 
Ckuhu  116^  1172.  tl7ök  U>i*.  R^ber  d«  Rdtker^porch  11^S.  Wemhait 
oder  Wemher  de  Wixini^ch  IISX  S:i£iger  de  Dorf  von  1171 — 1190.  — 
VvMit  den  Zeteren  unserer  Urkuadec  X.  2St^  eneiteizpHt  biMtimmt  be- 
aettgt:  Lndwic«»  de  SUerb^wh  ll^.>>  ll>2-  US*.  Htfiar>»'ä  ce  5 
117t.  Il7:v  n>5.  DttnjB^rr»  ie  H^Ie  n>4,  llSx  ll"?«.  IIa 
Mutil  U:^  ll>c<w  Herr.n?T3»  F*Sfr  ll>4.  llSx  llNf.  Ein 
H£tt*leru»»  änt  V.^cdaana:^  bi^ees  D^-ea-ur-JL-^v  Jtrrt^-fsenaj» 
S^T»  ia  N.  2«>«5s  da  v^^«*ck*r  VUL  VI.  ,  «£?  ;J»..  V.  n^..  H^rw^. 
Eäde  lt>l  3La  *ls  Hersvji:  i-   wn  Urkiacen  ^r*ci«iai  ▼xL  U.-Bl  1.  (1^ 

Urs.iad'!?  v'?a   ^ISJ.  U  *^  l.  "»it  »ju-väS.»;  h%  iaan  ^vil  asi»  11^ 
>*iwr  IXecctt*  il*  arinuÄwruiJb*  3iAr»,-a-co»  S»«?tcäa«iC  ^«•ien» 
vi.'tt    F^wBdikfia     U  -^   l.   :f^     :»te{ii:   ier   Pa:imix^:    uxr    li^  Uficki 
W-^,  i««*Ü  -itaat  üs*  W»iv  bs»;  s-v^äca^a  Ljacr»£  i**m  Vjöfc  oasd 
"TW    itfw   Sjäa** :    II ?t.   Vi.   III.   ^  Loai^rrjctic»   :*r9ca«^u2iia  L 
3>ri>  :iiiaf.  LaurfTTiiTi:*  w  Fpcwiw^ui :    I'*2ixia   II '^I   -ricatfmt  ji 
t.>s-ui»i«ja  ;t*  -an  Lj«:=*'.«m  '»va  ^^ovosctrui    1\  5t.  I.     «J  inii   I'Ä!'*  $ 
S  'ln^i  1:1  .      L>«    s«ja5driQ    Vr*.*iini«a    wn«^    i«;Q    V^tfr?x*p-r   "mü, 

ciftinHi  imr  Ciutr*i  UM-  I-Tit*   im   a'^mter  Hvr^'tna    ••►n  W-ldun 

-n  «ifr  H«M-T»nu>^  '5r*Divr    i.icii   w  II'>>    V  -C<.   *.     >o*,*      v««f«u^ 
TtHCtto   «öc    3ina   V  -?.    :     i^l«  isic«  >i     v*-*    :   >5s    i    V^:..    i 

V.  3.   I.K>***.  5k   >»>i   iwrtif    üiiva  Eft*««»    i«^    VH*:«^    .*^u    — u    'ifettwiyuwA 


191 

der  Landesfürsten,  also  zunächst  des  Herzoges  Ottacker  VIII. 
Er  war  ein  einflussreicher  Mann ;  ^  auf  des  Herzogs  Urkunden 
steht  er  oft  als  erster  Zeuge  oder  doch  unter  den  ersten, 
gleich  nach  den  Geistlichen,  wiederholt  weit  vor  des  Herzogs 
Bruder.  ^  Er  bekleidete  das  Amt  des  herzoglichen  Truchsessen  ^ 


WaUtein,  cuius  filias  duo  maiores  de  Stironsibus  rapaerant  cum  eisdem 
congregatis  copiis  commisit  et  victus  ab  iis  vix  faga  elapsus  est  .  .  . 
ArchiepiscopUB  [Adalbert]  supervenit,  litem  et  inimicitias  hoc  modo  de- 
ddit  qaod  pater  ipsas  filias  raptoribus  sponte  copulavit  et  nunc  ille  qui 
neptem  nostram  rapuit,  cum  omni  indemnitate  reddere  decrevit,  nee  ipse 
omni  tempore,  quo  rapta  tenebatur,  unquam  ipsam  vidit  vel  allocutus  est, 
sed  eadem  die  qua  rapta  est,  supervenit  quaedam  nobilis  femina  cognata 
eitudem  H.,  uxor  quondam  F.  de  Bettove  et  eam  in  sua  recepit  et  usque 
ad  baec  tempora  cum  omni  honestate  integerrime  conservavit  .  .  .  Da 
Don  Leutold  von  Gutenberg  nach  seiner  Burg  Waltstein  sich  zuweilen 
nannte,  und  des  Leutold  von  Gutenberg  beide  Töchter  als  Gattinnen  des 
Grafen  Wilhelm  von  Heunburg  und- Herrands  von  Wildon  bezeugt  sind, 
80  hat  V.  Zahn  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  in  jenem  ,idem  H.*  unseren 
Herrand  vermuthet. 

*  Einen  Beweis  von  Herrands  Ansehen  gibt  der  Titel  domnus,  welchen 
ikm  Abt  Rudolf  von  Admont  c.  1190  (U.-B.  1706)  ertheilt,  so  wie  dass 
«in  angesehener  Freier  Liutold  von  Waltstein  oder  Gutenberg  ihn  zu 
Kinem  Eidam  machte,  vgl.  Luscb.,  Beitr.  9,  133;  nobilis  ac  strenuus 
miles  de  Wildonia  heisst  er  auf  einer  Urkunde  Reinberts  von  Mureck 
fnr  Renn,  und  steht  als  Zeuge  gleich  hinter  dem  Herzog  U.-B.  2,  122,  185. 

'  Pur  die  Regierungszeit  Herzog  Ottackers  VIII.  (VI),  verweise  ich  auf 
die  zahlreichen  Belege  des  U.-B.  Bd.  1. 

^  Hlufig  wird  er  ausdrücklich  ministerialis  genannt,  so  1188,  2.  VIII 
Krungelsee.  Herzog  Ottacker  VIII.  (VI,)  für  Admont,  Zeugen:  de  mini- 
sterialibus  meis  .  .  .  Herrandus  de  Wildonia  U.-B.  1,  691.  692.  Manch- 
nuü  trägt  er  den  Titel  Truchsess,  so  1191  nach  dem  15.  IV.  Ens,  Herzog 
Ottacker  VIII.  (VI.)  erneuert  die  Marktprivilegien  consilio  fteorum  mini- 
Bterialium  Herrandi  dapiferi  mei  de  Wildonia  U.-B.  O.-Oest.  2,  296. 
Dass  Herrand  noch  ein  anderes  Amt  bekleidet,  lässt  sich  nicht  erweisen; 
Zwar  berichtet  Caes.  Ann.  Stir.  1,  730  und  982  aus  einem  handschrift- 
Chronicon  Styriae  z.  J.  1188,  dass  dem  verstorbenen  Wolfrad,  Grafen 
von  Thann,  capitaneo  seu  praetor!  Styriae  nachgefolgt  sei  iu  der 
gleichen  Würde  Hemudus  de  Wildonia,  dominus  de  Rackerspurg,  Gleichen- 
perg,  et  Stejeregg,  simul  haereditarius  mareschallus  Styriae,  qui  dein 
ao  1202  obiisse  fertur.  Caesar.  Aquilinus  weist  dann  nach,  dass  statt 
Hemudus,  Herrandus  zu  lesen  sei  und  bezieht  die  Notiz  auf  unseren 
Herrand,  welchen  er  tercium  capitaneum  seu  praetorem  Styriae  nennt; 
anch  in  einem  Briefe  Herzog  Leopolds  V.  von  Oesterreich  von  1180  soll 
nach  W.  Lazius'    Zeugnisse   dieser  Hemudus   vorkommen.     Da  die  uns 


192 

und  war  als  solcher  viel  in  des  Herzogs  Gesellschaft  auf  dessen 
Fahrten  durch  sein  Land  und  ausserhalb  desselben.  ^  Wahr- 
scheinlich sollte  er  seinen  Gebieter  auch  auf  der  beabsichtigten 
Fahrt  nach  Jerusalem  begleiten ;  Herzog  Ottacker  unterliess  sie 
wohl  wegen  seiner  stets  zunehmenden  Krankheit.^  Als  in 
Folge  des  Erbvertrages  von  Georgenberg  (17.  Vni.  1186)  nach 
Ottackers  Tode  (8.  oder  9.  V.  1192),  Kaiser  Heinrich  VI.  zu 
Worms  (24.  V.  1192),  den  Herzog  von  Oesterreich,  Leopold  V., 
mit  dem  Erbe  der  Traungauer  Markgrafen  belehnte,  gab  Herrand 
die  Berührung  mit  dem  Hofe  nicht  auf:  schon  1192,  10.  I. 
finden  wir  ihn  mit  Herzog  Leopold  an  Kaiser  Heinrichs  VL 
Hoflager  in  Regensburg.  Bei  dem  Huldigungshoftage  zu  Graz 
(nach  dem  24.  V.  1192)  spielt  er  bereits  eine  wichtige  Rolle, 
so  dass  der  Abt  von  St.  Paul,  um  ihn  und  durch  ihn  den 
Herzog  sich  günstig  zu  stimmen,  ihm  ein  Geschenk  von  4  Mark 
macht.  ^  1193,  28.  III.  unterzeichnet  er  in  Speier  mit  seinem 
Herzoge  eine  Urkunde  des  Kaisers  für  Passau.  ^ 


zogänglicheD   Urkunden  weder  vom    Marschall    noch    vom    Haaptmaime 
etwas  wissen,  so  begnüge  ich  mich  jene  Notiz  einfach  anzuführen. 

<  Das  U.-B.  1,  619.  639.  647.  653.  691.  692.  702.  707.  720  der  Cod.  aastr.- 
frising.  I,  117.  118,  das  U.-B.  f.  O.-Oest.  1,  217.  2,  2ö7.  294.  295.  296, 
M.,  Bab.  67,  47.  68,  48,  Caes.  Ann.  1,  Dipl.  76  weisen  Herrand  als 
Zeugen  des  Herzogs  Ottacker  in  fast  ununterbrochener  Jahreafolge  von 
1180 — 1191  auf;  die  meisten  Urkunden  sind  in  und  um  Admont  ausge- 
stellt, U.-B.  1,  720  (J.  1190)  in  Salzburg,  U.-B.  f.  O.-Oest.  2,  296.  296 
(J.  1191  nach  dem  15.  IV.)  in  Ens.  So  bekannt  war  Herrand  von 
Wildon  als  Zeug^  vieler  Urkunden  seines  Herzog^,  dass  man  ihn  auch 
auf  Fälschungen  des  13.  und  14.  Jahrhunderts  setzen  zu  müssen  glaubte, 
vgl.  U.-B.  1,  Ö92  (J.  1177).  632  (J.  1184). 

2  c.  1190».  .  .  Herzog  Ottacker  VIII.  (VI.)  stiftet,  im  Begriffe  nach  Je- 
rusalem zu  ziehen,  eine  tägliche  Messe  zu  Garsten.  U.  d.  Z.  Herrandns 
de  Wildonia.    U.-B.  O.-Oest  2,  294. 

3  U.-B.  8.  Paul  8.  60,  c.  LXXXI.  des  Cod.  tradit.  des  Abtes  Ulrich:  .  .  . 
postea  vero  cum  dux  Styrie  Liupoldus  senior,  curiam  aput  Grez  cele- 
brasset,  palefridum  VIII.  marcis  comparatum  illi  presentauimus.  Her- 
rando  ut  parti  nostre  faueret  IUI*"  marcas  non  immerito  dare  censuimua  .  . 
8chon  Ank.  Reg.  12,  571  vermuthet,  dass  Herrand  von  Wildon  hier  an- 
zunehmen sei.  Die  obige  Zeitbestimmung  i.  Texte  ist  von  Schroll  in 
der  Anm.  z.  St.  nach  Muchar;  vgL  auch  U.-B.  2,  3. 

*  M.,  Bab.  68,  50.  74,  65;  Ausserdem  kommen  in  Betracht  U.-B.  O.-Oest. 
2.  300.  M.,  Bab.  70,  54.  55.  71,  68  (1192,  Linz,  Graz,  Steier,  Ajrdagger), 
Urkunden  Herzog  Leopolds  V.  mit  Herrand  als  Zeugen. 


193 

Nach  Leopolds  V.  Tode  (1194,  31.  XII.)  übernahm  sein 
jüngerer  Sohn,  der  nachmalige  Leopold  VI.,  die  Regierung  der 
Steiermark  und  vereinigte  nach  dem  Tode  seines  älteren  Bruders, 
des  Herzogs  Friedrich  I.  von  Oesterreich  (f  1198, 16.  IV.),  die 
babenbergische  Macht  in  seinen  Händen. 

Herrand  von  Wildon  spielte  an  dem  Hofe  dieses  glänzen- 
den Fürsten  eine  nicht  im  wichtige  Rolle :  mehr  als  30  Urkunden 
des  Herzogs  aus  den  Jahren  1195—1222  liegen  vor,  die  Herrand 
unterschrieben  hat.  ^     An  welchem  der  zahlreichen  Kriegszüge 


*  Ich  verzichte  darauf,  alle  hier  in  Betracht  kommenden  Urkunden  aus 
M.,  Bab.,  U.-B.  O.-Oest.,  F.  R.  A.  II,  11,  34  auszuziehen;  sie  weisen  theils 
steierische,  theils  österreichische  Ausstellungsorte  (Wien,  Linz,  Wels, 
Neubur^,  Stadelau)  auf.  Nachstehende  Belege  für  seine  Stellung  an 
Herzog  Leopolds  VI.  Hofe  und  sonst  bietet  das  U.-B.,  Bd.  2 :  Herrand 
Ton  Wildon  Zeuge  Herzog  Leopolds  VI.  für  Seitz,  1196  .  .  .  Mar- 
burg, U.-B.  2,  n.  11,  S.  33;  für  Admont,  1196.  8.  IIL  Graz,  16,  39;  für 
Admont  1201,  28.  VIIL  Admont,  43,  73;  für  Seckau,  1202,  4.  VI. 
50,88;  für  Victring,  1202  .  .  .,  60,  101;  für  Gurk  Domstift,  1203, 
29.  XL  Friesach,  63,  lOö;  für  Victring,  1203,  29.  XL  Friesach,  64,  106; 
fdr  Göss,  1203  (XI./XII.)  Friesach,  65,  108;  für  Reun,  1206  .  .,  78,  121; 
fdr  Gleunk,  1207  (nach  Juli)  Linz,  81,  126;  für  Roun,  1210,  24.  X. 
Stallhof  bei  Gradwein  (?),  108,  166;  für  Spital  am  Semmering,  1211,  18. 
Vn.  Graz,  113,  170;  für  Reun,  1211  .  .  .,  116,  175;  für  S.  Lambrecht, 
1214,  16.  VIL  Graz,  130,  201;  für  Reun,  1217  Juni  .  .,  147,  219;  für 
Domstift  Seckau,  1220  (c.  16.  X.  Neunkirchen),  176,  261.  —  Herrand 
Ton  Wildon  in  Urkunden  Herzog  Leopolds  VI.  besonders  aus- 
gezeichnet: für  Seitz  1195  .  .  .  Marburg,  erster  Zeuge,  U.-B.  2,  n.  11, 
8.  33;  für  Admont,  1196,  8.  III.  Graz,  erster  Zeuge  nach  den  Geist- 
lichen, U.-B.  2,  16,  39;  (für  Seckau,  1202,  2.  VL  Admont,  zweiter 
Zeuge,  U.-B.  2,  49,  86  Fälschung);  für  Reun,  1210,  24.  X.  Stallhof  bei 
Qradwein(?),  erster  Zeuge,  U.-B.  2,  108,  166;  für  Reun,  1211  .  .  ., 
Hec  .  .  institutio  .  .  coram  ministerialibus  nostris  recitata  et  testium 
sabscriptorum  roborata  astipulatione.  qui  dum  plurimi  adessent,  eorum 
ttntom  nomina  hie  intitulata  sunt  qui  inter  ceteros  digniores  fuerunt, 
capellani  ducis  .  .  .  .,  ministeriales  Herrandus  de  Wildonia  etc.  U.-B. 
2,  116,  175;  für  S.  Lambrecht,  1214,  16.  VII.  Graz,  erster  Zeuge  nach 
den  Geistlichen,  U.-B.  2,  130,  201;  für  Reun,  1217,  Juni  .  .  .,  erster 
Zeuge,  U.-B.  2,  147,  219;  für  Domstift  Seckau,  1220  (c.  16.  X.  Neun- 
kirchen) erster  Zeuge,  U.-B.  2,  176,261.—  In  anderen  Urkunden:  Erz- 
bischof Adalbort  von  Salzburg  für  Admont,  1197,  28.  II.  Leibniz,  zweiter 
Zeuge  nach  den  Geistlichen,  U.-B.  2,  >20,  43;  Erzbischof  Eberhard  II.  für 
Göss,  1203  (XI./XII.)  Friesach,  erster  Zeuge  nach  den  Geistlichen, 
Ü..B.  2,  66,  108;  Erzbischof  Eberhard  IL  für  Herzog  Leopold  VI.,  1208, 
31.  III.  Kloster  Neuburg,  erster  steierischer  Ministeriale  nach  den  Cirafen, 

ArckiT.  Bd.  LH.  I.  H&lfte.  13 


194 

seines  Herrn  er  theilgenommen  hat;  lässt  sich  schwer  fest- 
stellen :  den  spanischen  Kreuzzug  desselben  (1212)  könnte  er 
mitgemacht  haben^  denn  er  befand  sich  am  8.  VIII.  1212  mit 
dem  Herzoge  in  £ns,  von  wo  derselbe  nach  dem  Westen 
zog ;  ^  wahrscheinlicher  dünkt  mich  dies  von  Herrands  ältestem 
Sühne  Hartnid.  Dass  Herrand  des  Herzogs  Zug  nach  Äegypten 
(1217 — 1219,  1.  Mai)^  nicht  mitgemacht  habe,  beweisen  zwei 
Urkunden  vom  9.  I.  1219  und  vom  21.  XII.  1220;»  wahr- 
scheinlich hat  ihn  sein  hohes  Alter  daran  gehindert.  Der 
Herzog  war  dem  alten  Wildonier  auch  persönlich  gewogen  und 
hat  manchen  Streit   desselben   mit  Klöstern   und  Stiftern  nach 


U.-B.  2,  88,  137;  Erzbischof  Eberhard  II.  für  Reun,  1219,9.  I.  Leibniz, 
erster  Zeuge  nach  den  Geistlichen,  U.-B.  2,  162,  246. 
^  Ich  weiss  nicht,  woher  Much.  5,  63  die  Nachricht  hat,  dass  Leopold  VI. 
im  April  1212  (Enser  Stadtrecht  von  22.  IV.,  1212  Ens,  Herrand  von 
Wildon  Zeuge,  M.,  Bab.  109,  99)  nach  Spanien  gezogen.  Nach  der  chro- 
nologischen Uebersicht  bei  M.,  Bab.  276  ist  Leopold  VI.  am  21.  V.  in 
Nürnberg,  am  10.  VII.  1212  in  Passau  und  am  8.  VIII.  schon  wieder  in 
Ens.  Die  Schlacht  von  Tolosa,  zu  der  Leopold  VI.  zu  spät  kam,  f&Ut 
nach  Much.  5,  64  auf  den  19.  VII.  1212.  Die  Zeit  vom  10.  VII.  (Passau) 
bis  8.  VIII.  (Ens)  reichte  nicht  hin  zu  einem  Zuge  nach  Spanien  and 
zu  ,einigem  Aufentbalte  bei  Peter  von  Arragon*;  eher  die  vom  8.  VIII. 
1212  (Ens)  bis  14.  II.  1213  (Regensburg).  Leopolds  Zug  muss  wohl  in 
den  Herbst  fallen;  dasselbe  scheint  auch  Mayer  anzunehmen,  indem  er 
1,  51  sagt:  ,Leopold,  aus  Spanien  zurückgekehrt,  scbloss  sich  ihm  an 
(1213)S  er  spricht  von  K.  Friedrich  II.  Für  die  im  Texte  aufgestellte 
Vermnthung  ist  diese  Frage  unerheblich,  indem  Herrand  von  Wildon 
beide  Enser  Urkunden  des  Herzogs  unterschrieben  hat  (M.,  Bab.  109,  99 
und  110,  103). 

2  Sieht  man  von  der  streitigen  Urkunde  M.,  Bab.  122,  151  ab,  so  fertigt 
Herzog  Leopold  VI.  am  24.  VI.  1217  noch  in  Klosterneuburg  eine  Ur- 
kunde aus,  am  9.  VII.  oder  doch  Mitte  dieses  Jahres  (M.,  Bab.  Anm. 
385)  steht  er  schon  zu  Glemona  in  Friaul;  die  erste  Urkunde  nach 
seiner  Rückkehr  ist  datirt:  Wien  7.  X.  1219;  M.,  Bab.  122,  150.  152. 
123,  155.  Die  Rückkehr  von  der  Kreuzfahrt  verlegt  Much.  5,  88  nach 
quellenmässigen  Belegen  auf  das  Ende  1219,  die  Abfahrt  von  Damiata 
Mayer  (1,  51)  auf  den  1.  V.  1219. 

3  U.-B.  2,  162,  245:  1219,  9.  I.  Leibniz.  Erzbisrliof  Eberhard  IL  von  Salz- 
burg schlich  tot  auf  dem  Capitcl  in  Leibniz  einen  Zwist  zwischen  Renn 
und  dem  Pfarrer  von  S.  Lorenzen.  Zeugen  .  .  .  Herrandus  de  Wildonia, 
Hertnidus  et  Vlricns  filii  ipsius;  U.-B.  2,  173:  1220,  21.  XIL  .  .  . 
Herraudus  de  Wildoui  leistet  dem  Hospital  Cerewald  Genugthuung  pro 
damno,  quod  .  .  fcrerat  duec  Liupoldo  in  partibus  ultramarinis  in  dei 
Servitute  manente. 


195 

Kr&ften  geschlichtet,  auch  Familien  Urkunden  desselben  wieder- 
holt bestätigt.  Zum  letztenmale  erscheint  Herrand  im  Gefolge 
seines  Herrn  in  Wels  im  Jahre  1222.  ^  Bald  darauf  ist  er 
gestorben.  In  welchen  Beziehungen  Herrand  zu  dem  oben 
erwähnten  Hartnid  gestanden,  lässt  sich  nicht  erweisen. 

Herrand  hatte  einen  Bruder  Namens  Rieh  er,  der  von 
1182 — 1188  urkundlich  bezeugt  ist.  ^  Dieser  hat,  wie  ich 
S.  189,  Anm.  1  wahrscheinlich  zu  machen  gesucht,  den  Kreuz- 
zug Kaiser  Friedrichs  I.  von  1189  mitgemacht;  auf  diesem  ist 
er  wahrscheinlich  geblieben.  Nach  seiner  Stellung  in  den  Ur- 
kunden war  Richer  der  jüngere  Bruder. 

Vermählt  war  Herrand  mit  Gertrud,  der  jüngeren  Tochter 
des  Vollfreien    Leutold  von  Gutenberg  oder  Waltstein.    Ist  v. 
Zahns  Vermuthung  z.  U.-B.   1,  559  richtig  —  die  in  der  An- 
merkung zusammengestellten  Urkunden  lassen  wohl  nicht  zwei- 
feln — ,   so  hat  Herrand  um  seine  Gertrud  stürmisch,  aber  doch 
echt  ritterlich  geworben:    er  und   Wilhelm  von  Heunburg  ent- 
führten gewaltsam  Leutolds  Töchter   Gertrud    und    Kunigunde 
und  behaupteten  ihren   Raub  in    ritterlicher  Fehde   gegen   den 
Alten,    den    sie   schlugen    und  mit   seinen  Verbündeten   in  die 
Flucht  jagten ,    wobei    sie    fünfzig  Edle    fingen.  ^     Erzbischof 


1  M.,  Bab.  131,  180. 

'Ü.-B.  1,  619:  1182,  29.  XI.  Graz.  Herzog  Ottacker  VIII.  bestätigt 
Seckaner  Privilegien.  Zengen  ....  Herrant,  Richer  de  Wildonia.  U.-B. 
1,  639:  1185,  29.  IV.  Fischau.  Admont.  Urk.  Z.  Otaker,  dox  Styrensis  .  .  . 
Herrandus  de  Wildonia  et  frater  eins  Riehems.  U.-B.  1,  662:  c.  1185  .  .  . 
Herrandus  de  Wildonia  litem  quam  habuit  cum  fratribos  Admunteusibus 
pro  Ramisowi  .  .  .  abdicanit  .  .  .  tarn  pro  se  quam  nice  fratris  sui 
Richeri  .  .  .  praedictis  germanis  Herrando  et  Richero.  U.-B.  1,  693 
1188,  2.  VIII.  am  Krungelsee.  Herzog  Ottacker  für  Admont.  Zeugen  .  .  . 
Richenu  de  Wildonie.  Auf  dieses  Diplom  folgt  dann  noch  die  S.  189, 
A.  1  erw.  Urk.  des  U.-B.  2,  169  (1188  .  .  .  .)  duos  mansus  apud  Siginsdorf, 
<1Q08  Riehems  de  Wildonia  iens  Jerosoliinam  cenobio  tradendos  in  manum 
Ltntfridi  de  Eppenstein  delegauerat,  idem  Lantfridus  per  manum  Her- 
ludi,  fratris  Richeri,  super  altare  8.  Rlasii  tradidit. 

^  U.-B.  1,  ÖÖ9:  c.  1174  Liutoldus  do  Walstain,  euius  filias  duo  maiores 
de  Stirensibns  rapuerant  .  .  vgl.  den  Wortlaut  des  Briefes  S.  191,  Anm.  1.  — 
U.-B.  1,  631:  c.  1186  eröffnen  die  Reihe  der  Zeugen  hinter  einander 
Liatoldus  de  Outcnperch,  Herrandus  de  Wildon.  —  U.-B.  1,  685:  1187, 
1<  X.  Outenberg.  Herzog  Ottacker  bestätigt,  dass  quid?)ni  uobilis  Liu- 
toldus fidelifl  noster  de  Götenhcrch  partem  predii  sui  filiabus  .<mis  Chuni- 
^di  et  Gertrudi  potestatiua  manu  tradens  praesentibus   earum   maritis 

13* 


196 

Adalbert   von  Salzburg   schlichtete   den  Streit,   indem  er  den 
Alten    bewog,     den     Räubern    seine     Töchter    zu    verloben. 


Willehelmo    et    HerraDdo  .   .    .  istnm    fecit   exceptionem    etc.   —   U.-B. 

I,  686:  1187.  1,  X.  Gutenberp^.  Herzog  Ottacker  bestätigt  quod  qaedam 
nobilifl  matrona  Elisabeth  de  Gatenberch  presenti  marito  sno  domino 
Liutoldo,  presentibus  etlam  filiabns  suis  Chunigunde  et  Gertrade,  assi- 
dentibus  quoque  duobus  generis  suis  Willehelmo  et  Herrando  fecit 
exceptionem  de  omnibns  prcdiis  suis  .  .  .  at  istam  specialiter  tradendi 
pro   remedio    anime  sue   facultatem   haberet   etc.   —   Mit   Urkande   Yom 

II.  V.  1188  Woiz,  U.-B.  1,  688,  überträgt  dann  Liutold  von  Gatenberg 
Jherosolimam  in  armis  contra  inimicos  cracis  Christi  proficiscens  das  in 
N.  685  eximirte  Patronat  von  S.  Dionyseu  ob  Brack  a.  d.  Mar  seiner 
dritten  Tochter  Ottilie,  der  Aebtissin  von  Göss.  Die  Reihe  der  Zeugen 
eröffnet  comes  Vln'cas  de  Hunenbarch  et  filius  eins  comes  Willehelmas, 
der  erste  Schwiegersohn  Liatolds.  Nachdem  Liutold  and  seine  fromme 
Gattin  durch  Schenkungen  für  ihr  Seelenheil  reichlich  g^sorg^  (vgl.  aach 
U.-B.  1 .  689  ff.),  zog  Liutold  in  das  heilige  Land ;  er  scheint  nicht  mehr 
zurückgekehrt  zu  sein.  —  U.-B.  2,  78,  120:  1206  .  .  .  Herzog  Leopold  VI. 
bezeugt,  dass  Elisabeth  von  Gutenberg  pium  votum  viri  sai  Leatoldi 
secuta  dem  Kloster  Renn  die  Alpe  Necistal  geschenkt  habe.  U.  d.  Z. 
Herra(n)du8  de  Wildonia.  Diese  Schenkung  hat  1260,  22.  L  Graz,  Ulrich 
von  Wildon,  Herrands  Sohn,  bestätigt  und  1260,  25.  Xll.  Graz,  emeaert, 
D.  St.  2,  18,  Run.  14;  2,  25,  Run.  23;  besser  Jo.  Arch.  C.  778»  and  784»; 
8.  S.  235,  Anm.  3  u.  4.  —U.-B.  2,  129,  197—200:  1214,  27.  VT.  Steier. 
Herzog  Leopold  VI.  bestätigt,  dass  Elisabeth,  Gemahlin  Leatolds  von 
Gutenberg,  genannte  Güter  durch  die  Hand  Virichs  von  Pekah  dem 
Kloster  Göss  mit  Zustimmung  ihrer  Töchter  Kunigunde  und  Gertraud 
und  ihrer  Schwiegersöhne  Grafen  Wilhelm  von  Hunenburg  und  Herrands 
von  Wildon  vermacht  hat.  Diese  nach  dem  Tode  der  Frau  Elisabeth 
ausgestellte  Urkunde  enthält  die  Bestätigung  und  Zusammenfassung  einer 
Reihe  vorausgegangener  Acte  und  zwar:  a)  der  Exccption  des  Leatold 
und  der  Elisabeth  von  Gutenberg,  vom  Jahre  1187,  1.  X.  U.-B.  1,  685 
und  686;  b)  der  Bestätigung  derselben  durch  Herzog  Ottacker  in  Gras 
(1187 — 1192);  c)  der  wiederholten  Uebergabe  der  für  Göss  bestimmten 
Güter  an  Herrn  Ulrich  von  Pekah  vor  Herzog  Leopold  VI.  (1195  — 
1206);  d)  dass  Ottilie  Aebtissin  von  Göss,  Tochter  Loutolds  und  der  Elisabeth 
von  Gutenberg,  den  Herzog  von  Oesterreich  und  Steier  in  der  Vogtei 
der  übertragenen  Güter  zu  Veitkirchen  und  zu  Graz  post  mortem  matris 
bestätigt  habe  (c.  1210);  e)  dass  die  dolegatio  der  Güter  für  Göss  and 
zwar :  Patronat  von  S.  Veit  in  Prllep  samt  dem  ganzen  Besitz  in  Prilep, 
ein  Gut  ein  Chotich,  ein  Hof  in  Mecl,  4  Mansus  eines  Guts  in  Hettins- 
dorf  in  Oesterr.  samt  perchrecht,  vor  Herzog  Leopold  VI.  und  zahlreichen 
benannten  Zeugen  in  Weiz  stattgefunden  habe  (1195 — 1210);  f)  dass 
ferner,  dum  post  annos  aliquot  praedicta  matrona  viam  aniversae  camis 
ingressa  esset  et  in  ecclesia  Gossensi  .  .  .  tumulata  fuisset  (c.  1210),  die 
Delegation    der  Güter    an    GÖss    durch   Ulrich   von    Pekah   vor    Zeugen 


197 

Herrand  äbei'gab  seine  Braut;  die  er  während  der  ganzen  Zeit 
ihrer  Gefangenschaft  weder  gesehen  noch  gesprochen^   sondern 


erfolgte.  Die  den  einzelnen  Acten  beigesetzten  Jahreszahlen  sind  dem  im 
k.  k.  H.-H.-St.-A.  befindlichen  Exemplare  der  D.  St  1,  30—34,  Goss.  17, 
wo  sie  mit  Blei  am  Rande  des   Abdruckes   beigesetzt  sind,   entnommen. 
—  Dass  Lintold  von  Waltstein  der  Urkunde  von  1174  (Ü.-B.  1,  Ö59)  in 
der  That  der  so  oft  genannte  Leutold  von  Gutenberg  ist,   Ifisst  sich  be- 
weisen ;  die  Familie  hat  ihren  Namen  gewechselt :  Leutolds  Urgrossvater 
Ifaganos,  sein  Vater  Leutold  und   er   selbst  nannten  sich    bis    1165  de 
Sancto  Dionysio  nach  dem   Orte  und  der  Kirche   S.   Dionjs  bei  Brück 
(U.-B.  1,  323.  344.  492);  unser  Leutold  (IL),   der  vor   llö2   schon    er- 
scheint (IJ.-B.   1,  323:   c.  1150   wird  am   Schlüsse   ein   Liutoldus   senior 
genannt),  nennt  sich  bis  1185,  29.  IV.  (IT.-B.  1,  639)  de  Waltstein,  vom 
24.  Vn.  dieses  Jahres  an  (U.-B.  1,  642)  aber  de  Gi^tenberch.  Die  Iden- 
ÜtSt  aber  ergibt  sich  aus  dem    Inhalte   der  Urkunden:   N.  344:    1152, 
29. 1.  Leibniz.  luta,  Witwe  Leutolds  von  S.  Dionys,  und  ihr  Sohn  Leutold 
flcbenken  dem  Erzbisthume  Salzburg  duo  castra  Wides  et  Waltsteine  .  .  . 
ecclesiam  quoque  S.  Dionjsii  .  .  .  hoc  tenore,  ut  si  predictus   Liutoldus 
de  legitinui  ingenuos  filios  susceperit,  ad  ipsos  pertineat  hereditas.  Diese 
Schenkung    kam    nicht   zu    Stande.     N.   492    (c.   1165)    heisst   in    einer 
Admonter  Urkunde  derselbe  Liutoldus  de  S.  Dionjsio  liber  homo  et  ad- 
▼ocatus  ipsius  ecclesiae  (seil.  S.  Dionjsii).     Die  schon  angeführten  NN. 
685  and  688  aber  zeigen,  wie  1187/8  Leutold  das  Patronat  von  S.  Dionys 
vom  Erbe  seiner  verheiratheten  Töchter  ausnimmt  und  dann  dem  Kloster 
GSss  schenkt     Gutenberg,    Waldstein    und  Weiz   finden   wir   spSter   im 
Besitze  von  Herrands  von  Wildon  Sohne,  Leutold  I.,  und  sie  gehen,  mit 
Ausnahme    von  Waldstein,    durch   die    Verlieirathung    der   Tochter    des 
Letzteren,  Gertrud,  mit  Albero  von  Kuenring  an  das  Geschlecht  Kuenring- . 
Damstein  über.   —    Dass  Leutold   und   Elisabeth   von  Gutenberg  Söhne 
gehabt  haben,  möchte  ich  bezweifeln.  In  welchem  Verhältnisse  Wichard 
von   Waldstein    (U.-B.    1,   685,   668   und   686,   670:    1187,  1.  X.    Guten- 
berg.    U.  d.  Z.  .  .  .  Wichart  de  Waltstein  et  Walther  frater  eins,    un- 
mittelbar  vor    den   milites    propra    domini    Liutoldi;    U.-B.   2,    76,    119: 
1206,  14.  VIII.  Admont.     Herzog   Leopold  bestätigt  Kloster  Admont  im 
Besitze   eines   von   Elisabeth   von  Gutenberg  durch  Ulrichs  von  Pekkah 
Hand  geschenkten  Gutes  in  Feustritz  und  fügt  bei,    quod    idem  predium 
a  domino  Wichardo  de  Walstein,   qui   hoc   in   vadimonio  sibi   depositum 
afferebat,  amicabiliter  .  .  .  fratres  Admuntenses  absoluerunt;  U.-B.  2,  129, 
200:  1214,  27.  VI.  Steier.  U.  d.  Z.  .  .  .  Vvichardus   et   frater   eins  Liu- 
toldus de  Uvaltstein  .  .  .;  U.-B.  2,  219,  312:  1224,  1.  VIII.  Renn  Z 

Wichardns  et  filius  eins  Dietmarus  de  Waltesteine)  zur  Familie  von 
Ontenberg  gestanden,  lässt  sich  nicht  erweisen ;  dass  die  Verwandtschaft, 
falls  äberhaupt  eine  solche  existirte,  nur  eine  sehr  entfernte  gewesen, 
icheint  aus  den  angeführten  Urkunden  hervorzugehen.  —  Auch  Träger 
des  Namens  Gutenberg  erscheinen  wiederholt;  so:  Rudogerus  et  Otto  de 
G&tenberc  1223,  vgl.  S.  215,  Anm.  3;  Wichard  von  Gutenberg  mit  einem 


198 


einer  vornehinen  Verwandten,  der  einstigen  Gemahlin  Friedrichs 
von  Pettau,  ^  anvertraut  hatte,  wieder  ihren  Eltern.  Das  war 
im  Juni  1174,  bald  darauf  wird  die  Vermählung  stattgefunden 
haben,  ^  denn  schon  circa  1190  heisst  es  in  einer  Ädmonter  Ur- 
kunde (U.-B.  1,  706):  Herranduscum  filiis  suis  ad  versus  monaste- 
rium  habit§  liti  penitus  renunciavit.  Das  klingt  so,  als  ob  Her- 
rands Söhne,  deren  ältester,  wofern  er  nicht  vor  seiner  Ehe  mit 
Gertrud  schon  einmal  verheiratet  war,  höchstens  fünfzehn  Jahre 
alt  war,  schon  in  so  zartem  Älter  an  des'  Vaters  Fehden  theilge- 
nommen  hätten.  Gertrud  brachte  ihrem  Gatten  schöne  Güter, 
Gutenberg,  Waldstein,  Weiz.  8ie  dürfte  vor  1189  gestorben 
sein;  denn  in  den  Aufzeichnungen  des  Äbtes  Isenrik  von 
Ädmont  (1178 — 1189)  ist  ein  Jahrtag  der  Gertrud  von  Wildon 
erwähnt,  an  welchem  die  Conventualen  Fische  erhielten,  das 
war  der  6.  December.  3 

Wir   kennen    vier   Söhne    Herrands:    Hartnid,    Leutold, 
Ulrich,   Richer;    Hartnid,   der   Aelteste   (seit  1208),   starb   vor 


Sohne  Walther  bei  Much.  5,  99  z.  J.  1224;  5,  345  z.  J.  1271.  —  Liebold 
and  Ulrich  von  Gatenberg  bei  Mach,  o,  107  z.  J.  1227  sind  wegen  Gleich- 
heit der  Sache  und  der  Zeit  (Governiz)  für  die  Wildoner  Leutold  and 
Ulrich  za  halten;  vgl.  U.-B.  2,  236.  Muchar  ist  übrigens,  sobald  die 
Belege  fehlen,  bei  der  ungehenren  Zahl  von  Urkunden,  die  er  für  sein 
Werk  excerpirte,  und  bei  der  Leichtigkeit,  sich  öfter  zu  irren,  nur  mit 
Vorsicht  zu  benützen;  er  wird  oft  recht  verworren,  z.  B.  5,  105  bei  der 
Darstellung  der  Govemizer  Affaire  mit  dem  Leopold  von  Gutenberg  in 
Anm.  1.  —  Indess  treten,  wie  das  Reg.  von  Goeth  zeigt,  noch  bis  ins 
14.  Jahrhundert  Edle  von  Gatenberg  und  Waldstein  auf,  z.  B.  1254  eine 
Edle,  Gertrude  von  Waldstein,  bei  Much.  3,  198. 
^  Ich  vermuthe  unter  der  ,nobilis  femina  cognata  eiusdem  H.,  uxor  qaon- 
dam  F.  de  Bettowe*  Benedicta,  Friedrichs  von  Pettau  Gemahlin,  die  am 
1145  schon  Witwe  war  und  deren  Tochter  mit  einem  Lantfried  von 
Eppenstein  vermählt  war  U.-B.  1,  244.  Diese  Benedicta,  eine  nahe  Ver- 
wandte Herrands,  würde  am  natürlichsten  die  Verbindung  zwischen  den 
Wildoncrn  und  Pettauern,  so  wie  Eppensteinern  herstellen,  kann  aber 
freilich  die  Thatsache,  dass  Schloss  Eppenstein  1263  in  den  Händen  der 
Wildoner  ist,  nicht  erklären. 

2  Lusch.,  Beitr.  9,  133  nimmt  das  Jahr  1187  an,  mit  Berufung  auf  D.  8t. 
1,  28  und  30  gleich  U.-B.  1,  685  und  686;  mit  Rücksicht  auf  die  Er- 
wägungen im  Texte  möchte  ich  meine  Anschauung  aufrecht  erhalten. 

3  W.,  Adm.  2,  28  und  235  ,de  anniversario  Gertrudis  uxoris  domni  Herrandi 
de  Wildonigen  Nicholai  episcopi'. 


199 

dem  Vater  (um  1220),  ebenso  Richer;*  Leutold  und  Ulrich 
aberlebten  denselben. 

Dass  er  auch  Töchter  gehabt,  geht  hervor  aus  einer  noch 
anzuführenden  Urkunde  von  1215,  21.  III.  Wien:  ,adhibito 
Hertnidi  et  aliorum  puerorum  meorum  utriusque  sexus  consilio 
et  consensu.  ^ 

Von  dem  Leben  Herrands  wissen  wir,  abgesehen  von 
seinen  Beziehungen  zu  den  Landesfursten,  wenig.  Gleich  den 
meisten  seiner  Standesgenossen  erlaubte  er  sich  manche  Ueber- 
griffe  gegen  Klöster  und  Kirchengut  und  suchte  in  alten 
Tagen  derlei  Gewaltthätigkeiten  durch  fromme  Schenkungen 
wieder  zu  sühnen. 

Gegen  Admont  bewies  er  sich  wiederholt  sehr  nachgebig 
und  freigebig,  ganz  entsprechend  den  Gesinnungen  seines 
Gebieters  Ottacker.  ^  So  hatte  er  gemeinsam  mit  seinem  Bruder 
Richer  ein  Admonter  Gut  in  der  Ramsau  bei  Schladming  in 
Anspruch  genommen,  später  aber  tum  iustitie  intuitu,  tum  pro 
bonis  nostris  (seil,  fratrum  Admuntensium)  darauf  verzichtet 
und  einen  Theil  seines  eigenen  Besitzes,  der  an  den  admon- 
tischen  grenzte,  dem  Kloster  geschenkt,  im  eigenen  und  des 
Bruders  Namen.  Als  dann  der  Herzog  Ottacker  eben  jenes 
Gut  —  wohl  das  von  Herrand  geschenkte,  der  ja  sein  Ministeriale 
war,  —  als  sein  Eigenthum  beanspruchte,  vermochten  ihn 
Herrand  und  Richer,  demselben  zu  entsagen,  und  wiederholten 
ihre  Abdication  (c.  1185).^  In' der  langen  Reihe  der  Schenkun- 
gen, welche  eine  Admonter  Tradition  von  1185,  25. — 27.  XII. 
aufweist,  finden  wir  unseren  Herrand  zweimal:  einmal  über- 
gibt er  20  Mansus  im  Auftrage  des  Ortolf  von  Graeze,  dann 
faeisst  es  weiter,    tercio   post   hcc   die  Herrandus    de  Wildonia 

*  U.-B.  2,  234:  ego  Livtoldus  et  Viridis  de  Wildonia  .  .  .  quandam  dona- 
tionem  quam  pater  noster  beate  memorie  dominus  Herrandus  de  Wil- 
donia pro  remedio  anime  fratris  nostri  Kicheri  manu  potestatiua  choro 
Salzburgensi  donauit  .  .  .  confirmauimus  rat(i)habitione.  Das  Originale 
de«  k.  k.  H.-H.-8t.-A.  ist  undatirt,  v.  Zahn  datirt  c.  1225;  da  nur  Herrands 
Tod  erwShnt  wird,  so  kann  die  Urkunde  ledig^lich  nach  1222  gesetzt 
werden. 

3  U.-B.  2,  133,  205;  s.  S.  203,  Anm.  4. 

*  Auf  Admonter  Urkunden  finden  wir  ihn  auch  ohne  seinen  Gebieter  öfter 
als  Zeugen:  c.  1185  Schenkung  Starcbants  von  Getzendorf  U.-B.  1,  667; 
c.  1186  Schenkung  Ortliebs  von  Fischau  U.-B.  1,  681. 

A  U.-B.  1,  662,  c.  1185  .  .  . 


200 

predium  Meinhardi  proprii  militis  sui  seil,  sex  mansus  in 
Oisnitz  und  einen  Weinberg  bei  Aframberg,  beides  in  der 
Nähe  von  Wildon,  pro  duabus  filiabus  ipsius  Meinhardi  apud 
nos  suseeptis  super  altare  St.  Blasii  delegauit  potenti  manu.  < 
Ein  andermal  hatte  er  ein  Waldstück  in  Gamner  im  Lavant- 
thal  bei  Obdach  unrechtmässig  in  Besitz  genommen  und  erst 
auf  wiederliolte  Klagen  der  Brüder  von  Admont  sich  zu  einem 
Schiedsgerichte  in  Weissenkirchen  cum  amicis  et  fidelibus  suis 
eingefunden.  Das  Schiedsgericht  war  zusammengesetzt  aus  Welt- 
lichen und  Geistlichen  admontischer  Wahl,  die  sich  duitsh 
provectiores  ac  meliores  de  Ilerrandi  familia,  also  aus  seinem 
Gesinde,  Richker,  Gundaker  und  Dietmar  den  Schaffner,  er- 
gänzten und  dann,  nach  commissioneller  Begehimg  des  strittigen 
Berghanges,  das  Recht  sprachen.  Nach  geschehener  Grenz- 
theilung,  fahrt  die  interessante  Urkunde  fort,  Herrandus  termi- 
norum  suorum  designationem  de  manu  nostra  suscipere  postu- 
lauit,  ea  utique  intentione,  ut  prius  violenter  possessa  securiore 
deinceps  conscientia  possideret.  Dann  leistete  er  mit  seinen 
Söhnen  Verzicht  (c.  1190).  2 

Als  Herrand  mit  dem  Kloster  St.  Lambrecht  Ende  1202 
wegen  eines  Waldes  zwischen  den  Bächen  Teigitsch  und  Graden 
im  Kainachthal  bei  Piber,  quod  uiolenter  usurpasset  sibi  siluam, 
im  Streite  lag,  legte  sich  Herzog  Leopold  ins  Mittel,  sprach  dem 
Kloster  den  Wald  zu  und  bewog  dann  den  Abt  consilio  et 
petitionc,  seinen  Ministerialen  mit  einem  Gute  am  Graden- 
bache zu  belehnen  und  stellte  eine  Urkunde  aus,  kraft  welcher 
er  in  predio  a  ministeriali  nostro  de  Wildooia  coram  nobis 
obtento  auf  seine  landesherrlichen  Rechte  lantgerüh,  marck' 
dinest,  foytreth  verzichtete.  Letztere  Urkunde  hat  dann  Herrand 
von  Wildon  als  erster  Zeuge  gefertigt.  ^ 


1  U.-B.  1,  649,  627.  628:  1185.  25—27.  XII.  Admont 

2  U.-B.  1,  706:  c.  1190  ..  .  Weizzenkirchen.  Luach.,  Beitr.  8,  121—124 
hat  die  Ausdehnung  des  Namens  Gamarana  oder  Gamner  genau  bestimmt 
und  datirt  die  vorliegende  Urkunde  auf  c.  1195,  was  mit  Rücksicht  auf 
die  Theilnahmo  von  IJerrands  Söhnen  an  der  Versöhnung  eher  statt- 
haben dürfte. 

3  U.-B.  2,  56:  1202.  13.  XII.  Wien  und  57:  1202,  13.  XII.  Gras  (!).  — 
Diesen  Besitz  Hess  sich  der  Abt  von  S.  Lambrecht  im  Jahre  1255  von 
dem  damaligen  unp:arischen  Landeshauptmanne  Stephan,  Banns  von  Sla- 
vonien,  neuerdings  bestätigen.  Jo.  Arch.  C.  732'. 


201 

Als  Spender  für  Stift  Seekau  lernen  wir  Herrand  kennen 
in  einer  Bestätigungsnrkunde  Erzbischof  Eberhards  II.  von  Salz- 
burg vom  11.  XII.  1208  Salzburg:  ex  dono  domini  Alberti  de 
Epenstein  Liupoltsdorf^  Chappel,  Chrawat,  ex  dono  Lantfridi  filii 
eins  Gobemiz  cum  omnibus  attinenciis  suis,  ex  dono  domini 
Herrandi  de  Wildonia  Siginsdorf  etc.  *  Zu  den  eben  erwähnten 
Schenkungen  der  Eppensteiner  an  Stift  Seckau  gehörte  auch  ein 
Qut  Landschach  (Lontscacherbach),  über  welches  die  Wildoner, 
als  sie  das  Erbe  der  Eppensteiner  antraten,  —  der  Rechtstitel  ist 
nicht  bekannt,  aber  Landfried  von  Eppenstein  heisst  1242  in 
einer  Urkunde  Ulrichs  I.  von  Wildon  ,parens  noster'  und 
,£ppenstaein  castrum  nostrum'  —  die  Vogtei  in  Anspruch 
nahmen,  welche  dann  das  Stift  von  Herrand  und  dessen 
Nachkommen  wiederholt  ablöste.  Auch  die  zuerst  genannten 
Schenkungen  der  Eppensteiner  wurden  von  Herrand  und  seinen 
Söhnen  beansprucht  und  gewaltsam  weggenommen;  in  dem 
Streite,  der  darüber  ausbrach,  fugten  Herrand  und  Hartnid, 
sein  ältester  Sohn,  den  Besitzungen  des  Stiftes  zu  Kumberg 
am  Schöckel  grossen  Schaden  zu,  wofür  sie  dann  aber  durch 
eine  Schenkung  in  Prenning  bei  Deutsch-Feistritz  Ersatz  zu 
leisten  suchten;  Governiz  jedoch,  bei  Knittelfeld,  behielten  sie 
bis  zu  ihrem  Tode;  und  ihre  Erben,  Leutold  und  Ulrich  von 
Wildon,  stellten  es  erst  auf  Intervention  Herzog  Leopolds  VI. 
1227  gegen  Entschädigung  von  50  Mark  zurück,  behielten 
jedoch  die  Vogtei  darüber.^ 

Belehrend  über  das  Gebahren  der  Ministerialen  in  des 
Herzogs  Abwesenheit  auf  dem  Kreuzzuge  (1217  bis  Mitte  1219) 
i«t  eine  das  Spital  am  Semmering  betreffende  Urkunde  vom 
21.  XII.  1220.  Herrand  lag  damals  in  Fehde  mit  Hartnid  von 
Ort  und  schädigte  das  genannte  Hospital  in  seinem  Besitze; 
die  Fehde  kostete  Geld,  und  Herrand  musste  Güter  verpfänden, 

'U.-B.  2,  91,  143:  1208,  11.  XII.  Salzburg.  Dieselbe  Schenkung  der 
Eppensteiner  bewahrt  auch  das  Necrol.  Seccov.  (D.  St.  2,  355):  VIII. 
KaL  Mart.  (22.  Febr.)  Lantfridus  in  Eppenstein,  qui  dedit  nobis  curiam 
iD  Chrawat.  (D.  St.  2,  359):  IX.  Kai.  lul.  (24.  Juni)  Laentfridus  de 
Eppenstein  in  expeditione.  Hie  ultimus  filiorum  illorum  pergens  Jero- 
soljrmam  tradidit  nobis  praedium  omne  Goberritz,  quidquid  ibidem  habere 
poterat.  IV.  Kai.  lul.  (17.  Juni)  Albertus  de  Eppenstein.  Hie  dedit  nobis 
omne  praedium  suum  Capellen  in  Muertztal  et  alia.  Das  Necrolog.  ge- 
bort dem  14.  Jahrb.,  Mitte  (D.  St.  2,  364). 

'Vgl.  über  das  ganzeVerfaältniss  zu  Stift  Seckau  S.  215,  Anm.3bisS.216Anm.  3. 


202 

so  vier  Hüben  zu  Reibersdorf  bei  Hartberg  (Reiweinsdorf)  an 
den  Richter  von  Hartberg,  Peregrin.  Aber  das  genügte  nicht. 
Und  als  die  Hospitaliter  den  jungen  Ritter  Heinrich,  den  Neffen 
des  Hospitaliters  Tokelarius,  mit  zehn  Mark  Silbers  aus  dem 
heiligen  Lande  an  ihr  Hospital  schickten,  nahm  Herrand  ihm 
dies  weg.  Nach  des  Herzogs  Rückkehr  fUhrte  nun  der 
Hospitaliter  Siegfried  Klage,  und  Herrand  wurde  verhalten, 
das  geraubte  Geld  zurückzugeben;  da  er  es  nicht  konnte, 
schenkte  er  jene  vier  Hüben,  die  an  Peregrin  von  Hartberg 
verpfändet  waren,  Siegfried  aber  verglich  sich  mit  diesem  in 
der  Weise,  dass  er  zwei  Hüben  gleich  aus  der  Pfandschaft 
löste  um  fünf  Mark,  während  die  andern  zwei  nach  Peregrin's 
Tode  dem  Spitale  am  Semmering  zufallen  sollten.^ 

Die  Verluste  in  seiner  Familie  veranlassten  den  alten 
Wildonier  zu  verschiedenen  Schenkungen  :  so  bei  Richers  Tode 
an  das  Salzburger  Capitel  (S.  199,  Anm.  1)  und  dann,  als 
Hartnid  starb,  —  Ende  1220  oder  1221,  denn  in  einer  Schen- 
kungsurkunde der  Grafen  von  Pleien  1220  lebt  er  noch,  1222 
dürfen  wir  aber  nach  Herrands  Verschwinden  aus  den  her- 
zoglichen Urkunden  als  des  letzteren  Todesjahr  ansetzen; 
eine  Seckauer  Urkunde  seiner  Söhne  von  1223  bestätigt  diese 
Annahme  —  zu  einer  Schenkung  von  Gütern  in  Ranach  und 
von  ,perchreht'  bei  Gloggnitz,  und  von  drei  Hüben  zu  Eich 
im  Ensthale  an  das  Spital  am  Pyrn  1220.^ 

Erwägt  man,  wie  Vater  und  Sohn  für  ihre  Gewaltthätig- 
keiten  dem  Kloster  Seckau  genugzuthun  sich  bemühten  und 
dann  Herrand  nach  des  ältesten  Sohnes  Tode  in  einer  Reihe 
von  Schenkungen  zugefügtes  Unrecht  gut  zu  machen,  für  sein 
und  des  Sohnes  Seelenheil  zu  sorgen  sich  beeilte,  so  möchte 
man    fast    vermuthen ,    dass    der    Vater    in    einer    plötzlichen 


t  IL-B.  2,  17;^:   1220,  21.  XII.  .  .  . 

2  U.-B.  2,  184,  c.  1220  .  .  Lietzen  Herrandus  de  Wildonig:  trado  et  delego 
S.  Marie  ecclesieque  eius  supra  Pierin  h^bam  imam  aput  Ravnach  in 
septenario  fiiii  mei  Hartnidi  pro  remedio  anime  eius  ...  et  aput  Glokiniz 
iu8  nostrum  quod  dicitur  perchrehte  .  .  .  aput  Obirneiche  in  Enstal  tres 
h^bas  cum  manu  domini  nostri  ducis  Au8trie  et  Styrie  et  hoc  apnt 
l^zin.  Septenarium  steht  hier  in  seiner  ersten  Bedeutung  ,officiuiii  pro 
mortuis  per  Septem  dies  continuos*  Ducange.  Die  Datirung  im  U.-B. 
O.-Oest.  2,  184  (c.  1200)  ist  falsch.  Hartnids  Tod  kann  nicht  vor  1220 
(S.  204,  Anm.  2),  nicht  nach  1222  (8.  195,  Anm.  1)  fallen.  Das  ange- 
hängte Siegel  gleich  Beck-W.  F.  2. 


203 

Erimmkung^  des  Sohnes  und  in  dessen  Tode  einen  Fingerzeig 
des  Himmels  zu  erkennen  glaubte  und  so  zu  jenen  zahlreichen 
Spenden  veranlasst  wurde.  Diese  Anschauung  ist  der  Zeit  nicht 
fremd:  ich  erinnere  nur  an  die  Geschichte  jenes  Grafen  von 
PleieOyi  in  dessen  Tode  die  Zeitgenossen  die  verdiente  Strafe 
for  seinen  Angriff  auf  Stift  Reichersperg  erblickten,  oder  an 
die  Geschichte  von  Günther  von  Soune.^ 

Herrand  von  Wildon  hat  auch  das  Verdienst,  den 
Johanniterorden  in  Steiermark  eingeführt  zu  haben;  haben 
sich  die  frommen  Brüder  etwa  um  seinen  Bruder  im  Kreuz- 
loge  1189  Verdienste  erworben  ?  Als  Erzbischof  Adalbert  von 
Salzburg  dem  Orden  die  Kirche  zu  Uebersbach  bei  Fürsten- 
feld übertrug,  trat  Herrand  das  Patronat  an  derselben  ab 
(1197)  ;^  1215  schenkte  er  demselben  Orden  einen  Hof  ,Haslowe' 
bei  Fürstenfeld  ^  der  ihm  von  seinem  Lehensmanne  Konrad 
von  Lembuch  (Lewenboch)  ledig  geworden  war.^ 

*  AlbniD  der  Neffe  des  Stifters  von  Reichersperg,  Werners  von  Pleien, 
haUe  1090  oder  1091  eine  Schenkung  des  Letzteren  an  das  Stift  und 
den  Grand  des  Stiftes  selbst  an  sich  zu  reissen  gesucht,  ja  die  Cleriker 
iroti  der  Warnung  des  in  Reichersperg  als  Mönch  lebenden  Oheims  ver- 
trieben. Die  Gründungsgeschichte  von  Reichersperg  (Mon.  Boic.  3,  393  ff.) 
beseichnet  seinen  und  seines  Helfershelfers  plötzlichen  Tod  eilf  Tage 
nach  dem  Ueberfalle  des  Klosters  als  göttliches  Strafgericht.  Tangl  in 
Mitth.  des  bist.  Vereins  für  Steiermark  IV.  133  f. 

'  Oiinther  aus  dem  Hause  Puzol  oder  Hohenwart  hatte  den  Abt  Wolwold 
▼on  Admont  im  Jahre  1 137  zu  Tode  misshandelt  (M.  G.  9,  Ö78,  Admont. 
Chron.)  und  war  dem  Kirchenbanne  verfallen.  Als  er  im  Jahre  1140  im 
Kampfe  König  Konrads  III.  gegen  Heinrich  den  Stolzen  von  Baiern- 
Sachsen  vor  Regensburg  verwundet  wurde,  erblickte  er  hierin  Gottes 
Fiogerzeig  und  suchte  sich  durch  reiche  Schenkungen  an  Salzburg,  Gurk, 
Admont  und  mehrere  andere  Klöster  Lossprechung  vom  Banne  und  eine 
Grabstätte  in  Admont  zu  sichern.  Tangl,  Günther,  der  letzte  Markgraf 
▼on  Soune,  in  Mitth.  VI.  94—97. 

'  U.-B.  2,  27:  1197.  Nur  den  ersteu  Act  des  Regestes  (Patronat  von 
Uebersbach)  kann  ich  in  der  Urkunde  finden,  nicht  aber  den  zweiten 
(Dotation  der  genannten  Kirche  durch  Tausch  mit  Zehenten  an  ge- 
nannten Orten):  .  .  Herrandus  vero  de  Wildonie  ius  patronatus,  quod  in 
pndieta  ecclesia  habebat,  ospitali  S.  Johannis  ea  condicione  donavit,  vt 
de  ospitali  presbiter  in  prenominata  ecclesia  instituatur  singulis  diebus 
ad  divina  celebranda.  (v.  Zahn  setzt  Komma.)  Deoimas  istarum  villarum, 
▼idelicet  Ubilspaoh  .  .  .  que  ad  plebanum  pertinent,  pro  allodio  in  chro 
Imoat  cum  plebano  .  .  permutaverunt 

*U..B.  2,  133:  1215,  21.  III.  Wien.  Die  im  Texte  gegebene  Erklärung 
■obeiiit  dem  Wortlaute  näher  zu  entsprechen,  als  das  Regest:  .  .  eadem 


204 

Die  bei  Gelegenheit  der  Streitigkeiten  und  Schenkangen 
angefahrten  Orte  —  Ansprüche  der  adeligen  Herren  ergaben 
sich  bei  der  Unbestimmtheit  der  Grenzen,  wenn  ihre  und  der 
Klöster  Besitzungen  einander  berührten  oder  einschlössen  — 
geben  uns  die  Punkte  an,  auf  denen  wir  einen  Theil  des 
Wildon'schen  Besitzes  zu  suchen  haben;  —  einen  Theil,  denn 
nicht  alles  ist  in  Streit  gekommen,  nicht  von  allen  Gütern 
wurden  Theile  geschenkt,  gewiss  nicht  über  alle  von  Vater 
auf  Sohn  übertragene  Lehen  sind  Urkunden  ausgestellt  worden, 
und  nicht  alle  haben  sich  erhalten. 

Ausser  von  den  Landesfürsten  und  von  den  EHöstem 
Admont  und  S.  Lambrecht,  trug  Herrand  c.  1190 — 1200  auch 
von  S.  Paul  zwei  Höfe  zu  Lehen  *,  und  1220  lernen  wir  ihn 
und  seine  Söhne  Hartnid  und  Ulrich  als  Lehensträger  der 
Grafen  von  Pleien  kennen:  sie  haben  fünf  Mausen  in  der 
Nähe  von  S.  Georgen  an  der  Stiefing.^    Umgekehrt  gab  auch 


bona  ChoDrades  de  Lewenboch  a  me  in  beneficio  habuit  ipseque  qnen- 
dam  miUtem  .  .  Walthemm  per  eadem  bona  beneficiaverat,  quo  moitao 
eiasdem  filü  et  tutores  .  .  .  eadem  bona  reddideront  et  ipse  suseeptif  a 
fratribus  Ix  marcis  Fresacensium  eadem  bona  michi  libere  resignavit 
Vgl  M.,  Bab.  149,  4:  1231,  3.  III.  Wien,  Herzog  Friedrich  II.  bestiUicrt 
Herrands  Schenkong  von  1215;  über  Herrands  Verdienste  vgl.  y.  2<alm, 
Beitr.  6,  18. 

1  U.-B.  von  S.  Paul  S.  72  C.  Copie  des  um  1220  vollendeten  Codex  traditionam 
des  Abtes  Ulrich:  ista  sunt  beneficia  quibus  inbeneficiati  sunt  subacripti: 
.  .  .  idem  dominus  F(ridericu8  de  pet6)  causa  domini  Henrandi  de  Wil- 
de nia  resignavit  nobis  duas  villas  beneficii  sui,  quas  predicto  domino 
H.  iure  feudali  concessimus. 

2  IJ..B.  2,  174:  1220  .  .  Saefelt.  C.  dei  gratia  Comes  de  Bleigen  (Chon- 
radus)  dilectis  fidelibus  suis  H.  de  Wildouia  et  H.  et  U.  filüs  rata  (Her- 
rando  de  Wildonia  et  Hertnido  et  Ulrico)  salutem.  Qnoniam  parentes 
nostri  .  .  .  Marie  .  .  nee  non  .  .  Georio  .  .  .  aput  Styuen  .  .  .  ecdesiam 
fundare  et  suo  dotare  praediolo  curaverunt  .  .  .  nos  concedimus  .  •  •  ut 
V  mansos  de  praedio  nostro  quod  in  feudo  tenetis,  ecclesiae  praedictae 
in  proprietatem  et  dotem  altaris  superioris  cappellae  delegare  habeatis 
potestatem.  Diese  Urkunde  steht  vollständig  im  Seckauer  Copialboeh 
(Pg.  Codex  des  14.  Jahrhunderts  des  Jo.  Arch.  in  Graz  N.  333,  p.  72, 
Urk.  N.  125)  und  unmittelbar  vorher  (Urk.  N.  124)  eine  andere,  durch 
welche  Graf  Liutold  von  Pleigen  seinen  Vasallen  die  Schenkung  von  Plei- 
genschen  LehensgÜtern  an  die  Kirche  zu  S.  Georgen  an  der  Stiefing 
gestattet;  sie  ist  undatirt  Ueber  diese  Schenkung  hat  dann  Graf  Koiunid 
von  Pleien  eine  zweite  Urkunde  ausgestellt,  welche  ebenfalls  von  1220  . .  . 
Berchtesgaden   datirt  ist  (abgedruckt  bei  Koch-Stemfeld,   Salsburg  and 


205 

Herrand   von    Wildon    einen    Hof   und   Güter    in   Haslau    bei 
Füntenfeld    dem    oben    erwähnten    Konrad    von   Lembuch   zu 


Berchtesgaden  in  hist  stat.  geogr.  und  staatsökon.  Beiträgen ,  Salzburg 
1810,  zwei  Theile;  2.  Theil,  1.  Abtheilung  ^Urkunden  von  Berchtes- 
gMlen*  8.  42,  N.  XXII.,  jetzt  auch  berichtigt  U.-B.  2,  175):  Graf  Konrad 
Ton  Piain  gibt  auf  Bitte  des  seligen  Herrand  von  Wildon  und  auf  Er- 
mahnen des  Pfarrers  von  Stjyen  [S.  Georgen  an  der  Stiefing]  ein  Prfidium 
Ton  fünf  Mausen  für  eine  tägliche  Messe  auf  den  Katharinen  Altar  der 
Kirche  S.  Georgen  an  der  Stiefing.  .  .  .  Chünradus  .  .  comes  de  Piain  .  . 
memorandum  relinquimus  quod  ad  peticionem  pie  memorie  Herrandi  de 
Wildonia  (fnimus)  inducti  et  a  Chynrado  plebano  de  Styven  .  .  moniti 
iam  nominate  ecclesie  predium  nostrum  apud  S.  Georium  V  mansos  . .  . 
per  mannalem  consensum  consangtiinei  nostri  L.  sub  nostra  tutela  con- 
stitati  .  .  .  super  altare  beate  Katharinc  in  memorata  ecclesia  .  .  pro 
dote  tradidimns  .  .  .  hac  tarn  condicione  interposita,  quod  in  eodem 
altari  cottidie  missa  pro  defunctis,  pro  remedio  et  salute  tarn  nostra 
quam  predicti  Herrandi  et  heredum  eiusdem  .  .  debeant  celebrari  .  .  . 
testes  .  .  .  data  apud  perthersgadem  ao  incarn.  dorn,  mccxx.  Wenn  man 
wie  Koch-Sternfeld  (Gesch.  des  Fürstenthums  Berchtesgaden ,  Salzburg 
1815,  1,  99)  aus  der  Berchtesgadner  Urkunde  des  Grafen  von  Piain 
schliesst,  dass  Herrand  von  Wildon  1220  todt  war  (pie  memorie  Her- 
randi!), so  verwickelt  man  sich  in  Widersprüche  mit  anderen  urkund- 
lichen Zeugnissen:  die  Seefelder  Urkunde  des  Grafen  von  Pleien  kann 
allenfalls  der  ersten  Hälfte  des  Jahres  zugeschoben  werden,  auch  die  bei 
M.,  Bab.  126,  164  vorfindliche  Zeugenschaft  Herrands  von  1220,  12.  VII. 
Steier,  l&sst  für  den  Todestag  fast  sechs  Monate  Raum ;  Herrands  Schen- 
kung an  Spital  am  Semmering  die  vom  Thomastage  (12.  Dec.)  datirt  ist, 
konnte  allenfalls  nach  dem  Tage  der  translatio  Thomae  apostoli,  dem 
3.  Juli  (vgl.  Weideubach  Calend.  christ.  p.  161)  zurückgeschoben  werden; 
noch  weniger  Schwierigkeit  bereiten  zwei  andere  dem  Jahre  1220  (ohne 
nfiheres  Datum)  gehörige  Urkunden  Herzog  Leopolds  (M.,  Hab.  125,  162 
ond  127,  165).  Allein  unlösbar  wird  der  Widerspruch  durch  eine  Ur- 
kunde Herzog  Leopolds  von  1222  .  .  Wels,  für  Lambach,  in  welcher 
Herrand  als  Zeuge  erscheint  (M.,  Bab.  131,  180,  U.-B.  O.-Oest.  1,  639, 
n.  341).  Die  Echtheit  dieser  letzteren  Urkunde  anzuzweifeln  ist  um 
so  weniger  erlaubt,  als  es  sich  um  Marktrechte  in  Wels  handelt,  die 
Stift  Lambach  von  seiner  Gründung  her  besass  (pro  totis  iuribus  que 
ecclesia  Lamb.  de  fundacione  sua  in  civitate  Welsa  libere  possidebat),  die 
bexfigliche  Urkunde  Kl'niig  Heinrichs  IV.  aber ,  die  ihm  diese  Rechte 
▼erlieh,  1061,  18,  II.  Regensburg,  (U.-B.  O.-Oest.  1,  90  n.  71,  Stumpf, 
Reichskanzler  2.  Bd.,  Chron.  Verz.  der  Kais.-Urk.  215  Reg.  n.  2502) 
niemals  angestritten  worden  ist.  Diesen  Widerspruch  zu  lösen  bleibt 
nichts  übrig,  als  Herrands  Tod  nach  1222  oder  in  diesem  Jahre  festzu- 
■etzen  und  die  Berchtesgadner  Urkunde  von  1220  für  eine  spätere,  der 
Kirche  S.  Georgen  an  der  Stiefing  ausgestellte  Bestätigung  der  früheren 
Schenkung,  mit    dem   Datum   des  Schenkungsactes   (1220)   und  mit  Be- 


206 

LeheD,  der  sie  wieder  an  den  Miles  Walther  hindanlieh,  nach 
dessen  Tode  die  Söhne  gegen  andere  Güter  in  ^RedeginsdorP 
dem  Konrad  von  Lembuch  das  Lehen  zurückerstatteten^  worauf 
dann  dieser  es  dem  Herrand  zurückgab  gegen  60  Mark 
Friesacher,  die  die  Johanniter  zahlten  (S.  203,  Anm.  4). 

Neben  Herrand,  seinem  Bruder  und  seinen  Söhnen  er- 
scheinen in  dieser  Zeit  noch  einige  andere  Träger  des  Namens 
von  Wildon:  Albert  von  Wildon,  1185,  1190  als  Zeuge;'  nach 
der  Stellung  in  der  Zeugenreihe  scheint  er  nicht  dem  Diener- 
stande angehört  zu  haben.  Konrad  von  Wildon  1207 — 1245 
(vgl.  über  denselben  S.  224,  Anm.  1).  Erphe  von  Wildon 
1219—1223.2  Hezil  von  Wildon  c.  1185  und  1227.»  Leo  von 
Wildon  1212.  1214.*  Konrad,  Erphe,  Leo  und  einige  andere 
werden    1219^  9.   L   ausdrücklich   als    Burggrafen    bezeichnet 


zieliUDg  auf  die  Zeit  der  AaBstellmig  (,Herrandu8  pie  memorie*)  anin- 
sehen.  Vgl.  eine  ähnliche  Vermengang  von  Actum  und  Datam  in  der 
Urkunde  n.  172  des  steierm.  U.-B.  1,  p.  172  (1136  .  .  .  Leibuis  anno 
dorn,  incam.  mcxxxvi,  regnante  Chunrado  rege  secondo  [!])  und  im 
Allg.  Ficker  Urk.  Wesen  1,  n.  157  und  lö8. 

t  U.-B.  ],  649  S.  629^  als  Zeuge  der  S.  199  f.  besprochenen  Tradition, 
noch  hinter  Meinhard  dem  miles  proprius  —  U.-B.  1,  701:  c.  1190. 
Erzbischof  Albert  von  Salzburg  beurkundet  die  Delegation  Ulricha  des 
Sohnes  Otakars  des  Burggrafen  von  Graz  an  seine  Kirche  .  .  .  euios 
delegacionis  testes  sunt  .  .  .  Herrandus  de  Wildonie,  Hertnidus  de  Orte, 
Albertus  de  Wildonie  .  .  .  Facta  est  autem  hec  delegacio  in  Castro 
Truwinstein  sub  bis  testibus  .  .  .  Alberto  de  Wildonie  .  .  .  testes  antem 
huius  delegacionis  sunt  hü  .  .  .  Albertus  de  Wildonie  .  .  . 

^  U.-B.  2,  162,  246:  1219,  9.  I.  Leibniz,  erscheinen  nebst  Herrandus  de 
Wildonia,  Hertnidus  et  Ulricus  filii  ipsius  ausserdem  Leo,  Engelscalcns, 
Marchwardus,  Conradus,  Erpo,  Wichardus,  Orifo  cAstoUani  de  Wildonia; 
Erphe  war  demnach  Burggraf.  —  Aebtissin  Ottilie  von  Göss  erklärt, 
dass  Engelin  seine  Besitzungen  seinen  Erben  Otto  und  Bertha  abgetreten 
habe.  U.  d.  Z  .  .  .  dominus  Erphe  de  Wildonia.  c.  1220,  U.-B.  2,  179, 
264.  —  Konrad,  Engelschalk  und  Erpho  als  Zeugen  auch  in  der  8.  215, 
Anm.  3  angeführten  Urkunde  Liutolds  und  Ulrichs  von  Wildon  vom 
Jahre  1223  .  .  .Weiz,  U.-B.  2,  209,  299. 

3  Zeuge  der  Verzieh turkundo  Herrauds  und  Kickers  von  c.  1185  U.-B.  1, 
662.  Hezil  ist  gleich  Hermann,  M.  G.  8,  670.  10,  370  Herimaunus  qui 
et  Hezilo,  Förstemann,  Namenbuch  1,  651.  Und  ein  Hermann  von  Wildon 
ist  c.  1225  Zeuge  in  einer  Urkunde  Leutohls  I.;  S.  224,  Anm.  2. 

^  U.-B.  2,  122,  185:  1212  .  .  .  Keinbert  von  Mureck  nrkundet  für  Reun, 
und  U.-B.  2,  130,  201:  1214,  16.  11.  Graz,  Herzog  Leopold  VI.  für 
S.  Lambrecht;  Zeuge  ist  jedesmal  Herrand  von  Wildon,  weit  hinter  ihm 
folgt  Leo  von  Wildon;  er  war  Burggraf.  Siehe  oben  Anm.  2. 


^7 

Von  den  1190  ohne  Namen  erwähnten,  1215  mit  Aus- 
nahme Hartnids  als  pueri  bezeichneten  Söhnen  Herrands  ist 
Hartnid  der  älteste^  denn  er  erscheint  in  den  Urkunden  zuerst, 
seit  1208,'  Ulrich  seit  1219,  ^  Leutold  erst  von  1222  an,  also 
▼OD  demselben  Jahre,  über  welches  herab  unsere  Kenntniss 
Ton  Herrand  nicht  reicht 

Am  30.  V.  1208  bestätigt  Hart  nid  U.  in  Friesach  mit 
dem  Vater  eine  Urkunde  des  Bischofs  Walther  von  Gurk;' 
1211  unterschreiben  sie  gemeinsam  einen  Vertrag  Herzog 
Leopolds  VI.  mit  Erzbischof  Eberhard  H.  über  Burgen  und 
Patronate ;  *  als  Herzog  Leopold  VI.  mit  zahlreichen  steierischen 
Herren  im  Mai  1212  den  Nürnberger  Reichstag  des  aus  Italien 
zurückgekehrten  Kaisers  Otto  IV.  besuchte,  befand  sich  Hartnid 
in  Beinern  Gefolge  und  unterzeichnete  mit  ihm  den  kaiserlichen 
Privilegienbrief  für  S.  Florian ;  ^  und  als  neun  Monate  später 
diflselbe  Kloster  von  dem  inzwischen  aufgegangenen  neuen 
Sterne,  König  Friedrich  II.,  in  Regensburg  sich  die  gleichen 
Freiheiten    wie   vom    Kaiser   Otto    und   Herzog    Leopold    ver- 


*  Schon  1207  soll  er  in  Herzog  Leopolds  VI.  Gefolge  in  Linz  gewesen 
■ein,  nach  Much.  5,  48,  der  sieh  auf  Kurz,  Beitrüge  zur  Geschichte  des 
Ludes  ob  der  Ens,  Linz  (1805)  3,  324  bezieht;  aber  die  entsprechende 
Gleinker  Urkunde  des  U.-B.  f.  O.-Oest.  2,  254  hat  Herrandus  de  Wil- 
donia  als  Zeugen.  —  D.  St.  2,  77  Seiz.  13  führen  ihn  als  Zeugen  einer 
Urkunde  Herzog  Leopolds  VI.  von  1207  an;  der  Irrthnm  ist  S.  188, 
Anm.  1  aufgeklärt. 

^  Bin  Zeugniss  für  1203  will  Meiller  Bab.  91,  46  in  der  Urkunde  von 
1^,  29.  XL  Friesach,  erblicken :  Herzog  Leopold  VI.  bezeugt,  dass  sein 
^tinlBteriale  Leopold  von  Leonstein  dem  Kloster  Victring  16  Hüben  ge- 
schenkt habe.  U.  d.  Z.  Wichardus  de  Karlsperch  et  filii  eins  Wichardus 
«t  Heinricus,  de  Marhpurch  Ulricus  et  Gotfridus,  Herrandus  de  Wildoni, 
FridericuB  de  Pethowe  .  .  .  Meiller  bezieht  ,de  Wildoni'  rait  Unrecht  auf 
^  Tor  ,Herrandus'  stehenden  Namen;  interpung^rt  man  wie  v.  Zahn  im 
U-B.  2,  64,  8.  106,  so  fallt  jeder  Grund  für  jene  Annahme  weg.  Die 
Urkunde  ist  8.   198,  Anm.  1  summarisch  mit  angeführt. 

'l^.-B.  2,  89,  138:  1208,  30.  V.  Friosach.  B.  Walther  von  Gurk  bestätigt 
dem  Ortolf  von  Muntpareis  seine  Lchengtiter.  U.  d.  Z.  Herrandus  de 
Wildonia  et  filius  eins  Hartinidus  .  .  .  Cünradu»  de  Wildonia. 

*U-B.  2,  118,  179:  1211  ...  U.  d.  Z.  Herrandus  de  Wildonia  et  filius 
"^Qi  Haertnidus.  Unter  den  Kirchen,  deren  Patronate  geregelt  werden, 
^^den  sich  auch  Biegersburg  (Ruckerspurch)  und  Radkersburg  (Rate- 
Joyspurch);  ersteres  bekommt  der  Herzog,  letzteres  der  Erzbischuf. 

*M-,Bab.  109,  100:  1212,  12.  V.  Nürnberg.  U.  d.  Z.  Hartuidus  filius 
Hermndi  de  Wilidon. 


208 

briefen  Hess,  fand  sich  Hartnid  wieder  unter  den  Sieglern.  ^ 
Da  Leopold  eben  aus  Spanien  heimkehrte,  so  hatte  ihn  wohl 
Hartnid  dahin  begleitet.^  1217,  4.  VI.  siegelte  derselbe  in 
Friesach  eine  Urkunde  Erzbischof  Eberhards  II.  für  Reun;^ 
1219,  9.  I.  findet  er  sich  mit  dem  Vater  und  seinem  jüngeren 
Bruder  Ulrich  auf  einem  Capitel  desselben  Erzbischofs  in  Leibniz 
ein.  ^  Das  letzte  Mal  geschieht  seiner  Erwähnung  in  der  Urkunde 
des  Grafen  Konrad  von  Pleien  vom  Jahre  1220.  Erwähnt  sind 
bereits  die  Vexationen  des  Klosters  Seckau,  deren  er  sich  im 
Vereine  mit  seinem  Vater  in  Kumberg  und  Governiz  schuldig 
machte.  Dass  Hartnid  vor  dem  Vater  starb,  ist  durch  die 
Schenkung  an  Pyrn  unumstösslich  erwiesen,  und  dass  beide, 
Herrand  der  Vater,  sowie  Hartnid  der  Sohn,  1223  todt  waren, 
beweist  die  Weizer  Urkunde  der  Sohne  Leutold  und  Ulrich 
von  1223  (S.  215,  Anm.  3),  sowie  Herrands  Verschwinden  aus 
den  Urkunden  des  Landesfursten  seit  1222.^  Hartnid  starb 
somit  zwischen  1220— 1222. « 


1  U.-B.  O.-Oest.  2,  383:   1213,   14.   II.  Regensburg:  Hartnidus  filiuR  Her- 

randi  de  Wildonia. 
^  Wenn  man  die  S.  194,  Anm.  I.  ziiüammengestellten  Urkunden  hiehersieht, 

gewinnt  die  Vermuthung,     Hartnid    sei    mit   dem   Herzoge  in   Spanien 

gewesen,  an  Wahrscheinlichkeit: 

1212,  24.  IV.  Herzog  Leopold  VI.  in  Ens,  Herrand  Zeuge  — 
21.  V.  Herzog  Leopold  VI.  in  Nürnberg,  Hartnid  Zeuge  — 
10.  Vn.  Herzog  Leopold  VI.  in  Passau  — 

8.  VIII.  Herzog  Leopold  VI.  in  Ens,  Herrand  Zeuge  — 

1213,  14.  II.  Herzog  Leopold  VI.  in  Regensburg,  Hartnid  Zeuge ;  Herrand 
begleitet  seinen  Herrn  bis  an  die  Landesgrenze  und  empfängt  ihn  dort 
wieder,  seinen  Sohn  aber  gibt  er  ihm  in  die  Fremde  mit.  Vgl.  M.,  Bab. 
109,  99.  100.  101.  103.  105. 

3  1217  nach  dem  15.  Mai  verzichtet  Herzog  Leopold  VI.  auf  Salzburg^sche 
Weinzehenten;  u.  d.  Z.  Herraudus  de  Wildonia  (M.,  Bab.  120,  144); 
1217,  4.  VI.  Friesach:  Erzbischof  Eberhard  II.  überlässt  eben  diese 
Weinzehenten  an  Stift  Reun.  U.  d.  Z.  Hartnidus  de  Wildonia  et  multi 
alii  (M.,  Salzb.  214,  192)  U.-B.  2,  146,  218.  Ausführlich  und  richtig 
dargestellt  bei  Much.  5,  77. 

*  U.-B.  2,  162,  245:  1219,  9.  I.  Leibniz.  Erzbischof  Eberhard  von  Sak- 
burg  schlichtet  einen  Streit  zwischen  Reun  und  dem  Pfarrer  von  8.  Lorenzen. 
U.  d.  Z.  Herrandus  de  Wildonia,   Hertnidus   et  Vlricus  filii  ipsius. 

*  Vgl.  für  alles  dieses  S.  204,  Anm.  2,  S.  215,  Anm.  3,  S.  216,  Anm.  1, 
S.  202,  Anm.  2  und  S.  195,  Anm.  1. 

ö  Es  wäre  alles  in  bester  Ordnung,  wenn  nicht  Ulricli  von  Liechtenstein 
im  Frauendienst,    Ausgabe  von  Lachmann,   Berlin   1843    (Fr.  D.)  66,  15 


209 

Von   den   beiden   überlebenden    Söhnen    folgt   dem  Alter 
nach  zunächst  Leutold  —  er  steht,  wenn  er  mit  dem  Bruder 


einen  Hertnid  von  Wildon  auf  dem  Turnier  zu  Friesach  auftreten  Hesse. 
Das  Datum    desselben    zu    verschieben    geht    nach    der  glänzenden   Be- 
stStignng,    die    Lachmanns    scharfsinnige    Berechnung   (1224,  1  —  15.  V.) 
durch  Knorr,  Ulrich  von  Liechtenstein^  Quellen  und  Forschungen,  Strass- 
borg  1875,  IX.  6.  gefunden  hat,  nicht  an.   Unsere  Berechnung ,   die  sich 
auf  die  echt«  Weizer  Urkunde  von  1223  (S.  215,  Anm  3)  stützt,  kann  auch 
nicht    umgestürzt   werden;    denn    föchte   man  auch    die  Datirung   dieser 
Urkunde  an,  so  wäre  immer  noch  Herrands  Tod,   der  ja  später  fällt,  zu 
Terschieben.  Zur  Auflösung  dieses  Widerspruches  bieten  sich  zwei  Wege : 
entweder  hat  Lichtenstein  einen  anderen  Hertnid  von  Wildon  gekannt,  oder 
sein  Bericht  vom  Turniere  zu  Friesach  kann  nicht  Anspruch  erheben  als 
historische  Quelle  zu  gelten.    Ich  möchte  die  letztere  Ansicht  verfechten. 
In  demselben   Masse   als   unsere    Kenntniss   des    Mittelalters   und   seiner 
Oeschichtsquellen  zunimmt,  mehren  sich    die   Verdachtgründe   gegen   die 
iutsere  Wahrheit  Ulrichs  von  Liechtenstein.    Ich   übergehe  andere   pro- 
blematische  Punkte,    wie   die   Pagenzeit    bei    Heinrich    von    Oesterreich 
(Mödling)    oder    Heinrich    von    Istrien    (Fr.   D.   8,   19;    Karajan   z.   St.; 
Scherer  im  Anzeiger  für  deutsches  Alterthum,  Berlin  1876,  I,  248);  oder 
die  Frage  nach  Name,  Stand  und  Heimath  seiner    ersten   Geliebten,   die 
er  80  durchsichtig  andeutet  als  wollte  er  verstanden  sein,  und  beschränke 
mich  hier  auf  das  Turnier  zu   Friesach.   Schon   Hagen,   Minnesinger  IV. 
327,  Anm.  4  merkt  an,    dass   die   urkundliche    Geschichte   von  Friesach 
▼OD  jenem    Fürstencongresse   nichts   berichte.     Und  in  der  That!    es  ist 
anfallend;    von    einer   Zusammenkunft  so    vieler    weltlicher    (aufgezählt 
Fr.  D.  66,  5-67,  32)    und  geistlicher  (aufgezählt  Fr.  D.  77,  25—78,  4) 
Forsten  und  Herren  soll  sich  nicht  eine  Nachricht,  auch  nicht  eine  Spur 
der  Urkunde,  die  das  Resultat  derselben    wohl   fixirte ,    erhalten  haben  ? 
'gl.  Fr.  D.  96,    9 — 14.     Die   Geschichte   des   Markgrafen   Heinrich  von 
Istrien  liegt  uns  jetzt  in  dem  treflflichen   Buche   , Geschichte   der   Grafen 
von  Andechs  von  Freiherm  von  Oefele,  Innsbruck  1877*  vor.  Aber  weder 
die  Geschichte   der   Familie    (S.  96 — 99)   noch  die   Regesten   des  Mark- 
P*fen  Heinrich  (S.  198  —  206)  wissen  etwas  von   einem  Zwiste  zwischen 
Heinrich  von  Istrien  und  Bernhard   von   Kärnthen   oder  von   einer  ähn- 
lichen Friesacher   Abmachung   des   Markgrafen.     Einen   kaum    nennens- 
^erthen  Anhaltspunkt  für  den  Liechtenstein'schen  Bericht  bietet  eine  Ur- 
Jronde  vom    19.  XL  1227  Graz,    durch   welche   Herzog  Leopold  VI.  und 
Bischof  Ekbert  von  Bamberg  einen  Streit  zwischen  Bernhard  von  Kärnthen 
^d  Bischof  Ekbert  ausgleichen,    mit  Heinrich   von   Istrien   als  Zeugen; 
**^r  es  war  bei  dem  Mangel  jedes  geschichtlichen    Anknüpfungspunktes 
^och  kein  unmethodischer  Schritt  von    der  Ilagens  (MS.   IV,  327,  A.  5), 
•»nen  Znsammenhang   zwischen    der  Zusammenkunft    von    Friesach    und 
*eni  Instrumente    des    Friedens    von     1227 ,    das    zahlreiche    steierische 
Adelige,  darunter  auch  die  Brüder   von   Liechtenstein,   die   Anstifter  der 
Frieeacher  Spiele,  unterschrieben,  zu  suchen.  Gegenüber  dem  Schweigen 
^«W».  Bd.  LIX.  I.  HAIfte.  14 


210 

zusammen   in    Urkunden   erscheint,    voran,    —    dann   Ulrich. 
Seit  Anfang  1222  bis  zum  Jahre  1243   erscheinen   die  Brüder 


der  Chroniken  nnd  Urkunden  will  es  wenig  beweisen,  dass  wir  fflr  die 
erste  Hälfte  des  Mai  1224,  auf  den  uns  Ulrichs  Text  führt,  die  Anwesen- 
heit eines  oder  des  anderen  weltlichen  oder  geistlichen  Fürsten  in  and 
um  Friesach  urkundlich  nachweisen  können;  z.  B.  Herzog  Leopold  VI. 
ani  24.  IV.  io  Judenburg,  M.,  Bab.  133,  189.  U.-B.  2,  215;  Erzbiachof 
Eberhard  II.  von  Salzburg  am  2.  V.  in  Friesach,  M.,  Salzb.  233,  277. 
U.-B.  2,  216;  Bischof  Ekbert  von  Bamberg  vom  22.  IV.  bis  14.  VI.  in 
Oesterreich  (Scherer  im  A.  f.  d.  A.  I,  250).  Dürfte  man  an  1223  denken, 
so  lassen  uns  zwar  die  Bab.  Reg.  in  Stich,  aber  das  U.-B.  O.-Oest.  2, 
344  bringt  den  Bischof  Ekbert  am  24.  IV.  in  Gleink,  M.,  Salzb.  232, 
271  bestätigen  die  Anwesenheit  des  Erzbischofs  Eberhard  II.  in  Friesach 
am  25.  Mau  —  Man  darf  nicht  ausser  Acht  lassen,  dass  Liechtenstein 
sich  in  Widersprüche  mit  geschichtlich  feststehenden  Thatsachen  ver- 
wickelt; schon  das  Register  zu  Lachmanns  Ausgabe  bemerkt,  dass  Fr.  D. 
78,  3  statt  ,Rüedeger  von  Passau*,  ,Gebhart^  zu  lesen  sei,  vgl.  HMS. 
IV.  332,  A3;  denn  von  1222 — 1231  regierte  Gebhart,  reaignirte  dann 
und  starb  10.  X.  1232;  ihm  folgte  Rüedeger,  der  bisherige  Bischof  von 
Chiemsee  (1216—1232)  erst  vom  August  1233—1250  (Potth.  Suppl.  381). 
Ein  zweiter  Widerspruch  liegt  vor  in  einer  Urkunde  Herzog  Leopolds  VL 
vom  10.  V.  1224  Gleink  (U.-B.  O.-Oest.  2,  447,  U.-B.  2,  217),  während 
nach  Liechtenstein  Leopold  die  ganzen  fünfzehn  Tage  der  ersten  Hälfte 
des  Mai  in  Friesach  gewesen  und  gerade  am  10.  V.  ein  Turnier  ange- 
ordnet haben  soll  (Fr.  D.  77,  17,  vgl.  79,  8).  Freilich  wird  man  diesen 
Widerspruch  nicht  sehr  urgiren  dürfen,  denn  die  betreffende  Urkunde 
ist  einem  Copialbuche  des  siebzehnten  Jahrhunderts  entnommen  und 
trägt  die  Jahreszahl  1274  ausgestrichen,  darüber  1244  (U.-B.  O.-Oest,  2, 
347  Anm.);  die  Datirung  auf  1224  hat  Pritz,  Geschichte  von  Gleink 
S.  169  nach  der  Indiction  innerhalb  der  Jahre  Herzog  Leopolds  VI.  vor- 
genommen. V.  Zahn  im  U.-B.  2,  S.  310,  A  2  möchte  sie  früher  datiren. 
Vgl.  auch  noch  Scherer  im  A.  f.  d,  A.  I,  250.  —  Den  dritten  Widerspruch 
mit  urkundlich  beglaubigten  Thatsachen  böte  dann  unser  Hartnid  von 
Wildon,  Fr.  D.  66,  15.  Doch  ich  zweifle  nicht,  dass  eine  eingehende 
Untersuchung  der  steierischen  und  innerösterreichischen  Adelsgeschichte 
noch  manchen  Widersprucli  aufdecken  würde.  Ein  solcher  scheint  z.  B. 
auch  vorzuliegen  zwischen  den  Erwähnungen  eines  Leutfried  von  Eppen- 
stein,  Fr.  D.  170,  174  (J.  1227)  und  454,  455  (J.  1240)  gegenüber  dem 
durch  U.-B.  2,  238  (S.  216,  Anm.  1)  vor  1227,  17.  II.  fixirten  Tode  des 
Lantfried  von  Eppenstein,  des  letzten  männlichen  Nachkommen  der 
Familie;  Necrol.  Seccov.  in  D.  St.  2,  359  (S.  201,  Anm.  1).  —  Erwägt  man 
die  voranstehende  Erörterung,  so  möchte  man  dem  Freiherrn  von  Oefele 
zustimmen,  wenn  er  in  der  Vorrede  von  der  poetischen  Verherrlichung 
der  Audechser  in  der  Heldensage  und  bei  Ulrich  von  Liechtenstein 
sagt:  , Keinerlei  Kunde  von  Thatsachen  habe  ich  jenen  Schriftwerken  zu 
verdanken    (auch  nicht  was  Ulrich  von  Liechtenstein  über  Heinrich   IV. 


211 

meist  Tereinigt  Id  den  Urkunden  der  Landesfürsten  und  Privat- 
peraonen. 

Noch  bei  des  Vaters  Lebzeiten  (Jänner  1222)  und  dann 
noch  1224  und  1227  sehen  wir  die  beiden  jungen  Wildoner  — 
pueri  heissen  sie  noch  1225  (S.  217,  Anm.  2)  —  an  Herzog 
Leopolds  VI.  Hofe:*  und  kaum  hat  Friedrich  H.  nach  dem 
plotdichen  Tode  seines  Vaters  in  San  Germano  (28.  VII.  1230) 
den  herzoglichen  Thron  bestiegen,  eilt  Leutold  zu  seinem  jungen 
Fürsten  nach  Lilienfeld. '^  Vielleicht  hat  er  ihm  in  dem  bald 
darauf  ausbrechenden  Kriege  gegen  Heinrich  und  Hademar  von 
Kuenring  beigestanden  (Mitte  December  1230  —  April  1231)  ;3 
vielleicht  hat  er  dort  schon  jenen  Albero  (V.)  von  Kuenring- 
D&mstein,  seinen  künftigen  £idam,  kennen  gelernt,  der  an 
Herzog  Friedrichs  Hofe  mit  seinen  Vettern  eine  Zeitlang  als 
Geisel  fiir  die  Treue  der  Kuenringer  bleiben  musste.  1232, 
4.  IX.  urkundet  die  Herzogin  Witwe  Theodora  in  S.  Lambrecht, 
und  Ulrich  von  Wildon  ist  unter  den  Zeugen  der  Urkunde, 
mit  welcher  sie  einen  Streit  zwischen  dem  Stifte  und  den 
Brüdern  Ulrich  und  Dietmar  von  Liechtenstein  beilegt.*  Als 
der  langgehegte  Groll  zwischen  den  beiden  Friedrichen  zum 
Ansbruche  kam,  und  der  Kaiser  im  December  1236  in  Graz 
erschien,  um  der  Reichsacht  Nachdruck  zu  verleihen,  da  er- 
schienen auch  die  Brüder  vor  dem  Kaiser  und  geleiteten  ihn 
wf  seinem   Zuge   nach   Wien,    wo   Friedrich   vom  Jänner   bis 

briD^  läflst  sich  verwertheu),  alles  erweist  sich  als  Invention  oder  leere 
Pbnse'. 

*  Ü.-B.  2,  193,  280:  1221,  9.  I.  Graz,  Herzog  Leopold  VI.  für  S,  Lam- 
brecht und  Reun.  U.  d.  Z.  .  .  .  Leutoldas  et  frater  eins  Ulricas  de 
Wildonia,  und  U.-B.  2,  194,  285  von  demselben  Datum.  —  In  Herzog 
Leopolds  VI.  Zeit  gehören  ferner:  U.-B.  2,  214,  306:  1224,  24.  IV. 
Gras,  Herzog  Leopold  VI.  für  Spital  am  Semmering  und  Wulfing  von 
Stabenberg.  U.  d.  Z  .  .  .  Liutoldus  et  Ülricus  de  Wildonia.  —  U.-B.  2, 
2i5,  337 :  1227,  7.  XI.  Marburg,  Herzog  Leopold  VI.  fiir  Geirach.  U.  d. 
2*  •  .  .  Liutoldus  de  Wildonia;  eine  Urkunde  gleichen  Datums  und  In- 
^Ites  (M.,  Bab.  141,  221)  hat  u.  d.  Z  ...  Liupoldus  de  Wildonia  et 
fnter  eins  Ulricus  (gleich  D.  St.  2,  140,  Gyr  5).  ,Liutold*  und  ,Liupold- 
^«rden  allenthalben  verwechselt. 

'M.,  Bab.  148,  2:  1230,  30.  XI.  Lilienfeld,  Herzog  Friedrich  11.  für 
Lilienfeld.  U.  d.  Z  .  .  .  Leutoldus  de  Wildonia. 

'  ^gl  Friess  Kuenr.  69,  Anm.  1  und  75. 

*  ü.-B.  2,  296,  398. 

14» 


212 

April  1237  blieb. '  Aber  vor  der  endgiltigen  Versöhnung  des 
Herzogs  mit  dem  Kaiser  scheinen  so  wie  die  übrigen  steieri- 
schen Ministerialen,  so  auch  die  Herren  von  Wilden  ihren 
Frieden  mit  dem  Landesherzoge  gemacht  zu  haben:  Weih- 
nachten 1239,  also  bei  der  feierlichen  Wiedereinsetzung  des 
Herzoges  in  sein  Erbe,  linden  wir  die  Brüder  in  seinem  Ge- 
folge in  Wien ;  ^  das  Jahr  darauf  in  Marburg  bei  einer  Ver- 
sammlung von  geistlichen  und  weltlichen  Herren;^  dann  in 
Judenburg ;^  1241  in  Wels ^  und  Neustadt;*  1243  in  Friesach.^ 
In  den  drei  letzten  Jahren  Friedrichs  II.,   so    reich  an  Ereig- 

1  IT.-H.  0.-Oo3t  a,  47:  1237  .  .  Febr.  Wien.  Kaiser  Friedrich  IL  bestStigt 
Fr^ihoiten  de«  Klosters  Wilhering;  sahlreiche  Zeugen,  Bischöfe,  Reichs- 
fiirston.  untor  den  Lotsten  die  steierischen  Herren  .  .  .  Uhricns  et  Leii- 
told«8  fr«tre«  de  Wildonia,  —  U.-B.  2,  349,  456:  1237  .  .  .  Febr.  Wien: 
Kaiser  Friedrich  II.  nimmt  Besitxungen  des  dentschen  Ordens  in  Oester- 
reich,  Steiermark  und  Krain  in  Schute.  Unter  sieben  steierischen  Herren 
gloich  nach  den  Grafen  von  lYannberg,  Heunburg  und  OrtenbiU]g  als 
Zeugt^'u  Liutholdus  et  ITIricus  de  Wildonia. 

«  r.-B.  2,  370>,  489:  1239,  2ö,  XII.  Wien.  Hersog  Friedrich  U.  für  den 
dout9chen  Orden,  l*.  d.  Z  .  .  .  Loutoldo  et  Ulrico  fratribns  de  Wildonia. 
In  BetroiT  des  Zeitpunktes  der  Versöhnung  mit  dem  Kaiser  schliesse  ich 
mich  MeiUer  ^Bab.  Reg.  .\nm.  4oU  S.  266  >  gegen  Muchar  5,  162  und 
Ma\~er  l,  55  an;  auch  Lnschiu  Beitr.  9,  137  seut  1239  an.  ffim,  krit 
iiosch.  Horatog  Friedrichs  II,  des  Streitbaren  ^SaUburger  R.  Seh.  Progr. 
lS7n  S.  6\>  setxt  die  Vcrsi^hnun^  des  Hertogs  mit  den  österreichischen 
Ministerialen  vor  Wiens  Fall  Deo.  1239"^.  die  mit  den  steierischen  aber 
unmittK^Uvir  darauf.  Kn^n..  i>e.  G.  1.  627  lasst  den  Zeitpunkt  der  Aos- 
s^^hnung  mit  dorn  Kaiser  zvrisohen  12.^9  und  124<i  fallen. 

*  M,.  UAb.  TC*2.  61  :  1240.  V  VIII.  Marl.urg.  Herzog  Friedrich  IL  sehutst 
t%arsio«  ft^gtn>  Vögtr,  r.  d.  Z  .  .  .  Liuioldus  de  Wildonia. 

*  M,  R^K  162.  62:  1240.  2.V  YlII.  Judenburg.  Heraog  Friedrich  IL  ftr 
dAS  IV^mt^apitel  i\)  Sahbv.nr.  T.  d.  Z  .  .  .  L;moldus  et  LTlriciis  fralras 
do  Wilt^^niA, 

^  M.  I^«h  \6,\  :<:  1241.  IS  IL  WcK  Herr.>c  Friedrich  bestfitigt  einen 
N  ovtrÄ»:  ix*;v.  hc'i^  Kmrj^tm^i'.istr:  «liti  Hcrtr.'d  vr.xi  Ort.  l'.  d.  Z  .  .  . 
I  mt^^Wn*  <\  V'.no«'«;  «^o  NX  ii.^v.^ia.  IVr.  Oripnal vertrag,  der  unter  dem 
^^ü^^«  0»t«m  jr*^"«ohi,ijs*rn  xximi^.  hahri;  i^ieichtsilf  beide  Broder  unter- 

vo;*h^i«M     \       In.    \^    v\*|     .''s   ^^.^ 

'   M.  U«N    l<>v  >S     ;24;,  .Si.  Vn.  Nons;a.^i.  H<r»»«g  Frieidrich  IL  schenkt 

,^«  ir.  ,;,'i;!>\  Vr   ^'»■.M«-!.  o**  ^sJr.^T)Ät  \\.r.   Gurr.jvVjd^kircben.   U.  d.  Z  .  .  . 

1  S  *\  4.:^  .NS:  v.NN  >  v,if  ,'nr..  Fri.-sfcoV..  Herroc  Friedridi  IL  er- 
\y*\\\  «*o»i:  V^f,  1\  j^n^ÄV.  XN">r.  S  lAiinhre«-hi  MX  Privileg.  Z.  .  .  . 
.V.Nv  In.v.  ):,\r,.  ,Hvj.  1  ;—,  >!x  vt  1  'frr,-.),\n*  risirrs  Br  WildMiia  -  .  •  mini- 
>T<  r»»iJ«>>  S^x  r.'^  4M  K<..   >;4ian;    )«^»rv«   n<Nbiies   ööe   digiu.     Dieses  PKiviley 


213 

nimn,  so  voll  von  stolzen   HoffnuDgen,   kühnen  Plänen   und 
jlhen  Wendungen  des  Schicksals,   finden    wir  die  Herren  von 


legte  Abt  Perman  im  Jahre  1250,  20.  I.  dem  Grafen  Meinhard  von  Görz, 
Hauptmann  von  Oesterreich  und  Steier,  vor  und  erhielt  eine  Bestätigungs- 
orknode,  in  die  die  ganze  Urkunde  Herzog  Friedrichs  II.  aufgenommen 
wurde.  Vgl.  den  Abdruck  bei  Adr.  Rauch,  österr.  Gesch.  3.  Bd.  (Wien, 
1781),  Anhang  N.  VIII.  p.  13  —  16:  .  .  .  noe  Meinhardus  .  .  .  notum 
£aciinu8  .  .  .  quod  veniens  ad  nos  in  Graetz  .  .  abbas  .  .  .  Permannus 
de  Earinthia  querulose  insinuavit  etc.  .  .  ostendens  nobis  Privilegium 
bonae  memoriae  Ducis  .  .  .  Friderici  petiit  iura  sui  monasterii  recog- 
nosci,  cuius  privilegii  tenor  extitit  in  hec  verba:  C.  In  nomine  patris  etc.  . . 
Teniens  ad  presenciam  nostram  .  .  .  abbas  .  .  .  Permannus  de  Karinthia 
presente  .  .  .  patre  nostro  Eberhardo  venerabili  Archiepiscopo  Salz> 
borgensi  et  venerabilibus  viris  dominis  Ulrico  et  Ulrico  Lavendin.  et 
Sekoviensi  episcopo  et  .  .  .  duce  Karinthie  Bernhardo  querulose  insi- 
nuavit etc.  .  .  .  presentem  paginam  nostrorum  sigillorum  munimine  hoc 
est  Anstrie  et  Stjrie,  venerabiiis  domini  Archiepiscopi  Salzburgensis  et 
nobilis  ducis  Karinthie  duximus  roborandam  testibus  qui  presentes  aderant 
subnotatis  Ulricus  Gurcensis,  Ulricus  Lauontinus,  Ulricus  Secoviensis 
episcopi,  Ulricus  et  Liutoldus  fratres  de  Wildonia,  Erchengerus  de  Lan- 
desere,  Wlfingus  de  Stubenberch,  Ulricus  de  Lichtenstain,  Dictmarus  de 
Offenberch  fratres  ministeriales  Styrie  et  alii  qu.  pl.  datum  Frisaci  ao 
dorn,  mill®  cc  xxxx  jjj  Nos  vero  [hier  fährt  Meinhard  fort]  ipsum  Privi- 
legium intuentes  .  .  .  def^nsioni  subponimus  .  .  .  presentes  litteras  con> 
scribi  et  sigillo  .  .  .  fecimus  communiri  testibus  presentibus  Ulricus 
Secoviensis  episcopus,  dominus  Witigo  Scriba  Styrie  Wildoniensis.  do- 
miims  Ulricus  et  Liutoldus  fratres.  dominus  Rudolfus  et  Liutoldus  de 
Stadek  fratres.  dominus  Erchengerus  de  Landesere.  Dominus  Wlfingus 
de  Stubenberch.  dom.  Ulricus  de  lichtenstain  et  alii  qu.  pl.  fide  dignis- 
limi  datum  in  Graetz  ao  dom.  mccl,  xjjj  kal  Febr.  Hier  ist  zunächst  zu 
leien:  Witigo  Scriba  Styrie.  Wildonienses  domini  Ulricus  et  Liutoldus 
fratres;  vgl.  die  Copie  des  Jo.  Arch.  643^.  Nach  diesem  Zeugnisse 
ttÜMte  Leutold  von  Wildon  1250  noch  gelebt  haben  —  so  nimmt  in 
der  That  z.  B.  Krones,  Mitth.  22,  50  (vgl.  8.  228,  Anm.  3)  an  — ,  und  die 
Angabe  des  Salbuches  von  Stainz  (Much.  3,  338)  und  des  daraus  ab- 
geleiteten Grabsteines  (S.  228,  Anm.  2),  dass  er  1249,  13.  IV.  zu  Wien  ge- 
Btorben,  wäre  als  irrig  zu  betrachten.  Ich  betrachte  zwar  die  Stainzer 
Aufzeichnungen  mit  einigem  Misstrauen,  aber  aus  der  obigen  Urkunde 
möchte  ich  kein  Argument  gegen  dieselben  ziehen.  Ich  bin  nämlich 
überzeugt,  dass  eine  Anzahl  Zeugen  aus  dem  Privileg  von  1243  in  das 
'OD  1250  einfach  hertibergenommen  wurde  und  somit  aus  der  Erwähnung 
*n  dem  letzteren,  namentlich  bei  einem  Ministerialen  noch  nicht  auf  seine 
Anwesenheit  und  sein  Leben  zur  Zeit  der  Urkundenausstellung  ge- 
schlossen zu  werden  braucht.  Zur  Begründung  dieser  Ansicht  verweise 
»ch  auf  Ficker,  Beiträge  zur  Urkundenlehre  I.  Bd.  Innsbruck  1877.  Ob- 
wohl Ficker  zunächst  die  Kaiserurkunden  im  Auge  hat,  so  ertheilt  er  doch 


214 

Wildon  nicht  mehr  in  seiner  Nähe.  Leutold  überlebte  seinen 
Gebieter  nur  um  drei  Jahre;  seinen  Bruder  Ulrich  werden  wir 
in  die  Ereignisse  des  Interregnums  thätig  eingreifen  sehen. 


auch   für   die  Datirung  von    Privaturknuden   höchst  schStzbare    Winke: 
§.  69:  ,das8  zu  anscheinenden  Widersprüchen  zwischen  Zengenaufführong 
und  Datirung  auch    in  echten  Privaturkunden   die  mannigfachsten  Ver- 
anlassungen  geboten  waren,   wird  .  .  .    nicht  zweifelhaft   sein    könnend 
§.  176,  wo  von  Transsumpten  gehandelt  wird,  heisst  es:   ,es   finden  sich 
auch  Beispiele,  dass  die  Zeugen  mit  dem  übrigen  Texte  einfach  ans  der 
vorliegenden  Urkunde  wiederholt  wurden  .  .  .  .  es  triflft  auch   in  FSlIen 
zu,  wo  .  .  .  man  bei  Neuausfertigung  oder  Bestätigung  Zeugen  der  Vor- 
lage  wiederholte,    welche  in  dieser    Beurkundungszeugen   waren.     Und 
dabei    begegnen   wir   nicht    selten   einem   willkürlichen   Vorgehen  .... 
dass   man   nämlich   nun   doch  der  Vorlage  nicht  genau   folgte,    sondern 
Zeugen  dieser  und  der  neuen  Beurkundung  willkürlich  zusammen  warf*. 
Qleich  das   erste   Beispiel  Fickers,    eine   Urkunde  Kaiser  Heinrichs  FV. 
1105,  3.  XII.  Köln,  ausgestellt,   1107,   2.  XI.  Köln,   wiederholt,  ist    sehr 
lehrreich,  sie  zeigt,  dass  man   sich  mit  einer  der  Beurkundung  entspre- 
chenden Aenderung  der  angesehensten  Zeugen  begnügte,  dann  aber  ein- 
fach die  früheren   wiederholte.     Im  Folgenden  bringt  Ficker  dann  ganz 
unanfechtbare  Belege  für  Wiederholung  von  Zeugenreihen  aus  dem  drei- 
zehnten Jahrhundert,  besonders  aus  Urkunden  Kaiser  Friedrichs  II.  bei; 
man  vgl.  bes.  die  zwei  Urkunden  von  1218,  3.  I.  Wimpfen,  welche  Pri- 
vilegien des  Kaisers  von  1216  .  .  .  XII.  Niimberg,  und  1217,  25.  V.  Augs- 
burg, wiederholen  mit  Wiederholung  der  Zeugen  der  Vorlage  und  Weg- 
lassung derjenigen,    an    deren    Abwesenheit  im   heiligen    Lande   oder  in 
Italien  zur  Zeit  der  Beurkundung  man  sich    erinnerte,    während   andere 
gleichfalls    am    Ausstellungsorte    der    Transsumpte   von   1218   nicht   an- 
wesende oder  solche,  deren  gleichzeitige  Anwesenheit  in  Italien  man  über- 
sah, als  Beurkundungszeugen  fungiren.      Berücksichtigt  man   nun,    dass 
Leutolds  Tod  für  1249   bezeugt   ist,    so   darf  man   sich   wohl  die   Frage 
erlauben,  ob  nicht  ein  ähnlicher  Fall   wie  die   vorhin    erwähnten   in   un- 
serer   Urkunde    von   1250    vorliege;    die   Reihe    der  Zeugen  —    es  sind 
beidemale  Beurkundungszeugen,  Ficker  §.  66  —  ist  in  beiden  Urkunden 
eine  auffallend  ähnliche;  die  Fürbitter  des  Diploms  von  1243,  Erzbischof 
Eberhard    (gest.    1246,    1.   XII.;    Garns    series    episc.   cathol.    Ratisbonae 
1873),  Herzog  Bernhard,  Bischof  Ulrich  von  Lavant  und   Bischof  Ulrich 
von  Seckau,  die  beiden   ersten   auch   Mitsiegler   des    Herzogs,    fehlen  in 
der  Bestätigung  von  1250;  die  Reihenfolge    der   eigentlichen   Zeugen   ist 
aber  dann  genau  gewahrt,  nur  dass   Ulricus   Gurcensls,   Ulricus    Laven- 
tinus,    Dietmarus  de  Oflfenberch   fehlen,    dagegen   Witigo    scriba   Styriei 
Rudolfus   et  Liutoldus   de   Stadeke   hinzukommen.     Vielleicht    darf   man 
auch  das  berücksichtigen,  dass  die  abnorme  Anführung  der  zwei  Brüdei 
von  Wildon,   Ulricus   et  Leutoldus    (sonst    meist  umgekehrt)    von    1243 
auch  1250  wiederkehrt.     Meinhards    Urkunde   entlehnt   auch    s^nst    gern 
der  Vorlage  Aasdrücke  für  Veranlassung  und  Erkenntniss. 


215 

In  Privaturkunden  begegnet  Leutold  mit  seinem  Bruder 
ausserdem  c.  1240  in  Reun*  und  allein  1248,  20.  IX.  Pettau 
bei  Erzbischof  Philipp  von  Salzburg.^ 

Wie  im  öffentlichen,  so  finden  wir  auch  im  Privatleben 
die  Brüder  meist  gemeinsam  handelnd,  namentlich  anfangs,  als 
sie  das  Erbe  des  Vaters  übernahmen  und,  wie  es  scheint,  un- 
getheilt  besassen.  Gleich  nach  dem  Tode  ihres  Vaters  be- 
stätigten sie  dessen  Schenkung  an  Salzburg  (S.  199,  Änm.  1).  Es 
ist  schon  oben  erwähnt  worden ,  dass  die  Brüder  gleich  nach 
des  Vaters  Tode  die  von  demselben  und  ihrem  verstorbenen 
Bruder  Hartnid  gemachte  Schenkung  in  Prenning  an  Stift 
Seckau  durch  Urkunde  von  1223  .  .  .  Weiz  bestätigten.  ^  Bald 
darauf,  c.  1225,  fällt  eine  andere  Urkunde  der  Brüder  für 
Stift  Seckau,  durch  welche  sie  die  von  ihrem  Verwandten  — 
CS  ist  der  hier  nicht  genannte  Landfried  von  Eppenstein  ge- 
meint —  geschenkten  Güter  in  Governitz  bei  Knittelfeld  ab- 
treten, unter  der  Bedingung,  dass  ihr  Lehensmann  Gundacker 
TOD  Landschach  vier  Hüben  daselbst  lebenslänglich  besitze; 
nacli  dessen  Tode  sollen  auch  diese  an  das  Stift  fallen.^  Der 
Zeit  nach  folgt  dann  der  bereits  erwähnte  Verzicht  der  Brüder 


'  TT.-B.  2,  391,  504,  c.  1240  .  .  .  Ortolf  von  Trennstein  (Trewenstein) 
lehenkt  dem  Kloster  Renn  vier  Hüben  in  Hitzendorf  (Hucendorf).  Zeugen  : 
Vlricos  de  Wildonia,  Liutoldus  frater  suus  .  .  .  ministeriales  .  .  . 

*  Jo.  Arch.  C.  627.  1248,  20.  IX.  Pettau.  Erzbischof  Philipp  von  Salzburg 
schenkt  dem  Bischof  Ulrich  von  Seckau  die  Kirche  in  Styven.  U.  d.  Z. 
Lintoldus  de  Wildonia. 

'U.-B.  2,  209:  1223  ..  .  Weiz.  Liutoldus  et  frater  mens  Vdalricus  de 
Wildonia  commendamus  qualiter  pater  noster  Herrandus  et  frater  noster 
Hertnidus  pro  gravi  damno  Seccoviensis  ecclesiae  fratribus  ab  ipsis  in 
Ch^nenberg  per  incendium  et  rapinas  illato  predium  nostrum  et  hominum 
Dostromm,  Heinrici  videlicet,  Wendelburge  et  Richharde  filie  eiusdem  W. 
in  Prenning  situm  .  .  cum  ipso  .  .  Heinrico  et  Riehkarda  .  .  tradiderunt; 
cnios  traditionis  confirmationem  nondum  plenarie  factam  nos  post  mortem 
patris  et  fratris  nostri  monente  saepius  et  rogante  praeposito  Hezemanno 
(reg.  von  1220  —  1230,  16.  XU)  per  manuum  traditionem  confirmavimus. 
U.  d.  Z.  .  .  .  Rudegerus  et  Otto  de  Gfltenberc  (viel  später :)  Chunradus 
de  Wildonia,  Engelschalcus  et  Erpho  de  eodem. 

*  U..B.  2,  236:  c.  1225  ....  ego  Leutoldus  de  Gvtenberch  .  .  .  nos  et 
frater  noster  Vlricus  querimonie  contra  fratres  Secowenses  supra  pre- 
das  in  Gobemiz  que  a  parentibus  nostris  pro  remedlo  animarum  suarum  . . . 
delegata  fuemnt,  .  .  .  cessimus,  tali  forma,  ut  fidelis  noster  Gvndacharus 
de  Londschach  iure  precario  quattuor  mansus  detineat  etc. 


216 

auf  Governitz,    ,die   Schenkung   ihres    Blutsverwandten    L^^d- 
fried  von  Eppenstein^,   von   1227   und   die   Bestätigung   di^M 
Verzichtes   durch   Herzog  Leopold   VI.   von   1227,  IL   Gf^a.^ 
In   demselben  Jahre   1227,   nach   dem  Februar,   Seckau,       be- 
stätigt dann  Ulrich   wohl  auch  im  Namen  seines  Bruders    ^em 
Stifte  Seckau,  dass  der  bereits  erwähnte  Qundacker  von  L^9Uid- 
schach   als   Ablösung   für   die   nach   seinem   Tode   dem   S'fcifte 
abzutretenden  Wildon'schen  Lehen  am  Landschacherbache  ^^om 
Stifte    30  Mark   erhalten    habe.'^      Endlich    1242  ..  .   erfe:Järt 
Ulrich   neuerdings,    dass   auf  der   Schenkung   Landfrieds     '▼Ott 
Eppenstein,  Landschacherbach,   ihm   und   seinen  NachkomstJO^n 
keinerlei  Vogtei  gebühre,  und  beschränkt  seine  Forderung     ä^I 
ein  bestimmtes  Mass  Hafer  ,8ex  marchgrez  (?)  auen§,  und     ^^^ 
Huhn  von  jeder   Hube,  jährlich   auf  sein  Schloss   Eppen»^©*^ 
vom  Klosterverwalter   zu   liefern.^ 


1  U.-B.  2,  238   (vor  1227,   17.  II.   Graz).    Leutoldus   nee  non  firater  ii» 
Vlricus  de  Wildonia  .  .  .  Seccowensi  capitulo  praedimn  in  Gk>bemi2  -    -•     *' 
quod  etiam  consang^inens  noster  dorn.  Lentfridus  bon.  memor.  .  .  . 
tulerat  et  pater  noster  ac  frater  noster  Hertnidns  usque  ad  mortem 
nnerant  .  .  .  delegavimus.    U.  d.  Z.  .  .  .   Gundakarus  de   Boumkircl»^^^ 


frater  eins  Marchwardus,    Arnestus   de   Eppenstein,   Chunradns  de 
donia.  Die  Cession  und  den  Vertrag  bestätigte  dann  Herzog  Leopold 
1227,  17.  II.  Graz.  U.-B.  2,  239  und  M.,  Bab.  137,  208.    Vgl.  über  ^ 
ganzen  Streit  noch  Much.  4,  17.  5,  105. 

2  U.-B.  2,  241:  (1227  nach  Februar)  Seckau:  ego  Vlricus  de  Wildonia  * 
uolumus  certificari,  quod  dom.  prepositus  et    capitulum   Sekowense  G 
dacharo    de    Londschach  .  .  .   eo    uiuente    xxx    marcas    pro    abdicatic^ 
predictorum    bonorum  .  .  .  persoluerunt   etc.     Aus    dem    Pluralia    hin 
,Vlricus*  ohne  ,nos'    und  aus   der   Erwähnung   der  beiden   Siegel    ,«ig^ 
nostri  et   fratris   nostri   impressione'   darf  geschlossen  werden,  dass 
tolds  Name  lediglich  aus    Versehen   vom  Eingang  der   Urkunde    weg 
blieben  ist. 

3  U.-B.  2,  412:  1242  .  .  .  Ulrich  von  Wildon  anerkennt  die  Vogteifreih 
der  Güter  des  Stiftes  Seckau  bei  Landschach.    Auf  denselben  Streit 
zieht    sich    eine    Urkunde   Uerrands   II.,   des   Enkels   von  Herrand  I. 
D.  St.  1,  228,  Seccov.  86,  1265,   8.  IX.   Weissenkirchen :    Herrandos 
Wildonia  a  venerabili   Ortolfo   praeposito  .  .  .  Seccowensis   ecclesie 
saepius  expetitus,  quod  nuUus  officialium  meorum  vel  haeredam  meons- 
in   praediis   quae  Lontschacherpach  nuncupantur,   aliquod   ins    advocati 

vel  exactiones  seu  pernoctationes  exigere   debeat, praeae 

cum  praedium  memoratum  dom.  Lantfridus  p.  m.    de   Eppenstein  ob 
lutem  animae  tradiderit  .  .  .  postea  a  piae  mem.  avo  meo  dom.  Herran^ 
et  patre  meo  dom.  Ulrico  et  fratre  suo  Leutoldo  dictum  praedium  a  do 
minis  saepe  dicti  monasterii  saepius  sit   redemptum.     Und  nun  folgt  d^ 


Schon  1225  zeigt  Leutold  seinen   später  so  glänzend   be- 
währten Sinn  für  Wohlthätigkeit^  indem  er  einem  Dienstmanne 
eine  Schenkung  an  Kloster  Wilhering  in  Ober-Oesterreich  ge- 
Httttet.  *  1225y  19.  I.  Hartberg,  vergleichen  sich  die  Brüder  auf 
Vermittlung  des  Erzbischofs  Eberhard  IL  mit  dem  Bischof  von 
Seckau,   dessen  Angehörige   sie   in  Weiz  durch  Ausübung  des 
Vogtrechtes  der  Nachtlager  (sie  waren  Besitzer  von  Weiz  aus 
der  Qutenberg'schen    Erbschaft)    mannigfach   bedrückt  hatten, 
und  versprachen    sich  ähnlicher  Anforderungen  zu  enthalten.  ^ 
Von   c.    1230  angefangen    sehen   wir  Leutold   mit   einem 
Werke   beschäftigt,    das   seinen  Namen    in    der  Ueberlieferung 
des  Landes  noch  heute  lebendig  erhält,  nämlich  mit  der  Grün- 
dling und  Ausstattung  des  Chorherrenstiftes  Steunz  oder  Stainz. 
Ueber  den  Zeitpunkt  dieser  Stiftung   gibt   es   zwei   Ansichten, 
die  eine,    ältere,    vertreten    durch    Muchar,    die    andere    von 
Äleiller.^     Beide    stützen   sich    auf  die  Abschriften    eines  nun- 
flsnehr  verlorenen   Stainzer   Sal-    oder   Copialbuches   im  Archiv 
des  landschaftlichen  Joanneums  zu  Graz.  Eine  von  diesen  Ab- 
»cjhriften  aber  berichtet  unter  dem  7.  IV.  der  zweiten  Indiction 
olne  Jahr :  Erzbischof  Eberhard  IL  von  Salzburg  überlässt  dem 
X^fleutold  von  Wildon  allen  Grund  um  die  Kirche  S.  Katharina 
^11  Stainz,   welche  zur  Pfarre  S.  Stephan  in  Lemschitz  gehört, 
nachdem    derselbe    die    Pfarre*  Lemschitz    mit    einem    Hofe  in 
0^8chwend    entschädigt  hat.  ^     Obwohl   in    dieser  Urkunde   nur 


neuerliche  Verzichtleistnng  und  jene  Vorbehalte ,  die   schon   Ulrich  von 
Wildon  in   der  cA>en    S.  216   angeführten   Urkunde  gemacht   hatte:   sex 
marchcorcios  (!)  avene  et  de  singulis  enbis  vnum  pullum. 
'  Ü.-B.  O.-Oest  2,  332:  c.  1225.    Aufschreibung   über  die   Gründung  des 
Klosters  Wilhering:  .  .  .  porro  curtile  quoddam  in  Baffoltinge  quod  solvit 
xzx  denarios  quldam  de  familia  Leutoldi  de  Wildonia   dedit  domino  suo 
coDsentiente  et  propria  manu  largiente. 
*  U.-B.  2,  226.  1226,  19.  I.  Hartberg.  Lyvtoldus  et  Vlricus  pueri  de  Wil- 
donia qui  procurationes  quandoque   contra    voluntatem   .  .  .   Secoviensis 
episcopi    apud  Weides   receperant  .  .  .  spoponderunt   quod    ex    nunc  in 
antea   nollam    ibidem    procurationem   ab   eo   vel   a    suis    hominibus  .  .  . 
redpiant 
^  Miieh.  5,  114  und  138;  Meiller,  Salzb.  Reg.  8.  562,  Anm.  203. 
*  U.-B.  2,  290 :    (1232),  7.   IV.    Leibniz.    Mit   Rücksicht  auf  die   Zeugen 
(Heinrico  v.  Seccowensi  electo,  Hartnido  de  Betove,  Vlrico  de  Wildonia, 
Clraiurado    de    Homekke,    Hartengo    Chelzone,    Friderico    castellano    de 
Libem)  und  die  II.  Indiction  hat  Muchar  die  Urkunde   nach  1229   ver- 
legt, und  dasselbe  Jahr  trägt  die  Copie  des  Jo.  Arch.  463.  Dagegen  bietet 


218 

der  eccleda  sancte  Catharine  apud  Stanz  erwähnt  wird,  8C 
zeigen  doch  die  folgenden  Urkunden,  dass  hiemit  das  voii 
Leutold  von  Wildon  gegründete  Chorherrenstift  Stainz  gemeini 
sei,  und  zwar  wird  man  diese  Gründung  als  kurz  vorhei 
geschehen  annehmen  müssen.  Da  nun  Muchar  die  oben  er- 
wähnte Urkunde  nach  1229,  Meiller  aber  nach  1244  setzt,  sc 
hält  Ersterer  1229,  Letzterer  1243  für  das  Jahr  der  Gründung 
von  Stainz.  ^ 

An  diese  erste  Nachricht  schliesst  sich  eine  Urkunde 
gleicher  Herkunft,  die  c.  1230  angesetzt  wird,  an:  .  .  .  quoc 
ego  Leutoldus  de  Wildonia,  quamuis  ecclesiae  sancte  Katliarin< 
in  Stanz  fundationi  mee  .  .  .  per  priuilegia  et  instrumenti 
idonea  prouiderim,  habito  tarnen  consensu  et  consilio  fratrii 
mei  Vlrici,  presentibus  .  .  .  probis  uiris  et  honestis,  quedan 
specialiter  exprimere  yolui.  Aus  der  nun  folgenden,  etwai 
confusen  Fassung  der  Rechte  scheint  hervorzugehen,  dass  ei 
den  Probst  (,dicto  preposito',  obwohl  er  vorher  noch  nich 
erwähnt  worden)  mit  Gerichtsbarkeit  über  seine  und  seinei 
Bruders  Ulrich  ,fideles  uel  milites  uel  clientes^  ausstattet  unc 
ihm  ,vuruanch^,  Maut  und  ,Kirchgang^  in  S.  Stephan  in  Lemschit 


Meiller,  Salzb.  Reg.  289,  555  ausser  kleinen  Abweichangen  im  Uiteinischei 
Texte  nnd  in  den  Ortsnamen  statt  des  Bischofs  Heinrich  von  Seckaa 
Vlrico  y.  Seccowensi  electo  und  setzt  demgemäss,  da  Ulrich  erst  yoi 
Jänner  1244  regierte  und  die  II.  Indiction  auf  dieses  Jahr  passt,  di« 
Urkunde  nach  1244;  vgl.  Potthast,  Suppl.  405  und  Qams  unter  Seckan 
Gegen  Muchars  Datirung  macht  nunmehr  v.  Zahn,  U.-B.  2,  389,  A 1  geltend 
dass  Heinrich  von  Maria  Saal  im  Jahre  1239  noch  nicht  Bischof  yoi 
Seckau  war,  und  setzt,  da  dessen  Wahl  nach  dem  3.  VIII.  1231,  di 
Bestütig^g  aber  erst  am  30.  VI.  1232  erfolgte,  die  Urkunde  in  da 
Jahr  1232.  Mit  dieser  Bestimmung  kann  die  Anwesenheit  des  En 
bischofs  von  Salzburg  und  des  Bischofs  Heinrich  in  Leibniz  in  Ein 
klang  gebracht  werden.  Die  Indiction  II  statt  der  gebührenden  V  wir 
aus  der  häufigen  Verwechselung  von  II  und  V  erklärt. 
*  Auf  1243  muss  Meiller  zurückgehen  mit  der  Gründung,  denn  in  F.  E 
A.  II.  3,  117  erscheint  unter  dem  23.  X.  1243  in  einer  Urkunde  Erz 
bischof  Eberhards  zu  S.  Andrae  im  Lavantthale  ,mag^ster  Berhtoldos  prc 
positus  S.  Catharine  aput  Steunze*  (M.,  Salzb.  287,  542  bringt  dieselb 
Urkunde,  vermuthet  aber  S.  562,  Anm.  200  den  22.  XI.  als  Daton 
während  er  in  die  chronologische  Uebersicht  S.  318  dieselbe  Urkond 
nach  dem  16.  X.  einträgt).  Aber  schon  am  6.  IV.  1242  begegnet  de 
Probst  Berthold  von  Stainz  in  einer  Urkunde  Herzog  Friedricha  IL  b< 
M.,  Bab.  170,  98. 


219 

undS.  Georgen  in  Eppendorf  anweist.  ^  Erst  die  dritte  Stainzer 
Urkunde   trägt   ein    bestimmtes  Datum,    nämlich    1233,  23.  X. 
.  .  .  Geroldus  .  .  prepositus  ecclesie  sancte  Katharine  in  Steunz 
erklärt,  de  communi   consensu   confratrum   nostrorum   omnium 
.  •  .  et  canonicorum   auf  Bitten   des   domini  Vitmari   de  Hopf- 
garten  dapiferi   et   dispensatoris  domini  Liutoldi  de  Wildonia, 
nostre  ecclesie  fundatoris,  mit  Witmar  und  seiner  Qattin  Gerbirg 
vier   ein    halb    Hüben    in    Rutzendorf   bei    Deutsch-Landsberg 
gegen  vier  Hüben  in  Schwarzenschachen  bei  Stainz,  die  Witmar 
von  Leutold   und   Ulrich    von   Wildon   zu   Lehen    hatte,    ver- 
tauscht    zu    haben.     Im    Verlaufe    der    weiteren    Auseinander- 
setzung wird  dem  Witmar  von  Hopfgarten  nachgerühmt,    quia 
ecclesie  a  principio  fundationis  fidelis  semper  extitit  et  deuotus 
et  omnes  in  ea  deo  famulantes  totis  viribus  dilexit,    extulit   et 
promouit ;  die  Zuweisung  der  vier  Hüben  in  Schwarzenschachen, 
welche   fauorabili   utriusque    fratris,    uidelicet   domini   Liutoldi 
et  domini  Vlrici   de  Wildonia   geschah,   bezeugen   dann   nebst 
dem  Decan  und  Kellermeister   mehrere  Kanoniker,    sowie   die 
milites  Ortolf  von  Pergarn,   Dietmar   von    Hopfgarten,  Ulrich 
Bawarus  u.  a.  ^  Hierauf  folgt  eine  Urkunde  Herzog  Friedrichs  11. 
von  1233  .  .  .,  womit  er  gestattet,  cum  Leutoldus  de  Wildonia 
ministerialis   noster   in   honorem  sancte  Catharine  uirginis  pre- 
fonturam  de  novo  erexerit  apud  flu  vi  um  Stanz  in  diocesi  Salis- 
burgensis  archiepiscopatus,    dass  jeder  seiner  Ministerialen  bis 
zu  zehn  Mark  Jahreseinkünfte  diesem  Kloster  zuwenden  dürfe. 
Unter  den  Zeugen  steht  Ulrich  von  Wildon.  ^ 

Diese  Berichte  schliessen  sich  der  Gründungsurkunde 
vom  7.  IV.  1229 — 1244  eng  an;  sind  sie  glaubwürdig,  so  muss 
Meillers  Datirung  der  Leibnitzer  Urkunde  vom    7.  IV.    fallen; 

'  Ü.-B.  2,  280.  c.  1230  ...  .  Leudoldus  de  Wildonia  ....  habito  .  . 
conrilio  fratris  mei  Vlrici,  praesentibus  et  consulentibus  dorn.  Rudolpho 
de  Lubgaflt,  et  domino  Conrado  de  Horneke,  et  domino  Ortolfo  de 
Perg^arn  et  domino  Witmaro  de  Hopfgarten,  probis  viris  et  honestis  .... 
nnlli  fideliam  meorum  uel  Vlrici  fratris  mei  militum  vel  clientnm  con- 
eeditur,  quin  homines  eorum  pareant  iudicio  coram  iudice  fori  in  Stanz 
et  de  qnaerimoniis  respondeant  et  soluant  institiam  institntam  .  .  .  Vgl. 
die  Urkunde  vom  23.  III.  1249  Stainz,  welche  der  Urkunde  des  an- 
geblichen Copialbuches  zu  Grunde  zu  liegen  scheint.  S.  222,  Anm.   1. 

'  U.-B.  2,  302 ;  wegen  des  Probtes  Gerold  vgl.  v.  Zahn,  U.-B.  2,  389,  A  1. 

*  Ü.-B.  2,  307.  Da  diese  Urkunde  in  den  Hab.  Reg.  fehlt,  scheint  sie 
Meiller  nicht  gekannt  zu  haben. 


220 

denn  wenn  auch  Gründungsurkunden  von  Klöstern  oft  später 
ausgestellt  worden,  <  ein  Kaufvertrag  über  den  Boden  eines 
im  Jahre  1233  Urkunden  ausstellenden  Klosters  erst  1244,  also 
vierzehn  Jahre  später  abgeschlossen,   ist   doch  nicht  glaublich. 

So  lange  sich  also  die  völlige  oder  theilweise  Unecht- 
heit  der  Stainzer  Urkunden  nicht  erweisen  lässt,  wird  man 
dabei  stehen  bleiben  müssen,  dass  Stainz  um  1230  gegründet 
worden  sei.^ 

So  viel  steht  fest,  dass  Leutold  und  sein  Bruder  Ulrich 
das  neu  gestiftete  Kloster  wiederholt  reich  beschenkt  und  aus- 
gestattet haben:  am  18.  II.  1245,  Stainz  gestattet  Leutold,  dass 
Rudiin  von  Wefsenstein  fiir  das  Seelenheil  seines  Bruders 
Wulfing,  dem  Kloster  eine  ihm  lehnbare  Wiese  am  Lemschits- 
bache  (pratum  situm  inter  cenobium  ecclesie  sancte  Katharine 
fundationem  meam  et  fluuium  Lemsenz)  schenke.  Ihre  Zu- 
stimmung erklären  vxor  mea  Agnes  et  filie  mee  Gertrudis  et 
Agnes.  Unter  den  Zeugen  sind  mehrere  milites  et  clientes.' 
Erzbischof  Eberhard  II.  überliess  1245,  18.  V.  Friesach,  auf 
Leutolds,  fidelis  ecclesie  Salisburgensis,  Bitten,  dem  EJoster 
Stainz,  novellae  plantacioni  Leopoldi  de  Wildon,  das  Patronat 
von  S.  Stephan  in  Lemschitz  gegen  die  Kirche  S.  Johann  bei 
Herberstein  am  Feistrizbache."*  Am  17.  IV.  1247,  schenkte 
Leutold    mit  Zustimmung  seines   Bruders   eine  villa,    die   ein 


1  So  macht  Friess  Kuenr.  137,  1  darauf  aufmerksam,  dass  der  Bau  des 
Clarissinenklosters  in  Dümstein  durch  Leutold  von  Euenring  1287  be- 
gfonnen  habe,  die  Stiftungsurkunde  aber,  wie  es  bei  Elosterstiftiuigen 
nicht  selten  der  Fall  war,  erst  um  zwei  Jahre  spKter  ausgesteUt 
worden  sei. 

^  Viel  kommt  für  die  richtige  Darstellung  darauf  an,  wie  in  der  Urkunde 
von  1233  (U.-B.  2,  307)  der  Ausdruck  ,de  novo  engere*  zu  fassen  sei: 
.  .  .  cum  Leupoldus  de  Wildonia  ministerialis  noster  in  honorem  8.  Ka- 
tharinae  praeposituram  de  novo  erexerit  apud  fluvium  Stanz  .  .  . 

3  U.-B.  2,  448:  1245,  18,  IL  Stainz.  Liutoldus  de  Wildonia  .  .  cum  milet 
meus  Wulfingus  de  Wefsenstein  .  .  .  decesseret  intestatus  Rndliniu  frmter 
suus  et  alia  parentela  sua  .  .  .  supplicaverunt  mihi,  vt  pratum  .... 
quod  idem  Wulfing^is  a  me  in  feodo  tenuit,  de  meo  consensii  .  .  . 
ecclesiae  s.  Katharinae  .  .  condonarent  filiabus  suis  Mechtbildi  et  Yimodi 
consentientibus.  Ego  .  .  et  vxor  mea  Agnes  et  filiae  meae  Gertradia  efc 
Agnes  .  .  .  consensimus  .  .  .  testes  sunt:  Waltherus  Schrat,  Ortolfos  d9 
Perngarn,  Vlricus  bawanis,  milites;  Rudlinus  de  Nivrivt,  Rodlinvs  d» 
Gvtenberch,  Perhtoldus  de  Panholz,  Otto  de  Lemsenz,  clientes  eto.    . 

*  U.-B.  2,  452. 


221 

Lehensmann  inne  hatte,  dem  Kloster  S.  Katharina  zu  Stainz 
nach  dem  Ableben  seiner  Gattin  Agnes  und  dieses  Lehens- 
mannes Otto;*  und  am  25.  X.  1247,  Piber  bestätigte  Bischof 
Ulrich  von  Seckau  die  Stiftung  sammt  allen  Rechten,  ^  worauf 
dann  noch  am  21.  II.  1248,  Lyon  die  Bestätigung  derselben 
durch  Papst  Innocenz  IV.  erfolgte.  ^  Die  grösste  Schenkung 
aber  machte  Leutold  am  23.  III.  1249,  Stainz:  Zwei  Dörfer, 
Grafenkorn  und  Grakorn,  erhält  das  Stift  mit  der  einzigen 
Clause!,  dass  seine  Gemalin  Agnes  zeitlebens  den  Frucht- 
genuss  haben  sollte^  aber  auch  während  dieser  Zeit  schon  und 
dann  für  immer  unterstehen  die  Bewohner  dieser  Güter  der 
Gerichtsbarkeit  des  Probstes  in  Stainz.  Zu  diesen  Verfügungen 
hat  Ulrich  von  Wildon  durch  Anhängung  seines  Siegels  seine 
Zustimmung  gegeben.  Wenn  den  Stainzer  Aufzeichnungen  zu 
trauen  ist,  so  hat  Leutold  an  demselben  Tage  dem  Stifte  noch 
eine  zweite  Urkunde,  eine  Art  Testament,  ausgestellt,  in  welcher 
er  alle  seine  bisherigen  Schenkungen  aufzählt  und  durch  die 
Siegel  des  Bischofs  von  Seckau,  seines  Bruders,  seiner  Ver- 
wandten   Hertnid    von    Pettau    und    Wulfing    von    Stubenberg, 


»  Jo.  Arch.  C.  615:  1247,  17.  IV.  .  .  .  Liutoldus  de  Wildonia  de  bono 
consensu  et  favorabili  voluntate  fratris  mei  Vlrici  ob  .  .  .  remedinm  ani- 
mae  meae  et  meorum  prsedecessorum  omnium  et  successonim  tradidi 
ecclesise  sanctse  Katharinne  in  Steunz  fundationi  mese  viUam  in  Walde 
sitam  iaxta  fluuinm  Stevnz  ....  post  obitum  domini  Ottonis  militls 
mei,  qui  ipsa  villa  a  me  et  a  fratre  meo  Vlrico  infeodatos,  iam  sine 
heredibas  inueterauit  et  post  mortem  uxoris  meae  Agnetis  libere  et  paci- 
fice  possidenda  ....  testibus  domino  Ortolfo  de  Pergarn,  domino  Yit- 
maro  de  Hopfgarten,  domino  Vlrico  Bawaro  militibus,  Perhtoldo  de 
Panholz,  .  .  . 

^  Je.  Arch.  C.  617:  1247,  25.  X.  Piber.  cum  nobilis  vir  dominus  Leudoldus 
de  Wildonia  .  .  .  iuxta  fluuium  quod  Stanz  dicitur,  ecclesiam  S.  Catba- 
rinae  fuudauit,  regularibus  ibidem  canonicis  institutis  etc. 

'  Jo.  Arch.  C.  623:  1248,  21.  II.  Lyon.  lunocentins  IV.  episcopus  servus 
dei  venerabili  fratri  Vlrico  episcopo  Seccouensi  salutem  .  .  .  Cum  .... 
Leudoldus  de  Wildonia,  miles  comministerialis  ducatus  Styrise,  eccleslse 
de  Stanz,  ordinis  S.  Augustini  tuae  diocoesis,  quae  parochialls  erat  et 
etiam  tunc  vacabat,  in  qua  idem  ministerialis  ins  obtinet  patronatus  in 
tantam  de  possessionibus  propriis  pia  liberalita  [Lücke]  quod  personis 
inibi  famulantibus  possunt  necessaria  [Lücke]  ius  ministerialis  instant 
[Lücke]  de  consensu  capituli  tui  eodem  canonicos  institueris  .  .  .  con- 
firmamus  .  .  . 


222 

sowie    seineB    Schwiegersohnes    Otto    von    Liechtenstein    be- 
stätigen  lässt.  ^ 


*  lä4V)f  SS.  III.  StainE.  In  nomine  sancte  et  indinidue   trinitatis  .  .  .  re- 

»pondeat  aetionein.  Hinc  est  qnod  eg^  Leutoldos   de  Wildonia  diTinaa 
bouitaüa  ....  parenuun  meomm 

A.  B. 

de  pleno  consensn  et  bona  nolon-  ftindaiii    ecclesiam    conaentualeBi 

täte  fratris   moi  Vlrici  de  Wildonia  snb  regola  B.  Angustini  in  hononm 

et  omnium  coheredum   meomm    le-  dei  et  gloriosae  matris  eioa  Virginis 

gaui  donaui  et  dedi  Ecdecde  sancte  Mariae   et  sanctae  Cathaiinae   rir- 

Katharine  in  Steuns  Novelle   plan-  ginis  et  martTiis  in  loco  qni  dieitiir 

taeioni  mee  et  fratribos   sen  Cano-  Steins  et  sitns  est  in  terminis  paro- 

nici«  ibidem  deo  famnlantibns  villas  cbiae  sancti    Stephani   in   Lemaens 

Oravendorf  et  Qracom  cnm  . .  .  omni  qnam    parochiam    v.  archiepiaoopns 

Jnr»    |U\^prio   sen    her^itario  qnml  SaUbur^nsis  Eberliardas  praedtctaa 

e^>   et   pmlietus  frater   mens   sive  noTelUe  contolit    plantationi  et   in 

eoberedes  mei  in  eisdem   rilUs  ser  r^compensatioiftem  .  .  contnH  .  .  vom 

bonis  hno  usque  libere  possedimns  patronatns  .  .  in  eeclesia  s.  Joanois 

et  tTanqmUe.  Ita  tamen  nt  vxor  mea  inxta  dnniam  .  .  Yiiistris.  Igitnr  in 

Ajjrne«  de  percipiendis  .  «  bonomm  5nbsidiam  canonicomm  .  .  .  oontoli 

pindeat  ad  dies   nite  sne   .    .   P^^t  de  bono  consensn  fratns  mei  Vlriei 

«>KilQm  autem  ein»  preiK>minaie  ville  de    Wildonia  et  alickrom    haerednm 

sen  bona  .  .  «  ad  .  .  K<vlesiaxn  inre  meomm    ba«-^    prae^dia    snb«cn|iita: 

bere^itari«'^  pr»  larp^^re  sn$tM)tati^^ne  in  primi5  ijvtns:  fcndom  ferlgwisfl  . . 

tTAtTTixm  Mve   oaxK^r.i^'vvnan'.   icibi  dv^  quam  «qris   .  .  .  |v»jii>ederamqa  iure 

mir.v^   ir.ilitar.t:r.m  .  .  .  dm«^h;ar.mr.  fK>da]i  ab  eecSeÄa  Salzb«i|resfli .  . . 

IV>te<iiSa»s  specialit^^  ttmi  or.»  fracv  :p*ÄTr.  fcadxn  ctnn  boos 


»eo  supm^ikto  ^9«>d  per  hanc  fra-     reditari»  in  tüU  .  .  . 

tiajn  pr^dk^  won  XDe^  ai  i)e5  niD^     <s->irpe3»jit3.'«ne     debota     coaimitaTi; 


«itxv.  x-^i  <*4ieT.Ti:ir.  »N>s«r,  CT;ir.  &  TW-  r-^r^wc    :t.    :^iau:>.-i-*ofa:: 

j.'orwv*  &»t  a  Ä'uJtto.^rr  ^uc  Vtri-ÄDA  ^•iftr'ali/iTiW'  ix  a^m  S 

ÄJÄtXT  ^«iTs   fürv^Tvis:?,'       .  ,  Tc^k*f  Wj^'i«*  i2»qi»   <jn.    sufnh 

V\vjf*M»r    ^"sfC    «I,'     luÄx-*:    ir    ^ViT«"'  I^mtwt.s   .  ,;   idin*   naiHiw:   et  ^Smir 

^5t#»j:r.s    ox    ;t.   Ä^ih.-*TKai':>»n>   V.vif^  Ä:nn.   ji   Svr'lm'arrfgixsbairiiwi    et  . .  . 

i^TTi,   Ä»>iwcrf    t<»i««ai  TT.T      Sijii*;*!*w  V«?nn    ,  .  .  iirc  T/isani  « 

4»!  ,>irr.  .NVfcir  ,^ijä?*v  ?Vi~   it.  :^nut  adno^'^axiair   .      .  «muit   sss 

nnwtf  Hat  >j^^<»i«.  nnvmM><«i.  amniTtiin;    tvotnra^    coac       .   fmt  rtji 

Tajjc»]!»*-    n*<v   f:  fti>T".-x    ii*/».   Vr^  i*r*.-  nT«tf««."i»tahixur 

-io.         «^uv  r,»Ki'T*pÄ»n.    T**«fc(»*  T»?«*>*iivm>i    V:  aotAir    ha«ir 

**«o    Sa*v^  '••vmwp'    «iitMvqv   et  Tlrki 


223 

Von  Ulrichs  Schenkungen  an  Stainz  wird  noch  die  Rede 
sein.  Wir  kehren  zu  Leutolds  Beziehungen  zu  Kirchen  und 
Klöstern  zurück.  1237,  .  .  Mai,  vertauschen  die  Brüder  mit 
Stift  Renn  Güter  zu  Hezelsdorf  gegen  das  Dorf  Gribinge.  * 
1245  anerkennt  Leutold,  als  Vogt  admontischer  Güter  in  der 
onteren  Mark  (Garns  bei  Stainz  und  Frieland)  persönlich  oder 


gnineoram  meoram  Hemidi  de  Bet- 

toiria,    Wulffingi    de    Stubenberg  et 

generi  mei  Ottonis  de  Liectenstein, 

qui    omncB   .   .   .    consensum    prae- 

buerunt,  feci  .  .  roborari  Testes  .  . . 

sunt  cADonici  eiusdem  loci:  Chvnradus,   Wernherus,   Weigandus,    milites 

Meinhardus  de  Cemzleinsdorf,  Otto  de  Walde.  Ortolfus  de  Pergern.  Dit- 

manis   de   Hopfgarten.    Vlricus  Wawarus    de   Griwingen   .   et  alii    quam 

plures.  Actum  .  .  .  indicione  VII. 

Or.    Fg.    im    k.    k.    H.-H.-St.-A.;     Jo.  Arch.  C.  634  aus  der  Bestätigung 
Fontes  rer.  austr.  II.  1,  13.  Kaiser  Friedrichs  von  1319,  17.  IV. 

Graz,  im  verlorenen  Stainzer  Codex. 
Die  Erwähnung  einer  Grafschaft  in  der  Urkunde  B  ,comitie  mee* 
macht  deren  Unechtheit  wahrscheinlich;  erwägt  man,  dass  die  Regelung 
der  Rechtsverhältnisse  auf  den  geschenkten  Dörfern  der  Urkunde  A  fast 
wörtlich  wiederkehrt  in  der  S.  219,  Anm.  1  besprochenen  Stainzer  Urkunde 
von  c.  1230  .  .  .,  so  geräth  man  auf  die  Vermuthung,  dass  das  vorliegende 
Stainzer  Original  A  mit  anderen  wohl  verlorenen  Originalen  den  Stoff 
abgegeben  habe  zur  Verfertigung  jenes  Stainzer  Traditions-Codex,  dessen 
Copien  das  Grazer  Joanneum-Archiv  bewahrt.  Die  immer  nachdrücklichere 
Betonung  der  Rechte  und  Freiheiten  der  Stiftung,  die  umständliche 
Sicherung  gegen  spätere  Ansprüche,  die  Wiederkehr  fast  der  nämlichen 
Zeugen  in  allen  Stainzer  Urkunden,  bestärken  mich  in  der  eben  ausge- 
iprochenen  Vermuthung.  Unter  solchen  Umständen  haben  genealogische 
Beiiehnngen,  die  sich  auf  jene  Stainzer  Urkunden  stützen ,  nur  geringe 
Beglaubigung.  Man  würde  aber  zu  weit  gehen ,  sie  gänzlich  zu  ver- 
werfen, da  erstens  nicht  bekannt  ist,  ob  nicht  die  zu  Grunde  gelegten 
Originale  schon  jene  Beziehungen  aufweisen,  und  zweitens,  selbst  den 
Fall  der  Fälschung  als  erwiesen  angenommen,  die  Fälscher  solche  Be- 
>iehangen  nicht  völlig  aus  der  Luft  griffen,  sondern  wohl  an  Ueber- 
Uefemngen  anknüpften.  Ueber  das  Verhältniss  der  Wildonier  zu  den 
Liechtensteinern  und  dessen  irrthümliche  Auffassung  in  Stainz  siehe 
S.  226,  Anm.  2. 

'U.-B.  2,  368:  1237,  .  .  Mai  .  .  Liutoldus  de  Wildonia  et  Wlricus  frater 
iQens.  Zeugen  nach  dem  Bischöfe  von  Seckau:  Cönradus  de  Planken- 
^«rt,  Pillungus  et  Pabo  fratres  de  Liboch,  Dietmarus  de  Vanstorf,  Or- 
tolfos  de  Lemsiniz,  Fridericus  de  Chouchlach,  Walchunus  de  Ratens- 
dorff  Hermannus  de  Götenberch  milile»,  Heinricus  de  Lemsniz,  Uerbordus 
judex,  Richerus  de  Lemsniz  et  alii.  Mindestens  die  nach  Gutenberg  und 
Lemschitz  Benannten  dürften  Unterthanen  der  Wildonier  sein. 


224 

durch  seine  Richter,  mannigfache  Bedrückungen  der  stiftbchea 
Unterthanen  sich  erlaubt  zu  haben.  Da  die  Klöster  von  den 
Untervögten  der  Landesherren  vielerlei  zu  leiden  hatten,  so 
suchten  sie  so  viel  als  möglich,  diese  lästigen  Bürden  ganz  abzu- 
schütteln oder  doch  zu  beschränken.  Oft  ging  es  freilich  nicht 
ohne  Intervention  des  Landesherzogs:  schon  c.  1225  appellirte 
Admont  an  den  Herzog  Leopold  VI.,  weil  es  sich  durch  Herrn 
Konrad  von  Wildon,  wohl  keinen  Angehörigen  des  Ministerialen- 
geschlechtes, ^  in  seinen  Besitzungen  gefährdet  sah,  und  auf 
Herzog  Leopolds  VI.  Vermittlung  gab  Konrad  das  unrecht- 
mässig occupirte  Gut  heraus,  das  auf  admontischem  Grunde 
erbaute  Haus  wurde  auf  Befehl  des  Herzogs  niedei^erissen,  und 
Leutold,  der  Vogt  und  Hofrichter,  stellte  den  stiftischen  Besitz 
urkundlich  vor  Zeugen  fest.  ^  Die  neuerlichen  Bedrückungen 
aber  nahm  das  Kloster  zum  Anlasse,  1245  die  richterlichen 
Befugnisse  Leutolds  zu  umgrenzen.  ^ 


^  Konrad  von  Wildon  scheint  zu  den  milites,  die  in  Lentolds  Zeit  be- 
sonders zahlreich  bezeug^  sind,  gehört  zu  haben.  Er  tritt  nur  c.  1285 
thätlich  auf  and  steht  unter  Leutolds  Jurisdiction.  Wenn  er  mit  den 
Ministerialen  zugleich  als  Zeuge  erscheint,  so  wird  nie  einer  Verwandt- 
schaft erwKhnt,  und  in  der  Zeugenreihe  steht  er  meist  weit  hinter  ihnen. 
Als  Zeuge  erscheint  er  in  folgenden  Urkunden:  U.-B.  2,  86,  134:  1207. 
Erzbischof  Eberhard  II.  von  Salzburg  schenkt  dem  Kloster  Reon  alle 
Zehente  von  Neureuten.  U.  d.  Z.  .  .  .  Cunradus  de  Wildonia  .  .  .  (fehlt 
in  M.,  Salzb.  Reg.;  191,  101  hat  anderen  Inhalt  und  andere  Zeugen).  — 
U.-B.  2,  89,  138:  1208,  30.  V.  Friesach,  (S.  207,  Aum.  3).  U.-B.  2,  162, 
245:  1219,  9.  I,  Leibnite  (S.  206,  Anm.  2).  —  U.-B.  2,  209,  299:  1223  .  . 
Weiz  (S.  215,  Anm.  3).  -  U.-B.  2,  238,  329 :  vor  1227  17.  II.  (8.  216,  Anm.  1). 
—  U.-B.  2,  287,  385:  1231  .  .  .  Nov.  Friesach;  Reinbert  von  Mureck 
und  sein  Sohn  stellen  Zehente  in  Gamnar  und  Obdach,  die  sie  Admont 
entzogen,  wieder  zurück.  U.  d.  zahlreichen  Z.  .  .  .  Chunradl  de  Wil- 
donia .  .  .  U.-B.  2,  288,  387:  1231,  3.  XII.  Altenhofen.  Erzbiachof 
Eberhard  II.  bestätigt  den  vorhergehenden  Verzicht.  U.  d.  Z  .  .  .  Chnn- 
radus  de  WUdonie  ...  In  einem  Zusätze  dann:  Ulricus  de  Wildonia, 
Ulricus  de  Uehtenstein  .  .  .  Vgl.  auch  Wichn.  Adm.  2,  295,  N.  134. 
U.-B.  2,  447,  560:  1245  (vor  18.  IL)  Stainz,  zweiter  Zeuge  Cvnradoa  de 
Wildon  (s.  u..  Anm.  3).  U.-B.  2,  452,  565:  1245,  18.  V.  Friesach  (S.  220, 
Anm.  4).  U.  d.  Z. :  Conradus  de  Wildonia. 

'  W.,  Adm.  2,  289,  N.  126;  auch  U.-B.  2,  232:  c.  1225.  dominus  Chunradua 
coram  iudice  domino  Liutoldo  de  Wildon.  Wichner  p.  65  halt  Konrad 
wegen  des  Ausdruckes  dominus  für  ein  Familieuglied. 

»  W.,  Adm.  2,  325,  N.  168  auch  U.-B,  2.  447:  1245  (vor  18.  IL)  Stains  .  .  . 
l>ater  meus  pie  memorie  Herrandus  in  advocacia  quam   habnit  in  bonis 


225 

Leutold  war  vermählt  mit  Agnes,  der  vierten  Tochter 
)8  von  Unter-Drauburg  (Traberg).  Das  geht  hervor  aus 
einer  Urkunde  Herzog  Leopolds  VI.  für  Heiligen  Kreuz:* 
Otto  von  Traberg  hatte  1222,  11.  XH.  Wien,  ein  Gut  in 
Waeselinsdorf  an  Stift  Heiligen  Kreuz  in  Gegenwart  seines 
Solmes  vor  Zeugen  verkauft.  In  demselben  Jahre  leisteten 
dann  in  Traberg  Ottos  drei  Söhne  und  drei  Töchter,  Mathilde 
mit  ihrem  Gatten  Cholo  (von  Käsen)  sammt  ihren  Söhnen 
Cholo  und  (Heinrich),  Aleidis  mit  ihrem  Gatten  OflFo  von 
Patten  und  die  damals  noch  un vorbei rathete  Elizabeth,  in  die 
Hinde  des  Subpriors  Egilolf  Verzicht.  1227,  21.  VII.  Wildon, 
»cat  et  ceteri  fratres  scilicet  et  sorores  sue  eidera  iuri  abre- 
noDciavit  et  quarta  filia  sua  Angnes  quam  habuit  Liutoldus  de 
WildoDia.  Diesen  ganzen  Act  hat  Herzog  Leopold  VI.  später 
—  das  Datum  ist  unbestimmt  —  bestätigt.  Der  auffallende 
Ausdruck  ,habuit^  kann,  da  Agnes  zur  Zeit  der  Bestätigung 
durch  Herzog  Leopold  VI.  sicher  am  Leben  war,  nur  gedeutet 
werden  ,welche  damals  bereits  zur  Frau  hattet  Die  Bestätigung 
Uopolds  VI.  fallt  zwischen  die  Verzichtleistung  der  Agnes, 
21.  VII.  1227,  und  seine  letzte  österreichische  Urkunde,  19.  XII. 
1229; 2  die  Verheirathung  mit  Leutold  von  Wildon  fallt  aber 
vor  den  ersten  Kaufvertrag  vom  11.  XII.  1222  und  die  Ver- 
richtleistung der  übrigen  Kinder  in  Traberg,  und  dürfte  der 
Grund,  dass  Agnes  bei  diesem  Vertrage  fehlt,  eben  ihre  bereits 
vollzogene  Heirath  mit  Leutold  gewesen  sein ;  auch  ist  Leutolds 
Md  der  Agnes  erste  Tochter  Gertrud  am  10.  IL  1241  bereits 
vermählt,  was  auf  die  gleiche  Zeit  der  Vermählung  vor  dem 
11.  XII.  1222  führt. 

Leutold  und  Agnes  hatten  zwei  Töchter,  Gertrud  und 
Agnes.  Diese  erscheinen  zusammen  mit  ihrer  Mutter  auf  der 
Stainzer  Urkunde  vom  18.  IL  1245  (S.  220,  Aum.  3)  und  ertheilen 
gleichmässig  mit  ihrem  Vater  die  Erlaubniss  zum  Vollzuge  der 
Schenkung  Rudlins  von  Wefsenstein  an  Stainz.    Auffallend  ist, 

AgmuQtensinin  .  .  .  Z.  Rudolfus  de  Liiibc^ast.  Cunradus  de  Wildon, 
Walfingas  de  Wefssensteine ,  Dietmanis  de  Hopfjjarten,  Ortolfus  de 
Pcfgarn,  Vlricus  Bawaru»,  Dietwinus  sacerdos,  Herbordus  judex  de  fa- 
ttilia  ecclesie  .... 

*U.-B.  von  H.  Kreuz,  herausjr.  von  Weis,  I.  Bd.  F.  R.  A.  IL  11,  66, 
N.  65:  1227,  nach  dem  21.  VII. 

'  M.,  Bab.  chronolog.  Uebersicht  S.  277. 

^Wt.  Bd.  LIX.  I.  Hilft«.  lö 


226 

das8  des  Gatten  der  älteren  Tochter  Gertrud,  Alberos  V,  von 
Kuenring  -  Dürnstein,  in  dieser  Stainzer  Urkunde  keine  Er- 
wiihnung  geschieht;  und  Gertrud  war  doch  1245  schon  im 
fünften  Jahre  vermählt;  denn  als  im  Jahre  1241  im  Februar 
die  Brüder  Leutold  und  Ulrich  mit  ihrem  Gebieter  Hersog 
Friedrich  II.  in  Wels  waren  und  dort  auch  Bischof  Rttd^er 
von  Passau  sich  einfand,  bat  Leutold  den  Letzteren,  seinen 
Schwiegersohn  Albero  von  Kuenriug  mit  dem  bisher  von 
Leutold  innegehabten  Schlosse  Steieregg  an  der  Donau  und 
anderen  passauischen  Lehen  zu  belehnen,  was  denn  auch  unter 
gewissen  Vorbehalten  am  10.  II.  1241  urkundlich  geschah.' 
Weniger  sicher  sind  die  Nachrichten  in  Betreff  der  jüngeren 
Tochter  Agnes:  nach  der  zweiten  Stainzer  Urkunde  vom  23.  III. 
1240  und  einer  Urkunde  gleicher  Herkunft  vom  25.  IV,  1909^ 
Murau  (Anhang  24),  war  sie  an  Otto  IL  von  Liechtenstein,  Sohn 
Ulrichs  IL  des  Dichters,  vermählt;  da  nun  Ottos  erste  Gemahlin 
in  der  That  Agnes  hiess  uud  sich  in  Stainzer  Aufschreibungen 
eine  dunkle  Kunde  von  einer  Verachwägerung  der  Liechten- 
steine  mit  den  Wildonern  erhalten  hat,  so  mag  man  immerhin 
diese  Verbindung  als  thatsächlich  bezeichnen.- 

•  r.-B.  i>.-Oost,  3,  92:  1211.  10.  II.  Wels:  .  .  .  iios  ad  peücionem  dilecti 
nobis  dorn.  Lintoldi  de  Wildonia  castruni  Steyrekke  et  alia  qiuie  in 
foiMlum  a  aobis  et  eoolesin  nostra  recepta  iure  {>o»sedit  hactenns  fbodali, 
jjoneri  suo  Albenmi  de  Chi\nriii^>  ac  filie  pae  Gertrudj  Alberoni  imm 
diclo  in  i^miuj^uin  copulate  disrnimi  diixima«  in  feodum  confercnda,  ita 
tarnen«  «(Uod  51  prefataiu  filiaiu  domiui  Lentoldj  de  Wildonia  sine  here- 
dibu«  deeeden.^  eontiiig-at »  menioratum  oastrum  Steierekke  cum  alüs 
feodi*  ...  ad  dorn.  l.iuti>Idum  de  Wildonia  revertaiur.  l'eber  die  weiteren 
Sehiokj«alo  diese*  Schlosses,  .welches  Herr  All»en»  nebst  andern  mit  ge- 
dachter seiner  (»eniahel  in  iVsterreich.  Hnniram  und  Steiermark  über- 
kommenen vornehmen  Herrschaften  ....  wegen  Krieges'  um  1280 
verkanten  mnsste.  vgl.  Hoheneck.  Stände  v^.n  Oberösterreich,  Pasaau 
lT:^i.  *J,  TSiV  -  Am  IS.  H.  1241  noch  zwei  andere  Urkunden  mit  Leu- 
tolds  und  riri»  hs  rnterschrl:^  im  l\-H.  0.-Oe.<i,  o.  '.<>  und  94;  s.  8.  312, 
Anm.  o 

•  In  der  Stifisk'rche  des  ITSÖ  autp\'iobt'r.on  Kiosters  Stainz  befindet  sich 
an  der  Kpistelstite  in  einer  Kuper.e  ein  ItraSuial  I.eut.dds.  das  ans  dem 
lo.  Jahrl'.tindert  stammt»  mit  »Ur  rmsohrift:  Actio.  AaL  m.  cc.  xlTJjjjj. 
v\l«s.  Aprilis.  ist.  festorln?:*.,  der  edel.  herr.  l.<r  leuio'd.  von.  wildon. 
St;:f^tT.  des  p'tsl;:ii:s.  sa:.  l.  KA:hr»';r..  cjie.  S:ei;c*.  Lie,  begrab\  Und 
ülvr  dt'.v.  l^h»  n>  e.er  K:n'.i*  Ivtir.der.  sich  Mr.k*  ur,.:  nechts  awei  dem 
17.  •laVrh;:r.,Tevt  er.tstAnr.iuro.^  IVrtrAiji  m;t  dcu  rctor^chriftea:  X«evto1dQfK 
vvr.ie>  de  W;ldxr,i,^  t;;:;dAxxi  4XvJe*>:AJv.  Suuuaei;«em  lÜS  obiit  13  Aprilis 


227 


Gertruds  VermähluDg  dürfte  noch  1240  fallen,  denn  in 
der  Passauer  Urkunde  von  1241,  10.  II.  hat  sie  noch  keine 
Hoffiiong  auf  Leibeserben ;  *  sie  hat  ihrem  Gatten  drei  Söhne 
geschenkt,  Leutold  I.,  Albero  VI.  und  Heinrich  IV.,  die  alle  in 
der  Gescbichte  ihres  Vaterlandes  eine  bedeutende  Rolle  spielen. 

Agnes,  Ottos  von  Liechtenstein  Gemahlin,  war,  wenn  die 
Qoelle  lauter  ist,  1249  schon  vermählt;  sie  scheint  nicht  lange 
gelebt  zu  haben,  denn  Otto  von  Liechtenstein  war  noch  zweimal 
veriieirathet.^  Wenn  in  der  Murauer  Urkunde  vom  25.  IV. 
1309,  Otto  den  Leutold  von  Wildon  seinen  ^sweher'  nennt,  so 
wird  man  daraus  gewiss  nicht  folgern,  dass  Agnes  zur  Zeit 
diwer  Urkunde  noch  gelebt  habe.  Welche  von  Ottos  fünf 
Kindern  Agnes  geboren,  ist  nicht  bekannt.^ 


10  1249*  und  ^A^es  uxor  Leutoldi  couütis  de  Wildonia  nata  de  Licchten- 
•tein  obiit  29  Julü  ao  1272*;  vgl.  die  Abbildungen  in  den  Mittli.  der  C- 
Comm.  mr  Erforsch,  und  Erh.  der  Baudenkm.  17.  (1872)  p.  CCXIP  und 
CCXIII\  Man  kann  deutlich  wahrnehmen ,  dass  der  Verfasser  der 
leisten  Unterschrift  das  alte  ,Bwchcr'  (1309,  25.  IV.)  missverstanden  hat; 
lUtt  der  regelmässigen  Bedeutung  ^Schwiegervater*  nalim  er  die  spätere 
Bedeutung  ,8chwager*  au;  durch  die  sonst  im  Mittelalter  häufig  begeg- 
nende Bedeutung  von  ,gener*  (1249,  23.  III.)  gleich  »Schwager*,  ist  er 
in  seinem  Irrthume  bestärkt  worden.  (Vgl.  Ducange  u.  d.  W.  gener  und 
dftzQ  Dieffenbachs  Supplement ;  an  letzterer  Stelle  wird  die  von  uns  oben 
festgehaltene  Bedeutung  »Tochtermann*  als  die  regelmässige  hingestellt). 
Beck-W.,  in  Mitth.  19,  207,  Anm.  8  hat  diesen  Irrthum  gcthcilt,  ihn 
»ber  in  den  Mitth.  der  C.-Comm.  17,  CCXI,  Anm.  1  wieder  zurückge- 
nommen. Sein  Zweifel,  dass  Leutolds  Uemalilin  eine  Liechtenstein  ge- 
wesen, wird  durch  den  oben  geführten  Nachweis,  dass  sie  eine  Traberg 
gewesen,  bestätigt 

'  Priess,  Kuenr.  98.  —  Leutold  der  Stifter  der  Linie  .  Kuonring-Dürnstoin 
*>rd  1243  geboren;  Friess,  a.  a.  O.  S.  100  hat  wahrscheinlich  gemacht, 
«MS  er  der  älteste  Sohn  Alberos  und  Gertruds  war. 

IHe  Todesjahre  der  Frauen  Ottos  von  Liechtenstein,  Agnes,  Alhcidis, 
DiemÄdis,  sind  nicht  bekannt;  wir  wissen  nur,  dass  sie  am  24.  XI.  «los 
Jahres,  als  ,Otto  senior  laicus  de  Liechtenstain'  mit  Eltern,  Grosseltern, 
'»"Anen  und  bis  zu  dem  Tage  schon  verstorbenen  Kindern  in  das  Seckauer 
Todtenbuch  eingetragen  wurde,  alle  drei  schon  t()<lt  waren.  Ottos  von 
Liechtenstein  Todesjahr  ist  aber  1311.  Vgl.  D.  St.  2,  :MJ3,  Auszug  ans 
dem  Seckauer  Todtenbuche  und  dazu  Beck-W.  in  Mittli.  19,  207  Anm.  10 
nnd  212. 

^8^  die  Stammtafel.  Dieselbe  weicht  von  J.  Falke's  (Geschichte  dos 
'^l  Hauses  Lichtenstein  I.,  Wien  18G8)  Stammtafel  mannigfach 
•**»  ich  folge   Bock -Widmanstetters   auf  das  reiche    llrkunden-Materiale 

15* 


228 

Die  Verschwägerung  mit  denKuenringern  und  den  Liechten- 
steinern hat  gewiss  nicht  wenig  zu  dem  Ansehen  und  der  Machte 
welche  die  Wildoner  in  der  Folgezeit  besitzen,  beigetragen. 

Söhne  haben  Leutold  und  Agnes  nicht  gehabt ;  die  reichen 
Schenkungen  Leutolds  an  Stainz,  die  glänzende  Aasstattnng 
seiner  Tochter  Gertrud  und  der  Umstand,  dass  in  der  Stainzer 
Urkunde  vom  23.  III.  1249  —  man  könnte  sie  ein  Testament 
nennen  —  keiner  Söhne  Erwähnung  geschieht,  machen  daa 
zur  Gewissheit.  Agnes,  Leutolds  Gemahlin,  kommt  in  der 
Stainzer  Urkunde  vom  23.  III.  1249  zum  letzten  Male  vor. 

Für  Leutold  sowohl  als  für  Agnes  ist  uns  der  Todestag 
durch  die  Todtenbücher  von  S.  Lambrecht  und  Keun  fast  über- 
einstimmend  überliefert  und  zwar  für  Leutold  der  13./14.  April, 
für  Agnes  der  18./19.  Juli ;  *  und  damit  stimmen  die  Stainzer 
Aufzeichnungen,  die  Grabsteine  und  die  Gemälde,  von  denen 
wir  auch  die  Jahre  entnehmen:  Leutold  soll  1249,  13.  IV.  su 
Wien  gestorben  sein,  Agnes  1272,  19.  VII.  ^  Und  dabei  wird 
man  sich  auch  beruhigen  müssen ;  zwar  scheint,  was  Leutold 
betrifft,  eine  Urkunde  zu  widersprechen,  nach  welcher  er  am 
20.  I.  1250  in  Graz  einem  Gerichte  des  Grafen  Meinhard  von 
Görz,  den  Kaiser  Friedrich  II.  Ende  1248  zum  Reic&sver- 
w^cser  in  Steiermark  eingesetzt  hatte,  zugleich  mit  seinem  Bruder 
Ulrich  beigewohnt  hätte;  allein  die  Grazer  Urkunde  von  1250, 
20.  I.  ist  die  Bestätigung  eines  früheren  Privilegs  Herzog 
Friedrichs  II.  für  S.  Lambrecht  und  dass  man  in  derselbeo 
Wiederholung  früherer  Zeugen  annehmen  dürfe,  ja  dass  die- 
selbe höchst  wahrscheinlich  ist,  habe  ich  S.  212,  Anm.  7  zu 
zeigen  gesucht.*^     Aber  abgesehen  von  diesem  Diplome,    1251, 

des  landsch.  Joann.  in  Graz   sich  stützenden  Ausführungen  in  den  Mitth. 

des  hist.  Vor.  für  Stcierm.   19,  199—225. 
*  Todtenbücher  von  S.   I^mbreclit   horausg.   von   Pangerl   in   F.  R.  A.  II. 

29,  91;  [13J  E.    Idus   Aprilis,   saec.  XIII.  Liutoldus   de   Wild(onia)   fan- 

dator  Steunze  —  160:  [19.]  XIIII.  Kai.  Angnsti  (Juli)  saec.  XTII.  Agnes 

de  Wildonia.   —   Necrol.    Uuncnse  im   Auszuge  in   D.   St,  2,   333 — 362: 

[14.]  XVIII.  Kai.  Maitts  Lcutohlns  de  Wildonia  —  [18]   XV.    Kai.  Aug. 

Agnes  de  Wildonia. 
3  Much.  3,  338  bietet  dasselbe  Datum  aus  dem  Salbuchc  von  Stainz;  wenn 

bei  Agnes  das  Gemälde  den   29.  Juli   statt  des    19.   angpibt,    bo  ist  dies 

ein  harmloser  Fehler  des  Malers. 
3  Noch  eine  zweite  Nachricht  scheint  zu  widersprechen.  Mach.  5,  235  führt 

zum  Jahre  1251,  wo  er  von  den  Umtrieben  des  Weisseneckers  zo  Gontten 


229 

6.  ni.  ist  Leutold  sicher  todt,  denn  an  diesem  Tage  gestattet 
{Urich  allen  seinen  Unterthanen  der  Kirche  S.  Katharina  zu 
Stabs,  fundacioni  Liutoldi  bonae  memoriae  fratris  mei  atque 
laeae  Schenkungen  zu  machen ;  ^  diese  Bewilligung  hat  Ulrich 
dann  1254,  6.  VI.  Stainz,  wiederholt  mit  dem  Zusätze,  in  Stainz 
bepuben  werden  zu  wollen.^ 

Unter  den  Brüdern  Leutold  und  Ulrich  hat  das  Geschlecht 
der  Wildoner  seine  höchste  Blüthe  und  seinen  grössten  Glanz 
erreicht;  unter  diesen  Brüdern  hatte  es  auch  den  grössten 
Besitz.  Es  dürfte  hier  an  der  Zeit  sein,  denselben  zu  über- 
blicken. 


König  Belas  von  Ungaru  erzählt,  unter  den  Bestochenen  auch  die  Brüder 
Ulrich  nnd  Leatold  von  Wildon  an.  Seine  Quelle  ist,  abgesehen  von 
dem  Pseudo-Pemoldos,  einem  Machwerke  Hanthalers,  Otackers  Reim« 
ehronik;  aber  daselbst,  c.  21  (S.  32^  Zeile  34)  heisst  es  nur  ,dö  liez  er 
ovch  nicht  von  die  herren  von  Wildon*.  Dieses  Zeugniss  entfallt  somit 
f&r  Leutold;  unter  den  Herren  von  Wildon  haben  wir  gewiss  Ulrich  und 
seine  Söhne  zu  verstehen.  Lor.  1,  110  nennt  einfach  ,die  Herren  von 
WildonS  Krön.,  Mitth.  22,  50  führt  ,Ulrich  und  Leutold,  die  Wildoner*, 
ils  Gtoainnongsgenosson  Dietmars  von  Weisseneck  an,  wohl  verleitet 
durch  die  oben  S.  212,  Anm.  7  behandelte  Urkunde  von  1250,  20.  I. 
Gras,  die  er  als  Regest.  10  anführt. 
'Jo.Arch.  C.  659:  1251,  6.  HL  Stainz.  Vlricus  de  Wildonia  .  .  .  con- 
eedo  vt  quicunque  hominum  meorum,  mcornm  roilitum  vel  clientum,  de 
roo  patrimonio  ecciesiae  S.  K.  in  Steunz,  fundationi  Liutoldi  bonae  me- 
Boriae  fratris  mei  atque  meae  .  .  .  donare  liberam  habeant  voluntatem 
et  ego  easdem  donationes  habebo  ratas  .  .  .)  qnatenus  orationum  .  .  . 
fratrom  ego  et  vxor  mea  et  parvi  mei  nostrique  progenitores  esse  par- 
ticipes  debeamus  ....  tcstes  dorn.  Meinhardus  de  Zeinzlisdorf,  dom. 
Ortholfus  de  Pergam,  dom.  Vitmarus  de  Hopfgarten,  milites,  Ortolv  de 
Wildonia,  Otto  de  Geusveite,  Heinricus  de  Winberch,  Wulfingus  celle- 
«Mrins,  Vlricus  de  Marien  et  alii  q.  p.  Auch  diese  Urkunde  erscheint 
Btir  verdächtig  wep^en  der  ,parvi  meiS  da  doch  Herrand  H.,  Ulrichs  Sohn, 
schon  1248  urkundet  und  die  Stainzer  Urkunden  sonst  nicht  versiiumen 
alle  nur  aufzutreibenden  Familienglieder  namhaft  zu  machen.  Vgl.  S.  222, 
Awn.  L 
'  Jo.  Arch.  C.  699:  1254,  6.  VI.  Stainz:  .  .  nos  .  .  Vh-icus  de  Wildonia 
notom  facimufl  .  .  .  ut  omnes  qui  possessiones  aliquas,  quae  aut  iure 
feodali  aut  hereditario  .  .  nos  respiciunt,  per  nos  tenent,  .  .  .  libere  pro 
r^edio  animarum  suarum  dandi  .  .  .  habeant  potestatem  .  .  .  Eligimus 
uunper  nobis  .  .  .  vt  .  .  .  nulla  .  .  ccclesia  nostram  vendicet  sepulturam 
niii  eadem  quae  et  sepulturam  praestiterit  nostro  fratri  et  in  qua  nostri 
Pviter  et  ipsius  ratione  fundationis  debet  memoria  .  .  .  exerceri  .  .  . 
pnesentibus  dom.  Ortolfo,  dom.  Vitmaro,  militibus,  Sighardo  de  Lemsiz, 
^hardo  de  Panhok,  Bernharde  et  aliis  plurimis. 


230 

Ihr  Vater  Herrand  hatte  als  landesfiirstHches  Lehen  Wil( 
besessen^  salzburgische  Lehen  bei  Stainz^  ferner  einen  Tl 
der  Kamsau  bei  Schladmiug  (1185),  Waldstücke  im  Lavf 
thale  nächst  Obdach  (1190),  Gründe  bei  Siginsdorf  im  Palt 
thale  (1188  und  1208),  einen  Wald  bei  Stift  Seckau  als  Lei 
von  S.  Lambrecht  (1202),  ausserdem  S.  Paursche  Lehen,  bo 
die  Vogtei  der  admontischen  Güter  bei  Stainz  (1245,  S.  2 
Anm.  3)  und  Pleien'sche  Lehen  bei  Wildon.  Ansehnlich  hi 
er  seinen  Besitz  durch  die  Heirath  mit  einer  der  Erbtöcl 
Leutold's  von  Gutenborg  vermehrt:  Gutenberg,  Waldstein  i 
Weiz  kamen  so  in  seinen  Besitz.  Aus  den  Streitigkei 
Herrands  mit  Stift  Seckau  über  das  Eppenstein'sche  E 
darf  man  wohl  auch  auf  Besitzungen  der  Wildoner  bei  Knit 
feld  und  am  Schöckl  schliessen;  endlich  weisen  uns  des 
Schenkungen  an  Spital  am  Semmering,  sowie  am  Pyrn  (122( 
in  die  Gegenden  des  Semmering  (Gloggnitz),  von  Hartb 
(Reibersdorf)  und  Liezen  am  Pyrn,  die  Schenkungen  an 
Johanniter  aber  bei  Fürstenfeld  (1197,  1215)  fuhren  uns  in 
Gegend  der  Riegersburg,  die  wir  erweislich  bald  in  Hän 
der  Wildoner  finden. 

Leutold  und  Ulrich  sind  Besitzer  der  Märkte  Wildon  * 
Stiiinz ;  *    über   den   ausgedehnten  Besitz   Leutolds   in    und 
Stainz,    theils    in  eigener  Verwaltung,    theils   an  Dienstman 
vergeben,  gibt  die  Geschichte  der  Gründung  von  Stainz  Nachrii 
besondere   Erwähnung   verdienen    die    Dörfer    Grafendorf 
Grakorn,  die  1249  an  Stift  Stainz  übergingen.    Urkunden 
1225  und  1245  zeigen  uns  Leutold  im  Besitze  der  vom  Vj 
ererbten    Vogtei    der    admontischen    Güter    in    der   Garns 
Stainz.    Das  Pleien'sche  Lehen  von  S.  Georgen  an  der  Stie 
war  auf  Leutold    übergegangen    und   wurde  von  ihm  auf  s< 
Tochter    Gertrud    und    seinen    Bruder    Ulrich    vererbt.^ 

^  Der  Besitz  des  Marktes  Wildon  lässt  sicli  streng  genommen  nur 
Ulrich  behaupten  (,c.ivis  nostor  deWildonia'  1252,  S.  234,  Anm.  1);  docl 
Leutold  jedenfalls  in  der  Herrschaft  Wildon  Lrnterthanen  gehabt,  ( 
mit  Urkunde  von  1287,  23.  V.  Wien,  übergibt  Leutold  von  Knenr 
Dümstein,  der  Enkel  LeutoMs  von  Wildon,  letztere  Untcrthanen 
Kirche  von  Seckau.  Friess,  Kuenr.  1)8,  Keg.  39ö.  —  In  den  U'rkonden 
1230  .  .  .  und  1241),  23.  III.  Stainz  (S.  219,  Anm.  1  und  S.  222,  Ann 
wird   ein  Richter  in  Stainz  erwähnt. 

2  D.  St.  1,  342,  Episc.  58:  1287,  23.  V.  Wien,  und  D.  St.  1.  343  E 
60:   1290,  28.  IV.  S.  Georgen  an  der  Stiofing  (S.  259,  Anm.  3). 


231 

AasstattuDg  seiner  Tochter  Gertrud^  ^  Qemahlin  Älberos  von 
Kuenring,  liefert  den  Beweis,  dass  schon  sein  Vater  Herrand 
den  Freien  von  Gutenberg  im  Besitze  von  Gutenberg  und 
Wei«  gefolgt  war;  2  er  selbst  hat  sich  auch  von  Gutenberg  ge- 
ouioi  Eben  so  ausdrücklich  bezeugt  Leutolds  von  Kuenring 
Geschichte,  dass  Riegersburg,  vielleicht  auch  Radkersburg  in 
Leutolds  Besitz  war.  ^  Auch  in  Oberösterreich  war  er  begütert, 
er  besass   Schloss    Steieregg,    das   Gertrud   1241    erbte,   und 


'  Fries«,  Kaenring  98  ,durch  seine  Heirath  mit  Gertrud  von  Wildon  crhSlt 
er  (Albert  von  Kuenring)  das  Passauer  Lehen  Steiereck,  Gülten  zu  Wels 
und  in  der  Riedraark,  Besitzungen  in  Steiermark,  Unterthanen  und  Gülten 
xa  Wildon,  den  Markt  Weiz,  die  Veste  Gutonberg,  Radkersburg,  Riegers- 
borg  u.  m.  a/.  Vgl.  auch  die  urkundl.  Beiego  a.  a.  O. 

^  1288,  10.  I.  verkauft  Ijoutold  von  Kuenring  den  Brüdern  von  Stuben- 
berg die  Veste  Gutenberg  und  den  Markt  Weiz,  sowie  alle  seine  Vogtei- 
rechte  in  Steiermark.  N.-Bl.  6,  343,  nr.  27. 

*  Die  Stiftungsgeschichte  von  Zwetl  F.  R.  A.  II.  3,  240  berichtet  von 
Verkäufen,  die  Leutold  von  Kuenring  in  Folge  seines  Aufstandes  gegen 
Herzog  Albrecht  I.  1295  zu  machen  sich  gezwungen  sah:  .  .  .  vendidit 
enim  in  Styria  Patrimonium  suum,  quod  a  matre  piissima  Gertrude  de 
WUdoning  habuit,  videlicct  castrum  optimum  in  Rakkerspurch  et  quid- 
qoid  ad  id  castrum  pertinuit  (am  Rande  , Kirchschlag  in  metis  Hungario'), 
castrum  etiam  optimum  in  Austria  quod  Stcireck  dicitur ;  vgl.  auch  Friess 
Knenr.  132  und  die  dort  cit.  Regesten.  In  derselben  Stiftungsgeschichte 
p.  612  sagt  Leutold  zu  seiner  Gattin:  deus  nobis  res  et  diuicias  per 
Styriam  et  Austriam  misericorditer  est  largitus.  mihi  enim  et  tibi  latum 
Patrimonium  videlicet  Ruckerspurch  cum  suis  pertinenciis  antecessores  mei 
parentes  utique  de  Wildonia ,  multaque  Chunringarii  reliquei*unt,  tibi 
similiter  in  Austria  Velsperch  a  tuis  antccessoribus  est  relictum.  — 
Seines  purgraven  ze  Ruckerspurch  erwähnt  Leutold  noch  in  seiner 
Unterwerfungsurkunde  für  Herzog  Albrecht  von  1296,  25.  VI.  bei  Lichn., 
Habsb.  II.  Anhang  N.  VIII.  —  1299,  27.  XI.  Wien.  Leutold  von  Kuen- 
ring verkauft  dem  Ulrich  von  Wallsee  das  Haus  zu  Rugersburg.  Friess, 
Kuenr.  Reg.  508  (Riedler,  Arch.  für  Gesch.  2,  Urk.-Bl.  p.  13,  N.  3;; 
▼gl.  auch  Reg.  509.  —  1368,  3.  VII.  Graz:  Stephan  von  Hclfcnberg 
nimmt  die  zwei  Dörfer  Dyeting  und  Tucber  bei  Radkersburg,  die  von 
den  Wildonern  herrühren  und  er  vormals  von  den  Wildhausern  zu  Lehen 
hatte,  von  Herzog  Rudolf  zu  Lohn.  Goeth,  Mitth.  6,  250.  —  Da  die 
letzterwähnte  Urkunde  für  den  Besitz  von  Radkersburg  selbst  nichts 
beweist  und  sonst  oft  Riogorsburg  und  Radkersburg  in  der  alten  Schrei- 
bang, (Bfttgerespnrch  :  Rodgerspurch)  verwechselt  werden  (vielleicht  auch 
P.  R.  A.  IL  3,  240),  so  habe  ich  im  Texte  den  Besitz  von  Radkersburg 
nur  vermuthet. 


232 

Gülten  zu  Wels,*  sowie  einzelne  Höfe,  deren  einer  1225  mit 
seiner  Einwilligung  an  Wilhering  überging. 

Nach  Abtrennung  der  reichen  Schenkungen  an  Stainz  und 
der  Ausstattung  Gertruds  —  was  Agnes  erhielt,  ist  nicht  über- 
liefert —  hinterliess  Leutold  seinen  Besitz  seinem  Bruder 
Ulrich,  dessen  Söhne  ihn  anfangs  gemeinsam  besassen,  dann 
1278  theilten. 

Ich  sehe  von  kleineren  Besitzungen,  die  wir  durch  Ab- 
tretungen, Entschädigungen  an  Klöster,  Bisthümer,  Verkäufe, 
Tausche  u.  dgl.  kennen  lernen,  ab,  und  verfolge  den  Wildon- 
schen  Besitzstand  bis  zum  Aussterben  des  Geschlechtes :  Ulrich  I. 
nennt  1242  Eppenstein  sein  Eigen,  Herrand  IL  ist  1260  auf 
Eppenstein  angesessen  und  besitzt  1268  nach  der  ausdrücklichen 
Behauptung  der  R.-Chr.  c.  85  nur  drei  Schlösser,  Eppenstein, 
Premarsburg,  Gleichenberg;  1278  bei  der  Gütertheilung  zwi- 
schen Herrand  II.  und  Hertnid  III.  behielt  ersterer  Premars- 
burg und  Huntzdorf,  Hertnid  erhielt  Waldstein  und  Uebelbach. 
Vorübergehend  gelangen  die  Wildoner  auch  in  den  Besitz  der 
herzoglichen  Karamerveste  Neuwildon  1276  und  1292;  1293/4 
geht  Wildon  ganz,  Waldstein  auf  drei  Jahre  verloren,  Hertnid 
erhielt  dafür  Eibiswald.  1287  und  1294  verliert  derselbe  die 
admontische  Vogtei  und  den  Hof  Magstain;  1305  geht  die 
letzte  grössere  Besitzung  Waldstein  an  die  Wallsee  käuflich 
über  und  1351  sehen  wir  dieses  neu  aufstrebende  Geschlecht 
im  Besitze  fast  des  ganzen  ehemaligen  Wildon'schen  Eigen- 
und  Lehengutes:  Gleichenberg,  Stainz,  Riegersburg,  Uebelbach, 
Waldstein,  Wildon. 

Wir  kehren  nunmehr  zu  dem  überlebenden,  jüngeren 
Bruder  Ulrich  zurück  und  sprechen  zunächst  von  seinen 
privaten  Beziehungen  zu  Stiftern,  Adligen  u.  dgl. 

1231  3.  XII.  Altenhofen,  unterschreibt  er  eine  Urkunde 
in  Sachen  Reinberts  von  Mureck  für  Admont,  2  1232,  9. 
VI.  S.   Lambrecht,    eine    Admonter    Urkunde;^    1242    erneuert 

*  1294  .  .  .  Leutold  von  Kuenring  und  Hertnid  von  Wildon  verkaufen 
dem  Ulrich  von  Kapellen  2-»  Pfund  Gülten  um  Wels.  Friess,  Reg.  461 
aus  Hoheneck,  Stände  von  O.-Oest.  3,  67.  —  Derselbe  Ulrich  von  Ka- 
pellen hat  auch  Steiereck  gekauft,  das  sich  1319  noch  in  Händen  seiner 
Witwe  befand.  F.  R.  A.  II.  3,  636. 

2  U.-B.  2,  288,  387;  s.  S.  224,  Anm.  1. 

3  Gedr.  bei  W.,  Adm.  2,  298,  N.  136  und  U.-B.  2,  291,  390. 


233 

er  dem  Stifte  Seckau    das   Versprechen,    auf    dessea    GüterD 
am  Lantschacherbache   weder  selbst  aoch    durch   Dienstleute 
Vogteirecfate  ausüben  zu  wollen  (S.  216,  Anm.  3).  1243,  7.  11. 
Jadenburg,  erklärt  er  dem  Bischof  Heinrich  von  Seckau,    auf 
dessen  Besitzungen  in  Nassau  (Nassowe)  bei  Deutschlandsberg 
die  Vogtei   nur  in  der  Weise  wie   sein  Vater   ,Herrandus  pie 
memorie'  zu  üben   und   stellt   als  Bürgen  Heinrich  von  Pettau 
und  Konrad  von  Horneck,  die  im  Falle  einer  Verletzung  dieses 
Versprechens  dem  Bischof  an   Ulrichs  Gütern   innerhalb  vier- 
zehn Tagen   Ersatz   schaffen   dürfen.  ^     1248  .  .  .   Krems   bei 
Voitsberg,  vermittelt  Ulrich  einen  Vergleich  zwischen  Hertnid 
dem    Schenken   von   Ramstein,    dem  Vater   seiner  Schwieger- 
tochter (?  vgl.  S.  270,  Anm.  4),  und  dem  Kloster  Admont :  Hertnid 
hatte   200   Mark   Silber   angesprochen   und,    als   man   sie  ihm 
nicht  ausbezahlte ,   Fehde  erhoben ;    in  dem  Kremser  Vertrage 
verzichtete  jener  auf  seine  Ansprüche,    der  Abt   aber  verzieh 
alle  Beschädigung  des  Klostergutes.     Die   Urkunde   ist   unter- 
schrieben nebst  anderen  von  .  .  .  domnus  Ulricus  de  Wildonia 
et    filius    suus   Herrandus  ....  domnus    Liutoldus    miles    de 
Wildonia.  * 

Hier  erscheint  zum  ersten  Male  Herrand  H.,  der  unter 
Ottokars  Regierung  so  vielgenannte;  in  dem  miles  Liutoldus 
vermuthe  ich  Ulrichs  jüngeren  Sohn  Leutold,  der  von  1254 
bia  1261  sicher  bezeugt  ist  und  sich  später  von  Di  ernstein 
n&nnte. 

1252  beurkundet  Ulrich,  dass  einer  seiner  Bürger,  Wecelo, 
civis  noster  de  Wildonia  accedente  consensu  et  voluntate  mea, 
domum  suam    in  Wildonia   sitam   dem   Stifte    Keun   geschenkt 


»  ü.-B.  2,  415:  1243,  7.  II.  Judenburg.  Ego  VIricus  de  Wildonia  ...  ad 
consilium  amicorum  meorum,  videlicet  Heinrici  Scribe  Styrie,  Uertnidi 
de  Bettel  et  VIrici  de  Liehtenatayn  .  .  .  dictus  Ileinricus  de  Betto\V  et 
Chonrados  de  Horuecke  .  .  .  testes  .  .  .  Chuuradus  de  Horiiecke  et 
Albertns  filius  eius  .  .  .  meo,  Hertnidi  de  Betto^  et  Chanradi  de  Horneck 
Bigillis.  Da  wohl  zweimal  Hertnid  von  Pettau,  nie  aber  Heinrich  er- 
wSbnt  wird  nnd  ,dictu8*  auf  den  bereits  erwähnten  zurückweist,  so  ist 
als  Bürge  wohl  ,Hertnidus^  statt  ,Heinricus*  zu  lesen;  die  Urkunde  ist 
Cop.  d.  19.  Jahrhunderts.  —  lieber  eine  frühere  Streitigkeit  in  Vogtei- 
^gelegenheiten  mit  Bisthum  Seckau  vgl.  S.  217,  Anm.  2. 

*  W.,  Adm.  2,  329,  N.  175:  1248  .  .  Wichner  2,  102  macht  auf  die 
^hirmvogtei  aufmerksam  und  verweist  wegen  der  Verwandtschaft  mit 
dofl  Ramsteinern  auf  Caes.  Ann.  St.  2,  858. 


234 

habe.  ^  Ulrich  besass  also  1252  Markt  und  Schloss  Wildon. 
1254,  12.  X.  .  .  .  bezeugt  er  eine  Urkunde  Wulfings  von 
Stubenberg  für  Göss :  wenn  Wulfing  sich  fernerer  Ungerechtig- 
keiten gegen  das  Frauenstift  enthält,  —  widerrechtliche  Steuern 
waren  gefordert  worden  —  darf  er  eine  Schuld  von  700  Pfen- 
nigen nicht  zahlen  und  braucht  zugefügten  Schaden  nicht  zu 
ersetzen.''  1254  vollzog  Ulrich  eine  Schenkung  des  Gottschaik 
von  Vokenberg  an  S.  Lambrecht,  Herrand  und  Leutold  unter- 
zeichnen die  Urkunde.  ^  1255,  12.  I.  nimmt  Ulrich  an  einem 
Gerichte  theil,  welches  der  königliche  Statthalter  Gottfried  von 
Marburg  abhielt,  und  musste  gleich  Rudolf  von  Stadeck,  mit 
dem  er  gemeinsame  Sache  gemacht  zu  haben  scheint,  den 
Stifte  Renn  urkundlich  bestätigen,  dass  kein  Geistlicher  oder 
Laie  Vogteirechte  über  das  Stift  oder  Bezüge  für  die  Vogtei 
beanspruchen  dürfe;  offenbar  hatte  Ulrich  derlei  Ansprüche 
erhoben.  Sein  Sohn  Herrand  fertigte  die  Urkunde  mit.  *  Tags 
darauf,  13.  I.,  1255  Graz,  verglich  sich  Herrand  der  Sohn  mil 
Seckau  wegen  600  Mark  Schaden,  den  er  dem  Stifte  angetfaan 
und  trat  Renten  in  Auerspach  ab;  dass  Herrand  noch  unter 
seines  Vaters  Botmässigkeit  stand,  bezeugt  der  Zusatz:  talem 
vero  traditionem  fecit  praesente  patre  suo  dom.  Ulrico  de  Wil- 
donia  et  de  ipsius  bona  voluntate.  ^  In  demselben  Jahre  fungirte 

>  Jo.  Arch.  C.  681»:  1252 Ego  Vlricus  dictus  de  Wildonia  notum 

esse  cupio  .  .  .  quod  pie  recordationis  Wecelo  civis  noster  in  Wildonia 
.  .  .  accedente  consensu  et  voluntate  mea  contulit  in  elemosimam  pro 
remedio  anime  sue  domum  suam  in  Wildonia  sitam  domino  abbati  et 
conventui  Runensi,   cum  iam   esset   de   Iiac   vita  raigraturus   fideli   testa- 

mento  sibi  providens  in  futurum ne  super  hac  donatione  dictis 

fratribus  vel  de  meis  heredibus  vcl  do  aliis  aliquod  dispendium  valeat 
suboriri ,  presentem  paginam  .  .  .  sigillo  meo  statui  roborari  .... 
Testes  .  .  . 

2  Jo.  Arch.  C.  708'':  1254,  12.  X.  .  .  .  Die  Aebtissin  von  Göss  fiir  Wulfing 
von  Stubenberch. 

3  Jo.  Arch.  C.  710»,  auch  Much.  5,  256:  1254  ...  8.  Lambrecht.  Gode- 
scalcus  de  Vokenberg  schenkt  per  manns  domini  mei  (!)  dilecti  Ulrici 
nobilis  de  Wildonia  der  Kirche  zu  Hofe  einen  Mansus  zu  Fürte.  U.  d.  Z. 
Hcrrandus  Liutoldus  fratres  de  Wildonia  und  mehrere  milites. 

*  Jo.  Arch.  C.  711»»,    auch   Much.   3,  290:    1255,  12.  1.   (Graz.)     U.  d.  Z. 

Ulricus  de  Wildonia  ....  Herrandus  Ulrici  filius  de  Wildonia. 
5  D.  St.  1,  215,  Secc.  66:  1255,  13.  I.  Graz:  Herrandus  de  Wildonia  super 

damnis  DC  marcarum  quae  eidem  praeposito  .  .  .  violenter  iiitulerat,  com- 

pouit  hoc  modo,  ut  duas  marcas  in  reditibus  in  villa  inferiore  Awrspach 

traderet. 


235 

Ulrich  zugleich  mit  anderen  steierischen  Herren  als  Schieds- 
richter eines  Streites  zwischen  dem  Frauenstifte  Göss  und 
Eonrad  Mätze;  der  Streit  wurde  zu  Gunsten  von  Göss  ent- 
schieden^ Herrand  unterzeichnete  die  Urkunde.  Aus  dem  Um- 
stände ;  d^ss  Ulrichs  Tante  mütterlicherseits  Aebtissin  von 
Göss  gewesen,  scheint  für  die  Wildonier  eine  Art  Schützerrolle 
flir  Göss  geschlossen  werden  zu  dürfen.  ^  1256  finden  wir 
Ulrich  wieder  als  Zeugen  eines  Vergleiches  zwischen  der 
Aebtissin  Kunigunde  von  Göss  und  einem  dominus  £rchen- 
gerus.  2  1260,  22.  I.  bestätigt  er  dem  Stifte  Reun  den  Besitz 
der  von  seiner  Grossmutter  Elisabeth  von  Gutenberg  ge- 
schenkten Alpe  Necistal ;  ^  als  dann  zu  Weihnachten  desselben 
Jahres  König  Ottokar  die  gleiche  Urkunde  bestätigte,  unter- 
fertigte sie  Herrand  ^.  Das  letzte  Mal  finden  wir  Ulrich  mit 
seinen  Söhnen  Herrand  und  Hertnid  in  König  Ottokars  Ge- 
folge in  Wien,  1.  Mai  1262,  als  derselbe  dem  Heinrich  von 
Liechtenstein  die  demselben  von  seinem  Vater  gemachte  Schen- 
kung Nikolsburg  bestätigte.* 

Die  im  Vorausgehenden  zusammengestellten  urkundlichen 
Nachweise  haben  uns  mitten  in  die  Zeit  des  Interregnums  gefuhrt ; 


»  D.  St.  1,  67,  Goss.  37.  1255  ....  wegen  Ottilie  vgl.  D.  St.  1,  32, 
Goss.  17:  filia  prenominate  matrone  (seil.  Elisabethae  de  Gutenberch) 
Otilia  Gössensis  ccclesiae  venerabilis  abbatissa;  die  Stelle  ist  aus  der 
S.  195,  Anm.  3  angeführten  Urkunde  vom  27.  VI.  1214  Steier  (U.-B.  2, 
129)  entnommen. 

*  D.  St,  1,  70,  Goss.  39:  1256  .  .  .  auch  in  F.  R.  A.  IL   1,  44  N.  40. 

3  Jo.  Arch.  C.  778*:  1260,  22.  I.,  Graz.  Vlricus  dictus  de  Wildonia(!) 
notifico,  quod  avia  (!)  mea  quoudam  Elysabeth  dicta  de  Gntenberc  pium 
actum  uiri  sui  quondam  aui  mei  Leutoldi  secuta  alpes  .  .  .  Necistal  .... 
Runensi  cenobio  delegauit,  quam  eciam  delegacionem  inclitus  quondam 
Leupoldus  dux  Austrie  et  Stirio  .  .  .  roborauit  ....  cum  per  diuersos 
dictum  contra  iusticiam  predium  occuparetur  nunc  per  officiales  domini 
ducis,  nunc  per  alios,  aliquociens  quoquc  id  ipsum  usurpaui.  Sed  .  .  . 
renunciaui  omni  iure.  Testes.  Ungenauer  Abdruck  in  D.  St.  2,  18, 
Run.  14. 

*  Jo.  Arch.  C.  784*:  1260,  25.  XII.  Graz.  König  Ottokar  von  Böhmen  er- 
neuert die  Bestätigung  des  Besitzes  des  Gutes  Sedingen  und  der  Alpe 
Necistal  fUr  Reun,  welche  schon  früher  Herzog  Leopold  auf  Bitten  der 
Spenderin  Klisabetb  von  Gutenberg  bestätigt  hat.  U.  d.  Z  .  .  Herrandus 
de  Wildonia.  Der  Abdruck  in  D.  St.  2,  25,  Run.  23  hat  dafür  irrthümlich 
Hertnidus  de  Wildonia.  Vgl.  über  die  ganze  Schenkung  S.  195,  Anm.  3. 

*  Jo.  Arch.  G.  798:  1262,  1.  V.  Wien.  U.  d.  Z.  Ulricus  de  Wildonia  et 
61ii  sui;  auch  bei  Krön.,  Mitth.  22,  Reg.  41. 


236 

die  Ereignisse  tragen  deutlich  den  Stempel  der  Zeit:  von  Seite  der 
Adeligen  ein  fast  unausgesetztes  Streben  gegenüber  den  reichen 
und  beim  Mangel  eines  mächtigen  Landesherrn  schutzlosen  Stif- 
tern Vortheile  zu  erringen,  häufig  zu  erpressen;  von  Seite  dei 
Stifter  ein  ängstliches  Bemühen  längst  verbriefte  Rechte  neuer- 
dings bestätigen  zu  lassen,  im  Falle  eines  Zusammenstosses  durcl] 
möglichst  grosse  Nachgiebigkeit  ärgeren  Schaden  zu  verhüten 
Graf  Otto  von  Eberstein ,  den  Kaiser  Friedrich  IL  sofort  nacli 
Herzog  Friedrichs  IL  kinderlosem  Tode  (15.  VI.,  1246  an  dei 
Leitha)  als  Reichsverweser  nach  Oesterreich  und  Steiermark  ge- 
schickt hatte,  konnte  gegen  die  mächtige  Partei  des  Pabstes  und 
seiner  Schützlinge ,  Qertrude  von  Oesterreich  und  Hermann  von 
Baden,  wenig  ausrichten  und  begab  sich  deshalb  im  Sommei 
1248  auf  die  Aufforderung  des  Kaisers  mit  den  vornehmsten 
Ministerialen  von  Oesterreich  und  Steier  zu  Kaiser  Friedrich  IL 
nach  Verona;  auf  dem  Wege  wurde  ein  Theil  von  ihnen  von 
dem  erwählten  Erzbischofe  Philipp  von  Salzburg  festgenommen^ 
die  anderen  trafen  den  Kaiser  nicht  mehr  in  Verona.  In  ihrei 
Hoffnung,  einen  neuen  Herzog  zu  erhalten,  sahen  sich  die 
Landherren  getäuscht:  '  Friedrich  schickte  ihnen  wieder  einen 
Statthalter,  den  Grafen  Meinhard  von  Görz.  Diesena  scheinen 
sich  so  wie  die  meisten  Ministerialen,  so  auch  die  Herren  voi 
Wildon  angeschlossen  zu  haben.  Als  dann  der  Kaiser  1250. 
13.  Xn.  zu  Firenzola  in  Apulien  starb  und  bald  darauf  Gral 
Meinhart  sich  von  der  Statthalterschaft  zurückzog,  da  bracb 
unter  den  steierischen  Herren  Uneinigkeit  aus;  die  einen 
wollten  gleich  den  Oesterreichern  den  Markgrafen  von  Mähren 
Ottokar  zu  ihrem  Herzoge  wählen,  andere,  und  zu  diesen  ge- 
hörten auch  die  Wildoner  Ulrich  und  seine  Söhne,  unterhan- 
delten  mit  Pfalzgraf  Heinrich,  dem  Sohne  Ottos  von  Baien 
und  Schwiegersohn  König  Belas  von  Ungarn  (S.  228,  Anm.  3) 
Damals  soll  Dietmar  von  Weisseneck  (1251),  von  König  Bei« 
bestochen,  eine  Anzahl  steierischer  Herren  für  eine  ungarische 


*  Lor.  1,  69.  Die  Continiiatio  GarstensiB  (M.  G.  Scr.  9,  598)  berichtet 
z.  J.  1248:  omnes  inaiores  Austriae  et  Stjriae  ab  inperatore  usquc 
Veronam  invitantur,  sed  quidam  a  Phjlippo  Salzpurg.  archielecto  spo- 
liantur,  cnptivantur  in  itinere  constituti.  quidam  autem  procedentes  nee 
imperatoris  faciem  perviderant,  nee  aliqucra  dominum  receperunt  Zu 
dieser  und  der  Nachriebt  der  Ann.  S.  Rudperti  (M.  G.  Scr.  9,  790)  ist 
zu  vgl.  Lor.  1,  69,  Anm.  L 


237 

Occapation  gewonnen  haben  und  um  fiir  diese  einen  Rechts- 
titel zu  gewinnen,  d.  h.  zu  beweisen,  dass  sie  nach  dem  kinder- 
losen Tode  des  Herzogs  frei  ihren  Herrn  wählen  könnten,  fügten 
die  Führer  der  Partei  der  Handfeste  Herzog  Ottackers  VIU. 
voD  1186,  17.  Vin.  Georgenberg  bei  Ens,  einen  Zusatz  bei: 
sidox  idem  sine  filio  decesserit,  ministeriales  nostri  ad  quem- 
cunque  velint  divertant,  ^  und  Hessen  ein  Diplom  fertigen, 
mittelst  dessen  Kaiser  Friedrich  IL  am  20.  IV.,  1249  Cre- 
mona,  jene  alte  Landhandfeste  Herzog  Ottackers  von  1186 
sammt  allen  Zusätzen  vollinhaltlich  bestätigt  habe.  ^ 

Diese  Urkunde  hatte,  wie  sich  bald  verbreitete  und  später 
auch  in  die  geschichtlichen  Darstellungen  überging,'^  Ulrich 
von  Wildon,  als  er  im  Auftrage  der  steierischen  Herren  1249 
mit  Graf  Meinhard  nach  Italien  zu  Kaiser  Friedrich  II.  sich 
begab,  mitgebracht,  und  in  der  That  geschieht  in  dem  Falsi- 
ficate  Ulrichs  ausdrücklich  Erwähnung:  .  .  .  verum  eciam 
dilecti  et  fidelis  nostri  Vlrici  de  Wildonia  fidem  et  prouiden- 
ciam  esse  cognovimus,  ob  hoc  ipsi  hanc  litteram  dedimus  pre 
eeteris  conseruandam  fretus  nostra  familiaritate  pariter  et  amore, 
Qt  singulis  firmitates  et  libcrtates  iuris  secundum  iirmatos  ar- 
ticnlos  cum  nostri  sigilli  munimine  lucide  valeat  demonstrare, 
ne  aliqua  ignorancia  vel  caligo  sepefatis  iuribus  presentibus  et 
faturis  temporibus  involvatur.  Dass  Ulrich  an  dieser  Fäl- 
schung, deren  Zeitpunkt  zwischen  den  Tod  des  Kaisers  und 
die  Absendung  des  Weisseneckers  an  König  Bela  gesetzt  wird, 
einen  hervorragenden  Antheil  hatte ,  darf  man  schliessen ;  ^ 
ebenso  erlaubt  der  Umstand,  dass  er  sich  die  Verwahrung  und 
die  Erläuterung  des  Diploms  vindiciren  Hess,  einen  Schluss 
Aof  sein  Ansehen ,  seine  Dreistigkeit  und  Klugheit.  So  half 
Dhrieh  die  Herrschaft    der  Ungarn   in  Steiermark   begründen ; 


'  U.-B.  1,  677,  653. 

'  HuilUrd-Br^hoUes,  Hlst.  dipl.  Friderici  IL,  T.  VI.  p.  945:  1249,  20.  IV. 
Cremona.  Der  Herausgeber  nimmt  auf  Machars  Darstellang  5,  129  Rezug 
ond  wirft  ihm  vor,  dass  er  die  Urkunde  für  echt  halte  ,fraudem  non 
•Qspicatns,  quae  facile  et  qmisi  uno  ictu  oculorum  deprehenditur'. 

'  Much.  3,  35  und  5,  219  erzählt  nach  seinen  Quellen  die  Reise  Ulrichs 
tn  den  Hof  des  Kaisers  1249  als  Thatsache.  Vgl.  die  daselbst  angef. 
chronica!.  Belege. 

*  Ich  folge  in  der  ganzen  Darstellung  Luschins  Abhandlung  über  die 
•teier.  Landhandfesten  in  Beitr.  9,  139  —  142,  179. 


238 

sie  dauerte  von  1254  (Ofner  Friede)  bis  1260. »  Noch  1258 
dürfen  wir  ihn  auf  Seite  der  Ungarn  und  ihrer  Partei  ver- 
muthen.  Denn  wahrscheinlich  mit  des  Vaters  Einwilligung 
führte  in  diesem  Jahre  Herrand  IL,  sein  Sohn,  dem  erwähltei 
Erzbischof  von  Salzburg,  Ulrich  von  Seckau,  gegen  Philipp 
von  Kärnthen,  den  bisherigen  Besitzer  des  erzbischöf liehet 
Stuhles  in  Salzburg,  Hilfstruppen  zu ;  ^  Ulrich  von  Seckau  wai 
aber  König  Belas  Verbündeter,  während  Philipp  von  Kämtheii 
König  Ottokars  Vetter  und  Schützling  war.  ^  Herrand  ver- 
dankte es  nur  seiner  Erkrankung,  dass  er  von  der  Schlappe 
bei  Radstadt  verschont  blieb. 

Was  Herrn  Ulrich  von  Belas  Partei  zu  König  Ottokai 
trieb,  der  nur  auf  Gelegenheit  wartete,  Steiermark  zu  insur- 
giren,  entzieht  sich  der  Beobachtung.  War  der  ,siechtuomb'. 
der  Herrn  Herrand  auf  der  Fahrt  gegen  Radstadt  befiel,  nui 
eine  Erfindung,  um  sich  der  persönlichen  Theilnahme  am  Feld- 
zuge zu  entziehen,  da  in  Herzog  Ulrichs  von  Kärnthen  Heere 
höchst  wahrscheinlich  sein  eigener  Bruder  Leutold  dientet 
War  der  Zwist  zwischen  den  Herren  von  Pettau  und  den 
Ungarn  ••  die  erste  Ursache  der  Verstimmung?  Liess  sich  Her- 
rand nur  aus  persönlicher  Hochachtung  für  Ulrich  von  Liechten- 
stein, dessen  Schwiegersohn  er  war,  mit  dem  wir  ihn  damah 
uftd  später  wiederholt  gemeinsame  Sache  machen  sehen  und 
der  ein  eifriger  Parteigänger  Bischof  Ulrichs  war,  ^  zur  Theil- 
nahme bestimmen  und  hat  er  seine  Krankheit  als  willkom- 
menen Anlass  benutzt,  um  wenigstens  persönlich  von  der  be- 
reits aufgegebenen  Sache  wegzubleiben?  Hat  der  kluge  und 
gewandte  alte  Ulrich,  beleidigt  durch  die  Hindernisse,  welche 
seinen  Gelüsten  auf  Kiostergut  von  der  kirchenfreundlichen 
Herrschaft  ^  Belas  in  den   Weg  gelegt   wurden ,    schon    früher 


'  Lor.   1,  115  und  lUO. 

2  R.-Chr.  c.  50:  von  Wiltlan  her  Herrant  sach  man  ouch  der  verte 
pflegen:  doch  wart  er  underwegon  ain  tail  von  fliechtuomb  so 
krank,  daz  er  nnder  seinen  dank  mnoste  wider  keren;  weisen 
unde  leren  hiez  er  die  leutc  sein  (ynon  ritter  fein,  der  im  ze 
dienstc  was  gerecht,  von  Harneck  her  Albreclit  vuor  mit  den  leiiten 
dan.     Abgedruckt  bei  Hagen  MS.  IV.  295,  4. 

3  Lor.  1,  177—180. 

*  Lor.  1,  190.  Krön.   1,  G42. 
»  HM8.  4,  303  und  389. 
c  Lor.  1,  184  f. 


239 

mit  der  Partei  des  Böhinenkönigs  angeknüpft?  Solche  und 
ähnliche  Fragen  und  Vermuthungen  drängen  sich  vor.  That- 
Mche  aber  ist,  dass  in  dem  Kampfe  Ottokars  mit  Bela  vom 
Jahre  1260  die  Wildoner  eine  hervorragende  Rolle  spielen. 
Wahrscheinlich  haben  sie  an  dem  vorhergehenden  Befreiungs- 
kampfe, der  durch  die  Austreibung  der  Ungarn  ein  so  rasches 
Ende  nahm,  ^  sich  eben  so  rege  betheiligt.  Schon  am  10.  III. 
1260  ist  Herrand  mit  anderen  steierischen  Herren  bei  König 
Ottokar  in  Wien,  und  der  alte  Wildoner  Ulrich  hat  nach  dem 
Berichte  der  Reimchronik  in  der  Schlacht  bei  Kroissenbrunn 
am  Marchfelde  das  Banner  der  Steirer  geführt.  ^ 

Die  Schlacht  bqi  Kroissenbrunn  und  die  oben  erwähnte 
Urkunde  König  Ottokars  vom  1.  V.  1262  Wien,  sind  die 
letzten  sicheren  Lebenszeichen  Ulrichs  von  Wildon.  Das  Jahr 
seines  Todes  lässt  sich  nicht  annähernd  bestimmen.  "^  Er 
hinterliess  drei  Söhne:  Herrand,  Leutold,  Hertnid. 

*  B.-Cbr.  c.  53       in  aüidlef  tagen  man  vertraib 

al  die  Uii^er  die  man  vaut 

überal  in  Steyrlaut.  Vgl.  Lor.  1,  192. 

'  B.-Chr.  c.  62       ain  panier  grüen  als  ain  gras 

darinne  ein  pardel  swebte 

plank  als  ob  er  lebte 

den  vuort  der  degen  maer 

der  alte  Wildonaer; 
Lor.  1,  200.  Hagen,  MS.  4,  295,  5  und  Weinh.,  Antb.  230  und 
Anm.  17  sehen  Herrand  IL  als  den  alten  Wildoner  an;  gegen  den  ersteren 
wandte  sich  Bergmann,  Anz.-Bl.  95,  3  und  mit  Recht;  denn  Herrand  kann 
nach  den  urkundlichen  Nachweisen  von  1248  und  1255  (o.  S.  233,  Anm.  2 
«nd  8.  234,  Anm.  4  f.)  im  Jahre  12G0  nicht  viel  über  dreissig  Jahre  alt 
l^weaen  sein.  Auch  Krön.  Mitth.  22,  66  bezieht  die  Notiz  auf  Ulrich. 

*  Kann  Ulrich  I.  von  Wildon  auch  nur  bis  1262  als  Aussteller  und  Zeuge 
▼on  Urkunden  nachgewiesen  werden,  so  scheint  seine  Lebensdauer  doch 
^  zum  Jahre  1275  mindestens  angenommen  werden  zu  müssen.  In 
«iner  noch  zu  besprechenden  Urkunde  vom  11.  II.  1284  Brück  an  der 
Mw  (8.  276,  Anm.  3)  wird  ein  Hof  erwähnt,  welchen  Abt  Heinrich  von 
Admont  (1275—1292,  Wichner,  Adm.  2,  124)  a  viris  nobilibus  videlicet 
Vlrico  seniore,  Herrando  et  Ulrico  iuniore  fratribus  de  Wildonia  gekauft 
"»be.  Der  hier  erwähnte  Verkauf  geschah  also,  wofern  die  Urkunde 
8*nau  ist  und  nicht  zwei  zu  verschiedenen  Zeiten  geschehene  Acte  in 
eins  gefasst  sind,  nicht  vor  1275  und  zur  Zeit  als  Ulrich  I.  noch  lebte, 
'od  es  habeny  worauf  die  Beisätze  »senior*  und  .junior*  deuten,  Gross- 
▼ater  und  Enkel  gleichzeitig  die  dem  Herzog  Albrecht  1284  vorgelegte 
brkunde  unterschrieben.  Zwei  andere  Auffassungen  dieser  mit  der  auf- 
gestellten Genealogie  in  Widerspruch  stehenden  Urkunde  S.  276,  Anm.  3. 


240 

Herrand  II.  ist  bei  seinem  Vater  'schon  1248,  1254, 
1255  nachgewiesen  worden ;  *  dazu  kommt  noch  seine  Bethei- 
ligung an  der  Salzburger  Fehde  von  1258.  Schon  bei  Leb- 
zeiten seines  Vaters  hatte  er  Burg  Eppenstein  und  Grundbesits 
bei  derselben  erhalten  und  sich  mit  Perchta,  einer  Tochter 
Ulrichs  von  Liechtenstein  vermkhlt,  von  welcher  er  1260  be- 
reits Kinder  hatte;  dies  geht  hervor  aus  einer  Urkunde  von 
1260,  29.  XL  Frauenburg,  mit  welcher  er  dem  Konrad  Legel- 
vlies, Bürger  zu  Judenburg,  seinen  Freihof  nebst  Zubehör 
in  Götschach  und  demselben  Sicherheit  auf  seinem  eigenen 
Besitze  bei  Eppenstein  und  auf  dem  der  Liechtensteiner  im 
Dorfe  Muer  unter  Liechtenstein  gibt.  ^ 

Von  Beziehungen  zu  den  Landesherrschern  ist  Folgendes 
überliefert :  In  König  Ottokars  (regierte  in  Steiermark  1260— 
1276)3    Gefolge    finden     wir     Ilerrand    1260,     10.     III.     ia 

'  Ueber  1248  dürfen  wir  mit  Zurechnung  von  Urkunden  für  Herraud  ü. 
nicht  wohl  hinaufgehen,  denn  Ulrich  I.,  der  1225  noch  puer  heisst  (S.  217, 
Anm.  2)  kann  nicht  wohl  früher  als  um  1248  einen  für  Beurkundungen 
befähigten  Sohn  haben.  Hiedurch  erledigt  sich  eine  Notiz  des  W.  Lazios 
bei  Caes.  Ann.  Stir.  1,  983,  Herrand  II.  von  Wildon  habe  1225  (!)  mit 
Chaloch  von  Himberg  den  erblichen  Besitz  von  Schloss  Weissenstein  bei 
Cilli  angetreten.  Noch  verdächtiger  wird  die  Notiz  dadurch,  dass  in  den 
zahlreichen  Urkunden  der  Wildoner  Weissenstein  nie  in  ihrem  Besitze 
erscheint,  und  dass  auch  von  irgend  einer  verwandtschaftlichen  Verbin- 
dung mit  den  Himbergern  nichts  bekannt  ist.  Falke,  Liechtenstein  1,  123 
hat  diese  Notiz  aus  HMS.  4,  347,  10  entlehnt  und  weitere  Combinationen 
darauf  gebaut;  vgl.  Beck-W.  in  Mitth.  19,  208  A. 

2  1260,  29.  XI.  Frauenburg.  Herrand  von  Wildon  verkauft  Konraden  Legel- 
vlies, Bürger  von  Judenburg,  einen  Freihof,  Haus  und  Gült  zu  Göt- 
schach. .  .  .  daz  ich  Uerrand  von  Wildon  geben  hab  mein  freyhoff  vnd 
haws  oder  güldt  zw  Götschach  ....  durch  verhengnus  vnd  zvegeben 
•meiner  haw*/raweii  Ptrchta  vnd  meiner  khiuder  vnd  mit  gwaldt  herren 
Vlreichs  von  Liechtenstein  auch  seiner  Imwsfrawu  vnd  n&mlich  mit 
wissen  seines  sun  Ott  Khuenraden  Legelvlies  ....  ob  aber  hioach  .  .  . 
ainerlay  irmng  .  .  .  ime  beschuh  .  .  .,  so  schol  ...  er  des  bekÖmen 
von  meinem  v&terlichen  erbtail  pey  Eppenstain  vnd  von  dem  ligunden 
guet  meine»  9wehei'  herren  Vlreichn  vnd  seines  »un  herren  Otten  .  .  . 
gelegen  im  dorff  vnter  Liechtenstain  geuand  zw  Muer  .  .  .  mit  meinen 
aegen  sigill  vnd  mit  den  sigillen  herren  Vlreichs  von  Liechtenstain  vnd 
seines  gem&chl  vnd  Otten  seines  sun  ....  Aus  dem  Codex  des  Klosters 
Paradeis  in  Judenburg,  Papier  Fol.  15. — 16.  Jahrhundert  in  Abschrifi — 
im  Jo.  Arch. 

5  Ich  sehe  von  dem  ersten  Versuche  Ottokars,  nach  der  Erwerbung  Oetter — 
reichs  (Huldigung  1251»  21.  XI.)  auch  Steiermark  zu  gewinnen,    der  ii^ 


241 

Wien,*  femer  am  21.  XII.  desselben  Jahres  in  Graz  mit  seinem 
Bruder  Leutold^  und  am  25.  XII.  in  Graz  allein. »  1261,  16.  und 
17.  VII.  unterschreibt  er  Urkunden  des  königlichen  Statthalters 
Wdt  von   Rosenberg   und    wird   von   ihm   zum  Schiedsrichter 
aufgestellt  zwischen  den  Grafen  von  Pfannberg  und  dem  Stifte 
Renn. ^    Am  22.  VIII.  desselben  Jahres,   Kainach,   bezeugt  er 
eine  Schenkung  in  Grafendorf  Herzog    Ulrichs  von  Kärnthen 
an  Spital  am  Semmering.  *  1262,  am  1.  V.  haben  wir  ihn  schon 
mit  dem   Vater   in   Wien    an   König  Ottokars  Hofe  getroflFen. 
1263,  2.  n.  (?)  Graz,  urkundet  er  für  Admont  in  einem  Streite 
Wulfings    von   Stubenberg ;ö    am    17.    VIII.    desselben   Jahres 
onteraehreibt  er  Bischof  Brunos  von  Olmütz  Urkunde  für  Ad- 
mont, durch   welche  König  Ottokar  dem  BLloster  für  den  zur 
Gründung  von  Brück  entnommenen  Grund  Ersatz  leistet,  con- 
wlio  nobilium   et   maiorum   Stirie. '     1265,   21.   IV.    ist  er  bei 


die  Jahre  1252  nnd  1253   fällt  and  mit  dem   Ofner  Frieden  von    1254, 
3.  IV.  ein  Ende  hat,  ab.    Krön.,  Mittb.  22,  49—54. 

Uo.  Arch.  C.  779»>:  König  Ottokar  für  Renn  1260,  10.  III.  Wien.  Diese 
md  die  folgenden  Urkunden  sind  zum  grossen  Theile  auch  von  Krön., 
Mittb.  22,  Reg.  27  u.  ff.  aufgenommen. 

'  Jo.  Arch.  C.  782»».  1260,  21.  XII.  Graz.  König  Ottokar  bestätigt  ein 
Privileg  Herzog  Friedrichs  II.  vom  26.  VIII.  1240.  Leoben.  U.  d.  Z  ... 
Ulricns  de  Liebtenstein ,  Herrandus  et  Leutoldus  fratres  de  Wildonia; 
dieie  Urkunde  ist  1272,  1.  I.  Graz,  erneuert,  die  Zeugen  fehlerhaft  copirt 
worden,  Jo.  Arch.  C.  975.  IJ.  d.  Z  .  .  .  patres  de  Stodekke,  et  Lew- 
thodus  fratres  de  Wildovia  ...  Zu  lesen  ist:  fratres  de  Stadekke,  Her- 
nadns  et  Leutoldus  fratres  de  Wildonia. 

*  Jo.  Arch.  C.  784*.  1260,  25.  XII.  Graz.  König  Ottokar  sichert  die  Alpe 
^eeistal  für  Renn.  U.  d.  Z. :  Herrandus  de  Wildonia.  s.  S.  235,  Anm.  4. 

*  Jo.  Arch.  C.  793»»«  1261  (15.  VII.)  18.  VII.  .  .  .  Wocho  von  Rosenberg 
^orktindet  die  in  allgemeiner  Gerichtssitzung  in  Marchpurch  testibus 
ydoneis  ac  viris  nobilibus  videlicet  Gotfrido  de  Marchpurch  et  Herrando 
de  Wildonia  für  Renn  getroffene  Entscheidung  im  Streite  um  Burg 
Relfenstein  mit  den  Grafen  Beruhard  und  Heinrich  von  Pfannberg.  Jo. 
Arch.  C.  793**  nennt  als  ersten  Schiedsrichter  Ulrich   von  Liechtenstein. 

^  Jo.  Arch.  C.  794''  1261,  22.  VIII.  Kynach.  Herzog  Ulrich  von  Kärnthen 
■chenkt  vier  Mausen  in  Grauendorf  an  Cerewald.  U.  d.  Z  .  .  .  ds  Ulricus 
^«  Liechtenstein  .  .  .  Herrandus  de  Wildonia. 

^M  Adm.  2,  341,  N.  193.  Die  Urkunde  ist  ausgestellt  in  domo  Ulrici  de 
Liechteoatein •,  dieser  ist  auch  erster  Zeuge,  dann  Otto  filius  ipsius, 
ß«nrindus  de  Wildonia  .  .  . 

'  ^M  Adm.  2,  343,  N.   197. 

^^▼-  Bd.  LIX.  I.  Hälfte.  ^  IG 


242 

König  Ottokar  in  Graz,  ^  am  1.  V.  mit  Bischof  Bruno  in  Jude 
bui^,  2  am  8.  IX.  bestätigt  er  Seckau  im  Besitze  von  Laa 
schacherbach  (S.  216,  Anm.  3). 

In  das  Jahr  1268  fallt  der  erste  Cooflict  mit  König  Oti 
kar  und  Herrands  Gefangennahme;  s.  u.  Nach  der  Entlassoi 
aus  der  Haft  bezeugt  Herrand  am  20.  VIII.  1269,  Graz,  ei 
Urkunde  des  Bischofs  Bruno  für  S.  Paul.  3  1270,  30.  I.  Wie 
unterschreibt  er  einen  Ausgleich  zwischen  S.  Lambrecht  ui 
Wichard  von  Ram stein ;  *  am  27.  VI.  desselben  Jahres  Leibn' 
treten  er  und  sein  Bruder  Hertnid  jegliches  Recht  auf  d 
Hof  Reusenz,  das  sie  zu  haben  vermeinten,  dem  Bischof  Ber 
hard  von  Seckau  ab.^  1271,  20.  VUI.  .  .  .  unterschreibt 
mit  Leutold  von  Kuenring  eine  geistliche  Stiftung  für  Stainz 
1272,  7.  IX.  Wien,  bezeugt  er  eine  Schenkung  König  Ott 
kars  für  Studeniz. '  In  demselben  Jahre  o.  D.  fungirt  er  n 
Ulrich  von  Liechtenstein  unter  Anderen  zugleich  als  Schied 
richter  in  einem  Streite  zwischen   S.  Lambrecht   und  Wulfii 


1  N.-Bl.  6,  303:  1265,  21.  IV.   Graz.     Köni^  Ottokar   bestätigt    ein    Pri 
legium  Herzog  Ottackera  VIII.  für  Seckaa  vom  29.  XI.  1182.  Gras, 
d.  Z.  .  .  .  Herrando  de  Wildonia,  Vlrico  de  Liechtenstain  .  .  .  —  U. 
O.-Oest.  3,  3ü8:  1265,  21.  IV.  Graz.  König  Ottokar  bestätigt   die  Pri 
legten  von  Garsten.  U.  d.  Z.  .  .  .  Herrandus  de  Wildonia  .  .  . 

2  W.,  Adm.  2,  347  N.  201:  1265,  1.  V.  Judenburg.  B.  Bruno  für  Admc 
U.  d.  Z.  .  .  .  Ulrico  de  Leichtensteyn  .  .  .   Ilerrando   de  Wildonia  . 

3  ir.-B.  S.  Paul  118:  1260,  20.  VIII.  Graz.  B.  Bruno  von  Olmüz  ca 
taneus  seu  roctor  Styrie  schützt  S.  Paul  gegen  Heinrich  von  Rohats 
U.  d.  Z IJlricus  de  Lichtonstein  ....  Herrandus  de  W^ildonia  .  . 

*  Lor.,  D.  (;.   1,  464,  Urk.  N.  XHI.:  1270,  30.  I.  Wien.  Otto  von  Has 
stiftet  den  Ausgleich.  IJ.  d.  Sieglern  Wichardi  prefati  (de  Ramensteiu)  . 
Ulrici  de  Liehtenstein  .  .  .  Herrandi    de   Wildonia.    Diese    Urkunde 
in   die    Bestätigung   König    Ottokars    vom    folgenden  Tage    31.   I.  Wi 
aufgenommen. 

^  D.  St.  1,  133.  Ep.  49:  Herrandus  et  Hertnidus   fratres   de  Wildonija 
eonfitcmur  .  .  .    quod    .  .  .   respectu    moritorum   .  .  .   quibus   ...    de 
Wernliardus  .  .   cpisc.   Seccouiensis   .  '.  .  nititur  .  .,    renunclamus  et 
dimus  omni  juri   et  actioiii   quod   vcl  quc   nobis   in  villa  Rcusents  c 
Omnibus  suis  attinenciis  compotebant  et  competere  videbantur  .  .  . 

«  Jo.  Arch.  964:  1271,  20.  VIII.  .  .  .  Hermann  Vicedora  von  Salzbi 
stiftet  einen  Jahrtag  in  Stainz.  IT.  d.  Sieglern  Leutold  von  Chuenrin 
Herrand  von  Wildonia  .  .  . 

•  Lor.,  D.  G.,  1,  475.  Urk.  N.   XVIII:   1272,   7.  IX.  Wien.    U.  d.  Z.  . 
Ulricus  de  Lichtenstein  .  .  .  Herrandus  de  Wildonia  .  .  . 


243 

voTk  Stubenberg  und  ist  auch  Zeuge  der  betreffenden  Urkunde.  * 
12T3,  30.  X.  Friedlaeh,  ist  er  Zeuge  für  Kloster  Märenberg.  2 
1274,    27.    VII.    Göss,    unterschreibt    er    mit    seinem    Bruder 
Hertnid  eine  Gösser  Urkunde  als  erster  Zeuge.  ^  In  diese  Zeit 
Mit  der  grosse  Kampf  zwischen  Ottokar  und  Rudolf.  Während 
Heirtnid    bei   König  Rudolf  weilt   und   diesen   zur  Eile   treibt, 
der    babenbergischen    Erblande   sich    zu    bemächtigen,    unter- 
zeichnet Herrand    die   denkwürdige   Urkunde   der   steierischen 
Herren  zu  Renn  1276,    19.    IX.  ^     Nach   der   Beendigung   des 
Kampfes  (1276,  Nov.)  erscheinen  beide   Brüder  Herrand   und 
Hertnid  am   Hofe   König   Rudolfs   in   Wien,    1277,  9.  II.  und 
bestätigen  ein  Privileg  für  S.  Lambrecht ;  -'    dann    am   18.  II. 
einen  Pfandbrief  König   Rudolfs   für  zwei  Marburger  Bürger.^ 
Am  19.  IV.  desselben  Jahres  Wien,   bestätigte   König    Rudolf 
Leutolds  von  Wildon  Schenkung  an  Stainz  vom  23.  HI.  1249 
ttnd  beide  Brüder   bezeugen   die  Urkunde. '     Am  10.  V.  des- 
selben Jahres  Wien,  unterschreiben  beide  Brüder  einen  Schieds- 
spruch des  Königs  zwischen   Admont  und  dem  Schenken  von 


'  Jo.  Arch.  C.  987»:  1272  ....  Kapfenberg.  Wulfin^  von  Stubenberg  tritt 
dem  Kloster  S.  Lambrecht  für  zugefüg^te  Schäden  in  presencia  hone- 
stonun  vironim,  hoc  est  domini  lllrici  de  Lihtenstein  tune  marscalco  et 
indice  Styrie,  domini  Herrandi  de  Wihlonia,  domini  Ottonis  iunioris  de 
liibtenstein  .  .  .  benannte  Güter  ab. 

•  Jo.  Arch.  C.  1000^  :  1273,  30.  X.  Fridlosayche.  Meinhard  von  HÖren- 
l)erch  schenkt  acht  Manscn  an  Merenbercli.  IJ.  d.  Z.  .  .  d.  Herrandus 
<3e  Wildonia,  d.  Otto  de  Liehtenstain. 

D.  St.  1,  90.  Goss.  56:  1274,  27.  VII.  Göss.  Chiinradus  scriba  Styrie  ver- 
'tanscht  Güter  mit  Göss  testibus  qui  snnt  tales  ministeriales  tredecim 
'videlicet:  Herrandus  et  Hertnidus  fratres  de  "Wildonia,  Otto  iunior  de 
Xiehtenstein  .  .  :  .  lieber  die  Bedeutung  der  Gösser  Ständeversammlung 
^gl.  Krön.,  Mitth.  22»  104. 

^  Krön.,  Mitth.  22,  Reg.  137:  127G,  19.  IX.  Benannte  steierische  und 
^Smthnerische  Herren  und  Ministerialen,  darunter  Herrandius  de  Wil- 
donia .  .  verbinden  sich  zu  Gunsten  des  Königs  Rudolf,  (abgedr.  bei 
Oerbert  Codex  epist.  Rudolfi  Dipl.  199.)  s.  Böhm,  Reg.  360. 

*  Jo.  Arch.  C.  1064:  1277,  9.  H.  Wien,  König  Rudolf  bestätigt  zwei  frü- 
here Kaiserprivilegien  für  S.  Lambrecht.  U.  d.  Z.  Herrandus  et  Hertnidus 
de  Wildonia  fratres  .... 

*  Goeth,  Urkunden-Reg.  4,  1277,  18.  II.  Wien.  U.  d.  Z  .  .  .    Hertnidus  de 
Wildonia  marschalcus  Stirie,  Herrandus  de  Wildonia  .  .  . 

'  Jo.  Arch.  C.  1079:   1277.  19.  IV.  Wien.  U.  d.  Z.  Herrandus  de  Wildonia, 
Hertnidus  de  Wildonia. 

16* 


244 

Dübrach.  *     Am  25.    VIII.    unterzeichnet  Herrand  eine  Pri^ 
legienurkunde  des  Königs  für  Brück  an  der  Mur.  ^ 

Im  folgenden  Jahre  hatten  die  Brüder  Herrand  ui 
Hertnid  einen  Streit  um  Waldstein  und  Preimarsbui^  und  a 
dere  Güter,  der  durch  Schiedsleute  unter  Vorsitz  des  Seifri^ 
von  Kranichberg  geschlichtet  wurde:  die  Entscheidung  wur< 
nach  der  von  Hertnid  am  12.  II.  1278  Wildon,  ausgestellt 
Urkimde  folgendermassen  getroffen:  dem  , Herrand  von  W 
donien  truhsaetz  von  Steier^  ist  gefallen  Preymarspurch  n 
allem  Gute,  ihre  beiderseitigen  Leute  im  Piberthal,  die  u 
getheilt  waren,  mit  allem  Gute ;  ,die  Taven^,  die  Herr  Friedri 
von  Liessnich  von  Hertnid  in  Hvntztorf  zu  Lehen  hatte,  b< 
er  von  Herrand  zu  Lehen  haben.  Hertnid  erhält  Waltstc 
mit  allem  Gute,  die  ungetheilten  Leute  in  der  Gegend 
Ubelpach  mit  allem  Gute;  auf  welcher  Seite  die  Leute  edl 
und  reicher  sind,  soll  durch  vier  gewählte  Leute  ausgeglich 
werden,  das  Gleiche  wird  in  Betreff  des  ungetheilten  Gut 
bestimmt,  ,8 wer  des  me  verchvmbert  hät^  Die  Bestimmung 
über  Ersatz  von  Schaden  lehren  uns,  dass  es  zwischen  d 
Leuten  beider  Brüder  selbst  zu  Thätlichkeiten  gekommen.  E 

1  W.,  Admont  2,  37ö  N.  237.   1277,  10.  V.   Wien.    U.  d.  Z.  Herrandus 
Wildonia,  Hartnidus  frater  suut. 

2  Boehm,  Reg.  88:  1277,  25.  VIII.  V^-ien.  Wartinger,  Privilegien  der  Kr 
8tadt  Brack,  Graz  1837,  druckt  p.  3  — 17  die  Originalurkunde  König] 
dolfs  und  sämmtllche  Bestätigungen  derselben  im  Ganzen  sechs  Mal, 
In  allen  diesen  erscheint  aber   nirgends    Herrand   von  Wildon,    sond 
entweder  ,Hector*  oder  ,11.'  oder  »Herman*.  Im  Originale  stand:  testes 
viri  nobiles  h  comes  de  Pfannberg,  Herrand  de  Wildonia  G  de  Werd 
S.  3.    Als    Herzog   Albrecht  1293,    21.    IV.   seines   Vaters   Urkunde 
stätigte,  schrieb  man  ins  Transsumpt  nur  ,H.  de  WildnniaS  S.  5.  Hei 
Rudolf  1299,  18.  VII.  Grez,  hat  Albrechts  (S.  7),  Herzog  Friedrich  12 
23.  XII.,  Grez,  aber  König  Rudolfs  Urkunde  zu   Grunde  gelegt   (S. 
Als  1358  am  8.  Gertraudentage,  Wien,  Herzog    Albrecht  König  Rud 
Privileg  ins  Deutsche  übersetzen  Hess  (S.  14),  las  man  das  ursprüngli 
, Herrand'  schon  falsch  und  schrieb:  .  .  ,vnd  die  edlen  man  H  graf  vi 
Pfannberg.  Hermann  von  Wildan.  G.  von  Werde  .  .  .*  Der  Uebersetz 
Herzog  Rudolfs  von  13GU  .  .  .  Grez,  liegt  dann  wieder  Herzog  Albrecht 
Bestätigung  mit  der  Abkürzung  ,H  de  Wildania'  zu  Grunde,   daher  1 
(S.   17)  ,H  von  Wildan*.     Der  Verfertiger   des   Vidums   Erzherzog  K 
aber,  dem  Wartiugers  Abdruck   der   Or.- Urkunde   König  Rudolfs  (S. 
entnommen  ist,  las  ,Hector'  fUr  ,Herrand'.  Aus  paläographischen  GrQm 
vermuthe  ich  ,Herrand'  nicht  , Hertnid'  als   ursprünglich,    aus  Letztei 
Hesse  sich  nie  die  Lesung  ,Herman'  erklären. 


245 

letzte  Theil  der  Urkunde  beschäftigt  sich  mit  dem  Ausgleiche 
Äwschen  Hertnid  und  Herrn  Ulrich  von  Neuhaus  (Neuschloss 
5oi  Wildon?),  einem  Lehensmanne  der  Wildoner.  Falls  Hertnid 
^SLtz  und  Ebnung  nicht  hält,  so  verpflichtet  er  sich  zu  200  Mark 
Silber  an  Herrand,  zu  50  Mark  an  Seifried  von  Kranich berg 
LXid  zu  50  an  ihre  Schildleute.  ^  In  demselben  Jahre  unter- 
c^lu*eiben  die  Brüder  Hertnid  und  Herrand  ein  Privileg  König 
Lmadolfs  für  Wien  1278,  24.  VL2  Ueber  dieses  Jahr  1278  reichen 
:^5ine  Nachrichten   von   Herrand  H.    hinaus;  ^   im   Jahre    1282 

»  F.  B.   A.  U.   1,    192,   N.   21 :   1278,   12.  II.    Wildon.  Abdruck    daselbst. 
Siegler:  Seifried  von  Rranichberg  und   Hertnid   von   Wildon ,    Marschall 
in  Steier.     U.  d.  Z   ....    her    Virich  von   dem  niven  haus   .  .  .    Jacob 
von  Dimatain.     Wegen   des   Siegels    vgl.   Beck-W.   in   Mitth.   C.-Comm. 
1872,  p.  CCXV* ,  Fig.  8. 
3  1278,  24.  VI.,  Wien.     König  Rudolf  bestätigt  der   Stadt  Wien  das  der- 
selben von  Kaiser  Friedrich  II.  1237   gegebene,    1247   erneuerte  Privile- 
gium und  gewährt  derselben  mehrere  Freiheiten.  U.  d.  Z  .  .  .  .  ministe- 
riales  nostri  Fridericus  de  Pethow,  Wilfingus  de   Stubenberg,  Hertnidua 
dt    Wildonia,      Otto    de    Haselowe    iudex   Austrie    generalis   .  .   .    Vor- 
stehende Zeugen  bietet  der  auf  eiuem  Wiener-Neustfidter  Codex  beruhende 
Text  in  Lambacher,  Interregnum,  Wien  1773,  U.-B.  n.  XCI.,  S.  167  und 
die  anderen  bei  Tomaschek,  Gesch. -Qu.  der  Stadt  Wien  (Wien   1877)  I. 
51 — 57  benutzten  Copien.  Eine  Lübecker  Papierhandschrift  des  15.  Jahr- 
hunderts schiebt  aber  hinter  ^Hertnidus  de   Wildonia^  ^marachalcua  Stirie, 
Herrandus  de  Wildonia'^  ein  und  lässt   ,Otto   de  Haselowe   iudex    Austrie 
generalis'  weg.     Zum  Streite   über  Echtheit  oder  Unechtheit    dieser    im 
Originale  verlorenen  Urkunde  vgl.  O.  Lorenz  in  SB.   46  (1864)  und   lA. 
Tomaschek  in  SB.  83  (1876);  über  den  Stand  der  Ueberlieferung  O.Lo- 
renz in  SB.  89  (1878). 
'  Einige  der  für  Herrand    III.   beanspruchten  Urkunden    möchten   freilich 
noch  unserem  Herrand  II.  beizulegen  sein;  aber  keine  derselben  zwingt 
von  der  allgemeinen  Annahme,  dass  Herrand  das  Jahr  1278  nicht  lange 
fiberlebt  habe,  abzugehen.  Dass  sein  Sohn  Ulrich  1282  das  Truchsessen- 
amt  bekleidet,  das  1278,  12.  II.  noch  in^errands  Händen  gewesen  war, 
bestätigt  die  allgemeine  Annahme.     Ganz   gleichgültig   für   die   Frage  ist 
ei,  ob  folgende  Urkunde  auf  Herrand   II.   oder  den   HI.    bezogen   wird: 
Jo.  Arch.  Gr.  1222:    1283,   3.    III.   Salzburg.     Erzbischof  Friedrich    von 
Salzburg  bezeugt,  dass  der  Bischof  Leopold  von  Seckau  von  dem  Kloster 
8eckan  nach  dem  Schiedssprüche  der  Laien   dom.  Vlrici   de  Lihtenstain, 
dorn.  Herrandi  de  Wildonia  .  .  .  gewisse    Leistungen   zugesprochen   er- 
btlten  habe,  nun  aber  zu  Gunsten  des  Klosters  darauf  verzichte.  Bischof 
Bernhard  von  Seckau  starb   1283,   20.   I.,    Bischof  Leopold  regierte  von 
1283,  6.  m.  bis  1291,  13.  XII.  Potth.,  Suppl.  405.    Man  kann  entweder 
mit  Much.  6,  6,  der  den  Abdruck  der  Urkunde   in   D.  St.    1 ,  243,  Secc. 
U3  vor  sich  hatte,  annehmen,  dass  Bischof  Leopold  die  Kobott,   welche 


246 

ist  er  jedenfalls  todt^  denn  in  diesem  Jahre  bekleidet  sei 
Ulrich   II.    das    Truchsessenamt.      Er  hinterliess   zwei 
Ulrich  und  Herrand,    die  nach    S.  240,  Anm.  2  vor   11 
boren  sein  dürften. 

Ehe   ich  die    beiden   anderen  Söhne  Ulrichs  I.  v« 
ist  es  nothwendig,  die  weltgeschichtlichen  Ereignisse,  in 
Herrands  und  seines  Bruders  Hertnid  Name  verfochten  i 
zu  besprechen.    Gemäss  dem  hervorragenden  Antheile, 
Wildonier  an  der  Begründung  von  Ottokars  Herrschaft  in 
mark  genommen,  erscheinen  dieselben,  wenigstens  in  dei 
Jahren  seiner  Regierung,  öfter  in  seiner  und  seiner  Sta 
Urkunden ;  *  aber  so  wenig  wie  dem  Ungar  hielten  sie  au 
Böhmen  die  Treue:  das  Verbot  des  Burgenbaues,  das  ' 
1265  so  nachdrücklich  in  Oesterreicli  durchführte  (Lor. 
scheint   auch    in  Steiermark    böses     Blut    gemacht    zu 
Aber  zum  Ausbruche   kam    der    Conflict    erst    1268  na 
zweiten    preussischen   Feldzuge    Ottokars;    unter    den 
welche  sich  vor   König   Ottokar   in   Breslau  auf  die   1 
wegen  Landesverrath  von  Seite  des  Pettauers  zu  voran 
hatten,    befanden  sich  auch  die  Brüder  Herrand   und 

sein  Vorgänger  auf  Anrathen  (Ilrichs  von  Liechtenstein  und 
von  Wildon  dem  Stifte  aufgelegt  hatte,  wieder  aufhob,  in  diei 
haben  wir  Ulrich  I.  von  Liechtenstein,  den  Dichter,  als  Schi< 
anzunehmen;  da  dieser  aber  im  Jahre  1277,  6.  L  sicher  todt  ii 
scheinlich  1275,  28.  I.  gestorben  ist  (Üeck-W.  in  Mitth.  19, 
füllt  der  Schiedsspruch,  auf  den  sich  Erzbischof  Friedrich  in  s» 
künde  von  1283,  3.  III.  bezieht,  vor  1275  oder  doch  1277;  di 
aber  auch  der  Wildoner  nur  Herrand  II.  sein,  der  bis  4278  u 
bezeugt  ist.  Für  diese  Annahme  spricht  auch  der  Anfang  der  Re 
zeit  des  Bischofs  Leopold,  vor  welchen  der  Schiedsspruch  wol; 
werden  muss,  fallt  ja  doch  die  spätere  Beurkundung  drei  Tage 
eigentlichen  Regie rungsantfitt.  Der  zweite  Fall  wäre:  der  Schii 
wurde  in  den  ersten  Tagen  der  Function  Bischof  Leopoldi 
zwischen  20.  L  und  3.  III.;  dann  sind  als  Schiedsrichter  ans 
Ulrich  IL  von  Liechtenstein  (von  125U,  12.  V.  an,  gestorben  i 
Beck-W.  in  Mittli.  19,  2U8.  213),  IHrichs  I.  Sohn,  und  Hen 
Herrands  II.  Sohn,  der  ebenfalls  für  diese  Zeit  urkundlich  be 
•  Wok  von  Rosenberg,  Landeshauptmann  von  1260,  25.  XII.  bis  5 
Tode  im  Jahre  1262,  3.  VI;  Bruno  von  Olmütz  1262  Aug.  bis  \\ 
Otto  von  Haslau  1269/70;  Burkhard  von  Klingenberg  1270/1; 
Bischof  von  Seckau  mit  dem  Landsehreiher  Conrad  bis  1274;  &! 
Diedic,  Ende  1274 — 1276  Herbst,  aus  dem  Lande  vertrieben 
Mitth.  22,  67.  70.  83.  99.  103. 


247 


ron  Wildon,  und  zwar  wurde  zuerst  Hertnid  bezichtigt,  dann 
aber,  als  Herrand  sich  zum  Zweikampfe  für  die  Unschuld  seines 
ßfuders  erbot,  auch  er  mit  Ulrich  von  Liechtenstein  und  den 
AXK deren  Herren  gefangen  gesetzt;  nachdem  er  seine  drei  Burgen 
Sppenstein,  Preimarsburg  und  Gleichenberg  ausgeliefert  hatte, 
v^urden  letztere  zwei  gebrochen,  er  selbst  nach  sechsundzwanzig- 
i^  ^Schentlicher  Haft  entlassen.  * 


^  R-Chr.  c.  85  und  86  in  Pez,  Scr.  III.,  96  ff.;  Jo.  Victor,  in  Boehm., 
Font  I.,  297;  Chron.  des  Greg.  Hagen  bei  Pez,  Scr.  L,  1080;  Chron. 
anstr.  des  Thom.  Ebendorfer  von  Haselbach  bei  Pez,  Scr.  II.,  731.  Vgl. 
dazu  Lot.  1,  271,  Krön.,  Mittb.  22,  79—82  und  145. 

Joann.  Victor,  erzählt:  hoc  anno  (1268)  nobiliores  Stirie  Bem- 
hardum  Hainricum  comites  de  Pfanberg,  de  Wildoniaf  Petovia,  Liechten- 
stain,  de  Stubenberg  captivavit  et  per  castra  ab  invicem  sequestravit, 
castris  eonun  plurimis  usquo  hodie  dissipatis  ....  Ottocarus  captivos 
eximens  et  promotionis  gratiam  et  rcliqiium  promittens  Stephano  properat  in 
oocnrsum  .  .  .  nobiles  Styrienses  exactis  in  captivitate  quadraginta  sex 
hebdomadis  ad  propria  revertuntur.  Die  erweiterte  Fassung  des  Joann. 
Victor.,  wie  sie  im  Anonym.  Leob.  bei  Pez  1,  831  vorliegt,  stimmt  hier 
wörtlich.  Dieser  summarische  Bericht  weicht  von  der  R.-Chr.  in  einigen 
weaentlicheu  Punkten  ab :  usque  hodie  dissipatis,  quadraginta  sex  hebdo- 
madis. Otackers  und  Gregor  Hagons  Chron.  stelle  ich  neben  einander; 
die  massgebenden  Stellen  der  R.-Chr.  stehen  auch  in  EMS.  4,  296. 


R.-Chr.  c.  85,  96»: 

Chnnig  Otakcher  von  Pehaim 
dacz  dem  Praczla  si  vunden.  — 
dennoch  enwesten  si   nicht   dez 

schaden 
daz  si  waern  verraten 

der  Chunig  in  einer  chematen 
Aaz,  d&  vodert  man  sen  hin  .  .  . 
er  stuond  auf  unde  sprach : 
•    .   .  ez   habent  an  mich   gosuocht 
die  berren  .  . 

96^: 

^as  ich  in  hulf  das  lant 
"^on  ew  wenden  unde  ehern 
^n  ainen  nitlnetoen  herm 
^«K  selben  ze  rftt  ward 
"^on  Pfanberig  g^af  Pernhart 
tiad  herr  Hertneid  van   Wüdon 
luich  nam  sich  nicht  darvon 


Greg.  Hagen  1080  f. 

do  er  widerchert  vnd  cham 

gen  Presla  er  pflag  wol 

der  Steyr  herrn:    die  westen  auch 

nicht,  daz  sy  gen  ym  wom  verraten. 

Ains  tags  hiez  sie  der  Chunig  zu 
ym  chomen  in  ain  kempnaten  und 
sprach     zu    herm   Fridreichen    von 

Petaw  .  .  . 


mit  newn  herm  graf 
Bernhardt  von  Pfannberg 
sich  berietten  (!)  und 
von  Wildon  herr  Hertneyd 
und 


248 


König  Ottokars  Strenge,  ebenso  berechtigt  in  der  Idee  als 
tadelnswerth  in  der  Wahl  der  Mittel  zur  Durchführung^  rächte 


von  Stubenberig  berr  Wulfing, 

wol  gebal  an  dax  ding 

von  Liechtenstain  herr  ITlreicb  .  .  , 

do  sprach  graf  Ilainreicli : 

herr  Tettawer,  zeicht  ir  mich  icht? 

do   sprach    er:    ich    enczeich   Euch 

nicht 
Ew  ist  danimb  vuchvnd. 
do  sprach  für  den  mund 
Von   Wildonie  herr  Ilerrant: 
Ich  wil  mit  meiner  hant 

auf  ewrn  hals  pewaern 

daz  ir  mit  lugen  maem 

seit  für  meinen  herrn  chomen. 


herrn  Wülfing  von  Stubenberg 

und 

von  Liechtenstain  herr  Ulreich. 

Graff  Hainreich  sprach!  Petawer 

zeichst  du  mich  ycht, 


Ew  ist  vnch^d.  Danimb 
do  sprach 

der  Hertneyd  (!)  von   Wüdon : 
Petawer  ich  wil  weisen  mit  meiner* 

band 

daz  ir  mit  lugen 

für  meinen  herrn  seyt  chomen. 


Sclion  aus  diesen  Proben  sieht  man,  wie  Greg.  Hagen  die  R.-Chr. 
ausschreibt :  oft  wortgetreu,  häufig  mit  Missverständniss  des  Textes  (seine 
Hs.  bot  nittnewen  st.  itenmwen  he.rrn^  daher  liest  er:  mit  newn  herm)\ 
zuweilen  irrt  er  gedankenlos  von  Zeile  zu  Zeile  ab  und  bringt  Unsinn 
(mit  neton  herrn  etc.);  letzteres  beweist  auch  folgende  Stelle  von  der 
Gefangenschaft  der  Herren: 


R.-Chr.  06*»: 

von  Pfannberig  graf  Pernhari 
hinczem  Purglein  gesant  wart, 
da  beleip  er  trawrichleichen ; 
sein  prueder  graf  Haiureichen 
sant  man  gevangcn  hincz  Fraen; 
den  von  Liechtenstain  als  ich  waen 
vnd  den  Stubenberiger 
in  den  charieher 
hincz  Klingwerkch  man  sant; 
von  Wildonie  herrn  lleiTant 
sant  man  hincz  dem  aichorn. 


Greg.  Hag.  1081: 

graflf  Pernhart  von  Pfannberg 
sant  er  gen  Burglems;  sein 

bruder  graff  Hainreich  beleih  allein 

hie  gar  trawrigleich. 

den  von  Liechtenstain  und 

den    von    Stubenberg    sant    er    ge- 

vangen  gen  Fren  in  den  kercher. 

Iierren  Ilertneidtn(!)  von  Wüdon  gen 

Clingberg. 


Dass  ein  so  gedankenloser  Abschreiber  Anstoss  genommen  habe 
an  dem  Widerspruche  des  Originales  (,Hertneid  von  Wildon*  and  dann 
zweimal  ,Hcrrant  von  Wildon'),  ist  nicht  leicht  anzunehmen;  derselbe 
wird  also  wohl  ein  Exemplar  der  R.-Chr.  vor  sich  gehabt  haben,  das  ohne 
Berücksichtigung  der  Reime  (,Herrant'  ist  beide  Male  durch  den  Reim 
gesichert)  Gleichheit  des  Namens  durchgeführt  hatte;  durch  diese  Er- 
wägung wird  die  LA.  des  Druckes  von  Pez  96*  und  herr  Hertneid 
von  Wildon  gesichert.  Völlige  Uebereinstimmung  herrscht  in  beiden 
Berichten  über  die   Burgen: 


249 

sich,   als  er   mit  dem    neuen   Reichsoberhaupte    König  Kudolf 
über  die  babenbergischen  Lehen  in  Streit  gerieth.    Dass  seine 
Herrschaft  in  Steiermark  ein  so  rasches  Ende  nahm,   ist   zum 
Theile  durch  die  Energie  derselben  Herren  von  Wildon  bewirkt 
worden,  die  sich  so  sehr  für  seine  Einsetzung  bemüht  hatten. 
Am  29.  IX.  1273  war  Rudolf  in  Frankfurt  zum  Könige 
gewählt  worden  (Lor.  1,  426  A.  1).  Die  ersten  Regierungsmass- 
regeln des  neugewählten  Königs  zeigten  seinen  ernsten  Willen, 
was  an  Reichsgut  in  den  letzten  Jahren   der  Staufer  und  wäh- 
rend des  Interregnums   in   unrechtmässigen    Besitz   gekommen 
war,  heimzufordem  und  erforderlichen  Falles  mit  Waffengewalt 
wieder  zu  gewinnen.     Ottokar   merkte   wohl,    dass  es  auf  ihn 
abgesehen  sei,   als   Rudolf,   noch    ehe   ein   Reichstagsbeschluss 
gefasst  wurde,    mit  dessen  Feinden,    Friedrich   von  Walchen, 
Erzbischof  von  Salzburg,  und  mit  den  Bischöfen  von  Regens- 
burg und  Passau  Verbindungen  anknüpfte.  ^    Die   Hoffnungen, 
welche  Rudolfs  Wahl  bei  den  Missvergnügten  österreichischen 
und  namentlich  den  steierischen   Ministerialen    und  Herren  er- 
weckte,   die  Erwartungen,    welche  sich  an  die  neue  Ordnung 
der  Reichsangelegenheiten    knüpften,    mögen  sich  in  einzelnen 
Anzeichen  kund  gegeben  haben  (Lor.  2,  121)  und  veranlassten 
König  Ottokar  zu  einer  Reihe  von    Massregeln  zur   Festigung 
seiner  Herrschaft  für  den   Fall   eines   bewaffneten   Zusammen- 
fitosses  mit  dem  deutschen  Könige ;  so  reiste  er  selbst  im  April 
1274  nach  der  Steiermark  (Krön.,  Mitth.  22,  103)  und  suchte 
durch  Rechtsentscheidungen  zu  Gunsten  der  Stifter  sich  diese 
zu   sichern;    auch   Hess    er   durch   die   damaligen    Lenker   der 


R.-Chr.   97*»  :  Greg.  Hag.  1081 : 

von  Wildonie   herr  Herrant  Hertoeyd  (!) 

dem  chanig  antwurt  ze  hant  von  Wildon  antwartt  dem  chanig 

Bppenstain  Premarspurch  die  vest       Eppenstain  Premersparg  und 
Oleichenperig  etc.  Gleichenberg  etc. 

Thom.  Ebendorfer  von  Haselbach  II,  731  fahrt  nach  der  mit  der 
R.-Chr.  stimmenden  Erzählung  von  der  Gefangennahme  fort:  Nomina 
vemm  eorum  captivonim  haec  sunt:  Bemhardus  comes  de  Pfannberg, 
Herdnidus  de  Wildano  (!),  Wulfingus  de  Stubenberg  et  Ulricus  de  Liecbten- 
>tein.  Qui  pro  tuenda  vita  coacti  sunt  castra  sibi  resignare,  ex  quibus 
<lQaedam  diruta,  quaedam  vero  regi  sunt  confiscata,  postquam  hebdoma- 
dibus  26  carceris  sunt  squalore  macerati  et  in  eis  locis  cruciati. 
*  Lor.  2,  68.  Krön.,  Mitth.  22,  Reg.  111:  Rudolfs  Schutzbrief  für  Friedrich 
von  Salzburg  1274,  20.  II.  Hagenau. 


250 

Steiermark,  Bernhard  von  Seckau  und  Landschreiber  Konr^Bii') 
eine  Versammlung  aller  hervorragenden  Landesedeln  nach  Q^Bw 
berufen,  27,  VII.  1274  (vgl.  S.  243,  Anm.  3),  um  über  die 
gemeine  Lage  zu  berathen.     An  dieser  Versammlung   nahi 
aber  auch  alle  jene  theil,  die  Ottokars  Strenge  im  Jahre 
so  schwer    gekränkt   hatte,    so   auch  die  Brüder  Herrand  i^^zJUid 
Hertnid  von  Wildon.    Während  wir  von  Kegierungsmassr^»-  — T«ln 
gar  nichts  wissen,  dürfen  wir  wenigstens  vermuthen ,   dass  i»      die 
Missvergnügten  jenes   Zusammensein  zum  gegenseitigen  MZZSei- 
nungsaustausche  und  zu  Verabredungen  benutzten.  Fast  glei^v^ci« 
zeitig  mit  dieser  Versammlung  in  Göss   schloss  König  Rud       olf 
in  Hagenau  mit  den  oben  erwähnten  Kirchenfürsten  (am  4.  VIT  --ff. 
1274)  Verträge,  welche  die  Absicht,    dem  Könige  eine  Par^^w 
in  den  südöstlichen  Ländern  gegen  Ottokar  zu  schaffen,  nic?A/ 
verkennen  Hessen.  ^ 

Am  11.  XI.  1274  eröffnete  Rudolf  dann  seinen  erstefl 
Reichstag  in  Nürnberg,  Hess  am  19.  XI.  nach  altem  deutschem 
Rechte  (Krön.  1,  662)  durch  den  Richter  des  Reichs,  den  Pfalz- 
grafen, alle  seit  Kaiser  Friedrichs  II.  Excommunication  (Lyon 
17.  VII.  1245,  Lor.  1,  39)  heimgefallenen  oder  gewaltsam  occu- 
pirten  Reichsgüter  der  Krone  zusprechen,  und  lud  den  König 
von  Böhmen  für  den  28.  I.  1275  nach  Würzburg  vor  den  Stuhl 
des  Pfalzgrafen  (Lor.  2,  75). 

Während  nun  Ottokar,  der  nicht  gewillt  war,  sich  dem 
Könige  der  Deutschen  zu  stellen,  bei  der  päbstlichen  Curie 
Versuche  machte,  von  dieser  einen  günstigen  Rechtsspruch  über 
seine  Differenzen  mit  dem  Reiche  zu  erlangen  (Lor.  2,  79), 
traf  er  auch  Massregeln  in  den  occupirten  Ländern;  in  Oester- 
reich  erschien  er  Ende  1274  mit  bewaffneter  Macht,  willens 
jede  Parteinahme  für  den  deutschen  König  im  Keime  zu  unter- 
drücken (Krön.,  Mitth.  22,  106);  in  Steiermark  setzte  er  den 
Milota  von  Diedic  Anfangs  1275 ^  als  Hauptmann  ein,  der 
bald  alle  Schlösser  mit  fremdem  Kriegsvolke  besetzte  und  so 
Ottokars  Herrschaft  nur  noch  verhasster  machte  (Lor.  2,  122). 

Bald  nach  dem  Reichstage  von  Nürnberg  hatte  König 
Rudolf  in  einem  Briefe  vom  23.  XI.  1274  (Lor.  2,  77),  seine 
Hagenauer  Verbündeten  aufgefordert,  sich  gegen  die  böhmische 

1  Lor.  2,  68.  Krön.,  Mitth.  22,  Uefr.  139. 

2  Krön.,  Mitth.  22,  Reg.  119:   I27ö,  25.  I.  Wien. 


251 

Tyrannei  zu  erheben,  also  wohl  alle  jene  Fragen  aufzuwerfen , 
in  denen   sich   diese   Fürsten   früher   von    dem  übermächtigen 
Bohmenkönige  beeinträchtigt  glaubten,  ohne  doch  den  Muth  zu 
einer  ernstlichen  Gegenvorstellung  zu  haben,  während  im  gegen- 
BrSrtigen    Augenblicke   dieselben   geeignet   schienen,    Ottokars 
Nachgiebigkeit  auf  eine  erwünschte  Probe  zu  stellen.    So  ver- 
stand wohl  auch  Friedrich  von  Walchen  die  Aufforderung:  er 
luid  die  übrigen  Anhänger   Rudolfs   in    Oesterreich  und  Steier 
erwarteten  ein  rasches  Vorgehen   des   Königs   und  compromit- 
tirten  sich  soweit,  dass  sie  im  Falle  der  Zögerung    Rudolfs  in 
die  ärgste    Verlegenheit   gerathen    mussten    (Krön.,   Mitth.   22, 
106).    Und   Rudolf  zögorte   in    der   That    noch   geraume  Zeit, 
verlor  aber  seine  Zeit  nicht:  als  Ottokar  zur  Frist  am  Würz- 
burger Tage  nicht  erschien,  belehnte  Rudolf  am   27.  IL  1275 
den  Bruder  des  verstorbenen  Kärnthner  Herzogs,  Philipp,   den 
£imetropolitan  von  Salzburg  und  Aquileia,  mit  den  erledigten 
Herzogsthümern  Kärnthen,    Krain  und  der  Mark    (Lor.  2,  78) 
und  entfremdete  so  dem   Böhmenkönige   seine  jüngste  Erwer- 
bung; ihn  selbst  aber  lud  er  vor  den  für  den  Mai  dieses  Jahres 
aoflgeschriebenen  Reichstag  nach  Augsburg.     Ottokar  schickte 
nun  den  Bischof  Bernhard;    während   dieser    eifrige   Anhänger 
der  Böhmenherrschaft   den    Kurfürsten    die   Berechtigung   zur 
Wahl  Rudolfs  heftig  bestritt,   fiel  Ottokars    Hauptmann  Milota 
über  die   salzburgischen  Besitzungen    in   Steiermark   her   und 
verwüstete  dieselben  auf  das  Aergste.  ^    So  wie  der  Salzburger 
Erzbischof,  so  drängten  auch  die  österreichischen  und  steieri- 
schen Herren,    die  Ottokars   schwere    Hand  zu  fühlen   hatten, 
den  König  zu   schleuniger   Intervention ;    auf  dem    Reichstage 
erschienen   aus   Oesterreich   der   Herr    von    Wolkersdorf,    aus 
Steiermark  Hertnid  von  Wildon  und  fanden  bei  Rudolf  freund- 
liche Aufnahme.  2      Denn   nachdem   der    Reichstag    die    öster- 

'  Lot.  2,  123.  Krön.,  Mitth.  22,  106. 

'  R.'Chr.  c  120,  Hanptquelle  für  dieses  Ereigniss  (Lor.  2,  123,  1): 

nu  enwaiz  ich  nicht  waz  man  Iiet  geprawen 

auf  herrn  Huvtneiden  von   Wildon; 

den  sach  man  vil  gedon 

daz  lant  dacz  Steir  rawben  und  rawmen. 

er  voricht  wolt  er  sich  sawmen, 

ez  chaem  leicht  von  im  daz  maer 

als  von  dem  Maerenberigaer. 

Darumb  er  nicht  lenger  peit, 


252 


reichischen  Lehen  Ottokars  heimforderte  und  vorauszusehen 
dass  Ottokar   sie    nicht  gutwillig   herausgeben   werde,   musst 
jede  Parteibildung  zu  Gunsten  des  Zurückfalles  an  das  Reio 


zu  chunig  Rudolfen  er  rait, 

—  der  enphieng  in  halt  wo!  — 

waz  ein  man  reden  sol, 

der  umb  hilf  ^ern  wirbt, 

ich  waen  daz  dez  icht  dfi  verdirbt: 

er  riet  und  pat  vleizikleich, 

daz  der  chunig  solt  dem  reich 

disew  lant  in  pringen. 
Im   c.    121   berichtet  dann   Otacker:    von   Österreich   drei   henxiy 
sach  man  zu  dem  chunig  ehern,  den  von  Wolfgerstorf  und  noch  zwdn.  — 
Jo.  Vict  (Boehm,  Font.  1,  307)  zum  Jahre  1275  (Boehmer  setzt  an  den 
Rand  1276):  Australes  nobilem  vinim  de   Wolgersdorf  dirigunt  ad  Ba* 
dolfum,  venit  etiam  Hertnidun  de  Wxldonia  de  partibus  Stirie  ad  eundem, 
uterqne  suorum  contribulium   et  terre  angorium   deplorantes,    regi  inter 
cetera  dicentes:    cur  torpeat  et  oppressis   tarn   crndeliter  per  Ottocamm 
non  succurrat  et  regni  iustitiam  non  requirat.  Rex  coUecto  exercita  cam 
omni  domo  sua  in  Austriam  parat  itcr.   Mit  diesem  Berichte  gleich  lautet 
die  erweiterte  Fassung  des  Joann.  Vict.  bei  Pcz    1,  845    (Anon.  Leob.); 
vorher  (p.  839)  berichtet  letztere   Quelle    von  des   Prätendenten  Philipp 
Bemühungen,  Kfirnthen  zu  gewinnen,  und  knüpft  an  die  Schilderung  der 
Ereignisse  des  Jahres  1273,  doch  so,  dass  auch  Späteres  gleich  angefügt 
und  folglich  das  Jahr  des  einzelnen  Ereignisses  nicht   bestimmt  werden 
kann,  Folgendes  an:  taudem  bic  Philippus  cum  barouibus  Stiriae  domino 
de   Wildonia  et  dom.    de    Lansse    (Laudesere)   et  aliis    regem    Rudolfum 
Romanorum  adierunt,  ipsum  inducentes  ad  hoc,   ut  descenderet  et  duca- 
tum  Austriae  ac  Karinthiao    de   dominio   regis  auferret  Bohemiae.     De- 
scendit  antem  hie  rex  per  Danubium  in  Austriam  et  subjugata  sibi  terra 
Philippum   praedictum  circa   Cremsam   locavit;  ubi  non  diu  vixit  et  in 
Cremsa  praedicatorum  est  sepultus.   Einen  erweiterten  und  abenteuerlich 
gefärbten  Bericht  (Krön.,  Mitth.  22,  107)   bietet   die   Continuatio   Vindo- 
boneusis  zum  Jahre  1275  (M.  G.  Scr.  9,  706):  idem   Hei-dnidu»  de   Wil- 
donya  in  Styria,    Wernhardus  de   Wolfkerstorf  et  Vihofarius  in  Austria 
receptis  occulte  Rudolfi  electi  litteris  et  vana  spe  seducti  regi  Boemie  se 
opposuerunt,  quos  idem  rex  toto  nisu  porsequitur  et  obsedit.  Nam  berede« 
ipsorum,    quos    sibi   prius   obsides    dederant,    iubet   machinis   parentibos 
iacere  ante  ora,    quo   viso   parentes    misericordia   moti   sunt,    munitiones 
regi  tradiderunt.    Ilertnitua  vero   Wildtßnier  et  Wernhardus  Wolfkerstorfer 
receptis  suis  heredibus  relictisque  hereditatibus  metas   regis  Boemie  sine 
spe  redeundi  penitus  sunt  cxpulsi,  alii  vero  sunt  gracie   regis  reconciliati. 
Die  meisten  Züge  sammt  der  Stellung  der  Geiseln  stimmen  zur  R.- Chr., 
Hertnid,  dessen  Söhne  Richer  1277,  Hertnid  1285,  Ulrich  1290  erscheinen, 
kann   sich    ganz    wohl   in   der  Zahl    der   von   Geiselstellung    betroffenen 
Ministerialen  befunden  haben- 


I 


253 


^adoJfen  mlikommen  sein.     IndeBsen   verging   noch   ein  Jahr 

^is  lur  £röffnung  des  Reichskrieges,  eine  Zeit,  die  Rudolf  und 

Ottokar  verschieden  nützten ;  der  Erzbischof  von  Salzburg  sah 

'icii  gezwungen,  Ausgleich  mit  Ottokar  zu  suchen,    Ende   Mai 

1275/   und   bemühte   sich    dem    deutschen   Könige,    der   sich 

meinem  mächtigen  Gegner  noch  nicht  gewachsen  fühlte,  Bundes- 

;^e flössen  zu  verschaffen;    um   Heinrich   von   Baiern,    Ottokars 

Verbündeten,   auf  des   Königs  Seite    zu  ziehen,    versöhnte  er 

iioh  selbst   mit   demselben,    1275,   20.   VII.   (Lor.  2,  91)   und 

l^iknn  1276,  9.  I.  (Lor.  2,  121)  mit  dem  Grafen  Meinhard  von 

Grörz;  Verträge  zwischen  den  feindlichen  Brüdern  von  Baiern, 

l^udwig  und  Heinrich,  folgten,  15.  V.  1276   (Lor.  2,  92),   und 

alle  diese  Fürsten  wurden  so  wie   der   Patriarch   von  Aquileia 

in  das  Bündniss  des  Königs  gezogen,  Heirathen  zwischen  den 

H&asern  Habsburg,  Görz  und  Witteisbach  festigten  die  Coali- 

tion  (Lor.  2,  131  ff.).     Noch  ein  Versuch  wurde  gemacht,   den 

Conflict  zwischen  Rudolf  und  Ottokar  gütlich   beizulegen;  der 

Borgi^raf  von  Nürnberg  begab  sich  Ende  März  1276  in  Rudolfs 

Auftrage   zu   Ottokar,   aber    vergebens.^     Jetzt  erst,    und   da 

Budolf  in  Folge  des  Vertrages  vom   21.  V.  1276   des   Baiern- 

lerzoges   Heinrich    sicher  war,  ^    wurde   über   den   widerspen- 

it%en  Vasallen    die   Reichsacht   verhängt,   24.  VI.    1276,    und 

Budolf  brach   mit   seinem   Heere   gegen   die  Donau  auf  (Lor. 

2,  136). 

Weniger   klug   als   Rudolf  hatte   Ottokar  gehandelt   und 

seine  Zeit  genützt :  ,vngevüegen  archwän  er  gen  dem  lantvolch 

gewan  vnd  euch  hinz  den  herren;  er  voricht  daz  si  cheren  an 

den  von  Rome  wolten,  er  west  wol  daz  si  dolten  manger  banden 

pein  von   im   vnd   den   sein   dei   haubtleut  hie  warn',  sagt  die 

R-Chr.   c.    120  und    berichtet   nun    von   Ottokars    verkehrten 

Massregeln,    durch   welche   er   die  Freunde   sich   entfremdete, 

die  Gegner  noch  mehr  erbitterte.     So  legte  er  Besatzungen  in 

alle   festen   Plätze,    liess    sich    von    allen    Edlen    des    Landes 

Geiseln  stellen   und    bedrohte  jeden  Versuch   eines  Verkehres 

mit  dem  Reichsoberhaupte  mit  den  strengsten  Strafen  (Lor.  2, 

122  und  126).  Unmittelbar  nach  Rudolfs  Kriegserklärung  und 

<  Lor.  2,  124.  Krön.,  Mitth.  22,  107. 

i  Krön.,  Oe.  G.  1,  663  hält  diese  Sendung  aufrecht  gegen   Lor.,   D.  G. 

2,  88,  A.  1. 
>  I/or.  2,  96.  Krön ,  Oe.  G.  1,  064. 


254 

während  das  königliche  Hauptquartier  noch  über  den  Plan  des 
Feldzuges,  Einfall  in  Böhmen  durch  Egerland  oder  directen 
AngriflF  der  österreichischen  Erblande,  im  Schwanken  war  — 
im  August  stand  Rudolf  noch  in  Nürnberg  (Lor.  2,  140.  142) 
—  begannen  Graf  Meinhard  von  Tirol  und  sein  Bruder  Albert 
von  Görz  den  Krieg,  indem  sie  Kärnthen  und  Krain  insur- 
girten;  die  Steiermark  folgte  nach;  am  19.  IX.  1276  versam- 
melten sich  zahlreiche  Edle  des  Landes  zu  Reun  und  ver- 
pflichteten sich  unter  strengen  Eiden  von  Ottokar  abzufallen 
und  Rudolf  den  Besitz  des  Landes  zu  verschaffen,  s.  S.  243, 
Anm.  4.  Unter  den  Sieglem  der  Urkunde  finden  wir  Herrand 
von  Wildon  aber  nicht  Hertnid,  denn  dieser  war  noch  bei 
König  Rudolf  und  trieb  ihn  zur  Eile. '  Als  dann  Rudolf  wirk- 
lich aufbrach,  brachte  Hertnid  seinen  Landsleuten  die  tröst- 
liche Versicherung  vom  Anzüge  des  Königs  und  erhob  die 
Fahne  des  Aufruhrs.  Während  Graf  Meinhard  vor  Graz  lag, 
zog  Hertnid  dem  herankommenden  Könige  entgegen.  ^  Neu- 
wildon  fiel  in  Ilertnids,  Eppenstein  in  Herrands  Hände  ^  der 
böhmische  Burggraf  Hermann  entkam  mit  genauer  Noth  *  — 
und  so  wie  bei  diesen  Burgen  ging  es  auch  anderwärts  (Lor.  2, 
139);  während  Rudolf  vor  Wien  lag,  18.  X.  bis  21.  XL  (Lor.  2, 
145),  wurden  die  Böhmen  vollständig  aus  der  Steiermark  ver- 
trieben. Als  Ottokar  am  25.  XL  1276  (Lor.  2,  150)  von  Ru- 
dolf die  Lehen  nahm,  waren  Meinhard  und  die  Steirer  schon 
mit  Rudolf  vereinigt ;  Ottokar  bemerkte,  als  sein  treuer  Bruno 
von  Olmütz  ihm  die  steierischen  Herren  zeigte,  da  Hertnid 
von  Wildon,  den  von  Rudolf  neu  ernannten  Marschall,  zunächst 
dem  Könige  reiten  und  sagte:  ,daz  ist  von  Wildon  her  Hert- 
neid,  der  hat  hie  mer  denn  hvndert  man  —  ich  weiz  wol 
daz  er  nie  gewan',  sprach  der  künec  von  Pehaim,  ,d6  ich  was 


'  R.-Chr.  c.  124,  p.  131»  :  nu  was  auch  von  Wildon  chomea  herr  Hert- 
neyd  von  dem  chnnig  in  der  zeit;  der  pracht  die  p^ewizzen  maer  das 
der  chvnig  bcrnider  waer. 

'  a.  a.  O. :  der  Wildonier  zu  dem  chunig  zogt  her  dö  der  graf  vor 
Grez  lag. 

3  a.  a.  O. 
von  Eppenatain  auch  entran  daz  netr   Wildon  gewan, 

ain  Pehaim,  hiez  herr  Herman  .  .  .         damit  huob    er  daz  dinc  an. 
p.  131**:   An  »wert  und  An  lanzen  sein  prueder  het-r  Htrrant 

wurden  si  vertriben  seit.  chom  für  Eppenstain  gerant. 

Von   Wildon  herr  Uertneid 


255 

im  gar  gebaim,  in  meinem  dienest  über  dreizic,  dö  was  er  sein 
nicht  vleizic^  ^  AebnHche  Betrachtungen  konnte  Ottokar  auch 
bei  den  übrigen  steierischen  Herren  anstellen. 

Hartnids  Lohn  für  seine  vielen  Dienste  war  das  Amt  des 
Marschalls  in  Steier,  welches  er  zuerst  in  einer  Urkunde  König 
Rudolfs  von  1277,  18.  II.  bekleidet.  So  lange  Rudolf  in  Oester- 
reich  weilte,  finden  wir  ihn  unfi  seinen  Bruder  wiederholt  in 
des  Königs  Gefolge ;  an  dem  Kampfe  gegen  König  Ottokar  im 
Jahre  1278,  namentlich,  an  der  Schlacht  bei  Dürnkrut  auf 
dem  Harchfelde  26.  VIII.  (Lor.  2,  231)  hat  er  wahrscheinlich, 
entsprechend  der  regen  Betheiligung  aller  Steirer,  Antheil  ge- 
nommen.    Doch   ist   dies   nicht   bezeugt. 

Der  Reihenfolge  in  der  urkundlichen  Erwähnung  zufolge 
wäre  nun  Leutold  IL,  Ulrichs  I.  zweiter  Sohn,  zu  besprechen, 
aber  die  enge  Verbindung  zwischen  Herrand  und  Hertnid  und 
die  Wichtigkeit  der  Rolle,  welche  beide  Brüder  in  der  Ge- 
schichte ihres  Vaterlandes  spielen,  machen  es  räthlich,  hier 
zonächst  Hertnid  III.  zu  behandeln.  Hertnid  wird  zwar  nir- 
gend Ulrichs  I.  Sohn  genannt,  aber  als  Herrands  IL  Bruder 
ist  er  wiederholt  bezeugt  (S.  242,  Anm.  5,  S.  243,  Anm.  3, 
5,  6,  7  und  S.  244,  Anm.  1). 

Er  erscheint  zum  ersten  Male  1257,  18.  XL  Reun  mit 
dem  für  diese  Zeit  verdächtigen  Prädicate  ,Marschall  in  Steier* 
und  indem  er  einen  Chunrat  von  Perchach  mit  einem  Hofe  in 
Obdach  belehnt.  ^  1262,  1.  V.  dürfen  wir  ihn  wohl  bei  seinem 
Vater  in  Wien  vermuthen  (S.  235,  Anm.  5);  in  der  Geschichte 
der  Gefangennehm ung  der  steierischen  Herren  1268  (S.  247, 
Anm.  1)  spielt  er  eine  räthselhafte  Rolle,  indem  er  angeklagt, 
Herrand  aber  festgesetzt  und  seiner  Burgen  beraubt  wird. 
Wilden  war  entweder  damals  gar  nicht  in  Händen  der  Familie, 
oder  Hertnid  wusste  den  Zorn  des  Königs  von  seiner  Person 
nnd  seinem  Eigen  abzulenken.  Urkundlicher  Erwähnungen  ge- 
meinsam mit  dem  Bruder  Herrand  in  den  Jahren  1270,   1274, 


'  R.-Chr.  c.  126.  Anf  dieser  Stelle  beruht  wohl  die  Notiz  bei  Greg.  Hagen 
(Pez,  Scr.  rer.  austr.  2,  736)  venit  Ottocams  Neuburgam  ad  litus,  in  quo 
dum  vidisBct  StirienseB  Rudolfum  tota  niente  scquentes,  regem  paenituit 
«omm,  qoae  in  eos  plurimum  perperam  gesserat. 

*  Jo.  Arch.  C.  761.  Hertnid  nennt  sich  erst  von  1277  angefangen  Marschall 
luid  gebraucht  auch  das  MarschalLssicgel  nur  zwischen  1278 — 1301. 
Beck-W.  in  C.-Comm.  1872,  p.  CCXV. 


256 

1277,  1278  ist  schon  oben  gedacht  worden.    An  den  Kämpf 
der  Jahre  1275  und    1276    nahm   er   hervorragenden    Anth< 
sein  Lohn  war  das  Marschallamt,    das  er  zuerst  1277,   18. 
Wien,  bekleidet  (S.  243,  Anm.  6). 

Ausserdem   erscheint   er    noch    in    folgenden    Urkondt 
1273,  3.  XU.  Graz,  unterschreibt  er  eine  Urkunde  des  Bisch« 
Bernhard    von    Seckau   und    des    Landschreibers    Konrad 
Hospital  Cerewald.  *    Während   seiner   Anwesenheit   an  Köi 
Rudolfs  Hoflager  in  Wien  1277,  welche  iw)n  Anfang  Febi 
bis  Anfang  September  gedauert   zu    haben   scheint,  ^    hatte        et 
auch  einige  Ungerechtigkeiten,  die  er  sich  zu  schulden  komm  0D 
lassen  —  er  war  ein  rauher ,    streitsüchtiger  Mann ,    mit    dem 
eigenen  Bruder  mussten   ihn  Schiedsrichter  vergleichen,  1276^^ 
12.  IL  Wildon  (S.  245,  Anm.  1),  —  zu  sühnen;   so   hatte  er 
Seckauische    Güter    in   Eisengor   und    Ertzwald   angesprochen, 
Probst  Ortolf  aber  an   ein    Gericht    appellirt;    dieses  fand  in 
Wien   unter  Vorsitz   des   Landrichters  Otto  von   Haslau   statt, 
1277    ohne    Datum,    und    die    darüber    ausgestellte    Urkunde 
wurde  in  Gegenwart  von  König  Rudolf  bestätigt ;  ^  darauf  an- 
erkannte Hertnid  in  einer  Urkunde  von  1277,  23.  VIII.  Wien, 
den  gegen  ihn   gefällten    Rechtsspruch  *  und  versicherte  nach 


>  Jo.  Arcb.  Or.  1000«*:  1273,  3.  XII.  Graz.  IT.  d.  Z.  nach  zahlreichen  Geist- 
lichen dominus  Hertnidus  de  Wildonia,  dominus  Ortolfus  de  Triwensteio 
ministeriales ,   domini  Albertus   et  Otto   de  Hornecke  fratres  milites  .  .  . 

-  Die  erste  Wiener  Urkunde  1277,  9.  II.  s.  S.  243,  Anm.  5;  die  letzte 
ist  datirt  1277,  30.  VIII.  König  Rudolf  bestätigt  die  Privilegien  von 
Kloster  Victring.  U.  d.  Z  .  .  .  comites,  de  Wildonia  marescalcus 

Stirie,  Leutoldus  de  Cuenringen  et  alii  .  .  ,  Jo.  Arch.  C.  1096.  Die  Lücke 
ist  durch  Hertuidus  auszufüllen. 

3  Jo.  Arch.  C.  165:  1277  .  .  .  (August)  Wien.  Otto  de  Haslawe  index 
provincialis  Austrle  fertigt  den  llrtheilsspruch  im  Streite  zwischen  Prolwt 
Ortolf  von  Seckau  und  Hertnid  von  Wildon  um  ein  praedium  in  Ertz- 
wald nächst  Waldstein  de  communi  seutentia  nobilium  multorum.  Otto 
von  Haslau  sagt  freilich  in  der  Urkunde,  die  aus  dem  Seckauer  Copial- 
buch  des  14.  Jahrhunderts  (Jo.  Arch.  Cod.  334,  Fol.  105^ )  stammt,  dass 
er  vice  regis  Bohenwrum  den  Vorsitz  im  placitum  generale  geführt,  aber 
das  folgende  Originale  des  H.-H.-St.-A.  (1277,  23.  VIII.  Wien)  bezieht 
sich  ausdrücklich  auf  ein  Gericht  in  Wien  unter  Vorsitz  König  Rudolfs: 
coram  sereuissimo  domino  nostro  Rege  Romanorum  Wienne  in  placito 
generali  per  sententiam  diuersorum  nobilium. 

*  1277,  23.  VIII.  Wien.  Hertnid  von  Wildon,  Marschall  in  Steyer.  ü.  d. 
Z.  dominus  Albertus  et  dom.  Otto  fratres  de  horneck  .  .  H.-H.-St.-A, 


seiner  Rückkehr  nach  Steiermark  mittelst  Urkunde  vom  11.  XII. 

1277^  Graz,  dass  er  seine  wirklichen   oder  vermeinten  Erban- 

spröche   auf   die  genannten   Güter  gegen   Entschädigung   von 

fönfzig  Mark  und  mit  seines  Sohnes  Richer  Einwilligung  auf- 

g^egeben  habe,  sowie  das  Stift  gegen  Ansprüche  seines  Bruders 

Herrand;  der  Söhne  seines  verstorbenen  Bruders    Leutold   von 

Diemstein  und  des  Schenken  Ulrich  von  Ramstein  vertheidigen 

^wolleJ     Noch  vorher,  am  1.  XII.  1277,    Graz,   hatte   er   sich 

auf  König  Rudolfs  Befehl  mit  dem    Erzbischof  Friedrich   von 

Salzburg  ausgeglichen    wegen   Schäden,    die   er   dem  Vicedom 

desselben   angethan;    dagegen   bedingt   sich  Ilertnid,    dass   der 

Erzbischof  seinem  Ministerialen  Eckard   von  Tann   nicht  helfe 

in  einem  Streite  um  Güter  in  der  ,Selich'    (Anhang   1).    1278, 

11.  IV.,  Leibniz,    tritt  er  dem  Bischöfe  Bernhard  von  Seckau 

eine  angefangene  Burg  in  ,Sebach'  und  Eigengüter  in  ,Swarza^ 

and  jWeytratsvelde'    ab   und  nimmt   sie   von   ihm   zu  Lehen.  ^ 

Das  zweite  der  von  König  Rudolf  der  Stadt  Wien  verliehenen 

vielbestrittenen  Privilegien,  die  Bestätigung  der  Freiheitsbriefe 

Kaiser  Friedrichs  II.  von  1237   und    1247,   vom  24.  VI.  1278, 

Wien,  trägt  gleichfalls  Hertnids  Unterschrift  (s.  S.  245,  Anm.  2). 

1279,  2.  X.,  Graz,  bezeugt  er  eine  Urkunde  König  Rudolfs  für 

?^.  Paul  und  den  Grafen  Heinrich  von  Pfannberg.  ^  1281,  4.  I., 


»F.  R.  A.  II.  1,  188  N.  17:  1277,  11.  XII.,  Graz.  Hertnidus  de  Wildonia, 
marescalcua  Stiriae.  Das  ,iu.s  hereditarium ,  quod  in  ipsis  bonis  nobis 
coDpetiit  vel  competere  videbatur',  bezieht  sich  wohl  auf  die  Eppeii- 
steiniflche  Erbschaft.  Die  für  die  Familienbeziehnngen  wichtige  Stelle 
lautet :  ,et  si  frater  noster  üerranduB  de  Wildonia  vel  sui  heredes ,  siue 
filii  fratris  nostri  Livtoldi  de  Tyorenstain  bone  memorie  aut  Vlricus  pin- 
cema  de  Ramenatain  vel  coheredes  nostri  alii  .  .  .  unquanr  impetiueriut 
mper  bonis  predictis  prepositnm,  .  .  .  nos  cosdem  tenebimur  liberare  .  .  . 
et  illesos  servare  penitus  et  indempnes.  Pttr  die  übernommenen  Ver- 
|>(lichtQngen,  eventuell  6  Mansen  bei  Waldstain  oder  die  50  Mark  Silber 
ni  geben,  stellt  H.  als  Bürgen  den  Bischof  Bernhard  von  Seckau,  domi- 
no8  milites  Älbertnm  et  Ottonem  fratres  de  Homeck,  Volchmanim  civem 
de  Gretz,  Vlrichura  Wacherzcil. 

'D.  8t.  1,  340  Eccl.  55:  1278,  11.  IV.,  Leibniz.  Hertnidus  de  Wildonia 
nuunchalcus  Styriae.  Vgl.  dazu  Jo.  Arch.  C.  1291  (ohne  Quelle):  Lew- 
poldus  episc.  Seecouieusis  ao  dni  mcclxxxvj  (128G)  multa  .  .  .  superad- 
iedt  ecclesie  que  sibi  concessa  sunt  per  dorn.  Hertnydnm  de  Wildonia 
narschalcum  Stirie  et  eciam  data  sunt  .  .  . 

'U.-B.  8.   Paul    169,    129:   1279,   2.  X.  Graz.  U.  d.  Z  .  .  .  Hertnidus  de 
Wadonia. 
AKkiT.  Bd.  LIX.    r.  Hilfttt.  17 


258 

Leibniz,  schliesst  er  mit  dem  Erzstifte  Salzburg  einen  Vertrag 
über  die  Theilung  der  Kinder  aus  der  Ehe  zwischen  einem 
Eigenmanne  des  Stiftes,  Ulrich  genannt  von  Raechentz,  und 
seiner  Leibeigenen  Gertrudis.  *  Am  2.  IV.,  Graz,  dess.  Jahres 
bezeugt  er  einen  Vergleich  zwischen  Hartnid  von  Leibnitz  und 
dem  Abte  Heinrich  von  Admont.'^  1282,  22.  VIIL,  Wien,  be- 
zeugt er  mit  anderen  Edlen,  darunter  Ortolf  von  Trewenstein 
und  Ulrich  von  Wildon,  Truchsess  in  Steier,  eine  testamen- 
tarische Schenkung  Heinrichs  von  Erenvels  an  Spital  am 
Pyrn.  •'^  1284,  11.  H.,  Brück  an  der  Mur,  bezeugt  er  eine 
Urkunde  Herzog  Albrechts  I.,  wodurch  derselbe  einen  Kauf 
zwischen  Heinrich  von  Admont  und  Ulrich  I.,  sowie  dessen 
Enkeln  Ulrich  II.  und  Herrand  III.  bestätigt  (vgl.S.  239,  Anm.3 
und  S.  276,  Anm.  3).  1285,  23.  I.,  gestattet  er  seinem  Schaffner 
Gerung  von  S.  Margarethen  einen  Hof  zu  Nivendorf  dem 
Kloster  Stainz  zu  schenken  worauf  Letzterer  ihn  vom  Stifte  za 
Lehen  nimmt.'*  Am  5.  VII.  dess.  Jahres  schenkt  er  im  Ein- 
verständnisse mit  seinen  Söhnen  Hertnid  und  Richer  seinen 
Diener  Lupus  von  Voitsberg  an  Admont  zum  Zwecke  einer 
Heirat.^  Am  22.  XI.  dieses  Jahres  gestattet  er  die  Heirat 
eines    Seckauischen    Officialen    mit    seiner    Hörigen    Gertrud, 

*  H.-H.-St.-A.,  Or.  1281,  4,  I.  Leibniz:  ogo  Hertnidus  de  Wildonia  mar- 
sc'halcuR  Styriae  .  .  .  proniitto  vice  propria  et  hercdum  mponim,  qnod 
pueri  utriusqiie  soxus  .  .  .  acqualiter  dividantur.  Das  Sipillfragin.  mit 
dem  Panther  stimmt  zu  Beck-W.  F.  8. 

2  W.,  Adm.  2,  393:  1281,  2.  IV.,  Graz.  Z.  dorn.  (Htone  de  Lihtenstaiiu 
dorn.  Hartnido  de  Wildonia  .... 

3  IJ.-B.  O.-Oest.  3,  650,  600:  1282,  22.  VIII.,  Wien.  Hertnidus  de  Wil- 
donia, marschalcus  Styrie,  .  .  .  Ortolfns  de  Trewenstain  et  Ulriciis  de 
Wildonia  dapifer  Styrie  etc. 

*  Jo.  Arcb.  C.  1263  :  1285,  23.  I.,  Stainz.  Gerungus  de  Sancta  Margareta. 
dispensator  dorn  in!  Hertnidi  de  Wildonia  .  .  tradidit  mansum  unum 
situm  in  villa  Niwendorff,  quem  a  Wolfelino  de  VUl  emit  et  eonparavit 
praesente  annuente  et  fauentc  dicto  domino  suo  Hcrtnido  de  Wildonia  .  .  . 
Testes  dorn.  Hertnidus  de  Wildonia,  dorn.  Marquardus  de  Herbikesdorfft 
dom.  Otto  et  dom.  Fridericus  de  Horneke  militcs,  Vlricns  de  Zeinzeliu?- 
dorff,  Henricus  Stena,  Waltherus  de  Pergcrn,  Ulricus  de  Gribingen« 
Henricus  et  Albertus  fratres  de  Rassowe  etc.  Diese  Schenkung  wurde 
1287,  3.  1.,  Graz,  von  Biscliof  Leopold  von  Sockau  bestätigt  unter  Siege- 
lung von  Gerungus  de  Sancta  Margareta  und  Hertnidus  de  Wildonia. 
Jo.  Arch.  Or.   1292. 

5  W.,  Adm.  2,  416,  N.  283:  Haertneid  von  Wildonia  und  seine  Söhne 
Richer  und  Haertnid  etc. 


259 

Tochter  des  Ernst  von  Mauterndorf  (Anhang  2),  und  trifft 
genaue  Bestimmungen  über  die  Kiudertheilung.  1286^  1.  II., 
fiberlässt  er  dem  Seifried  von  Kranichsberg  das  Gericht  in 
Rutzendorf  (Anhang  3).  1287,  16.  VI.,  Weng,  verzichtet  er 
aaf  aogemasste  admontische  Güter  und  auf  die  Vogtei  in  den- 
selben. *  1288,  22.  IL,  Judenburg,  bezeugt  er  mit  seinem  Neffen 
Herrand  von  Wildon  eine  Urkunde  der  Brüder  von  Stuben - 
berg.2  1290,  28.  IV.,  S.  Georgen  an  der  Stiefing,  trifft  er  mit 
Bischof  Leopold  von  Seckau  einen  Ausgleich  über  den  Besitz 
?on  Eigenleuten,  welche  ,ex  donatione  patrui  mei  dorn.  Leu- 
toldi  de  Chunringe'  von  Bischof  von  Seckau  in  Anspruch  ge- 
nommen wurden.  Somit  verzichtet  Hertnid  auf  Ansprüche, 
die  er  auf  Schenkungen  Leutolds  aus  seiner  mütterlichen  Erb- 
schaft in  districtu  et  dominio  Wildoniensi  vom  23.  V.  1287, 
Wien,  (S.  230,  Anm.  2),  zu  erheben  sich  berechtigt  wähnte; 
Hertnid  erhält  benannte  Eigenleute,  verzichtet  dagegen  auf 
die  gleichfalls  streitige  Vogtei  über  S.  Georgen  an  der  Stiefing 
mit  Ausnahme  der  Gerichtsbarkeit  über  Leben  und  Tod.  Die 
Cession  Hertnids  ist  bestätigt  von  seiner  Gemahlin  Agnes, 
allen  seinen  Söhnen,  Richer,  Hertnid,  Ulrich  und  seiner  Tochter 
(Elisabeth).^  1290  unterschreibt  er  eine  Stubenbergische  Schen- 
kung an  Admont;^  in  demselben  Jahre  stiftet  er  sich  durch 
Schenkung    einer   tausend    Käse    liefernden   Schwaige   auf  der 


'W.,  Adin.  2,  419,  N.  2S7:  i'ixi,  10.  VI.,  Weng.  Hertnid  von  Wildoniu, 
Marnchall  in  Steier. 

•  Jo.  Arch.  C.  1330:  1288,  22.  IL,  Judenburg.  Ulrich,  Friedrich,  Heinrich 
Ton  Stubenberch  cum  manibus  uxorum  noatrarum  liberorumque  mei 
Ulrici,  qui  solus  inter  fratres  meos  tantummodo  heredes  tunc  temporis 
procrearam,  verkaufen,  ü.  d.  Z  .  .  .  dorn.  Otto  de  Liehtenstein,  dorn. 
Hertnidus  et  Herrandu.s  de  Wildony  .  .  .  Wenn  die  Brüder  erschienen, 
pflegte  Herrand  voraiizuRtehen. 

'D.  St.  1,  343  Episc.  60:  1290,  28.  IV.  S.  Georgen  an  der  Stiefing. 
Hertnidus  de  Wildonia  maraclialcus  Styrie  .  .  qui  (episcopus)  michi  de- 
ngnauit  et  donauit  tre«  personas  de  pueris  Heinrici  de  Aurahara,  vide- 
^Wt  Rudolfum  seniorem  filiuni  suum  et  vxorem  Jacobi  de  Dyerenstain 
ChvnigQndim  nomine  cum  duobu.s  pueris  suis  et  sororem  [et]  Alheydim 
*t  matrem  Sybotonis  de  Awe  pr(>pe  Wildoniani  Elysabeth  nomine  et 
<lWtuor  filiofl  Hertwici  quondam  de  Mnrchpach  .  .  .  con.seuau  uxoris  meae 
AgnetiB  et  omnium  puerorum  nieorum  Kicheri  Hertnidi  ITIriri  et  filiae* 
^•1  Adm.  2,  430,  N.  299.  Die  drei  Stubenbergischen  Brüder  wie  oben, 
Anm.  2.    U.  d.  Z      .  .  Otto  von  Liechtenstein,  Hertnid  von  Wildon  .  .  . 

17* 


260 

Alpe  Gosarnich,  mit  Zustimmung  seiner  Söhne  Richer,  Hertnid 
und  Ulrich  eine  Grabstätte  in  Ueun  (Anhang  6).  * 

Aber  noch  dachte  der  alte  Marschall  nicht  ernstlich  an 
das  Sterben;  vielmehr  spielt  er  in  dem  Aufstande  der  steieri- 
schen Herren  gegen  Herzog  Albrecht  I.  vom  Jahre  1292  eine 
hervorragende  Rolle. 

Durch  die  Belehnung  am  Augsburger  Reichstage  von 
1282,  27.  Xn.,  war  Albrecht,  König  Rudolfs  I.  Sohn,  Herzog 
von  Oosterreich  und  Steier  geworden.  Schon  zu  Lebzeiten 
seines  Vaters  hatte  er  mit  widerspenstigen  Elementen,  so 
namentlich  mit  der  ihre  Reichsun mittelbarkeit  betonenden  Stadt 
Wien  zu  kämpfen.  Die  Schwierigkeiten  mehrten  sich,  als 
Rudolf  I.  starb,  1291,  15.  VII.,  ohne  in  Betreff  der  Nachfolge 
seines  Sohnes  im  Reiche  bindende  Zusagen  erhalten  zu  haben, 

Albrecht  besass  in  dem  energischen  Abte  Heinrich  von 
Admont,  seit  1279  Landschreiber,  seit  1284  auch  Landeshaupt- 
mann von  Steiermark  (Krön.,  Oe.  G.  2,  11),  eine  wichtige 
Stütze,  theilte  aber  nur  zu  bald  auch  den  Hass,  den  Kirchen- 
fursten  und  Adel  auf  den  Abt  warfen.  Dass  Albrecht  die 
Landesprivilegien  nicht  bestätigte  und  sich  viel  mit  Ausländem, 
Schwaben,  so  namentlich  mit  den  Herren  von  Wallsee  und 
Hermann  von  Landenberg  umgab,    vermehrte  die  Erbitterung. 

Anfang  1291  waren  zwar  die  Steirer  dem  Herzoge  noch 
unbedingt  ergeben;  als  er  sich  zum  Streite  mit  Andreas  lU. 
von  Ungarn  rüstete,  um  die  ihm  durch  Belehnung  König  Ru- 
dolfs zu  Erfurt  1290,  31.  VHL,  gewordenen  Ansprüche  auf  die 
erledigte  ungarische  Krone  durchzusetzen  oder  doch  den  Be- 
sitz der  Grenzcomitate  sich  zu  erhalten,  '^  entsprach  Hertnid 
von  Wildon  au  der  Spitze  der  steierischen  Herren  dem  Auf- 
rufe des  Herzogs,  mit  einem  namhaften  Aufgebote  •"*  und   auch 

*  Nach  dieser  Stiftung;  nud  nach  den  zahlreiclicn  Erwähnungen  von  Wil- 
donern  im  Necrol.  RunenAe  dürfen  wir  sein  Grabmal  in  Reun  snchen. 
Das  Todesjalir  wird  sich  nach  Anhang  22  und  S.  281,  Anm.  1  zwischen  1302, 
2.  XII.,  und  1305,  2.  IX.,  feststellen  lassen;  über  den  Todestag  geben 
die  dürftigen  Auszüge  aus  zwei  Renner  Necrol.  von  1390  und  1422  in 
D.  St.  2,  333—352,  welche  vier  Mal  den  Namen  Ilertnidus  de  Wildoni« 
aufweisen  (10,  I.;  10.  I.;  10.  IV.;  12.  VII.),  keine  Sicherheit. 

2  Lor.  2,  498.  Krön.  2,  8. 

3  R.-Chr.  c.  395.  Herzog  Albrecht  spricht:    ,ir  herren   von    Steir   secht 
wie   ir   mir  helfen    weit*       ,Herr   auf  mich   zeit       beraiter   lewt  sechzic 
man*       sprach  her  Haertfieid  san       der   WHdonaer. 


261 

bei  den  Verhandlangen;  welche  dem  Frieden  von  1291,  28.  VIII. 
(Lor.  2,  500  Anm.),  vorhergingen,  diente  er  so  wie  Otto  von 
Liechtenstein  dem  Herzoge  (R.-Chr.  c.  399).  ^ 

Erst  bei  Gelegenheit  der  Fehde  zwischen  Herzog  Albrecht 
und  dem  Erzbischof  von  Salzburg,  Konrad  von  Fohnsdorf, 
kam  der  Groll  zum  Ausbruche.  Albrecht  befand  sich  im  Spät- 
herbste 1291  (6.  X.  bis  20.  XL,  Krön.  2,  13)  in  Graz;  da 
verlangten  die  steierischen  Herren,  gefuhrt  von  Bischof  Leopold 
von  Seckau,  die  Bestätigung  ihrer  Landhandfesten.  Den  ener- 
gischen Forderungen  der  Missvergnügten  gegenüber  schlugen 
die  schwäbischen  Berather  des  Herzogs  Nachgebigkeit ,  der 
Abt  von  Admont  aber  Festigkeit  vor,  und  des  Letzteren  Rath 
drang  durch.  Hierauf  kündeten  die  Steirer  in  aller  Form  dem 
Herzoge  den  Gehorsam  und  sahen  sich  nach  Bundesgenossen 
sowie  nach  einem  neuen  Herzoge  um.  Erzbischof  Konrad,  der 
gewitzigt  durch  harte  Verluste  sich  eben  zur  Reise  nach  Wien 
rüstete,  um  sich  mit  Herzog  Albrecht  auszugleichen,'^  wurde 
von  den  Abgesandten  des  Grazer  Landtages  eingeholt  und  ge- 
beten, zu  weiteren  Verhandlungen  nach  seiner  obersteierischen 
Stadt  Friesach  zu  kommen.  Bischof  Leopold  übernahm  die 
Verhandlung,  starb  aber  auf  der  Reise  in  Judenburg,  1291, 
16.  Xn.  (Krön.  2,  14).  Hierauf  reiste  Erzbischof  Konrad, 
nachdem  er  seinen  SuflFragan  bestattet  hatte,  nach  Leibniz  und 
traf  dort  mit  den  Vertretern  des  aufständischen  Adels,  Friedrich 
von  Stubenberg,  Graf  Ulrich  von  Pfannberg  und  Hertnid  von 
Wildon ,  so  wie  mit  Graf  Ulrich  von  Heunburg  zusammen 
(R.-Chr.  c.  494).'*  Hier  wurden  Verträge  geschlossen,  den  Erz- 

'  In  der  sechzehn  Mann  zählenden  Gesandtschaft,  welclie  Herzog  Albrecht 
an  den  König  von  Ungarn  schickte  (R.-Chr.  c.  399,  p.  SSI**),  befand  sich 
ÄDch  ^Hartnaid  der  Wildoiiaer*.  Die  Hani)tführer  der  folgenden  Bewe- 
gQDgf  Friedrich  und  Heinrich  von  Stubenberg,  Hertnid  von  Wildon,  die 
Berather  des  Herzogs,  Heinrich  von  Admont,  Hermann  von  Landenberg, 
Eberhard  von  Wallsee  und  die  treuen  Anhänger  des  Landesfürsten, 
(Otto)  der  Alte  von  Liechtenstein,  Hartneid  und  Leutold  von  Stadcck, 
finden  sich  in  dieser  Gesandtschaft  vereinigt. 

'  Lor.,  D.  G.  2,  590  A.  2  polemisirt  gegen  diese  Nachricht  des  R.-Chr., 
Krön.,  Oe.  G.  2,  14  hält  die  Behauptung,  dasa  Erzbischof  Konrad  in 
Wien  seinen  Frieden  mit  dem  Herzoge  machen  wollte,  aufrecht. 

'  R.-Chr.  c.  494 : 
ex  chömen  in  kurzen  tagen  von  Pfannberig  graf  Ulreich 

mit  hochvertigen  siten  und  von  Stubenberig  her  Fridroich; 

rt  dem  pischolf  geriten  auch  kom  dar  an  der  zeit 


262 

bischof  nicht  zu  verlassen,  bis  der  salzburgischen  Kirche  jlH 
ihr  geraubte  (Jut  zurückgestellt  wäre,   ferner   einen   Sohn 
Grafen  von  Heunburg  und  der  Agnes,  Witwe  Herzog  Ulri 
von  Kärnthen    und   Tochter   aus    der   Ehe    der  Babenbergö 'm.^i 
Gertrud  rait  Graf  Hermann    von  Baden,    statt   Albrechts    zmji 
Herzoge  in  Steiermark  zu  machen  (R.-Chr.  c.  495). 

Nach  dem  Reimchronisten  Otacker,    der  Hauptquelie     '^^ 
diese  ganze  Geschichte,  haben  die  steierischen  Herren,  nam^ 
lieh  bei  dem  letzteren   Schritte    nicht   lauter   reine   Motive 
leitet,    sondern   manche   Hessen    sich    durch   den  Hinblick 
Ulrichs  von  Heunburg  Reichthum    und    seine    ,Milde'  bei  d 
Antrage  leiten.    So  war  namentlich  Hertnid  von  Wildon  du« 
seine  sinnlose  Verschwendung  so  herunter  gekommen,  dass 
um  jeden    Preis   Geld    brauchte  *    und   bald   auch  Ueberschf 
tungen  des  Vertrages  sich  zu  Schulden  kommen  liess. 

Der  Erzbischof  gewann  dann  auch  noch  den  Herzog  O 
von  Baiern  für  die  Sache  der  Aufständischen.    Am  1.  I.  12i^-* 
traten  die  missvergnügten  Steirer    mit   Erzbischof  Konrad  nv^^ 
Graf  Ulrich  zu  Landsberg  zusammen  und  verbanden  sich  zuir^ 
Schutze    der  Handfesten    und    Freiheiten   des    Landes,    so    wie^ 
zum    Schirme    von    Salzburg;     diese    Urkunde    unterzeichnete 
Hertnid  für  sich  und  seinen  Vetter  Herraud.  - 

von    Wüdanie  her  IIctertneit\  die  sich  iiocli  an  den  sachen 

den  drein  warn  nndertfin  nicht,  torsten  horviir  gemachen 

etleieh  der  klain  dionstinan,  noch  oflfenleich  enpoern. 

Greg.  Hagen  (Pez,  Scr.  I,  11  IS  nach  der  K.Chr.):  gen  Leibniz 
choinen  zno  dem  von  Salczhurg  graff  Uli  reich  von  Pfannhorg,  Herr 
Frio.dreich  von  Stnbenberg,  herr  Ilartneid  von  Wildoni;  den  auch  die 
andern  land  lewt  iren  gewalt  gaben  mit  dem  von  Salczbnrg  zu  taedingen  . . 
Thomas,  Ebend.  (Pez  II.  752)  .  .  ibi  per  nnntios  Styrienses  comiteni 
lllricum  de  Pfannberg,  Friedericnm  de  Stubenberg,  Hertnidum  de  Wildmi 
rtliorum  Huffultos  mandato  firmatis  pactis,  quod  ipsi  episcopo  non  deficcreni, 
nee  ali()uam  concordiam  inirent  cum  duce  Austrie,  donec  »ibi  omnes  in- 
iuriae  et  damna  resareircntur  ab  eodem.  Das  dem  Satze  fehlende  Verb 
steckt  wohl  in  ,per*. 
'  R.-Chr.  C.  VM\\ 

ez  het  so  tumben  mur)t  von   Frankreich  des  chvnigs  hört, 

von    Wildonie  her  TlaertncU^  er  waer  vr»n  im  zestort 

lief  er  gehabt  zu  der  zeit,  und  pald  verzert. 

'  .In.  Arch.  C.  1301*,  1'202,  l.  I.,  Landaberg.  ,Hcinrich  von  Wildau  für  mich 
vnd  für  llerrand  meinen  vettern*,  heisst  es  in  v.  Stadls  Abschrift,  aber 
.ichon  LuBch.,  Heitr.  9,  148,  Anm.  75  und  Beck-W.  in  C.-Comm,  1872, 
p.  CCXIV»'  Bchreiben  ,Hertneid*. 


263 

Während  nun  Erzbischof  Konrad  und  Herzog  Otto  sich 
svun  Kampfe  rüsteten,  griff  Hertuid  von  Wildon  des  Herzogs 
besitz  eigenmächtig  an,  zunächst  die  uns  aus  Ottokars  Zeit 
p<;Iion  bekannte  Kammerveste  Neu-Wildon;  diese  hatte  nach 
Icr  R.-Chr.  c.  497  Herzog  Albrecht  dem  Bischof  Leopold  von 
^eckau  verliehen  und  dieser  Hess  sie  durch  einen  Burggrafen 
r^^rwalten.  '     Nach  des  Bischofs  Tode,  1291,  16.  XIL,  Juden- 


'  Die  Erzählunjf  der  R.-Chr.  c.  497  ist  hier  etwas  unklar:  es  wird  be- 
richtet, wie  Herzoge  Otto  von  Baiem  mit  Erzbischof  Konrad  verhandelt 
nnd  dieser  jenem  Vertrags))riefe  der  steierischen  Herren  anträgt: 

do  wurden  poten  nach  gesant  ziio  otleichen  dienstherrn; 

her  ze  Steir  in  das  lant  die  teten  ez  vil  gern. 

Die    folgenden     zwei     Erzählungen,    wie    Hertnid    Schloss    Neu- 
wildon  überfallt  und   den   herzoglichen    Burggrafen   von   Graz,    Wulfing 
von  Hannau,  bedrängt,  sollen  dann   erklären,    warum  Hertnid  so  bereit- 
willig auf  die  Forderungen  des  Baiernherzogs  eingeht: 
dö  er  sich  sus  hört  paten  daz   er  wurd    erlöst    (doch    wohl 

and  er  darnach  vernam  Hertnid?) 

die  potschaft,  die  im  kom  von  der  voricht  seiner  schulden, 

von  der  Pair  herren,  die  er  must  dulden 

A 

do  begunde   sich    sein   vrewde  von  dem  herczogen  von  Osterreich. 

raeren:  her  Haertneid  gewisleich 

wei  herczog  Ott  ains  gert,  dem  von  Pairn  enpot 

dex  ward  er  zwair  gewert  daz  er  sich  dhainer  slaht  not 

auf  den  geding  und  trost,  dez  gevertes  irren  liez. 

Die  Erzählung  von  der  Einnahme  von  Neuwildon  s.  auch  bei 
HMS.  4,  *298,  1.  Greg.  Hagen  (Pez,  Scr.  I.  1118)  schreibt  wieder  die 
R.-Chr.  aus:  nu  hett  der  herczog  von  Oesterreich  bischoff  Lewpolten  von 
Seckaw  gen  Wildoni  behauset  auf  daz  Newhaus.  Do  er  starb,  do  fieng 
ber  Hertneid  von  Wildon  den  Imrggraffen  und  gewan  daz  haus  an  dem 
Herczogen  und  graif  an  der  stet  daz  land  an  mit  rawbe.  vgl.  dazu  R.-Chr. 
c.  497,  p.  484^  wann  man  noch  holden  dem  pischolf  Lewpolden  etc. 

Greg.  Hagen  a.  a.  O.  do  der  Stubenberger  sach  daz  her  Hertneid 
von  Wildoni  den  von  Oesterreich  an  widersag  hett  angriÜen;  der  strafft 
in  vast  darumb  .  .  .  Vgl.  R.-Chr.  c.  497,  p.  485*  dö  der  Stubenberiger 
ersach  daz  der  Haertneid  zeprach  etc. 

Thomas  Ebendorf  (Pez,  Scr.  H.,  753)  übersetzt  den  Greg.  Hagen 
oft  wörtlich,  nur  lässt  er  gedankenlose  Zusätze  desselben  aus.  So  z.  B 
unterbricht  Greg.  Hagen  die  Darstellung  in  beiden  eben  angeführten 
Stellen  durch  den  Einschuh:  ,auf  der  burgk  zu  (Jrecz  sazz  ain  ritter 
Willfing  von  Hannaw  der  gctrewleich  mainct  dem  herczogen  von  Oester- 
reich', nach  K.-Chr.  497  auf  der  purkch  ze  Graecz  saz  ein  ritter  .  .  . 
von  Hannaw  her  Wulfing  etc.  Ebendorfer,  der  mit  dem  blossen  Namen 
nichts  zu  machen  wusste,  verschweigt  einfach  den  Satz ;  nachdem  er  von 
Erzbischof  Konrads  Abreise  von  Leibniz  erzählt  hat,  fahrt  er  fort :  quibus 


264 

bürg,  griff  nun  Hertnid  das  Neuhaus  an,  fing  den  Burggrafen 
und  zwang  ihn  zur  Uebergabe  der  Veste;  von  da  aus  brand- 
schatzte er  alle  Anhänger  des  Herzogs.  Da  aber  die  aufstän- 
dischen Herren  bei  ihrer  Absage  dem  Herzoge  Schutz  seines 
Leibes  und  Eigenthumes  zugesichert  hatten,  so  stellte  Friedrich 
von  Stubenberg,  einer  der  eifrigsten  Führer  des  Aufstandes, 
Hertniden  zur  Rede,  worauf  dieser  ihm  entgegnete:  ,Ich  bin 
nicht  so  reich  daz  ich  gegen  dem  herczogen  in  höchvart 
mag  gepägen  von  mein  selbes  guote^  (R.-Chr.  c.  497),  worauf 
auch  Stubenberg  seine  Bedenklichkeiten  aufgab. 

Inzwischen  hatte  der  förmliche  Krieg  gegen  Herzog  Al- 
brecht schon  begonnen ;  er  war  eröffnet  worden  durch  den 
gemeinsamen  Einfall  des  Erzbischofs  Konrad  und  des  Herzogs 
Otto  von  Baiern,  welche  vom  Ensthal  her  Admont  und  Leoben 
einnahmen,  *  sich  mit  den  Aufständischen  vereinigten  und  dann 
Brück  belagerten.  Zu  I^eobcn  fand  sich  Hertnid  nicht  selbst 
ein,  sondern  sandte  seinen  gleichnamigen  Sohn.  - 

Der  Verlauf  des  Aufstandes  ist  bekannt;  Hermann  von 
Landenberg  wusste  die  Belagerer   vor  Brück  hinzuhalten,    bis 


peractifl  Hertnidus  de  Witdon  castrum  iiovum  Wildon,  quod  olim  Leo- 
poldus  Seccowiensis  tenucrat,  sihi  usurpat  et  terras  et  civitates  duriB 
praedis  gravat;  pro  quo  ipsiim  duris  increpatlonibiis  incrcpat  de  Stuben- 
berg etc.  Die  besonnenere  Weise  Ebeudorfers  (Ijor.,  G.-Q.  •  270)  zeigt 
sich  auch  hier. 
*  Während  die  Feinde  heranzogen,  hatte  Graf  Ulrich  von  Ifeunburg  wie 
auch  andere  Edle  die  Burg  S.  Peter  ober  Lcoben  den  Verbündeten, 
Salzburgcrn  und  Baiern,  überge])cn  (R.-Chr.  o.  ö03);  die  herzoglichen 
Hauptleute  a])er  in  Leoben  berannten  ihn  in  der  Festung.  Nun  fährt  die 
Chronik  fort  c.  504,  p.  489»^: 

daz  muot  den  grafon  swind,  den  chlagt  er  daz  unhail, 

er  sand  zuo  dem  Stubenberigcr  daz  im  was  getan. 

Und  zuo  dem   Wildonaer  Die  sanden  im  wol  hundert  man 

und  zuo  allem  dem  widertail;  werleicher  hinauf. 

Unter  dem  Vorgolien,  dem  Grafen  ,aber  zuo  gevaer*  (R.-Chr. 
c.  505)  zu  reiten,  ziehen  die  herzoglichen  Hanptleute  ab  und  die  Bürger 
übergeben  Leolien  dem  Grafen  Friedrich  von  Stubenberg.  Vgl.  die  ab- 
weichende, aber  wohl  nicht  zu  haltende  Auffassung  dieser  Erzählung  bei 
Much.  6,  82. 
2  R.-Chr.  c.  505: 

Der    IVildonaev  daz  der  vil  eben  naeme  war 

chom  dar  selbe  nicht,  allez  dez  im  wurd  gepoten 

er  sand  aber  algeriht  von  seinen  herren   herczog  Otten 

Hertneidcn  seinen  sun  dar,  und  von  dem  pischolf. 


265 

er  sichere  Nachrichten  vom  Anmärsche  des  Herzogs  erhielt; 
Albrecht  überschritt  mitten  im  Winter  den  Semmering  und  die 
beiden  Verbündeten,  Erzbischof  Konrad  und  Herzog  Otto,  zogen 
sich  zurück  über  Friesach,  Prewald,  Radstadt  und  Pass  Lueg, 
indem  sie  die  Steirer  ihrem  Schicksale  überliessen.  Zwar  wagte 
Graf  Friedrich  von  Stubenberg  bei  Knittelfeld  noch  einen 
Kampf,  wurde  aber  durch  Verrath  seiner  eigenen  Leute  gefangen 
genommen  und  musste  dem  Herzoge  seine  Schlösser  ausliefern. 
Nachdem  Albrecht  zur  Züchtigung  des  Salzburgers  noch  Frie- 
sach eingeäschert  hatte,  zog  er  nach  S.  Veit  in  Kärnthen, 
wohin  er  die  Steirer  beschied  und  ihnen  nun  1292,  20.  HL, 
ihre  Privilegien  bestätigte,  so  wie  den  verhassten  Abt  Heinrich 
verabschiedete.  An  dessen  Stelle  trat  Hertnid  von  Stadeck. 

Albrecht  selbst  eilte  nach  dem  Westen  Deutschlands,  wo 
jeden  Tag  die  Wahl  eines  Königs  stattfinden  sollte;  die  Fort- 
fiihrung  des  Kampfes  übertrug  er  seinen  getreuen  Anhängern 
und  namentlich  deren  Haupte,  Herzog  Meinhard  von  Kärnthen. 
Noch  standen  in  Waflfen  Erzbischof  Konrad,  Graf  Ulrich  von 
Heunburg  und  Hertnid  von  Wildon. 

Der  weitere  Verlauf  dieser  Fehde,  die  sich  in  eine  Reihe 
kleiner  Kämpfe  mit  gegenseitigen  Brandschatzungen,  Erstür- 
mudg  von  Schlössern ,  Gefangennahme  wichtiger  Führer  auf- 
löst, liegt  unseren  Zwecken  ferne;  es  genüge  auf  die  endliche 
Beilegung  derselben  durch  die  Beschlüsse  des  Linzer  Taidings, 
Pfingsten  1293,  hinzuweisen.  * 

Aber  erst  geraume  Zeit  nach  diesem  Vertrage  machte 
Hertnid  seinen  Frieden  mit  dem  Herzoge.  Gewiss  nicht  ohne 
Grund  deutet  der  Reimchronist  wiederholt  auf  seine  Verschwen- 
dung und  Gewinnsucht  hin ;  *•  hatte  er  um  eigennütziger  Motive 
willen  den  Krieg  begonnen,  so  mochte  er  sich  auch  nicht  zu- 
frieden geben,  als  Herzog  Albrecht  die  Handfesten  bestätigte 
und  wegen  der  Münze  bindende  Versprechungen  gab ,  sowie 
eine  willkommene   Veränderung    in    der   obersten   Verwaltung 


*  Lor.  2,  694.  Kron.  2,  15. 

'  R.-Ghr.  c.  49G.  heter  gehabt  ziio  der  zeit  von  Frankreich  des  chvnips 
hört,  er  waer  von  im  zcstort  und  bald  ver/ert:  c.  497:  durch  den 
chlain  ^eniez  niemaut  er  im  licz  die  tat  widerraten;  do  greif  er  an 
•ier  stet  mit  rowb  an  daz  lant,  wo  er  icht  daz  vant,  daz  traip  er  hincz 
Wilden;  c.  553:  nu  viiogt  »ich  daz  selten,  daz  her  Haertnoid  der  hoch- 
gerouot      dhaiu  varund  ^uot      pei  im  beleiben  liez      durch  dbain  gcniez. 


266 

vornahm,  um  nur  freie  Hand  zu  bekommen  im  Westen  ( 
Reiches  und  im  schwäbischen  Stammlande^  wo  seine  Anwe» 
heit  nöthiger  war  als  je  (Lor.  2,  592). 

So  setzte  also  Hertnid  den  Kampf  auf  eigene  Faust  f( 
wurde  aber  von  des  Herzogs  Stellvertretern,  Hertnid  von  Stade 
und  Perchtold,  Truchsess  von  Emerberg,  wirksam  an  der  V 
Übung  grösseren  Schadens  gehindert.  In  diese  Zeit  fallt  e 
Urkunde  des  Erzbischofs  Konrad  von  Salzburg,  1292,  18.  I! 
S.  Veit  in  Kärnthen  (Anhang  7),  mittelst  welcher  Hertnid  i 
dem  Schlosse  Neu-Wildon  belehnt  wird  und  das  Versprecl 
erhält,  dass  der  Erzbischof  sich  ohne  seinen  Rath  nicht  i 
dem  Herzog  aussöhnen  wolle. '  Recht  anschaulich  schildert  i 
die  R.-Chr.  c.  522,  wie  des  Herzogs  Feinde,  von  Wilden  « 
der  Graf  von  Pfannberg,  voll  Furcht  warten,  ob  Albrecht  w< 
König  werde,  sie  mussten  dann  des  Aergsten  gewärtig  sei 
,ez  macht  an  in  diu  voricht,  daz  ir  dhainer  niht  woricht  d 
den  lewten  waer  schad  oder  vlustpaer^  Als  dann  Ade 
Wahl  sie  von  der  ärgsten  Sorge  befreite,  setzten  sie  den  Kan 
fort;    aber    den    Hertnid    schloss,    wie    unsere   Quelle  c.  55 

'  Ueber  dasselbe  Nenhaiis  zu  Wildoii  berichtet  die  R.-Chr.  c.  497: 
wann  man  noch  holden  und  do  der  pischolf  ntarb,    . 

dem  pischolf  Lewpolden  (v.  Seckau)      mit  vieize  do  warp 
den  herczogen  spurt,  fAlbrecht)  von  Wildonie  her  Ilacrtneid 

do  het  er  im  geantwurt  an  den  der  da  zuo  der  zeit 

daz  new  haua  ze  Wildon,  von  des  pischolfs  wegen 

daz  er  purkgraf  hiez  davon;  daz  haus  het  in  seineu  pfleget: 

Die  hier  vorliegende  Schwierigkeit  lege  ich   mir   so   zurccbt: 
Landesfiirst    von    Steiermark    und    der    Erzbischof   vcm    Salzburg    b» 
spruchten    in    gleicher   Weise   Neuwildon.      Nach   Kfinig  Ottokars    F. 
mag  der  Erzbischof  von  Salzburg  den  ihm  von  dem    Habsburger  gev 
nicht  bestrittenen  Besitz  an  Lcutold  III.  von  VVildon-Diernstein  verlic! 
haben;  in  den  Kämpfen  zwischen  Herzog  Albrecht  und  Erzbischof  Bad 
1288  und  1280  (Krön.  2,  11),  mag  der  Herzog  seine  Kammerveste  wiei 
erobert  und  dem  Bischöfe  Leop<dd  von  Seckau  verliehen  haben ,  wor 
dann  Hertnid  von  Wildon,  ermächtigt  durcli  Erzbischof  Konrad,    sie 
griff  und  eroberte  (1202);  obige  Urkiuide  wäre   dann    cin(;  nachträg1i( 
Bestätigung   der   Usurpation.    Durch    Leutolds   Tod   ist  die   Vcste   ni 
ledig  geworden,  denn  Leutold  III.  ist  bis   1301  urkundlich  bezeugt. 
2  In  c.  553  nimmt  die  K.-Chr.  die  c.  522  abgebrochene  Erzählung  wieder  a 
diewoil  der  auzcrchorn  llerf.neid  der    WifdoJiner 

Alprecht  der  hochgeporn  so  vil  der  dienaer 

dacz  Sw&ben  was  gewesen,  daz  ir  im  was  zc  vil, 

do  het  an  sich  gelesen  so  daz  ers  zuo  dem  zil 


267 

weiter  berichtet,  Perchtold  von  Emerberg,  müde  der  Räubereien 
der  zahlreichen  Schaaren,  die  Hertnid  nicht  mehr  aus  Eigenem 
erhalten  konnte,  auf  Rath  des  Abtes  Heinrich  in  der  Burg 
Wildon  mit  einer  Hoizmauer  ein,  und  zwang  ihn  den  Vergleich 
mit  dem  Herzoge  zu  suchen. 

Dieser  war  inzwischen,  nachdem  Adolf  von  Nassau  König 
geworden  (1292,  10.  V.)  in  seine  östlichen  Länder  wieder 
zurückgekehrt  und  billigte  durchaus  des  Truchsessen  Verfahren 
gegen  Hertnid;  er  befahl  allen  seinen  Anhängern  den  Truch- 
sess  zu  unterstützen.  So  verging  der  Winter.  Als  dann  Herzog 
Albrecht  wieder  nach  Steiermark  kam  —  er  war  im  Reich 
gewesen  und  hatte  am  5.  XH.  1292  die  Lehen  von  König 
Adolf  genommen  (Krön.  2,  10)  — ,  schrieb  er  einen  Tag  nach 
Feldkirchen  aus  und  berief  nun  alle,  welche  dem  Hertnid  von 
Wildon  gedient  hatten  ohne  dessen  Eigenleute  zu  sein,  dahin 
nnd  isolirte  ihn  so.  Jetzt  erst  suchte  dieser  den  Frieden  und 
ÄWar  durch  den  Abt  von  Admont^  der  immer  noch  des  Herzogs 
Gunst  genoss.  Vermittlung  aber  und  Vergleich  kamen  ihm 
theuer  zu  stehen;  für  seine  Person  erhielt  er  zwar  dieselbe 
Freiheit  zugestanden  wie  die  übrigen  Aufständischen,  aber  der 
Herzog  hielt  sich  für  den  ihm  zugefügten  Verlust,  welchen  er 
auf  4000  Mark  schätzte,  an  Hertnids  Gute  schadlos;  ebenso 
rou88te  er  dem  Vermittler,  dessen  untersteierische  Besitzungen 
er  hart  mitgenommen  hatte,  durch  Abtretung  eines  landesfürst- 
liehen  Lehenhofes  Ersatz  leisten.  Das  alles  geschah  nach  der 
ausdrücklichen  Bemerkung  der  K.-Chr.  c.  553  a.  E.,  1293. 

Mit  dem  Berichte,  dass  Hertnid  ,waz  er  hot  eren  unde 
guotes  dacz  Wildon'  dem  Herzoge  abtrat  und  dagegen  Eibens- 
walde  empfing  sowie  Waldstain  auf  drei  Jahre  ausliefern 
niUBste,  stehen  sechs  Urkunden  in  Zusammenhang,  die  den 
Abschluss  der  ganzen  Fehde  freilich  um  ein  volles  Jahr  herab- 
drücken. 

1294,  22.  XI.,  Brück  an  der  Mur.  Herzog  Albrecht  kauft 
von  seinem  Dienstinanno  Hertnid  von  Wildon  dessen  Haus 
zu  Wildon  sammt  dem  landesfürstlichen  Lehen,  dem  Landge- 
richte um  500  Mark  Silber    und    das  Lehen    Ibanswalde.    Zur 

nicht  envoUen  inoclit  beraten;  des  er  seit  chom  in  aribait. 

dÄvons  in  dem  lande  tfiten 

Vgl.  HMS.  4,  298,  ö,  wo  die  wichtipston  Stollen   ans  der  ganzen 
äosfuhrlichen  Schilderung  ausgohuben  sind. 


268 

Ausgleichung  beiderseitiger  und  fremder  Ansprüche  wird  ein 
doppeltes  Schiedsgericht  eingesetzt,  deren  eines  aus  Abt  Hein- 
rich von  Admont,  Otto  von  Liechtenstein,  Hertneid  von  Stadeck 
und  Friedrich  von  Pettau  besteht  (Anhang  8).  1294,  24.  und 
29.  XL,  Graz,  leistet  Hertnid  dem  Stifte  Admont  vollen  Schaden- 
ersatz für  alles,  was  er  demselben  ,in  der  zit,  dö  ich  micl 
biet  gesetzt  wider  meinen  hern  den  edlen  hertzogen  von  Oester 
reich  an  alle  schulde  von  dem  haus  zu  wildony^  gethan  hatte 
er  übergibt  den  Hof  Magstein  im  Liessingthale  sammt  Eigen- 
leuten. *  1295,  5.  n.,  Wien,  bestätigt  Herzog  Albrecht  der 
oben  erwähnten  Tauschkauf  und  die  Entscheidung  des  erstei] 
Schiedsgerichtes  (Anhang  10).  1295,  7.  H.,  Wien,  unterwirfl 
sich  Hertnid  —  er  nennt  sich  Marschall  und  hängt  das  mit 
dem  steierischen  Panther  geschmückte  Marschallssigill  an  — 
seinem  Herrn  und  schwört  ihm  diensthaft  zu  sein  ,als  ein  mac 
sinem  rohten  herren*;  zwölf  der  besten  seiner  Leute  schwörei 
mit,  die  Bedingungen  des  Rückfalles  sind  hart  genug.  ^  1295. 
22.  n.,  Wien,  bestätigt  dann  Herzog  Albrecht  den  Ausgleicl 
mit  Admont  und  die  Lehensübertragung.  ^ 

So  ist  denn  die  Stammburg  verloren;  zwar  in  Form  vor 
Kauf  und  Tausch,  mit  genau  festgesetztem  Ausgleiche  nacl 
Spruch  eines  Schiedsgerichtes ;  ^  aber  die  Härte  des  ürtheih 
lag  in  der  Thatsache  des  Verlustes,  nicht  in  der  Form.'^  Der 
Marschallstitel  führt  Hertnid  noch  fort.  Er  blieb  von  jetzt  ai 
dem  Herzog  treu ;  die  noch  im  Jahre  seiner  Unterwerfung  aus 
brechende  Empörung  des  niederösterreichischen  Adels  1295 
November  (Krön.  2,  16),  an  deren  Spitze  sein  Vetter  Leutok 
von  Kuenring  und  Konrad  von  Sumerau  standen,  hat,  so  viel 
wir  wissen,  ihn  nicht  berührt. 

Ich  kehre  nunmehr  zur  Darstellung  seiner  Privatbe 
Ziehungen  wieder  zurück;  dieselben  wurden  bei  dem  Jahre 
1290  fallen  gelassen. 

'  W.,  Adm.  2,  455,  N.  325  und  320:  IJOt,  24.  und  20.  XI.,  Graz.  U.  d 
Z.  die  Wildonschcn  Schattner  Seisman  /m  Waldstiin  und  Ifcrbord  zi 
Wildony. 

2  Liichn.,  Habsb.  2,  Beil.  7:  1205,  7.  IL,  Wien.  Hertneid  von  Wildony 
Marschall  in  Steyor;  das  Sipill  ist  pfleich  Bcck-W.   in  C-Comm.  Fig.  8 

3  W.,  Adm.  2,  461,  N.  330:  1205,  22.  IL,  Wien. 
*  Vpl.  Weinhold  in  S.-B.  35,   167. 

^  Vpl.  die  Darstellnngfcn  derselben  Begebenheit  bei  Falke,  Liiocht.  1,  154 
nnd  Wichn,  Admont  2,   164. 


26Ü 

1294,  10.  L,  Seckau,  vergleicht  er  seinen  Neffen  Leu- 
told  III.  von  Diernstein  mit  dem  Probste  von  Werde  über 
seckauische  Güter  in  Leutolds  Vogtei.  ^  1296,  29.  VII.,  Rad- 
stadt, ist  er  Zeuge  des  Grafen  Ulrich  von  Pfannberg  für  die 
Brüder  von  Stubenberg. ^  1297,  16.  IV.,  Renn,  gestattet  er 
seinem  Dienstmanne  Seifried  von  Waldstain  die  Stiftung  eines 
Seelgeräthes  für  Heuglein  vom  Lueg  (Anhang  11)  und  fügt 
unter  Zeugenschaft  seines  Vetters  Leutold  III.  von  Diernstein 
und  seines  Sohnes  Hertnid  am  10.  VIII.  dess.  Jahres  zwei 
Hark  Gülten  am  Reising  hinzu  (Anhang  12).  Am  14.  IX.  dess. 
Jahres  bestätigt  er  eine  Schenkung  seines  Dieners  Ulrich 
Ältenburger,  der  dem  Stifte  Reun  in  der  ,Stibnich'  Wiesen 
und  Aecker  im  Werthe  von  fünf  Mark  Pfenningen  gewidmet 
hatte  (Anhang  13);  am  10.  X.  1298  besiegelt  er  eine  Verkaufs- 
urkunde  seines  Vetters  Leutold  III.  von  Diernstein  (vgl.  An- 
hang 14).  1298,  30.  IX.  .  .  .  schenkt  er  dem  Kloster  Stainz 
Hof  und  Mühle  bei  dem  Dorfe  Stallhof;  •*  und  gestattet  seinem 
Dienstmanne  Albert  von  Ilorneck,  der  eben  diesen  Hof  sammt 
Mühle  von  ihm  zu  Lehen  trug,  denselben  an  das  Kloster  abzu- 
treten 30.  X.  desselben  Jahres.^  Am  21.  XL  1298  treffen  wir 

'  H.-H.-St.-A.  Or.  1294,  10.  I.,  Seckau.  ,lTert  ministerialis  de  Wildouia  .  .  . 
dominnm  Leutoldum  nobilem  ministerialem  de  Tiernstein  .  .  .  concor- 
davimus.  Das  Sigill,  Beck-W.  F.  8,  weist  diese  Urkunde  bestimmt  un- 
serem Hertnid  III.  zu.  Es  ist  wichtig,  dass  er  sich  hier,  vor  der  Aus- 
söhnung mit  dem  Herzoge,  nicht  Marschall  nennt;  er  führt  das  Prädicat 
roletzt  1290,  28.  IV.  (S.  259,  Anm.  3)  und  dann  erst  wieder  1295,  7.  II. 
(8.  268,  Anm.  2.) 

'N.-Bl.  6,  34G:  1296,  29.  VII.,  Radstadt.  U.  d.  Z  .  .  .  Hertneit  von 
WUdony. 

'  Jo.  Arch.  C.  1563  :  1298,  30.  IX Hertnidus  de  Wildonia,    march- 

salcos  Styriae  ...  ins  et  proprietatem  .  .  in  curia  sita  iuxta  villam 
Stallhoff  .  .  .  monasterio  S.  Katlierinae  in  Steunz  vna  cum  molendino 
adiacente  et  omnibus  pertinentiis  suis,  nemoribus,  pratis,  vsuagiis,  cultis 
et  incnltis  ....  donavi  .  .  .  Testes  .  .  .  domini  Otto  et  Qotscalcus 
fratres  de  Hornek,  Vitmarus  de  Streweik,  Chunradus  dictus  Grawien 
milites  .... 

*  Jo.  Arch.  C.  1566:  1298,  30.  X.  .  .  .  Albert,  Sohn  Alberts  von  Horneök, 
verkauft  de  pleno  consensu  .  .  .  domini  Hertnidi  de  Wildonia  suam 
CQriam  sitam  iuxta  villam  Stallhotif  nna  cum  molendino  .  .  .  quam  curiam 
cum  molendino  dictus  Albertus  de  Horneck  ipso  domino  Hertnido  de 
Wildonia  concedente  et  donante  quoad  ipsum  curiae  contingebat  omne 
ins  ot  proprietatem  tradidit  .  .  .  Diesen  Passus  verstehe  ich  nicht;  die 
Passung  im  Texte  ist  ein   Versuch   den  Zusammenhang  zu  errathen.    U. 


\ 


270 

ihn  in  voller  Würde  als  Marschall  Steiermarks  an  der  Spi 
der  steierischen  Ministerialen  in  Nürnberg  bei  König  Albreeh^ 
als  Zeugen  der  Belehnung  der  Söhne  Albrechts,  Rudolf, 
rieh  und  Leopold,  mit  den  österreichischen  Erblanden J  \2&^^i 
21.  V  .  .  .  schenkt  er  mit  Einwilligung  seiner  Gattin  Agn^  * 
und  aller  seiner  Kinder,  Richer,  Hertnid,  Ulrich  und  Elsbetfc^' 
zwei  Söhne  Jakobs  von  Diernstein  an  das  Bisthum  SeckaC--^ 
(Anhang  16).  1300,  28.  I.,  Reun,  stiftet  er  mit  Einwilliguof 
derselben  mit  zwölf  Mark  eine  Kapelle  in  Renn  (Anhang  17). 
Als  Zeugen  fungiren  die  als  seine  Oheime  ausdrücklich  be- 
zeichneten Edlen  Heinrich  und  Friedrich  von  Stubenberg, - 
Friedrich  und  Hertneid  von  Pettau,  ^  Ulrich  der  Schenk  von 
Ramstein.  ^     Am  4.  XII.  desselben  «Jahres  schenkt  er  mit  Ein- 


d.  Z  .  .  .  dorn.  Otto  et  Gotscalcns  fratren  de  Hornek,  Vitmarun  de 
Strewik,  Chunradus  de  Lenbgast  milite.s.  Leo  et  Fridericus  Wilfiiigns 
fratrea  de  Lemsniz,  Waltherus  de  Pergarn,  Ohuuradus  de  Horncck  .  .  . 
'  N.-Bl.  6,  107,  vollständig  U.-B.  O.-Oest.  4,  309:  1298,  21.  XI.  Nürn- 
berg. U.  d.  Z  .  .  .  (vorangehen  die  österr.  Minist.)  Hertnidua  de  Wil- 
donia,  marflclialcus  Stjrie  .  .   . 

2  Friedrich  IV.,  Graf  von  Stubenberg,  Zeitgenosse  Herzog  Albrechts  I., 
wird  wiederholt  von  den  Wildononi  und  ihren  Verwandten  als  Oheim 
oder  Vetter  bezeichnet,  so  1299,  4.  V.,  Judenbnrg,  von  Leutold  III.  von 
Wildon-Diernstcin,  1300,  28.  L,  Renn,  von  Hertnid  III.,  1301,  2.  VII. 
Göss,  von  Sophie,  Herrands  III.  Tochter.  Der  (irund  war  wohl  eine 
Verschwägerung.  Unter  den  Schlössern,  mit  deren  Verluste  Friedrich 
von  Stubenberg  nach  dem  Aufstande  von  1292  bestraft  wurde,  befand 
sich  auch  Gutenberg  (Caes.  Ann.  Stir.  1,830);  vielleicht  liat  eine  Kuen- 
ringerin  dieses  von  Leutold  I.  von  Wildon  seiner  Tochter  Gertnid  in 
die  Ehe  mit  Albero  V.  von  Kuenring  mitgegebene  Schloss  in  den  Besitz 
der  Stubenbcrger  gebracht  und  ist  vielleicht  auch  die  Verwandt-schaft 
auf  diesem  Wege  zu  suchen. 

3  Ausser  der  schon  S.  198,  Anin.  1  erwähnten  Verwandtschaft  Herrands  I. 
mit  den  Pettaueni  kann  ich  weiter  nichts  anführen ,  als  dass  die  Wil- 
doner  und  die  Pettauer  in  Urkunden  und  Chroniken  ausserordentlich 
häufig  gemeinsam  vorkommen,  sowie  dass  nach  dem  Aussterben  der 
Wildoner  das  Marschallamt  nach  Joann.  V^ictor.  /um  Jahre  1322  (Font, 
r.  G.   1,  392)  auf  Herdegen  von  Pettau  überging. 

*  Verwandtschaftliche  Verbindung  mit  den  Wildonern ,  den  Besitzern  %'on 
Waldstain,  Ist  durch  die  Lage  der  Hurg  Kamstein  (Kabenstein),  zwischen 
Waldstein  und  Frohnleiten  nahe  gelegt.  Das  erste  bestimmte  Zeugniss 
einer  solchen  Verbindung  begegnet  in  Hertnids  III.  Cessionsurk.  auf 
die  seckauischen  Güter  in  Kisengor  und  Ertzwald,  1277,  11.  XII.,  Graz 
(S.  257,  Anm.  1),  durch  welche  sich  Hertnid  verpflichtet,  das  Stift  gegen 
etwaige   Ansprüche   seiner    Verwandten,    darunter    des    Schenken   Ulrich 


271 

illigang  seiner  Söhne  Kieher  und  Hertnid  dem  Kloster  Göss 
1160  Bauern  Namens  Rikurn  (Anhang  18).  1301,  7.  IV.,  Graz, 
arkanft  er  dem  Bischof  Ulrich  von  Seckau  ein  Gericht  in 
tzleinsdorf  um  fünf  Mark  Silber  (Anhang  19).  Am  2.  VII. 
38B.  Jahres  bestätigt  er  mit  Sophie,  Herrands  III.  Tochter, 
ine  Urkunde  ihrer  Schwägerin  Margaretha,  Ulrichs  II.  von 
Ippenstein  Witwe  (Anhang  20),  und  vergleicht  sich  mit  der- 
slben  (Anhang  21).  Am  15.  VIII.,  Göss,  bezeugt  er  eine  Schen- 
iing  des  Grafen  Ulrich  von  Pfannberg.  ^  1302,  29.  IV.,  Eibens- 
aid, verkauft  er  mit  Einwilligung  seiner  vier  Klinder  dem 
(isehof  Ulrich  von  Seckau  das  Dorf  Laubeck  um  zwanzig 
lark  Silber,  nimmt  es  dann  zu  Lehen,  und  ebenso  verkauft 
ir  einen  Hof  zu  Racknitz,  den  Hermann  der  Axspech  von  ihm 
ta  Lehen  trägt.  2  Am  4.  V.  dess.  Jahres,  Leibniz,  übergibt  er 
mit  Einwilligung  derselben  dem  Bischof  Ulrich  von  Seckau  zu 


von  Ramstein  zu  schützen.  Der  Streit  der  Ramsteinor  mit  Seckau  um 
diese  Güter  war  alt;  schon  Ulrichs  des  Schenken  Vater,  Hertnid,  war 
zo  Herzog  Friedrichs  II.  Zeiten,  1243,  und  dann  wiederholt  während 
des  Interregnums  durcli  Richterspnich  sachfallig  geworden,  das  letzte 
Mal  durch  Burkard  von  Klingenberg,  König  Ottokars  Hauptmann  in 
Steier,  1270,  8.  X.,  Marburg  (Caes.  Ann.  Stir.  gleich  D.  St.  1,  234,  Font, 
rer.  Austr.  IL,  1,  llo,  N.  101,  Krön.,  Mitth.  22,  Reg.  94).  Wenn  nun 
1277  Hertnid  von  Wildon  als  Vertreter  dieser  Ansprüche  erscheint,  so 
mnss  man  auf  eine  Verschwägerung  der  Wildoner  und  Ramsteiner 
schliessen  und  zwar  durfte,  wie  Caes.  Ann.  Stir.  2,  858  vermuthet,  an- 
genommen werden,  ein  Wildoner  habe  eine  Ramsteinerin  zur  Frau  gehabt. 
Vielleicht  war  dies  Hertnid  selbst.  Beziehungen  zwischen  den  beiden 
Familien  begegnen  auch  sonst:  1248  vergleicht  Ulrich  I.  von  Wildon 
den  Hartneit  von  Ramst-ein  mit  Admont  (S.  233,  Anm.  2),  Herrand  11. 
bezeugt  eine  Urkunde  Wichards  von  Ramstein  1270,  30.  I.,  Wien  (S.  242, 
Anm.  4),  Hertnid  III.  nennt  den  Ulrich  von  Ramstein  seinen  Oheim, 
1300,  28.  I.  (Anhang  17). 

*D.  St.  1,  113,  Göss.  73:  1301,  15.  VlIL,  Göss.  U.  d.  Z  .  .  .  Hartnid 
von  Wildon  .  .  . 

'  Jo.  Arch.  C.  1302.  29.  IV.,  Eibiswald.  Ich  Hertneid  vonn  Wildoni,  mar- 
Bcbtlckh  ze  Steir  vergich  .  .  .  das  ich  mit  meiner  haüsfrawen  willen 
nid  gunst  frawen  Agnesen,  Reichers,  Hsertneides,  VUeins  meiner  sun 
^  meiner  toohter  Elspcten  .  .  .  dem  .  .  .  bischoff  VIrichen  von  Seckau 
'  *  •  gegebenn  han  das  dorff  zu  Laubeckh  das  mein  recht  aigen  ge- 
wetenn  ist  .  .  .  vmb  zwaintzickh  march  Silbers  .  .  .  vnd  hat  er  mir  das 
kenrider  gelihen  vnnd  mein  erben  .  .  .  vnd  han  im  auch  gegebenn  den 
lu)ff  in  der  Racknitz  den  Ilerman  der  Axspech  von  mir  zu  lehcnn  hat 
gehabt  vnd  sein  prüder  zu  rechtem  uigenn,  das  er  den  fllrbas  vonn  im 
ze  lehenn  soll  habenn  ....  mit  meinem  innsigl  .  .  .  gezevg  etc. 


272 

seinem  Seelenheile  sechs  Mark  Gülten  zu  Püehel  in  der  PfAtre 
S.  Georgen  an  der  Stiefing,  wogegen  ihm  der  Zins  der  KircV^ 
von  Eibenswald  erlassen  wird.  ^    Am  2.  XII.  .  .    dess.  Jafat«* 
bezeugt   er   die    Schenkung    eines    Ackers ,    über .  welchem,     w 
Obereigenthumsrecht  (inwert  aigen)  besass  und  den  Frau  d3ta- 
chrin  von  Mur  dem  Stifte  Seckau  geben  wollte    (Anhang     22), 
Hertnid    IIL,    einer    der   unruhigsten   Köpfe   seiner  ^Seit, 
ist  ein  Kind  der  Wirren  des   Interregnums;    sein    Geburtatjahr 
dürfte  mit  dem  Beginne  der  Anarchie  in  Steiermark  zusamncsen- 
fallen.  In  den  Grossmachtsanschauungen  der  von  eifersüchtig'eii 
Reichsfursten    verwöhnten    Ministerialen   wurde   seine  KindTiei* 
unterwiesen;    der  Sturz  der  Ungarherrschaft   und  der  Antheii? 
den  seine  Familie  daran  hatte,  machte  auf  den  Jüngling  gewi»^ 
Findruck;  gegen  die  bestehende  Macht,  wofern  sie  unbequeU^ 
ward,  eine  nebenbuhlerische,    vielleicht   auch    das  Reich  anzu — 
rufen,    war  eine    Familientradition,    die  Hertnid,    zum   Manner 
geworden,  kräftig  zum  Ausdrucke  brachte.  Solches  Benehmen, 
wofern  man    nur  rechtzeitig  und   tüchtig  zugriff,    hatte   schon 
Manchen  gross  gemacht ;  den  Freien  von  Pfannberg  hatte  ihre 
Empörung  gegen   Herzog    Friedrich  II.    die   Grafenwürde  ein- 
getragen,   der  Görzer   Graf  trug   aus   den   Kämpfen    zwischen 
Ottokar  und  Rudolf  die  Pfandschaft  Kärnthens   und   das  Her- 
zogthum  davon.     Kirchen-   und   Klostergut   wurde    damals  ge- 
meiniglich als  die  begehrenswerthe  Quelle  für  Prachtliebe  und 
Habsucht  des  Adels  betrachtet  und  wohl  auch  erreicht.   In  der 
allgemeinen  Verwilderung  gilt  der  Besitz  überhaupt  nicht  mehr 
als  heilig;  in  einer  Gesellschaft,  die  bisher   die  Herrschaft  ge- 
führt, nunmehr  aber  durch  den  rasch  um  sich  greifenden  Ver- 
fall schon  stark  im  Inneren  zersetzt  ist,  greift  man  nach  allem, 
um  die  aus  P^igenem  nicht   mehr  zu    bestreitenden   Ansprüche 
des  Standes  und  der   Gewohnheit   zu    befriedigen,    auch    nach 


»  D.  St.  1,  34G,  Ep.  64:  1302,  4.  V.,  Lcibiiitz.  Ich  Hertneid  %-oii  Wildoni, 
niarflchalch  ze  Steyer  vergich  .  .  .  daz  icli  mit  meiner  hausfrawen  willen 
frowen  Agnesen,  Reicher«,  Ilertleina,  Vlleins  meiner  s^n  vnd  EUpeten 
meiner  tachter  gegeben  han  .  .  .  dem  .  .  b^scholf  Vlrichen  von  Seccav 
.  .  .  datz  Pfihel  in  der  pharre  ze  sande  Georgen  pey  Styuen  sechs  march 
geltes  an  hilb  gfilt  vnd  swaz  da  ab  get,  da  schol  ich  in  weysen  swa 
ichs  da  alz  usßchst  han  da  pey,  vnd  hat  er  den  eins  ze  Eywanswalde 
der  chirchen,  des  zwo  march  phenning  gewesen  ist,  da  f&r  ab  gelazen 
ewichleich  .  .  . 


273 

dem  Gute  der  nächsten  Verwandten.  Hertnid  konnte  sich  am 
Abende  seines  Lebens  nicht  grosser  Erfolge  rühmen ;  zwar  war 
er  Alarschall  geworden,  und  das  Amt  sollte  in  seinem  Hause 
wohl  forterben;  aber  sein  Irrthum,  Anschauungen  und  Grund- 
sätze einer  überwundenen  Zeit  in  die  Regierung  des  strengen, 
nüchternen  Albrecht  hinüberzutragen  und  noch  einmal  den 
Herzogmacher  zu  spielen,  kostete  ihn  Ansehen,  Gut  und  Stamm- 
sitz. Den  Sohn  seiner  Zeit  werden  wir  auch  darin  nicht  ver- 
keimen, dass  er  in  seinen  letzten  Lebensjahren  die  Fürbitte 
der  Kirche  und  der  Heiligen  durch  ansehnliche  Schenkungen 
sich  zu  sichern  bemüht  ist.  Das  Jahr  1303  dürfte  Hertnid  nicht 
laoge  überlebt  haben;  1305  ist  er  sicher  todt,  denn  in  diesem 
Jahre  verfugten  seine  Söhne,  Ulrich  und  Hertnid,  schon  selb- 
ständig über  den  Familienbesitz,  und  Hertnid  wird  ausdrück- 
lich als  ,Hertneid  der  jung,  marschal  in  Steyr'  bezeichnet. 

Hertneid  war  vermählt  mit  Agnes  unbekannten  Ge- 
schlechtes; dieselbe  ist  in  den  Jahren  1290,  1299,  1300,  1302 
(S.  259,  Anm.  3,  Anhang  16  und  17,  S.  271,  Anm.  2  und  S.  272, 
A>iun.  1)  bereits  erwähnt  worden.  Er  hinterliess  vier  Kinder: 
Richer,  Hertnid,  Ulrich,  Elsbeth. 

Ulrichs  L  dritter  Sohn  hiess  Leutold,  der  IL  seines 
Namens.  Mit  dem  Vater  oder  Bruder  ist  er  (1248),  1254  und 
1260  schon  erwähnt  worden  (S.  233,  Anm.  2,  S.  234,  Anm.  3, 
8.  241,  Anm.  2). 

Er  ist  wohl  identisch  mit  dem  Leutold  von  Wildon,  der 
u*  zwei  steierischen  Klosterurkunden  des  Herzogs  Ulrich  von 
K&mthen,  1256,  6,  IV. »  und  1261,  3.  IV.,2  als  Zeuge  erscheint, 
nnd  dürfte  somit  in  Diensten  des  Herzogs  von  Kärnthen  ge- 
•^nden  haben.  Aus  der  Urkunde  seines  Bruders  vom  11.  XII. 
1277,  Graz  (S.  257,  Anm.  1),  entnehmen  wir,  dass  er  sich  von 
»Tyerenstain'  nannte  und  Söhne  hinterliess. 

Das  Prädicat  bezieht  sich  höchst  wahrscheinlich   auf  die 

ßurg  Diernstein  bei  Friesach,  denn  alle  in  den  noch  zu  erwäh- 

'^önden  Urkunden  der  Wildoner  von  Diernstein  und  der  alten 

♦'iemsteiner  vorkommenden    Orte   können    in    der   Umgebung 


'    •^o.  Ärch.  C.  735  a:  1256,  6.  IV.,  Lutigia.    Herzog  Ulrich   von  Kärnthen 

•olienkt  an  Renn.  U.  d.  Z  .  .  .  Liatoldus  de  Wildonia. 
*    I>-  8t.  1,  «1.  Goss.  48:  1261,  3.  IV.,  S.  Veit.  Herzog  Ulrich  von  Kärnthen 
*>««t&tigt  eine  Schenkung  an  Oöas.  U.  d.  Z.  Leutoldus  de  Wildonia. 

•^relkiT.  Bd.  LIX.   I.  Hälft«.  18 


274 

von  Friesach  noch  heute  nachgewiesen  werden.  Dieses  Prädical 
hat  zu  Verwechselung  mit  Leutold  von  Kuenring-Dümsteii 
Anlass  gegeben,  da  dieser  durch  seine  Mutter  Gtertrude  mi 
dem  Geschlecfate  der  Wildoner  zusammenhängt  und  in  einer 
grossen  Theil  ihres  Erbes  einrückte,  ferner  sich,  namentlich  ii 
jüngeren  Jahren,  häufig  von  Dttmstein  (Tyrnstain)  nannte. 
£in  Ministeriaiengeschlecht  von  Diernstein  erscheint  mit  den 
Beginne  des  12.  Jahrhunderts  und  zwar  können  Gotisehalk 
1128—1184,  Gottfried  1164—1230,  Reginbert  1177  und  Land- 
fried 1189  nachgewiesen  werden.  ^  Gottschalk  und  Gottfriec 
erscheinen  in  admontischon ,  S.  Lambrechter  und  Salzburgei 
Urkunden ;  letztere  zwei  Gruppen  sind  besonders  wichtig  fÖi 
die  Geschichte  des  Geschlechtes,  denn  auch  die  Wildonier  von 


1  Abgesehen  vom  Inhalte  der  Urkunden  und  den  Siep^eln  stimmen  aach  du 
Jahre  nicht  zusammen,  denn  Leutold  von  Kuenring-Dfirnstein  ist  nach 
Friess,  Kuenr.  Stammtafel  IL,  bis  1812,  18.  VI.,  urkundlich  nachweisbar, 
Leutold  II.  von  Wildon-Diernstein,  den  man  gewöhnlich  mit  dem  Kaen* 
ringer  verwechselt,  ist  erwiesenermasscn  1277  schon  todt.  Der  angeführte 
Irrthum  findet  sich  bei  Caes.  Ann.  Stir.  1,  984  und  2,  350;  bei  Bergm., 
Anz.-Bl.  95,  5;  auch  Mnch.  0,  31  hält  Caesars  Annahme  fest.  Vgl.  ancli 
S.  293,  Airni.  2. 

2  Vgl.  Goeths  Register  zu  Muchars  Geschichte  der  Steiermark  und  die  a. 
d.  W.  Diernstein  gesammelten  Stellen.  Das  st.  U.-H.  I  stimmt  im  Wesent- 
lichen mit  Muchars  Anjraben  überein:  Gottschalk  von  Diemsteir 
c.  1128-1181,  Konrad  1102,  (Gottfried  1164— 1183,  Reginbot  1176, 
Landfried  1181.  IJeber  das  gegenseitige  Verhältniss  bekommen  wii 
keinen  Aufschluss.  Gottschalk  von  D.  gehört  zu  den  landesfürstlichen 
Ministerialen  (Hol,  S.  345  de  ministerialibus,  an  erster  Stelle),  besitzt 
die  Vogtei  über  S.  (ieorj,^  bei  Neumarkt  (1105,  S.  457,  vgl.  unten  S.  292, 
Anm.  1)  und  erscheint  in  landesfürstlichen  und  ij\  Urkunden  des  Erz- 
bischofs  von  Salzburg,  einige  Male  (1140,  c.  1140,  1151.  S.  187,  197, 
327)  gleich  neben  den  Landfrieden  von  Eppenstein.  Gottfried,  welchcT 
von  11C4  an  erscheint,  ist  1183  (U.-H.  I.,  N.  023)  ein  alter  Mann,  der 
sein  Lebensende  herannahen  fühlt ,  hat  also  wohl  nicht  bis  1230  geur- 
kündet.  Landfried  wird  wohl  nicht  niilos  gewesen  sein,  er  erscheinl 
1181  gleich  neben  Tlerrand  von  Wildon  als  Zeuge  (S.  581)  und  getrennt 
von  ,Arbo  de  Dirnsteinet  Walchunus*  (S.  582),  welche  letztere  dem 
hörigen  Kriegerstande  angehJlrt  haben  dürften.  Zu  eben  diesen  rechne 
ich  auch  den  .Kicherus,  filiiis  Erchingeri  inilitis  de  Tiernstein*,  der  als 
Zeuge  in  einer  Urkunde  des  Gurker  Domcapitels  von  1258  vorkommt. 
Endlich  erinnere  ich  an  jenen  Eigenmann  Jakob  de  Diernstein,  der  1278 
als  Zeuge  erseheint  (S.  245,  Anm.  1)  und  do8.<^en  Kinder  von  Hertnid  III. 
von  Wildon  im  Jahre  1299  an  Stift  Seckau  abgetreten  werden  (An- 
hang 10) 


275 

Diernstein  haben  mit  S.  Lambrecht  viel  zu  thun;  S.  Lambrecht 
aber  ist  ebenso  wie  Friesacfa,  der  Hauptort  des  salzburgischen 
Besitzes  im  Grenzgebiete  der  Steiermark  und  Kärnthens,  der 
Burg  Diemstein  benachbart.  Ueber  die  angeführten  Diern- 
tteiner  und  ihr  verwandtschaftliches  Verhältniss  ist  nichts  Be- 
stimmtes zu  gewinnen. 

Gottfried  war  wohl  Gottschalks  Sohn  und  mit  ihm  ist 
der  Mannsstamm  der  Familie  ausgestorben.  Die  Besitzungen 
mit  dem  Stammgute  gingen  auf  eine  Erbtochter  über.  Wenn 
Bon  Leutold  IL,  Ulrichs  von  Wildon  Sohn ,  diese  heiratete, 
•0  erklärt  sich  ganz  wohl ,  dass  er  den  Namen  ihres  Stamm- 
pttes  annahm.  Er  war,  wie  erwähnt,  1277  schon  todt  und 
iuDterliess  Söhne.  Als  einer  derselben  ist  Leutold  (IIL)  der 
Wildonier  von  Diernstein,  wie  er  sich  1288,  13.  VIL,  Neumarkt, 
ond  1301,  28.  L,  Wien,  selbst  nennt,  anzusehen. 

Mit  Hertnid  III.  hat  das  Geschlecht  der  Wildoner  seine 
Rolle  ausgespielt;  fortan  greift  keiner  mehr  in  die  Geschicke 
des  Steirerlandes  ein ,  keine  Chronik  meldet  mehr  von  ihnen 
rfihmliche  oder  tadelnswerthe  Thaten;  die  Generation  von 
Dlrichs  I.  Enkeln  bezeugt  den  Verfall  des  Geschlechtes.  Wir 
wenden  uns  zu  Herrands  IL  Söhnen. 

Ein  Herrand,  von  Hertnid  HL  in  der  liandsberger  Ur- 
kunde von  1292,  1.  I.  (S.  262,  Anm.  2),  als  sein  Vetter  be- 
xeichnet,  erscheint  1281,  22.  VIL,  1284,  11.  IL  und  9.  XL, 
mit  einem  Bruder  Ulrich;  wir  werden  diese  beiden  also  wohl 
»l»  Söhne  Herrands  IL  ansehen  dürfen. 

Ulrich  IL  von  Wildon-Eppenstein  ist  als  Zeuge  von 
Urkunden  nachzuweisen  für  die  Jahre:  1279,  15.  V.,  »  1280, 
16.  L,2  1281,   22.   VIL,  mit   seinem   Bruder  Herrand,^   1282, 

'  D.  St,  1,  97  Oo88.  61:  1279,  15.  V.,  S.  Veit,  Merboto  von  Malspech  für 
GöM.  U.  d.  Z.  Vlricus  de  Wildonia  .... 

'  Jo.  Arch.  C.  1158:  1280,  16.  I.,  Graz.  Wulfing  von  Trewenstein  begibt 
sich  benannter  Ansprüche  auf  admontische  Güter  und  Vogteirechte.  Z. 
dorn.  Otto  de  Lihtenstain,  tnnc  index  generalis  per  Stiriam,  dorn.  Or- 
tolfas  frater  mens,  Vlricus  de  Wildonia  gener  meus  .... 

'  Koch  Sternfeld  in  Beitr.  zur  deutschen  Länder-,  Völker-  und  Sitten-Ge- 
schichte 3,  90:  1281,  22.  VII Offo  von   Saurau  übergibt   Schloss 

Hosheim  dem  Erzbischof  Friedrich  von  Salzburg.  U.  d.  Z Ulricus 

^«  Wildonia  et  HerranduR  frater  .... 

18* 


276 

22.  VIIL,  mit   Hertnid   III.  dem  Marschall    (S.   258,  Anm.  3), 
1282,  1.  X.,  »  und  1286.'^ 

1282,  22.  Vni.,  Wien,  nennt  er   sich  dapifer  Stiriae;  da 
das  Truchsessenamt  in  der  älteren  Linie  der  Wildoner  erblich 
war  —  dapiferatus  infeodatus  heisst  es  im  Ration.  Stiriae  von 
1262  (S.  184,  Anm.  2)  —  so  folgte  Ulrich  in  demselben  seinem 
Vater  Herrand,  der  1278,  12.  II.    (S.  245,  Anm.  1)  ausdrück- 
lich als  ,truchsaeze'  bezeichnet  wird,  nach.  1284,  11.  IT.,  Brucl^ 
an  der  Mur,  verkaufen  die  beiden  Brüder  einen  Hof  in  £ind(^ 
bei  Knittelfeld  und  Lobnich^    den    sie   vom  Herzoge  Albreci^- 
zu  Lehen  trugen,  an  Abt  Heinrich  von  Admont,  und  der  Herzo 
bestätigt  den  Kauf.  ^  Streitigkeiten  mit  der  Pfarre  Pols  ward 
von    deren    Verwalter   Magister   Heinrich    von    Göss    vor  A^t 
päbstlichen  Stuhl  gebracht  und  durch  ein  Diplom  P.  Martin  1"%^. 
vom  9.  XL  1284,  Perugia,  dem  Decan  von  Salzburg  zur  Schliöli- 
tung  übertragen.^ 


»  Jo.  Arch.  C.  1214:  1282,  1.  X.,  Göss.  Wulfingrus  und  Ortolfa«,  Brä<^* 
de  Trewenstaine,  ....  und  Ulricus  de  Wildonia  bezeugen  des  ver***^* 
benen  Hainricus  de  Erenvels  Schenkung  für  Göss  =  D.  St.  1,  1^^ 
Goss.  65. 

2  W.,  Adm.  2,  419  N.  286:  1286  .  .  .  Zeiring.  Heinrich  von  Admont  ^ 
Gurk  gegen  Erzbischof  Rudolf  von  Salzburg.  U.  d.  Z.  dominus  Vlr»*^^ 
de  Wildonia,  dorn.  Offo  de  Sourov  .... 

3  W.,  Adm.  2,  407  N.  271:  1284,  11.  II.,  Brück  an  der  Mur.  Albof«^'' 
dux  ....  quod  cum  Heinricus  abbas  Adm.  .  .  a  viris  nobilibus  vi^  ^ 
Vlrico  seniore,  Herrando  et  Vlrico  iuniore  fratribus  de  Wildonia,  cur*^* 
eorum  apud  Einöd  sitam  iuxta  Chnutelvelde  et  Lobnich  cum  sw^**^ 
et  .  .  .  pertinenciis,  quam  quidem  curiam  dicti  fratres  a  nobis  tamqtX-^°^ 
vero  principe  terre  tenebant  in  feudum,  pro  cxx  marcis  arg.  .  .  \%%^^ 
emptionis  titulo  comparaverit ,  nos  ....  venditionis  et  emptionis  C5^^^ 
tractum  ratum  habemus  .  .  .  .  U.  d.  Z.  .  .  Hertnidus  de  Wildonia  a^^ 
.schalcus  Styrie  ....  Die  S.  239,  Anm.  3  ausgesprochene  Ansi^^ 
möchte  ich  dahin  modificireu,  dass  schon  Ulrich  I.  den  landesf&rstlicl^ 
Lehnhof  an  Admont  verkaufte,  natürlich  an  einen  Vorgänger  Abt  H^?*^ 
richs,  nichts  desto  weniger  aber  Herrand  III.  und  Ulrich  II.  nach  Her^ 
Albrechts  Regierungsantritte  die  Belehnung  nachsuchten  und  erst  1^^ 
Herzog  Albrecht  die  Bewilligung  zum  Verkaufe  gab.  Wegen  ,d  ^** 
fratres*  wäre  auch  denkbar,  dass  »Ulricus  senior,  Herrandns  et  Ulri^^ 
iunior'  Brüder  gewesen ;  Namengleichheit  zwischen  Brüdern,  wie  sie  n^^  * 
slavischer  Weise  z.  B.  bei  den  Lichtenstein  von  Nikolsburg  vorkomi 
ist  mir  allerdings  in  der  Steiermark  nicht  aufgestossen. 

*  H.-H.-St.-A.  Or:  1284,  9.  XI.,  Perugia.  Martinus  episcopus  ....  de< 
ecclesie  Salzeburgensis  salutem  etc.  Conquestus  est  nobis  magister  U* 


277 

Ulrich  war  mit  einer  Tochter  des  Wulfing   von  Trewen- 

stein  (Trennstein)  vermählt  und  zwar,  da  Wulfing  1280,  16.  I., 

den    Ulrich   seinen    Schwiegersohn    nennt,    schon   vor    diesem 

Zeitpunkte ;  daher  erscheint  er  auch  zweimal,  1282,  22.  VIIL, 

Wien,  und  1.  X.,  Göss,  neben   den  Brüdern   von  Trewenstein 

Wulfing   und   Ortolf  als    Zeuge.     Als   Ulrichs   Schwiegervater 

starb,  *  verlieh  ihm  Erzbischof  Friedrich  II.  von  Salzburg  und 

nach    dessen    Tode    der    Nachfolger    desselben,    Rudolf   von 

Hoheneck,   am  14.  XII.,    1284   Graz,    seines    Schwiegervaters 

salzburgische    Lehen.  2     Mit    dem    Jahre    1286     verschwindet 

Ulrich   aus   den  Urkunden;    er   ist   wohl   indentisch   mit    dem 

Ulrich  von  Eppenstein,  dessen  Witwe  Margaretha  von  Hertnid 

d^na   Marschall    als  dessen  Schwägerin    bezeichnet   wird    1301, 

^-     VII.,    Göss   (Anhang  20  und  21).     Fast   sicher   wird   diese 

V'ermuthung   dadurch,   dass   Margaretha,    Tochter   Wulfings 

der  Diemuod   von   Trewenstein ,   sich    auch  ,von  Wildon' 

nt  und  das  wildonsche  Wappen  im  Siegel  fuhrt.  ^   Sie  hatte 

^^öen  Sohn  Wulfing,   der   wohl  nach  dem  Gross vater  so  hiess 

^»^a    1301,    2.    VIL,    schon    todt    war    (Anhang   20).      Güter- 

^"^i^^itigkeiten  aus  dem  wildonschen  Erbe,    die  sie  mit  Hertnid 

ricQs  de  Gosse  doctor  decretorum,  Rector  ecclesie  de  pels,  quod  Ulricus 
et  Herrandus  de  Vildouia  fratres  laici  Secouiensis  dioceseos  ipsum  inde- 
bitis  exaccionibus  agg^rauantes  sapra  terris  debitis  possessionibus  et  rebns 
aliis  iniuriantur  eidem.  Ideoque  discretioni  tue  per  apostolica  scripta 
mandamus  quatinus  partibus  convocAtis  ....  decidas  etc.  Diese  und 
drei  andere,  dem  Dechant  von  Salzburg  für  Mag.  Heinrich  von  Göss  u. 
d.  9.  XI.  1284,  Perugia,  von  Martin  IV.  gegebene  Urkunden,  sämratlich 
im  k.  k.  H.-H.-St.-A.  aufbewahrt,  fehlen  bei  Potthast,  Regesta  Pontif.  II. 
(Berlin  1875)  1756—1794. 

In  der  Urkunde  von  1282,  1.  X.,  ist  er  als  lebend  erwähnt;  er  muss 
aber  noch  unter  der  Regierung  des  Erzbischofs  Friedrich  II.  gestorben 
sein,  weil  dieser  nach  Urkunde  von  1284,  14.  XII.,  Graz,  den  Ulrich 
von  Wildon  mit  Wulfings  Lehen  belehnt  hat.  Da  aber  Erzbischof 
Friedrich  II.  bis  1284,  7.  IV.  (9.  V.?)  nach  Potthast  Suppl.  399  regierte, 
so  flUlt  Wulfings  von  Trewenstein  Tod  zwischen  1282,  I.  X,  und  1284, 
7.  IV. 

^  H.-H.-8t.-A.  Or:  1284,  14.  XII.,  Graz,  ego  Ulricus  de  Wildonia  dapifer 
8tirie  profiteor  quod  .  .  .  dorn,  mens  Rudolfus  s.  Salzburgensis  ecclesie 
electus  ....  omnia  et  singnla  feoda  que  bone  memorie  dorn.  Wulvingus 
de  Treunstain  socer  mens  ....  ab  ecclesia  Salzburgensi  tenuerat  ab 
antiqno,  mihi  contulit  ...  ad  imitationem  dorn.  Friderici  felicis  memorie 
predecessoris  sui  qui  ea  similiter  mihi  contulerat  antea  iure  feudi. 

*  Beck-W.  in  Mitth.  der  Centr.-Comm.  v.  1872,  p.  CCXV,  Fig  13. 


278 

dem  Marschall  und  ihrer  Nichte  Sophie,  Herrands  III.  Tochter, 
hatte,  glich  sie  1301,  2.  VII.,  (AnhaDg  21)  aus.  Ausserdem 
erscheint  sie  noch  urkundlich  von  1302,  1.  IX.,  Göss,  bis 
1328,  28.  II.,  Graz.  « 

Herrand  III.  ist  für  die  Jahre  1281  und  1284  schon 
bei  seinem  Bruder  nachgewiesen;  für  1283  kann  man  ihn  ver- 
muthen  (S.  245,  Anm.  3);   ausserdem   erscheint   er   nur    mehr 

»  Vgl.  Beck-W.,  Centr.-Comm.  p.  CCXVI  f: 

a)  1302,  1.  IX.,  GösB.  Ich  Margaret  kern  vlreichs  voitice  von  Eppen- 
alaine  vergich  .  . .  daz  ich  .  .  .  durch  meines  lieben  vater  hern  Wulfingt* 
v<yi\  Trewetistain  meiner  mueter  vroun  Diemfiten  vnd  hern  vlreichs  meine« 
Wirtes  .  .  .  ein  swaig  im  Donrspach  f^r  zwo  march  geldes  gerait  vnd  ain 
halbez  fueder  weins  bei  der  Seust  an  perchrecht  .  .  .  aaf  vnser  vrowen 
alter  ze  Grosse  han  gegeben  ....  Or.-Pg.  Jo.  Arch.  1643;  daa  dritte 
Siegel  =  Beck-W.,  Fig.  13. 

b)  1305,  4.  IV.,  Göss.  Ortolf  von  Kranichperg  verzichtet  zu  Gunsten 
seiner  Muhme  Martjarethe,  Witwe  Ulrich«  von  Eppenttein,  auf  alle  seine 
Rechte  an  einer  Hube  in  der  Kateyl.  Paradeiser  Codex  fol.  28  (vgl.  S.  240 
Anm.  2). 

c)  1305,  4.  IV.,  Göss.  Ich  Margaret  heren  vlreichea  witwe  von  Eppen- 
stain  vnd  mein  Ohaim  Ortoff  von  Chranchperch  veriehen  .  . .  daz  wir  ainen 
hof  in  der  awen  bei  GrsBtz  vnd  zwo  hvb  ze  Wemherspvch  .  .  .  dem 
Gotshovs  ze  Gosse  geben  haben  [vnd  hat  vrov  Herrat  dev  erbar  Abtes- 
sinn .  .  dev  vorgenante  gvt  zwain  junchvrowen  swester  Matzen  der 
Pr^SBchinchinn  vnd  swester  Travten  ....  verlihen,  die  weil  si  baide 
lebent].  Or.-Pg.  Jo.  Arch.  1673»:  das  erste  Siegel  =  Beck-W.  Fig.  13. 
ITeber  diese  Verleihung  und  die  Heimfallsbedingungen  hat  Aebtissin 
Herrad  u.  d.  4.  IV.,  1305,  zwei  gleichlautende  Urkunden,  Jo.  Arch.  Or. 
1673,  2  Stück,  ausgestellt. 

d)  1305,  4.  IV.,  Göss,  gleichlautend  der  vorhergehenden  Urkunde  mit 
Ausnahme  des  eingeklammerten  [  ]  Zusatzes.  Or.-Pg.  Jo.  Arch.  1673^ , 
das  erste  Siegel  =  Beck-W.  Fig.  13. 

e)  1313,  21.  X.,  Graz.  Margarethe  Witwe  Ulrichs  von  Eppenstein 
widmet  die  oben  sub  b)  erwähnte  Hube  in  der  Kateyl  dem  Clarissiunen- 
kloster  in  Judenburg.  Zeugen:  her  Vlreich  von  Wallsee  haubtman  in 
Steyr,  her  Hertneid  von  Wildon  marschalt  (!)  in  Steyr,  her  Ott  von 
Liechtenstain  ....  Paradeiser  Codex  fol.  27. 

f)  1318,  5.  XI  ...  .  Ich  Margret  von  Epeustain  vergich  .  .  .  daz  ich 
sehz  march  geltes  . . .  gelegen  in  dem  Enstal,  daz  da  haizzet  in  dem  Doners- 
pach  ....  gegeben  han  zv  den  drin  swestern  von  Chranchperch  vron 
Dfmuten,  vron  Elzpeten,  vron  Angnesen  auf  daz  frowen  chloster  ze  Grsetz 
daz  her  Vlreich  von  Waise  gestift  hat  .  .  .  gezeug  her  vlreich  von 
Waise  .  .  .  her  Ott  von  Walstayu  .  .  .  Or.-Pg.  Jo.  Arch.  1846,  das 
Siegel  =  Beck-W.  Fig.  13. 

g)  1328,  28.  II.  (?),  Graz.  Ich  Margaret  von  Eppenstayn  vergih  .  .  . 
daz  ich . . .  der  vrawen  Gedravten  der  priorinne  ...  zu  dem  vrawen  chloster 


279 

1287,  12.  IIL,  Judenburg,  als  Zeuge  des  Otto  von  Liechten- 
stein, ^  dann  1288,  22.  IL,  Judenburg,  mit  seinem  Oheim  Hert- 
nid  IIL  als  Zeuge  der  Stubenbergischen  Brüder  (S.  259, 
Anm.  2)  und  1292,  1.  L,  Landsberg,  als  stillschweigender  Theil- 
nehmer  an  der  Empörung  der  steierischen  Ministerialen  (S.  262, 
Anm.  2);  dem  doppelten  Drucke  seines  Oheims  und  der 
ihm  verwandten  Stubenberger  konnte  er  wohl  schwer  wider- 
itehen. 

Seine  Tochter  Sophie  haben  wir  1301  (Anhang  20 
and  21)  als  Bundesgenossin  Hertnids  des  Marschalls  gegen 
Uargaretha  von  Wildon-£ppenstein  schon  kennen  gelernt. 
1312  ist  sie  bereits  todt,  denn  in  diesem  Jahre,  11.  VI.,  Juden- 
borg,  schliessen  die  Brüder  Otto  und  Rudolf  von  Liechtenstein, 
Sohne  des  am  24.  XL  1311  verstorbenen  Otto  IL  von  Liechten- 
stein, einen  Theilungsvertrag  über  ihr  Erbe;  unter  den  hier 
aufgezählten  Gütern  befindet  sich  aber  auch  das  Gut  ihrer 
verstorbenen  Muhme,  Sophie  von  Wildonie,  bei  Frauenburg.  ^ 
Bei  dieser  verwandtschaftlichen  Bezeichnung  kann  mau  an 
Ottos  IL  von  Liechtenstein  erste  Ehe  mit  Agnes  von  Wildon, 
tn  Herrands  IL  von  Wildon  Ehe  mit  Bertha  von  Liechten- 
•tein,   dann   wohl   auch   an    Ulrichs   IL    von  Wildon   Ehe  mit 

daz  her  vlreych  von  Waltse  ze  Crantz  gestiftet  hat,  gcschaft  han  nach 
meinom  tode  zway  hundert  Chsese  gult  .  .  .  ji^elegon  ...  in  dem  Enstal 
in  dem  Donrspach  vnd  leit  derselben  chsos  gult  ayn  hundert  ze  Ram- 
stayn  vnt  daz  ander  hundert  dient  der  Kosenstainer  mit  .  .  .  auz  ge- 
Domener  red,  daz  man  der  .  .  .  eho'.s  gult  swester  matzzen  der  prueshin- 
chinne  in  dem  .  .  .  chloester  nach  meinem  tode  allev  jar  funftzich  chtps 
g^ben  »hol  vntz  an  ieren  tot  ...  .  getzevg  lier  vlreich  von  Walltac  .... 
her  Ott  von  Waltstayn  ....  Or.-Pg.  J.  Arch.  1968»,  das  Siegel  = 
Beck-W.  Fig.  13.  lieber  diese  Stiftung  erliegt  ein  fast  gleichlautendes 
Originale  im  Jo.  Arch.  1968^'. 

'  Jo.  Arch.  Or.  1296 :  1287,  12.  IIL,  Judenburg.  Otto  von  Liechtenstein 
Kümmerer  in  Steier  schenkt  an  das  Frauenkloster  in  Judenburg.  U.  d. 
Z.  .  .  .  Herraudus  de  Wildonia  ...  * 

'  Jo.  Arch.  Or.-Pg:  1312,  11.  VI ,  Judenburg.  Otte  und  Rudolf  von  Liechten- 
stein tbeilen  nach  dem  Wunsche  ihres  seligen  Vaters  Otte  von  Liechten- 
stein, Kammerers  in  Steyr,  ihre  Güter  ,h18  dev  hantucste  sagt  seines  ge- 
schafftes .  .  .  also  daz  ich  Otte  meinem  briider  hern  Rudolf  obentewerung 
getan  han  ouf  den  marcht  ze  Mürowe  nach  vnsers  lieben  vater  rat  mit 
dem  gute  vnserr  m^men  vrowen  Sophein  von  Wildony,  daz  vmb  Vrowen- 
borch  gelegen  ist,  nach  ir  tode  mit  allev  dev  vnd  si  inne  gehapt  hat» 
gesüht  vnd  vnges&ht,  also  daz  ich  noh  mein  erben  dar  nah  dehain  an- 
sprach haben  .... 


280 

Margaretha,   der    Tochter   Wulfings   von   TreweDSteiu  und  dt 
Diemuod  von  Liechtenstein,  denken. 

Hertnid  III.  der  Marschall,  hatte  vier  Kinder,  die  sämm 
lieh  zu  des  Vaters  Lebzeiten  wiederholt  erwähnt  werden.  D< 
Zeitfolge  der  Erwähnung  nach  war  der  älteste  Sohn  Richer  IIl 
er  erschien  bei  seinem  Vater  als  Zeuge  von  Urkunden  in  de 
Jahren  1277,  1285,  1290,  1299,  1300  und  1302  (S.  257,  Anm. 
S.  258,  Anm.  5.  S.  259,  Anm.  3.  Anhang  16, 17, 18.  S.  271,  Anm. 
S.  272,  Anm.  1).  Er  erscheint  in  sonst  keiner  Urkunde  mehr ;  ai 
dem  Fehlen  desselben  in  einer  Urkunde  der  übrigen  Geschwist 
von  1308;  15.  III.,  darf  man  schliessen,  dass  er  um  diese  Zeit  8ch< 
todt  war.  Er  hinterliess  zwei  Töchter,  Elsbeth  und  Ma 
gareth,  welche  als  Nonnen  in  das  Kloster  Mährenberg  ei 
traten;  für  diese  sorgte  ihr  Oheim  1314,  23.  IV.,  durch  eil 
Schenkung  an  das  Kloster  (Anhang  25),  und  1325,  19.  II! 
stiften  sie  mit  Gunst  desselben  Hertnid  IV.  von  Wildon  eini( 
Jahrtage  im  Kloster  Mährenberg  (Anhang  26). 

Hertnid  IV.,  Hertnids  III.  zweiter  Sohn,    wurde  gleic 
falls  mit  dem  Vater  und  den  übrigen  Geschwistern  1285,  129 
1297,    1299,   1300,    1302   (S.   258,   Anm.  5.   S.  259,    Anm. 
Anhang   12,   16,    17,    18.   S.   271,   Anm.   2.   S.   272,   Anm. 
urkundlich  erwähnt. 

Eines  und  das  andere  Zeugniss  mit  dem  Namen  ,He] 
nid  von  Wildonie'  ohne  den  Beisatz  , Marschall  von  Steie 
welches  innerhalb  der  urkundlich  festgestellten  Lebensz 
Hertnids  III.  dem  Letzteren  beigelegt  worden,  mag  dem  Soh 
gehören.  Umgekehrt  könnte  ,her  Hertneid  von  Wildon',  d 
mit  den  Liechtensteinern,  dem  Pettauer  und  dem  Ramstain 
eine  Schenkung  Graf  Ulrichs  von  Heunburg  an  Ulrich  v 
Wallsee  in  Feustritz  und  am  Schöckl  bestätigt,  1304,  3.  II.  .  . 
auch  der  Vater  sein.  Denn  des  letzteren  Tod  ist  erst  na 
1305,  9.  IIL,  als  sicher  anzunehmen;  unter  diesem  Dati 
nämlich  bestätigt  Hertnid  IV.  eine  Verschreibung  seil 
Bruders  Ulrich  III.    von  Waldstein   an   seine  Gattin    Mathilc 


J  N.-Bl.  2,  375,  Nr.  9:  1304,  3.  II Graf  Ulrich  von  Heunburg  schei 

dem  Ulrich  von  WalUee.  Z.  Otto  von  Liechtenstain  und  sein  snn  ( 
her  Hertneid  von  Wildon,  her  Hertneyd  von  Petta^,  her  Vlreich  schei 
von  Ramstain  .... 


281 

aod  daas  hier  des  Vaters  keine  Erwähnung  geschieht,  berech- 
tigt uns  zu  dem  Schlüsse  dass  er  todt  sei  (s.  S.  285,  Anm.  2). 
Das   Prädicat  ,Marschall    von   Steier'   fuhrt   Hertnid  IV. 
werat  1305,  2.  IX.,   ferner  1305,   13.  XH.    (S.  286,  Anm.  1), 
1313,  21.  X.  (S.  278,  Anm.  1  e),  1314,  23.  IV.    (Anhang  25), 
J319  (8.  283,  Anm.  5.  S.  284,  Anm.  1  und  2)  und  1325,  19.  III. 
(Anhang  26),  somit,  da  dieses  seine  letzte  glaubhafte  Urkunde 
ist,  bis  zu  seinem  Tode. 

Er  sass  auf  Eibenswald,  während  sein  Bruder  Ulrich  III. 
auf  Waldstein  sass. 

Als    Besitzer    von   Eibenswald    gestattet    Hertnid    1305, 

2.  IX.,  Graz,  dem  Bischof  Ulrich  von  Seckau  auf  dem  Eigen- 

gnmde  des  Letzteren  in  ,AetzleinsdorP,  wo  Hertnids  IV.  Vater 

da»  Gericht  inne   gehabt   aber   an   den   Bischof  1301,  7.  IV., 

verkauft    hatte     (Anhang    19),     gegen    Zahlung    von    vierzig 

Mark  die  Burg  ,Byscholfsekke',   zu  bauen  (Anhang  23);    der 

Bischof  aber  versichert  mit  Urkunde   von   demselben  Datum, 

dass  weder  Hertnid   noch    seine  Nachkommen  von    ihm   noch 

Ton  seinen  Nachfolgern  irgend  welchen   Schaden  durch  diesen 

Bai]^bau  erleiden  sollen,    und   verpflichtet   sich,   jeden  solchen 

Schaden  innerhalb  zweier  Monate  gut  zu  machen ;  im  Verwei- 

geningsfalle    sollen   sich  die  Wildonier   an   den  Landesfürsten 

oder  dessen  Hauptmann  in  Steier  wenden    und,  falls  sie  auch 

da  nicht  zu  ihrem  Rechte  kommen,  berechtigt  sein  ,des  schaden 

wlb  z4  chömen  vnd  in  widertun*  ohne  Ersatzpflicht  gegenüber 

dem  Bisthum  Seckau. ' 

Von  Familienbeziehungen  ist  uns  Folgendes  überliefert: 
zunächst  Verhandlungen,  welche  dem  Verkaufe  der  Güter 
seine«  Bruders  Ulrich,  nämlich  Waldstein  und  Weinberg,  vor- 
auspngen,  1305,  9.  III.  und  13.  XII.  (s.  S.  285,  2.  S.  286,  Anm.  1), 
ferner  der  gemeinsame  Verkauf  von  Weinberg   an  Ulrich  von 

*D.  8t  I,  346,  £p.  65:  1305,  2.  IX.,  Graz  ...  daz  vns  her  Hertneid 
der  jung  von  Wildony,  marschalich  ze  Steyer,  erlaubt  hat  .  .  .,  daz  wir 
das  bans  ...  in  dem  Sachental  gelegen  .  .  ze  nast  bei  Ejbeswald  vnd 
daz  Biscbosekk  (I)  genant  ist,  an  haben  gevangen  ze  pann,  vnd  volf&ren 
▼od  volpringen  snllen  .  .  .  mit  vnserm  .  .  .  insigel  vnd  auch  mit  in- 
ngeln  des  .  .  .  hern  Vlreich  von  Waise,  hauptman  vnd  drüchsetz  in 
Steyer  vnd  mit  des  erbern  ritter  hern  Otten  des  Vngenaden,  di  diser 
ueh  vnd  diser  gelube  verfuren  vnd  redner  sint  gewesen.  Des  sint 
getseng  . . .  herr  Fridrich  von  Stubenberch,  her  Hainrich  sein  prüder,  her 
Hertneid  von  Petta^,  her  Vlrich  der  Schench  von  Rabenstain  .  .  . 


282 

Wallaee  1308,  15.  III.  (8.  287,  Anm.  2);  dann  die  schon 
erwähnte  Stiftung  für  seine  Nichten  im  Kloster  Mährenberg 
von  1314,  23.  IV.  (Anhang  25),  endlich  die  Bestätigung 
einer  Jahrtagsstiftung  dieser  Nichten  von  1325,  19.  III. 
Anhang  26). 

Die  Verhandlungen  mit  dem  Bischöfe  von  Seckau,  die 
Vorbehalte,  die  er  gegenüber  den  Verkäufen  seines  Bruders 
macht,  lassen  ihn  als  vorsorglichen,  auf  die  Erhaltung  des 
Familienbesitzes  bedachten  Mann  erscheinen ;  doch  den  Verfall 
des  Geschlechtes  konnte  auch  er  nicht  aufhalten,  wie  wir  noch 
näher  bei  seinem  Bruder  Ulrich  sehen  werden. 

Die  einzige  Privaturkunde,  welche  Hertnid  bezeugt, 
nämlich  ein  Verkauf  von  Gütern  des  Stiftes  Seckau  in  Eisen- 
gor und  Erzwald  inner  Waldstein  an  Ulrich  von  Wallsee  von 
1307,  26.  U.,  Seckau,  führt  uns  noch  einmal  auf  den  Boden, 
um  welchen  zwischen  den  Wildonern  und  dem  Stifte  vom 
Aufblühen  des  Geschlechtes  angefangen  gestritten  worden.^ 

Es  erübrigt  noch  von  den  Beziehungen  Hertnids  zu  den 
Landesfürsten  zu  sprechen.  Abgesehen  von  dem  Aufstande 
gegen  Herzog  Albrecht  1292  (S.  264,  Anm.  2),  sind  dieselben 
stets  freundlich  gewesen.  Er  scheint  nur  dem  Vater  zu  Liebe 
sich  jener  Empörung  angeschlossen  zu  haben ;  bei  der  späteren 
Erhebung  des  niederösterreichischen  Adels  gegen  Herzog 
Friedrich  den  Schönen,  1309,  wird  Hertnids  Name  nicht  mehr 
genannt.^  Folgende  Urkunden  der  Landesfürsten  weisen  ihn 
als    Zeugen    auf:    1312,    9.    IL,    Graz,    erhalten    die   Herzöge 


1  D.  St.  1,  261  Secc.  139:  1307,  '20.  II.  Seckau  verkauft  an  Ulrich  von 
Wallsee  Güter  in  Eisengor  und  Erzwald  inner  Waldstein  gelegen.  Z. 
Hertnid  der  jüngere  von  Wildon  etc. 

2  Kurz,  Oesterreich  unter  König  Friedrich  dem  Schönen  (Linz  1818), 
S.  27  ff.  berichtet  von  dem  Aufstände  der  Herren  von  Potendorf  und 
Zelking  in  Niederösterreich,  von  dem  Anschlage  auf  Wien,  von  Greif 
Zelms  Rettungsthat  und  Ulrichs  von  Wallsee  Entsatz.  Lichnowsky,  Habs- 
burg, III.  28 — 31  er/fthlt  von  der  Erhebung  des  niederösterreichischen 
Adels  und  zählt  (S.  30)  jene  steierischen  Herren  auf,  die  dem  Rufe 
Ulrichs  von  Wallsee  nach  Graz  Folge  leisteten :  der  Erzbischof  von  Salz- 
burg, der  Bischof  von  Seckau,  der  Gr.  von  Hohenlohe,  Gr.  Friedrich  von 
Heunburg,  der  Fr.  von  Souneck,  die  Stnbenberg,  zwei  Liechtenstein,  die 
von  Pettau.  Krön.  2,  102  hat  allein  die  Notiz,  dass  bei  den  aufstSo- 
dischen  Niederösterreich eru  die  Absicht  bestanden  habe,  den  Gr.  von^ 
Heunburg  in  die  Empörung  zu  verwickehi. 


283 

Friedrich  und  Leopold,  Söhne  König  Albrechts  L,  von  S.  Paul 
das  Lehenrecht   über  Mährenberg;'    1313,  3.   IL,   Graz,  kauft 
Herzog  Friedrich  von  Oesterreich  Güter  ;2  1318,  5.  XL,  Juden- 
borg, verpfänden  König  Friedrich  III.    und    seine   Brüder  Al- 
brecht, Heinrich  und  Otto  dem  Erzbischof  Friedrich  von  Salz- 
bar^,  für  Beistand   gegen  Baiern,    Friesach   und  Arnfels,    und 
stellen   Bürgen:   Graf  Hermann   von    Heunburg,    Graf  Ulrich 
von  Pfannberg,    Otto    von  Liechtenstein,    Ulrich   von  Wallsee, 
Hertnid  von  Wildon   u.  a.  ^   Der   Zeit   des   Kampfes   zwischen 
Friedrich    von    Oesterreich   und  Ludwig   von    Baiern    gehören 
«ach   die   letzten   Urkunden   an,    in   denen    ein  Wildoner   als 
Trüger  eines  landesfürstlichen  Amtes  auftritt.  Ende  1318  näm- 
lich sandte   König    Friedrich   eine   Gesandtschaft  nach  Ober- 
italien,  um  die  ihm   angebotene   Unterwerfung   Trevisos    ent- 
gegenzunehmen. ^    An    der   Spitze    dieser   Gesandtschaft    stand 
der  Bischof  von  Lavant,  ihm  zur   Seite    Hertnid   von   Wildon 
und  Meister   Konrad,   Protonotarius   des  Königs.    1319,   6.  L, 
nahmen  die  Genannten  die  Ergebenheitserklärung  des  Podesta 
'von  Treviso  im  Namen  ihres  Herrn  entgegen :  ^  am  26.  L  des- 

>  U.-B.  S.  Paul  194;  1312,  9.  II.,  Graz.  Abt  Weriand  von  S.  Paul  hat 
den  Herzögen  Friedrich  und  Leopold  das  Lehenrecht  über  Mährenberg 
▼erlieben.  U.  d.  Z.  .  .  .  Hertnid  von  Wildony  .  .  .  Heinrich  und  Albrecht 
von  Wilthausen. 

'Neue  Abschrift  der  Grazer  Univers.  Bibl.:  1313,  3.  IL,  Graz.  Heinrich 
▼on  Hoheuloch  verkauft  an  Herzog  Friedrich  von  Oesterreich  Güter  in 
der  Steuntz  und  im  Mürzthal.  Z.  .  .  .  Hertneid  von  Wyidoni  .... 

'Uchn.  Habsb.  3,  116.  Reg.  CCCLXXIl :  1318,  5.  XI.,  Judenburjr.  König 
Friedrich  und  seine  Brüder  verpfänden  dem  Erzbischof  Friedrich  von 
Salzburg  die  Stadt  Friesach  für  eine  Schuld  von  3000  Mark.  Unter  den 
Bürgen  ....  Hartnid  von  Wildon. 

*  Licbn.  Habsb.  III.,  119:  ,Die  von  Treviso  hatten,  um  von  dem  Drucke 
des  Cane  della  Scala,  Herrn  von  Verona,  der  sie  .  .  .  belagern  Hess, 
befreit  zu  werden,  im  Jahre  1319  Gesandte  an  König  Friedrich  abgehen 
lassen  mit  der  Bitte  um  Beistand.  Er  bestellte  den  Grafen  Heinrich  von 
Görz  als  Reichsvicar  .  .  .,  welcher  mit  Herrn  Cane  einen  Vergleich 
schloss,  im  Juni  die  Stadt  von  der  Belagerung  befreite  und  in  dieselbe 
mit  einer  stattlichen  Kriegerschaar  seinen  Einzug  hielt*.  Die  im  Texte 
erwähnte  Gesandtschaft  und  die  Thätigkeit  derselben  liegen  vor  dem 
Eiogreifen  des  Grafen  von  Gor/.  Vgl.  auch  noch  Krones  2,  109. 
^  Giamb.  Veroi,  Storia  della  marca  Trivigiana  VIII.  Bd.  (Venezia  1788) 
Doeamenti  N.  DCCCCXV  (p.  160):  1319,  6.  L  .  .  .  quod  dominus  pote- 
•tas  .  .  .  iurare  debeat  coram  dictis  ambaxatoribns  ipsius  domini  Reg^s 
officiom  sni  Vicariatus  ...  et  quod  omnes  et  singuli  de  consilio  CCC  .  .  , 


284 

selben  Jahres  schlössen  die  Bewohner  von  Treviso  dem  Könige 
und  seinen  Qesandten  zu  Ehren  Waffenstillstand  mit  ihren 
Mitbürgern ;  welche  sich  wahrscheinlich  im  Gefolge  des  Con 
Cane  della  Scala  ausser  der  Stadt  befanden  und  erklärten,  das 
Castell  Conegliano  dem  Marschall  von  Steiermark,  Hertnid  von 
Wildon,  zur  Bewachung  zu  übergeben.  *  Auf  Betreiben  der  Ge- 
sandten fand  am  28.  I.  desselben  Jahres  die  Uebergabe  des 
Castells  an  Hertnid  statt.  ^ 

Die  Bestätigung  der  Stiftung  seiner  beiden  Nichten  Eis- 
beth  und  Margareth  von  1325,  19.  III.  (Anhang  26)  ist 
Hertnids  IV.  letzte  urkundlich  bezeugte  Handlung.  Noch  in 
demselben  Jahre  1325  ist  er  gestorben ;  denn  am  20.  XI.  1325, 
Wien,  wird  seines  Todes  in  einer  Urkunde  Herzog  Heinrichs 
von  Oesterreich  gedacht  und  ein  Satz ,  den  Hertnid  nebst 
Frau  und  Töchtern  bisher  inne  gehabt,  den  Brüdern  Albrecht 
und  Heinrich  von  Wildhausen  bestätigt.  ^     Der  Ausdruck  dei 


jurare  debeant  .  .  .  fideliUitem  ipsi  domino  Regi,  seu  Venerabili  .  .  , 
Episcopo  Laventino  ...  et  egre^io  Viro  Domino  Hertindo  de  Vtädania 
Marescalco  in  Sfiria  et  .  .  .  Magistro  Conrado  protonotario ,  Imperialii 
Aule  Naociis  et  legatis  eiasdem  domini  Kegis  recipientibus  pro  Ipso  .  . 
de  observando  et  attendendo  omnia  et  singula  alias  promissa  ... 
(p.  161):  7.  I  in  conspectu  .  .  .  Episcopi  Laventini  et  .  . .  Magistri  Conrad 
.  .  .  Protonotarius  (!)  ac  nobilis  viri  Domini  Heiidrici  de  Vaidonia  Mare- 
acalchi  Stirie,  Secretarii  prefati  Domini  Reg^s,  et  legatorum  ....  Selbst- 
verständlich ist  hier  und  in  den  folgenden  Anmerkungen  anstatt  ,Hen- 
dricus'  zu  lesen  ,Hertnidu8  de  Wildonia*. 

'  Verci  a.  a.  O.  Doc.  N.  DC(^CCXXI  (p.  167):  1319,  26.  I. .  .  ob  reveren 
tiam  .  .  Reg^s  et  legatorum  suorum  honorem  fiat  tregua  inter  extrinsecoi 
et  intrinsecos  Tervisinos  modis  .  .  .  infrascriptis  .  .  .  quod  dicta  tregiu 
fiat  et  duret  ...  ad  exitum  Mensis  Februarii  consig^ato  et  dato  prioi 
Castro  cum  fortiliciis  Coneclani  in  fortin,  et  virtute  nob.  viri  dorn  Hen 
drici  de  Vaidonia  Marescalchi  stirie  nomine  .  .  .  Regia  cum  monition« 
et  expensis  necessariis  pro  conservatione  et  custodia  dicti  castri  et  for 
tiliciarum  ipsarum,  quod  castrum  et  fortilicie  debeant  custodiri  per  dictun 
Marescalcura  et  gentes  .  .  .  Regis  .  .  .  usque   ad  .  .  .    exitus   Febroarü 

^  Verci  a.  a.  O.  (p.  169):  28.  I :  .  .  ad  requisitionem  .  .  .   legatomm  .  . 
Castrum  Coneclani  .  .  .  detur   et  consignetur  domino   Hendrico   de  Val 
doniüy  Marescalco  Stirie  .  .  .  nomine  .  .  .   Regis  usque  ad  finem  tregne 

3  H.-H.-8t.-A.  Or:  1325,  20.  XL,  Graz,  wir  heinrich  .  .  .  hercsog  ze  Oster 
reich  und  ze  styre  veriehen  offenlich  .  .  .  daz  wir  vnsem  getrewen  liebet 
Alhrechten  und  Heinrichen  gepruodern  den  WiUhauaern  den  sats  den  ¥ri 
und  vnser  pru^der  vnserm  getrewen  lieben  Hertneyden  wm  Wyldonu 
dem  got  genad^  Eftpsabeth  siner  hausvrowen  vnd  sinen  toechtem  getai 
haben  .  .  .  stet  haben  .  . 


285 

Urkunde  ,HertDeydeD  vod  Wyldonie  dem  got  genad^  lautet  so 
bestiinmt,  dass  dagegen  kein  Zweifel  aufkommen  kann,  Hert- 
oid  IV.  ist  20.  XL;  1325  schon  todt.  Wenn  er  nun  aber 
1326,  24.  II.,  Marburg,  in  einer  Urkunde  Hadmars  von  Valken- 
berg  als  Zeuge  fungirt,  ^  so  werden  wir  uns  dies  nur  so  er- 
klären können,  dass  die  in  Frage  stehende  Urkunde  bei  seinen 
Lebseiten  aufgesetzt  wurde,  indem  man  auf  ihn  bestimmt  als 
Zeugen  rechnete,  aber  erst  beim  Vollzuge  des  Kaufvertrages 
datirt  wurde,  als  Hertnid  bereits  todt  war.  An  einen  gleich- 
namigen Sohn  dürfen  wir  nicht  denken,  denn  nirgends  ist  uns 
eine  Spur  von  einem  solchen  überliefert;  auch  Hertnid  so  gut 
wie  sein  Bruder  Richer  hinterliess  nur  Töchter,  1325,  20.  XI. 
Vermählt  war  er  mit  einer  Elisabeth  unbekannter  Herkunft, 
die  1314  und  1325  erwähnt  wird,  ihren  Gemahl  also  überlebte. 
Ulrich  in.,  neben  dem  Vater  und  den  Geschwistern  schon 
1290, 1299,  1300,  1302  (S.  259,  Anm.  3.  Anhang  16,  17.  S.  271, 
Änm.  2.  S.  272,  Anm.  1)  ist  uns  fast  nur  durch  seine  Verhand- 
longen  in  Betreff  des  Verkaufes  ererbten  Gutes  bekannt.  Zwar  ver- 
schreibt er  1305, 9.  III.,  seiner  Gemahlin  Mechthild,  einer  Tochter 
des  Rudolf  von  Ras,  Waldstein  und  fünfzig  Mark  Einkommen  mit 
Einwilligung  seines  Bruders  Hertnid;  im  Falle  seines  Todes 
ohne  Leibeserben  soll  seine  Witwe  die  Burg  als  Pfand  be- 
balten für  dreihundert  Mark  Grazer  Währung,  wovon  hundert 
Mark  ihre  Morgengabe  sind,  und  dazu  zwölf  rittermässige 
Leute,  bis  Hertnid  oder  die  rechtmässigen  Erben  das  Pfand 
von  ihr  um  dreihundert  Mark  lösen ;  für  den  Fall  des  Bedarfes 
kann  sie  den  Erben  das  Pfand  auf  künden  und,  falls  dann 
binnen  Jahr  und  Tag  die  Lösung  nicht  erfolgt,  es  jedem  Be- 
liebigen um  denselben  Satz  hintangeben,  worauf  die  Verpflich- 
tung, dem  Hertnid  oder  den  Erben  das  Pfand  gegen  drei- 
bundert  Mark  auszufolgen,  auf  den  neuen  Besitzer  übergeht; 
die  rittermässigen  Leute  aber  sollen  in  allen  Fällen  der  Mech- 
tbild  dienen  bis  an  ihren  Tod  und  dann  an  die  Erben  fallen.  ^ 


^  Jo.  Arch.  Or.:  1326,  24.  II.,  Marbarg^.  Hadmar  von  Valkenberg^  ver- 
kauft an  Ulrich,  den  Sohn  Ulrichs  von  Wallsee,  zwei  Vesten  nra  500  Mark. 
U.  d.  Z.  Hertnid  von  Wildoni  .... 

*  N,-Bl.  2  (1862),  376,  n.  X :  1305,  9.  III. ...  Ich  Wftlreicb  von  Wildonie 
▼«rgihe  .  .  .  daz  ich  meiner  lieben  hausfrawen  vrawen  Mechthilten,  des 
•delen  mannes  tochter  herren  Bftdolfes  von  Ras  geben  han  nnd  gib 
Bi^in  haus  .  .  .  Waltesstaiu  und  daczfi  fl^nifczech  inarch  geltes  mit  .  .  . 


286 

Dieses  Versprechen  scheint  Ulrich  auch  seinem  Schwieger- 
vater,  Rudolf  von  Ras,  gemacht  zu  haben,  und  noch  vor  Ende 
des  Jahres  stellt  er  darüber  auch  seinem  Bruder  Hertnid  eine 
Urkunde  aus,  1305,  13.  XII.,  Qraz:  Hertnid  erhält  alle  jene 
Ansprüche,  die  Frau  Melchthild  auf  Waldstein  hat,  auf  dieset 
Gut  und  auch  auf  Weinberg,  ,als  ez  her  Vlreich  von  Walsec 
der  werde  hauptman  unt  truchsaetz  ze  Steir  innen  gehabi 
hat^  (?).  Zur  Verrichtung  dieses  Qeschäftes  setzt  sich  Ulricl 
Ostern  des  Jahres  1306  als  Termin ;  wenn  das  nicht  geschieht, 
so  soll  sich  Hertnid  an  Weinberg  halten  und  an  die  ftlnf 
hundert  Mark,  die  Ulrich  von  Wallssee  dem  Ulrich  von  Wildou 
noch  zu  zahlen  hat;  eben  diese  fünfhundert  Mark  sollen  an 
£rbe  und  Out  gelegt  werden  und  dürfen  an  Niemand  ver- 
pfändet werden,  wenn  sie  nicht  früher  dem  Bruder  angeboten 
werden. '  Aus  dem  Wortlaute  der  in  der  Mitte  verstümmelten 
und  bei  dem  Mangel  anderer  Documente  etwas  dunklen  ü^ 
künde  scheint  hervorzugehen,  dass  Ulrich  von  Wilden  ohne 
Rücksicht  auf  jene  Verschreibung  an  seine  Frau  von  1305, 
9.  IIL,  im  Docember  bereits  einen  Kaufvertrag  wegen  Wald- 
stein  mit  Ulrich  von  Wallsee  abgeschlossen   hatte,    dass   abei 

g^ten  willen  meines  prfider  Hertneides  mit  .  .  g^elubden,  .  .  .  so  idi 
nicht  erben  gewnnne  .  .  .,  flo  wer  das  .  .  haus  .  .  .  ir  satz  flir  dren* 
hundert  march  silbors  Greczer  gewegens;  des  selben  Silbers  sint  ii 
morgengabe  hundert  march  silbers  und  czwelf  mensch  reitermezig-er  leut« 

mit  meinem  insigel   und  da  czft  noch  mit  vier  insigelen,  der  isl 

ainez  meines  prflder  des  oftgenanten  Hertneides,  etc. 
»  N.Bl.  2  (1852)  376,  n.  XI:  1305,  13.  XII.,  Graz.  Ich  Vlreich  von  Wil- 
dony  vergihe  .  .  .  daz  ich  meinem  lieben  pn\der  Hertneiden  von  Wil« 
dony,  marschalch  in  Steir  eilen  di  gelubde  di  meiner  housvrowen  .  .  , 
Mechtilden  vnd  meinem  swaeher  .  .  .  Rftdolffen  von  Ras  geschehen  sint 
vmb  Waldstain  daz  hous  .  .  .,  daz  ich  im  di  vernenwen  sol,  unt  sol  d; 
saelben  recht  mein  pn*ider  auf  Weinwerch  haben  .  .  .,  als  ez  her  Vlreiol 
von  Walsse  .  .  .  innen  gehabt  hat,  unt  sol  ich  daz  verrihten  Ewiscben 
hinnen  unt  ostercn;  taet  ich  des  niht,  so  sol  ...  mein  .  .  .  pr&de*^ 
Hertneid  auf  Weinwerch  haben  unt  auf  den  fumf  hundert  marchen  silbers 
di  m!r  der  egenandte  her  Vlreich  von  Walsse  noch  gaeldten  sol ,  di  sol 
er  mir  nimer  geben  noch  antwurten  oder  (ich)  (Lücke)  laist  meinen: 
prAder  di  vorverschriben  gelubde  .  .  .  auch  han  ich  im  .  .  .  ^elnbdt 
daz  ich  die  fumf  hundert  march  silbers  an  erb  unt  auch  an  gult  nacl 
seinem  radt  legen  sol,  unt  lob  >im  anch,  ob  ich  di  saelben  .  .  .  ver 
chumberen  oder  an  werden  wolt,  der  sol  ich  nieman  gtmnen  noch  eoma^ 
ze  vromder  hant  verchnmberen  oder  ich  n^>t  und  peuts  meinem  pmder  c 
an,  ob  er  si  werven  mit  mir  mag  oder  wil.  Siegler  und  Zeugen. 


287 

der  KaufschilliDg  Doch  nicht  völlig  erlegl  war.  Diesem  Gebahren 
des  Bruders    gegenüber    scheint    Hertnid   sich   das  Vorkaufs- 
recht auf  das  zweite  grosse  Besitzthum  des  Bruders;  auf  Wein- 
^^7  g^ichert  zu  haben.     Und    in    der  That    bestätigt    schon 
vier  Tage  nach    der  Ausstellung   der    besprochenen    Verschrei- 
bung  Ulrich   von  Wildon   dem    Ulrich   von   Wallsee    den  En- 
pfang  von  524  Mark  Silbers  für  den  Verkauf  von  Waldstein.  ^ 
So   ist    1305    auch    das    zweite    Familiengut    in    fremde 
Bäode  übei^egangen.    Und  schon  1308,  15.  III. ^  wandert  das 
ciritte  Gut,  Weinberg,  dem  bekannten  Weg  in  die  Hände  der 
«afstrebenden    Wallsee,    welche    durch    kluge    Benützung   der 
Gonst  der  Fürsten  und  der  Bedrängniss  des  herabgekommenen 
XjUidadela  zu  hohem  Ansehen  und  fabelhaftem  Reichthum  sich 
erhoben.  Diessmal  handeln  beide  Brüder  im  Einverständnisse, 
ixdem   sie  Weinberg,   Haus,   licute   und  Gut   mit   sammt  dem 
Gerichte  bei  Weinberg  um  dreihundert  Mark  Wiener  Gewichtes 
SLü  Ulrich  von  Wallsee  verkaufen.^    Ulrich  zählt  in  seiner  Ur- 
konde  alle  die  Eigenleutc,  die  er  abtritt,  sammt  ihren  Abgaben 
auf,  sowie  die  Lehen  und  die  Leute,    die  Ulrich  von  Wallsee 
Kiurückgekaaft    hat.     Aus   dem    Wortlaute    der   Urkunde    ,mit 
allem  dem  reht  vnd  ich  vnd  mine  vorderen  ez  her  haben  braht' 


'N.-Bl.   2   (1852),    256,    n.   XII:    1305,    17.   XII.,   Graz.     Ich  Vlreich  von 
Wildonj  vergib  .  .  daz  m'u  h  .  .   her  Vlreich   von  Walsee  an   dem  gftte 
des  chonäes  se  Waltstayn  mit  rechter  raytung  verrichtet  hat  fumf  hun- 
dert march  and  vier  und  /waynzich  march  nilbers. 
Mj.-B.  O.-Oest  IV.,  582:  1308,  15.  IIT.,  Graz.  Ich  Vlreich  von  Wildonie 
vergehe  .  .  .  daz  ich  mit  mincs  br^der  Hmrtnides  gutem  willen  vnd  nach 
sinem  rate  vnd  auch  mit  aller  vnser  beder  erben  gutem  willen  han  ver- 
ebanfet  .  .  .   minem   vrivnde  von   Walt«e   herm    Vlriche   .  .  .   Winberch 
daz  hons   vn^  Hute  vnd    ^ut  .  .  .   mit  samt  dem   gerihte   bt  Winberch, 
daz    sich    anvaht  ze    Laubekke    vnd    wider    windet   auf    der  Gaenaeser 
pnxkken,  mit  aller  der  manschaft,  die  ich  vnd   mine   vordem   her  haben 
braht  in  dem  Genacsetal  vnd  auch  liute  vnd  gut  vnd  manschaft,    als  si 
liemach  gescbriben  ist  .  .  .   vm  driv  hundert  march  silbers  Wiennisches 
^ewihtes  .  .  (Folgen  26  benannte  Eigenleute  und  ihre  Sätze)  .  .  .  Auch 
liat  der  vorgenante    her  Vlreich   von  Waltse   widerchaufet   daz   gut   vnd 
clie  manschaft,  div  hernach  gescbriben  ist  (folgen  8  benannte  Lebensleute 
Und  die  Orte,   wo   die   Lehen   liegen)  ....   mit   minem    iusigcl  vnd  mit 
•   .  inines   bmder   insigele    Hoertnides   vnd    mit    miner    swester    insigele 
^filsbeten  .  .  .  gezinge  grave  Virich  von  Phannoberch,  her  Friderich  vnd 
lisr  Heinrich  br^dere  von  Stnbenberch,   her   Hiortnit   von  Pottowe,    her 
Otts  vnd  her  Rudolf  die  br^dore  von  Lichtenatcinp  etc. 


288 

geht  hervor,  dass  Weinberg  schon  im  Besitze  der  Vorfahre: 
Ulrichs  gewesen  (obwohl  dieses  bedeutenden  Besitzes  niemal 
Erwähnung  geschehen)  und  somit  die  letzte  Handhabe  zu 
Deutung  jener  räthselhaften  Stelle  in  der  Urkunde  von  ISCK 
13.  XII.,  jWeinwerch  .  .  als  ez  her  Vlreich  von  Walsse  .  . 
innen  gehapt  hat',  dass  etwa  Weinberg  gegen  Waldstein  vo! 
den  Wallseern  an  die  Wildoner  erst  vertauscht  und  späte 
zurückgekauft  worden  sei,  uns  benommen  ist.  Ulrich  lebt 
noch  1314  (Anhang  25),  seine  Gemahlin  Mechthild  (ISOf 
S.  285,  Anm.  2)  wird  1341,  6.  XII.,  als  Witwe  noch  erw&hnt 
sie  verkauft  einen  landesflirstlichen  Lehenhof  zu  Wilden  a 
Heinrich  von  Wildhausen.  ^ 

Ulrich  scheint  kinderlos  gestorben  zu  sein;  da  auch  Herl 
nids  III.  Tochter,  Elsbeth,  1290,  1299,  1302  bei  ihrem  Vate 
(S.  259,  Anm.  3.  Anhang  16, 17.  S.  271,  Anm.  2.  S.  272,  Anm.  1] 
1308  bei  ihrem  Bruder  Hertnid  IV.  (S.  287,  Anm.  2)  erwÄhnl 
unvermählt  gestorben  zu  sein  scheint,  so  ist  wie  Herrands  II. 
so  auch  Hertnids  III.  Stamm  in  der  Generation  der  Enkel  au 
Mangel  an  männlichen  Erben  erloschen. 

Die  Erbämter  der  beiden  Linien,  Truchsessen-  un< 
Marschallamt,  gingen  auf  andere  Familien  über,  so  letzteree 
nach  des  Abtes  von  Victring  Bericht,  auf  die  Herren  voi 
Pettau.  Joann.  Victor,  zum  Jahre  1322  (1317,  Böhmer  I,  391 
Anm.  2) :  marscalcatus  Styriae  deficientibus  nobilibus  viris  d 
Wildonia,  qui  ad  hunc  fuerant  hereditati,  ad  virum  prudenten 
strenuumque  nobilem  Herdegenum  de  Petovia  congruo  recom 
pense  precio  et  favoris  principum  amminiculo  est  translatuB  e 
in  suos  posteros  est  transplantatus^  In  zwei  Umständen  wider 
spricht  diese  Nachricht  dem  urkundlichen  Sachverhalte,  näm 
lieh  in  der  Angabe  des  Jahres,  denn  1325,  19.  JH.,  Urkunde 
ja  Hertnid  IV.  als  Marschall,  und  dann  kann  der  Ausdrucl 
,hereditati*  nicht  als  gut  gewählt  bezeichnet  werden,  denn  vo 
dem  Jahre  1277  kennen  wir  keinen  urkundlich  beglaubigte) 
Marschall  aus  dem  Hause  Wildon.  Ueberhaupt  haben  nur  zwe 


»  H..H.-St.-A.  Or:  1341,  6.  XII.,  Wien.  Wir  Albrecht  .  .  .  hertEog  i 
Osterreich  ze  Steyr  vnd  ze  Chernden  tnon  chvnt,  .  .  .  daz  vns  die  erbe 
Mechthilt  Virichs  seHgen  wittibe  von  Wildony  aynen  hof  ze  Wildoo^ 
gelegen,  der  von  vns  ir  lehen  ist,  ....  aufgesant  hat  .  .  .  vnd  hat  ynt 
gebetten  daz  wir  den  verlihen  vnserm  getrewen  Huinrich  dem  Wilthnsei 
der  in  von  ir  chouft  biet,  daz  liaben  wir  getan  etc.  .  .  . 


289 

ll^doner,   Hertnid  III.    und  der   IV.   dieses   Amt    bekleidet. 
Wobl  aber  war  das  Truchsessenamt  in  der  älteren  Linie  erb- 
lich; schon  Herrand  I.  bekleidet  es   (S.  191,  Anm.  4),   ferner 
«ein  Enkel   Herrand  IL  (S.   244)   sowie  des   Letzteren  Sohn, 
Ulrich  IL  (S.  277,    Anm.  2).     Die  obige  Bemerkung  Johanns 
von  Victring    mag   in   späteren    Darstellungen   zur   Rücküber- 
tragang   des    Marschallstitels    auf   ältere    Wildoner,    nament- 
lich auf  Herrand  L,   der   man   ab   und   zu  begegnet  (S.    189, 
-Anm.  1  und  S.  191,  Anm.  4),  Anlass  gegeben  haben. 

Noch  lange  nach   dem   Aussterben  des  Geschlechtes  be- 
gegnet der  Namen  desselben  in    Urkunden,    die  auf  den  ehe- 
naligen   Besitz    desselben  Bezug    nehmen.     So   verleiht   1337, 
14.  IX.,  Erzbischof  Friedrich  von   Salzburg   dem   Neustift  zu 
Friesach  einen  Weingarten  zu  Marburg,    ,der  weilen  des  Wil- 
donier  gewesen   ist^  *    1351,  18.  L,    Graz,    theilt  Ulrich    von 
^allsee,  Hauptmann  in  Steier,  mit  seinem  Bruder  Vesten  und 
C3öter;  da  befinden  sich  nun  im  Besitze  der  Wallseer  Ruckers- 
l>urg,  Krems,  Stainz,  Wildon,  Gleichenberg,  Waldstain,  Uebel- 
bach,  lauter  ehemals  wildonsche  Besitzungen^  aus  den  Worten 
yWir  haben  ouch  getailt,   als  ez  von  alter  her  chomen  ist  und 
•li  ez  mein   vater   seliger    herpracht  hat',    geht   hervor,    dass 
schon  Ulrich  der  Aeltere   in  den  Besitz    des   grössten  Theiles 
des    ehemaligen    wildonschen    Gutes    durch   Kauf    oder   Ver- 
pftndung  gekommen  war.  2  Während  die  Wallseer  die  grösseren 


'  N.-Bl.   1,  313:  1337,  14.  IX.  .  .  .  Friderich  erzbincholf  ze  Salczburch 

'N.-BL  II.  (18Ö2),  316,  n.  lU:  1351,  18.  I.,  Graz.  ,Vlreich  von  Waise, 
theilt  mit  Beinern  Binder  ,Fridrcich  äj  vier  vest  Ruekempürch  und 
Ckrtm»  an  ain  tail,  dar  zu  der  satz  genauen  ist  Staenncz  nnd  anf  dem 
Oesnaitt  .  .  .  Vnd  von  Wildony  von  dem  satz  vier  und  zwainczig  march 
drei  Schilling  f&mf  nnd  zwainczig  phenning  von  dem   gericht  ....  von 

der  Togtaj So  ist  an  den  andern  tail  goiiallen  Oleichenperg  und 

WaiUlain  vnd   Vbelpach   der  Satz  ....  Ist  maim    prüder  Fridreichen 

•  .  .  xe  tail    genallen    Ri1ckorsp{\rch    und    Chrems  mit  der  Pakk  .... 

die  dHrfer,    die  ...  zu  Rfickerspfirch   gehtirent  .  ,  .,  des  ersten  Wein- 

pcrg,  nider  Maensenraeut ,    Schützenhof,   Polindorf,  Altenmarcht,  Staer- 

cseopaeh,  Lempach,  Neustift,  dacz  Walkrestorf  ain  hof  Nerzclpacb,  Peun- 

Sn^ben,    Gnjebs,  Vresaw,    Synebelchiriclien ,    Eglcinstorf,    Predmanstorf, 

Öckattaw,  Rötenpach  auf  dem  perglein,  obern  Nytscbaw,  nider  Nytschaw, 

'^^er  Graasaw,  obern  Grassaw,  Ernwisen,  mitter   Flsednitz,   obern  Flied- 

'wt»»  Zwontieschen,  Polan,  Takarn,   Engschalchstorf ,   dacz  Geczenpfichel 

•öl  hof,  und  ein  mftl  dacz  Dwang  und  daz   Lantgoricht  von   Weinperg, 

•'•o  daz  daz  alles  gehört  mit  allen   nficzen  gegen  Rfickerspfirch  .... 

^^hi^.  Bd.  LIX.  I.  Hilfte.  19 


290 

Güter  an  sich  brachten^  folgten  die  benachbarten  Wildhause 
den  Wildonern  im  Besitze  kleinerer  Lehen  nach;  schon  1321 
und  1341  (S.  284,  Anm.  3.  S.  288,  Anm.  1)  haben  wir  die  Brüde 
Albrecht  und  Heinrich  als  Erben  Hertnids  IV.  und  der  Mech 
thild  kennen  gelernt;  1362,  29.  IV.,  Wien,  erwähnt  Herzoj 
Rudolf  in  einer  Belehnungsurkunde  der  Dörfer  Sichendorf  un< 
Qoriczen  sowie  vier  Hüben  in  Prybigoy,  ,deren  l^henschaft  voi 
dem  Wildonier  selic  an  vns  chomen  ist  vnd  derselben  Ißhen 
Schaft  sich  Hainrich  der  Wilthouser  ze  vnreht  angenomen  hat^ 
Wie  rasch  manches  Besitzthum  den  Herrn  wechselte,  zeig 
eine  Urkunde  des  Herzogs  Albrecht  IH.  von  1375,  11,  III. 
Wien,  über  den  Satz  der  Veste  Mährenberg,  der  ,von  weile 
den  von  Wildoni,  den  von  Pettau,  und  den  von  Waise  voi 
erbes  und  gab  wegen'  an  Graf  Yban  von  Pernstain  und  Haoj 
von  Tybeyn  übergegangen  war.  ^ 

Noch  erübrigt  jene  Linie  der  Wildonier,  die  durch  Ver 
mählung  Leutolds  II.  mit  der  Erbtochter  von  Diernstein  ge 
gründet  wurde,  zu  verfolgen. 

In  den  Jahren  1292,  1294,  1297  und  1298  wird  nebei 
Hertnid  HI.  ein  Leutold  von  Wildon  oder  von  Tymstein  er 
wähnt,  dreimal  ausdrücklich  als  dessen  Vetter  bezeichnet,  1292 
1297  und  1298  (Anhang  7,  12,  14)  und  zwar  das  einema 
als  Wildoner,  zweimal  als  Diernsteiner.    Da  nun  der  1277  al 


So  ist  mir  .  .  .    Vlreichen  .  .  .    her   wider  geaallen    Gleichenperg   am 

e 

Waltstain  die  zwo  vest  .  .  .  sampt  dem  Satz  dacz  Vbelpach  ...  ao  sin 
daz  di  dSrfer  .  .  .  di  mir  z&  Gleichenperg  .  .  geuallen  siot  und  di  da 
z&  gehörent,  des  ersten  Gleichenperg,  Wergantstorf,  Gesell,  Ladweigs 
torf,  Mayerdorf,  Peterstorf,  Gnaest,  Perleinstorf,  Hasenpach,  Awrspacl 
Lfibichendorf,  Rizzilach,  Merchcndorf,  Jaegerberch,  Haselpach  und  ai: 
hueb  dacz  Taegnestorf,  Janichendorf  ain  hueb.  So  sint  di  dörfer  .  . 
von  Rükersp&rch  von  dem  u(r)bar  genomen  und  sint  ze  Gleichenper 
gegeben  .  .  .  Des  ersten  Rabaw,  Chrügstorf,  Ebergerstorf,  Leiitoltstor 
Oberwincbe],  Grueb,  Schirlingaw,  und  ain  mfil  dacz  Gnaest  und  zwe 
aekcher,  Schephendorf  und  das  Lantgericht  in  dem  Gnaestal  und  Gan 
litz  mit  sampt  dem  richter  recht  dacz  Vogan  und  dacz  Strazz  und  hi 
disehalb  der  Tra  gehurent  ze  Gleichenperig  Welchaw,  Paschkendorf  an 
zwo  hueb  dacz  Gotschach  .  .  .  mit  alle  den  und  dar  zae  gehört  sn  de 
.  .  .  vier  vesten,  als  ez  von  alter  herchomen  ist  und  als  es  mein  vatc 
seliger  herpracht  liat  etc. 

»  Jo.  Arch.  Or.  Urk:  1362,  29.  IV.  Herzog  Rudolf  von  Oesterreich  .  .  . 

2  Melly,   Vaterland.    Urk.,   Heft   1,    8.   56,   N.   80:    1376,   11.   IIL,    Wiei 
Herzog  Albreoht  von  Oesterreich. 


291 

todt  erwähnte  Bruder  Hertnids,  Leutold  von  Diernstein,  Söhne 
Itttte  (S.  257,  Anm.  1),  so  dürfen  wir  den  Leutold  von  Wildon 
oder  von  Diernstein,  der  1287  bis  1301  urkundlich  erscheint, 
sich  1288  und  1301  beide  Namen  beilegt  und  das  wildonsche 
Wappen,  gering  modificirt,  im  Siegel  führt;  ^  als  Sohn  Leu- 
tolds  II.  ansehen. 

Leutold  IIL  ist  uns  zunächst  durch  eine  Reihe  von  Ver- 
handlungen mit  Stift  S.  Lambrecht  bekannt,  1287,  2.  VI.,  durch 
eine  Schenkung  mit  Einwilligung  seiner  Gemahlin  Elisabeth,'^ 
1288,  13.  Vn.,  durch  eine  Verzichtleistung  (Anhang  4),  1290, 
19.  IV.  (Anhang  5)  und  25.  XII., '*  durch  Vergleiche,  1294, 
31.  XII.,  indem  er  einem  Diener  Turolt  einen  Tausch  mit 
&  Lambrecht  gestattet  (Anhang  9). 

Warum  er  1292  (S.  266,  Anm.  1)  das  salzburgische  Lehen 
un  Neuhaus  in  Wildon  verlor  oder  besser,  wie  er  dazu  ge- 
kommen, entzieht  sich  der  Erklärung.  Von  sonstigen  Privat- 
beriehungen  wäre  noch  der  Verkauf  der  Vogtei  über  Marein 
n  Neumarkt    an   den    Bischof    Heinrich    von    Lavant    1293, 


•  Beck-W.  in  Centr.-Comm.  1872,  CCXV»  hat  Fig.  12,  Leutolds  Sigill  aus 
lieben  Urkunden  des  Wiener  St.-Arch.  und  des  (irazer  Jo.  Arch.  von 
1290  —  99  abgebildet.  Dasselbe  zeigt  da«?  Seeblatt  der  Wildoner  im  auf- 
rechten Schilde  mit  der  Spitze  nach  abwärts,  die  mit  dem  Schildrande 
nuammcnläuft;  die  Legende  lautet:  S.  Liutoldi  .  de  .  Wildunia  .  f.  Das- 
selbe Sigill  trägt  auch  die  wegen  der  Familiennachrichten  so  wichtige 
Urkunde  von  1301,  28.  I.  Leutolds  Siegel  steht  am  nächsten  dem  klei- 
nereo  Sigill  Hertnids  III.  (F.  9  bei  Beck-W.),  Seeblatt  mit  aufrechter 
Spitze  im  dreieckigen  aufrechten  Schilde,  Legende:  S.  Hartnidi  .  de  . 
Wildonia  .  f  . 

'  Jo.  Arch.  C.  1304:  1287,  2.  VI  ...  .  Leutold  von  Wildon  und  Elisabeth 
Beine  Hansfrau  schenken  einen  Eigenmaun  Heinrich  von  Haberschrecke 
mnt  dessen  Familie  als  Zinshörige  an  die  Kirche  zu  Hove  (Mariahof 
bei  Nenmarkt)  .  .  .  nos  Leutholdus  de  Wildr>nia  et  vxnr  nostra  FJyzn 
^Hh  Uberiqne  nottri  .  .  .  nobis  propriotato  ac  hominio  obligatos,  Hainrlcum 
ttrtorem  in  Novo  foro  prope  Grazlab  uocatum  Haberschreke,  ujEorem 
Miam  Gertmdim  et  filios  et  filias,  si  quos  vel  si  quas   habent,    uel  sunt 

kabitari  .  .  .  ecclesie  sancte  Marie   in   Houe   donauimus Testes 

.  .  .  Domestici  sancti  Lamberti  .  .  .  Acta  sunt  hec  ....  Domino  Otto 
de  Wel  professo  monasterii  sancti  Lamberti  regente  ac  providente  in 
HoQe  ecclesie  nee  non  plebi.  Der  Schlusssatz  der  Urkunde  erklärt  aus- 
drücklich die  Beziehung  auf  8.  Lambrecht;  s.  Much.  C,    31. 

'  Beck-W.  in  Centr.-Comm.  1872,  CCXV»'  :  1290,  25.  XII.,  üuldeinsdorf. 
leutold  von  Dirnstein  entsagt  Hechten  an  die  Kirche  S.  Jakob  bei 
IHemstein. 

19* 


292 

8.  Vn,  *  ein  Vergleich  in  einem  Vogteistreite  wegen  seckauiscIiL 
Güter    mit    dem   Probate    von   Werde,    1294,    10.  I.    (S. 
Anm.  1),  und  seine  Zeugenschaft  für  Hertnid  III.  von  Wild 
1297  (Anhang  12)  zu  erwähnen. 

Leutold  III.    war  zweimal  vermählt;  zuerst  mit  Elisabe'fc.li, 
Tochter  Konrad  Eisenpeutels,  1287  (S.  291,   Anm.  2)  und  ncftit 
Margaretha  unbekannter  Herkunft,  1301.  Im  Jahre  1301  leb^ 
als  Kinder  aus    der  ersten  Ehe:    Konrad,   Leutold,    Heinrii 
Jute;  als  Kinder  zweiter  Ehe:  Turse  und  Hertneid. 

Von  1298  bis  1301  reichen  Verhandlungen  über  Taus« 
Pfandschaft  und  endlichen  Verkauf  des  Diernstein'schen  Stam 
gutes,  1298,   10.  X.  .  .  .  schliesst  Leutold  mit  König  Albrec^ '^^ 
einen  Tauschvertrag  um  Diernstein  gegen  Arnvels.  Eine  Claur^*^ 


dieses   Vertrages   von   der    eventuellen   Aufzahlung  König 
brechts    oder    von    Rechtsansprüchen,    die    etwa    Jemand 
Arnvels  haben  könnte,  scheint  die  Ausführung  des  Tauschv^^ 
träges    verzögert  oder  ganz  vereitelt   zu   haben   (Anhang   14- 
auch  ein  Verwandter  legte  sich  ins  Mittel,  denn  am  4.  V.  12^ 
Judenburg,    verpflichtet    sich    Leutold    gegen    seinen     Ohei 
Friedrich  von  Stubenberg  (S.  270,  Anm.  2)  das  Haus  zu  Diei 
stein  nicht   ohne    dessen   Einwilligung   und  jedenfalls  nur  ih 
zu  verkaufen  (Anhang  15). 

Aber  dieses  Versprechen  nützte  dem  Stubenberg^er  nicht^^ 
denn  noch  1299,  24.  X.,  Wien,  führt  Leutold  die  Unterhan«^' 
lung  mit  dem  Landesfürsten,  und  zwar  mit  Herzog  Rudolf  IIT-^ 
der    seit    1299     den     habsburgischen    Lehenbesitz     verwaltete 


i 


•  K.  Tangl,  Reihe  der  Bischöfe  von  Lavant  p.  92:  1293,  8.  VII.,  FriesacL 
Leutold  von  Dymstein  verkauft  dem  Bischöfe  Heinrich  die  Advocatie 
über  S.  Maria  in  Graslup  (S.  Mnrein  bei  Neuinarkt),  über  Güter  in  Widern, 
in  S.  Georgen  nnd  in  Poleins  bei  Scheufling,  wofür  er  jährlich  zwei 
Mark  Friesacher  Denare  bozopr,  nm  eilf  Mark  Wiener  Gewicht.  U.  d.  Z. 

Piljjrinus   de   Dyrnstain  ...     C.    1441   de«   Jo.   Arch.    nach 

einer  Abschrift  (ex  chartnlac.  S.  Andreae)  im  Arch.  des  hist.  Vereines 
in  Kärnthen,  lautet:  ,/^e77oldus  de  Dfirnstein  . .  .  aduocatiam  ecclesie  sancte 
Marie  vulf^o  in  Marein  et  predia  eiusdem  ad  sanctnm  georginm  et  Sanctnm 
Leonarduni  in  der  Pülla  prope  Schevvflingf,  de  quibus  .  .  ,  michi  dne 
marce  denarioruni  Frisacensiuni  singulis  annis  solvebantur,  .  .  .  vendidi 
et  dedi  .  .  .  Heinriro  episcopo  Lavantino  pro  undecim  marcis  argenti 
Viennensis  ponderis  otc.  Tangl  hat  offenbar  richtig  gelesen,  die  Abschrift 
des  Klajrenfurter  Archivs  boruht  aber  auf  einem  Lesefehler  und  die  Ur- 
kunde gehört  unscTt^m    Leutold. 


293 

(KxojL  2,  21),   weiter:    vod    einem   Tausche  gegen  Arnvels  ist 
nicht  mehr  die  Rede^  sondern  Leutold  hat  dem  Herzog  einfach 
sem  Lehen  zum  Kaufe  angeboten,  da  er  demselben  eine  Summe 
von  vierzig  Mark  löthigen  Silbers  Wiener  Gewichts  schuldet; 
die  Modalitäten  des  Kaufes  sollen  Ulrich  von  Wallsee,  Haupt- 
mann in  Steier,  und  Alber  Stuchs  von  Trautmannsdoi*f,  Land- 
richter,   bestimmen J    1301,   28.   L,    Wien,    wird   der   Kauf  in 
«Her  Form   vollzogen;    Herzog   Rudolf  gibt  vierhundert  Mark 
löthigen    Silbers   Wiener   Gewicht    und    dreiundfünfzig    Pfund 
Pfenninge  in  Urbar  (Zins  von  Grundstücken),    wofür  er  Leu- 
tolden  und  seiner  Familie  hundert  Pfund  und  achtunddreissig 
Pfimd  auf  der  Mauth  zu  Ybbs  und  in  der  Gegend  zu  Persen- 
1>6iig  setzt.   Zweihundert  Mark  Silbers  bestimmt  Leutold  seinen 
Kindern  erster  Ehe,  die  mit  dem  Verkaufe  von  Dierustein  nicht 
eioyerstanden  gewesen  zu  sein  scheinen.  '^ 

*  H.-H.-8t.-A.  Or:   1299,  24.  X.,  Wien.  Ich  Liutolt  von  van  (!)   Dyernstoin 

Tergih  .  .  .  daz  ich  minem  herren    dorn   herczogfc  Rudolf  von   Oesterich 

Und  von  Steierin  min  piirch  Dierustain,  di  ich  von  im  zclehen  han  .... 

ingenailt  han  ze  chouffen  .  .  .  wan  ich  von  min  dürften  in  g^ülti  geuallen 

bin,  so  hat  min  herre  der  herzog  sin   genad   an   mir   getan  vnd  hat  mir 

^lihen  vierczich  march  Silbers  loetiges  vnd   wienner  gewicht«,   also   ist 

daz  mio  herre  mit  mir  chovffit,  ...  so  sol    or   mir   daz  selbe   silber   an 

der  ersten  wemnge  ab  slabin  ....  des  sulen  mit  mir  lohen  vnd  sweren 

min  pnrgraven  ze  Diornstein  .  .  .  Mit  1   Sigill. 

*  H.-H.-St.-A.  Or:  1301,  28.  I.,  Wien.  Ich  Liutolt  der  Wildonier  von  Dirn- 

■tain  vergihe  ....  daz  ich  mit  meiner  hausvrowen  vern  Margreten  vnd 

mit  meiner  chinde  Tursen  vnd  Hertneides  gvtem   willen   vnd   gnnst  ver- 

chavfl  hau  vnserm  herren  herzogen  Rudolfen  von  Osterreich  vnsers  reliten 

Lehens  des  wir  von  im  gehapt  haben  daz  vorgenant  havs  Dinistain  .... 

^mb   vier    Hundert   march   lotigcs   silhers   wienncr   gewichtes,    vnd    vmb 

Drev  vnd   fivnfzicli    phvnt   wienner  phenningc    geltes    in    vrbar.    da   fvr 

irnser   herre   der   herzöge    gesatz    hat   mir   vnd    meiner  havsvrowen  .  .  . 

vnd  vnsern  chinden  ....  seiner  rehten  gulte    Ilvudert   pfvnt  vnd   zwai 

min  Yierzich  pfvnt  wienner  phenninge  geltes.  Auf  der  mavte  ze  Ibis  vnd 

fivnfzehen  phvnt  wionner  phenninge  geltes   in   vrbar  in   der   gegende  ze 

Persenpivge  ze  rehter  satzvnge.   Des  vorgonanton  silhers  schafich  Livtolt 

xwai  hvndert  march  lotiges  silhers  w  .  g  .  .  nach  meinem  todo  ze  gcbcne 

meinen  chinden  Chvnraden,  Livtolden,    Hainrichen   vnd   Jcvton,   die   ich 

tum  bei  meiner  eren  havsvrowen  vern   £lzbeteu  hem   Chvnrades  tohtcr 

des  Ysenpeutels ,   swani\e  daz  ist ,    daz  sie   vnserm  herren  dem  herzogen 

beitaetigent  den  chauf  ....  vnd   eo   niht.   vnd   die   weile   sie   des    niht 

cntynt,  so  sol   vnser   herre   der   Herzoge   die   vorgenanten    zwai    hvndert 

mtrch  Silbers  inne  haben   also  lange   vntz   daz   sie  .  .  .  daz  .  .  .  gentz- 

]idi«n  bestaetigen.   vnd   swaz   des    übrigen  ist,  daz  sol  man  alles  geben 


?.*4 

Mit  •iit:ätMn  BLiatvcrtnuTf:;  üt  auch  der  Diernsteini« 
Zweur  der  Wlltlija^^r  ioi$sr^i«>äC  vom  heimatlichen  Boden;  nt 
ein*^r  Quelle  voq  iw^^irVükifcem  Werthe  lassen  sich  die  leti 
Auäläater  «iifs  (.f*^äo:iitH:hce«  in  Niederösterreich  noch  bis  ge( 
Hndt*  des   14.  Jaiirti-inderts  vertol^n.  * 


iiii'iuer   !iau:«vr*.  vvoa   ▼«ini   marrnfttfn mit  hem  Livioldes  Ini 

vou  Chvnrin:r?n  •  •  ■  Xlc  fc  pnchtroUen  Siegeln:  1.  S.  Livtoldi  .  < 
Wüiii^niA  T.  :!.  :>.  Levvldi  .  Je  .  C  .  rnring  .  snmmi .  pinceme  .  mvstri 
l>:is  £r«ciieia«u  Leufr'Iii»  ie»  Kaeoiinge»  in  einer  Wildon-DierosteiiMc 
rrkurniv  .%hi  l^fit^  i»t  -eiue:!  -ier  b«»teu  Argumente  gegen  dieaafS.  S 
Atttii.  t  bifk.iinpr^  AniHrtLuion;;:  vi^n  der  IdentitSt  der  Kaenringer  i 
l^vru5U'uior  LeuCi'Ia»*.  £:w:k(  abweichend  davon  heisst  es  in  der  Beil 
«K*  Co.K\  MS.  j.  MIT  'X13Z,  pr.^fiui.  394)  der  k.  k.  HofbibL  sn  W: 
rhiuot.  Rtüibcbr.  wr  '<.  k.  HorbibL  1. 145:  item  eodem  anno  ( 1  SOI)  kha 
herv>£••^:  ICitiioi-f  vnu  Leusuiden  dem  Wildonier  von  Türmstain  daa  haiuf 
Türu^Ukiu  vuib  >•«  !u.&rkh  '  l^fenmo^  galt  im  vrbar  vnnd  YerBciure 
iuic  tufc  .liueiir  jocs  aücserweil  miS  der  mantt  zae  Ybs  140  pM  Wie 
^*K*tiiiiu^  *  i^x'ltst  \ud  13  prd  G«It»  V.  im  vrbar  der  gegent  sue  Boienbc 
'  tUuthalcn»  Kecvoä^u^  l:pi«;3L-^aeaL  arckivi  Campililienais  Tom.  II  (18 
(».  :^S.<  t.  brüi^  iiiiti  Xnidid  l'rknnden,  aas  denen  hervorgeht,  c 
Lcuu>Ui.<(  lU.  Ssme  er««er  lüb^  -.und  vielleicht  auch  die  zweiter  Ehe] 
d\'r  (!c<vttd  von  KIo<»Cvr  LilieniVId.  am  Wilhelmsbarg  (zwischen  8.  Po! 
und  l.tlirttK'Ur  uud  Uradi^ü:.  begütert  and  wohl  aach  angesessen  wai 
^ti.t  /itsi^iutucutix'd'cu  v:<*r  N^imea  nuicht  die  Identität  höchst  wi 
-»v'lu'mlu'h  Uili  itr^'^rwutak:.  Chnnrat  von  Tiemstein  suo  et  irmti 
^uoruiu  l.oucv*tdi  .Ati^iK'  Heti'jrioi  nomine  fatetur  damna  .  .  .  inqne  & 
|viiviiu>iu'tr.  k'\>Ukvdtr  t'.vMs  \*^r  tiindum  quendam  sunm  Wilhelmspi 
t\>ji.Hxitii  uKiruir.t^ao  diu-fiuil  prv^  manitioue  oppidi.  1315  idem  et  a 
Jcut»  as^ciiticucibu!«  !:lüt  ^lu  Jouta.  tixore  Dietrici  Ladendorfer,  1 
iVatrx'  !«tu*  l.vi^ti'ld''  .(t^iuo  vi'-jruAto  suo  Chunrado  Eisenpentel  de  Oa 
bmvh  \oiuiutu  ii*tü<  r^dditii»  .  .  .  iu  Wilhalmspurch  ....  1330.  Chol 
v«Mi  V.  i'\fqu;tur  lo:::nruw  piiiir.  ot  sati^fecit  pro  expcnsis  funeris  vx 
<«uAo  KIs^H^t  .  ,  .  i;tuic  K't^ravit  .  .  .  reditus  .  .  de  .  .  .  mansis 
Pi otttrist  iuvtü  Woi<5ei'.burvli.  l.'wiö  S.  Jakobstag.  Marquart  Tllrs 
Tioriistoiit  ot  u\«'r  Act-os  venduut  nobi?  .  .  .  ccnsns  in  Wilhamspt 
tosto  iMuuirado  do  Tierenstein  ivgnato.  Derselbe  Tflrs  erschemt  o 
l.'tTti,  ICtTT  ^Ividotrale  aU  iudex  curiae^  iL  1387;  seine  Zagehörig" 
zum  («c5ohloohte  erweist  da.«  Siegel  von  1387  mit  anfrechtem  £ 
blatt  im  Kittersohild,  darüber  der  von  einem  Rate  bedeckte  H« 
S.  Marcuanli  .  do  .  7'ierii^tain.  Noch  andere  bis  zum  Ende  des  15.  J 
liunderts  mit  Namen  anc^'tülirte  Tiernsteiner  entziehen  sich  jeder  "^ 
muthnn{;  über  ihi\»  Stellung  in  der  Genealogie. 

Die    Kra^^e    über   Tiernsteiner    iu    Oestcrreich   und    in   Steieira 
muss    ich    überhaupt    n«>eb   aU   «>tTen   betrachten.     Ks   könnte  ja 
Ankuüptuug   der    lüer    angeführten    Diernstciner    an   die    Wildoner 


295 

Nach  der  gemeinen  Anschauung  ^  hat  das  glänzende  Qe- 
seUecht  der  Wildoner  auch  der  Kirche  einen  Fürsten  gegeben ; 
Hertnid,  Bischof  von  Gurk  von  1283  (nach  19.  VII.),  bis 
1298,  28.  XL  (Potth.,  Suppl.  p.  326),  war  nach  den  Ann. 
Ö.  Rudperti  (MG.  9,  808)  ein  Wildoner:  ,1283  .  .  .  dominus 
Eaertnidus  de  Wildonia  plebanus  in  pels,  ecclesiae  Gurcensi 
praeficitur^  pro  ,de  Wildonia*  in  Cod.  1.  corr.  ,OflFenberch*. 

Derselbe  Hertnid,  aber  ohne  einen  Geschlechtsnamen,  ist 
ak  Pfarrer  in  Pols  und  Archidiacon  Eärnthens^  von  1271  bis 


iteierischen  Diemsteiner  ein  Znfall  spielen,  wären  nicht  die  Wappen  da. 
Und  anderseits  erscheint  1251,  1277,  1279  in  Kaenringer  Urkunden  bei 
Fräst  F.  E.  A.  11.  3,  223  f.,  Uanthaler  recensus  II.,  283  ein  Otto  de 
Ttemstein,  das  zweite  Mal  mit  einem  Sohne  Kourad,  der  dann  für  1323 
zugleich  mit  Kuenriugern  bei  Fräst  F.  R.  A.  II.  3,  621  bezeugt  ist;  und 
die  Wappen  auf  den  Siegeln  Ottos  von  1276,  Konrads  von  1270  weisen 
wiederum  das  wildonsche  Seeblatt  auf.  Denkbar  wäre  da  folgender 
Stanmbaum : 

Otto  v.  Tiemstein 

1251—1279 
(1317  und  1322,  Much.  6,  211.  225) 


Chanrad 

Leutold 

Heinrich 

1277—1330? 

1312.   1315 

1312 

0.  I.  Jeuta    II.  Elspet 

1315            t  1330 

?  Chonrad  1355. 

*  Mach.  Reg.  Bd.  u.  d.  W.  Wildon  bietet  ,l{artuid,  Pfarrer  zu  Pols,  Archi- 
diacon von  Kämthen,  Probst  zu  S.  Virgil  zu  Friesach,  Bischof  zu  Gurk'. 
Bergm.,  Anz.-Bl.  95,  2  hielt  Hertnid  (IV.),  den  Sohn  des  Marschalls, 
ftr  den  Bischof  von  Gurk. 

^  Mach.  3,  241  bezeichnet  Hertnid  schon  von  1269  augefangen  als  Pfarrer 
in  PöU.  Die  erste  bestimmte  Urkunde  ist  aber  erst  von  1271,  30.  XI., 
Fonsdorf,  datirt :  Ulrich  und  Otto  von  Liechtenstein  f.  Erzbischof  Friedrich 
von  Salzburg;  daselbst  erwähnt  ,patruus  noster,  archidiaconus  Karinthiae, 
plebanus  in  Pels*.'  Beck-W.,  Mitth.  19,  210  A.  17.  Nur  diese  beiden 
Titel  führt  Hertnid  in  den  folgenden  Urkunden:  1272,  22.  I.,  S.  Lam- 
brecht  (Jo.  Arch.  C.  975),  1277,  1.  X.,  Admont  (F.  R.  A.  II.,  31,  365), 
1281,  9.  VI.,  Admont  (W.,  Adm.  2,  135).  Dass  er  noch  1283,  als  er 
Bischof  wurde,  Pfarrer  in  Pols  war,  zeigen  Ann.  S.  Rudperti  in  MG. 
9,  808  zum  Jahre  1283.  Die  Würde  eines  Frohstes  zu  S.  Virgil  ob 
Priesach,  die  ihm  Muchar  beilegt,  scheint  er  nicht  bekleidet  zu  haben; 
Mach.  5,  425  stüUt  sich  auf  eine  Admonter  Urkunde  von  1279,  27.  III. 


296 

1281  urkundlich  zu  belegen,  dann  als  Bischof  von  Gturk  v( 
1284  bis  1298,  21.  UI. ' 

Aus  allen  diesen  Urkunden  ergibt  sich  nichts  für  seil 
Zugehörigkeit  zum  Wildon'schen  Geschlechte  Wäre  er  ab 
sicher  ein  Wildoner,  dann  dürfte  man  seine  Ernennung  su 
Bischofc;  welche  nach  Muchar  Aui'sehen  erregte,  im  Jahre  121 
mit  den  Verdiensten  seines  Hauses  um  die  Gründung  der  hab 
burgischen  Herrschaft  in  Steiermark  —  1282,  27.  XII.,  h 
König  Rudolf  seine  Söhne  belehnt  —  in  Verbindung  setzen. 

Allein  eben  diese  Annahme  scheint  ein  Irrthum  zu  sei 
freilich  so  alt  als  seine  Quelle,  die  beste  Handschrift  der  An 
S.  Rudperti. :  Identität  zwischen  dem  Pfarrer  von  Pols  d 
Jahre  1271  bis  1281  und  dem  Bischof  von  1283  wird  sich  nie 
läugnen  lassen ;  diesen  ersteren  aber  bezeichnen  Ulrich  II.  ui 
Otto  II.  von  Liechtenstein  als  ihren  Vatersbruder  1271,  al 
als  Bruder  Ulrichs  I.  des  Sängers,  er  selbst  rechnet  sich  diese 
Geschlechte  zu  durch  sein  Siegel.'^  Neben  diesem  nicht  : 
unterschätzenden  Zeugnisse  gewinnt  die  L.  A.  der  Handschrift 
der  Ann.  S.  Rudperti  erhöhte  Bedeutung,  denn  ,Offenbei 
führen  steirische  Liechtensteine  als  Prädicat,  so  gleich  Ulrichs 
Bruder  Dietmar,  z.  B.  M.,  Bab.  Reg.  176,  124. 


des  Chunradus  de  Veuchtwauc,  comtnendator  ordinü  teutonicorum,  welc 
die  Ordensbrüder  bezeugen,  und  unter  diesen  erscheint  aach  ,Harto 
Prubst  zu  Virgil  in  Friesacb.  Die  Identität  der  Personen  kann  diu 
die  KufäUige  Gleiehbeit  der  Namen  uicbt  bewiesen  werden. 

I  1284.  Contin  Wicbardi  de  Polheini  (MG.  0,  812)  .  .  dorn  Ilertnido 
1284,  9.  XL,  Perugia  (H.-II.-St.-A.  Or.  vgl.  S.  276,  Auin.4)  .  .  venerab; 
frater  noster  llartindus  episcopus  Gurceusis  .  .,  1284,  12.  XII.,  W: 
(F.  R.  A.  IL,  31.  422)  .  .  Haertnit  wisbof  von  Gurkke  .  .,  1286,  11. 
(Much.  G,  39),  128G,  1.  IX.,  S.  Egydi  (Mittb.  5,  21G),  Hartnldu«  e 
scopus  Gurcensis,  1286,  21.  X.,  Judeuburg  (Licbn.,  llabsb.  I.,  Anha 
N.  XII.)  .  .  Pischolf  Hertnid  von  Gurchk  .  .,  1288,  Nov.  (Mach.  6,  4 
die  bekannte  gegen  Heinrich  von  Admont  gerichtete  Salzbiirg^r  Syno 
1292,  20.  ni.,  Friesach  (Much.  6,  87),  PiOo,  28.  IX.,  Völkermarkt  ( 
Arch.  C.  1493*),  1298  (21.  III.),  (D.  Öt.  2,  90,  Seiz.  29)  .  .  liortni« 
episcopus  Gurcensis  .  . 

^  Bock-W.  in  Mitth.  19  ,8tammtafel  der  steierischen  Liechtensteine'  fQ 
als  Ulrichs  I.  Bruder  auf:  ,Hartnid,  1271  Archid.  Kariuth.  sup.  Pha 
in  Pols,  später  (1279 — 1281)  Probst  am  8.  Virgilieuberge  zu  Friesac 
Ebd.  S.  210,  A.  17  bemerkt  derselbe  /.ur  Urkunde  von  1271 :  ,Legende  i 
Siegel  ergeben,  dass  dieser  Oheim  Uartnid  geheissen  und  dem  Geschlecl 
Liechtenstein  augehört  habe,  ein  Bruder  des  Sängers'. 


297 

Da  somit  Hertnid,  der  Bischof  von  Gurk,  durch  zwei 
Zeugnisse  dem  Geschlechte  der  Liechtensteine  zugesprochen 
vird  und  in  der  Genealogie  desselben  einen  urkundlich  festge- 
stellten Platz  einnimmt;  während  er  dem  gegenüberstehenden 
Zeugnisse  zufolge  in  der  Geschlechtstafel  der  Wildoner  nii^end 
notergebracht  werden  kann,  so  möchte  ich  denselben  fUr  einen 
Liechtensteiner  halten.  Hiemit  ist  freilich  der  Ursprung  der 
alten  Notiz  nicht  erklärt. 


ANHANG. 

1. 

1277,  1.  Xn.,  Graz. 

fltrtnid  von  Wüdonia,   Marschall  in  Steyer,  verspricht,   auf  gegebene  Be- 
^iuigmgtn  hin,  sich  mit  dem  Erzbischof e  von  Salzburg  über  die  demselben 

angethanen  Schäden  zu  vergleichen, 

Ego  Hertnidus  de  Wildonia,  marschalcus  Styrie,   presen- 
tibu8  meis    litteris   recognosco,    quod  ad   informacionem   Sere- 
nissimi domini  mei  Rudolii  Romanorum   regis    semper   augusti 
promisi   fide  data,    quam    uice   prestiti    sacramenti   ad   manus 
^enerabilis  patris  domini  Johannis  Chymensis  ecclesie  episcopi, 
quod  quicquid  ^    ego  et  homines   et  servitores   mei   hoc   anno 
cecepimus  vel   dampni  fecimus   in    bonis   et   prediis   reverendi 
pfttris  et  domini  Friderici  venerabilis  archiepiscopi  Salzburgen sis 
^fttisfaciam  pro  posse  meo  domino  Lupoide    uicedomino    archi- 
episcopi supradicti  vel  amicabiliter  cum  ipso  componam   infra 
octauam  Epiphanie  domini  proximo  venture,    ita   tarnen    quod 
uicedominus  supradictus  me  vel  nuncium  meum,  quem  sibi  ad 
ooc  specialiter   designabo,    instruet   de    quantitate  dampnorum 
per  me  vel  meos  homines  predicto   domino   archiepiscopo  illa- 
^m,    quod   si   in    toto   non  satisfecero   infra   terminum    con- 
stitutum^   de    illo   quod    supererit   ad    soluendum   sub    prestitc 
superius  fidei  sponsionem  promisi    parere  et  stare   mandatis  et 
Pwie  domini   archiepiscopi    supradicti,     qui    dominus    archi- 
^piBcopus  Echardum  de  Tanne,  ministerialem  suum  non  iuuabit 
^utra  iusticiam   in  meum   preiudicium   et   grauamen   in    que- 
•^one  bonorum  dictorum  in    der  Seiich ,    sed  quicquit  domino 

'  <Pücqiua  Hs. 


I 

[ 


298 

meo  regi  predicto  conueDiens  et  racionabile  uisam  faerit,  hc  ">^ 
faciet  dominus  archiepiscopus  in  causa  predicta.  Ego  et  bo 
dicta  domini  archicpiscopi;  de  quibus  nie  intromiseram,  dimii 
libera  et  soluta,  nee  ea  de  cetero  occupabo.  Huius  rei 
sunt:  dominus  Chunradus  de  Himperch,  scriba  Styrie  canon^B=ii 
cus  Patauiensis,  Albertus  de  Hornech,  Ch.  Grabener,  milite 
Volchemarus  de  Grez,  Th.  dictus  Riuerer,  reeipientc  predic 
Chymonsi  episcopo  de  predictis  omnibus  seruandis  fideli 
fidom  meam  in  domo  Volchemari  predicti.  Datum  et  actum 
Grez  anno  domini  M.*"  C.C.°.  Ixxvij^.  Kalendis  Decembris. 


Or.-Pg.  des  k.  k.  H.-H.-St-A.  mit  einem  verletzten  Siegel  (=  Beck-'^ 
Fig.  7). 

2. 
1285,  22.  XI.,  Seckau. 

Ilertnid  von    Wildon,  Marschall  von    SteyeTy  genehmigt  in   Vereinh 
mit  dem  Frohste  Ortolf  und  dem  Convente  von  Seckau,  dessen    OfficiaU, 
Wulfing  von   Prenninge,  Heirat  mit  seiner  Hörigen   Gerdrude,  des  Emsr 
von  Mautemdorf  Tochter,  unter  genannten  Bedingungen, 

No vorint  universi  presencium  inspectores,  tarn  presentes 
quam  postcri,  ad  quos  pervenerit   presens   scriptum ,    quod  n 
Hertnidus    de   Wildona,    marschalcus   Stirye   fauorem    plana 
adhibuimus  et  consensum,    quod   Wulfingus   officialis  de  Pren 
ninge,  iure   proprietatis    pertinens   ad   ecclesiam  Seccoviensem 
liabito  communi  cousilio  inter  venerabilcm  patrem  et  domin 
Ortolfum    prcpositum    prefate    ecclesie    et   suum   capitulum    e: 
parte  vna  et  nos  ex  parte  altera,  cum  domina  Gerdrudi,    fili 
Krnesti    de  Muterdorf  ad  uos  et  heredes  nostros  iure  proprie* — 
tatJH  pertinente   niatrimonium    consummauit,    hiis  conditionibu^ 
iiiUsrjcietis,    si    predictus  Wulfingus   et   uxor    sua   domina   Ger— 
rlnidiH  heredes  procreaverint,    equaliter   inter  predictam  eccle^ 
hiaiii  et  nos  vel  nostros  heredes  secundum    approbatam    terrae 
<:ofibV<iliidiiiem    dividantur,    quod   si   heredum    impar    numerus 
iii^'.i'Mj    pur    numerus    equaliter    dividatur,    quod    si    maaculu» 
buiii^fiiit;  v(!l  si  solus  masculus  fuerit  procreatus,    inter  ipsum» 
<:t  aliqaaiii  puiillam   ad  nos   vcl   nostros  heredes   iure   proprie^ 
tatib    |ierlifi(iiiten)    matrimonium    contrahatur,    si    vero    imparm 
iiuijK^ro  h<in'.(luni  predictorum  femina  super  fuerit^  vel  ex  ipsi» 
.:'/la  ii'Mx'wm  Uutni  procroata  cum  vno  seruorum  predicte  ecclesie 
liialiiiiioiiiuiii    contraliatur y     itii    ut    eorum     heredes    tanqua 


299 

principalium  personarum  commuDiter  dividantUF;  vt  similis 
dioisio  tarn  inter  heredes  nepotum  quam  proDepotum  ac  om- 
oimn  ab  ipais  descendencium  habeatur.  Ne  autein  super  hoc 
predicte  ecclesie  aut  nobis  vel  nostris  heredibus  in  posterum 
aliqaod  dubium  sev  dissensioDis  materia  suscitetur,  presens 
scriptum  duximus  nostri  sigilli  munimine  roborandum.  Sunt 
antem  huius  facti  testes :  Willehalmus  decanus,  Vlricus  H5zen- 
pilbariuB;  ChraftO;  Chunradus,  Ekkarius,  domini  et  canonici 
ecclesie  Seccoviensis.  Dominus  Ditmarus  de  Geula,  domini 
de  Stretwich  Ditmarus  et  Hainricus,  Hainricus  Prüschinch, 
SeidmannuS;  Hainricus  de  Prenning,  et  alii  quam  plures.  Acta 
sunt  hec  Seccovie  anno  domini  CIO^  cc^  Ixxx  quinto ,  in  die 
sanete  Cecilie. 

Or.-Pg.  des  Jo.  Arch.  mit  einem  Murschaüssiegel  =  Beck-W.    Fig.  8. 

3. 

1286,  L  n  .  .  .  . 

Gobbrief  von  Htrtnid    von    Wildonie    auf  S^ifrid    von    Chranckperg  um 

das   Gericht  zu  Ruzzendorf, 

Ich  Hertnid  von  Wildonie,  marschalc  von  Styre  tun  chunt 
dien  den  die  disen  brief  ansehent,  oder  horent  lesen,  daz  ich 
nüt  gvetem  willen ,  minem  lieben  vrevnde  herem  Sifrid  von 
Chranchperch,  durch  rehte  liebe,  vnde  durch  vreuntschaft,  ge- 
geben han  daz  gerihte  zv  Ruzzendorf,  mit  allem  rehte,  vnd 
ich  es  von  minem  herren  dem  herzogen  gehabet  han !  Des  sint 
gezeuge  min  herre  Bischolf,  Levpolt  von  Seccowe,  der  Herman 
▼on  Chranchperch,  merkel  von  Smielenburg,  Jacob  der  Schriber, 
Sifrid  der  Schriber,  vnd  ander  biderbe  levte  die  bi  diser  rede 
gewesen  sint.  Daz  aber  disev  stete  blibo,  vnd  vnvurwandelot 
10  han  ich  im  disen  brief  gegeben,  bestetiget  mit  minem  in- 
gesi^l.  Dber  brief  ist  gegeben  von  Christes  geburt  Tausent 
Uir,  zwai  hundert  iar,  in  dem  sehsten  iar,  vnd  ahzig  iar,  an 
ttnier  vrowen  abent  dev  Liechtmesse. 

Or.-Pg.  des  k.  k.  II.-H.-St.-A. ;  das  Fragment  des  Sigilles  und  die 
W*ode  stimmen  genau  zu  dem  von  Beck-W,  S.  CCXV.  besprochenen  und 
^-  8  abgebildeten  Sig^II :  stcier.  Panther  und  Legende :  ,S.  Hartnidi  .  de  . 
^Qdonia .  marschalci .  stirio*. 


300 


4. 
1288,  13.  Vn.,  Neumarkt. 

TAutold  von  Diemslein  oder  Wildon  erklärt,  von  der  Vogtei  über  gewiut 
durch  das  Kloster  Sanct  Lambrecht  von  dem  Capitel  zu   Gurk  erworbene 

Güter  abstehen  zu  wollen. 

Ego  Livtoldus  de  Dirnstein  vel  de  Wildonie  profiteor 
universis  tenore  presencium  declarando,  quia  impetente  me  con- 
ventu  ccclesie  sancti  Lamberti  in  Karinthia  Salpurgensis  (sie) 
diocesis  pro  quadam  aduocacia;  quam  michi  vendicaveram  in 
aliquibus  bonis  ipsius  ecclesie,  per  eam  a  Gurzensi  ecclesia 
pro  aliis  commutatis,  quarum  possessionum  nominacio  tacetur 
propter  diffusum  et  varium  suum  situm.  Prehabita  igitur  accione 
coram  curiis  et  placitis  contra  mc  multiplicitcr  agitata,  demum 
utrisque  partibus  spontaneus  et  diffinitiuus  decidende  litis 
nostre  est  terminus  constitus,  vbi  dum  conueniremus  de  am- 
barum  voluntate  parcium  in  viros  nobiles  et  discretos  tocius 
materiam  dissensionis  compromisimus ,  quos  ad  hoc  arbitros 
vnanimj  assensu  duximus  eligendoS;  super  quos  virum  proba- 
tum  videlicet  dominum  Ottonem  de  Liechtenstein  camerarium 
Styrie  equali  parcium  desidcrio  mcdiatorem  posuimus  et  arbi- 
trai'ium  principalem.  Igitur  iuxta  arbitratorum  consilium  et 
sentenciam  predictorum,  compunctus  etiam  conscientia  propria 
rcmordentC;  noiens  immo  in  meos  tuntum  crimen  deriuarj  filios 
ac  heredes.  Ego  prefatus  Livtoldus  in  conspectu  omnium  inibi 
existencium  pro  eo,  quod  dictus  conventus  perpctratas  mihi 
kac  pai*te  iniurias  indulgeret,  memoratam  advocaciam  resignaui, 
ad  manus  domini  Friderici,  venerabilis  abbatis  ecclesie  supra- 
dicte  renuncians  siue  cuiuslibet  doli  et  scrupulose  inuolucro 
questiouis  pro  me  cunctisquc  meis  heredibus  omni  juri,  quod 
nobis  in  eadem  advocacia  aliqualiter  compctere  videbatur,  jta 
videlicet  quod  decetero  per  me  vel  michi  attincntes  nunquam 
hominibus  aut  rebus  aduocacie  prelibate  molestia  aliqua  in- 
feratur,  sive  sit  in  peticionibus,  exaccionibus  pabuli,  pullorum, 
emolumentis  quibuslicet,  vecturis  et  aliis  diurnis  laboribus  vel 
nocturnis,  remotis  etiam  ut  sie  dicam  singulis  maioribus  et 
iiiinutis^  que  ipsos  in  toto  sive  in  parte  potcrunt  conturbare, 
quocunque  nomine  censeantur.  Si  vcro  ego  L.  vel  aliquis  ex 
meis  hanc  ullo  casu  transgressi  fuerimus  paccionem,  tunc  de 
eisdem  grauaminibus  dicto    monastcrio   teneor  satisfacere  inte- 


301 

graliter  infra  proximos  dies  quatuordecim ,  quando  per  domi- 
oom  abbaten)  ibidem  et  conuentum  fuero  requisitus,  quod  si 
per  me  non  extiterit  ad  impletum,  ex  tunc  memorate  ecclesie 
ad  solacionem  quinquaginta  marcarum  argenti  legalis  cognoscar 
Mtrictas  et  firmiter  obligatus.  Sciendum  etiam  quod  ex  parte 
sepe  dicte  ecclesie  fuerunt  arbitrj  dominus  Helwicus  de  sancta 
Maria  et  dominus  Otto  Piswich,  ex  parte  autem  mea  dominus 
Heinricus  de  Silberberch  et  Chonradus  de  Chirchperch  arbi- 
trarij  extiterunt.  Ut  ei^o  secundum  rectitudinis  normam  hoc 
factum  ratum  et  inuiolabile  perpetuo  perseueret,  presentes 
litteras  super  eo  editas  conscribi  decreuj  et  appensione  sigil- 
lonun  ministerialium  nobilium  Styrie  et  Karinthie,  scilicet 
domini  Ottonis  de  Liechtenstein,  camerarij  Styrie,  nee  non 
domini  Offonis  de  Tevffenpach,  domini  Heinrici,  domini  Wi- 
chardj  fratrum  de  Silberberch,  domini  Reimberti  de  Olankke 
et  sigilli  proprij  iussi  fideliter  communirj  vt  etiam  maiorem 
per  tempora  sortiretur  vigorem  feci  testes  qui  aderant  subnotari 
qni  sunt  hij :  dominus  Eberhardus  de  Mötnitz,  dominus  Chon- 
radus Zober,  dominus  Reicherus  Ramlaer,  dominus  Fridericus 
de  Haslah,  GStfridus  de  Silberberch ,  Chono  de  TeuflFenbach, 
Heinricus  de  Mumparis,  Heinricus  filius  domini  Helwicj,  do- 
nunus  Otto  de  Schachen,  Ditmarus  Piswich,  Gfitfridus  de 
Enstal,  Ulricus  Zober  et  plures  alij  fide  digni.  Actum  et  datum 
in  Nouo  foro  anno  domini  Millesimo  Ducentesimo  octagesimo 
octavo,  tercio  idus  Julij. 

Or.-Pg.  des  Stifts- Arch.  zu  S.  Lambrecht,  mit  einem  hän^nden  Siegel 
=*  Beck-W.  Fig.  12.    Jo.  Arch.  C.  1342. 

5. 
1290,  19.  IV.,  Lassnitz. 

^^oU  van  Diemsiein    verghicht   sich   mit    dem  Stiße   Sanct  Lambrecht 

um  geiüisse  nicht  benannte  Zwiste. 

Ego  Leutoldus  de  Diemstein  profiteor  uniuersis  tenore 
presencium  manifestans,  quia  cum  venerabilis  in  Christo  pater 
dominus  Fridericus  abbas  monasterii  sancti  Lamberti  in  Ka- 
'^thia  aduersum  me  diuersas  moueret  queremonias  coram  iudi- 
^0  generali,  pro  se  et  ecclesia  sua  varia  contra  me  grauamina 
«legando,  ^o  inquam  demum  sano  ductus  consilio  ex  hujus- 
JOodi  actionibus    grande    mihi    tiraens    dispendium    procrearj, 


302 

interuentu    amicorum    meorum    honestorum  j    videlicet    domini 
Ottonis   de   Lichtenstein   et  domini    Chonradj   Eisenpevtel   d^ 
Chogel  Boceri  mei  dilecti,  sopitis  querimoniis  supradictis  ipsio» 
domini  abbatis  gratiam  impetraui  talibus  condicionibuB  et  pro— 
missionibus  intervallis^  scilicet  quod  eidem  domino  abbati  pro- 
misi  fide  data  vice  prestiti  iuramenti,  quod  ego  et  omnes  mihi 
attinentes,    nos  a   suis  teneamur  lesionibus   penitus   continero 
jta  ut  ipse  et  ecclesia  sua  et  omnes  sibi  attinentes  per  me  vel 
meos  nunquam  in  rebus  siue  personis^  in  magno  seu  in  modicc^ 
decetero  debeant  molestari,   si  autem  hoc  aliquo  casa  per  mei 
ucl  ad  me  speetantes  fuerit  violatum,  ex  tunc  idem  dampnaoi. 
quodcunque  fuerit,  predicto  domino  abbati  et  sue  ecclesie  iaxtiu 
arbritrium   domini    Ottonis    de   Lichtenstein    antedicti    et    virE 
discreti,  quem  ipse  dominus  O.  ad  hoc  duxerit  eligendum,  in^ 
tegraliter  teneor  compensare  infra  dies  quatuordecim,  postqaaim 
per  prefatum   dominum   abbatem   admonitus    fuero  de    eodem* 
Si  vero  memoratus  dominus  Otto  tunc  quod  absit   morte   for— 
sitan  perventus  haberi  non  posset,   filius  suus   Otto   assumpto 
sibj  viro  ydoneo  dictam  sequestracionem  loco  patris  diffinicion» 
legitima  prosequatur.    Si  vero  predictis  arbitratoribus  tamquans. 
contumax   et  rebellis   in   hac   parte  recusauero   consentire    adL 
luendam   irritati   penam,    ciuitatem   Jvdenborch   statim    intrar^ 
sum  iirmiter  obligatus,    sine  licentia   prelibati  domini    abbati» 
nuUatenus  cxiturus.    In  cuius  rei  testimonium  presentes  littera» 
super  hoc  confectas  scribi  decreui    et   sigillorum    videlicet  do- 
mini Heinrici    abbatis   Admontensis   capitanej  et  scribe  Styrie 
et  domini  Ottonis  de  Lichtenstein   prefati,   nee  non  et  domini 
Clionradi    Eisenpevtel    predicti    et    mei    proprii    dignum    duxi 
muniniine    roborarj.      Actum    et    datum   in    Laznicz  anno    do* 
mini  Millesimo  .  ducentesimo  .  nonagesimo  .  terciodecimo  Ka- 
lend.  Maij« 

Or.-Pgr.  <^oj«  Stift5-Arch.  /n  S.  I^mlirocht,  Jo.  Arch.  C.  1369». 

6. 

Circa  1290 

lifrtnid  »^m  WiUionia^   ^far^tchilU  m  SlHrr^  gibt  ptgen  Gewäkrung  emer 

GrahstiUfe  für    nich     vnd    imtrr     Vorbehalt    dff    lelten^änglichen    Nuii- 

pmvjtifff^   (iem    Kloftrr   Rrun   rinr   Muraifff  avf  rfrr  Alpe  Gösamich, 

In  n<>mino  sanoto  ot  indiuiduo  trinitatis  amen!    QuoDiam 
laudabile  ot  studio  rolis^ioso  oonuenions  esse  dinoscitur,  celestia 


303 

terreoiB  appetere  conpendiis  et  ex  rebus  transitoriis  mansura 
temper  lacra  mercari  beatitudinis  seinpiteme :  expropter  noue- 
lint  vniaersi  subiectam  paginam  inspectui*i,  quod  ego  Hert- 
mdus  de  Wildonia  marschalcua  Stirie  diuina  instructus  gratia 
•pe  felicitatb  future  participande  monasterio  sancte  MARIE 
virginis  in  Runa  fratribus  que  ibidem  deo  famulantibus  vacca- 
riciam  in  alpibus  Gosarnich  sitam  mille  solventem  caseos  me- 
que  iure  hereditario  contingentem  tradidi  et  delegaui  de  con> 
leosa  ac  voluntate  vnanimi  liberorum  meorum  datisque  dextris 
eonrndem,  scilicet  Reichen^  Hertnidi  et  Ulrici^  ita  dumtaxat 
«t  memoratos  caseos  de  vaccaricia  eadem  recipere  debeam 
eisdemqae  frui  tempore  vite  mee.  Sane  post  obitum  meum 
lepe&ta  vaccaricia  in  vsus  cedet  fratrum  Runensium  cum  om- 
flibos  suis  vtilitatibus  iure  perpetuo  possidenda,  hoc  pacto 
Dichilominus  intercluso  ut  vbicumque  locorum  debitum  vniuerse 
camis  exsoluero,  iidem  me  fratres  recipere  debeant  propriis 
in  expensis  suoque  in  cimiterio  tradere  ecclesiastice  sepulture. 
Porro  ut  hoc  ipsum  commodius  efficere  valeant  dicti  fratres 
prelibati  iilii  mei  ipsis  fratribus  in  expensis  succurrere  tene- 
bantur.  In  huius  rei  testimonium  presentem  litteram  conscribi 
feci  meique  sigilli  munimine  communiri  vna  cum  testibus  sub- 
Dotatis  quorum  nomina  sunt  hcc. 

Or.-Pg.  des  Stifts-Arch.  zu  Reun,  mit  einem  häug^enden  Siegel. 

7. 
1292,  18.  IX.,  S.  Veit. 

CÄtiinU  KrtbUchof  %)<m   Sabiburgy   päbstUcJier  Legat ^  verleVtt  dem  Hert- 
^  von   Wüdony,  Marschall   in  Steiermark ,    das   Neuhaus   zu   Wildony 
^  Ijthenf  auch  geloht  er  y    sich   ohne    dessen  Roth  und    Willen  mit  dem 
Herzoge  Albrecht  voti    Oesterreich  nicht  ausgleichen  zu  wollen. 

Wir  Chvnrat  von  gotes  gnaden  erzbischof  ze  salzburch 
^  vnd  legat  des  stules  ze  Rome  —  veriehen  an  disem  brief 
^  tvn  chvnt  allen  den  di  in  sehent  oder  h6rent  lesen,  daz 
^r  dem  edeln  mann  herm  Her(t)neit  von  wildony  —  mar- 
Bchalch  des  landes  ze  steyr  —  durch  sinen  willigen  dienst  den 
^  vnserm  gotshouse  ofte  getan  hat  —  vnd  noh  tftt  —  daz 
"^^hovs  ze  wildony  —  daz  vns  —  vnd  vnserm  gotshouse  — 
▼ob  henn  Leutold  von  wildony  —  sinem  vetern  —  ledieh  warden 
^  —  verlihen  haben  mit  allem  dem  reht  —  vnd  wir  ez  ver- 


304 

leihen  mochten  —  vnd  sin  onch  derselben  lehenschaft  — 
gwern  also  —  swaz  in  von  reht  oder  von  gwalte  dar  vmb 
wurd  gerent  —  des  svln  wir  im  beholfen  sin  —  als  verre 
mf gen  —  waer  aber  daz  im  daz  hous  —  oder  vns  dev  Lehe  "■^* 
Schaft  mit  reht  —  oder  mit  gewalte  wfird  anbehabt  —  d«  ^^^ 
suln  wir  vnd  vnser  gotshous  —  gegen  herm  Hertneit  nie  ^^* 
engelten  —  vnd  sin  im  dar  vmb  an  nichtev  gebunden  —  vn  '"^  " 
swev  er  vns  —  oder  vnser  gotshous  dar  vmb  m&cht 
sprechen  —  wir  geloben  im  ouch  —  als  wir  im  e  gelo" 
haben  —  daz  wir  vns  niht  verebenen  noch  versiechten 
dem  hertzogen  Albreht  von  Osterrich  —  an  sinen  rat  — 
an  sinen  willen  —  vnd  daz  daz  also  staet  vnd  vnczebrocht 
beleihe  —  geben  wir  im  disen  brief  versigelt  —  mit  vnser.::^" 
insigel  —  der  ist  gegeben  ze  sant  veyt  in  Chaernden  — 
von  christes  gehörte  warn  tousent  —  zweihvndert  iar  in  dei 
andern  vnd  nevnczgistem  iar  —  an  dem  nächsten  pfincztag 
nach  sant  lamprehtes  tag. 

Or.-Pg".  des  k.  k.  H.-H.-St.-A.  mit  einem  grossen  erzbischöflichen  Sigi 


8. 
1294,  22.  XL,  Brück. 

Herzog  Älbrecht  von  Oesterreich  beurkundet,  dass  ihm  Ilerlnid  von  Wii- 
dony  das  Haus  zu  Wildony  um  das  Haus  zu  Ihanswald  und  500  Mari 
Silbers    verkauft  habe,    und    die    beiderseitigen    Gülten    nach    Schätzung 

beglichen  werden  tfollen» 

Wir  Albrecht  von  gotes  gnaden  herczog  von  Osterich 
und  von  Steyr  herre  von  Chrayn  van  der  March  vnd  van 
Portenau  veriehen  .  .  .  daz  vnser  getriwer  der  erber  dienstman 
Hertnid  van  Wildony  vns  sein  hous  ze  Wildony,  daz  er  van 
vns  ze  lehen  het,  verkauft  .  .  .  hat  mit  dem  Lantgericht  .  .  . 
mit  seinen  gvtleichen  willen  vnd  mit  vorvardachten  mvt  vnd 
haben    wir    im    da   wider   .  .  .   gegeben   fvnf  hvndert   march 

Silbers  vnd  daz  hovs  ze  Ibanswald  ze  rehtem   lehen 

Ez  ist  ouch  gesaczt  an  Ditinaren  van  Streitwich,  an  Hain- 
riehen  Cliolben,  an  Chunraten  van  dem  Graben  vnd  an  March- 
harten  den  Hager,  daz  die  vier  .  .  .  baeidenthalben  di  gvlt 
.  .  .  nach  irem  triwen  ahten  ....  Ouch  svlen  wir  den  selben 
Hertniden  ze  rechtem  lehen  geben  dreizich  march   geltes  zwi- 


305 

leben  Voastricz  vnd  in  dem  gericht  ze  Levben  vnd  sol  man 
im  di  an  den  fumf hundert  march  silbers  abslahen  nach  rat .  .  . 
der  aorgenanten  vier  ritter.  Ez  ist  euch  getaidingt,  wer  ez 
alaOy  daz  vns  daz  hova  ze  Wildony  ...  an  behabt  wurde  mit 
dem  rechten,  daz  sol  er  vns  ebentewern  vnd  erstatten  nach  des 
ibtes  rat  van  Admvnd,  Otten  van  LiehtensteiU;  Hertnides  van 
Stidekke  vnd  Friderichs  van  Pettowe,  wan  ouch  wir  im  ge- 
iopt  haben  ob  im  daz  hovs  zu  Ibanswald  ...  an  behabt 
wurde  .  .,  daz  wir  im  daz  ebentewern  sullen  vnd  ergeczen  mit 
aaderm  gut  zwischen  Vovstricz  vnd  in  dem  gericht  ze  Levben 

gezevge :  abtt  Hainrich  van  Admvnd,  Ott  van  Liehten- 

ttain,  Hertnid  von  Stadekke,  Hainrich  vnd  Friderich  bruder 
mi  Stubenberch^  Virich  der  Schenke  van  Ramstain  etc. 

E.  Melly,  Vaterländische  Urkunden  (Anhangs  der  «Beiträge  zur  Siegel- 
hnde  des  MittelaltersS  Wien  1846),  I.  Heft,  S.  27,  N.  30.  Die  geringe  Ver- 
Mtug  des  Druckes  möge  die  Mittheilung  des  vorstehenden  Auszuges  der 
viehtigeii  Urkunde  an  dieser  Stelle  rechtfertigen. 

9. 
1294,  31.  Xn.,  Diemstein. 

^aM  von  Direnstein  genehmiget,    d<i8$    sein  Diener  Heinrich,    genannt 
TwnUf   eitlen    Man»en   zu    Myngolstal    mit    einem  ^  andern    des   Kloaters 

S.  Lambrecht  an  der  Müsa  vertausche. 

Ego  LutolduB  de  Direnstein  notum  facio  vniuersis  ad 
quo8  pervenerit  preaenB  scriptum  ^  quod  ad  instanciam  famuli 
mei  Heinrici  dicti  cognomento  Turolt  idem  de  maüso  in  Myn* 
golgtal  8ub  iiillula  situato,  in  quo  quondam  Friedericus  dictus 
Wächter  resedit,  soluente  annuatim  Ix  denarios  vsualis  monetO; 
quem  possedit  a  nobis  (!)  titulo  feudali;  oommutacionem  cum 
domino  Friederico  venerabili  abbate  sancti  Lamperti  fecit,  pro 
OMuiio  situato  inxta  Milsam  monasterii  predicti,  soluente  annis 
ttBpdis  xl  denarios,  hao  interposita  condicione,  vt  proprietate 
piedicti  mansi  in  Mingolstal  prefato  monasterio  libere  per  me 
^Kidita)  prehabitus  Heinricus  fnansum  commutatum  sibi  a  ino- 
'^uterio,  a  me  possideat  tytulo  feedali,  propter  quod  etiam 
Pnaariom  huia  facto  assensum  meum  prebui  et  consensum.  In 
^^  rei  testimonium  presentem  cedulam  sigillo  meo  volui 
eommunirji  Datum  in  Direnstein,  anno  domini  M.°cc.lxxxxiiij^. 
(ridittKaleüd.  Januarij.  Testes  autem  sunt  hij :  Ditmarus' iudex. 

AnU?.  Bd.  LUL  I.  Hüfte.  20 


e- 


306 

Libmannus  officialis.  Otto  magister  curie.  Otto  Chumber.  W( 
fious  Heuniok.  Engelramus  et  alii  quam  plures  fide  digni. 

Or.-Pg.  im  Stiftfl-Arch.  zu  S.  Lambrecht;  Jo.  Arch.  C.  n.  1474. 

10. 
1295,  5.  n.,  Wien. 

Herzog  Albrecht  von   Oesterreich  beurkundet,  dose  er  von  Hertniden 
Wüdonye   das  Haus   zu   Wildony   gegen   das    Haus  von  Ibanswald  u 
500   Mark  Silbers,    mit    angegebener    Ausgleichung    von    GiilteH^    ein 

tauscht  habe. 

Wir   Albrecht   ....    veriehen    .  .  .,   daz   wir  mit 
HertDiden   von  Wildonye   eins   wechseis   vmb   daz   hovs 
Wildony  .  .  .  vnd  vmb  vnser  hovs   ze  Ibanswald  .  .  vberai 
chomen  sin  vnd  saczten  es  an  vier  man  ....  Di  selben  vi 
di  habent  sich  dar  vber  ervarn  vnd  nach  irem  rat  vnd  weisun^ 
hat  Hertnid  vns  beweist  vnd  ouz  beschaiden  zv   dem  hovs  %^ 
Wildony  drei  vnd  fumfczich  march  phenning  geltes  vnd  zwe 
phenning   geltes   in  dem  gut    daz    hernach    geschriben    steh^^^  ^ 
Dez   ersten:    das  lantgericht    ze   Wildony    daz   gilt   acht    un 
zwainzig  march  phenning;    daz  gerichtt  in    dem   march tt,   da^ 
gilt  sehs  march  phenning,    vnd  die  hofe,   di   da  ligent  vnder 
dem  hovs  fver  vier  march  geltes ;  darnach  die  hofstet^  di  her- 
nach Stent  (es  folgen  zehn  benannte  Hofstätten).  Darzu  ist  vns 
geantwurt  an  vogtrecht  zv  dem  hovs  ze  Wildony:    dez   ersten 
Nassowe  .  .,  Rassendorf  .  .,    baider   Schierkow  .  .  .,  Tachsin- 
perg   vnd   Fewngrunt  .  .  .,   ze  Jering  .  .  .,   Metzlinstorf  .  .  ., 
Guklicz  .  .  .,   Bairozing  .  .  .,    Gvlein  .  .  .,    Subnaern  .  •  ., 
Geczaw  .  .  »,  Paldaw  .  .  .,  Dar  wider  haben  wir  im  gegeben 
.  .  .  daz  hous  ze  Ibanswald   vnd  .  .  widerlegt  .  •  an  dem  ge- 
riht  ze  Ibanswald,  an  den  hofsteten,   an  dem  lantgericht,    vnd 
mvlen,  vnd  bastvben,  newnhavs  vnd  perchrecht  dre  vnd  fvmf- 
zieh  march  pheninch  geltes  .  .  .   Darnach  haben  wir  in  ouch 
verrichtet   an   den   fvmf  hvndert  march  silbers  .  .  .  ze  Ibans- 
walt   an   dem    marcht   vnd   ze  Maistain   an  phenning,    gvlten, 
chesen,  lembern^  schvltern,  aiern,   hvnern,    har,  chorn,  habem 
vnd  swein  die  vnd  fvmfcich  march  phennisg(!)  gult  vnd  ains 
min  dreizich  phenning  gult,  di  choment  fver  dre  hvndert  march 
vnd  neunczehenthalben  march  Silbers.     Darnach  haben  wir  in 
verriebt  an  weingvlt  sehs  fveder  weins   vnd  zwelf  ember,    di 


307 

gnhei  sint  f^er  ains  min  zwainzich  march  phenning  gult,  di 
gerallent  fver  fvmf  vnd  newnzich  march  silbers.  Darnach  so 
snlen  wir  ledigen  das  lantgericht  ze  Wildony,  daz  Hermid 
Tenaezt  het  dem  Stubenberger  fver  ain  vnd  sehzig  march  ge- 
▼egensy  die  geaht  sint  fver  dre  vnd  fvmfcich  march  vnd  sehs 
lot  lotiges  Silber.  So  haben  wir  im  ovch  in  di  hant  berait- 
^^f^  gegeben  ain  vnd  dreizich  march  vnd  sehs  lot  silbers, 
damit  ist  er  der  fvmf  hvndert  march  silbers  genczleich  gewert 

gezevgen  .  .    Daz   ist  her   Hainrich    der   abt  van 

i^dmvnd,  Ott  van  Liehtenstain,  ....  Hertnid  van  Stadekke,  Hain- 
lich  vnd  Friderich  brvder  van  Stvbenberche,  .  .  .  Berchtolt 
der  Drachsecz  van  Emberberch,  Schench  van  Ramstain  etc. 

E.  Kelly,  Vaterlfindische  Urkunden,  I.  Heft,  8.  28,  N.  31.    Vgl.  die 
fitneikang  sa  Urkunde  Nr.  8. 

11. 
1297,  16.  IV.,  Beun. 

^^Uflid  von    WcUtstein    überantwortet    einstweilen   für    10    Mark  Silbers 
^'cK  Kloster    Reun   eu   einem    Seelgeräte  für    Heuglein  vom    Lueg    eine 

Schwaige  am  Plez. 

Ich  Seyfrid  von  Waltstain   vergihe   an    disem  brief  allen 
^^D  di  na  sint  vnd  noch  chunftich  werdent,  daz  ich  |  mit  guten 
^^en,    hinz   Reun   dem    Goteshaus    vnd    der    Samenung    han 
S^antwrttet  für  cehen  march  silbers  |  ein  swaig  dev  giltet  drev 
^t^ndert  chses  am  Plez,    da   Jacob  auf  sitzet,    auzgenomenlich 
^ao.     Ist  daz   |   ich    dem    selben    chloster   ze  Reun    vnd    der 
^menung,  gib  cehen  march  Silbers  in  disen  Zwain  iaren  dev 
^ich  an  he-  |  bent  an  sant  Georij  tach  der  nu  chumt,  daz  mir 
^^iine,    vnd   meinen    erben    dev   selb    swaig   wider   ledich  sei 
^H  I  allen  chrieg.     Ist  aber  des  niht,    so   sol    ich  dem    selben 
^kloster  ze  Reun  vnd  der  Samenung  di  selben  swaig  |  stsetigcn 
^bicUich  zebeleiben,  vnd  ledichlich  für  rehtez  aigen,    vnd  sol 
^^   di  aigenschaft  gewinnen  ainvalti  |  chlich,  daz  da  von  Heug- 
l^ins  vom  Lueg  meines  geswein  dem  got  genad   ebichlich  ge- 
habt werde.     Ist  aber  |  daz  ich  des  niht  tuen,  so  sol  ich  oder 
%ein  svn  Ott,  datz  Gretz  in  varn  vnd  niht   auz  chomen,   vnz 
^  I  daz  selb  guet  mit  samt   der  aigenschaft  voUichlich   werde 
K^Btfttiget.     Weer   aber    daz    vnser  ainer  niht  in  |  färe  so  sol 
Villunch  vom  Lueg   oder   Geiselher  in   varn  in  di  selben  Stat 

20» 


i 


308 

vnd  niht  auz  chomen  |  iz  wurde  dem  Gotshaus  e  dev  ain(l)geii«* 
Schaft  an  der  selben  swaig  volliehlieh  gestetigt.  Und  ist  das  | 
dev  swaig  pezzer  ist  danne  di  cehen  march  Silbers  daz  soln 
si  mir  her  zv  geben  nach  gemainer  piderber  leut  |  rat.  vnd  ist 
daz  ich  in  der  zeit  stürbe,  so  svllen  meinev  chint  laistea  for 
mich  ainvaltichlich  allez  daz  gelubde  als  disev  hantfeat  hat 
vnd  daz  disev  rede  von  mir  stet  beleih  vnd  vnverbrochen  vnd 
ich  niht  |  insigels  han ,  dar  vmb  han  ich  disen  brief  haissea 
versigeln,  mit  des  erbern  herren  apt  Hainrichs  von  |  Renn  vnd 
mit  meines  herren  hern  Hertneides  insigeln  von  Wyldoni.  Dea 
sint  gezeug  von  Reun  bruder  |  Hainrich.  der  prior  brader 
Hainrich  der  vnder  prior,  bruder  Hainrich  der  ober  chelner* 
bruder  Ott  der  Chamerer.  |  Pillunch  von  Lueg.  Geiselher.  Ott 
vnk.  vnd  ander  Erber  leut  genuech.  diser  brief  ist  geben  dats 
Reun  I  nach  christes  gepurde  tausent  iar.  zwai  hundert  iar  in 
dem  sibeu  vnd  Neunzigistem  iar.  des  |  Eritages  in  den  Ostern. 

Or.-Pg.  mit  zwei  häiigenden  verletzten  Siegeln  (das  erste  ist  Hertn.  von 
Wildon  Marschallssigill  mit  dem  Panther;  Beck-W.  Fig.  8)  im  Stifts- Archiv 
zu  Renn. 

12. 
(1297),  10.  vin.  ... 

Der  steierische  Landmarschall  Ilertneid   von   Wildonie  gibt  dem  KloHtr 
Reun  zu   einem  Seelgeräte  für  seinen  Diener  Hevgelein  vom    Luge    zwei 

Mark   Gillteti  am  Reisinge, 

Ich  Hertneid  von  Wildonie  marschaloh  zv  Stelr  tvn  chvmt 
an  disem  gegenwortigen  prife  allen  den  |  .die  nv  aint  ynd  noch 
chvnftik  sint,  daz  ich  mit  wol  vu(rdachtem  luvte  :ivnd  nul 
ganzer  andacht  zwo  |  marc  gelts  am  iReisijftget  han  gegeben 
ledichleichen  vnd  ewichleichen  vor  rechtes  aigenden»  ejtwem  | 
manne  apt  Hainreiohen .  vnd :  al .  ,der  samn vnge ,  JV  Revae . .  96 
selgerete  meines  lieben  vnd  getrewen  [dieaers  HeVgeleiinaivoni 
Luge,  dem  got  gnade.,  ynd  allen  seinen  vodernüi  ■  Piei  .solbon 
zwo  marc  gelts  1  ligeut  am  Reisinge,  als  ,icV^<>i^SWpvo<shM 
han,  vnd!  sitzet  darauf  Mert^  vnd  ddr  iselbe  Mert  odeiT/AWiarl 
nah  im  da«  selben  diensthaft,  iwirt»;  geit  alle  liar  rdem  VQii;gch 
näntem  chloater  ze  Revn  zv  sand:  £gidien  |  messe  einimfeuro 
phenninge  vnd  eine  ze  sande  Mertens  messe  ane  alle .  wider 
rede.    Daz  diese  gäbe  vnd  |  gesehicht  ganz  vnd  .ewik.  U^abej 


309 

des  lum  mein  ingeaigel  dar  vber  zv  yrchvnde  gegeben.  Des 
nit  I  auch  gezevge  lebtinge  levte:  der  edel  man  Levtold  von 
ItniBtam  mein  vetter  vnd  mein  svn  Hertneid,  |  Seidmann  mein 
idiaSery  Bernhard  mein  chelner^  vnd  darzv  gaistleich  man 
Heinrich  der  prior,  Heinrich  der  |  supprior.  Heinrieh  der 
chelner,  Otto  der  chamerer,  Johannes  der  chastner  priester 
vnd  prf'der  da  zv  Rein.  Daz  |  ist  geschehen  vnd  gegeben 
nach  Christes  gebvrt  tavsent  iar  zwai  hvndert  iar  in  den  nevn 
Tod  svb  I  benzichstem  iar  an  sand  Laurencen  tage. 

Or.-Pg.  mit  einem  hSngenden  Siegel  (=  6eck-W.  Fig.  8)  im  Stifts-Arch. 
n  SeoD. 

,DieUrkande  gehört  1297,  denn  Abt  Heinrich  reg.  1292—1303  (Schmatz 
läit  Topogr.  3,  315  f.)  und  die  geistl.  Zeugen  erscheinen  in  lauter  neun- 
ziger Urkunden,  die  ich  abschriftlich  habe/  Pangerl. 


13. 
1297,  14.  IX.,  Beun. 

^^T  tteierische  Ijandmanchall  Hertneit    von    Wyldonn    beurkundet    und 

•»e^rt  die   Vergabung  einer  halben  Mark   Gülte    in   der  Stibnich    durch 

»einen  Diener   Ulrich  Altenburger  an  das  Kloster  Reun. 

Ich  Hertneit  von  Wyldonn   marschalich   von   Steyr,    tun 

^Hunt  an  disen  brief  allen  den  di  nv  |  sint  vnd  noch  chunftich 

^^^rdent,  daz  mein  diener  vlrich  altenburger,   dem  Ooteshaus  | 

^Snz  Renn  mit  samt  der  Samenung  hat   gegeben ,    mit  meiner 

S^insty  vnd  mit  wil  |  len  seiner  hausvrowen  vron  Gedrauten,  vnd 

^^inee   svns  Nyclaus   vnd   seiner  Tohter   dy  |  muten  vnd  aller 

^^iner  erben,  für  fumf  march  phenning  ein  halb  march  geltes, 

^H   wiamad  |  vnd   an   sekcher,   in   der  Stibinich  di  Herk  inne 

^^t,  ebichlich  vnd  ledichlich  für  rehtes   aigen  |  auz  genomen- 

'i«h  also.     Ist  daz   dev   selb   halb   march   geltes   dem   vorge- 

^JutMshen  chloster  ze  Reun  |  vnd  der  Samenung  mit  reht  oder 

^^it  gewalt  emph&rt  wird,  daz  si  danne  fumf  march  |  phenning, 

^^er  ein  halb  march  geltes  haben,  ruechlich  auf  der  hueb  am 

[ennperg  da  zobde  auf  |  sitzet,  mit  meinem  guten  willen,  wan 

der  selb  vlrich  altenburger  von  mir  hat  zelehen.  |  vnd  daz 

^isev  rede  dem  selben  Goteshaus  ze  Reun   vnd   auch   der  Sa- 

i^Kienang  stiet    beleih   vnd  |  vnverbrochen  dar  vbergib   ich   in 

disen  brief  ze  vrchund  versigelten   mit  meinem  insigel.   des  | 


k 


310 

sint  gezeug  von  Rflo  (!)  bruder  Hainrich  der  apt,  bradei 
Hainrich  .  der  prior  .  bruder  Hainrich  der  vnder  |  prior  .  bmdi 
Ott  der  chamerer  .  bruder  Hainrich  der  Chelner.  her  Herbor fe  ■  jbiI 
pharrer  von  veu  |  striz,  Seydman  der  schaffer.  Pernhart  decK'^sr 
chelner  .  weichart  .  wlfinch  von  der  Topenowe .  diser  |  brief  iBft  ^iKBt 
geben  ze  Renn,  nach  christes  geburd  .  Tausent  zwai  hundert  •  ^ . 
in  dem  siben  vnd  Neun  |  zigistem  iar  (des)  an  des  hailigenc^  ^n 
chreutzes  tach  der  da  ist  genant  Exaltatio. 

Or.-Pg.  mit  einem  hängenden  Siegel  (Hertn.  v.  Wildon  M&rschallssiegeLK^  ^^eL 
Beck-W.  Fig.  8)  im  Stifts-Ärch.  zu  Reun. 


14. 
1298,  10.  X.,  .  .  .  . 

Tauschhrief    von    Livtolden    von    Dirnstain    auf    den    römischen 
Albrecht    um    sein  Haus    zu    Dirnstain;    dafür  gibt   ihm    der  König 

Haus  zu  Ämvels, 

Ich  Livtold  von  Dirnstain  tvn  chvnt  allen  den  die  dise 
brief  sehent  oder  hörnt  lesen,  die  nu  lebent  oder  her  nac 
chvnftig  sint,  daz  ich  min  haus  ze  Dirnstain  han  gfigeben  minem^ 
herren  dem  Romischen  chvnig  Alhreht,  vmh  d/iz  haus  ze  AmveUf 
vnd  han  daz  getan  mit  gutlichem  willen  vnd  mit  verdahtem 
mut  vnbetwngenlich,  mit  sogetaner  beschaidenheit;  swez  das 
haus  ze  Dirnstain  besser  ist  danne  daz  haus  ze  Arnvels  des 
sol  min  herre  der  chvnich  zwen  man  nemen,  vnd  ich  zwen, 
vnd  swaz  mir  die  vier  man  haissent  ze  aufschatz  geben  ^  das 
sol  min  herre  der  Chunich  t^n  vnd  sol  ich  ez  auch  State  haben. 
man  sol  auch  wissen  swaz  erb  oder  aigen  ich  z^  dem 
haus  ze  Dirnstein  gib,  daz  sol  mir  min  herre  ander  erb  oder 
aigen  wider  geben  daz  als  gut  si,  war  auch  daz  ob  ieman 
chain  Anspruch  auf  Arnvels  biet  so  sol  mich  min  herre  der 
chvnich  fristen  oder  swer  an  siner  stat  hauptman  ist,  Daz  daz 
also  State  belibe  dez  gib  ich  minem  herren  disen  prief  mit 
minem  Insigel  vnd  mit  mines  vetern  Insigel  hern  hartnidez  van 
wildoni  —  Dez  sint  gezvge  prüder  hainrich  ze  den  ziten 
Comentvr  ze  gratz,  her  Eberhart  von  walsse,  her  hainrich  von 
walsse,  her  vi  rieh  von  walsse,  her  hainrich  von  lavbenberch, 
vnd  ander  piderbe  laute  gnuge,  Do  dirre  prief  geben  wart  do 
warn  von  Christez  gepurte  tavsent,  zwai  hvndert  jar^    In  dem 


311 

aktoden  ynd  nivüczigostem  Jar,  an  dem  nahsten  tag  nach  sant 
Duttirien  tag. 

Or.-Pg.  des  k.  k.  H.-H.-St.-A.  mit  zwei  Sigillen,  von  Beck-W.  abgedr. 
Rg.  9:  ,8.  Hartnidi .  de  .  Wildonia*  und  Fig.  12:  ,S.  Livtoldi  .  de  .  Wildonia«. 


15. 
1299,  4.  V.,  Judenburg. 

UuioÜ  von  Dierenstaint  geloht  die  Burg  Dierenataine  nur  seinem   Oheim 
Fridereick  von  Stubenberch  verkaufen  zu  wollen. 

Ich  Levtolt  von  Dierenstaine  vergihe  mit  disem  offenem 
brieve  vnt  t^  chunt  |  allen  den  .  di  in  sehent  oder  hörent 
lesen  .  daz  ich  minem  liebem  6haime  |  dem  edelem  manne 
herm  Fridereich  von  Stubenberch  gelobt  han  .  bi  minen  triwen  | 
vnt  bi  minem  aide  .  daz  ich  mein  hovs  ze  Dierenstaine 
niht  verchauffen  |  noch  versetzen  noch  verchumberen  sol  an 
seinen  willen,  noh  an  seinen  rat.  Wser  |  auer  daz  daz  ich  daz 
vor  genante  haus  verchauffen  oder  versetzen  oder  verchum- 
be  I  ren  wolde  oder  m&ste.  so  sol  ich  ez  nieman  anderem 
verchauffen  noh  vorchvm  |  beren  danne  minem  vorgenantem 
fthaime.  vnt  swaz  zv  demselben  hause  |  geh6ret.  Darüber  ha- 
bent  im  meine  purgrauen  da  selben.  Friz  von  m6tniz  |  her 
Herbrandes  svn.  vnt  Chunrat  von  Chirchperch  gesworen  mit 
ineinem  gf  tem  willen,  daz  si  meinem  vorgenantem  öhaime.  mit 
dem  vor  genantem  |  hause  wai*ten  s^len  also.  Swanner  oder 
•eme  livte  des  Havses  bedürfen,  daz  |  si  im  vnt  seinen  livten 
da  mit  berait  sein  s^len  in  zelazzen.  vnt  da  mit  ze  war  |  ten 
vnt  W8er  auch  daz.  daz  di  vor  genanten  purkgrawen  von  der 
warhait  |  innen  wurden,  daz  ich  daz  vor  oft  genante  haus  ver- 
diavffen  oder  verchumberen  |  wolde,  so  s^len  si  ires  gel&bdes 
kegen  mir  ledich  sein,  daz  si  mir  getan  habent  |  vnd  s^len 
iDinem  vorgenantem  Öhaime  mit  dem  vorgenantem  hause  war  | 
*en,  vnt  gebvnden  sein  zewarten,  vnt  Stürbe  der  vorgenanten 
purkgra  |  ven  .  einer  .  so  sol  der  andere  des  anderen  tail  so 
l^e  inne  haben  .  vntz  ich  |  einen  andern  purchgraven  nah 
iQuies  vor  genanten  Öhaimes  willen  vnt  nach  sei  |  nem  rate 
dar  setze  an  des  stat  der  veruaren  ist.  Daz  daz  stsete  vnt 
vnuerbro  |  chen  beleihe  des  gib  ich  im  disen   offenen  brief  zv 


312 

gezivge  vnt  zv  vrch^n  |  de  mit  minem  Insigel  versigelt.  Diser 
brief  ist  geben  zv  Jvdenbureh  von  Christes  gebf^rte  nach  Tov- 
sent  Jaren  .  nah  zwain  hundert  Jaren  .  vnt  |  nah  Newnzek  Jaren. 
In  dem  newnten  Jare.    An  sande  Florianes  tage. 

Jo.  Arch.  Or.-Pg.  Nr.  1682  mit  einem  hängenden  Siegel  (Beck.-W. 
Fig.  12). 

16. 

1299,  21.  V.,  Gras. 

Hertneit  von  Wildonif  Marschall  in  Steyer,  gibt  dem  Biathum  zu  Seckau 

zwei  Kinder   Jakobs    von  Dyrenstein  für    den    Schaden,    welchen    dieser 

dem  bischöflichen   Unterthan    WUhalm  von  Äuerham  gethan  hat. 

Ich  Hertneit  von  Wildoni,  marschalch  ze  Steyer  tftn 
chunt  allen  den ,  die  disen  prief  sehent  oder  h5rent  lesen ', 
daz  ich  mit  meiner  ha(u)sfrauwen  frawen  Angnesen  vnd  mit 
aller  meiner  chinde  hant,  Reichers,  Hertneides,  Vlriches,  vnd 
Elspeten  han  geben  mit  allem  dem  recht  zergetzunge  dem 
bistum  ze  Sekkau  vnd  ze  vodrist  vnser  frawen  der  ewigen 
maide  zwai  chint  Jakobes  von  Dyrenstain  auzgenomenleich 
Nyclawen  seinen  eltisten  sun  vnd  Chüngunten  die  tachter  sein, 
deu  an  dem  alter  ist  satzehant  nach  Albers  hausfrawen  ab  dem 
Rain,  für  den  schaden,  den  der  vorgenant  Jacob  hat  getan  an 
Wilhalm  von  Auerham,  der  des  gotshauses  ist  von  Sekkau. 
Des  sint  gezeuge  her  Friderich  von  Stubenberch,  her  Otte  von 
Goldekke,  her  Hainrich  der  Rintschay,  her  W61fel  der  Swer- 
gewel,  her  Ottakcher  von  Schaflaz,  her  Dietmar  auz  der  Genl, 
her  Seydman  von  Waldstain,  vnd  ander  piderber  leut  genfich, 
vnd  daz  daz  staet  vnd  vnuerbrochen  beleih,  darüber  gib  icli 
disen  prief  ze  ainera  warem  vrch&nd,  versigelt  mit  meinem 
insigel.  Daz  ist  geschehen  ze  Gretz,  du  nach  Christes  geburt 
waren  (ergangen)  tausent  iar  zwai  hundert  iar  vnd  in  dem 
newen  vnt  newenzechisten  iar,  des  achtoden  tages  vorm  Auf- 
ferttage. 

Copie  Nr.    1585  im    Jo.  Arch.    in  Graz    nach    einer  Handaehrift  des 
14.  Jahrh.  Cod.  Nr.  333  f.  60»»  und  80  daselbst. 


I  lesent  Hs. 


>1(i 


313 


17. 
ISOO,  28.  L,  Beun. 

ScsrlHÜ   van   Wüdony   gibt   dem    Kloster  Beun    zum   Zwecke   der  Er- 
^uung  und  Erhaltung  einer    Kapelle    alldort    12   Mark   auf  genannten 

Gütern  gelegenen  Geldes, 

Ich  Hiertneit  von  Wildony   marschalch  in  Steyr  vergich 

sn  disem  brief  vnd  t&n  chunt  den,  die  in  sehent  oder  hoerent 

lesen,   den  gegenwartigen  vnd    den   chvmftigen,   daz   ich   mit 

meiner  housvrowen  vern  Agnesen  guetem  willen  vnd  mit  aller 

meiner   chinde   gunst   vnd   gutem   willen   Reichers  Hsertneides 

vnd   Vlreichs   vnd   Elspeten   vnd   aller   meiner  erben  dem  er- 

samen    manne   apt  Hainreichen    von  Revn  vnd   dem   gotshous 

vnd  der  sampunge  (!)  han  geben  zwelf  march  geltes,  der  ligent 

sechs  march  geltes  ouf  tausent  chsesen  bei  Waltstain  an  einem 

perge  der  haizt   der  Gozarnich,    vnd   drei   march   geltes   vnd 

sechs  vnd  zwainzch  phennige  datz  Vevstritze  bei  Gybanswalde 

an  huebe  gvite  vnd  drei  march  geltes  vnd  sechs  vnd  zwainzch 

phennige  die  ligent  an  wein-perchreht  ouf  dem  perge  bei  dem- 

selbem  dorffe,  der  haizt  der  Vevstritzer  perch,  des  selben  perch 

reliies  ist  immer  ein  jar  achzehen  emmer  weins,  daz  ander  j'ar 

sechs   vnd   dreizch    emmer  weins.     Und   daz  guet  han  ich  in 

g^eben  durch  meiner  sele  willen  vnd  durch  aller  meiner  voedern 

sele  willen,    also   swenne  ich  nimer  pin,   daz   iz   denne  ir  sei 

vnd  iz  haben  mit  aller  vogtay  vnd  an  alle  ansprach,   gesucht 

vnd  vnges&cht  gestift  vnd  vngestift,   mit  allem   dem  reht  vnd 

ich  iz  han  bracht  vntze  an   mein    ende.     Vnd  daz   selbe  guet 

lian  ich  in  geben  also,    daz    sev   mir  scholn  powen  ein  schön 

chapellen  datz  Revn  mit  ir  guet  aller  dinge  vnd  an  alle  meine 

mve  vnd  schvln  mir  dev  selben  chapellen  ewichleich  bclavhten 

vnd  alle  tag  schol  man  ein  messe  dar  inno  singen  oder  sprechen 

von  der  sampnuge,   dar  zv   schol   man  von  dem  selbem  guet 

geben  {gleichem  br&der,   der  in  dem  reuenter   izzet,   alle  mal 

^i  ayer  von  des  heiligen   chrevtzes  tag   der   in  dem  herwest 

ut,  vntze  hintze   vaschange  alle   jar   ewichleich.     Vnd  daz  in 

die  rede    fvrbaz   also   staet    beleiwe   von   mir   vnd   von    allen 

i&einen  nachchoemen,   dar  vber   gebe  ich  in  disen   brief  mit 

i&ebem  hangundem  insigel  versigelten  zeinem  waren  ^rchunde 

^d  Keinem  gezevge:  vnd  die  erbern  levt,  die  hie  geschriwen 

^^^  daz  sint  mein  liebe  öchaim  her  Hainreich  vnd  her  Fridreich 


314 

von  Stuwenberch,  vnd  mein  liebe  6chaim  her  Fridreich  vnd 
her  Hertneit  von  Pettowe,  vnd  mein  6chaim  her  Vlreich  der 
schench  von  Ramenstain  vnd  her  Wulfinch  der  Swergewel,  her 
Seifrit  von  Waltstain,  her  Albrecht  von  Wiltpach  vnd  Vlreich 
an  dem  Lazze,  Albrecht  von  Obdach  vnd  Ruedel  der  Schreiber, 
vnd  anderre  biderwer  levt  genüch.  Der  brief  ist  geben  datz 
Revn  nach  Christa  geb&rde  tousent  jar  in  dem  drev  hvudertistem 
jar  des  phintztages  nach  sand  Pauls  becherunge. 

Or.-Pg.  im  Stifts-Arch.  zu  Kenn  mit  einem  hSogenden  SiegeL 

18. 
1300,  4.  Xn.,  Gtöss. 

Hertneid  von    Wildon  widmet  dem  Kloster  Göss  den  Bauern  Rikum. 

Ich  Hertneid  von  Wildon  .  Marchschalch  in  Steyer  .  ver- 
gib offenleich  an  disem  brief  vnd  tvnz  chvnt  allen  den  die 
disen  brief  ansehent  oder  h6rent  lesen  .  daz  ich  dvrch  miner 
vordem  sei  wille  .  vnd  durch  min  vnd  miner  S^ne  Richers- 
vnd  Hertneides  gvtem  willen  ze  rechter  aigenschaft  ainen  ge- 
bouren  Rikurn  genant,  der  erbaeren  vrowen,  vrovn  Herraten 
der  abtessinn  ze  G6sse  vnd  irem  Qotshaus  .  mit  allem  dem 
reht  vnd  wir  in  haben,  vnd  gehabt  haben  .  vnd  verzeihen  uns 
aller  der  ansprach  die  wir  gegen  den  selben  Rikurn  gehabt 
haben,  daz  er  vürbaz  des  vorgenanten  gotshaus  ze  Gösse 
vreilich  vnd  ewichleichen  sein  sol.  Diser  gab,  vnd  diser  red 
sint  gezevg  .  her  Eyrinch  der  pharrer  ze  Perlepp  .  her  Fridereich 
von  Stadel  .  Ott  von  Vevriach  .  Ditmar  von  Weizzenchuchen  . 
Herwart  der  Pokk  .  wergant  von  Micheldorf  .  Ditmar  von 
Levben  .  Chvnrat  von  Chvntwitz  .  Ditrich  der  Hohemoan  . 
Walchen  der  Spitaler  .  vnd  ander  biderb  levt  genvch  .  vnd  ze 
ainem  staetem  vnd  vestem  vrchvnd  gib  ich  disen  brief  mit 
meinem  Insigel  versigelt  vnd  ist  daz  geschehen,  vnd  der 
brief  geben  ze  Gösse  des  naesten  Svntages,  vor  sand  Nycläa 
tach  —  nach  cristes  gebvrt  vber  Tovsent  iar  —  im  driuhvn- 
dertigistem  iar. 

Or.-Pg.  des  Jo.  Arch.    mit    einem   Siegel.     Eine    etwas    abweichend» 
Fassung  dieser  Urkunde  enthält  Froehl.  Dipl.  Styr.  1,  40  Goss.  22. 


316 


19. 
1301,  7.  IV.,  Graa. 

Hertneit  von  Wüdoni,  Marschaü  in  Steyer,  verkauft  dem  Bischöfe  Vlreich 
von  Sekkau   das   Gericht   auf  dem    Gute    Ätzleinsdorf    um  fünf   Mark 

Silber  mit   Vorbehalt  des   Wiederkaufrechtet,  • 

Ich  Hertneit  von  Wildoni,  marschalch  ze  Styr,  vergich 
nn  disem  prief  vnd  t&n  chunt  allen  di  in  sehent  oder  h6rent 
lesen,  daz  ich  dem  ersamen  herren  bischolf  Vireichen  von 
Sekkau  vnd  seinem  gotshaus  han  verchauft  das  gericht  auf 
seinem  g&t  daz  Atzleinsdorf  mit  allem  dem  reht,  als  ichs  inne 
^habt  han,  vm  f^^mf  march  silber  der  ich  nu  gewert  pin,  von 
eand  GÖrgen  takch  der  nu  shierist  chvmt  vber  ein  iar.  Swenne 
ich  in  der  frist  daz  selb  geriht  wider  chauffen  wil,  so  sol  er 
miers  her  wider  gewen  vm  daz  selbe  gut,  wer  awer,  daz  ich 
den  selben  tach  verzieht,  so  sol  iz  sein  vnd  seines  gotshaus 
ewichlichen  sein,  an  allen  chrieg.  Vnd  daz  daz  im  vnd  seinem 
gotshaus  stset  vnd  vnuerbrochen  beleih  dar  vber  gib  ich  im 
disen  prief  ze  einem  gewissen  f rch&nd  versigelt  mit  meinem 
insigel.  Dez  sint  gezeugen  her  Wulfinch  von  Erenvels,  Acherll 
auz  der  Gewi,  Peter  von  Gleysdorf,  Hertneit  der  Rosenberger, 
Weltzel  von  Zebnig,  Chunrat  der  Windishgretzer,  Chunrat  der 
Phaff  vnd  ander  piderb  leut.  Daz  ist  geshehen  vnd  ist  auch 
der  prief  gegeben  daz  Greiz,  do  von  Christes  gehurt  waren 
tsusen  iar  in  dem  ain  vnd  drevhundristem  iar  des  freytags  in 
der  Oster  bochen. 

Ex  codice   Seccov.   (Handschrift  des   14.  Jahrb.)    fol.   61'   im  Archive 
des  JoaDoeums  in  Graz  Nr.  333. 


20. 
1801,  2.  Vn.,  Göss. 

Sophey^    Tochter  Herrants  von  Wildonin,  und  Hertneit  von  Wildonin,  Mar- 

tchaü  in  Steir,  bettätigen  die  Schenkung  zweier  Hüben  tu  Oberdorff  und 

Pfaffendorf   an    das    Kloster    in    Raitenhaslcech    durch    Margaretha    von 

Eppenstein  als  Seelgeräte  für  deren  Sohn    Wulfing, 

Wir  Sophey  heren  Herrantes  tohter  von  Wildonin  dem 
g^t  genade  vnd  Hertneit  von  Wildonin  marschalich  in  Steir 
tun  chunt  vnd  verleben  allen  leuten,  die  disen  brief  sehent 
oder  h6rent  lesen,    daz  wir  mit  g&tem   willen    vnd  mit  ver- 


316 

dahtem  m&te  willichleich  vnd  gsenzleich  stffite  haben  wellen 
vnde  haben  daz  selgerset  vnd  die  gifft,  daz  dev  erbere  vrowe 
Margaret  vnser  libev  geswei,  Vlreichs  witbe  von  Eppenstain 
gegeben  hat  durch  W&lfinges  ires  sunes  sele  willen  dem  got0- 
house  hintz  Raitenhaslsßch ,  vnd  sint  des  selgersetes  dise  zwo 
hube^  einev  gelegen  ze  Oberndorff,  dev  ander  ze  Pfaffendorff 
mit  allev  dev  vnd  dar  z^  gehöret  gesucht  und  vngea&cht  be- 
sitzen ewichleich  an  aigens  stat.  Die  vorgenannte  herren  von 
Raitenhaslsech  mfigen  vnd  sulen  mit  den  vorgenanten  zwain 
hüben  schaffen  allen  iren  willen  vnd  frumen  mit  verchouffen 
oder  swie  si  wellent,  wir  sulen  in  die  selbe  h&be  schermen 
vor  aller  ansprach  oder,  swem  sis  verchouffent,  sule  wir  dai 
selbe  laisten.  Wan  ich  Sophey  nicht  aigens  insigel  han^  ao 
bestsetige  ich  dise  gifft  vnd  dises  selgerset  mit  meines  veter  in- 
sigel heren  Hertneides,  der  disen  brief  geit  für  vns  baide  vnd 
für  alle  seine  erben  ze  einem  ewigem  vrchunde.  Des  sint 
gezeuge:  her  Otte  der  alte  von  Liehtenstain  ^  her  Fridreich 
von  Stubenberch,  her  Otto  von  Ernuels,  her  Hainreich  der 
Cholbe,  her  Lewe  von  Lobnich,  her  Hertweich,  her  Dietreich 
von  Leuben,  her  Otto  vom  Schachen,  her  Otte  SpangrAl, 
Fridreich  von  Algerstorf  vnd  ander  erbere  leute.  Daz  ist  ge- 
schehen vnd  diser  brief  geben  ze  Gösse  nach  Christes  gebort 
tousent  iar  drev  hundert  iar  in  dem  erstem  iare  des  Snntages 
vor  sande  Vlreichs  tage. 

Or.-Pff.  des  Stifts-Arch.  zu  Reun  mit  einem  liSngenden  Siegel. 

21. 
1301,  2.  Vn.,  Gtoss. 

Sopheif  die  Tochter  Herrantes  von  Wildonin,  und  ihr  Vetter  Hertneit  von 

Wildonin  vergleichen  sich  mit  Margarete,   der  Witwe  Vlreichs  von  Eppeti' 

stain,  über  streitige  Leute  und    Güter  an  benannten  Orten, 

Ich  Sophei  heren  Herrantes  tohter  von  Wildonin  vnd  ich 
Hertneit  ir  vetter  von  Wildonin  vnd  alle  meine  gerben  veriehen 
vnd  tfin  chunt  allen  den,  die  disen  brief  sehent  oder  horent 
lesen,  den  gegenburtigen  vnd  den  ch&mftigen,  daz  wir  vns 
liepleich  vnd  giitleich  verrihtet  haben  mit  vnserr  lieben  geswein 
vrowen  Margareten,  Vlreichs  witben  von  Eppenstain,  dem  got 
genade,  vmb  allen  den  chriech,  der  zwisschen  vns  gewesen  ist^ 
vmb  leut  vnd  vmb  gut  also,  daz  wir  gestanden  sein  von  des»' 


317 

Yngeres  hof  bei  Huntstorf  auf  ein  p&hel  vnd  von  Hartmans 
h&b  in  der  Lobnich  vnd  von  der  h&be  ze  p&hlseren  bei  Prei- 
masporch,  daz  si  damit  t&n  sol,  swaz  si  wil  nah  allem  irem 
willen  vnd  frum.  als  mit  irem  rehten  aigen  vnd  sule  wir  des 
selben  gfites  ire  gewer  sein,  wir  vnd  vnser  gerben,  f&r  alle 
ansprach  an  alle  ire  mf  vnd  alsam  der,  den  sis  geit,  sul  wirz 
verantworten,  daz  lobe  wir.  Dar  z^  sol  si  inne  haben  die  zwo 
Bwaig,  die  Hainz  und  Otte  der  Ressch  dienent  mit  zwelf  hun- 
dert chaesen,  mit  allem  dem  reht,  als  sis  herbraht  habent  ze 
holtz  vnd  ze  veld.  Si  sol  auch  inne  habeif  vier  march  geltes, 
die  si  ohoufft  hat  von  Rügers  des  Chropfes  chinden  von  Diern- 
stain  vnd  daz  hous  ze  Orsetz.  Dar  ^ber  hab  wir  ir  geben 
Fridreichen  von  Algerstorf  vnd  seine  tohter  Diem&ten  vnd  dar 
zf  zwai  mensch,  swelher  si  nemen  wil.  Die  vorgenante  zwo 
swaige  vnd  die  vier  march  geltes  vnd  daz  hous  ze  Grsetz  vnd 
die  leute  sulen  nach  irem  t6de  vns  vnd  vnser  gerben  her  wider 
angevallen  aigenleichen.  Wan  ich  Sophey  niht  aigens  insigels 
han,  so  bestsetige  ich  dise  sache  und  disen  brief  mit  insigelen 
meiner  lieben  5haim  heren  Frideichs  von  Stubenberch,  heren 
Otten  des  alten  von  Liehtenstain ,  heren  Otten  von  Erenvels; 
so  bestätige  ich  Hertneit  alsam  allez  daz,  daz  vorgeschriben 
ist,  mit  mein  selbes  insigel  f&r  mich  vnd  ffir  alle  meine 
gerben.  Des  sint  gezevge  her  Hainreich  der  Cholbe,  her  Lewe 
von  Lobnich  her  Hertweich  vnd  her  Dietreich  bruder  von 
Leuben,  her  Otto  von  dem  Schachen,  her  Otto  der  SpangrÖl 
vad  ander  erbere  leute.  Disev  ebnunge  vnd  dise  sache  sint 
geschehen  vnd  diser  brief  geben  ze  Gosse  nach  Christes  ge- 
burt  tousent  iar  drev  hundert  iar  vnd  in  dem  erstem  iare  des 
suntages  vor  sande  Vlreichs  tage. 

Or.-Pg.  des  Stifts-Arch.  zu  Reun  mit  vier  Siegeln. 


22. 

1302,  2.  xn.. 


I '      4 


-fJertneit  von  Wildoni^  MarachßU  in  Steter,  bestätiget,  daaa  die   Ötachrin 
^>on  Mur  dem   Gotteshauae  zu   Sekau   einen  Äcker    bei   Sand  Laurentzen 

in  dem  Piriehech  geschenkt  habe. 

•     *  ■  .        '  .        (  .  '  i      •  '      i     ,  1  1  ■  •  . 

•       'Ich  Hertneit  von  Wildoni,  marschalch  iü  Steyer  vel*gich 
alDdisem  prief  daz  ein  vraw  de  Ötachrin  von  M&r  genant  ein 


acher  pei  sand  Laurentzen  in  dem  Pirichech,  der  inwertaigen 
von  mir  waz,  durch  fr  sei  willen  dem  gotshaus  hintz  Seocowe 
hat  gegeben;  die  selben  gab  bestsetig  ich  dem  vorg^nanten 
gotshaus  vnt  der  sammung  durch  meiner  sei  willen  vnd  meiner 
voruodern  sei,  wand  si  den  vorgenanten  acher  an  meinen  willen 
niemen  mocht  gegeben;  daz  in  daz  nv  stet  beleih,  so  gib  icli 
dem  vorgenannten  gotshaus  disen  prief ,  bestsete  mit  meinem 
insigel  vnd  ist  daz  geschechen  nach  christes  geb&rte  vber 
tausent  jar  vnd  drevhundert  an  dem  andern  jar,  vnd  ist  das 
geschehen  datz  Seccowe  des  nohsten  svntages  nach  sand  Andrea 
tag  vnd  sint  des  zevng  her  Wulfinch  Swergebel,  Älbrecht  vnd 
Perchtolt  vnd  Jans  von  Obdach,  Chvnrat  von  Sunhaz,  Ortel 
von  Gozpach,  Wilhalm  von  Chvmbentz,  Ortel  von  Simich. 

Aus  einem  Copialbuche  des  Stiftes  Sekau  (14.  Jahrh.)  fol.  70**  Nr.   110» 
Handschrift  Nr.  334  des  Jo.  Arch. 


23. 
1305,  2.  IX.,  Graz. 

Hertneid  von  Wildony,  Marschall  in  Sleyr,   erlaubt  dem  Bischöfe  Vtreit^^ 
und    dem   Gotleshause    zu    Seccaw    den    Burgstall    zu  Byscholfsekke    mi^^ 

Mauern  und    Graben  zu  bauen, 

Hertneid  von  Wildony  marschalch  ze  Steyer   vergihe  aife. 
disem  brief  allen  den,  di  nu  sint  vnd  noch  ch&mftich  werdent^. 
die  in  sehent   oder  hörent   lesen,    daz   ich   dem  ersam  herren. 
bischolf  Vlrichen  von  Seccaw,    durch  die  lieb,   di  ich  han  ziL 
im  vnt  zä   seinem   gotshaus,    derlaubt   han,    willichleichen   z^- 
pai^n  daz  purchstal  ze  Bischolfsekke  mit  mawer  vnt  mit  graben^ 
so  er  pest  chan  vnd  mach,  alz  ez  im  vnt  seinem  gotshaus  nut& 
vnd  g&t  ist,    an   alle   irresalungen ,    daz  pei   Aetzleinstorf  au 
seinen  aygen  leit,  da  er  daz  geriht  auf  hat,  daz  er  von  meinem 
vater  dem  got  genad   gechauft   hat,    mit  allem  dem  recht  vnt^ 
er  ez  inne  gehabt    hat  vnd   her   praht  hat,    als   sein   hantvest^ 
sait,  di  er  im  vnt  seinem  gotshaus  darüber  geben  hat,  vnt  hat 
er  mir  darumb  geben  vierzech  march  Silbers  gewegens  Wien- 
nisch  gewihtes  vnt  daz  im  vnt   seinem  gotshaus  daz   stset  vn 
vnzebrochen  beleih  von  mir  vnt  von  meinen  erben.     Darube: 
gib  ich   disen   brief  ze  ainem   warem  vnd   sihtigem  vrchftnd 


319 

^m    ?en^t  mit  meinem   vnd   hern   Vlreichs   von  Walsse  haupt- 
vpf     maus  vnd   druchsaetz   in  Steyr  hanguntenn   insigeln    vnt  sint 
des  geseach  her  Dietreich  ertzpriester  der  obern  marhe  pfarrer 
le  Petto^y  her  Ekpreht  der  pharrer  von  sand  Laurentzen,  her 
Fridreich   von  Stubenwerch,  vnd  her   Hainreich   sein    prüder, 
her  Hertneid  von  Pettowe,  her  Vlreich  der  Schench  von  Raben- 
sUin,  her  Otte  der  Vngenad,  der  mit  sampt  hern  Vlreich  von 
Walsse  redner  vnd  geweruer  ist  gewesen  diser  sache,  des  in- 
ligel  auch  an  dem  brief  leit,  her  Otto  von  Steyr,  her  Purchart 
▼on  Eierbach,  her  Otte  von  Wolfsawe,  di  ritter  *  Otte  von  Ley- 
bentz,  Alhoh  von  Halbenrain,    Vlreich  ab  dem  Laz,   Ch&nrat 
der  Windischgraetzer  vnd    ander  erber  leut  gen&ch.     Daz  ist 
^chehen  vnt  ist  der  brief  geschriben  ze  Graetz,  nach  Christes 
gewurd,  tausent  drewhundert  jar  vnt  in  dem  f&mften  iar,  dar- 
nach des  naechsten  tages  nach  sand  Ylgentage. 

Copie  nach  N.  36,  Sekan  bei  Leibnitz  im  Jo.  Arch. 


24. 
1309,  25.  IV.,  Murau. 
^-^<o  von  Liechienstainf  Kämmerer  in  Sieyr^  bezeugt^  daaa  sein  Schwieger- 


Leutold  von    Wildonin    und   dessen    Hausfrau   Agnes    dem   Kloster 
•^    ßteunz  dcu  Dorf  Graffendorff  mit  Vorbehalt  des  lebenslänglichen  Nutz- 
genusses geschenkt  haben. 

Ich  Otto  von  Liechtenstain,  camrer  in  Steyr,  thuen  khundt 
^*^^d  vergich  offenleich  allen  leuten,  das  mir  für  war  gewissen 
^'"^^d  khundt  ist,  das  der  edlman  mein  lieber  swecher  herr 
|--*^utold  von  Wildonin  vnd  sein  hausfraw  frav  Agnes  vnd  alle 
^**  erben,  die  sy  heten  zu  den  zeiten,  den  allen  got  genade  mit 
^^rdahtem  mute  willichleich  vnd  gern  daz  dorf,  daz  da  haisset 
^^iraffendorf,  gaben  aigenleichen  dem  gotshaus  zu  Steunz  vnd 
*^iide  katherein,  die  wirtino  vnd  hausfrawe  da  ist,  wan  er  des- 
^^^3ben  gotshaus  stiffter  was,  doch  das  sl  haben  solden  vntz  an 
todt,  nach  iren  todt  solt  ez  ^  daz  gotshaus  augehören  gar 
aigenleichen  ewigkleichen  zu  besizen.  Daz  dem  also  sey, 
^«^ber  gib  ich  dem  vorgenantem  gotshaus  zu  Steunz  meinen 
t>rief  mit   meinem   hangendem    insigel    zu   vrckhunde   vnd    zu 

*  wtter  Hs. 
*er  Hg. 


i 


320 

gezeug  der  warheit.  Das  ist  geschehen  und  diser  brieff  g^ben 
zu  Murawe,  nach  Christes  gehurt  drevzehen  hundert  jar^  dar^ 
nach  in  dem  neunten  jar  den  freytage  an  sand  Marx  tage. 

Copie  im  Jo.  Arch.  ex  codice  scripto  Steunzensi. 


25. 
1314,  23.  IV., 


Htrtneid  von   Wildonia  gibt  dem  FrauenklosUr  eu  Merenberch  tu  9eme9 

Bruders  Beichhers  Töchtern,  den  Schwestern  Elspeten  und  Margreten^  daa 

Bergrecht  v<m   vierzehn   Weingärten    an   dem   Oberdorfer  Berge  und  dem 

Aelblein  und  benannte  Hüben  gegen   Wiederkaufsrecht, 

Ich  Hertneid  von  Wildonia  marschalch  von  Steyer  ver- 
gich  an  disem  brief  vnt  tvn  chvnt  allen  den,  die  nv  sint  vnd 
hernach  chvnftich  werdent  die  disen  brief  ansehent  oder  h6rent 
lesen,  daz  ich  mit  meines  bruders  Wireichs  hant  vnd  mit 
meiner  hausfrawen  hant,  vrawen  Elspeten  vnd  mit  irem  guten 
willen  vnd  mit  aller  meiner  chinde  hant,  vnd  mit  irem  guten 
willen,  der  priorin  vnd  allen  den  swesteren,  die  in  dem  chloster 
ze  Merenberch  sint,  die  da  got  dienent  vnder  sand  Augusteins 
regel  nach  der  prediger  gewonhait,  geben  han  ze  meines '  bru- 
ders Reichhers  töchtern  swester  Elspeten  vnd  swester  Margreten 
perchreht  von  vierzehen  weyngarten ;  das  selbe  perchreht  gilt 
ain  iar  vierzehen  emper,  daz  ander  iar  zwaier  min  dreizich 
emper;  die  vorgenanten  Weingärten  sind  gelegen  achtodhalber 
an  den  Oberdorfer  pergc,  sibent  halber  an  dem  Aelbleiu;  vnd 
drey  hvben,  der  haizt  ainiv  div  Quldeiniv  hübe  div  anderiv 
haizt  an  dem  Wanch,  div  drittiv  in  dem  Buchentz,  da  Jans 
aufgesezzen  ist  mit  wismat,  mit  waid  vnd  mit  holz,  vnd  mit 
allem  daz  dar  zv  gehört,  swie  ez  genant  ist,  gesucht  vnd  vn- 
gesucht,  ffir  rehtez  aygen.  Tet  ich  des  nicht,  swelhen  schaden 
si  des  naemen,  den  sol  ich  in  ablegen  vnd  habent  mir  vnd 
mein  erben  die  vorgenant  swester  gelobt,  swan  ich  in  gib 
zwainzich  march  silbers  Grezer  gewegens,  so  schvllen  si  uns 
däz  vorgenant  gut  paidiv  perchreht  vnd  hüben,  alles  her  wider 
geben  an  alle  wider  red.  Vnd  daz  daz  also  staet  peleibe  vnd 
vnuerbrochen  vnd  daz  sein  auch  nicht  vergezzen  werde,  des  geb 


^  meiner  IIs. 


321 

ich  den  vorgenannten  swestern  an  var  vnd  an  alle  p68e  liste 
disen  offen  brief  ze  ainein  vrchunde  der  warhait,  mit  meinem 
hangenden  insigel  versigelt.  Des  sint  gezeugen:  Marchel  der 
Saechel^  schaffer  von  Eywenswald,  Aller  vnd  Alram  von 
Eywenswald;  Chunrat  vnd  Mathcy  von  Mernberch,  Hertweich 
der  Schätz  von  Mernberch,  bruder  Chunrat,  der  vorgenanten 
swestern  chappelan,  Chunrat  der  Chaiscnuan,  der  vorgenanten 
swestern  schaffer  vnd  ander  biderb  leute.  Der  brief  ist  geben 
nach  Christes  geburt  tausent  iar,  dreihundert  iar,  vnd  in  dem 
vierzehendem  iar  an  des  guten  sand  Georien  tage. 

Ein    angehängte»    Sichel.     Abschrift  nach   dor    Copio   dc8  Hanptnmnnfl 
V.  Felicetti.    Jo.  Arch. 


26. 

1325,   19.  m.. 


£)i>  Nowim   FJftpe.t  und  Margret^    Töchter  Re.ichers  von    Wildonifj   stiften 

zwei  JahreMage   im   Kloster   (Marenherg), 

Ich  swester  Elspet  vnd  ich  swester  Margret,  paid  herm 
Reichers  töchter  von  Wildooy  vergehen  mit  dem  offen  brif 
vnd  tun  chunt  allen  den,  di  in  sehent,  horent  oder  lesent,  di 
DU  sint  oder  noch  eliumftig  werdeut,  daz  wir  mit  vrlawb  vnsers 
Ordens  vnd  mit  willen  vnd  gunst  vnsers  Üben  veters  herrn 
Hertneyds  von  Wildouy,  marschalchs  in  Steyer  vnd  aller  seiner 
erben  vnd  mit  rat  vnd  hilf  vnser  pesteu  frewnt  vnd  als  wir 
des  von  reht  erben  sein,  gelost  haben  von  vnsern  conuent  daz 
gut,  daz  nach  vns  geben  ist  worden  paidev  hüben  vnd  perch- 
recht,  also ,  daz  ez  fürpus  diu  schol  zu  jarstagen  vnd  allen 
vnsern  vadern  sein  vnd  nachomeu  ze  trost,  vnd  sol  man  daz 
also  hegen,  czwen  jarstag  ideii  mitezwelf  pristern  vnd  di  vrawn 
mit  vigilyeu  in  den  acht  tagen  nach  sand  Gorgentag,  den  an- 
dern in  den  acht  tagen  nach  sand  Bartolomeus  tag  vnd  di  vir 
tag  lobleich  hegen,  ain  an  dem  heiligen  Niclastag,  den  andern 
an  gotsleichnamstag,  den  dritten  an  sand  Johaunestag,  als  er 
enthawbt  wart,  dacz  vird  an  sand  Elspetentag  vnd  di  selben 
vir  tag  als  oft,  den  vrawn  vnd  ganczen  conuent  daz  mal 
geben ,  daz  sol  also  geschehen  alle  jar  jerleich ,  des  sint  ge* 
casewg  vnd  da  pei  gewesen  di  edeln  herrn  herrn  Hainreich  von 
Wilthawsen,  her  Chol  von  Czeldenhofen ,  her  Iladenreich  von 
Seldenhofen,  her  Pillnncli  von  Swamberdi ,    her  Durinch,   sein 

ArchiT.  Bd.  LIX.  I.  WXMio.  21 


322 

prüder,  Mathe  von  Merenberch  vnd  Chunrat  sein  prüder,  He 
weig  der  Schüez,  Chunrat  der  Chayserman  vnd  ander  erl 
leut  genug.  Mit  vrchunt  dicz  brifs  versigelt  mit  vns« 
conuents  anhangunden  insigl,  den  wir  paid  vorgenant  swes 
darvm  fleizzig  gepeten  haben  mit  vnsern  pesten  frewnten,  c 
sew  ez  an  den  brif  gehangen  habent  zu  ainer  ewigen  gede 
nus  vnd  zu  ainer  vrchunt  der  warhait.  Der  brif  ist  geh 
nach  Christi  geburt  tawsent  jar^  drew  hundert  jar,  darnach 
dem  fümf  vnd  czwainczchistem  jar,  des  ertags  in  der  vasi 
nach  dem  suntag,  als  man  singet  letare. 

Mit  eiuem  Siegel.    Abschrift  uacli  der  Copie  des  Hanpimanns  y.  IT 
cetti.     Jo.  Arch. 


ÜBER 


DEN  AUSSTELLUNGSORT 


EINER 


URKUNDE  KAISER  HEINRICHS  IV. 


DD.  NÜZDORF,  ID.  (IDIBUS)  MAI  (15.  MAI)   1097. 


VON 


ALBERT  JAEGER 


At^ 


Bd.  LIX.  II.  HAlfle.  22 


fl 


Die  Urkunde  Kaiser  Heinrichs  lY. 

Am  15.  Mai  des  Jahres  1097  stellte  Kaiser  Heinrich  IV. 
auf  seiner  letzten  Rückreise  aus  Italien  nach  Deutschland  zu 
Nussdorf  für  die  Kirche  des  heiligen  Georg  im  Innthale  eine 
Urkunde  aus,  mit  welcher  er  der  an  der  genannten  Kirche 
lebenden  Einsiedlergenossenschaft'  sechs  Höfe  mit  allem  Zu- 
gehör  in  den  Ortschaften  des  Unterinnthaies:  Kuntol,  Luisfeld, 
Oberndorf,  Winklhaim,  Pirkenwang  und  Ebs  schenkte. 

Die  Originalurkunde  wird  im  Archive  des  Benedictiner- 
Stiftes  Fiecht  aufbewahrt.  -  Abschriften  finden  sich  in  der 
Chronik  der  genannten  Benedictiner  Abtei  St.  Georgenberg 
nun  Fiecht  in  Tirol  (Innsbruck  1874)  S.  22«— 230,  •»  in  Hor- 
'''«^rs  Beiträgen  Nr.  38,  S.  81,  aber  bis  zur  Unbrauchbar- 
^eit  verstümmelt  und  mit  Fehlern  angefüllt.^    Bei  Sinn  acher, 


Die  iir«i»rüii|j^liclu'  EiiiMiedlor^cnoHHeiischat't  verwandelte  nicli  zwischen 
X125 — 1140  in  eine  Abtei  des  Benedictinerordens  unter  dem  Namen 
^t.  Georgenberg.  Nac.li  incbr  als  öOO  Jahren  wurde  die  Abtei  wegen 
Vtiederholter  Unglücksfälle  durcli  Waldbrände  und  Hlitzverheerungen  an 
clie  Stelle  verlegt,  wo  sie  heut/ntagc  unter  dem  Namen  des  Renedictiner- 
^tiftes  Fiecht,  Schwaz  gegenüber  besteht. 

Sie  erscheint  leider  an  einigen  Stellen  verletzt;  die  Chrcmik  des  Kloster« 
i;^bt  S.  5,  Anmerkung  3  Auskunft  über  das  Missgeschick,  das  ihr 
2ewischen  1004  lG2ö  widerfuhr.  Um  die  durch  die  Verletzung  ent- 
standenen Lücken  auszufüllen,  wurden  an  der  Rückseite  kleine  Perga- 
^■nentstticke  angebracht,  und  an  der  Vonlerseite  die  abgängigen  Wörter 
ergänzt. 

Diese  Abschrift  gibt  das  Original  am  treu^sten;  nur  in  der  Datierung 
i^eigt  sie  einen  Lesefehler:  ,Data  Idus  Martii,  statt  Id.  Mai. 
Einige  Beispiele  mögen  den  Vorwurf  begründen:  Ilormayr,  ,qualiter 
laos  amore  Christi  ejusque  genitricis  Mariae,  Remedio  animae  nostrae  etc.* 
XJrkunde:  ,qualiter  nos  pro  amore  Chrinti  ejusque  genitricis  Mariae 
*^niniumque  Sunctorum  pro  remedio  animae  nostrae  etc.'  —  Hormayr:  et 
^'iorum  nostrorum  in  nostro  servitio  velochsorum  (sie)  -  Urkunde: 
»«t  aliorum  parentum  nostrorum  vel  aliorura  fidelium  nostronun  in  nostro 

22* 


326 

Beiträge  zur  Geschichte  der  bischöflichen  Kirche  Sähen  und 
Brixen  11.  Band.  S.  649  nr.  104. 

Was   nun   den   Ausstellungsort   ^Nussdorf^    betrifft,    so 
bildet  eben  die  Frage,   wo  dieser  Ort  gesucht   wertlen  müsse, 
den  Gegenstand  der  folgenden  Untersuchung.     Der  Erste,  der 
den   Ausstellungsort   nach   dem   ungefähr   eine   Meile   westlich  J 
von  Wien   entfernten   Nussdorf  an   der  Donau  verlegte,   war 
Harald  Stenzel.    Im  IL  Band  seiner  Geschichte  Deutschlands^^ 
unter  den  fränkischen  Kaisern   enthält  er  S.  299  die  Angabe:^ 
,15.  Mai,  Nussdorf  bei  Wien  und  beruft  sich  auf  Hormayi 
Beitrag  IL  81'.  —  Dr.  Karl  Friedrich  Stumpf  in  der  11.  AI 
theilung    des    IL   Bandes  in   dem   Werke    ,die   Reichskanzl< 
S.  245  theilt  dieselbe  Meinung,  und  bezeichnet  ,Nussdorf  ak^ 
der  Donau  bei  Wien'  für  den  Ausstellungsort  der  Urkundo»;! 
Am    entschiedensten    geht    Wilhelm    von    Giesebrecht    vor."^ 
Obwohl  es  ihm  nur  scheint,  dass  Kaiser  Heinrich  bei  seiner 
Rückkehr   aus   Italien    nach    Deutschland   seinen  Weg    durcb  ' 
Kärnten  und  Steiermark  genommen  habe,  weiss  er  doch  xwei 

« 

Zeilen  später  mit  voller  Gewissheit,  dass  ,er  am  15.  Mai  sn 
Nussdorf  bei  Wien  war^  (Gesch.  der  deutschen  Kaisersdi. 
III.  Band.  Dritte  veränderte  Auflage  Seite  673).  Der  Verfasser 
der  Chronik  der  Benedictiner-Abtei  Geoi^enberg-Fiecht  gieng 
Seite  6  in  der  Anmerkung  von  seiner  früheren  anderen 
Meinung  ab,  und  schloss  sich  der  des  Dr.  K.  Friedr.  Stumpf 
an.  Es  haben  sich  somit  gewichtige  Stimmen  für  Nussdorf  an 
der  Donau  bei  W^ien,  als  den  Ausstellungsort  der  Urkunde 
ausgesprochen,  und  doch  stehen  dieser  Annahme  grosse  Be- 
denken im  Wege. 

Erstens  die  Urkunde  selbst  enthält  weder  einen  Zusatz 
noch  eine  Andeutung  über  die  Oertlichkeit  des  fraglichen 
Nussdorf.  Auch  bei  Hormayr  und  Sinnacher  findet  sich 
keine  Ortsbestimmung,  und  was  nicht  zu  unterschätzen  ist, 
Dr.  Friedr.  Böhmer  schweigt  ebenfalls,  und  gibt  Nussdorf 
ohne  irgend  einen  Zusatz. 

Ferner  fehlt  jeder  Anhaltspunkt  für  die  Annahme  der 
Anwesenheit   des  Kaisers  Heinrich   im  Jahre  1097   in    Oester- 


servitio  occisorum  vel  quacunque  morte  praeventorum  etc.  etc.,  und  so  die 
ganze  Urkunde  hindurch ;  diese  zählt  den  Kaiser  überall  als  HeiQ- 
ricum  III.  —  Hormayr:  überall  Heinricum  IV. 


reich  ob  oder  unter  der   Enns,   geschweige   zu   Nuesdorf  bei 

^ien.    Keine    Urknnde,    keine    einzige    der    österreichischen 

^roDJken  weise   etwas   von   einer   Ankunft   oder  von    einem 

Aufenthalte  HeinricliB  IV.  im   genannten  Jahre   im   erwähnten 

I  Lande.     Mui    vergleiche    des   Andreas    von   Meiller   R^^esten 

Ider   Babenberger   und   Dr.  Wattenbacbs   Annales   Austriae  im 

EX.I.  Bande  der  Monumenta  Oermanife  historica  (IX.  Bande  der 

^criptorea).    Man  wird  zum  Jahre  1097  keine  Spur  von  Hein- 

■icV]  rV.  in  Oesterreich  finden.     Eben  so  wenig  weiss  Sigmund 

Falles  in  seinen   mit  dem  grössten  Sammelfleisae   bearbeiteten 

i  Aastrin  etwas   von  Heinrichs   Dasein   in   Oesterreich 

erwähnten    Jahre;    man    vergleiche    in    dessen    I.    Theile 

S«ite  433  was  er  zum  Jahre  1097  mittheilt;   von  Heinrich  ist 

le  Hede. 

Nehmen  wir  aber  ftir  einen  Augenblick  an,  Kaiser  Heinrich 

i  1007    in   der   That   nach  Oesterreich  gekommen,    und  am 

■  9.  Mai  zu  Mussdorf  bei  Wien   gewesen,   so  müssen  wir  ver- 

Ktlnftigtir    Weise   voraussetzen,    es   müsse   ihn   eine   bestimmte 

"Whiicht   dihin   geführt  haben,    oder  er  sei   durch  Verhältnisse 

n   worden,    auf   seiner   Rückkehr    nach   Deutschland 

^Sieaen  wuiten  Umweg  einzuschlagen.  Zu  den  Jahren  1077  und 

3.093   kennen    wir    eine    solche    Nöthigung    und    eine    solche 

-^^bsicht.     Im  Jahre  1077  wählten  die  deutschen  Fürsten  unge- 

t  der  Demüthigung,  welcher  sich  Heinrich  am  25.  Jänner 

1  Ca-Qwwi   unterzogen  hatte ,    auf  dem   Tage    zu   Forchheim 

C  Jö.  Märzi  den  Herzog  Rudolf  von  Schwaben  zum  Könige.  Als 

■^äeinrich    am    9.   April    von    Verona    aufbrach,    um    auf  dem 

»flrzestcn   Wege   nach   Deutschland   zu  gelangen,    fand   er  die 

^^«wlischen  Alpenpässe   von   seinen  Gegnern   besetzt.     Er  war 

tOthigt  uuf  weitem  Umwege  durch  Friaul   und  Kärnten  den 

•nttrgnrti^  über  die  Gebirge  zu  suchen,  nachdem  er  den  Patri- 

*1ien    Sitghard   von   Aquiloja   durch    grosse   Geschenke    und 

"^'eh  niMr,sere  Voraprechungen    und  die  in  Kärnten   mächtigen 

^ppf'.iisii'iiier  durch  gleiche  Begünstigungen   gewonnen   hatte. ' 

■ichtig(i  Dienste   muss   ihm    auf  dieser,   wie   sich    vermuthen 

auf  sehr   abgelegenen   Wegen   vollzogenen    Wanderung, 

Bisciiiif  Altwin  von  Bnxen,  einer  der  treueston  Anhänger 

'öinricha  IV.  geleistet  haben.     Diess  bezeugen   nicht  blos  die 


icbt  III.  441-142. 


Schenkungen,  die  er  erhielt, '  sondern  auch  die  Worte  der 
Anerkennung,  mit  denen  Heinrich  die  Gaben  begleitete.^ 

Zum  Jahre  1CH:>3  kennen  wir,  wie  oben  bemerkt  wurde, 
eine  bestimmte  Veranlassung,  welche  den  Kaiser  bewog,  den 
österreichischen  Ländern  sich  wenigstens  zu  nähern.  Gedrängt 
durch  die  unglückliche  Wendung,  welche  sein  Glück  in  Italien 
nahm,  und  durch  die  Nachrichten,  welche  er  aus  Deutschland 
über  die  steigende  Macht  des  Herzogs  Weif  und  dessen  Partei 
erhielt,  beschloss  er  die  Magyaren  gegen  Weif  aufzuhetzen. 
Er  verabredete  eine  Zusammenkunft  mit  dem  ungarischen 
Könige  Ladislaus,  und  machte  sich  um  Weihnachten  1092  auf, 
um  mit  ihm  wahrscheinlich  in  der  Abtei  Martinsberg  zusammen 
zu  treffen.  Allein  der  Herzog  Weif  warf  sieh  ihm  mit  be- 
waffneter Macht  in  den   Weg,  und  zwang  ihn  umzukehren.  ^ 

In  beiden  Fällen  kennen  wir  also  die  bestimmte  Absicht 
und  Nöthigung,  die  Heinrich  den  östlich  von  Italien  gelegenen 
Ländern  näher  brachte,  was  soll  ihn  aber  genöthigt  oder  be- 
wogen haben,  im  Jahre  1097  nach  Nussdorf  bei  Wien  zu 
kommen  ?  Er  wollte  nach  sechsjährigem  Aufenthalte  in  Italien, 
wo  ihn  seine  schwindende  Macht  in  den  letzten  zwei  Jahren 
zu  einem  wahren  ,8ti Hieben  in  Verona  und  Padua'  verurtheilt 
hatte,  wieder  nach  Deutschland  zurückkehren.  Ihn  hinderte 
nichts  mehr,  den  kürzesten  Weg  einzuschlagen.  Herzog  Weif 
hatte  sich  schon  1095  mit  ihm  versöhnt,  und  arbeitete  seitdem 
die  deutschen  Fürsten  für  ihn  zu  gewinnen.*    Die  Alpenpässe 

'  Sin  nach  er  II.  453  und  iö6  nud  die  betreffenden  Urkunden  p.  579 
und  öHO 

2  Sic  lauten;   ,diem  Altwini  S.  Hrixin.  Eulac  Episcopi    servitiuni    erga  iios 
fideUy  viarjnum^  boninn  et  aasichiuni,  reapeximus'.  Ebeud.  p.  ö80.  —  Auch 
bei  Horm.  II.  p.  58  aber  wieder  mit  dem  Fehler,  dass  er  anstatt  ,duinqae 
Altwini'  etc.  diuqne  Altwini  etc.  bietet. 

3  Bertold.  (.'uns tan t.  ad  ann.  1092:  Welpho  dux  Bajoariae  eundem 
Heinricum  ante  proximam  Jiativitatem  Domini  mirabiliter  confudit,  quem 
ad  colloquium  j>ervonirc  prohibuit,  quod  idem  Heinricus  et  Rex  Hungariae 
condixerant,  ad  quod  etiam  pene  jam  convcrant.  Damit  zu  vergleichen 
Szalay.  Gesch.  Unnrarns  I.  221    -222. 

*  Ebend.  ad  ann.  1095.  Welplio,  Filiu.s  Welphonis  Ducis  Hajoariae,  a 
conjugio  doniinan  Mathildae  se  pcnitus  sequestravit  .  .  .  ITndc  pater 
ipsiu.s  in  jjonpi^oliardiam  nimis  irato  animo  porvenit,  et  frustra  diu  mul- 
tumquo  pro  hujus  modi  reconciliatione  laboravit.  Ipsum  eliani  Ileim^um 
(imperatorem)  sihi  in  adjutorium  ascivit  contra  dominam  Machtüdavi^  ut 
ip.Ham  bona    sua  ülio  ejn.s  dare  comi>ellcret*.     Seitdem  wurden  Weif  und 


329 

darch  Tirol  standen  jetzt  offen.  Was  soll  ihn  genöthigt  oder 
bewogen  haben,  so  weit  auszubiegen,  um  nach  Nussdorf  in  die 
Nähe  von  Wien  zu  kommen?  Man  bringe  einen  Beweis  dafür. 
Giesebrecht,  um  diesen  Autor  hervorzuheben,  gibt  keinen 
Grund  an;  im  Gegentheil  er  schwankt  in  der  Bezeichnung  der 
Richtung,  in  welcher  Kaiser  Heinrich  um  Ostern  1097  seinen 
Rückweg  aus  Italien  nach  Deutschland  einschlug,  indem  er 
sich  des  Ausdruckes  bedient  ,er  scheint'  seinen  Weg  durch 
Kärnten  und  Steiermark  genommen  zu  haben,  lässt  ihn  aber 
mit  voller  Bestimmtheit  am  15.  Mai  zu  Nussdorf  bei  Wien 
zum  Vorschein  kommen ;  Beweis  dafür  wird,  wie  schon  bemerkt, 
ausser  der  eben  in  Frage  stehenden  Urkunde,  keiner  gebracht. 
Ueberhaupt  leidet  Giesebrechts  Darstellung  des  Verhältnisses, 
welches  sich  zwischen  dem  Herzoge  Weif  und  Kaiser  Heinrich 
von  1095  bis  1097  bildete,  an  Unklarheit. » 

Zu  allem  Ueberflusse  kann  noch  auf  die  Entfernung  von 
Wien  bis  Regensburg  und  auf  die  Zeit  hingewiesen  werden, 
welche  bei  den  damaligen  Verkehrsmitteln  zu  einer.  Reise  von 
dem  erstgenannten  Orte  bis  zu  dem  zweiten  erfordert  wurde. 
Kaiser  Heiniich  feierte  Pfingsten  zu  Regensburg.  ^    Das  Pfingst- 

Heinrich  Freunde  und  jener  arbeitete  die  Fürsten  mit  dem  Kaiser  zu 
versöhnen.  Derselbe  Bertold  von  Constanz  berichtet:  Welpho  dux  Bajo- 
ariae  cum  Hlio  suo  Wcl])hone  tandem  de  Longobardia  in  Alemonnium 
rediit  multumqite  de  realitutione  Heinrici  in  regnum,  quamvis  de  anathe- 
mate  non  absolntum,  ctim  prindpihis  regni  fruatra  laboravif.  ad  ann.  1095. 

*  Nach  seiner  Darstellung  verschmähte  es  Herzog  Weif  (1095)  sogar 
nicht  mit  dem  Kaiser  in  Verbindung  zu  treten,  um  der  grossen 
Gräfin  durch  Furcht  abzupressen,  was  seine  TTeberrcdungskünste  nicht 
erreichten;  doch  vergebens.  Im  Sommer  1095  kehrten  die  Weifen,  Vater 
and  Sohn,  über  die  Alpen  zurück,  bereits  entschlossen  unter 
günstigen  Bedingungen  sich  mit  dem  Kaiser  auszusöhnen. 
Sie  verhandelten  hier  (in  Deutschland)  viel  mit  den  Fürsten 
über  eine  Aussöhnung  der  Parteien,  aber  erfolglos.  So  verging 
das  Jahr  1095;  so  auch  die  Hälfte  des  nächsten;  noch  im  Sommer 
1096  wollte  Heinrich  dem  Weif  die  Magyaren  auf  den  Hals 
hetzen,  (also  wie  es  scheint  mitten  unter  des  Letzteren  Bemühungen, 
die  Fürsten  für  den  Kaiser  zu  gewinnen),  aber  allmählich  erfolgte 
doch  eine  Annäherung  zwischen  dem  Kaiser  und  den  Weifen. 
(Giesebrecht  III.  673). 

'Chronica  Augusten s.  bei  Freher  I.  p.  507.  ,Imperator  de  Italia 
rediens,  Ratisponam  in  Pentocoste  ingressus,  cum  omni  clori  populiqne 
suscipitur  alacritato. 


330 

fe^t  fiel  1097  aaf  den  24.  Mai.  Wäre  der  Kaiser  am  15.  Mai 
la  Nussdorf  bei  Wien  ^wesen,  so  hätte  er  für  die  Reise  nach 
Regensbnrg  8  Tage  gehabt.  Nun  beträgt  die  Distanx  xwiachen 
beiden  Orten,  nach  den  besten  Karten  gemessen,  ^  44  bis  45 
deutsche  oder  österreichische  Meilen  (zn  4000  Wiener  Klaftern) 
gleich  88  oder  90  Standen.  Der  Kaiser  hatte  somit  täglich, 
und  xwar  ohne  Rasttag,  einen  Marsch  von  5'  ^  oder  5^'^  Meilen 
oder  wenigstens  11  Standen  xorücklegen  müssen.  Wir  wollen 
nicht  die  Möglichkeit«  wohl  aber  die  Wahrscheinlichkeit  be- 
xweifeln:  deim  nachdem  Heinrich  ohne  nachweisbaren  Grand 
einen  Excar^  ans  Italien  bis  in  die  Nähe  von  Wien,  wie  man 
annimmt^  xa  machen  die  Zeit  hatte,  hätte  er  jetzt  einen  wahren 
Eilmarsch  nach  Regen$barg  ang^tne^ten:  ein  Eilmarsch  mnss 
aber  ein  täglicher  Ritt  von  11  bis  12  Standen  dorch  8  Tage 
hindonch  genannt  werden.  Und  wi^icher  Grand  soll  ra  einem 
«ükhen  EUmarsch  c^edränct  haben  ?  Heinrich  ward  nicht  mehr 
ai^eiochten:  «r  wamle  in  Regensbaig  Ton  den  Bnrgen  ud 
dem  Clensi  xawwk^Mnmend  ag%>e*omme»>  nnd  T\»weihe  bis 
tiet  in  den  Sommer  daseühst«  * 

l>a  um  kein  ejirjaper  ::Lrk3j»iIki»er  6e«^  iur  Ksiirr 
Heinnchs  Ai:wes>e?ieit  ix  iVtsCicr^ci  wli^r»^  «k*  Jahnes  1097 
Tv-rik^  :iijd  w^-aer  tia  Z^^ci  »rci  *L»t  Xc-^kv^n^  naci^e- 
w>««Hi  wei^ea  ki^LX^  wieiÄ«-  :ix  it  ü*  Xjii>t  t:«  Wien  g«iahrt 

iC5  ^c  tVayr-'^räKii!  l"rk:ir»^S*  W;ü  j*i.££r?^-~:t*ai.  xi?£  das  Xns»- 
Ä^ct  ^^^c  l"rix3}£;   jkr^Sfrs-^'r  r^s^uxi:   ^iciiü  ir>&&tfx. 

lim»a£  ijJ*fc    ü^iCfc    ÄrfOir»^    äät^    J^SkWirt   ^a^iamiMa    liOL   wird 


331 
Wül  einer  andern  über  die  Alpen  führenden  Strasse  für  seine 


/ 

m      Rfickkehr  nichts  bekannt  ist;   und  die  Brennerstrasse  für  ihn, 

V       wie  eine  vollkommen  sichere,  so  auch  die  kürzeste  war.     Dass 

F        es  Giesebrecht  schien,    er   habe   seinen  Weg    durch  Kärnten 

und  Steiermark  genommen,   düifte   seinen  Grund   nur  in    der 

von  ihm   geglaubten   Anwesenheit  Heinrichs   in  Nussdorf  bei 

^Vien  gehabt  haben. 

Allein  nicht  bloss   der  Mangel  eines  Zeugnisses  für  eine 

CLndere  Strasse  spricht  fiir   des  Kaisers  Rückkehr  durch  Tirol, 

es  lassen  sich  auch  solche  Momente  dafür  geltend  machen,  die 

jeden  Zweifel  zu  beseitigen  geeignet  sind.     Mit  der  Rückkehr 

des  Kaisers  kehrte  auch  der  von  dem  Herzoge  Weif  im  Jahre 

1091  von  seinem  bischöflichen  Sitze  vertriebene  Bischof  Altwin 

JLch  Brixen   zurück.  *     Er   war   nach   Italien   zu   dem  Kaiser 

xtflohen,  der  ihn  auch  am  2.  September  desselben  Jahres  zu 

erona  mit  der  Schenkung  einer  Grafschaft  im  Pusterthale  in 

einem  Missgeschick  tröstete.  ^    Altwin  war  durch  40  Jahre  ein 

«m  Kaiser  mit  unveränderter  Treue  ergebener  Anhänger,  ^  er 

«rweilte  auch  die  letzten  sechs  Jahre  an  seiner  Seite  in  Italien.  ^ 

as  entsprach  nun  dieser  ausdauernden  Treue  mehr,  als  dass 

«  Kaiser   ihn,    da   der   Friede   mit   den    Weifen   hergestellt 

ar,  auf  seinen   bischöflichen  Sitz    nach  Brixen    zurückführte, 

XI  so  mehr  als  dieser  vom  Alter  gebeugte  Bischof  seine  Augen 

3  Brixen  zu  schliessen  sich  sehnen  mochte ;   er  starb  noch  in 

Lesern  Jahre.  ^    Doch  den  stärksten  Anhaltspunkt  für  die  Be- 

«uptnng,  dass  der  Kaiser  durch  Tirol  nach  Deutschland  zurück- 

<hrte,    bietet   die   zu  Nussdorf  ausgestellte   Urkunde   selbst. 

Stifte  Georgenberg  (Fiecht)  im  Innthale  erhielt  sich  durch 

6   Jahrhunderte   herab   die  Tradition,    dass    Kaiser  Heinrich 

war,    der   auf  Bitten   der  Einsiedlergenossenschaft   die    aus 

^•öer  seitwärts  gelegenen  Felsenschlucht  zur  Kirche  des  heiligen 

"eorg    fuhrende   Wasserleitung    herstellen     Hess,    ein    Werk, 

^"ölches   nicht   blos    mit   grossen   Kosten,    sondern    auch    mit 

S^Ossen  Gefahren  für  das  Leben  der  Arbeiter  verbunden  war; 


^   Sinnacher  II.  530-532.  —  Giesebrecht  a.  a.  O.  S.  644. 
^  Ebend.  p.  531. 

•  Ebend.  p.  464-474. 

*  Ebend.  p.  535-  586. 
^  Ebend.  p.  536. 


332 

denn  die  Leitung  konnte  nur  an  einer  senkrecht  in  schauer- 
liche Tiefe  abfallenden  Felsenwand  angebracht  werden,  wobei 
es  den  Arbeitern  nicht  anders  möglich  war,  als  an  Stricken, 
die  von  der  Höhe  der  Felsenwand  herabgelassen  waren,  in  den 
Lüften  hängend  den  Canal  aus  den  Felsen  auszumeisseki. 
Mit  Recht  bemerkt  hierzu  der  Verfasser  der  Chronik,  dass 
die  Anordnung  zur  Herstellung  einer  solchen  Wasserleitimg 
,das  Ergebniss  der  eigenen  Anschauung  der  Oertlichkeit  von 
Seite  des  Kaisers  gewesen  sein  dürftet  ^  Die  Vermuthung,  dass 
Kaiser  Heinrich  selbst  in  Georgenberg  war,  gewinnt  durch  die 
Form  und  den  Inhalt  der  von  ihm  der  Kirche  des  heiligen 
Georg  ausgestellten  Schenkungsurkunde  an  Stärke.  Was  sollte 
den  Kaiser  bewogen  haben,  die  Einsiedlergenossenschaft  auf 
dem  abgelegenen  einsamen  Felsenkegel,  die  nicht  die  geringste 
politische,  ja  nicht  einmal  eine  kirchliche  Bedeutung  hatte,  ^ 
mit  einer  so  reichen  Schenkung  von  6  Höfen  sammt  deren 
Leibeigenen  und  allem  Zugehör  an  Gebäuden,  Waldungen, 
Acker-  und  Weideland,  Jagd  und  Fischerei  und  Mühlenrechten 
zu  bedenken?  Es  erscheint  in  der  Urkunde  kein  Fürbitter; 
Heinrich  beruft  sich  weder  auf  eine  Bitte  der  Einsiedler- 
Genossenschaft  noch  auf  irgend  eine  andere  Fürsprache,  wie 
es  sonst  in  der  Regel  der  Fall  war ;  •*  er  verfügt  aus  unmittelbar 
eigenem  Antriebe,  und  zwar  in  einer  tiefreligiösen,  von  schmerz- 
lichen Erinnerungen   erfüllten,    reuraüthigen  Stimmung.  ^     Und 


*  Chronik  der  Benedict.-Abtei  Georgeuberg-Fiecht  p.  7.  Anmerk.  1. 

2  Georgenberg  noch  nicht  einmal  eine  Abtei. 

3  Z.  B.  Kais.  Heinr.  III.  sckonkt  1056  der  Kirche  von  Brixen  das  Land- 
gut Odelisnitz  ,ob  intervontnm  diiectissime  conjugis  nostre  imperatricis 
Agnetis';  —  Heinr.  IV.  1063  dem  Bisch.  Altwin  zwei  Berge  ,marchione 
Udalrico  conlandante' ;  dem  Bisch.  Altwin  dns  Landgut  Schlanders  ,ob 
interTentura  dilectae  conjugis  Bertae  Ebbonis  et  Bennonis  episcoponun, 
caeterorumque  fidelium  nostrorum*;  eben  demselben  eine  Grafschaft  im 
Pustcrthal,  ob  interventum  üdeliumRudportiBabenbcrg,  Joannis  Spirenisetc 
episcoporum  etc.  —  oder:  quali  Altwinis  nostram  exoravit  clementiam  etc. 
—  ob  petitionem  ac  fidcle  servitium  Altwinis  —  etc. 

*  Notum  sit,  so  erklärt  der  Kaiser,  qualiter  nos  pro  amore  Christi  ejnsqne 
Genitricis  Mariac  omniumquc  sanctornm,  pro  remedio  animae  nostrae» 
et  patris  nostri  Impcratoris  Hoinrici,  et  matris  nostrae  imperatriciB 
Agnetis  et  Conjugis  nostrae  Bertae,  et  aliorum  parentum  nostrorom  vel 
aliorum  fidelium  nostrorum  in  nostro  servitio  occisorum  vel  qua- 
eunque  morte  procvcntorum*  etc.  tradidimus  .  .  ea  videlicet  ratione« 
nt  j)ro  animabus  supranominatonnn  .  .  jugis   oratio   in   praefata   ecclesia 


333 

welcher  Ort  war  geeigneter,  den  Kaiser  lo  eine  solche  Gemüths- 
stimmung   zu   versetzen ,    als    das    der   schmerzhaften    Gottes- 
mutter geweihte  Kirchlein  auf  dem  heiligen  Georgsberg?    Aus 
dem  grossartigen/ von  der  Hand  des  Schöpfers  und  dem  sinnigen 
Fleisse  der  Menschen  festlich  und  reizend  geschmückten  Unter- 
Innthale   führt   ein  Pfad   durch    dunkle   und    duftende  Wälder 
bergan    in  eine    ernste,   rauhe,  ja   schauderhafte  Thalschlucht. 
Zwischen  Felsenufern   braust   in  der  Tiefe   mit   lautem   Unge- 
stüm   ein    schäumender    Bach.      Zwei    mächtige    Felsenwände 
thürmen  sich  neben  einander  auf.    Aus  der  westlichen  springt 
ein  schroffer,  dreihundert  Fuss  hoher,  senkrechter  Felsenkegel 
hervor.    An  seinem  Fusse  umkreisen  ihn  zwei  wildschäumende 
Sturzbäche,   über  den  einen  schwebt  hoch  in  den  Lüften  eine 
kühne  Brücke,    der   einzige  Zugang   zu   dem    isolirten   Kegel, 
auf  dessen    Scheitel   die    8t.   Georgskirche    thront.     Auf  wen, 
der  je    diese    einsame,    von    aller   Welt   abgeschlossene    Thal- 
schlucht betrat,  hätte  die  ernste  Natur  der  kahlen  Felsenwände, 
die    dunkeln    Waldungen,    die    stille    Abgeschiedenheit,    nicht 
tiefen  Eindruck  gemacht?    Wahrlich!  St.  Georgenberg  spricht 
ergreifend   zum    Gemüthe   des  Besuchers   und   stimmt   ihn    zu 
ernsten  Betrachtungen  und  zum  Gebete ;  und  das  mochte  Kaiser 
Heinrich  an  dieser  Stätte  an  sich  erfahren  haben,  und  wohl  nur 
daher  seine  von  Sühne-Gedanken  erfüllte  und  dictirte  Urkunde. 
Man  übersehe  auch  nicht  einen  in  der  Urkunde,  wie  im 
Vorbeigehen    berührten,    aber    in    einem    die    Einsiedelei   von 
St.  Georgenberg  betreffenden  Documente  nicht    unbedeutenden 
Umstand.    Kaiser  Heinrich  widmet  seine  Schenkung  der  Kirche 
des  heiligen  Georg  ,aus  Liebe  zu  Christus  und  seiner  Mutter 
Maria^    Nun  berichtet  eine  uralte  Ueberlieferung,  dass  das  in 
der  Kirche  von  Georgenberg  heute  noch  vorhandene  und  ver- 
ehrte  Bild    der   schmerzhaften    Gottes-Mutter   schon    vor   dem 
Jahre  1000  von  dem    von  einer  Wallfahit   nach  Rom   zurück- 
kehrenden Stifter  der  Einsiedler-Genossenschaft  Rathold,  einem 
£dlen  von  Aibling,  mitgebracht  und  unter  einem  Lindenbaume 
aufgestellt  worden    sei;    darum  Georgenberg   in    frühester  Zeit 
häufig    ,Unsere   liebe    Frau    unter   der  Linde'   genannt   wurde. 

0.  Georgü  perspverot  in  perpctuniu,  et  specialitor  in  omni  septimana 
isempcr  in  tertia  feria  missa  pro  fidelibus  defunctis  et  in  sexta  feria 
missa  pro  salute  vivorum  ibi  celebretnr*.  Sieht  diese  Urkunde  nicht 
einem  bussfertipen  Testamente  gleicii? 


334 

Sollte  nicht  dieser  Umstand  den  Kaiser  bestimmt  haben,  seine 
Schenkung  auch  ,au8  Liebe  zu  Maria  der  Mutter  Christi' 
zu  widmen?  Und  sollte  dieser  Umstand  nicht  auch  einen  Beweis, 
und  zwar  nicht  den  schwächsten,  bilden,  für  die  persönliche 
Anwesenheit  des  Kaisers  in  Georgenberg? 

Wir  rücken  nunmehr  unserem  Nussdorf  immer  näher. 
Kaiser  Heinrichs  Anwesenheit  in  Georgenberg,  und  somit  seine 
Rückkehr  nach  Deutschland  durch  Tirol  im  Jahre  1097,  die 
wir  Anfangs  als  eine  Vermuthung  und  als  wahrscheinlich  hin- 
stellten, dürfte  nach  all  dem,  was  zur  Begründung  vorgebracht 
wurde,  von  einer  erwiesenen  Thatsache  wohl  nicht  mehr  ferne 
sein.  Einen  neuen  Anhaltspunkt  zu  diesem  Schlüsse  finden 
wir  in  dem  weiteren  Inhalte  unserer  vielerwähnten  Urkunde, 
und  zwar  in  den  Gütern,  welche  Heinrich  der  Einsiedler- 
Genossenschaft  schenkte,  und  in  der  Erwähnung  des  Pfalz- 
grafen Rapoto.  Die  zum  Geschenke  gewählten  Höfe  lagen  in 
sechs  am  rechten  Innufer,  von  Rattenberg  bis  Ibs  unter  Kuf- 
stein,  zerstreuten  Dörfern,  ^  somit  an  der  Strasse,  welche  den 
Kaiser  auf  dem  letzten  Tagmarsche,  den  er  noch  auf  Tiroler- 
boden zurückzulegen  hatte,  nach  Baiern  führte.  Die  Urkunde 
enthält  zwar  keine  Andeutung  hierüber,  aber  es  unterliegt  kaum 
einem  Zweifel,  dass  die  sechs,  offenbar  grossen,  mit  Jagd-, 
Fischerei-  und  Mühlen-Gerechtsamen  ausgestatteten  Höfe  kaiser- 
liches Fiskalgut  waren.  Wird  es  demnach  ein  nicht  zu  recht- 
fertigendes Wagniss  sein,  wenn  wir  annehmen,  dass  der 
Pfalzgraf  Rapoto  I.  sich  im  Gefolge  des  Kaisers  befunden, 
und  irgend  einen  Anthcil  an  der  Wahl  oder  Bezeichnung 
jener  Güter  gehabt  habe,  welche  der  Einsiedler-Genossenschaft 
geschenkt  werden  sollten?  Die  Annahme  hat  nichts  unwahr- 
scheinliches, wenn  wir  berücksichtigen,  was  die  Urkunde  her- 
vorhebt, dass  die  sechs  Höfe  ,in  seiner  d.  i.  in  Rapoto's 
Grafschaft'  lagen  (in  pago  Indale,  in  Comitatu  Palatini 
Comitis  Rapotonis),  und  wenn  wir  das  intime  Verhältniss  ins 
Auge   fassen,   welches   zwischen    Rapoto   und    dem  Kaiser  be- 


*  Kundl  zwei  Wegstunden  unter  RatttMiberf^ ;  Luisfeld  (heute  Liesfeld) 
ein  Dorf  am  Inn  bei  Kundl;  Oberudorf  bei  Kirchbühel;  Winkel- 
heim  in  dem  grosncn  KuRen,  den  der  Innfluss  KirchbfiM,  Segentiber 
macht;  Birkenwanck  (ßichelwangf)  in  kurzer  nördlicher  £ntfernang 
von  Kirchbühel,  vielleicht  au  der  Stätte  von  Kirchbühel  selbst;  Ebese 
(Ebs)  eine  lialbe  Meile  unter  Kufstein. 


335 

stand.  Der  Pfalzgraf  war  einer  der  treuesten  Anhänger  Kaiser 
Heinrichs  IV.  Während  der  schrecklichen  Wirren,  die  nach 
der  Absetzung  des  Herzogs  Weif  1077  in  Baiern  entstanden, 
bis  zu  Welfs  Wiedereinsetzung  1096  hatte  er  sich  als  ein 
mächtiger  und  hingebungsvoller  Verfechter  der  kaiserlichen 
Sache  ausgezeichnet,  und  zur  Belohnung  dafür  die  Pfalzgrafen- 
Würde,  und  die  in  der  Urkunde  erwähnte  Grafschaft  im  Inn- 
thale  erhalten.  Urkunden  zeigen  ihn  uns  wiederholt  an  der 
Seite  des  Kaisers  oder  mit  wichtigen  Missionen  betraut;  ^  das 
letzte  Mal  finden  wir  ihn  1096  zugleich  mit  dem  Herzoge  Weif 
bei  Heinrich  zu  Verona.  ^  Es  liegt  demnach  gar  keine  Un- 
wahrscheinlichkeit  vor,  dass  er  in  seiner  Grafschaft  dem 
Kaiser  das  Geleite  gab.  Und  nun  stehen  wir  an  der  Schwelle 
des  gesuchten  Nussdorf. 

Am  rechten  Innufer,  eine  Stunde  von  der  heutigen  Grenze 
Tirols  entfernt,  in  der  Mitte  zwischen  dieser  und  Neu-Beuern 
liegt  Nussdorf,  welches  der  Kaiser  von  Ebs  weg,  wo  der  letzte 
zur  Widmung  für  Georgenberg  zu  wählende  Hof  bestimmt 
wurde,  in  drei  Stunden  erreichen  konnte.  Hier  fand  sich  auch 
der  Hei'zog  Weif  bei  dem  Kaiser  ein,  und  betheiligte  sich  an 
der  Schenkung  für  die   genannte   Kirche  des   heiligen  Georg. 

Wir  hätten  somit  einen  Ort,  Namens  Nussdorf,  gefunden, 
der  im  Gegensatze  zu  dem  Nussdorf  bei  Wien  mit  der  Rück- 
lehr Heinrichs  nach  Deutschland,  und  mit  allem,  was  sich 
für  die  von  ihm  gewählte  Brennerstrasse  an  beweisenden 
Gründen  und  Momenten  vorbringen  Hess,  im  vollsten  Einklänge 
steht,  und  somit  als  der  wahre  Ausstellungsort  der  Urkunde 
betrachtet  werden  muss. 

Zum  Schlüsse  noch  eine  Bemerkung  über  die  zu  Nuss- 
dorf ausgestellte  Original-Urkunde.  Wem  diese  zur  Einsicht 
vorliegt,  der  wird  sich  überzeugen,  dass  dieselbe,  als  der 
Herzog  Weif  zum  Kaiser  kam,  schon  ausgefertigt  war.  Dies 
beweist  ein  Zusatz,  den  sie  offenbar  auf  Verlangen  des  Herzogs 
erhielt,  indem  dieser,  theilnehmend  an  der  Schenkung,  Eigen- 
leate,  welche  der  Einsiedler-Genossenschaft  übergeben  werden 
sollten,  dem  Kaiser  zur  Verfügung  stellte.    Daraus  erklärt  sich 


*  Pins  Wittmann:   Die  Pfalzgrafen   von  Bayern   p.  28-32.  Hormayr 

8.  W.  III.  p.  43-46. 
'  Oefele:    Die   Geschichte    der   Grafen  von  Audechs  p.  111   nr.  26,   — 

Sinnacher  II.  p.  648—649, 


33G 

das  in  Kaiser-Urkuiuleu  sicher  nicht  gewöhnliche  Vorkominen 
einer  Einschaltung  zwischen  dem  bereits  ausgesprochenen 
Schlüsse  der  Urkunde :  ,chartam  hanc  conscribi  et  manu  nostra 
corroboratam  sigilli  nostri  impressione  jussimus  insigniri'  und 
der  Recognition  des  Kanzlers :  ,Humbertus  Cancellarius  vice 
Ruodhardi  Archicancellarii  recognovi'.  Allein  es  muss  bemerkt 
werden,  dass  sich  diese  ,Einschaltung'  nur  in  den  Ab- 
schriften und  deren  Abdrücken  im  fortlaufenden  Texte 
vorfindet,  nicht  aber  im  Original.  In  diesem  wurde  der  Zusatz 
in  dem  zwischen  dem  oben  citirten  Schlüsse  und  der  Recognition 
des  Kanzlers  wegen  des  aufgedrückten  Siegels  leer  gebliebenen 
Baume  links  vom  Siegel  gegen  den  Rand  des  Pergamentes 
angebracht,  und  zwar  geschrieben  mit  etwas  schwärzerer  Tinte, 
aber  von  derselben  Hand.  Der  Zusatz  lautet:  ,Et  eadem  tra- 
ditione  ad  altare  ejusdem  sancti  Oeorgii  martyris  propria  manu 
sua  praenominatus  Imperator  Heinricus  et  cum  manu  ducis 
Weif  delegavit:  Juditam  filios  filiasque  ejus  et  sororem  ejus 
Adalint  et  ejus  posteritatem  in  manum  advocati  ejusdem  altaris 
Gundachar'. 


el 


PETER  FREIHERR  VON  PARCHEVICH 


ERZBISCHOF  VON  MAKTIANOPEL 

-*'^*STüLISCHER  VICAR  UND  ADMINISTRATOR  DER  MOLDAU,    BULGARISCH  KR  IXTER- 

Ä'ÜNTrcS  AM  KAISERLICHEN  HOFE  UND  KAISERLIGHER  GESANDTER 

BEI  DEM  KOSAKEN-HETMAN  BOGDAX  CHMIELNICKI. 

(1612-1674.) 


NACH  AKCHIVALISCHEN  QUELLEN  (iESClIILDERT 


VON 


JULIAN  GRAFEN  PEJACSEVICH. 


VORREDE. 


Jllit   Forschungen   über   die   Geschichte   meiner   Familie 
1)68  chäftigt,    stiess  ich  auf  Nachrichten   über   eine   bedeutende, 
tinserem  Geschlechte    angehörige  Persönlichkeit,    deren  öffent- 
liche Thätigkeit   weit   über   die    Grenzen    des    Familienkreises 
^^ind  ihres  engeren  Vaterlandes  hinausging.     Die  ersten  Spuren 
"heiter  verfolgend,    sammelte  ich  nach  und  nach  hinreichendes 
Material,    um   das   Lebensbild   Peters   Freiherrn   von  Par- 
^hevich  nach  seiner    hervorragenden,    sowohl   kirchlichen   als 
diplomatischen    Laufbahn    darstellen   zu   können.     Bei   seinem 
Eingreifen    in    die   allgemeinen  Weltereignisse   seiner  Zeit,    na- 
mentlich die  orientalischen  Angelegenheiten,   scheint  mir  diese 
^Darstellung  auch   für   weitere  Kreise   nicht   ohne  Interesse  zu 
«ein,     und    sogar    manche    Lücke    in    geschätzten    Geschichts- 
'werken  ausfüllen  zu  können.     Der  Genannte  und  die  mit  ihm 
in  Verbindung   stehenden  Vorgänge   sind  nicht  nur  Coleto  und 
Garns,  sondern  auch  Hammer-Purgstall,  Lelewel  und  Zinkeisen 
völlig  unbekannt  geblieben.    Andere  kennen  ihn  fast  nur  dem 
tarnen   nach.     Und    doch    bietet    uns    die   Schilderung   seines 
Lebens   manchen    erklärenden  Einblick    in    die   politische  Ge- 
schichte,   manchen   interessanten   Beitrag   zur  Culturgeschichte 
seiner  Zeit. 

Für  Kundige  bedarf  es  nicht  der  Erwähnung,  dass  die 
Sammlung  des  quellenmässigen  Materials  zu  dieser  Biographie 
einige  Mühe  verursacht  hat.  Denjenigen  aber,  welche  mich 
dabei  so  bereitwillig  unterstützten,  namentlich  den  Vorständen 
und  Arbeitern  in  den  betrefiFenden  Archiven  zu  Wien,  Ofen, 
Rom,  Venedig  und  Klausenburg,  und  mehreren  anderen  hervor- 
ragenden Gelehrten,  so  wie  denjenigen,  welche  mir  bei  der  Ver^ 
arbeitung  dieses  StoflFes  behilflich  gewesen  sind,  sage  ich  Li«»- 
durch  öffentlich  meinen  anerkennendsten  und  ergebensten  DtMifc. 

AreUT.  Bd.  LU.  II.  Hälfte.  ^ 


340 

Dass  ich  zur  Entwerfung  des  politischen  Hintergrundes; 
auf  dem  das  Leben  des  Erzbischofs  Parchevich  sich  abspielt^ 
mich  der  vortrefflichen  Darstellungen  anderer  Qeschichts- 
schreiber,  wie  ausser  den  früher  genannten  auch  Engels, 
Schimeks,  Kemeny's,  Jireöeks  u.  s.  w.  bedient  habe,  wird 
man  nicht  tadeln  können;  wenn  man  überhaupt  die  Verflechtung 
persönlicher  und  allgemeiner  Geschichte  gutheisst.  Um  die  von 
mir  angestrebte  Vollständigkeit  zu  erreichen  und  um  die  hier 
zur  Sprache  kommenden  Ereignisse  und  Persönlichkeiten  dem 
Leser  möglichst  schnell  und  genau  vorzuführen,  bin  ich  hierin 
vielleicht  etwas  weiter  gegangen,  als  es  Einigen  nöthig  er- 
scheinen mag;  Andere  aber  dürften  es  mir  Dank  wissen. 

Es  kommt  dem  Geschichtschreiber  nicht  zu,  sich  auf  Qe- 
dankenreihen  einzulassen,  die  auf  Wenn  und  Aber  hinauslaufen. 
Und  dennoch  kann  ich  mich  des  Gedankens  nicht  erwehren, 
dass,  wenn  Parchevichs  Pläne  zur  Ausführung  gelangt  wären, 
uns  die  Belagerung  Wiens  im  Jahre  1683  und  der  letzte 
russisch  türkische  Krieg  erspart  worden  wären.  Dass  aber 
Parchevichs  Leben  und  Streben  im  Ganzen  so  wenig  wirkliche 
Frucht  getragen  hat,  das  ist,  wie  man  sehen  wird,  nicht  seine 
Schuld  gewesen. 

Wien,  im  Juni  1879. 


Der   Verfasser. 


341 


i    r 


L 
Peter  Parchevichs  Jagend  and  erste  Wirksamkeit. 

(1612—1647.) 

1. 

bstammung.  —   Kiprovac.  —  Die   kirohliohen   Zustände  in 

Bulgarien. 

Peter  Parchevich  entstammte  der  Familie  Knezevich;  einer 
der  ältesten  bulgarisch-bosnischen  Djnastenfamilien.    Sein  Ur- 
KTossFater  Gyoni  (Johann)  Parchevich  hatte  1481   seine  Güter 
^Äxter  seine  vier  Söhne  getheilt,   welche  nun  vier  verschiedene 
f^amilien    stifteten,    die    sich    nach    ihren    Schlössern    mit    be- 
sonderen Namen  benannten.    Der  älteste  derselben  war  Johann 
archevich   (Peters   Gross vater),    der   zweite   hiess   Demetrius 
ejacsevich   (nach   dem  Schlosse  Pejacsevo),  der  dritte  Stefan 
^^ezevich  (nach  dem  alten  Stammschlosse  Kneie,  wodurch  er 
der  Stammvater  des  jüngeren  Zweiges  Knezevich  wurde),   der 
"^erte  und  jüngste  Thomas  nannte  sich  blos  Thoma-Gyonovich 
CSohn   des  Gyoni).  ^     Der   älteste   dieser  vier   Brüder,  Johann 
-Parchevich,  hatte  ausser  Michael  Parchevich,  dem  Vater  unseres 
^eter  Parchevich  noch  einen  anderen  Sohn,  welcher  von  seinem 
®<5hlos8e  Cserka,  den  Namen  Cserkiczy  oder  Cserkich  annahm.  ^ 
Als    Sultan   Murad   I.    1388   den    vielbesimgenen    letzten 
önig   der   Romano-Bulgaren   Sisman   besiegte   imd   1389   auf 
^©m   Amselfelde    (Kossovo)    die  vereinigten   Serben,    Bosnier, 
"^^Ügaren,  Albanesen    und  Walachen   unter  dem  tapferen  Des- 
poten Lazar  von  Serbien  schlug  (wobei  Murad  und  Lazar  fielen), 
^'ard  Bulgarien  ein  türkisches  Vilajet.^ 

^  Vgl.  Anbang  n.  Beil.  T,  IL 
^   NicoL   Schmitth:    Imperatores   Ottomanici  a  capta  ConstantinopoU  cum 

epitome  principnmTurcanim,  Tyrnau  1761,  II,  41.  Vgl.  Anhang  u.  Beil.  I,  II. 
*   8.  Eodoziufl  Freiherr  von  Hurmuzaki:    Fragmente  zur  Geschichte    der 

BamSnen,  1.  Bd.,  Bukarest  1878. 


no* 


342 

Bei  dem  weiteren  Vordringen  der  Türken  verloren  dann 
die  früher  genannten  Familien  nach  und  nach  ihre  Stammgüter 
und  Besitzungen  und  Hessen  sich  flüchtend  im  Berg^tädtchen 
Kiprovac,  der  Hauptstadt  der  gleichnamigen  bulgarischen  Pro- 
vinz, '  nieder. 

Die  Woiwodschaft  oder  Provinz  Kiprovac,  welche  in  die 
drei  Capitanate:  Kopilovac,  Zelesno  (oder  Ferrara)  und  Klisura 
zerfiel,  erstreckte  sich  vom  Nordabhange  des  Balkans  bis  hart 
an  die  serbische  Grenze  und  zum  rechten  Ufer  der  Donau. 
Als  ein  Gut  der  Sultanin-Mutter  stand  diese  Provinz  unter 
dem  besonderen  Protectorate  derselben,  und  genoss  so  aus- 
gedehnte Privilegien,  Immunitäten  und  Freiheiten,  dass  die 
Türken  sich  kaum  in  ihre  Angelegenheiten  mengten,  und  sie, 
abgesehen  von  dem  jährlichen  Tribute  in  die  Schatulle  der 
Sultanin,  fast  als  selbständig  zu  betrachten  war.^  Daher  war 
sie  auch  ein  besonderer  Zufluchtsort  der  Katholiken,  welche 
hier,  von  der  jeweiligen  Sultanin-Mutter  gegen  die  Uebergriffe 
der  Türken  geschützt,  ungestört  und  in  vollkommener  Freiheit 
ihrem  christlichen  Glauben  leben  durften.  "^ 

Die  Stadt  Kiprovac^  liegt  im  weiten  fruchtbaren  Thale 
des  Ogustflusses  zwischen  den  nördlichen  Ausläufern  desjenigen 


*  Ueber  Kiprovac  vpl.  Const.  Jos.  Jirecek:  Geschichte  der  Balgareiii 
Prag  1876,  und  F.  Kanitz:  Donanbnlparien  und  der  Balkan,  2  Bde., 
Leipzig  1875—1877,  p.  371  ff. 

2  8.  Max  Schimck:  Politische  Geschichte  des  Königreiches  Bosnien  und 
Rama  von  867—1741,  Wien  1787,  S.  303  f.  —  Schmitth:  Imperatt  Otto- 
man., II,  41  u.  -280.  -  Jirerek:  Gesell,  d.  Btilg.,  400  u.  463  fL  —  Illy- 
rictim  sacrum,  Tom.  VIII,  Vcnet.  1819,  p.  63 — 72. 

3  Die  osnianisc}ien  Hegenten  Iiattcn  vielfach  Prinzessinnen  aus  den  byzan- 
tinischen, serbischen,  bulgarischen,  ungarischen  Fürstenhäusern  zn  Ge- 
mahlinnen genommen  (vgl.  auch  J.  Mircse;  ,Erinnenuigcn  aus  dem 
vorletzten  Lebensjahre  des  IJngarnkönigs  Mathias  Corvinus*  in  den 
,Dioskuren*,  4.  Jahrgang,  Wien  187ö,  p.  444,  u.  A.);  diese  hatten  dann 
ihren  Einfluss  auf  ihre  Männer  und  Söhne  zur  Aufrechterhaltung  de» 
Christenthums  und  zum  Schutz  ihrer  christlichen  Verwandten  und  der 
christlichen  Bevölkerung  geltend  gemacht.  Ueber  diesen  £influBS  christ' 
lieber  Sultaninnen,  wie  über  die  Privilegien  bevorzugter  christlicher  (Ge- 
meinden und  selbst  ganzer  von  Christen  bewohnten  Länderstrecken  unter 
der  türkischen  Herrschaft  vgl.  Jirecek:  Gesch.  d.  ßulg.,  45:J  ff. 

*  Illyric.  sacr.,  Tom.  VIII,  ed.  Jac.  Coleto,  Venct.  1819,  p.  63—72. 
Vgl.  auch  Kanitz:  Donaubulgarien,  p.  371,  der  die  frühere  Anflicht  der 
meisten  Kartographen,   dass  Kiprovac  am  FIuss  Cibrica  liege,  widerlegt. 


343 

Theiles  des  nordwestlichen  Balkans,  welcher  Stara  Planina  ge- 
nannt wird.  Waldbedeckte  Anhöhen,  erzreiche  Berge  umgeben 
68.  Eine  fleissige  und  thätige  Bevölkerung,  verschiedenen 
Nationalitäten  und  Glaubensbekenntnissen  zugehörig,  bewohnte 
es.  Unter  derselben  befanden  sich  ebensowohl  Ragusaner  Kauf- 
leute,  welche  sich  der  epirotischen  Sprache  bedienten,  wie 
Sachsen,  sämmtlich  Bergleute,  welche,  wie  man  annimmt,  zur 
Bebauung  der  Gold-  und  Silberbergwerke  aus  Siebenbürgen 
in  die  Moldau,  die  Walachei  und  bis  nach  l^ulgarien  vor- 
gedrungen waren,  und  von  denen  sich  hier  ein  Rest  fand. ' 
Diese  Sachsen,  welche  sämmtlich  sich  zur  katholischen  Kirche 
bekannten,  müssen  ziemlich  zahlreich  gewesen  sein,  da  sie 
einen  eigenen  Stadttheil  bewohnten,  der  nach  ihnen  das  Sachsen- 
viertel genannt  wurde.  Der  Annahme,  dass  dieselben  auch  hier 
Bei^bau  betrieben  haben,  kommt  eine  Familientradition  ent- 
gegen, nach  welcher  die  Parchevich  Bergwerke  bei  Kiprovac 
besassen.  Die  Katholiken  in  dieser  Stadt  unterschieden  sich 
von  den  übrigen  Bulgaren  wie  durch  ihre  Religion,  so  durch 
Dialekt,  Tracht  und  Sitten.  Ihre  Zahl  belief  sich  um  das 
Jahr  1600  auf  4000,  im  Jahre  16G7  nur  auf  2000;  dieselben 
besassen  hier  eine  Kirche  mit  einem  hochverehrten  wunder- 
thätigen  Bilde  der  Himmelfahrt  Maria.  ^  Der  gottesdienstliche 
Ritus  war  der  lateinische,  doch  wurden  Epistel  und  Evan- 
gelien in  slavischer  Sprache  gelesen.  Seit  dem  Jahre  1600 
war  diese  Kirche  die  Katheciralkirche  der  Bischöfe  und  später 
Erzbischöfe  von  Sofia,  welche  in  dem  dabei  befindlichen 
Franciskanerkloster  residirten. 

Die  Geschichte  und  die  Verhältnisse  dieses  Erzbisthums, 
mit  welchem   die    benachbarten  Erzbischöfe   von  Martianopolis 


*  Eine  Spur  einer  solchen  sächsischen  Ansiedlung  aus  dem  vierzehnten 
Jahrhundert  fand  sich  auch  zu  Kimpolung  in  der  grossen  Walachei,  wo 
auf  einem  Grabstein  in  der  Kirche  folgende  Inschrift  zu  lesen  war:  Hie 

requiescit  in  pacc  Gcnorosus  Dominus  Johannes  I? huj.  Saxoni- 

caliB  Ecclesiae  Gustos,  qui  obiit  MCCCLXXIII.  (Illyric.  sacr.  1.  c). 
—  Diese  Sachscncolonion  in  Hulgarien  und  Rumänien  vervollständigen 
das  von  J.  Schröor:  Ein  Ausflug  nach  Gottschec  (Sitzber.  d.  phil.  bist. 
Ol.  d.  k.  Akad.,  October  186«,  LX.  Bd.,  1.  Heft,  p.  169  u.  171)  ge- 
gebene Bild  derselben. 

2  Vgl.  Schmitth:  Imperatt.  Ottoman.,  Tyrnau  1761,  II,  2ho  ff.  -  Hlvric 
sacr.  a.  a.  O. 


344 

mancherlei  Verkehr  hatten,  sind  eben  desshalb  für  unsere  fernere 
Darstellung  von  Wichtigkeit  und  Interesse.  ^ 

Schon  aus  dem  vierten;  fünften  und  sechsten  Jahrhundert 
sind  Bischöfe  von  Sardica  (Sofia),  der  alten  römischen  Haupt- 
stadt von  Mitteldacien  bekannt,  eben  so  aus  dem  dreizehnten 
und  dem  Anfange  des  sechzehnten  Jahrhunderts.  ^ 

Seit  Papst  Gregor  IX.  (Ugolin  Graf  von  Seg^ia  1227  bis 
1241)  hatte  der  römische  Stuhl  sich  fortdauernd  bemüht^  die 
Bewohner  Bulgariens  und  Rumäniens,  welche  grossentheils  den 
griechischen  Glauben  angenommen  hatten,  der  katholischen 
Kirche  wieder  zu  gewinnen.^  Zu  diesem  Zwecke  sandte  dann 
Papst  Clemens  VIII.  (Hippolit  Aldobrandini  1592—1605)  im 
Jahre  1595  den  Bosnier  Peter  Salinates  aus  dem  Orden  des 
heiligen  Franciscus  nach  Bulgarien.  Nach  fünfjähriger  erfolg- 
reicher Thätigkeit  kehrte  derselbe  nach  Rom  zurück,  ward  aber 
hier  auf  den  Wunsch  der  katholischen  Bevölkerung  von  Sofia 
sofort  von  Clemens  VUI.  zum  Bischof  dieser  Stadt  ernannt. 
Das  alte  Sardica  hatte  nämlich  seit  der  römischen  Zeit  seinen 
Namen  nach  der  vom  Kaiser  Justinian  daselbst  zu  Ehren 
der  göttlichen  Weisheit  erbauten  Sophienkirche  in  Sofia  ver- 
ändert. *  Vielfach  war  die  Stadt  in  den  Völkerbewegungen  des 
Mittelalters  zerstört  worden,  auch  von  den  Bulgaren,  und  zwar 
von  diesen  so  gründlich,  dass  nur  die  Sophienkirche  stehen 
geblieben  war.  In  der  um  dieselbe  erbauten  neuen  Stadt 
fanden  sich  noch  1663  Ueberreste  und  Ruinen  der  alten  Römer- 
stadt, Mauern,  gebrochene  Säulen,  Marmorplatten  mit  latei- 
nischen Inschriften.  Allein  die  Sophienkirche  war  schon  längst 
von  den  Türken  in  eine  Moschee  verwandelt  worden  und  die 
Katholiken,  unter  welchen  sich  namentlich  auch  Kaufleute  aus 
Ragusa  befauden,  besasseu  nur  noch  eine  kleine  Capelle,  aber 
keinen  eigenen  Geistlichen,^  so  dass  sie  oft  selbst  an  den 
grössten  Festtagen  des  Gottesdienstes  entbehrten.  Daher  nahm 


'  Die  folgende  Pchiiderung  ist  aus  Illyric.  sacr.  a.  a.  O.  entnommen. 

2  Angustin  Theiner:    Monumenta  vetera  Poloniae  et  Litbuaniae,  IV   Tom., 
Komae  1860—1864,  II,  403. 

3  Hnrmazaki  a.  a.  O. 

*  Sofia  hatte  im  Jahre  1871  gegen  15.000  Einwohner. 

^  Im   Jahre    1663   war  hier  ein   Pfarrer,    der  aber  weder   eine  Wohnung 

noch    Einkünfte    hatte,    und    nur   selten    vom   Erzbischof  visitirt   wurde. 

(Illyric.  sacr.). 


345 

der  neue  erste  Bischof  von  Sofia,  Peter  I.  Salinatcs  (1600  bis 
1623),   seinen  Wohnsitz    in   Kiprovac,    wo    er   ,wie    ein    vom 
Himmel   herabgekommener   Engel    aufgenommen    wurdet     Er 
richtete  sich  hier  sofort  eine  Kirche  ein  und  erbaute  ein  Kloster 
for  die  Franciskaner,   um   sich   mit  deren  Hilfe  tüchtige  Mit- 
arbeiter bei  seinem  Bekehrungswerke  heranzubilden,   wofür  er 
einige  Jünglinge    aus   Kiprovac    und   den   nächstbenachbarten 
Orten  gewann.   Mit  den  Franciskanern  lebte  er  nicht  allein  als 
ihr  Bischof,   sondern    auch  als  ihr  klösterlicher  Vorsteher,   und 
durch  das  einträchtige  Zusammenwirken  des  Bischofs  mit  den 
Patres  gelang   es  jenem   nicht   nur   in  Bulgarien,    das   er  als 
apostolischer  Vicar  verwaltete,  sondern  auch  in  Türkisch-Ungarn 
und  in   der  Diöcese  Semendria,   die   der  Papst   ihm   ebenfalls 
unterstellt   hatte,    die  katholische  Kirche  zu  befestigen  und  zu 
(ordern.    Ebenso  gelang  es  ihm  viele  Paulicianer,  ^   deren  sich 
eme  grosse  Anzahl  in  Bulgarien  befand,    der  katholischen  Re- 
ligion wieder  zu  gewinnen.     Für   diese  Leistungen   erhielt  er 
1610  von  Marinus  Rizzius,    Erzbischof  von  Antivari,    welcher 
als  päpstlicher   Vicar    die    Provinz    bereiste,    ein    ehrenvolles 


'  Die  Paaliciancr  sind  eine  schismatische  Secte,  deren  Urspmng  auf  den 
Armenier  Constantin  (gest.  um  684),  von  Einigen  sogar  auf  Paul  von 
Samosata  (zum  Bischof  von  Antiochien  erwählt  262)  zurückgeführt  wird. 
Sehimpfweise  wurden  sie  aucli  Manicliäer  genannt,  obwohl  sie  diese  ver- 
abscheuten. Während  der  byzantinischen  ßilderstreitigkeiten  waren  sie 
Gegner  des  Bilderdienstes  und  der  Hierarchie.  Ihren  Hauptsitz  hatten 
sie  in  Armenien,  doch  war  ein  Theil  von  ihnen  schon  im  achten  Jahr- 
hundert in  Europa  angesiedelt,  namentlich  in  Thracion  und  den  Grenz- 
endem, welche  den  Angriffen  der  Bulgaren  ausgesetzt  waren.  Ihr 
Hauptsits  war  Philippopel.  Später  verfolgt,  machten  sie  gemeinsame 
Saehe  mit  den  Sarazenen,  wesshalb  sie  von  den  Griechen  um  so  mehr 
▼erabscheut  wurden.  Der  griechische  Erzpriester  Ikonomos  berichtet  in 
seiner  Monographie  über  Philippopel  (1871  etwa  24.000  Einwohner),  dass 
um  1825  nur  wenige  Bulgaren  in  dieser  Stadt  wohnten,  welche  alle  der 
katholischen  Kirche  angehörten  und  von  der  griechischen  Bevölkerung 
Panliciani  oder  Mnnichaei  genannt  wurden.  Diess  waren  wohl  Reste  jener 
im  siebenzehnten  Jahrhundert  Bekehrten.  Unter  den  im  Temeser  Banat 
in  Theresiopel  und  Umgebung  angesiedelten,  aus  der  cisalutanischen 
Walachei  dahin  ausgewanderten  Bulgaren  befanden  sich  auch  Paulicianer 
orthodoxer  Religion,  wie  aus  dem  Privilegium  der  Kaiserin  Maria  The- 
resia für  Theresiopel  ddo.  Wien,  1.  August  1744  hervorgeht.  —  Ueber 
die  ältere  Geschichte  der  Paulicianer  vgl.  auch  Alex.  Lombard:  Pauli- 
ciens,  Bulgare»  et  Bons-IIommcs  en  Orient  et  en  Occident,  Geneve  et 
B&le  1879. 


346 

AnerkennungsscfareibeD.  Seine  aufopfernde  Thätigkeit  erwarb 
ihm  auch  die  allgemeine  Liebe  seiner  Gläubigen  und  selbst 
eine  grosse  Achtung  von  Seiten  der  Türken^  so  dass  ihm  Yon 
diesen  kein  Hinderniss  in  den  Weg  gelegt  wurde.  Nach  drei- 
imdzwanzigjähriger  segensreicher  Thätigkeit  starb  er,  auf  einer 
Rückreise  aus  Bosnien  nach  Kiprovac  begriffen,  1623. 

Sein  Nachfolger  war  Elias  Marini  (1623 — 1642),  aus 
adeliger  Familie  in  Kiprovac  selbst  geboreir.  Im  CoUegium 
Clementinum  zu  Rom  herangebildet,  trat  er  in  den  Franciskaner- 
orden,  und  ward  1623  von  Papst  Urban  VIII.  (Maffäus  Barberini, 
6.  August  1623 — 1644)  zum  Nachfolger  Peters  I.  ernannt.  Wie 
dieser  wohnte  auch  er  zu  Kiprovac,  bekehrte  Paulicianer  und 
führte  die  Oberleitung  der  dortigen  Franciskaner.  Diese  letztere 
legte  er  jedoch  nieder,  um  sich  ganz  seinem  bischöflichen  Amte 
zu  widmen,  imd  veranlasste  zugleich,  da  die  Anzahl  der  Ordens- 
mitglieder sich  indessen  bedeutend  vermehrt  hatte,  im  Jahre 
1625  und  1626  die  Bildung  zweier  Franciskaner-Provinzen 
(Custodien  genannt),  der  bulgarischen  und  der  walachischen, 
unter  der  Leitung  von  Custoden  und  Officialen.  Durch  Urkunde 
vom  21.  Juli  1630  verzichtete  er  auf  alle  Parochialrechte  zu 
Gunsten  der  Franciskaner,  indem  er  sich  bloss  den  gemein- 
samen Tisch  bei  ihnen  im  Kloster  vorbehielt.  In  demselben 
Klostor  errichtete  er  1635  eine  Schule  zum  Unterrichte  der 
Jugend  in  der  Religion  und  den  weltlichen  Gegenständ en^ 
welche  der  Leitung  eines  Priesters  der  Kathedralkirche  unter- 
stellt ward.  Wegen  zunehmender  Altersschwäche  erbat  er  sich 
1638  von  Urban  VIII.  einen  Coadjutor,  und  erhielt  denselben 
in  der  Person  des  Frater  Peter  Deodat,  des  Vorstehers  dei 
bulgarischen  Franciskaner-Provinz  und  Bischofs  von  Gallipoli, 
der  ihm  auch  nach  seinem  1642  erfolgten  Tode  auf  dem 
bischöflichen  Stuhle  von  Sofia  folgte. 

Peter  IL  Deodat  (^1642 — 1674),^  ein  Bulgare  von  niederei 
Herkunft,  aus  dem  Geschlechte  Adeodati  oder  Deodat  zu 
Kiprovac  geboren,  übernahm  nach  Ablegung  des  Titels  eines 
Bischofs  von  Gallipoli,  die  Leitung  der  Diöcese  von  Sofia  mit 
Erlaubniss  Urbans  VIIL,  welcher  ihm  einen  Jahrgehalt  von 
zweihundert  Silberscudi  gewährte.  Zuerst  durchreiste  er  un- 
geachtet aller  Beschwerden  seinen  neuen  Kirchensprengel  und 


£r  muss  zwischeu  1G73 — 1676  gostorbeu  sein.  SS.  p.  350  Auiu. 


347 

hielt  dann  1643  eine  Synode  ab.  Darauf  begab  er  sich  nach 
Rom,  wo  der  Papst  auf  seine  Darlegung  hin  alle  seine  An- 
ordnungen billigte  und  auch  seinem  Wunsche,  um  Erneuerung 
and  Wiederherstellung  der  Metropolitan  würde  von  Sardica  mit 
erzbischöflicher  Amtsgewalt  und  Jurisdiction  zustimmte.  So 
ward  1643  Peter  ^  zum  Erzbischofe  erhoben  und  kehrte  mit 
dem  Pallium  geschmückt  als  erster  Erzbischof  von  Sofia  nach 
Bulgarien  zurück. 

Seiner  Metropole  war  auch  die  Kirche  in  Semendria  zu- 
gewiesen, doch  die  volle  Wiederherstellung  der  alten,  nun  zu- 
meist in  partibus  infidelium  gelegenen  Kirchenprovinz  Sardica 
musste  für  günstigere  Zeiten  vorbehalten  bleiben.  Ferner  hatte 
der  Papst  dem  neuen  Erzbischof  die  Aufsicht  der  Kirchen  von 
Üfer-Dacien,  welches  Unter-Bulgarien  umfasst,  und  von  Thracien, 
welches  Romanien  genannt  wird,  übertragen.  Aus  der  un- 
genauen  geographischen  Abgrenzung  der  neuen  Erzdiöcese 
Sardica  entstand  jedoch  ein  Zwiespalt  zwischen  dem  Erzbischof 
Peter  und  dem  am  16.  November  1643  ^  von  Urban  VIII.  zum 
Erzbischof  von  Martianopel  mit  dem  Sitz  zu  Bakov  in  der 
Moldau  ernannten  Markus  Bandin,  welchem  der  Papst  die  Ver- 
waltung einiger  vacanten  Metropolen  übertragen  hatte,  indem 
er  ihm  zugleich  die  Würde  eines  apostolischen  Vicars  ertheilte. 
Die  Cardinalvorsteher  der  heiligen  Congregation  der  Propa- 
ganda überliessen  die  Austragung  dieser  Sache  den  beiden  ge- 
nannten Erzbischöfen,  welche  sich  dann  zu  Kiprovac  6.  Februar 
1644  5  dahin  verglichen,  dass  der  Erzbischof  von  Sardica-Sofia 
ausBer  seiner  eigenen  Diöcese  die  Administration  der  Provinzen 
Thracien  (Ost-Rumelien),  Ufer-Dacien  (Unter-Bulgarien)  und  Wa- 
lÄchei  haben,  der  Erzbischof  von  Martianopel  aber  ausser  seiner 
Diöcese  die  daran  grenzende  von  Tomi  (Dobrudscha)  und  die 
Moldau  verwalten  solle.  Als  Grenze  der  unter  dem  Erzbischof 
Peter  Deodat  stehenden  Kirchenprovinzen  Sardica  (Sofia)  und 
Thracien  ward  das  Balkangebirge  angenommen.  Zwischen  der 
Provinz  Ufer-Dacien  und  der  bulgarischen  Provinz  Martianopel 
•oUte  der   Iskerfluss,    der   sich    bei    Nikopolis   in    die   Donau 


*  Die  Angabc    1042   im  lUyrie.   sacr.   und   bei   Garns    ist   hiernach    zu  be- 
richtigen. 

*  Gmennnngsbulle  im  Archiv  der  PI*.  Franciskaner  in  Klausenburg. 
'  niyric.  sacr.  VIII,  72—76. 


348 

üigicsst,  und  zwischen  den  Provinzen  Walachei  und  Moldau  der 
bei  Galatz  in  die  Donau  mündende  Serethfluss,  die  Grenze 
bilden.  Von  da  ab  blieb  diese  Grenzregulirung  zum  Wohle 
einer  geregelten  Kircheuverwaltung  bleibend  in  Kraft.  Zwar 
versuchte  1658  der  Erzbischof  Franciscus  Svirimovich  von 
Ochrida  (1657—1662)  Eingriffe  in  die  Verwaltung  des  Erz- 
bischofes  Peter  in  Thracien^  doch  ohne  Erfolg.  Um  dem  Letz- 
teren jedoch  die  Administration  seiner  so  sehr  ausgedehnten 
Provinzen  zu  erleichtern,  ertheilte  ihm  Papst  Alexander  VII. 
(Fabius  Chigi,  1655-1667)  1660  die  Vollmacht,  sich  nach 
eigenem  Gutbefinden  aus  den  Franciskanern  Pfarrer  zu  wählen, 
welche  als  bischöfliche  Vicare  fungiren  möchten.  In  Folge 
davon  übergab  er  die  Provinz  der  südlich  des  Balkans,  nament- 
lich in  Zagorien,  lebenden  und  fortwährend  an  Zahl  zuneh- 
menden katholischen  Paulicianer  den  Franciskanern.  Auch 
erhielt  er  im  selben  Jahre  vom  Papste  den  Auftrag,  gewisse 
unter  den  Franciskanern  entstandene  Zwistigkeiteu  unter  Zu- 
ziehung der  Erzbischöfe  Andreas  Bogdan  von  Scopia  in  Rume- 
lien  (Andreas  Bogdan,  1651 — 1657  Erzbischof  von  Ochrida, 
war  1657 — 1677  Erzbischof  von  Scopia)  und  des  schon  ge- 
nannten Franciscus  Svirimovich  von  Ochrida  beizulegen.  Ob- 
wohl er  auf  seinen  Reisen  unter  den  grössten  Unbilden  durch 
die  Grausamkeit  der  Türken  und  die  Treulosigkeit  der  Schis- 
matiker oft  der  Gefangenschaft  und  der  Plünderung  seines 
Gepäcks  ausgesetzt  war,  und  Freiheit  und  Habe  nur  gegen 
hohes  Lösegeld  zurück  erhielt,  unternahm  und  vollendete  er 
doch  die  apostolische  Visitation  der  Walachei  und  Thraciens, 
worüber  er  1663  und  1667  an  die  heilige  Congregation  be- 
richtete. Aus  diesen  Berichten  ist  bereits  früher  Manches  ein- 
gefügt worden,  doch  wird  es  zur  Vervollständigung  des  kirch- 
lichen Bildes  dieser  Länder  dienen,  hier  noch  Einiges  daraus, 
namentlich  aus  dem  zweiten  Briefe  vom  Jahre  1667,  mitzu- 
theilen:  Die  Kathedralkirche  in  Kiprovac  sei  die  Mutter,  die 
Angel  und  das  Haupt  aller  Kirchen  in  Bulgarien.  In  ihr  sei 
ein  wunderthätiges  (bereits  oben  erwähntes)  Marienbild,  welches 
besonders  verehrt  werde,  unter  grossem  Zusammenströmen  des 
Volkes,  das  die  Hilfe  der  heiligen  Jungfrau  in  öffentlichen 
Bittgängen  und  unter  Darbringun^  grosser  Geschenke  an 
Wachskerzen  anrufe.  Diese  Kirche  besitze  einige  liegende 
Güter,    nämlich    Mühlen,    Wiesen,   Weingärten,    einen    Garten 


349 

aod  einige  Kaufgewölbe  am  Platz,   welche  theils  von  Wohl- 
ÜAtmi  geschenkt^  theils  von  seinen  Mönchen  erworben  worden 
seien.    Der  Pfarrdienst  werde  von   den  Regularen   de  obser- 
▼utia  versehen;    die   auch  dem  Erzbischof  bei  seinen  bischöf- 
üciien  Functionen   assistiren,   denn   dieser  habe   keinen  Welt- 
cJems,  sondern  bloss  die  Minoriten  de  observantia.    Wann  die 
Kirche  erbaut  worden  sei,   sei  unbekannt,    gegenwärtig  sei  sie 
eingestürzt.  In  den  türkischen  Privilegien,  namentlich  in  dem- 
jcnigen^  welches  die  Wiederherstellung  des  Säulenganges  (por- 
ticos)  der  Kirche  bewillige,   werde  den  Sachsen  gestattet,  den 
vom  Winde  niedergeworfenen   Theil    der   Kirche  wieder  auf- 
zubauen.     In  Kiprovac  gebe  es  eine  Pfarrkirche,   den  heiligen 
«Aposteln  Petrus   und    Paulus   geweiht,    gross,    ansehnlich,    aus 
Stein   erbaut,   getäfelt   (concamerata),   theils  nach  griechischer 
Sitte  ausgemalt,    theils   ausgeweisst.     Ausser   dem   Hauptaltar 
der  heiligen  Apostel   befinden    sich   in   derselben  noch  andere 
Alt&re,  nämlich  der  des  heiligen  Michael,  des  heiligen  Stephan 
Protomartyr,  des  heiligen  Franciscus  von  Assisi  und  des  heiligen 
Antonius  von  Padua.     Hier  werden   das  Taufbecken  mit  dem 
heiligen   Wasser    und    das    allerheiligste    Sacrament    in    einem 
hübschen  Tabernakel  aufbewahrt.    Kirchengeräthe  seien  reich- 
lich vorhanden.     Die  Sacramente   werden   von    den    Minoriten 
gespendet,    welche  auch  predigen  und  den  Knaben  Elementar- 
unterricht  ertheilen.     Aus  Vermächtnissen    besitze   die  Kirche 
an  liegenden    Gütern    einige    Wiesen    und    Weingärten.     Die 
Seelenzahl    der   Katholiken   betrage   etwa   1600;    Schismatiker 
^en  nur   sehr  wenige  vorhanden   und  auch  die&e  seien  bloss 
▼on  auswärts   zugereist   und    ohne   Seelsorge.     In   Zelesno   sei 
eine  weitere  Pfarrkirche  des  heiligen  Antonius  Abbas;  dieselbe 
»i  nicht   gerade   reichlich  mit  Kirchengeräthen  versehen;    da- 
neben befinde  sich  ein  Hospiz  der  Minoriten  von  der  Observanz. 
Die  Kirche  drohe  dem  Einsturz ;  sie  besitze  aus  Vermächtnissen 
eine  Mühle,  einige  Wiesen  und  Weingärten  und  einen  Garten. 
Die  Zahl   der   Katholiken    betrage   über   400   und   diese   seien 
&8t  alle  Jäger.  —   In  der  Ortschaft  (pagus)  Klisura   gebe    es 
eine  Pfarrkirche   des   heiligen  Michael,   bei  welcher  die  Mino- 
riten aus  milden  Qaben  ein  Hospiz    erbaut   haben;    dieses    sei 
2War  klein,   aber   für   die  Bevölkerung   genügend;    wegen   der 
Armuth  der  Einwohner   sei   nur   massiges    und    dazu  geringes 
Kirchengeräth  vorhanden.  Die  Kirche  besitze  nur  ein  Gärtchen 


350 

und    eiuen    kleinen    Weingarten.     Die  SeeJenzahl    der  dortigen 
Katholiken  betrage  nicht  mehr  als  140.  —  Katholische  MönchBr 
oder  Nonnenklöster  gebe  es  in    seiner  Provinz  keine,    weil  j^ 
der  Türke  keine  Clausur  dulden  würde.  —  Sonst  sei  Bulgarien 
voll  von  Schismatikern,  welche  in  grosser  Anzahl  Metropoliten  ^ 
Bischöfe,  Archimandriten,  Mönche    und    Priester    hätten,    übear 
deren   Lebenswandel    sie  jedoch   nur   das   Schlechteste   hörea'— 
Bei   diesen    gebe    es    wohl   hie    und    da,    doch   selten   Nonnen  ^ 
welche    allein    oder    in    eigenen  Häusern    wohnen;    diess 
Personen,    welche   erst  ihre  Jugend  der  Welt,    dann  ihr  hohe 
Alter    Gott    geweihet    haben;     keine    derselben    könne    lesei 
oder  die  stündlichen  Gebete  hersagen,    sondern  sie  verstünde 
nur  den    Rosenkranz    zu  drehen   und  Kyrie   eleison   zu   rufen  .^ 
In  der  Walachei  hätten  die  Nonnen  an  einigen  Orten  Hospize» 
und  wohnten    zu   zwei  oder  drei  beisammen,   aber  den  gansen* 
Tag  könne  man  sie  durch  die  Strassen  und  Plätze  herumlaufeis 
sehen,  und  sie  schämten  sich  nicht,  mitunter  in  die  öffentlicheis 
Schenken    zu  gehen  und  hier  mit  Taugenichtsen  (nebulonibns^ 
zu   zechen'.     So  viel  aus  dem  Bericht  des  Erzbischofs  Petras« 
Dieser   hatte   damals    noch    mit   einer  andern  Schwierigkeit  zn. 
kämpfen.  Im  Jahre  1666  war  nämlich  ein  griechischer  Erzbischof 
von  Ochrida  vor  den  Misshandlungen  der  Türken  flüchtend  nach 
Kiprovac   gekommen,    welchen    wieder   von    da    wegzuschaffen 
Petrus  und  die  heilige  Congregation  sich  sehr  bemühten,    weil 
sie  besorgten,    dass    seine  Anwesenheit  der  katholischen  Sache 
schaden    und    dessen  Aufnahme    ihnen  eine  Gefahr  von  Seiten 
der  Türken    heraufbeschwören    könne.     Doch    waren    ihre  Be- 
mühungen   vergeblich;    mit  Erlaubniss    der  Behörde    blieb   der 
Flüchtling   gegen   den  Wunsch  der  Franciskaner  in  der  Stadt. 
Nach    langer    ruhmwürdiger    Verwaltung    seines    Amtes    starb 
endlich  Erzbischof  Petrus  IL  um  das  Jahr  1674. ' 

^  In  Illyric.  sacr.  wird  sein  Todesjahr  iiurichtig  als  1670  angegeben.  Da 
Petrus  noch  am  lö.  März  1673  ein  Empfehlungsschreiben  für  Peter 
Parchevich  an  die  Republik  Venedig  schrieb  (K.  Staatsarchiv  in  Venedig, 
Esposizioni  Principi,  filza  88;  Beil.  LXXXIX)  und  sein  Nachfolger  Paulus 
Cojes^ic  zuerst  1675  erscheint  (Illyric.  sacr.  1.  c),  so  muss  sein  Tod 
zwischen  diese  beiden  Zeitangaben  fallen. 


351 


F0ter  Paroheviohs  (Geburt  und  Bildung.  —  Farohevioh  als 
Priester  und  Missionär  in  der  Moldau  (1644 — 1647).  —  Bakov. 
—  Die  Idrohliolien  und  politisohen  Zust&nde  in  der  Moldau. 

Michael   von  Parchevich   in  Kiprovac, '   von   dem   früher 
die  Rede  gewesen  ist,   hatte   vier  Söhne:    Johann,  Peter,  Paul 
und  Anton,  ^  von  welchen  der  zweitgebome  eben  der  Peter  Par- 
chevich ist,  dessen  Leben  den  Gegenstand  dieser  biographischen 
Dlrstellung  bildet  Das  Jahr  seiner  Oeburt  lässt  sich  zwar  nicht 
nrkandlich  feststellen,  allein  aus  späteren  Angaben  ergibt  sich, 
dass  er  wahrscheinlich  1612  geboren  wurde.  ^    Er  erkannte  es  in 
späteren  Jahren  als  eine  besondere  Qnade  Gottes,  im  katholischen 
Glauben  geboren  und  erzogen  worden  zu  sein.  Ohne  Zweifel  hat 
die  früher   geschilderte   eifrige  Wirksamkeit  des   in  Kiprovac 
residirenden  ersten  Bischofs  von  Sofia,  Peter  I.  Salinates  (1600 
bis  1623),  auf  ihn  schon  in  seinem  frühesten  Knabenalter  einen 
mftchtigen  Einfluss  ausgeübt   und   einen   unverlöschlichen  Ein- 
druck hinterlassen.    Vielleicht   mag  derselbe,   der  sich  ja  um 
Heranbildung   tüchtiger   Mitarbeiter   ganz   besonders   bemühte, 
den  Vater  des  Knaben  bestimmt  haben,  diesen  der  Kirche  zu 
widmen.  Entstammte  doch  auch  Bischof  Peters  Nachfolger,  der 
in  Rom   herangebildete    Elias  Marini   einer  Kiprovacer  Adels- 
fiunilie.  Wie  dem  aber  auch  sein  mag,  bereits  im  elften  Lebens- 
jahre (also  um  1623)  verliess  der  junge  Peter  Parchevich  seine 
Heimath  und  seine  Eltern  und  begab  sich  nach  Italieu,  um  sich 
den  Studien  zu  widmen.     Er    kam  in  das  illyrische  Collegium 


'  Jiredek  a.  a.  O.  p.  465  an'^t:  ,Pütür  Parchevich  aus  Kiprovace*. 

'  Ihre  Mutter  hiems  Maria;  auch  hatteu  sie  noch  zwei  Schwestern  Katharina 
und  N.  vermählte  v.  Putin.  Vgl.  Adcläbestätigung  Kaiser  Ferdinands  III. 
vom  12.  Januar  1657,  Heil.  I,  und  Freiliorrcnbestätigung  Kaiser  Leopolds  I. 
vom  20.  Juli  1668,  Beil.  IL 

^  Peter  Parchevich  an  Mario  Alberiei  (ddo.  Wien,  29.  September  1673,  s. 
Beil.  LXXXIV)  gibt  an,  dass  er  schon  fünfzig  Jahre  im  Dienste  der  Kirche 
»ei,  was  er  nicht  auf  seine  Priesterweihe  beziehen  kann,  die  erst  1644 
statthatte,  sondern  auf  seinen  Eintritt  in  das  Laurotauischc  Collegium 
(1623),  in  welches  er,  wie  er  ebenda  sagt,  im  elften  Jahre  eingetreten 
sei.  Daraus  ergibt  sich  das  obige  Geburtsjahr.  Aus  diesem  biographisch 
wichtigen  Schreiben  sind  noch  viele  andere  der  folgenden  Mittheilungen 
entnommen. 


352 

zu  Loretto,  *  wo  er  sieben  Jahre  lang  (also  etwa  1623 — 1630) 
Grammatik;  Humaniora,  Gewissensfalle  und  den  philosophischen 
Curs  absolvirte.  Hier  legte  er  auch  den  Grund  zu  seiner  ao»- 
gedehnten  Sprachenkenntniss,  denn  er  hatte  die  griechischey 
lateinische,  italienische,  bulgarische,  walachische  und  armenische 
Sprache  vollkommen  inne.^  Als  seine  Mitschüler  und  Mt- 
Zöglinge  in  diesem  Institut  wegen  vorgeschrittenen  Alters  nadi 
ihrer  Heimath  zurückgereist  waren,  ward  Parchevich  (um  1630) 
von  den  Oberen  nach  Rom  zu  den  hohem  Studien  berufen. 
Hier  studirte  er  unter  Pater  de  Lugo  aus  der  Gesellschaft  Jesu, 
dem  späteren  Cardinal,  und  Pater  Leo  Santfi  die  übrigen 
Fächer,  und  unter  dem  Dr.  Ivani  das  canonische  Recht,  in 
welchem,  wie  in  der  Theologie,  er  sich  auch  den  Doctorhat 
erwarb.  ^  Hierauf  ward  er  von  der  Congregation  de  propaganda 
fide  nach  Bulgarien  zurückgeschickt,^  wo  er  sich  unter  dem 
Bischof  Peter  H.  Deodat  eine  kurze  Zeit  aufhielt.  Als  der 
Erzbischof  von  Martianopel,  Marcus  Bandin,  Administrator  des 
Fürstenthums  Moldau,  im  Anfang  des  Jahres  1644  zur  Rega- 
lirung  der  Jurisdictionsgrenzen  seines  Administrationsbezirkes 
gegenüber  demjenigen  seines  Nachbars,  des  Erzbischofs  von 
Sofia,  nach  Kiprovac,  kam,  "^  fand  er  an  dem  jungen  gutgebildeten 
Cl  eriker  Gefallen  und  nahm  ihn,  nachdem  Erzbischof  Peter  ihm 
noch  wenige  Tage  vorher  unter  den  üblichen  Vorbehalten  die 
heiligen  Weihen  ertheilt  hatte,  mit  sich  in  die  Moldau  nach 
Bakov,  wo  er  während  der  zehn  ^  kräftigsten  Jahre  seines  Lebens 
als  Missionär  wirken  sollte. 


^  Das  sogenannte  CoUegium  Lauretanum,  jetzt  in  Rom. 

^  Schmitth:  Imperatt.  Ottoman.  II,  42. 

3  Schreiben  Parchevichs  an  den  Nuntius  zu  Wien,  Wien,  29.  September 
1673.  (Beil.  LXXXIV.)  In  der  Ernennungsbulle  Peter  Parchevichs  «nm 
Erzbischof  von  Martianopel  vom  6.  März  1655  (Beil.  XVII)  heisst  er: 
,Doctor  beider  Rechtet 

*  Das  Jahr  seiner  Rückkehr  in  die  Heimath  lässt  sich  nicht  bestimmt  an- 
geben. 

^  S.  p.  347  und  Illyric.  sacr.  a.  a.  O. 

0  So  nach  Parchevichs  eigener  Angabe  (Beil.  LXXXIV).  Jiredek,  a.  m.  0. 
p.  465  sagt,  dass  Parchevich  etwa  zwölf  Jahre  als  MissionSr  in  der 
Moldau  gewirkt  habe.  Allerdings  dauerte  diese  Stellung  von  1644 — 1656, 
allein  Parchevich  hat  wohl  aus  Gewissenhaftigkeit  die  zwei  in  politischer 
ThStigkeit  verbrachten  Jahre  1647 — 1650  davon  abgerechnet. 


353 

Bakov  ist  ein  reizend  gelegener  Ort.  ^    Im  Osten  bespült 
es  die  von  den  siebenbürgischen  Hochgebirgen  herabströmende 
Bistrica,   deren  Thal   sich   nördlich   zu  den  Gebirgen  hinzieht; 
gegen  Süden  dehnt  sich  eine  weite  Ebene  mit  vielen  Walachen- 
dörfem  aus;  im  Westen  erhebt  sich  das  steile  Gebirge,  welches, 
von  Thälem    durchschnitten,   sich   drei  Tagreisen   weit  gegen 
die   siebenbürgische   Grenze    erstreckt.     Schöne   Eichenwälder 
Qnd  herrliche,   zum  Theil   künstlich  gepflegte  Haine  umgeben 
de  Stadt,    eine    köstliche    erfrischende    Luft    durchweht    sie. 
Chwse  Menge  von  Wild  und  Federwild  zeichnet  die  Waldungen 
aas.  Der  Fluss  und  die  Gebirgswässer  sind  reich  an  trefflichen 
und  schmackhaften  Fischen.  Die  üppigen  Gefilde  bringen  Ueber- 
fluBS  an  Getreide,  Vieh,  Obst,  Honig  und  Butter.  Aber  so  ent- 
sfickend   es  hier   sein  konnte,    Peter  Parchevich  hatte  von  all 
dieser  Herrlichkeit  nichts.    Wie  sein  Vorgesetzter  und  Gönner, 
der  Erzbischof  Marcus  Bandin,  musste  er  im  Schweisse  seines 
Angesichts  mit  seiner  Hände  Arbeit  sich  sein  tägliches  Brot  ver- 
dienen.    Er   war   nicht  bloss   seines   Bischofs  Vicar,  Secretär, 
Caplan    und    Beichtvater,    sondern    auch    sein    Amtsbote    und 
Küchengärtner. 

Um  das  zu  begreifen,  muss  man  sich  die  damalige  Stellung 
des  Erzbischofs  Marcus  Bandin   und   die   kirchlichen  Verhält- 
nisse in  der  Moldau  vergegenwärtigen.  Dazu  ist  es  nothwendig 
zwischen    dem   apostolischen  Vicariat   in  der  Moldau  und  dem 
Bisthom  Bakov  streng  zu  unterscheiden.   Marcus  Bandin  hatte 
^en  Titel  eines  Erzbischofs  von  Martianopel,  ^  aber  dieses  Erz- 
öisthum   war   damals,    wenigstens   zum   grössten   Theil,    schon 
^  partibus  infidelium  gelegen.  ^     Als  Feld  seiner  Wirksamkeit 
^&r  ihm  das  apostolische  Vicariat  in  der  Moldau  mit  dem  Sitze 


'  Die  folgende  Schilderang  ist  einem  Berichte  Marcus  Baudins  vom 
Jahre  1646  im  Archiv  der  Patres  Franciskaner  zu  Klauseuburg  ent- 
nommen. —  Bakov,  damals  wie  jetzt  eine  der  grösseren  Städte  der 
Moldan,  ist  gegenwärtig  eine  Eisenbalinstation  an  der  Bahnlinie  Lemberg- 
Bukarest. 

^  Martianopel  im  alten  Mösien  hatte  seinen  Namen  von  Martia,  der 
Schwester  des  Kaisers  Trnjan.  Bulgarisch  hiess  es  später  Preslav  und 
war  einst  eine  Zeit  lang  die  Residenzstadt  der  bulgarischen  Czaren.  Die 
Türken  nennen  es  Eski-Stambul. 

^  Zwar  noch  nicht  in  der  £mennungsbulle  des  Marcus  Bandin  vom 
16.  November  1643,  wohl  aber  in  derjenigen  des  Peter  Parchevich  vom 
6.  März  1656  wird  es  ausdrücklich  als  solches  bezeichnet. 


3r>4 

in  Bakov  zugewiesen^  welches  Vicariat  jedoch  wohl  nicht  immer 
und  bleibender  Weise  mit  jenem  Titel  verbunden  war.   In  der 
Moldau   gab   es   damals   dreiunddreissig   katholische  Pfarreien: 
Bakov^  Baja^  Barlad,  Bogdana,  Bogdanfalva,  Domafalva,  Fa88| 
Forcofalva,  Oalacz,  Gerzdafalva,  Herlö,  Hidegkut,  Husz,  Ruthnar, 
Lökösfalva,  Lucäcsfalva,  Marfalva,  Nemez,  PäskÄn,  Roman,  Snt- 
sawa,    Szaböfalva,    Saloncz,    Sztdnfalva,    Sztetzfalva,    Sztongai 
Tamarfalva,  Tatros,  Terebes,  Ujfalu,  Vasl6,  Völcsök,  Zsidafalva. 
Freilich    waren    diese    Pfarreien    damals   nicht  alle    mit   Seel- 
sorgern besetzt;  denn  der  Mangel  an  Geistlichen,  über  welchen 
schon  im  fünfzehnten   und  sechzehnten  Jahrhundert  Klage  ge- 
führt   wurde,    war    gross.     An    manchen    Orten    versah    der 
Glöckner    oder    der    Oi^anist    dieses    Amt.      Aber    auch    die 
wenigen  Geistlichen,  die  damals  in  der  Moldau  wirkten,  waren 
meist  so  unwissend,  dass   sie  mit  den  Gebräuchen  der  Kirche 
unbekannt    waren,    dazu    so  roh  und  von  so  schlechten  Sitten, 
dass  sie  dem  Volke  mehr  zum  Anstoss  und  Aergerniss  als  zur 
Erbauung  dienten. 

Allerdings  gab  es  in  Bakov  auch  ein  Bisthum,  *  welches 
Papst  Bonifacius  IX.  (Peter  Tomacelli,  1389—1404)  schon  1392 
errichtet  hatte,  weil  das  Szerether  Bisthum  für  die  in  Folge  der 
grossen  Ausdehnung  der  Moldau  zu  sehr  zerstreut  lebenden 
Katholiken  nicht  genügte.  Allein  seitdem  die  Könige  von  Polen 
das  Recht  erlangt  hatten,  die  Bischöfe  von  Bakov  zu  ernennen, 
und  diese  meist  Polen  waren,  pflegten  dieselben  nicht  in  Bakov 
zu  residieren.  So  scheint  schon  Bischof  Johann  Baron  Zamoyski 
(1633 — 1649)2  wohl  eine  Visitationsreise  durch  die  Moldau  ge- 
macht, aber  nicht  dort  residiert  zu  haben,  wie  diess  von  seinen 
Nachfolgern  sicher  bekannt  ist.  Bei  diesem  Bisthum  befand 
sich  schon  1520  ein  Convent  der  mindern  Brüder  de  obser- 
vantia,  ohne  dass  diese  jedoch  ein  eigenes  Kloster  gehabt 
hätten,    welches    sie   erst    später  in  einem  einfachen  hölzernen, 


^  P.  Josef  Graf  Kemcuy:  lieber  da»  Bisthum  und  das  Frauoiskanerkloster 
zu  Bakov  in  der  Moldau,  im  Magazin  f.  Gesch.,  Literat,  und  alte 
Denk-  und  Merkwürdigkeiten  Siebenbürgens,  herausgegeben  Ton  Ant 
Kurz,  Kronstadt  184G,  II,  1.  p.  1—82.  —  lieber  die  Bakover  Bischöfe 
vgl.  auch  Garns  a.  a.  O.  p.  365. 

2  SpSter  Bischof  von  Przcmisl  1649 — 1654,  von  Luck  1654,  gentorben 
den  l.  Jänner  1655.  Er  wurde  auch  ,Episcopu8  utriusque  Walachiae' 
genannt. 


355 

auf  steinerner    Unterlage    ruhenden    Gebäude    erlangten.     Im 
Jahre  1576  gab  es  hier  wohl  noch  einige  Franciskaner,  allein 
der  letzte    Guardian^    ein    Ungar   Namens    Franz^    starb    bald 
darauf  als  der  letzte  Mönch  daselbst.  Da  nahm  1580  ein  Mönch, 
flieronymos,  vermuthlich  derselbe,  welcher  1605  nach  Bernar- 
dinns  Quirinus  (1601 — 1605)  Bischof  von  Bakov    wurde,   von 
dem  Gebäade  Besitz.     Der   ungarische    Franciskanerprovincial 
reclamirte  zwar  1594  das  Kloster,  erhielt  es  auch  1601  zurück, 
dennoch    muss   es   von    den  Ungarn    nie   benutzt  worden  sein. 
£i8chof   Hieronymus   von   Bakov  (1605 — 1611)   Hess   das   Ge- 
bäude   ganz    verfallen,    unter    Bischof  Valerian    Lubieniecky 
(1611 — 1618,    vorher   Gustos    der    Siebenbürger    Franciskaner- 
provinz)  wurde  es  neu  gedeckt.      Trotzdem    war   es    bis    1663 
^on  den    Franciskanern    wahrscheinlich    nicht   mehr   bewohnt. 
Der  eben  genannte  Bischof  sorgte  überhaupt  für  Bakov.  Vom 
Papst   mit   Geld    unterstützt    errichtete    er   hier   eine    passende 
bischöfliche  Wohnung    mit   zwölf  Zimmern    und   schaffte   drei 
silberne  Kelche  mit  Patenen,  zwölf  Messgewänder,  ein  silbernes 
Bauchfass,    zwei  Vespermäntel,  einen  aus  Gold  und  Silber  ge- 
triebenen Krummstab,  eine  silberne  Monstranze,  ein  Ciborium, 
eine  Infel  und  andere  kirchliche  und  bischöfliche  Paramente  an. 
Derselbe  soll  übrigens  von  den  Seinigen  vergiftet  worden  sein 
wid  sterbend  alle  Kirch engeräthe  der  Obhut  des  Volkes  hinter- 
lassen haben.  Dennoch  seien  dieselben,  wie  es  heisst,  unter  seinem 
Nachfolger,  Adam  Goisky  (1618;  vorher  Franciskanerguardian 
in  Lemberg,    dann  Provincial    daselbst),    alle  wieder  abhanden 
gekommen.    Als  Marcus  Bandin  1644  nach  Bakov  kam,  nahm 
er  (wie  auch  später  Peter  Parchevich)  seine  Wohnung  in  diesem 
nun  leerstehenden  Franciskanerkloster,  Auf  seine  Fragen  nach 
den  früheren  Verhältnissen  erfuhr  er  von  alten   siebzigjährigen 
Leuten,  dass   seit  langer  Zeit  kein  Bischof  in  der  Moldau  ge- 
sehen worden  sei;  in  Bakov  habe  bloss  ein  Vicar  residiert;  wo 
<Jer  Bischof  früher  gewohnt   habe,    wussten    sie   ihm    nicht   zu 
Wgen;  sie  konnten  sich  nur  erinnern,  dass  ungarische  Mönche 
dort  gewohnt   hätten,   und  dass  nach  deren  Weggang  zwanzig 
Jahre  hindurch  überhaupt  kein  geistlicher  Oberer  in  der  Moldau 
gewesen  sei. 

Die  Unsicherheit  und  Veränderlichkeit  dieser  kirchlichen 
Zustände  deuten  schon  an  und  für  sich  auf  vielfach  gestörte, 
^^ordnete    und    schwankende    politische    Verhältnisse    hin. 

AnhiT.  Bd.  LH.  II.  Hilft«.  24 


35G 

Wir  müssen  aber  um  so  mehr  aiicli  von  diesen  einen  kurzen 
Ueberblick  entwerfen,  weil  nur  dadurch  Peter  ParchevichB 
spätere  Thätigkeit  auch  auf  politischem  Gebiete  verst&nd- 
lieh  wird.  * 

Als  dieser  mit  Marcus  Bandin  in  die  Moldau  kam,  re- 
gierte hier  Basilius  Lupul  (1034 — 1054),  ein  Albanese,  welcher 
sowohl  in  den  auswärtigen  Beziehungen  als  in  den  inneren 
Verhältnissen  seines  Fiandes  eine  nicht  gewöhnliche  Thätigkeit 
entwickelte.  Gleich  im  Anfang  seiner  Regierung  ward  er  in 
einen  Kampf  mit  dem  Woiwoden  der  Walachei,  Mathias  Bea- 
saraba  (1033 — 1054),  verwickelt,  und  in  Folge  davon  war  seine 
ganze  Regierung  ein  stetes  wechselndes  Ringen  mit  seinen 
Nachbarn  in  der  Walachei  und  in  Siebenbürgen,  welche  wie 
er  Vasallen  des  türkischen  Reiches  waren,  mit  Polen,  mit  den 
Kosaken  und  Tartaren  und  mit  dem  Sultan.  Mathias  Bessaraba 
hatte  1()40  bei  dem  neuen  Sultan,  Ibrahim  I.  (Nachfolger 
seines  Bruders  Murad  IV.,  der  am  9.  Februar  gestorben  war, 
regierte  bis  1049),  versucht,  diesen  seinen  Gegner  durch  die 
Türken  zu  stürzen,  was  jedoch  misslungen  war.  Als  darauf  der 
Sultan  1041  von  den  Fürsten  der  Moldau  und  Walachei  ein 
Heer  von  zwanzigtausend  Mann  zum  Entsatz  von  Azow,  das 
von  den  Donkosaken  belagert  wurde,  beordert  hatte,  erschien 
Fürst  Mathias  Bessaraba  nicht  persönlich  und  entschuldigte 
seine  Abwesenheit  bei  dem  Sultan,  weil  er  in  Kenntniss  gesetzt 
worden  war,  dass  Fürst  Basilius  Lupul  beabsichtige,  ihn  bei 
dieser  Gehigi^nheit  gefangen  zu  nehmen.  Bei  einem  Aufgebot  der 
beiden  Woiwoden  gegen  Azow  im  folgernden  Jahre  (1042)  war 
es  hauptsächlich  Basilius  Lupul,  der  zum  günstigen  Ausgang 
der  Unternehmung  beitrug. 

In  Siebenbürgen  regierte  damals  Fürst  Georg  I.  Rakoczy. 
Dieser  wurde  1044  von  der  protestantischen  Partei  in  Ungarn 
auf  eincu'  Versammlung  zu  Kaschau  zum  Herrscher  von  Ungarn 
ausgerufen  und  erklärte  Kaiser  Ferdinand  III.  den  Krieg.  Der 
Kaiser,  damals  durch  den  dreissigjährigen  Krieg  sehr  in  An- 
spruch genommen,  war  nicht  im  Stande  mehr  gegen  ihn  zu 
thun,  als  die  Gespan  schatten  zur  Treue  zu  ermahnen  und  ein 
Heer  von  zwanzigtausend  Mann  unter  General  Puchheim  gegen 


»  Vgl.    Ellgel:    Geschichte   der  Moldau   und  Walachei,   2  Th.,  Wien  1804, 
II,  262—272,  u.  A. 


357 

ihn  zn  schicken.   Dagegen  gelang  es  seiner  Diplomatie,  Rakoczy 
durch  den  Sultan  von  einem  Bündniss  mit  den  Schweden  ab- 
Inhalten   und   zum  Abschlüsse   eines   Friedens   zu    bestimmen. 
^Schreib  Deinem  Herrn/    fuhr   Sultan  Ibrahim    den  Gesandten 
Rakoczy's  an,  ,dass  er  sich  nicht  auf  meinen  Krieg  mit  Venedig 
Ferlasse;    denn    ich    werde    ihm    doch   über  den  Hals  kommen 
und  einen  anderen  Fürsten  in  Siebenbürgen  einsetzen.  Er  soll 
Frieden    halten    mit  meinem  Bruder,    dem  Kaiser!     Hast  Du's 
gehört?  Hast  Du's  gehört?  Hast  Du's  gehört?'  Dieser  türkischen 
Politik  folgend,  hatte  auch  Fürst  Basilius  Lupul  von  der  Moldau 
aus  bewirkt,    dass  Rakoczy  weder  Unterstützung  aus  der  Wa- 
lachei noch  von  den  Tartaren  erhielt.  Der  Friede  von  Linz  1645 
machte    diesem  Kriege   ein  Ende  und  sicherte  Rakoczy  ausser 
'vielen   anderen  Vortheilen    den  Besitz    von  sieben  ungarischen 
Gespanschaften,    welche   schon    Fürst   Bethlen    besessen   hatte, 
von  Tokay  und  anderen  bedeutenden  Orten. 

Mit  Polen,  welches  damals  ähnlich  wie  Venedig  zugleich 
von  der  Oligarchie  des  Senates  und  der  Monarchie  eines  Königs 
beherrscht  wurde,  und  wu  damals  Wladislav  IV.  (1633  —  1648) 
reperte,  hatte  Fürst  Lupul  durch  Vermählung  einer  seiner 
Töchter  mit  dem  Marschall  von  Ij'thauen,  Johann  Radzivill, 
die  engste  Verbindung  geknüpft. 

In  Folge  dieser  klugen  auswärtigen  Politik  genoss  Lupul, 
80  lange  Sultan  Ibrahim  und  Georg  I.  Hakoczy  lebton,  also 
his  1648,  in  der  Moldau  ziemliche  Ruhe,  welche  er  auch  durch 
unsichtige  und  hochherzige  Massregeln  im  Innern  zu  befestigen 
'nisste.  Er  sammelte  in  dieser  Zeit  Schätze,  theils  für  sich, 
Aeils  um  in  seinem  Lande  mancherlei  neue  Einrichtungen  und 
Verbesserungen  zu  treffen.  Als  er  sich  im  Jahre  1(^39  mit  einer 
Diohamedanischen  Circassierin  vermählt  hatte,  benützten  diess 
einige  unzufriedene  Bojaren,  um  im  Volke  Zweifel  an  seiner 
griechischen  Rechtgläubigkeit  zu  erwecken.  Da  bezahlte  Lupul 
'Jie  Schulden  der  Patriarchalkirche  in  Constantinopel  bei 
Griechen,  Türken  und  Juden  im  13e trage  von  2(^>0  Boutelu 
(130.0OO  Thalern).  Dafür  erhielt  er  den  wunderthätigen  Leib 
^6r  heiligen  Paraskeva,  so  wie  für  weitere  300  l^^utel 
(150.000  Thaler)  die  Erlaubniss,  denselben  nach  Jassy  zu 
^ringen,  wo  er  für  diese  Reliquie  ein  eigenes  Kloster  gründete. 
Auch  stiftete  er  eine  engere  Verbindung  zwischen  der  griechi- 
schen  Geistlichkeit    in    der   Moldau    und    dem    Patriarchat    in 

24* 


358 

Constantinopel,  führte  griechische  Gesangbücher  ein,  zog  grie- 
chische Mönche  in  die  Moldau  und  eiTichtete  mit  deren  Hilfe 
griechische  Klosterschulen.  Grossherzig,  wie  er  war,  schlosa 
Lupul  seine  katholischen  Unterthanen  von  seinem  wohlthätigen 
Wirken  nicht  aus.  Er  schrieb,  vielleicht  von  Marcus  Bandin 
dazu  veranlasst,  iu  dieser  Beziehung  an  Papst  Innocenz  X. 
(Joh.  Bapt.  Pamfili,  1644 — 1655),  welcher  ihm  darauf  am 
20.  Mai  1645  in  entgegenkommender  Weise  antwortete  und 
den  Erzbischof  von  Martianopel,  Marcus  Bandin,  als  aposto- 
lischen Vicar  in  jener  Provinz,  sowie  die  lateinischen  Katho- 
liken seines  Landes  überhaupt  angelegentlichst  in  seinen  Schutz 
empfahl.  *  Lupul  berief  dann  für  diese  auch  katholische  Mönche 
aus  Polen,  gründete  eine  lateinische  Klosterschule,  gab  ihnen 
in  Jassy  eine  ihnen  entzogene  Kirche  wieder  zurück  und  er- 
laubte in  Sucsawa  und  Galacz  den  Bau  katholischer  Kirchen. 
Um  die  Bildung  und  Cultur  seines  Volkes  nach  allen  Rich- 
tungen zu  fördern,  legte  Fürst  Lupul  sogar  eine  walachiscbc 
Bibliothek  an  und  Hess  alle  geschriebenen  und  ungeschriebene^ 
positiven  und  Gewohnheitsrechte  des  Landes  sammeln  und  J^ 
ein  Gesetzbuch  zusammenstellen. 

Diess    waren    die  Verhältnisse   des   Landes,    in    welch^^ 
Peter   Parchevich    1644   an    der    Seite    Marcus  Bandins   zuetr'^^ 
seine  öffentliche,   wenn   auch  stille  imd  selbstverläugnungsvol-   ^® 
Thätigkeit   begann.     Dass    seine  Lage    in  Bakov    eine  so  arr^^^' 
selige  und  mühevolle  war,  wie  frülier  gesagt  worden  ist,  kai::::^^^ 
unter  diesen  Umständen  grossentlieils  auch  darin  seinen  Grum::::^" 
gehabt   haben,    dass    das    apostolische  Vicariat    in    der   Mold^^^^ 
ohne    alle    bestimmte  Einkünfte    war   und    von  Rom    aus  nicl— ^^ 
die     so    dringend    wünschenswerthe    materielle    Unterstützucrr^f 
erhielt. 

^  Original  vom  20.  Mai  104'),  orlialten  25.  Juli  1645;  im  Archiv  der  Pati^^^ 
Franciskauer  zu  Klausenburg.  —  Die  Bemerkung  ,Ricevuta  alli  25.  ^' 
luglio   1045'  rührt  otfenhar  von  Marcus  Handin  her. 


359 


II. 


Peter  PareboTlchs  erste  politische  ThStigkelt  und  Fort- 
setzung seines  Missionariats. 

(1647— 1B56.) 

1. 

In  Balgarien  und  der  Walachei.  —  Gesandtschaft  nach  Polen 

1647,  dann  nach  Polen,  Oesterreich  und  Venedig  1649 1650, 

und  Bückkehr  über  Bom.  in  die  Moldau. 

* 

Während  Peter  Parchevich  voll  Eifer  und  Aufopferung 
sich  der  stillen  Thätigkeit  seines  unscheinbaren  Missionsberufes 
in  der  Moldau  widmete,  bereitete  sich  in  seiner  Heimath 
Culgarien  eine  Bewegung  gegen  den  tyrannischen  Druck  der 
türkischen  Herrschaft  vor  zur  Wiedergewinnung  der  alten 
politischen  und  religiösen  Freiheit.  * 

Schon   im  Jahre  1030   hatten    die    unter   dem    türkischen 
Joche  seufzenden  osteuropäischen  Völker,   namentlich  die  Bul- 
garen, zwei  erwählte  Sendboten  an  Kaiser  Ferdinand  IL  (1619 
bis  1637)  und  an  König  Sigmund  HL  von  Polen  (1587—1632) 
Abgeordnet,    um    deren  Gunst  und  Hilfe  zur  Abschüttlung  der 
türkischen  Herrschaft  zu  erbitten.    Beide  Fürsten  hatten  diese 
-Abgesandten    mit   freundlicher  Theilnahme  und  tröstlichen  Zu- 
»icherimgen   aufgenommen.     Um    den    Muth    der   Bulgaren   zu 
«tärken,  gab  Kaiser  Ferdinand  den  Boten  einstweilen  fünfzehn 
Waue  Kriegsfahnen    für   dieselben,  ^   allein    während  man  noch 
über  Weiteres  verhandelte,  nöthigte  die  Landung  König  Gustav 
Adolphs  von  Schweden  in  Deutschland  (1630)  den  Kaiser,  alle 
dergleichen    Pläne   aufzugeben.     So   blieb    diese   ganze   Unter- 
'^ehmung  und  Gesandtschaft  ohne  Erfolg. 

Als  aber  hierauf  Sultan  Ibrahim  1644  unter  nichtigem 
"orwande  mit  der  Republik  Venedig  den  sogenannten  can- 
^iachen    Krieg   (1644 — 1669)    begonnen    hatte    und    Heer    und 


1 


Vgl.  Peter  Parchevichs  Denkschrift  vom  9.  Juli  1650  an  den  Dogen  und 
Senat  von  Venedig,  im  k.  .Sta-atsarchiv  zu  Venedig  (Collegio,  Ksposizioni 
Principi,  filzu  61).  Auf  ihr  und  den  dazu  gehörigen  ebenda  befindlichen 
Schriften  beruht  die  ganze  nachfolgende  Darstellung.  S.  Beil.  XII. 
*  Dieselben  wurden  in  Bulgarien  noch  1650  im  Geheimen  aufbewahrt. 
Ä.  m.  O. 


360 

Flotte  der  Venezianer  ir>47  die  türkische  Macht  stark  bescbäf- 
tigtc  und  zersplitterte,  erhob  sich  die  Bewegung  unter  den 
Bulgaren  aufs  Neue.  Sowohl  die  der  griechischen,  wie  die  der 
katholischen  Kirche  angehörenden  Häupter  des  Volkes  traten 
in  einer  gemeinsamen  Verschwörung  zusammen  und  beriethen 
über  die  Mittel  des  Gelingens.  Sie  sahen  sofort  ein,  dass  man 
den  Fürsten  der  Walachei,  Mathias  Bessaraba,  für  die  Sache 
gewinnen  müsse.  Man  trug  ihm  daher  die  Führerschaft  de« 
Aufstandes  an  und  versprach  ihm,  im  Falle  des  Gelingens  der 
Unternehmung  ihn  zum  Fürsten  des  Orients  ^  zu  wählen,  unter 
der  Bedingung  jedoch,  dass  er  mit  seinem  Heere  die  Haupt- 
orte Bulgariens  nicht  zerstören  dürfe,  und  dass  er  die  Urheber 
dieses  Aufstandes  belohne,  Fürst  Mathias  war  jedenfalls  der 
geeignete  Mann  für  diese  Sache,  er  kannte  die  Verhältnisse 
und  wünschte  sicli  von  dem  jährlich  an  die  Pforte  zu  zahlenden 
Tribut  bei  dieser  Gelegenheit  zu  befreien.  Nach  reiflicher 
Ueberlegung  erklärte  er  es  jedoch  schliesslich  für  das  Beste, 
das  Ganze  dem  König  Wladislav  IV.  von  Polen  mitzutheilen, 
dessen  Heldenmuth  und  Kriegsglück  den  Türken  einen  wahren 
Schrecken  eini^etlösst  hatte.  Zu  diesem  Entschlüsse  ward  Mathias 
auch  noch  durch  die  kluge  Rücksicht  bewogen,  dass  er  nicht 
sein  eigenes  Land  im  Kücken  unbeschützt  seinem  Feinde,  dem 
Fürsten  Basilius  von  der  Moldau,  ofien  lassen  und  so  sich  der 
Gefahr  aussetzen  wollte,  das  zu  verlieren,  was  er  besass, 
während  er  Neues  zu  erwerben  auszog.  Auch  hielt  er  es  für 
gut,  der  Republik  Venedig  von  allem  Mittheilung  zu  machen, 
und  desslialb  sowohl  an  diese  wie  an  den  König  von  Polen 
Gesandte  mit  seinen  eigenen  und  der  bulgarischen  Nation  Be- 
glaubigungsschreiben zu  schicken. 

Es  war  ganz  natürlich,  dass  man  darauf  zu  Gesandten 
an  katholische  Fürsten  katholische  Männer  wählte,  dass  man 
aber  zu  ilieser  Sendung  zwei  Geistliche  bestimmte,  war  nach 
der  Sitte  und  den  Verhältnissen  in  den  Donauländern  zu  jener 
Zeit  nicht  autTallend.  Aber  dass  die  Wahl  gerade  auf  Peter 
Parchevich  liel,  den  wii'  zuletzt  als  Missionär  in  der  Moldau 
gesehen  hab<^n,  dafür  eim?  bestimmte;  Erklärung  zu  geben,  ist 
unnicjglich,    doch    lässt    sich    vermuthen,     dass    eine     lebhafte 

*  Das   luMsst    }ii«»r   cuvu    sd   vif|    wie:    Bulganen  und  KumHnicii.   denn  fl>® 
Moldau  war  in  diesen  Au.s>»iilitf^n  jjowiss  mit  inbegritfcn. 


361 

patriotische  Gesinnung  für  sein  unglückliches  Vaterland^  seine 
SprachenkenntnisB;  seine  hervorragende  Bildung,  seine  edle  Ab- 
kunft und  seine  Bekanntschaft  mit  den  einflussreichsten  Adels- 
fiunilien  Bulgariens    ihn    für  diese  Aufgabe  besonders  geeignet 
erscheinen  liessen.  Auch  dürfte  der  Erzbischof  von  Sardica  (Sofia), 
Peter  Deodat,  sein  früherer  Vorgesetztor   und  der  Gouverneur 
von  Bulgarien,   Franz  Markanich,    sein    Blutsverwandter,  ^    ihn 
diftr  besonders  empfohlen  haben.     Möglichenfalls   hatte   auch 
er  8cbon  selbst  an  den  vorhergehenden  Verhandlungen  in  Bul- 
garien und  der  Walachei  persönlich  Theil  genommen. 

Wie    dem    nun    gewesen    sein    mag,    man    wählte   zu  der 
beschlossenen    Gesandtschaft    den    Priester    Peter    Parchevich 
und    einen    Franciskauer,     und    sandte    sie    zu    Anfang    des 
Jahres  1647  mit  Beglaubigungsschreiben    und   Instruction  ver- 
sehen zunächst   nach    Polen.     In    türkische   Tracht   verkleidet 
legten    diese   Beiden    unter   vielen    Gefahren    die   Reise    dahin 
awrück   und   langten   glücklich  am  Hofe  des  Königs  Wladislav 
an.  Hier  überreichten  sie  die  Schreiben,  und  berichteten  über 
die  Thränen  und  Klagen,   die  Wünsche  und  Bestrebungen  der 
Bulgaren,  setzten  die  Verhältnisse  klar  auseinander,  lösten  die 
aufsteigenden  Zweifel    und   wiesen  die  Streitkräfte  der  Türken 
^d  deren  Befürchtungen    nach.     Hierdurch   wussten    sie    den 
^len    Sinn    des   Königs    so    zu    bewegen,    dass    derselbe    ohne 
Verzug   auf  ihren  Plan    einging   und   ihn    mit  ganzem  Hei'zen 
^^d  allen   Kräften    erfasste.     Kr   besprach  die  Sache  zunächst 
our   mit    wenigen    seiner  Getreuesten    und    befahl    dem   Kron- 
feJdherrn   des  Königreiches,    das  Heer   in  Ordnung    zu  setzen. 
Auch   schrieb   er   an    den  Fürsten  Mathias,    ernannte  ihn  zum 
Generalissimus  des  Orients  und  theilte  ihm  zugleich  mit,  dass 
®r  selbst  mit  einem  Heere  zu  Hilfe  kommen  werde.     Die  Ge- 
^ndten    schickte    er   nach  Bulgarien   zurück,    um  ihrem  sehn- 
süchtig  wartenden  Volke  Kunde    zu    bringen,    ohne  sie,    unter 
Angabe  vielfacher  Gründe,  ihre  Reise  nach  Venedig  fortsetzen 
^U  lassen.  Er  schenkte  ihnen  sein  Bild,  auf  dem  er  in  kriege- 
rischer Tracht  abgebildet  war,  mit  den  Worten:    , Habeatis  me 
fictum    et   pictum,    quoadusque   venero  vivus  et  verus';    ferner 

'  Schreiben  de»  Gouverneurs  von  Bulgarien»  Franz  Markanichf  an  die 
Republik  Venedig  vom  18.  Deceinber  KiTJ  (k.  Staatsarchiv  in  Venedig; 
CoUegio,  Espoaizioni  Principi,  filza  «U),  worin  Jener  den  Feier  Parche- 
Tich  seinen  ^consaugiueus'  nennt.  Heil.  IV. 


362 

eine  grosse  rothsamintene  Standarte^  welche  auf  der  einen  Seite 
das  Kreuz  zeigte^  auf  der  anderen  die  Inschrift:  ^Vindica 
gloriaiii  tuam^;  zudem  einen  King,  gleichsam  um  sich  mit  dem 
Oriente  zu  verloben,  und  endlich  ein  Messgewand,  als  entei 
Zeichen  des  Beginnes  der  christlichen  Freiheit.  Bei  der  letzten 
Audienz,  welche  die  Gesandten  hatten,  war  auch  die  Königin 
zugegen.  *  ,Geheiligte  Majestät,'  sagte  diese,  ,fUhren  Sie  nur 
das  begonnene  Werk  muthig  fort,  und  sollte  es  an  Geld 
mangeln,  so  werde  ich  selbst  von  meinen  Ohren  die  Ohrringe 
und  von  meinen  Armen  die  Armbänder  nehmen  und  opfern, 
damit  nur  diese  Sache  vorwärts  schreite/  Nichts  entflanmite 
den  Muth  des  tapfern  Königs  und  der  anwesenden  Senatoren 
mehr,  als  diese  Worte  der  grossherzigen  Königin. 

Als  die  Gesandten  mit  dem  Antwortschreiben  des  Königs 
und  den  obengenannten  Gescheuken  zum  Fürsten  Mathias 
zurückkehrten,  machte  die  Freude  den  alten  Mann  wieder  ganz 
jugendlich.  £r  schickte  sie  sofort  nach  Bulgarien,  um  dort 
allen  Häuptern  der  Verschwörung  hierüber  Bericht  zu  erstatten. 
Diese  empfingen  die  Boten  mit  Freuden,  setzten  ihnen  die 
Leichtigkeit  auseinander,  mit  welcher  man  sich  des  Orients 
bemächtigen  könne,  und  zeigten  ihnen  einige  verlassene  und 
von  den  Türken  gänzlich  ausgesogene  Orte,  wo  dieselben  sich 
früher  in  grosser  Menge  aufgehalten  hatten. 

Darauf  kehrte  Peter  rarchevich  wiedör  in  die  Moldau 
zurück. 

Dieses  ganze  Unternehmen  hatte  mit  dem  Tode  des 
Königs  Wladishiv  (10.  März  1048)  ein  Ende,  und  die  Ver- 
öchwornen  hielten  ihren  Plan  durch  zwei  Jahre  vollkommen 
geheim.  Sie  tliaten  diess  um  so  melir,  als  nach  dem  bald  darauf 
erfolgten  Tode  des  Fürsten  Georg  1.  Kakoczy  von  Siebenbüi^en 
(11.  October  1048)  dessen  Sohn  und  Nachfolger,  Georg  IL 
Kakoczy,  Absichten  auf  die  polnische  Krone  an  den  Tag  legte. 
Nur  die  Haltung  des  Fürsten  Lupul  von  der  Moldau  schützte 
damals  Polen  vor  den  Einfällen  des  jungen  Georg  Ilakoezy. 
Nichts  desto  weniger  strebte  das  bulgarische  Volk,  noch  von  dem 
ersten   Anstoss    erregt    und   das   schwere   Joch    mit    Ungeduld 

^  Köni^  \Vla(iisl;ivs  zweito  Gemahlin,  Maria  Goiizajja,  Tuchter  des  Herzogs 
Carl  I.  von  Mautua  und  Montferrat.  Vermählt  mit  Wladislav  1646,  ward 
sie  IG  IS  Witwe  und  hoiratht^te  dauu  1041)  in  zweiter  Ehe  desscu  Bruder 
und  Nachfolger,  Johann  Casimir.     «Sie  starb  1667. 


363 

tragend,  in  Ueberstürzung  nach  seiner  Freiheit.  Unaufhörlich 
widersetzte  es  sich  den  in  den  festen  Plätzen  sich  haltenden 
Türken,  die  auf  die  Nachricht  vom  Tode  des  Königs  Wladislav 
wieder  übermüthiger  zu  werden  angefangen  hatten.  Der  Erz- 
bischof  Peter  Deodat  that  sein  Bestes,  um  die  Aufregung  des 
Volkes  zu  stillen,  indem  er  diesem  unter  Anderem  namentlich 
den  Rath  gab  zu  warten,  bis  man  sehe,  welchen  Ausgang  die 
Sache  in  Polen  nehme,  darnach  könne  man  sich  dann  zum 
eigenen  Besten  richten.  Allein  die  einmal  erhitzte  Menge 
drängte  zum  Ausbruch  des  Aufstandes,  und  es  wäre  gewiss 
ZQ  diesem  gekommen,  wenn  nicht  endlich  der  genannte  £rz- 
lischof  sich  persönlich  mit  einigen  der  Häupter  zum  Fürsten 
Hathias  nach  Tergovist  begeben  hätte,  um  ihm  die  Gefahr 
des  bulgarischen  Reiches  auseinanderzusetzen  (1649). 

Fürst  Mathias   schickte   sofort   um    Peter    Parchevich   in 
die  Moldau,  wo  derselbe  sechs  Tagereisen  entfernt  wohnte.  Als 
derselbe    in  Tergovist   angekommen   war,    ward   ihm  von  dem 
Fürsten    und  den  bei  diesem  versammelten  Häuptern  der  Bul- 
garen mit  den  überzeugendsten  Gründen  zugeredet,  für  sie  eine 
Deue  Gesandtschaft   zum  Könige    von  Polen,    zum  Kaiser   und 
2ur  Republik  Venedig   zu    übernehmen.    Versehen  mit  Beglau- 
bignngs-  und  Empfehlungsschreiben  vom  Gouverneur  von  Bul- 
garien, Franz  Markanich,    von  den  Häuptern  des  bulgarischen 
Volkes  und   vom  Erzbischof  Peter  Deodat,  ^   sämmtlich   datirt 
^on  Tergovist,  den  18.  December  1G49,*^  unternahm  Parchevich 
^ie  weite  Reise,    für   welche   ihm    die  Stellung   und  der  Titel 
ß'Ues  Secretärs  des  Erzbischofs  von  Sofia  beigelegt  wurde. 

Zunächst  wandte  er  sich  nach  Polen  und  kam  nach  vielen 
"■Mühseligkeiten  in  Warschau  an.  Hier  stellte  er  sich  dem  Gross- 
^^nzler  Ossolinski  vor,  der  sich  sofort  zu  dem  sechs  Meilen 
^On  der  Stadt  auf  dem  Laude  verweilenden  Könige  Johann 
^«^simir  begab,  diesen  von  der  Ankunft  des  Gesandten  in 
^^^nntniss  setzte  und  von  den  früher  stattgehabten  Verhand- 
^^ixigen  unterrichtete.  Der  König  kam  in  die  Stadt,  berief  die 
®*'Bten  Senatoren    des  Königreiches   zusammen   und  trug  ihnen 

'  Fürst  Michael    von    der  Walachei   gab    ihm    keine    solchen   Briefe    mit, 

wenigstens  nicht  nach  Venedig. 
'  Die  Schreiben  der  Genannten  au  die  Republik  Venedig  liefinden  »ich  im 

k.    Staatnarchiv    zu    Venedig   (CoUegio,   Esposizioni,    filza    61),    S.    Beil. 

IV,  V,  VI. 


364 

die  Angelegenheit  vor.  In  Anwesenheit  derselben  hatte  Par- 
chevieh  Tags  darauf  eine  Audienz.  In  dieser  wurden  die  Ver- 
sammelten für  den  dargelegten  Plan  ganz  eingenommen,  er- 
klärten sich  dem  K()nig  auch  mit  Vergiessung  ihres  Blutes  bii 
zum  Tode  treu  und  begierig  seinen  Willen  auszuführen,  dem, 
es  handle  sich  darum,  dass  Seine  Majestät  bei  der  Fortfuhmng 
dieser  Angelegenheit  nicht  hinter  seinem  Bruder  und  Vor- 
gänger im  Reiche  zurückbleibe.  Vermuthlich  betrieb  die  Kö- 
nigin Maria^  die  Witwe  des  Königs  Wladislav  und  nun  mit 
dessen  Bruder  Johann  Casimir  vermählt,  auch  jetzt  diese  An- 
gelegenheit auf  das  eifrigste.  Namentlich  aber  stimmten  f&r 
das  Verfahren  des  Königs  gegenüber  dem  Orient  folgende  ein- 
flussreiche  Männer:  der  Bischof  von  Kulm,  Andreas  Leszynski,  * 
Vicekanzler  und  Senator,  sehr  angesehen  in  seiner  Partei ;  Nico- 
laus Potocki,  erster  Senator  und  Krongeneralissimus  des  König- 
reichs, gleichsam  ein  zweiter  König;  der  Grosskanzler  des 
Reiches,  Fürst  und  Herzog  Ossolinski,  der  eigentliche  Staals- 
lenker;  der  Orossschatzmeister,  Senator;  der  Grossmarschall, 
Senator;  der  Oberstmundschonk  des  Reiches;  der  Oberstvor 
Steher  der  Reichskanzlei ;  der  Sccretär  des  Königs,  Abbe  Viezki; 
Fürst  Wiesnioviecki,  Palatin  von  Russland,  Senator;  und  der 
Geheimschreiber  des  Königs.  An  einem  sicheren  Erfolge  konnte 
es  —  wie  auch  der  polnische  Gesandte,  Giov.  Batt.  Visconti, 
in  Wien  an  den  Dogen  schrieb  —  bei  der  Bereitwilligkeit  des 
Königs  und  der  Zustimmung  dieser  Männer,  deren  Ansehen 
die  ganze  polnische  Republik  nach  sich  ziehen  musste,  nicht 
fehlen. 

Zuletzt  beschlossen  König  und  Senat  den  bulgarischen 
Abgesandten  nach  Wien  zum  Kaiser  und  zum  venezianischen 
Gesandten  zu  schicken,  damit  er  diesen  die  mitgegebenen 
Briefe  überreiche  und  ihnen  den  ganzen  Plan  der  Unter- 
nehmung mündlich  mittheile. 

So  reiste  Parchevich  (Frühjahr  1650)  von  König  Johann 
Casimir  mit  Briefen  an  den  Kaiser  und  an  den  venezianischen 
Gesandten  am  kaiserlichen  Hofe  versehen  nach  Wien  zu  Kaiser 
Ferdinand  Ol.  Dieser  empfing  ihn  in  einer  besonderen  Audienz 


*  Er  war  früher  Bischof  von  Kamcnicc  (1627 — 1046),  danu  Bischof  von 
Kuim  (1646—1652),  zuletzt  Bischof  von  Guesen  (1652—1658)  und  starb 
als  solcher  den  6.  April  1658.  Vgl,  P.  Pius  Bonifacius  Garns:  Series 
Kpiscoporuin  Ecclesiae  Catholicae,  Katisboiiae   1873. 


365 

uod  sagte  ihm:  Er  habe  grosses  Mitleid  mit  dem  bulgarischen 
Volke  und  wünsche^  dass  Gott  ein  Mittel  zu  dessen  Befreiung 
geben  möge;  doch  könne  er  jetzt  keinen  Krieg  mit  dem 
Tarken  beginnen,  da  er  sich  mit  ihm  in  Frieden  befinde;  er 
irolle  die  EntSchliessung  der  anderen  Fürsten  abwarten,  be- 
sonders diejenige  der  Republik  Venedig,  als  der  mächtigsten 
in  diesem  Bunde;  es  gelte  diesen  Kampf  nicht  bloss  anzu- 
fangen, sondern  auch  fortzusetzen,  und  nicht  bloss  fortzusetzen, 
sondern  auch  zu  einem  glorreichen  Ende  zu  fähren;  er  werde 
dann  nicht  ermangeln  sich  in  dieses  Unternehmen  zur  Befreiung 
des  Orients  und  zur  Ausbreitung  der  katholischen  Religion  ein- 
zulassen. Nur  darum,  fügte  er  hinzu,  habe  er  Deutschland  den 
Schweden  zugestanden,  damit  die  Länder  sich  erholen  und 
wieder  etwas  Kraft  schöpfen  könnten ;  seit  dem  letzten  Friedens- 
Bchlusse  kümmere  sich  der  Grosstürke  nur  um  seine  eigenen 
Sachen.  Ausserdem  habe  er  (der  Kaiser)  zwei  Regimenter  nach 
Ungarn  geschickt,  bloss  zur  Einschüchterung  der  Türken. 

Der  spanische  Gesandte  nahm  sich  dieser  Sache  beim 
Kaiser  und  bei  seinem  Könige  Philipp  IV.  (1621 — 1665),  dem 
er  darüber  auf  das  Eingehendste  berichtete,  angelegentlich  an. 
Nach  Berathung  mit  ihm  und  dem  venezianischen  Gesandten 
Ward  endlich  vom  Kaiser  beschlossen,  dass  Parchevich  nach 
Venedig  reisen,  dort  seine  Schreiben  übergeben  und  seine  Auf- 
träge an  die  Republik  Venedig  mündlich  ausrichten  solle. 

Der  venezianische  Gesandte  in  Wien,  Nicolo  Sagredo, 
hatte  seiner  Regierung  sofort  über  diese  Angelegenheit  be- 
richtet; nun  gaben  am  21.  Juni  1650  er  und  Giov.  Batt. 
Visconti  (der  polnische  Gesandte  in  Wieo)  dem  abreisenden 
Secretär  des  Erzbischofs  von  Sofia  Präsentationsschreiben  an 
den  Dogen  Francesco  da  Molino  (1646 — 1655)  mit.  ^ 

Parchevich  reiste  nach  Venedig,  wo  er  aus  Rücksicht  auf 
^eine  Mittellosigkeit  sich  in  einem  Gasthause  am  Rialto  ein 
eingeschränktes  und  unbequemes  Unterkommen  suchte.  Am 
6.  Juli  1650  begab  er  sich  in  das  hohe  Collegium  der  Republik, 
stellte  sich   hier  dem   Secretär  der  Savii  Girolamo  Bon^    vor 


*  Beide   Schreiben    im   k.    Staatsarchiv   zu  Venedig   (Collegio,    Esposiziooi 

Principi,  filza  61),  Beil.  VII,  VIII. 
^  Oirolamo  Bon  war  1644—  1648  venezianischer  Abgesandter  in  der  Schweiz 

gewesen ;  s.  V.  C^rösole :  La  rcpublique  de  Vonise  et  les  i^«i8sps,  Venise 

1S64,  p.  87—91. 


366 

und  übergab  demselben  seine  Beglaubigung^-  und  Empfeh- 
lungsbriefe aus-  Tergovist  und  Wien,  welche  dieser  sofort  dem 
Rathe  der  Zehn  überbrachte.  Im  Auftrage  der  Savii  von  Bon 
befragt,  ob  er  eine  Audienz  wünsche,  erwiderte  ParcheYich, 
dass  er  bei  seiner  Unkenntniss  der  Stadt  und  der  bei  der 
Regierung  üblichen  Formen  sich  in  das  füge,  was  ihm  be- 
fohlen werden  würde,  zugleich  andeutend,  dass  er  in  Anbetracht 
seiner  Lage  sich  der  Regierung  wegen  einer  anständigere 
Unterkunft  demüthig  empfehlen  müsse.  Die  Savii  Hessen  ihm 
sagen,  dass  er  sich  am  folgenden  Morgen  vorstellen  möge,* 
und  beschlossen  ihm  für  seinen  Aufenthalt  in  Venedig  hundert 
Ducaten  zu  bewilligen,  wovon  ihm  dreissig  Silberscudi  sofort 
ausgefolgt  wurden.  2 

Am  7.  Juli  1650  hatte  Parchevich  Audienz  im  CoUegiom, 
wo  er  dem  Dogen  sein  Anliegen  vorbrachte.  Von  den  Häuptern 
der  Bulgaren  und  dem  Fürsten  Mathias  der  Walachei,  sagte 
er,  sei  er  schon  vor  drei  Jahren  an  den  König  Wladislav  von 
Polen  gesendet  worden,  um  dessen  Hilfe  zur  Befreiung  der 
Bulgaren  von  der  türkischen  Tyrannei  zu  erbitten;  der  König 
habe  damals  diesen  Antrag  mit  vollem  Herzen  aufgenommen 
und  würde  den  Plan,  für  welchen  der  Zeitpunkt  eben  sehr 
günstig  gewesen,  gewiss  zur  Ausführung  gebracht  haben,  wenn 
er  uicht  gerade  damals  aus  diesem  zeitlichen  Leben  abberufen 
worden  wäre.  Gegenwärtig  erwarte  der  Orient  seine  Befreiung 
sicher  vom  Dogen  und  dem  Senat  von  Venedig,  an  welche  der 
gegenwärtige  König  von  Polen  und  der  Kaiser  ihn  gewiesen, 
da  dieselben  sich  deren  Entschlüssen  in  dieser  frommen  Unter- 
nehmung anschliessen  würden.  Desshalb  sei  er  aus  so  fernen 
Ländern  gekommen  in  der  Hoffnung  hier  diejenige  Huld  und 
Gnade  zu  finden,  um  welche  der  Orient  inständig  bitte.  Er 
stelle  es  ganz  seiner  Durchlaucht  anheim,  ob  er  schriftlich 
oder  mündlich  diese  ganze  Sache  deutlicher  und  ausführlicher 
darlegen  solle. 

Auf  diese  Rede,  welche  Parchevich  auch  schriftlich  in 
den  Händen  des  Secretärs  zurückliess,  "^  erwiderte  der  Doge: 
, Zufolge   dem,    was  Ihr   uns    vorgetragen    habt,    bedauern   wir 

1  Beil.  IX. 

2  K.  Staatsarchiv  in  Venedig  (Senato,  Corti,  Deliberazioui,  filza  42,  12.  Juli 
in  Pregadi),  Beil.  XV. 

3  K.  Staatsarchiv  in  Venedig  (CoUegio,  Esposixiuni  Priucipi,  filza  61),  Beil.  X. 


p.l 


367 

lebhaft  die  Lage  jener  Herren;  wir  freuen  uns  ihrer  Zuneigung, 
wir  loben  die  von  ihnen  gehegten  guten  Absichten,  und  wir 
wfiiiBchen  sie  glücklich  und  zufrieden  zu  sehen.  Was  das 
Weitere  betrifft,  so  werden  diese  Herren  das  von  Euch  Vor- 
getragene in  Erwägung  ziehen,  und  werden  Euch  dann  das 
Erforderliche  wissen  lassend  ^ 

Parchevich  verneigte  sich  und  verliess  hierauf  unter  dem 
gebräuchlichen  Ceremoniel  den  Audienzsaal. 

Zwei  Tage   darauf  (9.  Juli  1650)  überreichte  Parchevich 
dem  Collegium    eine   ausführlichere  Denkschrift   über   die  von 
den  Bulgaren  sowohl  früher,  als  in  den  gegenwärtigen  günstigen 
Zeiten  gemachten  Anstrengungen,    ihre  Freiheit  wieder  zu  er- 
langen.^    Dieselbe   stellt   ausser   dem    bereits   Erzählten    noch 
alles  Uebrige   zusammen^   was   gerade  zu  dieser  Zeit  ein  der- 
artiges Unternehmen   derselben   zu   begünstigen    geeignet  war, 
und  Parchevich  hatte  wie  die  Häupter  seines  Vaterlandes  genug 
staatsmännischen  Blick,  um  bei  seinen  politischen  Berechnungen 
nichts   ausser  Acht    zu   lassen,   was   den   von   ihm  vertretenen 
Ideen  förderlich  sein  konnte.  Vertraut  mit  den  Zuständen  seines 
bulgarischen  Vaterlandes  wie  mit  den  politischen  Verhältnissen 
der  türkischen  Vasallenländer,   Moldau,  Walachei  und  Sieben- 
bürgen,  wohlbekannt   mit   den  Charakteren  ihrer  Fürsten  und 
denen  der  Häupter  der  Bulgaren,  eingeweiht  in  die  Pläne,  Be- 
strebungen und  Wünsche  der  Verschworenen,    hatte  er  in  der 
Hoffnung  auf  eine  bessere  Zukunft  seines  Volkes  sein  Augenmerk 
zunächst  nach  der  Walachei   und  durch  dieses  nach  Polen  ge- 
'^chtet.    Der  Edelmuth  und  die  kriegerische  Neigung  des  pol- 
^^schen  Kationalcharakters,  die  Tapferkeit  und  das  Kriegsglück 
^ö«  Königs  Wladislav,   welche   selbst  den  Türken  Scheu   ein- 
S^flösst  hatten,  gaben  diesen  Hoffnungen  eine  gewisse  Berech- 
tigung.    Den   schweren  Schlag,    welchen   der  Tod   des  Königs 
•▼  ladislav  diesen  versetzte,  gliech  Parchevich  so  viel  als  möglich 
^^durch  aus,  dass  er  dessen  Nachfolger  und  die  hervorragendsten 
^^^d   einflussreichsten  Männer  der  polnischen  Republik  für  die 
^^^Mshe  der  Bulgaren  gewann.  Da  der  dreissigjährige  Krieg  mit 
*^inen  traurigen  Folgen,  namentlich  die  gänzliche  Erschöpfung 
^Österreichs   und   der   zwischen   dem  Kaiser   und   dem  Sultan 


*  K.  Staatsarchiv  in  Venedig  (Coliegio,  Esposizioni  Principi,  filza  61),  Beil.  XI. 
^  Ebenda  Beil.  XII. 


368 

bestehende  BViede  die  kaiserliehe  Politik  an  einer  thätigen 
Unterstützung  der  christlichen  Interessen  im  Orient  verhinderten, 
so  benützte  Parchevich  zur  Erreichung:  seines  Zieles  die  Vor- 
theile,  welche  der  von  den  Türken  p^egen  Venedig  begonnene 
candische  Krieg  (der  dann  auch  fünfundzwanzig  Jahre  dauerte, 
1644 — 1669)  seinen  Bestrebungen  bot.  Die  schweren  Nachtheile, 
welche  die  Flotte  der  Venezianer  unter  Giov.  Batt.  GrimaDi 
den  Türken  zugefügt  hatte  (1647),  und  die  Fortschritte,  welche 
deren  Landtruppen  unter  Leonardo  Foscolo  in  Dalmatien  durch 
die  Besetzung  mehrerer  fester  Plätze  und  Städte,  namentlich 
1648  durch  die  Einnahme  von  Clissa,  einer  nicht  unbedeutenden 
Festung  in  der  Nähe  von  Spalatro,  machten,  nahmen  die  Streit- 
kräfte der  Türken  gänzlich  in  Anspruch,  so  dass  eine  Erhebung 
in  den  Nordprovinzen  ihres  Reiches  um  so  mehr  Aussicht  auf 
Erfolg  hatte.  Dazu  kam,  dass  der  Ruf  von  dem  Vordringen  der 
Venezianer  in  Dalmatien  sich  bald  durch  die  südslavischen 
Länder  und  Bulgarien  verbreitet  hatte.  Während  diess  den 
Muth  der  christlichen  Bevölkerung  hob,  wirkte  es  um  so  nieder- 
schlagender auf  den  Geist  der  Türken  (Pomaken)  in  diesen 
Ländern,  die  sich  kaiun  von  d(»m  Drucke  etwas  erleichtert 
fühlten,  welchen  die  Furcht  vor  Wladislav  und  den  Polen  auf 
sie  ausgeübt  hatte.  Waren  sie  vor  Wladislavs  Tod  schon  so 
entmuthigt  gewesen,  dass  sie  -  wie  Parchevich  mit  eigenem 
Ohr  gehört  hatte  —  im  Vorgefühl  der  sich  vorbereitenden 
Ereignisse  geäussert  hatten:  ,Wcnn  die  Polen  kommen,  so 
werden  wir  Christen,  von  denen  ja  unsere  Vorfahren  stammen', 
so  hatte  sich  auch  von  daher  eine  bleibende  Meinung  bei 
ihnen  festgesetzt,  die  sie  auch  öffentlich  nicht  verhehlten,  dass 
das  Ende  ihrer  Herrschaft  heratikomnie.  Dagegen  waren  die 
Katholiken  und  die  Griechen  Bulgariens  in  dieser  politischen 
Unternehmung  vollkommen  einig,  ihr  Patriotismus  überwog  ihre 
kirchliche  Spaltung  und  die  Zahl  und  die  Stimmung  der  Pa- 
trioten hob  sich  von  Tag  zu  Tag.  In  Erwägung  dieser  Sach- 
lage und  mit  Rücksicht  auf  die  vorhandenen  Streitkräfte  dpr 
Walachei  und  die  Bereitwilligkeit  Polens,  suchte  Parchevich  die 
Republik  Venedig  zu  bestimmen,  sich  zu  Gunsten  der  Befreiung 
des  Orients  und  der  Verbreitung  des  katholischen  Glaubens  «u 
entscliliessen,  sich  an  die  Spitze  des  Unternehmens  zu  stellen, 
mit  Polen  ein  diessbezügliches  Büudniss  zu  schliessen  und  zu 
dem  Ende    einen    hervorragenden  Gesandten  mit  den  nöthigen 


369 

Vollmachten  dahin  zu  senden.  Die  Republik  möge  überzeugt 
sein,  dass  die  Kräfte  der  Türken  in  Folge  der  grossen  Auf- 
Bünde  im  Innern  des  Reiches  und  der  Verluste  an  Truppen  zu 
Land  und  zur  See  seit  den  letzten  sechs  Jahren  durchaus  nicht 
80  bedeutend  seien^  wie  Viele  glauben;  mehr  noch  als  ein  von 
Hunden  gehetzter  Hase  wünsche  der  Sultan  Ruhe  und  Frieden, 
natürlich  wurde  um  Geheimhaltung  der  Verhandlungen  gebeten. 
Parchevich  hatte  die  Absicht  nach  Beendigung  seiner  Ge- 
schäfte in  Venedig  mit  der  Post  nach  Rom  zu  reisen  und  von 
da  über  Wien  und  Warschau  nach  Bulgarien  zurückzukehren. 
In  Rom  erwartete  ihn  Jemand,  der  seine  Berichte  über  den 
Erfolg  seiner  Verhandlungen  in  £mpfang  nehmen  und  sofort 
über  Ragusa  nach  Bulgarien  an  die  Häupter  des  Orients  be- 
fördern sollte. 

Am  12.  Juli  1650  wurde  diese  bulgarische  Angelegenheit 
im  venezianischen  Senat   verhandelt.  ^     Wie   die  Bulgaren  die 
Gelegenheit  des   candischen   Krieges   zu    ihrer  Erhebung   und 
Befreiung  benützen  wollten,  so  konnte  es  den  Venezianern  nur 
irillkommen  sein,  die  Streitkräfte  der  Türken  zugleich  an  deren 
Kordgrenze   beschäftigt   und   dadurch   getheilt   und  zersplittert 
Vi  sehen.  Sie  beschlossen  daher  sowohl  dem  Gesandten  münd- 
lich,  als    den  Bulgaren  schriftlich  zustimmende,    ermuthigende 
Antwort    zu   geben,    ohne  jedoch  irgend  eine  für  sie  bindende 
Zusicherung,  namentlich  in  Betreff  eines  Bündnisses  mit  Polen 
*U  ertheilen.  So  ward  dem  Parchevich  seine  Abschiedsaudienz 
ftir  den  folgenden  Tag  festgesetzt,   und    es  wurde  beschlossen, 
Sowohl  an  den    Gouverneur   von  Bulgarien,    wie   an    den  Erz- 
"iachof  von  Sardica  Antwortschreiben    abzusenden,    beide  des 
^halts:  Man  versichere  sie  der  Theilnahme  an  ihrer  Lage,  der 
Zustimmung   zu    ihren  Bestrebungen   und   der  Bereitwilligkeit, 
^Urch    energische   Fortsetzung   des    eigenen    Krieges    die    tür- 
kischen Streitkräfte  beschäftigt  und  getheilt  zu  erhalten;   auch 
^oUe   man   die  Angelegenheit  bei  den  anderen  Fürsten  so  be- 
^^^iben,  dass  sie  dieser  gemeinsamen  Sache  möglichst  kräftigen 
Beistand  leisten;  sie  mr>gen  nur  inzwischen  das  Volk  in  seinem 
-Eifer   erhalten    und    stärken,   dem   ein    glücklicher    Erfolg   ge- 
wünscht werde.  '^  —  Ausserdem  beschloss  man  dem  Don  Pietro 


^  K.  Staatsarchiv  in  Venedig  (Senato,  Corti  Deliberazioni,  filza  42,  12.  Juli 

1660  in  Pregadi),  Beil.  XIII— XV. 
3  Ebenda  Beil.  XIII,  XIV. 


370 

Parchevich  ausser  den  dreissig  Silberscudi,  die  ihm  auf  Rech- 
nung der  bereits  für  seinen  Aufenthalt  in  Venedig  bewilligten 
hundert  Ducaten  schon  ausgezahlt  worden  waren^  noch  hundert 
Silberscudi  als  Zeichen  des  Wohlwollens  zu  verehren.  * 

Am  13.  Juli  1650  erschien  Parchevich  zur  Abschiedfl- 
audienz  im  Collegium^^  wo  ihm  folgende  vom  Senat  am  Tage 
vorher  beschlossene  Antwort  ertheilt  wurde:  ,Durch  Eure  Dar- 
legungen sind  wir  über  die  beklagenswerthe  Lage  der  Christen 
in  Bulgarien,  welche  von  der  türkischen  Tyrannei  grausam 
unterdrückt  sind,  vollkommen  unterrichtet;  wir  billigen  die  Nach- 
richten, die  Ihr  uns  gebracht  habt,  vollkommen;  und  wie  wir  jenen 
£ntschluss,  sich  von  der  so  harten  Knechtschaft  zu  befreien, 
gebilligt  haben,  so  werden  wir  zur  Erleichterung  des  Erfolges 
nicht  allein .  durch  beharrliche  Fortsetzung  des  Krieges  die 
türkischen  Streitkräfte  gcthoilt  und  beschäftigt  erhalten,  sondern 
auch  die  anderen  Fürsten  aneifern,  diese  frommen  und  heiligen 
Beschlüsse  durch  ihre  eigenen  zu  unterstützen ;  überhaupt 
wünschen  wir,  dass  nicht  weniger  jene  Völker,  als  der  Herr 
Erzbischof  und  der  Herr  Gouverneur,  welche  uns  geschrieben 
haben^  und  für  welche  Ihr  unsere  Antwortschreiben  empfangen 
werdet,  fest  überzeugt  seien,  dass  wir  nichts  unterlassen  werden, 
was  der  Welt  unsere  vollkommenste  Geneigtheit  und  Bereit- 
willigkeit in  dieser  Angelegenheit  darzathun  vermag^"* 

Nachdem  ihm  diese  Antwort  vorgelesen  war,  erwiderte 
Parchevich^  dass  er  diesen  Auftrag  sowohl  dem  Könige  von 
Polen,  als  den  Senatoren  und  Völkern,  die  ihn  gesendet  haben, 
berichten  werde;  da  er  sich  jedoch  früher  nach  Rom  begeben 
müsse,  so  bitte  er  noch  um  einen  Brief  an  den  dortigen  vene- 
zianischen Gesandten,  damit  dieser  ihm  daselbst  eine  möglichst 
schleunige  Abfertigung  erwirke.  Auch  überreichte  er  noch 
eine  Denkschrift,  um  den  Pater  Bernardino  von  Zara,  vom 
Orden  der  mindern  Brüder  de  observantia,  zur  Beförderung  in 
eines  der  in  Bulgarien  erledigten  Bisthümer  zu  empfehlen.* 

Nachdem  dieselbe  verlesen  worden  war,  antwortete  der 
Doge    dem  Bittsteller,    dass   er   ihm    glückliche  Reise  wünsche 


»  Beil.  XV. 

2  K.    Staatsarchiv    in   Venedig    (Collepfio,    Esposizioni    Principi,    filza   61), 
Beil.  XVI. 

3  Ebenda  (Senato,  Corti,  Deliberazioni,  filza  42)  Beil.  XV. 

^  Ebenda  (CoUegio,  Esposizioui  Principi,  filza  61)  Beil.  XVI. 


371 

and  Sorge  tragen  werde,  sich  ihm  gefallig  zu  erweisen,  womit 
die  Audienz  ein  Ende  hatte. 

Ob  Parchevich  mit  seiner  letzten  Bitte  aus  eigenem  An- 
triebe oder  nach  einem   Auftrage    aus   der  Heimath   gehandelt 
habe,   lässt   sich   nicht    entscheiden.     Jedenfalls   war   ihm    erst 
unterwegs  die  Nachricht  zugekommen,  dass  während  seiner  Ab- 
wesenheit,   im    Monat   Februar  1650,    die    beiden    bulgarischen 
£rzbisthümer  von  Ochrida  und  von  Martianopel  in  Erledigung 
gekommen  seien. '  Gewiss  mag  der  von  Purehevieh  empfohlene 
Fra  Bemardino  von  Zara,  ein  älterer  ehrwürdiger  Mönch,  durch 
Frömmigkeit,  Gelehrsamkeit  und  Sittenreinheit  des  erzbischöf- 
lichen  Amtes  sehr  würdig  und  durch  seine  Kenntniss  mehrerer, 
namentlich  der  bulgarischen  Sprache,  für  ein  bulgarisches  Erz- 
bisthuni  sehr  gecjignet  gewesen  sein;    allein   mehr  Gewicht  als 
diess   alles    —    und    Parchevich    siigte    es    ganz  offen  —  hatte 
ftr  den  bulgarischen  Abgesandten  der  Umstand,  dass  Fra  Ber- 
Dardino  ein  Unterthan  der  Republik  Venedig  war  und  also  unter 
deren  Gerichtsbarkeit  stand.  Wenn  es  nun  auch  nicht  unrichtig 
Mt,  was    Parchevich    erklärtem,    dass    die    Ernennung    Fra   Ber- 
oardiuos  zu  einem  bulgarischen   Erzbischof  diesem  Lande  zum 
Nutzen    und    der   Republik   Venedig    zur   Ehre   gereichen,    be- 
sonders auch  der  Correspondenz  zwischen  beiden  Ländern  för- 
derlich sein  werde:  so  ist  es  doch  klar,  wenn  auch  Parchevich 
CS  nicht  aussprach,  dass  die  Erncnnunjj  Fra  Bernardinos  mehr 
politischen   Zwecken    dienen   sollte,    um   dadurch   das   Interesse 
Venedigs  für  Bulgarien  zu  engagiren  und  dessen  thätiger  Theil- 


*  In  Ochrida   war   Raphael    Levakovich    bis    lööO  Krzbischof,   in    welchem 
Jahre   dieser    Sitz    iu   der   That   (sei    es   durch  Versotziing,   sei   es  durch 
Tod)   erledigt  wurde.     Sein  Nachfolger   war   der  bereits  frülier  genannte 
Andr.  Bogdan.  27.  Februar  1651— lCö7  (Ganis:  Ser.  Episc).  —  Die  Vor- 
gänge   bei    Erledigung    des    E\jzbisthunis    Martianopel    sind    nicht    klar; 
Marens   Bandin,   welcher,   wie    früher  erwähnt,   seit   16.   November  1643 
diese  Würde  bekleidete  und  zugleich  apostoliscther  Vicar  und  Administrator 
des   Fürstcnthunis   Moldau   war,   scheint  mit   der   Kirclie    in   Zeiwürfniss 
gerathen  und  desshalb  im  Februar  1650  vom  Amte  suspendirt  worden  zu 
»ein.  Aus  der  ErnennnngsbuUe  seines  Nachfolg^ers,  Peter  Parchevich,  vom 
6.  Mfirz  1655  (Beil.  XVll)  ersehen  wir,  dass  Marens  ßandiu  nicht  lange 
vorher  ,extra  Romanam  Curiam*  gestorben  war.  Hiernach  muss  auch  Jac. 
Coleto*s  Angabe  im  Illyric.  Sacr.,  Vlli,  60  IT.,  daas  Marcus  Bandin  noch 
1662  in  Deutschland  gelebt  habe,   berichtigt  werden;    vielleicht   ist  1662 
ein  Druckfehler  für  1652. 
^rehif.  Bd.  LIX.  II.  H&lfte.  25 


nähme  an  den  Geschicken  Bulg^aricns  einen  Anknüpfungspun^k^t 
zu  bieten.  Doch  erreichte  Parchevich  dieses  Ziel  nicht  und  F 
Bernardino    erhielt   keines   der  beiden  genannten  bulgarisch 
Erzbisthümer. 

Nach  beendigter  Audienz  begab  sich  Parchevich  nochm 
in  das  Secretariat,  um  eine  Abschrift  der  ihm  ertheilten  o 
ciellen  Antwort  zu  erhalten.  Hier  wiederholte  er  dem  Secret=- — ^^ 
Bon,  während  dieser  das  Gewünschte  schrieb,  nochmals,  da 
er  sehnlich  eine  Empfehlung  des  Dogen  an  den  venezianisch 
Gesandten  in  Rom  wünsche,  damit  er  dort,  wohin  er  sich  i 
Namen  und  Auftrage  des  Erzbischofs  von  Rardica  (Sofia)  be- 
gebe, von  der  Congregation  de  propiiganda  fide  rasch  abg^  "^ 
fertigt  werde.  Der  Secretär  berichtete  diess  natürlich  d 
Savii,  ^  allein  es  scheint,  dass  Parchevich  auch  diesen  Wuns 
nicht  erfüllt  gesehen  habe,  denn  die  Republik  wird  schwerlic 
geneigt  gewesen  sein,  um  eines  Fremden  willen,  sich  um  d 
inneren  Verwaltungssachen  der  Kirche  zu  bekümmern. 

Ohne  Zweifel  ist  Parchevich  damals  nach  Rom   und  vor 
da  aus  nach  Bulgarien  zurückgereist.  Näheres  darüber  ist  jedocC 
nicht    bekannt.     Jedenfalls   sind    seine    Bemühungen    währen* 
dieser  Gesandtschaftsreise   als  gescheitert  zu  betrachten.     De 
Kaiser  hatte  jede  Theilnahme  an  der  Befreiung  Bulgariens  vo^ 
der  türkischen  Herrschaft  vorderhand  abgelehnt.  Venedig  hatt^ 
die  beabsichtigte  Erhebung  zwar  mit  freundlichen  Worten  er 
muntert,    hatte  aber  dazu  weiter  keinen  Beistand  versprochen 
als  was  es  ohnehin  im  eigenen  Interesse  thun  musste,  eine  kräf^ 
tige    und    beharrliche    Fortfiihrung   seines    candischen  Krieges 
Unter  diesen  Umständen  dürfte  denn  auch  die  anfänglich  auF 
richtige  Neigung  Polens    sich    an    diesem  Unternehmen   zu  be 
theiligen,    bald   wieder    erkaltet  sein.     Und  so  blieb  die  ganzi 
Sache  abermals  auf  sich  beruhen.  Peter  Parchevich  aber  kehrt» 
wieder  als  Missionär  in  die  Moldau  zurück,   wo  er  inzwischer 
seinen  Erzbischof  Marcus  Bandin  verloren  hatte. 


H 


*  K.    Staatsarchiv    in   Venedig    (Coliegio,    Esposizioni    Principi,    filza  6.       gj, 
Beü.  XVI. 


373 


2. 

tte  politischen   Zustände    und  Verhältnisse    in  der  Moldau 
(1680—1066).  —  Farohevich   in   Born;    Ernennung   zum   Ers- 

bisohof  von  Martianopel  (1656). 

Trotz  der  Erfolglosigkeit  seiner  bisherigen  Sendungen 
Ilttt  es  sich  bei  der  damaligen  Lage  der  unteren  Donauländer 
im  Vorhinein  annehmen^  dass  Parchevich  den  politischen  An- 
^[eiegenheiten  derselben  nicht  ganz  fern  geblieben  sein  wird. 
^Bin  Mann  von  seinem  Charakter^  seiner  Lebensstellung^  seiner 
Xildang  und  erwiesenen  Befähigung,  seiner  Kenntniss  der  Per- 
sonen und  Verhältnisse  musste  früher  oder  später  wieder  zu 
erneuerter  diplomatischer  Thätigkeit  berufen  werden. 

Schon  1648  hatte  die  Moldau  nicht  bloss  unter  Elementar- 
issfillen^    durch    schreckliche    Dürre    und    verheerende    Heu- 
Bchreckenzüge,  sondern  zugleich  mehr  noch  durch  einen  räube- 
nchen  Einfall  der  Tartaren  zu  leiden  gehabt.  ^  Bald  aber  zogen 
sich  noch  drohendere  Qefahren  über  Fürst  Basilius  Lupul  und 
sein  Land  zusammen.  In  Siebenbürgen  war  Georg  IL  Rakoczy 
deinem  Vater   am  11.  October  1648   auf  dem  Fürstensitze  ge- 
'olgt.   Durch  Lupuls  Verhalten  an  der  Ausführung  seiner  Ab- 
sichten auf  Polen  verhindert,    war  er  diesem  höchst  feindselig. 
S^'nnt    und    wusste    es   zu    erreichen,    dass    ihm    endlich    die 
-Pforte  1651   sogar  den  Befehl  zur  Absetzung  Lupuls  ertheilte. 
*^ie8er   war   seinerseits  ohnehin  damals  durch  häusliche  Ange- 
^^enheiten  in  eine  sehr  unangenehme  Lage  gerathen.  Um  die 
•Hand    seiner    zweiten    Tochter   Dunina    bewarb    sich    nämlich 
-*^enietriu8  Wiesnioviecki,    ein  Vetter   des  nachmaligen  Königs 
Michael  von   Polen,  und  gleichzeitig  auch  der  Kosakenhetman 
^ogdan  Chmielnicki  für   seinen  Sohn  Timotheus.    Fürst  Lupul 
S*b  dem  polnischen  Bewerber  den  Vorzug  umsomehr,  da  er  die 
Springe  Bildung  des  Kosakenfürsten  hinlänglich  kannte.  Anfangs 
suchte  er  den  Bewerbungen  Chmielnicki's  durch  den  Vorwand 
auszuweichen,   dass   er   die  Erlaubniss   der   hohen   Pforte    ein- 
holen müsse.  Als  nun  diese  erfolgte,  blieb  Lupul  nichts  anderes 


^  &  Engel  a.  a.  O. 

2ö« 


374    : 

übrig;,   als  Chmielnicki  offen,  seiner  Rohheit  wegen,  die  Hand 
seiner  Tochter  zu  verweigern.  Aus  Rache  hierüber  Hess  Chmiel- 
nicki sechzehnhundert  Kosaken  und  zwanzigtausend  Tartaren  vol 
die  Moldau  einbrechen,   während  er  selbst  das  polnische  HeeÄ" 
unter   Potocki    durch    ein   aufgestelltes  ObservationscorpB  ver — 
hinderte,   Lupul  Hilfe  zu  leisten.     Dieser,    gesehlagen, 
nun  in  die  Verlobung  seiner  Tochter    mit  Timotheus   willigen 
und  den  Tartaren,  die  Jassy  geplündert  hatten,  600.000  Thali 
zahlen.    Trotzdem  blieb  er  in  geheimer  Verbindung  mit  Pol« 
und  lieforte  sogar  Depeschen,  welche  ihm  Chmielnicki  zur 
forderung   nach   Constantinopel    anvertraut   hatte,    nach  Pol 
aus,  wofür  ihm  das  dortige  Indigenat  zum  Lohne  ward.  Chmiel — 
nicki    drohte,    mit  hunderttausend  Mann  in    die  Moldau  einni.— 
brechen,  die  Bojaren  riethen  dem  Fürsten  zur  Nachgiebigkeit^ 
das    polnische    Heer    unter    Kalinovski,     auf   dessen   Beistand 
Ijupul  hoffte,  ward  geschlagen,  und  so  konnte  der  unglückliche 
Vater   die    Heirath    seiner   Tochter    Dunina    nicht    länger  ver- 
zögern. Dieselbe  ist  denn  auch  wirklich  im  Juni  1652  zu  Jasqr 
gefeiert  worden.  Der  Bräutigam  Timotheus  äusserte  bei  dieser 
Gelegenheit,    er  werde  darnach  trachten,    von  den  Türken  die 
Regierung  d(5r  Moldau  zu  erhalten.   Als  der  Fürst  der  Walachei, 
Mathias    Bessaraba,    der    alte    Gegner  Lupuls,    von    dieser  Ab- 
sicht des  jungen   Chmielnicki  Kund (5    bekam    und   alsbald  be- 
fürchtete, selbst  das  Opfer  werden  zu  können,  da  dem  Lupul  snun 
Ersätze  die  Walachei  von  der  IM  orte  verliehen  werden  könnte, 
schloss  er  nun   mit  dieser  und  Georg  H.  Rakoczy  ein  BündniBß 
gegen  Lupul  ab.  Selbst  den   moldauischen  Grosslogotheten  66r- 
gicze  wusste  Matliias  zu  gewinnen,  indem  er  ihm  die  moldauische 
Woiwoden würde   unter    türkischer   und  siebenbürgischer  Ober- 
hoheit zu  (irwirken  versi)racli.    Georg  IL  Rakoczy  schickte  iiD 
Frühjahie    105.3    seinen    Obergeneral    Johann    Kemeny   in  di® 
Moldau,    welcher   am    J^ilmsonntag    mit    siebenbürgischen   vm 
walachischen  Truppen  in  Jassy  einzog  und  Georg  Stephan  »» 
Woiwoden  einsetzte.     F^upul  floh  mit  seinem  ganzen  Hofstaate 
zu  seinem  Schwiegersohn  Timotheus,    kehrte  aber  bald  an  der 
Spitze    kosakischer    Hilfstruppen    zurück,    schlug   Kemeny  bei 
Koprinkan    und  setzti;  .sieh  wied(M*  in  den  Besitz  der  Woiwod- 
schaft. Als  er  id)(»r  hij^nnif  in  die  Walachei  einbrach,  um  Fürst 
Mathias   zu    züclitigen,    ward    er  von  dit.'sem  am   17.  Mai  1653 
geschliigen    und    büsste    den    Keni    seines    Heeres   ein.     Auch 


375 

Georg  Stephan,  von  Georg  II.  Rakoczy  und  Mathias  Bess- 
ÄTaba  mit  Ililt'struppen  unterstützt,  schlug  Lupul  und  Timo- 
<beu8  bei  Öebia.  Jener  Höh  zu  ßogdan  Chniielnieki;  Timotheus 
^arf  sich  mit  achttausend  Kosaken  und  den  Schätzen  seines 
eil  Wiegervaters  in  die  Stadt  Su6ava.  Bogdan  konnte  seinem 
»hne  nicht  zu  Hilfe  kommen,  da  ihm  selbst  die  polnische 
•xoee  gegenüberstand  und  die  Tartaren  weder  durch  Bitten 
ch  durch  Geschenke  zu  bewegen  waren,  sich  in  diese  Sache 
*  zulassen. 

Timotheus    hielt   sich    tapfer   gegen    die    Belagerer,    erlag 
^v    einer  im  Kampfe  erhaltenen  Wunde.    Nach  seinem  Tode 
►^x^aben    die   Kosaken    9.    October    1053    Su6ava    an    Georg 
i^phan  und  zogen  ab.    Zu  spät  rückte  Lupul  mit  einem  end- 
<^^  durch  grosse  Geschenke  gewonnenen  Tartarenheere  zum  Ent- 
Atze  Sucavas  heran.  Da  er  den  Fall  dieser  Stadt  erfuhr,  kehrte 
ö^    zum  Chan    zuiiick,    welcher   ihn    verhaften    und   in    Ketten 
Bach  Constantinopel  bringen   Hess.     Nun  zog  (Georg)  Stephan 
X.11I.  (genannt  Burduse,  d.  i.  der  Fette,  1654 — 1658)  in  Jassy 
ein,  und-  erreichte  durch  Vermittlung  seiner  Freunde,  Georg  IL 
Rakoczy  und  Mathias  Bessaraba,    wie  durch  grosse  Geschenke 
an   die    Pforte    deren    Bestätigung    in    der  Woiwodschaft.     Es 
scheint  jedoch,    dass   er   sich    auch   zu  Tribut  und  Kriegshilfe 
an  Rakoczy  und  Bessaraba  verpflichtet  habe.    Diese  drei  Ver- 
bündeten   wandten    sich    nun   gegen    die    Kosaken,    indem    sie 
den   Polen    gegen    dieselben    Hilfe    leisteten,    wofiir    ihnen    am 
30-  Juni  1654    das   polnische  Indigenat  zur  Belohnung  ertheilt 
wurde. 

Wie  sehr  unter  solchen  Wechsel  vollen  und  verheerenden 
Ereignissen  die  Moldau  gelitten  haben  wird,  lässt  sich  leicht 
denken.  Vielfach  und  schwer  müssen  die  Rückwirkungen  der- 
selben namentlich  die  Lage  der  katholischen  Kirche  betroffen 
haben,  so  wohlwollend  auch  die  Landesfürsten,  Stephan  nicht 
minder  als  Lupul,  für  dieselbe  gesinnt  waren. 

Wir  haben  bereits  gesehen,  dass  dem  Erzbischofe  von 
Martianopcl,  Maicus  Bandin,  im  Februar  1650  das  apostolische 
Vicariat  und  die  Administration  der  Moldau  abgenommen 
worden  und  fliese  Stellung  also  unbesetzt  war,  als  Peter  Par- 
chcvich  von  seiner  letzten  politischen  Sendung  aus  Italien  nach 
Bakov  zurückkehrte;.  Wir  können  uns  leicht  vorstellen,  auch 
ohne  Documente    darüber   zu    besitzeu,    wie   schwer  ihm  unter 


376 

solchen  politischen  und  kirchlichen  Verhältnissen  die  ErfölluD; 
und  Ausübung  seines  Missionäramtes  geworden  sein  mag. 

Da  kamen  im  Jahre  1654  Schreiben  des  Fürsten  Steph 
und  der  Katholiken  in  der  Moldau  nach  Rom,  welche  den 
Peter  Parchevich  zum  apostolischen  Administrator  begehrten, 
weil  der  Ordinarius  dieser  Provinz,  Bischof  Kurski  von  Bakov, 
niemals  daselbst  residierte.  Man  suchte  zu  bewirken,  dass  dieser 
den  Peter  Parchevich  zu  seinem  Qeneralvicar  ernennen  möchte, 
allein  ohne  Erfolg.  Als  aber  noch  im  selben  Jahre  (1654) 
durch  den  Tod  Marcus  Bandins  das  apostolische  Vicariat  i 
der  Moldau  wirklich  erledigt  worden  war,  ward  Parchevic 
von  der  Congregation  de  propaganda  fide  nach  Rom  berufen 
wo  er  von  derselben  mit  Genehmigung  des  Papstes  zum 
Stellvertreter  des  Verstorbenen  im  Vicariat  und  in  der  Ad- 
ministration der  Moldau  ernannt  wurde.  ^  Er  reiste  jedoch 
nicht  sogleich  zur  thatsächlichen  Ausübung  dieses  Amtes 
ab,  sondern  verweilte  vor  Antritt  desselben  noch  längere 
Zeit  in  Rom,  wo  ihn  auch  die  nach  Papst  Innocenz'  X. 
(Joh.  Bapt.  Parafili,  15.  September  1644  bis  7.  Jänner  1655) 
Tode  eingetretene  Sedisvacanz  und  die  bei  der  Thronbestei- 
gung eines  neuen  Papstes  leicht  erklärlichen  Stockimgen  der 
Regierungögeschäfte  zurückgehalten  haben  mögen.  Der  neue 
Papst,  Alexander  VII.  (Fabius  Chigi,  7.  April  1655  bis  22.  Mai 
1667),  ernannte  unter  vierzehn  Bischöfen,  welche  er  nach  An- 
tritt seines  Poutiiicats  zu  dieser  Würde  beförderte,  auf  Vor- 
schlag der  Congregation  de  propaganda  fide  am  3.  Februar 
1656  '  ,dcn  Peter  Parchevich,  bulgarischen  Priester,  einen  um 
die  katholische  Religion  verdienten  Mann,  ehemals  Zögling  der 
heiligen  Congregation  de  propaganda  fide,  Doctor  der  Theologie 
und  des  canonischen  Rechts,'  zum  Erzbischof  von  Martianopel 
in  partibus  infidelium.^     Die  betreffende  Ernennungsbulle  ^  ist 


'  MittheiluD^  der  Congregation  de  propaganda  fide,  Beil.  111. 

2  Marianus  Kurski,  Bischof  von  Bakov,  war  1651—1660  Episcopns  En- 
nensis  et  sufFraganeus  Posnaniensis.  S.  Kurz  a.  a.  O.  11,  f.  p.  21.  — 
Gams  a.  a.  O.  p.  365  (gibt  statt  1660  das  Datum   10.  Juni   1650). 

3  So  erzählt  Parchevich  selbst  in  seinem  oben  angeführten  Briefe  vom 
20.  September   1673  (Beil.  LXXXIV). 

*  Nach  Angabe  der  Congregation  de  propaganda  fide,  Beil.  III. 

*  So  bezeichnet  es  die  Ernennungsbulle  selbst. 

ö  Original  im  Archiv  der  Patres  Franciskaner  in  Klausenburg,  Beil.  XVII. 


377 

am  6.  März  1655  (M.  R.  =  1656)  ausgestellt  worden  und  an  Passio 
Domini;  den  25.  März  1656  empfing  Parchevieh  in  der  Kirche 
S.  Silvester  Monialis  zu  Rom  durch  den  Cardinal  Franceotti 
die  erzbischöflichen  Weihen.  Bald  darauf  hatte  er  Audienz  bei 
Papst  Alexander  VII.,  der  ihm  nach  dem  Fusskusse  den  Segen 
ertheilte,  nach  welchem  Ceremoniel  er  noch  zu  Ende  desselben 
Monats  oder  Anfangs  April  1656  nach  dem  Orient  aufbrach. 
Gemäss  der  ihm  von  der  Congregation  der  Propaganda  er- 
theilten  Aufgabe  begab  er  sich  in  der  Absicht  nach  dem  Oriente 
(sei  es  nach  Bulgarien  oder  in  die  Moldau),  um  die  kirchliche 
Administration  dieses  Landes  zu  leiten. 

Da  jedoch  einige  Mitglieder  der  genannten  Congregation 
das  Erzbisthum    Martianopel,    welches    laut   Parchevichs    Er- 
nennungsbulle  in    partibus   infidelium    wai*,    und  dessen  letzter 
Titular,  Marcus  Bandin,  als  apostolischer.  Vicar  bloss  in  Bakov 
i^sidiert  hatte,    mit   dem  Bisthum   der  Moldau,    das   zwar   von 
Bakov  benannt  war,  dessen  Träger  aber  sich  in  Polen  aufhielt, 
verwechselten:  so  entstand  hieraus  eine  lange  Verzögerung,  bis 
Parchevieh    nach   besserer  Information    in  Rom    zur  Ausübung 
seines  Amtes  gelangen  konnte.  *    Mittlerweile  jedoch  lagen  die 
kirchlichen  Angelegenheiten  der  Moldau  brach  und  Parchevieh 
gieng  ohne  Diocesc  müssig  umher.     Allein  er  war  ein  viel  zu 
thätiger  und  für  alles  Oute  begeisterter  Charakter,  als  dass  er 
nicht  auch  diese  Müsse  zu  wohlgemeinter  Thätigkcit  in  anderer 
Richtung  hätte  benützen  sollen,   wozu  sich  eben  die  beste  Ge- 
legenheit bot. 


*  Parchevieh  erscheint  durch  diese  Umstände  wohl  gegen  den  Vorwurf 
gerechtfertigt,  dass  er  zum  Missfalieu  der  Congregation  sich  nie  um 
Martianopel  bekümmerte  und,  wie  es  scheint,  nie  dort  residiert  habe 
(Bell  UI). 


378 


m. 

Peter  Parclievichs  diplomatische  Thätigkeit. 

1,U)Ö6— 1G57.) 

1. 

Gesandtschaft  an  Kaiser  Ferdinand  HL  1656.  * 

Als  Parchcvich  etwa  iui  Sfai  lföf>  nach  zweijähriger 
Wesenheit    in    die    Donauländer    zurückkehrte,    fand    er    dcre 
politische  Zustände  wesentlich  verändert. 

In  der  Walachei  war  nach  dem  Tode  des  Woiwode 
Mathias  Bess;iraba  (•^.  April  ICfvi"^  Constantin  Bessaraba  zu 
Regierung  gelaugt.  Allein  im  folg^endon  Jahre  (1655)  empörte 
sich  die  Seuienier,  eine  Art  erblicher  Miliz,  gegen  denselben 
Seine  beitlen  Nachbarn,  Georg  II.  Rakoczy  von  Siebenbürge 
und  Stephan  Burduse  von  der  ^foldau.  kamen  ihm  zu  Hilfe 
imd  es  gelang  dem  Ersteren  noch  vur  Stephans  Ankunft  di 
Aufständischen  in  einer  Schlacht  bei  Plojest  am  17.  Juni  1655  z 
besiegiMi.  In  Folge  davon  schloss  er  mit  den  beiden  Woiwoden 
mit  denen  er  schon  seit  vStephans  Regierungsantritt  im  beste 
Einvernehmen  lebte,  noch  festere  Bündnisse. 

lnz\%i>chen  hatten  sich  die  Gewalithätigkeiten  der  Türke 
in  Bulgari'^n.  Albanitu.  Serbien  und  Bosnien  von  Tag  zu 
verm*^hri.  Vv'rwüsten«!  uuvi  mor«Ien«l  hatten  sii-h  di«^  türkischen 
Kries>:s>oli;i;uvu  während  dtT  ^MinderjahriiTkeit  lies  Sult«ins  Mo- 
hamed  IV.-  über  diese  Länder  ergossen.  Jeder  Pascha,  jeder 
bewatfnert-  Muselmann  lioss  seinem  Hange  zur  Willkür  und 
ürausamkfit  freien  Lauf.  Manche  Horden  wütheten  in  Alba- 
nien. Serbien  und  Bosnien  ärirer  als  Feinde,  und  «lie  Paschas, 
welche  iie  Ptlicht  und  die  Macht  i^ehabt  hätten  diesen  Greueln 
zu  st»*uern.  nahmen  daran  selbs:  deu  ijrossten  Antheil. 

■    Vzl.    Kp.j:»'1:    iJr'<'h     d.    M  l-iv-i     ivA    Wtl.iour'i.  Nie.    Sv-rmitth:    Im- 

j'-ritt.    *yt'  -VW...     Vvrtiaü    IT«'!.  ^l  t\    S.'.t'ii-k    i.    -.i.  O.   —    Jirecek: 

i»'>*i'.   d.   \W -.         /Jülvtis-:!  ul:!  >LiLivi:- r-r.:rr*tar  »Twihri-.ii  v.>u  dieseu 

K»  -jro  }  V 1 1  h r  1 1:  V.    V.':-  ! .  t  ?. 

-  Gt  K»rr  II  -i':;   J.  .rCvr   r  :•''{'*    wv.ni-     r  aN     'v.    K    :  l   vi*-    t-r  AK^etzurig 


379 

Bei  80  schrecklichen  I^eiden  der  christlichen  Bevölke- 
og  iD  diesen  Ländern  nahmen  sich  endlich  die  Vornehmsten 
■selben,  wie  in  den  Jahren  1630,  1647  und  1649  aufs  Neue 
es  unglücklichen  Volkes  an,  um  dessen  Befreiimg  von  so 
usamer  und  fürchterlicher  Tyrannei  zu  erreichen.  Im  Jahre 
6^  traten  sie  zu  einer  Berathung  darüber  zusammen;  unter 
3n  als  die  hervorragendsten  Mitglieder:  Peter  Parchevich, 
kaum  aus  Rom  zurückgekehrte  neue  Erzbischof  von  Martia- 
b1;  Cyrill,  Metropolit  von  Timovo;  der  Expatriarch  von 
stantinopel,  aus  einem  alten  spanischen  Geschlechto  stam- 
d  und  Gabriel,  Patriarch  von  Serbien.  Diesem  Bunde, 
dessen  Spitze  nach  der  Lage  der  Dinge  zunächst  die 
tlichen  Würdenträger  der  katholischen  und  griechischen 
;he  standen,  traten  alsbald  die  Fürsten  der  Moldau, 
»han  XIII.  Burduse,  und  der  Walachei,  Constantin 
»raba,  bei.  Briefe  und  Boten  wurden  an  die  Bulgaren, 
)en,  Älbanesen,  Griechen,  an  einige  Orte  der  Woiwod- 
,{t  Kiprovac  und  Andere  gesendet.  Alle  sollten  dem 
de  gewonnen  werden,  da  nur  eine  allgemeine  Theil- 
xie  die  Ausführung  der  Pläne  gelingen  lassen  konnte.  Da 
>ch   selbst   die   Kräfte   einer   solchen   allgemeinen  Coalition 

unterdrückten  Völker  noch  nicht  genügend  erschienen, 
ihloss  man,  sich  auch  um  die  Unterstützung  auswärtiger 
htiger  Fürsten  zu  bewerben.  Zum  Abgesandten  (Inter- 
tius)    an  den  römisch-deutschen  Kaiser  ward  diessfalls  von 

Genannten  einstimmig  Peter  Parchevich*  gewählt,  der  hie- 
nicht  bloss  durch  seine  pci*sönlichen  Eigenschaften,  durch 
le  Bildung  und  seine  Kenntnisse,  durch  seine  grosse  und 
devolle  Beredsamkeit,  sondern  auch  durch  seine  Stellung 
katholischer  Kirchenfürst  und  durch  seine  in  den  beiden 
ler  von  ihm  ausgeführten  Gesandtschaften  gewonnene  Er- 
dung allen  als  ganz  besonders  geeignet  erschien.  Er  über- 
m  bei  seiner  unfreiwilligen  Müsse  auf  kirchlichem  Gebiet, 
>ch  offenbar  nicht  ohne  Vorwissen  seiner  Vorgesetzten,  den 
nso  ehrenvollen  als  schwierigen  Auftrag  und  begab  sich  nach 
en,  wo  er  nach  niühcvüllcr  Heise  (etwa)  im  August  1656  eintraf. 


Die  von  Schinitth  ii.  A.  angegebene  Jahreszahl  1055  bezieht  sich  offenbar 
nur  auf  don  orstcn  Itcginn  dicHcr  Vcrständigtiuj»'o!i,  an  welchen  Peter 
Parchevich  keinen  Antheil  hatte,  weil  er  damals  in  Rom  verweilte. 


380 

Ferdinand  III.  nahm  Parcbevich  huldvoll  auf.  In  einer 
Audienz  schilderte  dieser  dem  Kaiser  die  unglückliche  Lage 
der  Bul^ren,  die  schrecklichen  Bedrückungen  der  Christen  in 
Jonen  lündern  durch  die  Türken  und  die  Verhandlungen  seiner 
Genossen  zur  Wiedererlangung  der  angestammten  Freiheit 
«Es  könnte',  sagte  er, '  ,das  türkische  Joch  vom  Nacken  Bol- 
|::arieiKS  abgeschüttelt  werden,  wenn  nur  in  Ungarn  und  Croa- 
üen  die  türkische  Besatzung  angegriffen  würde.  Die  verbün- 
deten Christen  würden  die  Waffen  gegen  ihre  Unterdräcker  m^ 
ergreifen,  wenn  der  Kaiser  das  Bündniss  verstarken  und  im  lü 
ge^>bencn  Zeitpunkte  die  Kräfte  der  Feinde  von  ihrer  Seite  l^i 
ablenken  wollte«  Da  ohnehin  der  Krieg  mit  der  Republik  IR 
Venotlig^  die  Türken  in  Asien  beschäftige,  würden  diese  ohne  |i 
Zweifel  den  vereinten  Krafu^n  der  Verbündeten  nicht  ge- 
wachsen sein/ 

Der  Kaiser  lobte  den  Eifer  des  Redners,  sagte  den  Bal- 
karen seine  Theilnahme    zu   und   versprach,   dahin  zu  wirken« 
dass  der  Friede  unter  den  christlichen  Herrscbem  wieder  htf' 
pTtstelh    werde,   damit   sie   dann   alle    geiueiiisam   ihre   Waffß» 
irt'^n  die  Türken  kehren  könnten.     An  einer  sofortigen  wirt' 
Ikhen    l*Bt<^rstütxunc    der    l\>aliiii%n    der  Donaulander    wuT«*« 
jCHl^vh    Ferdinand    111.    h*:ipusÄch;ich    durch    die    Kriege     ^^ 
Vo\cw  welc}je  sein  c-w-nt^  Reici  l>tidruiiti-J3.  «ireiiiidrin. 

rarci>ex~io.h,  wi:.ioht-.r  btTiixs  im  >fpu:iiit»cr  nach  Bolgar»^^ 
oder  in  die  M«>idau  2urückÄ'*ieL:YJi  tPiAti&iciiärHv.  sah  «kh 
einem  iÄn<r(^^*ii    AufrTjihiL:!     \u  Wif-i*    vfcrjiiaas>i.   welche 
er  ur,Ti  «tcl^ioh  i»r  *^io  kircVlichtü  Zn^^ikuüf-  uud 
der  l'^*iT>A:i;iJsii>*ie:  zu  t^-Tittsi-Ji  lii:!/*  r-Litiili««**.    In  ifi-JDtim 
AU  ka;^hn';isc*ii*'  Kc^ici*«-  ir.  *jt  r.  ioziirTi  TJ^kisaLeii  ProvinÄai 
Kefördf-srn.  W^mih«^    i*:   sJc-K  lüitir:  Anoitm.  öi^riiiu.  das^  t* 
xroUiiUTf V.  y. w< • :  Vi. t< -::  u u>  a-^r,  1 T  i ^!  i i5u:i a:":  . u^l  r in  A i «htJziaig 
4Tf»rr«*dif^ii>:t^  nur,  7u:    i/vii-Muiu:  v.ii.  >i:iiLJ(a.  jui:  täcix  d 

« ■:•>**•  Ir Ol.   hvf.  >i:    II»-.;  K'ifi«*!f.:'i.   fu:    ^i;  Tif.isi    ji.   cit  Türkfä 
fcnöfT»'^.  ¥»<^f'iü:':iiissr.fi    >,UN/ijsü«i(.t'.iK    WHJiciit     tc   si;i  mi; 

N«  I    >vM.n»iJt».     ^  r»t,-ji.in     !  :»>•     >.i.-i^th**.ht    .nhTitft^nn^    difÄC   I»«tdf 


381 

Gesuch  um   eine  Unterstützung  hierzu  und  zu  der  weiten  be- 
schwerlichen Reise  an  den  Kaiser.     Dieser  gewährte  die  Bitte 
durch  Anweisung  einer  Summe  von  hundert  Ducaten  in  Gold, 
«uzahlbar   von   der   k.    k.    oder  von  der  k.  ungarischen  Hof- 
bunmer.     Die  k.  ungarische  liofkanzlei  in  Prag  schrieb  dess- 
halb   am   23.   September  1656    an    die    k.    k.   Hofkammer   in 
Wien,   sie  möge  in  dieser  frommen  und  die  katholische  Sache 
fordernden  Angelegenheit  den  allerhöchsten  Willen  des  Kaisers 
vollziehen,*   und   ertheilte  Parchevich  unter  demselben  Datum 
Empfehlungsschreiben   zu   freundlicher    Aufnahme   und   Unter- 
stützung bei  der  Durchreise  an  den  König  von  Polen,    an   die 
BHlrsten  von   Siebenbürgen,   der   Moldau   und   der  Walachei.'^ 
Auch    richtete   Parchevich    ein   Schreiben    an    den    Erzbischof 
von  Gran,    Georg   III.   Lippay   von    Zombor,  ^  mit  der  Bitte, 
zur  Beförderung  der  katholischen  Religion  Jünglinge  aus  jenen 
Gegenden  in  den  Schulen  der  Jesuiten  erziehen  zu  lassen,  und 
deren   wenigstens   zwei    oder    drei   in    ein  Collegium,  Alumnat 
oder  Convict  aufzunehmen.* 

Allein  mit  der  Auszahlung  der  vom  Kaiser  gewährten 
Unterstützung  ging  es  nicht  so  schnell,  und  Ferdinand  III. 
musste  desshalb  am  24.  October  1656  einen  wiederholten  Be- 
fehl an  die  k.  k.  Hofkaramer  ergehen  lassen,  die  dem  Par- 
chevich zur  Mitnahme  der  Jesuiten  patres  bewilligten  hundert 
Ducaten  auszuzahlen.  **  Inzwischen  hatte  dieser  jedoch  sich  das 
Herz  gefasst,  den  Kaiser  lieber  um  eine  bestimmte  jährliche 
Unterstützung  zu  bitten,  welcher  hierüber  den  Bericht  der 
ungarischen  Hofkammer  verlangte.^  Diese  erkundigte  sich 
diessfalls  am  31.  October  1656  erst  bei  der  k.  k.  Hofkammer 
Um  deren  Meinung, '  und  erklärte  dann  am  23.  November  1656 
dem  Kaiser  und  König,  eine  solche  jährliche  Subvention  an 
Parchevich  nicht  auszahlen  zu  können,  ^  sowie  unter  demselben 

'  Beil.  XVIII,  XIX. 
2  BeiL  XX. 

*  Georg  Lippay  war  vom  1.  Februar  1633—1637  Bischof  von  Veszprim, 
vom  l.  Mai  1637  bis  18.  November  1642  Bischof  von  Erlau,  und  1642 
bis  2.  Jänner  1666  Er/bischof  von  Grau. 

*  BeiL  XXI. 

*  Beil.  XXII. 

*  Beil.  XXIII. 
^  Beil.  XXIV. 
'  BeiL  XXV. 


382 

Datum  auch;  ausser  Stande  zu  sein,  dem  Parchevieh  die  ganze 
für  seine  Reise  angewiesene  Summe  von  hundert  Ducaten  aus- 
zutolgen.  ^  Noch  einmal  schrieb  die  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien 
am  12.  December  165H  hierüber  an  die  k.  ungarische  Hof- 
kammer in  Pressburgy  um  dort  die  volle  Ausbezahlung  der 
ganzen  zur  Reise  benöthigten  Smnme  an  Parchevieh  zu  er- 
wirken. 2 

So  vergiengen  fast  drei  Monate,  ohne  dass  der  eifrige  £n- 
bischof  und  Patriot  zu  einer  wirklichen  Unterstützung  und 
Förderung  seiner  hochsinnigen,  politischen  und  kirchlichen  Pläne 
gelangt  wäre.  Ja,  er  kam  jetzt  nicht  einmal  mehr  dazu,  seine 
beabsichtigte  Rückkehr  in  die  Heimath  auszuführen,  indem  der 
Kaiser  plötzlich  den  Entschluss  fasste,  den  bulgarischen  Inter- 
nuntius zu  einer  eigenen  Gesandtschaft  an  den  früher  erwähnten 
Hetman  der  Zaporoger  Kosaken,  Bogdan  Chmielnicki,  zu  ver- 
wenden. 3 


2. 

Kaiserliche  Gesandtschaft  an  den  Kosakenhetman  Bogdai^ 

Chmielnicki  (1657). 

Das  polnische  Reich  gieng,  durch  Kämpfe  im  Innern  u»-  ^ 
blutige  Kriege  nach  Aussen  sehr  zerrüttet,  bereits  immer  metmr 
der    Abnahme    seiner   Macht    entgegen,    während    anderersei  "^ß 
Russland  in  Folge  der  fortschreitenden  Unterwerfung  der  Ta-^**" 
taren  im  Osten,    unter  deren  Joch  es  selbst  Jahrhundertc  htMg 
geschmachtet  hatte,  und  bei  der  zunehmenden  Schwäche  PolcK»« 
im  Westen  immer  mächtiger  wurde. 

Das     aus     einer    Mischung    slavischer     und    tartarischer 
Völkerschaften    entsprungene   Volk    der    Kosaken    war    thci»* 

*  Sie  wollte  nur  die  Hälfte  »ilileii.  Beil.  XXVI,  that  dieses  auch  und  w»«^ 
dann  von  der  k.  k.  Hofkaniiner  am  1<>.  Jänner  1057  weg^en  Bczahlu»^ 
auch  der  zweiten  Hälfte  gemahnt,  Beil.  XXXIII. 

2  Beil.  XXVII. 

3  Wenn   Scbmittli    noch    vor    der   Ahsendmig   Parchevichs    an   ChmielJi»cK> 
eine   frühere  Gesandtsrhaft   desselben   an  König  Johann  II.  Casimir  vo** 
JMlen  erwähnt,  so  scheint  diess  auf  einem  Missverständnisse  zu  beruhe*** 
oder  Scbmitth  sah  Parchevichs  Sendung  an  Chmielnicki  zugleich  als  ein 
solche  an  den  {polnischen  Könip  und  das  Oan/.e  im  Allpremeinen  als  ei«* 
polnische  Angelegenheit  au. 


383 

noch  einer   nomadisierenden  Lebensweise   zugethan^    theils    in 

festen    Sitzen     angesiedelt    und    bildete    gewissermassen    eine 

militärische  Vorhut    der  Slaven    gegen    die   Tartaren,    Türken, 

Nogaier     und     Kalmücken.      Dasselbe     hatte     sich     in     zwei 

Hanptzweige    getheilt:     die   Donkosaken   in    Südrussland    und 

die   Kosaken    von    Kleinrussland,    \velcho    wiederum    in    drei 

Gmppen   zerfielen:    die   Kosaken    der   Ukraine,    auch  Dniepr- 

kosaken    genannt,     die    Tschergujefschen    Kosaken    und    die 

Bugkosaken. 

Die  Kosaken  der  Ukraine  oder  Dnieprkosaken  bildeten 
ihrerseits  zwei  Stämme:  die  Kosaken  des  schwarzen  Meeres 
und  die  Zaporoger  Kosaken,  welche  sich  zunächst  auf  den 
Inseln  des  Dniepr  unterhalb  der  Wasserfälle  (za  porogi)  nieder- 
gelassen und  davon  ihren  Namen  erhalten  haben.  Im  Jahre 
1516*  unterwarfen  sich  die  bis  dahin  wenig  an  Subordination 
gewöhnten  ukrainischen  Kosaken  dem  polnischen  Reiche,  dessen 
König  Sigismund  I.  (loOG — 1548)  sie  in  mehrere  Corps  theilte 
und  damit  die  erste  Ordnung  dieses  kloin  russischen  Krieger- 
Btaates  begründete.  Als  später  die  polnische  Regierung  damit 
uingieng,  die  kirchlichen  Verhältnisse  der  Katholiken,  Prote- 
Btdinten  und  nichtunirten  Griechen  in  ihren  Ländern  zum 
Vortheile  der  erstem  zu  regeln,  wurden  die  der  gi'iechisch 
nichtunirten  Kirche  zugothanon  Ukrainekosaken  mit  der  polni- 
Äohen  Herrschaft  unzufrieden,  beunruhigten  die  Türken  und 
Itiitipften  Verbindungen  mit  Oesterreich  an.  Endlich  empörten 
*ie  sich  unter  ihrem  Iletman  Pavluk  gegen  die  Polen,  wurden 
Aber  unter  dem  Kimig  Wladislav  IV.  im  Jahre  1G38  bei 
Knmeiki  besiegt.  Die  Siegor  beraubten  sie  des  Rechtes,  einen 
eigenen  Iletman  zu  hüben,  schmälerten  alle  ihre  bisherigen 
^'i'eiheiten ,  Hessen  überhaupt  nur  einige  tausend  zur  Ver- 
''^«ndung  im  Kriegsdienste  zu  und  machten  die  übrigen  zu 
^--•cibeigenen.  Daraus  entsprang  der  heftige  Ilass  der  grie- 
^^oisch  nichtunirten  Kosaken  gegen  den  katholischen  Adel  Polens. 
Bogdan  Chmielnicki,  geboren  1593  als  der  Sohn  eines 
Polnischen    Edelmannes,   Michael   Chmielnicki,  ^   zeichnete   sich 


*    Vgl.    von    hier    ab  Lelewols  Geschichte    von   Polen,    Leipzig   1847,    und 
Hermanns  Geschichte  des  ru.ssischen  Stintes,  Hamburg  184G,  Bd.  III. 

Sein  Geschlecht    soll  von  der  an   der   Grenze  Volhyniens  am  Bng  ge- 
legenen Stadt  Climelnik  seinen  Namen  erhatten  haben. 


^*B 


384 

schon  früh  aus,  so  dass  ihn  1638  die  besiegten  Kosaken 
Wladislav  IV.  sandten ,  um  wegen  ihrer  Unterwerfung 
diesem  zu  verhandeln.  Auch  ward  er  zum  Secretär  der  Zaporoi 
Kosaken  ernannt  und  vom  Grosshetman  Stanislaus  Konie 
polski  mit  dem  Gute  Substov  (eine  Meile  von  Czehrin  e 
fernt)  beschenkt.  Allein  Czaplinski,  ein  Beamter  KoniecpolskE: 
und  Unterstarost  von  Czehrin,  bemächtigte  sich  mit  Gewa^^^alt 
eines  Chmielnieki  gehörigen  Dorfes  und  entführte  dessen  FraT^^Ji^u. 
Dieser  suchte  Recht  bei  Wladislav  IV.,  bei  dem  er  sehr  belieV  ^sbt 
war,  jedoch  ohne  Erfolg.  Nun  Hess  er  sich,  auf  den  Beistaua^^-^^ 
des  polnischen  Reichskanzlers  Ossolinski  und  des  Vicekanzlei^  ^rs 
Radzieiovski  zählend,  aus  Rache  in  Unterhandlungen  mit  de^^^ß^ 
Tartaren  und  Kosaken  ein,  reizte  diese  zum  Aufstande,  stelll^  -^^ 
sich  1648  selbst  an  die  Spitze  der  Empöining  und  sandte  a*^""*"^ 
den  König  eine  Botschaft  mit  den  Beschwerden  der  Kosakec^K^  '*"• 
Da  starb  Wladislav  am  10.  Mai  1648.  Während  der  Zwische 
regierung  (bis  17.  Jänner  1649)  ward  Chmielnieki  von  Jer 
mias  Wiesnioviecki  ^  wiederholt  geschlagen  und  Hess  nun 
September  1648  seine  Rache  an  dem  polnischen  Adel  bei 
lavce  aus.  Er  nahm  den  Polenhetman  Potocki  gefangen,  ver 
beerte  sodann  Podolien,  Volhynien  und  Rothreussen  und  dran^^^S" 
bis  Lembei^  und  Zamosc  vor.  Hier  wartete  er  das  Resultaf'-^* 
der  bevorstehenden  Königswahl  ab.  Der  neue  König,  Johann  11^ 
Casimir,-  versuchte  durch  Unterhandlungen  sich  mit  Chmiel— 
nicki  zu  verständigen.  Er  Hess  ihm  (9.)  19.  Februar 
durch  eine  Gesandtschaft  die  Würde  eines  Hetmans  unte 
polnischer  Oberhoheit  antragen  und  übersandte  ihm  die  Het 
mansinsignien,  nämlich  eine  mit  Saphiren  besetzte  Hetmans 
keule  und  eine  rothe  Fahne  mit  dem  weissen  Adler  und  den^^ — 
Namen  des  Königs,  nebst  dem  Bestallungsdiplom.  ChmielnickiT^ 
empfing  die  königlichen  Abgesandten:  Adam  Kisjel,  Maximilian 


1  Vater  des  nachmaligen  Königs  Michael  und  Oheim  des  jungen  Demetrius 
Wiesnioviecki,  der  sich  1651  (wie  früher  erzählt  wnrde)  gleichzeitig  mit 
Bogdan  Chmielnicki*s  Sohn,  Timotheus,  um  die  Hand  Duninas,  der  Tochter 
des  Woiwoden  Basilins  Lupul  von  der  Moldau,  bewarb. 

2  Bruder  Königs  Wladislav  IV.,  geboren  22.  Mai  1609,  zuerst  Krieger, 
dann  Jesuit,  endlich  Cardinal,  trat  aus  dem  Priesterstande  aus,  ward 
1648  zum  König  von  Polen  gewählt  und  am  17.  Jänner  1649  gekrönt, 
heirathete  1649  seines  Bruders  und  Vorgängers  Witwe,  Maria  Gonzaga 
(t  1667),  dankte  1668  ab  und  starb  den  16.  December  1672  ZQ  Nerers 
in  Frankreich. 


Brsosovski,  Castellan  von  Kiew,  nebst  einigen  anderen  vornehmen 
Polen  unter  dem  Donner  der  Kanonen.  ,Der  Branntwein  wurde 
denselben  in  goldenen  Bechern  an  seiner  einfachen  Tafel  vorgesetzt; 
seine  mit  Edelsteinen  geschmückte  Frau  stopfte  die  Pfeifen;  öffent- 
licbe  Audienz  wollte  er  nur  auf  öffentlichem  Markt  ertheilen/  ^ 
Allein    Chmielnieki;    von    den    Anerbietungen    der   königlichen 
Oesandten  nicht  befriedigt,   stellte  so   hohe  Forderungen,    dass 
der  polnische  Adel  selbst  die  Fortsetzung  des  Krieges  begehrte. 
Nun  begann  ein  furchtbarer,  für  Polen  unheilvoller  Bürgerkrieg, 
der  von  beiden  Parteien  mit  gleicher  Erbitterung  und  Barbarei 
gef&hrt  wurde.  Die  aus  Holz  erbauten  Städte  und  Dörfer  wurden 
eingeäschert,    tausende     von     Menschen     niedergemetzelt;    an 
manchen  Orten  die  Bevölkerung  gänzlich   ausgerottet;   Kinder 
und  Erwachsene  wurden  ertränkt,  lebendig  begraben,  erwürgt, 
^braten   und   alle  möglichen  Greuel  verübt.     Viele  Menschen 
aus  allen  Ständen,  namentlich  aus  dem  Bauernstande,  strömten 
Chmielnicki  als  Freiwillige  zu,  so  dass  dessen  Macht  ungeachtet 
aller  Verluste  bedeutend  wuchs  und  er  sogar  den  König  Johann 
Casimir   bei  Zborov   belagern    konnte.    Nun  kam    es   am  (10.) 
20.  August  1649  zwischen  beiden  zu  einem  Vertrage  zu  Zborov, 
in   welchem  der  Fluss  Horin   als  Qrenze  des  Kosakengebietes 
bestimmt  wurde.     Ausserdem    forderten  die  Kosaken   die  Ent- 
fernung der  Jesuiten  und  der  Juden   aus   ihrem  Gebiete,   und 
Zulassung  der  Griechisch-Nichtunirtcn  in  den  polnischen  Senat. 
Die  Zahl    der    unter    den  Waffen    bleibenden   Kosaken    sollte 
^erzigtausend  Mann   betragen.     Da   man   aber   nicht   in  allen 
I^unkten  einig  werden  konnte,  dauerte  der  Kriegszustand  fort. 
AI»  jedoch    Chmielnicki    im   Jahre    1651    eine   Niederlage   er- 
'itten   hatte,   ward  am  28.  September  dieses  Jahres   ein  neuer 
V^ergleich    abgeschlossen,    durch   welchen    zwar    den   Kosaken 
^Hre  alten  Freiheiten    bestätigt,    aber  auch   die  Rückgabe    der 
^titer  des  polnischen  Adels  in   der  Ukraine  an   ihre   früheren 
ö^sitzer     festgesetzt     wurden.      In     Folge     der     Abneigung 
^i^er  seiner  Anhänger   wieder   in   den   Dienst   ihrer  früheren 
F^olnischen    Gutsherren     zurückzukehren  ^     sah     sich    Chmiel- 
^^ciki  jetzt  genöthigt,    diese  Gegenden   gänzlich   zu  verlassen. 

'  Ifan  vergleiche  den  fipHtereii  Bericht  über  Parcheviclis  Empfang  bei 
Chmielnicki.  Die  Bewirthang  vornehmer  Gfiste  mit  Branntwein  dnrch 
die  Hansfrao  war  damals  iu  Rassland  gebräuchUch;  vgL  Ad.  Olearins: 
Newe  orientalische  Reisebeschreibang,  Schlesswig  1G47,  p.  9. 


Kr  zoff  in  dio  entlo^enon  Steppen  jenseits  des  Dniepr,   wo   er 
fiio   Suidto  Arhkir,  Aehtika,  Siuni,    Charkov   und   andere   Ko- 
mikonki^Ionion  j»:ründote.     In  diese  Zeit  fällt  die  bereits   früher 
orwÄhnto  Boworbuni»:  und  Vermählung  seines  Sohnes  Timotheus 
Ohmiolnioki  mit  Hunina  l^upul  zu  Jassy  im  Jahre  1(>52,  während 
IVttM*  raix*hovioh    als  Missionär    in    der  Moldau    lebte.     Allein 
i'^huuolnioki    war    mit    dem    durch    diese    Heirath    über  Polen 
orruugtM)en  Krfolg   noch  nicht  zufrieden.    Mit  den  ihm  damals 
verbündeten  Tartaren  erneuerte  er  noch  im  selben  Jahre  1652 
den  Kriejj   sje^en   die   Polen,   überfiel    unvermuthet   bei   Batov 
derxMi    ArnuH\    belagerte    1(*53   den    König  Johann  Casimir   in 
Zvaniee    und    iwanir   ihn   zur   Erneuerung  des  Vertrage«   von 
Zboiw,     AWr   auch  jetzt  kam  dieser  Vertrag  nicht  zur  Aus- 
l\ihrung»  weil  eiuenM^its  mehr  als  hundertzwanzigtansend  Kosaken 
die  Waffen  nicht  niederlegen   wollten,  anderseits  weil  die  pJ- 
niÄ^hen  Bischöfe   den  St»nat    zu  verlassen  drv^hten,    falls  nicht- 
unirte  Gritvhen    in  dens^^lben  zugelassen  würden.     Da  jedock 
Ohwielnicki's  Ptan.  sich   in  vier  Molda.;  Jes^za^jetxer,  sohezterte 
und   er  s^x^rar  UVM  Wi  IVrx^sttvikv  von  dea  P>len  g^rscUac^em 
^•rur^le*    unterwarf  er  sich  d<m  r;i5s;<<*her.  Cxar  Alexri  Midni- 
K^>Äi*Ä*h:      in    V\>ige    desi>ei;    ents^vkun    steh    Ir^M    ei» 
5wx:i^'heti  Riiss^Ä    xiBsi  l\%ea,     K.:5<-f3    ,in ;    R.tfÄkrs    T^r>d 
vir:*3tivc    t;x    IV^-^'Ä    e:r.    Tr^.^KrrfiL    '^iv   I-:i.>k    :i:i.>i    ItCo 
üc  HA^tjXs^vi;  v.a  li::^*i  ;tr.  :  =  :<>:  jLzdrrvT.  ^;iw;-a  ;Lii  : 

l\v^«x  sei?.'*   iz-vi  A.f^-.-T  5w-v:»c  -J^^  :rririxri>  "^a:: 
atjut^^  A»   I,*.   JxT.  l•rC'^  v'ar'  X   Oi>Ci"~.  -  ajs?   ii-n  }r„^jistt 


^*mi>if <-    "  ,vv'    5' L  St^ Lii rn^i-  r*"     1. 1-     <:f»: •! <. ♦  .i« i.:  r-^a;»:  c    »iA*! i^    "^^r- 


387 

längei'teD  Waffenstillstand  mit  Schweden  in  einen  definitiven 
Frieden  zu  verwandeln.  Das  Benehmen  des  polnischen  Ge- 
sandten Canasiles  bei  dieser  Gelegenheit^  sowie  die  Aufstäche- 
lungen  des  früher  genannten,  nach  Schweden  entflohenen  pol- 
nischen Vicekanzlers  Radzieiovski  reizten  Carl  X.  zum  Krieg. 
Sadzieiovski  war  nämlich,  wie  es  heisst,  von  König  Johann 
Casimir  in  seinen  Familienverhältnissen  gekränkt,  nach  man- 
cherlei Intriguen  und  Händeln  als  Flüchtling  nach  Schweden 
gekommen  und  hatte  hier  am  Hofe  der  Königin  Christine  eine 
hervorragende  Rolle  gespielt,  während  er  in  seinem  Vaterlande 
noch  eine  mächtige  Partei  für  sich  hatte.  Polens  Zerrüttung, 
König  Carls  Feldherrn talent,  seine  rücksichtslose  Energie  und 
König  Johann  Casimirs  Machtlosigkeit  brachten  Carls  kriege- 
rische Pläne  bald  zu  wirklicher  und  erfolgreicher  Ausführung.  Im 
Juli  1655  drangen  die  Schweden  durch  Brandenburg  in  Gross- 
polen ein,  nahmen  Warschau  fast  ohne  Gegenwehr,  schlugen 
am  6.  September  1655  Johann  Casimir  bei  Czernova,  besetzten 
bald  darauf  Krakau,  die  zweite  Hauptstadt  des  Reichs,  und  er- 
oberten Kleinpolen.  Der  Rest  von  Litthauen,  so  weit  diess 
nicht  schon  von  den  Russen  besetzt  war,  schloss  sich  dem 
Beispiel  des  Marschalls  von  Polen,  Janus  Radzivill  ^  folgend, 
freiwillig  den  Schweden  an.  Gegen  Ende  des  Jahres  1655 
eroberte  König  Carl  X.  auch  Westpreussen,  mit  Ausnahme  von 
Danzig.  Als  darauf  zuerst  die  polnischen  Soldtruppen  und  dann 
selbst  das  Reichsheer  unter  Stanislaus  Potocki  zu  den  Schweden 
übertraten,  verliess  Johann  Casimir  sein  Land,  gieng  nach  Oppeln, 
wo  sein  Verbündeter,  Kaiser  Ferdinand  III.,  ihn  schützen 
konnte,  und  hegte  die  Absicht,  sein  Reich  einem  Sohne  des 
Kaisers  zu  überlassen,  während  die  polnischen  Grossen  von 
ihm  abfielen  und  Carl  X.  als  König  in  Aussicht  nahmen.  So 
befand  sich  jetzt  eine  Hälfte  Polens  im  Besitze  der  Russen, 
die  andere  in  dem  König  Carls  X.  von  Schweden,  der  den 
Eid  leistete,  die  Gesetze  und  die  Vorrechte  des  Adels  zu 
achten.  Da  jedoch  König  Carl  diese  Versprechungen  nicht 
hielt,  sondern  sich  Bedrückungen  und  arge  Gewaltthätigkeiten 
erlaubte,  sollte  er  bald  erfahren,  dass  er  es  nicht  bloss  mit 
dem    schwachen    König    Johann    Casimir,     sondern    mit    der 


*  Johann  Radziv^ill  war  der  Schwiegersohn  deB  Filmten  Waaüj  Lnpnl   von 
der  Moldau  (s.  oben  p.  357). 
ktthiy,  Bd.  LIX.  II.  H41fte.  26 


388 

polnischen  Nation  zu  thun  habe.  Am  7.  Jänner  1656,  dem* 
selben  Tage,  an  welchem  König  Carl  zu  Königsberg  mit  dem 
Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  von  Brandenburg,  dem  sogenannten 
jgrosseu  Kurfürsten',  *  den  Vertrag  abschloss,  durch  welchen 
dieser  für  Preussen  die  Oberherrschaft  Schwedens  anerkannte, 
woraus  später  Preussens  Unabhängigkeit  hervorgieng,  an  eben 
diesem  Tage  traten  zu  Tiszovce  Stanislaus  Lanckoro^ski,  Stanis- 
laus  Potocki  und  viele  andere  polnische  Magnaten  zu  einer 
Confoderation  gegen  Carl  X.  zusammen.  Im  Vertrauen  auf  den 
eingeti'etenen  Umschwung  der  Stimmung  begab  sich  jetzt  Johann 
Casimir  durch  Ungarn  über  die  Karpathen  nach  Lemberg,  fo^ 
derte  den  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm,  den  er  noch  immer 
als  polnischen  Vasallen  betrachtete,  zur  Hilfe  auf,  und  knüpfte 
mit  Georg  IL  Rakoczy  Verhandlungen  wegen  Hilfeleistung  an. 
Auch  Kaiser  Ferdinand  HI.  versprach  Unterstützung,  obschon  er 
diess  Versprechen  vorerst  nicht  erfüllte.  Von  allen  Seiten  eUte 
das  polnische  Volk  unter  seine  Fahnen,  und  unter  der  Führung 
des  Kronfeldherrn  Georg  Lubomirski  und  des  Stephan  Czar- 
niecki  begann  der  Aufstand  gegen  König  Carl.  Dieser  vergalt 
den  Abfall  des  Adels  mit  Verheerung  der  Güter  desselben  und 
erbitterter  Strenge.  Im  Februar  1650  zerstreute  er  ein  polnisches 
Heer  unter  Czarniecki  bei  Warschau  und  wollte  gegen  Jaroslav 
vordringen,  sah  sich  aber  genötliigt,  am  12.  März  1656  einen 
schwierigen  Kückzug  nach  Warschau  anzutreten,  welches,  nach- 
dem König  Carl  nach  Preussen  abgereist  war,  am  21.  Juni 
capitulieren  musstc.  Zwar  war  Carl  X.  schon  am  27.  Mai 
von  der  Belagerung  Danzigs  wieder  nach  Polen  aufgebrochen 
und  hatte  auch  das  polnische  Heer  imter  Czarniecki  bei  Brom- 
berg überfallen  und  zerstreut;  allein  er  fühlte  doch  um  so 
mehi-,  da  der  Kaiser  und  Holland  sich  für  Polen  erklärt  hatten, 
das  Bedürfniss  nach  Bundesgenossen.  lieber  eine  systematische 
Theilung  Polens  brütend,  *^  schloss  er  endlich  am  25.  Juni  1656 
zu  Marienburg  einen  Vertrag  mit  dem  Kurfürsten  Friedrich 
Wilhelm,  in  welchem  er  diesem  einen  Theil  der  Eroberungen 
in  Polen  versprach.  Beide  zogen  darauf  vereint  gegen  Warschau, 
das  sie  jedoch  erst  nach  einem  ernsten,  dreitägigen  Kampfe  (27. 

*  Friedrich  Willielin,  geboren  den  6.  Februar  1G20,  Kurfürst  den  21.  Novem- 
ber 1C4(»,  erster  souveräner  Herzog  von  Preussen  den  19.  April  1657, 
starb  den  29.  April  1688. 

2  Vgl.  Beil.  XXXI,  XLIIl. 


389 

30.  Juli)  gegen  Johann  Casimir  in  ihre  Gewalt  bekamen, 
dar  die  Stadt  der  Plünderung  überlassen  und  sich  nach  Lublin 
loräckziehen  musste.  Carl  X.  liess  zwar  Warschau  und  Krakau 
besetzt,  richtete  aber  sein  Hauptaugenmerk  auf  Preussen.  Allein 
seine  Generale  erlitten  in  verschiedenen  Gegenden  Polens  mehr- 
fache Niederlagen,  der  Kurfüi*st  Friedrich  Wilhelm  war  in  Ver- 
kelir  mit  Dänemark  und  dem  Kaiser  getreten,  Ferdinand  III. 
sdbst  machte  Miene  ihm  den  ELrieg  zu  erklären  und  der  Czar 
Aiexei  Michailowitsch  fiel  wirklich  mit  einem  Heere  in  sein 
Beich  ein  und  verheerte  Livland.  Vergebens  suchte  Carl  sich 
mit  dem  Czaren  zu  verständigen,  dieser  schloss  vielmehr  am 
(24  October)  3.  November  1656  unter  Vermittlung  der  kaiser- 
lichen Gesandten  Alegretti  und  Lorbach  zu  Wilna  einen  Ver- 
trag mit  den  Polen  ab,  nach  welchem  den  Russen  alle  Erobe- 
nngen  in  Livland  verblieben,  eine  gemeinsame  Bekämpfung 
der  Schweden  vereinbart  wurde  und  über  die  Wahl  des  Czaren 
xom  Nachfolger  Johann  Casimirs  auf  dem  polnischen  Königs- 
throne beim  nächsten  Reichstage  mit  russischen  Bevollmächtigten 
verhandelt  werden  sollte.  Am  1.  December  1656  schloss  auch 
Ferdinand  IH.  selbst  ein  Bündniss  mit  Johann  Casimir  zu 
deesen  Hilfe  und  Unterstützung. 

Um    nun    wenigstens    den    Kurfürsten    von   Brandenburg 

sich  möglichst   zu    verbinden,    schloss  Carl  X.  mit  diesem  am 

30.  November  1656  zu  Labiau  einen  neuen  Vertrag,  in  welchem 

^  ihn  als  souveränen  Herzog  von  Preussen  und  Ermeland  an- 

^kannte,  was  dann  im  folgenden  Jahre,  am  19.  April  1657,  durch 

<^e  Zustimmung  Polens  zu  diesem  Vertrage  endgiltig  festgesetzt 

''nirde.  Auch  den  Fürsten  Georg  IL  Rakoczy  von  Siebenbürgen 

'niMte  Carl  X.    noch   zu   gewinnen,    indem    er   ihm   den  Titel 

^ines  Königs  von  Polen  und  einen  Theil  des  Landes  versprach. 

Kakoczy,  welcher  mittlerweile  die  Oberhoheit  der  Moldau  und 

Walachei   erlangt   hatte,   lüstern   nach   der  polnischen  Königs- 

kjt>ne,    nach   der   er  schon  früher  gestrebt,  ^   rüstete  ein  Heer 

Von  sechzigtausend  Mann,  zu  dem  auch  Stephan  XUL  Burduse, 

Woiwode  der  Moldau,  und  Constantin  Bessaraba,  der  Woiwode 

der  Walachei,  je   zweitausend  Mann   stellen    mussten.     Gegen 

den  Willen   der  oberherrlichen  Regierung,    der  Pforte,    welche 

»elbat  den   Tartarenchan   zur   Unterstützung  Johann    Casimirs 


'  Vgl  oben  p.  387. 

26* 


390 

al>gesandt  hatte,  und  ji^egeii  den  Willen  der  siebeubürgiscken 
Stände  brach  er  am  1.  Jänner  1G57  über  die  Karpathen  nach 
Polen  auf.  Allein  dieser  Kriegszug  nahm  trotz  mancher  an- 
ßinglicher  Erfolge  ein  schlimmes  Ende  für  Kakoczy.  Nack 
mehreren  Niederlagen  in  schimpflichem  Rückzüge  nach  Sieben- 
bürgen zurückgekehrt,  ward  er  vom  Sultan  mit  Krieg  über- 
zogen, in  welchem  er  sein  Leben  verlor.  ^ 

Aus  diesem  Ueberblick  über  die  Entwickelung  der  poli- 
tischen Verhältnisse  in  den  letzten  Jahren  wird  es  ganz  klar, 
dass  Kaiser  Ferdinand  III.  es  sich  angelegen  sein  Hess,  im 
Nachbarreiche  Polen  Ruhe  und  Frieden  wieder  herzustellen  — 
wie  er  es  dem  bulgarischen  Internuntius  Peter  Parchevich 
selbst  gesagt  hatte  ^  —  und  dass  er  zu  besserem  Widerstände 
gegen  die  seit  dem  dreissigjährigen  Kriege  immer  weiter  in 
Mitteleuropa  vordringende  schwedische  Macht  die  geeigneten 
Mittel  ergreifen  wollte.  Dazu  gehörte  die  Aussöhnung  der  Polen 
mit  den  Russen  und  Kosaken.  Die  erstcre  war,  wie  gesagt,  der 
kaiserlichen  Diplomatie  am  3.  November  1G5G  zu  Wilna  ge- 
lungen. Am  1.  December  1650  hatte  Ferdinand  III.  selbst  sich 
mit  dem  polnischen  König  verbündet.  Es  blieb  also  nur  noch 
übrig,  den  Frieden  zwischen  den  Kosaken  und  Polen  wieder  her 
zustellen.  •*  Dazu  erschien  nun  der  eben  anwesende  bulgarische 
Erzbischof  als  ein  in  jeder  Hinsicht  tauglicher  Unterhändler. 
Mochte  ihn  einerseits  seine  Abkunft,  seine  Bildung  und  seine 
hohe  kirchliche  Würde  als  für  die  Stellung  eines  kaiserlichen 
Gesandten  geeignet  erscheinen  lassen,  so  waren  doch  auch 
anderseits  seine  Kenntniss  der  Sttddonau Völker,  ihrer  Sprachen 
und  Sitten,  möglichenfalls  seine  persönliche  Bekanntschaft  mit 
den  Kosaken  von  der  Zeit  seiner  Thätigkeit  als  Missionär  in  der 
Moldau  her,  persönliche  Eigenschaften,  die  nicht  leicht  wieder 
zu  finden  waren. 

So  ernannte  denn  Kaiser  Ferdinand  III.  den  bisherigen 
bulgarischen  Internuntius,  Erzbischof  Peter  Parchevich,  zum 
kaiserlichen  Gesandten  an  den  Kosakenhetman,  Bogdan  Chmiel- 
nicki,  und  beauftragte  ihn  zugleich,  einen  Voranschlag  der 
Reisekosten  vorzulegen. 


*  Vgl.  später  p    420. 

2  Vgl.  oben  p.  394. 

«  Beü.  XXVIII,  XXXI,  XLin. 


391 

Parchevich  nahm  diese  Mission  im  Interesse  der  gesammten 
hristenheit  an  und  überliess  dem  Präsidenten  der  k.  k.  Hof- 
UDmer  die  Bestimmung  der  iiir  die  Gesandtschaft  nöthigen 
ünme, '  wobei  er  diesem  nur  zu  erwägen  gab;  dass  dieselbe  der 
ßiten  Entfernung,  der  gefahrvollen  Reise  und  der  hohen  Stellung 
8  Kaisers  angemessen  sein  müsse,  damit  ein  würdiges  Auftreten 
8  ersten  kaiserlichen  Gesandten  an  Chmielnicki  möglich  sei. 

Am  10.  Jänner  1657  erhielt  Parchevich  von  der  Hof- 
mmer  tausend  Thal  er  und  aus  der  kaiserlichen  Kanzlei  die 
thigen  Creditive  und  Vollmachten  zur  Verhandlung  mit  Chmiel- 
;ki  und  seinen  Unterfeldhorren,  ^  sowie  eine  Instruction,  ^ 
^  welcher  die  Aufgabe  seiner  Mission  darin  bestand,  die 
lon  vor  längerer  Zeit  ausgebrochenen  und  zum  Theil  noch 
itehenden  Zwistigkeiten  zwischen  dem  Könige  Johann  Ca- 
lir  von  Polen  und  dem  Kosakenhetman  auszugleichen.  Zu 
sem  Ende  ward  Parchevich  ermächtigt,  einerseits  diesem 
risse  Gewährleistungen,  die  er  als  Bedingung  für  die  Er- 
lang der  an  ihn  gemachten  Anforderungen  stellte,  zuzusagen, 
i  anderseits  in  dieser  Angelegenheit  auch  mit  den  Königen 
1  Polen  und  Schweden  zu  unterhandeln.  Füi*  den  letzteren 
II,  sowie  für  seinen  Verkehr  mit  den  kaiserlichen  Gesandten 
diesen  beiden  Höfen  ward  ihm  eine  ChifFreschrift  zugestellt, 
derselben  Instruction  bemerkt  Kaiser  Ferdinand  III.,  dass 
benachbaiiien  Mächte  sogar  zu  einer  Theilung  Polens  schreiten 
inten,  falls  die  Kosaken  sich  nicht  zu  einem  Ausgleiche  mit 
sem  Reiche  herbeilassan  würden.  '  Da  der  Kaiser  wieder- 
t  sein  Vertrauen  auf  Parchevichs  Ergebenheit,  Treue  und 
isicht  ausspricht,  ist  die  Annahme  gerechtfertigt,  dass  diesem 
jh  noch  mündliche  Aufträge  und  Instructionen  ertheilt  worden 
en,  um  so  mehr,  als  aus  den  schriftlichen  Urkunden  der 
aze  Umfang  seiner  Aufgabe  nicht  klar  zu  erkennen  ist. 

Noch  vor  seiner  Abreise  erhielt  Peter  Parchevich  den 
tel  eines  kaiserlichen  Rathes  und  unter  dem  12.  Jänner  1657 
e  Adelsbestätiguiig  ^  über  den  alten  Adel  seiner  Familie 
i    seiner     Stammverwandten,     der    Parchevich,     Cserkich, 

B«il.  XXVllI. 

ßeil.   XXIX,  XXX. 
Öeil.  XXXI,  XXXll. 
V^l.  p.  4U2. 
Ö«il.  I. 


392 

(oder  Cserkiczy,  Enezevich  und  Thomagionovich),  sowie  seines 
Schwagers  Putin.  Er  selbst  wird  in  dieser  Urkunde  firzbisckof 
von  Martianopely  kaiserlicher  Rath,  Internuntius  von  Bulgarien 
und  den  übrigen  christlichen  Fürsten  zur  Vollendung  und  Be- 
fürwortung von  Geschäften,  welche  den  katholischen  Glauben 
betreffen,  genannt,  und  die  von  seinen  Brüdern  und  Bruder- 
söhnen  gegen  die  Türken  unter  grossem  Aufwände  von  Lebens- 
gefahr, von  Geld  und  Gut  erworbenen  Verdienste  werden  be- 
sonders hervorgehoben. 

Die  Abreise  Parchevichs  verzögerte  sich  noch  um  einige 
Tage,  weil  ihm  die  nöthigen  Gelder  und  die  zu  Geschenken 
für  Chmielnicki  bestimmten  Kostbarkeiten  nicht  rechtzeitig  aus- 
gefolgt wurden,  *  deren  £mpfang  er  erst  am  16.  Jänner  1657 
bestätigte.  Am  folgenden  Tage  (17.  Jänner  1657)  in  der  Frühe 
hatte  Parchevich  noch  eine  Audienz  beim  Kaiser^  und  un- 
mittelbar darauf  erfolgte  seine  Abreise  von  Wien. 

Mit  einem  Gefolge  von  fünfzehn  Personen  trat  Parchevich 
seine  Reise  an;  als  Gesandtschaftssecretär  fungierte  bei  ihm  der 
türkische  Dolmetsch  und  Procurator  von  Bosnien,  Christoph 
Marianovich.  Bei  ausserordentlich  strenger  Kälte  nahmen  sie 
den  Weg  über  Pressburg,  Tirnau  und  die  Zipser  Städte  nach 
Lubna  (Lublau).  Hier  fanden  sie  einige  Herren  der  polnischen 
Reichsstände,  bei  welchen  Parchevich  sich  nach  Chmielnicki 
erkundigte.  Auch  erbat  er  sich  von  ihnen  einen  Führer  auf 
einige  Meilen,  den  ihm  jedoch  diese  , Ungetreuen  und  Treu- 
losen, als  ob  sie  gegen  ihren  Herrn  empört  wären',  nicht  ge- 
währten. Parchevich,  der  schon  hier,  wohl  in  Folge  einer 
Erkältung,  am  Fieber  leidend  war,  sah  sich  unter  den  ob- 
waltenden Verhältnissen  genöthigt,  zwanzig  Haiduken  als  Be- 
deckung zu  nehmen. 

Nicht  viel  besser  als  in  Lublau  ei^ieng  es  den  Reisenden 
in  Buz  (Biez)  mit  dem  Capitän  und  Castellan  Woinicki.  Ob- 
schon  dieser  früher  mit  noch  einem  anderen  Herrn  selbst  Ge- 
sandter von  Polen  bei  Kaiser  Ferdinand  lU.  gewesen  war, 
verweigerte  er  doch  Parchevich  jede  Hilfe. 

Als  die  Gesandtschaft  f^m  vierten  Tage  sehr  spät  bei 
dichtestem  Schneefall  nach  Lakutuenta  (Lancut)  kam,  welches 

1  Beil.   XXXTV,  XXXV,  XXXVI.    —   Die  Geschenke  bestanden   in  einem 
hohen  vergoldeten  Silberbecher  und  drei  kleinen  Uhren. 

2  Beil.  XXXV. 


393 

dem  Reichsmarschall   von  Polen,    Georg   Luboniirski,    gehörte, 
J9%     war  sie  g^nöthigt,  nachdem  man  sie  endlich  um  11  Uhr  Nachts 
eingelassen  hatte,  in  einem  Stalle  zu  übernachten. 

Am  nächsten  Tage,  den  6.  Februar,  Abends,  gelangten  die 
Reisenden  nach  Jaroslav,  bis  wohin  sie  wiederholt  hatten  Be- 
deckung nehmen  müssen.    Farchevich  hatte  die  Absicht  gehabt, 
von  hier  aus  nach  Lcmberg  zu  fahren.   Allein  schon  bei  seiner 
Ankauft  in  Jaroslav,  hatte  er  auf  der  Strasse  einen  grossen  Zu- 
sammenlauf von  Menschen  bemerkt,  die  sich  vor  einem  drohenden 
Einfall  Rakoczy's  zur  Flucht  bereiteten.  Da  kam  Graf  Lubomirski 
selbst  mit  einigen  Jesuitenpatres,  ihn  in  seiner  Herberge  zu  be- 
suchen.   Einer  der  letzteren  war  am  5.  Februar  auf  der  Reise  von 
Lemberg  nach  Jaroslav  durch  die  Rakoczy'schen  Soldaten  seines 
Pferdes  und  der  Kirche ngeräthe,  die  er  mit  sich  führte,  beraubt 
worden.     Diese   versicherten   ihm,    dass  es  ohne  Lebensgefahr 
unmöglich  sei,  nach  Lemberg  zu  kommen,  da  diese  Stadt  von 
tausend  Reitern  und  dreitausend  Fusssoldaten    unter    dem  Ra- 
koczy'schen  General  Johann  Kemeny  umzingelt  und  bereits  zur 
üebergabe  aufgefordert  sei.  *  Ausser  dieser  Schreckensbotschaft 
erfuhr  Parchevich  von  Graf  Lubomirski  weiter,  dass  die  Reise 
auch  wegen  der  Plündeiningen  durch  die  herumstreifenden  Ko- 
saken, Schweden,  Russen,  Walachen,  Moldauer,  Tartaren    und 
selbst  durch  die  polnischen  Truppen  höchst  gefährlich  und  die 
ganze  Gegend  nach  allen  Richtungen  hin  verwüstet  sei,  und  dass 
er  mit  den  geheimen  kaiserlichen  Beglaubigungsschreiben  den 
Feinden  sicherlich  nicht  entrinnen  könne.  Während  des  Früh- 
stücks,   zu    welchem    Lubomirski    den   kaiserlichen  Gesandten 
eingeladen    hatte,    kehrten    ausgesandte    Kundschafter    zurück, 
'Welche  die  Richtigkeit  der  mitgetheilten  Nachrichten  bestätigten 
"U-iid  noch  hinzufügten,    dass  Rakoczy    die  Absicht   habe,    noch 
diese  Nacht  Jaroslav  anzugreifen.'^     Lubomirski,   durch   diese 
Nachricht   erschreckt,    traf  mit   seiner   Familie   Anstalten    zur 
Flucht  und  rieth  Parchevich,    der  ihn  um  Beistand  bat,    unter 
dem  Schutze  seiner  Soldaten  zurückzukehren. 

Noch  vor  Eintreffen  jener  Kundschafter  hatte  Parchevich 
ÄD  Kaiser  Ferdinand  das  eben  Erzählte  berichtet,  sowie,    dass 

'  Lemberg  lehnt«*  rlanial«  die  Ucborpabe  mit  Berufung:  auf  Krakau  und 
den  König  ab.  Vgl.  Fesszler:  Ge.schichte  von  Ungarn,  IX,  50. 

'  Sakoczy  erschien  jedoch  erst  am  letzten  Februar  1657  mit  seinem  Heere 
"vor  Jaroslav. 


394 

er  eine  Nachricht  vom  Tode  Chraielnicki's  erbalten  habe,  und 
dass  sich  in  Jaroslav  auch  die  Nachricht  vom  Tode  des  EönigB 
von  Spanien  verbreite.  *  Er  selbst  wolle  noch  einige  Zeit  hier 
verbleiben  und  sich  über  Rakoczy's  Absichten  zu  anterriehten 
suchen;  ob  derselbe  Moldauer,  Walachen  und  Kosaken  in 
seinem  Heere  habe,  wisse  er  nicht;  Lubomirski  unterlasse  es, 
mit  seinen  Truppen  ihm  entgegen  zu  gehen;  die  Polen  seien 
durch  die  vielen  feindlichen  Einfalle  so  abgestumpft  und  gleich- 
giltig  geworden,  dass  sie  vor  jedem  heranziehenden  Feinde 
stets  gleich  zur  Flucht  bereit  seien.  Wäre  Rakoczy  gesonnen, 
noch  länger  in  dieser  Gegend  zu  bleiben,  so  müsse  die  Ge- 
sandtschaft entweder  sich  zurückziehen  oder  ihre  Reise  auf 
einem  grossen  Umwege  fortsetzen;  er  selbst  habe  einen  Jesuiten- 
pater, der  am  Dniepr  und  in  der  Ukraine  gut  Bescheid  wisse, 
als  Wcltpriester  verkleidet,  mit  sich  genommen,  unter  dem  Ver- 
wände, ihn  in  seine  Residenz  mitzunehmen.^ 

Die  Nachricht  vom  Anrücken  Rakoczy 's  gegen  Jarosla? 
änderte  nun  zwar  den  Entschluss  Parchevichs,  hier  noch  länger 
zu  bleiben,  doch  lehnte  er  Lubomirski's  Vorschlag  zurückzn- 
kehren  ab.  Vielmehr  bat  er  diesen,  ihm  Pferde  und  einen 
Führer  zu  verschaffen,  der  den  Weg  nach  dem  sechzig  Meilen 
entfernten  Skala  kenne,  damit  sie,  die  feindlichen  Truppen  um- 
gehend, ihre  Reise  in  einer  anderen  Richtung  fortsetzen  könnten. 
Lubomirski  gewährte  dem  Gesandten  das  Gewünschte  und  beide 
verliessen  Jaroslav,  dieser  in  der  Richtung  nach  Skala. 

Ueberall  traf  Parchevich  armes  Volk,  welches  bei  dem 
strengen  Winter  auf  der  Flucht  zerstreut  herumirrte.  Nament- 
lich erregten  arme  Weiber  sein  Mitleid,  welche  unter  Zurück- 
lassung von  Haus  und  Habe  mit  ihren  Kindern  und  ihrem  Vieh 
die  höchsten  Berge  erklommen,  um  sich  zu  verbergen.  Noch 
hatte  er  kaum  drei  Meilen  von  Jaroslav  zurückgelegt,  so  ver- 
weigerte man  den  Reisenden  aus  Furcht  vor  den  Kosaken 
Wagen  und  Pferde.  Nun  ward  deren  Lage  äusserst  schwierig, 
fast  trostlos.  In  einem  gänzlich  verwüsteten  und  verödeten 
Dorfe  anhaltend,  irrten  sie  wie  verzweifelnd  von  Haus  zu  Haas, 
um    wenigstens    einen    Führer    zur   Weiterreise    aufzutreiben. 


*  Beide  Todesnach richten  waren  falsch.  Bo^dan  Chmielnicki  starb  am 
16.  Anglist  1657  und  König  Philipp  IV.  von  Spanien,  Kaiser  Ferdi- 
nands HI.  Schwiepfersohn,  am  17.  September  1665. 

2  BeiL  XXXVII. 


395 

Vergeblich;    sie   fanden   nirgends   eine  menschliche  Seele.     So 
blieb  ihnen  nichts  übrig,    als  ohne  Führer  oder  Begleiter  ihre 
Beise  auf  gut  Glück   weiter    fortzusetzen.     Auf  einer  Strecke 
von  mehreren  Meilen  fanden  sie  fast  nur  verlassene  Ortschaften. 
Bäafig  sahen   sie  unbegraben  umherliegende  Leichname,  oder 
an  den   zu   beiden  Seiten   des  Weges   stehenden  Bäumen  auf- 
geheftete Menschenköpfe.     Nur  selten,   und  dann  nur  spärlich 
und  zu  den  theuersten  Preisen,  waren  Lebensmittel  zu  erlangen. 
In  einem  Dorfe,    wo  man  ihnen  gar  nichts  verabfolgen  wollte, 
Waren  sie  genöthigt,    Pferde  zur  Weiterfahrt  mit  Gtewalt  weg- 
zunehmen, mit  welchen  sie  dann  Tag  und  Nacht,  unter  grosser 
Lebensgefahr  wegen  der  umherstreifenden  Truppen,  bis  Subalka 
fuhren.  In  Belcz,  vier  Meilen  von  Skala,  trafen  sie  glücklicher- 
weise den  Schlossherrn,  den  sie  um  frische  Pferde  baten,   um 
die    früher  gewaltsam  requirierten  zurückzulassen.     Als  dieser 
erfuhr,  wer  die  Fremden  seien,  dass  sie  in  so  hohem  Auftrage, 
im  Interesse   des  Friedens  und  des  Königreichs  Polen  reisten, 
lud    er   sie   zum  Frühstück  ein,   und  Hess  sie  dann  mit  seinen 
eigenen  Pferden  nach  Skala  bringen. 

Als  sie  hier  um  Mitternacht  eintrafen,  ward  ihnen  der  Ein- 
Uiss  in  die  Stadt  verweigert,  weil  man  sie  für  Anhänger  Rakoczy's 
hielt.  Endlich  kamen  zwei  aus  dem  Schlosse  geschickte  Beamte, 
vor  welchen   sie   sich    durch  Vorweisung   ihrer  Reisepässe  als 
Qesandte  Kaiser  Ferdinands  III.  an   den  Hetman  Chmielnicki 
legitimierten.     Nun   wurden  sie  in   die  Stadt   und   das  Schloss 
^ffthrt,  wo  sie  von  Kälte  so  erstarrt  ankamen,  dass  sie  kaum 
xnehr  sprechen  konnten.    Doch  ward  ihnen  hier  aus  Rücksicht 
Äuf  die  Leute  des  Schlossherrn  von  Belcz  freundliche  und  vor- 
sorgliche Aufnahme  zu  Theil.  Aber  wegen  der  drohenden  Ge- 
Cahr  von    Seiten   der   plündernd    und   mordend    herumstreifen- 
den Truppen  Rakoczy's,    erhielten   sie   nur  mit   grosser  Mühe 
und  für   übermässige   Preise  Wagen   und    Pferde  zur  Weiter- 
reise.    Bereits    war   das    von  der  kaiserlichen  Hofkammer  er- 
lialtene  Reisegeld  erschöpft,   und  man   lebte   von  hundert  Du- 
caten,  welche  Marianovich  persönlich  vom  Hause  mitgenommen 
batte.  So  gelangten  sie  von  Skala,  unter  fortwährender  starker 
Bedeckung   von   zwanzig   bis  dreihundert  Mann   und   darüber, 
nach  siebentägiger  Reise  am  (12.)  22.  Februar  nach  dem  Schlosse 
Dubna.     Hier   fanden  sie  bei  der  Witwe  eines  Fürsten  Domi- 
^CU8  freundlichere   Aufnahme    als    sonst   irgendwo   in   Polen. 


396 

Dieselbe  stellte  ihnen  auch  Pferde  und  Wagen  bis  Knin, 
Teipkur,  Rakusna  und  Kusczia  zur  Verftigung.  Da  sie  sich 
hier  mit  Proviant  für  mehrere  Tage  versehen  roussten,  sahen 
sie  sich  genöthigt,  von  den  Armeniern  dieses  Ortes  tausend 
Gulden  zu  entlehnen. 

Auf  der  Weiterreise  durch  diese  verlassenen  Gegenden, 
wo  weit  und  breit  nichts  als  menschliche  Leichname  und  Ge- 
beine zu  erblicken,  und  die  Reisenden  den  grössten  Entbeh- 
rungen ausgesetzt  waren,  mussten  sie  einmal,  zusammen  zwei- 
hundertundftinf  Personen,  zwischen  Kerstus  und  Brussilova  bei 
der  grössten  Kälte  im  Freien  unter  einem  Baume  übernachten; 
bei  einem  angezündeten  Feuer  von  der  Bedeckung  bewacht 
In  zwei  Tagen  gelangten  sie  von  hier  nach  Bialacerkiev,  einer 
Hauptstadt  von  Russland.  Hier  mussten  sie  sich  neuerdings 
tausend  Gulden  borgen,  was  sich  auch,  nachdem  sie  am  25.  Fe- 
bruar Zenika  passirt  hatten,  in  Korsun  wiederholte.  In  Szo- 
bota,  wohin  sie  dann  nach  mehrtägiger  Reise  gelangten,  er- 
fuhren sie  zuerst,  dass  Chraielnicki  noch  lebe. 

Endlich  am  1.  März,  nach  einer  vierundvicrzigtägigen  Reise 
voll  Gefahren,  Leiden  und  Strapazen,  wie  nicht  leicht  je  eine 
kaiserliche  Gesandtschaft  zu  überstehen  hatte,  erreichten  sie 
ihr  Reiseziel,  Czehrin  (Cherlin),  die  Residenz  des  Kosaken- 
hetmans  Chmielnicki,  wo  ihnen  auf  Befehl  seines  Kanzlers 
Wiovski  in  einer  kleinen  Herberge  eine  Unterkunft  angewiesen 
wurde.  Am  zweiten  Tage  darauf  kam  der  genannte  Kanzler 
selbst  mit  einigen  Räthen,  sie  hier  zu  begrüssen,  und  Erz- 
bischof Parchevich  übergab  demselben  sein  Beglaubigungs- 
schreiben als  kaiserlicher  Gesandter. 

Chmielnicki  befand  sich  eben  in  dem  eine  Meile  entfernten 
Szobota,  wohin  ihm  der  Kanzler  die  Ankunft  des  Gesandten 
meldete,  der  dann  auch  am  sechsten  Tage  dorthin  zur  Audienz 
berufen  wurde.  Als  er  mit  seinen  Begleitern  dahin  fuhr,  kam 
ihnen  ein  Häuptling,  Namens  Kapuszta  mit  dreihundert  Kosaken 
entgegen  und  geleitete  sie  zur  Burg  des  Hetmans.  Dort  führte 
man  sie  zuerst  in  das  gewärmte  Zimmer  eines  Hauses,  wo  zwei 
Räthe  im  Namen  ihres  Herrn  sie  nochmals  begrüssten.  Dann 
fuhr  Parchevich  mit  seinem  Gefolge  auf  einem  mit  persischen 
Teppichen  geschmückten  Wagen  nach  dem  Schlosse,  wo  Sklo- 
petaren  Spalier  bildeten,  und  der  Kanzler  sie  zu  Chmielnicki 
führte.  Dieser,  durch  Krankheit  ans  Bett  gefesselt,  empfing  die 


397 

Gesandtschaft  liegend.     Parchevich,   selbst  seit  längerer   Zeit 
leidend;    begrüsste    den    kranken    Hetman    mit   einer   kurzen 
-Anrede   im  Namen   seines  Herrn,   des  römischen  Kaisers  Fer- 
dinand m.,   ^des   obersten  Fürsten   aller   Fürsten   der   ganzen 
Christenheit  vom  Aufgang  der  Sonne  bis  zum  Niedergang';  er 
lioffe,  dass  Gott,  der  die  Herzen  hervorragender  Männer,  wenn 
8ie  auch  getrennt  seien,    zuletzt   doch    zur  Vermehrung    seiner 
^hre   unlösbar  vereinige,    im   Uebermasse    seiner   Gnade    und 
Htfilde   bewirken   werde,   dass  der  Hetman  den  gnädigen  Gruss 
<le8    Kaisers   in    seinem    Herzen    festen    Grund    fassen    lassen 
"^erde;   so  überbringe  er  dem  Hetman  und  den  Käthen  dieses 
jrahmvoUen  Kriegerstaates  den  Gruss  des  Kaisers   und  eröffne 
ihnen  dessen  Vorschlag  zu  reiflicher  Erwägung.  *  Damit  über- 
Teichte  er  seine  Creditive  und  weiteren  Schriften.  Chmielnicki 
Icüsste  die  kaiserlichen  Briefe  und  nahm  das  Schreiben  ,Seiner 
geheiligten  Majestät,    des    ersten  Herrschers   der  Erde,    dessen 
IFüsse    er    (wie    er   sagte)    nicht   würdig   sei    zu   waschen,   ge- 
schweige zu  küssen',   ehrfurchtsvoll    entgegen.     Hierauf  folgte 
ein  glänzendes  Mahl,   bei   welchem    der  Hetman  mit   den  Ge- 
sandten   in    freundlichem    Gespräch    zu    Tische    sass    und    das 
^ohl  des  Kaisers  und  aller  Prinzen  seines  erlauchten  Hauses 
Ausbrachte,  worin  alle  Anwesenden  freudig  einstimmten. 

Nach    dem   Gastmahle    in    ihre   Herberge    zurückgeleitet, 
trafen   sie   die   Gesandten    mehrerer   anderer  Mächte,   nämlich 
je  zwei  von  Schweden,  von  Rakoczy,  vom  Sultan  und  von  den 
Tartaren,  je  drei  von  der  Moldau  und  von  der  Walachei.  Ein 
Gesandter   der  Königin   von    Polen,    welcher   bei   Parchevichs 
Ankunft  abgereist  war,    erschien  wieder  mit  einem  Gesandten 
^©8  Königs  von  Polen.     Gewiss    war  unter  diesem  zahlreichen 
diplomatischen   Corps   am  Hoflager   des   Kosakenhetmans   und 
^©i    den   verschiedenen  Bestrebungen,   welche    dessen    einzelne 
Mitglieder  geltend  zu  machen  suchten,  die  Aufgabe  des  kaiser- 
lichen Gesandten  keine  ganz  leichte.  Die  Erledigung  derselben 
^l*fuhr  daher  auch  eine   längere  Verzögerung.     Da  Parchevich 
-^trank  war,  verhandelte  inzwischen  Marianovich  wiederholt  mit 
^em  Kanzler  und  dem  Hetman  selbst.     Beide  erklärten,   ohne 
^ie  Zustimmung   der  Räthe    und    der  Befehlshaber,   keine   be- 
stimmte und  endgiltige  Antwort  geben  zu  können.  Chmielnicki 


»  BeU.  XXXVIII. 


398 

selbst  unterhandelte  mit  den  letzteren  eine  ganze  Woche  hin- 
durch sowohl  über  diese  politische  Angelegenheit,  als  auch  zu- 
gleich über  die  Wahl  seines  sechszehnjährigen  Sohnes  Geoi|; 
zu  seinem  Nachfolger.  Wirklich  wurde  dieser  gewählt  und  von 
allen  anerkannt;  welches  Ereigniss  durch  ein  dreitägiges  Fest 
mit  Musik  und  Eanonensalven  gefeiert  wurde. 

Als  diese  Festlichkeiten  vorüber  und  die  übrigen  Ge- 
sandten bereits  abgefertigt  waren^  bat  Marianovich  den  Kanzler, 
nun  auch  die  kaiserliche  Gesandtschaft  mit  einem  günstigen 
Beschlüsse  zu  entlassen.  Zwei  Tage  darauf  empöeng  ihn  der 
Hetman.  Derselbe  entschuldigte  sich  zunächst,  dass  er  sie  so 
lange  aufgehalten  habe  und  theilte  ihm  darauf  den  gefassten 
Beschluss  folgenden  Inhaltes  mit:  ,Sie  hätten  Seine  Majestät 
zum  Vermittler  und  Schiedsrichter  in  den  bestehenden  Streitig- 
keiten erwählt,  die  er  durch  seinen  Schiedsspruch  beendigen 
möge,  damit  nicht  weiter  Christenblut  vergossen  werde;  sie 
wollten  sich  seinem  Spruche  fügen;  und  gegen  denjenigen  Theil, 
der  denselben  nicht  anerkennen  wolle,  möge  Seine  Majestät 
im  Vereine  mit  dem  angegriffenen  Theile  strafend  einschreiten. 
In  Zukunft  wollten  sie  Seiner  Majestät  und  dem  österreichischen 
Hause  treu  dienen,  dessen  Freunde  und  Feinde  als  die  ihrigen 
betrachten  und  nöthigenfalls  gegen  Jedermann  einen  Zuzug 
von  ein-  bis  zweihunderttausend  Mann  leisten.  Durch  einen 
besonderen  Gesandten  würden  sie  Seine  Majestät  des  Näheren 
unterrichten.  Die  vierzigtausend  Kosaken,  welche  dem  Rakoczj 
zu  Hilfe  geschickt  worden  seien,  würden  sie  sofort  brieflich 
abberufend 

Diese  kehrten  auch  in  der  That  nach  Empfang  des 
Befehls  alsbald  zurück  mit  reicher  Beute  und  grossen  Schätzen 
beladen.  * 

Dass  inzwischen  Kaiser  Ferdinand  am  2.  April  1657  zu 
Wien  gestorben  war,  war  in  der  Ukraine  noch  nicht  bekannt  ge- 
worden, und  so  schrieb  Chmielnicki  noch  am  18.  April  1657  von 
Czehrin  (Czyhynju)  aus  an  denselben:  ,Mit  dem  Bestreben  Seiner 
Majestät,  den  Frieden  auf  dem  ganzen  christlichen  Erdkreis 
wieder  herzustellen,  und  dafür  alle  Kraft  und  Autorität  aufzu- 
bieten, sei  er  vollkommen  einverstanden.  Gleichzeitig  bezeuge 
er,    dass    es    der  kaiserliche  Gesandte  Peter  Parchevich  weder 

»  Beil.  XLIX. 


399 

an  Klugheit  und  Eifer^  noch  an  Befähigung  und  Verschwiegenheit 
habe  fehlen  lassen^  so  dass  er  demselben  in  Dankbarkeit  ver- 
banden bleibe  und  ihm  noch  jetzt  sein  ganzes  Wohlwollen  und 
Vertrauen  schenke.  Er  gelobe^  wenn  nur  sein  Haus  in  keiner 
Weise  darunter  Schaden  leide,  fortan  nur  den  liath  des  Kaisers 
befolgen,  nur  mit  seiner  Vermittlung  zufrieden  sein  zu  wollen. 
In  der  Ueberzeugung,  dass  der  Gesandte  alles  treu  ausein- 
andersetzen und  seine  Ergebenheit  und  Treue  bezeugen  werde, 
vertraue  er  demselben  alles  Uebrige,  was  in  diesem  Schreiben 
nicht  enthalten  sei,  mündlich  an^  * 

Dieses  Antwortschreiben  ward  am  28.  April  durch  den 
Kanzler  des  Hetmans  unter  artigen  Abschiedsworten  an  Par- 
chevich  in  seine  Herberge  überbracht.  ^  Da  der  Erzbischof 
dorch  andauernde  Krankheit  verhindert  war,  sich  persönlich 
beim  Hetman  zu  verabschieden,  musste  Marianovich  in  dessen 
and  seinem  eigenen  Namen  es  thun.  Bevor  derselbe  von 
Chmielnicki  entlassen  wurde,  Hess  dieser  seinen  (bereits  als 
Nachfolger  proclamierten)  Sohn  Georg  zu  sich  rufen,  und  legte 
ihm  in  Marianovichs  Gegenwart  ans  Herz,  den  Kaiser  künftighin 
ab  seinen  Beschützer  und  Vermittler  anzusehen  und  ihm  zu 
dienen,  da  er  ihm  in  jeder  Noth  beistehen  werde.  Vater  und 
Sohn  reichten  dem  Secretär  unter  Thränen  die  Hand  und 
wünschten  ihm  Segen  auf  die  Reise. 

Noch  am  selben  Tage  (28.  April)  um  4  Uhr  Nachmittags 
verliess  Parchevich  mit  seiner  Begleitung  nach  fast  zweimonat- 
lichem Aufenthalte  Czehrin.  Verhältnissmässig  gering  waren  die 
Aaslagen   gewesen,    welche   die  Gesandtschaft   während   dieser 
Zeit  hier   zu   bestreiten   gehabt   hatte.     Die   zwölf  Räthe    des 
Hetmans  waren  von  ihr  zwanzigmal  reichlich  bowirthet  worden, 
^as  jedesmal  nur  fünf  Gulden  zehn  Kreuzer  Alles  in  Allem  ge- 
kostet hatte.  Für  die  Bewirthung  der  sechsundzwanzig  Kriegs- 
'^Uptleute  der  Kosaken,  welche  wiederholt  einzeln  bei  ihr  vor- 
sprachen,   waren    hundertsechzig    Gulden    verausgabt   worden. 
Den  beiden  Ehrenwächtern,    die  ihr  während  der  ganzen  Zeit 
'^igegeben    waren,    gab    man    funfundvierzig    Gulden.     Unver- 
^ältnissmässig  grosse  Kosten   hatte   hingegen    eine  eigenthüm- 
^^he  Landessitte  verursacht.     Es  war  nämlich  in  der  Ukraine 


*  Beil.  XXXIX. 

*  Beü.  XLIX. 


400 

allgemeiner  Gebrauch^  zu  Ostern  sich  gegenseitig  mit  roth- 
gefärbten  Eiern  zu  beschenken;  jedem  Besucher  musste  ein 
solches  gegeben  werden,  oder  der  Besuchte  ward,  ohne  Rück- 
sicht auf  die  Stellung  seiner  Person,  mit  Koth  beworfen.  Da 
nun  1657  das  (griechische)  Osterfest  auf  den  (2G.  März)  5.  April 
fiel,  war  auch  Parchevich  genöthigt,  viele  rothe  Ostereier 
auszutheilen,  um  so  mehr,  als  sehr  Viele,  darunter  selbst  die 
Familie  Chmielnicki's,  ihn  besuchten,  um  solche  zu  erhalten. 
Diess  verursachte  ihm  eine  Ausgabe  von  hundert  Gulden. 

Mit  dem  Gefühl  eines  besseren  Erfolges,  als  irgend  eine 
seiner  früheren  Gesandtschaften  gehabt  hatte,  konnte  Parche- 
vich seine  Rückkehr  antreten,  und  noch  am  ersten  Tage  er- 
reichte er  mit  den  Gesandten  des  Königs  und  der  Königin 
von  Polen  Kapitanka.  *  Allein  die  letzteren  eilten  aus  Furcht 
vor  den  Kosaken  Tag  und  Nacht  vorwärts,  so  dass  auf  ihrer 
so  schnellen  Fahrt  acht  Pferde  zu  Grunde  giengen,  während 
Parchevich  durch  seine  Kränklichkeit  und  Schwäche  genöthigt 
war,  langsamer  zu  reisen.  So  konnte  man  den  weiteren  Weg 
nicht  zusammen  machen.  Am  11.  Mai  kam  Parchevich  nach 
BruBsilova, ''^  stets  von  einer  Bedeckung  begleitet,  deren  Stärke 
von  zwanzig  bis  hundert  Mann  wechselte,  und  für  welche 
täglich  vier  bis  fünfundvierzig  Gulden  gezahlt  werden  mussten, 
eine  Bezahlung,  die  nicht  immer  in  gleichem  Verhältuiss  zur 
Zahl  der  Mannschaft  stand.  Trotzdem  wären  sie  am  9.  Mai  bei 
Bialacerkiev  beinahe  von  kosakischen  Truppen  ermordet  worden; 
dieselben  drohten  mit  gezückten  Schwertern,  ihnen  die  Köpfe 
abzuschlagen,  und  diese  dem  Kaiser  von  Constantinopel,  Mo- 
hamed  IV.,  zu  senden.  ^  Es  blieb  den  Bedrohten  nichts  anderes 
übrig,  als  sich  mittelst  eines  grossen  Lösegeldes  freizukaufen, 
über  welches  jedoch  weder  Parchevich  noch  Marianovich  in 
ihren  Rechnungen  Genaueres  anführen. 


^  Für  diese  Streoke,  welche  die  Qesaudtschaft  jetzt  in  einigen  Stunden 
zurücklegte,  hatte  sie  auf  der  Hinreise  mehr  als  einen  Tag  gebraucht. 
Die  Verschiedenheit  der  Pferde,  der  StraH«enbe»chafl*enheit  und  der 
Tageslfinge  erklären  wohl  hinlänglich  diesen  grossen  Unterschied. 

'  Yermuthlich  war  Parchevichs  Gesundheitszustand  die  Ursache,  dass  auf 
der  Rückreise  vierzehn,  auf  der  Hinreise  nur  neun  Tage  für  den  Weg 
von  Czehrin  bis  Bmssiiova  gebraucht  wurden. 

3  BeU.  LH. 


401 

In    Brussilova    wurden    die    Reisenden    von    zweihundert 
Kosaken    eingeholt;    welche    unter   Vorweisung*    eines    Befehls 
ihres  Herrn^   laut  welchem  sie  auch  den  polnischen  Gesandten 
verhaften   sollten,    dieselben   gefangen    nahmen   und  nach  dem 
etwa  zwölf  Meilen  entfernten  Fastovia  zurückschleppten.  Schon 
bei  ihrer  Ankunft   daselbst   von  den  Bewohnern  schwer  miss- 
handelt;    wurden    die    kaiserlichen   Abgesandten   drei  Tage   in 
einem  schmutzigen   und    kalten   Hause   in   Haft   gehalten  und 
angewiesen^  weitere  Befehle  des  Hetmans  zu  erwarten.     Nach 
der  freundlichen   Aufnahme   und   Behandlung,    die   ihnen   von 
Seite  Chmielnicki's    zu  Theil    geworden   war,   musste   sie   ein 
solches  Verfahren  um  so  mehr  überraschen.    Am  dritten  Tage 
ward  es  Marianovich,    da  der  Erzbischof  gleichsam  als  Bürge 
zurückblieb,    erlaubt,    nach  Bialacerkiev  zu  dem  Häuptling  zu 
reisen,   der  den  Befehl   zu   ihrer  Verhaftung  empfangen  hatte, 
um  von  ihm  die  Ursaclio  dieses  Vorgehens  zu  erfahren.  *    Die 
Nachricht,    dass   Parchevichs  Krankheit   sich    bedenklich    ver- 
schlimmert  habe,    und    die    Besorgniss,    dass   in  Folge   dessen 
die  Gesandtschaftsacten    in  unrechte  Hände  gelangen  könnten, 
nöthigten  Marianovich,  schleunigst  zurückzukehren.  Als  er  aber 
den  Erzbischof  wohler  antraf,  begab  er  sich  nach  abermals  drei 
Tagen,   Tag   und  Nacht   reisend,    nach  Kiew    zu  des  Hetmans 
Kanzler,  Wiovski,  der  sich  ebendort  bei  einer  Hochzeit  befand. 
Von   Marianovich   um   die    Ursache   ihrer  Verhaftung  gefragt, 
war   der  Kanzler  sehr    erstaunt   und    erklärte  dieselbe  für  ein 
Missverständniss,    denn    der   Hetman  habe   die  Gesandten    des 
polnischen  Königspaares  verhaften  lassen  wollen,  weil  ihm  be- 
richtet worden  sei,    dass  in  Kiew  polnische  Soldaten  Kosaken 
ermordet   hätten,    und    dass  der  König  durch  einen  Gesandten 
die  Tartaren  gegen  die  Kosaken  habe  aufwiegeln  lassen.     Der 
Kanzler  gab    der   argwöhnisch    und    misstrauisch    gewordenen 
Gesandtschaft  sofort   die   Freiheit,    sowie   eine  Begleitung  von 
Commissären   und   Soldaten,    welche    sie    bei  der  weiteren  ge- 
fährlichen Reise  beschützen  sollten. 

Kaiser  Ferdinand  hatte  am  10.  März  Parchevichs  Bericht 
vom  8.  Februar  erhalten,*^  war  aber  wenige  Wochen  darauf 
nach   längerer   Kränklichkeit   am    2.  April   1657    plötzlich   ge- 


1  BeiL  XLIX. 

^  8.  Bescript  des  Kaisers  Leopold,  Beil.  XLil. 


402 

storben.  Kaum  hatte  sich  die  durch  diesen  Todesfall  veranlasste 
Bestürzung  einigermassen  gelegt,  so  Hess  Ferdinands  ÜL  jugend- 
licher Nachfolger,  ^  Kaiser  Leopold,  am  19.  Mai  ganz  im  Sinne 
seines  Vaters  dem  Parchevich  neue  Vollmachten  und  Instruc- 
tionen zur  Fortsetzung  der  Gesandtschaft  zustellen,^  mit  dem 
Wunsche,  weitere  Berichte  von  ihm  zu  erhalten.  ^  Diese  neuen 
Creditive  gelangten  in  Parchevichs  Hände,  als  derselbe  auf  der 
Rückreise  sich  bereits  in  Lemberg  befand.  Da  er  nun  bei 
seiner  Kränklichkeit  die  Reise  zu  Bogdan  Chmielnicki  nicht 
nochmals  zurücklegen  konnte,  überschickte  er  diesem  Ab- 
schriften jener  kaiserlichen  Schreiben  mit  einem  Briefe,  von 
dem  er  anderseits  am  1.  December  1657  eine  Copie  an  Kaiser 
Leopold  einsandte. 

Parchevich  und  seine  Begleitung  waren  nämlich,  nachdem 
sie  durch  den  Kanzler  Wiovski  in  Freiheit  gesetzt  worden  waren, 
von  Fastovia  nach  Brussilova  (wo  sie  früher  die  Kosaken  ver- 
haftet hatten)  zurückgekehrt.  Von  dort  aus  waren  sie  wieder 
fünfundsechzig  Meilen  weit  durch  verödete  Gegenden  gereist, 
wo  menschliche  Leichname  und  Gebeine  die  frühere  Anwesen- 
heit der  Tartaren  kennzeichneten.  Den  Fluss  Sutla  mussten 
sie,  da  Rakoczy's  Truppen  alle  Fähren  weggenommen  und  zer- 
stört hatten,  auf  Flössen  übersetzen,  zu  deren  Anfertigung  ihnen 
die  Bewohner  der  Gegend  behilflich  waren,  was  trotzdem  einen 
ganzen  Tag  Aufenthalt  verursachte.  Nach  weiteren  zwei  Tagen 
kamen  sie  glücklich  w^ieder  nach  Dubna,  wo  der  Erzbischof 
sich  einige  Zeit  (acht  bis  zehn  Tage)  ausruhen  musste.  Un- 
geachtet der  abermaligen  gastfreundlichen  Aufnahme  von  Seite 
der  Fürstin,"*  war  Parchevich  wegen  Mangels  an  guten  Aerzten 
doch  gezwungen,  seine  Abreise  nach  Lemberg  zu  beschleunigen, 
wo  er  endlich  am  11.  Juni  schwer  krank  ankam.  Hier  begab 
er  sich  in  ein  Dominikanerkloster,  wo  ihm  ärztliche  Pflege  zu 
Theil  wurde.  Marianovich  blieb  noch  neun  Tage  bei  ihm  und 
reiste  dann,  nachdem  er  vom  polnischen  General  Potocki  einen 
Reisepass  erhalten  hatte,  anstatt  des  erkrankten  Gesandten,  am 
20.  Juni  zum  Könige  von  Polen. 


1  Leopold   war   geboren   9.   .Juni   1640,   also   bei   seines  Vaters  Tode  noch 

nicht  ganz  siebeuzehn  Jahre  alt. 
»  Beil.  XL,  XLI,  XLII,  XLIU. 
8  Beil.  XLII. 
*  Vgl.  oben  p.  395,  396. 


403 

Mittlerweile  war  die  Nachricht  nach  Wien  gekommen, 
dau  Bogdan  Chmielnicki  gestorben  und  sein  Sohn  Georg  ihm 
als  Hetman  gefolgt  sei.  *  In  Folge  dessen  fertigte  Kaiser  Leopold 
abermals  am  4.  Juni  1657  Creditive,  Vollmachten  und  Instruc- 
tionen ftir  Parchevich  als  Gesandten  beim  jungen  Chmielnicki 
au8,^  von  denen  sich  jedoch  nicht  sagen  lässt,  ob  sie  über- 
haupt jemals  und  wann  sie  an  Parchevich  gelangt  sind.  Diess 
iBt  übrigens  keinesfalls  von  Bedeutung  gewesen,  da  die  Lage 
Polens  in  Folge  der  damaligen  Entwickelung  der  politischen 
Verhältnisse  und  Ereignisse,  wie  der  Niederlagen  Rakoczy's 
und  des  Ausbruches  des  dänisch-schwedischen  Krieges  sich  be- 
deutend besser  gestaltete. 

Sobald  sein  Gesundheitszustand  es  gestattete,  schrieb 
Parchevich  an  den  Kaiser  Leopold  (30.  Juni  1657):  Ohne  seine 
Schuld  sei  er  seit  dem  8.  Februar  nicht  in  der  Lage  gewesen, 
einen  weiteren  Gesandtschaftsbericht  einzusenden;  seitdem  er 
«uerst  polnisches  Gebiet  betreten  habe,  sei  er,  durch  die  Streif- 
zöge  der  Ungarn,  Kosaken,  Moskowiter  und  Walachen  ge- 
fiihrdet  und  persönlich  wiederholt  Lebensgefahren  ausgesetzt, 
ausser  Stande  gewesen,  einen  Brief  abzusenden;  nur  dem  Bei- 
stände Gottes  danke  er  es,  dass  er  glücklich  in  der  Ukraine 
angekommen;  was  er  dort  erduldet,  werde  Marianovich,  der 
Öeföhrte  seiner  Leiden,  dem  Kaiser  berichten;  dort  aber,  wo  er 
gegen  seinen  Willen  durch  drei  Monate  ^  aufgehalten  worden, 
habe  es  vollends  ausser  dem  Bereiche  der  Möglichkeit  gelegen, 
einen  Bericht  abgehen  zu  lassen,  da  der  Hetman  zwar  seinen 
Worten  nach,  aber  nicht  in  Wirklichkeit  bereit  gewesen  sei, 
eben  solchen  zu  übersenden;  er  bitte  den  Kaiser,  den  Mit- 
teilungen seines  Secretärs  Marianovich  über  seine  Bemühungen 
^^  Interesse  des  Kaisers  und  Polens  und  über  den  Erfolg 
*®üier  Gesandtschaft  bei  jenem  wilden  und  siegesstolzen  Bären 


X)h  Parcheyich  in  seinem  Berichte  vom  8.  Februar  das  Gerücht  vom  Tode 
•^ogdan  Chmieinicki's  erwähnt  hatte,  seither  aber  von  jenem  keine  weitere 
Nachricht  eingelaufen  war,  so  hatte  oflfenbar  die  Wahl  Georgs  zum  Nach- 
folger seines  Vaters  (s.  oben  p.  398)  Anlass  zu  diesem  neuen  Gerüchte 
gegeben,  das  jedoch  auch  diessmal  falsch  war,  denn  Bogdan  Chmielnicki 
^tarb  erst  am  16.  August  1657. 
^^eil.  XLIV,  XLV,  XLVI. 

-Parchevich  irrt  sich,  wohl  in  Folge  seines  Leidens;   es   waren  nur  zwei 
^lonate.  Schlimmer  irrt  sich  Marianovich,  p.  408,  Anm.  2. 
^cWt.  ßd.  LIX.  II.  Il&Ifie.  27 


4(4 

vollen  Glauben  lu  schenken;  er  bedauere,  in  Folge  seiner 
schweren  Krankheit  nicht  personlich  dem  Kaiser  Bericht  erstattea 
EU  können  und  die  weitere  Ausfuhrung  der  ihm  übertragenan 
Mission  bis  mur  Herstellung  seiner  Gesundheit  TenchidMo  n 
müssen,  doch  iweif le  er  nichts  dass  der  Kosakenhctman  nach 
Empfang  der  ihm  lugeschickten  Creditive  des  Kaisers,  seinem 
früheren  Versprechen  gemäss,  ein  Schreiben  mit  der  Zu- 
sicherui^t  seiner  Anhangüchkeit  an  das  erlauchte  Hans  Oesta^ 
nfiich  einsenden  werde,  wosu  er  dem  Kaiser  alles  Gümk 
wuns^che  * 

Marianorich  befand  sich  onterdessen  asif  der  Reise  am 
Koiiiig  Johann  Casimir  von  Polen.  Gleich  am  Tage  seiner  Ah- 
n(!W  V\>A  loHuberg  war  er  auf  ein  starkes  Ile&r  v^>il  Tartarea 
t^it^^s^sea^  wviche  des  Poles  :s«^a  Rakv^xr  la  Ililie  kaaea.^ 
XacUem  er  dn»  Ta^  ;uhi  rwct  Nach»-  mis  diesem  gemgea 
war«  kam  er  mi^Nr  grvtsseci  MuLsaka  aack  weisei«»  zwdf 
Ta^>»  £3LBi  Koa^«  der  mis  seiaem  ieisfisckes.  Heietit  mkM 
wvts  TV«  Krakrti^t  ^caad.  Ilk^b«^£  Ltse  :»-  rar  iae  i^-cfc^  Be- 
«£eciL;ui^    ^ae   A:&SiLiä:e    T^.^a    ci>*iLia^yrs   G^tliäeiL.     Vier  Tage 

ij^Hüsoes    ^utiurt  v-ii3tir    ^kjjj-    htm   IlKca*.**^mij^iL    i«öir   aok 
?«fijiCsmi:Cia.    .kajie!K^c'Jva«r     v-*sicUi.ttctiOjr    mssvw^^^tfL^ '      V«#« 
S^r:i^.;ia.  iot^  Je*£>J  :5u:a  ^itiunuxM^'Kü^   un   iur  :V:iiiär  «n»»  Cfö^ 


i^u  v\rr. 


boffite.  ^     Da   diese  Hoffnung   sich  jedoch  nicht  erfüllte,  ^  blieb 

er  (mit  sechs  Pferden  und  ebensoviel  Dienern)  nur  wenige  Tf^e 

io  Wien  in  einer  Herberge  und  reiste  alsbald  zum  Kaiser  nach 

Prag,  wo  er  am  5.  August  1657  mit  zwei  Dienern  eintraf.   In 

Prag  blieb   er   volle  drei  Monate  und  fasste,    vermuthlich  auf 

Grand  seiner  auf  der  Reise  geschriebenen  Notizen,    unter  den 

Augen    des    Kaisers    und    des    Erzherzogs    Leopold    Wilhelm 

seine  Relation  ab.     Er   erhielt   vom   Kaiser   den  Befehl,    seine 

Diener   und   Pferde   nicht   zu   entlassen,    weil    er  noch    einmal 

nach  Lemberg   zurückkehren    müsse,    um  den  Erzbischof  Par- 

chevich  abzuholen.  Im  November  unternahm  Marianovich  noch 

eine  Reise    nach  Wien    und    zurück,    zu  der  er  dreizehn  Tage 

brauchte^    und   blieb   dann  noch  sechs  Wochen,    also   etwa  bis 

^egen  Ende  December,  in  Prag. 

Nachdem    Parchevich    sich    einigermassen    erholt    hatte. 
Borgte  er  in  Lemberg  für  die  Regelung   seiner  Geldangelegen- 
heiten.  Durch  Marianovich,  der  einige  Lemberger  Armenier  von 
Constantinopel  her  persönlich  kannte,  gelang  es  ihm,  die  früher 
an  verschiedenen  Orten  bei  andern  Armeniern  gemachten  An- 
leiten in  eine  einzige  Schuldsumme  von  sechstausend  Gulden  zu 
Vereinigen  und  am  3.  October  1657  nahm  er  von  den  ersteren 
noch    1536  Gulden    zur   Deckung  der  Ausgaben,    welche    ihm 
sein   Aufenthalt   in    Lemberg   und    seine    bevorstehende   Reise 
Verursachten,  zu  leihen.  Parchevich  versprach  den  armenischen 
Kaufleuten,    das  Darlehen  möglichst  bald  zurückzuzahlen  und 
^hnen  bei  seinem  König  und  Herrn  ein  Privilegium  oder  sonst 
eine  Gnade  in  Handelsangelegenheiten  zu  erwirken.  Bürgschaft 
leisteten  der  Prior  des  Dominikanerklosters,  Felician  Fossa,  der 
Apostolische  Provinzial  von  Russland,  Pater  Anton  Hara,  und  der 
Secretär  und  Arzt  des  Königs  von  Polen,  Martin  Ancheusky.^ 
Imh  November    reiste    der    Erzbischof  endlich    nach   Prag    ab, 


*  Als  den  Tag  seiner  Ankunft  in  Wien  gibt  ein  Bericht  den  16.  Juli,  ein 
anderer  den  23.  JuU  an.  Ueberhaupt  weichen  Marianovichs  Angaben  Über 
die  Tage  und  über  die  Ortsentfemungen  öfter  von  einander  ab,  wahr- 
•cbeinUch,  weil  sie  nicht  sofort,  sondern  erst  nachträglich  aus  der  Er- 
innerung aufgezeichnet  wurden.  Auch  mag  die  Verschiedenheit  des  Ka- 
lenders und  der  üblichen  Wegmasse  ihn  bisweilen  verwirrt  haben. 
Leopold  war  am  16.  Juli  nach  Prag  abgereist  und  am  27.  Juli  dort  ein- 
CTctroffen. 

Lvra. 

27* 


406 

wohin  ihm  ein  Dominikaner  und  ein  Armenier  zur  Begleitung 
mitgegeben  wurden^  die  er  auf  der  ganzen  Reise  und  während 
seines  Aufenthaltes  in  Prag  und  Wien  verköstigen  musste. 

Am  25.  December  1657  befand  sich  Parchevich  bereits  in 
Wien,  ^  wo  er  sich  anfangs  in  einer  Herbei^e,  dann  in  einem 
ihm  vom  Hofmarschallamte  angewiesenen  Quartier  bis  auf 
Weiteres  aufhielt.^ 

Am  Ende  des  Jahres  1657  oder  im  Anfang  des  Jahres 
1658  reichte  Marianovich  zwei  Rechnungen  mit  detaillirter  An- 
gabe der  Reisekosten  bei  der  Hofkammer  ein,*^  welche  der 
genaueren  Untersuchung  allerdings  manche  schwache  Seite 
bieten,  und  deren  Begleichung  dem  Erzbischof  noch  Jahre  lang 
unangenehme  Schwierigkeiten  bereitete,  als  hässliches  Nachspid 
zu  dieser  seiner  ehrenvollen  diplomatischen  Thätigkeit  mit  allen 
ihren  Aufopferungen,  Mühen,  Leiden  und  Gefahren. 


IV. 
Peter  Parcherichs  Aufenthalt  in  Oesterreich. 

(1658—1668.) 

1. 

Verhandlungen  wegen  der  Kosten  der  Gtosandtschaftsreise  sa 

Chmielnicki. 

Es  ist  schwer  b^reiflich,  wie  Erzbischof  Parchevich  es 
wagen  konnte,  mit  so  geringen  finanziellen  Mitteln  eine  so  weite 
und  beschwerliche  Reise  anzutreten.  Hatte  er  doch  von  den 
von  der  Hofkammer  empfangenen  1500  Gulden  noch  in  Wien 
fiir  besondere  Einkäufe  von  Reiseausstattung,  Kleidung  und  Ge- 
schenken 1266  Gulden  ausgeben  müssen,  so  dass  ihm  kaum 
240  Gulden  als  Reisfeld  baar  übrig  blieben.  Einen  Charakter 
wie  Parchevich  konnte  diess  allerdings  nicht  abschrecken, 
aber    der  Erzbischof  war   auf  dem    finanziellen   Gebiete   doch 


^  Beil.  LH. 

5  Beil.  LIII,  UV. 

»  Beil.  L,  LI. 


wohl  etwas  zu  unerfahren  und  arglos.  Bisher  hatte  er  seine 
grossen  Gesandtschaftsreisen  als  einfacher  Priester  gemacht^ 
während  er  diessmal  als  kaiserlicher  Gesandter  mit  einer 
grösseren  Begleitung  zu  reisen  hatte,  noch  dazu  durch  weite, 
von  feindlichen  Heeren  verwüstete,  von  halb  barbarischen  Streif- 
corps gefährdete  Gegenden.  Bei  seiner  völligen  Selbstlosigkeit 
and  Uneigennützigkeit  hatte  er  wohl  kaum  eine  rechte  Vor- 
stellong  von  der  nothwendigen  Controle  und  dem  nur  zu 
leicht  entstehenden  Misstrauen  Anderer  in  Bezug  auf  Geld- 
aDgel^^nheiten.  Jedenfalls  hatte  er  keine  Ahnung  von  den 
Unannehmlichkeiten,  welche  ihm  aus  seinem  Diensteifer  und 
seinem  kühnen  Entschlüsse  in  dieser  Hinsicht  erwachsen 
würden. 

Parchevich  selbst  hatte  kein  Vermögen.   Die  Besitzungen 
seiner  Familie   waren   in   den   Händen   der   Türken   und   sein 
Erzbisthum  Martianopolis  in  partibus  infidelium  brachte   keine 
Einkünfte.    Anders  stand  es  mit  seinem  Secretär  Marianovich; 
dieser  besass   ein   Haus   in  Wien   und   hatte  von   der  kaiser- 
lichen Regierung  für  seine  Stellung  als  Procurator  von  Bosnien 
und  türkischer  Dolmetsch  einen  festen  Gehalt  von  sechshundert 
Gulden  jährlich;  überhaupt  muss  er  wohlhabend  gewesen  sein, 
d«  er  aus  seinem  eigenen  Vermögen  der  Gesandtschaft  einmal 
^it  hundert   Ducaten  '   und   ein   ander  Mal   mit  2800   Gulden 
aushelfen   konnte.     So   uneigennützig   wie   Parchevich    war    er 
freilich  nicht,  denn  die  Gelegenheit  seiner  Sendung  zum  König 
'^on  Polen,   bei    welcher   er   unabhängig   von  dem  in  Lemberg 
ti^k  zurückgebliebenen  Erzbischof  auftreten  konnte,   suchte 
^t:  sofort,  wie  oben  erzählt  wurde,  auch  in  seinem  eigenen  In- 
^Gresse  auszubeuten.   Und  Parchevich  mag  bei  seiner  vielfachen 
-K^ränklichkeit  auf  der  Reise  oft  nicht  im  Stande  gewesen  sein, 
ie  Rechnungsführung  seines  Secretärs  zu  überwachen.  So  wird 
erklärlich,   dass  in  den  Berechnungen  der  Reisekosten  sich 
•Differenzen  fanden,  welche,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  höchst 
^^'lÄngenehme  Erörterungen  veranlassten. 

Sämmtliche  Mittel,   mit   welchen   Parchevich   die   Kosten 
d©r  Gesandtschaft  decken  musste,  bestanden  in  Folgendem: 


'  Dass  der  Ausdruck  ^aureus*  iu  Beil.  XLIX  den  Ducaten  zu  3  fl.  be- 
deutet, ergibt  sich  aus  der  Specialrechnung,  Beil.  LI.  VgL  auch  L.  Ernst : 
]*lorenus  monetae  Alemanae,  Wien  1874. 


408 

von  der  Hofkammer  erhalten  1000  Thaler  ....  1500  ft. 

von  den  Armeniern  unterwegs  entlehnt 7536  ^ 

von  Marianovich  vorgestreckt  100  Ducaten ....  300  ^ 

dessgleichen 2800  ^ 

Zusammen  .  12136  fl. 

Die  Gesammtkosten  der  Reise  betrugen: 

für  Reiseeinkäufe  in  Wien : 
Kleidung  und  Ausstattung 

Geschenke 

Waffen 


609  fl. 
420  „ 
100  „ 

17  gr. 

5    » 
14    „ 

135  „ 

5    „ 

in  Ungarn: 
drei  Wagen  und  Geschirr 

"1266  fl.     1  gr.     1266  fl.     1    gr- 

für  die  Hinreise  bis  Czehrin: 
Zehrung  (15  Personen  in  43 

Tagen)  * 325  fl.     9  gr. 

Pferde  und  Kutscher  .  .  .  774  „  7  „ 
Bedeckung  und  Pferde  .  .  786  „  10  „ 
Bedeckung  ohne  Pferde    .     .     1078   „   —    „ 


2964  fl.     6  gr.     2964  „     & 

für  den  Aufenthalt  in  Czehrin: 
in  59  Tagend 1021  fl.  19  gr.     1021    „    19 

für  die  Rückreise  bis  Lemberg: 
Zehrung  3 562  fl.  18  gr. 


^  Die  Tageskosten  der  Zehrung  wechselten  von  2  fl.  10  gr.  bis  11  fl.  4-    ^' 
diejenigen   für  Wagen   und   Pferde   von   3  fl.   bis  100  fl.,    diejenigen      ^ 
militfirischen  Bedeckung  von  7  fl.  bis  305  fl. ;  die  Stärke  der  Bedeck  •^^ 
(durch  etwa  2ö  Tage)  wechselte  von  20—300  Manu. 

^  Hierbei    ist    eingeschlossen    die   Summe   von   93   fl.   für  Aerzte    und      "^ 
450   fl.    als   Ankaufspreis   von    6  Pferden   zur  Rückreise.  —  Auffalle«^  ^ 
Weise  wird  in  der  grossen  Reiserechnung  (Beil.  LI.)  die  Dauer  des  ^• 
enthaltes  in  Czehrin  mit  drei  Monaten  und  fünf  Tagen  augegeben,  wÄhr^ 
derselbe  sich  doch  nur  vom  1.  März  bis  28.  April  erstreckte. 

3  Die    täglichen  Kosten,    einschliesslich    der  Erhaltung    der    für  die  R«^  ^ 
angekauften  Pferde,   wechseln  von  3   fl.    10  gr.   bis    14   fl.    10  gr.;    ^^ 
jenigen    für   Bedeckung  von   5   fl.    bis   350   fl. ;    die  Zahl  der  Bedeckt^  ^ 
wechselte    von    20 — 250    Mann.     Während    ihres    fünfundvierzigtägl( 
Arrestes  in  Fastovia   betrugen   die   Zehrungskosten   260  fl.     Der    du 
Parchevichs  Krankheit  veranlasste   zehntägige  Aufenthalt  in  Dubna 
stete  (einschliesslich  der  Aerzte)  120  fl. 


409 

Bedeckung  < 1383  fl.  14  gr. 

Verschiedenes  (Arznei  für  Par- 
chevich  28  ü.j  an  die  sie  ar- 
retierenden Kosaken  333  fl.^ 
Uebergang  über  die  Sutla 
30  fl.) 391    „    —    ^ 

2337  fl.  12  gr.     2337  fl.  12  gi-. 
für  Marianovichs  Reise  nach 

Krakau 636   „    —    „         636  „    —    „ 

für  Parchevichs  Aufenthalt  in 

Lemberg     und     Rückkehr 

nach  Wien 1536  „    —    „      1536   „    —    „ 

für  Marianovichs  und  seiner 

Pferde  und  Diener  Kosten 

in  Wien  und  Prag  2  .     .     .     2800   „    —    „      2800  „   —    „ 

Zusammen  .  12561  fl.  18  gr. 
Im  Allgemeinen  wird  wohl  Niemand  die  hier  angegebenen 
Kosten  einer  so  weiten  und  beschwerlichen,  fast  fünf  Monate 
dauernden  Reise  eines  kaiserlichen  Gesandten  mit  seiner  Be- 
gleitung übei-trieben  finden.  Die  Zehrungskosten  erscheinen 
wirklich  gering,  die  Transportkosten  massig  und  nur  die  Aus- 
lagen für  die  militärische  Bedeckung  sind  bedeutend.  Diese 
übersteigen  die  Summe  von  dreitausend  Qulden  und  betragen 
nach  Parchevichs  eigener  Berechnung  etwa  ein  Dritttheil  der 
Gesammtkosten.  Allein  die  Kriegslage  der  zu  durchreisenden 
Länder  machte  diese  Ausgabe  unumgänglich  nöthig  und  da 
ein  solches  Geleite  nicht  nach  einem  bestimmten  Tarif  zu 
haben  war,  so  musste  man  es  eben  dingen,  so  gut  man  konnte, 
wenn  man  überhaupt  das  beabsichtigte  Ziel  erreichen  wollte. 
Dagegen  erscheinen  andere  Angaben  und  Stellen  dieser 
Hauptrechnung  allerdings  befremdend.  So  zum  Beispiel  die 
darin  gelegentlich  vorkommende  Erwähnung,  dass  die  an  Chmiel- 
nicki  und  an  dessen  Familie  gemachten  Geschenke  einen  Werth 


*  Hier  sind  die  Kosteu  der  vuu  Mariauovich  behufs  Befreiung  der  arretierten 
Gesandtschaft  unternommenen  Reise  im  Betrage  von  660  fl.  mit  eingerechnet. 

2  Diess  umfasst  einen  Zeitraum  von  fast  fünf  Monaten  (genau  vom  23.  Juli 
bis  25.  Decembür),  sowie  die  Kosten  einer  Zwischenreise  Marianovichs 
von  Prag  nach  Wien  und  zurück  (vgl.  nachher).  Marianovich  gibt  zu- 
gleich an,  die  ganze  Summe  von  2800  fl.  aus  seinem  eigenen  Vermögen 
bestritten  zu  haben. 


410 

von  gegen  dreitausend  Gulden  gehabt  hätten,  während  dieser 
der  Gesandtschaft  bei  ihrer  Abreise  ein  Reisegeschenk  von  niur 
siebenundzwanzig  Gulden  gemacht  habe.  Die  unrichtige  Zeit- 
angabe über  die  Dauer  des  Aufenthaltes  in  Czehrin  ist  schon 
bemerkt  worden.  Die  letzte  Ausgabenpost  von  2800  tL  lässt 
sich  aber  mit  der  darüber  vorhandenen  Specialrechnung,  von 
welcher  gleich  weiter  die  Rede  sein  wird,  durchaus  nicht  in 
Einklang  bringen  und  ebensowenig  die  von  Marianovich  ge- 
zogene Hauptsumme  der  Ausgaben  von  12.640  fi.  10  gr.  mit 
der  Angabe  Parchevichs,  der  dieselbe  mit  10.334  fl.  beziffert^ 
Dass  ausserdem  zwischen  Marianovichs  und  der  von  uns  oben 
berechneten  Summe  sich  eine  Differenz  von  78  fl.  12  gr.  ergibt, 
mag  auf  Rechnungsfehlern  beruhen,  die  aber  bei  einer  solchen 
Gelegenheit  nicht  vorkommen  sollten. 

Ausser   dieser  Hauptrechnung   hatte,    wie    oben    erwähnt, 
Marianovich    schon    vorher    eine    zweite    specielle    Rechnung 
über  die  Kosten  seiner  Reise  von  Wien  nach  Prag  im  Betrage 
von  1397  fl.  2  gr.*-^  eingereicht,  nämlich: 
für  seine  inzwischen  in  Wien  zurückbleibenden 

6  Pferde  (während  fast  6  Monaten)    .     .     .       468  fl.    2  gr. 
für  seine  daselbst  zurückbleibenden  6  Diener 

(während  der  gleichen  Zeit) 468   „    —   „ 

für  seine  Reise  nach  Prag  mit  2  Dienern .  .  58  »  —  n 
für  seinen  dreimonatlichen  Aufenthalt  in  Prag  234  „  —  ^ 
für  seine  kurze  Reise  von  Prag  nach  Wien  und 

zurück,  und  für  den  darauffolgenden  weiteren 

sechswöchentlichen  Aufenthalt  in  Prag    .     .       147    ^    —    „ 

Zusammen     .     1375  fl.     2  gr. 

Da  Marianovich  die  Kosten  mit  1397  fl.  2  gr.  angibt,  so 

stellt    sich   auch    hier   ein    Additionsfchler   von   22   fl.    heraus. 

Ueberdiess  hatte  Marianovich  in  Prag,  noch  vor  Ankunft  Par- 

chevichs  daselbst  bereits  150  fl.  erhalten.^ 

Nach  Vorlegung  dieser  beiden  Rechnungen  begannen  die 
Verhandlungen  wegen  der  Bezahlung  derselben,  die  schon  in 
Prag  vergeblich  gepflogen  worden  waren,  von  Neuem  in  Frank- 
furt am    Main,    wohin   Kaiser   Leopold    zu    seiner    Wahl   und 


1  Beil.  LH. 

2  Beil.  L. 

3  Beil.  LIV. 


ErÖDUBg   als  Kaiser   sich   am  1.  Februar  1658   von  Prag   aus 
begeben  hatte. 

Zunächst   wandte   sich  Parchevich  mit   der  Bitte  an  den 
Kaiser,^    die  Bezahlung   seiner   bei   den  Armeniern  gemachten 
Anleihe  von  7536  Qulden  zu  veranlassen,  damit  die  Zinsen  nicht 
immer  mehr  anwüchsen  und  die  Dominikaner,  die  für  ihn  gut- 
gestanden, sich  nicht  länger  ängstigen  mögen.  Ausserdem  müsse 
er  den  Dominikanerpater   und    den  Armenier,    welche  ihn  be- 
gleiteten,  fort  und   fort  verköstigen.     So  bitte  er  den  Kaiser, 
die  Ehre  seines  Gesandten  zu  rotten,  damit  nicht  einem  solchen 
in  Zukunft  alle  Hilfe  vorenthalten  werde.   Sie  hätten  sich  von 
den  Kosaken  durch  Lös^eld  freikaufen  müssen.  Er  habe  dem 
Hetman  Chmielnicki   den   Kaiser   als   den    obersten   Herrscher 
aller  Herrscher  dargestellt  und  hoffe,  dass  man  ihm  Verlegen- 
heiten ersparen  werde.  Nach  Bogdan  Chmielnicki's  Tode  ^  seien 
die  neuen  Schreiben    des   Kaisers    nach  der  Meldung  des  von 
Czehrin  zurückgekehrten  Couriers,  durch  den  er  Kaiser  Leopolds 
neue  Creditive  von  I^emberg  an  Bogdan  Chmielnicki  gesendet 
habe,  von  dem  Kanzler  und  Vormund  des  gegenwärtigen  Het- 
naans,  Georg  Chmielnicki,  empfangen  worden  und  würden  sorg- 
ftiltig  aufbewahrt.  Schliesslich  bitte  er  Gott  um  Leopolds  baldige 
Kaiserkrönung. 

Der  Kaiser  ertheilte  wiederholt  den  Befehl,  des  Erzbischofs 
Schulden  bei  den  Armeniern  zu  bezahlen,  allein  die  Hof  kammer 
am  dieser  Ordre  nicht  nach,  sondern  suchte  mit  Parchevich 
Abkommen  zu  treffen.  Hierüber  beklagte  sich  dieser  beim 
iser  in  einem  Briefe  vom  9.  März  1658.^  Er  wisse  nicht 
ehr,  wen  er  als  seinen  Herrn  ansehen  solle,  da  er  so  Viele 
^eren  sehe.  Die  Gesandtschaft  sei  ihm  vom  Kaiser,  nicht 
on  der  Kammer  aufgetragen  worden.  Er  erkenne  als  Gebieter 
«ch  dem  Papste  nur  den  Kaiser  an,  nicht  den  Herrn  Putz, 
elcher  mit  ihm  wie  mit  einem  Krämer  feilsche.  Fortwährend 
erde  er  von  seinen  Gläubigern  bestürmt,  die  er  seit  so  vielen 
^<Ioiiaten  mit  so  grossen  Kosten  erhalten  müsse,  so  dass  er  in 
^er  Herberge  täglich  zwei  Ducaten  (=  6  Gulden)  zu  zahlen 
^abe.    Er   selbst  besitze   keine  Mittel   und    keine  einträgliche 


*  BeiL  LU. 

^   Bof^dan  Chmelnicki  war  am  (16.)  26.  August  1657  gestorben. 

'  Bca.  LIII. 


— iQ«i*?.     v.ivnn   er  diese  bestreiten  könne.     Für  seine  Person 

lUäur'i'.üv      r    ja    ohu»?hin    nichts.     Nach    dem  Wunsche  des 

u.-*-i'^    :;iu»r  "V  iich  in  Wion  durch  einen  Courier  ein  Quartier 

^jf.iii'i!    -isatn  wollen,  allein  man  be^ej^no  ihm  und  den  kaiser- 

•tui     'I  ro  11  IL- 11  mit  Missachtunjc  und  Spott. 

■i-.-^r.u  rvichie  die  Hot'kammer   einen    eingehenden  Be- 

ML    ^ii     .Ml    ivaiser   oiuJ    welcher  die  Sache    so  darstellt,  als 

■,.     '  »i-iievicii    ?*icli   selbst  sehr  dringend  für  diese    Sendung 

^  ^...'üLii     .iKi     il:>    wan-    ihm    diese   nur   desslialb   übertragen 

...  .i.      ^'u      r    'lie    Sprache    der    Kosaken    gekannt,-    und 

:!.:*^-    licisc    ohnehin    nicht   weit   von    seinem   Wege 

-u;;;iitvu     ib^ezogen    habe.'*     Die    Forderung    des    Par- 

.  i.».ai'.     ^icli     auf    10.3.->4    Gidden,    wovon     die    ihm 

\  K  ii    licgcbcnc    Summe    von    1500   Oulden    abzu- 

.  ,.     '.\u  den  verbleibenden  8834    Gulden  seien  noch 

...  .1      I     Vbrechnuntf   zu    bringen,    welche    Marianovich 

.^      ^!i      -i    Parchevichs  Ankunft    crlialtcn    habe-,   somit 

\.  >w  ^i>N-l  Gulden.     Auf  den  Wunsch  Seiner  Ma- 

"Iki cinkoiinnen  getroffen  werde,  habe  man  mit 

.«i.iiiiiclt,    und  zwar  unter  Zuziehung  des  imga- 

I  >ii*ser  habe,    wie  Seiner  Majestät  bekannt 

•iHK>  Gulden  an  die  Armenier  als  nicht  ge- 

•.  .iiisiandrl  und  beantragt,  bloss  500  Ducaten 

;.vi  .uich  diese  nur  für  den  Fall  auszuzahlen, 

.,.  ...w:    \kh  Krzbischof  Parclu;vich  nicht   weiter  zu 

.     ..wiudrn  gedenke.  lu  Prag  sei  vor  der  Ab- 

{■%,    ...II    Ali    »'udgiltiger  Beschluss  hierüber  nicht 

::i.»i\\iili'ii  habe  man  dem  Parchevich  zur  Kück- 

*;ildi'u  gegeben  und  auf  Befehl  des  Kaisers 

MM   /M  erzielen  versuclit.   Die  Anweisung 

.ii.M'lbeu  sei  seither  bereits  erfolgt.  Uebcr 

iM'.ibii^er    habe    man    neuerdings    mit  dem 

k   .    iu   il.iinal.s  gewiss  nicht  bäutigt'   Keuutiiiss  der 
..  W  -kIi  iiiul  die  Jieluhuuug  Parchevichs  nur  babt* 

X.  ;':n»st    ilii-  (ics;iii<U8chat'tsreisc    iles    Parchevich 
v..kini  Sri  rs  aus  Mantrol  aii  geographischeu 

v:  V  :i.i\-i(i;;iiiig  (icr  boabtüicliti^teii  Zahliiiigsabzii^ 
;.».    .i.:L,)>.>li,ini8cbor  Kaisz  in  dii*  \Vallacbey'(!). 
k.....l\  Ki/.biücbof  von  KuIoc!«a. 


>  N. 


'     li 


I    I 


413 

oflgarischen  Kanzler  verhandelt  und  von   diesem   die  Antwort 

erhalten:  er  habe  schon  in  Prag  gerathen,  sich  mit  einem  billigen 

Ausgleich  zufrieden  zu  geben,  womit  auch  Parchevich,  nicht  aber 

Hirianovich  einverstanden  gewesen;   sein  Gutachten  gehe  von 

Neuem  dahin,  dass  man  Parchevich  und  Marianovich  zusammen 

mit  1000  Ducaten  (=  3000  Gulden)  abfertige,  ausser  es  wäre  der 

Fall,  dass  der  Kaiser  den  Ersteren  noch  weiter  verwenden  wolle. 

Dieser  Ansicht   schliesse   sich   die  Kammer   an   und   bitte  um 

Erlaubniss,  mit  Parchevich  desshalb  in  Verhandlung  zu  treten. 

Die  Zahlungsanweisung   wäre   an    die    ungarische  Kammer   zu 

richten,    und    wenn    diese    die   Zahlung    zu    leisten    nicht    im 

Stande    sei,    würden    sie    das   Geld    anderweitig    aufzubringen 

suchen. 

Dieser  Bericht  ging  nach  Frankfurt  an  den  Kaiser, 
welcher  dem  Beschlüsse  seiner  Rätho  (vom  10.  April  1658) 
gemäss  verfügte,  die  demselben  entsprechenden  Aufträge  unter 
Beischluss  aller  dazu  gehörigen  Acten  an  die  in  Wien  zurück- 
gelassenen Herren  der  Kammer  gelangen  zu  lassen. 

Der  betreflfende,  am  28.  April  1658  ausgefertigte  Befehl,* 
dem  zugleich  die  etwa  nöthige  Zahlungsanweisung  an  die  unga- 
rische Hofkammer  vom  3.  Mai  1658'^  beigelegt  war,  ward  am 
selben  3.  Mai  nach  Wien  expediert.  In  einem  Begleitschreiben 
vom  28.  April  3  werden  die  Herren  der  Kammer  angewiesen, 
sie  mögen  durch  Herrn  Director  Kodöldt  mit  dem  Erzbischofe 
höflich  verhandeln,  doch  ohne  zu  sagen,  dass  dieser  Vorschlag 
^om  ungarischen  Kanzler  ausgehe;  über  das  Resultat  sollten 
sie  Bericht  erstatten. 

Der   weitere  Gang   dieser  Verhandlungen    ist   nicht  g^nz 

klar,  da  die  betreffenden  Urkunden  ^  bisher  nicht  aufgefunden 

forden,  doch  scheint  es,  dass  weder  der  Erzbischof  Parchevich, 

*>och  sein  Secretär  Marianovich  die  Vorschläge  der  Hofkammer 

^Jigenommen  haben.  Jedenfalls  Hess  sich  die  von  Parchevich  bei 

^^n  Lemberger  Armeniern  gemachte  Schuld  von  7536  Gulden 

^icht  kurzweg  streichen,  wie  die  Kammer  zu  beabsichtigen  schien. 

"^ene  richteten   am   20.   Juli    1659   zwei    Schreiben   an  Kaiser 


«  Vgl  Beil.  LV. 
^  BeU.  LVl. 
^  BeiL  LV. 

^  Ans  der  Zeit  vom  3.  Mai  1668  bis  20.  JuU  1659. 


414 

Leopold;  ^  worin  sie  Parchevichs  Berichte  vollinhaltlicli  be- 
stätigen,  über  dessen  damaliges  Verhalten  sich  sehr  lobend 
aussprechen  und  den  Kaiser  bitten,  die  Rückzahlung  der  Schuld 
von  7536  Gulden  anzuordnen.  Da  sie  jedoch  nicht  denken 
konnten^  dass  die  Hof  kammer  an  der  Verzögerung  der  Zahlung 
Schuld  trage,  massen  sie  diese,  dem  Erzbischofe  bei,  welcher 
wahrscheinlich,  wie  sie  vermuthen,  die  Summe  längst  erhalten, 
aber  vielleicht  für  andere,  persönliche  Zwecke  verbraucht  habe, 
was  weder  Tartaren  noch  Barbaren  gethan  haben  würdet. 
Sie  bitten  daher  den  Kaiser  unter  Beilage  einer  Copie  des 
Parchevich'schen  Schuldscheines  vom  3.  October  1657,  ^  ihnen 
zu  ihrem  Gelde  zu  verhelfen. 

Im  folgenden  Jahre  (1660)  schrieben  Parchevich,  Maria- 
novich und  die  Armenier  an  des  Kaisers  Oheim,  Erzherzog 
Leopold  Wilhelm,  ^  und  baten  ihn  um  seine  Vermittlung,  damit 
den  Kammersecretären  aufgetragen  werde,  die  seit  drei  Jahren^ 
zum  Schaden  des  Kaisers  (^  wegen  der  immer  anwachsenden 
Zinsen),  zu  ihrer  eigenen  Schande  und  zur  Verzweiflung  der 
Armenier  bei  ihnen  verstaubenden  Schriften  über  die  von  den 
Gesandten  in  Lemberg  aufgenommene  Anleihe  dem  Erzherzoge 
und  dem  Kaiser  vorzulegen. 

Wiederholt  bat  Parchevich  1661  -'  den  Kaiser,  dem  Herrn 
Walderode,  erstem  Secretär  und  Rath  der  kaiserlichen  Kanzlei,^ 
zu  befehlen,  dass  er  die  an  ihn  gelangten  Schreiben  des  Bitt- 
stellers an  den  Kaiser,  sowie  die  Gesandtschafts-  und  Reise- 
acten  nach  fünf  Jahren  endlich  im  Rathe  vorweisen  möge,  damit 
ihm  nicht  noch  weitere  Belästigungen  und  Nachtheile  erwüchsen. 
Seine    Excellenz    Herr  Graf  Kurz,"    welcher   nach  Beendigung 


»  Beil.  LVII,  LIX. 
3  Beil.  LVIII. 
3  Beil.  LX. 

*  Hieraus  erpht  nich,  dass  dieses  undatirte  Schreiben  in  das  Jahr  1660 
gehört. 

^  PraesenUt:  18.  Augnst  1061.  BeiL  LXI. 

^  Johann  Paul  Leoi>old  Walderode  Graf  von  Kckhusen,  Rzepin  und  Bistiyi 
Vicepräsideut  der  k.  bithmischcn  Kammer,  Landh<^fmeister  beim  Kammer- 
recht,  16ÖG  Reichshofrath. 

"  Ferdinand  Sigmnnd  Graf  Kurz  Freiherr  von  Senftenau,  geboren  «n 
München  lö92,  war  Kaiser  Lco|Hdds  wirklicher  geheimer  Rath  and 
Reichsvicekanr.ler  und  starb  in  Wien,  den  24.  Miurx  1659.  —  l^flfrrill: 
Schauplatz    des    landsässigen    nicderösterrt^ichischeu  Adels  vom  Herreu- 


415 

der  Gesandtschaft  diese  Angelegenheit  weiter  zu  führen  unter- 
nommen habe,  würde  diess,  wenn  er  nicht  inzwischen  gestorben 
wäre,  gewiss  mit  allem  Eifer  gethan  haben.  Uebrigens  erklärt 
sich  Parchevich  bereit,  des  Kaisers  Befehlen  zu  gehorchen, 
auch  wenn  derselbe  ihn  nach  Indien  senden  wolle. 

Ausser  den  Armeniern  fand  sich  jetzt  noch  ein  bisher 
nicht  erwähnter  Bürger  von  Pressburg,  Namens  Thomas  Tadics, 
welcher  Ersatzansprüche  in  unbekannter  Höhe  für  seine  dem 
Erzbischof  Parchevich  und  dem  Herrn  Marianovich  bei  deren 
Gesandtschaftsreise  geleisteten  Dienste  bei  der  Hofkammer 
erhob.  Diese  wandte  sich  desshalb  am  13.  December  1662  ^ 
an  die  ungarische  Kammer  um  deren  Gutachten. 

Auch  am  15.  Jänner  1663  ^  war  die  Schuld  bei  den 
Lemberger  Armeniern  noch  nicht  berichtigt.  Femer  findet 
sich  noch  ein  Schreiben  Parchevichs  an  die  Hofkammer  aus 
diesem  (oder  dem  folgenden)  Jahre,  ^  in  welchem  derselbe 
bittet,  dass  dem  Herrn  Secretär  Gattermayr^  aufgetragen 
werde,  die  von  ihm  nach  Kegensburg  (zum  Reichstag)  mitge- 
nommenen Acten  über  Parchevichs  Angelegenheiten  und  For- 
derungen    von     seiner    Gesandtschaftsreise    her    schnellstens 


nnd  Ritterstand,  Bd.  V,  Wien  1804,  S.  344,  gibt  irrthümlich  1650  als 
Todesjahr  an.  Das  im  k.  k.  Landgerichtsarchiv  zu  Wien  vorhandene 
Testament  des  Verstorbenen  ist  vom  19.  März  1659  datirt;  am  16.  April 
1659  baten  seine  Witwe  nnd  Töchter  nm  die  Pnblication  dieses  Testa- 
mentes. 

1  Beil.  LXII. 

^  Diess  geht  ans  einem  im  Hofkammerarchiv  erhaltenen  Rubrum  hervor. 
Beil.  LXIII. 

>  Jedenfalls  gehört  diess  undatirte  Schreiben  in  eines  der  beiden  Jahre 
1663  oder  1664.  Der  Reichstag  zu  Repfensburg  begann  am  20.  Jänner  1663, 
aber  Kaiser  Leopold  erschien  erst  am  23.  December  1663  und  blieb  bis 
8.  Mai  1664  daselbst.  Je  nachdem  der  Hofkamraersecretär  Gattermayr 
mit  dem  Kaiser  oder  früher  nach  Regensburg  abreiste,  ist  Parchevichs 
Schreiben  früher  oder  später  zu  datiren.  Beil.  LXIV. 

*  Carl  Ludwig  Gattermayr  von  Gatterburg  zum  Gersthof,  geboren  16.  Jänner 
1613,  Hofsecretär,  später  wirklicher  Hofkammerrath,  ward  in  verschie- 
denen Commissionen  an  dem  kurbaierischen  und  dem  knrpfHlzischen, 
wie  an  anderen  reichsfürstlichen  Höfen  rühmlich  verwendet  und  am 
14.  Juni  1675  mit  seinem  Bruder  Maximilian  Ernst  als  Landmann  in 
Niederöflterreich  unter  die  neuen  Ritterstandsgeschlechter  aufgenommen. 
Er  starb  am  20.  December  1678  und  wurde  in  Wien  bei  St.  Stephan  bei- 
gesetzt, wo  sich  noch  jetzt  sein  Grabdenkmal  befindet. 


416 

zurückzusendeD;  und  dass  dieselben  in  einer  Sitzung  der  Hof- 
kammer vorgelegt  würden,  damit  er  die  Ausgleichung  der- 
selben betreiben  könne.  Wegen  Mangels  an  Mitteln  sei  es  ihm 
unmöglich,  selbst  nach  Regensburg  zu  reisen,  um  diese  Sache 
dort  zu  überwachen. 

Hier  bricht  in  Ermangelung  weiterer  Documente  unsere 
Kenntniss  über  den  Fortgang  und  das  Ende  dieser  nun  schon 
durch  sechs  Jahre  sich  hinschleppenden  Verhandlung  ab. 

Aber  trostlos  genug  ist  der  Einblick,  den  uns  diese  ver- 
hältnissmässig  unbedeutenden  Schriften  und  Documente  in  die 
Zustände  der  damaligen  Verwaltung  in  Wien  eröflFnen.  Wie 
zu  den  Zeiten  Kaiser  Maximilians  I.,  waren  die  Gassen  zur  Zeit 
Kaiser  Leopolds  I.  in  Folge  des  dreissigjährigen  und  anderer 
Kriege  ziemlich  erschöpft.  Selbst  zur  Auszahlung  kleiner,  vom 
Kaiser  angewiesener  Summen  bedurfte  es  oft  mehrfach  wieder- 
holter kaiserlicher  Befehle.  Dann  schoben  die  kaiserl.  Hof- 
kammer und  die  königl.  ungarische  Kammer  sich  die  Sache  eine 
der  andern  zu,  keine  wollte  zu  zahlen  im  Stande  sein,  end- 
lich wollte  man  Geld  aufzutreiben  suchen.  Inzwischen  kamen 
wenigstens  manche  Beamte  der  Kammer  zu  Vermögen  und  Grund- 
besitz. Lag  es  schon  an  und  für  sich  in  der  Einrichtung  der 
Hofkammer,  dass  der  ganze  Gang  der  Verwaltung  ein  äusserst 
langsamer  war,  so  wurde  dieser  doch  noch  ausserdem  so  unge- 
bührlich verzögert,  dass  darüber  selbst  in  den  ungarischen 
Landtagen  häufig  die  grösstcn  Beschwerden  vorkamen.  Es 
mag  sein,  dass  Marianovichs  Buchführung  unpünktlich  war, 
und  dass  manche  Posten  seiner  Rechnungen  nicht  hinreichend 
begründet  erscheinen,  doch  bleibt  das  Vorgehen  der  Hof- 
kammer gegen  den  Erzbischof  ein  solches,  welches  auf  die 
damalige  Finanzverwaltung  einen  trüben  Schatten  zu  werfen 
geeignet  ist.  Hatte  doch  Parchevich  ohne  jeden  persönlicheo 
Vortheil  oder  Hintergedanken,  ohne  Gehalt  oder  nachträg 
liehe  Belohnung,  bloss  um  der  guten  Sache  zu  dienen,  die 
gefahrvolle  Gesandtschaft  im  Namen  und  Auftrage  des  Kaisers 
übernommen.  Er  hatte  bei  deren  Ausführung  Mühen,  Ent- 
behrungen und  Misshandlungen  erduldet,  seine  Gesundheil 
geopfert  und  selbst  sein  Leben  aufs  Spiel  gesetzt.  Nicht 
so  sehr  dem  Erzbischofe,  als  vielmehr  dem  kaiserlichen  Ge- 
sandten waren  von  armenischen  Geldmäcklern  die  unumgänglicli 
nothwendigen  Geldmittel  zur  Reise  vorgestreckt   worden.     Die 


417 

kaiserliche  Hofkammer  sucht  diess  alles  dem  Kaiser  so  dar- 
zustellen, als  ob  Parchevich  diese  Reise  mehr  aus  eigenem 
Interesse  angestrebt  und  unternommen  habe.  Der  ungarische 
Kanzler  wagt  es,  für  eine  Summe  von  beiläufig  9000  Gulden 
eine  Abfindung  des  kaiserlichen  Gesandten  zuerst  mit  1500, 
dann  mit  3000  Gulden  vorzuschlagen,  freilich  vorausgesetzt, 
dass  der  Kaiser  denselben  fernerhin  nicht  mehr  zu  verwenden 
gedenke.  Als  ob  die  Gerechtigkeit  von  einer  solchen  Bedingung 
abhängen  könne.  Bei  allen  schon  gebrachten  Opfern  sollte  Par- 
ebevich  nicht  nur  keine  Belohnung,  die  er  nicht  begehrte,  zu 
Tbeil  werden,  sondern  man  wollte  ihm  auch  noch  eine  für 
den  kaiserlichen  Dienst  gemachte  grosso  Geldschuld  zur  Zahlung 
aufbürden,  die  er  bei  seiner  gänzlichen  Mittellosigkeit  niemals 
zu  begleichen  im  Stande  gewesen  wäre.  Er  muss  selbst  seine 
Ehrenhaftigkeit  dem  hässlichsten  Verdachte  bei  den  Lemberger 
Armeniern  ausgesetzt  sehen,  und  nach  sechs  Jahren  sind  deren 
berechtigte  Forderungen  noch  nicht  befriedigt,  so  dass  die 
Würde  des  Kaisers,  der  kaiserlichen  Gesandten  und  der  kaiser- 
lichen Regierung  im  Auslande  blossgestollt  wird.  Von  seinen 
Beamten  beeinflusst  und  auf  ihren  Rath  sich  verlassend,  ge- 
nehmigte zwar  der  jugendliche  Kaiser  deren  Vorgehen,  das  er 
schwerlich  in  allen  Einzelheiten  durchblicken  konnte,  doch  gab 
er  anderseits  fortdauernd  und  wiederholt  Beweise  seines  Ver- 
trauens und  seiner  Huld  gegenüber  Parchevich,  dessen  lauterer 
Wid  biederer  Charakter  in  der  eben  so  offenen  als  würdevollen 
Ausdrucks  weise  seiner  Briefe  sieh  ofl*enbart. 


2. 

ParchevichB  Leben  in  Wien  und  Mähren. 

Während  all  dieser  unangenehmen  Verhandlungen  ver- 
^^*»ite  trotzdem  Parchevich  keine  Gelegenheit,  um  für  die  Besse- 
'^^8'  der  Lage  seiner  bulgarischen  Glaubensgenossen  zu  wirken  * 
^'^^  ein  Feld  für  seine  eigene  geistliche  Thätigkeit  sich  zu 
^^ttnen. 


^ic  Schmitthy    welcher  übrigens   irrthümlich   Parchevichs    ganzen    Auf- 
enthalt in  Wien,  ja  selbst  seine  Reise  zu  Chmieluicki,   mit  seiner  ersten 


418 

So  nahm  er  sich  schriftlich  ^  bei  der  Hof  kammer  der  Be- 
freiung von  vierundzwanzig  in  langer,  harter,  türkischer  Haft 
gehaltenen  Gefangenen  an.  Er  erinnerte  daran,  dass  Kaiser 
Ferdinand  III.  (wie  aus  Documenten  hervorgehe)  dieselbe  be- 
sonders gewünscht  habe;  damals  habe  man  ihm  schon  das  zur 
Loskaufung  bestimmte  Kleid  im  Werthe  von  12.000  Gulden  ge- 
zeigt, und  nur  der  dann  an  ihn  ergangene  dringende  Befehl 
des  Kaisers,  die  Gesandtschaftsreisc  zu  den  Kosaken  zu  unte^ 
nehmen,  habe  damals  die  Ausführung  jener  Absicht  verhindert 
Da  man  voraussetzen  dürfe,  dass  Kaiser  Leopold  alle  Decrete 
seines  Vorgängers  als  rechtskräftig  ansehen  werde,  so  wende  er 
sich,  um  nicht  den  Kaiser  selbst  unnöthig  zu  belästigen,  direct 
an  die  Kammer  mit  der  Bitte,  diese  Sache  jetzt  ausznföhren, 
damit  nicht  die  Schuld  der  Marter  und  des  Todes  so  vieler 
Gefangener  auf  sie  falle.  Der  Fortgang  und  das  Ende  dieser 
Angelegenheit  sind  leider  nicht  bekannt. 

Wie  Parchevich  nach  seiner  Rückkehr  aus  der  Ukraine 
diese  Angelegenheit  wieder  aufnahm,  so  erneuerte  er  auch 
sofort  seine  Anspmche  auf  die  Ausübung  der  ihm  bereits  zu- 
getheilten  Administration  der  Moldau.  Er  schrieb  desshalb 
wiederholt  an  die  Congregation  de  propaganda  fide,  ^  erhielt 
jedoch  von  derselben  keine  Antwort.  Um  diese  Zeit  reiste 
ein  Geistlicher,  Namens  Beruardinus,  aus  Polen  nach  Rom, 
wo  er  nach  zwei  Jahren  zum  Bischof  von  Bakov  ernannt 
wurde.  ^  Als  Parchevich  hiervon  Kenntniss  erhielt,  schrieb 
er  nach  Rom:  auf  seine  Erfahrungen  über  die  polnischen 
Bischöfe  gestützt,  könne  er  mit  voller  Sicherheit  annehmen^ 
dass  jener  niemals  in  Bakov  residieren  werde,  und  er  bitte 
desshalb,  die  Propaganda  möge  veranlassen,  dass  Bernardinus 
ihn     zu     seinem    Vicar     mit     der     Residenz     in     der    Moldau 


Internuntiatur  bei  Kaiaor  Ferdinand  III.  im  Jahre  1649  in  Verbindniig 
bringt,  erklärt  für  den  hervorragendsten  Zug  in  Parchevich«  Charakter 
seinen  glühenden  Kifer,  Hulgarien  zu  befreien  und  daselbst  das  Panier 
des  Christenthnius  zu  entfalten. 
*  Das  Schreiben  ist  undatirt,  dürfte  aber  wohl  nicht  gar  zu  lange  nach 
Parchevichs  Rückkehr  nach  Wien  abgefasst  sein.   Beil.  LXV. 

2  Diese  Briefe  sind  uns  nicht  erhalten. 

3  Es  gibt  um  diese  Zeit  keinen  Bischof  von  Bakov  des  Nameos  Benutf- 
dinus.  Diess  dürfte  daher  nur  der  Ordensname  des  Franciskaners  Ath»* 
nasius  Rudzienski  gewesen  sein,  welcher  nach  der  Resignation  des  Bischoft 
Marianus  Kurski  (ebenfalls  eines  Franciskaners)   am   19,  Juni  1659  xum 


eraenne.  ^     Allein    er   konnte   diess   auch  jetzt   eben  so  wenig 
erreichen;  als  es  früher  (1654)  die  Moldauer  vermochten.^ 

Um  nicht  ganz  zur  Unthätigkeit  verurtheilt  zu  sein,  und 
Dm  sich   wenigstens   eine   Existenz   zu   schaffen,    suchte  Erz- 
bischof Parchevich,  der,  wie  bereits  erwähnt,  ohne  eigenes  Ver- 
mögen oder  sonstige  Einkünfte   war,   irgendwo    in  Oesterreich 
Verwendung  zu  finden  und  erhielt  endlich  (nach  dem  12.  März 
1664)  vom  Bischöfe  von  Olmütz  ein  Decanat  in  Mähren.^    In 
der  Ausübung   dieses  Amtes   entwickelte   er  nun  eine  eben  so 
eifrige  Thätigkeit  für  die  inneren  Angelegenheiten  der  Kirchen- 
verwaltung, wie  nach  aussen  gegenüber  den  zahlreichen  Anders- 
gläubigen   dieser  Gegend,    so    dass   er   sich    für  die  Erspriess- 
lichkeit  seines  Wirkens  auf  das  Zeugniss  des  Domcapitels,  der 
Pfarrer  und  des  ganzen  Districts  berufen  konnte,  eben  so  wie 
C%lr  sein    strenges   und    sittenreines    Leben    in    Wien    auf   das 
eugniss   des   damaligen   päpstlichen  Nimtius  Caraffa  in  Wien 
nd  dessen  Nachfolgers  Spinola,^    der  ihn   oft  zu  sich  geladen 
nd  daher  habe  gründlich  kennen  lernen  können. 

Die  Verwaltung  dieses  mährischen  Decanates  scheint 
brigens  Parchevich  nicht  gehindert  zu  haben,  sich  vielfach  in 
^iVien  aufzuhalten  und  auch  hier  eine  eifrige  geistliche  Thätig- 
fceit  zu  entfalten,  wofür  folgender  Vorfall  den  Beweis  liefert. 
Nachdem  Graf  Montecuculi  mit  den  unter  seinem  Ober- 
befehle vereinigten  deutschen,  französischen,  italienischen  und 
spanischen    Truppen    die    Türken    am    1.    August    1664   bei 

BiBchof  Ton  Bakov  ernannt  wurde.    S.   Garns:   Series   episcoporum   nnd 
Kan  a.  a.  O. 

*  Die  betreffende  Correspondenz  ist  uns  nicht  zugänglich  geworden.     Vgl. 
Beil  LXXXIV. 

'  8.  oben  p.  362  ff. 

'  Alle  freaodlichen  Bemühungen  von  Seite  des  erzbischöflichen  Consisto- 
rinnifl  in  Olmütz,  das  genaue  Datum  dieser  Verleihung  und  den  Ort,  wo 
aich  das  Decanat  befand,  zu  ermitteln,  blieben  erfolglos:  Parchevich 
«rwShnt  aber  in  seinem  Schreiben  vom  Jahre  1673  (Beil.  LXXXIV),  er 
labe  es  vom  Jetzigen*  Bischöfe  erhalten,  und  dieser  war  Carl  II.  Graf 
Ton  Lächtenstein-Castelkorn,  welcher  (nach  Garns)  vom  12.  März  1664 
bis  23.  September  1695  regierte. 

Dpinola  kam  1665  nach  Wien  (von  wo  Carlo  Caraffa  im  Jänner  d.  J. 
abberufen  worden  war)  und  ward  im  Mai  1667  wieder  nach  Rom  zurück- 
iMrofen.  Hieraus  ergibt  sich,  dass  Parchevich  zur  Zeit  der  folgenden 
Srifthlang,  also  1665  (entweder  das  Decanat  in  Mfihren  noch  nicht  er- 
lialten  hatte  oder  sich  doch  auch  nachher  vielfach  in  Wien  aufhielt. 
'^^Ur.  Bd.  LIX.  II.  Hüfte.  28 


420 

St.  Gotthard  an  der  Raab  aufs  Haupt  geschlagen  und  diese  am 
10.  August  1664  zu  Vasvdr  (Eisenburg)  einen  zwanzigjährigen 
Waffenstillstand  mit  dem  Kaiser  geschlossen  hatten,  beschied 
der  türkische  Grossvezier  Achmed  Köprili  die  Woiwoden  der 
Moldau  und  der  Walachei  zu  sich  nach  Gran,  um  sie  wegen 
ihrer  im  letzten  Kriege  an  den  Tag  gelegten  Zaghaftigkeit  zur 
Rechenschaft  zu  ziehen.  Gregor  Ghika,  ^  der  Fürst  der  Wa- 
lachei, wohl  nicht  ohne  Grund  Schlimmes  befürchtend,  sandte 
den  Grossvestiar  und  Schatzmeister  Demeter  Cantaeozen  mit 
40.000  Ducaten  an  den  Grossvezier  voraus;  allein  Cantacuzen, 
trotz  seines  eidlichen  Versprecliens,  den  Auftrag  auszurichten, 
begab  sich  statt  nach  Gran  direct  nach  Constantinopel,  be- 
schuldigte hier  Ghika  der  Treulosigkeit  und  suchte  den  Thron 
der  Walachei  für  sich  selbst  zu  gewinnen.  Als  Ghika  diese 
erfuhr,  verliess  er  am  20.  November  1664  die  Walachei  und 
flüchtete  durch  Siebenbürgen  nach  Oesterreich.  In  Wien  fand 
er  Aufnahme  bei  Parchevich,  welcher  zuerst  durch  fortgesetzte 
Gespräche  und  dann  unter  Mitwirkung  des  Nuntius  Spinolft; 
mit  welchem  er  jenen  bekannt  gemacht  hatte,  denselben  zum 
katholischen  Glauben  bekehrte.  In  Spinola's  Hände  legte  Fürst 
Ghika  zur  Befriedigung  des  kaiserlichen  Hofes  sein  Glaubens- 
bekenntniss  ab.  Der  Kaiser  verlieh  ihm  den  Fürstenstand  des 
heiligen  römischen  Reiches  und  setzte  ihm  einen  Jahresgehalt 
aus.  Unter  dem  Verwände  sich  durch  den  Papst  von  seiner 
Gemahlin  scheiden  zu  lassen  und  eine  Katholikin  (aus  der 
venezianischen  Familie  Giustiniani)  heirathen  zu  wollen,  gieng 
Fürst  Ghika  nach  Rom  und  von  da  mit  Empfehlungen  des 
Papstes  nach  Venedig,  von  wo  ihn  ein  europäisches  Schiff 
nach  Constantinopel  brachte.  Hier  hielt  er  sich  so  lange  bei 
einem  befreundeten  Griechen  verborgen,  bis  er  die  Verzeihung 
des  Sultans  erlangte,  worauf  er  zum  zweiten  Male  als  Hos- 
podar  der  Walachei  (20.  März  1672  bis  October  1673)  ein- 
gesetzt wurde.  ^ 


'  Greg-or  Ghika  war  der  Sohn  des  Georg  Ghika,  eines  aus  dem  Dorf« 
Kjöprülü  (aus  welchem  auch  der  berühmte  Grossvezier  Mohammed  Köprili, 
Ahmed  Köprili's  Vater  stammte)  gebürtigren  Albaneseu,  der  lGo8 — l6o9 
Woiwode  der  Moldau  und  1059—1600  Woiwode  der  Walachei  war,  in 
welcher  Würde  Gregor  seinem  Vater  1660—1664  folgte. 

i  Vgl.  Engel  a.  a.  O.  317. 


421 

Die  letztem  Umstände,  so  wie  der  Rücktritt  Ghika's  zur 
griechischen  Religion,  konnten  und  können  des  Erzbischofs 
Parchevicli  Verdienste  um  dessen  Bekehining  nicht  schmälerni 
dem  auch  in  der  That  jetzt  manche  erwünschte  und  ehrenvolle 
Anerkennung  zu  Theil  wurde.  Er  wurde  von  der  Congregation 
und  von  einzelnen  Cardinälen  brieflich  unter  grossen  Ver- 
sprechungen aufgefordert,  in  die  Moldau  zu  gehen.  ^  Nament- 
lich war  es  Spinola,  welcher  ihm  zur  Erfüllung  seines  lang 
gehegten  Wunsches  verhalf.  Nach  Rom  berufen  und  hier  zum 
Cardinal  ernannt,  erstattete  Spinola  dem  Papste  Clemens  IX. 
(Julius  Rospigliosi,  20.  Juni  1667  bis  9.  December  1669)  und 
der  Congregation  der  Propaganda  Bericht  über  Parchevichs 
Charakter,  Leben  und  Wirksamkeit  und  befürwortete  dessen 
Bitte,  sich  nach  dem  Orient  (d.  i.  in  die  Donauländer)  begeben 
und  dort  mit  seinem  Blute  und  Leben  Gott  und  dem  Heile 
der  Seelen  dienen  zu  dürfen.  Demzufolge  ward  der  Erzbischof 
durch  ein  apostolisches  Breve  vom  7.  Mai  1668  definitiv  zum 
apostolischen  Vicar  und  Administrator  des  Fürstenthums  Moldau 
ernannt.^  Obschon  diese  Ernennung  demselben  bereits  im 
folgenden  Monate  Juni  zukam,  verzögerte  sich  seine  Abreise 
doch  noch  einige  Monate. 

Um    diese   Zeit    dürfte    auch    endlich    die    leidige   Geld- 
angelegenheit  mit   den   Armeniern   zu   einem    für   Parchevich 
günstigen    Abschluss    gediehen    sein,    wie    sich,    obschon    alle 
weiteren    Documente    hierüber    fehlen,     aus    dem    Folgenden 
schliessen  lässt.  Es  ward  ihm  nämlich  von  Seiten  des  Kaisers 
Leopold  I.  eine  glänzende  Anerkennung  für  die  von  ihm  durch 
seine  Gesandtschaft  zu  den  Kosaken  geleisteten  Dienste  zu  Theil, 
welche  der  Kaiser  in  der  Freiherrnbestätigung  für  Parchevich 
^d  seine  Verwandten  in  vollem  Masse  zu  erkennen  gibt.  Am 
%.  Juli  1668  nämlich  Hess  der  Kaiser  ein  Diplom  ausfertigen,  ^ 
durch  welches  er  dem  hochwürdigsten  Vater  in  Christo,  Herrn 
*  öter  Parchevich,    Erzbischof  von  Martianopel,    seinem  Käthe, 
apostolischem  Vicar  und  Administrator  des  Fürstenthums  Moldau, 
®€Uien   alten    bulgarischen   und  ungarischen  Freiherrnstand  be- 
^^tigte,  welchen  seine  Familie  schon  von  den  früheren  Königen 


*  BeU.  LVIII,  LXII. 
^   BeiL  III. 

*  BeU.  II. 

28* 


422 

von  Ungarn  und  Bulgarien  erhalten  habe,  wie  diess  aus  alten 
ungarischen  Geschichtswerken  zu  ersehen  sei.  Schon  seine  Vor- 
fahren Iiätten  sich   um  die  Könige  von  Ungarn  und  das  Hans 
OostüiToich  grosse  Verdienste  erworben  und  durch  besonderen 
£ifer  für  die  christliche  Sache  ausgezeichnet.  Einer  derselben, 
Andreas  Parchcvich^    ,tainquan)    vir   magni    nominis',   sei  von 
dem  Könige  von  Bulgarien  in  einer  wichtigen  Angelegenheit  an 
den    König   von    Ungarn   gesendet    worden.^     Er    selbst   habe 
durch    seinen    geistlichen    und    nachahmungswürdigen   Lebens- 
wandel, durch  seine  Sittenreinheit  und  Unbescholtenheit^  durch 
seinen  erprobten  Geist  und  seine  Sprachenkenntniss,  durch  seine 
bewährte  Treue  und  Ergebenheit  gegen  das  Kaiserhaus  die  volle 
Anerkennung   des  Kaisers  erworben.     Seine  Internuntiatur  bei 
Kaiser  Ferdinand  III.  und  bei  anderen  Fürsten  und  Edeln  der 
Christenheit    zur    Beförderung    gewisser    Angelegenheiten    der 
christlichen  Religion,  sowie  seine  Sendung  zu  Chmielnicki,  die 
er  trotz  der  stets  drohenden  Angriffe  wilder  Völker,  der  Amuler, 
Schweden,  Moldauer  und  Tartaren,   tiotz  der  heftigsten  Kälte, 
trotz  Hunger    und  Pest   und   häufiger  Fieberanfalle  unter  fort- 
währondtjr    L(»bon8gefalir    zur    pössten    Ehre    seines    Namens 
durcligeführt    habe,    werden    mit    besonderem    Lobe   hervorge- 
hoben. Die  Freiherrnbestätigung  wird  zugleich  auf  Peter  Par- 
cheviclis   drei  Geschwister   und    deren  Kinder,    sowie    auf  die 
Famili(*n    Oscrkiczy,    Knezevich    und    Thomagionovich    ausge- 
dehnt,   welche    alle    im    zweitrn    oder  dritten  Grade  durch  ge- 
meinsame Abstammung  mit  ilim  verwandt,  alle  von  den  früheren 
Königen  von  Ungarn  und  Bulgarien  in  den  Freiherrnstand  auf- 
genommen wordciu,  und  deren  altes  Raronat.    obschon  sie  ihre 
Diplome  durch  die  Verheerungen  der  Türken  verloren  hätten, 
aus  alten  ungarischen  Geschichtswerken  genau   ersichtlich   sei 
Es    folgten    noch   weitere  Heweise  der  kaiserlichen  Huld. 
Nachdem  Erzbischof  Purehevieh  seine  Ernennung  zum  Admini- 
strator  der  Moldau    empfangen    hatte,    erhielt    er    in  Wien  am 

*  Vj»l.  übi^r  Aiu1roa9  ParcheWch  den  Anhang  nnd  die  Freihemil»e«titigiiDp 
ddo.  20.  Juli   ItU.S.  IWÜ  II. 

-  Nach  der  liAiuNohriftlichon  im  N.n.«»i»io/.or  Ari'liiv  ItoHndlichen  Familien- 
chronik ^boondot  im  achtzohnteu  J.ilirlunidort^  fireitchah  diej^»  durch  ^ 
buljTÄfi'ichon  i'zaro  Sismaii  II.  nnd  Stra^imir  an  Ludwig  f.  »von  AdJob). 
Koni^  vv>n  l'ug^anu  in  der  £weitfn  Hält'te  des  vierzehnten  Jahriiuiderif 
vTeriuuthlioh  zwischen  I36l>  und   1382). 


423 

20.  October  1668   ausser  eiDem  Passbriefe  für  sich  und  zwölf 
Personen  Begleitung  auch  ^unterschiedliche  Armatur  und  zwan- 
zig stückh  Schepptuech';^    überdiess   wurden  ihm  vom  Kaiser 
1000  Gulden  für  seine  Reise  angewiesen.  Am  24.  October  bat 
Parchevich   den    Kammerpräsidenten   Grafen   Sinzendorf/^    die 
Auszahlung  dieser  Summe  durch  den  Secretär  Veringe  zu  ver- 
anlassen,   da  er  in  der  nächsten  Woche  (also  wohl  im  Beginn 
des  November)  in  jene  halbbarbarischen  Gegenden  abzureisen 
gedenke,  wie  es  ihm  von  Gott  zur  Vermehrung  seines  Ruhmes 
bestimmt   sei    und  wozu  er  die  nöthigen  Papiere   vom  Kriegs- 
rathe  bereits  in  Händen  habe;  zugleich  bitte  er  um  schleunige 
Abfertigung,  damit  seine  Abreise  nicht  verzögert  werde.  Noch 
am  nämlichen  Tage  (24.  October)  erfolgte  von  der  Hofkammer 
die  Anweisung  an  den  Hofzahlmeister  ^  zur  Auszahlung  dieser 
Summe  von  1000  Gulden,  mit  welcher  Parchevich  seine  Reise 
in  die  Moldau  auf  der  Donau  antrat.  ^ 


V. 

Peter  Parcherichs  letzte  Thätlgkeit  im  geistlichen  Amte 

und  in  der  Diplomatie. 

(1668—1674.) 

1. 

^lux)hevio1i    als    apostolischer  Vicar    und   Administrator    der 

Moldau  (1668—1673). 

Eine  Donaufahrt  vor  zweihundert  Jahren  war  keine  Lust- 
^öise  wie  in  unseren  Tagen  und  die  Verhältnisse,  welchen  Par- 
chevich entgegengieng,    waren  derart,    dass  ein   Wirkungskreis 


*  Beil.  LXVI.  ,Schepj>tuech*  ist  Stoff  zum  langen  bischöflichen  Gewand. 
Mhd.  «schappc^  (schaprun)  ist  das  französische  ,chape*  (chaperon,  chape- 
rone),  vom  lateinischen  cappa,  d.  i.  sorte  de  inanteau  ecclesiastiqne  qui 
va  jasfju'aux  talous;  habit  de  ccr^monie  dos  cardinaux;  habit  de  choeur 
de»  chanoines  en  hiver.  Vgl.  Müller  und  Zarnckc:  MittelhochdeutHche« 
Wörterbuch,  IUI.  II,  Abth.  IT,  Leipzijr  180(J,  p.  87. 

*  Beil.  LXVII. 

*  Beil.  LXVIII. 

*  Beil.  LXXXIV. 


424 

in  den  Donauländern  nur  für  einen  so  begeisterten  und  eifiigen 
Diener  der  Kirche,  wie  er  es  war,  Gegenstand  des  WünschenB 
und  Strebens  sein  konnte. 

Als  Parchevich  vierzehn  Jahre  früher  (1654)  die  Moldau 
verliess,  war  eben  Fürst  Basilius  Lupul  durch  Georg  IL  Ra- 
k6czy  und  dessen  Verbündeten  Mathias  Bessaraba  aus  dem 
Lande  vertrieben  und  an  seiner  Statt  (Georg)  Stephan  XIIL 
in  die  Herrschaft  eingesetzt  worden.  Seitdem  war  dieses  Land 
unter  verschiedenen  Herrschern  ^  in  alle  politischen  Verwicke- 
lungen, Unruhen  und  Kriege  seiner  Nachbarn,  namentlich  PoIcdb, 
Ungarns  und  der  Türkei  hineingezogen  worden,  und  es  bedarf 
hier  nach  den  bereits  früher  gegebenen  Andeutungen  keiner 
ausführlichen  Schilderung  dieser  Ereignisse,  um  zu  zeigen,  wie 
viel  die  Donauländer  dadurch  zu  leiden  hatten.  Diese  traurige 
Lage  wurde  jedoch  durch  innere  Unruhen,  Verschwörungen  der 
Bojaren  und  häufigen  Fürstenwechsel  noch  verschlimmert 
Herrschte  doch  in  der  Moldau  seit  Basilius  Lupuls  Vertreibung 
durch  auswärtige  Feinde  jetzt  schon  der  siebente  Woiwode. 
Allein  wir  müssen  den  Faden  der  politischen  Entwickelung  in 
den  betreifenden  Ländern  noch  einmal  kurz  aufnehmen,  nicht 
bloss,  um  Parchevichs  kirchliche  Stellung  und  Wirksamkeit 
richtig  zu  würdigen,  sondern  auch  darum,  weil  dessen  diplo- 
matische Thätigkeit,  wie  wir  später  sehen  werden,  mit  seiner 
kaiserlichen  Gesandtschaft  an  den  Kosakenhetman  Bogdan 
Chmielnieki  noch  nicht  für  immer  abgeschlossen  war. 

Wie  befriedigend  auch  die  Ergebnisse  der  Gesandtschaft 
Parchevichs  zu  den  Kosaken  für  den  Augenblick  gewesen 
waren,  so  nutzlos  erwiesen  sich  doch  dessen  Bemühungen, 
ein  friedliches  Verhältniss  zwischen  den  Kosaken  und  Polen 
herzustellen  und  dauernd  zu  befestigen,  in  der  Folge,  sobald 
er  denselben  nicht  mehr  durch  seine  persönliche  Anwesenheit 
Nachdruck  verleihen  konnte.  Die  Ursache  davon  lag  aber 
hauptsächlich  in  den  Kosaken  und  ihrer  Verfassung.  So  wenig 
der  Krieg  an  und  tiir  sich  Zweck  sein  kann,  so  wenig  vermag 
ein  bloss  als  KriegersUat  organisirtes  Volk  inmitten  anderer 
Staatengebilde    längere    Zeit    hindurch    ein    unabhängiges   und 


-  G^org  Stephan  1«,V^-  165S.  (ieorp  Ghika  1»>58— 16,iy,  Stepban  XIV.  (Sohn 
i\e<  Ba«ilinj«  Lupul  UWO-  hit>2.  Eustarhiu«  Dabisin  1ÖG2— 1666,  Elw« 
^S..hn  de«  friihon^n  Kürston  Alexautlor  F.liaV  1666  —  1667,  Dnka  (Wo« 
«f«'.<  M'<Mnt'i   1»»67.  Klias    tum  twiitfu  Malo     1667  -1669. 


425 

selbständiges  Dasein  zu  fiihren.  So  konnte  auch  der  Kosaken- 
staat nur  im  Anschlüsse  an  ein  anderes  Gemeinwesen  als 
ei^nzendes  und  dienendes  Element  zur  Erfüllung  seiner  Be- 
stimmung gelangen.  Die  eifersüchtigen  Bestrebungen  und  In- 
triguen  der  Nachbarstaaten  um  die  Oberhoheit  über  die  Ko- 
sakeU;  die  ihnen  von  grossem  Nutzen  oder  Schaden  sein  konnten, 
bewirkten;  dass  diese  in  fortwährendem  Schwanken  sich  ganz 
oder  theilweise  bald  an  Polen,  bald  an  Russland,  bald  an  die 
Türkei  anschlössen,  womit  natürlicher  Weise  ein  häufiger  Wechsel 
in  der  Hetmanswürde  verbunden  war.  ^  Diese  Wirren  aber  gaben 
immer  aufs  Neue  Anlass  oder  Vorwand  zu  politischen  Ver- 
wickelungen und  blutigen  Kriegen. 

Unter  mancherlei  Wendungen  und  Unterbrechungen  hatten 
Polens  Kriege  mit  den  Schweden  und  den  Russen  längere  Zeit 
fortgedauert.  Innere  Unruhen,  namentlich  der  Kampf  des  Königs 
Johann  Casimir  gegen  Lubomirski  (1664 — 1666),  hinderten  dann 
die  Thätigkeit  des  polnischen  Reiches  nach  Aussen.  Diese  Lage 
der  politischen  Verhältnisse  gab   die   erste  Veranlassung,   dass 
Peter  Doroszenko,    der  Hetman  der  Kosaken  am  rechten  Ufer 
des  Dniepr,  sich  mit  den  Tartaren  und  den  Türken  verbündete, 
um  die  polnische  Herrschaft  abzuschütteln  und  um  die  mit  dem 
«arten  Drucke  der  russischen  Oberherrschaft  unzufriedenen  Ko- 
saken am  jenseitigen   (linken)  Ufer  des  Dniepr  mit  seinem  Ge- 
Wete  zu  vereinigen.   Anfangs  des  Jahres  1667  erschien  ein  tür- 
kischer  Gesandter   in  Polen    und    begehrte  die  Abtretung   der 
Ukraine.  Der  polnische  Kronfeldherr  Johann  Sobieski  zog  gegen 
öoroszenko,  der  von  den  Tartaren  unterstützt  wurde.  Da  jedoch 
Szerko,    der  Hetman  der  Zaporoger   Kosaken,    aus  unversöhn- 
lichem   Hasse    gegen    die   Tartaren    inzwischen    deren    eigenes 
Grebiet  in  der  Krim  verheerte,  wurden  diese  auch  gegen  Doros- 
zenko  misstrauisch.     Daher   kam    es  am  16.  October  1667  zu 


*  Bogdaii  Chmieliiickrs  ncchzehnjähri^er  Sohu  Georg  verlor  diese  Würde 
schon  1658,  wurde  l(>o9  wiedergewählt,  legte  dieselbe  1662  nieder,  wollte 
in  ein  g^echisches  Kloster  gehen,  ward  unterwegs  von  den  Polen,  dann  von 
den  Tartaren  gefangen,  von  diesen  in  die  Krim  geführt  und  hier  erkannt, 
nach  Constantinopel  jjebnicht,  dort  im  Schlosse  der  sieben  Thürme  und 
nach  einem  vorgcbliclicn  Fluchtversuche  1076  nur  noch  strenger  gefangen 
gehalten,  1677  zum  Feldherrn  der  türkisithen  Kosaken  ernannt  und  1678 
in  einem  Treffen  an  der  Mündung  des  Dniepr  gegen  die  Zaporoger 
Kosaken  unter  Szerko  mit  vielen  der  Seinigen  getödtet. 


426 

einem  Friedensschlüsse,  durch  welchen  die  Tartaren  wieder  aaf 
die  Seite  der  Polen  traten  und  den  unter  die  polnische  Ober- 
herrschaft zurückkehrenden  Kosaken  Amnestie^  Bestätigung  ihrer 
Freiheiten  und  Abhilfe  ihrer  Beschwerden  zugesichert  wurde. 
Im  Vereine  mit  Szerko  aber  gelang  es  Doroszenko,  im  folgen- 
den Jahre  (1668)  zu  bewirken,  dass  die  jenseitigen  Kosaken  das 
russische  Joch  abschüttelten  und  er  selbst  zum  Hetman  beider 
Ukrainen,  diesseits  und  jenseits  des  Dniepr  ausgerufen  wurde. 
In  dem  hieraus  entstandenen  Kriege  gegen  Russland  ward  jedoch 
Doroszenko  am  6.  März  1669  von  dem  mit  den  Russen  be* 
freundeten  Kosakenobersten  Mnogogreeschnoi  aus  der  Ober- 
hetmanswürde  verdrängt.  Aber  das  Schlimmste  für  die  Nachbar- 
länder der  Urkraine  war  die  Einmischung  der  Türken  in  diese 
Angelegenheiten. 

Anderseits  hatten  auch  die  Verhältnisse  von  Siebenbürgen 
in  den  letzten  Jahren  Anlass  zu  vielerlei  Verwickelungen  und 
zur  directen  Einmischung  der  Pforte  geboten.  Die  Absetzung 
R&k6czy's  und  der  Woiwoden  der  Walachei  und  der  Moldau, 
die  daraus  entspringenden  Kämpfe  derselben  mit  den  neuer- 
nannten Fürsten  und  die  wiederholten  Versuche  der  Letztem, 
sich  der  türkischen  Oberherrschaft  zu  entziehen,  hatten  ver- 
wüstende Züge  türkischer  und  tartarischer  Heere  nach  diesra 
Ländern  zur  Folge  gehabt.  Georg  Ghika,  der  Fürst  der  Moldau 
(von  1658  bis  20.  November  1659),  war  den  Türken  treu  ge- 
blieben und  von  ihnen  zum  Woiwoden  der  Walachei  ernannt 
worden,  wo  er  vom  20.  November  1659  bis  1.  September  1660 
regierte,  zugleich  aber  genöthigt  wurde,  die  alte  Fürstenresidenz 
Tergovist  zu  zerstören  und  seinen  Sitz  nach  Bukarest,  näher  an 
die  Donau  und  entfernter  von  Siebenbürgen,  zu  verlegen.  Er 
war  bemüht,  Ordnung  und  Gerechtigkeit  im  Lande  wieder 
herzustellen,  ward  jedoch  von  der  Pforte,  weil  er  den  Tribut 
an  dieselbe  nicht  aufbringen  konnte,  bald  wieder  abgesetzt 
Ihm  folgte  sein  Sohn  Gliguraskul  (Gregor,  vom  6.  December 
1660  bis  24.  November  1664),  *  unter  dessen  Regierung  das  Land 
sich   zusehends   erholte  und  bis  zum  Jahre  1662  Ruhe  genoss. 

Nachdem  Georg  II.  Räköczy  von  einer  türkisch-tarta- 
rischen    Armee   am   22.  Mai  1060   an    der  Szamos    geschlagen 


*  Damals  flüchtete  er  nach  Oesterreich  und  suchte  Parchevich  in  Wien  auf. 
S.  oben  p.  120. 


427 

und  am  8.  Juni  1660  zu  Gross  wardein  an  den  in  dieser  Schlacht 
empfangenen  Wunden   gestorben   war,    gelangte    auch    in    der 
tfoldau  die  Herrschaft  des  Fürsten  Stephan  XIV.,  eines  Sohnes 
des  Basilius  Lupul,  zu  einiger  Sicherheit  und  Ruhe  (er  regierte 
von  1659 — 1662),  wenn  auch  Tartarenheere  durch  das  Land  nach 
IJogam    zogen.     Die    siebenbürgischen  Wirren   hatten  nämlich 
mach  nach  Ungarn  hinübergespielt  und  endlich  selbst  den  Kaiser 
Lieopold  in  einen  Krieg  mit  der  Türkei  verwickelt,  zu  welchem 
ihm  auf  dem  Reichstage  zu  Kegensburg   1663  *  die    deutschen 
Fürsten  Hilfe  gewährten.    Es  ist  bereits  erwähnt  worden,  dass 
Kaiser  Leopold  diesen  Krieg  trotz  des  glänzenden  und  ruhm- 
vollen Sieges   über   die  Tüi*ken  bei  St.  Gotthard  an  der  Raab 
am  1.  August  1664,   durch  die   in  Ungarn   herrschende  Unzu- 
friedenheit und   die  ganze   politische  Lage  Europas   bewogen, 
bereits  am  10.  August  1664  zu  VasvÄr  (Eisenburg)  durch  den 
AbseUuss    eines    wenig    rühmlichen    zwanzigjährigen   Wafifen- 
stillstandes    mit   den  Türken  beendete.     Die  Ereignisse  dieses 
kurzen  Krieges  hatten  neue  Verwirrungen  und  Thronwechsel  in 
der  Walachei   und   in    der  Moldau   zur  Folge.     Dort  flüchtete 
Fürst  Gregor  Ghika  nach  Oesterreich   und  sein  Nachfolger  in 
der  Woiwodschaft  war  Radul  (12.  Februar  1665—1669),  welcher 
iu  Land  durch  schwere  Auflagen  bedrückte  und  sich  der  dar- 
öber  unzufriedenen  Bojaren  mit  Hilfe  der  mitgebrachten  Griechen 
zu  entledigen  gedachte  (1668),  worüber  er  im  Anfange  des  Jahres 
1669  selbst  den  Thron  verlor.     In  der  Moldau  war  der  Fürst 
Dabisia,    seit    1662   Nachfolger    des    vorhergenannten    Fürsten 
Stephan  XIV.,  im  Jahre  1666  durch  den  Fürsten  Elias,  einen  Sohn 
des  früheren  Woiwoden  Alexander  Elias,   ersetzt  worden,   der 
aber  seinerseits  1667  dem  grausamen  und  habsüchtigen  Fürsten 
Duka  weichen  musste.  Zwar  gelang  es  dem  Elias,  durch  allerlei 
Intriguen  und  Umtriebe  nach  sechs  Monaten  den  Fürsten  Duka 
wieder  zu  stürzen  und  selbst  aufs  Neue  zur  Regierung  zu  ge- 
langen, allein  1669  wusste  dieser  ihm  dasselbe  Spiel  zu  spielen 
Und  sich  wieder  auf  den  Thron  zu  schwingen. 

Während   dieser   Zeit   hatten    sich    die    Zustände   Polens 
Wesentlich  verschlimmert.     Seitdem  dieses  Reich   sich   auf  die 


*  Zu.  eben  diesem  Reichstage  hatte  der  Secretär  Gattermayr,  wie  oben 
erwähnt  wurde,  die  Acten  über  Parchevichs  Reiserechnung  von  Wien 
lUich  Regensburg  mitgenommen.  S.  oben  p.  415  und  Beil.  LXIV. 


428 

Seite  Oesterreichs  und  Spaniens  gegen  die  ungarischen  Dissi- 
denten gestellt  hatte,  erlitt  es  zahlreiche  Niederlagen,  verlor 
weite  Provinzen  und  sah  sich  gedemüthigt,  geschwächt  and 
erschöpft.  Schlimmer  noch  als  der  Verlust  an  Ländereien  war 
jedoch  der  Zustand  geistiger  und  moralischer  Versunkenheit, 
in  welchen  die  Bevölkerung  dieses  Landes  gerathen  war.  So 
kam  Johann  Casimir^  der  letzte  polnische  König  aus  dem 
Hause  Wasa,  auf  den  Gedanken^  die  Krone  niederzolegeo. 
Am  16.  September  1668  dankte  er  wirklich  ab  und  begab  sich 
sodann  1669,  nachdem  er  vom  Reichstage  rührenden  Abschied 
genommen  hatte,  nach  Frankreich.  ^  An  seiner  Statt  ward 
Michael  Wiesnioviecki,  der  Sohn  des  früher  erwähnten  Feld- 
herrn Jeremias  Wiesnioviecki,  des  tapferen  Kämpfers  gegen  die 
Kosaken,  am  19.  Juni  1669  zum  König  erwählt,  obschon  die 
französisch  gesinnte  Partei  unter  Nicolaus  Prazmovski  und 
Johann  Sobieski  den  Herzog  d'Enghien  (Condö)  in  Vorschlag 
gebracht  hatte. 

Als  Parchevich  zu  Ende  des  Jahres  1668  wieder  in  die 
unteren  Donauländer  kam,  regierte  in  der  Walachei  Radol 
(1665 — 1669)  und  in  der  Moldau  Elias  (zum  zweiten  Male, 
1667 — 1669).  Zur  bessern  Vergegenwärtigung  der  politischen 
Verhältnisse  des  letzteren  Landes  während  des  Aufenthaltes 
und  der  oberhirtlichen  Wirksamkeit  Parchevichs  daselbst  mag 
hier  noch  erwähnt  werden,  dass  in  diesem  kurzen  Zeiträume 
von  nur  fünf  Jahren  nicht  weniger  als  vier  Woiwoden  in  der 
Regierung  der  Moldau  wechselten.  Zunäclist  verdrängte  Duka 
1669  abermals  den  Fürsten  Elias  und  regierte  zum  zweiten 
Male  bis  1672.  Duka  war  ein  grausamer  Tyrann, '^  g^gen  welchen 
sich  am  29.  October  1671  eine  Verschwürung  bildete,  die  ihn 
zwang,  das  Land  zu  verlassen.  Er  flüchtete  zu  den  Türken, 
kehrte  aber  1672  mit  einer  von  Kap  tan  Pascha  von  Aleppo 
befehligten  türkischen  Armee  zurück,  schlug  die  Aufständischen 
bei  Kischnion  (sie!),  zog  in  Jassy  ein  und  bestrafte  die  Em- 
pörer mit  dem  Tode.  Die  Armenier,  welche  unter  Anführung 
Gurkuls  an  der  Verschwörung  Theil  genommen  hatten,  flüchteten 


'  König  Fjudwig  XIV.  schenkte  ihm  liier  einige  Abteien,  doch  genow  er 
die  Einkünfte  derselben  nur  kurze  Zeit  und  starb  schon  am  16.  Dccember 
1672  zu  Nevers. 

2  Beil.  LXXIV,  LXXIX,  LXXXIl,  LXXXIV. 


429 

aas  Furcht  vor  dem  Sieger  in  das  moldauisch-siebenbürgische 
Grenzgebirge  und  hielten  sich  anfanglich  im  Szcklerlande  und 
znBistritz  auf,  in  der  Hoffnung,  bei  günstigeren  Zeiten  in  die 
Moldau  zurückkehren  zu  können.  Da  diese  jedoch  sich  nicht 
erfüllte,  Hessen  sie  sich  schliesslich  mit  Bewilligung  des  Fürsten 
Apaff^  bleibend  in  Siebenbürgen  nieder.  Trotz  seines  Sieges 
bKeb  Duka  nicht  Woiwode  der  Moldau.'  Ihm  folgte  in  dieser 
Würde  Stephan  XV.,  genannt  Petraitschik,  1672 — 1673,  unter 
dessen  Regierung  die  Moldau  durch  die  Durchzüge  der  Türken 
ond  Tartaren  furchtbar  zu  leiden  hatte.  ^  Im  Jahre  1673  gelang 
es  Demeter  Cantacuzon^  einem  Fanarioten,  der  den  Fürsten 
Gregor  Ghika  (Gliguraskul)  in  der  Walachei  veiTathen  und 
dann  in  Constantinopel  Juwelenhandel  getrieben  hatte,  sich  auf 
den  Thron  der  Moldau  zu  schwingen,  den  er  bis  1676  be- 
hauptete. 

Solche  Ereignisse  und  Zustände  waren  gewiss  einer  ruhi- 
gen und   erspriesslichen  Wirksamkeit   Parchevichs   als  aposto- 
lischen Vicars  und  Administrators   der  Moldau    nichts  weniger 
*!»  günstig.   Dazu  kam  aber  noch,  dass  seine  finanziellen  Ver- 
hältnisse sich  in  keiner  Weise  gebessert  hatten.     Ersparungen 
2tt  machen,  war  ihm  nicht  möglich  gewesen.     Denn    für  seine 
KÄiserliche  Gesandtschaft  hatte  er  weder  einen  Gehalt,  noch  eine 
Pension    oder   Donation   erhalten,    wie    das  Letztere   zu   dieser 
Zeit  üblich  war  und  wohl  hätte  erwartet  werden  können.     So 
«atte  ihm  während  seines  Aufenthaltes  in  Oesterreich  das  ihm 
zugewiesene  Decanat  in  Mähren  seine  einzigen  Subsistenzmittel 
geliefert,  die  er  aber  mit  seiner  Abreise  in  die  Moldau  offenbar 
^eder  verlor.     Seine  Familie  war,   wie  bereits  früher  erzählt, 
^nrer   Besitzungen    in    Bulgarien    durch    die    Türken    beraubt 
Worden   und   auf  seinen  Antheil  an  dem  etwa  noch  geretteten 
V^ermögen    seines   Vaters,    hatte    er,    wie    sich    mit   Sicherheit 
*öBehmen   lässt,    bei  seinem  Eintritte  in  den  geistlichen  Stand 
'Verzichtet.     So   kam    es,    dass  Parchevichs  materielle  Existenz 
in    der  Moldau  seiner  hohen  kirchlichen  Stellung  durchaus  nicht 
entsprach,    vielmehr   geradezu    armselig   war   und    seinem   An- 
sehen und  seiner  Thätigkeit  Abbruch  thun  musste. 


*  Er  ward  1G74  Fürst  der  Walach(;i,  wo  jedoch  seine  Regiernnp  auch  nur 

bis  1675  dauerte. 
^  Beil.  LXXIX,  LXXXIV. 


430 

In  der  Moldau  angelangt;  nahm  Parehevich  seinen  Site 
in  Bakov,  wo  er  seine  Residenz  in  dem  ehemaligen  Francii- 
kanerkloster  aufschlug,  in  welchem  er  schon  früher  mit  seinem 
Vorgänger  Marcus  Bandin  gewohnt  hatte J  Leider  war  auch 
jetzt  seine  Lage  nicht  besser  als  damals.  Seine  Wohnung^  das 
ehemalige  Kloster,  war  bloss  mit  Stroh  gedeckt,  sein  ganzes 
Einkommen  bestand  (abgesehen  von  seinem  aus  Italien  zu 
erwartenden  Gehalte  und  sonstigen  Unterstützungen  der  Propa- 
ganda) in  den  Gaben  der  Laien,  die  selbst  arm  waren,  und 
auch  von  diesen  geringen  Einkünften  musste  er  bei  dem  schwer 
lastenden  Joche  der  Türken ,  ungeachtet  seiner  Armuth  und 
Immunität,  Steuer  entrichten.  Wie  früher  nahm  er  auch  jetzt 
wieder  den  Spaten  zur  Hand,  pflanzte  und  baute  selbst  in 
seinem  Garton  das  Gemüse  zu  seiner  Nahrung  und  konnte 
sich  dennoch  oft  nicht  einmal  an  Hirsebrot  satt  essen.  Bei 
den  häufigen  Einfallen  der  Tartaren  waren  wiederholt  Furcht^ 
persönliche  Beleidigungen,  Flucht  mitten  im  Winter,  Hunger 
und  Durst,  Blosse  und  Frost  sein  Loos.  Eben  so  wenig  gab  es 
Geräthe  für  das  kirchliche  Amt,  denn  der  polnische  Bischof 
von  Bakov,  Athanasius  Rudzienski,  ^  der  nie  in  seiner  Diocese 
residierte,  war  mit  dreissig  Dienern  und  Pferden  dahin  ge- 
kommen  und  hatte  alle  vorhandenen  Kelche,  Patenen,  silbernen 
Kreuze  und  Paramente  mit  sich  hinweggenommen.  Ja,  nicht 
einmal  die  Abhaltung  des  Gottesdienstes  war  anfanglich  von 
dem  tyrannischen  Landesfiirsten  gestattet  worden.  In  dieser 
fast  verzweifelten  Situation  wirkte  Parehevich  vor  Allem  arf 
die  Besserung  der  sittlichen  Verhältnisse  in  seiner  Provii», 
auf  Beseitigung  und  Verminderung  der  vorhandenen  Bigamien, 
Polygamien,  wilden  Ehen  und  Concubinate  hin.^ 

Unter  diesen  Umständen  wandte  sich  Parehevich  melu^ 
mals  brieflich  an  den  Erzbischof  von  Korinth,  welcher  »k 
päpstlicher  Nuntius  am  polnischen  Hofe  zu  Warschau  sich  auf- 
hielt, und  bat  diesen,  die  Rücksendung  der  vom  Bischöfe  von 
Bakov  weggeführten  Kirchengerätlie   und    die   Fürsprache  des 


»  Vgl.  oben  p.  341. 

2  Athanasius  Rudzienski,  ans  dem  Franciskanerorden,  war  Bischof  von 
Rakov  vom  lU.  Juni  1059  bis  zum  Februar  1678,  um  welche  Zeit  sein 
Nachfolger  ernannt  wurde.  Vgl.  Garns  a.  a.  O.  365.  Kurz,  im  Magw»" 
für  die  Geschichte  f^iebenbürgens,  II.  Bd.,  I,  21,  kennt  ihn  nicht 

3  Beil.  LXXXIV. 


431 

Königs  von  Polen   bei  dem  Fürsten  der  Moldau  zu  erwirken. 
Da  er  jedoch  hierauf  keine  Antwort  erhielt,  begab  er  sich  persön- 
lich nach  Warschau,  wo  er  im  Anfang  des  Jahres  1670  verweilte, 
zugleich  in   der  Absicht,   zur  Herstellung   der   dem  Einstürze 
nahen  Kirche  von  Bakov  bei  den  dortigen  hohen  Persönlichkeiten 
einige  milde  Beiträge  zu  sammeln.  Der  Nuntius,  welchem  Par- 
chevichs   frühere   Briefe   nicht   zugekommen   waren,    war   von 
dessen  Erscheinen  betroffen  und  bemerkte  ihm,    dass  er  seine 
Angelegenheiten   brieflich   durch   einen  Boten   hätte   besorgen 
lassen   können,    ohne  sich  persönlich  zu  bemühen.     Konnte  er 
aber  hoffen,  durch  Boten  und  Briefe  dasselbe  auszurichten,  wie 
durch  seine  eigene  Thätigkeit?  Was  er  übrigens  in  Warschau 
wirklich  erreichte,  ist  nicht  bekannt.  Parchevich,  der  diese  Reise 
ohne  Vorwissen  der  Propaganda  unternommen,  hatte  den  Nuntius 
gebeten,  dieser   nichts   davon    zu   melden.     Allein  nach  seiner 
Abreise   berichtete   derselbe  (schon  am  29.  Jänner  1670)  über 
des  Erzbischofs  Aufenthalt  in  Warschau  an  Monsignor  Baldeschi, 
Secretär  der  Congregation  de  propaganda  fide,  ^  und  bemerkte 
zugleich:  Er  glaube,  was  man  ihm  sage,  dass  Parchevich  vom 
Ersten    der  Moldau    in    Staatsangelegenheiten   an    den   König 
^on  Polen  geschickt  worden  sei;  auch  übertreibe  derselbe  stark 
bei  Schilderung  seines  traurigen  Daseins,  indem  er  sage,    dass 
®r  sich  nicht  einmal  mit  Hirsebrot    sättigen   könne    und   über- 
haupt ein  höchst  kümmerliches  Ijeben  führen  müsse.  Der  Nun- 
tius   begründet    seine   Behauptungen    nicht   weiter;    allein    die 
Annahme,    dass   Parchevich    von    einem   tyrannischen  Fürsten, 
der  ihm  zuerst  nicht  einmal  die  Ausübung  des  Gottesdienstes 
S^statten   wollte   und   gegen    den  er  gerade  Hilfe  suchte,    eine 
politische   Mission   angenommen    hätte,    hat   in    der  That   sehr 
^onig   Wahrscheinlichkeit.     Sollte   vielleicht    gar    der   Bischof 
^on  Bakov,   Athanasius  Rudzienski,   gegen   dessen  Handlungs- 
weise Parchevichs  Schritte    zum  Theile   gerichtet   waren,    dem 
^Untius   diess    gesagt    und    glaubwürdig    darzustellen    gesucht 
'^ciben?     Keinesfalls    lässt  sich  ein  stichhältiger  Grund  für  die 
V'ermuthung    eines   politischen    Zweckes    dieser   Reise  Parche- 
^^ohs  anführen.     Wie   dem  aber   auch   sei,   so   viel  ist  sicher, 


*  Beil.  LXIX.  DasR  dieses  Schreiben,  sowie  ein  bald  weiter  zu  erwähnendes 
des  Nuntius,  obschon  sie  keine  Adresse  tragen,  an  Monsignor  Baldeschi 
gerichtet  sind,  geht  aus  den  Beilagen  LXXIX  und  LXXX  deutlich  hervor. 


432 

dass  ein  solcher  Berieht  des  Nuntius  in  Polen  nicht  ohne 
nachtheilige  Folgen  für  den  apostolischen  Vicar  in  der  Moldau 
bleiben  konnte. 

Diese  gestalteten  sich  um  so  schlimmer,  als  Parche- 
vich  bald  darauf  (26.  Februar  1670)  an  die  heilige  Congre- 
gation  und  deren  Secretär  Monsignor  Baldeschi  von  Bakov  ans 
zwei  Schreiben  richtete,  ^  in  welchen  er  nicht  nur  nichts  von 
seiner  Reise  nach  Warschau  erwähnte,  sondern  nach  mehreren 
vorangegangenen,  unbeantwortet  gebliebenen  Bittschreiben  drin- 
gender um  Erfüllung  der  ihm  gemachten  Versprechungen  und 
Uebersendung  der  den  Bischöfen  in  partibus  angewiesenen 
Unterstützung  anhielt.  Es  fehle  ihm  an  den  nöthigen  Kirchen- 
gerätheu,  bischöflichen  Kleidern,  Büchern  und  Lebensmitteln, 
oft  selbst  an  genügendem  Hirsebrot  zur  Sättigung.  Seit  seiner 
Ankunft  in  Bakov  habe  er  nicht  die  geringsten  Gebühren  oder 
Einkünfte  erhalten,  so  weit  sei  das  Fürstenthum  Moldau  finan- 
ciell  herabgekommen.  Die  heilige  Congregation  möge  ihm  ab 
eine  barmherzige  Mutter  doch  die  versprochene  Beihilfe  ftr 
sein  Haus  und  seinen  Tisch  (mensa)  durch  den  Nuntius  in 
Polen  und  den  Pater  Aloysius  Maria  Pidon,  Regularcleriker, 
Missionär  und  Präfecten  des  päpstlichen  Collegiums  der  Ar- 
menier in  Lembei^,  zukommen  lassen,  welche  beide  ihm  gewisB 
alles  nach  Jassy  schicken  würden. 

Auf  diese  Schreiben  hin  frug  der  misstrauisch  gewordene 
Secretär  der  Congregation,  welcher  wohl  von  der  Abwesenheit 
des  apostolischen  Vicars  von  Bakov,  nicht  aber  von  seiner 
Rückkehr  dahin  unterrichtet  war,  erst  nochmals  bei  dem  Er2- 
bischofe  von  Korinth  an,  welcher  in  einem  Briefe  von  Warschau 
17.  Mai  1670  2  bestimmt  erklärte,  dass  Parchevich  am  26.  Fe- 
bruar dieses  Jahres  nicht  in  Bakov,  wahrscheinlich  aber  in 
Lemberg  gewesen  sei  und  nur  seinen  Brief  von  Bakov  datirt 
habe,  in  der  Annahme,  dass  man  in  Rom  von  seiner  Abwesen- 
heit nichts  wisse. 

Dass  Parchevich  sich  in  Lemberg  aufgehalten,  wo  er  j» 
bei  seiner  Rückkehr  von  der  Gesandtschaft  an  Chmielnicki 
im  Jahre  1657  so  enge  Beziehungen  mit  den  Armeniern  ange* 
knüpft   hatte,    wäre   wohl  möglich.     Vielleicht  traf  er  dort  die 


»  Beil.  LXX,  LXXI. 
2  Beü.  LXXII. 


433 

«öthigen  Anstalten^  damit  ihm  die  aus  Rom  erwarteten  Gelder 
schneller  zugeschickt  würden.  Aus  seinem  Aufenthalte  in  Lem- 
berg  lässt  sich  wohl  vermuthen,    dass   die  Armenier  zu  dieser 
Zeit  von  der  kaiserlichen  Regierung  entweder  bereits  befriedigt 
waren,  oder  dass  Parchevich  am  Ende  gar  die  erhoflFte  Summe, 
wenn  auch    vielleicht   nur   theilweise    zur   Begleichung    seiner 
noch  unerfüllten  Verbindlichkeiten  bestimmt  habe.    Uebrigens 
bedurfte   es    für   derartige  Verhandlungen    kaum    eines  langen 
Aufenthaltes   in  Lemberg   und  Parchevich   konnte  am  26.  Fe- 
bruar ganz   gut  wieder  in  Bakov  sein.    Wenn  der  Nuntius  in 
Polen  diess  ganz  bestimmt  in  Abrede  stellt,    Parchevichs  Auf- 
enthalt in  Lemberg  an    diesem  Tage   aber  nur   vermuthet,    so 
kann  nicht   daran   gezweifelt   werden,    dass  er  wenigstens  von 
der  Richtigkeit  seiner  ersteren  Angabe  überzeugt  war.  Fraglich 
bleibt  es  aber  immerhin,    ob  die  Quelle,    aus  welcher  er  seine 
Informationen    schöpfte,    eine   ganz  lautere   und   glaubwürdige 
gewesen   sei.     Parchevichs   loyaler   und   wahrhafter  Charakter, 
soweit   wir   ihn   kennen,    lässt   sich  mit  einer  Handlungsweise, 
wie  sie   der  Erzbischof  von  Korinth   berichtet,   kaum  in  Ein- 
klang  bringen.     Ist   aber    des  Letzteren  Angabe    wirklich   be- 
gründet,  so  hat  Parchevich  hierin  eben  so  unrichtig,    wie   bei 
der  Verschweigung    seiner   Reise    nach  Warschau    unklug   ge- 
bandelt und  hat  später  desshalb  genug  zu  leiden  gehabt. 

Vor  der  Hand  waren  es  freilich  ganz  andere  Sorgen, 
Welche  das  Herz  des  eifrigen  Oberhirten  der  moldauischen 
Kirchenprovinz  erfüllten.  Zunächst  galt  es,  sich  mit  dem  tyran- 
nischen Fürsten  des  Landes  persönlich  auf  einen  besseren  Fuss 
SU  stellen,  was  ihm  auch  bald  einigermassen  gelang,  so  dass  er 
Wenigstens  Gottesdienst  halten  und  sein  Amt  ausüben  konnte.  ^ 
Aber  der  Zustand,  in  welchem  er  die  katholische  Kirche  der 
Moldau  fand,  war  höchst  traurig.  In  der  ganzen  Provinz  gab 
ö8  nur  acht  Pfarrer,  drei  Weltpriester,  zwei  Missionärconvente 
^^d  einen  einzigen  Franciskanerpater,  die  übrigen  Geistlichen 
Waren  Jesuiten.  Diese  bildeten  miteinander  das  Domcapitel 
und  den  Clerus  des  Bischofs  von  Bakov,  lebten  aber  eine, 
*wei,  drei,  ja  vier  Tagereisen  weit  von  einander  entfernt. 
"*rchevich  als  Erzbischof  und  apostolischer  Vicar  konnte,  da 
^^  oft  der  einzige  Geistliche  in  Bakov  war,  weil  der  Orts- 
Beil.  LXXIV. 


434 

pfarrer  an  Festtagen  in  die  umliegenden  Dörfer  auf  eine  bii 
zwei  Tagereisen  weit  versendet  werden  musste,  kaum  je  mit 
der  Infel  unter  Assistenz  die  Messe  feiern.  Er  musste  vid- 
mehr  wie  ein  einfacher  Dorfpfarrer  oft  allein  die  Messe  lesen, 
taufen,  begraben,  Wöchnerinnen  einsegnen,  Kranke  besucken, 
Sterbenden  die  letzte  Oelung  ertheilen,  predigen  und  die  Christen- 
lehre halten.  Wenn  er  zur  Weihe  des  heiligen  Oeles  am  GrBn- 
donnerstage  die  Pfarrer  hätte  zusammenberufen  wollen,  so  hätten 
diese  die  ganze  Charwoche  vom  Hause  abwesend  sein  mfisBen 
und  zu  Ostern  hätte  keiner  in  seiner  Pfarrei  sein  können.* 
Die  Schulen  wurden  nicht  besucht,  ein  tauglicher  Nachwuchs 
für  den  Clerus  aus  dem  Lande  selbst  war  so  gut  wie  nicht 
vorhanden.  Die  Jesuitenpatres  hatten  seit  zwanzig  Jahren  keine 
Schule  gehalten,  ausser  für  drei  bis  vier  Knaben,  welche  in 
eben  so  vielen  Jahren  kaum  ordentlich  lesen  lernten.  Zar 
Unterhaltung  von  Lehrern  felilte  es  an  Mitteln.  Die  bisherigen 
Missionäre  waren  für  das  Land  ungeeignet,  da  sie  weder  dessen 
Sprache  ordentlich  verstanden,  noch  daselbst  festen  Aufenthnlt 
nahmen.  Die  katholische  Bevölkerung,  fast  durchaus  der  nngir 
rischen  Nationalität  angehörig,  wollte  von  den  polnischen  Oeist- 
lichen  nichts  wissen.  In  Folge  des  fortdauernden  Mangels  sn 
ordentlicher  Seelsorge,  des  harten  Druckes  von  Seite  des  Landes- 
fürsten und  anderer  Versuchungen  waren  viele  Katholiken  von 
ihrem  Glauben  abgefallen. ^  Diese  Uebelstände  im  Vereine  mit 
dem  baufälligen  Zustande  der  Kirche  in  Bakov,  der  Mutte^ 
kirche  der  ganzen  Provinz,  und  deren  Mangel  an  den  noth- 
wendigsten  Kirchengeräthen  hätten  bei  dem  Ausbleiben  der 
zugesagten  Unterstützungen  von  Aussen  wohl  Manchen  muthlos 
machen  können.  Parchevich,  welcher  seit  seiner  letzten  Qe- 
sandtschaftsreise  vielfach  kränkelte  und  an  der  Gicht  litt,  aber 
seinen  klaren  und  umsichtigen  Blick  über  jene  Verhältnisse 
noch  im  geschärften  Grade  behielt,  übersah  bald  mit  ruhiger 
Ueberlegung  die  üble  kirchliche  Lage  seiner  Provinz  und  fasste 
daher  den  ernsten  Entschluss,  diesen  Uebelständen  abzuhelfen* 
Zunächst  wandte  er  sich  an  den  Fürsten,  an  den  Metro- 
politen und  die  griechischen  Diöcesanbischöfe  der  Moldau  und 
erlangte   deren   Zustimmung    zur    Rückkehr    der    abgefallenen 


1  Beil.  LXXIV,  LXXIX. 

2  Beü.  LXXIX. 


435 

Katholiken  in  den  Schooss  der  Kirche^  von  welcher  Erlaubniss 
aoch  Hehrere   Gebrauch   machten.  ^     Dann   aber   erkannte    es 
Parchevich  als  seine  dringendste  und  wichtigste  Aufgabe,  den 
Geras  zu  reformieren  und  auf  die  Vermehrung  der  Seelsorge- 
geistlichkeit hinzuarbeiten.     Die  beständige  Anwesenheit  eines 
Bischofs  oder  vielmehr  eines  apostolischen  Vicars  und  Admini- 
strators im  Lande  erschien  ihm  unerlässlich,  nicht  minder  zur 
IJnterstützang  desselben  die  Heranziehung  tüchtiger,  besonders 
der  angarischen  Nationalität  angehöriger  Mitarbeiter.  Ueberhaupt 
^ar  des  Erzbischofs   ganzes  Sinnen   und  Trachten   darauf  ge- 
richtet, eine  gute,  einheitliche  hierarchische  Ordnung  und  Dis- 
cipliii  einzuRihren,  was  er  zum  Heile  und  Segen  seiner  Provinz 
am  besten  dadurch  erreichen  zu  können  glaubte,   wenn  er  den 
Franciskanerorden   für  seine  Pläne  interessierte   und  ins  Land 
Soge.  Bei  Berücksichtigung  aller  hierbei  in  Frage  kommenden 
Verhältnisse   und  Bedürfnisse   musste   es   in   der  That  als  das 
Geeignetste  erscheinen,    die  alte  Verbindung  des  früheren  Ba- 
kover  Franciskanerklosters,  das  er  selbst  bewohnte,  mit  dessen 
ungarischem  Mutterhause  zu  Csik-Somlyo  in  Siebenbürgen  wieder 
uerzustellen,  jedoch  unter  festen,    sich  für  beide  Theile  gleich 
^i^priesslich  darstellenden  Bedingungen. 

Schon  am  2.  Juli  1670  befand  sich  Parchevich,  begleitet 
Von  seinem  Neffen  Marcus,  dem  Sohne  seines  jüngeren  Bruders 
Paul,'  in  Csik-Somlyö  und  schloss  hier  einen  Vertrag  mit 
^on  Franciskanern,  welchen  auch  der  apostolische  General- 
vicar  von  Siebenbürgen,  Fr.  Casimir  Damokos,  und  mehrere 
Pranciskanerpatres  im  Namen  des  Csiker  Conventes  unter- 
zeichneten. ^  Laut  dieses  Contractes  übergibt  Erzbischof  Par- 
chevich unter  Vorbehalt  der  Genehmigung  von  Seite  des  apo- 
stolischen Stuhles  und  der  betreffenden  Ordensvorsteher  das 
Bakover  Kloster  den  Franciskanern  und  verpflichtet  sich,  die 
Q^enehmigung  der  Rückgabe  des  genannten  Klosters  an  die 
•Fratres  minores  de  observantia  zu  erwirken.  Diese  hingegen 
"«billigen,  dass  der  Guardian  von  Csik-Somlyö,  so  oft  der 
ErÄbischof  es   begehre,    nach  Bakov   kommen    solle   und   ver- 


'  Beil.  LXXV. 

*  Vgl.  Anhang. 

*  Kon:    Magazin    fär   Geschichte,    Literatur    und    alle   Denlfr-  und   Merk- 
würdigkeiten Siebenbürgens,  II,  1,  Kronstadt  1846,  S.  66  ff.  Beil.  LXXIV. 

i^rehir.  Bd.  LH.  H.  lUlfte.  *i9 


436 

pflichten  sich,  sobald  die  Genehmigung  von  Rom  eingetroff 
wäre,  ihren  Guardian  Stephan  Taploczay  oder  einen  ander 
erfahrenen  Pater  mit  so  vielen  Genossen  nach  Bakov  zu  sende 
als  der  Erzbischof  verlangen  werde. 

Parchevich  behält  sich  zeitlebens  das  unbeschränkte  V< 
fügungsrecht  über  die  inneren  und  äusseren  Angelegenheit 
des  Bakover  Klosters  vor,  so  dass  der  Guardian  ohne  seine  2 
Stimmung  nichts  ausfuhren  dürfe;  Erzbischof  Parchevich  so 
ein  Testament  errichten,  damit  von  Seite  seiner  Verwandt 
gegen  die  Franciskaner  kein  Rechtsstreit  anhängig  gema« 
werden  könne;  derselbe  möge  über  sein  ererbtes  und  erworbei 
Eigenthum  nach  Belieben  verfügen,  denn  das  Kloster  habe  f 
keinen  Theil  desselben  Anspruch;  dagegen  hätten  die  Qüi 
der  Kirche  und  des  Klosters,  nämlich:  das  Haus,  der  Gru 
und  Boden,  der  Weingarten,  die  Gärten,  die  Zehnten^  < 
Mühlen  u.  dgl.  den  Franciskanern  und  dem  jeweiligen  apos 
lischen  Vicar,  wenn  dieser  aus  ihrem  Orden  hervorgegangen  s 
gemeinschaftlich  zu  verbleiben;  für  den  Fall  dass  Parchevi 
ohne  Testament  stürbe,  möge  er  zur  Vorsorge  entweder  glei 
oder  wann  es  ihm  beliebe,  in  Gegenwart  des  genannten  Pat< 
Stephan  Taploczay  und  anderer  glaubwürdiger  Männer  all 
was  zu  seinem  Privat  vermögen  gehöre,  genau  bezeichnen  u 
erklären,  dass  alle  von  ihm  mitgebrachten  Geräthschaften,  Kist< 
Schreine,  Zinn,  Kleider,  Pferde,  andere  ihm  geschenkte  Thif 
u.  dgl.,  worüber  ihm  unbeschränktes  Eigenthums-  und  Vi 
fügungsrecht  zustehe,  nach  seinem  Tode  seinen  Neffen,  v( 
nehmlich  dem  gegenwärtig  ihm  hilfreich  zur  Seite  stehend 
Marcus  zukommen  solle,  mit  Vermeidung  jedes  Streites  u 
mit  Ausschluss  jeder  Berufung  an  den  Fürsten  oder  die  I 
hörden  des  Landes;  wenn  Erzbischof  Parchevich  den  Steph 
Taploczay  oder  einen  anderen  Pater  zu  seinem  Generalvic 
ernannt  haben  werde,  so  könnten  die  Csiker  PVanciskanerpati 
diesen  nicht  nach  Gutdünken  aus  Bakov  zurückberufen,  de 
durch  häuflgen  Wechsel  der  General vicare  entstehe  leicht  U 
einigkeit  und  Verwirrung  unter  dem  Clerus  und  in  der  ganz 
Provinz.  Der  fünfte  Punkt  dieser  Stipulationen  kam  nicht  z 
Ausführung,    weil  Parchevich   ein    Testament   hinterliess,  ^    d 


^  Diess   uns   unbekannt   gebliebene  Testament   wird  von  Flasden  in  seil 
Zeitflchrift  ^Columna  Ini  Trajan*,    N.   6,   1874,   erwähnt;   dasselbe   dar 


437 

Becbten  aber   suchte   er   alsbald   dadurch   zur  Ausfulirung  zu 

bringen,  dass  er  zu  Bakov  am  12.  Juli  1670  den  Pater  Stephan 

TapIocEay  zu  seinem  Coadjutor  ernannte.  ^  Am  nämlichen  Tage 

berichtete  Parchevich  über  den  Inhalt  dieses  Vertrages  an  die 

Propaganda^  und  empfahl  denselben  dringend  zur  Genehmigung, 

ab  den    einzigen   Weg    zur   Erhaltung    und   Beförderung    der 

latholischen    Religion    in    der   Moldau.      Die    Abneigung    der 

grösstentheils    aus    Ungarn    eingewanderten    Katholiken    dieses 

Landes  gegen  die  polnischen  Priester,  welche  sie  durch  unga- 

litthe  ersetzt  wissen    wollten,    die  Leichtigkeit   und  Sicherheit 

des  Verkehres  zwischen  Csik   und  Bakov,    wo   das  jetzt    von 

ilun  bewohnte   Kloster    nach   Angabe    des    Cardinais    PdzmÄn 

Ursprünglich  von  einer  siebenbürgi sehen  Prinzessin,  Margaretha, 

begründet  worden  sei ;  ^  die  leichtere  und  wirksamere  Seelsorge 

durch   die   unter   der  Leitung  eines  einzigen  Custos  stehenden 

Patres,  die  Möglichkeit  eines  fortdauernden  innigen  Verkehres 

derselben  mit  dem  apostolischen  Vicare,  der  durch  counationale 

Patres    zu    erhoffende    Eiofluss    auch    auf   die    Armenier    und 

Walachen:  diess  seien  die  Beweggründe,  auf  welche  er  seinen 

Vorschlag  stütze.   Ausserdem  sei,  wie  die  heilige  Congregation 

»6it  siebenzig  Jahren  habe  erproben  können,  von  den  polnischen 

Biachöfen   kein  Heil   zu   erwarten;    und   wenn   diese  auch  mit 

l^undert  Eiden  versicherten,  in  Bakov  residieren  zu  wollen,  so 

würden  sie  doch  nie  dieses  Versprechen  gewissenhaft  erfüllen; 

*ie  würden  wohl  auf  etwa  drei  oder  vier  Monate  kommen  und 

dm»,   was  Andere   mit   saurem  Schweisse  erarbeitet,  aufzehren, 

dann  aber  wieder  von  dannen  gehen;    es  sei  das  Beste,   wenn 

der   heilige    Stuhl    die    Ernennung    der    Bischöfe    von    Bakov 

nieder  an  sich  nehme.  ^     Diess  Alles   unterbreitet  er  zur  Ent- 


wohl  auch   zeigen,    wie   das   ganze  Vermögen  Parchevichs  in  einem  ge- 
ringen Hansrath  und  fundus  instructus  bestand. 

■    Beü.  LXXV. 

*  Beü.  LXXIV. 

*  P&im&n:  Acta  et  decreta  Synodi  dioecesanae  Strigoniensis,  Posonii  1G29; 
Append.  II,  p.  116:  ,Bako  in  Moldavia  (Monasterium  PP.  Franciscanorum) 
^datnm  ab  nxore  Vaivodae  Moldavi,  filia  Vaivodae  Transsilvani*.  Nach 
Kurz  war  diese  Margaretha  wahrscheinlich  die  Gemahlin  des  Woiwoden 
Alexander  von  der  Moldau.  Vgl.  Kurz:  Magazin  a.  a.  O.  p.  8 — 18,  68,  69. 

I)a  Bakov  zu  jener  Zeit  ein  polnisches  Histhum   war,   wurden    seine  Bi- 
icböfe  von  dem  Könige  von  Polen  ernannt. 

29* 


438 

Scheidung  der  CongregatioD  und  dorn  heiligen  Stuhle  und  bittet 
zugleich,  indem  er  an  die  ihm  noch  während  seines  Aufent- 
haltes in  Wien  brieflich  gemachten  Vorsprechungen  erinnert, 
dringend  um  Hilfe  und  Beistand;  es  gehe  nun  schon  ins  dritte 
Jahr,  dass  er  weder  Briefe  noch  Unterstützungen,  noch  das 
ihm  für  seinen  Lebensunterhalt  angewiesene  Geld  erhalten  hätte; 
vom  Papste  und  seinen  Indulgenzen  sei  dort  zu  Lande  nichts 
bekannt  geworden,  und  man  möge  ihm  doch  wissen  lassen,  ob 
die  Kirche  wieder  ein  Oberhaupt  habeJ 

Gewiss  waren  Parchevichs  Absichten  die  edelsten,  seine 
Pläne  zweifelsohne  die  besten.  Ihm  kam  es  nicht  auf  die  Personen 
an,  sondern  nur  auf  die  Sache,  auf  die  Förderung  der  Religion 
und  der  Kirche.  Allein  durch  seine  Absicht,  ungarische  Francis- 
kaner  herbeizurufen  und  diesen  die  Seelsorge  der  Moldau  zu 
übergeben,  und  durch  seinen  Rath,  das  Ernonnungsrecht  der 
Bakover  Bischöfe  von  der  polnischen  Krone  wieder  an  den 
päpstlichen  Stuhl  zu  bringen,  musste  er  sich  die  Gegnerschaft 
der  Polen  und  der  Jesuiten  zuziehen  oder  die  schon  vorhandene 
noch  vermehren.  Ohne  zu  wissen,  auf  welche  Seite  der  Nuntius 
in  Polen  sich  neige,  und  ohne  zu  ahnen,  in  wie  ungünstiger 
Weise  dieser  über  ihn  nach  Rom  berichtete,  schrieb  Parchevich 
am  16.  Juli  1670  arglos  an  den  Erzbischof  von  Korinth  nach 
Warschau  2  und  bat  denselben,  ohne  seinen  Unmuth  über  die 
lange  Verzögerung  der  ihm  von  Rom  aus  versprochenen  Unter- 
stützungen zu  verhehlen,  um  seine  Fürsprache  bei  der  heiligen 
Congregation;  zugleich  empfahl  er  demselben  die  Angelegen- 
heit des  Pater  Stephan  Taploczay  (wovon  bald  eingehender 
die  Rede  sein  wird) ,  damit  dieser  über  sein  früher  im 
Laienstande  besessenes  Vermögen  frei  verfügen  könne,  und 
ersuchte  um  öftere  briefliclie  Mittheilungen,  fügte  aber  merk- 
würdiger Weise  kein  Wort  über  seinen  Vertrag  mit  den 
Csiker  Franciskanern  bei.  Sollte  or  selbst  vielleicht  in  dem 
Nuntius  einen  Gegner  seines  diessbezüglichen  Planes  ver- 
muthet  haben? 


*  Papst  Clempus  IX.  (Emilio  Altieri)  war  am  9.  December  1669  gestorben 
und  sein  Nachfolger,  Papst  Clemens  X.,  am  29.  April  1670  gewälilt 
worden.  Diese  Neuwahl  war  also  bis  zum  12.  Juli  1670  in  der  Moldan 
noch  nicht  bekannt. 

2  Beil.  LXXVI. 


439 

Inzwischen   schrieben   die  Csiker  Franciskaner  ihrerseits 
flOVoU  an   ihren    Ordens^eneral    Franz   Kini   in   Boui;^    damit 
dieser  die  Genehmigung  dos  mit  Parchevich  geschlossenen  Ver- 
tnges  unterstütze,  als  auch  an  das  CardinalscoUegium,  ^  welchem 
sie  erklärten,  auf  Parchevichs  Vorschlag   eingehen   zu   wollen, 
unter  der  Bedingung  jedoch,    dass  sie  in  Zukunft  von  keinem 
Biscilofe    oder    Vicar    wieder    aus    Bakov    vertrieben    werden 
dfirften,  und  dass  der  päpstliche  Stuhl  ihnen  für  die  erste  Zeit 
ibrer  Ansiedlung  in  einem  Lande,  wo  das  ganze  Volk  bloss  von 
Hirsebrot  lebe,  auch  gegen  ihre  Ordensregel  gestatte,  zu  pflügen, 
m  säen   und   dergleichen  nothwendige  Arbeiten   vorzunehmen, 
aach  die  Leibeigenen  des  Bakover  Klosters  behalten  zu  dürfen, 
wie  Aehnliches   auch    in    andern    den    Türken    unterworfenen 
Provinzen,  in  Bosnien,  Bulgarien  und  Siebenbürgen  geschehen 
sei.  Die  von  ihnen  hiebe!  gegebene  Schilderung  der  allgemeinen 
Verhältnisse   der  Moldau   bestätigt   übrigens   vollkommen  Par- 
chevichs Darstellung  derselben,  die  der  Erzbischof  von  Korinth 
ftr  übertrieben  erklärt  hatte.  ^ 

Erzbischof  Parchevich  sowohl,  als  der  apostolische  Vicar 
^OQ  Siebenbürgen,  Pater  Casimir  Damokos,  und  die  Csiker 
«Vanciskaner  erkannten  sehr  richtig,  es  sei  zu  ihrer  Sicher- 
stellnng  in  der  Zukunft  höchst  wünschenswerth,  dass  Pater 
Stephan  Taploczay  nicht  bloss  von  dem  Erzbischofe  ernannt, 
sondern  auch  durch  ein  Breve  oder  Decret  der  Propaganda  selbst 
*U  dessen  Coadjutor  bestätigt  werde,  damit  er  nicht  etwa  von 
lUuihfoIgenden  Ordensvorstehern  in  seine  Provinz  zurückberufen 
Verden  könne.  Parchevich  schrieb  dosshalb  am  20.  Juli  1G70  ^ 
^Ui  die  heilige  Congrcgation  und  übersandte  dieses  Schreiben 
durch  Pater  Antonius  Angelinus,  Convcntual  und  apostolischen 
Missionär  in  der  Moldau,  der  gerade  in  Missionsangolegcnhciten 
öach  Warschau  reiste,  an  den  dortigen  Nuntius  zur  Weiter- 
beförderung nach  Rom.  In  diesem  Briefe  bat  er  die  Cougre- 
gÄtion,  dem  von  ihm  empfohlenen  Stephan  Taploczay  durch 
^iQ  Breve  die  Erlaubuiss  zu  ertheilen,  über  die  von  seinen 
•cJtern   ererbten  Güter   frei   verfügen  zu  dürfen.     Derselbe  sei 


*  Schreiben  vom  14.  Juli  1()7().     Kurz:    Magazin  für  Geschichte,  Literntur 
u.  8.  w.  Siebenbürgens,  II,  1,  p.  74 — To. 

^  Schreiben  vom  18.  Juli  1070.  Kurz  ebenda  p.  76—77. 
'  Vgl  oben  p.  431  und  Beil.  liXIX. 

*  Beil   LXXVII, 


440 

der  einzige  Sohn  wohlhabender  Eltern,  eines  arraenischen  Vaten 
oiid    einer    ungarischen    Mutter,    gegen    deren    Willeo    er   das 
Ordenskleid   genommen    hätte.     Seine   Matter    sei    seidier   ge- 
storben,  sein   greiser  Vater   könne   ihr  jeden  Tag  nachfo^eB. 
Um   (ur   diesen    Fall   die   ihm    zufallenden   Güter  der  Elten: 
Häuser,    Aecker,  Wiesen    und    Mühlen    nicht   an    Fremde   ge- 
langen zu  lassen,   habe  Taploczay  schon  während  seines  Novi- 
aiates  vor  Ablegung  der  Gelübde  Vedfa^angen  treffen   woDen, 
allein  der  damalige  Guardian  von  Csik,  Pater  Xiec^iis  Gomiai, 
hätte  ihn  versichert,  ilass  diess  angenblicklicli  nicht  BÖthig  sei, 
und   dass  Taploczay   ab    rechtmässiger  Sohn   und  Erbe  seiner 
Ehern  auch  später  noch  zo  jeder  Zei:  derartige  Besfiminnngen 
machen  könne.  Auch  sei  es  durch  das  siebenbüi g itche  Landes- 
geeetz  Ordensbrüdern  nicht  verboten.  Güter   zu   besitzen,  die- 
selben nach  Gutdünken  n  veräussem.  zs  versriienken  nd  sn 
vermachen.     Stephan   Taplxrzav   habe   die    Abi»cfaL    noch    bei 
Lebaeiten    von    seinem   Verm*'!igen    etvas    zam   Bane   nnd  war 
Ausstatt  arg  der  Bak«>v^r  Kirche  za  verwenden  und  dieser  nnd 
desi  Kkxster  tur  den  Fall  seines  T>ie:s  einige  Gnindstäeke  zm 
huiterlas;$en.     Uebr^ns    $ei    Tapivvzav    asägezeichnet    dnrch 
Sittenreisheit  und  ehrbsireii  Lebea^w^^a^ieL  dkitir  ;ind  waeksam. 
ein  eitn^r  Pjr>:vibr?r  Ma*i  ertahren  ir  ier  Verwal'öi!;^  des  Hans- 
wetsens^   ijLizi  oii:  rek*b«er  Sprjbcaenkeojis;!::»  ajzf^escattec  *     Da 
er    Farvc-evi»:;!     '»e*j?ea  setaer  Körwrsciw'icae    iit^i    seines 
dauemd'ea  Gx'idet'i-eas  aca:  im  ScLia-ie  s^L  alten-  ä«?w*>W  5 
liehen  dLs  weltlx'ä'^a.  G-fscödftea  seine*  Aaice*  s^cs  »to-  D»Hhfi^ 
v«?Ue  A.ir3ierksdL3fk^r5  s'i   «:<iai»en-  5*.    habe  er  -iSesea  Mann  zn 
seisent  0»:a*i^^x5:r  ia  -ier  S«tS4:rr^    iSfi  in  ier  Verw»knn:t  ef>- 
aajtnc  n^i  bi.T:e  axa.  aiir  Bevr^ia»!'!!!«:  si^^henfr  :ui«£  ge«>r«ineter 
ÜrcaÜ«.*aer  Veriiltafssse  13    ier  HjliL&x    TacoHrsav   ■iinrh   ein 
Bin*ve    :a    i:»rseai    A3it>f    n    b*f!*sis^ii.     S,'äÜeö8äicn    schiMert 
Erabtsc'i'.r  r^xr^^'iffv^.-fi    <eij»e  N^dLj^   ia*i  bert'rnoec    *i:i^  die 
Bakw-r  «.T-iic^o'i  T  ja  EIeaiea2ir^p:;tOTis55ea.  xnäälceoviem  Re;sen* 
Ueö«rr^jcQ»-riUJi  ujc^a    uni  Mis^^:ica:>  ae'm^e^achs  seü   iad^  otan 
einher   K'iiürer>a«'C3    •:;a:^r£easeiie.    -ia*:  :»:ä     tass^    üe    Bew^ihner 

T^m  Wr>o«ra  11  Vviinfa  ^ii^iöc  Jdzti:a.   Lliäs-  iioa  e:»  ^  ien  GEäasen 
^eLbc^c   JtrL  ^^KriL.«  a5?cttea  if  ia:>t»iiu    iooiii   loje  ^osHisi^oea  ti 


ir  >;'i-w 


•1.    U!i7ti-*>*.ii    ni'-i    *.^Jk(i.:.Ä<^'i.    i«(i.    l-XXTT 


441 

Offenbar  aus  dem  Anfange   des   folgenden  Jahres  (1671) 
stimmt  ein  undatierter  Brief  des  Erzbisehofs  von  Martianopei 
ao  die  heilige   Congregation,  ^    in    welchem   die   alten   Klagen 
wiederholt  worden.   Er  erinnert  an  die  ihm  am  7.  März  1656  ge- 
machten Verspreehungeu  ^  und  hebt  den  fortwährenden  Mangel 
ao  Kirchengeräthon  3  und  an  geistlichen  Gehilfen  hervor.^    Er 
aehildert  die  Baufälligkeit  der  Bakover  Kirche^  ^  welche  wegen 
ilrea  Alters  und  in  Folge  fortwährender  Regengüsse  nächstens 
eioiostürzen  drohe;  mit  2000 — 3000  Scudi  Hesse  sie  sich  zwar 
ftr  Jahrhunderte   wieder   herstellen^    allein    es   finde  sich  kein 
Wohlthäter^  der  diese  Reliquie  der  Katholiken  und  ehrwürdige 
Srinnerung  der  Vorfahren  wieder  herstellen  lasse,  während  man 
anderswo  fbr  Prachtbauten  ungeheure  Summen  verweude.  Der 
baoftllige  Zustand   dieses  Gotteshauses   diene  der  Lauheit  des 
Eirchenbesuches   zum  Vorwand   und   mit   der   Kirche   würden 
ftUch  die  Bischöfe,   die  Priester  und  die  Gemeinde  zu  Grunde 
gehen.  ^     Die  Könige   von  Polen    behaupteten   zwar  ihr  Recht, 
die  Bakover  Bischöfe   zu   ernennen,    wollten   aber   die   Rechte 
und  Freiheiten  der  Kirche  nicht  vertheidigen.     So    entstünden 
tausend  Unordnungen   und  Jeder   verliere   den   Muth   und   die 
LuBt  zum  Dienste. 

Da  die  Congregation  der  Propaganda  die  Bischöfe  dieser 
Länder  ausdrücklich  angewiesen  hatte,  sich  mit  ihren  Anliegen 
ao  die  betreffenden  apostolischen  Nuntien  zu  wenden,  so  richtete 
Parchevich  am  7.  März  1671  ein  ausführliches  Schreiben  an 
ien  Nuntius  in  Polen,  ^  in  welchem  er  diesen  ersuchte,  seine 
Bitten  und  Vorschläge  zur  Verbesserung  der  kirchlichen  Zu- 
stünde in  der  Moldau  bei  der  heiligen  Congregation  zu  em- 
pfehlen und  gütigst  zu  befürworten.  Dieselbe  möge  zur  ange- 
ii^eflgenen  Vermehrung  der  Seelsorgekräfte  in  der  Moldau  ihm 
4ie  HeranziehuDg  einiger  siebenbürgisch-ungarischen  Francis- 
■^nerpatres  von  der  strengen  Observanz  bewilligen,  und  zwar 


*  Beü.  LXXVIII. 

*  Vgl  Beü.  LXXI,  LXXIV,  LXXVI. 

*  Vgl  Beil.  LXXII. 

*  Vgl.  Beil.  LXXIV,  LXXVII. 

*  Vgl.  Beil.  LXX. 

*  In  gleicher    Weise    äUAscrt    {«ich    Parchevich    auch    im    iiächstfolgoudea 
Briefe  an  den  Nuntius   in  Polen  ddo.  7.  März  1671.     Vgl.  Beil.  LXXIX. 

^  BeiL  LXXIX. 


442 

erstens  wegen  der  ungarischen  Nationalität  und  Sprache;  sweitei^ 
weil  die  Patres  der  genannten  Custodie  auch  walachisch  apricheS^'i 
drittens  wegen  der  Nähe,  da  das  Csiker  Kloster  Ton  Bakov  umM 
awei  Tagreisen  zu  Fusse  und  Bakov  von  Zabriani,  wo  «L*^^ 
Csiker  ein  Kloster  zu  gründen  beabsichtigten,  nur  eine  T4 
rase  entfernt«  mithin  die  Comniunicaiion  und  Correspond« 
zwischen  allen  Theilen  leicht  sei:  viertens  ans  Gründea  •  di^^t 
EHacipUn,  da  jene  bestandig  unter  den  Augen  ihrer  Voiges^st^^s^ 
SU  grosser  Krbauung  der  Laien  leben  würden:  fünftens  wi 
des  Unterrichtes  der  Kinder,  durch  den  sich  dann  leidit 
^iachwuchs  für  den  Priesterstand  heranbilden  lasse; 
aam  Tröste  des  Volkes«  welchem  Geistliche  seiner  eigen< 
Sprache  erwünschter  wären«  als  Fr>e'm  dünge.  I>enn  oft  hatti 
ihn  die  Leute  ^resagt:  «Monsignor.  wir  bitten,  geben  Sie 
<»nen  Priester  unseres  Glaubens\  als  ob  derj^eaige  kein 
thoUk  wäre,  der  nicht  ungarisch  verstünde:  in  jed^ 
wnnle  die  Seelst»!^  und  das  kirchliche  Leb^  dadurch 
winnen:  siebentens  da  häaäg  GetsJiDdie  aus  Polen,  ^ebenboi  g t  "^^ 
und  andern  LÄndem.  meist  Kaihonken.  durch  Sabejanti  xZ^f^"^ 
briani?  reisten,  so  mürdea  diese  Wi  den  regierenden  FÄmle-n"'!'^" 
und  den  Bari*Drn  mascbeiS  Gute  trir  dir  Patret^  m  erwirken  u 
Stande  sein.  Ohnehin  ceciesikr  i&an  in  der  M^ddaa  nicht 
geriniTi^te  l^niersliitiunir.  In  Anbecrachi  freilich  der 
wänic^iL  Lasr^  oex  Mi>idaQ.  weiciie  mchi  dittf>eilbe  sei«  wie  ii 
vei:caii<reneT4  und  ib  trüberen  .lahre^ii.  und  des 
I>rQckes  des  irtzigt-n  Fiirsien.  in  Ant»exra£*hi  emllic^ 
Yorbereiiuncc-J»  m  ieic  Wrcirsififiideii  Kriftre^-  «ä  es  bei 
jeCEi  bftrrs»cibf index  AüfreccTir  iinc  Verwirrung  uninagiid^ 
die£>^  Ancftlftc^-nhe  1  irc^T?d  wtOr^boji  Fcinaciirin  xu  tinielen^' 
Fasx  {ÖLmxDLiicJif  K.nwöhuri  jfsDfj-  Privint  freien  in  die  Tirkei^ 
nach  Russoihnä.  Sif^-nbürc^oi.  in  dk  Waiariifii  ^et^flohen  odex' 
hkixcr.  sk'ii  au:  dir  hiihfn  iVhinrf  c<sfiii:*hK^;  und  sich 
An  wiidf.r  T^)»jfr<  ir.  rpji  ßiriw^^'T;  WjJdi'.ni  vt-rböriren. 
haJif  vr  «  fiir  J»:r55stc.  rii^icf  ^^<^>;  s'u  wantoi  ,a  im  rcgis 
quicj^-.ir.  l^iv^V;  ipitcf  tJ<t:  Nijnnii>  hoi  dts:  hfüligen  Oongre^ 
üal! I  in    un  r,    fj  r -ii.    <  •  r»a f ».uscf ' n :  .rji..    r  l    A rac(»c.ii  •     daidn 


Pins:  r»xikjfc    s     «rn^a    t.    -k^'.    tot» 
-  ZwTV.liM    «if»'   Türii^;   um.    ?'iiiM. 


I 


443 

dasB  dem  Erzbischofe  wenigstens  in  der  Fastenzeit  und  während 
dfiB  aaf  den  23.  April  a.  St.    fallenden  Osterfestes    mittels   be- 
sonderen  Decretes    zwei   Patres    minores    de    observantia    der 
«iebenbürgischen    Custodie    zur    Assistenz    zugetheilt    würden. 
Namentlich  bitte  er  um  Pater  Stephan  Taploczay,  dessen  Eltern 
KU  der    Moldau    stammten,    der    ungarisch,    walachisch    und 
lateinisch   spreche,   zudem   ein    guter  Prediger   und  erfahrener 
Oekonom  sei,    und   um  Pater  Franz  Derventa,    einen  Bosnier, 
der  schon    vor   Jahren   in   dieser  Provinz   gedient   habe,    von 
reinem  Lebenswandel  und  guten  Sitten,  gehorsam  und  ergeben 
■ei  uid   ausser    den   obgenannten    drei   Sprachen    auch    noch 
slavisch    als   seine   Muttersprache   spreche.     Die    Custodie   sei 
damit  einverstanden,  wage  aber  ohne  ausdrückliche  schriftliche 
£rlaubnis8  der  genannten  Vorgesetzten  nicht,    ihm  jene  Patres 
<u  senden.     Damit   nun  diese  dringende  Angelegenheit  um  so 
schneller   erledigt   werde   und  da  eine  Entscheidung  von  Rom 
einzuholen  zu  langwierig  sein  würde,  so  möge  der  Nuntius,  an 
^eichen   sich    die   heilige  Congregation    ohnehin    in  allen  ähn- 
lioben    Fällen    wende,    aus    eigener    Machtvollkommenheit   die 
ftiebenbürgische  Custodie  schriftlich  beauftragen,    dass    sie  ihm 
*o£ort  die  beiden  Patres  zur  Verfügung  stelle;  hiedurch  würde 
i-^T  Nuntius   gewiss   ein    sehr   nützliches    und    Gott    gefälliges 
^?"erk  thun.    Ferner  bitte  er  ihn,  bei  dem  Könige  von  Polen  ^ 
^oin  Ansehen  dafür  geltend  zu  machen,  dass  dieser  zur  Wahrung 
Änd  Vertheidigung    des    ihm    vertrag» massig    zustehenden  Jus 
ftpirituale   über   die   katholische  Kirche  der  Moldau  ein  Mahn- 
K^breiben  an  den  Fürsten  dieses  Landes  richten   möge.     Denn 
die  Katholiken    würden    gänzlich    unterdrückt    und    von    den 
Schigmatikeru  des  Landes  misshandelt.  Die  Könige  von  Polen 
möchten   wohl   das   Kocht   haben,    die    Bischöfe    zu    ernennen, 
Sollten  aber  nicht  deren  und  der  Kirche  Rechte  vertheidigen, 
d^her  die  Kirchen  verfielen  und  Volk  und  Priester    nicht    be- 
stehen  könnten.     In  Ausdrücken    tiefen  Unmuthes   ersucht    er 
den  Nuntius  aufs  Neue,  an  die  heilige  Congregation  zu  schreiben, 
^**«8  sie  ihm  seinen  Gehalt  und  sauer  verdienten  Lohn  sende; 
^^  sei  voll  Schulden  und  esse  mit  Thriiuen  sein  Brot  und  dieses 


Welche   Würde    dninals    der    schon    früher    genannte    Franz    Maria    Rini 
(1670—1674)  bekleidete. 
*  Jdichael  Wiesnioviecki  re^'iertc  1069—1673.  Vgl.  oben  p.  428. 


444 


von  Hirse.     Die  Kirche  von  Bakov  gehe  ihrem  Einstnrae  eot' 
geg:eo«   weil  Nieiuand   tur   ihre  HerstelluDg   etwas   thim  woUo« 
So   wenig  bekümmere   man   sich   um  die  Kirchen  im  Oriente  9 
dmss  er  nicht  einmal  wisse,    ob  ein  neuer  Papst   und   wer  go — 
wählt   worden   sei:    über  das  Jubiläum   habe   man   ihm   keines 
Mittheilung  gemacht:  er  wisse  nicht,  ob  der  Monsignor  NuntiiL^ 
in  l\den   uoch   derselbe   sei,    wie   im  vorigen  Jahre;    derselb^^ 
scheine  nicht   den  Titel   eines  flrzbischofe   von  Adrianopel 
föhren.  Auch  sonst  wisse  er  nicht,   was  in   der  Welt   Torgehcs- 
Er  bitte  daher   um  Mittheilungen,   namentlich   aach   über  d< 
Kaiser '  und  den  König  von  Polen,   ob   sie  för  das  öffendich^^ 
Wohl  besorgt  seien.    Die  .Ban>ne*  der  Moldan«  begier%  etwa 
von  der  allgemeinen  politischen  Lage  zu  vemehmeiu 
sich  oft  mit  Frageji  an  ihn«  in  der  Meinung,  dass  er  tod  Wiei^^A 
oder  anderswoher  Nachricht   erhake.     Der  Xnntias   möge 
doch  öiter  mit  Briefen  erifreaen;  von  Warschaa  nach 
gelle  die  Post    und   in  Lemberg   sei  ein  Soperior  nad  PiAfint^    ^ 
im  arttteftischen  CoUe^om.  welcher  die  Briete  mit  aller 
Qgkeil    über    Kantieiiiec    and    Jassv    an    ihn    gelaages 
b$«ne." 

Pitfchevichs  Lasce  war  also  am  T.  Marx  1(^*1  aoch 
di««elbe.  >Äie  aai  l:^    Jili  1^T»Ä     Alle  Briece    aad  Bittm 
selben  wanrn  cta^   Ert'>iy:.  ja  v^-:?   Aarw^rt  gebäeMa.    Wedi 
sein   Oefcujkl:*    ::*,vt   A*irere    üiai    Trer^wr.väjenf*  Um« 
wäre«  ihat  Äi:c^k:ai2i^a.   ».•b  eii  in^inr  Fx^^sz  sewaUi  we^ 
war«  er  w-jss^  ?«^  riet;.  E£z.  Jibcdiai 

PcwicLS    *a:*^a    xx:«;::*i«:k>S:ä5:x^    «10."^     il»?ssöt*aa 

5öL  Warrsirda  L  ^eia^i   FcvrCf   3j:a7  *:«f:i::r*  .ctwc-.    wisg©±    «fr 
:;t]tiiiiik    ji'iüz    i-a  XvLiiHa    i'f$s*fs.:«ia>    iiiir-iiii   ^r    i>jck  ^xrck 

TKir.  ELi»?  ^ii^iiM*i  ♦.^iTiei-'^sraikii  ^iri'w;  icf^fnoikr  dam.  xa>£ 

yf'ioL  xii*  ivi:*   i}i'ii  'ATiitirscr^tr^  iva^ifr  '.Vi«a.    iuqpiji*  «is  ^fent 


i^iL  V.W  V 


•U       Ut: 


'-*'M«i:wnca    "„m    ri    JhÜ    l'iZ^K 


445 

Standpunkte  erklären  lässt,  den  der  apostolische  Nuntius  in 
Poleo  in  demselben  eingenommen  hatte.  Allein  die 'Lage  Par- 
chevichs  hatte  sich  seither  noch  verschlimmert^  wie  sie  denn, 
je  länger  sie  dauerte,  desto  übler  sich  gestalten  musste.  Und 
nicht  nur  seine  eigene  materielle  Existenz,  auch  die  kirchlichen 
Zostände  seiner  Provinz  und  seine  oberhirtliche  Autorität  waren 
anter  solchen  Verhältnissen  schwer  gefährdet. 

Als   Erzbischof   Parchevich    im    Jahre    1669    in    Kutnar 
(Kotnar)  einen  Altar  weihte,    stellte  sich   ihm  ein  junger,   aus 
diesem  Orte  gebürtiger  Manu  Namens  Peter  Wolf  vor  mit  der 
Bitte,  ihm  durch  Empfehlungen   die   theologischen  Studien   in 
Polen  zu  ermöglichen.     Obwohl   derselbe   noch    sehr  jung  war 
and  kaum  die  Anfangsgründe  der  Grammatik  inne  hatte,  will- 
fahrte Parchevich  doch  dessen  Bitte  und  auf  des  Erzbischofs 
Empfehlung  an  den  Präfecten  des   armenischen  Collegiums   in 
Lemberg,  Aloisius  Maria  Pidor,  wurde  Peter  Wolf  wirklich  in 
diese  Lehranstalt  aufgenommen.     Der  Bischof  von  Lemberg,  * 
^eichen  Parchevich  ebenfalls  brieflich  gebeten  hatte,  den  jungen 
Hann,   wenn   er  sich  die  noth wendigsten  Kenntnisse  erworben 
haben   würde,   zum  Priester   zu  weihen,    hatte  diess  in  seinem 
Antwortschreiben  freundlichst  zugesagt.    Peter  Wolf  war  nach 
Lemberg  gegangen.  Als  Erzbischof  Parchevich  am  Tage  Mariae 
Vorkündigung  (4.  April  1671)  von  der  Messe  nach  Hause  kam, 
überreichte   ihm   ein  Armenier  einen  Brief  des  Cardinais  Bar- 
oerini,   Präfecten   der   heiligen   Congregation   der  Propaganda, 
Worin  ihn  dieser  aufforderte,  die  Gründe  anzugeben,    wesshalb 
öi^  sich  geweigert  habe,  dem  Peter  Wolf,  einem  früheren  Zögling 
des  Priesterseminars  in  Fermo,  ^  die  Weihen  zu  ertheilen  und 
d^s  Demissorium  zu  geben.  ^  Parchevich  antwortete  hierauf  am 
26.  April  1671,^  dass  er  den  genannten  jungen  Mann  seit  dem 
Antritte  seines  apostolischen  Vicariates  in  der  Moldau  nur  ein 
c^inziges  Mal  gesehen  habe  und  demselben  auf  seine  Bitte  dazu 
behUflich  gewesen    sei,   seine   theologischen  Studien   in  Polen 
fortsetzen  zu  können.  Wolf  hätte  dort  auch  wirklich  zwei  Jahre 
lang  studiert,  sei  aber  nachher  niemals  zu  ihm  gekommen,  um 


'  Adalbert  Korycinaki,    Bischof  von   Kamieniec    1G64 — 1009,    Bischof  von 

Lemberg  1069-1077. 
'  Stadt  im  ehemaligen  Kirchenstaate. 
'  Vgl.  BeU.  LXXX. 
*  Ibidem. 


446 

die  Weihen  zu  empfangen,  wozu  doch  die  Anwesenheit  < 
Bittstellers' unbedingt  nöthig  sei;  doch  hätte  er  auch  in  dies 
Punkte  keine  Schwierigkeiten  gemacht,  wenn  Wolf  ihn  nur  ül 
haupt  darum  ersucht  haben  würde ;  nun  aber  belästige  jener  hini 
listig  die  heilige  Congregation.  Hierbei  macht  Parchevich 
den  in  Ländern  wie  die  Moldau  sehr  unangenehm  fuhlba 
Uebelstand  aufmerksam,  dass  Leute  wie  jener  junge  Mann 
haupteten,  sie  unterstünden  zufolge  eines  Decretes,  über  welc 
er  selbst  in  den  letzten  Wochen  der  heiligen  Congregal 
Vorstellungen  gemacht  habe,  als  Alumnen  der  Propagai 
weder  dem  Ordinarius  loci,  noch  irgend  einer  anderen  ge 
liehen  Autorität,  ausser  dieser  heiligen  Congregation  seil 
um  daher  die  geistlichen  Behörden  ihrer  Provinz  nicht  ai 
kennen  und  ihnen  bei  Empfang  der  Weihen  nicht  den  0 
dionzeid  leisten  zu  müssen,  wendeten  sie  sich  mit  trügerisc 
Absicht  und  Rede  an  die  Congregation  in  der  Voraussetzi; 
diese  werde  ihnen  gleich  motu  proprio  schriftlich  die  Erlaub] 
ertheilen,  sich  nach  eigener  Wahl  von  dem  Bischöfe  jeder 
liebigen  Provinz  weihen  lassen  zu  dürfen;  kehrten  sie  d 
geweiht  in  ihre  Provinz  zurück,  so  erklärten  sie  offen,  sie  sc 
Alumnen  der  Propaganda  und  Niemand  ausser  dieser  habe  ih 
zu  gebieten.  Daraus  entstünden  dann  Unordnungen  und  Sc 
dale,  wie  die  kürzlich  von  Pater  Vitus  hervorgerufenen, 
vom  Landesfürsten  und  den  Baronen  befragt,  warum  er  ei 
Mönch  seines  Gleichen  öffentlich  geschlagen,  gebunden  und 
Ketten  gelegt  habe,  anstatt  diese  Sache  dem  Bischöfe  zu  ül 
lassen,  jenen  die  thörichte  Antwort  gegeben:  ,Der  Bischof 
mit  uns  nichts  zu  schaffend  Dicss  habe  schon  bei  den  Baro 
des  Landes,  welche  ihre  Studien  meist  in  Polen,  Venedig 
Rom  gemacht  hätten,  grosses  Aergerniss  verursacht,  noch  n 
jedoch  bei  dem  Volke,  welches  einen  Bischof  und  nament 
einen  apostolischen  Vicar  für  das  Oberhaupt  Aller  halte.  Eii 
Bürger  von  Baja  hätten  sich  bei  ihm  in  der  vergange 
Woche  beschwert,  dass  derselbe  Pater  Vitus  silberne  Kircl 
geräthe  weggenommen,  wie  er  behaupte,  als  Entschädigung 
seinen  seit  einigen  Jahren  rückständigen  Gehalt;  würde  ; 
er  (Parchevich)  jenen  desshalb  vorladen,  so  würde  dersc 
nicht  erscheinen,  lade  er  ihn  aber  nicht  vor,  so  gebe  d 
Aergerniss  und  das  Volk  verliere  die  Achtung  für  seine  gc 
liehen  Vorgesetzten ;  daher  stelle  er  die  Entscheidung  in  die 


447 

Angelegenheit  und  Anklage  der  heiligen  Congregation  anheim 
and  verde  deren  Befehle  pünktlich  ausfuhren.  Parchevich  be- 
nftiite  auch   diese  Gelegenheit^   um    seine  Bitte  bezüglich  des 
Pater  Stephan  Taploczay  zu  wiederholen^  um  Unterstützung  in 
seber  Nothlage    zu    bitten    und    um   die   Dispens   wegen    des 
Palliums  anzusuchen,  *  das  er  nicht  um  eitlen  Ruhmes  willen  zu 
besitzen  bestrebt  sei,    sondern    um  irrthümlichen  Auffassungen 
in  begegnen  und  die  Würde  seines  Amtes  zu  wahren.     Denn 
Hiebt  nur  Mönche  des  griechischen  Ritus,   sondern  auch  katho- 
Kscbe  Geistliche  und  Laien   zweifelten  daran,  dass  er  wirklich 
Erzbischof  sei,  weil  sie  ihn  ohne  Pallium  Functionen  vollziehen 
•öhen,  bei  welchen  sein  Vorgänger  Marcus  Bandin  dasselbe  zu 
tragen  pflegte.  Schliesslich  tadelt  der  Erzbischof  noch  die  An- 
niassung  jener  Geistlichen,  welche  es  durch  die  Güte  der   hei- 
lten Congregation  mit  schwerer  Mühe   von  Küchenlaikern   zu 
Priestern   gebracht   hätten,    das    active  und  passive  Wahlrecht 
bei   Bischofswahlcn     ausübten    und    endlich   selbst   zur    erzbi- 
Bchöflichen  Würde  erhoben  zu  werden  beanspruchten  und  zwar 
dort,  wohin   sie  ihrer  Nationalität  nach  nicht  gehörten.     Auch 
diess  rufe  Verwirrungen    im  Clcrus,    in    den  Klöstern  und  bei 
dem  Volke  hervor,    wie  ihm  denn  Aohnliches  aus  dem  Csiker 
Kloster  berichtet  worden  sei. 

An  demselben  Tage  (26.  April  1671)  schrieb  Parchevich 
Auch  an  den  Nuntius  in  W^arschau,  ^  durch  welchen  vermuthlich 
*oin  Schreiben  nach  Rom  befiirdert  wurde.  Er  berichtet  ihm 
des  Landes  und  seine  eigene  traurige  Lage,  die  Tyrannei  des 
^^rsten,  die  Bedrückung  der  Unterthanen,  die  Armuth  des 
Volkes,  die  Schrecken  des  bevorstehenden  Krieges  und  des 
Einfalls  barbarischer  Völker.  Viele  seien  geflüchtet.  Andere 
Witten  sich  in  den  Höhlen  und  Schlupfwinkeln  des  hohen  Ge- 
öiiges  verborgen ;  er  selbst  bedürfe  dringend  ungarischer  Priester 
^i^d  empfehle  aufs  Neue  die  Erledigung  der  Angelegenheit  des 
« ater  Stephan  Taploczay.  Zugleich  bittet  er  den  Nuntius,  ihn 
^fter  durch  Briefe  zu  trösten  und  ihm  aus  Barmherzigkeit  (per 
^^ritk)  eine  kleine  Summe  zukommen  zu  lassen,  bis  die  Con- 
S**egation  die  ihm  gebührenden  Geldmittel  sende^   von  welchen 


^  Die  Enbiflchöfo  in  )inrtibiiH  infidelinm  können  in  der  Rcp^el  das  Pallium 
nicht  erhalten.  Daher  hätte  Parchevich  hicza  einer  Diflpens  bedurft.  Vgl. 
Moroni,  Dizionario  storico-ecclesiastic«,  Hd.  51 — 62  sub  voce:  Palliam. 

'  BeiL  LXXXI. 


448 

sich  jener  dann  vollständig  bezahlt  machen    könne;   er  sei  i^ 
der  grössten  Bedrängniss  und  habe  keinen  Pfennig  Einkommen', 
der  Nuntius  möge  es  nicht  übel  nehmen,   dass  er  diese  Zeilen 
auf  einem  halben  Blatte  schreibe,  aber  in  jenem  Lande  werde 
kein   Papier   erzeugt,    in  Bakov   sei   nicht   einmal   welches   0^ 
haben  und  in  Jassy  koste  ein  Bogen  drei  Bajocchi.  * 

Unter  diesen  Umständen  ist  es  leicht  begreiflich,  da^^s 
Parchevich  entmuthigt  durch  diese  traurigen  Verhältnisse  «t.« 
dem  günstigen  Erfolge  seiner  Thätigkeit  zu  verzweifeln  begazm 
und  zuletzt  selbst  einige  Worte  bitteren  Unmuthes  nicht  ^« 
unterdrücken  vermochte.  Am  3.  December  1671  schrieb  ^ar 
aus  Jassy  an  den  Nuntius  von  Polen :  -  Durch  Briefe  und  ein^n 
Boten  der  Gemeinden  von  Jassy  und  Kotnar  berufen,  sei  ^r 
in  die  erstere  Stadt  gekommen,  um  zuerst  daselbst,  dann  in 
Kotnar  Streit  und  Zwistigkeiten  beizulegen,  allein  er  zweifl^^ 
da  und  dort  Gutes  ausrichten  zu  können,  indem  einige  hoefc' 
müthige  Trotzköpfe  weder  die  Bischöfe,  noch  die  heilige  Coäi- 
gregation  anerkennen  wollten.  Der  jetzige  Fürst  habe  Äiö 
Freiheiten  und  Immunitäten  der  Kirche  und  der  GeistUch^D 
missachtet,  ihnen  die  ererbten  Güter  weggenommen  und  i^^ 
Walachen  gegeben,  das  den  Königen  von  Polen  zustehenciö 
Jus  spirituale  verletzt;  die  Kirchen  und  Priester  der  ProviK^* 
seien  verarmt;  er  habe  desshalb  wiederholt  um  Beistand  g"^' 
beten  und  gefleht,  aber  Niemand  kümmere  sich  darum,  Niematm^ 
helfe;  er  habe  den  Vorgesetzten  seine  äusserste  Armuth^  seitm  * 
bejammernswerthe  Lage  getreu  auseinandergesetzt  und 
dringende  Ansuchen  gestellt,  dass  man  ihn  unterstütze  und  i 
seinen  Gehalt  schicke;  das  wolle  man  nicht  hören.  Man  ve 
schliesse  den  Hilferufenden  die  Ohren  und  verzehre  den 
theil  der  Armen,  während  er  hungere;  man  zeige  überschwen 
liehen  Eifer,  aber  in  Wirklichkeit  vergehe  dieser  wie  Rauc 
und  Schatten;  mit  tausend  Versprechungen  sende  man 
Leute  in  so  grosses  Ungemach  und  Trübsal,  ohne  auch  nu 
Eine  derselben  zu  halten  und  der  Betreffende  müsse  verzweifeln 


^  Etwa    16   Centesimi.     Erst    seit    dem    Jahre    1848    versprach    man    sie 
von    einer    Papierfabrik    in    der    Moldau    guten    gr^schäftlichen    Erfolg 
Joh.  Neigebaar:    Beschreibung  der  Moldau  und  Walachei,   Lieipzig  1848 
p.  289. 

*  XII.  Beil.  LXX 


449 

erbitte  den  Nuntius^  dafür  zu  sorgen^  dass  so  vielen  Irrthümern 
abgeholfen  und  Jedem  sein  Recht  werde.  ^ 


2. 

PiroheviohB  leiste  diplomatische  Thätigkeit,  seine  Beise  über 
Warschau,  Wien  und  Venedig  nach  Born,  sein  Tod. 

(1678—1674.) 

Der  Krieg  zwischen  Türken   und   Polen   kam   im  Jahre 
1672  zum  Ausbruch.  Sowohl  Duka,  der  Woiwode  der  Moldau, 
äIs  Gregor  Ghika,  der  Fürst  der  Walachei,  waren  vom  Sultan 
2ar  Hilfeleistung  und  zum  Zuzüge  aufgefordert  worden.  Duka 
bemühte  sich,   allen  Anforderungen   der   hohen  Pforte  zu  ent- 
sprechen,  und   liess  Strassen  herstellen  und  Brücken  über  die 
DoDau  und  den  Dniestr  bauen.  Sultan  Mohamed  IV.  brach  am 
^5.  Mai   selbst  in   der  Richtung   gegen  die  Donau  auf,    über- 
schritt diese  am  25.  Juli  und  den  Dniestr  am  4.  August.  Zwei 
Tage   darauf   schlössen    sich   ihm   der  Tartarenchan    und   der 
Hetman  Doroszenko  mit  seinen  Kosaken  an.  Kamieniec  ergab 
•ich  am   27.   August   nach   zehntägiger   Belagerung,    Lemberg 
erkaufte  den  Abzug  der  Türken  mit  einer  Brandschatzung  von 
W.OOO  Thalern.    Am  18.  September  1672  schloss  Polen  unter 
Vermittlung    des   Tartarenchans   von   der   Krim    den   schimpf- 
lichen Frieden  zu  Buczacz,  kraft  dessen  den  Türken  Podolien, 
den   Kosaken   die   in   der   Ukraine   von   den   Polen   besetzten 
Festungen  überlassen  wurden.  ^ 

Die  Moldauer  und  Walachen  hatten  wohl  erkannt,  wie 
lUUihtheilig  es  für  sie  sein  musste,  wenn  die  Türken  sich  in 
Podolien  hinter  ihrem  Kücken  festsetzten  und  hatten  desshalb 
•chon  während  der  Belagerung  von  Lemberg  geheime  Unter- 
**Ändlungen  mit  Polen  angeknüpft,  von  denen  die  Pforte  zu- 
^^Ächst  nichts  entdeckte.  Als  nun  nach  Abschluss  des  Friedens 


*  Möfrlicherweisc  war  die  heilige  Con^regation,  sei  es  wegen  der  grossen 
^tfemong,  sei  es  aas  anderen  Parchevich  nicht  bekannten  Gründen, 
aogenblicklich  selbst  nicht  in  der  Lage  gewesen,  dem  Erzbischofe  die 
erbetene  Unterstützung  zu  gewnhr»»n. 

^  Vgl.  Herrmann:  Geschichte  des  russischen  Staates,  :{.  Bd.,  Hamburg  1846, 
p.  694.  —  Nie.  Schmitth  a    a.  O.  II,  88  flf.  Beil.  LXXXIV. 


450 

Fürst  Gregor  Ghika  durch  die  Moldau  nach  Bukarest  zurück- 
kehrte,  suchte  er  sich  beim  Durchzuge  durch  dieses  Land 
seines  hier  verborgenen  Todfeindes,  des  Gross-Spatar  Scherban 
Kantakuzen,  zu  bemächtigen.  Da  er  aber  desselben  nicht  hab- 
haft werden  konnte  und  Fürst  Duka  dessen  Auslieferung  ver- 
weigerte, so  verschwärzte  er  den  Hospodar  der  Moldau  wegen 
seiner  Verhandlungen  mit  den  Polen  bei  Mohamed  IV.  und 
hetzte  die  Bojaren  dieses  Landes  auf,  ihren  Fürsten  w^en  Er- 
pressungen beim  Sultan  zu  verklagen,  was  diese  auch  wirklich 
thaten.  In  Folge  dessen  ward  Duka  abgesetzt  und  ins  Ge- 
föngniss  geworfen.  Sein  Nachfolger  war  Stephan  XV.  Petrait- 
schik  (1672 — 1673),  ein  moldauischer  Bojar,  der  erst  unter 
Fürst  Eustach  Dabisia  zu  Ansehen  und  Ehren  gelangt  war 
und  der  Einnahme  von  Kamieniec  durch  die  Türken  beige- 
wohnt hatte. 

Stephans    Regierung   fiel    in   eine   schwere    und  unruhige 
Zeit.  Mit  hunderttausenden  von  Menschen,  mit  unzähligen  Ka- 
meelen, Pferden,  Maulthieren,  Ochsen  und  Büffeln  hatten    sich 
unter  seinem  Vorgänger  Duka  die  Türken  den  Weg  durch  die 
Walachei  und  Moldau  zum  unsäglichen  Schaden  dieser  Länder 
nach  Polen  gebahnt.  ^    Kamieniec,  der  Schlüssel  dieses  König- 
reichs, das  Bollwerk  Europas,  war  in  ihre  Hände  gefallen,  Po- 
dolien  der  Pforte,  die  Ukraine  den  von  ihr  geleiteten  Kosaken 
abgetreten  worden.     Schwer   gefährdet   waren  die  Moldau  und 
die  Walachei,    falls    die  Türken    diese   neuen  Eroberungen    zu 
behaupten  in^  Stande  waren.  Als  nun  im  Jahre  1673  abermals 
ein  grosses  türkisches  Heer  durch  die  Moldau  gegen  die  Polen 
zog,    setzte    sich    Fürst  Stephan    mit   diesen    in    geheime    aber 
aufrichtige  Verbindung   und    gab  ihnen  von  allen  Bewegungen 
der  Türken  Nachricht.  Doch  hatte  schon  vorher  weder  Petrait- 
schik,  noch  Fürst  Gregor  Ghika  die  gefahrvolle  Situation  und 
die  schreckliche  Verwüstung  länger  ruhig  mit  ansehen  können.. 
Beide  Hospodare    hatten   von  Neuem    den    Entschluss   gefasst^ 
sich  von  dem  schweren  Drucke  des  türkischen  Joches  zu   be^ 
freien  ^   und    hiezu  nochmals  die  Hilfe  der  nächstinteressierten. 
christlichen  Mächte  anzurufen.     Um  diese  zu  erlangen,    hatteim 
sie  beschlossen,  wiederum  einen  bevollmächtigten  Unterhändler 


t  Beil.  LXXXTV. 

2  Beil.  LXXXIV.  Vgl.  auch  Eiigrel  a.  a.  O. 


451 

weh  Warschau,  Wien  und  Venedig  zu  senden  und  ihre  Wahl 
war  abermals  auf  Parchevich  gefallen.  * 

Ob  die  ebenso  traurige  als    schwierige  Lage,   in    welcher 
sich  Erzbischof  Parchevich  im  Jahre  1671   befand,  sich  seither 
gebessert  hatte,  ist  aus  Mangel  an  Documenten  nicht  bestimmt 
sa  ermitteln,    kann   aber   bei   den   eben  geschilderten  Verhält- 
nissen kaum  vorausgesetzt  werden.     Sein    ernstes,   wenn   auch 
erfolgloses  Streben   auf  kirchlichem  Gebiete,    sein    reines    und 
musterhaftes  Leben    in    wahrhaft  evangelischer  Armuth  hatten 
ihm  die  allgemeihe  Achtung  verschafft  und  die  Aufmerksamkeit 
selbst  der  andersgläubigen  hervorragendsten  Personen  des  Landes 
auf  ihn  gelenkt.  Namentlich  hatte  er  sich  die  Wohlgewogenheit 
des  Fürsten  Stephan  dadurch  erworben,  dass  er  bei  dem  Durch- 
zuge der  Türkenschaaren  durch  die  Moldau  im  Jahre  1672  in 
seinem  armseligen  strohgedeckten  Hause  zu  Bakov  viele  Türken 
sechs  Monate  lang  beherbergt  und  verköstigt  hatte.  Ein  Augen- 
zeuge der  Verheerungen  und  des  Elendes  des  Landes  in  Folge 
dieser  Durchmärsche,    hatte    er   selbst   harte  Worte  hören  und 
schlimme  Behandlung    von  Seite    der  Moslim  erdulden  müssen 
und  schien  daher  doppelt  geeignet  zu  einem  getreuen  Bericht- 
erstatter  über   die  Noth   jener  Länder   und  zum  Ueberbringer 
der  Bitten  und  Wünsche  der  Fürsten.   Seit  der  Rückkehr  von 
seiner    kaiserlichen   Gesandtschaftsreise    zu   Chmielnicki    hatte 
Parchevich  wohl  nicht  daran  gedacht,    dass  er  je  noch  einmal 
eine  derartige    diplomatische  Aufgabe   zu    lösen   haben  würde. 
Jetzt  aber,  entblösst  von  allen  materiellen  Mitteln  und  gehemmt 
in  Beiner  kirchlichen  Wirksamkeit,  die  durch  die  kriegerischen 
Zeitläufte  fast  völlig  lahm  gelegt  war,  mochte  er  wohl  glauben, 
filr  das  Gedeihen  der  katholischen  Kirche    und    die  Befreiung 
»eines   eigenen  Vaterlandes    von    der   türkischen    Knechtschaft 
Augenblicklich    besser    in    der   Ferne,    als    in    seinem    eigenen 
Kirchensprengel    wirken    zu    können.     Als    er    daher    ersucht 
^^rde,   für  Gott,    für    die  Religion    und    seine   Landsleute   die 
*^i8e  zu  'den  genannten  Mächten  und  zu  dem  Papste  zu  unter- 
'^ehmen,    entzog    er    sich    diesem  Rufe   nicht,    sondern  erklärte 
»ich  trotz  seiner  Kränklichkeit  zu  der  weiten  und  mühevollen 
*^i8e  und  zur  nochmaligen  Uebernahme  einer  so  ernsten   und 
Nichtigen  Mission  bereit.  Nachdem  er  als  treuer  Verwalter  des 


'    Beü.  LXXXIV. 

-^»chiT.  IM.  LIX.  II.  lläUte.  30 


452 

• 

ihm    anvertrauten  Vicarlates   für   dieses   durch   die  Ernennnrm 
des    Pater    Stephan    Taploczay    zu    seinem    Generalvicar    a 
10.   März    1673  '   gewissenhaft  Sorge   getragen    und   denselb^** 
dem  Wohlwollen    des   Fürsten    und   der   Bojaren    der   Molds»' 
empfohlen    hatte,    machte  er  die  nothwendigen  Vorbereitung^ 
zur  Reise,  von  welcher  er  sich  für  die  Donauländer,  für  seum 
Heimath    und    für    seine    eigene    Person    den    besten    Erfol 
versprach. 

Versehen  mit  Beglaubigungs-    und  Empfehlungsschreibe 
von  den  Fürsten  der  Moldau  ^  und  Walachei,    von   dem   walf^^ — 
chischen  General  Gregor  Habbasiesko  **   und   dem   Erzbischoß^ 
von  Sophia,  Peter  II.  Deodat,  *   trat  Peter  Parchevich  anfangt' 
April    1673    seine    Reise    an    und    begab    sich    zunächst    nac 
Warschau.  Hier  hatte  der  polnische  Reichstag  wenige  Woche 
vorher   (im    März    1673)    auf  Betreiben  Johann  Sobieski's  un 
seiner  Anhänger  den  Beschluss  gefasst,  den  von  König  Michael 
Korybut  Wiesnioviecki  am  18.  September  1672   geschlossenetm 
Frieden  von  Buczacz  nicht  anzuerkennen  und  den  Kampf  mi'fc 
den  Türken  von  Neuem  aiKfzunchnien.  Jedenfalls  standen  also 
die   Dinge   in  Polen   für  Parchevichs  EröflFnungen    und   Unter — 
handlungen    höchst  günstig.     Allerdings    erhielten  die  Fürsterm 
der  Moldau   und  Walachei   am    16.  Mai  1673   von   der   Pforte 
den   Befehl,    ihre  Truppen   gegen   Polen    ins   Feld   zu   stellen« 
Diesem  Auftrage    konnten    sie   sich   auch  anfangs  nicht  völlige 
entziehen,   aber   sie    brachten  nur  7(X)0 — 8000  Mann   auf,    wa^ 
die  Unzufriedenheit    des  im  Juli   persönlich   beim    Heere    ein— 
treflFendeu  Sultans  und  seiner  Uuterbefehlshaber  erregte.  Nament- 
lich Hussein  Pascha   machte   den    beiden  Woiwoden  Vorwürfe 
und  behandelte  sie  in  schimpflicher  Weise,  ja   er   hieb  sogar^ 
als  Fürst  Stephan  eine  ihm  nicht  behagende  Antwort  geg^berm 
hatte,    mit    der   Streitaxt    nach    dessen    Kopfe.     Hierüber    er — 
grimmten  beide  Füi^sten  und  ihre  Truppen  aufs  Höchste.  GregOÄ" 
Ghika  war  freilich  in  seinem  Innern  ein  Anhänger  der  Türken  ^ 
aber  wegen  seiner  Tyrannei  beim  Sultan  verklagt,  fili*chtete  e«^ 
fiir  sein  Leben.    Er  sandte  daher  einen  Boten  an  Sobieski  un 


'  Boil.  LXXXIIl.  KurÄ:  Ma^/.in  a.  h.  O. 

2  Datiert:  Jhssv,  2\».  Mür/.   UuX   Boil.   LXXXVII. 

3  Datiert:  Jassy.  l»S.  März   Mu'A.  I^il,  LXXXVIII. 

*  Datiert:  Kiprovac,   i:>.  Marx   U>73.   Heil.  LXXXIX. 


453 

versprach  diesem;  bei  dem  ersten  Treffen  zu  den  Polen  über- 
EUgehen.  Stephan  Petraitsehik  hingegen  bewahrte  scheinbar 
Ue  Treue  gegen  die  Türken^  blieb  aber  beständig  im  geheimen 
Siovemehmen  mit  Sobieski^  mit  dem  er  schon  seit  dem  Ueber- 
:aage  über  den  Dniestr  durch  seinen  Geheimsecretär  Andreas 
^olf  ^  in  Unterhandlung  stand. 

Inzwischen  war  Erzbischof  Parchevich  von  Warschau  nach 
^ien  gereist.  Hier  hatte  ihn  Kaiser  Leopold  in  einer  Audienz 
"war  wohlwollend  empfangen  und  liess  ihm  sogar  freie  Wohnung 
.nd  freien  Unterhalt  anweisen^  allein  mächtige  Gegner  scheinen 
bm  und  seinen  Plänen  entgegen  gearbeitet  zu  haben«  Selbst 
L«r  päpstliche  Nuntius  am  kaiserlichen  Hofe,  Monsignor 
lario  Alberici;  Erzbischof  von  Neo-Caesarea,  trat  seinem  Vor- 
mben  entgegen,  stellte  ihm  offen  die  Schwierigkeiten  seiner 
lirchlichen  Stellung  vor,  suchte  namentlich  seine  Reise  nach 
tom  zu  verhindern  und  ihn  vielmehr  zur  Rückkehr  in  die 
loldau  zu  bewegen.  Dieser  veranlasste  ihn  zu  einer  ausführ- 
icben  schriftlichen  Schilderung  seines  Lebenslaufes  und  seines 
stxigen  Unternehmens  2  und  bedeutete  ihm,  ohne  vorher  ein- 
«holte  Erlaubniss  der  heiligen  Congregation  keinesfalls  nach 
tom  zu  reisen.^  Dem  bei  dieser  Gelegenheit  verfassten  längeren 
Berichte  Parchevichs  an  den  Nuntius  dd.  Wien,  29.  September 
€73  verdanken  wir  einen  grossen  Theil  der  hier  gegebenen 
Kttheilungen  über  sein  Leben  und  Wirken.  Am  Schlüsse  dieses 
Briefes  bricht  der  gealterte,  kränkelnde,  von  vielen  ausge- 
bmdenen  Mühseligkeiten  erschöpfte  und  nun  noch  durch  die 
^n  seine  edelsten  Absichten  sich  aufthürmenden  Hindernisse 
cf  erregte  Mann  in  schmerzliche  Klagen  aus,  die  seine  Lage 
^  bessern,  gewiss  nicht  geeignet  sein  konnten.  ,Durch  Gottes 
Aarmung*  —  schreibt  er  an  Monsignor  Alberici  —  ,bin  ich 
<  katholischen  Glauben  geboren  und  erzogen,  nicht  leicht 
'be  ich  dem  Bösen  in  meinem  Herzen  Raum,  obgleich  Grund 
^d  Anlass  genug  geboten  wird,  von  dem  rechten  Wege  ab- 
deichen und  sich  der  Verzweiflung  hinzugeben:  noch  im 
^f<Bn    leide    ich    Schiffbruch,    und    dort,    wo    ich    in    meinem 


'  ATielleicht  ein  Verwandter  des  früher  erwälmten  Peter  Wolf,  der  dem  Erz- 
bischofe  Parchevich  auch  so  manche  Unannehmlichkeiten  verursachte. 
\g\,  p.  445  ff. 

•    Beil.  LXXXIV. 

'    ygl  Beil.  XCIL 

30* 


454 

Greisenalter  für  meine  seit  fünfzig  Jahren  geleisteten  Dienste, 
fiir  die  ausgestandenen  Anstrengungen  und  Mühen  Lohn,  Lob, 
liebevolle  Anerkennung,  Trost  und  Labung  erwarten  zu  können 
meinte,  dort  harren  meiner,  wie  ich  mit  Entsetzen  erfahre, 
Kreuz,  Beil,  Kerker,  Hass,  Missgunst  und  Verbannung.  Ich 
werfe  mich  der  römischen  Kirche  zu  Füssen,  sie  thue  mit  dem 
Unschuldigen,  was  ihr  gefällt,  und  unterdrücke  das  Alter  zu- 
gleich mit  der  Wahrheit.  Ich  hingegen  werde  indessen  nicht 
aufhören,  mich  mit  dem  Heile  der  Seelen  zu  beschäftigen  und 
das  mir  von  Gott  und  von  der  Kirche  übertragene  Amt  bis 
an  das  Ende  meiner  Tage  zu  verwalten,  soweit  es  meine  ge- 
ringen Kräfte  erlauben.  Wie  soll  ich  den  Fürsten  Antwort 
geben,  was  der  Papst,  das  gemeinsame  Oberhaupt  Aller,  auf 
die  an  ihn  gerichteten  Bitten  geantwortet  und  beschlossen  habe, 
wenn  mir  der  Weg  zu  ihm  versperrt,  sein  Herz  mir  verschlossen 
bleibt.  Ich  selbst  weiss  es  nicht,  aber  ich  werde  nicht  mit 
Schimpf  und  Schande  heimkehren,  da  ich  überzeugt  bin,  dass 
schliesslich  daraus  Aergerniss  und  Schaden  entstehen  würde; 
denn  jene  Provinzen  sind  durch  Sitten,  Gewohnheiten,  Ver- 
hältnisse, Ansehen  und  Macht  der  Fürsten  verschieden  von 
allen  andern.  Dem  Weisen  aber  geziemt  es,  nicht  bloss  die 
Vergangenheit  und  iGegenwart,  sondern  auch  die  Zukunft  mit 
Klugheit  zu  erwägen.'  ^ 

Als  Parchevich  diese  Zeilen  schrieb,  hatte  er  wohl  nicht 
vorausgesetzt,  dass  der  Nuntius  seinen  Brief  an  die  Congre- 
gation  de  Propaganda  fide  einsenden  und  ausserdem  noch  in 
einem  Briefe  vom  26.  November  1673  an  dieselbe  berichten 
werde,  Parchevich  habe  einige  wenig  ehrfurchtsvolle  Aeusse- 
rungen  gegen  den  heiligen  Stuhl  gemacht,  namentlich  einem 
Monsignor  Ranucci  gegenüber. '-* 

Trotz  der  Einwendungen  und  Bemerkungen  des  Wiener 
Nuntius  setzte  Peter  Parchevich  seine  Reise  nach  Venedig  fort, 
wo  er  etwa  am  9.  November  1673  eintraf.  Hier  Hess  er  am 
10.  November  durch  einen  Priester  beim  Collegio  anfrage^*» 
ob  man  wie  in  Wien  für  seine  Wohnung  und  seinen  Unterhalt 
Sorge  tragen  und  ihn  in  seiner  Eigenschaft  als  Abgesandten 
der  Fürsten  der  Moldau  und  Walachei  empfangen  würde.    Bit 


1  Beil.  LXXXIV. 

2  Laut  Mittheilung  aus  dem  Archive  der  Congregatio  de  propag&nda  ^^ 


465 

erhielt  zur  Antwort,  dass  das  Erstere  nicht  üblich,  auch  vom 
(Viener  Gesandten,  Morosini,  über  ihn  keine  Mittheilung  an- 
fangt sei,  dass  man  ihn  aber  als  Erzbischof  höflich  empfangen 
xrerde. ' 

Am  5.  December  hatte  Parchevich  Audienz  im  CoUegio, 
wo  man  ihm  den  gebräuchlichen  Ehrensitz  angewiesen  hatte. 
[n  seiner  Rede  äusserte  er  sich  übereinstimmend  mit  einer 
iberreichten  Denkschrift'-^  in  folgender  Weise:  Die  gegen- 
p^ärtigen  Fürsten  der  Moldau  und  Walachei  und  ihre  Völker, 
entschlossen  Leib  und  Leben  daran  zu  setzen,  um  sich  endlich 
Fon  der  harten  Tyrannei  der  türkischen  Herrschaft  zu  befreien, 
iiätten  ihn  in  seinem  Greisenalter  nochmals  abgesendet,  um 
die  christlichen  Fürsten  und  die  erlauchte  Republik  um  Hilfe 
Anzuflehen.  Man  bitte  diessmal,  dass  die  Republik  sich  ver- 
pflichten möge,  die  Verbündeten  dadurch  zu  unterstützen,  dass 
sie^  sobald  jene  ins  Feld  gerückt  sein  würden,  auch  ihre 
Trappen  zu  Land  und  zur  See  in  Bewegung  setze,  um  die 
früher  zu  ihrem  Territorium  gehörigen  Gebiete  zurück  zu  er- 
obern und  so  die  ottomanischen  Streitkräfte  zu  theilen.  Die 
genannten  orientalischen  Völker,  welche  jederzeit  die  grösste 
Anhänglichkeit  für  die  durchlauchtigste  Republik  gehabt  hätten, 
wünschten  je  länger,  je  lebhafter,  sich  unter  den  Schutz  ihrer 
gerechten  Regierung,  dieses  Musters  der  verehrungswürdigsten 
Freiheit,  zu  begeben.  Die  Venetianer  möchten  ihre  Heere  mit 
dem  jener  Völker  vereinigen,  wenn  schon  nicht  zum  Zwecke 
der  Wiedereroberung  aller  ihrer  verlorenen  Provinzen,  so  doch 
zum  Schutze  ihrer  gegenwärtigen  Besitzungen  und  zur  Wieder- 
eröffnung des  Handelsverkehres  im  weissen  und  schwarzen 
Heere  und  auf  der  Donau.  Ausserdem  erbitten  sich  die  ge- 
nannten Völker  als  feste  Bürgschaft  und  sichtbares  Unterpfand 
der  ihnen  gemachten  Versprechungen,  eine  Standarte  der  durch- 
lauchtigsten adriatischen  Majestät,  damit  sie  deren  glorreiches 
Banner  entfalten  könnten,  welchem  alle  jene  Völker  in  frei- 
Bvilligem  Gehorsam  und  als  treue  Vasallen  sich  anzuschliessen 
:>egehrten.  ^     Schliesslich   bitte    er,    nach  Ueberreichung  seiner 


»  Beil.  LXXXV. 

'  Beil.  LXXXVI.  —  Vgl.  die  Mittheiluug  des  Professor  Makusew  in  eiDem 
AnfsAtz  über  die  orientalische  Frage  im  sechzehnten  und  siebzehnten 
Jahrhundert  in  ^Slavianski  Sbornik^  III,  St.  Petersburg  1877. 

>  Beü.  LXXXVL 


456 

Creditive  ^  ihm  zar  weitern  VerhandluDg  Jemanden  aus  ihrer 
Mitte  zuzutheilen. 

In  Abwesenheit  des  Dogen  '^  erwiderte  ihm  der  älteste 
Rath,  Stephan  Sagredo:  dass  man  seine  geschätzte  Person  hier 
mit  Vergnügen  wiedersehe,  das  von  ihm  Vorgetragene  reiflich 
überlegen  und  ihm  die  Kesultate  der  Berathung  mittheilen 
werde.  Bis  dahin  gebe  er  ihm  die  Versicherung,  dass  die 
Republik  mit  Befriedigung  und  steter  Theilnahme  den  Fort- 
schritt der  christlichen  Waffen  begleite.-* 

Als  Parchevich  nach  dem  üblichen  Ceremoniel  hierauf 
den  Saal  verliess,  übergab  er  an  der  Thür  dem  Secretär  noch 
ein  Schreiben  in  Privatangelegenheiten,^  welches  die  Bitte  eD^ 
hielt,  der  Doge  möge  mit  Rücksicht  auf  alF  die  Beschwerden, 
Unbequemlichkeiten  und  Auslagen  so  langer  und  schwieriger 
Wanderungen,  zur  Wiederbelebung  seines  dahin  sinkenden  Lebens 
imd  zum  Lohne  eines  so  mühevollen  Walteus,  aus  dem  reichen 
Schatze  seiner  Gnaden,  welcher  selbst  von  den  entferntesten 
Nationen  als  unerschöpflich  gepriesen  werde,  auch  ihm  und 
seinen  Stamm  es  verwandten  ein  Zeichen  der  öffentlichen  An- 
erkennung gnädigst  verleihen,  wodurch  es  ihnen  möglich  ge- 
macht würde,  unter  dem  heitern  Himmel  dieses  Landes  leb^ 
zu  können.  Die  glorreich  regierende  römisch-kaiserliche  Ma- 
jestät habe  ihn  mit  reichlichen  Beweisen  ihrer  Zufriedenheit 
ausgezeichnet.  So  hoffe  er  auch  von  der  hochgepriesenen 
Grossmuth  der  Republik,  ein  Zeichen  des  Wohlwollens  zu  er- 
halten, ^  gleichwie  er  sehnlichst  wünsche,  den  gesammten  Orient 
zur  Befestigung  des  Thrones  seiner  Herrlichkeit  im  Kampfe 
vereinigt  zu  sehen. 

In  der  Senatssitzung  des  7.  December  1673  ward  eine 
Antwort  auf  Parchevichs  Memorandum  beschlossen,  ^  in  welcher, 


J  Beil.  LXXXVII,  LXXXVllI,  LXXXIX. 

2  Domenico  Contarini,  regierte  1659 — 1675. 

3  Beil.  LXXXVl. 
*  Beil.  XC. 

^  Es  scheint  demnacb,  dass  Parchevich  die  Aufnahme  in  das  veneziani*^ 
Patriciat  für  »ich  und  seine  Verwandten  angestrebt  habe,    wohl  um    *® 
letzteren  die  Möglichkeit  zu  geben,  sich  auch  eventuell  in  Venedig  ni^^ 
zulassen,    sowie    ihnen    durcli    das     Freiherrnbestätigungsdiplom  K^^ 
Leopolds  die  Rechte  unprarischer  Magnaten  zugesicliort  worden  wnr^*^' 

c  Beil.  XCl. 


457 

Oboe  auf  dasselbe  näher  einzugehen,  den  Fürsten  der  Moldau 
and  der  Walachei,  wie  auch  dem  General  ihres  Heeres  und 
dem  Erzbischofe  von  Sophia  die  Versicherung  der  vollsten 
Anerkennung  und  der  besten  Wünsche  für  das  dem  allgemeinen 
Wohle  so  nützliche  Unternehmen  und  dem  Erzbischofe  von 
Hartianopel  die  grösste  Hochachtung  und  Theilnahme  ausge- 
sprochen und  zugleich  dem  Letzteren  glückliche  Reise  ge- 
wünscht wird.  Ferner  beschloss  der  Senat,  dem  Monsignor 
Farchevich  zur  Bestreitung  seiner  Reisekosten  die  Summe  von 
zweihundert  vollwichtigen  Ducaten  überreichen  zu  lassen. 

Trotzdem  dürften  die  Resultate  von  Parchevichs  Anwesen- 
heit in  Venedig,  wo  er  nun  schon  zum  dritten  Male  erschien, 
diessmal  seinen  Erwartungen  nicht  völlig  entsprochen  haben. 
Zwar  war  er  von  der  Signoria  jetzt  mit  aller  dem  fremden 
Erzbischofe  und  apostolischen  Vicar  gebührenden  Höflichkeit 
empfangen  worden,  allein  die  Antwort,  die  ihm  zu  Theil  wurde, 
war  ziemlich  nichtssagend  und  seine  Privatbitte  fand  keine 
Weitere  Beachtung.  Wahrscheinlich  war  er  nach  der  Meinung 
der  Venezianer  in  seinen  Anforderungen  zu  weit  gegangen, 
und  die  von  ihm  gegebene  Andeutung,  der  Möglichkeit  einer 
Ausdehnung  der  venezianischen  Oberherrschaft  über  den  Orient, 
konnte  wohl  eine  so  vorsichtige  und  staatskluge  Regierung,  wie 
die  der  Republik  von  San  Marco,  nicht  verlocken.  So  blieb 
itm  nm*  noch  der  letzte  und  schwerste  Theil  seiner  Aufgabe 
übrig,  die  Reise  nach  Rom. 

Inzwischen  hatten  sich  die  Angelegenheiten  der  Donau- 
fnrstenthümer  und  ihrer  Regenten  schnell  und  entscheidend 
^twickelt,  so  dass  sie  Parchevichs  Unterhandlungen  überholt 
hatten.  Schon  vier  Wochen  vorher,  am  11.  November,  war  es 
zwischen  den  Türken  und  Polen  zu  der  wichtigen  und  für  die 
christliche  Sache  erfolgreichen  Schlacht  bei  Chocim  gekommen. 
Am  Tage  vorher  (10.  November)  waren  die  moldauischen  und 
^alachischen  Truppen  zu  den  Polen  übergegangen  und  die 
letzteren  hatten  ihren  Fürsten,  Gregor  Ghika,  trotz  seiner 
^kischen  Gesinnung  gezwungen,  ihnen  zu  folgen.  Am  Tage 
der  Schlacht  stellte  Sobieski  das  moldauische  Fussvolk  in  die 
ersten  Reihen,  den  walachischen  Fürsten  hingegen,  dem  er 
^icht  ganz  traute,  Hess  er  mit  seinen  Reitern  bei  den  zur 
"tickendeckung  verwendeten  Truppen  zurück.  Der  moldauische 
**^r8t,  Stephan  Petraitschik,    welcher  im  türkischen  Lager  ge- 


458 

blieben  war,  bezeichnete  von  dort  aus  den  Polen  den  schwächBten 
und  am  leichtesten  anzugreifenden  Theil  desselben.    Als  diese 
an  jenem  Punkte  eindrangen,  warf  er  die  Maske  ab  und  kehrte 
seine  WaflFen  gegen  die  Türken.  Mit  eigener  Hand  verwundete 
er  Hussein  Pascha,    der   ihn    einst   mit   der    Streitaxt    bedroht 
hatte.     Als  Gregor  Ghika   sah,  dass  die  Türken,    besiegt,  den 
Platz    räumten,    entwich    er   mit   40  Reitern  und  sprengte  den 
Türken  nach.     Mit  Verlust  von  35  Begleitern  und  selbst  ver- 
wundet, entkam  er  zu  diesen  und  wurde  anfänglich  freundlich 
aufgenommen.      Da    man    jedoch    trotz    seinen    Betheuerungen 
seine  Treue  nicht  für  zuverlässig  hielt,   wurde  er  bald  darauf 
seines    Fürstenthums    entsetzt,    nach    Constantinopel   geschickt 
und     dort    angeblich    vergiftet.      So    war    denn    die    Festung 
Chocim  den  Polen  wieder  in  die  Hände  gefallen  und  die  tür- 
kische Armee  musste  sich  durch  die  Moldau  zurückziehen,  die 
sie  aus  Rache  gegen  Fürst  Stephan  Petraitschik  in  unmensch- 
Hcher  Weise  plünderte  und  verwüstete.    Aber  Sobieski  rückte 
gegen  Jassy  vor  und  gestützt  auf  ihn,    hoffte  Petraitschik  sich 
in  der  Moldau  behaupten  zu  können.  Beide  luden  den  Fürsten 
von  Siebenbürgen,  Michael  Apaffy,^  ein,  ihrem  Bunde  gegen  die 
Türken    beizutreten.      Aber    am    Tage    vor    der    Schlacht  bei 
Chocim  war  König  Michael  Wiesnioviecki  von  Polen  gestorben 
und   jetzt    beriefen    der    Primas    und    der    Senat  Sobieski  tOAi 
seiner  Armee    nach    Polen    zurück.     Damit   schwand   für  den 
Fürsten  Stephan  jede  Hoffnung  und  da  an  einen  weiteren  A^' 
enthalt  in  der  Moldau  nicht  mehr  zu  denken  war,    bat  er  ^® 
Polen,    ihm   in  ihrem  Lande  einen  Wohnsitz  anzuweisen.     So- 
bieski gab  ihm  das  Dorf  Kupnowicz  bei  Sambor  in  Rothreuss^^» 
wo  Stephan    auch    bis    an    sein  Lebensende   blieb,    obschon     ^ 
ihm  dort  wenig  gefiel,    ,oü    le    moindre  Starost    so    mettoit    ^^* 
dessus  d'un  prince  depoiiille^^ 

Von  allen  diesen  Ereignissen  war  dem  Erzbischof  E^^^' 
chevich  noch  keine  Kunde  zugekommen,  als  ihm  die  ö^"*^^ 
weichende  Antwort  der  venezianischen  Regierung  zu  Tl*-^^ 
wurde.  Nun  richtete  er,  wie  ihm  der  päpstliche  Nuntiu»  ^ 
Wien  und  der  in  Venedig  gorathen  hatten,  an  die  heilige  C^^^ 
gregation    die  Bitte,    ihm    die  Erlaubniss  zur  Reise  nach  R^^^ 


»  Geb.   1632,  Fürst  von  Siebenbürgen  1661,  f  1690. 

^  Seine  Witwe  vermalte  sich  später  wieder  mit  einem  polnischen  EdelmA*^* 


459 

2Q  ertheilen.     Er   that   diess  durch  ein  Schreiben  vom  9.  De- 
oember  1673/   mit  Hinweis  auf  die  Wichtigkeit  seiner  Reise 
üBr  das  Wohl  der  Donauprovinzen^    deren  Angelegenheiten  er 
in  Rom  schriftlich  und  mündlich  auseinandersetzen  werde^  um 
dum  mit    tröstlicher   Antwort    zu    den   Fürsten   und  Völkern 
jener  Länder  zurückzukehren.    Auch  schrieb  Parchevich  noch 
an  demselben  Tage  einen  zweiten  Brief  an  den  Cardinal  Bar- 
berini,  den  Präfecton  der  Propaganda,'-^  welchen  er  auf  das  drin- 
gendste bat,   ihm  den  Weg  nach  Rom  nicht  zu   verschliessen, 
und  zwar    weniger   aus   dem   Grunde,    weil   er   seit  achtzehn 
Jahren  nicht  dort  gewesen,  als  vielmehr  desshalb,  weil  er  der 
üeberbringer   so   wichtiger  Aufträge   sei,   die  für  die  Freiheit 
nnd  Ausbreitung  der  katholischen  Kirche  von  hohem  Vortheile 
wären.     Empörung,    Hass    und    Zwiespalt    würden    gewiss    im 
Orient  entstehen,  wenn  man  hörte,  dass  Rom  den  Erzbischöfen, 
die  des  Tages  Last  und  Hitze  tragen  und  Tag  und  Nacht  im 
Weinberge   des   Herrn    arbeiten,    den  Zutritt   verweigere.     Er 
hoffe,  von   der  heiligen  Congregation  aufgenommen  und  nicht 
2Urückgestossen,    belohnt  und  nicht  misshandelt,   erbittert  tmd 
^^  Verzweiflung  gestürzt  zu  werden;  auch  sei  er  ja  ein  Frei- 
ffeborener  und  nicht  der  Sohn  einer  Magd.  Um  den  Tumulten 
^orzubetigen,  die  entstehen  würden,  wenn  er  schimpflich  zurück- 
kehrte,   ohne    die   Briefe    überreichen   zu   können    und   Seiner 
Heiligkeit   die  Füsse   geküsst  zu  haben,    werde   er    lieber   auf 
^ie    erzbischöfliche  Würde   und  auf  alle  seine  chimärenhaften 
Titel  verzichten,   um  so  mehr,   als  er   voll  Schulden   sei,   und 
®*ch  in  eine  Einsamkeit  zurückziehen,  um  dort  in  Frieden  den 
kurzen  ihm  noch  übrigen  Rest  seines  Lebens  zu  beschliessen ; 
*^l8  Se.  Eminenz  nicht  geruhe,  dem  Nuntius  in  Venedig  kund 
*^   geben,  dass  Peter  Parchevich  aus  den  angeführten  Ursachen 
*^f  einige  Tage  nach  Rom  kommen  dürfe. 

Als  Parchevich  hierauf  um  die  Mitte  des  Monats  Jänner 
■^674  in  Venedig  wirklich  die  Erlaubniss  nach  Rom  zu  kommen 
^^hielt,  war  er  durch  Krankheit  an  das  Bett  gefesselt.  ^  Aber 
■^Ooh  erfreut  über  die  Erfüllung  seiner  Bitte  und  noch  mehr 
^oer  die  seither  erhaltene  Nachricht  vom  Siege  der  Polen  bei 


*  BeiL  XCU. 
^  Beil  XCni. 

*  BeiL  XCIV. 


460 

Chocim,  schrieb  er  noch  am  19.  Jänner  1674  an  den  Cardinal- 
präfecten  einen  Brief  voll  von  Begeisterung  und  Dankbarkeit^ 
Ihm    ei'schien   dieser   Sieg   wie   ein   Gericht   Gottes   über  die 
Türken  und  sein  Herz  hoffte,  dass  die  Fahnen  der  Christenheit 
auch  auf  dem  rechten  Ufer  der  Donau    in  Bulgarien    und  am 
schwarzen  Meere  wieder  siegreich    wehen    würden.     Jetzt  sah 
er  den  günstigen  Zeitpunkt  gekommen,  um  den  Hochmuth  der 
Feinde  zu  demüthigen,  das  vergossene  Blut  so  vieler  Christen 
und   die  Beschimpfungen   der  Altäre   Jesu    Christi   zu   rädien, 
wenn   nur   die  Tapferkeit   der  Polen    und  Walachen,    die  Gut 
und  Blut   dafür  zu   opfern   bereit   seien,    von  den  christlichen 
Fürsten  mit  Geld  unterstützt  würde.   Dazu  möge  der  Cardinal 
auch  Seine  Heiligkeit  bewegen  und  sonstige  Mittel  und  Wege 
zur  Förderung  dieser  heiligen  Sache  aufzufinden  suchen.  Seinem 
mitleidvollen    Herzen    empfehle    er    die    letzten   Thränen   und 
Wünsche    seines    dahinsinkendcn    Lebens    für    das    Wohl   der 
Christenheit.  Schliesslich  bitte  er  ihn,  die  heilige  Congregation 
zu  veranlassen,   dass   ihm    ein  Theil  der  Summe,    welche  ihm 
dieselbe   bereits   angewiesen   habe,   gesendet  werde,    damit  er 
seine  Reise   nach  Rom   fortsetzen   könne,    sobald   er    sieh  von 
seiner   langwierigen    und   kostspieligen  Krankheit   nur  einiger- 
massen  erholt  haben  würde. 

Endlich,  im  Mai,  kam  Parchevich  nach  Rom.  ^  Ohne  Rück- 
sicht auf  sein  körperliches  Leiden  und  seine  Jahre  betrieb  er 
hier  alsbald  die  ihm  übertragene  und  seine  Seele  ganz  er- 
füllende Aufgabe  mit  jugendlichem  Eifer.  Gleich  nach  seiner 
Ankunft  suchte  und  erhielt  er  eine  Audienz  bei  dem  Papste  Cle- 
mens X.  und  bei  dem  Cardinalstaatssecretär  Altieri  und  machte 
überhaupt  zahlreiche  Besuche  bei  den  übrigen  Cardinälen  und 
den  Gesandten.  ^  Mehr  oder  weniger  ausführlich  setzte  er  diesen 
Allen  auseinander,  dass  das  türkische  Reich  von  seiner  früher 
so  bedeutenden  Macht  Vieles  eingebüsst  habe;  aus  christlichen 
Europäern  und  unkriegerischen  Asiaten  zusammengesetzt,  Bei 
es  durch  unglückliche  Kämpfe  seiner  alten  kriegsgewohhten 
Truppen  beraubt  und  nur  schwer  im  Stande,  neue  heranzu- 
bilden, theils  weil  seine  Völker  des  Krieges  überdrüssig,  theiU 

»  Beil.  XCIV, 

2  Nach  Mittheiluiijr  au»  dorn  Archiv  der  Propaganchi.  licil.  III. 
^  Dicss   und   das   Folg^endji   nach    einer   Depesche   des   venezianischen  Ge- 
sandten in  Rom,  Pietro  Mocenigo,  ddo.  Rom,  iJO.  Juni  1674.  Beil.  XCV. 


461 

weil  seine  Provinzen  verödet   seien;    dass   man   die  Polen   an- 
eifem  müsse,  zum  Angriffskriege  zu  schreiten,  über  die  Donau 
zu  gellen  und  in  Bulgarien  einzufallen:  dass,  wenn  dieser  Be- 
Bchluss  nicht  gefasst  würde,   die  Fürstenthüraer   der  Walachei 
Qod  Moldau    unbedingt    zu    Grunde    gehen    müssten,    da    die 
Türken   jetzt    hinreichenden   Grund   hätten,    sie    in    türkische 
Provinzen  zu  verwandeln  und  von  Paschas  verwalten  zu  lassen ; 
dass  die  Macht  Polens,   vereinigt   mit  jener   der  Moldau   und 
Walachei  eine  sehr  bedeutende  wäre,  und  dass  mit  wonig  Geld 
Grosses  geschaffen  werden  könnte,  so  dass  man  bald  nach  den 
ersten  Schritten   an   die  Eroberung   feindlicher  Provinzen   und 
die  Befreiung    der   armen  Christen  von  dem  türkischen  Joche 
werde   denken    können.     Er    empfahl    die   Person    des    neuen 
Königs   von    Polen,  ^   dessen  Wahl   eine   besonders    glückliche 
Bei,  auf  das  wärmste  imd  schilderte  den  Zeitpunkt  als  für  die 
Ausführung  eines  solchen  Unternehmens  höchst  günstig.  Auch 
den  Moskowiter   —   so   meinte   er   —  solle   man   für   eine   so 
glorreiche  Unternehmung  zu  begeistern  trachten,  ohne  sich  an 
dem  eitlen  Czarcntitel  zu  stossen,  indem  er  zugleich  versicherte, 
das©  Czar  in  der  slavischen  Sprache  ,König'  und  nicht  ,Kaiser' 
bedeute.     Man   solle   daher    eine  Gesandtschaft  an  den  gegen- 
wärtigen Grosstursten  von  Moskau  ^  senden,  um  das  allgemeine 
Interesse  und  die  Vortheile  der  katholischen  Kirche  zu  fördern. 
Er    schildert   denselben   als   einen  sehr  humanen,  fremden  Na- 
tionen  freundlich   gesinnten  Fürsten   und    als  zu  den  grössten 
Unternehmungen  iahig.     Namentlich   bat   er  auch  den  venezia- 
nischen Gesandten,    sein  Unternehmen   zu   begünstigen,    seinen 
Aeusserungen  Nachdruck  zu   geben   und   seinen  Vorstellungen 
^*trme  Aufnahme  zu  verschaffen. 

Parchevich  selbst  wünschte  möglichst  bald  abgefertigt  zu 
^^erden,  da  er  sich  wegen  seines  Leidens  und  seines  vorge- 
**^okten  Alters  ausser  Stande  fühlte,  seine  Rückreise  lange  zu 
^«rschieben.  Freilich,  das  musste  er  sich  wohl  selbst  sagen, 
^^as  zur  Ausfuhrung  eines  so  grossen,  für  die  ganze  Christen- 
*^^it  so  wichtigen  Werkes  zunächst  die  Herstellung  des  Friedens 
^*Äd  der  Eintracht  unter  den  christlichen  Fürsten  höchst 
^^tinachenswerth  und  nothwondig  sei,  damit  alle  zur  Erreichung 

*  Johann  III.  Sobieaki,  ^el).  1(524,  Könij,'  .-im  10.  M.ii  1<>74,  geat.  17.. Juni  1096. 
^  Alexei  Michailowit^ich,   geb.   am   17.  März  Ki.'W),   C/Jir  1045,   p^o.st.  8.  Fe- 
bruar 1Ü76. 


462 

dieses  hohen  Zieles  zusammen  wirken  mögen,  und  so  konnte 
er  wohl  zunächst  nichts  weiter  hoffen  und  anstreben,  als  den 
heiligen  Stuhl  -dafiir  zu  gewinnen,  in  diesem  Sinne  bei  den 
katholischen  Mächten  zu  wirken  und  eine  Coalition  zu  ver- 
mitteln. Allein  Parchevich,  der  den  allgemeinen  politischen  Ver- 
engen und  Verhältnissen  während  seines  Aufenthaltes  in  der 
Moldau  so  lange  fem  geblieben  war  und  vielleicht  auch  niemals 
einen  tieferen  Einblick  in  die  diplomatischen  Intriguen  seiner 
Zeit  gewonnen  hatte,  musste  doch  endlich  zu  der  Erkenntniss 
gelangen,  dass  edles  Streben,  warmes  Gefühl  und  unermüdeter 
Eifer   auf  diesem  Gebiete   nicht   allein    den   Ausschlag  geben. 

Natürlich  hatte  sich  Parchevich  ganz  besonders  mit  dem 
polnischen  Gesandten  in  Rom  ins  Einvernehmen  gesetzt,  der 
auch  seinerseits,  da  des  Erzbischofs  Abreise  nahe  bevorstand,  die 
grössten  Anstrengungen  machte,  um  vom  heiligen  Vater  für  Polen 
Hilfe  und  Unterstützung  gegen  die  Türken  zu  erlangen.  >  Allein 
der  römische  Hof  zeigte  für  diesen  Krieg  keine  rechte  Geneigt- 
heit, geschweige  denn  den  ganzen  nothwendigen  Eifer,  mit 
welchem  allein  etwas  hätte  ausgerichtet  werden  können.  Dazu 
kam  aber  noch,  dass  der  Nuntius  Bonvisi  in  Warschau,  ärgerlich 
über  den  König,  der  seine  Ernennung  zum  Cardinal  verhindert 
hatte,  berichtete,  König  Johann  IH.  Sobieski  sei  mehr  zum 
Frieden  als  zum  Kri^e  geneigt  Da  man  in  Rom  den  Worten 
des  Nimtius  mehr  Glauben  schenkte,  als  denen  des  polnischen 
Ciesandten  und  des  Erzbischofs  Parchevich,  so  erkaltete  der 
vorhandene  geringe  Eifer  für  diese  Sache  gänzlich  und  Car- 
dinal Altieri  sagte  dem  polnischen  Gesandten  ganz  offen,  die 
Nachrichten,  die  er  aus  Polen  erhalte,  lauteten  dahin,  dass  man 
dort  Verhandlungen  mit  der  Pforte  angeknüpft  habe  und  Frieden 
schliessen  wolle. 

Und  doch  wäre  vielleicht  eben  damals  der  richtige  Moment 
zur  Befreiung  der  Christen  von  der  türkischen  Herrschaft  ge- 
wesen. Aber  Polen  allein  war  dazu  zu  schwach,  Kaiser  Leopold 
war  durch  die  Wirren  in  Ungarn  und  die  Verwicklungen  mit 
Frankreich  völlig  in  Anspruch  genommen,  die  Republik  Ve- 
nedig war   durch   den    eandischen    Krieg   erschöpft-    und  der 

*  Dies»  and  dus  Folgende  au$  einer  De^ne^cite  Peter  Mocenigo*»,  ddo.  Rom, 
7.  JoH  1676.  BeiL  XCTI. 

•  Die  Vertbeidigong  Candia»  (uOte  Veaedi^r  im  Jahr«^  1668  aUein  4.39i.0(Ki 
Ducaten,  öS6  Officiere  and  77-U>  Soldaten  ^ko«tet. 


463 

heilige  Stuhl  war  unter  allen  diesen  Umständen  einer  so  grossen 

neuen  Unternehmung  nicht  geneigt.  So  kam  es,  dass  die  Moldau^ 

deren  Thron   mit   Demeter   Cantacuzen   (1673 — 1676)    besetzt 

wurde,  den  ärgsten  Verwüstungen  von  Seite  der  Türken  preis- 

g^^ben  war,   dass  in  der  Walachei  der  grausame  Duka,    der 

frühere  Woiwode  der  Moldau,   zur   Regierung  gelangte   (1673 

bis  1678),  und  dass  es  den  Türkon  schon  1674  gelang,  Chocim 

zurück  zu  erobern   und  Kamieniec   zu   entsetzen.     Inzwischen 

hatte  sich  Parchevich  in  Rom  vergeblich  bemüht,  sein  Ziel  zu 

erreichen,  und  Anstrengungen   gemacht,    denen   seine    so   sehr 

ST^schwächten  Körperkräfte  nicht   mehr  gewachsen  waren.     Er 

sank  abermals  aufs  Krankenlager,  enttäuscht  in  seinen  edelsten 

kirchlichen  Bestrebungen,   bei   denen  er  kaum  dem  Schicksale 

seines  Vorgängers  Marcus  Bandin  entgangen  wäre,  wie  in  seinem 

hochherzigen   politischen  Wirken    für   die  Donaufürstenthümer 

^^^d  seine  Heimat,  welches  an  den  damaligen  allgemeinen  poli- 

tischen  Verhältnissen  Europas  scheitern  musste.  Da  er  sein  Ende 

**©rannahen  fühlte,  übergab  er  die  ihm  gegebenen  Aufträge  und 

■Papiere   einem   Herrn   Musini  *   und   starb   am  23.  Juli  1674.  - 

»Dem  Bischöfe  von  Martianopel'  —  so  berichtete  Peter  Moce- 

^igo  nach  Venedig*^  —  , Gesandten  der  Fürsten   der  Walachei 

^^d  der  Moldau,  ist  es  leichter  geworden,  in  Rom  sein  Dasein 

Als    seine  Geschäfte  zu  beschliessen,  indem  er  nach  mehrtägiger 

Krankheit  in  ein  besseres  Leben  hinübergegangen  ist.' 

Ueber  Parchevichs  Grabstätte  findet  sich  keine  Auf- 
zeichnung. *  Auf  die  Anfrage  des  Superiors  und  Pfarrers  von 
^*  Andrea  delle  Fratte,  •'»  wegen  des  Begräbnisses  und  der 
Kosten  des  Leichenbegängnisses,  schrieb  die  heilige  Congre- 
S^tion  an  ihren  Secretär:  Er  möge  nach  seinem  Gutdünken 
^*e  nöthigen  Anordnungen  treffen  und  die  Leichenfeierlichkeiten 
**^    der  Kirche  des  Collegium  urbanum  ^  abhalten  lassen  in  An- 

*  Beil.  XCVIT.  Vermuthlieh  ist  Christoph  Maflini  gemeint,  der  als  polnischer 
Gesandter  sich  im  Mai  1674  auf  der  Durchreise  in  Venedig  aufhielt. 

^  Lant  Mittheilung  der  Propaganda.  Beil.  TIT. 

^   Beil.  XCVII. 

^  Mittheilung  der  Propaganda. 

*  fl.  Andrea  delle  Fratte  in  der  Via  di  Capa.  nahe  der  Piazza  di  Spagna 
in  Born. 

^  Eine  Abtheilnng  des  Collegiums  der  Propaganda  fide   zur  HeranbUdang 
▼on  Klerikern. 


m 

hntmohi  (Ic^hroii,  dnss  dio  Caplftne  (Oratorcs)  jener  Kirche,  den 
Lnldhtiain  %\\  liahon  wünschten. 

ItoreitM  an)  2H.  Juli  1674  hatte  Musini  die  diplomatische 
Krbii(ihat\  raroheviclis  angetreten,  dem  Cardinal  Altieri  seine 
HtiKlauhigungsschroibon  überreicht,  den  Cardinälen  seine  Auf- 
wartung gf^nmoiU  und  die  Gesandten  um  ihren  Beistand  und 
ihr«  UnturatUtxung  ersucht  *  Der  von  Parchevich  bei  seiner 
Abrt>itit^  auA  der  Moldau  zu  seinem  Generalvicar  ernannte 
Stophan  TapKuiiny  wani  sein  Nachfolger  im  apostolischen  Vi- 
oarlwtt*  dor  Moldau.* 


^  \Mi  xrviu 

^  Kr  \viii\\«^  It^it^  Auf  Wr^cKU^  dor  heÜi^n  Coo^rcf^tioa  doreh  Papst 
lun^HH^u  XK  vlWuodk^t  Od^^tealchi  1(^76^16:^  nm  a{i««toii»aieii  Tkar 
dw  MvvKUm  onMUinU  *tar*»  *Wr  scIkmi  &m  ^.  X^>r«Bfcer  1<57:^  i»  Crnktr- 
HmliW  iu  ^b(^%Mibftr^^MU  w\>kiu  ^r  sielt  rva  Bakor  asf  karse  Zeit  mm 
l^«vAmaii^%»iHkki4clilM  t^^r^liM  Intte.  VgtKvn  &.&.O.  pL^iX   Der  Titel 

>i^>\rd^i^  ««^  Miu^  «v«iac$t>e«t»  bkauU  Gas:»:  $<n»  E^tescof»:««.  pc  43:i, 
^M(H)  IXv^  ^  K2rtH«clxsr  «Bmapr  Meov^^we  er  porta^m»  5säie&XK  4e« 
vKvj^V^lN^  <>MI^>;k  iV^  $^  IVattft&cL  v^rac^er  sat  IL  JGn  1714  aaek  dv 


ANHANG. 


^tegel  des  Peter  Freiherrn  ron  Parchevich,  Erzbischo^ 
TOD  Martianopel. 

Vorstehende  ALbildiing  zeiget  das  Siegel  des  Peter  Frei- 

"*»Tn    von    Parchevich ,    ErzbiachofB   von   Martianopel ,    nach 

^inem  eigenen  Originalsiegelabdruck  in  den  ActenstHcken  des 

*^    k.  HofkammerarchivB   z«   Wien    (Beil.   XXVIII,   XXXIV, 

^I^SXV,  XXXVI).    Dieses  beweist,    dase  Parchevich,  das  dort 

^»diriebene  Wappen  führte,  noch  ehe  er  das  AdelsbestätigungB- 

^i^lom  Kaiser  Ferdinands  111.,  ddo.  12.  Jänner  1657,   erhielt, 

^^d  zwar  schon  mit  dem  erst  in  der  FreiberrnbestÜtigung  Kaiser 

■^*«opolds  1-,  ddo,  20.  Jnli  1668,  vorkommenden  Bande  mit  den 

^■■«i  Sternen,   welches  man  sonst  für  eine  Wappenvermehrunjf 

^^tte  halten  können.     Vgl.  die  Wappen beschi-eibungen  Beil.  I 

^**d  II. 


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468 


Bemerkangen  zur  yorstehenden  Stammtafel. 

Die  vorstehende  Stammtafel  zeigt  die  Abstammung  des 
Eribischofes  Peter  Freiherrn  von  Parchevich  und  den  Zu- 
sammenhang seiner  Familie  mit  der  noch  lebenden  gräf- 
lichen Linie  Pejacsevich.  Sie  beruht  in  ihrem  ersten  Theile, 
bis  zum  Ende  des  vierzehnten  Jahrhunderts,  auf  den  Angaben 
der  bereits  gedruckten  Werke: 
Max  Schimeky  Politische  Geschichte  des  Köni^preiches  Bosnien 

und  Kama.  Wien  1787. 
Franz  Xaver  Freiherr  v.  Pejacsevich,  Historia  Serviae.  Kal6csa 

1799. 
Aschbach,  Geschichte  Kaiser  Sigismunds.  Hamburg  1838  bb 

1845,  4  Bde. 
Du  Nord,    Abriss  der  Geschichte  Bosniens  und  der  Herzogo- 

vina.  Wien  187G. 

Für  die  Fortsetzung  derselben  bis  zur  Mitte  des  sieben- 
zehnten  Jahrhunderts  diente  eine  im  vorigen  Jahrhundert  ab- 
gefassto,  im  Nassiczer  Familienarchiv  befindliche,  Familien- 
chronik, Von  da  an  ist  die  Genealogie  tlieils  den  hier  folgenden 
Beilagen,  thoil$  anderen  authentischen  Urkunden  entnommen, 
welche  auch  vielfach  die  Angaben  der  Familienchronik  be- 
stätigen. 

Zur    näheren    Erläuterung    der  Stammtafel    werden    hier 
ncK'h  folgende  Bemerkunsren  hinzugefügt: 

L  Stephan  Kotroma nus,  ein  deutscher  Feldherr,  wurd^ 
von  dem  Konige  Bela  IV.  von  Ungarn  (^1235 — 1270^  um  d3^ 
Jahr  1245  nach  Bt^nien  gesendet,  um  den  daselbst  ansgebrocb^^ 
nen  Aufetand  zu  bekämpfen.  Er  setxte  den  dortigen  Ban  a^*^' 
wnrde  unter  imgarischer  Oberbv^heit  selbst  Ban^  erbaute  d^^ 
Schloss  Varch-Bcvsna  an  der  Miliacka  und  \tsgte  dadurch  d^^ 
Grundsteiii  zu  der  heviiigen  Hauptstadt  Serajevo  (Bosna 
V^l.  Sohimek  p.  C%i^ :  Pejacsovich  p.  o7;^,  .>S7,  oHCS:  Ehi  Nord  p, 

n.  Stephan  K  otronianovioh  war  Ban  von  Bosnien 
127a.   starb   um  lolO.     Vgl,  Sciiimek   p.  62— «4:   Pejacseyi^:^ 

P«     O  4  5. 


IIL  Stephan  Linus,  Ban  1317,  Fürst  und  Herr  von  Bos- 
nien,  zu  Sala,  Ussora  etc.,  Graf  von  Chelmien  1326,  starb  1357. 
Seine  Gemahlin  war  Elisabeth,  Tochter  des  Prinzen  Casimir 
von  Polen  aus  piastischem  Stamme,  P]nkelin  Lechs  VI.  Herzogs 
in  Polen  (1279—1289).  Vgl.  Schimek  p.  73—81;  Hübner, 
Genealog.  Tab.;  Pejacsevich  p.  376,  389,  390,  391;  Du 
Nord  p.  31. 

IV.  Ninoslav  (Friedrich),  auch  Miroslav  oder  Constantin 
Miroslav,  Dynast  an  der  Ussora,  Sala,  Herr  von  Narona.  Vgl. 
Schimek  p.  64;  Pejacsevich  p.  389;  Du  Nord  p.  32. 

V.  Vladislav;  dessen  Gemahlin:  Helene  aus  dem  Ge- 
»clilechte  der  Grafen  von  Berbir  (Schimek  p.  69).  Vgl.  Schimek 
p.   64;  Pejacsevich  p.  389;  Du  Nord  p.  31. 

VI.  Daniza  starb  in  Rom  und  ist  begraben  in  der  Kirche 
3*  Maria  sopra  Minerva.  Dort  befindet  sich  auch  ein  Monument 
nait  der  Inschrift:  Hie  jacet  Diana  Illyrica.  Vgl.  Schimek 
P.   64,  74;  Pejacsevich  p.  389. 

VII.  Katharina,  Gemahlin  des  Grafen  Nicolaus  von 
CJhelm  (später  Herzogthum  Saba,  jetzt  Herzoge vina).  Vgl. 
Schimek  p.  64;  Pejacsevich  p.  389. 

Vm.  Elisabeth,  Regentin  von  Ungarn  1382—1386, 
starb  1386,  vermählt  1363  mit  Ludwig  I.  d.  Gr.,  König  von 
Ungarn  (geb.  5.  März  1326,  König  von  Ungarn  1342,  König 
'^on  Polen  1370,  starb  2.  September  1382).  Er  war  in  erster 
-ßhe  vermählt  mit  Margaretha,  Tochter  Kaiser  Karls  IV.  (geb. 
1335,  starb  1353  kinderlos).  Die  Nachkommen  König  Ludwigs 
Sind  aus  seiner  zweiten  Ehe. 

IX.  Draga,  starb  un vermählt  im  Kloster.  Vgl.  Pejacse- 
vich p.  391. 

X.  Stephan  Dabisa  (Dabisia),  Herr  von  Narona,  nannte 

•ich   als   natürlicher  Sohn    des  Fürsten   (slav.  Knez)  Ninoslav, 

^lÄezevich  =  Fürstensohn,  empörte  sich  mit  seinen  drei  Söhnen 

^357  gegen  Ban  Tvartko  I.  und  musste  nach  Kagusa  flüchten. 

Nach  Tvartko's  Tode  wurde  er  selbst  König  von  Bosnien  (1392), 

•^ocrlieas  durch  einen  Vertrag  (Pray,  Ann.  Hung.,   II,  p.  189) 

^^n  bosnischen  Thron  an  König  Sigismund  von  Ungarn,  und  starb 

^396.  Seine  Gemahlin  Helena,  Tochter  des  croatischen  Grafen 

"^on  Nelipa,  Regentin  von  Bosnien  1396 — 1398  (Ljubica,  Opis 

J^tgoslovenskich   novaca,   u   Zagrebu  1875,  p.  212,  213),   starb 

^  Kloster.  Vgl  Schimek  p.  64,  81,  90—94;  Pejacsevich  p.  375, 

31» 


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470 

392,   394,   395,    396;   Aschbach  Geschichte  König  Sigismunds, 
Hamburg  1838,  I.  Bd.,  p.  81  ff.;  Du  Nord  p.  32,  33,  34. 

XI.  Stephan  Tvartko  I.,  geb.  1326,  Ban  von  Bosnien 
13Ö7,  erster  König  von  Bosnien,  gekrönt  im  Kloster  Miloäeyo 
1376,  starb  16.  Februar  1392.  Erste  Gemahlin:  Dorothea, 
Tochter  des  Czar  Straäimir  von  Bulgarien;  zweite  Gemahlin: 
Jeliza,  eine  vornehme  Bosnierin;  Concubine:  Vojsava. 

Xn.  Vuk  (Wolfgang)  oder  Vucikus  wird  1375  von  dem 
aufständischen  Adel  zum  Ban  ausgerufen.  Vgl.  Schimek  p.  82; 
Pejacsevich  p.  391,  395;  Du  Nord  p.  32. 

Xin.,  XIV.,  XV.  Vladislav,  Parchia  und  Vuk,  die 
Söhne  des  Stephan  DabiSa,  betheiligten  sich  mit  ihrem  Vater 
1357  an  dem  Aufstande  gegen  Tvartko  I.  Mit  diesen  drei 
Brüdern  beginnt  die  erwähnte  Familienchronik.  Vladislav,  der 
geblendet  wurde,  wird  nebst  seinem  Bruder  Vuk,  den  Ban 
Tvartko  w^^n  seiner  Theilnahme  an  der  Rebellion  mit  schwerer 
Haf^  bestrafte,  als  der  Stammvater  der  bosnischen  Knezevich 
bezeichnet;  Parchia  aber,  der  nach  Bulgarien  floh,  dort  das 
Schloss  Kneie  am  Flusse  Skit,  einem  Nebenflusse  der  Donau, 
erbaute,  als  Stammvater  der  Parchcvich  aus  dem  Hause  Kneze- 
vich in  Bulgarien.  Vgl.  auch  Schimek  p.  83  ff.;  Pejacsevich 
p.  392;  Du  Nord  p.  32. 

XVI.  Kathairina,  seit  1362  Gemahlin  Hermanns  I.  Grafen 
von  Cilly  (starb  21.  März  1385  zu  Wien!  Vgl.  Schimek  p.  82; 
Pejacsevich  p.  344,  309,  399;  Wisgrill,  Schauplatz  des  land- 
sässigen  niederösterreichischen  Adels,  Wien  1795,  H,  p.  85; 
Du  Nord  p.  32. 

XVII.  Stephan  Tvartko  II.  Seurus  (Sura),  ein  natür- 
licher Sohn  Tvartko's  I.,  König  von  Bosnien  1396 — 1443.  Vgl. 
Schimek  p.  94—114:  Pejacsevich  p.  375,  393—403,  418; 
Aschbach  a,  a.  O.  I.  Bd.,  p.  231  ff.;  Du  Nord  p.  33  ff. 

XVm.,  XIX.  Andreas  und  Nieolaus  I.  Parchevich 
nannten  sich  laut  Familienchronik  als  Söhne  des  Parchia:  Par- 
chevich aus  dem  Hause  Knezevich.  Nach  derselben  Chronik  war 
Andreas  Gesandter  Czar  Stra&imirs  und  SiSmans  von  Bulgarien 
bei  König  Ludwig  I.  von  Ungarn  (vgl.  Beil.  Nr.  II h  Nico- 
laus I.  aber  nahm  Theil  an  der  Schlacht  am  Flusse  Marica 
[26,  September  1371). 

XX.  Peter  I.  Parchevich  flüchtete  bei  dem  Bürger- 
kriege zwischen  den  Söhnen  Sultan  Bajazeta  ^1409 — 1413)  mit 


471 

dem  bulgarischen  Prinzen  Constantin,  dem  Sohne  Czar  SiSmanS; 
SU  dem  Despoten  Stephan  Lazarevich  nach  Serbien,  starb  bald 
nach  dem  Prinzen  Constantin  um  1423  zu  Prizren  in  Bulgaro- 
Macedonien. 

XXI.  Nicolaus  II.  Parchevich  flüchtet  nach  Ungarn, 
kämpft  unter  König  Sigismund  (1382—1437)  oft  und  glücklich 
g^gen  die  Türken. 

XXII.  Qyoni  (Johann)  Parchevich  nimmt  laut  Familien- 
chronik mit  Hilfe  des  Johann  Maramonte  (Giovanni,  Ivo  de 
Cernagora  [Montenegro]  ex  genere  Maramontensi  1465 — 1490 
Hopf,  Chroniques  Qreco-Romanes,  Berlin  1873,  p.  534)  die 
Güter  seiner  Ahnen  um  1481  wieder  in  Besitz,  theilt  dieselben 
im  sechzehnten  Jahrhundert  unter  seine  Söhne,  welche  hierauf 
verschiedene  Namen  annehmen. 

XXin.  Johann  Parchevich  kämpfte  1563  mit  seinem 
Bruder  Demetrius  Pejacsevich  gegen  Johann  Jacob  Basilius 
Heraclides,  Woiwoden  der  Moldau  (1561—1563). 

XXIV.  Demetrius  Pejacsevich  nennt  sich  so  nach 
dem  Schlosse  Pejacsevo. 

XXV.  Stephan  Knezcvich,  so  genannt  nach  dem 
Schlosse  Kneie  am  Flusse  Skit  in  Bulgarien. 

XXVI.  Thomas,  als  Sohn  des  Gyoni  (Johann) :  Thoma- 
Sryonovich  genannt  (vich  =  Sohn). 

XXVII.  Michael  Parchevich  laut  Familienchronik. 
XXVin.  N.  Parchevich,   alias   Cserkich   oder  Cser- 

*ticay,  führt  diesen  Nam'en  vom  Schlosse  Cserka  in  Bulgarien. 
-^ie  vorstehenden  Angaben  der  Familienchronik  über  die  Güter- 
**ieilung  zwischen  den  Söhnen  Gyonis  und  die  Annahme  von 
*^^f  verschiedenen  Namen,  welche  besonders  bei  Erwägung  der 
etymologischen  Entstehung  des  Namens  Thomagyonovich  wahr- 
scheinlich werden,  finden  auch  in  den  Beilagen  I  und  II  ihre 
^rlcimdliche  Bestätigung. 

XXXIL,  XXXIII.  Georg  und  Stephan  Thomagyono- 
^^oh  laut  Familienchronik. 

XXXIV.  Michael  Freiherr  von  Parchevich  17.  Jänner 
1657  und   20.  Juli  1668.     Gemahlin  Maria.  S.  Beil.  I  und  II. 

XXXV.  Peter  Freiherr  von  Parchevich,  Erzbischof 
^on  Martianopel,  lebte  1612—1674. 

XXXVI.  Paul  Freiherr  von  Parchevich,  s.  Beil.  I  u.  II, 
XXXVIII.  N.,  8.  Beil.  I. 


472 

XXXIX,  XL.  NicolauB  und  Peter  Freiherren  von  C»  er- 
kiczy  laut  Beil.  I  und  II. 

XLII.  Georg  I.  Freiherr  von  Pe  ja  csevich  lautFamiliö«- 
chronik. 

XLIII,  XLIV,  XLV,  XLVI.  Stephan,  Marcus,  Mi- 
chael und  Anton  Freiherren  von  Knezevich,  ß.  Beil.  I 
und  II.  Ueber  die  Familie  Dukagyn  vgl.  Hopf,  Chron.  gr^o.- 
rom.,  p.  292  ff.  und  p.  533;  Hahn,  Reise  durch  die  Gebiete 
des  Drin  und  Vardar,  in  den  Denkschriften  der  k.  Ak«^« 
d.  Wiss.  in  Wien  1869,  Bd.  XVI,  2.  Abth.,  p.  69  ff. 

XLVII,  XLVHI,  XLIX,  L,  LI,  LH,  LIII,  s.  Beil.  I  und    XX 

LIV.  Deodat  (Bogdan),  vgl.  Nicolaus  Schmitt,  ImperatoK*^* 
Ottomanici,  Tyrnau  1761,  II,  279  und  Beil.  I  und  IL 

LV.    Marcus  Freiherr  von  Parchevich,   s.    Beil.   I,        X^ 
und  LXXIIL 

LVI,  LVII.  Margaretha  und  Lucia  Freiinnen  von  P^»-  ^" 
chevich,  s.  Beil.  IL 

LVIII,  LIX,  LX.  Elias,  Joseph,  Marianus  Freihenr^-«^ 
von  Parchevich,  s.  Beil.  I  und  IL 

LXIL  Marcus  I.  Freiherr  von  Pejacsevich  laut  1*  ^^ 
milienchronik,  Guardian  des  Franciskanerklosters  zu  Tei^v^  :^& 
in  der  Walachei,  s.  Hasdeu,  Archiva  istorica  ä  Romaniei, 
karest  1865,  Ij,  p.  46. 

LXIII,  LXIV.     Marcus  und   Johann    Freiherren    v 
Knezevich  laut  Familienchronik. 

LXV.  Johann  Stephan  Freiherr  von  Knezevich, 
kundlich:    ,e  Comitibua'   genannt,    Ordinis    St.   Francisci,   E 
bischof  von  Sophia  (Sardica)  13.  April  1677,  starb  1699,  Admi 


%' 


8. 


strator  von  Uferdacien  und  Thracien,  apostolischer  General vic-^ 

der  transalpinischen  Walachei.  *    Vgl.  Jacobe  Coleto,  lUyriciK—  ^ 

Sacrum,  Venetiis  1819,  Bd.  VIII,  p.  72  ff.;  Schmitt,  Imp.  Otto 

II,   p.    279;    Garns,    Series    episcoporum,    p.   416    und    ein 

von   P.    Rudolphus    Bzenszki    S.    J.    1699    in    der    durch    d^^° 

siebenbürgischen  Bischof  Ignaz  Grafen  Batthyäny  gegründetezr:^  ^' 

sogenannten    Batthyany'schen    Bibliothek    zu    Karlsbui^    nac^^^^ 


*  Residierte  zu  Kiprovac  in  Bulgarien,  stand  dort  an  der  Spitze  der  kath- 
lischen,  österreichisch  jjesinnten  Partei,  floh  um  1690  nach  Siebenbnrjre 
lebte  in  Herrmannstadt  unter  dem  Schutze  der  k.  k.  Generale,  starb  u 
lf>99  und  wurde  zu  Knrlsburg  begraben. 


10- 

im 


473 

einer  gütigen  Mittheilung  des  hochw.  Herrn  Franz  Lönhard^ 
Domprobst  zu  Karlsburg. 

LXIX.  Nicolaus  II.  war  der  Vater  des  P.  Jacobus  Peja- 
csevich  S.  J.  (starb  als  Rcctor  des  Fünfkirchner  Jesuitencolle- 
giums  14.  Juli  1738),  des  Verfassers  der:  Vcteris  et  novae 
geographiae  compendiosa  congeries  scu  expositio  geographica 
Europae,  Asiae,  Afric»  et  Americae,  Agram  1714,  8".  Ein  Theil 
dieses  Werkes  ist  seither  aufgenommen  in  Johann  Georg 
Schwandtner,  Scriptores  rerum  Hungaricarum,  1758,  unter 
,Illyricum'.  Vgl.  über  P.  Jacobus:  F6jer  (Georgius),  Hist.  Acad. 
scient.  Pazmaniae  Archiep.  ac  Mariae  Theresiae  reginae  literaria, 
Budae  1835,  p.  61. 

LXX.  Georg  IL  Freiherr  von  Pejacsevich,  geb.  1655, 
war  Anführer  von  bulgarischen  Freischaaren  in  den  österrei- 
chischen Feldzügen  gegen  die  Türken  in  Bulgarien  (1688  bis 
1691).  Vgl.  Nie.  Schmitt,  Imp.  Ottom.,  II,  p.  279,  280.  Nach- 
dem die  österreichischen  Truppen  gezwungen  waren,  Bulgarien 
zu  räumen  und  Kiprovac  durch  den  mit  den  Türken  verbün- 
deten Rebellen  Emmerich  Tököly  gänzlich  zerstört  worden 
war,  floh  er  um  das  Jahr  1690  mit  seinen  drei  Brüdern  nach 
Ungarn  und  erwarb  die  Güter  Roglaticza  und  Csatalia  im 
Bdcser  Comitate,  starb  am  18.  März  1725  und  wurde  zu  B&cs 
in  der  Franciskanerkirche,  wo  sich  jetzt  noch  sein  Grab- 
denkmal befindet,  beigesetzt.  Auf  Grund  vorgelegter  glaub- 
würdiger Zeugnisse  und  authentischer  Documente,  wie  es  im 
Diplom  Kaiser  Carls  VI.  heisst,  erhielt  er  mit  seinen  jüngeren 
Brüdern,  Johann  und  Marcus  IL,  und  dem  Sohne  seines  älteren 
damals  schon  verstorbenen  Bruders,  Nicolaus'  II.  Jacob,  am 
10.  Juli  1712  von  Kaiser  Carl  VI.  die  Bestätigung  des  alten 
bulgarischen  und  ungarischen  Freiherrnstandes  und  des  gleichen 
Ursprungs  mit  der  Familie  Parchevich.  Original  im  R^tfaluer 
Familienarchiv.  Vorher  schon  nannten  sich  die  vier  Brüder 
urkundlich:  Freiherren  Knezevich  de  Pejacsevich. 

Die  zweite  freiherrliche  Georgische  Linie  erlosch  mit  dem 
Urenkel  Georgs  IL,  Joseph  jun,  Freiherrn  von  Pejacsevich, 
Erbherrn  zu  Veröcze,  Roglaticza  und  Csatalia,  der  zu  Laibach 
am  24.  October  1769  starb. 

P.  Franz  Xaver  Freiherr  von  Pejacsevich  S.  J., 
nach  Aufhebung  des  Jesuitenordens  Abt  der  heiligen  Drei- 
faltigkeit zu  Peterwardein,  Doctor  der  Theologie  und  Philosophie, 


474 

Rector  des  JesuitencoUegiums  und  Kanzler  der  üniversit&t  in 
Graz,  Procurator  der  ungarischen  Nation  und  Professor  in  mora- 
libus  an  der  Universität  zu  Wien,  geb.  in  Essegg  am  15.  Juli  1707, 
gest.  zu  Po2ega,  am  7.  Oetober  1781,  war  ein  Sohn  des  Johann 
Freiherrn  von  Pejacsevich  und  der  Verfasser  der  hier  wieder- 
holt citirten  Historia  Serviae  Kalöcsa  1799  (opus  posthumum), 
sowie  vieler  theologischer  Schriften,  die  in  den  Jahren  1752 
bis  1756  in  Graz  erschienen  sind.  Vgl.  Job.  Nep.  Stöger, 
Scriptores  Provinciae  Austriacae  Societatis  Jesu,  Viennae  1855, 
p.  259;  Horänyi  (Alexius),  Memoria  Hungarorum  et  Provincia- 
lium  scriptis  editis  notorum,  Viennae  1776;  Tom.  III,  p.  60; 
Locher,  Speculum  Universitatis,  Viennae  1773,  p.  272;  R.  Pein- 
lich, Geschichte  des  Gymnasiums  zu  Graz,  Graz  1869,  p.  79; 
Wurzbach,  Biogr.  Lexikon,  Wien  1870,  21  Th.,  p.  436. 

Marcus  III.  Alexander  Freiherr  von  Pejacsevich,  nach 
der  Vereinigung  Slavoniens  und  Syrniiens  mit  Ungarn  und  nach 
der  Eintheilung  Slavoniens  in  drei  Comitate,  1745  erster  Ad- 
ministrator und  1751  erster  Obergespan  des  Syrmier  Comitates, 
starb  un vermählt  in  Veröcze  am  16.  Jänner  1762.  Er  war  der 
Sohn  des  Freiherrn  Johann  von  Pejacsevich  und  älterer  Bruder 
des  vorigen,  Erwerber  der  Herrschaften  Veröcze,  Ruma  und 
R^tfalu. 

Joseph  Graf  Pejacsevich,  Sohn  des  jüngsten  der  vier 
Brüder,  des  Marcus  II.  Freiherrn  von  Pejacsevich,  Stifter  der 
gräflichen  Linie  Pejacsevich,  Erwerber  der  Herrschaften 
Nassicz,  Podgoracs  in  Slavonien  1734,  Kerestinez  in  Croatien, 
Erbherr  zu  Ruma,  Veröcze  und  R^tfalu,  ist  geboren  am  7.  Sep- 
tember 1710  zu  Esseg  und  starb  am  30.  April  1787  zu  Oedexh 
bürg,  Graf  seit  22.  Juli  1772.  Er  zeichnete  sich  1742  bis  1748 
in  dem  österreichischen  Erbfolgekriege  in  Italien  als  Haupt- 
mann im  Leopold  Palflfy 'sehen  Inf.-Reg.  Nr.  19  mehrfach    aus. 

Aus  der  älteren  Linie  der  Freiherren  Parchevich  finden 
sich  im  achtzehnten  Jahrhunderte  urkundlich  noch  mehrere 
Glieder  vor,  besonders  zahlreich  waren  in  Slavonien  die  Frei- 
herren Cserkich  oder  Cserkiczy  vertreten.  Der  letztbekannte 
dieses  Namens  war  Wilhelm  Johann  Bapt.  Freiherr  von 
Cserkiczy,  alias  Parchevich,  Oberstlieutenant  und  Regi- 
nientscommandant  des  Job.  Leop.  Palffy'schen  Inf.  Reg.  Nr.  53, 
l^est.  als  Oberst  ad  honores  in  Essegg  am  4.  Februar  1795. 


475 


BEILAGEN. 


I. 

Adelflbestätigung  für  Feter  Farohevioh,  Wien,  12.  J&nner  1657. 

Aus  dem  k.  uugar.  Landesarchiv  in  Ofen. 

NoB  Ferdinandus  tcrtius  divina  favente  dementia   electus 

Romanorum  imperator  semper  augustus  ac  Germaniae,  Hunga- 

riae,  Bohemiae,  Dalmatiae  et  CroatiaO;  Slavoniae,  Ramae,  Ser- 

biae^  Galitiae,  Lodomeriae,  Cumaniae  Bulgariaeque  rex,  archi- 

dox  Austriae;  dux  Burgundiae,  Brabantiae,  Styriae,  Carinthiae, 

Camioliae;  marchio  Moraviae,   dux  Lucemburgae  ac  superioris 

et  inferioris  Silesiae,  Virthembergae   et  Thekae,  prineeps  Sve- 

viae,    comes   Habspui^i,  Tyrolis,  Ferreti,  Kyburgi   et  Goritiae, 

landgravius  Älsatiae;  marchio  sacri  Romani  imperii  supra  Ana- 

8um;    Burgoviae   ac    superioris   et  inferioris  Lusatiae,   dominus 

Marchiae   SclavonicaC;    Portus  Naonis   et   Salinarum   etc.   me- 

moriae   commendamus  tenore  praescDtium  significantes  quibus 

expedit  universis;    quod  cum  inter  alia  praecipua  officii  nostri 

imperiaiis    munera    illud    a    nobis    potissimum    observetur,    ut 

fideles   subditos   nostros^    qui   sese   nobis   in   nostri   et   patriae 

gratiam     variis    virtutum    ornamentis    commendatos    praestare 

Btudent;    caesarea    ac    regia   munificentia    nostra    prosequamur 

eorumque  nomina  ac  praeclara  facta  ab  humana  oblivione  vin- 

dicantes    adeoque    immortalitati    consecrantes    eo    illis    vel   ad 

majora   etiam  ineunda  animum  accendamus,   libenter  effusaque 

voluntate   laudabili   huic  majorum  nostrorum  consuetudini  sive 

quia  nobis  ita  divinitus  attributum  est,  sive  quia  longo  usu  com- 

pertum   habemus,   illa   demum   regnoruni    esse  praesidia,   quae 

in   animis   subditorum   larga  liberalitate  principum  collocantur, 

insistimus.    Cum  igitur  ad  nonnuUorum  fidelium  nostrorum  hu- 

lioillimam    supplicationem,    signanter   vero   fidelis   nostri    nobia 


476 

dilecti   reverendissimi   in  Christo   Patris   domini  Petri  Parche- 
vich,   natione  Bulgari,    archiepiscopi  Martianopolitani  in  prae- 
fato   regno  nostro  Bulgariae  existentis  et  residentiam  hab^tiB, 
nee  non  illine  ad  aulam  nostram  eaesaream  et  regiam  ceteros- 
que  principes  ehristianos  certorum  peragendorum  promovendo- 
rumque  religionis  eatholicae  negotiorum   gratia   ablegati  inte^ 
nunciiy  tum  ad  certorum  praeeipuorum  consiliariorum  nostrorum 
diligentem  et  sedulam  recommendationem  nostrae  propterea  fac- 
tam  majestati,  tum  vero  attentis  et  consideratis  fidelitate  et  fide- 
libus  servitiis  fidelium  quoque  nostrorum,  utpote:  Michaelis  Pa^ 
chevich   filiorumque  suorum  Joannis  et  Petri,    item  haeredum 
quondam  Pauli  fratris  praenominati  Petri  Parchevich,  archiepi- 
scopi germani,  filiorum  nimirum  Deodati  seu  Bogdani  ac  Marcij 
praeterea  tertii  quoque  quondam  fratris  Antonii  itidem  germani 
filiorum  videlicet:  Eliae,  Josephi  et  Mariani  omnino  cognomine 
Parchevich,   item  Nicolai  et  Petri  Parchevich   aliter  Cserkics, 
praeterea  Michaelis  Putin,  nepotis  ex  sorore  germana,  fratram    , 
quoque   consobrinorum  Stephani,  Marci,  Michaelis    et  Antonii, 
deinde  Demetrii  ac  alterius  Antonii  cognomine  Kneczovics  voca- 
torum,  denique  Georgii,  Gregorii  et  Stephani  Thomaeque  GyO" 
novics   fratrum   consanguineorum   supranominati  Petri  Parche- 
vich archiepiscopi,   ut  praemissum   est,   Martianopolitani,  ali** 
eidem  in  secundo  et  tertio  gradu  vinctorum,   quae   ipsi  sacrae 
imprimis   praedicti   regni   nostri  Hungariae   coronao   et  deini^ 
majestati    quoque    nostrae    adeoque    augustae    domui    nosir»® 
Austriacae   ac   ipsi   regno   nostro  Bulgariae    partiumque  eid^^ 
circumvicinarum   provinciis   pro   locorum   et   temporum   vari^' 
täte  atque   occasionum    exigentia   cum    alias   semper,    tum    ^^ 
maxime  contra  infonsissimum  christiani  nominis  hostem  TurcJi^> 
illibata   semper   iide   et   fidelitatis   constantia   non    sine   mag^^ 
rerum  fortunarumque  suarum  dispendio  vitarumque  propriar*^^ 
periculo  evidenti  exhibuerunt  et  impenderunt   ac   in   postertU^ 
quoque  ferventiori  constantiae  zelo  sese  exhibitui'os  et    imp^^' 
suroB   polHcentur:    cum   igitur   ob   id,    tum   vero    ex   gratia     ^* 
munificentia  nostra  regia,  qua  quosque  de  nobis  et  republica  cl^^' 
stiana  bene  meritos   ac   virtutis   colendae    studiosos   anteces^^' 
rum  nostrorum,   divorum  quondam  Hungariae  regum,    exempl^ 
prosequi  eisque   certa   virtutum    suarum   monumenta,    quae    ^^ 
majora  quaeque  praestanda  eos  incitare  possent,  decemere  c€>ti' 
suevimus;    eundem   itaque   Petrum  Parchevich   archiepiscop«**** 


477 

MirtianopolitAnuin  ac  ipsius  gratia  suprascriptos  Michaelem 
umiliter  Parchevich  cum  sua  uxore  Maria  et  filiis  Joanne  et 
Petro  filiaque  Catharina^  item  haerodes  quondam  Pauli  fratris 
eivsdem  germani  pariter  cum  uxore  Maria  et  filiis  Deodato 
Bau  Bogdano  ac  Marco  nee  non  Margaretha  et  Lucia  filiabus, 
praeterea  itidem  quondam  fratris  germani  Antonii  filios  Eliam; 
Josephum  et  Marianum  matremque  ipsorum  Annam  omnes  cogno- 
mine  Parchevich,  item  Nicolaum  et  Petrum  Parchevich  aliter 
Cherkichi  cum  uxoribus  suis,  filiis,  filiabus,  nepotibus  et  neptis 
snperatitibus,  pariter  Michaelem  Putin  nepotem  ex  sorore  ger- 
muia  cum  filiis  et  filiabus,  fratres  item  consobrinos  Stephanum, 
Harcum,  Michaelem  et  Antonium  ac  germanas  cum  sororibus 
et  filiis  ac  uxoribus,  deinde  Demetriiun  cum  filiis  et  filiabus 
sororibusque  superstitibus  omnibus  cognomine  Knezovics  gau- 
dentibuB,  demum  Georgium,  Gregorium  et  Stephanum  Thomae- 
Oyonovics  cum  uxoribus,  filiis  et  filiabus  superviventibus,  onmes 
denique  arctissimo  consanquinitatis  gradu  secundo  et  tertio  sibi 
conjonctos,  uti  bene  mcritas  personas  ac  alias  etiam  nobili 
proBapia  ortos,  armis  quoque  et  insigniis  antiquis  nobilitaribus 
donatos,  verum  literis  privilegialibus  superinde  habitis  facta 
jamdudum  retroactis  temporibus  in  istud  regnum  nostrum  Bul- 
gariae  dicti  infensissimi  christiani  sanguinis  hostis  Turcae  ir- 
mptione  ac  exinde  supersecuta  rerum  calamitate  incendio  ab- 
sumptis  privates  defacto  et  destitutos,  rursus  ac  denuo  in  coetum 
6t  numerum  verorum,  antiquorum  et  indubitatorum  tum  prae- 
&ti  regni  nostri  Hungariae,  quam  Bulgariac  caeterarumque 
Pftitioni  eisdem  anncxarum  nobilium  de  regiae  nostrae  pote- 
statis  plenitudine  et  gratia  speciali  duximus  annumerandos, 
*8T6gandos  et  adscribendos.  Annuentes  ex  certa  nostra  scientia 
^moque  deliberato  concedentes,  ut  ipsi,  sicuti  antea,  ita  im- 
posterum  futuris  et  perpetuis  semper  temporibus  omnibus  illis 
patiis,  honoribus,  indultis,  privilegiis,  libertatibus,  iuribus,  prae- 
f^ativis  et  immunitatibus,  quibus  caeteri  veri,  antiqui  et  in- 
dubitati  memorati  regni  nostri  Hungariae  et  Bulgariae  partium- 
)ue  eisdem  annexarum  nobiles  hactenus  quomodolibet  de  iure 
^  consuetudine  usi  sunt  et  gavisi  utunturque  et  gaudent,  uti 
^i  et  gaudere  possint  ac  valeant,  haeredesque  et  posteritates 
ipsorum  utriusque  sexus  universi  valeant  atque  possint.  In  cujus 
^Oidem  nostrae  erga  ipsos  exhibitae  gratiae  et  clementiae  ac  libe- 
^tatis  testimonium  veraeque  et  indubitatae  nobilitatis  signum 


478 

haec   antiqua   ipsorum   gentilitia  arma  seu  nobilitatis  iDsigiiii^ :    fji^ 
Scatum    videlicet   militarc  erectum   coelesiini   coloris,   fandam 
iliius  trijugi  monticulo  interoccupantc,  ex  cujus  cacumine  pro^     ^  P 
cera  arbor  per  medium  scuti  in  altum  direete  excrevisse,  eique     ^^^^^ 
ex   depressioribus   monticuli    extremitatibus    ab    utraque  .parke     _ 
bini  hirci  natural! ter  effigiati,    sursum  erecti  cornibus  ae  deor-     w^, 
8um   decliveSy   aequaliter   ad   invicem   anterioribus  pedibos  Bir     g^J: 
lientes   arboremque   attingendo   amplexantes   cernere  viBuntaii 
scuto  incumbentem  galeam  militarem^  craticulatam  sive  apertam      ■ 
regio  diademate,  ex  eoque  fulvum  leonem  ore  patulo  et  lin^ 
rubicunda  exerta,  pedibus  anterioribus  ad  rapiendum  dispoB^^ 
inguinetenus  eminentem  profei*ente  ornatam;  a  summitate  v^^ 
sive  cono  galeae  laciniis  seu  lemniscis,  hinc  flavis  et  cerul-^^f 
iliinc   autem   candidis   et  rubris  in  scuti  extremitates  sese    ^^' 
fundentibus  scutumque  ipsum  decenter   exomantibus,   quenm<^* 
modum  haec  omnia  in  principio  seu  capite  praesentium  lit^  ^' 
rum   nostrarum   pictoris   manu  et  artificio  propriis  ac  genu^^^ 
suis   coloribus    clarius   depicta   et   ob  oculos  intuentium  po^^^^ 
esse   conspiciuntur ;    eidem   Petro  Parchevich   ac   ipsins   gr^^^^ 
supra   nominatim   specificatis   personis   ipsarumque   haerediV=^^ 
et  posteritatibus  utriusque  sexus  universis  gratiose  danda  dm^  ^^ 
mus   et   conferenda.     Decernentes   et   ex   certa   nostra  sciei^^^ 
animoque  deliberato  concedentes,  ut  ipsi  sicut  pridem,   ita  £I-J^* 
posterum  futuris  et  perpetuis   temporibus  eadem  arma  antiq^^^ 
seu   nobilitatis    insignia  more  aliorum  verorum^    antiquorum         ®^ 
indubitatorum     tarn    saepefati    regni    nostri    Hungariae    qu^^^^ 
Bulgariae  caeterarumquc  partium  eisdem  annexarum   nobilit—-^^"^ 
sub   iisdem  iuribus,   praerogativis,    indultis,   libertatibus  et  i         ^ 
munitatibus,  quibus  iidem  vel  natura  vel  antiqua  consuetudi   .^^^ 
usi    sunt   et   gavisi    utunturque   et  gaudent,    ubique  in  proeli  -^^^^ 
certaminibus;    pugnis,    hastiludiis,    torneamentis^   duellis,  mon^^^^ 
machiis   ac   aliis   omnibus    et   singulis   de    quibusvis    exercitS^  ^^^ 
militaribus  et  nobilitaribus  nee  non  sigillis,  velis,  cortinis,  aolae^^  ^' 
annulis,  vexillis,  clypeis,  tentoriis^  domibus  et  sepulchris,  gen 
raliter   vero   in   quarumlibet    rerum  et  expeditionum  generibi 
sub    veraC;   vetustae   ac   sincerae   nobilitatis  titulo,  quo  eos 
omnibus  cujuscunque  Status,  dignitatis,  conditionis  et  praeem. 
nentiae  homines  existant,    insignitos  et  ornatos  dici,   nominal 
haberive  et  reputari  volumus  et  mandamus  ferro,  gestare  illi     —^ 
que  in  aevum  uti,  frui  et  gaudere  possint  ac  valeant;  haeredesqi ^^ 


i 


479 

et  posteritates  ipsorum  utriusque  sexus  universi  valeant  atque 
poBsint.  Imo  denuo  damus,  nobilitamus,  concedimus  et  aggre- 
gamus  praesentium  per  vigorem.  In  cujus  rei  memoriam  firmi- 
tatemque  perpetuam  praesentes  litteras  nostras  secreto  sigillo 
nostro^  quo  ut  rex  Hungariae  utimur,  impendenti  communitas 
eidem  Petro  Parchevieh  ac  per  ipsum  superius  specificatis  per- 
sonis  ipsarumque  haeredibus  et  posteritatibus  utriusque  sexus 
universis  valeant  atque  possint.  Datum  per  manus  fidelis  nostri 
oobis  dilecti  reverendi  Georgii  Szelepcsänyi  episcopi  Nitriensis 
locique  ac  comitatus  ejusdem  supremi  ac  perpetui  comitis;  con- 
Biliarii  nostri  et  per  dictum  regnum  nostrum  Hungariae  aulae 
noatrae  cancellarii  in  civitate  nostra  Vienna  Austriae  die  mensis 
Januarii  duodecima,  anno  domini  millesimo  sexcentesimo  quin- 
quagesimo  septimo,  regnorum  nostrorum  Romani  vigesimo  primo, 
Hungariae  et  reliquorum  trigesimo  secundo^  Bohemiae  vero 
anno  trigesimo:  reverendissimis  ac  venerabilibus  in  Christo 
Patribus  dominis  Geoi^io  Lippay  de  Sombor  metropolitanae 
Strigoniensis  et  Joanne  Pysky  Colocensis  et  Bacsiensis  eccle- 
siarum  canonice  unitarum  archiepiscopis,  praefato  Georgio 
Szelepcs^nyi  Nitriensis,  Benedicto  Kisdy  Agriensis,  Petro  Petre- 
chieb  Zagrabiensisy  Joanne  Pällfalvay  Vdradiensis,  Francisco 
SzentgyörgyiTransylvaniensis,  Georgio  Sz^csinyiVeszprimiensis, 
Paolo  Hoffmann  Quinque-Ecclesiensis,  dicto  Joanne  Pysky  ad- 
ministratore  Jaurinensis^  Sigismundo  Zongor  Vacziensis,  fratre 
Petro  Jurjevich  electo  Syrmiensis,  altero  fratre  Mariano  Mora- 
vich  electo  Bosniensis,  tertio  fratre  Georgio  Biellavich  electo 
TininiensiS;  Thoma  Pällffy  Csanddiensis,  fratre  Joanne  Cara- 
mael  Rosoniensis  et  Petro  Mariani  Segniensis  et  Modrusensis 
ecclesiarum  episcopis,  ecclesias  dei  feliciter  gubernantibus;  item 
spectabilibus  ac  magnificis  comite  Francisco  Veselinyi  de 
Hadady  dicti  regni  nostri  Hungariae  palatino;  comite  Francisco 
d^  Hddasd,  judice  curiae  nostrae  regiae;  comite  Nicoiao  a 
Srinio,  praefatorum  regnorum  nostrorum  Dalmatiae,  Croatiae 
't .  Sclavoniae  bano;  comite  Stephane  de  Csäk  tavernicorum ; 
^Qc&  fato  comite  Nicoiao  a  Zrinio  agazonum;  comite  Georgio 
''''dödy  de  Monyorokerek  cubiculariorum;  comite  Nicoiao  P&llffy 
b  Drdöd  janitorum;  comite  Adamo  de  Battyhän  dapiferorum; 
^Äite  altero  Adamo  Forgach  de  Gymes  piucernarum,  comite 
'öorgio  de  Frangepanibus  a  Tersath  curiae  nostrorum  regalium 
^   Bungaria  magistris;  ac  memorato  comite  Nicoiao  P&llffy  de 


480 

praelibata  Erdöd  comite  Posoniense;  caeterisque  quam  plurimis 
regDi  nostri  comitatus  tenentibus  et  honores.  ^  Georgias  Sse- 
lepcsinyi  episcopus  Nitriensis 


n. 

Freihermbestätifining  Kaiser  Leopolds  I.,  Wien,  20.  Juli  1668. 

Aus  dem  k.  ung^r.  Landesarchiv  in  Ofen. 

Leopoldus   divina   favente   dementia   electus  Romanoi*^ 
imperator  semper  augustus  ac  Germaniae,  Hungariae,  Boheio^i 
Dalmatiae,  Croatiae,  Sclavoniae,  Ramae,  Serviae,  Galitiae,    ^ 
domeriae,  Cumaniae  Bulgariaeque  rex,  archidux   Austriae;    ^^ 
Burgundiae;   Brabantiae,    Styriae,    Carinthiae,  Carnioliae,   aC^' 
ehio   Moraviae,    dux   Lucemburgae    ac   superioris    et   inferi^'^^ 
Silesiae,   Virttembergae    et   Thekae,    princeps    Sveviae,    co:*^^ 
Habsburgi,    TyroHs,    Fereti,   Kyburgi    et   Goritiae,    landgra^^^ 
Alsatiae,    marchio    sacri    Romani   imperii    supra  Anasum^  ^5^' 
goviae   ac    superioris  et  inferioris  Lusatiae,   dominus  MarchBiae 
Sclavonicae,  Portus  Naonis  et  Salinarum  etc.  Tibi  fideli  no^tro 
nobis  dilecto  reverendisskno  in  Christo  Patri  domino  Petro  E^^' 
chevich  archiepiscopo  Martianopolitano,    natione  Bulgare,   c^d- 
siliario  nostro  nee  non  vicario  apostolico  et  administratori  pi^Ji- 
cipatus   Moldaviae    salutem    et    gratiae    clementiaeque    nost^a® 
cesareae  et  regiae  continuum  erga  te  incrementum.   Pervetuts^ 
eaque  laudatissima  divis    praedecessoribus    nostris  Romanori»^ 
imperatoribus  et  regibus  fuit  consuetudo,    ut  cum    bonorum      ^* 
dignitatum    incremen ta    ab    imperatoriae    majestatis    splendo^© 
tanquam  lumen  a  sole  dimanent,  singularem  adhiberent  cur»-*^^ 
quo  liberaliores  se  in  iis  decernendis  erga  eos  praeberent,  cj*^* 
non   tantum    ab    honesta   gentis    origine   vel   etiam  a  praeclfit*"^ 
vitae  instituto  et  virtutum  studiis  sibi   commendarentur,    idq|*^^ 
non  solum  eo  fine,  ut  dignum  illi  se  praemium  consecutos  si^* 
gratulari   possent,    sed   et   ut  alii  quoque  ipsorum  exemplo  ^^' 
censi  atque  inflammati  ad  laudabilia  quaeque  virtutum  certami^^ 
ferventi  studio  concitarentur;  quam  consuetudinem  laudatissim«»'*^ 


^  Die  Unterschrift  des  Kaisers  scheint  durch  das  Versehen  des  Abschreil»^''^ 
ausgelassen  zu  sein,  auch  deuten  die  in  der  beglaubigten  Copie  ^^ 
Landesarchives  vorkommenden  Striche  an,  dass  das  Ende  des  Diplomes  (etM^^ 


481 

et  nos^  poBtquam  ad  excelsum  hoc  imperatoriae  sublimitatis 
fastigium  evecti  sumus,  servare  cupientes^  nihil  sane  libentius 
facimns,  quam  ut  omamenta  praestantium  virorum,  quorum 
virtuB  clara  habeatur  et  merita  in  rempublicam  christianam 
singularia  exstent;  quantum  occasio  et  rerum  ipsanim  Status 
fert,  augeamus.  Cum  itaque,  Petre  Parchevich,  familiam  tuam 
a  longa  temporum  serie,  uti  baronatus  titulo  per  divos  olim 
Hongariae  et  Bulgariae  reges  deeoratam  (uti  hoc  ipsum  ex 
antiquis  historiis  Ungaricis  non  obscure  apparet)  ita  et  virtu- 
tibus  heroicis  nee  non  eximiis  in  eosdem  divos  quondam 
Hungariae  reges  praedecessores  nostros  atque  adeo  universam 
augnstam  domum  nostram  Austriacam  meritis  semper  conspi- 
coam  fuisse,  animadvertamus,  eorundemque  majorum  tuorum 
praeclara  de  republica  christiana  bene  merendi  nobisque  ob* 
sequendi  studia  cum  totam  familiam  prosapiamque  tuam  jam 
olim  etiam  ac  te  pariter  fervcnter  et  invariabili  conatu  am- 
plecti  intelligamus:  quippe  quod  tu  Petre  Parchevich  tum  ob 
spiritualem  ac  exemplarem  vitae  conversationem  morumque 
lionestatem  et  integritatem,  singularem  quoque  ingenii  expe- 
rientiam  ac  in  rebus  agendis  peritiam  et  dexteritatem,  variarum 
item  linguaruni  Cognitionen!  ac  alias  imperspectas  eximias  animi 
dotes;  tum  quoque  ob  probatam  nobis  fidem  et  devotionem 
tuam,  quam  non  solum  ad  augustissimam  aulam  sacrae  quon- 
dam caesareae  et  regiae  Majestatis  Ferdinandi  III.  Roma- 
norum  imperatoris  et  regis  gloriosissimae  reminiscentiae,  domini 
et  genitoris  nostri  desideratissimi,  caeterosque  principes  ac 
primores  christianos  certorum  peragendorimi  promovendorum- 
que  religionis  catholicac  negotiorum  gratia;  (quemadmodum  et 
memorabilis  quoque  olim  Andreas  Parchevich  tanquam  vir 
magni  nominis  ad  divum  Hungariae  regem  a  serenissimo  itidem 
Bulgariae  rege  in  magnis,  arduis  et  gravissimis  regni  negotiis 
peculiaris  legationis  muncre  functus  fuit^  prout  hoc  ipsum  pari- 
formiter  historiae  antiqua(3  Hungariae  clarc  testantur  atque 
confirmant)  non  absinüli  modo  tu  pari  passu  ablegatum  inter- 
nuncium  agens,  sed  etiain  postmodum  et  quidem  anno  domini 
millesimo  sexcentesimo  quinquagesimo  septimo  jam  praeteritO; 
die  decima  mensis  Januarii  ex  benigna  jam  fatae  praedefunctae 
sacrae  quondam  caesareae  et  regiae  Majestatis  tibi  delegata 
commissione  in  secundaria  eaque  magni  momenti  legatione  illa, 
quam     occasione     intestinorum    pernitiosorumque    motuum    et 


482 

dissidiorum  seditionumque  inter  serenissimum  regem  regnumque 
Poloniae  ac  intempestos  et  rebelles  Cosacos  valide  funesteque 
exortorum   et  concitatorum  sopiendorum,  ac  ad  eorundem  Co- 
sacorum  Zaporaviensium  ducem  Chmelniczkium  ejusque  asseclas 
memorata   pie    defuncta   sacra   caesarea  Majestas  mediante   te 
consulto  et  maturato  instituerat;  —  (quam  quidem   legationem 
tuam   te  jam   prosequente    et  in   itinere   existente  nos  quoque 
ad  mentem  praedictae  quondam  caesareae  Majestatis  post  obi- 
tum  videlicet  ejusdem  ratificantes,    necessaria  pro  continoanda 
eadem  requisita  literalia  instrumenta  de   novo   renovantes    tibi 
jam  medio  in  itinere  anxie  soliciteque  haesitanti    et   constituto 
subministrantes   te  Petrum  Parchevich    veluti    nominatum    p6T 
nos    quoque    legatum    nostrum    in    eadem   legatione   clemeoter 
confirmavimus);  —  recte  tunc  sub  pemicioso  illo  tumulta  B*- 
kocziano,  quo  partes  illae  et  praesertim  regnum    et   respublica 
Polona   inexplicabili   et  intolerabili  furore  et  rabie  diversae    ^^ 
ferae   gentis  Amulorum,  Svevorum,   utpote  Moldavorum,  Cobä- 
corum^    Tartarorum    ac   aliorum   quaquaversum    depraedantiim^ 
militum   recrudescebant :    omnia   undiquaque   igne  ferroque    ^^' 
debant,  imo  fame  et  peste  totum  illud  tempus  adeo   saevieb^t, 
ut    difficillimis    etiam    (accedente    insuper    rigidissima    frigon^ 
eotum    austeritate)  periculosissimisque  circumactis  itineribus      ^^ 
clandestinis   diverticulis    non   sine  incessabili  formidoloso  m 
ac   terrore   sanitatisque  tuae  evidentissimo  incommodo  ac  vi 
praesentissimo  discrimine^  nee  non    ardentis   febris    assidua      ^ 
irremissibili    pressura    ac    divexatione   deo   tibi    bene    propi^*^^ 
feliciter  superatis,  admodum  te  nobis  probasti  et  demonstra^'^*^ 
quin    imo   provinciam   hanc   sive  legationem  tuam   fidei,    ind"*^' 
Striae  ac  dexteritati  tuae  delegatam  et  concreditam,  hac  eti^-*'^ 
crudeli  ineffabilique  inter  ferrum  et  flammam  vicissitudine  vigenl 
non  solum  cum  nominis  tui  laude  constanter  peragere  et  exe(|^ 
adnixus  fuisti,  verum  etiam  ea  omnia,  sicuti  vera  ex  fidedig^^' 
relatione  tua  fuere,  abunde  et  clementer  inteileximuS;  ita  quoqi 
nostra  propria  experientia  sufficienter  ac  benigna  cum  eatisfa 
tione  cognovimusy    approbavimus    et  acceptavimus,   neque   coi 
cepta  hac  etiamnunc  de  te  spe  nostra  unquam  posthac  frustn^^^^ 
nobis  patiemur.  Quorum  omnium  praemissorum  per  te  laudabilit^^^ 
et  utiliter   praestitorum   praeclareque   factorum    tuorum   gratt-^*^ 
cum   nostram   erga  te  singularem  propensionem  et  clementia'^^ 
praestitaeque   fidei  et  fidelitatis  tuae  constantiaeque  memorii 


\ 


483 

Bunquam  intermorituro  testimonio  et  monumento  cohonestemus 

et  condecoremuB;    quo    tuo   exemplo   etiam    reliquis    fratribus, 

cognatia  et  nepotibus  tuis  ac  etiam  regnieolis  et  subditis  nostris 

in  praefato   regno    nostro  Bulgariae  existentibus  et  degentibus 

virtates  tuas   et   similia   bene   merendi   studia   amplectendi    et 

imitandi  majus  incitamentum  et  calcar  a  nobis  addatur;    motu 

igitar  proprio^    animo    deliberato    ac    de    caesareae    regiaeque 

majestatis  nostrae  plenitudine  et  gratia  special]  te  Petrum  Par- 

chevich  ac   tui  gratia  Michaelem    similiter  Parchevich   fratrem 

ejasque  consortem  Mariam^  filios  Joannem  et  Petrum  iiliamque 

Catharinamy  item  haeredes  quondam  Pauli  fratris  ejusdem  ger- 

numi  pariter   cum  uxore  Maria  et  filiis  Deodato   seu  Bogdano 

ac  Marco  nee  non  Margaretha  et  Lucia  filiabus^  praeterea  tertii 

itidem  quondam  fratris  germani  Antonii  iilios  Eliam,  Josephum 

6t  Marianum    matremque    ipsorum   Annam    omnes    cognomine 

Parchevich,  item  Nicolaum  et  Petrum  Parchevich,    aliter  Cser- 

kiczi,   cum    uxoribus    suis,    filiis   et  filiabus,    nepotibus  et  nep- 

tibas  Supers titibus:  fratres  item  consobriuos  Stephanum,  Marcum, 

Michaelem  et  Antonium    germanos    cum    sororibus   et   filiis    ac 

i^oribus;  deinde  Demetrium  cum  filiis  et  filiabus  sororibusque 

superstitibus,  omoibus  cognomine  Knezovics  gaudentibus;  demum 

Qeorgium,   Gregorium    et   Stephanum  Thomae  Gyonovics   cum 

uxoribus    et   filiis   filiabusque    superviventibus;    omnes   denique 

Arctissimo    consangvinitatis   nexu,    vinculo   seu   gradu  videlicet 

^^cundo  et  tertio  tibi  coujunctos,  uti  bene  meritas  pcrsonas   et 

^liaa  etiam,  (uti  praemissum  est),  per  condescensionem  antiquae 

praenotatae  familiae  tuae  ex  aequo  titulo  baronatus   gaudentes 

^^    armis    quoque  antiquis  baronatus  per  divos  quondam  Hun- 

Striae    et    Bulgariae    reges    beatae    memoriac    dotatos;    verum 

^^teris  superinde  privilegialibus  habitis  facta  jam    dudum    olim 

i*QtroactiB  annis  et    temporibus   in    istud    regnum  nostrum  Bul- 

S^riae  infensissimi  Christiani  nominis  sanguisugae  hostis  Turcae 

^^mani  plane  irruptione  et  cxinde  subsecuta  rerum    calamitate 

^^    clade   in    cineres   redactis   privates  et  destitutos:    denuo   in 

^Oetum  et  numerum   verorum,  antiquorum  atque  indubitatorum 

^Oi   praefati    regni   nostri  Hungariae  quam  Bulgariae  caetera- 

^Oaqae    partium    eidem   annexarum    baronum    assumimus,    ad- 

•Cfibimus,  evehimus  et  aggregamus.    Quo  vero  perpetuum  an- 

^*^ui    hujus    baronatus    vestri    extet  documentum    idemque    in 

^^<^0B  olarius  incurrat  hominum,  praescripta  caesarea  ac  regia 

ArekiT.  Bd.  LH.  II.  Il&lfte.  32 


484 

nostra  autoritate  tibi  Petro  Parchevich   ac   tui   causa  superius 
nominatim  specificatis  fratribus  cognatis  et  nepotibus  ipsoruin- 
que  haeredibus  et  posteritatibus  utriusque  sexus  universis  aeterna 
Serie  tarn  masculis  quam  faemiuis  ex  legitime  thoro  descenden- 
tibus  haec  antiqua  vestra  arma  seu  insignia  imposterum  quoque        ^ 
habenda  et  ferenda  denuo  gratiose  damus  et  confirmamus:  Scutom 
videlicet  militare  erectum  coelestini  coloris,  fundum  illius  trijugi 
viridi  coUe  interoccupante,  cujus  ex  eminentiori  cacumine  se^ 
vertice  alta  praeceps  viridis  cupressus  per  medium  longi  scuti 
excrevisse   eique    ab   utroque   latere   siugulus   argentei    coloris 
hircus   seu   caper    coronatus^    ambo    sursum    aequaliter    erecti) 
cornibus    retropenduiis,    oribus    patulis    ac    lingvis    rubicundw 
erectis,    posterioribus    pedibus    distinctim    partibus    coUis  insi- 
stenteS;    anterioribus    vero    itidem    dictam    cupressum    sursuna 
attingentes  ad  invicem  sibi  oppositi  cernere   visuntur,    mediuna 
vero  ipsius  scuti  transversum  rubra  lamina  seu  via  tribus  nitidiß 
stellis    condecorante   mediumque    ipsorum   hircorum    dividente; 
scuto    incumbentem    galeam    militarem    craticulatam    sive    oIa* 
tratam    regio    diademate,    ex    eoque   fulvum    leonem    raptui    i"*' 
hiantem  bifurcata  cauda  conspicuum  et  inguinetenus  eminen^^i^ 
proferente  ornatam.  A  summitate  vero  sive  cono  galeae  lacii:Bii8 
seu   lemnicis,    hinc   flavis   et  ceruleis,    illinc  autem  candidis     ^^ 
rubris  in  scuti  extremitates  sese  molliter  demittentibus  scutunrave 
ipsum    decenter   exornantibus:    quemadmodum    haec    omnia      i^ 
principio    seu   capite   praesentium    literarum  nostrarum  picto*"*^ 
edocta  manu  et  artificio  propriis  et  genuinis  suis  coloribus  depi<^^ 
et  ob  oculos  intuentium  posita  esse  conspiciuntur.  Decernentes    ®* 
ex  certa  nostra  seien tia  animoque  deliberato  concedentes  et  s 
tuentes,  ut  tu  Petre  Parchevich  ac  per  te  tui  jam  superius  nomim^' 
utriusque  sexus  cognati  et  nepotes  eadem  antiqua  vestra  ar: 
seu  insignia^  ubique  in  proeliis  seriis  et  ludicris,  pugnis,  cer^^' 
minibuS;    hastiludiis^   torneamentis,   duellis,   monomachiis    ali^^' 
que    Omnibus    et   singulis   ac  quibusvis  actionibus  et  exerciti'^ 
militaribus    et    nobilitaribus    nee    non    sigillis,     velis,    cortin  i^' 
aulaeis,    annulis,    vexillis,    clypeis,    tentoriis,    domibus    ac    ^^' 
pulchris,  generaliter  vero  in  quarumlibet  rerum  et  expedition»^** 
generibus  sub  veri,    vetusti   ac  sinceri  baronatus  titulo,  quo     '^^ 
praescriptosque   tuos    cognatos    et  nepotes  ipsorumque  poster^^^ 
et   haeredes    utriusque   sexus    universos  jam  natos  et  deincep^ 
dei  beneficio  nascituros  ab  omnibus,  cuiuscunque  nationis,  statd^ 


485 

dignitatls,  conditionis  et  praeeminentiae  homines  existant,  de 
novo  insignitos  et  ornatos  diei,  nominari  haberive  et  reputari 
volumuB  et  mandamus,  ferre  et  gestare  illisque  in  aevum  uti, 
frui  et  gaudere  ac  ineuper  omnibus  et  singulis  honoribus  et 
g^ratiis;  privilegiis,  indultis;  libertatibus,  juribus,  praerogativis 
et  immunitatibuBy  quibus  caeteri  ex  quatuor  avis  paternis  et 
maternis  nati  veri,  antiqui  et  indubitati  praememorati  regni 
Qostri  Hungariae  et  Bulgariae  partiumque  eidem  subjectarum 
barones  armis  et  insigniis  utentes  et  gaudentes  vel  de  jure  vel 
Antiqua  consuetudine  usi  sunt  et  gavisi  utunturque  et  gaudent, 
nbique  locorum  et  terrarum  tarn  intra  quam  extra  judicia  et 
3omitia  perpetuis  semper  temporibus  frui  et  gaudere  possitis 
%c  valeatis  haeredesque  et  posteritates  vestrae  utriusque  sexus 
universae  jam  nati  et  nascituri  valeant  atque  possint;  imo  assumi- 
QQIU8,  evehimus  denuoque  concedimus  et  confirmamus  praesentium 
per  vigorem.  In  cujus  rei  memoriam  firmitatemque  perpetuam 
praesentes  literas  nostras  privilegiales  duplicis  et  authentici  sigilli 
QOstri  munimine  roboratas  tibi  Petro  Parchevich  ac  per  te  fratri- 
buSy  cognatis  et  nepotibus  tuis  ipsorumque  haeredibus  et  posteri- 
tatibus  utriusque  sexus  universis  denuo  dementer  dandas  duximus 
et  concedendas.  Datum  per  manus  fidelis  nostri  nobis  sincere  di- 
lecti  reverendissimi  in  Christo  patris  domini  Georgii  Szelepcs^nyi 
archiepiscopi  ecclesiae  metropolitanae  Strigoniensis  locique  et 
comitatus  ejusdem  supremi  et  perpetui  comitis,  primatis  Hunga- 
riae^ legati  nati,  summi  et  secretarii,  cancellarii  ac  consiliarii  nostri 
Intimi,  in  civitate  nostra  Vienna  Austriae  die  vigesima  mensis 
Julii  anno  domini  millesimo  sexcentesimo  sexagesimo  octavo, 
regnorum  nostrorum  Romani  undecimo,  Hungariae  et  reliquo- 
rum  decimo  tertio,  Bohemiae  vero  anno  duodecimo;  reveren- 
dissimis  ac  venerabilibus  in  Christo  patribus  dominis  praefato 
Qeorgio  Szelepcsenyi  metropolitanae  Strigoniensis  et  altero 
Qeorgio  Szecsenyi  Colocensis  et  Bachiensis,  ecclesiarum  ca- 
nonice  unitarum,  archiepiscopis ;  Thoma  Pdllffy  ab  Erdöd 
Agriensis,  fratre  Martino  Borkovics  electo  Zagrabiensis,  Qeorgio 
Barsonyi  electo  Varadiensis,  Matheo  Szenttamdsi  electo  Tran- 
Bylvaniensis,  Leopolde  a  CoUonich  electo  Nitriensis,  antelato 
Qeorgio  Szecsenyi  administratore  Jaurinensis,  Stephane  Szen- 
nyey  de  Kissenye  Veszprimiensis,  Francisco  Szegedi  electo 
Vaciensis,  Hyacintho  Macripodari  electo  Csanadiensis ;  episcopatu 
Quinqueecclesiensi    vacante,   Joanne  Szaszy    electo  Syrmiensis, 

32* 


486 

Francisco  Gorup   electo   Novensis,    fratre    Christoplioro   Ro» 
electo  TiniDiensis,   Joanne  Szmolianovich   electo  Seg^iensis  a^^  -^ 
ModrusiensiS;  fratre  Matheo  Benlich  electo  Bosniensis  et  GteorgM^D 
Berdoczy   electo   Rosoniensis:    ecclesiarum   episcopis   eccleBii^..4B 
dei   feliciter   gubemantibus ;   item  spectabilibus   ac   magnificii^ 
officio   palatinali   dicti  regni  nostri  Hungariae  vacante,   comi^«« 
Francisco  de  Nädasd  judice  curiae  nostrae  regiae;  comite  Petr^o 
perpetuo  a  Zrinyo  attactorum  regnorum  nostrorum  DalmatiiL^ 
CroatiaC;  Sclavoniae  bano^  comite  Adamo  Forgach  de  Qymes  t^i.- 
vemicorum,  comite  aeque  Adamo  de  praenominata  Zrin  agaso- 
num^  comite  Nicoiao  Pälffy  de  praenominata  Erdöd  cubiculario-     | 
rum,  comite  itidem  Nicoiao  Draskovich  de  Trakostan  ianitorai^? 
comite  Georgio  Illeshäzy  de  eadem  dapiferonim^    comite  Chr^' 
stophoro  de  Batthyän  pincemarum,  comite  Paulo  EszterhAzy  ^^ 
Galantha  perpetuo  in  Frakno  curiae,  nostrorum  regalium  in  H^^^' 
garia  magistris  ac  memorato  comite  Nicoiao  Palfiy  de  praerepetit* 
Erdöd   comite  Posoniense  caeterisque  quam  plurimis  praem^^' 
tionati  regni  nostri  Hungariae  comitatus  tenentibus  et  honores.  ' — 
Leopoldus.    —    Georgius    Szelepcs^nyi    archiepiscopus    Strig^^ 
niensis.  Stephanus  Orban. 

Quod   praesens   par  ex  certa  iam  perprius  de  anno  vi^^ 
licet    millesimo    sexcentesimo     nonagesimo    sexto,     die    ir^^^ 
11.  Februarii    proxime   transacto   praeterito    per   me   cum    ^^^^ 
vero    ac    genuine    originali    diligenter    collata,    comportata       ^ 
vidimata  copia  descriptum  cum  eodem  pari  cum  diligentia  id^^^' 
tidem  collatum  et  comportatum  eidem,  adeoque  etiam  praeP^'^^ 
originali  suo  per  omnia  conforme  sit,  praesentibus  fidem  fa^^^^ 
sigilloque  et  syngrapha  meis  propriis  testor  infrascriptus.  Vienr»  ^ 
die  23.  mensis  Maii  1697.  Joannes  Tarnoczy  sac.  caes.  regi 
que    Majestatis    Cancellariae   Aulico-Hungaricae  jur.    notari 

Anno  1699  die  11.  mensis  Maji  sub  generali  congre^"^ 
tione  simul  et  sedria  incl.  comitatuum  Pest,  Pilis  et  Sold  u 
torum  in  libera  ac  regia  civitate  Pestiensi  celebrata  praes^ 
tium  transumptorum  suae  Majestatis  sacratissimae  privilegioru^  ^^ 
originalia  cum  decreto  renovatorio  sunt  per  infrascriptt^-^ 
suprafatorum  comitatuum  juratum  notarium  solenniter  nemi 
contradicente  publicata.  Stephanus  Sultan. 

Anno  1699  die  16.  mensis  Octobris  sub  generali    cong 
gatione    incl.    comitatus   Bacsiensis    in    oppido    archiepisco 
Baja   celebrata    praesentium    transsumptorum    suae    Majes 


487 

sacratiBsimae  privilegiorum  originalia  una  cum  renovatorio  ac 
restauratorio  ejusdem  altefatae  suae  Majestatis  sacratissimae 
mandato  sunt  per  infrascriptum  suprafati  comitatus  Bacsiensis 
jtir.  notarium  (salvo  tarnen  jure  domini  terrestris  et  proprie- 
tarii  eatenus  permanente)  solenniter  nemine  contradicente  publi- 
cata  et  divulgata.  £mericu8  Osztrozachky. 

Juxta  praesentes  binas  benignas  super  nobilitate  et  baro- 
natu  privilegiales  Leopoldinas  resoluta  est  per  modernam  sacr. 
caesaream  regiamque  Majestatem  Carolum  VI  Romanorum  im- 
peratorem  ac  Qermaniae,  Hispaniarum,  Hungariae  Bohemiae- 
que  regem,  dominum,  dominum  clementissimum,  confirmatio  et 
exiensio  baronatus  pro  spectabili  ac  magnifico  domino  Qeorgio 
Peacsevics  caeterisque  lineae  ejusdem  et  Knezovichianae  con- 
descendentibus,  benignumque  eatenus  diploma  per  manus  meas 
Bxpeditum,  quod  testatur  praesens  syngrapha  et  sigillum  mea. 
Posonii  die  30.  Septembris  1712.  Joannes  Timon  a  Schmerhoff 
regiae  camerae  Hungaricae  registrator,  venerabilis  capituli  Po- 
soniensis   notarius    et   archiepiscopatus  Strigoniensis  expedrtor. 

Rubrum.  Diplomatum  super  nobilitate  et  respective  baro- 
natu  familiarum  Parcsevics,  Cserkiczy,  Putin,  Knezevics,  Thomae- 
GyonovicB  ac  Pejacsevics  ^  Annis  1657,  1668,  1712  expeditorum 
paria. 


1  Das  mit  den  beideu  vorstehenden  Diplomen  unter  demselben  Rubrum  im 
k.  Ungar.  Landesarchiv  zu  Ofen  ad  ann.  1777,  Nr.  5676,  aufbewahrte  Frei- 
hermbest&tigungsdiplom  für  Georg  Freiherrn  von  Pejacsevich,  seine  Ge- 
schwister und  deren  Nachkommen,  ddo.  10.  Juli  1712,  wurde  hier  nicht 
aufgenommen,  da  es  für  die  Schilderung  des  Lebensganges  des  Erzbischofs 
Parchevich  nicht  weiter  in  Betracht  kommt.  Beglaubigte  Abschriften 
dieser  drei  Diplome  befinden  sich  auch  im  Archiv  des  k.  Ungar.  Ministe- 
riums am  a.  h.  Hof  lager  zu  Wien  unter  den  zu  den  k.  Büchern  ge- 
hörigen Acten. 


488 


III. 

Mittheilung  des  Seoretariates  der   heiligen  Congregation     c3e 
Propaganda  fide  in  Born  an  die  hohe  Nuntiatur  in  Wien,   ^Is 
Erwiderung   auf  ein   1876   gestelltes  Ansuchen  um  Auskux^^ 
über  den  Erzbisohof  Peter  Parchevieh. 

Suir  arcjvescovo  di  Martianopoli  monsignor  Pietro  Parcheviol, 

vicario  apostolico  della  Moldavia. 

Sulla  vita  del  detto  prelato  prima  che  divenisse  arciv^- 
8C0V0  di  Martianopoli  si  hanno  le  seguenti  notizie  da  una  s*^* 
lettera  del  9  genaio  1674  diretta  alla  S.  C.  di  Progaganda. 

(Hier  foljj^  ein  Theil  des  Briefes  des  Peter  Parchevieh  an  den  Äf»<^ 
stolischen  Nuntius  in  Wien,  Monsignor  Alberici,  Erzbischof  von  Nco-Cae»««"^^ 
vom  29.  September  1673  —  vermuthlich  durch  diesen  spSter  der  heili^^" 
Congregation  eingesendet  —  s.  unten  Beil.  LXXXIV.) 

Nel  1654  si  rice vettere  in  Roma  lottere  del  principe  * 
de'  fedeli  della  Moldavia,  che  domandavano  per  atnministrator^ 
apostolico  il  Parcevich,  poichfe  monsignor  Kurchi,  vescovo  ^' 
Bakovia  ed  ordinario  di  quel  principato  non  vi  risiedeva  iriÄi. 
Si  cerch  che  monsignor  Kurchi  nominasse  suo  vicario  gener«'!^ 
il  Parchevieh  ma  non  vi  si  riesci.  Invece  nella  congregatio^e 
generale  di  Propaganda  tenuta  il  3  febraio  1656  innanzi  ^' 
S.  Padre  questo  ,designavit  Petrum  Parchevieh  sacerdotem  B«*' 
garum,  virum  de  religione  catholica  bene  meritum,  jam  S.  Oo^' 
gregationis  alumnum,  s.  theologie  et  sac.  canon.  doctorem  ^^ 
ecclesiam  metropolitanarp  Marcianopolitanam^ 

Non  era  pero  quelle  che  piü  di  tutto  desiderava  il  T^^^' 
chevich;  egli  voleva  essere  vicario  apostolico  o  almeno  ammi^^* 
stratore  della  Moldavia;  quindi  non  si  curö  di  Marcianop^'' 
e  pare  non  vi  risiedesse  mai  o  quasi  mai  con  dispiacere  d&^^^ 
8.  Congregazione.  Questa  finalmente  secondando  le  molte  di  J^] 
premure  lo  deputö  il  7  maggio  1668  vicario  apostolico  ^' 
Moldavia.  Circa  6  anni  amministrö  egli  quel  vicariato.  ?I^* 
maggio  1674  venne  in  Roma  ed  ivi  mori  il  23  luglio  dö^^^ 
stesso  anno  in  gran  povertk  essendosi  dovuto  supplire  alle  sp^^^ 
pe'  funerali. 


489 


IV. 


Sohreiben  des  Gouverneurs  von  Bulgarien,  Frans  Markanich, 
an  die  Bepublik  Venedig,  Tergovist,  18.  Deoember  1640. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiy  in  Venedig. 

A. 

Serenissima  ac  gloriosissima  orbis  regina! 

Debui  egomet  cum  reverendo  Petro  Parcevich,  Bulgaro^ 
nostro  consanguineo  ad  clementissimos  Serenissimi  senatus  pedes 
celeri  passu  advolare,  rem  nostram  proponere  et  statum  herum 
regnorum  clare  declarare,  cum  bene  loca  et  tempora,  vires  et 
Turcicum  animum  vel  potius  confusionem  optime  noverim.  Quia 
vero  tum  in  bis  terris  officialis^  qui  debet  semper  praesens  esse 
et  causas  solvere,  Turcas  quoque  recipere,  neve  suspicio  aliqua 
per  meam  absentiam  in  populo  oriretur,  discedere  minime 
possum;  tarnen  loco  mei  praefatum  reverendum  Petrum  in  ne- 
gotio  expertiim^  quod  alias  promoverat;  ad  serenissimam  rem- 
publicam  et  alios  catholicos  principes  communi  sensu  una  etiam 
cum  quodam  Valachiae  principe  expedimus^  ut  sciat  poten- 
tissima  respublica  nostros  animos  esse  paratos,  Turcicas  vires 
dissolutaS;  dictum  principe m  semper  cum  selecto  exercitu  ad* 
Stare;  tan  tum  vestra  optatur  subsidii  gratia^  quibus  deus  tantam 
contra  tirannum  dedit  potentiam;  vestrum  imploratur  auxilium^ 
quibus  deus  concessit  tam  altam  deprimere  lunam;  vestra  tandem 
exspectatur  fortuna,  quibus  deus  permisit  tot  annorum  inimicam 
religioni  fortunam  tandem  superare.  Supplices  ergo  ac  demissi 
rogamus,  ne  orientem  deserat  senatus  potentissimus,  qui  quasi 
in  manibus  vestris  existit,  sed  solita  pietate  ac  religionis  zelo 
et  reipublicae  tantae  immortali  corona  cum  sublevet  et  populum 
a  servitutis  iugo  liberet.  His  omnia  fausta  serenissimo  senatui 
ac  gloriosissimo  a  supremo  numine  supplex  rogo.  Datis  Tei^o- 
vistii  in  Moldavia  18.  Decembris  1649. 

Serenitatum  vestrarum 

obsequentissimus  et  humillimus  servus 

Franciscus  Markanych  gubornator. 


490 


V. 


Sohreiben  des  Erzbisohofs  von  Sardioa,  Peter  Deodst,  an  die 
Bepublik  Venedig,  Tergovist,  18.  Deoember  1649. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

B. 

Excellentissimi  senatores,   tantae  reipublicae  purpurati  patrcB! 

Orientis  regna,  ut  antiquam  avitae  libertatis  suae  possent 
lucentem  mirari  luceni;  post  divinam  defluentibus  lacrimiB, 
pronis  capitibus^  humili  subjectione  et  assidua  oratione  petitam 
comiserationis  super  populum  suum  pietatem,  ad  reges  catho- 
licos  et  mundi  huius  potentes  aliquoties  se  prostrarunt  subjec- 
tionem  promittendo^  dummodo  moverentur  a  tanta  tirannide 
eas  liberare  et  antiquae  vindicare  ditioni;  grave  illis  temporibuB 
fuit  negotium  et  gravior  assumptus^  tarnen  complaeita  benignitate 
et  iuxta  petentium  desideria  congruo  favore  fuerunt  prosecuta^ 
et  finem  piae  petitiones  illae  non  sunt  consecutae  sunm^  tum 
ob  domesticas  augustissimi  imperatoris  seditiones  cum  Suevis 
ceterisque  ecclesiae  dei  infestissimis  hostibus^  tum  etiam  propter 
Turcicam  potentiam  tunc  temporis  regnis  minitantem.  Ante 
duos  vero  auDos  invictissimo  existente  in  regno  Wladislao  IV 
Polonorum,  gloriosissimo  rege  iterum  a  nostris  una  cum  magno 
Mathia  Valaehiae  principe  res  supplicibus  postulationibuB  fait 
apud  eundem  renovata  et  efficacissimis  rationibus  intentata,  cum 
et  ille  invictus  rex  magni  tinioris  Maumethanis  fuisset  et  ipsemet 
Turca  in  his  regnis  propter  bella  et  victorias  contra  cum  a  serenis- 
sima  et  gloriosissima  republica  Veneta  obtentas  penitus  defuisset; 
quibus  habitis  rationibus  exultavit  gigas  ille  et  tamquam  leo  prosi- 
liit  e  sede  sua  ad  praedam  apprehendendam;  quae  sibi  tam  fauste 
objiciebatur  et  superanda  exponebatur.  Apprehendit  itaque  ille 
rem  promovendam  ac  prosequendam,  pmnia  disposuerat^  omnia 
paraverat^  omnia  ad  actum  redegerat,  tantum  deerat,  ut  cum 
hoste  in  hostom  irruerct,  orientem  occuparet  et  immortalem  sui 
capitis  coronam  dupplicaret:  fuit  tamen  ille  rex  fortissimus  ad 
superna  regna  a  potenti  manu  revocatus,  nos  vero  in  eodem 
statu  remansimus.  Elapsis  tandem  duobus  annis  populus  illo 
priori  actu  excitatus  tentat  a  sevi  Turca  se  liberare,  conside- 
rando  illorum  animum  devictum,  Christianorum  vero  ardentem 


491 

et  hilarem  spiritum.  Ob  quam  causam  iterum  unanimi  sensu 
ad  serenissimum  successorem  suum  Casimirum  IV  eundem  re- 
verendum  Petrum  Parcevich,  sacerdotem  Bulgarum,  qui  cum 
potentissimo  Wladislao  rem  optime  tractaverat^  cum  litteris  ex- 
pedimuSy  ut  si  voluerit  aliquid  attentare,  nunc  est  tempus,  nunc 
dies  redemptionis.  Ad  augustissimum  etiam  imperatorem  Ferdi- 
nandum  III;  ut  saltem  Budensem  vesirium  reprimat  et  coerceat^ 
et  ad  serenissimam  et  potentissimam  rempublicam  Venetam 
eupdem  direximus,  ut  saltem  bellum  prosequatur.  Vires  enim 
Turcicae  sunt  in  bis  paiiiibus  exhaustae^  ipsi  sunt  inter  se  con- 
fiisi,  nullus  ordo  et  magnus  timor.  Credimus  tamen  et  certo 
tenemus;  quod  haec  gloria  orientem  recuperandi  gloriosissimae 
reipublicae  Venetae  a  supremo  rerum  ordinumque  dispositore 
Bit  reservata.  Supplices  ergo  supplicamus^  velit  senatus  poten- 
tissimus  pia  exaudire  nostra  vota  ac  preces  et  nos  aliquando 
liberos  a  tanto  iugo  ecclesiae  dei  reddere  ac  mundo.  Quibus 
felicissimum  successum  ac  contra  magnum  bestem  gloriosissi- 
mom  triumpbum  serenissimq  senatui  cordicitus  e  superis  appre- 
camur.  Vale. 

Data  Tei^ovistii  18.  Decembris  anno  domini  1649. 

Serenissimae  et  potentissimae  reipublicae  Venetae  studio- 
sissimus  et  addictissimus  servus  Fr.  Petrus  Deodatus  archiepi- 
scopus  Sardicensis  in  Bulgaria.  ^ 


VI. 

Schreiben  der  bulgarischen  Notabein  an  die  Bepublik 
Venedig,  Tergovist,  18.  Deoember  1640. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

P. 

Serenissima  e  gloriosissima  republica! 
Noi  popoli  deir  Oriente  e  maxime  del  gik  fecondo    regno 
di  Bulgaria  con  le  barbe  bianche,    con  il  capo    canuto,   con   il 
dorso    dalla   tirannia   incurvato,    con    li   occbi  incavati^    con   le 

»  Von  diesem  und  dem  vorhergehenden  Schreiben  sind  im  k.  Staatsarchiv  in 
Venedig  (Collegio,  Esposizioni  Principi,  filza  61)  auch  italienische  Ueber- 
setsungen  vorhanden. 


492 

forze  debili,   dopo  di  barer  amorosa  quadam  ac  dolenti  suspi- 
riorum  ac  vocum  emisBione  il  divino  richiesto  aiuto^  suppliclie- 
voli  anche   siamo   ricorsi   alli   potentati   del   mondo,   volessero 
compassiva   eorum   erga   nos   moversi    temeritudine   et   tantan 
ex    Oriente    propulsare    tirannidem ;    si    moverano    quelli    boni 
prencipi  alle  preghiere  profonde  et  eseguito  haverebbono   og'ci 
volta  che  il  nemico  vicino  non  havesse  impedito  V  intento.  Ma 
doi   anni   bodo   o  pocho  piii;    sentendo   le  ragioni  efficacissime 
Wladislao    immortal    di    memoria    r^    di   Pollonia,    yedendo.  la 
Turchia  senza  hominis  considerando  il  desiderio  delli  Christiani 
et   TunioDe  del  prencipe  di  Vallacliia  Matthia,   che  al  servitio 
Buo  ne  teniva  un  compito  esercito^  e  dall'  altra  parte  ricevendo 
certisBimi   avviBi,    come   la  gloriosissima    repablica  di  Venetia 
tanto  per  mare  quaoto  per  terra  distruggeva  e  le  navi  e  Y  eser- 
cito  de*  Turchi  e  metteva  terrore  alla  casa  Otthomana  et  ani- 
chilava  la  stirpe  et  il  dominio  Maumethano;  con  tutto  il  petto 
et  affetto   apprese   sopra   di   se  il  negotio  di  voler  assalir  per 
il  Danubio  il  Turco  e  totalmente  scacciarlo  dalP  Oriente;  e  Y  ha- 
verebbe  fatto  a  sfe,    se  Iddio   benedetto    non    Y  havesse  richia- 
mato  ad  altri  regni.     Di  nuovo  il  popolo    soUecito   a   liberarsi 
manda   Y  istesso    internuntio  Don  Pietro  Parcevich  Bulgaro    ^ 
successore  serenissimo  re  Casimiro,  all  aiigustissimo  imperatore 
et  alla  serenissima  e  gloriosissima  republica  di  Venetia,  vog^li  i^ 
felicissimo    suo    successo    proseguire    et    il    leone    di   Bulgfit''^* 
adormito  eccitare,    respirat  enim  adhuc    quamvis    totaliter    rtoti 
spiret.  Preghiamo  clementissiraa  republica  muovasi  a   comp^*" 
sione   del    nostro  regno  facile  a  liberarlo  e  restituirlo  alla   p^' 
stina  libertk. 

Con  che  preghiamo  Iddio  benedetto,  conceda  alla  po<:^^' 
tissima  republica  potentia  desiderata  contra  il  potente  tira"*=^^ 
Turco. 

Di  Borgoviste  *  in  Moldavia  li  18  decembre  1649. 

Alla  serenissima  e  gloriosissima  republica  humilissm- 
e  devotissimi  signori  populi  di  Bolgaria. 

^  sie!  vielleicht  Terpfoviste. 


493 


VII. 


Sohreiben   des   polnischen   Gesandten    in   Wien,    Giov.   Batt. 
Visconti,   an   den  Dogen  von  Venedig,    Wien,   21,  Juni  1660. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

c. 

Serenissimo  signore^  signor  clemeDtissimo ! 

Desiderando  in  estremo  di  dimostrar  con  vivi  effetti  gli 
humilissimi  ossequii,  che  professo  alla  Serenitä  vostra  et  k  co- 
testa  serenissima  republica,  raolto  volontieri  abbraccio  ogni 
occasione,  che  mi  si  presenta;  essendo  perö  la  materia  ch' hora 
si  tratta  una  delle  maggiori,  quindi  h.  che  con  ogni  pienezza 
di  riverentissimo  e  constantissimo  afFetto  procuro  di  far  palese 
questa  mia  continuata  dispositione. 

L'  essibitione  di  questa  mia  humilissima  ne  rendera  testi- 
monianza  alla  Serenita  vostra  e  perö  con  ogni  maggior  instanza 
la  ßupplico  restar  servita  honorarmi  de  suoi  continui  e  clemen- 
tisBimi  commandi  rendendola  certa^  che  secondo  la  tenuitk  delle 
mie  deboli  forze  e  come  ho  fatto  sino  al  presente,  non  trala- 
sciaro  diligenza  imaginabile  appresso  la  Maesta  del  r^  di  Po- 
lonia  mio  signore  et  appresso  gli  altri  senatori  e  primati,  con 
li  quali  tengo  alcun  merito  di  servitü  per  avanzare  e  promuo- 
vere  questa  santissima  impresa;  dispiacendomi  in  estremO;  che 
le  mie  Operation!  siano  di  poca  vaglia  e  minor  frutto,  con  tutto 
ciö  voglio  sperarc  che  dalla  Serenita  vostra  e  da  cotesta  sere- 
nissima republica  sara  clementissimamente  aggradita  questa 
mia  riverentissima  e  pronta  dispositione. 

Prego  fra  tanto  Dio  nostro  signore,  che  per  sua  divina 
misericordia  concedi  a  cotesta  serenissima  republica  il  dovuto 
trionfo  d'  una  giustissima  causa;  e  senza  pii\  alla  Serenitä 
vostra  profondissimamente  m'  inchino. 

Vienna,  li  21  giugno  1G5(). 

Di  vostra  Serenita 

Alla  quäle  con  ogni  riverenza  soggiongo,  che  stante  la 
prontissima  dispositione  del  serenissimo  rh  mio  signore  acca- 
lorata  dal  consenso  delli  sei,  che  dalF  esibitore  di  questa  mia 
homilissima  saranno  nominati,  si  puo  sperare  al  sicuro  feli- 
cissimo  successo,  essendo  che  li  sudetti  tiraranno  seco  il  resto 


494 

della  republica  in   virtü  della  grande  auttoritk  e  credito,  clie 
teDgono  in  essa. 

Humiliasimo  et  ossequentissimo  servitore 

Giovanni  Battista  Visconte. 


vni. 

Sohreiben    des    venesianisohen    G^andten    in    Wien,    Nioott 
Sagredo,  an  den  Dogen,  Wien,  21.  Juni  1650. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

E. 

Serenissimo  prencipe! 

Accompagno  k  vostra  Serenita  con  le  presenti  Don  Pietro 
Parceviz  sacerdote  Bulgaro  segretario  deirarcivescovo  di  Sophia, 
che  se  ne  viene  ai  piedi  della  Serenitä  vostra  in  conformitit 
di  quelle  ho  giä  in  altre  rappresentato.  Gratie. 

Vienna  21  giugno  1650. 

Nicolö  Sagredo  cavaliere  ambasciatore. 


IX. 
Aufiieichnung  des  Seoretärs  des  Collegio  in  Venedig,  G.  Bon. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

1650  a  6  luglio.  Venuto  alle  porte  dell'  eccelentissimo 
Collegio  Don  Pietro  Parcevich  sacerdote  Bulgaro  diede  alcune 
lettere  ricevute  da  me  segretario  d'  ordine  delli  eccellentisBimi 
signori  Savii  e  furono  portate  subito  all'  eccellentissimo  con- 
siglio  di  Dieci  per  esser  aperte,  come  successe^  e  son  le  se- 
guenti  (vedi  lettere  A.  B.  C.  D.  E).  Dimandatogli  poi  da  me 
pur  d'  ordine  degP  eccellentissimi  signori  Savii,  se  desiderava 
udienza,  disse  che  non  havendo  aicuna  pratica  n^  della  cittl 
n^  de  gP  usi  del  governo  si  ri motte va  a  ciö,  che  gli  fosse  com- 
mandato.  Soggionse  poi  che  si  trovava  sopra  un'  hosteria  ä 
Rialto,  dove  si  tratteneva  con  qualche  osservatione  et  incom- 
modo,    che   lo   necessitava   k   raccommandarsi   humilmente  alla 


495 

caritk  publica  per  qualche  piü  proprio  rlcovero,  accennando 
trovarsi  in*  qualche  bisogno;  il  che  rifferito  da  me  agl'  eccel- 
lentissimi  signori  Savii  mi  fu  commesso  dirgli^  che  si  lasciasse 
vedere  la  mattina  seguente. 

X. 

Bede  Peter  Parchevichs  im  venezianisolien  Collegio. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

A  di  7  detto.  (7.  Juli  1650.) 

Venuto  neir  eccellentissimo  Collegio  il  medesimo  Don 
Pietro  Parcevich  parlb  in  conformitä  della  scrittura  che  lasciö; 
fu  letta  et  h  la  seguente. 

Serenissimo  principe! 

Tre  anni  sono  come  fui  spedito  dalli  primi  capi  dell' Oriente 
assieme  dal  prencipe  di  Valacchia  Mattia  alla  sacra  Maestk  di 
Polonia  Vladislao  quarto,  volesse  sua  Serenitk  moversi  alla 
pietk  verso  V  Oriente  porgendo  V  aiuto  suo  per  liberarlo  dalla 
tirannia  del  Gran  Ottomano,  essendo  tempo  habilissimo  e  tempi 
propitii.  Apprese  il  negozio  quella  Maestk  con  tutto  il  petto 
e  r  averebbe  messe  in  effetto  ogni  volta  che  non  fosse  ricchia- 
mato  air  eterno  regno,  passati  doi  anni. 

II  popolo  eccitato  et  animato  per  liberarsi  di  nuovo,  mi 
spedimo  con  il  consenso  del  sopradetto  principe  a  vedere,  se 
il  successore  di  Polonia  volesse  abbracciar  lo  stesso  negozio. 
Onde  arrivato  io  da  lui  hebbe  sua  Maestk  piacere  grande^  ma 
acciö  potesse  con  il  fondamento  proseguire  V  intentO;  mi  spedi 
con  le  lettere  sue  alla  sacra  Maestk  imperatore  de'  Romani  et 
all'  eccelentissimo  ambasciatore  della  serenissima  republica  di 
Venezia;  quali  udendo  le  ragioni  giudicaronO;  che  dovessi  ve- 
nire dalla  vostra  Serenita  e  presentarle  le  lettere  di  quei  po- 
poli  d' Oriente;  perch^  vedendo  li  sudetti  principi  la  pia  inten- 
tione  della  vostra  Serenitk  si  reggeranno  con  essa  come  capo 
di  un  tal  negozio.  Adesso  serenissimo  principe  V  universo 
Oriente  la  liberatione  sua  certissima  V  aspetta  dalla  sua  Sere- 
nitk e  dal  serenissimo  suo  senato  per  mezzo  delli  altri  pren- 
cipi;  onde  essendo  io  arrivato  da  tanto  lontani  paesi  alli 
pietosissimi  piedi  di  vostra  Serenitk  spero  di  ottenere  quella 
desiderata  gratia,  quäle  si  ricchiede  dair  Oriente  e  mi  sommetto 


496 

in  tutto  e  per  tutto  alli  grati  commandi  di  vostra  Serenitk; 
altre  cose  con  commoditk  le  potrö  stendere  con  maggior  chia- 
rezza  piü  fusamente  ovvero  abocca  esplicarle,  mentre  mi  saii 
commandato. 


XL 
Antwort  des  Dogen  an  Feter  Parohevioli,  Venedig,  7.  Juli  1060. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

Rispose  il  serenissimo  principe: 

Conpatimo  vivamente  lo  stato  di  quei  signori   per  qaello 

che  eine  havete  rappresentato;  gradiino  T  affetto  loro,  lodiamo 

i  buoni  pensieri,    che  tengono,    e   bramiamo  di  vederli  prospe- 

rati  e  content!.   Per  11  di  piü  questi  signori  haveranno  conside- 

razione   alP  esposto   da   voi   e   vi    faranno  poi  intendere  qaello 

che    occorrerk.     A    che   s'  inchinö   egli   e   con    le    solite   rive- 

renze  parti. 

Bon  segretario. 

XII. 

Denksohrift  des  Feter  Farchevioh  an  das  hohe  Collegium  in 

Venedig. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

MDCL.  a  IX  luglio. 

Portata  alle  porte  delP  eecelentissimo  Collegio  da  Don 
Pietro  Parcevich  e  ricevuta  d'  ordine  degP  eccelentissimi  signori 
Savii  breve  informatione  da  rappresentarsi  al  serenissimo  pren- 
cipe  di  Venetia  et  al  celsissimo  e  gloriosissimo  senato  di  quella 
delli  movimenti  e  torbolenze  fatte  nelP  Oriente  per  acquistar 
la  libertk  anticha  non  solo  li  anni  passati,  ma  anche  in  questi 
propitii  e  favorevoli  tempi: 

Venti  anni  sono,  regnando  Y  augustissimo  Ferdinando  II 
imperatore  de'  Romani  et  invittissimo  Sigismondo  III  rh  di 
Polonia^  Y  universo  Oriente  e  massinie  il  gran  regno  di  Bul- 
garia,  vedendosi  g^avemente  aggravato  dal  insoportabile  giogo 
del  TurcO;  si  risolse  di  spedire  doi  personi  eletti  a  quelle  sacre 


497 

38tk  per  chieder  supplichevoli  il  favore  e  V  aiuto,  volessero 
compassionevoli  lacrime  e  pianti  loro  pietosi  esaudire  et 
igno  favore  iustis  desideriis  Buccurrere.  Mosserosi  quelle 
re  Maesta  a  tanta  compassione  di  quei  catholiei  e  promisero 
or  gratia  alle  pietose  richieste;  e  per  maggiormente  con- 
Dare  il  popolo,  acciö  non  desperasBe,  ma  certamente  sperasse, 
aperatore  de'  Romani  tra  V  altre  cose  ne  mandö  quindici 
iicoBe  insegne  di  eolor  celestino,  quali  al  giorno  d'  hoggi 
retamente  si  conservano  nella  nostra  patria.  Mentre  ciö  si 
ta?a  per  liberar  T  Oriente  dal  paganesimo,  inimicus  homo 
lum  semen  seminavit  per  mezzo  del  re  di  Suetia,  che  si 
»e  contro  sacra  Maestk  imperiale,  quäle  per  conservar  il 
prio  di  Germania  fu  necessitato  a  tralasciäre  quelle  d'  Oriente 
osl  il  trattato  non  sorti  fine  veruno  et  il  popolo  restö  sotto 
tessa  tirannide  del  Gran-Turco  per  aliquanti  anni. 

Nei  tempi  poi  d'  adesso,  serenissimo  principe  e  poi  eccelen- 
imi  e  gloriosissimi  senatori,  hebbe  principio  il  movimento 
Oriente  non  per  altro  motivo  et  efficace  ragione,  se  non 
questa,  che  vedendo  il  popolo  mancare  il  potere  del  Gran 
CO  e  distraersi  le  forze  sue  estenuate  dalla  serenissima  re- 
lica  di  Venetia  per  la  incominciata  guerra,  prese  V  ardire 
arsi  innanzi  e  di  ribellarsi  da  quella  gran  bestia;  ma  per 
iv  ci6  piü  sicuramente  effettuare  volle  prima  prudentemente 
arne  il  gran  satrapa  Matthia  Prencipe  di  Vallachia  con 
iulgaria  confinante  separando  li  termini  11  gran  Danubio^ 
le  nominatissimo  del  mondo,  chiamandolo  in  aiuto,  come 
10  capO;  con  animo  di  volerlo  eleggere  per  il  prencipe 
Oriente,  se  1'  intentione  loro  sortito  havesse  V  effetto  bra- 
9;  mettendoli  dinanzi  molte  conditioni  e  massime  quella, 
venendo  con  V  esercito  non  havesse  a  distruggere  i  lochi 
cipali  di  Bulgaria,  e  Taltra  che  dovesse  honorare  quelli 
erano  causa  di  questo  motivo.  Considerati  li  punti  dal  buon 
icipe,  quäle  bench^  si  trovasse  habile  a  sodisfare  e  cor- 
3ndere  alle  richieste  del  popolo,  sapendo  anche  lui  il  man- 
ento  del  Turco  e  desideroso  di  liberarsi  con  questa  occa^ 
e  dal  tributo  grave  che  suol  dare  a  lui  ogni  anno;  risolse 
mente  esser  meglio  darne  parte  del  tutto  al  serenissimo 
ade  memorie  Wladislao  IV,  rh  di  Polonia,  quäle  veramente 
rrito  havea  il  Gran- Turco  con  la  sua  fortuna  et  animo  belli- 
».    Akra   raggione   allegava  il  gran  Matthia  assai  lodeyole, 


498 

che  uscendo  lui  con  V  esercito  dal  suo  stato  per  impadronini 
di  quello  del  Turco,  andarebbe  a  risico  di  perder  il  suo  e  non 
acquistar  altro^  havendo  un  gran  nemico  dietro  le  spalle:  Ba- 
silio  prencipe  di  Moldavia;  giudico  anche  bene  darne  parte  con 
le  lettere  credentiali  tanto  del  popolo  quanto  con  le  sue  alU 
serenissima  republica  di  Venetia^  di  quanto  ne  passasse  in  quelle 
bände,  con  mandarne  anche  li  internuntii  a  quelli  prencipiper 
poter  meglio  esprimer  le  volontä  efficaci  di  quella  genta. 

Elessero  dunque  me  indegno  sacerdote  con  un  altro  Padre 
Francescano  alla  Turchesca  amendoi  vestiti  e  con  le  lettere  e 
con  le  informationi  a  quella  volta  ci  spedirono:    post  molta  in 
itinere    pericula    arrivati    in   Polonia    da    quel    invittissimo  ri 
presentate  le  lettere,  CBposte  le  raggioni,  sciolti  li  dubii;  lacrime, 
pianti,   volontk  e  desiderio  delli  popoli  dichiarato;    il   stato^  1® 
forze,   il   timore   del    Turco   chiaramente    dimostrato,    s'  animi 
queir  animoso   petto    et   sine   ulla   mora  apprese  il  negotio  per 
prosequirlo  con  tutte  le  forze  et  animo,   comunicando  prima  il 
secreto  ad  alcuni  pochi  et  principali  suoi  adherenti.  Scrisse  al 
generalissimo    del    regno,    che    mettesse    in    ordine   V  esercito; 
scrisse  al  gran  Matthia  iacendolo  generalissimo  di  tutto  F  Oriente 
con   dire,    che   lui   con   un    altro   esercito   haverebbe  seqoitato 
per  dar  il  soccorso;  e  rimandö  noi  indietro  a  dar  nuova  airaspet- 
tativa  del  popolo  senza  lasciarci  proseguire  il  viaggio  di  VenetiA 
dalla  serenissima  republica,  allegando  molte  raggioni.  Ci  diede 
il   suo    ritratto   a   guisa   di    un    soldato    dicendo:    ^habeatis  nae 
fictum  et  pictum  quoadusque  venero  vivus  et  verus^;   ci  di©^® 
un  stendardo  rosso    grande   di    velluto   con    la   croce    dair^n* 
e  dair  altra  parte   con    1'  inscrittione :    ,vindica   gloriam   tua''*  *' 
ci  diede  un  anello  come  sposo  per   sposar  V  Oriente,   ci   di®^* 
una  pianetta  per  dar  principio  alla  Christiana  libertk.  Neil'  ^' 
tima  udienza,  dove  era  la  serenissima  regina  sposa  sua,  senti^^ 
dire  dalla  medesima  a  quel  re  in  questa  forma:  , Sacra  Mae^^^ 
animoso  prosequite  pure    V  incominciate   imprese;   che   quaJ*^^. 
mancark  il  danaro,   io  mi  levarö  dalli  orecchi  questi   oreccb^^^ 
e    dalle    mani    queste    maniglie    pure  che   il   negotio   vadi    ^^' 
nanzi^;  il   che   maggiormente    infiamo  il  rk  magnanimo  et  sJ^^ 
astanti   senatori,    e   credo   che   hoggidi   lei   maggiormente   p*"^' 
mova  delli  altri. 

Venuti  noi  dal  gran  Matthia  con  le  lettere  di  sua  Ma00^ 
e  Bopradette  cose,    ringioveni  quel  venerabil  vecchio  di  gr»0^ 


499 

allegrezza,  ci  spedi  subito  in  Bulgaria  per  darne  parte  del 
tutto  alli  capi  della  fatioDe;  quali  rieeveDdoei  allegri,  ei  dimo- 
stromo  la  facilitk  per  ottenere  V  Oriente  e  ci  fecero  vedere 
alcuni  loch!  deserti  et  esausti  del  Turco,  dove  prima  vi  era 
copia  grande  di  essi. 

Oltre  questo  li  catholici  e  li  scismatici  nel  predetto  trat- 
tato  8ono  UDitissimi;  li  nostri  tutti  sono  assai  animati  depo- 
nendo  antico  timore^  li  Turchi  disanimati  deponendo  TaDticha 
audacia  et  aroganza.  Parimente  non  sono  in  quella  copia  di 
prima;  li  nostri  sempre  si  multiplicano;  V  istessi  Turchi,  cosa 
difficile  a  credere,  presentendo  la  venuta  del  serenissimo  r6  di 
Polonia  sbigottiti  dicevano  me  presente:  ,Se  veniranno  li  Po- 
lacchi,  noi  ci  faremo  catholici,  essende  che  li  nostri  antenati 
sono  usciti  da  quelli^;  e  di  vero  euere  impauriti  V  istessi  pu- 
blice affermavano,  che  il  fine  del  loro  imperio  gia  terminava; 
il  che  faceva  tanto  piü  inanimare  il  volgo.  Tutte  queste  cose 
hebbero  fine  con  la  morte  del  gloriosissimo  Wladislao  rfe  di 
Polonia. 

Doi  anni  depo  la  sua  morte  in  un  gran  silentio  il  disegno 
fa  ritenuto:  nulladimeno  il  popolo  dal  primo  motivo  eccitato, 
impatiente  del  gravc  giogo  Y  attentata  intentione  della  propria 
liberta  precipitoso  attentava  e  senza  pausa  alcuna  alli  Turchi 
nelle  piazze  rispondeva,  quali  aliquante  d'  ardire  ripreso  have- 
vano  sentendo  la  morte  di  sopranominato  re.  II  monsignor 
arcivescovo  Fra  Pietro  Deodato,  Corona  di  quelle  patrie,  pruden- 
tissimo  pastore,  andava  al  meglio  che  potesse  sedando  il  tu- 
multo  della  plcbe,  allegando  molte  ragioni  e  particolarmente 
diceva:  ^Lasciate  che  vediamo  V  esito  in  Polonia  e  da  quelle 
ci  reggeremmo  al  meglio  che  sark  per  noi';  ma  quei  tutta  via 
ardenti  spingevano,  che  si  facesse  la  ribellione;  e  si  haverebbe 
fatta  ogni  volta,  se  il  predetto  arcivescovo  non  fosse  venuto 
in  persona  con  alcuni  principali  in  Targoviste  dal  gran  Matthia 
narrandoli  il  pericolo  di  quel  regno.  Subito  quel  buon  principe 
spedi  per  me  indegno  sacerdote  in  Moldavia,  dove  io  dimorava 
sei  giornate  lontano,  et  al  mio  arrivo  dissemi  compassionevoli 
parole  della  tirannia  del  Turco,  con  la  quäle  opprimeva  li  ca- 
tholici, e  con  pietosi  ragioni  persuasemi,  che  dovessi  andare 
dal  successore  nel  regno,  Casimire  fratello  del  re  giä  memorato, 
dalla  Sacra  Maestk  cesarea  e  dalla  serenissima  republica  di 
Venetia,  accompagnandomi  con  le  lottere.  Presi  il  longo  viaggio 

ArehiT.  Bd.  LIX.  II.  Hälfte.  33 


600 

et  arrivato  post  multas  tribulationes  a  Varsavia,   mi  presentai 
al   gran-caDcelliere    Ossolinski;   quäle  vedendomi   andi  imm^ 
diäte  a  darne  parte  alla  sua  Maestk,   ehe  si  trovava  sei  l^be 
fuori  di  Varsavia  et  informarlo  de'  passati  trattamenti.    VenBC 
alla   citta   sua  Maestii    e    raccolse   li  primi  senatori  del  regno, 
alli   quali    comunicö   il   negotio;    et   il   giomo   seguente   hebbi 
udienza  in  presenza  di  quelli,  li  quali  si  esibirno  d'  esser  fedeli 
alla  sua  Maestk  usque  ad  mortem  etiam  cum  sanguinis  effusione, 
essende    che    suk  Maestk    apprese    il   negotio   per  proseguirlo 
e  non  esser  inferiore  alla  pia  intentione  del  suo   fratello,   pre- 
decessore  nel  regno. 

Li  adherenti  alla  sacra  Maestk  di  Polonia  nel  trattamento 
deir  Oriente  sono  questi:    Primo  il  vescovo  Culmense  vicecan- 
celliere  e  senatore  assai  potente   nella   fattione.     II   secondo    ^ 
primo  senatore  a  man  manca  il  generalissimo  della  Corona  del 
regno  Nicolö  Potozki  ,quasi  alter  rex';    il  terzo  fe  il  gran-can- 
celliere  del  regno  Ossolinski  prencipe    e    duea  —  e   lui  reggr^ 
il  regno  — ;  il  quarto  e  il  gran-tesoriere  e  senatore;  il  quinto 
h  il  gran-maresciallo  e  senatore;    il  sesto  fe  il  gran-copiere  del 
regno;  il  settimo  fe  il  gran-reggente  della  cancellaria;    T  ottavc 
fe  il  secretario   del   rfe,    abbate  Viezki;    il    nono   k   il   prencipe 
Visgnevezki,    palatino  di  Russia,    senatore;    et  il  docimo  il  s^ 
creto   secretario   di   sua  Maestk.     Questi   tutti    furono,   mentir« 
hebbi   V  audienza   nel    senato,    assai  affettionati  e  desiderosi  ^^^ 
prosequire  la  volontk  regia.  Sua  sacra  Maestk  con  detti  ecc^l" 
lentissimi  senatori  giudicarno   di   mandarmi  a  Vienna  dalFa"«-^" 
gustissimo  imperatore  et  eccelentissimo  ambasciatore  di  Venet'^i-* 
a  presentarli  le  lettere  e  raccontarli  a  bocca  il  negotio  e  tratt-^" 
mento;    dove   havuta   V  udienza  mi  rispose  sua  cesarea  Maes-^Ä* 
haver   compassione   grande    a    quel  popolo;    e  che  Iddio  bea 
detto    darebbe   qualche   modo    per   liberarlo,    ma   che   non  e 
dovere,   lui   incominciasse    la   guerra   con  il  Turco  havendo    '* 
pace  con  lui,   ma  che  starebbe  aspettando  a  vedere  la  voIoä^ 
delli   altri    prencipi    e    massime    della  serenissima  republica  ^* 
Venetia,    come    piü   potente   in  questa  fatione;    e  che  non  so*^ 
incominciasse,  ma  che  proseguisse  e  non  solo  proseguisse,   oo* 
insino    al   gloriose   fino    durasse;    et  allora  sua  Maestk  cesckT^a 
non    haverebbe   mancato   d'  impiegarsi    in  tal  negotio  per  lib^ 
ratione   d'  Oriente   e   propagatione   della  fede  catholica.     A^^, 
soggionse:     ,Non    per   altro    habbiamo    concesso    alli    Sve^^^* 


501 

V  Alemagna,  se  non  che  riposassero  li  regni  e  ripigliassero 
alquanto  di  forze  e  che  il  QraD-Turco  da  questa  pace  fatta 
considerarebbe  alli  suoi  casi;  in  oltre  doi  reggimenti  ne  man- 
dava  verso  Hungaria.  II  che  tutto  era  ,ad  terrorem  Turcicum'; 
concluse  finalmente  sua  Maestä  cesarea  con  V  eccelentissimo 
ambasciatore  di  Venetia  e  quello  di  Spagna,  il  quäle  grande- 
mente  attende  alla  promotione  della  cosa  appresso  V  imperatore 
et  il  suo  serenissimo  r^;  al  quäle  ne  ha  data  parte  minutissima 
alla  Corona  della  serenissima  republica  di  Venetia,  che  io  do- 
vessi  venire  a  Venetia,  presentar  le  lottere  dei  popoli  et  esprimer 
a  Yoce^  quanto  mi  sarebbe  commandato  dalla  serenissima  re- 
publica. II  che  per  gratia  della  vostra  Serenitk  et  eccelentis- 
simi  senatori  ne  ho  fatto,  beuche  brevemente;  nientedimeno 
dalla  brevitk  ne  haverä  raccolta  sua  Serenitk  con  il  suo  dotis- 
simo  senato  la  sostanza  del  trattamento. 

Onde  io  indegno  sacerdote  non  solo  dalli  capi  orientali, 
ma  da  molti  altri  prencipi  e  monarche  del  mondo,  come  chia- 
ramente  si  manifesta  per  le  lottere  credentionali,  mandato  alli 
clementissimi  piedi  di  vostra  Serenita,  e  di  questo  nobilissimo 
Senate,  humile  supplico,  vogli  vostra  Serenitk  con  li  suoi  ad- 
herenti  senatori  muoversi  in  questi  propitii  e  favorevoli  tempi 
alla  pietk  per  la  liberatione  dell'  Oriente  e  propagatione  della 
fede  catholica,  la  quäle  di  certo  nelle  mani  vostre  consiste; 
8  questo  degno  trionfo  e  gloriosa  vittoria  di  abbassare  la  su- 
blime luna  non  e  concesso  ad  altro  preocipe  del  mondo  se  non  a 
vostra  Serenitk  et  a  vostro  gloriosissimo  senato  della  serenissima 
republica  di  Venetia,  compendio,  vergine  e  miracolo  del  mondo. 

Ho  havuto  un  ordine  non  solo  dalli  senatori  di  Polonia, 
ma  anche  da  quelli  di  Vienna  a  dirne  alla  serenissima  repu- 
blica, che  se  haveva  intentione  di  spedire  un  ambasciatore  alla 
Sacra  Maestk  di  Polonia,  fosse  tal  ambasciatore  persona  d'  auto- 
ritk,  cioi  con  tutte  le  conditioni  e  requisiti  per  potere  con- 
chiudere  il  trattamento  e  non  slongarlo  piü. 

E  non  creda  la  serenissima  republica,  che  il  Qran-Turco 
foBse  in  quel  potere,  che  da  molti  si  crede;  lui  desidera  piü 
la  pace,  che  un  lepre  perseguitato  dalli  levrieri,  vedendo  li 
gran  motivi  nel  proprio  imperio  e  perdita  delle  genti  tanto 
per  terra  quanto  per  il  mare  da  sei  anni  in  quk. 

Creda  vostra  Serenitk  che  doppo  che  ha  occupato  il  Gran- 

Torco  r  Oriente,  mai  e  stato  il  tempo  cosi  habile  per  liberarlo, 

33* 


502 

quanto  adesso,  e  li  catholici  mai  hanno  havuto  un  certo  ardire 
per  istinto  naturale,  come  adesso. 

Restarö  con  questo  supplicando  la  vostra  Serenitä  e  questi 
eccelentissimi  senatori,  che  ogni  volta  si  muoyessero  alla  pietk 
verso  quelli  paesi  et  acconsentissero  alle  buone  intentioni  delli 
altri  prencipi,  concedermi  licentia  di  arrivare  ancorchfe  con  le 
poste  a  Roma  per  darne  buona  parte  ad  uno,  che  mi  aspetta 
a  questo  effetto,  e  spedirlo  subito  per  via  di  Ragusa  alla  volta 
di  Bulgaria,  a  quei  signori  e  capi  d'  Oriente,  et  io  ritornarmene 
di  quk  e  passar  per  la  Germania  dall'  imperatore  e  poi  tirar 
verso  il  serenissimo  rfe  di  Polonia,  quäle  ansioso  mi  stark  aspet- 
tando. 

Prego  per  V  ultimo  vostra  Serenitk  e  questi  nobilissimi 
padroni  per  la  secretezza  del  negotio ;  perchfe  presentendo  qualche 
cosa  la  gran  bestia  de'  Turchi  non  solo  il  mio  vil  capo  si  per- 
derebbe,  ma  quelle  piii  importa,  molte  teste  de'  prencipi  e  pre- 
lati  deir  Oriente;  e  qui  humilissimo  et  obbedientissimo  mi  sotto- 
metto  alli  cenni  gratissimi  di  vostra  Serenitk  e  d' altri  porporati 
senatori,  alli  quali  gloriosa  felicitk  et  immortal  gloria  suppli- 
chevole  dal  cielo  ne  dimando. 


xm. 

Antwortschreiben  der  Bepublik  an  den  Gouverneur 

Markanich. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

1650  a  12  luglio  in  pregadi. 

AI  governatore  di  Bulgaria. 

II  reverendo  Don  Pietro  Parcevieh  nel  renderci  le  lette^^ 
di  vostra  Signoria  ci  ha  pienamente  esposto  lo  stato  miserabi  "^^ 
di  cotesti  popoli  Christiani.  II  nostro  compatimento  non  fe  pun*^^^ 
inferiore    al   desiderio,    ehe    havemo    di    vederli    rimessi    nel-^-*^ . 
pristina  libertk,   e  come  sopra  ciö  applaudimo  ai  loro  genero^^  ^. 


pensieri.     Cosi    per    facilitarne    V  adempimento    saremo    pron    -^ 
a  teuer  le  armi  Turchesche  occupate  e  divertite  nella   guem 
che    ingiustissima   ci  han    promossa;    e    di    piü    passeremo 
ufficii   propri    con   gli  altri  prencipi  ancora  perchfe  a  pro  del 
causa   commune    assistano  con  vigore  a  cosi  degna  intrapres 


503 

a  cm  pure  ci  assicuriamo,  che  V.  S.  con  la  sua  virtü  e  col 
8U0  zelo  coDserverk  ben  disposti  e  animati  quei  popoli,  mentre 
noi  augariamo  loro  i  piü  felici  successi  e  a  lei  le  piü  vere 
prospcritk. 

—  121  Bon  segretario. 

—  0 

—  7 

(Senato  Corti,  Delib.  filza  42.) 


XIV. 
Antwortschreiben  der  Bepublik  an  den  Erzbisohof  von  Sophia. 

Aas  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

1650  a  12  luglio  in  pregadi. 

Air  arcivescovo  Sardicense  in  Bulgaria. 

Dal  reverendo  Don  Pietro  Parcevich  ci  sono  State  rese 
le  lettere  di  vostra  Signoria  reverendissima  accompagnate  da- 
gli  ufficii;  che  tencva  egii  in  commissione  di  aggiungerci  nel 
particolare  delle  oppressioni  di  cotesti  popoli  Christiani.  Hab- 
biamo  col  piu  vivo  affetto  compatito  lo  stato  loro  con  desiderio 
uguale  di  vedcrli  libcri  e  consolati;  al  quäl  fine  pure  sono 
applauditi  da  noi  pienamento  i  loro  altrettanto  giusti  che  gene- 
rosi  pensieri^  che  resteranno  appoggiati  e  secondati  da  noi  non 
solo  con  la  piü  costante  perseveranza  nel  proseguir  la  guerra 
contro  gli  Ottomani  per  tenerli  occupati  e  divertiti,  ma  cogli 
afficii  piü  validi  et  efficaci  presse  i  prencipi  Christiani,  perchi 
favoriscano  cosi  pia  e  gloriosa  intrapresa,  alla  quäle  sark 
proprio  della  bonta  et  zelo  di  sua  Signoria  reverendissima  il 
tener  disposti  e  animati  quei  popoli,  somministrando  loro  quei 
prudenti  e  salutari  consigli  che  devono  attendersi  dalla  sua 
grande  virtü,  e  preghiamo  Dio,  che  Y  assista  e  le  conceda  le 
piü  vere  prosperita. 

—  121  Bon  segretario. 

—  0 

—  7 

(Senato  Corti,  Delib.,  filza  42.) 


504 


XV. 

Beschluss  des  venezianischen  Senats  über   die  Antwort  und 

den  Bescheid  für  Feter  Farohevich. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig'. 

1650,  12  luglio  in  pregadi. 

Che  fatto  venire  nel  Collegio  Don  Pietro  Parcevich  Bacer- 
dote  Bulgare  gli  sia  letto  quanto  segue. 

Dalle  vostre  espositioni  restiamo  a  pleno  informati  dello 
State  deplorabile  de'  Christiani  di  Bulgaria  crudelmente  oppressi 
dalla  tirannide  Ottomana;  gradimo  la  notitia,  che  ce  ne  havete 
portata,  e  come  applaudimo  alle  generöse  risolutioni  loro  di 
liberarsi  da  quella  durissima  servitü;  cosi  per  agevolarne  il 
successo  non  solo  tenemo  con  la  perseverante  continuatione 
della  guerra  divertite  et  impegnate  le  forze  Turchesche,  ma 
ecciteremo  gli  altri  prencipi  ancora  a  secondar  con  le  proprie 
cosi  pie  e  sante  deliberationi;  in  somma  desideriamo,  che  non 
meno  quei  popoli  che  monsignor  arcivescovo  et  il  signor  go- 
vernatore,  che  ce  ne  hanno  scritto  e  per  i  quali  haverete  le 
nostre  lottere  di  risposta,  restino  certi,  che  non  tralascieremo 
cosa  che  vaglia  a  fare  in  questa  materia  palese  al  mondo  ia 
nostra  perfettissima  dispositione  e  volontk. 

E  da  mo  sia  preso,  che  partendo  Don  Pietro  Parcevich 
et  essendogli  stati  esborsati  scudi  trenta  d'  argento  a  conto 
dei  ducati  cento  buona  Valuta  deliberati  per  il  suo  siar  qui; 
gli  sian  dati  in  dono  altri  cento  scudi  simili  effettivi  in  testi- 
monio  del  publice  affetto,  onde  se  ne  vada  consolato  e  con- 
tento.  Dato  in  Collegio:  Bon  segretario. 

—  121  Per  il  capitolo  —     20 

—  0  —      0 

—  7  —       1 

Detto  in  pregadi  —  114 


0 
0. 


(Senato  Corti,  Delib.  filza  42.) 


605 


XVI. 

ProtoooU  der  Absohiedsaudienz  Feter  Faroheviohs  im 

venezianischen  Ck>llegio. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

1650,  13  luglio. 

Letta  al  sacerdote  Bulgaro  la  deliberatione  di  questo  ec- 
cellentissimo  Consiglio  dei  12  del  corrente,  disse  ch'  have- 
rebbe  riferito  quanto  gl'  era  commessö  cosi  al  r^  di  Polonia, 
come  a  quei  senatori  e  popoli  che  Y  havevano  inviato,  ma  che 
prima  doveva  con  buona  gratia  di  sua  Serenita  portarsi  a 
Roma,  dove  supplicava  d'  essere  accompagnato  con  lettere  all'  ec- 
cellentissimo  signor  ambasciatore,  perchä  procurasse  la  sua 
pronta  espeditione. 

Diede  poi  memoriale  in  raccomandatione  del  Padre  Ber- 
nardino  da  Zara  dell'  ordine  de'  Minori  Osservanti  per  una  delle 
chiese  vacanti  in  Bulgaria,  il  quäle  memoriale  fu  letto  et  k  il 
sequente: 

jÖerenissimo  principe! 

Essende  vacati  nel  regno  di  Bulgaria  questo  febraro  pros- 
simo  passato  nelP  anno  1650  doi  arcivescovati,  uno  della  cittk 
di  Ochrida  residcntia  aDticamente  delli  imperatori  e  1'  altro 
della  cittä  di  Martianopoli,  e  per  non  esservi  per  adesso  in  detto 
regno  soggetto  per  tal  dignitä  habile  ad  esser  promosso,  si 
supplica  vostra  Serenitä  e  questo  nobilissimo  senato  voglino 
degnarsi  di  promovere  e  portar  innanzi  un  tal  Padre  Fra  Ber- 
nardino  di  Zara  di  Ordine  de'  Minori  Osservanti  di  S.  Fran- 
cesco della  citta  di  Zara,  suddito  della  serenissima  republica  di 
Venetia,  non  solo  Padre  meritevole  nella  religione  ma  anche 
di  etä,  di  vita,  di  pietk,  di  dottrina  e  di  lodevoli  costumi,  assai 
degno  per  ogni  grado  et  officio;  inoltre  k  Padre  molto  pratico 
di  quelli  paesi  per  essere  stato  adoperato  dalla  sua  religione 
Fanni  passati  per  visitatore  di  quelle;  oltre  che  sa  molti  lin- 
guaggi  et  in  particolare  quelle  del  regno,  ch'  importa  non 
poco;  ma  sopra  tutto  per  esser  sotto  la  giurisditione  e  potere 
della  serenissima  republica,  si  che  non  solo  sark  utile  a  quelli 
paesi,  ma  di  honore,  di  reputatione  e  con  il  tempo  deH'jus 
di  questa  serenissima  republica  et  anche  di  corrispondenza  nelle 


506 

particolaritä,  havendo  un  simil  huomo  nel  regDO  di  quelFin^ 
peratore,  che  sara  tutto  a  gloria  di  Dio  benedetto  et  exaltatioi^ 
di  vostra  Serenitk  alla  qualc  ctc/ 

Risposc  sua  Serenitk,  che  sc  gV  augurava  buon  viaggK 
e  che  si  sarebbe  procurato  di  compiacerlo,  a  che  egli  inchä 
natosi  con  le  solite  riverenze  parti. 

Portatosi  poi  a  prender  copia  del  uffitio  lettogli  negl*  att  - 
dello  scrivere  disse  a  me  segretario,  che  bramava  grandeinent« 
la  raccomandatione  di  sua  Serenitk  presse  Y  eccellentissim« 
signor  ambasciatore  per  essere  presto  espedito  dalla  Congr»- 
gatione  de  propaganda'  iide,  andando  egli  a  visitare  i  sacr~ 
limini  a  nemo  delF  arcivescovo  Sardicense,  che  si  dice  volgar* 
mente  di  Sophia;  il  che  fu  rifferito  da  me  segretario  a  gK 
eccellentissimi  signori  Savii.  Bon  segretario. 

(Collegio,  Espos.  Priucipi,  filza  61.) 


XVII. 

ErnennungsbuUe  Papst  Alexanders  VII.  für  Feter  Farchevi(^^ 
zum   Erzbischof  von   Martianopel,   Born,    6.  März  1655  (Mc3 

Born.  =  1656). 

Aus  dem  Archiv  der  PP.  Franciskaner  in  Klausenburg. 

Alexander  episcopus  servus  servorum  dei  dilecto  ülio  Pet;i 
Parcevich  electo  Marcianopolitano  salutem  et  apostolicam  b^*^ 
dictionem.  Divina  disponente  dementia,  cujus  inscrutabili  p*^ 
videntia  Ordinationen!  suscipiunt  universi  in  apostolice  di^ 
tatis  culmine  nieritis  licet  imparibus  constituti,  ad  univeJ^^ 
orbis  ecciesias  aciem  nostrao  considerationis  attendimus  et  % 
earum  statu  sahibriter  dirigendo  apostolici  favoris  auxilium  ^ 
hibemus ;  sed  de  illis  propensius  cogitare  nos  convenit  q  •- 
propriis  carere  pastoribus  intuemur,  ut  eis  iuxta  cor  nostr^ 
pastores  preficiantur  idonei,  qui  commissos  sibi  populos  ^ 
suam  circuinspectionem  providam  et  providentiam  circumsp^ 
tarn  sahibriter  dirigant  et  informent  ac  bona  ecclesiarum  ip^ 
rum  non  solum  gubernent  utiliter  sed  etiam  multimodis  ef5 
rant  incrementis.  Dudum  siquidem  provisiones  ecclesiaru^ 
omniuni  tunc  vacantium  et  in  posterum  vacaturarum  ordir» 
tioni    et    dispositioni    nostre    reservavimus    decernentes    acti:»- 


507 

irritum  et  inane,  si  seciis  super  his^  per  quoscunqiie  quavis 
aactoritate  scienter  vel  ignoranter  contingeret  attentari;  post- 
modum  vero  ecclesia  Marcianopolitana  in  partibus  infidelium 
coQsistente,  cui  bone  memorie  Marcus  Bandinus  archiepiscopus 
Marcianopolitanus  dum  viveret  praesidebat,  per  obitum  dicti 
Harci  archiepiscopi,  qui  extra  Komanam  Curiam  debitum  nature 
persolvit^  pastoris  solatio  destituta^  nos  ad  provisionem  eiusdem 
ecclesia  celerem  et  felicem,  de  qua  nullus  preter  nos  hae  vice 
«e  intrqwittere  potuit  sive  potest  reservatione  et  decreto  ob- 
sistentibus  supremis^  ne  illa  longe  vacationis  exponatur  in- 
coiDmodis,  paternis  et  sollicitis  studijs  intendentes  post  de- 
libcrationem,  quam  de  preficiendo  eidem  ecclesie  personam 
etilem  ac  etiam  fructuosam  cum  fratribus  nostris  habuimus 
üligentem,  demum  ad  Te  utriusque  juris  doctorem  de  legitime 
matrimonio  ex  honestis  et  catholicis  parentibus  in  dioecesi 
Sardicensi  procreatum,  plus  quam  quadrigenarium,  a  duodecini 
annis  in  prcsbiteriatus  ordine  constitutum  fidemque  catholicam 
iuxta  articulos  pridem  a  Sede  Apostolica  propositos  expresse 
professum  aliaque  omnia  requisita  liabentcm,  direximus  oculos 
nostre  mentis.  Quibus  omnibus  dcbita  mcditatione  pensatis  te 
a  quibusvis  excommunicationis,  suspensionis  et  interdicti  alijs- 
que  ecclesiasticis  sententijs  censuris  et  penis  a  jure  vel  ab 
homine  quavis  occasionc  vel  causa  latis^  si  quibus  quommodo 
mnodatus  existis,  ad  effectum  presentium  dumtaxat  consequen- 
dum  harum  scrie  absolventes  et  absolutum  fore  censentes  iuxta 
decretuni  nostrum  in  Congregacione  de  propaganda  tido  nuper 
factum  de  persona  tua  nobis  et  eisdem  fratribus  ob  tuorum 
^xigentiam  meritorum  accepta  de  fratrum  eorundem  consilio 
Apostolica  auctoritate  providemus  teque  illi  in  archiepiscopum 
preficimus  et  pastoreni,  curani  et  administrationem  ipsius  ec- 
clesie tibi  in  spiritualibus  et  temporalibus  plenarie  committendo 
*^  illo,  qui  dat  gratias  et  largitur  preraia,  confidentes,  quod 
^Uigente  domino  actus  tuos  predicta  ecclesia  per  tuae  circum- 
**pectionis  industriain  et  Studium  fructuosum  regetur  utiliter  et 
prospere  dirigetur  ac  grata  in  eisdem  spiritualibus  et  tempora- 
libus suscipiet  incrementa. 

Jugum  igitur  domini  tuis  impositum  humeris  prompta  de- 
^otione  suscipiens  curam  et  administrationem  pretactas  sie 
^^ercere  studeas  soUicite,  fideliter  et  prudenter,  quod  ecclesia 
^p8a  gubernatori    provido    et   fructuoso    administratori  gaudeat 


608 

86  commissam  tuque  preter  eterne  retributionis  premiam  nostnim 
et  dicte  sedis  benedictioncm  et  gratiam  exinde  uberius  consequi 
merearis. 

Quocira  venerabilibus  fratribus  nostris  universis,  suffira* 
ganeis  ac  dilectis  filiis,  capitulo  et  vassallis  dicte  ecclesie  Mar- 
cianopolitane  nee  non  clero  et  populo  civitatis  et  dioeceseoB 
Marcianopolitane  per  apostolica  scripta  mandamus,  quatenus  saf- 
fraganei  tibi  tamquam  inembra  capiti  obseqaentes  ac  capitulom 
tibi  tamquam  patri  et  pastori  animarum  suarum  humiliter  in- 
tendentes  exhibeant  tibi  obedientiam  et  reverentiam  congruentes 
ac  clerus  ecclesie  pro  nostra  et  dicte  sedis  reverentia  benigne 
recipientes  et  honorifice  pertractantes  tua  salubria  monita  et 
mandata  suscipiant  humiliter  et  efiicaciter  adimplere  procurent; 
populus  vero  te  tamquam  patrem  et  pastorem  animarum  suanun 
devote  suscipientes  et  debita  honorificentia  prosequentes  im 
monitis  et  mandatis  salubribus  humiliter  intendant;  ita  qnod 
tu  in  eis  devotionis  filios  et  ipsi  in  te  per  co[nsequens]  <  patrem 
benevolum  invenisse  gaudeatis;  vassalli  [autem]  predicti  te  de- 
bito  honore  prosequentes  tibi  iidelitatem  solitam  ac  consueta 
servitia  et  iura  tibi  ab  eis  debita  integre  exhibere  studeant; 
alioquin  sententiam  sive  penam,  q[uam  rit]e  tuleris  seu  statueris 
in  rebelleSy  ratam  habebimus  et  faciemus  auctore  domino  usque 
ad  satisfactionem  condignam  inviolabilitcr  observari.  Datum 
Rome  apud  sanctum  Petrum  anno  incarnationis  dominice  mille- 
simo  sexcentesimo  quinquagesimo  quinto,  pridie  Nonas  Martij; 
pontificatus  nostri  anno  primo.  F.  Gualterias. 

J.  Cardinalis  prodatarius. 

Visa  de  Curia  P.  Ciampinus. 

Or.  auf  Pergament.  Bleibulle. 

XVIII. 

Schreiben  der  k.  ungar.  Hofkanzlei  an  die  k.  k.  Hofkammer, 

Prag,  23.  September  1656. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Sacratissimae  caesareae  regiaeque  Majestatis  inclytae  Ca- 
merae  Aulicae  officiose  significandum.  Praelibatae  suae  Majest**^ 

'  Diese    und    die    folgenden    Lücken    sind   im   Original    durch   MÄuscfr*^ 
entstanden. 


509 

repraesentatum  esse  demissum  memoriale  revereDclissimi  Petri 
Parcevichy  archiepiscopi  Martianopolitani  in  regno  Bulgariae, 
alias  ad  sacram  regni  Hungariae  coronam  spectantis;  in  eo 
apud  Buam  Maiestatem  instantis,  ut  cum  ipse  zelo  catholicae 
religionis  in  illis  quoque  rcmotis  partibus  promovendao  inductus, 
inter  peliquos  duos  etiam  Societatis  Jesu  Patres  in  ministerium 
dei  et  scolarum  errectionem  secum  abducere,  eosdem  in  via 
alere  et  vestes  pro  Turcia  conficere  aliasque  praebere  eom- 
moditates  intendat  ad  idque  esset  minus  sufficiens;  dignaretur 
Bua  Majestas  aliquo  viatico  ad  tam  longum  et  incommodum 
iter  peragendum  eidem  benigne  suceurrere.  Cujus  quidem  de- 
missam  instantiam  ordinatis  ipsi  nomine  praenominati  viatici 
centum  aureis  ducatis  ex  eadem  inclyta  Äulica  vel  vero  Camera 
Bungarica  depromendis  dirigendam  esse  benigne  demandavit; 
quapropter  toties  fata  Camera  Aulica  benignam  hanc  suae 
Majestatis  voluntatem  in  tam  pia  et  favorabili  causa  cffectui 
mandare  noverit.  Cui  in  reliquo  haec  Cancellaria  Hungarica- 
Aulica  omni  officiorum  genere  sempcr  addicta  manet. 

£x  Cancellaria  Hungarica  Aulica. 

Pragae  die  23.  Septembris  1656. 

And.  Ruthkay. 
Sacratissimae  caesarae  regiaeque 

tfajestatis  inclytae  Camerae  Auli- 

cae  officiose  assignandum. 

Aussen:  ^Hungrisches  Hofkanzleidekret,  wasgestalt  dem 
Petro  Parcevich,  £rzbischofen  in  königl.  Bulgarien  zu  Abfüh- 
rung dahin  zween  Priester  von  der  Soc.  Jesu  100  Duggaten 
verwilligt  werden,  betreffend.  24  P.  H.  October  1657.  Expe- 
diert ad  Camerani  Hungaricam  am  24.  October  1656.* 

Siegel  des  Kuthkay. 

XIX. 

Bubrum  eines  Schreibens  an  die  k.  k.  Hof  kammer.  Frag, 

23.  September  1656. 

Au«  dem  k.  ungar.  Landesarcbiv  in  Ofen,  Abthlg.  Hofkansleiarchiv. 

Nr.  301  a.  1656.  Decretum  ad  Cameram  Aulicam  circa  ordi- 
tiandam  lOÖ  aureorum  ducatorum  Petro  Parcevich,  archiepiscopo 


510 

MartianopoHtano  in  regno  Bulgariae  duos  e  Societate  Jesu 
Patres  in  ministerium  dei  et  scholarum  ereetionem  secum  ab- 
hinc  abducere  intendenti,  titulo  viatici  resolutorum  ex  Camera 
hac  vel  vero  Camera  Hungarica  exsolutionem,  expeditum  Pragae 
23.  Septembris  1656. 

XX. 

Rubrum  der  Empfehlungsschreiben  für  Feter  Farohevieh  an 
den  König  von  Folen,  den  Fürsten  von  Siebenbürgen  und  die 
Woiwoden  der  Moldau  und  der  Walachei,  Frag,  23.  Septem- 
ber 1656. 

Aus  dem  k.  ungar.  Landesarchiv  in  Ofen,  Abthlg.  Hofkanzleiarchiv. 

Nr.  302  a.  1656.  Commondatoriae  pro  parte  Petri  Parce- 
vich  arckiepiscopi  Martianopolitani  in  Bulgaria  ratione  bonae 
voluntatis  subsidiique  eidem  in  patriam  suam  confectis  hie  in 
aula  certis  suis  negotiis  regredienti  adhibendi  ad  regem  Polo- 
niae,  principem  Transylvaniae  et  voivodas  Moldaviae  et  Va- 
lachiae  expeditae,  Pragae  23.  Septembris  1656. 


XXI. 

Bubrum  über  die  Zusendung   eines  Bittschreibens  des  Fetet 
Farchevich  an   den  Erzbischof  von  Gran,   Frag,  23.  Septem- 
ber 1656. 

Aus  dem  k.  ungar.  Landesarchiv  in  Ofen,  Abthlg.  Hofkanzleiarchiv. 

Nr.  307  a.  1656.  Archiepiscopo  Strigoniensi  demissa  Pe^^ 
Parcevich  archiepiscopi  Martianopolitani  in  Bulgaria  in  eo,    '^^ 
pro    augmento    religionis    catholicae  aliqui  ex  partibus  illis  j  '^' 
venes  in  scholis  Patrum  Societatis  Jesu  educentur,  supplicant>  ^* 
instantia  ea  requisitione  transmittitur,    velit    ad  minimum  du^*^^ 
vel  tres  partium  illarum  ju venes  in  coUegium  aliquod  vel  alui^^' 
norum  vel  convictus  recipere  eosdemque  in  aedificatione  popi 
illius  oatholici  educari  facere.  Pragae  23,  Septembris  1656. 


511 


XXII. 

Pötro  Faroevich   arohiepiscopo  Martiauopolitano   in  Bulgaria 

aurei  centiun  pro  viatioo  ex  paratis  mediis   huius  Camerae 

deputantur.  Viennae  24.  Octobris  1666. 

Aas  dem  k«  ongar.  Landesarchiv  in  Ofen,  Abthlg.   k.  nngar.  Kammerarchiv. 

Ferdinandus  tertius  etc.  Magnifici  ac  egregii  fideles  nobis 
dilecti.  Benigne  vobis  significamus,  qualitor  repraesentatum 
nobis  nuper  hie  fuit  demissum  memoriale  reverendi  in  Christo 
patris  Petri  Parcevich,  archiepiscopi  Martianopolitani  in  regno 
Bulgariae^  alias  ad  sacram  regni  istius  nostri  Hungariae  coro- 
iiam  spectante,  in  hoc  instantis,  ut  cum  ipse  zelo  catholicae 
religionis  in  illis  quoque  remotis  partibus  promovendae  inductus 
inter  reliquos  duos  etiam  Societatis  Jesu  Patres  in  ministerium 
dei  et  scholarum  erectionem  secum  abducere,  cosdem  in  via 
alere  et  vestes  pro  Turcia  conficere  aliasque  praebere  commo- 
ditates  intendat  ad  idquc  esset  minus  idoneus^  proinde  digna- 
remur  aliquo  viatico  ad  tarn  longum  et  incommodum  iter  per- 
a^ndum  eidem  clementer  succurrere. 

Siquidem  porro  ipsi  in  praefatum  finem  nomine  praeattacti 
viatici  centum  aureos  ducatos  ex  paratis  mediis  Camerae  istius 
nostrae  Hongaricae  in  praesenti  transitu  suo  istic  Posonii 
Btsttim  realiter  depromendos  benigne  decrevimus  et  ordinavi- 
^Dt^UB,  idcirco  vobis  superinde  praesentibus  clementer  ac  serio 
demandamus,  quatenus  in  hoc  ulteriorem  necessariam  ordina- 
"tionem  nomine  nostro  convenienter  facere  et  praefato  archi- 
^piacopo  in  tam  pia  et  favorabili  causa  dictum  subsidium  pe- 
ctiniarium  quantocius  efFective  ibidem  consignari  curare  velitis 
*c  debeatis.  Executori  eatenus  benignam  ac  omnimodam  volun- 
***öDa  nostram.  Dabantur  in  civitate  nostra  Vienna  vigesima 
^'larta  Octobris  anno  millesimo  sexcentesimo  quinquagesimo 
^xto  etc.  Ferdinandus.  G.  Ludovicus  comes  a  Sinzendorf. 
^d  mandatum  electi  doraini  imperatoris  proprium  J.  Quintinus 
'^öj^ger  Lib.  Baro.  Marcus  Putz. 


512 


XXIV. 

Bubrum  über  die  Zusendung  des  Bittschreibens  Feter  Fareb 
vichs  um  eine  jährliche  Unterstützung,  Wien,  31.  Ootober  166 

Aus  dem  k.  ungar.  Landesarchiv  in  Ofen,  Abthlg*.  Hofkansleiarehiv. 


i 


xxni. 

Schreiben  Kaiser  Ferdinands  m.  an  die  k.  ungar.  Hofkammer 
wegen  einer  jährlichen  Subvention  für  Feter  Farohevioh,  Wien, 

31.  Ootober  1666. 

Ans  dem  k.  ungar.  Landesarchlv  in  Ofen,  Abthlg.  k.  ungar.  KammerarchiT. 

Ferdinandus    tertius  dei  gratia  electus  Romanorum  Impe- 
rator semper  augustus  ac  Germaniae,  HuDgariae^  Bohemiae  etc. 
rex.  Magnifici  ac  egregii  fideles  nobis  dilecti.  Ex  hisce  annexo       ■  ^ 
fidelis  nostri  reverendissimi  Petri  Parcevich,  archiepiscopi  Mar-       || 
tianopolitani    supplici    libello    intellecturi  estis  uberius,  quibufl- 
nam   ex   rationibus   et    motivis    annuale  aliquod  subsidium  sibi 
a  Maiestate  nostra  decernendum  perhumillime  supplicet.    Ante- 
quam   igitur    super   hac  demissa  ipsius  instantia  clementer  nos 
resolvamus;  opinionem  et  informationem  vestram  praehabendaoa 
esse  duximus;  an  nimirum  ac  quantum  quibusve  ex  mediis  id 
fieri  possit;  volentes;  quatenus  eam  nobis  maturato  suppeditar^ 
velitis   et   debeatis.     De  caetero  gratia  nostra  fidelitati  yestra.^ 
benigne   propensi  manemus.     Datum  in  civitate  nostra  Vienn.^ 
Austriae    die    ultima   mensis   Octobris    anno   domini   millesim    o 
sexcentcsimo  quinquagesimo  sexto.  Ferdinandus  m.  p.  Qeorgii^^^ 
Szelepcsenyi    m.    p.    episcopus  Nitriensis.    Rud.  Ruthkay  m. 

(In  ter«^:)  31.  October  1656. 


Nr.  355  a.  1656.  Camerae  Hungaricae  demissa  Petri 
cevich  archiepiseopi  Martianopolitani  in  Bnlgaria  pro  annoa-  — " 
aliquo  subsidio  sibi  decernendo  supplicantis  instantia  fine  oprr  '* 
nionis  suae  superinde  hoc  suppeditandae  transmittitur^  Vienni 
31.  October  1656. 


i 


513 


XXV. 


Schreiben  der  k.  ungar.  Hof  kammer  an  Kaiser  Ferdinand  m., 

Fressbnrg,  23.  November  1666. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Ä.  Sacratissima  caesarea  etc.  fidelitatis  etc.  Debito  vene- 
rationis  cultu  benignissimas  vestrae  Majestatis  litteras  ultima 
praeterlapsi  mensis  Octobris  emanatas,  quibus  supplicem  li- 
bellum  reverendissimi  domini  Petri  Parcevich  archiepiscopi 
Martianopolitani  pro  annuali  subsidio  ecclesiae  suae  a  vestra 
Maiestate  clementer  ordinando  instantis^  ad  nos  opinionis  et 
informationis  causa,  an  nimirum  ac  quantum  quibusve  ex  mediis 
id  fieri  possit,  dirigere  dignata  est,  recte  die  bestema  acce- 
pimus  et  humillime  intelleximus. 

Quantum  itaque  ad  instantiam  dicti  domini  archiepiscopi 
attinet  respectu  eo,  quod  ipse  in  illis  quoque  partibus  ecclesiae 
catholicao  et  animarum  Christi  fidelium  salutem  promovere  in- 
tendat,  merito  adjuvanda  videretur;  verum  —  clementissime 
Imperator  —  nos  nulla  plane  media  scimus,  ex  quibus  ipsi 
petita  illa  annua  provisio  per  vestram  Maiestatem  sacratissimam 
in  boc  regno  commode  ordinari  queat;  siquidem  nee  sunt  uUa 
praeter  nudos  proventus  tricesimales  vestrae  Maiestatis,  qui 
etiam  in  quantum  attenuati  sunt,  hoc  rerum  statu  vel  ex  ex- 
tractibus  nostris  angaricalibus  proxime  vestrae  Majestati  sacra- 
tissimae  per  nos  humillime  transmissis,  clementer  percipere 
dignabitur  vestra  Maiestas;  praeterquam,  quod  ad  eosdem  iam 
ab  olim  plurime  piarum  quoque  causarum  reiectiones  et  depu- 
tationes  factae  habeantur  penes  hanc  Cameram,  ad  quarum  or- 
dinariam  exsolutionem  etiam  respectu  aliarum  occurrentium  ne- 
cessitatum  vix  aliqua  in  parte  sufiicimus.  Ac  proinde  supra- 
fiatum  dominum  archiepiscopum  ab  huiusmodi  sua  instantia, 
salva  authoritate  vestrae  Majestatis  permanente,  pro  hac  vice 
dehortandum  humillime  ac  obsequentissime  censeremus,  prae- 
sertim  cum  et  centum  aureos  ducatos  per  vestram  Maiestatem 
ipsi  deputatos  sane  aegre  vel  in  media  parte  exsolvere  po- 
tuerimus.  Cuius  supplicem  libellum  hisce  remittentes  Maiestatem 
vestram  sacratissimam  ad  annos  longaevos  gloriose  imperantem 
vivere  plenis  votis  exoptamus.  Posonii,  die  23.  Novembris 
anno  1656. 


XXVI. 

Schreiben  der  k.  Ungar.  Hofkanuner  an  die  k.  k.  Hofkamme:^^« 

Pressburg,  23.  November  1656. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Ilofkammer  in  Wien. 

IllustrisBiini,  magnifici  ac  generosi  domini  patroni  et  amici  nobi    ^•^ 

observandissimi. 


Servitiorum  nostrorum  paratissimam  commendationem 
Binas  suae  Maiestatis  sacratissimae  domini  nostri  clementissim  ^i 
per  expeditionem  excelsae  Canierae  istius  Aulicae;  sub  vige—  -^ 
sima  quarta  praeterlapsi  mensis  Octobris  et  undeeima  praeseoti^k.  -fl 
Novembris  emanatas  et  ad  hanc  Cameram  sonantes  benignissi —  -• 
mas  cominissioneS;  quarum  prima  nobis  clementer  mandare  dig — ^^^ 
natur,  ut  revereodissimo  domino  Petro  Parceuich  archiepiscopL.  m  o 
Martianopolitano  pro  viatico  de  paratis  medijs  Imius  Camera^^^e 
centum  aureos  ducatos  numerari  curemus;  altera,  ut  pene^R  s 
Tricesimam  Jauriensem  ordinationem  faciamus,  quatenus  a  de-  -^• 
cima  quarta  proxime  praeteriti  mensis  Octobris  computandc 
menstruum  illud  quinquaginta  tallerorum  imperialium,  qu( 
antehac  magister  equitum  Unger  fungebatur,  deinceps  statie^ — s 
temporibus  pro  aedificio  praesidij  Jauriensis  ad  manus  illustris—  - 
simi  domini  comitis  Philippi  a  Mansfeldt,  suae  Maiestatis  intim^k^  i 

ac  bellici  consiliarij  ejusdemque  praesidij  supremi  colonellj  v< J 

ejus  qui  curam  illius  aedificij  gerit,    erga  sufficientem  quietati^- 
tiam    effective    et   realiter    enumerentiir,    hisee  proximis  diebii^Ä 
consequenter  debito  humilitatis  et  obsequentiae  cultu  accepinn-^-s 
et  intelleximus.  Nobis  quidem  nihil  magis  in  votis  esset,  qua"»:« 
ut   benignissimis   sufie   Maiestatis    mandatis   omni   ex  parte  eo, 
quo    par    est,   obsequendi    studio    satisfacere   possemus;    veram 
quam  sit  tenuis  status  mediorum  et  proventuum    in    praesen^'i» 
hujus   Camerae,    ex    ipsis    genuinis    extractibus   angaricalib*^*» 
proxime  ad  benignas  manus  suae  Maiestatis  per  nos  obsequeo^^^ 
ac  humillime  transmissis  et  cum  ijsdem  Dominationibus  ve&^*'^ 
illustrissimis,    magnificis    et   generosis    omni    dubio  proeul  h^*' 
tenuB  comraunicatis  luculenter  appareret.    Qui  nisi  imposteir*^^ 
divina   benedictione    uberiores   affulserint,    sane   ad    ordina.^^^^ 


515 

^Tiores  necessitates^  ut  taceamus  de  quotta  confiniaria,  debitis  ad- 
huc  a  proxima  diaeta  resultantibus  alijsque  qvam  plurimis  depu- 
^onibuB;  alias  Dominationibus  vestris  illustrissimis,  magnificis  ac 
^nerosis  ex  freqventiori  syncera  repraesentatione  nostra  satis  ab- 
runde notis,  nix  sufficiunt.  Et  defacto  etiam  nequidem  illi  eentum 
AUrei  ducati  praefato  archiepiscopo  Martianopolitano  ad  tarn  se- 
riam  suae  Majestatis  commissionem  ex  integro  dari  potuerint,  sed 
centam  et  quinqvaginta  florenis,   etiam  aliunde  diffieulter  anti- 
cipato  conqvisitis,    pro  hac  vice  nolle  uelle  contentus  esse  de- 
buerit.     niud    etiam    proventibus    hujus   Camerae    noD    parum 
onerosum    esse    uidetur^    quod    menstruum    illud   quinqvaginta 
tallerorum  imperialium  sine  uUo  termino  et  propterea  perpetui- 
tate   involutum    pro   aedificio   praesidij   Jauriensis   ad    officium 
Tricesimae  loci  rejectum  sit;    et  ipsis  officialibus  difficile,  qui, 
qvandoque    casu   non    existerent   in    cassa   proventus,    ab   ipso 
domino  comite  Generali  uel  suis  pro  aedificio  illo  subordinatis 
ministris    sine  omni  respectu  durius  tractari  et  per  consequens 
a  seruitio  suae  Maiestatis  alieni  reddi  possent. 

Qvapropter  Dominationes  vestras  illustrissimas,  magnificas 

ac  generosas  praesentibus  quam  officiosissime  requirendas  esse 

duximus,   uelint   haud   grauatim    pro   omni   sua   possibilitate   a 

perpetua   huiusmodi   deputationnm   involutione  proventus  hujus 

Cainerae  praeseruare  dictumque   menstruum,    si  aliter  fieri  non 

potesty  per  benignissimam  suae  Majestatis  resolutionem  novam 

cum  designatione  certi  termini  ad  perceptoratum  hujus  Camerae 

potiuB  qvam  ad  ipsum  officium   tricesimale    reducere.     Demum 

öt  id  celare  nolumus  Dominationes  vestras  illustrissimas,  magni- 

«cas    ac   generosas,    quod    suprafatus    dominus    archiepiscopus 

tfartianopolitanus  apud   suam   Majestäten!  sacratissimam  etiam 

Pi'o   certa  annua  pensione  seu  subsidio  ecclesiae  suae  ordinando 

*^ppliciter  institerit;  ad  cujus  hanc  supplicem  instantiam,  nobis- 

^^'^^   per  inclytam  Cancellariam  Hungaricam  Aulicam  pro   opi- 

nioiie  et  informatione  nomine  ejusdem  suae  Majestatis  communi- 

^^XD,    quidnam    nos    suae    Maiestati    sacratissimae    humillime 

^^^oripseriraus,   ex   copia   expeditionis  nostrae  hisce  sub  A  in- 

^^a  Dominationes  vestrae  illustrissimae,    magnificae  ac  gene- 

^B^^   uberiuB   intelligere  atque,    si  ulterius  quoque  hanc  suam 

,   ^^ntiam    apud   suam  Majestatem  adurgeret,  pro  sapienti  suo 

J^dicio  hanc  Cameram  ab  ea  praeservatam  reddere  haud  grava- 

^titar.     De    coetero    illustrissimas,    magnificas    ac    generosas 

^«^T.  Bd.  LIX.  II.  H4lfte.  VA 


Dominationes  vestras  diutissime  ad  vota  valere  animitus  desi- 
deramus.  Posonij  23.  Novembris  1666. 

N.  sacrae  caesareae  regiaeque  Maiestatis 
Camerae  Hungaricae  praefectus^ 
director  et  consiliarij. 

Rubmm:  Hungr.  Kammer  Andtwordt  wegen  der  d^m 
Archiepiscopo  Martianopolitano  darunter  assignierten  300  fl.  t^e- 
treffend.  23.  November  1656. 

Adresse:  Illustrissimis,  magnificis  ac  generosis  domirMis 
N.  N.  sacrae  caesareae  regiaeque  Maiestatis  excelsae  Camei-Äe 
Aulicae  praesidi,  directori  ac  caeteris  consib'arijs  etc.  dominis 
patronis  et  amicis  nobis  observandissimis.  Viennae. 

Aussen:  Vier  Siegel. 

XXVII. 

Schreiben  der  k.  k.  Hofkammer  an  die  k.  ungar.  Hof kamm^^« 

Wien,  12.  December  1666. 

Aus  dem  k.  ungar.  Landesarchiv  in  Ofen. 

Magnifici  et  generosi  domini  etc. 

Percepimus   ex   literis  responsorijs  magnificarum  et  gen-  ^' 
rosarum  Dominationum  vestrarum  sub  die  23.  mensis  Nouembir' 
nuper  ad  nos  emanatis  in  negotio  centuin  aureorum  ducatoru 
reuerendissimo    domino   Pctro  Parceuicb   archiepiscopo  Marti 
nopolitano   pro    sumptibus   itineris  suj  certis  de  causis  a  sac 
Maiestate   sua    concessorum  et    assignatorum,    qualiter   eaede 
Dominationes  vestrae  futura  solutione  vnius  medietatis  illinsde 
assignationis    (quod   quidem    nobis  pergratum  accidit)  respec 
alteriuB   reliquae   medietatis   propter   defectum   mediorum  se  ^ 
excusare  videntur. 

Cum   vero   idem  dominus  archiepiscopus  redeundo  nuf^ 
huc   ulterius   apud  Maiestatem   suam  pro  integrali  persolutio 
dictae   residuae   summae   (respectu   instantis  discessus  suj) 
misse  supplicauit,  cui  porro  ipsa  Maiestas  sua  propter  ratiots^^ 
praeinsinuatas   in   hac   parte  omnino  satisfactum  benigne  ct^-P* 
et   nos   id   ipsum    [siquidem  in  modico  tantum  adhnc  consi^^^  J 
pro   totalj   eiusdem   domini  supplicantis  expeditione  pariter 


517 

mnunopere  desideramus:  idcirco  magnificas  et  generosas  Domi- 

ziationes   vestras   superinde   praesentibus  peramice  requirendas 

h&laimaSy   quatenus  praeattactum  modicum  residuum  dicto  do- 

mino   archiepiscopo  Martianopolitano   aut   eius   mandatario   ex 

praeinsinaatis    causis  nunc  totaliter  haud  grauatim  persoluj  fa- 

eere  veliDt,  ne  propter  id  amplius  hie  commorari  et  Maiestatem 

Biiam  eatenuB  molestare  cogatur.  Prouti  optime  agere  nouerint. 

^uas  in  reliquo  valere  desideramus. 

Datum  Viennae  12.  Decembris  1656. 
Camerae  Hungaricae.^ 

xxvm. 

Sohreiben  Peter  Parchevichs  an  den  Präsidenten  der  k.  k. 

Hofkanxmer,  Wien,  Anfang  1667. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Illustrissime  domine! 

Quandoquidem  ex  hoDorabilibus  sac.  caes.  regieque  Maie- 

Btatis  domini  clementissimi  luandatis  mihi  humili  cappelano  im- 

Positum  sit,  ut  pientissimum  ac  toti  Christianitati  utillimum  opus 

^^^m  Eosazis    quasi    barbaris   religioni  catholicae  aduersantibus 

6t  8ua  rebbellione  integra  regoa  deuastantibus   ad    peroptatum 

perfectionis  finem,  prout  speramus,  deducam;   ego  coUum  iugo 

®t   obedientiae  praebens  libenter  hoc  iter  suscipio  eo  preeipue, 

4^od  cum  maximo  silentio,   secreto  et  fidelitate  sit  eundum  et 

^^&otium    pertractandum.     Requiritur   itaque   ad  hec  subeunda 

^ubsidium  tale,  quo  possit  ablegatus  cum  honore  ac  decore  sac. 

^^8.  regieque  Maiestatis  se,  ad  quos  mittitur,  presentare,  maxime 

4^iCL   modo   primo    sua    sac.    ces.    regiaque  Maiestas  ablegatum 

^^    illas  partes  et  gentes  destinauit.  Itaque  est  considerandum : 

Primo,  quia  via  est  satis  longa,   periculosa  et  difficilis  et 

'^^Itoties  est  deuiandum  ab  itinere  et  longius   eundum,    ut    se- 

^^*^iii8   litterae   imperiales   conserventur   et   defferantur,    ne    in 

P^^xxus   hostiles  Rakoczianos    uel  Kosakorum  aut  aliorum  simi- 

****^  incidatur,  quia  totum  secretum  panderetur. 

Im  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien  befindet  sich  das  Concept, 
im  k.  Ungar.  Landesarchiv  in  Ofen  die  ausgefertigte  Reinschrift  dieses 
Schreibens. 

34» 


518 

Secundo,  ut  cum  rnaiori  silentio  et  secreto  haec  fiant,  ab- 
legatus  nuUibi  victualia  petere  debebit,  sed  proprijs  expensis 
omnia  comparare. 

Tertio  debebunt  esse  saltem  duodecim  famuli  pro  Seen- 
ritate  itineris  et  etiam  ut  ablegatus  tanquam  titolaria  possit 
cum  honore,  a  quo  mittitnr,  comparere,  et  ad  quem  mittitur, 
suae  legationis  certitudinem  demonstrare. 

Quarte  per  montes,  syluas  et  alia  loca  periculosa  sunt  oon- 
ducendi  homines  pro  securitate  et  hoc  semper  proprijs  expensis. 

Quinto  nescitur,  quantum  temporis  est  expendendum  in 
perfectione  operis  et  tractationis ;  poterit  multas  difficultates 
pars  aduersa  mouere,  proponere,  easdem  tmtinare  et  tandem 
responsum  dare. 

Sexto  esset  contra  honorem  suae  sac.  ces.  regieque  Maie- 
statis, ut  ablegatus,  si  pecunia  Uli  deesset,  mutuam  a  Kosaxis, 
uel  Tartaris  aeciperet;   et  si  uellet,  etiam  difficulter  inueniret 

Septimo  able^ratus,  ut  habet  in  mandatisy  debebit  ali- 
quoties  per  postam  suos  famulos  ad  illustrissimom  dominum 
cancellarium  Hungariae  in  Transjluaniam  transmittere,  ut  ha* 
beant  correspondentiam  de  tractatu,  utmm  fluat  ad  votum,  nee  ne. 

Octano  partes  et  loca«  per  quae  ablegatus  est  transitnrus, 
sunt  deserta,  desolata  et  per  bellum  a  tot  annis  assiduum  tota- 
liter  destructa  nee  quidquam  inuenitur:  itaque  et  carms  de- 
bebit ex  alijs  partibus  magnis  sumptibus  procurare  et  victualia. 

Nono«  qui  Conslantinopolim  mittuntur.  ubi  est  via  breuior, 
faeüior«  sine  perieulo  et  etiam  subministnauitur  nuntijs  omnia 
necessaria  ab  ipsomet  Turca«  tarnen  Ulis  assgiBantur  aliquot 
miUia  flor^norum. 

Decimo  ablegatos  ex  suo  nee  obolum  habet,  quem  posset 
expendere  in  necessitatem«  proat  oomes  seiont. 

Undecimo  able^tos  ueniendo  ad  terminom  debebit,  prout 
mo«  est.  custodibas  a:$signat£^  ductoribas^  eobiciiIarijSv  agaio- 
nibus  et  similibus  bonam  mAnam  dare  et  malti>  ma«:»  in  ac- 
cessa  et  dtscessu. 

I>tio«kcimo  abl«ä:;itus^  $i  poisset  centum  imperiaSbos  etadhae 
atinus  totum  tter  pef;i^re  eoncos.  nnietuHlo^  comAor^ndoc  aego- 
tiam  cnicsaado  ec  idem  aJ  tncentionem  s&e.  ces^  Ulk  Ullis  ei 
aÜoruLm  principom  Chrtsdanonim  pertzcf^^nd^  Übencusime  fiK«fei. 

Ideo  prxxAiendaie  ec  ^ssuio  jonück^  e(  conätlig  T^hscre  iDiBt» 
stflMe  I>offiiii»GLoniis  pedMiratddk  <«    nKoIiStfaaia  odSiart.   «I 


519 

primum  intentio  et  mandatum  clemontissimi  imperatoris  nostri 

exeqoatar. 

Similiter  cum  in  illis  partibus  apud  omnes  iste  mos  ui- 
gesX  et  precipue  apud  principes  et  magnos  vires,  ut  quando 
aliqois  suum  ablegatum  ad  alterum  mittit,  nunquam  illum  ua- 
eiU8  manibus  ad  principem  expedit,  sed  aliquod  donarium,  ad 
quem  mittit,  transmittit:  iudicatur,  ut  cum  modo  primo  ad 
talem  virnm  sac.  ces.  regiaque  Maiestas  ablegatum  mittit,  ali- 
quod Signum  suae  clementiae,  ut  eo  magis  paternum  affectum 
leckret  et  illum  ad  se  alliciat,  esset  transmittendum ;  hoc  etiam 
pnidentiae  et  judicio  meliori  remittitur. 

Expectabo  gratum  responsum,  ut  possim  me  preparare  deo 
et  itmeri  committere,  prout  habeo  in  commissis. 

Vestre  illustrissime  Dominationis  addictus  seruitor 

Petrus  Parceuich 
archiepiscopus  Martianopolitanus. 

Babmin:  Ad  illustrissimimi  dominum  inclytae  Camerae 
Aulicae  praesidentem  informatio  introscripti  Petri  Parceuich. 

Orig^inal  mit  Peter  Parchevichs  SiegeL 


XXIX. 

^enlpotentia    Oaesarea    pro    Fetro    Parceuich    arohiepiaoopo 
^^^tianopolitano  ad  tractandum   cum  Ohmelniskio.  Viennae 

10.  Januarii  1667. 

Aus  dem  k.  k.  geh.  Hans-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Nos  Ferdinandus  III.  (tit.)  agnoscimus  et  notum  facimus 
^^nore  praesentium  universis,  quod  nos  pro  singulari  nostro  in 
P*<i^m  quaquaversus  restaurandam  et  stabiliendam  studio  reve- 
"^^^do  devotb  syncere  nobis  dilecto  Petro  Parcevich,  consiliario 
'^OBtro  et  archiepiscopo  Martianopolitano  in  mandatis  et  pleni- 
P^t^ntiain  dederimus,  ut  pro  componendis  et  radicitus  toUendis 
^^tt^rentiis  inter  serenissimum  priucipem  dominum  Joannem 
^Äimirum,  regem  Poloniae,  Sueciae,  magnum  ducem  Lithua- 
et  Russiae,  Prussiae,  Massoviae,  Samogitiaeque,  consobri- 
et  fratrem  nostrum  carissimum  et  regnum  Poloniae  ex  una 


520 

atque  illustrem  syncere  nobis  dilectum  Bog^slaom  CüunelniB- 
kiam,  Cosaccorum  Zaporavianorum  generalem  miUtiae  duoem 
ex  altera  parte  jam  pridem  exortis  et  partim  adfauc  vigentibos 
non  solum  nostro  nomine  operam  et  officia  sua  interponere  sed 
etiam  fidejubere  possit  ac  valeat,  quicquid  ex  parte  dicti  Sere- 
nissimi regis  et  regni  Poloniae  hac  super  re  tractatom,  con- 
clusum  et  promissum  fuerit,  id  tottim  firmum  et  constans  fore 
atque  debitae  executioni  demandatum  iri. 

Harum  testimonio  litterarum  manu  nostra  subscriptarum 
et  sigilli  nostri  caesarei  impressione  munitarum;  Quae  dabantar 
in  civitate  nostra  Vienna  die  deeima  Januarii  1657. 


XXX. 

Item   alia  (plenipotentia  caesarea)   in  aimili   ad   tractandum 

oum  ChmelniBkio  Ck>8aoooram  Zaporavianorum  generali  mili- 

tiae   duci   ojuademque   asaistentibus   Conmliariia   et    ordinum 

duetoribus.  Viennae  10.  Januarii  1667. 

Ans  dem  k.  k.  geh.  Haas-,  Hof-  und  SUatsarchiv  in  Wien. 

Ferdinandus  tertius. 

Cum  reverendum  devotum  syncere  nobis  dilectum  Petrum 
Parcevich,  nostrum  consiliarium  et  archiepiscopum  Martiano- 
politanum  illuc  ablegandum  duxerimus,  ut  vos  de  gratiae  et 
benevolentiae  nostrae  caesareae  affectu  cumprimis  certiores 
reddat  et  alia  quaedam  ad  restaurandam  quietem  publicam  spee- 
tantia  proponat,  prout  ex  vivo  ejusdem  sermone  pluribus  pote- 
ritis  percipere:  clementer  a  vobis  postulamus,  quatenus  praefato 
ablegato  nostro  in  iis,  quae  nomine  nostro  vobis  propositurus 
est,  plenam  fidem  adhibere  atque  vos  ita  declarare  velitis, 
quemadmodum  benigne  coniidimus  atque  publica  quies  et  ipsius 
patriae  tranquillitas  id  postulat. 

Qui  vobis  de  caetero  gratiam  et  benevolentiam  nostram 
caesaream  offerimus.  Viennae  10.  Januarii  1657. 


521 


XXXI. 

Item  alia  ad  tractandum  pro  eodem  arohiepisoopo  oum  N.  N. 
Cosacoorum  Zaporavianorum  deleotis  coasiliariis  et   ordinum 

duotoribus. 

r 

Aas  dem  k.  k.  Hans-,  Hof-  und  Staatsarchiy  in  Wien. 

Ferdinandus  III. 

Instructio  pro  reverendo  devoto  syncere  nobis  dilecto 
Petro  Parcevich,  nostro  consiliario,  archiepiscopo  Martiano- 
politano  [et  ad  illustrem  syncere  nobis  dilectum  Boguslaum 
Chmelniskium,  Cosacoorum  Zaporaviensium  generalem  militiae 
ducem]  ablegato,    quid  ibidem  nomine  nostro  negotiari  debeat. 

Dictus  ablegatus  noster  aecepta  hac  instructione  et  litteris 
fiduciariis  huc  spectantibus  omni  qua  potent  breviori  et  secu- 
riori  via  ad  praefatum  Chmielniskium  incognitus  pervenire  con- 
tendet  et  ubi  appulerit,  post  expleta  curialia,  praemissa  scilicet 
salutatione  nostra  nee  non  gratiae  caesareae  oblatione^  [quod 
cognitae  ablegati  prudentiae  relictum  volumus]  breviter  exponet: 
Postquam  non  ignoremus,  in  quas  discordias  et  dissidia  ipse 
Chmielniskius  ac  Cosacci  cum  serenissimo  rege  et  regno  Po- 
loniae  devenerint,  nobis  etiam  ex  fide  dignis  relationibus  in- 
notuerit,  pro  tollendis  huiusmodi  differentiis  varios  hactenus 
tractatus  institutos  fuisse  et  adhuc  prae  manibus  esse,  in  quibus 
pauca  componenda  supersint  et  in  eo  potissimum  haereatur,  ut 
Chmielniskio  ejusque  asseclis  securitas  praestetur^  de  quibus 
jam  conventum  sit  vel  etiamnum  conveniendum  restet;  cumque 
paternae  sollicitudini  nostrae  nihil  magis  incumbat,  quam  pacein 
et  concordiam  Christianitatis  ubique  locorum  stabilire  ac  pro- 
movere  et  quae  huic  scopo  adversantur  obstacula  removere^ 
prout  nos  imperatorii  nostri  muneris  ratione  ad  hoc  inducimur 
atque  ultro  etiam  in  id  propendemus  et  quandoquidem  invigi- 
lare  cumprlmis  et  cooperari  studeamus,  ut  intestina  dissidia 
inter  serenissimum  regem  regnumque  Poloniae  ac  ipsos  Co- 
saccos  exorta  sopiantur,  quippe  quae  exteris  principibus  et 
maxime  vicinis  etiam  populis  ausum  praebeant  inclytum  Po- 
loniae  regnum  infestandi  et  in  partes  scindendi,  quod  tiistis 
experientia  doceat  et  uberius  manifestatura  sit;  nisi  tollendis 
differentiis  radicitus  succurratur  ac  firmum  adhibeatur  remedium : 


522 

Hinc  nos  pro  sincero  amicitiae  et  bonae  vicinitatis  studio 
et  affectu,  quo  non  minus  ac  gloriosi  quondam  praedecessores 
nostri  [vigore  pactorum  inter  augustam  domum  nostram  et  in- 
clytos  olim  reges  et  regnum  Poloniae  nee  non  magnom  dacatnm 
Lithuaniae  antiquitus  initorum]  in  amplissimqm  hocce  regnum 
ferimur,  dissimulare  diutius  vel  intermittere  noluisse,  quin  etiam 
hoc  loci  caesareae  ac  regiae  interpositionis  nostrae  partes  im- 
penderemus  ipsumque  ablegatum  nostrum  ad  ipsos  destinaremuB 
clementer  postulantes,  quatenus  ipse  Chmielniskius  eiusque  ad- 
haerentes  sibi  ablegato  confidenter  et  secreto  aperire  velint,  in 
qnonam  res  haereat  et  quomodo  ipsi  hoc  negotium  feliciter 
conficiendum  censeant  Quod  si  forsan  hoc  difficultatis  obstaret, 
nt  Cosaccis  super  praeterito  aut  futuro  tractatn  sufficiens  prae- 
stetur  sccuritas,  se  ablegatum  nostrum  in  mandatis  habere,  no- 
mine nostro  iisdem  omnimodam  eamque  polliceri  secmritatem, 
quod  quidquid  ex  parte  regis  et  regni  promissum  fiierit,  id 
totum  fideliter,  sjncere  et  firmiter  executioni  demandari  et  rea- 
liter adimpleri  debeat,  de  quo  nos  cavere  et  in  casum  non 
speratae  alicuius  contraventionis  protectionem  quoque  nostram 
oblatam  velimus:  unde  ipsi  Chmielniskius  et  Cosacci  confi- 
denter et  aperte  erga  legatum  nostrum  se  declarare  possint, 
quae  quidem  omnia  sub  fidissimo  silentio  tum  apud  ablegatum 
tum  nosmet  ipsos  permansura  sint.  Neque  nos  alium  finem 
spectare  quam  utriusque  pards  salutem  et  commodum,  firmam 
scilicet  utriusque  unionem  ac  tranquilitatem  in  tarn  vicino  regno 
majori  etiam  cum  nostra  quiete  stabiliendam,  qui  etiam  ex  parte 
regis  et  regni  seriam  et  synceram  hac  super  re  tractandi  inten- 
tionem  esse  pro  certo  sciamus:  atque  haec  sunt,  quae  abl^;atU8 
noster  Chmielniskio  et  Cosaccis  nostro  nomine  dextre  propo* 
nenda  noveriu 

Quae  vero  ipsi  ablegato  nostro  a  serenissimo  rege  et 
regno  Poloniae  circa  ipsas  conditiones  vel  circa  modum  agendi 
et  tractandi  ad  promovendum  hocce  negotium  suggesta  vel 
proposita  tuorint^  iis  in  quantnm  commode  et  opportune  fieri 
potente  assentietur  et  conde^cendet. 

Praotorea  si  quao  ocourrorint  ad  ipsum  Poloniae  regem  vel 
nostros  in  oadem  ot  Succioa  aula  residentes  scribenda,  adjungi- 
mns  able^rato  nostro  socrotas  nc^tas  sivo  zifras  qnibus  uti  poterit. 

Atquc  hisce  omnibus  doxtre  porficiendis  ablegmtus  noster 
[cujus    devotioni.    tidei    et    tacitumitati    plurimam    confidimus] 


^23 

benignam    voluntatem    nostram    exsequetur,    qui   ipsiun   gratia 
Dostra  caesarea  complectimur.  VieoDae  10.  Januarii  1657. 


XXXII. 

Babrom  einer  Instruotion  für  Feter  Parchevioh  als  Gtesandten 
an  Chmielnicki,  Wien,  10.  Jänner  1657. 

Au8  dem  k.  ungar.  Landesarchiv  in  Ofen,  Abtiilg.  Hof  kammerarchiv. 

Nr.  5  a.  1657.  Instructio  pro  Petro  Parcevich  archiepi- 
Bcopo  Martianopolitano  ad  Boguslaum  Chmelnickium^  Cosac- 
coram  ZaporavieDsium  generalem  militiae  ducem,  pro  exeipienda 
ejusdem  declaratione,  in  quibusnam  terminis  versetur  et  sub- 
sistat  tractatus  ratione  certarum  controversiarum  inter  ipsos 
Cosaccos  et  regem  Poloniae  vigentium^  sopiendarum  institutus^ 
ubive  adhaereat^  expedito  ablogato  concinnata.  Viennae  10.  Ja- 
nuarii 1657. 

XXXIII. 

Mahnaohreiben   der  k.   k.  Hof  kammer  an  die  k.  ungar.  Hof- 

kammer,  Wien,  16.  Jänner  1667. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Maguifici  et  generosj  dominj. 

Bene  meminerint  generosae  et  magnificae  Dominationes 
vestrae^  qualiter  sua  caesarea  regiaque  Maiestas,  dominus  noster 
clementissimus^  iam  antehae  reuerendissimo  domino  archiepi- 
scopo  Martianopolitano  in  certum  finem  pro  itinere  suo  centum 
aureos  isthic  ex  prouentibus  cammerae  statim  depromendas 
dementer  assignauerat.  Cuius  quidem  summae  mediam  partem 
ipse  nuper  ibidem  obtinuerat,  reliquum  autem  ej  adhue  per- 
soluendum  remanserat.  Circa  quod  insuper  nos  magnificas  et 
generosas  Dominationes  vestras  ante  paucos  dies  collegialiter 
peramice  requisiueramus^  quatenus  eidem'  in  hac  parte  de  totalj 
solutione  sua  haud  grauatim  prouidere  uellent.  Cum  itaque 
idem  dominus  archiepiscopus  ad  certum  iter  in  seruitio  suae 
Maiestatis  destinatus  iam  hinc  discedit  et  praenotato  residuo 
Buo    summe   indiget    atque    eatenus    hie    conqueritur;    idcirco 


524 

easdem  magnificas  et  generosas  Dominationes  uestras  ex  reite- 
rato  suae  Maiestatis  benigne  jussu  denuo  summopere  requi- 
rimus,  ut  dictam  restantiam  eidem  domino  archiepiscopoy 
quantum  illa  dcfacto  adhuc  eonstituet,  integraliter  et  indilate 
ex  praemissis  causis  haud  grauatim  persoluj  curare  uelint,  ne 
ipse  eatenus  in  prosecutione  itineris  suj  isthic  detineatur.  Proutj 
eaedem  Dominationes  vestrae  in  hac  parte  optime  agere  noue- 
rint;  quas  in  reliquo  diuinae  tutelae  semper  bene  recommen- 
datas  cupimus. 

Viennae  16.  Januarij  1657. 

Camerae  Hungaricae  dominus  Putz 

Rubrum:  Wiederhohlte  Anmahnung  an  die  hungar.  Kammer 
wegen  befriedigung  den  H.  Erzbischow  zue  Martianopel  des  an 
denen  jüngsthin  demselben  pro  viatico  dorthin  angewiesenen 
100  dugg.  noch  hinderbleibenden  ausstandt. 


XXXIV. 
Feter  Parchevichs  Empfangsbestätigung. 

■ 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Die  16.  Januarij  anno  domini  1657. 

Ego  infrascriptus  fateor  hac  praesenti  scriptura,  ex  ordine 
sacrae  cesareae  regieque  Maiestatis  me  recepisse  per  maniiB 
illustrissimi  domini  inclytae  Camerae  Aulicae  praesidentis  vnuffl 
poculum  altum  argenteum  deauratum  et  tria  parua  horologia« 
Item  in  moneta  parata  sexcentos  ducatos  in  auro:  omnia  haec 
inseruient  ad  exequendam  benignam  voluntatem  dictae  sacrae 
ces.  regieque  Maiestatis  pro  gloria  dei  et  principum  Christia- 
norum  optata  tranquillitate.  Quod  ut  certius  pateat,  prefatam 
scripturam  mea  propria  manu  scripsi  et  subscripsi  et  sigiUo 
communiui. 

Datum  Viennae  die  et  anno  supradicto. 

Ego  Petrus  Parceuich  archiepiscopus 
Martianopolitanus  affirmo  manu  propria. 

L.  S. 

Original  mit  Peter  Parchevichs  Siegel. 


525 


XXXV. 

Schreiben  Feter  Farchevichs   an    den   Präsidenten   der   k.   k. 

Hofkammer,  Wien,  16.  Jänner  1657. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Illustrissinic  domine,  patrone  obseruandissime. 

Ego  feci  quietantiani;  prout  vestra  illustrissima  Dominatio 
uidebit.  Sed  vestra  illustrissima  Dominatio  mihi  nihil  dedit  pro 
vxore  domini  Ckmelnitij^  nee  pro  eins  filio.  Cum  sit  talis  mos 
et  domino  presentare  et  domine  et  filijs  simul,  rogo  illustris- 
simam  suam  Dominationem,  si  pro  illis  habet  aliquid,  trans- 
mittere  dignetur  per  predictum  meum  famulum  cum  illis  centum 
aureis  sed  obsigillatis ;  et  si  non  habet  talem  ordinem,  saltem 
dignetur  mihi  significare,  quia  cras  summo  mane  insinuare 
curabo  sacrae  ces.  regieque  Maiestati.  His  omnia  fausta  vestre 
illustrissime  Dominationi  ex  animo  precor. 

Datum  ex  domo  die  16.  Januarij  1657. 

Vestre  illustrissime  Dominationi  addictus  semper  seruitor 

Petrus  Parceuich 
archiepiscopus  Martianopolitanus. 

Rnbrum:  Illustrissimo  domino  inclytae  Camerae  Aulicae 
presidenti. 

Original  mit  Peter  Parchevichs  Siegel. 

XXXVI. 

Weiteres  Schreiben  Peter  Farchevichs  an  den  Präsidenten  der 
k.  k.  Hofkammer,  Wien,  17.  Jänner  1657. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Illustrissime  signore  mio  osservandissimo ! 

8i  compiacerk  V.  S.  illustrissima  dare  in  mano  di  questo 
mio  giovanne  quelli  cento  Ongari  in  oro;  perchfe  mandando  per 
il  suo  servitore  potrebbe  accorgersi  qualche  d*  uno  in  questa 
casa;  perch^  non  vorria  che  sapesse  nissuno.  Similmente  come 
le  scrissi  hiersera,  se  fosse  ordine  da  sua  Maesta  cesarea  per 
portare   alla   moglie   del   Kmelnitio   et   al   suo    figliolo  qualche 


526 

presente,  poträ  darlo  al  medesimo  giovanne:  o  veramente 
ginuare  alla  Bacra  cesarea  Maesta,  si  compiaccia  ordinäre;  e 
le  auguro  ogni  felicita. 

Di  casa  li  17  gennaro  1657. 

Di  Vossignoria  illustrissima  addettissimo  servitore 

Pietro  Parceuich 
arcivescovo  di  Martianopoli. 

Eubmm:    UlustrisBimo    domino    observandissimO;    domi Ino 

N.  N.   inclytae  Camerae-Aulicae   presidenti   dentur  ad  mani 

Original  mit  Peter  Parchevichs  Siegel. 


XXXVII. 

Bericht  Peter  Farchevicha  an  Kaiser  Ferdinand  IIL, 

Jaroslav,  8.  Februar  1667. 

Aus  dem  k.  k.  Hans-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Doppo  tanti  stenti  e  freddi  con  il  divino  aiuto  venni  nel 
citta  di  Jeroslavia  in  Polonia^  distante  da  Leopoli  miglia 
de!  paese;  commodamente  si  possono  fare  in  doi  giomi;  e 
vendo  partire  il  giorno  seguente  verso  detto  Leopoli  et  ulti — '-^^ 
li  Bette  febraro  essendo  gionto  in  Jeroslavia  li  sei  detto  sent^^J 
per  la  citta  un  tumultuare  di  molte  persone  preparandosi  all 
fugga;  et  interrogando  diligentemente,  che  rumori  fossero, 
posero  esser  venuto  Y  essercito  Rakoziano  sotto  Leopoli  pr 
dando  e  saccheggiando  dovunque  passassero:  finalmente  pe 
maggiormente  certificarmi  chiamai  un  Padre  Jesuita  quella  se 
venuto  da  Leopoli,  il  quale  oretenus  mi  disse  inter  alios,  c 
lui  era  stato  spogliato  lunedi  sera  li  5  februaro  di  doi  cavall^ 
e  di  tutte  le  robbe,  che  per  la  chiesa  e  beata  vergine  Mari 
miracolosa  di  Jeroslavia  e  per  il  collegio  delli  Padri  Gesui 
haveva  conprato,  dalli  soldati  Rakoziani.  Disse  inoltre,  have 
mandato  Kernen  Janose  il  suo  trombetta  nella  cittk  con  avisa 
alli  cittadini,  che  si  dovessero  rendere  quanto  prima,  se  have 
vano  k  caro  la  vita:  mk  che  li  buoni  cittadini  doppo  il  spar 
di  tre  canoni  havessero  risposto,  se  si  renderebbe  Crakovi 
e  se  il  loro  rk  commandarebbe,  forsi  forsi  anche  essi  si  ren 
derebbero:   ma  altrimenti   durante   una  anima  mai    erano  pe 


527 

commetiere  simil  infamia  et  infedeltä  al  serenissimo  r^  loro 
signore.  Dicono  eseer  per  adesso  sotto  detta  cittk  mille  eavalli 
e  doi  milla  fanti^  una  parte  anche  essere  nella  villa  delli  Padri 
Jesniti  chiamata  Simnovoda,  id  est  ,aqua  frigida',  lontana  un 
miglio  da  Leopoli;  V  armata  poi  esser  distante  cinque  miglia: 
intesi  anche  dk  alcuni  esser  morto  Kmelnieki.  Onde  stante 
queste  novitä  mi  tratterö  in  questa  cittk  per  alquanto  di  tempo 
per  sentire  Y  intento  di  R&kozi  e  se  manerk  Y  esercito  in  quk, 
come  tatti  dicono,  io  mi  ritirarö  indietro  per  non  pericolare, 
&  ver6  se  si  potrk  pigliarö  altra  strada,  per  difficile  h  longa 
che  sia  per  effetuare  la  benigna  volontk  di  vostra  ces.  reg. 
Ifjtestk  Se  fossi  piü  vicino  a  Vienna,  aspettaria  qualche  nuovo 
ordine^  mk  per  essermi  gik  internato  in  questo  regno  mi  con- 
verrk  pigliar  qualche  altro  impiego  e  risolutione:  io  quanto 
posso  avertire  vedo  che  li  Polachi  poco  curano^  venghi  uno 
&  venghi  Y  altro;  anzi  nelli  primi  anni  intimoriti  sempre  stano 
pronti  alla  fngga,  sed  fuga  in  hyeme  difficilis  est.  Inoltre 
qui  si  dice  esser  morto  il  serenissimo  r^  di  Spagna;  questo 
per6  meglio  si  saprk  in  Vienna,  che  qui.  II  signore  mariscialko 
O-liabomirski  non  si  muove  con  il  suo  essercito  nee  unquem 
ül€  viderit  Non  posso  penetrare,  se  il  Rakozio  habbi  alcuni 
delli  Eosazzi  in  sua  parte,  come  anche  Moldavos  et  Vallakos; 
tutto  questo  con  il  proseguire  piacendo  a  dio  il  viaggio  come 
Bp^ro  verso  Russia  procuraro  di  essatamente  intendere  e  fedel- 
'>>6nte  alla  vostra  sacratissima  ces.  reg.  Maestk  per  securam 
^^un  significare:  per  maggior  sicurezza  e  guida  ho  preso  meco 
nn  Padre  Gesuita  vestendolo  da  prete,  pratichissimo  verso  le 
P^^ti  di  Boristene  et  Ukraina,  sed  eo  animo  quasi  illum  ad 
'^Qam  residentiam  duccrem;  vellem  esset  modo  aliquis  mecum 
^^  dominis  cameraticis;  viderent  per  experientiam,  quales  mi- 

*^^iae  his  temporibus  patiuntur  et  expensae  requiruntur. 

Resto   supplicando   per  fine   alla  vostra  sacratissima  ces. 
Maestk  con   ogni  humiltk  da  dio  benedetto  la  longa  vita, 

P^'OBperitk  nelle  ationi  e  perpetuitk  nell*  impero. 

Di  Jeroslavia  li  8  febraro  anno  virginei  partus  1657. 
Di    vostra    sacratissima   cesarea  regia  Maestk   humillimo 

^^pollano  Pietro  Parcevich 

arcivescovo  di  Martianopoli. 
In  terg^ :  Sacratissimae  caesareae  regiaeque  Maiestati  domino 

^lonaentissimo. 


xxxvni. 

Feter  Farchevioha  Rede  an  Bogdan  Chmielnioki,  ohne  Datmxm 
Aufl  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Breuis  salutatio  habita  ad  Boguslauum  ^  Kmelnizium  ab  archi^  ;yi' 

scopo  Martianopolitano  ablegato. 

Illustris  ac  magnifice  domine,  gloriose  ac  bellicosae  gem.  '^is 
Oosacorum  Saporouiensium  dux  et  patrone  gratiosae.  ^  Fer^di- 
nandus  III.  Romanorum  dei  gratia  Imperator  omniumque  frmJOr 
cipum  in  tota  Christianitate  imo  a  solis  ortu  usque  ad  occasus^Jn 
legitimus,  supremus  ac  semper  augustus  princeps,  a  longo  C9^ 
nitis  Illustritatis  tuae  rebus  preclare  gestis  pro  eo  quo  semper 
in  bene  meritos  dobito  fertur  amore  etiam  Illustritatem  to»-^ 
paterno  salutationis  suae  affectu  prosequens  suae  sae.  caesar^o 
Maiestatis  in  omnibus  per  me  ablegatum  suum  Illustritati  ta^>^ 
bcneuolentiam  et  gratiam  testatur  paternam. 

Quae  omnia  ut  in  animo  Illustritatis  tuae  libere,  Boli^3® 
et  sincere  aquiescant,  ille  qui  illustrium  virorum  animos  li<5  ^^ 
ante  disiunetos  post  tarnen  ad  omne  et  utile  augendum  a 
diuini  honoris  bonum  in  rebus  bene  ordinatis  publicis  indis^ 
lubiliter  eoniunctos  plerunque  faeit,  in  illustri  quoque  anii 
tuo  cum  omni  diuinorum  suorum  operum  fauore  et  dement"** 
ut  efficere  uelit,  intimis  votis  meis  testor.  Atque  hisce  dicta 
sac.  cesaree  Maiestatis  domini  mei  clementissimi  patemi  amoi 
affectum  coram  illustri  ac  magnifica  Dominatione  tua  nee  uc^^^ 
magnificis  et  illustribus  consiliarijs  hanc  gloriosam  et  bel^K-*' 
cosam  rempublicam  constituentibus  aperio  et  demonstro;  vni^^:^^ 
omnes  et  singulos  fraterno  amoris  mei  vinculo  complecte^E^ö 
singulis  singularem  quoque  intentum  sacrae  cesaree  MaiestatK  s, 
domini  inquam  mei  clementissimi,  alto  illustrium  virorum  co 
silio  mature  perficiendum  trade  ac  intime  communico. 


*  recte:  Bogdaiinm. 

*  sie! 


529 


XXXIX. 

Brief  Ghmielnioki's  an  Kaiser  Ferdinand  HE.,  Czehrin, 

18.  April  1657. 

Aus  dem  k.  k.  Hrus-,  Hof-  nnd  Staatsarchiv  in  Wien. 

iogustissime  potentissimoquo  caesar,  domine  doraine  nobis 

clementissime. 

Solemni  ritu  rem  celebrandam  imoque  in  stupore  digno 
»endam  literae  suae  caesareae  Maiestatis  manibus  illustris- 
i  Petri  Parcevich  archiepiscopi  Martianopolitani  nobis  de- 
\e  prae  se  tolerunt,  quibus  emicuit,  non  aliud  magis  suam 
»etere  Maiesiatem^  quam  ut  Christianus  orbis  ab  inveterata 
istaque  tot  dissensionibus  desistat  insania  quotidianoque 
ßidio  et  in  conciliandos  uniendosque  vinculo  pristino  se  con- 
&t  animos;  ultroque  se  non  defuturum  tanto  negotio  sua 
isarea  Maiestas  mediatorem,  nullo  suae  authoritatis  discri- 
36  supposito  pollicetur.  Equidem  non  abs  re  suae  caesareae 
iestatis  praedicanda  dementia;  cum  nullius  commodi  pelli- 
i  ratione  spontaneum  nee  non  difficilem  in  se  summat  la- 
em,  hoc  solum  adducto  condimento,  ne  ulterioribus  Christiana 
publica  involvatur  erroribus,  imo  compositis  inter  se  inimi- 
is  quisque  pacis  fruatur  dulcedine.  Tum  sedula  illustrissimi 
d  caesareae  Maiestatis  commendanda  in  exequendis  promo- 
disque  comissis  vigilantia  legati^  cui  tarn  de  conatibus  quam 
industria  aptitudineque  tantis  rebus  nccessaria  nihil  defuisse 
amur  fideliter:  quoniam  et  iusta  serie  legationis  suae  per- 
ttarit  arcana;  nee  minus  patenter  de  sincero  in  nos  suae 
lareae  Majestatis  praedixerit  animo.  Cui  nos  cum  de  grati- 
Ine  manemus  solliciti,  hactenus  tamen  in  locum  iusto  pen- 
ii  praestiti  beneiicii  nostram  elocamus  propensionem :  spon- 
tes  non  alio  nos  contentos  fore  intermediante,  nee  alterius 
uius  quam  suae  caesareae  Maiestatis  innixuros  consilio,  si 
en  securitati  integritatique  Status'  nostri  nulla  inferatur  in- 
«.  Caetera  cum  magis  fundantur  praesenti  relatione,  coram 
5m  illustrissimo  concredidimus  legato  infirmae  non  commit- 
^8  papyro,  rati  sufficienter  absoluteque  et  sibi  enucleaturum 
imissa  et  de  nostra  haud  segnius  testificaturum  humilitate 
>b8equentia.    Deum    interim  de  prosperrimo  suae  caesareae 


530 

Maiestatis  successu  valetudinisque  quotidiano  augmento  in  dies 
meliori  precantes  indebilitandae  nos  commendamus  cum  ob- 
sequiis  gratiae.  Dabantur  Czyhynjni  die  18.  Aprilis  anno  1657. 

Augustissimae  vestrae  caesareae  Maiestatis 

optatissimi  humillimique  servi 

Bohdan  Chmielnicki 
dux  cum  universa  cohorte  Zaporoviana. 

In  tergfo:  Serenissimo  et  potentissimo  principi  Ferdinande 
tertio,  divina  favente  dementia  Romanorum  imperatori  semper 
augusto  ac  Germaniae^  Hungariae,  Bohemiae,  Dalmaciae,  Croa- 
oiae,  Sdavoniae  Bulgariaeque  regi,  archiduci  Austriae,  duci 
Burgundiae,  Styriae,  Carinthiae,  Carniolae  et  Virttembei^ae, 
comiti  Tyrolis,  domino  domino  nobis  dementissimo. 

Original  mit  zerstörtem  Siegel. 


XL. 

Vollmaoht  Kaiser  Leopolds  I.  f&r  Peter  Parohevioh  sor 
Verhandlung  mit  Chmielnicki,  Wien,  19.  Mai  1657. 

Ans  dem  k.  k.  Hans-,  Hof-  nnd  Staatsarchiv  in  Wien. 

Plenipotentia  pro  archiepiscopo  Martianopolitano  ad  trac- 
tandum  cum  Chmelniskio. 

In  simili  alia  ad  tractandum  cum  eodem  Chmelniskio 
ejusque  assistentibus  consiliarijs  et  ordinum  ductoribus. 

Item  alia  ad  tractandum  cum  N.  N.  Cosaccorum  Zapora- 
viensium  delectis  consiliarijs  et  ordinum  ductoribus. 

Nos  Leopoldus  etc.  Agnoscimus  et  notum  facimus  tenore 
praesentium  universis,  quod  nos  pro  singulari  nostro  in  pacem 
quaquaversus  restaurandam  et  stabiliendam  studio  reverendo, 
devoto^  sincere  nobis  dilecto  Petro  Parcevich,  nostro  consiliario 
et  archiepiscopo  Martianopolitano  in  mandatis  et  plenipotentiam 
daderimus,  ut  pro  compohendis  et  radicitus  tollendis  differentijs 
inter  serenissimum  principem  dominum  Joannem  Casimirum 
regem  Poloniae  et  Sueciae,  magnum  ducem  Lithuaniae  etc.  et 
regnum  Poloniae  ex  una:  atque  illustrem  sincere  nobis  dilectum 
Bogualaum  Chmelniskium  Cosacorum  Zaporaviensium  generali 
militiae   ducem    ex   altera   parte  iam  pridem  exortis  et  partim 


531 

adhuc  vigentibus  non  solum  nostro  nomine  operam  et  officia 
sua  interponere  sed  etiam  fideiubere  possit  ac  valeat,  quicquid 
ex  parte  dicti  Berenissimi  regia  et  regni  Poloniae  hac  super  re 
tractatum^  conclusum  et  promissum  fuerit,  id  totum  firm  um  et 
constans  fore  atque  debitae  executioni  demandatum  iri.  Harum 
testimonio  literarum  manu  nostra  subscriptarum  et  sigilli  nostri 
regii  impressione  munitarum.  Quae  dabantur  in  eivitate  nostra 
Viennae  die  19.  Maij  1657. 

Concept. 

XLI. 

Kaiser  Leopolds  L  Greditive  für  Peter  Parchevich  an 
Chmielnicki  und  dessen  Räthe,  Wien,  19.  Mai  1657. 

Ao8  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarehiv  in  Wien. 

1.  Chmielnickio  credentiales  in  Petrum  Parcevich. 

2.  In  simili  aliae  ad  Chmielnickium  et  consilium  simul  et 
coniunctim. 

3.  Item  aliae  ad  consilium  seorsim. 

Leopoldus  dei  gratia  Hungariae  et  Bohemiae  rex,  archidux 
Austriae  etc. 

Iliustris  syncere  nobis  dilecte.  [Illustris,  magnifici  et  strenui 
syncere  nobis  dilecti.  Magnifici  et  strenui  syncere  nobis  dilecti.] 
Cum  reverendum  devotum  syncere  nobis  dilectum  Petrum  Par- 
cevich, nostrum  consiliarium  et  archiepiscopum  Martianopoli- 
tanum  illuc  ablegandum  duxerimus,  ut  vos  de  gratiae  et  bene- 
volentiae  nostrae  regiae  affectu  cumprimis  certiores  reddat  et 
alia  quaedam  ad  restaurandam  quietem  publicam  spectantia 
proponat,  prout  ex  vivo  eiusdem  aermone  pluribus  poteritis 
percipere:  clementer  a  vobis  postulamus,  quatenus  prefato 
ablegato  nostro  in  ijs,  quae  nostro  nomine  vobis  propositurus 
est,  plenam  tidem  adhibere  atque  vos  ita  declarare  velitis, 
quemadmodum  benigne  confidimus  atque  publica  quies  et  ipsius 
patriae  tranquillitas  id  postulat.  Qui  vobis  de  caetero  gratiam 
et  benevolentiam  nostram  regiam  ofi'erimus.  Datum  in  eivitate 
nostra  Viennae  die  decima  nona  Maij,  anno  domini  millesimo 
sexcentesimo  quinquagesinio  septimo,  regnorum  nostrorum  Hun- 
garici  altero,  Bohemici  vero  primo.  Viennae  19.  Maij  1657. 

Ad  mandatum  sacrae  regiae  Maiestatis 

Concept.  proprium. 

▲rchlT.  Bd.  LH.  II.  n&lfte.  35 


tul 


7. 


532 

XLn. 

Kaiser  Leopolds  L  Auftrag  an  Peter  Parohevich,  die  Verhand* 
langen  mit  Chmielnicki  weiterzufahren,   Wien,  19.  Mai  1651* 

AoB  dem  k.  k.  Haas-,  Hof-  und  Staataarchiv  in  Wien. 

Archiepiscopo  Martianopolitano  transmittitur  instructio     ^ 
Chmelnickium. 

Leopoldus.  Reverende,  devote,  syneere  nobis  dilec^^» 
Litterae  Devotionis  tuae  8.  Februarii  Jaroslavia  ad  divum  E^ 
manorum  imperatorem  Ferdinandum  tertium,  dominum  patr^m 
nostrum  colendissimum  gloriosae  memoriae,  perscriptae  Ma^ie- 
stati  suae  adhuc  10.  Martij  redditae  fuere.  Sed  cum  eand^m 
nuper  2.  Aprilis  divina  bonitas  ex  hac  mortalitate  ad  aeteir'^a 
gaudia  evoeare  voluerit  nosque,  qui  in  paterna  regna  et  faro- 
vincias  haereditarias  successimus,  non  minus  etiam  omnia  es^.e- 
cutioni  mandari  et  ad  iinem  intentum  deduci  velimus,  qn-^ 
sua  Maiestas  et  Dilectlo  in  vivis  peragenda  statuit,  inter  qra-dte 
etiam  commissum  negotium  illud  Devotioni  tuae  apud  Chmel».  is- 
kium  et  Cosaccos  tractandum  superesse  reperimus:  hinc  re^o- 
lutioni  defunctae  suae  Maiestatis  et  Dilectionis  inhaeren'^^ 
priorem  instructionem  et  mandata  nostro  nomine  renovari  ixÄS- 
simus,  quemadmodum  hisce  includuntur,  Devotionem  tuamol«* 
menter  requirentes,  ut  ex  prescripto  singula  soUerter  et  si^iß 
mora  exequi  nosque  de  successu  negotij  quam  primum  infc^r- 
mare  velit,  factura  benignam  voluntatem  nostram.  Qui  Devotion* 
tuae  gratiam  nostram  regiam  offerimus.  Viennae  19.  Maij  16S^*- 

Concept. 

XLIII. 

Kaiser  Leopolds  I.  Instruction  für  Peter  Parchevich  sur  Foi^^^' 
führung  seiner  Gesandtschaft,  Wien,  19.  Mai  1657. 

Ana  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Instructio  pro   archiepiscopo  Martianopolitano   ad  Chm^^* 
niskium  ablegato. 

Leopoldus  etc.    Re verende,  devote,  syneere  nobis  dilecfc^^ 
Meminerit  Devotio  tua,    cum  qua  instructione  et  mandatis  s 
decimo  Januarij  huius  anni  ipsa  a  divo  Romanorum  imperato 


533 

Ferdinando  tertio;  domino  patre  nostro  colendissimo  gloriosae 
memoriae^  ad  Cosaccorum  Zaporaviensium  ducem  ChmelDiskium 
eiusque  asseclas  ablegata  fuerit.  Etsi  vero  a  toto  eo  tempore 
Bui  hinc  discessus  nil  literarum,  [nisi  quas  Devotio  tua  Jeros- 
lavia  de  8.  Februarij  scripserat]  huc  pervenerit  adeoque  nobis 
haud  constet,  num  Devotio  tua  ulterius  progressa  et  quid  hac- 
tenus  in  negotijs  sibi  commissis  actum  sit^  nos  autem^  quem- 
admodum  in  paterna  regna  et  ditiones  haereditarias  defunetae 
caesareae  Maiestatis  et  Dilectionis  suae  successimus^  ita  etiam 
resolutionibus  per  eandem  caeptis  firmiter  inhaerere  cupiamus : 
hinc  Devotioni  tuae  adiunctas  fiduciarias  et  plenipotentiam 
nostro  nomine  expeditas  includiraus  et  casu,  quo  praeter  spem 
hactenus  ad  Chmelniskium  nondum  pervenisset  rebusque  trac- 
tandis  initium  non  fecisset^  eandem  quantocyus  illuc  incognitam 
contendere  velimus,  ubi  post  expleta  curialia,  praemissa  scilicet 
salutacione  nostra  nee  non  graciae  regiae  oblatione  [quod  cog- 
nitae  Devotionis  tuae  prudeuciae  relinquimus]  ex  tenore  con- 
creditae  sibi  antehac  instructionis  caesareae  breviter  exponet: 
Posteaquam  scilicet  non  ignoremus;  in  quas  discordias  et  dis- 
sidia  ipse  Chmelniskius  ac  Cosacci  cum  serenissimo  rege  et 
regno  Poloniae  devenerint,  nobis  etiam  ex  fidedignis  relacionibus 
innotuerit;  pro  tollendis  huiusmodi  differentijs  varios  hactenus 
tractatus  institutos  fuisse  et  adhuc  prae  manibus  esse^  in 
quibus  pauca  componenda  supersint  et  in  eo  potissimum 
haereatur,  ut  Chmelniskio  eiusque  asseclis  securitas  prae- 
stetur  eorum,  de  quibus  iam  conventum  sit  vel  etiamnum 
conveniendum  restet,  cumque  sollicitudini  nostrae  exemplo 
divi  quondam  domini  patris  nostri  nihil  niagis  incumbat, 
quam  pacem  et  concordiam  Christianitatis  ubique  locorum 
Stabilire  ac  promovere  et,  quae  huic  scopo  adversantur, 
removere  obstacula;  prout  nos  nitro  in  id  propendeamus  et 
cumprimis  invigilare  et  cooperari  studeamus,  ut  intestina  dis- 
sidia  inter  serenissimum  regem  regnumquc  Poloniae  ac  ipsos 
Cosaccos  exorta  sopiantur,  quippe  quae  exteris  principibus  et 
maxime  vicinis  etiam  populis  ausum  praebeant,  inclytum  Po- 
loniae regnum  infestandi  et  in  partes  scindendi,  quod  tristis 
experientia  doceat  et  uberius  manifestatura  sit,  nisi  ijs  tollendis 
radicitus  diflferontijs  iirmum  et  durabile  adhibeatur  remedium  : 
proinde  nos  pro  syncero  amicitiae  et  bono  vicinitatis  studio  et 
affectu,    quo    non   minus   ac    gloriosi    quondam    praedecessores 

So* 


534 

nostri  (vigore  pactorum  inter  augustam  domum  nostram  et  in- 
clytOB   reges   et   regnum  Poloniae    nee    non    magnum   ducatum 
Lithuaniae   antiquitus   initorum)    in    amplissimum  illud  regnum 
ferimur,  dissimulare  diutius  vel  intermittere  noiuisse;  quin  etiam 
hoc   loci    regiae    interpositionis    nostrae    partes    impenderemus 
adeoque  Devotionem   tuara    velut   ablegatuna   nostrum  ad  ipsos 
destinaremus  clementer  postulantes,  quatenus  ipse  Chmelniskias 
eiusque  adhaerentes  Devotioni  tuae  confidenter  et  secreto  ape- 
rire  velint,  in  quonam  res  haereat  et  quomodo  ipsi  hoc  negotium 
feliciter  conficiendum  censeant;    quodsi  forsan    hoc   difficoltatiB 
obstaret,   ut  Cosaccis   super    preterito   aut    futuro   tractatu  suf- 
ficiens   prestetur   securitas,    Devotionem    tuam  in  raandatis  ha- 
bere, nomine  nostro  ijsdem  omnimodam  eamque  polliceri  securi- 
tatem,  quod  quicquid  ex  parte  regis  et  regni  promissum  fuerit, 
id   totum   fideliter   et   sincere    et  firmiter  executioni  demandari 
et   realiter   adimpleri    debeat;    de    quo  nos  cavere  et  in  caaum 
non    speratae     alicuius     contraventionis    protectionem    qaoque 
nostram  oblatam  vclimus.  Unde  ipsi,  Chmelniskius  et  Cosacci, 
confidenter  et  aperte  erga  Devotionem  tuam  se  declarare  possint) 
quae  quidem  omnia  sub  fidissimo  silontio  tum  apud  Devotionem 
tuam  tum  nosmet  ipsos  permansura  sint. 

Neque  nos  alium  finem  spectare  quam  utriusque  parti» 
salutem  et  commodum,  firmam  scilicet  utriusque  unionem  ^^ 
tranquillitatem  in  tam  vicino  regno  maiori  etiam  cum  nos't*^ 
quiete  stabiliendam;  qui  ex  parte  regis  et  regni  seriam  quoq^® 
et  sinceram  hac  super  re  tractandi  intentionem  esse  pro  ca«^^ 
sciamus.  Atque  haec  sunt,  quae  Devotio  tua  Chmelniskio  ® 
Cosaccis  nostro  nomine  dextre  proponenda  noverit 

Quae  vero  Devotioni  tuae  a  serenissimo  rege  et  regi^^ 
Poloniae  circa  ipsas  conditiones  vel  circa  raodum  agendi  ^ 
tractandi  ad  promovendum  hocce  negotium  suggesta  vel  p 
posita  fuerint,  ijs  in  quantum  commode  et  oportune  fieri  pote 
assentietur  et  condescendet. 

Praeterea    si    quae    occurrerint   ad  ipsum  Poloniae  reg 
vel    nostrum    in    eadem    aula    residentem    scribenda,    Devo 
tua    secretis    notis    sive    zifris    sibi    antehaec    consignatis 
potent. 

Atque    hisce    omnibus    dextre    perficiendis    Devotio 
(cuius    fidei    et    taciturnitati    plurimum    confidimus)    benign 


535 

voluntatem   nostram   exequetur,    qui  ipsam   gratia  nostra  regia 
compiectimiir. 

Viennae,  19.  Maij  1657. 

Concept 

XLIV. 

Kaiser  Leopolds  I.  Creditive  für  Peter  Parchevich  an  den 

jungen  Chnüelnioki,  Wien,  4.  Juni  1657. 

Ans  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Credentiales  ad  iuvenem  Chmelnicium  in  archiepiscopum 
Martianopolitanum. 

Leopoldus.  lUustris,  syncere  nobis  dilecte  (Illustris,  magni- 
fici  et  strenui,  syncere  nobis  dilecti).  Ablegavimus  non  ita  pridem 
reverendum,  devotum,  sincero  nobis  dileetum  Petrum  Parcevich, 
nostrum  consiliarium  et  archiepiscopum  Martianopolitanum,  ut 
patri  vestro  illustri  sincere  nobis  dilecto  Boguslao  Chmelniskio 
certa  quedam  ad  restaurandam  quietem  publicam  spectantia 
proponeret.  Cum  autem  interea  temporis  fama  ad  nos  perlata 
sit,  patrem  vestrum  re  bene  coepta  sed  nondum  finita,  id  quod 
dolemus,  vi  vis  erreptum  esse;  nos  vero  pro  singulari  nostro  in 
pacem  inclytae  regno  Poloniae  et  patriae  reducendam  studio  in 
id  maxime  propendeamus,  ut  coepti  tractatus  optatum  sortiantur 
effectum:  clementer  a  vobis  postulamus,  quatenus  prefato  ab- 
legato  nostro  in  ijs,  quae  nostro  nomine  ulterius  propositurus 
est,  plenam  fidem  adhibere  atque  totum  tractationis  negotium 
ita  finire  velitis,  quemadmodum  benigne  confidimus  atque  pu- 
blica quies  et  ipsius  patriae  tranquillitas  id  postulat.  Qui  vobis 
vicissim  gratiam  et  benevolentiam  nostram  regiam  offerimus. 
Datum  in  civitate  nostra  Viennae  anno  1657  die  4.  mensis  Junij. 

Concept. 

XLV. 

Kaiser  Leopolds  I.  Auftrag  an  Feter  Parchevich,  seine  Mission 
beim  jungen  Ghmielnicki  fortzuführen,  Wien,  4.  Juni  1657. 

Aus  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Archiepiscopo  Martianopolitano. 

Leopoldus.  Reverende,  devote,  syncere  nobis  dilecte. 
Omnino  confidimus  litteras  nostras  17.  (recte  19.)  Maij  proxime 


536 

preteriti   ad   Devotionem    tuam    datas,    quibus   eandem   de    ^^' 
cessu   ex    hac   vita   colendissimi    domioi  patris  nostri  glorios'^ 
memoriae    certiorem    faciebamus    simulque   novam   ad    iDterJ>0" 
nenda    inter    serenissimum  regem  et  regnum  Poloniae  et  ge^xie- 
ralem  Cosaccorum    ducem    et   exercitum    illi    adhaerentem  ^pro 
reconciliatione  officia  mediationis  nostrae  plenipotentiam  tr^"«8- 
mittebamus,  recte  pervenisse.  Relatum  nobis  fuit  interim,  De^^o- 
tionem  tuam  non  solum  ad  generalem  Cosaccorum  ducem  Chncm  «I- 
niskium  pervenisse,    sed   mediante   quoque  opera  et  officiortiin 
suorum  interpositione  tractatus  reconciliacionis  cum  domino  ise- 
renissimo  Rege  et  regno  Poloniae  institutos  eo  fuisse  perductos, 
ut  speratus  eorundem  finis  potuisset  expectari,   nisi  morte  ipsa 
vel  periculoso  saltem  morbo  correptus  fuisset  Chmelniskius,  qiii 
tarnen   rem   eo   disposuerit,    ut   totum    armorum  imperium  filio 
8U0,  ut  aiunt,  impuberi  fuerit  delatum. 

Cum   igitur   nos   non    modo  diligentiam  et  syncere  devo- 
tionis  Studium,  quod  Devotio  tua  huic  negotio  impendisse  per- 
hibetur,   benigne    approbemus,   verum  etiam  tractatus  ipsos  etd 
optatum  efFectum  perduci  admodum  ciipiamus,  idcirco,    tarne t^si 
de    statu    domini    Chmielniczkij,    vivusne   an    mortuus   ille   »i^ 
etiamnum   simus   dubij,    faciendum  tamen  nobis  putaremus,    ^^'^ 
Devotioni    tuae    in    cum    insperatum    eventum,    quo    domin 
Chmielnitzkius  fatis  lam  concessisset  ac  eidem  filius  substitutr» 
esset,  plenipotentiam  et  fiduciarias  bis  appositas  [quibus  titulim 
inscribere  nostro  nomine  noverit]  ad  filium  defuncti  Chmelnia 
transmitteremus   eamque  hisce    clementer,    ut  facimus,    requic 
remus,    si    quidem    casus    iam    dictus    evenerit,    premissis  p 
ratione  ipsiusmet  casus  convenientibus  curialibus  eidem  Chmi 
nitzkio  iuniori,  tum  et  subordinatis  ductoribus  militiae  de  nost^ 
in  pacem  et  quietem  dicti  regni  cura,  tum  studio  quoque  er| 
ipsos  contestato  in  id  porro,  nisi  res  iam  quod  speramus,  eo- 
fecta   sit,    iuxta   prescriptum    instructionis    iam    ante  sibi  dal 
omni  contentione    incumbere    pergat,    quo    negocio    illi    optat 
quam  primum  tinis  imponatur  eiusque  rei  mox  ad  nos  nunti 
perferatur.   Expletura  est  in  hoc  Devotio  tua  benignam  voliu 
tatem  nostram,    qui  ipsam  de  caetero   gratia   nostra  regia  c 
menter  complectimur.     Viennae  4.  Junij  1657. 

CoDcept. 


XLVL 

S^alaer  Leopolds  L  Vollmacht  für  Feter  Farohevieh   als  G^ 
sandten  beim  jungen  Chmielnioki,  Wien,  4.  Juni  1657. 

Ans  dem  k.  k.  Hans-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Plenipotentia  pro  archiepiscopo  Martianopolitano  ad  trac- 
tandum  cum  Chmelnickio. 

No8  Leopoldus  etc.  Agnoscimus  et  notum  facimuB  tenore 

pregentium   universis^   quod   nos  pro  singulari  nostro  in  pacem 

quaqnaversus  restaurandam   et   stabiliendam   studio  reverendo, 

devotO;    sincere    nobis    dilecto   Petro  Parcevich,   nostro  consi- 

liario   et  archiepiscopo  Martianopolitano,   in  mandatis  et  pleni- 

potentiam  dederimus,   prout  hisce  animo  deliberato  damus,   ut 

is  pro  componendis  et  radicitus  toUendis  differentijs  inter  sere* 

nissimum   principem  dominum  Joannem  Casimirum  regem  Po- 

loniae  et  Sueciae,    magnum   ducem  Lithuaniae  etc.   et  regnum 

Poloniae   ex   una;   atque   illustrem   quondam   sincere  nobis  di- 

lectam  Boguslaum  Chmelniskium,   Cosaccorum  Zaporaviensium 

96neralem    militiae    ducem    eiusque  assistentes   consiliarios    et 

ordinum   ductores   ex   altera   parte  iam  pridem  exortis  et  post 

&ta  domini  Chmielnickij  inter  eiusdem  substitutum  et  consiliarios 

®t  ordinum    ductores   et   copias    partim  adhuc  vigentibus,   non 

^Um   nostro   nomine   operam  et  officia  interponere  sed  etiam 

fideiubere  possit  ac  valeat,   quicquid  ex  parte  dicti  serenissimi 

''ögis  et  regni  Poloniae  hac  super  re  deinceps   tractatum,   con- 

^'uaiun  et  promissum  fuerit,   id  totum  firmum  et  constans  fore 

^^Ue  debitae   executioni  demandatum  iri.     Harum  testimonio 

^iterarum   manu  nostra  subscriptarum  et  sigilli  nostri  regij  im- 

Pi^ssione  munitarum.  Quae  dabantur  in  civitate  nostra  Viennae 

die  4.  Junij  1657. 

Concept. 

xLvn. 

Feter  Farohevichs  Bericht  an  Kaiser  Leopold  I., 

Itemberg,  dO.  Juni  1657. 

Ans  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Serenissime  rex,  domine  clementissime. 

Quod   a  toto  tempore  mei  Vienna  discessus  nil  literarum 
(äibi  quas  Jaroslavia  de  octava  Februarij  ad  divum  imperatorem 


538 

Ferdinandum  tertium  gloriosissimae  memoriae  scripseram)  de- 
derim  adeoque  ulterior  progressus  legationis  meae  alto  invol- 
veretur  silentio,  non  mea  stetit  culpa;  qui  in  siog^ulas  occasiones 
trausmitteudi  litteras  atteodebam,  si  facultas  non  praecladeretur. 
A  primo  eniui  ingressu  in  Poloniam,  quo  ablegatus  a  sacra- 
tissima  caesai*ea  Maiestate  commisso  mihi  accingebam  me  itineri, 
in  tautas  redactus  iui  angustias  propter  assiduas  excursiones 
\Tngaroruni,  Cosacorum,  Moschoruui  atque  Valachorum,  ut  non 
luodo  quidpiaui  litterarum  transmittere  potui^  sed  vix  capiti 
uieo  uietuens  illius  perieuluni  evasi;  fecit  tarnen  omnipotens 
diviuao  providentiae  dextra,  ut  superatis  tot  viarum  diflBcal- 
tatibus  non  parvo  si^lutis  meae  dispendio  ad  illam  re  et  nomine 
barluiram  Oosiicorum  j>erYenerim  Tkrainam;  ubi  quae  et  qualia 
passus  sum,  lator  praesontium  seoreiarius  legationis  meae  do- 
minus Ohrisiophorus  Marianowio.  toi  malorum  comes  et  testis, 
sacratis^imae  suae  resfiae  Maiest;iti  luculentius  edisseret.  dum 
non  uunio  expeditionem  legationis  meae  ab  illo  efferato  leone 
asstH|ui  poteram.  sed  ultra  spem  meam  per  tres  menses  in  illo 
Ovidiano  dolentus  exilio  uicuUate  priuabiir  scribendi  litteras, 
licet  toties  non  re  sed  verbis  pn>mpti«jrem  se  declararet  in 
transmittendis  dux  ipse  Chmielnioius.  Quem  tandem  exitam 
sortita  sit  leiTsiiio  e:  auom«.»dv  iud'.»mitam  hano  ursam  tot  vic- 
toriis  iusolescenieiü  beniijna  sacranssimae  Ociesareae  Maiestatis 
protectio  douuierit,  zum  et  qu-jin -d-j  in  pt-riiciendo  commisso 
mihi  nei:^>lio  ex  sen;cun;i  eiusdeoi  ^ae^atisi^ima•e  caesareae  Maie- 
statin  et  ex  re  sereuissimi  r^riiis  rejcnit^ue  Pok-nLae  adlabora- 
verim.  idem  secretari-:>  le^rasionU  hiiius  di-lissimam  dabit  sacra- 
tissimae  >uae  n:^:!:*«:  MÄi-ra^uA;'.  rc-uiti'«Qem.  lq  q'iibas  ut  ipsi 
6des  adhibeatur  hLimil::er  5x.*or:i5i<öimae  <v^e  Mdkiescaii  sapplico. 
Libeuüus  i[v>c  h  >:  :uvvtier:>  s,L5.ül  lissem.,  ni  me  gravis 
impedirx^l  uu>rb;i>>  \*b  j  ..i.:>  vehcuit:::iAm  drdxus  lecto  ex  «»n- 
silio  d'-vu>rum  ^  v  tu-vii^:"::!:  <.Ll»s:>;'rrt  iaii:i>per  Lei>p«>li  debe«), 
quoad  recuperaüs  \irib.:>  ll: Aada:-iiii  suiie  Mairs;acis  commo- 
dius  trxequar.  l.i-;;'eriis  6: i : lArijis  'ana  com  instrucrione  saera- 
tissimae  >uAt  r-^c*"^«^*  Mvi:cs:ai:>  ai>  rVr'e  «.iirrb^.Ls  in  reditu  meo 
ea  qua  dec-i::  -.M^.vi  >\:?:rv':.  a-r :  -r-iia  vrn.>  pr.»pcer  in  dies 
accrescenttrii:  in  :•.-•:  .'  -u:  1I:>  Jii  OiLTi-IcLio:  nu  et  «  "osao>s 
redire  non  p«>:  :i-  ijr.ui.rM  :•.  vi.i>  :.:-u  :".t:<  'riarim  iddem 
exemplar  siu^-r  M-ti-^Mr  :rA:!>:vL::  jl.:  Üi\>  .vbl-e^W.  Xon 
diffidOy  quin  dan:   v   .b:  <  ::   -•:j:::rv:>   ^  r.«ir.taru    i»:   pn>peirsione 


539 

sna  in  serenifiBimam  domum  Austriacam  remittant;   cuius  sere- 
niflsimae  Maiestati  omnem  ex  animo  apprecor  felicitatem. 

Datum  Leopoli  die  30.  JuDij  anno  domini  1657. 

Serenissimae  Maiestatis  vestrae  humillimus  capellanus 

Petrus  Parcevich 
archiepiscopus  Martianopolitanus. 

Original. 


XLvm. 

Bittgesuch  Christophor  Marianovichs,  Gesandtsohaftsseoretärs 

Peter  Farcheviohs   und   Procurators   von   Bosnien,    an   König 

Johann  Casimir  von  Polen,  ohne  Datum  (Juli  1657). 

Aa0  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Serenissime  rex,  domine  clementissime. 

Is  est  semper  magnorum  principum  animus^    ut  neminem 

^  8U0  vultu  tristem  abire  patiatur.  £um  esse  et  suae  Maiestatis 

S^tÜTun  nemo  dubitavit,    nisi  qui  ipsius  etiara  solis   beneficium 

^xpertus   est.     Dabit   credo   veniam    serenissima  Maiestas    sua 

^^daciae  meae,  qui,  cum  alieniena  sim,  radios  serenitatis  vestrae 

*«i      me    derivari  pro  magna  parte  felicitatis  meae  mihi  quoque 

^^J>utem.    Nam  cum  itineris  comes  et  secretarius  legationis   ad 

^*^xnelnicium    cum    reverendissimo   archiepiscopo  Marcianopoli- 

^^*^o   a   Sacra   caesarea  Maiestate    gloriosissimae  memoriae  de- 

^^firnatus   fuerim,    spem   magnam  concepi,   non    penes    ingratos 

>^ram   meam    collocatum   iri,    quam    prompte  etiam  cum  dis- 

lio  salutis  exequens  illius  optato  superis  faventibus  inclytum 

regnum  potietur  fructu.  Itaque  clementissimam  Maiestatem 

lime    exoro    et    supplico,    quatenus    serenissima   Maiestas 

I^^iBsimae    et   gloriosissimae    memoriae    ore    caesareo    ac    regio 

^S>ontanea  sua  dementia  antea  ad  mei  instantiam    super   quin- 

^O^E^^inta  florenos  mei  salarij  alios  quoque  quinquaginta  addendo 

*torenos  Hungaricales,  ut  in  posterum  semper  ex  Camera  Hun- 

menstruatim  percipere    valeam;    insuper   vero   in   reditu 

hac  legatione  peracta  prima  occasione  data  per  fiscum  aut 

defectum  seminis    aliqua   bona  pro  fidelibus  scrvitijs  mihi 

^^uferenda  prae  alijs  clementissime  se  optabit,  id  est  a  decima 


Januarij  nostri  discessus  Vienna  ad  ducem  Chmielnicium  v^l 
Cosacorum.  Pro  quibus  ego  beneficijs  Maiestati  clementisBima^^s 
in  Omnibus  fideliter  inservire  non  desinam  et  pro  tanta 
humillimum  me  servum  et  suae  Maiestatis  regiae  indignui 
habebit  exoratorem.  Serenissimae  Maiestatis  vestrae  humilli  - 
mus  servus  Christophorus  Marianovich  m.  p. 

In  tergo:  Ad  serenissimam  regiam  Maiestatem  regni  Po- 
loniae  ac  Suaeciae  regem,  dominum,  dominum  meum  clemen^ 
tissimum  supplex  libellus  Christophori  Marianovich. 

Original. 


XLIX. 

Gesandtsohaftsbericlit  Christophor  Marianovichs  an  Kaiser 
Leopold  L,  ohne  Datum  (Prag,  7.  Auguat  1657). 

Aus  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Relatio   legationis   apud   ducem   Cosacorum   Chmelniczk] 
institutae  et  peractae. 

Anno  domini   1657  die  10.  mensis  Januarij  iam  preteriti- 
cum    ex    benigna   sacratissimae   quondam   caesareae   et  n 
Maiestatis,    olim   Ferdinandj   tertij    etc.    beatissimae    memoria< 
commissione    et    mandato    in    legatione    ad    praefatum 
Ehmelniczkium   peragenda   exmissi   fuissemus   ac   Vienna   p< 
partes  regni  Ungariae  versus  tredecim  oppida  Scepusiensia  per- 
rexissemus,    quo  die  noctuque  pergendo  ob  ingentes  nives  fri- 
gusque  intensissimum  maxima  cum   difficultate   montes    altissi^ —   - 
mos  scandendo  pervenimus  ibique  repertis  nonnullis  ex  Btatibufe-** 
dominorum  Polonorum,  a  quibus  iter  ad  antelatum-  ducem  C< 
sacorum   perquirendo    simul  etiam  unum  ductorem  pro  demon- 
strande  itjnere  ad  aliquot  dumtaxat  milliaria  expetientes,  nihil 
penitus   tanquam   a   perfidis   et   infidelibus    obtinere    potuimos, 
currum  vero  et  equos  pro  pecunia  nostra  vix  etiam  nobis  con- 
cesserant.     Unde    cum    reverendissimo    domino    archiepisoo] 
Marcianopolitano,   alias   calida   febre   per  totum  iter  laborante. 
divinae   maiestati   nos   recommendantes   versus    civitatem  Bi< 
nuncupatam  die  noctuque  in  summo  frigore  pergentes,   in  qui 
capitaneum  dominum  Voiniczky  reperimus;    qui    etiam  antea 
serenissimo   rege  Poloniae   in   legatione  ad  predefunctam  si 


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Maiestatem   caesaream   et   regiam   exmissus   erat,    quem  nobis 
auxilio   et   consilio  fore  ad  futurum  vel  maxime  pollicebamur; 
sed   spe    frustrati    vix    et    summa    cum    difficultate    vecturam 
nostram   ad   duo   dumtaxat  milliaria   pro   pecuni^,  nostra  obtj- 
naeramuB.     Inde    itaque    proficiscendo    in    summo    tremore    et 
timore  tertja  post  die  circa  mediam  noctis  ad  civitatem  Lanczut, 
quae   ad    dominum    Marsalchum    pertinet,    ubi    sat   dif&culter 
intromissi    in    uno    sordido    et   frigide   stabulo   cum   bobus    et 
Taccis  pernoctare  debuimus,  summo  mane  surreximus  et,  quam 
primum  porta  civitatis  erat  aperta,  versus  Jeroszlaviam  perve- 
nimxis,   ubi   in   suburbio    eiusdem  in  unum  diversorium  parum 
divertissemus    ibidemque    per    exiguum    tempus    quievissemus, 
extunc  quidam  duo  Patres  Jesuitarum  nos  adeuntes  exquirentes 
&    nobis    quonam   locorum   pergamus.     Quibus  reverendissimus 
dominus  respondit,  nos  Leopolim  versus  tendere;  cui  antedicti 
Patres  cum  admiratione  et  certo  respondissent:  ,Vestras  Domi- 
nationes  sine  evidentj  vestro  periculo  illuc  impossibile  est  per- 
vexiire,    quia   miles   Kakoczianus    ibi   circumquaque   iacere   di- 
citiir'.     Et   plane  Leopoli  paulo  post  tcrtius  Jesuitarum  super- 
'^^o.it    premissa    omnia    affirraando,    a    generalissimo    principis 
Trjtnsylvaniae  Joanne  Kemeny  dictam  civitatem   circumquaque 
^^^^ctam  esse;  prout  etjam  comes  Liubomirszki  ad  nos  similiter 
iens  et  a  nobis  perquirendo,    quonam   proficiscamur  in  tam 
ticioso  itinere,  inquiendo:   ;En  undique  Cosaci,  Sueci,  Mol- 
Tartari   et   nostri   milites   praedam   querentes  grassantur, 
^^i  ubicumque  vos  deprehenderint,  spoliabunt;    et  sie  vestrum 
^^^i"   frustraneum    erit'.     Khmelniczkium    autem   pro   certo  iam 
X^^idem   mortuum   esse  profitentur.     Quo  cum  ulterius  collocuti 
^^issemus  rogando  eum,  quatenus  aliquem  exploratum  ad  supra- 
^^tam  civitatem  exmitteret,  an  haec  sint  vera,  quae  sparguntur, 
^^öisit  unum  illuc  exploratum;    qui  cum  redijsset,    sane  ita  esse 
^xnnia  retulit.    Quo  audito  nos  territi  rogavimus  eundem,  qua- 
tenus nobis  auxilio  in  tali  casu  constjtutis  adesset,    ne   nos  ad 
^anus  inimicorum  cum  secretis  suae  Maiestatis   devenire   con- 
Üngat.  Dicens  itaque  is  ad  nos:  ,Si  vultis  redire,  venite  mecum; 
€go  vos  remittam  cum  meis  militibus,    quocumque  vultis,    quia 
ego    ipsemet   video   modum   non    esse,    ut  ulterius  hac  pergere 
possetis^     Cui    ego    dixi  rogando:    ^Illustrissime  domine  solum 
dignetur  nobis  equos  et  currum  cum  uno  ductore  subministrare, 
ut  hos   milites   circumire    et  ipsos  evitare  possimus^     Is  sicut 


542 

bonus  dominus  statim  eius  locj  iudici  significavit,   ut   de  eqois 
et  curru  nobis  provideret,   prout  etiam  aliquem  ductorem  ordi- 
naret;  qui  viam  sciret  versus  Sacalium,  quae  civitas  sezaginta 
plane   milliaribus   distabat.    Perreximus  circumeundOy  ubi  qua- 
quaversum  miseram  plebem  in  tarn  duro  hyemali  tempore  dis- 
persam  et  fugam  capientem,  miseras  feminas  derelictiB  aedibus 
cum  prolibus  et  pecoribus  altissimos  montes  scandentes,  ubi  se 
abscondere   possent,    circumspeximus;   et  vix  tribus  milliaribus 
penrenimus,   iam   ulterius  equos  et  currum  nobis  denegaverant 
timentes  sibi  a  militibus  Cosacis.  Ubi  in  uno  miserabilj  et  tota- 
liter   devastato   et   desolato   pago   constituti   oberrantes  et  tan- 
quam  desperatj  hinc  inde  per  pagum  de  domo  in  domum  cur- 
sitando   et   querendo^    ut   iter   nostrum  alterius  prosequeremur, 
ductorem   aliquem;    ubi   penitus   nullum   mortalium   reperimus; 
sed  sie  in  nomine  dominj  ulterius  perreximus  sine  ullo  ductore 
aut  comissario.     In  acquirendis  vero  equis  et  currubos  summa 
difiicultas;  et  qui  inveniebantur,  triplo  illos  solvere  debuimus; 
panis   vero   et   camium   summa  Caritas  et  etjam  raritas  et  per 
quadraginta  milliaria  nihil  aliud  quam  loca  deserta  et  solo  ad- 
equata,   cadavera   hominum   hunii    prostrata   et   capita  appensa 
penes  viam  undique  et  ex  utraque  parte  cemebantur.  Tandem 
cum  non  superesset  aliud  medium,    coactj  fuimus  equos  vi  ac- 
cipere.   quibus   ulterius    perreximus:    pervenimus    ad   quendam 
palatinum   non    procul   a   praesidio  Sacaliense  distantem^   apud 
quem  equos  vi  aeceptos  relinqueramus  rogando  eum,  quatenus 
is    alios    nobis    equos    suppedit^reu    siquidem    in   talj    negotio 
bonum  videlicet  pacis  et  regnum  Poloniae    concemens,    perge- 
remus.     Fecit    bonus   dominus   et  usque  ad  dictum  praesidium 
Sacjdiense  equos  et  currus  subministravit:  quibus  cum  ad  idem 
praesidium  pervenissemus  circa  mediam  noctis,  quo  nuUo  modo 
intrare  permissi  fuimus  ex  eo,  quod  nos  Rakoczianos  putabant 
esse.  Miserunt  nihilominus  ad  nos  duos  officiales,  quibus  salvum 
passum  nostrum  demonstravjmus   refexendo  et  dicendo  eisdem, 
nos  non  esse  Rakocxianos,  verum  s^icratissimae,   caesareae   re- 
giae    Maiestatis    Romanorum    imperatoris    Ferdinandj    tertij    in 
ablegatione  ad  ducem  Oosaconmi  missos,  Qui  postquam  salvum 
passum  vidissent^  tandem  intivmisenuit  nos.  ubi  omnes  ingenti 
lrigv>re   corx>epti    vix    K>qui    valente^:    qui    tarnen  ob  respectum 
palatini  iUius.    ciiius  homines  nobiscum  habujmus,    omnem   hu- 
maniutem  nobis  exhibuertinu  0>i  similiter  pro  peeania  nostra 


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et  qaidem  pro  gravi  taxa  equos  et  currum  acquisiveramuB,  et 
quo  olterius  eo  deterius  ubique  a  Rakoezianis  militibus  timentes, 
qoi  tot  homicidia  et  predas  exercebant  undique.  Sumptus  vero 
nobis  per  suam  Maiestatem  ordinatus  et  subministratuS;  ex  quo 
abique  multum  exponere  coacti  fuimus  tarn  pro  equis  et  cur- 
rubus  conducendis  quam  vero  pro  quartirijs  et  cibo  et  potu 
Bolvendis,  defecerat  in  praemisso  loco  Sacaliensi,  ubj  primo 
medium  iter  nos  continuasse  homines  eiusdem  loci  dicebant. 
lüde  itaque  perreximus  ulterius  et  per  varia  divertjcula  et  circum- 
jtiones  pergendo,  postquam  meos  etjam  centum  aureos,  quos 
mecum  e  domo  mea  attuleram,  consumpsimus;  diversa  debita  hinc 
inde  ab  Armenis  eontrahere  neeessitati  fuimus,  ita  ut  ad  sex  mil- 
lia  florenorum  se  extendant,  prout  id  ex  literis  domini  reveren- 
dissimi  archiepiscopi  ad  suam  Maiestatem  datis  uberius  pateret. 
XJlterius  itaque  per  integerimos  septem  dies  eundo,  quousque 
^delieet  ad  praesidium  Dubna  die  prima  sacrae  quadragesimae 
&ppalimus.  Ubi  eius  praesidij  principissa,  relicta  cuiusdam  Domi- 
nicj,  plus  humanitatis  quam  uUus  Polonorum  exhibuit,  equos 
8U.OB  et  currus  et  reliqua  necessaria  subministrasset  usque  Taipkur 
^t  Sakusnam.  Rakusnae  vero  conductis  pro  peeunia  equis  et  curru ; 
^Uide  similiter  magna  circuitjone  timentes  a  militibus  Muscovianis 
C!o8acis,  [utj  debujmus,]  qui  per  illas  partes  tanquam  lupj  ra- 
praedam  querentes  grassabantur,  ad  quadraginta  milliaria 
em  pervenimus  ad  civitatem  Kurcz  dictam,  ubi  prout  etiam 
^*^  alijs  locis  currus  et  equos  pro  pecunia  nostra  vix  acquisivera- 
•^^Ttts  ob  metum  grassantium  latronum.  Hinc  iterum  per  integra 
^"^inquaginta  milliaria  loca  videlicet  a  Tartaris  deserta  triginta 
illiaribuB  circuitjone,  uti  debujmus,  sitim,  famem  et  frigus 
^^ns  perferendo  pervenimus  ad  quoddam  oppidum  desolatum 
^^rstuB  dictum,  ubi  nulium  mortalium  invenimus;  ulterius  per- 
imus  et  sub  quadam  arbore  in  campo  unam  noctem  per- 
^re  coactj  fuimus;  summo  itaque  mane  surgendo  perreximus 
civitatem  Cosacorum  Brusilova  denominatam,  ubj  nobis 
ulteriorj  itinere  panem  emeramus  et  Fastoviam  pervenimus. 
stovia  vero  per  civitates  Bielam-Czirkvam,  quae  metropolis 
'^^Bsiae  nominatur;  item  Raktuam,  Buoslaviam,  Vilszkam,  Lon- 
anpontem,  Macharszkam,  Capitancam,  Medvedcam,  Szobotam, 
i  omnia  caro  pretio  habebantur.  Ibi  itaque  primo  rescive- 
"»aiUB  Khmelniczkium  adhuc  supervivere,  progredientes  versus 
;  residentiam  solitam  dicti  ducis,   ubi  ex  iussu  eiusdem 


cancelarij  hospitium  in  uno  stricto  diversorio  ordinatum  et  c^ 
liqua   etjam   subministrata   utcumque   erant;   idem  cancellar^^ 
secunda   vero  die  mane  una  cum  aliquot  consiliariJB  ad  ho^'}^' 
tium   nostrum  veniens   et   nos  honorifice  salutando  et  aggra.^'^' 
lando  excepit;   cui  reverendissimus  dominus  literas  suae  Ma^^^^' 
statis     Salute    premissa    tradidit.      Quibus    perlectis    se    be==s^® 
intellexisse  (dixit)  et  statim  profectus  est  ad  ducem  Kmelni»-     cz- 
kium,  uno  milliarj  eotum  distantem  in  Sobota  adventum  nostr^^iun 
eidem  significaturus;   finitis  vero  sex  diebus  vocatj  ad  audi^^^en- 
tjam   in  Sobotovam  (sie!).     Quo   pergendo  obviam  venit  noWT   bis 
dux    Capuszta    denominatus    cum    ducentis    equitibus    Cosa^  -eis 
nos  honorifice  salutando  et  ad  palatium  usque  ducis  nos   cor    -^m- 
mittantes;  inde  vero  postquam  in  unam  domum  calidam  int^^E^-o- 
ducti  et  paulisper  quievissemus,  venerant  ad  nos  duo  consilia      ^"J 
ducis,  salutando  nos  den^io  honorifice  nomine  ducis  suj.  InterEz^^^ni 
tarnen  rhedae  tapetibus  Persicianis  exornatae  adoptantur,  quib^^^^^ 
ad   palatium  ducis  vectj,    adstantibus  circumquaque  quam  pL^Klu- 
rimis    sclopetarijs,    per    dictum    cancellarium    ad    ducem    ali-^*^*** 
lecto  affixum  introducti.     Quem  reverendissimus  dominus  licn::^^^^^ 
sat   fessus  et  morbo  vexatus  nihilominus  tamen  laudabiliter  ^^ 

decenter    perorando    nomineque   suae  Maiestatis   sacratissima^^^^^^ 
uti   decebat,    salutando,    eidem    literas  suae  Maiestatis  praese.  ^^^^' 
tavit;  quas  dictus  dux  elevans  se  e  lecto  ad  se  recepisset  ea^"^^^ 
que  deosculando  fronti  admovisset  inquiens:  ,Ego  indignus  servil  -«^uß 
(literas)  suae  sacratissimae  cesareae  et  regiae  Maiestatis,  sumiÄ"^  -* 
monarchae   orbis,    cuius    sacros  pedes  non  sum   dignus   lavar''^^-*^' 
multo  minus  deosculari  demisse  accepto';  his  dictis  iussit  dom^^^^^^'^* 
num  reverendissimum  sedere  et,  ex  quo  tempus  prandij  adera^^^-^^* 
cibos   interim   adferri.     Quo    cum    una   mensae  eins  assident^^ -^^ 
pransissemus,  curavit  unum  scyphum  plenum  mulso  adimpler^^"^^  ^^3^ 
propinando    consiliarijs    suis   in   sanitatem  suae  Maiestatis  ca^-^^^ 
sareae   et   regiae    ac    totius  domus  Austriacae,    serenissimorur^^  -^^ 
principum;    qui  omnes  benevole  acceptando  in  finem  ipsis  ohcÄ 
latum  consequenter  omnes  ebiberunt,    sub  idque  totum  tempu-^^^^^ 
prandij    nobiscum    pulchre    conversando   et   finito    prandio  sa^^^*^ 
lauti,    comitjvam    usque   ad  hospitium  nostrum  nobis  dederun^  -•^' 
Apud  quem  tanta  confluentia  legatorum  adfuit:   signanter  ver^   -^ 
Suecicus  et  Rakoczij  bis,  Turcicus  bis,  Tartaricus  bis,   Moldi 
vicus   ter,   Valachius   etjam   ter,    reginae   Poloniae   semel,   qi:=^ 
prius  ad  nostrum  illuc  adventum  iam  discesserat  et  iterum  pof 


545 

BOB  unacum  regia  Poloniae  adfuit;  ob  quorum  confluentiam  nos 

tardins,   quam  intendebat,   expedivit.     Subinde  tarnen  ego,   ex 

quo    reverendisBimaB    dominuB    morbo    praepeditus    erat,    cum 

campi  dnee  aliquoties  de  negotio  nostro  tractavj  in  private,  uti 

ctjam  cum  ipso  duce  CoBacorum;  is  tarnen  me  semper  ad  can- 

cellarium  snum  remittebat,  an  ipsi  placeant,  quae  inter  nos  trac- 

tata  erant,  cni  omnia  singulariter  placebant.  Nihilominus  tarnen 

ntj   et  ipBe  dux  Bio  et  ipBe  cancellarius  ducem  praenominatum 

«bsqne  aliorom  quoque  tribunorum,  consiliariorum  et  centurjo- 

som  Buae  miljtiae  ad  literas  suae  Maiestatis  respondere  et  re- 

solyere    minime   posBe,    dicebat,    nisi   priuB    omnes   convocatOB 

liabeat  et  Bupranominatos  ablegatos  expediat.     IIHb  itaque  ex- 

peditiB   et  supratactis  tribunis  et  consiliarijs  suis  ad  Be  convo- 

catis,   com  quibus  per  unam  integram  septimanam   quoviB   die 

consilium  habendo  tarn  de  negotio  suae  Maiestatis,    quam   filij 

Bui    electione;   qui  postquam  electus  et   publicatus   fuisset,  ha- 

bait   convivia  per  triduum  sane  lautissima  ac  tarn  variae  mu- 

Bicae,  quam  explosiones  tormentorum  et  bombardarum  ad  stu- 

porem  fiebant;   finitis   itaque    ijsdem  epulis  lautissimis  accessi 

Buprafatum   ducis   cancellarium   rogando  eundem,   ut  siquidem 

alij  ablegati  expediti  essent,  nos  quoque  cum  optata  resolutjone 

ad  noBtrum   clementissimum   imperatorem  et   regem  expeditos 

remittet.  Qui  statim  ducj  instantjam  nostram  declaravit;  quive 

aeeunda  die  post  summo  mane  me  vocatum  habuit  se   pulchre 

exeuBando,   quod  tam  diu  nos  detinuerit,   verum  nos  etjam   se 

quam  primum  expediturum  obtulit,   quod   iam  pridem  fecisset, 

nisi   premissa  impedimenta,    quae   nos   bene  nosse    et    vidisse 

dicebaty   prepedivissent;    vos   enim    tanquam    tanti    monarchae 

ablegatos,   utj  decet,   ex  omnibus  meis  viribus   adnitor,   ut  ad 

dominum  nostrum  patronum  et  mediatorem  cum  plena   resolu- 

üone   hac,   quae   sequitur,   remittam:    ,Nos  itaque  suam  Maie- 

■tatem  sacratissimam  et  nullum  alium  pro  patrono  et  mediatore 

xostro   elegimus   cupientes,    ut  sua  Maiestas  sacratissima  hanc 

cUatornam    controversiam    inter    nos    vigentem    componere    et 

^bsque  gravi  tamen  et  evidentj  nostro  aliquo  damno  et  iniurja 

<3eterminare,    finire   et  sopire   gratjose   dignabjtur,   ne   ulterius 

Aanguis  Christjanus  inter  nos   diffundatur,   et  quicquid    eadem 

sua  Maiestas   hoc   in   negotio   inter  nos  concluserit  et  adinve- 

'^Gi'it,   nos  pro  rato  et  firmo  habituros  promittimus  id  per  ex- 

pressum  declarando,  ut  si  quae  partium  benignam  suae  Maiestatis 


546 

determinationem  et  conclusionem  violare  praesumpserit,  extunc  1 
ut  sua  Maiestas  caesarea  regiaque  una  cum  injuriata  parte  I 
contra  partem  puncta  conclusionis  non  observantem  insurgere 
et   punire   possit.     Insuper   spondemus   ex   toto   affectu  cordiB 

• 

nostrj,    noB    suae    Maiestatj    augustissimae    eiusdemque   doio^ 
Austriacae    in    posterum    fidelissime    in    omnibus    inservire     ^^ 
amicos   suae  Maiestatis  pro  amicis,   inimicos  vero  pro  inimi^^^ 
habere    et   contra   quemcunque    eadem    sua    Maiestas    volue<^^ 
penes  eandem  contra  hostem  non  tantum  centum  verum  eti<^B^ 
ducentis  millibus^  si  opus  fuerit,  insurgere  et  pugnam  inBtjtu^^ 
paratos   semper   fore.     De   quibus   premissis    omnibus    eand^n^ 
suam    Maiestatem    per    specialem   nostrum   ablegatum    ubenS-^ 
informaturi  sumus.  Milites  vero  nostros  Cosacos,  id  est  quadj^^a- 
ginta  millia,   quos  Rakoczio    in   auxilium   transmiseramus,  ^^os 
ad   interpositionem  et  benignam  suae  Maiestatis  dehortatjon^^n^ 
statim  per  literas  nostras  sumus  revocaturj^  Qui  etiam  accej^  '^ 
literis  eiusdem  cum  magna  preda   et   rapinis   redierunt.     Id^^sm 
dux   vigesima   itaque   octava   Aprilis    literas    responsorias 
cancellarium    suum    reverendissimo    domino    praesentandas 
hospitium  nostrum  transmisit  pulchre  valedicendo.   Cui  reven 
dissimus  dominus  archiepiscopus  ob  adversam  suam  valetudini 
propria  in  persona  valedicere  non  potuit;    verum    ego  tarn 
mine  ejusdem  quam  meo  honore  et  reverentia   premissis   vi 
dixi.     Finita   hac   valedictjone  eadem  die  idem  dux  me  eotus    ^'^ 
ibidem  praesente  curavit  filium  suum  advocarj  dicendo  ej:  ,E         '^^ 
mi  Georgj,    scias   te  in  posterum  bene  gerere;   habes  Romai::::^^^ 
rura    imperatorem   clementissinium   dominum,    quem  pro  nost^*^ 
mediatore  et  patrono  singulari  elegimus,   discas  ut  ei  inservi^^^ 
scias;   is   tanquam  clementissimus  dominus  in  omni  necessita^^^ 
tua  tibi  aderit^  —  Hoc  dicendo  lachrimis  eflfusis  porrexit  mi       ^* 
manum    una   cum    tilio  suo  et  benedixit  iter  nostrum.     HabiÄS^^ 
dictis   literis  antelatj  ducis  responsorijs  eadem  die  hora  quar    ^* 
pomeridiana   movimus   et  pervenimus  ad  oppidum  Capitanka""^*^ 
una    cum   serenissimi  regis  et  reginae  Poloniae  ablegatis,    ci 
quibus  uno  tantum  die  perreximus,  ex  quo  ipsi  metuentes  sil 
a  Cosacis  die  noctuque  properarunt,   ita  ut  octo  equj  in  itinei 
tam    celeriter   pergendo    deperierunt.     Ego   vero    cum  reverei 
dissimo  domino  ob  debilitatem  et  infirmitatem  eiusdem  lentju^^^^ 
pergendo    et    cum   iam  sexagintii  milliaria  perfecissemus,    ass^'^^'' 
cutj    sunt   nos  Cosacj    in  civitate  Brussilova,    ostendendo  nob  ^^^ 


547 

literas  ducis  suj  revocatorias;  quibus  ipsis  demandatur  ut  statjm 
una  cum  legato  regia  Poloniae  nos  reducant:  coacti  itaque  re- 
dijmus  ad  civitatem  Fastovia,  ubi  mirabilja  tormentorum  genera, 
quibus  afficiemur,  nobis  referebant  eius  locj  homjnes.  Nos  ita- 
que timore  perculsi,  cogitantes  nobiscum  quidnam  novj  debeat 
esse,  cum  alias  annotatus  dux  cum  bona  resolutjone  nos  re- 
miserat; cuius  locj  iudex  ad  me  veniens  dixit^  me  ibi  per- 
manere  debere,  quousque  a  duce  non  venerit  aliqua  resolutjo, 
monstrando  mihi  unam  footidam  et  frigidam  domum  pro  ho- 
spitjo,  ubj  per  triduum  sat  miserabiliter  constjtutus  permanere 
debuj.  Tertio  autem  die  perrexi  in  Bielam-Czirkvam  ad  quen- 
dam  tribunum  ducis  arrestationis  nostrae  perquirendo  causam^ 
cui  alias  reductio  et  arrestatio  nostri  demandata  erat,  uti  ipse 
coram  nobis  se  in  commissis  habere  respondisset,  ut  nos  ad 
ulteriorem  dicti  ducis  suj  resolutjonem  arrestare  debeat;  tandem 
cum  iam  de  bis  a  dicto  tribuno  exquisivissem,  venit  post  me 
quidam  homo  Fastovia,  ubi  reverendissimus  ob  adversam  vale- 
tudinem  remanserat,  dicendo:  ^domine  venias  cito,  socius  tuus 
in  extremis  est';  quo  iterum  conducto  mihi  equo,  ne  litterae  et 
secreta  aliquomodo  depereant,  festinavi  die  noctuque,  quem 
divina  ita  disponente  gratia  melius  se  habentem  reperi.  Refe- 
rendo  eidem  miseriam  nostram  iterum  post  triduum  ad  viginti 
octo  milljaria  post  cancellarium  ducis  die  noctuque  eundo  pro- 
peravj;  quem  in  civitate  Chioviensi  nuptias  celebrantem  re- 
pertum  adivi,  narrando  ipsi  casum  arrestatjonis  nostrae  et  per- 
quirendo causam,  magna  cum  admiratjone  iuravit  dicendo,  quod 
snprafatus  suus  dux  non  post  nos  sed  legatum  Polonicum  mi- 
serit  ,ex  eo,  quia  unus  homo  male  informavit  ducem  nostrum 
post  discessum  vestrum,  quod  Cosaci  milites  postquam  in  civi- 
tatem Chioviensem  libere  et  pacifice  intromissi  fuissent,  post- 
modum  autem  per  milites  suae  Maiestatis  caesj  et  quod  dicta 
sua  Maiestas  legatum  suum  ad  Tartaros  eo  fine  exmisisset,  ut 
contra  Cosacos  insurgerent.  Sed  cum  nihil  herum  certj  fuisse- 
mus  expertj,  prout  nee  credidimus,  vos  itaque  potestis  ire  quo- 
cunqne  et  quandocunque^  Dando  nobis  dictus  cancellarius 
commissarios  et  milites  pro  custodia  nostrum,  quos  nisi  ad  latus 
habuissemus,  nunquam  mortem,  etjamsi  centum  animarum 
fnissemus,  evadere  potuissemus;  et  haec  praemissa  remora 
causavit  nobis  unum  integrum  mensem.  Sed  deo  sint  laudes 
habitjs  suprafatis   militjbus   perreximus   per  mera  loca  desorta 

ArehiT.  Bd.  LIX.  H.  H&lfte.  36 


548 

et  latrociDijs  obnoxia,   tandem  pervenimus  ad  supronominataiü 
principissam  eiusdeiu  Dominicj  viduam^  Dubnam;  ubj  reveren- 
dissimus   dominus^    cum   per   unam   septimanam  quievisset,  ob 
defectum    tarnen    doctorum  Leopolini   versus    sat   diffieulter  ob 
divexat  ioneni    morbj    pergere   coactus  fuisset.     Quo  pervenie^^* 
in   quoddam    monasterium   Dominicanoruin   devehi    se    curavit? 
ubi  ad    praesens  usque  sub  eura  doctorum  existeret.  Unde  ego 
vigesima  mensis  Junij  movj  et  ad  generalem  Serenissimi  reg^^ 
Poloniae  Potoczky    dictum    pro   salvo  passu  misi,   quo  obteo^ 
perrexi    ad    memoratum    regem  Poloniae  per  tot  exercitus^    ^^^ 
latrones,    tarnen    laudetur   divina  maiestas  sanus  perveni;   jod^ 
itaque    undeeima  mensis  Julij    versus  Viennam  movj,    qua  do- 
eima  sexta  preteritj  mensis  Julij  perveni,  ubi  suam  Maiestatem 
me    putabam   inventurum;  jnde    itaque  iterum    movens    appuil> 
huc  Pragam  quinta  Augustj,   ubi   relationem  verbotenus  cor^tm 
sua    Maiestate   sacratissima   quam   serenissimo   archiduce   fooi. 

In  tergo :     Relatio    legationis    apud    ducem    Chmielnic^ 
institutae  et  per  reverendissimum. dominum  Petrum  Parchevi 
archiepiscopum  Martianopolitanum   et  Christophorum  MariaxB. 
vich,  procuratorem  Bosnensem  peractae. 


L. 

Peter  Farchevichs   und    Ghristophor  Marianovichs   Rechnu-:^*'^ 
über  des  Letzteren  Reisespesen,  ohne  Datum  (Ende  1667 

Anfang:  1668). 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Sacratissime  ac  potentissime  Hungariae,  Bohemiae  regiae 
'^  Maiestati^  domino  domino  nostro  clementissimo. 

Optima    meminerit  Maiestas  vestra   sacratissima,    qualit^ 
gloriosae  memoriae  imperator  Romanorum  Ferdinandus  terti 
me    cum    Petro    Parceuich    archiepiscopo    Marcianopolitano 
Cosacos    in    urgenti    legatione    pro   publica  Christianitatis   cu 
illis  barbaris  pace  componenda  dignatus  fuerit  anno  1657, 
10.  Januarij    expedire   et  asociare,    vnde   eiusdem  anni  men 
uero  Julij  mens  reditus  fuit  Viennam  cum  sex   equis  totide 
que    famulis,    quos  Viennae   in    diuersorio   collocaui;   ego  ue 


post  sacram  Maiestatem  vestram  cum  relatione  legationis  Pragam 
cucari  et  ab  illo  tempore  ucusque  pro  quolibet  equo  per  septi- 
manam  in  dicto  diuersorio  exposui flo.         3(10 

Scilicet  pro  feno,  anena;  scisso,  Stramine 
stabnloque;  itaque  pro  dictis  sex  equis  intra  spa- 
tium  sex  mensiiim  exp „      468(  2 

Item  pro  uictu,  potu,  hospitio,  indusiorum 
lotione  et  similium  pro  sex  famulis  similiter  per 
Bex  menses  exposui „      468 

Item  pro  me  et  alijs  duobus  famulis  Vionna 
Pragam  ueniendo  post  serenissimum  regem  cum 
relatione  legationis  soluendo  aurige  et  pro  uictu 
noBtro  exposui „        58 

Item  hie  Pragae  expectando  resolutionem 
sacrae  regiae  Maiestatis  per  tres  et  ultra  menses, 
pro  uictUy  hospitio  et  similibus  tanto  expectando 
exposui „      234 

Item  Viennam  eundo  et  Pragam  redeundo 
cum  ijsdem  sex  equis  et  sex  famulis  per  dies  13 
incomodissimo  tempore  et  via  lutosissima  et  iam 
hie  manendo  a  sex  septimanis  in  diuersorio,  pro 

Omnibus  supradictis  exposui y,      147 

Summa  facit     .     flo.  1397(  2 

Qua  de  causa  sacratissimam  Majestatem  vestram  oro  be- 
Qigne  demandare  inclithao  Äulicae  Camerae,  ut  proponat  dictum 
'Demoriale  apud  sacram  regiam  Maiestatem  vestram  et  nobis 
^  Omnibus  satisfaciat,  vt  possimus  nostris  creditoribus  a  tanto 
texapQj.e  debita  contracta  persoluere.  Pro  quibus  gratijs  regijs 
^ÄUemuB  obligatissimi  in  omnibus  fidelissime  in  posterum  seruire. 

Vestrae  sacratissime  Maiestatis  subditi 

Petrus  Parceuich 

archiepiscopus  Martianopolitanus 

et  Christophorus  Marianouich. 

Bubram:  Ad  inuictissimum  ac  potentissimum  Hungariae 
^  ^ohemiae  regem,  dominum  dominum  nostrum  clementissimum 
'^^Jaailliinufl  supplex  libellus  vt  intus. 


36» 


a 
} 


550 


LI. 

Peter  Parchevichs  und  Christophor  Marianovichs  Rechnung 
die  Kosten  der  Gesandtschaftsreise  zu  Chmielnicki,  ohne 

(Ende  1657  oder  Anfang  1658). 

Aiw  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Anno  domini  1657  Januarij  die  10.  iam  praeteriti,  cum 
benigna  sacrae  caesareae  Maiestatis  commissione  et  mandato  ^  ^ 
legatione  ad  Cosacos  destinatj  (essemus),  eatunc  ex  incljT" 
Camera  Aulica  viaticum  nobis  mille  tallerorum  dari  demandau.  5 
Ex  hac  peeunia  Viennae  pro  illustrissimo  et  reuerendi 
simo  domino  domino  archiepiscopo  Marcianopolitano  eme:i 
materiam  pro  vestibus  subdueturis;  nodis,  ranis,  Berico,  gailer^ 
croeo,  manica,  chyrotaechis,  tibialijs;  candelis,  pipere,  teÄ 
pulvinaribus;  cistis^  calceis;  omnia  ista  constiterunt  fl.  129  g.  L 

Vestiendo  famulos,  personas  15,  pro  panno,  subdueturTL^ 
nodis,  ranis,  serieeis,  filis,  duplices  uestes  parando  pro  audi^ 
tia  honestiores  et  itinere  in  tanto  frigore,  sartori  etiam  Boluer 
constiterunt  omnia  computando  simul  .  .  .  .-  fl.  480  g. 
Pro  donatorijs  rebus,  nouacuHs,  cultris,  speculis  pho 
cibus,  rosarijs,  metalis,  cliyrotecis,  pro  omnibus.  fl.  420  g.  5- 
Pro  CÄrabinis  unicuique  famulo  unum  carabin  et  pulu^^x-e 

alijsque  rebus  omnia  simul fl.  100  g.  ZÄ--4. 

Aurigis  pro  quauis  persona  usque  Posonium    fl.     16. 

In  Lensprun  denoctauimus  prima  nocte  in  diuersorio;  i^i^^^ 

coena  exposui fl.     6  g.  ^• 

In  transitu  aquae  Posonij  nautis  dedi g.  ^' 

Posonij  in  diuersorio  pro  prandio  et  coena  .  fl.  8  g.  ^' 
Aurigis  usque  'jyrnauiam  pro  personis  .  .  fl.  16  g.  ^' 
Tyrnauiae  in  diuersorio  pro  coena   .     .     .     .   fl.     5  g.         ^' 

Qalgotium  pro  aurigis fl.     9  g.         '** 

Galgotij  pro  coena  in  diuersorio fl.     5  g.         ^' 

Mouendo  mane  in  via  in  quodam  pago  comedimus  in  ^iT^*^ 

media  eundo  Tapolczam  pro  equis  equitantibus     ,   fl.     3  g.        ^* 

Aurigis  pro  equis  usque  ad  noctem;  peruenimus  Tapolcza  :^^^**  ** 

dedi  Ulis fl.  10  g.        ^' 

Pro  coena  et  equis,  foeno  et  pabulo     .     .     .   fl.     6  g.        ^^ 
Inde  mouendo  in  media  via  comedimus,  dedj  fl.    4. 


551 

Aurigis  usque  ad  oppidum  Lipicam      .     .     .   fl.  9  g.     3. 

Pro  ccona  et  equis  dedi fl.  4  g.  10. 

Inde  mouimus  ad  aliud  oppidum fl.  3  g.  10. 

In  hoc  oppido  inuenimus  currus  3  cum  omnibus  appara- 
mentis  equorum,  quos  emimus  pro  itinere,  quia  amplius  inter 
montes  non  inueniebantur^  nisi  boarij  currus,  ideoque  neces- 
Bario  emero  debuimus fl.  135  g.  5. 

Aurigis  ista  die  usque  ad  uoctem  eundo  .     .     fl.  8  g.  3. 

Pro  coena  in  hospitio fl.  4  g.  3. 

Alia  die  tota  pergendo  ad  oppidum  Driuerna  aurigis  fl.  7. 

Pro  coena  in  hospitio  et  prandio      .     .     .     .     fl.  3  g.  6. 

Alia  die  tota  pergendo  ad  oppidum  Oserue  aurigis  fl.  5  g.  2. 

Pro  prandio  et  coena fl.  3  g.  1. 

Altera  die  inde  peruenimus  ad  oppidum  sub  monte;  hucus- 
que  dedimus  aurigis fl.  6  g.  5. 

In  hoc  oppido  accepimus  equos  recentes;  per  mirabiles 
montes  pergendo  vix  de  nocte  attigimus  ad  S.  Martinum; 
aurigis  dedi fl.  9  g.  5. 

Pro  coena  hospiti fl.  3  g.  4. 

Vlterius  per  montes  unius  diei  aurigis .     .     .     fl.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.  4  g.  6. 

Vlterius  prosequendo  tota  die  vix  peruenimus  ad  S.  Nico- 
laum;  aurigis fl.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.  3  g.  3. 

Vlterius  in  tanto  frigore  tota  die  usque  ad  oppidum  Sieltas 

fl.  8  g.  7. 

Pro  prandio  et  coena fl.  4  g.  2. 

Vlterius  per  montes  iterum  usque  ad  oppidum  Lecciunam 

fl.  7  g.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.  4  g.     2. 

Vlterius  per  montes  tota  die  in  frigore  peruenimus  ad  13 
oppida;  exposui fl.  9. 

Pro  prandio  et  coena fl.  3  g.     5. 

Vlterius  ad  oppidum  Podaboge fl.  5  g.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.  4. 

Vlterius  usque  ad  capitulluni  Sepusiense  .     .   fl.  6  g.     5. 

Pro  prandio  et  coena fl.  5  g.     2. 

'    Vlterius  per  montes  et  ualles,  niues  aliasque  raiserias  fl.  9. 

Pro  prandio  et  coena fl.     5  g.  2. 

Vlterius  usque  ad  civitatem  Lubnam  per  montes  fl.  10. 


552 

Pro  prandio  et  coena fl.  4  g.   "^O- 

In  qua  civitate  maxime  sperabamus  commessarium  hab^te, 
nihil  honim  tanquam  a  rebelHbus  nequam  suo  domino  (sc:  j>  ^^ 
petravimus).  Inde  manc  conductis  equis  et  confoy  ^  haiduk  f^  <^' 
sonis  20,  quibus  dediraus  pro  equis  et  illis  .     .     .   fl.  20. 

Pro  prandio  et  coena  (in)  oppido  Muszinae  .   fl.     5. 

Inde  suramo  mane  tota  die  vix  transivimus  milliaris^^  ^ 
propter  tantas  niues  et  frigus;  confoy  personis  30  et  eq  uis 
conductis fl.  9  g.         -tO- 

Pro  prandio  et  coena  (in)  oppido  Strienae    .   fl.  3  g.  10. 

Vlterius  per  totam  diem  peruenimus  ad  oppidum  Comilch^^ae; 
pro  equis  conductis  et  confoy  personis  15    .     .     .    fl.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.     4. 

Summo  mane  surgendo  uix  per  montes  adroirabiles,  niu  ^s, 
frigus  ingens  die  illa  peruenimus  ad  civitatem  Bicz  dicta^  ^ 
in  qua  castalaenus  fuit  Joannes  Vainichij,  qui  a  serenissimo  n^^e 
Poloniae  in  legatione  fuit  niissus  cum  altero  ad  suam  ca-^^s* 
Maiestatem  Viennara,  qui  neque  uoluit  nos  accedere,  mu  t  to 
minus  aliquem  honorem  exhibere  uel  comessarium  nobis  da  ^c> 
tanquam  rebellis  suo  domino.  Inde  discedendo  aurigis  condua 
et  confoy  dedj fl.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.     3. 

Nihil  dedimus;  inde  discessimus  per  uallcs  et  montes  a 
mirabiles  tota  die  vix  peruenimus  Tristoch;  pro  equis    fl.     5. 

Pro  prandio  et  coena fl.     3. 

Hinc  (propter)  periculum  a  militibus  Poloniae  habuim 
confoy  equites  20,  quibus  dedimus  tota  die  commitandis  n 
usque  ad  oppidum  Kesuouam fl.  7. 

Pro  equis  tota  die fl.  6. 

Pro  prandio  et  coena fl.  2  g.  1 

Altera   die   perreximus   recentibus    equis    et   confoy;    v 
peruenimus  de  nocte  hora  11.  ad  civitatem  Lacutuenta  a  niui 
vix  non  sepultj;    tandem  hora  1.  noctu  intromissi  ad  stabulu 
unum  cum  tanta  difticultate,  ubi  boues  et  oues  socios  habuimu 
pro  equis  et  confoy  exposui fl.  20. 

Inde  mane  discessimus  iterura  cum  confoy.    Equitibus  2 
peruenimus    ad  oppidum  Preuorcham,    in  quo  prandium  sum 


Convoy. 


553 

simus  et  inde  vix  peruenimus  noctu  Jeroslaniam;  pro  equis  et 

aurigiB  dedimuB fl.  10. 

Confoy  autem fl.  12. 

Extra  civitatem   in   diversorio   suburbio   iuimusy    ubi  nos 

dominus  comes  Lubomirsky  et  Patres  Societati»  visitai'unt;  qui 

noua  infausta   detestatj,   nempe  Leopolim   a  milite  Rakocziano 

cinctam;  per  quam  nostrum  iter  acceptum  prosequi  debuimus; 

qui  comes  nos  ad  prandium  accepit.  Et  cum  medio  in  prandio 

fuissemus,  explorator  rediens  dixit  cum  aliquot   civibus  cuncta 

onmino  uera  esse  ,imo  timenduni  est,  ne  hac  nocte  in  nos  irruant 

Rakocziani'.  His  auditis  comes  terrefactus  prospicit  fugae  cum 

famiiia  tota  sua  admonens  nos  de  redditu,  cum  medium  nullum 

sit  manus  inimicorum  militum  euadendj ;  ^nisi  si  uultis  una  cum 

secretis  suae  caes.  Maiestatis  facile  interire;  nam  omnia  loca  et 

partes  abundant  militibus  et  Kakoczianis  et  Cozacis  et  Suecis  et 

Moskouitis  et  Valachis  et  alijs;  omnes  partes  obrutae  sunt^  Et  qui 

ostendit  certas  literas  scriptas;  ego  humillime  rogans  ipsam  ob- 

tinui  (maxime  timens  propter  secreta  sac.   caes.  Maiestatis,   ne 

ill&  una  nobiscum  ad  manus  inimicorum  incidant),  utj  dominus 

comes  procurauit  de  civitate  equos  et  duos  ductores,  qui  nobis 

viam  monstrarent;    quousque  equi  peruenerunt  ad  nos  ex  civi- 

iAte,  Bcripsimus  sacrae  caes.  Maiestatj  die  8.  Februarij  Viennam, 

at    sciret  sua  Maiestas,  nos  esse  in  sumnio  periculo  ob  causam 

ubique   inimicorum   grassantium.     Interim  peruenerunt  equi  et 

ductores;  comes  fugiens  ad  unam  partem,  nos  autem  ad  alteram 

uersos  Sakalium  a  recta  via  60  milliaribus  circumiro.  Vndequa- 

^VLG  miseram  plebem  tam  duro  hyemali  tempore  fugientes,  pro- 

sequentesetdispersam,  miseras  foeminas  una  cum  prolibus  et  peco- 

Hbus  ad  montes  et  syluas,  ubi  se  abscondere  possent  ab  inimicis, 

conspeximus  et  vix  3  miliaribus  perreximus;  timc  iam  nobis  equos 

^ienegarunt,  timentes  milites  Vngaros  et  Cozacos.  Ubi  in  uno  mise- 

rabili  pago  totaliter  deuastato  et  deserto  nihil  inuenire  potuimus, 

^   Oquos  ulterius  retinuimus  et  ulti*a  perreximus  per  loca  deserta, 

^oi  i^iiiil  aliud  videbatur  et  erat  preter  cadauera  mortua  et  capita 

*5   Oribus  affixa  hominum  ex  utraque  parte  viae  duorum  millia- 

''JUnrx  5   peruenimus  tandem  hora  7.  noctu  Olniczam;    pro    equis 

^c^iatibus  et  duobus  ductoribus  dedimus      .     .     .   fl.  20. 

Inde  perreximus  die  noctuque;  vix  peruenimus  Subalkam, 
^  erant  multi  milites  Polonici;  denoctauimus  apud  unum 
^^«leum;  pro  equis  dedimus fl.  7.  g.  10. 


554 

Pro  prandio  sine  coena fl.       3. 

Ex  illo  loco  perreximus  summo  cum  periculo  insolentibiiB 
militibus,  qui  nos  uix  de  nocte  omnes  non  interfecerunt;  sumo 
mane  iterum  perreximus  alijs  equis  conductis  ad  6  milliaria 
bona;  vix  peruenimus  ad  Belcz,  ubi  inuenimus  dominum  pala- 
tinum  distantem  4  milliaribus  a  Sakalio,  qui  nos  retinens  in 
prandio  proprios  equos  administravit  usque  Sakalium.  Quo  per- 
uenimus nocte,  ubi  intrare  non  permiserunt  nos,  suspicienteB 
esse  nos  Kakoczianos ;  tandem  miserunt  duos  officiales  ex  prae- 
sidio  ad  noS;  quibus  saluum  passum  caes.  Maiestatis  demon- 
strauimus  nos  pergentes  ad  ducem  Cozacorum.  Hoc  uiso  tandem 
intromissi  fuimus  ad  predictum  praesidium,  ubi  uix  loqui  prae 
nimio  frigore  ualebaraus  amplius;  uti  etiam  similiter  pro  pe- 
cunia  nostra  et  quidem  magna  taxa  equos  ab  Ulis  acquirere 
potuimus  propter  pericula  iminentia  militum  undequaque  gras- 
santium.  In  Iioc  pracsidio  defuit  nobis  totalitor  sumptus  itinerb, 
ego  ex  meo  proprio  incepi  inde  exponere  pro  equis  et   confoy 

fl.     300. 

lUa  die  pro  solis  equis  ex  praesidio  12  .     fl.       24. 

Pro  confoy  usque  ad  noctem  personis  40  vnicuique  tal- 
lerum fl.     60. 

Pro  prandio  et  coena  in  Bresteccko     .     .     fl.       9. 

Inde  pergendo  ea  die  ac  nocte  8  milliaribus  pro  quouis 
equo  tallerum,  pro  equis fl.     18. 

Pro  prandio  et  coena fl.       8. 

Ex  hoc  deserto  oppido  iterum  mouimus  cum  eisdem  equis 
et  confoy,  iterum  ilHs  conductis  usque  ad  praesidium  Dubnam 
per  tantum  periculum  unicuique  personae  tallerum  unum,  per- 
sonis 50 fl.     75. 

Pro  equis  12  conductis fl.     21  g.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.       8. 

Dubnae  manentes  sub  praesidio  in  ciuitate  in  diuersorio 
Judaico  per  dies  5  exposuimus fl.     56. 

Ubi  non  inueniebatur  uix  panis  et  de  carne  nihil;  ob 
tan  tarn  caritatem  exponere  debuimus: 

Pro  itinere  ultcrius  ponendo  protiont:  panis  et  siccis  pisci- 
bus  exposui  ibidem fl.     20. 

Ibidem  in  Dubua  ante  discessum  nostrum  inde  dominus 
archiepiscopus  ab  uno  Armeno  accepit    .     .     .     fl.  1000. 


556 

Inde  discedendo  uenimus  ad  aliquem  pagum  Knin  dictum. 
IllastrisBima  domina  principissa  concesserat  ex  Dubna  nobiB  6 
milliaribus  proprios  equos.  Soquentj  die  peruenimus  ad  quoddam 
castellum  Taybkur  ibiquc  noctem  egimus  summo  cum  periculo 
Cozacorum;  inde  discedendo  cum  confoy  20  equitibus,  quibuB 
dedimus fl.       10. 

nsque  ad  oppidum  Kuscziam. .  Inde  cqui  reuersi  illustris- 
simae  principissae ;  ex  quo  discessimus  octo  bonis  milliaribus 
usque  in  Cui'zouam;  pro  oquis  hucusque  dedimus      .    fl.       14. 

Pro  prandio,  coena  et  confoy  tot  equitum     .     .   fl.     308. 

£x  Curcz  confoy  205  personae^  acceptis  equis  per  deserta 
loca  milliaribus  continuis  desertis  75  a  Tartaris  et  Cozacis, 
ubi  nuUus  homo  neque  canis  uideri  poterat^  nisi  cadauera  et 
088a  hominum,  pergendo  in  tali  frigore  et  in  desertis  locis 
atque  longis  partibus  sclopetum  ignem  excitari  debuimus;  ta- 
liter  denoctabaumä.  Pro  equis  conductis  tot  milliarium  dare 
debuimus fl.     300. 

Comitatores  equites  fuerunt  nobiscum^  donec  transiuimus 
loca  deserta,  70  equitibus,  quibus  soluere  debuimus  cum  tanta 
difficultate  nollentes  u  nobis  accipere  in  oppido  Kerstuth 
deserto fl.     208. 

Pro  equis  conductis fl.     100. 

Inde  summo  mane  discessimus  ad  aliud  oppidum  nomine 
Brussiloua,  ubi  parum  de  panc  vix  inuenire  potuimus;  ex  quo 
recesserunt  equi  et  comitatores.  £x  Brussiloua  perreximus 
UBque  ad  oppidum  Diedinam;  pro  equis  et  comitatoribus  no- 
uiter  conductis fl.       10. 

Pro  prandio  et  caeua  in  tanta  caritate      .     .     .   fl.       10. 

Ex  Diedina  summo  mane  discessimus  usque  ad  ciuitatem 
Fastouiam;  pro  equis  conductis  et  confoy  exposuimus   fl.       18. 

Pro  prandio  et  coena fl.         6. 

Inde  discessimus  tota  die  hyemali;  vix  noctu  peruenimus 
ad   Albam-Ecclesiam ;    hucusque  pro  equis   et  confoy  dedimus 

fl.       50. 

Pro  victu  pcrsonarum fl.         6. 

Haec  civilas  est  in  Russia  metropolis  dicta;  in  hac  civitate 
mutuo  ab  uno  Armcno  accepimus fl.  1000. 

Ab  Alba-Ecclesia,  ex  qua  perreximus  cum  alijs  equis  et 
confoy,  usque  ad  noctem  oppidum  Öinaua  attigimus;  pro  con- 
foy equitibus  30 fl.       34. 


656 

Inde  discessimuB  ijsdem  equiS;  quia  alioB  habere  nonpo- 
tuimus;  debuimus  Ulis  dare fl.     13. 

Confoy  iterum  nsque  ad  noctem  .     .     .     •  fl.    30. 

Pro  prandio  et  coena fl.       8. 

Inde  discessimus  per  6  milliaria  alijs  equis  et  confoy 
usqiTe'  ad  oppidom  Euchichnam ;  pro  equis  et  confoy  exposoimuB 

fl.     20. 

Pro  prandio  et  coena fl.       6  g.  10. 

Inde  25.  Febroarij  uenimus  ad  oppidum  Zenika;  hucnsque 
dedimus fl.     15. 

Inde  mouimus  et  uenimus  ad  unum  pagum  ad  prandium, 
quia  equi  vlterius  non  poterant  pergere;    pro   illis   exposuimos 

fl.       5  g.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.       4  g.  10. 

Inde  Bumptis  alijs  equis  usquc  ad  noctem  in  Behoslaui&m 
pro  equis  et  confoy  exposui fl.     49. 

Pro  prandio  et  coena .     .   fl.       6  g.  10. 

Inde  mane  mouimus  usque  ad  Gradicham  civitatem,  ubi 
prandium  sumpsimus fl.       5  g.  10. 

Ex  Gradicha  usque  ad  Karshon  noctu  tarde  uenimus; 
pro  equis fl.     10. 

Pro  confoy fl.     17. 

In  hac  civitate  ab  uno  mercatore  Armeno  mutuo  accepimuB 

fl.  1000. 

Ab  hac  civitate  cum  suis  Cozacis  300  confoy  comitanteB 
nos  ob  magnum  periculum,  quibus  dedimus,  ut  nos  ad  tutiorem 
locum  comitarentur fl.  305. 

Pro  equis  recentibus  conductis      .     .     .     .   fl.     30. 

Pro  prandk)  et  coena fl.       9. 

Inde   summo   mane   discessimus   alijs   conductis    equis  et 
uno   centurione   cum   suis   Cozacis   250   per   totam    diem  nihil 
comedentes  usque  ad  noctem  ad  oppidum  Mioiuilam  peruenimus'i 
quibus  soluere  debuimus  una  cum  conductis  equis   fl.  200. 

Pro  coena fl.       5. 

Inde  mouimus   ulterius   7   milliaribus   conductis   equis       ^^ 
confoy  usque  ad  noctem;  pro  equis  dare  debuimus   fl.       9. 

Cozacis  confoy  30  equitibus  dedimus     .     .   fl.     20. 

Pro  victu fl.       7  g.  :Mf^ 

Inde  discedendo  ad  noctem  peruenimus  ad  oppidum  J^i* 
pitankam ;  hucusque  pro  equis  et  Cosacis  confoy   fl.     50. 


lüde  diBcedendo  peruenimus  ad  noctero  usque  Medaetkam; 

0  eqois fl.       8. 

Pro  victu fl.       7. 

Inde  peruenimus  Sobotouam  oppidum ;  pro  equis  et  confoy 

fl.     30. 

Pro  victu fl.       4. 

Inde  peruenimus  ad  Cherlin  ad  residentiam  propriam  Co- 
corum  Chmielniczij  ducem  die  1.  Martij  anno  1657.  Elapsis 
ibus  sex  habuimus  audientiam  apud  ducem  Cozacorum.  In 
spitio  nobis  assignato  quotidie  pro  personis  17  cum  duobus 
Btodibus  nobis  assignatis:  pro  tot  personis,  equis  singulis  diebus 

fl.     15. 

Quo  in  loco  mansimus  per  tres  menses  et  dies  5  ibidem- 
e  sex  equos  coemimus fl.  460. 

In  Pascha  Graecorum  ueniebat  tota  familia  ducis  Chmicl- 
ij  pro  rubre  ouo^    utj  illorum  est  consuetudo:    quod   di   illis 

1  daretur,  trahunt  hominem  ui  ad  aquam  et  lutum  proijciunt 
e  ullo  respectu  cuiuscunque  personae;  dedimus  pro  rubre 
)  id  est  Omnibus fl.  100. 

Consiliarij  ducis  qui  nos  uisitarunt  quorum  sunt  12;  ex 
ibus  quotiescunque  nos  visitare  uenerunt,  unum  quomque 
etare  quo  melius  et  honorem  exhibere  fecimus;  quauis  vice 
>08uimus fl.      5  g.  10. 

Fuerunt  autem  isti  apud  nos  uigesies;  pro  quibus  expo- 
mus fl.  110. 

Tribuni  militiac  ducis  26  quiuis  nos  separatim  visitare 
erunt;  pro  quauis  vice  visitationis  exposuimus  fl.       6  g.  10. 

In  uniuersum  exposuimus  pro  tractatione  illorum  visita- 
•is  cum  honore  debito fl.  160  g.  10. 

Pro  illustrissimi  domini  archiepiscopi  morbo  graui  chyrur- 
et  medicis  exposuimus  in  loco  ibidem      .     .   fl.     93. 

In  cancellaria  illorum  pro  expeditione  nostra  exposuimus 

fl.     36  g.     3. 

Hospiti  et  hospitac  in  discessu      .     .     .     .   fl.       5  g.     4. 

Pro  stabulo  ibidem  exposui fl.       7  g.     2. 

Duobus  custodibuS;  qui  penes  nos  erant  continuo  usque 
itiem,  exposuimus  illis fl.     45. 

Pro   securitate    confoy  Cozacis   inde   discedendo^    in   red- 

nostro  100  personis  confoy  usque  ad  noctem  illis  expo- 
*Us fl.    45. 


558 

Pro  quibuB  etiam  nollentes  debuimoB  pro  equis  et  coeiui 

illorum fl.     7  g.  10. 

Altera    die    accepimus    confoy  ex   Kapitanka^    usque  ad 

noctem  exposoi fl.  45. 

£a  die  pro  prandio  et  coena  exposui  .  .  fl.  7  g.  10. 
Tertia  die  Cozaeis  pro  confoy  personis  30  .  fl.  8  g.  1. 
Pro  prandio,  coena,  equis  exposoi  .  .  .  fl.  6  g.  10. 
Quarta  die  perreximus  milliaria  6  usque  ad  Curcz  civi- 

tatem  confoy  personis  20 fl.  34. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     6  g.  10. 

Quinta  die  per  milliaria  8  confoy  personis  82   fl.  10  g.    3. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     6  g.  10* 

Die  6.  milliaria  7V2  confoy  pers.  50.     .     .   fl.  18  g.  10- 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     8  g.     &* 

Die  7.  milliaria  7  confoy  pers.  20      .     .     .   fl.     8  g.    ^0. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     6  g.       ** 

Die  8.  milliaria  8  Bihoslauiam  civitatem  appelimus  p^srs* 

confoy  60 fl.     7. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     8  g.         *• 

Die  9.  milliaria  6  pers.  confoy  40      .     .     .   fl.     5. 

Pro  prandio  et  coena fl.     4  g.         ^' 

Die  10.  mill.  8  confoy  pers.  25     .     .     .     .   fl.     4  g.        l^* 

Pro  prandio,  coena,  equis fl.     5  g.  "• 

Die  11.  mill.  8  confoy  pers.  70     .     .     .     .   fl.     9  g.        ^^• 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     8  g.  ^' 

Die  12.  peruenimus  ad  Älbam-Ecclesiam  ciuitatem  inRus^^^ 
in  qua  uix  non  omnes  mactatj  sumus  a  militibus  Cozacon^^-^' 
hie   chyrui^o    pro  medicina  illustrissimi  archiepiscopi  dedin^^^ 

fl.  28. 

Pro  coena  et  equis fl.     9  g.  *• 

Die  13.  mill.  8  confoy  pers.  100    .     .     .     .   fl.  13. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     6  g.         ^* 

Die  14.  mill.  S'/^  ad  civitatem  Brusilouam  confoy  pers.     -^ 

fl.   7  g.  :^-0. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     9  g.         ^' 

In  hac  civitate  assecutj  sunt  nos  Cozaci  cum  literis  ChmL  '^*' 
nicij  personae  Cozacorum  206,  qui  nos  invaserunt  tanquam 
trones,  omnes  armatis  manibus  nos  apprehenderunt  et  nos 
duxerunt  ad  oppidum  hinc  distans  nomine  Fastouiam  12 
liaria,    ubi  nos  in  arest  posuerunt  per  dies  45;    quibus  deb 


mos  dare    cogentes    cuilibet  tallerum   et   non   erant   contentj; 

dedimuB fl.  333. 

Propter  tantum  incommodum  et  despeetum  redire  debui^ 
cor  DOS  curauit  arestari,  iterum  ad  Chmielniciiim  ducem  cum 
Cozacis.  Fuit  autem  scriba  siue  cancellarius  Ohyoviae  80  mil- 
liaria  distans  in  nuptijs;  itaque  eundo  et  redeundo  pro  illu* 
strissimi  famulls  et  eonfoy  exposuimus      .     .     .   fl.  300. 

Post  3  dies  debui  ire  Chyouiam  ad  praedietum  caneella- 
rinm  Viouskium  interrogans  causam  aresti  et  simul  rogans,  ut 
HOB  dimitteret;  tandem  cum  summa  difficultate  obtinui  nos  ex 
aresto  dimitendos.  Consumpsi  itaque  eundo  et  redeundo  eonfoy 

et  alijs fl.  330. 

Quousque  in  aresto  mansimus,  ubi  uix  aliquid  de  victua- 
libus  acquirere  potuimus,  nempe  pro  pane  et  carne  exposuimus 

fl.  260. 
Inde  ex  aresto  dimissi  per  tantum  periculum  peruenimus 
ad  oppidum  Brusilouam,    unde   reductj   fuimus;   exposui   pers. 

eonfoy  120 fl.    39. 

Pro  prandio^  coena  et  equis fl.       4  g.     3. 

Die  2.  per  mill.  8  ad  oppidum  Kherstus  eonfoy  pers.  80 

exposui fl.     25. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.       5  g.  10. 

Hinc  per  deserta  loca  et  diuastata  milliaribus  65,  ubi 
xiullus  mortalium  apparuit,  nisi  cadauera  et  ossa  hominum  inter- 
feota  a  Tartaris  et  Cozacis,  itaque  famem,  sitim  aliasque  mise- 
rias  et   pericula   passi   sumus   usque   ad   oppidum  Curcz;   pro 

eonfoy  pers.  250  exposui fl.  350. 

Pro  coena  et  equis fl.       9  g.  10. 

Hinc   die   1.   mouendo   per   mill.   12  pro  eonfoy  pers.  68 

öxpOBui fl.     12. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.       9  g.     6. 

Hie  Sutlam   aquam  transeundO;   ubi   nuUa  nauis  reperie- 

^^9  quia  omnes  a  Kakoczianis  deuastatae  erant,  succurrerunt 

^^tem   nobis   rustici,   qui  asseres   et  trabes  ligabant  et  currus 

^^OeB   diflsolutos    transportabant;    tota    die   sumus   moratj    in 

^^^Qm  aqua  transeundo  exposui fl.     30. 

Die  2.  per  mill.  8  usqne  ad  oppidum  Taibknr,   ad   quod 

'^^H^tn  peraenimus;  exposui fl.    20  g.  10. 

Pro  prandio,  coena  et  eqais fl.      8  g.    6, 


560 

Die  3.  peruenimus  ad  praesidium  Dubnam  per  milliaria 
18;  pro  eonfoy  pers.  64  exposui fl.     22. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.       7  g.  10. 

Hie  quieuit  illustrissimus  dominus  archiepiscopus  infirmus 
diebuB  10,  quibuB  diebuB  chyrurgis  et  medicis;  pro  nobis  et 
equis  exposui fl.  120. 

Hine  mouimus  per  mill.  8  eonfoy  pers.  37   fl.     19. 

Pro  prandio;  coena  et  equis fl.     14  g.  10. 

Die  4.  per  mill.  7^2  pro  pers.  eonfoy  57  exposuimus  fl.  6. 

Pro  prandio;  coena  et  equis fl.       6  g.    3. 

Die  5.  per  mill.  8  eonfoy  pers  36    .     .     .   fl.       8  g.  10. 

Pro  prandio^  coena  et  equis fl.       5  g.  10. 

Die  6.  per  mill.  8  confoj  pers.  60    .     .     .   fl.       8  g.  10. 

Die  7.  mill.  perfecimus  7  V2  eonfoy  pers.  37   fl.       5. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.       3  g.  10. 

Die  8.  per  mill.  6  eonfoy  pers.  54    .     .     .   fl.     16  g.  10. 

Vsque  Leopolim  peruenimus.  Pro  prandiO;  coena  et  equis 
exposuimus fl.       9  g.    3. 

In  hac  ciuitate  mansimüs  diebus  20.  Quo  peruenimus 
11.  Junij,  ill.  dominus  archiepiscopus  ob  tan  tarn  infirmitatem 
ulterius  pergere  non  potuit;  positus  est  ad  monasterium  Domi- 
nicanorum,  in  quo  mansit  sub  cura  medicorum  et  cbyrurgoram. 
Hinc  ego  discedens  cum  secretis  ad  regem  serenissimum  Po- 
loniae  20.  Junij. 

Vbi  ea  die  incidi  ad  Tartaros,  quorum  erant  12800,  qui 
succurrebant  Polonis  contra  Rakoczium^  post  illos  solus  Chan 
Tartarorum  cum  150  millibus;  diebus  tribus  et  noctibus  cum 
illis  perrexj.  Vix  assecutus  sum  serenissimum  regem  Poloniae 
pergendo  12  diebus  non  procul  Cracouia  cum  exercitu  germa- 
nico.  Die  11.  Julij  cinxit  Cracouiam  cum  suo  exercitu;  his 
diebus  pergendo  pro  eonfoy,  equis  et  victualibus  tot  persona- 
rum  exposui fl.  300. 

In  castris  Cracouiae  mansi  apud  serenissimum  regem  Po- 
loniae diebus  4,  quousque  expeditionem  ad  sacr.  caes.  Maie^ 
statem  mihi  traddidit;  ibidem  in  castris  exposui   fl.     36. 

Hinc  mouimus  nos  Viennam;  perfeci  autem  circumeundo 
milliaria  60  ob  pericula  summa  militum ;  exposui  pro  equis  nobis 
ubique  accipiendo fl.  300. 

Viennam  ueni  23.  Julij,  ubi  exposui  in  diuersorio  pro  sex 
^quis  pro  quouis  per  septimanam fl.       3. 


661 

Pro  stabulo  pro  quouis  equo  die  et  noete  unum  grossum^ 
per  septimanam  computans . fl.     18. 

Pro  stabulo fl.       2  g.     2. 

Item  pro  sex  personis  a  die  23.  Julij  in  hospitio^  pro  quauis 
persona  et  lotione  per  septimanam  exposuimus.    fl.       3. 

Ego  cum  duobus  famulis  Vienna  Pragam  pergendo  post  suam 
caes.  Maiestatem  aurigae  dedi  pro  qualibet  persona  fl.       7  g.  10. 

In  itinere  Vienna  pergendo  Pragam  pro  victu  personarum 
exposui fl.      7  g.    4. 

Pragam  uenimus  5.  Augustj;  Pragae  manendo  pro  quauis 
persona  in  diuersorio  exposui  per  septimanam  .   fl.       3. 

Per  integros  3  menses  ibidem  manendo  Pragae,  ubi  prae- 
sentaui  caes.  Maiestatj  relationem  legationis  nostrae  ad  Cozacos. 

Eundo  antea  ad  Cozacos  in  itinere  ex  meis  proprijs  ex- 
posui in  summa  necessitate fl.  300. 

Pragae  caesarea  Maiestas  demandauerat^  ut  non  dimittam 
famulos  neque  equos  diuendam,  quia  necessario  iterum  est  mihi 
redeundum  ad  Cozacos,  etiam  inde  archiepiscopum  ex  Russia 
reducere.  A  die  23.  Julij  usque  ad  annum  1658  exposui  tam 
Pragae  quam  Viennae  pro  6  equis  et  famulis  6  in  diuersorijs 
usque  ad  15.  Decembris  eiusdem  anni;  hie  dimisi  famulos  6  uni- 
cuique  soluendj  31  talleri;  pro  famulis  et  eqtds  in  vniuersum 
exposui  de  proprijs  meis fl.  2800. 

Item  praefatus  dominus  archiepiscopus  Martianopolitanus, 
qui  grauissimo  uulneratus  morbo  iam  fere  a  medicis  desperatus 
Leopoli  pro  curatione  remansit,  ubi  diuina  assistente  gratia  et 
medicorum  ac  chyrurgorum  indefessa  cura  receptis  post  5  menses 
tantisper  uiribus,  ut  posset  ad  suam  Maiestatem  huc  redire, 
accepit  ab  eisdem  mercatoribus  Leopoliensibus  Armenis  mutuos 

fl.  1500  et  36. 

Quos  partim  medicis,  chjrurgis  et  apotecarijs  persoluit, 
partim  uero  in  itinere  consumpsit. 

Plurima  nobis  infausta,  aduersantia,  difficiUima  et  incom- 
moda  pro  toto  hoc  miserabili  conficiendo  itinere  acciderunt. 
Immo  in  summo  temporis  frigore  10.  nempe  die  Januarij  anni 
1657  Vienna  discessimus.  Secundo  in  maxima  belli  turbatione, 
cum  et  Rakoczius  cum  toto  exercitu  Poloniam  superbus  esset 
aggressus  et  ingressus;  Moscus,  Suecus,  Cosaci,  Tartan,  MoU 
daui,  Vallachi  et  similes  cum  hostilitate  bestes  dictum  regnum 
impeterent.  Tertio  tenuissimum  uiaticum  fuit  ab  inclyta  Camera 


562 

datum^   nempe   1000  et  500  floreni.     Quarto  tarn  longiim  con-      ' 
ficere   iter    nempe  eundo  et  redeundo  ad  500  et  ultra  miliaria 
Omnibus    incomodis^    difficultatibus    et    afflietionibys    plenum. 
Quinto    ad   tam    barbaram,   inhumanam    et   perduelem  gentem. 
Sexto  tam  diu  et  longum  in  illis  partibus  consumere  cum  quin- 
decim   personis   tempus^   nempe  a  10.  Januarij  1657  usque  ad 
15.  Februarij  1658,  cum  nullus  mortalium  nobis  quidquam  sape* 
ditauerit.     Kmelnicius,    qui   a  nobis  ad  3  muneris  millia  fiore- 
norum  in  uarijs  rebus  babuit:  computando  eins  filium,  vxorem 
et  eolonelloS;  consiliarios,  reddidit  pro  uiatico  in  discessu  nostro 
(rebus    cum    eodem   optime    compositis)    18   imperiales,   id  e^t 
27  florenos  in  tot  potorachis  (sie!).  *  Potest  hoc  inter  plurimos 
sincere   attestari   dominus  Bineuuski  legatus  illo  tempore  Sere- 
nissimi regis  Poloniae,  qui  etiam  a  dicto  Kmelnicio  rec^pit  pro 
suo  itinere  imperiales  15  itidem  in  tot  potorachis.    Itaque  nee 
ante  100  annos  nee  post  alios  200  succedet  similis  legatio  cam 
supradictis  punctis;    et  tamen  nulla  nostrum  ratio  habetur  sec 
debita  in  tali  commissione  ex  maxima  necessitate  contracta  credi- 
toribus  hie  Viennae  existentibus  soluuntur.  Summa  expensanun 
a  principio  usque  ad  finem  facit  florenos  duodecim  millia,  sex- 

centos  quadraginta  et  medium  dico 12640^/^ 

Ego    Petrus   Parceuich    archiepiscopus    MartianopolitaaiEiB 
affirmo  supradicta  manu  propria. 

Christophorus  Marianouich» 


LH. 

Peter  Parcheviohs  Gesuch  an  Kaiser  Leopold  I.,  die  Zahla: 
der  Gesandtsohaftskosten   zu    verfügen,   ohne   Datum   (Wi^^^ 

Anfang  1658). 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Serenissime  et  potentissime  rex,  dorn  ine  clementissime. 
Seruitia  mea  facta  et  imposterum  fideliter  facienda,    qu_--^ 
sunt  tenuissima  et  insufGcientia^  sunt  potius  despicienda  qxn 
respicienda:    veruntamen   mera  benignaque    dementia   vestn 
sacr.  reg.  Maiestatis  est   cum    certa   spe   attendenda:    nee 
quidquam  promereor  pro  meo  labore,   cum   nihil   boni  fecerii 

>  Poltara  =  V}  Groschen,   eine  in  Ungarn   noch  im  vorigen  Jahrhunde 
gangbare  Münze. 


563 

t  alij  multo  me  aptiores  fecerunt,  pericula  et  incommodi- 
i  Bubierunt  et  impositum  negotium  ad  laudabilem  finem 
ixenint.  Ex  hoc  tarnen  sperO;  quod  gratia  v.  s.  r.  Maje- 
B  memn  deffectum  cooperiet  et  supplebit  indef^cientiae ; 
itatem  uero  semper  tenui  et  diligentiam  adhibui.  Unde 
entia  regia  audacior  factus  audeo  supplex  v.  s.  r.  Maje- 
m  dominum  meum  clementissimum  depreeari,  dignaretur 
>.  r.  llajestas  incljt^  Camer^  clementer  demandare^  ut 
ino  nobis  debitum  cum  Armenis  in  ista  peregrinatione  ad 
iCOB  facta  contractum  persoluat^  nempe  mense  Februarij  1657 
millium  florenorum;  postea  recepta  ex  graui  infirmitate 
»  cum  ijsdem  contraxi  debitum  mense  Septembri  eiusdem 

1657  nempe  mille  quingentorum  et  triginta  florenorum 
cnedicisy  chirurgis,  apothecarijs,  patribus  Dominicanis;  apud 

per  quinque  menses  infirmus  iacui  et  postea  pro  itinere 
K)li  Pragam  usque  coniiciendo  per  incommodissima  tempora^ 
)0B8im  dictis  Armenis  creditoribus  cum  gratiarum  actione 
3r6  et  satisfacere;  ne  ultra  vsura  crescat;  nempe  sex  per 
am,  et  dicti  patres  Dominicani,  qui  facti  sunt  sponsores  in 
i  necessitate  et  fideiussores  pro  me,  ne  suspicentur  aliquid, 
1  a  tanto  tempore  dicta  pecunia  contracti  debiti  non  trans- 
dtur.  Et  ad  hunc  finem  miserunt  unum  ex  patribus  Domi- 
ois  mecum  huc  usque  cum  altero  Armeno,  quos  debeo 
3  et  teuere;  alias  non  fuissem  ullo  modo  a  dominis  Ar- 
is  e  ciuitate  Leopoliensi  dimmissus.  Rogo  humiliter  v.  s.  r. 
3statem,   uelit  suum   et  suorum   legatorum   honorem  tuen, 

legati  V.  s.  r.  Majestatis  in  alia  occasione  et   necessitate 

poterunt  quidquam  a  quoquam  obtinere.  Et  bene  perpenso 

iamento   non    tantum    hoc   debitum    sed   adhuc   in    decuplo 

raxissemus    pr^ter    alias    expensas   illo   pr^cipue   tempore, 

ido   fuimus   a   trecentis  et  ultra  post  duodecim  dierum  iter 

cum  omni  felici  resolutiono  a  domino  Boguslauo  Kmel- 
)  redeuntes  Kosazis  militibus  equitibus  euaginatis  gladijs 
cuti,  assecuti  et  arrestati,  qui  iamiam  capita  nostra  e  busto 
ieli  ac  iniusto  ictu  sine  ulla  causa  aufferre  minabantur  et 
stantinopolim  magno  Turcarum  imperatori  pro  munere  def- 
B  gratulabantur,  prout  optime  seit  et  vestr^  s.  r.  Majestati 
literas  significauit  dominus  residens  Constantinopoli  existens. 
ergo  haec  committeretur  iniuria  contra  augustissinium  glo- 
^  memoria  imperatorem  Romanorum  et  v.  s.  r.  Majestatem, 

ttUr,  Bd.  LH.  II.  H&lfte.  87 


564 

non  octo  millium  tantom  florenorum,  sed  in  tali  casu  centnm 
milliam  taleromm  debitom  contraxissemus  et  Ulis  barbaris  sol- 
aissemos.  H^c  omnia  luce  clariora  sunt.  Deinde  legati,  de- 
mentiBsime  rex,  bonam  famam,  gloriam,  magnificentiainy  poten- 
tiam,  majestatem  et  supremum  principatmn  ac  dignitatem  inter 
oiniies  principes  vestr^  8.  r.  Majestatis  et  angastissim^  domus 
per  uniuersam  mundum  portant  et  proclamant;  uti  nos  apud 
KosacoSy  qui  pro  supremo  imperatore  magnom  Moscooitamm 
ducem  agnoscebant,  fecimus  et  infonnaaimuB^  quod  Roma- 
noram Imperator  sit  omnium  principam  primus  princeps  et 
monarca,  uti  patet  ex  mea  salutatione  ad  Bogaslaom  ducem 
habita. 

Ad  quem^  clementissime  mi  rex,  intenta  solUcitudine  ac 
diligenti  vigUantiae  cura  nouas  literas  fiduciarias  cum  pleni- 
potentiaria  auctoritate  post  fata  augustissimi  imperatoris  ad  me 
directas  et  inclusas,  qu^  nobis  peracta  cum  Kosazis  tractatione 
Leopolim  uenientibus  obuiam  uenerunt,  per  quendam  fidelem 
yirum  nobilem  cum  meis  adiunctis,  quarum  copiam  v.  s.  r. 
Majestas  iam  diu  a  Christophoro  Marianouich  habuit,  transmisi, 
in  quibus  v.  s.  r.  Majestas,  quemadmodum  in  paterna  regna 
et  ditiones  h^reditarias  dict^  cesare^  Majestatis  successit,  ita 
etiam  resolutionibus  per  eandem  captis  firmiter  inherere  capit^ 
serio  mihi  demandat,  ut  casu  quo  nondum  ad  dictum  ducem 
Kosacorum  peruenerim  rebusque  tractandis  üiitium  non  fecerim, 
me  illuc  quantocius  contendere  et  ex  pr^edenti  pr^scripto 
nomine  vestr^  s.  r.  Majestatis  omnia  solerter  et  singula  sine 
mora  executioni  mandare  et  ad  intentum  deducere  finem.  Omnes 
predict^  liter^  v.  s.  r.  Majestatis  fuerunt  a  duce  Chmelnitio 
gratanter  cimi  deosculatione  et  capiti  impositione  recepte.  Modo 
uero  post  mortem  eiusdem  apud  dominum  Vihouskium,  supre- 
mum Kosacorum  cancellarium  et  modemi  ducis  Georgij  filij 
et  successoris  sui  parentis  tutorem,  honorifice  ac  secrete  asser- 
uantur,  uti  mihi  per  eimdem  tabellarium  ex  Vcrayna  reducem 
relatum  fuit.  Omnia  supradicta  sincere  et  fideliter  humilis 
V.  s.  r.  Majestatis  capellanus  exponit,  a  qua  dementem  gratiam 
et  faustum  ad  suam  iustam  petitionem  responsum  expectabit 
et  deum  omnipotentem  pro  citissima  suprema  imperiali  pro- 
motione  in  suis  quotidianis  oflficijs  et  sacrificijs  exorabit  et 
apprecabitur. 


[Summa  in  vniuersum  Vienna  ad  Kosacos  eundO;  ibi 
coimnorando^  redeondo,  bic  Pragae  et  Vienn^  cum  famulis  et 
equis  manendo  facit  cum  omnibus 

florenos  numero  10334 
usque  ad  25.  Decembris  anni  1657.] 
Vestr^  sacrae  regi^que  Maestatis 

humillimus  cappellanus 

Petrus  Parceuich 
archiepiscopus  Martianopolitanus. 

Rnbmm:  Ad  sacram  rcgiam  Majestatem,  Hungariae^  Bo- 
hemi^  Bulgari^que  regem,  dominum  nostrum  clementissimum 
humillima  supplicatio  introscripti. 


Lin. 

Peter  Paroheviehs   wiederholtes  Gesuch   und  Beschwerde  bei 
Kaiser  Leopold  I.  in  derselben  Angelegenheit.  Wien,  9.  März 

1658. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Serenissime  et  poteutissime  rex,  domine  clementissime ! 

DeuB   benedictus   hoc   modo   onerosum    iter    vestrae    sac. 

reg.  Hajestatis   in   gloriosum  posthac   triumphum  sublato  diffi- 

cultatis   et   sententiarum   diversitatis    frigore^    adveniente    vero 

inflammato   amoris   ac   gratiarum  omniumque  consensus  calore 

coramutet  et  transferat.     Idem  deus,   qui  Abraham  ex  inimicis 

eduxit  et  illaesum  ubique  custodivit^  qui  iilios  Israel  per  maris 

niedium  ire  fecit  et  tribus  Magis  Stella  duce  iter  pandidit,  ille 

vestrae  sac.  regiaeque  Majestät!  tribuat  tempus  tranquillum  et 

iter  prosperum^   ut  illo  duce  quo  tendunt  secure  perveniant  et 

in    aalutis   prosperitate    pro   comrauni   universae   Christianitatis 

*olatio  expansis  bicipitis  aquilae  alis  et  justitiam  et  potestatem 

S^stantis  pro  timore  inimicorum  nostrorum  et  misericordia  cum 

PfttribuB  nostris  ad  propria  revertantur.     Hoc  unicum,  clemen- 

«•ainie  rex   mi  doleo,   quod   quo   me   vertam  nescio   et  quem 

pro    ^ero  ac  legitime  rege  agnoscere^  venerari  et  tenere  deberem 

^Söoro,  cum  multos  regnare  videam  et  potentes  imperare.  Vestra 

**    ^«  Majestas   dicit  hoc   esse   album,   alii  vero  affirmant  illud 

87* 


566 

esse  nigrum  et  sie  album  in  nigrum  commutatur.  Vestra  s.  r. 
Majestas  aliquoties  dignata  est  cum  effectu  demandare  inclytae 
Aulicae  Camerae,  ut  nobis  pro  tarn  diaturna^  longa  et  incom- 
moda  legatione  et  ad  Kosakos  peregrinatione  debita  cum  Ar- 
menis  contracta  persolvat^  ne  diffametur  gloria  nominis  augustis- 
simae  domus  Austriae^  et  illa  nihil  curando  contrarium  facit 
Me  inclyta  Camera  non  misit  in  legationem  sed  augustissimus 
gloriosae  memoriae  imperator  et  vestra  s.  r.  Majestas  confir- 
mavit.  Ego  vestram  s.  r.  Majestatem  post  summum  pontificem 
agnosco  pro  meo  superiore  et  non  dominum  Puz^  qui  pro  con- 
tractis  debitis  cum  Armenis  vellet  mecum  convenire,  quasi  ^o 
essem  mercator  aliquis.  Solvat  ille,  quandoquidem  zelum  de- 
monstrat;  creditoribus  meis,  qui  assiduc  me  affligunt  et  a  tot 
mensibus  quotidianis  meis  expensis  et  Pragae  et  hie  Viennae 
tam  pro  victu  quam  pro  hospitio  mecum  manent^  et  mihi  nee 
obulum  det.  Deus,  qui  me  creavit  et  errexit,  ille  mihi  pro- 
videbit  et  vestra  s.  r.  Majestas  ex  benigna  dementia  sua.  Si 
ego  haberem  aliquem  proventum  vel  episcopatum  cum  redditu, 
praeposituram  aut  abbatiam  aliquam,  libenter  solverem,  sed 
nemo  dat,  quod  non  habet.  Sine  mora  me  et  cruci  et  morti  et 
sudoribus  ac  laboribus  exposui,  ut  inservirem  vestris  Maiesta- 
tibus, et  in  posterum  libens  exponam,  sed  solvere  debita  pro 
fideli  servitio  contracta  nullo  modo  possum  et  modo  nee  obulum 
habeO;  quo  me  sustentem;  sed  regiam  clementiam  vestrae  s. 
Majestatis  expecto,  ut  verba  regia  ac  mandatum  ad  suos  offi- 
ciales  regium  eiSfectum  regium  consequantur  cum  efficatia.  £cce, 
clementissime  mi  rex,  quomodo  laedunt  et  exulcerant  fideles  servos 
et  a  servitiis  totalitcr  avertunt  quidam  nullius  momenti  officiales: 
ego  portavi  Praga  Viennam  ex  mandato  vestrae  s.  r.  Majestatis 
decretum  cuidam  furicro,  ut  mihi  quartirum  assignaret;  in  quo 
possem  cum  familia  et  cquis  me  recipere;  ille  vero  arroganter  et 
sine  ullo  respectu  irrisit  et  illusit  et  decretum  et  me  et  etiam  suum 
regem;  debeo  singulis  diebus  pro  familia,  pro  Armenis  credi- 
toribus et  equis  duos  aureos  in  diversorio  solvere;  quis  re- 
sistere  posset  tantis  expensis?  et  si  quartirium  haberem,  cum 
sim  cum  tota  mea  familia  ad  servitia  vestrae  s.  r.  Majestatis, 
nee  tertiam  partem  expenderem.  Rogo  humiliter  vestram  s.  r. 
Majestatem,  velit  mc  suo  calore  calefacere  et  demandare,  ut 
necessitati  tantae  meae  inclyta  Camera  praevideat  et  ut  quarti- 
rium  assignetur.     Keceptura  vestra    s.    r.   Majestas    a    summo 


567 

remm  datore  omnia  felicissima  et  long^va^   quaudoquidem  hu- 
milem  Christum  domini  benigno  fauore  respexerit  et  suae  ne- 

cessitati  providerit.  Datum  Vienn^  die  9.  Martij  anno  domini  1658. 

Vestr^  sacrae  regi^que  Majestatis  humillimus  capellanus 

Petrus  Parcevich, 
archiepiscopus  Martianopolitanus. 

Rabrorn:  Serenissimo  et  potentissimo  Hungariae  et  Bohe- 
n^üe  regi. 

AoMon:  Dess  Herrn  Archi-Episcopi  Martianopolitani 
lezteres  Schreiben  an  Ihre  königl.  Majestät^  so  datiert  den 
9.    Hartii  1658. 


UV. 

■ 

Solireiben  der  k.  k.  Hof  kammer  an  Kaiser  Leopold  L  wegen 
^er  OeflandtBOhaftsausgaben  des  Peter  Farehevieh,  Frankfurt, 

10.  April  1668,  expediert  3.  Mai  1658. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Gnedigster  Ehönig  vndt  Herr! 

Euer  khönigliche  Mayestät  werden  sich  auss  denjenigen^ 
WasB  bej  Deroselben  noch  zu  Praag  wegen   des  Marcianopoli- 
tanishen    Erzbishoffn    Petrj    Parceuich     etlich     vntershietliche 
mahlen  vorkhomben,  gnädigst  erindem:  wie  daz  nemblich  der- 
selbe noch  von  der  in  Gott  ruehendten  kayserlichen  Mayestät 
hochseeligsten  Gedechtnus  in  Monath  Januario  des  verwichenen 
57.   Johrs   in    gewisser  Commission    zu   denen  Eosackhen   vnd 
dem  Fürsten  Chimilinskj  vcrshickht;    zwor    mit   der  Occasion, 
daz    er  damahls  von  Rom  nacher  Wienn  in  aignen  Geshefften 
seiner  vnterhobendten  Kirchen  halber  in  Bulgaria  ankhomben 
Vnd    von    daselbst    aus   nach    erlangter    gewissen    kayserlichen 
Beystewr   darzue   ohnedaz    wider  hinunder  in  sein  Vatterlandt 
zu    raissen   gemaindt  gewest;   derowcgon   auch   diesse   Neben- 
commission,   weiln  er  der  cossäckhishen  Sprach  khündtig  vndt 
Solches  ihme  sonsten  etwa  nit  gor  zu  wcith  aussn  Wecg  gewest, 
Vor  sich  selbsten  gar  gern  angenomben,  dohero  auch  ihme  da- 
zumahl   zu   dem  Endt  intuitu  der  vorberührten  Vmbstend  von 
Ihrer   kayserlichen   Mayjestät   seeligen    nur   1000   Keichsthaler 


auBsgosezt;   darauf  mit   ihme  durch  den  hungariscben  Canzler 
tractirt  vnd  er  darmit  daselbst  also  abgeferttigt  worden. 

Nachdem  nun  er  in  Widerhcrausraisen  von  besagten  Cos- 
säckchen  zu  Reishish-Lemburg  in  Fohlen  kranckh  worden  vndt 
hindter  gebliben,    darauf  den  Marianouiz^   so  ihme  zuegegeben 
gewest  vnd   demselben   darzue   absonderlich  100  Duggaten  zu 
Wien   geraicht   worden,   vorhero  an  Ew.  khönigl.  Majestät  zu 
Ablegung    seiner    shrifftlichen    Relation     nacher    Praag    abge- 
shikht;    der    dan    alsobalt   anstatt    sein    des    Erzbishoffen    die 
Vbrige  Spesen  vor  sie  baide  starckh  sollicitirt  vnd  selbige  shon 
domohls  Vber  10000  fl.  gesezt  mit  Vermelten,  daz  ihme  darzue 
allein  die  Armenianer  Vber  5000  Reichs-Thaler  gelihen  hotten, 
darauf  aber  damahls  gcshlosseu  worden,  sein  des  Erzbishoffen 
Widerankhunfft   selbst   zu   erwarthen    vnd   alssdann    mit    ihme 
hierüber   ordentlich  zu  tractieren.     Indeme  man  angestandten, 
ob  derselbe  abermahls  wider  zu'ruckh   zu   schickhen    oder  nit, 
so    ist   besagter  Marianopolitanus  Archiepiscopus   baldt  nacher 
gegen  Endt  des  Monaths  Octobris  zu  Praag  angelangt  vnd  hat 
darauf  bey  Ew.  k.  Majestät  vmb  seine  Widerzuruckhsendtung 
sambt   denen    darzue   gehörigen  weiteren  Spesen  oder  aber  in 
Mangel    dessen   vmb   Bezahlung    seiner    aussgelegten    ferneren 
Vncosten  sambt  denjenigen,  wass  zu  seiner  Zuruckhrais  nacher 
Hauss   von   nethen    sein    wird,    offt  instendtig  angehalten;   vnd 
alss   man    von   ihme   a    parte   Camerae    die   Specification    der 
aussgelegten  Spesen   begert,    so   hat   er   es   durch   ain  schrifft- 
liches    Memorial    bey    Ew.    k.    Mayestät    dergestolt    eingeben, 
nemblich    von    den    Armcnianern    habe    er    anticipirn    müessn 
6000  fl.    baar;    item    zu  Reishish-Lemburg,    wo   er  ein  Monath 
tottkranckh  verhüben  in  den  Dominicaner-Kloster  daselbst,  seye 
er  vor  die  Khost,   Medicin   vnd  andere  sonsten  in  dergleichen 
Fehllen  erforderte  Spesen  shuldtig  vcrbliben  1530  fl.;  item  thue 
sich  nit  weniger  auch  der  von  besagten  Reishish-Lemburg  bis 
nacher  Praag    vnd    sonsten   hin    vnd    wider    zu    Raisen    noth^ 
wendtigen  Vncosten    nit   auf  ein   geringes   belauffen,    vnd    hs^^ 
also    damahls  die  ganze  Summa  in  allem  auf  10334  fl.  gesezt;--: 
waruon    er   aber  Folgen ts    nach    beshehenen    weittern  Zurede 
vermeldt  gehabt,    das  die   ihme   anfangs   mitgegebene  1500 
abzuziehen    weren    vnd   dass  alsso  sein  Rest  dergestalt  kome 
wurde  noch  auf  8834,  mit  angeheffter  weitern  beweglichen  Bit 
weil   wegen   der   anticipirten   6000  fl.   vnd  nit  weniger  wege 


569 

der  denen  PP.  Dominicanis  schuldtigen  1530  fl.  ein  Armenier 
sambt  ainen  der  Dominicaner  mit  ihme  heraus  khamben,  welche 
er    contentirn   sollen,   interim   aber   auf  shwerer  Zehrung  auf- 
holten müesste,   das   derwegen   vnd   in  Ansehung   dessen  Ew. 
Ifajrestät  geruehen  weiten,  zu  Erhaltung  seines  dissfohls  noth- 
wendtig   gemachten  Credits   vndt   forderist   deroselben  darbej 
versierendten  khöniglichcn  Authoritet  angeregte  thails  shuldtige 
thctÜB   also   aussgelegte  Summam   der  10334  fl.    paar   erstatten 
zu     lassen,    damit    er    besagte    PP.    Dominicaner    sambt    den 
Armenier  contentiren  vnd  also  die  auflauffende  fernere  Spesa, 
d&n  nicht   weniger   auch  daz  Interesse  ersparet  werden  möge. 
Nebenddem    ist    damahls    absonderlich    auch    einkhomben   der 
Cliristophorus  Marianouiz,  so  obbesagtcn  Martianopolitanum  in 
derselben    Rais    auf  sein   aigenes   Begern    zuegegeben  gewest, 
bey  Ew.  k.  Mayestät  durch  shrijBTtliches  Memorial  einkhomben 
^ndt  hat   seine   aussgelegte   Vncosten    oder   Spesen    besonders 
von  dem  Tag  seiner  Widerankhunfft  zu  Wien  im  verwichenen 
Uonath  Julio  auf  Vnterhaltung  der  sechs  Ross  vnd  Diener,  so 
Gl*    daselbst    bis   auf  deren    weitere   Abferttigung   hinterlassen 
kette;  item  auf  seine  Rais  nacher  Praag  vnd  die  ganze  Zehrung 
^B«elbst  eingeben  het  1397  fl.,  deren  Erstattung  auch  absonder- 
^oli    instendtig    begert    hat;    darüber    aber   von   ihnen    baiden 
^ter  vülfelttiges  Begern  kheine  anderwerttige  Beweissung  oder 
Z^ügnus  zu  bekhomben  gewest,    welches  sonst  vnter  des  Mar- 
^^^Uiopolitani  summarishen  eingegebenen  Raittung,  wie  der  Ma- 
^i«uiouiz  gesagt,  verstanden,  so  zusamb  die  10334  fl.  machet  vnd 
^i^raon,  nebent  den  anfangs  mitgegebenen  1500  fl.  noch  weitters 
^e.  150  fl.  abzuraitten,  so  dem  Marianouiz  zu  Prag  in  Abshlag 
^Qiner    Spesa  geraichtt   worden    vnd    käme   darnach    ihre   An- 
M>rderung  vor  beede  zusamb  summariter  noch  auf  8684  fl. 

Nachdem  nun  damahls  zu  Prag  Ew.  khönigl.  Mayestät 
^egen  sein  des  Martianopolitanishen  Erzbishoffen  volligen  Wider- 
^bferttigung  nacher  Haus  aus  gewissen  anderen  Motiuen  noch 
^t^  etwas  augestondten,  inmittels  ober  mit  ihnen  baiden  vber 
^iese  Btarckhe  praetendierdte  Vncosten  auf  ein  gewisses  Laidendt- 
liclieB  per  Paush  durch  jcmandt  a  parte  Cammerae  tractiern  zu 
lassen  den  Praesidenten  gnädigst  anbefohlen  gehabt,  so  ist  man 
deme  alsogleich  vor  Ew.  Mayestät  Abraiss  doselbst  zu 
nach  Conferierung  der  Sachen  mit  dem  hungarischen 
C^ansler   vnd   in   sein  Beysein   nachkomen   vnd  die  Tractation 


570 

also  mit  dem  Marianouiz  anstatt  des  Martianopolitani  versuecht 
worden,    indeme    der    hungarische   Cantzler   selbst    alzeit  der 
Mainung  gewest   vnd   es   auch   Ew.   k.  Mayestät   gehorsambst 
vermeltet  zu  haben  gesagt,  daz  diese  Ausslag  der  6000  fl.  von 
den  Armenier  ihme  etwas  bedenckhlich  vnd  gor  nit  vor  genueg- 
samb  liquidirt  vorkhomben  vndt  daz  sonsten  zu   ihrer  Abfert- 
tigung  ihnen  etwa  noch  per  Paush  wie  von  anfangs    beshehen 
wider   bis   in   500   Duggaten   gegeben   werden    möchte,    wann 
änderst  Ew.  Mayestät  ihne  den  Martianopolitanum  nit  weiten 
zu   ainiger   khünfftigen    anderwerttigen    Abshikhung    derorthen 
hinein    aufzuhalten    gnädigst   gemaindt    wehren,    worauf  zwar 
damahls  khein  endtlicher  Shlus  vor  Ew.  k.  Mayestät  Abrais  sa 
Praag  erfolgt,  alss  allein  daz  ihme  200  fl.  vor  seine  Interims- 
hinunderrais    nacher    Wienn    gegeben    worden,    vndt    das    im 
Vbrigen   die  Sach   vnterweegs   weiters   mit   dem  hungarischen 
Canzler  Vberlegt  vndt  beratshlaget  werden  solle;   so  auch  also 
beshehen,  der  dan  jedesmahl  bey  seiner  vorigen  Mainung  vor- 
bliben.   Inmittels  da  man  dieses  also  gehorsambist  vorzutragen 
shon   gefast  gewest,   so  ist  newlich  van  ihme  Martianopolitano 
ain  gar  bewegliches  Shreiben  an  Ew.  k.  Mayestät  von  Wienn 
aus  vnterm  9.  dis  Monoths  Martio  einkhomben,  warin  er  sich 
erstlich   hart   wider  die  Hof-Camer  wegen  der  ihme  zu  Praag 
durch  jemandt  ihresmittels  zuegemuetheten  Paushhandtlung  be- 
shwören  thuett,  welches  sonst  damohls  änderst  nit  alss  allein  aus 
Ew.  k.  Mayestät  gnädigsten   Befelch  beshehen  vndt  versuecht 
worden,  vermelt  benebens,  sye  Hof-Camer  hette  ihne  van  anfangs 
nit  in  derselben  Comission  sondern  die  in  Gott  ruehendte  kayserl. 
Mayestät   vershikht;    verhoffe   also  die  Bezohlung  seiner  auss- 
gelegten  Vncosten    von   Ew.    k.  Mayestät,   alss   welche  er  post 
summum  pontificem  allein  vndt  nicht  jemandt  von  der  Cammer 
pro  suo  superiorj  erkhennen  thue,  ziehet  benebens  hoch  an  die 
in   der   Rais   aussgestandtene   vberaus   grosse  Vngel^^nheiten 
sambt   Leib-  vndt  Lebensgefohr   vnd   wie   daz   die    Creditores 
wegen   der  mehrbesogter   Armenianer   vnd   Dominicaner    ihne 
der   Bezohlung   halber    immerforth    hart    klagen    vnd    daz    er 
sonsten  auch  ausserdessen  iezt  zu  Wienn  khaum  zu  leben  habe. 
Bittet    derowegen    vmb    unuerlengte    würckhliche    Anshaffung 
solcher  seiner  Aussstendt  nebend  dem  nothwendtigen   weiteren 
Vuterhalt  zu  seiner  jezig^n  Subsistenz  zu  Wienn  oder  aber  zu 
seiner   völligen  Widerabrais.     Im   andern  Punct    beshwerth  er 


571 

sich  wider  den  dorundtigen  Hofforier,   indeme   daz   dersclbigc 

vngeachtet  Ew.  k.  Mayestät  noch  zu  Praag  durch  dero  Obersten- 

Hofmarshalln    ergangenen    Verordnung    ihnie    Martianopolitano 

einiges  Quardier   daselbst  pro  interim  anzuweisen  gnädigst  re- 

Boloirt  vndt  geshafft  hetten,  dennoch  ihne  darmit  bishero,  damit 

Qr  sich  mit  seinen  Leuthen  vndt  Rossen  vnterbringen  khönne, 

in  kainerlej  Weis  accomodirt  sondern  nur  mit  sharphen  Worten 

abgewiesen  hette.  Welchen  leztern  Punct  beraiths  absonderlich 

mit  Ew.  k.  Mayestät  Obersten-Hofmorsholl  conferirt  vndt  von 

ihme  hierüber  souil  verstondten  worden,   wie   daz  diesse  Klog 

des  Quartiers  halber  shon  zu  Wienn  remedirt   vnd  er  Martia- 

nopolitanuB  dormit  vnterdessen  shon  accomodirt   worden   seye. 

Die  Hof-Cammer  hat  dieses  nochmohls,  souil  den  ersten  Punct 

• 

betrifft,  mit  den  hungarischen  Canzler  conferirn  lassen,  der 
dann  dorauf  souil  geandtworth,  daz  er  ainmoll  diesse  des  Martia- 
nopolitanj  so  hoch  gesezte  Rais-Vncosten  vnd  die  dorzue  von 
den  Armenianern  ausgeboxte  6000  ä.  schwerlich  glauben  khönne, 
er  hette  Bansten  ihnen  baiden  noch  zu  Praag  selbst  gerathen 
gehabt,  dergleichen  vngeraihmbte  Sachen  nit  zu  suechen,  sondern 
sich  villmehr  mit  ainen  billichen  Laidentlichen  zu  contentirn, 
worzue  dan  auch  derselbe  Erzbishoff  zwor  seinerseiths  wohl 
zu  bringen  gewest  wehre.  Es  hette  aber  der  andere  Christoph 
Marianouiz  wegen  seines  Interesse  auf  ain  anderen  Weeg  vndt 
diessen  Shlag  geworffen,  alss  welcher  sich  sanst  a  principio  zu 
dieser  Baiss  nur  gleichsamb  intrudirt.  Derowegen  hat  er  noh- 
mals  vermaindt  wie  vorhin,  daz  zwor  iezt  genueg  wehre  dem 
Martianopolitano,  weil  er  nichts  rechts  zu  specificirn  noch  zu 
liquidim  vber  daz  vorige  von  5  bis  in  600  Reichsthaler;  vor 
seine  ausstendtige  Rais-Vncosten,  dem  Marianouiz  aber  noch 
100  Reichsthaler  oder  endtlich  per  Paush  gor  die  500  Dug^otn 
zu  den  ersten  500  zu  geben,  vndt  er  Martianopolitanus  dormit 
gänzlich  abzuferttigen  sein  möchte;  es  wehre  dan  Sach,  daz 
Ew.  k.  Mayestät  noch  ein  anderes  wegen  seiner  Persohn 
khünfftig  vorzuhaben  gnädigst  im  Sinn  hetten. 

Die  Hof-Cammer  erindert  sich  disfohls  allein  soweith 
gehorsambist,  wie  daz  diese  Sachen  alle  änderst  nit  alss  also 
wie  oben  vermelt  bishero  vorgangen,  vnd  vermaindte  iezt  daz 
negste  zu  sein,  weil  er  Martianopolitanus  sich  derzeit  zu 
Wienn  aufholtet,  daz  derowegen  hierüber  der  hinterlassenen 
Hof-Camer  mit  Vbershickhung   der  Acten   zuezushreiben   vnd 


572 

ihr  die  Commission  aufzutragen,  damit  sy  mit  ihme  die  Sach 
auf  ein  £nd  tractieren  vnd  auf  ein  gewisses  Laidentliches 
bringen  solL  Er  ober  wehre  nunmehr  abzuferttigen,  wofern 
sonsten  Ew.  k.  Blayestät  khain  anderes  in  dero  weiteren  Diensten 
mit  ihme  vorzuhoben  gnädigst  gesinnet  seindt^  vndt  zu  dem 
End  möchten  ihme  dorundten  endtweder  die  löOO  fl.  nach  des 
hungarischen  Canzlers  Mainung  nochmohls  angebotten  oder  aber 
der  hinterlassenen  Cammer  die  Handt  bis  auf  2000  fl.  für  alles 
zu  tractim  eröfiiiet  werden.  Welches  man  zwar  ihme  bey  der 
hungarischen  Cammer  anzuweissen  gedacht  Tnd  daz  darüber 
auch  zugleich  in  euentum  ein  königL  Befelch-Shreiben  ihnen 
hinunder  zu  shickhen :  wo  aber  solches  etwa  dasselbst  nit  zu  er- 
halten,  so  muesste  sy  hinteriassene  Canmier  in  all  Weeg  selbst 
shawen  diesse  2000  fl.  anderwerths  zu  bestreitten:  Jedoch  etc. 

Erczbischoff  Martianopolianischer  Raiss  in  die  Wallachey  yuA 

derselben  Vnkosten  betreffmd. 


Placet  wie  gerathen  Tnd  man  solle  shauen  dieasen  Sup- 
plicanten  darmit  alsso  gar  abzuferttigen. 

In  audientia  zu  Franckfurt  den  10.  Aprilis  1658. 

Praesentibus:  Serenissimo  archiduce  Leopoldo. 

Domino  principe  a  Lobkouiz. 

Domino  principe  ab  Auersberg. 

Domino  comite  Kurz.  —  P.  comite  a  Schwartzemberg. 

Domino  comite  ab  Otting.  —  P.  comite  a  Nostiz. 

Domino  ci>mite  a  Staremberg. 

Domino  comite  a  Furst^nberg. 

Domino  Volmar. 

Domino  comite  a  Sintzendorff.  Camerae  praesidente. 

D<L>mino  Barone  ab  Hochenfeldt,  Camerae  consiliario.  —  M.  Putz. 

Rubnxm:  Expedirt  ad  Cameram  Hungaricam  per  rescriptum 

3.  Mav  1»Ö8. 

Item  expedirt  an  die  zu  Wienn  hinterlassene  Hof^ammer 
wegeu  Vbemembong  der  n»*>Iuirten  Tractation. 

Hoflf-Camer-Referat  vnd  Guettachten  wegen  des  Archiepi- 
scopi  Mardanopolitani  Kais<»Tako<steQ  zum  ChimilinskL  Expedirt 
am  3-  Mav  lÖo-S. 


573 


LV. 

Schreiben   des   Herrn   M.   Putz   an   die  k.   k.  Hofkammer  in 
Wien,   wegen  Auszahlung    von   2000    Gulden   an   Feter   Par- 

ehevieh,  Frankfurt,  28.  April  1658. 

Aufl  dem  Archiv  dor  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Wohlgeborne  etc. 

Wür  thuen  denen  Herrn  biemit  durch  Communicierung  des 
beygefugten  Referats  in  Freundshafft  nit  verhalten^  was  bey 
Ihrer  königl.  Mayestät  vnsseren  gnedigsten  Herrn  zwor  noch 
vor  dero  Abrais  zu  Praag  vnd  seithero  wider  alhier  der  Herr 
Petrus  Parceuich  Archiepiscopus  Martianopolitanus  sambt  dem 
Christophoro  Marianouiz  wegen  ihrer  aussgelegten  vndt  zimblich 
hocbgestölten  änderst  nit  zu  Gnuge  liquidirten  Spesen  vndt 
Ausslagen  in  der  ihme  noch  hiebeuorn  von  Ihrer  kayserl.  Maye- 
stät hochseliger  Gedechtnus  aufgetragenen  Rais  vndt  Commission 
zu  den  Cosaken  vndt  deren  gebettenen  Erstottung  holber  durch 
vntershidtliche  shorpfe  Memorialien  beweglich  supplicando  an- 
gebrachty  wos  darüber  vnterdessen  vorgangen  vndt  gehondtlet 
vndt  wie  daz  Ihre  königl.  Mayestät  newlich  auf  der  Sachen 
beshehenen  ganz  aussführlichen  Vortrag  (aus  den  darbey  er- 
inderten  Vmbstendtn  vndt  Vrsochen)  endtlichen  gnedigst  ge- 
shlossen  haben,  daz  gonze  Werkh  mit  diessen  dorzue  gehörigen 
Acten,  (weil  wohlbemelter  Herr  Erzbishoff  sich  derzeit  do- 
rundten  zu  Wien  aufholtet)  nur  geroth  an  die  Herrn  zu  Vber- 
shikhen  vndt  ihnen  dabey  die  Comission  aufzutragn,  damit  sy 
mit  ihme  die  Sach  auf  ein  Endt  tractirn  vndt  auf  ein  gewisses 
Laidentliches  [alss  nemblich  endtweder  die  eingerathene  1500  fl. 
vber  die  ihme  von  Anfang  mitgegebene  1500  vndt  nacher  wider 
zu  Praag  geraichte  200  fl.,  oder  aber  in  Endtstehung  dessen 
gor  bis  auf  2000  fl.]  zu  bringen  versuechen  vndt  ihme  solches 
vor  Alles  anbietten,  ihne  auch  darmit  nunmehr  völlig  dorundten 
abferttigen  woltcn,  weiln  Ihre  königl.  Mayestät  derzeit  kheine 
Occasion  haben  noch  findten,  sich  dessen  Persohn  in  ainiger 
weiteren  Abshikhung  zu  bedienen;  welche  2000  fl.  nun  zwor 
ihme  bey  der  löbl.  hungarischen  Cammer  (wegen  seiner  etwa 
derorthen  wider  nehmbendtn  Durchrais)  anzuweissen  gemaindt 
vnd  doiauf  auch  daz  gehörige  königl.  Befelchshreiben  in  euentum 


alhier    aufgesezt,    (so   zugleich   denen   Herrn   hiebey   mit  zue- 
khombt);  jedoch  mit  dem  Verstand t^    wofern  es  etwa  doselbst 
nit  zu  erhalten  wehre^   daz  auf  solchn  Fohl  die  Herrn  in  alle- 
weg   selbst   dorundten   vnbeshwerth   shauen  wollen,   wie  diese 
2000  fl.  anderwerths  vnverlengt  gewis  vndt   würkhlich   aufzu- 
bringen   vndt   dormit    sodann    mehrbemelter    Herr    Erzbishoff 
nunmehr  fürderlich  aldoselbst  abzuferttigen  sein  möge.  Welchem- 
noch   wir    die   Herrn   hiemit   dienstfreundlichst    ersuechen,   sie 
wollen  diesse  Commission  also  vnbeshwerth  vber  sich  nehmben, 
domach  die  Handtlung  mit  ihme  Herrn  Martianopolitano  Archiepi- 
scopo  vnmossgebig,   etwa   durch   vnsers  mittels  Directorn  den 
Herrn   von  Rodöldt  (titl.)   auf  solche  Weis  mit  gueter  Manier 
doch    vnbenendt    ex   certo   respectu  des   Herrn    hungarischen 
Canzlers,  wos  er  disorths  an  die  Handt  geben  vndt  eingerothen, 
sondern  allein  in  terminis  generalibus,  daz  man  ob  dieser  seiner 
so  hoch  gestölten  Forderung  sonderlich   der  Armenianerantici- 
pation   halber   aus  Mangel   genuegsambn  Documents   oder  Li- 
quidation  ganz   billich   bis   anhero   angestondtn  Vndt  noch  an- 
stehen  thuett;   dergestolt    versuchen   vnd   es  mit  ihme  auf  ein 
Endt  vergleichen,   ihme   aber  der  Mitteln  halber  wegen  dieser 
2000  fl.   in   alleweg  auf  ain   oder   andere  Weis  vnshwer  von 
dortn  baldt  abferttigen  lossn.     Worüber   wir   dann   der  Herrn 
vnmossgebigen    widerantwortlichen    Berichts    weiteren    Erfolgs 
vndt  endtlichen  Shlusses  halber  hernegst  wider  alhier  gewertti§f 
sein  wollen.  Dobenebens  vns  im  Vbrigen  etc. 

Gebn  in  Frankhforth  den  28.  April  1658. 

NB.:  An  die  hinterlassene  HoflF-Cammer  per  Tractierang 

mit   dem   Archiepiscopo    Martianopolitano    wegn    seines   Rai^- 

vnkhostens,  noch  von  der  Gesandtshafft  zue  denen  Cosackküme^ 

herruehrendt. 

M.  Pul 

Concept  und  Ausfertigung  mit  vier  Siegeln. 


575 


LVI. 

K&iser  Leopolds  I.  Zahlungsanweisung  an  die  k.  ungar.  Hof- 
lutmmer   von   2000  Qiüden   für  Feter  Parchevich,  Frankfurt, 

3.  Mai  1658. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Leopoldus. 

Benigne  vobis  significamus,  qualiter  (titl.)  Petro  Parceuich 
archiepiscopo  Martianopolitano  (pro  praetensis  restantijs  suis) 
mtione  expensarum  et  sumptuum  antehac  peracti  itineris  et 
certae  commissionis  adhuc  in  mense  Januario  proxime  elapsi 
aoni  sexcentesimi  quinquagesimi  septimj  ad  Cosacos  et  eorun- 
dem  ducem  Chimilinsky  a  praedefuncto  gloriose  patre  nostro 
imperatore  Ferdinande  tertio  pientissimae  recordationis  eidem 
concreditae  (ultra  priores  millc  quingentos  florenos  ipsi  quidem 
a  principio  Viennae  in  eum  ünem  enumeratos)  praevia  tracta- 
tione  Buperinde  per  Cameram  nostram  Aulicam  ibidem  secum 
habita,  modo  in  totum  alios  bis  mille  florenos  pro  discessu  et 
reditu  suo  ad  patriam  et  residentiam  metropolitanam  suam  in 
Bulgaria,  ex  proventibus  ordinarijs  Camerae  istius  nostrae  Hun- 
garicae  istic  persolvendos  clementer  concessimus  et  decrouimus. 

Idcirco   vobis   prescntium   vigore   benigne  ac  firmiter  de- 

mandamus,    quatenus    desuper    vlteriorem   necessariam   ordina- 

tionem  nomine  nostro  dcbitis  in  locis  statim  conuenienter  facere 

ac    in    eo   esse  et   collaborare  velitis^    vt  prefato  archiepiscopo 

Martianopolitano  in  transitu  suo  istic  vel   aliorsum   quocunque 

modo  ad  insinuationem  suam  dicta  summa  bis  mille  florenorum 

indilate  et  infallibiliter  ex  quibuscunque  medijs  fidoi  ac  curae 

vestrae  concreditis  absque  omni  mora  aut  exceptione  persoluatur, 

Satisfacturi  eatenus  benignam  et  omnimodam  voluntatem  nostram. 

Datum   Francofurti   ad  Moenium   die   3.  May  1658.     Camerae 

Qungaricae. 

Rubrum:     Hungarishe   Camer   wegn  Bezahlung   dem  Mar- 
tianopolitanishen  Erzbishoffen  an  seinem  Ausstandt  2000  fl. 


Lvn. 

Der  Lexnberger  Armenier  Beschwerde   an  Kaiser  Iieopold  C^*^^ 
wegen    NichtbeBahlung    der    dem    Peter    Parchevich    votfs^' 
streckten  Summe,  Lemberg,  20.  Juli  1659. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Augustissime^    potentissime   et   omnium   gentium    ac    nationum 
domine  domine  Imperator  clementissime. 

Dum  in  illa  maxima  temporum  angustia  non  solum  tiye- 
mali  acerba  injuria  anni  uidelicet  1657  mense  Januario  et  se- 
quentibuS;  uerum  [quod  per  centenarios  ac  centenos  uix  nooa- 
liter   poterit   euenire   annos]    quando   afflictum    hoc   a    diuersis 
hostibuB    iniuste   populis   et   gentibus  opprimebatur^   afflictibos 
praetendebatur,    dividebatur   et   inuadebatur   Poloniae  regnum, 
nempe  a  Rakocziano  in  Podolia  et  ultra  superbo  milite,  a  Ko- 
sacis  rebellibus  in  Russia  et  Ucrayna,  a  Moscouitis  in  Lituania, 
a   Suecico   exercitu   in   uisceribus   in    ipsis   regni^    a  Tartans, 
Vallachis;  Moldauis  et  quam  plurinüs  alijs  in  toto  et  in  qualibet 
parte   regni    excursitantibus;    rouerendissimus    dominus    Petras 
Parceuich   archiepiscopus    Marcianopolitanus   ad    dominum  Bo- 
goslauum   Kmelnitium,    supremum   Kosacorum    Saporocientium 
ducem  ex  mandato  ot  directione  expraessa  augustissimi   felicis 
memoriae  Ferdinand!  tertij,  Komanorum  imperatoris,    tanqoam 
optimi  et  benign issimi  cum  miserabilis  patriae  hostibus  medis- 
toris,   in  publica  pro  vniuersa  Christianitatc  pace  componends 
inquirendum  transibat:   summa  erat  afflictione^  impedimento  et 
necessitate  afflictus  et  turbatus;    non   poterat  etenim  resoluere^ 
utrum  deberet  in  tarn  evidenti  undequaque  periculo  se  ulterior\ 
uiae   comittere   necno,    praecipue   cum  summa  laboraret  viatici 
penuria    pecuniae    et   omnia   tum    propter    bestes    tum    propt^^T 
temporis   hyemalis   acorbitatcm    erant   in    maxirao    praetio    vm  ^ 
inueniebatur.  Ne  tarnen  a  suo  supremo  principe  pusillanimitat==^ 
negligentiae,    inhabilitatis    et   similium;    uti   tunc  afflictus 
rebat,  accusaretur  et  increparetur  titulo^  uoluit  potius  se  mi 
feste   mortis   periculo   viam    impeditam    prosequendo    abijcei 
quam  sine  ablegationis  effectu  turpiter  reuertj.     Cum  ergo 
minus  Christophorus  Marianouicz,   secretarius   domini   ableg:^^=^ 


577 

Ante  aliquot  annos   adhuc  Constantinopolis   novisset  et  postea 

anno  1650  etiam  Viennae   in   sua  domo  recepisset,   ex   parte 

^ittsdem  missi  ablegati  aliquoties  nos  suppliciter  rogavit  unum 

^^^m  reuerendis  Patribus  DominicaniS;   ut  in  tanta  necessitate 

P<"o  tarn    pio    negotio    non    omitteremus    illum^    sed    aliquam 

^^^mmam   peeuniam   mutuam   daremus,   promittentes   ambo  (uti 

^*«ire   in    obligatione    receptae   monetae    ab   illis   facta   patet); 

^^ndem  summam^  dum  ad  suum  principem  reuerteretur,  quam- 

P^nmum  restituturoB  cum  fructu  in  sex  per  centum,  quod  fecimus 

^^^    considerationem    caesaris  —  alias  est  mos  apud  nos  decem 

I>^r  centum  — .    Insuper  promiserunt  praeter  restitutionem  ac- 

^^ptae  pecuniae  cum  fructu  decurso  etiam  aliquam  gratiam  uel 

^tximunitatem,   dum  pro  negotijs  inissemus,   a  caesare  impetra- 

'^ros.  Nos  attente  considerantes  tanti  principis  zelum^  pietatem 

Qt  pro  hac  patria  commiserationem^    qui   dignabatur  cum   per- 

benigna   interpositione  et  mediatione  sua  in  tam  salutifero  ne- 

gotio  ad  rebelles  patriae  huius  expedire^  intercedentibus  etiam 

Patribus  Dominicanis  libcnter  prima  uicc,    dum  iter  proseque- 

bator   ablegatuSy    sex   millia   florenorum   eidem    intuitu    sacrae 

caesareae  Maiestatis  in  gratiam  mutuo  in  tali  necessitate  gravi 

sex  per  centum  dedimus.  In  redditu  similiter  per  aliquot  menses 

ex  Vcrayna  fauste  persolutis  cum  duce  Boghslau  tractatis  Leo- 

polim    uenienti    et   ibi  per  sex   menses  in  tali  infirmitate  exi- 

atenti,  tandem  dei  gratia  uires  et  salutem  resumenti  ipsi  able- 

gato  praeter  priorem  summam  sex  millium  florenorum  dedimus 

insuper,  ut  posset  satisfacere  creditoribus,  apotecharijs,  chyrur- 

giB    et  alijs  et  ut  posset  etiam  suum  iter  perficere  ad  vestram 

sacratissimam    caesaream    Maiestatem,    alios    mille    quingentos 

trig^nta  sex  florenos  cum  fructu  sex  per  centum.   Et  ut  prima 

uicei  clementissime  princops,  multo  plus  dedissemus,  si  a  nobis 

petiJBsent  intuitu  Ferdinand!  tertij  pissimae  memoriae   impera- 

toris,    a   quo  mittebantur,    ob   eiusdem    fauorem,    quem   in  hoc 

^fflicto  regno  clementer  demonstrabat,  sie  etiam  secunda  adhuc 

vice  ob  memoriam  praefati  augustissimi  imperatoris  et  vestrae 

Bacrae  caesareae  Maiestatis  feliciter  in  regna  haereditaria   suc- 

csedentis   et   eodem    zelo   huius    patriae   causam  promouentis  et 

protegentis,  de  quorum  dementia,  justitia  et  uoluntate  nunquam 

^ubitauimus   nee    dubitaraus,    ut   demandasset  nobis  a  debitore 

ctblegato,  prout  habet  in  obligatione,  persolvi  et  satisfieri,  eidem 

mnlto  plus  et  sine  ulla  haesitatione  concessisemus. 


578 

Sed  contraria  nobis  nostra  gratitado  euenit  et  tantormn 
principum  talis  spiritualis  persona  et  ablegatus  nos  cum  summa 
nostra  confusione,  scandalo  et  damno  decipit  nee,  prout  tunc 
in  summa  illa  necessitate  verbo  et  Scripte  promisit,  modo  in 
sua  feiicitate  et  loci  securitate  obseruat  et  restituit.  Tres  iam 
breui  anni  ellabentur,  potentissime  imperator,  ex  quo  illam 
summam  siue  sangvinem  nostrum  ob  intuitum  Maiestatum  vestra- 
rum  dicto  ablegato  dedimus  et  ille  nee  fructum  decursum  nee 
capitale  nobis  miseris  ad  hanc  horam  restituit;  praeter  alias 
expensas,  quas  pro  recuperatione  dictae  summae  datae  fecimus, 
dum  unum  Patrem  Dominicanum  cum  eodem  domino  ablegato 
Pragam  et  Viennam  misimus,  ut  secundum  eins  attestationem 
et  scripta  praefatam  pecuniam  quam  primum  restitueret,  quod 
nunquam  fecit,  imo  nee  ad  literas  aliquoties  scriptas  rescripsit 
Nos  alijs  bona  uoluntate  sangvinem  nostrum  concedendo  in 
hac  modo  afflictione  debemus  substantiam  totam  cum  sununa 
usura  opignorare  uel  levissimo  pretio  onmia  diuendere^  ut  ur- 
gentis  r^is  et  reipublicae  mandato  satisfaceremus  per  contri- 
butiones  militibus  faciendas  et  patriae  necessitatibus  occurrendis. 
Vbi  est  deus,  ubi  justitia,  ubi  anima,  ubi  conscientia,  ubi  grati- 
tudo?  Nee  Tartari  nee  Barbari  hoc  facerent,  quod  abl^ati 
vestrarum  Maiestatum  audcnt  talia  committere.  Nos  pro  certo 
credimus,  quod  dominus  illustrissimus  ablegatus  debitor  noster 
a  vestra  sacratissima  caesai'ea  Maiestate  habuerit  et  receperit 
dictam  summam,  ut  nobis  satisfaeiat,  sed  ille  in  proprio  fortassis 
usu  et  abusu  eonsumit  Praeterea  cum  facie  ad  terram  prostrati 
suppliciter  obsecramus  vestraiu  sacram  caesaream  Maiestatem, 
ut  si  deum  esse  credimus,  animam  et  justitiam,  dignetur  cae- 
sarea justitia  nobis  miseris  administrare  serio  demandando 
supradicto  vestrae  sacratissimae  caesareae  Maiestatis  ablegato 
Petro  Parcevich  archiepiscopo  Marcianopolitano,  ut  quemad- 
modum  nos  illum  in  illa  summa  necessitate  iuuimus,  sie  ipse 
pari  gratitudine  nunc  nostrum  quod  dedimus  in  Jiac  afflicta 
tribulatione  patriae  e^  debito  restituat  et  satisfaciat.  Nunquam 
credidissemus,  quod  tales  viri  ad  latus  tantorum  et  tarn  justo- 
nuii  principum  existentes  talia  emisissent;  proprio  experimento 
edocti  sumus,  8i  libcrauerit  nos  deus,  prout  credo,  speramus 
ex  benigna  et  justa  justitia  vestrae  sacratissimae  ac  regiae 
Maiestatis,  quam  obnixe  in  uisceribus  Christi  obsecramus,  ut 
demandare  serio  sine  uUa  amplius  fdsa  distractioiie  Ulis  d^netor. 


579 

ut  satisfactionem  a  debitore  diligentius  impostenim  invigilabi- 
mns^  cnius  paria  obligationis  inclusimus  in  litteris  sacraÜBsimae 
caesareae  Maiestatis,  ex  quibus  luce  clarius  patebit  uidere.  In 
bis  nos  humillime  prostrati  ad  pedes  sacratissimae  Maiestatis 
logamus;  dignetur  Maiestas  quam  citissime  et  seuerissime  illi 
demandare,  ne  nos  amplius  de  die  in  diem  falsis  rebus  deti- 
nerety  utj  hactenus  detinuit.  Pro  quibus  gratijs  caesareis  nos 
in  hac  afflicta  patria  deum  omnipotentem  quousque  uixerimus 
deprecabimur  nostris  sacris  precibus. 

Datum  Leopoli  die  20.  Julij  anno  1659. 

Eiusdem  Maiestatis  vestrae  sacratissimae  humillimi  subditj: 

Michael  Armenus. 

Joannes  Armenus. 

Bartholomeus  Armenus. 

Bubram:   Literae  Leopoliensium  mercatorum  ad  caesaream 
regiamque  Maiestatem. 

Ori^nal  mit  drei  Siegeln. 


Lvni. 

Feter  Farcheviohs  Schuldsohein  über  7536  Gulden,  Lemberg, 

3.  Ootober  1657. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Die  3.  Octobris  anno  domini  1657  Leopoli. 

Ego  Petrus  Parcevich,  archiepiscopus  Martianopolitanus, 
sacrae  c^sareae  regiaeque  Maiestatis  gloriosae  memoriae  Fer- 
dinandi  tertij  Romanorum  imperatoris  eiusque  legitimi  succes- 
soris  Serenissimi  regis  Leopoldi  consiliarius,  nee  non  ad  Bo- 
gohslaum  Kimelnitium  Cosacorum  Zaporaviensium  supremum 
ducem  et  eins  asseclas  ablegatus  plenipotentiarius :  fateor  hac 
praesenti  scriptura  et  syncere  attestor,  qualiter  propter  plurimas 
easque  urgentissimas  et  extremas  necessitates  hoc  exhaustis- 
simo  afflictoque  hyemali  ac  hostili  tempore,  ut  possem  ex  man- 
dato  clementissimi  mei  domini  imperatoris  Ferdinandi  tertii 
pro  publice  Christianitatis  bono  periculosissimum  iter  et  Ion- 
gissimum  perficero;  mutuo  acceperim  vigesima  quinta  Februarii 

ArchlT.  Bd.  LIX.  11.  H&lfte.  38 


580 

anno  1657  a  generosis  dominis  Armenis:  domino  Michaele  Ar- 
meno^  Joanne  Armeno  et  Bartholomeo  Armeno  sex  millia  flo- 
rQnorum  cum  fructu  sex  per  centum,  una  cum  domino  Chri- 
stophoro  Marianovich;  meo  in  legatione  dicta  secretario.  Fateor 
similiter  ab  iisdem  dominis  generosis  supradictis  3.  die  Octobris 
eiusdem  anni  me  recepisse  secunda  vice^  dum  in  gravi  infirmitate 
existebam  et  ex  illa  liberatus  deo  propitio,  ut  uarijs  et  diuersis 
creditoribus  soluerem  debita  et  regressum  Viennam  facerem, 
miile  quingentos  triginta  sex  florenos  uero  fructu  itidem  sex 
per  centum.  Recepta  itaque  ad  me  a  dominis  Armenis  priori 
mea  obligatione  sex  millium  florenorum  hanc  totius  summae 
acceptae,  nempe  Septem  millium  quingentorum  triginta  sex 
florenorum^  dico  7536,  ultimam  scripturam  conficio  et  ipsis  traddo 
cum  obligatione  ac  tacto  ueritatis  pectore,  quamprimum  dum 
ad  meum  regem  peruenero,  totam  praefatam  summam  cum  fructu 
decurso  ijsdem  gratias  agendo  restituere.  Promitto  item,  ut 
quantum  potero,  conabor  apud  meum  regem  et  dominum  pro 
tali  in  hac  summa  necessitate  declarata  munificentia  ob  in- 
tuitum  caesaris  et  regis  Serenissimi  facta  aliquam  immunitatem 
et  gratiam  praefatis  dominis  Armenis  in  materia  mercium  ob- 
tinere.  Quod  ut  certius  et  firmius  pateat  apud  omnes,  hanc 
dictam  scripturam  et  obligationem  propria  manu  subscripsi  et 
sygillo  communivi  die,  mense  et  anno  quibus  supra. 

Ego  Petrus  Parcheuich  archiepiscopus  qui   supra   affirmo 
manu  propria. 

Coram  nobis  praesentibus : 

Me  Martino  Ancheusky,  Et  coram  me  Patre 

sacrao  regiae  Maiestatis  Polo-  Antonio  Hara, 

niae  secretario  et  medico  ac  Prouincialc  apostolico  in 

consule  ciuitatis  Leopoliensis.  Russia. 

Et  coram  me  Fratre 

Feliciano  Fossa, 

magistro   priore  in  monasterio 

Leopoliensi  Dominicanorum. 

Ex  orginali  transcriptum  verbum  ad   uerbum. 

ISubraiu:  Copia  ex  originali  obligationis  archiepiscopi  Mar- 
iiMnatittni  sacrae  caesareae  Maiestatis  ablegati. 


581 


LIX. 

Der  Lemberger  Armenier  Bittsohreiben  an  Kaiser  Leopold  I. 
wegen  Bezahlung   der  dem  Feter  Farohevich    vorgestreckten 

Summe,  Lemberg,  20.  Juli  1659. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Clementissime   ac   potentissime   imperator,   princeps  justissime 

ac  bellicosissime! 

Jam  tertius  breui  expirabit  annus,  qualiter  ob  intuitum 
gloriosissimae  memoriae  iraperatoris  Ferdinandi  tertii  et  vestrae 
sacratissimae  caesareae  Maiestatis  reuerendissimo  domino  Petro 
Parceuich,  archiepiscopo  Mareianopolitano,  una  cum  generoso 
domino  Christophoro  Marianoviez,  qui  a  vestris  sacris  Maie- 
statibus anno  1657  mense  Januario  fuerunt  expediti  ad  Cosacos 
2iaporouienses  ablegati,  tunc  temporis  in  summa  afäictione  exi- 
stentibus  propter  exhaustissimum^  periculosissimum  et  longissi- 
mum  iter,  quod  illa  rigenti  hyeme  debebat  ad  ultimos  fines 
Russiae  penes  nigrum  raare  ex  ordine  Maiestatum  vestrarum 
conficere,  supplicante  etiam  domino  Christophoro  Marianouich, 
nobis  diu  cognito  in  legationibus  Constantinopolis^  tum  etiam 
Viennae  et  quibusdam  reuerendis  Patribus  Dominicanis  Leo- 
poliensibus  astantibus  supradicto  ablegato  illuc  eunti  et  ulterius 
non  progredienti  sine  expensis  mutuo  dedimus  illis  sex  millia 
florenorum  binis  vicibus  in  gratiam  sacratissimae  caesareae 
Maiestatis,  item  redeuntibus  ex  legatione  et  hie  pertinenti 
postea  post  aliquot  menses  recepta  salute  ad  vestram  sacra- 
tissimam  Maiestatem  reuertenti  dedimus  alios  mille  quingentos 
triginta  sex  äorenos  cum  fructu  sex  per  centum,  prout  patet 
in  ipsius  obligatione  facta  ab  eodem,  ut  quamprimum  nobis 
restitueret.  Sed  hucusque  modo^  justissime  imperator,  nee  unum 
florenum  possumus  recuperare,  etiamsi  aliquoties  humanissime 
eidem  scripsimus;  sumus  decepti  ab  illo,  sumus  afflicti  hoc 
urgenti  tempore;  gratitudo  nostra  nos  affligit.  Hac  de  causa 
in  hac  summa  afäictione  humillime  supplices  recurrimus  ad 
pijssimam  justitiam  vestrae  sacratissimae  caesareae  Maiestatis, 
dignetur  per  uiam  justitiae  nostram  causam  et  jus  defendere 
ordinando  praedicto  ablegato,  ut  debitum  contractum  restituat; 
alias  in  desperationem  nos  coget;  contra  animam,  conscientiam 


582 

et  justitiam  rectam,   cum  bene  fecimus,  mala  recipimus.     Ideo 

justitiam  vestrae  sacratissimae  Maiestatis  supplices  attendimus, 

ob  cuius  intuitum  ablegato  suo  facultates  nostras  et  sangvinein 

concessimus,    cui  sacratissima  Maiestas  caesarea  sua   maiestate 

et  authoritate  dementer  ac  serio  demandare  dignetur,  ut  nobis 

satisfaciat^    uti    se   nobis    obligavit   in   sua   summa   necessitate. 

Datum  Leopoli  die  20.  Julij  anno  domini  1659. 

Eiusdem  Maiestatis  vestrae  sacratissimae  humillimi  clyentes 

et  subditj: 

Michael  Armenus. 

Joannes  Armenus. 

Bartholomaeus  Armenus. 

Rabrum :  Ad  sacratissimam  caesaream  regiamque  Maiestatem 
dominum  imperatorem  Romanorum  Leopoldum  dominum,  domi- 
num nostrum  clementissimum. 

Humillima  supplicatio,  quae  ad 

manus   proprias   caesarias   hu- 

millime  traddetur.  Expectantes 

benignissimam  resolutionem. 

Ori^nal  mit  Siegel. 

LX. 

Schreiben  des  Feter  Farohevioh  an  Erzherzog  Leopold  Wilhelm 
von   Oesterreioh    wegen   Befürwortung    seiner  Angelegenheit, 

ohne  Datum  (1660). 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Tota  spes  nostra  est  sita  in  dementia  vestrae  Serenitatis^ 
dum  et  sacrae  et  caesareae  Maiestatis  honorem  et  proprium 
Austriacum  ubique  terrarum  et  dilatat  et  defendit,  ne  possint 
extemi  quidquam  contrarii  obloqui.  Itaque  humiliter  ad  prae- 
fatam  clementiam  vestrae  Serenitatis  confugimus,  dignetur  a 
tanta  Armen orum  Leopoliensium  onere  nobis  assidue  in  hu- 
meris  pendenti  liberare  non  alio  modo^  nisi  vel  sacrae  caesareae 
Maiestatis  proprio  motu  vel  vestrae  Serenitatis  propria  autho- 
ritate dominis  inclytae  Camerae  secretariis  demandare^  ut 
nostrum  negotium  vel  contracti  debiti  cum  dictis  Armenis  pro 
legatione  facienda  et  perficienda  cum  Cosacis  rebellibus  scrip 
turas    in   consilio   apud  Maiestatem   augustissimam   et  vestram 


r 


583 

Serenitatem  proponant.  A  tribus  enim  annis  dictas  scripturaB 
jam  pulveribus  coopertas  penes  se  asservant  cum  summo  suae 
Maiestatis  damno,  quia  usura  in  dies  crescit  cum  nostro  rubere 
et  mortificatione  et  dictorum  Armenorum  diuturna  expectatione 
Ac  desperatione.  Hoc  unice  et  instantissime  a  vestra  clemen- 
tissima  Serenitate  humillimi  supplicamus.  Det  dominus  deus 
^estrae  Serenitati  de  rore  coeli  et  pinguedine  terrae^  ut  vivat 
^^Ä.   aetemum. 

Vesti'ae  clementissimae  Serenitatis  humillimi  exoratores 
I^^trus  Parcevich,  archiepiscopus  Martianopolitanus.  Christo- 
pliorus  Marianovich  et  Armeni  Leopolienses. 

Babram:  Ad  serenissimum  Leopoldum^  dominum  clemen- 
'^issimum  nostrum^  archiducem  Austriae  etc.  demissa  supplicatio 
4icti  archiepiscopi  Martianopolitani  et  Armenorum  Leopo- 
liensium. 


LXI. 

Peter  Parchevichs   erneutes  Qesuch   an  Kaiser  Leopold  I.   in 
dieser  Angelegenheit,  ohne  Datum,  präsentiert  18.  August  1061. 

Aas  dem  k.  k.  Haas-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Sacra  caesarea  Maiestas,  domine  clementissime! 

Vestrae  sacrae  caesarea  Maiestati  memorialia  a  me  humi- 
liter  porrecta  jam  devenerunt  ad  manus  domini  Walderodi^ 
imperialis  Cancellariae  primi  secretarij  et  eiusdem  consiliarij; 
acta  quoque  legationis  et  jtineria  sunt  eidem  tradita^  ut  post 
quinquenium  tandem  proponantur.  Ego  ex  ordine  augustissimi 
colendf  memoria  imporatoris  Ferdinandi  tertii  fui  per  Can- 
cellariam  imperialem  expeditus;  imo  dictus  dominus  Walderodi 
omnes  necessarias  scripturas  tam  pro  itinere^  quam  ad  ducem 
Kmelnicium  eiusque  assessores  tradidit  mihi;  hac  de  re  excel- 
lentissimus  dominus  quondam  Curtius  negotium  post  legationem 
suscepit  promovendum,  et  nisi  mors  pr^veniret^  ille  ardenter 
promovisset.  Ideo  iterum  demisse  vestram  sacram  c^saream 
Maiestatem  deprecor^  dignetur  perbenigne  pr^fato  domino  Wal- 
derodi imponerC;  ut  quamprimum  dictas  scripturas  in  consilio 
proponat,  ne  a  tanto  tempore  sie  afflictus  ulterius  afäigar.  Ego 


584 

interim  cum  meis  omni  die  sto  paratus   et  promptns  ad 
quendum  et  obtemperandum  in  omnibus^  qu^  mihi  per  yestranc^ 
sacram  caes.  regiam  Maiestatem  etiam  ad  Indes    properandum 
fuerint  ordinata  et  demandata.    Vale. 

Vestrae  sacrae  c^sareae  regi^que  Maiestatis 

humillimus  capellanus 

Petrus  Parcevich,  archiepiscopus  Martianopoleos. 

Original. 

In  tergo:  Uebliche  Adresse  an  den  Kaiser  Leopold.    Ferner  Rabnun: 

Sacra  caesarea  Maiestas  dementer  et  serio  deroandare 
dignetur  domino  Valle-Rode,  ut  quamprimum  proponere  faciat 
in  consilio  iam  a  tanto  tempore  negotium  retentum  dicti  archi- 
episcopi  Martianopolitani. 

LXII. 

Schreiben   der  k.   k.  Hofkammer   an   die  k.  iingar.  Kammer 
betreffig   der  Ansprtlche   des  Fressburger  Bürgers  Th^Tadios, 

Wien,  13.  December  1662. 

Aus  dem  königl.  ungar.  Landesarchiv  in  Ofen. 

Magnifici  ac  generosi  domini,  amici  nobis  honorandi  salute 
servitiorumque  nostrorum  praemissa  promptitudine,  qualiter  apud 
sacram  caesaream  regiamque  Maiestatem  dominum  nostrum  cle- 
mentissimum  etc.  Thomas  Tadicz  civis  Posoniensis,  ut  sibi  certi 
sumptus,  quos  anno  1657  in  servitiis  domini  Petri  Parcevich 
metropolitani  (Martianopolitani?)  archiepiscopi  et  Christophori 
Marianovich  Turcici  sermonis  interpretis,  tanquam  ablegatorum 
caesareorum  ad  Cosacos  impenderat,  refunderentur,  humillime 
supplicavit,  ex  adjacenti  ipsius  iibeiio  supplici  uberius  liquet 
Idcirco  magnificas  ac  generosas  Dominationes  vestras  hisce 
peramice  requirendas  duximus,  quatenus  desuper  votum  suum, 
an  vel  quidnam  huic  supplicanti  pro  hac  praetensione  sua  re- 
fundendum  sit^  nobis  haud  gravatim  transmittere  velint.  Easdem 
de  reliquo  divinae  tutelae  quam  fideliter  commendantes.  Da- 
bantur  Viennae  13.  Decembris  anno  1662.  Suae  sac.  caes.  r^iae- 
que  Maiestatis  praefectus,  vicepraefectus  ceterique  Camerae- 
Auiicae  consiliarii. 

A  tergo:  13.  Decembris  1662. 


585 


Lxiir. 


XtubTum  eines  Bittgesuches  Feter  FaroheTiohs  um  Oeld  snr 
BeBahlung  seiner  Qlftubiger,  16.  Jänner  1668. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

15.  Jänner  1663:  Herr  Petrus  Parcevich,  Bischouen  zu 
Martionopl  bitt  umb  Raichung  ihme  ein  Geld  zu  Bezahlung 
^^iner  Creditoren^  wegen  seiner  zu  denen  Cosackhen  obge- 
*^«tbten  Legation. 

Dem  N.  O.  Bucchhalter,  wie  weith  die  ingesuechte  Prae- 
^naion,  sonderlich  dass  vorgeben  wirdt,  ob  hette  der  Herr 
Stipplicant  eine  so  grosse  Anticipation  von  6000  oder  mehr 
Salden  ratione  Commissionis  aufnehmen  müessen^  richtig  oder 
^aAir  auszuwerfen  sein  möchte. 


LXIV. 

^eter  Parohevichs  Gesuch  an  die  k.  k.  Hofkammer,  die  Aoten 

tiber  seine  Angelegenheit  von  Begensburg  nach  Wien  ztirüok- 

kommen  zu  lassen,  ohne  Datum  (1663  oder  1664). 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Excelsa  caesarea  Aulica-Camera! 

lUustrissimi  domini.  Cum  certo  mihi  constet^  dominum 
secretarium  Gattermayr  cum  alijs  etiam  scriptis  praetensionem 
xneam^  quae  a  sacra  caesarea  Maiestate  ob  legationem  ad  Cos- 
«akos  a  me  peractam  mihi  soluenda  restat,  concernentia  secum 
Satisbonam  accepisse,  illuc  autem  ego  proficisci  et  ibi  negotio 
meo  inuigilare  propter  defectum  mediorum  non  possim: 

Hinc  illustrissimas  Dominationes  vestras  humillimo  rogo, 
irelint  dicto  domino  secretario  iniungere,  vt  nominata  acta 
quantocius  Viennam  remittat^  illa  hie  in  consilio  Camerae- 
Aulicae  proponi  et  ego  satisfactionem  meam  sollicitare  valeamy 
favorabili  resolutioni  me  humillime  commendans. 

Illustrissimarum  Dominationum  vestrarum  humillimus 

Petrus  Parceuich 
archiepiscopus  Martianopolitanus  m.  p. 


UtJU 


Rabram :  Ad  excelsam  caesaream  Aolicam-Cameram  homil 
lima  supplicatio  Petri  Parceuich^  archiepiscopi  Martianopolitani 
pro  remittendis  Ratisbona  Viennam  scriptis. 


LXV. 

Feter  Parchevieha   (besuch   an   die  k.  k.  Hofkammer   wegen 
Befreiung   von   24  Personen   aus   türkischer   Gefangenschaft, 

ohne  Datum. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Excellentissime,  illustrissimi  et  magnifici  domini! 

Optime  noruDt  excellentissimae,  illustrissimae  et  magni- 
ficae  Dominationes  vestrae  gloriosissimae  memorie  imperatoriB 
Ferdinandi  III.  gratiam  factam,  declaratam  et  omDino  molitam 
(prout  clare  patet  ex  scripturis)  pro  eliberatione  uiginti  qua- 
tuor  captiuorum  a  decem  annis  in  duris  carceribus  a  Turcis 
crudeliter  detentorum  et  oppressorum ;  et  nisi  eiusdem  caesaris 
mandatum  ursisset,  maturare  iter  ad  Kosacos  rebelles,  tunc 
pannum  duodeeim  millibus  floreDis  praeualentem  (qui  mihi  iam 
fuit  a  ministris  demonstratum  et  consignatum)  pro  certo  illa 
die  accepissem  et  gratiam  domini  cesaris  adimplessem. 

Augustissimus  in  omnibus  successor  Leopoldus  imperator 
eadem  pietate,  dementia  et  justitia  erit  et  prosequetur  eosdem 
captiuos  —  firmissime  credimus  —  et  pientissimi  sui  parentis 
et  antecessoris  simul  piam  voluntatem  et  inuiolabile  decretum 
nullo  modo  iterabit  imo  in  omnibus  confirmabit  nee  irritam 
faciet  promulgatam  clementiam,  quod  deus  auertat;  aliter  multa 
decreta  sie  ruerent:  quem  clementissimiun  prineipem,  ne  nouis 
scripturis  molestemus,  cum  sit  plurimis  arduis  negotijs  occu- 
patuS;  vestras  excellentissimas,  illustrissimas  et  magnificas  Do- 
minationes, quibus  hoc  negotium  commissum  est,  obnixe  rogo, 
uelint  fipem  tam  pio  operi  daro  iam  declarato  ab  imperatore. 
Aliter  erunt  causa  euidens  mortis  et  cruciatus  tot  captiuorum, 
qui  in  dies  in  fetidis  carceribus  consumuntur  et  alij  Christiani 
in  locum  ipsorum  subrogantur  et  usura  quoque  assidue  crescit 
Accepta  oblatio  erit  apud  dominum  deum  pro  vestris  excellen- 
tissimis,  illustrissimis  et  magnificis  Dominationibus,  dum  liber- 


587 

tati  tandem  miserrimi  illi  captiui   per  c^saream  redemptionem 
dabantur,  quod  deus  exaudiat  et  vestras  Dominationes  f^licitet. 
Excellentissimae;  illustriBsimaruin  et  magnificarum  Domi- 
nationum  vestrarum 

addictissimus  seruitor 

Petrus  Parceuich 
archiepiscopus  Martianopolitanus. 

Rabrum:  Ad  excellentissimam,  illustrissimas  et  magnificas 
^cminationes  inclytae  Camerae  -  Aulicae  consiliarios  supplex 
^^Viellas  dicti  archiepiscopi  Martianopolitani. 


LXVI. 

^fcabram  des  Passbriefee  für  Ensbischof  Peter  Parohevioh  zur 

Reise  in  die  Moldau. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

20,  October  1668.  Passbrief  für  den  Herrn  Eürzbischoffen 
%ue  Martianopel  Peter  Parceuich  vnd  auf  12  mit  sich  nehm- 
l>ende  Persohnen,  dann  auff  die  mitzufuehren  ihme  erlaubte 
^Vnterschidliche  Armaturen   vnd   10  Stuckh  Schepptuech^   frey. 

NB.  Der  betreffende  Act  wurde  bei  der  Sc&rtierang  der  Acten  vertilgt. 


LXVII. 

¥eter  Parcheviehs  Ersuchen  an  den  Präsidenten  der  k.  k.  Hof- 
kammer   wegen  Auszahlung  des  ihm   von  Kaiser  Leopold  I. 
luigewiesenen  Reisegeldes,  ohne  Datum,  präsentiert  und  expe- 
diert 24.  October  1668. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Uofkammer  in  Wien. 

Illustrissime  et  excellentissime  domine  colendissime ! 

Quandoquidem  sacra  caesarea  Maiestas  perbenigne  resol- 
uerity  darentur  mihi  pro  viatico  mille  floreni  ab  inclyta  Camera- 
Aolioa,  vestram  Excellentiam  reuerenter  rogo,  uelit  demandare 
domino   secretario  VeringO;    quatenus   decretum   conficeret^   ut 


prefati  mille  floreni  soluerentur.  Sum  enim  futura  septimaO^ 
deo  duce  hinc  discessurus  ad  partes  illas  semibarbaras  a 
destinatus  pro  sua  gloria  promouenda  et  ad  hunc  finem  expe^ ' 
ditiones  omnes  habui  iam  a  Consilio  Bellico^  ne  occasionei^K^ 
hanc  itinerandi  omitterem.  Ideo  vestram  Excellentiam  quoqu^^ 
rogo,  dignetur  me  expedire;  dum  ego  seruus  pauper  et  capel- — 
lanus  vestr^  Excellenti^  maneo  etc.  Quam  deus  etc. 
Excellentiae  vestrae 

addictissimus  seruus 

Petrus  Parceuich 
archiepiscopus  Martianopolitanus. 

Adresse:  Illustrissimo  et  excellentissimo  domino  Georgio 
Ludouico  comiti  a  Sinzendorf,  inclytae  Camer^-Aulic^  pr^sidi 
ec.  ec.  ec.  domino  colendissimo  supplex  libellus  dicti  archiepi- 
scopi  Martianopolitani. 

Reg^straturnotiz:  Archiepiscopus  MartianopolitanuB  bitt  vmb 
Erfolglassung  ihme  die  von  Ihr  Mayestät  verwilligte  1000  fl. 
Raissgelder.     24.     H.  October  1668. 

Expediert  24.  Octobris  1668. 

Rubrum:  S.  Hochgeboren  und  Excellenz  dem  Herrn  Greorg 
Ludwig  Grafen  von  Sinzendorf,  Präsidenten  der  hohen  Hof- 
kammer etc.  etc.  etc.  Bittgesuch  des  besagten  Erzbischof  von 
Martianopel.  24.  October  1668. 

LXVin. 

Anweisung   auf  die   dem   Feter   Farchevich   zur  Reise   ange- 
wiesenen 1000  Gulden  an  den  Hof^ahlmeister  zur  Auszahlung, 

Wien,  24.  October  1668. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wieu. 

Von  der  kays.  Cammer  [tit]  Herrn  Hoffzahlmeistern  Stadler 
hiemit  anzufliegen :  Demnach  ietz  allerhöchstgedacht  Ihre  kays. 
Majestät  gnädigst  resolvieret  und  dem  Martianopolitanischen 
Erzbischoffen  Herrn  Petro  Parteuich  zu  ainer  Raiss-Adiuta  f&r 
seine  in  die  Wallachey  vorhabende  Raiss  1000  fl.  auss  under^ 
habenden  AmbtsgeföUen  bezahlen  zu  lassen  gnädigst  verwilliget 
haben:  alss  ist  in  deroselben  Nahmben  der  Hoff-Cammer  Befehl 


589 

biemiti  er  Hoffzahlmeister  ihme  Herrn  Erzbischoffen  solche 
1000  G.  gegen  gnuegsanier  Bescheinung,  worauf  und  gegen- 
wertige Verordnung  ihme  sodann  solche  für  gute  Aussgabe  an- 
zunehmen sein  wierdet  pahr  entrichten  und  dieselbe  hiemit 
verraiten  solle.  Wienn  den  24.  October  1668. 

Begistratuniotiz  a  tergo:  Gschäfftl.  an  Hofzahlmeister,  dem 
Martianopolitanischcn  Erzbischofen  Herrn  Peter  Parcevich  auf 
8©in  in  die  Walachei  vorhabende  Reiss  zur  adiuta  1000  fl. 
DaitBugeben. 


LXIX. 

^Obreiben  des  ErsbiBChofs  von  Korinth  an  Monsignor  Baldesohi 

in  Born,  Warschau,  29.  Jänner  1670. 

Ans  dem  Archiv  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Illustrissimo  e  reverendissimo  signore  mio  padrone 

osservandissimo ! 

Monsignore  arcivescovo  di  Marcianopoli,  vicario  apostolico 

4el  vescovato  di  Baccovia  e  comparso   qua,    dice   egli^   perch^ 

Hon   ha  veduta  risposta  ad  alcune  lettere  scritte  a  me  (che  io 

Hon   ho'  havute),    nelle   quali    mi   chicdeva    Y  autoritk    del'    r^ 

appresso  il  prencipe  di  Moldavia  o  che  io  operassi^  che  il  ve- 

scovo    di  Baccovia   restituisse   le  supellettili  sacre  levate  dalla 

chiesa  e  che  coli'  occasione,    che  egli  e  venuto  qua,    procurark 

da  questi  personaggi  qualche  elemosina  per  risarcirc  la  chiesa 

di  Baccovia,    che   minaccia   rovina.     Io  per6  depo  avergli  ris- 

posto,  che  alli  primi  due  punti,   V  avrebbe  cgli  potuto  supplire 

con    an'  huonio   a  posta,    che   portasse   la  lettera  senza  incom- 

modarsi  lui,  al  che  non  ha  saputo  replicarmi,  ho  creduto  vero 

ci6,   che  mi  e  stato  dctto,  che  egli  sia  stato  inviato  qua  da  quel 

prencipe   a   questo   rc  per  interessi  di  stato.     £sagera  grande- 

mente  la  miseria  di  quella  chiesa,  nella  qualo  dice  non  potersi 

Satollare   ne   pure   di   pane  di    miglio   e  vivere  in  somma  vita 

infelicissima.    Di  vostra  Signoria  illustrissima  e  reverendissima 

Varsavia  29  gennaro  1670. 

üivotissimo  obligatissimo  scrvitore 

G.  arcivescovo  di  Corinto. 


690 

LXX. 

Sohreiben  des  Peter  Parehevioh  an  die  Propaganda,  Bako^ 

26.  Februar  1670. 

Ans  dem  Archiv  der  heiligten  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Generosissimi   et  reverendissimi  signori  padroni  colendissimi^ 

E  passato  di  gik  un  anno,  che  mi  ritrovo  nella  provinci 
di  Moldavia  per  ordine  e  comando  dell'  Eminenze  vostre,  nelU- 
quäle  procuro  eon  li  duoi  tenui  talenti  acquistanie  alia  dao  ' 
eseguij  prontissimo  V  ordine  delP  Eminenze  vostre;  vedo  pero 
che  a  quest'  hora  mi  si  dilatano  e  differiscono  le  promesse  fa 
temi  et  li  ajuti  assignati  alli  vescovi  in  partibus.  Piii  volte 
supplicata  la  santa  Congregazione  et  a  questi  punti  nh  anch 
ha  risposta.  La  s.  Congregazione  non  h  solita  di  disperare 
di  abbandonare  li  suoi  soggetti,  ma  gratiarli  e  consolarli.  Spero 
anche  io  essere  nel  numero  di  quelli^  essende  la  s.  Congrega^ 
zione  madre  benigna^  quae  nemini  claudit  gremium  suum.  Ani- 
mato  dunque  da  tauta  clemenza  humilmente  supplichevole  ri- 
corro  alla  medesima  come  madre  pietosa,  vogli  soccorrermi 
con  quel  assignamento  fattomi  per  la  mia  povera  mensa  e  casa 
per  le  mani  di  Monsignore  nuntio  di  Polonia  e  del  Padre  Luigi 
Maria,  chierico  regolare  missionario  e  prefetto  in  Leopoli  nel 
collegio  pontificio  delli  Arraeni.  Questi  mi  mandarranno  tutto 
cio  insino  a  Jassi,  che  dalP  Eminenze  vostre  li  sark  consignato 
et  ordinato.  Item  significai  non  haver  ne  anche  un  calice  e 
pianeta  per  celebrare,  nettampoco  li  vestiti  da  vescovo  per 
comparire.  Supplicai  ancora  per  alcuni  libri  et  in  particolari 
delle  Controversie.  Di  tutto  cio  ne  supplico,  se  le  vostre  Emi- 
nenze vogliono  con  il  suo  benigne  favore  soccorrermi,  aiutarmi 
e  consolarmi  in  questo  semiessilio,  dove  non  habbiamo  ne  anche 
il  pane  di  miglio  per  satiarci.  La  benignita  della  s.  Congre- 
gazione h  grande  verso  li  suoi  sudditi  e  le  mie  istanze  sono 
tenue  rispetto  alla  grandezza  di  quella,  alla  quäle  riverente- 
mente  inclinandomi  resto  obedientissimo  e  soggettissimo. 

Deir  Eminenze  vostre  reverendissime 

humilissimo  et  divotissimo  vassallo 

Pietro  Parcevich 
arcivescovo  di  Martianopoli. 

Di  Baccovia  li  26  febraio  1670. 


il 


591 

LXXI. 

^lief  des  Peter  Parehevieh  an  den  Seoretär  der  heiligen  Ck>n- 
R^gation   de  Propaganda   flde,   Monaignor  Baldesehi,  Bakov, 

26.  Februar  1670. 

Aub  dem  Archiv  der  heiligten  Confrregation  de  Proiiaganda  fide  in  Rom. 

niuBtriBBimo  et  reverendissimo  signore  osservandissimo ! 

Feci  piü  volte  humilmente  Tistanza  alla  benignitk  della 
B.  Congregazione  di  propaganda  fide,  accii)  compassionata  del 
mio  esilio  mi  rimettesse  quelli  ajuti  assignatimi  giä  dalla  mede- 
aima  per  il  mio  tenue  mantenimento.  Dico  a  vostra  Signoria 
illastrisBima  et  reverendissima  e  tacto  pectore  confesso^  imo 
(quod  maximum  est)  deuui  ipsum  contestor;  come  essendo  un 
anno  paBsato,  che  mi  ritrovo  in  questa  provincia  di  Moldavia, 
non  ho  ricevato  ne  anche  un  minimo  quattrino  di  provento  o 
di  ajiuto  (in  tal  termine  h  ridotto  questo  principato),  anzi  ho 
speso  tutta  quella  V  emosina  fattami  dall'  auguBtiBsimo  impe- 
ratore  dei  Romani  Leopoldo  e  per  esservi  Btata  per  tre  anni 
continui  una  insolita  carestia,  adesso  ne  anche  habbiamo  la 
farina  di  miglia  per  satiarci.  Vostra  Signoria  illuBtrissima  et 
reverendiBBima^  la  quale  protege,  promove  et  abbraccia  con  il 
carisBimo  affetto  quelli,  che  a  lei  di  euere  riccorrono,  si  com- 
piacerky  Bupplico,  me  ancora  ricevere  sotto  la  sua  tutela  e  pro- 
tettione,  credere  la  mia  necessita,  la  quale  non  essagero,  e  pro- 
movere  le  mie  pie  istanze  appresso  la  s.  Congregazione^  vogli 
benignamente  soccorrermi  con  quel  poco  di  ajiuto,  che  mi  ö 
Btato  asBignato  per  il  mio  mantenimento,  rimettendolo  al  Mon- 
Bignore  nuntio  di  Polonia  et  poi  al  Padre  Luigi  Maria,  prefetto 
in  Leopoli  del  coUegio  pontificio  delli  Armeni;  in  questa  maniera 
per  li  medesimi  e  dalli  medesimi  riceverä  con  sicurezza  quello  mi 
Barä  mandato  dalla  b.  Congregazione.  II  tutto  ne  reciverö  e  rico- 
noBcerö  da  vostra  Signoria  illustrissima  et  reverendissima,  la 
quale  sa  compatire  alle  fragilitk  di  noi  altri  tra  i  barbari  educati. 
Scrissi  etiam  alla  s.  Congregazione  non  havere  nh  calice 
n&  pianeta  per  celebrare,  havendo  subissato  tutto  il  Monsignore 
Rudcienski,  n^  anco  ho  li  vestiti  da  prelato  per  comparire,  dove 
fa  bisogno  con  quel  decoro  e  notitia  di  esser  vescovo.  Scrissi 
etiam,  mi  volesse  favorire  la  s.  Congregazione  di  mandarmi 
alcuni  libri,  che  si  stampano  nel  collegio,  e  particolarmente  delle 


Controversie,  e  quelli  in  particolare  composti  da  un  Padre 
chierici  regulär!  missionario  pure  in  Leopoli  nel  detto  colle| 
delli  Armeni.  Supplico  di  novo  Vossignoria  illastrissima  e  rer< 
rendissima  gratiarmi  con  il  suo  favore  presso  la  s.  Cod^<^3- 
gazione  promovendo  le  mie  instanze  et  i  bisogni.  Restaru  obl  -»- 
gatissimo  appresso  a  dio  et  appresso  li  huomini  di  raconts^i* 
gratia  sua  et  gloriam  suam  proelamare. 

Datum  Baccovia  die  26.  Februarj  1670. 

Di  voBtra  Signoria  illustrissima  et  reverendissima 

obligatissimo  servitore 

Pietro  Parcevich 
areivescovo  di  Martianopoli. 

Adresse:   A  Monsignor  Baldeschi,    segretario  della  s.  Con — 
gregazione  di  propaganda  fide. 


LXXII. 

Schreiben  des  Erzbisohofs  von  Korinth  an  N.  (Monsignor  Bal- 
desohi)  in  Born,  Warschau,  17.  Mai  1670. 

Aus  dem  Archiv  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Illustrissimo  e  reverendissimo  signore  mio  padrone 

colendissimo !    . 

Certo  che  Monsignore  areivescovo  di  Martianopoli  alli 
26.  di  febraro  non  si  trovava  in  Baccovia,  ma  dovea  trovarsi 
facilmente  in  Leopoli  di  ritorno  in  quelle  parti,  onde  prego 
vostra  Signoria  illustrissima  a  non  far  caso,  ch'  egli  habbia 
fatta  quella  data  nella  lettera  scrittale  da  lui,  massime  chi 
egli  pretese  di  venir  qua  senza  che  costk  si  risapesse,  e  si  rac- 
comandö  a  me,  accio  io  non  ne  scrivessi  cosa  alcuna  alla 
s.  Congregazione  et  a  vostra  Signoria  illustrissima  faccio  de 
nunzia. 

Varsavia  17  maggio  1670. 

Di  vostra  Signoria  illustrissima  e  reverendissima 

divotissimo,  obligatissimo  servitore 

G.  archivescovo  di  Corinto. 


593 


LXXIII. 

V'ertrag  des  Peter  Parehevioh  mit  den  Csiker  Franciskanern, 

Wodurch  er  ihnen  das  ehemalige  Franeiskanerkloster  zu  Bakov 

von  Neuem  übergibt,  Csik,  2.  JuU  1670. 

^i^ton  Knrz:  Magazin   für  Qedchichte,   Literatur  und  alle  Denk-  und  Merk- 
würdigkeiten Siebenbürgens,  II,  1,  Kronstadt  1846,  p.  66  ff. 

In  nomine  domini  amen.  IlluBtrissimus  ac  reverendissimus 
dominus  Petrus  Parcevich,  archiepiscopus  MarcianopolitaDus, 
^carius  apostolicus  et  administrator  principatus  Moldaviae,  in- 
fpascriptis  Patribus  Franciscanis  custodiae  Transjlvaniae,  deo 
et  divis  inspirantibus,  majori  perpenso  dei  servitio  et  salute 
animarum  libere  et  sponte  offert,  revocat  et  introducit  ad  mona- 
sterium  Bakoviense  in  dicta  Moldavia  praefatos  Patres  Francis- 
canos,  si  tamen  Sacrae  Sedi  Apostolicae  et  aliis  superioribus 
placuerit^  cum  ad  praesens  dictum  monasterium  sit  episcopalis 
residentia,  olim  vero  conventus  Franciscanorum  provinciae 
sancti  Salvatoris  de  Observantia  et  custodiae  Transjlvaniae^ 
a  Margaretha  quondam  conjuge  principis  Moldaviae  catholica, 
filia  principis  Transylvaniae  funditus  erectus  et  a  praefatis 
Patribus  Franciscanis  a  fundatione  semper  possessus  et  inhabi- 
tatoSy  prout  nonmodo  annalles  et  scripturae,  sed  adhuc  homines 
BQperstites  Bakovienses  testantur,  se  bene  recordari^  quando 
monasterium  illud  (hoc  enim  nomen  usque  in  hodiernum  diem 
retinet)  Fratres  ligneos  calceos  gestantes  possederunt  et  in- 
habitarunt.  Verum  ob  bellicos  tumultus  et  temporum  calamito- 
Borum  injurias  Fratribus  praefatis  ad  tempus  inde  Csikium  re- 
cedentibus  dum  desolatum  remaneret,  a  Sacra  Sede  Apostolica 
fnit  spontaneo  jure  titulus  denominationis  episcopalis  serenissi- 
mis  Poloniae  regibus  concessus.  Quid  autem  et  qualem  fructum 
episcopi  Poloni  a  70  annis  in  dicta  provincia  fecerint,  reveren- 
dissimus dominus  Petrus  Deodatus  archiepiscopus  Sophiensis 
et  reverendissimus  quondam  Marcus  Bandinus  archiepiscopus 
Marcianopolitanus  et  administrator  in  dicta  Moldavia  ac  aliae 
fide  dignae  personae  et  missionarii  plenam  ac  sinceram  tam 
voce  quam  scriptis  sacrae  Congregationi  de  fide  propaganda 
dederunt    informationem^     imo    ipsa    provincia ,     principes    et 


694 

barones  non  alio  nisi  lupi  nomine  dictos  Polonos  vocitant  et 
quodam  natural!  odio  prosequuntur.  Praesenti  autem  tempore 
deo  sie  disponente  et  Sacra  Sede  Romana  perbenigne  annuente, 
cum  reverendissimus  dictus  Petrus  Parcevics  archiepiscopos 
Mareianopolitanus  natione  Bulgarus  in  Moldaviensi  dioecesi 
vicariuB  apostolicus  atque  administrator  sit  constitutus,  salva 
antecessorum  suorum  venia,  in  pastorali  officio  soUicitior  et 
industrior  esse  volens  aptos  ministros  atque  operarios  nativos 
tamquam  zelosiores  pro  vinea  domini  Sabaotb  excolenda  pro- 
videre  cupit  et  meditatur,  opportunius  remedium  non  adinvenit, 
quam  monasterium  Bakoviense  Fratribus  Franciscanis,  ad  quos 
de  jure  olim  pertinebat,  consignaret  redderetque.  Quae  quidem 
consignatio  ac  restitutio  sequentibus  pactis  ac  conditionibas 
facta  est. 

Primo.  Si  Sedi  Apostolicae  et  superioribus  Ordinis,  ad 
quos  jam  scriptum  est,  consensus  et  fundamentalis  solidaqne 
accesserit  ordinatio  et  dispositio,  removendo  omne  impedi- 
mentum,  quod  ex  parte  PolonorUm  evenire  possit,  pro  quo 
consensu  habende  fundamentoque  ponendo  etiam  pluribus,  si 
hac  vice  non  succederet,  vicibus  totis  viribus  et  plenis  ai^- 
tisque  calamis  praefatus  reverendissimus  dominus  allaborabit, 
dictam  Sacram  Sedem  Apostolicam  et  superiores  per  literas 
informare;  interea  tamen  Fratres  Franciscani  Csikienses  reve- 
rendum  Patrem  Stephanum  Taploczai,  nunc  Guardianum  con- 
ventus  Csikiensis,  duabus  vel  pluribus  vicibus  pro  aliquo  tem- 
pore ad  Votum  et  necessitatem  dicti  reverendissimi  Bakoviam 
accedere  ibique  res  disponere  permittent. 

Secundo.  Ubi  a  Sacra  Sede  Apostolica  et  superioribus 
solida  ordinatio  et  consensus  postulatus  advenerit,  teneantur 
Patres  Franciscani  Csikienses  juxta  placitum  reverendissimi 
sive  dictum  Patrem  Stephanum  Taploczai  sive  alium  ez- 
pertum  patrem-familias  cum  tot  sociis  Bakoviam  transmit- 
tere,  quot  ipse  postulaverit  et  custodia  unanimi  consensu 
dare  poterit. 

Tertio.  Occupato  monasterio  a  Patribus  Franciscanis  prae- 
nominatis  reverendissimus  dominus  vita  durante  ita  liber  ma- 
neat  et  absolutus  in  disponendo  ordinandoque  tarn  res  omnes 
domesticas  intrinsecas  quam  extrinsecas,  ut  Guardianus  nonnisi 
ea  quae  reverendissimo  domino  placuerint  probataque  fuerint, 
exequatur. 


595 

Qnarto.  Quia  posset  Patribus  post  mortem  reverendiBsimi 

domini  a '  consangvineis  ac  nepotibus  suis  suboriri  perturbatio 

^Hqua,   testamentum   reverendissimus   dominus   sanus  existens, 

Bi    placuerity   eondat,   et  e  suis  propriis  et  aequisitis  bonis  per 

ii^dustriam  cuicunque  eorum  vel  alteri  et  quantumeunque  etiam 

^1  omnia  relinquere  voluerit,  ipsius  beneplacito  stabit  tamquam 

^omini  absolutio    cum  nihil  horum    ad  Fratres   pertineat;   bona 

^men  ecelesiae  et  residentiae  manebunt  Fratribus  Franciscanis 

^nm   vicario   apostolico^   si   ex  ordine  eorum  fuerit  assumptus, 

videlicet:   domus^   fundus,   vinea,    horti^  decimae,  molendina  et 

Bimilia. 

Quinto.  (Quod  deus  avertat),  si  praefatus  reverendissimus 
dominus  absque  testamento  et  ultima  dispositione  ex  hac  vita 
decederet;  liberum  sit  vel  nunc  vel  quando  placuerit  in  prae- 
sentia  dicti  reverendi  Patris  Stephan!  Taploczai  et  aliorum  fide- 
dignorum  virorum  res  suas  proprias  ostendere  et  suam  volun- 
tatem  declarare,  omnia  illa  volle  et  ordinäre:  dari  post  suam 
mortem  suis  nepotibus,  praecipue  Marco,  qui  ad  praesens  in- 
servit,  uti  supellectilia,  quae  secum  portavit,  cistas,  scrinia, 
Btannum,  vestes,  equos  et  alia  animalia  sibi  donata  ac  hujus- 
modi  res,  ad  quas  habet  absolutum  jus  et  dominium,  et  hoc 
Bub  onere  conscientiae  illius,  qui  post  mortem  remanserit,  ut 
lioc  modo  tota  lis  auferatur  et  pax  et  tranquilitas  stabiliatur 
absque  ullo  recursu  sive  ad  principem  sive  ad  alios  provinciae 
ministros  et  officiales. 

Sexto.  Quandocunque  reverendissimus  dominus  creaverit 
pro  meliori  bono  aut  reverendum  Patrem  Stephanum  Taploczai 
aut  alterum  ex  Patribus  in  vicarium  suum  generalem  (hoc 
autem  nonnisi  suo  tempore  fiet),  non  possunt  Patres  Csikienses 
ad  omne  beneplacitum  ipsum  revocare;  esset  enim  et  inter 
darum  confusio  et  per  totam  provinciam  discrepantia  quaedam 
propter  crebram  vicariorum  creationem.  Quod  ut  magis  apud 
omnes  eluceat,  haec  praefata  puncta  sunt  ex  ambabus  partibus 
subscripta  et  sigillis  commünita.  Datum  in  Csik  in  conventu 
Fratrum  Minorum  Reformatorum.  2.  Julii  1670. 

Nos  Petrus  Parcevich  archiepiscopus  Marcianopolitanus, 
vicariusa  postolicus  et  administrator  principatus  Moldaviae  affir- 


>  Bei  Kurs  a.  a.  O. :  ao,  allein  dieses  dem  8inne  nach  unmöglich. 
ArckiT.  Bd.  LIZ.  11.  H&Ifte.  39 


596 

mamuB   suprascripta   puncta  propria  manu  et  sigillo  commuDiS 
virnuB.  (L.  S.) 

Nos  infrascripti  Patres  in  praemissa   puncta   consentimu..^ 
et  sigillo  Custodiae  firmamus.  (L.  S.) 

Ita  est.    Fr.  Bonaventura  Karczfalvi  diff. 

act.  m.  p. 
Fr.  Didacus  Coniganus  sanctae 
theol.  lector  et  diff.  act.  m.  p. 
Fr.  Franciscus  Jegenyei  custos 
provincialis  m.  p. 
Ita  est.     Fr.  Casimirus  Damokos  per 
regnum  Transsilvaniae  vicarius 
generalis  apostolicus  m.  p. 
(L.  S.) 

LXXIV. 

Bericht  des  Peter  Parohevioh  an  die  Propaganda  in  Born, 

Bakov,  12.  Juli  1670. 

Kurz:  Magazin  a.  a.  O.  p.  69  n.  ff. 

Eminentissimi  ac  reverendissimi  domini  domini  patroni 
colendissimi!  Requiritur  profecto,  o  purpurati  Patres!  quasi 
continua  residentia  episcopi  seu  melius  vicarii  apostolici  et  ad- 
ministratoris  in  provincia  seu  prineipatu  Moldaviae;  nam  per 
suam  praesentiam  facile  trahit  populum  in  suam  sententiam, 
id  est  ad  veram  fidem  et  cultum  dei  viventis;  item  verbo  et 
exemploy  sibilo  et  paterna  cohortatione  concreditas  sibi  oviculas 
et  post  se  balantes  ad  Christi  caulam  laetus  laetas  adducit, 
imo  quod  perditum  est,  adinvenit^  quod  fractum  ligat,  quod 
devium  ad  viam  rectam  dirigit  et  quod  debile  ac  infirmum, 
confirraat  consolidatque.  Hoc  nos  licet  impares  viribus  ad  hanc 
residentiam  a  summo  deo  destinati  et  a  sacra  Sede  Romana 
expresso  ordine  missi  et  ordinati^  quantum  potuimus,  in  ipso 
ingressu  sumus  operati;  multae  enim  catholicorum  animae 
tum  propter  pastoralem  absentiam^  tum  gravamina  principum, 
tum  lascivas  mulierculas  a  iide  defecere  et  apostavere; 
accessimus  in  hoc  negotio  principem^  accessimus  metropoli- 
tanum  provinciae  et  dioecesanos  episcopos  schismaticos 
Valachicos    rem    serio    proponendo,    obtinuimus    ab    omnibus 


597 

favorabiles   literas,   ut   si    qui   ex   nostris   velint   ad  pristinum 

catholicorum  statum  redire,  possint  et  valeant.    Nonnulli  lacri- 

Qi^ia   et  contritione,  ita  ut  caeteros  ad  exemplum  traherent,  sunt 

i^versi;   attamen   haue   proficuam   functionem   solus   episcopuB 

P^r  totam  provinciam  exeqiii  non  sufficit;   requirit  adaequatos, 

^ptos  et  dignos  operarioS;  cum  quibus  et  per  quoB  possit  dignos 

^■^ctuB  poenitentiae  animis  Christianorum  instillare;  hoc  ecqui- 

^em  et  Bummus  Romanus  pontifex   per  eminentissimos  Patres, 

P^r  epiBcopos  et  vicarios  in  toto  orbe  terrarum  exequitur.   Ex 

Ptovincia  nuUa  fere  subjecta  exurgunt  nee  scholae  frequentantur. 

Insinuavi  aliquoties,  Patres  Societatis  a  viginti  annis  nullas 

^i'exisse  scholas  nisi  trium   vel  quatuor  puerorum  tottidem  pa- 

Hter  annorum  syllabisantium.  Magistri  possunt  teneri,  sed  modus 

deest  illoB  nutriendi. 

.  De  missionariis  quoque  sincere   insinuavi,    non   esse  ad- 

aequatos  et  aptos  pro  hac  provincia,  cum  nee  lingvam  calleant 

Dec  firmam  stationem  habeant.     Adverto,    quod  s.  Congregatio 

sive  Sedes  apostolica   conniveat   sive   respectum   habeat  corri- 

g^endi  sive  reformandi,  tunc  ego  non  tantum  ordinariam  facul- 

tatem  episcopalem  sed  et  pontificam  et  apostolicam  plene  concedo. 

Populus  clamat  contra  Polonos,   non   creditur   mihi,    petit 

continuo  nationales  sacerdotes,  non  dantur.  Nee  ego  sum  Moyses 

uut  Elias,   ut  prodigia  facerem,   ut  petram  percutiam  et  fluant 

squae.  Mercenarius  relinquit  oves  et  fugit,  pastor  autem  verus 

ponit  animam  suam  pro  ovibus  suis.  Secundum  tenuitatem  ergo 

judicii  mei,  intellectus  et  maturae  considerationis  non  adinveuio 

meliorem,  tutiorem  et  salubriorem  modum  fidem  catholicam  in  hac 

provincia  dilatandi   seu  dilatatam   conservandi,   quam   ut  sacra 

Sedes   Romana   introduceret   seu   restitueret   Patribus   Francis- 

caois    de   Observantia,    nunc   Reformatis    nuncupatis,    in   sede 

Sicolicali  Csik  Custodiae  Transylvaniae  existentibus  conventum 

Sakoviensem,   sub   qua  Custodia   erat   dictus  conventus  Bako- 

viensis   a  Margaretha   quondam  Transylvaniae   principissa   pro 

dictis  Fratribus  funditus  exstructus  (in  quo  pro   praesenti   nos 

Tesidemus),  et  eidem  consignatus,  de  quo  tractat  eminentissimus 

cardinalis   Pazmanus   in    descriptione   conventuum   Franciscani 

Ordinis   sub   corona  Hungariae   (die   hier  angedeuteten  Worte 

des  Pater  Päzman  sind  zu  finden  in  ,Äcta  et  Decreta  Sinodus 

Dioecesanae  Strigoniensis,  Posonii  1629'  Append.  II.  Seite  116 

und   lanten:   ,Bako,   in  Moldavia,   fundatum  [Monasterium  PP. 


598 

Franciscanorum]   ab   uxore    Vaivodae   Moldavi,    filia   Vaivodae 

Transsilvani)^   et  si  informatio  ab  ordine  petatur  Seraphico^  in 

cathologo  antiquae  provinciae  sancti  Salvatoris  Hungariae  dictns 

conventus  Bakoviensis  clare  reperitur.  Ratio  autem  ipsa  dictat, 

dictos   Patres   esse    introducendos:    Primo   propter   lingvam  et 

nationem;  notum  enim  est  Eminentiis  vestris^  omnes  catholicos 

per  provineiam  Moldaviae  diffuses  esse  Hungaros  petentes  stii 

idiomatis   sacerdotes.     Secundo    propter  vicinitatem    et   securi- 

tatem;    nam  Czikio  Bakoviam    secundo   die  commode  intratur^ 

item  Bakovia  Czikium,  ita  quod  conventus  Czikiensis  Custodiae 

Transylvaniae     subministret     necessitates     Patribus     Bakoviae 

existentibus  et  in  qualibet  turbatione  hostili  refugium  haberent 

Bakoviam;  si  autem  orirentur  turbationes  in  Moldavia,  refugium 

haberent  Czikium.  Tertio.  Omni  tempore  dicti  Patres  Francis- 

cani  providerent  spiritualibus  functionibus  et  necessitatibus  illius 

populi  catholici  excurrendo  per  parochias  et  provineiam^  verbum 

dei  disseminando,  et  unus  custos  commode  regeret  ambas  pro- 

vincias  (er  versteht  die  Moldau  und  Siebenbürgen)^  ita  tarnen, 

ut   episcopus    seu   vicarius   apostolicus   cum    dictis  Patribus  et 

vivat   et    maneat   et   Function  es   ad   ipsum    pertinentes  solemni 

ritu  exerceat,    prout  factum  fuit   novissime   anno    1594-0,    quo 

tempore  et  episcopus  et  patres  simul  et  manebant  et  vivebant 

et   fides   augebatur,    ut    exstat    in   annalibus   dictae   Custodiae 

Transsylvaniae :  quod  reverendissimus  dominus  Bernardinus  Qui- 

rinus  ex  Ordine  Minorum  de  Observantia,    quondam  episcopus 

Argensis,   in  Moldavia   et  Valachia   una   cum    dictis  Fratribus 

in  eodem  conventu  Bakoviensi   cohabitabat,    quorum    opera  in 

obsequium  fidelium  fruebatur.    Quarte.  Quia  in  dicto  conventu 

Csikiensi    sunt   quidam   Patres   ex   hac   provincia  (Moldaviae), 

imo    natione  Armeni    et  Valachi,    qua  occasione   possemus  Ar« 

menos,    qui   plurimi   sunt   in  provincia,    ad  unionem  attrahere; 

nam   ego   deo   duce  jam  animos  presbiterorum  Armenorum  ex 

parte  optime  disposui  et  non  video    contrarietatem   aliam,   nisi 

quod  diffugiant  (um  diese  Zeit  wanderten    die  Armenier   nach 

Siebenbürgen.  S.:  Engel,  , Gesch.  der  Moldau'  p.  275)   propter 

summas  exactiones,   quod  contigit  et  nostris  Hungaris  et  prae- 

cipue  in  pago  Forovdn,  ubi  erant  60  domus  catholicorum,  nunc 

vero    una    vetula   sexagenaria   sola  remansit.     Idem  fit  in  aliis 

pagis  et  oppidis,  et  si  princeps  modernus  (im  Jahre  1670,  als 

dieses   geschrieben   wurde,    war  Duka  Woiwode   der   Moldau) 


599 

perseveraverit  in  sua  sede,  procul  dubio  desolabitur  tota  Moldavia. 
Haec  Eminentiis  vestris  humillime^  sincere  et  teste  conscientia 
propoDO  et  exhibeo:  Apud  Eminentias  vestras  est  plena  facultas 
negotium  resolvendi  ac  decernendi.  Episcopi  Poloni^  et  si  cen- 
tena  juramenta  deponerent  Bakoviae  residendi,  nunquam  tarnen 
factis  moraliter  aut  physice  demonstrabunt;  venient  quidem  per 
tresy  quatuor  menses  et  quidquid  alieno-  sudore  et  industria 
comparatum  est;  comedent  et  bibent  et  inde  recedent.  A  70  annis 
edocta  est  s.  Congregatio,  quod  nullus  fructus  sit  ibidem  per 
eos  factuS;  sie  fieret  per  700  alios  annos,  nisi  s.  Sedes  provide 
providerit  et  nominationem  Episcopi  iterum  ad  se  revocaverit. 
(Das  Bakover  Bisthum  war  nämlich  zu  jener  Zeit  ein  Bisthum 
Polens^  folglich  ernannte  der  König  von  Polen  den  Bakover 
Bischof.)  In  Omnibus  subjicio  me  s.  Sedi  apostolicae  et  vestris 
EminentiiS;  quas  supplex  rogo,  velint  se  piam  matrom,  non  duram 
novercam  mihi  subjecto  declarare.  Dum  eram  Viennae^  per 
crebras  literas  Eminentiae  vestrae  perbenigne  omnem  assisten- 
tiam  subsidium^  provisionem  et  necessitatibus  communicationem 
mihi  promittebant;  dummodo  Vienna  discederem  et  ad  has 
afflictas  provinciarum  partes  advenirem;  quod  obedientissimus 
feci;  literao  omnes  extant  apud  me,  sed  jam  tertius  evolvitur 
annus,  nee  ullas  literas  ab  Eminentiis  vestris  recepi  nee  suffra- 
gium  et  provisionem  assignatam  pro  mea  necessitate  ullam  habui. 
Si  patroni  deficiunt,  ad  quem  deberom  recurrero?  ad  quem  in 
mea  causa  appellare?  certe  et  tacta  conscientia  dico:  diu^  noctu- 
que  laboro  ac  laboris  ingenio  invigilo,  quomodo  possim  cultum 
dei  promovere,  animarum  saluti  succurrere  et  relictas  Christia- 
norum  reliquias  conservare.  De  summo  Pontifice  et  indulgentiis 
editis  ad  has  partes  nondum  quidquam  innotuit;  rogo  Eminen- 
tias vestras,  ut  sciamus  caput  ecclesiae  esse  insinuare  velint. 
(Papst  Clemens  IX.  starb  1669  den  9.  December  —  sein  Nach- 
folger Clemens  X.  wurde  erwählt  den  29.  April  1670.  —  Diese 
neue  Wahl  war,  als  Peter  Parcevics  diesen  Brief  den  12.  Juli 
1670  schrieb,  demselben  noch  nicht  bekannt.)  Dum  ego  omnem 
felicitatem  Eminentiis  vestris  ab  angelorum  conditore  apprecor 
et  voveo.  Datum  Bakoviae,  12.  die  Julii  1670. 


*  Sic!  soll  heiMen:  die. 


600 


LXXV. 


Peter  Parohevioh  ernennt  den  P.  Stephan  Taploosay  su  seine: 
Goadjutor  in  der  Moldau,  Bakov,  12.  Juli  1670. 

Kurz  a.  a.  O.  p.  77. 


NoB    Petrus    Parcevich    dei    et   apostolicae   Sedis 

archiepiscopus   Martianopolitanus,    vicarius    apostolicus    et   ad 

ministrator  principatus  Moldaviae,    nee  non  sacrae  caesareo-re 

gpiae  et  apostolicae  Majestatis  consiliarius,  omnibus  ac  singuli^^ 
utriusque  sexus  Christi  fidelibus  salutem  ac  spiritum  gratiae^ 
quantum  in  domino  possumus,  impertimur  et  apprecamur.  Pa — 
storalis  sollicitudinis  munus  ac  indefessa  vigilantiae  cura  in- 
tentos  nos  esse  admonet  et  sollicitat^  quatenus  vocatione,  qu&- 
a  deo  vocati  sumus  et  a  sacra  Sede  Komana  missi  atque  in 
provinciam  Moldaviae  in  vicarium  apostolicum  et  administra- 
torem  destinati,  toto  conatu  circa  Christi  oviculas,  nempe  po- 
polum  Christianum  nobis  commissum  invigilaremus  earumque 
saluti  soUicite  studeremus  verbo  et  exemplo,  operibos  et  co- 
hortationibus  ad  caulam  ecclesiae  eos  revocantes,  foventes  et 
retinentes;  ne  per  propra  pastoris  absentiam  aut  incuriam  ab- 
erantes  a  lupis  tan  dem  dispergerentur  ac  raperentur.  Totum 
itaque  pastorem  ac  fere  omni  tempore  esse  cum  suis  ovilibus 
ratio  ipsa  requirit^  ut  spirituali  pabulo  semper  reficerentur,  quo 
nunquam  carerent.  Sed  quia  domestica  negotia  saepe  saepius 
alio  avocant  et  ad  regendam  ac  bene  disponendam  domum 
distrahunt;  advertimus  nos  non  posse  ob  multas  intrinsecas  et 
extrinsecas  occupationes,  distractiones  ac  continuas  fere  infir- 
mitates  utrique  parti  aeque  satisfacere,  deliberavimus  aliquem 
idoneum  sacerdotem  probum  et  patrem-familias  providum  nobis 
adjuDgere  et  reverendis  Patribus  Franciscanis  Csikiensibus  tum 
propter  vicinitatem  quam  propter  linguam  Hungaricam  aliquem 
talem  expostulare.  Quod  cum  fecerimus,  reverendum  Patrem 
Stephanum  Taploczai  actualem  Csikiensem  Guardianum  vita^ 
moribus;  exemplaritate  jam  probatum,  ingenio,  industria,  vigi- 
lantia  curam  doraus  habentem,  jam  expertem  gratiose  obtinui- 
mus,  ut  ad  nos  Bakoviam  aliquando  descendere  absque  ullo  sui 
conventus  praejudicio  possit  et  quae  ad  patris-familias  tum  in 
spiritualibus  tum  in  temporalibus  attinent,  pro  modulo  temporis 
^dvigilet;  qua  de  r^  eidem  reyerendo  Patri  Stephane  Taploczai 


601 

DOS  qnoque  facultatem  liberam  concedimus^  qua  ad  nos  venire, 
niorari,  discedere  ac  praefatam  domus  nostrae  BakoviensiB 
curam  sedulam  habere,  ordinäre,  disponere,  etiam  in  dicta  re- 
sidentia  quam  in  aliis  ubique  locis  apud  omnes,  prout  opus 
^Uerit  et  n^otia  requisiverint,  providere  possit  ac  valeat.  Quae 
^t  magis  corroborentur,  kas  praesentes  propria  nostra  manu 
^^bscripsimus  et  sigillo  communivimus.  Datum  Bakoviae  in 
^ostra  residentia,  die  12.  Julii  anno  1670. 

Kos  Petrus  Parcevich,  qui  supra,  affirmamus  nostra  manu. 

(L.  S.) 
Ita  est.    Fr.  Casimirus  Damokos,   per  regnum  Transsylvaniae 

vicarius  generalis  apostolicus  m.  p.  (L.  S.) 
¥lx  eommuni  consensu  diffinitarii  nostri,  ut  praemittitur,  omnia 
ncta  sunt.   Fr.  Franciscus  Jegenyei,   custos   provincialis   m.  p. 

(L.  S.) 


LXXVI. 

Peter  Faroheviohs  Schreiben  an  den  Erzbisehof  von  Korinth 
um  dessen  Fürsprache  bei  der  Propaganda,  Bakov,  16.  Juli  1670. 

AuB  dem  Archiv  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Ulustrissimo  et  reverendissimo  signore^  padrone  osservan- 
dissimo.  Ho  scritto  piii  volte  da  questa  afflitta  patria '  alla 
8.  Congregazione  in  questi  due  anni,  che  qui  mi  ritrovo,  ni 
mai  fui  degno  di  essere  in  parte  alcuna  con  una  minima  lette- 
rina  di  risposta  da  essa  consolato;  il  contrario  mi  occorre  in 
questa  provincia  di  quelle  mi  hoccorreva  in  Vienna^  dove  ogni 
settimana  almeno  una  volta,  si  dalla  detta  s.  Congregazione 
come  dalli  particolari  signori  Cardinali  benigniamente  visitato 
e  con  mille  promesse  e  soccorsi  animato  di  venire  in  questa 
provincia;  il  che  io  prontamente  facendo  presi  da  quel  .tempo 
e  le  promesse  fattemi  e  le  assistenze  promessemi  e  li  ajuti 
assignatimi.  Anche  con  un  paro  di  lottere  a  noi  in  egual  tempo 
dirette  affirmava  la  buona  intentione,  la  volontä  et  il  zelo  della 
s.  Congregazione^  poiche  di  tutti  li  molti  afFari  habbi  la  s.  Con- 
gr^;azione  differito  il  favore  di  soccorrerci  a  la  nostra  necessitk 
e  non  di  sottrarcelo;  perch^  sarebbe  contro  la  caritä  e  contro 
la  mercede  meritata  dagli  operarj;   per  il   che  supplico  vostra 


Signoria  illustrissima  et  reverendiBsima  [in  cuius  manibuB  omnS 
Bunt  et  dependunt  omnia]  bI  compiaccia  di  promuovere  talvol 
le  Dostre  giuBte  Buppliche  et  istanze  appreBso  la  detta  s.  Coib^ 
gregazione,   acciö  udendo  la  necessitk  moBsa  a  la  pietä  ordin 
benigniamento,    ci  siano  mandati   li   soccorsi,    con  i  quali  po 
siamo  proseguire  il  nostro  ministero  salutifero  alla  salute   dell 
anime  fedeli  di  questa  provincia. 

La  supplico  inoltrO;  vogli  con  il  buo  zelo  promuovere  i 
negotio  del  Padre  Fra  Stcphano,  accio  poBsa  disporre,  teBtar 
e  lasciare  li  suoi  beni,  che  nel  secolo  poBsedeva  come  bu(^ 
legitimo  patrimonio,  o  alla  chiesa  e  persone  ecclesiastiche^ 
o  alli  suoi  parenti  od  ad  altre  persone,  che  a  lui  parrk.  Preg(^ 
parimente  Vossignoria  illustrisBima  o  reverendissima  degnarsi 
di  notitiarci  talvolta  con  le  sue  gratiose  lottere,  accio  animati 
piü  volentieri  ci  occuperemo  nel  santo  servizio  del  Signore, 
levando  dalla  mente  il  pregiudizio  d'  essere  dalla  s.  Congre- 
gatione  et  altri  nostri  padroni  totalmente  abbandonnati. 

Mentre  io  auguro  a  Vossignoria  illustrissima  e  reveren- 
dissima tutti  li  contenti  delV  animo  e  resto 

Di  Bahovia  li  16  luglio  1670.  di  vostra  Signoria  illu- 
strissima e  riverendissima 

divotissimo  servitore 

Pietro  Parcevich, 
arcivescovo  di  Martianopoli. 

In  der  vom  Secretariate  der  Propaganda  herrührenden  ursprünglichen 
Ueberschrift  dieses  Briefes  wird  der  Erzbischof  von  Korinth  auch  als  8ecretlir 
der  Congregation  der  Propaganda  fide  bezeichnet.  Vermuthlich  hat  der  ge- 
nannte Erzbischof  vor  oder  nach  seiner  Nuntiatur  in  Polen  diese  Stelle 
inne  gehabt. 


LXXVII. 

Schreiben  des  Feter  Farohevioh  an  die  heilige  Ck>ngnregation, 

Bakov,  20.  Juli  1670. 

Aus  dem  Archiv  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Eniinentissimi  ac  reverendissimi  domini  domini  ac  patroni 
colendissimi !  Quamquam  Eminentiis  vestris  ante  aliquot  dies 
bumillime   scripserim   et   circa   haue   residentiam  Bakoviensem 


603 

aliqiialem  dederim  informationem;  quomodo  et  qualiter  in  poste- 
nun  coltuB  divinus  non  tantum  conservari  sed  etiam  cum  fide- 
liam  Christianorum   salute   per   idoneos   operarioB  dilatari  pro- 
Poeui:     nunc    autem    dum    reverendissimus    Pater    Antonius 
"^^igelinus  conventualis  et  missionarius  apostolicus  in  hac  pro- 
^incia  Moldaviae  in  negotio  missionis  ad  Nuntium  apostolicum 
^^ersaviam   contendit,   ideo   tam   affluentem   oecasionem  inter- 
^^ittere  nolui,   quin  vestris  Eminentiis  hanc  humilem  literulam 
^^riberem  sincereque  notificarem,   qualiter,    cum    sim   solus  in 
*Uu$  residentia  neque  prae  debilitate  nimia  corporis  et  continua 
^<^^  valitudine   podagrae   non    possum    omnibus   negotiis    tam 
^piritnalibuB  quam  temporalibus  attentam  diligentiam  invigilare, 
Hcceperim  pro  socio,  coadjutore  et  cooperatore  tum  circa  animas 
cuitholicorum  tum  etiam  circa  occupationes  oeconomicas  domus 
et   residentiae   hujus   reverendissimum   Patrem  Stephanum  Ta- 
ploczai,  oriendum  vero  ex  parente  Armeno,  matre  autem  Hun- 
gara,  Patrem  profecto  tum  vitae  honestate  tum  morum  puritate 
tum   vigilantia    et   diligentia    praestantissimum,    concionatorem 
lirdentissimum;  patrem-familias  aptissimum  et  oeconomia  dome- 
stica  probatissimum,  actualem  vero  Czikiensis  convontus  Guar- 
dianum,  strictae  Observantiae  s.  Francisci,  multarum  linguarum 
«xpertissimum.  Devotissime  hac  de  re  pro  incremento  spirituali 
et  temporali  huius  provinciae  et  residentiae  vestras  Eminentias 
deprecor,  velint  eundem  Patrem  Stephanum  Taploczai  per  unum 
breve  sive  decretum  mihi  in  Christi  vinea  concedere  operarium  ; 
lioc  namque  et  ipsi  Patres  Czikienses  et  praecipue  reverendis- 
simus Pater  Casimirus  Damokos,  vicarius  apostolicus  per  Tran- 
sjlvaniam,  exoptant  et  insinuant,  ut  dictum  decretum  a.  s.  Con- 
^pregazione  impetraretur,  ne  successores  custodes  possint  dictum 
fairem  sub  aliquo  praetextu  interturbare  et  in  provinciam  re- 
^ocare  cum  damno  harum  ecclesiarum. 

Item  praefatus  Pater  Stephanus  Taploczai,  cum  sit  unicus 
parentum  filius,  contra  quorum  voluntatem  quoque  religionem 
8.  Francisci  ingrediondo  habitum  recepit,  tum  demum  in  novi- 
^iatu  existens  voluit  ante  professionem  de  suis  bonis  haeredi- 
tariis  sedula  cura  disponere;  Pater  Guardian us  autem  tunc 
temporis  Czikiensis,  nomine  Nicolaus  Gomlai,  vir  probatae  vitae, 
dixit  Patri  Stephano,  non  esse  pro  nunc  necessaria  ista  bono- 
rum dispositio,  cum  ille  sit  absolutus  dominus  et  successor  ut 
legitimus  parentum  filius  et  qualibet  die  ac  hora  poterit  prae- 


604 

fatam  bonorum  dispositionem  executioni  demandare;  interuf^^^ 
professionem  fecit  et  mater  vitam  deo  reddidit;  remansit  paren.^^^ 
totaliter  senio  confectus,  ipso  quoque  hodie  cras  morituru^^^) 
omnia  bona:  domus  scilicet,  fundi  quoque  in  tribus  pagis,  quos*  -^^ 
habet;  prata,  molendina  et  supelectilia  remanebunt.  Hac  d^^  e 
causa  humillime  supplicatur,  s.  Congregatio  velit  tempestiv^^  e 
cum  uno  brevi  apostolico  occurrere  futuro  damno^  antequan=^n 
praefata  bona  haereditaria  post  mortem  sui  parentis  dilaberentui^BC^ 
et  ab  aliis  distraherentur,  et  praefato  Patri  Stephane  concedei 
facultatem,  possit  de  illis  bonis  disponere,  cum  non  ex  ipsii 
negligentia  ante  professionem  non  disposuerit  de  illis,  sed  e: 
dilatione  Gnardiani  illius  temporis.  Lex  quoque  in  Transjlyanu 
non  denegat  religiosis  cuiuscumque  Ordinis  posse  quocumque 
tempore  libere  possidere  possessaque  vendere,  donare,  legar< 
et  totaliter  ad  libitum  disponere.  Intendit  quoque  dictus  Patei 
Stephanus  vita  durante  aliquid  boni  et  facere  huic  dirutae  ei 
desolatae  Bakoviensi  ecclesiae  ex  suis  bonis  tarn  in  aedifica- 
tione  quam  in  apparatu  ecclesiastico,  tum  etiam  fundum  all- 
quem  sive  agros  pro  füturis  temporibus  ecclesiis  et  religioni 
[sicut  ante  professionem  libitum  est]  relinquere  et  legare.  Ideo 
praecipue  supplicamus  Eminentias  vestras,  velint  cum  illo  per 
unum  decretum  disponere^  quantumvis  libere  possit  praefata 
perficere^  ad  iinem  deducere  et  de  suis  haereditariis  bonis 
ad  Votum  disponere. 

In  bis  provinciis  et  praecipue  in  Moldavia  inundatio  summa 
aquarum  a  tribus  mensibus  propter  diurnos  et  nocturnos  den- 
sissimos  imbres  et  inauditas  pluvias  crescentium  omnes  segetes 
puri  tritici,  silliginis,  hordei,  avenae  et  millii  cujusmodi,  quia 
in  aquis  iacent  et  per  nimias  aquas  disjectae  maturescere  non 
possunt  nee  grana  portant,  item  herba  et  gramina  in  pratis 
vel  non  possunt  crescere  propter  frigora  et  aquas,  vel  si  cre- 
verint  falcem  non  admittunt,  quia  nunquam  sol  exsiccat  et  in- 
calescit,  vel  etiam,  quia  fluvii  ex  propriis  lectis  exeuntes  campos 
omnes  inundarunt  et  cum  terra  herbas  et  gramina  exportarunt  ac 
arenam  commiscuerunt.  Item,  quod  mirandum  est,  in  territorio  Ba- 
koviensi ad  unam  diem  itineris  fere  tanta  murum  copia  fuerit,  ut 
non  tantum  omnia  hortensia  cum  ingenti  damno  et  fructus  et  ar- 
bores  condescendendo  et  ramos  dentibus  excindendo  consumpse- 
rint  in  totum,  verum  etiam,  quod  peius,  ipsum  triticum  in  campis, 
hordeum  avenam  et  similia  devastaverint  et  devoraverint:  per- 


605 

terrefacti  ex  hoc  casu  incolae  faraem  et  pestem  ominantar:  sie 
Anno  praeterito  tanta  vesparum  copia  in  bis  partibus  tum  in  Tran- 
sylvania  fuit,  ut  in  ipsismet  domibus  fenestris  inclusis  vix  stare 
poteramus. 

Commendo  zelo,  benignitati  et  pietati  vestrariun  Eminen* 
tiarum  afflictum  statum  meum,  neceBsitatem  et  paupertatem; 
irelint  cadenti  suecurrere  cum  illis  idoneis  mediis^  cum  quibus 
posaim  me  sustentare  in  hac  hocce  tempore  misera  et  exhausta 
provincia;  possent  Eminentiae,  quando  dignarentur,  transmittere 
pecuniam  ad  dominum  Nuncium  apostolicum  Warsaviensem; 
nam  ille  facili  negotio  Leopolim  ad  Patrem  Aloysium  Mariam 
Pidon  dirigeret  et  ille  facilius  transmitteret.  Supplico,  nolint 
me  oblivisci  nee  derelinquere,  cum  ego  prompte  obtempera- 
verim  benignis  mandatis  Eminentiarum  vestrarum,  quibus 
subsum  et  per  omnia  obtempero. 

His  humillime  me  commendo  et  vestris  Eminentiis  cuncta 
prospera  a  deo  ter  optimo  maximo  exopto. 

Datum  Bakoviae  die  20.  Julij  1670. 

Eminentiarum  vestrarum 

humillimus  et  obsequiens 

Petrus  Parcevich, 
archiepiscopus  Martianopoli. 


LXXVIII. 

7eter  Parchevichs  Schreiben  an  die  Propaganda,  ohne  Datum 

(Anfangs  1671). 

Aus  dem  Archiv  der  heiligen  CoD^i^regation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Xminentissimi  e  riverendissimi  signori  et  padroni  colendissimil 

Priego  Bupplichevole  da  vostre  Eminenzo  il  perdono; 
«ome  il  servitore  fedele  al  suo  buon  padrone,  come  il  figliolo 
«Ua  sua  pia  madre,  tanto  piü,  che  di  certo  spero  essere  da 
vostre  Eminenze  abbracciato  et  nelle  mie  giuste  petitioni  con- 
solato  con  V  assegnamento  fattomi  li  7  marzo  delF  anno  1656. 
17on  abbiamo  verun  apparato,  non  il  calice,  n^  il  ferro  per  le 
liostie,  nh  un  rituale  per  battezzare  et  fare  altre  fontioni:  le  quali 
io  piü  volte  senza  assistenza  di  alcun  sacerdote  canto  le  messe, 


606 

battezzo  V  infanti;  introduco  post  partum  in  templum  dei  ^^ 
femine;  sepelisco  li  morti;  visito  et  do  T  estrema  ontione 
moribondi;  fo  Y  esortationi,  sermoni  et  altri  simili  esercizi;  o 
diverse  cause,  liti,  querele  del  popolo  et  la  cura  continoa  delB> 
casa:  non  est  meum  loqui  de  me;  et  oltre  li  forestieri  et 
monaei  Greci,  quali  in  diversi  casi  et  materie  spessiino  ve 
gono  da  nie.  La  chiesa  di  Bakovia,  eh'  ^  unica  et  matrice 
tutte;  casca  per  V  antichita  n^  vi  h  un  benefattoro  al  mond 
il  quäle  con  soli  mille  scudi  la  ristaurarebbe  et  perfettionarebb^  4 
mentre  io  vi  sono,  non  perderei  il  tempo  n^  li  catholici  fuggL  — 
rebbero  con  iscusarsi,  che  la  chiesa  li  casca.  Piü  yolte  ho  scrittcr^ 
alla  s.    Congregazione,   come   li   reggi   di  Polonia   praetendun"' 

habere   ius   nominandi   episcopos   et  nolont   habere  ius  defen^ 

dendi   occlesias   et   immunitates   illarum:   perciö   vi  sono  mill 
disordini   et   ognuno   perde   V  animo   di  servire.     Supplico  pe 
tanto   humillime   le   vostre  Eminenze   a   perdonarmi  et  a  con— 
solarmi;  mentre  io  vivo.  Di  vostre  Eminenze 

humilissimo  et  obedientissimo  servitore 

Petro  Parcevich, 
arcivescovo  di  Marcianopoli. 

LXXIX. 

Sohreiben  des  Feter  Farehevieh  an  den  IN'untiiiB  in  Folen, 

Bakov,  7.  März  1671. 

Aus  dem  Archiv  der  heiligen  Congrcgatioii  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Illustrissimo  et  reverendissimo  signore  et  padrone  colendissimo ! 

Sono  mosso  ex  officio  meo  ad  insinuare  alla  s.  Congregazione, 
la  quale  come  madre  zelänte  et  pia  volesse  provedere  a  tante 
anime  con  li  soggetti  proportionati,  habili,  atti  et  sofficienti 
nel  coltivare  la  vigna  del  Signore ;  concedendo  H  Padri  Frances- 
cani  strictioris  Observantiae  de  la  Custodia  di  Transilungari 
per  piü  cause  et  raggioni. 

La  prima  ^,  che  tutto  quasi  il  popolo  catholico,  che  vi 
h  in  Moldavia  anzi  nella  Tartaria,  k  di  natione  Ungaro  et  park 
la  lingua  Ungara:  li  Padri  di  Transilvania  sono  Ungari|  par- 
lano  Ungaro,  perciö  sono  dal  popolo  desiderati. 


\ 


607 

La  seconda  h,  perchi  molti  Fadri  di  quella  Custodia  sano 
etiam  la  lingua  Vallacha  per  essere  li  loro  padri  di  questi 
luoghi. 

Terzo  fe  per  la  vicinanza,  perch^  da  Bakovia  mia  resi- 
denza  al  convento  di  Czik  sono  sole  doe  giornate  di  Camino; 
et  da  Sabrianiy  dove  intendono  fondare  il  convento  sono  tre 
giornate  et  a  me  una  piccola;  onde  vi  sarebbe  communicatione 
et  corrispondentia  tra  gli  uni  et  gli  altri  et  il  passo  libero. 

Quarta  h  per  la  disciplina  et  osservanza  religiosa  doven- 
dovi  essere  sempre  alli  occhi  dei  loro  superiori  con  molta  edtfi- 
catione  dei  secolari. 

Quinta  h  facilmente  alF  hora  per  Y  educazione^  che  have- 
rebbero  li  figliuoli  delli  Fadri ;  molti  si  farebbero  sacerdoti  et  in 
questa  maniera  si  moltiplicarebbero  gli  operarij  et  la  religione 
Vera  fiorirebbe  et  si  conservarebbe  senza  che  venissero  gli  altri 
muti  da  si  lontani  paesi  con  grande  dispendio  et  poco  frutto. 

Sesta  h  per  la  consolatione  dei  popolo,  il  quäle  di  gran 
lunga  abbraccia  li  sacerdoti  della  lingua  propria,  che  pere- 
grina.  Per  il  che  quando  vengono  da  me  a  chiedere  il  sacer- 
dote,  dicono  in  quello  modo:  ^Monsignore  vi  preghiamo^  ci 
diäte  un  prete  della  nostra  fede';  quasi  non  6  catholico,  se  non 
sk  la  lingua  Hungara.  Inoltre  assai  piü  volentieri  vengono  le 
feste  alla  messa^  sentono  le  prediche  et  si  confessano  piü  spesso, 
perch^  nel  linguaggio  Ungaro  possono  esprimere  il  senso,  dove 
nel  Vallaco  mancano  le  parole:  adunque  in  ciö  si  deve  dare 
la  sodisfatione  al  detto  popolo,  la  quäle  conferisce  il  bene  alle 
anime.  Et  perciö  dio  et  la  s.  Chiesa  ci  manda  in  qua  per 
sodisfare  al  popolo  in  spiritualibus. 

Settima  h  perch^  spesso  passano  per  Sabejanti  gli  able- 
gati  et  ambasciatori  di  Folonia,  di  Transylvania  et  di  altre  pro- 
vincie  per  ordinario  catholici;  questi  potrebbero  raccomandare 
alli  baroni  et  alli  prencipi  dominanti  et  impetrare  da  essi  per  li 
detti  Padri  qualche  gratia.  Cosi  etiam  per  altre  molte  ragioni.  In 
tutta  la  provincia  sono  otto  parochi,  tre  preti  secolari,  doi  con- 
venti  di  missionarii,  un  Padre  Franciscano,  il  resto  li  Padri 
Gesuiti.  Questi  sono  canonici  et  il  clero  dei  vescovo  et  questi 
sono  discosti  uno  dalF  altro  una,  doi,  tre  et  quattro  giornate  — . 
Va  a  consecrare  adesso  gli  oli  santi  nel  giovedi  Santo,  alla 
Pasqua  non  vi  sarebbe  niuno  nella  sua  parocchia  et  tutta  la 
settimana  santa  dovrebbero  essere  assenti. 


608 

Inoltre  essendovi  detti  Padri  nella  provincia,  potrebbe  ^^ 
vescovo  celebrare  talvolta  con  la  mitra,  havendo  V  assisteO^^ 
dei  sacerdoti;  dove  che  io  non  posso  fare  nissuna  fontioH^' 
perch^  non  ho  nessuno.  Molte  volte  canto  la  messa  solo^  battez^^^ 
sepeliscO;  introduco  le  femine  post  partum,  visito  gli  inferacmi» 
fo  li  sermoni,  perchfe  il  sacerdote  et  paroco  unico,  che  vi  i,  1^ 
mando  le  feste  per  li  villaggi,  una  e  doe  giomate  discosti,  oltf*^ 
la  cura  domestica  della  casa  et  di  tutto  il  popolo. 

Si  compiaccia  vostra  Signoria  illustrissima  et  reverexB' 
dissima  credere,  come  in  questa  afflitta  Moldavia  non  gostianm^ 
sollievo  di  sorte. 

Si  priega  pertanto  istantemente   vostra  Signoria  illastri^" 
sima   et   reverendissima  da  me  et  dalli  detti  Padri  [giacchfe  \^^ 
s.   Congregatione   per   facilitare    il   negotio   retta    dallo    spirit^^' 
Santo  prudentemente  a  lei  il  tutto   rimette],   vogli   promuover^^ 
questa  opera  si  pia  et  si  utile,  la  quäle  cede  a  mag^or  gloru 
di  dio  et  alla  salute  di  tante  anime. 

Tutto  il  bene,  che  provenira,  riconoscerk  questa  provincia 
questi  operari  et  questo  popolo  da  vostra  Signoria  illustriagima 
et  reverendissima. 

Considerandosi  perö  illustrissimo  et  reverendissimo  signoi 
lo  stato  d'  oggi  [il  quäle  non  era  n6  V  anno  passato,  nife  gli  anni 
passati]  et  gli  aggravi  del  moderne  prencipe,  ^    et   quasi    la  ti- 
rannia,  che  usa  con  li  vasalli;  et  anche  considerandosi  li  appa- 

recchi    che   si   fanno    et  gli  ordini  che  si  danno  per  la  guerra 

Ventura,  non  vi  fe  modo,  che  in  tali  turbolenze,  nel  dominio  di 
questo  prencipe  et  in  simil  tempo  si  habbi  a  fare  progresso  ^ 
alcuno  in  detto  negotio.  Fuggono  quasi  tutti  gli  habitatori  della 
provincia,  si  ritirano  in  Turchia,  in  Russia,  in  Transilvania, 
in  Vallachia  et  sopra  le  alte  montagne  ascendono  et  nelle  den- 
sissime  selve  a  guisa  di  animali  selvaggi  si  nascondono.  Onde 
giudichiamo  piü  a  proposito  soprasedere  alquanto  del  tempo 
et  osservare,  si  ira  regis  quiescit. 

Priego  adunque  io  servitore,  vostra  Signoria  illustrissima 
et  riverendissima  con  ogni  riverenza  et  premura,  vogli  per  il 
vivo  zelo  et  ardente  caritk,  che  ha  nella  propagatione  della  fede 
anzi  conservatione  di  quella,  ottenermi  dalla  s.  Congr^atione 
de   Propaganda   fide    et   dal  reverendissimo  Padre  Generale  di 


^  Duka  1667,   zuerst  sechs  Monate,  dann  zum  zweiten  Male  1669—1678. 


609 

Araboeli,  mi  dino  per  adesso  con  un'decreto  partioolare  doi 
Padri  della  Custodia  di  Transilvania.  Uno  h  il  Padre  Stephano 
Taploczai,  li  cui  progenitori  sono  di  queste  parti.  Paria  Ungaro, 
Yallaco  et  Latino;  h  buon  predicatore  et  economo.  L'  altro  k 
il  Padre  Fra  Francesco  a  Derventa  Bosnense,  il  quäle  gik  anni 
sono  ha  servito  a  questa  provincia;  di  buona  vita  et  costumi, 
obediente  et  osservante;  parla  li  tre  linguaggi  di  sopra  et  di 
piü  in  Slavo  lingua  nativa.  Di  questi  doi  prego  et  quanto 
prima,  se  vi  h  possibile.  La  Custodia  6  contenta,  ma  senza 
r  espressa  in  scriptis  licenza  delli  sopradetti  superiori  non  ar- 
disce  di  danneli.  Quando  si  compiacesse  Vossignoria  illustris- 
sima  et  riverendissima  scrivere  sua  auctoritate  (giacch^  la  s.  Con- 
gregatione  in  tutte  le  occorrenze  si  rimette  a  Vossignoria 
illustrissima  et  riverendissima  et  questa  mia  petitione  rimetterk, 
ma  anderebbe  a  longo),  una  letterina  alla  detta  Custodia,  che 
di  subito  mi  dessero  questi  doi  Padri,  farebbe  Vossignoria 
illustrissima  cosa  a  dio  gratissima  et  alle  anime  utilissima. 
Altrimenti  ni  per  la  Quaresima  nh  per  la  Pasqva,  la  quäle 
secondo  il  vecchio  calendario  sara  li  23  d'  aprile,  haverö  li 
sacerdoti,  acciö  sentino  le  confessioni  et  faccino  altre  fontioni 
nella  chiesa:  di  questo  priego  sommamente,  perchfe  vi  i  una 
somma  necessitk. 

Prego  inoltre  Vossignoria  illustrissima  compiacersi  scri- 
vere alla  s.  Congregatione,  ci  mandi  stipendio  et  la  mercede 
con    il    proprio    sudore    acquistata.     Siamo    pieni   di   debiti   et 

mangiamo  il  pane  lacrymarum  et  questo  di  miglio Chi 

sta  bene  non  si  muove.  L'  esortare  ad  andare  inter  barbaros 
et  starvi  attendere  et  operare,  sudare  et  fatigare,  tutti  sano, 
massime  li  grandi,  ma  il  fare  quelle  esortano   o  rari  o  nisuno. 

Supplico  etiam  Vossignoria  illustrissima  et  riverendissima 
(et  e  punto  considerabile)  volersi  affatigare  et  interporre  il  suo 
zelo,  valore  et  ardore  appresso  il  presente  serenissimo  rh  di 
Polonia,  acciö  scriva  sua  Maiesta  una  lettera  di  raccomman- 
datione  a  questo  prencipe,  ma  in  buona  forma,  raccomandando 
anzi  deffendendo  il  suo  jus  spirituale,  che  ha  in  questa  pro- 
vincia  secondo  li  patti  et  le  costitutioni  antiche:  perch6  si- 
amo totalmente  oppressi  et  strapazzati  dalli  scismatici.  Quelle 
Maiestati  di  Polonia  vogliono  habere  jus  nominandi,  eligendi 
et  mittendi  episcopos,  et  non  vogliono  havere  ius  deffendendi 
episcopos,  sacerdotes,  aecclesias  et  aecclesiarum  immunitates;  et 


610 

per  questo  vanno  in  nfina  le  chiese  et  il  popolo,  et  li  sacerdot^ 
non  ponno  mantenersi  n^  sossistere. 

La  chiesa  di  Bakovia^  residenza  dei  vescovi,  la  qual^  ^ 
matrice  di  tutte  le  altre,  in  breve  per  T  antichitä  e  contim.«^^ 
pioggie  in  tutto  cadera  et  con  essa  il  tutto  finirä  et  li  ve8C(^^^* 
li  sacerdoti  et  il  popolo  insieme;  n^  si  trova  al  mondo  ^k:^^* 
huomo  di  dio,  il  quäle  rinovasse  la  memoria  santa  delli  an^^' 
nati  per  conservare  queste  reliquie  dei  catholici. 

Si  fondano  altrove  per  le  cittä  et  per  le  terre  senza  a^l' 
euna  necessitk  con  spesa  di  centinaia,  di  migliaia  di  scudi  ^^^ 
archi  trionfali,  li  eolossi  et  le  statue.  Si  inalzano  li  pallo:^^'' 
superbi  et  le  superflue  machine  —  et  qui  si  abbandonano  %  ^ 
chiese  vecchie,  la  casa  di  dio  di  soli  doi  o  tre  milla  scudi  A-<^ 
durare  per  300  altri  anni,  con  grandissimo  discapito  dei  cult^^^ 
divino  e  deir  anime  di  Christo. 

La  s.  Congregazione  (non  so  per  quäl  fine)  con  un  decret^  ^^ 
et  altre  lettere  •particolari  rimette  li  vescovi  di  queste  parti  i  s^ 
tutte  le  occorrenze  alli  signori  Nunzi  apostolici.  Vostra  Signori  — ^^ 
illustrissima  e  riverendissima  mi   perdoni,   se    io  per  esseguir-^  ^ 
r  ordine   dalli    superiori  datomi    confidenteraente  a  Lei   ricorr    -^ 
et   acceno    alcune   particolaritk   necessarie  et  verissime  suppl^^" 
cando   il  zelo   et   il   ardore  di    Vossignoria   illustrissima   com        ^ 
di  sopra  in  tutto. 

Not^  qui  non  sappiamo^  sc  si  e  fatto  il  papa  et  chi  fe  fatt(]K===^* 
II  giubileo  non  ci  si  manda.  Argomento  evidente^  che  li 
droni  hanno  poca  cura  degli  Orientali,  ad  aggravarli  et  a 
stigarli  vigilantissimi.  Non  sappiamo,  se  il  Monsignore  Nunti^^  ^^ 
di  Polonia  fe  quello  delF  anno  passato  o  Y  altro.  Pare  che  noi^  ^^ 
havesse  il  titolo  di  Adrianopoli.  Delle  altre  cose  parimenti  no^K:  ^^ 
sappiamo,  che  si  fa  al  mondo.    Habitiamo  tra  gli  orsi  et  tra  ^ 

lupi  secondo  il  detto :  ^ulula  cum  lupis,  si  cupis  esse  lupus^ ;  dell^  ^^ 
nuove  particolarmente  di  Polonia,  di  Germania,  di  Ungaria,  d  -^&* 
Venetia,  d*  Italia,  di  Francia,  Spagna  et  altri  regni  appressc*^  '^ 
di  noi  non  vi  k  nuova  alcuna. 

Supplico  Vossignoria  illustrissima  et  riverendissima  darmi: 
parte    massime    dei  nostro  imperatore  et  dei  serenissimo  r^ 
Polonia,   si    intendunt   bonum    publicum.     Li    baroni  di  quesi 
provincia  desiderosi  di  sentire  il  bene  commune  spesso  mi  ad- 
dimandano    credendosi,    che  io  habbi  le  relationi  da  Vienoa  ei 
altrove.    Prego  etiam  vostra  Signoria  illustrissima,  degnarsi  dr 


611 

consolarmi  piü  spesso  con  le  sue  gratiosissime  lettere.  Da  Wer- 
savia  a  Leopoli  vi  i  la  posta^  in  Leopoli  h  un  Padre  Superiore 
et  preffetto  nel  Coileg^io  degli  Ärmeni ;  quegli  con  ogni  facilitä 
indirizzara  le  lettere  per  Camenez  et  per  Jassis.  lo  intanto 
resto  augurando  a  Vossignoria  illustrissima  et  riverendissima 
il  festivo  alleluia  con  la  promottione  delli  suoi  meriti  et  le  vivo 

di  vostra  Signoria  illustrissima  et  riverendissima  obedien- 
tissimo  et  divotissimo  servitore  Pietro  Parcevich  arcivescovo 
di  Martianopoli. 

Di  Bakovia  li  7  marzo  1671. 


LXXX. 

Schreiben  des  Peter  FarehevlGh  an  die   heilige  Congregation 
de  Propaganda  flde,  Bakov,  26.  April  1671. 

Ans  dem  Archiv  der  heiligen  Cong^gation  de  Propaganda  fide  in  Born. 

Eminentissimi  et  riverendissimi  signori  et  padroni  clementissimi. 

Nel  giorno  della  santissima  Annuntiata  li  25  marzo  se- 
condo  il  vecchio  calendario  finita  che  haveva  la  messa,  nell' 
entrare  in  casa  mi  fu  da  un'  Armeno  data  una  lettera  delP 
eminentissimo  signore  Cardinale  Barberini,  prefetto  della  s.  Con- 
gregazione  de  propaganda  fide,  scritta  li  1^  gennaro  con  la  be- 
nigna  impositione,  detti  io  la  ragione  alla  detta  s.  Congregazione 
sopra  le  notizie  datele,  per  qiiale  causa  habbi  ricusato  di  con- 
ferire  gli  ordini  e  di  dare  le  dimissorie  a  Pietro  Vuolf;  alunno 
giä  in  Fermo.  Doi  punti  mi  sovvennero  di  subito:  il  primo  ^ 
la  prudentissima  consideratione  della  s.  Congregatione  il  non 
havere  creduto  al  supposto;  il  secondo  k  la  malitia  del  soggetto, 
il  quäle  io  amo  sinceramente  e  volesse  dio,  ne  bavessi  ima 
dozzina  tali  del  paese  e  della  lingua.  Ma  Pietro  Wolf  in  tre 
anni,  che  sono  in  provincia,  mai  ^  venuto  da  me  a  dimandare 
gli  ordini,  ci6  proverö  col  medesimo  soggetto  a  sua  confusione: 
Pietro  Wolf  non  V  ho  visto,  se  non  una  volta  in  Kutnar,  dove 
k  nato,  mentre  andai  a  consecrare  un'  altare.  II  Pietro  Wolf 
allora  non  aveva  gli  anni;  il  Pietro  Wolf  era  ignorante  in  quel 
tempO;  nä  haveva  etiam  li  buoni  principi  della  grammatica ;  et 
il  s.  Paolo  mi  ripprende:  ,Nemini  facile  imposueris  manus/ 
perch^  dalla  gioventü  et  la  ignoranza  ne  nascono  mille  difetti. 

Archiv.  Bd.  LIX.  II.  Hftlfle.  40 


612 

H  Pietro  Wolf  sono  doi  anni,  come  si  ritrova  in  Pola^iÄ 
agli  studi,  et  il  soggetto  deve  essere  presente  per  essere  con- 
secrato. 

Haverei  tuttavia  superato  le  sopradette  militant]  diC^' 
coltä,  quando  il  detto  Pietro  m'  havesse  richiesto;  mi  ha  si  \p^^ 
pregato,  che  lo  raccommandaBsi  agii  studj  in  Polonia,  come 
fatto;  puote  attestare  ci6  il  reverendissimo  Padre  Luigi, 
fetto  delle  missioni  nel  Colleggio  Armeno  in  Leopoli,  il  qua>l^ 
in  gratia  mia  T  ha  ricevuto  in  detto  Colleggio;  parimente  coif> 
una  efficace  lettera  1'  ho  raccomandato  al  Monsignor  suffiragan^^ 
di  Leopoli,  volesse  [appresi  prima  le  fondamenti  almeno  et  1^ 
notitie  delli  casi  di  coBcienza  necessarissimi  ad  un  parroc^^l 
promoverlo  ad  sacerdotium;  sopra  che  ho  ricevuto  la  cortesi^^- 
sima  risposta  dal  medesimo  Monsignore;  che  cosa  potevo  fai — ^ 
piü  a  questa  vigna?  Perch^  dunque  molesta  dolosamente  L  -^ 
8.  Congregatione?  Ma  ecco  eminentissimi  padroni  la  maliti^^ 
in  qua  latet  anguis;  dicono  questi  tali,  che  per  un  decreto  [d^^^ 
quäle  ho  esposto  le  settimane  passate  all'  Eminenze  vostre]  no: 
subsunt  come  alunni  della  Propaganda  alF  ordinario  loci  o 
altri  cuiuscumque  auctoritatis  sint:  onde  per  non  riconoscer- 
quelli  n^  prestarli  cum  jur^^mento  in  susceptione  ordinum  1'  ob< 
dienza  scrivono  alla  s.  Congregatione  con  Y  intento  et  il  dis 
corso  fallace  supponendo,  che  questa  motu  proprio  li  darä 
subito  la  facoltä  ampla  in  scriptis,  acciö  possint  ordinari 
quocumque  antistite  catholico  in  quacumque  provincia  et  loco 
ordinati  poi  che  sono,  vengono  nella  provincia  e  dicono:  ,Noi: 
siamo  alunni,  con  noi  nissuno  ha  da  fare,  solamente  la  s.  Con —  ^' 
gregatione';  e  da  qui  nascono  disordini  e  scandali,  come  soncia^  ^ 
nati  et  restaranno  inpressi  nella  mente  delli  savj,  commessi:  ^^ 
dal  Padre  Vito,  il  quäle  interrogato  dal  prencipe  e  dalli  ba- 
roni,  perch^  lia  battuto,  ligato  publicamente  e  messe  nelli 
un  religiöse,  come  &  lui,  e  non  haveva  rimmesso  questa  causa 
al  vescovo,  il  quäle  h  di  persona  in  questa  provincia,  sciocca* 
mente  ha  risposto:  ,11  vescovo  non  ha  da  fare  niente  con  essi 
noi';  che  maggior  scandalo  di  questo?  Bella  dottrina,'  che  in- 
segnano :  queste  parti  sono  diverse  del  tutto  da  queste  d'  Italia^ 
dove  fiorisce  il  catholicismo;  dum  fueris  Romae,  Romano  vivito 
more.  Qui  sono  li  baroni,  i  quali  dottamente  hanno  studiato 
in  Polonia,  in  Venetia  et  in  Roma;  questi  sono  restati  grave'> 
mente    offesi   e   scandalizzati,   ma   assai   piü  gli  idioti^   i  quali 


613 

Bono  e  tengono,  che  il  vescovo  h  capo  sopra  tutti,  e  particolar- 
mente  il  vicario  apostolico. 

La  settimana  passata  vennero  da  me  aicupi  cittadini  di 
Baia  querelandosi  contro  il  Padre  Vito,  il  quäle  ha  pigliato  li 
argenti  della  chiesa  per  il  salario  che  pretende  di  alcuni  anni; 
io  se  lo  cito,  non  comparirk,  giacchfe  non  mi  riconosce;  se  noa 
lo  cito,  il  popolo  si  adombra  e  scandalizza,  perde  il  concetto, 
il  rispetto  et  il  timore,  perch^  come  dico,  in  queste  parti  diversa- 
mente  si  procede:  mi  rimmetto  alla  s.  Congregazione,  qaello  lei 
ordinerk,  io  debbo  fare  in  causa  tale  et  accusa. 

Supplicai  le  vostre  Eminenze,  mi  concedessero  per  un 
decreto  il  Padre  Stephano  Taploczai  assai  requisito  dal  popolo 
per  r  ajuto  spirituale  loro:  non  vi  ^  in  tutta  la  provincia  un 
sacerdote  Ungaro;  essende  tutti  li  catholici  Ungarin  desiderano 
aprire  le  coscienze  nella  lingua  nativa:  e  perciö  supplico  di 
nuovo  r  Eminenze  vostre  per  il  medesimo. 

Le  settimane  passate  consecrai  da  10  altari  portatili  publi- 
camente.  Vi  furono  etiam  alcuni  monaci  Greci  ritus,  li  quali 
perche  io  non  havevo  il  pallio,  dicevano  me  non  essere  arci- 
vescovo  n^  metropolitano;  anzi  anche  dei  nostri  non  solo  seco- 
lari,  ma  etiam  ecclesiastici  dubitano  per  la  medesima  ragione, 
allegando  che  il  Monsignor  quondam  Marco  Bandini  nelle  simili 
Bolennitk  adoperava  il  pallio:  ci6  non  si  supplica  per  qualche 
vana  gloria,  ma  per  cohonestare  il  grado  ecclesiastico  e  togliere 
dalle  menti  humane  V  apprensione  sinistra.  II  sommo  Ponteiice 
dispensa  sopra  li  Canoni  et  maggiori  cose;  questa  essendo  una 
cerimonia,  piü  facilmente  si  puote  dispensare,  piacendo  a  sua 
Santitk  et  alla  s.  Congregatione,  la  quäle  supplico  per  la  detta 
dispenza.  Attendo  la  clemenza  della  s.  Congregazione,  si  com- 
piaccia  soccorrermi  nella  presente  povertk  et  necessitk. 

Alcuni  non  contenti  d'  essere  con  grandissima  difficoltk 
ottenuti  dalla  s.  Congregatione  d'  essere  di  laici  di  cucina  fatti 
sacerdoti  e  con  nuove  difficoltk  et  istanze  impetrati  di  poter 
dare  voto  neir  elettione  et  essere  eletti  di  poi  per  la  mera  cle- 
menza di  detta  s.  Congregazione  sublimati  al  vescovato,  machi- 
nano  nuove  fantasie  e  pretenzioni  d'  ascendere  all'  arcivescovato, 
dove  non  li  tocca,  non  essendo  di  natione:  nasce  solamente 
confusione  nel  clero,  nelli  conventi  e  nel  popolo.  Cosi  mi  vien 
riferito  e  scritto  dal  convento  di  Csik^   havendo  il  Monsignore 

Casimiro     di    gik    promesso    la    promotione    al    vescovato    di 

40* 


614 

TraiiBilvania  ad  un  Padre,  il  quäle  sperava  essere  prima  dd 
detto  MoDsignore  Casimiro  promosso,  onde  li  rimprovera  tal- 
volta,  havere  promosso  se  stesso  et  non  gli  altri.  Sarebbero 
molte  cose  da  Bcrivere  nel  detto  proposito. 

Resto  humilisBimo  suddito  di  vostre  Eminenze  et  pro- 
fondamente  m'  inchino. 

Di  Bakovia  li  26  aprile  1671. 

Humilissimo  vasallo 

Pietro  Parcevich, 
arcivescovo  di  Martianopoli. 


LXXXI. 

Schreiben  des  Peter  Parchevich  an  den  ü'untius  in  Polen, 

Bakov,  26.  April  1671. 

Aus  dem  Archiv  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Illustrissimo  e  reverendissimo  signore,  padrone  mio 

observandissimo. 

Doi  o  tre  volte  ho  scritto  a  vostra  Signoria  illustrissima 
e  reverendissima,  dandole  qualche  notitia  delle  oppressioDi, 
tirannie  et  indicibilc  poverta  delli  miseri  habitatori  di  questa 
afflitta  provineia  di  Moldavia  et  anche  insinuai  la  necessitk 
delli  sacerdoti  Ungari  di  Csik  dcsiderati  dal  popolo  catholico. 

Credo  che  vostra  Signoria  illustrisBima  per  le  relationi, 
che  giornalmente  da  diversi  Bente,  sappi  bene  il  stato  di  queste 
parti;  et  oltre  le  continue  esationi  vi  k  adcBBO  il  terrore  per 
la  guerra,  che  minaccia,  onde  vi  sark  Y  incursione  delle  nationi 
e   barbari;   giä   molti    cominciano  a  fuggire    e  molti  a  cercare 

le   tane   e   nascondigli  nelF  aBpre  montagne 

Prego  VosBignoria  illustriBsiraa  e  reverendisBima  devotamente, 
vogli  come  Nuntio  nostro  [al  quäle  Roma  in  tutto  ci  rimette] 
interporsi  con  la  sua  Bincera  relatione  apprcBSo  li  padroni,  ehe 
a  noi  non  li  crede;  e  sentendo  la  s.  Congregatione  dalla  rela- 
tione del  Nuntio  Äpostolico  la  veritk,  ai  muova  alla  pietji  di 
Boccorrerci  in  tanti  bisogni,  e  aii  ugualmente  o  almeno  con  la 
decima  parte  universale  sopra  di  noi. 


615 

VoBBignoria  illustrissima  non  pigli  a  male,  perchä  scrivo  in 
mezzo  foglio;  nella  provincia  non  si  fa  la  charta  et  in  Bakovia 
ne  anche  si  ritruova.  In  Jassi  tre  baiocchi  un  foglio. 

Prego  Vossignoria  illustrissima  e  reverendissima  conso- 
larmi  talvolta  con  le  sue  lettere  e  con  qualche  ajuto  per  caritä 
per  insino,  che  la  s.  Congregatione  mandi  la  pensione  e  Vos- 
signoria illustrissima  si  pagherk  allhora  di  tutto.  Sono  totalmente 
nella  necessitk,  un  quatrino  non  ho  di  entrata.  Con  che  humil- 
mente  la  riverisco  e  mi  raccommando. 

Supplicai  vostra  Signoria  illustrissima  per  il  Padre  Ste- 
phane Taploczai,  mi  si  desse  per  ajuto  di  queste  anime;  sup- 
plico  di  nuovo  per  il  medesimo;  non  ho  un  sacerdote  della 
lingua  Ungara  et  il  popolo  volintierissimo  si  confessarebbe  ad 
un  tale. 

Humilissimo  mi  inchino  a  vostra  Signoria  illustrissima  e 
reverendissima  et  auguro  di  euere  le  pienezze  dell'  animo. 

Di  Bakovia  li  26  aprile  1671. 

Di  Vossignoria 

divotissimo  servitore 

Pietro  Parcevich 
arcivescovo  di  Martianopoli. 


LXXXII. 

Schreiben  des  Peter  Parchevich  an  den  ll'untius  in  Polen, 

Jassy,  3.  December  1671. 

Ana  dem  Archiv  der  heiligen  Congregatioii  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Illustrissimo   et  reverendissimo  signore^  padrone 

observandissimo. 

Son  venuto  in  Jassy  chiamato  con  grande  istanza  per 
espresse  lettere.  et  un  messe  mandato  dal  popolo  di  Jassy  e 
di  Cotnari;  ende  coraposte  che  havero  qui  la  lite  et  le  dis- 
sensioni,  andarö  a  Cotnar  per  fare  il  simile:  ma  dubito,  che 
n^  qui  ne  colä  farö  cosa  bona,  per  alcuni  capi  molto  altieri, 
quali  nh  li  vescovi  n^  la  s.  Congregatione  riconoscere  vogliono. 

Questo  moderno  prencipe  ha  soppressa  la  libertk  et  le 
immunita  delle  chiese  et  delli  ecclesiastici,  tolti  li  beni  eredi- 
tarj    et   dati   alli  Valachi:    ha   violato   il    ius    spirituale,    quäle 


616 

hanno  li  siereDissini]  vegi  di  Polonia;  in  questa  provincia  si  sono 
impoverite  le  ehiese  et  li  ecclesiastici ;  ho  supplicato  di  questo 
anche  et  pregato,   si  proveda;   nessuno  cura,  nissuno  provede. 

Ho  scritto  et  fedelmente  esposto  la  nostra  ultima  povertk, 
miseria  et  afflittione  alli  padroni  supplicandoli,  ci  ajutino^  soc- 
corrino  et  mandino  la  provisione;  ci6  non  vogliono  sentire, 
turano  le  oreechie  alla  povertk  et  godono  il  patrimonio  delli 
poveri  et  noi  famelici  restiamo:  mostrano  il  zelo  aereo  et  in 
sostanza  fumus  et  umbra:  mandare  le  persone  vecchie  a  tante 
tribolazioni  con  mille  promesse,  e  poi  nissona  si  osserva,  etla 
persona  si  dispera.  Frego  vostra  Signoria  illustrissima  et  rive- 
rendissima,  si  proveda  a  tanti  errori  et  cuilibet  detur  jus  suum. 

M'  inchino  et  resto 

Di  vostra  Signoria  illustrissima  et  reverendissima 

divotissimo  servitore 

Pietro  Parcevich, 
arcivescovo  di  Martianopoli. 

Da  Jassy  li  3  dicembre  1671. 

Lxxxm. 

Peter  Farohevioh  bestellt  bei  seiner  Abreise  aus  der  Moldau 
den   P.    Stephan   Taploczai   zu   seinem  Gtoneralviear,   BakoT, 

10.  März  1673. 
A.  Kurz:  Magazin  etc.  a.  a.  O.  p.  79. 

Nos  Petrus  Parchevich  dei  miseratione  et  Sedis  aposto- 
licae  gratia  archiepiscopus  Martianopolitanus,  administrator  ecde- 
siae  Bakoviensis  ac  per  regnum  Moldaviae  vicarius  apostolicoB 
dilecto  nobis  in  Christo  patri  Fratri  Stephane  Taploczai  Or- 
dinis  Minorum  strictioris  Observantiae,  exdiffinitori;  conciona- 
tori,  theologo  ac  monasterii  beatae  virginis  Mariae  visitatae  in 
Csik-Somiyo  Guardiano  benemerito  salutem  in  domino.  Quem- 
admodum  necessitate  et  urgenti  harum  partium  negotio  coactus 
ad  serenissimum  Poloniae  regem  mihi  cundum  sit  indeque  for- 
tuna  favente  ipsam  .  etiam  sacram  Congregationem  accedere^ 
nolui  hanc  ecciesiam  desolatam  sine  pastore  et  debita  provi- 
sione orbatam  relinquere.  Cum  igitur  ipsa  experientia  proba- 
verim  suam  Paternitatem  reverendam  huic  loco  totique  regno 
profuturam  esse,  eo  quod  magno  zelo;  tum  pietate,   bona  vita. 


617 

exemplaritate,  tum  denique  in  rebus  agendis  dexteritate  prae- 
ditain  noverim,  ut  et  de  facto  propria  manu  et  sigillo  diffini- 
torii  Custodiae  Transsjlvanicac  ac  simul  reverendissimi  vicarii 
generalis  apostolici  Patris  Casimiri  Damokos  testatum  habeo; 
ac  proinde  liarum  vigore  suam  Paternitatem  reverendam  con- 
stituo  in  vicarium  generalem  per  regnum  Moldaviae  praecipiens 
Omnibus  et  singulis  ecclesiasticis  personis  ac  iidelibus  nostris 
utriusque  sexus  in  virtute  sanctae  obedientiae,  ut  te  tamquam 
eorum  vicarium  legitimum  et  pastorem  recipiant  et  cognoscant 
debita  submissione  obsequentes.  Commendo  subinde  ipsi  cel- 
sissimo  principi  ac  magnatibus  regni  Moldaviae,  ut  manum 
auxiliatricem^  omnem  favorem  et  tutelam  vobis  impertiantur, 
copiosam  a  deo  mercedcm  receptm'i.  Datum  in  residentia 
nostra  Bakoviensi  anno  domini  1673,  die  vero  10.  mensis  Martii. 
Nos  Petrus  Parchevich;  qui  supra,  confirmamus  propria 
manu  nostra.     (L.  S.) 


LXXXIV. 

Schreiben  des  Erzbischofs  von  l£artianopel,  Peter  Parohevich, 

an  den  Erzbischof  von  Neo-Caesarea,  Monsignor  Mario  Alberioi, 

apostolischen  Nuntius  in  Wien,  Wien,  29.  September  1673. 

Aus  dem  Archiv  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Undecimo  aetatis  meae  anno  patriam  ac  parentes  relin- 
quens  in  Italiam  me  ad  studia  contuli  et  Laurethi  in  Collegio 
Illyrico  per  Septem  annos  grammaticae  humanitatique  operam 
dedi  ibique  casus  conscientiae  ac  philosophiae  cursum  de- 
Bcripsi  et  audivi;  meis  autem  commilitonibus  et  condiscipulis 
propter  provectam  aetatem  in  patriam  reversis  ego  Romam  a 
superioribus  fui  avocatus  et  sub  reverendissimo  Patre  de  Lugo 
societatis  Jesu  postea  eminentissimo  Cardinali  et  sub  reveren- 
dissimo Patre  Leone  Santfi  ]*eliquas  scientias  absolvi,  tandem 
sub  domino  Joanni  excellentissimo  sapientiae  doctore  canones 
inaudivi :  quibus  absolutis  fui  a  sacra  Congregatione  de  Propa- 
ganda fide  in  Bulgariam  remissus,  ubi  a  reverendissimo  domino 
Petro  Deodato  archiepiscopo  Sophiensi  servatis  servandis  ad 
sacros  ordines  inclusive  fui  promotus  et  illa  eadem  septimana 
cum    reverendissimo    quondam    Marco    Bandino    archiepiscopo 


^ 


618 

Martianopolitano,   vicario   apostolico   et  principatus  Moldavi^       1  ^ 
administratore   in  Moldaviam  tanquam  missionarius  me  contvui 
ibique  per  decennium  cum  diclo  domino  archiepiscopo  in  vin^ 
domini   cum    Budore   ac   manuum   nostrarum   opere,    ut  pan^^ 
comederemus,  elaboravi;  nam  et  vicarius  fui  praefati  et  tißcS^^ 
tarius  et  capellanus  et  confessorius   et   Cursor   et   olitor,  qiE^ 
tota  provincia  contestari  poterit. 

Defuncto  praenoininato  domino  archiepiscopo  ego  a  s.  Ccf*  *' 
gregatione  de  fide  propaganda  tempore  suae  Sanctitatis  papae  I  ^^' 
nocentii  X.  Romam  fui  evocatus,  quae  plurima  edidit  decreta;  vr:^^ 
licet  immeritum  in  illis  et  cum  iliis  in  locum  demortui  archiep     ^' 
scopi  cum  beneplacito  suae  Sanctitatis  perbenigne  substituit  ^^^ 
creavit  cum  vicariatu  tamen  et  administratione  dicti  principatc^^^^ 

Moldaviae Quo  [papa]  postea  mortuo  in  Sedem  apostc^^^ 

licam   fuit   inauguratus    beatissimus  pater   Alexander   VII;    quc^ — ^ 
dictam  sacram  Congregationem  promovit  et  auxit  ac  post  du 
sive   tres   menses    quatuordecim    episcopos   creavit,    inter   quo 
ego    fui,    quamvis   indignus,    ad   hanc   dignitatem   promotus  e 
brevi   tempore  juramentis    et   aliis    depositis   ac    consecration 
dominica  passionis  apud  s.  Silvestrum    monialem    per   eminen 
tissimum   dominum  Cardinalem  Franceoti   impressa  deosculati 
pedibus  suae  Sanctitatis   ac   benedictione   recepta  ad  Oriente 
movi  et  hoc  fuit  anno  domini  1657.  Iter  ad  orientalem  plagant — * 
accepi  cum  illa  intentione  et  a  s.  Congregatione   facta   promo-    — 
tione    nempe   adrainistrationis  Moldaviae.     Interim    quidam   de     "^ 
dicta   8.  Congregatione   confundentes  archiepiscopatum  Martia-      ^ 
nopolitanum  antiquissimum,    cum    hoc  tempore  illa  civitas  non 
detur   a   parte   rei    sed   merus    titulus,    quem    eccicsia  Romana 
conservat,    cum  episcopatu  Moldaviae,    negotium    fuit  pro  tunc 
protractum  usque  ad  meliorem  informationem ;  et  hoc  maximum 
damnum   intulit   et   populis   carentibus   pastore  et  mihi  absque 
dioecesi  aberranti. 

Interim  Viennam  transeundo  ab  augusto  Ferdinande  III. 
colendae  memoriae  post  multas  datas  rationes,  ne  protervus  et 
prudentior  viderer,  fui  ad  Cosacos  Zaporovienses  missus,  qui 
rebellizantes,  multas  aerumnas  inferentes  et  sanguinem  inno- 
centium  effundentes  regem  Poloniae,  antemurale  totius  Christia- 
nitatis  totaliter  delere  conabantur.  Viennam  reversus  statim 
8.  Congregationi  de  propaganda  fide  humillime  scripsi  et  so- 
quentibus  annis  per  plurimas  literas,  quae  possunt  clare  videri 


619 

sapplicando,  ut  me  occuparet  in  servitio  animarom  et  dictam 
provinciam  Moldaviae  per  decreta  destinatam  concederet;  nun- 
quam  ad  tot  litteras  ullum  responsum  habui. 

Interea  temporis  quidam  religiosus  Bernardinus  Polonus 
Romam  ivit  et  episcopus  Bakoviae  post  biennium  creatus  fuit; 
tone  ego  manifestius  scripsi^  quod  ille  nunquam  resideret  Ba- 
koviae. Novi  enim  multos  episcopos  Polonos  idem  fecisse^  et 
supplicavi,  ut  hac  oecasione  dictos  episcopus  me  vicarium  de- 
clararet  cum  residentia  in  Moldavia;  hoc  etiam  impetrare  non 
potui;  clare  ex  meis  literis  originalibus  patet.  Ne  otium  inuti- 
liter  tererem^  dominus  episcopus  modernus  contulit  mihi  unum 
decanatum  in  Moravia^  ubi  plurimi  latitabant  haeretici;  quid  ibi 
fecerim,  dicat  ipsemet  dominus  episcopus^  ipsius  capitulum, 
parochi  et  totus  districtus;  poterit  etiam  eminentissimus  do- 
minus Cardinalis  Caraffa^  si  voluerit,  dare  de  vita  et  moribus 
relationem  sinceram,  ita  ut  non  uti  monachus  aliquis,  sed  uti 
monialis  obclusa  ex  omni  parte  interim  Viennao  et  alibi  nullam 
recreationem  habendo  sed  tanquam  gemebunda  columba  socio 
amisso  meo  statui  condolendo.  Idem  poterit^  si  placuerit^  emi- 
nentissimus dominus  Cardinalis  Spinola  secundum  conscientiam 
suam  contestari;  qui  ex  gratia  sua  saepe  me  ad  se  evocabat, 
discurrebat  et  de  multis  interrogabat;  probavit  itaque  vitam 
meam  et  habilitatem  sive  ineptias  meas:  illo  tempore  reperie- 
batur  Viennae  dominus  Grcgorius  Ghyka,  princcps  Valachiae, 
quasi  exul;  quem  in  meo  tugurio  tum  receperam  et  per  con- 
tinuum  discursum  dicto  eminentissimo  de  Spinola  cooperante 
et  Christo  domino  spiritum  veritatis  concedente  ad  fidcm  ca- 
tholicam  traxi  et  praefato  domino  Cardinali  praesentavi;  in 
cuius  manibus  professionem  fidei  cum  iuramento  et  satisfactione 
totius  aulae  edidit,  quam  defacto  sincerissime  in  corde  nutrit 
et  servat;  tunc  etiam  temporis  fuit  ad  Cardinalatum  illustrissi- 
mus  Nuntius  Spinola  assumptus  et  Uomam  vocatus  ibique 
s.  Congregationi  de  fide  propaganda  ac  summo  Pontiiici  Cle- 
menti  IX.  felicis  recordationis  sinceram  de  vita^  moribus^  doc- 
trina,  zelo  et  desiderio  me  ad  partes  orientales  conferendi  et 
deo  pro  salute  animarum  cum  vita  et  sanguine  inserviendi 
[relationem  dedit?]. 

Complacuit  suae  Sanctitati  tanquam  communi  parenti^  tali 
tanti  viri  relationi  benignas  praebere  aures,  et  illico  demandavit, 
ut   breve   apostolicum   cum  vicariatu  et  principatus  Moldaviae 


620 

administratione  mitteretur.     Quo  humiliter  recepto  nulla  int;^^' 
posita  mora  per  Danubium   discessi  Moldavia   usque,  ubi  i^^^^ 
6  integros  annos  continuo  mansi. 

Et  non  Bolum  circa  depravatos  mores,    repudia,   coneu^^^^' 
natus,   bigamias   et   polygamias   more  schismaticorum  et  pn^^^ 
cipue  circa  animarum  salutem  viribus  et  conatu  tote  elabora-  --^ 
sed   etiam   manibus   propriis   ligone  accepto   terram  fodieban==^7 
ut  possem  saltem  gramina;    quibus  vescerer,   habere,    et    saep:::^^® 
saepius  pane  miliacio  non  poteramus  saturari  pro  magna  inopis 
nam  reverendissimus  dominus  Rugniski  episcopus  Polonus  ci 
30   famulis  et  equis  Bakoviam  veniens  omnia  consumpserat 
calicem,   patenam,  crucula  argentea  ac  apparatus  abstulerat 
oppignoraverat,    quae   de   facto   consumuntur  apud  creditorei 
Omnia  haec  tarn  de  me,  quam  de  aliis  tota  provincia  et  ipsim< 
schismatici  barones  ac  principes   pleno   ore   requisiti    contestoi    — • 
buntur,  nam  laus  propria  in  ore  vilescit. 

Ego  in  adventu  meo  tyrannum  generice  principem  inveni— — > 
a  quo  libertatem  officiis  meis  impetrare  non  potui;  interiKr:::^^ 
quae  erant  facienda,  caute  faciebam.  Hoc  per  4  annos  duravit: 
Interim  Tartaricae  incursiones  et  oppressiones  continuae,  Tur- 
carum  moles  assidua,  ita  ut  contributionem  debuissem  ex  Omni- 
bus, quae  saeculares  dant  et  pendunt,  vi  dare  et  pendere^  nulh 
habita  immunitatis  et  paupertatis  consideratione ;  contestetui 
ipse  populus  admirabundus.  De  afflictione,  timore,  fuga  L 
hyeme,  fame  et  siti,  nuditate  et  frigore  nihil  loquor,  nam  luc< 
ipsa  sunt  clariora. 

Oborta  tandem  anno  praeterito  Turcarum  tempestate^^^ 
4000  millium  (sie!)  praeter  infinitos  camelos,  mulos,  boves, 
bubalos  ac  equos  et  capto  Cameneco,  totius  fere  Europae  em- 
porio  et  regni  Poloniae  clavi,  intumuit  Mahomethus  et  pei 
Valachiam  ac  Moldaviam  sibi  cum  inenarrabili  ruina  ac  damno- 
provinciarum  viam  stravit,  ita  ut  per  continuum  fluxum  et  re- 
fluxum  in  Poloniam  eundo  et  inde  redeundo  fere  desolatae 
iaceant.  Non  volentes  populi  orientales  ac  principes  Valachiae 
et  Moldaviae  amplius  tyrannicas  ruinas  prae  oculis  semper 
habendo  tantum  ac  tale  iugum  sufferre,  unanimi  sensu  atque 
consensu  animis  et  armis,  intentione  ac  resolutione  potius  vitam 
relinquere  et  sanguinem  effundere  intendunt,  quam  incessanter 
mala  pati  et  videre  ac  itaque  capta  occasione  multis  conside- 
ratis  rationibus  me  ambo  principes  supplicarunt,  quatenus  pro 


621 

deo,  pro  religione  et  pro  patritiis  hoc  onerosum  ac  inultis  re- 
pletum  periculis  et  aeruninis  iter  ad  supremos  Christianos  prin- 
cipes  et  beatum  patrein  Romanum  Pontificem  et  ecclesiarum 
universarum  pastorem^  ne  et  ecclesiae  nostrae  deperirent  et 
Christianorum  animae  disperderentur  per  tantas  afflictiones, 
assumerem. 

Quia  vero  haec  omnia  ego  et  vidi  oculis  propriis  et 
expertus  sum  verba  et  verbera  meo  corpore  et  in  tuguriolo 
parvulo  Stramine  antiquo  contecto  complures  Turcarum  saevissi- 
morum  successione  per  sex  integres  menses  cum  admiratione 
omnium  baronum  et  modern!  principis,  qui  ideo  mihi  bene 
affectus  declaratur  et  multa  indulta  promittit,  recepi^  instantiis 
illorum  iustis  ac  Christianitati  proficuis  condescendi  et  principi- 
bus  Christianis  quantum  potui  in  Polonia  et  Germania  generosas 
resolutiones  et  animos  ac  arma  parata  Orientalium  omnium 
proposui  et  hac  divina  occasione  af&uente  suppetias,  si  possi- 
bile  foret;  imploravi,  cum  expresso  ordine  etiam  beatissimi 
Papae  Komam  cum  literis  credentionalibus  et  informatione 
yerbali  adeundi 

Sum  in  fide  catholica  per  divinam  commiserationem  et 
natns  et  educatus;  non  facile  locum  do  diabolo;  perversionis  et 
desperat! onis  datur  certe  maxima  causa,  ansa  et  via.  In  portu 
naufragium  patior  et  ubi  mercedem  in  mea  senectute  pro  tot 
a  50  annis  serv!tiis  praestitis  et  sudoribus  ac  laboribus  exant- 
latis,  praemium,  laudem,  amplexus,  consolationem  et  refrigeria 
aspirabam,  ib!  cruces,  secures,  carceres,  odia,  malevolentiam  et 
expulsionem  dcsperando  quasi  experiri  adverto.  Sum  subiectus 
pedibus  Romanae  ecclesiae,  faciat  cum  innocente,  quod  voluerit, 
et  senectutem  cum  veritate  opprimat.  Non  deero  interim  me 
circa  animarum  salutem  occupare  et  officio  a  deo,  ab  ecclesia 
comisso  vita  durante  secundum  tenuitatem  meam  fungi.  Quid 
debebo  respondere  principibus,  quidnam  summus  Pontifex,  caput 
universale,  ad  instantias  factas  responderit  et  resolverit,  dum 
via  ad  ipsum  obcluditur  et  sinus  absconditur;  ego  ipse  nescio, 
nee  illuc  propter  dedecus  et  ignominiam  reverti  contendam: 
Bcio  tandem  scandalum  inde  eventurum  et  damna:  nam  di- 
versae  sunt  provinciae  meae  mores,  consuetudines,  conditiones, 
authoritas  et  potestas  principum  et  aliae  hujusmodi.  Sapientis 
est  non  solum  praeterita  et  praesentia  sed  etiam  futura  sa- 
pienter  considerare.    Dum  me  illustrissiraae  et  reverendissimae 


622 

(Dominationi)   suae  humillime  offero  et  cum  etc.  hamiliBsünoB 
86rvus 

Petrus  Parcevich 

archiepiscopuB  Martianopolitanus. 
Viennae,  29.  Septembris  1673. 

Die  Lücken   dieses  Schreibens  finden   sich  so  in   der  vom  Secretaritt 
der  Propaganda  erhaltenen  Abschrift. 


LXXXV. 

AuÜBelohnung  des  Seoretärs  des  Ck>llegio  in  Venedig, 

10.  November  1673. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig.     Esposizioni  Principi  filza  28. 

Venuto  alle  porte  del  eccellentissimo  Collegio  un  prete  et 
affacciatosi  a  me  segrotario  infrascritto  mi  ricercö,  se  V  eccel- 
lentissimo signor  ambasciator  Morosini  in  Vienna  haveva  scritto 
cos'  alcuna  in  proposito  di  Monsignor  arcivescovo  di  Marcia- 
nopoli.  lo  li  risposi;  che  non  sapevo  alcuna  particolaritä.  Sog- 
giunse,  si  ritrova  gionto  in  questa  cittk  e  dcsidererebbe  sapere, 
se  H  sarebbe  dato  alloggio  e  fatto  trattamento,  come  have?» 
praticato  la  Maestä  delP  imperatore  e  se  sarebbe  stato  ricevato 
come  ablegato  tenendo  letterc  doi  principi  di  Valacchia  e  Mol- 
davia,  dicendomi  che  Monsignor  stesso  bramava^  che  il  tutto 
facessi  penctrar  al  governo.  II  che  riferto  agli  eccellentissimi 
signori  Savii  hebbi  in  commissione  da  loro  Eccellenze  di  ri- 
sponderli:  Che  Monsignor  arcivescovo  sarebbe  stato  ricevuto 
cortesemente  et  accolto  come  arcivescovo ;  e  che  circa  Y  alloggio 
e  trattamento  non  si  haveva  alcuna  notitia  dalF  eccelentissimo 
signor  ambasciator  Morosini,  n6  csservi  simile  pratica.  Onde 
parti  con  dirmi,  che  haverebbe  tutto  riferto. 


623 


LXXXVL 

Au&eiolinuiig  des  Secretftrs  des  Ck>llegio  in  Venedig,  mit  Peter 
Farcheviohs  überreichter  Denkschrift,  5.  December  1873. 

Ans  dem  k.  Steatsarchiv  in  Venedig  a.  a.  O. 

Venuto  neir  eccellentissiino  Collegio  V  arcivescovo  di  Mar- 
tianopoli  e  fatto  sedere  al  laogo  solito  pariö  nella  sostanza  del 
memoriale,  che  lasciö  et  6  il  seguente:  Dicendo  di  piü  se  a 
vostra  Serenitä  paresse  di  destiDanni  qualche  suo  ministro^ 
per  quello  oecorresse  trattare,  starö  attendendo  li  suoi  motivi. 
Intanto  le  eredentiali,  che  presento^  faranno  fede  di  quanto  ho 
espresBO  alia  Serenitk  vostra.  Rispose  1'  excelientissimo  signor 
Stephane  Sagredo,  consiglier  di  maggior  etk  in  absenza  del 
serenissimo  principe:  ^Con  piacere  havemo  veduto  la  per- 
sona Vossignoria  reverendissima  in  questo  luogo  per  le  degne 
ben  note  condizioni  della  sua  persona  da  noi  molto  stimata. 
Sopra  quello  ha  rappresentato  haveranno  questi  signori  eccel- 
lentissimi  li  loro  maturi  riflessi  e  li  faranno  sapere  quello 
oecorrerä.  Assicurandola  intanto,  che  sarä  sempre  intesi  da 
noi  con  soddisfattione  li  progressi  deir  armi  Christiane  e  che 
per  quello  riguarda  gli  effetti  di  pietä  non  si  mancherä  delle 
proprio  risolutioni^ 

Con  che  levatosi  Monsignor  arcivescovo  suddetto  fatte  le 
Bolite  riverenze  parti  et  uscito  dalla  porta  diede  a  me  secretario 
una  scrittura  dicendo,  che  non  haveva  voluto  frammischiare  il 
negotio  publice  con  Tinteresse  suo  particolare,  che  vivamente 
et  efficacemente  raccommandava  al  serenissimo  prencipe,  la 
qnale  ricevuta  da  me  ^  la  segnente: 

^Serenissimo  prencipe!  Li  doi  prencipi  modemi  di  Valao- 
chiae  Moldavia  di  animo,  di  arme,  di  etä^  di  valore  e  prudenza 
cospicui  con  i  popoli  Orientali  della  Servia  e  Bulgaria,  Tracia 
e  Macedonia  per  vendicarsi  nelF  antica  libertk  Cristiana  tanto 
a  proprio  beneficio  quanto  per  la  propria  causa  di  tutta  la 
Christianitä  si  sono  generosissimamente  risoluti  di  voler  piü 
tosto  una  volta  gloriosamente  lasciar  la  vita  e  sparger  il  sangue, 
che  continuamente  viver  penando.  A  tal  fine  donque  per 
ftcuotere  dalle  cervici  loro  il  duro  e  tirannico  giogo  Ottomano 
a  me  con  grandissime  instanze  in  questa  etä  senile  misero  avanzo 


624 

di  continua  infirmita,  infelice  bersaglio  di  viaggi  disaggiosi  ^ 
dispendiosi  hanno  commesso  il  ricorrere  in  loro  nome  alle  co- 
rone  e  principi  Cristiani  e  principalmente  alla  vostra  sere- 
nissima  republica  a  contestare  la  loro  gloriosa  e  generosa  ri- 
soluzione^  a  supplicare,  vogliano  li  detti  prencipi  e  corone 
Cristiane,  il  vostro  regio  e  serenissimo  leone  Veneto  concorrere 
a  queste  pie  e  sante  azioni. 

*  AI  tempo  perö  de  loro  preziosi  concorsi  non  dovrä  essere, 
prima  chB  non  odano  havere  li  detti  prencipi  e  popoli  Orien- 
tali eon  le  armi  in  mano  versato  il  sangue  nemico  o  nelle 
proprio  provineie  o  verso  le  parti  settentrionali,  ove  pretende 
annidarsi  il  tiranno.  Oggi  per  all'  hora  si  implora  da  questo 
serenissimo  e  felicissimo  trono  V  impegno  della  publica  fede, 
che  vedendo  incamminate  quelle  de  sopradetti  confederati,  *mo- 
verk  ancor  essa  le  sue  armate  e  per  terra  e  per  mare^  si  alla 
recupera  de  suoi  legitimi  regni^  come  alla  diversione  delle  forze 
Ottomane. 

2.  Li  detti  popoli  Orientali  in  ogni  tempo  hanno  dimo- 
Strato  maggior  afezione  alla  serenissima  republica  di  Venezia; 
piü  che  ad  altri  prencipi  e  monarchi  e  sempre  piü  vivamente 
bramano  ricoverarsi  al  coperto  del  suo  rettissimo  dominio; 
esemplare  di  ogni  piü  venerabile  libertä;  appoggiati  ugualmente 
et  alla  sincera  oblazione  di  unire  per  la  vicinanza  le  proprie 
forze;  se  non  al  totale  risarcimento  e  ricupera  de'  vostri  stati 
marittimi,  almeno  alla  sicura  guardia  e  manutenzione  dei  pos- 
seduti  et  al  riaprire  il  commercio  si  delli  mari  Bianco  e  Nero, 
comQ  anche  di  tutto  il  Danubio,  che  irriga  le  soprascritte  pro- 
vineie fino  a  Vienna. 

3.  Bramano  li  detti  popoli  inoltre  dalla  Serenitk  vostra 
per  fermissimo  sugello  di  quanto  promettono,  un  stendardo  con 
le  impressioni  della  serenissima  Adriatica  maestk,  acciö  pre- 
valendo,  come  si  credono,  in  mano  di  Iddio  tutte  le  vittorie 
contro  il  nemico  comune,  possano  gloriosamente  spiegare  le 
vostre  insegne,  a  cui  tutte  quelle  provineie  e  nazioni  ambiscono 
piegare  con  volontaria  e  sommessa  ubidienza  Y  arbitrio  e  ac- 
comunare  con  fedelissimo  vassallaggio  le  loro  vicende.  Grazie. 


625 

Lxxxvn. 

Des  Fürsten  Feter  Stephan   von   der   Moldau  Empfehlungs- 
schreiben   für   Feter  Farohevich    an   die   Bepublik  Venedig, 

Jassy,  29.  Hans  1673. 
AxiB  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig  a.  a.  O. 

Serenissime  princeps,  domine  gloriosissime! 

Justa  ardentis  desiderij  comiseratiO;  quam  serenissima 
Veneta  tenet  respublica;  ut  videret  Orientales  populos  in  pri- 
stinam  et  avitam  libertatem  reintegratos  —  prout  anteactis 
temporibus  eidem  Serenitati  per  certum  ablegatum  miserabilis 
dictorum  populorum  Status  pleno  expositus  fuit  —  iam  hocce 
tempore  celesti  plane,  immo  divina  fortuna  affluente,  comple- 
mentum,  ut  hostilia  arma  et  occupata  tenerentur  et  distrahe- 
rentur  divisa,  quatenus  negotium,  quod  intenditur,  faciliaretnr, 
optime  declarare  posset.  Et  prout  tunc  temporis  serenissima 
respublica  generosis  illorum  applaudebat  resolutionibus,  nunc 
maxime  et  concurrere  et  applaudere  deberet.  Ratio  enim  multo 
praestantior  et  efficatior  in  favorem  militat,  nam  nos  dico  etiam 
cum  dictis  populis  et  animis  et  armis  sumus  inviolabiliter  uniii. 

Summe  cum  dispendio  omuium  rerum,  erario  et  gloriose 
tante  nobilitatis  sanguine  in  proprio  sinu  per  tot  annos  experta 
est  serenissima  respublica  incomparabile  damnum.  Deinde  in 
Transjlvania,  in  Ungaria  et  novissime  cum  totius  Christiani- 
tatis  evidentissimo  periculo  tantarum  ruinarum  dolentissima 
spectatrix  fuit.  Ne  ergo  haec  tanta  ac  talis  pestifera  Ines  ulte- 
rius  serperet,  unitis  votis  Serenitatem  vestram  rogamus,  velit 
et  Serenitas  vestra  concurrere  et  resoluta  avita  bona  ac  regna 
sibi  recuperare  et  officia  in  commodum  communis  Christian!- 
tatis  cause  pertransire  in  gratiam  tam  pie  tamque  sancte  tum 
nostre  tum  populorum  resolutionis.  Nos  autem  et  contestamur 
bene  dispositos  dictos  populos  conservare  et  animatos  animare, 
dum  Serenitati  vestre  felicissimos  successus  et  veras  prosperi- 
tates  apprecamur  et  manemus 

Serenitatis  vestrae 

humillimus  servus  et  amicus 

Petrus  Stephanus, 
princeps  Moldaviae  et  alter 

Datum  Jassiis  die  29.  Martij  1673. 

Die  Unterschrift  des  Fürsten  der  Walachei  fehlt 


626 

LXXXVin. 

Decrmoldauischen  GteneralBHabbasiesko  Eiiipfelilung:s80hreib6n 
für  Feter  Farohevich  an  die  Bepublik  Venedig,  JasBy, 

28.  März  1673. 
Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig:  a.  a.  O. 

Serenissime  princeps,  domine  colendissime! 

Saepe    saepius,    prout   occasiones   affluebant^   ab  anteces- 
soribus  provinciarum  harum  principibiis  ac  Orientalibus  popol^* 
fidel  Christiane  monarchis  necnon  serenissimae  reipublicae  V^' 
netae   amor,    fidelitas,   generöse   resolutiones,    desideria  et  v^^ 
ipsa    per    certos    ablegatos   fuit   plenissime   contestata.     ResC^^' 
vissent   se   utrique   dicti   monarchae   et  opus  attentassent  sal**^' 
tare,  nisi  vel  civium  discordie  sive  vicinorum  prineipum  pr»-^" 
pedisset    doniinandi   libido.     Ad    bonum   fortassis  magis  utilis^^ 
disposuit  hoc  deus,  temporum  factor  et  vicissitudinum ;  nam       ^ 
multis  saeculis  tarn  praeclaram  et  non  praetermittendam   oec^^' 
sionem  ac  fortunam  non  viderunt  patres   nostri^    qualem    moA-  ^ 
divinam  Hercule    unitus  Oriens   experiri   sibi    congaudet;    surr"^* 
et  principes  et  populi  ad  ecclesias  erigendas  paratissimi. 
ramus,  quod  et  serenissiraa  respublica  coneurret  ad  hune  piui 
conatum  et  alios  excitabit,  me  huraillimo  servo  validi  exerciti 
Generali  existente. 

Dum  felicitatem  omnem  apprecor  et  maneo 

Serenitatis  vestrae 

humiilimus  servus 

Gregorius  Habbasiesko, 
exercitus  nostri  Generalis. 

Datum  Jassiis  28.  Martij  anno  domini  1673. 

LXXXIX. 

Schreiben  des  Feter  Deodat,  Erzbiachofs  von  Sophia»   an  dii 

Bepublik  Venedig,  Kiprovaz,  15.  März  1673. 

Aus  dem  k.  Staat^arcbiv  in  Venedig  a.  a.  O. 

Serenissimo  et  gloriosissimo  principe! 

Hora   piü   che   maj   per   alcuni    evidenti   segni  il   popolc^ 
Orientale^   fondatamente  stabilito  nelli  loro  generosi  pensieri  & 


627 

legne  intraprese  di  liberarsi  dalla  darissima  servitü,  procura 
oto  conatu  per  aggevolarne  il  successo,  eccitare  le  principi 
I!hri8tiani  a  secondare  con  li  loro  aiuti  e  soccorsi  cosi  pie  e 
(ante  deliberationi,  tanto  piü  che  vi  sono  li  doi  satrapi  uniti 
:ra  di  se  e  con  il  detto  popolo  animis  et  armis.  Ricorrono  per 
juesta  yolta  alla  serenissima  republica  supplichevoli,  vogli 
)88a  per  il  proprio  interesse  delli  perduti  regni  tenere  occupate 
e  forze  del  nemico  et  etiam  eccitare  et  animare  altri  principi 
I  fare  il  simile.  Fortunatissima  occasione  si  rappresenta  e  di- 
rina  per  certo  dispositione  e  voluntk  ci  si  manifesta;  la  qaale 
ie  hora  tralasciaremo,  meritamente  ci  si  dirä:  ^perditio  tua  ex 
te  Israeli  Supplirk  il  latore  nel  resto^  mentre  io  humilis- 
»mo  resto 

Alla  Serenitä  vostra 

devotissimus  servus 

Frater  Petras  Deodatus^ 
archiepiscopus  Sophiensis. 
Di  Chiprovaz  li  16  marzo  1673. 


XC. 

Peter  Faroheviohs  Gtoauoh  an  den  Dogen  um  eine  öffentliohe 
Anerkennung  für  sich  und  seine  Familie,  ohne  Datum,  prä- 

sentirt  Venedig,  5.  Deoember  1673. 

Aas  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig  a.  a.  O. 

Ser^nissimo  prencipe! 
A  piedi  di  vostra  Serenitk  per  la  terza  volta  comparso 
Pietro  Parcevich  arcivescovo  di  Marzianopoli,  vicario  aposto- 
lico  et  amministratore  nel  principato  di  Moldavia  a  pro  della 
publica  causa  della  Christianitk,  a  beneiicio  di  questa  serenis- 
sima republica  per  li  oggetti  ben  mille  volte  rinomati.  In 
[juesto  giorno,  in  questi  miei  ultimi  anni  di  vita  comparso  a 
[}uesta  serenissima  Maestk  depo  le  publiche  esposizioni  sog- 
^iungo  r  humiliatione  delle  mie  suppliche  private,  concernenti 
a  consolare  nella  mia  famiglia  i  disaggi,  gli  incommodi,  i 
dispendi  di  si  lunghe  e  passate  peregrinazioni,  disposte  ad 
animare  il  misero  avanzo  di  mia  vita  al  complemento  di  si 
laborioso    maneggio.      U  erario    vastissimo    delle   sue   Grazie, 

ArehiT.  Bd.  LIX.  U.  Uftlft«.  41 


628 

che  fino  dentro  le  nazioni  piü  incognite  sl  predica  inesausto, 
solito  profondere  con  beneficante  liberalitk  a  sollievo  delü 
oppressi  marche  di  onore^  h  sapplicato  ben  ancora  per  trionfo 
specioso  dei  publiei  aggradimenti  ne  miei  nepoti  i  miei  posteri; 
acciö  possano  o  meco  insieme  o  da  me  disgionti  respirare 
questo  cielo  serenisBimO;  contrasegnati  e  priviiegiati  dalle  gra- 
tuite  impressioni  delle  vostre  serenissime  Grandezze. 

L'  augustissima  casa  regnante  del  sacro  Romano  imperio 
decorö  con  regij  attestati  e  con  publiche  assegnationi  i  miei 
Budori;  cosi  non  dispero  vedere  autenticato  da  questa  vostra 
invittissima  Potenza  la  viva  speranza  della  mia  inflessibile 
Yolontä,  che  ardentemente  bramo  stringer  V  arbitrio  di  tutto 
r  Oriente  in  un  fascio  di  scettri  per  la  forma  tessitura  del  trono 
giustamente  dovuto  a  vostra  Serenitk.  Grazie. 


XCI. 

Protocoll  der  Sitsning  des  venezianiBchen  Senats  mit  Besohluss 
über  die  dem  Erzbisohof  Feter  Farohevioh  zu  ertheilende  Ant- 
wort. In  Pregadi,  7.  Deoember  1673. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig.   Deliberazioni  del  Senato  filza  316. 

Che  fatto  venire  nel  CoUegio  1'  arcivescovo  di  Marciano- 
poli  le  sia  letto  quanto  segue  senza  dargliene  copia. 

Monsignor  reverendissimo.  Con  piacere  ha  inteso  il  senato 
il  di  Lei  arrivo  in  questa  cittk  e  quanto  ha  esposto  dei  gene- 
rosi  pensieri  de'  principi  e  loro  adherenti,  che  1'  hanno  spedita. 
Le  lettere,  che  ci  ha  rese  contenenti  li  stessi  sensi,  si  sono 
havute  nella  dovuta  stima  da  noi,  che  bramiamo  ardentemente 
secondato  il  valore  e  degne  risolutioni  de'  principi  medesimi 
da  prosperi  avvenimenti  e  progressi  in  vantaggio  del  Christia- 
nesimo,  quali  come  vengono  da  noi  di  vivo  cuore  augurati^ 
C081  saranno  sempre  intesi  con  nostra  somma  soddisfazione  e 
contento  per  il  comun  bene.  Tali  sentimenti,  che  provengono 
dal  religiöse  animo  del  senatO;  si  compiacerk  testificare  non  meno 
a  prencipi  suddetti  che  al  Generale  delP  esercito  et  a  Monsignor 
arcivescovo  di  Sophia  con  significarli,  che  si  sono  molto  gradite 
le  loro  lottere;  et  alla  persona  sua,  che  ci  h  riuscita  accetta, 
auguriamo  prosperitk  di  viaggio  accertandola  della  nostra  piü 
particolare  propensione  verso  ciascun  suo  interesse. 


629 

E  da  mö  sia  preso,    che  a\V  arcivescovo  di  Marcianopoli^ 

che  ha  portato  lettere  del  principe  di  Moldavia  e  d'  altri;  siano 

dati  in  dono  ducati  doicento,  buona  Valuta  per  una  volta  tantO; 

da  esserli  fatti  capitare  da  Savij  del  CollegiO;  come  meglio  loro 

parerä. 

161,  1673,  7  dicembre  in  Collegio 

8  —  17 

4  —     1 

~     2. 

Alessandro  Bernardo  segretario. 

xcn. 

Schreiben  des  Feter  Farohevioh  an  die  heilige  Congregation 
de  Propaganda  fide,  Venedig,  0.  Deoember  1673. 

Aus  dem  Archiv  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Eminentissimi,  reverendissimi  miei  padroni  gradevolissimi. 

Sono  giunto  a  Venezia  per  il  publice  bene  della  Cristia- 
nitk,  per  la  fede  e  religione  catolica,  per  le  immunitä  della 
chiesa  e  per  la  salute  delle  anime,  ne  perirent  ma  sicure  ritor- 
nasserö  alP  ovile  di  Cristo ;  giach^  si  apre  una  fortunatissima 
e  divina  occasione  nelF  Oriente.  Con  le  lettere  ed  istruzioni 
date  dai  principi  e  popoli  Orientali  per  venire  a  Roma  e  pre- 
sentarle  per  molte  cause  al  sommo  Pontefice  ed  alla  s.  Con> 
gregazione  de  propaganda  ed  esporre  a  bocca  i  segreti,  affidare 
i  quali  nella  carta  non  si  possono.  Prima  dunque  di  eseguire 
mi  viene  insinuato  dalli  illustrissimi  Monsignori  di  Vienna  e 
Venezia,  portarne  una  previa  notizia  alle  Eminenze  vostre  e 
ritrarne  prima  il  loro  buonissimo  assenzo;  cosl  io  con  sua  be- 
nigna  permissione  possa  esporre  in  questa  sacra  Curia  tutti  i 
pib  gravi  interessi,  ripatriare  con  consolazione  dei  popoli  sud- 
detti  e  con  aggradimento  dei  principi;  si  publichino  in  quelle 
provincie  sempre  piü  le  benedizioni  a  piena  esaltazione  dclF 
onor  di  dio  ed  a  perpetuo  decoro  della  regnante  pietk  di  co- 
teste  ponteficato. 

Tanto  non  dispero  ottenere  e  mi  umilio  di  vostre  Eminenze 

umilissimo  e  divotissimo  servitore 

Pietro  Parcevich, 

arcivescovo  di  Marzianopoli. 
Venezia  9  dicembre  1673. 

41* 


630 


xcni. 

Schreiben  des  Peter  Farohevioh   an   den  Fräfeoten   der  Gon- 
gregation,  Cardinal  Fürsten  Barberini,  Venedig,  9.  Deoember 

1673. 

Ans  dem  Archiv  der  heiligen  Cong^egation  de  Propaganda  6de  in  Rom. 

Celsissimo  e  reverendissimo  principe,  signore  padrone 

graditissimo. 

Vostra  Eminenza  nelli  presenti  malagevoli  tempi  non  solo 
6  occupata  nei  publici  e  gravi  affari  dello  stato  temporale  e 
spirituale,  ma  come  Cardinale  e  cardine  della  s.  chiesa  Bo- 
mana  e  come  prefetto  della  s.  Congregazione  de  propaganda 
fide,  molto  piü  6  occupata  e  gelosa  della  fede  e  religione  cat- 
tolica,  della  salute  delle  anime  e  della  gloria  di  dio  in  diverse 
parti  del  mondo.  Onde  non  tanto  io  quanto  li  principi  e  li 
popoli  Orientali  supplichevoli  ricorriamo  a  vostra  £minenza 
riverentemente  in  visceribus  Christi  pregandola^  non  voglia 
permettere,  che  la  chiesa  santa  in  questa  congiontura  mi 
chiudi  il  seno,  quem  nemini  claudit;  n&  mi  si  impedisca  la  via 
di  Roma;  non  tanto  per  essere  passati  gik  anni  diciotto,  che 
non  vi  sono  stato,  quanto  per  le  lettere  e  Y  istruzione  datami 
dalli  prencipi  da  presentare  et  esporre  a  nostro  Signore  et  alla 
detta  s.  Congregazione  de  propaganda  fide,  come  si  compiaceii 
vostra  Eminenza  di  udire  a  bocca  li  secreti  communicatimii 
li  quali  alla  fragil  carta  commettere  non  ardisco  et  a  tal  fine 
opero  con  la  vita  e  con  il  sangue  et  mi  affatico  di  aprire  la 
libertk  delle  chiese  et  a  propagare  la  fede  in  questa  si  santa 
e  divina  occasione.  Grandi  ammutinamenti,  odij  e  deferenze 
nascerebbero  per  certo  nelF  Oriente  nell'  udire,  che  Roma 
nieghi  V  addito  alli  arcivescovi,  che  portano  pondus  diei  et 
estus  et  travagliano  die  noctuque  nella  vigna  del  Signore.  Spe- 
riamo  essere  accolti  dalla  s.  Congregazione  e  non  ributtati, 
essere  premiati  e  non  maltrattati,  esacerbati  e  disperati:  sumos 
quoque  filii  liberae  et  non  ancillae.  Per  oviare  alle  tumulti, 
che  nel  mio  dispettoso  ritorno  (per  non  aver  potuto  presentar 
le  lettere  e  baciar  li  sacri  piedi  a  sua  Santitk)  potrebbero 
nascere,  rinonciarö  V  arcivescovato  e  tutti  li  mei  titoli  aerei^ 
tanto    piü   che   son   pieno   di    debiti,    e   mi  ritirarö  in  qualche 


631 

solitudine  per  fioire  in  pace  il  breve  corso,  che  della  vita  mi 
resta;  ogni  quäl  volta  vostra  Eminenza^  come  prefetto  della 
Congregazione  e  zelante  della  religione  cattolica,  non  si  com- 
piacera  di  benignamente  insinuare  a  Monsignor  Nuncio  di  Ve- 
nezia^  che  io  per  pochi  giomi  venghi  a  Roma  per  le  suddette 
cause;  e  qui  con  augurarle  interminabili  felicitä  a  yostra 
Eminenza,  le  bacio  il  sacro  manto,  riprotestandomi 
Di  yostra  Eminenza 

humillimo  e  divotissimo  servitore 

Pietro  Parcevich 
arcivescovo  di  MartianopolL 
Venezia  9  dicembre  1673. 


XCIV. 

Schreiben  des  Feter  Parohevioh   an  den  Präfecten  der  Pro- 
paganda, Cardinal  Fürst  Barberini,  Venedig,  19.  Jänner  1674. 

Aus  dem  Archiv  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Eminentissimo  o  reverendissimo  signore  o  padrone  graditissimo. 

II  piü  sensibilo  ramarico^  che  io  senta  neir  infermitä,  che 
mi  tiene  inchiodato  a  letto^  proviene  dal  vedermi  prolungata 
la  tanta  sospirata  consolazione  di  presentarmi  ai  piedi  della 
Santita  sua  et  avanti  alP  Eminenza  vostra;  come  in  questa 
settimana  ricevo  la  benigna  sua  permissione^  la  cui  pieta  h  il 
piü  valido  sostegno  della  vera  e  cattolica  religione.  Per  tem- 
poräre dunque  gli  affanni  del  mio  euere  risolvo  di  prevenire 
con  presenti  umilissimi  caratteri  e  sodisfare  in  parte  alFin- 
combenza  inpostami  da  serenissimi  prencipi  di  Valachia  e  Mol- 
davia^  col  raccomandare  al  potente  e  pietoso  patrocinio  dell' 
Eminenza  vostra  la  causa  della  religione  Christiana  col  suo 
efHcace  mosso  alla  Santitä  di  nostro  Signore,  in  questa  con- 
giontura  la  piü  propezia,  che  se  gli  possa  mai  porgere  dal 
cielo.  La  vittoria  concessa  dal  dio  delli  eserciti  e  padre  delle 
misericordie  alle  armi  Polacche  coli*  ajuto  fedele  et  opportunis- 
simo  de'  suddetti  alle  rive  del  Niestr  (Dniestr)  coli*  espugnazione 
di  Chozimo  6  accompagnata  da  circostanze  cosi  prodigiose,  che 
beno   apparisce   un   colpo   della  divina  destra  per  abbattere  la 


632 

Buperbia  di  colui;  che  gik  stava  ponendo  il  giogo  boI  coUo  et 
il  piede  suila  faccia  dell'unico  antemurale  della  Cristianitk, 
il  nobilissimo  regno  della  Polonia.  In  fatti  stk  in  pottere  dei 
Cristiani  il  rintuzzare  non  solo  V  orgoglio  nemico  e  vendicare 
nelle  parti  della  Podolia,  Valachia  e  Moldavia  il  sangue  im- 
menso  di  tanti  credenti  e  gli  oltraggi  inferiti  ai  sagri  altari  di 
Giesü  CristOy  ma  ancora  di  ristabilire  di  Ik  del  Danubio  nelle 
vaste  provincie  della  Bulgaria  e  del  Mamero  i  stendardi  del 
Redentore.  E'  perciö  il  fiore  e  nervo  della  militia  delF  inimico 
sotto  il  ferro  Cristiano.  La  peste  non  reca  a  Constantinopoli 
minor  strage  e  spavento.  La  costemazione  dei  barbari  non 
puot  essere  maggiore.  I  Cristiani,  dei  quali  sono  piene  le 
provincie  a  noi  vicine,  alzano  le  mani  al  cielo  e  porgono  voti 
continuiy  acciö  non  si  trascuri .  si  bella  occasione  di  liberarli 
dalla  durissima  tiranide,  e  sono  prontissimi  a  scuotere  coUa 
forza  il  giogo  al  solo  comparire  delle  nostre  bandiere  ausilia- 
trici.  Basta  solo;  che  il  zelo  e  fede  de  principi  veramente 
Cristiani  non  neghi  il  soccorso  et  aiuto  del  danaro  al  valore 
Polacco  e  Valacco,  munito  di  valorose  e  risolutissime  truppe, 
che  vogliono  sagrificare  il  sangue  e  la  vita  in  si  degna  occa- 
sione. Deh!  dunque  eminentissimo  prencipe,  coroni  la  di  Lei 
bontk  i  tanti  meriti;  che  sopra  ogni  altro  prencipe  di  s.  chiesa 
Ella  tiene  alla  Cristianitk,  intraprendendo  con  magnanimo 
fervore  d'  incalorire  con  suoi  premurosi  uffici  T  animo  di  sua 
Santitk  a  radopiare  i  sforzi  della  paterna  sua  caritk,  la  quäle 
gik  con  si  degne  prove  si  va  segnalando  con  generöse  contri- 
buzioni.  Non  h  abbreviata  la  mano  del  Signore,  nk  mancarono 
mezzi  all'  amore  ingegnoso  di  vostra  Eminenza,  che  ben  saprii 
suggerirli  e  renderli  valevoli  fra  tanti  modi,  che  si  ponno  ri- 
trovare;  non  ostante  le  publiche  stretezze.  Prego  il  sommo 
datore  dei  lumi,  che  inspiri  e  infiammi  i  cuori,  acciö  non  sua- 
niscano  cosl  ben  fondate  speranze. 

E  qui  supplicando  la  di  Lei  benignitk  a  gradire  la  rive- 
renza  confidenza,  con  cui  riccorro  al  seno  della  sua  Pietä 
depositandovi  le  lacrime  et  i  casi  estremi  della  mia  languente 
vita  per  la  sahite  del  Cristianesimo;  e  supplicando  ancora 
vostra  Eminenza  d'  essermi  protettore  appresso  la  Congrega- 
zione  de  propaganda  fide,  perchi  sia  dato  ordine,  che  io  sia 
soccorso  di  qualche  denaro  a  conto  degli  assegnamenti,  che 
dalla  medesima  mi  sono   stati   gik   fatti    e   per   i    quali   vado 


633 

creditore  per  poter  prosseguire  il  mio  viaggio  verso  Roma,  quando 
habbia  ricuperata  iu  parte  la  salute;  e  sia  certa  Y  Eminenza 
vostra,  che  se  non  fossi  astretto  dalla  necessitk  per  una  in- 
disposizione,  che  gib.  molto  tempo  m'  obliga  al  letto  con  infiniti 
dispendij;  non  ardirei  di  fare  questa  mia  humile  e  riverente 
istanza;  e  le  bacio  umilissime  la  Bagra  porpora. 

Venezia  li  19  genaro  1674. 

Di  vostra  Eminenza  reverendissima 

humillissimo  e  devotissimo  servitore 

Pietro  Parcevich, 
arcivescovo  di  Martianopoli. 


xcv. 

Depesche   des  venezianischen    Gesandten  Feter   Mocenigo   in 
Born  an  den  Dogen,  Born,  30.  Juni  1674. 

Aus  djBm  k.  Staatsarchiy  in  Venedig.  Dispacoi  Roma,  filza  181. 

Serenissimo  prencipe! 

Arrivato  in  Roma  T  arcivescovo  di  Marcianopoli  spedito 
dalli  principi  di  Valacchia  et  di  Moldavia  ha  procurato  im- 
mediate  d'  essore  a  piedi  del  Pontelice  et  di  vcder  il  signor 
Cardinal  Altieri  per  esponer  li  sensi  infervorati  del  zelo  suo 
ardentissimO;  che  Paccompagna  nel  servitio  essentiale  della 
Christianitä.  Non  ostante  la  sua  grave  eta  et  gli  incommodi 
delle  Bue  indispositioni  non  ommette  le  visite  raolteplici  de' 
Cardinali  et  degli  ambasciatori  a  fine  di  far  palese  delli  buoni 
effetti^  che  potrebbe  partorire  il  volere  della  natione  Polacca 
in  questa  congiontura  favorabile  alla  Christianitä.  £  stato  pari- 
mente  alla  mia  visita^  dove  dandomi  parte  di  quanto  haveva 
esposto  al  Pontifice,  et  di  quello  andava  dicendo  alli  Cardinali. 
Mi  significö  haver  rappresentato  lo  stato  dell'  imperio  Otto- 
mano  in  molta  debolezza  composto  de  sudditi  Europei  Chri- 
stiani  et  de  Asiatici  imbelli.  Sostenta  essere  quella  potenza  ora 
spogUata  di  militie  v.eterane  et  havere  difficoltk  di  farne  di 
nuove  non  meno  per  aborrimento^  che  hanno  quei  popoli  d'an- 
dare  alla  guerra^  che  per  essere  disertate  le  provincie  non  pe- 
tendo piu  tollerare  il  giogo  della  tirranide  Turchesca.  M'  inform6 


634 

d'haver  detto  al  Papa   et   al  Cardinal  Altieri,   quanto   sij  ne- 

cessario    dar   calore   ai   Polacchi   per  far    la    guerra    offensiva 

al  Turco  con  obbligarli  a  passar  il  Danubio  et  a  entrare  nella 

Bulgaria.     Piü  ha  detto,  che  se  non  sark  fatta  tale  risolutioney 

converanno  perdersi  aBsolutamente  li  principati  della  Valacchia 

et  Moldavia,  havendo  hora  il  Turco  sufficiente  pretesto  di  con- 

vertirli  in  provincie  et  mettere  quei  principati  sotto  il  govemö 

de  Bassa.  Magnifica  le  forze  della  Polonia,  quando  sijno  unite 

al  Moldavo   et   al  Valacco   et  che  con  poco  dinaro  si  darebbe 

la  mossa  a  cosi  gran  corpo,   mentre  fatti  li  primi  pasgi  corre- 

rebbe   da   se   stesso  nel  paese  nemico  guadagnare  provincie  et 

a   ßollevare    Y  oppressione    di    quei    poveri    infelici    Christiani. 

Commenda  altamente  la  persona  del  nuovo  r^  di  Folonia,  con- 

sidera   havere   dio  fatta  seguire  Telettione  cosi  propitia   et  re- 

puta  favorabile  la  congiontura  di  mettere  in  essecutione  un  tal 

disegno;    vorrebbe  pure  vedere  animato  anco  il  Moscovita  per 

una  cosi  gloriosa  intrapresa  sostenendo,  che  qui  non  si  doveria 

impuntarsi    sopra   la  vanitk  del  titolo  di  Czar,   affermando  lui, 

che   in   lingua  Schiava  significa  r^  non  cesare  et  che  si  dove- 

rebbe  fare  una  speditione  in  Moscavia  a  quei  Gran-Duca,  tanto 

per   corrisponder   quanto   per    sollecitar  Y  interesse  comune  et 

procurare    vantaggi    alla    chiesa    cattolica;    descrive    lo   stesso 

Gran-Duca  di  Moscovia  per  principe  humanissimo,  amico  delle 

nationi  forestiere  et  capace  di  contrarre  negotii  della  piü  rile- 

vante  importanza.  Tutte  queste  cose  mi  ha  detto  haverle  esposte 

a  palazzo  et  significate  alli  Cardinali  pregandome  a   favorire  i 

suoi  nffitij,  dar  fiato  alle  sue  voci  et  calore  alle  sue  considera- 

tioni.     Da  me  sono  state  aggradite  queste  notitie,  commendate 

le  suo  zelantissime  insinuationi  et  datagli  intentione  d'  eccitare 

opportuuamente  con  miei  riverenti  riflessi  la  pastoral  cura  del 

Pontefice    sopra    cosi    gloriosi    fini    d'  un   bene   tanto   esentiale 

alla  Christianitä.  Brama  d'  essere  spedito  con  soUecitudine  non 

petendo  n^  per  le  sue  indispositioni  n^  per  la  sua  pesante  etk 

ritardar   il    ritorno    suo.     Sarebbe   desiderabile  per  cosi  grand' 

opera    la  pace  in  Christianita,    acciö  tutti  li  principi  potessero 

conspirare   ad   un   bene  tanto  esentiale.     Forsi  che  tali  notitie 

stimolaranno   la   piota    del  Papa  a  far  invigorire  grufficii  ap- 

presso  le  corone  cattoliche  per  renderle  persuase  ad  accottare  la 

mediatione  offerta.    lo  sopra  questo  rilevante  interesse  osservo 

nelle   copie   trasmessemi    quelle  scrive  T  eccelentissimo    signor 


635 

ambasciatore  Zen  da  Madrid  et  quauto  dalla  prudenza  infinita  di 
vostre  Eccellenze  li  vione  ordinato,  debba  egli  con  la  desteritk 
contenersi  nelle  risposte^  quali  servando  di  lume  et  di  docu- 
mento  a  me  in  tale  consonanza  io  pure  m'  esponerö  sempre 
neir  occasione  con  uniformarmi  alli  sensi  della  publica  maturitk, 
come  sin  hora  ho  eseguito  con  la  benigna  approvatione  di 
vostre  Eccelenze.  Rimarcabili  non  meno  che  pericolose  sareb- 
bono  in  questa  congiontura  le  novita  in  Italia,  se  ricevessero 
fomento  quelle  insorte  nuovamente  alli  confini  del  Piemonte 
tra  Savoiardi  e  Genovesi.  Illuminato  io  dalle  ducali  humanis- 
sime  di  questa  settimana  di  quelle  scrive  da  Genova  sopra  tale 
interesse  il  console  Vincenti;  non  mancherö  opportunamente  et 
a  buon  taglio  di  ponderare  et  insinuar  insieme,  quanto  sij  ne- 
cessariO;  che  la  sollecitudine  paterna  del  Pontefice  interponga 
la  sua  autoritä  primo  che  s'  avanzino  gV  impegni  alla  rottura. 
Considero  essere  la  materia  di  somma  importanza  per  la  con- 
seguenza  della  guerra,  che  si  dilaterebbe  oltre  quei  confini,  et 
farö  constare,  quanto  sij  interesse  comune  suprimere  ogni  pic- 
ciola   favilla,   mentre   s'  osserva  esservi  dispositione  di  materia 

capacC;  d'  accendere  un  tbco  grande  et  pericolosissimo 

Roma  30  giugno  1674. 

Di  vostra  Serenita 

Piero  Mocenigo  ambasciator. 

A  tergo:  AI  serenissimo  principe  di  Venetia  etc. 

XCVI. 

Depesche   des  venezianischen   Gesandten  Feter  Möoenigo   in 
Born  an  den  Dogen,  Rom,  7.  Juli  1674. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig  a.  a.  O. 

Serenissimo  principe! 

Circa  la  guerra  di  Polonia  contro  il  Turco  questo 

inviato  Polacco,  essendo  vicino  alla  partcnza,  ad  oggetto  di 
fare  T  ultimo  stbrzo  da  ottenere  soccorsi  si  &  unito  con  V  arci- 
vescüvo  di  Marcianopoli  per  invigorire  gV  ufficij  et  secondare 
con  eflicaco  prcmura  V  instanze.  Ma  como  qui  non  vi  c  tutta 
r  applicatione    necessaria    alF  essentialita    di    quella   guerra    et 


636 

come  che  il  Nuntio  Bonvisi  disgustato  del  re  per  haverlo 
eBcluso  dalla  oomina  del  Cardinalato  rappresenta  esservi  in 
lui  piü  disposizione  di  pace  che  di  guerra,  cosi  dandosi  fede 
alle  lettere  del  Nuntio  s'  intepidisce  ogni  fervore:  anzi  ha  detto 
a  me  lo  stesso  inviato  essergli  stato  rinfacciato  dal  Cardinale 
Altieri;   che   gli   avisi,    che   da   colä  pervengono,   sono,  che  si 

dijno  orecchie  a  trattati  e  si  voglia  fare  la  pace 

Roma  7  luglio  1674. 

Di  vostra  Serenita 

Fiero  Mocenigo  ambasciatore. 


XCVIL 

Depesche   des    venesianischen   Gesandten  Feter  Mocenigo  in 
Rom  an  den  Dogen,  Rom,  28.  Juli  1674. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig  a.  a.  O.,  filza  182. 

Serenissimo  prencipe! 

E  stato  piü  facile  al  vescovo  di  Marcianopoli^  inviato  delli 
prencipi  di  Vallachia  et  di  Moldavia,  terminar  in  Roma  il  vi- 
vere,  che  li  suoi  negotij,  passato  a  miglior  vita  dopo  varij  giorni 
d' indispositione.  Supplira  a  questa  mancanza  il  Musini,  quäle 
havendo  dato  principio  alle  sue  premurosissime  istanze  e  stato 
a  presentare  le  credentiali  al  Cardinal  Altieri,  a  riverire  li 
Cardinali  et  ad  impetrar  assistenze  et  appoggi  dagli  amba- 
sciatori 

Roma  28  luglio  1674. 

Di  vostra  Serenitä 

Pioro  Mocenigo  ambasciator. 


637 


Berichtigungen. 


Seite  341, 
Seite  351, 
Seite  351, 
Seite  354, 
Seite  367, 
Seite  389, 
Seite  390, 
Seite  391, 
Seite  419, 
Seite  421, 
Seite  430, 
Seite  434, 
Seite  435, 
Seite  441, 
Seite  442, 
Seite  445, 
Seite  448, 
Seite  450, 
Seite  462. 


Zeile  3  lies:  nach  1481. 

Zeile  2  lies:  Michael  IL  statt  Johann, 

Anmerkung  2,  Zeile  1 :  auch  hatten  ne  bis  PuUn  ist  en  streichen. 

Anmerkung  1,  Zeile  2  lies:  alle  statt  aUe. 

Zeile  26  lies:  diese  statt  dieses, 

Anmerkung,  lies :  p.  362, 

Anmerkung  2  lies:  p,  380, 

Anmerkung  4  lies:  p,  388, 

Anmerkung  2  lies:  p,  376, 

Anmerkung  1  lies:  Beil.  LXXVL 

Anmerkung  1  lies:  p.  355, 

Anmerkung  2  lies:  Beil,  LXXIV ;  ebenso  Seite  435,  Anmerkung  1. 

Anmerkung  3,  Zeile  2  lies:  Beil.XXXIlI, 

Anmerkung  3  lies:  Beil^  LXXI  und  Anmerkung  5  lies:  Beil.  LXIX, 

Anmerkung  1  lies:  p.  433  statt  434, 

Zeile  16  lies:  Pidon. 

Anmerkung  2  lies :  Beil,  LXXXII. 

Anmerkung  2  lies:  Beil,  LXXXVl;  ebenso  Seite  451,  Anmerkung  1. 

Anmerkung  1,  Zeile  2  lies:  7.  Juli  1674, 


NECROLOGIUM  OLOMUCENSE. 

HANDSCHRIFT 

DEB 

KÖNIGLICHEN  BIBLIOTHEK  IN  STOCKHOLM. 


VON 


D^  B.  DUDIK  0.  S.  B. 


in  der  köDiglichen  Bibliothek  zu  Stockholm  liegt  unter 
den  Cimelien  ein  Pergamentcodex  in  Kleinfolio  unter  dem 

Titel:  Collectae  seu  horae  Seculi  xij. 

Eigentlich  sind  es:  Collectae,  Capitula  et  Orationes  für 
das  Chorgebet  des  ganzen  Jahres,  durchgängig  von  Einer  festen 
Hand  und  elegant  geschrieben.  Was  jedoch  diesen  Codex  merk- 
würdig macht,  das  sind  die  Ein  Zeichnungen  der  Bischöfe  der 
Olmützer  Kirche,  vom  dritten  Olmützer  Bischöfe  Johann  an 
bis  zum  vierzehnten  Bavor,  und  vieler  regierenden  Premjsliden, 
nebst  noch  einigen  Domherren  von  Olmütz  im  Kalendariumi 
das  von  derselben  Hand  und  mit  derselben  Buchstabenform 
wie  der  ganze  Codex  geschrieben  ist,  und  worin  nur  sieben- 
zehn Einzeichnungen,  darunter  auch  Bavor's  Todestag  zum 
6.  October,  einer  jüngeren,  doch  gleichzeitigen  Hand  ange- 
hören, woraus  der  natürliche  Schluss  gezogen  wird,  dass  diese 
Collectae  in  irgend  einer  Beziehung  zu  der  Domkirche  in 
Olmütz  stehen  müssen,  während  ein  grosses  gleichzeitiges 
Miniaturbild  dieser  Ansicht  zu  widerstreiten  scheint. 

Das  erste  Blatt  enthält  einige  zur  Anfertigung  des  Kirchen- 
kalenders nöthige  Regeln,  darauf  kommt  das  Kalendarium  mit 
den  üblichen  Indictionen,  den  Sonntagsbuchstaben  und  dem 
römischen  Kalender.  Das  Eigenthümliche  des  Kalenders  ist, 
dass  alle  Tage,  was  sonst  in  den  Kalendern  des  XH.  Jahr- 
hunderts seltener  vorkommt,  mit  Heiligen  besetzt  sind.  Jeder 
Monat  beginnt  mit  einigen  Versen,  welche  sich  auf  die  Eigen- 
schaft des  Monats  beziehen,  und  endet  auch  damit,  z.  B. 

Jannar: 

Anfang:  Jam  prima  dies  et  septima  a  fine  timetur. 

Wir  geben  die  Einzeichnungen  im  Kalendarium  und 
suchen  sie  durch  Noten  zu  beleuchten,  als: 


642 

Zum  vni.  Idufl  (6.  Januar).  Epiphania  Domini. 
Obiit  BaldwinuSy  Olom.  Decanus. 
Balduin  ergeheint  als  Olmützer  Domdechant  urkund- 
lich schon  1194  und  noch  am  23.  Juni  1202,  wo  er  den 
durch  den  Cardinallegaten  Guido  zu  Köln   am  21.  April 
1202  consecrirten  Bischof  Robert  in  der  Olmützer  Dom- 
kirche inthronisirt.  Im  Olmützer  Nekrolog  vom  Jahre  1263 
steht  sein  Name  zum  VII.  Idus  Januar. 
VI.  Idus  Januar.  (8.  Januar). 
Clis  presb.  obiit. 
Unbekannt. 
m.  Idus  (11.  Januar).  Eductio  Christi  de  Egypto. 
X.  Kai.  Februar.  (23.  Januar).  Emerenciane  virg. 

Emerentiana   kommt   auch  im   Podlaäcer  Kalenda- 
rium  Secul.  XII.  vor. 
Bozetecha  obiit. 

Bo^et^cha,     Gemalin     des    böhmischen    Chronisten 
CosmaSy  gestorben  den  23.  Januar  1117. 
Schlussvers:   ^Principium  jam    sancit  tropicus  capri  cornus^ 


Februar: 

Anfang:  jAst  Februarii  quarta  est,  precedit  tertia  finem'. 
Kai.  Febr.  (1.  Febr.).  Brigide  virg. 

Brigida  V.  patrona  Hyberniae,  kommt  seit  Beda  in 
allen  Martyrologien  vor. 

Severi  Episc.  et  Mart. 

Severus,  Episc.  Ravenaten.     Schon  bei  Usnard  und 
noch  früher. 

Boriuoy  dux  Boeraie  obiit. 

Bofivoj  IL,  Sohn  Königs  Wratislav  II.,  erscheint  in 
der  Geschichte  1081,  in  Znaim  als  Fürst  1099,  als  Herzog 
in  Böhmen  den  25.  December  1100,  starb  nach  diesem 
und  dem  Podluiicer  Nekrolog  den  1.  Februar  nach 
Cosmas  III.  54,  nach  dem  böhmischen  Nekrologe  und 
dem  von  Pegau  am  2.  Februar  1124. 
Idufl  Febr.  (13.  Febr.).  Seploni  episc.  et  conf. 

Unbekannt;  kommt  nirgends  vor. 

Obiit  Pribislava  soror  nostra. 


643 

Pfebyslava    kommt    in    böhmischen    Urkunden    nur 

zum  Jahre  1226  vor  (Erben,    Regest.  I.  327),    und    zwar 

als  Gemalin  des  böhmischen  Edlen  Gotebor.    Der  Zusatz 

,soror    nostra'    scheint  auf  eine  Confraternität  zu  deuten. 

XI,  Kai.  Martii  (19.  Febr.). 

Obiit  Johannes,  VIII.  episc.  olim  regularis. 
Johann  III.,  Prämonstratenser  auf  dem  Strahof  in 
Prag,  vom  Herzoge  Wladislav  II.  1150  denominirt  und 
noch  im  Verlaufe  dieses  Jahres  vom  l^Ietropoliten  Heinrich 
consecrirt.  Wann  und  wo  er  die  Investitur  vom  Könige 
Konrad  III.  erhielt,  ist  unbekannt.  Gestorben  19.  Februar 
1157.  Auch  im  PodluSsicer  und  Olmützer  Nekrolog. 
IX.  Kai.  Martii  (21.  Febr.). 

Johannes,  VI.  episc.  Moravie  obiit  (mit  einer  andern 
Tinte  der  Zusatz:  ,ventrosu8',  aber  aus  der  Zeit). 

Johann  II.,  denominirt  nach  dem  Monate  Juli  1104 
vom  Herzoge  Bofivoj  II.,  consecrirt  vom  Metropoliten 
Ruthard,  unbekannt  wann  und  wo,  gestorben  den  21.  Fe- 
bruar 1126.  Liegt  im  Kreuzgango  des  Klosters  Hradisch 
begraben.  Auch  im  Olmützer  Nekrologe,  doch  nicht  mit 
der  urspiünglichen  Hand. 
n.  KaL  Martii  (28.  Febr.).  Romani  abb. 

Auch  im  Podlu'Xicer  Kalender,  sonst  den  älteren 
Martyrologien  und  Kaiendarien  vor  dem  XII.  Jahrhundert 
unbekannt. 

Obiit  Dragozlaua  soror  nostra. 

Dragozlava  unbekannt.  Der  Name  Dragoslav  kommt 
um  .1193  vor  (Erben,  Regest.  I.  187). 
Schluss:  ,Men8e  nume  in  medio  soli  stat  sydus  aquarii^ 

Miirz: 

Anfang:  ,Martii  prima  necat  cuius  sie  cuspide  quarta^ 
Kai.  Martii  (1.  März).  Donati  episcopi. 

Schon  im  IX.  Jahrhundert  in  den  Kalendern.  Auch 
im  PodluÄicer  Kalendarium ;  im  Olmützer  Nekrolog  steht 
Albin  US  Episc. 

Obiit  Wenceslaus  dux,  fundator  Olom.  eccl. 
Fürst  Wenzel    von    Olmütz    war    ein    Sohn    des    im 
schlesischen    Lager   am   21.   September  1109    ermordeten 

ArchiT.  Bd.  LIX.  U.  H&lfto.  42 


644 

Fürsten  Svatopluk  von  der  mährisch  Otton'schen  Linie. 
Auch  im  Olmützer  Nekrolog  heisst  es  zum  1.  März:  ,Obiit 
Wenzeziaus  dux,  fundator  huius  ecclesie',  und  eine  Hand 
des  XV.  Jahrhunderts  setzte  hinzu:  ,sepultus  in  ecclesia 
Olomucen.  in  medio  ecclesie',  wenn  gleich  nicht  er,  sondern 
Fürst  Otto  IL  von  Ohnütz  um  1107  den  Grund  zu  der 
heutigen  Kathedralkirche  St.  Wenzel  in  Olmütz  legte. 
Fürst  Wenzel  war  der  grösste  Wohlthäter  derselben  und 
hat  noch  am  Sterbebette  dem  damaligen  Bischöfe  Heinrich 
zur  Vollendung  derselben  grosse  Geldsummen  angewiesen 
und  sonst  Dotationen  gemacht,  was  bei  der  späteren  Zeit 
die  Ansicht  erzeugte,  dass  er  ihr  Begründer  gewesen  sei. 
Nennt  man  als  Begründer  denjenigen,  welcher  eine,  selbst 
fremde  Stiftung  lebensfähig  macht,  dann  darf  dem  Fürsten 
Wenzel,  dessen  Sterbetag  auf  den  1.  März  neben  dem 
Olmützer  Nekrolog  auch  die  Hradischer  Annalen  (Pertz 
XVII.  649)  und  der  Mönch  von  Sazava  ansetzen,  der 
Titel  ,fundator^  nicht  abgesprochen  werden. 
VI.  Nonas  Martii  (2.  März). 

Obiit  Peregrinus  episc.  Olom.  XL 

Peregrin,  der  XL  Olmützer  Bischof,  war  Prager 
Domherr,  wurde  denominirt  durch  Herzog  Friedrich  1182, 
consecrirt  in  Mainz,  den  23.  Mai  1182,  durch  den  Metro- 
politen Christian  von  Buche  (?),  praeconisirt  vom  Papste 
Lucius  IIL,  investirt  durch  Kaiser  Friedrich  I.  im  Mai 
1182  auf  einem  Reichstage  in  Mainz,  starb  den  2.  März 
1184.  Seine  Regierung  dauerte  21  Monate  und  9  Tage. 
IV.  Nonas  (4.  März).  Translatio  S.  Wencezlai  mart.  (roth). 

Auch  im  Podlazicer  Kalendarium  als  Fest,  daher 
roth  verzeichnet,  desgleichen  im  Ohnützer.  Die  lieber- 
tragung  von  Bunzlau,  wo  der  heilige  Wenzel  935  er- 
mordet wurde,  nach  Prag,  geschah  schon  einige  Jahre 
nach  seiner  Ermordung. 
n.  Non.  (6.  März). 

Obiit  Rodko  presbyter. 

Der  Name  Rudko  oder  Rad6k  kommt  in  böhmischen 
und  mährischen  Urkunden  noch  um  1206  vor; 
n.  IduB  (14.  März). 

Cirna  laicus  obiit. 

Unbekannt. 


645 

XVI.  Eal.  Aprilis  (17.  März).  Primus  dies  seculi. 

Sonst  wird  der  ,Dies  primus  mundi  vel  seculi'  in 
den  meisten  alten  Kaiendarien  auf  den  18.  März  gesetzt. 

XTTT.  Kai.  April.   (20.  März).  Guthberti  abbat,  et  conf. 

In  böhmischen  und  mährischen  Kaiendarien  ganz 
unbekannt. 

VI.  Kai.  (27.  März).  Resurrectio  D.  N.  J.  Ch. 

Schon  Beda  schreibt  de  ratione  temporum:  ,Quod 
VIII.  Kai.  Aprilis  crucißxus,  VI.  Kai.  earundem  die  re- 
surrexit,  multorum  latinorum  Sanctorum  ecclesiastioorum 
constat  sententia  vulgatum.  Wohl  zu  unterscheiden  von 
dem  Dies  Paschalis,  welcher  stets  ein  bewegliches  Fest 
war.  Im  XV.  Jahrhundert  hört  diese  Commemoratio  in 
den  Kalendern  auf. 

Schluss:  ;Procedunt  duplices  in  marcia  tempora  pisces^ 


April: 

Kai.  Aprilis  (1.  April). 

Obiit  Johannes,  IX.  episc.  Olom.  qui  cognominatur 
calvus. 

Auch  im  Olmützer  Nekrologe.  Johann  IV.  der  Kahle, 
Obiden*s  Sohn,  Prämonstratenserabt  zu  Leitomjgl,  vom 
Fürsten  Otto  III.  als  vom  Vogte  des  Olmützer  Bisthums 
vorgeschlagen,  vom  Herzoge  Wladislav  II.  am  29.  Sep- 
tember 1157  denominirt,  vom  Kaiser  Friedrich  I.  zu 
Würzburg  in  der  ersten  Hälfte  des  Octobers  1157  in- 
vestirt  und  vom  Metropoliten  Arnold  in  Erfurt  den 
20.  October  1157  consecrirt.  Johann  IV.,  der  sich  selbst 
den  neunten  Olmützer  Bischof  nennt,  starb  den  1.  April 
1172.  Er  liegt  als  Prämonstratenser  in  der  Klosterkirche 
zu  Hradisch  bei  Olmütz  begraben.  In  beiden  «(Nekrologen 
heisst  er  ganz  richtig  der  neunte  Bischof  von  Olmütz, 
wenn  die  Heiligen  Kyrill  und  Method  mitgezählt  werden. 

Vn.  Idus  (7.  April). 

Bogdanus   subdiaconus,    Prägen,   eccl.   canon.    obiit. 

Ein  in  Böhmen  und  Mähren  nicht  ungewöhnlicher 
Name.  Der  Angeführte  erscheint  auch  im  Olmützer  Ne- 
krologe als  ,CanonicuB'  zu  demselben  Tage. 

42* 


646 

n.  Idus  (12.  April).  Diluvium  factum  est. 

Kommt  in  den  Kalendern  seltener  vor. 
Idiis  April.  (13.  April). 

Wladislaus  dux  Boem.  obiit. 

Wladislav  I.,  Sohn  des  Königs  Wratislav  IL,  er- 
scheint 1107  in  der  Geschichte,  wird  am  2.  October  1109 
Herzog  in  Böhmen  und  starb  nach  der  allgemeinen  An- 
nähme  den  12.  April  1125;  so  das  Necrologium  Olomucen., 
in  Uebereinstimmung  mit  Cosmas,  mit  dem  Necrologium 
Bohemie  und  Zwifaltense.  Das  Fodlalicer  hat  den 
11.  April. 
XVn.  Kai.  Mail  (15.  April). 

Asinus  presb.  obiit. 

Die  Familie  Osel  (asinus)   nicht   unbekannt   in  den 
böhmischen  Urkunden  des  XII.  und  XIII.  Jahrhunderts. 
IX.  Eal.  Mail    (23.  April).     Adalberti    episc.   et   mart.   et   sti. 
Georgii  mart.  (roth).  Gaudentii  (schwarz). 

Gleichlautend  mit  dem  Olmützer  Kalendarium,  als 
Fest  roth  geschrieben;  im  Podlaiicer  wird  Georgii  Mar- 
tyris  den  nächsten  Tag,  während  der  hier  verzeichnete 
Gaudentius  (f  1000)  in  Böhmen  und  Mähren  den  12.  Octo- 
ber nach  dem  Podla^icer  und  böhmischen  Kalender  ge- 
feiert wurde. 
V.  Kai.  Mail  (27.  April). 

Introivit  Noe  in  arcam. 

Eine  Annahme,  die  seit  dem  IX.  Jahrhundert  in 
Kaiendarien  vorkommt. 

IV.  Kai.  Mail  (28.  April). 

Obiit  Mag.  Jacobus  Olom.  ecclesie. 

Ist  das  vielleicht  derselbe  jMagister  Jacobus',  welcher 
als  Zeuge  auf  einer  Olmützer  Schenkungsurkunde  von 
1201  erscheint?  (Erben,  Regest.  I.  206.) 

Mai: 

V.  IduB  (11.  Mai).  Mamerti  episc.  et  conf.  cuius  consuitu  tri 

duanum  jejunium  ante  ascensionem  Domini  celebratur. 

Der  ,Institutor  Rogationum'  schon  am  Schlüsse  des 
V.  Jahrhunderts,  obwohl  mit  dem  obigen  Beisatze  in 
keinem     mir    bekannten     Kalendarium.      Im     Podlaiicer 


647 

,Maraorti    episcopi   et    confessoris',    im  Olmützer  ,Mamer- 

tiui  episcopi ^  Hier  die  Bemerkung^  aus  dem  Anfange  des 

XIV.    Jahrhunderts    ^Obiit   Rudolfus,   filius   regis   Rudolfi 

romanorum'. 
Xin.  Kai.  Junü  (20.  Mai). 

Obiit  Andreas^  IV.  episc.  Olom. 

Das  Olmützer  und  das  böhmische  Nekrolog  haben 
den  22.  Mai^  XI.  Kai.  Junü.  Im  Podlazicer  nicht  ange- 
merkt. Andreas,  der  vierte  Olmützer  Bischof,  früher 
Olmützer  oder  Prager  Domherr,  denominirt  1091  vom 
Herzoge  Wratislav  II.,  investirt  durch  Kaiser  Heinrich  IV. 
den  4.  Januar  1092  zu  Mantua,  consecrirt  in  Mainz,  den 
12.  März  1094,  vom  Metropoliten  Ruthard,  gestorben  den 
22.  Mai  109G. 

Juni: 

V.  IduB  (9.  Juni). 

Otto  dux  Moraviae  obiit. 

Otto  I.    der  8chöne,    Sohn    Bfetislav's  I.,    um    1055 
Fürst   von  Brunn  und  Ahnherr  der  Otton'schen  Linie  in 
Mähren,  starb  den  9.  Juni  1087.  Stifter  von  Kl.  Hradisch. 
IX.  Kai.  Julii  (23.  Juni). 

Obiit  Seliko,  VII.  episc.  Olom. 

Es  ist  dies  der  siebente  Bischof  von  Olmütz,  der 
berühmte  Heinrich  Zdik,  des  Chronisten  Cosmas  und  der 
BoÄctöcha  Sohn,  geboren  vor  1093,  denominirt  den  22.  März 
11 2()  durch  Herzog  Soböslav  I.,  consecrirt  in  der  Cyriacus- 
kirche  zu  Worms,  am  3.  October  112(5,  vom  Metropoliten 
Adelbert,  belehnt  durch  König  Lothar  in  demselben  Jahre, 
starb  nach  dem  Necrol.  Olom.  VII.  Kai.  Julii,  also  den 
25.  Juni  1150,  nach  dem  vorliegenden  den  23.  Dass  der 
25.  Juni  der  richtige  sein  wird,  scheinen  die  in  Dudik, 
Geschichte  Mährens  HI.  2<)4  angeführten  Quellen  dar- 
zuthun.  Das  Olmützer  Nekrolog  hat  den  Zusatz:  ,fundator 
inclitus  huius  ecclesie,  qui  kathedram  episcopalem  de 
ecclosia  sti.  Petri  ad  castrum  transtulit'. 
VI.  Kai.  Julii  (2i).  Juni). 

Obiit  Jurata  diaconus,  Prägen,  ecci.  canon. 

Jurata,  welcher  1143  in  einer  für  Mähren  wichtigen 
Urkunde   als  ,Praepo8itus  Pragensis  occlesiac'    vorkommt 


648 

(Cod.  Dipl.  Mor.  I.  224),  kann  es  wohl  nicht  sein,  weil 
ihn  der  päpstliche  Legat  Guido  nach  seinem  Berichte 
von  1145  seiner  Praebende  entsetzt  hatte.  Einen  so  Ge- 
straften würde  man  kaum  in  das  Nekrologium  einbezogen 
haben.  (Vgl.  Dudik,  Geschichte  Mährens.  III.  160  u.  ffg.) 

n«  Kai.  Julii  (30.  Juni).  Festum  sti.  Pauli  apost.  Dedicatio 
monasterii  S.  Wencezlai  (roth). 

Im  Podla2icer  Kalendarium:  (roth)  ^Festivitas  sancti 
Pauli',  im  Olmützer  jedoch  schon  ,Commemoratio  sti. 
Paulis  Dieser  Ausdruck  ist  wenigstens  um  ein  ein  halb 
Jahrhunderte  jünger,  und  jenes  ,Fe8tum'  oder  jFestivitas 
sti.  Pauli'  weist  noch  auf  das  XII.  Jahrhundert  hin. 

Die  , Dedicatio  monasterii  sti.  Wencoslai'  ist  die  , De- 
dicatio ecclesie  Sti.  Wencezlai',  wie  das  Olmützer  Kalen- 
darium sagt.  An  diesem  Tage  hat  Bischof  Heinrich  Zdik, 
wie  auch  die  Annalen  von  Hradisch  bemerken,  in  Gegen- 
wart des  Herzogs  Soböslav  und  seiner  Gemalin,  der  unga- 
rischen Königstochter  Adelheit,  die  Consecration  der  neuen 
Wenzelskirche  in  Olmütz  vollzogen.  Der  Ausdruck  ,mona- 
sterium'  spricht  für  das  hohe  Alter  des  Kalendariums  und 
seiner  ersten  £inzeichnungen.  Noch  zu  Bischof  Bruno's 
Zeiten,  um  1252,  war  die  Einrichtung  des  Olmützer  Ca- 
pitels  zum  grossen  Theile  die  eines  Klosters. 


Juli: 

V.  Non.  (3.  Juli). 

Obiit  Petrus,  V.  episc.  Olom. 

Auch  das  Olmützer  Todtenbuch  nennt  ihn  den 
fünften  in  der  Reihe  der  mährischen  Bischöfe  und  setzt 
seinen  Tod  auf  den  3.  Juli,  und  Cosmas  auf  das  Jahr 
1104.  Man  glaubt,  dass  er  die  Regierung  1099  antrat. 

V.  Idus  (11.  Juli).  Trafaslatio  sti.  Bened.  abb. 

Kommt  in  allen  alten  Kaiendarien  vor,  wenn  gleich 
die  Cassineser  die  Uebertragung  des  heiligen  Benedict 
nach  dem  Kloster  Fleury  (S.  Benedicti  ad  Ligerim)  nicht 
zugeben  wollen. 

IduB  (15.  Juli).  Divisio  apostolorum. 
Milcysi  obiit. 


649 

Auch  dieses  Fest  ist  uralt,  im  Olmützer,  im  Podla- 
2icer  etc.     Wer  der  Milcyssus  war,  ist  bis  jetzt  nicht  zu 
eruiren. 
XV.  Kai.  Aug.  (18.  Julij. 

Ab  hinc  usque  nonas  Septembr.  nullus  sanquinem 
miuuat. 

Kinc  von  den  diätetischen  Kegeln,  die  in  diesem 
Kalendarium  öfter  vorkommen. 

August : 

Nonis  (o.  August).  Osvaldi  regis  et  niart. 

König  von  England  aus  dem  VII.  Jahrhundert. 
Uebcrall  bekannt. 

Dedicatio  altaris  S.  Adalberti. 

Die  Dedicatio   altaris  S.  Adalberti    bezieht  sich  auf 
den    Altar,    welcher    in   der   Crypta    der  (Jlmützer  Dom- 
kirche errichtet  wurde. 
IX.  Kai.  Sept.  (24.  August).  Translatio  S.  Adalberti  mart. 

Sonst  wird  an  diesem  Tage  das  Fest  des  Apostels 
Bartholomäus  gefeiert.  In  Prag  feierte  man  die  Translatio 
den  23.  August  (Emier,  Rukovöt,  pag.  25)  ,in  vigilia  sti. 
Bartholomaei  Apostoli^  Nach  unserem  Kalendarium  jedoch 
den  24.  Die  feierliche  Uebertragung  aus  Gnesen  nach 
Prag  geschah  durch  Herzog  Bfetislav  am  1.  September  1039. 

September : 

Kalendis.  (1.  September"). 

Zuatava  regina  obiit. 

Svatjiva  von  Polen,  vermalt  1063  mit  König  Wra- 
tislav  IL,  gestorben  den  1.  September  1126.  Der  Mönch 
von  Sazava  (Pertz  IX.  157)  setzt  gleichfalls  ihren  Todes- 
tag auf  den  1.  September  1126.  Die  anderen  Nekrologe 
schweigen  von  ihr. 
VI.  Idus  (8.  September).  Nativitas  S.  Mariae. 

Dieses  Fest  gehört  wahrscheinlich  unter  jene,  die  mehr 
durch  die  Stimme  des  gläubigen  Volkes,  als  durch  Vorschrift 
der  Synoden  entstanden  sind,  weswegen  es  auch  von  einer 
Kirche  früher,  von  der  anderen  später  angenommen  wurde. 


650 

In  der  Prager  und  Olmützer  Kirche    ist   dieses  Fest,    so 
weit  die  Quellen  reichen,  aber  stets  ohne  Octav. 
.  Kai.  Octobr.  (16.  September).     S.  Ludmila   mart.    (roth, 
andere  Hand). 

Auffallend!  kommt  weder  im  Olmützer  noch  im 
Podlaäicer  Kalendarium  vor.  In  Mähren  unter  den  Landes- 
patronen gefeiert.  Die  Behauptung,  dass  bis  zum  Jahre 
1245  Ludmilla  am  15.  September  und  am  16.  erst  nach 
1245  gefeiert  wurde,  ist  durch  diesen  Stockholmer  Ka- 
lender widerlegt. 
.  Kai.  (17.  September). 

Hermannus,  IX.  episc.  prägen,  ecclesie  obiit. 

Auch  im  Podla^icer  Nekrologe  zu  diesem  Tage  ver- 
zeichnet, aber  nicht  im  Olmützer.  Hermann  von  Maastrich, 
früher  Probst  in  Bunzlau.  Gewählt  den  28.  Februar  1099, 
investirt  im  April,  zum  Priester  geweiht  11.  Juni  1100 
und  zum  Bischöfe  von  Prag  den  8.  April  desselben  Jahres, 
starb  den  17.  September  1122.  Warum  Hermanns  Tod 
gerade  in  dieses  Todtenbuch  gekommen,  konnten  wir 
nicht  ermitteln.  Cosmas  gibt  ihm  ad  an.  1122  (Pertz  IX. 
125)  ein  gutes  Zeugniss,  wenn  gleich  wir  nicht  läugnen 
können,  dass  er  in  seiner  eingreifenden  Politik  nicht 
immer  an  der  Seite  des  Rechtes  stand. 
.  Kai.  Octobr.  (21.  September). 

Zuatopulk,  dux  boeraie,  iaculo  perforatur. 

Svaiopluk  ist  Otto's  I.  des  Schönen  Sohn,  folglich 
Bruder  Ottik's  (Otto's  II.  des  Schwarzen).  Ueber  seinen 
am  21.  September  1109  erfolgten  Tod  haben  wir  zwei 
gute  Quellen:  Cosmas  III.  217,  Pertz  IX.  115  und  die 
Annal.  von  Pegiiu,  wenn  gleich  unrichtig  zum  Jahre  Uli, 
statt  1109.  Pertz  XVI.  250  (vgl.  Dudik,  Geschichte  von 
Mähren  II.  554  u.  ffg.). 
X.  Kai.  (22.  September).  Mauritii  ducis  cum  exercitu  suo.  Hem- 
merammi  episc.  et  mart.  (roth). 

Im  Olmützer  und  im  Podlai^icer  Kalendarium  als 
Fest  roth  angezeichnet.  In  Mähren  besonders  seit  den 
Zeiten  des  Bischofs  Bruno  verehrt;  seit  dem  VIII.  Jahr- 
hunderte aber  in  allen  Kaiendarien.  Dass  Emeramus,  Epi- 
scopus  Pictav.,  der  Patron  der  Regensburger  DiÖcese,  in 
dem  vorliegenden  Kalendarium  (wenn  gleich  schon  schwarz) 


651 

verzeichnet  ist^  spricht  für  das  hohe  Alter  desselben.  Sein 
Fest  erinnert  an  die  ehemalige  Einverleibung  Böhmens  in 
die  Regensburger  Diöcese;  noch  993^  als  Böhmen  bereits 
seit  zwanzig  Jahren  seinen  eigenen  Bischof  hatte,  war 
dasselbe  als  Landesfest  gefeiert. 

Vn.  Kai.  Ootobr.  (25.  September). 

Indictiones  mutantur  hoc  in  loco. 
Beweis,    dass    in   Mähren   nach   kaiserlichen   Indic- 
tionen  gerechnet  wurde,    die  mit  dem  25.  September  be- 
ginnen. 

IV.  Kai.   Octobr.   (28.   September).    Wencezlai   Mart.   Christi. 
(Hauptfest  mit  Uncialbuchstaben,  roth). 

Beweis  für  die  mährische  Abstammung  des  vor- 
liegenden Ealendariüms  und  für  dessen  Bestimmung  bei 
der  Olmützer  Domkirche. 


October: 

n.  Non.  (6.  October). 

Obiit  Bavarus,  XIV.  episc.  Olom. 

Auch  im  Olmützer  Nekrologe  zu  diesem  Tage.  Bavor 
ist  ganz  richtig  der  vierzehnte  Bischof  von  Olmütz,  Nach- 
folger des  Bischofs  Engelbert.  Bavor  war  nach  den  ältesten 
Olmützer  Quellen  Prämonstratenscr  von  Strahof.  Geschicht- 
lich erscheint  er  schon  am  20.  October  1200.  Denoniinirt 
wurde  er  vom  Markgrafen  Wladislav  Wladislavoviö.  Wer 
ihn  und  wo?  consecrirt  hatte,  wissen  wir  nicht.  Er  starb 
am  6.  October  1201. 
rv.  Idus  (12.  October).  Inventio  corporis  S.  Adalberti  episc. 
et  conf. 

Im  Olmützer  Kalendarium  steht  zu  diesem  Tage: 
,Obiit  Gaudcntius  Episcopus,  frater  sti.  Adalberti',  erster 
Erzbischof  von  Gnesen.  Ob  wirklicher,  oder  blos  Leidons- 
bruder?  Im  Podlaijcer  steht  als  Fest:  Cipriani  et  Felicis 
martyrum,  und  iwter  den  Namen,  deren  Gedächtniss  an 
diesem  Tage  begangen  wird:  ,GaudentiuB  episcopus',  also 
in  beiden  Kalendern  nicht  als  Heiliger.  Die  ,Inventio' 
steht  als  Feiertag  vereinzelt  da.  Von  welcher  Inventio 
ist  aber  hier  die  Rede?  von  jener  im  Kloster  Trzomesneo 
oder  von  der  in  Gnesen? 


652 

Xn.  Kai.  Novembr.  (21.  October). 

In  Colonia  XI.  milium  vii^inum. 

Auch  im  Olmützer  und  Podlaiicer  Ealendariom.  Im 
Podla^icer  steht  dieses  Fest  in  Verbindung  mit  Hilarionis 
mart.^  im  Olmützer  schon  allein,  was  uns  als  Beweis  dient, 
dass  es  zur  Zeit,  als  das  Podlaiicer  Nekrolog  abgefasst 
wurde  (Anfang  des  XIII.  Jahrhunderts),  das  Fest  in 
Böhmen  noch  nicht  unter  die  feierlichen  gezählt  wurde; 
ganz  anders  jedoch  im  Olmützer  Ealendarium,  wo,  es 
schon  als  grösseres  Fest  allein  verzeichnet  vorkommt, 
denn  am  22.  October  steht  schon  das  Fest  Cordulae  Virg., 
welche  zu  den  XI.  m.  virginum  gehört,  mit  dem  Zusätze 
,cuius  corpus  habetur  in  ecclesia  Olomucensi^  Markgraf 
Pfemysl  hat  die  Reliquien  der  heiligen  Cordula  nach 
Olmütz  gebracht,  was  im  Olmützer  Nekrolog  zum  3.  Sep- 
tember bemerkt  ist. 

Cosmas  pr.  decanus  präg,  ecclesie. 

Der  bekannte  Chronist  Cosmas  starb  am  21.  October 
1125.  Kommt  auch  in  böhmischen  Nekrologen  vor. 


Norember: 

Kai.  Novembr.  (1.  November).   Festivitas  omnium  Sanctorum. 

Schon    seit   den  Karolingern    ein   allgemeines   Fest. 

Im  Podlaäicer  und  Olmützer  Kalendarium  roth  verzeichnet, 

wenn   gleich  an   demselben   Tage   auch  Cesarii   martyris 

gefeiert  wurde. 

IV.  Non.  (2.  November).  Commemoratio  omnium  defunctorum. 

Das  Olmützer  Kalendarium  hat:  , Commemoratio 
omnium  fidelium  defunctorum',  im  Podlaiicer  fehlt  dieses 
Fest  noch  gänzlich,  und  doch  ist  es  erwiesen,  dass  es 
nach  dem  Vorbilde  des  Abtes  von  Clugny,  Odilo,  bald 
von  Notker,  Bischof  von  Lüttich,  und  nach  und  nach  von 
der  gesammten  Kirche  schon  im  XII.,  in  Böhmen  und 
Mähren  erst  im  XIII.  Jahrhundertc  angenommen  wurde. 
n.  Non.  (4.  November). 

Obiit  Dethlebus,  X.  episc.  Olomucen. 

Denselben  Tag  gibt   auch    das  Olmützer  Nekrolog. 
D^tleb,    wahrscheinlich   Hauscaplan   des   Prager  Bischofs 


653 

Daniel,  denominirt  vom  Könige  Wladislav  1172,  con- 
secrirt  von  dem  Metropoliten  Konrad  I.  1174,  gestorben 
den  4.  November  1181. 

n,  Idus  (12.  November).   Benedict!,  Johunnis,   Ysaak,   Mathei 
et  Cristini  martyr.  (roth). 

Als  Hauptfest  auch  im  Podlazicer  und  Olmützer 
Nekrologe.  Es  wurden  die  Ueberreste  dieser  Märtyrer 
aus  Polen  durch  Herzog  Bretislav  I.  zugleich  mit  denen 
des  heiligen  Adalbert  nach  Prag  gebracht;  Olmütz  erhielt 
um  1128  oder  1136  die  Reliquien  des  heiligen  Christinus, 
dessen  Haupt  bis  jetzt  daselbst  aufbewahrt  wird.  Ihre 
Leidensgeschichte  zum  Jahre  1004  in  Dudik,  Geschichte 
Mährens  II.  142  u.  ffg. 

Vn.  Kai.  Decembr.  (25.  November). 

Obiit  Johannes,  III.  episc.  Olom. 

Johann    I.,    Benedictiner    von    Bfevnov,    denominirt 

1063  vom  Herzoge  Wratislav  IL,    consecrirt  im  Sommer 

von  Sifried  in  Mainz  und  belehnt  durch  Kaiser  Heinrich  IV. 

in   demselben  Jahre,   gestorben   1085  den  25.  November. 

December: 

XVI.  Kai.  Januar.  (17.  December). 

Obiit  Engelbertus,  XIII.  episc.  Olom. 
Im  Olmützer  Nekrolog  ist  der  dreizehnte  Olmützer 
Bischof  Engelbert  allerdings  zu  XV.  Kai.  Januarii,  also 
zum  18.  December  verzeichnet;  aber  da  in  diesem  Mo- 
nate der  Schreiber  III.  Idus  Decembris  gänzlich  ausliess 
und  nach  IV.  Idus  gleich  IL  Idus  schrieb,  kommt  uns 
vor,  dass  die  vom  IL  Idus  an  nachfolgenden  Einzeich- 
nungen  alle  um  einen  Tag  variiren  können.  Das  vor- 
liegende Nekrolog  bestätigt  uns  in  dieser  Ansicht.  Engel- 
bert von  Brabant  war  Prämonstratenser  von  Strahof, 
denominirt  im  Januar  1194  vom  Bischof  Herzog  Heinrich. 
Die  Investitur  erhielt  er  durch  Kaiser  Heinrich  VI.  und 
die  Consccration  durch  den  Metropoliten  Konrad,  und 
dies  wahrscheinlich  in  Worms  im  December  1195.  Engel- 
bert starb  den  17.  December  1199. 

IX.  Kai.  Jan.  (24.  December).     Natalem   vigiles   Domini   pre- 
currite  cuncti. 


654 

Die  Vigil   der  Geburt  Christi    in   einem  Hexameter 
angezeigt. 
V.  Kai.  Jan.  (28.  December).  Innocentum  martyi*.  C.  XL.  IIII. 
milium. 

Eine   ganz   ungewöhnliche  Art^    die  Anzahl  der  ge- 
tödteten  Kinder  mit  144  Tausend  anzugeben. 

Nach  dem  Kalender  kommt  eine  Ostertafel,  angefangen 
mit  1137  und  endend  mit  1169,  mit  Hinzusetzung  der  Indic- 
tionen,  Concurrentes,  Epactae  etc.  Da  man  voraussetzen  muss, 
dass  der  Schreiber  dieses  Codex  die  Ostertafel  mit  der  Ab- 
sicht angefertigt  hatte,  sie  den  Lesern  zur  Benützung  vorzu- 
legen, so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  den  Codex  sammt  dem 
Kalendarium  in  dieses  Jahr  (1137)  zu  verlegen.  Schrift  und 
Anlage  widerspricht  dieser  Annahme  nicht,  *ja  es  scheint  viel- 
mehr die  Wahrnehmung,  dass  siebenzohn  Eintragungen  einer 
jüngeren  Hand  angehören,  dieselbe  zu  bestätigen.  Personen, 
deren  Sterbejahre  zwischen  1140  und  1201  fallen,  scheinen 
von  dieser  jüngeren,  aber  gleichzeitigen  Hand  abzustammen. 
Dass  der  ursprüngliche  Verfasser  die  Ostertafel  nur  bis  1169 
fortsetzte,  scheint  darzuthun,  dass  er  eine  längere  Periode  zu 
überleben  sich  nicht  traute,  weil  er  vielleicht  im  Jahre  1137, 
als  er  die  Ostertafel  anlegte,  sclivn  im  Alter  vorgeschritten 
war,  und  dafür  spricht  auch  die  feste  Schrift  des  ganzen  Codex. 

An  diese  Ostertafel  schliesst  sich  an  eine  Anleitung  zur 
Anfertigung  eines  Kirchenkalenders,  der  sogenannte  ,Computus', 
und  ein  Verzeichniss  , Argumentum  ad  discernendas  utilitates, 
sive  ad  minuendum  sanguinem^,  z.  B.  Luna  I.,  Mane  bona  est, 
Luna  IL,  media  die  und  so  fort  bis  Luua  XXX.,  noli  uti. 

Der  eigentliche  Codex  beginnt  mit:  Dominicis  diebus  In- 
vit^torium  mit  Neumen,  worauf  die  Capitula,  Collectae  et  Oi*a- 
tiones  eingetheilt  nach  dem  Brevier,  de  die  und  de  Sauctis 
mit  dem  Schlüsse  de  Dedicatione  unius  altaris.  Nach  der  Oratio 
in  IL  Vesper.  ,Veniat,  quesumus  Domine,  super  hanc  orationis 
domum  claritas  misericordie  tue,  ut  ab  omnibus  hie  invocan- 
tibus  nomen  tuum,  protectionis  tue  auxiiium  senciatur*.  Per 
D.  etc.  folgen  zwei  leere  Seiten.  Auf  der  zweiten  verso  nimmt 
ein  Miniaturbild  die  ganze  Seite  ein.  Der  heilige  Papst  Gregor 
sitzt  auf  einem  grüngepolsterten  Stuhle  ohne  Lehne  im  Ponti- 
ficalkleide,  d.  h.  im  rothen  mit   der  Fimbria  aurea   verzierten 


655 

Mantel,  welcher  die  goldene  lange  schmale  Stola  und  die 
weisse  Alba  durchscheinen  lässt,  mit  der  einfachen  kegel- 
förmigen Tiara  vom  weissen  Stoff  und  ohne  Kronen  die  ,mitra 
turbinata',  sondern  nur  goldverbrämt,  auf  dem  Haupte  —  ein 
Beweis,  dass  dieses  Bild  vor  Bonifaz  VIII.  (1294  bis  1303), 
dem  man  die  gekrönte  Tiara  zuschreibt,  angefertigt  wurde  — 
an  seinem  rechten  Ohre  der  heilige  Geist  als  weisse  Taube, 
auf  den  blossen  Füssen  goldene  Pantoffel  ohne  Kreuze,  die 
dagegen  auf  den  zwei  weissen  Bändern,  die  von  der  Tiara, 
wie  gewöhnlich  von  der  Mitra  herunterhängen,  als  schwarze 
Kreuze,  wie  bei  den  Pallien,  angebracht  sind.  Beide  Hände 
sind  gehoben,  die  Rechte  hält  die  Finger  zum  lateinischen 
Segen  bereit.  Vor  ihm  steht  ein  Bischof,  gekennzeichnet  mit 
den  zwei  Buchstaben:  1).  £.  mit  Mitra,  Casula,  dem  langen 
Manipell,  goldverbrärater  Tunicella  und  darunter  mit  weisser 
Alba  und  hält  einen  weissen  Pergamentstreifen,  woran  ge- 
schrieben steht:  ,0  Gre^ori,  dulcissimum  sancti  Spiritus  Orga- 
num; posce  nobis  suffragium,  ut  hoc  possimus  consequi^  An- 
spielung an  irgend  einen  zu  realisirenden  Wunsch.  Der  Wunsch 
ist:  eine  neue  Stiftung  zu  segnen;  denn  hinter  dem  Bischöfe 
steht  ein  Mann  im  grünen  Kleide,  angedeutet  mit  dem  Worte 
,Dux',  eine  jugendliche  Gestalt  mit  blossem  Kopfe  und  schwarzem 
Haar;  hinter  ihm  sieht  man  zwei  Männer  seiner  Begleitung, 
von  denen  der  eine,  grauköpHg,  ein  Schwert  in  schwarzer 
Scheide  emporhebt,  während  als  Begleiter  des  Bischofs  ein 
Kleriker  erscheint,  welcher  den  einfachen  Krummstab  aus 
Elfenbein  in  der  Hand  hält. 

Hinter  dem  Rücken  des  heiligen  Gregor  sieht  man  sechs 
Köpfe  und  drei  ganze  Figuren.  Die  eine  ganze  Figur  stellt 
einen  Bischof  dar  in  weisser  Mitra  und  goldverbrämtem  matt- 
grünem Pluviale  und  mit  dem  elfenbeinenen  Pedum.  Ober  seinem 
Haupte  stehen  die  Buchstaben:  I.  £.  Neben  ihm  steht  in  der 
braunen  (schwarzen)  Flocke  ein  ergrauter  Mönch  mit  grosser 
Tonsur,  ein  Pedum  (schwarz)  haltend,  aber  ohne  Velum  (auch 
bei  den  Bischöfen  fehlt  dasselbe)  und  durch  die  Buchstaben: 
R.  Abbas.  bezeichnet.    Hinter  ihm  steht  ein  junger  Mönch. 

Damit  ist  jedoch  das  Bild  noch  nicht  abgeschlossen.  Zu 
den  Füssen  des  Bischofs  mit  der  Precationsrolle  sitzt  ein 
anderer  Bischof  mit  der  Bezeichnung  Petrus,  wie  er  eben  auf 
einer  Pergamentrolle  schreibt,  und  ihm  gegenüber  steht  offenbar 


656 

ein  Laie  im  grünen,  über  den  Kopf  anzuziehenden  Rocke  mit 
goldenen  Aufschlägen,  rothen  enganliegenden  Beinkleidern  und 
stark  mit  Knöpfen  besetzten  schwarzen  Schuhen.  Auch  dieser 
hält  einen  Pergamentstreifen  in  der  linken  Hand.  Noch  sind 
zwei  kleinere  Figuren,  als  Marcus  und  Hodlata  bezeichnet, 
welche  den  heiligen  Gregor,  etwa  als  sitzende  Statue,  mit  den 
Händen  in  die  Höhe  heben.  Das  ganze  Bild  hat  eine  eigene 
meanderartige  Einfassung,  in  welcher  mit  weissen  Uncialbucb- 
Stäben  geschrieben  ist:  ,Pastor  ovis  predam  querit  lea  mistica 
quedam,  est  bos  pastor  ovis  et  lea  vacca  bovis^  (Mir  der  Sinn 
unklar.) 

Unter  dem  ganzen  Bilde  sind  drei  Figuren  angebracht: 
Der  Schreiber,  ein  Mönch,  auf  einem  niedrigen  Stuhle  sitzend, 
mit  dem  Griffel  in  der  Hand,  und  der  im  langen,  weissen, 
hemdartigen  Kleide  angethane  Maler  mit  Pinsel  und  Farben- 
tiegel. Ober  seinem  Kopfe  sind  die  Buchstaben:  N.  ^.  Pictor, 
und  vor  ihm  ein  Männlein  im  grünen  Kleide,  wie  er  in  beiden 
Händen  einen  Farbentiegel  dem  Maler  präsentirt.  Seinen 
Namen  ,Evervinus'  liest  man  ober  seinem  Kopfe.  Beide,  der 
Mönch  und  der  Maler,  halten  einen  Pergamentstreifen,  worauf 
die  Worte  zu  lesen:  ,0  pastor  apostolice,  Gregori  beatissime, 
Tuo  posce  precamine  incrementuni  ecclesie,  tuo  eriges  dogmate 
ac  defensare  opere^ 

Was  bedeutet  dieses  Bild?  Offenbar  zeigt  dasselbe  die 
Stiftung  irgend  einer  Kirche,  wobei  die  Handwerker  Marcus 
und  Hodlata,  und  die  Anfertiger  des  vorliegenden  Codex  sich 
verewigten.  Wer  sind  aber  die  mit  den  Anfangsbuchstaben 
bezeichneten  Personen,  und  um  welche  Kirche  handelt  es  sich 
hier?  Aus  der  ganzen  Anlage  des  Codex  ersieht  man,  dass  er 
für  die  bischöfliche  Kirche  in  Olmütz  bestimmt  war,  daher 
auch  die  Einzeichnung  ihrer  Bischöfe  in  vollständiger  Reihe 
bis  inclusive  des  vierzehnten  Bischofs  Bavor,  welcher  den 
6.  October  1201  gestorben  ist.  Nur  ein  Bischof,  der  Reihe 
nach  der  zwölfte,  Cayn,  gestorben  am  13.  Januar  1194,  fehlt, 
wahrscheinlich,  weil  auf  ihm  kirchliche  Censuren  lagen,  als  er 
starb.  Von  den  mährischen  Fürsten  sind  blos  solche  einge- 
tragen, welche  Wohlthäter  der  Olmützer  Kirche  waren.  Sie 
alle  insgesammt  fallen  in  das  XH.  Jahrhundert  und  in  dieses 
Jahrhundert  fällt  unstreitig  der  Codex,  auch  die  beiden  ange- 
deuteten Bischöfe  H.  £.,  d.  i.  Heinrich  Episcopus  von  Olmütz 


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(1120  bis  1155),  und  J.  E.,  Johannes  Episcopus  von  Prag 
(1134  bis  1139),  würden  in  die  Zeit  der  Anfertigung  passen  5 
wohin  soll  man  aber  den  Petrus  Episcopus  einreihen?  und 
was  soll  mit  R.  Abbas  und  mit  Dux  geschehen?  Da  wir  alles 
auf  die  Olmützer  bischöfliche  St.  Wenzelskirche  beziehen,  so 
mochte  unter  Dux  der  Stifter  Soböslav  verstanden  worden  sein 
und  das  Ganze  auf  die  1131  geschehene  Ucbertragung  und 
Consecrirung  der  neuen  St.  Wenzelskirche  in  Olmütz  bezogen 
werden.  An  eine  dem  heiligen  Gregor  gewidmete  Kirche  zu 
denken  ist  unthunlich,  weil  in  ganz  Mähren  eine  diesem  heiligen 
Papste  geweihte  Kirche  nicht  vorkommt  —  der  Heilige  wird 
angerufen,  um  die  neue  Kirche  unter  seinen  Schutz  zu  nehmen  — 
alles  reine  Vermuthungen !  Das  Bild  bleibt,  wenigstens  mir,  bis 
zur  Stunde  ein  Räthscl. 

Nach  diesem  Bilde  gehen  die  Collecta,  Capitula  und  Ora- 
tiones  nach  Ordnung  des  Breviers  weiter  und  enden  mit  einem 
Theile  der  Orationes  pro  Defunctis.  Der  Schluss  des  Codex 
fehlt  jedoch. 

Die  Initialen  sind  gold,  blau  und  grün  im  romanischen 
Style,  doch  nur  als  Pflanzenornamentik.  Thier-  und  mensch- 
liche Figuren  erscheinen  nirgends.  Der  eine  Deckel  —  rother 
Saffian  —  ist  noch  alt,  der  andere  neu.  Als  ältere  Sign,  auf 
dem  ersten  Blatte:  215  Nor.  Numerus  solitarius.  Provenienz 
des  Codex  unbekannt. 


3  blas  GOl   345  SSO 


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