Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commcrcial parties, including placing technical restrictions on automatcd qucrying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send aulomated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogX'S "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct andhclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at|http : //books . google . com/|
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch fiir Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books . google .corül durchsuchen.
f •
Archiv
fDr
Österreichische Geschichte.
Herausgegeben
TOM der
zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission
der
kaiHerlichen Akademie der Wissenschaften.
Neunondfanfzisster Band.
(Mit einor Abbildnng.)
-■ T ".?''"^VX5i|r,J^"V:S-'T
Wien, 1880.
In CommiBRion bei Carl Gerold'» Sohn
flnehhNn<llAr der k. Ak«drnii« der WinMn.rhunrti
Druck Ton Adolf Holshansen in Wien,
k. k. Hof- nod UalrertiUU-Baehdraeker.
Inhalt des neanandfBnfzigsten Bandes.
Seite
Ans der Kanzlei Kaiser Sigismundn. Urkundliche Beiträge zur Geschichte
des Constanzer Concils. Herausgegeben von J. Caro . . . . 1
Das Ministerialengeschleeht von Wildonie. Von Dr. Karl Ferdinand
Knmmer. (Mit einer Stammtafel.) 177
Ufber den Ausstellungsort einer Urkunde Kaiser Heinrichs IV. dd. Nuzdorf,
Id. (Idibiis) Mai (15. Mtii) 1097. Von Albert Jaeger .... 323
Peter Freiherr von Parchevich, Erzbischof von Martianopel. (1612 — 1674.)
Nach archivalischen Quellen geschildert von Julian Grafen
Pejacsevich. (Mit einer Abbildung) 337
Necrologium Olomucense. Handschrift der königlichen Bibliothek in
Stockholm. Von Dr. B. Dudik O. 8. B 689
■Ori
AUS DER
KANZLEI KAISER SIGISMUNDS.
URKUNDLICHE BEITRAGE
ZUB
GESCHICHTE DES CONSTANZEß CONCILS.
HEKAUSOEGEBEM
VON
J. CARO,
ArckiT. Bd. LH. I. H&lfte.
\
Der im kais. und könig. Haus-, Hof- und Staatsarchiv
zu Wien unter Nr. 22 sich findende Codex wird von Constantin
V. Böhm in dem Verzeichniss der Handschriften dieses Instituts
als ,Copial- und Formelbuch Kaiser Sigismunds' bezeichnet.
Die Handschrift gehörte ehedem der kaiserlichen Hofbibliothek
an^ wo sie anfanglich unter den historischen Manuscripten
(Nr. 72), dann aber als Codex juris civilis (Nr. 199) bewahrt
wurde. Nach einer mir durch den Herrn Director der kaiser-
lichen Archive gütigst übermittelten Notiz musste im December
1749 dieses Manuscript mit vielen andern an die kaiserliche
Schatzkammer abgegeben werden, aus welcher es zuletzt im
.Jahre 1754 in das geheime Haus-, Hof- und Staatsarchiv ge-
langte. Aller Wahrscheinlichkeit nach geschah es in dieser
Zwischenzeit, dass auf hohe Veranlassung hin eine Abschrift
angefertigt wurde (in dem Verzeichniss von Böhm sub Nr. 21
aufgeführt), der ich doch nicht in allen Stücken mit Herrn
v. Böhm das Prädicat ,genau^ beilegen möchte. Am häufigsten
sind die Eigennamen missverstanden worden, und die Datirungen
der Briefe öftörs ganz willkürlich verändert.
Das Original ist ein in Pergament gebundener kleiner
Foliant von 102 Blättern, von denen die drei ersten, das fünf-
undachtzigste und sechsundachtzigste, sowie die zwei letzten
völlig unbeschrieben sind, so dass die Schrift selbst nur
95 Blätter einnimmt. Ursprünglich hatte der Codex keine
Paginirung. Die Folionummern, die sich jetzt vorfinden, sind
sichtlich von demjenigen geschrieben, der das alte Signum der
Hofbibliothek ,Nr. 72' auf die Pergamentschale und einige
luhaltsstichworte an vier oder fünf Stellen der beschriebenen
Blätter gesetzt hat. Sie sind aber insofern nicht richtig, als
Fol. 93 zweimal vorkommt. Die vorn und hinten leer ge-
lassenen Blätter sind nicht in die Paginirung mit einbezogen,
wohl aber die in der Mitte der Schrift leer gebliebenen. Die
auf aufgeklebten Vorsteckblättern in neuerer Zeit aufgezeich-
neten kurzen Nachweisungen von dem Inhalte des Buches er-
schöpfen denselben nicht.
Die ersten 61 Blätter der Handschrift sind von einer
gleichmässigen, säubern, wenn auch flüchtigen Hand aus der
ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts beschrieben. Mit
Fol. 62 tritt mitten in der Urkunde (Nr. XCVI) eine andere
Hand ein, die bis Fol. 75 fortgeht. Hier scheint die Hand-
schrift ursprünglich abgeschlossen gewesen zu sein. Denn was
nunmehr folgt, ist von sehr verschiedenen Händen und oflFenbar
zu ganz verschiedenen *Zeiten — aber immer des fünfzehnten
Jahrhunderts — geschrieben. Ab und zu sind innerhalb dieses
Theils halbe Seiten, und einmal sogar, wie schon oben bemerkt,
zwei ganze Seiten leer gelassen. Nur von Fol. 87 an bis zum
Schluss tritt wieder mit Gleichmässigkeit diejenige Hand ein,
welche die Blätter 62 bis 75 beschrieben hat, und welche
sicherlich ebenso wie die erste Hand der ersten Hälfte des
fünfzehnten Jahrhunderts angehört. Da dieser letzte Theil
(Fol. 87 bis 96, eigentlich 97,) auch inhaltlich wieder in den
Rahmen eines Kanzleibuchs König Sigismunds fällt, so waren
offenbar ursprünglich die Blätter 75 bis 87 unbeschrieben ge-
blieben und sind von sehr verschiedenen Schreibern zur Auf-
zeichnung sehr verschiedener Gegenstände benützt worden.
Klarer wird sich das noch durch eine Registrirung des
ganzen Inhalts der Handschrift ergeben. Da wir aus demselben
nur diejenigen Stücke mittheilen werden, welche einen beson-
deren charakteristischen Werth haben, und diejenigen aus-
scheiden, welche entweder ganz formelhaft sind, so dass nicht
einmal die Namen der vorkommenden Personen und Oertlich-
keiten ausgeschrieben sind, oder welche nur der gewöhnlichen
Geschäftspraxis angehören und somit nur in den üblichen,
meist weitschweifigen und nichtssagenden Redewendungen ab-
gefasst sind, ferner diejenigen, welche nur als Stilübungen
und Ergüsse der Kanzleibeamten sich darstellen, sowie einen
grossen Theil der von verschiedenen Händen auf die leer ge-
lassenen Blätter geschriebenen Urkunden, insbesondere aber
die bereits gedruckten und somit schon bekannten Actenstücke,
— so muss dieses hier folgende Verzeichniss zugleich als
Register der fortgelassenen Actenstücke angesehen werden.
Wir geben aber den Inhalt auch der ausgeschiedenen Stücke^
die einen urkundlichen Werth haben könnten^ so ausführlich,
dass sie einem zukünftigen Kegestenwerk über die Epoche
Sigismunds hinreichende Dienste zur Vervollständigung leisten
können.
Fol. 1% Stück I, 1417, 8. Juni, Constanz. König Sigis-
mund bestätigt der Stadt Osnabrück die von den Kaisern
Friedrich IL und Rudolf ertheilten Privilegien, insbesondere
das de non evocando.
' Fol. l^ Stück II, 1417, 10. Mai, Constanz. König Sigis-
mund spricht Jen Bürger von London Johannes Lavenni, welcher
gegen Mathias Lemel, ^ den Schatzmeister des Königs, einen
Prozess wegen 41 Pfund Sterling verloren hatte, nach Zahlung
dieser Summe von allen weiteren Pflichten los. Weggelassen.
Fol. 1\ Stück III, 1417, 18. Juni, Constanz. König Sigis-
mund verleiht dem Bischof Gerhard (v. Goch) von Naumburg
die Regalien, Weggelassen.
Fol. 2», Stück IV, 1417, 29. Juni, Constanz. König Sigis-
mund legitimirt einen illegitimen Sohn des Herzogs Ziemowit
von Masowien, Namens Miklusz.
Fol. 2^, Stück V, ohne Ort und Datum. (König Sigis-
mund) ertheilt einem Nicht-Ritterbürtigen das Ritterrecht. Ganz
formelhaft. Weggelassen.
Fol. 2^, Stück VI, ohne Ort und Datum. Prooemium
zu einer Urkunde, in welcher ein Gefangener aus Piacenza,
der wegen eines unvorsätzlichen Mordes verurtheilt worden
war, begnadigt wurde. Nach dem Prooemium heisst es : Sermo
hie est graciae de Placentino captivo, quem propter homicidium
non ex proposito sed rixa interveniente commissum, nostra
sententia ultimo supplicio condempnarat, qui licet ante judicem,
examinatorem justiciae stricto jure inexcusabilis sit expertus
tarnen coram summi clemencia principis factus est redivivus,
sicut in antedicti scripti nostri serie videretur contineri, quod
latus praesentibus oppositum monstrabit. (Hinweisung auf
Nr. VIII?). Weggelassen.
1 In den Acten des Breslaner SiadtarchivR wird dersolbe wiederholt als
Beflchützcr und Fürsprecher der wider den llath von Breslau bei Sig^s-
round klageführenden Opposition genannt.
6
Fol. 3% Stück VII, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund beschränkt die von der Communität von Friaul an den
Podesta zu zahlende Steuer auf 70 Livres.
Fol. 3% Stück Vni, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund nimmt Jemand (N. de N.), der in Rebellion gewesen
ist, zu Gnaden wieder auf. Ganz formelhaft. Vgl. Nr. VI.
Weggelassen.
Fol. 3*, Stück IX, ohne Ort und Datum. Einem Un-
genannten wird, nachdem er den schuldigen Eid geleistet, das
Amt eines Vogts verliehen. Ganz formelhaft. Weggelassen.
Fol. 3^ Stück X, ohne Ort und Datum (1413). Ein
Ungenannter (N. de N.) wird, ,nachdem der Krieg beendigt ist*,
zum Capitaneus und Justiziarius des Landes ernannt. Formelhaft
und gekürzt. Doch vermuthe ich, dass die Urkunde sich auf
den Grafen Heinrich v. Görz, den Capitaneus v. Belluno, Feltri
u. 8. w. bezieht. Vgl. Verci, Storia della Marca Trivigiana e
Veronese XIX, Docum. pag. 67 u. ff. Weggelassen.
Fol. 3^ Stück XI, 1417, 1. August, Constanz. König
Sigismund macht als ungarischer König von seinem Rechte,
för eine Capelle am Münster zu Aachen einen Ungarn präsen-
tiren zu dürfen, zu Gunsten eines Clerikers aus Agram, des
Gallus vormals Emerich von Baslawitz, Gebrauch, nachdem
der bisherige Inhaber der Stelle, Paulus Stalitzer wegen Mangels
constatirter ungarischer Nationalität resignirt hat.
Fol. 4% Stück XII, 1415, 13. Februar, Constanz. König
Sigismund ertheilt dem Erzbischof Theobald (de Rubeomonte)
von Besan9on die Regalien. Weggelassen.
Fol. 5*, Stück XIII, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund nimmt Jemanden, der in der Versammlung der Palatino
sich die Strafe der Proscription zugezogen hat, in Gnaden
wieder auf, und zeigt das dem Palatin und Hofrichter an.
Formelhaft. (P. filium N. de tali, in civitate tali cebrata con-
gregatio). Weggelassen.
Fol. 5», Stück XIV, 1417, 1. September, Constanz. König
Sigismunds Absagebrief an den Grafen Bernhard d'Armagnac,
den Connetable von Frankreich, wegen seiner Feindseligkeiten
gegen den Herzog Johann von Burgund (Jean sans peur).
Fol. 5^, Stück XV, ohne Ort und Datum. Geleitsbrief
für den in Geschäften des römischen Königs nach der Provence
reisenden Juden Mose. Weggelassen.
Fol. 5^, Stück XVI, ohne Ort und Datum. König
. Sigismund beauftragt den Kurfürsten, Erzkäromerer und Neffen
(T. de T.) die bereits vom Pfalzgrafen, Herzoge, Kurfürsten
und Erzkämmerer des römischen Reiches abgeurtheilte (T. de T.)
Prozesssache des Gottfried und Matthias (T. de T.) wider die
Stadt (T.), welche ihnen die gebührenden Einkünfte vorenthält,
einer nochmaligen Untersuchung zu unterziehen. Formelhaft.
Weggelassen.
Fol. 6», Stück XVII, 1417, 14. August, Constanz. König
Sigismund ertheilt dem Patriarchen Johann von Antiochien die
Vollmacht, an seiner Stelle in den Congregationen der Gallischen
Nation zu fungiren.
Fol. 6», Stück XVIII, ohne Ort und Datum. König
Sigismund ertheilt dem Bischof Johann (de Gavre) von Cambray
die Regalien. Weggelassen.
Fol. 6^ Stück XIX, ohne Ort und Datum. König
Sigismund bestätigt die Privilegien der Benedictiner-Abtei zu
St Jacob in Pegau, in der Merseburger Diöcese. Weggelassen.
Fol. 7% Stück XX, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund befreit einen Ungenannten (Talis de tali familia) von
der Nota condictionalis, in die er durch seine Zugehörigkeit
zu einem damit belegten Adclsbund gerathen ist. Formelhaft.
We^elassen.
Fol. 7^, Stück XXI, ohne Datum, Constanz. König Sigis-
mund ertheilt der Aebtissin Margaretha für die Kirche zu
Essen in der Kölner Diöcese eine Bestätigung aller Privilegien,
insbesondere aber eines von Karl IV. zu Utrecht am 3. Fe-
bruar 1357 (übrigens nicht inserirten; vgl. Lünigs R. A. 18^,
335) ertheilten. Weggelassen.
Fol. 8», Stück XXII, ohne Ort und Datum (1417,
12. September, Constanz). König Sigismund ertheilt der Stadt
Halle ein Privilegium de non evocando. Ludewig Reliq.
mserpt. XII, 218, in einer Confirmation von 1454. v. Drey-
haupt II, 290. Weggelassen.
Fol. 8^ Stück XXIII, ohne Ort und Datum (1417,
12. September, Constanz). König Sigismund ertheilt der Stadt
Halle eine Bestätigung ihrer Privilegien. LünigP. Sp. C. IV,
Thl. II, Forts. S. 495. Ludewig Rel. M. XII, 238. Dreyhaupt
II, 291. Weggelassen.
8
Fol. 9% Stück XXIV, ohne Datum, (1417), Constanz.
König Sigismund ertheilt dem erwäUten Patriarchen Ludwig .
(von Teck), als Patriarchen von Aquileja den Befehl, die Aus-
fuhr der Lebensmittel aus Friaul zu hindern, das ^Parlament'
einzuberufen und die Stärke des Truppencontingents festzu-
stellen.
Fol. 9^ Stück XXV, 1417, 8. Januar, in der Vorstadt
Arrayoli, Diöc. Evora. Notariats - Instrument über eine vom
Infanten Petrus, Herzog von Coimbria, dem Sohne König
Johanns von Portugal, an Alvarez Consalvi, den Gouverneur
seines Hauses, ertheilte Vollmacht, für ihn mit der Tochter
ii^end eines Fürsten in Eheverhandlungen zu treten.
Fol. 10», Stück XXVI, ohne Ort und Datum. König
Sigismund hat in seiner Eigenschaft als römischer König an
dem St. Gertrudsstift zu Nivella, Lütticher Diöcese, eine Prä-
bende zu verleihen, die er dem doctor decr. Johannes de Noet
gibt. Weggelassen.
Fol. 10^ Stück XXVII, ohne Ort und Datum. König
Sigismund bestätigt alle Privilegien des Augustinerordens der
Brüder des heiligen Paulud des Eremiten für ganz Deutschland.
Weggelassen.
Fol. 11», Stück XX Vm, 1417, 29. Juni, Constanz. König
Sigismund zeigt den Unterthanen und Diöcesanen des Erz-
bischofs Michael v. Embrun (Ebredunensis) an, dass sie dem-
selben wegen seiner ruchlosen Schandthaten und wegen seines
Ungehorsams in keiner weltlichen Angelegenheit Gehorsam
leisten dürfen, bei Strafe der Reichsacht.
Fol. 12>>, Stück XXIX, ,ut supra' (1417, 29. Juni), Constanz.
König Sigismund schreibt an den Fürsten (Amedeo von Savoyen)
über die Ursachen, weshalb dem Erzbischof Michael v. Embrun
der Prozess gemacht wurde, und bittet ihn um die Execution.
Fol. 13», Stück XXX, ohne Ort und Datum. Einleitung
einer Urkunde Karls IV. für die drei Brüder Turbert, Johann
und Heinrich de Tortis, Söhne des Pfalzgrafen Tetius von
Pavia. Weggelassen.
Fol. 13», Stück XXXI, 1417, 12. Juli, Constanz. Com-
promiss zwischen dem römischen Könige Sigismund einerseits
und den beim Concil anwesenden Cardinälen andererseits —
sammt dem hierauf bezüglichen Certificat der Zeugen. Das
Keversale bei Martine et Durand, Thesaurus II, 1678.
9
Fol. 14^ Stück XXXn, ohne Ort und Datum. König
Sigismund nimmt Jemand (talis) auf Bitten des Temeser Grafen
Pipo von Ozora wieder in Gnaden auf. Formolhaft. Weg-
gelassen.
Fol. US Stück XXXm, ohne Ort und Datum (1417,
Anfangs Juli, Constanz). Entwurf eines Geleitsbriefes König
Sigismunds für die Theilnehmer des Concils, der aber nicht
acceptirt wurde (,in pleniori forma sed nondum transivit').
Fol. 15S Stück XXXIV, 1417, 12. Juni, Constanz. Ent-
wurf eines Geleitsbriefes König Sigismunds für die Theilnehmer
des Concils, der aber nicht acceptirt wurde (,alia forma sed
nondum transivit').
Fol. 16S Stück XXXV, ohne Datum, ConsUnz. Geleits-
brief König Sigismunds ftii- den Bischof Heinrich v. Wyton
(Winchester) bei dessen Reise nach dem heiligen Grabe.
Fol. 17», Stück XXXVI, 1417, 20. October, Constanz.
König Sigismund beauftragt seinen Hofrichter, den Grafen
Günther v. Schwarzburg, der Gräfin Helipdis de Baucio (sie!)
in der inserirten (fehlt leider) Klagesache den verlangten Rechts-
gang einzuleiten, und gibt ihm das Recht dazu, den Herzog
Amedeo von Savoyen und dessen Anhänger vorzuladen. Wög-
gelassen.
Fol. 17», Stück XXXVn, 1415, 26. Mai, Cella (Radolfs-
zell). Papst Johann XXIII. erinnert den König Sigismund an
die ihm früher erwiesenen Gefälligkeiten und ersucht ihn, jetzt
für ihn bei dem Concil einzutreten. Mansi, Conc. XXVII,
p. 699. Harduin, VIII, p. 361. v. d. Hardt, A. c. C. IV, 259.
W^gelassen.
Fol. 18^ Stück XXXVIII, ohne Ort und Datum. König
Wenzel von Böhmen gibt dem römischen Könige Sigismund
jegliche Vollmacht, im Constanzer Concil für die Union der
Kirche zu wirken.
Fol. 19», Stück XXXIX, 1417, 9. Juli, Constanz. König
Sigismund ertheilt allen Theilnehmern des Concils einen
Sicherheitsbrief — bestätigt von den Kurfürsten und obersten
Beamten. Vgl. Martine, Thesaurus II, 1678.
Fol. 20*, Stück XL, ohne Ort und Datum. Joachims
Prophezeihung von den Königen Böhmens. Weggelassen.
Fol. 20^ Stück XLI, (1417), 4. Mai, Constanz. König
Sigismund schreibt an den König Alfonso von Aragonien über
10
die ihm durch den Gesandten desselben, Raymund Xeemar
(Xatmar), mitgetheilten Angelegenheiten.
Fol. 21% Stück XLII, (1417), 4. Mai, Constanz. König
Sigismund schreibt über dieselben Angelegenheiten in gleich-
lautendem Tenor erstens an Berengar de Baydaxmio (Bradaxino),
den Kath des Königs Alfonso v. Aragonien, und zweitens an
Dydacus Ferdinandi de Quenonis, den Rath des Königs von
Castilien, über deren Förderung der Interessen des Concils.
Fol. 21S Stück XLUI, 1417, 5. Mai, Constanz. König
Sigismund schreibt an den König Wladyslaw von Polen und
bittet ihn, im Interesse ihrer geschlossenen Freundschaft dem
Gerede von Verleumdern kein Gehör zu geben.
Fol. 21»>, Stück XLIV, (1417), 12. Mai, Constanz. König
Sigismund empfiehlt dem Bischof Heinrich v. Winchester den
der Essener Diöcese (?) angehörigen Presbyter Johann Pemiant
zur Anstellung, wegen seiner Verdienste um den König selbst,
wie um seinen Vicekanzler. Weggelassen.
Fol. 22», Stück XLV, (1417), 12. Mai, Constanz. König
Sigismund schreibt an einen Fürsten (Joh. v. Bui'gund?), er
solle verhindern, dass der zu Leyden zum Doctor promovirte
Petrus Maillieti von Cambray die Rechte seines Grades geltend
mache, da derselbe seine Papiere nicht ordnungsmässig aus der
Kanzlei bezogen hat.
Fol. 22^ Stück XLVI, (1417), 27. Mai, Constanz. König
Sigismund schreibt an die Herzogin Margaretha von Burgund,
dass sie einen bei ihr zur Zeit aus dem Gefangniss gelösten
Münzmeister Bernet de Macreros zur Zahlung seiner Schuld an
Johann OfFenburg von Basel anhalten möchte.
Fol. 23», Stück XLVn, (1417), 28. Mai, Constanz. König
Sigismund beglückwünscht den König Wladyslaw von Polen
wegen der zahlreichen durch ihn im Samogitischen Volke be-
wirkten Bekehrungen vom Heiden thum zum Christen thum.
Fol. 2ä\ Stück XL VIII, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund empfiehlt einem Vasallen den Pfalzgrafen des Lateran,
Georg Anton de Britanibus de Valen, und dessen Bruder Bartho-
lomaeus aus der Diöcese Pavia. Weggelassen.
Fol. 24% Stück XLIX, (1417), 8. Juni, Constanz. König
Sigismund empfiehlt einem Fürsten den Ritter Vincenz de
Somotow (Szamotöl), welcher Studien in Kriegsübungen machen
will, zu freundlicher Aufnahme.
11
Fol. 24% Stück L, ohne Ort und Datum. Ein Unge-
nannter (ein Kanzlist wohl) bittet seinen geistlichen Collegen,
ihm doch einige Bücher zum Studium der Rhetorik zukommen
zu lassen. Weggelassen.
Fol. 24*", Stück LI, ohne Datum, Constanz. Ein Unge-
nannter bittet seinen geistlichen Collegen, ihm doch das von
den Rednern so sehr gerühmte Buch Petrarca's unter dem
Titel ,De sine nomine' zur Förderung seiner Bildung zukommen
zu lassen. Weggelassen.
Fol. 24^, Stück LII, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund empfiehlt einem Fürsten den aus Breslau verdrängten
Nicolaus Bortowitz behufs Wiedererlangung seiner dortigen
Anrechte. Weggelassen.
Fol. 25*, Stück LUX, 1417, 8. Juni, Constanz. König
Sigismund ersucht einen Ungenannten, seinen Vorschlag für
die Capelle in Aachen, deren Besetzungsrecht er in seiner
Eigenschaft als ungarisclicr König hat, zu Qunsten des Gatlus,
vordem Emrich de Raslawits, seines Notars, unterstützen zu
wollen, da derselbe ein ,purus Hungarus* sei. Vgl. Nr. XI.
Weggelassen.
Fol. 25^ Stück LIV, ohne Ort und Datum. (König
Sigismund) verwendet sich tiir einen Cleriker Johannes Beck
von London wegen der Parrochie in Chesley (England), die
durch den Tod des Johannes WelcfF erledigt ist. Weggelassen.
Fol. 25\ Stück LV, (1417), 13. April, Cella. Ein unge-
nannter König (jedenfalls König Sigismund) dankt seinem
,Sohne' (d. i. Jemandem, dem er diesen Zärtlichkeitsausdruck
beilegt) für die Zusendung von SchifFsbauhand werkern, von
denen jeder zehn Ducaten den Monat erhält.
Fol. 26*, Stück LVI, ohne Ort und Datum [(1417?) im
März (Constanz)]. (König Sigismund) dankt einem Ungenannten
für seinen ,in valle Oleti* (Valladolid) vom 20. Februar datirten
Brief und fiir seine Förderung der Angelegenheiten des Concils.
Weggelassen.
Fol. 26*, Stück LVII, ohne Ort und Datum. Ein
humanistischer Brief unter der Uoberschrift ,Epistola flori-
data', enthaltend Weltschmerz und Fördorungsbettelci. Weg-
gelassen.
Fol. 28», Stück LVIU, ohne Ort und Datum. Herolds-
emennung. Formelhaft. Weggelassen.
12
Fol. 28»>, Stück LIX, 1417, 3. September, Constanz.
König Sigismund empfiehlt dem König Heinrich V. von Eng-
land den Baptista de Montaldo von Oenua, der mit zwei
Schiffen in den Dienst des Königs treten will und das ent-
sprechende Geleit fordert.
Fol. 28*», Stück LX, ohne Datum, Constanz. König Sigis-
mnnd beglückwünscht den König Wladyslaw von Polen wegen
seiner Vermählung mit Elisabeth, der Tochter eines Magnaten,
und gibt ihm gleichzeitig Bericht über die Thätigkeit des
Concils.
Fol. 29^, Stück LXI, ohne Datum, Constanz. (König
Sigismund) empfiehlt einem Fürsten einen gewissen Szassini
für die Propstei von Piacenza. Weggelassen.
Fol. 29^ Stück LXII, ohne Ort und Datum (Constanz).
König Sigismund empfiehlt einem Fürsten den in Perugia
studirenden Matthaeus, den Sohn des in Constanz verstorbenen
Dr. decr. Antonius de Gualdo. Weggelassen.
Fol. 30», Stück LXIII, 1417, 4. August, Constanz. König
Sigismund schreibt an Heinrich V. von England, dass er den
Gesandten Typtot (Typtoft) empfangen habe, und gern der
Verabredung zufolge sich zu einer Campagne eingefunden
hätte. Inzwischen habe er aber die Angelegenheit des Concils
gefördert und namentlich die Absetzung des Peter de Luna;
jetzt läge die Reformfrage vor, und er verspräche mit seinem
königlichen Wort, zum nächsten 1. Mai behufs Wiedererlangung
der beiderseitigen Rechte mit seinen Truppen an den Grenzen
Frankreichs zu stehen.
Fol. 31% Stück LXIV, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund empfiehlt dem Könige Heinrich V. von England für
die Präceptur von Compeltombe den Bruder Thomas Skypnil.
Weggelassen.
Fol. 31% Stück LXV, (1417), 30. Juli, Constanz. König
Sigismund schreibt an den Herzog Philipp Maria Angelo
Visconti von Mailand, dass er seine Gesandtschaft empfangen
habe, und ermahnt ihn in der Treue zu verharren.
Fol. 31% Stück LXVI, (1417), 30. Juli, Constanz. König
Sigismund schreibt an einen Rath des Herzogs Philipp Maria
Angelo von Mailand mit der Bitte, seinen Herrn zur Treue
gegen den römischen König anzuhalten. Weggelassen.
13
Fol. 31^ Stück LXVII, 1417, 10. August, Constanz.
König Sigismund fordert Jemand auf, den Aldegretto von
Castrobarcho mit seinen Truppen zu schützen und gegen die
Venetianer zu vertheidigen.
Fol. 32% Stück LXVIII, 1417, 10. August, Constanz.
König Sigismund schreibt an die Mitglieder eines Comitats
(in Ungarn) und fordert sie auf, die Neffen und Nichten des
Erzbischofs von Calocza in ihren Schutz zu nehmen.
Fol. 32% Stück LXIX, 1417, 13. August, Constanz.
König Sigismund fordert den Herzog (Amedeo) von Savoyen
auf, gegen den Erzbischof Michael v. Embrun nach Prozess
und Urtheil zu verfahren.
Fol. 33% Stück LXX, 1417, 13. August, Constanz. König
Sigismund zeigt dem Herzog Amedeo von Savoyen sein Wohl-
ergehen an und verweist ihn in Bezug auf das Concil auf die
Nachrichten seiner Gesandten, des Gaspar de Monte-Maggiore
und Amedeo de Chalant
Fol. 33% Stück LXXI, 1417, 16. August, Constanz.
König Sigismund schreibt an den König Heinrich V. von Eng-
land unter Bezugnahme auf seinen Brief vom 4. August, dass
er es bedauere, den versprochenen Feldzug in diesem Jahre
nicht unternehmen zu können, dass er aber zu dem bestimmten
Zeitpunkt sich einfinden werde — und sollte er darüber das
Reich und alle seine Kronen verlieren.
Fol. 34% Stück LXXII, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund schreibt einem italischen Herrn (Giovanni da Vico),
dass dem Vernehmen nach der abgesetzte Peter de Luna die
Absicht habe, sich in seine Stadt (Vetula urbs) einzudrängen ;
wenn das geschähe, solle er Acht darauf haben, ihn zu ver-
haften ; überhaupt aber möchte er über alle Vorgänge in Italien
berichten.
Fol. 34% Stück LXXUI, ohne Datum, Constq^nz. König
Sigismund ersucht Jemand, den vorstehenden Brief (Nr. LXXII)
dem Johannes de Vico zu übergeben, und seine, die ganze
Christenheit interessirenden Nachrichten fortzusetzen.
Fol. 35% Stück LXXIV, 1417, 30. September, Constanz.
König Sigismund urkundet über die Wiedereinverleibung Ost-
und Westfrieslands, der sogenannten ,freien Friesen', in das
deutsche Reich. In lateinischer Sprache bei Beninga J, 58 und
an mehreren anderen Orten, die bei Mieris zusammengestellt
14
sind. Vgl. Schotanus Chronyk van Vriesland, in de bewyzen
24 ff. Winsemius Cliron. v. Vriesland, 238 ff. In nieder-
deutscher Uebersetzung bei Mieris, Groot Charterboek der
graven van Holland van Zeeland IV, 425. Weggelassen.
Fol. 36», Stück LXXV, ohne Ort und Datum, (1417,
30. September, Constanz). König Sigismund bestätigt alle Privi-
legien der Ost- und Westfriesen, der sogenannten freien Friesen.
Friedländer, Ostfriesisches Urkundenbuch II, 24, woselbst auch
die zahlreichen vorhandenen Abdrücke aufgeführt sind. Weg-
gelassen.
Fol. 38^ Stück LXXVI, ohne Ort und Datum (1417,
30. September, Constanz). König Sigismund gestattet den Ost-
und Westfriesen zu ihren alten Privilegien noch das Recht,
Münze zu schlagen, unter Beschreibung der Münzen.
Fol. 40», Stück LXXVn, 1412, 5. Mai, Dixsgur (Diös-
Györ). König Sigismund hebt alle von vormaligen Kaisern
und Königen verliehenen Reichs vicariate und Reichsvicariats-
rechte auf, vermöge welcher die Vicarien Appellationen von
Clerikern und überhaupt Kirchensachen vor ilu*en Stuhl ziehen
können, wie dergleichen z. B. Karl IV. dem Herzog von
Savoyen verliehen hat.
Fol. 42», Stück LXXVIII, 1413, 25. Januar, in terra
Istriae in campis ante civitatera Copuscistriae (Capo d'Istria).
König Sigismund verleiht den Bmdern Andreas und J(ohanne8?)
de Lancellino das Recht, die kaiserliche Flagge im Kriege
wider die Reichsfeinde, insbesondere gegen die Venetianer zu
führen, und räumt ihnen volle kaiserliche Gewalt ein.
Fol. 43% Stück LXXIX, (1413), ohne Datum, Utini (Udine).
König Sigismund ertheilt seinem ,Vicar* Giovanni Francesco
Gonzaga von Mantua die Hauptmannschaft über Montechiaro
und andere (nicht genannte) Länder und Schlösser.
Fol. 43^ Stück LXXX, (1413), ohne Datum, üdine. König
Sigismund zeigt den Bewohnern von Montechiaro an, dass er
Giovanni Francesco Gonzaga von Mantua zu ihren Hauptmann
ernannt habe.
Fol. 44^ Stück LXXXI, ohne Datum, (1412, 16. Sep-
tember), Buda. König Sigismund compromittirt mit seinem
Bruder Wenzel auf die Entscheidung des Königs Wladyslaw
von Polen wegen aller ihrer Streitigkeiten. Gedi'uckt bei
Pelzel, Wenzeslaus, II, Urkundenbuch Nr. 236, p. 153.
15
Fol. 45*, Stück LXXXn, ohne Ort und Datum. König
Sigismund nimmt den Pfalzgrafen Berthold v. Orsini Grafen
V. Sovana in den Drachenorden auf. Weggelassen.
Fol. 46% Stück LXXXIII, ohne Ort und Datum. König
Sigismund hat mittels primariae preces einem Capitel einen
Ungenannten (N.) für ein Canonicat vorgeschlagen, da sich
aber herausstellt, dass derselbe noch ein Kind und zur Ueber-
nahme eines geistlichen Amtes noch ungeeignet ist, so macht
er seine primariae preces zu Gunsten eines Andern geltend.
Weggelassen.
' Fol. 47% Stück LXXXIV, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund bestätigt die Gerichtsbarkeit des Graner Capitels
auch über die Laien der Stadt Gran.
Fol. 48% Stück LXXXV, 1417, 7. October, Constanz.
König Sigismund gewährt der Stadt Löwen ein Moratorium von
fünfzehn Jahren in Betreff aller Renten und Leibrenton, zu
denen die Stadt während der usurpatorischen Herrschaft des
Peter Couterel durch missbräuchliche Verschreibungen ver-
pflichtet worden ist.
Fol. 50% Stück LXXXVI, ,ut supra' (also entweder
7. October 1417 oder allenfalls 30. September 1417, vgl.
Nr. LXXIVj, Constanz. König Sigismund erklärt die Friesen
für reichsunmittelbar und entbindet sie von dem Gehorsam
gegen den Häuptling Okko, den Sohn des Keno.
Fol. 50% Stück LXXXVII, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund fordert die friesischen Gemeinden von Ostergo,
Westergo, Smeylburgerland, Schotterwerf, Upsterland und die
anderen acht Parrochien Frieslands auf, ihm ein subsidium
charitativum zu den Concilskosten zu bewilligen und seinen
Einnehmern einzuhändigen.
FoL 51^ Stück LXXXVIH, ohne Datum, Constanz.
König Sigismund schreibt an den Magistrat (von Stavorn?) in
Friesland, dass, nachdem er den Friesen die Einrichtung eines
Zolles gewährt hat, sofort Zöllner eingesetzt und die Erträge
an ihn abgeführt werden möchten. Weggelassen.
Fol. 51^ Stück LXXXIX, ohne Ort und Datum.
König Sigismund fordert die Obrigkeiten in Sachsen, West-
falen, Thüringen und Hessen auf, eine dem Bischof von
Werden entrissene Burg (liodenberg?) demselben wieder zurück-
zugeben. Weggelassen.
16
Fol. 52% Stück XC, 1408 (pridie Idus Decembris)
12. December, ohne Ort. König Sigismund und seine Gemahlii
Barbara stiften den Drachenorden. ^Initium societatis regali
a rege et regina simul.' Acta musei nat. Hung. I, 167 — 181
bei Fejir Cod. dipl. Hung. X, IV, p. 682, Nr. 317, vgl. Pray
Annales Hung. U, 198. Weggelassen.
Fol. bb\ Stück XCI, 1413, 27. Mai, Feltri. König Sigis
mund belehnt die Brüder Francesco, Bartolomeo und Antonie
von Savorgnano in Friaul mit den von ihren Oheimen wegei
Rebellion heimgefallenen Gütern.
Fol. 56», Stück XCII, ohne Ort und Datum. König Sigia
mund belehnt die Grafen Ugolino und Roberto von Planan
mit Planani und den andern dazu gehörenden Gütern.
Fol. 56»>, Stück XCIII, ohne Ort uud Datum. Koni]
Sigismund bestätigt dem Abt des San Giovanni Klosters i:
Parma, dem Galeazzo dei Crivelli, alle Privilegien seine
Klosters. Weggelassen.
Fol. 57^ Stück XCIV, 1369, 17. Juni, Lucca. Kaise
Karl IV. ertheilt dem Ketzerinquisitor Walther Krelinger wide
die Begharden und Beghinen, welche die Besitzlosigkeit al
den vollkommensten Zustand der Welt ansehen, ausgedehnt
Privilegien.
Fol. 59^ Stück XCV, ohne Datum (1417, 4. September
Constanz. König Sigismund schreibt an die Herren von Böhme
über die schweren Kirchenverletzungen, die vorgekommen sine
wie er nur mit Mühe verhindert habe, dass König Wenzel de
Prozess gemacht würde etc. v. d. Hardt, Acta con. Const. I\
1408. Fejir, Cod. dipl. Hung. X, V, p. 759, Nr. 347. Weg
gelassen.
Fol. 61», 62»,* Stück XCVI, ohne Datum, Constanz. Koni
Sigismund schreibt an die Friesen höchst eindrücklich, wie c
ihn fast zu Thräuen gebracht, dass in Groningen und andei
wärts eine reichsfeindliche Partei mit Hinrichtungen und Kerkei
haft gegeti reichstreue Leute sich vergreife; sie sollten doc
der grossen Macht des Reiches, das mit England und Dän(
mark aufs engste verbunden wäre, eingedenk sein, und sofoi
wieder zum Gehorsam gegen dasselbe zurückkehren.
^ Mitten in diesem Schreiben, Anfang de« Fol. 62 • wechselt die Hand,
oben S. 4.
17
Fol. 62*», 63», Stück XCVII, ohne Datum, Constanz.
König Sigismund schreibt an eine Fürstin. (Königin Sophia
von Böhmen ?), sie solle doch den in Böhmen vorgekommenen
Vergewaltimgen gegen Religion und Kirche Einhalt thun.
Fol. 63^ Stück XCVIII, 1417, 23. September (jedoch
mit dem unrichtigen Zusatz: Romanorum octavo), Constanz.
König Sigismund schreibt dem Capitel und Clerus des Bis-
thums Werden, um das sich Heinrich v. Hoya und Ulrich Otto
gestritten haben, dass nunmehr, da letzterer unter Mitwirkung
des Concils das Bisthum Seckau erhalten habe, Heinrich allein
als Bischof anzuerkennen sei. Gedruckt bei Hartzheim, Conc.
Germ. V, 732, mit demselben Fehler ,Romanorum octavo^
Weggelassen.
Fol. 63^ Stück XCIX, ohne Ort und Datum (1417,
23. September, Constanz). König Sigismund schreibt in der-
selben Angelegenheit an Vasallen mit dem Zusatz, dass Schloss
Rothenburg durch den Herzog Ulrich von Lüneburg geraubt
und von dessen Erben noch nicht zurückgegeben sei. Hartzheim,
Conc. Germ. V, p. 734. Scheidt, Anm. zu Moser in der Biblio-
theca Goetting. III. Weggelassen.
Fol. 64», Stück C, ,ut supra' (1417, 23. September,
Constanz). König Sigismund fordert den Herzog von Lüne-
burg auf, Schloss Rodenburg an den Bischof Heinrich v. Werden
zurückzugeben. Hartzheim, Conc. Germ. V, p. 733. Scheidt,
Bibl. Goett. Weggelassen.
Fol. 64^, Stück CI, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund fordert einen Ungenannten auf, die dem Bischof Thomas
V. Lecce unrechtmässig entzogenen Güter wieder zurückzu-
stellen. We^elassen.
Fol. 65*, Stück CII, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund fordert die Lübecker auf, die dem Dr. decr. Hermann
Albers entzogene Scholastrie, auf welche er ein Anrecht hat,
wieder zurückzugeben. Weggelassen.
Fol. 65», Stück CHI, (1417), 28. September, Constanz.
König Sigismund zeigt der Königin Maria von Jerusalem, der
Gouverneurin von Tarent und Lecce an, dass ein neapoli-
tanischer Edelmann den von Gregor XII. eingesetzten Bischof
Thomas von Lecce seines Bisthums beraubt hat, und bittet
ihn wieder in dasselbe einzusetzen.
ArcbiT. Bd. LIX. 1. U&lfte. 2
18
Fol. 65^ Stück CIV, (1417), 6. October, Constanz.
König Sigismund dankt den Florentinern fUr den durch zwei
Gesandte ausgesprochenen Ausdruck von Anhänglichkeit und
ertheilt dem Abte von Santa Maria zu Florenz, Nicolaus de
Gasconibus, einen^Credenzbrief. Weggelassen,
Fol. 66% Stück CV, (1417), 14. October, Constanz. König
Sigismund ersucht den Herzog (Amedeo) von Savoyen, die
gegen Michael, den angeblichen Erzbischof von Embrun, er-
lassenen Mandate auszuführen.
Fol. 66*, Stück CVI, ohne Ort und Datum. Credenzbrief
an einen ungenannten Fürsten für ungenannte Gesandte. Ganz
formelhaft. Weggelassen.
Fol. 66% Stück CVII, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund fordert einen (italienischen) Fürsten auf, wenn
Philipp Maria Angelo von Mailand ein Heer wider die Reichs-
feinde aufstellen würde, mit 2000 Reitern und 2000 Mann zu
Fuss zu ihm zu stossen ; wenn jener aber wider die Venetianer
zu Felde ziehen sollte, mit denen Sigismund einen zeitweiligen
Frieden hat, solle diese Aufforderung die Entschlüsse des
Adressaten nicht beeinflussen. Weggelassen.
Fol. 67*, Stück CVIII, ohne Ort und Datum, Stossseufzer
eines Canzlisten über seine Lage an einen Erzbischof von
Ungarn. Weggelassen.
Fol. 67% Stück CIX, (1417), 13. November, ohne Ort.
Anzeige an die Prälaten und an einzelne Personen von der
erfolgten Wahl Otto 's von Colonna zum Papst. Weggelassen.
Fol. 68», Stück CX, (1417), 11. November, Constanz.
König Sigismund zeigt dem Könige von Polen die Wahl Otto's
von Colonna zum Papste an, unter Mittheilung von Einzel-
heiten beim Hergang derselben, . und dankt ihm zugleich für
die beim Beginn des Winters sehr zu Statten kommenden
Geschenke.
Fol. 68% Stück CXI, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund zeigt dem Könige Heinrich V. von England die
Wahl Otto's von Colonna zum Papste an.
Fol. 70», Stück CXII, ohne Datum, Constanz. Der Caplan
des Königs von Polen dankt diesem für den ihm zum Geschenk
gemachten Pelz.
19
Fol. 70^ Stück CXin, ohne Datum, Constanz. Ein Unge-
nannter dankt dem Kanzler des Königs Wladysiaw von Polen
(Albert JaBtrz^biee) für seine Verwendung bei der Königin
Elisabeth von Polen.
Fol. 70^ Stück CXIV, ohne Ort und Datum. König
Sigismund empfiehlt dem Grossfilrsten Witold von Litthauen
den Karl von Hesburg, den derselbe schon einmal freundlich
aufgenommen hat. Weggelassen.
Fol. 71% Stück CXV, ohne Ort und Datum. König
Sigismund zeigt dem Kaiser Palaeologos die Wahl Otto's von
Colonna zum Papste an. Nur das Prooemium, dann wird mit
den Worten abgebrochen: ,ut superius ad regem Anglich
(Nr. CXI.) Weggelassen.
Fol. 71% Stück CXVI, 1417, 11. November, Constanz.
Papst Martin V. zeigt dem Herzog Ludwig von Achaja seine
Wahl an unter Mittheilung von Einzelheiten beim Hergang
derselben. Bis auf den Schlusssatz und das Datum überein-
stimmend mit der für die Kölner Universität erlassenen bei
*Martöne, Thesaurus II, 1688 gedruckten Bulle. Mit Ausschluss
des Eigentbümlichen weggelassen.
Fol. 72», Stück CXVn, ohne Datum (1417, December),
Constanz. Papst Martin V. beglückwünscht den König Wladyshiw
von Polen wegen der Bekehrung Samogitiens.
Fol. 72% Stück CXVm, ohne Datum (1417, December),
Constanz. König Sigismund schreibt an den König Wladysiaw
von Polen über denselben Gegenstand in emphatischen Worten.
Verschieden jedoch von Nr. XL VII.
Fol. 73% Stück CXIX, (1417), 18. December, Constanz.
König Sigismund gibt seine Einwilligung zur Vcrheinithung des
Sohnes des Grafen Nikolaus von Segnia mit der Tochter eines
Ungenannten, an den der Brief gerichtet ist. Weggelassen.
FoL 74*, Stück CXX, ohne Datum (1417, Dccemb.), Constanz.
König Sigismund versichert dem Herzog v. Bedford, dem Bruder
des Königs von England, dass er gern das versprochene Unter-
nehmen fortsetzen werde und spricht ihm seine Zuneigung aus.
Fol. 74% Stück CXXI, ohne Datum (1417, December),
Constanz. König Sigismund versichert dem Könige Heinrich V.
von England in Erwiderung seines Briefes vom 30. September,
den er am 30. November erhalten hätte, dass er gern in Person
zu dem verabredeten Unternehmen erschienen wäre, wenn ihn
20
nicht die Angelegenheiten des Concils abgehalten hätten; er
werde aber^ wenn diese erledigt sind, nicht fehlen.
Fol. 75% > Stück CXXII, 1440, 2. Januar, Tonon. Papst
Felix V. schreibt dem Baseler Concil, dass er die auf ihn ge-
fallene Wahl annehme. Weggelassen.
Fol. 75% Stück CXXIII, ohne Ort und Datum. Jemand
appellirt an das Baseler Concil, dessen Deputationen für die
Parrochialkirche von Neumagen einen Johann de Rewe vor-
geschlagen haben, darüber, dass die Collatoren an Stelle des-
selben Johann Slitzenrod in die Parrochie eingesetzt haben;
er bäte für Johann de Rewe. Weggelassen.
Fol. 76% 77% Stück CXXIV, ohne Ort (Strassburg?) und
Datum. Der Dechant Heinrich de Hevey, der Scholasticus
Friedrich von Leiningen, der Schatzmeister Ludwig de Bitis,
Archidiacone von Strassburg, setzen den Vogt der Strassburger
Kirchen Hermann Ritter aus Urendorf wegen seiner vielen
Vergehen vom Amte ab. Weggelassen.
Fol. 77% 2 Stück CXXV, ohne Ort und Datum. Appellation
des Priesters Johannes von der Gerechtigkeit Qottes zu dessen*
Erbarmen. Kanzlistenspielerei. Weggelassen.
Fol. 78^ Stück CXXVI, ohne Ort und Datum. Christi
Erbarmen wird dem Bittsteller gewährt. Weggelassen.
Fol. 79% 3 Stück CXXVII, 1455, IL Mai, Strassburg.
Ritter Theobald von Mülnheim, Bürgermeister, und die Raths-
herren von Strassburg ertheilen dem Caplan und Oi^elbauer
Peter Gener, der nach England und in andere Länder behufs
Ausübung seiner Kunst reisen will, einen empfehlenden Geleita-
brief. Weggelassen.
Fol. 80%^ Stück CXXVni. Begrüssungsformel für einen
geistlichen Gesandten des Papstes. Formelhaft. Weggelassen.
Fol. 80% ^ 81% « Stück CXXIX, 1460, 27. April, Siena.
Papst Pius II. verleiht der Kathedrale von Basel einen Ablass,
dessen Erträge zum Ausbau und Schmuck derselben verwendet
werden sollen. Weggelassen.
^ Eine ganz andere Hand.
2 Eine andere Hand, es scheint die von 62 an.
3 Wieder eine andere Hand.
* Einige Zeilen, der Rest der Seite leer.
^ Andere Hand, mit gemalter Initiale.
• Sl*», 82**» und 83« leer gelassen.
21
Fol. 83^ » Stück CXXX, 1454, 9. November, in castro
Nandoralbensi (Belgrad). Johann Hunyady, Generalcapitän von
Ungarn, berichtet dem Kaiser Friedrich III. über einen er-
rungenen Sieg. Gedruckt bei Pray, Ann. Hang. III, 145.
Katona Bist. crit. XIII, 963. Weggelassen. Nur die Notiz der
Ueberschrift findet sich in den Drucken nicht. ,Copia literae
missae ad imperatoriam raajestatem per gubernatorem Hungariae
de Novis, recepta in Nova civitate penultima Novembris.'
Fol. 84S Stück CXXXI, (1454, October, Frankfurt).
Beschlüsse des Frankfurter Reichstags (vom 29. September 1454).
In deutscher Sprache bei: Koenig v. Koenigsthal, Nachlese in
den Reichsgeschichten unter Kaiser Friedrich III. p. 48—51.
Höfler, Das kaiserliche Buch, p. 35, von dem Passus: ,von
Schickung des allmechtigen' an. Vgl. auch daselbst die Anm.
Lateinisch auszüglich bei: Pray, Ann. Hung. III, 150. Katona,
Bist. crit. XIII, 969.
Fol. 85S Stück CXXXII, 1454, 14. April, in civ. Rostil-
densi. Erwiderung König Christians von Dänemark auf das
Ausschreiben Kaiser Friedrichs zur Theilnahme an einem
Kreuzzuge wider die Türken und zur Hilfe für den deutschen
Orden. Gedruckt in: Aeneae Sylvii Opera, Basel 1571, Fol. 658.
Müller, Reichstags-Theatr. I, 485. Weggelassen.
Fol. 86^2 Stück CXXXIII, (1432?), 4. Mai, Vienne.
König Karl VI. von Frankreich schreibt dem Könige Sigis-
mund, dass die Beschwerdon einiger Strassburgcr über Ver-
gewaltigung durch seinen Unterthan Mattheus Heron unbe-
gründet seien, und erzählt den Hergang der Sache. Weggelassen.
Fol. 87», Stück CXXXIV, ohne Ort und Datum (1416,
Juni, London). Entwurf von Friedenspräliminarien zwischen
Frankreich und England, vermittelt durch den römischen König
Sigismund. Vgl. Le religieux de St-Denis od. Bellaguet VI, 18 £F.
Fol. 87\ Stück CXXXV, (1416), 7. Juli, Paris. König
Karl VI. von Frankreich stimmt dem ihm überreichten Prä-
liminar-Entwurf zu, und ermächtigt den Kammerherrn v. Gaucourt
zu weiteren Erläuterungen.
Fol. 88»S Stück CXXXVI, (1416), 13. August, Paris.
König Karl VI. von Frankreich gibt dem Könige Sigismund
* Eine andere Hand.
^ Handwecbsel, und zwar die Hand von ()2 if.
22
einen genauen Berieht über die Verhandlungen von Beauvais
und über die Qründe seiner Sinnesänderung.
Fol. 88^ bis 93% Stück CXXXVII, 1416, 6. September,
Calais. König Sigismunds Denkschrift an König Karl VI. von
Frankreich über alle Verhandlungen in Sachen seiner Ver-
mittelung zwischen Frankreich und England.
Fol. 93^ Stück CXXXVni, ohne Datum, Calais. König
Sigismund schreibt an die Königin Elisabeth (sie !) von Frank-
reich im Sinne der obigen Denkschrift.
Fol. 94»«>, Stück CXXXIX, ohne Ort und Datum, ,dat.
ut supra^ König Sigismund schreibt an den König Ludwig
von Sicilien und Jerusalem im Sinne der obigen Denkschrift.
Fol. 94^ bis 96% Stück CXL, ohne Datum, Canterbury.
König Sigismunds Bericht s^ den Herzog Wilhelm von Holland,
den Grafen von Hennegau über den Abbruch der Verhand-
lungen zwischen Frankreich und England.
Diese Uebersicht zeigt aufs deutlichste, dass das eigent-
liche Kanzleibuch Sigismunds nur die Nummern I bis CXXI
umfasst, denn obwohl die letzten Nummern CXXXIII bis
CXL gleichfalls entweder Briefe von Sigismund oder solche
an ihn enthalten, so fallen sie doch alle in das Jahr 1416,
von welchem in dem Haupttbeil sich nicht einer findet, und
sind offenbar unter dem Gesichtspunkt einer einzelnen poli-
tischen Frage — der Vermittelung zwischen England und
Frankreich — zusammengefasst und der ursprünglichen Samm-
lung nur hinzugefügt worden. Die Nummern CXXII aber bis
CXXXIII haben sichtlich gar keine Beziehung mehr zu Sigis-
mund und sind in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahr-
hunderts von verschiedenen Leuten auf die leergebliebenen
Blätter geschrieben worden, was aber gar nicht hindert, dasfi
sich darunter, manches wichtige Stück befindet.
In dem Haupttheil aber nehmen von den datirten Briefen
den weitaus überwiegendsten Raum die Stücke aus dem Jahre
1417 ein. Die Ausnahmen sind sehr gering an Zahl und
seheinen, wofern sie nicht auf Friaul bezüglich sind und aus
dem Jahre 1413 stammen, mit Actenstücken aus dem Jahre 1417
in einem Zusammenhang zu stehen. Die eine Urkunde von
1369 von Karl IV. (Nr. XCIV), welche, beiläufig bemerkt,
einen interessanten Aufschluss über die Lehre der Begharden
liefert, steht ganz isolirt da, und dürfte einen Zusammenhang
23
Dur mit den beim Concil gepflogenen Verhandlungen über Aus-
rottung der Ketzerei haben. Die Urkunde über die Stiftung
des Drachenordens (Nr. XC) von 1408 scheint mit der Er-
theilung dieses Ordens an Bertoldo Orsini, den Qrafen von
Sovana (Nr. LXXXII) in Verbindung zu stehen. Zwei Ur-
kunden stammen aus dem Jahre 141 2^ von denen die eine, die
Abschaffung der Keichsvicariatsrechtc namentlich in Savoyen
betreffend (Nr. LXXVII), mit der Erhebung Amedeos von
Savoyen zum Herzog, an welche sich 1417 eine vielfaltige
Correspondenz knüpfte, und die andere, die Aussöhnung mit
König Wenzel betreffend (Nr. I^XXXI), mit den im Concil
hervorgetretenen Tendenzen, dem böhmischen König den Pro-
zess zu machen, Connex haben dürfte. Aus dem Jahre 1413
liegen vier Urkunden vor (Nr. LXXVIII, LXXIX, LXXX,
XCI), zwei datirt, zwei zwar undatirt, aber in Udine aus-
gestellt, wo Sigismund nur 1413 sich aufhielt. Sie stehen mit
den andern auf Friaul bezüglichen aus dem Jahre 1417
(Nr. XXIV, LXVII), respective mit der Wahl I^udwigs von
Teck zum Patriarchen von Aquileja in Berührung. Dem Jahre
141Ö gehören drei Briefe an, die Regalienertheilung an Bischof
Theobald von Besan9on (Nr. XII), der bekannte Unterwerfungs-
brief des Papstes Johann XXIII. an Sigismund aus Kadolfszell
(Nr. XXXVII) und die zwar undatirte , aber sicher nur in
diesem Jahre ertheilte Vollmacht König W^enzels an Sigismund,
beim Concil für die Union in seinem Namen zu wirken
(Nr. XXXVIII), durch welche die Angaben Palacky's, Gesch.
Böhmens III, 1, p. 358 über das Verhältniss der beiden Brüder
beim Beginn des Concils richtig gestellt werden. Es ist nicht
schwer, in den Vorgängen des Jahres 1417 auch für diese
Actenstücke die Berührungspunkte zu finden. Aus dem Jahre
1416 enthält der Haupttheil nicht eine einzige Urkunde, wohl
aber sind alle Stücke aus dem letzten Appendix ausschliesslich
aus diesem Jahre. — So viel von den datirten Urkunden. Bei
den undatirten Urkunden lässt sich nur bei einer verhältniss-
mässig geringen Anzahl mit einiger Sicherheit das Jahr der
Ausstellung combiniren, aber sowohl in diesen wie in den rück-
sichtlich der Zeit gar keinen festen Anhaltspunkt bietenden
Stücken findet sich wenigstens kein Umstand, der darauf hin-
deutete, dass irgend eine Urkunde in eine andere Zeit als in
das Jahr 1417 zu setzen wäre. — Daraus ei-gibt sich nun klar,
24
dass unsere Handschrift aus drei Theilen besteht, aus einem
Kanzleibuch König Sigismunds aus dem Jahre 1417, aus einem
Appendix vom Jahre 1416, zwischen welchen sich einige Ur-
kunden aus späteren Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts finden.
Bei dieser Concentration der Sammlung im Wesentlichen
auf ein Jahr, und überdies auf ein so wichtiges Jahr in der
Regierungsepoche Sigismunds würde ihr Werth sehr beträcht-
lich sein, wenn sie ein vollständiges Abbild der Qeschäfts-
thätigkeit der kaiserlichen Kanzlei in diesem Zeitraum dar-
böte. Aber einmal ist das, was vorliegt, nur ein zu formalen
Zwecken gemachter Auszug aus den eigentlichen und amtlichen
Kanzleibüchern, und zweitens ist, abgesehen von diesem Zweck,
weder ein systematischer, von den Gegenständen oder Em-
pfängern hergeleiteter Gesichtspunkt, noch ein chronologischer
Faden in der Anordnung der Schriftstücke zu erkennen. Auf
der anderen Seite aber birgt die Sammlung doch trotz der
durch ihren Charakter als Abschrift bedingten Einschränkungen
einen nicht gar zu gering anzuschlagenden Gewinn. So reich-
lich auch die Quellen für diesen Zeitabschnitt fliessen, insofern
zu der erregteren spontanen Schriftstellerei noch die Concil-
relationen treten, so sehr wird dennoch immer noch ein Mangel
an den urkundlichen Beweisstücken empfunden. Es macht
doch einen wesentlichen Unterschied, ob wir von den Ver-
handlungen zwischen dem römischen Könige und den Cardi-
nälen über die Assecuration des Concils vor der Papstwahl
nur durch Pulka's Referat an die Wiener Universität Kenntniss
erhalten, oder ob uns die Entwürfe selbst vorliegen, um die
man discutirte und feilschte. Und so in vielen anderen Be-
ziehungen. Dann aber liegt es in der Natur des Concils, als
Forum der grossen kirchenpolitischen Interessen, dass dadurch
geringere und rein politische Angelegenheiten, von denen
manche die kaum beachteten Anfange erheblicher Erscheinungen
der folgenden Zeit sind, in den Hintergrund gedrängt und von
dem Antheil der Berichterstatter ausgeschlossen werden. Gerade
in dieser Richtung wird die vorliegende Sammlung Ergänzungen
und Erläuterungen des bereits bekannten Materials bieten, und
unter diesen Gesichtspunkten ist die VeröflFentlichung unter-
nommen worden.
Gegenüber der ganz unsystematischen Reihenfolge der
Briefschaften schien ein blosser Abdruck, wenn auch mit
25
erläuternden Bemerkungen, sich nicht zu empfehlen. Einen
Ueberblick über die Reihenfolge der Stücke in der Handschrift
gibt ja das vorangestellte Verzeichniss. Eine chronologische
Anordnung Hess sich, da nur 71 Nummern datirt und 69 der
bestimmten Datumsangabe entbehren, nicht wählen, zumal über-
dies noch ein Theii der datirten Urkunden auszuschliessen
war. Von den 140 Schreiben, welche die Handschrift enthält,
haben wir im Ganzen 73 Stücke ausgeschieden, und zwar als
schon gedruckt 14 Stück, die Nummern XXH, XXHI, XXXVII,
LXXIV, LXXV, LXXXI, XC, XCV, XCIX, C, CVI, CXXX,
CXXXI, CXXXn ; ferner als formelhaft 13 Stück, die Nummern
V, VI, VIII, IX, X, XIII, XVI, XX, XXX, XXXII, LVI,
LVni, CXXVIII; dann inhaltsleere Stilttbungen der Kanzlei-
beamten 7 Stück, die Nummern XL, L, LI, LVII, CVIII,
CXXV, CXXVI, und endlich solche Urkunden, die nicht
wichtig genug erschienen, um ihrem ganzen Wortlaute nach
mitgetheilt zu werden, und deren Inhalt bereits durch die
Regesten hinreichend gekennzeichnet ist, 39 Stück, die Nummern
II, in, XII, XV, XVIII, XIX, XXI, xxvi, xxvii, xxxvi,
XLIV, XL VIII, LH, LIII, LIV, LXI, LXII, LXIV, LXVI,
LXXXII, LXXXIII, LXXXIX, XCIII, XCVIII, CI, CII, CIV,
cvii, cix, cxiv, cxv, cxvi, cxix, cxxii, cxxni,
CXXIV, CXXVII, CXXIX, CXXXIIL
Den Rest von 67 Urkunden zerlegte ich in Gruppen nach
Massgabe der Gegenstände, auf welche sie sich beziehen, und
stellte
in die Gruppe A: die direct das Concil betreffenden Schreiben,
„ „ „ B: die das Reich angehenden Stücke,
„ „ „ C: die nach Savoyen gerichteten,
„ D: die Friaul und Italien betreffenden,
„ E: die auf die Vermittelung zwischen England
und Frankreich bezüglichen,
„ „ „ F: die Ungarn,
^ „ „ G: die Polen betreffenden Stücke,
„ „ „ H: als Anhang die nicht von Sigismund aus-
gehenden oder an ihn gerichteten Schreiben.
Innerhalb der einzelnen Gruppen, denen auf das Noth-
wendigste beschränkte Erläuterungen vorangestellt sind, ist, wo
irgend möglich, die chronologische Reihenfolge durchgeführt.
n n
26
Behufs Erleichterung des Citirens ist den Urkunden eine
durchlaufende Nummerirung gegeben.
A* Das Concil.
Schon wegen ihrer unmittelbaren Beziehung auf das Concil
selbst dürften die unter dieser Rubrik vereinigten Stücke neben
den englisch-französischen als die bedeutendsten der Sammlung
angesehen werden. Namentlich wird gerade diejenige Phase
durch sie einigermassen aufgehellt, die einen der wichtigsten
Wendepunkte im Verlauf der Versammlung einschloss. Der
ganze Ausgang des Concils und namentlich die glückliche
Lösung der Papstwahlfrage beruht auf dem am 12. Juli 1417
zwischen dem römischen Könige und dem CardinalcoUegium
geschlossenen Compromiss. Allerdings war der Wortlaut des-
selben schon durch den Bericht an die Kölner Universität be-
kannt, ^ aber einmal nur in der Reversalform der Cardinäle,
dann ohne Datum, und wie die Ueborschrift an dem citirten
Orte lautet, ,sine titulo^ Hier haben wir (Nr. XXXI [7]) die
Urkunde des Königs mit den Namen der paciscirenden Car-
dinäle und der Bürgschaft leistenden Würdenträger. Die kleinen
Abweichungen im eigentlichen Text haben keine sachliche Be-
deutung. Aber bekanntlich erzählt Peter de Pulka in seinem
Schreiben an die Wiener Universität vom 20. Juli 1417, ^ was
fiir ein Schmerzenskind und was für eine Schwergeburt dieser
Compromiss war. Die Bedingung zu seinem Abschluss war
der am 11. Juli 1417 an den Kirchen thüren und Strassenecken
von Constanz angeheftete Securitätsbrief, dessen Wortlaut, so
viel ich weiss, durch unsere Handschrift bisher allein uns
übermittelt wird (Nr. XXXIX [6]), und zwar mit dem Datum
(9. Juli) und den verbürgenden Persönlichkeiten. Auffällig ist
nur, dass Pulka angibt, die Discussion über den Securitätsbrief
habe sich vorwiegend um die Worte ,salvis decretis concilii'
gedreht, und diese seien dann in dem endgiltigen Text weg-
gelassen worden, während doch unsere Urkunde, wenn schon
nicht eben diese Worte — diese waren in dem früheren
» Bei Martene Thesaurus II, 1678.
2 Ed. Firnhaber im Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsqucllen
Bd. XV, p. 54 f.
27
Entwürfe auch nicht gebraucht — doch eine den Sinn analog
wiedei^bende Phrase hat : ,per premissa . . . non intendimus
sicut nee debemus decretis statutis seu ordinacionibus hujus
sacri concilii factis vel fiendis in aliquo derogare, sed ea
omnia . . . pro viribus defensare^ Man würde dadurch zu dem
Schluss gefuhrt werden, dass auch die Urkunde vom 9. Juli
noch nicht die zwei Tage darauf angeheftete sei, obgleich die
Wahrscheinlichkeit wenig für diese Vermuthung spricht Nament-
lich, meine ich, würde der Verfertiger oder Abschreiber unserer
Handschrift, der über die beiden ersten Entwürfe (Nr. XXXIII
[4] und XXXIV [5]) das charakteristische ,8ed nondum transivit'
gesetzt hat, sicherlich nicht verfehlt haben, zu der Ueber-
schrift yAssecuracio data' etc. den Beisatz zu machen, wenn
auch diese nur ein Entwurf geblieben wäre. Ist Pulka gut
unterrichtet, und hat man in der That nur um das ,salvis de-
cretis concilii' gestritten, dann würde gegen den zweiten Ent-
wurf (Nr. XXXIV [5]) diese Einwendung nicht gemacht worden
sein, denn dieser hat in der That weder die beanständeten
Worte noch eine sinngemässe Wendung. Und dennoch steht
über demselben ,sed nondum transivit'. Aber dieser Entwurf
hat überhaupt einen von den beiden anderen Urkunden wesent-
lich abweichenden Charakter, insofern er nicht insgemein den
Theilnehmern des Concils ein freies Geleit ertheilt, sondern
sich nur auf die Gesandtschaft der Königin Johanna von Neapel
bezieht, und ausdrücklich die Bemerkung an der Spitze trägt,
dass er eigentlich überflüssig wäre, denn allen das Concil Be-
suchenden oder an den König Werbenden sei ein für alle Mal,
so lange die Versammlung andauert, freies Geleit und Sicher-
heit verbürgt. Dies war in der That nach Pulka die Argu-
mentation des Königs, die er der Zumuthung einer erneuten
Securitätsertheilung entg^enhielt. Nach diesem Gewährsmann
war der ganze Zwist von den Franzosen und Italienern zu
Gunsten der neu eintretenden Spanier, besonders der Castilier,
angeregt worden. Um aber den oppositionellen Nationen die
Vorwände zu nehmen, reichte Sigismund den Cardinälen einen
Securitätsbrief ,in plenissima forma' ein. Wir dürfen wohl an-
nehmen, dass das, was unsere Handschrift (Nr. XXXIII [4])
bietet und mit ,litera salviconductus in pleniori formu^ bezeichnet
— in der That ausführlicher als die Urkunde vom 9. Juli —
eben dieses weitgehende Angebot des Königs enthält. Dagegen
28
sollen nun nach Pnlka die Cardinäie den Einwand erhoben
haben wegen des ,8alvis decretis concilii^ Man versteht nun
aber nicht, was die Cardinäie, vorausgesetzt sie wären so eines
Sinnes gewesen, wie es dort dargestellt ist, veranlasst haben
mochte, an einer Clausel Anstoss zu nehmen, die eigentlich
gar nicht zu umgehen war. Auch die Annahme eines tief-
gehenden Bewusstseins, dass sie mit dem Concil in unlösliche
und daher für ihre Sicherheit bedrohliche Widersprüche ge-
langen könnten, dass somit der König in die Lage gebracht
werden könnte, das Collegium wider das Concil selbst in Schutz
nehmen zu müssen, erscheint doch nicht als ausreichend, denn
da der Securitätsbrief doch in erster Reihe dem Concil selbst
galt, wäre die Verschweigung seiner natürlichen Prärogative
denn doch mehr als sonderbar. Aber wenn man erwägt, wie
summarisch Pulka's Bericht ist, und wie es ihm gerade in
diesem Falle mehr darauf ankommt, die Thatsache des Streits
als dessen Gründe zu constatiren, so darf man wohl folgern,
dass der von ihm mitgetheilte Einwand nicht der einzige, nicht
von Allen erhobene und vielleicht auch nicht einmal der
wichtigste gewesen ist. Es liegt nahe zu glauben, dass einzelne
Stimmen sich dafür erhoben haben werden, nur dem eigent-
lichen Bedürfniss, das ist für die neu hinzukommenden Gesandt-
schaften, der Castilier, Arragonier und Neapolitaner, entgegen-
zukommen, dagegen die allgemeine Unterlage, auf welcher der
bisherige Sicherheitsstand des Concils beruhte, nicht durch
eine Erneuerung zu ei'schüttern. Es mag die Besorgniss wach
geworden sein, dass eine derartige neue Verleihung in Ver-
bindung mit dem Eintritt so vieler neuer Elemente, ja einer
ganzen neuen Nation dem Wesen der Continuität Eintrag thun
und die bisherige Thätigkeit des Concils in eine Sphäre
geringerer Geltung herabziehen könnte. Solchen Erwägungen,
die jedenfalls ebenso wenig allgemein getheilt wurden, kam
nun, wie ich glaube, die uns in Nr. XXXIV [5] vorliegende
Form entgegen, die, wie schoö die Ueberschrift erweist, nur
als ein Typus der Briefe, die für die übrigen neuen Ankömm-
linge ertheilt wurden, anzusehen ist. Sie genügte nicht, und
es wäre nicht schwer, die Ablehnungsgründe der Opposition
ebensowohl als der neuen Gesandtschaften aufzuzählen, und so
griflF man wieder zu der ursprünglichen, von Sigismund unter-
breiteten Form zurück, die nur knapper und concreter gefasst.
29
und in welcher der Prärogative des Concils nur in einer blassen
Formel gedacht wurde.
Ausser dieser um den Compromiss und den bedingenden
Oeleitsbrief sich drehenden Gruppe von Urkunden gibt unsere
Handschrift aus den Frühlingsmonaten des Jahres 1417 einige
Correspondenzen mit den spanischen Höfen, deren Stimmung
eben damals besonders gepflegt werden musste (Nr. XLI [2],
XLII [3]), sowie aus dem Sommer einen sehr merkwürdigen
Brief an Giovanni da Vico (Nr. LXXH [8]), welcher zeigt,
welche Besorgnisse mitten in die Kämpfe über die sogenannte
Prioritätsfrage hineinspielten, und dass diejenigen, welche vor
Allem auf die Papstwahl drangen, ein Mass von Recht aus
der Haltung Benedicts XUI. ableiten konnten. An die Spitze
der Gruppe setzen wir eine jedenfalls in den ersten Anfängen
des Concils von König Wenzel von Böhmen an seinen Bruder
ertheilte Vollmacht, deren Sprache angesichts der wirklichen
Lage eine eigenthümliche Ironie an sich trägt.
1. (XXXVm.) (1415?)
Rex Bohemie dedit omnimodam potestatem tractandi in concilio
Constanciensi pro unione fienda regi Romanorum cum quibus-
cumque personis cujuscunque Status existant.
Serenissime princeps, frater charissime! Ab eo tempore
quo nos licet immeritos omnipotens Dens orbis voluit preesse
regimini, ad hoc frequenter nostra suspiravit intencio et inerat
nobis cura potissima, ut ad toUendas in ecclesia Dei dampnosas
diviBionum scissuras et reprimendos atque confutandos schisma-
ticorum errores totis insistere conatibus debeamus, sed ecce
agendorum pregrandium improvisa varietas guerrarum et sedi-
cionum continuata disturbia que de innata nobis mansuetudine
semper odivimus, dummodo pacifice regnare possemus, non
solum nostro aditum precluserunt itineri verum eciam vim
facere compulerunt nostre proprio voluntati. Itaque serenissime
princeps, precharissime frater, ad hoc ut schismaticorum hujus*
modi et hostium ecclesie deprimatur improbitas confundatur
rebellis infamia et ad laudem omnipotentis Dei ecclesia ipsa
multis, ut premittitur, injuriis et opprobriis lacessita ad pristinam
redeat unitatem ob fraterne dileccionis zelum ex fervore
30
cbaritatis intrinsece prooedentem, cumque nos ad invicem alti
sanguinis junxerit idemptitas^ cum eciam pro eo, quod orthodoxe
fidei cultum ecclesie Romane sancte honorem imperii sacri
profectum et pacem simul ac tranquillitatem una nobiscnm
parili et concordi voto vos zelare conspicimus, animo deliberato
sano principum ecclesiasticorum secularium comitum baronum
procerum nostrorum et imperii sacri fidelium procedente con-
silio de plenitudine Romanorum et Bohemie regie potestatis
et de certa nostra sciencia vobis dedimus concessimus et dona-
vimus damus concedimus et donamus virtute presencium in vos
transferimus plenam expressam et omnimodam auctoritatem et
potestatem de et super unione sacro-sancte Romane ecclesie
cum quibuscunque personis cujuscunque eciam dignitatis
preheminencie Status et honoris existant tractandi agendi con-
cludendi disponendi et finiendi, prout opus fuerit et vobis vide-
tur expedire^ nee non omnia alia et singula agendi disponendi
tractandi concludendi et finiendi que in premissis fuerint
necessaria seu quomodolibet opportuna, eciamsi mandatum
exigant speciale, ratum gratum atque firmum habentes et habere
volentes quicquid per vos fratrem nostrum charissimum in
premissis actum factum gestum fuerit et conclusum, supplentes
nihilominus omnem defectum, si quis in presenti nostro pro-
curatorio seu mandato compertus fuerit, de plenitudine ejusdem
nostre regie majestatis, presencium etc. cum majestate etc.
2. (XLL) Constanz, 4. Mai (1417).
Sigismund dankt dem Könige Alfons von Arragonien und
Sicilien für seinen Eifer für das Concil.
Serenissimo principi Alfonso dei gracia Arragonie et
Sicilie regi etc. fratri nostro charissimo Sigismundus eadem
gracia etc. salutem et boni operis ac vitefere diligencie et
soUicitudinis cum corona et fructu perseverancie assecucionem.
Serenissime princeps ac frater noster charissime I Fraternitatis
vestre vota preclara sie claris evidcncium operum clarent
effectibus quibus sub regio titulo regi regum et sponse sue
sancte militanti ecclesie tamquam fidelis et prudens duliam
exhibetis placituram sicque defulgenti fame vestre fulgoro in domo
domini Sabaoth tanquam lucerna claritatis lumine corruscans
31
IM-efolgetiB, quod ad .decantandum novum altissimo canticum
qui ad sue exaltacionem et ereccionem sancte matris et uni-
versalis ecclesie in nobis magnifica operatur; gloriosa enim de
vobis dicta sunt; vos siquidem quem dominancium dominus
multis decoravit titulis inter ceteros regie dignitatis participes
singularem non indigne preconiis humanis extollens non solum
paterne hereditatis sed et laudabilis propositi et execueionis
negociorum unionis ecclesie sancte Dei successorem et secta-
torem a cunctis audientibus predicari singulariter promeruistis
et javari devotis et piis christicolarum intercessionibus apud
bonorum omnium largitorem^ ut ipse qui hujusmodi vota sua
benignius vobis inspiravit, pius et misericors prosequatur eciam
adjuvando, quatenus sie bene ceptis inhereatis sie insistatis,
quod idem vos post decursa feliciter presentis vite curricula
multiplicatb intercessoribus in dilecta sua tabemacula intro-
ducat. Cesserunt nobis profecto ad gaudii et exaltacionis
malte materiam ea quo nobilis et spectabilis Reymundus
Xeemar (sie !) ^ miles ambasciator et orator vester ad sacrum
Constanciense concilium destinatus vestri zelator honoris ad
vestri exaltacionem nominis et magnitudinis vestre laudem nobis
ad partem reservavit illaque facunde recensuit et fecunde ac
prudenter recitavit celsitudinem vestram regiam ad instar vestri
progenitoris beate remii)iscencie devocionem sinceram et in-
tencionem puram et inalterabilem erga Deum et unionem sancte
matris et universalis ecclesie incessanter habuisse hactenus et
constanter habere volle indefesso proposito in futurum quodque
intentis studiis ecclesie sancte matris nostre et totius christiani-
tatis commoda et prosperitatem nee non exterminium et impugna-
cionem iniidelium crucis vivificc et nominis Christiani emulorum
prosequi votivc desidcratis. Oblacioncm itaque circa prcmissa
exhibitam eo chariori suscepimus affcctu, quo offerehtis iibe-
ralitatem uberiorem expcrimur, circa quidem vcstrum laudabile
propositum vestram regiam prudenciam dignis in domino lau-
dibus extollen tes dignetur idem ipse, in cujus manu regum
corda consistunt et ubi voluerit ea pro beneplacito sue volun-
tatis inclinaty serenitatem vestram regiam in hoc ardore fidei
in hac devocione mentis in hoc integre sinceri tatis studio
^ Ffir Xftimar. Vgl. Harduin Act. con. VIII, 621, auch Xantinar oder Zatmar
das. 626 oder Ayimar 867.
32
perseveranter conservans virtutibuß vestris semper adjiciet et
successivis adaugebit incrementis, ut optamus etc. Datum Cod-
staDcie quarto die Maji etc. etc.
3. (XLII.) Constanz, 4. Mai, (1417).
Sigismund dankt den Käthen der Könige von Arragonien und
Castilien für ihren Eifer für das Concil.
SigismunduB etc. Magnifice ^ nobilis sincere dilecte !
Nuper aliatas nobis tue sinceritatis iiteras solita recepimus
benignitate et tenore ipsarum inspecto hilariter intelleximus
continencias earundem, considerantes profecto ab olim virtutum
eminenciam quibus personam tuain pre tuis participibus largitor
bonorum omnium afäuenter insignivit et fructus laudabiles quos
in prosecucione et direccione negociorum unionis sancte matris
et universalis ecclesie utique cunctis qui Christiano censentur
nomine necessarie produxere tui labores et studia frequenti
meditacione pensantes sie illa precordiis nostris impressimus sie
ea consignata semper habuimus in memorie archivo, quod conti-
nuatis ad te imo auctis continue charitatis affectibus firmiter tenui-
mus et tenemus, ut qui te ab exordio negociorum unionis eccle-
siastice reddidisti multipliciter approbatum, sie ipsa salutifere
dirigendo quod eidem ecclesie sancte Dei ac toti christianitati
per utilia opera et laudabilia exempla proficeres et prodesses
et quo magis peculiarem ipsius agrum excoleres, eo graciores
sibi manipulos fructuose messis afferres, apud Deum futurus
exinde gracior majora tibi premia comparares et apud homines
majores laudis titulos habiturus eoque pateret lacius tuorum
' Die ASressen, an welche dieses Schreiben augenscheinlich in doppelter
Ansfertigungr erging, sind unten angegeben. Der Bath des Königs Ton
Arragonien, der Berengarins de Baydaxinio ist Ber. de Bradoxino, vgl.
Harduin, Act. Con. Vlllf 603, wo auch die Lesarten Bardoxino und gar
Prexda ans den Handschriften angeführt werden. — Was den Rath des
KGnigs von Castilien betrifft, so findet man in der castilischen Gesandt-
schaft Bwei des Namens Didacus; der eine war episcopus Conchensis
and war zwar consiliarius, aber ist hier offenbar nicht gemeint; der
andere ist Didacus Fernandi de Valle Oleti decretorum doctor ecclesie
Paleutine decanus. Was soll aber der hier vorkommende Zusatz de
Qnenonis bedeuten? Auch ist hier keine Andeutung, dass der Adressat
ein Geistlicher sei. Vgl. Harduin, A. c. VIII, 828.
33
claritas meritoriini. Licet autcm dos ad hujusinodi instigacioueui
induxerit siogularis dileccionis quam ad te gerimus prerogativa,
licet ad id ecclesiastice unionis et felicis consuiuacionis pleni-
tudo ac Christian itatis commoda invitaverint^ supervacuumque
videatur te exhortationibus instigari, cum ex innata tibi clari-
täte virtutum nullis eciam incitamentis exterioribus pulsatus
ad ea que hujusmodi negociorum altissimo largiente jam ad
finem prosperum vergencium apta sunt, sectando et que inimica
respuendo tua probata prudencia perturbare tam salutaria ne-
gocia molientibus ex adverso ostendens opponeres te murum
firmum et taudabile principium laudabiliori contimiacione et
boni operis perseverancia, felicissimum producis et promoves
consumacionis desiderate et integritatis ad effectum. Ceterum
ad tue sinceritatis personam concepte dileccionis constanciam
continuantes volumus, ut in tuis et tuorum negociis nos jugiter
pronipta securitate requiras promptitudinem liberalitatis nostre
et favoris revera percepturus. Datum Constancie quarto die Maji.
Magnifico et nobili Berengario de Baydaxinio (sie!)
juris utriusque doctori serenis.^imi principis regis Arra-
gonum etc. fratis nostri charissimi consiliario nobis sin-
cere dilecto.
Magniiico et nobili Dydaco Ferdinandi de Quenonis
(sie!) Serenissimi principis regis Castelle etc: fratris nostri
charissimi consiliario nobis sincere dilecto.
4. (XXXIII.) (Constanz, Juni 1417.)
Litera salviconductus in pleniori forma^ sed nondum transivit.
Sig^smundus etc. universis et singulis presentes inspecturis
graci(im regiam et omne bonum ! Altissimo debitum reddere
ac ipsius placacionem invenire posse compertum habemus, si
ea que sponse sue sacrosanctc preciosissimi sanguinis agni im-
maculati effusione sibi consecrate ecclesic videlicet matris nostre
congruis prosequamur favoribus ac studiis veneremur -graciosis.
Meditacione itaque sedula pensantes, quam sincere quam vera-
citer quamque libere ecclesie predicte negocia potissime:
Arckif. Bd. LLX. I. HUft«. 3
34
schismatis inveterati eandem pluribus jam lustris satore zizanie
procurante latescentis sedacio, unio desideradsBima ejusdem,
reformacioque ipsius ecclesie in cc^ite ac membris; et heresum
ac errorum extirpacio procurari tractari fieri et expediri debeant,
quantisqne favoribus sunt prosequendi reverendissimi et vene-
rabiles patres prelati nobiles doctores et alii egregii viri, qui de
Omnibus ferme christianitatis partibus predictorum expedien-
dorum causa ad nostram Constanciensem civitatem provincie
Moguntinensis concilü generalis celebrandi vel Romanam curiam
sequendi gracia convenerunt et eciam convenient^ quantaque
securitate gaudere et quam plenaria libertate frui debeant;
ideirco' ob altissimi honorem fidei orthodoxe exaltaeionem et
ecclesie reformacionem ac augmentum et in favorem desidera-
tissimo unionis predicte omnes et singulos de quibuscunque
rcgnis terris provinciis et dominus existaut et cujusvis Status
condicionis aut preheminencie fuerint sivc sint, summus ponti-
fex cardinales patriarche arcfaiepiscopi episcopi abbates decani
prepositi archidiaconi aut dignitates aliquas seu beneficia eccle-
siastica regalia aut secularia obtinentes aut eciam magistri vel
doctores seculares quoque, sive sint principes reges duces
marchiones comites aut eorundem logati seu ambasciatores aut
procuratores seu nuncii milites nobiles aut alii cujuscunque
Status homines una cum familia rebus et bonis ac generaliter
omnes et singulos qui ad dictum sacrum generale concilium
vel Romanam curiam venerunt et venient, alias securitates per
nos super hec datas renovantes approbantes et ampliantes per
presentes in nostris suscepimus et esse voluimus et de gracia
speciali suscipimus et esse volumus salvaguardia et proteccione
speciali, eisdem et eorum singulis liberam delibcrandi ac ut
voluerint exponendi et peragendi circa predicta et ea quomodo
libet tangencia, presertim circa eleccionem futuri summi ponti-
ficis facultatem ipsisque et eorum cuilibet generaliter et in-
distincte veram sinceram eis ac plenariam concedentes ex nunc
tenore presencium securitatem tam stände quam morando eundo
de die ac nocte per terram et aquam recedendo et revertendo
a die dati presentium usque ad complementum sex mensium
prefati sacri concilü sive finem immediate sequencium^ non
obstantibus quibuscunque confederacionibus pactis conven-
cionibus aut ligis cum quibuscunque personis cujusvis prehe-
minencie Status aut gradus eciamsi regali prefulgeut dignitate
35
per DOS iDitis aut factis^ eciamsi juramento aut alia quavis
pronuBsione vallate extitissent^ non obstantibus eciam quibus-
cunque debitis preterquam per predictos aut eorum quemlibet
a tempore congregacionis dicti sacri concilii personaliter aut
procuratorio nomine eorundem legitime in Alamania contractis
aut eciam contrahendis seu guerris ropressaliis inimiciciis vel
controversiis inter quecunque regna communitates terras dominia-
que aut dominos illorum sive dominum, illi sint communitates
aut alii, per nos aut contra ortis vel in futurum orituris motis
vel movendis quas quidem plenariam libertatem et securitatem
indubitatam in verbo regio firmiter et inviolabiliter teuere ac
juramento a nobis prestito tenore presencium promisimus et
promittimus observare. Universis et singulis principibus eccle-
siasticis et secularibus ducibus marchionibus comitibus burgra-
YÜs vice -comitibus vicariis generalibus baronibus nobilibus
proceribus comitatibus ministerialibus militibus clientibus capi-
taneis antianis potestatibus magistris civium advocatis guberna-
toribus presidibus castellanis officialibus judicibus thcloneariis
boletariis passuum custodibus rectoribus eorundem ceterisque
nostris et sacri impei*ii subditis et fidelibus dilectis mandantes
et districte vobis et vestrum singulis injungendo precipientes,
quatenuB omnes et singulos supradictos, dum et quociens ad
vos et vestrum aliquos pervenerint, ob Dei omnipotentis reve-
renciam ecclesie honorem ac nostre contemplacionis intuitum
recommissos suscipere favorabiliter tractare et in hiis que
securitatem persone aut personarum et bonorum ac itinerum
suorum concernunt, promotivam et gratuitam ostendere velitis
voluntatem, nee non ipsos et eorum quemlibet cum familia
equis valisiis mulis armis arnesiis jocalibus libris sarcinis auro
argento et rebus suis universis per quoscunque passus portus
pontes terras dominia districtus jurisdicciones tenutas civitates
castra castella oppida villas et quelibet alia loca vestra tam
per aquas quam perterram omni impedimento remoto in eundo
moram trahendo et redeundo die ac nocte transire stare morari
et redire libere permittatis eisque et eorum cuilibet, dum fueritis
requisiti; de securo et salvo velitis et debeatis providere con-
ductu; confederatos eciam amicos et benevolos nostre maje-
statis et generaliter ooines totius Christian itatis reges de pre-
dictorum et eorum singulorum adimplecione affectuose rogantes,
sicut Bummo omnium creatori et matri nostre ecclesie cujus
3*
36
integracionem et unionem prosequi et appetere una nobiscum
tenentur ac nostre celsitudini singulariter volueriut complacere.
Quicunque autem subditus nostram presentem salvamguardiam
et proteccionem specialem libertatem tutelam securitatem aut
salvum conductuin aliquatenus impediverit violaverit aut quan-
tum in eo fuit, non obseryaverit, cujudcunque dignitatis Status
preheminencie aut condicionis existat omni cessante privilegio
eo ipso penam crimen lese majestatis in nostram personam
committencium ac sententiam imperialis banni incurrat, per-
petuo sit infamis nee ei unquam porte pateant dignitatis nee
ad aliquod officium publicum admittatur, quinimo omnibus
feodis et aliis bonis que a Romano tenet imperio sit ipso jure
privatus; civitas aut universitas quelibet, nisi consules et
rectores predicta observaverint aut si contravenerint, eo ipso
banno imperiali subjaceat et omnibus privilegiis graciis et
libertatibus imperialibus sive regalibus sit penitus destituta
penis gravioribus quantum facti poposcit qualitas nihilominus
subjacendo; insuper volumus ordinamus et mandamus pro
exemplari presencium sub signeto alterius notariorum nacionis
illius qui dictum salvum conductum petet, tanta fides adhibeatur
sicut originali. Per presentem tamen securitatem proteccionem
sive salvum conductum non intendimus sicut nee vellemus aut
debemus constitucioni sacri concilii de licencia recedencium
loquenti aliquatenus derogare. Presencium sub nostre majestatis
sigilli etc. etc.
5. (XXXIV.) Constanz, 12. Juni 1417.
Alia forma salvit^onductus in alia forma, sed uondum transivit.
Sigismundus etc. venerabili Francisco Carosio episcopo
Melsiensi et egregiis nobilibusque Urbano Aurelie militi et
Johanni Crispano de Neapoli ac Francisco de Salunbenis de
Senis legum doctoribus serenissime principis Joanne secunde
Hierosolymorum et Sicilie regine ambasciatoribus et orätoribus
devotis nostris dilectis graciam regiam et omne bonum ! Etsi
minime expediat per vos a nobis salvosconductus expeti vel
haberi, cum tam vos quam ceteri undecunque ad hanc sacram
Constanciensem synodum et ad majestatem nostram venientes
salvi sint ac esse debeant et securi omni suspicione cessante^
37
liberumqae et plenum ac impune sit illis arbitrium omuia ibi
et coram omnibus dicere proponere exponere agere et exequi
quecimque eis videantur et placent, nihilominus ad vestre
peticionis iDstanciam et habundancioris vestre cautele suffragium
ad contentacionenique vestre mentis reeipientes et babentes
vos et unumquemque vestrum cum sociis familiaribus ac rebus
et bonis omnibus vestris sub nostra regali proteccione et
dileccione secoros de certa nostra sciencia animo deliberato et
accedente consilio principum comitum procerum et baronum
nostrorum vobis et cuilibet vestrum simul et separatim de
quoconque loco veniendi ad hanc civitatem Constanciensem
synodum prelibatam ad majestatem nostram inibi morandi et
residendi et tarn coram et in dicta synodo quam coram nobis
et aliis quibuscunque dicendi proponendi exponendi petendi
agendi et plenarie exequendi et peragendi omnia quecunque
per reginam predictam vobis in genere vel alicui vestrum in
specie quecunque et qualiacunque sub quibusvis tenoribus sive
formis commissa sunt jani vel deinceps fuerint et mandata,
deindeque a dicta synodo et a majestate nostra ac a dicta
civitate Constanciensi et a ceteris terris et locis ubi vos vel
vestrum aliquem vel aliquos simul vel separatim fore contigerit,
recedendi et abeundi pro vestri et cüjuslibet vestrum libero
beneplacito et arbitrio voluntatis absque aliqua a nobis vel ab
alio quecunque licencia impetranda vel querenda quam ex nunc
prout extunc pro concessa et data libere vobis declaramus et
volumusy nee non transeundi et accedendi per quoscunque passus
terras et loca üostri dominii jurisdiccionis et sacri imperii ac
amicorum subditorum et adherencium sequaciumque nostrorum
ad prefatam reginam ad civitatem Neapolis et ad alias partes
quascnnque cum vestris et cüjuslibet vestrum simul et divisim
sociis et familiaribus cujuscunque nuneri infra centum et
cujascimque nominis cognominis et condicionis existant, nee
non cum equis armis pannis valisiis pecuniis vasis auro argento
salmis bestiis rebus et bonis aliis quibuscunque per aquas vel
per terras de die vel de nocte cum armis et sine libere impune
et secure absque aliqua noxia novitate. cavillacione contra-
diccione molestia et impedimento quocumque reali et personali
liberam et plenam potestatem et licenciam securitatem et salvum
conductum damus et concedimus per presentes; ita quod re-
motis penitus quibuslibet objeccionibus et repugnanciis ac non
38
obstantibus quibuscuDque ordinacioDibus et factis vel (per) qaem-
libet facieDdis iD contrarium tarn ante creacioDcm futuri summi
pontificis quam in creaeioDe et post creacionem omni tempore
et quaeunque hora ad beneplacitum vestrum vos et- vestnim
quilibet salvis et liberis vestris personis soeiis familiaribus
rebus et bonis omnibus supradictis in veniendo stando morando
residendo dicendo proponendo exponendo agendo et plenarie
exequendo commissa et mandata predieta nee non recedendo
et abeundo; prout sepius est expressum, libero et pleno arbitrio
ac beneplacito et seeuritate vestra frui et uti vigore presencium
libere valeatis, supplentes in presenti salvo eonduetu omnes et
quoseunque defectus et solempnitates, si que in ipso essent tacite
vel omisse que in plenis salvis conductibus et securitatibus
regum et prineipum ac nostris consueverunt exprimi et apponi,
volentesque quod omnia et queeunque in presenti salvocondactu
posita et contenta recto sensu et intellectu ac pura simplicitate
et bona fide intclligantur et habeantur omni cavillacione ex*
cepcione pretextu et contradiccione remotis. Mandamus propterea
per presentes universis et singulis principibus ecclesiasticis et
secularibus comitibus baronibus nobilibus militibus clientibus
officialibus communitatibus et rectoribns earundem ac ceteris
nostris et imperii sacri subditis et fidelibus, quatenus per eos
forma presencium düigenter attenta et plenarie observata nihil
contra vos aut vestrum aliquem simul vel separatim socios vel
familiäres equos res et bona aliaque supradicta presumere vel
attemptare audeant quovis modo, quinimo vos et vestrum quem-
übet socios et familiäres vestros predictos in dicto adventu
mora transitu et recessu succipiant et habeant favorabiliter et
amicabiliter et honorabiliter realiter et personaliter recommissos.
Harum sub nostri regalis sigilli testimonio literarum, Datum
Constancie anno domini etc. decimo septimo, decima secunda
die Junii etc.
6. (XXXIX.) Constanz, 9. Juli 1417.
Assecuracio data per regem Romanorum et alios barones omnibus
et singulis in concilio existentibus.
Sigismundus etc. Ad futuram rei memoriam notum faci-
mus per presentes quibus expedit universis, sane cum facta
39
hüc sacro concilio spiritus saDcti gracia cooperante unione et
iDcorporacione obediencie Petri de Luna, Benedieti XIIP" a
nonollis Dominati pro felici consumacioDe unionis ecclesie sacro-
saocte et presentis schismatis extirpacione total! in nostra
Constanciensi civitate in qua presens generale concilium cele-
bfatnr sao tempore juxta ejusdem decreta concilii restent aliqua
peragenda videlicet: dicti Petri ejeecio ecclesie reformacio
Romani pontificis futuri eleceio errorum atque heresium extir-
paeio^ nos tanquam Romane ecclesie advocatus et dicti concilii
defensor prefateque civitatis Constanciensis dominus naturalis
deaiderantes premissa et alia per ipsum concilium in ea pera-
genda in plena libertate plenaque securitate auctore Christo
dici fieri et impleri ac omnes qui racione concilii predicti ad
dictam civitatem nostram convenerunt et convenient in ple-
nissima libertate ac securitate existere et permanere^ securi-
tatem alias super hoc per nos datam continuantes ac in quan-
tum opus est, ex superhabundanti renovantes prefato sacro
concilio et suppositis ejusdem ac personis predictis cujuscunque
Status aut condicionis existant ecclesiastici aut seculares, plenam
securitatem ac indubitatam libertatem predicta omnia et singula
peragendi concedimus guerris diffidanciis confederacionibus
repressaliis ac ligis cum quibuscunque factis aut fiendis non
obstantibus, nee non veniendi standi et recedendi cum bonis
ac rebus plenam libertatem plenamque securitatem et facul-
tatem damus et concedimus per presentes et omnes illas in-
violabiliter observare fide regia promittimus. Ac nihilominus
pro premisBorum efficacia omnibus et singub's principibus
vasallis et subditis sacri imperii et presertim civibus et incolis
dicte nostre civitatis Constanciensis fidelibus nostris dilectis
diBtricte precipimus et mandamus, quatenus dictum ac omnia
et' singula supposita ejusdem in pura sincera pacificaque libera-
litate manuteneant et defendant non solum usque ad eleccionem
et prefeccionem futuri Romani pontificis inclusive, sed eciam
postea per totum tempus quo dictum sacrum concilium dura-
verit et circa premissa perficienda vel aliquod premissorum aut
alia quecunque ad dictum generale concilium pertinencia in-
tenderit ac eciam ipso concilio finito per sex menses immediate
sequentes infra quos quilibet ptedictorum poterit libere et
secure cum personis et rebus suis omnibus, quo voluerit, remeare;
et ulterius quando sacrum concilium deliberaverit ad eleccionem
40
Romani pontificis fore procedendum, omnem curam diligenciam
sollicitudinem et operam efficaciter impendant^ quas et omnia
predicta nos similiter impendere eadem fide regia promittimus,
quod eleccio hujusmodi et alia preniissa in dicto concilio, ut
premittitur^ peragenda in plena übertäte et securitate defen-
dantur fiant et compleantur. Per premissa tarnen et eorum
aliquod non intendtmus, sicut nee debemus, decretis statutis seu
ordinacionibus hujus saeri concilii factis vel fiendis in aliquo
derogare, sed ea omnia et singula, quantum ad nos speetant,
pro viribus defensare. Quicunque ergo subditorum nosirornm
istam libertatem tutelam aut securitatem aliquatenus impediverit
violaverit fraudem contra eam fecerit aut quantum in eo fuerit
non observaverit cujuscumque dignitatis Status preheminencie
aut condicionis existat, omni cessante privilegio eo ipso sen-
tentiam imperialis banni incurrat perpetuo sit infamis nee
ei unquam pateant porte dignitatum nee ad aliquod officium
publicum admittatur, quinimo omnibus feodis et aliis bonis que
a Romano tenet imperio sit ipso jure privatus; civitas autem
seu universitas Constanciensis nisi consules et rectores ejusdem
predicta observaverint aut si contra ea vel aliquod eorum vene-
rint, eo ipso banno imperiali subjaceat et omnibus privilegiis
et libertatibus imperiali bus sive regalibus sit penitus destituta.
Presencium sub nostre majestatis sigilli appendentis testimonio
literarum. Datum Constancie anno domini millesimo qua-
dringentesimo decimo septimo, decima indiccione, die vero nona
mensis Julii, regnorum nostrorum anno Hungarie etc. XXXP
Romanorum autem eleccionis VIP coronacionis vero IIP.
Et ad majorem premissorum firmitatem nos Fridericus
marchio Brandenburgensis sacri Romani imperii archi-
camerarius et elector, Ludovicus Ernestus, Wilhelmus
Heinricus et Johannes comites palatini Rheni ac duces
Bavarie et Johannes comes de Goricia sacri Romani im-
perii principes, nee non Ludovicus comes de Ottingen
imperialis curie magister, Guntherus comes de Swartzen-
burg predicte curie imperialis judex, magisterque civium
et consules prefate civitatis Constanciensis — pro omnibus
et singulis premissis per supra scriptum serenissimum et
invictissimum pfincipem et dominum dominum Sigis-
mundum Dei gracia Romanorum regem semper augustum
41
ac Hangarie etc. regem dominum nostrura metuendissimum
in fide regia prefato sacro concilio mera sua liberalitate
promissis inconcusse observandis de speciali ipsius domini
noBtri regia beneplacito et consensu fidejussoriam prestamus
cantionem, in cujus rei testimonium fidem et robur sigilla
nostra presentibus literis sunt appensa. Datum loco anno
indiccione mense die regnis quibus ut supra.
7. (XXXL) Constanz, 12. Juli 1417.
Promissio cum juramento facta inter dominum imperatorem ab
una et dominos cardinales ex altera partibus.
Sigismundus etc. Notum facimus tenore presencium quibus
expedit universis ad futuram rei memoriam. Sane quod reve-
rendissimi in Christo patres et domini sancte Romane ecciesie
cardinales nooiinatim inferius descripti in hac sacra Constan-
ciensi synodo generali congregati et existentes sacrumque
dominorum cardinalium collegium representantes amici nostri
charissimi perspicaciter considerantes, quod bonorum laborum
joxta sentenciam sapientis gloriosus sij; fructus^ recensentes
denique quanto religionis zelo fideique fervore nos ad pro-
curandam pacem et unionem sacro sancte ecciesie matris nostre
stadia et labores nullis parcentes periculis vel expensis im-
p^iderimusy volueruntque, ut eciam ex debito tenentur, de
mera pura spontanea christiana et bona eorum voluntate^
quantum in eis fuit perpetuam tantis nostris laboribus et
meritis gratitudinem exhibere, et ut inter Romanam ecclesiam
et imperium ac eis presidentes atque predictum sacrum colle-
gium pisix amicicia atque concordia perseverent, nobis sponte
et libera voluntate promittunt et jurant et singulariter singuli,
quod ipsi statum gloriam honorem bonaque et jura persone
nostre imperii et regnorum nostrorum secundum posse conser-
Yabunt et in illorum conservacione nobis assistent favoribus et
consiliis opportunis, nee non unquam procurabunt aliquid neque
procurantibus auxilium consilium vel favorem aut consensum
prestabunt, quod sit in diminucionem seu lesionem Status glorie
honoris bonorum et jurium persone nostre sacri imperii et
regnorum nostrorum; et quantum in eis cardinalibus erit^
42
lidem procurabunt apud futurum summum pontificem et suos
successores, ut et ipsi sumuii pontifices statum gloriam honorem
bona et jura predicta conservent et nos.in filiali ac special! et
charitativa dileccione habeant et specialibus favoribus prose-
quantur. Nos itaque qui specialis advocatus protector et
defensor ecclesie Romane existimus, vice mutua promittimus fide
regia et juramus Romane ecclesie et eisdem dominis cardi*
nalibus^ quod statum honorem bona et jura sancte Romane
ecclesie atque predicti sacri collegii et singularum personarum
ipsorum dominorum cardinalium quorum nomina presentibus
scripta sunt videlicet: dominus Johannes Ostiensis, Umariensis
nuncupatus, Petrus Sabinensis^ de Hispania nuncupatus^ Jor-
danus Albanensis^ de Ursinis nuncupatus etc. Antonius Por-
tuensis, Bononiensis nuncupatus^ sancte Romane ecclesie episcopi
cardinales; item domini: Franciscus t. t. sancte crucis in lern-
salem^ Veneciarum nuncupatus; Johannes t. t. sancti Sixti
Ragusinus nuncupatus; Anthonius t. t. sancte Susanne, Aqui-
legiensis nuncupatus ; Gabriel t. t. sancti Eusebii, Pisanus nun-
cupatus ; Angelus t. t. sanctorum Petri et Marcellini, Veronensis
nuncupatus; Petrus t. t. sancti Grisogoni, Cameracensis nun-
cupatus; Thomas t. t. sanctorum Johannis et Pauli, Tricari-
censis nuncupatus; Branda t. t. sancti Clementis, Placentinus
nuncupatus et Petrus de Fusco, de Fuxo vulgariter nuncu-
patus, sancte Romane ecclesie presbyteri cardinales; item
domini: Amedeus sancte Marie nove, Saluciarus nuncupatus;
Raynaldus sancti Viti in Macello, de Brantaciis nuncupatus;
Hidonicus sancti Adriani, de Flisco nuncupatus; Oddo sancti
Georgii ad velum aureum, de Calumpna nuncupatus; Lu-
cidus sancte Marie in Cosmedin, de Comitibus nuncupatus,
et Franciscus sanctorum Cosme et Damiani, Florentinus nun-
cupatus, sancte Romane ecclesie diaconi cardinales, prout eciam
in literis reversalibus nomina eorundem videntur distinccius
contineri, nostro posse conservabimus et in illorum conserva-
cione ipsis assistemus favoribus et consiliis opportunis; nee
unquam procurabimus aliquid aut procurantibus consenciemns,
neque auxilium consilium vel favorem prestabimus, quod sit in
diminucionem seu lesionem Status honoris bonorum et jurium
ecclesie Romane sacri cardinalium collegii vel singularum
personarum predictorum, illosque tamquam veros amicos habe*
bimus fovebimus et honorabin^us yeraciter cum eflfectu; pre-
43
senciam sub nostre majestatis sigilli appendentis testimoDio
litteraram. Datum CoDstancie anno domini millesimo qua-
dringentesimo decimo septimo^ indiccione decima, die vero duo-
decima mensis Julii^ regnorum nostrorum anno Hungarie etc.
XXXI® Romanorum eleccionis VIP coronacionis IIP.
Et nos Johannes Dei et apostolice sedis gracia archi-
episcopus Strigoniensis imperialis aule Bummus cancellarius
et Georgius eadem gracia episcopus Pataviensis; item
FridericuB marchio Brandeburgensis sacri Romani imperii
archicamerarius et elector etc: Ludovicus comes de Ottingen
imperialis curie magister, Guntherus comes de Svartzen-
bnrg dicte imperialis curie judex, nee non Humbertus
Basthardus de Sabaudia, Johannes de Belleforti legum
doctor cancellarius Sabaudie, Caspar de Montemajori
marescallus Sabaudie, Amedeus de Chaland et Lambertus
Odmeti legum doctor et milites ambasciatoresque illustris
principis domini Amedei ducis Sabaudie etc. qui in hujus-
modi tractatibus et eorum deduccionibus presentes inter-
faimus ; ad uberiorem certitudinem omnium et singulorum
premissorum bona fide et consciencia pura dolo et fraude
quibuslibet cessantibus pro eodem serenissimo et invic-
tissimo principe et domino domino Sigismundo Romanorum
rege semper augusto et Hungarie etc. rege domino nostro
graciosissimo promittimus pro premissis inviolabiliter atten-
dendis et observandis; quantum in nobis fuerit, eundem
dominum nostrum regem consiliis et studiosis persua-
sionibus efficacibusque exhortacionibus ad premissa atten-
denda tenebimus et accurata diligencia operam dando in-
ducemus, in quorum testimonium fidem et robur valiturum
et inconcuBse duraturum presentibus literis sigilla nostra
de beneplacito et consensu ejusdem domini nostri regis
appendimus. Datum loco. anno indiccione mense die regnis
quibus ut supra ....
44
8. (LXXII.) Constanz (Juli — August 1417).
Scribit uni, quod percepit, ut quidam P(etru8) de L(una) intendit
intrare in quandam civitatem suam et si ipsum contingerit intrare,
quod sit vigilans ipsum ad detinendum, et quod nova que ad
noticiam suam pervenerint^ studeat intimare, prout se obtulit per
fideles nuncios suos.
Magnifice fidelis dilecte! Missa nobis tua nuper epistola
devocione pleua verbisque succiaeta grata nimirum nostris
oecurrit aspectibus^ in expressione oblacionis et promptitudinis
tui obsequii affectum nobis et sacro Romano imperio liberal!
oblacione presentas, super quibus sinceritati tue grates non in-
debitas referentes et oblaeionem acceptam habemus oblatam;
et quia nunc tempus advenisse probatur, tanto securius illa uti
disponimus, quanto id ex mera liberalitate prompcius con*
sideramus offerri. Etsi saltem precurrentis fame proloquium ad
tui noticiam aut alias fide digna certitudine heccine perduxit,
qualiter ille P(etrus) de L(una) alias a nonnullis Benedic*
tus XIII^*^* nuncupatus recusans animo et corde indurato quan-
tuin in eo fuit, dare pacem ecclesie per saeram Constanciensem
synodum generalem servatis servandis fuit ut hereticus et
schismaticus condempnatus et ab omni honore jure titulo et
dignitate seu auctoritate quamcunque et quidem in papatu seu
sede Romane ecclesie se habere pretendebat^ fuit juris ordine
destitutus et ab omni participio et communione christifidelium
segregatus, ipse vero tamquam desperatus et in profundum
malorum submersus ut verisimiliter famatur de Castro Panus-
cula ^ (sie !) egressus tanquam lupus ovem secernere a grege et
accipiter columbam ab agmine volancium separare temptat et
molitur civitatem tuam Vetulam urbem vulgariter vocatam
subintrare ; nam cui non est adversus omnes satis virium,
circumvenire querit solitudinem singulorum ; ^^ sed retonsus
adunati exercitus fide pariter et vigore intellexit milites Christi
vigilasse jam sobrios et armatos ad conculcandum errorem sue
obstinacionis nee valet amplius repugnare contra impugnantes.
^ Peniscola.
^ Peter de Pulka schreibt : Dicitur eciam quod aliquae communilates
Italiae forte in odium regiSy si possent, acciperent eundein Petnun de
Luna etc. bei Firnhaber p. 56.
45
O, qnale illud fuit sub oculis Dei spectaculum gloriosum!
O, qoale in conspectu Christi et ecclesie sue gaudium ! ut
appareat nove atque inusitate rei pavore ipsum sua perversitate
et pusillanimitate pessundatum edepol trepidare, sicque per-
versitatis sue recrudescit insania nee vulnus suum miser curat,
sed adhuc gi'avius et se et alios perperam satagit vulnerare.
In perniciem siquidem christiani popuii debacchatus lingua sua
perstrepens et faeundie venenate jacula retorquens ut magis
duruB et clericus sophistice artis pravitate quam philosophie
diyine lenitate paeificus descrtor ecclesie miscricordie hostis
interfector penitencie doctor superbie veritatis corruptor perditor
charitatis, agnoscit jam, que sit ecclesia et domus Christi, qui
sunt Dei servi, qui sint christiani quos antichristus ipse im-
pognaty pergit lacessere in quibus Christum cernit habitare, sie
itaque circuit et querit hostis ecclesie quem poscit devorare.
Verum fidelis dilecte! testante veritatis eulogio; quod fideliter
et bene operantibus Corona reposita per perseveranciam prestatur,
et quia in sancte matris ecclesie nostrisque et sacri imperii
ezercitacione serviciis et beneplacitis obtemperacione ea inten-
cione te animare volumus, ut ab eadem ecclesia et nobis sa-
croque imperio digna pro meritis premia retribucionis ob-
sequioBUS expectes, fidelitatis tue sinceritatem requirimus,
quatenns si prelibatum Petrum de Luna ad dictam civitatem
toam aut alia dicionis tue loca declinare contingat; apponas
manus et studia ad dei et sancte matris ecclesie sacrique con-
cilii generalis Constanciensis obsequia et beneplacita ipsum
iq)prehen8urus ac sub bona et tuta custodia constituas et deti-
neas vigilanter custoditum producturus eundem juxta sacri im-
perii predicti determinacionem , ne in scandalum ecclesie et
christianitatis virus et fermentum sue malicie et nequicie possit
in antea dampnatus in simplicibus magnificare; et circa hujus-
modi indaganda diligentissime negocia ac nova singularia que
de partibus ipsis et de aliis Italie partibus digno relatu ad
Doticiam tuam potuerint pervenirC; statim singulariter et distinctc;
prout obtulisti laudabilitcr et incepisti, per frequentes et fideles
Duncios tuos excellencie nostre studeas intimare, ut certificati
per te superinde sicut honori nostro convenit et negociorum
qnalitas exigit; super hiis procedere consulcius valeamus, firmiter
enim et pro constanti teuere te volumus, quod sie fidem ac
servicia tua digne retribucionis examine nostra munificencia
46
compensabity ut merito nobis adhesisse te gaudeas et labores
quos in nostris serviciis te subire contigerit, reputes ad quietem.
Datum etc. Constancie etc.
9. (LXXIII.) CoDstanz (Juli —August 1417).
Scribit Uüi, ut presentet literas ulterius (sie!) in quibus literis
continetur, quod tangit factum totius christianitatis, et quod de
novitatibus illarum parcium que ad noticiam suam pervenerint,
studeat intimare.
Sigismundus etc. Nobilis fidciis dilecte ! Benignitate solita
recepit excellencia nostra literas de manu latoris presencium,
quas misisti et que continebantur in, eis intelleximus diligenter.
Super eo vero, quod te paratum ad nostra et sacri imperii ob-
sequia probabiliter conjecturamus, industrie tue Studium plurimum
commendamus nostre tibi proinde plenitudinem gracie pro-
mittentes; porro super certis negociis sacrosanctam Romanam
ecclesiam matrem nostram nee non nos et christianitatem totam
contingentibus dirigimus literas nostras magnifico Jahanni de
Vico alme urbis prefecto tibi per latorem presencium presen-
tandaS; quas requirimus ex affectu per te eidem celeriter
destinari ; et circa indaganda diligentissime nova singularia que
de partibus ipsis et de aliis Italic partibus digna relacione ad
noticiam tuam potuerint per venire, statim, prout incepisti, ex-
cellencie nostre crebrius studeas intimare, gratam in eo nobis
duliam exhibiturus loco et tempore opportunis in omni bono
reminiscendam etc. Datum Constancie etc.
B. Das Reich.
Hier hätte allerdings in erster Reihe die Urkunde
Nr. LXXVII (19) ihren Platz finden müssen, wenigstens
formeller Bücksicht nach. Da sie aber sachlich nur auf
Savoyen Bezug hatte, was schon durch die ausdrücklich an-
geführte Exemplificirung auf Savoyen deutlich erhellt, haben
wir sie der folgenden Gruppe angefügt. Ein chronologischer
Faden Hess sich hier um so weniger durchfuhren, als hier die
meisten imdatirten Stücke vorkommen; und gerade in dieser
47
Rubrik die meiBten Actenstücke nicht ihrem vollen Wortlaut
nach g^eben^ sondein nur durch die Regesten angedeutet
werden sollten. Eine interessante Urkunde Nr. XLY (10) über
eine Ungehörigkeit in Sache einer Doctorpromotion steht an
der Spitze. Der Brief Nr. XLVI (11) für den Baseler Bürger
Johann Offenburg an die Herzogin von Burgund kann wohl
neben anderen Umständen als Zeugniss dienen , dass der
römische König zu dem Burgunder seit dessen Huldigung in
Calais in normalen Verhältnissen stand; was neuerdings von
LenZ; König Sigmund und Heinrich V. von England, ange-
zweifelt wurde. Die Privilegienbestätigung von Osnabiück
(Nr. I [12]) und die höchst interessante Urkunde für Löwen
(Nr. LXXXV [13]), welche, auf den Aufstand des Couterel und
Schoonevorst zurückgreifend, einige bemerkenswerthe Einzel-
heiten zur Geschichte dieser socialen Kämpfe gibt und zugleich
die wirthschaftlichen Missstände beleuchtet, die sich daraus
eigeben haben, wollte ich nicht weglassen, obwohl ich die
Möglichkeit zugeben muss, dass sie schon gedruckt sein könnten;
gefanden habe ich sie nicht. Auch das folgende Schreiben
an die Königin Sophia (Nr. XCVH [14]) ist mir in den reich-
haltigen Sammlungen zur Geschichte der husitischen Stürme
nicht begegnet. Es wird jedenfalls in der Zeit erlassen sein,
da Sigismund seinem Bruder Wenzel in derselben Richtung
und zwar mit der Drohung schrieb, dass er das Concil, ihm
den Prozess zu machen, nicht würde aufhalten können, was
ja bekanntlich nicht ohne Eindruck blieb. Bei der persönlichen
Stellung der Königin zu Hus war ja die Zumuthung, an der Ab-
stellung der kirchlichen Missbräuche mitzuwirken, besonders
angebracht. — Wichtig erscheinen mir die Briefe über den
Friesenaufstand. Von den sieben Actenstücken, die unser Codex
enthält, sind zwei (Nr. LXXIV und LXXV) bereits gedruckt.
Emes haben wir weglassen müssen (Nr. LXXXVIII, wegen des
kaiserlichen Zolls), weil der Name der Stadt nicht genannt,
sondern nur mit ,N.' bezeichnet ist. Die vier mitgetheilten
werden eine willkommene Ergänzung des jüngst erst er-
schienenen Ostfriesischen Urkundenbuchs liefern. Obwohl alle
vier undatirt sind und nur den Ausstellungsort ,Constanz' an-
geben, so kann doch kein Zweifel darüber obwalten, dass
sie alle in den Herbst 1417 zu setzen sind, und zwar, da die
grosse Bewidmung am 30. September stattgefunden hat, wohl
48
Dach diesem Zeitpunkt. Da aber die Papstwahl darin noch
als bevorstehend erwähnt wird, so kann man sie auch nicht
nach dem 11. November erlassen denken. Es bleibt also nur
der October 1417.
10. (XLV.) Constanz, 12. Mai (1417).
Ut inhibeat auctoritate regia et compescat, ne amplius honore
doctoratus fungatur vel aliquatenus se doctorera nominare
presumat, qui renuit privilegia sua super doctoratu de cancellis
extrahere.
Illustris princeps, consanguinee noster charissime ! Quidam
Petrus Maillicti de Chambriaco dudum in Lugduno multiplicatis
eciam intercessoribus grandi precum instancia nostre majestati
supplicavit, ut ipsum licenciatum in jure civili ad doctoratus
honorem legalis seiende provehere et insignire dignaremur,
nos vero plurimorum pro eodem intercedencium precibus in-
clinati graciose ipsum proraovimus certis tarnen appunctuamehtis
et articulis formaque juramenti in talibus, ut moris est, per
ipsum districte observandis adjectis ; ipse vero hujusraodi bene-
ficii accepti proprieque fame prodigus querens fortassis figmentis
excogitatis falsaque doctrina deludere simpliciores non erubuit
se ingratum reddere; omnia quippe sue nature debita solvunt
preter eum qui plus racionis in mente habet, literas seu privi-
legia, sicut tenebatur et opportuit, in quantum desideravit hujus-
modi potiri honoris et dignitatis de nostra cancellaria temere
neglexit extrahere sicque nee immerito indignum se reddidit
tali honorari et fungi dignitate liniamque talia abusia (sie!)
debite correccionis exposcit, nee volumus aliquatenus illam sub
dissimulacione amplius transire, eapropter tue sinceritatis fideli-
tatem requirimus et hortamur attente mandantes, quatenus pro-
tinus receptis presentibus eidem Petro Maillieti de cesarea
aucteritate nostra in hac parte districcius inhibere ipsumque
per remedia opportuna arccius compescere studeas, ne amplius
honore doctoratus fungatur vel aliquatenus se doctorem nominare
vel pretendere presumat culpa nimirum sua et vicio ingratitu-
diois exposcente. Datum Constancie decima secunda die Maji.
49
11. (XLVI.) Constanz, 27. Mai (1417).
Hortatur quandam ducissam Burgundie^ ut velit justiciam ad-
ministrare ex parte cujusdam debitoris super certa summa
peeuniaria.
SigismuDdus etc. illustri principi Margarethe ducisse Bur-
gandie etc. sorori nostre charissime salutem et continue chari-
tatis incremeDta! lUustris prineeps soror nostra charissima!
Cum pro parte honorabilis Johannis OffeDburg civis Basiliensis
familiaris et fidelis nostri dilecti nostre majestatis eulmini
querulose expositum existat^ quod dudum ipse Johannes de
legalitate et fidelitate cujusdam Berneti de Macreros nuper in
villa vesti'a Tyczine appellata monetarii confisus, qui nunc, ut
asseritur vestris carceribus ex certis causis mancipatus extitit
certas res et bona sibi vendendo, ita quod dictus Bernetus pre-
fato Johanni in certa peeuniaria summa debitor obligatus
remansisset, prout lator presencium vos de hujusmodi causa
lacius informabit, nobisque pro ipso humiliter suppiicatum fuerit,
ut in favorem ipsius Joannis, quod sibi de hujusmodi peeuniaria
summa satisfierit, sinceritati vestre scripta nostra dirigere digna-
remur, nos itaque considerantes, quod in humanis actibus summum
bonum est colere justiciam que unicuique tribuit id, quod suum
est, idcirco sinceritatem vestram requirimus et hortamur attente,
quatenus justicie et nostre contemplacionis intuitu ad hoc
operam dare velitis, ut ipse B(ernetus) supradicto Jo(hanni) vel
latori presencium suo nomine de hujusmodi peeuniaria summa
de qua constiterit satisfaciat indilate, ue contingat ipsum
Jo(bannem) super premissis amplius nostre conqueri majestati,
in eo nobis gratani complacenciam exhibitura. Datum Constancie
vigesima septima die Maji.
12. (I.) Constanz, 8. Juni 1417.
Confirmacio omnium prlvilegiorum (sc. civitatis Osnaburgensis)
cum declaracione cujusdam articuli in se continens.
8igismundus etc. Notificamus tenore presencium uni-
versis etc. Regalis decoris generosa sublimitas quamquam pro
sacri Romani imperii fidelium et subditorum salute cottidiana
AreUr. Bd. LIX. I. H&lfte. 4
50
sollicitudinc afFectus diflFundere consuevit operoBos pro illorum
tarnen quiete, quos vetuste fidelitatis exornavit iDtegritas et
diutine constancie plenitudo solidavit^ nostre niansuetudinis
operam per regii miiniminis indulta Hberaliter interponimus
copiosam. Sane pro parte honorabilium proconsulum et coDBulum
civium civitatis Osnaburgensis nostrorum et imperii sacri fide-
lium dilectorum nobis oblata supplex petieio continebat, qua-
tenus ipsis et ipsorum successoribus omnia et singula jura
privilegia indulta literas et libertates, que et quas eorundem
civium predecessores et ipsi cives a Romanorum imperatoribus
et regibus nostris in imperio predecessoribus obtinuerunt, ratifi-
care approbare innovare de novo concedere et confirmare
dignaremur, nos itaque considerantes hujusmodi peticionis seriem
minime exorbitare attendentes eciam quod, nisi civitas prefata
municionum indulto conservaretur specialis posset artibus per-
versorum gravi dispendio anxiari, ideirco animo deliberato non
per errorem aut improvide, sed sano principum comitum baronum
ac nobilium et aliorum habito consiiio omnia et singula jura
et privilegia indulta literas et liberalitates que et quas supra
dictorum proconsulum et consulum et civium predecessores ac
ipsi a divis Komanorum imperatoribus et regibus nostris in
imperio predecessoribus obtinuerunt et signanter duo privilegia
unum videlicet Friderici imperatoris et aliud quondam Kudolffi
regis Romanorum^ duo hoc indidta^ ut asseritur, distinctim in
effectu continencia videlicet: ne aliquis judex extrinsecus ali-
quem civium predictorum extra civitatem Osnaburgensem super
occasione quacunque ad alienum possit judicem evocare, sed
pocius coram rectoribus dicte civitatis secundum jus consuetu-
dinarium ejusdem civitatis rccipere debeat justicie comple-
mentum , rursum : quod civitatem Osnaburgensem prefatam
cives ejusdem civitatis contra tela ignea quibus prefata civitas
non parum lesa memoratur extitisse, sine contradiccione quorum-
cunque fossatis optimis latis et amplis, quod et nos racioni
consonum dijudicamus, munire valeant, ex certa sciencia ratifi-
camus approbamus innovamus de novo concedimus et confir-
mamus graciose, volentes et decernentes expresse, ut prefati
procousules et consules ac cives, si et in quantum premissa ita
ut prefertur obtenta sint ac rite et legitime procesaerunt,
supranarratis indultis perpetuis temporibus contradiccionibus
eciam cossantibus quorumcunquo uti frui potiri debeant et
51
gaadere; nalli ergo omnino hominum liceat hanc nostre ratifi-
cacionis approbacionis de novo concessionis indulti confirma-
cioois voluntatis et decreti paginam infringere vel ei ausu
temerario contraire ; si quis autem hoc attemptare presumpserit,
indignacionem nostrain gravi ssimam et quadraginta marcharum
auri purissimi penam inedietate imperiali iisco reliqua vero
medietate supradictis proconsulibus et consulibus ac civibus
pro tempore existentibus irremissibiliter applicandis ipso facto
se noverit incursurum. Presencium sub nostre majestatis sigillo
testimooio literarum, datuin Constancie anno domini milljesimo
quadriDgentesiino decimo septimo, octava die mensis Junii,
r^norum nostrorum anno Hungarie etc. tricesimo primo, Ro-
manorum vero septimo.
13. (LXXXV.) Constanz, 7. October 1417.
König Sigismund ertheilt der Stadt Löwen und ihren Bürgern
ein Moratorium von ftofzehn Jahren für die Zahlung der
während des Couterierschen Aufstandes contrahirten Leibrenten.
Sigismundus etc. ad futuram rei memoriam. Noverint
oniversi presentes literas nostras inspecturi et audituri^ quod
pro parte fidelium nostrorum burgimagistrorum consulum pro-
consulum scabinorum et juratorum egregii oppidi nostri Lova-
niensis comitatusque ejusdem querulose expositum fuit nostre
majestati, quod dudum videlicet in anno domini MCCCLVIII
vel citra quidem Petrus dictus Couteriel diabolo instigante cum
Donnullis textoribus fuUonibus et carnificibus suis complicibus
et satellitibus omnes et singulos nobiliores et majores dicti
oppidi nostri Lovaniensis ipsum tunc pacifice et quiete ac iauda-
biliter regentes ab eodem suis insidiis et tractatibus tyrannicis
expulisset et fugasset cives quamplures captivasset incarcerasset
et exaccionasset pro sue voluntatis libito bonumque regimen
paeificum quietum et honorabile ejusdem oppidi nostri Lova-
niensis tyrannice proh dolor, pervertisset, et premissis non con-
tentus, sed mala malis accumulando idem Petrus in dicta sua
tyrannide et perversa voluntate cum suis complicibus perse-
verando multas enormes et dicto oppido intolerabiles super
ipsum pensiones annuas vitales quamplurimis utriusque sexus
hominibus de multis et diversis dominus, ut pretenditur,
4*
52
vendidisset ac sigillo dicti oppidi, quo ipsum oppidum iD ven*
dendis hujusmodi annuis pensionibus vitalibus utitur, sigilasset
ac pecuDias pro hujusmodi peDsionibus receptas sibi damnanter
imburs^sset dictum oppidum irrecuperabiliter pregravando ;
tandem dicti Dobiliores et majores videntes prefatum Petrum
ad devastacionem dicti oppidi tendentem totalem ad concal-
caDdas prefati tyraDQi insolencias superbiamque ejusdem effre-
natam edomandam pro dicti oppidi statu quieto et felici ac
relevamiDe ejusdem remedia salubria concipieutes et presidia
ac una cum adjutorio auxiiio consilio et favore illustris prin-
cipis Wenceslai ducis Brabancie tuuc temporis existentis patrui
nostri charissimi prefatum tyraunum cum suis complicibus a
dicto oppido sicut divine placuit voluntati fugantes expulissent
et perpetue bannivissent^ et subsequenter, quia circa expulsionem
hujusmodi expensas quamplurimas fecissent, cives predicti novia
pensionibus et debitis ipsum oppidum gravare oportuisset; pre-
fatus eciam Petrus tot et tantas hujusmodi ut pretenditur vendi-
disset pensiones et dictum oppidum nostrum in tantum gra-
vasset, quod de hujusmodi pensionibus ipsorum singulis quibus
ut pretenditur vendite fuissent, satisfacere non potuisset quo-
quomodo, sed solvere quibusdam qui jam viam universe carnis
ingressi fuissent^ aliquibus annis de predictis pensionibus vita-
libus propter ipsius nimiam inopiam et gravamen per dictum
tyrannum eidem illatas licet invitum destitisset et cessasset;
quorum jam heredes et dictarum literarum pensionalium deten-
tores in diversis mundi partibus incolas cives et oppidanos
prefati oppidi nostri Lovaniensis, quas ipsi cives et eciam mer-
catores propter eorum mercancias diversas exercendas visitare
necessario haberent, propter hujusmodi pensioneß solvi neglectas
arrestarent et arrestare facerent ac impedirent, quominus suas
mercancias ubi ipsis necesse esset proficuum et opportunum,
exercere auderent atque possent, dictosque cives et oppidanos
ac eciam ipsum oppidum nostrum occasione premissorum multi-
pliciter molestarent et vexarent ac coram nostra majestate et
ad Judicium curie nostre et alibi in causas vocarent atque
traherent in grave prejudicium, gravamen et damnum dicti
nostri oppidi civium et oppidanorum ejusdem. Cumque dictum
oppidum quibuscunque hujusmodi heredibus et literarum pen-
sionalium hujusmodi detentoribus lete et gratanter solvere
deberet et satisfacere vellet de hujusmodi pensionibus vitalibus
53
solvi n^lectis et tempore pretensi regiminis dicti tyranni ut
pretenditur et post venditis et sigillatis, si ipsius suppeterent
facaltates, que revera eciam reditus proventus et emolumenta
eJQsdem oppidi pro presenti non sufficerent quoquomodo —
Bapplicans igitur humillime dictum oppidum nostre majestati
que quorumtibet juste petencium vota compleetitur graciose, et
cum justa petentibus non sit denegandus assensus, quatenus
spacium veniam et votivam dilacionem quindecim annorum ad
solvendum hujusmodi pensiones solvi restantes et neglectas
animo deliberato et ex certa sciencia ac de Romane regie
potestatis plenitudine et auctoritate, et quod ulterius et deinceps
infra dictos quindecim annos dictum oppidum cives et incole
ejusdem ac privilegiis et immunitatibus oppidi civibus concessis
gandentes eorumque res bone et bona pretextu et occasione dicti
contractuB pretensi de et super hujusmodi pensionibus vitalibus
et earum occasione conjunctim vel divisim coram nostra
majestate et ad Judicium curie nostre alteriusque seu aliorum
quorumcunque judicum arrestari in judiciumque coram predictis
trahi vocari et conveniri ac sentencie eciam quecunque seu
qnalescunque occasione premissorum in et contra ipsos eorum-
que robas res et bona ferri vel promulgari occasione vel pre-
textu predictorum per quemcunque seu quoscunque quovis
quesito colore nullatenus valeant, nostra majestas ex eisdem
animo sciencia plenitudine et auctoritate graciose et benignius
indulgeret tribueret et concederet, et quod infra dictos quin-
decim annos omnes arrestas repressalias insidias coram nostra
majestate et ad Judicium curie nostre ac aliorum quorumcunque
in causam vocaciones et tradicciones ac sentencias quascunque
et qnalescunque earuraque .execuciones obstacula et impedi-
menta in personas robas res et bona dictorum civium et oppi-
danorum ac oppidi ejusdem pretextu et occasione dictorum
pretensorum tractatuum de et super hujusmodi pensionibus
vitalibus et occasione eorundum latas et factas sublevaret et
sospenderet, dictumque oppidum cives et oppidanos ejusdem
et alios predictos in et circa premissa de solita benignitatis
clemencia uberius privilegiando. Quibus omnibus et singulis
solita benignitate regia auditis auscultatis intellectis et diligenter
pensatis attendentes profecto^ quod multum in subditis humani-
tatis opus exequimur, si oppressis et gravatis interdum per
aliene culpe convicium misericordie et relevaminis celeri remedio
54
subvenimus, ut nacionum pluralitas que sub dominii nostri feli-
citate respirant in statu veniendo pacifico sie tranquillitatis de*
coro sub augustalis regle Romane (sie!) temporibus augeatur;
videntes autem hoc fieri non posse commodius^ nisi dum ipsos
eorum indempnitati ab oppressionibus et angariis providenter
copiosius sublevamus, potissimum autem ad dictum oppidum
nostrum Lovaniense fideliumque nostrorum et sacri imperii burgi-
magistrorum consulum proconsulum scabinorum et juratorum
communitatisque ejusdem oppidi, qui omni semper studio totaque
fidelitatis constancia nostris predecessoribus et patruis seu in-
clyte domui nostre serviverunt et tanto fidelius nobis et sacro
Romano imperio servire futuris temporibus conabuntur, quanto
graciosius iidem de uberiori nostre potestatis participio secun-
dantur, attendentes nihilominus quod venia et allevacione digni
sunt qui alieno presertim tyrannico laborant morbo, ac eciam
attento quod a pluribus quibus dictum oppidum ut pretenditur
debet seu tenetur vel saltim heredibus eorundem seu deten-
toribus literarum pensionalium dilaciones graciosas et compe-
tentes super solvendis pensionibus vitalibus et eciam tempore
dicti pretensi regiminis seu ejus occasione prefati Petri tyranni
sie nominati venditis et sigillatis et solvi neglectis in antea
impetrarunt, volentes profecto eisdöm facere graciam specialem
ad hoc precipue^ ut ipsum oppidum nostrum tam in multitu-
dine populi quam rerum ubertatc antique felicitatis grata
resumat et suscipiat incrementa, ipsis burgimagistris consulibus
proconsulibus söabinis et juratis totique communitati oppidi
Lovaniensis predicti incolisque hominibus et habitatoribus ejus-
dem qui nunc sunt et qui pro tempore fuerint, cujuscunque
Status operis officii negociacionis vel condicionis existant,
spacium veniam et dilaciouem quindecim annorum ad solven-
dum hujusmodi pensiones solvi restantes et neglectas animo
deliberato et ex certa sciencia ac de Romane regio potestatis
plenitudine et auctoritate, et quod ulterius et deinceps infra
quindecim annos dictum oppidum cives et incole ejusdem ac
privilegiis et immunitatibus oppidi civibus concessis gaudentes
eorumque res robe et bona pretextu et occasione dictorum
contractuum pretensorum de et super hujusmodi pensionibus
vitalibus et earum occasione conjunctim vel divisim coram
nostra majestate et ad Judicium curie nostre alteriusque seu
aliorum quorumcunque judicum arrestari in judiciumque coram
55
predictis trahi vocari et conveniri ac sententie eciam quecunque
seu qoalescunque occasione premissorum In et contra ipsos
eorumque robas res et bona late vel promulgate occasione et
pretextu predictorum per quemcunque seu quoscunque quovis
quesito colore nullatenus valeant, ex eisdem animo sciencia
plenitudine et auctoritate predictis graciose et benignius indul-
gemuSy prout digne possumus, tribuimus et concediraus absol-
vimus et tenore presencium usque ad preiinitum tempus quin-
deeim annorum libertaraus ac liberas esse debere statuinius.
decementes quod exempcio soluclo et libertacio nostra hujus-
modi in illis solucionibus non debeant infringi a quocunque
Tel quibuscunque dolis et machinacionibus aboleri seu in
dabium revocari, sed plenam ac irrefragabileni illas obtinere
firmitatem sive cujuscunque caucionis seu fidejussionis presta-
cionem, ac quod infra dictos quindeciui annos onines arrestas
repressalias insidias coram nostra majestate et ad Judicium
curie nostre ac aliorum quoruracunque (judicum) in causam
Yocaciones et tracciones ac sentencias quascunque et quales-
cunque earumque execuciones obstacula et impedimenta in per-
sonas robas res et bona dictorum civium et oppidanorum ac
oppidi ejusdem pretextu et occasione dictorum pretensorum
coDtractuum de et super bujusmodi pensionibus vitalibus et
occasione earundem latas et factas sublevamus tollimus et
sttspendimus dictumque oppidum cives et oppidanos ejusdem
ac alios predictos in et circa premissa de solite benignitatis
clemeneia specialiter privilegiamus, sentenciis et processibus
latis et fortassis eciam promulgatis in contrarium facientibus
non obstantibus quibuscunque, presencium etc. datum Constancie
anno domini MCCCCXVIP septima die Octobris.
14. (XCVII.) Constanz, (1417?).
König Sigismund fordert die Königin von Böhmen auf, die
kirchlichen Missstände abzustellen und droht im andern Falle
mit einem Process des Concils.
Serenissima princeps soror nostra charissima! Mirabilis
architectus Christus Dei virtus et sapiencia domum sibi excissis
columnis septem et in tundamento de lapide primario collocato
construxit et in quattuor angulis virtutes quattuor cardinalcs
56
constituens eam nihilominus vario virtutum ornatu depinxit,
interius ut ab intus omnis gloria filie regia esset in fimbriis
aureis. Verura ille qui a principio in veritate non stetit hujus-
modi edificii structuram mirabilem non sustinens pacienter,
validum ventum misit a regione deserti, ut concussis quatuor
angulis doraus si posset, everteret fundamentum, sed licet domus
inultipliciter quatiatur, pati tarnen non potest oranem ruinam,
cum sit supra iirmani petram mirabiliter constituta^ arietibus
tarnen aliquando datis in agro aliquos lapides excutit a structura,
dum pugnant lilii contra matrem plus quam civile bellum
nequiter exercentes et Christi tunicaro inconsutilem laniant que
forte pocius uni fuerat concedenda. Inter alias naraque ]3ersonas
quibus dilectissima soror nexu affinitatis sincere adstringimur,
vos specialiter in sede nostri pectoris prerogativa dileccionis
singularis portamus cupientes eo pocius vestram terreque vestre
salutem gloriam et honorem, quo predicte fidei catholice pal-
mites olim progenitores nostri christianissimi reges in natali
solo dilatasse devocius et fervencius semper pro ipsius ampli-
ficacione stetisse revera dinoscuntur. Verum de quo dolemus
ad nostrum pervenit auditum, quod multos in terra Bohemie
eciam dicioni vestre subjectos execrabile facinus et erroris
perversitas infecit, plerique per apostasie vicium illam incon-
sutilem Christi tunicam quam sacri baptismatis regeneracio con-
tulit, damnabiliter exuentes induunt tanquam in tenebris et
umbra mortis positi cecitatis fermento ac neqiiicie et malicie.
veteri corruptela; sicque ille mille modorum nocendi artifex
per ministros suos pravitatis et spurciciarum aluranos et iniqui-
tatis operarios in illis partibus venena sparsit mortifera sediciose,
considerans quod familiaris hostis sit efficax ad nocendum qui
quasi dulcia premittentes cauda ^)ungunt ut scorpio in aureo
tandem calice Babilonis virus pestilencie infusuri, licet enim
hactenus diucius latitantes et velut vulpes claudestine niterentur
vineam domini Sabaoth demoliri, jam tamen peccatis exsur-
gentibus in aperto, qui tanquam equi parati ad prelium pre-
sumuntur manifeste insurgere contra eam, in quibusdam locis
publice predicando querentes in cibum siraplices et in predam
edoctos et illaqueare fideles quoslibet suis circumvencionibus
cupientes facti magistri erroris, qui nunquam fuerunt discipuli
veritatis. Quare validus clamor dolore non vacuus in sacro-
sancta Constanciensi synodo generali horrendis continue adauctis
57
nimoribiis vicibus frequentatis impretermisse ascendit et insinuat
crebrius et invalescit semper, quod in illis partibus devocionis
obnubilata sit claritas et divini nominis cultui immisericorditer
illudatar; cum etenim dudum resplenduerit in Bohemia et
Horavia fida fides nunc autem simplices predictorum callidis
sedaccionibus circumventi et periculose decepti in profundum
devenerint peccatorum, et heccine violatur ibidem fidei fun-
damentum, de quo tacti dolore cordis intrinsecus non valentes
eqnanimiter sustinere tantum opprobrium regni tam gloriosi
Dobisque peculiaris. £x8urgat igitur qu^umus vestra devota
smceritas et ad evellendam de vestris agris illam herbam
mortiferam^ que messem benediccionis extenuat opportuna studia
et operas efficaces impendat, ut seges fructifera depressa con-
rargat talibus spinis et tribulis radicitus exstirpatis vestro
patrocinio et provisione salutari Christi operarii prelati et
ecclesiastici catholici utilius proficere valeant et commissum
sibi officium ad laudem divini nominis melius et efficacius
exequantur et de vobis predicetur et in toto mundo dicatur:
adstitit regina a dextris ecclesie militantis in vestitu deaurato
£dei catholice circumdata varietate virtutum donisque charis-
matum redimita. Sicut de vobis specialem fiduciam obtinemus
opem et auxilium efficaciter largiendo, ut illorum malediccionis
alumnorum sit publicata nequicia per vestrum ministerium
salutare in cxterminium deducatur, ut eadem terra coinquina-
torum labe purgata reddatur Deo placabilis et accepta antique
felicitatis resumpta benediccione , vosque per hec divine retri-
bucionis premium digne valeatis promereri. Sei tote, quod si
BecuB, quod non credimus, actum fuerit, animadversionem sacri
concilii apud quod pro suspensione processuum multiplicatis
intercessionibus studiose instetimus usquequaque ulterius pro-
ficere non valentes tandem apostolice sedis timemus presto
ibidem inminere. Datum Constancie etc.
Ita' quod spurcicia pestilencie prorsus eliminata vestro
ininisterio prelati et ceteri in dicta terra Bohemie ad Dei mini-
' Dieser unter dem Briefe stehende Absatz ist offenbar eine von dem
Copisten im Text übersehene und später nachgeholte Stelle. Ein Zeichen
aber, wohin der Passus gehört, wie dergleichen in den Handschriften
äblich ist, war nicht zu finden. Ich vermuthe, der Passus ist zwischen
Taleatis promereri und scitote, quod etc. zu setzen.
58
steria laudabiliter peragenda seciiri reddantur et exinde vobis
apud Deum meritura et laudes apud homines comparetis, nos
autem teneamur prompcius ad ea que processu temporis doinui
vestre fuerint profutura.
15. (LXXVI).
(Constanz, 80. September? 1417).
Indultum ad cudendym monetam (sc. Frisonibus concessum).
Sigismundus etc. Universis et singulis prineipibus eccle-
siasticis et secularibus prelatis dueibus marchionibus banderen-
sibus bailinis comitibus vicecomitibus vicariis generalibus
baronibus nobilibus mioisterialibus militibus clientibus capita-
neis gubernatoribus presidibus burggraviis castellanis officialibus
judicibus theloneariis * districtuum locorum civitatum oppidorum
et villarum communitatibus et rectorlbus eorundem et presertim
Omnibus et singulis inhabitatoribus et incolis terrarum tarn
Orientalis quam occidentalis Frisie eeterisque nostris et imperii
saeri subditis et fidelibus dilectis ad quos presentes pervenerint
graciam etc. Venerabiles illustres nobiles et fideles dilecti!
Etsi cunctos reges decet et principes circa bonum commune
utilitatemque publicam ferventi studio vigilare cum jure divino
et humano dictante et natural! eciam racione publica utilitas
preferri semper debeat private, nos utique qui divina favente
clemencia sumus ad apicem Romane regio celsitudinis vocati,
tenemur et debemus- studiosius inniti que nostrorum et imperii
sacri subditorum et fidelium commodum respiciunt pariter et
profectum. Sane cum nuper in inferioribus Alamanie partibus
imperialibus pro reforraacione sacrosancte Romane ecclesie ac
largiente domino uniti futuri summi pontiiicis eleccionem nee
non quorundam nostrorum et imperii negociorum expedicionem
presencialiter agebamus, auribus nostris frequenter insonuit,
quod in omnibus Frisonum nostrorum et imperii sacri fidelium
terris et districtibus que ad nos et prefatum Imperium absque
medio peitinere noscuntur, nuUa penitus moneta generalis
cuderetur, quodque propterea cuncti inhabitatores et incole
terrarum et districtuum eorundem in non modicum ipsorum
* Cod. theolonariis.
59
detrimeDtum dampnum et incoromodum exterorum regum et
principum monetis que forsitan aliquantum deteriores mino-
risqae lige et valoris existerent quam antiquitus fuissent ac
esse merito deberent, uti cogerentur ; pro quo nihilominus nostra
et imperii sacri vilipenditur auetoritas, auferuntur jura utilitasque
publica maxime conturbari censetur, ac prefati nostri et im-
perii sacri subditi et fideles variis concussionibus et bonorum
abstraccioDibus dampna irrecuperabilia, utpote verisimiliter pre-
»omimus, sustinuissent hucusque et in futurum nisi super hoc
per Dostre majestatis celsitudinem de opportuno provideretur,
remedio sustinereut; volentes igitur circa premissa prout nobis
et imperio predicto congruit, sed presertim ob nostrorum et
ejusdem imperii subditorum et fidelium utilitatem profectumque
salnbrius providere habita deliberacione super predictis cum
Donnullis nostris et imperii principibus et electoribus nee non
aliomm principum comitum nobilium atque procerum commu-
nicato consilio ordinavimus statuimus disposuimus ac tenore
presencium ordinamus volumus et disponimus de cctero nostras
et imperii sacri monetas in prefatis Frisonum terris seu modis
legibus formis remediis et condicionibus infrascriptis cudi et
fieri, prout sequitur, in hunc modum : imprim isvidelicet, quod fiat
una moneta aurea que appelletur moneta imperialis, que cudetur
(in) Lieovardia et sit tanti ponderis et valoris sicut sunt dimidii
nobiliones Anglicani et formam et figuram habeat infrascriptas :
▼idelicet quod ab una parte aquilam extensis alis habeat et in
eadem parte scriptum sit in circumferenciis : ^Sigismundus
divioa favente clemencia'; in alia vero parte crucem habeat
duplicatam et in circumferenciis ejusdem partis scriptum sit:
yRomanorum et Hungarie etc. rex^ Itemque simili modo et
8ub eadem forma tiat moneta argentea que similiter imperialis
moneta vocetur. Sic videlicet quoque cudentur grossi argentei
qui in una parte aquilam habeant, et in eadem parte scriptum
sit in circumferenciis ,Sigismundus divina favente clemencia^,
in alia vero parte duplicatam crucem et in circumferenciis
ejusdem partis scriptum sit: , Romanorum Hungarie etc. rex*.
Quorum grossorum sedecim unum florenum Rhenensem et viginti
grossi unum de predictis florenis per nos, ut premittitur, cudendis
valebunt, et iidem floreni pro totidem expendentur, et predicta
omnia per nostre majestatis celsitudinem ut tangitur statuta
ordinata et disposita in statu debito permaneant, fiant et utilius
60
exequantur, statuimus et vigore presencium auctoritateque Bo-
mana regia et ex certa.nostra sciencia pro nobis et successoribus
nostris Romanorum imperatoribus et regibus ordinamus, quod
nulli homini cujuscunque status gradus seu condicionis existat,
prefatas monetas tarn aureas quam argenteas cudere liceat
preterquam imperiali vel regali magistro monete cui nos vel
prefati successores nostri ad cudendum easdem monetas per
patentes regle majestatis literas duxerimus committendum, nisi
alicui communitati vel alterius persone in prefatis terris, quod
monetas cudere possit, per jam dictos predecessores nostros
Romanorum imperatores vel reges indultum existat et hujus-
modi communitates personeve desuper habeant hujusmodi pre-
decessorum nostrorum literas evidentes ; et quod eedem monete
non nisi in Leovardia predicta et non alibi deineeps cudi
debeant atque possint, quodque nulla alia moneta aurea vel
argentea aut cujuscunque alterius metalli vel eris in sepe dictis
terris tam Orientalis quam occidentalis Frisie per quempiam
alium fieri debeat sive scindi nisi dumtaxat per imperialem
magistrum monete antedictum, cui eciam damus largimur et
concedimus auctoritatem facultatem et potestatem plenissimam
monetas alias minutas pro honore imperii ac utilitate et bono
statu predictarum terrarum cudendi fabricandi faciendi mone-
tandi et juxta beneplacitum deliberacionemque suam et secundum
magistri civium in Leovardia ac Gretniannorum in predictis
terris Frisie pro tempore constitutorum signo signandi cum
Omnibus juribus libertatibus honoribus et graciis quibus alii
sacri Romani imperii consimiles auctoritatem facultatem sive
potestatem habende usi sunt hactenus seu quomodolibet po-
ciuntur; decernentes et hoc regali perpetuo valituro statuentes
edicto, quod eedem ac prenominate auri et argenti monete ab
Omnibus universaliter et ubique locorum in imperio recipi et
acceptari debeant difficultate impedimento ac contradiccione
quibuslibet procul motis ; quodque nullis unquam in antea tem-
poribus per nos vel successores nostros Romanorum imperatores
et reges alicui dari vendi concedi impignorari aut aliquatenus
ab imperio alienari debeant quovismodo. Inhibemus eciam
auctoritate regali predicta, ne quis principum comitum baronum
procerum seu quevis universitas aut communitas cujuscunque
preheminencie dignitatis status vel gradus existant, in fabricandis
disponendis et cudendis monetis illis signis que prefatas
61
imperialis magister monete imprimenda duxerit^ uti presumat;
Dam in eum casum ubi aliquis hoc facere presumpserit; extunc
moDetas ejusmodi adulterinas falsas illegales et injustas fore
decernimus de plenitudine Romane regle potestatis. Denique
ut predicta ordinacio disposicioque nostra firma et illesa per-
maneant ac arccius et striccius serventur ob omnibus, universas
, atqne singolas monetas in prefatis Frisonum terris per oppidanos
in Bnunengen sive per Olronem (Okonem ?) et Bruch ejus
patrem sive alium quemcunque incolam vel habitatorem ter-
nuimi hnjusmodi absque prefatorum predecessorum nostrorum
indolto concessu sive consensu sive licencia donec ad presens
bctas fabricatas et monetatas revocamus cassamus et vigore
presencium auctoritate predicta ex certaque sciencia nostris
penitus annuUamus, non obstantibus quibuscunque legibus pri-
vilegiis literis graciis et indultis edictis et factis in contrarium
per quemcunque ; quibus Omnibus, si et in quantum presentibus
in tote vel in aliqua sui parte adversari censentur, auctoritate
nostra predicta ac de certa nostra sciencia derogamus, sup-
plentes nihilominus omnem defectum, si quis compertus fuerit
in premissis; nulli ergo omnino hominum liceat hanc nostre
ordinacionis disposicionis statuti voluntatis et decreti paginam
infiringere aut ei ausu quovis temerario contraire, si quis
anlem etc. etc.
16. (LXXXVI.)
Constanz (7. October? 1417).
König Sigismund erklärt die Friesen für reichsunmittelbar und
entbindet sie von dem Gehorsam gegen Okko den Sohn des
Keno.
Sigismundus etc. Universis et singulis prelatis presbyteris
jndicibus totique communitati districtus in etc. nostris et imperii
saeri fidelibus dilectis graciam etc. Fideles dilecti! Kelatum
est auribus nostre regie majestatis, quod magistri civium consules
scabini et capitanei totaque communitas oppidi N. ausu temerario
nnllo a nobis aut predecessoribus nostris Romanorum impera-
toribus aut regibus mandato habito aut indulto auctoritate
propria se de regimine vestro et districtus vestri ingerentes
V08 dominio suo subjugare et tributa ac exacciones, quocies eis
62
placuit; a vobis veluti suis subditis exigere et recipere non
erubuerunt, nee eo contenti vos tandem et districtum vestnun
tanquam hereditaria bona et dominia sua potestati et regimini
olim Kenonis de N. (sie!) tradiderunt et sie demum quasi ex
successione paterna seu hereditaria ad Okkonem filium ejusdem
Kenonis devoluti sub dominio ipsius tanquam servi et tributarü
ignominiose et miserabiliter gravati residetis in nostram et ^
imperii sacri injuriam non modicam atque damnum; et cum ex
debito officii Romane regie dignitatis ad hoc teneamur precipue
sollicita cura intendere, ut uni versa dominia et jura sacro im-
perio hactenus quocunque modo subtracta temporibus nostris
magnifice recuperare et ad imperii obedienciam et subjeccionem
reducere studeamus, idcirco universitatem vestram sub debito
fidei seriöse requirimus imo vobis auctoritate Romana regia
districte precipiendo mandamuS; quatenus ad hec ut sub pro-
teccione sacri imperii cui eciam immediate subjecti estis, ad
instar aliorum Frisonum ,dy Fryfriesen' vulgariter nuncupatorum
libere respirare et a jugo gravissime servitutis eximi possitis
ac prefato Okkoni aut alicui alteri hominum in antea nuUatenus
obedire aut tributa et exacciones quascunque solvere nuUatenus
presumatis; quin pocius ad obedienciam et subjeccionem sacri
imperii prout tenemini redeuntes , nobis et imperio sacro in
manibus strenui Syfridi et Nicolai etc. quibus ad hec vices
nostras commisimus fidelitatis et homagii prestarc debeatis
juramenta, prout in juribus et libertatibus vestris conservari
ac nostram et imperii sacri indignacionem gravissimam nee non
penara ducentorum scutorum antiquorum a vobis et quolibet
vestrum qui contrafecerit, irremissibiliter exigendam cupitis
arccius evitare. Datum Constancie etc. ut supra (sie!) etc.
17. (LXXXVII.)
Constanz (October 1417).
König Sigismund bittet die Friesen um ein subsidium chari-
tativum zu den Concilskosten.
Sigismundus etc. Honorabilibus prepositis decanis gret-
mannis coadjudicibus (sie!) et capitaneis totique communitati
et incolis in Ostergo in Westergo Smeylburgerlant Schotter-
werff Vpsterlant et octo parrochialium principalium parcium
63
Frisie nee non ceterorum districtuum et insularum ipsis et
patrie Frisie adherenciam nostris et imperii sacri fidelibus
dilectis graciam etc. Honorabiles devoti et fideles dilecti ! Non
credimus vobis incognitum aut a vestra noticia fore peregrinum,
qualiter ex assumptis Romane regie dignitatis gubernaculis circa
ea que commodum et utilitatem populi christiani respiciunt,
pront tenemur, soUicita mente intuenti pro sacrosancta universali
ecciesia a mnltis jam retroactis temporibus dispendiose scissa
cam Dei adjutorio feliciter unienda, nee non nostris et imperii
sacri dominus et terris in statu quieto et pacifico reponendis
diversas mundi partes et remota regna sub magno nostro et
Dostrorum diserimine et expensis innumerabilibus peragravimus,
potissimum nos arbitrantes salvatori nostro prestari obsequium,
81 pro dileete sponse sue sancte videlicet ecclesie hactenus tam
in spiritaalibus quam eciam temporalibus multipliciter afflicte
ipsins cujus in hoc rem agimus nobis assistente auxilio subvenire
valeamus, cujus rei desiderio succensi tot viarum et laborum
dispendia cum extenuacione eciam naturalium dominiorum nostro-
rom non pigrabamur subire^ et nunc largiente domino una cum
reverendissimis in Christo patribus dominis cardinalibus archi-
episcopis episcopis ceterisque prelatis doctoribus et magistris
in Constanciensi civitate ad hoc nobiscum congregatis unione
ecclesie sancte jam confirmata brevi temporis spacio eleccionem
nnici veri et indubitati summi pontificis indubie sceuturam
speramus^ quo terminato feliciter demum ad prosequenda imperii
sacri negocia sine interpolacione aliqua liberius procedemus
nee a cepto desistemus proposito, donec hec omnia vita nobis
comite fine debito conchidantur. Et quia ad tam ardua tam que
salubria negocia toti itaque christiani tati summe necessaria
fehciter prosequenda vestrum et aliorum nostrorum et imperii
fideliüm subsidia nobis extant plurimum opportuna, idcirco
fidelitatem vestram de qua plurimum presumimus quamque in
hac re votis nostris credimus prompte oceurrere, tenore presen-
ciam seriöse requirimus et hortamur desiderantes ex animo^
qnatenus predictis laboribns nostris et sumptibus quos pro vestro
ac totius christiani populi utilitate et com modo ultronee sustu-
limus et usque modo indefesse sufFerimus, provida mente pen-
santes ad suecurrendum nunc majestati nostre regie imo pocius
reipubliee benivole annuentes de danda nobis una precaria seu
charitativa subvencione unanimiter concordetis ac ipsam ad
64
locum competentem comportantes et universos et singulos com-
portare facientes, taliter comportata atque collecta in manus
Syfridi et Nicolai presentare velitis per eos ad cameram nostram
regiam deportanda. Commisimus namque dictis consmariis
nostris hec et alia nostre intencionis ad vos perferre negocia^
quibus in Omnibus que vobis hac dumtaxat vice ex parte
nostra retulerint ac vobiscum tractaverint et concluserint, fidem
credulam et indubiam per vos adhibendam cupimus per omnia
tanquam vobis pi'opria loqueremur in persona. Ägite igitor in
premissis, prout de constanti fidelitate in obediencia vestra con-
fidimus, ut exinde in conspectu majestatis nostre commendari
ac proinde nostre munificencie beneficia non immerito presto-
lari possitis, que vobis si votis nostris parueritis presentibus
clemencius pollicemur. Datum Constancie etc. etc.
18. (XCVI.) Constanz (October, 1417).
Exhortatur quosdam imperio rebelles, ud adhuc convertant se.
Sigismundus etc. fideles dilecti ! Audito nuper quod insti-
gante siquidem diabolo nedum in sacri Komani imperii dispen-
dium, sed eciam ad versus imperialis culminis honorem, imo
denique in lese majestatis crimen fideles nostros homines de
B . . . n (sie !) et nonnullos alios de occidentalis Frisie partibus
pro eo, quod ad eorum verum naturalem et ordinarium dominum
tanquam veri zelatores ipsius humiliter et sicut tenebantur
reddentes nobis et eidem imperio cui favente domino feliciter
presidemus, ad manus honorabilis N. consiliarii ambasciatoris
et fidelis nostri dilecti fidelitatis et obedlencie juramenta pre-
starunt tam in civitate Groninghensi que Frisie caput esse
dicitur et que priscis temporibus fideles lactabat filios nutriebat
providos receptabat honestos ejiciebat improbos et infideles et
rebelles imperii penitus exulabat, quam extra sie hostiliter,
fraudulenter vero dicimus, invadere et ex eis quosdam crudeliter
occidere quosdam diris tradere carceribus non estis veriti,
nempe regium animum nostrum ac lachrymarum erumpencium
guttas vix potuimus continere, et profecto, dum sie per vos
gesta perpetrataque in nostre lance consideracionis appendimus
equidem non mediocriter admiramur, unde potuit vos tanta
animare temeritas, quod sub tam mali fomite propositi regiam
65
majesUtem ofFendere et prefato ambasciatore nöstro apud vos
adhnc existente ac regie persone nostre effigiem representante
füriisque veBtris predieta facere prohibente quietem nostre
mentiB sie irreverenter et infrunito (!) animo turbare non pavistis;
et revera; si qua virtus dormivisset in nobis, ocio debebatis
nerito considerasse; quod licet nobis et imperio fidelitatis et
obedieneie debita juramenta prestare vestra presumpcio distulerit
hucusque, nihilominus tarnen vos ad Imperium pertinere ac sim-
pliciter imperiales esse contradicere non potestis nee negare
possunt vestre mentes, quoniam parentes vestrum omnium eorum
fide constancia magnanimitate indefessoque labore poscentibiis
canctas atque singulas libertates franchesias privilegia cetera-
que moltimoda bona quibus heu ! nunc abutimini a nostris pre-
decessoribus Bomanis imperatoribus et regibus obtinuerint,
vosqae illorum, et non vestris meritis appellemini vidgariter:
,die Fryen Friesen', pro quo nimirum doloris major causa nos
afficit et presertim quod ibi magis et amarius inquietamur, ubi
clemencia nostra quietis dulcedinem libencius procuraret, et inde
ledimur immanius, unde nobis et imperio deberet hodie charitativa
fidelitatis obviam prodire undeque gratitudinem zelus culminis
oostri avidius expectavit. O inexcusabilis culpa ! Surgere tamen
mihi inter tot armosos vires non potuit unicus qui contra tarn
enormes inauditasque fracciones verbum unicum loqueretur
qaique pro sedandis faccionibus hujus defensionis se murum
opposuisset. O si possetis alternatim libros consciencie per-
legere^ quot et quantas in eis accusatorias lecciones predictis
faccionibus vestris omnino contrarias inveniretis, quod ad versus
nostros et imperii juratos et fideles ausi fuistis in arma con-
soi^ere quimet deberetis eorum imo nostras injurias totis viribus
propulsare. Mirabilis imo non satis^ imo ultra quam dici possit,
miranda tanti loci cecitas ac tantorum civium obscuritas ocu-
lorum, ut qui tam felicium deberetis antecessorum vestrorum
antiquitatis dignissime vite morumque sequi vestigia a semitis
vestrorum laudabilium patrum qui olim ab Äugusto non vocati
cum Romanis ea tempestate potentissimis et rebellibus pro
iiuperii juribus recuperandis pugnam ineuntes gloriosum quippe
trioniphum obtinuerunt; improvide deviantes non minus in
nostrum quam culminis nostri prejudicium supradictos jam
joratos subditos et fideles nostros tam crudeliter peremistis
tamque immaniter in vestris vinculis detinetis. Animadvertite,
ArckiT. Bd. LIX. I. U&lfte. 6
66
animadvertite''Romani imperii subditi, utrum ex coUatis bene-
ficiis vobis quorum parentes imperii munificencia tarn copiose
dotavit ac pre ceterls in imperio constitutis tam largifiue Über*
tavit contra nostros imo nos ipsos velut imperii caput exasperare
sie licuit mentes vestras? Non equidem. Levate itaque oculos
vestros in circuitu, levate^ aperite aures vestras et de tanta
nobis et imperio illata injuria doleatis ac ad se ipsum quill bet
vestriim revertatur ad resumendumque caput sensusque racionis
induat et dijudicet, quam pregrandi macula ex premissa faccione
coinquinatum jam fuerit nomen suum ; ac non minus provide ac
diligenter attendat, quod imperii fortitudo quam vis modernis
temporibus passa videatur aliquas tempestates, digno tamen Dei
judicio multos qui sibi rebelles esse presumpserant, hactenus
ad penam mediante justicia conduxit exemplum cunctis homi-
nibus seculi monstratura. Non enim sicut putatis Romani im-
perii vires sopite sunt, nam semper vigilans et attenta potencia
non dormitat. Interrogate patres vestros qui olim ob imperii
Romani amorem rebelles conterrere viribus et rebus minime
veriti sunt, et dicent vobis, quomodo prcdecessores nostri
victoriosissimi multos rebelles a propriis laribus expulerunt et
ejecerunt, quoniam et ipsi patres vestri semper fuere ipsius
imperii fidelissimi zelatores. Interrogate modernes et narrabunt
vobis, quomodo rex Anglie etc. nobis et imperio indissolubili
vinculo colligatus et rex Danie etc. propinquissima consanguini-
tatis Hnea conjunctus innumerabilem fere multitudinem imperii
principuin et fidelium qui se studcnt assidue non minus obe-
dienter quam fideliter nostris beneplacitis conformare; penitus
obmittendum vellemus, equidem vellemus tam propter imperium
quam famam vestram, ut cetera sinamus, quod sanius egissetis,
quoniam autem, viri fortes, nemo quod factum est, non factum
fuisse possit reducere, cumque tempus nunc advencrit in quo nobis
et imperio graciores iieri poteritis, vos hortamur et auctoritate
regia Romana requirimus: exsurgitc et ad contemplandam im-
perii speciem et virtutem vestros animos erigite vosque posses-
sione graciosa vestrum cognoscite possessorem; parate viam
domini, rectas facite semitas ejus; toUite carcerum vestrorum
seras et supradictos fideles nostros quos recepistis de carceribus
hujusraodi mox visis presentibus integre relaxetis, et si que
ipsis bona recepta sunt, restituatis ad honorem sacri Romani
imperii et nostre majestatis reverenciam specialem, quod si
67
feceritis; nos inter alios imperii subditos vos recommendatos
habere studebimu^ sine falle, sed revera si potencie nostre
maDdatis obedire neglexeritis, quod utique nostra serenitas adhuc
credere non potest, penis et mulctis imperialis bauni, forbannique
et alÜB viis et modis quibus poterit regia potestas nostra pro-
cedere corabit, utpote sibi ac ceteris imperii prineipibus visum
fuerit expedire; nee vos tunc liberare poterunt predictarum
faccionum atque scelerum persuasores, sed eritis cimctorum
opprobrium et fabula nacionuin, presertim autem vicinorum qui
contra vos derisorie sua movebunt capita in eternum. Datum
Constancie anno etc.
C. Savoyen.
Wie für die Hohenzollern, so knüpft sich für das Haus
der Grafen von Savoyen an die Epoche des Constanzer Concils
eine der wichtigsten Erinnerungen rücksichtlich der Entwicke-
lung ihrer Macht* und Rangstellung. Der bedeutendste Ge-
schichtschreiber Savoyens, Guichenon und nach ihm viele
Andere, erzählen aber die Erhebung des Grafen Amedeo von
Savoyen in den Herzogsstand in solcher Weise, dass sie sich
wie eine improvisirte Episode der Reise des römischen Königs
nach Perpignan ausnimmt. Unzweifelhaft aber haben schon
längere Zeit vorher Verhandlungen darüber stattgefunden, und
da savoyische Gesandte im Jahre 1412 den römischen König
in Ungarn schon begrüssten, so dürfte die Grundlage zu dem
Act von Chambery wohl damals schon gelegt worden sein.
Man weiss, wie viel dem römischen König im Jahre 1414 das
freundliche Verhältniss der Grafen von Savoyen und Monferrat,
welche das natürliche Gegengewicht gegen die Macht Mailands
bildeten, genützt hat, und abgesehen von den Geldmitteln, mit
welchen Herzog Amedeo seinen Lehnsherrn auf der Rßise nach
Narbonne und Perpignan förderte — bekanntlich verliess
Eberhard Windecke seinen Herrn auf der Fahrt, um ,Geld aus
Savoyen zu holen' — scheint Sigismund einen werthvollen Ge-
winn in der Unterstützung der savoyischen Gesandten auf dem
Concil selbst gefunden zu haben, die ihm in der Epoche, da
er durch den Zerfall mit Frankreich in eine unsichere Lage
gerathen war, von ersichtlichem Nutzen sein musste. In den
6*
68
Rahmen der ersten Verhandlungen ^ die das Verhältniss des
römischen Königs zu Savoyen begründeten ^ scheint nun die
erste der hier mitgetheilten Urkunden (Nr. LXXVII[19]) zu
fallen, die, so allgemein gehalten sie auch ist, schon durch die
paradigmatische Anführung der den Grafen von Savoyen als
Reichsvicaren verliehenen Suprematsrechte über die Kirchen
und Diöcesen ihres Gebiets sich als eine auf Savoyen in
Sonderheit bezügliche kundgibt. Dazu kommt, dass wir nii"-
gends so deutlich als eben in Savoyen, den durch Karl IV. mit
dem Vicariat verbundenen Supremat und die darüber vom
Clerus erhobenen Beschwerden und Auflehnungen verfolgen
können. Sichtlich enthält die Aufhebung dieser Verleihungen
seines Vaters durch Sigismund eine captatio benevolenciae für
den savoyischen Clerus, die dem römischen Könige ebenso wie
vielleicht Amedeo selbst für die weitere Entwickelung des auf
die Erhebung zum Herzogthum gerichteten Planes nothwendig er-
scheinen mochte. Andererseits versetzt uns die unter (Nr. LXX
[23]) mitgetheilte Urkunde in die Epoche, in welcher die
savoyischen Gesandten auf dem Concil selbst dem römischen
Könige förderlich gewesen sind — ist doch durch ihre Ver-
mittelung vornehmlich der Compromiss zwischen dem Könige
und den Cardinälen zu Stande gekommen und die Spannung
wegen des Securitätsbriefes beigelegt worden. * Aber auch
weiterhin scheint noch namentlich im Hinblick auf die Sicherung
des Rückzuges der römischen Curie nach Italien auf die
savoyische Hilfe gerechnet worden zu sein, und die unmittelbar
am 11. November, also am Wahltage von Martin V. an Ludwig
von Achaja erfolgte Notification der Wahl unter den ganz be-
sonders auszeichnenden Schlussworten (Nr. CXVI [25]) mag wohl
eben darin ihren Grund haben. Dazwischen bietet uns unsere
Handschrift eine ganze Gruppe von Schreiben (Nr. XXVHI [20],
XXIX [21], LXIX [22], CV [24]) über ein von dem Erzbischof
Michael von Embrun begangenes Verbrechen und ein darüber
eingeleitetes Processverfahren , die leider trotz ihrer Redselig-
keit das eigentliche Vergehen des Prälaten im Unklaren lassen.
Nehmen wir an, dass die Klage über Vergewaltigung der
Diözesanen durch den Erzbischof nur zu den Häufungen der
^ Vgl. Petor de Palka ed. Firnhaber im Archiv f. Kunde Österreichischer
Geschichtsquellen, Bd. XV. pp 36. 55.
69
Beschuldigungen gehört, die in jenen Tagen bei Erhebung einer
Klage üblich waren, so bleibt als materieller Grund für den
Zorn Sigismunds ein gegen ihn verübter Eidbruch des Kirchen-
färsteo. Was derselbe ihm aber zugeschworen und worin er
dtnn weiterhin seine Meinung derart geändert, dass der römische
König eine so ungemeine Heftigkeit gegen ihn an den Tag
legte, bin ich nachzuweisen nicht im Stande.
19. (LXXVII.) Diös-Györ, 5. Mai 1412.
König Sigismund hebt alle den Reichsvicaren über die Kirche
ertheilten Suprematsrechte auf.
Sigismundus etc. Universis et singulis principibus eccle-
siasticis et secularibus comitibus vicecomitibus baronibus nobi-
libns militibus clientibus officialibus judicibus magistris civium
consuiibus juratis et communitatibus civitatum oppidorum
villarum locorum et districtuum ac rectoribus eorundem coeteris-
qae nostris et imperii sacri subditis et fidelibus dilectis ad quos
presentes pervenerint, graciam etc. Venerabiles illustres nobiles
et fideles dilecti ! Ad hoc summi dispensacionem presidii prin-
cipalis monarchie obtinuimus principatum, ad hoc sacri Ro-
mani regni non leve pondus in nos suscepimus, ut si ad
alia extrinseca sollicitudo nos provocet ad ea tarnen, que recu-
peracionem nostrorum et imperii sacri jurium fclicem quoque
statum et quietum ac incrementum graciarum libertatum
immunitatumque personarum ccciesiasticarum in toto sacri
Romani imperii ambitu constitutarum respiciunt, tanto inten-
damus uberius, quanto nostrum pre ccteris mundi principibus
solium magnificencius erexit ceiestis providencia creatoris.
Assumpti itaquc dudum superna disponente clemencia, sicut
pie tenemus, quamquam insufficicntibus meritis ad culmen Ro-
mane regie dignitatis multorum principum procerum ac subdi-
tomm nostrorum et imperii sacri fideiium exposicione certa
pereepit nostra majestas, quod pridem nonnulli dive recorda-
cionis Romanorum imperatores et reges nostri predecessores
quibusdam regibus principibus ducibus marchionibus comitibus
magnatibus baronibus aut nobilibus vicariatus generalis vel
70
specialis sacri Romani imporii nee non superioritatum iideli-
tatum homagiorum feodoruni jurisdiccionum seu quoruraeunque
aliorura jurium regalium ad nos et Komanum imperium ac
regnum quomodolibet pertineneium infeodaciones seu largi-
ciones ac concessiones imperiales fecerunt et indulserunt, arbi-
trantes ipsi concessores predecessores nostri per hec rempublicum
adaugeri, que quidem infeodaciones largiciones et concessiones
imperiales fecerunt et indulserunt^ prout eadem fidelis exposicio
subjungebat, sacro Romano imperio ac rcipublice propter ho-
minum cupiditates jam diu incommoda multifaria intulerunt et
copiosius inferunt de presenti, prout eciam rerum magistra
experiencia de eisdem incommodis postmodum certissimis in-
diciis mentem nostram regiam informavit. Nos igitur sie terreno
principatui presidere volentes, ut ab eterno non mereamur
exciudi; et preterea pretermissis humanis favoribus soli utilitati
et honori Romani imperii reique publice indulgere et vigilanter
intendere totis deside^iis exigente magnifica predicti Romani
imperii et regni nobis commissa soUicitudine cupientes — et ne
deinceps concessiones seu largiciones supradicte vel similes
nobis et sacro Romano imperio ac rcipublice et presertim
sacrosanctis ecclesiasticis seu ecclesiis et earum ministris et
prelatis qui temporibus hodiernis proh dolor, infinitis calami-
tatibus devexantur, quorumque presidium ac proteccionem ad
nos et sacrum Romanum imperium recognoscimus pertinere,
prejudiciales existant vel dampnose, nostra ejusde"m imperii
sacrosanctarum ecclesiarum ac rcipublice evidenti utilitate pen-
sata specialiter et attento^ quod Serenissimus et illustrissimus
princeps dominus Carolus quartus dive memorie Romanorum
imperatur semper augustus et Bohemie rex genitor noster cha-
rissimus, dum adhuc ageret in humanis, motus ex certis ac
racionabilibus causis poscente eciam utilitate publica sano
nichilominus principum comitum baronum et procerum sacri
Romani imperii accodente consilio ex certa sciencia sua ac de
cesarea potestatis plenitudine vicariatus officium ad quod non-
nullos sacri imperii principes in quibusdam civitatibus locis
atque terris et presertim comitatus Sabaudie et aliis locis vicinis
adjacentibus ad predictum imperium pertinentibus constituerat
revocavit ac ad se et imperium ab eisdem resumpsit, nee non
literas suas desuper datas cujuscunque tenoris existebant in
Omnibus suis sentenciis punctis et clausulis annullavit, anni-.
71
chilavit penitus et destruxit,^ sicut de hiis tarn per plurima
fide digna et evidencia testimonia quam per prefati genitoris
nostri cesaree cancellarie registra clare ac sufficienter sumus
edocti — moti quoque premissis ac certis aliis justis et bene
consideratis racionibus ex certa nostra sciencia et motu proprio
sano eciam principum prelatorum comitum baronum procerum
ac aliorom nostrorum et imperii saeri fidelium accedente con-
silio ac de nostre regle plenitudine potestatis omnes et sin-
golas superius deciaratas vel similes ac quascumque alias vica-
riatus generalis vel specialis Romani imperii superioritatumque
fidelitatum homagiorum feudorum aut aliorum quoruracumque
jurium regalium ad nos et Romanum imperium sive regnum
qnomodocumque pertinencium concessiones^ infeudaciones seu
lai^ciones quascumque per predecessores nostros Romanorum
imperatores et reges aut eorum alterum quibuscumque regibus
prineipibus ducibus marchionibus comitibus baronibus et magna-
übos aut eorum alteri factas et indultas^ quantum concessiones
Infeodaciones vel largiciones hujusmodi contingere possunt aut
poterunty sacrosanctas ecclesias ac earum ministros et prelatos
ipsoromque civitates suburbia villas castra mandamenta juris-
dicciones dominia territoria homines feuda possessiones et que-
cunque jura nobis et predicto Romano imperio immediate sub-
sistentes et sub^istencia ab eisdem regibus prineipibus ducibus
marchionibus comitibus baronibus ac magnatibus et eorum sin-
golis quibus ipse concessiones infeudaciones aut largiciones
imperiales vel earum altera ut prefertur hactenus sunt indulte,
ad nos et Romanum imperium atque regnum penitus resumimus
substrahimus et revocamus per presentes omnes et singulas
literas predecessorum nostrorum Romanorum imperatorum ac
regum predictis regibus prineipibus ducibus marchionibus
comitibus baronibus et magnatibus aut eorum alteri super pre-
missis concessionibus infeudacionibus et largicionibus cesareis
aut earum altera concessas et confectas, cujuscumque formule
seu tenoris existant, eciamsi in eis caveatur, quod non possint
revocari, quo ad partera ecclesiarum et ministrorum seu pre-
latorum predictorum aut suorum et cujuslibet eorum civitatum
Bttburbiorum villarum castrorum mandamentorum jurisdiccionum
* Vgl. Huber-Boehmer Kegesta Caroli IV. die dort ausgezogenen Urkunden
Nr. 4170, 6155, 5156, 6244.
72
dominiorum territoriorum hominum feudorum, possesBionum et.
quorumcuraque aliorum jurium nobis et dicto Romano imperio
subsistencium tenore presencium cassamus destruimus annulamas
et penitus irritamus in omnibus suis sentenciis eapitulis et
clausulis de excellenti plenitudine supradicta Romane regie
potestatis. Et nichilominus auctoritate et potestate jam dietis
statuimus et declaramus et edicto perpetuo ac irrefragabili de-
cernimus in bis scriptis, ut ecclesiarum et ministrorum earundem
in futurum Status perseveret inconcussus, volentes expresse
quod vigore alicujus coneessionum infeudacionum vel lai^-
cionum imperialium superius expressarum vel similium aut
quarumlibet aliarum quantacunque et qualicunque verborum
expressione firmatarum predictis rcgibus principibus ducibus
marchionibus comitibus baronibus et magnatibus aut eorum
alteri vel alterius ipsorum heredibus suecessoribus et causam
habituris; si super ecclesiis predictis earum rainistris et prelatis
ac ipsorum civitatibus suburbiis villis castris mandamentis
jurisdiccionibus dominus territoriis hominibus feudis possessionis
bus et juribus aliis quibuscunque nobis et sacro imperio sub-
jectis jus superioritatis dominii jurisdiccionis reforti vel alterius
cujuscunque potestatis acquiri, eciamsi per predecessores nostros
supradictos premisse vel similes aut quocunque alie concossiones
infeudaciones et largiciones predictis regibus principibus duci-
bus marchionibus comitibus baronibus et magnatibus aut eorum
alteri vel heredibus suecessoribus aut causam habituris eorun-.
dem facte fucrint, de dictorum prelatorum aut alterius eorundem
consensu et expressa voluntate, et tenor literarum predecessorum
nostrorum in literis coneessionum infeudacionum vel Iai*gicionum
hujusmodi de vcrbo ad verbuin clauderetur seu alias ibidem
haberetur de eisdem literis mencio specialis. Quocirca uni-
versis et singulis ecclesiarum prelatis et ministris nostre im-
periali potestati ac dominio quoad temporalia predieta immediate
subjectis et constitutis sub obtentu gracie nostre ac ex debito
iidelitatis auctoritate nostra Romana regia precipimus et man-
damus, quatenus vigore aut pretextu alicujus concessionis in-
feudacionis seu largicionis imperialis, prefatis regibus principibus
ducibus marchionibus comitibus baronibus et magnatibus aut
eorum alteri vel suis heredibus suecessoribus et causam habi-
turis per predecessores nostros de vicariatu imperiali speciali
vel generali seu superioritatum fidelitatum homagiorum feudorum
73
aat aliorum quorumcumque juriuin ad nos et ad Romanum im*
periam seu regnum pertinencium quovismodo faote, ad eosdera
reges principes duces marchiones comites barones et magnates
eorumque heredes successores et causam habituros seu eorum
altenim aut eorum officiales etc. quoscumque deputatos vel
deputandos nuUum respectum seu regressum deinceps habeant
nee sibi in aliquo obediant vel inten dant. Nos enim de pre-
missa Romane regio plenitudine potestatis motuque sciencia et
eoDsilio supradictis omnes et singulas ecciesias ac supradictos
prelatos et ministros ac eorum et cujusiibet eorum civitates
Buburbia villas castra mandamenta, dominia homines feuda
jarisdicciones possessiones et jura quecunque alia nobis et
Romano imperio temporaliter subjectos subjectas et subjecta
a predictorum regum principum ducum marchionum comitum
barooum et magnatum potestate ebediencia et fidelitate eximi-
mas libertamus et penitus absolvimus ac in statum pristinum
et immediatam subjeccionem et superioritatem nostram ac suc-
ceMorum nostrorum Romanorum imperatojjum et regum ac
ipsius iraperii restituimus et reducimus per presentes. Et si forte
retroactis temporibus quicquam adversus statutum declara-
cionem revocacionem libertatem absolucionom graciara et inten-
cionem nostras regias hujusmodi nee non jura privilegia liber-
tates et immunitates ecclesiarum et prelatorum predictorum a
prefatis regibus principibus ducibus marchionibus comitibus
baronibus et magnatibus vel eorum altero seu officialibus aut
deputatis vel deputandis eorundcm occasionc et pretextu ali-
CQJU8 conccssionis infeudacionis vel largicionls imperialium
predictarum vicariatus imperialis generalis vel specialis aut
soperioritatum fidelitatuni dominiorum homagiorum feudorum
et aliorum jurium imperialium, ut profertur, sibi facte attcmpta-
tam vel factum foret vel fuerit aut contigerit in posterum per
qoemeunque quavis auctoritate scienter vel ignoranter attemptari
vel fieri, de supradicta plenitudine Romane regio potestatis boc
ipsum, qualicunque modo gestum fuit, cassamus irritamus vacua-
mag cassumque irritum et inane perpetuo esse decernimus et
ounciamus in bis scriptis, ut nullis temporibus debeat viribus
aliqaalibus subsistere, non obstantibus literis nostrorum prede-
cessorum Romanorum imperatorum et regum in contrarium
concessis sub quacunquo verborum exprossione formula con-
fectia et roboratis, quibus perinde ac si literarum ipsarum
74
tenores in nostris literis presentibus de verbo ad verbiim in-
sererentur, de jam dicta plenitudine Romane regle potestatis ex
nostra sciencia certa et motu proprio ac consilio supradicto,
quoad ecclesias et prelatos civitates suburbia villas castra man-
damenta territoria dominia homines feuda jurisdicciones liber-
tates et jura quecunque super ius cxpressa^ penitus derogamas,
supplentes nichilominus omnem defectum, si quis in premissis
raeione solemnitatis omisse dubia vel obscura interpretacione
verborum seu quovis alio modo compertus fuerit, de prefata
plenitudine Romane regio majestatis. Nulli ergo omnino ho-
minum etc. sub pena L marcarum auri puri etc. Datum Dixsgari
anno domini millesimo quadringentesimo XII^ quinta die Maji
Sub majestati regali regnorum ut supra. Ad mandatum domini
regis — Johannes Kircheim.
20. (XXVllI.) Constanz, 29. Juni 1417.
Mandat omnibus et singulis subditis archiepiscopatus Ebredu-
nensis, ut in nulla tcmporalitate archiepiscopo se obtemperent
sub pena banni imperialis.
Sigismundus etc. Venerabilibus ecclesiasticis spectabilibus-
que secularibus proceribus nobillbus honorabilibus et egregiis
vasallis et subditis quibuscunque eciam nominibus et honoribus
censeantur et signanter bannillis castellanis capitanois ac recto-
ribus judicibus gubernatoribus officialibus civitatis Ebredunensis
nee non castrorum villarum et terrarum utpote castri Rudolphi^
castri sancti Clementis, castri de Risotis, castri sancti Crispini,
castri de Varcio, castri de Selhaco castri de Crinolis castri de
Salite et castri de Briseriis nee non villo de Cathuritis et civi-
tatis Ebredunensis ac ceteris et singulis ad archiepiscopatum
et ecclesiam Ebredunensem quoquomodo pertinentibus cujus-
cunque Status gradus ordinis tituli dignitatis et preheminencie
existanty nostris et sacri Romani imperii fidelibus devotis dilectis^
ad quorum noticiam presentes pervenerint, graciam regiam et
omne bonum! Venerabiles spectabiics nobiles lionorabiles et
egregii iideles dilecti! Sperabamus hactenus^ ut ille homo
dierum suorum inveteratus Michael videlicet, qui se archi-
episcopum Ebredunensem ac sacri imperii triscamerarium pre-
tendit^ paciencie nostre graciam qua ipsum et dictam ecclesiam
76
ejusque subditos clerum et populum utinani inelioribus auspiciis
et non plus debito prevenimus, sicut vir providus agnosceret,
«gnitaxp sectaretur et converteretur a pessimis viis suis^ in
quibiui a sua excecatiis malicia desipienter errat et gloriatur
insipiencius in errore^ in quo perdicionem perpetuam quasi
desiderabiliter videtur manibus et pedibus provocare contra
Denm, imo ac si non sit Deus judicans et vindicans iniqui-
tatem in terra, se in superbiam contumaciter erigens immemor
beneficii accepti quasi sui noticiam non Habens non est veritus
horrendum scelus perjurii nostre majestati prestitum dainpna-
biiiter incurrere benediccionemque et clemenciam clongans a
se ioduit malediccionem, clerum et populum sub jurisdiccione
ejußdem Ebredunensis ecclesie constitutum crudeliter et enor-
miter offendit vexat angustiis et variis tribulacionibus multi-
pliciter et enormiter persequitur et sub pretextu quarundam
literarum eciam nostrarum, alios pretextu turpis lucri et in
saciabilis voraginis avaricie questu exaccionavit et continuo
exaccionat^ alios vero incarceiavit et vinctos tenet in carcere,
alü vero a facie persecutoris fugientes de patria et de laribus
propriis coacti sunt miserrime exulare sine culpa non tarnen
sine malicia multa ipsius persecutoris; sed quia credebatur
prouti credi debuerat incunctanter, quod hujusmodi perjurii
superbie sevicie et avaricie sue plaga circumligata correccionum
medicamine vel foto oleo lenitatis etsi non cicius, paciencius
tarnen et solidius sanari sine cicatrice deberet, quam si appone-
retur ferrum rigide ulcionis, distulimus hactenus vel leviter
applicare moiiicina, ut ad cor rediens racionis lumine illustra-
retur agnosceretque monentem affectum prout teneretur, homagium
prestitum observaret et literas de cancellaria nostra cesarea
»ibi et dicte ecclesie Ebredunensi clero quoque et populo
affluenter concessas exsolveret et extraheret ; ipse vero in repro-
bum sensum datus tamquam in profundum submersus pecca-
tonun erransque in invio et non in via, salutisque sue vias et
jaouas sibi apertas pertinaciter vilipendens cor suum, ne timeat
dommum et debitum morum predecessorum suorum reverencie
Bubjeccionis et obediencie exhibeat, videtur dampnabiliter in-
durasse neque recogitans, quod divi predecessores et progeni-
tores nostri inclyti Romanorum imperatores atque reges quante
charitatis affectu velut preheminentibus titulis, ut antiquitas
fidelis insinuat, specialiter eandem ecclesiam ecclesiasticasque
76
personas et ministros ac subditos ejusdem bona et libertates
eorum sue potencie clypeo munientes protexerunt in suis muni-
ficenciis et dotibus erga illos immensitatem solam pro mensura
poneütes eas multis libertatibus et immensis liberalitatibus
ampliarunt; — ipse vero ingratitudinis vicio fontem pietatis
exsiccante miserrirae laborans non advertit, quauta ipsi ecclesie
Ebredunensi membrisque ministris vasallis et subditis ejusdem
exinde vel temporaliter eciam immineant pericula et detrimenta,
que longum esset et prolixum valde hie per singula explicare,
sed recte considerantibus patet evidenter, cum offensas per ex-
crescentem maliciam oifensis accumulat, et ne videamur amplius
quasi carnem superfluam confovisse quo, si neglecta fuerit,
penitus obdureseat et eo insanabile, quo insensibile vulnus fiat,
ecee cogimur vel abscissionis Ferrum vel ignem apponere
ulcionis, utinam non ad interitum, sed pocius ad salutem; nam
ecee ipse in arcum pravum perversus maliciam suam per
paciencie holocaustum vincere credentes insolencior eflFectus pre-
textu quarnndam literarum nostrarum occasione calva assumpta,
quod nostrum stupescit auditum timore Dei postposito et
humano pudore abjecto clericos et laicos ausu sacrilego per-
sequcns capiens detinet arte custodie mancipatos, an forte
crodidit et credit, quod super hoc zelus noster minime aceen-
datur, ut ipso rcprobus irapune nosque sub silencio talia
transeamus? Nimis revera nos acriter pupugit, nee hujusmodi
possumus sustinere punccionem, nisi eam sufficiens compunccio
et deceus satisfaccio deliniret. Sed ne nimis tonare nimiis
videamur, ecee verbum abbreviatum duximus proponendum,
quod nullatenus eum in s'ua portinacia saltem in temporalibus
ultcrius toloramus, ne aliis eciam impunitatem pertinacibus
permittere videamur, nee volumus, ut per hoc delictum ipsius
in damnum ecclesie possit aliquatenus redundare, quocirca
vobis Omnibus et singulis suprascriptis et cuilibet vestrum in
solidum ac ceteris fidelibus nostris circumposite regionis distric-
tissime et sub pena bann! imperialis quam in contrarium facientes
incurrere declaramus ipso facto, non quidem per errorem aut
improvide, sed ex certa nostra sciencia maturaque deliberacione
superinde prehabita principumque comitum baronum procerum
nobilium nostrorum et sacri imperii fidelium dilectorum ad hoc
accedente consilio firmiter injungendo et precipiendo attente
mandamus, quatenus non obstantibus quibuscunque literis eciam
77
oostris 8ub quacunque verborum forma sibi datis, quibus quavis
auctoritiite moliretur contra presentes literas sc juvare aliqua-
tenos vel relevare, quorum tenores, ac si de verbo ad verbuin
presentibus inserti forent^ ex certa nostra sciencia motuque
proprio presentibus haberi volumus pro insertis et sufficienter
expressis, quibusque ingratitudine perjurio contumacia avaricia
malicia et sevicia ejusdem archiepiscopi sie nominati exigen-
tibus pene penitus censemus derogari et manifeste, derogamiis
per presentes nullius roboris nulliusque efficacie vel momenti
easdem de Romane regio potestatis plenitudine expresse pro-
mmciayimaS; in iis scriptis tantum detestandi perjurii crimen
et contumaciam manifestam tantamque nostre cancellarie immo
verius nostre majestatis injuriam et delusionem ac fidelium
Dostrorum offensam^ cum uni quod ex minimis nostris fit in-
joriose, nobis fieri reputamus; quibus predictus nominatus
archiepiscopus detestabiliter fuit et est perperam irretitus, ex
animo prosequentes contra ipsum archiepiscopum sie nominatum
]MX)mpta benevolencia et benevola promptitudine ad convin-
cendam ipsius maliciam insurgentes viriliter confortati ad in-
yicem vos teneatis sibique a modo in antea in nullo temporaliter
pareatis aut aliquatenus intendatis; sed omnem obedienciam et
Babjeccionem an-estacionemque proventum talliarum dacionum
Bolacionum et serviciorum quocunque nomine censeantur^ quos
et que eidem Michaeli asserto archiepiscopo in temporalibus
qoe ut nostis a nobis et sacro Romano imperio dependent^
prorsuB subtrahentes denegetis in antea exhibere vel cuicunque
8Q0 nomine administrare apud vos per nostram majestatem
Dotoriis culpis memorati pretensi archiepiscopi facien tibus,
arrestata per omnia castra villas terras et civitates jurisdic-
cionis et diocesis ecclesie et civitatis Ebredunensis ^ integre
conservetis tamdiu, donec a nobis aliud superinde habueritis in
mandatis; dignum quippe est, ut quos timor Dei a malo non
revocat temporalis saltem pene animadversio coherceat. Et si
forte nonnulli, quod non credimuS; mandatis hujusmodi parere
contempserint^ non immorito sentient^ quid dextera possit im-
perialis majestatis, que novit humiliare superbos et humiles
exaltare, atque talibus rebellibus sera et inutilis pocnitencia
post ruinam. Obedientes autem et mandatis nostris hujusmodi
* Cod. EbrudimeDsis.
78
parentes et se Ulis conforinantes eaque cum debita execucione
observantes sub umbra alarum nostrarum et sacri imperii
assumentes ab omni metu persecucione et invasione reali et
personal! undecunque imminenti seu super venienti salvare ad-
juvare protegere tueri et manutenere providimus et conservare
pene, penitus indempnes pariter et immunes, ut per hec et
alia oportuna remedia idem pretensus archiepiscopus in poena
cognoscat, ^que in culpa dampnabiliter commisit, et ut hujus-
modi nostri edicti execucio suum debitum sorciatur effectum,
quemadmodum iilustri prineipi Amadeo duci Sabaudie con-
sanguineo nostro charissimo et fideli diiecto per alia scripta ^
nostra clare recolimus nuper dedisse in mandatis, sie et rursum
eidem nee non gubernatori Kicie et capitaneo Barcevylonie seu
Vallismoncium Ebredunensis diocesis et ceteris qui presentibus
fuerint requisiti, ut ipsi per se vel alium seu alios per que-
cunque remedia opportuna, prout eis vel alteri eorum melius
videbitur, rebelles, si qui sint, et contumaces cum extorsione
eciam poenarum et mulctarum compescant arcius et ad obser-
vacionem mandati nostri hujusmodi ipsis directi executive ad-
stringant firmiter et compellant nostre majestatis et sacri im-
perii ob reverenciam pariter et honorem. Kulli ergo omnino
hominum liceat hanc nostri edicti mandati decreti et voluntatis
paginam infringere aut ei quovis ausu temerario contraire. Si
quis autem hoc attemptare presumpserit indignacionem nostram
gravissimam et poenam banni imperialis insuper et mulctam L
marcharum auri puri fisco nostre majestatis applicandarum,
quociens contrarium fecerit, noverit irremissibiliter se incur-
surum. £t ut premissorum ignoranciam nemo pretendere valeat^
hujusmodi processus nostros per quoslibet nostros et sacri im-
perii fideles, qui superinde requisiti fuerint, in locis opportunis
mandamus et volumus solempniter publicari nobisque rescribi
et significari indilate per literas vel publica instrumenta exe-
cucioncm earundem; prout vitaro cupiunt nostram et sacri
imperii gravissimam indignacionem. Presencium sub nostre
majestatis sigilli appendentis testimonio iiterarum. Datum
Constancie anno domini millesimo quadringentesimo decimo
septimo, penultimo die Junii, regnorum nostrorum anno Huu-
gariae XXXI° Romanorum vero VIP.
» Vgl. die folgende Nr. 1>1.
79
21. (XXIX.) Constanz, 29. Juni 1417.
üt jrocessus contra archiepiscopum Ebredunensem factos exequi
bciat et procuret et quod rescribat seriem et formam totius
gerende execueionis.
Ulustris prineepS; consanguinee noster charissime et fidelis
dilecte! Cum omnia mandata nostra inniti justicie cupiamus^
nolumus execucionem eorum sub pretextu justicie per calump-
niam retardari^ quia vix unquam turpius intencio mandantis
eluditur quam cum ex iniqua interpretacione mandati, quominus
execucioni mandetur, occasio frivola mendicatur. Sane vehe-
menter optavimus et adhuc optaremus, quod ille homo, qui
asque in senectam et Senium diebus suis processit Michael
Tidelicet nominatus archiepiscopus Ebredunensis sacrique Ro-
mani imperii assertus triscamerarius velut ovis devians igno-
raneie tenebris obscuratus et in precipicium lapsus ad aliorum
fidelium nostrorum consorcium vere lucis consciencie illustratus
radio remearet et ut alma ecciesia Ebredunensis, que culpa
ipsius tamquam mercenarii et negligencia assiduis doloribus in
spiritualibus et temporalibus premitur affligitur angustiis gra-
vatur dispendiis et jugi discrimine ruit et vastatur in suis, tot
idem assertus archiepiscopus instancia sibi pericula cogitaret
et infra se suum miserabiliter iapsum et casum attendens de
soa foret salute sollicitus et studeret a tot flageilis eripi totque
oppressionibus liberari, sed ipse tamquam miser statuens oculos
saos declinare in terram et quasi sua mala et suorum dispendia
non cernat ad ferendum cujuslibet gravaminis sarcinam de sua
diasipacione suoque carere (sie !) opprobrio tamquam ebes languens
et torpidus non videt, quinimo ex assueta imposicione pon-
derum ac extorsione rerum penarumque realium et personalium
imposicione ac si callosam in humeris jam contraxisset duriciam
sine intermissione inculcat; unde nos illis miserabilibus sub-
ditis et vasallis qui prostrato animo et inflexa cervice ad
irreparabilem ruinam per eundem pretensum archiepiscopum
absque clamore libere trahuntur, pio compacientes affectu sin-
ceritati tue ac ceteris presertim subditis tuis sub nostre
majestatis sigillis certos processus contra eundem archiepi-
scopum sie dictum fulminando dirigimus, volentes prout de tua
lepditate confidimus, ut eosdem realiter exequendo per aliosque
80
exequi facias et procures, favore et gracia liumana dissimula-
cioneque et dilacione quibuslibet procul motis, rescripturus nobis
quantüciiis seriein et forinam tolius gcrende execucionis,
gratam eciarn in eo consanguinee charissime complacenciam
utique nobis ostensurus. Datum ut supra.
22. (LXIX.) Constanz, 13. August (1417).
Requirit et hortatur ducem Sabaudie, ut juxta forinam et seriem
processuum et literarum faciat et procuret execucioni debite
demandare.
Illustris princeps, consanguinee noster charissime! Cum
omnia mandata nostra inniti justicie cupiamus^ noiumus exe*
cucionem eorum per occasionem aliquam retardari, quia vix
unquam turpius intencio mandantis eluditur^ quam cum ex iniqua
interpretacione mandati^ quominus execucioni mandetur, occasio
frivola mendicatur. Sane non sine causa mirati pariter et moti,
quod ille dierum inveteratus Michael nominatus archiepiscopus
Ebreduneiisis non sohim mandatum nostrum adimplere neglexit,
sed tamquam contemptor fideique sue et fame prodigus crudelis
et fidefragus elusorque juramenti prestiti ac temerarius pre-
varicator erga nostram majestatem debitum suum facere neglexit
non attendens, quod ab omni administracione et execucione
jurisdiccionis et emolumentorum temporalium juxta legitimas
sancciones sit omnino suspensus; nos igitur noieutos sicut nee
debemus ipsum exinde impune pertransire, processus fecimus
contra ipsum concipi et formari quos sub sigillo nostre majestatis
per nobiles . . tales .... tue sinceritati providimus destinandos.
Qua de re fidelitatem tuam requirimus et hortamur attente
mandantes, quatenus juxta formam et seriem hujusmodi pro-
cessuum nostrorum et literarum tibi cum presentibus assignan-
darum et tradendarum, prout in hiis nostri et sacri imperii
lionorem commodum et interesse diligere teneris et de tua
sinceritate pleno contidimus, contra eundem assertum archi-
episcopum favore dissimulacione excusacione et dilacione quibus-
libet cessautibuä viriliter et potenter animadvertas, eosdemque
Processus per te et alios facias et procures execucioni debite
demandari, gratam nobis et acceptam duliam in eo, con-
sanguinee charissime ostensurus, ut et ipsius pretensi archi-
81
episcopi disciplina ceteris rebellibus transeat in exemplum.
Datam Constancie decimo tercio die Augusti etc.
23. (LXX.) Constanz, 13. August (1417).
Notificat duci Sabaudie de prosperis suis successibus.
Sigismundus etc. Iliustris princeps consanguinee noster
charisBime! Deposita qualibet hesitacione tenemus pro irre-
fragabili argumentO; quod devoto corde tua sinceritas suscipit
animoque letabundo jugiter audit; quociens prospera persone
nostre et successuum tibi denotantur; sciat igitur tua sinceritas,
qaod divina largiente clemencia plena persone nostre sospitate
corporea et incolumitate vigemus et vice reciproca consanguinee
charissime hilari quidem et cum jocunditate grandi, dum de
Banitate tua et prospero statu auribus nostris nova prospera
mcombunty percipimus, de quibus velis nos crebrius reddere
cercioree; rumores vero.sacri concilii et rerum gestarum seriem
nobiles Caspardus de Monte majori marescallus Sabaudie et
Amedeus de Chalant milites, tue sinceritatis consiliarii et ora-
tores, bajuli videlicet presencium, nostri et sacri imperii fideles
dilecti; prout palpata eos evidencia de singulis instruxit, non
ezpedit styli officio hac vice reserare, quia longum foret
epistolari sermone illa depromere, vivis relatibus tue sinceritati
seriosius explicabunt. Datum ut supra.
Illustri Amedeo duci Sabaudie principi consanguinee
nostro charissimo et sacri imperii fideli dilecto.
24. (CV.) Constanz, 14. October (1417).
Duci Sabaudie, ut mandata exequatur.
Iliustris princeps consanguinee noster charissime! Infra
noBtri claustra pectoris stabili tenore inheret execucio coher-
cionis mandatorum nostrorum contra et adversus illum Michaelem
pretensum archiepiscopum Ebredunensem qui mala fide elusit
promissa et debitum suum erga nostram majestatem adimplere
aare aurda contumeliose subaudiens monita sepius sibi prelibata,
et licet monicionibus recencioribus tua sinceritas non egeat, que
ArUy. Bd. UX. I. fl&lfte. 6
82
consuevit eciam irrequisita votis nostris se conformare. Ut
autem de iDtencione nostra clariorem scriptis multiplicatis
noticiam habeas^ presentibus eandem duximus requirendam
pariter et hortandam^ quatenus dissimulacione et dilacione qua-
libet in premissis semotis mandata nostra hujusmodi taliter
exequi debeas et procures, ut suum debitum et votivum sor-
eiantur effectum^ gratam nobis in eo eomplacenciam ntique
ostensurns. Datum Constancie decima quarta die Octobris etc.
25. (CXVI.) Constanz, 11. November 1417.
Annunciacio ex parte Pape.
Martinus episcopus servus servorum Dei dilecto filio nobili
viro Ludovico prineipi Achyae salutera et apostolicam bene-
diccionem! Misericors et miserator dominus etc. etc. *
De hoc autem; quod bulla sine impressione nostri nominis
est appensa presentibus, eadem tua nobili tas non miretur^ sed
pocius g^ratuletur maxime, cum ejusdem tue nobilitatis desideriis
occurrentes easdem litteras ante nostre coronacionis insignia
providerimus dirigendas, infra que usus perfecte bulle cum
nostri impressione nominis non habetur. Datum Constancie
provincie Moguntine IIP idus Novembris suscepti a nobis
apostolatus officii anno primo.
D. Frianl und Italien.
Am meisten bruchstückartig und zusammengewürfelt muss
nach Massgabe der hier mitgetheilten Urkunden diese Rubrik
ausfallen, und dennoch geht durch die meisten als einiger-
massen verbindender Faden der Antagonismus zwischen Sigis-
mund und Venedig hindurch. Der venetianische Krieg, welcher
lediglich aus den Beziehungen des ungarischen Reiches er-
wachsen war Tind das Reich eigentlich in keiner Weise etwas
anging, obgleich Sigismund von dem Augenblick seiner Wahl
zum römischen Könige an sich den Anschein gab, als kämpfe
er hier vornehmlich in deutschem Interesse, war eine der
1 cf. MarU>ne et Durand, Thesaurus II, 1088. Nur der Schlasssatz nnd
das Datum sind verscliieden, und ich setze diese daher hierlier.
83
politischen ActioneD; welche Sigismund vor seiner Ankunft in
Deutschland erledigen zu müssen glaubte, und wodurch diese
sich um ein Jahr verzögerte. Auch die hier vorliegenden
Urkunden zeigen, wie der König darauf hielt, dass diese An-
gelegenheiten als Reichssachen behandelt werden. Nur noth-
dürftig konnte der Eri^ beigelegt werden, und Sigismund Hess
kier ebenso wie in dem polnisch-preussischen Streit eine so
gespannte Lage zurück, dass es grosser Behutsamkeit bedurfte,
wenn nicht höchst ungelegen mitten in die Aufregungen des
CoDcik hinein die Kunde von einem neuen Ausbruch platzen
BoUte. Sehr viel kam hierbei auf die Haltung des Herzogs
Philipp Maria Angelo Visconti von Mailand an, dessen Feind-
seligkeit sich zwar in den ersten zwei Jahren des Concils
gemildert hatte, aber der oben registrirte Brief (Nr. CVII,
weggelassen, weil der Name des Adressaten nicht genannt) an
«nen ungenannten italischen Fürsten zeigt, dass Sigismund
selbst an dem Tage, an welchem er an den Mailänder Herzog
die üblichen Höflichkeiten richtete, über die eigentlichen Ab-
sichten desselben sich nicht in voller Klarheit befand. In
diese Beziehungen versetzen uns die folgenden Urkunden,
welche zwar nur sehr vereinzelte Lichter hier und da den
Ereignissen aufsetzen, dennoch aber bei einer Darstellung der
Verhältnisse Sigismunds zu den italienischen Staaten in der
ersten Periode seiner Regierung nicht werden unberücksichtigt
bleiben können. Die ersten hier mitgetheilten Urkunden
Nr. LXXVni [26], XCI [27], XCH [28], LXXIX [29],
LXXX [30] betreffen alle den Krieg in Friaul im Jahre 1413,
der durch den Aufstand des Grafen Tristan von Savorgnano
lu Gunsten Venedigs angezettelt worden war. Wie bedrohlich
aber die Lage in Istrien gerade im Jahre 1417 während der
peinlichsten Sorge um das Concil geworden war, zeigen (vgl.
mch Nr. LXVH [34]) die scharf eingreifenden Massregeln,
die der König durch den eben erst erwählten Patriarchen von
Aqoileja, den Grafen Ludwig v. Teck, seinen Verwandten,
durchführen lässt (Nr. XXIV [32]), und im Zusammenhang
damit steht die bereits angedeutete vorsichtige Pflege der
empfindlichen Beziehungen zu dem Mailänder (Nr. LXV [33],
LXVI [weggelassen], CVII [ebenso]). Von den beiden den
Fall mit dem Bischof Thomas von Lecce enthaltenden Urkunden
(Nr. cm und CI) theile ich nur die hauptsächliche (35) mit.
6»
84
26. (LXXVm.)
Bei Capodistria; 25. Januar 1413.
Eaperbrief für die Brüder Andrea und Giovanni Lancellino.
No8 Sigismundus etc. notum facimus etc. quod dum ad
ea, que tarn antiquarum oppressionum et violentarum occupa-
cionum jurium nostrorum in sacro imperio in Corona noatra
regni Hungarie mentis nostre aciem convertimus quam illatamm
noviter recensemus argumenta — in se ipsam mens nostra reflec-
titur; cujus enim animus omnis compassionis apers (!) sive suapi-
riorum succedencium sibi frequencia aut antiquas ipsius cala-
mitosi Status imperii commemorabit angustias aut considerabit
instantes — cum in antiquis, unde graviter dolore possit; inveniat
et instantibus materia multi moeroris occurat; nam si antiquaa
et antiquatas iam illius Status pressuras et in diversa membra
ipsius dilacerata recti judicii censura discuciat: o quanta chri-
sticolis causa doloris et horroris ingeritur; si debita attencione
advertant. Si autem ad eam que nunc imminet et dissimulari non
potest, ejusdem Status imperii sacri scissuram dirigimus nostre
consideracionis intuitum, absit ut negocium ipsius quod progeni-
tores nostri inclyti tot sunt hucusque prosecuti laboribus tamque
immensis promoverunt sumptibus et expensis^ nostro sit desti-
tutum auxilio et precipitabili laborinto (sie!) dereiictum. Sentit
utique sentit respublica et Christianitas tota suam gravem de
hujusmodi miserabili statu imperii et perversorum pressuria
jacturam, sentit namque malevolorum audaciam crevisse et
ipsorum habundante malicia^ dum sacrosancte ecclesie defen-
sionis debite suffragia subtrahuntur, iiberius peccatis insistitur^
hereses pullulant, scandala suscitantur, multiplicantur cedes et
strages innumere invalescunt, in persecucionum turbinibus Petri
navicula fluctuat — et interdum qui fidelium ipsius sacri imperii
censeri nomine gioriantur^ in arcum perversum fidei debitum
non servando conversi; iliud in suis juribus injuriose impetunt
et molestant, illa nunc denegando pro libito nunc illicite occu-
pandOy sicque tyrannice servitutis jugum imperiale invaluit, ut
potencia et vires katholicorum que in Christi blasphemos et
inimicos nominis christiani potenter et magnifice more solito
foret exercenda, est penitus diminuta in opprobrium et grande
domesticorum fidei detrimentum. Hec igitur et alia non facile
85
inunffl-eoda dispendia pio pensantes affectu pro recuperacione
et reformacione jurium sacri imperii et corone regni nostri
HaBgarie brachii nostri dexteram extendünus et vigilamus
attencias, attencione sollicita vigilanter intendimus multaque
loUicitadine pervigiles laboramus^ ut diseriminibus tantis oecur-
mmuB et deperdita dilaeerataque in integinim altissimo conce-
drate recnperemus et reformemus. Sane de fidei constancia
Dobilium Andree etc. imperialis (sie!) fratrum de Loneellino
funiliariiun nostrorum et sacri Romani imperii fidelium dilecto-
raniy quos ad nostra et sacri Romani imperii servicia explenda
totaliter expertos fideles promptes sollicitos et constantes scimus
ezistere, plenissime confidentes ipsis et eorum cuilibet animo deli-
berato et ex certa sciencia damus^ concedimus et attribuimus
plenam liberam et omnimodam facultatem^ ut ipsi et eorum
qmlibet banderium seu vexillum nostrum imperiale utpote
victricia aquilarum signa erigere et sub eodem ad honorem
commodnm et profectum nostrum et sacri imperii nee non
corone nostre Hungarie etc. militare omnesque et singulos
nostros et sacri Romani imperii eciam regni nostri et corone
Hungarie emulos bestes et rebelles^ et presertim Venetos nostros
et sacri imperii ac corone regni nostri Hungarie publicos
rebellesque hostes, ipsorum quoque ac omnium et singulorum
alionun emulorum et hostium nostrorum et imperii ac corone
Hangarie etc. terras dominia civitates castra fortalicia tenutas
homines coadjutores servitores subditos res pariter et bona
qaeque mobilia et immobilia hostiliter invadere capere dampni-
ficare recipere captivare et detinere, illaque omnia que sie per
ipsos aut eorum alterum capta acquisita et obtenta fuerint, in
usus 8U08 proprios juxta beneplacitum sue voluntatis convertere
et erogare valeant atque possint, decernentes et auctoritate
nostra regia Romana statuentes^ quod de omnibus et singulis
que prefati A(ndreas) et J(ohannes?) ac eorum quilibet cum
eorum aut ipsius navigiis societatibus et gentibus^ sicut pre-
mittitur, capiunt et recipiunt seu capit aut recipit sive lucrantur
vel lucratur; nullam tricesimam nullaque dacia solvere seu
pagare teneantur seu teneatur^ et quod ullo unquam tempore
pro hujusmodi rebus ab emulis et hostibus seu rebellibus coad-
JQtoribus et eorum subditis modo premisso receptis ablatis
captis et acquisitis et earum occasione nequaquam possint aut
possit in judicio aut extra Judicium conveniri^ sed ab omni
86
accione reali et personal! in hac parte et exempti sint et sit
ac habeantur et habeatur pariter et absolut!, quodque in toto
regno Dalmacie et eciam in omnibus aliis civitatibus castris
oppidis portubuB et locis nobis iraperio et corone regni Hon-
garie etc. subjectis liberum accessum et portum habeant et
habeat; ac in kocküs^ galeis, barcis et aliis navigii generibiu
vexillura imperiale ut prefertur erigere valeant et valeat, pariter
et deferre. Mandamus igitur universis et singulis nostris et
imperii sacri ac regnorum nostrorum Hungarie Dalmacie Croa*
cie etc. subditis et fidelibus cujuscunque preheminencie Status
gradus seu condicionis existant, ad quos presentes pervenerint,
firmiter et districte, ne prefaios Ä(ndream) et J(ohannem?)
ipsorumque gentes famulos et adjutores in premissis aut aliquo
premissorum impediant seu aliquatenus impediri permittant,
quin pocius ipsos et eorum quemlibet ob reverenciam et hone*
rem nostre regio majestatis et ipsius sacri Uomani imperii
honorifice receptent et manuteneant protegant et defendant ao
benignius undique favoribus auxiliis et consiliis prosequantur.
Presencium sub nostre majestatis sigilli appensione testimonio
literarum. Datum in terra Hystrie in campis ante civitatem
Copuscistrie anno domini millesimo quadringentesimo decimo
terciO; vigesima quinta die Januarii, regnorum nostrorum anno
Hungarie etc. XXV% Romanorum vero secundo.
27. (XCL) Feltri, 27. Mai 1413.
Belehnung der jüngeren Grafen von Savorgnano mit den Gütern
ihrer rebellischen Oheime.
Donacio feodi.
Sigismundus etc. Ad perpetuam rei memoriam. Beneficia
principum largis amplianda sunt favoribus et ex recte consi-
deracionis intuitu per ipsos in alios extendantur et favorabiles
gracias aliis complacende largicionis exhibicione effundant.
Sane attendentes sinceram et puram devocionem et grata ser-
vicia que fideles nostri et sacri imperii devotique sancte Aqui-
leiensis ecclesic; quam in defensionem et proteecionem susce-
pimuS; ut hactenus et nostri predecessores assumpserunt; dilecti
nobiles Franciscus, Bartholomeus et Anthonius fratres, filii quon-
87
dam Nassinge (sie!) de Sauorgaano culinini nostro et »acro
imperio sancteque Äquileiensi ecclesie fideliter et devote ex-
hibaernnt hactenus et incessanter ad presens exhibent et ex-
hibere poterant et debebunt^ sicut nostra regalis majestas tarn
fide dignoruin veris testimoniis quam argumentis probabilibus
est saperiDde edocta et veraeiter informata, ut fervencius in
fiitarum animentar, omnia et singula bona jura reditus et pro-
veotus que seu quos Nicolaus quondam Tristandi CulantuS;
frater alterius Tristandi > quondam Friderici nuncupati , qui
Saaorgnano nostre majestatis ac sacri imperii sancte Aquiie-
ieosis ecclesie infideles et notorii rebelles ante et post ad-
?entum nostre regio majestatis ad patriam Forijulii usque ad
concessionem et donacionem nostram infrascriptas habuerunt
tenuerunt et possederunt ac eciam omnia et singula bona
mobilia et immobilia uxorum eorundem rebellium nostrorum
dotalia videlicet et hereditaria seu alia quoque bona que ipsi
rebelles vel ipse quovis modo habuerint tenuerint et posse-
derint aut ad eos quoque modo et quacunque causa spectare
et pertinere videntur, insuper quandam domum in oppido Utini
ritoatam in qua morabatur et habitabat Franciscus (?) frater
predicti Tristandi quondam Friderici — que omnia et singula
bona predictorum Nicolai Culanti et Francisci (?) ac eorundem
uxorum ut supra^ occasione eorundem notorie rebellionis in nos
et sacrum imperium ac sanctam Äquileiensem ecclesiam ad
nostri regiminis fiscum pleno jure devoluta et applicata ad
nostre majestatis collacionem et disposicionem pertinere et
spectare dinoscuntur, prout tunc per assensum et auctoritatem
totioB patrie Forijulii in nostre majestatis presencia tunc tem-
poris constituti de predictis bonis ac generaliter bonis et rebus
singulis quorumcunque nostre majestatis et sancte Aquileiensis
ecclesie rebellium pleno jure pertinere debere, fuit expresse
declaratum — memoratis Francisco, Bartholomeo et Anthonio
fratribus de Sauorgnano et heredibus ipsorum legitimis ex certa
nostra sciencia et Romane regie potestatis plenitudine ac omni
eo jure et titulo quo digne melius possumus, dedimus dona-
vimus et contulimus immo damus donamus et conferimus ac in
feudum nobile committimus per ipsos et ipsorum heredes in per-
petuum et irrevocabiliter possidendam, tenenda danda, donanda
i Vgl. Ascbbacb, König Sigmund I, 337, Note 11.
88
et alienanda, et quicquid eisdem seu ipsorum heredibus aut cui
jus suum dederint; prout placuerit perpetuo facienda ponendo
predictos Franciscum Bartholomeum et Änthonium et quemlibet
eorum^ quoad dominium proprietatem possesionem detencionem
et ad omnia bona que predicti rebelles nostri ^t eorum uxores
quoquomodo et quacunque causa ut supra habuerunt tenuerunt
et possederunt; loco ipsorum rebellium et eos fratres universales
successores in predictis et circa predicta esse volumus et inten-
dimus. A qua quidem concessione donacione et coUacione in*
tegra excludimus tan tum domum unam in qua habitabat preno-
minatus Nicolaus Tristandi situatam in suprascripto oppido Uüni;
inhibentes universis et singulis principibus ecclesiasticis et secu-
laribus nostris et sacri imperii devotis et fidelibus et presertim
sancte Aquileiensis ecclesie patriarchis moderne et futuris
eorumque officialibus tarn ecclesiasticis quam secularibus pro-
sidibus magistratibus ac ordinariis judicibus universis ipsos et
eorum quemlibet seriöse adhortantes et districte requirentes,
quatenus de predictis bonis et rebus jurisdiccionibus fructibus
et redditibus ut supra, motu proprio aut ad cujusvis instanciam
contra presentis nostre donacionis concessionis infeudacionis
et largicionis indultum sine nostre majestatis expressa et spe-
ciali licencia quomodolibet se ingerere presumant nee debeant
in judicio aut extra, sed tantummodo imperiali consistorio de
ipsis quando opus fuerit, in judicio aut extra Judicium valeat
experiri, cum speciale ad sacrum nostrum consistorium recogni-
ciones decisiones predictorum circa predicta reservamus, quod
si quis contrarium attentare presumpserit indignacionem nostram
gravissimam et sacri imperii se noverit incursurum. Presencium
sub nostre majestatis sigilli appensione testimonio literarum,
datum Feltri anno domini millesimo quadringentesimo decimo
tercio, die vigesima septima mensis Maii, regnorum nostrorum
anno Hungarie etc. XXVIP Romanorum vero tercio.
28. (XCII.) (1413.)
Belebnung der Grafen Ugolino und Roberto Planani.
In nomine sancte et individue trinitatis feliciter Amen.
Sigismundus etc. notum facimus etc. Ad perpetuam rei memoriam.
Inter varias reipublice curas quibus cor nostrum cottidiana
89
sdliciiadine pro subditorum salute distrahitur, ad illud precipue
aciem nostre mentis convertimus et sedulum destinamus affec-
tun, qaaliter fideles nostros subditos piis protegamus desideriis
ac libertates eorum continuis benignitatis favoribus protegamus
oonc novas libertates et gracias largiendo, nunc pro qualitate
temporum veteres renovando. Sane pro parte nobilium et magni-
ficonun Ugolini et Roberti comitum fratrum natorum Bexa-
cioni comitum Planani et Antiqui provinciarum Massetrabarie
et Montisfereti, Feretranensis dyocesis nostrorum et sacri im-
perii fidelium dilectorum nobis nuper supplex oblata peticio
continebaty quatenus eisdem V(golino) et R(oberto) comitibus
eoromque et cujusiibet ipsorum filiis heredibus et successoribus
legitimis et naturalibus ex eisdem de stipite comitum predic-
tonun descendentibus in perpetuum dictum comitatum Planani
et Antiqui aliorumque castrorum castellorum et villarum omnia-
qae et singula jura libertates gracias exempciones concessiones
devociones larg^ciones literas et privilegia ejusdem comitatus
com potestate creandi notarios judices ordinarios atque legiti-
mandi illegitime natoS; quem que et quas ipsi V(golinus) et
R(obertu8) comites et sui predecessores a recolende memorie
divis Romanorum imperatoribus et regibus nostris in imperio
predecessoribus ab antiquo obtinuerunt et obtinent de presenti
aactoritate Romana regia approbare ratificare confirmare in-
novare et de novo concedere ac eximere et libertäre graciosius
dig^aremur, nos itaque considerantes benigne prefatorum comi-
tum V(golini) et R(oberti) antecessorumque suorum virtuosa
fidei judicia quibus ipsi nostram celsitudinem et sacrum Roma-
num Imperium hactenus suis participibus attente diligenter stu-
duerunt Honorare ipsorumque comitum V(golini) et R(oberti) etc.
29. (LXXIX.) Udine, 1413.
Ernennung des Giovanni Francesco Gonzaga zum Capitaneus
von Montisciari.
Receptio alicujus in capitaneum.
Sigismundus etc. Magnifico Johanni Francisco de Gonzaga
Dostro et imperii sacri Mantue etc. vicario generali et fideli
dilecto graciam! Magnifice fidelis dilecte! Illos ad honores
90
nostroruin et imperii sacri iidelium subditorumque regimina
libenter asBumimus, per quorum potenciam prudenciam simul
et merita sacri Romani imperii fideles et subditi eure noBtre
commisBi in quietis et pacis tranquillitate justiciaque poasant
Balubriter gubernari. De tuis itaque justicia potencia prudencia
strenuitate et industna ac aliarum probitatum et virtutam
meritis super quibus nedum fide digna assercio^ verum etiam
experientia omnium rerum magistra in nostris et imperii sacri
obsequiis comprobata nobis te reddunt multipliciter commenda-
tum, racionabiliter confidentes te animo liberato non per errorem
aut improvide, sed sano principum comitum baronum procerum
nobilium et fidelium nostrorum accedente consilio de certa nostra
sciencia ac de Romane regie potestatis plenitudine in nostrum
et imperii sacri capitaneum in et super castris, rockis, fortaliciis
atque terris Montisclari etc. — tales etc. — ac universis et
singulis ipsorum jurisdiccionibus villis et pertinenciis ac juribus
quousque nostre voluntati placuerit, duximus statuendum, dantes
tibi auctoritate Romana regia plenam liberam et omnimodam
tenore presencium potestatem eadem castra fortalicia rockas et
terras ac eorum et earum quodlibet nostro et imperii sacri
nomine regendi gubernandi ac defendendi burggravios capitaneos
massarios castellanos judices et officiales quoscunque predicto-
rum castrorum fortaliciorum rockarum et terrarum tociens
quociens Übet seu opportunum fuerit, instituendi ac destitu-
endui; illos quoque ac universos et singulos hujusmodi castro-
rum inhabitatores et incoias ad tuam presenciam evocandi et
mediante justicia judicandi mulctandi et puniendi, census reditus
fructus et proventus ceteraque singiila jura nostra regalia ab
eisdem petendi exigendi levandi et percipiendi ac tuis usibus
applicandi nee non omnia et singula faciendi et exercendi, que
verus et legitimus noster et imperii sacri capitaneus in prefatis
castris fortaliciis rockis et terris ac eorum et earum jurisdiccio-
nibus pertinenciis necessaria fuerint; seu quomodolibet opportuna
et que nos ipsimet facere possemus^ si personaliter adessemus,
ratum gratum atque firmum servaturi perpetuo, quicquid per te
capitaneum nostrum actum factum seu dispositum fuerit in pre-
missis; presencium sub nostre majestatis sigilli appensione
testimonio litterarum, datum Utioi etc. (1413).
91
30. (LXXX.) Udine (U13).
Promalg^iruDg der Ernennung des Giovanni Francesco Gonzaga.
Recepcio capitanei.
SigiBmundus etc. universis et singulis hominibus de Castro
HoDtisciari nostris et imperii sacri subditis et fidelibus dilectis
graoiam etc. Fideles dilecti! Tot sunt fidelissimorum exhibi-
ciones operum, tot sunt fidei ac verissime devocionis indicia
qae nuper pro nobis et sacro Romano imperio firina plurimum-
que laudanda constancia continuatis successibus ostendistis et
assidae ostenditis, tot sunt eciain niagnaniraitatum vestrarum
gratitudines quas in vobis actualiter invenimus, quod universitatis
vestre gravamina^ que pro nobis dictoque imperio tanta fidei
paritate suscipitis ac tanta devocionis iiitegritate portatis, ad
compassionis nostre precordia velut quedam acuta turbacio du
dam transiverunt ac teste Deo transeunt incessanter, special!
igitur quadam inter tot et tanta negociorum genera, quibus
pectori nostro niateria eogitacionis infunditur^ continuo soUicita
meditacione pensamus, qualiter vobis tüicionem defensionemque
soUicitam pacem et quietem procuremus salubrem ac circa vos
ipsa sancta justicia nova quodam modo plantacione succrescat
sbgularisque gracie et favoris nostri regii patuia vestris fide-
Übos ministrentur; ecce itaque considerantes benigne justiciam
potenciam vicinitatem prudenciam strenuitatem constanciam et
indostriam ac aliarum probitatum et virtutum merita magnifici
Johannis Francisci de Gonzaga, nostri et imperii sacri, Man-
tue etc. generalis vicarii et iidelis dilecti ipsum animo deliberato
Don per errorem aut improvide, sed sano principum comitum
baronum procerum nobilium et fidelium nostrorum accedente
consilio de certa nostra sciencia ac de Romane regie potestatis
plenitudine vestrum ac dicti castri una cum quibusdam aliis
postris et imperii sacri fidelibus subditis et castris, qui se
omnes nostris et ejusdem imperii tuicionibus submiserunt, et
eorum jurisdiccionum pertinenciarumque capitaneum ad presens,
quousque nostre voluntati placuerit, duximus statuendum,
sperantes in domino firmiter tenendo, quod officium capita-
neatus hujusmodi bene prudenter et legaliter exercebit. Qua-
propter vestras fidelitates requirimus et hortamur ac eisdem
92
seriöse precipiendo mandamus; quatenus prefato Johanni Fran-
cisco ac per eum deputato seu deputando supradictum castram
una cum portis turribus et pertineneiis suis singulis mox visis
presentibus libere et absque omni impedimento dare et assignare
uee non in omnibus et singulis^ que ad ipsius Johannis capi-
taneatus spectant officium ac nostrum et imperii sacri honorem
incrementum respiciunt^ tanquam nostre persone fideliter inten-
dere et parere modis omnibus debeatis contradiccione Ben
renitencia qualibet procul mota, taliter in premissis facientes,
ut exinde vestra sincera devocio per operum efficaciam noBtre
celsitudini merito pateat commendanda; et ecce quod eidem
Johann! Francisco dedimus firmiter in mandatis^ quod vos
omnes et singulos in bono et pacifico statu justicia approbatis-
que consuetudinibus manutenere debeat et fideliter conservare.
Datum Utini etc. (1413).
31. (VII.) (1413?)
Steuerermässigung für Friaul.
Decus est principum fidelium votis clementer annuere ac
supplicancium preces misericorditer exaudire^ ut sie per graciam
diligantur in populis et per divinum tueantur auxilium in terris :
Porro per presens rescriptum notum facimus universis imperii
fidelibus tam presentibus quam futuris, quod cum communitatis
Forojulii, fideles nostri misericordie nostre januam humili peti-
cione pulsassent, ut cum in salario suo de cetero potestatibus
exsolvendo; cujus solucionem preteritam suis onerosam facul-
tatibus reputabant, providere misericorditer dignaremur^ eorum
supplicacionibus humilius inclinati salarium ipsorum annuum
ad septuaginta librarum summam providimus a modo reducen-
dum; quo potestates eorum qui pro tempore fuerint, volumus
fore contentos, scripti presentis auctoritate mandantes^ quatenus
nullus sit qui eos predictos fideles nostros ad majorem exae-
cionem salarii temeraria de coetero coaccione compellat, quod
qui presumpserit etc. etc.
9ä
32. (XXIV.) Constanz (1417).
Verbot der Ausfuhr von Lebensmitteln aus Friaul, Berufung
des Parlaments, Contingentirung seiner Truppen.
Sigismundus etc. Venerabili Ludovico in patriarcham
Aqoileiensem electo nostro et sacri imperii devoto fideli dilecto
graciam regiam et omne bonum! Non solum frequentis sed
asaidue sollicitudinis excitamur instancia, ut terre Forijulii
prosperitati quam mente conspicimus, presidium quod illius
terre populus et condicio patrie postulat, imperiali studio pro-
cureiuus. In hoc autem, sicut novinius, nee immerito tua simi-
liter sollicitudo versatur et duetus spiritu consilii ad relevandum
et defendendum statum illesum ejusdem patrie vehementer
aspiras. Ut igitur desideranti patrie ad prosperitatis sue pre-
servacionem; quod desideriis avidis affectant; suceuratur^ sin-
ceritatem tuam requirimus et hortamur attente mandantes;
qoatenus prudenter attendens, quod tempora cum causis ita
sapiens commetitur^ ut nequaquam invicem sibi derogent, sed
pocius mutuo suffragentur; cum alias a discrimine non vacaret,
dam res exponeretur non tam prudencie quam fortune, universis
et singulis prelatis comitibus baronibus proceribus nobilibus
communitatibus oppidis et villis et ceteris cujuscunque Status
graduB et condicionis existant, in et sub dicione et dominio
alme ecclesie Aquileiensis existentibus sub pena nostre gra-
Tissime indignacionis imo verius sub banno imperiali et patriar-
chali eciam auctoritate nostra in hac parte tibi attributa com-
mittere debes et mandare, quibus et nos bar um serie tirmiter
committimus et mandamus, ut nullus ex ipsis victualia cujus-
canque maneriei seu materiei fuerit, extra patriam Forijulii et
altra loca, que respiciunt statum nostre majestatis et dicioni
nostre subjacent ac obediunt, educere vendere vel vendi facere
permittere vel favorisare aliquatenus presumat directe vel
mdirecte palam vel occulte^ et specialiter inhibeas, quibus et
DOS per hec scripta inhibemus, ut nihil vendatur vel conducatur
tat vendi et conduci sub dicta pena permittatur de victualibus
ad portum Latissanum; ad castra Arietis et Pinczani omnisque
commercio adversariis et malevolis et eorum subditis per omnia
intelligatur (I) — Ceterum volumus et fideli tati tue distric-
cios committendo mandamus, quatenus ad certum terminum
94
competentem convocato prout moris est illius patrie parlamento
cum eisdem diligenter pertractes inquiras et studiose BcrnteriB,
cum quot et quantis gentibus armatis balistariis equestribus et
pedeBtribuB^ dum in proximo opus fuerit, pro defensione patrie
possint esBe parati, et tandem uumerum et quantitatem genciom
hujusmodi in tuis et ejusdem parlamenti literis quantocius nobb
rescribere et seriöse debeas et procures insinuare^ nidlam in eo
negligenciam commissurns, presencium sub nostri regalis sigilli
appendentis testimonio literarum. Datum Constancie (1417).
33. (LXV.) Constanz, 30. Juli (1417).
Hortatur ducem Mediolanensem, ut velit persistere in proposito
sicut se obtulit perseverare.
lUustris princeps fili sincere dilecte et fidelis! Laude et
prerogativa gracie bene dignos dilectos fideles nostros venera-
bilem Andream de Vicecomitibus ordinis humiiiatorum gene-
ralem magistrum, egr^ium Tadiolum de Vicomercato leg^nm
doctorem et Jacobum de Ysco marchionem Ysci ambasciatores
tuosy vires utique discretos providos et legales ac in tuis negociis
omni sollicitudine studiosos tam contemplacione mittentis quam
eciam ipsorum sinceritatis et probitatis obtentu benigne quidem
recepimus et ea que tui parte revera prudenter exposuerunt,
audivimus diligenter. Sane sinceram fidelitatem quam jugiter
erga nostre majestatis cultum sacrumque Romanum imperium
inconcusse constancie virtute geris^ habentes in armario nostri
pectoris conscriptam id firmo intendentes proposito et inten
cione stabili proponentes, ut circa tui commodi et honoris
augmentum solliciti et vigiles existanius et studeamus tibi pro
meritis loco et tempore, prout decet; honorifice respondere;
verum quia prudentum est, de virtute crescere in virtutem, fide-
litatem itaque tuam requirimus monemus et hortamur attente
mandantes, quatenus in hujusmodi fidei rectitudine in hujus
zelo devocionis firmiter perseverans nostris et sacri imperii
obsequiis, ut teneris et eciam ultra obtulisti, assidue prompcius
et efficacius insistas, ut heccine uberius nostram graciam, licet
adjeccione plenitudo non egeat, mercaris et favorem. Causam
vero reditus a nostra majestate obtenti prefati Jacobi de Ysco
nostri familiaris et sacri imperii fidelis dilecti tuique honoris
96
BominiB et fame utique glorificatoris et zelatoris eximii et
degantis idem ipse aperiet tue Binceritati viva voce. Datum
Constancie penultima die Julii etc. (1417).
34. (LXVn.) Constanz, 10. August 1417.
Dt resistat cum gentibus suis contra gentes Venetorum que
obsederunt castra et bona cujusdam nobilis.
Sigismundus etc. Nobilis fidelis dilectel Sincere dilec-
cionis affectu quem ad nobilem Aldegrettum de Castrobarcho
Bostrum et sacri imperii fidelem dilectum obtentu devote sin-
ceritatis ipsius habemus, inducimur, ut ipsum suosque subditos
proteccionis nostre brachiis amplexantes te et alios nostros et
Mcri imperii fideles ad subvencionem ipsorum promtis quidem
iffectibus inducamus. Sane quia ipse contra bestes suos pro
8IUI Übertäte et pacifico statu regionis illius justam causam
resistendi habet viribusque exinanitus non sufficit castra viilas
et territoria ac bona sua, ut accepimus, per gentes Venetorum
Duper obsessa et hostiliter invasa propria facultate contra im-
petos hostium suorum defensare, iidelitatem tuam rogamus et
hortamur attente mandantes; quatenus attento prudenter, quod
decus est pro patria pugnare, eidem Aldegretto et suis defen-
üonis presidio assistendo eisdem cum gentibus necessariis, dum
faeris requisitus et opus fuerit^ succurras ita, quod tuo adjuti
«ailio poBsint resistere hostibus memoratis, gratum nobis in
eo revera et attemptum obsequium prestiturus , ipsumque
Aldegrettum et suos proinde ad tua beneplacita solidius obli-
gansy nihilominus ut apud nostram majestatem et sacrum im-
perium per hec et alia fidelitatis tue opera merearis lauda-
biliter nee indigne commendari. Datum Constancie decimo die
Augusti, fegnorum nostrorum etc. XXXI^ Romanorum vero
septimo.
36. (CHI.) Constanz, 28. September (1417).
An die Königin Maria von Sicilien zu Gunsten des seines Bis-
thums beraubten Bischofs Thomas von Lecce.
Sigismundus etc. illustrissime principi Marie Hierosoly-
morum et Sicilie rcgine nee non Tarentinensis et Liciensis
96
urbium gubematrici et comitisse sorori nostre charissime salu-
tem et operibus charitatis abundare! IlluBtrisBiina princeps,
Boror Dostra charissima ! Ad cumulum vestre cedit salutis
et fame, si personas ecclesiasticas presertim pontificali dignitate
preditas divine propinacionis intuitu opportunis subsidiis ac
gracia prosequamini favoris specialis. Est itaque in hoc sacro
coDcilio et diucius moram traxit pro pace et unitate generali
ecclesie erogandis non sine propriis laboribus et expensis
reverendus in Christo pater dominus Thomas episcopus
Liciensis, cujus sinceritate rectitudine et probitatibus aliis
recensitis ipsum affeccione sincera prosequitur nostrum cesa-
reum diadema, et fuit^ alias ipse ut liquidum fore asserit, per
olim dominum Gregorium papam XII™^™ rite et canonice pro-
motus ad ecclesiam Liciensera provincie Tarentinorum tune
vestro inclyto regno et ipsa provincia in plena et reali obe-
diencia dicti olim domini Gregorii existentibus , cujus provi-
sionis vigore idem episcopus possessionem dicte liiciensis
ecclesie extitit plenarie assecutus eamque per annos plures
tenuit pacifice et quiete, nuUoque eo tempore cum dicto olim
Gregorio nisi Petro de Luna contendente de papatu; demum
vero sie operante inimico hominum altera fuit novitas in
ecclesia suscitata, per quam idem episcopus eo, quod ipsi tune
Gregorio adherebat, per quendam nobilem de civitate Nea-
politana indirecte ac indebite, et sicut asserit, symoniace dicta
sua ecclesia exstitit spoliatus, prout eciam extitit in presenti.
Quare charitatis et juris dictante eulogio eidem episcopo pie
compacientes attento, presertim quod hujus sancte synodi de-
cretum gesta per dictum olim Gregorium in sua reali obedien-
cia canonizat approbat et confirmat, benivolenciam vestre celsi-
tudinis deprecamur, quatenus obtentu justicie et charitatis
suscipiatis ipsum episcopum reginalibus favoribus recommissum
taliter cum effectu, quod ipse vestre benignitatis presidio
faciente, possessionem recuperet ecclesie supradicte, offerentes
majestatem nostram paratam ad similia et majora votis vestris
consona. Datum Constancie vigesima octava die Septembris
(1417).
97
£• England and Frankreich.
Obwohl die Gruppe von Urkunden, die wir unter dieser
fiabrik zusammenfassen, nur einen Appendix zu der Hand-
schrift bildet, 80 muss sie doch ohne Widerrede als die inhalts-
Folbte und bedeutendste der ganzen Sammlung angesehen werden.
Die Intervention Sigismunds in den westmächtlichen Streit war
&T die innere und äussere £ntwickelung des Concils von so
weitreichender Bedeutung und wurde schon in jenen Tagen so
widersprechend beurtheilt, dass nur mit allen in dieser Be-
siehung gewechselten Papieren in der Hand ein objectives
Urtheil gewonnen werden kann. Nach der zuerst bei Jean de
Montreuil ausgesprochenen und von allen französischen Schrift-
stellern wiederholten Meinung, die neuerdings auch von Max
Lenz durchgeführt worden ist, wäre die Einmischung Sigis-
munds ein zwischen ihm und dem König Heinrich V. seit mehr
als zwei Jahren abgekartetes Spiel gewesen, um Frankreich zu
hintergehen und für das später 1416 abgeschlossene Bündniss
Ton Canterbury einen plausiblen Vor wand zu finden. Diese
entschieden unbegründete Annahme des Zusammenhangs der
Ereignisse beruht ganz vornehmlich auf einem ungenauen Be-
richt der Gesta Henrici V. von Elmham, welcher den von uns
hier mitgetheilten Brief (Nr. CXXXV [37]) auszieht, aber ihm
einen Inhalt gibt, den er nicht hat und nicht haben konnte. Wenn
filniham als den eigentlichen Grund des Bruches zwischen
Sig^smund und Karl YII. von Frankreich die militärische
Action vom Juli 1415, den Angriff auf Southampton bezeichnet,
80 steht dem einfach die Thatsache gegenüber, dass in dem
gmnzen Schriftwechsel bis zum Frieden von Troyes nicht ein
einziges Mal diese causa belli in einem officieUeu Actenstücke
erwähnt wird. Und dieses Missverständniss zog eine ganze
Kette anderer nach sich, und ich behalte mir vor, in nächster
Zeit eine ausführliche Darlegung auf Grund der hier vor-
liegenden Actenstücke zu veröflFentlichen, in welcher ich zeige,
dass Sigismund ehrlich das Interesse Frankreichs im Herzen
trug, und dass die Londoner Präliminarien (Nr. CXXXIV [36]),
die der Religieux de St. Denis schon mittheilt, von Frank-
reieh nur in der Absicht acceptirt wurden (Ni*. CXXXV [37]),
um Zeit zu gewinnen, dass vielmehr der Kücktritt Karls VII.
Archir. Bd. LIX. 1. H&lfte. 7
98
von den Präliminarien (Nr. CXXXVI [38]) den gerechten Zorn
Sigismunds' veranlasst bat, der dann das Bündniss von Canter-
bury berbeifiihrte ; dass ferner in Calais dann kein Friedens-
congress unter der Leitung des römiscben Königs stattfand,
und dass die Denkschriften Sigismunds von Calais aus an
Wilhelm von Holland (Nr. CXL [39]), an den König Kari
von Frankreich selbst (Nr. CXXXVU [40]), an die Königin
(Nr. CXXXVIII [41]), sowie an Ludwig von Bourbon (Nr.
CXXXIX [42]), in keinem Zusammenhang stehen mit den
Waffenstillstandsverhandlungen welche in Calais berathen und
zum Abschluss gebracht wurden, zumal Sigismund an denselben
sich gar nicht betheiligte. — Nach der in den deutschen
Keichstagsacten VII, 227 mitgetheilten Kriegserklärung gegen
Frankreich, begannen die Rüstungen, namentlich die wunder-
lichen Schiffsbauten auf dem Bodensee, zu denen Nr. LV [43]
einen Beitrag liefert. Ausser der allgemeinen Kriegserklärung
weist unsere Sammlung noch eine später erfolgte Absage an
den Grafen d'Armagnac auf (Nr. XIV [47]), die bisher nicht
bekannt war. Dass Sigismund die gallicanische Nation im
Concil seit dem Bruche mit Frankreich nicht mehr besuchte,
war schon bekannt, nicht aber, dass er sich daselbst durch
den Patriarchen von Aütiochia vertreten Hess (Nr. XVII [45]).
Mit welchen Mitteln sich aber Sigismund den in Canterbury
eingegangenen Verpflichtungen zu entziehen wusste, zeigen die
Briefe Nr. LXIII [44], LXXI [46], CXXI [51], CXX [52],
zwischen welche die ungemein schwülstige Anzeige von der
erfolgten Papstwahl fällt (Nr. CXI [50]). Der für die Beur-
theilung der so ungemein wichtigen Kolle des Bischofs von
Winchester besonders bedeutsame Geleitsbrief des römischen
Königs ist leider durch den Mangel des Datums sehr ent-
werthet. Was Unsere Sammlung auf diese Verhältnisse Bezüg-
liches enthielt, ist mitgetheilt, dagegen sind die Correspondenzen
mit England, welche nur die Empfehlung einzelner Personen
zum Inhalt hatten, als durch die Kegesten erledigt angesehen
worden.
99
36.{CXXXIV.) London, Juni 1416.
Seqaaniar communicata prelocuta et conclusa pro bono pacis
inter duo regna Anglie et Francie felicius consequende per
lUnstrissimum et christianissimum principem dominum Sigis-
mtindum dei gracia Romanorum etc. regem ac magnificum
principem dominum ducem Hollandie ' tanquam tanti boni me-
di&toreSy et serenissimum dominum principem Henricum eadem
gracia regem Anglie etc. etc.
Imprimis: Quod fiat una mutua convencio inter ipsum
dominum regem Anglie et dominum regem Francie in marchiis
Picardie de die et loco inter commissarios utriusque partis
coDcordandis, in quibus ipse dominus rex Anglie cum suis de
regno Anglie magnatibus qui ad hoc expediri videbuntur, ac
dictus dominus rex Francorum cum hiis qui de sanguine suo
existant, cum quibus ei videbitur expedire, qui ad tantum
boDom proficere et finaliter concludere possint, personaliter
interesse debent, nisi forte aliquis dictorum dominorum vide-
licet regis Anglie et regis Francorum notabili infirmitate,
propter quam addictum diem et locum personaliter con venire
Don possit, impeditus fuerit, quo casu commissarios de san-
gaine suo, quos voluerint, mittere debeant, qui ad concluden-
dtim in dicto pacis negocio sufficientem habeant potestatem.
Item : Quod dicta convencione conclusa et finaliter ter-
minata inter commissarios utriusque partis predicte capiantur
certe treuge generales tam per terram et aquas quam per mare
sab modo forma et effectu, quibus inter dictos dominos media-
toreB et dominum regem Anglie predictum communicatum et
condusum existit, que in cedula sigillo dominorum mediatorum
ngillata expressius continentur.
Item: Quod dicta convencio modo quo premittitur fieri
debeat a die quo predicte treuge concluse fuerint et firmate,
ftd quinque septimanas, qui dies inter commissarios utriusque
partis eciam locus convencionis ante capcionem treugarum
antedictarum limitari et concludi debeat.
Item: Quod quam cicius dicte treuge capte determinate
et coDcluse fuerint, dictus dominus rex Francorum obsidionem
* Wilhelm von Hollandf Graf von Hennegau.
100
quamcumque circa villam de Herflu positam vel ponendam
levari et removeri faciet fraude, dolo et mala machinacione
cessantibus quibuscunque.
Item: Quod conclusis treugis predictis providebunt ipsi
commissarii, quod ipse treuge in partibus Picardie et Normannie
infra octo dies a tempore conclusionis earundem et in partibus
Aquitanie et in mari et in Anglia infra quindecim dies a tem-
pore conclusionis hujusmodi proclamentur et effectualiter ob-
serventur.
Item: Quod reverendissmus pater Keinaldus archiepisco-
pus Remensis vel dominus de Gaucourt * infra viginti dies
a tempore recessus eorum de London (sie!) certificabit excel-
lentissimum principem dominum Sigismundum regem Roma-
norum in Anglia vel in Calesio, si in Francia concordata fuerit
convencio supradicta vel non.
Item: Quod infra decem dies immediate sequentes a^
lapsu dictorum viginti ^ dierum , infra quos certificare debeat
dominus archiepiscopus antedictus, ut premittitur, concordabitur
inter commissarios utriusque partis locus convencionis infra
marchias prodictas et eciam capientur et iirmabuntur treuge
supradicte.
Item: Promiserunt prefati illustrissimus princeps rex Ro-
manorum et dux IloUandie mediatores predicti, quod ipsi in
convencione predicta, si ipsam fieri contingat, personaliter de-
beant interesse et addictum pacis bonuui intendere cum eflfectu.
Item: Promisit rex Anglle, quod si ipsa convencio inter
dominos principales teneri debeat, quod ipse dominos Aurelia-
nensem et Borbonii duces, Arthurum de Britannia,^ de Ango *
et de Vendom *^ comites , dominum marescallum ' et dominos
de Tuteville ^ et de Gaucourt usque et in Calesium secum ducet.
* Raoul de Gancourt, Gefangener in der Schlaebt bei Azinconrt, Cham-
bellan des Königs von Frankreicb.
2 Cod. et
3 Cod. XV.
* Graf Arthur de Bretagne.
•• Graf dT.u.
ß Graf von Vendome.
"^ Marschall Houci<'ault.
^ d'Estouteville.
101
37. (CXXXV.) Paris, 7. Juli 1416.
König Karl von Frankreich acceptirt die Londoner Prälimi-
narien.
SereniBsimo atque excellentissimo prineipi Sigismundo dei
gracia Romanorum regi semper Augusto ac Hungarie Dalmacie
Croacie etc. regi fratri nostro charissimo Karolus eadem gracia
Francorum rex salutem et ad Francie et Anglie veram pacem
feliciter laborare cum eflfectu! Serenissime princeps et frater
amantissime ! Vestre serenitatis literas credencie nobis per
illustrem principem Nicolaum de Gara, regni Hungarie magnum
comitem palatinum affinem vestrum predilectum, nee non
Bertholdum de Ursinis, comitem Suane, Johannem Earolum
de Vicecomitibus de Mediolano, Brunorum de la Scala et alios
magnificos et egregios vires in dictis vestris literis singillatim
nominatos vestros fideles milites et consiliarios exhibitas gra-
tanter recepimus; dictamque credenciam nobis cum ingenti
verborum gravitate per ipsius Bertholdi vive vocis oraculum
relatam intentis affectibus audivimus: Articulos eciam in qua-
dam cedula signetis vestre celsitudinis ac charissimi consan-
guinei nostri Guillelmi ducis Bavarie comitis Hannovie sigillata
contentos accurate perlegi fecimus. Super quibus omnibus et
singulis tam verbo quam literis insinuatis matura consilii tam
nostre regalis prosapie quam aliorum de nostro magno consilio
deliberacione prehabita et maxime vestre regie majestatis et
ipsius Guillelmi consanguinei nostri charissimi^ consiliis sanis ut
firmiter credimus, in quibus iiduciain immensam gerimus^ ac-
quiescentes omnia quae in dicta cedula continentur^ adimplere
parte nostra decrevimus. Et ob id salvum conductum pro
commissariis vol ambasciatoribus adversarii nostri in forma
per dilectum et fidelem consiliarium nostrum archiepiscopum
Remensen tradita tiori et trausmitti precipiemus, nostrosque
ambasciatores solennes videlicet in civitate Beluacensi pro
loco convencionis infra marchias Picardie concordando et treugis
ibidem cum dictis adversarii commissariis capiendis et fir-
mandis juxta ipsius cedule seriem et tenorem infra tempus in
ea limitatum sufficienti potestate fulcitos transmittemus. Prout
hec omnia per dilectum et tidelem militem et cambellanum
nostrum dominum de Gaucourt presencium exhibitorem de nostra
102
confidencia et intencione quam in charitate sincera vestre fra-
ternitatis et vere amicicie stabilitate gerimus, plenarie infor-
matam vestra regia majestas poterit lacius informari, cui in
Omnibus materiam hanc tangentibus, sicut persone nostre,
placeat vestre celsitudini hac vice credeneie iidem plenariam
adhibere. Datum Parisius septima die mensis Julii (1416) Sic
signatis Gautier etcJ
38. (CXXXVI.) Paris, 13. August (1416).
König Karl von Frankreich tritt von den Londoner Prälimi-
narien zurück und berichtet über die Conferenz von Beauvais.
Serenissimo principi Sigismundo dei gracia Komanorum
regi semper Augusto ac Hungarie, Dalmacie, Croacie etc. rep,
fratri nostro precharissimo Karolus eadem gracia Francorum
rex salutem ac mutue dileccionis et honorificencie continua in-
crementa! Serenissime princeps, frater noster precharisaime !
Quia nonnunquam veritas ex referencium diversitate modisque
variis referendi solet faciliter immutari, ut tota series habiti
Processus inter nonnullos ex consiliariis nostris ad hoc per nos
deputatos una cum quibusdam nunciis regis Anglie nuper
existentibus in civitate Behiacensi super materiis, pro quibuB
ad presenciam nostram vestra sublimitas, consanguineus quoque
noster predilectus dux Hollandie tam literas quam nuncios
novissime duxeratis destinare, vestram non lateat excellenciam.
Sed ut clare, prout res se habuit, patefiat, vestre serenitati
decrevimus presencialiter intimare: Quod visis literis et auditis
vestris nunciis et memorati consanguinei nostri ducis Hollandie,
qui de nostra dictique regis Anglie mutua convencione datis
prius hinc inde certis securitatibus treugis vel abstinenciis
guerre aliisque modificacionibus et condicionibus tractatis vel
tractandis inter partes, nos ob dei reverenciam et pro bono
pacis, quam summopere semper gessimus in votis, et ut clare
cognoBceretis imo cognosceret totus mundus, nullatenus rema-
nere per nos nee de parte nostra, quin continuaretur via pacis
et vitaretur efFusio sanguinis humani, coeteraque scandala et
1 Gaatier Col, Secretair des Königs und mehrfach Bevollmüchtigter in den
Mediationsverhandlungen.
103
inoomerabilia horrenda nee satis unquam detestanda mala et
ificonveniencia^ que solent ex guerris provenire, benigna con-
descensione statim ad hujusmodi convencionem mutuam extiti-
mm inclinati, sicut hec alias vobis significasse recolimus. Sane
dam ad hec ulterius complenda diligenter procedere parati
forent nostri, ecce quod a vestris Dunciis memoratis exhibite
Aierant litere confecte super treugis generalibus inter nos et
predictum regem Anglie ad tres annos futuros, de quibus nullam
prius nobis nee aliquibus de nostro consilio, quamvis super
hoc diligenter fuissent requisiti, qualemcunque feeerant osten-
sionem. Quibus perspectis per nostros in non parvam propter
boc admiracionem inductos illico responderunt : absque nostri
priori visione dietarum literarum se aperire non andere; sed
per alterum eorum nobis Parisius transmiserunt. Quibus intro-
Bpectis dictis Anglie ambasciatoribus signiiicari fecimus: nuUo
nos paeto salvis eonsciencia et honore nostris et sub poena
emendarum et perjurii, quam rex in talibus incurrere potest,
nisi consulto et requisito prius precharissimo fratre nostro rege
Castelle et Legionis et absque ejus expresso consensu posse
predictis treugis triennalibus generalibus intendere^ et hoc per
ostensionem literarum pateneium super alliganciis et confoede-
racionibus inter prefatum fratrem nostrum regem Castelle et nos
dadum initis et evidenter ita tbre monstravimus, et hac de
ctusa dictas alliganciarum literas per alterum presideneium in
QOfitra parlamenti curia in dictam Beluacensem villam eisdem
doximus ostendere ; paratos tamen treugas particularos ad unum
«nntiin cum dictis Anglicis initiare et ciciori convencioni quam
alia cum treugis aut sine treugis nos sivc nostros exhibere,
quo pendente possemus erga sepedictum fratrem nostrum regem
Castelle, ne materiam conquerendi de nobis haberet; literas vel
otucios super hocce destinare. Ad quod nuncii dicti regis
ÄQglie votare noluerunt dicentes, se velle prius ad eorum do-
minum regredi et suam scire super hac re voluntatem quam
DOBtris in villa Bolonie signiiicaturos se dixerunt inira decimam
sextam hujus mensis, ad quem locum hac de causa nostros
speciales et solennes nuncios, ut omnimode, quod in nobis est,
io re tarn ardua faceremus, curavimus cum potestate sufficienti
destinare, quibus propter tarn maris quam terre itinerum peri-
cula assidue superveniencia expectando saivum conductum pre-
fati Anglorum regis prope mare applieando Boloniam non
104
audentibus ultra ire, dictum salvum couductum in tali loco in
Diepa expectant Ex quibus presentibus meram rerum conti-
nentibuB vcritatem vestre majestati luculenter patere potest,
non stetisse neque stare per nos sive nostros, quominus pro-
cessuiu extiterit ad viam amicabilem tractatus atque pacis.
Insuper^ serenissime princeps et frater amantissiine , vestre
regie semper aug'uste majestati, que nobis rescribat fiducialiter,
queque fuerint ei grata negocia nostra atque regni nostri, eidem
commendata semper habemus, et potissime et in speciali statum
ac expedicionem consanguineorum vestrorum e prosapia stirpeque
nostra in Anglia captivorum in vestra clementissima recom-
mcndacione habere velitis, cum ipsi non modicum vestris eg^nt
auxiliis, sed domino concedente et vestra precelsa clemencia
laborante eisdem bene succedere speramus. Datum Parisius die
decima tercia Augusti (1416).
39. (CXL.) Canterbury (August 1416).
König Sigismund berichtet dem Herzog Wilhelm von Holland
das Scheitern seiner Mediation.
Sigisnmndus etc. Illustri principi Wilhelme duci Bavarie
et comiti Hannovie etc. consanguineo etc. et sacri imperii
fideli dilecto salutem et paccm hominibus bone voluntatis!
Illustris princeps consanguinee noster charissime ! Pater luminum
quem nulluni latet secretum novit, quanta fidei puritate quan-
tisque sudorosis laboribus quantis eciam gravibus impensis
serenissima conthorali regina ac inclyta iilia nostris nee non
peculiari regno nostro Hungarie quasi in deserto relictis per-
sonam nostram diversis discriminum et periciilorum generibas
fere quinque annorum jam decursorum temporibus exponendo
ad pacem et unionem ecclesie Dei per schismatum in eadem
pestifere inveteratorum submocionem et unici veri et indubitati
futuri summi pontificis creacionem, evulsis eciam et extirpatis
per concordiam et pacificacionem principum catholicorum inter
se descordancium et presertim serenissimorum principum Henrici
Anglie et Karoli Francie regum fratrum nostrorum charissi-
morum cunctis futurorum schismatum in ipsa ecclesia Dei for-
midandorum radicibus et viis quibuslibet preclusis, procurandam
105
diebus ac noctibus jugiter et sine aliquorum laborum inter-
cepcione intenderimus , quod prout antea usque ad felicem
premissorum negociorum ecclesie Dei cooBumacionem facere
Bon cessamuB nee ambigimus^ cunetis totius mundi eatholicis
principibus et precipue vestre sineeritati aliis quoque quibusvis
orthodoxe fidei hominibus secundum sui processus seriem itidem
eoDstare in premissis. Itaque consanguinee precharissime, ad-
huc in dicto regno nostro Hungarie exortis et principiatis . . . . ac
po8t in Italie et Lombardie partibus nee non Alamanie in sacro
generali concilio Constanciensi nobis procurantibus, per quot
et quantas literas atque notabiles nuncios suos pretactus sere-
nieftimus frater no8ter Francorum rex ex cordis desiderio non
sine principum prosapie sue regalis ac totius raagni consilii
regni sui Francie matura deliberacione super eo nos hortatus
faerit, pro pace perpetua ac longis treugis cum tractatu matri-
monii vobis noto inter ipsum ejusque regnum Francie ab una^
ac memoratum Heinricum serenissimum regem Anglie similiter
fratrem nostrum ejusdemque regnum partibus ex altera, trac-
tandum stabiliendum et firmandum nos interponere dignaremur,
revera calamo describi nequit. Imo nobis nuper apud sere-
niasimum Ferdinandum regem Arragonie felicis memorie ^ ac
Petrum de Luna alias in sua obediencia Benedictum XIII.
noncapatum in procuracionem unionis ecclesie Dei laborantibus
idem serenissimus Francorum rex semper et indefesse eciam
ante et post conflictum '^ in estate proxime preterita inter ipsos
Anglie et Francie reges pretactos commissum per reverendis-
simum reverendumque in Christo patres dominos, Remensem
archiepiscopum et Carcassionensem episcopum, quamplures eciam
alios suos oratores nostro autem lateri jugiter adstantes nos
com omni instancia, ne tantus sanguis humanus ex utriusque
partibus ensibus efFunderetur et ne amplior sibi et regno suo
Francie turbacio immineret, requisivit et rogavit, ut pro Deo
Jeau Christo, consideratis attente utilitate commodo et fructu,
qoi ex premissis pace aut longis treugis cum tractatu matri-
monii ecclesie Dei, regnis pretactis et toti christianitati offerri
poaaent, pro hujusmodi pace vel longis treugis ac contractu
matrimonii inter ipsos scilicet Anglie et Francie reges et regna
' Geitorben 2. April 1416.
^ Die Schlacht bei Asincourt
106
pretacta ad tractandum et firmandum cum omni acceleracione
possibili, ex quo majora prioribus pericula possent venire ex
mora, ad Franciam gressus nostros maturare et pro pace refor-
manda interponeromus partes nostras. Et postquam negociis
ecclesie dei in dicto regno Arragonura, ut credimus vos non
ignorare, feliciter expeditis ad sacratos generalis Constanciensis
concilii patres pro votiva negociorum incoeptorum et jam cum
gracia Dei ad bonum statum perductorum consumacionem recto
tramite reverteremur, instanciis ad nos opportune et importune
parte ejusdem fratris nostri regis Francorum per jam fatum
archiepiscopum Remensem et alios suos nuncios multiplicatis
et a continuacione nostri gressus^ quem versus Constanciensem
civitatem faciebamus, nos retrahentes in civitatem Parisiensem,
ubi memoratus Serenissimus Francorum rex frater noster cum
ejus serenissima conthorali regina nee non illustribus principibus
rege Ludovico Bituriensi laudande memorie et Baren, ducibus
personaliter affuit, nos venire petierunt, quod et fecimus pre-
cibus pretactis inclinati. Nos igitur, consanguinee precharissime
Parisius accedentibus memorato quoque serenissimo Francorum
rege fratre nostro charissimo ac pretactis sue prosapie regalis
principibus ncc non toto magno regni sui consilio in jam fata
materia pacis, longarum treugaruni cum contractu matrimonii
inter ipsum et regem Änglie eoruudemque regna tractandarum
et tirmandanmi partes nostras interponere et efficaciter laborare^
ac ob id ad memoratum seronissimum regem Änglie eorun-
demque regna nos personaliter accedere postulantibus, allegan-
tibus nihilominus; quod ex hujusmodi pace aut longis treugis
de contractu parentele pretactis utique salubrior et firmier unio
in Dei ecclesia sequetur et liet, volentes personam vestram
magnitudinis vestre nobis semper precharani honorare, roga-
vimus ipsum dominum regem Francorum, imo quantum valuimus
instetimus apud eundem, ut et vos una nobiscum in dictum
regnum Änglie et ad prefatum serenissimum regem Änglie
accedere pateretur; hoc idem eciam apud prelibatum serenis-
simum fratrem nostrum Änglie regem cum debita diligencia
procurantes, quod et fecerunt nostris peticionibus acquiescentes.
Jam jamque consanguinee charissime, ut de gestorum hie nego-
ciorum Serie loquamur, ad quas conclusiones in materia pretacte
pacis vel longarum treugarum cum contractu matrimonii deve-
nimus, non credimus a memoria vestra exivisse, cum omnia in
107
ipsa materia per dob et vos fuisse eapitulata et appunctuata
ac rignetis nostrum utriusque consignata; nee ideo judicamus
oecesse fore^ copias hujuBcnodi capitulatorum et appunctuatorum
Tobis destinare^ cum illa per dos practieata et palpata sciatis
et in speeie eeiam apud vos habeatis. Hisqae consanguinee
charissime, sie factis capitulatis et appanctuatis hujusmodi per
magnificos vires Nicolaum de Gara, regni nostri Hungarie
comitem palatinum ac Bertholdum de Ursinis; comitem Suane,
Johannem Karoli Vicecomitem Mediolanensem, Brunorum de
la Scala Veronensem et Vincenciae vicarium imperialem, Bene-
dictom de Macra militem utriusque juris doctorem et dominum
Nicolaum de Hatvan militem, nostros fideles consiliarios et
dilectOB precedentes tamen eos prefato reverendissimo patri
archiepiscopo Kemensi ac R(adulpho) domino de Gaucourt
memorato serenissimo principi regi Francie duximus desti-
nandoa. Qui auditis nostris oratoribus pretactis capitulatis quo-
qae et appunctuatis hujusmodi receptis et una cum jam fatis
regalis sue prosapie principibus ac aliis de suo magno consilio
perlectis auscultatis et perspicaciter ruminatis de eorundem
maturo consilio deliberacione prehabita omnia eapitulata et
appunctuata, que in cedula sub signetis nostrum utriusque con-
tinentur, decrevit parte siia adimpleri, et superinde juxta con-
tenta unius eorundem articulorum idem Serenissimus rex Fran-
comm frater noster charissimus per suas literas sigillo suo
proprio sigillatas, quarum copias in presentibus vobis dirigimus,
DO« infra viginti dies post nostrorum et suorum ambasciatorum
de Lundonis (recessu) curavit certificare. Tandem autem pre-
fatorum serenissimorum regum Anglie et Francie commissariis
ad concordandum de loco convencionis ad contirmandum treugas
predictas cum contractu matrimonii in civitate Beluacensi con-
i^eoientibus et diucius in ipsa materia conferentibus mutuo,
eommissarii antedicti serenissimi regis Francorum dictam con-
i^encionem cum treugis noluerunt concordare, sed ex post (!) ali-
qnos post dies predicti commissarii utriusque partis, ne ab invicem
vacui recessisse viderentur, fecerunt fieri intcr eos unam cedulam
super certis appunctuamentis, de quibus ex copia hujusmodi
cednle, quam presentibus interclusam vobis dirigimus, poteritis
▼08 clarius informare. Et nichilominus ecce supradictus rex
Anglie frater noster decrevit mittere suos ambasciatores ad
▼iUam Callesii quarto die Septembris proxime futuri ad audien-
108
dum, quicquid commissarii regis Francie pretacti aperire velint
in materia pacis vel treugarum predictarum. Et mandavit idem
rex Änglie suis ambasciatoribus, qui fuerunt in civitate Belua-
censi, ut iidem significarent commissariis regis Francie suam
intencionein, ita tarnen^ quod et rex Francie sit intencionis
mittendi suos ambasciatores ad Bononiam super mare, et quod
per commissarios regis Francie, qui fuerunt in Belvaco super-
inde certificetur capitaneus Calesii vel ejus locum tenens
citra vi^inti octo dies presentis mensis Augusti. Que omnia
non dubitamuSy serenissimum regem Anglie fratrem nostrum
vobis singillatim et seriöse per suas literas rescripsisse. (Inda
dilecte consanguinee noster, ingentis materiä admiracionis in-
tima cordis nostri penetravit admodum et auxit, que impedi-
menta, queve consilia mentera prefati Serenissimi regis Fran-
corum in contrarium sui propositi de maturo consilio principum
sue regalis prosapie ac sui magni consilii habita deliberacione,
literis suis nobis directis iirmata fuerunt, et in admirabilem
negociorum pretactorum variacionem ducere potuit. Sed proh
dolor, jam videmus esse in foribus, quod ante latuit; non enim
fuit optatum suum atque desiderium ad pacem ac treugas
supradictas, sed ut sub hujus colore nos pura fide labor&re
anhelantes seducere posset et nee alia verisimilis conjecturacio
in nostrum cor ascendere potest, quam quod traxerit nos sie
in longum solum in iinem turbacionis negociorum ecciesie sancte
Dei ac sacri Komani impcrii ac regni Hungarie pretacti imo
totius Status nostri destruccionem. Credebamus etenim non
hoc fore promia laborum nostrorum, sed speramus, quod Dens,
cujus res agitur, hominibus perverse voluntatis resistet, bene
autem agentibus dabit graciam et auxiliabitur ad consuma-
cionem negociorum unionis ecciesie sue sancte, quam nostris
temporibus dignetur concedere sua solita pietate. Ut hec dilecte
consanguinee non aliter quam modo gravis improperii et querele
vobis scribere putare (!), de premissis tractatibus materie pacis
vel longarum treugarum nos amodo eximere et prorsus cessare
teuere (!), sicut et per nostros ambasciatores pretactos de hoc
fuit Parisius solenniter protestatum; nee credatis amplius nos
inter eosdem in premissis volle laborare nee eciam amplioribus
tenemur verbis. Credimus nempe et vobis tamquam principi
catholico tantam ecciesie sancte injuriam utique in jacturam
sacri Komani imperii nostrumque discrimen et totius Christiani-
109
tmÜB scandalam vergentem aeque sicut et nobis non mediocriter
displicere. Datum Cantuarie.
40. (cxxxvn.)
Calais, 6. September 1416.
Denkschrift König Sigismunds über die Mediation an den
König von Frankreich.
Serenissimo prineipi Karolo dei gracia regi Francorum
firmtri nostro precharissimo Sigismundus eadem gracia etc. sa-
lotem in auctore salutis et pacis amatore. Serenissime prin-
ceps frater noster precharissime ! Serenitatis vestre literas sub
dato Parisius decima tertia die preteriti mensis Augusti con-
fectas de manu cujusdam trumpetarii vigesima septima die
ejiudem mensis de sero Calesii gratanter recepimus. Et ut
easdem summarie epilogando perstringamus inter coetera in
substancia exprimebant: ,Ut via pacis continuaretur ad con-
▼encionem mutuam per vos et Anglie regem celebrandam,
benigna condescensione extitistis inclinati. Sane dum ad hec
nlterius complenda diligenter procedere parati fuissent v es tri,
ec€^e quod a nostris nuaciis, quos per nos super materiis pro
quibus ad presenciam vestram nos et illustris dux Hollandie
tarn literas quam nuncios novissime ad vos destinaramus, exhi-
bite fuerunt litere confecte super treugis generalibus inter vos
et predictum regem Anglie ad tres annos futuros, de quibus
nullam prius iidem nuncii nostri vobis nee aliquibus de vestro
consilio diligenter requisiti fecerunt ostensionem. Quibus in-
spectiB vobisque relatis ambasciatoribus regis Anglie signiiicari
fecistis, quod absque expresso consensu fratris vestri Castelle
et Legionis regis treugis generalibus triennalibus consciencia
et honore vestris salvis intendere nequivissetis et ita fore evi-
denter per literas monstravissetis ; paratos tarnen vos exhibetis
trengas particulares ad uuum annum cum Anglicis iniciare et
ciciori convencioni cum treugis aut sine treugis vos sive vestros
eodiibere^ Et concludendo fiualiter series earundam vestrarum
astmit literarum: ,quod luculenter patere potest, non stetisse
neqne stare per vos, quominus pi*ocessum extiterit ad viam
aoiicabilem tractatus atque pacis^ Hec de continencia litera-
HO
rum vestrarum brevi quidem compendio recensendo collegimuBi
ad que vestre regle fraternitati cum omni equanimitate daxi-
mus respondendum : Quod cum predecessores nostri et proge-
nitores felicis recordacionis cum vestris predecessoribus et
progenitoribus mutua dileccione longo temporis tractu ultra
identitatem et connexionem sanguinis continuo sese preveniendo
zelaverint, prout clare memorie charissimus avus noster Jo-
hannes rex Bohemie sinceritatis sue affectum opportunis tarn-
poribus evidencium operum exhibicione probavit, eundemque
precharissimus genitor noster felicis reminiscencie Karolus
quartus Romanorum imperator continuando successivis augmentiB
multiplicavit, et nos cum omni cordis et animi puritate in eodem
proposito tenebamur, fixa nempc ab infancia nostro jugiter in*
sidebat animo illius affeccionis integritas et in mente tenaci
memori memoria semper revolvimus, qualiter a multis retro
temporibus de tanta loeorum distancia ipsa vestra fratemitas
suavibus frequenter nos visitabat literarum eloquiis; recordamur
profecto et de vestra regia memoria excidisse non putamoB^
qualiter fremitum dissensionis intestine in domo familia et
regno vestris periculose suscitate nobis in regnum nostrum
Huugarie tam vestra fratemitas quam eciam alii principes
vestre prosapie eciam ex adverso dudum intimaverunt, de quo
eo graviori molestia lacessiti, quo bella plus quam civilia inter
conjunctos in prosapia principancium gerere crudelius credimus
et nefandius arbitramur ex intimo mentis affectu compacientes.
Hanc quidem in nobis grata placidaque relatio procreavit affec-
cionem quam diuturna connexio multipliciter ampliavit^ dum
illam sensibus nostris preteritorum memoria et sequencium ex-
periencia rcpresentabänt. Sicque in nostre mentis oculis pro
recenti desiderio semper in votis gessimus votiveque desidera-
vimus vestre fraternitati domuique et regno vestris überall
benivolencia complacere posse nostro; idem itaque posse totum
et literis et nunciis ad honoris et commodi vestri prosperitatem
cum sincera promptltudine crebrius obtulimus exponendum.
Sed quid? ut de transactis jam descendamus ad recenda.
Postquam enim ad instantem requisicionem sacrosancte generalis
synodi Constanciensis nostra se inclinavit humilitaS; ut ad regem
Arragonum in negoclo unionis ecclesiastice medils ejusdem
concilii ambasciatoribus et instruccionibus pro meliori couBU-
maclone accederemus, et una pariter cum eodem ea de causa
111
eonveniremus primum adhuc ibidem in Constancia ^ deinde in
progT^ssione nostri itineris versus Arragponiam vicibus repetitis
requlBiti, ut Parisius declinando fraternitatem vestram visita-
remuB; et revera si temporis qualitas et maxime termini cum
bone memorie charissimo fratre nostro Ferdinando rege Arra-
gonmn prefixi pro mutua convencione in negocio hujusmodi
deputati indulsisset, eo tune eciam propter bonum pacis Parisius
gratanter divertissemus gressus vestram fraternitatem leta beni-
volencia visitaturi. Et quia propria in persona eo tune adim-
plere nequivimus^ per literas et nuncios ^ eciam ante campestre
proelium ^ cum prefato rege Anglie commissum et eciam postea
vicibus sepius iteratis apud vos et memoratum Anglie regem
firatemis precibus et exhortacionibus studiosiS; ut a collisiva
aggressione ob Dei et sancte matris ecclesie reverenciam ac
populi Christiani quietem nostrarumque precum obtentu absti-
neret, hinc inde institimus. Quoniam pro pace inter Francie et
Anglie regna salubriter reformanda sepe duximus noctes in-
»omnes et prandium in coenam convertimus^ ut vel cogitando
Boli vel cum aliis conferendo pacificandi vos cum eodem modos
atUes invenire possemus. O quoties epistole pro vestra vestrique
regni tranquillitate misse notariorum fatigavere calamos et
flcribarum atramenta aiccarunt, persuadendo vobis et illi ex
adverso ac coeteris, quibus decuit, ut animos vestros ad pacem
flecteretis; quum per honesta racionabilia et licita media vobis
atrimque per nos apta faciliter deveniri potuisset ad pacem vel
saltem ad treugas congruentes. Postea vero dirigente altissimo
Vota nostra de regno Arragonie nobis regredientibus et per
directum versus Constanciam procedentibus per reverendum in
Christo patrem Keginaldum archiepiscopum Remensem ubilibet
in hac via nostre reversionis nos comitantem"* opportune et
importune requisiti^ et insuper nunciorum et literarum fre-
quencia pro parte vestra excitati et invitatio ut imminentibus
fluctoacionibus et periculis regni vestri per nostram interposi-
cionem ad pacem occurrendo personaliter Parisius veniremus,^
* Vgl. Janssen, ReichscorreBpondenz I, 294.
' Vgl. Eberhard Windecke 1099. Härtung Clux und Nicolans v. Reibnitz.
Cf. Cerretanus bei Hardt IV, 393.
' Bei Azincourt.
« C£. Religienx de St. Denis V, 722.
^ JansseD, Beichscorr. I, 296.
112
DOS vero arbitrantes, quod amanti sufficit nunciare^ sufficit ut
noveritis et vos^ qiii quos debetis amare^ non deseritis in tem-
pore opportuno (!) ; sufficit ut firmiter credimus, imo pro certo
supponimus alterum alterius casus contingentes exponere; suf-
ficit fratri apud fratrem gerentem nihilominus erga se fratris
afiectum talibus interpellare preambulis et ipsum ad succursoB
accelerandi remedium taliter provocare, et ne affeccio sie accu-
mulata in nobis deficere videretur, volentes votis vestris in bis
et in Omnibus possibilibus nos reddere compotes et ex corde
conformes ad hec deliberacione prehabita direximus aciem
mentis nostre, ut pacis consilia cogitantes et a directa via pro«
gressionis nostre in Constanciam ex privilegio amoris, quem
erga vos domum et regnum vestrum indesinenter gessimus^
disgrediendo, credebamus profecto, quemadmodum eciam et lite-
rarum et nunciorum hincinde ad nos missorum blanda eloquia
et accersio placida verisimiliter promittebant, quod Francie et
Anglie regna predicta ad pacis et quietis capacitatem, dum
veniremus, bene predisposita inveniremus, nosque prefatum
Anglie etc. regem faciliter et cito pacificare possemus ; negocia
sacri consilii quam vis cum magna perplexitate suspendendo
Parisius deelinavimus illos sacratos patres in sacro consilio
degentes negociaque sacri imperii, imo et proprium regnum
nostrum Hungarie cum coeteris regnis eidem annexis ob vestri
complacenciam pene post tergum reliquimus quasi in deserto,
licet potissimum inter omnia desiderabilia niundi votiva prose-
cutio et perfecta conservacio unionis ecclesiastice sollicitudini
nostre manebat. Tenebamus denique a certo, quod brevi tem-
poris intervallo pax inter predicta regna diu desiderata per
nostre (interposicionis) medium facilius et cito fieri potuisse et
reformari. Que propter paucos pacis zelatores ob defectum
mediatorum, prout communis precipue assercio fatebatur necmi-
nus literarum adjeccio crebrius affirmabat; fuerat usquequaque
dilata, quodque per hujusmodi digressionem et brevem ac mo*
dicam moram quam impetravimus, ut circa reformacionem pacis
hujusmodi liberius vacare possemus, dictum sacrum concilium
ad tempus nobis concessit;^ credimus firmiter sacrum concilium
breviori negociorum quam experiencia docuit expedicione pocius
1 Von einer solchen ausdrücklichen concesHio ist aus anderen Quellen
nichts bekannt.
113
ooBflolari quam aliquatenus attaediarl vel turbari debere. Quantis
aatem nunc oblocucionibus et interpretacionibus calumniancium
ut assolet, presertim cum spe simul et fructu tantorum labo-
mm apud vos frustrati simus, exposuerimus nosmet ipsos
lingue in sugillacionem nostram laxate longe lateque divulgant
detractores, et non solum ad pacificandum vos cum rege ADglie,
fted et ad suäfocandum intrinsece sedicionis incentivum pariter
et fermentum pestiferum pene penitus enervandum ac odiorum
fomites in domo et regno vestris omnino extinguendum totalis
noster versabatur conatus et studia intendebant^ illud evan-
geliflte eulogium pre oculis formidabiliter habentes^ quod
yOmne regnum in se divisum desolabitur et domus supra domum
cadet'. Satagentes itaque, ut semotis obstaculis quibuslibet
habundancia pacis fieret utrobique, ad quam sectandam prefatus
Anglie etc. rex nostrisque instanciis obsecracionibus et inter-
dum exhortacionibus fraternis in omni quidem paciencia et
doctrina inductus presto reddebatur, prout de hiis sibi dignum
ab experto sufficienter cerciorati testimonium perhibemus ;
capientes ne per dissensionem inter vos et ipsum pullulantem
io parte scissa minuatur potencia milieie Christiane, sed per
pacem utrobique stabilitara unio ecclesiastica et Christianitatis
generaliter singulos Christicolas et precipue reges et principes
catholicoB contingens communi auxilio relevata commodiusque
incrementa suscipiens felicius consumaretur, et difiicultates
occurrentes interdum concordi voto divine clemencie virtute
evitarentur et prosecueione negocii prospera regnum vestrum
de acerbis molestiis tam longo decursu temporis auctis con-
tinue respiraret ad quietem vesterque status in amoenitate trän-
qaillitatis firmaretur. Occurrit eciam consideracioni nostre
paulominuB pensandum, ut dum de spontanea vestra voluntate
precise hujus rei gracia in Angliam proficisceremur, constat,
qualiter apud vos charipensa studia et labores nostri fuere
qualemque ad tractatum pacis dedistis nobis facultatem; cre-
didissemuB utique, quod si quispiam eciam alienus quantumlibet
minorifl status pro pace reformanda tam fideliter et solerter
sicut et nos se interposuisset, debuerat procul dubio majori
folciri instruccione et autoritatc. Nee eciam vestrum latet
Ingenium , qualiter nos et gentes nostre in progressione pro-
carande pacis versus Anglium in regno vestro cum litcris vestri
aalviconductus et scorta vestri parte nobis et gentibus nostris
ArekiT. Bd. UX. I. U&lfte. »
114
deputata associati pacifice procedentes per vestre dicionis Bub-
ditos fuimus pertractati; ne dicamus ignominiose inhonorati ;
nam in terra Bullonie ' dum refeccionem et prandium habere
voluissemus, introitus fuit prorsus nobis denegatus, perinde ac
si suspecti de insidiis aut prodicionibus fuissemus^ cum tarnen
altissimi gracia contra progenitores nostros et eciam adversas
nos nullo unquam tempore talis fama laboraverit^ nunquam
enim venimus lucrari tarn pusillem terram Bullonie aut aliqoid
sinistrum attentare : et gentes nostre eciam de pocioribus nostris
ante faciem nostram procedentes simili literarum vestrarum et
scorte confidentes, sed per vestros minime reputatarum suffulte
imo insidiose in villa vestra Älbavilla vocata^^ quasi neci tra»
dite, retrocedere coacte vix pericula eciam personarum vita-
runt. Hec facta sunt contumelioseque illata^ et tacuimuS; quia
charitas vera eciam lesa a charis non recedit. Ad querendam
pacem per paciencie holocaustum recte captandam in Angliam
descendimus; et ut sinceritatis nostre affeccio et operacionis
puritas suspicione qualibet remota luce clarius in tractatiboB
pacis hujusmodi appareret^ affectavimus diligenter illustrem
Willielmum ducem Holland le principem et avunculum nostmm
iidelem dilectum vcstrumque consanguineum et affinem in
societnteque prefati regis Anglie existentem et utrique parti
merito credulum et communem amicum hujusmodi tractatibus
principaliter intercsse. Qui quidem dux Hollandie adveniens
et tanquam principalis mediator et in hoc negocio cooperator
noster in omnibus colloquiis et tractatibus pacem et concordiam
productivis presens affuit ipsumque de singulis per Dei graciam
gestis facti experiencia docuit et palpate veritatia evidencia
instruxit. Novit denique ille, qui nil ignorat, qui scrutator
est cordium ac conscius secretorum, quod de puro corde, con-
scienciii bona et fide non ficta ad honorem, profectum et in-
crementum felicis Status vestre exaltacionis et quietis inclyte
domus et regni vestrorum Francie efficaciter aspiravimus, pro
viribus procuravimus studiose, quo vobis domui et regne novi-
mus profutura. Et post multa et multa preambula coUoquia
et tractatus, in quibus et principes et magnates de Francia,
1 Hiordurcli bestätigen sich die Nachrichten bei Windecke (Menken 1101),
die sonst keine Quelle hat.
2 Vergl. Eberhard Windecke (Menken 1102}.
115
qui sab custodia in Anglia detinentur et prefatus archiepiscopus
Remensis semper interfuere, deliberacione prehabita concepti
prelocud et appunctuati nonnuii articuli per nosque et prefatum
dacem Hollandie sub signetis sigillati vobis in quadam cedula
destinatiy per quoa non nisi disposieione divina, cujus sunt
occulta judicia tantorum bonorum, coniirmata sit sories, pacem
stabilem indubitatam credebamus proventuram. Verum cogimur
vehementer et non sine racione stupere, quod post articulos
per nos et prefatum ducem Hollandie in interessencia eciam
principum de vestra prosapia magnatumque militarium et nobi-
tiam de Francia ipsisque auscultantibus et approbantibus bona
fide honestisque respectibus; prout utriusque partis honori et
commodo congruere putavimus, concorditer conceptos et pre-
locutoB Yobisque transmissos pacem probabiliter productivos
penitusque ad nil vestnim liberum arbitrium obligantes, nisi
in qnantum vobis placuit et videbatur expedire, imo delibera-
cione previa per vos adniissos et acceptatos immutasse de-
liberatum propositum et decretum vestrum prius firmatum, ut
edocet series vestrarum literaruro, tarn subito detrectasse. Tanta
nimimm replevit amaritudine nientem nostram rei hujusmodi
repentina mutacio, ut diu quasi stupore quodam oppressi nee
potuerimas a tanta meditacione doloris cogitatum avertere nee
circa id ipsum aliquid utiliter cogitare. Quesivimus enim pacem
et ecce torbacio! Quot enim strages bonorum et humani äc
christiani sanguinis effusio et pericula animarum nuper in navali
hello prope Herflu > in mari commisso pemiciose subsecuta
fuere et deteriora in posterum timentur in foribus. Numquid
aat non meritorum est damnacionis perpotue aut demeritorum
lalatis eterne fovere discordiam, fidei domesticos impugnare,
affligere pauperes, depauperare potentes, sanguinem humanum
eflfiindere ac ecclesias profanare? Hi enim sunt fructus guer-
ramm. Ecce, frater charissime ad vos satis clamat facti hujus
qoalitas, satis eciam fratris charitas pulsavit ad hostium cordis
vestri. Et ut pro rei evidencia uberiori verbis literarum
vestrarum typario parte vestre serenitatis impressarum super
Acceptacione dictorum articulorum in hujusmodi literis vestris
insertis precise utamur, ut sequitur:^ , Articulos eciam in
* Am 15. August 1416, wo Bedford die französisch-gcnnesische Flotte schlug.
« 8. oben Nr. CXXXV (2).
8*
116
quadam cedula signetis vestre celsitudinis ac charissimi
coasaDguinei nostri Wilhelm i ducis Bavarie comitisque Han-
no vie sigillata contentos accurate perlegi fecimus, saper
quibus Omnibus et singulis tarn verbis quam literis insinuatis
matura consilii tarn nostre regalis prosapie quam aliorum
de nostro magno consilio deliberacione prehabita et maxime
vestre regio majestatis et ipsius Wilhelmi consanguinei nostri
charissimi consiliis sanis, ut firmiter credimus, in quibus fiduciam
immensam gerimus acquiescentes omnia^ que in predicta cedula
continentur^ adimpleri parte nostra decrevimus.' Hec sunt verba
in literis vestris nobis directis formaliter posita, que nos ad
publice noticie formam utinam melioribus auspiciis! calami
nostri officio vere per Universum sub hilaritatis specie de pace
leticiam concipientes pre nimio gaudio perduximus, credentes
firmiter^ ut quod scripturis promittebatis, curaretis opere adimp-
lere. Quid autem dicta cedula contineat, audiamus! Secundua
nempe articulus continet hec verba : ' Jtem : quod dicta con-
vencione conclusa et finaliter terminata inter commissarios
utriusque partis predicte capiantur certe treuge generales tarn
per terram et aquas quam per mare sub modo forma et effectn,
quibus inter dictos dominos mediatores et dominum regem
Anglie predictum communicatum et conclusum existit, que in
cedula sigillo dictorum mediatorum sigillata expressius conti-
nöntur.^ — Teste igitur teste omnium, quod si tempus et causa
permitterent, libencius taceremus, quam veritatis stylo descri-
beremus id quod tacentibus nobis ipsarum rerum eyidencia
loquitur et dissimulari diucius fama preambula et notoria non
permittit, sed et vestra charitas nos excitat et cogit ad respon*
dendum de veritate. Parcat igitur nobis vester et communis
auditus; si cause hujusmodi instanciam prescribi spacio temporia
non sinamus, presertim cum eo se non porrigat nostre volun-
tatis vel scripture intencio, quod derogare cujusquam fame vel
honori intendamus^ sed in hoc negocio purum processum et
veritatem dicere sufficiat, ut in nullo prorsus inficiant famam
alienam. Consideret, queso^ vestra regia perspicacitas et in
statera recti consilii attente discuciat scripta sua, si correspon*
dent ultima primis. Prima namque asserunt^ quod omnia in dicta
cedula contenta vestra deliberacio maturissima, ut prefertur, sui
» S. oben Nr. CXXXIV (1).
117
parte adimpleri decrevit, cedula vero articulorum ostendit^ quod
capiantor certe trenge generrales tarn per terram et aquas quam
per mare; novissima vero vestra scripta inquiunt; ^quod con-
fideocia et honore salvis ad triennales treugas generales rege
Castelle inconsulto consentire non possetis/ * ad quas tarnen
prios sine omni excepcione videmini testimonio literarum
▼estrarum predictarum consensisse. Porro non negamus in
colloquio deduccionis et confeccionis cedule treugarum motum
fiiisse^ quod fortassis treuge hujusmodi generales colligatis
▼estris inconsultis honeste et digne fieri non poterant, verun-
tarnen eciam per vestros in hujusmodi tractatibus presencialiter
assistentes fuit adinventa et in medium introducta cautela que-
dam et remedium, ut asserebatur eciam alias practicatum, quod
pro parte vestra in regno Francie una terra et viceversa pro
parte regia Anglie in regno Anglie similiter una terra, que
renim gerendarum expedicioni impedimentum non pararent, ex-
ciperentUT; et sie salvaretur honor vester vestrorumque coUi-
gatorum amicicia et vinculum treuge quoque taliter cum rege
Anglie in presenciarum ineunde confoederacionibus minime pre-
jadicantes in suo r obere permanerent. Sed ^ et in materia pre-
senti nulla nobis videtur racio efficacior ad convincendum, quare
nunc eque bene sicut prius per medium reverendi patris
Gnilhelmi archiepiscopi Bituricensis, Earoli domini de la Bret
c^msanguinei et conestabularii et Goutheri Col consiliariorum et
secretarii vestrorum ac ambasciatorum sufficienti potestate ad
boc suffultorum pro parte vestra cum certis commissariis Anglie
et regis per ipsum ad hoc deputatis vigesima quarta die Ja-
nuarii de anno domini MCCCCXIV^ promiserunt et concor-
damnt pro vobis vestrisque terris et dominus nee non subditis
etc. alligatis citra et ultra mare bonas firmas ac stabiles treugas
generales tam per terram quam per mare per unum annum
dnraturas^ prout series literarum vestrarum specietenus nostro
in conspectu productarum desuper confectarum edocet lucu-
« 8. Nr. CXXXVI (3).
' DiMe ganze Stelle bis ,hic et ibi' ist in der Handschrift an einen
unrechten Ort gekommen, nfimlich hinter die weiter unten folgenden
Worte: ,nec vestros commissarios avisasset/ wo sie lediglich den Zu-
sammenhang unterbricht. Der ganze Inhalt zeigt, dass sie an diesen
Platz hingehört.
s Bjrmer IX, 105 ff.
118
lenter, in presenciarum capi et fieri non potuissent; cum et
priores treugas paulo ante ut prefertur^ cum modemo rege Anglie
initas confoederacio cum rege Castelle facta precessisse per-
hibeatur, et non videatur major racio occasione cessante hie et
ibi. — Ad illam vero clausulam literarum vestrarum pre-
dictarum; novissime allatarum in qua subjungitur : * ,Sane com
ad hec ulterius complenda diligenter procedere parati forent
nostri, ecce quod a vestris nunciis memoratis exhibite fuerunt
litere confecte super treugis generalibus inter nos et regem
Anglie predictum ad tres annos futuros, de quibus nullam prins
nobis nee aliquibus de nostro consilio, quamvis super hec dili-
genter fuissent requisiti, qualemcunque fecerunt ostensionem^ —
notorium quippe est^ frater charissime, et nuUa potest tergi-
versacione celari, quod memoratus archiepiscopus Kemensis
formam treugarum generalium triennalium de prioribus formia
generalium treugarum inter vos ab una et dive memorie Richar-
dum regem Anglie parte ab altera dudum initarum^ extraxit
appunctuavit compilavit et formavit collacioneque et ruminacione
digesta superinde prehabita et concordata ad scitum et in ejus
presencia nostro et prefati ducis HoUandie signetis cedulam
superinde confectam sigillatam et sine aliqua alteracione pre-
dicti nuncii nostri sie sigillatam et clausam habuerunt^ et nil
penitus innovando ostenderunt. Nihilominus idem ipse archi-
episcopus Remensis vicibus repetitis requisitus, ut copiam cedule
formam generalium triennalium treugarum in se continentem
reeiperet, qui tamen habere non curavit asserens^ quod rever-
salis hujusmodi priorum treugarum generalium cum modis et
formis et appunctuamentis, quibus hujusmodi treuge generales
concepte fuere formate et moderate in Francia haberetur, et
ob hoc dicebaty non indigere copiam hujusmodi se haberey
quia recursus pro informacione in quantum opus esset, Pari-
sius semper haberi posset ad reversalem. Et revera foret miran-
dum, quod tantus prelatus, qui et primas in regno vestro existit,
qui semper in confectione et fomacione cedule hujusmodi treu-
garum generalium triennalium presencialiter interfuit et fideliter
practicavit, imo et de vulgari Gallico interpretatus est ipse
1 S. Nr. 136.
3 Jedenfalls ist nur gemeint der Waffenstillstand zu Lealinghem vom
18. Juni 1389. Rjmer, VII, 622 ff.
119
Bolas et transtulit in Latinum^ quod ad vestri noticiam contenta
dicte cedule formam treugarum geoeralium hujusmodi expri-
menda protinus post suam reversionem non deduxisset nee
Testroa commissarios avisasset. ^ Oratores vero nostri referunt
coDstanter, ut postquam predicti articuli appunctuati per vob
perlecti deliberati admissi et acceptati et per vestras literas
adimpleri decreti fuerunt^ et consequenter postea sexto vel
septimo die nulla priiis facta mencione desuper prefatus archi-
episcopus Remensis ipsis persuadebat per raodum consilii, ut
dictam cedulam formam treugarum generalium triennalium in
se continentem aperirent et sibi tradcrent; ipse interrogatus :
yUtrum cedulam ipsam de mandato et voluntate vestre sereni-
tatis aut vestri consilii requireret et habere vellet' — respon-
disset: ,quod nee de vestro mandato neque vestri consilii volun-
tate peteret, sed ut prefertur per modum consilii persuaderet
dictam cedulam fore sibi tradondam/ Addentesque predicti
nostri oratores et amplius dicentes: ,quod licet in absencia
partis propter evitare aliquam suspicionem dictam cedulam
aperire et tradere non debuissent, nihilominus tarnen obtulerunt
86 illam aperire et tradere, dummodo una parva litera vestra
in testimonium pro ipsorum excusacione superinde per ipsos
iBStanter petita ipsis data fuisset/ que omnino fuit eis denegata.
Quid autem in hoc contradiccionis articulo ad hoc dicemus,
recogitet igitur vestra regia providencia, ut ponat in stateram
reeti judicii ea que dicimuS; quoniam ne scripta hujusmodi
r^ia ex taciturnitate citra debitum veritatis sortiantur valorem
etbreviter innuat et oportuit respondere^ nihil contra tanquam
proprium coniingentes , sed inducentes pocius admonicionem
■ancti Spiritus qui omnem edocet veritatem, validas raciones ex
divina siquidem leccione tenentes quod: ^pulchri sunt pedes
evangelizancium pacem^ evangelizancium bona/ psalmista eciam
no6 docente: ^inquire^ ait, pacem et sequere eam;^ et angeli domini-
cae nativitatis primicias pastoribus intimarunt et nove laudis can-
ticum expresserunt, pacem bone voluntatis hominibus nunciantes.
Ipse quoque dominus noster Jesus Christus quod nascens per
mysterium fecerat angelorum (?) gustaturus calicem passionis,
executus est expressius per se ipsum discipulis inquiens : , Pacem
meam do vobis, pacem meam relinquo vobis/ Et resurgens
1 8. pag. 117, Note 2.
120
liac voce primum ad discipulos usus fuit : ,Pax vobis, et iterum
dico, pax vobis/ Idemque cum discipulos de forma predica-
cionis instrueret, pacem eos evangelizare premonuit, dicens eis :
,ia quamcuDque domum ingressi fueritis dicite primum: pax
huic domui !^ et si fuerit filius pacis, requiescet super eum pax
vestra; quicunque autem non receperit vos nee audiverit aer-
mones vestros, exeuntes foras excutite pulverem de pedibus
vestris in testimonium illis. — Quid enira apud vob frater
charissime quesivimus quidve suggessimus unquam inhonestum?
Numquid injustum ? Gerte si bene recolimus, ut faceretis pacem
vel treugas congruentes salva justicia utriusque; licet autem
causam vobiscum intrare nolimus et realiter litigare, veruntamen
ut loquamur ad literam: Postquam per regnum vestrum tran-
situm fecimus et maxime dum Parisius applicuimus, con-
sideravimus regnum vestrum ex guerrarum discriminibus po-
situm in labyrinthum et formidabilis ruine vicium; pia itaque
compassione moti nedum ad interponendum nos pro pace inter
Francie et Anglie regna reformanda, sed et regna nostra pecu-
liaria, ut si divino nutu in quo vivimus movemur et BumuB,
heredum solacio nos destitui contigisset, unum de liberis veatris
in regno nostro Hungarie heredem et successorem instituere^
de bonis seu terris sacri imperii^ quantum nobis consciencia
et honore salvis fuisset possibile et nobis principibus de vestra
prosapia amore tarn desiderate pacis accensi impertiri, hilariter
et liberaliter obtulimus, prout darum credimus vos et prin-
cipes ipsos saltem superstiles desuper habere recordium. Desi-
derio desiderantes ad finem, ut dum certura statum videlicet.
ecclesie, imperii insimul Francie et Anglie regnorum stabili
pacificoque fore nexu conjunccionis intextum constitisset, sicut
prudencia circumspecte consideracionis insinuat, totus orbis in
tranquillitate positus et in pulchritudine pacis sederet populus
christianus. Negocium quoque unionis ecclesiastice adeo pre-
sertim divina favente clemencia sortiretur effectum, in quo
tanto fuerat tempore sudatum, ut ipsius sacrosancte matris et
universalis ecclesie indivisa unitate reformata votorum con-
formitate provideretur, ut nullo unquam tempore de cetero
eadem mater alicujus recidive scissure naufragia pati vel in-
currere posset. Ecce quam bonum et quam jocundum fuisset
habitare fratres in unum, nosque suum coelitus nobis domino
reservante consilium et in plana tota aspera convertente, contra
121
barbaricas naciones et blasphemos nominis Christi et ioiinicos
passagium generale faceremus conatusque nostros in nomine
domini exercitiiim brachiaque dirigeremus, vobisque et prefato
regi Anglie pacificatis et Imperium et regna nostra fiducialiter
committeremus gubernanda, ut sicut predictorum bonorum
nostrorum partieipes vos fieri gauderemus, ita in omni suc-
cessione felicitatis pace data eupiebamus habere consortes. Ex
qua quidem pace in dictis Franeie et Anglie regnis ut spera-
batur subsecuta multa consequenter bona resultabant: libera-
bantur principes et alii captivi, villa Herflu restituebatur,
Franeie et Anglie regna in habundancia pacis conquiescebant,
nee quaterentur raaterna sacrosancte ecclesie viscera, que in
8U0 ventre tarn charos filios tam inclytos principes dolorose
sentit colHdere, fortiter et luctari et plurima alia inestimabilia
bona in tota christianitate feliciter per consequens resurgebant.
Quis enim non stupeat ad immutacionem et detraccionem tam
inopinatara tam acerbam ? Quis non stupeat id quod tantis
laboribus et expensis a tam longo temporis spacio partum erat
salatifere, unius diei imo unius höre articulo sie penitus esse
lapsum pestifere? Quis denique non stupeat simul et defleat
deam sie nostris ioiquitatibus provocatum, ut quasi oblitus
misericordie sue non respiciat in faciem testati populi sui
Tidelicet christiani? Molesta quippe nimis et dispendiosa
dissensio hujusmodi eoque forcius intima cordis nostri amaritat,
qno sevas et crudeles circumstancias nobis ipsius intensior con-
Bideracio representat. Attendimus enim proinde sollicitudinis
studio incommoda immensa, que pariter inter omnes reges et
principes catholicos ex multitudine colligatorum hinc indo vobis
et regi Anglie parcialiter adherencium in tota christianitate
Boscitari periculosissime evenire et commoda piaque dei negocia
impedire. Attendimus eciam, quod regnis predictis dissidentibus
plorimum impeditur votiva consumacio unionis ecciesiastice
sancte dei, pro qua procuranda nos et vos ac ceteri mundi
principes et ecclesiarum prelati multipliciter laboravimus et
adhuc continue laboramus. Attendimus quoque animarum
pericula strages corporum et damna rerum, que inter vos et
eundem Anglie regem vobisque et sibi adherentes dissensio
continuanda producet, utinam hucusque non produxit ! Et inter
hec eciam attendentibus occurrit, quam periculose christiani-
tatis potencia per guerras hujusmodi scissa in se ipsa divi-
122
ditur et divisa imminuitur, et qui deberent suos conatus in
Christi blasphemos extendere, non verentur se in perniciem
cultorum orthodoxe fidei occupare. Hec igitur et alia non facile
numeranda discriminaque guerrarum dissidia spiritualiter et
temporaliter ingerunt referentes ad consideracionis vestre judi-
cium^ in quibus sie usquequaque vestri parte incassum labo-
rantes nihil profeeimus^ sed magis defieimus post tot et tantOB
labores; delubria pocius et verecundiam contumeliose experti
sunt, ne ista consolacionis nostre pro tot laboribus fideliter ad
vestri honorificenciam expositis antidota. Suntne ista vestre
promissionis et induecionis ad pacem per nos proeurandam
maturacio? Aliud eerte Status sancte matris et universalis
ecclesie Christianitatis ac temporis regnique vestri presertim
in hoc articulo condicio necessario exigebat et aliud polliceri
debebat sinceritatis nostre longanimitas et preteritorum con-
jectura. Jure enim speravimus qui speciali et efficaei ad vestri
domusque et regni vestrorum prosperitati intendebamus, jure-
que potuit eredere totus mundus, quod pro tot et tantis laboribus
apud vos honoris et amicieie inerementa reportaremus ; sed
facti experiencia nobis respondet, quod spes ista quantumlibet
justa nos fefellit; et longanimitas nostra populique christiani
fiducia in hac parte fuit prorsus elusa. Que frater charissime
de vestra gratitudine nobis spei et fiducie relinquentur im-
posterum reliquie, dum vos in ipsa quas tot laborum et com-
placenciarum exhibicione fideli tam patenter experimur in*
gratum? Utinam frater charissime ad plenum vobis pateret
nostre ad vestram magniiicenciam sinceritatis affectus! Utinam
pleno intelligeretis erga vos animi nostri puritatem, etenim
aperte cognosceretis nos tamquam fratrem benivolum more
fraterno de tam chari fratris cxultasse profectibus et processus
habiti interpreti calumniosi non admisso susurrio fraternali
benevolencia acceptassetis (!). Sed princeps inclite non desunt,
que ut audivimus apud vestram excellenciam processus hujus-
modi calumnientur injuste illud, ad quod facti qualitas imo ne-
cessitas racionis debito nostro presidente proposito coegit mali-
ciose calumniari (!). TimemuS; ne illorum, qui Optant unitatem
ecclesie ac imperii prosperitatem et dictorum regnorum con-
cordiam toti populo christiano necessariam , quia desideria
pereant et impie machinaciones compleantur illorum, qui desi-
derant; ut veniant scandala, qui bona pacis oderunt et in malis
123
(ÜBCordiarum exultaut ac in alienis dispendiis propria lucra
Tenaotar. Et utinam disperderet dominus universa labia dolosa
et lingoam magniloquam, que vestri regalis animi puritatem
SQsorracionibus venenosis inficiunt et famam non tarn regis
quam regni Francorum suis perversitatibus obfuscant! Utinam
ergo, si quid oporteat mutari, dextera fiat excelsi mutacio, ne
aoram vertatur in scoriam et color optimus immutetur! Nee
enim tales vestrara custodiunt honoriiicenciam regnique vestri
diligont quietem, qui propriis questibus hiantes excogitatis ad-
invencionibus apud serenitatem vestram prevalentes dieunt
malom bonum et bonum malum, lucem tenebras et tenebras
locem, sicquo animi vestri lucem obtenebrare moliuntur. Utinam
vestraTegia providencia nostrorum processuum eausas et ordinem
ac rectam et puram procedentis intencionem digestiori eonsilio
et spiritu quieto discussisset , procul dubio animos inquietis
serenitate dijudicans in illis invenisset unum rectum sequendo
Judicium omni super premissis turbacionis remota materia
Bostri et prefati ducis Hollandie fidis consiliis acquievisset, imo
manifeste potuisset cognoscere, quantum vestre complacere
sablimitati satagimus quantumque vitare scandala studebamus.
Parcat igitur illis deus, si vult, qui tantorum bonorum calum-
Bioea interpretacione occasionem prestiterunt pariter et im-
pedimentum felicis consumacionis, quorum apud vos neminem
in&unamuB auctorem. £t jam patet manifeste, quod minima in
tKÜbuB neglecta principia in maxima vergunt et pemiciose
crescunt scandala et per mala, que preveniunt, indicantur mala
detmora, que subsequuntur. Parvus enim error in principio
maximus erit in fine. Datum Calesii in portu maris. Anno
domini millesimo quadringentesimo decimo sexto, die sexta
meDsis Septembris. Regnorum etc. etc.
41. (CXXXVin.)
Calais (6. September 1416).
König Sigismund über das Scheitern der Mediation an die
Königin von Frankreich.
Serenissime principi domine Elizabeth dei gracia regine
Fnicorum sorori nostre precharissime Sigismundus eadem
gncia etc. salutem in salutis auctore et pacis amatore !
i
124
Serenissima princeps^ soror nostra precharissima ! Novit ille,
qui nil igaorat, quod ex fervore intrinsece charitatis quam ad
serenissimum principem Earolum regem Francorum vestramque
celsitudinem nee non proles vestras inclytas et regnum Fran-
corum jiigiter gessimus^ ad instar progenitorum nostrorum fidei
puritate sicut ex gestorum magnificorura memoria certitudinem
obtinentes fraternis desideriis semper optavimus, ut regia et
reginalis magnitudinis Status inclytarumque prolium et domuB
predicte prosperitas felicius exaltotur et regnum Francic maneat
semper optata felicitate tranquillum. Et ideo sie efficere
ministerio sollicitudinis fraterne, que sibi vestreque celsitadini
prolibus domui et regne predictis grata et utilia cognovirnus,
non minus quam propria negocia fuimus diligenter prosecuü;
aviditate quidem componende pacis nee voto periculosi dissidii
extrinseci pariter et intrinseci prorsus removendi specialiter
nostra dirigebatur inteneio et diligencia aecurata. Verumtamen
in negocio ad pacem preparato aliter et propensiori conBilio
putaveramus providendum, quam rei experiencia docuit; didi-
cimus enim iide dignorum assercione vestram serenitatem et
illustrissimum principem Ludovicum regem fratrem nostrom
dilectissimum reverendissimumque dominum cardinalem Baren.
et ceteros de prosapia regia nostris affectibus divine proyi-
sionis clemencia, ut firmiter credimus, preparatis ad pacem Con-
cor diter concurrisse, nimirum quia negocii qualitas ex dictamine
recte racionis id ipsum expetebat et rei succedentis eventos
majora felicitatis auspicia suadebat. Sed aliorum, qui pacem
detractant, ut pullulet dissidium et ortum scandalum, qaod
valde fuit modemis temporibus nedum regno ipsi Francorum
benedicto, sed et toti christianitati perniciosum, perversis
machinacionibus malignancium prevalentibus negocium ipsum,
in quo non sine laborum assiduis studiis fuerat tanto tempore
per dei graciain fructuose sudatum, extitit pene penitus immu-
tatum et subito lapsum perniciose. £t ecce malignantes ipsi
jam a fructibus suis cogniti cedes christianorum et sanguinis
humani copiosa effusio occulto Dei judicio, qui novit in ab-
scondito consilia malignancium quiquc superbis resistit, manifeste
ostendunt, quid proderit alteracio bonorum pacis tanto labore
partorum, de quo nimirum multa ducimur compassione. Clarum
potest excellencia vestra, soror precharissima, habere recor-
dium, quanta benivolencia vobis apta alterum filium vestram
125
in reg^o HuDgarie, si divino natu heredum solacio nos orbari
contigisset, disponebamus instituere heredem et successorem^
qu&nta profecto honorificencia quam late quamque habunde
prosperitati et firmamento domus et regni Francie augmenta
exiode succrevissent. Scimus etenim et ab experto cerciorati
in rei veritate asserimus, quod charissimus frater noster HenricuB
Anglie etc. rex fuerat omnino dispositus ad pacem cum equa-
nimitate sectandam illamque per conveniencia licita et honesta
media precipue per parentelam acceptabat, qua consecuta fortem
86 reddebat contra omnes incursiones et insultus regio majestati
Francorum vobis prolibusque et domui ac regno vestris Francie
nnicuique adversancium se opponendo et cum omni sinceritate
perinde, ac si de lumbis regis Francorum et utero vestro fuisset
legitime procreatus, eratque una nobiscum cum omni prompti-
tadine fraterna ad hoc aspirantibus paratus statum et honorem
regalis ac vestre reginalis majestatum ac predictarum prolium
totiuB domus et regni vestrorum Francie nostreque fraterne et
sne filialis potencie clypeo nos tamquam frater et ipse tamquam
proprius filius vester virtute unita assistere et ab omnibus im-
pognacionibus tam intrinsecis quam extrinsecis viriliter relevare
protegere et in omni felicitate regnum ipsum juxta beneplacita
regia majestatis Francorum dirigendo iideliter et firmiter
manutenere. Parcat igitur deus illis, si vult^ qui tantorum bonorum
cainmniosa interpretacione occasionem prestiterunt pariter et
impedimentum felicis consumacionis, quorum apud nos neminem
infamamus auctorem. Ecce jam patet manifeste^ quod minima
in talibus neglecta principia in maxima vergunt et dispendiose
creBcunt scandala. £t per mala que preveniunt, indicantur
mala deteriora que subsequuntur ; parvus enim error in prin-
cipio maximus erit in fine. Datum Calesii etc.
42. (CXXXIX.)
(Calais, 6. September 1416.)
König Sigismund über das Scheitern der Mediation an Ludwig
von Sicilien (Bourbon).
Sigismundus etc. serenissimo principi Ludovico eadem
graci* Hierosolymarum et Sicilie regi etc. fratri nostro cha-
ntsimo salutem in salutis auctore et pacis amatore ! Serenissime
126
princeps frater noster charissime ! Satis nos pungit interius res
nova quam scribimuS; imo nostra meduUitus interiora pertarbat,
dum ibi inquietudinis asperitatem experimur^ ubi quietis dulce-
dinem studiosius procuravimus ; inde crudeliter ledimur et non
mediocriter impetimur, unde pacis deberet habundancia prodire
charitatiS; religio et beatitudinis zelus a catholice fidei cultoribus
ex preassumptis fiducie augmentis indubie ezpectabatur. Nuper
equidem per quendam trumpetarium allate fuerunt simul et
presentate nobis litere serenissimi principis Kai*oIi regia Fran-
corum fratris nostri precharissimi talis continencie, prout ex-
primit cedula presentibus inelu^a. Ad quarum contenta digesta
deliberacione per scripta nostra equanimiter respondemus, que
ad noticiam vestram presertim, cum in Francorum regio magno
consilio precipuum locum obtineatis^ pervenire haud ambigimus.
Novit ille, qui nil ignorat, quod ex fervore intrinsece charitatis
quam ad prefatum regem Francorum domumque et regnum
ipsius jugiter gessimus, more progenitorum nostrorum fidei
puritate sincera, sicut ex gestorum sublimium memoria certita-
dinem obtinentes fraternis desideriis semper optavimus, ut regie
magnitudinis Status inclyteque domus predicte prosperitas felicius
exaltetur et regnum Francie maneat semper optata felicitate
tranquillum. £t ideo sie efficere ministerio sollicitudinis in-
defesse; que sibi grata et utilia cognovirnus, non minus quam
propria negocia fuimus prosecuti; aviditate componende pacis
et voto periculosi dissidii eciara intrinseci removendi specialiter
nostra dirigebatur diligencia accurata. Verum tamen in negocio
ad pacem preparato aliter et propensiori judicio putaveramus
provid'endum quam rei experiencia docuit; didicimus enim fide
dignorum assercione, serenissimam principem dominam reginam
Francorum, sororem nostram precharissimam vosque et reveren-
dissimum cardinalem Baren, et cetcros de prosapia regia nostris
afi'ectibus divine provisionis clemencia, ut firmiter credimus,
preparatis ad pacem concorditer concurrisse, nimirum qaia
negocii qualitas id ipsum expetebat et rei succedentis eventus
majora nobis felicitatis auspicia suadebat. Sed aliorum qui
pacem detractant, ut pullutet dissidium et ortum scandalura,
quod valde fuit modern is temporibus, nedum regno ipsi Fran-
corum, sed et toti christianitati onerosum, perversis machina-
cionibus malignancium prevalentibus negocium ipsum, in quo
non sine laborum assiduis studiis fuerat tanto tempore sudatum^
127
extitit totaliter immutatum. Et ecce malignantes ipsi jam a
fractibos suis cogniti cedes christianoram et sanguinis humani
copiosa effusio Dei occulto judicio, qui novit in abscondito
consilium malignancium quique superbis resistit, patenter osten-
dont, quid proderit alteracio bonorum tanto labore partorum,
de quo nimirum multa ducimur compassione. Seimus enim nos
Yobis contra quendam Ladislaum de Duraco, dum vivebat,
assertum regem et ejus heredes ad recuperandum regnum
vestrum Sicilie fore alligatos, prout in literis desuper confeetis
plenius continetur. Parcat igitur illis; si vult etc. Datum ut
supra. Idem notarius etc.
43. (LV.) Radolfszell, 13. April 1417.
König Sigismund dankt einem Fürsten für Zusendung von
Schiffsbauhandwerkern.
niustris princepS) fili fidelis dilecte! Solide fidei tue,
Binceritatis et prudencie fidelis industria de laudabili tui
genitoris instinctu ad te radicata bonitate derivata operis
exercitacione clarescunt nuncque cerciori patent judicio, dum
nobis magistros et opifices galliatarum mittere studuisti, ut
ezinde tue sinceritatis clareret titulus liberalitatis innate,
ipsosque eo graciori vidimus animo, quo mittentis benevola
oblacio amplius exigebat. Quare sinceritati tue de premissis
exsolventes graciarum acciones scire volumus, quod sicut erga
majestatem nostram tuus affectus exuberat et successive suscipit
ex tuis laudabilibus meritis incrementa, sie in posterum ad
eommoda tua procuranda juxta posse, quod nobis concedat
altissimuS; libenter dabimus opem et operam efficacem, ut
vicissitudine mutua gratos percipias de benevolencia nostra
firactos et eo nos favorabiles in tuis reperies agendis, quo
noBtris te novimus beneplacitis inherere. Ceterum te scire
Tolomus, quod cum eisdem opificibus pro singulis eorum per
mensem singulos decem ducatos ex pacto ministrari debere
convenimus et ad dimidium annum de hujusmodi salario de
facto ipsos fecimus expediri. Affectamus itaque^ ut tua sin-
eeritas eisdem scribat; ut si opportunum fuerit, ultra annum
pro consomacione destinati operis ad vota nostra sie salariatim
128
reroaneanty in hoc nobis gratam duliam prestiturus. Datum in
Cella decima tertia Aprilis.
44. (LXIII.) Constanz, 4. August 1417.
König Sigismund setzt dem König Heinrich die Oründe aus-
einander, weshalb er an dem Feldzuge nach Frankreich nicht
Theil nehmen könne.
Sereuissimo principi Henrico dei gracia Anglie Francieque
regi ac domino Hyberuie fratri nostro precharissimo Sigis-
mundus eadem gracia etc. salutem inconcusseque perseverancie
firmamentum et plenitudinem omnis boni! Serenissime prin-
ceps frater noster precharissime ! Ineffabilis veritatis testem
consciencieque judicem cui omne cor patet, obtestamur, quod
secundum formam appunctuamentorum promissionumque mutuo
et concordatorum et rursum per nobilem J(ohannem) Typcot
(Tiptoft) militem vestrura nuncium in scriptis redactorum ad
diem et locum predefinitos et ordinatos omissis quibuslibet
eciam propriis nostris negociis ad agendum revera personaliter
processissemus, prout teuebamur et tenemur, sperantes interim
negocia ecclesiastica suscipcre posse omnimodam consumacio-
neni; quemadmodum eciam sacrum revereudorum dominorum
Cardinalium collegium nacionesque singula et cuncta simul sacri
concilii supposita usque ad festum proxime preteritum nativi-
tatis sancti Johannis Baptiste de perfecta consumacione unionis
ecclesiastice, ejeccione Petri de Luna reformacioneque et elec-
cione futuri summi pontificis salutari quidcm confortacione nos
fortes faciebant et assecurabant ; considerantes eo tunc, quod
disposicio et promptitudo nostra tanto cunctis et maxime vestre
regie fraternitati foret gracior, quanto pluriorum fuerit provida
et salubri deliberacione concepta pariter et forraata; acquies-
centes in hiis sub ea providencia procedere, qua et ipsa eccle-
siastica negocia optatum auctore Deo finem celeriter susciperent
et consequenter temporalia disposicione successiva salubrius
succrescerent et regularius dirigerentur. Verum inopinata tem-
poris condicio et rerum emergencium jactura in hac sacra
Constanciensi synodo generali se prebuerunt multipliciter incita-
mento vexacionis infestam (!); adeo quod ejeccione predicti Petri
de Luna cum difficultate peracta usquequaque ad articulum
129
refbrmacionis dumtaxat est procesdum, sed nondum statim finis;
et licet quo plus illius referimus memoriam, eo ipsam senciamus
intrinsecuB acriorem, quia crebra dampni et presertim neglecti
temporis recogitacio mentis äuget angustias et tanto vehemen-
cias orit intrinsecus, quo sepius animo recensentur. Providentes
denique ut divine gracie assumptum negocium piique desiderii
propositum humanis non valeat versuciis retractari, quibus per-
(osa sancta synodus sub' tot expectacionum tedio constanter
decertavit, ne pareret abortum; propter quod talium qui calcaneo
ecciesie insidiari non desinunt non inexperti astucias (!), et ne
tanta ecciesie generalis et christianitatis reipublice utilitas
priTatis ferme preferenda commodis malevolorum dolo impedita
depereat; confidentes nihilominus de singularis amoris affectu,
quem routuo gerimus illesum firmiterque tenentes, ut sicut nos
atilitatem et reformacionem sacrosancte matris ecciesie nostre
libenter amplectimur, sie et vos diligatis et ipsius in hiis pre-
cipae, que causam vestram et nostram immediate et equaliter
contingunt; et in quibus vestrum non minus quam nostrum ver-
titur interesse. Oportuit itaque frater amantissime pro felici
consomacione negociorum ecclesiasticorum nullius Suggestion is
impolsu nuUiusque labe corrupcionis circumventi (!) in hoc sacro
coBcilio diucius quam putavimus demorari, intendere et vacare,
quod utique vestre regio fraternitati minime credimus displicere.
Sperantes in eo qui est assencialiter pastor bonus et sue gigas
ecciesie ; quod gregem suum jam ad unum ovile dextera sue
virtatis reductum in reformacione et eleccione instantibus eciam
adjuvando et desiderabiliter consolando prosequetur et fine
bono, quod est super omne mundiale bonum^ terminabit. Et
quamquam hincinde promptitudo et voluntas nostra vim pa-
ciator, heccine quominus, prout optabamus, vobiscum convenire
tantomm negociorum ordinacione impellente possimus, de quo
graviter cor nostrum percutit dolor dirus. Id tamen firmo et
inalterabili intendimus proposito et intencione stabili firma-
TimuB et verbo regio promittimus et pollicemur expresse, quod
primo die seu Ealendas proxime affuturi mensis Maji pro recu-
peracione jurium alterutriusque nostrum cessantibus excusacioni-
biuallegacionibus et subterfugiis doloque et fraude quibusvis^ nisi
legitimo impedimento utpote gravi mole infirmitatis et indisposi-
cionis corporec; quod divina clemencia avertat, tunc detenti fue-
rinma et prepediti, in nomine domini exercituum in fronteriis seu
AreUv. Bd. LIX. I. H&lfle. 9
130
finibus regni Francie et subsequenter de eisdem fronterÜB in
vestre regle fraternitatis succursum et presenciaiD in Franciam
cum copiosa gencium armatarum multitudine personaliter con-
stitueraus, et secunduin conformitatero votorum utrinque per
literas nostras patentes i in oppido nostro Lucemburgensi ex-
pressius eniissorum ad recuperandum jura predicta virtute unita
procedemus ad commodi et honoris utrobique procuranda in-
crementa. Preterea nobilium et strenuorum Johannis Typcot (!),
Hartungi Clux militum nee non egregii Philippi Margen (aicl)
juris utriusque professoris, fidelium oratorum vestroriun; presen-
ciara in instanti dirigendo negocio utilem et opportunam arbi-
tramur, ipsos nobiscum retinuimus ad tempus, ut ea que medio
tempore hie agerentur, fierent vel quoquomodo contingerent^ fide
oculata prospicerent et experti superinde vos possent seriosiaB
de singulis cerciorare. Super quibus omnibus et singulis hie
actis, actitatis et rebus gerendis eorundem oratorum vestronim
eciam per nos uberius instructorum vivis recitacionibus vestra
regia fraternitas dignetur adhibere fidem credulitatis. Serenis-
sime princeps, frater noster precharissirae , pater luminum
altissimus, a quo omne datum Optimum et donum perfectum,
personam vestram sauam et incolumem cum felici successuum
continuacione consorvet et custodiat votive in longitudine dierum.
Datum Constancie quarta die Äugusti regnorum nostronim
Hungarie XXXI°. Romanorum vero VIP.
45. (XVII.) Constanz, 14. August 1417.
Mandatum tractandi de omnibus negociis in nacione Gallicana,
Sigismundus etc. Notum facimus tenore presencium quibus
expedit universis, quod cum multa negocia plerumque in na-
cionibus hujus sancrosancti generalis Constanciensis consilii
tractari et agitari contingat nos et sacrum Romanum iraperium
tangencia, in quibus diversimode aliis occupati nequimus pre-
sencialiter interesse, nos aciem nostre consideracionis conver-
1 Dieser Vertrags fehlt und ist bis auf die Erwähnung in diesem Briefe
ganz unbekannt.
131
tentes ac de fide circumspeccione provida et providencia cir-
comspecta industria legalitate diligencia et pericia reverendi
patris domini Johannis patriarche Anthiocensis etc. consiliarii
nostri devoti dilecti plenissimam habentes conGdenciam ipsum
animo deliberato et ex certa nostra sciencia ad dirigendum
promovendum prosequendum et exequendum negocia quecunque
m oacione Gallicana hujus prefati generalis consilii tractata
vel agitata seu tractanda vel agitanda quotnodocunque nos et
Mcmm Imperium tangencia vel concernencia fecimus ordina-
rimas et coDStituimus ac facimua constituimus et ordinamus
DOBtrum verum legitim um et indubitatum procuratorem actorem
et nancium specialem^ volentes atque ipsum partriarcham ex-
hortantes, ut vice nostra durante hoc sacro concilio in prefata
oacione Gallicana et omnibus in ea gerendis tractandis aut
concludendis nostro nomine debeat interesse, dantesque et con-
cedentes eidem patriarche consiliario et procuratori nostro
tenore presencium et ex certa sciencia predicta negocia que-
cunque nos et sacrum imperium quomodolibet concernencia in
predicta Gallicana nacione tractari vel agitari contingencia cum
eorom circumstanciis dependentibus emergentibus adjacentibus
et connexis plenam liberam facultatem bajiiam et omnimodam
potestatem eidemque vices nostras et sacri imperii specialiter
et generaliter committentes, quemadmodum sibi expedire vide-
bitur aut fuerit quomodolibet opportunum, exponendi tractandi
promovendi declarandi dirigendi exequendi inhibendi; repli-
candi, objeccionibus opponendi et contradicendi et generaliter
omnia et singula alia faciendi gerendi et exercendi in premissis
et quolibet premissorum, que nosmet ipsi facere possemus, si
presencialiter interessemuS; eciam si talia forent, que mandatum
exigerent speciale, ratum et gratum habituri, quicquid per ipsum
actum gestum procuratum et ordinatum fuerit in premissis.
Presencium sub nostre majestatis sigilli appensione testimonio
litterarum. Datum Constancie anno domini millesimo quadrin-
gentesimo decimo septimo, decima quarta die mensis Augusti,
regnorum nostrorum anno Hungarie etc. XXXP. Komanorum
Tero septimo.
9*
132
46. (LXXI.) CoDstanz, 16. August 1417.
Secundum quod promisit fide regia intendit adimplere, eciamsi
ipsum imperium et omnia regna sua oporteret omnino perdere,
vult esse cum omni sua potencia in loco deputato.
Serenissime princeps frater noster precharissime ! Litera-
rum et styli officio vestre fraternitati revera depromere et
annotare sufficienter non valemus, quanto cordis dolore intrin-
secus tacti super eo simus, quod ad vestram fratemitatem in
estate presenti, sicut desideravimus, advenire nequivimus; tot
enim et tante difficultates in rebus sacri generalis concilii Con-
stanciensis gerendis impremeditate nobis emerserunt; ut nequa-
quam aliter fieri posse cognovimus, nisi necessario nos remanere
oporteret in eodem pro salubriori expedicione agendorum, quem-
admodum et prelati et ambasciatores vestri oculata desuper
evidencia instructi haeccine singula palparunt. Verum prout
per vestros ambasciatores videlicet nobiles Johannem Tjpcot
et Hartungum CIux milites nee non egregium Philippum Margan
juris utriusque professorem vestre regio fraternitati tenore
priorum literarum sub data Constanciensi quarta die instantia
mensis Augiisti emanatarum lacius rescripsimus , votis vestris
nos volle prorsus conformare. Libeat itaque vestre regio frater-
nitati de vestra firmata disposicione, in quibus termino et loco
utpotO; an in termino in dictis prioribus literis nostris expresso
aut certo alio consequenti termino et in quo loco vobis placitis,
nos una vobiscum volueritis in futuro termino personaliter con-
venire. Et si eciam imperium omniaque regna nostra perdere
nos omnino oporteret, minime aliud, nisi morte preventi, facie-
mus, dummodo per vestram fratemitatem fuerimus havizati,
superinde cerciorare, prenominatique vestri oratores ad vestrum
regium conspectum nunc redeuntes de actis actitatis gestis et
exercitiitis et in quibus punctis negocia sacri pendent concilii,
ad plenum experti et docimientum rei tam recentis haben tes
vestram fratemitatem vivis relatibus havizabunt, quos de mora
ex certis presagiis apud nos retinentes fraternitas vestra velit
habere per nos excusatos. Datum Constancie decima sexta
die predicti mensis Augusti (MCCCCXVII) regnorum nostrorum
Hungarie XXXP. Komanorum vero VII°.
133
47. (XIV.) Constanz, 1. September 1417.
Dif&dancia (gegen den Grafen d'Armagnac).
SigismunduB etc. magnifico Bernardo comiti Armeniaci
oec noD regni Francie constabulario spiritum consilii sanioris et
in melioB expergisei! Noveris, quod nos perspicaciter atten-
dentes sincere fidei promptitudinem et fervide affeccionis zelum,
qaem erga nostram personam et sacri imperii honorificenciam
et prosperitatem illustris princeps Joannes dux Burgundie
comes Flandrie etc. consanguineus noster charissimus et va-
salliiB fidelis, dilectus nobisque confoederatus felicibus semper
iocrementis exaltari desiderat, ac ad nostra ac sacri imperii
beneplacita et mandata in omnibus et per omnia totis viribus
obaeqoiose se conformat et obtemperat, jugiter habuit et habet;
et ut eo ardenciori corde actu et exercicio ad premissa per
HOB confortatus reddatur habilior, cum ipsum ultra nature et
coosanguinitatis vinculum, quo sibi communicamus , veluti
Terum nostrum et sacri Romani imperii vasallum fidelem di-
lectam de jure teneamur ab injuriosis impugnacionibus seu
iofestacionibus per vim eciam modum et formam inite confede-
ncioniB adjuvare sibique assistere et subvenire; et quia^ ut ex
insinuacione ipsius ad noticiam nostram pervenit, quod tu sibi
multipliciter infestus existens ac injuriis multifarie eciam in-
jorioBus veluti inimicus manifestus et adversarius ex adverso
in ipsum hostiliter insurgis ad ipsius quoque perniciem totis
conatibus violenter moliris — te igitur prefatum Bemardum
eomitem Armeniaci tuosque in hac parte complices coadjutores
fantores adherentes et sequaces veluti emulum et adversarium
predicti ducis Burgundie consanguinei charissimi confoederati
et vasalli noBtri fidelis dilecti^ ut in talibus moris est princi-
pom, per hec scripta publice diffidamus et presentes literas in
certitudinem et testimonium diffidacionis hujusmodi tibi desti>
namoB. Presencium sub nostre majestatis sigilli appendentis
testimonio litterarum. Datum Constancie anno domini mille-
Bimo quadringentesimo decimo septimo, prima die Septembris,
regoorum nostrorum anno Hungarie XXXP. Bomanorum vero
Beptimo.
134
48. (LIX.) Constanz, 3. September (1417).
Recommendatoria pro uno cive Januensi, qui intendit ire com
duabus navibus in servitia domini regia et quod det salvurn
conduetum eidem aut suis hominibus.
Serenissimo principi Heinrico, Dei gracia Anglie Francie-
que regi ac domino Hybernie fratri nostro precharissimo Sigis*
mundus eadem gracia Romanorum etc. rex semper augustus ac
Hungarie Dalmacie Croacie etc. rex, salutem et indissolubilis
amoris felicia semper augmenta! Serenissime prinoeps frater
noster precharissime ! Super promovendis apud vos nostrorum
et sacri imperii fidelium subditorum et maxime familiarium
domesticorum negociis eo fiducialius intercedimus , quo ad id
nos nimirum inducit debitum honestatis. Sane pro nobili
Baptista de Montaldo de Janua familiär! nostro domestico et
sacri imperii fideli dilecto et suis collegis factoribus et familia-
ribus eo specialius vobis scribimus, quo ipsum nimirum suis
exigentibus obsequiorum meritis majori nostre benevolencie
affeccione prosequimur, ipseque per irrefragabilia argumenta ad
nostra et sacri imperii beneplacita et raandata non solum pre-
stitis, sed ubique in futurum speratur et cupit placere prestan-
dis ; ob hocque honoris sui et commodi desideramus incrementa
continuo adaugere, prout sue fidelitatis obsequia prestanciuB
meruerunt. Quare vestram fraternitatem affectuose rogamus,
quatenus eidem Baptiste aut suis hominibus, qui ex Timpho
cum duabus navibus ad partes Italicas in nostris et eciam
sacri imperii negociis et serviciis accedere proponunt et ad
nos rursus redire, vestrum salvum conduetum in terra mari et
aquis et generaliter per omnia jurisdiccionis vestre loca in
eundo stände morando et redeundo cum omnibus bonis et rebus
in eisdem navibus existentibus amore nostri precumque nostra-
rum obtentu dare et concedere velitis, gratam in eo nobis,
frater (pre)charis8ime, complacenciam per hoc ostensurus. Da-
tum Constancie tercio die Septembris etc.
49. (XXXV.). Constanz (Herbst 1417).
Geleitsbrief für den Bischof von Winchester.
Sigismundus etc. Universis et singulis fratribus amicis
confoederatis coadjutoribus et benevolis nostris precharissimis
135
sereDissimis et illustrissimis inclitisque regibus ducibus mar-
chionibus comitibus baronibus connestabulis marescallis admi-
raldis vicariis generalibus nobilibus proceribus ministerialibus
milhibiiB clientibus capitaneis ancianis potestatibus guberna-
toriboB presidibus burggraviis castellanis officialibus scabinis
coDsalibus civitatum castrorum oppidorum, villarum et locorum
communitatibus coeterisque nostris et imperii sacri ac regno-
nim nostrorum Hungarie etc. subditis et fidelibus dilectis qui-
bu8 presentes ostenduntur, graciam regiam et omne bonum!
Reverendum in Christo patrem dominum Heinricum, Wytonien-
8em episcopum, amicum nostrum charissimum, sacrosanctum
domini nostri sepulchrum et terram sanctam civitatem Hiero-
Boljrmam aliaque limina sanctorum devocionis causa visitare
volentem vobis omnibus et vestrum cuilibet pleno recommen-
damns affectu. Quocirca vos et vestrum singulos affectuosissime
rogamos, nostris vero subditis precipiendo mandamus, quatenus
dum ad vos pervenerit, nostre contemplacionis intuitu recom-
missum suscipere, favorabiliter tractare et in hiis que securi-
tatem et celeritatem sui concernunt itineris^ promotivam et gra-
taitam sibi velitis ostendere voluntatem, nee non ipsum una
cum comitiva familia equis valisiis armis arnesiis auro argento
jocalibtts et aliis bonis et rebus suis universis per quoscumque
pissus portus pontes terras dominia districtus jurisdicciones
civitates castra castella oppida villas et quelibet alia loca vestra
tarn per aquas maria quam per terram absque aliquali solu-
done dacii pedagii thelonei tributi costume gabelle vel alterius
caJQgcunque solucionis generO; quoquo nomine appellentur, in
eondo et redeundo transire stare morari et recedere libere et
absque impedimento quocumque permittatis sibique, dum opus
foerit et per ipsum aut ejus nomine desuper requisiti fueritis^
de scorta ac securo et salvo velitis providere conductu, adeo
quod ejus jam dicta intencio efficaciam sortiri valeat exopta-
tam, gratam nobis in eo complacenciam vicissitudine recom-
pensandam ostensuri, subditi vero nostri premissa firmiter et
inconcusse attendendam demandamus. Presencium sub nostri
regalis sigilli appendentis testimonio litterarum. Datum Con-
Btaocie etc.
136
50. (CXI.) Constanz (November 1417).
Annunciacio eleccionis samini pontificis ad regem Anglie.
Salutem et spiritualium certissimorum plenitudinem gau-
diorum! Serenissime princeps frater noster charissime (sie).
Epistolas vestre fraternitatis novissime allatas * hilari quidem
vultu recepimus ipsarumque tenore perlecto vestrorum felicium
perBone Status et successuum incolumitatem continenciam voti-
vam et incrementa annunciantem exultantibus quidem animis
leti suseepimus. Quid enim vel majus votis nostris esse potest
vel melius arridere quam creberrime audire et sentire honorem
famam et prosperitatem vestre fraternitatis continuis et adauctis
incrementis exaltari ac noxiis et nocituris machinacionibus illicitis-
que parentele seu matrimonialis copule contractibus et maxime in
dispendium alter alterius vergentibus studiose obviare et viam
precludere malignandi.^ Gloria enim vestra et nostra gloria est, ut
participes bonorum omnium utrobique reciproca quadam vicissitu-
dine pariter computemur. Cupientes namque fratemitatem vestram
precharissimam desiderabilibus saeri Constanciensis generalis con-
cilii nostreque majestatis recreare presagiis et successibus gloriosis
fraternitati vestre ad gaudium duximus intimandum, quod divini-
tate propicia cuncta nobis ad vota succedentibus perfecta corporis
incolumitate vigemus. Porro secundum ejusdem sacri concilii
determinacionem die lune octava instantis mensis Novembris
reverendissimi in Christo patres et domini sacrosancte Romane
ecciesie cardinales hie presentes numero viginti tres sacrum
collegium facientes, nee non de singulis quinque nacionibus
singuli sex electi concorditer et deputati ante solis occasum in
conclavim intravere, prout moris fuit, tractaturi super eleccione
et assumpcione tunc futuri summi pontificis, prout ille magi-
strorum optimus graciam desuper eis inspiraret. Sicque in con-
clavi congregati et in oracione perseverantes unanimes XP die
mensis ejusdem loco Petri principis apostolorum, cui a domino
collata est potestas ligandi et solvendi, sanctissimum in Christo
patrem dominum Oddonem sancti Georgii ad velum aureum
1 Diese Briefe sind nicht bekannt; sie scheinen durch Heinrich ▼. Win-
chester gebracht zu sein.
3 VgL oben die Einleitung.
137
sacrosancte Romane ecclesie tunc cardinalem de Colamna nun-
copatam in Bummum pontifieem et generalem patrem christia-
Dorom ac pastorem nostrarum animaram unanimi voto nomine
discrepante spiritus almi paracliti chrismate et gracia libros
coDSciencie ipsorum aperiente et lucis sue radium in corda
eligencimn mirabili quadam illustracione emittente concorditer
elegeninty et Martinas quintus in festo saneti Martini electus
merito Petri in Christo vicarius dici potest et pastor bonus,
cujus supereminens bonitas claritas sapiencia et doctrina sole
Incidior quasi supra teeta a eunctis predicatur ; potens opere et
sermone, quia lex clemencie sub lingua ejus et os ejus loquitur
sapienciam et lex Dei in eorde ipsius; sperantes per suam
proridenciam circumspectam et circumspeccionem providam
pocius eeclesie ad decorem fructuosum pro sue antique felici-
tatis restauracione provisum fuisse quam persone eamque multis
modis spiritualiter et temporaliter effere possit incrementis, nee
noo gregem dominicum dirigere in viam pacis et salutis. Hec
enim omnia cum ea maturitate et tranquillitate gesta fuere, ut
ipflum divinitus predestinatum et nostris temporibus graciose
et miraculose elargitum et ad summi presulatus gradum pro-
Tectum una voce acciamando demonstrarent et annunciarent.
Sicque tota Constanciensis generalis synodus et sancta mater
eodesia in laudis jubilum exultans leta consurgit ad domi-
num et ad plenitudinem sibi graciarum de novo paranympho
nostris temporibus reservato et viso salutari Dei nostri, quod
paravit ante faciem oranium populorum, supplex assurgit, dum
talem ut decebat pontifieem ad sustentacionem orthodoxe fidei
▼elut basin firmam universalis ecclesie et columnam immobilem
ric a preclara domo hereditaria Romana de Columpna a diebus
antiqois originaliter appellatum, et turrim fortitudinis, brachium
roboris et defensionis propugnaculum oculis al acribus intuetur.
Letamur, inquam, et nos, dum mente revolvimus opera tam
miranda et tam laudabilia. Hec est profecto pie consideracionis
immensa bonitas et felix consideracio pietatis, ex qua verissime
dei n^otium geritur et causa ipsius specialiter exercetur. Fax
ecce jam dilectissime frater, ecclesie reddita est, dies saneti-
ficacionis illuxit, et quod difficile nuper incredulis ac perfidis
impossibile videbatur, ope ac ulcione divina securitas reparata
est, in letioiam spiritualem mentes redemit, ecclesia sancta do-
lorom preteritorum oblita amplius non meminit pressure et
138
nequicia consumata perversorum, serenitas refulsit; exortum est
in tenebris lumen rectis corde; miserator et miBericors dominuB
misit redemptorem plebis sue. O dies omni sole lucidior! O
tempus cunctis secalis prestancius! Quod prestolabantur angeli^
quod beati Seraphim et Cherubim et coelorum ministeria nescie-
bant; hoc in nostro tempore revelatum est. O admirandum
divine virtutis auxilium, quo vetustissimum et letiferum schisma
per octo lustra citra et paulo plus detestabiliter pullulatum a
finibus credencium profugatur. Videtur nempe nobis heo dies
coeteris diebus esse lucidior, sol mundo clarior illuxisse^ astra
quoque omnia exinde et elementa letari. Credit celum^ credit
terra et suo, si dici potest fulgore, hunc diem officio prose-
quuntur. Memoriam enim fecit in seculum testamenti sui, virtu-
tem operum suorum annunciabit populo suo. Hec dies, quam
fecit dominus, exultemus et letemur in ea, rem novam dicimoSi
que scripturarum vocibus comprobatur; hec est dies salutis,
in qua anime salvate sunt in arca Noe f hec est dies desidera-
bilis de cujus sacramento omnium nacionum in Christo sab
diversitate linguarum genera congregantur, ut pax Christi exultet
in cordibus nostris, in quo vocati sumus in uno corpore; nam
cum ecclesia una sit et mens unica et individua concordia^ in
qua invicem coheremus, exprimi satis non potest, quanta isla
exultacio, quanta leticia, nam de spiritualibus negociis prospera
et forcia comperimus evidenter christianitati arridere et vir-
ginem puerperam ecclesiam militantem enixam fuisse novnm
paranymphum ; sperantes de misericordia domini ejusmodi quam
plurima ut jam reintegrato per ediccionem unici indubitati
Bummi antistitis sponse sue immaculate robore tam mites et
jocundos faciat redintegracionis et consumaoionis fructus salu-
briter germinare. Nemo hanc gloriam mutilet, nemo hoc ineffii-
bile munus in vacuum recipiat, nemo incorruptam firmitatem
maligna obtrectacione debilitet, nemo se christianum esse glo-
rietur, qui hujus victorie titulum divinitus apprehensum diffi-
teatur. Nos igitur ei, a quo est omne datum optimum et omne
donum perfectum, et si non quantas debemus, quantas tarnen
valemus grates devotas reddentes labiorum nostrorum vitulos
immolamus, qui temporibus nostris dedit hanc gloriam nomini
suo sancto et gloriose, quod invocatum est super nos, cui est
gloria et honor in secula seculorum Amen ! Ceterum haud dubi*
tamus, quod domini prelati et ambasciatores exoellencie vestre
139
emicta hie actitata et qua gesta fuere, lacius reseribent et
seriosiiiB intimabuiit. Datum Constancie etc.
51. (CXXI.) Constanz (December 1417).
König Sigismund entschuldigt sein Fembleiben von dem
Feldzuge.
Regi Anglie.
Serenissime princeps frater noster precharissime ! Inter
gntitadines alias quibus delectamur, illam satis habuimus pre-
cipnam de vestra regia fraternitate felicia nova presentire.
£cce nunc bine epistole vestre sub datis e Cadomo > mensis
Septembris die ultimo per validum Dipranum Schirmur oratorem
vestrum; Constancie penultimo die mensis Novembris nobis
presentate incolumitatem votivam persone et Status vestri con-
tinenciam prosperorumque successuum incrementa annuncia-
▼ere recreabiliter satisfacientes desideriis nostris. Et non solum
ex hajusmodi epistolarum pagina et adjecta relacione memorati
▼estri oratoris propter itineris gyrum moram trahentis verum
eciam rumor et fama publica nuncios et literas edepol preve-
niens majora hiis quam literarum series denotabat, presagia
votiva de successibus vestris fide digna nos instruxit^ de quo
fervor mutue dileccionis nos congratulari eo prestancius vestre
fratemitati compellit^ quanto felicitatem glorie et honoris
vestri inclytaque gesta non minus quam propria conspicimus
in utraque perseveranter propagari; quod enim uni cedit ad
gloriam revera alteri accrescit in exaltacionem. Desideramus
equidem, frater precharissime, teste deo ad prosecucionem salu-
bris propositi utriusque nostrum juxta condictum personaliter
notmet ipsos adducere, ut qualiter et quantum nos hujusmodi
negocii cura pungat, presencialiter monstrare potuissemus; sed
concepta de breviori sacri concilii expedicione spes incerta nos
fefellit, proat hoc universalis nocio publicat et vestre serenitatis
indnstria, sicut pro firmo credimus, non ignorat^ impedimenta
eontinua nostris processibus objecit et explere nostra desideria
non permisit. Jamque exultemus in domino Deo nostro, frater
* Cod. Etadonio, Cadomo za lesen sc. Caen in der Normandie.
140
precharissime ; qui saa omnipotent! clemencia diebus noBtris
prestitit de tenebriB diutumi et pestiferi schismatis ecciesie la-
cem unitatis per assuropcionem unici et indubitati pastoris
clavigeri celi, vicarii Petri^ sicut ad vestre fraternitatis noticiam
utique eciam per scripta nostra pervenisse haud hesitamus, in
uno corpore diversitate nacionum et linguarum unanimiter con-
gregari et individua unitate reintegrari. Expedit igitur^ ut con-
solemur invicem verbis in istis, et licet multa et multa sint,
que Dostris agendis occurrunt eciam post ecciesiasticam restau-
racionem, circa que summo opere expediret nobis invigilare
attendere et vacare, nihilominus tamen negocia condicta uni-
versis aliis preponentes, quemadmodum tenemur et eciam vestra
fraternitas nos scriptotenus admonet, postpositis omnibus aliis
cogitacionibus nostris et agendis ad prosecucionem premissorom
juxta vestre fraternitatis deliberacionem pariter et direccionem,
in termino prefinito utique insistemus cum vestra fratemitate
presencialiter conveniendo. Libeat itaque vestre regie frater-
nitati de continuis vestris successibus, utinam semper ad vota
prosperis et eciam quicquid ad vestrum beneplacitum nos
volueritis facturos, crebris insinuacionibus nos avizando cer-
ciorare. Serenissime princeps frater noster amantissime, altis-
simus dominus exercituum vos custodiat et muniat semper ad
vota felicem. Datum Constancie etc. (December.)
52. (CXX.) Constanz (December 1417).
Ueber denselben Gegenstand.
Duci Be(d)fordie fratri regis Anglie.
Illustris princeps ; consanguinee charissime ! Immensa
exultacionis materia replevit mentem nostram audita Serenis-
simi fratris nostri Anglie et Francie regis nee non vestre sin-
ceritatis incolumitate votivaque successuum felicitate, nee minim,
quum quod uni ex nobis in laudem gloriam et honorem ac-
crescit et alteri revera corollarie accedit ad exaltacionem.
Desideramus equidem consanguinee charissime teste Deo ad
prosecucionem etc. eic. rogantes vestram sinceritatem sincero
ex affectu, quatenus de prosperis prefati fratris nostri atque
universis successibus pro gaudio singulari placeat nos crebrius
141
recreare, parati prout tenemur tenaci firmitate attendere dili-
genter et observare jagiter et realiter ad ea, que hujusmodi
respiciunt augmentum successuum et stabil] mentum ac robur
gerendorum, Illustris priDceps^ consanguinee cbarissime, altis-
•imuB dominus exercituum vos custodiat et muniat ad vota
felicem. Datum Constancie etc.
F. Ungarn.
Oft genug kehrt in den hier vorliegenden und sonstigen
Briefen Sigismunds aus dieser Epoche die Klage wieder, dass
er über der Besorgung und Förderung der allgemeinen Ange-
legeoheiten die Interessen Ungarns in den Hintergrund stellen
müsse. Im Lande daheim führte bekanntlich nach ihrer Rück-
kehr von der Aachener Krönung die Königin Barbara ein
Dicht sonderlich beleumdetes Regiment. Nur wenige Urkunden
von Sigismund selbst, ungarische Angelegenheiten betrefifend,
sind aus der Concilszeit vorhanden. Mit Ausnahme der hier
mitgetheilten Nr. LXXXIV (55), des sogenannten ,Indults für
das Graner Capitel', die mit den in Ungarn wie in Polen über
die Competenz der geistlichen Gerichte ausgebrochenen, und
dem in beiden Staaten von den weltlichen Körperschaften mit
dem Clerus geführten Kriege in Zusammenhang steht, betreffen
die andern beiden Urkunden nur in Vermittelung Ungarn, denn
die eine Nr. LXVIII (54) enthält nur die eigenthüm liehe Be-
lohnung des Erzbischofs Andreas von Calocza für . seine in
der Diplomatie des Concils erworbenen Verdienste, und die
andere Nr. XI (53) * behandelt einen Nationalitätsanspruch im
Aachener Münster, der ein eigenes Beispiel fiir das Aufkommen
der nationalen Rivalitäten innerhalb der Kirche, die so viel zu
ihrer Zersetzung beitrug, bietet.
53. (XL) Constanz, 1. August 1417.
Provisio et presentacio simul ad capellam Aquisgrani.
Sigismundus dei gracia etc. venerabili preposito ac hono-
rabilibos N. decano et capitulo ecclesie beate Marie virginis
* Vgl Begesten Nr. LIII.
142
Aquisgranensis^ Leodiensis dioceseos, nostris devotis dilectia
salutem et graciam ! Exposoit alti officii regalis gloria variamni
meditacioDum respectuS; ut unde recepimus oleum benediccionia
et diversa munera graciarum, inde eciam inestimabilis animad-
versionis molem sponte capiamus, fructuosa enim laboris hujas
commessacio, dum de ecclesiarum ordine patroeinii oura reaultat;
gloriosum etenim studii illius exercicium, dum beneficiorum
disposicio solerter continuatur; operosum enim vero exitus
istius commercium, dum ecclesiasticiB et sanctorum holocaustis
ii ministri preficiuntur, ex quorum devota constancia affabili
conversacione, sincera afifeccione, placida exhibicione, morum
venustate et vite elegancia exempla capiant ceteri curiosa;
quamquam vero afifeccio nos ammoneat singularis, ut ipsorum
beneficiorum disposicionem in sinu generaliter dirigamus regie
claritatis, pro illorum tamen suffragio forciori, que nostri pre-
decessores pia. affeccione beneficia instituisse videntur, conatos
adhibere censuevimus speciales. Memoramur itaque de anno
MCCCCX honorabili Paulo Stalitzer plebano in Cassendorf
Bambergensis diocesis nostro devoto dilecto de capella annexa
seu altari in ecclesia beate Marie virginis Aquisgranensis; Leo-
diensis diocesis, ad honorem omnipotentis Dei et ipsius beate
virginis gloriose ac sanctorum Stephani et Ladislai regum Hun-
garie fundata et dotata tunc certo modo vacante providisse
ipsumque Paulum ad capellam sive altare predictum bis quorum
intererat presentasse, prout hec et alia in nostris literis rega-
libus desuper confectis lacius continentur; nos enim post hec
senciented prefatum Paulum quem gubernacio dicti requirit
altaris, nacione Hungarum non extitisse, quam ob rem discre-
pacio lingue hunc Paulum ad prefati altaris regimen inhabilem
reddidisse videtur, ne igitur prefata capella sive altare pre-
dictum gubernatoris destitucione detrimentum paciatur nee ex
ipsius capelle sive altaris diuturna vacacione cura negligatur
animarum, idcirco habito respectu et consideracione reali ad
honorabilis Oalli quondam £merici de Baslawitz clerici Agriensis
diocesis, Hungari, notarii et familiaris devoti nostri dilecti
diligenciam operosam, quem morum modestia, virtutum examen,
constancie plenitudo, diuturni servicii prestancia, perseverancie
dona et meritorum elegancia vera exornat, eidem Gallo animo
deliberato et ex certa sciencia de predictis capella sive altari
per liberam eciam resignacionem prefati Pauli vel alias quovia-
143
modo vacante, cujus capelle sive altaris jus provisioDatus sive
«Dctoritas provisionis et presentandi ad dos velut regem
HoDgarie spectare dignoscitur, providimus et presenti patro-
cinio providemus graciose. Quapropter ut hujusmodi nostra
provisio eo verius sorciatur effectum, vobis preposito decano
et capitulo supra nominatis et vestrum cuilibet conjunetim et
diviaim pref&tum Gallum in rectorem prefate capelle sive altaris
diudmus presentandum et tenore presencium presentamus
stodiose, mandantes vobis seriosius^ quatenus eundem Gallum
Tel procuratorem suum legitimum ejus nomine ad prefatam
capellaiD seu altare more solito admittere ipsumque de ipso
«Itari iDvestire ac eundem Gallum vel dictum ejus procuratorem
id possessionem ejusdem capelle sive altaris introducere, sibi
denoo de fructibus redditibus proventibus juribus emolumentis
et obvencionibus ac domibus et pertinenciis prefate capelle ac
ikaris responderi ac omnia alia que ad introduccionem prefati
Gralli spectare videntur, juxta morem ecciesie supradicte sine
dilacione mox visis presenti bus facere debeatis cum effoctu,
non obstantibus, si disposicio aut provisio qualiscunque per
quempiam aut quosvis de capella sive altari prefato fortasse
eciam preterquam auctoritate nostra cuicunque facte fuerint,
aat si quis gubernacionem ipsius capelle seu altaris habere
videatur. Quas quidem disposicionem seu provisionem ex certa
eciencia cassamus et tenore presencium annuUamus ac deten-
torem quemcunque, si quis est, a gubernacione ejusdem capelle
live altaris amovemus studiose. Presencium nostrarum literarum
pendenti secreto nostro regio sigillo quo ut rex Hungarie
ntimar; consignatarum testimonio. Datum Constancie prima die
mensis Augusti anno domini MCCCCXVII regnorum nostrorum
anno Hungarie etc. XXXP Romanorum vero septimo.
61 (LXVIII.) Constanz, 10. August 1417.
Scribit cuidam comitatui et hortatur eosdera^ ut ob reverenciam
>Qe majestatis velint habere recommissos nepotes et neptes
cujusdam Andree archiepiscopi Colocensis.
Magnifici et spectabiles fideles devoti nostri dilecti ! Con-
tiderantes multimoda fidelium serviciorum merita et gratuita
complacenciaruin obsequia venerabilis Andree« archiepiscopi
144
CoIoceDsis principis et consiliarii nostri devoti fidelis dilecti,
quibus nobis et nostro sacro diademati semper in cunctis nostriB
expedicionibus prosperis scilicet et adversis com omni sin-
ceritatis zelo et sollicitadine indefessa, persone sue proprie non
inspectis inconunodis dampnis et periculis quibuscunque, imo
cum gravissimis corporis ejus pro nobis et in nostris fidelibos
legacionibus et negociis susceptis vulneribus cum perpetois
cicatricibus ac cum multorum membrorum ipsius debilitacione
sub diversis locis et temporibus opportunis complacuit et adhuc
complacere non desinit maxime in nostris regnis Hungarie
Dalmacie Croacie, nee ipse perfidorum emulorum nostrorum
ullo tempore potuit versuciis concuti et ipsorum iniquis et
falsis persuasionibus modo aliquo inclinari — quid plura?
Inter ceteras virtutes de quibus a nobis extollitur, et sibi
nostra specialis assercio et devocio adscribit et testatur, quod
a sui fidelis obsequii exordio in continuata fidelitate, imo aucta
continue nobis et regnis nostris semper adstitit fideliter nostria-
que et regnorum nostrorum commodis studiosius intendit, nulla
unquam eorundem regnorum nostrorum turbacio in assumpte
fidelitatis proposito ipsum turbavit, nulla temporum adversitas
eum pervei-tit, nulla tempestatis clades ipsum in duas partes
claudicare coegit. Ipse enim regnorum eorundem fluctuantibus
rebus interdum, dum aliorum corda per devia vagarentur, nee
in congruentibus cedens fluctibus nee a nostra fidelitate im-
minente quavis persecucione recedens ullo unquam tempore
deviavit; sed in semitis solidis plena soliditate inviolabiliter
perseverans non est passus sua tam laudabilia vestigia commo-
veri; ipse eciam ad extirpacionem finalem triplicis schismatis
quo christiana religio tam diuturnis temporibus fuit, ut ex-
periencia docuit^ crudeliter lacessita nobiscum, qui ad unionem
sancte matris ecclesie a cunctis fidelibus amplectendam nostris
regnis derelictis cum gravissimis laboribus et expensis patrias
alienas visitando mariaque sulcando non sine maximis nostre
et aliorum ducum principum comitum et nobilium majestatem
nostram sequencium personarum periculis et anxietatibos de
Dei omnipotencia confisi et a premissis noxiis liberati utiliter
insudavimus, nostras legaciones sibi commissas ad Grego-
rium XIP**" quam ad Johannem XXIII"™ olim papas in eorum
obedienciis nominatos; quam ad alia di versa loca, et eciam in
sacro Constanciensi concilio nostro nomine residendo assumens
145
labomin nostrorum predictoram cum atdlibus operibus. nobisque
et toti sacro concilio gratis et acceptis de nostro mandato fuit
particepB; ex quibus amplectimur prefatum Andream archi-
episGopam suosque fratres consanguineos et affines celsitu-
dinis nostre prosequi favoribus opportunis. Cum itaque ipse
Andreas archiepiscopus in civitate Anthonicana tres ex suo
qaondam germano vestros concives habeat nepotes; nostros et
Mcri imperii Romani palatini comites familiäres, nostros fideles
derotos sincere dilectos et duas neptes, vos requirimus et
Iiortamar, ut ob reverenciam nostre regie majestatis et sacri
Romani imperii velitis prefatos suos nepotes et universa ipsorum
bona quiboscunque vobis possibilibus suseipere recommissos
&Toribas graciosis; prout in hiis et in majoribus in vobis nostra
reg[ia majestas habet et obtinet plenam fidem, pro quibus nostram
legiam celsitadinem ad graciarum impendia vobis accepta in-
yenietis jogi animo liberalem ; non enim minus grata et accepta
recipimus sabsidia et favores atque gracias et beneficia nostris
fidelibus et devotis impensa, quam si majestati nostre actualiter
preberentur. Datum Constancie decima die Augusti regnorum
■ostrorum anno Hungarie etc. XXXP Romanorum vero septimo.
56. (LXXXIV.) Constanz (1417).
Confirmacio indulti pro capitulo Strigoniensi.
Sigismundus etc. Notum facimus etc. Ad perpetuam rei
memoriam. Catholicorum clemencia principum divini nominis
virtate r^nancium sacrosanctam matrem ccclesiam supra
sommam petram fundatam, que Christus est, reverenter agno-
seens immunitates confovere tenetur ecclesiastice libertatis,
quibus ecclesiasticas personas sanctorum patrum decreta
ttnxerunt. Sane venerabilis capituli alme ecclesie Strigoniensis
que mater est omnium et magistra aliarum ecclesiarum pecu-
liaris regni nostri Hungarie insinuacione accepimus, quod
pleminque nonnulli magnates nobiles et layci ac ceteri hujusce-
modi homines et regnicole ipsis oppido (!) infesti singulares per-
sonas ejusdem ecclesie Strigoniensis procurarent et facerent ad
jodicium vetitum utpote seculare eciam curie nostre examen
citiri et evocari, coram quibus ipse singulares persono de jure
cniqaam respondere miuime teneantur, cum nee ipsi judices de
Arehir Bd. LIX 1. Hälfte. 10
14Ö
taJibus causis 8e intromittere de jure poterant^ siout neo debe-
bant, DihilominuB tarnen mulctas birsagia seu jadiciorum grava-
mina exinde sepius de facto in ipsas promulgant et alias iin-
pediunt easdem condemnant et perturbant et damDificant multiB
modis. Supplicatum extitit nostre majestati^ ut de remedio ipsis
opportune providere dignaremur. Nos itaque pie attendentea
divinam auetoritatem clamantem, quod honor regis judiciam
diligit laudabilibusque divorum progenitorum nostrorum in-
herentes vestigiis; qui ecclesias ecclesiasticasque personas sae
potencie clypeo muniendo protexerunt; sacrorumque decrevit
canonum institucio, ut nullus milicie clericali adscriptus ad
seculare Judicium citetur seu evocetur, cum de personis et rebus
ecclesiasticis nulla sit laicis attributa potestas, quod enim semel
Deo dicatum est, amplius profanari non debet; volentes itaque
canonicos et singulares personas ecclesiasticas capituli et ecclesie
Strigoniensis de membro et ministerio ejusdem existentes et
deditos cujuscunque Status gradus condicionis officii ordinis et
dignitatis existant, ex certa nostra sciencia in hujusmodi liber-
tatibus et immunitatibus illesos conservare et speciaii gaudere
prerogativa juxta canonicas sancciones^ prout eciam in examine
et decisione causarum hujuscemodi interdum in nostri presencia
ventilancium per barones judices et justiciarios predicti regni
nostri Hungarie hcccine observatum fuisse et esse declaratum
meminimuS; causas singularium personarum cum suis emergen-
ciis dependenciis et connexis ad competentem judicem spiri-
tualis seu ecclesiastici judicis cognicionem fore et debere
remittendas ibiquo cognoscendas decidendas et fine debito
terminandas; qua de rc vobis universis et singulis judicibus et
justiciariis secularibus predicti regni nostri Hungarie et signanter
regni nostri Hungarie palatino judici curie nostre regie comi-
tibusque parrochialibus ac judicibus nobilium cujuscunque
comitatus et aliis quibuslibet judicibus ordinariis delegatis vel
subdelegatis et generaliter omnibus et singulis commissariis seu
jus in dicto regno nostro Hungarie reddentibus aut vices et
loca eoruni et cujuslibet ipsorum tenentibus presentibus et
futuris presencium noticiam habituiis et cuilibet vestrum in
solidum firmiter precipiendo mandamus, quatenus a modo in
antea et nullius querelantis seu causantis instanciam vel alias
quovismodo in quibuscunque causis seu questionibus criminalibus
eciamsi in illis persoualiter comprehendi aliquam ex ipsis
147
contiDgat^ et civilibus personalibusque aut realibus sive mixtis
et nullibiy ntpote nee intra euriam nostram regiam nee extra
eandem eciam in eongregacione palatini per quemcunque cele-
bnnda; in qua omnino volumus, quod idem capitulum singu-
laresqae persone ipsius in snis antiquis libertatibus conserventur
nmul com eomm jobag^onibus possessionibus villis et bonis
ac juribuB universis, prout fuit hactenus laudabiliter longeve
in talibus observatun); predictas singulares personas capituli et
eedesie Strigoniensis aut aliquam earum ad Judicium curie
Bostre vel vestrum per citaciones vel evocaciones seu alias
qoons modo ad respondendum cuipiam de jure coram vobis,
pront eciam minime tenentur, directe vel indirecte palam vei
iccalte presentes vel absentes judicare aut vestro adstare judi-
cio compellere seu quovis quesito colore aggravare condemnare
aeotenciare et perturbare in rebus aut personis nuUatenus pre-
sminitiB vel presumat quisquam ex vobis, decementes irritum
et inane quicquid in contrarium a quoquam scienter vel igno-
TiBter fuerit actum vel quoquomodo attentatum; sed si quis-
piem de justicia contra ipsas singulares personas vel aliquam
ex ipsis experiri voluerit vel quicquam questionis seu accionis
baimerit, eandem trahat in causam coram suo judice eccle-
naitico competenti; ubi debet cuilibet querelanti seu causanti
neri juris et justicie ac satisfaccionis favore quolibet recusa
et dissimulacione cessantibus equitatis ordine dictante jugiter
complementum exhiberi. Censetur enim prorsus indignum^ ut
eeelesiastice persone a secularibus negociis segregate ac minis-
teiiiB divini cultus mancipate in secularibus judiciis per quem-
pun conveniantur. Nulli ergo liceat hanc nostre disposicionis
declaracionis exempcionis et voluntatis paginam infringere aut
UMQ temerario ei contraire; si quis contrarium presumpserit,
ultra indignacionem nostre regio majestatis, quam revera in-
cnrrere potuerunt nee immerito severitatem ecclesiastice cen-
•«re quam in contrarium facientes juxta canonicas sancciones
in ipsos nedum permittimus, sed omnino volumus districte pro-
midgari; presentes autem dum nobis representate fuerint, in
fomuun nostri privilegii redigi faciemus. Datum Constancie etc.
io*
148
6. Polen.
Die auf Polen bezüglichen Actenstücke lassen sich in
zusammenhängender Weise nicht betrachten , da sie verschie-
dene Gegenstände behandeln. Die dem Datum nach erste
Urkunde (Nr. XLIIL [56]), in welcher der römische König
den von Polen, Wladyslaw Jagiello, ersucht, den Verleumdungen
kein Gehör zu schenken, scheint mit dem hoch aufgeregten
Klatsch in Verbindung zu stehen, der gelegentlich der dritten
Vermählung des Polen königs auch bis nach Constanz gedrungen
war.' Dass es Sippenkämpfe waren, unter denen die Königin
Elisabeth zu. leiden hatte, sagt Johann von Posilge^ mit
trockenen Worten: ,Und dorch deser nuwin geschieht wille^
wordin dy gesiechte der Polen vaste czweytrechtig ander
enander; den cynen behagite is und den anderen nichts Und
dass namentlich auch Männer wie Zbygniew Oleönicki und
Stanislaw Ciolek neben den grosspolnischen Magnaten sie
hassten, zeigt Dlugosz. Derselbe gibt allerdings auch an, dass
der König Wladyslaw den Andreas von Kokorzyn nach Con-
stanz behufs Erlangung eines Dispenses gesandt habe^ der erst
mit vieler Mühe und unter der Einschränkung, dass nach dem
Tode der Elisabeth der König nicht wieder heirathen dürfe,
erlangt worden ist. Davon ist nun aber eine urkundliche
Spur durchaus nicht vorhanden, und das hier (Nr. LX [59])
mitgetheilte Actenstück würde wohl Bezug darauf genommen
haben, wenn beim Concil eine Verhandlung darüber stattge-
funden hätte. Gegenüber der Personalschilderung der Elisabeth
durch Dlugosz als einer ,femina assidua phtisicae infirmitatis
voxatione languida, trium virorum matrimonia jam experta
multiplicitate quoque prolis susceptae exhausta' ist es interessant
einen im Bereich der Damenschönheit so classischen Zeugen,
wie den König Sigismund zu hören, der eben dieselbe Frau
preist als ,l<audabilibus morum venustatibus generöse pi*o-
pagacionis steramatibus et ornatibus vi]*tutum mirifice circum*
data specieque et pulchritudine decorata'. Jedenfalls ein
beträchtlicher Gegensatz auch zu der Darstellung des dama-
» Meine Gesch. Polen» III, 477 ff.
2 Script, rer. Pruss. III.
149
ligen Kanzlisten Stanislaw Ciolek, der sie in seinem Pasquill
als ,Schwein' darstellt. Dass übrigens Elisabeth, nachdem sie
trotz Allem gekrönte Königin von Polen geworden war, um
ihr Wohlwollen umworben wurde (Vgl. Nr. CXIII [63]), kann
ik Gegenbeweis gegen den von mir behaupteten Antagonismus
iwischen der Königin und der Kanzlei nicht angesehen werden,
sondern entspricht der Natur von Höflingen aller Orten. Aller-
dings hat eine subtile Kritik herausgefunden, dass die Kanzlei
in der Zeit des Wladyslaw Jagiello überhaupt keinen £influss
hatte. Man müssto darnach annehmen, dass das, was überall
anderwärts stattfand und stattfindet, bei dem beschränkten und
indolenten Könige Wladyslaw nicht der Fall war. Ein Mann
wie Zbygniew Oleänicki, der doch wohl einige Erfahrung in
diesen Dingen hatte, ist darüber anderer Ansicht. Er schreibt
kons vor seinem Tode gelegentlich an den König Kasimir von
Polen: Saepenumero vobis consulebam, ut in officia curiae
suae et praesertim in cancellariam vires prudentes maturos et
&ctivos surrogaret, quoniam illi tanquam quadam bigaomnia
negotia Serenitatis vestre et reipublicae diriguntur et
ülomm Providentia aut negligentia stant aut cadunt. Ex quo
igitur permissione divina miles ille insignis (Petrus Woda)
fflorte absumptus est, dignetur S. V. in eligendo viro ad ofii-
dum hujusmodi substituendo bonam habere deliberationem et
qnaerere virum doctum maturum et prudentem et praesertim
spiritoalem, cui officium hujusmodi committat, quoniam, si veri-
tatem fateri volumus, officium praedictum nullatenus potent
per saeculares regi cum vestra et regni vestri bona commo-
ditate, qui suis negotiis privatis intenti minus possunt publicis
yaeare. Sed et genitor vester non consueverat officium
bajusmodi nisi personis ecclesiasticis committere, quarum pru-
dentia et directione res suae et publicae in optimo pone-
baatar ordine et stabilimento. Cujus exemplum si vestra
Serenitas secuta fuerit, multis curis se et multis deformitatibus
et negligentiis regnum et rempublicam absolvet. Nee haec
idcirco scribo, ut velim aliquos meos ad hujusmodi officium
apud V. S. promovere, sed ut ad officium praedictum talis
eUgatur persona, quae onera reipublicae possit in se assu-
mere et digne gubernare et V. S. quod rectum est, con-
siliariis absentibus persuadere, nam neque V. S. neque mea,
neque vestrorum consiliariorum consilia et ingenia aliquid
150
proderunt; si per vicecancellarii sollicitudinem non fuerint suis
locis coaptata et distributa et debito effectui mancipata.^
Zbygniew 01e6nicki legt also der Kanzlei überhaupt und
namentlich auch der unter Wladyslaw Jagiello offenbar einan
grösseren Einfluss bei; als ich gethan habe. Derselben Meinung
muss auch König Sigismund gewesen sein, als er sich in der
Epoche, auf welche unsere Äctenstücke hier hinweisen (1417)
um die Gewogenheit des polnischen Vicekanzlers Dunin be*
mühte. ^ Dass andererseits wiederum der Polenkönig die Leute
;in ministerio regis Romanorum^ durch Geschenke zu gewinnen
suchte, zeigt die unten mitgetheilte Nr. CXII [62].
Der Legitimationsbrief für Miklusz von Mazowien (Nr. IV
[60J) erweist eine bisher unbekannt gewesene Thatsache und
Persönlichkeit.
Sehen wir von den beiden Empfehlungsbriefen für Vincens
von Szamotöl und Carl von Hessburg ab,^ so bleiben uns noch
die bereits oben erwähnte Anzeige von der Wahl des neuen
Papstes, welche das Datum des 11. November trägt, also un-
mittelbar nach der Wiedereröffnung des Conclave geschrieben
sein müsste (?), und drei Briefe (Nr. XLVII [57], Nr. CXVII
[64] und Nr. CXVIII [65]) die Bekehrung Samogitiens be-
treffend. — Bemerkenswerth erscheint es, dass der König
Sigismund von dieser der Kirche so erwünschten Begebenheit
ungleich bombastischer und geräuschvoller spricht als der
Papst Martin. Für Sigismund war das eine treffliche Gelegen-
heit den Polenkönig mit den ausgesuchtesten Schmeicheleien
zu überschütten, ihn einen zweiten Constantin u. dgl. mehr su
nennen, während er doch einige Jahre zuvor die Zurück-
erwerbung Samogitiens durch die polnische Krone — das war
der Preis der Schlacht bei Tannenberg und der Hauptgegen-
stand des ersten Thorner Friedens — mit den Waffen in der
Hand bekämpft hatte, und etwa zwei Jahre später sowohl die
1 Cod. epistolarifl saec. XV, II. p. 157. Szigski bemerkt dasa: ,Die8e
Fragmente von Briefen, von einer Hand geschrieben, die an Dlogoas's
Autograph lebhaft erinnert, zeigen, dass wir in dem Cod. 48 der Uni-
yersitätsbibliothek (zu Krakau) eine Sammlung von Concepten und
Abschriften solcher Stücke besitzen, die aus der Kanzlei Zbjg^ew
01e^nicki*s hervorgegangen sind.
3 Liber canc. Stan. Ciolek ll, 217.
3 Begesten Nr. CXIV.
151
Thorheit als auch die Ungerechtigkeit beging, das Anrecht auf
dieses Land dem deutschen Orden zuzusprechen. Während des
Coscils aber war ihm Alles daran gelegen den Polenkönig, der
sdner Hausmacht in Ungarn wie dem allgemeinen Weltfrieden
durch eine Erneuerung des Krieges mit dem Orden so ge-
ftkriich hätte werden können, bei guter Laune zu erhalten,
Qod er pries mit dem Eifer eines Kanzelpredigers eine That-
Bache, die ihm allerdings als dem frommen und eifervollen
Christen, der er war, nur erwünscht sein konnte, dem Politiker
aber, dessen Sympathieen stets auf der Seite des Ordens
atanden, insofern bedenklich erscheinen musste, als die Be-
kehruDg Samogitiens, des letzten Heidenlandes in Europa, dem-
aelben den stärksten Grund seines Daseins auflöste. Beim
Concil hatte diese Bekehrung, als ein handgreifliches Beispiel
Ar die Argumentation der Polen wider den Orden , dass nur
durch Predigt und Milde nicht durch das Schwert der Glaube
Chriati zvl verbreiten sei, den stärksten Eindruck gemacht.
Der Cardinal Johann Domenici von Ragusa war auf Verlangen
des Polenkönigs ^ nach Litthauen gegangen, um mit dem sich
ikm dort anschliessenden Erzbischof von Lemberg und dem
Biachof von Wilna das Bekehrungswerk zu leiten. Sowohl aus
aafrichtiger Zuneigung zum Christenthum als auch insbesondere
aaa handgreiflichen politischen Rücksichten, bemühten sich
Jagiello und Witold, dieses fromme Werk nach Möglichkeit
UL fördern. Angesichts der Thatsache, dass die Ordenskanzlei
bestrebt war, in Europa überhaupt und namentlich auch auf
dem Concil dem Misstrauen gegen die Echtheit der christ-
liehen Gesinnung des Königs und des Grossfursten Eingang
m verscha£fen, musste es diesen höchlichst erwünscht sein,
einen unbefangenen und gewichtvollen Zeugen in ihr Land zu
bdcommen, der später dem Concil die Versicherung ertheilen
konnte, dass die Glaubenstreue der beiden Fürsten ausser allem
Zweifel stehe. Und der gesandte Cardinal vertrat auch in der
Thst später so lebhaft den König und den Grossfürsten, dass
der Orden von dem Argument des falschen Christenthums seit
dieser Zeit Gebrauch zu machen aufhörte. Der Bericht des
Cardinals an das Concil über das im Winter 1416 bis 1417
vollzogene Bekehrungswerk aus Troki in Litthauen abgesandt.
J Maoii, A. c. XXVII, 931, Harduin VIII, 606, v. d. Hardt, IV, 867.
152
ist uns noch erhalteD,* und ein Vergleich desselben mit dem
hier unten folgenden (Nr. XLVII [57]) zeigt klar, dass es
durch den Bericht des Cardinals, den wohl auch ein Schreiben
des Polenkönigs begleitet haben wird, hervorgerufen ist. Die
andern beiden Briefe in derselben Sache von Martin V. and
Sigismund müssen noch vor dem Eintreffen der russischen
Bischöfe in Constanz (Februar 1418) abgefertigt worden Bein^
und da der Papst auf seine eben erst erfolgte Inthronisation
hinweist, so darf man dieselben wohl unbedenklich in den
December 1417 setzen. Die wiederholte Versicherung Sigis-
munds; dass die Nachrichten aus Samogitien eine ganz ausser-
ordentliche Freude im Concil erregt haben, wird auch gewiss
der Wahrheit entsprochen haben. Denn dass sich der Ring
der christlichen Völker Europa's gerade in dem Augenblick
durch die Einfügung seines letzten Gliedes schloss, als die seit
acht Lustren gestörte Einheit der Kirche wieder hergestellt
worden war, musste als ein besonders glückliches, das GeflÜil
der Zeitgenossen anregendes Zusammentreffen betrachtet werden.
Und welche Perspectiven knüpften sich nicht überdies noch an
dieses Ereigniss! Welcher grosse Dienst für die Weltherrschaft
des Papstthums war nicht noch von diesen slavischen Fürsten
zu erwarten! Beide Schreiben weisen bereits auf die einge-
leiteten Verhandlungen mit der russischen Kirche über eine
Union hin. Wie die Dinge lagen, konnten diese Verhand-
lungen nur durch jene Fürsten geführt und gefördert werden.
Man ist beinahe erstaunt, gegenüber diesen Aussichten und
Vortheilen den Papst so kurz und reservirt schreiben zu seheni
aber der römische König gibt der allgemeinen Stimmung einen
lebhafteren Ausdruck, der sich in dem Vergleich Jagiello's mit
Constantin dem Grossen bis zu seiner höchsten Höhe auf-
schwingt. Allein Papst Martin war, wie der Bericht eines
Ordensprocurators (Peter Wormditt) ^ aus eben diesen Tagen
hervorhebt, weder vor seiner Wahl noch nach derselben ein
Freund der Polen, und gewissenhafter als Sigismund wird er
über der Freude an der Bekehrung Samogitien s nicht ver-
gessen haben, dass dem Orden, den er erhalten wissen wollte,
dadurch der Boden seines Bestandes entzogen wird.
* Lites et res gestae III.
2 Ungedrucktes Schreiben im Königsberger Archiv.
153
In der Anzeige von der erfolgten Papstwahl (Nr. CX [61])
dankt der König Sigismund dem Polenkönige für Geschenke,
die nach der angefügten Bemerkung desselben in Pelzwerk
bestanden haben werden. Aber er erwähnt, dass dieses Ge-
schenk nur eine Wiederholung schon früher erwiesener Auf-
merksamkeit wäre. Wir sind in der liage eine dieser Auf-
merksamkeiten, die schon wegen ihrer Originalität Beachtung
verdienen, näher bezeichnen zu können. In einer im Besitz
der kaiserl. Kunstakademie zu Petersburg befindlichen Bilder-
handschrift, die zwar schon auf Veranlassung des Fürsten
F. Gagarin abgedruckt aber, so viel ich weiss, nicht veröffent-
Uckt worden ist, und deren Verhältniss zu der Bilderhandschrift
des Bichenthal noch zu constatiren ist , findet sich auf p. 28
ein Bild mit der Ueberschrift : ,Hic rex Polonie Romanorum
regem munere insolito veneratur. Quippe taurum silvestrem
▼ivtun in curru ligatum e regia (regione?) sua misit. Is inter
▼las, priusquam Constanciam adveheretur, mortuus est, et ejus-
dem generis salsamenta in uno vase adjunxit. Capto erant
bestie in Livonia (sie!). Imago bestie similis erat magno bovi
nigro copiosiore in capite, spissiore colle, ampliore pectore, par-
Tis aeutisque cornibus, fronte laciore, cauda breviore, ex multa
parte bubalo comparabilis.' Man sieht auch auf dem Bilde
den von einem Pferde gezogenen Wagen, auf dem der todte
B&ffel mit hinten herabhängendem Kopfe liegt. Daneben eine
Tonne mit dem Salzfleisch, und zwei Männer, einer barhäuptig,
ein zweiter bedeckt, sind beschäftigt, eine zweite Tonne auf
den Wagen zu laden. Ein dritter Mann mit der Leine in der
eben Hand und mit der Peitsche in der andern leitet stehend
das Fuhrwerk. — Dasselbe Bild findet sich auch bei Richen-
tbal, welcher in der hinzugesetzten Erzählung noch bemerkt,
dais Sigismund das Salzfleisch dem Könige Heinrich V. von
England zum Geschenk gemacht habe.
56. (XLIII.) Constanz, 5. Mai 1417.
üt nolit (sc. rex Polonie) attendere verbis quorumcumque
iniqua loquencium.
Serenissime princeps, frater noster charissime ! Pre affec-
cione nimia quam ad vestram indesinenter gerimus regiam
154
fraternitatem, cum desiderio magno, valde nimirum assidue ex-
pectamus felices nobis referri et annunciari de vestra sospitate
et votivis successibus rumores, quare venerunt gratissime vestre,
tamquam mutue immutabilisque sincere dileccionis et frater-
nitatis incrementa, litere nobis nuper presentate facientes recre-
abiliter votis nostris, quia per eas ad nos de sospitate vestra
felicique statu expeetata certitudo pervenit. Verum etsi de
nobis audire delectat, noverit itaque vestra precara fraternitaa
nos plena dono divine gracie incolumitate vigere et successi-
bus prosperis ad vota gratulari. Ceterum intelleximus, quod
nonnulli maliloqui processibus nostris interpretes calumpniosi
Busurrio detrahunt et apud V. F. contra nos sine causa, non
tarnen sine malicia multa submurmurant. Non desinunt pro-
fecto, sicut audivimus, qui nostram et vestram sinceritatem
turbare student, actus utrobique calumpnientur injuste, multa
fingentes maliciose. Summam denique frater charissime constat
esse prudenciam, utrum sit fides danda relatibus et intente
consideracionis examine qualitates inspicere relatorum. Tone
enim accipitur in veritatis claritate relacio, cum a fide dignis
omnique excepcione majoribus refertur, cum soleat hesitacionem
inducere, dum a verborum prodigo aut zizaniarum seminatore
vel odium nutrire moliente perperam immittitur. Fratemitatem
quidem et confederacionem inter nos ab una nee non inter vos
et illustrissimum principem Alexandrum alias Wytaudum mag-
num ducem Lituanie fratrem alterutrum communem parte ex
altera contractam sie precordiis nostris impressimus, sie eas
consignatas semper retinuimus et retinemus in memorie archivO|
quod continuatis ad vos et ducem memoratum imo auctis con-
tinue charitatis et fraternitatis affectibus nullo unquam tempore
in rerum gerendarum veluti in propriis fraterne soUicitudinis
instancia tepuit nee promptitudo accurate diligencie tepescet
in futurum. Potissimum attento, quod justicia et charitas in
hujusmodi fraterna consideracione tam firmiter complexe sunt
societate indissolubili quasi in uno eodemque individuo com-
municantesy quod una sine altera plene non possit haberi, et
qui ledit alterutrum, pariter offendit utrumque. Obstruantur
igitur, frater charissime utrobique ora loquencium iniqua, locus
detraccioni non detur, nee pandatur detractori auditus, sie enim
iniquitas confusa succumbet et equitas gloriosa triumphabit
fratemitatisque mutue soliditas inviolata manet attingens a fina
155
QBqae ad finem fortiter et cuncta utrimque gerenda negocia
integritate incorrupta disponit suaviter. Datum Constancie
quinto die Maji^ regnorum nostrorum anno Hungarie etc. XXXP
Bomanorum vero VII®.
57. (XLVIL) Constanz, 28. Mai 1417.
Reconunendative scribit cuidam (sc. regi Polonie) qui con-
Yertit quam plurimos infideles ad fidem christianam per
baptismi sacramentum.
Serenissimo et illustri principibus Wladislao dei gracia
regi Polenie etc. fratri et Alexandro alias Witaudo magno duci
lotuanie consanguineo; nostris cbarissimis Sigismundus eadem
gnMua etc. salutem et spiritum sapiencie attingentem a fine
QBqae ad finem fortiter et disponentem omnia suaviter! Sere-
ninimi et illustres principes^ frater et consanguinee charissimi !
Dam intra mentis nostra arcana sedula meditacione revolvimus
dumque ad fidei vestre fragranciam, pro qua tamquam pro
bnvio in campo virtutum currentes intrepide militatis^ interiores
oealos extendimuSy quid nempe aliud nisi deum qui glorificatur
in consilio sanctorum, laudare ac in suis prodigiis, quem nostris
aecolis occulta fide contigimus, convenit gloriari, hinc etenim
Bon parvam revera frater ac consanguinee nobis charissimi
nedom nos quinimo universalis nostra mater in spiritu sancto
hie collecta ecclesia spiritualium gaudimoniorum nuper suscepi-
moB leticiam, dum literis vestris tam sacro concilio quam nobis
dolcissime intonantibus tot catervas gentis Samogitice et signanter
duo miUia procerum seu nobilium gurgite sacri baptismatis a
CMcitate cordium errorumque labe illustratas lotasque cogno-
▼imas. Quodque ad consumacionem sanctorum in opus tanti
misterii et in edificacionem corporis Christi certoa pastores
ftlioeque doctores tamquam operarios in messem multam mittere
eonducereque curavistis, hoc nobis qui circa preardua unionis
Christi fidelium non mediocriter de presenti fatigamur negocia,
ampliorem precordiorum ingerit leticiam laboremque, quo quo-
tidiana sollicitudine deprimimur, allevians nos multifarie recreat
et confortat. Hec est quippe vere fraternitatis societas , que
no8 alterutrum quamquam presencia corporali procul motos in
noitate Spiritus adeo conglomerat sicque concurrentes in stadio
156
ad vite eterne, ut optamus, bravium parificat, ut nos circa
restaurandam pacem ecclesie ipsiusque reformacionem herese-
orumque extermiDium alia eciam quam plurima negocia^ qaan-
tum nobis convenit; quantumque e coelo infunditur, indesinen-
tibus studiis operas impendimus. Vos non minus divinitus
inflammati ad pacem nusquam cum deo suisque fidelibus priua
habitam filios Ire longeque a salute positos dulciter invitatis.
Nos preterea circa fermenti veteris malicie et nequicie expur-
gacionem non segniter, ut credimus insistimus, vos procul dubio
in azimis sinceritatis et veritatis fidei videlicet orthodoxe pro-
paginibus nihilo segnius desudatis. Nos denique occidens perdiu
proh dolor a solis veritate profugus ut reducatur, soUicitat, per
vos nempe oriens novo lucis radios tamquam sidus producit
feliciter matutinum. Qua de re a solis ortu et occasu nomen
domini nobis utrimque, qui sub potencia virtutis ejus terrena
sceptra gubernamus, laudare convenit et ipsum in cordis puri-
tate deprecari non dedecet, quatenus sub potenti manu sua
bestes fidei pacisque emulos misericorditer in diebus nostris
humiliet velitque nos in die visitacionis pro sui nominis gloria
militantes exaltare, et licet ad tanti tamque salutiferi operis
scilicet fidei catholice prosecucionem in dicta gente Samogitica
vos Stimulare amplius minus expediat; verumtamen nos, qui
vobis et fraterne charitatis insolubili glutinio aliisque justis
federibus quoad, vixerimus, alligamur^ vestras nihilominus pro
augmento fidei decoreque, quam diligitis, sancte matris ecclesie
fraternitatem amiciciamque obnixius obsecramus, ut in eadem
vinea domini quam feliciter plantare incepistis, magis ac magis
habuudando ipsam doctrinarum imbribus roreque fidei irrigare
salubriter disponatis, quodque illa apud Grecos heccine obum-
brata et obfirmata sedis apostolice rebellis vestris opimis
hortatibus ac aliis oportunis mediis, que auctore deo scitis
facere et potestis, ad gremium sancte matris ecclesie et ad ovile
unicum, a quo sie dampnabiliter aberravit salubrius reducatar;
ad quod flammato desiderio vobiscum in eo qui ecclesiam suam
novo semper foetu multiplicat, reddimur plena promptitudine
compotes et toto corde conformes. Datum Constancie vigesima
octava die Maji.
157
58, (IL) Constanz, 8. Juni 1417.
Commendat quendam, qui vult exercere actus militares et quod
velit favorabiliter suscipere et tractare.
IDastris princeps', consanguinee charissime ! Quia strenuus
Vincencius de Somotow * (sie!) miles illustrissimi priueipis
Wladislai regia Felonie etc. fratris nostri cbarissimi familiaris,
fidelis noster dilectus pro actuum militarium exercicio nonnullas
nmndi partes et non minus dominia et territoria vestra vestram-
qne dileccionem visitare proponit; ideo dileccioni vestre eundem
ViDcencium magno recommendamus affectu desiderantes vosque
affectuose rogantes, quatenus ipsum, dum ad vos pervenerit^
nofltre consideracionis intuitu benigne suscipere favorabiliter
tnctare et in omnibus suis agendis et promocionibus habere
Telitis propensius recommissum ; in eo nobis consanguinee cha-
rissime gratam plurimum complacenciam ostensurus. Datum
Constancie octava die Junii etc. etc.
59. (LX.) Constanz (Juni 1417).
Saper desponsacione cujusdam magnatis filie in reginam regni
Polonie.
Serenissimo principi Wladislao dei gracia regi Polonie
fratri nostro charissime Sigismundus eadem gracia etc. salutem
et ütriusque hominis longevam sospitatem! Serenissime prin-
ceps frater noster charissime! Plene scimus nee extraneas testium
asserciones exquirimus, quanta sit erga nostri nominis augmenta
Testre affeccionis intencio quantusquo refloreat erga Status
nostri fastigia vestre ardor fraternitatis, dum ipsa rerum ex-
periencia docente jugiter experimur, ob hocque libenter et spe
BQCcessiva nostrorum successuum atque status qui per dei gra-
ci&m prospere et ad vota auctis feliciter incrementis prospe-
wuitur, insinuacione veridica concurrimus, nee indignum esti-
mantes, si nos qui inter hujus vie et vite varietates prosperitatis
gustu reficimur, de vestre felicitatis statu et successibus magni-
* 8oU heissen Szamotol aus dem Wappen Naiecz; er war später Castellan
von Meseritz uud einige Zeit Statthalter in Rothrussland.
158
fice ubilibet placida cordis et fructuosa operis attencione con-
gratulamur. Accessit enim in odorem magne leticie et in grande
partieipium nostrorum gaudiorum^ dum inclytam Elizabeth
natarti quondam niagnifici et potentis Ottonis de Pyb'z palatini
Sandomiriensis, quam sincere dileccionis frequencia ipsius lau-
dabilibuB morum venustati generöse propagacionis stemma-
tibus et omatibus virtutum mirifice circumdatam specieque et
pulchritudine decoratam, meritis ezigentibus preelegistis in
reginam legitime matrimonio ^ lateri vestro associatam, ad noB
gratissima relacione pervenit; que nos in consolacionum vestra-
rum exultantibus animis consorcium nimirum evocavit et yestrom
regnique vestri commodum exinde resultare nobis in solidam
representavit. Sic est viri et uxoris divinitus commixta con-
dicio, quod uoa caro de duabus efficitur per sacramentum
matrimonii virtute verborum Dei^ humane quippe leges ab
externe sapieneie fontibus derivate ipsos conjuges individuam
vite consuetudinem obtinere representant ; qua de re una domas
commixta familia alterutrius reputatur, et idem privilegitun
auctoritasque unica designatur. Inter caetera namque de quibus
divina potencia vobis gratificari coumercio in eodem posset,
nullum vobis et regno vestro munus communi voto meliuB
nullumque vestris profectibiis efficacius arbitramur, quam do-
mino largiente ipsius conjugis vestre mutua fecunditate gre-
mium nove prolis fetu multiplicari spe future prosperitatis et
regni vestri Status et trauquillitas secundiori robore confirmari
dinoscitur, et exinde vestri dominii salus, hinc vita pacifica
crescat populorum. Hec profecto sunt affeccionis certissima
pignora principis ad subjectos^ que fidem et graciam preparavit
subditorum^ et quamquam interdum in foeminea preheminencia
regnorum jura regnanciumque solia non quiescant; grata tarnen
hec vestra consors debet esse in fecunditate futura cum mas-
culis, que velut tempestiua paranympha sequencium et archa
certissima masculorum et reginalis nova consorcio indubitatam
vobis domino faciente de futuris regibus copiam probabiliter
repromittit. Negocia vero sacri Constanciensis concilii coope*
rante spiritu sancto paraclito, qui illa aspirando prevenit eciam
adjuvando prosequetur, ad consolacioncm populi Christiani
^ Die Hochzeit fand am 1. Mai 1417 statt; der Brief Sigismunds dürfte
also etwa im Anfang des Juni geschrieben sein.
169
animanimqae salutero cottidie in melius reforniata disponuntur,
spenates in futnra proxima eleccione summi pontificis totum
gregem dominicnm in unam fidei graciam revocatum ad salu-
Wa dirigendum et expurgato veteris scissure fermento nove
reparacionis et antique felicitatis antidota resumpturum etc. etc.
ea (IV*.) ConBtanz, 29. Juni 1417.
Legitimacio (sc. filii ducis Mazovie).
SigismunduB etc. notificamus^ notutn facimus tenore pre-
senciam quibuB expedit universis ad perpetuam rei memoriani.
DigBam esse decrevimus et consentaneum racioni^ ut hi, quoB
iDterdam in legitimis actibus defectus natalium impedit, legi-
timacionis honore per principem reparentur et, si quando super
hia imperialis favor fidelium suorum supplicacione requiritur,
liberaliter largiatur. Hinc est, quod cum illustris princeps Se-
mouitUB dux Mazovie avunculus n oster et sacri imperii fidelis
dilectuB pro legitimacione Miklus filii sui, quem ipse dudum
solutus ex muliere soluta nobili se asserit genuisse, majestati
Boitre humiiiter et cum instancia debita fecerit supplicari, ut
ipsi MikluB super hujusmodi defectu natalium dispensacionis
et legitimacionis nostre graciam ex innata nobis clemencia dig-
naremur impendere et regio favore nostro ipsumque Miklus
legitimare et ad legitima jura reducere graciose, nos igitur
snpplicacionibus hujusmodi pro parte memorati ducis Semouiti
benignius inclinati de Romanorum regie plenitudine potestatis
ooBtre ac ex certa nostra sciencia ipsum Miklus, spurium esse
tcientes legitimamus graciose et ad omnia jura legitima resti-
toimoB, ut tanquam legitimus et de legitimo thoro natus in
bonis paternis et maternis, que feodalia non existunt, succedat
abeque tarnen legitimorum heredum prejudicio, quantum ad
socceasionem bonorum hujusmodi; dantes nihilominus et con-
oedentes eidem Miklus indulto Romano regio auctoritatem licen-
ciam habilitatem et potestatem, quod omnibus actibus publicis
et privatis officiis juribus honoribus et dignitatibus quibus-
CQBqae ex nunc in antea uti preesse et potiri valeat absque omni
inpedimento nee non ad quoslibet honores^ dignitates et officia
admitti ac omni statu et condicione gaudere debeat et possit,
qubuB legitimi et de legitimo thoro nati in judicio vel extra
160
utuntur et potiuntur et ad quos quas seu que de jure vel
consuetudine admittuntur^ eciamsi talia forent; de quibus in
presentibus expressam oporteret fieri mencionem aliqua lege
generali vel speciali in contrarium edita non obstante. Nolli
ergo hominum liceat^ hanc nostre legitimacionis habilitacioniB
dispensacionis ac gracie paginam infringere aut ei quovis ausu
temerario contraire. Si quis autem hoc attemptare presump-
serit nostram et imperii sacri indignacionem gravissimam tociens
quociens contrafecerit, eo facta se noverit incursurum. Presen-
cium sub nostre majestatis sigilli appendentis testinoiODio
litterarum. Datum Constancie anno doniini millesimo quadrin-
gentesimo decimo et septimo, penultimo die Junii regnorum
nostrorum anno Hungarie etc. XXXP. Romanorum vero VII™*.
61. (CX.) Constanz, 11. November 1417.
Annunciacio eleccionis summi pontificis regi Felonie.
Salutem et perf^cte felicitatis ecclesiastice integritatem !
Serenissime princeps frater noster charissime ! Cognovimus fidei
et virtutis vestre testimonia gloriosa et religionis catholice
honorem sie exultanter adaugere^ ut in vestris meritis ac lau-
dibus in propagacionc fidei orthodoxe unioneque sacrosancte
matris nostre Romane et universalis occlesie grata contem-
placione veluti presentes participes utrobiquo et cooperatorea
ministeriorum dei pariter computemur. Cupientes namque
fraternitatem vestram felicibus sacri Constanciensis generalis
concilii nostreque majestatis recrearo prcsagiis et successibus,
fraternitati vestre ad gaudium duximus intimandum^ quod ne-
gociis Omnibus hie pro voto dispositis et ad honorem ex-
ultacioncmquc ejiisdem matris nostre sacrosancte ecciesie ac
totius christianitatis salubriter ordinatis die lune octavo in-
stantis mensis Novcmbris reverondissimi in Christo patres et
domini domini sacrosancte Romane ecciesie cardinales sacruni
collegium facientes numero XXIII nee non de quinque nacioni-
bus singulis singuli sex electi concorditer et deputati ante solis
occasum in conclavim intravere juxta sacri concilii determina-
cionem pro clcccione supremi futuri pontificis in spiritu sancto
161
coDgregati deliberati editurique juxta traditam et impositam a
dicto sacro concilio eis formam a sanctis patribus institutam
salabriter opus tarn sanctum et divinum tractaturi et deter-
miDatori, nobis quippe presentibus ad beneplacitum sacri con-
cOii porte palacii conclavis eadem die de sero a foris clause
fbenmt, ut moris est, et serate. Exultemus profecto frater
cbarissime in dextera propiciacionis divine^ que sua omnipo-
tenti gracia prestitit^ ut hac ipsa die nobis via panderetur, per
quam ipso largiente populus christianus de tenebris pestiferi
Bcki&matis lustris octo fere jam peractis pernieiose tractatus et
lacessitus respiraret ad radium lucis et unitatis ecciesie sancte
dei, et pro graciarum accione non prout et quam debemus,
qoia non sufficiunt ad hec humana ingenia, sed quam humana
finit fragilitas, possetenus offerentes, ut pax Christi exultet in
cordibus nostris in quo vocati sumus in uno corpore, nam cum
ecciesia una sit et mens unica et individua concordia, quis
domesticus fidei in populi christiani laudibus tamquam in suis
propriis non gratuletur, aut que fraternitas non in communi
duisticolarum gaudio ubique letetur? Exprimi satis non potest,
qiianta ista exultatio fuerit et quanta leticia, cum de tantis
negocüs prospera et forcia comperimus evidenter christianitati
arridere et nove prolis fecund! täte ecciesiam militantem uberrime
genninare. Hortamur plane, quantum possumus, frater charis-
nme pro charitate mutua qua invicem coheremus, ut quia provi-
dencia divina instruimur et ejus misericordie consiliis salubriter
tdmonemur adventasse jam boni certaminis cursum et finem
agonie nostre, jejuniis vigiliis oracionibus et charitatis operibus
iüBiBtere cum omni plebe subjecta non desinamus, sed incum-
Urnns crebris et assiduis deprecacionibus ; hec sunt enim nobis
moenia celestia que stare et perseverare in bonis operibus
fortiter faciunt ; hec sunt munimenta spiritualia et tela celestia,
que protegunt ; memores nostri invicem simus, concordes atque
uumimes, vigilemus ergo, ut fructus utrobique domino largiente
▼06 ibi et nos hie multiplicati et coadunati virtuteque unita
Goncreti gregis dominici incrementa fructuosa operum proba-
cione indesinenter ostendamus, ne quid pereat, etsi captum forte
quid fuerit vocibus divinorum eloquiorum, ad gregem domini-
cum reducamus, ut ille qui pastor pastorum est, vigillasse nos
ciwa ovile suum suo dignetur miseracionis iudicio comprobare
et in propagacione sui nominis ejusmodi laborum mercedem
AkUt. Bd. LIX. I. Hälfte. 11
162
et fidei intemerate coronani immarcescibilem in patria et in
dilecta tabernacula sua virtutum ecclesie triumphantis post
hujus vie et vite decursum propicius introducat feliciter cum
ipso regnaturos sine fine^ Amen! Multiplicata vero et fraterne
nunc renovata exenia more solito pro parte vestre fraternitatis
CO placibiliora nobis provenere, quo temporis asperitatem
imminentis hyemalis naturali virtate calefactiva procul repellunt^
graciarum proinde vestre fraternitati exsolventes uberes acciones.
De aliis autem incumbentibus ambasciatores vestri vestram
fraternitatem lacius cerciorabunt. Datum Constancie unde-
cimo (?) die Novembris, regnorum nostrorum etc. etc.
62. (CXII.) Constanz (Spätherbst 1417).
Scribit regraciando regi Felonie de exenio misse. ^
Serenissime princeps et domine domine mi graciosissime!
Missam subam de immensa liberalitate vestra mihi capellano
vestro humili in tempore oportuno, ut me protegat in regione
isla humida et frigida a frigoris asperitate^ quid retribuam porro
in bonis non habeo, et graciarum accio non sufficit, dum vicis-
situdinem mee devocionis excedat, ipsam denique amictus et
indutus procul absunt a me gelide minantis et invadentis sevicie
hyemalis temporis tempestates, et dum legende tocies leccio
gloriosa mihi occurrit^ qualiter vestra serenitas dona in me
continuat, meam äuget devocionem^ ad queque serenitatis vestre
beneplacita et mandata talique augmento obligacionis habun-
dancius me licet insufficientem efficit debitorem. Sed quid
retribuam? Ecce in supplementum exiguum possibilitatis mee
obligacionem cum serviciorum et oracionum veniunt et concurrunt|
sed obligacionem talis facultas non extinguit (1)^ et quicquid potero
semper ad mandata vestra faciam equali sorte in ministerio
Serenissimi domini mei regis Romanorum et vestri individua
fraternitate vestre regio majestatis associati jugiter potiturus.
Datum Constancie etc.
1 Da auch in diesem Brief, wie am SchlUAs des vorhergehenden, von der
nahe bevorstehenden Winterkfilte die Rede ist, so ist er wohl jedenfalls
in den Spfttherbst 1417 zu setzen.
163
63. (CXni.) Constanz (1417).
Regraciatur de promocione sua cancellario ^ regis Polönie.
Reverende pater domiiie et amice precolende! Quantis
possum prosequor accionibus graciarum sinceros et utiles beni-
Yolencie et charitatis affectus quos vestra bonitate liberalitatis
extendistis et nunc licet immerito apud serenissimam regiam
majestatem Polonie dominum utrobique potentem et gloriosum
realiter ostendistis; sane quantum ex bis vobis et vestris debi-
torom obligacionibus adstringar, non ignoro et satis probat
beneficiorum et donativorum missorum liberalitas et evidencia
perceptorum. Fiducialiter igitur a me tali vestro debitore po-
testis exigere^ quicquid potest, cum eciam ultra possibilitatis
affectus obsequiose ultroneus exhibeat terminus voluntatis.
Scripta Constancie etc.
64. (CXVn.) , Constanz (December 1417).
Regi Polonie a papa Martine V**.^
Martinus etc. carissimo in Christo iilio Wladislao regi
Polonie illustri salutem etc. Magnam cordi nostro charissime
fili tuorum qui nobiscum degunt oratorum novitates gratissime
noper accumularunt in domino leticiam, dum sponsa Christi
Baneta mater ecclesia nobis licet immeritis divino pridie copu-
Ittft presidio, schismatis horridi sepulsa caligine, extinctoque
sterilitatis inveterato opprobrio, admirabili novoque quodam
filiomm adopcionis germine ad instar vitis fructifere fecundare
non desinity dum Samogiticus scilicet populus qui ambulabat in
tenebris tuis accuratis vigiliis in viam pacis et fidei dirigitur
et lomen conspicit infallibilis veritatis. Audito itaque venera-
bilium fratrum nostrorum Jo(hannis) archiepiscopi Leopoliensis
et Petri Wilnensis cpiscopi circa conversionem babtismataque
' Alb«rt Jastrzfbiec, Bischof von Krakau.
' Mehrere Wendtmg^en zeigen, dass dieser Brief ganz kurz nach der Wahl
ICartinf — also etwa im December 1417 erlassen worden ist. Später
war die Stimmung Martins den Polen nicht mehr so gUnstig.
11*
164
populi tarn insignis fideli sollicitudine qua tamquam utiles
operarii in messem multam pridem a sacrosancta generali Con-
stanciensi synodo juxta tui postulacionem destinati manipulos
uberes fidei orthodoxe viminibus colligentes in horreum patris
familias nostri videlicet redemptoris copiose conduxerunt con-
ducereque reliquias ipsius gentis indefesse satagunt et laboranty
ad grates non quas debuimus, sed quas potuimus omnipotencie
salvatoris pro tantis miseracionibus ex intimis cordis nostri
consurreximus non cessantes orare suam ineffabilem clemen-
ciam, quatenuB qui bonum opus per te feliciter coepit, ipse
periiciat teque, qui sub potenti manu sua armis indutus justicie
Bcutoque veritatis ac fidei circumdatus non segniter militas,
exaltet in ecclesia beatorum. Nosque preterea se tuis saluta-
ribus votis in domino conforinantes ecclesiis ac locis piis, que
jam^ ut credimus, pro cultu divino erigi ac plantari in medio
neophytorum hujusmodi procurasti, de incorruptibili thesauro
ecclesie dona spiritualia prestante altissimo largiter effundimus,
devocionem tuam in domino nihilominus obsecrantes, quatenus
juxta tuarum literarum contineuciam^ que paulo ante nostram
ad apicem apostolatus assumpcionem super reducendis schis-
maticis tue potestati subjectis predicto sacro concilio fuerunt
exhibite, magis ac magis et quantum tibi a patre luminum
prestabitur^ prefatos schismaticos et alios infideles ad sinum
sancte matris ecclesie^ a quo tantis aberrarunt temporibus^ media
debitis reducere ac benigniter inducere ac reduci committas,
quos contemplacione fidei confovebimus in visceribus charitatis,
et si quid circa ipsorum reduccionem difficultatis quoquomodo
emergeret, de plenitudine potestatis apostolice prava indirecta
et aspera in vias planas divina nobis sufi^ragante clemencia
faciemus. Datum Constancie etc.
65. (CXVIII.) Constanz (December 1417).
Ad regem Polonie in forma consiroili a rege Romanorum.
Serenissimo principi Wladislao dei gracia regi Polonie etc.
fratri nostro cbarissimo Sigismundus eadem gracia etc. salu-
tem etc. Qui post terrenam potestatem serenissime princeps
frater uoster charissiine coelestis regni gloriam cupit acquirere
165
ad &ciendum lucrum suo creatori debet enixius laborare, ut
adeaqne desiderat, operacionis sue gradibus possit ascendere;
tknt TOB in gloria conversionis gentis Samogitice per reveren-
donnn in Christo patrum Johannis archiepiscopi Leopoliensis
et Petri Wilnenais episcopi mediantibus salutaribus ioduccioni-
bns et exhortacionibus fecisse gaudemus. Festive siquidem
jucunditatis gaudia cum coelestibus civibus super peccatoris
conversione letantibus celebrare debent summo opere omnes
Christi charaetere insigniti, cum vident operante gracia salva-
toris vestraque gloriosa cooperacione nostris temporibus gen-
tilitatis reliquias ad fidem Christi converti, oleastri ramos inseri
di?e fecunde, vasa terre vasa fieri gracie ac habitaculum spiri-
twtm immuudorum fieri spiritus sancti templum. Nam ecce
miserator et misericors dominus qui vocat ea que non sunt,
tuiqoam ea que sunt, gentem ipsam Samogiticam vocando ad
graciam charismatum donorum, que diu sub ignorancie tenebris
tmbalando Dei omnipotentis noticiam non habebant, nuper sue
gracie lumine illustrati, ut suo deinceps creatori reverenciam
exhibeant et honorem salubriter et devote, sicut damnose pre-
Btabant nsquequaque creature, et redemptorem nostrum Jesum
Christum cuitu diligant precipuo et venerentur. Ipse namque
qni est sapiencia Dei patris per quedam sui magisterii occulta
aig-omenta illas gentes Samogiticas pene omnes ad fidem ka-
diolicam traxit et corda eorum postmodum etema visitacione
iOuminans unda sacri babtismatis regeneravit, vosque de salute
eonindam solliciti, ut in fide katholica erudirentur, cathedralem
et alias ecclesias, in quibus rectores providos ad dandam
icienciam salutis plebi, prout epistolarum pagine testabantur,
depntastis: unde et sicut nobis sie et coeteris katholicis potis-
nmiun principibus et magnatibus magna leticia facta est, ita
qnod de perfecta operacione vestra eciam angelis fiat gaudium
in coelis, ut et hie feliciter regnetis et vivatis et post longa
annonun tempora future quoque gaudia vite, que finem habere
nescinnt, capiatis et glorie vestrum cor ad operanda que dixi-
mns, gracie sue flagrancius igne succendat et eterne mercedis
frnctam de placita sibi operacione concedat. Qualis frater
diarissime erga cunctos orthodoxe fidei cultores gloria vestra
ezeitat, quantaque illis solacia vel qualem charitatem de vestris
stadiis cordibus credencium nata leticia prestiterit, et omni-
potentem deum benediximus, qui conversionem gentis predicte
166
merccdi vestrc dignatus est propicius reservare, et quoniam
Deo volente aptum nunc tempus est, agite, ut divina gracia
cooperante cum augmento possitis, quod restat, in eadem. et
qualibet gente alia a via recta catholica devianti et infidelitatis
errore laboranti reducere, ut et magnum omnipotenti Deo devo-
cionis vestre studio sacrificium afferatis et ea que de vobis
narrata sunt, et crescant et vera esse modis Omnibus conspi-
ciantur. Servata quippe veritate historie quid est aliud, quod
diluvii tempore humanum geuus extra archam moritur ad vitam
vero in archa servatur; nisi hoc quod aperte cemimus, quia
infideles quosque extra ecclesiam peccati sui unda perimit et
fidel es suos in fide atque charitate sancte ecclesie unitos quasi
archicompago custodit. Propter hoc edepol frater charissiine
omnipotens Dens bonos quosque ad populorum regimina per-
ducit, ut per eos omnibus, qiübus relata fuerint dona sue pietatisj
impendat, quod vestro ministerio in Samogitica gente factun
cognouimus, cui vestra gloria idcirco est preposita, ut per bonii
que vobis concessa sunt, eciam subjecte vobis gentis supems
beneficia preparentur. Et ideo gloriose frater eam quam acce-
pistis divinitus graciam, soUicita mente custodite, christianain
fidem in populis vobis subditis extendere festinate, zelum
rectitudinis vesjre in eorum conversione multiplicate, idoloruii]
cultus avertite, fanorum edificia evertite, subditorum mores in
magna vite mundicia per bonos predicatores evangelizantee
bona exhortando arguendo, corrigendo et boni operis exempla
ministrando edificate, ut illum retributorem inveniatis in coelc
cujus nomen atque cognicionem dilataveritis in terra. Ipse
enim vestre glorie nomen eciam posteris gloriosius reddit,
cujus vos honorem queritis et reservatis in gentibus; sie enim
Constantinus quondam piissimus imperator Romanorum rem-
publicam a perversis idolorum cultoribus revocans omnipotenti
Deo domino nostro Jesu Christo secum subdidit seque cum
subjectis populis tota ad cum mente convertit in ecclesiarum-
que fundacionibus et dotacionibus solam liberalitatis et muni-
ficencie sue immensitatem posuit, unde factum est, ut anti-
quorum principum nomen suis ille vir laudibus vinceret, e\
tanto in opinione predecessores suos transcenderet quanto et ix
bono opere superaret. Et nunc itaque gloria vestra cognicionea
unius Dei patris et filii et spiritus sancti regibus ac populit
annunciat, ut et antiquos regni vestri reges laudibus ac meritis
167
tnudBeatiSy et qaanto in subjectis vestris eciam aliena peccata
deterseritis, tanto eciam ante omnipoteDtis Dei terribile examen
secoriuB de talentis vobis traditis valeatis bonam reddere
ncionem. Datum Constancie etc.
H. Anhang.
Aus dem Haupttheil der Handschrift fügen wir noch zwei
Urkunden bei, die eine von Karl IV. (Nr. XCIV [66]) und die
andere von dem Infanten Peter von Portugal (Nr. XXV [67]). —
Der Werth des von Karl IV. dem Ketzerinquisitor Walther
Krelinger ertheilten Privilegs liegt besonders in der bestimmten
Skizzirung der wirthschaftlichen Irrlehren der Begharden,
welche den Hass wider sie jedenfalls besser begründen, als
ihre rituellen und dogmatischen Abweichungen. Qedruckt ist
diese Urkunde wohl noch nicht, auch wenn sie mit der von
Scham im Stadtarchiv zu Erfurt gefundenen Abschrift (Boehmer-
Huber Regesta Nr. 4761) identisch sein sollte, was nach dem
a. a. 0. mitgetheilten Auszüge gar nicht zu vermuthen ist,
obwohl sie von demselben Tage datirt. Dort heisst es: Karl
ernennt den Walter Krelinger zum Inquisitionsrichter gegen
die Begharden und ertheilt ihm beim Mangel geeigneter Notare
and ProtocollfUhrer Vollmacht, solche im Namen des Kaisers
ra ernennen und zu beeidigen. Davon ist in unserer Urkunde
keine Rede. Wohl aber kann diese letztere, die augenscheinlich
nnd natürlicher Weise dieselben Zeugen hat, einen schon von
Haber angemerkten Irrthum der Erfurter Urkunde (Abschr.) er-
lintem, insofern dort Boczko v. Wilharticz als Hofmeister aufge-
fthrt wird, obwohl er Hofmarschall war. Unsere Urkunde zeigt,
daaa in der Erfurter Abschrift eine Zeile ausgefallen ist; es
mnaa heissen: Bohuslaus de Wilharticz imperialis curie nostre
mareschallus, Andreas de Duba imperialis camere nostre ma-
gister. — Eben so wenig aber kann unsere Urkunde hier mit
der von Herquet im Stadtarchiv zu Mühlhausen gefundenen
Originalurkunde übereinstimmen (Boehmer-Huber Nr. 4756),
da neben dem Inhalt das Datum abweichend ist. Auf die
Kfthlhausener Urkunde aber vom 9. Juni 1369 scheint unsere
mit den Worten: quocirca dudum literas Cesaree majestatis
hinaudeuten. — In das Jahr 1417 aber versetzt uns wieder
168
das zweite dem Hauptthoil der Handschrift entnommene
Notariatsinstrument (Nr. XXV [67]), das den Hausgouverneur
des Infanten Peter von Portugal, Don Alvarez Consalvi, be-
vollmächtigt, für den Prinzen eine Braut zu suchen und ein
Verlöbniss mit ihr abzuschliessen. Don Alvarez Consalvi
gehörte zu der nach Constanz abgeschickten Gesandtschaft,
und der ihm in dem Notariatsinstrument ertheilte Auftrag
scheint eine 'Nebenaufgabe gewesen zu sein, die der König
Johann von Portugal ihm gestellt hatte. Vermuthlich hatte
Consalvi Veranlassung dieses Instrument in der Kanzlei Sigis-
munds vorzulegen, und so mag es in das Copialbuch ge-
kommen sein.
66. (XCIV.) Luca, 17. Juni 1369.
Kaiser Karl IV. gestattet dem Ketzerrichter Walther Krelinger
die Häuser der Begharden und Beginen zu confisciren und
bestimmten Zwecken zu widmen.
In nomine sancte et individue trinitatis feliciter Amen.
Karolus quartus divina favente clemencia Romanorum imperator
semper augustus et Bohemie rex, ad perpetuam rei memoriam.
Pre cunctis mentis nostre desiderabilibus tota mente optantes
fidei incrementa ad eam a malignorum et perversorum hereti-
corum nee non fautorum defensatorum et receptatorum ipsorum
dolosis insidiis et fraudulentis fallaciis quibus vineam domini
Sabbaoth nequiter satagunt demoliri, eo animosius aspiramus,
quo in animarum stragem hujusmodi pestilentes perniciosius
agere dinoscuntur. Quocirca dominus noster summus pontifex
dominus Urbanus papa quintus honorabilibus et religiosis fra-
tribus Walthero Kerlingen (sie!) ordinis predicatorum magistro
in theologia capellano nostro commensali familiari devoto dilecto
nee non Ludovico de Caligia et aliis duobus fratribus per
dictum Waltherum nominandis ejusdem ordinis officium inqui-
sicionis heretice pravitatis in partibus Alamanie auctoritate
sedis apostolice ad destinanda quorumlibet hereticorum iniqua
molimina dudum recommisit et specialiter ad destruendas et
eliminandas sectas illorum hereticorum, qui Begardi et Begine
vocantur, que secte nimis dispendiose et periculose in caulis
169
fideliam dinoscuntur eo, quod ' majorem paupertatem simul votis
vovent seu profitentur, quod nihil habere velint nee debeant
ra proprio nee communi quam eciam vestibus vilibuB mentita
ribi iniquitate exterius pretendunt, interius autem ut vulpecule
Tineam domini Sabbaoth satagunt demoliri. Cum tarnen eedem
secte dudum per ecclesiam damnate dinoscantur et talis pau-
pertas hereticalis sit judicata^ quocirca dudum literas cesaree
majestatis predictis magistris Walthero et Ludovico ac aliis
inquisitoribus cum certis penis super extirpacione earundem
sectarum ad universos nobis et sacro Romano imperio subditos
directas majestatem cesaream dedisse recolimus et efficacius
emiflisse, sie quod opitulante domino Deo ac domino nostro
sQinmo pontifice mandante et seriosius precipiente dictorumque
inqnisitorum magistri Waltheri et Ludovici ministerio mediante
de certis partibus ut lete audivimus videlicet de proyinciis Magde-
bni^nsi et Bremensi terris Turingie Saxonie et Hassie et aliis
certis partibus Alamanie predicte secte maledicte Begardorum
et Beningarum (sie!) penitus sunt destructe, quod ubique terra-
rom fieri affectamus, super quo man data nostra imperialis
majestatis dirigimus penis plena, et ne domus conventicula,
qua et que dicti Begardi et Begine que tam sacrilegam pau-
pertatem videlicet: nihil habere in proprio vel communi et
Imnc esse statum in mundo perfectissimum asserentes credentes
Qt per plures annos et tempora tenentes vovere dinoscuntur et
▼o?ent continue^ prout ad nostre serenitatis noticiam veridice
eit deductum, inhabitaverunt simul diucius in periculum ani-
manun suarum commorantes, et ne in futurum per quemlibet vel
quoslibet; qui vel que Begardi vel Begine hujusmodi fuerunt —
in processu temporis minimis neglectis probabantur in majora, ut
n duabus personis vel tribus hujusmodi simul commorantibus
conventicula redirent et fieret error posterior pejor priore, hoc
presenti Statute et edicto ex nostra certa sciencia non ex errore,
Md de principum nostrorum consilio deliberato statuimus ordi-
Bunas et sancimus, cum officium inquisicionis in partibus Ala-
numie nuUam domum domicilium turrim forciam pro custodia
' Im Cod. folgt hier exterius pretendunt interius autem ut vulpecule
▼ineaiD domini Sabbaoth satagunt demoliri, also der am Schlnss des
Satzes noch einmal vorkommende Passus. Offenbar ein Versehen des
Abschreibers.
170
et captivitate suspectorum de heresi examinaDdorum in fide
nee non pro inmurandis perpetuis temporibus vel ad tempas,
ut juris est, qaibusdam hereticis qui ad gremium ecclesie abju-
rata heresi redierint vel redierunt, propter quod multi hereiici
in animarum suarum et aliorum fidelium grave periculum per-
manent impuniti et semen in alios emittent venenosom, qnare
omnes domos et conventicula in quibus hujusmodi B^;ardi
habitaverunt seu adhuc inhabitare dinoseuntur in aliquibuB lociB
officio inquisicionis pro nsu predicto ibidem carceribuB firmis
faciendis imperial! majestate damus applicamus libere et assigna-
mus ; domos autem seu conventieula Beginarum in quibus pro-
hibile commorabantur vel adhuc commorantur, vendi precipimoa
et precium taliter decernimus instar Romanorum pontificum et
divorum imperatorum predecessorum nostrorum dividendcmiy
quod una tercia pars hujusmodi precii, cum in pluribus tales
domus et bona per quosdam bonos homines simplices pia inten-
cione comparata sint, per modum elemosinarum, volumus, ut
hujusmodi tercia pars precii per inquisicionem adjunctis sibi
duobus discretis viris clare fame zelatoribus fidei, uno clerico
et alio laico, qui Deum habentes pro oculis, in pios usus vide-
licet elemosinas pauperum; reformaciones xenodochiorum, seu ad
cultum divinum vel eisdem personis, si que sint miserabiles et
ab errore suo sunt converse, aut sustentacionem aliorum qui
heresim abjurando et immuratorum si aliunde non habent, unde
sustententur, convertatur; super quo inquisitorum et aliorum
consciencias oneramus. Altera vero tercia pars inquisitori iliius
loci auctoritate apostolica instituto seu suo vicario vel insti-
tuendo auctoritate predicta aut certo nuncio debet integraliter
sine omni excusacione vel contradiccione presentari in usus
utilitates et necessitates ejus pro suo libito convertenda, atten-
dentes quod sanctum officium inquisicionis absque laboribus et
expensis ac sumptibus nequit exerceri et ob hoc ipsis inquiai-
toribus in premissis volentes temporali subsidio subvenire, ne
tam pium laborem propter necessariorum defectum oporteat
intermitti. Residuam vero terciam partem predicti precii et
valoris profeccionibus murorum civitatis vel oppidi, castri vel
ville ac reparacionibus viarum publicarum ubi predicte domus
existunt, applicamus, utpote qui reipublice occulte et fraudu-
lenter nocebant per terciam partem precii domorum et rerum
quas suis usibus applicabant imo mendaciter sibi vendicabant;
171
oonc procedentibus temporibus deinde respublica augeatur. Ne
aatem circa bona possessiones domos seu conventicula et res
quas in usu habebant vel habent hujusmodi Begardi et Begine,
(raus fieri possit talis provisionis, in hoc duximus remedium
ordinandum^ quod duo antiquiores magistri consulum qui actu
sunt vel erunt pro tempore una cum sculteto vel judice civi-
tatis oppidi castri seu villc; si sint, vel duo alii viri approbati
dare fame babentes Deum pre oculis in locis, ubi magistri
consulum non sunt, vel alter eorum quos Inquisitor de consilio
discretorum et fidei zelatorum nominabit illius loci in quo hujus-
modi domus conventicula vel res existunt^ una cum certo nuncio
inqaisitoris sab testimonio trium aliorum virorum fide dignorum
de premissis domibus se intromittant^ auctoritate nostra imperiali
hoc ipsis imponimus et mandamus gracie nostre et Romani
imperii sub obtentu; et quantocius commode poterimt, vendant
hujasmodi bona et tradant distribuant assignent modo quo
raperitts per nos est ordinatum; et hoc continue infra unum
mensem postquam nostri edicti et statu ti presentis tenor ibidem
fiierit intimatus. De domibus autem seu conventiculis locorum
in qaibus adhuc Begardi seu Begine hujusmodi commorantur
post expulsionem seu amocionem ipsorum ac ipsarum infra
trea dies immediate sequentes eodem modo decernimus agen-
duD et procedendum, prout superius de aliis domibus conven-
ticalis et rebus Begardorum et Beginarum per nostram cesa-
ream majestatem est sancitum definitum et preordinatum. Nulli
ergo onmino hominum liceat hanc nostre constitucionis edicti
definicionis et applicacionis paginam infringere seu ei quovis
ama temerario quomodolibet contraire; si quis autem harum
coDstitucionum et edicti definicionibus et applicaclonibus quovis
modo contrarium attentare presumpserit; indignacionem nostram
gravissimam et penam C marcarum auri purissimi tocies quo-
cies contra factum fuerit, se noverit irremissibiliter incursurum,
quarom medietatem imperiali nostro fisco seu erario^ reliquam
▼ero partem ipsi inquisitori pro loco usibus decernimus appli-
cari. Si vero, quod absit, aliquis vel aliqui conjunctim vel
divisim cujuscunque condicionis status vel preheminencie ex-
titerint, ausu temerario predictis nostris statutis definicionibus
fit applicaclonibus ac edicto contravenirent seu quovis modo
ip«08 inquisitores vel inquisitorem molestarent impedirent seu
turbarent seu eorum officiales aut dicte constitucionis nostre
172
execucionem directe vel indirecte occulte vel manifeste per se
vel per alium seu alios impedirent quovis modo, talem seu
tales elapso trium mensium termino exnunc prout extunc et
extune prout exnunc preter penam predictam omnia bona ipsius
vel ipsorum imperiali fisco applicamus ac ipsum et ipsos Omni-
bus graeiis privilegiis libertatibus immunitatibus dignitatibus
honoribus cesarea majestatc privamus et spoliamus ac privates
denunciamus ipso facto. Signum ^ serenissimi principis et do-
mini domini Karoli quarti Romanorum imperatoris et invictis-
simi et gloriosissimi Bohemie regis. Testes hujus rei sunt,
reverendissimus in Christo pater dominus Guido Portuensis
episcopus sancte Romane ecciesie cardinalis pro majestate
nostra cesarea in partibus Italic locumtenens et generalis vica-
rius; venerabiles Johannes Olomucensis imperialis aule nostre
cancellariuS; Wilhelmus Lucanensis et Johannes Spoletane eccle-
siarum episcopi; illustres Rupertus Lignicensis et Henricus
Lituanie duces; Johannes dictus Sobeslaus Moravie marchioi
Mattheus de Briberro comes, nobiles Petrus de Wartemberg
imperialis curie nostre magister, Bohuslaus de Wilharticz impe-
rialis curle nostre mareschallus, Andreas de Duba imperialis
camere nostre magister, Bemhardus et Jaroslaus fratres bur-
gravii de Donin, ^ nee non alii quamplures nostri et sacri
imperii nobiles et fideles. Presencium sub imperialis nostre
majestatis sigilli testimonio literarum. Datum in civitate nostra
Lucana anno domini millesimo trecentesimo sexagesimo nono,
indiccione septima, XV Kalendas Julii, regnorum nostrorum
anno XXIII® imperii vero XV^
Per dominum imperatorem
Hermannus thesaurarius.
^ Die Sig^atnrsiglen sind in der Handschrift am Rande sorgsam nachg^
zeichnet. Ich lasse sie weg, weil nicht alle in den üblichen Drucktypen
zu haben wären.
2 Dorim? im Cod.
173
67. (XXV). Arrayoli, 8. Januar 1417.
Der Infant von Portugal, Herzog Peter von Coimbria, gibt dem
Don Alvarez Consalvi Vollmacht für ihn ein Ehebündniss mit
der Tochter irgend eines Fürsten abzuschliessen.
In nomine domini Amen. Anno Cesaris secundum regno-
nim Portugallie et Algarbii cursum MCCCCLIV** videlicet a
oativitate domini MCCCCXVIP die vero octava mensis Januarii
in mei notarii publici et testium infra scriptorum ad hoc voca-
tonim specialiter et rogatorum presencia personaliter constitutus
üinstris et excellens dominus dominus infans Petrus Conimbrie
dax Serenissimi et incliti principis et domini domini Johannis
dei gracia predictorum regnorum Portugallie et Algarbii regis
filius confisus de legalitate et prudencia magnifici militis domini
Alvari Consalvi de Atayde domus sue gubernatoris omnibus
melioribus modo via forma et jure, quibus melius validius et
efficacius potuit et debuit, fecit constituit creavit et solempniter
ordinavit eundem dominum Alvarum suum verum certum legiti-
mom sufficientem et indubitatum procuratorem actorem facto rem
et negociorum suorum gestorem et nuncium specialem absentem
tanquam presentem dans et concedens sibi plenam et liberam
potestatem et mandatum speciale, quod pro ipso et nomine
sno contrahat et contrahere possit et debeat sponsalia per
verba de futuro et matrimonium per verba legitime de pre-
senti cum quacunque illustri et inclyta muliere filia cujus-
conque Serenissimi regis principis aut ducis, quam eligere
possit juxta ipsius domini infantis Status condecenclam , nee
non cum eadem muliere, cum qua sie suo nomine contraxerit,
sea cum quacunque persona ab ea deputata seu deputanda
pretextu sponsalium et matrimonii predictorum seu alterius eorum
inire tractare firmare disponere ordinäre quascunque condiciones
pacciones juramenta stipulaciones fidejussiones novaciones dele-
gaciones obligaciones firmitates promissiones permutaciones
Gambia transacciones compromissiones soluciones donaciones
quittaciones et quecunque alia contractuum genera seu que
quocunque seu quibuscunque nomine seu nominibus nuncu-
pentur, ac in premissis et premissorum quolibet quecunque
pacta et condiciones ponere tarn respectu dotis coostituende
quam restituende quam donacionis propter nupcias seu eciam
174
arrarum peüarum bonorum parafernalium quam eciam aliorum
quorumcunque, et ad petendum et conficiendum quascanque
scripturas tam publicas quam privatas in premissis et premis-
sorum quolibet necessarias et opportunas ad robur et certitu-
dinem premissorum^ et generaliter ad omnia alia et singula
faciendum dicendum procuraudum ineundum tractandum fir-
mandum disponendum ordinandum promovendum concordandum
obligandum et ypothecandum circa sponsalia et matrimonium
ac omnia alia et singula suprascripta et ab eis et eorum aliquo
descendencia et dependencia, que bonus verus legitimusque et
sufficiens procurator et nuncius specialis ad similia constitutus
faceret diceret procuraret iniret tractaret concordaret firmaret
disponeret ordinaret obligaret et ypothecaret, et que ipse do-
minus infans constituens facere dicere procurare inire tractare
concordare firmare disponere ordinäre obligare et ypothecare
posset; si in premissis et premissorum quolibet preseüs per-
sonaliter interfuisset; eciamsi mandatum magis exigant speciale
quam hie est expressum, et ad jurandum in animam predicti
domini constituentis quodcunque licitum juramentum ad pre-
missa necessarium et opportunum^ promittens mihi infrascripto
notario stipulanti vice et nomine omnium et singulorum quorum
interest aut interesse poterit quomodolibet in futurum, se ratum
gratum firmum et stabile perpetuo habiturum, quicquid per
eundem dominum Alvarum procuratorem suum in premissis et
premissorum quolibet actum gestum dictum tractatum procu-
ratum ordinatum obligatum concordatum et firmatum fuerit, et
non contravenire de facto vel de jure sub ypotheca et obliga-
cione omnium bonorum suorum presencium et futurorum, que
ad observacionem premissorum expresse et specialiter obligavit
et ypothecavit, renunciando omnibus excepcionibus tam juris
quam facti doli mali et aliis quibuscunque, eciamsi de eis aut
earum aliqua requiratur mencio specialis seu revocacio singu-
laris et expressa, quam et quas in enervacionem presentis man-
dati noluit habere locum. Acta fuerunt hec in suburbio de
ArrayoUis oppidi Elborensis diocesis in camera pallatii in quo
memoratus dominus rex ad presens moram trahit^ die mense
et anno quibus supra, presentibus ibidem illustribus et excel-
lentibus dominis dominis Eduarde primogenito et Heinrico duce
de Visco et domino de Comliana ac Johanne infantibus ejus-
dem domini regis Portugalie filiis, ac honorabili et egregio
175
▼iro domino Martino de Sensu legum doctore consiliario suo
teatibuB ad premissa vocatis speeialiter et rogatis.
£t ego Anthonius Martini canonicus Ulixbonensis
prefati domini regia Portugalie et Algarbie secretarius
ipsiusque regia auctoritate publicus notariuB, .quia pre-
missis Omnibus et singulis una cum prenominatis testibus
presens interfui eaque per memoratum dominum Petrum
infantem sie fieri vidi et audivi, ideoque hoc presens
publicum instrumentum manu propria scriptum signoque
et nomine meis solitis et consuetis signatum confeci publl-
cavi et in hanc publicam formam redegi rogatus et re-
quisitus in fidem et testimonium omnium singulorumque
premissorum.
DAS
MINISTERIALENGESCHLECHT
VON
WILDONIE.
VON
D«- KARL FERDINAND KÜMMER,
PB0FB8B0R AU K. K. 8TAAT80TMMA8IUM IM IX. BEZIRK IN WIBM.
ikiekiT. Bd. UX. I. Hilft«. 12
VORWORT.
Uie Ministerialen von Wildonie beanspruchen ein
doppeltes Interesse: ein literarhistorisches^ denn einer ihrer
Angehörigen, Herrand II. von Wildonie, war ein deutscher
Dichter, von dem sich vier mittelhochdeutsche Erzählungen und
einige Liederstrophen erhalten haben; dann aber auch ein
historisches, denn die Wildonier spielen in der Geschichte
der Steiermark eine w^ichtige Rolle, namentlich zur Zeit des
Interregnums und der Begründung der habsburgischen Herr-
schaft, deren Förderer und zeitweilige Gegner sie gewesen.
Um des erwähnten Dichters willen haben F. H. von der
Hagen, J. Bergmann imd K. Weinhold die Genealogie dieses
Geschlechtes theilweise festzustellen gesucht. Auch die ver-
übende Arbeit hat ihren Ausgangspunkt von dem steierischen
Poeten des dreizehnten Jahrhunderts genommen. Für die dem-
nächst erscheinende neue Ausgabe der poetischen Erzäh-
lungen des Herrand von Wildonie, welche an die Stelle
der ziemlich selten gewordenen J. Bergmanns treten soll, schien
es mir nothwendig, die Geschichte des Geschlechtes mit Zuhilfe-
nahme aller zugänglichen Quellen zu erforschen. Dank dem
reichlichen Zuflüsse derselben erweiterte sich die Vorarbeit zu
einer selbständigen Darstellung ähnlicher Art wie Weinholds
^Minnesinger von Stadeck und sein Geschlecht' in den Sitzungs-
berichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, phil.-
hist. Classe, Bd. XXXV, S. 152—186.
Dem k. k. Haus-, Hof- und Staats-Archive zu Wien,
sowie dem Landes-Archive zu Graz verdanke ich zahlreiche
wichtige Urkunden. Ausserdem haben mich der Vorstand des
12*
180
letzteren, Herr Professor J. von Zahn, durch freundliche
Ueberlassung der Aushängebogen des zweiten Bandes des steier-
märkischen Urkundenbuches, Herr M. Felicetti Edler von
Liebenfels, k. k. Hauptmann i. R. in Graz, durch einen
stattlichen Fascikel Regesten und zahlreiche Urkundencopien,
sowie mein verehrter Freund, Herr Professor Dr. A, Luschin
Ritter von Ebengreuth in Graz, durch Rath und Thai
wirksam unterstützt. Ihnen allen sowie den genannten Archiven
spreche ich hiemit meinen aufrichtigsten Dank aus.
Wien, am 5. März 1879.
K. F. Kummer.
Ausser den in den Anmerkungen mit dem vollen Titel citirten Büchern
wurden folgende Abkürzungen für benützte Hilfsmittel gebraucht:
A. f. d. A Anzeiger für deutsches Alterthum etc., Beilage der Zeitschr.
f. deutsches Alterthum.
Ank.f Reg v. Ankershofe n's Regesten zur Geschichte Kämthens im
Archiv f. Kunde österr. Geschichtsquellen, Bd. 1 u. ff.
Beck- W.,C.-Comm. Beck - W idmanstetter, die Siegel der Wildonier, in Mit-
theilungen der Central-Commission zur Erforschung und
Erhaltung der Haudenkmale, 1872, S. CGXI— CGXVI.
Beck-W., Mitth. . Beck-Widmanstetter, Ulrich's V.Liechtenstein Grab auf
der Franenburg, in Mitth. d. histor. Vereines f. Steiermark,
Bd. 19 (1871), S. 199—226.
Berg^ , Anz.-Bl. . J. Bergmann, des steiermärkischen Herrn und Sfiogen
Herant von Wildon vier poetische Erzählungen aus der
Mitte des dreyzehnteu Jahrhunderts, im Anzeigeblatt für
Wissenschaft und Kunst, Beilage der Wiener Jahrbücher
der Literatur, Bd. 95 u. 96 (1841), 8. 1—32 u. 33—61.
Boehm«, Reg. . . . J. F. Boehmer, Regesta imperü inde ab anno 1246 usqiie
ad annum 1313. Stuttg., 1844, mit den beiden Addidamentis
V. 1849 u. 1867.
Gaes. Ann. Stir. . Julius AquiUnus Gaesar, Annales sacri dncatus Stiriae,
3 Bde, Graez u. Wien, 1768—1777.
G. a. fr Zahn, Godex Austriaco-Frisingensis in Fontes rer. auatr.
II. Abth., Bd. 31, 35, 36.
D. St. (Pusch u. Froehlich) Diplomataria sacra ducatus Stiriae,
2 Bde, Viennae 1756—1757.
181
F«Ly Bettr. .... Felicetti ▼. Liebenfels, Steiermark vom achten bis
zwölften Jahrhundert, in Beiträge e. Kunde Steiermark.
G«8chicht8quellen, 9. Hft., S. 3—60; 10. Hft., S. 24—129.
F. R. A. H. . . . . Fontes rerum austriacarum, II. Abth., Diplomata et Acta.
Wien, 1855, ff.
Frifeae, Kiienr. . . £. Friess, die Herren yon Kuenring. Wien, 1874.
Goetli, Mitth. . . . Goeth, Urkunden - Regesten z. Gesch. d. Steiermark von
1262—1580, in MHth. d. histor. Vereines f. Steiermark,
BL 5 n. ff.
HMS F. H. V. d. Hagen, Minnesinger, 4 Bde. Leipzig, 1838.
H.-H.-St.-A Urkunden des k. k. geheimen Haus- , Hof- und Staats-
Archivs zu Wien.
Jo. Arch Ungedruckte Urkunden des steiermHrkischen Landesarchivs
(früher ,Joanneum8-Archiv*) zu Graz.
Krön., Mitth. . . , Krön es, die Herrschaft K. Otakars U. v. Böhmen in Steier-
mark etc., in Mitth. d. histor. Vereines f. Steiermark, 22. Hft.
(1874).
Krön., Oe. G. . . . Krön es, Handbuch der Greschichte Oesterreichs, Berlin,
1876 fL Bd. 1 u. 2.
Liehn., Habsb. . . Fürst v. Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habs-
burg, Wien, 1836. Bd. 1 u. 2.
Lor., D. G O. Lorenz, Deutsche Geschichte im dreizehnten und vier-
zehnten Jahrhundert. Wien, 1863—1867, 2 Bde.
Lor., G.-Q. L . . . O. Lorenz, Deutschlands Geschichtsquollen im Mittelalter,
von der Mitte des dreizehnten bis Ende des vierzehnten
Jahrhunderts. I. Auflage. Berlin, 1870.
Losch., Beitr. . . A. v. Luschin- Ebengreuth, die steirischen Landhand-
festen, in Beiträge z. Kunde Steiermark. Geschichtsquellen,
Hft. 9 (1872).
Mmyer Geschichte Oesterreichs mit besonderer Rücksicht auf Cul-
turgeschichte, 2 Bde. Wien, 1874.
M., Bab A. V. M eil 1er, Regesten z. Geschichte d. Markgr. a. d.
Hause Babenberg. Wien, 1850.
II. O. Scr. Monumenta Germaniae, I. Abth. Script« res.
Mitth Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark.
Graz, 1851 ff. 25 Hefte.
M.y Salsb A. V. Meiller, Regesta archiepiscoporum Salisburgensium,
i. a. a. 1106 u. a. a. 1246. Wien, 1866.
Mach A. V. Muchar, Geschichte des Herzogthumes Steiermark,
9 Theile; der 9. Thcil Registorband von Goeth. Graez,
1844—1874.
K.-Bl Notizenblatt, Beilage z. Archiv f. Kunde österr. Geschichts-
quellen. Wien, 1851 ff.
Pex. Scr H. Pez, scriptores rerum austriacarum veteres ac genuini
3Bde, Lipsiae, 1721—1725; Ratisbonae, 1745.
Potth., SuppL . . . A. Pott hast, Bibliotheca historica medii aevi, Supplement.
BerUn, 1868.
182
Bauch, Scr A. Ranch, Renim aastriac. acriptores, 3 Bde, Vlndobonae
1793—1794.
B.-Chr Otackers steierische Beimchronik, abg^r. in Pez, scriptore
rer. anstriac T. III.
Röhr., Zs. f. d. Ph. . Röhricht, die Deutschen auf den Krenzzügen in Zeitschi
f. deutsche Philologie, heransg. von Zacher und Höpfnei
Bd. 7.
S.-B Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschafte
in Wien, philosophisch-historische Classe.
U.-B Zahn, Steiermttrkisches Urkundenbuch, 1. Bd. bis 119]
Graz, 1876; 2. Bd. bis 1246 in Aushängebogen (Citate ns^
Band und Nummer der Urkunde).
U.-B. O.-Oest. . . Urkundenbuch des Landes ob der £ns, herausg. yom
franc. Carol. 6 Bde. Wien, 1852—1872 (Citate nach B&i
und Nummer der Urkunde).
U.-B. S. Paul. . . . Sehr oll, Urkundenbuch yon St Paul, in Fontes rer. aas
II. Abth., Bd. 39.
W., Adm Wichuer, Geschichte von Admout, Graz, 1874, ff. 3 B(
Weinh., Anth. . . K. Wein hold, Antheil der Steiermark an der deutsch
Dichtung des dreizehnten Jahrhunderts, im Almanach
kais. Akademie der Wissenschaften. Wien, 1860.
Weinh., S.-B. . . . K. Weinhold, der Minnesinger von Stadeck und 8< ^
Geschlecht, in Sitzungsber. der kais. Akademie der Wisse
Schäften, phil.-hist. Cl., Bd. 35, S. 152—186.
mJ
';
I
johen Lieohtensteine.
0
Dietmar IT. t. Offeabargr
1224—1265
ik
Konrad
1
1207—1245
' Diemnod Perohta
G. Wulfing G. Herrand II.
y. Trewenstein v. Wildon
II. T. Diernsteia
fest, vor 1284
1
*54, gest. V. 1277
i J.
von Diernstein)
Margaretha
■
i. 1280, 1301—1328
jll. V. Wildon-Eppenstein
Dtold UI.
1279—1286
287—1301
senpeutl, 11. Margaretha?
1301
*ad Leutold Heinrich :
355 1301—1315 1301-
1311
ita
berg ?)
>eth
m?)
[
315
idorfer 1315
/
Das Ministerialengeschleeht der Herren Ton Wildonie.
Südlich von Graz, am rechten Murufer, erhebt sich der
Wildonerberg, an dessen Fasse die geschlossene Niederlassung
Wildon liegt, seit der Mitte des 13. Jahrhunderts ein Markt. ^
Wildon besass im Mittelalter zwei Schlösser, das alte Wildon
und die herzogliche Kammerveste Ober -Wildon oder das Neu -
' Wildon als Ortsname, nicht als Beiname eines Angehörigen des Ge-
schlechtes ,von Wildon^, also wohl die Niederlassang bezeichnend und nicht
dasSchloss, erscheint znerst Vlli), 17. II. Salzburg: Erzbischof Eberhard II.
dotirt das von ihm gegründete Bisthum Seckuu mit Pfarren und Kirchen
aud führt zuletzt an : et item ecclesia sancte Margarete iuxta Wildoniam.
U.-B. 2, 103, S. 245. Ferner erwähnt 1252 Ulrich L von Wildon einen
civis nuster de Wildonia(S.234, A. 1). Des Marktgerichtes in Wildon ,iudicium
fori* erwähnt das Rationarium Stiriae von 1202 (s. u. S. 184, A. 2), femer eine
Urkunde K. Albrechts von 1295, 5. II. Wien (Anhang 10). Die lateinivsche
Form Wildonia entspricht der am häufigsten vorkommenden deutschen
Form ,Wildonie*; daneben erscheinen noch manche andere Formen:
Wildonigen 1178/89, W. Adm. 2, 28 u. 235. Uidonia 1195, U.-B. 2, 11, 33.
Wildone 1196, 8. lU. Graz, U.-B. 2, IG, 39. Vvildonie 1201, 28. VIII. Ad-
mont, U.-B. 2, 43. 73. Wildonion 1202, 4. VI. Admont. U.-B. 2, 50, 88. Wil-
doni 1203, 29. XI. Friesach, U.-B. 2, 04, 106. Wildonin 1207 (aus 1180/92),
U.-H. 2, 87, 135. Wilidon 1212, 12. V. Nürnberg, M. Bab. 109, 100. Wildan
1212, 7. XI. Neuberg, Jo. Arch. C. 372. de Wildonii 1217, . . Juni, U.-B.
2, 117, 219. Wildonigiu 1219,22 (fälschlich 1200), U.-H. O.-Oest. 2, 329.
Wildonig 1220, U.-B. 2, 184, 266. de Wildoni 1220, 21. XII. U.-B. 2, 173,
257. Wildoning c. 1295, F.R.A. II, 3, 240. — Die dem Herrand II. von
Wildonie gehörigen Strophen der Pariser Liederhandschrih (Hagen MS 1,
347, n. 66) sind überschrieben mit »Der von Wildonie' ; Otackcrs Reim-
chronik hat die Form Wildoni oder Wildony; die Ambraser IIs., welche
die poetischen Erzählungen des erwähnten Ilerrand II. von Wildonie
enthält, hat am Schlüsse der 1., 2. und 4. Erzählung ,Wildonie', am
Schlüsse der 3. ,Wildenow'.
184
haus ; ^ dieses dürfte mit dem neuen Schlosse am oberen Ende
des Marktes oder dem sogenannten Freihause identisch sein.
Auf der letzteren Burg sass, wenigstens zu König Ottokars
Zeiten, ein Burggraf, der fünfzig Mark Jahresgehalt bezog ; '
das erstere ist die Stammburg des steierischen Ministerialen-
geschlechtes der Edelherren von Wildonie. Die Ruinen des
Schlosses stehen noch heute und geben einen BegriflF von der
ehemaligen Ausdehnung des verschiedenen Zeiten angehörigen
Baues. ^
1 Nach Mach. 2, 129 lässt sich über die Zeit der Grändong der erateren
Burg nichts bestimmen. Das zweite Schloss dürfte um die Mitte des
13. Jahrhunderts erbaut sein ; die R.-Chr. nennt es c. 131 s. J. 1276 daz
neu Wildon oder c. 497 z. J. 1291 daz new haus ze Wüdon,
^ Mach. 3, 21 nach dem Rationarium Stjriae des Bischofs Bruno v. Olmtttz
V. J. 1262 bei Rauch, Scr. II, 114—208 vgl. Lor., D. G. 1, 377. Die auf
die Wildoner und ihre Besitzungen bezüglichen Stellen lauten: S. 114:
ego Helwicus notarius . . . examinatis omnibus . . . Styriae ofBciis prin-
cipatui attinentibus omnes proventus eorum studui compilare . . . ao dorn
mcclxii mense januario . . . locata sunt officia Styriae per . . . Brönonem
Olomucensem episcopum . . . (115) officium et indicium provinciale circa
Ybanswalde deputata sunt dapifero de Fulmensteine . . . item iudicium
provinciale in Wildonia et indicium fori cum ceteris prouentibus, deputata
sunt pro custodia niatoin» caatri Wildon ad estimationem 1 marcanim . . .
(116) insuper hec cedunt pro custodia castrorum videlicet (Pettau und
Tüffer 200 Mk., Mautenberg 150 Mk.) ... in Wildonia marce (dann
folgen noch zwei mit 50 und mehrere mit 8 — 20 Mk, darunter S. 117):
. . . item ad castrum tr» Primargpurch xv marcas ... ad Waltstain yj mar-
cas, ... ad Rvtgerspvrch vj marcas et tres medios frumenti . . . (In dem
Verzeichnisse der prouentus prediorum in Marchpurch S. 136 ff. er-
scheinen S. 144 porci qui dicuntur techswein — vgl. Lexer, Mhd. Wb. 1,
415 u. d. W. dehent) — (S. 145) porci de vrbor . . . summa porcorum
^jjj* ^6 ^iis autem porcis tV/e de Wildonia tollit officii sui dapiferatum
infeodatum ut dicit xl de levioribus (folgen andere, welche eben solche
Schweine beziehen). S. 152 f. werden die Einkünfte von Wildon
einzeln angeführt; S. 183: denotantur autem que dantur annuatim de
officio marschalcatus in Graetz. in granarium dom. nostri regis de xjjjjj
barrochiia circumiacentibus, que taliter nuncupantur videlicet . . . Steuntx
. . . (189) item denotatur Barrochia in Steuntz. vel ad Sanctum Stepha-
num (folgen die einzelnen Scaffia). S. 196 bei der Pfarre Styven
heisst es: ... item de Egneynstorf v scaffia. et aliud totum ibidem re-
cipit dominus H. de Wildonia et dom. Mynhardus de Zyntzleystorf.
^ Die älteste mir erreichbare Abbildung des Schlosses befindet sich in
M. y ischers berühmter Topographia ducatus Styriae 1681 und zeigt
einen mit Vorwerken und Verbindungsmauern sich fast über den ganzen
Schlossberg auadehnendeu, ziemlich wohl erhaltenen Bau. Die nächste
185
Schloss und Ort Wildon liegen in der im 11. Jahrhun-
dert nachweisbaren Grafschaft Hengist, ^ ein Name^ der, ur-
sprfinglich einer ganzen Grafschaft zukommend, seinen Umfang
ilhDälig verengerte und sich auf einen kleineu Ort in der
Nähe von Wildon, Hengstberg, zurückzog. ^
Von diesem letzteren Orte führen die im 12. Jahrhundert
erecheinenden Herren von Hengest den Namen. Diese dürfen
nicht mit den Wildonem identificirt werden. Allerdings ver-
schwinden die Hengest seit 1164 aus den Urkunden und seit
1173 erst sind die Wildoner zweifellos zu belegen, aber, ab-
gesehen von dem nahen Wohnorte, ist gar kein Berührungs-
punkt oder Verwandtschaftsverhältniss nachzuweisen; der bei
Abbildung liefern die , Ansichten der Steiermark^ als Beilagen der Grazer
Tagespost in Heften mit erläuterndem Texte (von Ilwof?) c. 1860 er-
schienen. Der kundige Verfasser dieser Skizze muss noch viel mehr
^ehen haben, als heutzutage möglich ist. Gegenwärtig ist durch üppig
wnchemdes Gestrüpp das Mauerwerk fast unzugänglich und nur die
Bolid gemauerten Theile des alten umfänglicheren Baues, so namentlich
der imposante Bergfried (Heidenthurm) und die Umfassungsmauer
trotzen der Zeit und den Werkzeugen der Anwohner, welche das Schloss
als Steinbruch benützen, während der innere, theilweise aus Ziegeln ge-
baute Theil, der .späteren Jahrliuudorten, dem 15. und folgenden (vgl.
Ansichten p. 6), angehört, einem rasclien Verfalle entgegengeht. Die
hier niedergelegten Beobachtungen sind die einzige Frucht eines Be-
SQches, welchen ich im August 1877 von Graz aus an der Seite eines
Sachverständigen den Ruinen von Wildon abstattete.
' 1042, 8. XI. Neuenburg a. Rhein, schenkt K. Heinrich III. dem Mark-
grafen Gotfrid zu Gestnic (Gösting) duos regales mansos in loco gestnic
et in comitatu Hengest predicti marchionis sitos, U.-B. l, 5*2; c. 1066
haben Markwart, Sohn des Herzogs Adalbero von Kämthen, und seine
Gemahlin Liutpirg Antheil an der Schlosskirche in Castro Heingist und
Tertauschen diesen Anthoil mit dem Erzbischof Gebhard von Salzburg
gegen andere Rechte, U.-B. 1, 68; vgl. auch das Register u. d. W. Hengest.
Das letzterwähnte Heingist (c. 1066) oder urbs Heing^stiburc (1053) er-
klärt Fei., Beitr. 10, 76 ff. für identisch mit Graz. Much. 2, 46 u. 192
hält Hengist für Wildon.
' Von 1126 — 1153 wird die dem Bischöfe von Trient gehörige, seit 1136
an das oberösterreichische Kloster Suben geschenkte Kirche St. Marga-
rethen bei Wildon einfach als ecclesia Hengiste oder ad Heingest oder
als ecclesia S. Marg. virg. ad Henngst (vgl. das Reg. des U.-B. u. d. W.
Hengstberg und Margarethen bei Wildon) bezeichnet. Dasselbe ist aus-
führlich nachgewiesen bei Fei. Beitr. 10, 75. Ein daselbst ansässiges
Ministerialeugeschlecht nannte sich de S. Margarethu, später de March-
parc, U,-B. 1, 627.
186
den Hengest beliebte Name Poppe kommt bei den Wildonem
gar nicht vor, während die Lieblingsnamen der Wildoner,
Herrand, Hartnid, Rieh er, Leutold, jenen fehlen. Freilich
bietet für die Zeit, in der die Zunamen sich erst bilden, eine
Genealogie grosse Schwierigkeit: Angehörige eines Geschlechtes
nennen sich bald nur mit Taufnamen, ^ bald nach ihrem
Stammsitze, Söhne desselben Vaters bedienen sich selten des-
selben Geschlechtsnamens, sondern führen oft verschiedene
Prädicate nach der Burg, die sie eben besitzen/^
Ebenso wenig lässt sich ganz sicher erweisen, in welchem
verwandtschaftlichen Verhältnisse die Herren von Ruckersburg, ^
^ V. Zahn in der Einleitung zum U.-B. 1, LH.
2 Tangl in Mitth. 6, 85.
3 Fei., Beitr. 10, 77 stellt die Behauptung auf, dass Hertnid von Rucken-
bürg, der Sohn Riebers, im Jahre 1173 zum ersten Male mit dem Bei-
namen de Wildonia erscheine; er beruft sich auf U.-B. 1, 228. 552. 564.
568. 581. Die gleiche Ansicht sprach v. Zahn in Mitth. 20, 94 (Anzeige
von Reichrs Marburger Programm vom Jahre 1867) ans: ,um 1180 lebte
ein Herrand von Wildon, der sich von Riegersburg schriebt Allerdings
kann nicht in Abrede gestellt werden. Vieles spricht für Identität der
Riegersburger und Wildouer oder vielmehr für ein Aufgeben des ersteren
Namens zu Gunsten des zweiten: a) Schloss Riegersburg (richtiger
Rätkerspurc) beiludet sich seit Leutold I. von Wildon (1222) erweislich in
Händen der Wildoner. b) Das Geschlecht der Riegersburger weist gleich-
zeitig drei Brüder, Hartuid, Herrand, Richer, auf, denen drei gleiche
Namen im Geschlechte der Wildoner gleichzeitig entsprechen; die Be-
lege bietet das Register des U.-B. 1. Von den Wildonem sind Herrand
und Richer als Brüder bestimmt bezeugt; nimmt man Identität der Ge-
schlechter an, so tritt Hartnid von Wildon vom Jahre 1173 und c. 1190
(U.-B. 1, 552 u. 708) in bestimmte Beziehung zu den beiden anderen
Trägem des Namens Wildon, denn die drei gleichnamigen Riegersburger
sind als Brüder bestimmt bezeugt, c) Sowohl von den Riegersburgern
als von den Wildonern werden Schenkungen an Admont berichtet, und
zwai* an gleichen Orten: Hartnid von Riegersburg schenkt zu Siginsdorf
im Paltenthale c. 1145 und (1147), U.-B. 1, 228 u. 267, ebenso Richer
von Wildon (1147), U.-B. 1, 269; Hartnid von Riegersburg verzichtet auf
Güter in der Ramsau im Ensthale c. 1160 (U.-B. 1, 433), Herrand von
Wildon in der Rjimsau bei Schladming c. 1185, U.-B. 1, 662, beide nach
vorhergegangenem Streite, d) Auf Urkunden des Hartnid von Riegers-
burg begegnet zweimal ein Dietmar de Pergarn als Zeuge (1147) u. c. 1160,
U.-B. 1, 267 u. 433, und ein Ortolf de r*ergarn kehrt als Miles wieder auf
Stainzer Urkunden Leutolds I. von Wildon, des Sohnes von Herrand I.
von Wildon. e) Beide Geschlechter stehen in nahen Beziehungen zu
Admont: Hartnid von Riegersburg wird Laieubrnder, seiner Schwester
187
Eppenstein und Diernstein mit den Wildoniern gestanden haben ;
in späterer Zeit finden wir die Burgen der ersteren in den
Händen der letzteren.
Kind tritt ins Fraaenkloster ein, und die Wildoner begegnen auf einer
on^lattblich grossen Zahl von Admonter Urkunden, wie ein Blick in das
Register des II. Bandes von Wichnors Geschichte von Admont, Graz 1876,
überzeugt. — Gegen diese Wahrscheinlichkeitsgründe kann geltend ge-
macht werden: ad b) Die bei den Riegersburgern und Wildonern vor-
kommenden Namen finden sich sehr häufig und auch gleichzeitig in
gleichen oder ähnlichen Verbindungen: so weist z. B. das Geschlecht
der Herren von Marhburc Herrand und Richer und des letzteren Sohn
Richer auf. Hartnid führt zwar, wenn er mit den Brüdern erscheint,
gewöhnlich ausschliesslich das Prädicat von Kiegersburg, während die
Brüder lediglich als Fratres Hartnidi (1147) U.-B. 1, 267, Frater eius
Herraodus et Richerus, c. 1175, U.-B. 1, 581, erscheinen; aber das
geschieht nur, weil das Prädicat unmittelbar vorher genannt war; wenn
einer allein steht, so führt er sein Prädicat, das zeigt U.-B. 1, 642 : 1185,
24. VII. Graz, Richer de Rütkerspurc. Gerade diese letztere Urkunde
— die erste bestimmt datirte eines Riogersburgers — macht die Iden-
titSt zweifelhaft; denn vier Tage hernach, am 29. VII. unterschrieben
Herrandus de Wildouia et frater eius Richerus eine Urkunde Herzog
Ottackers (U.-B. 1, 639); hätte Richer, Herrands von Wildon Bruder»
damals das Prädicat von Riegerburg geführt, so wäre das beim zweiten
Namen angeführt worden, der Sitte gemäss; man vergleiche Heinricus
de S. Margaretha et filius eius puer de Marhpurc U.-B. 1, 649, S. 627.
Hartnidus de Ouuenstein frater Hartnidi de Ort 1185, U.-B, 1, 649,
S. 628. Erchingorus de Landisere et frater eius Rudolfus de Stadekke
1200, D. St. 1, 33. Ulricus de Lielitenstcin et Dietmarus de Offenberg
fratres 1243, M., Bab. 176, 124. Richer, des Herrand von Wildon Bruder,
schreibt sich, wenn er allein erscheint, von Wildon vgl. U.-B. 1, 693
Tom Jahre 1188, 1, 269 vom Jahre 1188/9 nach meiner S. 189,
Anm. 1 gegebenen Datirung. Eine weitere Schwierigkeit bietet Hartnid
Ton Riegersburg: wenn er 1173 (U.-B. 552) das Prädicat von Wildon
annimmt, dann c. 1175 (U.-B. 581) als Laienhruder in das Kloster
Admont eintritt — da heisst er wieder de Rfitkerspurc — so ist nicht
recht begreiflich, wie er fast zwanzig Jahre später, 1190 (U.-B. 1, 708)
wieder als Hertnid von Wildon eine Urkunde fertigt. Hält man Hartnid
T. R. und Hartnid v. W. auseinander, so hindert nicht, die beiden Ur-
kunden von 1173 und 1190 demselben Hartnid (von Wildon) beizu-
legen. Ein ferneres Bedenken entspringt aus den Urkunden 1, 267
ttnd 269. Ich hoffe S. 189, Anm. 1 erwiesen zu haben, dass Nr. 269
sowie mehrere in der Nähe stehende Urkunden nicht nach 1147,
sondern nach 1188/9 gehören. Nimmt man nun Identität der beiden
Geschlechter an, so kommt man ins Gedränge, denn mit Nr. 269 (Cod.
trad. IV.) wird auch Nr. 267, wenn auch aus anderer Quelle stammend
lAdm. Codex tradit. II), nach 1188/9 gerückt; da hätte mau nun
188
Sicherheit beginnt erst mit dem Jahre 1173, in welchen
ein Hertnidus de Wildonia als Zeuge einer Urkunde de
Markgrafen Ottacker VIII. für Stift Renn erscheint. Demselbe:
Namen begegnen wir dann noch 1190 auf einer Schenkung
für Admont und 1180 — 1192 auf einer Urkunde dessolbe
Herzogs für die Earthause Seitz. ^ Schon viel früher und dan
folgenden seltsamen Fall: Hartnid von Riegersbnrg tritt 1175 ins Klost«
(U.-B. 1, 581), macht dami 1189 den Kreozzng mit und schenkt a
Admont (U.-B. 1, 267), bezeugt 1190 als Hartnid von Wildon eine Adn
Urkunde (U.-B. 1, 708). Das missliche Verhältniss zwischen U.-B.
581 und 267 bleibt übrigens auch, wenn die Riegersburger g^sonde
betrachtet werden. Lässt man aber U.-B. 1, 267 und 269 beim Jahi
1147 stehen und nimmt mau Identität der Geschlechter an, so komn
man auf folgenden Fall: von 1145, vielleicht von 1142 an, bis 1175, wo)
nicht bis 1190, reicht Hartnid von Riegersburg-Wildon, dieser hätte zw*
Brüder, Herrand und Richer, beide von 1147 an; Richer von Rieger
bürg erscheint bis 1185, Richer von Wildon bis 1188, Richer von Riegen
burg-Wildon, der bestimmt 1147 als Bruder Hartnids und Herrands, 118
als Bruder Herrands bezeichnet ist, könnte also zur Noth derselbe seil
Aber Herrand! Herrand von Wildon, der, abgesehen von den zweife
haften Urkunden 1, 269 (S. 189, Anm. 1), 559 (S. 191, Anm. 1), 59
(Fälschung), von 1181 an sicher und fortwährend bezeugt ist, 1182 an
1185 einen sicher bezeugten Bruder Richer hat, ist im Texte bis 122
(1222) nachgewiesen — wenn M., Bab. Register und das U.-B. O.-Oes
im Register Herrand I. und II. unterscheiden, so entbehrt das jed<
Begründung — ; unter obigen beiden Annahmen nun würde er bia 114
hinaufgerückt; da er mit Bruder Richer bereits als Zeuge unterschreil
(U.-B. 1, 267), müsste er 1147 doch mindestens zwanzig Jahre alt sein, wi
würden also für den 1222 in Wels bei Herzog Leopold VI. anwesende
Herrand ein Alter von nahezu hundert Jahren annehmen müssen. W:
dürfen aber, immer beide obige Annahmen vorausgesetzt, auch nioht zw«
Herrande annehmen, denn 1147 und 1175 erscheinen Hartnid und Richc
als Brüder Herrands 'von Riegersburg, 1182 und 1185 hat Herrand vo
Wildon einen Bruder Richer, Hartnid von Wildon kommt 1190 noc
hiezu: das wäre doch höchst seltsam: in den Vierziger Jahren dn
Brüder Hartnid, Herrand, Richer, von denen wieder einer drei Söhn
gleichen Namens haben müsste, die dann in deu Achtziger Jahren an
weiter erschienen! (Aehnliches kommt allerdings, gut bezeugt, bei de
Eppensteinern vor.) Aus den vorangeführten Erwägungen habe ich mic
nicht entschliessen können, Identität der beiden Geschlechter anzunehmei
wenngleich Vieles auf nahe Verwandtschaft hindeutet.
1 U.-B. 1, 502, 523; U.-B. 1, 708, 700; U.-B. 2, 87, 135: 1207 . . . Herzo
Leopold VI. erwähnt in einer Bestätigung der Besitzungen der Karthaas
Seitz der Grenzbestimmungen seiner Vorfahren, namentlich des Herzog
Otacher und fährt fort: quia hi sunt termini per antecessores meo
189
^eichseitig erBcheint der Name Herrandus de Wildonia, *
aber sicher ist er erst für 1180/1 bezeugt; für 1174 kann er
intiquitiis constitati, oportunum duximas eiusdem constitutionis etiam
intiquos testes subscribi . . . Hertnidus de Wildonin ... et alii quam
plures miniBteriales Otacheri nepotis mei. ,Nepos* bezeichnet hier den
selir entfernten Verwandtschaftgrad, vgl. Dacange I, 620 ,monet EckartiiR
oepotifl Yocem medio aevo non solum de nato ex fratre sed etiam de nato
ex patris avi et proavi fratre usurpatam esse* ; Elisabeth , Schwester
des Markgrafen Leopold III. d. H. war mit Otakar VI. von Steiermark
TennShlt, Otakar VIII. und Leopold VI. waren aber Urenkel Leo-
polds III. und Otakars VI. Da Otakar VIII. genannt wird, ,ducis Otacheri
predecessoris mei*, so müssen wir die erwähnte ältere Urkunde zwischen
1180-1192, 8. V. setzen.
* Zwar berichtet F. X. Richter: Die Fürsten und Grafen von Auersperg,
in Hormayrs Neuem Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur
und Kunst. 2. Jahrg. (21. als Fortsetzung) Wien 1830, S. 618»: ,Pere-
grin oder Pelegrin II. , geboren 1085 , ein Enkel Konrads I. von
Anersperg, vermählte sich 1119 mit einem Fräulein von Wildon, Tochter
Hinmds des Marschalls von Wildon, und zeugte mit ihr vier Kinder,
davon Pelegrin III. das Geschlecht fortführtet Allein diese Nachricht
entbehrt, da die Beschaffenheit der ,Familienurkunden der Stammburg
Aaersperg in Krain*, auf welche der Verfasser S. 697 sieb beruft, aus
den CitAten nicht erschlossen werden kann, einer urkundlichen Stütze.
— Das U.-B. 1 , 269 bietet eine Adm. Urkunde, nach welcher Herrand
Ton Wildon durch Händen Lantfrieds von Eppenstein zwei Mausen zu
Siegersdorf im Palteuthale, welche sein Bruder Richer vor seinem Kreuz-
>Qgo jenem zur Uebergabe an Admont übertrug , dem Kloster ein-
antwortet. Für diese undatirte Urkunde setzt Much. 3, 347 und 4, 540
das Jahr 1187/8 (Friedrichs I. Kreuzzug 1189), v. Zahn dagegen 1147
(Konrads III. Kreuzzug 1147) an. Auch Reichel in Mittheilungen 24
(1876), 141 — 143 sucht Hertnid von Riegersbnrg und Richer von Wildon
tos Zeugen des U.-B. 1, als Theilnehraer des zweiten Kreuzzuges von
1147, an dem Markgraf Ottacker VII. (V.) zwar theilnahm, von dem
er aber schon 1148 zurückkehrte (Krön., Oe. G. 1, 609), zu erweisen.
Ihnen stimmt Wichner, Gesch. v. Adm. 1, 144 bei, und nach '.letzterem
Böhricht: Die Deutschen auf den Kreuzzügen in Zs. f. deutsche
Philologie 7, 143. Ich möchte dagegen Muchars Datirung aufrecht
halten: Zunächst weil Herrand und Richer zwar von 1180 an wieder-
bolt und bis tief in die Neunziger Jahre erscheinen, nicht aber vor-
her; dann weil an dem Kreuzzuge von 1189, der durch Oesterreich ging,
^ele Steirer auf Drängen ihres kranken Herzoges und aufgemuntert durch
Abt Isenriks von Admont Beispiel theilnahmen, namentlich aus den
Kreisen der admontischen Vasallen (W., Adm. 2, 19 ff.); und hauptsächlich,
weü triftige Gründe für die Rückdatirung sprechen. Die NN. 265—269
(tuch 270—275 entspringen dem gleichen Anlasse) des U.-B. 1, enthalten
190
wenigstens mit grosser Wahrscheinlichkeit erschlossen werden. ^
Kr erscheint dann fast ununterbrochen bis 1220 (1222) ab Zeuge
SohMikungreii für Admout aus AnUtss eines Kreanoges, sie stammon mit
Ausnahme von N. 2G7 (Hartnids von Riegersborg Schenkung), welche
dem Cod. trad. II. 250 angehört, ans dem Cod. trad. lY. and rind im-
datirt ; die Zeugennamen kehren tum Theile in allen oder doch in einigen
wieder« so Heinrich Mutil (266, 269), Durinch de Halle (267? 269),
Suitger de Dorf 1,267, 269): eben dieselben aber und einige andoe aind
iheils vereinigt, theils einieln, für die Merxiger und Achtnger Jahre
aus Adm. l*rkunden gleichmSsslg beieugt, einige nur für spitere ond
für die Achtxiger «lahre. Von den Zeugen der fraglichen Urkunden er-
seheinen vereinigt in spiteren Jahren: Durinch de Halle, Heinrich
Muül N. 6^1, J. nS6. Ludwig de SUerbach, Swiker de Dorf N. 647,
J. 11$5, N\ 695, J. 11^. Karolus de Haginperge, Durinch de Haue
N. ^9« J. 11S5. Heinrioh de Ntwendort. Henuann Faber K. ^S. J. Ilg5.
— ^ht man von ur9|>rücglich und;fttirten und dann von dem Herrn
Herausgeber bestimmten Urkunden ab, so kommen von den ferneren
Zeugen der in Kede stehenden Urkunden spiter v\>rr Otio de
Ckuhu 116^ 1172. tl7ök U>i*. R^ber d« Rdtker^porch 11^S. Wemhait
oder Wemher de Wixini^ch IISX S:i£iger de Dorf von 1171 — 1190. —
VvMit den Zeteren unserer Urkuadec X. 2St^ eneiteizpHt biMtimmt be-
aettgt: Lndwic«» de SUerb^wh ll^.>> ll>2- US*. Htfiar>»'ä ce 5
117t. Il7:v n>5. DttnjB^rr» ie H^Ie n>4, llSx ll"?«. IIa
Mutil U:^ ll>c<w Herr.n?T3» F*Sfr ll>4. llSx llNf. Ein
H£tt*leru»» änt V.^cdaana:^ bi^ees D^-ea-ur-JL-^v Jtrrt^-fsenaj»
S^T» ia N. 2«>«5s da v^^«*ck*r VUL VI. , «£? ;J».. V. n^.. H^rw^.
Eäde lt>l 3La *ls Hersvji: i- wn Urkiacen ^r*ci«iai ▼xL U.-Bl 1. (1^
Urs.iad'!? v'?a ^ISJ. U *^ l. "»it »ju-väS.»; h% iaan ^vil asi» 11^
>*iwr IXecctt* il* arinuÄwruiJb* 3iAr»,-a-co» S»«?tcäa«iC ^«•ien»
vi.'tt F^wBdikfia U -^ l. :f^ :»te{ii: ier Pa:imix^: uxr li^ Uficki
W-^, i««*Ü -itaat üs* W»iv bs»; s-v^äca^a Ljacr»£ i**m Vjöfc oasd
"TW itfw Sjäa** : II ?t. Vi. III. ^ Loai^rrjctic» :*r9ca«^u2iia L
3>ri> :iiiaf. LaurfTTiiTi:* w Fpcwiw^ui : I'*2ixia II '^I -ricatfmt ji
t.>s-ui»i«ja ;t* -an Lj«:=*'.«m '»va ^^ovosctrui 1\ 5t. I. «J inii I'Ä!'* $
S 'ln^i 1:1 . L>« s«ja5driQ Vr*.*iini«a wn«^ i«;Q V^tfr?x*p-r "mü,
ciftinHi imr Ciutr*i UM- I-Tit* im a'^mter Hvr^'tna ••►n W-ldun
-n «ifr H«M-T»nu>^ '5r*Divr i.icii w II'>> V -C<. *. >o*,* v««f«u^
TtHCtto «öc 3ina V -?. : i^l« isic« >i v*-* : >5s i V^:.. i
V. 3. I.K>***. 5k >»>i iwrtif üiiva Eft*««» i«^ VH*:«^ .*^u — u 'ifettwiyuwA
191
der Landesfürsten, also zunächst des Herzoges Ottacker VIII.
Er war ein einflussreicher Mann ; ^ auf des Herzogs Urkunden
steht er oft als erster Zeuge oder doch unter den ersten,
gleich nach den Geistlichen, wiederholt weit vor des Herzogs
Bruder. ^ Er bekleidete das Amt des herzoglichen Truchsessen ^
WaUtein, cuius filias duo maiores de Stironsibus rapaerant cum eisdem
congregatis copiis commisit et victus ab iis vix faga elapsus est . . .
ArchiepiscopUB [Adalbert] supervenit, litem et inimicitias hoc modo de-
ddit qaod pater ipsas filias raptoribus sponte copulavit et nunc ille qui
neptem nostram rapuit, cum omni indemnitate reddere decrevit, nee ipse
omni tempore, quo rapta tenebatur, unquam ipsam vidit vel allocutus est,
sed eadem die qua rapta est, supervenit quaedam nobilis femina cognata
eitudem H., uxor quondam F. de Bettove et eam in sua recepit et usque
ad baec tempora cum omni honestate integerrime conservavit . . . Da
Don Leutold von Gutenberg nach seiner Burg Waltstein sich zuweilen
nannte, und des Leutold von Gutenberg beide Töchter als Gattinnen des
Grafen Wilhelm von Heunburg und- Herrands von Wildon bezeugt sind,
80 hat V. Zahn mit grosser Wahrscheinlichkeit in jenem ,idem H.* unseren
Herrand vermuthet.
* Einen Beweis von Herrands Ansehen gibt der Titel domnus, welchen
ikm Abt Rudolf von Admont c. 1190 (U.-B. 1706) ertheilt, so wie dass
«in angesehener Freier Liutold von Waltstein oder Gutenberg ihn zu
Kinem Eidam machte, vgl. Luscb., Beitr. 9, 133; nobilis ac strenuus
miles de Wildonia heisst er auf einer Urkunde Reinberts von Mureck
fnr Renn, und steht als Zeuge gleich hinter dem Herzog U.-B. 2, 122, 185.
' Pur die Regierungszeit Herzog Ottackers VIII. (VI), verweise ich auf
die zahlreichen Belege des U.-B. Bd. 1.
^ Hlufig wird er ausdrücklich ministerialis genannt, so 1188, 2. VIII
Krungelsee. Herzog Ottacker VIII. (VI,) für Admont, Zeugen: de mini-
sterialibus meis . . . Herrandus de Wildonia U.-B. 1, 691. 692. Manch-
nuü trägt er den Titel Truchsess, so 1191 nach dem 15. IV. Ens, Herzog
Ottacker VIII. (VI.) erneuert die Marktprivilegien consilio fteorum mini-
Bterialium Herrandi dapiferi mei de Wildonia U.-B. O.-Oest. 2, 296.
Dass Herrand noch ein anderes Amt bekleidet, lässt sich nicht erweisen;
Zwar berichtet Caes. Ann. Stir. 1, 730 und 982 aus einem handschrift-
Chronicon Styriae z. J. 1188, dass dem verstorbenen Wolfrad, Grafen
von Thann, capitaneo seu praetor! Styriae nachgefolgt sei iu der
gleichen Würde Hemudus de Wildonia, dominus de Rackerspurg, Gleichen-
perg, et Stejeregg, simul haereditarius mareschallus Styriae, qui dein
ao 1202 obiisse fertur. Caesar. Aquilinus weist dann nach, dass statt
Hemudus, Herrandus zu lesen sei und bezieht die Notiz auf unseren
Herrand, welchen er tercium capitaneum seu praetorem Styriae nennt;
anch in einem Briefe Herzog Leopolds V. von Oesterreich von 1180 soll
nach W. Lazius' Zeugnisse dieser Hemudus vorkommen. Da die uns
192
und war als solcher viel in des Herzogs Gesellschaft auf dessen
Fahrten durch sein Land und ausserhalb desselben. ^ Wahr-
scheinlich sollte er seinen Gebieter auch auf der beabsichtigten
Fahrt nach Jerusalem begleiten ; Herzog Ottacker unterliess sie
wohl wegen seiner stets zunehmenden Krankheit.^ Als in
Folge des Erbvertrages von Georgenberg (17. Vni. 1186) nach
Ottackers Tode (8. oder 9. V. 1192), Kaiser Heinrich VI. zu
Worms (24. V. 1192), den Herzog von Oesterreich, Leopold V.,
mit dem Erbe der Traungauer Markgrafen belehnte, gab Herrand
die Berührung mit dem Hofe nicht auf: schon 1192, 10. I.
finden wir ihn mit Herzog Leopold an Kaiser Heinrichs VL
Hoflager in Regensburg. Bei dem Huldigungshoftage zu Graz
(nach dem 24. V. 1192) spielt er bereits eine wichtige Rolle,
so dass der Abt von St. Paul, um ihn und durch ihn den
Herzog sich günstig zu stimmen, ihm ein Geschenk von 4 Mark
macht. ^ 1193, 28. III. unterzeichnet er in Speier mit seinem
Herzoge eine Urkunde des Kaisers für Passau. ^
zogänglicheD Urkunden weder vom Marschall noch vom Haaptmaime
etwas wissen, so begnüge ich mich jene Notiz einfach anzuführen.
< Das U.-B. 1, 619. 639. 647. 653. 691. 692. 702. 707. 720 der Cod. aastr.-
frising. I, 117. 118, das U.-B. f. O.-Oest. 1, 217. 2, 2ö7. 294. 295. 296,
M., Bab. 67, 47. 68, 48, Caes. Ann. 1, Dipl. 76 weisen Herrand als
Zeugen des Herzogs Ottacker in fast ununterbrochener Jahreafolge von
1180 — 1191 auf; die meisten Urkunden sind in und um Admont ausge-
stellt, U.-B. 1, 720 (J. 1190) in Salzburg, U.-B. f. O.-Oest. 2, 296. 296
(J. 1191 nach dem 15. IV.) in Ens. So bekannt war Herrand von
Wildon als Zeug^ vieler Urkunden seines Herzog^, dass man ihn auch
auf Fälschungen des 13. und 14. Jahrhunderts setzen zu müssen glaubte,
vgl. U.-B. 1, Ö92 (J. 1177). 632 (J. 1184).
2 c. 1190». . . Herzog Ottacker VIII. (VI.) stiftet, im Begriffe nach Je-
rusalem zu ziehen, eine tägliche Messe zu Garsten. U. d. Z. Herrandns
de Wildonia. U.-B. O.-Oest 2, 294.
3 U.-B. 8. Paul 8. 60, c. LXXXI. des Cod. tradit. des Abtes Ulrich: . . .
postea vero cum dux Styrie Liupoldus senior, curiam aput Grez cele-
brasset, palefridum VIII. marcis comparatum illi presentauimus. Her-
rando ut parti nostre faueret IUI*" marcas non immerito dare censuimua . .
8chon Ank. Reg. 12, 571 vermuthet, dass Herrand von Wildon hier an-
zunehmen sei. Die obige Zeitbestimmung i. Texte ist von Schroll in
der Anm. z. St. nach Muchar; vgL auch U.-B. 2, 3.
* M., Bab. 68, 50. 74, 65; Ausserdem kommen in Betracht U.-B. O.-Oest.
2. 300. M., Bab. 70, 54. 55. 71, 68 (1192, Linz, Graz, Steier, Ajrdagger),
Urkunden Herzog Leopolds V. mit Herrand als Zeugen.
193
Nach Leopolds V. Tode (1194, 31. XII.) übernahm sein
jüngerer Sohn, der nachmalige Leopold VI., die Regierung der
Steiermark und vereinigte nach dem Tode seines älteren Bruders,
des Herzogs Friedrich I. von Oesterreich (f 1198, 16. IV.), die
babenbergische Macht in seinen Händen.
Herrand von Wildon spielte an dem Hofe dieses glänzen-
den Fürsten eine nicht im wichtige Rolle : mehr als 30 Urkunden
des Herzogs aus den Jahren 1195—1222 liegen vor, die Herrand
unterschrieben hat. ^ An welchem der zahlreichen Kriegszüge
* Ich verzichte darauf, alle hier in Betracht kommenden Urkunden aus
M., Bab., U.-B. O.-Oest., F. R. A. II, 11, 34 auszuziehen; sie weisen theils
steierische, theils österreichische Ausstellungsorte (Wien, Linz, Wels,
Neubur^, Stadelau) auf. Nachstehende Belege für seine Stellung an
Herzog Leopolds VI. Hofe und sonst bietet das U.-B., Bd. 2 : Herrand
Ton Wildon Zeuge Herzog Leopolds VI. für Seitz, 1196 . . . Mar-
burg, U.-B. 2, n. 11, S. 33; für Admont, 1196. 8. IIL Graz, 16, 39; für
Admont 1201, 28. VIIL Admont, 43, 73; für Seckau, 1202, 4. VI.
50,88; für Victring, 1202 . . ., 60, 101; für Gurk Domstift, 1203,
29. XL Friesach, 63, lOö; für Victring, 1203, 29. XL Friesach, 64, 106;
fdr Göss, 1203 (XI./XII.) Friesach, 65, 108; für Reun, 1206 . ., 78, 121;
fdr Gleunk, 1207 (nach Juli) Linz, 81, 126; für Roun, 1210, 24. X.
Stallhof bei Gradwein (?), 108, 166; für Spital am Semmering, 1211, 18.
Vn. Graz, 113, 170; für Reun, 1211 . . ., 116, 175; für S. Lambrecht,
1214, 16. VIL Graz, 130, 201; für Reun, 1217 Juni . ., 147, 219; für
Domstift Seckau, 1220 (c. 16. X. Neunkirchen), 176, 261. — Herrand
Ton Wildon in Urkunden Herzog Leopolds VI. besonders aus-
gezeichnet: für Seitz 1195 . . . Marburg, erster Zeuge, U.-B. 2, n. 11,
8. 33; für Admont, 1196, 8. III. Graz, erster Zeuge nach den Geist-
lichen, U.-B. 2, 16, 39; (für Seckau, 1202, 2. VL Admont, zweiter
Zeuge, U.-B. 2, 49, 86 Fälschung); für Reun, 1210, 24. X. Stallhof bei
Qradwein(?), erster Zeuge, U.-B. 2, 108, 166; für Reun, 1211 . . .,
Hec . . institutio . . coram ministerialibus nostris recitata et testium
sabscriptorum roborata astipulatione. qui dum plurimi adessent, eorum
ttntom nomina hie intitulata sunt qui inter ceteros digniores fuerunt,
capellani ducis . . . ., ministeriales Herrandus de Wildonia etc. U.-B.
2, 116, 175; für S. Lambrecht, 1214, 16. VII. Graz, erster Zeuge nach
den Geistlichen, U.-B. 2, 130, 201; für Reun, 1217, Juni . . ., erster
Zeuge, U.-B. 2, 147, 219; für Domstift Seckau, 1220 (c. 16. X. Neun-
kirchen) erster Zeuge, U.-B. 2, 176,261.— In anderen Urkunden: Erz-
bischof Adalbort von Salzburg für Admont, 1197, 28. II. Leibniz, zweiter
Zeuge nach den Geistlichen, U.-B. 2, >20, 43; Erzbischof Eberhard II. für
Göss, 1203 (XI./XII.) Friesach, erster Zeuge nach den Geistlichen,
Ü..B. 2, 66, 108; Erzbischof Eberhard IL für Herzog Leopold VI., 1208,
31. III. Kloster Neuburg, erster steierischer Ministeriale nach den Cirafen,
ArckiT. Bd. LH. I. H&lfte. 13
194
seines Herrn er theilgenommen hat; lässt sich schwer fest-
stellen : den spanischen Kreuzzug desselben (1212) könnte er
mitgemacht haben^ denn er befand sich am 8. VIII. 1212 mit
dem Herzoge in £ns, von wo derselbe nach dem Westen
zog ; ^ wahrscheinlicher dünkt mich dies von Herrands ältestem
Sühne Hartnid. Dass Herrand des Herzogs Zug nach Äegypten
(1217 — 1219, 1. Mai)^ nicht mitgemacht habe, beweisen zwei
Urkunden vom 9. I. 1219 und vom 21. XII. 1220;» wahr-
scheinlich hat ihn sein hohes Alter daran gehindert. Der
Herzog war dem alten Wildonier auch persönlich gewogen und
hat manchen Streit desselben mit Klöstern und Stiftern nach
U.-B. 2, 88, 137; Erzbischof Eberhard II. für Reun, 1219,9. I. Leibniz,
erster Zeuge nach den Geistlichen, U.-B. 2, 162, 246.
^ Ich weiss nicht, woher Much. 5, 63 die Nachricht hat, dass Leopold VI.
im April 1212 (Enser Stadtrecht von 22. IV., 1212 Ens, Herrand von
Wildon Zeuge, M., Bab. 109, 99) nach Spanien gezogen. Nach der chro-
nologischen Uebersicht bei M., Bab. 276 ist Leopold VI. am 21. V. in
Nürnberg, am 10. VII. 1212 in Passau und am 8. VIII. schon wieder in
Ens. Die Schlacht von Tolosa, zu der Leopold VI. zu spät kam, f&Ut
nach Much. 5, 64 auf den 19. VII. 1212. Die Zeit vom 10. VII. (Passau)
bis 8. VIII. (Ens) reichte nicht hin zu einem Zuge nach Spanien and
zu ,einigem Aufentbalte bei Peter von Arragon*; eher die vom 8. VIII.
1212 (Ens) bis 14. II. 1213 (Regensburg). Leopolds Zug muss wohl in
den Herbst fallen; dasselbe scheint auch Mayer anzunehmen, indem er
1, 51 sagt: ,Leopold, aus Spanien zurückgekehrt, scbloss sich ihm an
(1213)S er spricht von K. Friedrich II. Für die im Texte aufgestellte
Vermnthung ist diese Frage unerheblich, indem Herrand von Wildon
beide Enser Urkunden des Herzogs unterschrieben hat (M., Bab. 109, 99
und 110, 103).
2 Sieht man von der streitigen Urkunde M., Bab. 122, 151 ab, so fertigt
Herzog Leopold VI. am 24. VI. 1217 noch in Klosterneuburg eine Ur-
kunde aus, am 9. VII. oder doch Mitte dieses Jahres (M., Bab. Anm.
385) steht er schon zu Glemona in Friaul; die erste Urkunde nach
seiner Rückkehr ist datirt: Wien 7. X. 1219; M., Bab. 122, 150. 152.
123, 155. Die Rückkehr von der Kreuzfahrt verlegt Much. 5, 88 nach
quellenmässigen Belegen auf das Ende 1219, die Abfahrt von Damiata
Mayer (1, 51) auf den 1. V. 1219.
3 U.-B. 2, 162, 245: 1219, 9. I. Leibniz. Erzbisrliof Eberhard IL von Salz-
burg schlich tot auf dem Capitcl in Leibniz einen Zwist zwischen Renn
und dem Pfarrer von S. Lorenzen. Zeugen . . . Herrandus de Wildonia,
Hertnidus et Vlricns filii ipsius; U.-B. 2, 173: 1220, 21. XIL . . .
Herraudus de Wildoui leistet dem Hospital Cerewald Genugthuung pro
damno, quod . . fcrerat duec Liupoldo in partibus ultramarinis in dei
Servitute manente.
195
Kr&ften geschlichtet, auch Familien Urkunden desselben wieder-
holt bestätigt. Zum letztenmale erscheint Herrand im Gefolge
seines Herrn in Wels im Jahre 1222. ^ Bald darauf ist er
gestorben. In welchen Beziehungen Herrand zu dem oben
erwähnten Hartnid gestanden, lässt sich nicht erweisen.
Herrand hatte einen Bruder Namens Rieh er, der von
1182 — 1188 urkundlich bezeugt ist. ^ Dieser hat, wie ich
S. 189, Anm. 1 wahrscheinlich zu machen gesucht, den Kreuz-
zug Kaiser Friedrichs I. von 1189 mitgemacht; auf diesem ist
er wahrscheinlich geblieben. Nach seiner Stellung in den Ur-
kunden war Richer der jüngere Bruder.
Vermählt war Herrand mit Gertrud, der jüngeren Tochter
des Vollfreien Leutold von Gutenberg oder Waltstein. Ist v.
Zahns Vermuthung z. U.-B. 1, 559 richtig — die in der An-
merkung zusammengestellten Urkunden lassen wohl nicht zwei-
feln — , so hat Herrand um seine Gertrud stürmisch, aber doch
echt ritterlich geworben: er und Wilhelm von Heunburg ent-
führten gewaltsam Leutolds Töchter Gertrud und Kunigunde
und behaupteten ihren Raub in ritterlicher Fehde gegen den
Alten, den sie schlugen und mit seinen Verbündeten in die
Flucht jagten , wobei sie fünfzig Edle fingen. ^ Erzbischof
1 M., Bab. 131, 180.
'Ü.-B. 1, 619: 1182, 29. XI. Graz. Herzog Ottacker VIII. bestätigt
Seckaner Privilegien. Zengen .... Herrant, Richer de Wildonia. U.-B.
1, 639: 1185, 29. IV. Fischau. Admont. Urk. Z. Otaker, dox Styrensis . . .
Herrandus de Wildonia et frater eins Riehems. U.-B. 1, 662: c. 1185 . . .
Herrandus de Wildonia litem quam habuit cum fratribos Admunteusibus
pro Ramisowi . . . abdicanit . . . tarn pro se quam nice fratris sui
Richeri . . . praedictis germanis Herrando et Richero. U.-B. 1, 693
1188, 2. VIII. am Krungelsee. Herzog Ottacker für Admont. Zeugen . . .
Richenu de Wildonie. Auf dieses Diplom folgt dann noch die S. 189,
A. 1 erw. Urk. des U.-B. 2, 169 (1188 . . . .) duos mansus apud Siginsdorf,
<1Q08 Riehems de Wildonia iens Jerosoliinam cenobio tradendos in manum
Ltntfridi de Eppenstein delegauerat, idem Lantfridus per manum Her-
ludi, fratris Richeri, super altare 8. Rlasii tradidit.
^ U.-B. 1, ÖÖ9: c. 1174 Liutoldus do Walstain, euius filias duo maiores
de Stirensibns rapuerant . . vgl. den Wortlaut des Briefes S. 191, Anm. 1. —
U.-B. 1, 631: c. 1186 eröffnen die Reihe der Zeugen hinter einander
Liatoldus de Outcnperch, Herrandus de Wildon. — U.-B. 1, 685: 1187,
1< X. Outenberg. Herzog Ottacker bestätigt, dass quid?)ni uobilis Liu-
toldus fidelifl noster de Götenhcrch partem predii sui filiabus .<mis Chuni-
^di et Gertrudi potestatiua manu tradens praesentibus earum maritis
13*
196
Adalbert von Salzburg schlichtete den Streit, indem er den
Alten bewog, den Räubern seine Töchter zu verloben.
Willehelmo et HerraDdo . . . istnm fecit exceptionem etc. — U.-B.
I, 686: 1187. 1, X. Gutenberp^. Herzog Ottacker bestätigt quod qaedam
nobilifl matrona Elisabeth de Gatenberch presenti marito sno domino
Liutoldo, presentibus etlam filiabns suis Chunigunde et Gertrade, assi-
dentibus quoque duobus generis suis Willehelmo et Herrando fecit
exceptionem de omnibns prcdiis suis . . . at istam specialiter tradendi
pro remedio anime sue facultatem haberet etc. — Mit Urkande Yom
II. V. 1188 Woiz, U.-B. 1, 688, überträgt dann Liutold von Gatenberg
Jherosolimam in armis contra inimicos cracis Christi proficiscens das in
N. 685 eximirte Patronat von S. Dionyseu ob Brack a. d. Mar seiner
dritten Tochter Ottilie, der Aebtissin von Göss. Die Reihe der Zeugen
eröffnet comes Vln'cas de Hunenbarch et filius eins comes Willehelmas,
der erste Schwiegersohn Liatolds. Nachdem Liutold and seine fromme
Gattin durch Schenkungen für ihr Seelenheil reichlich g^sorg^ (vgl. aach
U.-B. 1 . 689 ff.), zog Liutold in das heilige Land ; er scheint nicht mehr
zurückgekehrt zu sein. — U.-B. 2, 78, 120: 1206 . . . Herzog Leopold VI.
bezeugt, dass Elisabeth von Gutenberg pium votum viri sai Leatoldi
secuta dem Kloster Renn die Alpe Necistal geschenkt habe. U. d. Z.
Herra(n)du8 de Wildonia. Diese Schenkung hat 1260, 22. L Graz, Ulrich
von Wildon, Herrands Sohn, bestätigt und 1260, 25. Xll. Graz, emeaert,
D. St. 2, 18, Run. 14; 2, 25, Run. 23; besser Jo. Arch. C. 778» and 784»;
8. S. 235, Anm. 3 u. 4. —U.-B. 2, 129, 197—200: 1214, 27. VT. Steier.
Herzog Leopold VI. bestätigt, dass Elisabeth, Gemahlin Leatolds von
Gutenberg, genannte Güter durch die Hand Virichs von Pekah dem
Kloster Göss mit Zustimmung ihrer Töchter Kunigunde und Gertraud
und ihrer Schwiegersöhne Grafen Wilhelm von Hunenburg und Herrands
von Wildon vermacht hat. Diese nach dem Tode der Frau Elisabeth
ausgestellte Urkunde enthält die Bestätigung und Zusammenfassung einer
Reihe vorausgegangener Acte und zwar: a) der Exccption des Leatold
und der Elisabeth von Gutenberg, vom Jahre 1187, 1. X. U.-B. 1, 685
und 686; b) der Bestätigung derselben durch Herzog Ottacker in Gras
(1187 — 1192); c) der wiederholten Uebergabe der für Göss bestimmten
Güter an Herrn Ulrich von Pekah vor Herzog Leopold VI. (1195 —
1206); d) dass Ottilie Aebtissin von Göss, Tochter Loutolds und der Elisabeth
von Gutenberg, den Herzog von Oesterreich und Steier in der Vogtei
der übertragenen Güter zu Veitkirchen und zu Graz post mortem matris
bestätigt habe (c. 1210); e) dass die dolegatio der Güter für Göss and
zwar : Patronat von S. Veit in Prllep samt dem ganzen Besitz in Prilep,
ein Gut ein Chotich, ein Hof in Mecl, 4 Mansus eines Guts in Hettins-
dorf in Oesterr. samt perchrecht, vor Herzog Leopold VI. und zahlreichen
benannten Zeugen in Weiz stattgefunden habe (1195 — 1210); f) dass
ferner, dum post annos aliquot praedicta matrona viam aniversae camis
ingressa esset et in ecclesia Gossensi . . . tumulata fuisset (c. 1210), die
Delegation der Güter an GÖss durch Ulrich von Pekah vor Zeugen
197
Herrand äbei'gab seine Braut; die er während der ganzen Zeit
ihrer Gefangenschaft weder gesehen noch gesprochen^ sondern
erfolgte. Die den einzelnen Acten beigesetzten Jahreszahlen sind dem im
k. k. H.-H.-St.-A. befindlichen Exemplare der D. St 1, 30—34, Goss. 17,
wo sie mit Blei am Rande des Abdruckes beigesetzt sind, entnommen.
— Dass Lintold von Waltstein der Urkunde von 1174 (Ü.-B. 1, Ö59) in
der That der so oft genannte Leutold von Gutenberg ist, Ifisst sich be-
weisen ; die Familie hat ihren Namen gewechselt : Leutolds Urgrossvater
Ifaganos, sein Vater Leutold und er selbst nannten sich bis 1165 de
Sancto Dionysio nach dem Orte und der Kirche S. Dionjs bei Brück
(U.-B. 1, 323. 344. 492); unser Leutold (IL), der vor llö2 schon er-
scheint (IJ.-B. 1, 323: c. 1150 wird am Schlüsse ein Liutoldus senior
genannt), nennt sich bis 1185, 29. IV. (IT.-B. 1, 639) de Waltstein, vom
24. Vn. dieses Jahres an (U.-B. 1, 642) aber de Gi^tenberch. Die Iden-
ÜtSt aber ergibt sich aus dem Inhalte der Urkunden: N. 344: 1152,
29. 1. Leibniz. luta, Witwe Leutolds von S. Dionys, und ihr Sohn Leutold
flcbenken dem Erzbisthume Salzburg duo castra Wides et Waltsteine . . .
ecclesiam quoque S. Dionjsii . . . hoc tenore, ut si predictus Liutoldus
de legitinui ingenuos filios susceperit, ad ipsos pertineat hereditas. Diese
Schenkung kam nicht zu Stande. N. 492 (c. 1165) heisst in einer
Admonter Urkunde derselbe Liutoldus de S. Dionjsio liber homo et ad-
▼ocatus ipsius ecclesiae (seil. S. Dionjsii). Die schon angeführten NN.
685 and 688 aber zeigen, wie 1187/8 Leutold das Patronat von S. Dionys
vom Erbe seiner verheiratheten Töchter ausnimmt und dann dem Kloster
GSss schenkt Gutenberg, Waldstein und Weiz finden wir spSter im
Besitze von Herrands von Wildon Sohne, Leutold I., und sie gehen, mit
Ausnahme von Waldstein, durch die Verlieirathung der Tochter des
Letzteren, Gertrud, mit Albero von Kuenring an das Geschlecht Kuenring- .
Damstein über. — Dass Leutold und Elisabeth von Gutenberg Söhne
gehabt haben, möchte ich bezweifeln. In welchem Verhältnisse Wichard
von Waldstein (U.-B. 1, 685, 668 und 686, 670: 1187, 1. X. Guten-
berg. U. d. Z. . . . Wichart de Waltstein et Walther frater eins, un-
mittelbar vor den milites propra domini Liutoldi; U.-B. 2, 76, 119:
1206, 14. VIII. Admont. Herzog Leopold bestätigt Kloster Admont im
Besitze eines von Elisabeth von Gutenberg durch Ulrichs von Pekkah
Hand geschenkten Gutes in Feustritz und fügt bei, quod idem predium
a domino Wichardo de Walstein, qui hoc in vadimonio sibi depositum
afferebat, amicabiliter . . . fratres Admuntenses absoluerunt; U.-B. 2, 129,
200: 1214, 27. VI. Steier. U. d. Z. . . . Vvichardus et frater eins Liu-
toldus de Uvaltstein . . .; U.-B. 2, 219, 312: 1224, 1. VIII. Renn Z
Wichardns et filius eins Dietmarus de Waltesteine) zur Familie von
Ontenberg gestanden, lässt sich nicht erweisen ; dass die Verwandtschaft,
falls äberhaupt eine solche existirte, nur eine sehr entfernte gewesen,
icheint aus den angeführten Urkunden hervorzugehen. — Auch Träger
des Namens Gutenberg erscheinen wiederholt; so: Rudogerus et Otto de
G&tenberc 1223, vgl. S. 215, Anm. 3; Wichard von Gutenberg mit einem
198
einer vornehinen Verwandten, der einstigen Gemahlin Friedrichs
von Pettau, ^ anvertraut hatte, wieder ihren Eltern. Das war
im Juni 1174, bald darauf wird die Vermählung stattgefunden
haben, ^ denn schon circa 1190 heisst es in einer Ädmonter Ur-
kunde (U.-B. 1, 706): Herranduscum filiis suis ad versus monaste-
rium habit§ liti penitus renunciavit. Das klingt so, als ob Her-
rands Söhne, deren ältester, wofern er nicht vor seiner Ehe mit
Gertrud schon einmal verheiratet war, höchstens fünfzehn Jahre
alt war, schon in so zartem Älter an des' Vaters Fehden theilge-
nommen hätten. Gertrud brachte ihrem Gatten schöne Güter,
Gutenberg, Waldstein, Weiz. 8ie dürfte vor 1189 gestorben
sein; denn in den Aufzeichnungen des Äbtes Isenrik von
Ädmont (1178 — 1189) ist ein Jahrtag der Gertrud von Wildon
erwähnt, an welchem die Conventualen Fische erhielten, das
war der 6. December. 3
Wir kennen vier Söhne Herrands: Hartnid, Leutold,
Ulrich, Richer; Hartnid, der Aelteste (seit 1208), starb vor
Sohne Walther bei Much. 5, 99 z. J. 1224; 5, 345 z. J. 1271. — Liebold
and Ulrich von Gatenberg bei Mach, o, 107 z. J. 1227 sind wegen Gleich-
heit der Sache und der Zeit (Governiz) für die Wildoner Leutold and
Ulrich za halten; vgl. U.-B. 2, 236. Muchar ist übrigens, sobald die
Belege fehlen, bei der ungehenren Zahl von Urkunden, die er für sein
Werk excerpirte, und bei der Leichtigkeit, sich öfter zu irren, nur mit
Vorsicht zu benützen; er wird oft recht verworren, z. B. 5, 105 bei der
Darstellung der Govemizer Affaire mit dem Leopold von Gutenberg in
Anm. 1. — Indess treten, wie das Reg. von Goeth zeigt, noch bis ins
14. Jahrhundert Edle von Gatenberg und Waldstein auf, z. B. 1254 eine
Edle, Gertrude von Waldstein, bei Much. 3, 198.
^ Ich vermuthe unter der ,nobilis femina cognata eiusdem H., uxor qaon-
dam F. de Bettowe* Benedicta, Friedrichs von Pettau Gemahlin, die am
1145 schon Witwe war und deren Tochter mit einem Lantfried von
Eppenstein vermählt war U.-B. 1, 244. Diese Benedicta, eine nahe Ver-
wandte Herrands, würde am natürlichsten die Verbindung zwischen den
Wildoncrn und Pettauern, so wie Eppensteinern herstellen, kann aber
freilich die Thatsache, dass Schloss Eppenstein 1263 in den Händen der
Wildoner ist, nicht erklären.
2 Lusch., Beitr. 9, 133 nimmt das Jahr 1187 an, mit Berufung auf D. 8t.
1, 28 und 30 gleich U.-B. 1, 685 und 686; mit Rücksicht auf die Er-
wägungen im Texte möchte ich meine Anschauung aufrecht erhalten.
3 W., Adm. 2, 28 und 235 ,de anniversario Gertrudis uxoris domni Herrandi
de Wildonigen Nicholai episcopi'.
199
dem Vater (um 1220), ebenso Richer;* Leutold und Ulrich
aberlebten denselben.
Dass er auch Töchter gehabt, geht hervor aus einer noch
anzuführenden Urkunde von 1215, 21. III. Wien: ,adhibito
Hertnidi et aliorum puerorum meorum utriusque sexus consilio
et consensu. ^
Von dem Leben Herrands wissen wir, abgesehen von
seinen Beziehungen zu den Landesfursten, wenig. Gleich den
meisten seiner Standesgenossen erlaubte er sich manche Ueber-
griffe gegen Klöster und Kirchengut und suchte in alten
Tagen derlei Gewaltthätigkeiten durch fromme Schenkungen
wieder zu sühnen.
Gegen Admont bewies er sich wiederholt sehr nachgebig
und freigebig, ganz entsprechend den Gesinnungen seines
Gebieters Ottacker. ^ So hatte er gemeinsam mit seinem Bruder
Richer ein Admonter Gut in der Ramsau bei Schladming in
Anspruch genommen, später aber tum iustitie intuitu, tum pro
bonis nostris (seil, fratrum Admuntensium) darauf verzichtet
und einen Theil seines eigenen Besitzes, der an den admon-
tischen grenzte, dem Kloster geschenkt, im eigenen und des
Bruders Namen. Als dann der Herzog Ottacker eben jenes
Gut — wohl das von Herrand geschenkte, der ja sein Ministeriale
war, — als sein Eigenthum beanspruchte, vermochten ihn
Herrand und Richer, demselben zu entsagen, und wiederholten
ihre Abdication (c. 1185).^ In' der langen Reihe der Schenkun-
gen, welche eine Admonter Tradition von 1185, 25. — 27. XII.
aufweist, finden wir unseren Herrand zweimal: einmal über-
gibt er 20 Mansus im Auftrage des Ortolf von Graeze, dann
faeisst es weiter, tercio post hcc die Herrandus de Wildonia
* U.-B. 2, 234: ego Livtoldus et Viridis de Wildonia . . . quandam dona-
tionem quam pater noster beate memorie dominus Herrandus de Wil-
donia pro remedio anime fratris nostri Kicheri manu potestatiua choro
Salzburgensi donauit . . . confirmauimus rat(i)habitione. Das Originale
de« k. k. H.-H.-8t.-A. ist undatirt, v. Zahn datirt c. 1225; da nur Herrands
Tod erwShnt wird, so kann die Urkunde ledig^lich nach 1222 gesetzt
werden.
3 U.-B. 2, 133, 205; s. S. 203, Anm. 4.
* Auf Admonter Urkunden finden wir ihn auch ohne seinen Gebieter öfter
als Zeugen: c. 1185 Schenkung Starcbants von Getzendorf U.-B. 1, 667;
c. 1186 Schenkung Ortliebs von Fischau U.-B. 1, 681.
A U.-B. 1, 662, c. 1185 . . .
200
predium Meinhardi proprii militis sui seil, sex mansus in
Oisnitz und einen Weinberg bei Aframberg, beides in der
Nähe von Wildon, pro duabus filiabus ipsius Meinhardi apud
nos suseeptis super altare St. Blasii delegauit potenti manu. <
Ein andermal hatte er ein Waldstück in Gamner im Lavant-
thal bei Obdach unrechtmässig in Besitz genommen und erst
auf wiederliolte Klagen der Brüder von Admont sich zu einem
Schiedsgerichte in Weissenkirchen cum amicis et fidelibus suis
eingefunden. Das Schiedsgericht war zusammengesetzt aus Welt-
lichen und Geistlichen admontischer Wahl, die sich duitsh
provectiores ac meliores de Ilerrandi familia, also aus seinem
Gesinde, Richker, Gundaker und Dietmar den Schaffner, er-
gänzten und dann, nach commissioneller Begehimg des strittigen
Berghanges, das Recht sprachen. Nach geschehener Grenz-
theilung, fahrt die interessante Urkunde fort, Herrandus termi-
norum suorum designationem de manu nostra suscipere postu-
lauit, ea utique intentione, ut prius violenter possessa securiore
deinceps conscientia possideret. Dann leistete er mit seinen
Söhnen Verzicht (c. 1190). 2
Als Herrand mit dem Kloster St. Lambrecht Ende 1202
wegen eines Waldes zwischen den Bächen Teigitsch und Graden
im Kainachthal bei Piber, quod uiolenter usurpasset sibi siluam,
im Streite lag, legte sich Herzog Leopold ins Mittel, sprach dem
Kloster den Wald zu und bewog dann den Abt consilio et
petitionc, seinen Ministerialen mit einem Gute am Graden-
bache zu belehnen und stellte eine Urkunde aus, kraft welcher
er in predio a ministeriali nostro de Wildooia coram nobis
obtento auf seine landesherrlichen Rechte lantgerüh, marck'
dinest, foytreth verzichtete. Letztere Urkunde hat dann Herrand
von Wildon als erster Zeuge gefertigt. ^
1 U.-B. 1, 649, 627. 628: 1185. 25—27. XII. Admont
2 U.-B. 1, 706: c. 1190 .. . Weizzenkirchen. Luach., Beitr. 8, 121—124
hat die Ausdehnung des Namens Gamarana oder Gamner genau bestimmt
und datirt die vorliegende Urkunde auf c. 1195, was mit Rücksicht auf
die Theilnahmo von IJerrands Söhnen an der Versöhnung eher statt-
haben dürfte.
3 U.-B. 2, 56: 1202. 13. XII. Wien und 57: 1202, 13. XII. Gras (!). —
Diesen Besitz Hess sich der Abt von S. Lambrecht im Jahre 1255 von
dem damaligen unp:arischen Landeshauptmanne Stephan, Banns von Sla-
vonien, neuerdings bestätigen. Jo. Arch. C. 732'.
201
Als Spender für Stift Seekau lernen wir Herrand kennen
in einer Bestätigungsnrkunde Erzbischof Eberhards II. von Salz-
burg vom 11. XII. 1208 Salzburg: ex dono domini Alberti de
Epenstein Liupoltsdorf^ Chappel, Chrawat, ex dono Lantfridi filii
eins Gobemiz cum omnibus attinenciis suis, ex dono domini
Herrandi de Wildonia Siginsdorf etc. * Zu den eben erwähnten
Schenkungen der Eppensteiner an Stift Seckau gehörte auch ein
Qut Landschach (Lontscacherbach), über welches die Wildoner,
als sie das Erbe der Eppensteiner antraten, — der Rechtstitel ist
nicht bekannt, aber Landfried von Eppenstein heisst 1242 in
einer Urkunde Ulrichs I. von Wildon ,parens noster' und
,£ppenstaein castrum nostrum' — die Vogtei in Anspruch
nahmen, welche dann das Stift von Herrand und dessen
Nachkommen wiederholt ablöste. Auch die zuerst genannten
Schenkungen der Eppensteiner wurden von Herrand und seinen
Söhnen beansprucht und gewaltsam weggenommen; in dem
Streite, der darüber ausbrach, fugten Herrand und Hartnid,
sein ältester Sohn, den Besitzungen des Stiftes zu Kumberg
am Schöckel grossen Schaden zu, wofür sie dann aber durch
eine Schenkung in Prenning bei Deutsch-Feistritz Ersatz zu
leisten suchten; Governiz jedoch, bei Knittelfeld, behielten sie
bis zu ihrem Tode; und ihre Erben, Leutold und Ulrich von
Wildon, stellten es erst auf Intervention Herzog Leopolds VI.
1227 gegen Entschädigung von 50 Mark zurück, behielten
jedoch die Vogtei darüber.^
Belehrend über das Gebahren der Ministerialen in des
Herzogs Abwesenheit auf dem Kreuzzuge (1217 bis Mitte 1219)
i«t eine das Spital am Semmering betreffende Urkunde vom
21. XII. 1220. Herrand lag damals in Fehde mit Hartnid von
Ort und schädigte das genannte Hospital in seinem Besitze;
die Fehde kostete Geld, und Herrand musste Güter verpfänden,
'U.-B. 2, 91, 143: 1208, 11. XII. Salzburg. Dieselbe Schenkung der
Eppensteiner bewahrt auch das Necrol. Seccov. (D. St. 2, 355): VIII.
KaL Mart. (22. Febr.) Lantfridus in Eppenstein, qui dedit nobis curiam
iD Chrawat. (D. St. 2, 359): IX. Kai. lul. (24. Juni) Laentfridus de
Eppenstein in expeditione. Hie ultimus filiorum illorum pergens Jero-
soljrmam tradidit nobis praedium omne Goberritz, quidquid ibidem habere
poterat. IV. Kai. lul. (17. Juni) Albertus de Eppenstein. Hie dedit nobis
omne praedium suum Capellen in Muertztal et alia. Das Necrolog. ge-
bort dem 14. Jahrb., Mitte (D. St. 2, 364).
'Vgl. über das ganzeVerfaältniss zu Stift Seckau S. 215, Anm.3bisS.216Anm. 3.
202
so vier Hüben zu Reibersdorf bei Hartberg (Reiweinsdorf) an
den Richter von Hartberg, Peregrin. Aber das genügte nicht.
Und als die Hospitaliter den jungen Ritter Heinrich, den Neffen
des Hospitaliters Tokelarius, mit zehn Mark Silbers aus dem
heiligen Lande an ihr Hospital schickten, nahm Herrand ihm
dies weg. Nach des Herzogs Rückkehr fUhrte nun der
Hospitaliter Siegfried Klage, und Herrand wurde verhalten,
das geraubte Geld zurückzugeben; da er es nicht konnte,
schenkte er jene vier Hüben, die an Peregrin von Hartberg
verpfändet waren, Siegfried aber verglich sich mit diesem in
der Weise, dass er zwei Hüben gleich aus der Pfandschaft
löste um fünf Mark, während die andern zwei nach Peregrin's
Tode dem Spitale am Semmering zufallen sollten.^
Die Verluste in seiner Familie veranlassten den alten
Wildonier zu verschiedenen Schenkungen : so bei Richers Tode
an das Salzburger Capitel (S. 199, Anm. 1) und dann, als
Hartnid starb, — Ende 1220 oder 1221, denn in einer Schen-
kungsurkunde der Grafen von Pleien 1220 lebt er noch, 1222
dürfen wir aber nach Herrands Verschwinden aus den her-
zoglichen Urkunden als des letzteren Todesjahr ansetzen;
eine Seckauer Urkunde seiner Söhne von 1223 bestätigt diese
Annahme — zu einer Schenkung von Gütern in Ranach und
von ,perchreht' bei Gloggnitz, und von drei Hüben zu Eich
im Ensthale an das Spital am Pyrn 1220.^
Erwägt man, wie Vater und Sohn für ihre Gewaltthätig-
keiten dem Kloster Seckau genugzuthun sich bemühten und
dann Herrand nach des ältesten Sohnes Tode in einer Reihe
von Schenkungen zugefügtes Unrecht gut zu machen, für sein
und des Sohnes Seelenheil zu sorgen sich beeilte, so möchte
man fast vermuthen , dass der Vater in einer plötzlichen
t IL-B. 2, 17;^: 1220, 21. XII. . . .
2 U.-B. 2, 184, c. 1220 . . Lietzen Herrandus de Wildonig: trado et delego
S. Marie ecclesieque eius supra Pierin h^bam imam aput Ravnach in
septenario fiiii mei Hartnidi pro remedio anime eius ... et aput Glokiniz
iu8 nostrum quod dicitur perchrehte . . . aput Obirneiche in Enstal tres
h^bas cum manu domini nostri ducis Au8trie et Styrie et hoc apnt
l^zin. Septenarium steht hier in seiner ersten Bedeutung ,officiuiii pro
mortuis per Septem dies continuos* Ducange. Die Datirung im U.-B.
O.-Oest. 2, 184 (c. 1200) ist falsch. Hartnids Tod kann nicht vor 1220
(S. 204, Anm. 2), nicht nach 1222 (8. 195, Anm. 1) fallen. Das ange-
hängte Siegel gleich Beck-W. F. 2.
203
Erimmkung^ des Sohnes und in dessen Tode einen Fingerzeig
des Himmels zu erkennen glaubte und so zu jenen zahlreichen
Spenden veranlasst wurde. Diese Anschauung ist der Zeit nicht
fremd: ich erinnere nur an die Geschichte jenes Grafen von
PleieOyi in dessen Tode die Zeitgenossen die verdiente Strafe
for seinen Angriff auf Stift Reichersperg erblickten, oder an
die Geschichte von Günther von Soune.^
Herrand von Wildon hat auch das Verdienst, den
Johanniterorden in Steiermark eingeführt zu haben; haben
sich die frommen Brüder etwa um seinen Bruder im Kreuz-
loge 1189 Verdienste erworben ? Als Erzbischof Adalbert von
Salzburg dem Orden die Kirche zu Uebersbach bei Fürsten-
feld übertrug, trat Herrand das Patronat an derselben ab
(1197) ;^ 1215 schenkte er demselben Orden einen Hof ,Haslowe'
bei Fürstenfeld ^ der ihm von seinem Lehensmanne Konrad
von Lembuch (Lewenboch) ledig geworden war.^
* AlbniD der Neffe des Stifters von Reichersperg, Werners von Pleien,
haUe 1090 oder 1091 eine Schenkung des Letzteren an das Stift und
den Grand des Stiftes selbst an sich zu reissen gesucht, ja die Cleriker
iroti der Warnung des in Reichersperg als Mönch lebenden Oheims ver-
trieben. Die Gründungsgeschichte von Reichersperg (Mon. Boic. 3, 393 ff.)
beseichnet seinen und seines Helfershelfers plötzlichen Tod eilf Tage
nach dem Ueberfalle des Klosters als göttliches Strafgericht. Tangl in
Mitth. des bist. Vereins für Steiermark IV. 133 f.
' Oiinther aus dem Hause Puzol oder Hohenwart hatte den Abt Wolwold
▼on Admont im Jahre 1 137 zu Tode misshandelt (M. G. 9, Ö78, Admont.
Chron.) und war dem Kirchenbanne verfallen. Als er im Jahre 1140 im
Kampfe König Konrads III. gegen Heinrich den Stolzen von Baiern-
Sachsen vor Regensburg verwundet wurde, erblickte er hierin Gottes
Fiogerzeig und suchte sich durch reiche Schenkungen an Salzburg, Gurk,
Admont und mehrere andere Klöster Lossprechung vom Banne und eine
Grabstätte in Admont zu sichern. Tangl, Günther, der letzte Markgraf
▼on Soune, in Mitth. VI. 94—97.
' U.-B. 2, 27: 1197. Nur den ersteu Act des Regestes (Patronat von
Uebersbach) kann ich in der Urkunde finden, nicht aber den zweiten
(Dotation der genannten Kirche durch Tausch mit Zehenten an ge-
nannten Orten): . . Herrandus vero de Wildonie ius patronatus, quod in
pndieta ecclesia habebat, ospitali S. Johannis ea condicione donavit, vt
de ospitali presbiter in prenominata ecclesia instituatur singulis diebus
ad divina celebranda. (v. Zahn setzt Komma.) Deoimas istarum villarum,
▼idelicet Ubilspaoh . . . que ad plebanum pertinent, pro allodio in chro
Imoat cum plebano . . permutaverunt
*U..B. 2, 133: 1215, 21. III. Wien. Die im Texte gegebene Erklärung
■obeiiit dem Wortlaute näher zu entsprechen, als das Regest: . . eadem
204
Die bei Gelegenheit der Streitigkeiten und Schenkangen
angefahrten Orte — Ansprüche der adeligen Herren ergaben
sich bei der Unbestimmtheit der Grenzen, wenn ihre und der
Klöster Besitzungen einander berührten oder einschlössen —
geben uns die Punkte an, auf denen wir einen Theil des
Wildon'schen Besitzes zu suchen haben; — einen Theil, denn
nicht alles ist in Streit gekommen, nicht von allen Gütern
wurden Theile geschenkt, gewiss nicht über alle von Vater
auf Sohn übertragene Lehen sind Urkunden ausgestellt worden,
und nicht alle haben sich erhalten.
Ausser von den Landesfürsten und von den EHöstem
Admont und S. Lambrecht, trug Herrand c. 1190 — 1200 auch
von S. Paul zwei Höfe zu Lehen *, und 1220 lernen wir ihn
und seine Söhne Hartnid und Ulrich als Lehensträger der
Grafen von Pleien kennen: sie haben fünf Mausen in der
Nähe von S. Georgen an der Stiefing.^ Umgekehrt gab auch
bona ChoDrades de Lewenboch a me in beneficio habuit ipseque qnen-
dam miUtem . . Walthemm per eadem bona beneficiaverat, quo moitao
eiasdem filü et tutores . . . eadem bona reddideront et ipse suseeptif a
fratribus Ix marcis Fresacensium eadem bona michi libere resignavit
Vgl M., Bab. 149, 4: 1231, 3. III. Wien, Herzog Friedrich II. bestiUicrt
Herrands Schenkong von 1215; über Herrands Verdienste vgl. y. 2<alm,
Beitr. 6, 18.
1 U.-B. von S. Paul S. 72 C. Copie des um 1220 vollendeten Codex traditionam
des Abtes Ulrich: ista sunt beneficia quibus inbeneficiati sunt subacripti:
. . . idem dominus F(ridericu8 de pet6) causa domini Henrandi de Wil-
de nia resignavit nobis duas villas beneficii sui, quas predicto domino
H. iure feudali concessimus.
2 IJ..B. 2, 174: 1220 . . Saefelt. C. dei gratia Comes de Bleigen (Chon-
radus) dilectis fidelibus suis H. de Wildouia et H. et U. filüs rata (Her-
rando de Wildonia et Hertnido et Ulrico) salutem. Qnoniam parentes
nostri . . . Marie . . nee non . . Georio . . . aput Styuen . . . ecdesiam
fundare et suo dotare praediolo curaverunt . . . nos concedimus . • • ut
V mansos de praedio nostro quod in feudo tenetis, ecclesiae praedictae
in proprietatem et dotem altaris superioris cappellae delegare habeatis
potestatem. Diese Urkunde steht vollständig im Seckauer Copialboeh
(Pg. Codex des 14. Jahrhunderts des Jo. Arch. in Graz N. 333, p. 72,
Urk. N. 125) und unmittelbar vorher (Urk. N. 124) eine andere, durch
welche Graf Liutold von Pleigen seinen Vasallen die Schenkung von Plei-
genschen LehensgÜtern an die Kirche zu S. Georgen an der Stiefing
gestattet; sie ist undatirt Ueber diese Schenkung hat dann Graf Koiunid
von Pleien eine zweite Urkunde ausgestellt, welche ebenfalls von 1220 . . .
Berchtesgaden datirt ist (abgedruckt bei Koch-Stemfeld, Salsburg and
205
Herrand von Wildon einen Hof und Güter in Haslau bei
Füntenfeld dem oben erwähnten Konrad von Lembuch zu
Berchtesgaden in hist stat. geogr. und staatsökon. Beiträgen , Salzburg
1810, zwei Theile; 2. Theil, 1. Abtheilung ^Urkunden von Berchtes-
gMlen* 8. 42, N. XXII., jetzt auch berichtigt U.-B. 2, 175): Graf Konrad
Ton Piain gibt auf Bitte des seligen Herrand von Wildon und auf Er-
mahnen des Pfarrers von Stjyen [S. Georgen an der Stiefing] ein Prfidium
Ton fünf Mausen für eine tägliche Messe auf den Katharinen Altar der
Kirche S. Georgen an der Stiefing. . . . Chünradus . . comes de Piain . .
memorandum relinquimus quod ad peticionem pie memorie Herrandi de
Wildonia (fnimus) inducti et a Chynrado plebano de Styven . . moniti
iam nominate ecclesie predium nostrum apud S. Georium V mansos . . .
per mannalem consensum consangtiinei nostri L. sub nostra tutela con-
stitati . . . super altare beate Katharinc in memorata ecclesia . . pro
dote tradidimns . . . hac tarn condicione interposita, quod in eodem
altari cottidie missa pro defunctis, pro remedio et salute tarn nostra
quam predicti Herrandi et heredum eiusdem . . debeant celebrari . . .
testes . . . data apud perthersgadem ao incarn. dorn, mccxx. Wenn man
wie Koch-Sternfeld (Gesch. des Fürstenthums Berchtesgaden , Salzburg
1815, 1, 99) aus der Berchtesgadner Urkunde des Grafen von Piain
schliesst, dass Herrand von Wildon 1220 todt war (pie memorie Her-
randi!), so verwickelt man sich in Widersprüche mit anderen urkund-
lichen Zeugnissen: die Seefelder Urkunde des Grafen von Pleien kann
allenfalls der ersten Hälfte des Jahres zugeschoben werden, auch die bei
M., Bab. 126, 164 vorfindliche Zeugenschaft Herrands von 1220, 12. VII.
Steier, l&sst für den Todestag fast sechs Monate Raum ; Herrands Schen-
kung an Spital am Semmering die vom Thomastage (12. Dec.) datirt ist,
konnte allenfalls nach dem Tage der translatio Thomae apostoli, dem
3. Juli (vgl. Weideubach Calend. christ. p. 161) zurückgeschoben werden;
noch weniger Schwierigkeit bereiten zwei andere dem Jahre 1220 (ohne
nfiheres Datum) gehörige Urkunden Herzog Leopolds (M., Hab. 125, 162
ond 127, 165). Allein unlösbar wird der Widerspruch durch eine Ur-
kunde Herzog Leopolds von 1222 . . Wels, für Lambach, in welcher
Herrand als Zeuge erscheint (M., Bab. 131, 180, U.-B. O.-Oest. 1, 639,
n. 341). Die Echtheit dieser letzteren Urkunde anzuzweifeln ist um
so weniger erlaubt, als es sich um Marktrechte in Wels handelt, die
Stift Lambach von seiner Gründung her besass (pro totis iuribus que
ecclesia Lamb. de fundacione sua in civitate Welsa libere possidebat), die
bexfigliche Urkunde Kl'niig Heinrichs IV. aber , die ihm diese Rechte
▼erlieh, 1061, 18, II. Regensburg, (U.-B. O.-Oest. 1, 90 n. 71, Stumpf,
Reichskanzler 2. Bd., Chron. Verz. der Kais.-Urk. 215 Reg. n. 2502)
niemals angestritten worden ist. Diesen Widerspruch zu lösen bleibt
nichts übrig, als Herrands Tod nach 1222 oder in diesem Jahre festzu-
■etzen und die Berchtesgadner Urkunde von 1220 für eine spätere, der
Kirche S. Georgen an der Stiefing ausgestellte Bestätigung der früheren
Schenkung, mit dem Datum des Schenkungsactes (1220) und mit Be-
206
LeheD, der sie wieder an den Miles Walther hindanlieh, nach
dessen Tode die Söhne gegen andere Güter in ^RedeginsdorP
dem Konrad von Lembuch das Lehen zurückerstatteten^ worauf
dann dieser es dem Herrand zurückgab gegen 60 Mark
Friesacher, die die Johanniter zahlten (S. 203, Anm. 4).
Neben Herrand, seinem Bruder und seinen Söhnen er-
scheinen in dieser Zeit noch einige andere Träger des Namens
von Wildon: Albert von Wildon, 1185, 1190 als Zeuge;' nach
der Stellung in der Zeugenreihe scheint er nicht dem Diener-
stande angehört zu haben. Konrad von Wildon 1207 — 1245
(vgl. über denselben S. 224, Anm. 1). Erphe von Wildon
1219—1223.2 Hezil von Wildon c. 1185 und 1227.» Leo von
Wildon 1212. 1214.* Konrad, Erphe, Leo und einige andere
werden 1219^ 9. L ausdrücklich als Burggrafen bezeichnet
zieliUDg auf die Zeit der AaBstellmig (,Herrandu8 pie memorie*) anin-
sehen. Vgl. eine ähnliche Vermengang von Actum und Datam in der
Urkunde n. 172 des steierm. U.-B. 1, p. 172 (1136 . . . Leibuis anno
dorn, incam. mcxxxvi, regnante Chunrado rege secondo [!]) und im
Allg. Ficker Urk. Wesen 1, n. 157 und lö8.
t U.-B. ], 649 S. 629^ als Zeuge der S. 199 f. besprochenen Tradition,
noch hinter Meinhard dem miles proprius — U.-B. 1, 701: c. 1190.
Erzbischof Albert von Salzburg beurkundet die Delegation Ulricha des
Sohnes Otakars des Burggrafen von Graz an seine Kirche . . . euios
delegacionis testes sunt . . . Herrandus de Wildonie, Hertnidus de Orte,
Albertus de Wildonie . . . Facta est autem hec delegacio in Castro
Truwinstein sub bis testibus . . . Alberto de Wildonie . . . testes antem
huius delegacionis sunt hü . . . Albertus de Wildonie . . .
^ U.-B. 2, 162, 246: 1219, 9. I. Leibniz, erscheinen nebst Herrandus de
Wildonia, Hertnidus et Ulricus filii ipsius ausserdem Leo, Engelscalcns,
Marchwardus, Conradus, Erpo, Wichardus, Orifo cAstoUani de Wildonia;
Erphe war demnach Burggraf. — Aebtissin Ottilie von Göss erklärt,
dass Engelin seine Besitzungen seinen Erben Otto und Bertha abgetreten
habe. U. d. Z . . . dominus Erphe de Wildonia. c. 1220, U.-B. 2, 179,
264. — Konrad, Engelschalk und Erpho als Zeugen auch in der 8. 215,
Anm. 3 angeführten Urkunde Liutolds und Ulrichs von Wildon vom
Jahre 1223 . . .Weiz, U.-B. 2, 209, 299.
3 Zeuge der Verzieh turkundo Herrauds und Kickers von c. 1185 U.-B. 1,
662. Hezil ist gleich Hermann, M. G. 8, 670. 10, 370 Herimaunus qui
et Hezilo, Förstemann, Namenbuch 1, 651. Und ein Hermann von Wildon
ist c. 1225 Zeuge in einer Urkunde Leutohls I.; S. 224, Anm. 2.
^ U.-B. 2, 122, 185: 1212 . . . Keinbert von Mureck nrkundet für Reun,
und U.-B. 2, 130, 201: 1214, 16. 11. Graz, Herzog Leopold VI. für
S. Lambrecht; Zeuge ist jedesmal Herrand von Wildon, weit hinter ihm
folgt Leo von Wildon; er war Burggraf. Siehe oben Anm. 2.
^7
Von den 1190 ohne Namen erwähnten, 1215 mit Aus-
nahme Hartnids als pueri bezeichneten Söhnen Herrands ist
Hartnid der älteste^ denn er erscheint in den Urkunden zuerst,
seit 1208,' Ulrich seit 1219, ^ Leutold erst von 1222 an, also
▼OD demselben Jahre, über welches herab unsere Kenntniss
Ton Herrand nicht reicht
Am 30. V. 1208 bestätigt Hart nid U. in Friesach mit
dem Vater eine Urkunde des Bischofs Walther von Gurk;'
1211 unterschreiben sie gemeinsam einen Vertrag Herzog
Leopolds VI. mit Erzbischof Eberhard H. über Burgen und
Patronate ; * als Herzog Leopold VI. mit zahlreichen steierischen
Herren im Mai 1212 den Nürnberger Reichstag des aus Italien
zurückgekehrten Kaisers Otto IV. besuchte, befand sich Hartnid
in Beinern Gefolge und unterzeichnete mit ihm den kaiserlichen
Privilegienbrief für S. Florian ; ^ und als neun Monate später
diflselbe Kloster von dem inzwischen aufgegangenen neuen
Sterne, König Friedrich II., in Regensburg sich die gleichen
Freiheiten wie vom Kaiser Otto und Herzog Leopold ver-
* Schon 1207 soll er in Herzog Leopolds VI. Gefolge in Linz gewesen
■ein, nach Much. 5, 48, der sieh auf Kurz, Beitrüge zur Geschichte des
Ludes ob der Ens, Linz (1805) 3, 324 bezieht; aber die entsprechende
Gleinker Urkunde des U.-B. f. O.-Oest. 2, 254 hat Herrandus de Wil-
donia als Zeugen. — D. St. 2, 77 Seiz. 13 führen ihn als Zeugen einer
Urkunde Herzog Leopolds VI. von 1207 an; der Irrthnm ist S. 188,
Anm. 1 aufgeklärt.
^ Bin Zeugniss für 1203 will Meiller Bab. 91, 46 in der Urkunde von
1^, 29. XL Friesach, erblicken : Herzog Leopold VI. bezeugt, dass sein
^tinlBteriale Leopold von Leonstein dem Kloster Victring 16 Hüben ge-
schenkt habe. U. d. Z. Wichardus de Karlsperch et filii eins Wichardus
«t Heinricus, de Marhpurch Ulricus et Gotfridus, Herrandus de Wildoni,
FridericuB de Pethowe . . . Meiller bezieht ,de Wildoni' rait Unrecht auf
^ Tor ,Herrandus' stehenden Namen; interpung^rt man wie v. Zahn im
U-B. 2, 64, 8. 106, so fallt jeder Grund für jene Annahme weg. Die
Urkunde ist 8. 198, Anm. 1 summarisch mit angeführt.
'l^.-B. 2, 89, 138: 1208, 30. V. Friosach. B. Walther von Gurk bestätigt
dem Ortolf von Muntpareis seine Lchengtiter. U. d. Z. Herrandus de
Wildonia et filius eins Hartinidus . . . Cünradu» de Wildonia.
*U-B. 2, 118, 179: 1211 ... U. d. Z. Herrandus de Wildonia et filius
"^Qi Haertnidus. Unter den Kirchen, deren Patronate geregelt werden,
^^den sich auch Biegersburg (Ruckerspurch) und Radkersburg (Rate-
Joyspurch); ersteres bekommt der Herzog, letzteres der Erzbischuf.
*M-,Bab. 109, 100: 1212, 12. V. Nürnberg. U. d. Z. Hartuidus filius
Hermndi de Wilidon.
208
briefen Hess, fand sich Hartnid wieder unter den Sieglern. ^
Da Leopold eben aus Spanien heimkehrte, so hatte ihn wohl
Hartnid dahin begleitet.^ 1217, 4. VI. siegelte derselbe in
Friesach eine Urkunde Erzbischof Eberhards II. für Reun;^
1219, 9. I. findet er sich mit dem Vater und seinem jüngeren
Bruder Ulrich auf einem Capitel desselben Erzbischofs in Leibniz
ein. ^ Das letzte Mal geschieht seiner Erwähnung in der Urkunde
des Grafen Konrad von Pleien vom Jahre 1220. Erwähnt sind
bereits die Vexationen des Klosters Seckau, deren er sich im
Vereine mit seinem Vater in Kumberg und Governiz schuldig
machte. Dass Hartnid vor dem Vater starb, ist durch die
Schenkung an Pyrn unumstösslich erwiesen, und dass beide,
Herrand der Vater, sowie Hartnid der Sohn, 1223 todt waren,
beweist die Weizer Urkunde der Sohne Leutold und Ulrich
von 1223 (S. 215, Anm. 3), sowie Herrands Verschwinden aus
den Urkunden des Landesfursten seit 1222.^ Hartnid starb
somit zwischen 1220— 1222. «
1 U.-B. O.-Oest. 2, 383: 1213, 14. II. Regensburg: Hartnidus filiuR Her-
randi de Wildonia.
^ Wenn man die S. 194, Anm. I. ziiüammengestellten Urkunden hiehersieht,
gewinnt die Vermuthung, Hartnid sei mit dem Herzoge in Spanien
gewesen, an Wahrscheinlichkeit:
1212, 24. IV. Herzog Leopold VI. in Ens, Herrand Zeuge —
21. V. Herzog Leopold VI. in Nürnberg, Hartnid Zeuge —
10. Vn. Herzog Leopold VI. in Passau —
8. VIII. Herzog Leopold VI. in Ens, Herrand Zeuge —
1213, 14. II. Herzog Leopold VI. in Regensburg, Hartnid Zeuge ; Herrand
begleitet seinen Herrn bis an die Landesgrenze und empfängt ihn dort
wieder, seinen Sohn aber gibt er ihm in die Fremde mit. Vgl. M., Bab.
109, 99. 100. 101. 103. 105.
3 1217 nach dem 15. Mai verzichtet Herzog Leopold VI. auf Salzburg^sche
Weinzehenten; u. d. Z. Herraudus de Wildonia (M., Bab. 120, 144);
1217, 4. VI. Friesach: Erzbischof Eberhard II. überlässt eben diese
Weinzehenten an Stift Reun. U. d. Z. Hartnidus de Wildonia et multi
alii (M., Salzb. 214, 192) U.-B. 2, 146, 218. Ausführlich und richtig
dargestellt bei Much. 5, 77.
* U.-B. 2, 162, 245: 1219, 9. I. Leibniz. Erzbischof Eberhard von Sak-
burg schlichtet einen Streit zwischen Reun und dem Pfarrer von 8. Lorenzen.
U. d. Z. Herrandus de Wildonia, Hertnidus et Vlricus filii ipsius.
* Vgl. für alles dieses S. 204, Anm. 2, S. 215, Anm. 3, S. 216, Anm. 1,
S. 202, Anm. 2 und S. 195, Anm. 1.
ö Es wäre alles in bester Ordnung, wenn nicht Ulricli von Liechtenstein
im Frauendienst, Ausgabe von Lachmann, Berlin 1843 (Fr. D.) 66, 15
209
Von den beiden überlebenden Söhnen folgt dem Alter
nach zunächst Leutold — er steht, wenn er mit dem Bruder
einen Hertnid von Wildon auf dem Turnier zu Friesach auftreten Hesse.
Das Datum desselben zu verschieben geht nach der glänzenden Be-
stStignng, die Lachmanns scharfsinnige Berechnung (1224, 1 — 15. V.)
durch Knorr, Ulrich von Liechtenstein^ Quellen und Forschungen, Strass-
borg 1875, IX. 6. gefunden hat, nicht an. Unsere Berechnung , die sich
auf die echt« Weizer Urkunde von 1223 (S. 215, Anm 3) stützt, kann auch
nicht umgestürzt werden; denn föchte man auch die Datirung dieser
Urkunde an, so wäre immer noch Herrands Tod, der ja später fällt, zu
Terschieben. Zur Auflösung dieses Widerspruches bieten sich zwei Wege :
entweder hat Lichtenstein einen anderen Hertnid von Wildon gekannt, oder
sein Bericht vom Turniere zu Friesach kann nicht Anspruch erheben als
historische Quelle zu gelten. Ich möchte die letztere Ansicht verfechten.
In demselben Masse als unsere Kenntniss des Mittelalters und seiner
Oeschichtsquellen zunimmt, mehren sich die Verdachtgründe gegen die
iutsere Wahrheit Ulrichs von Liechtenstein. Ich übergehe andere pro-
blematische Punkte, wie die Pagenzeit bei Heinrich von Oesterreich
(Mödling) oder Heinrich von Istrien (Fr. D. 8, 19; Karajan z. St.;
Scherer im Anzeiger für deutsches Alterthum, Berlin 1876, I, 248); oder
die Frage nach Name, Stand und Heimath seiner ersten Geliebten, die
er 80 durchsichtig andeutet als wollte er verstanden sein, und beschränke
mich hier auf das Turnier zu Friesach. Schon Hagen, Minnesinger IV.
327, Anm. 4 merkt an, dass die urkundliche Geschichte von Friesach
▼OD jenem Fürstencongresse nichts berichte. Und in der That! es ist
anfallend; von einer Zusammenkunft so vieler weltlicher (aufgezählt
Fr. D. 66, 5-67, 32) und geistlicher (aufgezählt Fr. D. 77, 25—78, 4)
Forsten und Herren soll sich nicht eine Nachricht, auch nicht eine Spur
der Urkunde, die das Resultat derselben wohl fixirte , erhalten haben ?
'gl. Fr. D. 96, 9 — 14. Die Geschichte des Markgrafen Heinrich von
Istrien liegt uns jetzt in dem treflflichen Buche , Geschichte der Grafen
von Andechs von Freiherm von Oefele, Innsbruck 1877* vor. Aber weder
die Geschichte der Familie (S. 96 — 99) noch die Regesten des Mark-
P*fen Heinrich (S. 198 — 206) wissen etwas von einem Zwiste zwischen
Heinrich von Istrien und Bernhard von Kärnthen oder von einer ähn-
lichen Friesacher Abmachung des Markgrafen. Einen kaum nennens-
^erthen Anhaltspunkt für den Liechtenstein'schen Bericht bietet eine Ur-
Jronde vom 19. XL 1227 Graz, durch welche Herzog Leopold VI. und
Bischof Ekbert von Bamberg einen Streit zwischen Bernhard von Kärnthen
^d Bischof Ekbert ausgleichen, mit Heinrich von Istrien als Zeugen;
**^r es war bei dem Mangel jedes geschichtlichen Anknüpfungspunktes
^och kein unmethodischer Schritt von der Ilagens (MS. IV, 327, A. 5),
•»nen Znsammenhang zwischen der Zusammenkunft von Friesach und
*eni Instrumente des Friedens von 1227 , das zahlreiche steierische
Adelige, darunter auch die Brüder von Liechtenstein, die Anstifter der
Frieeacher Spiele, unterschrieben, zu suchen. Gegenüber dem Schweigen
^«W». Bd. LIX. I. HAIfte. 14
210
zusammen in Urkunden erscheint, voran, — dann Ulrich.
Seit Anfang 1222 bis zum Jahre 1243 erscheinen die Brüder
der Chroniken nnd Urkunden will es wenig beweisen, dass wir fflr die
erste Hälfte des Mai 1224, auf den uns Ulrichs Text führt, die Anwesen-
heit eines oder des anderen weltlichen oder geistlichen Fürsten in and
um Friesach urkundlich nachweisen können; z. B. Herzog Leopold VI.
ani 24. IV. io Judenburg, M., Bab. 133, 189. U.-B. 2, 215; Erzbiachof
Eberhard II. von Salzburg am 2. V. in Friesach, M., Salzb. 233, 277.
U.-B. 2, 216; Bischof Ekbert von Bamberg vom 22. IV. bis 14. VI. in
Oesterreich (Scherer im A. f. d. A. I, 250). Dürfte man an 1223 denken,
so lassen uns zwar die Bab. Reg. in Stich, aber das U.-B. O.-Oest. 2,
344 bringt den Bischof Ekbert am 24. IV. in Gleink, M., Salzb. 232,
271 bestätigen die Anwesenheit des Erzbischofs Eberhard II. in Friesach
am 25. Mau — Man darf nicht ausser Acht lassen, dass Liechtenstein
sich in Widersprüche mit geschichtlich feststehenden Thatsachen ver-
wickelt; schon das Register zu Lachmanns Ausgabe bemerkt, dass Fr. D.
78, 3 statt ,Rüedeger von Passau*, ,Gebhart^ zu lesen sei, vgl. HMS.
IV. 332, A3; denn von 1222 — 1231 regierte Gebhart, reaignirte dann
und starb 10. X. 1232; ihm folgte Rüedeger, der bisherige Bischof von
Chiemsee (1216—1232) erst vom August 1233—1250 (Potth. Suppl. 381).
Ein zweiter Widerspruch liegt vor in einer Urkunde Herzog Leopolds VL
vom 10. V. 1224 Gleink (U.-B. O.-Oest. 2, 447, U.-B. 2, 217), während
nach Liechtenstein Leopold die ganzen fünfzehn Tage der ersten Hälfte
des Mai in Friesach gewesen und gerade am 10. V. ein Turnier ange-
ordnet haben soll (Fr. D. 77, 17, vgl. 79, 8). Freilich wird man diesen
Widerspruch nicht sehr urgiren dürfen, denn die betreffende Urkunde
ist einem Copialbuche des siebzehnten Jahrhunderts entnommen und
trägt die Jahreszahl 1274 ausgestrichen, darüber 1244 (U.-B. O.-Oest, 2,
347 Anm.); die Datirung auf 1224 hat Pritz, Geschichte von Gleink
S. 169 nach der Indiction innerhalb der Jahre Herzog Leopolds VI. vor-
genommen. V. Zahn im U.-B. 2, S. 310, A 2 möchte sie früher datiren.
Vgl. auch noch Scherer im A. f. d, A. I, 250. — Den dritten Widerspruch
mit urkundlich beglaubigten Thatsachen böte dann unser Hartnid von
Wildon, Fr. D. 66, 15. Doch ich zweifle nicht, dass eine eingehende
Untersuchung der steierischen und innerösterreichischen Adelsgeschichte
noch manchen Widersprucli aufdecken würde. Ein solcher scheint z. B.
auch vorzuliegen zwischen den Erwähnungen eines Leutfried von Eppen-
stein, Fr. D. 170, 174 (J. 1227) und 454, 455 (J. 1240) gegenüber dem
durch U.-B. 2, 238 (S. 216, Anm. 1) vor 1227, 17. II. fixirten Tode des
Lantfried von Eppenstein, des letzten männlichen Nachkommen der
Familie; Necrol. Seccov. in D. St. 2, 359 (S. 201, Anm. 1). — Erwägt man
die voranstehende Erörterung, so möchte man dem Freiherrn von Oefele
zustimmen, wenn er in der Vorrede von der poetischen Verherrlichung
der Audechser in der Heldensage und bei Ulrich von Liechtenstein
sagt: , Keinerlei Kunde von Thatsachen habe ich jenen Schriftwerken zu
verdanken (auch nicht was Ulrich von Liechtenstein über Heinrich IV.
211
meist Tereinigt Id den Urkunden der Landesfürsten und Privat-
peraonen.
Noch bei des Vaters Lebzeiten (Jänner 1222) und dann
noch 1224 und 1227 sehen wir die beiden jungen Wildoner —
pueri heissen sie noch 1225 (S. 217, Anm. 2) — an Herzog
Leopolds VI. Hofe:* und kaum hat Friedrich H. nach dem
plotdichen Tode seines Vaters in San Germano (28. VII. 1230)
den herzoglichen Thron bestiegen, eilt Leutold zu seinem jungen
Fürsten nach Lilienfeld. '^ Vielleicht hat er ihm in dem bald
darauf ausbrechenden Kriege gegen Heinrich und Hademar von
Kuenring beigestanden (Mitte December 1230 — April 1231) ;3
vielleicht hat er dort schon jenen Albero (V.) von Kuenring-
D&mstein, seinen künftigen £idam, kennen gelernt, der an
Herzog Friedrichs Hofe mit seinen Vettern eine Zeitlang als
Geisel fiir die Treue der Kuenringer bleiben musste. 1232,
4. IX. urkundet die Herzogin Witwe Theodora in S. Lambrecht,
und Ulrich von Wildon ist unter den Zeugen der Urkunde,
mit welcher sie einen Streit zwischen dem Stifte und den
Brüdern Ulrich und Dietmar von Liechtenstein beilegt.* Als
der langgehegte Groll zwischen den beiden Friedrichen zum
Ansbruche kam, und der Kaiser im December 1236 in Graz
erschien, um der Reichsacht Nachdruck zu verleihen, da er-
schienen auch die Brüder vor dem Kaiser und geleiteten ihn
wf seinem Zuge nach Wien, wo Friedrich vom Jänner bis
briD^ läflst sich verwertheu), alles erweist sich als Invention oder leere
Pbnse'.
* Ü.-B. 2, 193, 280: 1221, 9. I. Graz, Herzog Leopold VI. für S, Lam-
brecht und Reun. U. d. Z. . . . Leutoldas et frater eins Ulricas de
Wildonia, und U.-B. 2, 194, 285 von demselben Datum. — In Herzog
Leopolds VI. Zeit gehören ferner: U.-B. 2, 214, 306: 1224, 24. IV.
Gras, Herzog Leopold VI. für Spital am Semmering und Wulfing von
Stabenberg. U. d. Z . . . Liutoldus et Ülricus de Wildonia. — U.-B. 2,
2i5, 337 : 1227, 7. XI. Marburg, Herzog Leopold VI. fiir Geirach. U. d.
2* • . . Liutoldus de Wildonia; eine Urkunde gleichen Datums und In-
^Ites (M., Bab. 141, 221) hat u. d. Z ... Liupoldus de Wildonia et
fnter eins Ulricus (gleich D. St. 2, 140, Gyr 5). ,Liutold* und ,Liupold-
^«rden allenthalben verwechselt.
'M., Bab. 148, 2: 1230, 30. XI. Lilienfeld, Herzog Friedrich 11. für
Lilienfeld. U. d. Z . . . Leutoldus de Wildonia.
' ^gl Friess Kuenr. 69, Anm. 1 und 75.
* ü.-B. 2, 296, 398.
14»
212
April 1237 blieb. ' Aber vor der endgiltigen Versöhnung des
Herzogs mit dem Kaiser scheinen so wie die übrigen steieri-
schen Ministerialen, so auch die Herren von Wilden ihren
Frieden mit dem Landesherzoge gemacht zu haben: Weih-
nachten 1239, also bei der feierlichen Wiedereinsetzung des
Herzoges in sein Erbe, linden wir die Brüder in seinem Ge-
folge in Wien ; ^ das Jahr darauf in Marburg bei einer Ver-
sammlung von geistlichen und weltlichen Herren;^ dann in
Judenburg ;^ 1241 in Wels ^ und Neustadt;* 1243 in Friesach.^
In den drei letzten Jahren Friedrichs II., so reich an Ereig-
1 IT.-H. 0.-Oo3t a, 47: 1237 . . Febr. Wien. Kaiser Friedrich IL bestStigt
Fr^ihoiten de« Klosters Wilhering; sahlreiche Zeugen, Bischöfe, Reichs-
fiirston. untor den Lotsten die steierischen Herren . . . Uhricns et Leii-
told«8 fr«tre« de Wildonia, — U.-B. 2, 349, 456: 1237 . . . Febr. Wien:
Kaiser Friedrich II. nimmt Besitxungen des dentschen Ordens in Oester-
reich, Steiermark und Krain in Schute. Unter sieben steierischen Herren
gloich nach den Grafen von lYannberg, Heunburg und OrtenbiU]g als
Zeugt^'u Liutholdus et ITIricus de Wildonia.
« r.-B. 2, 370>, 489: 1239, 2ö, XII. Wien. Hersog Friedrich U. für den
dout9chen Orden, l*. d. Z . . . Loutoldo et Ulrico fratribns de Wildonia.
In BetroiT des Zeitpunktes der Versöhnung mit dem Kaiser schliesse ich
mich MeiUer ^Bab. Reg. .\nm. 4oU S. 266 > gegen Muchar 5, 162 und
Ma\~er l, 55 an; auch Lnschiu Beitr. 9, 137 seut 1239 an. ffim, krit
iiosch. Horatog Friedrichs II, des Streitbaren ^SaUburger R. Seh. Progr.
lS7n S. 6\> setxt die Vcrsi^hnun^ des Hertogs mit den österreichischen
Ministerialen vor Wiens Fall Deo. 1239"^. die mit den steierischen aber
unmittK^Uvir darauf. Kn^n.. i>e. G. 1. 627 lasst den Zeitpunkt der Aos-
s^^hnung mit dorn Kaiser zvrisohen 12.^9 und 124<i fallen.
* M,. UAb. TC*2. 61 : 1240. V VIII. Marl.urg. Herzog Friedrich IL sehutst
t%arsio« ft^gtn> Vögtr, r. d. Z . . . Liuioldus de Wildonia.
* M, R^K 162. 62: 1240. 2.V YlII. Judenburg. Heraog Friedrich IL ftr
dAS IV^mt^apitel i\) Sahbv.nr. T. d. Z . . . L;moldus et LTlriciis fralras
do Wilt^^niA,
^ M. I^«h \6,\ :<: 1241. IS IL WcK Herr.>c Friedrich bestfitigt einen
N ovtrÄ»: ix*;v. hc'i^ Kmrj^tm^i'.istr: «liti Hcrtr.'d vr.xi Ort. l'. d. Z . . .
I mt^^Wn* <\ V'.no«'«; «^o NX ii.^v.^ia. IVr. Oripnal vertrag, der unter dem
^^ü^^« 0»t«m jr*^"«ohi,ijs*rn xximi^. hahri; i^ieichtsilf beide Broder unter-
vo;*h^i«M \ In. \^ v\*| .''s ^^.^
' M. U«N l<>v >S ;24;, .Si. Vn. Nons;a.^i. H<r»»«g Frieidrich IL schenkt
,^« ir. ,;,'i;!>\ Vr ^'»■.M«-!. o** ^sJr.^T)Ät \\.r. Gurr.jvVjd^kircben. U. d. Z . . .
1 S *\ 4.:^ .NS: v.NN > v,if ,'nr.. Fri.-sfcoV.. Herroc Friedridi IL er-
\y*\\\ «*o»i: V^f, 1\ j^n^ÄV. XN">r. S lAiinhre«-hi MX Privileg. Z. . . .
.V.Nv In.v. ):,\r,. ,Hvj. 1 ;—, >!x vt 1 'frr,-.),\n* risirrs Br WildMiia - . • mini-
>T< r»»iJ«>> S^x r.'^ 4M K<.. >;4ian; )«^»rv« n<Nbiies ööe digiu. Dieses PKiviley
213
nimn, so voll von stolzen HoffnuDgen, kühnen Plänen und
jlhen Wendungen des Schicksals, finden wir die Herren von
legte Abt Perman im Jahre 1250, 20. I. dem Grafen Meinhard von Görz,
Hauptmann von Oesterreich und Steier, vor und erhielt eine Bestätigungs-
orknode, in die die ganze Urkunde Herzog Friedrichs II. aufgenommen
wurde. Vgl. den Abdruck bei Adr. Rauch, österr. Gesch. 3. Bd. (Wien,
1781), Anhang N. VIII. p. 13 — 16: . . . noe Meinhardus . . . notum
£aciinu8 . . . quod veniens ad nos in Graetz . . abbas . . . Permannus
de Earinthia querulose insinuavit etc. . . ostendens nobis Privilegium
bonae memoriae Ducis . . . Friderici petiit iura sui monasterii recog-
nosci, cuius privilegii tenor extitit in hec verba: C. In nomine patris etc. . .
Teniens ad presenciam nostram . . . abbas . . . Permannus de Karinthia
presente . . . patre nostro Eberhardo venerabili Archiepiscopo Salz>
borgensi et venerabilibus viris dominis Ulrico et Ulrico Lavendin. et
Sekoviensi episcopo et . . . duce Karinthie Bernhardo querulose insi-
nuavit etc. . . . presentem paginam nostrorum sigillorum munimine hoc
est Anstrie et Stjrie, venerabiiis domini Archiepiscopi Salzburgensis et
nobilis ducis Karinthie duximus roborandam testibus qui presentes aderant
subnotatis Ulricus Gurcensis, Ulricus Lauontinus, Ulricus Secoviensis
episcopi, Ulricus et Liutoldus fratres de Wildonia, Erchengerus de Lan-
desere, Wlfingus de Stubenberch, Ulricus de Lichtenstain, Dictmarus de
Offenberch fratres ministeriales Styrie et alii qu. pl. datum Frisaci ao
dorn, mill® cc xxxx jjj Nos vero [hier fährt Meinhard fort] ipsum Privi-
legium intuentes . . . def^nsioni subponimus . . . presentes litteras con>
scribi et sigillo . . . fecimus communiri testibus presentibus Ulricus
Secoviensis episcopus, dominus Witigo Scriba Styrie Wildoniensis. do-
miims Ulricus et Liutoldus fratres. dominus Rudolfus et Liutoldus de
Stadek fratres. dominus Erchengerus de Landesere. Dominus Wlfingus
de Stubenberch. dom. Ulricus de lichtenstain et alii qu. pl. fide dignis-
limi datum in Graetz ao dom. mccl, xjjj kal Febr. Hier ist zunächst zu
leien: Witigo Scriba Styrie. Wildonienses domini Ulricus et Liutoldus
fratres; vgl. die Copie des Jo. Arch. 643^. Nach diesem Zeugnisse
ttÜMte Leutold von Wildon 1250 noch gelebt haben — so nimmt in
der That z. B. Krones, Mitth. 22, 50 (vgl. 8. 228, Anm. 3) an — , und die
Angabe des Salbuches von Stainz (Much. 3, 338) und des daraus ab-
geleiteten Grabsteines (S. 228, Anm. 2), dass er 1249, 13. IV. zu Wien ge-
Btorben, wäre als irrig zu betrachten. Ich betrachte zwar die Stainzer
Aufzeichnungen mit einigem Misstrauen, aber aus der obigen Urkunde
möchte ich kein Argument gegen dieselben ziehen. Ich bin nämlich
überzeugt, dass eine Anzahl Zeugen aus dem Privileg von 1243 in das
'OD 1250 einfach hertibergenommen wurde und somit aus der Erwähnung
*n dem letzteren, namentlich bei einem Ministerialen noch nicht auf seine
Anwesenheit und sein Leben zur Zeit der Urkundenausstellung ge-
schlossen zu werden braucht. Zur Begründung dieser Ansicht verweise
»ch auf Ficker, Beiträge zur Urkundenlehre I. Bd. Innsbruck 1877. Ob-
wohl Ficker zunächst die Kaiserurkunden im Auge hat, so ertheilt er doch
214
Wildon nicht mehr in seiner Nähe. Leutold überlebte seinen
Gebieter nur um drei Jahre; seinen Bruder Ulrich werden wir
in die Ereignisse des Interregnums thätig eingreifen sehen.
auch für die Datirung von Privaturknuden höchst schStzbare Winke:
§. 69: ,das8 zu anscheinenden Widersprüchen zwischen Zengenaufführong
und Datirung auch in echten Privaturkunden die mannigfachsten Ver-
anlassungen geboten waren, wird . . . nicht zweifelhaft sein könnend
§. 176, wo von Transsumpten gehandelt wird, heisst es: ,es finden sich
auch Beispiele, dass die Zeugen mit dem übrigen Texte einfach ans der
vorliegenden Urkunde wiederholt wurden . . . . es triflft auch in FSlIen
zu, wo . . . man bei Neuausfertigung oder Bestätigung Zeugen der Vor-
lage wiederholte, welche in dieser Beurkundungszeugen waren. Und
dabei begegnen wir nicht selten einem willkürlichen Vorgehen ....
dass man nämlich nun doch der Vorlage nicht genau folgte, sondern
Zeugen dieser und der neuen Beurkundung willkürlich zusammen warf*.
Qleich das erste Beispiel Fickers, eine Urkunde Kaiser Heinrichs FV.
1105, 3. XII. Köln, ausgestellt, 1107, 2. XI. Köln, wiederholt, ist sehr
lehrreich, sie zeigt, dass man sich mit einer der Beurkundung entspre-
chenden Aenderung der angesehensten Zeugen begnügte, dann aber ein-
fach die früheren wiederholte. Im Folgenden bringt Ficker dann ganz
unanfechtbare Belege für Wiederholung von Zeugenreihen aus dem drei-
zehnten Jahrhundert, besonders aus Urkunden Kaiser Friedrichs II. bei;
man vgl. bes. die zwei Urkunden von 1218, 3. I. Wimpfen, welche Pri-
vilegien des Kaisers von 1216 . . . XII. Niimberg, und 1217, 25. V. Augs-
burg, wiederholen mit Wiederholung der Zeugen der Vorlage und Weg-
lassung derjenigen, an deren Abwesenheit im heiligen Lande oder in
Italien zur Zeit der Beurkundung man sich erinnerte, während andere
gleichfalls am Ausstellungsorte der Transsumpte von 1218 nicht an-
wesende oder solche, deren gleichzeitige Anwesenheit in Italien man über-
sah, als Beurkundungszeugen fungiren. Berücksichtigt man nun, dass
Leutolds Tod für 1249 bezeugt ist, so darf man sich wohl die Frage
erlauben, ob nicht ein ähnlicher Fall wie die vorhin erwähnten in un-
serer Urkunde von 1250 vorliege; die Reihe der Zeugen — es sind
beidemale Beurkundungszeugen, Ficker §. 66 — ist in beiden Urkunden
eine auffallend ähnliche; die Fürbitter des Diploms von 1243, Erzbischof
Eberhard (gest. 1246, 1. XII.; Garns series episc. cathol. Ratisbonae
1873), Herzog Bernhard, Bischof Ulrich von Lavant und Bischof Ulrich
von Seckau, die beiden ersten auch Mitsiegler des Herzogs, fehlen in
der Bestätigung von 1250; die Reihenfolge der eigentlichen Zeugen ist
aber dann genau gewahrt, nur dass Ulricus Gurcensls, Ulricus Laven-
tinus, Dietmarus de Oflfenberch fehlen, dagegen Witigo scriba Styriei
Rudolfus et Liutoldus de Stadeke hinzukommen. Vielleicht darf man
auch das berücksichtigen, dass die abnorme Anführung der zwei Brüdei
von Wildon, Ulricus et Leutoldus (sonst meist umgekehrt) von 1243
auch 1250 wiederkehrt. Meinhards Urkunde entlehnt auch s^nst gern
der Vorlage Aasdrücke für Veranlassung und Erkenntniss.
215
In Privaturkunden begegnet Leutold mit seinem Bruder
ausserdem c. 1240 in Reun* und allein 1248, 20. IX. Pettau
bei Erzbischof Philipp von Salzburg.^
Wie im öffentlichen, so finden wir auch im Privatleben
die Brüder meist gemeinsam handelnd, namentlich anfangs, als
sie das Erbe des Vaters übernahmen und, wie es scheint, un-
getheilt besassen. Gleich nach dem Tode ihres Vaters be-
stätigten sie dessen Schenkung an Salzburg (S. 199, Änm. 1). Es
ist schon oben erwähnt worden , dass die Brüder gleich nach
des Vaters Tode die von demselben und ihrem verstorbenen
Bruder Hartnid gemachte Schenkung in Prenning an Stift
Seckau durch Urkunde von 1223 . . . Weiz bestätigten. ^ Bald
darauf, c. 1225, fällt eine andere Urkunde der Brüder für
Stift Seckau, durch welche sie die von ihrem Verwandten —
CS ist der hier nicht genannte Landfried von Eppenstein ge-
meint — geschenkten Güter in Governitz bei Knittelfeld ab-
treten, unter der Bedingung, dass ihr Lehensmann Gundacker
TOD Landschach vier Hüben daselbst lebenslänglich besitze;
nacli dessen Tode sollen auch diese an das Stift fallen.^ Der
Zeit nach folgt dann der bereits erwähnte Verzicht der Brüder
' TT.-B. 2, 391, 504, c. 1240 . . . Ortolf von Trennstein (Trewenstein)
lehenkt dem Kloster Renn vier Hüben in Hitzendorf (Hucendorf). Zeugen :
Vlricos de Wildonia, Liutoldus frater suus . . . ministeriales . . .
* Jo. Arch. C. 627. 1248, 20. IX. Pettau. Erzbischof Philipp von Salzburg
schenkt dem Bischof Ulrich von Seckau die Kirche in Styven. U. d. Z.
Lintoldus de Wildonia.
'U.-B. 2, 209: 1223 .. . Weiz. Liutoldus et frater mens Vdalricus de
Wildonia commendamus qualiter pater noster Herrandus et frater noster
Hertnidus pro gravi damno Seccoviensis ecclesiae fratribus ab ipsis in
Ch^nenberg per incendium et rapinas illato predium nostrum et hominum
Dostromm, Heinrici videlicet, Wendelburge et Richharde filie eiusdem W.
in Prenning situm . . cum ipso . . Heinrico et Riehkarda . . tradiderunt;
cnios traditionis confirmationem nondum plenarie factam nos post mortem
patris et fratris nostri monente saepius et rogante praeposito Hezemanno
(reg. von 1220 — 1230, 16. XU) per manuum traditionem confirmavimus.
U. d. Z. . . . Rudegerus et Otto de Gfltenberc (viel später :) Chunradus
de Wildonia, Engelschalcus et Erpho de eodem.
* U..B. 2, 236: c. 1225 .... ego Leutoldus de Gvtenberch . . . nos et
frater noster Vlricus querimonie contra fratres Secowenses supra pre-
das in Gobemiz que a parentibus nostris pro remedlo animarum suarum . . .
delegata fuemnt, . . . cessimus, tali forma, ut fidelis noster Gvndacharus
de Londschach iure precario quattuor mansus detineat etc.
216
auf Governitz, ,die Schenkung ihres Blutsverwandten L^^d-
fried von Eppenstein^, von 1227 und die Bestätigung di^M
Verzichtes durch Herzog Leopold VI. von 1227, IL Gf^a.^
In demselben Jahre 1227, nach dem Februar, Seckau, be-
stätigt dann Ulrich wohl auch im Namen seines Bruders ^em
Stifte Seckau, dass der bereits erwähnte Qundacker von L^9Uid-
schach als Ablösung für die nach seinem Tode dem S'fcifte
abzutretenden Wildon'schen Lehen am Landschacherbache ^^om
Stifte 30 Mark erhalten habe.'^ Endlich 1242 .. . erfe:Järt
Ulrich neuerdings, dass auf der Schenkung Landfrieds '▼Ott
Eppenstein, Landschacherbach, ihm und seinen NachkomstJO^n
keinerlei Vogtei gebühre, und beschränkt seine Forderung ä^I
ein bestimmtes Mass Hafer ,8ex marchgrez (?) auen§, und ^^^
Huhn von jeder Hube, jährlich auf sein Schloss Eppen»^©*^
vom Klosterverwalter zu liefern.^
1 U.-B. 2, 238 (vor 1227, 17. II. Graz). Leutoldus nee non firater ii»
Vlricus de Wildonia . . . Seccowensi capitulo praedimn in Gk>bemi2 - -• *'
quod etiam consang^inens noster dorn. Lentfridus bon. memor. . . .
tulerat et pater noster ac frater noster Hertnidns usque ad mortem
nnerant . . . delegavimus. U. d. Z. . . . Gundakarus de Boumkircl»^^^
frater eins Marchwardus, Arnestus de Eppenstein, Chunradns de
donia. Die Cession und den Vertrag bestätigte dann Herzog Leopold
1227, 17. II. Graz. U.-B. 2, 239 und M., Bab. 137, 208. Vgl. über ^
ganzen Streit noch Much. 4, 17. 5, 105.
2 U.-B. 2, 241: (1227 nach Februar) Seckau: ego Vlricus de Wildonia *
uolumus certificari, quod dom. prepositus et capitulum Sekowense G
dacharo de Londschach . . . eo uiuente xxx marcas pro abdicatic^
predictorum bonorum . . . persoluerunt etc. Aus dem Pluralia hin
,Vlricus* ohne ,nos' und aus der Erwähnung der beiden Siegel ,«ig^
nostri et fratris nostri impressione' darf geschlossen werden, dass
tolds Name lediglich aus Versehen vom Eingang der Urkunde weg
blieben ist.
3 U.-B. 2, 412: 1242 . . . Ulrich von Wildon anerkennt die Vogteifreih
der Güter des Stiftes Seckau bei Landschach. Auf denselben Streit
zieht sich eine Urkunde Uerrands II., des Enkels von Herrand I.
D. St. 1, 228, Seccov. 86, 1265, 8. IX. Weissenkirchen : Herrandos
Wildonia a venerabili Ortolfo praeposito . . . Seccowensis ecclesie
saepius expetitus, quod nuUus officialium meorum vel haeredam meons-
in praediis quae Lontschacherpach nuncupantur, aliquod ins advocati
vel exactiones seu pernoctationes exigere debeat, praeae
cum praedium memoratum dom. Lantfridus p. m. de Eppenstein ob
lutem animae tradiderit . . . postea a piae mem. avo meo dom. Herran^
et patre meo dom. Ulrico et fratre suo Leutoldo dictum praedium a do
minis saepe dicti monasterii saepius sit redemptum. Und nun folgt d^
Schon 1225 zeigt Leutold seinen später so glänzend be-
währten Sinn für Wohlthätigkeit^ indem er einem Dienstmanne
eine Schenkung an Kloster Wilhering in Ober-Oesterreich ge-
Httttet. * 1225y 19. I. Hartberg, vergleichen sich die Brüder auf
Vermittlung des Erzbischofs Eberhard IL mit dem Bischof von
Seckau, dessen Angehörige sie in Weiz durch Ausübung des
Vogtrechtes der Nachtlager (sie waren Besitzer von Weiz aus
der Qutenberg'schen Erbschaft) mannigfach bedrückt hatten,
und versprachen sich ähnlicher Anforderungen zu enthalten. ^
Von c. 1230 angefangen sehen wir Leutold mit einem
Werke beschäftigt, das seinen Namen in der Ueberlieferung
des Landes noch heute lebendig erhält, nämlich mit der Grün-
dling und Ausstattung des Chorherrenstiftes Steunz oder Stainz.
Ueber den Zeitpunkt dieser Stiftung gibt es zwei Ansichten,
die eine, ältere, vertreten durch Muchar, die andere von
Äleiller.^ Beide stützen sich auf die Abschriften eines nun-
flsnehr verlorenen Stainzer Sal- oder Copialbuches im Archiv
des landschaftlichen Joanneums zu Graz. Eine von diesen Ab-
»cjhriften aber berichtet unter dem 7. IV. der zweiten Indiction
olne Jahr : Erzbischof Eberhard IL von Salzburg überlässt dem
X^fleutold von Wildon allen Grund um die Kirche S. Katharina
^11 Stainz, welche zur Pfarre S. Stephan in Lemschitz gehört,
nachdem derselbe die Pfarre* Lemschitz mit einem Hofe in
0^8chwend entschädigt hat. ^ Obwohl in dieser Urkunde nur
neuerliche Verzichtleistnng und jene Vorbehalte , die schon Ulrich von
Wildon in der cA>en S. 216 angeführten Urkunde gemacht hatte: sex
marchcorcios (!) avene et de singulis enbis vnum pullum.
' Ü.-B. O.-Oest 2, 332: c. 1225. Aufschreibung über die Gründung des
Klosters Wilhering: . . . porro curtile quoddam in Baffoltinge quod solvit
xzx denarios quldam de familia Leutoldi de Wildonia dedit domino suo
coDsentiente et propria manu largiente.
* U.-B. 2, 226. 1226, 19. I. Hartberg. Lyvtoldus et Vlricus pueri de Wil-
donia qui procurationes quandoque contra voluntatem . . . Secoviensis
episcopi apud Weides receperant . . . spoponderunt quod ex nunc in
antea nollam ibidem procurationem ab eo vel a suis hominibus . . .
redpiant
^ Miieh. 5, 114 und 138; Meiller, Salzb. Reg. 8. 562, Anm. 203.
* U.-B. 2, 290 : (1232), 7. IV. Leibniz. Mit Rücksicht auf die Zeugen
(Heinrico v. Seccowensi electo, Hartnido de Betove, Vlrico de Wildonia,
Clraiurado de Homekke, Hartengo Chelzone, Friderico castellano de
Libem) und die II. Indiction hat Muchar die Urkunde nach 1229 ver-
legt, und dasselbe Jahr trägt die Copie des Jo. Arch. 463. Dagegen bietet
218
der eccleda sancte Catharine apud Stanz erwähnt wird, 8C
zeigen doch die folgenden Urkunden, dass hiemit das voii
Leutold von Wildon gegründete Chorherrenstift Stainz gemeini
sei, und zwar wird man diese Gründung als kurz vorhei
geschehen annehmen müssen. Da nun Muchar die oben er-
wähnte Urkunde nach 1229, Meiller aber nach 1244 setzt, sc
hält Ersterer 1229, Letzterer 1243 für das Jahr der Gründung
von Stainz. ^
An diese erste Nachricht schliesst sich eine Urkunde
gleicher Herkunft, die c. 1230 angesetzt wird, an: . . . quoc
ego Leutoldus de Wildonia, quamuis ecclesiae sancte Katliarin<
in Stanz fundationi mee . . . per priuilegia et instrumenti
idonea prouiderim, habito tarnen consensu et consilio fratrii
mei Vlrici, presentibus . . . probis uiris et honestis, quedan
specialiter exprimere yolui. Aus der nun folgenden, etwai
confusen Fassung der Rechte scheint hervorzugehen, dass ei
den Probst (,dicto preposito', obwohl er vorher noch nich
erwähnt worden) mit Gerichtsbarkeit über seine und seinei
Bruders Ulrich ,fideles uel milites uel clientes^ ausstattet unc
ihm ,vuruanch^, Maut und ,Kirchgang^ in S. Stephan in Lemschit
Meiller, Salzb. Reg. 289, 555 ausser kleinen Abweichangen im Uiteinischei
Texte nnd in den Ortsnamen statt des Bischofs Heinrich von Seckaa
Vlrico y. Seccowensi electo und setzt demgemäss, da Ulrich erst yoi
Jänner 1244 regierte und die II. Indiction auf dieses Jahr passt, di«
Urkunde nach 1244; vgl. Potthast, Suppl. 405 und Qams unter Seckan
Gegen Muchars Datirung macht nunmehr v. Zahn, U.-B. 2, 389, A 1 geltend
dass Heinrich von Maria Saal im Jahre 1239 noch nicht Bischof yoi
Seckau war, und setzt, da dessen Wahl nach dem 3. VIII. 1231, di
Bestütig^g aber erst am 30. VI. 1232 erfolgte, die Urkunde in da
Jahr 1232. Mit dieser Bestimmung kann die Anwesenheit des En
bischofs von Salzburg und des Bischofs Heinrich in Leibniz in Ein
klang gebracht werden. Die Indiction II statt der gebührenden V wir
aus der häufigen Verwechselung von II und V erklärt.
* Auf 1243 muss Meiller zurückgehen mit der Gründung, denn in F. E
A. II. 3, 117 erscheint unter dem 23. X. 1243 in einer Urkunde Erz
bischof Eberhards zu S. Andrae im Lavantthale ,mag^ster Berhtoldos prc
positus S. Catharine aput Steunze* (M., Salzb. 287, 542 bringt dieselb
Urkunde, vermuthet aber S. 562, Anm. 200 den 22. XI. als Daton
während er in die chronologische Uebersicht S. 318 dieselbe Urkond
nach dem 16. X. einträgt). Aber schon am 6. IV. 1242 begegnet de
Probst Berthold von Stainz in einer Urkunde Herzog Friedricha IL b<
M., Bab. 170, 98.
219
undS. Georgen in Eppendorf anweist. ^ Erst die dritte Stainzer
Urkunde trägt ein bestimmtes Datum, nämlich 1233, 23. X.
. . . Geroldus . . prepositus ecclesie sancte Katharine in Steunz
erklärt, de communi consensu confratrum nostrorum omnium
. • . et canonicorum auf Bitten des domini Vitmari de Hopf-
garten dapiferi et dispensatoris domini Liutoldi de Wildonia,
nostre ecclesie fundatoris, mit Witmar und seiner Qattin Gerbirg
vier ein halb Hüben in Rutzendorf bei Deutsch-Landsberg
gegen vier Hüben in Schwarzenschachen bei Stainz, die Witmar
von Leutold und Ulrich von Wildon zu Lehen hatte, ver-
tauscht zu haben. Im Verlaufe der weiteren Auseinander-
setzung wird dem Witmar von Hopfgarten nachgerühmt, quia
ecclesie a principio fundationis fidelis semper extitit et deuotus
et omnes in ea deo famulantes totis viribus dilexit, extulit et
promouit ; die Zuweisung der vier Hüben in Schwarzenschachen,
welche fauorabili utriusque fratris, uidelicet domini Liutoldi
et domini Vlrici de Wildonia geschah, bezeugen dann nebst
dem Decan und Kellermeister mehrere Kanoniker, sowie die
milites Ortolf von Pergarn, Dietmar von Hopfgarten, Ulrich
Bawarus u. a. ^ Hierauf folgt eine Urkunde Herzog Friedrichs 11.
von 1233 . . ., womit er gestattet, cum Leutoldus de Wildonia
ministerialis noster in honorem sancte Catharine uirginis pre-
fonturam de novo erexerit apud flu vi um Stanz in diocesi Salis-
burgensis archiepiscopatus, dass jeder seiner Ministerialen bis
zu zehn Mark Jahreseinkünfte diesem Kloster zuwenden dürfe.
Unter den Zeugen steht Ulrich von Wildon. ^
Diese Berichte schliessen sich der Gründungsurkunde
vom 7. IV. 1229 — 1244 eng an; sind sie glaubwürdig, so muss
Meillers Datirung der Leibnitzer Urkunde vom 7. IV. fallen;
' Ü.-B. 2, 280. c. 1230 ... . Leudoldus de Wildonia .... habito . .
conrilio fratris mei Vlrici, praesentibus et consulentibus dorn. Rudolpho
de Lubgaflt, et domino Conrado de Horneke, et domino Ortolfo de
Perg^arn et domino Witmaro de Hopfgarten, probis viris et honestis ....
nnlli fideliam meorum uel Vlrici fratris mei militum vel clientnm con-
eeditur, quin homines eorum pareant iudicio coram iudice fori in Stanz
et de qnaerimoniis respondeant et soluant institiam institntam . . . Vgl.
die Urkunde vom 23. III. 1249 Stainz, welche der Urkunde des an-
geblichen Copialbuches zu Grunde zu liegen scheint. S. 222, Anm. 1.
' U.-B. 2, 302 ; wegen des Probtes Gerold vgl. v. Zahn, U.-B. 2, 389, A 1.
* Ü.-B. 2, 307. Da diese Urkunde in den Hab. Reg. fehlt, scheint sie
Meiller nicht gekannt zu haben.
220
denn wenn auch Gründungsurkunden von Klöstern oft später
ausgestellt worden, < ein Kaufvertrag über den Boden eines
im Jahre 1233 Urkunden ausstellenden Klosters erst 1244, also
vierzehn Jahre später abgeschlossen, ist doch nicht glaublich.
So lange sich also die völlige oder theilweise Unecht-
heit der Stainzer Urkunden nicht erweisen lässt, wird man
dabei stehen bleiben müssen, dass Stainz um 1230 gegründet
worden sei.^
So viel steht fest, dass Leutold und sein Bruder Ulrich
das neu gestiftete Kloster wiederholt reich beschenkt und aus-
gestattet haben: am 18. II. 1245, Stainz gestattet Leutold, dass
Rudiin von Wefsenstein fiir das Seelenheil seines Bruders
Wulfing, dem Kloster eine ihm lehnbare Wiese am Lemschits-
bache (pratum situm inter cenobium ecclesie sancte Katharine
fundationem meam et fluuium Lemsenz) schenke. Ihre Zu-
stimmung erklären vxor mea Agnes et filie mee Gertrudis et
Agnes. Unter den Zeugen sind mehrere milites et clientes.'
Erzbischof Eberhard II. überliess 1245, 18. V. Friesach, auf
Leutolds, fidelis ecclesie Salisburgensis, Bitten, dem EJoster
Stainz, novellae plantacioni Leopoldi de Wildon, das Patronat
von S. Stephan in Lemschitz gegen die Kirche S. Johann bei
Herberstein am Feistrizbache."* Am 17. IV. 1247, schenkte
Leutold mit Zustimmung seines Bruders eine villa, die ein
1 So macht Friess Kuenr. 137, 1 darauf aufmerksam, dass der Bau des
Clarissinenklosters in Dümstein durch Leutold von Euenring 1287 be-
gfonnen habe, die Stiftungsurkunde aber, wie es bei Elosterstiftiuigen
nicht selten der Fall war, erst um zwei Jahre spKter ausgesteUt
worden sei.
^ Viel kommt für die richtige Darstellung darauf an, wie in der Urkunde
von 1233 (U.-B. 2, 307) der Ausdruck ,de novo engere* zu fassen sei:
. . . cum Leupoldus de Wildonia ministerialis noster in honorem 8. Ka-
tharinae praeposituram de novo erexerit apud fluvium Stanz . . .
3 U.-B. 2, 448: 1245, 18, IL Stainz. Liutoldus de Wildonia . . cum milet
meus Wulfingus de Wefsenstein . . . decesseret intestatus Rndliniu frmter
suus et alia parentela sua . . . supplicaverunt mihi, vt pratum ....
quod idem Wulfing^is a me in feodo tenuit, de meo consensii . . .
ecclesiae s. Katharinae . . condonarent filiabus suis Mechtbildi et Yimodi
consentientibus. Ego . . et vxor mea Agnes et filiae meae Gertradia efc
Agnes . . . consensimus . . . testes sunt: Waltherus Schrat, Ortolfos d9
Perngarn, Vlricus bawanis, milites; Rudlinus de Nivrivt, Rodlinvs d»
Gvtenberch, Perhtoldus de Panholz, Otto de Lemsenz, clientes eto. .
* U.-B. 2, 452.
221
Lehensmann inne hatte, dem Kloster S. Katharina zu Stainz
nach dem Ableben seiner Gattin Agnes und dieses Lehens-
mannes Otto;* und am 25. X. 1247, Piber bestätigte Bischof
Ulrich von Seckau die Stiftung sammt allen Rechten, ^ worauf
dann noch am 21. II. 1248, Lyon die Bestätigung derselben
durch Papst Innocenz IV. erfolgte. ^ Die grösste Schenkung
aber machte Leutold am 23. III. 1249, Stainz: Zwei Dörfer,
Grafenkorn und Grakorn, erhält das Stift mit der einzigen
Clause!, dass seine Gemalin Agnes zeitlebens den Frucht-
genuss haben sollte^ aber auch während dieser Zeit schon und
dann für immer unterstehen die Bewohner dieser Güter der
Gerichtsbarkeit des Probstes in Stainz. Zu diesen Verfügungen
hat Ulrich von Wildon durch Anhängung seines Siegels seine
Zustimmung gegeben. Wenn den Stainzer Aufzeichnungen zu
trauen ist, so hat Leutold an demselben Tage dem Stifte noch
eine zweite Urkunde, eine Art Testament, ausgestellt, in welcher
er alle seine bisherigen Schenkungen aufzählt und durch die
Siegel des Bischofs von Seckau, seines Bruders, seiner Ver-
wandten Hertnid von Pettau und Wulfing von Stubenberg,
» Jo. Arch. C. 615: 1247, 17. IV. . . . Liutoldus de Wildonia de bono
consensu et favorabili voluntate fratris mei Vlrici ob . . . remedinm ani-
mae meae et meorum prsedecessorum omnium et successonim tradidi
ecclesise sanctse Katharinne in Steunz fundationi mese viUam in Walde
sitam iaxta fluuinm Stevnz .... post obitum domini Ottonis militls
mei, qui ipsa villa a me et a fratre meo Vlrico infeodatos, iam sine
heredibas inueterauit et post mortem uxoris meae Agnetis libere et paci-
fice possidenda .... testibus domino Ortolfo de Pergarn, domino Yit-
maro de Hopfgarten, domino Vlrico Bawaro militibus, Perhtoldo de
Panholz, . . .
^ Je. Arch. C. 617: 1247, 25. X. Piber. cum nobilis vir dominus Leudoldus
de Wildonia . . . iuxta fluuium quod Stanz dicitur, ecclesiam S. Catba-
rinae fuudauit, regularibus ibidem canonicis institutis etc.
' Jo. Arch. C. 623: 1248, 21. II. Lyon. lunocentins IV. episcopus servus
dei venerabili fratri Vlrico episcopo Seccouensi salutem . . . Cum ....
Leudoldus de Wildonia, miles comministerialis ducatus Styrise, eccleslse
de Stanz, ordinis S. Augustini tuae diocoesis, quae parochialls erat et
etiam tunc vacabat, in qua idem ministerialis ins obtinet patronatus in
tantam de possessionibus propriis pia liberalita [Lücke] quod personis
inibi famulantibus possunt necessaria [Lücke] ius ministerialis instant
[Lücke] de consensu capituli tui eodem canonicos institueris . . . con-
firmamus . . .
222
sowie seineB Schwiegersohnes Otto von Liechtenstein be-
stätigen lässt. ^
* lä4V)f SS. III. StainE. In nomine sancte et indinidue trinitatis . . . re-
»pondeat aetionein. Hinc est qnod eg^ Leutoldos de Wildonia diTinaa
bouitaüa .... parenuun meomm
A. B.
de pleno consensn et bona nolon- ftindaiii ecclesiam conaentualeBi
täte fratris moi Vlrici de Wildonia snb regola B. Angustini in hononm
et omnium coheredum meomm le- dei et gloriosae matris eioa Virginis
gaui donaui et dedi Ecdecde sancte Mariae et sanctae Cathaiinae rir-
Katharine in Steuns Novelle plan- ginis et martTiis in loco qni dieitiir
taeioni mee et fratribos sen Cano- Steins et sitns est in terminis paro-
nici« ibidem deo famnlantibns villas cbiae sancti Stephani in Lemaens
Oravendorf et Qracom cnm . . . omni qnam parochiam v. archiepiaoopns
Jnr» |U\^prio sen her^itario qnml SaUbur^nsis Eberliardas praedtctaa
e^> et pmlietus frater mens sive noTelUe contolit plantationi et in
eoberedes mei in eisdem rilUs ser r^compensatioiftem . . contnH . . vom
bonis hno usque libere possedimns patronatns . . in eeclesia s. Joanois
et tTanqmUe. Ita tamen nt vxor mea inxta dnniam . . Yiiistris. Igitnr in
Ajjrne« de percipiendis . « bonomm 5nbsidiam canonicomm . . . oontoli
pindeat ad dies nite sne . . P^^t de bono consensn fratns mei Vlriei
«>KilQm autem ein» preiK>minaie ville de Wildonia et alickrom haerednm
sen bona . . « ad . . K<vlesiaxn inre meomm ba«-^ prae^dia snb«cn|iita:
bere^itari«'^ pr» larp^^re sn$tM)tati^^ne in primi5 ijvtns: fcndom ferlgwisfl . .
tTAtTTixm Mve oaxK^r.i^'vvnan'. icibi dv^ quam «qris . . . |v»jii>ederamqa iure
mir.v^ ir.ilitar.t:r.m . . . dm«^h;ar.mr. fK>da]i ab eecSeÄa Salzb«i|resfli . . .
IV>te<iiSa»s specialit^^ ttmi or.» fracv :p*ÄTr. fcadxn ctnn boos
»eo supm^ikto ^9«>d per hanc fra- reditari» in tüU . . .
tiajn pr^dk^ won XDe^ ai i)e5 niD^ <s->irpe3»jit3.'«ne debota coaimitaTi;
«itxv. x-^i <*4ieT.Ti:ir. »N>s«r, CT;ir. & TW- r-^r^wc :t. :^iau:>.-i-*ofa::
j.'orwv* &»t a Ä'uJtto.^rr ^uc Vtri-ÄDA ^•iftr'ali/iTiW' ix a^m S
ÄJÄtXT ^«iTs fürv^Tvis:?,' . , Tc^k*f Wj^'i«* i2»qi» <jn. sufnh
V\vjf*M»r ^"sfC «I,' luÄx-*: ir ^ViT«"' I^mtwt.s . ,; idin* naiHiw: et ^Smir
^5t#»j:r.s ox ;t. Ä^ih.-*TKai':>»n> V.vif^ Ä:nn. ji Svr'lm'arrfgixsbairiiwi et . . .
i^TTi, Ä»>iwcrf t<»i««ai TT.T Sijii*;*!*w V«?nn , . . iirc T/isani «
4»! ,>irr. .NVfcir ,^ijä?*v ?Vi~ it. :^nut adno^'^axiair . . «muit sss
nnwtf Hat >j^^<»i«. nnvmM><«i. amniTtiin; tvotnra^ coac . fmt rtji
Tajjc»]!»*- n*<v f: fti>T".-x ii*/». Vr^ i*r*.- nT«tf««."i»tahixur
-io. «^uv r,»Ki'T*pÄ»n. T**«fc(»* T»?«*>*iivm>i V: aotAir ha«ir
**«o Sa*v^ '••vmwp' «iitMvqv et Tlrki
223
Von Ulrichs Schenkungen an Stainz wird noch die Rede
sein. Wir kehren zu Leutolds Beziehungen zu Kirchen und
Klöstern zurück. 1237, . . Mai, vertauschen die Brüder mit
Stift Renn Güter zu Hezelsdorf gegen das Dorf Gribinge. *
1245 anerkennt Leutold, als Vogt admontischer Güter in der
onteren Mark (Garns bei Stainz und Frieland) persönlich oder
gnineoram meoram Hemidi de Bet-
toiria, Wulffingi de Stubenberg et
generi mei Ottonis de Liectenstein,
qui omncB . . . consensum prae-
buerunt, feci . . roborari Testes . . .
sunt cADonici eiusdem loci: Chvnradus, Wernherus, Weigandus, milites
Meinhardus de Cemzleinsdorf, Otto de Walde. Ortolfus de Pergern. Dit-
manis de Hopfgarten. Vlricus Wawarus de Griwingen . et alii quam
plures. Actum . . . indicione VII.
Or. Fg. im k. k. H.-H.-St.-A.; Jo. Arch. C. 634 aus der Bestätigung
Fontes rer. austr. II. 1, 13. Kaiser Friedrichs von 1319, 17. IV.
Graz, im verlorenen Stainzer Codex.
Die Erwähnung einer Grafschaft in der Urkunde B ,comitie mee*
macht deren Unechtheit wahrscheinlich; erwägt man, dass die Regelung
der Rechtsverhältnisse auf den geschenkten Dörfern der Urkunde A fast
wörtlich wiederkehrt in der S. 219, Anm. 1 besprochenen Stainzer Urkunde
von c. 1230 . . ., so geräth man auf die Vermuthung, dass das vorliegende
Stainzer Original A mit anderen wohl verlorenen Originalen den Stoff
abgegeben habe zur Verfertigung jenes Stainzer Traditions-Codex, dessen
Copien das Grazer Joanneum-Archiv bewahrt. Die immer nachdrücklichere
Betonung der Rechte und Freiheiten der Stiftung, die umständliche
Sicherung gegen spätere Ansprüche, die Wiederkehr fast der nämlichen
Zeugen in allen Stainzer Urkunden, bestärken mich in der eben ausge-
iprochenen Vermuthung. Unter solchen Umständen haben genealogische
Beiiehnngen, die sich auf jene Stainzer Urkunden stützen , nur geringe
Beglaubigung. Man würde aber zu weit gehen , sie gänzlich zu ver-
werfen, da erstens nicht bekannt ist, ob nicht die zu Grunde gelegten
Originale schon jene Beziehungen aufweisen, und zweitens, selbst den
Fall der Fälschung als erwiesen angenommen, die Fälscher solche Be-
>iehangen nicht völlig aus der Luft griffen, sondern wohl an Ueber-
Uefemngen anknüpften. Ueber das Verhältniss der Wildonier zu den
Liechtensteinern und dessen irrthümliche Auffassung in Stainz siehe
S. 226, Anm. 2.
'U.-B. 2, 368: 1237, . . Mai . . Liutoldus de Wildonia et Wlricus frater
iQens. Zeugen nach dem Bischöfe von Seckau: Cönradus de Planken-
^«rt, Pillungus et Pabo fratres de Liboch, Dietmarus de Vanstorf, Or-
tolfos de Lemsiniz, Fridericus de Chouchlach, Walchunus de Ratens-
dorff Hermannus de Götenberch milile», Heinricus de Lemsniz, Uerbordus
judex, Richerus de Lemsniz et alii. Mindestens die nach Gutenberg und
Lemschitz Benannten dürften Unterthanen der Wildonier sein.
224
durch seine Richter, mannigfache Bedrückungen der stiftbchea
Unterthanen sich erlaubt zu haben. Da die Klöster von den
Untervögten der Landesherren vielerlei zu leiden hatten, so
suchten sie so viel als möglich, diese lästigen Bürden ganz abzu-
schütteln oder doch zu beschränken. Oft ging es freilich nicht
ohne Intervention des Landesherzogs: schon c. 1225 appellirte
Admont an den Herzog Leopold VI., weil es sich durch Herrn
Konrad von Wildon, wohl keinen Angehörigen des Ministerialen-
geschlechtes, ^ in seinen Besitzungen gefährdet sah, und auf
Herzog Leopolds VI. Vermittlung gab Konrad das unrecht-
mässig occupirte Gut heraus, das auf admontischem Grunde
erbaute Haus wurde auf Befehl des Herzogs niedei^erissen, und
Leutold, der Vogt und Hofrichter, stellte den stiftischen Besitz
urkundlich vor Zeugen fest. ^ Die neuerlichen Bedrückungen
aber nahm das Kloster zum Anlasse, 1245 die richterlichen
Befugnisse Leutolds zu umgrenzen. ^
^ Konrad von Wildon scheint zu den milites, die in Lentolds Zeit be-
sonders zahlreich bezeug^ sind, gehört zu haben. Er tritt nur c. 1285
thätlich auf and steht unter Leutolds Jurisdiction. Wenn er mit den
Ministerialen zugleich als Zeuge erscheint, so wird nie einer Verwandt-
schaft erwKhnt, und in der Zeugenreihe steht er meist weit hinter ihnen.
Als Zeuge erscheint er in folgenden Urkunden: U.-B. 2, 86, 134: 1207.
Erzbischof Eberhard II. von Salzburg schenkt dem Kloster Reon alle
Zehente von Neureuten. U. d. Z. . . . Cunradus de Wildonia . . . (fehlt
in M., Salzb. Reg.; 191, 101 hat anderen Inhalt und andere Zeugen). —
U.-B. 2, 89, 138: 1208, 30. V. Friesach, (S. 207, Aum. 3). U.-B. 2, 162,
245: 1219, 9. I, Leibnite (S. 206, Anm. 2). — U.-B. 2, 209, 299: 1223 . .
Weiz (S. 215, Anm. 3). - U.-B. 2, 238, 329 : vor 1227 17. II. (8. 216, Anm. 1).
— U.-B. 2, 287, 385: 1231 . . . Nov. Friesach; Reinbert von Mureck
und sein Sohn stellen Zehente in Gamnar und Obdach, die sie Admont
entzogen, wieder zurück. U. d. zahlreichen Z. . . . Chunradl de Wil-
donia . . . U.-B. 2, 288, 387: 1231, 3. XII. Altenhofen. Erzbiachof
Eberhard II. bestätigt den vorhergehenden Verzicht. U. d. Z . . . Chnn-
radus de WUdonie ... In einem Zusätze dann: Ulricus de Wildonia,
Ulricus de Uehtenstein . . . Vgl. auch Wichn. Adm. 2, 295, N. 134.
U.-B. 2, 447, 560: 1245 (vor 18. IL) Stainz, zweiter Zeuge Cvnradoa de
Wildon (s. u.. Anm. 3). U.-B. 2, 452, 565: 1245, 18. V. Friesach (S. 220,
Anm. 4). U. d. Z. : Conradus de Wildonia.
' W., Adm. 2, 289, N. 126; auch U.-B. 2, 232: c. 1225. dominus Chunradua
coram iudice domino Liutoldo de Wildon. Wichner p. 65 halt Konrad
wegen des Ausdruckes dominus für ein Familieuglied.
» W., Adm. 2, 325, N. 168 auch U.-B, 2. 447: 1245 (vor 18. IL) Stains . . .
l>ater meus pie memorie Herrandus in advocacia quam habnit in bonis
225
Leutold war vermählt mit Agnes, der vierten Tochter
)8 von Unter-Drauburg (Traberg). Das geht hervor aus
einer Urkunde Herzog Leopolds VI. für Heiligen Kreuz:*
Otto von Traberg hatte 1222, 11. XH. Wien, ein Gut in
Waeselinsdorf an Stift Heiligen Kreuz in Gegenwart seines
Solmes vor Zeugen verkauft. In demselben Jahre leisteten
dann in Traberg Ottos drei Söhne und drei Töchter, Mathilde
mit ihrem Gatten Cholo (von Käsen) sammt ihren Söhnen
Cholo und (Heinrich), Aleidis mit ihrem Gatten OflFo von
Patten und die damals noch un vorbei rathete Elizabeth, in die
Hinde des Subpriors Egilolf Verzicht. 1227, 21. VII. Wildon,
»cat et ceteri fratres scilicet et sorores sue eidera iuri abre-
noDciavit et quarta filia sua Angnes quam habuit Liutoldus de
WildoDia. Diesen ganzen Act hat Herzog Leopold VI. später
— das Datum ist unbestimmt — bestätigt. Der auffallende
Ausdruck ,habuit^ kann, da Agnes zur Zeit der Bestätigung
durch Herzog Leopold VI. sicher am Leben war, nur gedeutet
werden ,welche damals bereits zur Frau hattet Die Bestätigung
Uopolds VI. fallt zwischen die Verzichtleistung der Agnes,
21. VII. 1227, und seine letzte österreichische Urkunde, 19. XII.
1229; 2 die Verheirathung mit Leutold von Wildon fallt aber
vor den ersten Kaufvertrag vom 11. XII. 1222 und die Ver-
richtleistung der übrigen Kinder in Traberg, und dürfte der
Grund, dass Agnes bei diesem Vertrage fehlt, eben ihre bereits
vollzogene Heirath mit Leutold gewesen sein ; auch ist Leutolds
Md der Agnes erste Tochter Gertrud am 10. IL 1241 bereits
vermählt, was auf die gleiche Zeit der Vermählung vor dem
11. XII. 1222 führt.
Leutold und Agnes hatten zwei Töchter, Gertrud und
Agnes. Diese erscheinen zusammen mit ihrer Mutter auf der
Stainzer Urkunde vom 18. IL 1245 (S. 220, Aum. 3) und ertheilen
gleichmässig mit ihrem Vater die Erlaubniss zum Vollzuge der
Schenkung Rudlins von Wefsenstein an Stainz. Auffallend ist,
AgmuQtensinin . . . Z. Rudolfus de Liiibc^ast. Cunradus de Wildon,
Walfingas de Wefssensteine , Dietmanis de Hopfjjarten, Ortolfus de
Pcfgarn, Vlricus Bawaru», Dietwinus sacerdos, Herbordus judex de fa-
ttilia ecclesie ....
*U.-B. von H. Kreuz, herausjr. von Weis, I. Bd. F. R. A. IL 11, 66,
N. 65: 1227, nach dem 21. VII.
' M., Bab. chronolog. Uebersicht S. 277.
^Wt. Bd. LIX. I. Hilft«. lö
226
das8 des Gatten der älteren Tochter Gertrud, Alberos V, von
Kuenring - Dürnstein, in dieser Stainzer Urkunde keine Er-
wiihnung geschieht; und Gertrud war doch 1245 schon im
fünften Jahre vermählt; denn als im Jahre 1241 im Februar
die Brüder Leutold und Ulrich mit ihrem Gebieter Hersog
Friedrich II. in Wels waren und dort auch Bischof Rttd^er
von Passau sich einfand, bat Leutold den Letzteren, seinen
Schwiegersohn Albero von Kuenriug mit dem bisher von
Leutold innegehabten Schlosse Steieregg an der Donau und
anderen passauischen Lehen zu belehnen, was denn auch unter
gewissen Vorbehalten am 10. II. 1241 urkundlich geschah.'
Weniger sicher sind die Nachrichten in Betreff der jüngeren
Tochter Agnes: nach der zweiten Stainzer Urkunde vom 23. III.
1240 und einer Urkunde gleicher Herkunft vom 25. IV, 1909^
Murau (Anhang 24), war sie an Otto IL von Liechtenstein, Sohn
Ulrichs IL des Dichters, vermählt; da nun Ottos erste Gemahlin
in der That Agnes hiess uud sich in Stainzer Aufschreibungen
eine dunkle Kunde von einer Verachwägerung der Liechten-
steine mit den Wildonern erhalten hat, so mag man immerhin
diese Verbindung als thatsächlich bezeichnen.-
• r.-B. i>.-Oost, 3, 92: 1211. 10. II. Wels: . . . iios ad peücionem dilecti
nobis dorn. Lintoldi de Wildonia castruni Steyrekke et alia qiuie in
foiMlum a aobis et eoolesin nostra recepta iure {>o»sedit hactenns fbodali,
jjoneri suo Albenmi de Chi\nriii^> ac filie pae Gertrudj Alberoni imm
diclo in i^miuj^uin copulate disrnimi diixima« in feodum confercnda, ita
tarnen« «(Uod 51 prefataiu filiaiu domiui Lentoldj de Wildonia sine here-
dibu« deeeden.^ eontiiig-at » menioratum oastrum Steierekke cum alüs
feodi* ... ad dorn. l.iuti>Idum de Wildonia revertaiur. l'eber die weiteren
Sehiokj«alo diese* Schlosses, .welches Herr All»en» nebst andern mit ge-
dachter seiner (»eniahel in iVsterreich. Hnniram und Steiermark über-
kommenen vornehmen Herrschaften .... wegen Krieges' um 1280
verkanten mnsste. vgl. Hoheneck. Stände v^.n Oberösterreich, Pasaau
lT:^i. *J, TSiV - Am IS. H. 1241 noch zwei andere Urkunden mit Leu-
tolds und riri» hs rnterschrl:^ im l\-H. 0.-Oe.<i, o. '.<> und 94; s. 8. 312,
Anm. o
• In der Stifisk'rche des ITSÖ autp\'iobt'r.on Kiosters Stainz befindet sich
an der Kpistelstite in einer Kuper.e ein ItraSuial I.eut.dds. das ans dem
lo. Jahrl'.tindert stammt» mit »Ur rmsohrift: Actio. AaL m. cc. xlTJjjjj.
v\l«s. Aprilis. ist. festorln?:*., der edel. herr. l.<r leuio'd. von. wildon.
St;:f^tT. des p'tsl;:ii:s. sa:. l. KA:hr»';r.. cjie. S:ei;c*. Lie, begrab\ Und
ülvr dt'.v. l^h» n> e.er K:n'.i* Ivtir.der. sich Mr.k* ur,.: nechts awei dem
17. •laVrh;:r.,Tevt er.tstAnr.iuro.^ IVrtrAiji m;t dcu rctor^chriftea: X«evto1dQfK
vvr.ie> de W;ldxr,i,^ t;;:;dAxxi 4XvJe*>:AJv. Suuuaei;«em lÜS obiit 13 Aprilis
227
Gertruds VermähluDg dürfte noch 1240 fallen, denn in
der Passauer Urkunde von 1241, 10. II. hat sie noch keine
Hoffiiong auf Leibeserben ; * sie hat ihrem Gatten drei Söhne
geschenkt, Leutold I., Albero VI. und Heinrich IV., die alle in
der Gescbichte ihres Vaterlandes eine bedeutende Rolle spielen.
Agnes, Ottos von Liechtenstein Gemahlin, war, wenn die
Qoelle lauter ist, 1249 schon vermählt; sie scheint nicht lange
gelebt zu haben, denn Otto von Liechtenstein war noch zweimal
veriieirathet.^ Wenn in der Murauer Urkunde vom 25. IV.
1309, Otto den Leutold von Wildon seinen ^sweher' nennt, so
wird man daraus gewiss nicht folgern, dass Agnes zur Zeit
diwer Urkunde noch gelebt habe. Welche von Ottos fünf
Kindern Agnes geboren, ist nicht bekannt.^
10 1249* und ^A^es uxor Leutoldi couütis de Wildonia nata de Licchten-
•tein obiit 29 Julü ao 1272*; vgl. die Abbildungen in den Mittli. der C-
Comm. mr Erforsch, und Erh. der Baudenkm. 17. (1872) p. CCXIP und
CCXIII\ Man kann deutlich wahrnehmen , dass der Verfasser der
leisten Unterschrift das alte ,Bwchcr' (1309, 25. IV.) missverstanden hat;
lUtt der regelmässigen Bedeutung ^Schwiegervater* nalim er die spätere
Bedeutung ,8chwager* au; durch die sonst im Mittelalter häufig begeg-
nende Bedeutung von ,gener* (1249, 23. III.) gleich »Schwager*, ist er
in seinem Irrthume bestärkt worden. (Vgl. Ducange u. d. W. gener und
dftzQ Dieffenbachs Supplement ; an letzterer Stelle wird die von uns oben
festgehaltene Bedeutung »Tochtermann* als die regelmässige hingestellt).
Beck-W., in Mitth. 19, 207, Anm. 8 hat diesen Irrthum gcthcilt, ihn
»ber in den Mitth. der C.-Comm. 17, CCXI, Anm. 1 wieder zurückge-
nommen. Sein Zweifel, dass Leutolds Uemalilin eine Liechtenstein ge-
wesen, wird durch den oben geführten Nachweis, dass sie eine Traberg
gewesen, bestätigt
' Priess, Kuenr. 98. — Leutold der Stifter der Linie . Kuonring-Dürnstoin
*>rd 1243 geboren; Friess, a. a. O. S. 100 hat wahrscheinlich gemacht,
«MS er der älteste Sohn Alberos und Gertruds war.
IHe Todesjahre der Frauen Ottos von Liechtenstein, Agnes, Alhcidis,
DiemÄdis, sind nicht bekannt; wir wissen nur, dass sie am 24. XI. «los
Jahres, als ,Otto senior laicus de Liechtenstain' mit Eltern, Grosseltern,
'»"Anen und bis zu dem Tage schon verstorbenen Kindern in das Seckauer
Todtenbuch eingetragen wurde, alle drei schon t()<lt waren. Ottos von
Liechtenstein Todesjahr ist aber 1311. Vgl. D. St. 2, :MJ3, Auszug ans
dem Seckauer Todtenbuche und dazu Beck-W. in Mittli. 19, 207 Anm. 10
nnd 212.
^8^ die Stammtafel. Dieselbe weicht von J. Falke's (Geschichte dos
'^l Hauses Lichtenstein I., Wien 18G8) Stammtafel mannigfach
•**» ich folge Bock -Widmanstetters auf das reiche llrkunden-Materiale
15*
228
Die Verschwägerung mit denKuenringern und den Liechten-
steinern hat gewiss nicht wenig zu dem Ansehen und der Machte
welche die Wildoner in der Folgezeit besitzen, beigetragen.
Söhne haben Leutold und Agnes nicht gehabt ; die reichen
Schenkungen Leutolds an Stainz, die glänzende Aasstattnng
seiner Tochter Gertrud und der Umstand, dass in der Stainzer
Urkunde vom 23. III. 1249 — man könnte sie ein Testament
nennen — keiner Söhne Erwähnung geschieht, machen daa
zur Gewissheit. Agnes, Leutolds Gemahlin, kommt in der
Stainzer Urkunde vom 23. III. 1249 zum letzten Male vor.
Für Leutold sowohl als für Agnes ist uns der Todestag
durch die Todtenbücher von S. Lambrecht und Keun fast über-
einstimmend überliefert und zwar für Leutold der 13./14. April,
für Agnes der 18./19. Juli ; * und damit stimmen die Stainzer
Aufzeichnungen, die Grabsteine und die Gemälde, von denen
wir auch die Jahre entnehmen: Leutold soll 1249, 13. IV. su
Wien gestorben sein, Agnes 1272, 19. VII. ^ Und dabei wird
man sich auch beruhigen müssen ; zwar scheint, was Leutold
betrifft, eine Urkunde zu widersprechen, nach welcher er am
20. I. 1250 in Graz einem Gerichte des Grafen Meinhard von
Görz, den Kaiser Friedrich II. Ende 1248 zum Reic&sver-
w^cser in Steiermark eingesetzt hatte, zugleich mit seinem Bruder
Ulrich beigewohnt hätte; allein die Grazer Urkunde von 1250,
20. I. ist die Bestätigung eines früheren Privilegs Herzog
Friedrichs II. für S. Lambrecht und dass man in derselbeo
Wiederholung früherer Zeugen annehmen dürfe, ja dass die-
selbe höchst wahrscheinlich ist, habe ich S. 212, Anm. 7 zu
zeigen gesucht.*^ Aber abgesehen von diesem Diplome, 1251,
des landsch. Joann. in Graz sich stützenden Ausführungen in den Mitth.
des hist. Vor. für Stcierm. 19, 199—225.
* Todtenbücher von S. I^mbreclit horausg. von Pangerl in F. R. A. II.
29, 91; [13J E. Idus Aprilis, saec. XIII. Liutoldus de Wild(onia) fan-
dator Steunze — 160: [19.] XIIII. Kai. Angnsti (Juli) saec. XTII. Agnes
de Wildonia. — Necrol. Uuncnse im Auszuge in D. St, 2, 333 — 362:
[14.] XVIII. Kai. Maitts Lcutohlns de Wildonia — [18] XV. Kai. Aug.
Agnes de Wildonia.
3 Much. 3, 338 bietet dasselbe Datum aus dem Salbuchc von Stainz; wenn
bei Agnes das Gemälde den 29. Juli statt des 19. angpibt, bo ist dies
ein harmloser Fehler des Malers.
3 Noch eine zweite Nachricht scheint zu widersprechen. Mach. 5, 235 führt
zum Jahre 1251, wo er von den Umtrieben des Weisseneckers zo Gontten
229
6. ni. ist Leutold sicher todt, denn an diesem Tage gestattet
{Urich allen seinen Unterthanen der Kirche S. Katharina zu
Stabs, fundacioni Liutoldi bonae memoriae fratris mei atque
laeae Schenkungen zu machen ; ^ diese Bewilligung hat Ulrich
dann 1254, 6. VI. Stainz, wiederholt mit dem Zusätze, in Stainz
bepuben werden zu wollen.^
Unter den Brüdern Leutold und Ulrich hat das Geschlecht
der Wildoner seine höchste Blüthe und seinen grössten Glanz
erreicht; unter diesen Brüdern hatte es auch den grössten
Besitz. Es dürfte hier an der Zeit sein, denselben zu über-
blicken.
König Belas von Ungaru erzählt, unter den Bestochenen auch die Brüder
Ulrich nnd Leatold von Wildon an. Seine Quelle ist, abgesehen von
dem Pseudo-Pemoldos, einem Machwerke Hanthalers, Otackers Reim«
ehronik; aber daselbst, c. 21 (S. 32^ Zeile 34) heisst es nur ,dö liez er
ovch nicht von die herren von Wildon*. Dieses Zeugniss entfallt somit
f&r Leutold; unter den Herren von Wildon haben wir gewiss Ulrich und
seine Söhne zu verstehen. Lor. 1, 110 nennt einfach ,die Herren von
WildonS Krön., Mitth. 22, 50 führt ,Ulrich und Leutold, die Wildoner*,
ils Gtoainnongsgenosson Dietmars von Weisseneck an, wohl verleitet
durch die oben S. 212, Anm. 7 behandelte Urkunde von 1250, 20. I.
Gras, die er als Regest. 10 anführt.
'Jo.Arch. C. 659: 1251, 6. HL Stainz. Vlricus de Wildonia . . . con-
eedo vt quicunque hominum meorum, mcornm roilitum vel clientum, de
roo patrimonio ecciesiae S. K. in Steunz, fundationi Liutoldi bonae me-
Boriae fratris mei atque meae . . . donare liberam habeant voluntatem
et ego easdem donationes habebo ratas . . .) qnatenus orationum . . .
fratrom ego et vxor mea et parvi mei nostrique progenitores esse par-
ticipes debeamus .... tcstes dorn. Meinhardus de Zeinzlisdorf, dom.
Ortholfus de Pergam, dom. Vitmarus de Hopfgarten, milites, Ortolv de
Wildonia, Otto de Geusveite, Heinricus de Winberch, Wulfingus celle-
«Mrins, Vlricus de Marien et alii q. p. Auch diese Urkunde erscheint
Btir verdächtig wep^en der ,parvi meiS da doch Herrand H., Ulrichs Sohn,
schon 1248 urkundet und die Stainzer Urkunden sonst nicht versiiumen
alle nur aufzutreibenden Familienglieder namhaft zu machen. Vgl. S. 222,
Awn. L
' Jo. Arch. C. 699: 1254, 6. VI. Stainz: . . nos . . Vh-icus de Wildonia
notom facimufl . . . ut omnes qui possessiones aliquas, quae aut iure
feodali aut hereditario . . nos respiciunt, per nos tenent, . . . libere pro
r^edio animarum suarum dandi . . . habeant potestatem . . . Eligimus
uunper nobis . . . vt . . . nulla . . ccclesia nostram vendicet sepulturam
niii eadem quae et sepulturam praestiterit nostro fratri et in qua nostri
Pviter et ipsius ratione fundationis debet memoria . . . exerceri . . .
pnesentibus dom. Ortolfo, dom. Vitmaro, militibus, Sighardo de Lemsiz,
^hardo de Panhok, Bernharde et aliis plurimis.
230
Ihr Vater Herrand hatte als landesfiirstHches Lehen Wil(
besessen^ salzburgische Lehen bei Stainz^ ferner einen Tl
der Kamsau bei Schladmiug (1185), Waldstücke im Lavf
thale nächst Obdach (1190), Gründe bei Siginsdorf im Palt
thale (1188 und 1208), einen Wald bei Stift Seckau als Lei
von S. Lambrecht (1202), ausserdem S. Paursche Lehen, bo
die Vogtei der admontischen Güter bei Stainz (1245, S. 2
Anm. 3) und Pleien'sche Lehen bei Wildon. Ansehnlich hi
er seinen Besitz durch die Heirath mit einer der Erbtöcl
Leutold's von Gutenborg vermehrt: Gutenberg, Waldstein i
Weiz kamen so in seinen Besitz. Aus den Streitigkei
Herrands mit Stift Seckau über das Eppenstein'sche E
darf man wohl auch auf Besitzungen der Wildoner bei Knit
feld und am Schöckl schliessen; endlich weisen uns des
Schenkungen an Spital am Semmering, sowie am Pyrn (122(
in die Gegenden des Semmering (Gloggnitz), von Hartb
(Reibersdorf) und Liezen am Pyrn, die Schenkungen an
Johanniter aber bei Fürstenfeld (1197, 1215) fuhren uns in
Gegend der Riegersburg, die wir erweislich bald in Hän
der Wildoner finden.
Leutold und Ulrich sind Besitzer der Märkte Wildon *
Stiiinz ; * über den ausgedehnten Besitz Leutolds in und
Stainz, theils in eigener Verwaltung, theils an Dienstman
vergeben, gibt die Geschichte der Gründung von Stainz Nachrii
besondere Erwähnung verdienen die Dörfer Grafendorf
Grakorn, die 1249 an Stift Stainz übergingen. Urkunden
1225 und 1245 zeigen uns Leutold im Besitze der vom Vj
ererbten Vogtei der admontischen Güter in der Garns
Stainz. Das Pleien'sche Lehen von S. Georgen an der Stie
war auf Leutold übergegangen und wurde von ihm auf s<
Tochter Gertrud und seinen Bruder Ulrich vererbt.^
^ Der Besitz des Marktes Wildon lässt sicli streng genommen nur
Ulrich behaupten (,c.ivis nostor deWildonia' 1252, S. 234, Anm. 1); docl
Leutold jedenfalls in der Herrschaft Wildon Lrnterthanen gehabt, (
mit Urkunde von 1287, 23. V. Wien, übergibt Leutold von Knenr
Dümstein, der Enkel LeutoMs von Wildon, letztere Untcrthanen
Kirche von Seckau. Friess, Kuenr. 1)8, Keg. 39ö. — In den U'rkonden
1230 . . . und 1241), 23. III. Stainz (S. 219, Anm. 1 und S. 222, Ann
wird ein Richter in Stainz erwähnt.
2 D. St. 1, 342, Episc. 58: 1287, 23. V. Wien, und D. St. 1. 343 E
60: 1290, 28. IV. S. Georgen an der Stiofing (S. 259, Anm. 3).
231
AasstattuDg seiner Tochter Gertrud^ ^ Qemahlin Älberos von
Kuenring, liefert den Beweis, dass schon sein Vater Herrand
den Freien von Gutenberg im Besitze von Gutenberg und
Wei« gefolgt war; 2 er selbst hat sich auch von Gutenberg ge-
ouioi Eben so ausdrücklich bezeugt Leutolds von Kuenring
Geschichte, dass Riegersburg, vielleicht auch Radkersburg in
Leutolds Besitz war. ^ Auch in Oberösterreich war er begütert,
er besass Schloss Steieregg, das Gertrud 1241 erbte, und
' Fries«, Kaenring 98 ,durch seine Heirath mit Gertrud von Wildon crhSlt
er (Albert von Kuenring) das Passauer Lehen Steiereck, Gülten zu Wels
und in der Riedraark, Besitzungen in Steiermark, Unterthanen und Gülten
xa Wildon, den Markt Weiz, die Veste Gutonberg, Radkersburg, Riegers-
borg u. m. a/. Vgl. auch die urkundl. Beiego a. a. O.
^ 1288, 10. I. verkauft Ijoutold von Kuenring den Brüdern von Stuben-
berg die Veste Gutenberg und den Markt Weiz, sowie alle seine Vogtei-
rechte in Steiermark. N.-Bl. 6, 343, nr. 27.
* Die Stiftungsgeschichte von Zwetl F. R. A. II. 3, 240 berichtet von
Verkäufen, die Leutold von Kuenring in Folge seines Aufstandes gegen
Herzog Albrecht I. 1295 zu machen sich gezwungen sah: . . . vendidit
enim in Styria Patrimonium suum, quod a matre piissima Gertrude de
WUdoning habuit, videlicct castrum optimum in Rakkerspurch et quid-
qoid ad id castrum pertinuit (am Rande , Kirchschlag in metis Hungario'),
castrum etiam optimum in Austria quod Stcireck dicitur ; vgl. auch Friess
Knenr. 132 und die dort cit. Regesten. In derselben Stiftungsgeschichte
p. 612 sagt Leutold zu seiner Gattin: deus nobis res et diuicias per
Styriam et Austriam misericorditer est largitus. mihi enim et tibi latum
Patrimonium videlicet Ruckerspurch cum suis pertinenciis antecessores mei
parentes utique de Wildonia , multaque Chunringarii reliquei*unt, tibi
similiter in Austria Velsperch a tuis antccessoribus est relictum. —
Seines purgraven ze Ruckerspurch erwähnt Leutold noch in seiner
Unterwerfungsurkunde für Herzog Albrecht von 1296, 25. VI. bei Lichn.,
Habsb. II. Anhang N. VIII. — 1299, 27. XI. Wien. Leutold von Kuen-
ring verkauft dem Ulrich von Wallsee das Haus zu Rugersburg. Friess,
Kuenr. Reg. 508 (Riedler, Arch. für Gesch. 2, Urk.-Bl. p. 13, N. 3;;
▼gl. auch Reg. 509. — 1368, 3. VII. Graz: Stephan von Hclfcnberg
nimmt die zwei Dörfer Dyeting und Tucber bei Radkersburg, die von
den Wildonern herrühren und er vormals von den Wildhausern zu Lehen
hatte, von Herzog Rudolf zu Lohn. Goeth, Mitth. 6, 250. — Da die
letzterwähnte Urkunde für den Besitz von Radkersburg selbst nichts
beweist und sonst oft Riogorsburg und Radkersburg in der alten Schrei-
bang, (Bfttgerespnrch : Rodgerspurch) verwechselt werden (vielleicht auch
P. R. A. IL 3, 240), so habe ich im Texte den Besitz von Radkersburg
nur vermuthet.
232
Gülten zu Wels,* sowie einzelne Höfe, deren einer 1225 mit
seiner Einwilligung an Wilhering überging.
Nach Abtrennung der reichen Schenkungen an Stainz und
der Ausstattung Gertruds — was Agnes erhielt, ist nicht über-
liefert — hinterliess Leutold seinen Besitz seinem Bruder
Ulrich, dessen Söhne ihn anfangs gemeinsam besassen, dann
1278 theilten.
Ich sehe von kleineren Besitzungen, die wir durch Ab-
tretungen, Entschädigungen an Klöster, Bisthümer, Verkäufe,
Tausche u. dgl. kennen lernen, ab, und verfolge den Wildon-
schen Besitzstand bis zum Aussterben des Geschlechtes : Ulrich I.
nennt 1242 Eppenstein sein Eigen, Herrand IL ist 1260 auf
Eppenstein angesessen und besitzt 1268 nach der ausdrücklichen
Behauptung der R.-Chr. c. 85 nur drei Schlösser, Eppenstein,
Premarsburg, Gleichenberg; 1278 bei der Gütertheilung zwi-
schen Herrand II. und Hertnid III. behielt ersterer Premars-
burg und Huntzdorf, Hertnid erhielt Waldstein und Uebelbach.
Vorübergehend gelangen die Wildoner auch in den Besitz der
herzoglichen Karamerveste Neuwildon 1276 und 1292; 1293/4
geht Wildon ganz, Waldstein auf drei Jahre verloren, Hertnid
erhielt dafür Eibiswald. 1287 und 1294 verliert derselbe die
admontische Vogtei und den Hof Magstain; 1305 geht die
letzte grössere Besitzung Waldstein an die Wallsee käuflich
über und 1351 sehen wir dieses neu aufstrebende Geschlecht
im Besitze fast des ganzen ehemaligen Wildon'schen Eigen-
und Lehengutes: Gleichenberg, Stainz, Riegersburg, Uebelbach,
Waldstein, Wildon.
Wir kehren nunmehr zu dem überlebenden, jüngeren
Bruder Ulrich zurück und sprechen zunächst von seinen
privaten Beziehungen zu Stiftern, Adligen u. dgl.
1231 3. XII. Altenhofen, unterschreibt er eine Urkunde
in Sachen Reinberts von Mureck für Admont, 2 1232, 9.
VI. S. Lambrecht, eine Admonter Urkunde;^ 1242 erneuert
* 1294 . . . Leutold von Kuenring und Hertnid von Wildon verkaufen
dem Ulrich von Kapellen 2-» Pfund Gülten um Wels. Friess, Reg. 461
aus Hoheneck, Stände von O.-Oest. 3, 67. — Derselbe Ulrich von Ka-
pellen hat auch Steiereck gekauft, das sich 1319 noch in Händen seiner
Witwe befand. F. R. A. II. 3, 636.
2 U.-B. 2, 288, 387; s. S. 224, Anm. 1.
3 Gedr. bei W., Adm. 2, 298, N. 136 und U.-B. 2, 291, 390.
233
er dem Stifte Seckau das Versprechen, auf dessea GüterD
am Lantschacherbache weder selbst aoch durch Dienstleute
Vogteirecfate ausüben zu wollen (S. 216, Anm. 3). 1243, 7. 11.
Jadenburg, erklärt er dem Bischof Heinrich von Seckau, auf
dessen Besitzungen in Nassau (Nassowe) bei Deutschlandsberg
die Vogtei nur in der Weise wie sein Vater ,Herrandus pie
memorie' zu üben und stellt als Bürgen Heinrich von Pettau
und Konrad von Horneck, die im Falle einer Verletzung dieses
Versprechens dem Bischof an Ulrichs Gütern innerhalb vier-
zehn Tagen Ersatz schaffen dürfen. ^ 1248 . . . Krems bei
Voitsberg, vermittelt Ulrich einen Vergleich zwischen Hertnid
dem Schenken von Ramstein, dem Vater seiner Schwieger-
tochter (? vgl. S. 270, Anm. 4), und dem Kloster Admont : Hertnid
hatte 200 Mark Silber angesprochen und, als man sie ihm
nicht ausbezahlte , Fehde erhoben ; in dem Kremser Vertrage
verzichtete jener auf seine Ansprüche, der Abt aber verzieh
alle Beschädigung des Klostergutes. Die Urkunde ist unter-
schrieben nebst anderen von . . . domnus Ulricus de Wildonia
et filius suus Herrandus .... domnus Liutoldus miles de
Wildonia. *
Hier erscheint zum ersten Male Herrand H., der unter
Ottokars Regierung so vielgenannte; in dem miles Liutoldus
vermuthe ich Ulrichs jüngeren Sohn Leutold, der von 1254
bia 1261 sicher bezeugt ist und sich später von Di ernstein
n&nnte.
1252 beurkundet Ulrich, dass einer seiner Bürger, Wecelo,
civis noster de Wildonia accedente consensu et voluntate mea,
domum suam in Wildonia sitam dem Stifte Keun geschenkt
» ü.-B. 2, 415: 1243, 7. II. Judenburg. Ego VIricus de Wildonia ... ad
consilium amicorum meorum, videlicet Heinrici Scribe Styrie, Uertnidi
de Bettel et VIrici de Liehtenatayn . . . dictus Ileinricus de Betto\V et
Chonrados de Horuecke . . . testes . . . Chuuradus de Horiiecke et
Albertns filius eius . . . meo, Hertnidi de Betto^ et Chanradi de Horneck
Bigillis. Da wohl zweimal Hertnid von Pettau, nie aber Heinrich er-
wSbnt wird nnd ,dictu8* auf den bereits erwähnten zurückweist, so ist
als Bürge wohl ,Hertnidus^ statt ,Heinricus* zu lesen; die Urkunde ist
Cop. d. 19. Jahrhunderts. — lieber eine frühere Streitigkeit in Vogtei-
^gelegenheiten mit Bisthum Seckau vgl. S. 217, Anm. 2.
* W., Adm. 2, 329, N. 175: 1248 . . Wichner 2, 102 macht auf die
^hirmvogtei aufmerksam und verweist wegen der Verwandtschaft mit
dofl Ramsteinern auf Caes. Ann. St. 2, 858.
234
habe. ^ Ulrich besass also 1252 Markt und Schloss Wildon.
1254, 12. X. . . . bezeugt er eine Urkunde Wulfings von
Stubenberg für Göss : wenn Wulfing sich fernerer Ungerechtig-
keiten gegen das Frauenstift enthält, — widerrechtliche Steuern
waren gefordert worden — darf er eine Schuld von 700 Pfen-
nigen nicht zahlen und braucht zugefügten Schaden nicht zu
ersetzen.'' 1254 vollzog Ulrich eine Schenkung des Gottschaik
von Vokenberg an S. Lambrecht, Herrand und Leutold unter-
zeichnen die Urkunde. ^ 1255, 12. I. nimmt Ulrich an einem
Gerichte theil, welches der königliche Statthalter Gottfried von
Marburg abhielt, und musste gleich Rudolf von Stadeck, mit
dem er gemeinsame Sache gemacht zu haben scheint, den
Stifte Renn urkundlich bestätigen, dass kein Geistlicher oder
Laie Vogteirechte über das Stift oder Bezüge für die Vogtei
beanspruchen dürfe; offenbar hatte Ulrich derlei Ansprüche
erhoben. Sein Sohn Herrand fertigte die Urkunde mit. * Tags
darauf, 13. I., 1255 Graz, verglich sich Herrand der Sohn mil
Seckau wegen 600 Mark Schaden, den er dem Stifte angetfaan
und trat Renten in Auerspach ab; dass Herrand noch unter
seines Vaters Botmässigkeit stand, bezeugt der Zusatz: talem
vero traditionem fecit praesente patre suo dom. Ulrico de Wil-
donia et de ipsius bona voluntate. ^ In demselben Jahre fungirte
> Jo. Arch. C. 681»: 1252 Ego Vlricus dictus de Wildonia notum
esse cupio . . . quod pie recordationis Wecelo civis noster in Wildonia
. . . accedente consensu et voluntate mea contulit in elemosimam pro
remedio anime sue domum suam in Wildonia sitam domino abbati et
conventui Runensi, cum iam esset de Iiac vita raigraturus fideli testa-
mento sibi providens in futurum ne super hac donatione dictis
fratribus vel de meis heredibus vcl do aliis aliquod dispendium valeat
suboriri , presentem paginam . . . sigillo meo statui roborari ....
Testes . . .
2 Jo. Arch. C. 708'': 1254, 12. X. . . . Die Aebtissin von Göss fiir Wulfing
von Stubenberch.
3 Jo. Arch. C. 710», auch Much. 5, 256: 1254 ... 8. Lambrecht. Gode-
scalcus de Vokenberg schenkt per manns domini mei (!) dilecti Ulrici
nobilis de Wildonia der Kirche zu Hofe einen Mansus zu Fürte. U. d. Z.
Hcrrandus Liutoldus fratres de Wildonia und mehrere milites.
* Jo. Arch. C. 711»», auch Much. 3, 290: 1255, 12. 1. (Graz.) U. d. Z.
Ulricus de Wildonia .... Herrandus Ulrici filius de Wildonia.
5 D. St. 1, 215, Secc. 66: 1255, 13. I. Graz: Herrandus de Wildonia super
damnis DC marcarum quae eidem praeposito . . . violenter iiitulerat, com-
pouit hoc modo, ut duas marcas in reditibus in villa inferiore Awrspach
traderet.
235
Ulrich zugleich mit anderen steierischen Herren als Schieds-
richter eines Streites zwischen dem Frauenstifte Göss und
Eonrad Mätze; der Streit wurde zu Gunsten von Göss ent-
schieden^ Herrand unterzeichnete die Urkunde. Aus dem Um-
stände ; d^ss Ulrichs Tante mütterlicherseits Aebtissin von
Göss gewesen, scheint für die Wildonier eine Art Schützerrolle
flir Göss geschlossen werden zu dürfen. ^ 1256 finden wir
Ulrich wieder als Zeugen eines Vergleiches zwischen der
Aebtissin Kunigunde von Göss und einem dominus £rchen-
gerus. 2 1260, 22. I. bestätigt er dem Stifte Reun den Besitz
der von seiner Grossmutter Elisabeth von Gutenberg ge-
schenkten Alpe Necistal ; ^ als dann zu Weihnachten desselben
Jahres König Ottokar die gleiche Urkunde bestätigte, unter-
fertigte sie Herrand ^. Das letzte Mal finden wir Ulrich mit
seinen Söhnen Herrand und Hertnid in König Ottokars Ge-
folge in Wien, 1. Mai 1262, als derselbe dem Heinrich von
Liechtenstein die demselben von seinem Vater gemachte Schen-
kung Nikolsburg bestätigte.*
Die im Vorausgehenden zusammengestellten urkundlichen
Nachweise haben uns mitten in die Zeit des Interregnums gefuhrt ;
» D. St. 1, 67, Goss. 37. 1255 .... wegen Ottilie vgl. D. St. 1, 32,
Goss. 17: filia prenominate matrone (seil. Elisabethae de Gutenberch)
Otilia Gössensis ccclesiae venerabilis abbatissa; die Stelle ist aus der
S. 195, Anm. 3 angeführten Urkunde vom 27. VI. 1214 Steier (U.-B. 2,
129) entnommen.
* D. St, 1, 70, Goss. 39: 1256 . . . auch in F. R. A. IL 1, 44 N. 40.
3 Jo. Arch. C. 778*: 1260, 22. I., Graz. Vlricus dictus de Wildonia(!)
notifico, quod avia (!) mea quoudam Elysabeth dicta de Gntenberc pium
actum uiri sui quondam aui mei Leutoldi secuta alpes . . . Necistal ....
Runensi cenobio delegauit, quam eciam delegacionem inclitus quondam
Leupoldus dux Austrie et Stirio . . . roborauit .... cum per diuersos
dictum contra iusticiam predium occuparetur nunc per officiales domini
ducis, nunc per alios, aliquociens quoquc id ipsum usurpaui. Sed . . .
renunciaui omni iure. Testes. Ungenauer Abdruck in D. St. 2, 18,
Run. 14.
* Jo. Arch. C. 784*: 1260, 25. XII. Graz. König Ottokar von Böhmen er-
neuert die Bestätigung des Besitzes des Gutes Sedingen und der Alpe
Necistal fUr Reun, welche schon früher Herzog Leopold auf Bitten der
Spenderin Klisabetb von Gutenberg bestätigt hat. U. d. Z . . Herrandus
de Wildonia. Der Abdruck in D. St. 2, 25, Run. 23 hat dafür irrthümlich
Hertnidus de Wildonia. Vgl. über die ganze Schenkung S. 195, Anm. 3.
* Jo. Arch. G. 798: 1262, 1. V. Wien. U. d. Z. Ulricus de Wildonia et
61ii sui; auch bei Krön., Mitth. 22, Reg. 41.
236
die Ereignisse tragen deutlich den Stempel der Zeit: von Seite der
Adeligen ein fast unausgesetztes Streben gegenüber den reichen
und beim Mangel eines mächtigen Landesherrn schutzlosen Stif-
tern Vortheile zu erringen, häufig zu erpressen; von Seite dei
Stifter ein ängstliches Bemühen längst verbriefte Rechte neuer-
dings bestätigen zu lassen, im Falle eines Zusammenstosses durcl]
möglichst grosse Nachgiebigkeit ärgeren Schaden zu verhüten
Graf Otto von Eberstein , den Kaiser Friedrich IL sofort nacli
Herzog Friedrichs IL kinderlosem Tode (15. VI., 1246 an dei
Leitha) als Reichsverweser nach Oesterreich und Steiermark ge-
schickt hatte, konnte gegen die mächtige Partei des Pabstes und
seiner Schützlinge , Qertrude von Oesterreich und Hermann von
Baden, wenig ausrichten und begab sich deshalb im Sommei
1248 auf die Aufforderung des Kaisers mit den vornehmsten
Ministerialen von Oesterreich und Steier zu Kaiser Friedrich IL
nach Verona; auf dem Wege wurde ein Theil von ihnen von
dem erwählten Erzbischofe Philipp von Salzburg festgenommen^
die anderen trafen den Kaiser nicht mehr in Verona. In ihrei
Hoffnung, einen neuen Herzog zu erhalten, sahen sich die
Landherren getäuscht: ' Friedrich schickte ihnen wieder einen
Statthalter, den Grafen Meinhard von Görz. Diesena scheinen
sich so wie die meisten Ministerialen, so auch die Herren voi
Wildon angeschlossen zu haben. Als dann der Kaiser 1250.
13. Xn. zu Firenzola in Apulien starb und bald darauf Gral
Meinhart sich von der Statthalterschaft zurückzog, da bracb
unter den steierischen Herren Uneinigkeit aus; die einen
wollten gleich den Oesterreichern den Markgrafen von Mähren
Ottokar zu ihrem Herzoge wählen, andere, und zu diesen ge-
hörten auch die Wildoner Ulrich und seine Söhne, unterhan-
delten mit Pfalzgraf Heinrich, dem Sohne Ottos von Baien
und Schwiegersohn König Belas von Ungarn (S. 228, Anm. 3)
Damals soll Dietmar von Weisseneck (1251), von König Bei«
bestochen, eine Anzahl steierischer Herren für eine ungarische
* Lor. 1, 69. Die Continiiatio GarstensiB (M. G. Scr. 9, 598) berichtet
z. J. 1248: omnes inaiores Austriae et Stjriae ab inperatore usquc
Veronam invitantur, sed quidam a Phjlippo Salzpurg. archielecto spo-
liantur, cnptivantur in itinere constituti. quidam autem procedentes nee
imperatoris faciem perviderant, nee aliqucra dominum receperunt Zu
dieser und der Nachriebt der Ann. S. Rudperti (M. G. Scr. 9, 790) ist
zu vgl. Lor. 1, 69, Anm. L
237
Occapation gewonnen haben und um fiir diese einen Rechts-
titel zu gewinnen, d. h. zu beweisen, dass sie nach dem kinder-
losen Tode des Herzogs frei ihren Herrn wählen könnten, fügten
die Führer der Partei der Handfeste Herzog Ottackers VIU.
voD 1186, 17. Vin. Georgenberg bei Ens, einen Zusatz bei:
sidox idem sine filio decesserit, ministeriales nostri ad quem-
cunque velint divertant, ^ und Hessen ein Diplom fertigen,
mittelst dessen Kaiser Friedrich IL am 20. IV., 1249 Cre-
mona, jene alte Landhandfeste Herzog Ottackers von 1186
sammt allen Zusätzen vollinhaltlich bestätigt habe. ^
Diese Urkunde hatte, wie sich bald verbreitete und später
auch in die geschichtlichen Darstellungen überging,'^ Ulrich
von Wildon, als er im Auftrage der steierischen Herren 1249
mit Graf Meinhard nach Italien zu Kaiser Friedrich II. sich
begab, mitgebracht, und in der That geschieht in dem Falsi-
ficate Ulrichs ausdrücklich Erwähnung: . . . verum eciam
dilecti et fidelis nostri Vlrici de Wildonia fidem et prouiden-
ciam esse cognovimus, ob hoc ipsi hanc litteram dedimus pre
eeteris conseruandam fretus nostra familiaritate pariter et amore,
Qt singulis firmitates et libcrtates iuris secundum iirmatos ar-
ticnlos cum nostri sigilli munimine lucide valeat demonstrare,
ne aliqua ignorancia vel caligo sepefatis iuribus presentibus et
faturis temporibus involvatur. Dass Ulrich an dieser Fäl-
schung, deren Zeitpunkt zwischen den Tod des Kaisers und
die Absendung des Weisseneckers an König Bela gesetzt wird,
einen hervorragenden Antheil hatte , darf man schliessen ; ^
ebenso erlaubt der Umstand, dass er sich die Verwahrung und
die Erläuterung des Diploms vindiciren Hess, einen Schluss
Aof sein Ansehen , seine Dreistigkeit und Klugheit. So half
Dhrieh die Herrschaft der Ungarn in Steiermark begründen ;
' U.-B. 1, 677, 653.
' HuilUrd-Br^hoUes, Hlst. dipl. Friderici IL, T. VI. p. 945: 1249, 20. IV.
Cremona. Der Herausgeber nimmt auf Machars Darstellang 5, 129 Rezug
ond wirft ihm vor, dass er die Urkunde für echt halte ,fraudem non
•Qspicatns, quae facile et qmisi uno ictu oculorum deprehenditur'.
' Much. 3, 35 und 5, 219 erzählt nach seinen Quellen die Reise Ulrichs
tn den Hof des Kaisers 1249 als Thatsache. Vgl. die daselbst angef.
chronica!. Belege.
* Ich folge in der ganzen Darstellung Luschins Abhandlung über die
•teier. Landhandfesten in Beitr. 9, 139 — 142, 179.
238
sie dauerte von 1254 (Ofner Friede) bis 1260. » Noch 1258
dürfen wir ihn auf Seite der Ungarn und ihrer Partei ver-
muthen. Denn wahrscheinlich mit des Vaters Einwilligung
führte in diesem Jahre Herrand IL, sein Sohn, dem erwähltei
Erzbischof von Salzburg, Ulrich von Seckau, gegen Philipp
von Kärnthen, den bisherigen Besitzer des erzbischöf liehet
Stuhles in Salzburg, Hilfstruppen zu ; ^ Ulrich von Seckau wai
aber König Belas Verbündeter, während Philipp von Kämtheii
König Ottokars Vetter und Schützling war. ^ Herrand ver-
dankte es nur seiner Erkrankung, dass er von der Schlappe
bei Radstadt verschont blieb.
Was Herrn Ulrich von Belas Partei zu König Ottokai
trieb, der nur auf Gelegenheit wartete, Steiermark zu insur-
giren, entzieht sich der Beobachtung. War der ,siechtuomb'.
der Herrn Herrand auf der Fahrt gegen Radstadt befiel, nui
eine Erfindung, um sich der persönlichen Theilnahme am Feld-
zuge zu entziehen, da in Herzog Ulrichs von Kärnthen Heere
höchst wahrscheinlich sein eigener Bruder Leutold dientet
War der Zwist zwischen den Herren von Pettau und den
Ungarn •• die erste Ursache der Verstimmung? Liess sich Her-
rand nur aus persönlicher Hochachtung für Ulrich von Liechten-
stein, dessen Schwiegersohn er war, mit dem wir ihn damah
uftd später wiederholt gemeinsame Sache machen sehen und
der ein eifriger Parteigänger Bischof Ulrichs war, ^ zur Theil-
nahme bestimmen und hat er seine Krankheit als willkom-
menen Anlass benutzt, um wenigstens persönlich von der be-
reits aufgegebenen Sache wegzubleiben? Hat der kluge und
gewandte alte Ulrich, beleidigt durch die Hindernisse, welche
seinen Gelüsten auf Kiostergut von der kirchenfreundlichen
Herrschaft ^ Belas in den Weg gelegt wurden , schon früher
' Lor. 1, 115 und lUO.
2 R.-Chr. c. 50: von Wiltlan her Herrant sach man ouch der verte
pflegen: doch wart er underwegon ain tail von fliechtuomb so
krank, daz er nnder seinen dank mnoste wider keren; weisen
unde leren hiez er die leutc sein (ynon ritter fein, der im ze
dienstc was gerecht, von Harneck her Albreclit vuor mit den leiiten
dan. Abgedruckt bei Hagen MS. IV. 295, 4.
3 Lor. 1, 177—180.
* Lor. 1, 190. Krön. 1, G42.
» HM8. 4, 303 und 389.
c Lor. 1, 184 f.
239
mit der Partei des Böhinenkönigs angeknüpft? Solche und
ähnliche Fragen und Vermuthungen drängen sich vor. That-
Mche aber ist, dass in dem Kampfe Ottokars mit Bela vom
Jahre 1260 die Wildoner eine hervorragende Rolle spielen.
Wahrscheinlich haben sie an dem vorhergehenden Befreiungs-
kampfe, der durch die Austreibung der Ungarn ein so rasches
Ende nahm, ^ sich eben so rege betheiligt. Schon am 10. III.
1260 ist Herrand mit anderen steierischen Herren bei König
Ottokar in Wien, und der alte Wildoner Ulrich hat nach dem
Berichte der Reimchronik in der Schlacht bei Kroissenbrunn
am Marchfelde das Banner der Steirer geführt. ^
Die Schlacht bqi Kroissenbrunn und die oben erwähnte
Urkunde König Ottokars vom 1. V. 1262 Wien, sind die
letzten sicheren Lebenszeichen Ulrichs von Wildon. Das Jahr
seines Todes lässt sich nicht annähernd bestimmen. "^ Er
hinterliess drei Söhne: Herrand, Leutold, Hertnid.
* B.-Cbr. c. 53 in aüidlef tagen man vertraib
al die Uii^er die man vaut
überal in Steyrlaut. Vgl. Lor. 1, 192.
' B.-Chr. c. 62 ain panier grüen als ain gras
darinne ein pardel swebte
plank als ob er lebte
den vuort der degen maer
der alte Wildonaer;
Lor. 1, 200. Hagen, MS. 4, 295, 5 und Weinh., Antb. 230 und
Anm. 17 sehen Herrand IL als den alten Wildoner an; gegen den ersteren
wandte sich Bergmann, Anz.-Bl. 95, 3 und mit Recht; denn Herrand kann
nach den urkundlichen Nachweisen von 1248 und 1255 (o. S. 233, Anm. 2
«nd 8. 234, Anm. 4 f.) im Jahre 12G0 nicht viel über dreissig Jahre alt
l^weaen sein. Auch Krön. Mitth. 22, 66 bezieht die Notiz auf Ulrich.
* Kann Ulrich I. von Wildon auch nur bis 1262 als Aussteller und Zeuge
▼on Urkunden nachgewiesen werden, so scheint seine Lebensdauer doch
^ zum Jahre 1275 mindestens angenommen werden zu müssen. In
«iner noch zu besprechenden Urkunde vom 11. II. 1284 Brück an der
Mw (8. 276, Anm. 3) wird ein Hof erwähnt, welchen Abt Heinrich von
Admont (1275—1292, Wichner, Adm. 2, 124) a viris nobilibus videlicet
Vlrico seniore, Herrando et Ulrico iuniore fratribus de Wildonia gekauft
"»be. Der hier erwähnte Verkauf geschah also, wofern die Urkunde
8*nau ist und nicht zwei zu verschiedenen Zeiten geschehene Acte in
eins gefasst sind, nicht vor 1275 und zur Zeit als Ulrich I. noch lebte,
'od es habeny worauf die Beisätze »senior* und .junior* deuten, Gross-
▼ater und Enkel gleichzeitig die dem Herzog Albrecht 1284 vorgelegte
brkunde unterschrieben. Zwei andere Auffassungen dieser mit der auf-
gestellten Genealogie in Widerspruch stehenden Urkunde S. 276, Anm. 3.
240
Herrand II. ist bei seinem Vater 'schon 1248, 1254,
1255 nachgewiesen worden ; * dazu kommt noch seine Bethei-
ligung an der Salzburger Fehde von 1258. Schon bei Leb-
zeiten seines Vaters hatte er Burg Eppenstein und Grundbesits
bei derselben erhalten und sich mit Perchta, einer Tochter
Ulrichs von Liechtenstein vermkhlt, von welcher er 1260 be-
reits Kinder hatte; dies geht hervor aus einer Urkunde von
1260, 29. XL Frauenburg, mit welcher er dem Konrad Legel-
vlies, Bürger zu Judenburg, seinen Freihof nebst Zubehör
in Götschach und demselben Sicherheit auf seinem eigenen
Besitze bei Eppenstein und auf dem der Liechtensteiner im
Dorfe Muer unter Liechtenstein gibt. ^
Von Beziehungen zu den Landesherrschern ist Folgendes
überliefert : In König Ottokars (regierte in Steiermark 1260—
1276)3 Gefolge finden wir Ilerrand 1260, 10. III. ia
' Ueber 1248 dürfen wir mit Zurechnung von Urkunden für Herraud ü.
nicht wohl hinaufgehen, denn Ulrich I., der 1225 noch puer heisst (S. 217,
Anm. 2) kann nicht wohl früher als um 1248 einen für Beurkundungen
befähigten Sohn haben. Hiedurch erledigt sich eine Notiz des W. Lazios
bei Caes. Ann. Stir. 1, 983, Herrand II. von Wildon habe 1225 (!) mit
Chaloch von Himberg den erblichen Besitz von Schloss Weissenstein bei
Cilli angetreten. Noch verdächtiger wird die Notiz dadurch, dass in den
zahlreichen Urkunden der Wildoner Weissenstein nie in ihrem Besitze
erscheint, und dass auch von irgend einer verwandtschaftlichen Verbin-
dung mit den Himbergern nichts bekannt ist. Falke, Liechtenstein 1, 123
hat diese Notiz aus HMS. 4, 347, 10 entlehnt und weitere Combinationen
darauf gebaut; vgl. Beck-W. in Mitth. 19, 208 A.
2 1260, 29. XI. Frauenburg. Herrand von Wildon verkauft Konraden Legel-
vlies, Bürger von Judenburg, einen Freihof, Haus und Gült zu Göt-
schach. . . . daz ich Uerrand von Wildon geben hab mein freyhoff vnd
haws oder güldt zw Götschach .... durch verhengnus vnd zvegeben
•meiner haw*/raweii Ptrchta vnd meiner khiuder vnd mit gwaldt herren
Vlreichs von Liechtenstein auch seiner Imwsfrawu vnd n&mlich mit
wissen seines sun Ott Khuenraden Legelvlies .... ob aber hioach . . .
ainerlay irmng . . . ime beschuh . . ., so schol ... er des bekÖmen
von meinem v&terlichen erbtail pey Eppenstain vnd von dem ligunden
guet meine» 9wehei' herren Vlreichn vnd seines »un herren Otten . . .
gelegen im dorff vnter Liechtenstain geuand zw Muer . . . mit meinen
aegen sigill vnd mit den sigillen herren Vlreichs von Liechtenstain vnd
seines gem&chl vnd Otten seines sun .... Aus dem Codex des Klosters
Paradeis in Judenburg, Papier Fol. 15. — 16. Jahrhundert in Abschrifi —
im Jo. Arch.
5 Ich sehe von dem ersten Versuche Ottokars, nach der Erwerbung Oetter —
reichs (Huldigung 1251» 21. XI.) auch Steiermark zu gewinnen, der ii^
241
Wien,* femer am 21. XII. desselben Jahres in Graz mit seinem
Bruder Leutold^ und am 25. XII. in Graz allein. » 1261, 16. und
17. VII. unterschreibt er Urkunden des königlichen Statthalters
Wdt von Rosenberg und wird von ihm zum Schiedsrichter
aufgestellt zwischen den Grafen von Pfannberg und dem Stifte
Renn. ^ Am 22. VIII. desselben Jahres, Kainach, bezeugt er
eine Schenkung in Grafendorf Herzog Ulrichs von Kärnthen
an Spital am Semmering. * 1262, am 1. V. haben wir ihn schon
mit dem Vater in Wien an König Ottokars Hofe getroflFen.
1263, 2. n. (?) Graz, urkundet er für Admont in einem Streite
Wulfings von Stubenberg ;ö am 17. VIII. desselben Jahres
onteraehreibt er Bischof Brunos von Olmütz Urkunde für Ad-
mont, durch welche König Ottokar dem BLloster für den zur
Gründung von Brück entnommenen Grund Ersatz leistet, con-
wlio nobilium et maiorum Stirie. ' 1265, 21. IV. ist er bei
die Jahre 1252 nnd 1253 fällt and mit dem Ofner Frieden von 1254,
3. IV. ein Ende hat, ab. Krön., Mittb. 22, 49—54.
Uo. Arch. C. 779»>: König Ottokar für Renn 1260, 10. III. Wien. Diese
md die folgenden Urkunden sind zum grossen Theile auch von Krön.,
Mittb. 22, Reg. 27 u. ff. aufgenommen.
' Jo. Arch. C. 782»». 1260, 21. XII. Graz. König Ottokar bestätigt ein
Privileg Herzog Friedrichs II. vom 26. VIII. 1240. Leoben. U. d. Z ...
Ulricns de Liebtenstein , Herrandus et Leutoldus fratres de Wildonia;
dieie Urkunde ist 1272, 1. I. Graz, erneuert, die Zeugen fehlerhaft copirt
worden, Jo. Arch. C. 975. IJ. d. Z . . . patres de Stodekke, et Lew-
thodus fratres de Wildovia ... Zu lesen ist: fratres de Stadekke, Her-
nadns et Leutoldus fratres de Wildonia.
* Jo. Arch. C. 784*. 1260, 25. XII. Graz. König Ottokar sichert die Alpe
^eeistal für Renn. U. d. Z. : Herrandus de Wildonia. s. S. 235, Anm. 4.
* Jo. Arch. C. 793»»« 1261 (15. VII.) 18. VII. . . . Wocho von Rosenberg
^orktindet die in allgemeiner Gerichtssitzung in Marchpurch testibus
ydoneis ac viris nobilibus videlicet Gotfrido de Marchpurch et Herrando
de Wildonia für Renn getroffene Entscheidung im Streite um Burg
Relfenstein mit den Grafen Beruhard und Heinrich von Pfannberg. Jo.
Arch. C. 793** nennt als ersten Schiedsrichter Ulrich von Liechtenstein.
^ Jo. Arch. C. 794'' 1261, 22. VIII. Kynach. Herzog Ulrich von Kärnthen
■chenkt vier Mausen in Grauendorf an Cerewald. U. d. Z . . . ds Ulricus
^« Liechtenstein . . . Herrandus de Wildonia.
^M Adm. 2, 341, N. 193. Die Urkunde ist ausgestellt in domo Ulrici de
Liechteoatein •, dieser ist auch erster Zeuge, dann Otto filius ipsius,
ß«nrindus de Wildonia . . .
' ^M Adm. 2, 343, N. 197.
^^▼- Bd. LIX. I. Hälfte. ^ IG
242
König Ottokar in Graz, ^ am 1. V. mit Bischof Bruno in Jude
bui^, 2 am 8. IX. bestätigt er Seckau im Besitze von Laa
schacherbach (S. 216, Anm. 3).
In das Jahr 1268 fallt der erste Cooflict mit König Oti
kar und Herrands Gefangennahme; s. u. Nach der Entlassoi
aus der Haft bezeugt Herrand am 20. VIII. 1269, Graz, ei
Urkunde des Bischofs Bruno für S. Paul. 3 1270, 30. I. Wie
unterschreibt er einen Ausgleich zwischen S. Lambrecht ui
Wichard von Ram stein ; * am 27. VI. desselben Jahres Leibn'
treten er und sein Bruder Hertnid jegliches Recht auf d
Hof Reusenz, das sie zu haben vermeinten, dem Bischof Ber
hard von Seckau ab.^ 1271, 20. VUI. . . . unterschreibt
mit Leutold von Kuenring eine geistliche Stiftung für Stainz
1272, 7. IX. Wien, bezeugt er eine Schenkung König Ott
kars für Studeniz. ' In demselben Jahre o. D. fungirt er n
Ulrich von Liechtenstein unter Anderen zugleich als Schied
richter in einem Streite zwischen S. Lambrecht und Wulfii
1 N.-Bl. 6, 303: 1265, 21. IV. Graz. Köni^ Ottokar bestätigt ein Pri
legium Herzog Ottackera VIII. für Seckaa vom 29. XI. 1182. Gras,
d. Z. . . . Herrando de Wildonia, Vlrico de Liechtenstain . . . — U.
O.-Oest. 3, 3ü8: 1265, 21. IV. Graz. König Ottokar bestätigt die Pri
legten von Garsten. U. d. Z. . . . Herrandus de Wildonia . . .
2 W., Adm. 2, 347 N. 201: 1265, 1. V. Judenburg. B. Bruno für Admc
U. d. Z. . . . Ulrico de Leichtensteyn . . . Ilerrando de Wildonia .
3 ir.-B. S. Paul 118: 1260, 20. VIII. Graz. B. Bruno von Olmüz ca
taneus seu roctor Styrie schützt S. Paul gegen Heinrich von Rohats
U. d. Z IJlricus de Lichtonstein .... Herrandus de W^ildonia . .
* Lor., D. (;. 1, 464, Urk. N. XHI.: 1270, 30. I. Wien. Otto von Has
stiftet den Ausgleich. IJ. d. Sieglern Wichardi prefati (de Ramensteiu) .
Ulrici de Liehtenstein . . . Herrandi de Wildonia. Diese Urkunde
in die Bestätigung König Ottokars vom folgenden Tage 31. I. Wi
aufgenommen.
^ D. St. 1, 133. Ep. 49: Herrandus et Hertnidus fratres de Wildonija
eonfitcmur . . . quod . . . respectu moritorum . . . quibus ... de
Wernliardus . . cpisc. Seccouiensis . '. . nititur . ., renunclamus et
dimus omni juri et actioiii quod vcl quc nobis in villa Rcusents c
Omnibus suis attinenciis compotebant et competere videbantur . . .
« Jo. Arch. 964: 1271, 20. VIII. . . . Hermann Vicedora von Salzbi
stiftet einen Jahrtag in Stainz. IT. d. Sieglern Leutold von Chuenrin
Herrand von Wildonia . . .
• Lor., D. G., 1, 475. Urk. N. XVIII: 1272, 7. IX. Wien. U. d. Z. .
Ulricus de Lichtenstein . . . Herrandus de Wildonia . . .
243
voTk Stubenberg und ist auch Zeuge der betreffenden Urkunde. *
12T3, 30. X. Friedlaeh, ist er Zeuge für Kloster Märenberg. 2
1274, 27. VII. Göss, unterschreibt er mit seinem Bruder
Hertnid eine Gösser Urkunde als erster Zeuge. ^ In diese Zeit
Mit der grosse Kampf zwischen Ottokar und Rudolf. Während
Heirtnid bei König Rudolf weilt und diesen zur Eile treibt,
der babenbergischen Erblande sich zu bemächtigen, unter-
zeichnet Herrand die denkwürdige Urkunde der steierischen
Herren zu Renn 1276, 19. IX. ^ Nach der Beendigung des
Kampfes (1276, Nov.) erscheinen beide Brüder Herrand und
Hertnid am Hofe König Rudolfs in Wien, 1277, 9. II. und
bestätigen ein Privileg für S. Lambrecht ; -' dann am 18. II.
einen Pfandbrief König Rudolfs für zwei Marburger Bürger.^
Am 19. IV. desselben Jahres Wien, bestätigte König Rudolf
Leutolds von Wildon Schenkung an Stainz vom 23. HI. 1249
ttnd beide Brüder bezeugen die Urkunde. ' Am 10. V. des-
selben Jahres Wien, unterschreiben beide Brüder einen Schieds-
spruch des Königs zwischen Admont und dem Schenken von
' Jo. Arch. C. 987»: 1272 .... Kapfenberg. Wulfin^ von Stubenberg tritt
dem Kloster S. Lambrecht für zugefüg^te Schäden in presencia hone-
stonun vironim, hoc est domini lllrici de Lihtenstein tune marscalco et
indice Styrie, domini Herrandi de Wihlonia, domini Ottonis iunioris de
liibtenstein . . . benannte Güter ab.
• Jo. Arch. C. 1000^ : 1273, 30. X. Fridlosayche. Meinhard von HÖren-
l)erch schenkt acht Manscn an Merenbercli. IJ. d. Z. . . d. Herrandus
<3e Wildonia, d. Otto de Liehtenstain.
D. St. 1, 90. Goss. 56: 1274, 27. VII. Göss. Chiinradus scriba Styrie ver-
'tanscht Güter mit Göss testibus qui snnt tales ministeriales tredecim
'videlicet: Herrandus et Hertnidus fratres de "Wildonia, Otto iunior de
Xiehtenstein . . : . lieber die Bedeutung der Gösser Ständeversammlung
^gl. Krön., Mitth. 22» 104.
^ Krön., Mitth. 22, Reg. 137: 127G, 19. IX. Benannte steierische und
^Smthnerische Herren und Ministerialen, darunter Herrandius de Wil-
donia . . verbinden sich zu Gunsten des Königs Rudolf, (abgedr. bei
Oerbert Codex epist. Rudolfi Dipl. 199.) s. Böhm, Reg. 360.
* Jo. Arch. C. 1064: 1277, 9. H. Wien, König Rudolf bestätigt zwei frü-
here Kaiserprivilegien für S. Lambrecht. U. d. Z. Herrandus et Hertnidus
de Wildonia fratres ....
* Goeth, Urkunden-Reg. 4, 1277, 18. II. Wien. U. d. Z . . . Hertnidus de
Wildonia marschalcus Stirie, Herrandus de Wildonia . . .
' Jo. Arch. C. 1079: 1277. 19. IV. Wien. U. d. Z. Herrandus de Wildonia,
Hertnidus de Wildonia.
16*
244
Dübrach. * Am 25. VIII. unterzeichnet Herrand eine Pri^
legienurkunde des Königs für Brück an der Mur. ^
Im folgenden Jahre hatten die Brüder Herrand ui
Hertnid einen Streit um Waldstein und Preimarsbui^ und a
dere Güter, der durch Schiedsleute unter Vorsitz des Seifri^
von Kranichberg geschlichtet wurde: die Entscheidung wur<
nach der von Hertnid am 12. II. 1278 Wildon, ausgestellt
Urkimde folgendermassen getroffen: dem , Herrand von W
donien truhsaetz von Steier^ ist gefallen Preymarspurch n
allem Gute, ihre beiderseitigen Leute im Piberthal, die u
getheilt waren, mit allem Gute ; ,die Taven^, die Herr Friedri
von Liessnich von Hertnid in Hvntztorf zu Lehen hatte, b<
er von Herrand zu Lehen haben. Hertnid erhält Waltstc
mit allem Gute, die ungetheilten Leute in der Gegend
Ubelpach mit allem Gute; auf welcher Seite die Leute edl
und reicher sind, soll durch vier gewählte Leute ausgeglich
werden, das Gleiche wird in Betreff des ungetheilten Gut
bestimmt, ,8 wer des me verchvmbert hät^ Die Bestimmung
über Ersatz von Schaden lehren uns, dass es zwischen d
Leuten beider Brüder selbst zu Thätlichkeiten gekommen. E
1 W., Admont 2, 37ö N. 237. 1277, 10. V. Wien. U. d. Z. Herrandus
Wildonia, Hartnidus frater suut.
2 Boehm, Reg. 88: 1277, 25. VIII. V^-ien. Wartinger, Privilegien der Kr
8tadt Brack, Graz 1837, druckt p. 3 — 17 die Originalurkunde König]
dolfs und sämmtllche Bestätigungen derselben im Ganzen sechs Mal,
In allen diesen erscheint aber nirgends Herrand von Wildon, sond
entweder ,Hector* oder ,11.' oder »Herman*. Im Originale stand: testes
viri nobiles h comes de Pfannberg, Herrand de Wildonia G de Werd
S. 3. Als Herzog Albrecht 1293, 21. IV. seines Vaters Urkunde
stätigte, schrieb man ins Transsumpt nur ,H. de WildnniaS S. 5. Hei
Rudolf 1299, 18. VII. Grez, hat Albrechts (S. 7), Herzog Friedrich 12
23. XII., Grez, aber König Rudolfs Urkunde zu Grunde gelegt (S.
Als 1358 am 8. Gertraudentage, Wien, Herzog Albrecht König Rud
Privileg ins Deutsche übersetzen Hess (S. 14), las man das ursprüngli
, Herrand' schon falsch und schrieb: . . ,vnd die edlen man H graf vi
Pfannberg. Hermann von Wildan. G. von Werde . . .* Der Uebersetz
Herzog Rudolfs von 13GU . . . Grez, liegt dann wieder Herzog Albrecht
Bestätigung mit der Abkürzung ,H de Wildania' zu Grunde, daher 1
(S. 17) ,H von Wildan*. Der Verfertiger des Vidums Erzherzog K
aber, dem Wartiugers Abdruck der Or.- Urkunde König Rudolfs (S.
entnommen ist, las ,Hector' fUr ,Herrand'. Aus paläographischen GrQm
vermuthe ich ,Herrand' nicht , Hertnid' als ursprünglich, aus Letztei
Hesse sich nie die Lesung ,Herman' erklären.
245
letzte Theil der Urkunde beschäftigt sich mit dem Ausgleiche
Äwschen Hertnid und Herrn Ulrich von Neuhaus (Neuschloss
5oi Wildon?), einem Lehensmanne der Wildoner. Falls Hertnid
^SLtz und Ebnung nicht hält, so verpflichtet er sich zu 200 Mark
Silber an Herrand, zu 50 Mark an Seifried von Kranich berg
LXid zu 50 an ihre Schildleute. ^ In demselben Jahre unter-
c^lu*eiben die Brüder Hertnid und Herrand ein Privileg König
Lmadolfs für Wien 1278, 24. VL2 Ueber dieses Jahr 1278 reichen
:^5ine Nachrichten von Herrand H. hinaus; ^ im Jahre 1282
» F. B. A. U. 1, 192, N. 21 : 1278, 12. II. Wildon. Abdruck daselbst.
Siegler: Seifried von Rranichberg und Hertnid von Wildon , Marschall
in Steier. U. d. Z .... her Virich von dem niven haus . . . Jacob
von Dimatain. Wegen des Siegels vgl. Beck-W. in Mitth. C.-Comm.
1872, p. CCXV* , Fig. 8.
3 1278, 24. VI., Wien. König Rudolf bestätigt der Stadt Wien das der-
selben von Kaiser Friedrich II. 1237 gegebene, 1247 erneuerte Privile-
gium und gewährt derselben mehrere Freiheiten. U. d. Z . . . . ministe-
riales nostri Fridericus de Pethow, Wilfingus de Stubenberg, Hertnidua
dt Wildonia, Otto de Haselowe iudex Austrie generalis . . . Vor-
stehende Zeugen bietet der auf eiuem Wiener-Neustfidter Codex beruhende
Text in Lambacher, Interregnum, Wien 1773, U.-B. n. XCI., S. 167 und
die anderen bei Tomaschek, Gesch. -Qu. der Stadt Wien (Wien 1877) I.
51 — 57 benutzten Copien. Eine Lübecker Papierhandschrift des 15. Jahr-
hunderts schiebt aber hinter ^Hertnidus de Wildonia^ ^marachalcua Stirie,
Herrandus de Wildonia'^ ein und lässt ,Otto de Haselowe iudex Austrie
generalis' weg. Zum Streite über Echtheit oder Unechtheit dieser im
Originale verlorenen Urkunde vgl. O. Lorenz in SB. 46 (1864) und lA.
Tomaschek in SB. 83 (1876); über den Stand der Ueberlieferung O.Lo-
renz in SB. 89 (1878).
' Einige der für Herrand III. beanspruchten Urkunden möchten freilich
noch unserem Herrand II. beizulegen sein; aber keine derselben zwingt
von der allgemeinen Annahme, dass Herrand das Jahr 1278 nicht lange
fiberlebt habe, abzugehen. Dass sein Sohn Ulrich 1282 das Truchsessen-
amt bekleidet, das 1278, 12. II. noch in^errands Händen gewesen war,
bestätigt die allgemeine Annahme. Ganz gleichgültig für die Frage ist
ei, ob folgende Urkunde auf Herrand II. oder den HI. bezogen wird:
Jo. Arch. Gr. 1222: 1283, 3. III. Salzburg. Erzbischof Friedrich von
Salzburg bezeugt, dass der Bischof Leopold von Seckau von dem Kloster
8eckan nach dem Schiedssprüche der Laien dom. Vlrici de Lihtenstain,
dorn. Herrandi de Wildonia . . . gewisse Leistungen zugesprochen er-
btlten habe, nun aber zu Gunsten des Klosters darauf verzichte. Bischof
Bernhard von Seckau starb 1283, 20. I., Bischof Leopold regierte von
1283, 6. m. bis 1291, 13. XII. Potth., Suppl. 405. Man kann entweder
mit Much. 6, 6, der den Abdruck der Urkunde in D. St. 1 , 243, Secc.
U3 vor sich hatte, annehmen, dass Bischof Leopold die Kobott, welche
246
ist er jedenfalls todt^ denn in diesem Jahre bekleidet sei
Ulrich II. das Truchsessenamt. Er hinterliess zwei
Ulrich und Herrand, die nach S. 240, Anm. 2 vor 11
boren sein dürften.
Ehe ich die beiden anderen Söhne Ulrichs I. v«
ist es nothwendig, die weltgeschichtlichen Ereignisse, in
Herrands und seines Bruders Hertnid Name verfochten i
zu besprechen. Gemäss dem hervorragenden Antheile,
Wildonier an der Begründung von Ottokars Herrschaft in
mark genommen, erscheinen dieselben, wenigstens in dei
Jahren seiner Regierung, öfter in seiner und seiner Sta
Urkunden ; * aber so wenig wie dem Ungar hielten sie au
Böhmen die Treue: das Verbot des Burgenbaues, das '
1265 so nachdrücklich in Oesterreicli durchführte (Lor.
scheint auch in Steiermark böses Blut gemacht zu
Aber zum Ausbruche kam der Conflict erst 1268 na
zweiten preussischen Feldzuge Ottokars; unter den
welche sich vor König Ottokar in Breslau auf die 1
wegen Landesverrath von Seite des Pettauers zu voran
hatten, befanden sich auch die Brüder Herrand und
sein Vorgänger auf Anrathen (Ilrichs von Liechtenstein und
von Wildon dem Stifte aufgelegt hatte, wieder aufhob, in diei
haben wir Ulrich I. von Liechtenstein, den Dichter, als Schi<
anzunehmen; da dieser aber im Jahre 1277, 6. L sicher todt ii
scheinlich 1275, 28. I. gestorben ist (Üeck-W. in Mitth. 19,
füllt der Schiedsspruch, auf den sich Erzbischof Friedrich in s»
künde von 1283, 3. III. bezieht, vor 1275 oder doch 1277; di
aber auch der Wildoner nur Herrand II. sein, der bis 4278 u
bezeugt ist. Für diese Annahme spricht auch der Anfang der Re
zeit des Bischofs Leopold, vor welchen der Schiedsspruch wol;
werden muss, fallt ja doch die spätere Beurkundung drei Tage
eigentlichen Regie rungsantfitt. Der zweite Fall wäre: der Schii
wurde in den ersten Tagen der Function Bischof Leopoldi
zwischen 20. L und 3. III.; dann sind als Schiedsrichter ans
Ulrich IL von Liechtenstein (von 125U, 12. V. an, gestorben i
Beck-W. in Mittli. 19, 2U8. 213), IHrichs I. Sohn, und Hen
Herrands II. Sohn, der ebenfalls für diese Zeit urkundlich be
• Wok von Rosenberg, Landeshauptmann von 1260, 25. XII. bis 5
Tode im Jahre 1262, 3. VI; Bruno von Olmütz 1262 Aug. bis \\
Otto von Haslau 1269/70; Burkhard von Klingenberg 1270/1;
Bischof von Seckau mit dem Landsehreiher Conrad bis 1274; &!
Diedic, Ende 1274 — 1276 Herbst, aus dem Lande vertrieben
Mitth. 22, 67. 70. 83. 99. 103.
247
ron Wildon, und zwar wurde zuerst Hertnid bezichtigt, dann
aber, als Herrand sich zum Zweikampfe für die Unschuld seines
ßfuders erbot, auch er mit Ulrich von Liechtenstein und den
AXK deren Herren gefangen gesetzt; nachdem er seine drei Burgen
Sppenstein, Preimarsburg und Gleichenberg ausgeliefert hatte,
v^urden letztere zwei gebrochen, er selbst nach sechsundzwanzig-
i^ ^Schentlicher Haft entlassen. *
^ R-Chr. c. 85 und 86 in Pez, Scr. III., 96 ff.; Jo. Victor, in Boehm.,
Font I., 297; Chron. des Greg. Hagen bei Pez, Scr. L, 1080; Chron.
anstr. des Thom. Ebendorfer von Haselbach bei Pez, Scr. II., 731. Vgl.
dazu Lot. 1, 271, Krön., Mittb. 22, 79—82 und 145.
Joann. Victor, erzählt: hoc anno (1268) nobiliores Stirie Bem-
hardum Hainricum comites de Pfanberg, de Wildoniaf Petovia, Liechten-
stain, de Stubenberg captivavit et per castra ab invicem sequestravit,
castris eonun plurimis usquo hodie dissipatis .... Ottocarus captivos
eximens et promotionis gratiam et rcliqiium promittens Stephano properat in
oocnrsum . . . nobiles Styrienses exactis in captivitate quadraginta sex
hebdomadis ad propria revertuntur. Die erweiterte Fassung des Joann.
Victor., wie sie im Anonym. Leob. bei Pez 1, 831 vorliegt, stimmt hier
wörtlich. Dieser summarische Bericht weicht von der R.-Chr. in einigen
weaentlicheu Punkten ab : usque hodie dissipatis, quadraginta sex hebdo-
madis. Otackers und Gregor Hagons Chron. stelle ich neben einander;
die massgebenden Stellen der R.-Chr. stehen auch in EMS. 4, 296.
R.-Chr. c. 85, 96»:
Chnnig Otakcher von Pehaim
dacz dem Praczla si vunden. —
dennoch enwesten si nicht dez
schaden
daz si waern verraten
der Chunig in einer chematen
Aaz, d& vodert man sen hin . . .
er stuond auf unde sprach :
• . . ez habent an mich gosuocht
die berren . .
96^:
^as ich in hulf das lant
"^on ew wenden unde ehern
^n ainen nitlnetoen herm
^«K selben ze rftt ward
"^on Pfanberig g^af Pernhart
tiad herr Hertneid van Wüdon
luich nam sich nicht darvon
Greg. Hagen 1080 f.
do er widerchert vnd cham
gen Presla er pflag wol
der Steyr herrn: die westen auch
nicht, daz sy gen ym wom verraten.
Ains tags hiez sie der Chunig zu
ym chomen in ain kempnaten und
sprach zu herm Fridreichen von
Petaw . . .
mit newn herm graf
Bernhardt von Pfannberg
sich berietten (!) und
von Wildon herr Hertneyd
und
248
König Ottokars Strenge, ebenso berechtigt in der Idee als
tadelnswerth in der Wahl der Mittel zur Durchführung^ rächte
von Stubenberig berr Wulfing,
wol gebal an dax ding
von Liechtenstain herr ITlreicb . . ,
do sprach graf Ilainreicli :
herr Tettawer, zeicht ir mich icht?
do sprach er: ich enczeich Euch
nicht
Ew ist danimb vuchvnd.
do sprach für den mund
Von Wildonie herr Ilerrant:
Ich wil mit meiner hant
auf ewrn hals pewaern
daz ir mit lugen maem
seit für meinen herrn chomen.
herrn Wülfing von Stubenberg
und
von Liechtenstain herr Ulreich.
Graff Hainreich sprach! Petawer
zeichst du mich ycht,
Ew ist vnch^d. Danimb
do sprach
der Hertneyd (!) von Wüdon :
Petawer ich wil weisen mit meiner*
band
daz ir mit lugen
für meinen herrn seyt chomen.
Sclion aus diesen Proben sieht man, wie Greg. Hagen die R.-Chr.
ausschreibt : oft wortgetreu, häufig mit Missverständniss des Textes (seine
Hs. bot nittnewen st. itenmwen he.rrn^ daher liest er: mit newn herm)\
zuweilen irrt er gedankenlos von Zeile zu Zeile ab und bringt Unsinn
(mit neton herrn etc.); letzteres beweist auch folgende Stelle von der
Gefangenschaft der Herren:
R.-Chr. 06*»:
von Pfannberig graf Pernhari
hinczem Purglein gesant wart,
da beleip er trawrichleichen ;
sein prueder graf Haiureichen
sant man gevangcn hincz Fraen;
den von Liechtenstain als ich waen
vnd den Stubenberiger
in den charieher
hincz Klingwerkch man sant;
von Wildonie herrn lleiTant
sant man hincz dem aichorn.
Greg. Hag. 1081:
graflf Pernhart von Pfannberg
sant er gen Burglems; sein
bruder graff Hainreich beleih allein
hie gar trawrigleich.
den von Liechtenstain und
den von Stubenberg sant er ge-
vangen gen Fren in den kercher.
Iierren Ilertneidtn(!) von Wüdon gen
Clingberg.
Dass ein so gedankenloser Abschreiber Anstoss genommen habe
an dem Widerspruche des Originales (,Hertneid von Wildon* and dann
zweimal ,Hcrrant von Wildon'), ist nicht leicht anzunehmen; derselbe
wird also wohl ein Exemplar der R.-Chr. vor sich gehabt haben, das ohne
Berücksichtigung der Reime (,Herrant' ist beide Male durch den Reim
gesichert) Gleichheit des Namens durchgeführt hatte; durch diese Er-
wägung wird die LA. des Druckes von Pez 96* und herr Hertneid
von Wildon gesichert. Völlige Uebereinstimmung herrscht in beiden
Berichten über die Burgen:
249
sich, als er mit dem neuen Reichsoberhaupte König Kudolf
über die babenbergischen Lehen in Streit gerieth. Dass seine
Herrschaft in Steiermark ein so rasches Ende nahm, ist zum
Theile durch die Energie derselben Herren von Wildon bewirkt
worden, die sich so sehr für seine Einsetzung bemüht hatten.
Am 29. IX. 1273 war Rudolf in Frankfurt zum Könige
gewählt worden (Lor. 1, 426 A. 1). Die ersten Regierungsmass-
regeln des neugewählten Königs zeigten seinen ernsten Willen,
was an Reichsgut in den letzten Jahren der Staufer und wäh-
rend des Interregnums in unrechtmässigen Besitz gekommen
war, heimzufordem und erforderlichen Falles mit Waffengewalt
wieder zu gewinnen. Ottokar merkte wohl, dass es auf ihn
abgesehen sei, als Rudolf, noch ehe ein Reichstagsbeschluss
gefasst wurde, mit dessen Feinden, Friedrich von Walchen,
Erzbischof von Salzburg, und mit den Bischöfen von Regens-
burg und Passau Verbindungen anknüpfte. ^ Die Hoffnungen,
welche Rudolfs Wahl bei den Missvergnügten österreichischen
und namentlich den steierischen Ministerialen und Herren er-
weckte, die Erwartungen, welche sich an die neue Ordnung
der Reichsangelegenheiten knüpften, mögen sich in einzelnen
Anzeichen kund gegeben haben (Lor. 2, 121) und veranlassten
König Ottokar zu einer Reihe von Massregeln zur Festigung
seiner Herrschaft für den Fall eines bewaffneten Zusammen-
fitosses mit dem deutschen Könige ; so reiste er selbst im April
1274 nach der Steiermark (Krön., Mitth. 22, 103) und suchte
durch Rechtsentscheidungen zu Gunsten der Stifter sich diese
zu sichern; auch Hess er durch die damaligen Lenker der
R.-Chr. 97*» : Greg. Hag. 1081 :
von Wildonie herr Herrant Hertoeyd (!)
dem chanig antwurt ze hant von Wildon antwartt dem chanig
Bppenstain Premarspurch die vest Eppenstain Premersparg und
Oleichenperig etc. Gleichenberg etc.
Thom. Ebendorfer von Haselbach II, 731 fahrt nach der mit der
R.-Chr. stimmenden Erzählung von der Gefangennahme fort: Nomina
vemm eorum captivonim haec sunt: Bemhardus comes de Pfannberg,
Herdnidus de Wildano (!), Wulfingus de Stubenberg et Ulricus de Liecbten-
>tein. Qui pro tuenda vita coacti sunt castra sibi resignare, ex quibus
<lQaedam diruta, quaedam vero regi sunt confiscata, postquam hebdoma-
dibus 26 carceris sunt squalore macerati et in eis locis cruciati.
* Lor. 2, 68. Krön., Mitth. 22, Reg. 111: Rudolfs Schutzbrief für Friedrich
von Salzburg 1274, 20. II. Hagenau.
250
Steiermark, Bernhard von Seckau und Landschreiber Konr^Bii')
eine Versammlung aller hervorragenden Landesedeln nach Q^Bw
berufen, 27, VII. 1274 (vgl. S. 243, Anm. 3), um über die
gemeine Lage zu berathen. An dieser Versammlung nahi
aber auch alle jene theil, die Ottokars Strenge im Jahre
so schwer gekränkt hatte, so auch die Brüder Herrand i^^zJUid
Hertnid von Wildon. Während wir von Kegierungsmassr^»- — T«ln
gar nichts wissen, dürfen wir wenigstens vermuthen , dass i» die
Missvergnügten jenes Zusammensein zum gegenseitigen MZZSei-
nungsaustausche und zu Verabredungen benutzten. Fast glei^v^ci«
zeitig mit dieser Versammlung in Göss schloss König Rud olf
in Hagenau mit den oben erwähnten Kirchenfürsten (am 4. VIT --ff.
1274) Verträge, welche die Absicht, dem Könige eine Par^^w
in den südöstlichen Ländern gegen Ottokar zu schaffen, nic?A/
verkennen Hessen. ^
Am 11. XI. 1274 eröffnete Rudolf dann seinen erstefl
Reichstag in Nürnberg, Hess am 19. XI. nach altem deutschem
Rechte (Krön. 1, 662) durch den Richter des Reichs, den Pfalz-
grafen, alle seit Kaiser Friedrichs II. Excommunication (Lyon
17. VII. 1245, Lor. 1, 39) heimgefallenen oder gewaltsam occu-
pirten Reichsgüter der Krone zusprechen, und lud den König
von Böhmen für den 28. I. 1275 nach Würzburg vor den Stuhl
des Pfalzgrafen (Lor. 2, 75).
Während nun Ottokar, der nicht gewillt war, sich dem
Könige der Deutschen zu stellen, bei der päbstlichen Curie
Versuche machte, von dieser einen günstigen Rechtsspruch über
seine Differenzen mit dem Reiche zu erlangen (Lor. 2, 79),
traf er auch Massregeln in den occupirten Ländern; in Oester-
reich erschien er Ende 1274 mit bewaffneter Macht, willens
jede Parteinahme für den deutschen König im Keime zu unter-
drücken (Krön., Mitth. 22, 106); in Steiermark setzte er den
Milota von Diedic Anfangs 1275 ^ als Hauptmann ein, der
bald alle Schlösser mit fremdem Kriegsvolke besetzte und so
Ottokars Herrschaft nur noch verhasster machte (Lor. 2, 122).
Bald nach dem Reichstage von Nürnberg hatte König
Rudolf in einem Briefe vom 23. XI. 1274 (Lor. 2, 77), seine
Hagenauer Verbündeten aufgefordert, sich gegen die böhmische
1 Lor. 2, 68. Krön., Mitth. 22, Uefr. 139.
2 Krön., Mitth. 22, Reg. 119: I27ö, 25. I. Wien.
251
Tyrannei zu erheben, also wohl alle jene Fragen aufzuwerfen ,
in denen sich diese Fürsten früher von dem übermächtigen
Bohmenkönige beeinträchtigt glaubten, ohne doch den Muth zu
einer ernstlichen Gegenvorstellung zu haben, während im gegen-
BrSrtigen Augenblicke dieselben geeignet schienen, Ottokars
Nachgiebigkeit auf eine erwünschte Probe zu stellen. So ver-
stand wohl auch Friedrich von Walchen die Aufforderung: er
luid die übrigen Anhänger Rudolfs in Oesterreich und Steier
erwarteten ein rasches Vorgehen des Königs und compromit-
tirten sich soweit, dass sie im Falle der Zögerung Rudolfs in
die ärgste Verlegenheit gerathen mussten (Krön., Mitth. 22,
106). Und Rudolf zögorte in der That noch geraume Zeit,
verlor aber seine Zeit nicht: als Ottokar zur Frist am Würz-
burger Tage nicht erschien, belehnte Rudolf am 27. IL 1275
den Bruder des verstorbenen Kärnthner Herzogs, Philipp, den
£imetropolitan von Salzburg und Aquileia, mit den erledigten
Herzogsthümern Kärnthen, Krain und der Mark (Lor. 2, 78)
und entfremdete so dem Böhmenkönige seine jüngste Erwer-
bung; ihn selbst aber lud er vor den für den Mai dieses Jahres
aoflgeschriebenen Reichstag nach Augsburg. Ottokar schickte
nun den Bischof Bernhard; während dieser eifrige Anhänger
der Böhmenherrschaft den Kurfürsten die Berechtigung zur
Wahl Rudolfs heftig bestritt, fiel Ottokars Hauptmann Milota
über die salzburgischen Besitzungen in Steiermark her und
verwüstete dieselben auf das Aergste. ^ So wie der Salzburger
Erzbischof, so drängten auch die österreichischen und steieri-
schen Herren, die Ottokars schwere Hand zu fühlen hatten,
den König zu schleuniger Intervention ; auf dem Reichstage
erschienen aus Oesterreich der Herr von Wolkersdorf, aus
Steiermark Hertnid von Wildon und fanden bei Rudolf freund-
liche Aufnahme. 2 Denn nachdem der Reichstag die öster-
' Lot. 2, 123. Krön., Mitth. 22, 106.
' R.'Chr. c 120, Hanptquelle für dieses Ereigniss (Lor. 2, 123, 1):
nu enwaiz ich nicht waz man Iiet geprawen
auf herrn Huvtneiden von Wildon;
den sach man vil gedon
daz lant dacz Steir rawben und rawmen.
er voricht wolt er sich sawmen,
ez chaem leicht von im daz maer
als von dem Maerenberigaer.
Darumb er nicht lenger peit,
252
reichischen Lehen Ottokars heimforderte und vorauszusehen
dass Ottokar sie nicht gutwillig herausgeben werde, musst
jede Parteibildung zu Gunsten des Zurückfalles an das Reio
zu chunig Rudolfen er rait,
— der enphieng in halt wo! —
waz ein man reden sol,
der umb hilf ^ern wirbt,
ich waen daz dez icht dfi verdirbt:
er riet und pat vleizikleich,
daz der chunig solt dem reich
disew lant in pringen.
Im c. 121 berichtet dann Otacker: von Österreich drei henxiy
sach man zu dem chunig ehern, den von Wolfgerstorf und noch zwdn. —
Jo. Vict (Boehm, Font. 1, 307) zum Jahre 1275 (Boehmer setzt an den
Rand 1276): Australes nobilem vinim de Wolgersdorf dirigunt ad Ba*
dolfum, venit etiam Hertnidun de Wxldonia de partibus Stirie ad eundem,
uterqne suorum contribulium et terre angorium deplorantes, regi inter
cetera dicentes: cur torpeat et oppressis tarn crndeliter per Ottocamm
non succurrat et regni iustitiam non requirat. Rex coUecto exercita cam
omni domo sua in Austriam parat itcr. Mit diesem Berichte gleich lautet
die erweiterte Fassung des Joann. Vict. bei Pcz 1, 845 (Anon. Leob.);
vorher (p. 839) berichtet letztere Quelle von des Prätendenten Philipp
Bemühungen, Kfirnthen zu gewinnen, und knüpft an die Schilderung der
Ereignisse des Jahres 1273, doch so, dass auch Späteres gleich angefügt
und folglich das Jahr des einzelnen Ereignisses nicht bestimmt werden
kann, Folgendes an: taudem bic Philippus cum barouibus Stiriae domino
de Wildonia et dom. de Lansse (Laudesere) et aliis regem Rudolfum
Romanorum adierunt, ipsum inducentes ad hoc, ut descenderet et duca-
tum Austriae ac Karinthiao de dominio regis auferret Bohemiae. De-
scendit antem hie rex per Danubium in Austriam et subjugata sibi terra
Philippum praedictum circa Cremsam locavit; ubi non diu vixit et in
Cremsa praedicatorum est sepultus. Einen erweiterten und abenteuerlich
gefärbten Bericht (Krön., Mitth. 22, 107) bietet die Continuatio Vindo-
boneusis zum Jahre 1275 (M. G. Scr. 9, 706): idem Hei-dnidu» de Wil-
donya in Styria, Wernhardus de Wolfkerstorf et Vihofarius in Austria
receptis occulte Rudolfi electi litteris et vana spe seducti regi Boemie se
opposuerunt, quos idem rex toto nisu porsequitur et obsedit. Nam berede«
ipsorum, quos sibi prius obsides dederant, iubet machinis parentibos
iacere ante ora, quo viso parentes misericordia moti sunt, munitiones
regi tradiderunt. Ilertnitua vero Wildtßnier et Wernhardus Wolfkerstorfer
receptis suis heredibus relictisque hereditatibus metas regis Boemie sine
spe redeundi penitus sunt cxpulsi, alii vero sunt gracie regis reconciliati.
Die meisten Züge sammt der Stellung der Geiseln stimmen zur R.- Chr.,
Hertnid, dessen Söhne Richer 1277, Hertnid 1285, Ulrich 1290 erscheinen,
kann sich ganz wohl in der Zahl der von Geiselstellung betroffenen
Ministerialen befunden haben-
I
253
^adoJfen mlikommen sein. IndeBsen verging noch ein Jahr
^is lur £röffnung des Reichskrieges, eine Zeit, die Rudolf und
Ottokar verschieden nützten ; der Erzbischof von Salzburg sah
'icii gezwungen, Ausgleich mit Ottokar zu suchen, Ende Mai
1275/ und bemühte sich dem deutschen Könige, der sich
meinem mächtigen Gegner noch nicht gewachsen fühlte, Bundes-
;^e flössen zu verschaffen; um Heinrich von Baiern, Ottokars
Verbündeten, auf des Königs Seite zu ziehen, versöhnte er
iioh selbst mit demselben, 1275, 20. VII. (Lor. 2, 91) und
l^iknn 1276, 9. I. (Lor. 2, 121) mit dem Grafen Meinhard von
Grörz; Verträge zwischen den feindlichen Brüdern von Baiern,
l^udwig und Heinrich, folgten, 15. V. 1276 (Lor. 2, 92), und
alle diese Fürsten wurden so wie der Patriarch von Aquileia
in das Bündniss des Königs gezogen, Heirathen zwischen den
H&asern Habsburg, Görz und Witteisbach festigten die Coali-
tion (Lor. 2, 131 ff.). Noch ein Versuch wurde gemacht, den
Conflict zwischen Rudolf und Ottokar gütlich beizulegen; der
Borgi^raf von Nürnberg begab sich Ende März 1276 in Rudolfs
Auftrage zu Ottokar, aber vergebens.^ Jetzt erst, und da
Budolf in Folge des Vertrages vom 21. V. 1276 des Baiern-
lerzoges Heinrich sicher war, ^ wurde über den widerspen-
it%en Vasallen die Reichsacht verhängt, 24. VI. 1276, und
Budolf brach mit seinem Heere gegen die Donau auf (Lor.
2, 136).
Weniger klug als Rudolf hatte Ottokar gehandelt und
seine Zeit genützt : ,vngevüegen archwän er gen dem lantvolch
gewan vnd euch hinz den herren; er voricht daz si cheren an
den von Rome wolten, er west wol daz si dolten manger banden
pein von im vnd den sein dei haubtleut hie warn', sagt die
R-Chr. c. 120 und berichtet nun von Ottokars verkehrten
Massregeln, durch welche er die Freunde sich entfremdete,
die Gegner noch mehr erbitterte. So legte er Besatzungen in
alle festen Plätze, liess sich von allen Edlen des Landes
Geiseln stellen und bedrohte jeden Versuch eines Verkehres
mit dem Reichsoberhaupte mit den strengsten Strafen (Lor. 2,
122 und 126). Unmittelbar nach Rudolfs Kriegserklärung und
< Lor. 2, 124. Krön., Mitth. 22, 107.
i Krön., Oe. G. 1, 663 hält diese Sendung aufrecht gegen Lor., D. G.
2, 88, A. 1.
> I/or. 2, 96. Krön , Oe. G. 1, 064.
254
während das königliche Hauptquartier noch über den Plan des
Feldzuges, Einfall in Böhmen durch Egerland oder directen
AngriflF der österreichischen Erblande, im Schwanken war —
im August stand Rudolf noch in Nürnberg (Lor. 2, 140. 142)
— begannen Graf Meinhard von Tirol und sein Bruder Albert
von Görz den Krieg, indem sie Kärnthen und Krain insur-
girten; die Steiermark folgte nach; am 19. IX. 1276 versam-
melten sich zahlreiche Edle des Landes zu Reun und ver-
pflichteten sich unter strengen Eiden von Ottokar abzufallen
und Rudolf den Besitz des Landes zu verschaffen, s. S. 243,
Anm. 4. Unter den Sieglem der Urkunde finden wir Herrand
von Wildon aber nicht Hertnid, denn dieser war noch bei
König Rudolf und trieb ihn zur Eile. ' Als dann Rudolf wirk-
lich aufbrach, brachte Hertnid seinen Landsleuten die tröst-
liche Versicherung vom Anzüge des Königs und erhob die
Fahne des Aufruhrs. Während Graf Meinhard vor Graz lag,
zog Hertnid dem herankommenden Könige entgegen. ^ Neu-
wildon fiel in Ilertnids, Eppenstein in Herrands Hände ^ der
böhmische Burggraf Hermann entkam mit genauer Noth * —
und so wie bei diesen Burgen ging es auch anderwärts (Lor. 2,
139); während Rudolf vor Wien lag, 18. X. bis 21. XL (Lor. 2,
145), wurden die Böhmen vollständig aus der Steiermark ver-
trieben. Als Ottokar am 25. XL 1276 (Lor. 2, 150) von Ru-
dolf die Lehen nahm, waren Meinhard und die Steirer schon
mit Rudolf vereinigt ; Ottokar bemerkte, als sein treuer Bruno
von Olmütz ihm die steierischen Herren zeigte, da Hertnid
von Wildon, den von Rudolf neu ernannten Marschall, zunächst
dem Könige reiten und sagte: ,daz ist von Wildon her Hert-
neid, der hat hie mer denn hvndert man — ich weiz wol
daz er nie gewan', sprach der künec von Pehaim, ,d6 ich was
' R.-Chr. c. 124, p. 131» : nu was auch von Wildon chomea herr Hert-
neyd von dem chnnig in der zeit; der pracht die p^ewizzen maer das
der chvnig bcrnider waer.
' a. a. O. : der Wildonier zu dem chunig zogt her dö der graf vor
Grez lag.
3 a. a. O.
von Eppenatain auch entran daz netr Wildon gewan,
ain Pehaim, hiez herr Herman . . . damit huob er daz dinc an.
p. 131**: An »wert und An lanzen sein prueder het-r Htrrant
wurden si vertriben seit. chom für Eppenstain gerant.
Von Wildon herr Uertneid
255
im gar gebaim, in meinem dienest über dreizic, dö was er sein
nicht vleizic^ ^ AebnHche Betrachtungen konnte Ottokar auch
bei den übrigen steierischen Herren anstellen.
Hartnids Lohn für seine vielen Dienste war das Amt des
Marschalls in Steier, welches er zuerst in einer Urkunde König
Rudolfs von 1277, 18. II. bekleidet. So lange Rudolf in Oester-
reich weilte, finden wir ihn unfi seinen Bruder wiederholt in
des Königs Gefolge ; an dem Kampfe gegen König Ottokar im
Jahre 1278, namentlich, an der Schlacht bei Dürnkrut auf
dem Harchfelde 26. VIII. (Lor. 2, 231) hat er wahrscheinlich,
entsprechend der regen Betheiligung aller Steirer, Antheil ge-
nommen. Doch ist dies nicht bezeugt.
Der Reihenfolge in der urkundlichen Erwähnung zufolge
wäre nun Leutold IL, Ulrichs I. zweiter Sohn, zu besprechen,
aber die enge Verbindung zwischen Herrand und Hertnid und
die Wichtigkeit der Rolle, welche beide Brüder in der Ge-
schichte ihres Vaterlandes spielen, machen es räthlich, hier
zonächst Hertnid III. zu behandeln. Hertnid wird zwar nir-
gend Ulrichs I. Sohn genannt, aber als Herrands IL Bruder
ist er wiederholt bezeugt (S. 242, Anm. 5, S. 243, Anm. 3,
5, 6, 7 und S. 244, Anm. 1).
Er erscheint zum ersten Male 1257, 18. XL Reun mit
dem für diese Zeit verdächtigen Prädicate ,Marschall in Steier*
und indem er einen Chunrat von Perchach mit einem Hofe in
Obdach belehnt. ^ 1262, 1. V. dürfen wir ihn wohl bei seinem
Vater in Wien vermuthen (S. 235, Anm. 5); in der Geschichte
der Gefangennehm ung der steierischen Herren 1268 (S. 247,
Anm. 1) spielt er eine räthselhafte Rolle, indem er angeklagt,
Herrand aber festgesetzt und seiner Burgen beraubt wird.
Wilden war entweder damals gar nicht in Händen der Familie,
oder Hertnid wusste den Zorn des Königs von seiner Person
nnd seinem Eigen abzulenken. Urkundlicher Erwähnungen ge-
meinsam mit dem Bruder Herrand in den Jahren 1270, 1274,
' R.-Chr. c. 126. Anf dieser Stelle beruht wohl die Notiz bei Greg. Hagen
(Pez, Scr. rer. austr. 2, 736) venit Ottocams Neuburgam ad litus, in quo
dum vidisBct StirienseB Rudolfum tota niente scquentes, regem paenituit
«omm, qoae in eos plurimum perperam gesserat.
* Jo. Arch. C. 761. Hertnid nennt sich erst von 1277 angefangen Marschall
luid gebraucht auch das MarschalLssicgel nur zwischen 1278 — 1301.
Beck-W. in C.-Comm. 1872, p. CCXV.
256
1277, 1278 ist schon oben gedacht worden. An den Kämpf
der Jahre 1275 und 1276 nahm er hervorragenden Anth<
sein Lohn war das Marschallamt, das er zuerst 1277, 18.
Wien, bekleidet (S. 243, Anm. 6).
Ausserdem erscheint er noch in folgenden Urkondt
1273, 3. XU. Graz, unterschreibt er eine Urkunde des Bisch«
Bernhard von Seckau und des Landschreibers Konrad
Hospital Cerewald. * Während seiner Anwesenheit an Köi
Rudolfs Hoflager in Wien 1277, welche iw)n Anfang Febi
bis Anfang September gedauert zu haben scheint, ^ hatte et
auch einige Ungerechtigkeiten, die er sich zu schulden komm 0D
lassen — er war ein rauher , streitsüchtiger Mann , mit dem
eigenen Bruder mussten ihn Schiedsrichter vergleichen, 1276^^
12. IL Wildon (S. 245, Anm. 1), — zu sühnen; so hatte er
Seckauische Güter in Eisengor und Ertzwald angesprochen,
Probst Ortolf aber an ein Gericht appellirt; dieses fand in
Wien unter Vorsitz des Landrichters Otto von Haslau statt,
1277 ohne Datum, und die darüber ausgestellte Urkunde
wurde in Gegenwart von König Rudolf bestätigt ; ^ darauf an-
erkannte Hertnid in einer Urkunde von 1277, 23. VIII. Wien,
den gegen ihn gefällten Rechtsspruch * und versicherte nach
> Jo. Arcb. Or. 1000«*: 1273, 3. XII. Graz. IT. d. Z. nach zahlreichen Geist-
lichen dominus Hertnidus de Wildonia, dominus Ortolfus de Triwensteio
ministeriales , domini Albertus et Otto de Hornecke fratres milites . . .
- Die erste Wiener Urkunde 1277, 9. II. s. S. 243, Anm. 5; die letzte
ist datirt 1277, 30. VIII. König Rudolf bestätigt die Privilegien von
Kloster Victring. U. d. Z . . . comites, de Wildonia marescalcus
Stirie, Leutoldus de Cuenringen et alii . . , Jo. Arch. C. 1096. Die Lücke
ist durch Hertuidus auszufüllen.
3 Jo. Arch. C. 165: 1277 . . . (August) Wien. Otto de Haslawe index
provincialis Austrle fertigt den llrtheilsspruch im Streite zwischen Prolwt
Ortolf von Seckau und Hertnid von Wildon um ein praedium in Ertz-
wald nächst Waldstein de communi seutentia nobilium multorum. Otto
von Haslau sagt freilich in der Urkunde, die aus dem Seckauer Copial-
buch des 14. Jahrhunderts (Jo. Arch. Cod. 334, Fol. 105^ ) stammt, dass
er vice regis Bohenwrum den Vorsitz im placitum generale geführt, aber
das folgende Originale des H.-H.-St.-A. (1277, 23. VIII. Wien) bezieht
sich ausdrücklich auf ein Gericht in Wien unter Vorsitz König Rudolfs:
coram sereuissimo domino nostro Rege Romanorum Wienne in placito
generali per sententiam diuersorum nobilium.
* 1277, 23. VIII. Wien. Hertnid von Wildon, Marschall in Steyer. ü. d.
Z. dominus Albertus et dom. Otto fratres de horneck . . H.-H.-St.-A,
seiner Rückkehr nach Steiermark mittelst Urkunde vom 11. XII.
1277^ Graz, dass er seine wirklichen oder vermeinten Erban-
spröche auf die genannten Güter gegen Entschädigung von
fönfzig Mark und mit seines Sohnes Richer Einwilligung auf-
g^egeben habe, sowie das Stift gegen Ansprüche seines Bruders
Herrand; der Söhne seines verstorbenen Bruders Leutold von
Diemstein und des Schenken Ulrich von Ramstein vertheidigen
^wolleJ Noch vorher, am 1. XII. 1277, Graz, hatte er sich
auf König Rudolfs Befehl mit dem Erzbischof Friedrich von
Salzburg ausgeglichen wegen Schäden, die er dem Vicedom
desselben angethan; dagegen bedingt sich Ilertnid, dass der
Erzbischof seinem Ministerialen Eckard von Tann nicht helfe
in einem Streite um Güter in der ,Selich' (Anhang 1). 1278,
11. IV., Leibniz, tritt er dem Bischöfe Bernhard von Seckau
eine angefangene Burg in ,Sebach' und Eigengüter in ,Swarza^
and jWeytratsvelde' ab und nimmt sie von ihm zu Lehen. ^
Das zweite der von König Rudolf der Stadt Wien verliehenen
vielbestrittenen Privilegien, die Bestätigung der Freiheitsbriefe
Kaiser Friedrichs II. von 1237 und 1247, vom 24. VI. 1278,
Wien, trägt gleichfalls Hertnids Unterschrift (s. S. 245, Anm. 2).
1279, 2. X., Graz, bezeugt er eine Urkunde König Rudolfs für
?^. Paul und den Grafen Heinrich von Pfannberg. ^ 1281, 4. I.,
»F. R. A. II. 1, 188 N. 17: 1277, 11. XII., Graz. Hertnidus de Wildonia,
marescalcua Stiriae. Das ,iu.s hereditarium , quod in ipsis bonis nobis
coDpetiit vel competere videbatur', bezieht sich wohl auf die Eppeii-
steiniflche Erbschaft. Die für die Familienbeziehnngen wichtige Stelle
lautet : ,et si frater noster üerranduB de Wildonia vel sui heredes , siue
filii fratris nostri Livtoldi de Tyorenstain bone memorie aut Vlricus pin-
cema de Ramenatain vel coheredes nostri alii . . . unquanr impetiueriut
mper bonis predictis prepositnm, . . . nos cosdem tenebimur liberare . . .
et illesos servare penitus et indempnes. Pttr die übernommenen Ver-
|>(lichtQngen, eventuell 6 Mansen bei Waldstain oder die 50 Mark Silber
ni geben, stellt H. als Bürgen den Bischof Bernhard von Seckau, domi-
no8 milites Älbertnm et Ottonem fratres de Homeck, Volchmanim civem
de Gretz, Vlrichura Wacherzcil.
'D. 8t. 1, 340 Eccl. 55: 1278, 11. IV., Leibniz. Hertnidus de Wildonia
nuunchalcus Styriae. Vgl. dazu Jo. Arch. C. 1291 (ohne Quelle): Lew-
poldus episc. Seecouieusis ao dni mcclxxxvj (128G) multa . . . superad-
iedt ecclesie que sibi concessa sunt per dorn. Hertnydnm de Wildonia
narschalcum Stirie et eciam data sunt . . .
'U.-B. 8. Paul 169, 129: 1279, 2. X. Graz. U. d. Z . . . Hertnidus de
Wadonia.
AKkiT. Bd. LIX. r. Hilfttt. 17
258
Leibniz, schliesst er mit dem Erzstifte Salzburg einen Vertrag
über die Theilung der Kinder aus der Ehe zwischen einem
Eigenmanne des Stiftes, Ulrich genannt von Raechentz, und
seiner Leibeigenen Gertrudis. * Am 2. IV., Graz, dess. Jahres
bezeugt er einen Vergleich zwischen Hartnid von Leibnitz und
dem Abte Heinrich von Admont.'^ 1282, 22. VIIL, Wien, be-
zeugt er mit anderen Edlen, darunter Ortolf von Trewenstein
und Ulrich von Wildon, Truchsess in Steier, eine testamen-
tarische Schenkung Heinrichs von Erenvels an Spital am
Pyrn. •'^ 1284, 11. H., Brück an der Mur, bezeugt er eine
Urkunde Herzog Albrechts I., wodurch derselbe einen Kauf
zwischen Heinrich von Admont und Ulrich I., sowie dessen
Enkeln Ulrich II. und Herrand III. bestätigt (vgl.S. 239, Anm.3
und S. 276, Anm. 3). 1285, 23. I., gestattet er seinem Schaffner
Gerung von S. Margarethen einen Hof zu Nivendorf dem
Kloster Stainz zu schenken worauf Letzterer ihn vom Stifte za
Lehen nimmt.'* Am 5. VII. dess. Jahres schenkt er im Ein-
verständnisse mit seinen Söhnen Hertnid und Richer seinen
Diener Lupus von Voitsberg an Admont zum Zwecke einer
Heirat.^ Am 22. XI. dieses Jahres gestattet er die Heirat
eines Seckauischen Officialen mit seiner Hörigen Gertrud,
* H.-H.-St.-A., Or. 1281, 4, I. Leibniz: ogo Hertnidus de Wildonia mar-
sc'halcuR Styriae . . . proniitto vice propria et hercdum mponim, qnod
pueri utriusqiie soxus . . . acqualiter dividantur. Das Sipillfragin. mit
dem Panther stimmt zu Beck-W. F. 8.
2 W., Adm. 2, 393: 1281, 2. IV., Graz. Z. dorn. (Htone de Lihtenstaiiu
dorn. Hartnido de Wildonia ....
3 IJ.-B. O.-Oest. 3, 650, 600: 1282, 22. VIII., Wien. Hertnidus de Wil-
donia, marschalcus Styrie, . . . Ortolfns de Trewenstain et Ulriciis de
Wildonia dapifer Styrie etc.
* Jo. Arcb. C. 1263 : 1285, 23. I., Stainz. Gerungus de Sancta Margareta.
dispensator dorn in! Hertnidi de Wildonia . . tradidit mansum unum
situm in villa Niwendorff, quem a Wolfelino de VUl emit et eonparavit
praesente annuente et fauentc dicto domino suo Hcrtnido de Wildonia . . .
Testes dorn. Hertnidus de Wildonia, dorn. Marquardus de Herbikesdorfft
dom. Otto et dom. Fridericus de Horneke militcs, Vlricns de Zeinzeliu?-
dorff, Henricus Stena, Waltherus de Pergcrn, Ulricus de Gribingen«
Henricus et Albertus fratres de Rassowe etc. Diese Schenkung wurde
1287, 3. 1., Graz, von Biscliof Leopold von Sockau bestätigt unter Siege-
lung von Gerungus de Sancta Margareta und Hertnidus de Wildonia.
Jo. Arch. Or. 1292.
5 W., Adm. 2, 416, N. 283: Haertneid von Wildonia und seine Söhne
Richer und Haertnid etc.
259
Tochter des Ernst von Mauterndorf (Anhang 2), und trifft
genaue Bestimmungen über die Kiudertheilung. 1286^ 1. II.,
fiberlässt er dem Seifried von Kranichsberg das Gericht in
Rutzendorf (Anhang 3). 1287, 16. VI., Weng, verzichtet er
aaf aogemasste admontische Güter und auf die Vogtei in den-
selben. * 1288, 22. IL, Judenburg, bezeugt er mit seinem Neffen
Herrand von Wildon eine Urkunde der Brüder von Stuben -
berg.2 1290, 28. IV., S. Georgen an der Stiefing, trifft er mit
Bischof Leopold von Seckau einen Ausgleich über den Besitz
?on Eigenleuten, welche ,ex donatione patrui mei dorn. Leu-
toldi de Chunringe' von Bischof von Seckau in Anspruch ge-
nommen wurden. Somit verzichtet Hertnid auf Ansprüche,
die er auf Schenkungen Leutolds aus seiner mütterlichen Erb-
schaft in districtu et dominio Wildoniensi vom 23. V. 1287,
Wien, (S. 230, Anm. 2), zu erheben sich berechtigt wähnte;
Hertnid erhält benannte Eigenleute, verzichtet dagegen auf
die gleichfalls streitige Vogtei über S. Georgen an der Stiefing
mit Ausnahme der Gerichtsbarkeit über Leben und Tod. Die
Cession Hertnids ist bestätigt von seiner Gemahlin Agnes,
allen seinen Söhnen, Richer, Hertnid, Ulrich und seiner Tochter
(Elisabeth).^ 1290 unterschreibt er eine Stubenbergische Schen-
kung an Admont;^ in demselben Jahre stiftet er sich durch
Schenkung einer tausend Käse liefernden Schwaige auf der
'W., Adin. 2, 419, N. 2S7: i'ixi, 10. VI., Weng. Hertnid von Wildoniu,
Marnchall in Steier.
• Jo. Arch. C. 1330: 1288, 22. IL, Judenburg. Ulrich, Friedrich, Heinrich
Ton Stubenberch cum manibus uxorum noatrarum liberorumque mei
Ulrici, qui solus inter fratres meos tantummodo heredes tunc temporis
procrearam, verkaufen, ü. d. Z . . . dorn. Otto de Liehtenstein, dorn.
Hertnidus et Herrandu.s de Wildony . . . Wenn die Brüder erschienen,
pflegte Herrand voraiizuRtehen.
'D. St. 1, 343 Episc. 60: 1290, 28. IV. S. Georgen an der Stiefing.
Hertnidus de Wildonia maraclialcus Styrie . . qui (episcopus) michi de-
ngnauit et donauit tre« personas de pueris Heinrici de Aurahara, vide-
^Wt Rudolfum seniorem filiuni suum et vxorem Jacobi de Dyerenstain
ChvnigQndim nomine cum duobu.s pueris suis et sororem [et] Alheydim
*t matrem Sybotonis de Awe pr(>pe Wildoniani Elysabeth nomine et
<lWtuor filiofl Hertwici quondam de Mnrchpach . . . con.seuau uxoris meae
AgnetiB et omnium puerorum nieorum Kicheri Hertnidi ITIriri et filiae*
^•1 Adm. 2, 430, N. 299. Die drei Stubenbergischen Brüder wie oben,
Anm. 2. U. d. Z . . Otto von Liechtenstein, Hertnid von Wildon . . .
17*
260
Alpe Gosarnich, mit Zustimmung seiner Söhne Richer, Hertnid
und Ulrich eine Grabstätte in Ueun (Anhang 6). *
Aber noch dachte der alte Marschall nicht ernstlich an
das Sterben; vielmehr spielt er in dem Aufstande der steieri-
schen Herren gegen Herzog Albrecht I. vom Jahre 1292 eine
hervorragende Rolle.
Durch die Belehnung am Augsburger Reichstage von
1282, 27. Xn., war Albrecht, König Rudolfs I. Sohn, Herzog
von Oosterreich und Steier geworden. Schon zu Lebzeiten
seines Vaters hatte er mit widerspenstigen Elementen, so
namentlich mit der ihre Reichsun mittelbarkeit betonenden Stadt
Wien zu kämpfen. Die Schwierigkeiten mehrten sich, als
Rudolf I. starb, 1291, 15. VII., ohne in Betreff der Nachfolge
seines Sohnes im Reiche bindende Zusagen erhalten zu haben,
Albrecht besass in dem energischen Abte Heinrich von
Admont, seit 1279 Landschreiber, seit 1284 auch Landeshaupt-
mann von Steiermark (Krön., Oe. G. 2, 11), eine wichtige
Stütze, theilte aber nur zu bald auch den Hass, den Kirchen-
fursten und Adel auf den Abt warfen. Dass Albrecht die
Landesprivilegien nicht bestätigte und sich viel mit Ausländem,
Schwaben, so namentlich mit den Herren von Wallsee und
Hermann von Landenberg umgab, vermehrte die Erbitterung.
Anfang 1291 waren zwar die Steirer dem Herzoge noch
unbedingt ergeben; als er sich zum Streite mit Andreas lU.
von Ungarn rüstete, um die ihm durch Belehnung König Ru-
dolfs zu Erfurt 1290, 31. VHL, gewordenen Ansprüche auf die
erledigte ungarische Krone durchzusetzen oder doch den Be-
sitz der Grenzcomitate sich zu erhalten, '^ entsprach Hertnid
von Wildon au der Spitze der steierischen Herren dem Auf-
rufe des Herzogs, mit einem namhaften Aufgebote •"* und auch
* Nach dieser Stiftung; nud nach den zahlreiclicn Erwähnungen von Wil-
donern im Necrol. RunenAe dürfen wir sein Grabmal in Reun snchen.
Das Todesjalir wird sich nach Anhang 22 und S. 281, Anm. 1 zwischen 1302,
2. XII., und 1305, 2. IX., feststellen lassen; über den Todestag geben
die dürftigen Auszüge aus zwei Renner Necrol. von 1390 und 1422 in
D. St. 2, 333—352, welche vier Mal den Namen Ilertnidus de Wildoni«
aufweisen (10, I.; 10. I.; 10. IV.; 12. VII.), keine Sicherheit.
2 Lor. 2, 498. Krön. 2, 8.
3 R.-Chr. c. 395. Herzog Albrecht spricht: ,ir herren von Steir secht
wie ir mir helfen weit* ,Herr auf mich zeit beraiter lewt sechzic
man* sprach her Haertfieid san der WHdonaer.
261
bei den Verhandlangen; welche dem Frieden von 1291, 28. VIII.
(Lor. 2, 500 Anm.), vorhergingen, diente er so wie Otto von
Liechtenstein dem Herzoge (R.-Chr. c. 399). ^
Erst bei Gelegenheit der Fehde zwischen Herzog Albrecht
und dem Erzbischof von Salzburg, Konrad von Fohnsdorf,
kam der Groll zum Ausbruche. Albrecht befand sich im Spät-
herbste 1291 (6. X. bis 20. XL, Krön. 2, 13) in Graz; da
verlangten die steierischen Herren, gefuhrt von Bischof Leopold
von Seckau, die Bestätigung ihrer Landhandfesten. Den ener-
gischen Forderungen der Missvergnügten gegenüber schlugen
die schwäbischen Berather des Herzogs Nachgebigkeit , der
Abt von Admont aber Festigkeit vor, und des Letzteren Rath
drang durch. Hierauf kündeten die Steirer in aller Form dem
Herzoge den Gehorsam und sahen sich nach Bundesgenossen
sowie nach einem neuen Herzoge um. Erzbischof Konrad, der
gewitzigt durch harte Verluste sich eben zur Reise nach Wien
rüstete, um sich mit Herzog Albrecht auszugleichen,'^ wurde
von den Abgesandten des Grazer Landtages eingeholt und ge-
beten, zu weiteren Verhandlungen nach seiner obersteierischen
Stadt Friesach zu kommen. Bischof Leopold übernahm die
Verhandlung, starb aber auf der Reise in Judenburg, 1291,
16. Xn. (Krön. 2, 14). Hierauf reiste Erzbischof Konrad,
nachdem er seinen SuflFragan bestattet hatte, nach Leibniz und
traf dort mit den Vertretern des aufständischen Adels, Friedrich
von Stubenberg, Graf Ulrich von Pfannberg und Hertnid von
Wildon , so wie mit Graf Ulrich von Heunburg zusammen
(R.-Chr. c. 494).'* Hier wurden Verträge geschlossen, den Erz-
' In der sechzehn Mann zählenden Gesandtschaft, welclie Herzog Albrecht
an den König von Ungarn schickte (R.-Chr. c. 399, p. SSI**), befand sich
ÄDch ^Hartnaid der Wildoiiaer*. Die Hani)tführer der folgenden Bewe-
gQDgf Friedrich und Heinrich von Stubenberg, Hertnid von Wildon, die
Berather des Herzogs, Heinrich von Admont, Hermann von Landenberg,
Eberhard von Wallsee und die treuen Anhänger des Landesfürsten,
(Otto) der Alte von Liechtenstein, Hartneid und Leutold von Stadcck,
finden sich in dieser Gesandtschaft vereinigt.
' Lor., D. G. 2, 590 A. 2 polemisirt gegen diese Nachricht des R.-Chr.,
Krön., Oe. G. 2, 14 hält die Behauptung, dasa Erzbischof Konrad in
Wien seinen Frieden mit dem Herzoge machen wollte, aufrecht.
' R.-Chr. c. 494 :
ex chömen in kurzen tagen von Pfannberig graf Ulreich
mit hochvertigen siten und von Stubenberig her Fridroich;
rt dem pischolf geriten auch kom dar an der zeit
262
bischof nicht zu verlassen, bis der salzburgischen Kirche jlH
ihr geraubte (Jut zurückgestellt wäre, ferner einen Sohn
Grafen von Heunburg und der Agnes, Witwe Herzog Ulri
von Kärnthen und Tochter aus der Ehe der Babenbergö 'm.^i
Gertrud rait Graf Hermann von Baden, statt Albrechts zmji
Herzoge in Steiermark zu machen (R.-Chr. c. 495).
Nach dem Reimchronisten Otacker, der Hauptquelie '^^
diese ganze Geschichte, haben die steierischen Herren, nam^
lieh bei dem letzteren Schritte nicht lauter reine Motive
leitet, sondern manche Hessen sich durch den Hinblick
Ulrichs von Heunburg Reichthum und seine ,Milde' bei d
Antrage leiten. So war namentlich Hertnid von Wildon du«
seine sinnlose Verschwendung so herunter gekommen, dass
um jeden Preis Geld brauchte * und bald auch Ueberschf
tungen des Vertrages sich zu Schulden kommen liess.
Der Erzbischof gewann dann auch noch den Herzog O
von Baiern für die Sache der Aufständischen. Am 1. I. 12i^-*
traten die missvergnügten Steirer mit Erzbischof Konrad nv^^
Graf Ulrich zu Landsberg zusammen und verbanden sich zuir^
Schutze der Handfesten und Freiheiten des Landes, so wie^
zum Schirme von Salzburg; diese Urkunde unterzeichnete
Hertnid für sich und seinen Vetter Herraud. -
von Wüdanie her IIctertneit\ die sich iiocli an den sachen
den drein warn nndertfin nicht, torsten horviir gemachen
etleieh der klain dionstinan, noch oflfenleich enpoern.
Greg. Hagen (Pez, Scr. I, 11 IS nach der K.Chr.): gen Leibniz
choinen zno dem von Salczhurg graff Uli reich von Pfannhorg, Herr
Frio.dreich von Stnbenberg, herr Ilartneid von Wildoni; den auch die
andern land lewt iren gewalt gaben mit dem von Salczbnrg zu taedingen . .
Thomas, Ebend. (Pez II. 752) . . ibi per nnntios Styrienses comiteni
lllricum de Pfannberg, Friedericnm de Stubenberg, Hertnidum de Wildmi
rtliorum Huffultos mandato firmatis pactis, quod ipsi episcopo non deficcreni,
nee ali()uam concordiam inirent cum duce Austrie, donec »ibi omnes in-
iuriae et damna resareircntur ab eodem. Das dem Satze fehlende Verb
steckt wohl in ,per*.
' R.-Chr. C. VM\\
ez het so tumben mur)t von Frankreich des chvnigs hört,
von Wildonie her TlaertncU^ er waer vr»n im zestort
lief er gehabt zu der zeit, und pald verzert.
' .In. Arch. C. 1301*, 1'202, l. I., Landaberg. ,Hcinrich von Wildau für mich
vnd für llerrand meinen vettern*, heisst es in v. Stadls Abschrift, aber
.ichon LuBch., Heitr. 9, 148, Anm. 75 und Beck-W. in C.-Comm, 1872,
p. CCXIV»' Bchreiben ,Hertneid*.
263
Während nun Erzbischof Konrad und Herzog Otto sich
svun Kampfe rüsteten, griff Hertuid von Wildon des Herzogs
besitz eigenmächtig an, zunächst die uns aus Ottokars Zeit
p<;Iion bekannte Kammerveste Neu-Wildon; diese hatte nach
Icr R.-Chr. c. 497 Herzog Albrecht dem Bischof Leopold von
^eckau verliehen und dieser Hess sie durch einen Burggrafen
r^^rwalten. ' Nach des Bischofs Tode, 1291, 16. XIL, Juden-
' Die Erzählunjf der R.-Chr. c. 497 ist hier etwas unklar: es wird be-
richtet, wie Herzoge Otto von Baiem mit Erzbischof Konrad verhandelt
nnd dieser jenem Vertrags))riefe der steierischen Herren anträgt:
do wurden poten nach gesant ziio otleichen dienstherrn;
her ze Steir in das lant die teten ez vil gern.
Die folgenden zwei Erzählungen, wie Hertnid Schloss Neu-
wildon überfallt und den herzoglichen Burggrafen von Graz, Wulfing
von Hannau, bedrängt, sollen dann erklären, warum Hertnid so bereit-
willig auf die Forderungen des Baiernherzogs eingeht:
dö er sich sus hört paten daz er wurd erlöst (doch wohl
and er darnach vernam Hertnid?)
die potschaft, die im kom von der voricht seiner schulden,
von der Pair herren, die er must dulden
A
do begunde sich sein vrewde von dem herczogen von Osterreich.
raeren: her Haertneid gewisleich
wei herczog Ott ains gert, dem von Pairn enpot
dex ward er zwair gewert daz er sich dhainer slaht not
auf den geding und trost, dez gevertes irren liez.
Die Erzählung von der Einnahme von Neuwildon s. auch bei
HMS. 4, *298, 1. Greg. Hagen (Pez, Scr. I. 1118) schreibt wieder die
R.-Chr. aus: nu hett der herczog von Oesterreich bischoff Lewpolten von
Seckaw gen Wildoni behauset auf daz Newhaus. Do er starb, do fieng
ber Hertneid von Wildon den Imrggraffen und gewan daz haus an dem
Herczogen und graif an der stet daz land an mit rawbe. vgl. dazu R.-Chr.
c. 497, p. 484^ wann man noch holden dem pischolf Lewpolden etc.
Greg. Hagen a. a. O. do der Stubenberger sach daz her Hertneid
von Wildoni den von Oesterreich an widersag hett angriÜen; der strafft
in vast darumb . . . Vgl. R.-Chr. c. 497, p. 485* dö der Stubenberiger
ersach daz der Haertneid zeprach etc.
Thomas Ebendorf (Pez, Scr. H., 753) übersetzt den Greg. Hagen
oft wörtlich, nur lässt er gedankenlose Zusätze desselben aus. So z. B
unterbricht Greg. Hagen die Darstellung in beiden eben angeführten
Stellen durch den Einschuh: ,auf der burgk zu (Jrecz sazz ain ritter
Willfing von Hannaw der gctrewleich mainct dem herczogen von Oester-
reich', nach K.-Chr. 497 auf der purkch ze Graecz saz ein ritter . . .
von Hannaw her Wulfing etc. Ebendorfer, der mit dem blossen Namen
nichts zu machen wusste, verschweigt einfach den Satz ; nachdem er von
Erzbischof Konrads Abreise von Leibniz erzählt hat, fahrt er fort : quibus
264
bürg, griff nun Hertnid das Neuhaus an, fing den Burggrafen
und zwang ihn zur Uebergabe der Veste; von da aus brand-
schatzte er alle Anhänger des Herzogs. Da aber die aufstän-
dischen Herren bei ihrer Absage dem Herzoge Schutz seines
Leibes und Eigenthumes zugesichert hatten, so stellte Friedrich
von Stubenberg, einer der eifrigsten Führer des Aufstandes,
Hertniden zur Rede, worauf dieser ihm entgegnete: ,Ich bin
nicht so reich daz ich gegen dem herczogen in höchvart
mag gepägen von mein selbes guote^ (R.-Chr. c. 497), worauf
auch Stubenberg seine Bedenklichkeiten aufgab.
Inzwischen hatte der förmliche Krieg gegen Herzog Al-
brecht schon begonnen ; er war eröffnet worden durch den
gemeinsamen Einfall des Erzbischofs Konrad und des Herzogs
Otto von Baiern, welche vom Ensthal her Admont und Leoben
einnahmen, * sich mit den Aufständischen vereinigten und dann
Brück belagerten. Zu I^eobcn fand sich Hertnid nicht selbst
ein, sondern sandte seinen gleichnamigen Sohn. -
Der Verlauf des Aufstandes ist bekannt; Hermann von
Landenberg wusste die Belagerer vor Brück hinzuhalten, bis
peractifl Hertnidus de Witdon castrum iiovum Wildon, quod olim Leo-
poldus Seccowiensis tenucrat, sihi usurpat et terras et civitates duriB
praedis gravat; pro quo ipsiim duris increpatlonibiis incrcpat de Stuben-
berg etc. Die besonnenere Weise Ebeudorfers (Ijor., G.-Q. • 270) zeigt
sich auch hier.
* Während die Feinde heranzogen, hatte Graf Ulrich von Ifeunburg wie
auch andere Edle die Burg S. Peter ober Lcoben den Verbündeten,
Salzburgcrn und Baiern, überge])cn (R.-Chr. o. ö03); die herzoglichen
Hauptleute a])er in Leoben berannten ihn in der Festung. Nun fährt die
Chronik fort c. 504, p. 489»^:
daz muot den grafon swind, den chlagt er daz unhail,
er sand zuo dem Stubenberigcr daz im was getan.
Und zuo dem Wildonaer Die sanden im wol hundert man
und zuo allem dem widertail; werleicher hinauf.
Unter dem Vorgolien, dem Grafen ,aber zuo gevaer* (R.-Chr.
c. 505) zu reiten, ziehen die herzoglichen Hanptleute ab und die Bürger
übergeben Leolien dem Grafen Friedrich von Stubenberg. Vgl. die ab-
weichende, aber wohl nicht zu haltende Auffassung dieser Erzählung bei
Much. 6, 82.
2 R.-Chr. c. 505:
Der IVildonaev daz der vil eben naeme war
chom dar selbe nicht, allez dez im wurd gepoten
er sand aber algeriht von seinen herren herczog Otten
Hertneidcn seinen sun dar, und von dem pischolf.
265
er sichere Nachrichten vom Anmärsche des Herzogs erhielt;
Albrecht überschritt mitten im Winter den Semmering und die
beiden Verbündeten, Erzbischof Konrad und Herzog Otto, zogen
sich zurück über Friesach, Prewald, Radstadt und Pass Lueg,
indem sie die Steirer ihrem Schicksale überliessen. Zwar wagte
Graf Friedrich von Stubenberg bei Knittelfeld noch einen
Kampf, wurde aber durch Verrath seiner eigenen Leute gefangen
genommen und musste dem Herzoge seine Schlösser ausliefern.
Nachdem Albrecht zur Züchtigung des Salzburgers noch Frie-
sach eingeäschert hatte, zog er nach S. Veit in Kärnthen,
wohin er die Steirer beschied und ihnen nun 1292, 20. HL,
ihre Privilegien bestätigte, so wie den verhassten Abt Heinrich
verabschiedete. An dessen Stelle trat Hertnid von Stadeck.
Albrecht selbst eilte nach dem Westen Deutschlands, wo
jeden Tag die Wahl eines Königs stattfinden sollte; die Fort-
fiihrung des Kampfes übertrug er seinen getreuen Anhängern
und namentlich deren Haupte, Herzog Meinhard von Kärnthen.
Noch standen in Waflfen Erzbischof Konrad, Graf Ulrich von
Heunburg und Hertnid von Wildon.
Der weitere Verlauf dieser Fehde, die sich in eine Reihe
kleiner Kämpfe mit gegenseitigen Brandschatzungen, Erstür-
mudg von Schlössern , Gefangennahme wichtiger Führer auf-
löst, liegt unseren Zwecken ferne; es genüge auf die endliche
Beilegung derselben durch die Beschlüsse des Linzer Taidings,
Pfingsten 1293, hinzuweisen. *
Aber erst geraume Zeit nach diesem Vertrage machte
Hertnid seinen Frieden mit dem Herzoge. Gewiss nicht ohne
Grund deutet der Reimchronist wiederholt auf seine Verschwen-
dung und Gewinnsucht hin ; *• hatte er um eigennütziger Motive
willen den Krieg begonnen, so mochte er sich auch nicht zu-
frieden geben, als Herzog Albrecht die Handfesten bestätigte
und wegen der Münze bindende Versprechungen gab , sowie
eine willkommene Veränderung in der obersten Verwaltung
* Lor. 2, 694. Kron. 2, 15.
' R.-Ghr. c. 49G. heter gehabt ziio der zeit von Frankreich des chvnips
hört, er waer von im zcstort und bald ver/ert: c. 497: durch den
chlain ^eniez niemaut er im licz die tat widerraten; do greif er an
•ier stet mit rowb an daz lant, wo er icht daz vant, daz traip er hincz
Wilden; c. 553: nu viiogt »ich daz selten, daz her Haertnoid der hoch-
gerouot dhaiu varund ^uot pei im beleiben liez durch dbain gcniez.
266
vornahm, um nur freie Hand zu bekommen im Westen (
Reiches und im schwäbischen Stammlande^ wo seine Anwe»
heit nöthiger war als je (Lor. 2, 592).
So setzte also Hertnid den Kampf auf eigene Faust f(
wurde aber von des Herzogs Stellvertretern, Hertnid von Stade
und Perchtold, Truchsess von Emerberg, wirksam an der V
Übung grösseren Schadens gehindert. In diese Zeit fallt e
Urkunde des Erzbischofs Konrad von Salzburg, 1292, 18. I!
S. Veit in Kärnthen (Anhang 7), mittelst welcher Hertnid i
dem Schlosse Neu-Wildon belehnt wird und das Versprecl
erhält, dass der Erzbischof sich ohne seinen Rath nicht i
dem Herzog aussöhnen wolle. ' Recht anschaulich schildert i
die R.-Chr. c. 522, wie des Herzogs Feinde, von Wilden «
der Graf von Pfannberg, voll Furcht warten, ob Albrecht w<
König werde, sie mussten dann des Aergsten gewärtig sei
,ez macht an in diu voricht, daz ir dhainer niht woricht d
den lewten waer schad oder vlustpaer^ Als dann Ade
Wahl sie von der ärgsten Sorge befreite, setzten sie den Kan
fort; aber den Hertnid schloss, wie unsere Quelle c. 55
' Ueber dasselbe Nenhaiis zu Wildoii berichtet die R.-Chr. c. 497:
wann man noch holden und do der pischolf ntarb, .
dem pischolf Lewpolden (v. Seckau) mit vieize do warp
den herczogen spurt, fAlbrecht) von Wildonie her Ilacrtneid
do het er im geantwurt an den der da zuo der zeit
daz new haua ze Wildon, von des pischolfs wegen
daz er purkgraf hiez davon; daz haus het in seineu pfleget:
Die hier vorliegende Schwierigkeit lege ich mir so zurccbt:
Landesfiirst von Steiermark und der Erzbischof vcm Salzburg b»
spruchten in gleicher Weise Neuwildon. Nach Kfinig Ottokars F.
mag der Erzbischof von Salzburg den ihm von dem Habsburger gev
nicht bestrittenen Besitz an Lcutold III. von VVildon-Diernstein verlic!
haben; in den Kämpfen zwischen Herzog Albrecht und Erzbischof Bad
1288 und 1280 (Krön. 2, 11), mag der Herzog seine Kammerveste wiei
erobert und dem Bischöfe Leop<dd von Seckau verliehen haben , wor
dann Hertnid von Wildon, ermächtigt durcli Erzbischof Konrad, sie
griff und eroberte (1202); obige Urkiuide wäre dann cin(; nachträg1i(
Bestätigung der Usurpation. Durch Leutolds Tod ist die Vcste ni
ledig geworden, denn Leutold III. ist bis 1301 urkundlich bezeugt.
2 In c. 553 nimmt die K.-Chr. die c. 522 abgebrochene Erzählung wieder a
diewoil der auzcrchorn llerf.neid der WifdoJiner
Alprecht der hochgeporn so vil der dienaer
dacz Sw&ben was gewesen, daz ir im was zc vil,
do het an sich gelesen so daz ers zuo dem zil
267
weiter berichtet, Perchtold von Emerberg, müde der Räubereien
der zahlreichen Schaaren, die Hertnid nicht mehr aus Eigenem
erhalten konnte, auf Rath des Abtes Heinrich in der Burg
Wildon mit einer Hoizmauer ein, und zwang ihn den Vergleich
mit dem Herzoge zu suchen.
Dieser war inzwischen, nachdem Adolf von Nassau König
geworden (1292, 10. V.) in seine östlichen Länder wieder
zurückgekehrt und billigte durchaus des Truchsessen Verfahren
gegen Hertnid; er befahl allen seinen Anhängern den Truch-
sess zu unterstützen. So verging der Winter. Als dann Herzog
Albrecht wieder nach Steiermark kam — er war im Reich
gewesen und hatte am 5. XH. 1292 die Lehen von König
Adolf genommen (Krön. 2, 10) — , schrieb er einen Tag nach
Feldkirchen aus und berief nun alle, welche dem Hertnid von
Wildon gedient hatten ohne dessen Eigenleute zu sein, dahin
nnd isolirte ihn so. Jetzt erst suchte dieser den Frieden und
ÄWar durch den Abt von Admont^ der immer noch des Herzogs
Gunst genoss. Vermittlung aber und Vergleich kamen ihm
theuer zu stehen; für seine Person erhielt er zwar dieselbe
Freiheit zugestanden wie die übrigen Aufständischen, aber der
Herzog hielt sich für den ihm zugefügten Verlust, welchen er
auf 4000 Mark schätzte, an Hertnids Gute schadlos; ebenso
rou88te er dem Vermittler, dessen untersteierische Besitzungen
er hart mitgenommen hatte, durch Abtretung eines landesfürst-
liehen Lehenhofes Ersatz leisten. Das alles geschah nach der
ausdrücklichen Bemerkung der K.-Chr. c. 553 a. E., 1293.
Mit dem Berichte, dass Hertnid ,waz er hot eren unde
guotes dacz Wildon' dem Herzoge abtrat und dagegen Eibens-
walde empfing sowie Waldstain auf drei Jahre ausliefern
niUBste, stehen sechs Urkunden in Zusammenhang, die den
Abschluss der ganzen Fehde freilich um ein volles Jahr herab-
drücken.
1294, 22. XI., Brück an der Mur. Herzog Albrecht kauft
von seinem Dienstinanno Hertnid von Wildon dessen Haus
zu Wildon sammt dem landesfürstlichen Lehen, dem Landge-
richte um 500 Mark Silber und das Lehen Ibanswalde. Zur
nicht envoUen inoclit beraten; des er seit chom in aribait.
dÄvons in dem lande tfiten
Vgl. HMS. 4, 298, ö, wo die wichtipston Stollen ans der ganzen
äosfuhrlichen Schilderung ausgohuben sind.
268
Ausgleichung beiderseitiger und fremder Ansprüche wird ein
doppeltes Schiedsgericht eingesetzt, deren eines aus Abt Hein-
rich von Admont, Otto von Liechtenstein, Hertneid von Stadeck
und Friedrich von Pettau besteht (Anhang 8). 1294, 24. und
29. XL, Graz, leistet Hertnid dem Stifte Admont vollen Schaden-
ersatz für alles, was er demselben ,in der zit, dö ich micl
biet gesetzt wider meinen hern den edlen hertzogen von Oester
reich an alle schulde von dem haus zu wildony^ gethan hatte
er übergibt den Hof Magstein im Liessingthale sammt Eigen-
leuten. * 1295, 5. n., Wien, bestätigt Herzog Albrecht der
oben erwähnten Tauschkauf und die Entscheidung des erstei]
Schiedsgerichtes (Anhang 10). 1295, 7. H., Wien, unterwirfl
sich Hertnid — er nennt sich Marschall und hängt das mit
dem steierischen Panther geschmückte Marschallssigill an —
seinem Herrn und schwört ihm diensthaft zu sein ,als ein mac
sinem rohten herren*; zwölf der besten seiner Leute schwörei
mit, die Bedingungen des Rückfalles sind hart genug. ^ 1295.
22. n., Wien, bestätigt dann Herzog Albrecht den Ausgleicl
mit Admont und die Lehensübertragung. ^
So ist denn die Stammburg verloren; zwar in Form vor
Kauf und Tausch, mit genau festgesetztem Ausgleiche nacl
Spruch eines Schiedsgerichtes ; ^ aber die Härte des ürtheih
lag in der Thatsache des Verlustes, nicht in der Form.'^ Der
Marschallstitel führt Hertnid noch fort. Er blieb von jetzt ai
dem Herzog treu ; die noch im Jahre seiner Unterwerfung aus
brechende Empörung des niederösterreichischen Adels 1295
November (Krön. 2, 16), an deren Spitze sein Vetter Leutok
von Kuenring und Konrad von Sumerau standen, hat, so viel
wir wissen, ihn nicht berührt.
Ich kehre nunmehr zur Darstellung seiner Privatbe
Ziehungen wieder zurück; dieselben wurden bei dem Jahre
1290 fallen gelassen.
' W., Adm. 2, 455, N. 325 und 320: IJOt, 24. und 20. XI., Graz. U. d
Z. die Wildonschcn Schattner Seisman /m Waldstiin und Ifcrbord zi
Wildony.
2 Liichn., Habsb. 2, Beil. 7: 1205, 7. IL, Wien. Hertneid von Wildony
Marschall in Steyor; das Sipill ist pfleich Bcck-W. in C-Comm. Fig. 8
3 W., Adm. 2, 461, N. 330: 1205, 22. IL, Wien.
* Vpl. Weinhold in S.-B. 35, 167.
^ Vpl. die Darstellnngfcn derselben Begebenheit bei Falke, Liiocht. 1, 154
nnd Wichn, Admont 2, 164.
26Ü
1294, 10. L, Seckau, vergleicht er seinen Neffen Leu-
told III. von Diernstein mit dem Probste von Werde über
seckauische Güter in Leutolds Vogtei. ^ 1296, 29. VII., Rad-
stadt, ist er Zeuge des Grafen Ulrich von Pfannberg für die
Brüder von Stubenberg. ^ 1297, 16. IV., Renn, gestattet er
seinem Dienstmanne Seifried von Waldstain die Stiftung eines
Seelgeräthes für Heuglein vom Lueg (Anhang 11) und fügt
unter Zeugenschaft seines Vetters Leutold III. von Diernstein
und seines Sohnes Hertnid am 10. VIII. dess. Jahres zwei
Hark Gülten am Reising hinzu (Anhang 12). Am 14. IX. dess.
Jahres bestätigt er eine Schenkung seines Dieners Ulrich
Ältenburger, der dem Stifte Reun in der ,Stibnich' Wiesen
und Aecker im Werthe von fünf Mark Pfenningen gewidmet
hatte (Anhang 13); am 10. X. 1298 besiegelt er eine Verkaufs-
urkunde seines Vetters Leutold III. von Diernstein (vgl. An-
hang 14). 1298, 30. IX. . . . schenkt er dem Kloster Stainz
Hof und Mühle bei dem Dorfe Stallhof; •* und gestattet seinem
Dienstmanne Albert von Ilorneck, der eben diesen Hof sammt
Mühle von ihm zu Lehen trug, denselben an das Kloster abzu-
treten 30. X. desselben Jahres.^ Am 21. XL 1298 treffen wir
' H.-H.-St.-A. Or. 1294, 10. I., Seckau. ,lTert ministerialis de Wildouia . . .
dominnm Leutoldum nobilem ministerialem de Tiernstein . . . concor-
davimus. Das Sigill, Beck-W. F. 8, weist diese Urkunde bestimmt un-
serem Hertnid III. zu. Es ist wichtig, dass er sich hier, vor der Aus-
söhnung mit dem Herzoge, nicht Marschall nennt; er führt das Prädicat
roletzt 1290, 28. IV. (S. 259, Anm. 3) und dann erst wieder 1295, 7. II.
(8. 268, Anm. 2.)
'N.-Bl. 6, 34G: 1296, 29. VII., Radstadt. U. d. Z . . . Hertneit von
WUdony.
' Jo. Arch. C. 1563 : 1298, 30. IX Hertnidus de Wildonia, march-
salcos Styriae ... ins et proprietatem . . in curia sita iuxta villam
Stallhoff . . . monasterio S. Katlierinae in Steunz vna cum molendino
adiacente et omnibus pertinentiis suis, nemoribus, pratis, vsuagiis, cultis
et incnltis .... donavi . . . Testes . . . domini Otto et Qotscalcus
fratres de Hornek, Vitmarus de Streweik, Chunradus dictus Grawien
milites ....
* Jo. Arch. C. 1566: 1298, 30. X. . . . Albert, Sohn Alberts von Horneök,
verkauft de pleno consensu . . . domini Hertnidi de Wildonia suam
CQriam sitam iuxta villam Stallhotif nna cum molendino . . . quam curiam
cum molendino dictus Albertus de Horneck ipso domino Hertnido de
Wildonia concedente et donante quoad ipsum curiae contingebat omne
ins ot proprietatem tradidit . . . Diesen Passus verstehe ich nicht; die
Passung im Texte ist ein Versuch den Zusammenhang zu errathen. U.
\
270
ihn in voller Würde als Marschall Steiermarks an der Spi
der steierischen Ministerialen in Nürnberg bei König Albreeh^
als Zeugen der Belehnung der Söhne Albrechts, Rudolf,
rieh und Leopold, mit den österreichischen Erblanden J \2&^^i
21. V . . . schenkt er mit Einwilligung seiner Gattin Agn^ *
und aller seiner Kinder, Richer, Hertnid, Ulrich und Elsbetfc^'
zwei Söhne Jakobs von Diernstein an das Bisthum SeckaC--^
(Anhang 16). 1300, 28. I., Reun, stiftet er mit Einwilliguof
derselben mit zwölf Mark eine Kapelle in Renn (Anhang 17).
Als Zeugen fungiren die als seine Oheime ausdrücklich be-
zeichneten Edlen Heinrich und Friedrich von Stubenberg, -
Friedrich und Hertneid von Pettau, ^ Ulrich der Schenk von
Ramstein. ^ Am 4. XII. desselben «Jahres schenkt er mit Ein-
d. Z . . . dorn. Otto et Gotscalcns fratren de Hornek, Vitmarun de
Strewik, Chunradus de Lenbgast milite.s. Leo et Fridericus Wilfiiigns
fratrea de Lemsniz, Waltherus de Pergarn, Ohuuradus de Horncck . . .
' N.-Bl. 6, 107, vollständig U.-B. O.-Oest. 4, 309: 1298, 21. XI. Nürn-
berg. U. d. Z . . . (vorangehen die österr. Minist.) Hertnidua de Wil-
donia, marflclialcus Stjrie . . .
2 Friedrich IV., Graf von Stubenberg, Zeitgenosse Herzog Albrechts I.,
wird wiederholt von den Wildononi und ihren Verwandten als Oheim
oder Vetter bezeichnet, so 1299, 4. V., Judenbnrg, von Leutold III. von
Wildon-Diernstcin, 1300, 28. L, Renn, von Hertnid III., 1301, 2. VII.
Göss, von Sophie, Herrands III. Tochter. Der (irund war wohl eine
Verschwägerung. Unter den Schlössern, mit deren Verluste Friedrich
von Stubenberg nach dem Aufstande von 1292 bestraft wurde, befand
sich auch Gutenberg (Caes. Ann. Stir. 1,830); vielleicht liat eine Kuen-
ringerin dieses von Leutold I. von Wildon seiner Tochter Gertnid in
die Ehe mit Albero V. von Kuenring mitgegebene Schloss in den Besitz
der Stubenbcrger gebracht und ist vielleicht auch die Verwandt-schaft
auf diesem Wege zu suchen.
3 Ausser der schon S. 198, Anin. 1 erwähnten Verwandtschaft Herrands I.
mit den Pettaueni kann ich weiter nichts anführen , als dass die Wil-
doner und die Pettauer in Urkunden und Chroniken ausserordentlich
häufig gemeinsam vorkommen, sowie dass nach dem Aussterben der
Wildoner das Marschallamt nach Joann. V^ictor. /um Jahre 1322 (Font,
r. G. 1, 392) auf Herdegen von Pettau überging.
* Verwandtschaftliche Verbindung mit den Wildonern , den Besitzern %'on
Waldstain, Ist durch die Lage der Hurg Kamstein (Kabenstein), zwischen
Waldstein und Frohnleiten nahe gelegt. Das erste bestimmte Zeugniss
einer solchen Verbindung begegnet in Hertnids III. Cessionsurk. auf
die seckauischen Güter in Kisengor und Ertzwald, 1277, 11. XII., Graz
(S. 257, Anm. 1), durch welche sich Hertnid verpflichtet, das Stift gegen
etwaige Ansprüche seiner Verwandten, darunter des Schenken Ulrich
271
illigang seiner Söhne Kieher und Hertnid dem Kloster Göss
1160 Bauern Namens Rikurn (Anhang 18). 1301, 7. IV., Graz,
arkanft er dem Bischof Ulrich von Seckau ein Gericht in
tzleinsdorf um fünf Mark Silber (Anhang 19). Am 2. VII.
38B. Jahres bestätigt er mit Sophie, Herrands III. Tochter,
ine Urkunde ihrer Schwägerin Margaretha, Ulrichs II. von
Ippenstein Witwe (Anhang 20), und vergleicht sich mit der-
slben (Anhang 21). Am 15. VIII., Göss, bezeugt er eine Schen-
iing des Grafen Ulrich von Pfannberg. ^ 1302, 29. IV., Eibens-
aid, verkauft er mit Einwilligung seiner vier Klinder dem
(isehof Ulrich von Seckau das Dorf Laubeck um zwanzig
lark Silber, nimmt es dann zu Lehen, und ebenso verkauft
ir einen Hof zu Racknitz, den Hermann der Axspech von ihm
ta Lehen trägt. 2 Am 4. V. dess. Jahres, Leibniz, übergibt er
mit Einwilligung derselben dem Bischof Ulrich von Seckau zu
von Ramstein zu schützen. Der Streit der Ramsteinor mit Seckau um
diese Güter war alt; schon Ulrichs des Schenken Vater, Hertnid, war
zo Herzog Friedrichs II. Zeiten, 1243, und dann wiederholt während
des Interregnums durcli Richterspnich sachfallig geworden, das letzte
Mal durch Burkard von Klingenberg, König Ottokars Hauptmann in
Steier, 1270, 8. X., Marburg (Caes. Ann. Stir. gleich D. St. 1, 234, Font,
rer. Austr. IL, 1, llo, N. 101, Krön., Mitth. 22, Reg. 94). Wenn nun
1277 Hertnid von Wildon als Vertreter dieser Ansprüche erscheint, so
mnss man auf eine Verschwägerung der Wildoner und Ramsteiner
schliessen und zwar durfte, wie Caes. Ann. Stir. 2, 858 vermuthet, an-
genommen werden, ein Wildoner habe eine Ramsteinerin zur Frau gehabt.
Vielleicht war dies Hertnid selbst. Beziehungen zwischen den beiden
Familien begegnen auch sonst: 1248 vergleicht Ulrich I. von Wildon
den Hartneit von Ramst-ein mit Admont (S. 233, Anm. 2), Herrand 11.
bezeugt eine Urkunde Wichards von Ramstein 1270, 30. I., Wien (S. 242,
Anm. 4), Hertnid III. nennt den Ulrich von Ramstein seinen Oheim,
1300, 28. I. (Anhang 17).
*D. St. 1, 113, Göss. 73: 1301, 15. VlIL, Göss. U. d. Z . . . Hartnid
von Wildon . . .
' Jo. Arch. C. 1302. 29. IV., Eibiswald. Ich Hertneid vonn Wildoni, mar-
Bcbtlckh ze Steir vergich . . . das ich mit meiner haüsfrawen willen
nid gunst frawen Agnesen, Reichers, Hsertneides, VUeins meiner sun
^ meiner toohter Elspcten . . . dem . . . bischoff VIrichen von Seckau
' * • gegebenn han das dorff zu Laubeckh das mein recht aigen ge-
wetenn ist . . . vmb zwaintzickh march Silbers . . . vnd hat er mir das
kenrider gelihen vnnd mein erben . . . vnd han im auch gegebenn den
lu)ff in der Racknitz den Ilerman der Axspech von mir zu lehcnn hat
gehabt vnd sein prüder zu rechtem uigenn, das er den fllrbas vonn im
ze lehenn soll habenn .... mit meinem innsigl . . . gezevg etc.
272
seinem Seelenheile sechs Mark Gülten zu Püehel in der PfAtre
S. Georgen an der Stiefing, wogegen ihm der Zins der KircV^
von Eibenswald erlassen wird. ^ Am 2. XII. . . dess. Jafat«*
bezeugt er die Schenkung eines Ackers , über . welchem, w
Obereigenthumsrecht (inwert aigen) besass und den Frau d3ta-
chrin von Mur dem Stifte Seckau geben wollte (Anhang 22),
Hertnid IIL, einer der unruhigsten Köpfe seiner ^Seit,
ist ein Kind der Wirren des Interregnums; sein Geburtatjahr
dürfte mit dem Beginne der Anarchie in Steiermark zusamncsen-
fallen. In den Grossmachtsanschauungen der von eifersüchtig'eii
Reichsfursten verwöhnten Ministerialen wurde seine KindTiei*
unterwiesen; der Sturz der Ungarherrschaft und der Antheii?
den seine Familie daran hatte, machte auf den Jüngling gewi»^
Findruck; gegen die bestehende Macht, wofern sie unbequeU^
ward, eine nebenbuhlerische, vielleicht auch das Reich anzu —
rufen, war eine Familientradition, die Hertnid, zum Manner
geworden, kräftig zum Ausdrucke brachte. Solches Benehmen,
wofern man nur rechtzeitig und tüchtig zugriff, hatte schon
Manchen gross gemacht ; den Freien von Pfannberg hatte ihre
Empörung gegen Herzog Friedrich II. die Grafenwürde ein-
getragen, der Görzer Graf trug aus den Kämpfen zwischen
Ottokar und Rudolf die Pfandschaft Kärnthens und das Her-
zogthum davon. Kirchen- und Klostergut wurde damals ge-
meiniglich als die begehrenswerthe Quelle für Prachtliebe und
Habsucht des Adels betrachtet und wohl auch erreicht. In der
allgemeinen Verwilderung gilt der Besitz überhaupt nicht mehr
als heilig; in einer Gesellschaft, die bisher die Herrschaft ge-
führt, nunmehr aber durch den rasch um sich greifenden Ver-
fall schon stark im Inneren zersetzt ist, greift man nach allem,
um die aus P^igenem nicht mehr zu bestreitenden Ansprüche
des Standes und der Gewohnheit zu befriedigen, auch nach
» D. St. 1, 34G, Ep. 64: 1302, 4. V., Lcibiiitz. Ich Hertneid %-oii Wildoni,
niarflchalch ze Steyer vergich . . . daz icli mit meiner hausfrawen willen
frowen Agnesen, Reicher«, Ilertleina, Vlleins meiner s^n vnd EUpeten
meiner tachter gegeben han . . . dem . . b^scholf Vlrichen von Seccav
. . . datz Pfihel in der pharre ze sande Georgen pey Styuen sechs march
geltes an hilb gfilt vnd swaz da ab get, da schol ich in weysen swa
ichs da alz usßchst han da pey, vnd hat er den eins ze Eywanswalde
der chirchen, des zwo march phenning gewesen ist, da f&r ab gelazen
ewichleich . . .
273
dem Gute der nächsten Verwandten. Hertnid konnte sich am
Abende seines Lebens nicht grosser Erfolge rühmen ; zwar war
er Alarschall geworden, und das Amt sollte in seinem Hause
wohl forterben; aber sein Irrthum, Anschauungen und Grund-
sätze einer überwundenen Zeit in die Regierung des strengen,
nüchternen Albrecht hinüberzutragen und noch einmal den
Herzogmacher zu spielen, kostete ihn Ansehen, Gut und Stamm-
sitz. Den Sohn seiner Zeit werden wir auch darin nicht ver-
keimen, dass er in seinen letzten Lebensjahren die Fürbitte
der Kirche und der Heiligen durch ansehnliche Schenkungen
sich zu sichern bemüht ist. Das Jahr 1303 dürfte Hertnid nicht
laoge überlebt haben; 1305 ist er sicher todt, denn in diesem
Jahre verfugten seine Söhne, Ulrich und Hertnid, schon selb-
ständig über den Familienbesitz, und Hertnid wird ausdrück-
lich als ,Hertneid der jung, marschal in Steyr' bezeichnet.
Hertneid war vermählt mit Agnes unbekannten Ge-
schlechtes; dieselbe ist in den Jahren 1290, 1299, 1300, 1302
(S. 259, Anm. 3, Anhang 16 und 17, S. 271, Anm. 2 und S. 272,
A>iun. 1) bereits erwähnt worden. Er hinterliess vier Kinder:
Richer, Hertnid, Ulrich, Elsbeth.
Ulrichs L dritter Sohn hiess Leutold, der IL seines
Namens. Mit dem Vater oder Bruder ist er (1248), 1254 und
1260 schon erwähnt worden (S. 233, Anm. 2, S. 234, Anm. 3,
8. 241, Anm. 2).
Er ist wohl identisch mit dem Leutold von Wildon, der
u* zwei steierischen Klosterurkunden des Herzogs Ulrich von
K&mthen, 1256, 6, IV. » und 1261, 3. IV.,2 als Zeuge erscheint,
nnd dürfte somit in Diensten des Herzogs von Kärnthen ge-
•^nden haben. Aus der Urkunde seines Bruders vom 11. XII.
1277, Graz (S. 257, Anm. 1), entnehmen wir, dass er sich von
»Tyerenstain' nannte und Söhne hinterliess.
Das Prädicat bezieht sich höchst wahrscheinlich auf die
ßurg Diernstein bei Friesach, denn alle in den noch zu erwäh-
'^önden Urkunden der Wildoner von Diernstein und der alten
♦'iemsteiner vorkommenden Orte können in der Umgebung
' •^o. Ärch. C. 735 a: 1256, 6. IV., Lutigia. Herzog Ulrich von Kärnthen
•olienkt an Renn. U. d. Z . . . Liatoldus de Wildonia.
* I>- 8t. 1, «1. Goss. 48: 1261, 3. IV., S. Veit. Herzog Ulrich von Kärnthen
*>««t&tigt eine Schenkung an Oöas. U. d. Z. Leutoldus de Wildonia.
•^relkiT. Bd. LIX. I. Hälft«. 18
274
von Friesach noch heute nachgewiesen werden. Dieses Prädical
hat zu Verwechselung mit Leutold von Kuenring-Dümsteii
Anlass gegeben, da dieser durch seine Mutter Gtertrude mi
dem Geschlecfate der Wildoner zusammenhängt und in einer
grossen Theil ihres Erbes einrückte, ferner sich, namentlich ii
jüngeren Jahren, häufig von Dttmstein (Tyrnstain) nannte.
£in Ministeriaiengeschlecht von Diernstein erscheint mit den
Beginne des 12. Jahrhunderts und zwar können Gotisehalk
1128—1184, Gottfried 1164—1230, Reginbert 1177 und Land-
fried 1189 nachgewiesen werden. ^ Gottschalk und Gottfriec
erscheinen in admontischon , S. Lambrechter und Salzburgei
Urkunden ; letztere zwei Gruppen sind besonders wichtig fÖi
die Geschichte des Geschlechtes, denn auch die Wildonier von
1 Abgesehen vom Inhalte der Urkunden und den Siep^eln stimmen aach du
Jahre nicht zusammen, denn Leutold von Kuenring-Dfirnstein ist nach
Friess, Kuenr. Stammtafel IL, bis 1812, 18. VI., urkundlich nachweisbar,
Leutold II. von Wildon-Diernstein, den man gewöhnlich mit dem Kaen*
ringer verwechselt, ist erwiesenermasscn 1277 schon todt. Der angeführte
Irrthum findet sich bei Caes. Ann. Stir. 1, 984 und 2, 350; bei Bergm.,
Anz.-Bl. 95, 5; auch Mnch. 0, 31 hält Caesars Annahme fest. Vgl. ancli
S. 293, Airni. 2.
2 Vgl. Goeths Register zu Muchars Geschichte der Steiermark und die a.
d. W. Diernstein gesammelten Stellen. Das st. U.-H. I stimmt im Wesent-
lichen mit Muchars Anjraben überein: Gottschalk von Diemsteir
c. 1128-1181, Konrad 1102, (Gottfried 1164— 1183, Reginbot 1176,
Landfried 1181. IJeber das gegenseitige Verhältniss bekommen wii
keinen Aufschluss. Gottschalk von D. gehört zu den landesfürstlichen
Ministerialen (Hol, S. 345 de ministerialibus, an erster Stelle), besitzt
die Vogtei über S. (ieorj,^ bei Neumarkt (1105, S. 457, vgl. unten S. 292,
Anm. 1) und erscheint in landesfürstlichen und ij\ Urkunden des Erz-
bischofs von Salzburg, einige Male (1140, c. 1140, 1151. S. 187, 197,
327) gleich neben den Landfrieden von Eppenstein. Gottfried, welchcT
von 11C4 an erscheint, ist 1183 (U.-H. I., N. 023) ein alter Mann, der
sein Lebensende herannahen fühlt , hat also wohl nicht bis 1230 geur-
kündet. Landfried wird wohl nicht niilos gewesen sein, er erscheinl
1181 gleich neben Tlerrand von Wildon als Zeuge (S. 581) und getrennt
von ,Arbo de Dirnsteinet Walchunus* (S. 582), welche letztere dem
hörigen Kriegerstande angehJlrt haben dürften. Zu eben diesen rechne
ich auch den .Kicherus, filiiis Erchingeri inilitis de Tiernstein*, der als
Zeuge in einer Urkunde des Gurker Domcapitels von 1258 vorkommt.
Endlich erinnere ich an jenen Eigenmann Jakob de Diernstein, der 1278
als Zeuge erseheint (S. 245, Anm. 1) und do8.<^en Kinder von Hertnid III.
von Wildon im Jahre 1299 an Stift Seckau abgetreten werden (An-
hang 10)
275
Diernstein haben mit S. Lambrecht viel zu thun; S. Lambrecht
aber ist ebenso wie Friesacfa, der Hauptort des salzburgischen
Besitzes im Grenzgebiete der Steiermark und Kärnthens, der
Burg Diemstein benachbart. Ueber die angeführten Diern-
tteiner und ihr verwandtschaftliches Verhältniss ist nichts Be-
stimmtes zu gewinnen.
Gottfried war wohl Gottschalks Sohn und mit ihm ist
der Mannsstamm der Familie ausgestorben. Die Besitzungen
mit dem Stammgute gingen auf eine Erbtochter über. Wenn
Bon Leutold IL, Ulrichs von Wildon Sohn , diese heiratete,
•0 erklärt sich ganz wohl , dass er den Namen ihres Stamm-
pttes annahm. Er war, wie erwähnt, 1277 schon todt und
iuDterliess Söhne. Als einer derselben ist Leutold (IIL) der
Wildonier von Diernstein, wie er sich 1288, 13. VIL, Neumarkt,
ond 1301, 28. L, Wien, selbst nennt, anzusehen.
Mit Hertnid III. hat das Geschlecht der Wildoner seine
Rolle ausgespielt; fortan greift keiner mehr in die Geschicke
des Steirerlandes ein , keine Chronik meldet mehr von ihnen
rfihmliche oder tadelnswerthe Thaten; die Generation von
Dlrichs I. Enkeln bezeugt den Verfall des Geschlechtes. Wir
wenden uns zu Herrands IL Söhnen.
Ein Herrand, von Hertnid HL in der liandsberger Ur-
kunde von 1292, 1. I. (S. 262, Anm. 2), als sein Vetter be-
xeichnet, erscheint 1281, 22. VIL, 1284, 11. IL und 9. XL,
mit einem Bruder Ulrich; wir werden diese beiden also wohl
»l» Söhne Herrands IL ansehen dürfen.
Ulrich IL von Wildon-Eppenstein ist als Zeuge von
Urkunden nachzuweisen für die Jahre: 1279, 15. V., » 1280,
16. L,2 1281, 22. VIL, mit seinem Bruder Herrand,^ 1282,
' D. St, 1, 97 Oo88. 61: 1279, 15. V., S. Veit, Merboto von Malspech für
GöM. U. d. Z. Vlricus de Wildonia ....
' Jo. Arch. C. 1158: 1280, 16. I., Graz. Wulfing von Trewenstein begibt
sich benannter Ansprüche auf admontische Güter und Vogteirechte. Z.
dorn. Otto de Lihtenstain, tnnc index generalis per Stiriam, dorn. Or-
tolfas frater mens, Vlricus de Wildonia gener meus ....
' Koch Sternfeld in Beitr. zur deutschen Länder-, Völker- und Sitten-Ge-
schichte 3, 90: 1281, 22. VII Offo von Saurau übergibt Schloss
Hosheim dem Erzbischof Friedrich von Salzburg. U. d. Z Ulricus
^« Wildonia et HerranduR frater ....
18*
276
22. VIIL, mit Hertnid III. dem Marschall (S. 258, Anm. 3),
1282, 1. X., » und 1286.'^
1282, 22. Vni., Wien, nennt er sich dapifer Stiriae; da
das Truchsessenamt in der älteren Linie der Wildoner erblich
war — dapiferatus infeodatus heisst es im Ration. Stiriae von
1262 (S. 184, Anm. 2) — so folgte Ulrich in demselben seinem
Vater Herrand, der 1278, 12. II. (S. 245, Anm. 1) ausdrück-
lich als ,truchsaeze' bezeichnet wird, nach. 1284, 11. IT., Brucl^
an der Mur, verkaufen die beiden Brüder einen Hof in £ind(^
bei Knittelfeld und Lobnich^ den sie vom Herzoge Albreci^-
zu Lehen trugen, an Abt Heinrich von Admont, und der Herzo
bestätigt den Kauf. ^ Streitigkeiten mit der Pfarre Pols ward
von deren Verwalter Magister Heinrich von Göss vor A^t
päbstlichen Stuhl gebracht und durch ein Diplom P. Martin 1"%^.
vom 9. XL 1284, Perugia, dem Decan von Salzburg zur Schliöli-
tung übertragen.^
» Jo. Arch. C. 1214: 1282, 1. X., Göss. Wulfingrus und Ortolfa«, Brä<^*
de Trewenstaine, .... und Ulricus de Wildonia bezeugen des ver***^*
benen Hainricus de Erenvels Schenkung für Göss = D. St. 1, 1^^
Goss. 65.
2 W., Adm. 2, 419 N. 286: 1286 . . . Zeiring. Heinrich von Admont ^
Gurk gegen Erzbischof Rudolf von Salzburg. U. d. Z. dominus Vlr»*^^
de Wildonia, dorn. Offo de Sourov ....
3 W., Adm. 2, 407 N. 271: 1284, 11. II., Brück an der Mur. Albof«^''
dux .... quod cum Heinricus abbas Adm. . . a viris nobilibus vi^ ^
Vlrico seniore, Herrando et Vlrico iuniore fratribus de Wildonia, cur*^*
eorum apud Einöd sitam iuxta Chnutelvelde et Lobnich cum sw^**^
et . . . pertinenciis, quam quidem curiam dicti fratres a nobis tamqtX-^°^
vero principe terre tenebant in feudum, pro cxx marcis arg. . . \%%^^
emptionis titulo comparaverit , nos .... venditionis et emptionis C5^^^
tractum ratum habemus . . . . U. d. Z. . . Hertnidus de Wildonia a^^
.schalcus Styrie .... Die S. 239, Anm. 3 ausgesprochene Ansi^^
möchte ich dahin modificireu, dass schon Ulrich I. den landesf&rstlicl^
Lehnhof an Admont verkaufte, natürlich an einen Vorgänger Abt H^?*^
richs, nichts desto weniger aber Herrand III. und Ulrich II. nach Her^
Albrechts Regierungsantritte die Belehnung nachsuchten und erst 1^^
Herzog Albrecht die Bewilligung zum Verkaufe gab. Wegen ,d ^**
fratres* wäre auch denkbar, dass »Ulricus senior, Herrandns et Ulri^^
iunior' Brüder gewesen ; Namengleichheit zwischen Brüdern, wie sie n^^ *
slavischer Weise z. B. bei den Lichtenstein von Nikolsburg vorkomi
ist mir allerdings in der Steiermark nicht aufgestossen.
* H.-H.-St.-A. Or: 1284, 9. XI., Perugia. Martinus episcopus .... de<
ecclesie Salzeburgensis salutem etc. Conquestus est nobis magister U*
277
Ulrich war mit einer Tochter des Wulfing von Trewen-
stein (Trennstein) vermählt und zwar, da Wulfing 1280, 16. I.,
den Ulrich seinen Schwiegersohn nennt, schon vor diesem
Zeitpunkte ; daher erscheint er auch zweimal, 1282, 22. VIIL,
Wien, und 1. X., Göss, neben den Brüdern von Trewenstein
Wulfing und Ortolf als Zeuge. Als Ulrichs Schwiegervater
starb, * verlieh ihm Erzbischof Friedrich II. von Salzburg und
nach dessen Tode der Nachfolger desselben, Rudolf von
Hoheneck, am 14. XII., 1284 Graz, seines Schwiegervaters
salzburgische Lehen. 2 Mit dem Jahre 1286 verschwindet
Ulrich aus den Urkunden; er ist wohl indentisch mit dem
Ulrich von Eppenstein, dessen Witwe Margaretha von Hertnid
d^na Marschall als dessen Schwägerin bezeichnet wird 1301,
^- VII., Göss (Anhang 20 und 21). Fast sicher wird diese
V'ermuthung dadurch, dass Margaretha, Tochter Wulfings
der Diemuod von Trewenstein , sich auch ,von Wildon'
nt und das wildonsche Wappen im Siegel fuhrt. ^ Sie hatte
^^öen Sohn Wulfing, der wohl nach dem Gross vater so hiess
^»^a 1301, 2. VIL, schon todt war (Anhang 20). Güter-
^"^i^^itigkeiten aus dem wildonschen Erbe, die sie mit Hertnid
ricQs de Gosse doctor decretorum, Rector ecclesie de pels, quod Ulricus
et Herrandus de Vildouia fratres laici Secouiensis dioceseos ipsum inde-
bitis exaccionibus agg^rauantes sapra terris debitis possessionibus et rebns
aliis iniuriantur eidem. Ideoque discretioni tue per apostolica scripta
mandamus quatinus partibus convocAtis .... decidas etc. Diese und
drei andere, dem Dechant von Salzburg für Mag. Heinrich von Göss u.
d. 9. XI. 1284, Perugia, von Martin IV. gegebene Urkunden, sämratlich
im k. k. H.-H.-St.-A. aufbewahrt, fehlen bei Potthast, Regesta Pontif. II.
(Berlin 1875) 1756—1794.
In der Urkunde von 1282, 1. X., ist er als lebend erwähnt; er muss
aber noch unter der Regierung des Erzbischofs Friedrich II. gestorben
sein, weil dieser nach Urkunde von 1284, 14. XII., Graz, den Ulrich
von Wildon mit Wulfings Lehen belehnt hat. Da aber Erzbischof
Friedrich II. bis 1284, 7. IV. (9. V.?) nach Potthast Suppl. 399 regierte,
so flUlt Wulfings von Trewenstein Tod zwischen 1282, I. X, und 1284,
7. IV.
^ H.-H.-8t.-A. Or: 1284, 14. XII., Graz, ego Ulricus de Wildonia dapifer
8tirie profiteor quod . . . dorn, mens Rudolfus s. Salzburgensis ecclesie
electus .... omnia et singnla feoda que bone memorie dorn. Wulvingus
de Treunstain socer mens .... ab ecclesia Salzburgensi tenuerat ab
antiqno, mihi contulit ... ad imitationem dorn. Friderici felicis memorie
predecessoris sui qui ea similiter mihi contulerat antea iure feudi.
* Beck-W. in Mitth. der Centr.-Comm. v. 1872, p. CCXV, Fig 13.
278
dem Marschall und ihrer Nichte Sophie, Herrands III. Tochter,
hatte, glich sie 1301, 2. VII., (AnhaDg 21) aus. Ausserdem
erscheint sie noch urkundlich von 1302, 1. IX., Göss, bis
1328, 28. II., Graz. «
Herrand III. ist für die Jahre 1281 und 1284 schon
bei seinem Bruder nachgewiesen; für 1283 kann man ihn ver-
muthen (S. 245, Anm. 3); ausserdem erscheint er nur mehr
» Vgl. Beck-W., Centr.-Comm. p. CCXVI f:
a) 1302, 1. IX., GösB. Ich Margaret kern vlreichs voitice von Eppen-
alaine vergich . . . daz ich . . . durch meines lieben vater hern Wulfingt*
v<yi\ Trewetistain meiner mueter vroun Diemfiten vnd hern vlreichs meine«
Wirtes . . . ein swaig im Donrspach f^r zwo march geldes gerait vnd ain
halbez fueder weins bei der Seust an perchrecht . . . aaf vnser vrowen
alter ze Grosse han gegeben .... Or.-Pg. Jo. Arch. 1643; daa dritte
Siegel = Beck-W., Fig. 13.
b) 1305, 4. IV., Göss. Ortolf von Kranichperg verzichtet zu Gunsten
seiner Muhme Martjarethe, Witwe Ulrich« von Eppenttein, auf alle seine
Rechte an einer Hube in der Kateyl. Paradeiser Codex fol. 28 (vgl. S. 240
Anm. 2).
c) 1305, 4. IV., Göss. Ich Margaret heren vlreichea witwe von Eppen-
stain vnd mein Ohaim Ortoff von Chranchperch veriehen . . . daz wir ainen
hof in der awen bei GrsBtz vnd zwo hvb ze Wemherspvch . . . dem
Gotshovs ze Gosse geben haben [vnd hat vrov Herrat dev erbar Abtes-
sinn . . dev vorgenante gvt zwain junchvrowen swester Matzen der
Pr^SBchinchinn vnd swester Travten .... verlihen, die weil si baide
lebent]. Or.-Pg. Jo. Arch. 1673»: das erste Siegel = Beck-W. Fig. 13.
ITeber diese Verleihung und die Heimfallsbedingungen hat Aebtissin
Herrad u. d. 4. IV., 1305, zwei gleichlautende Urkunden, Jo. Arch. Or.
1673, 2 Stück, ausgestellt.
d) 1305, 4. IV., Göss, gleichlautend der vorhergehenden Urkunde mit
Ausnahme des eingeklammerten [ ] Zusatzes. Or.-Pg. Jo. Arch. 1673^ ,
das erste Siegel = Beck-W. Fig. 13.
e) 1313, 21. X., Graz. Margarethe Witwe Ulrichs von Eppenstein
widmet die oben sub b) erwähnte Hube in der Kateyl dem Clarissiunen-
kloster in Judenburg. Zeugen: her Vlreich von Wallsee haubtman in
Steyr, her Hertneid von Wildon marschalt (!) in Steyr, her Ott von
Liechtenstain .... Paradeiser Codex fol. 27.
f) 1318, 5. XI ... . Ich Margret von Epeustain vergich . . . daz ich
sehz march geltes . . . gelegen in dem Enstal, daz da haizzet in dem Doners-
pach .... gegeben han zv den drin swestern von Chranchperch vron
Dfmuten, vron Elzpeten, vron Angnesen auf daz frowen chloster ze Grsetz
daz her Vlreich von Waise gestift hat . . . gezeug her vlreich von
Waise . . . her Ott von Walstayu . . . Or.-Pg. Jo. Arch. 1846, das
Siegel = Beck-W. Fig. 13.
g) 1328, 28. II. (?), Graz. Ich Margaret von Eppenstayn vergih . . .
daz ich . . . der vrawen Gedravten der priorinne ... zu dem vrawen chloster
279
1287, 12. IIL, Judenburg, als Zeuge des Otto von Liechten-
stein, ^ dann 1288, 22. IL, Judenburg, mit seinem Oheim Hert-
nid IIL als Zeuge der Stubenbergischen Brüder (S. 259,
Anm. 2) und 1292, 1. L, Landsberg, als stillschweigender Theil-
nehmer an der Empörung der steierischen Ministerialen (S. 262,
Anm. 2); dem doppelten Drucke seines Oheims und der
ihm verwandten Stubenberger konnte er wohl schwer wider-
itehen.
Seine Tochter Sophie haben wir 1301 (Anhang 20
and 21) als Bundesgenossin Hertnids des Marschalls gegen
Uargaretha von Wildon-£ppenstein schon kennen gelernt.
1312 ist sie bereits todt, denn in diesem Jahre, 11. VI., Juden-
borg, schliessen die Brüder Otto und Rudolf von Liechtenstein,
Sohne des am 24. XL 1311 verstorbenen Otto IL von Liechten-
stein, einen Theilungsvertrag über ihr Erbe; unter den hier
aufgezählten Gütern befindet sich aber auch das Gut ihrer
verstorbenen Muhme, Sophie von Wildonie, bei Frauenburg. ^
Bei dieser verwandtschaftlichen Bezeichnung kann mau an
Ottos IL von Liechtenstein erste Ehe mit Agnes von Wildon,
tn Herrands IL von Wildon Ehe mit Bertha von Liechten-
•tein, dann wohl auch an Ulrichs IL von Wildon Ehe mit
daz her vlreych von Waltse ze Crantz gestiftet hat, gcschaft han nach
meinom tode zway hundert Chsese gult . . . ji^elegon ... in dem Enstal
in dem Donrspach vnd leit derselben chsos gult ayn hundert ze Ram-
stayn vnt daz ander hundert dient der Kosenstainer mit . . . auz ge-
Domener red, daz man der . . . eho'.s gult swester matzzen der prueshin-
chinne in dem . . . chloester nach meinem tode allev jar funftzich chtps
g^ben »hol vntz an ieren tot ... . getzevg lier vlreich von Walltac ....
her Ott von Waltstayn .... Or.-Pg. J. Arch. 1968», das Siegel =
Beck-W. Fig. 13. lieber diese Stiftung erliegt ein fast gleichlautendes
Originale im Jo. Arch. 1968^'.
' Jo. Arch. Or. 1296 : 1287, 12. IIL, Judenburg. Otto von Liechtenstein
Kümmerer in Steier schenkt an das Frauenkloster in Judenburg. U. d.
Z. . . . Herraudus de Wildonia ... *
' Jo. Arch. Or.-Pg: 1312, 11. VI , Judenburg. Otte und Rudolf von Liechten-
stein tbeilen nach dem Wunsche ihres seligen Vaters Otte von Liechten-
stein, Kammerers in Steyr, ihre Güter ,h18 dev hantucste sagt seines ge-
schafftes . . . also daz ich Otte meinem briider hern Rudolf obentewerung
getan han ouf den marcht ze Mürowe nach vnsers lieben vater rat mit
dem gute vnserr m^men vrowen Sophein von Wildony, daz vmb Vrowen-
borch gelegen ist, nach ir tode mit allev dev vnd si inne gehapt hat»
gesüht vnd vnges&ht, also daz ich noh mein erben dar nah dehain an-
sprach haben ....
280
Margaretha, der Tochter Wulfings von TreweDSteiu und dt
Diemuod von Liechtenstein, denken.
Hertnid III. der Marschall, hatte vier Kinder, die sämm
lieh zu des Vaters Lebzeiten wiederholt erwähnt werden. D<
Zeitfolge der Erwähnung nach war der älteste Sohn Richer IIl
er erschien bei seinem Vater als Zeuge von Urkunden in de
Jahren 1277, 1285, 1290, 1299, 1300 und 1302 (S. 257, Anm.
S. 258, Anm. 5. S. 259, Anm. 3. Anhang 16, 17, 18. S. 271, Anm.
S. 272, Anm. 1). Er erscheint in sonst keiner Urkunde mehr ; ai
dem Fehlen desselben in einer Urkunde der übrigen Geschwist
von 1308; 15. III., darf man schliessen, dass er um diese Zeit 8ch<
todt war. Er hinterliess zwei Töchter, Elsbeth und Ma
gareth, welche als Nonnen in das Kloster Mährenberg ei
traten; für diese sorgte ihr Oheim 1314, 23. IV., durch eil
Schenkung an das Kloster (Anhang 25), und 1325, 19. II!
stiften sie mit Gunst desselben Hertnid IV. von Wildon eini(
Jahrtage im Kloster Mährenberg (Anhang 26).
Hertnid IV., Hertnids III. zweiter Sohn, wurde gleic
falls mit dem Vater und den übrigen Geschwistern 1285, 129
1297, 1299, 1300, 1302 (S. 258, Anm. 5. S. 259, Anm.
Anhang 12, 16, 17, 18. S. 271, Anm. 2. S. 272, Anm.
urkundlich erwähnt.
Eines und das andere Zeugniss mit dem Namen ,He]
nid von Wildonie' ohne den Beisatz , Marschall von Steie
welches innerhalb der urkundlich festgestellten Lebensz
Hertnids III. dem Letzteren beigelegt worden, mag dem Soh
gehören. Umgekehrt könnte ,her Hertneid von Wildon', d
mit den Liechtensteinern, dem Pettauer und dem Ramstain
eine Schenkung Graf Ulrichs von Heunburg an Ulrich v
Wallsee in Feustritz und am Schöckl bestätigt, 1304, 3. II. . .
auch der Vater sein. Denn des letzteren Tod ist erst na
1305, 9. IIL, als sicher anzunehmen; unter diesem Dati
nämlich bestätigt Hertnid IV. eine Verschreibung seil
Bruders Ulrich III. von Waldstein an seine Gattin Mathilc
J N.-Bl. 2, 375, Nr. 9: 1304, 3. II Graf Ulrich von Heunburg schei
dem Ulrich von WalUee. Z. Otto von Liechtenstain und sein snn (
her Hertneid von Wildon, her Hertneyd von Petta^, her Vlreich schei
von Ramstain ....
281
aod daas hier des Vaters keine Erwähnung geschieht, berech-
tigt uns zu dem Schlüsse dass er todt sei (s. S. 285, Anm. 2).
Das Prädicat ,Marschall von Steier' fuhrt Hertnid IV.
werat 1305, 2. IX., ferner 1305, 13. XH. (S. 286, Anm. 1),
1313, 21. X. (S. 278, Anm. 1 e), 1314, 23. IV. (Anhang 25),
J319 (8. 283, Anm. 5. S. 284, Anm. 1 und 2) und 1325, 19. III.
(Anhang 26), somit, da dieses seine letzte glaubhafte Urkunde
ist, bis zu seinem Tode.
Er sass auf Eibenswald, während sein Bruder Ulrich III.
auf Waldstein sass.
Als Besitzer von Eibenswald gestattet Hertnid 1305,
2. IX., Graz, dem Bischof Ulrich von Seckau auf dem Eigen-
gnmde des Letzteren in ,AetzleinsdorP, wo Hertnids IV. Vater
da» Gericht inne gehabt aber an den Bischof 1301, 7. IV.,
verkauft hatte (Anhang 19), gegen Zahlung von vierzig
Mark die Burg ,Byscholfsekke', zu bauen (Anhang 23); der
Bischof aber versichert mit Urkunde von demselben Datum,
dass weder Hertnid noch seine Nachkommen von ihm noch
Ton seinen Nachfolgern irgend welchen Schaden durch diesen
Bai]^bau erleiden sollen, und verpflichtet sich, jeden solchen
Schaden innerhalb zweier Monate gut zu machen ; im Verwei-
geningsfalle sollen sich die Wildonier an den Landesfürsten
oder dessen Hauptmann in Steier wenden und, falls sie auch
da nicht zu ihrem Rechte kommen, berechtigt sein ,des schaden
wlb z4 chömen vnd in widertun* ohne Ersatzpflicht gegenüber
dem Bisthum Seckau. '
Von Familienbeziehungen ist uns Folgendes überliefert:
zunächst Verhandlungen, welche dem Verkaufe der Güter
seine« Bruders Ulrich, nämlich Waldstein und Weinberg, vor-
auspngen, 1305, 9. III. und 13. XII. (s. S. 285, 2. S. 286, Anm. 1),
ferner der gemeinsame Verkauf von Weinberg an Ulrich von
*D. 8t I, 346, £p. 65: 1305, 2. IX., Graz ... daz vns her Hertneid
der jung von Wildony, marschalich ze Steyer, erlaubt hat . . ., daz wir
das bans ... in dem Sachental gelegen . . ze nast bei Ejbeswald vnd
daz Biscbosekk (I) genant ist, an haben gevangen ze pann, vnd volf&ren
▼od volpringen snllen . . . mit vnserm . . . insigel vnd auch mit in-
ngeln des . . . hern Vlreich von Waise, hauptman vnd drüchsetz in
Steyer vnd mit des erbern ritter hern Otten des Vngenaden, di diser
ueh vnd diser gelube verfuren vnd redner sint gewesen. Des sint
getseng . . . herr Fridrich von Stubenberch, her Hainrich sein prüder, her
Hertneid von Petta^, her Vlrich der Schench von Rabenstain . . .
282
Wallaee 1308, 15. III. (8. 287, Anm. 2); dann die schon
erwähnte Stiftung für seine Nichten im Kloster Mährenberg
von 1314, 23. IV. (Anhang 25), endlich die Bestätigung
einer Jahrtagsstiftung dieser Nichten von 1325, 19. III.
Anhang 26).
Die Verhandlungen mit dem Bischöfe von Seckau, die
Vorbehalte, die er gegenüber den Verkäufen seines Bruders
macht, lassen ihn als vorsorglichen, auf die Erhaltung des
Familienbesitzes bedachten Mann erscheinen ; doch den Verfall
des Geschlechtes konnte auch er nicht aufhalten, wie wir noch
näher bei seinem Bruder Ulrich sehen werden.
Die einzige Privaturkunde, welche Hertnid bezeugt,
nämlich ein Verkauf von Gütern des Stiftes Seckau in Eisen-
gor und Erzwald inner Waldstein an Ulrich von Wallsee von
1307, 26. U., Seckau, führt uns noch einmal auf den Boden,
um welchen zwischen den Wildonern und dem Stifte vom
Aufblühen des Geschlechtes angefangen gestritten worden.^
Es erübrigt noch von den Beziehungen Hertnids zu den
Landesfürsten zu sprechen. Abgesehen von dem Aufstande
gegen Herzog Albrecht 1292 (S. 264, Anm. 2), sind dieselben
stets freundlich gewesen. Er scheint nur dem Vater zu Liebe
sich jener Empörung angeschlossen zu haben ; bei der späteren
Erhebung des niederösterreichischen Adels gegen Herzog
Friedrich den Schönen, 1309, wird Hertnids Name nicht mehr
genannt.^ Folgende Urkunden der Landesfürsten weisen ihn
als Zeugen auf: 1312, 9. IL, Graz, erhalten die Herzöge
1 D. St. 1, 261 Secc. 139: 1307, '20. II. Seckau verkauft an Ulrich von
Wallsee Güter in Eisengor und Erzwald inner Waldstein gelegen. Z.
Hertnid der jüngere von Wildon etc.
2 Kurz, Oesterreich unter König Friedrich dem Schönen (Linz 1818),
S. 27 ff. berichtet von dem Aufstände der Herren von Potendorf und
Zelking in Niederösterreich, von dem Anschlage auf Wien, von Greif
Zelms Rettungsthat und Ulrichs von Wallsee Entsatz. Lichnowsky, Habs-
burg, III. 28 — 31 er/fthlt von der Erhebung des niederösterreichischen
Adels und zählt (S. 30) jene steierischen Herren auf, die dem Rufe
Ulrichs von Wallsee nach Graz Folge leisteten : der Erzbischof von Salz-
burg, der Bischof von Seckau, der Gr. von Hohenlohe, Gr. Friedrich von
Heunburg, der Fr. von Souneck, die Stnbenberg, zwei Liechtenstein, die
von Pettau. Krön. 2, 102 hat allein die Notiz, dass bei den aufstSo-
dischen Niederösterreich eru die Absicht bestanden habe, den Gr. von^
Heunburg in die Empörung zu verwickehi.
283
Friedrich und Leopold, Söhne König Albrechts L, von S. Paul
das Lehenrecht über Mährenberg;' 1313, 3. IL, Graz, kauft
Herzog Friedrich von Oesterreich Güter ;2 1318, 5. XL, Juden-
borg, verpfänden König Friedrich III. und seine Brüder Al-
brecht, Heinrich und Otto dem Erzbischof Friedrich von Salz-
bar^, für Beistand gegen Baiern, Friesach und Arnfels, und
stellen Bürgen: Graf Hermann von Heunburg, Graf Ulrich
von Pfannberg, Otto von Liechtenstein, Ulrich von Wallsee,
Hertnid von Wildon u. a. ^ Der Zeit des Kampfes zwischen
Friedrich von Oesterreich und Ludwig von Baiern gehören
«ach die letzten Urkunden an, in denen ein Wildoner als
Trüger eines landesfürstlichen Amtes auftritt. Ende 1318 näm-
lich sandte König Friedrich eine Gesandtschaft nach Ober-
italien, um die ihm angebotene Unterwerfung Trevisos ent-
gegenzunehmen. ^ An der Spitze dieser Gesandtschaft stand
der Bischof von Lavant, ihm zur Seite Hertnid von Wildon
und Meister Konrad, Protonotarius des Königs. 1319, 6. L,
nahmen die Genannten die Ergebenheitserklärung des Podesta
'von Treviso im Namen ihres Herrn entgegen : ^ am 26. L des-
> U.-B. S. Paul 194; 1312, 9. II., Graz. Abt Weriand von S. Paul hat
den Herzögen Friedrich und Leopold das Lehenrecht über Mährenberg
▼erlieben. U. d. Z. . . . Hertnid von Wildony . . . Heinrich und Albrecht
von Wilthausen.
'Neue Abschrift der Grazer Univers. Bibl.: 1313, 3. IL, Graz. Heinrich
▼on Hoheuloch verkauft an Herzog Friedrich von Oesterreich Güter in
der Steuntz und im Mürzthal. Z. . . . Hertneid von Wyidoni ....
'Uchn. Habsb. 3, 116. Reg. CCCLXXIl : 1318, 5. XI., Judenburjr. König
Friedrich und seine Brüder verpfänden dem Erzbischof Friedrich von
Salzburg die Stadt Friesach für eine Schuld von 3000 Mark. Unter den
Bürgen .... Hartnid von Wildon.
* Licbn. Habsb. III., 119: ,Die von Treviso hatten, um von dem Drucke
des Cane della Scala, Herrn von Verona, der sie . . . belagern Hess,
befreit zu werden, im Jahre 1319 Gesandte an König Friedrich abgehen
lassen mit der Bitte um Beistand. Er bestellte den Grafen Heinrich von
Görz als Reichsvicar . . ., welcher mit Herrn Cane einen Vergleich
schloss, im Juni die Stadt von der Belagerung befreite und in dieselbe
mit einer stattlichen Kriegerschaar seinen Einzug hielt*. Die im Texte
erwähnte Gesandtschaft und die Thätigkeit derselben liegen vor dem
Eiogreifen des Grafen von Gor/. Vgl. auch noch Krones 2, 109.
^ Giamb. Veroi, Storia della marca Trivigiana VIII. Bd. (Venezia 1788)
Doeamenti N. DCCCCXV (p. 160): 1319, 6. L . . . quod dominus pote-
•tas . . . iurare debeat coram dictis ambaxatoribns ipsius domini Reg^s
officiom sni Vicariatus ... et quod omnes et singuli de consilio CCC . . ,
284
selben Jahres schlössen die Bewohner von Treviso dem Könige
und seinen Qesandten zu Ehren Waffenstillstand mit ihren
Mitbürgern ; welche sich wahrscheinlich im Gefolge des Con
Cane della Scala ausser der Stadt befanden und erklärten, das
Castell Conegliano dem Marschall von Steiermark, Hertnid von
Wildon, zur Bewachung zu übergeben. * Auf Betreiben der Ge-
sandten fand am 28. I. desselben Jahres die Uebergabe des
Castells an Hertnid statt. ^
Die Bestätigung der Stiftung seiner beiden Nichten Eis-
beth und Margareth von 1325, 19. III. (Anhang 26) ist
Hertnids IV. letzte urkundlich bezeugte Handlung. Noch in
demselben Jahre 1325 ist er gestorben ; denn am 20. XI. 1325,
Wien, wird seines Todes in einer Urkunde Herzog Heinrichs
von Oesterreich gedacht und ein Satz , den Hertnid nebst
Frau und Töchtern bisher inne gehabt, den Brüdern Albrecht
und Heinrich von Wildhausen bestätigt. ^ Der Ausdruck dei
jurare debeant . . . fideliUitem ipsi domino Regi, seu Venerabili . . ,
Episcopo Laventino ... et egre^io Viro Domino Hertindo de Vtädania
Marescalco in Sfiria et . . . Magistro Conrado protonotario , Imperialii
Aule Naociis et legatis eiasdem domini Kegis recipientibus pro Ipso . .
de observando et attendendo omnia et singula alias promissa ...
(p. 161): 7. I in conspectu . . . Episcopi Laventini et . . . Magistri Conrad
. . . Protonotarius (!) ac nobilis viri Domini Heiidrici de Vaidonia Mare-
acalchi Stirie, Secretarii prefati Domini Reg^s, et legatorum .... Selbst-
verständlich ist hier und in den folgenden Anmerkungen anstatt ,Hen-
dricus' zu lesen ,Hertnidu8 de Wildonia*.
' Verci a. a. O. Doc. N. DC(^CCXXI (p. 167): 1319, 26. I. . . ob reveren
tiam . . Reg^s et legatorum suorum honorem fiat tregua inter extrinsecoi
et intrinsecos Tervisinos modis . . . infrascriptis . . . quod dicta tregiu
fiat et duret ... ad exitum Mensis Februarii consig^ato et dato prioi
Castro cum fortiliciis Coneclani in fortin, et virtute nob. viri dorn Hen
drici de Vaidonia Marescalchi stirie nomine . . . Regia cum monition«
et expensis necessariis pro conservatione et custodia dicti castri et for
tiliciarum ipsarum, quod castrum et fortilicie debeant custodiri per dictun
Marescalcura et gentes . . . Regis . . . usque ad . . . exitus Febroarü
^ Verci a. a. O. (p. 169): 28. I : . . ad requisitionem . . . legatomm . .
Castrum Coneclani . . . detur et consignetur domino Hendrico de Val
doniüy Marescalco Stirie . . . nomine . . . Regis usque ad finem tregne
3 H.-H.-8t.-A. Or: 1325, 20. XL, Graz, wir heinrich . . . hercsog ze Oster
reich und ze styre veriehen offenlich . . . daz wir vnsem getrewen liebet
Alhrechten und Heinrichen gepruodern den WiUhauaern den sats den ¥ri
und vnser pru^der vnserm getrewen lieben Hertneyden wm Wyldonu
dem got genad^ Eftpsabeth siner hausvrowen vnd sinen toechtem getai
haben . . . stet haben . .
285
Urkunde ,HertDeydeD vod Wyldonie dem got genad^ lautet so
bestiinmt, dass dagegen kein Zweifel aufkommen kann, Hert-
oid IV. ist 20. XL; 1325 schon todt. Wenn er nun aber
1326, 24. II., Marburg, in einer Urkunde Hadmars von Valken-
berg als Zeuge fungirt, ^ so werden wir uns dies nur so er-
klären können, dass die in Frage stehende Urkunde bei seinen
Lebseiten aufgesetzt wurde, indem man auf ihn bestimmt als
Zeugen rechnete, aber erst beim Vollzuge des Kaufvertrages
datirt wurde, als Hertnid bereits todt war. An einen gleich-
namigen Sohn dürfen wir nicht denken, denn nirgends ist uns
eine Spur von einem solchen überliefert; auch Hertnid so gut
wie sein Bruder Richer hinterliess nur Töchter, 1325, 20. XI.
Vermählt war er mit einer Elisabeth unbekannter Herkunft,
die 1314 und 1325 erwähnt wird, ihren Gemahl also überlebte.
Ulrich in., neben dem Vater und den Geschwistern schon
1290, 1299, 1300, 1302 (S. 259, Anm. 3. Anhang 16, 17. S. 271,
Änm. 2. S. 272, Anm. 1) ist uns fast nur durch seine Verhand-
longen in Betreff des Verkaufes ererbten Gutes bekannt. Zwar ver-
schreibt er 1305, 9. III., seiner Gemahlin Mechthild, einer Tochter
des Rudolf von Ras, Waldstein und fünfzig Mark Einkommen mit
Einwilligung seines Bruders Hertnid; im Falle seines Todes
ohne Leibeserben soll seine Witwe die Burg als Pfand be-
balten für dreihundert Mark Grazer Währung, wovon hundert
Mark ihre Morgengabe sind, und dazu zwölf rittermässige
Leute, bis Hertnid oder die rechtmässigen Erben das Pfand
von ihr um dreihundert Mark lösen ; für den Fall des Bedarfes
kann sie den Erben das Pfand auf künden und, falls dann
binnen Jahr und Tag die Lösung nicht erfolgt, es jedem Be-
liebigen um denselben Satz hintangeben, worauf die Verpflich-
tung, dem Hertnid oder den Erben das Pfand gegen drei-
bundert Mark auszufolgen, auf den neuen Besitzer übergeht;
die rittermässigen Leute aber sollen in allen Fällen der Mech-
tbild dienen bis an ihren Tod und dann an die Erben fallen. ^
^ Jo. Arch. Or.: 1326, 24. II., Marbarg^. Hadmar von Valkenberg^ ver-
kauft an Ulrich, den Sohn Ulrichs von Wallsee, zwei Vesten nra 500 Mark.
U. d. Z. Hertnid von Wildoni ....
* N,-Bl. 2 (1862), 376, n. X : 1305, 9. III. ... Ich Wftlreicb von Wildonie
▼«rgihe . . . daz ich meiner lieben hausfrawen vrawen Mechthilten, des
•delen mannes tochter herren Bftdolfes von Ras geben han nnd gib
Bi^in haus . . . Waltesstaiu und daczfi fl^nifczech inarch geltes mit . . .
286
Dieses Versprechen scheint Ulrich auch seinem Schwieger-
vater, Rudolf von Ras, gemacht zu haben, und noch vor Ende
des Jahres stellt er darüber auch seinem Bruder Hertnid eine
Urkunde aus, 1305, 13. XII., Qraz: Hertnid erhält alle jene
Ansprüche, die Frau Melchthild auf Waldstein hat, auf dieset
Gut und auch auf Weinberg, ,als ez her Vlreich von Walsec
der werde hauptman unt truchsaetz ze Steir innen gehabi
hat^ (?). Zur Verrichtung dieses Qeschäftes setzt sich Ulricl
Ostern des Jahres 1306 als Termin ; wenn das nicht geschieht,
so soll sich Hertnid an Weinberg halten und an die ftlnf
hundert Mark, die Ulrich von Wallssee dem Ulrich von Wildou
noch zu zahlen hat; eben diese fünfhundert Mark sollen an
£rbe und Out gelegt werden und dürfen an Niemand ver-
pfändet werden, wenn sie nicht früher dem Bruder angeboten
werden. ' Aus dem Wortlaute der in der Mitte verstümmelten
und bei dem Mangel anderer Documente etwas dunklen ü^
künde scheint hervorzugehen, dass Ulrich von Wilden ohne
Rücksicht auf jene Verschreibung an seine Frau von 1305,
9. IIL, im Docember bereits einen Kaufvertrag wegen Wald-
stein mit Ulrich von Wallsee abgeschlossen hatte, dass abei
g^ten willen meines prfider Hertneides mit . . g^elubden, . . . so idi
nicht erben gewnnne . . ., flo wer das . . haus . . . ir satz flir dren*
hundert march silbors Greczer gewegens; des selben Silbers sint ii
morgengabe hundert march silbers und czwelf mensch reitermezig-er leut«
mit meinem insigel und da czft noch mit vier insigelen, der isl
ainez meines prflder des oftgenanten Hertneides, etc.
» N.Bl. 2 (1852) 376, n. XI: 1305, 13. XII., Graz. Ich Vlreich von Wil-
dony vergihe . . . daz ich meinem lieben pn\der Hertneiden von Wil«
dony, marschalch in Steir eilen di gelubde di meiner housvrowen . . ,
Mechtilden vnd meinem swaeher . . . Rftdolffen von Ras geschehen sint
vmb Waldstain daz hous . . ., daz ich im di vernenwen sol, unt sol d;
saelben recht mein pn*ider auf Weinwerch haben . . ., als ez her Vlreiol
von Walsse . . . innen gehabt hat, unt sol ich daz verrihten Ewiscben
hinnen unt ostercn; taet ich des niht, so sol ... mein . . . pr&de*^
Hertneid auf Weinwerch haben unt auf den fumf hundert marchen silbers
di m!r der egenandte her Vlreich von Walsse noch gaeldten sol , di sol
er mir nimer geben noch antwurten oder (ich) (Lücke) laist meinen:
prAder di vorverschriben gelubde . . . auch han ich im . . . ^elnbdt
daz ich die fumf hundert march silbers an erb unt auch an gult nacl
seinem radt legen sol, unt lob >im anch, ob ich di saelben . . . ver
chumberen oder an werden wolt, der sol ich nieman gtmnen noch eoma^
ze vromder hant verchnmberen oder ich n^>t und peuts meinem pmder c
an, ob er si werven mit mir mag oder wil. Siegler und Zeugen.
287
der KaufschilliDg Doch nicht völlig erlegl war. Diesem Gebahren
des Bruders gegenüber scheint Hertnid sich das Vorkaufs-
recht auf das zweite grosse Besitzthum des Bruders; auf Wein-
^^7 g^ichert zu haben. Und in der That bestätigt schon
vier Tage nach der Ausstellung der besprochenen Verschrei-
bung Ulrich von Wildon dem Ulrich von Wallsee den En-
pfang von 524 Mark Silbers für den Verkauf von Waldstein. ^
So ist 1305 auch das zweite Familiengut in fremde
Bäode übei^egangen. Und schon 1308, 15. III. ^ wandert das
ciritte Gut, Weinberg, dem bekannten Weg in die Hände der
«afstrebenden Wallsee, welche durch kluge Benützung der
Gonst der Fürsten und der Bedrängniss des herabgekommenen
XjUidadela zu hohem Ansehen und fabelhaftem Reichthum sich
erhoben. Diessmal handeln beide Brüder im Einverständnisse,
ixdem sie Weinberg, Haus, licute und Gut mit sammt dem
Gerichte bei Weinberg um dreihundert Mark Wiener Gewichtes
SLü Ulrich von Wallsee verkaufen.^ Ulrich zählt in seiner Ur-
konde alle die Eigenleutc, die er abtritt, sammt ihren Abgaben
auf, sowie die Lehen und die Leute, die Ulrich von Wallsee
Kiurückgekaaft hat. Aus dem Wortlaute der Urkunde ,mit
allem dem reht vnd ich vnd mine vorderen ez her haben braht'
'N.-Bl. 2 (1852), 256, n. XII: 1305, 17. XII., Graz. Ich Vlreich von
Wildonj vergib . . daz m'u h . . her Vlreich von Walsee an dem gftte
des chonäes se Waltstayn mit rechter raytung verrichtet hat fumf hun-
dert march and vier und /waynzich march nilbers.
Mj.-B. O.-Oest IV., 582: 1308, 15. IIT., Graz. Ich Vlreich von Wildonie
vergehe . . . daz ich mit mincs br^der Hmrtnides gutem willen vnd nach
sinem rate vnd auch mit aller vnser beder erben gutem willen han ver-
ebanfet . . . minem vrivnde von Walt«e herm Vlriche . . . Winberch
daz hons vn^ Hute vnd ^ut . . . mit samt dem gerihte bt Winberch,
daz sich anvaht ze Laubekke vnd wider windet auf der Gaenaeser
pnxkken, mit aller der manschaft, die ich vnd mine vordem her haben
braht in dem Genacsetal vnd auch liute vnd gut vnd manschaft, als si
liemach gescbriben ist . . . vm driv hundert march silbers Wiennisches
^ewihtes . . (Folgen 26 benannte Eigenleute und ihre Sätze) . . . Auch
liat der vorgenante her Vlreich von Waltse widerchaufet daz gut vnd
clie manschaft, div hernach gescbriben ist (folgen 8 benannte Lebensleute
Und die Orte, wo die Lehen liegen) .... mit minem iusigcl vnd mit
• . inines bmder insigele Hoertnides vnd mit miner swester insigele
^filsbeten . . . gezinge grave Virich von Phannoberch, her Friderich vnd
lisr Heinrich br^dere von Stnbenberch, her Hiortnit von Pottowe, her
Otts vnd her Rudolf die br^dore von Lichtenatcinp etc.
288
geht hervor, dass Weinberg schon im Besitze der Vorfahre:
Ulrichs gewesen (obwohl dieses bedeutenden Besitzes niemal
Erwähnung geschehen) und somit die letzte Handhabe zu
Deutung jener räthselhaften Stelle in der Urkunde von ISCK
13. XII., jWeinwerch . . als ez her Vlreich von Walsse . .
innen gehapt hat', dass etwa Weinberg gegen Waldstein vo!
den Wallseern an die Wildoner erst vertauscht und späte
zurückgekauft worden sei, uns benommen ist. Ulrich lebt
noch 1314 (Anhang 25), seine Gemahlin Mechthild (ISOf
S. 285, Anm. 2) wird 1341, 6. XII., als Witwe noch erw&hnt
sie verkauft einen landesflirstlichen Lehenhof zu Wilden a
Heinrich von Wildhausen. ^
Ulrich scheint kinderlos gestorben zu sein; da auch Herl
nids III. Tochter, Elsbeth, 1290, 1299, 1302 bei ihrem Vate
(S. 259, Anm. 3. Anhang 16, 17. S. 271, Anm. 2. S. 272, Anm. 1]
1308 bei ihrem Bruder Hertnid IV. (S. 287, Anm. 2) erwÄhnl
unvermählt gestorben zu sein scheint, so ist wie Herrands II.
so auch Hertnids III. Stamm in der Generation der Enkel au
Mangel an männlichen Erben erloschen.
Die Erbämter der beiden Linien, Truchsessen- un<
Marschallamt, gingen auf andere Familien über, so letzteree
nach des Abtes von Victring Bericht, auf die Herren voi
Pettau. Joann. Victor, zum Jahre 1322 (1317, Böhmer I, 391
Anm. 2) : marscalcatus Styriae deficientibus nobilibus viris d
Wildonia, qui ad hunc fuerant hereditati, ad virum prudenten
strenuumque nobilem Herdegenum de Petovia congruo recom
pense precio et favoris principum amminiculo est translatuB e
in suos posteros est transplantatus^ In zwei Umständen wider
spricht diese Nachricht dem urkundlichen Sachverhalte, näm
lieh in der Angabe des Jahres, denn 1325, 19. JH., Urkunde
ja Hertnid IV. als Marschall, und dann kann der Ausdrucl
,hereditati* nicht als gut gewählt bezeichnet werden, denn vo
dem Jahre 1277 kennen wir keinen urkundlich beglaubigte)
Marschall aus dem Hause Wildon. Ueberhaupt haben nur zwe
» H..H.-St.-A. Or: 1341, 6. XII., Wien. Wir Albrecht . . . hertEog i
Osterreich ze Steyr vnd ze Chernden tnon chvnt, . . . daz vns die erbe
Mechthilt Virichs seHgen wittibe von Wildony aynen hof ze Wildoo^
gelegen, der von vns ir lehen ist, .... aufgesant hat . . . vnd hat ynt
gebetten daz wir den verlihen vnserm getrewen Huinrich dem Wilthnsei
der in von ir chouft biet, daz liaben wir getan etc. . . .
289
ll^doner, Hertnid III. und der IV. dieses Amt bekleidet.
Wobl aber war das Truchsessenamt in der älteren Linie erb-
lich; schon Herrand I. bekleidet es (S. 191, Anm. 4), ferner
«ein Enkel Herrand IL (S. 244) sowie des Letzteren Sohn,
Ulrich IL (S. 277, Anm. 2). Die obige Bemerkung Johanns
von Victring mag in späteren Darstellungen zur Rücküber-
tragang des Marschallstitels auf ältere Wildoner, nament-
lich auf Herrand L, der man ab und zu begegnet (S. 189,
-Anm. 1 und S. 191, Anm. 4), Anlass gegeben haben.
Noch lange nach dem Aussterben des Geschlechtes be-
gegnet der Namen desselben in Urkunden, die auf den ehe-
naligen Besitz desselben Bezug nehmen. So verleiht 1337,
14. IX., Erzbischof Friedrich von Salzburg dem Neustift zu
Friesach einen Weingarten zu Marburg, ,der weilen des Wil-
donier gewesen ist^ * 1351, 18. L, Graz, theilt Ulrich von
^allsee, Hauptmann in Steier, mit seinem Bruder Vesten und
C3öter; da befinden sich nun im Besitze der Wallseer Ruckers-
l>urg, Krems, Stainz, Wildon, Gleichenberg, Waldstain, Uebel-
bach, lauter ehemals wildonsche Besitzungen^ aus den Worten
yWir haben ouch getailt, als ez von alter her chomen ist und
•li ez mein vater seliger herpracht hat', geht hervor, dass
schon Ulrich der Aeltere in den Besitz des grössten Theiles
des ehemaligen wildonschen Gutes durch Kauf oder Ver-
pftndung gekommen war. 2 Während die Wallseer die grösseren
' N.-Bl. 1, 313: 1337, 14. IX. . . . Friderich erzbincholf ze Salczburch
'N.-BL II. (18Ö2), 316, n. lU: 1351, 18. I., Graz. ,Vlreich von Waise,
theilt mit Beinern Binder ,Fridrcich äj vier vest Ruekempürch und
Ckrtm» an ain tail, dar zu der satz genauen ist Staenncz nnd anf dem
Oesnaitt . . . Vnd von Wildony von dem satz vier und zwainczig march
drei Schilling f&mf nnd zwainczig phenning von dem gericht .... von
der Togtaj So ist an den andern tail goiiallen Oleichenperg und
WaiUlain vnd Vbelpach der Satz .... Ist maim prüder Fridreichen
• . . xe tail genallen Ri1ckorsp{\rch und Chrems mit der Pakk ....
die dHrfer, die ... zu Rfickerspfirch gehtirent . , ., des ersten Wein-
pcrg, nider Maensenraeut , Schützenhof, Polindorf, Altenmarcht, Staer-
cseopaeh, Lempach, Neustift, dacz Walkrestorf ain hof Nerzclpacb, Peun-
Sn^ben, Gnjebs, Vresaw, Synebelchiriclien , Eglcinstorf, Predmanstorf,
Öckattaw, Rötenpach auf dem perglein, obern Nytscbaw, nider Nytschaw,
'^^er Graasaw, obern Grassaw, Ernwisen, mitter Flsednitz, obern Flied-
'wt»» Zwontieschen, Polan, Takarn, Engschalchstorf , dacz Geczenpfichel
•öl hof, und ein mftl dacz Dwang und daz Lantgoricht von Weinperg,
•'•o daz daz alles gehört mit allen nficzen gegen Rfickerspfirch ....
^^hi^. Bd. LIX. I. Hilfte. 19
290
Güter an sich brachten^ folgten die benachbarten Wildhause
den Wildonern im Besitze kleinerer Lehen nach; schon 1321
und 1341 (S. 284, Anm. 3. S. 288, Anm. 1) haben wir die Brüde
Albrecht und Heinrich als Erben Hertnids IV. und der Mech
thild kennen gelernt; 1362, 29. IV., Wien, erwähnt Herzoj
Rudolf in einer Belehnungsurkunde der Dörfer Sichendorf un<
Qoriczen sowie vier Hüben in Prybigoy, ,deren l^henschaft voi
dem Wildonier selic an vns chomen ist vnd derselben Ißhen
Schaft sich Hainrich der Wilthouser ze vnreht angenomen hat^
Wie rasch manches Besitzthum den Herrn wechselte, zeig
eine Urkunde des Herzogs Albrecht IH. von 1375, 11, III.
Wien, über den Satz der Veste Mährenberg, der ,von weile
den von Wildoni, den von Pettau, und den von Waise voi
erbes und gab wegen' an Graf Yban von Pernstain und Haoj
von Tybeyn übergegangen war. ^
Noch erübrigt jene Linie der Wildonier, die durch Ver
mählung Leutolds II. mit der Erbtochter von Diernstein ge
gründet wurde, zu verfolgen.
In den Jahren 1292, 1294, 1297 und 1298 wird nebei
Hertnid HI. ein Leutold von Wildon oder von Tymstein er
wähnt, dreimal ausdrücklich als dessen Vetter bezeichnet, 1292
1297 und 1298 (Anhang 7, 12, 14) und zwar das einema
als Wildoner, zweimal als Diernsteiner. Da nun der 1277 al
So ist mir . . . Vlreichen . . . her wider geaallen Gleichenperg am
e
Waltstain die zwo vest . . . sampt dem Satz dacz Vbelpach ... ao sin
daz di dSrfer . . . di mir z& Gleichenperg . . geuallen siot und di da
z& gehörent, des ersten Gleichenperg, Wergantstorf, Gesell, Ladweigs
torf, Mayerdorf, Peterstorf, Gnaest, Perleinstorf, Hasenpach, Awrspacl
Lfibichendorf, Rizzilach, Merchcndorf, Jaegerberch, Haselpach und ai:
hueb dacz Taegnestorf, Janichendorf ain hueb. So sint di dörfer . .
von Rükersp&rch von dem u(r)bar genomen und sint ze Gleichenper
gegeben . . . Des ersten Rabaw, Chrügstorf, Ebergerstorf, Leiitoltstor
Oberwincbe], Grueb, Schirlingaw, und ain mfil dacz Gnaest und zwe
aekcher, Schephendorf und das Lantgericht in dem Gnaestal und Gan
litz mit sampt dem richter recht dacz Vogan und dacz Strazz und hi
disehalb der Tra gehurent ze Gleichenperig Welchaw, Paschkendorf an
zwo hueb dacz Gotschach . . . mit alle den und dar zae gehört sn de
. . . vier vesten, als ez von alter herchomen ist und als es mein vatc
seliger herpracht liat etc.
» Jo. Arch. Or. Urk: 1362, 29. IV. Herzog Rudolf von Oesterreich . . .
2 Melly, Vaterland. Urk., Heft 1, 8. 56, N. 80: 1376, 11. IIL, Wiei
Herzog Albreoht von Oesterreich.
291
todt erwähnte Bruder Hertnids, Leutold von Diernstein, Söhne
Itttte (S. 257, Anm. 1), so dürfen wir den Leutold von Wildon
oder von Diernstein, der 1287 bis 1301 urkundlich erscheint,
sich 1288 und 1301 beide Namen beilegt und das wildonsche
Wappen, gering modificirt, im Siegel führt; ^ als Sohn Leu-
tolds II. ansehen.
Leutold IIL ist uns zunächst durch eine Reihe von Ver-
handlungen mit Stift S. Lambrecht bekannt, 1287, 2. VI., durch
eine Schenkung mit Einwilligung seiner Gemahlin Elisabeth,'^
1288, 13. Vn., durch eine Verzichtleistung (Anhang 4), 1290,
19. IV. (Anhang 5) und 25. XII., '* durch Vergleiche, 1294,
31. XII., indem er einem Diener Turolt einen Tausch mit
& Lambrecht gestattet (Anhang 9).
Warum er 1292 (S. 266, Anm. 1) das salzburgische Lehen
un Neuhaus in Wildon verlor oder besser, wie er dazu ge-
kommen, entzieht sich der Erklärung. Von sonstigen Privat-
beriehungen wäre noch der Verkauf der Vogtei über Marein
n Neumarkt an den Bischof Heinrich von Lavant 1293,
• Beck-W. in Centr.-Comm. 1872, CCXV» hat Fig. 12, Leutolds Sigill aus
lieben Urkunden des Wiener St.-Arch. und des (irazer Jo. Arch. von
1290 — 99 abgebildet. Dasselbe zeigt da«? Seeblatt der Wildoner im auf-
rechten Schilde mit der Spitze nach abwärts, die mit dem Schildrande
nuammcnläuft; die Legende lautet: S. Liutoldi . de . Wildunia . f. Das-
selbe Sigill trägt auch die wegen der Familiennachrichten so wichtige
Urkunde von 1301, 28. I. Leutolds Siegel steht am nächsten dem klei-
nereo Sigill Hertnids III. (F. 9 bei Beck-W.), Seeblatt mit aufrechter
Spitze im dreieckigen aufrechten Schilde, Legende: S. Hartnidi . de .
Wildonia . f .
' Jo. Arch. C. 1304: 1287, 2. VI ... . Leutold von Wildon und Elisabeth
Beine Hansfrau schenken einen Eigenmaun Heinrich von Haberschrecke
mnt dessen Familie als Zinshörige an die Kirche zu Hove (Mariahof
bei Nenmarkt) . . . nos Leutholdus de Wildr>nia et vxnr nostra FJyzn
^Hh Uberiqne nottri . . . nobis propriotato ac hominio obligatos, Hainrlcum
ttrtorem in Novo foro prope Grazlab uocatum Haberschreke, ujEorem
Miam Gertmdim et filios et filias, si quos vel si quas habent, uel sunt
kabitari . . . ecclesie sancte Marie in Houe donauimus Testes
. . . Domestici sancti Lamberti . . . Acta sunt hec .... Domino Otto
de Wel professo monasterii sancti Lamberti regente ac providente in
HoQe ecclesie nee non plebi. Der Schlusssatz der Urkunde erklärt aus-
drücklich die Beziehung auf 8. Lambrecht; s. Much. C, 31.
' Beck-W. in Centr.-Comm. 1872, CCXV»' : 1290, 25. XII., üuldeinsdorf.
leutold von Dirnstein entsagt Hechten an die Kirche S. Jakob bei
IHemstein.
19*
292
8. Vn, * ein Vergleich in einem Vogteistreite wegen seckauiscIiL
Güter mit dem Probate von Werde, 1294, 10. I. (S.
Anm. 1), und seine Zeugenschaft für Hertnid III. von Wild
1297 (Anhang 12) zu erwähnen.
Leutold III. war zweimal vermählt; zuerst mit Elisabe'fc.li,
Tochter Konrad Eisenpeutels, 1287 (S. 291, Anm. 2) und ncftit
Margaretha unbekannter Herkunft, 1301. Im Jahre 1301 leb^
als Kinder aus der ersten Ehe: Konrad, Leutold, Heinrii
Jute; als Kinder zweiter Ehe: Turse und Hertneid.
Von 1298 bis 1301 reichen Verhandlungen über Taus«
Pfandschaft und endlichen Verkauf des Diernstein'schen Stam
gutes, 1298, 10. X. . . . schliesst Leutold mit König Albrec^ '^^
einen Tauschvertrag um Diernstein gegen Arnvels. Eine Claur^*^
dieses Vertrages von der eventuellen Aufzahlung König
brechts oder von Rechtsansprüchen, die etwa Jemand
Arnvels haben könnte, scheint die Ausführung des Tauschv^^
träges verzögert oder ganz vereitelt zu haben (Anhang 14-
auch ein Verwandter legte sich ins Mittel, denn am 4. V. 12^
Judenburg, verpflichtet sich Leutold gegen seinen Ohei
Friedrich von Stubenberg (S. 270, Anm. 2) das Haus zu Diei
stein nicht ohne dessen Einwilligung und jedenfalls nur ih
zu verkaufen (Anhang 15).
Aber dieses Versprechen nützte dem Stubenberg^er nicht^^
denn noch 1299, 24. X., Wien, führt Leutold die Unterhan«^'
lung mit dem Landesfürsten, und zwar mit Herzog Rudolf IIT-^
der seit 1299 den habsburgischen Lehenbesitz verwaltete
i
• K. Tangl, Reihe der Bischöfe von Lavant p. 92: 1293, 8. VII., FriesacL
Leutold von Dymstein verkauft dem Bischöfe Heinrich die Advocatie
über S. Maria in Graslup (S. Mnrein bei Neuinarkt), über Güter in Widern,
in S. Georgen nnd in Poleins bei Scheufling, wofür er jährlich zwei
Mark Friesacher Denare bozopr, nm eilf Mark Wiener Gewicht. U. d. Z.
Piljjrinus de Dyrnstain ... C. 1441 de« Jo. Arch. nach
einer Abschrift (ex chartnlac. S. Andreae) im Arch. des hist. Vereines
in Kärnthen, lautet: ,/^e77oldus de Dfirnstein . . . aduocatiam ecclesie sancte
Marie vulf^o in Marein et predia eiusdem ad sanctnm georginm et Sanctnm
Leonarduni in der Pülla prope Schevvflingf, de quibus . . , michi dne
marce denarioruni Frisacensiuni singulis annis solvebantur, . . . vendidi
et dedi . . . Heinriro episcopo Lavantino pro undecim marcis argenti
Viennensis ponderis otc. Tangl hat offenbar richtig gelesen, die Abschrift
des Klajrenfurter Archivs boruht aber auf einem Lesefehler und die Ur-
kunde gehört unscTt^m Leutold.
293
(KxojL 2, 21), weiter: vod einem Tausche gegen Arnvels ist
nicht mehr die Rede^ sondern Leutold hat dem Herzog einfach
sem Lehen zum Kaufe angeboten, da er demselben eine Summe
von vierzig Mark löthigen Silbers Wiener Gewichts schuldet;
die Modalitäten des Kaufes sollen Ulrich von Wallsee, Haupt-
mann in Steier, und Alber Stuchs von Trautmannsdoi*f, Land-
richter, bestimmen J 1301, 28. L, Wien, wird der Kauf in
«Her Form vollzogen; Herzog Rudolf gibt vierhundert Mark
löthigen Silbers Wiener Gewicht und dreiundfünfzig Pfund
Pfenninge in Urbar (Zins von Grundstücken), wofür er Leu-
tolden und seiner Familie hundert Pfund und achtunddreissig
Pfimd auf der Mauth zu Ybbs und in der Gegend zu Persen-
1>6iig setzt. Zweihundert Mark Silbers bestimmt Leutold seinen
Kindern erster Ehe, die mit dem Verkaufe von Dierustein nicht
eioyerstanden gewesen zu sein scheinen. '^
* H.-H.-8t.-A. Or: 1299, 24. X., Wien. Ich Liutolt von van (!) Dyernstoin
Tergih . . . daz ich minem herren dorn herczogfc Rudolf von Oesterich
Und von Steierin min piirch Dierustain, di ich von im zclehen han ....
ingenailt han ze chouffen . . . wan ich von min dürften in g^ülti geuallen
bin, so hat min herre der herzog sin genad an mir getan vnd hat mir
^lihen vierczich march Silbers loetiges vnd wienner gewicht«, also ist
daz mio herre mit mir chovffit, ... so sol or mir daz selbe silber an
der ersten wemnge ab slabin .... des sulen mit mir lohen vnd sweren
min pnrgraven ze Diornstein . . . Mit 1 Sigill.
* H.-H.-St.-A. Or: 1301, 28. I., Wien. Ich Liutolt der Wildonier von Dirn-
■tain vergihe .... daz ich mit meiner hausvrowen vern Margreten vnd
mit meiner chinde Tursen vnd Hertneides gvtem willen vnd gnnst ver-
chavfl hau vnserm herren herzogen Rudolfen von Osterreich vnsers reliten
Lehens des wir von im gehapt haben daz vorgenant havs Dinistain ....
^mb vier Hundert march lotigcs silhers wienncr gewichtes, vnd vmb
Drev vnd fivnfzicli phvnt wienner phenningc geltes in vrbar. da fvr
irnser herre der herzöge gesatz hat mir vnd meiner havsvrowen . . .
vnd vnsern chinden .... seiner rehten gulte Ilvudert pfvnt vnd zwai
min Yierzich pfvnt wienner phenninge geltes. Auf der mavte ze Ibis vnd
fivnfzehen phvnt wionner phenninge geltes in vrbar in der gegende ze
Persenpivge ze rehter satzvnge. Des vorgonanton silhers schafich Livtolt
xwai hvndert march lotiges silhers w . g . . nach meinem todo ze gcbcne
meinen chinden Chvnraden, Livtolden, Hainrichen vnd Jcvton, die ich
tum bei meiner eren havsvrowen vern £lzbeteu hem Chvnrades tohtcr
des Ysenpeutels , swani\e daz ist , daz sie vnserm herren dem herzogen
beitaetigent den chauf .... vnd eo niht. vnd die weile sie des niht
cntynt, so sol vnser herre der Herzoge die vorgenanten zwai hvndert
mtrch Silbers inne haben also lange vntz daz sie . . . daz . . . gentz-
]idi«n bestaetigen. vnd swaz des übrigen ist, daz sol man alles geben
?.*4
Mit •iit:ätMn BLiatvcrtnuTf:; üt auch der Diernsteini«
Zweur der Wlltlija^^r ioi$sr^i«>äC vom heimatlichen Boden; nt
ein*^r Quelle voq iw^^irVükifcem Werthe lassen sich die leti
Auäläater «iifs (.f*^äo:iitH:hce« in Niederösterreich noch bis ge(
Hndt* des 14. Jaiirti-inderts vertol^n. *
iiii'iuer !iau:«vr*. vvoa ▼«ini marrnfttfn mit hem Livioldes Ini
vou Chvnrin:r?n • • ■ Xlc fc pnchtroUen Siegeln: 1. S. Livtoldi . <
Wüiii^niA T. :!. :>. Levvldi . Je . C . rnring . snmmi . pinceme . mvstri
l>:is £r«ciieia«u Leufr'Iii» ie» Kaeoiinge» in einer Wildon-DierosteiiMc
rrkurniv .%hi l^fit^ i»t -eiue:! -ier b«»teu Argumente gegen dieaafS. S
Atttii. t bifk.iinpr^ AniHrtLuion;;: vi^n der IdentitSt der Kaenringer i
l^vru5U'uior LeuCi'Ia»*. £:w:k( abweichend davon heisst es in der Beil
«K* Co.K\ MS. j. MIT 'X13Z, pr.^fiui. 394) der k. k. HofbibL sn W:
rhiuot. Rtüibcbr. wr '<. k. HorbibL 1. 145: item eodem anno ( 1 SOI) kha
herv>£••^: ICitiioi-f vnu Leusuiden dem Wildonier von Türmstain daa haiuf
Türu^Ukiu vuib >•« !u.&rkh ' l^fenmo^ galt im vrbar vnnd YerBciure
iuic tufc .liueiir jocs aücserweil miS der mantt zae Ybs 140 pM Wie
^*K*tiiiiu^ * i^x'ltst \ud 13 prd G«It» V. im vrbar der gegent sue Boienbc
' tUuthalcn» Kecvoä^u^ l:pi«;3L-^aeaL arckivi Campililienais Tom. II (18
(». :^S.< t. brüi^ iiiiti Xnidid l'rknnden, aas denen hervorgeht, c
Lcuu>Ui.<( lU. Ssme er««er lüb^ -.und vielleicht auch die zweiter Ehe]
d\'r (!c<vttd von KIo<»Cvr LilieniVId. am Wilhelmsbarg (zwischen 8. Po!
und l.tlirttK'Ur uud Uradi^ü:. begütert and wohl aach angesessen wai
^ti.t /itsi^iutucutix'd'cu v:<*r N^imea nuicht die Identität höchst wi
-»v'lu'mlu'h Uili itr^'^rwutak:. Chnnrat von Tiemstein suo et irmti
^uoruiu l.oucv*tdi .Ati^iK' Heti'jrioi nomine fatetur damna . . . inqne &
|viiviiu>iu'tr. k'\>Ukvdtr t'.vMs \*^r tiindum quendam sunm Wilhelmspi
t\>ji.Hxitii uKiruir.t^ao diu-fiuil prv^ manitioue oppidi. 1315 idem et a
Jcut» as^ciiticucibu!« !:lüt ^lu Jouta. tixore Dietrici Ladendorfer, 1
iVatrx' !«tu* l.vi^ti'ld'' .(t^iuo vi'-jruAto suo Chunrado Eisenpentel de Oa
bmvh \oiuiutu ii*tü< r^dditii» . . . iu Wilhalmspurch .... 1330. Chol
v«Mi V. i'\fqu;tur lo:::nruw piiiir. ot sati^fecit pro expcnsis funeris vx
<«uAo KIs^H^t . , . i;tuic K't^ravit . . . reditus . . de . . . mansis
Pi otttrist iuvtü Woi<5ei'.burvli. l.'wiö S. Jakobstag. Marquart Tllrs
Tioriistoiit ot u\«'r Act-os venduut nobi? . . . ccnsns in Wilhamspt
tosto iMuuirado do Tierenstein ivgnato. Derselbe Tflrs erschemt o
l.'tTti, ICtTT ^Ividotrale aU iudex curiae^ iL 1387; seine Zagehörig"
zum («c5ohloohte erweist da.« Siegel von 1387 mit anfrechtem £
blatt im Kittersohild, darüber der von einem Rate bedeckte H«
S. Marcuanli . do . 7'ierii^tain. Noch andere bis zum Ende des 15. J
liunderts mit Namen anc^'tülirte Tiernsteiner entziehen sich jeder "^
muthnn{; über ihi\» Stellung in der Genealogie.
Die Kra^^e über Tiernsteiner iu Oestcrreich und in Steieira
muss ich überhaupt n«>eb aU «>tTen betrachten. Ks könnte ja
Ankuüptuug der lüer angeführten Diernstciner an die Wildoner
295
Nach der gemeinen Anschauung ^ hat das glänzende Qe-
seUecht der Wildoner auch der Kirche einen Fürsten gegeben ;
Hertnid, Bischof von Gurk von 1283 (nach 19. VII.), bis
1298, 28. XL (Potth., Suppl. p. 326), war nach den Ann.
Ö. Rudperti (MG. 9, 808) ein Wildoner: ,1283 . . . dominus
Eaertnidus de Wildonia plebanus in pels, ecclesiae Gurcensi
praeficitur^ pro ,de Wildonia* in Cod. 1. corr. ,OflFenberch*.
Derselbe Hertnid, aber ohne einen Geschlechtsnamen, ist
ak Pfarrer in Pols und Archidiacon Eärnthens^ von 1271 bis
iteierischen Diemsteiner ein Znfall spielen, wären nicht die Wappen da.
Und anderseits erscheint 1251, 1277, 1279 in Kaenringer Urkunden bei
Fräst F. E. A. 11. 3, 223 f., Uanthaler recensus II., 283 ein Otto de
Ttemstein, das zweite Mal mit einem Sohne Kourad, der dann für 1323
zugleich mit Kuenriugern bei Fräst F. R. A. II. 3, 621 bezeugt ist; und
die Wappen auf den Siegeln Ottos von 1276, Konrads von 1270 weisen
wiederum das wildonsche Seeblatt auf. Denkbar wäre da folgender
Stanmbaum :
Otto v. Tiemstein
1251—1279
(1317 und 1322, Much. 6, 211. 225)
Chanrad
Leutold
Heinrich
1277—1330?
1312. 1315
1312
0. I. Jeuta II. Elspet
1315 t 1330
? Chonrad 1355.
* Mach. Reg. Bd. u. d. W. Wildon bietet ,l{artuid, Pfarrer zu Pols, Archi-
diacon von Kämthen, Probst zu S. Virgil zu Friesach, Bischof zu Gurk'.
Bergm., Anz.-Bl. 95, 2 hielt Hertnid (IV.), den Sohn des Marschalls,
ftr den Bischof von Gurk.
^ Mach. 3, 241 bezeichnet Hertnid schon von 1269 augefangen als Pfarrer
in PöU. Die erste bestimmte Urkunde ist aber erst von 1271, 30. XI.,
Fonsdorf, datirt : Ulrich und Otto von Liechtenstein f. Erzbischof Friedrich
von Salzburg; daselbst erwähnt ,patruus noster, archidiaconus Karinthiae,
plebanus in Pels*.' Beck-W., Mitth. 19, 210 A. 17. Nur diese beiden
Titel führt Hertnid in den folgenden Urkunden: 1272, 22. I., S. Lam-
brecht (Jo. Arch. C. 975), 1277, 1. X., Admont (F. R. A. II., 31, 365),
1281, 9. VI., Admont (W., Adm. 2, 135). Dass er noch 1283, als er
Bischof wurde, Pfarrer in Pols war, zeigen Ann. S. Rudperti in MG.
9, 808 zum Jahre 1283. Die Würde eines Frohstes zu S. Virgil ob
Priesach, die ihm Muchar beilegt, scheint er nicht bekleidet zu haben;
Mach. 5, 425 stüUt sich auf eine Admonter Urkunde von 1279, 27. III.
296
1281 urkundlich zu belegen, dann als Bischof von Gturk v(
1284 bis 1298, 21. UI. '
Aus allen diesen Urkunden ergibt sich nichts für seil
Zugehörigkeit zum Wildon'schen Geschlechte Wäre er ab
sicher ein Wildoner, dann dürfte man seine Ernennung su
Bischofc; welche nach Muchar Aui'sehen erregte, im Jahre 121
mit den Verdiensten seines Hauses um die Gründung der hab
burgischen Herrschaft in Steiermark — 1282, 27. XII., h
König Rudolf seine Söhne belehnt — in Verbindung setzen.
Allein eben diese Annahme scheint ein Irrthum zu sei
freilich so alt als seine Quelle, die beste Handschrift der An
S. Rudperti. : Identität zwischen dem Pfarrer von Pols d
Jahre 1271 bis 1281 und dem Bischof von 1283 wird sich nie
läugnen lassen ; diesen ersteren aber bezeichnen Ulrich II. ui
Otto II. von Liechtenstein als ihren Vatersbruder 1271, al
als Bruder Ulrichs I. des Sängers, er selbst rechnet sich diese
Geschlechte zu durch sein Siegel.'^ Neben diesem nicht :
unterschätzenden Zeugnisse gewinnt die L. A. der Handschrift
der Ann. S. Rudperti erhöhte Bedeutung, denn ,Offenbei
führen steirische Liechtensteine als Prädicat, so gleich Ulrichs
Bruder Dietmar, z. B. M., Bab. Reg. 176, 124.
des Chunradus de Veuchtwauc, comtnendator ordinü teutonicorum, welc
die Ordensbrüder bezeugen, und unter diesen erscheint aach ,Harto
Prubst zu Virgil in Friesacb. Die Identität der Personen kann diu
die KufäUige Gleiehbeit der Namen uicbt bewiesen werden.
I 1284. Contin Wicbardi de Polheini (MG. 0, 812) . . dorn Ilertnido
1284, 9. XL, Perugia (H.-II.-St.-A. Or. vgl. S. 276, Auin.4) . . venerab;
frater noster llartindus episcopus Gurceusis . ., 1284, 12. XII., W:
(F. R. A. IL, 31. 422) . . Haertnit wisbof von Gurkke . ., 1286, 11.
(Much. G, 39), 128G, 1. IX., S. Egydi (Mittb. 5, 21G), Hartnldu« e
scopus Gurcensis, 1286, 21. X., Judeuburg (Licbn., llabsb. I., Anha
N. XII.) . . Pischolf Hertnid von Gurchk . ., 1288, Nov. (Mach. 6, 4
die bekannte gegen Heinrich von Admont gerichtete Salzbiirg^r Syno
1292, 20. ni., Friesach (Much. 6, 87), PiOo, 28. IX., Völkermarkt (
Arch. C. 1493*), 1298 (21. III.), (D. Öt. 2, 90, Seiz. 29) . . liortni«
episcopus Gurcensis . .
^ Bock-W. in Mitth. 19 ,8tammtafel der steierischen Liechtensteine' fQ
als Ulrichs I. Bruder auf: ,Hartnid, 1271 Archid. Kariuth. sup. Pha
in Pols, später (1279 — 1281) Probst am 8. Virgilieuberge zu Friesac
Ebd. S. 210, A. 17 bemerkt derselbe /.ur Urkunde von 1271 : ,Legende i
Siegel ergeben, dass dieser Oheim Uartnid geheissen und dem Geschlecl
Liechtenstein augehört habe, ein Bruder des Sängers'.
297
Da somit Hertnid, der Bischof von Gurk, durch zwei
Zeugnisse dem Geschlechte der Liechtensteine zugesprochen
vird und in der Genealogie desselben einen urkundlich festge-
stellten Platz einnimmt; während er dem gegenüberstehenden
Zeugnisse zufolge in der Geschlechtstafel der Wildoner nii^end
notergebracht werden kann, so möchte ich denselben fUr einen
Liechtensteiner halten. Hiemit ist freilich der Ursprung der
alten Notiz nicht erklärt.
ANHANG.
1.
1277, 1. Xn., Graz.
fltrtnid von Wüdonia, Marschall in Steyer, verspricht, auf gegebene Be-
^iuigmgtn hin, sich mit dem Erzbischof e von Salzburg über die demselben
angethanen Schäden zu vergleichen,
Ego Hertnidus de Wildonia, marschalcus Styrie, presen-
tibu8 meis litteris recognosco, quod ad informacionem Sere-
nissimi domini mei Rudolii Romanorum regis semper augusti
promisi fide data, quam uice prestiti sacramenti ad manus
^enerabilis patris domini Johannis Chymensis ecclesie episcopi,
quod quicquid ^ ego et homines et servitores mei hoc anno
cecepimus vel dampni fecimus in bonis et prediis reverendi
pfttris et domini Friderici venerabilis archiepiscopi Salzburgen sis
^fttisfaciam pro posse meo domino Lupoide uicedomino archi-
episcopi supradicti vel amicabiliter cum ipso componam infra
octauam Epiphanie domini proximo venture, ita tarnen quod
uicedominus supradictus me vel nuncium meum, quem sibi ad
ooc specialiter designabo, instruet de quantitate dampnorum
per me vel meos homines predicto domino archiepiscopo illa-
^m, quod si in toto non satisfecero infra terminum con-
stitutum^ de illo quod supererit ad soluendum sub prestitc
superius fidei sponsionem promisi parere et stare mandatis et
Pwie domini archiepiscopi supradicti, qui dominus archi-
^piBcopus Echardum de Tanne, ministerialem suum non iuuabit
^utra iusticiam in meum preiudicium et grauamen in que-
•^one bonorum dictorum in der Seiich , sed quicquit domino
' <Pücqiua Hs.
I
[
298
meo regi predicto conueDiens et racionabile uisam faerit, hc ">^
faciet dominus archiepiscopus in causa predicta. Ego et bo
dicta domini archicpiscopi; de quibus nie intromiseram, dimii
libera et soluta, nee ea de cetero occupabo. Huius rei
sunt: dominus Chunradus de Himperch, scriba Styrie canon^B=ii
cus Patauiensis, Albertus de Hornech, Ch. Grabener, milite
Volchemarus de Grez, Th. dictus Riuerer, reeipientc predic
Chymonsi episcopo de predictis omnibus seruandis fideli
fidom meam in domo Volchemari predicti. Datum et actum
Grez anno domini M.*" C.C.°. Ixxvij^. Kalendis Decembris.
Or.-Pg. des k. k. H.-H.-St-A. mit einem verletzten Siegel (= Beck-'^
Fig. 7).
2.
1285, 22. XI., Seckau.
Ilertnid von Wildon, Marschall von SteyeTy genehmigt in Vereinh
mit dem Frohste Ortolf und dem Convente von Seckau, dessen OfficiaU,
Wulfing von Prenninge, Heirat mit seiner Hörigen Gerdrude, des Emsr
von Mautemdorf Tochter, unter genannten Bedingungen,
No vorint universi presencium inspectores, tarn presentes
quam postcri, ad quos pervenerit presens scriptum , quod n
Hertnidus de Wildona, marschalcus Stirye fauorem plana
adhibuimus et consensum, quod Wulfingus officialis de Pren
ninge, iure proprietatis pertinens ad ecclesiam Seccoviensem
liabito communi cousilio inter venerabilcm patrem et domin
Ortolfum prcpositum prefate ecclesie et suum capitulum e:
parte vna et nos ex parte altera, cum domina Gerdrudi, fili
Krnesti de Muterdorf ad uos et heredes nostros iure proprie* —
tatJH pertinente niatrimonium consummauit, hiis conditionibu^
iiiUsrjcietis, si predictus Wulfingus et uxor sua domina Ger—
rlnidiH heredes procreaverint, equaliter inter predictam eccle^
hiaiii et nos vel nostros heredes secundum approbatam terrae
<:ofibV<iliidiiiem dividantur, quod si heredum impar numerus
iii^'.i'Mj pur numerus equaliter dividatur, quod si maaculu»
buiii^fiiit; v(!l si solus masculus fuerit procreatus, inter ipsum»
<:t aliqaaiii puiillam ad nos vcl nostros heredes iure proprie^
tatib |ierlifi(iiiten) matrimonium contrahatur, si vero imparm
iiuijK^ro h<in'.(luni predictorum femina super fuerit^ vel ex ipsi»
.:'/la ii'Mx'wm Uutni procroata cum vno seruorum predicte ecclesie
liialiiiiioiiiuiii contraliatur y itii ut eorum heredes tanqua
299
principalium personarum commuDiter dividantUF; vt similis
dioisio tarn inter heredes nepotum quam proDepotum ac om-
oimn ab ipais descendencium habeatur. Ne autein super hoc
predicte ecclesie aut nobis vel nostris heredibus in posterum
aliqaod dubium sev dissensioDis materia suscitetur, presens
scriptum duximus nostri sigilli munimine roborandum. Sunt
antem huius facti testes : Willehalmus decanus, Vlricus H5zen-
pilbariuB; ChraftO; Chunradus, Ekkarius, domini et canonici
ecclesie Seccoviensis. Dominus Ditmarus de Geula, domini
de Stretwich Ditmarus et Hainricus, Hainricus Prüschinch,
SeidmannuS; Hainricus de Prenning, et alii quam plures. Acta
sunt hec Seccovie anno domini CIO^ cc^ Ixxx quinto , in die
sanete Cecilie.
Or.-Pg. des Jo. Arch. mit einem Murschaüssiegel = Beck-W. Fig. 8.
3.
1286, L n . . . .
Gobbrief von Htrtnid von Wildonie auf S^ifrid von Chranckperg um
das Gericht zu Ruzzendorf,
Ich Hertnid von Wildonie, marschalc von Styre tun chunt
dien den die disen brief ansehent, oder horent lesen, daz ich
nüt gvetem willen , minem lieben vrevnde herem Sifrid von
Chranchperch, durch rehte liebe, vnde durch vreuntschaft, ge-
geben han daz gerihte zv Ruzzendorf, mit allem rehte, vnd
ich es von minem herren dem herzogen gehabet han ! Des sint
gezeuge min herre Bischolf, Levpolt von Seccowe, der Herman
▼on Chranchperch, merkel von Smielenburg, Jacob der Schriber,
Sifrid der Schriber, vnd ander biderbe levte die bi diser rede
gewesen sint. Daz aber disev stete blibo, vnd vnvurwandelot
10 han ich im disen brief gegeben, bestetiget mit minem in-
gesi^l. Dber brief ist gegeben von Christes geburt Tausent
Uir, zwai hundert iar, in dem sehsten iar, vnd ahzig iar, an
ttnier vrowen abent dev Liechtmesse.
Or.-Pg. des k. k. II.-H.-St.-A. ; das Fragment des Sigilles und die
W*ode stimmen genau zu dem von Beck-W, S. CCXV. besprochenen und
^- 8 abgebildeten Sig^II : stcier. Panther und Legende : ,S. Hartnidi . de .
^Qdonia . marschalci . stirio*.
300
4.
1288, 13. Vn., Neumarkt.
TAutold von Diemslein oder Wildon erklärt, von der Vogtei über gewiut
durch das Kloster Sanct Lambrecht von dem Capitel zu Gurk erworbene
Güter abstehen zu wollen.
Ego Livtoldus de Dirnstein vel de Wildonie profiteor
universis tenore presencium declarando, quia impetente me con-
ventu ccclesie sancti Lamberti in Karinthia Salpurgensis (sie)
diocesis pro quadam aduocacia; quam michi vendicaveram in
aliquibus bonis ipsius ecclesie, per eam a Gurzensi ecclesia
pro aliis commutatis, quarum possessionum nominacio tacetur
propter diffusum et varium suum situm. Prehabita igitur accione
coram curiis et placitis contra mc multiplicitcr agitata, demum
utrisque partibus spontaneus et diffinitiuus decidende litis
nostre est terminus constitus, vbi dum conueniremus de am-
barum voluntate parcium in viros nobiles et discretos tocius
materiam dissensionis compromisimus , quos ad hoc arbitros
vnanimj assensu duximus eligendoS; super quos virum proba-
tum videlicet dominum Ottonem de Liechtenstein camerarium
Styrie equali parcium desidcrio mcdiatorem posuimus et arbi-
trai'ium principalem. Igitur iuxta arbitratorum consilium et
sentenciam predictorum, compunctus etiam conscientia propria
rcmordentC; noiens immo in meos tuntum crimen deriuarj filios
ac heredes. Ego prefatus Livtoldus in conspectu omnium inibi
existencium pro eo, quod dictus conventus perpctratas mihi
kac pai*te iniurias indulgeret, memoratam advocaciam resignaui,
ad manus domini Friderici, venerabilis abbatis ecclesie supra-
dicte renuncians siue cuiuslibet doli et scrupulose inuolucro
questiouis pro me cunctisquc meis heredibus omni juri, quod
nobis in eadem advocacia aliqualiter compctere videbatur, jta
videlicet quod decetero per me vel michi attincntes nunquam
hominibus aut rebus aduocacie prelibate molestia aliqua in-
feratur, sive sit in peticionibus, exaccionibus pabuli, pullorum,
emolumentis quibuslicet, vecturis et aliis diurnis laboribus vel
nocturnis, remotis etiam ut sie dicam singulis maioribus et
iiiinutis^ que ipsos in toto sive in parte potcrunt conturbare,
quocunque nomine censeantur. Si vcro ego L. vel aliquis ex
meis hanc ullo casu transgressi fuerimus paccionem, tunc de
eisdem grauaminibus dicto monastcrio teneor satisfacere inte-
301
graliter infra proximos dies quatuordecim , quando per domi-
oom abbaten) ibidem et conuentum fuero requisitus, quod si
per me non extiterit ad impletum, ex tunc memorate ecclesie
ad solacionem quinquaginta marcarum argenti legalis cognoscar
Mtrictas et firmiter obligatus. Sciendum etiam quod ex parte
sepe dicte ecclesie fuerunt arbitrj dominus Helwicus de sancta
Maria et dominus Otto Piswich, ex parte autem mea dominus
Heinricus de Silberberch et Chonradus de Chirchperch arbi-
trarij extiterunt. Ut ei^o secundum rectitudinis normam hoc
factum ratum et inuiolabile perpetuo perseueret, presentes
litteras super eo editas conscribi decreuj et appensione sigil-
lonun ministerialium nobilium Styrie et Karinthie, scilicet
domini Ottonis de Liechtenstein, camerarij Styrie, nee non
domini Offonis de Tevffenpach, domini Heinrici, domini Wi-
chardj fratrum de Silberberch, domini Reimberti de Olankke
et sigilli proprij iussi fideliter communirj vt etiam maiorem
per tempora sortiretur vigorem feci testes qui aderant subnotari
qni sunt hij : dominus Eberhardus de Mötnitz, dominus Chon-
radus Zober, dominus Reicherus Ramlaer, dominus Fridericus
de Haslah, GStfridus de Silberberch , Chono de TeuflFenbach,
Heinricus de Mumparis, Heinricus filius domini Helwicj, do-
nunus Otto de Schachen, Ditmarus Piswich, Gfitfridus de
Enstal, Ulricus Zober et plures alij fide digni. Actum et datum
in Nouo foro anno domini Millesimo Ducentesimo octagesimo
octavo, tercio idus Julij.
Or.-Pg. des Stifts- Arch. zu S. Lambrecht, mit einem hän^nden Siegel
=* Beck-W. Fig. 12. Jo. Arch. C. 1342.
5.
1290, 19. IV., Lassnitz.
^^oU van Diemsiein verghicht sich mit dem Stiße Sanct Lambrecht
um geiüisse nicht benannte Zwiste.
Ego Leutoldus de Diemstein profiteor uniuersis tenore
presencium manifestans, quia cum venerabilis in Christo pater
dominus Fridericus abbas monasterii sancti Lamberti in Ka-
'^thia aduersum me diuersas moueret queremonias coram iudi-
^0 generali, pro se et ecclesia sua varia contra me grauamina
«legando, ^o inquam demum sano ductus consilio ex hujus-
JOodi actionibus grande mihi tiraens dispendium procrearj,
302
interuentu amicorum meorum honestorum j videlicet domini
Ottonis de Lichtenstein et domini Chonradj Eisenpevtel d^
Chogel Boceri mei dilecti, sopitis querimoniis supradictis ipsio»
domini abbatis gratiam impetraui talibus condicionibuB et pro—
missionibus intervallis^ scilicet quod eidem domino abbati pro-
misi fide data vice prestiti iuramenti, quod ego et omnes mihi
attinentes, nos a suis teneamur lesionibus penitus continero
jta ut ipse et ecclesia sua et omnes sibi attinentes per me vel
meos nunquam in rebus siue personis^ in magno seu in modicc^
decetero debeant molestari, si autem hoc aliquo casa per mei
ucl ad me speetantes fuerit violatum, ex tunc idem dampnaoi.
quodcunque fuerit, predicto domino abbati et sue ecclesie iaxtiu
arbritrium domini Ottonis de Lichtenstein antedicti et virE
discreti, quem ipse dominus O. ad hoc duxerit eligendum, in^
tegraliter teneor compensare infra dies quatuordecim, postqaaim
per prefatum dominum abbatem admonitus fuero de eodem*
Si vero memoratus dominus Otto tunc quod absit morte for—
sitan perventus haberi non posset, filius suus Otto assumpto
sibj viro ydoneo dictam sequestracionem loco patris diffinicion»
legitima prosequatur. Si vero predictis arbitratoribus tamquans.
contumax et rebellis in hac parte recusauero consentire adL
luendam irritati penam, ciuitatem Jvdenborch statim intrar^
sum iirmiter obligatus, sine licentia prelibati domini abbati»
nuUatenus cxiturus. In cuius rei testimonium presentes littera»
super hoc confectas scribi decreui et sigillorum videlicet do-
mini Heinrici abbatis Admontensis capitanej et scribe Styrie
et domini Ottonis de Lichtenstein prefati, nee non et domini
Clionradi Eisenpevtel predicti et mei proprii dignum duxi
muniniine roborarj. Actum et datum in Laznicz anno do*
mini Millesimo . ducentesimo . nonagesimo . terciodecimo Ka-
lend. Maij«
Or.-Pgr. <^oj« Stift5-Arch. /n S. I^mlirocht, Jo. Arch. C. 1369».
6.
Circa 1290
lifrtnid »^m WiUionia^ ^far^tchilU m SlHrr^ gibt ptgen Gewäkrung emer
GrahstiUfe für nich vnd imtrr Vorbehalt dff lelten^änglichen Nuii-
pmvjtifff^ (iem Kloftrr Rrun rinr Muraifff avf rfrr Alpe Gösamich,
In n<>mino sanoto ot indiuiduo trinitatis amen! QuoDiam
laudabile ot studio rolis^ioso oonuenions esse dinoscitur, celestia
303
terreoiB appetere conpendiis et ex rebus transitoriis mansura
temper lacra mercari beatitudinis seinpiteme : expropter noue-
lint vniaersi subiectam paginam inspectui*i, quod ego Hert-
mdus de Wildonia marschalcua Stirie diuina instructus gratia
•pe felicitatb future participande monasterio sancte MARIE
virginis in Runa fratribus que ibidem deo famulantibus vacca-
riciam in alpibus Gosarnich sitam mille solventem caseos me-
que iure hereditario contingentem tradidi et delegaui de con>
leosa ac voluntate vnanimi liberorum meorum datisque dextris
eonrndem, scilicet Reichen^ Hertnidi et Ulrici^ ita dumtaxat
«t memoratos caseos de vaccaricia eadem recipere debeam
eisdemqae frui tempore vite mee. Sane post obitum meum
lepe&ta vaccaricia in vsus cedet fratrum Runensium cum om-
flibos suis vtilitatibus iure perpetuo possidenda, hoc pacto
Dichilominus intercluso ut vbicumque locorum debitum vniuerse
camis exsoluero, iidem me fratres recipere debeant propriis
in expensis suoque in cimiterio tradere ecclesiastice sepulture.
Porro ut hoc ipsum commodius efficere valeant dicti fratres
prelibati iilii mei ipsis fratribus in expensis succurrere tene-
bantur. In huius rei testimonium presentem litteram conscribi
feci meique sigilli munimine communiri vna cum testibus sub-
Dotatis quorum nomina sunt hcc.
Or.-Pg. des Stifts-Arch. zu Reun, mit einem häug^enden Siegel.
7.
1292, 18. IX., S. Veit.
CÄtiinU KrtbUchof %)<m Sabiburgy päbstUcJier Legat ^ verleVtt dem Hert-
^ von Wüdony, Marschall in Steiermark , das Neuhaus zu Wildony
^ Ijthenf auch geloht er y sich ohne dessen Roth und Willen mit dem
Herzoge Albrecht voti Oesterreich nicht ausgleichen zu wollen.
Wir Chvnrat von gotes gnaden erzbischof ze salzburch
^ vnd legat des stules ze Rome — veriehen an disem brief
^ tvn chvnt allen den di in sehent oder h6rent lesen, daz
^r dem edeln mann herm Her(t)neit von wildony — mar-
Bchalch des landes ze steyr — durch sinen willigen dienst den
^ vnserm gotshouse ofte getan hat — vnd noh tftt — daz
"^^hovs ze wildony — daz vns — vnd vnserm gotshouse —
▼ob henn Leutold von wildony — sinem vetern — ledieh warden
^ — verlihen haben mit allem dem reht — vnd wir ez ver-
304
leihen mochten — vnd sin onch derselben lehenschaft —
gwern also — swaz in von reht oder von gwalte dar vmb
wurd gerent — des svln wir im beholfen sin — als verre
mf gen — waer aber daz im daz hous — oder vns dev Lehe "■^*
Schaft mit reht — oder mit gewalte wfird anbehabt — d« ^^^
suln wir vnd vnser gotshous — gegen herm Hertneit nie ^^*
engelten — vnd sin im dar vmb an nichtev gebunden — vn '"^ "
swev er vns — oder vnser gotshous dar vmb m&cht
sprechen — wir geloben im ouch — als wir im e gelo"
haben — daz wir vns niht verebenen noch versiechten
dem hertzogen Albreht von Osterrich — an sinen rat —
an sinen willen — vnd daz daz also staet vnd vnczebrocht
beleihe — geben wir im disen brief versigelt — mit vnser.::^"
insigel — der ist gegeben ze sant veyt in Chaernden —
von christes gehörte warn tousent — zweihvndert iar in dei
andern vnd nevnczgistem iar — an dem nächsten pfincztag
nach sant lamprehtes tag.
Or.-Pg". des k. k. H.-H.-St.-A. mit einem grossen erzbischöflichen Sigi
8.
1294, 22. XL, Brück.
Herzog Älbrecht von Oesterreich beurkundet, dass ihm Ilerlnid von Wii-
dony das Haus zu Wildony um das Haus zu Ihanswald und 500 Mari
Silbers verkauft habe, und die beiderseitigen Gülten nach Schätzung
beglichen werden tfollen»
Wir Albrecht von gotes gnaden herczog von Osterich
und von Steyr herre von Chrayn van der March vnd van
Portenau veriehen . . . daz vnser getriwer der erber dienstman
Hertnid van Wildony vns sein hous ze Wildony, daz er van
vns ze lehen het, verkauft . . . hat mit dem Lantgericht . . .
mit seinen gvtleichen willen vnd mit vorvardachten mvt vnd
haben wir im da wider . . . gegeben fvnf hvndert march
Silbers vnd daz hovs ze Ibanswald ze rehtem lehen
Ez ist ouch gesaczt an Ditinaren van Streitwich, an Hain-
riehen Cliolben, an Chunraten van dem Graben vnd an March-
harten den Hager, daz die vier . . . baeidenthalben di gvlt
. . . nach irem triwen ahten .... Ouch svlen wir den selben
Hertniden ze rechtem lehen geben dreizich march geltes zwi-
305
leben Voastricz vnd in dem gericht ze Levben vnd sol man
im di an den fumf hundert march silbers abslahen nach rat . . .
der aorgenanten vier ritter. Ez ist euch getaidingt, wer ez
alaOy daz vns daz hova ze Wildony ... an behabt wurde mit
dem rechten, daz sol er vns ebentewern vnd erstatten nach des
ibtes rat van Admvnd, Otten van LiehtensteiU; Hertnides van
Stidekke vnd Friderichs van Pettowe, wan ouch wir im ge-
iopt haben ob im daz hovs zu Ibanswald ... an behabt
wurde . ., daz wir im daz ebentewern sullen vnd ergeczen mit
aaderm gut zwischen Vovstricz vnd in dem gericht ze Levben
gezevge : abtt Hainrich van Admvnd, Ott van Liehten-
ttain, Hertnid von Stadekke, Hainrich vnd Friderich bruder
mi Stubenberch^ Virich der Schenke van Ramstain etc.
E. Melly, Vaterländische Urkunden (Anhangs der «Beiträge zur Siegel-
hnde des MittelaltersS Wien 1846), I. Heft, S. 27, N. 30. Die geringe Ver-
Mtug des Druckes möge die Mittheilung des vorstehenden Auszuges der
viehtigeii Urkunde an dieser Stelle rechtfertigen.
9.
1294, 31. Xn., Diemstein.
^aM von Direnstein genehmiget, d<i8$ sein Diener Heinrich, genannt
TwnUf eitlen Man»en zu Myngolstal mit einem ^ andern des Kloaters
S. Lambrecht an der Müsa vertausche.
Ego LutolduB de Direnstein notum facio vniuersis ad
quo8 pervenerit preaenB scriptum ^ quod ad instanciam famuli
mei Heinrici dicti cognomento Turolt idem de maüso in Myn*
golgtal 8ub iiillula situato, in quo quondam Friedericus dictus
Wächter resedit, soluente annuatim Ix denarios vsualis monetO;
quem possedit a nobis (!) titulo feudali; oommutacionem cum
domino Friederico venerabili abbate sancti Lamperti fecit, pro
OMuiio situato inxta Milsam monasterii predicti, soluente annis
ttBpdis xl denarios, hao interposita condicione, vt proprietate
piedicti mansi in Mingolstal prefato monasterio libere per me
^Kidita) prehabitus Heinricus fnansum commutatum sibi a ino-
'^uterio, a me possideat tytulo feedali, propter quod etiam
Pnaariom huia facto assensum meum prebui et consensum. In
^^ rei testimonium presentem cedulam sigillo meo volui
eommunirji Datum in Direnstein, anno domini M.°cc.lxxxxiiij^.
(ridittKaleüd. Januarij. Testes autem sunt hij : Ditmarus' iudex.
AnU?. Bd. LUL I. Hüfte. 20
e-
306
Libmannus officialis. Otto magister curie. Otto Chumber. W(
fious Heuniok. Engelramus et alii quam plures fide digni.
Or.-Pg. im Stiftfl-Arch. zu S. Lambrecht; Jo. Arch. C. n. 1474.
10.
1295, 5. n., Wien.
Herzog Albrecht von Oesterreich beurkundet, dose er von Hertniden
Wüdonye das Haus zu Wildony gegen das Haus von Ibanswald u
500 Mark Silbers, mit angegebener Ausgleichung von GiilteH^ ein
tauscht habe.
Wir Albrecht .... veriehen . . ., daz wir mit
HertDiden von Wildonye eins wechseis vmb daz hovs
Wildony . . . vnd vmb vnser hovs ze Ibanswald . . vberai
chomen sin vnd saczten es an vier man .... Di selben vi
di habent sich dar vber ervarn vnd nach irem rat vnd weisun^
hat Hertnid vns beweist vnd ouz beschaiden zv dem hovs %^
Wildony drei vnd fumfczich march phenning geltes vnd zwe
phenning geltes in dem gut daz hernach geschriben steh^^^ ^
Dez ersten: das lantgericht ze Wildony daz gilt acht un
zwainzig march phenning; daz gerichtt in dem march tt, da^
gilt sehs march phenning, vnd die hofe, di da ligent vnder
dem hovs fver vier march geltes ; darnach die hofstet^ di her-
nach Stent (es folgen zehn benannte Hofstätten). Darzu ist vns
geantwurt an vogtrecht zv dem hovs ze Wildony: dez ersten
Nassowe . ., Rassendorf . ., baider Schierkow . . ., Tachsin-
perg vnd Fewngrunt . . ., ze Jering . . ., Metzlinstorf . . .,
Guklicz . . ., Bairozing . . ., Gvlein . . ., Subnaern . • .,
Geczaw . . », Paldaw . . ., Dar wider haben wir im gegeben
. . . daz hous ze Ibanswald vnd . . widerlegt . • an dem ge-
riht ze Ibanswald, an den hofsteten, an dem lantgericht, vnd
mvlen, vnd bastvben, newnhavs vnd perchrecht dre vnd fvmf-
zieh march pheninch geltes . . . Darnach haben wir in ouch
verrichtet an den fvmf hvndert march silbers . . . ze Ibans-
walt an dem marcht vnd ze Maistain an phenning, gvlten,
chesen, lembern^ schvltern, aiern, hvnern, har, chorn, habem
vnd swein die vnd fvmfcich march phennisg(!) gult vnd ains
min dreizich phenning gult, di choment fver dre hvndert march
vnd neunczehenthalben march Silbers. Darnach haben wir in
verriebt an weingvlt sehs fveder weins vnd zwelf ember, di
307
gnhei sint f^er ains min zwainzich march phenning gult, di
gerallent fver fvmf vnd newnzich march silbers. Darnach so
snlen wir ledigen das lantgericht ze Wildony, daz Hermid
Tenaezt het dem Stubenberger fver ain vnd sehzig march ge-
▼egensy die geaht sint fver dre vnd fvmfcich march vnd sehs
lot lotiges Silber. So haben wir im ovch in di hant berait-
^^f^ gegeben ain vnd dreizich march vnd sehs lot silbers,
damit ist er der fvmf hvndert march silbers genczleich gewert
gezevgen . . Daz ist her Hainrich der abt van
i^dmvnd, Ott van Liehtenstain, .... Hertnid van Stadekke, Hain-
lich vnd Friderich brvder van Stvbenberche, . . . Berchtolt
der Drachsecz van Emberberch, Schench van Ramstain etc.
E. Kelly, Vaterlfindische Urkunden, I. Heft, 8. 28, N. 31. Vgl. die
fitneikang sa Urkunde Nr. 8.
11.
1297, 16. IV., Beun.
^^Uflid von WcUtstein überantwortet einstweilen für 10 Mark Silbers
^'cK Kloster Reun eu einem Seelgeräte für Heuglein vom Lueg eine
Schwaige am Plez.
Ich Seyfrid von Waltstain vergihe an disem brief allen
^^D di na sint vnd noch chunftich werdent, daz ich | mit guten
^^en, hinz Reun dem Goteshaus vnd der Samenung han
S^antwrttet für cehen march silbers | ein swaig dev giltet drev
^t^ndert chses am Plez, da Jacob auf sitzet, auzgenomenlich
^ao. Ist daz | ich dem selben chloster ze Reun vnd der
^menung, gib cehen march Silbers in disen Zwain iaren dev
^ich an he- | bent an sant Georij tach der nu chumt, daz mir
^^iine, vnd meinen erben dev selb swaig wider ledich sei
^H I allen chrieg. Ist aber des niht, so sol ich dem selben
^kloster ze Reun vnd der Samenung di selben swaig | stsetigcn
^bicUich zebeleiben, vnd ledichlich für rehtez aigen, vnd sol
^^ di aigenschaft gewinnen ainvalti | chlich, daz da von Heug-
l^ins vom Lueg meines geswein dem got genad ebichlich ge-
habt werde. Ist aber | daz ich des niht tuen, so sol ich oder
%ein svn Ott, datz Gretz in varn vnd niht auz chomen, vnz
^ I daz selb guet mit samt der aigenschaft voUichlich werde
K^Btfttiget. Weer aber daz vnser ainer niht in | färe so sol
Villunch vom Lueg oder Geiselher in varn in di selben Stat
20»
i
308
vnd niht auz chomen | iz wurde dem Gotshaus e dev ain(l)geii«*
Schaft an der selben swaig volliehlieh gestetigt. Und ist das |
dev swaig pezzer ist danne di cehen march Silbers daz soln
si mir her zv geben nach gemainer piderber leut | rat. vnd ist
daz ich in der zeit stürbe, so svllen meinev chint laistea for
mich ainvaltichlich allez daz gelubde als disev hantfeat hat
vnd daz disev rede von mir stet beleih vnd vnverbrochen vnd
ich niht | insigels han , dar vmb han ich disen brief haissea
versigeln, mit des erbern herren apt Hainrichs von | Renn vnd
mit meines herren hern Hertneides insigeln von Wyldoni. Dea
sint gezeug von Reun bruder | Hainrich. der prior brader
Hainrich der vnder prior, bruder Hainrich der ober chelner*
bruder Ott der Chamerer. | Pillunch von Lueg. Geiselher. Ott
vnk. vnd ander Erber leut genuech. diser brief ist geben dats
Reun I nach christes gepurde tausent iar. zwai hundert iar in
dem sibeu vnd Neunzigistem iar. des | Eritages in den Ostern.
Or.-Pg. mit zwei häiigenden verletzten Siegeln (das erste ist Hertn. von
Wildon Marschallssigill mit dem Panther; Beck-W. Fig. 8) im Stifts- Archiv
zu Renn.
12.
(1297), 10. vin. ...
Der steierische Landmarschall Ilertneid von Wildonie gibt dem KloHtr
Reun zu einem Seelgeräte für seinen Diener Hevgelein vom Luge zwei
Mark Gillteti am Reisinge,
Ich Hertneid von Wildonie marschaloh zv Stelr tvn chvmt
an disem gegenwortigen prife allen den | .die nv aint ynd noch
chvnftik sint, daz ich mit wol vu(rdachtem luvte :ivnd nul
ganzer andacht zwo | marc gelts am iReisijftget han gegeben
ledichleichen vnd ewichleichen vor rechtes aigenden» ejtwem |
manne apt Hainreiohen . vnd : al . ,der samn vnge , JV Revae . . 96
selgerete meines lieben vnd getrewen [dieaers HeVgeleiinaivoni
Luge, dem got gnade., ynd allen seinen vodernüi ■ Piei .solbon
zwo marc gelts 1 ligeut am Reisinge, als ,icV^<>i^SWpvo<shM
han, vnd! sitzet darauf Mert^ vnd ddr iselbe Mert odeiT/AWiarl
nah im da« selben diensthaft, iwirt»; geit alle liar rdem VQii;gch
näntem chloater ze Revn zv sand: £gidien | messe einimfeuro
phenninge vnd eine ze sande Mertens messe ane alle . wider
rede. Daz diese gäbe vnd | gesehicht ganz vnd .ewik. U^abej
309
des lum mein ingeaigel dar vber zv yrchvnde gegeben. Des
nit I auch gezevge lebtinge levte: der edel man Levtold von
ItniBtam mein vetter vnd mein svn Hertneid, | Seidmann mein
idiaSery Bernhard mein chelner^ vnd darzv gaistleich man
Heinrich der prior, Heinrich der | supprior. Heinrieh der
chelner, Otto der chamerer, Johannes der chastner priester
vnd prf'der da zv Rein. Daz | ist geschehen vnd gegeben
nach Christes gebvrt tavsent iar zwai hvndert iar in den nevn
Tod svb I benzichstem iar an sand Laurencen tage.
Or.-Pg. mit einem hSngenden Siegel (= 6eck-W. Fig. 8) im Stifts-Arch.
n SeoD.
,DieUrkande gehört 1297, denn Abt Heinrich reg. 1292—1303 (Schmatz
läit Topogr. 3, 315 f.) und die geistl. Zeugen erscheinen in lauter neun-
ziger Urkunden, die ich abschriftlich habe/ Pangerl.
13.
1297, 14. IX., Beun.
^^T tteierische Ijandmanchall Hertneit von Wyldonn beurkundet und
•»e^rt die Vergabung einer halben Mark Gülte in der Stibnich durch
»einen Diener Ulrich Altenburger an das Kloster Reun.
Ich Hertneit von Wyldonn marschalich von Steyr, tun
^Hunt an disen brief allen den di nv | sint vnd noch chunftich
^^^rdent, daz mein diener vlrich altenburger, dem Ooteshaus |
^Snz Renn mit samt der Samenung hat gegeben , mit meiner
S^insty vnd mit wil | len seiner hausvrowen vron Gedrauten, vnd
^^inee svns Nyclaus vnd seiner Tohter dy | muten vnd aller
^^iner erben, für fumf march phenning ein halb march geltes,
^H wiamad | vnd an sekcher, in der Stibinich di Herk inne
^^t, ebichlich vnd ledichlich für rehtes aigen | auz genomen-
'i«h also. Ist daz dev selb halb march geltes dem vorge-
^JutMshen chloster ze Reun | vnd der Samenung mit reht oder
^^it gewalt emph&rt wird, daz si danne fumf march | phenning,
^^er ein halb march geltes haben, ruechlich auf der hueb am
[ennperg da zobde auf | sitzet, mit meinem guten willen, wan
der selb vlrich altenburger von mir hat zelehen. | vnd daz
^isev rede dem selben Goteshaus ze Reun vnd auch der Sa-
i^Kienang stiet beleih vnd | vnverbrochen dar vbergib ich in
disen brief ze vrchund versigelten mit meinem insigel. des |
k
310
sint gezeug von Rflo (!) bruder Hainrich der apt, bradei
Hainrich . der prior . bruder Hainrich der vnder | prior . bmdi
Ott der chamerer . bruder Hainrich der Chelner. her Herbor fe ■ jbiI
pharrer von veu | striz, Seydman der schaffer. Pernhart decK'^sr
chelner . weichart . wlfinch von der Topenowe . diser | brief iBft ^iKBt
geben ze Renn, nach christes geburd . Tausent zwai hundert • ^ .
in dem siben vnd Neun | zigistem iar (des) an des hailigenc^ ^n
chreutzes tach der da ist genant Exaltatio.
Or.-Pg. mit einem hängenden Siegel (Hertn. v. Wildon M&rschallssiegeLK^ ^^eL
Beck-W. Fig. 8) im Stifts-Ärch. zu Reun.
14.
1298, 10. X., . . . .
Tauschhrief von Livtolden von Dirnstain auf den römischen
Albrecht um sein Haus zu Dirnstain; dafür gibt ihm der König
Haus zu Ämvels,
Ich Livtold von Dirnstain tvn chvnt allen den die dise
brief sehent oder hörnt lesen, die nu lebent oder her nac
chvnftig sint, daz ich min haus ze Dirnstain han gfigeben minem^
herren dem Romischen chvnig Alhreht, vmh d/iz haus ze AmveUf
vnd han daz getan mit gutlichem willen vnd mit verdahtem
mut vnbetwngenlich, mit sogetaner beschaidenheit; swez das
haus ze Dirnstain besser ist danne daz haus ze Arnvels des
sol min herre der chvnich zwen man nemen, vnd ich zwen,
vnd swaz mir die vier man haissent ze aufschatz geben ^ das
sol min herre der Chunich t^n vnd sol ich ez auch State haben.
man sol auch wissen swaz erb oder aigen ich z^ dem
haus ze Dirnstein gib, daz sol mir min herre ander erb oder
aigen wider geben daz als gut si, war auch daz ob ieman
chain Anspruch auf Arnvels biet so sol mich min herre der
chvnich fristen oder swer an siner stat hauptman ist, Daz daz
also State belibe dez gib ich minem herren disen prief mit
minem Insigel vnd mit mines vetern Insigel hern hartnidez van
wildoni — Dez sint gezvge prüder hainrich ze den ziten
Comentvr ze gratz, her Eberhart von walsse, her hainrich von
walsse, her vi rieh von walsse, her hainrich von lavbenberch,
vnd ander piderbe laute gnuge, Do dirre prief geben wart do
warn von Christez gepurte tavsent, zwai hvndert jar^ In dem
311
aktoden ynd nivüczigostem Jar, an dem nahsten tag nach sant
Duttirien tag.
Or.-Pg. des k. k. H.-H.-St.-A. mit zwei Sigillen, von Beck-W. abgedr.
Rg. 9: ,8. Hartnidi . de . Wildonia* und Fig. 12: ,S. Livtoldi . de . Wildonia«.
15.
1299, 4. V., Judenburg.
UuioÜ von Dierenstaint geloht die Burg Dierenataine nur seinem Oheim
Fridereick von Stubenberch verkaufen zu wollen.
Ich Levtolt von Dierenstaine vergihe mit disem offenem
brieve vnt t^ chunt | allen den . di in sehent oder hörent
lesen . daz ich minem liebem 6haime | dem edelem manne
herm Fridereich von Stubenberch gelobt han . bi minen triwen |
vnt bi minem aide . daz ich mein hovs ze Dierenstaine
niht verchauffen | noch versetzen noch verchumberen sol an
seinen willen, noh an seinen rat. Wser | auer daz daz ich daz
vor genante haus verchauffen oder versetzen oder verchum-
be I ren wolde oder m&ste. so sol ich ez nieman anderem
verchauffen noh vorchvm | beren danne minem vorgenantem
fthaime. vnt swaz zv demselben hause | geh6ret. Darüber ha-
bent im meine purgrauen da selben. Friz von m6tniz | her
Herbrandes svn. vnt Chunrat von Chirchperch gesworen mit
ineinem gf tem willen, daz si meinem vorgenantem öhaime. mit
dem vor genantem | hause wai*ten s^len also. Swanner oder
•eme livte des Havses bedürfen, daz | si im vnt seinen livten
da mit berait sein s^len in zelazzen. vnt da mit ze war | ten
vnt W8er auch daz. daz di vor genanten purkgrawen von der
warhait | innen wurden, daz ich daz vor oft genante haus ver-
diavffen oder verchumberen | wolde, so s^len si ires gel&bdes
kegen mir ledich sein, daz si mir getan habent | vnd s^len
iDinem vorgenantem Öhaime mit dem vorgenantem hause war |
*en, vnt gebvnden sein zewarten, vnt Stürbe der vorgenanten
purkgra | ven . einer . so sol der andere des anderen tail so
l^e inne haben . vntz ich | einen andern purchgraven nah
iQuies vor genanten Öhaimes willen vnt nach sei | nem rate
dar setze an des stat der veruaren ist. Daz daz stsete vnt
vnuerbro | chen beleihe des gib ich im disen offenen brief zv
312
gezivge vnt zv vrch^n | de mit minem Insigel versigelt. Diser
brief ist geben zv Jvdenbureh von Christes gebf^rte nach Tov-
sent Jaren . nah zwain hundert Jaren . vnt | nah Newnzek Jaren.
In dem newnten Jare. An sande Florianes tage.
Jo. Arch. Or.-Pg. Nr. 1682 mit einem hängenden Siegel (Beck.-W.
Fig. 12).
16.
1299, 21. V., Gras.
Hertneit von Wildonif Marschall in Steyer, gibt dem Biathum zu Seckau
zwei Kinder Jakobs von Dyrenstein für den Schaden, welchen dieser
dem bischöflichen Unterthan WUhalm von Äuerham gethan hat.
Ich Hertneit von Wildoni, marschalch ze Steyer tftn
chunt allen den , die disen prief sehent oder h5rent lesen ',
daz ich mit meiner ha(u)sfrauwen frawen Angnesen vnd mit
aller meiner chinde hant, Reichers, Hertneides, Vlriches, vnd
Elspeten han geben mit allem dem recht zergetzunge dem
bistum ze Sekkau vnd ze vodrist vnser frawen der ewigen
maide zwai chint Jakobes von Dyrenstain auzgenomenleich
Nyclawen seinen eltisten sun vnd Chüngunten die tachter sein,
deu an dem alter ist satzehant nach Albers hausfrawen ab dem
Rain, für den schaden, den der vorgenant Jacob hat getan an
Wilhalm von Auerham, der des gotshauses ist von Sekkau.
Des sint gezeuge her Friderich von Stubenberch, her Otte von
Goldekke, her Hainrich der Rintschay, her W61fel der Swer-
gewel, her Ottakcher von Schaflaz, her Dietmar auz der Genl,
her Seydman von Waldstain, vnd ander piderber leut genfich,
vnd daz daz staet vnd vnuerbrochen beleih, darüber gib icli
disen prief ze ainera warem vrch&nd, versigelt mit meinem
insigel. Daz ist geschehen ze Gretz, du nach Christes geburt
waren (ergangen) tausent iar zwai hundert iar vnd in dem
newen vnt newenzechisten iar, des achtoden tages vorm Auf-
ferttage.
Copie Nr. 1585 im Jo. Arch. in Graz nach einer Handaehrift des
14. Jahrh. Cod. Nr. 333 f. 60»» und 80 daselbst.
I lesent Hs.
>1(i
313
17.
ISOO, 28. L, Beun.
ScsrlHÜ van Wüdony gibt dem Kloster Beun zum Zwecke der Er-
^uung und Erhaltung einer Kapelle alldort 12 Mark auf genannten
Gütern gelegenen Geldes,
Ich Hiertneit von Wildony marschalch in Steyr vergich
sn disem brief vnd t&n chunt den, die in sehent oder hoerent
lesen, den gegenwartigen vnd den chvmftigen, daz ich mit
meiner housvrowen vern Agnesen guetem willen vnd mit aller
meiner chinde gunst vnd gutem willen Reichers Hsertneides
vnd Vlreichs vnd Elspeten vnd aller meiner erben dem er-
samen manne apt Hainreichen von Revn vnd dem gotshous
vnd der sampunge (!) han geben zwelf march geltes, der ligent
sechs march geltes ouf tausent chsesen bei Waltstain an einem
perge der haizt der Gozarnich, vnd drei march geltes vnd
sechs vnd zwainzch phennige datz Vevstritze bei Gybanswalde
an huebe gvite vnd drei march geltes vnd sechs vnd zwainzch
phennige die ligent an wein-perchreht ouf dem perge bei dem-
selbem dorffe, der haizt der Vevstritzer perch, des selben perch
reliies ist immer ein jar achzehen emmer weins, daz ander j'ar
sechs vnd dreizch emmer weins. Und daz guet han ich in
g^eben durch meiner sele willen vnd durch aller meiner voedern
sele willen, also swenne ich nimer pin, daz iz denne ir sei
vnd iz haben mit aller vogtay vnd an alle ansprach, gesucht
vnd vnges&cht gestift vnd vngestift, mit allem dem reht vnd
ich iz han bracht vntze an mein ende. Vnd daz selbe guet
lian ich in geben also, daz sev mir scholn powen ein schön
chapellen datz Revn mit ir guet aller dinge vnd an alle meine
mve vnd schvln mir dev selben chapellen ewichleich bclavhten
vnd alle tag schol man ein messe dar inno singen oder sprechen
von der sampnuge, dar zv schol man von dem selbem guet
geben {gleichem br&der, der in dem reuenter izzet, alle mal
^i ayer von des heiligen chrevtzes tag der in dem herwest
ut, vntze hintze vaschange alle jar ewichleich. Vnd daz in
die rede fvrbaz also staet beleiwe von mir vnd von allen
i&einen nachchoemen, dar vber gebe ich in disen brief mit
i&ebem hangundem insigel versigelten zeinem waren ^rchunde
^d Keinem gezevge: vnd die erbern levt, die hie geschriwen
^^^ daz sint mein liebe öchaim her Hainreich vnd her Fridreich
314
von Stuwenberch, vnd mein liebe 6chaim her Fridreich vnd
her Hertneit von Pettowe, vnd mein 6chaim her Vlreich der
schench von Ramenstain vnd her Wulfinch der Swergewel, her
Seifrit von Waltstain, her Albrecht von Wiltpach vnd Vlreich
an dem Lazze, Albrecht von Obdach vnd Ruedel der Schreiber,
vnd anderre biderwer levt genüch. Der brief ist geben datz
Revn nach Christa geb&rde tousent jar in dem drev hvudertistem
jar des phintztages nach sand Pauls becherunge.
Or.-Pg. im Stifts-Arch. zu Kenn mit einem hSogenden SiegeL
18.
1300, 4. Xn., Gtöss.
Hertneid von Wildon widmet dem Kloster Göss den Bauern Rikum.
Ich Hertneid von Wildon . Marchschalch in Steyer . ver-
gib offenleich an disem brief vnd tvnz chvnt allen den die
disen brief ansehent oder h6rent lesen . daz ich dvrch miner
vordem sei wille . vnd durch min vnd miner S^ne Richers-
vnd Hertneides gvtem willen ze rechter aigenschaft ainen ge-
bouren Rikurn genant, der erbaeren vrowen, vrovn Herraten
der abtessinn ze G6sse vnd irem Qotshaus . mit allem dem
reht vnd wir in haben, vnd gehabt haben . vnd verzeihen uns
aller der ansprach die wir gegen den selben Rikurn gehabt
haben, daz er vürbaz des vorgenanten gotshaus ze Gösse
vreilich vnd ewichleichen sein sol. Diser gab, vnd diser red
sint gezevg . her Eyrinch der pharrer ze Perlepp . her Fridereich
von Stadel . Ott von Vevriach . Ditmar von Weizzenchuchen .
Herwart der Pokk . wergant von Micheldorf . Ditmar von
Levben . Chvnrat von Chvntwitz . Ditrich der Hohemoan .
Walchen der Spitaler . vnd ander biderb levt genvch . vnd ze
ainem staetem vnd vestem vrchvnd gib ich disen brief mit
meinem Insigel versigelt vnd ist daz geschehen, vnd der
brief geben ze Gösse des naesten Svntages, vor sand Nycläa
tach — nach cristes gebvrt vber Tovsent iar — im driuhvn-
dertigistem iar.
Or.-Pg. des Jo. Arch. mit einem Siegel. Eine etwas abweichend»
Fassung dieser Urkunde enthält Froehl. Dipl. Styr. 1, 40 Goss. 22.
316
19.
1301, 7. IV., Graa.
Hertneit von Wüdoni, Marschaü in Steyer, verkauft dem Bischöfe Vlreich
von Sekkau das Gericht auf dem Gute Ätzleinsdorf um fünf Mark
Silber mit Vorbehalt des Wiederkaufrechtet, •
Ich Hertneit von Wildoni, marschalch ze Styr, vergich
nn disem prief vnd t&n chunt allen di in sehent oder h6rent
lesen, daz ich dem ersamen herren bischolf Vireichen von
Sekkau vnd seinem gotshaus han verchauft das gericht auf
seinem g&t daz Atzleinsdorf mit allem dem reht, als ichs inne
^habt han, vm f^^mf march silber der ich nu gewert pin, von
eand GÖrgen takch der nu shierist chvmt vber ein iar. Swenne
ich in der frist daz selb geriht wider chauffen wil, so sol er
miers her wider gewen vm daz selbe gut, wer awer, daz ich
den selben tach verzieht, so sol iz sein vnd seines gotshaus
ewichlichen sein, an allen chrieg. Vnd daz daz im vnd seinem
gotshaus stset vnd vnuerbrochen beleih dar vber gib ich im
disen prief ze einem gewissen f rch&nd versigelt mit meinem
insigel. Dez sint gezeugen her Wulfinch von Erenvels, Acherll
auz der Gewi, Peter von Gleysdorf, Hertneit der Rosenberger,
Weltzel von Zebnig, Chunrat der Windishgretzer, Chunrat der
Phaff vnd ander piderb leut. Daz ist geshehen vnd ist auch
der prief gegeben daz Greiz, do von Christes gehurt waren
tsusen iar in dem ain vnd drevhundristem iar des freytags in
der Oster bochen.
Ex codice Seccov. (Handschrift des 14. Jahrb.) fol. 61' im Archive
des JoaDoeums in Graz Nr. 333.
20.
1801, 2. Vn., Göss.
Sophey^ Tochter Herrants von Wildonin, und Hertneit von Wildonin, Mar-
tchaü in Steir, bettätigen die Schenkung zweier Hüben tu Oberdorff und
Pfaffendorf an das Kloster in Raitenhaslcech durch Margaretha von
Eppenstein als Seelgeräte für deren Sohn Wulfing,
Wir Sophey heren Herrantes tohter von Wildonin dem
g^t genade vnd Hertneit von Wildonin marschalich in Steir
tun chunt vnd verleben allen leuten, die disen brief sehent
oder h6rent lesen, daz wir mit g&tem willen vnd mit ver-
316
dahtem m&te willichleich vnd gsenzleich stffite haben wellen
vnde haben daz selgerset vnd die gifft, daz dev erbere vrowe
Margaret vnser libev geswei, Vlreichs witbe von Eppenstain
gegeben hat durch W&lfinges ires sunes sele willen dem got0-
house hintz Raitenhaslsßch , vnd sint des selgersetes dise zwo
hube^ einev gelegen ze Oberndorff, dev ander ze Pfaffendorff
mit allev dev vnd dar z^ gehöret gesucht und vngea&cht be-
sitzen ewichleich an aigens stat. Die vorgenannte herren von
Raitenhaslsech mfigen vnd sulen mit den vorgenanten zwain
hüben schaffen allen iren willen vnd frumen mit verchouffen
oder swie si wellent, wir sulen in die selbe h&be schermen
vor aller ansprach oder, swem sis verchouffent, sule wir dai
selbe laisten. Wan ich Sophey nicht aigens insigel han^ ao
bestsetige ich dise gifft vnd dises selgerset mit meines veter in-
sigel heren Hertneides, der disen brief geit für vns baide vnd
für alle seine erben ze einem ewigem vrchunde. Des sint
gezeuge: her Otte der alte von Liehtenstain ^ her Fridreich
von Stubenberch, her Otto von Ernuels, her Hainreich der
Cholbe, her Lewe von Lobnich, her Hertweich, her Dietreich
von Leuben, her Otto vom Schachen, her Otte SpangrAl,
Fridreich von Algerstorf vnd ander erbere leute. Daz ist ge-
schehen vnd diser brief geben ze Gösse nach Christes gebort
tousent iar drev hundert iar in dem erstem iare des Snntages
vor sande Vlreichs tage.
Or.-Pff. des Stifts-Arch. zu Reun mit einem liSngenden Siegel.
21.
1301, 2. Vn., Gtoss.
Sopheif die Tochter Herrantes von Wildonin, und ihr Vetter Hertneit von
Wildonin vergleichen sich mit Margarete, der Witwe Vlreichs von Eppeti'
stain, über streitige Leute und Güter an benannten Orten,
Ich Sophei heren Herrantes tohter von Wildonin vnd ich
Hertneit ir vetter von Wildonin vnd alle meine gerben veriehen
vnd tfin chunt allen den, die disen brief sehent oder horent
lesen, den gegenburtigen vnd den ch&mftigen, daz wir vns
liepleich vnd giitleich verrihtet haben mit vnserr lieben geswein
vrowen Margareten, Vlreichs witben von Eppenstain, dem got
genade, vmb allen den chriech, der zwisschen vns gewesen ist^
vmb leut vnd vmb gut also, daz wir gestanden sein von des»'
317
Yngeres hof bei Huntstorf auf ein p&hel vnd von Hartmans
h&b in der Lobnich vnd von der h&be ze p&hlseren bei Prei-
masporch, daz si damit t&n sol, swaz si wil nah allem irem
willen vnd frum. als mit irem rehten aigen vnd sule wir des
selben gfites ire gewer sein, wir vnd vnser gerben, f&r alle
ansprach an alle ire mf vnd alsam der, den sis geit, sul wirz
verantworten, daz lobe wir. Dar z^ sol si inne haben die zwo
Bwaig, die Hainz und Otte der Ressch dienent mit zwelf hun-
dert chaesen, mit allem dem reht, als sis herbraht habent ze
holtz vnd ze veld. Si sol auch inne habeif vier march geltes,
die si ohoufft hat von Rügers des Chropfes chinden von Diern-
stain vnd daz hous ze Orsetz. Dar ^ber hab wir ir geben
Fridreichen von Algerstorf vnd seine tohter Diem&ten vnd dar
zf zwai mensch, swelher si nemen wil. Die vorgenante zwo
swaige vnd die vier march geltes vnd daz hous ze Grsetz vnd
die leute sulen nach irem t6de vns vnd vnser gerben her wider
angevallen aigenleichen. Wan ich Sophey niht aigens insigels
han, so bestsetige ich dise sache und disen brief mit insigelen
meiner lieben 5haim heren Frideichs von Stubenberch, heren
Otten des alten von Liehtenstain , heren Otten von Erenvels;
so bestätige ich Hertneit alsam allez daz, daz vorgeschriben
ist, mit mein selbes insigel f&r mich vnd ffir alle meine
gerben. Des sint gezevge her Hainreich der Cholbe, her Lewe
von Lobnich her Hertweich vnd her Dietreich bruder von
Leuben, her Otto von dem Schachen, her Otto der SpangrÖl
vad ander erbere leute. Disev ebnunge vnd dise sache sint
geschehen vnd diser brief geben ze Gosse nach Christes ge-
burt tousent iar drev hundert iar vnd in dem erstem iare des
suntages vor sande Vlreichs tage.
Or.-Pg. des Stifts-Arch. zu Reun mit vier Siegeln.
22.
1302, 2. xn..
I ' 4
-fJertneit von Wildoni^ MarachßU in Steter, bestätiget, daaa die Ötachrin
^>on Mur dem Gotteshauae zu Sekau einen Äcker bei Sand Laurentzen
in dem Piriehech geschenkt habe.
• * ■ . ' . ( . ' i • ' i , 1 1 ■ • .
• 'Ich Hertneit von Wildoni, marschalch iü Steyer vel*gich
alDdisem prief daz ein vraw de Ötachrin von M&r genant ein
acher pei sand Laurentzen in dem Pirichech, der inwertaigen
von mir waz, durch fr sei willen dem gotshaus hintz Seocowe
hat gegeben; die selben gab bestsetig ich dem vorg^nanten
gotshaus vnt der sammung durch meiner sei willen vnd meiner
voruodern sei, wand si den vorgenanten acher an meinen willen
niemen mocht gegeben; daz in daz nv stet beleih, so gib icli
dem vorgenannten gotshaus disen prief , bestsete mit meinem
insigel vnd ist daz geschechen nach christes geb&rte vber
tausent jar vnd drevhundert an dem andern jar, vnd ist das
geschehen datz Seccowe des nohsten svntages nach sand Andrea
tag vnd sint des zevng her Wulfinch Swergebel, Älbrecht vnd
Perchtolt vnd Jans von Obdach, Chvnrat von Sunhaz, Ortel
von Gozpach, Wilhalm von Chvmbentz, Ortel von Simich.
Aus einem Copialbuche des Stiftes Sekau (14. Jahrh.) fol. 70** Nr. 110»
Handschrift Nr. 334 des Jo. Arch.
23.
1305, 2. IX., Graz.
Hertneid von Wildony, Marschall in Sleyr, erlaubt dem Bischöfe Vtreit^^
und dem Gotleshause zu Seccaw den Burgstall zu Byscholfsekke mi^^
Mauern und Graben zu bauen,
Hertneid von Wildony marschalch ze Steyer vergihe aife.
disem brief allen den, di nu sint vnd noch ch&mftich werdent^.
die in sehent oder hörent lesen, daz ich dem ersam herren.
bischolf Vlrichen von Seccaw, durch die lieb, di ich han ziL
im vnt zä seinem gotshaus, derlaubt han, willichleichen z^-
pai^n daz purchstal ze Bischolfsekke mit mawer vnt mit graben^
so er pest chan vnd mach, alz ez im vnt seinem gotshaus nut&
vnd g&t ist, an alle irresalungen , daz pei Aetzleinstorf au
seinen aygen leit, da er daz geriht auf hat, daz er von meinem
vater dem got genad gechauft hat, mit allem dem recht vnt^
er ez inne gehabt hat vnd her praht hat, als sein hantvest^
sait, di er im vnt seinem gotshaus darüber geben hat, vnt hat
er mir darumb geben vierzech march Silbers gewegens Wien-
nisch gewihtes vnt daz im vnt seinem gotshaus daz stset vn
vnzebrochen beleih von mir vnt von meinen erben. Darube:
gib ich disen brief ze ainem warem vnd sihtigem vrchftnd
319
^m ?en^t mit meinem vnd hern Vlreichs von Walsse haupt-
vpf maus vnd druchsaetz in Steyr hanguntenn insigeln vnt sint
des geseach her Dietreich ertzpriester der obern marhe pfarrer
le Petto^y her Ekpreht der pharrer von sand Laurentzen, her
Fridreich von Stubenwerch, vnd her Hainreich sein prüder,
her Hertneid von Pettowe, her Vlreich der Schench von Raben-
sUin, her Otte der Vngenad, der mit sampt hern Vlreich von
Walsse redner vnd geweruer ist gewesen diser sache, des in-
ligel auch an dem brief leit, her Otto von Steyr, her Purchart
▼on Eierbach, her Otte von Wolfsawe, di ritter * Otte von Ley-
bentz, Alhoh von Halbenrain, Vlreich ab dem Laz, Ch&nrat
der Windischgraetzer vnd ander erber leut gen&ch. Daz ist
^chehen vnt ist der brief geschriben ze Graetz, nach Christes
gewurd, tausent drewhundert jar vnt in dem f&mften iar, dar-
nach des naechsten tages nach sand Ylgentage.
Copie nach N. 36, Sekan bei Leibnitz im Jo. Arch.
24.
1309, 25. IV., Murau.
^-^<o von Liechienstainf Kämmerer in Sieyr^ bezeugt^ daaa sein Schwieger-
Leutold von Wildonin und dessen Hausfrau Agnes dem Kloster
•^ ßteunz dcu Dorf Graffendorff mit Vorbehalt des lebenslänglichen Nutz-
genusses geschenkt haben.
Ich Otto von Liechtenstain, camrer in Steyr, thuen khundt
^*^^d vergich offenleich allen leuten, das mir für war gewissen
^'"^^d khundt ist, das der edlman mein lieber swecher herr
|--*^utold von Wildonin vnd sein hausfraw frav Agnes vnd alle
^** erben, die sy heten zu den zeiten, den allen got genade mit
^^rdahtem mute willichleich vnd gern daz dorf, daz da haisset
^^iraffendorf, gaben aigenleichen dem gotshaus zu Steunz vnd
*^iide katherein, die wirtino vnd hausfrawe da ist, wan er des-
^^^3ben gotshaus stiffter was, doch das sl haben solden vntz an
todt, nach iren todt solt ez ^ daz gotshaus augehören gar
aigenleichen ewigkleichen zu besizen. Daz dem also sey,
^«^ber gib ich dem vorgenantem gotshaus zu Steunz meinen
t>rief mit meinem hangendem insigel zu vrckhunde vnd zu
* wtter Hs.
*er Hg.
i
320
gezeug der warheit. Das ist geschehen und diser brieff g^ben
zu Murawe, nach Christes gehurt drevzehen hundert jar^ dar^
nach in dem neunten jar den freytage an sand Marx tage.
Copie im Jo. Arch. ex codice scripto Steunzensi.
25.
1314, 23. IV.,
Htrtneid von Wildonia gibt dem FrauenklosUr eu Merenberch tu 9eme9
Bruders Beichhers Töchtern, den Schwestern Elspeten und Margreten^ daa
Bergrecht v<m vierzehn Weingärten an dem Oberdorfer Berge und dem
Aelblein und benannte Hüben gegen Wiederkaufsrecht,
Ich Hertneid von Wildonia marschalch von Steyer ver-
gich an disem brief vnt tvn chvnt allen den, die nv sint vnd
hernach chvnftich werdent die disen brief ansehent oder h6rent
lesen, daz ich mit meines bruders Wireichs hant vnd mit
meiner hausfrawen hant, vrawen Elspeten vnd mit irem guten
willen vnd mit aller meiner chinde hant, vnd mit irem guten
willen, der priorin vnd allen den swesteren, die in dem chloster
ze Merenberch sint, die da got dienent vnder sand Augusteins
regel nach der prediger gewonhait, geben han ze meines ' bru-
ders Reichhers töchtern swester Elspeten vnd swester Margreten
perchreht von vierzehen weyngarten ; das selbe perchreht gilt
ain iar vierzehen emper, daz ander iar zwaier min dreizich
emper; die vorgenanten Weingärten sind gelegen achtodhalber
an den Oberdorfer pergc, sibent halber an dem Aelbleiu; vnd
drey hvben, der haizt ainiv div Quldeiniv hübe div anderiv
haizt an dem Wanch, div drittiv in dem Buchentz, da Jans
aufgesezzen ist mit wismat, mit waid vnd mit holz, vnd mit
allem daz dar zv gehört, swie ez genant ist, gesucht vnd vn-
gesucht, ffir rehtez aygen. Tet ich des nicht, swelhen schaden
si des naemen, den sol ich in ablegen vnd habent mir vnd
mein erben die vorgenant swester gelobt, swan ich in gib
zwainzich march silbers Grezer gewegens, so schvllen si uns
däz vorgenant gut paidiv perchreht vnd hüben, alles her wider
geben an alle wider red. Vnd daz daz also staet peleibe vnd
vnuerbrochen vnd daz sein auch nicht vergezzen werde, des geb
^ meiner IIs.
321
ich den vorgenannten swestern an var vnd an alle p68e liste
disen offen brief ze ainein vrchunde der warhait, mit meinem
hangenden insigel versigelt. Des sint gezeugen: Marchel der
Saechel^ schaffer von Eywenswald, Aller vnd Alram von
Eywenswald; Chunrat vnd Mathcy von Mernberch, Hertweich
der Schätz von Mernberch, bruder Chunrat, der vorgenanten
swestern chappelan, Chunrat der Chaiscnuan, der vorgenanten
swestern schaffer vnd ander biderb leute. Der brief ist geben
nach Christes geburt tausent iar, dreihundert iar, vnd in dem
vierzehendem iar an des guten sand Georien tage.
Ein angehängte» Sichel. Abschrift nach dor Copio dc8 Hanptnmnnfl
V. Felicetti. Jo. Arch.
26.
1325, 19. m..
£)i> Nowim FJftpe.t und Margret^ Töchter Re.ichers von Wildonifj stiften
zwei JahreMage im Kloster (Marenherg),
Ich swester Elspet vnd ich swester Margret, paid herm
Reichers töchter von Wildooy vergehen mit dem offen brif
vnd tun chunt allen den, di in sehent, horent oder lesent, di
DU sint oder noch eliumftig werdeut, daz wir mit vrlawb vnsers
Ordens vnd mit willen vnd gunst vnsers Üben veters herrn
Hertneyds von Wildouy, marschalchs in Steyer vnd aller seiner
erben vnd mit rat vnd hilf vnser pesteu frewnt vnd als wir
des von reht erben sein, gelost haben von vnsern conuent daz
gut, daz nach vns geben ist worden paidev hüben vnd perch-
recht, also , daz ez fürpus diu schol zu jarstagen vnd allen
vnsern vadern sein vnd nachomeu ze trost, vnd sol man daz
also hegen, czwen jarstag ideii mitezwelf pristern vnd di vrawn
mit vigilyeu in den acht tagen nach sand Gorgentag, den an-
dern in den acht tagen nach sand Bartolomeus tag vnd di vir
tag lobleich hegen, ain an dem heiligen Niclastag, den andern
an gotsleichnamstag, den dritten an sand Johaunestag, als er
enthawbt wart, dacz vird an sand Elspetentag vnd di selben
vir tag als oft, den vrawn vnd ganczen conuent daz mal
geben , daz sol also geschehen alle jar jerleich , des sint ge*
casewg vnd da pei gewesen di edeln herrn herrn Hainreich von
Wilthawsen, her Chol von Czeldenhofen , her Iladenreich von
Seldenhofen, her Pillnncli von Swamberdi , her Durinch, sein
ArchiT. Bd. LIX. I. WXMio. 21
322
prüder, Mathe von Merenberch vnd Chunrat sein prüder, He
weig der Schüez, Chunrat der Chayserman vnd ander erl
leut genug. Mit vrchunt dicz brifs versigelt mit vns«
conuents anhangunden insigl, den wir paid vorgenant swes
darvm fleizzig gepeten haben mit vnsern pesten frewnten, c
sew ez an den brif gehangen habent zu ainer ewigen gede
nus vnd zu ainer vrchunt der warhait. Der brif ist geh
nach Christi geburt tawsent jar^ drew hundert jar, darnach
dem fümf vnd czwainczchistem jar, des ertags in der vasi
nach dem suntag, als man singet letare.
Mit eiuem Siegel. Abschrift uacli der Copie des Hanpimanns y. IT
cetti. Jo. Arch.
ÜBER
DEN AUSSTELLUNGSORT
EINER
URKUNDE KAISER HEINRICHS IV.
DD. NÜZDORF, ID. (IDIBUS) MAI (15. MAI) 1097.
VON
ALBERT JAEGER
At^
Bd. LIX. II. HAlfle. 22
fl
Die Urkunde Kaiser Heinrichs lY.
Am 15. Mai des Jahres 1097 stellte Kaiser Heinrich IV.
auf seiner letzten Rückreise aus Italien nach Deutschland zu
Nussdorf für die Kirche des heiligen Georg im Innthale eine
Urkunde aus, mit welcher er der an der genannten Kirche
lebenden Einsiedlergenossenschaft' sechs Höfe mit allem Zu-
gehör in den Ortschaften des Unterinnthaies: Kuntol, Luisfeld,
Oberndorf, Winklhaim, Pirkenwang und Ebs schenkte.
Die Originalurkunde wird im Archive des Benedictiner-
Stiftes Fiecht aufbewahrt. - Abschriften finden sich in der
Chronik der genannten Benedictiner Abtei St. Georgenberg
nun Fiecht in Tirol (Innsbruck 1874) S. 22«— 230, •» in Hor-
'''«^rs Beiträgen Nr. 38, S. 81, aber bis zur Unbrauchbar-
^eit verstümmelt und mit Fehlern angefüllt.^ Bei Sinn acher,
Die iir«i»rüii|j^liclu' EiiiMiedlor^cnoHHeiischat't verwandelte nicli zwischen
X125 — 1140 in eine Abtei des Benedictinerordens unter dem Namen
^t. Georgenberg. Nac.li incbr als öOO Jahren wurde die Abtei wegen
Vtiederholter Unglücksfälle durcli Waldbrände und Hlitzverheerungen an
clie Stelle verlegt, wo sie heut/ntagc unter dem Namen des Renedictiner-
^tiftes Fiecht, Schwaz gegenüber besteht.
Sie erscheint leider an einigen Stellen verletzt; die Chrcmik des Kloster«
i;^bt S. 5, Anmerkung 3 Auskunft über das Missgeschick, das ihr
2ewischen 1004 lG2ö widerfuhr. Um die durch die Verletzung ent-
standenen Lücken auszufüllen, wurden an der Rückseite kleine Perga-
^■nentstticke angebracht, und an der Vonlerseite die abgängigen Wörter
ergänzt.
Diese Abschrift gibt das Original am treu^sten; nur in der Datierung
i^eigt sie einen Lesefehler: ,Data Idus Martii, statt Id. Mai.
Einige Beispiele mögen den Vorwurf begründen: Ilormayr, ,qualiter
laos amore Christi ejusque genitricis Mariae, Remedio animae nostrae etc.*
XJrkunde: ,qualiter nos pro amore Chrinti ejusque genitricis Mariae
*^niniumque Sunctorum pro remedio animae nostrae etc.' — Hormayr: et
^'iorum nostrorum in nostro servitio velochsorum (sie) - Urkunde:
»«t aliorum parentum nostrorum vel aliorura fidelium nostronun in nostro
22*
326
Beiträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Sähen und
Brixen 11. Band. S. 649 nr. 104.
Was nun den Ausstellungsort ^Nussdorf^ betrifft, so
bildet eben die Frage, wo dieser Ort gesucht wertlen müsse,
den Gegenstand der folgenden Untersuchung. Der Erste, der
den Ausstellungsort nach dem ungefähr eine Meile westlich J
von Wien entfernten Nussdorf an der Donau verlegte, war
Harald Stenzel. Im IL Band seiner Geschichte Deutschlands^^
unter den fränkischen Kaisern enthält er S. 299 die Angabe:^
,15. Mai, Nussdorf bei Wien und beruft sich auf Hormayi
Beitrag IL 81'. — Dr. Karl Friedrich Stumpf in der 11. AI
theilung des IL Bandes in dem Werke ,die Reichskanzl<
S. 245 theilt dieselbe Meinung, und bezeichnet ,Nussdorf ak^
der Donau bei Wien' für den Ausstellungsort der Urkundo»;!
Am entschiedensten geht Wilhelm von Giesebrecht vor."^
Obwohl es ihm nur scheint, dass Kaiser Heinrich bei seiner
Rückkehr aus Italien nach Deutschland seinen Weg durcb '
Kärnten und Steiermark genommen habe, weiss er doch xwei
«
Zeilen später mit voller Gewissheit, dass ,er am 15. Mai sn
Nussdorf bei Wien war^ (Gesch. der deutschen Kaisersdi.
III. Band. Dritte veränderte Auflage Seite 673). Der Verfasser
der Chronik der Benedictiner-Abtei Geoi^enberg-Fiecht gieng
Seite 6 in der Anmerkung von seiner früheren anderen
Meinung ab, und schloss sich der des Dr. K. Friedr. Stumpf
an. Es haben sich somit gewichtige Stimmen für Nussdorf an
der Donau bei W^ien, als den Ausstellungsort der Urkunde
ausgesprochen, und doch stehen dieser Annahme grosse Be-
denken im Wege.
Erstens die Urkunde selbst enthält weder einen Zusatz
noch eine Andeutung über die Oertlichkeit des fraglichen
Nussdorf. Auch bei Hormayr und Sinnacher findet sich
keine Ortsbestimmung, und was nicht zu unterschätzen ist,
Dr. Friedr. Böhmer schweigt ebenfalls, und gibt Nussdorf
ohne irgend einen Zusatz.
Ferner fehlt jeder Anhaltspunkt für die Annahme der
Anwesenheit des Kaisers Heinrich im Jahre 1097 in Oester-
servitio occisorum vel quacunque morte praeventorum etc. etc., und so die
ganze Urkunde hindurch ; diese zählt den Kaiser überall als HeiQ-
ricum III. — Hormayr: überall Heinricum IV.
reich ob oder unter der Enns, geschweige zu Nuesdorf bei
^ien. Keine Urknnde, keine einzige der österreichischen
^roDJken weise etwas von einer Ankunft oder von einem
Aufenthalte HeinricliB IV. im genannten Jahre im erwähnten
I Lande. Mui vergleiche des Andreas von Meiller R^^esten
Ider Babenberger und Dr. Wattenbacbs Annales Austriae im
EX.I. Bande der Monumenta Oermanife historica (IX. Bande der
^criptorea). Man wird zum Jahre 1097 keine Spur von Hein-
■icV] rV. in Oesterreich finden. Eben so wenig weiss Sigmund
Falles in seinen mit dem grössten Sammelfleisae bearbeiteten
i Aastrin etwas von Heinrichs Dasein in Oesterreich
erwähnten Jahre; man vergleiche in dessen I. Theile
S«ite 433 was er zum Jahre 1097 mittheilt; von Heinrich ist
le Hede.
Nehmen wir aber ftir einen Augenblick an, Kaiser Heinrich
i 1007 in der That nach Oesterreich gekommen, und am
■ 9. Mai zu Mussdorf bei Wien gewesen, so müssen wir ver-
Ktlnftigtir Weise voraussetzen, es müsse ihn eine bestimmte
"Whiicht dihin geführt haben, oder er sei durch Verhältnisse
n worden, auf seiner Rückkehr nach Deutschland
^Sieaen wuiten Umweg einzuschlagen. Zu den Jahren 1077 und
3.093 kennen wir eine solche Nöthigung und eine solche
-^^bsicht. Im Jahre 1077 wählten die deutschen Fürsten unge-
t der Demüthigung, welcher sich Heinrich am 25. Jänner
1 Ca-Qwwi unterzogen hatte , auf dem Tage zu Forchheim
C Jö. Märzi den Herzog Rudolf von Schwaben zum Könige. Als
■^äeinrich am 9. April von Verona aufbrach, um auf dem
»flrzestcn Wege nach Deutschland zu gelangen, fand er die
^^«wlischen Alpenpässe von seinen Gegnern besetzt. Er war
tOthigt uuf weitem Umwege durch Friaul und Kärnten den
•nttrgnrti^ über die Gebirge zu suchen, nachdem er den Patri-
*1ien Sitghard von Aquiloja durch grosse Geschenke und
"^'eh niMr,sere Voraprechungen und die in Kärnten mächtigen
^ppf'.iisii'iiier durch gleiche Begünstigungen gewonnen hatte. '
■ichtig(i Dienste muss ihm auf dieser, wie sich vermuthen
auf sehr abgelegenen Wegen vollzogenen Wanderung,
Bisciiiif Altwin von Bnxen, einer der treueston Anhänger
'öinricha IV. geleistet haben. Diess bezeugen nicht blos die
icbt III. 441-142.
Schenkungen, die er erhielt, ' sondern auch die Worte der
Anerkennung, mit denen Heinrich die Gaben begleitete.^
Zum Jahre 1CH:>3 kennen wir, wie oben bemerkt wurde,
eine bestimmte Veranlassung, welche den Kaiser bewog, den
österreichischen Ländern sich wenigstens zu nähern. Gedrängt
durch die unglückliche Wendung, welche sein Glück in Italien
nahm, und durch die Nachrichten, welche er aus Deutschland
über die steigende Macht des Herzogs Weif und dessen Partei
erhielt, beschloss er die Magyaren gegen Weif aufzuhetzen.
Er verabredete eine Zusammenkunft mit dem ungarischen
Könige Ladislaus, und machte sich um Weihnachten 1092 auf,
um mit ihm wahrscheinlich in der Abtei Martinsberg zusammen
zu treffen. Allein der Herzog Weif warf sieh ihm mit be-
waffneter Macht in den Weg, und zwang ihn umzukehren. ^
In beiden Fällen kennen wir also die bestimmte Absicht
und Nöthigung, die Heinrich den östlich von Italien gelegenen
Ländern näher brachte, was soll ihn aber genöthigt oder be-
wogen haben, im Jahre 1097 nach Nussdorf bei Wien zu
kommen ? Er wollte nach sechsjährigem Aufenthalte in Italien,
wo ihn seine schwindende Macht in den letzten zwei Jahren
zu einem wahren ,8ti Hieben in Verona und Padua' verurtheilt
hatte, wieder nach Deutschland zurückkehren. Ihn hinderte
nichts mehr, den kürzesten Weg einzuschlagen. Herzog Weif
hatte sich schon 1095 mit ihm versöhnt, und arbeitete seitdem
die deutschen Fürsten für ihn zu gewinnen.* Die Alpenpässe
' Sin nach er II. 453 und iö6 nud die betreffenden Urkunden p. 579
und öHO
2 Sic lauten; ,diem Altwini S. Hrixin. Eulac Episcopi servitiuni erga iios
fideUy viarjnum^ boninn et aasichiuni, reapeximus'. Ebeud. p. ö80. — Auch
bei Horm. II. p. 58 aber wieder mit dem Fehler, dass er anstatt ,duinqae
Altwini' etc. diuqne Altwini etc. bietet.
3 Bertold. (.'uns tan t. ad ann. 1092: Welpho dux Bajoariae eundem
Heinricum ante proximam Jiativitatem Domini mirabiliter confudit, quem
ad colloquium j>ervonirc prohibuit, quod idem Heinricus et Rex Hungariae
condixerant, ad quod etiam pene jam convcrant. Damit zu vergleichen
Szalay. Gesch. Unnrarns I. 221 -222.
* Ebend. ad ann. 1095. Welplio, Filiu.s Welphonis Ducis Hajoariae, a
conjugio doniinan Mathildae se pcnitus sequestravit . . . ITndc pater
ipsiu.s in jjonpi^oliardiam nimis irato animo porvenit, et frustra diu mul-
tumquo pro hujus modi reconciliatione laboravit. Ipsum eliani Ileim^um
(imperatorem) sihi in adjutorium ascivit contra dominam Machtüdavi^ ut
ip.Ham bona sua ülio ejn.s dare comi>ellcret*. Seitdem wurden Weif und
329
darch Tirol standen jetzt offen. Was soll ihn genöthigt oder
bewogen haben, so weit auszubiegen, um nach Nussdorf in die
Nähe von Wien zu kommen? Man bringe einen Beweis dafür.
Giesebrecht, um diesen Autor hervorzuheben, gibt keinen
Grund an; im Gegentheil er schwankt in der Bezeichnung der
Richtung, in welcher Kaiser Heinrich um Ostern 1097 seinen
Rückweg aus Italien nach Deutschland einschlug, indem er
sich des Ausdruckes bedient ,er scheint' seinen Weg durch
Kärnten und Steiermark genommen zu haben, lässt ihn aber
mit voller Bestimmtheit am 15. Mai zu Nussdorf bei Wien
zum Vorschein kommen ; Beweis dafür wird, wie schon bemerkt,
ausser der eben in Frage stehenden Urkunde, keiner gebracht.
Ueberhaupt leidet Giesebrechts Darstellung des Verhältnisses,
welches sich zwischen dem Herzoge Weif und Kaiser Heinrich
von 1095 bis 1097 bildete, an Unklarheit. »
Zu allem Ueberflusse kann noch auf die Entfernung von
Wien bis Regensburg und auf die Zeit hingewiesen werden,
welche bei den damaligen Verkehrsmitteln zu einer. Reise von
dem erstgenannten Orte bis zu dem zweiten erfordert wurde.
Kaiser Heiniich feierte Pfingsten zu Regensburg. ^ Das Pfingst-
Heinrich Freunde und jener arbeitete die Fürsten mit dem Kaiser zu
versöhnen. Derselbe Bertold von Constanz berichtet: Welpho dux Bajo-
ariae cum Hlio suo Wcl])hone tandem de Longobardia in Alemonnium
rediit multumqite de realitutione Heinrici in regnum, quamvis de anathe-
mate non absolntum, ctim prindpihis regni fruatra laboravif. ad ann. 1095.
* Nach seiner Darstellung verschmähte es Herzog Weif (1095) sogar
nicht mit dem Kaiser in Verbindung zu treten, um der grossen
Gräfin durch Furcht abzupressen, was seine TTeberrcdungskünste nicht
erreichten; doch vergebens. Im Sommer 1095 kehrten die Weifen, Vater
and Sohn, über die Alpen zurück, bereits entschlossen unter
günstigen Bedingungen sich mit dem Kaiser auszusöhnen.
Sie verhandelten hier (in Deutschland) viel mit den Fürsten
über eine Aussöhnung der Parteien, aber erfolglos. So verging
das Jahr 1095; so auch die Hälfte des nächsten; noch im Sommer
1096 wollte Heinrich dem Weif die Magyaren auf den Hals
hetzen, (also wie es scheint mitten unter des Letzteren Bemühungen,
die Fürsten für den Kaiser zu gewinnen), aber allmählich erfolgte
doch eine Annäherung zwischen dem Kaiser und den Weifen.
(Giesebrecht III. 673).
'Chronica Augusten s. bei Freher I. p. 507. ,Imperator de Italia
rediens, Ratisponam in Pentocoste ingressus, cum omni clori populiqne
suscipitur alacritato.
330
fe^t fiel 1097 aaf den 24. Mai. Wäre der Kaiser am 15. Mai
la Nussdorf bei Wien ^wesen, so hätte er für die Reise nach
Regensbnrg 8 Tage gehabt. Nun beträgt die Distanx xwiachen
beiden Orten, nach den besten Karten gemessen, ^ 44 bis 45
deutsche oder österreichische Meilen (zn 4000 Wiener Klaftern)
gleich 88 oder 90 Standen. Der Kaiser hatte somit täglich,
und xwar ohne Rasttag, einen Marsch von 5' ^ oder 5^'^ Meilen
oder wenigstens 11 Standen xorücklegen müssen. Wir wollen
nicht die Möglichkeit« wohl aber die Wahrscheinlichkeit be-
xweifeln: deim nachdem Heinrich ohne nachweisbaren Grand
einen Excar^ ans Italien bis in die Nähe von Wien, wie man
annimmt^ xa machen die Zeit hatte, hätte er jetzt einen wahren
Eilmarsch nach Regen$barg ang^tne^ten: ein Eilmarsch mnss
aber ein täglicher Ritt von 11 bis 12 Standen dorch 8 Tage
hindonch genannt werden. Und wi^icher Grand soll ra einem
«ükhen EUmarsch c^edränct haben ? Heinrich ward nicht mehr
ai^eiochten: «r wamle in Regensbaig Ton den Bnrgen ud
dem Clensi xawwk^Mnmend ag%>e*omme»> nnd T\»weihe bis
tiet in den Sommer daseühst« *
l>a um kein ejirjaper ::Lrk3j»iIki»er 6e«^ iur Ksiirr
Heinnchs Ai:wes>e?ieit ix iVtsCicr^ci wli^r»^ «k* Jahnes 1097
Tv-rik^ :iijd w^-aer tia Z^^ci »rci *L»t Xc-^kv^n^ naci^e-
w>««Hi wei^ea ki^LX^ wieiÄ«- :ix it ü* Xjii>t t:« Wien g«iahrt
iC5 ^c tVayr-'^räKii! l"rk:ir»^S* W;ü j*i.££r?^-~:t*ai. xi?£ das Xns»-
Ä^ct ^^^c l"rix3}£; jkr^Sfrs-^'r r^s^uxi: ^iciiü ir>&&tfx.
lim»a£ ijJ*fc ü^iCfc ÄrfOir»^ äät^ J^SkWirt ^a^iamiMa liOL wird
331
Wül einer andern über die Alpen führenden Strasse für seine
/
m Rfickkehr nichts bekannt ist; und die Brennerstrasse für ihn,
V wie eine vollkommen sichere, so auch die kürzeste war. Dass
F es Giesebrecht schien, er habe seinen Weg durch Kärnten
und Steiermark genommen, düifte seinen Grund nur in der
von ihm geglaubten Anwesenheit Heinrichs in Nussdorf bei
^Vien gehabt haben.
Allein nicht bloss der Mangel eines Zeugnisses für eine
CLndere Strasse spricht fiir des Kaisers Rückkehr durch Tirol,
es lassen sich auch solche Momente dafür geltend machen, die
jeden Zweifel zu beseitigen geeignet sind. Mit der Rückkehr
des Kaisers kehrte auch der von dem Herzoge Weif im Jahre
1091 von seinem bischöflichen Sitze vertriebene Bischof Altwin
JLch Brixen zurück. * Er war nach Italien zu dem Kaiser
xtflohen, der ihn auch am 2. September desselben Jahres zu
erona mit der Schenkung einer Grafschaft im Pusterthale in
einem Missgeschick tröstete. ^ Altwin war durch 40 Jahre ein
«m Kaiser mit unveränderter Treue ergebener Anhänger, ^ er
«rweilte auch die letzten sechs Jahre an seiner Seite in Italien. ^
as entsprach nun dieser ausdauernden Treue mehr, als dass
« Kaiser ihn, da der Friede mit den Weifen hergestellt
ar, auf seinen bischöflichen Sitz nach Brixen zurückführte,
XI so mehr als dieser vom Alter gebeugte Bischof seine Augen
3 Brixen zu schliessen sich sehnen mochte ; er starb noch in
Lesern Jahre. ^ Doch den stärksten Anhaltspunkt für die Be-
«uptnng, dass der Kaiser durch Tirol nach Deutschland zurück-
<hrte, bietet die zu Nussdorf ausgestellte Urkunde selbst.
Stifte Georgenberg (Fiecht) im Innthale erhielt sich durch
6 Jahrhunderte herab die Tradition, dass Kaiser Heinrich
war, der auf Bitten der Einsiedlergenossenschaft die aus
^•öer seitwärts gelegenen Felsenschlucht zur Kirche des heiligen
"eorg fuhrende Wasserleitung herstellen Hess, ein Werk,
^"ölches nicht blos mit grossen Kosten, sondern auch mit
S^Ossen Gefahren für das Leben der Arbeiter verbunden war;
^ Sinnacher II. 530-532. — Giesebrecht a. a. O. S. 644.
^ Ebend. p. 531.
• Ebend. p. 464-474.
* Ebend. p. 535- 586.
^ Ebend. p. 536.
332
denn die Leitung konnte nur an einer senkrecht in schauer-
liche Tiefe abfallenden Felsenwand angebracht werden, wobei
es den Arbeitern nicht anders möglich war, als an Stricken,
die von der Höhe der Felsenwand herabgelassen waren, in den
Lüften hängend den Canal aus den Felsen auszumeisseki.
Mit Recht bemerkt hierzu der Verfasser der Chronik, dass
die Anordnung zur Herstellung einer solchen Wasserleitimg
,das Ergebniss der eigenen Anschauung der Oertlichkeit von
Seite des Kaisers gewesen sein dürftet ^ Die Vermuthung, dass
Kaiser Heinrich selbst in Georgenberg war, gewinnt durch die
Form und den Inhalt der von ihm der Kirche des heiligen
Georg ausgestellten Schenkungsurkunde an Stärke. Was sollte
den Kaiser bewogen haben, die Einsiedlergenossenschaft auf
dem abgelegenen einsamen Felsenkegel, die nicht die geringste
politische, ja nicht einmal eine kirchliche Bedeutung hatte, ^
mit einer so reichen Schenkung von 6 Höfen sammt deren
Leibeigenen und allem Zugehör an Gebäuden, Waldungen,
Acker- und Weideland, Jagd und Fischerei und Mühlenrechten
zu bedenken? Es erscheint in der Urkunde kein Fürbitter;
Heinrich beruft sich weder auf eine Bitte der Einsiedler-
Genossenschaft noch auf irgend eine andere Fürsprache, wie
es sonst in der Regel der Fall war ; •* er verfügt aus unmittelbar
eigenem Antriebe, und zwar in einer tiefreligiösen, von schmerz-
lichen Erinnerungen erfüllten, reuraüthigen Stimmung. ^ Und
* Chronik der Benedict.-Abtei Georgeuberg-Fiecht p. 7. Anmerk. 1.
2 Georgenberg noch nicht einmal eine Abtei.
3 Z. B. Kais. Heinr. III. sckonkt 1056 der Kirche von Brixen das Land-
gut Odelisnitz ,ob intervontnm diiectissime conjugis nostre imperatricis
Agnetis'; — Heinr. IV. 1063 dem Bisch. Altwin zwei Berge ,marchione
Udalrico conlandante' ; dem Bisch. Altwin dns Landgut Schlanders ,ob
interTentura dilectae conjugis Bertae Ebbonis et Bennonis episcoponun,
caeterorumque fidelium nostrorum*; eben demselben eine Grafschaft im
Pustcrthal, ob interventum üdeliumRudportiBabenbcrg, Joannis Spirenisetc
episcoporum etc. — oder: quali Altwinis nostram exoravit clementiam etc.
— ob petitionem ac fidcle servitium Altwinis — etc.
* Notum sit, so erklärt der Kaiser, qualiter nos pro amore Christi ejnsqne
Genitricis Mariac omniumquc sanctornm, pro remedio animae nostrae»
et patris nostri Impcratoris Hoinrici, et matris nostrae imperatriciB
Agnetis et Conjugis nostrae Bertae, et aliorum parentum nostrorom vel
aliorum fidelium nostrorum in nostro servitio occisorum vel qua-
eunque morte procvcntorum* etc. tradidimus . . ea videlicet ratione«
nt j)ro animabus supranominatonnn . . jugis oratio in praefata ecclesia
333
welcher Ort war geeigneter, den Kaiser lo eine solche Gemüths-
stimmung zu versetzen , als das der schmerzhaften Gottes-
mutter geweihte Kirchlein auf dem heiligen Georgsberg? Aus
dem grossartigen/ von der Hand des Schöpfers und dem sinnigen
Fleisse der Menschen festlich und reizend geschmückten Unter-
Innthale führt ein Pfad durch dunkle und duftende Wälder
bergan in eine ernste, rauhe, ja schauderhafte Thalschlucht.
Zwischen Felsenufern braust in der Tiefe mit lautem Unge-
stüm ein schäumender Bach. Zwei mächtige Felsenwände
thürmen sich neben einander auf. Aus der westlichen springt
ein schroffer, dreihundert Fuss hoher, senkrechter Felsenkegel
hervor. An seinem Fusse umkreisen ihn zwei wildschäumende
Sturzbäche, über den einen schwebt hoch in den Lüften eine
kühne Brücke, der einzige Zugang zu dem isolirten Kegel,
auf dessen Scheitel die 8t. Georgskirche thront. Auf wen,
der je diese einsame, von aller Welt abgeschlossene Thal-
schlucht betrat, hätte die ernste Natur der kahlen Felsenwände,
die dunkeln Waldungen, die stille Abgeschiedenheit, nicht
tiefen Eindruck gemacht? Wahrlich! St. Georgenberg spricht
ergreifend zum Gemüthe des Besuchers und stimmt ihn zu
ernsten Betrachtungen und zum Gebete ; und das mochte Kaiser
Heinrich an dieser Stätte an sich erfahren haben, und wohl nur
daher seine von Sühne-Gedanken erfüllte und dictirte Urkunde.
Man übersehe auch nicht einen in der Urkunde, wie im
Vorbeigehen berührten, aber in einem die Einsiedelei von
St. Georgenberg betreffenden Documente nicht unbedeutenden
Umstand. Kaiser Heinrich widmet seine Schenkung der Kirche
des heiligen Georg ,aus Liebe zu Christus und seiner Mutter
Maria^ Nun berichtet eine uralte Ueberlieferung, dass das in
der Kirche von Georgenberg heute noch vorhandene und ver-
ehrte Bild der schmerzhaften Gottes-Mutter schon vor dem
Jahre 1000 von dem von einer Wallfahit nach Rom zurück-
kehrenden Stifter der Einsiedler-Genossenschaft Rathold, einem
£dlen von Aibling, mitgebracht und unter einem Lindenbaume
aufgestellt worden sei; darum Georgenberg in frühester Zeit
häufig ,Unsere liebe Frau unter der Linde' genannt wurde.
0. Georgü perspverot in perpctuniu, et specialitor in omni septimana
isempcr in tertia feria missa pro fidelibus defunctis et in sexta feria
missa pro salute vivorum ibi celebretnr*. Sieht diese Urkunde nicht
einem bussfertipen Testamente gleicii?
334
Sollte nicht dieser Umstand den Kaiser bestimmt haben, seine
Schenkung auch ,au8 Liebe zu Maria der Mutter Christi'
zu widmen? Und sollte dieser Umstand nicht auch einen Beweis,
und zwar nicht den schwächsten, bilden, für die persönliche
Anwesenheit des Kaisers in Georgenberg?
Wir rücken nunmehr unserem Nussdorf immer näher.
Kaiser Heinrichs Anwesenheit in Georgenberg, und somit seine
Rückkehr nach Deutschland durch Tirol im Jahre 1097, die
wir Anfangs als eine Vermuthung und als wahrscheinlich hin-
stellten, dürfte nach all dem, was zur Begründung vorgebracht
wurde, von einer erwiesenen Thatsache wohl nicht mehr ferne
sein. Einen neuen Anhaltspunkt zu diesem Schlüsse finden
wir in dem weiteren Inhalte unserer vielerwähnten Urkunde,
und zwar in den Gütern, welche Heinrich der Einsiedler-
Genossenschaft schenkte, und in der Erwähnung des Pfalz-
grafen Rapoto. Die zum Geschenke gewählten Höfe lagen in
sechs am rechten Innufer, von Rattenberg bis Ibs unter Kuf-
stein, zerstreuten Dörfern, ^ somit an der Strasse, welche den
Kaiser auf dem letzten Tagmarsche, den er noch auf Tiroler-
boden zurückzulegen hatte, nach Baiern führte. Die Urkunde
enthält zwar keine Andeutung hierüber, aber es unterliegt kaum
einem Zweifel, dass die sechs, offenbar grossen, mit Jagd-,
Fischerei- und Mühlen-Gerechtsamen ausgestatteten Höfe kaiser-
liches Fiskalgut waren. Wird es demnach ein nicht zu recht-
fertigendes Wagniss sein, wenn wir annehmen, dass der
Pfalzgraf Rapoto I. sich im Gefolge des Kaisers befunden,
und irgend einen Anthcil an der Wahl oder Bezeichnung
jener Güter gehabt habe, welche der Einsiedler-Genossenschaft
geschenkt werden sollten? Die Annahme hat nichts unwahr-
scheinliches, wenn wir berücksichtigen, was die Urkunde her-
vorhebt, dass die sechs Höfe ,in seiner d. i. in Rapoto's
Grafschaft' lagen (in pago Indale, in Comitatu Palatini
Comitis Rapotonis), und wenn wir das intime Verhältniss ins
Auge fassen, welches zwischen Rapoto und dem Kaiser be-
* Kundl zwei Wegstunden unter RatttMiberf^ ; Luisfeld (heute Liesfeld)
ein Dorf am Inn bei Kundl; Oberudorf bei Kirchbühel; Winkel-
heim in dem grosncn KuRen, den der Innfluss KirchbfiM, Segentiber
macht; Birkenwanck (ßichelwangf) in kurzer nördlicher £ntfernang
von Kirchbühel, vielleicht au der Stätte von Kirchbühel selbst; Ebese
(Ebs) eine lialbe Meile unter Kufstein.
335
stand. Der Pfalzgraf war einer der treuesten Anhänger Kaiser
Heinrichs IV. Während der schrecklichen Wirren, die nach
der Absetzung des Herzogs Weif 1077 in Baiern entstanden,
bis zu Welfs Wiedereinsetzung 1096 hatte er sich als ein
mächtiger und hingebungsvoller Verfechter der kaiserlichen
Sache ausgezeichnet, und zur Belohnung dafür die Pfalzgrafen-
Würde, und die in der Urkunde erwähnte Grafschaft im Inn-
thale erhalten. Urkunden zeigen ihn uns wiederholt an der
Seite des Kaisers oder mit wichtigen Missionen betraut; ^ das
letzte Mal finden wir ihn 1096 zugleich mit dem Herzoge Weif
bei Heinrich zu Verona. ^ Es liegt demnach gar keine Un-
wahrscheinlichkeit vor, dass er in seiner Grafschaft dem
Kaiser das Geleite gab. Und nun stehen wir an der Schwelle
des gesuchten Nussdorf.
Am rechten Innufer, eine Stunde von der heutigen Grenze
Tirols entfernt, in der Mitte zwischen dieser und Neu-Beuern
liegt Nussdorf, welches der Kaiser von Ebs weg, wo der letzte
zur Widmung für Georgenberg zu wählende Hof bestimmt
wurde, in drei Stunden erreichen konnte. Hier fand sich auch
der Hei'zog Weif bei dem Kaiser ein, und betheiligte sich an
der Schenkung für die genannte Kirche des heiligen Georg.
Wir hätten somit einen Ort, Namens Nussdorf, gefunden,
der im Gegensatze zu dem Nussdorf bei Wien mit der Rück-
lehr Heinrichs nach Deutschland, und mit allem, was sich
für die von ihm gewählte Brennerstrasse an beweisenden
Gründen und Momenten vorbringen Hess, im vollsten Einklänge
steht, und somit als der wahre Ausstellungsort der Urkunde
betrachtet werden muss.
Zum Schlüsse noch eine Bemerkung über die zu Nuss-
dorf ausgestellte Original-Urkunde. Wem diese zur Einsicht
vorliegt, der wird sich überzeugen, dass dieselbe, als der
Herzog Weif zum Kaiser kam, schon ausgefertigt war. Dies
beweist ein Zusatz, den sie offenbar auf Verlangen des Herzogs
erhielt, indem dieser, theilnehmend an der Schenkung, Eigen-
leate, welche der Einsiedler-Genossenschaft übergeben werden
sollten, dem Kaiser zur Verfügung stellte. Daraus erklärt sich
* Pins Wittmann: Die Pfalzgrafen von Bayern p. 28-32. Hormayr
8. W. III. p. 43-46.
' Oefele: Die Geschichte der Grafen von Audechs p. 111 nr. 26, —
Sinnacher II. p. 648—649,
33G
das in Kaiser-Urkuiuleu sicher nicht gewöhnliche Vorkominen
einer Einschaltung zwischen dem bereits ausgesprochenen
Schlüsse der Urkunde : ,chartam hanc conscribi et manu nostra
corroboratam sigilli nostri impressione jussimus insigniri' und
der Recognition des Kanzlers : ,Humbertus Cancellarius vice
Ruodhardi Archicancellarii recognovi'. Allein es muss bemerkt
werden, dass sich diese ,Einschaltung' nur in den Ab-
schriften und deren Abdrücken im fortlaufenden Texte
vorfindet, nicht aber im Original. In diesem wurde der Zusatz
in dem zwischen dem oben citirten Schlüsse und der Recognition
des Kanzlers wegen des aufgedrückten Siegels leer gebliebenen
Baume links vom Siegel gegen den Rand des Pergamentes
angebracht, und zwar geschrieben mit etwas schwärzerer Tinte,
aber von derselben Hand. Der Zusatz lautet: ,Et eadem tra-
ditione ad altare ejusdem sancti Oeorgii martyris propria manu
sua praenominatus Imperator Heinricus et cum manu ducis
Weif delegavit: Juditam filios filiasque ejus et sororem ejus
Adalint et ejus posteritatem in manum advocati ejusdem altaris
Gundachar'.
el
PETER FREIHERR VON PARCHEVICH
ERZBISCHOF VON MAKTIANOPEL
-*'^*STüLISCHER VICAR UND ADMINISTRATOR DER MOLDAU, BULGARISCH KR IXTER-
Ä'ÜNTrcS AM KAISERLICHEN HOFE UND KAISERLIGHER GESANDTER
BEI DEM KOSAKEN-HETMAN BOGDAX CHMIELNICKI.
(1612-1674.)
NACH AKCHIVALISCHEN QUELLEN (iESClIILDERT
VON
JULIAN GRAFEN PEJACSEVICH.
VORREDE.
Jllit Forschungen über die Geschichte meiner Familie
1)68 chäftigt, stiess ich auf Nachrichten über eine bedeutende,
tinserem Geschlechte angehörige Persönlichkeit, deren öffent-
liche Thätigkeit weit über die Grenzen des Familienkreises
^^ind ihres engeren Vaterlandes hinausging. Die ersten Spuren
"heiter verfolgend, sammelte ich nach und nach hinreichendes
Material, um das Lebensbild Peters Freiherrn von Par-
^hevich nach seiner hervorragenden, sowohl kirchlichen als
diplomatischen Laufbahn darstellen zu können. Bei seinem
Eingreifen in die allgemeinen Weltereignisse seiner Zeit, na-
mentlich die orientalischen Angelegenheiten, scheint mir diese
^Darstellung auch für weitere Kreise nicht ohne Interesse zu
«ein, und sogar manche Lücke in geschätzten Geschichts-
'werken ausfüllen zu können. Der Genannte und die mit ihm
in Verbindung stehenden Vorgänge sind nicht nur Coleto und
Garns, sondern auch Hammer-Purgstall, Lelewel und Zinkeisen
völlig unbekannt geblieben. Andere kennen ihn fast nur dem
tarnen nach. Und doch bietet uns die Schilderung seines
Lebens manchen erklärenden Einblick in die politische Ge-
schichte, manchen interessanten Beitrag zur Culturgeschichte
seiner Zeit.
Für Kundige bedarf es nicht der Erwähnung, dass die
Sammlung des quellenmässigen Materials zu dieser Biographie
einige Mühe verursacht hat. Denjenigen aber, welche mich
dabei so bereitwillig unterstützten, namentlich den Vorständen
und Arbeitern in den betrefiFenden Archiven zu Wien, Ofen,
Rom, Venedig und Klausenburg, und mehreren anderen hervor-
ragenden Gelehrten, so wie denjenigen, welche mir bei der Ver^
arbeitung dieses StoflFes behilflich gewesen sind, sage ich Li«»-
durch öffentlich meinen anerkennendsten und ergebensten DtMifc.
AreUT. Bd. LU. II. Hälfte. ^
340
Dass ich zur Entwerfung des politischen Hintergrundes;
auf dem das Leben des Erzbischofs Parchevich sich abspielt^
mich der vortrefflichen Darstellungen anderer Qeschichts-
schreiber, wie ausser den früher genannten auch Engels,
Schimeks, Kemeny's, Jireöeks u. s. w. bedient habe, wird
man nicht tadeln können; wenn man überhaupt die Verflechtung
persönlicher und allgemeiner Geschichte gutheisst. Um die von
mir angestrebte Vollständigkeit zu erreichen und um die hier
zur Sprache kommenden Ereignisse und Persönlichkeiten dem
Leser möglichst schnell und genau vorzuführen, bin ich hierin
vielleicht etwas weiter gegangen, als es Einigen nöthig er-
scheinen mag; Andere aber dürften es mir Dank wissen.
Es kommt dem Geschichtschreiber nicht zu, sich auf Qe-
dankenreihen einzulassen, die auf Wenn und Aber hinauslaufen.
Und dennoch kann ich mich des Gedankens nicht erwehren,
dass, wenn Parchevichs Pläne zur Ausführung gelangt wären,
uns die Belagerung Wiens im Jahre 1683 und der letzte
russisch türkische Krieg erspart worden wären. Dass aber
Parchevichs Leben und Streben im Ganzen so wenig wirkliche
Frucht getragen hat, das ist, wie man sehen wird, nicht seine
Schuld gewesen.
Wien, im Juni 1879.
Der Verfasser.
341
i r
L
Peter Parchevichs Jagend and erste Wirksamkeit.
(1612—1647.)
1.
bstammung. — Kiprovac. — Die kirohliohen Zustände in
Bulgarien.
Peter Parchevich entstammte der Familie Knezevich; einer
der ältesten bulgarisch-bosnischen Djnastenfamilien. Sein Ur-
KTossFater Gyoni (Johann) Parchevich hatte 1481 seine Güter
^Äxter seine vier Söhne getheilt, welche nun vier verschiedene
f^amilien stifteten, die sich nach ihren Schlössern mit be-
sonderen Namen benannten. Der älteste derselben war Johann
archevich (Peters Gross vater), der zweite hiess Demetrius
ejacsevich (nach dem Schlosse Pejacsevo), der dritte Stefan
^^ezevich (nach dem alten Stammschlosse Kneie, wodurch er
der Stammvater des jüngeren Zweiges Knezevich wurde), der
"^erte und jüngste Thomas nannte sich blos Thoma-Gyonovich
CSohn des Gyoni). ^ Der älteste dieser vier Brüder, Johann
-Parchevich, hatte ausser Michael Parchevich, dem Vater unseres
^eter Parchevich noch einen anderen Sohn, welcher von seinem
®<5hlos8e Cserka, den Namen Cserkiczy oder Cserkich annahm. ^
Als Sultan Murad I. 1388 den vielbesimgenen letzten
önig der Romano-Bulgaren Sisman besiegte imd 1389 auf
^©m Amselfelde (Kossovo) die vereinigten Serben, Bosnier,
"^^Ügaren, Albanesen und Walachen unter dem tapferen Des-
poten Lazar von Serbien schlug (wobei Murad und Lazar fielen),
^'ard Bulgarien ein türkisches Vilajet.^
^ Vgl. Anbang n. Beil. T, IL
^ NicoL Schmitth: Imperatores Ottomanici a capta ConstantinopoU cum
epitome principnmTurcanim, Tyrnau 1761, II, 41. Vgl. Anhang u. Beil. I, II.
* 8. Eodoziufl Freiherr von Hurmuzaki: Fragmente zur Geschichte der
BamSnen, 1. Bd., Bukarest 1878.
no*
342
Bei dem weiteren Vordringen der Türken verloren dann
die früher genannten Familien nach und nach ihre Stammgüter
und Besitzungen und Hessen sich flüchtend im Berg^tädtchen
Kiprovac, der Hauptstadt der gleichnamigen bulgarischen Pro-
vinz, ' nieder.
Die Woiwodschaft oder Provinz Kiprovac, welche in die
drei Capitanate: Kopilovac, Zelesno (oder Ferrara) und Klisura
zerfiel, erstreckte sich vom Nordabhange des Balkans bis hart
an die serbische Grenze und zum rechten Ufer der Donau.
Als ein Gut der Sultanin-Mutter stand diese Provinz unter
dem besonderen Protectorate derselben, und genoss so aus-
gedehnte Privilegien, Immunitäten und Freiheiten, dass die
Türken sich kaum in ihre Angelegenheiten mengten, und sie,
abgesehen von dem jährlichen Tribute in die Schatulle der
Sultanin, fast als selbständig zu betrachten war.^ Daher war
sie auch ein besonderer Zufluchtsort der Katholiken, welche
hier, von der jeweiligen Sultanin-Mutter gegen die Uebergriffe
der Türken geschützt, ungestört und in vollkommener Freiheit
ihrem christlichen Glauben leben durften. "^
Die Stadt Kiprovac^ liegt im weiten fruchtbaren Thale
des Ogustflusses zwischen den nördlichen Ausläufern desjenigen
* Ueber Kiprovac vpl. Const. Jos. Jirecek: Geschichte der Balgareiii
Prag 1876, und F. Kanitz: Donanbnlparien und der Balkan, 2 Bde.,
Leipzig 1875—1877, p. 371 ff.
2 8. Max Schimck: Politische Geschichte des Königreiches Bosnien und
Rama von 867—1741, Wien 1787, S. 303 f. — Schmitth: Imperatt Otto-
man., II, 41 u. -280. - Jirerek: Gesell, d. Btilg., 400 u. 463 fL — Illy-
rictim sacrum, Tom. VIII, Vcnet. 1819, p. 63 — 72.
3 Die osnianisc}ien Hegenten Iiattcn vielfach Prinzessinnen aus den byzan-
tinischen, serbischen, bulgarischen, ungarischen Fürstenhäusern zn Ge-
mahlinnen genommen (vgl. auch J. Mircse; ,Erinnenuigcn aus dem
vorletzten Lebensjahre des IJngarnkönigs Mathias Corvinus* in den
,Dioskuren*, 4. Jahrgang, Wien 187ö, p. 444, u. A.); diese hatten dann
ihren Einfluss auf ihre Männer und Söhne zur Aufrechterhaltung de»
Christenthums und zum Schutz ihrer christlichen Verwandten und der
christlichen Bevölkerung geltend gemacht. Ueber diesen £influBS christ'
lieber Sultaninnen, wie über die Privilegien bevorzugter christlicher (Ge-
meinden und selbst ganzer von Christen bewohnten Länderstrecken unter
der türkischen Herrschaft vgl. Jirecek: Gesch. d. ßulg., 45:J ff.
* Illyric. sacr., Tom. VIII, ed. Jac. Coleto, Venct. 1819, p. 63—72.
Vgl. auch Kanitz: Donaubulgarien, p. 371, der die frühere Anflicht der
meisten Kartographen, dass Kiprovac am FIuss Cibrica liege, widerlegt.
343
Theiles des nordwestlichen Balkans, welcher Stara Planina ge-
nannt wird. Waldbedeckte Anhöhen, erzreiche Berge umgeben
68. Eine fleissige und thätige Bevölkerung, verschiedenen
Nationalitäten und Glaubensbekenntnissen zugehörig, bewohnte
es. Unter derselben befanden sich ebensowohl Ragusaner Kauf-
leute, welche sich der epirotischen Sprache bedienten, wie
Sachsen, sämmtlich Bergleute, welche, wie man annimmt, zur
Bebauung der Gold- und Silberbergwerke aus Siebenbürgen
in die Moldau, die Walachei und bis nach l^ulgarien vor-
gedrungen waren, und von denen sich hier ein Rest fand. '
Diese Sachsen, welche sämmtlich sich zur katholischen Kirche
bekannten, müssen ziemlich zahlreich gewesen sein, da sie
einen eigenen Stadttheil bewohnten, der nach ihnen das Sachsen-
viertel genannt wurde. Der Annahme, dass dieselben auch hier
Bei^bau betrieben haben, kommt eine Familientradition ent-
gegen, nach welcher die Parchevich Bergwerke bei Kiprovac
besassen. Die Katholiken in dieser Stadt unterschieden sich
von den übrigen Bulgaren wie durch ihre Religion, so durch
Dialekt, Tracht und Sitten. Ihre Zahl belief sich um das
Jahr 1600 auf 4000, im Jahre 16G7 nur auf 2000; dieselben
besassen hier eine Kirche mit einem hochverehrten wunder-
thätigen Bilde der Himmelfahrt Maria. ^ Der gottesdienstliche
Ritus war der lateinische, doch wurden Epistel und Evan-
gelien in slavischer Sprache gelesen. Seit dem Jahre 1600
war diese Kirche die Katheciralkirche der Bischöfe und später
Erzbischöfe von Sofia, welche in dem dabei befindlichen
Franciskanerkloster residirten.
Die Geschichte und die Verhältnisse dieses Erzbisthums,
mit welchem die benachbarten Erzbischöfe von Martianopolis
* Eine Spur einer solchen sächsischen Ansiedlung aus dem vierzehnten
Jahrhundert fand sich auch zu Kimpolung in der grossen Walachei, wo
auf einem Grabstein in der Kirche folgende Inschrift zu lesen war: Hie
requiescit in pacc Gcnorosus Dominus Johannes I? huj. Saxoni-
caliB Ecclesiae Gustos, qui obiit MCCCLXXIII. (Illyric. sacr. 1. c).
— Diese Sachscncolonion in Hulgarien und Rumänien vervollständigen
das von J. Schröor: Ein Ausflug nach Gottschec (Sitzber. d. phil. bist.
Ol. d. k. Akad., October 186«, LX. Bd., 1. Heft, p. 169 u. 171) ge-
gebene Bild derselben.
2 Vgl. Schmitth: Imperatt. Ottoman., Tyrnau 1761, II, 2ho ff. - Hlvric
sacr. a. a. O.
344
mancherlei Verkehr hatten, sind eben desshalb für unsere fernere
Darstellung von Wichtigkeit und Interesse. ^
Schon aus dem vierten; fünften und sechsten Jahrhundert
sind Bischöfe von Sardica (Sofia), der alten römischen Haupt-
stadt von Mitteldacien bekannt, eben so aus dem dreizehnten
und dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts. ^
Seit Papst Gregor IX. (Ugolin Graf von Seg^ia 1227 bis
1241) hatte der römische Stuhl sich fortdauernd bemüht^ die
Bewohner Bulgariens und Rumäniens, welche grossentheils den
griechischen Glauben angenommen hatten, der katholischen
Kirche wieder zu gewinnen.^ Zu diesem Zwecke sandte dann
Papst Clemens VIII. (Hippolit Aldobrandini 1592—1605) im
Jahre 1595 den Bosnier Peter Salinates aus dem Orden des
heiligen Franciscus nach Bulgarien. Nach fünfjähriger erfolg-
reicher Thätigkeit kehrte derselbe nach Rom zurück, ward aber
hier auf den Wunsch der katholischen Bevölkerung von Sofia
sofort von Clemens VUI. zum Bischof dieser Stadt ernannt.
Das alte Sardica hatte nämlich seit der römischen Zeit seinen
Namen nach der vom Kaiser Justinian daselbst zu Ehren
der göttlichen Weisheit erbauten Sophienkirche in Sofia ver-
ändert. * Vielfach war die Stadt in den Völkerbewegungen des
Mittelalters zerstört worden, auch von den Bulgaren, und zwar
von diesen so gründlich, dass nur die Sophienkirche stehen
geblieben war. In der um dieselbe erbauten neuen Stadt
fanden sich noch 1663 Ueberreste und Ruinen der alten Römer-
stadt, Mauern, gebrochene Säulen, Marmorplatten mit latei-
nischen Inschriften. Allein die Sophienkirche war schon längst
von den Türken in eine Moschee verwandelt worden und die
Katholiken, unter welchen sich namentlich auch Kaufleute aus
Ragusa befauden, besasseu nur noch eine kleine Capelle, aber
keinen eigenen Geistlichen,^ so dass sie oft selbst an den
grössten Festtagen des Gottesdienstes entbehrten. Daher nahm
' Die folgende Pchiiderung ist aus Illyric. sacr. a. a. O. entnommen.
2 Angustin Theiner: Monumenta vetera Poloniae et Litbuaniae, IV Tom.,
Komae 1860—1864, II, 403.
3 Hnrmazaki a. a. O.
* Sofia hatte im Jahre 1871 gegen 15.000 Einwohner.
^ Im Jahre 1663 war hier ein Pfarrer, der aber weder eine Wohnung
noch Einkünfte hatte, und nur selten vom Erzbischof visitirt wurde.
(Illyric. sacr.).
345
der neue erste Bischof von Sofia, Peter I. Salinatcs (1600 bis
1623), seinen Wohnsitz in Kiprovac, wo er ,wie ein vom
Himmel herabgekommener Engel aufgenommen wurdet Er
richtete sich hier sofort eine Kirche ein und erbaute ein Kloster
for die Franciskaner, um sich mit deren Hilfe tüchtige Mit-
arbeiter bei seinem Bekehrungswerke heranzubilden, wofür er
einige Jünglinge aus Kiprovac und den nächstbenachbarten
Orten gewann. Mit den Franciskanern lebte er nicht allein als
ihr Bischof, sondern auch als ihr klösterlicher Vorsteher, und
durch das einträchtige Zusammenwirken des Bischofs mit den
Patres gelang es jenem nicht nur in Bulgarien, das er als
apostolischer Vicar verwaltete, sondern auch in Türkisch-Ungarn
und in der Diöcese Semendria, die der Papst ihm ebenfalls
unterstellt hatte, die katholische Kirche zu befestigen und zu
(ordern. Ebenso gelang es ihm viele Paulicianer, ^ deren sich
eme grosse Anzahl in Bulgarien befand, der katholischen Re-
ligion wieder zu gewinnen. Für diese Leistungen erhielt er
1610 von Marinus Rizzius, Erzbischof von Antivari, welcher
als päpstlicher Vicar die Provinz bereiste, ein ehrenvolles
' Die Paaliciancr sind eine schismatische Secte, deren Urspmng auf den
Armenier Constantin (gest. um 684), von Einigen sogar auf Paul von
Samosata (zum Bischof von Antiochien erwählt 262) zurückgeführt wird.
Sehimpfweise wurden sie aucli Manicliäer genannt, obwohl sie diese ver-
abscheuten. Während der byzantinischen ßilderstreitigkeiten waren sie
Gegner des Bilderdienstes und der Hierarchie. Ihren Hauptsitz hatten
sie in Armenien, doch war ein Theil von ihnen schon im achten Jahr-
hundert in Europa angesiedelt, namentlich in Thracion und den Grenz-
endem, welche den Angriffen der Bulgaren ausgesetzt waren. Ihr
Hauptsits war Philippopel. Später verfolgt, machten sie gemeinsame
Saehe mit den Sarazenen, wesshalb sie von den Griechen um so mehr
▼erabscheut wurden. Der griechische Erzpriester Ikonomos berichtet in
seiner Monographie über Philippopel (1871 etwa 24.000 Einwohner), dass
um 1825 nur wenige Bulgaren in dieser Stadt wohnten, welche alle der
katholischen Kirche angehörten und von der griechischen Bevölkerung
Panliciani oder Mnnichaei genannt wurden. Diess waren wohl Reste jener
im siebenzehnten Jahrhundert Bekehrten. Unter den im Temeser Banat
in Theresiopel und Umgebung angesiedelten, aus der cisalutanischen
Walachei dahin ausgewanderten Bulgaren befanden sich auch Paulicianer
orthodoxer Religion, wie aus dem Privilegium der Kaiserin Maria The-
resia für Theresiopel ddo. Wien, 1. August 1744 hervorgeht. — Ueber
die ältere Geschichte der Paulicianer vgl. auch Alex. Lombard: Pauli-
ciens, Bulgare» et Bons-IIommcs en Orient et en Occident, Geneve et
B&le 1879.
346
AnerkennungsscfareibeD. Seine aufopfernde Thätigkeit erwarb
ihm auch die allgemeine Liebe seiner Gläubigen und selbst
eine grosse Achtung von Seiten der Türken^ so dass ihm Yon
diesen kein Hinderniss in den Weg gelegt wurde. Nach drei-
imdzwanzigjähriger segensreicher Thätigkeit starb er, auf einer
Rückreise aus Bosnien nach Kiprovac begriffen, 1623.
Sein Nachfolger war Elias Marini (1623 — 1642), aus
adeliger Familie in Kiprovac selbst geboreir. Im CoUegium
Clementinum zu Rom herangebildet, trat er in den Franciskaner-
orden, und ward 1623 von Papst Urban VIII. (Maffäus Barberini,
6. August 1623 — 1644) zum Nachfolger Peters I. ernannt. Wie
dieser wohnte auch er zu Kiprovac, bekehrte Paulicianer und
führte die Oberleitung der dortigen Franciskaner. Diese letztere
legte er jedoch nieder, um sich ganz seinem bischöflichen Amte
zu widmen, imd veranlasste zugleich, da die Anzahl der Ordens-
mitglieder sich indessen bedeutend vermehrt hatte, im Jahre
1625 und 1626 die Bildung zweier Franciskaner-Provinzen
(Custodien genannt), der bulgarischen und der walachischen,
unter der Leitung von Custoden und Officialen. Durch Urkunde
vom 21. Juli 1630 verzichtete er auf alle Parochialrechte zu
Gunsten der Franciskaner, indem er sich bloss den gemein-
samen Tisch bei ihnen im Kloster vorbehielt. In demselben
Klostor errichtete er 1635 eine Schule zum Unterrichte der
Jugend in der Religion und den weltlichen Gegenständ en^
welche der Leitung eines Priesters der Kathedralkirche unter-
stellt ward. Wegen zunehmender Altersschwäche erbat er sich
1638 von Urban VIII. einen Coadjutor, und erhielt denselben
in der Person des Frater Peter Deodat, des Vorstehers dei
bulgarischen Franciskaner-Provinz und Bischofs von Gallipoli,
der ihm auch nach seinem 1642 erfolgten Tode auf dem
bischöflichen Stuhle von Sofia folgte.
Peter IL Deodat (^1642 — 1674),^ ein Bulgare von niederei
Herkunft, aus dem Geschlechte Adeodati oder Deodat zu
Kiprovac geboren, übernahm nach Ablegung des Titels eines
Bischofs von Gallipoli, die Leitung der Diöcese von Sofia mit
Erlaubniss Urbans VIIL, welcher ihm einen Jahrgehalt von
zweihundert Silberscudi gewährte. Zuerst durchreiste er un-
geachtet aller Beschwerden seinen neuen Kirchensprengel und
£r muss zwischeu 1G73 — 1676 gostorbeu sein. SS. p. 350 Auiu.
347
hielt dann 1643 eine Synode ab. Darauf begab er sich nach
Rom, wo der Papst auf seine Darlegung hin alle seine An-
ordnungen billigte und auch seinem Wunsche, um Erneuerung
and Wiederherstellung der Metropolitan würde von Sardica mit
erzbischöflicher Amtsgewalt und Jurisdiction zustimmte. So
ward 1643 Peter ^ zum Erzbischofe erhoben und kehrte mit
dem Pallium geschmückt als erster Erzbischof von Sofia nach
Bulgarien zurück.
Seiner Metropole war auch die Kirche in Semendria zu-
gewiesen, doch die volle Wiederherstellung der alten, nun zu-
meist in partibus infidelium gelegenen Kirchenprovinz Sardica
musste für günstigere Zeiten vorbehalten bleiben. Ferner hatte
der Papst dem neuen Erzbischof die Aufsicht der Kirchen von
Üfer-Dacien, welches Unter-Bulgarien umfasst, und von Thracien,
welches Romanien genannt wird, übertragen. Aus der un-
genauen geographischen Abgrenzung der neuen Erzdiöcese
Sardica entstand jedoch ein Zwiespalt zwischen dem Erzbischof
Peter und dem am 16. November 1643 ^ von Urban VIII. zum
Erzbischof von Martianopel mit dem Sitz zu Bakov in der
Moldau ernannten Markus Bandin, welchem der Papst die Ver-
waltung einiger vacanten Metropolen übertragen hatte, indem
er ihm zugleich die Würde eines apostolischen Vicars ertheilte.
Die Cardinalvorsteher der heiligen Congregation der Propa-
ganda überliessen die Austragung dieser Sache den beiden ge-
nannten Erzbischöfen, welche sich dann zu Kiprovac 6. Februar
1644 5 dahin verglichen, dass der Erzbischof von Sardica-Sofia
ausBer seiner eigenen Diöcese die Administration der Provinzen
Thracien (Ost-Rumelien), Ufer-Dacien (Unter-Bulgarien) und Wa-
lÄchei haben, der Erzbischof von Martianopel aber ausser seiner
Diöcese die daran grenzende von Tomi (Dobrudscha) und die
Moldau verwalten solle. Als Grenze der unter dem Erzbischof
Peter Deodat stehenden Kirchenprovinzen Sardica (Sofia) und
Thracien ward das Balkangebirge angenommen. Zwischen der
Provinz Ufer-Dacien und der bulgarischen Provinz Martianopel
•oUte der Iskerfluss, der sich bei Nikopolis in die Donau
* Die Angabc 1042 im lUyrie. sacr. und bei Garns ist hiernach zu be-
richtigen.
* Gmennnngsbulle im Archiv der PI*. Franciskaner in Klausenburg.
' niyric. sacr. VIII, 72—76.
348
üigicsst, und zwischen den Provinzen Walachei und Moldau der
bei Galatz in die Donau mündende Serethfluss, die Grenze
bilden. Von da ab blieb diese Grenzregulirung zum Wohle
einer geregelten Kircheuverwaltung bleibend in Kraft. Zwar
versuchte 1658 der Erzbischof Franciscus Svirimovich von
Ochrida (1657—1662) Eingriffe in die Verwaltung des Erz-
bischofes Peter in Thracien^ doch ohne Erfolg. Um dem Letz-
teren jedoch die Administration seiner so sehr ausgedehnten
Provinzen zu erleichtern, ertheilte ihm Papst Alexander VII.
(Fabius Chigi, 1655-1667) 1660 die Vollmacht, sich nach
eigenem Gutbefinden aus den Franciskanern Pfarrer zu wählen,
welche als bischöfliche Vicare fungiren möchten. In Folge
davon übergab er die Provinz der südlich des Balkans, nament-
lich in Zagorien, lebenden und fortwährend an Zahl zuneh-
menden katholischen Paulicianer den Franciskanern. Auch
erhielt er im selben Jahre vom Papste den Auftrag, gewisse
unter den Franciskanern entstandene Zwistigkeiteu unter Zu-
ziehung der Erzbischöfe Andreas Bogdan von Scopia in Rume-
lien (Andreas Bogdan, 1651 — 1657 Erzbischof von Ochrida,
war 1657 — 1677 Erzbischof von Scopia) und des schon ge-
nannten Franciscus Svirimovich von Ochrida beizulegen. Ob-
wohl er auf seinen Reisen unter den grössten Unbilden durch
die Grausamkeit der Türken und die Treulosigkeit der Schis-
matiker oft der Gefangenschaft und der Plünderung seines
Gepäcks ausgesetzt war, und Freiheit und Habe nur gegen
hohes Lösegeld zurück erhielt, unternahm und vollendete er
doch die apostolische Visitation der Walachei und Thraciens,
worüber er 1663 und 1667 an die heilige Congregation be-
richtete. Aus diesen Berichten ist bereits früher Manches ein-
gefügt worden, doch wird es zur Vervollständigung des kirch-
lichen Bildes dieser Länder dienen, hier noch Einiges daraus,
namentlich aus dem zweiten Briefe vom Jahre 1667, mitzu-
theilen: Die Kathedralkirche in Kiprovac sei die Mutter, die
Angel und das Haupt aller Kirchen in Bulgarien. In ihr sei
ein wunderthätiges (bereits oben erwähntes) Marienbild, welches
besonders verehrt werde, unter grossem Zusammenströmen des
Volkes, das die Hilfe der heiligen Jungfrau in öffentlichen
Bittgängen und unter Darbringun^ grosser Geschenke an
Wachskerzen anrufe. Diese Kirche besitze einige liegende
Güter, nämlich Mühlen, Wiesen, Weingärten, einen Garten
349
aod einige Kaufgewölbe am Platz, welche theils von Wohl-
ÜAtmi geschenkt^ theils von seinen Mönchen erworben worden
seien. Der Pfarrdienst werde von den Regularen de obser-
▼utia versehen; die auch dem Erzbischof bei seinen bischöf-
üciien Functionen assistiren, denn dieser habe keinen Welt-
cJems, sondern bloss die Minoriten de observantia. Wann die
Kirche erbaut worden sei, sei unbekannt, gegenwärtig sei sie
eingestürzt. In den türkischen Privilegien, namentlich in dem-
jcnigen^ welches die Wiederherstellung des Säulenganges (por-
ticos) der Kirche bewillige, werde den Sachsen gestattet, den
vom Winde niedergeworfenen Theil der Kirche wieder auf-
zubauen. In Kiprovac gebe es eine Pfarrkirche, den heiligen
«Aposteln Petrus und Paulus geweiht, gross, ansehnlich, aus
Stein erbaut, getäfelt (concamerata), theils nach griechischer
Sitte ausgemalt, theils ausgeweisst. Ausser dem Hauptaltar
der heiligen Apostel befinden sich in derselben noch andere
Alt&re, nämlich der des heiligen Michael, des heiligen Stephan
Protomartyr, des heiligen Franciscus von Assisi und des heiligen
Antonius von Padua. Hier werden das Taufbecken mit dem
heiligen Wasser und das allerheiligste Sacrament in einem
hübschen Tabernakel aufbewahrt. Kirchengeräthe seien reich-
lich vorhanden. Die Sacramente werden von den Minoriten
gespendet, welche auch predigen und den Knaben Elementar-
unterricht ertheilen. Aus Vermächtnissen besitze die Kirche
an liegenden Gütern einige Wiesen und Weingärten. Die
Seelenzahl der Katholiken betrage etwa 1600; Schismatiker
^en nur sehr wenige vorhanden und auch die&e seien bloss
▼on auswärts zugereist und ohne Seelsorge. In Zelesno sei
eine weitere Pfarrkirche des heiligen Antonius Abbas; dieselbe
»i nicht gerade reichlich mit Kirchengeräthen versehen; da-
neben befinde sich ein Hospiz der Minoriten von der Observanz.
Die Kirche drohe dem Einsturz ; sie besitze aus Vermächtnissen
eine Mühle, einige Wiesen und Weingärten und einen Garten.
Die Zahl der Katholiken betrage über 400 und diese seien
&8t alle Jäger. — In der Ortschaft (pagus) Klisura gebe es
eine Pfarrkirche des heiligen Michael, bei welcher die Mino-
riten aus milden Qaben ein Hospiz erbaut haben; dieses sei
2War klein, aber für die Bevölkerung genügend; wegen der
Armuth der Einwohner sei nur massiges und dazu geringes
Kirchengeräth vorhanden. Die Kirche besitze nur ein Gärtchen
350
und eiuen kleinen Weingarten. Die SeeJenzahl der dortigen
Katholiken betrage nicht mehr als 140. — Katholische MönchBr
oder Nonnenklöster gebe es in seiner Provinz keine, weil j^
der Türke keine Clausur dulden würde. — Sonst sei Bulgarien
voll von Schismatikern, welche in grosser Anzahl Metropoliten ^
Bischöfe, Archimandriten, Mönche und Priester hätten, übear
deren Lebenswandel sie jedoch nur das Schlechteste hörea'—
Bei diesen gebe es wohl hie und da, doch selten Nonnen ^
welche allein oder in eigenen Häusern wohnen; diess
Personen, welche erst ihre Jugend der Welt, dann ihr hohe
Alter Gott geweihet haben; keine derselben könne lesei
oder die stündlichen Gebete hersagen, sondern sie verstünde
nur den Rosenkranz zu drehen und Kyrie eleison zu rufen .^
In der Walachei hätten die Nonnen an einigen Orten Hospize»
und wohnten zu zwei oder drei beisammen, aber den gansen*
Tag könne man sie durch die Strassen und Plätze herumlaufeis
sehen, und sie schämten sich nicht, mitunter in die öffentlicheis
Schenken zu gehen und hier mit Taugenichtsen (nebulonibns^
zu zechen'. So viel aus dem Bericht des Erzbischofs Petras«
Dieser hatte damals noch mit einer andern Schwierigkeit zn.
kämpfen. Im Jahre 1666 war nämlich ein griechischer Erzbischof
von Ochrida vor den Misshandlungen der Türken flüchtend nach
Kiprovac gekommen, welchen wieder von da wegzuschaffen
Petrus und die heilige Congregation sich sehr bemühten, weil
sie besorgten, dass seine Anwesenheit der katholischen Sache
schaden und dessen Aufnahme ihnen eine Gefahr von Seiten
der Türken heraufbeschwören könne. Doch waren ihre Be-
mühungen vergeblich; mit Erlaubniss der Behörde blieb der
Flüchtling gegen den Wunsch der Franciskaner in der Stadt.
Nach langer ruhmwürdiger Verwaltung seines Amtes starb
endlich Erzbischof Petrus IL um das Jahr 1674. '
^ In Illyric. sacr. wird sein Todesjahr iiurichtig als 1670 angegeben. Da
Petrus noch am lö. März 1673 ein Empfehlungsschreiben für Peter
Parchevich an die Republik Venedig schrieb (K. Staatsarchiv in Venedig,
Esposizioni Principi, filza 88; Beil. LXXXIX) und sein Nachfolger Paulus
Cojes^ic zuerst 1675 erscheint (Illyric. sacr. 1. c), so muss sein Tod
zwischen diese beiden Zeitangaben fallen.
351
F0ter Paroheviohs (Geburt und Bildung. — Farohevioh als
Priester und Missionär in der Moldau (1644 — 1647). — Bakov.
— Die Idrohliolien und politisohen Zust&nde in der Moldau.
Michael von Parchevich in Kiprovac, ' von dem früher
die Rede gewesen ist, hatte vier Söhne: Johann, Peter, Paul
und Anton, ^ von welchen der zweitgebome eben der Peter Par-
chevich ist, dessen Leben den Gegenstand dieser biographischen
Dlrstellung bildet Das Jahr seiner Oeburt lässt sich zwar nicht
nrkandlich feststellen, allein aus späteren Angaben ergibt sich,
dass er wahrscheinlich 1612 geboren wurde. ^ Er erkannte es in
späteren Jahren als eine besondere Qnade Gottes, im katholischen
Glauben geboren und erzogen worden zu sein. Ohne Zweifel hat
die früher geschilderte eifrige Wirksamkeit des in Kiprovac
residirenden ersten Bischofs von Sofia, Peter I. Salinates (1600
bis 1623), auf ihn schon in seinem frühesten Knabenalter einen
mftchtigen Einfluss ausgeübt und einen unverlöschlichen Ein-
druck hinterlassen. Vielleicht mag derselbe, der sich ja um
Heranbildung tüchtiger Mitarbeiter ganz besonders bemühte,
den Vater des Knaben bestimmt haben, diesen der Kirche zu
widmen. Entstammte doch auch Bischof Peters Nachfolger, der
in Rom herangebildete Elias Marini einer Kiprovacer Adels-
fiunilie. Wie dem aber auch sein mag, bereits im elften Lebens-
jahre (also um 1623) verliess der junge Peter Parchevich seine
Heimath und seine Eltern und begab sich nach Italieu, um sich
den Studien zu widmen. Er kam in das illyrische Collegium
' Jiredek a. a. O. p. 465 an'^t: ,Pütür Parchevich aus Kiprovace*.
' Ihre Mutter hiems Maria; auch hatteu sie noch zwei Schwestern Katharina
und N. vermählte v. Putin. Vgl. Adcläbestätigung Kaiser Ferdinands III.
vom 12. Januar 1657, Heil. I, und Freiliorrcnbestätigung Kaiser Leopolds I.
vom 20. Juli 1668, Beil. IL
^ Peter Parchevich an Mario Alberiei (ddo. Wien, 29. September 1673, s.
Beil. LXXXIV) gibt an, dass er schon fünfzig Jahre im Dienste der Kirche
»ei, was er nicht auf seine Priesterweihe beziehen kann, die erst 1644
statthatte, sondern auf seinen Eintritt in das Laurotauischc Collegium
(1623), in welches er, wie er ebenda sagt, im elften Jahre eingetreten
sei. Daraus ergibt sich das obige Geburtsjahr. Aus diesem biographisch
wichtigen Schreiben sind noch viele andere der folgenden Mittheilungen
entnommen.
352
zu Loretto, * wo er sieben Jahre lang (also etwa 1623 — 1630)
Grammatik; Humaniora, Gewissensfalle und den philosophischen
Curs absolvirte. Hier legte er auch den Grund zu seiner ao»-
gedehnten Sprachenkenntniss, denn er hatte die griechischey
lateinische, italienische, bulgarische, walachische und armenische
Sprache vollkommen inne.^ Als seine Mitschüler und Mt-
Zöglinge in diesem Institut wegen vorgeschrittenen Alters nadi
ihrer Heimath zurückgereist waren, ward Parchevich (um 1630)
von den Oberen nach Rom zu den hohem Studien berufen.
Hier studirte er unter Pater de Lugo aus der Gesellschaft Jesu,
dem späteren Cardinal, und Pater Leo Santfi die übrigen
Fächer, und unter dem Dr. Ivani das canonische Recht, in
welchem, wie in der Theologie, er sich auch den Doctorhat
erwarb. ^ Hierauf ward er von der Congregation de propaganda
fide nach Bulgarien zurückgeschickt,^ wo er sich unter dem
Bischof Peter H. Deodat eine kurze Zeit aufhielt. Als der
Erzbischof von Martianopel, Marcus Bandin, Administrator des
Fürstenthums Moldau, im Anfang des Jahres 1644 zur Rega-
lirung der Jurisdictionsgrenzen seines Administrationsbezirkes
gegenüber demjenigen seines Nachbars, des Erzbischofs von
Sofia, nach Kiprovac, kam, "^ fand er an dem jungen gutgebildeten
Cl eriker Gefallen und nahm ihn, nachdem Erzbischof Peter ihm
noch wenige Tage vorher unter den üblichen Vorbehalten die
heiligen Weihen ertheilt hatte, mit sich in die Moldau nach
Bakov, wo er während der zehn ^ kräftigsten Jahre seines Lebens
als Missionär wirken sollte.
^ Das sogenannte CoUegium Lauretanum, jetzt in Rom.
^ Schmitth: Imperatt. Ottoman. II, 42.
3 Schreiben Parchevichs an den Nuntius zu Wien, Wien, 29. September
1673. (Beil. LXXXIV.) In der Ernennungsbulle Peter Parchevichs «nm
Erzbischof von Martianopel vom 6. März 1655 (Beil. XVII) heisst er:
,Doctor beider Rechtet
* Das Jahr seiner Rückkehr in die Heimath lässt sich nicht bestimmt an-
geben.
^ S. p. 347 und Illyric. sacr. a. a. O.
0 So nach Parchevichs eigener Angabe (Beil. LXXXIV). Jiredek, a. m. 0.
p. 465 sagt, dass Parchevich etwa zwölf Jahre als MissionSr in der
Moldau gewirkt habe. Allerdings dauerte diese Stellung von 1644 — 1656,
allein Parchevich hat wohl aus Gewissenhaftigkeit die zwei in politischer
ThStigkeit verbrachten Jahre 1647 — 1650 davon abgerechnet.
353
Bakov ist ein reizend gelegener Ort. ^ Im Osten bespült
es die von den siebenbürgischen Hochgebirgen herabströmende
Bistrica, deren Thal sich nördlich zu den Gebirgen hinzieht;
gegen Süden dehnt sich eine weite Ebene mit vielen Walachen-
dörfem aus; im Westen erhebt sich das steile Gebirge, welches,
von Thälem durchschnitten, sich drei Tagreisen weit gegen
die siebenbürgische Grenze erstreckt. Schöne Eichenwälder
Qnd herrliche, zum Theil künstlich gepflegte Haine umgeben
de Stadt, eine köstliche erfrischende Luft durchweht sie.
Chwse Menge von Wild und Federwild zeichnet die Waldungen
aas. Der Fluss und die Gebirgswässer sind reich an trefflichen
und schmackhaften Fischen. Die üppigen Gefilde bringen Ueber-
fluBS an Getreide, Vieh, Obst, Honig und Butter. Aber so ent-
sfickend es hier sein konnte, Peter Parchevich hatte von all
dieser Herrlichkeit nichts. Wie sein Vorgesetzter und Gönner,
der Erzbischof Marcus Bandin, musste er im Schweisse seines
Angesichts mit seiner Hände Arbeit sich sein tägliches Brot ver-
dienen. Er war nicht bloss seines Bischofs Vicar, Secretär,
Caplan und Beichtvater, sondern auch sein Amtsbote und
Küchengärtner.
Um das zu begreifen, muss man sich die damalige Stellung
des Erzbischofs Marcus Bandin und die kirchlichen Verhält-
nisse in der Moldau vergegenwärtigen. Dazu ist es nothwendig
zwischen dem apostolischen Vicariat in der Moldau und dem
Bisthom Bakov streng zu unterscheiden. Marcus Bandin hatte
^en Titel eines Erzbischofs von Martianopel, ^ aber dieses Erz-
öisthum war damals, wenigstens zum grössten Theil, schon
^ partibus infidelium gelegen. ^ Als Feld seiner Wirksamkeit
^&r ihm das apostolische Vicariat in der Moldau mit dem Sitze
' Die folgende Schilderang ist einem Berichte Marcus Baudins vom
Jahre 1646 im Archiv der Patres Franciskaner zu Klauseuburg ent-
nommen. — Bakov, damals wie jetzt eine der grösseren Städte der
Moldan, ist gegenwärtig eine Eisenbalinstation an der Bahnlinie Lemberg-
Bukarest.
^ Martianopel im alten Mösien hatte seinen Namen von Martia, der
Schwester des Kaisers Trnjan. Bulgarisch hiess es später Preslav und
war einst eine Zeit lang die Residenzstadt der bulgarischen Czaren. Die
Türken nennen es Eski-Stambul.
^ Zwar noch nicht in der £mennungsbulle des Marcus Bandin vom
16. November 1643, wohl aber in derjenigen des Peter Parchevich vom
6. März 1656 wird es ausdrücklich als solches bezeichnet.
3r>4
in Bakov zugewiesen^ welches Vicariat jedoch wohl nicht immer
und bleibender Weise mit jenem Titel verbunden war. In der
Moldau gab es damals dreiunddreissig katholische Pfarreien:
Bakov^ Baja^ Barlad, Bogdana, Bogdanfalva, Domafalva, Fa88|
Forcofalva, Oalacz, Gerzdafalva, Herlö, Hidegkut, Husz, Ruthnar,
Lökösfalva, Lucäcsfalva, Marfalva, Nemez, PäskÄn, Roman, Snt-
sawa, Szaböfalva, Saloncz, Sztdnfalva, Sztetzfalva, Sztongai
Tamarfalva, Tatros, Terebes, Ujfalu, Vasl6, Völcsök, Zsidafalva.
Freilich waren diese Pfarreien damals nicht alle mit Seel-
sorgern besetzt; denn der Mangel an Geistlichen, über welchen
schon im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert Klage ge-
führt wurde, war gross. An manchen Orten versah der
Glöckner oder der Oi^anist dieses Amt. Aber auch die
wenigen Geistlichen, die damals in der Moldau wirkten, waren
meist so unwissend, dass sie mit den Gebräuchen der Kirche
unbekannt waren, dazu so roh und von so schlechten Sitten,
dass sie dem Volke mehr zum Anstoss und Aergerniss als zur
Erbauung dienten.
Allerdings gab es in Bakov auch ein Bisthum, * welches
Papst Bonifacius IX. (Peter Tomacelli, 1389—1404) schon 1392
errichtet hatte, weil das Szerether Bisthum für die in Folge der
grossen Ausdehnung der Moldau zu sehr zerstreut lebenden
Katholiken nicht genügte. Allein seitdem die Könige von Polen
das Recht erlangt hatten, die Bischöfe von Bakov zu ernennen,
und diese meist Polen waren, pflegten dieselben nicht in Bakov
zu residieren. So scheint schon Bischof Johann Baron Zamoyski
(1633 — 1649)2 wohl eine Visitationsreise durch die Moldau ge-
macht, aber nicht dort residiert zu haben, wie diess von seinen
Nachfolgern sicher bekannt ist. Bei diesem Bisthum befand
sich schon 1520 ein Convent der mindern Brüder de obser-
vantia, ohne dass diese jedoch ein eigenes Kloster gehabt
hätten, welches sie erst später in einem einfachen hölzernen,
^ P. Josef Graf Kemcuy: lieber da» Bisthum und das Frauoiskanerkloster
zu Bakov in der Moldau, im Magazin f. Gesch., Literat, und alte
Denk- und Merkwürdigkeiten Siebenbürgens, herausgegeben Ton Ant
Kurz, Kronstadt 184G, II, 1. p. 1—82. — lieber die Bakover Bischöfe
vgl. auch Garns a. a. O. p. 365.
2 SpSter Bischof von Przcmisl 1649 — 1654, von Luck 1654, gentorben
den l. Jänner 1655. Er wurde auch ,Episcopu8 utriusque Walachiae'
genannt.
355
auf steinerner Unterlage ruhenden Gebäude erlangten. Im
Jahre 1576 gab es hier wohl noch einige Franciskaner, allein
der letzte Guardian^ ein Ungar Namens Franz^ starb bald
darauf als der letzte Mönch daselbst. Da nahm 1580 ein Mönch,
flieronymos, vermuthlich derselbe, welcher 1605 nach Bernar-
dinns Quirinus (1601 — 1605) Bischof von Bakov wurde, von
dem Gebäade Besitz. Der ungarische Franciskanerprovincial
reclamirte zwar 1594 das Kloster, erhielt es auch 1601 zurück,
dennoch muss es von den Ungarn nie benutzt worden sein.
£i8chof Hieronymus von Bakov (1605 — 1611) Hess das Ge-
bäude ganz verfallen, unter Bischof Valerian Lubieniecky
(1611 — 1618, vorher Gustos der Siebenbürger Franciskaner-
provinz) wurde es neu gedeckt. Trotzdem war es bis 1663
^on den Franciskanern wahrscheinlich nicht mehr bewohnt.
Der eben genannte Bischof sorgte überhaupt für Bakov. Vom
Papst mit Geld unterstützt errichtete er hier eine passende
bischöfliche Wohnung mit zwölf Zimmern und schaffte drei
silberne Kelche mit Patenen, zwölf Messgewänder, ein silbernes
Bauchfass, zwei Vespermäntel, einen aus Gold und Silber ge-
triebenen Krummstab, eine silberne Monstranze, ein Ciborium,
eine Infel und andere kirchliche und bischöfliche Paramente an.
Derselbe soll übrigens von den Seinigen vergiftet worden sein
wid sterbend alle Kirch engeräthe der Obhut des Volkes hinter-
lassen haben. Dennoch seien dieselben, wie es heisst, unter seinem
Nachfolger, Adam Goisky (1618; vorher Franciskanerguardian
in Lemberg, dann Provincial daselbst), alle wieder abhanden
gekommen. Als Marcus Bandin 1644 nach Bakov kam, nahm
er (wie auch später Peter Parchevich) seine Wohnung in diesem
nun leerstehenden Franciskanerkloster, Auf seine Fragen nach
den früheren Verhältnissen erfuhr er von alten siebzigjährigen
Leuten, dass seit langer Zeit kein Bischof in der Moldau ge-
sehen worden sei; in Bakov habe bloss ein Vicar residiert; wo
<Jer Bischof früher gewohnt habe, wussten sie ihm nicht zu
Wgen; sie konnten sich nur erinnern, dass ungarische Mönche
dort gewohnt hätten, und dass nach deren Weggang zwanzig
Jahre hindurch überhaupt kein geistlicher Oberer in der Moldau
gewesen sei.
Die Unsicherheit und Veränderlichkeit dieser kirchlichen
Zustände deuten schon an und für sich auf vielfach gestörte,
^^ordnete und schwankende politische Verhältnisse hin.
AnhiT. Bd. LH. II. Hilft«. 24
35G
Wir müssen aber um so mehr aiicli von diesen einen kurzen
Ueberblick entwerfen, weil nur dadurch Peter ParchevichB
spätere Thätigkeit auch auf politischem Gebiete verst&nd-
lieh wird. *
Als dieser mit Marcus Bandin in die Moldau kam, re-
gierte hier Basilius Lupul (1034 — 1054), ein Albanese, welcher
sowohl in den auswärtigen Beziehungen als in den inneren
Verhältnissen seines Fiandes eine nicht gewöhnliche Thätigkeit
entwickelte. Gleich im Anfang seiner Regierung ward er in
einen Kampf mit dem Woiwoden der Walachei, Mathias Bea-
saraba (1033 — 1054), verwickelt, und in Folge davon war seine
ganze Regierung ein stetes wechselndes Ringen mit seinen
Nachbarn in der Walachei und in Siebenbürgen, welche wie
er Vasallen des türkischen Reiches waren, mit Polen, mit den
Kosaken und Tartaren und mit dem Sultan. Mathias Bessaraba
hatte 1()40 bei dem neuen Sultan, Ibrahim I. (Nachfolger
seines Bruders Murad IV., der am 9. Februar gestorben war,
regierte bis 1049), versucht, diesen seinen Gegner durch die
Türken zu stürzen, was jedoch misslungen war. Als darauf der
Sultan 1041 von den Fürsten der Moldau und Walachei ein
Heer von zwanzigtausend Mann zum Entsatz von Azow, das
von den Donkosaken belagert wurde, beordert hatte, erschien
Fürst Mathias Bessaraba nicht persönlich und entschuldigte
seine Abwesenheit bei dem Sultan, weil er in Kenntniss gesetzt
worden war, dass Fürst Basilius Lupul beabsichtige, ihn bei
dieser Gehigi^nheit gefangen zu nehmen. Bei einem Aufgebot der
beiden Woiwoden gegen Azow im folgernden Jahre (1042) war
es hauptsächlich Basilius Lupul, der zum günstigen Ausgang
der Unternehmung beitrug.
In Siebenbürgen regierte damals Fürst Georg I. Rakoczy.
Dieser wurde 1044 von der protestantischen Partei in Ungarn
auf eincu' Versammlung zu Kaschau zum Herrscher von Ungarn
ausgerufen und erklärte Kaiser Ferdinand III. den Krieg. Der
Kaiser, damals durch den dreissigjährigen Krieg sehr in An-
spruch genommen, war nicht im Stande mehr gegen ihn zu
thun, als die Gespan schatten zur Treue zu ermahnen und ein
Heer von zwanzigtausend Mann unter General Puchheim gegen
» Vgl. Ellgel: Geschichte der Moldau und Walachei, 2 Th., Wien 1804,
II, 262—272, u. A.
357
ihn zn schicken. Dagegen gelang es seiner Diplomatie, Rakoczy
durch den Sultan von einem Bündniss mit den Schweden ab-
Inhalten und zum Abschlüsse eines Friedens zu bestimmen.
^Schreib Deinem Herrn/ fuhr Sultan Ibrahim den Gesandten
Rakoczy's an, ,dass er sich nicht auf meinen Krieg mit Venedig
Ferlasse; denn ich werde ihm doch über den Hals kommen
und einen anderen Fürsten in Siebenbürgen einsetzen. Er soll
Frieden halten mit meinem Bruder, dem Kaiser! Hast Du's
gehört? Hast Du's gehört? Hast Du's gehört?' Dieser türkischen
Politik folgend, hatte auch Fürst Basilius Lupul von der Moldau
aus bewirkt, dass Rakoczy weder Unterstützung aus der Wa-
lachei noch von den Tartaren erhielt. Der Friede von Linz 1645
machte diesem Kriege ein Ende und sicherte Rakoczy ausser
'vielen anderen Vortheilen den Besitz von sieben ungarischen
Gespanschaften, welche schon Fürst Bethlen besessen hatte,
von Tokay und anderen bedeutenden Orten.
Mit Polen, welches damals ähnlich wie Venedig zugleich
von der Oligarchie des Senates und der Monarchie eines Königs
beherrscht wurde, und wu damals Wladislav IV. (1633 — 1648)
reperte, hatte Fürst Lupul durch Vermählung einer seiner
Töchter mit dem Marschall von Ij'thauen, Johann Radzivill,
die engste Verbindung geknüpft.
In Folge dieser klugen auswärtigen Politik genoss Lupul,
80 lange Sultan Ibrahim und Georg I. Hakoczy lebton, also
his 1648, in der Moldau ziemliche Ruhe, welche er auch durch
unsichtige und hochherzige Massregeln im Innern zu befestigen
'nisste. Er sammelte in dieser Zeit Schätze, theils für sich,
Aeils um in seinem Lande mancherlei neue Einrichtungen und
Verbesserungen zu treffen. Als er sich im Jahre 1(^39 mit einer
Diohamedanischen Circassierin vermählt hatte, benützten diess
einige unzufriedene Bojaren, um im Volke Zweifel an seiner
griechischen Rechtgläubigkeit zu erwecken. Da bezahlte Lupul
'Jie Schulden der Patriarchalkirche in Constantinopel bei
Griechen, Türken und Juden im 13e trage von 2(^>0 Boutelu
(130.0OO Thalern). Dafür erhielt er den wunderthätigen Leib
^6r heiligen Paraskeva, so wie für weitere 300 l^^utel
(150.000 Thaler) die Erlaubniss, denselben nach Jassy zu
^ringen, wo er für diese Reliquie ein eigenes Kloster gründete.
Auch stiftete er eine engere Verbindung zwischen der griechi-
schen Geistlichkeit in der Moldau und dem Patriarchat in
24*
358
Constantinopel, führte griechische Gesangbücher ein, zog grie-
chische Mönche in die Moldau und eiTichtete mit deren Hilfe
griechische Klosterschulen. Grossherzig, wie er war, schlosa
Lupul seine katholischen Unterthanen von seinem wohlthätigen
Wirken nicht aus. Er schrieb, vielleicht von Marcus Bandin
dazu veranlasst, iu dieser Beziehung an Papst Innocenz X.
(Joh. Bapt. Pamfili, 1644 — 1655), welcher ihm darauf am
20. Mai 1645 in entgegenkommender Weise antwortete und
den Erzbischof von Martianopel, Marcus Bandin, als aposto-
lischen Vicar in jener Provinz, sowie die lateinischen Katho-
liken seines Landes überhaupt angelegentlichst in seinen Schutz
empfahl. * Lupul berief dann für diese auch katholische Mönche
aus Polen, gründete eine lateinische Klosterschule, gab ihnen
in Jassy eine ihnen entzogene Kirche wieder zurück und er-
laubte in Sucsawa und Galacz den Bau katholischer Kirchen.
Um die Bildung und Cultur seines Volkes nach allen Rich-
tungen zu fördern, legte Fürst Lupul sogar eine walachiscbc
Bibliothek an und Hess alle geschriebenen und ungeschriebene^
positiven und Gewohnheitsrechte des Landes sammeln und J^
ein Gesetzbuch zusammenstellen.
Diess waren die Verhältnisse des Landes, in welch^^
Peter Parchevich 1644 an der Seite Marcus Bandins zuetr'^^
seine öffentliche, wenn auch stille imd selbstverläugnungsvol- ^®
Thätigkeit begann. Dass seine Lage in Bakov eine so arr^^^'
selige und mühevolle war, wie frülier gesagt worden ist, kai::::^^^
unter diesen Umständen grossentlieils auch darin seinen Grum::::^"
gehabt haben, dass das apostolische Vicariat in der Mold^^^^
ohne alle bestimmte Einkünfte war und von Rom aus nicl— ^^
die so dringend wünschenswerthe materielle Unterstützucrr^f
erhielt.
^ Original vom 20. Mai 104'), orlialten 25. Juli 1645; im Archiv der Pati^^^
Franciskauer zu Klausenburg. — Die Bemerkung ,Ricevuta alli 25. ^'
luglio 1045' rührt otfenhar von Marcus Handin her.
359
II.
Peter PareboTlchs erste politische ThStigkelt und Fort-
setzung seines Missionariats.
(1647— 1B56.)
1.
In Balgarien und der Walachei. — Gesandtschaft nach Polen
1647, dann nach Polen, Oesterreich und Venedig 1649 1650,
und Bückkehr über Bom. in die Moldau.
*
Während Peter Parchevich voll Eifer und Aufopferung
sich der stillen Thätigkeit seines unscheinbaren Missionsberufes
in der Moldau widmete, bereitete sich in seiner Heimath
Culgarien eine Bewegung gegen den tyrannischen Druck der
türkischen Herrschaft vor zur Wiedergewinnung der alten
politischen und religiösen Freiheit. *
Schon im Jahre 1030 hatten die unter dem türkischen
Joche seufzenden osteuropäischen Völker, namentlich die Bul-
garen, zwei erwählte Sendboten an Kaiser Ferdinand IL (1619
bis 1637) und an König Sigmund HL von Polen (1587—1632)
Abgeordnet, um deren Gunst und Hilfe zur Abschüttlung der
türkischen Herrschaft zu erbitten. Beide Fürsten hatten diese
-Abgesandten mit freundlicher Theilnahme und tröstlichen Zu-
»icherimgen aufgenommen. Um den Muth der Bulgaren zu
«tärken, gab Kaiser Ferdinand den Boten einstweilen fünfzehn
Waue Kriegsfahnen für dieselben, ^ allein während man noch
über Weiteres verhandelte, nöthigte die Landung König Gustav
Adolphs von Schweden in Deutschland (1630) den Kaiser, alle
dergleichen Pläne aufzugeben. So blieb diese ganze Unter-
'^ehmung und Gesandtschaft ohne Erfolg.
Als aber hierauf Sultan Ibrahim 1644 unter nichtigem
"orwande mit der Republik Venedig den sogenannten can-
^iachen Krieg (1644 — 1669) begonnen hatte und Heer und
1
Vgl. Peter Parchevichs Denkschrift vom 9. Juli 1650 an den Dogen und
Senat von Venedig, im k. .Sta-atsarchiv zu Venedig (Collegio, Ksposizioni
Principi, filzu 61). Auf ihr und den dazu gehörigen ebenda befindlichen
Schriften beruht die ganze nachfolgende Darstellung. S. Beil. XII.
* Dieselben wurden in Bulgarien noch 1650 im Geheimen aufbewahrt.
Ä. m. O.
360
Flotte der Venezianer ir>47 die türkische Macht stark bescbäf-
tigtc und zersplitterte, erhob sich die Bewegung unter den
Bulgaren aufs Neue. Sowohl die der griechischen, wie die der
katholischen Kirche angehörenden Häupter des Volkes traten
in einer gemeinsamen Verschwörung zusammen und beriethen
über die Mittel des Gelingens. Sie sahen sofort ein, dass man
den Fürsten der Walachei, Mathias Bessaraba, für die Sache
gewinnen müsse. Man trug ihm daher die Führerschaft de«
Aufstandes an und versprach ihm, im Falle des Gelingens der
Unternehmung ihn zum Fürsten des Orients ^ zu wählen, unter
der Bedingung jedoch, dass er mit seinem Heere die Haupt-
orte Bulgariens nicht zerstören dürfe, und dass er die Urheber
dieses Aufstandes belohne, Fürst Mathias war jedenfalls der
geeignete Mann für diese Sache, er kannte die Verhältnisse
und wünschte sicli von dem jährlich an die Pforte zu zahlenden
Tribut bei dieser Gelegenheit zu befreien. Nach reiflicher
Ueberlegung erklärte er es jedoch schliesslich für das Beste,
das Ganze dem König Wladislav IV. von Polen mitzutheilen,
dessen Heldenmuth und Kriegsglück den Türken einen wahren
Schrecken eini^etlösst hatte. Zu diesem Entschlüsse ward Mathias
auch noch durch die kluge Rücksicht bewogen, dass er nicht
sein eigenes Land im Kücken unbeschützt seinem Feinde, dem
Fürsten Basilius von der Moldau, ofien lassen und so sich der
Gefahr aussetzen wollte, das zu verlieren, was er besass,
während er Neues zu erwerben auszog. Auch hielt er es für
gut, der Republik Venedig von allem Mittheilung zu machen,
und desslialb sowohl an diese wie an den König von Polen
Gesandte mit seinen eigenen und der bulgarischen Nation Be-
glaubigungsschreiben zu schicken.
Es war ganz natürlich, dass man darauf zu Gesandten
an katholische Fürsten katholische Männer wählte, dass man
aber zu ilieser Sendung zwei Geistliche bestimmte, war nach
der Sitte und den Verhältnissen in den Donauländern zu jener
Zeit nicht autTallend. Aber dass die Wahl gerade auf Peter
Parchevich liel, den wii' zuletzt als Missionär in der Moldau
gesehen hab<^n, dafür eim? bestimmte; Erklärung zu geben, ist
unnicjglich, doch lässt sich vermuthen, dass eine lebhafte
* Das luMsst }ii«»r cuvu sd vif| wie: Bulganen und KumHnicii. denn fl>®
Moldau war in diesen Au.s>»iilitf^n jjowiss mit inbegritfcn.
361
patriotische Gesinnung für sein unglückliches Vaterland^ seine
SprachenkenntnisB; seine hervorragende Bildung, seine edle Ab-
kunft und seine Bekanntschaft mit den einflussreichsten Adels-
fiunilien Bulgariens ihn für diese Aufgabe besonders geeignet
erscheinen liessen. Auch dürfte der Erzbischof von Sardica (Sofia),
Peter Deodat, sein früherer Vorgesetztor und der Gouverneur
von Bulgarien, Franz Markanich, sein Blutsverwandter, ^ ihn
diftr besonders empfohlen haben. Möglichenfalls hatte auch
er 8cbon selbst an den vorhergehenden Verhandlungen in Bul-
garien und der Walachei persönlich Theil genommen.
Wie dem nun gewesen sein mag, man wählte zu der
beschlossenen Gesandtschaft den Priester Peter Parchevich
und einen Franciskauer, und sandte sie zu Anfang des
Jahres 1647 mit Beglaubigungsschreiben und Instruction ver-
sehen zunächst nach Polen. In türkische Tracht verkleidet
legten diese Beiden unter vielen Gefahren die Reise dahin
awrück und langten glücklich am Hofe des Königs Wladislav
an. Hier überreichten sie die Schreiben, und berichteten über
die Thränen und Klagen, die Wünsche und Bestrebungen der
Bulgaren, setzten die Verhältnisse klar auseinander, lösten die
aufsteigenden Zweifel und wiesen die Streitkräfte der Türken
^d deren Befürchtungen nach. Hierdurch wussten sie den
^len Sinn des Königs so zu bewegen, dass derselbe ohne
Verzug auf ihren Plan einging und ihn mit ganzem Hei'zen
^^d allen Kräften erfasste. Kr besprach die Sache zunächst
our mit wenigen seiner Getreuesten und befahl dem Kron-
feJdherrn des Königreiches, das Heer in Ordnung zu setzen.
Auch schrieb er an den Fürsten Mathias, ernannte ihn zum
Generalissimus des Orients und theilte ihm zugleich mit, dass
®r selbst mit einem Heere zu Hilfe kommen werde. Die Ge-
^ndten schickte er nach Bulgarien zurück, um ihrem sehn-
süchtig wartenden Volke Kunde zu bringen, ohne sie, unter
Angabe vielfacher Gründe, ihre Reise nach Venedig fortsetzen
^U lassen. Er schenkte ihnen sein Bild, auf dem er in kriege-
rischer Tracht abgebildet war, mit den Worten: , Habeatis me
fictum et pictum, quoadusque venero vivus et verus'; ferner
' Schreiben de» Gouverneurs von Bulgarien» Franz Markanichf an die
Republik Venedig vom 18. Deceinber KiTJ (k. Staatsarchiv in Venedig;
CoUegio, Espoaizioni Principi, filza «U), worin Jener den Feier Parche-
Tich seinen ^consaugiueus' nennt. Heil. IV.
362
eine grosse rothsamintene Standarte^ welche auf der einen Seite
das Kreuz zeigte^ auf der anderen die Inschrift: ^Vindica
gloriaiii tuam^; zudem einen King, gleichsam um sich mit dem
Oriente zu verloben, und endlich ein Messgewand, als entei
Zeichen des Beginnes der christlichen Freiheit. Bei der letzten
Audienz, welche die Gesandten hatten, war auch die Königin
zugegen. * ,Geheiligte Majestät,' sagte diese, ,fUhren Sie nur
das begonnene Werk muthig fort, und sollte es an Geld
mangeln, so werde ich selbst von meinen Ohren die Ohrringe
und von meinen Armen die Armbänder nehmen und opfern,
damit nur diese Sache vorwärts schreite/ Nichts entflanmite
den Muth des tapfern Königs und der anwesenden Senatoren
mehr, als diese Worte der grossherzigen Königin.
Als die Gesandten mit dem Antwortschreiben des Königs
und den obengenannten Gescheuken zum Fürsten Mathias
zurückkehrten, machte die Freude den alten Mann wieder ganz
jugendlich. £r schickte sie sofort nach Bulgarien, um dort
allen Häuptern der Verschwörung hierüber Bericht zu erstatten.
Diese empfingen die Boten mit Freuden, setzten ihnen die
Leichtigkeit auseinander, mit welcher man sich des Orients
bemächtigen könne, und zeigten ihnen einige verlassene und
von den Türken gänzlich ausgesogene Orte, wo dieselben sich
früher in grosser Menge aufgehalten hatten.
Darauf kehrte Peter rarchevich wiedör in die Moldau
zurück.
Dieses ganze Unternehmen hatte mit dem Tode des
Königs Wladishiv (10. März 1048) ein Ende, und die Ver-
öchwornen hielten ihren Plan durch zwei Jahre vollkommen
geheim. Sie tliaten diess um so melir, als nach dem bald darauf
erfolgten Tode des Fürsten Georg 1. Kakoczy von Siebenbüi^en
(11. October 1048) dessen Sohn und Nachfolger, Georg IL
Kakoczy, Absichten auf die polnische Krone an den Tag legte.
Nur die Haltung des Fürsten Lupul von der Moldau schützte
damals Polen vor den Einfällen des jungen Georg Ilakoezy.
Nichts desto weniger strebte das bulgarische Volk, noch von dem
ersten Anstoss erregt und das schwere Joch mit Ungeduld
^ Köni^ \Vla(iisl;ivs zweito Gemahlin, Maria Goiizajja, Tuchter des Herzogs
Carl I. von Mautua und Montferrat. Vermählt mit Wladislav 1646, ward
sie IG IS Witwe und hoiratht^te dauu 1041) in zweiter Ehe desscu Bruder
und Nachfolger, Johann Casimir. «Sie starb 1667.
363
tragend, in Ueberstürzung nach seiner Freiheit. Unaufhörlich
widersetzte es sich den in den festen Plätzen sich haltenden
Türken, die auf die Nachricht vom Tode des Königs Wladislav
wieder übermüthiger zu werden angefangen hatten. Der Erz-
bischof Peter Deodat that sein Bestes, um die Aufregung des
Volkes zu stillen, indem er diesem unter Anderem namentlich
den Rath gab zu warten, bis man sehe, welchen Ausgang die
Sache in Polen nehme, darnach könne man sich dann zum
eigenen Besten richten. Allein die einmal erhitzte Menge
drängte zum Ausbruch des Aufstandes, und es wäre gewiss
ZQ diesem gekommen, wenn nicht endlich der genannte £rz-
lischof sich persönlich mit einigen der Häupter zum Fürsten
Hathias nach Tergovist begeben hätte, um ihm die Gefahr
des bulgarischen Reiches auseinanderzusetzen (1649).
Fürst Mathias schickte sofort um Peter Parchevich in
die Moldau, wo derselbe sechs Tagereisen entfernt wohnte. Als
derselbe in Tergovist angekommen war, ward ihm von dem
Fürsten und den bei diesem versammelten Häuptern der Bul-
garen mit den überzeugendsten Gründen zugeredet, für sie eine
Deue Gesandtschaft zum Könige von Polen, zum Kaiser und
2ur Republik Venedig zu übernehmen. Versehen mit Beglau-
bignngs- und Empfehlungsschreiben vom Gouverneur von Bul-
garien, Franz Markanich, von den Häuptern des bulgarischen
Volkes und vom Erzbischof Peter Deodat, ^ sämmtlich datirt
^on Tergovist, den 18. December 1G49,*^ unternahm Parchevich
^ie weite Reise, für welche ihm die Stellung und der Titel
ß'Ues Secretärs des Erzbischofs von Sofia beigelegt wurde.
Zunächst wandte er sich nach Polen und kam nach vielen
"■Mühseligkeiten in Warschau an. Hier stellte er sich dem Gross-
^^nzler Ossolinski vor, der sich sofort zu dem sechs Meilen
^On der Stadt auf dem Laude verweilenden Könige Johann
^«^simir begab, diesen von der Ankunft des Gesandten in
^^^nntniss setzte und von den früher stattgehabten Verhand-
^^ixigen unterrichtete. Der König kam in die Stadt, berief die
®*'Bten Senatoren des Königreiches zusammen und trug ihnen
' Fürst Michael von der Walachei gab ihm keine solchen Briefe mit,
wenigstens nicht nach Venedig.
' Die Schreiben der Genannten au die Republik Venedig liefinden »ich im
k. Staatnarchiv zu Venedig (CoUegio, Esposizioni, filza 61), S. Beil.
IV, V, VI.
364
die Angelegenheit vor. In Anwesenheit derselben hatte Par-
chevieh Tags darauf eine Audienz. In dieser wurden die Ver-
sammelten für den dargelegten Plan ganz eingenommen, er-
klärten sich dem K()nig auch mit Vergiessung ihres Blutes bii
zum Tode treu und begierig seinen Willen auszuführen, dem,
es handle sich darum, dass Seine Majestät bei der Fortfuhmng
dieser Angelegenheit nicht hinter seinem Bruder und Vor-
gänger im Reiche zurückbleibe. Vermuthlich betrieb die Kö-
nigin Maria^ die Witwe des Königs Wladislav und nun mit
dessen Bruder Johann Casimir vermählt, auch jetzt diese An-
gelegenheit auf das eifrigste. Namentlich aber stimmten f&r
das Verfahren des Königs gegenüber dem Orient folgende ein-
flussreiche Männer: der Bischof von Kulm, Andreas Leszynski, *
Vicekanzler und Senator, sehr angesehen in seiner Partei ; Nico-
laus Potocki, erster Senator und Krongeneralissimus des König-
reichs, gleichsam ein zweiter König; der Grosskanzler des
Reiches, Fürst und Herzog Ossolinski, der eigentliche Staals-
lenker; der Orossschatzmeister, Senator; der Grossmarschall,
Senator; der Oberstmundschonk des Reiches; der Oberstvor
Steher der Reichskanzlei ; der Sccretär des Königs, Abbe Viezki;
Fürst Wiesnioviecki, Palatin von Russland, Senator; und der
Geheimschreiber des Königs. An einem sicheren Erfolge konnte
es — wie auch der polnische Gesandte, Giov. Batt. Visconti,
in Wien an den Dogen schrieb — bei der Bereitwilligkeit des
Königs und der Zustimmung dieser Männer, deren Ansehen
die ganze polnische Republik nach sich ziehen musste, nicht
fehlen.
Zuletzt beschlossen König und Senat den bulgarischen
Abgesandten nach Wien zum Kaiser und zum venezianischen
Gesandten zu schicken, damit er diesen die mitgegebenen
Briefe überreiche und ihnen den ganzen Plan der Unter-
nehmung mündlich mittheile.
So reiste Parchevich (Frühjahr 1650) von König Johann
Casimir mit Briefen an den Kaiser und an den venezianischen
Gesandten am kaiserlichen Hofe versehen nach Wien zu Kaiser
Ferdinand Ol. Dieser empfing ihn in einer besonderen Audienz
* Er war früher Bischof von Kamcnicc (1627 — 1046), danu Bischof von
Kuim (1646—1652), zuletzt Bischof von Guesen (1652—1658) und starb
als solcher den 6. April 1658. Vgl, P. Pius Bonifacius Garns: Series
Kpiscoporuin Ecclesiae Catholicae, Katisboiiae 1873.
365
uod sagte ihm: Er habe grosses Mitleid mit dem bulgarischen
Volke und wünsche^ dass Gott ein Mittel zu dessen Befreiung
geben möge; doch könne er jetzt keinen Krieg mit dem
Tarken beginnen, da er sich mit ihm in Frieden befinde; er
irolle die EntSchliessung der anderen Fürsten abwarten, be-
sonders diejenige der Republik Venedig, als der mächtigsten
in diesem Bunde; es gelte diesen Kampf nicht bloss anzu-
fangen, sondern auch fortzusetzen, und nicht bloss fortzusetzen,
sondern auch zu einem glorreichen Ende zu fähren; er werde
dann nicht ermangeln sich in dieses Unternehmen zur Befreiung
des Orients und zur Ausbreitung der katholischen Religion ein-
zulassen. Nur darum, fügte er hinzu, habe er Deutschland den
Schweden zugestanden, damit die Länder sich erholen und
wieder etwas Kraft schöpfen könnten ; seit dem letzten Friedens-
Bchlusse kümmere sich der Grosstürke nur um seine eigenen
Sachen. Ausserdem habe er (der Kaiser) zwei Regimenter nach
Ungarn geschickt, bloss zur Einschüchterung der Türken.
Der spanische Gesandte nahm sich dieser Sache beim
Kaiser und bei seinem Könige Philipp IV. (1621 — 1665), dem
er darüber auf das Eingehendste berichtete, angelegentlich an.
Nach Berathung mit ihm und dem venezianischen Gesandten
Ward endlich vom Kaiser beschlossen, dass Parchevich nach
Venedig reisen, dort seine Schreiben übergeben und seine Auf-
träge an die Republik Venedig mündlich ausrichten solle.
Der venezianische Gesandte in Wien, Nicolo Sagredo,
hatte seiner Regierung sofort über diese Angelegenheit be-
richtet; nun gaben am 21. Juni 1650 er und Giov. Batt.
Visconti (der polnische Gesandte in Wieo) dem abreisenden
Secretär des Erzbischofs von Sofia Präsentationsschreiben an
den Dogen Francesco da Molino (1646 — 1655) mit. ^
Parchevich reiste nach Venedig, wo er aus Rücksicht auf
^eine Mittellosigkeit sich in einem Gasthause am Rialto ein
eingeschränktes und unbequemes Unterkommen suchte. Am
6. Juli 1650 begab er sich in das hohe Collegium der Republik,
stellte sich hier dem Secretär der Savii Girolamo Bon^ vor
* Beide Schreiben im k. Staatsarchiv zu Venedig (Collegio, Esposiziooi
Principi, filza 61), Beil. VII, VIII.
^ Oirolamo Bon war 1644— 1648 venezianischer Abgesandter in der Schweiz
gewesen ; s. V. C^rösole : La rcpublique de Vonise et les i^«i8sps, Venise
1S64, p. 87—91.
366
und übergab demselben seine Beglaubigung^- und Empfeh-
lungsbriefe aus- Tergovist und Wien, welche dieser sofort dem
Rathe der Zehn überbrachte. Im Auftrage der Savii von Bon
befragt, ob er eine Audienz wünsche, erwiderte ParcheYich,
dass er bei seiner Unkenntniss der Stadt und der bei der
Regierung üblichen Formen sich in das füge, was ihm be-
fohlen werden würde, zugleich andeutend, dass er in Anbetracht
seiner Lage sich der Regierung wegen einer anständigere
Unterkunft demüthig empfehlen müsse. Die Savii Hessen ihm
sagen, dass er sich am folgenden Morgen vorstellen möge,*
und beschlossen ihm für seinen Aufenthalt in Venedig hundert
Ducaten zu bewilligen, wovon ihm dreissig Silberscudi sofort
ausgefolgt wurden. 2
Am 7. Juli 1650 hatte Parchevich Audienz im CoUegiom,
wo er dem Dogen sein Anliegen vorbrachte. Von den Häuptern
der Bulgaren und dem Fürsten Mathias der Walachei, sagte
er, sei er schon vor drei Jahren an den König Wladislav von
Polen gesendet worden, um dessen Hilfe zur Befreiung der
Bulgaren von der türkischen Tyrannei zu erbitten; der König
habe damals diesen Antrag mit vollem Herzen aufgenommen
und würde den Plan, für welchen der Zeitpunkt eben sehr
günstig gewesen, gewiss zur Ausführung gebracht haben, wenn
er uicht gerade damals aus diesem zeitlichen Leben abberufen
worden wäre. Gegenwärtig erwarte der Orient seine Befreiung
sicher vom Dogen und dem Senat von Venedig, an welche der
gegenwärtige König von Polen und der Kaiser ihn gewiesen,
da dieselben sich deren Entschlüssen in dieser frommen Unter-
nehmung anschliessen würden. Desshalb sei er aus so fernen
Ländern gekommen in der Hoffnung hier diejenige Huld und
Gnade zu finden, um welche der Orient inständig bitte. Er
stelle es ganz seiner Durchlaucht anheim, ob er schriftlich
oder mündlich diese ganze Sache deutlicher und ausführlicher
darlegen solle.
Auf diese Rede, welche Parchevich auch schriftlich in
den Händen des Secretärs zurückliess, "^ erwiderte der Doge:
, Zufolge dem, was Ihr uns vorgetragen habt, bedauern wir
1 Beil. IX.
2 K. Staatsarchiv in Venedig (Senato, Corti, Deliberazioui, filza 42, 12. Juli
in Pregadi), Beil. XV.
3 K. Staatsarchiv in Venedig (CoUegio, Esposixiuni Priucipi, filza 61), Beil. X.
p.l
367
lebhaft die Lage jener Herren; wir freuen uns ihrer Zuneigung,
wir loben die von ihnen gehegten guten Absichten, und wir
wfiiiBchen sie glücklich und zufrieden zu sehen. Was das
Weitere betrifft, so werden diese Herren das von Euch Vor-
getragene in Erwägung ziehen, und werden Euch dann das
Erforderliche wissen lassend ^
Parchevich verneigte sich und verliess hierauf unter dem
gebräuchlichen Ceremoniel den Audienzsaal.
Zwei Tage darauf (9. Juli 1650) überreichte Parchevich
dem Collegium eine ausführlichere Denkschrift über die von
den Bulgaren sowohl früher, als in den gegenwärtigen günstigen
Zeiten gemachten Anstrengungen, ihre Freiheit wieder zu er-
langen.^ Dieselbe stellt ausser dem bereits Erzählten noch
alles Uebrige zusammen^ was gerade zu dieser Zeit ein der-
artiges Unternehmen derselben zu begünstigen geeignet war,
und Parchevich hatte wie die Häupter seines Vaterlandes genug
staatsmännischen Blick, um bei seinen politischen Berechnungen
nichts ausser Acht zu lassen, was den von ihm vertretenen
Ideen förderlich sein konnte. Vertraut mit den Zuständen seines
bulgarischen Vaterlandes wie mit den politischen Verhältnissen
der türkischen Vasallenländer, Moldau, Walachei und Sieben-
bürgen, wohlbekannt mit den Charakteren ihrer Fürsten und
denen der Häupter der Bulgaren, eingeweiht in die Pläne, Be-
strebungen und Wünsche der Verschworenen, hatte er in der
Hoffnung auf eine bessere Zukunft seines Volkes sein Augenmerk
zunächst nach der Walachei und durch dieses nach Polen ge-
'^chtet. Der Edelmuth und die kriegerische Neigung des pol-
^^schen Kationalcharakters, die Tapferkeit und das Kriegsglück
^ö« Königs Wladislav, welche selbst den Türken Scheu ein-
S^flösst hatten, gaben diesen Hoffnungen eine gewisse Berech-
tigung. Den schweren Schlag, welchen der Tod des Königs
•▼ ladislav diesen versetzte, gliech Parchevich so viel als möglich
^^durch aus, dass er dessen Nachfolger und die hervorragendsten
^^^d einflussreichsten Männer der polnischen Republik für die
^^^Mshe der Bulgaren gewann. Da der dreissigjährige Krieg mit
*^inen traurigen Folgen, namentlich die gänzliche Erschöpfung
^Österreichs und der zwischen dem Kaiser und dem Sultan
* K. Staatsarchiv in Venedig (Coliegio, Esposizioni Principi, filza 61), Beil. XI.
^ Ebenda Beil. XII.
368
bestehende BViede die kaiserliehe Politik an einer thätigen
Unterstützung der christlichen Interessen im Orient verhinderten,
so benützte Parchevich zur Erreichung: seines Zieles die Vor-
theile, welche der von den Türken p^egen Venedig begonnene
candische Krieg (der dann auch fünfundzwanzig Jahre dauerte,
1644 — 1669) seinen Bestrebungen bot. Die schweren Nachtheile,
welche die Flotte der Venezianer unter Giov. Batt. GrimaDi
den Türken zugefügt hatte (1647), und die Fortschritte, welche
deren Landtruppen unter Leonardo Foscolo in Dalmatien durch
die Besetzung mehrerer fester Plätze und Städte, namentlich
1648 durch die Einnahme von Clissa, einer nicht unbedeutenden
Festung in der Nähe von Spalatro, machten, nahmen die Streit-
kräfte der Türken gänzlich in Anspruch, so dass eine Erhebung
in den Nordprovinzen ihres Reiches um so mehr Aussicht auf
Erfolg hatte. Dazu kam, dass der Ruf von dem Vordringen der
Venezianer in Dalmatien sich bald durch die südslavischen
Länder und Bulgarien verbreitet hatte. Während diess den
Muth der christlichen Bevölkerung hob, wirkte es um so nieder-
schlagender auf den Geist der Türken (Pomaken) in diesen
Ländern, die sich kaiun von d(»m Drucke etwas erleichtert
fühlten, welchen die Furcht vor Wladislav und den Polen auf
sie ausgeübt hatte. Waren sie vor Wladislavs Tod schon so
entmuthigt gewesen, dass sie - wie Parchevich mit eigenem
Ohr gehört hatte — im Vorgefühl der sich vorbereitenden
Ereignisse geäussert hatten: ,Wcnn die Polen kommen, so
werden wir Christen, von denen ja unsere Vorfahren stammen',
so hatte sich auch von daher eine bleibende Meinung bei
ihnen festgesetzt, die sie auch öffentlich nicht verhehlten, dass
das Ende ihrer Herrschaft heratikomnie. Dagegen waren die
Katholiken und die Griechen Bulgariens in dieser politischen
Unternehmung vollkommen einig, ihr Patriotismus überwog ihre
kirchliche Spaltung und die Zahl und die Stimmung der Pa-
trioten hob sich von Tag zu Tag. In Erwägung dieser Sach-
lage und mit Rücksicht auf die vorhandenen Streitkräfte dpr
Walachei und die Bereitwilligkeit Polens, suchte Parchevich die
Republik Venedig zu bestimmen, sich zu Gunsten der Befreiung
des Orients und der Verbreitung des katholischen Glaubens «u
entscliliessen, sich an die Spitze des Unternehmens zu stellen,
mit Polen ein diessbezügliches Büudniss zu schliessen und zu
dem Ende einen hervorragenden Gesandten mit den nöthigen
369
Vollmachten dahin zu senden. Die Republik möge überzeugt
sein, dass die Kräfte der Türken in Folge der grossen Auf-
Bünde im Innern des Reiches und der Verluste an Truppen zu
Land und zur See seit den letzten sechs Jahren durchaus nicht
80 bedeutend seien^ wie Viele glauben; mehr noch als ein von
Hunden gehetzter Hase wünsche der Sultan Ruhe und Frieden,
natürlich wurde um Geheimhaltung der Verhandlungen gebeten.
Parchevich hatte die Absicht nach Beendigung seiner Ge-
schäfte in Venedig mit der Post nach Rom zu reisen und von
da über Wien und Warschau nach Bulgarien zurückzukehren.
In Rom erwartete ihn Jemand, der seine Berichte über den
Erfolg seiner Verhandlungen in £mpfang nehmen und sofort
über Ragusa nach Bulgarien an die Häupter des Orients be-
fördern sollte.
Am 12. Juli 1650 wurde diese bulgarische Angelegenheit
im venezianischen Senat verhandelt. ^ Wie die Bulgaren die
Gelegenheit des candischen Krieges zu ihrer Erhebung und
Befreiung benützen wollten, so konnte es den Venezianern nur
irillkommen sein, die Streitkräfte der Türken zugleich an deren
Kordgrenze beschäftigt und dadurch getheilt und zersplittert
Vi sehen. Sie beschlossen daher sowohl dem Gesandten münd-
lich, als den Bulgaren schriftlich zustimmende, ermuthigende
Antwort zu geben, ohne jedoch irgend eine für sie bindende
Zusicherung, namentlich in Betreff eines Bündnisses mit Polen
*U ertheilen. So ward dem Parchevich seine Abschiedsaudienz
ftir den folgenden Tag festgesetzt, und es wurde beschlossen,
Sowohl an den Gouverneur von Bulgarien, wie an den Erz-
"iachof von Sardica Antwortschreiben abzusenden, beide des
^halts: Man versichere sie der Theilnahme an ihrer Lage, der
Zustimmung zu ihren Bestrebungen und der Bereitwilligkeit,
^Urch energische Fortsetzung des eigenen Krieges die tür-
kischen Streitkräfte beschäftigt und getheilt zu erhalten; auch
^oUe man die Angelegenheit bei den anderen Fürsten so be-
^^^iben, dass sie dieser gemeinsamen Sache möglichst kräftigen
Beistand leisten; sie mr>gen nur inzwischen das Volk in seinem
-Eifer erhalten und stärken, dem ein glücklicher Erfolg ge-
wünscht werde. '^ — Ausserdem beschloss man dem Don Pietro
^ K. Staatsarchiv in Venedig (Senato, Corti Deliberazioni, filza 42, 12. Juli
1660 in Pregadi), Beil. XIII— XV.
3 Ebenda Beil. XIII, XIV.
370
Parchevich ausser den dreissig Silberscudi, die ihm auf Rech-
nung der bereits für seinen Aufenthalt in Venedig bewilligten
hundert Ducaten schon ausgezahlt worden waren^ noch hundert
Silberscudi als Zeichen des Wohlwollens zu verehren. *
Am 13. Juli 1650 erschien Parchevich zur Abschiedfl-
audienz im Collegium^^ wo ihm folgende vom Senat am Tage
vorher beschlossene Antwort ertheilt wurde: ,Durch Eure Dar-
legungen sind wir über die beklagenswerthe Lage der Christen
in Bulgarien, welche von der türkischen Tyrannei grausam
unterdrückt sind, vollkommen unterrichtet; wir billigen die Nach-
richten, die Ihr uns gebracht habt, vollkommen; und wie wir jenen
£ntschluss, sich von der so harten Knechtschaft zu befreien,
gebilligt haben, so werden wir zur Erleichterung des Erfolges
nicht allein . durch beharrliche Fortsetzung des Krieges die
türkischen Streitkräfte gcthoilt und beschäftigt erhalten, sondern
auch die anderen Fürsten aneifern, diese frommen und heiligen
Beschlüsse durch ihre eigenen zu unterstützen ; überhaupt
wünschen wir, dass nicht weniger jene Völker, als der Herr
Erzbischof und der Herr Gouverneur, welche uns geschrieben
haben^ und für welche Ihr unsere Antwortschreiben empfangen
werdet, fest überzeugt seien, dass wir nichts unterlassen werden,
was der Welt unsere vollkommenste Geneigtheit und Bereit-
willigkeit in dieser Angelegenheit darzathun vermag^"*
Nachdem ihm diese Antwort vorgelesen war, erwiderte
Parchevich^ dass er diesen Auftrag sowohl dem Könige von
Polen, als den Senatoren und Völkern, die ihn gesendet haben,
berichten werde; da er sich jedoch früher nach Rom begeben
müsse, so bitte er noch um einen Brief an den dortigen vene-
zianischen Gesandten, damit dieser ihm daselbst eine möglichst
schleunige Abfertigung erwirke. Auch überreichte er noch
eine Denkschrift, um den Pater Bernardino von Zara, vom
Orden der mindern Brüder de observantia, zur Beförderung in
eines der in Bulgarien erledigten Bisthümer zu empfehlen.*
Nachdem dieselbe verlesen worden war, antwortete der
Doge dem Bittsteller, dass er ihm glückliche Reise wünsche
» Beil. XV.
2 K. Staatsarchiv in Venedig (Collepfio, Esposizioni Principi, filza 61),
Beil. XVI.
3 Ebenda (Senato, Corti, Deliberazioni, filza 42) Beil. XV.
^ Ebenda (CoUegio, Esposizioui Principi, filza 61) Beil. XVI.
371
and Sorge tragen werde, sich ihm gefallig zu erweisen, womit
die Audienz ein Ende hatte.
Ob Parchevich mit seiner letzten Bitte aus eigenem An-
triebe oder nach einem Auftrage aus der Heimath gehandelt
habe, lässt sich nicht entscheiden. Jedenfalls war ihm erst
unterwegs die Nachricht zugekommen, dass während seiner Ab-
wesenheit, im Monat Februar 1650, die beiden bulgarischen
£rzbisthümer von Ochrida und von Martianopel in Erledigung
gekommen seien. ' Gewiss mag der von Purehevieh empfohlene
Fra Bemardino von Zara, ein älterer ehrwürdiger Mönch, durch
Frömmigkeit, Gelehrsamkeit und Sittenreinheit des erzbischöf-
lichen Amtes sehr würdig und durch seine Kenntniss mehrerer,
namentlich der bulgarischen Sprache, für ein bulgarisches Erz-
bisthuni sehr gecjignet gewesen sein; allein mehr Gewicht als
diess alles — und Parchevich siigte es ganz offen — hatte
ftr den bulgarischen Abgesandten der Umstand, dass Fra Ber-
Dardino ein Unterthan der Republik Venedig war und also unter
deren Gerichtsbarkeit stand. Wenn es nun auch nicht unrichtig
Mt, was Parchevich erklärtem, dass die Ernennung Fra Ber-
oardiuos zu einem bulgarischen Erzbischof diesem Lande zum
Nutzen und der Republik Venedig zur Ehre gereichen, be-
sonders auch der Correspondenz zwischen beiden Ländern för-
derlich sein werde: so ist es doch klar, wenn auch Parchevich
CS nicht aussprach, dass die Erncnnunjj Fra Bernardinos mehr
politischen Zwecken dienen sollte, um dadurch das Interesse
Venedigs für Bulgarien zu engagiren und dessen thätiger Theil-
* In Ochrida war Raphael Levakovich bis lööO Krzbischof, in welchem
Jahre dieser Sitz iu der That (sei es durch Versotziing, sei es durch
Tod) erledigt wurde. Sein Nachfolger war der bereits frülier genannte
Andr. Bogdan. 27. Februar 1651— lCö7 (Ganis: Ser. Episc). — Die Vor-
gänge bei Erledigung des E\jzbisthunis Martianopel sind nicht klar;
Marens Bandin, welcher, wie früher erwähnt, seit 16. November 1643
diese Würde bekleidete und zugleich apostoliscther Vicar und Administrator
des Fürstcnthunis Moldau war, scheint mit der Kirclie in Zeiwürfniss
gerathen und desshalb im Februar 1650 vom Amte suspendirt worden zu
»ein. Aus der ErnennnngsbuUe seines Nachfolg^ers, Peter Parchevich, vom
6. Mfirz 1655 (Beil. XVll) ersehen wir, dass Marens ßandiu nicht lange
vorher ,extra Romanam Curiam* gestorben war. Hiernach muss auch Jac.
Coleto*s Angabe im Illyric. Sacr., Vlli, 60 IT., daas Marcus Bandin noch
1662 in Deutschland gelebt habe, berichtigt werden; vielleicht ist 1662
ein Druckfehler für 1652.
^rehif. Bd. LIX. II. H&lfte. 25
nähme an den Geschicken Bulg^aricns einen Anknüpfungspun^k^t
zu bieten. Doch erreichte Parchevich dieses Ziel nicht und F
Bernardino erhielt keines der beiden genannten bulgarisch
Erzbisthümer.
Nach beendigter Audienz begab sich Parchevich nochm
in das Secretariat, um eine Abschrift der ihm ertheilten o
ciellen Antwort zu erhalten. Hier wiederholte er dem Secret=- — ^^
Bon, während dieser das Gewünschte schrieb, nochmals, da
er sehnlich eine Empfehlung des Dogen an den venezianisch
Gesandten in Rom wünsche, damit er dort, wohin er sich i
Namen und Auftrage des Erzbischofs von Rardica (Sofia) be-
gebe, von der Congregation de propiiganda fide rasch abg^ "^
fertigt werde. Der Secretär berichtete diess natürlich d
Savii, ^ allein es scheint, dass Parchevich auch diesen Wuns
nicht erfüllt gesehen habe, denn die Republik wird schwerlic
geneigt gewesen sein, um eines Fremden willen, sich um d
inneren Verwaltungssachen der Kirche zu bekümmern.
Ohne Zweifel ist Parchevich damals nach Rom und vor
da aus nach Bulgarien zurückgereist. Näheres darüber ist jedocC
nicht bekannt. Jedenfalls sind seine Bemühungen währen*
dieser Gesandtschaftsreise als gescheitert zu betrachten. De
Kaiser hatte jede Theilnahme an der Befreiung Bulgariens vo^
der türkischen Herrschaft vorderhand abgelehnt. Venedig hatt^
die beabsichtigte Erhebung zwar mit freundlichen Worten er
muntert, hatte aber dazu weiter keinen Beistand versprochen
als was es ohnehin im eigenen Interesse thun musste, eine kräf^
tige und beharrliche Fortfiihrung seines candischen Krieges
Unter diesen Umständen dürfte denn auch die anfänglich auF
richtige Neigung Polens sich an diesem Unternehmen zu be
theiligen, bald wieder erkaltet sein. Und so blieb die ganzi
Sache abermals auf sich beruhen. Peter Parchevich aber kehrt»
wieder als Missionär in die Moldau zurück, wo er inzwischer
seinen Erzbischof Marcus Bandin verloren hatte.
H
* K. Staatsarchiv in Venedig (Coliegio, Esposizioni Principi, filza 6. gj,
Beü. XVI.
373
2.
tte politischen Zustände und Verhältnisse in der Moldau
(1680—1066). — Farohevich in Born; Ernennung zum Ers-
bisohof von Martianopel (1656).
Trotz der Erfolglosigkeit seiner bisherigen Sendungen
Ilttt es sich bei der damaligen Lage der unteren Donauländer
im Vorhinein annehmen^ dass Parchevich den politischen An-
^[eiegenheiten derselben nicht ganz fern geblieben sein wird.
^Bin Mann von seinem Charakter^ seiner Lebensstellung^ seiner
Xildang und erwiesenen Befähigung, seiner Kenntniss der Per-
sonen und Verhältnisse musste früher oder später wieder zu
erneuerter diplomatischer Thätigkeit berufen werden.
Schon 1648 hatte die Moldau nicht bloss unter Elementar-
issfillen^ durch schreckliche Dürre und verheerende Heu-
Bchreckenzüge, sondern zugleich mehr noch durch einen räube-
nchen Einfall der Tartaren zu leiden gehabt. ^ Bald aber zogen
sich noch drohendere Qefahren über Fürst Basilius Lupul und
sein Land zusammen. In Siebenbürgen war Georg IL Rakoczy
deinem Vater am 11. October 1648 auf dem Fürstensitze ge-
'olgt. Durch Lupuls Verhalten an der Ausführung seiner Ab-
sichten auf Polen verhindert, war er diesem höchst feindselig.
S^'nnt und wusste es zu erreichen, dass ihm endlich die
-Pforte 1651 sogar den Befehl zur Absetzung Lupuls ertheilte.
*^ie8er war seinerseits ohnehin damals durch häusliche Ange-
^^enheiten in eine sehr unangenehme Lage gerathen. Um die
•Hand seiner zweiten Tochter Dunina bewarb sich nämlich
-*^enietriu8 Wiesnioviecki, ein Vetter des nachmaligen Königs
Michael von Polen, und gleichzeitig auch der Kosakenhetman
^ogdan Chmielnicki für seinen Sohn Timotheus. Fürst Lupul
S*b dem polnischen Bewerber den Vorzug umsomehr, da er die
Springe Bildung des Kosakenfürsten hinlänglich kannte. Anfangs
suchte er den Bewerbungen Chmielnicki's durch den Vorwand
auszuweichen, dass er die Erlaubniss der hohen Pforte ein-
holen müsse. Als nun diese erfolgte, blieb Lupul nichts anderes
^ & Engel a. a. O.
2ö«
374 :
übrig;, als Chmielnicki offen, seiner Rohheit wegen, die Hand
seiner Tochter zu verweigern. Aus Rache hierüber Hess Chmiel-
nicki sechzehnhundert Kosaken und zwanzigtausend Tartaren vol
die Moldau einbrechen, während er selbst das polnische HeeÄ"
unter Potocki durch ein aufgestelltes ObservationscorpB ver —
hinderte, Lupul Hilfe zu leisten. Dieser, gesehlagen,
nun in die Verlobung seiner Tochter mit Timotheus willigen
und den Tartaren, die Jassy geplündert hatten, 600.000 Thali
zahlen. Trotzdem blieb er in geheimer Verbindung mit Pol«
und lieforte sogar Depeschen, welche ihm Chmielnicki zur
forderung nach Constantinopel anvertraut hatte, nach Pol
aus, wofür ihm das dortige Indigenat zum Lohne ward. Chmiel —
nicki drohte, mit hunderttausend Mann in die Moldau einni.—
brechen, die Bojaren riethen dem Fürsten zur Nachgiebigkeit^
das polnische Heer unter Kalinovski, auf dessen Beistand
Ijupul hoffte, ward geschlagen, und so konnte der unglückliche
Vater die Heirath seiner Tochter Dunina nicht länger ver-
zögern. Dieselbe ist denn auch wirklich im Juni 1652 zu Jasqr
gefeiert worden. Der Bräutigam Timotheus äusserte bei dieser
Gelegenheit, er werde darnach trachten, von den Türken die
Regierung d(5r Moldau zu erhalten. Als der Fürst der Walachei,
Mathias Bessaraba, der alte Gegner Lupuls, von dieser Ab-
sicht des jungen Chmielnicki Kund (5 bekam und alsbald be-
fürchtete, selbst das Opfer werden zu können, da dem Lupul snun
Ersätze die Walachei von der IM orte verliehen werden könnte,
schloss er nun mit dieser und Georg H. Rakoczy ein BündniBß
gegen Lupul ab. Selbst den moldauischen Grosslogotheten 66r-
gicze wusste Matliias zu gewinnen, indem er ihm die moldauische
Woiwoden würde unter türkischer und siebenbürgischer Ober-
hoheit zu (irwirken versi)racli. Georg IL Rakoczy schickte iiD
Frühjahie 105.3 seinen Obergeneral Johann Kemeny in di®
Moldau, welcher am J^ilmsonntag mit siebenbürgischen vm
walachischen Truppen in Jassy einzog und Georg Stephan »»
Woiwoden einsetzte. F^upul floh mit seinem ganzen Hofstaate
zu seinem Schwiegersohn Timotheus, kehrte aber bald an der
Spitze kosakischer Hilfstruppen zurück, schlug Kemeny bei
Koprinkan und setzti; .sieh wied(M* in den Besitz der Woiwod-
schaft. Als er id)(»r hij^nnif in die Walachei einbrach, um Fürst
Mathias zu züclitigen, ward er von dit.'sem am 17. Mai 1653
geschliigen und büsste den Keni seines Heeres ein. Auch
375
Georg Stephan, von Georg II. Rakoczy und Mathias Bess-
ÄTaba mit Ililt'struppen unterstützt, schlug Lupul und Timo-
<beu8 bei Öebia. Jener Höh zu ßogdan Chniielnieki; Timotheus
^arf sich mit achttausend Kosaken und den Schätzen seines
eil Wiegervaters in die Stadt Su6ava. Bogdan konnte seinem
»hne nicht zu Hilfe kommen, da ihm selbst die polnische
•xoee gegenüberstand und die Tartaren weder durch Bitten
ch durch Geschenke zu bewegen waren, sich in diese Sache
* zulassen.
Timotheus hielt sich tapfer gegen die Belagerer, erlag
^v einer im Kampfe erhaltenen Wunde. Nach seinem Tode
►^x^aben die Kosaken 9. October 1053 Su6ava an Georg
i^phan und zogen ab. Zu spät rückte Lupul mit einem end-
<^^ durch grosse Geschenke gewonnenen Tartarenheere zum Ent-
Atze Sucavas heran. Da er den Fall dieser Stadt erfuhr, kehrte
ö^ zum Chan zuiiick, welcher ihn verhaften und in Ketten
Bach Constantinopel bringen Hess. Nun zog (Georg) Stephan
X.11I. (genannt Burduse, d. i. der Fette, 1654 — 1658) in Jassy
ein, und- erreichte durch Vermittlung seiner Freunde, Georg IL
Rakoczy und Mathias Bessaraba, wie durch grosse Geschenke
an die Pforte deren Bestätigung in der Woiwodschaft. Es
scheint jedoch, dass er sich auch zu Tribut und Kriegshilfe
an Rakoczy und Bessaraba verpflichtet habe. Diese drei Ver-
bündeten wandten sich nun gegen die Kosaken, indem sie
den Polen gegen dieselben Hilfe leisteten, wofiir ihnen am
30- Juni 1654 das polnische Indigenat zur Belohnung ertheilt
wurde.
Wie sehr unter solchen Wechsel vollen und verheerenden
Ereignissen die Moldau gelitten haben wird, lässt sich leicht
denken. Vielfach und schwer müssen die Rückwirkungen der-
selben namentlich die Lage der katholischen Kirche betroffen
haben, so wohlwollend auch die Landesfürsten, Stephan nicht
minder als Lupul, für dieselbe gesinnt waren.
Wir haben bereits gesehen, dass dem Erzbischofe von
Martianopcl, Maicus Bandin, im Februar 1650 das apostolische
Vicariat und die Administration der Moldau abgenommen
worden und fliese Stellung also unbesetzt war, als Peter Par-
chcvich von seiner letzten politischen Sendung aus Italien nach
Bakov zurückkehrte;. Wir können uns leicht vorstellen, auch
ohne Documente darüber zu besitzeu, wie schwer ihm unter
376
solchen politischen und kirchlichen Verhältnissen die ErfölluD;
und Ausübung seines Missionäramtes geworden sein mag.
Da kamen im Jahre 1654 Schreiben des Fürsten Steph
und der Katholiken in der Moldau nach Rom, welche den
Peter Parchevich zum apostolischen Administrator begehrten,
weil der Ordinarius dieser Provinz, Bischof Kurski von Bakov,
niemals daselbst residierte. Man suchte zu bewirken, dass dieser
den Peter Parchevich zu seinem Qeneralvicar ernennen möchte,
allein ohne Erfolg. Als aber noch im selben Jahre (1654)
durch den Tod Marcus Bandins das apostolische Vicariat i
der Moldau wirklich erledigt worden war, ward Parchevic
von der Congregation de propaganda fide nach Rom berufen
wo er von derselben mit Genehmigung des Papstes zum
Stellvertreter des Verstorbenen im Vicariat und in der Ad-
ministration der Moldau ernannt wurde. ^ Er reiste jedoch
nicht sogleich zur thatsächlichen Ausübung dieses Amtes
ab, sondern verweilte vor Antritt desselben noch längere
Zeit in Rom, wo ihn auch die nach Papst Innocenz' X.
(Joh. Bapt. Parafili, 15. September 1644 bis 7. Jänner 1655)
Tode eingetretene Sedisvacanz und die bei der Thronbestei-
gung eines neuen Papstes leicht erklärlichen Stockimgen der
Regierungögeschäfte zurückgehalten haben mögen. Der neue
Papst, Alexander VII. (Fabius Chigi, 7. April 1655 bis 22. Mai
1667), ernannte unter vierzehn Bischöfen, welche er nach An-
tritt seines Poutiiicats zu dieser Würde beförderte, auf Vor-
schlag der Congregation de propaganda fide am 3. Februar
1656 ' ,dcn Peter Parchevich, bulgarischen Priester, einen um
die katholische Religion verdienten Mann, ehemals Zögling der
heiligen Congregation de propaganda fide, Doctor der Theologie
und des canonischen Rechts,' zum Erzbischof von Martianopel
in partibus infidelium.^ Die betreffende Ernennungsbulle ^ ist
' MittheiluD^ der Congregation de propaganda fide, Beil. 111.
2 Marianus Kurski, Bischof von Bakov, war 1651—1660 Episcopns En-
nensis et sufFraganeus Posnaniensis. S. Kurz a. a. O. 11, f. p. 21. —
Gams a. a. O. p. 365 (gibt statt 1660 das Datum 10. Juni 1650).
3 So erzählt Parchevich selbst in seinem oben angeführten Briefe vom
20. September 1673 (Beil. LXXXIV).
* Nach Angabe der Congregation de propaganda fide, Beil. III.
* So bezeichnet es die Ernennungsbulle selbst.
ö Original im Archiv der Patres Franciskaner in Klausenburg, Beil. XVII.
377
am 6. März 1655 (M. R. = 1656) ausgestellt worden und an Passio
Domini; den 25. März 1656 empfing Parchevieh in der Kirche
S. Silvester Monialis zu Rom durch den Cardinal Franceotti
die erzbischöflichen Weihen. Bald darauf hatte er Audienz bei
Papst Alexander VII., der ihm nach dem Fusskusse den Segen
ertheilte, nach welchem Ceremoniel er noch zu Ende desselben
Monats oder Anfangs April 1656 nach dem Orient aufbrach.
Gemäss der ihm von der Congregation der Propaganda er-
theilten Aufgabe begab er sich in der Absicht nach dem Oriente
(sei es nach Bulgarien oder in die Moldau), um die kirchliche
Administration dieses Landes zu leiten.
Da jedoch einige Mitglieder der genannten Congregation
das Erzbisthum Martianopel, welches laut Parchevichs Er-
nennungsbulle in partibus infidelium wai*, und dessen letzter
Titular, Marcus Bandin, als apostolischer. Vicar bloss in Bakov
i^sidiert hatte, mit dem Bisthum der Moldau, das zwar von
Bakov benannt war, dessen Träger aber sich in Polen aufhielt,
verwechselten: so entstand hieraus eine lange Verzögerung, bis
Parchevieh nach besserer Information in Rom zur Ausübung
seines Amtes gelangen konnte. * Mittlerweile jedoch lagen die
kirchlichen Angelegenheiten der Moldau brach und Parchevieh
gieng ohne Diocesc müssig umher. Allein er war ein viel zu
thätiger und für alles Oute begeisterter Charakter, als dass er
nicht auch diese Müsse zu wohlgemeinter Thätigkcit in anderer
Richtung hätte benützen sollen, wozu sich eben die beste Ge-
legenheit bot.
* Parchevieh erscheint durch diese Umstände wohl gegen den Vorwurf
gerechtfertigt, dass er zum Missfalieu der Congregation sich nie um
Martianopel bekümmerte und, wie es scheint, nie dort residiert habe
(Bell UI).
378
m.
Peter Parclievichs diplomatische Thätigkeit.
1,U)Ö6— 1G57.)
1.
Gesandtschaft an Kaiser Ferdinand HL 1656. *
Als Parchcvich etwa iui Sfai lföf> nach zweijähriger
Wesenheit in die Donauländer zurückkehrte, fand er dcre
politische Zustände wesentlich verändert.
In der Walachei war nach dem Tode des Woiwode
Mathias Bess;iraba (•^. April ICfvi"^ Constantin Bessaraba zu
Regierung gelaugt. Allein im folg^endon Jahre (1655) empörte
sich die Seuienier, eine Art erblicher Miliz, gegen denselben
Seine beitlen Nachbarn, Georg II. Rakoczy von Siebenbürge
und Stephan Burduse von der ^foldau. kamen ihm zu Hilfe
imd es gelang dem Ersteren noch vur Stephans Ankunft di
Aufständischen in einer Schlacht bei Plojest am 17. Juni 1655 z
besiegiMi. In Folge davon schloss er mit den beiden Woiwoden
mit denen er schon seit vStephans Regierungsantritt im beste
Einvernehmen lebte, noch festere Bündnisse.
lnz\%i>chen hatten sich die Gewalithätigkeiten der Türke
in Bulgari'^n. Albanitu. Serbien und Bosnien von Tag zu
verm*^hri. Vv'rwüsten«! uuvi mor«Ien«l hatten sii-h di«^ türkischen
Kries>:s>oli;i;uvu während dtT ^MinderjahriiTkeit lies Sult«ins Mo-
hamed IV.- über diese Länder ergossen. Jeder Pascha, jeder
bewatfnert- Muselmann lioss seinem Hange zur Willkür und
ürausamkfit freien Lauf. Manche Horden wütheten in Alba-
nien. Serbien und Bosnien ärirer als Feinde, und «lie Paschas,
welche iie Ptlicht und die Macht i^ehabt hätten diesen Greueln
zu st»*uern. nahmen daran selbs: deu ijrossten Antheil.
■ Vzl. Kp.j:»'1: iJr'<'h d. M l-iv-i ivA Wtl.iour'i. Nie. Sv-rmitth: Im-
j'-ritt. *yt' -VW... Vvrtiaü IT«'!. ^l t\ S.'.t'ii-k i. -.i. O. — Jirecek:
i»'>*i'. d. \W -. /Jülvtis-:! ul:! >LiLivi:- r-r.:rr*tar »Twihri-.ii v.>u dieseu
K» -jro } V 1 1 h r 1 1: V. V.':- ! . t ?.
- Gt K»rr II -i':; J. .rCvr r :•''{'* wv.ni- r aN 'v. K : l vi*- t-r AK^etzurig
379
Bei 80 schrecklichen I^eiden der christlichen Bevölke-
og iD diesen Ländern nahmen sich endlich die Vornehmsten
■selben, wie in den Jahren 1630, 1647 und 1649 aufs Neue
es unglücklichen Volkes an, um dessen Befreiimg von so
usamer und fürchterlicher Tyrannei zu erreichen. Im Jahre
6^ traten sie zu einer Berathung darüber zusammen; unter
3n als die hervorragendsten Mitglieder: Peter Parchevich,
kaum aus Rom zurückgekehrte neue Erzbischof von Martia-
b1; Cyrill, Metropolit von Timovo; der Expatriarch von
stantinopel, aus einem alten spanischen Geschlechto stam-
d und Gabriel, Patriarch von Serbien. Diesem Bunde,
dessen Spitze nach der Lage der Dinge zunächst die
tlichen Würdenträger der katholischen und griechischen
;he standen, traten alsbald die Fürsten der Moldau,
»han XIII. Burduse, und der Walachei, Constantin
»raba, bei. Briefe und Boten wurden an die Bulgaren,
)en, Älbanesen, Griechen, an einige Orte der Woiwod-
,{t Kiprovac und Andere gesendet. Alle sollten dem
de gewonnen werden, da nur eine allgemeine Theil-
xie die Ausführung der Pläne gelingen lassen konnte. Da
>ch selbst die Kräfte einer solchen allgemeinen Coalition
unterdrückten Völker noch nicht genügend erschienen,
ihloss man, sich auch um die Unterstützung auswärtiger
htiger Fürsten zu bewerben. Zum Abgesandten (Inter-
tius) an den römisch-deutschen Kaiser ward diessfalls von
Genannten einstimmig Peter Parchevich* gewählt, der hie-
nicht bloss durch seine pci*sönlichen Eigenschaften, durch
le Bildung und seine Kenntnisse, durch seine grosse und
devolle Beredsamkeit, sondern auch durch seine Stellung
katholischer Kirchenfürst und durch seine in den beiden
ler von ihm ausgeführten Gesandtschaften gewonnene Er-
dung allen als ganz besonders geeignet erschien. Er über-
m bei seiner unfreiwilligen Müsse auf kirchlichem Gebiet,
>ch offenbar nicht ohne Vorwissen seiner Vorgesetzten, den
nso ehrenvollen als schwierigen Auftrag und begab sich nach
en, wo er nach niühcvüllcr Heise (etwa) im August 1656 eintraf.
Die von Schinitth ii. A. angegebene Jahreszahl 1055 bezieht sich offenbar
nur auf don orstcn Itcginn dicHcr Vcrständigtiuj»'o!i, an welchen Peter
Parchevich keinen Antheil hatte, weil er damals in Rom verweilte.
380
Ferdinand III. nahm Parcbevich huldvoll auf. In einer
Audienz schilderte dieser dem Kaiser die unglückliche Lage
der Bul^ren, die schrecklichen Bedrückungen der Christen in
Jonen lündern durch die Türken und die Verhandlungen seiner
Genossen zur Wiedererlangung der angestammten Freiheit
«Es könnte', sagte er, ' ,das türkische Joch vom Nacken Bol-
|::arieiKS abgeschüttelt werden, wenn nur in Ungarn und Croa-
üen die türkische Besatzung angegriffen würde. Die verbün-
deten Christen würden die Waffen gegen ihre Unterdräcker m^
ergreifen, wenn der Kaiser das Bündniss verstarken und im lü
ge^>bencn Zeitpunkte die Kräfte der Feinde von ihrer Seite l^i
ablenken wollte« Da ohnehin der Krieg mit der Republik IR
Venotlig^ die Türken in Asien beschäftige, würden diese ohne |i
Zweifel den vereinten Krafu^n der Verbündeten nicht ge-
wachsen sein/
Der Kaiser lobte den Eifer des Redners, sagte den Bal-
karen seine Theilnahme zu und versprach, dahin zu wirken«
dass der Friede unter den christlichen Herrscbem wieder htf'
pTtstelh werde, damit sie dann alle geiueiiisam ihre Waffß»
irt'^n die Türken kehren könnten. An einer sofortigen wirt'
Ikhen l*Bt<^rstütxunc der l\>aliiii%n der Donaulander wuT«*«
jCHl^vh Ferdinand 111. h*:ipusÄch;ich durch die Kriege ^^
Vo\cw welc}je sein c-w-nt^ Reici l>tidruiiti-J3. «ireiiiidrin.
rarci>ex~io.h, wi:.ioht-.r btTiixs im >fpu:iiit»cr nach Bolgar»^^
oder in die M«>idau 2urückÄ'*ieL:YJi tPiAti&iciiärHv. sah «kh
einem iÄn<r(^^*ii AufrTjihiL:! \u Wif-i* vfcrjiiaas>i. welche
er ur,Ti «tcl^ioh i»r *^io kircVlichtü Zn^^ikuüf- uud
der l'^*iT>A:i;iJsii>*ie: zu t^-Tittsi-Ji lii:!/* r-Litiili««**. In ifi-JDtim
AU ka;^hn';isc*ii*' Kc^ici*«- ir. *jt r. ioziirTi TJ^kisaLeii ProvinÄai
Kefördf-srn. W^mih«^ i*: sJc-K lüitir: Anoitm. öi^riiiu. das^ t*
xroUiiUTf V. y. w< • : Vi. t< -:: u u> a-^r, 1 T i ^! i i5u:i a:": . u^l r in A i «htJziaig
4Tf»rr«*dif^ii>:t^ nur, 7u: i/vii-Muiu: v.ii. >i:iiLJ(a. jui: täcix d
« ■:•>**• Ir Ol. hvf. >i: II»-.; K'ifi«*!f.:'i. fu: ^i; Tif.isi ji. cit Türkfä
fcnöfT»'^. ¥»<^f'iü:':iiissr.fi >,UN/ijsü«i(.t'.iK WHJiciit tc si;i mi;
N« I >vM.n»iJt». ^ r»t,-ji.in ! :»>• >.i.-i^th**.ht .nhTitft^nn^ difÄC I»«tdf
381
Gesuch um eine Unterstützung hierzu und zu der weiten be-
schwerlichen Reise an den Kaiser. Dieser gewährte die Bitte
durch Anweisung einer Summe von hundert Ducaten in Gold,
«uzahlbar von der k. k. oder von der k. ungarischen Hof-
bunmer. Die k. ungarische liofkanzlei in Prag schrieb dess-
halb am 23. September 1656 an die k. k. Hofkammer in
Wien, sie möge in dieser frommen und die katholische Sache
fordernden Angelegenheit den allerhöchsten Willen des Kaisers
vollziehen,* und ertheilte Parchevich unter demselben Datum
Empfehlungsschreiben zu freundlicher Aufnahme und Unter-
stützung bei der Durchreise an den König von Polen, an die
BHlrsten von Siebenbürgen, der Moldau und der Walachei.'^
Auch richtete Parchevich ein Schreiben an den Erzbischof
von Gran, Georg III. Lippay von Zombor, ^ mit der Bitte,
zur Beförderung der katholischen Religion Jünglinge aus jenen
Gegenden in den Schulen der Jesuiten erziehen zu lassen, und
deren wenigstens zwei oder drei in ein Collegium, Alumnat
oder Convict aufzunehmen.*
Allein mit der Auszahlung der vom Kaiser gewährten
Unterstützung ging es nicht so schnell, und Ferdinand III.
musste desshalb am 24. October 1656 einen wiederholten Be-
fehl an die k. k. Hofkaramer ergehen lassen, die dem Par-
chevich zur Mitnahme der Jesuiten patres bewilligten hundert
Ducaten auszuzahlen. ** Inzwischen hatte dieser jedoch sich das
Herz gefasst, den Kaiser lieber um eine bestimmte jährliche
Unterstützung zu bitten, welcher hierüber den Bericht der
ungarischen Hofkammer verlangte.^ Diese erkundigte sich
diessfalls am 31. October 1656 erst bei der k. k. Hofkammer
Um deren Meinung, ' und erklärte dann am 23. November 1656
dem Kaiser und König, eine solche jährliche Subvention an
Parchevich nicht auszahlen zu können, ^ sowie unter demselben
' Beil. XVIII, XIX.
2 BeiL XX.
* Georg Lippay war vom 1. Februar 1633—1637 Bischof von Veszprim,
vom l. Mai 1637 bis 18. November 1642 Bischof von Erlau, und 1642
bis 2. Jänner 1666 Er/bischof von Grau.
* BeiL XXI.
* Beil. XXII.
* Beil. XXIII.
^ Beil. XXIV.
' BeiL XXV.
382
Datum auch; ausser Stande zu sein, dem Parchevieh die ganze
für seine Reise angewiesene Summe von hundert Ducaten aus-
zutolgen. ^ Noch einmal schrieb die k. k. Hof kammer in Wien
am 12. December 165H hierüber an die k. ungarische Hof-
kammer in Pressburgy um dort die volle Ausbezahlung der
ganzen zur Reise benöthigten Smnme an Parchevieh zu er-
wirken. 2
So vergiengen fast drei Monate, ohne dass der eifrige £n-
bischof und Patriot zu einer wirklichen Unterstützung und
Förderung seiner hochsinnigen, politischen und kirchlichen Pläne
gelangt wäre. Ja, er kam jetzt nicht einmal mehr dazu, seine
beabsichtigte Rückkehr in die Heimath auszuführen, indem der
Kaiser plötzlich den Entschluss fasste, den bulgarischen Inter-
nuntius zu einer eigenen Gesandtschaft an den früher erwähnten
Hetman der Zaporoger Kosaken, Bogdan Chmielnicki, zu ver-
wenden. 3
2.
Kaiserliche Gesandtschaft an den Kosakenhetman Bogdai^
Chmielnicki (1657).
Das polnische Reich gieng, durch Kämpfe im Innern u»- ^
blutige Kriege nach Aussen sehr zerrüttet, bereits immer metmr
der Abnahme seiner Macht entgegen, während anderersei "^ß
Russland in Folge der fortschreitenden Unterwerfung der Ta-^**"
taren im Osten, unter deren Joch es selbst Jahrhundertc htMg
geschmachtet hatte, und bei der zunehmenden Schwäche PolcK»«
im Westen immer mächtiger wurde.
Das aus einer Mischung slavischer und tartarischer
Völkerschaften entsprungene Volk der Kosaken war thci»*
* Sie wollte nur die Hälfte »ilileii. Beil. XXVI, that dieses auch und w»«^
dann von der k. k. Hofkaniiner am 1<>. Jänner 1057 weg^en Bczahlu»^
auch der zweiten Hälfte gemahnt, Beil. XXXIII.
2 Beil. XXVII.
3 Wenn Scbmittli noch vor der Ahsendmig Parchevichs an ChmielJi»cK>
eine frühere Gesandtsrhaft desselben an König Johann II. Casimir vo**
JMlen erwähnt, so scheint diess auf einem Missverständnisse zu beruhe***
oder Scbmitth sah Parchevichs Sendung an Chmielnicki zugleich als ein
solche an den {polnischen Könip und das Oan/.e im Allpremeinen als ei«*
polnische Angelegenheit au.
383
noch einer nomadisierenden Lebensweise zugethan^ theils in
festen Sitzen angesiedelt und bildete gewissermassen eine
militärische Vorhut der Slaven gegen die Tartaren, Türken,
Nogaier und Kalmücken. Dasselbe hatte sich in zwei
Hanptzweige getheilt: die Donkosaken in Südrussland und
die Kosaken von Kleinrussland, \velcho wiederum in drei
Gmppen zerfielen: die Kosaken der Ukraine, auch Dniepr-
kosaken genannt, die Tschergujefschen Kosaken und die
Bugkosaken.
Die Kosaken der Ukraine oder Dnieprkosaken bildeten
ihrerseits zwei Stämme: die Kosaken des schwarzen Meeres
und die Zaporoger Kosaken, welche sich zunächst auf den
Inseln des Dniepr unterhalb der Wasserfälle (za porogi) nieder-
gelassen und davon ihren Namen erhalten haben. Im Jahre
1516* unterwarfen sich die bis dahin wenig an Subordination
gewöhnten ukrainischen Kosaken dem polnischen Reiche, dessen
König Sigismund I. (loOG — 1548) sie in mehrere Corps theilte
und damit die erste Ordnung dieses kloin russischen Krieger-
Btaates begründete. Als später die polnische Regierung damit
uingieng, die kirchlichen Verhältnisse der Katholiken, Prote-
Btdinten und nichtunirten Griechen in ihren Ländern zum
Vortheile der erstem zu regeln, wurden die der gi'iechisch
nichtunirten Kirche zugothanon Ukrainekosaken mit der polni-
Äohen Herrschaft unzufrieden, beunruhigten die Türken und
Itiitipften Verbindungen mit Oesterreich an. Endlich empörten
*ie sich unter ihrem Iletman Pavluk gegen die Polen, wurden
Aber unter dem Kimig Wladislav IV. im Jahre 1G38 bei
Knmeiki besiegt. Die Siegor beraubten sie des Rechtes, einen
eigenen Iletman zu hüben, schmälerten alle ihre bisherigen
^'i'eiheiten , Hessen überhaupt nur einige tausend zur Ver-
''^«ndung im Kriegsdienste zu und machten die übrigen zu
^--•cibeigenen. Daraus entsprang der heftige Ilass der grie-
^^oisch nichtunirten Kosaken gegen den katholischen Adel Polens.
Bogdan Chmielnicki, geboren 1593 als der Sohn eines
Polnischen Edelmannes, Michael Chmielnicki, ^ zeichnete sich
* Vgl. von hier ab Lelewols Geschichte von Polen, Leipzig 1847, und
Hermanns Geschichte des ru.ssischen Stintes, Hamburg 184G, Bd. III.
Sein Geschlecht soll von der an der Grenze Volhyniens am Bng ge-
legenen Stadt Climelnik seinen Namen erhatten haben.
^*B
384
schon früh aus, so dass ihn 1638 die besiegten Kosaken
Wladislav IV. sandten , um wegen ihrer Unterwerfung
diesem zu verhandeln. Auch ward er zum Secretär der Zaporoi
Kosaken ernannt und vom Grosshetman Stanislaus Konie
polski mit dem Gute Substov (eine Meile von Czehrin e
fernt) beschenkt. Allein Czaplinski, ein Beamter KoniecpolskE:
und Unterstarost von Czehrin, bemächtigte sich mit Gewa^^^alt
eines Chmielnieki gehörigen Dorfes und entführte dessen FraT^^Ji^u.
Dieser suchte Recht bei Wladislav IV., bei dem er sehr belieV ^sbt
war, jedoch ohne Erfolg. Nun Hess er sich, auf den Beistaua^^-^^
des polnischen Reichskanzlers Ossolinski und des Vicekanzlei^ ^rs
Radzieiovski zählend, aus Rache in Unterhandlungen mit de^^^ß^
Tartaren und Kosaken ein, reizte diese zum Aufstande, stelll^ -^^
sich 1648 selbst an die Spitze der Empöining und sandte a*^""*"^
den König eine Botschaft mit den Beschwerden der Kosakec^K^ '*"•
Da starb Wladislav am 10. Mai 1648. Während der Zwische
regierung (bis 17. Jänner 1649) ward Chmielnieki von Jer
mias Wiesnioviecki ^ wiederholt geschlagen und Hess nun
September 1648 seine Rache an dem polnischen Adel bei
lavce aus. Er nahm den Polenhetman Potocki gefangen, ver
beerte sodann Podolien, Volhynien und Rothreussen und dran^^^S"
bis Lembei^ und Zamosc vor. Hier wartete er das Resultaf'-^*
der bevorstehenden Königswahl ab. Der neue König, Johann 11^
Casimir,- versuchte durch Unterhandlungen sich mit Chmiel—
nicki zu verständigen. Er Hess ihm (9.) 19. Februar
durch eine Gesandtschaft die Würde eines Hetmans unte
polnischer Oberhoheit antragen und übersandte ihm die Het
mansinsignien, nämlich eine mit Saphiren besetzte Hetmans
keule und eine rothe Fahne mit dem weissen Adler und den^^ —
Namen des Königs, nebst dem Bestallungsdiplom. ChmielnickiT^
empfing die königlichen Abgesandten: Adam Kisjel, Maximilian
1 Vater des nachmaligen Königs Michael und Oheim des jungen Demetrius
Wiesnioviecki, der sich 1651 (wie früher erzählt wnrde) gleichzeitig mit
Bogdan Chmielnicki*s Sohn, Timotheus, um die Hand Duninas, der Tochter
des Woiwoden Basilins Lupul von der Moldau, bewarb.
2 Bruder Königs Wladislav IV., geboren 22. Mai 1609, zuerst Krieger,
dann Jesuit, endlich Cardinal, trat aus dem Priesterstande aus, ward
1648 zum König von Polen gewählt und am 17. Jänner 1649 gekrönt,
heirathete 1649 seines Bruders und Vorgängers Witwe, Maria Gonzaga
(t 1667), dankte 1668 ab und starb den 16. December 1672 ZQ Nerers
in Frankreich.
Brsosovski, Castellan von Kiew, nebst einigen anderen vornehmen
Polen unter dem Donner der Kanonen. ,Der Branntwein wurde
denselben in goldenen Bechern an seiner einfachen Tafel vorgesetzt;
seine mit Edelsteinen geschmückte Frau stopfte die Pfeifen; öffent-
licbe Audienz wollte er nur auf öffentlichem Markt ertheilen/ ^
Allein Chmielnieki; von den Anerbietungen der königlichen
Oesandten nicht befriedigt, stellte so hohe Forderungen, dass
der polnische Adel selbst die Fortsetzung des Krieges begehrte.
Nun begann ein furchtbarer, für Polen unheilvoller Bürgerkrieg,
der von beiden Parteien mit gleicher Erbitterung und Barbarei
gef&hrt wurde. Die aus Holz erbauten Städte und Dörfer wurden
eingeäschert, tausende von Menschen niedergemetzelt; an
manchen Orten die Bevölkerung gänzlich ausgerottet; Kinder
und Erwachsene wurden ertränkt, lebendig begraben, erwürgt,
^braten und alle möglichen Greuel verübt. Viele Menschen
aus allen Ständen, namentlich aus dem Bauernstande, strömten
Chmielnicki als Freiwillige zu, so dass dessen Macht ungeachtet
aller Verluste bedeutend wuchs und er sogar den König Johann
Casimir bei Zborov belagern konnte. Nun kam es am (10.)
20. August 1649 zwischen beiden zu einem Vertrage zu Zborov,
in welchem der Fluss Horin als Qrenze des Kosakengebietes
bestimmt wurde. Ausserdem forderten die Kosaken die Ent-
fernung der Jesuiten und der Juden aus ihrem Gebiete, und
Zulassung der Griechisch-Nichtunirtcn in den polnischen Senat.
Die Zahl der unter den Waffen bleibenden Kosaken sollte
^erzigtausend Mann betragen. Da man aber nicht in allen
I^unkten einig werden konnte, dauerte der Kriegszustand fort.
AI» jedoch Chmielnicki im Jahre 1651 eine Niederlage er-
'itten hatte, ward am 28. September dieses Jahres ein neuer
V^ergleich abgeschlossen, durch welchen zwar den Kosaken
^Hre alten Freiheiten bestätigt, aber auch die Rückgabe der
^titer des polnischen Adels in der Ukraine an ihre früheren
ö^sitzer festgesetzt wurden. In Folge der Abneigung
^i^er seiner Anhänger wieder in den Dienst ihrer früheren
F^olnischen Gutsherren zurückzukehren ^ sah sich Chmiel-
^^ciki jetzt genöthigt, diese Gegenden gänzlich zu verlassen.
' Ifan vergleiche den fipHtereii Bericht über Parcheviclis Empfang bei
Chmielnicki. Die Bewirthang vornehmer Gfiste mit Branntwein dnrch
die Hansfrao war damals iu Rassland gebräuchUch; vgL Ad. Olearins:
Newe orientalische Reisebeschreibang, Schlesswig 1G47, p. 9.
Kr zoff in dio entlo^enon Steppen jenseits des Dniepr, wo er
fiio Suidto Arhkir, Aehtika, Siuni, Charkov und andere Ko-
mikonki^Ionion j»:ründote. In diese Zeit fällt die bereits früher
orwÄhnto Boworbuni»: und Vermählung seines Sohnes Timotheus
Ohmiolnioki mit Hunina l^upul zu Jassy im Jahre 1(>52, während
IVttM* raix*hovioh als Missionär in der Moldau lebte. Allein
i'^huuolnioki war mit dem durch diese Heirath über Polen
orruugtM)en Krfolg noch nicht zufrieden. Mit den ihm damals
verbündeten Tartaren erneuerte er noch im selben Jahre 1652
den Kriejj sje^en die Polen, überfiel unvermuthet bei Batov
derxMi ArnuH\ belagerte 1(*53 den König Johann Casimir in
Zvaniee und iwanir ihn zur Erneuerung des Vertrage« von
Zboiw, AWr auch jetzt kam dieser Vertrag nicht zur Aus-
l\ihrung» weil eiuenM^its mehr als hundertzwanzigtansend Kosaken
die Waffen nicht niederlegen wollten, anderseits weil die pJ-
niÄ^hen Bischöfe den St»nat zu verlassen drv^hten, falls nicht-
unirte Gritvhen in dens^^lben zugelassen würden. Da jedock
Ohwielnicki's Ptan. sich in vier Molda.; Jes^za^jetxer, sohezterte
und er s^x^rar UVM Wi IVrx^sttvikv von dea P>len g^rscUac^em
^•rur^le* unterwarf er sich d<m r;i5s;<<*her. Cxar Alexri Midni-
K^>Äi*Ä*h: in V\>ige desi>ei; ents^vkun steh Ir^M ei»
5wx:i^'heti Riiss^Ä xiBsi l\%ea, K.:5<-f3 ,in ; R.tfÄkrs T^r>d
vir:*3tivc t;x IV^-^'Ä e:r. Tr^.^KrrfiL '^iv I-:i.>k :i:i.>i ItCo
üc HA^tjXs^vi; v.a li::^*i ;tr. : = :<>: jLzdrrvT. ^;iw;-a ;Lii :
l\v^«x sei?.'* iz-vi A.f^-.-T 5w-v:»c -J^^ :rririxri> "^a::
atjut^^ A» I,*. JxT. l•rC'^ v'ar' X Oi>Ci"~. - ajs? ii-n }r„^jistt
^*mi>if <- " ,vv' 5' L St^ Lii rn^i- r*" 1. 1- <:f»: •! <. ♦ .i« i.: r-^a;»: c »iA*! i^ "^^r-
387
längei'teD Waffenstillstand mit Schweden in einen definitiven
Frieden zu verwandeln. Das Benehmen des polnischen Ge-
sandten Canasiles bei dieser Gelegenheit^ sowie die Aufstäche-
lungen des früher genannten, nach Schweden entflohenen pol-
nischen Vicekanzlers Radzieiovski reizten Carl X. zum Krieg.
Sadzieiovski war nämlich, wie es heisst, von König Johann
Casimir in seinen Familienverhältnissen gekränkt, nach man-
cherlei Intriguen und Händeln als Flüchtling nach Schweden
gekommen und hatte hier am Hofe der Königin Christine eine
hervorragende Rolle gespielt, während er in seinem Vaterlande
noch eine mächtige Partei für sich hatte. Polens Zerrüttung,
König Carls Feldherrn talent, seine rücksichtslose Energie und
König Johann Casimirs Machtlosigkeit brachten Carls kriege-
rische Pläne bald zu wirklicher und erfolgreicher Ausführung. Im
Juli 1655 drangen die Schweden durch Brandenburg in Gross-
polen ein, nahmen Warschau fast ohne Gegenwehr, schlugen
am 6. September 1655 Johann Casimir bei Czernova, besetzten
bald darauf Krakau, die zweite Hauptstadt des Reichs, und er-
oberten Kleinpolen. Der Rest von Litthauen, so weit diess
nicht schon von den Russen besetzt war, schloss sich dem
Beispiel des Marschalls von Polen, Janus Radzivill ^ folgend,
freiwillig den Schweden an. Gegen Ende des Jahres 1655
eroberte König Carl X. auch Westpreussen, mit Ausnahme von
Danzig. Als darauf zuerst die polnischen Soldtruppen und dann
selbst das Reichsheer unter Stanislaus Potocki zu den Schweden
übertraten, verliess Johann Casimir sein Land, gieng nach Oppeln,
wo sein Verbündeter, Kaiser Ferdinand III., ihn schützen
konnte, und hegte die Absicht, sein Reich einem Sohne des
Kaisers zu überlassen, während die polnischen Grossen von
ihm abfielen und Carl X. als König in Aussicht nahmen. So
befand sich jetzt eine Hälfte Polens im Besitze der Russen,
die andere in dem König Carls X. von Schweden, der den
Eid leistete, die Gesetze und die Vorrechte des Adels zu
achten. Da jedoch König Carl diese Versprechungen nicht
hielt, sondern sich Bedrückungen und arge Gewaltthätigkeiten
erlaubte, sollte er bald erfahren, dass er es nicht bloss mit
dem schwachen König Johann Casimir, sondern mit der
* Johann Radziv^ill war der Schwiegersohn deB Filmten Waaüj Lnpnl von
der Moldau (s. oben p. 357).
ktthiy, Bd. LIX. II. H41fte. 26
388
polnischen Nation zu thun habe. Am 7. Jänner 1656, dem*
selben Tage, an welchem König Carl zu Königsberg mit dem
Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem sogenannten
jgrosseu Kurfürsten', * den Vertrag abschloss, durch welchen
dieser für Preussen die Oberherrschaft Schwedens anerkannte,
woraus später Preussens Unabhängigkeit hervorgieng, an eben
diesem Tage traten zu Tiszovce Stanislaus Lanckoro^ski, Stanis-
laus Potocki und viele andere polnische Magnaten zu einer
Confoderation gegen Carl X. zusammen. Im Vertrauen auf den
eingeti'etenen Umschwung der Stimmung begab sich jetzt Johann
Casimir durch Ungarn über die Karpathen nach Lemberg, fo^
derte den Kurfürsten Friedrich Wilhelm, den er noch immer
als polnischen Vasallen betrachtete, zur Hilfe auf, und knüpfte
mit Georg IL Rakoczy Verhandlungen wegen Hilfeleistung an.
Auch Kaiser Ferdinand HI. versprach Unterstützung, obschon er
diess Versprechen vorerst nicht erfüllte. Von allen Seiten eUte
das polnische Volk unter seine Fahnen, und unter der Führung
des Kronfeldherrn Georg Lubomirski und des Stephan Czar-
niecki begann der Aufstand gegen König Carl. Dieser vergalt
den Abfall des Adels mit Verheerung der Güter desselben und
erbitterter Strenge. Im Februar 1650 zerstreute er ein polnisches
Heer unter Czarniecki bei Warschau und wollte gegen Jaroslav
vordringen, sah sich aber genötliigt, am 12. März 1656 einen
schwierigen Kückzug nach Warschau anzutreten, welches, nach-
dem König Carl nach Preussen abgereist war, am 21. Juni
capitulieren musstc. Zwar war Carl X. schon am 27. Mai
von der Belagerung Danzigs wieder nach Polen aufgebrochen
und hatte auch das polnische Heer imter Czarniecki bei Brom-
berg überfallen und zerstreut; allein er fühlte doch um so
mehi-, da der Kaiser und Holland sich für Polen erklärt hatten,
das Bedürfniss nach Bundesgenossen. lieber eine systematische
Theilung Polens brütend, *^ schloss er endlich am 25. Juni 1656
zu Marienburg einen Vertrag mit dem Kurfürsten Friedrich
Wilhelm, in welchem er diesem einen Theil der Eroberungen
in Polen versprach. Beide zogen darauf vereint gegen Warschau,
das sie jedoch erst nach einem ernsten, dreitägigen Kampfe (27.
* Friedrich Willielin, geboren den 6. Februar 1G20, Kurfürst den 21. Novem-
ber 1C4(», erster souveräner Herzog von Preussen den 19. April 1657,
starb den 29. April 1688.
2 Vgl. Beil. XXXI, XLIIl.
389
30. Juli) gegen Johann Casimir in ihre Gewalt bekamen,
dar die Stadt der Plünderung überlassen und sich nach Lublin
loräckziehen musste. Carl X. liess zwar Warschau und Krakau
besetzt, richtete aber sein Hauptaugenmerk auf Preussen. Allein
seine Generale erlitten in verschiedenen Gegenden Polens mehr-
fache Niederlagen, der Kurfüi*st Friedrich Wilhelm war in Ver-
kelir mit Dänemark und dem Kaiser getreten, Ferdinand III.
sdbst machte Miene ihm den ELrieg zu erklären und der Czar
Aiexei Michailowitsch fiel wirklich mit einem Heere in sein
Beich ein und verheerte Livland. Vergebens suchte Carl sich
mit dem Czaren zu verständigen, dieser schloss vielmehr am
(24 October) 3. November 1656 unter Vermittlung der kaiser-
lichen Gesandten Alegretti und Lorbach zu Wilna einen Ver-
trag mit den Polen ab, nach welchem den Russen alle Erobe-
nngen in Livland verblieben, eine gemeinsame Bekämpfung
der Schweden vereinbart wurde und über die Wahl des Czaren
xom Nachfolger Johann Casimirs auf dem polnischen Königs-
throne beim nächsten Reichstage mit russischen Bevollmächtigten
verhandelt werden sollte. Am 1. December 1656 schloss auch
Ferdinand IH. selbst ein Bündniss mit Johann Casimir zu
deesen Hilfe und Unterstützung.
Um nun wenigstens den Kurfürsten von Brandenburg
sich möglichst zu verbinden, schloss Carl X. mit diesem am
30. November 1656 zu Labiau einen neuen Vertrag, in welchem
^ ihn als souveränen Herzog von Preussen und Ermeland an-
^kannte, was dann im folgenden Jahre, am 19. April 1657, durch
<^e Zustimmung Polens zu diesem Vertrage endgiltig festgesetzt
''nirde. Auch den Fürsten Georg IL Rakoczy von Siebenbürgen
'niMte Carl X. noch zu gewinnen, indem er ihm den Titel
^ines Königs von Polen und einen Theil des Landes versprach.
Kakoczy, welcher mittlerweile die Oberhoheit der Moldau und
Walachei erlangt hatte, lüstern nach der polnischen Königs-
kjt>ne, nach der er schon früher gestrebt, ^ rüstete ein Heer
Von sechzigtausend Mann, zu dem auch Stephan XUL Burduse,
Woiwode der Moldau, und Constantin Bessaraba, der Woiwode
der Walachei, je zweitausend Mann stellen mussten. Gegen
den Willen der oberherrlichen Regierung, der Pforte, welche
»elbat den Tartarenchan zur Unterstützung Johann Casimirs
' Vgl oben p. 387.
26*
390
al>gesandt hatte, und ji^egeii den Willen der siebeubürgiscken
Stände brach er am 1. Jänner 1G57 über die Karpathen nach
Polen auf. Allein dieser Kriegszug nahm trotz mancher an-
ßinglicher Erfolge ein schlimmes Ende für Kakoczy. Nack
mehreren Niederlagen in schimpflichem Rückzüge nach Sieben-
bürgen zurückgekehrt, ward er vom Sultan mit Krieg über-
zogen, in welchem er sein Leben verlor. ^
Aus diesem Ueberblick über die Entwickelung der poli-
tischen Verhältnisse in den letzten Jahren wird es ganz klar,
dass Kaiser Ferdinand III. es sich angelegen sein Hess, im
Nachbarreiche Polen Ruhe und Frieden wieder herzustellen —
wie er es dem bulgarischen Internuntius Peter Parchevich
selbst gesagt hatte ^ — und dass er zu besserem Widerstände
gegen die seit dem dreissigjährigen Kriege immer weiter in
Mitteleuropa vordringende schwedische Macht die geeigneten
Mittel ergreifen wollte. Dazu gehörte die Aussöhnung der Polen
mit den Russen und Kosaken. Die erstcre war, wie gesagt, der
kaiserlichen Diplomatie am 3. November 1G5G zu Wilna ge-
lungen. Am 1. December 1650 hatte Ferdinand III. selbst sich
mit dem polnischen König verbündet. Es blieb also nur noch
übrig, den Frieden zwischen den Kosaken und Polen wieder her
zustellen. •* Dazu erschien nun der eben anwesende bulgarische
Erzbischof als ein in jeder Hinsicht tauglicher Unterhändler.
Mochte ihn einerseits seine Abkunft, seine Bildung und seine
hohe kirchliche Würde als für die Stellung eines kaiserlichen
Gesandten geeignet erscheinen lassen, so waren doch auch
anderseits seine Kenntniss der Sttddonau Völker, ihrer Sprachen
und Sitten, möglichenfalls seine persönliche Bekanntschaft mit
den Kosaken von der Zeit seiner Thätigkeit als Missionär in der
Moldau her, persönliche Eigenschaften, die nicht leicht wieder
zu finden waren.
So ernannte denn Kaiser Ferdinand III. den bisherigen
bulgarischen Internuntius, Erzbischof Peter Parchevich, zum
kaiserlichen Gesandten an den Kosakenhetman, Bogdan Chmiel-
nicki, und beauftragte ihn zugleich, einen Voranschlag der
Reisekosten vorzulegen.
* Vgl. später p 420.
2 Vgl. oben p. 394.
« Beü. XXVIII, XXXI, XLin.
391
Parchevich nahm diese Mission im Interesse der gesammten
hristenheit an und überliess dem Präsidenten der k. k. Hof-
UDmer die Bestimmung der iiir die Gesandtschaft nöthigen
ünme, ' wobei er diesem nur zu erwägen gab; dass dieselbe der
ßiten Entfernung, der gefahrvollen Reise und der hohen Stellung
8 Kaisers angemessen sein müsse, damit ein würdiges Auftreten
8 ersten kaiserlichen Gesandten an Chmielnicki möglich sei.
Am 10. Jänner 1657 erhielt Parchevich von der Hof-
mmer tausend Thal er und aus der kaiserlichen Kanzlei die
thigen Creditive und Vollmachten zur Verhandlung mit Chmiel-
;ki und seinen Unterfeldhorren, ^ sowie eine Instruction, ^
^ welcher die Aufgabe seiner Mission darin bestand, die
lon vor längerer Zeit ausgebrochenen und zum Theil noch
itehenden Zwistigkeiten zwischen dem Könige Johann Ca-
lir von Polen und dem Kosakenhetman auszugleichen. Zu
sem Ende ward Parchevich ermächtigt, einerseits diesem
risse Gewährleistungen, die er als Bedingung für die Er-
lang der an ihn gemachten Anforderungen stellte, zuzusagen,
i anderseits in dieser Angelegenheit auch mit den Königen
1 Polen und Schweden zu unterhandeln. Füi* den letzteren
II, sowie für seinen Verkehr mit den kaiserlichen Gesandten
diesen beiden Höfen ward ihm eine ChifFreschrift zugestellt,
derselben Instruction bemerkt Kaiser Ferdinand III., dass
benachbaiiien Mächte sogar zu einer Theilung Polens schreiten
inten, falls die Kosaken sich nicht zu einem Ausgleiche mit
sem Reiche herbeilassan würden. ' Da der Kaiser wieder-
t sein Vertrauen auf Parchevichs Ergebenheit, Treue und
isicht ausspricht, ist die Annahme gerechtfertigt, dass diesem
jh noch mündliche Aufträge und Instructionen ertheilt worden
en, um so mehr, als aus den schriftlichen Urkunden der
aze Umfang seiner Aufgabe nicht klar zu erkennen ist.
Noch vor seiner Abreise erhielt Peter Parchevich den
tel eines kaiserlichen Rathes und unter dem 12. Jänner 1657
e Adelsbestätiguiig ^ über den alten Adel seiner Familie
i seiner Stammverwandten, der Parchevich, Cserkich,
B«il. XXVllI.
ßeil. XXIX, XXX.
Öeil. XXXI, XXXll.
V^l. p. 4U2.
Ö«il. I.
392
(oder Cserkiczy, Enezevich und Thomagionovich), sowie seines
Schwagers Putin. Er selbst wird in dieser Urkunde firzbisckof
von Martianopely kaiserlicher Rath, Internuntius von Bulgarien
und den übrigen christlichen Fürsten zur Vollendung und Be-
fürwortung von Geschäften, welche den katholischen Glauben
betreffen, genannt, und die von seinen Brüdern und Bruder-
söhnen gegen die Türken unter grossem Aufwände von Lebens-
gefahr, von Geld und Gut erworbenen Verdienste werden be-
sonders hervorgehoben.
Die Abreise Parchevichs verzögerte sich noch um einige
Tage, weil ihm die nöthigen Gelder und die zu Geschenken
für Chmielnicki bestimmten Kostbarkeiten nicht rechtzeitig aus-
gefolgt wurden, * deren £mpfang er erst am 16. Jänner 1657
bestätigte. Am folgenden Tage (17. Jänner 1657) in der Frühe
hatte Parchevich noch eine Audienz beim Kaiser^ und un-
mittelbar darauf erfolgte seine Abreise von Wien.
Mit einem Gefolge von fünfzehn Personen trat Parchevich
seine Reise an; als Gesandtschaftssecretär fungierte bei ihm der
türkische Dolmetsch und Procurator von Bosnien, Christoph
Marianovich. Bei ausserordentlich strenger Kälte nahmen sie
den Weg über Pressburg, Tirnau und die Zipser Städte nach
Lubna (Lublau). Hier fanden sie einige Herren der polnischen
Reichsstände, bei welchen Parchevich sich nach Chmielnicki
erkundigte. Auch erbat er sich von ihnen einen Führer auf
einige Meilen, den ihm jedoch diese , Ungetreuen und Treu-
losen, als ob sie gegen ihren Herrn empört wären', nicht ge-
währten. Parchevich, der schon hier, wohl in Folge einer
Erkältung, am Fieber leidend war, sah sich unter den ob-
waltenden Verhältnissen genöthigt, zwanzig Haiduken als Be-
deckung zu nehmen.
Nicht viel besser als in Lublau ei^ieng es den Reisenden
in Buz (Biez) mit dem Capitän und Castellan Woinicki. Ob-
schon dieser früher mit noch einem anderen Herrn selbst Ge-
sandter von Polen bei Kaiser Ferdinand lU. gewesen war,
verweigerte er doch Parchevich jede Hilfe.
Als die Gesandtschaft f^m vierten Tage sehr spät bei
dichtestem Schneefall nach Lakutuenta (Lancut) kam, welches
1 Beil. XXXTV, XXXV, XXXVI. — Die Geschenke bestanden in einem
hohen vergoldeten Silberbecher und drei kleinen Uhren.
2 Beil. XXXV.
393
dem Reichsmarschall von Polen, Georg Luboniirski, gehörte,
J9% war sie g^nöthigt, nachdem man sie endlich um 11 Uhr Nachts
eingelassen hatte, in einem Stalle zu übernachten.
Am nächsten Tage, den 6. Februar, Abends, gelangten die
Reisenden nach Jaroslav, bis wohin sie wiederholt hatten Be-
deckung nehmen müssen. Farchevich hatte die Absicht gehabt,
von hier aus nach Lcmberg zu fahren. Allein schon bei seiner
Ankauft in Jaroslav, hatte er auf der Strasse einen grossen Zu-
sammenlauf von Menschen bemerkt, die sich vor einem drohenden
Einfall Rakoczy's zur Flucht bereiteten. Da kam Graf Lubomirski
selbst mit einigen Jesuitenpatres, ihn in seiner Herberge zu be-
suchen. Einer der letzteren war am 5. Februar auf der Reise von
Lemberg nach Jaroslav durch die Rakoczy'schen Soldaten seines
Pferdes und der Kirche ngeräthe, die er mit sich führte, beraubt
worden. Diese versicherten ihm, dass es ohne Lebensgefahr
unmöglich sei, nach Lemberg zu kommen, da diese Stadt von
tausend Reitern und dreitausend Fusssoldaten unter dem Ra-
koczy'schen General Johann Kemeny umzingelt und bereits zur
üebergabe aufgefordert sei. * Ausser dieser Schreckensbotschaft
erfuhr Parchevich von Graf Lubomirski weiter, dass die Reise
auch wegen der Plündeiningen durch die herumstreifenden Ko-
saken, Schweden, Russen, Walachen, Moldauer, Tartaren und
selbst durch die polnischen Truppen höchst gefährlich und die
ganze Gegend nach allen Richtungen hin verwüstet sei, und dass
er mit den geheimen kaiserlichen Beglaubigungsschreiben den
Feinden sicherlich nicht entrinnen könne. Während des Früh-
stücks, zu welchem Lubomirski den kaiserlichen Gesandten
eingeladen hatte, kehrten ausgesandte Kundschafter zurück,
'Welche die Richtigkeit der mitgetheilten Nachrichten bestätigten
"U-iid noch hinzufügten, dass Rakoczy die Absicht habe, noch
diese Nacht Jaroslav anzugreifen.'^ Lubomirski, durch diese
Nachricht erschreckt, traf mit seiner Familie Anstalten zur
Flucht und rieth Parchevich, der ihn um Beistand bat, unter
dem Schutze seiner Soldaten zurückzukehren.
Noch vor Eintreffen jener Kundschafter hatte Parchevich
ÄD Kaiser Ferdinand das eben Erzählte berichtet, sowie, dass
' Lemberg lehnt«* rlanial« die Ucborpabe mit Berufung: auf Krakau und
den König ab. Vgl. Fesszler: Ge.schichte von Ungarn, IX, 50.
' Sakoczy erschien jedoch erst am letzten Februar 1657 mit seinem Heere
"vor Jaroslav.
394
er eine Nachricht vom Tode Chraielnicki's erbalten habe, und
dass sich in Jaroslav auch die Nachricht vom Tode des EönigB
von Spanien verbreite. * Er selbst wolle noch einige Zeit hier
verbleiben und sich über Rakoczy's Absichten zu anterriehten
suchen; ob derselbe Moldauer, Walachen und Kosaken in
seinem Heere habe, wisse er nicht; Lubomirski unterlasse es,
mit seinen Truppen ihm entgegen zu gehen; die Polen seien
durch die vielen feindlichen Einfalle so abgestumpft und gleich-
giltig geworden, dass sie vor jedem heranziehenden Feinde
stets gleich zur Flucht bereit seien. Wäre Rakoczy gesonnen,
noch länger in dieser Gegend zu bleiben, so müsse die Ge-
sandtschaft entweder sich zurückziehen oder ihre Reise auf
einem grossen Umwege fortsetzen; er selbst habe einen Jesuiten-
pater, der am Dniepr und in der Ukraine gut Bescheid wisse,
als Wcltpriester verkleidet, mit sich genommen, unter dem Ver-
wände, ihn in seine Residenz mitzunehmen.^
Die Nachricht vom Anrücken Rakoczy 's gegen Jarosla?
änderte nun zwar den Entschluss Parchevichs, hier noch länger
zu bleiben, doch lehnte er Lubomirski's Vorschlag zurückzn-
kehren ab. Vielmehr bat er diesen, ihm Pferde und einen
Führer zu verschaffen, der den Weg nach dem sechzig Meilen
entfernten Skala kenne, damit sie, die feindlichen Truppen um-
gehend, ihre Reise in einer anderen Richtung fortsetzen könnten.
Lubomirski gewährte dem Gesandten das Gewünschte und beide
verliessen Jaroslav, dieser in der Richtung nach Skala.
Ueberall traf Parchevich armes Volk, welches bei dem
strengen Winter auf der Flucht zerstreut herumirrte. Nament-
lich erregten arme Weiber sein Mitleid, welche unter Zurück-
lassung von Haus und Habe mit ihren Kindern und ihrem Vieh
die höchsten Berge erklommen, um sich zu verbergen. Noch
hatte er kaum drei Meilen von Jaroslav zurückgelegt, so ver-
weigerte man den Reisenden aus Furcht vor den Kosaken
Wagen und Pferde. Nun ward deren Lage äusserst schwierig,
fast trostlos. In einem gänzlich verwüsteten und verödeten
Dorfe anhaltend, irrten sie wie verzweifelnd von Haus zu Haas,
um wenigstens einen Führer zur Weiterreise aufzutreiben.
* Beide Todesnach richten waren falsch. Bo^dan Chmielnicki starb am
16. Anglist 1657 und König Philipp IV. von Spanien, Kaiser Ferdi-
nands HI. Schwiepfersohn, am 17. September 1665.
2 BeiL XXXVII.
395
Vergeblich; sie fanden nirgends eine menschliche Seele. So
blieb ihnen nichts übrig, als ohne Führer oder Begleiter ihre
Beise auf gut Glück weiter fortzusetzen. Auf einer Strecke
von mehreren Meilen fanden sie fast nur verlassene Ortschaften.
Bäafig sahen sie unbegraben umherliegende Leichname, oder
an den zu beiden Seiten des Weges stehenden Bäumen auf-
geheftete Menschenköpfe. Nur selten, und dann nur spärlich
und zu den theuersten Preisen, waren Lebensmittel zu erlangen.
In einem Dorfe, wo man ihnen gar nichts verabfolgen wollte,
Waren sie genöthigt, Pferde zur Weiterfahrt mit Gtewalt weg-
zunehmen, mit welchen sie dann Tag und Nacht, unter grosser
Lebensgefahr wegen der umherstreifenden Truppen, bis Subalka
fuhren. In Belcz, vier Meilen von Skala, trafen sie glücklicher-
weise den Schlossherrn, den sie um frische Pferde baten, um
die früher gewaltsam requirierten zurückzulassen. Als dieser
erfuhr, wer die Fremden seien, dass sie in so hohem Auftrage,
im Interesse des Friedens und des Königreichs Polen reisten,
lud er sie zum Frühstück ein, und Hess sie dann mit seinen
eigenen Pferden nach Skala bringen.
Als sie hier um Mitternacht eintrafen, ward ihnen der Ein-
Uiss in die Stadt verweigert, weil man sie für Anhänger Rakoczy's
hielt. Endlich kamen zwei aus dem Schlosse geschickte Beamte,
vor welchen sie sich durch Vorweisung ihrer Reisepässe als
Qesandte Kaiser Ferdinands III. an den Hetman Chmielnicki
legitimierten. Nun wurden sie in die Stadt und das Schloss
^ffthrt, wo sie von Kälte so erstarrt ankamen, dass sie kaum
xnehr sprechen konnten. Doch ward ihnen hier aus Rücksicht
Äuf die Leute des Schlossherrn von Belcz freundliche und vor-
sorgliche Aufnahme zu Theil. Aber wegen der drohenden Ge-
Cahr von Seiten der plündernd und mordend herumstreifen-
den Truppen Rakoczy's, erhielten sie nur mit grosser Mühe
und für übermässige Preise Wagen und Pferde zur Weiter-
reise. Bereits war das von der kaiserlichen Hofkammer er-
lialtene Reisegeld erschöpft, und man lebte von hundert Du-
caten, welche Marianovich persönlich vom Hause mitgenommen
batte. So gelangten sie von Skala, unter fortwährender starker
Bedeckung von zwanzig bis dreihundert Mann und darüber,
nach siebentägiger Reise am (12.) 22. Februar nach dem Schlosse
Dubna. Hier fanden sie bei der Witwe eines Fürsten Domi-
^CU8 freundlichere Aufnahme als sonst irgendwo in Polen.
396
Dieselbe stellte ihnen auch Pferde und Wagen bis Knin,
Teipkur, Rakusna und Kusczia zur Verftigung. Da sie sich
hier mit Proviant für mehrere Tage versehen roussten, sahen
sie sich genöthigt, von den Armeniern dieses Ortes tausend
Gulden zu entlehnen.
Auf der Weiterreise durch diese verlassenen Gegenden,
wo weit und breit nichts als menschliche Leichname und Ge-
beine zu erblicken, und die Reisenden den grössten Entbeh-
rungen ausgesetzt waren, mussten sie einmal, zusammen zwei-
hundertundftinf Personen, zwischen Kerstus und Brussilova bei
der grössten Kälte im Freien unter einem Baume übernachten;
bei einem angezündeten Feuer von der Bedeckung bewacht
In zwei Tagen gelangten sie von hier nach Bialacerkiev, einer
Hauptstadt von Russland. Hier mussten sie sich neuerdings
tausend Gulden borgen, was sich auch, nachdem sie am 25. Fe-
bruar Zenika passirt hatten, in Korsun wiederholte. In Szo-
bota, wohin sie dann nach mehrtägiger Reise gelangten, er-
fuhren sie zuerst, dass Chraielnicki noch lebe.
Endlich am 1. März, nach einer vierundvicrzigtägigen Reise
voll Gefahren, Leiden und Strapazen, wie nicht leicht je eine
kaiserliche Gesandtschaft zu überstehen hatte, erreichten sie
ihr Reiseziel, Czehrin (Cherlin), die Residenz des Kosaken-
hetmans Chmielnicki, wo ihnen auf Befehl seines Kanzlers
Wiovski in einer kleinen Herberge eine Unterkunft angewiesen
wurde. Am zweiten Tage darauf kam der genannte Kanzler
selbst mit einigen Räthen, sie hier zu begrüssen, und Erz-
bischof Parchevich übergab demselben sein Beglaubigungs-
schreiben als kaiserlicher Gesandter.
Chmielnicki befand sich eben in dem eine Meile entfernten
Szobota, wohin ihm der Kanzler die Ankunft des Gesandten
meldete, der dann auch am sechsten Tage dorthin zur Audienz
berufen wurde. Als er mit seinen Begleitern dahin fuhr, kam
ihnen ein Häuptling, Namens Kapuszta mit dreihundert Kosaken
entgegen und geleitete sie zur Burg des Hetmans. Dort führte
man sie zuerst in das gewärmte Zimmer eines Hauses, wo zwei
Räthe im Namen ihres Herrn sie nochmals begrüssten. Dann
fuhr Parchevich mit seinem Gefolge auf einem mit persischen
Teppichen geschmückten Wagen nach dem Schlosse, wo Sklo-
petaren Spalier bildeten, und der Kanzler sie zu Chmielnicki
führte. Dieser, durch Krankheit ans Bett gefesselt, empfing die
397
Gesandtschaft liegend. Parchevich, selbst seit längerer Zeit
leidend; begrüsste den kranken Hetman mit einer kurzen
-Anrede im Namen seines Herrn, des römischen Kaisers Fer-
dinand m., ^des obersten Fürsten aller Fürsten der ganzen
Christenheit vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang'; er
lioffe, dass Gott, der die Herzen hervorragender Männer, wenn
8ie auch getrennt seien, zuletzt doch zur Vermehrung seiner
^hre unlösbar vereinige, im Uebermasse seiner Gnade und
Htfilde bewirken werde, dass der Hetman den gnädigen Gruss
<le8 Kaisers in seinem Herzen festen Grund fassen lassen
"^erde; so überbringe er dem Hetman und den Käthen dieses
jrahmvoUen Kriegerstaates den Gruss des Kaisers und eröffne
ihnen dessen Vorschlag zu reiflicher Erwägung. * Damit über-
Teichte er seine Creditive und weiteren Schriften. Chmielnicki
Icüsste die kaiserlichen Briefe und nahm das Schreiben ,Seiner
geheiligten Majestät, des ersten Herrschers der Erde, dessen
IFüsse er (wie er sagte) nicht würdig sei zu waschen, ge-
schweige zu küssen', ehrfurchtsvoll entgegen. Hierauf folgte
ein glänzendes Mahl, bei welchem der Hetman mit den Ge-
sandten in freundlichem Gespräch zu Tische sass und das
^ohl des Kaisers und aller Prinzen seines erlauchten Hauses
Ausbrachte, worin alle Anwesenden freudig einstimmten.
Nach dem Gastmahle in ihre Herberge zurückgeleitet,
trafen sie die Gesandten mehrerer anderer Mächte, nämlich
je zwei von Schweden, von Rakoczy, vom Sultan und von den
Tartaren, je drei von der Moldau und von der Walachei. Ein
Gesandter der Königin von Polen, welcher bei Parchevichs
Ankunft abgereist war, erschien wieder mit einem Gesandten
^©8 Königs von Polen. Gewiss war unter diesem zahlreichen
diplomatischen Corps am Hoflager des Kosakenhetmans und
^©i den verschiedenen Bestrebungen, welche dessen einzelne
Mitglieder geltend zu machen suchten, die Aufgabe des kaiser-
lichen Gesandten keine ganz leichte. Die Erledigung derselben
^l*fuhr daher auch eine längere Verzögerung. Da Parchevich
-^trank war, verhandelte inzwischen Marianovich wiederholt mit
^em Kanzler und dem Hetman selbst. Beide erklärten, ohne
^ie Zustimmung der Räthe und der Befehlshaber, keine be-
stimmte und endgiltige Antwort geben zu können. Chmielnicki
» BeU. XXXVIII.
398
selbst unterhandelte mit den letzteren eine ganze Woche hin-
durch sowohl über diese politische Angelegenheit, als auch zu-
gleich über die Wahl seines sechszehnjährigen Sohnes Geoi|;
zu seinem Nachfolger. Wirklich wurde dieser gewählt und von
allen anerkannt; welches Ereigniss durch ein dreitägiges Fest
mit Musik und Eanonensalven gefeiert wurde.
Als diese Festlichkeiten vorüber und die übrigen Ge-
sandten bereits abgefertigt waren^ bat Marianovich den Kanzler,
nun auch die kaiserliche Gesandtschaft mit einem günstigen
Beschlüsse zu entlassen. Zwei Tage darauf empöeng ihn der
Hetman. Derselbe entschuldigte sich zunächst, dass er sie so
lange aufgehalten habe und theilte ihm darauf den gefassten
Beschluss folgenden Inhaltes mit: ,Sie hätten Seine Majestät
zum Vermittler und Schiedsrichter in den bestehenden Streitig-
keiten erwählt, die er durch seinen Schiedsspruch beendigen
möge, damit nicht weiter Christenblut vergossen werde; sie
wollten sich seinem Spruche fügen; und gegen denjenigen Theil,
der denselben nicht anerkennen wolle, möge Seine Majestät
im Vereine mit dem angegriffenen Theile strafend einschreiten.
In Zukunft wollten sie Seiner Majestät und dem österreichischen
Hause treu dienen, dessen Freunde und Feinde als die ihrigen
betrachten und nöthigenfalls gegen Jedermann einen Zuzug
von ein- bis zweihunderttausend Mann leisten. Durch einen
besonderen Gesandten würden sie Seine Majestät des Näheren
unterrichten. Die vierzigtausend Kosaken, welche dem Rakoczj
zu Hilfe geschickt worden seien, würden sie sofort brieflich
abberufend
Diese kehrten auch in der That nach Empfang des
Befehls alsbald zurück mit reicher Beute und grossen Schätzen
beladen. *
Dass inzwischen Kaiser Ferdinand am 2. April 1657 zu
Wien gestorben war, war in der Ukraine noch nicht bekannt ge-
worden, und so schrieb Chmielnicki noch am 18. April 1657 von
Czehrin (Czyhynju) aus an denselben: ,Mit dem Bestreben Seiner
Majestät, den Frieden auf dem ganzen christlichen Erdkreis
wieder herzustellen, und dafür alle Kraft und Autorität aufzu-
bieten, sei er vollkommen einverstanden. Gleichzeitig bezeuge
er, dass es der kaiserliche Gesandte Peter Parchevich weder
» Beil. XLIX.
399
an Klugheit und Eifer^ noch an Befähigung und Verschwiegenheit
habe fehlen lassen^ so dass er demselben in Dankbarkeit ver-
banden bleibe und ihm noch jetzt sein ganzes Wohlwollen und
Vertrauen schenke. Er gelobe^ wenn nur sein Haus in keiner
Weise darunter Schaden leide, fortan nur den liath des Kaisers
befolgen, nur mit seiner Vermittlung zufrieden sein zu wollen.
In der Ueberzeugung, dass der Gesandte alles treu ausein-
andersetzen und seine Ergebenheit und Treue bezeugen werde,
vertraue er demselben alles Uebrige, was in diesem Schreiben
nicht enthalten sei, mündlich an^ *
Dieses Antwortschreiben ward am 28. April durch den
Kanzler des Hetmans unter artigen Abschiedsworten an Par-
chevich in seine Herberge überbracht. ^ Da der Erzbischof
dorch andauernde Krankheit verhindert war, sich persönlich
beim Hetman zu verabschieden, musste Marianovich in dessen
and seinem eigenen Namen es thun. Bevor derselbe von
Chmielnicki entlassen wurde, Hess dieser seinen (bereits als
Nachfolger proclamierten) Sohn Georg zu sich rufen, und legte
ihm in Marianovichs Gegenwart ans Herz, den Kaiser künftighin
ab seinen Beschützer und Vermittler anzusehen und ihm zu
dienen, da er ihm in jeder Noth beistehen werde. Vater und
Sohn reichten dem Secretär unter Thränen die Hand und
wünschten ihm Segen auf die Reise.
Noch am selben Tage (28. April) um 4 Uhr Nachmittags
verliess Parchevich mit seiner Begleitung nach fast zweimonat-
lichem Aufenthalte Czehrin. Verhältnissmässig gering waren die
Aaslagen gewesen, welche die Gesandtschaft während dieser
Zeit hier zu bestreiten gehabt hatte. Die zwölf Räthe des
Hetmans waren von ihr zwanzigmal reichlich bowirthet worden,
^as jedesmal nur fünf Gulden zehn Kreuzer Alles in Allem ge-
kostet hatte. Für die Bewirthung der sechsundzwanzig Kriegs-
'^Uptleute der Kosaken, welche wiederholt einzeln bei ihr vor-
sprachen, waren hundertsechzig Gulden verausgabt worden.
Den beiden Ehrenwächtern, die ihr während der ganzen Zeit
'^igegeben waren, gab man funfundvierzig Gulden. Unver-
^ältnissmässig grosse Kosten hatte hingegen eine eigenthüm-
^^he Landessitte verursacht. Es war nämlich in der Ukraine
* Beil. XXXIX.
* Beü. XLIX.
400
allgemeiner Gebrauch^ zu Ostern sich gegenseitig mit roth-
gefärbten Eiern zu beschenken; jedem Besucher musste ein
solches gegeben werden, oder der Besuchte ward, ohne Rück-
sicht auf die Stellung seiner Person, mit Koth beworfen. Da
nun 1657 das (griechische) Osterfest auf den (2G. März) 5. April
fiel, war auch Parchevich genöthigt, viele rothe Ostereier
auszutheilen, um so mehr, als sehr Viele, darunter selbst die
Familie Chmielnicki's, ihn besuchten, um solche zu erhalten.
Diess verursachte ihm eine Ausgabe von hundert Gulden.
Mit dem Gefühl eines besseren Erfolges, als irgend eine
seiner früheren Gesandtschaften gehabt hatte, konnte Parche-
vich seine Rückkehr antreten, und noch am ersten Tage er-
reichte er mit den Gesandten des Königs und der Königin
von Polen Kapitanka. * Allein die letzteren eilten aus Furcht
vor den Kosaken Tag und Nacht vorwärts, so dass auf ihrer
so schnellen Fahrt acht Pferde zu Grunde giengen, während
Parchevich durch seine Kränklichkeit und Schwäche genöthigt
war, langsamer zu reisen. So konnte man den weiteren Weg
nicht zusammen machen. Am 11. Mai kam Parchevich nach
BruBsilova, ''^ stets von einer Bedeckung begleitet, deren Stärke
von zwanzig bis hundert Mann wechselte, und für welche
täglich vier bis fünfundvierzig Gulden gezahlt werden mussten,
eine Bezahlung, die nicht immer in gleichem Verhältuiss zur
Zahl der Mannschaft stand. Trotzdem wären sie am 9. Mai bei
Bialacerkiev beinahe von kosakischen Truppen ermordet worden;
dieselben drohten mit gezückten Schwertern, ihnen die Köpfe
abzuschlagen, und diese dem Kaiser von Constantinopel, Mo-
hamed IV., zu senden. ^ Es blieb den Bedrohten nichts anderes
übrig, als sich mittelst eines grossen Lösegeldes freizukaufen,
über welches jedoch weder Parchevich noch Marianovich in
ihren Rechnungen Genaueres anführen.
^ Für diese Streoke, welche die Qesaudtschaft jetzt in einigen Stunden
zurücklegte, hatte sie auf der Hinreise mehr als einen Tag gebraucht.
Die Verschiedenheit der Pferde, der StraH«enbe»chafl*enheit und der
Tageslfinge erklären wohl hinlänglich diesen grossen Unterschied.
' Yermuthlich war Parchevichs Gesundheitszustand die Ursache, dass auf
der Rückreise vierzehn, auf der Hinreise nur neun Tage für den Weg
von Czehrin bis Bmssiiova gebraucht wurden.
3 BeU. LH.
401
In Brussilova wurden die Reisenden von zweihundert
Kosaken eingeholt; welche unter Vorweisung* eines Befehls
ihres Herrn^ laut welchem sie auch den polnischen Gesandten
verhaften sollten, dieselben gefangen nahmen und nach dem
etwa zwölf Meilen entfernten Fastovia zurückschleppten. Schon
bei ihrer Ankunft daselbst von den Bewohnern schwer miss-
handelt; wurden die kaiserlichen Abgesandten drei Tage in
einem schmutzigen und kalten Hause in Haft gehalten und
angewiesen^ weitere Befehle des Hetmans zu erwarten. Nach
der freundlichen Aufnahme und Behandlung, die ihnen von
Seite Chmielnicki's zu Theil geworden war, musste sie ein
solches Verfahren um so mehr überraschen. Am dritten Tage
ward es Marianovich, da der Erzbischof gleichsam als Bürge
zurückblieb, erlaubt, nach Bialacerkiev zu dem Häuptling zu
reisen, der den Befehl zu ihrer Verhaftung empfangen hatte,
um von ihm die Ursaclio dieses Vorgehens zu erfahren. * Die
Nachricht, dass Parchevichs Krankheit sich bedenklich ver-
schlimmert habe, und die Besorgniss, dass in Folge dessen
die Gesandtschaftsacten in unrechte Hände gelangen könnten,
nöthigten Marianovich, schleunigst zurückzukehren. Als er aber
den Erzbischof wohler antraf, begab er sich nach abermals drei
Tagen, Tag und Nacht reisend, nach Kiew zu des Hetmans
Kanzler, Wiovski, der sich ebendort bei einer Hochzeit befand.
Von Marianovich um die Ursache ihrer Verhaftung gefragt,
war der Kanzler sehr erstaunt und erklärte dieselbe für ein
Missverständniss, denn der Hetman habe die Gesandten des
polnischen Königspaares verhaften lassen wollen, weil ihm be-
richtet worden sei, dass in Kiew polnische Soldaten Kosaken
ermordet hätten, und dass der König durch einen Gesandten
die Tartaren gegen die Kosaken habe aufwiegeln lassen. Der
Kanzler gab der argwöhnisch und misstrauisch gewordenen
Gesandtschaft sofort die Freiheit, sowie eine Begleitung von
Commissären und Soldaten, welche sie bei der weiteren ge-
fährlichen Reise beschützen sollten.
Kaiser Ferdinand hatte am 10. März Parchevichs Bericht
vom 8. Februar erhalten,*^ war aber wenige Wochen darauf
nach längerer Kränklichkeit am 2. April 1657 plötzlich ge-
1 BeiL XLIX.
^ 8. Bescript des Kaisers Leopold, Beil. XLil.
402
storben. Kaum hatte sich die durch diesen Todesfall veranlasste
Bestürzung einigermassen gelegt, so Hess Ferdinands ÜL jugend-
licher Nachfolger, ^ Kaiser Leopold, am 19. Mai ganz im Sinne
seines Vaters dem Parchevich neue Vollmachten und Instruc-
tionen zur Fortsetzung der Gesandtschaft zustellen,^ mit dem
Wunsche, weitere Berichte von ihm zu erhalten. ^ Diese neuen
Creditive gelangten in Parchevichs Hände, als derselbe auf der
Rückreise sich bereits in Lemberg befand. Da er nun bei
seiner Kränklichkeit die Reise zu Bogdan Chmielnicki nicht
nochmals zurücklegen konnte, überschickte er diesem Ab-
schriften jener kaiserlichen Schreiben mit einem Briefe, von
dem er anderseits am 1. December 1657 eine Copie an Kaiser
Leopold einsandte.
Parchevich und seine Begleitung waren nämlich, nachdem
sie durch den Kanzler Wiovski in Freiheit gesetzt worden waren,
von Fastovia nach Brussilova (wo sie früher die Kosaken ver-
haftet hatten) zurückgekehrt. Von dort aus waren sie wieder
fünfundsechzig Meilen weit durch verödete Gegenden gereist,
wo menschliche Leichname und Gebeine die frühere Anwesen-
heit der Tartaren kennzeichneten. Den Fluss Sutla mussten
sie, da Rakoczy's Truppen alle Fähren weggenommen und zer-
stört hatten, auf Flössen übersetzen, zu deren Anfertigung ihnen
die Bewohner der Gegend behilflich waren, was trotzdem einen
ganzen Tag Aufenthalt verursachte. Nach weiteren zwei Tagen
kamen sie glücklich w^ieder nach Dubna, wo der Erzbischof
sich einige Zeit (acht bis zehn Tage) ausruhen musste. Un-
geachtet der abermaligen gastfreundlichen Aufnahme von Seite
der Fürstin,"* war Parchevich wegen Mangels an guten Aerzten
doch gezwungen, seine Abreise nach Lemberg zu beschleunigen,
wo er endlich am 11. Juni schwer krank ankam. Hier begab
er sich in ein Dominikanerkloster, wo ihm ärztliche Pflege zu
Theil wurde. Marianovich blieb noch neun Tage bei ihm und
reiste dann, nachdem er vom polnischen General Potocki einen
Reisepass erhalten hatte, anstatt des erkrankten Gesandten, am
20. Juni zum Könige von Polen.
1 Leopold war geboren 9. .Juni 1640, also bei seines Vaters Tode noch
nicht ganz siebeuzehn Jahre alt.
» Beil. XL, XLI, XLII, XLIU.
8 Beil. XLII.
* Vgl. oben p. 395, 396.
403
Mittlerweile war die Nachricht nach Wien gekommen,
dau Bogdan Chmielnicki gestorben und sein Sohn Georg ihm
als Hetman gefolgt sei. * In Folge dessen fertigte Kaiser Leopold
abermals am 4. Juni 1657 Creditive, Vollmachten und Instruc-
tionen ftir Parchevich als Gesandten beim jungen Chmielnicki
au8,^ von denen sich jedoch nicht sagen lässt, ob sie über-
haupt jemals und wann sie an Parchevich gelangt sind. Diess
iBt übrigens keinesfalls von Bedeutung gewesen, da die Lage
Polens in Folge der damaligen Entwickelung der politischen
Verhältnisse und Ereignisse, wie der Niederlagen Rakoczy's
und des Ausbruches des dänisch-schwedischen Krieges sich be-
deutend besser gestaltete.
Sobald sein Gesundheitszustand es gestattete, schrieb
Parchevich an den Kaiser Leopold (30. Juni 1657): Ohne seine
Schuld sei er seit dem 8. Februar nicht in der Lage gewesen,
einen weiteren Gesandtschaftsbericht einzusenden; seitdem er
«uerst polnisches Gebiet betreten habe, sei er, durch die Streif-
zöge der Ungarn, Kosaken, Moskowiter und Walachen ge-
fiihrdet und persönlich wiederholt Lebensgefahren ausgesetzt,
ausser Stande gewesen, einen Brief abzusenden; nur dem Bei-
stände Gottes danke er es, dass er glücklich in der Ukraine
angekommen; was er dort erduldet, werde Marianovich, der
Öeföhrte seiner Leiden, dem Kaiser berichten; dort aber, wo er
gegen seinen Willen durch drei Monate ^ aufgehalten worden,
habe es vollends ausser dem Bereiche der Möglichkeit gelegen,
einen Bericht abgehen zu lassen, da der Hetman zwar seinen
Worten nach, aber nicht in Wirklichkeit bereit gewesen sei,
eben solchen zu übersenden; er bitte den Kaiser, den Mit-
teilungen seines Secretärs Marianovich über seine Bemühungen
^^ Interesse des Kaisers und Polens und über den Erfolg
*®üier Gesandtschaft bei jenem wilden und siegesstolzen Bären
X)h Parcheyich in seinem Berichte vom 8. Februar das Gerücht vom Tode
•^ogdan Chmieinicki's erwähnt hatte, seither aber von jenem keine weitere
Nachricht eingelaufen war, so hatte oflfenbar die Wahl Georgs zum Nach-
folger seines Vaters (s. oben p. 398) Anlass zu diesem neuen Gerüchte
gegeben, das jedoch auch diessmal falsch war, denn Bogdan Chmielnicki
^tarb erst am 16. August 1657.
^^eil. XLIV, XLV, XLVI.
-Parchevich irrt sich, wohl in Folge seines Leidens; es waren nur zwei
^lonate. Schlimmer irrt sich Marianovich, p. 408, Anm. 2.
^cWt. ßd. LIX. II. Il&Ifie. 27
4(4
vollen Glauben lu schenken; er bedauere, in Folge seiner
schweren Krankheit nicht personlich dem Kaiser Bericht erstattea
EU können und die weitere Ausfuhrung der ihm übertragenan
Mission bis mur Herstellung seiner Gesundheit TenchidMo n
müssen, doch iweif le er nichts dass der Kosakenhctman nach
Empfang der ihm lugeschickten Creditive des Kaisers, seinem
früheren Versprechen gemäss, ein Schreiben mit der Zu-
sicherui^t seiner Anhangüchkeit an das erlauchte Hans Oesta^
nfiich einsenden werde, wosu er dem Kaiser alles Gümk
wuns^che *
Marianorich befand sich onterdessen asif der Reise am
Koiiiig Johann Casimir von Polen. Gleich am Tage seiner Ah-
n(!W V\>A loHuberg war er auf ein starkes Ile&r v^>il Tartarea
t^it^^s^sea^ wviche des Poles :s«^a Rakv^xr la Ililie kaaea.^
XacUem er dn» Ta^ ;uhi rwct Nach»- mis diesem gemgea
war« kam er mi^Nr grvtsseci MuLsaka aack weisei«» zwdf
Ta^>» £3LBi Koa^« der mis seiaem ieisfisckes. Heietit mkM
wvts TV« Krakrti^t ^caad. Ilk^b«^£ Ltse :»- rar iae i^-cfc^ Be-
«£eciL;ui^ ^ae A:&SiLiä:e T^.^a ci>*iLia^yrs G^tliäeiL. Vier Tage
ij^Hüsoes ^utiurt v-ii3tir ^kjjj- htm IlKca*.**^mij^iL i«öir aok
?«fijiCsmi:Cia. .kajie!K^c'Jva«r v-*sicUi.ttctiOjr mssvw^^^tfL^ ' V«#«
S^r:i^.;ia. iot^ Je*£>J :5u:a ^itiunuxM^'Kü^ un iur :V:iiiär «n»» Cfö^
i^u v\rr.
boffite. ^ Da diese Hoffnung sich jedoch nicht erfüllte, ^ blieb
er (mit sechs Pferden und ebensoviel Dienern) nur wenige Tf^e
io Wien in einer Herberge und reiste alsbald zum Kaiser nach
Prag, wo er am 5. August 1657 mit zwei Dienern eintraf. In
Prag blieb er volle drei Monate und fasste, vermuthlich auf
Grand seiner auf der Reise geschriebenen Notizen, unter den
Augen des Kaisers und des Erzherzogs Leopold Wilhelm
seine Relation ab. Er erhielt vom Kaiser den Befehl, seine
Diener und Pferde nicht zu entlassen, weil er noch einmal
nach Lemberg zurückkehren müsse, um den Erzbischof Par-
chevich abzuholen. Im November unternahm Marianovich noch
eine Reise nach Wien und zurück, zu der er dreizehn Tage
brauchte^ und blieb dann noch sechs Wochen, also etwa bis
^egen Ende December, in Prag.
Nachdem Parchevich sich einigermassen erholt hatte.
Borgte er in Lemberg für die Regelung seiner Geldangelegen-
heiten. Durch Marianovich, der einige Lemberger Armenier von
Constantinopel her persönlich kannte, gelang es ihm, die früher
an verschiedenen Orten bei andern Armeniern gemachten An-
leiten in eine einzige Schuldsumme von sechstausend Gulden zu
Vereinigen und am 3. October 1657 nahm er von den ersteren
noch 1536 Gulden zur Deckung der Ausgaben, welche ihm
sein Aufenthalt in Lemberg und seine bevorstehende Reise
Verursachten, zu leihen. Parchevich versprach den armenischen
Kaufleuten, das Darlehen möglichst bald zurückzuzahlen und
^hnen bei seinem König und Herrn ein Privilegium oder sonst
eine Gnade in Handelsangelegenheiten zu erwirken. Bürgschaft
leisteten der Prior des Dominikanerklosters, Felician Fossa, der
Apostolische Provinzial von Russland, Pater Anton Hara, und der
Secretär und Arzt des Königs von Polen, Martin Ancheusky.^
Imh November reiste der Erzbischof endlich nach Prag ab,
* Als den Tag seiner Ankunft in Wien gibt ein Bericht den 16. Juli, ein
anderer den 23. JuU an. Ueberhaupt weichen Marianovichs Angaben Über
die Tage und über die Ortsentfemungen öfter von einander ab, wahr-
•cbeinUch, weil sie nicht sofort, sondern erst nachträglich aus der Er-
innerung aufgezeichnet wurden. Auch mag die Verschiedenheit des Ka-
lenders und der üblichen Wegmasse ihn bisweilen verwirrt haben.
Leopold war am 16. Juli nach Prag abgereist und am 27. Juli dort ein-
CTctroffen.
Lvra.
27*
406
wohin ihm ein Dominikaner und ein Armenier zur Begleitung
mitgegeben wurden^ die er auf der ganzen Reise und während
seines Aufenthaltes in Prag und Wien verköstigen musste.
Am 25. December 1657 befand sich Parchevich bereits in
Wien, ^ wo er sich anfangs in einer Herbei^e, dann in einem
ihm vom Hofmarschallamte angewiesenen Quartier bis auf
Weiteres aufhielt.^
Am Ende des Jahres 1657 oder im Anfang des Jahres
1658 reichte Marianovich zwei Rechnungen mit detaillirter An-
gabe der Reisekosten bei der Hofkammer ein,*^ welche der
genaueren Untersuchung allerdings manche schwache Seite
bieten, und deren Begleichung dem Erzbischof noch Jahre lang
unangenehme Schwierigkeiten bereitete, als hässliches Nachspid
zu dieser seiner ehrenvollen diplomatischen Thätigkeit mit allen
ihren Aufopferungen, Mühen, Leiden und Gefahren.
IV.
Peter Parcherichs Aufenthalt in Oesterreich.
(1658—1668.)
1.
Verhandlungen wegen der Kosten der Gtosandtschaftsreise sa
Chmielnicki.
Es ist schwer b^reiflich, wie Erzbischof Parchevich es
wagen konnte, mit so geringen finanziellen Mitteln eine so weite
und beschwerliche Reise anzutreten. Hatte er doch von den
von der Hofkammer empfangenen 1500 Gulden noch in Wien
fiir besondere Einkäufe von Reiseausstattung, Kleidung und Ge-
schenken 1266 Gulden ausgeben müssen, so dass ihm kaum
240 Gulden als Reisfeld baar übrig blieben. Einen Charakter
wie Parchevich konnte diess allerdings nicht abschrecken,
aber der Erzbischof war auf dem finanziellen Gebiete doch
^ Beil. LH.
5 Beil. LIII, UV.
» Beil. L, LI.
wohl etwas zu unerfahren und arglos. Bisher hatte er seine
grossen Gesandtschaftsreisen als einfacher Priester gemacht^
während er diessmal als kaiserlicher Gesandter mit einer
grösseren Begleitung zu reisen hatte, noch dazu durch weite,
von feindlichen Heeren verwüstete, von halb barbarischen Streif-
corps gefährdete Gegenden. Bei seiner völligen Selbstlosigkeit
and Uneigennützigkeit hatte er wohl kaum eine rechte Vor-
stellong von der nothwendigen Controle und dem nur zu
leicht entstehenden Misstrauen Anderer in Bezug auf Geld-
aDgel^^nheiten. Jedenfalls hatte er keine Ahnung von den
Unannehmlichkeiten, welche ihm aus seinem Diensteifer und
seinem kühnen Entschlüsse in dieser Hinsicht erwachsen
würden.
Parchevich selbst hatte kein Vermögen. Die Besitzungen
seiner Familie waren in den Händen der Türken und sein
Erzbisthum Martianopolis in partibus infidelium brachte keine
Einkünfte. Anders stand es mit seinem Secretär Marianovich;
dieser besass ein Haus in Wien und hatte von der kaiser-
lichen Regierung für seine Stellung als Procurator von Bosnien
und türkischer Dolmetsch einen festen Gehalt von sechshundert
Gulden jährlich; überhaupt muss er wohlhabend gewesen sein,
d« er aus seinem eigenen Vermögen der Gesandtschaft einmal
^it hundert Ducaten ' und ein ander Mal mit 2800 Gulden
aushelfen konnte. So uneigennützig wie Parchevich war er
freilich nicht, denn die Gelegenheit seiner Sendung zum König
'^on Polen, bei welcher er unabhängig von dem in Lemberg
ti^k zurückgebliebenen Erzbischof auftreten konnte, suchte
^t: sofort, wie oben erzählt wurde, auch in seinem eigenen In-
^Gresse auszubeuten. Und Parchevich mag bei seiner vielfachen
-K^ränklichkeit auf der Reise oft nicht im Stande gewesen sein,
ie Rechnungsführung seines Secretärs zu überwachen. So wird
erklärlich, dass in den Berechnungen der Reisekosten sich
•Differenzen fanden, welche, wie wir gleich sehen werden, höchst
^^'lÄngenehme Erörterungen veranlassten.
Sämmtliche Mittel, mit welchen Parchevich die Kosten
d©r Gesandtschaft decken musste, bestanden in Folgendem:
' Dass der Ausdruck ^aureus* iu Beil. XLIX den Ducaten zu 3 fl. be-
deutet, ergibt sich aus der Specialrechnung, Beil. LI. VgL auch L. Ernst :
]*lorenus monetae Alemanae, Wien 1874.
408
von der Hofkammer erhalten 1000 Thaler .... 1500 ft.
von den Armeniern unterwegs entlehnt 7536 ^
von Marianovich vorgestreckt 100 Ducaten .... 300 ^
dessgleichen 2800 ^
Zusammen . 12136 fl.
Die Gesammtkosten der Reise betrugen:
für Reiseeinkäufe in Wien :
Kleidung und Ausstattung
Geschenke
Waffen
609 fl.
420 „
100 „
17 gr.
5 »
14 „
135 „
5 „
in Ungarn:
drei Wagen und Geschirr
"1266 fl. 1 gr. 1266 fl. 1 gr-
für die Hinreise bis Czehrin:
Zehrung (15 Personen in 43
Tagen) * 325 fl. 9 gr.
Pferde und Kutscher . . . 774 „ 7 „
Bedeckung und Pferde . . 786 „ 10 „
Bedeckung ohne Pferde . . 1078 „ — „
2964 fl. 6 gr. 2964 „ &
für den Aufenthalt in Czehrin:
in 59 Tagend 1021 fl. 19 gr. 1021 „ 19
für die Rückreise bis Lemberg:
Zehrung 3 562 fl. 18 gr.
^ Die Tageskosten der Zehrung wechselten von 2 fl. 10 gr. bis 11 fl. 4- ^'
diejenigen für Wagen und Pferde von 3 fl. bis 100 fl., diejenigen ^
militfirischen Bedeckung von 7 fl. bis 305 fl. ; die Stärke der Bedeck •^^
(durch etwa 2ö Tage) wechselte von 20—300 Manu.
^ Hierbei ist eingeschlossen die Summe von 93 fl. für Aerzte und "^
450 fl. als Ankaufspreis von 6 Pferden zur Rückreise. — Auffalle«^ ^
Weise wird in der grossen Reiserechnung (Beil. LI.) die Dauer des ^•
enthaltes in Czehrin mit drei Monaten und fünf Tagen augegeben, wÄhr^
derselbe sich doch nur vom 1. März bis 28. April erstreckte.
3 Die täglichen Kosten, einschliesslich der Erhaltung der für die R«^ ^
angekauften Pferde, wechseln von 3 fl. 10 gr. bis 14 fl. 10 gr.; ^^
jenigen für Bedeckung von 5 fl. bis 350 fl. ; die Zahl der Bedeckt^ ^
wechselte von 20 — 250 Mann. Während ihres fünfundvierzigtägl(
Arrestes in Fastovia betrugen die Zehrungskosten 260 fl. Der du
Parchevichs Krankheit veranlasste zehntägige Aufenthalt in Dubna
stete (einschliesslich der Aerzte) 120 fl.
409
Bedeckung < 1383 fl. 14 gr.
Verschiedenes (Arznei für Par-
chevich 28 ü.j an die sie ar-
retierenden Kosaken 333 fl.^
Uebergang über die Sutla
30 fl.) 391 „ — ^
2337 fl. 12 gr. 2337 fl. 12 gi-.
für Marianovichs Reise nach
Krakau 636 „ — „ 636 „ — „
für Parchevichs Aufenthalt in
Lemberg und Rückkehr
nach Wien 1536 „ — „ 1536 „ — „
für Marianovichs und seiner
Pferde und Diener Kosten
in Wien und Prag 2 . . . 2800 „ — „ 2800 „ — „
Zusammen . 12561 fl. 18 gr.
Im Allgemeinen wird wohl Niemand die hier angegebenen
Kosten einer so weiten und beschwerlichen, fast fünf Monate
dauernden Reise eines kaiserlichen Gesandten mit seiner Be-
gleitung übei-trieben finden. Die Zehrungskosten erscheinen
wirklich gering, die Transportkosten massig und nur die Aus-
lagen für die militärische Bedeckung sind bedeutend. Diese
übersteigen die Summe von dreitausend Qulden und betragen
nach Parchevichs eigener Berechnung etwa ein Dritttheil der
Gesammtkosten. Allein die Kriegslage der zu durchreisenden
Länder machte diese Ausgabe unumgänglich nöthig und da
ein solches Geleite nicht nach einem bestimmten Tarif zu
haben war, so musste man es eben dingen, so gut man konnte,
wenn man überhaupt das beabsichtigte Ziel erreichen wollte.
Dagegen erscheinen andere Angaben und Stellen dieser
Hauptrechnung allerdings befremdend. So zum Beispiel die
darin gelegentlich vorkommende Erwähnung, dass die an Chmiel-
nicki und an dessen Familie gemachten Geschenke einen Werth
* Hier sind die Kosteu der vuu Mariauovich behufs Befreiung der arretierten
Gesandtschaft unternommenen Reise im Betrage von 660 fl. mit eingerechnet.
2 Diess umfasst einen Zeitraum von fast fünf Monaten (genau vom 23. Juli
bis 25. Decembür), sowie die Kosten einer Zwischenreise Marianovichs
von Prag nach Wien und zurück (vgl. nachher). Marianovich gibt zu-
gleich an, die ganze Summe von 2800 fl. aus seinem eigenen Vermögen
bestritten zu haben.
410
von gegen dreitausend Gulden gehabt hätten, während dieser
der Gesandtschaft bei ihrer Abreise ein Reisegeschenk von niur
siebenundzwanzig Gulden gemacht habe. Die unrichtige Zeit-
angabe über die Dauer des Aufenthaltes in Czehrin ist schon
bemerkt worden. Die letzte Ausgabenpost von 2800 tL lässt
sich aber mit der darüber vorhandenen Specialrechnung, von
welcher gleich weiter die Rede sein wird, durchaus nicht in
Einklang bringen und ebensowenig die von Marianovich ge-
zogene Hauptsumme der Ausgaben von 12.640 fi. 10 gr. mit
der Angabe Parchevichs, der dieselbe mit 10.334 fl. beziffert^
Dass ausserdem zwischen Marianovichs und der von uns oben
berechneten Summe sich eine Differenz von 78 fl. 12 gr. ergibt,
mag auf Rechnungsfehlern beruhen, die aber bei einer solchen
Gelegenheit nicht vorkommen sollten.
Ausser dieser Hauptrechnung hatte, wie oben erwähnt,
Marianovich schon vorher eine zweite specielle Rechnung
über die Kosten seiner Reise von Wien nach Prag im Betrage
von 1397 fl. 2 gr.*-^ eingereicht, nämlich:
für seine inzwischen in Wien zurückbleibenden
6 Pferde (während fast 6 Monaten) . . . 468 fl. 2 gr.
für seine daselbst zurückbleibenden 6 Diener
(während der gleichen Zeit) 468 „ — „
für seine Reise nach Prag mit 2 Dienern . . 58 » — n
für seinen dreimonatlichen Aufenthalt in Prag 234 „ — ^
für seine kurze Reise von Prag nach Wien und
zurück, und für den darauffolgenden weiteren
sechswöchentlichen Aufenthalt in Prag . . 147 ^ — „
Zusammen . 1375 fl. 2 gr.
Da Marianovich die Kosten mit 1397 fl. 2 gr. angibt, so
stellt sich auch hier ein Additionsfchler von 22 fl. heraus.
Ueberdiess hatte Marianovich in Prag, noch vor Ankunft Par-
chevichs daselbst bereits 150 fl. erhalten.^
Nach Vorlegung dieser beiden Rechnungen begannen die
Verhandlungen wegen der Bezahlung derselben, die schon in
Prag vergeblich gepflogen worden waren, von Neuem in Frank-
furt am Main, wohin Kaiser Leopold zu seiner Wahl und
1 Beil. LH.
2 Beil. L.
3 Beil. LIV.
ErÖDUBg als Kaiser sich am 1. Februar 1658 von Prag aus
begeben hatte.
Zunächst wandte sich Parchevich mit der Bitte an den
Kaiser,^ die Bezahlung seiner bei den Armeniern gemachten
Anleihe von 7536 Qulden zu veranlassen, damit die Zinsen nicht
immer mehr anwüchsen und die Dominikaner, die für ihn gut-
gestanden, sich nicht länger ängstigen mögen. Ausserdem müsse
er den Dominikanerpater und den Armenier, welche ihn be-
gleiteten, fort und fort verköstigen. So bitte er den Kaiser,
die Ehre seines Gesandten zu rotten, damit nicht einem solchen
in Zukunft alle Hilfe vorenthalten werde. Sie hätten sich von
den Kosaken durch Lös^eld freikaufen müssen. Er habe dem
Hetman Chmielnicki den Kaiser als den obersten Herrscher
aller Herrscher dargestellt und hoffe, dass man ihm Verlegen-
heiten ersparen werde. Nach Bogdan Chmielnicki's Tode ^ seien
die neuen Schreiben des Kaisers nach der Meldung des von
Czehrin zurückgekehrten Couriers, durch den er Kaiser Leopolds
neue Creditive von I^emberg an Bogdan Chmielnicki gesendet
habe, von dem Kanzler und Vormund des gegenwärtigen Het-
naans, Georg Chmielnicki, empfangen worden und würden sorg-
ftiltig aufbewahrt. Schliesslich bitte er Gott um Leopolds baldige
Kaiserkrönung.
Der Kaiser ertheilte wiederholt den Befehl, des Erzbischofs
Schulden bei den Armeniern zu bezahlen, allein die Hof kammer
am dieser Ordre nicht nach, sondern suchte mit Parchevich
Abkommen zu treffen. Hierüber beklagte sich dieser beim
iser in einem Briefe vom 9. März 1658.^ Er wisse nicht
ehr, wen er als seinen Herrn ansehen solle, da er so Viele
^eren sehe. Die Gesandtschaft sei ihm vom Kaiser, nicht
on der Kammer aufgetragen worden. Er erkenne als Gebieter
«ch dem Papste nur den Kaiser an, nicht den Herrn Putz,
elcher mit ihm wie mit einem Krämer feilsche. Fortwährend
erde er von seinen Gläubigern bestürmt, die er seit so vielen
^<Ioiiaten mit so grossen Kosten erhalten müsse, so dass er in
^er Herberge täglich zwei Ducaten (= 6 Gulden) zu zahlen
^abe. Er selbst besitze keine Mittel und keine einträgliche
* BeiL LU.
^ Bof^dan Chmelnicki war am (16.) 26. August 1657 gestorben.
' Bca. LIII.
— iQ«i*?. v.ivnn er diese bestreiten könne. Für seine Person
lUäur'i'.üv r ja ohu»?hin nichts. Nach dem Wunsche des
u.-*-i'^ :;iu»r "V iich in Wion durch einen Courier ein Quartier
^jf.iii'i! -isatn wollen, allein man be^ej^no ihm und den kaiser-
•tui 'I ro 11 IL- 11 mit Missachtunjc und Spott.
■i-.-^r.u rvichie die Hot'kammer einen eingehenden Be-
ML ^ii .Ml ivaiser oiuJ welcher die Sache so darstellt, als
■,. ' »i-iievicii ?*icli selbst sehr dringend für diese Sendung
^ ^...'üLii .iKi il:> wan- ihm diese nur desslialb übertragen
... .i. ^'u r 'lie Sprache der Kosaken gekannt,- und
:!.:*^- licisc ohnehin nicht weit von seinem Wege
-u;;;iitvu ib^ezogen habe.'* Die Forderung des Par-
. i.».ai'. ^icli auf 10.3.->4 Gidden, wovon die ihm
\ K ii licgcbcnc Summe von 1500 Oulden abzu-
. ,. '.\u den verbleibenden 8834 Gulden seien noch
... .1 I Vbrechnuntf zu bringen, welche Marianovich
.^ ^!i -i Parchevichs Ankunft crlialtcn habe-, somit
\. >w ^i>N-l Gulden. Auf den Wunsch Seiner Ma-
"Iki cinkoiinnen getroffen werde, habe man mit
.«i.iiiiiclt, und zwar unter Zuziehung des imga-
I >ii*ser habe, wie Seiner Majestät bekannt
•iHK> Gulden an die Armenier als nicht ge-
•. .iiisiandrl und beantragt, bloss 500 Ducaten
;.vi .uich diese nur für den Fall auszuzahlen,
.,. ...w: \kh Krzbischof Parclu;vich nicht weiter zu
. ..wiudrn gedenke. lu Prag sei vor der Ab-
{■%, ...II Ali »'udgiltiger Beschluss hierüber nicht
::i.»i\\iili'ii habe man dem Parchevich zur Kück-
*;ildi'u gegeben und auf Befehl des Kaisers
MM /M erzielen versuclit. Die Anweisung
.ii.M'lbeu sei seither bereits erfolgt. Uebcr
iM'.ibii^er habe man neuerdings mit dem
k . iu il.iinal.s gewiss nicht bäutigt' Keuutiiiss der
.. W -kIi iiiul die Jieluhuuug Parchevichs nur babt*
X. ;':n»st ilii- (ics;iii<U8chat'tsreisc iles Parchevich
v..kini Sri rs aus Mantrol aii geographischeu
v: V :i.i\-i(i;;iiiig (icr boabtüicliti^teii Zahliiiigsabzii^
;.». .i.:L,)>.>li,ini8cbor Kaisz in dii* \Vallacbey'(!).
k.....l\ Ki/.biücbof von KuIoc!«a.
> N.
' li
I I
413
oflgarischen Kanzler verhandelt und von diesem die Antwort
erhalten: er habe schon in Prag gerathen, sich mit einem billigen
Ausgleich zufrieden zu geben, womit auch Parchevich, nicht aber
Hirianovich einverstanden gewesen; sein Gutachten gehe von
Neuem dahin, dass man Parchevich und Marianovich zusammen
mit 1000 Ducaten (= 3000 Gulden) abfertige, ausser es wäre der
Fall, dass der Kaiser den Ersteren noch weiter verwenden wolle.
Dieser Ansicht schliesse sich die Kammer an und bitte um
Erlaubniss, mit Parchevich desshalb in Verhandlung zu treten.
Die Zahlungsanweisung wäre an die ungarische Kammer zu
richten, und wenn diese die Zahlung zu leisten nicht im
Stande sei, würden sie das Geld anderweitig aufzubringen
suchen.
Dieser Bericht ging nach Frankfurt an den Kaiser,
welcher dem Beschlüsse seiner Rätho (vom 10. April 1658)
gemäss verfügte, die demselben entsprechenden Aufträge unter
Beischluss aller dazu gehörigen Acten an die in Wien zurück-
gelassenen Herren der Kammer gelangen zu lassen.
Der betreflfende, am 28. April 1658 ausgefertigte Befehl,*
dem zugleich die etwa nöthige Zahlungsanweisung an die unga-
rische Hofkammer vom 3. Mai 1658'^ beigelegt war, ward am
selben 3. Mai nach Wien expediert. In einem Begleitschreiben
vom 28. April 3 werden die Herren der Kammer angewiesen,
sie mögen durch Herrn Director Kodöldt mit dem Erzbischofe
höflich verhandeln, doch ohne zu sagen, dass dieser Vorschlag
^om ungarischen Kanzler ausgehe; über das Resultat sollten
sie Bericht erstatten.
Der weitere Gang dieser Verhandlungen ist nicht g^nz
klar, da die betreffenden Urkunden ^ bisher nicht aufgefunden
forden, doch scheint es, dass weder der Erzbischof Parchevich,
*>och sein Secretär Marianovich die Vorschläge der Hofkammer
^Jigenommen haben. Jedenfalls Hess sich die von Parchevich bei
^^n Lemberger Armeniern gemachte Schuld von 7536 Gulden
^icht kurzweg streichen, wie die Kammer zu beabsichtigen schien.
"^ene richteten am 20. Juli 1659 zwei Schreiben an Kaiser
« Vgl Beil. LV.
^ BeU. LVl.
^ BeiL LV.
^ Ans der Zeit vom 3. Mai 1668 bis 20. JuU 1659.
414
Leopold; ^ worin sie Parchevichs Berichte vollinhaltlicli be-
stätigen, über dessen damaliges Verhalten sich sehr lobend
aussprechen und den Kaiser bitten, die Rückzahlung der Schuld
von 7536 Gulden anzuordnen. Da sie jedoch nicht denken
konnten^ dass die Hof kammer an der Verzögerung der Zahlung
Schuld trage, massen sie diese, dem Erzbischofe bei, welcher
wahrscheinlich, wie sie vermuthen, die Summe längst erhalten,
aber vielleicht für andere, persönliche Zwecke verbraucht habe,
was weder Tartaren noch Barbaren gethan haben würdet.
Sie bitten daher den Kaiser unter Beilage einer Copie des
Parchevich'schen Schuldscheines vom 3. October 1657, ^ ihnen
zu ihrem Gelde zu verhelfen.
Im folgenden Jahre (1660) schrieben Parchevich, Maria-
novich und die Armenier an des Kaisers Oheim, Erzherzog
Leopold Wilhelm, ^ und baten ihn um seine Vermittlung, damit
den Kammersecretären aufgetragen werde, die seit drei Jahren^
zum Schaden des Kaisers (^ wegen der immer anwachsenden
Zinsen), zu ihrer eigenen Schande und zur Verzweiflung der
Armenier bei ihnen verstaubenden Schriften über die von den
Gesandten in Lemberg aufgenommene Anleihe dem Erzherzoge
und dem Kaiser vorzulegen.
Wiederholt bat Parchevich 1661 -' den Kaiser, dem Herrn
Walderode, erstem Secretär und Rath der kaiserlichen Kanzlei,^
zu befehlen, dass er die an ihn gelangten Schreiben des Bitt-
stellers an den Kaiser, sowie die Gesandtschafts- und Reise-
acten nach fünf Jahren endlich im Rathe vorweisen möge, damit
ihm nicht noch weitere Belästigungen und Nachtheile erwüchsen.
Seine Excellenz Herr Graf Kurz," welcher nach Beendigung
» Beil. LVII, LIX.
3 Beil. LVIII.
3 Beil. LX.
* Hieraus erpht nich, dass dieses undatirte Schreiben in das Jahr 1660
gehört.
^ PraesenUt: 18. Augnst 1061. BeiL LXI.
^ Johann Paul Leoi>old Walderode Graf von Kckhusen, Rzepin und Bistiyi
Vicepräsideut der k. bithmischcn Kammer, Landh<^fmeister beim Kammer-
recht, 16ÖG Reichshofrath.
" Ferdinand Sigmnnd Graf Kurz Freiherr von Senftenau, geboren «n
München lö92, war Kaiser Lco|Hdds wirklicher geheimer Rath and
Reichsvicekanr.ler und starb in Wien, den 24. Miurx 1659. — l^flfrrill:
Schauplatz des landsässigen nicderösterrt^ichischeu Adels vom Herreu-
415
der Gesandtschaft diese Angelegenheit weiter zu führen unter-
nommen habe, würde diess, wenn er nicht inzwischen gestorben
wäre, gewiss mit allem Eifer gethan haben. Uebrigens erklärt
sich Parchevich bereit, des Kaisers Befehlen zu gehorchen,
auch wenn derselbe ihn nach Indien senden wolle.
Ausser den Armeniern fand sich jetzt noch ein bisher
nicht erwähnter Bürger von Pressburg, Namens Thomas Tadics,
welcher Ersatzansprüche in unbekannter Höhe für seine dem
Erzbischof Parchevich und dem Herrn Marianovich bei deren
Gesandtschaftsreise geleisteten Dienste bei der Hofkammer
erhob. Diese wandte sich desshalb am 13. December 1662 ^
an die ungarische Kammer um deren Gutachten.
Auch am 15. Jänner 1663 ^ war die Schuld bei den
Lemberger Armeniern noch nicht berichtigt. Femer findet
sich noch ein Schreiben Parchevichs an die Hofkammer aus
diesem (oder dem folgenden) Jahre, ^ in welchem derselbe
bittet, dass dem Herrn Secretär Gattermayr^ aufgetragen
werde, die von ihm nach Kegensburg (zum Reichstag) mitge-
nommenen Acten über Parchevichs Angelegenheiten und For-
derungen von seiner Gesandtschaftsreise her schnellstens
nnd Ritterstand, Bd. V, Wien 1804, S. 344, gibt irrthümlich 1650 als
Todesjahr an. Das im k. k. Landgerichtsarchiv zu Wien vorhandene
Testament des Verstorbenen ist vom 19. März 1659 datirt; am 16. April
1659 baten seine Witwe nnd Töchter nm die Pnblication dieses Testa-
mentes.
1 Beil. LXII.
^ Diess geht ans einem im Hofkammerarchiv erhaltenen Rubrum hervor.
Beil. LXIII.
> Jedenfalls gehört diess undatirte Schreiben in eines der beiden Jahre
1663 oder 1664. Der Reichstag zu Repfensburg begann am 20. Jänner 1663,
aber Kaiser Leopold erschien erst am 23. December 1663 und blieb bis
8. Mai 1664 daselbst. Je nachdem der Hofkamraersecretär Gattermayr
mit dem Kaiser oder früher nach Regensburg abreiste, ist Parchevichs
Schreiben früher oder später zu datiren. Beil. LXIV.
* Carl Ludwig Gattermayr von Gatterburg zum Gersthof, geboren 16. Jänner
1613, Hofsecretär, später wirklicher Hofkammerrath, ward in verschie-
denen Commissionen an dem kurbaierischen und dem knrpfHlzischen,
wie an anderen reichsfürstlichen Höfen rühmlich verwendet und am
14. Juni 1675 mit seinem Bruder Maximilian Ernst als Landmann in
Niederöflterreich unter die neuen Ritterstandsgeschlechter aufgenommen.
Er starb am 20. December 1678 und wurde in Wien bei St. Stephan bei-
gesetzt, wo sich noch jetzt sein Grabdenkmal befindet.
416
zurückzusendeD; und dass dieselben in einer Sitzung der Hof-
kammer vorgelegt würden, damit er die Ausgleichung der-
selben betreiben könne. Wegen Mangels an Mitteln sei es ihm
unmöglich, selbst nach Regensburg zu reisen, um diese Sache
dort zu überwachen.
Hier bricht in Ermangelung weiterer Documente unsere
Kenntniss über den Fortgang und das Ende dieser nun schon
durch sechs Jahre sich hinschleppenden Verhandlung ab.
Aber trostlos genug ist der Einblick, den uns diese ver-
hältnissmässig unbedeutenden Schriften und Documente in die
Zustände der damaligen Verwaltung in Wien eröflFnen. Wie
zu den Zeiten Kaiser Maximilians I., waren die Gassen zur Zeit
Kaiser Leopolds I. in Folge des dreissigjährigen und anderer
Kriege ziemlich erschöpft. Selbst zur Auszahlung kleiner, vom
Kaiser angewiesener Summen bedurfte es oft mehrfach wieder-
holter kaiserlicher Befehle. Dann schoben die kaiserl. Hof-
kammer und die königl. ungarische Kammer sich die Sache eine
der andern zu, keine wollte zu zahlen im Stande sein, end-
lich wollte man Geld aufzutreiben suchen. Inzwischen kamen
wenigstens manche Beamte der Kammer zu Vermögen und Grund-
besitz. Lag es schon an und für sich in der Einrichtung der
Hofkammer, dass der ganze Gang der Verwaltung ein äusserst
langsamer war, so wurde dieser doch noch ausserdem so unge-
bührlich verzögert, dass darüber selbst in den ungarischen
Landtagen häufig die grösstcn Beschwerden vorkamen. Es
mag sein, dass Marianovichs Buchführung unpünktlich war,
und dass manche Posten seiner Rechnungen nicht hinreichend
begründet erscheinen, doch bleibt das Vorgehen der Hof-
kammer gegen den Erzbischof ein solches, welches auf die
damalige Finanzverwaltung einen trüben Schatten zu werfen
geeignet ist. Hatte doch Parchevich ohne jeden persönlicheo
Vortheil oder Hintergedanken, ohne Gehalt oder nachträg
liehe Belohnung, bloss um der guten Sache zu dienen, die
gefahrvolle Gesandtschaft im Namen und Auftrage des Kaisers
übernommen. Er hatte bei deren Ausführung Mühen, Ent-
behrungen und Misshandlungen erduldet, seine Gesundheil
geopfert und selbst sein Leben aufs Spiel gesetzt. Nicht
so sehr dem Erzbischofe, als vielmehr dem kaiserlichen Ge-
sandten waren von armenischen Geldmäcklern die unumgänglicli
nothwendigen Geldmittel zur Reise vorgestreckt worden. Die
417
kaiserliche Hofkammer sucht diess alles dem Kaiser so dar-
zustellen, als ob Parchevich diese Reise mehr aus eigenem
Interesse angestrebt und unternommen habe. Der ungarische
Kanzler wagt es, für eine Summe von beiläufig 9000 Gulden
eine Abfindung des kaiserlichen Gesandten zuerst mit 1500,
dann mit 3000 Gulden vorzuschlagen, freilich vorausgesetzt,
dass der Kaiser denselben fernerhin nicht mehr zu verwenden
gedenke. Als ob die Gerechtigkeit von einer solchen Bedingung
abhängen könne. Bei allen schon gebrachten Opfern sollte Par-
ebevich nicht nur keine Belohnung, die er nicht begehrte, zu
Tbeil werden, sondern man wollte ihm auch noch eine für
den kaiserlichen Dienst gemachte grosso Geldschuld zur Zahlung
aufbürden, die er bei seiner gänzlichen Mittellosigkeit niemals
zu begleichen im Stande gewesen wäre. Er muss selbst seine
Ehrenhaftigkeit dem hässlichsten Verdachte bei den Lemberger
Armeniern ausgesetzt sehen, und nach sechs Jahren sind deren
berechtigte Forderungen noch nicht befriedigt, so dass die
Würde des Kaisers, der kaiserlichen Gesandten und der kaiser-
lichen Regierung im Auslande blossgestollt wird. Von seinen
Beamten beeinflusst und auf ihren Rath sich verlassend, ge-
nehmigte zwar der jugendliche Kaiser deren Vorgehen, das er
schwerlich in allen Einzelheiten durchblicken konnte, doch gab
er anderseits fortdauernd und wiederholt Beweise seines Ver-
trauens und seiner Huld gegenüber Parchevich, dessen lauterer
Wid biederer Charakter in der eben so offenen als würdevollen
Ausdrucks weise seiner Briefe sieh ofl*enbart.
2.
ParchevichB Leben in Wien und Mähren.
Während all dieser unangenehmen Verhandlungen ver-
^^*»ite trotzdem Parchevich keine Gelegenheit, um für die Besse-
'^^8' der Lage seiner bulgarischen Glaubensgenossen zu wirken *
^'^^ ein Feld für seine eigene geistliche Thätigkeit sich zu
^^ttnen.
^ic Schmitthy welcher übrigens irrthümlich Parchevichs ganzen Auf-
enthalt in Wien, ja selbst seine Reise zu Chmieluicki, mit seiner ersten
418
So nahm er sich schriftlich ^ bei der Hof kammer der Be-
freiung von vierundzwanzig in langer, harter, türkischer Haft
gehaltenen Gefangenen an. Er erinnerte daran, dass Kaiser
Ferdinand III. (wie aus Documenten hervorgehe) dieselbe be-
sonders gewünscht habe; damals habe man ihm schon das zur
Loskaufung bestimmte Kleid im Werthe von 12.000 Gulden ge-
zeigt, und nur der dann an ihn ergangene dringende Befehl
des Kaisers, die Gesandtschaftsreisc zu den Kosaken zu unte^
nehmen, habe damals die Ausführung jener Absicht verhindert
Da man voraussetzen dürfe, dass Kaiser Leopold alle Decrete
seines Vorgängers als rechtskräftig ansehen werde, so wende er
sich, um nicht den Kaiser selbst unnöthig zu belästigen, direct
an die Kammer mit der Bitte, diese Sache jetzt ausznföhren,
damit nicht die Schuld der Marter und des Todes so vieler
Gefangener auf sie falle. Der Fortgang und das Ende dieser
Angelegenheit sind leider nicht bekannt.
Wie Parchevich nach seiner Rückkehr aus der Ukraine
diese Angelegenheit wieder aufnahm, so erneuerte er auch
sofort seine Anspmche auf die Ausübung der ihm bereits zu-
getheilten Administration der Moldau. Er schrieb desshalb
wiederholt an die Congregation de propaganda fide, ^ erhielt
jedoch von derselben keine Antwort. Um diese Zeit reiste
ein Geistlicher, Namens Beruardinus, aus Polen nach Rom,
wo er nach zwei Jahren zum Bischof von Bakov ernannt
wurde. ^ Als Parchevich hiervon Kenntniss erhielt, schrieb
er nach Rom: auf seine Erfahrungen über die polnischen
Bischöfe gestützt, könne er mit voller Sicherheit annehmen^
dass jener niemals in Bakov residieren werde, und er bitte
desshalb, die Propaganda möge veranlassen, dass Bernardinus
ihn zu seinem Vicar mit der Residenz in der Moldau
Internuntiatur bei Kaiaor Ferdinand III. im Jahre 1649 in Verbindniig
bringt, erklärt für den hervorragendsten Zug in Parchevich« Charakter
seinen glühenden Kifer, Hulgarien zu befreien und daselbst das Panier
des Christenthnius zu entfalten.
* Das Schreiben ist undatirt, dürfte aber wohl nicht gar zu lange nach
Parchevichs Rückkehr nach Wien abgefasst sein. Beil. LXV.
2 Diese Briefe sind uns nicht erhalten.
3 Es gibt um diese Zeit keinen Bischof von Bakov des Nameos Benutf-
dinus. Diess dürfte daher nur der Ordensname des Franciskaners Ath»*
nasius Rudzienski gewesen sein, welcher nach der Resignation des Bischoft
Marianus Kurski (ebenfalls eines Franciskaners) am 19, Juni 1659 xum
eraenne. ^ Allein er konnte diess auch jetzt eben so wenig
erreichen; als es früher (1654) die Moldauer vermochten.^
Um nicht ganz zur Unthätigkeit verurtheilt zu sein, und
Dm sich wenigstens eine Existenz zu schaffen, suchte Erz-
bischof Parchevich, der, wie bereits erwähnt, ohne eigenes Ver-
mögen oder sonstige Einkünfte war, irgendwo in Oesterreich
Verwendung zu finden und erhielt endlich (nach dem 12. März
1664) vom Bischöfe von Olmütz ein Decanat in Mähren.^ In
der Ausübung dieses Amtes entwickelte er nun eine eben so
eifrige Thätigkeit für die inneren Angelegenheiten der Kirchen-
verwaltung, wie nach aussen gegenüber den zahlreichen Anders-
gläubigen dieser Gegend, so dass er sich für die Erspriess-
lichkeit seines Wirkens auf das Zeugniss des Domcapitels, der
Pfarrer und des ganzen Districts berufen konnte, eben so wie
C%lr sein strenges und sittenreines Leben in Wien auf das
eugniss des damaligen päpstlichen Nimtius Caraffa in Wien
nd dessen Nachfolgers Spinola,^ der ihn oft zu sich geladen
nd daher habe gründlich kennen lernen können.
Die Verwaltung dieses mährischen Decanates scheint
brigens Parchevich nicht gehindert zu haben, sich vielfach in
^iVien aufzuhalten und auch hier eine eifrige geistliche Thätig-
fceit zu entfalten, wofür folgender Vorfall den Beweis liefert.
Nachdem Graf Montecuculi mit den unter seinem Ober-
befehle vereinigten deutschen, französischen, italienischen und
spanischen Truppen die Türken am 1. August 1664 bei
BiBchof Ton Bakov ernannt wurde. S. Garns: Series episcoporum nnd
Kan a. a. O.
* Die betreffende Correspondenz ist uns nicht zugänglich geworden. Vgl.
Beil LXXXIV.
' 8. oben p. 362 ff.
' Alle freaodlichen Bemühungen von Seite des erzbischöflichen Consisto-
rinnifl in Olmütz, das genaue Datum dieser Verleihung und den Ort, wo
aich das Decanat befand, zu ermitteln, blieben erfolglos: Parchevich
«rwShnt aber in seinem Schreiben vom Jahre 1673 (Beil. LXXXIV), er
labe es vom Jetzigen* Bischöfe erhalten, und dieser war Carl II. Graf
Ton Lächtenstein-Castelkorn, welcher (nach Garns) vom 12. März 1664
bis 23. September 1695 regierte.
Dpinola kam 1665 nach Wien (von wo Carlo Caraffa im Jänner d. J.
abberufen worden war) und ward im Mai 1667 wieder nach Rom zurück-
iMrofen. Hieraus ergibt sich, dass Parchevich zur Zeit der folgenden
Srifthlang, also 1665 (entweder das Decanat in Mfihren noch nicht er-
lialten hatte oder sich doch auch nachher vielfach in Wien aufhielt.
'^^Ur. Bd. LIX. II. Hüfte. 28
420
St. Gotthard an der Raab aufs Haupt geschlagen und diese am
10. August 1664 zu Vasvdr (Eisenburg) einen zwanzigjährigen
Waffenstillstand mit dem Kaiser geschlossen hatten, beschied
der türkische Grossvezier Achmed Köprili die Woiwoden der
Moldau und der Walachei zu sich nach Gran, um sie wegen
ihrer im letzten Kriege an den Tag gelegten Zaghaftigkeit zur
Rechenschaft zu ziehen. Gregor Ghika, ^ der Fürst der Wa-
lachei, wohl nicht ohne Grund Schlimmes befürchtend, sandte
den Grossvestiar und Schatzmeister Demeter Cantaeozen mit
40.000 Ducaten an den Grossvezier voraus; allein Cantacuzen,
trotz seines eidlichen Versprecliens, den Auftrag auszurichten,
begab sich statt nach Gran direct nach Constantinopel, be-
schuldigte hier Ghika der Treulosigkeit und suchte den Thron
der Walachei für sich selbst zu gewinnen. Als Ghika diese
erfuhr, verliess er am 20. November 1664 die Walachei und
flüchtete durch Siebenbürgen nach Oesterreich. In Wien fand
er Aufnahme bei Parchevich, welcher zuerst durch fortgesetzte
Gespräche und dann unter Mitwirkung des Nuntius Spinolft;
mit welchem er jenen bekannt gemacht hatte, denselben zum
katholischen Glauben bekehrte. In Spinola's Hände legte Fürst
Ghika zur Befriedigung des kaiserlichen Hofes sein Glaubens-
bekenntniss ab. Der Kaiser verlieh ihm den Fürstenstand des
heiligen römischen Reiches und setzte ihm einen Jahresgehalt
aus. Unter dem Verwände sich durch den Papst von seiner
Gemahlin scheiden zu lassen und eine Katholikin (aus der
venezianischen Familie Giustiniani) heirathen zu wollen, gieng
Fürst Ghika nach Rom und von da mit Empfehlungen des
Papstes nach Venedig, von wo ihn ein europäisches Schiff
nach Constantinopel brachte. Hier hielt er sich so lange bei
einem befreundeten Griechen verborgen, bis er die Verzeihung
des Sultans erlangte, worauf er zum zweiten Male als Hos-
podar der Walachei (20. März 1672 bis October 1673) ein-
gesetzt wurde. ^
' Greg-or Ghika war der Sohn des Georg Ghika, eines aus dem Dorf«
Kjöprülü (aus welchem auch der berühmte Grossvezier Mohammed Köprili,
Ahmed Köprili's Vater stammte) gebürtigren Albaneseu, der lGo8 — l6o9
Woiwode der Moldau und 1059—1600 Woiwode der Walachei war, in
welcher Würde Gregor seinem Vater 1660—1664 folgte.
i Vgl. Engel a. a. O. 317.
421
Die letztem Umstände, so wie der Rücktritt Ghika's zur
griechischen Religion, konnten und können des Erzbischofs
Parchevicli Verdienste um dessen Bekehining nicht schmälerni
dem auch in der That jetzt manche erwünschte und ehrenvolle
Anerkennung zu Theil wurde. Er wurde von der Congregation
und von einzelnen Cardinälen brieflich unter grossen Ver-
sprechungen aufgefordert, in die Moldau zu gehen. ^ Nament-
lich war es Spinola, welcher ihm zur Erfüllung seines lang
gehegten Wunsches verhalf. Nach Rom berufen und hier zum
Cardinal ernannt, erstattete Spinola dem Papste Clemens IX.
(Julius Rospigliosi, 20. Juni 1667 bis 9. December 1669) und
der Congregation der Propaganda Bericht über Parchevichs
Charakter, Leben und Wirksamkeit und befürwortete dessen
Bitte, sich nach dem Orient (d. i. in die Donauländer) begeben
und dort mit seinem Blute und Leben Gott und dem Heile
der Seelen dienen zu dürfen. Demzufolge ward der Erzbischof
durch ein apostolisches Breve vom 7. Mai 1668 definitiv zum
apostolischen Vicar und Administrator des Fürstenthums Moldau
ernannt.^ Obschon diese Ernennung demselben bereits im
folgenden Monate Juni zukam, verzögerte sich seine Abreise
doch noch einige Monate.
Um diese Zeit dürfte auch endlich die leidige Geld-
angelegenheit mit den Armeniern zu einem für Parchevich
günstigen Abschluss gediehen sein, wie sich, obschon alle
weiteren Documente hierüber fehlen, aus dem Folgenden
schliessen lässt. Es ward ihm nämlich von Seiten des Kaisers
Leopold I. eine glänzende Anerkennung für die von ihm durch
seine Gesandtschaft zu den Kosaken geleisteten Dienste zu Theil,
welche der Kaiser in der Freiherrnbestätigung für Parchevich
^d seine Verwandten in vollem Masse zu erkennen gibt. Am
%. Juli 1668 nämlich Hess der Kaiser ein Diplom ausfertigen, ^
durch welches er dem hochwürdigsten Vater in Christo, Herrn
* öter Parchevich, Erzbischof von Martianopel, seinem Käthe,
apostolischem Vicar und Administrator des Fürstenthums Moldau,
®€Uien alten bulgarischen und ungarischen Freiherrnstand be-
^^tigte, welchen seine Familie schon von den früheren Königen
* BeU. LVIII, LXII.
^ BeiL III.
* BeU. II.
28*
422
von Ungarn und Bulgarien erhalten habe, wie diess aus alten
ungarischen Geschichtswerken zu ersehen sei. Schon seine Vor-
fahren Iiätten sich um die Könige von Ungarn und das Hans
OostüiToich grosse Verdienste erworben und durch besonderen
£ifer für die christliche Sache ausgezeichnet. Einer derselben,
Andreas Parchcvich^ ,tainquan) vir magni nominis', sei von
dem Könige von Bulgarien in einer wichtigen Angelegenheit an
den König von Ungarn gesendet worden.^ Er selbst habe
durch seinen geistlichen und nachahmungswürdigen Lebens-
wandel, durch seine Sittenreinheit und Unbescholtenheit^ durch
seinen erprobten Geist und seine Sprachenkenntniss, durch seine
bewährte Treue und Ergebenheit gegen das Kaiserhaus die volle
Anerkennung des Kaisers erworben. Seine Internuntiatur bei
Kaiser Ferdinand III. und bei anderen Fürsten und Edeln der
Christenheit zur Beförderung gewisser Angelegenheiten der
christlichen Religion, sowie seine Sendung zu Chmielnicki, die
er trotz der stets drohenden Angriffe wilder Völker, der Amuler,
Schweden, Moldauer und Tartaren, tiotz der heftigsten Kälte,
trotz Hunger und Pest und häufiger Fieberanfalle unter fort-
währondtjr L(»bon8gefalir zur pössten Ehre seines Namens
durcligeführt habe, werden mit besonderem Lobe hervorge-
hoben. Die Freiherrnbestätigung wird zugleich auf Peter Par-
cheviclis drei Geschwister und deren Kinder, sowie auf die
Famili(*n Oscrkiczy, Knezevich und Thomagionovich ausge-
dehnt, welche alle im zweitrn oder dritten Grade durch ge-
meinsame Abstammung mit ilim verwandt, alle von den früheren
Königen von Ungarn und Bulgarien in den Freiherrnstand auf-
genommen wordciu, und deren altes Raronat. obschon sie ihre
Diplome durch die Verheerungen der Türken verloren hätten,
aus alten ungarischen Geschichtswerken genau ersichtlich sei
Es folgten noch weitere Heweise der kaiserlichen Huld.
Nachdem Erzbischof Purehevieh seine Ernennung zum Admini-
strator der Moldau empfangen hatte, erhielt er in Wien am
* Vj»l. übi^r Aiu1roa9 ParcheWch den Anhang nnd die Freihemil»e«titigiiDp
ddo. 20. Juli ItU.S. IWÜ II.
- Nach der liAiuNohriftlichon im N.n.«»i»io/.or Ari'liiv ItoHndlichen Familien-
chronik ^boondot im achtzohnteu J.ilirlunidort^ fireitchah diej^» durch ^
buljTÄfi'ichon i'zaro Sismaii II. nnd Stra^imir an Ludwig f. »von AdJob).
Koni^ vv>n l'ug^anu in der £weitfn Hält'te des vierzehnten Jahriiuiderif
vTeriuuthlioh zwischen I36l> und 1382).
423
20. October 1668 ausser eiDem Passbriefe für sich und zwölf
Personen Begleitung auch ^unterschiedliche Armatur und zwan-
zig stückh Schepptuech';^ überdiess wurden ihm vom Kaiser
1000 Gulden für seine Reise angewiesen. Am 24. October bat
Parchevich den Kammerpräsidenten Grafen Sinzendorf/^ die
Auszahlung dieser Summe durch den Secretär Veringe zu ver-
anlassen, da er in der nächsten Woche (also wohl im Beginn
des November) in jene halbbarbarischen Gegenden abzureisen
gedenke, wie es ihm von Gott zur Vermehrung seines Ruhmes
bestimmt sei und wozu er die nöthigen Papiere vom Kriegs-
rathe bereits in Händen habe; zugleich bitte er um schleunige
Abfertigung, damit seine Abreise nicht verzögert werde. Noch
am nämlichen Tage (24. October) erfolgte von der Hofkammer
die Anweisung an den Hofzahlmeister ^ zur Auszahlung dieser
Summe von 1000 Gulden, mit welcher Parchevich seine Reise
in die Moldau auf der Donau antrat. ^
V.
Peter Parcherichs letzte Thätlgkeit im geistlichen Amte
und in der Diplomatie.
(1668—1674.)
1.
^lux)hevio1i als apostolischer Vicar und Administrator der
Moldau (1668—1673).
Eine Donaufahrt vor zweihundert Jahren war keine Lust-
^öise wie in unseren Tagen und die Verhältnisse, welchen Par-
chevich entgegengieng, waren derart, dass ein Wirkungskreis
* Beil. LXVI. ,Schepj>tuech* ist Stoff zum langen bischöflichen Gewand.
Mhd. «schappc^ (schaprun) ist das französische ,chape* (chaperon, chape-
rone), vom lateinischen cappa, d. i. sorte de inanteau ecclesiastiqne qui
va jasfju'aux talous; habit de ccr^monie dos cardinaux; habit de choeur
de» chanoines en hiver. Vgl. Müller und Zarnckc: MittelhochdeutHche«
Wörterbuch, IUI. II, Abth. IT, Leipzijr 180(J, p. 87.
* Beil. LXVII.
* Beil. LXVIII.
* Beil. LXXXIV.
424
in den Donauländern nur für einen so begeisterten und eifiigen
Diener der Kirche, wie er es war, Gegenstand des WünschenB
und Strebens sein konnte.
Als Parchevich vierzehn Jahre früher (1654) die Moldau
verliess, war eben Fürst Basilius Lupul durch Georg IL Ra-
k6czy und dessen Verbündeten Mathias Bessaraba aus dem
Lande vertrieben und an seiner Statt (Georg) Stephan XIIL
in die Herrschaft eingesetzt worden. Seitdem war dieses Land
unter verschiedenen Herrschern ^ in alle politischen Verwicke-
lungen, Unruhen und Kriege seiner Nachbarn, namentlich PoIcdb,
Ungarns und der Türkei hineingezogen worden, und es bedarf
hier nach den bereits früher gegebenen Andeutungen keiner
ausführlichen Schilderung dieser Ereignisse, um zu zeigen, wie
viel die Donauländer dadurch zu leiden hatten. Diese traurige
Lage wurde jedoch durch innere Unruhen, Verschwörungen der
Bojaren und häufigen Fürstenwechsel noch verschlimmert
Herrschte doch in der Moldau seit Basilius Lupuls Vertreibung
durch auswärtige Feinde jetzt schon der siebente Woiwode.
Allein wir müssen den Faden der politischen Entwickelung in
den betreifenden Ländern noch einmal kurz aufnehmen, nicht
bloss, um Parchevichs kirchliche Stellung und Wirksamkeit
richtig zu würdigen, sondern auch darum, weil dessen diplo-
matische Thätigkeit, wie wir später sehen werden, mit seiner
kaiserlichen Gesandtschaft an den Kosakenhetman Bogdan
Chmielnieki noch nicht für immer abgeschlossen war.
Wie befriedigend auch die Ergebnisse der Gesandtschaft
Parchevichs zu den Kosaken für den Augenblick gewesen
waren, so nutzlos erwiesen sich doch dessen Bemühungen,
ein friedliches Verhältniss zwischen den Kosaken und Polen
herzustellen und dauernd zu befestigen, in der Folge, sobald
er denselben nicht mehr durch seine persönliche Anwesenheit
Nachdruck verleihen konnte. Die Ursache davon lag aber
hauptsächlich in den Kosaken und ihrer Verfassung. So wenig
der Krieg an und tiir sich Zweck sein kann, so wenig vermag
ein bloss als KriegersUat organisirtes Volk inmitten anderer
Staatengebilde längere Zeit hindurch ein unabhängiges und
- G^org Stephan 1«,V^- 165S. (ieorp Ghika 1»>58— 16,iy, Stepban XIV. (Sohn
i\e< Ba«ilinj« Lupul UWO- hit>2. Eustarhiu« Dabisin 1ÖG2— 1666, Elw«
^S..hn de« friihon^n Kürston Alexautlor F.liaV 1666 — 1667, Dnka (Wo«
«f«'.< M'<Mnt'i 1»»67. Klias tum twiitfu Malo 1667 -1669.
425
selbständiges Dasein zu fiihren. So konnte auch der Kosaken-
staat nur im Anschlüsse an ein anderes Gemeinwesen als
ei^nzendes und dienendes Element zur Erfüllung seiner Be-
stimmung gelangen. Die eifersüchtigen Bestrebungen und In-
triguen der Nachbarstaaten um die Oberhoheit über die Ko-
sakeU; die ihnen von grossem Nutzen oder Schaden sein konnten,
bewirkten; dass diese in fortwährendem Schwanken sich ganz
oder theilweise bald an Polen, bald an Russland, bald an die
Türkei anschlössen, womit natürlicher Weise ein häufiger Wechsel
in der Hetmanswürde verbunden war. ^ Diese Wirren aber gaben
immer aufs Neue Anlass oder Vorwand zu politischen Ver-
wickelungen und blutigen Kriegen.
Unter mancherlei Wendungen und Unterbrechungen hatten
Polens Kriege mit den Schweden und den Russen längere Zeit
fortgedauert. Innere Unruhen, namentlich der Kampf des Königs
Johann Casimir gegen Lubomirski (1664 — 1666), hinderten dann
die Thätigkeit des polnischen Reiches nach Aussen. Diese Lage
der politischen Verhältnisse gab die erste Veranlassung, dass
Peter Doroszenko, der Hetman der Kosaken am rechten Ufer
des Dniepr, sich mit den Tartaren und den Türken verbündete,
um die polnische Herrschaft abzuschütteln und um die mit dem
«arten Drucke der russischen Oberherrschaft unzufriedenen Ko-
saken am jenseitigen (linken) Ufer des Dniepr mit seinem Ge-
Wete zu vereinigen. Anfangs des Jahres 1667 erschien ein tür-
kischer Gesandter in Polen und begehrte die Abtretung der
Ukraine. Der polnische Kronfeldherr Johann Sobieski zog gegen
öoroszenko, der von den Tartaren unterstützt wurde. Da jedoch
Szerko, der Hetman der Zaporoger Kosaken, aus unversöhn-
lichem Hasse gegen die Tartaren inzwischen deren eigenes
Grebiet in der Krim verheerte, wurden diese auch gegen Doros-
zenko misstrauisch. Daher kam es am 16. October 1667 zu
* Bogdaii Chmieliiickrs ncchzehnjähri^er Sohu Georg verlor diese Würde
schon 1658, wurde l(>o9 wiedergewählt, legte dieselbe 1662 nieder, wollte
in ein g^echisches Kloster gehen, ward unterwegs von den Polen, dann von
den Tartaren gefangen, von diesen in die Krim geführt und hier erkannt,
nach Constantinopel jjebnicht, dort im Schlosse der sieben Thürme und
nach einem vorgcbliclicn Fluchtversuche 1076 nur noch strenger gefangen
gehalten, 1677 zum Feldherrn der türkisithen Kosaken ernannt und 1678
in einem Treffen an der Mündung des Dniepr gegen die Zaporoger
Kosaken unter Szerko mit vielen der Seinigen getödtet.
426
einem Friedensschlüsse, durch welchen die Tartaren wieder aaf
die Seite der Polen traten und den unter die polnische Ober-
herrschaft zurückkehrenden Kosaken Amnestie^ Bestätigung ihrer
Freiheiten und Abhilfe ihrer Beschwerden zugesichert wurde.
Im Vereine mit Szerko aber gelang es Doroszenko, im folgen-
den Jahre (1668) zu bewirken, dass die jenseitigen Kosaken das
russische Joch abschüttelten und er selbst zum Hetman beider
Ukrainen, diesseits und jenseits des Dniepr ausgerufen wurde.
In dem hieraus entstandenen Kriege gegen Russland ward jedoch
Doroszenko am 6. März 1669 von dem mit den Russen be*
freundeten Kosakenobersten Mnogogreeschnoi aus der Ober-
hetmanswürde verdrängt. Aber das Schlimmste für die Nachbar-
länder der Urkraine war die Einmischung der Türken in diese
Angelegenheiten.
Anderseits hatten auch die Verhältnisse von Siebenbürgen
in den letzten Jahren Anlass zu vielerlei Verwickelungen und
zur directen Einmischung der Pforte geboten. Die Absetzung
R&k6czy's und der Woiwoden der Walachei und der Moldau,
die daraus entspringenden Kämpfe derselben mit den neuer-
nannten Fürsten und die wiederholten Versuche der Letztem,
sich der türkischen Oberherrschaft zu entziehen, hatten ver-
wüstende Züge türkischer und tartarischer Heere nach diesra
Ländern zur Folge gehabt. Georg Ghika, der Fürst der Moldau
(von 1658 bis 20. November 1659), war den Türken treu ge-
blieben und von ihnen zum Woiwoden der Walachei ernannt
worden, wo er vom 20. November 1659 bis 1. September 1660
regierte, zugleich aber genöthigt wurde, die alte Fürstenresidenz
Tergovist zu zerstören und seinen Sitz nach Bukarest, näher an
die Donau und entfernter von Siebenbürgen, zu verlegen. Er
war bemüht, Ordnung und Gerechtigkeit im Lande wieder
herzustellen, ward jedoch von der Pforte, weil er den Tribut
an dieselbe nicht aufbringen konnte, bald wieder abgesetzt
Ihm folgte sein Sohn Gliguraskul (Gregor, vom 6. December
1660 bis 24. November 1664), * unter dessen Regierung das Land
sich zusehends erholte und bis zum Jahre 1662 Ruhe genoss.
Nachdem Georg II. Räköczy von einer türkisch-tarta-
rischen Armee am 22. Mai 1060 an der Szamos geschlagen
* Damals flüchtete er nach Oesterreich und suchte Parchevich in Wien auf.
S. oben p. 120.
427
und am 8. Juni 1660 zu Gross wardein an den in dieser Schlacht
empfangenen Wunden gestorben war, gelangte auch in der
tfoldau die Herrschaft des Fürsten Stephan XIV., eines Sohnes
des Basilius Lupul, zu einiger Sicherheit und Ruhe (er regierte
von 1659 — 1662), wenn auch Tartarenheere durch das Land nach
IJogam zogen. Die siebenbürgischen Wirren hatten nämlich
mach nach Ungarn hinübergespielt und endlich selbst den Kaiser
Lieopold in einen Krieg mit der Türkei verwickelt, zu welchem
ihm auf dem Reichstage zu Kegensburg 1663 * die deutschen
Fürsten Hilfe gewährten. Es ist bereits erwähnt worden, dass
Kaiser Leopold diesen Krieg trotz des glänzenden und ruhm-
vollen Sieges über die Tüi*ken bei St. Gotthard an der Raab
am 1. August 1664, durch die in Ungarn herrschende Unzu-
friedenheit und die ganze politische Lage Europas bewogen,
bereits am 10. August 1664 zu VasvÄr (Eisenburg) durch den
AbseUuss eines wenig rühmlichen zwanzigjährigen Wafifen-
stillstandes mit den Türken beendete. Die Ereignisse dieses
kurzen Krieges hatten neue Verwirrungen und Thronwechsel in
der Walachei und in der Moldau zur Folge. Dort flüchtete
Fürst Gregor Ghika nach Oesterreich und sein Nachfolger in
der Woiwodschaft war Radul (12. Februar 1665—1669), welcher
iu Land durch schwere Auflagen bedrückte und sich der dar-
öber unzufriedenen Bojaren mit Hilfe der mitgebrachten Griechen
zu entledigen gedachte (1668), worüber er im Anfange des Jahres
1669 selbst den Thron verlor. In der Moldau war der Fürst
Dabisia, seit 1662 Nachfolger des vorhergenannten Fürsten
Stephan XIV., im Jahre 1666 durch den Fürsten Elias, einen Sohn
des früheren Woiwoden Alexander Elias, ersetzt worden, der
aber seinerseits 1667 dem grausamen und habsüchtigen Fürsten
Duka weichen musste. Zwar gelang es dem Elias, durch allerlei
Intriguen und Umtriebe nach sechs Monaten den Fürsten Duka
wieder zu stürzen und selbst aufs Neue zur Regierung zu ge-
langen, allein 1669 wusste dieser ihm dasselbe Spiel zu spielen
Und sich wieder auf den Thron zu schwingen.
Während dieser Zeit hatten sich die Zustände Polens
Wesentlich verschlimmert. Seitdem dieses Reich sich auf die
* Zu. eben diesem Reichstage hatte der Secretär Gattermayr, wie oben
erwähnt wurde, die Acten über Parchevichs Reiserechnung von Wien
lUich Regensburg mitgenommen. S. oben p. 415 und Beil. LXIV.
428
Seite Oesterreichs und Spaniens gegen die ungarischen Dissi-
denten gestellt hatte, erlitt es zahlreiche Niederlagen, verlor
weite Provinzen und sah sich gedemüthigt, geschwächt and
erschöpft. Schlimmer noch als der Verlust an Ländereien war
jedoch der Zustand geistiger und moralischer Versunkenheit,
in welchen die Bevölkerung dieses Landes gerathen war. So
kam Johann Casimir^ der letzte polnische König aus dem
Hause Wasa, auf den Gedanken^ die Krone niederzolegeo.
Am 16. September 1668 dankte er wirklich ab und begab sich
sodann 1669, nachdem er vom Reichstage rührenden Abschied
genommen hatte, nach Frankreich. ^ An seiner Statt ward
Michael Wiesnioviecki, der Sohn des früher erwähnten Feld-
herrn Jeremias Wiesnioviecki, des tapferen Kämpfers gegen die
Kosaken, am 19. Juni 1669 zum König erwählt, obschon die
französisch gesinnte Partei unter Nicolaus Prazmovski und
Johann Sobieski den Herzog d'Enghien (Condö) in Vorschlag
gebracht hatte.
Als Parchevich zu Ende des Jahres 1668 wieder in die
unteren Donauländer kam, regierte in der Walachei Radol
(1665 — 1669) und in der Moldau Elias (zum zweiten Male,
1667 — 1669). Zur bessern Vergegenwärtigung der politischen
Verhältnisse des letzteren Landes während des Aufenthaltes
und der oberhirtlichen Wirksamkeit Parchevichs daselbst mag
hier noch erwähnt werden, dass in diesem kurzen Zeiträume
von nur fünf Jahren nicht weniger als vier Woiwoden in der
Regierung der Moldau wechselten. Zunäclist verdrängte Duka
1669 abermals den Fürsten Elias und regierte zum zweiten
Male bis 1672. Duka war ein grausamer Tyrann, '^ g^gen welchen
sich am 29. October 1671 eine Verschwürung bildete, die ihn
zwang, das Land zu verlassen. Er flüchtete zu den Türken,
kehrte aber 1672 mit einer von Kap tan Pascha von Aleppo
befehligten türkischen Armee zurück, schlug die Aufständischen
bei Kischnion (sie!), zog in Jassy ein und bestrafte die Em-
pörer mit dem Tode. Die Armenier, welche unter Anführung
Gurkuls an der Verschwörung Theil genommen hatten, flüchteten
' König Fjudwig XIV. schenkte ihm liier einige Abteien, doch genow er
die Einkünfte derselben nur kurze Zeit und starb schon am 16. Dccember
1672 zu Nevers.
2 Beil. LXXIV, LXXIX, LXXXIl, LXXXIV.
429
aas Furcht vor dem Sieger in das moldauisch-siebenbürgische
Grenzgebirge und hielten sich anfanglich im Szcklerlande und
znBistritz auf, in der Hoffnung, bei günstigeren Zeiten in die
Moldau zurückkehren zu können. Da diese jedoch sich nicht
erfüllte, Hessen sie sich schliesslich mit Bewilligung des Fürsten
Apaff^ bleibend in Siebenbürgen nieder. Trotz seines Sieges
bKeb Duka nicht Woiwode der Moldau.' Ihm folgte in dieser
Würde Stephan XV., genannt Petraitschik, 1672 — 1673, unter
dessen Regierung die Moldau durch die Durchzüge der Türken
ond Tartaren furchtbar zu leiden hatte. ^ Im Jahre 1673 gelang
es Demeter Cantacuzon^ einem Fanarioten, der den Fürsten
Gregor Ghika (Gliguraskul) in der Walachei veiTathen und
dann in Constantinopel Juwelenhandel getrieben hatte, sich auf
den Thron der Moldau zu schwingen, den er bis 1676 be-
hauptete.
Solche Ereignisse und Zustände waren gewiss einer ruhi-
gen und erspriesslichen Wirksamkeit Parchevichs als aposto-
lischen Vicars und Administrators der Moldau nichts weniger
*!» günstig. Dazu kam aber noch, dass seine finanziellen Ver-
hältnisse sich in keiner Weise gebessert hatten. Ersparungen
2tt machen, war ihm nicht möglich gewesen. Denn für seine
KÄiserliche Gesandtschaft hatte er weder einen Gehalt, noch eine
Pension oder Donation erhalten, wie das Letztere zu dieser
Zeit üblich war und wohl hätte erwartet werden können. So
«atte ihm während seines Aufenthaltes in Oesterreich das ihm
zugewiesene Decanat in Mähren seine einzigen Subsistenzmittel
geliefert, die er aber mit seiner Abreise in die Moldau offenbar
^eder verlor. Seine Familie war, wie bereits früher erzählt,
^nrer Besitzungen in Bulgarien durch die Türken beraubt
Worden und auf seinen Antheil an dem etwa noch geretteten
V^ermögen seines Vaters, hatte er, wie sich mit Sicherheit
*öBehmen lässt, bei seinem Eintritte in den geistlichen Stand
'Verzichtet. So kam es, dass Parchevichs materielle Existenz
in der Moldau seiner hohen kirchlichen Stellung durchaus nicht
entsprach, vielmehr geradezu armselig war und seinem An-
sehen und seiner Thätigkeit Abbruch thun musste.
* Er ward 1G74 Fürst der Walach(;i, wo jedoch seine Regiernnp auch nur
bis 1675 dauerte.
^ Beil. LXXIX, LXXXIV.
430
In der Moldau angelangt; nahm Parehevich seinen Site
in Bakov, wo er seine Residenz in dem ehemaligen Francii-
kanerkloster aufschlug, in welchem er schon früher mit seinem
Vorgänger Marcus Bandin gewohnt hatte J Leider war auch
jetzt seine Lage nicht besser als damals. Seine Wohnung^ das
ehemalige Kloster, war bloss mit Stroh gedeckt, sein ganzes
Einkommen bestand (abgesehen von seinem aus Italien zu
erwartenden Gehalte und sonstigen Unterstützungen der Propa-
ganda) in den Gaben der Laien, die selbst arm waren, und
auch von diesen geringen Einkünften musste er bei dem schwer
lastenden Joche der Türken , ungeachtet seiner Armuth und
Immunität, Steuer entrichten. Wie früher nahm er auch jetzt
wieder den Spaten zur Hand, pflanzte und baute selbst in
seinem Garton das Gemüse zu seiner Nahrung und konnte
sich dennoch oft nicht einmal an Hirsebrot satt essen. Bei
den häufigen Einfallen der Tartaren waren wiederholt Furcht^
persönliche Beleidigungen, Flucht mitten im Winter, Hunger
und Durst, Blosse und Frost sein Loos. Eben so wenig gab es
Geräthe für das kirchliche Amt, denn der polnische Bischof
von Bakov, Athanasius Rudzienski, ^ der nie in seiner Diocese
residierte, war mit dreissig Dienern und Pferden dahin ge-
kommen und hatte alle vorhandenen Kelche, Patenen, silbernen
Kreuze und Paramente mit sich hinweggenommen. Ja, nicht
einmal die Abhaltung des Gottesdienstes war anfanglich von
dem tyrannischen Landesfiirsten gestattet worden. In dieser
fast verzweifelten Situation wirkte Parehevich vor Allem arf
die Besserung der sittlichen Verhältnisse in seiner Provii»,
auf Beseitigung und Verminderung der vorhandenen Bigamien,
Polygamien, wilden Ehen und Concubinate hin.^
Unter diesen Umständen wandte sich Parehevich melu^
mals brieflich an den Erzbischof von Korinth, welcher »k
päpstlicher Nuntius am polnischen Hofe zu Warschau sich auf-
hielt, und bat diesen, die Rücksendung der vom Bischöfe von
Bakov weggeführten Kirchengerätlie und die Fürsprache des
» Vgl. oben p. 341.
2 Athanasius Rudzienski, ans dem Franciskanerorden, war Bischof von
Rakov vom lU. Juni 1059 bis zum Februar 1678, um welche Zeit sein
Nachfolger ernannt wurde. Vgl. Garns a. a. O. 365. Kurz, im Magw»"
für die Geschichte f^iebenbürgens, II. Bd., I, 21, kennt ihn nicht
3 Beil. LXXXIV.
431
Königs von Polen bei dem Fürsten der Moldau zu erwirken.
Da er jedoch hierauf keine Antwort erhielt, begab er sich persön-
lich nach Warschau, wo er im Anfang des Jahres 1670 verweilte,
zugleich in der Absicht, zur Herstellung der dem Einstürze
nahen Kirche von Bakov bei den dortigen hohen Persönlichkeiten
einige milde Beiträge zu sammeln. Der Nuntius, welchem Par-
chevichs frühere Briefe nicht zugekommen waren, war von
dessen Erscheinen betroffen und bemerkte ihm, dass er seine
Angelegenheiten brieflich durch einen Boten hätte besorgen
lassen können, ohne sich persönlich zu bemühen. Konnte er
aber hoffen, durch Boten und Briefe dasselbe auszurichten, wie
durch seine eigene Thätigkeit? Was er übrigens in Warschau
wirklich erreichte, ist nicht bekannt. Parchevich, der diese Reise
ohne Vorwissen der Propaganda unternommen, hatte den Nuntius
gebeten, dieser nichts davon zu melden. Allein nach seiner
Abreise berichtete derselbe (schon am 29. Jänner 1670) über
des Erzbischofs Aufenthalt in Warschau an Monsignor Baldeschi,
Secretär der Congregation de propaganda fide, ^ und bemerkte
zugleich: Er glaube, was man ihm sage, dass Parchevich vom
Ersten der Moldau in Staatsangelegenheiten an den König
^on Polen geschickt worden sei; auch übertreibe derselbe stark
bei Schilderung seines traurigen Daseins, indem er sage, dass
®r sich nicht einmal mit Hirsebrot sättigen könne und über-
haupt ein höchst kümmerliches Ijeben führen müsse. Der Nun-
tius begründet seine Behauptungen nicht weiter; allein die
Annahme, dass Parchevich von einem tyrannischen Fürsten,
der ihm zuerst nicht einmal die Ausübung des Gottesdienstes
S^statten wollte und gegen den er gerade Hilfe suchte, eine
politische Mission angenommen hätte, hat in der That sehr
^onig Wahrscheinlichkeit. Sollte vielleicht gar der Bischof
^on Bakov, Athanasius Rudzienski, gegen dessen Handlungs-
weise Parchevichs Schritte zum Theile gerichtet waren, dem
^Untius diess gesagt und glaubwürdig darzustellen gesucht
'^ciben? Keinesfalls lässt sich ein stichhältiger Grund für die
V'ermuthung eines politischen Zweckes dieser Reise Parche-
^^ohs anführen. Wie dem aber auch sei, so viel ist sicher,
* Beil. LXIX. DasR dieses Schreiben, sowie ein bald weiter zu erwähnendes
des Nuntius, obschon sie keine Adresse tragen, an Monsignor Baldeschi
gerichtet sind, geht aus den Beilagen LXXIX und LXXX deutlich hervor.
432
dass ein solcher Berieht des Nuntius in Polen nicht ohne
nachtheilige Folgen für den apostolischen Vicar in der Moldau
bleiben konnte.
Diese gestalteten sich um so schlimmer, als Parche-
vich bald darauf (26. Februar 1670) an die heilige Congre-
gation und deren Secretär Monsignor Baldeschi von Bakov ans
zwei Schreiben richtete, ^ in welchen er nicht nur nichts von
seiner Reise nach Warschau erwähnte, sondern nach mehreren
vorangegangenen, unbeantwortet gebliebenen Bittschreiben drin-
gender um Erfüllung der ihm gemachten Versprechungen und
Uebersendung der den Bischöfen in partibus angewiesenen
Unterstützung anhielt. Es fehle ihm an den nöthigen Kirchen-
gerätheu, bischöflichen Kleidern, Büchern und Lebensmitteln,
oft selbst an genügendem Hirsebrot zur Sättigung. Seit seiner
Ankunft in Bakov habe er nicht die geringsten Gebühren oder
Einkünfte erhalten, so weit sei das Fürstenthum Moldau finan-
ciell herabgekommen. Die heilige Congregation möge ihm ab
eine barmherzige Mutter doch die versprochene Beihilfe ftr
sein Haus und seinen Tisch (mensa) durch den Nuntius in
Polen und den Pater Aloysius Maria Pidon, Regularcleriker,
Missionär und Präfecten des päpstlichen Collegiums der Ar-
menier in Lembei^, zukommen lassen, welche beide ihm gewisB
alles nach Jassy schicken würden.
Auf diese Schreiben hin frug der misstrauisch gewordene
Secretär der Congregation, welcher wohl von der Abwesenheit
des apostolischen Vicars von Bakov, nicht aber von seiner
Rückkehr dahin unterrichtet war, erst nochmals bei dem Er2-
bischofe von Korinth an, welcher in einem Briefe von Warschau
17. Mai 1670 2 bestimmt erklärte, dass Parchevich am 26. Fe-
bruar dieses Jahres nicht in Bakov, wahrscheinlich aber in
Lemberg gewesen sei und nur seinen Brief von Bakov datirt
habe, in der Annahme, dass man in Rom von seiner Abwesen-
heit nichts wisse.
Dass Parchevich sich in Lemberg aufgehalten, wo er j»
bei seiner Rückkehr von der Gesandtschaft an Chmielnicki
im Jahre 1657 so enge Beziehungen mit den Armeniern ange*
knüpft hatte, wäre wohl möglich. Vielleicht traf er dort die
» Beil. LXX, LXXI.
2 Beü. LXXII.
433
«öthigen Anstalten^ damit ihm die aus Rom erwarteten Gelder
schneller zugeschickt würden. Aus seinem Aufenthalte in Lem-
berg lässt sich wohl vermuthen, dass die Armenier zu dieser
Zeit von der kaiserlichen Regierung entweder bereits befriedigt
waren, oder dass Parchevich am Ende gar die erhoflFte Summe,
wenn auch vielleicht nur theilweise zur Begleichung seiner
noch unerfüllten Verbindlichkeiten bestimmt habe. Uebrigens
bedurfte es für derartige Verhandlungen kaum eines langen
Aufenthaltes in Lemberg und Parchevich konnte am 26. Fe-
bruar ganz gut wieder in Bakov sein. Wenn der Nuntius in
Polen diess ganz bestimmt in Abrede stellt, Parchevichs Auf-
enthalt in Lemberg an diesem Tage aber nur vermuthet, so
kann nicht daran gezweifelt werden, dass er wenigstens von
der Richtigkeit seiner ersteren Angabe überzeugt war. Fraglich
bleibt es aber immerhin, ob die Quelle, aus welcher er seine
Informationen schöpfte, eine ganz lautere und glaubwürdige
gewesen sei. Parchevichs loyaler und wahrhafter Charakter,
soweit wir ihn kennen, lässt sich mit einer Handlungsweise,
wie sie der Erzbischof von Korinth berichtet, kaum in Ein-
klang bringen. Ist aber des Letzteren Angabe wirklich be-
gründet, so hat Parchevich hierin eben so unrichtig, wie bei
der Verschweigung seiner Reise nach Warschau unklug ge-
bandelt und hat später desshalb genug zu leiden gehabt.
Vor der Hand waren es freilich ganz andere Sorgen,
Welche das Herz des eifrigen Oberhirten der moldauischen
Kirchenprovinz erfüllten. Zunächst galt es, sich mit dem tyran-
nischen Fürsten des Landes persönlich auf einen besseren Fuss
SU stellen, was ihm auch bald einigermassen gelang, so dass er
Wenigstens Gottesdienst halten und sein Amt ausüben konnte. ^
Aber der Zustand, in welchem er die katholische Kirche der
Moldau fand, war höchst traurig. In der ganzen Provinz gab
ö8 nur acht Pfarrer, drei Weltpriester, zwei Missionärconvente
^^d einen einzigen Franciskanerpater, die übrigen Geistlichen
Waren Jesuiten. Diese bildeten miteinander das Domcapitel
und den Clerus des Bischofs von Bakov, lebten aber eine,
*wei, drei, ja vier Tagereisen weit von einander entfernt.
"*rchevich als Erzbischof und apostolischer Vicar konnte, da
^^ oft der einzige Geistliche in Bakov war, weil der Orts-
Beil. LXXIV.
434
pfarrer an Festtagen in die umliegenden Dörfer auf eine bii
zwei Tagereisen weit versendet werden musste, kaum je mit
der Infel unter Assistenz die Messe feiern. Er musste vid-
mehr wie ein einfacher Dorfpfarrer oft allein die Messe lesen,
taufen, begraben, Wöchnerinnen einsegnen, Kranke besucken,
Sterbenden die letzte Oelung ertheilen, predigen und die Christen-
lehre halten. Wenn er zur Weihe des heiligen Oeles am GrBn-
donnerstage die Pfarrer hätte zusammenberufen wollen, so hätten
diese die ganze Charwoche vom Hause abwesend sein mfisBen
und zu Ostern hätte keiner in seiner Pfarrei sein können.*
Die Schulen wurden nicht besucht, ein tauglicher Nachwuchs
für den Clerus aus dem Lande selbst war so gut wie nicht
vorhanden. Die Jesuitenpatres hatten seit zwanzig Jahren keine
Schule gehalten, ausser für drei bis vier Knaben, welche in
eben so vielen Jahren kaum ordentlich lesen lernten. Zar
Unterhaltung von Lehrern felilte es an Mitteln. Die bisherigen
Missionäre waren für das Land ungeeignet, da sie weder dessen
Sprache ordentlich verstanden, noch daselbst festen Aufenthnlt
nahmen. Die katholische Bevölkerung, fast durchaus der nngir
rischen Nationalität angehörig, wollte von den polnischen Oeist-
lichen nichts wissen. In Folge des fortdauernden Mangels sn
ordentlicher Seelsorge, des harten Druckes von Seite des Landes-
fürsten und anderer Versuchungen waren viele Katholiken von
ihrem Glauben abgefallen. ^ Diese Uebelstände im Vereine mit
dem baufälligen Zustande der Kirche in Bakov, der Mutte^
kirche der ganzen Provinz, und deren Mangel an den noth-
wendigsten Kirchengeräthen hätten bei dem Ausbleiben der
zugesagten Unterstützungen von Aussen wohl Manchen muthlos
machen können. Parchevich, welcher seit seiner letzten Qe-
sandtschaftsreise vielfach kränkelte und an der Gicht litt, aber
seinen klaren und umsichtigen Blick über jene Verhältnisse
noch im geschärften Grade behielt, übersah bald mit ruhiger
Ueberlegung die üble kirchliche Lage seiner Provinz und fasste
daher den ernsten Entschluss, diesen Uebelständen abzuhelfen*
Zunächst wandte er sich an den Fürsten, an den Metro-
politen und die griechischen Diöcesanbischöfe der Moldau und
erlangte deren Zustimmung zur Rückkehr der abgefallenen
1 Beil. LXXIV, LXXIX.
2 Beü. LXXIX.
435
Katholiken in den Schooss der Kirche^ von welcher Erlaubniss
aoch Hehrere Gebrauch machten. ^ Dann aber erkannte es
Parchevich als seine dringendste und wichtigste Aufgabe, den
Geras zu reformieren und auf die Vermehrung der Seelsorge-
geistlichkeit hinzuarbeiten. Die beständige Anwesenheit eines
Bischofs oder vielmehr eines apostolischen Vicars und Admini-
strators im Lande erschien ihm unerlässlich, nicht minder zur
IJnterstützang desselben die Heranziehung tüchtiger, besonders
der angarischen Nationalität angehöriger Mitarbeiter. Ueberhaupt
^ar des Erzbischofs ganzes Sinnen und Trachten darauf ge-
richtet, eine gute, einheitliche hierarchische Ordnung und Dis-
cipliii einzuRihren, was er zum Heile und Segen seiner Provinz
am besten dadurch erreichen zu können glaubte, wenn er den
Franciskanerorden für seine Pläne interessierte und ins Land
Soge. Bei Berücksichtigung aller hierbei in Frage kommenden
Verhältnisse und Bedürfnisse musste es in der That als das
Geeignetste erscheinen, die alte Verbindung des früheren Ba-
kover Franciskanerklosters, das er selbst bewohnte, mit dessen
ungarischem Mutterhause zu Csik-Somlyo in Siebenbürgen wieder
uerzustellen, jedoch unter festen, sich für beide Theile gleich
^i^priesslich darstellenden Bedingungen.
Schon am 2. Juli 1670 befand sich Parchevich, begleitet
Von seinem Neffen Marcus, dem Sohne seines jüngeren Bruders
Paul,' in Csik-Somlyö und schloss hier einen Vertrag mit
^on Franciskanern, welchen auch der apostolische General-
vicar von Siebenbürgen, Fr. Casimir Damokos, und mehrere
Pranciskanerpatres im Namen des Csiker Conventes unter-
zeichneten. ^ Laut dieses Contractes übergibt Erzbischof Par-
chevich unter Vorbehalt der Genehmigung von Seite des apo-
stolischen Stuhles und der betreffenden Ordensvorsteher das
Bakover Kloster den Franciskanern und verpflichtet sich, die
Q^enehmigung der Rückgabe des genannten Klosters an die
•Fratres minores de observantia zu erwirken. Diese hingegen
"«billigen, dass der Guardian von Csik-Somlyö, so oft der
ErÄbischof es begehre, nach Bakov kommen solle und ver-
' Beil. LXXV.
* Vgl. Anhang.
* Kon: Magazin fär Geschichte, Literatur und alle Denlfr- und Merk-
würdigkeiten Siebenbürgens, II, 1, Kronstadt 1846, S. 66 ff. Beil. LXXIV.
i^rehir. Bd. LH. H. lUlfte. *i9
436
pflichten sich, sobald die Genehmigung von Rom eingetroff
wäre, ihren Guardian Stephan Taploczay oder einen ander
erfahrenen Pater mit so vielen Genossen nach Bakov zu sende
als der Erzbischof verlangen werde.
Parchevich behält sich zeitlebens das unbeschränkte V<
fügungsrecht über die inneren und äusseren Angelegenheit
des Bakover Klosters vor, so dass der Guardian ohne seine 2
Stimmung nichts ausfuhren dürfe; Erzbischof Parchevich so
ein Testament errichten, damit von Seite seiner Verwandt
gegen die Franciskaner kein Rechtsstreit anhängig gema«
werden könne; derselbe möge über sein ererbtes und erworbei
Eigenthum nach Belieben verfügen, denn das Kloster habe f
keinen Theil desselben Anspruch; dagegen hätten die Qüi
der Kirche und des Klosters, nämlich: das Haus, der Gru
und Boden, der Weingarten, die Gärten, die Zehnten^ <
Mühlen u. dgl. den Franciskanern und dem jeweiligen apos
lischen Vicar, wenn dieser aus ihrem Orden hervorgegangen s
gemeinschaftlich zu verbleiben; für den Fall dass Parchevi
ohne Testament stürbe, möge er zur Vorsorge entweder glei
oder wann es ihm beliebe, in Gegenwart des genannten Pat<
Stephan Taploczay und anderer glaubwürdiger Männer all
was zu seinem Privat vermögen gehöre, genau bezeichnen u
erklären, dass alle von ihm mitgebrachten Geräthschaften, Kist<
Schreine, Zinn, Kleider, Pferde, andere ihm geschenkte Thif
u. dgl., worüber ihm unbeschränktes Eigenthums- und Vi
fügungsrecht zustehe, nach seinem Tode seinen Neffen, v(
nehmlich dem gegenwärtig ihm hilfreich zur Seite stehend
Marcus zukommen solle, mit Vermeidung jedes Streites u
mit Ausschluss jeder Berufung an den Fürsten oder die I
hörden des Landes; wenn Erzbischof Parchevich den Steph
Taploczay oder einen anderen Pater zu seinem Generalvic
ernannt haben werde, so könnten die Csiker PVanciskanerpati
diesen nicht nach Gutdünken aus Bakov zurückberufen, de
durch häuflgen Wechsel der General vicare entstehe leicht U
einigkeit und Verwirrung unter dem Clerus und in der ganz
Provinz. Der fünfte Punkt dieser Stipulationen kam nicht z
Ausführung, weil Parchevich ein Testament hinterliess, ^ d
^ Diess uns unbekannt gebliebene Testament wird von Flasden in seil
Zeitflchrift ^Columna Ini Trajan*, N. 6, 1874, erwähnt; dasselbe dar
437
Becbten aber suchte er alsbald dadurch zur Ausfulirung zu
bringen, dass er zu Bakov am 12. Juli 1670 den Pater Stephan
TapIocEay zu seinem Coadjutor ernannte. ^ Am nämlichen Tage
berichtete Parchevich über den Inhalt dieses Vertrages an die
Propaganda^ und empfahl denselben dringend zur Genehmigung,
ab den einzigen Weg zur Erhaltung und Beförderung der
latholischen Religion in der Moldau. Die Abneigung der
grösstentheils aus Ungarn eingewanderten Katholiken dieses
Landes gegen die polnischen Priester, welche sie durch unga-
litthe ersetzt wissen wollten, die Leichtigkeit und Sicherheit
des Verkehres zwischen Csik und Bakov, wo das jetzt von
ilun bewohnte Kloster nach Angabe des Cardinais PdzmÄn
Ursprünglich von einer siebenbürgi sehen Prinzessin, Margaretha,
begründet worden sei ; ^ die leichtere und wirksamere Seelsorge
durch die unter der Leitung eines einzigen Custos stehenden
Patres, die Möglichkeit eines fortdauernden innigen Verkehres
derselben mit dem apostolischen Vicare, der durch counationale
Patres zu erhoffende Eiofluss auch auf die Armenier und
Walachen: diess seien die Beweggründe, auf welche er seinen
Vorschlag stütze. Ausserdem sei, wie die heilige Congregation
»6it siebenzig Jahren habe erproben können, von den polnischen
Biachöfen kein Heil zu erwarten; und wenn diese auch mit
l^undert Eiden versicherten, in Bakov residieren zu wollen, so
würden sie doch nie dieses Versprechen gewissenhaft erfüllen;
*ie würden wohl auf etwa drei oder vier Monate kommen und
dm», was Andere mit saurem Schweisse erarbeitet, aufzehren,
dann aber wieder von dannen gehen; es sei das Beste, wenn
der heilige Stuhl die Ernennung der Bischöfe von Bakov
nieder an sich nehme. ^ Diess Alles unterbreitet er zur Ent-
wohl auch zeigen, wie das ganze Vermögen Parchevichs in einem ge-
ringen Hansrath und fundus instructus bestand.
■ Beü. LXXV.
* Beü. LXXIV.
* P&im&n: Acta et decreta Synodi dioecesanae Strigoniensis, Posonii 1G29;
Append. II, p. 116: ,Bako in Moldavia (Monasterium PP. Franciscanorum)
^datnm ab nxore Vaivodae Moldavi, filia Vaivodae Transsilvani*. Nach
Kurz war diese Margaretha wahrscheinlich die Gemahlin des Woiwoden
Alexander von der Moldau. Vgl. Kurz: Magazin a. a. O. p. 8 — 18, 68, 69.
I)a Bakov zu jener Zeit ein polnisches Histhum war, wurden seine Bi-
icböfe von dem Könige von Polen ernannt.
29*
438
Scheidung der CongregatioD und dorn heiligen Stuhle und bittet
zugleich, indem er an die ihm noch während seines Aufent-
haltes in Wien brieflich gemachten Vorsprechungen erinnert,
dringend um Hilfe und Beistand; es gehe nun schon ins dritte
Jahr, dass er weder Briefe noch Unterstützungen, noch das
ihm für seinen Lebensunterhalt angewiesene Geld erhalten hätte;
vom Papste und seinen Indulgenzen sei dort zu Lande nichts
bekannt geworden, und man möge ihm doch wissen lassen, ob
die Kirche wieder ein Oberhaupt habeJ
Gewiss waren Parchevichs Absichten die edelsten, seine
Pläne zweifelsohne die besten. Ihm kam es nicht auf die Personen
an, sondern nur auf die Sache, auf die Förderung der Religion
und der Kirche. Allein durch seine Absicht, ungarische Francis-
kaner herbeizurufen und diesen die Seelsorge der Moldau zu
übergeben, und durch seinen Rath, das Ernonnungsrecht der
Bakover Bischöfe von der polnischen Krone wieder an den
päpstlichen Stuhl zu bringen, musste er sich die Gegnerschaft
der Polen und der Jesuiten zuziehen oder die schon vorhandene
noch vermehren. Ohne zu wissen, auf welche Seite der Nuntius
in Polen sich neige, und ohne zu ahnen, in wie ungünstiger
Weise dieser über ihn nach Rom berichtete, schrieb Parchevich
am 16. Juli 1670 arglos an den Erzbischof von Korinth nach
Warschau 2 und bat denselben, ohne seinen Unmuth über die
lange Verzögerung der ihm von Rom aus versprochenen Unter-
stützungen zu verhehlen, um seine Fürsprache bei der heiligen
Congregation; zugleich empfahl er demselben die Angelegen-
heit des Pater Stephan Taploczay (wovon bald eingehender
die Rede sein wird) , damit dieser über sein früher im
Laienstande besessenes Vermögen frei verfügen könne, und
ersuchte um öftere briefliclie Mittheilungen, fügte aber merk-
würdiger Weise kein Wort über seinen Vertrag mit den
Csiker Franciskanern bei. Sollte or selbst vielleicht in dem
Nuntius einen Gegner seines diessbezüglichen Planes ver-
muthet haben?
* Papst Clempus IX. (Emilio Altieri) war am 9. December 1669 gestorben
und sein Nachfolger, Papst Clemens X., am 29. April 1670 gewälilt
worden. Diese Neuwahl war also bis zum 12. Juli 1670 in der Moldan
noch nicht bekannt.
2 Beil. LXXVI.
439
Inzwischen schrieben die Csiker Franciskaner ihrerseits
flOVoU an ihren Ordens^eneral Franz Kini in Boui;^ damit
dieser die Genehmigung dos mit Parchevich geschlossenen Ver-
tnges unterstütze, als auch an das CardinalscoUegium, ^ welchem
sie erklärten, auf Parchevichs Vorschlag eingehen zu wollen,
unter der Bedingung jedoch, dass sie in Zukunft von keinem
Biscilofe oder Vicar wieder aus Bakov vertrieben werden
dfirften, und dass der päpstliche Stuhl ihnen für die erste Zeit
ibrer Ansiedlung in einem Lande, wo das ganze Volk bloss von
Hirsebrot lebe, auch gegen ihre Ordensregel gestatte, zu pflügen,
m säen und dergleichen nothwendige Arbeiten vorzunehmen,
aach die Leibeigenen des Bakover Klosters behalten zu dürfen,
wie Aehnliches auch in andern den Türken unterworfenen
Provinzen, in Bosnien, Bulgarien und Siebenbürgen geschehen
sei. Die von ihnen hiebe! gegebene Schilderung der allgemeinen
Verhältnisse der Moldau bestätigt übrigens vollkommen Par-
chevichs Darstellung derselben, die der Erzbischof von Korinth
ftr übertrieben erklärt hatte. ^
Erzbischof Parchevich sowohl, als der apostolische Vicar
^OQ Siebenbürgen, Pater Casimir Damokos, und die Csiker
«Vanciskaner erkannten sehr richtig, es sei zu ihrer Sicher-
stellnng in der Zukunft höchst wünschenswerth, dass Pater
Stephan Taploczay nicht bloss von dem Erzbischofe ernannt,
sondern auch durch ein Breve oder Decret der Propaganda selbst
*U dessen Coadjutor bestätigt werde, damit er nicht etwa von
lUuihfoIgenden Ordensvorstehern in seine Provinz zurückberufen
Verden könne. Parchevich schrieb dosshalb am 20. Juli 1G70 ^
^Ui die heilige Congrcgation und übersandte dieses Schreiben
durch Pater Antonius Angelinus, Convcntual und apostolischen
Missionär in der Moldau, der gerade in Missionsangolegcnhciten
öach Warschau reiste, an den dortigen Nuntius zur Weiter-
beförderung nach Rom. In diesem Briefe bat er die Cougre-
gÄtion, dem von ihm empfohlenen Stephan Taploczay durch
^iQ Breve die Erlaubuiss zu ertheilen, über die von seinen
•cJtern ererbten Güter frei verfügen zu dürfen. Derselbe sei
* Schreiben vom 14. Juli 1()7(). Kurz: Magazin für Geschichte, Literntur
u. 8. w. Siebenbürgens, II, 1, p. 74 — To.
^ Schreiben vom 18. Juli 1070. Kurz ebenda p. 76—77.
' Vgl oben p. 431 und Beil. liXIX.
* Beil LXXVII,
440
der einzige Sohn wohlhabender Eltern, eines arraenischen Vaten
oiid einer ungarischen Mutter, gegen deren Willeo er das
Ordenskleid genommen hätte. Seine Matter sei seidier ge-
storben, sein greiser Vater könne ihr jeden Tag nachfo^eB.
Um (ur diesen Fall die ihm zufallenden Güter der Elten:
Häuser, Aecker, Wiesen und Mühlen nicht an Fremde ge-
langen zu lassen, habe Taploczay schon während seines Novi-
aiates vor Ablegung der Gelübde Vedfa^angen treffen woDen,
allein der damalige Guardian von Csik, Pater Xiec^iis Gomiai,
hätte ihn versichert, ilass diess angenblicklicli nicht BÖthig sei,
und dass Taploczay ab rechtmässiger Sohn und Erbe seiner
Ehern auch später noch zo jeder Zei: derartige Besfiminnngen
machen könne. Auch sei es durch das siebenbüi g itche Landes-
geeetz Ordensbrüdern nicht verboten. Güter zu besitzen, die-
selben nach Gutdünken n veräussem. zs versriienken nd sn
vermachen. Stephan Taplxrzav habe die Abi»cfaL noch bei
Lebaeiten von seinem Verm*'!igen etvas zam Bane nnd war
Ausstatt arg der Bak«>v^r Kirche za verwenden und dieser nnd
desi Kkxster tur den Fall seines T>ie:s einige Gnindstäeke zm
huiterlas;$en. Uebr^ns $ei Tapivvzav asägezeichnet dnrch
Sittenreisheit und ehrbsireii Lebea^w^^a^ieL dkitir ;ind waeksam.
ein eitn^r Pjr>:vibr?r Ma*i ertahren ir ier Verwal'öi!;^ des Hans-
wetsens^ ijLizi oii: rek*b«er Sprjbcaenkeojis;!::» ajzf^escattec * Da
er Farvc-evi»:;! '»e*j?ea setaer Körwrsciw'icae iit^i seines
dauemd'ea Gx'idet'i-eas aca: im ScLia-ie s^L alten- ä«?w*>W 5
liehen dLs weltlx'ä'^a. G-fscödftea seine* Aaice* s^cs »to- D»Hhfi^
v«?Ue A.ir3ierksdL3fk^r5 s'i «:<iai»en- 5*. habe er -iSesea Mann zn
seisent 0»:a*i^^x5:r ia -ier S«tS4:rr^ iSfi in ier Verw»knn:t ef>-
aajtnc n^i bi.T:e axa. aiir Bevr^ia»!'!!!«: si^^henfr :ui«£ ge«>r«ineter
ÜrcaÜ«.*aer Veriiltafssse 13 ier HjliL&x TacoHrsav ■iinrh ein
Bin*ve :a i:»rseai A3it>f n b*f!*sis^ii. S,'äÜeö8äicn schiMert
Erabtsc'i'.r r^xr^^'iffv^.-fi <eij»e N^dLj^ ia*i bert'rnoec *i:i^ die
Bakw-r «.T-iic^o'i T ja EIeaiea2ir^p:;tOTis55ea. xnäälceoviem Re;sen*
Ueö«rr^jcQ»-riUJi ujc^a uni Mis^^:ica:> ae'm^e^achs seü iad^ otan
einher K'iiürer>a«'C3 •:;a:^r£easeiie. -ia*: :»:ä tass^ üe Bew^ihner
T^m Wr>o«ra 11 Vviinfa ^ii^iöc Jdzti:a. Lliäs- iioa e:» ^ ien GEäasen
^eLbc^c JtrL ^^KriL.« a5?cttea if ia:>t»iiu iooiii loje ^osHisi^oea ti
ir >;'i-w
•1. U!i7ti-*>*.ii ni'-i *.^Jk(i.:.Ä<^'i. i«(i. l-XXTT
441
Offenbar aus dem Anfange des folgenden Jahres (1671)
stimmt ein undatierter Brief des Erzbisehofs von Martianopei
ao die heilige Congregation, ^ in welchem die alten Klagen
wiederholt worden. Er erinnert an die ihm am 7. März 1656 ge-
machten Verspreehungeu ^ und hebt den fortwährenden Mangel
ao Kirchengeräthon 3 und an geistlichen Gehilfen hervor.^ Er
aehildert die Baufälligkeit der Bakover Kirche^ ^ welche wegen
ilrea Alters und in Folge fortwährender Regengüsse nächstens
eioiostürzen drohe; mit 2000 — 3000 Scudi Hesse sie sich zwar
ftr Jahrhunderte wieder herstellen^ allein es finde sich kein
Wohlthäter^ der diese Reliquie der Katholiken und ehrwürdige
Srinnerung der Vorfahren wieder herstellen lasse, während man
anderswo fbr Prachtbauten ungeheure Summen verweude. Der
baoftllige Zustand dieses Gotteshauses diene der Lauheit des
Eirchenbesuches zum Vorwand und mit der Kirche würden
ftUch die Bischöfe, die Priester und die Gemeinde zu Grunde
gehen. ^ Die Könige von Polen behaupteten zwar ihr Recht,
die Bakover Bischöfe zu ernennen, wollten aber die Rechte
und Freiheiten der Kirche nicht vertheidigen. So entstünden
tausend Unordnungen und Jeder verliere den Muth und die
LuBt zum Dienste.
Da die Congregation der Propaganda die Bischöfe dieser
Länder ausdrücklich angewiesen hatte, sich mit ihren Anliegen
ao die betreffenden apostolischen Nuntien zu wenden, so richtete
Parchevich am 7. März 1671 ein ausführliches Schreiben an
ien Nuntius in Polen, ^ in welchem er diesen ersuchte, seine
Bitten und Vorschläge zur Verbesserung der kirchlichen Zu-
stünde in der Moldau bei der heiligen Congregation zu em-
pfehlen und gütigst zu befürworten. Dieselbe möge zur ange-
ii^eflgenen Vermehrung der Seelsorgekräfte in der Moldau ihm
4ie HeranziehuDg einiger siebenbürgisch-ungarischen Francis-
■^nerpatres von der strengen Observanz bewilligen, und zwar
* Beü. LXXVIII.
* Vgl Beü. LXXI, LXXIV, LXXVI.
* Vgl Beil. LXXII.
* Vgl. Beil. LXXIV, LXXVII.
* Vgl. Beil. LXX.
* In gleicher Weise äUAscrt {«ich Parchevich auch im iiächstfolgoudea
Briefe an den Nuntius in Polen ddo. 7. März 1671. Vgl. Beil. LXXIX.
^ BeiL LXXIX.
442
erstens wegen der ungarischen Nationalität und Sprache; sweitei^
weil die Patres der genannten Custodie auch walachisch apricheS^'i
drittens wegen der Nähe, da das Csiker Kloster Ton Bakov umM
awei Tagreisen zu Fusse und Bakov von Zabriani, wo «L*^^
Csiker ein Kloster zu gründen beabsichtigten, nur eine T4
rase entfernt« mithin die Comniunicaiion und Correspond«
zwischen allen Theilen leicht sei: viertens ans Gründea • di^^t
EHacipUn, da jene bestandig unter den Augen ihrer Voiges^st^^s^
SU grosser Krbauung der Laien leben würden: fünftens wi
des Unterrichtes der Kinder, durch den sich dann leidit
^iachwuchs für den Priesterstand heranbilden lasse;
aam Tröste des Volkes« welchem Geistliche seiner eigen<
Sprache erwünschter wären« als Fr>e'm dünge. I>enn oft hatti
ihn die Leute ^resagt: «Monsignor. wir bitten, geben Sie
<»nen Priester unseres Glaubens\ als ob derj^eaige kein
thoUk wäre, der nicht ungarisch verstünde: in jed^
wnnle die Seelst»!^ und das kirchliche Leb^ dadurch
winnen: siebentens da häaäg GetsJiDdie aus Polen, ^ebenboi g t "^^
und andern LÄndem. meist Kaihonken. durch Sabejanti xZ^f^"^
briani? reisten, so mürdea diese Wi den regierenden FÄmle-n"'!'^"
und den Bari*Drn mascbeiS Gute trir dir Patret^ m erwirken u
Stande sein. Ohnehin ceciesikr i&an in der M^ddaa nicht
geriniTi^te l^niersliitiunir. In Anbecrachi freilich der
wänic^iL Lasr^ oex Mi>idaQ. weiciie mchi dittf>eilbe sei« wie ii
vei:caii<reneT4 und ib trüberen .lahre^ii. und des
I>rQckes des irtzigt-n Fiirsien. in Ant»exra£*hi emllic^
Yorbereiiuncc-J» m ieic Wrcirsififiideii Kriftre^- «ä es bei
jeCEi bftrrs»cibf index AüfreccTir iinc Verwirrung uninagiid^
die£>^ Ancftlftc^-nhe 1 irc^T?d wtOr^boji Fcinaciirin xu tinielen^'
Fasx {ÖLmxDLiicJif K.nwöhuri jfsDfj- Privint freien in die Tirkei^
nach Russoihnä. Sif^-nbürc^oi. in dk Waiariifii ^et^flohen odex'
hkixcr. sk'ii au: dir hiihfn iVhinrf c<sfiii:*hK^; und sich
An wiidf.r T^)»jfr< ir. rpji ßiriw^^'T; WjJdi'.ni vt-rböriren.
haJif vr « fiir J»:r55stc. rii^icf ^^<^>; s'u wantoi ,a im rcgis
quicj^-.ir. l^iv^V; ipitcf tJ<t: Nijnnii> hoi dts: hfüligen Oongre^
üal! I in un r, fj r -ii. < • r»a f ».uscf ' n : .rji.. r l A rac(»c.ii • daidn
Pins: r»xikjfc s «rn^a t. -k^'. tot»
- ZwTV.liM «if»' Türii^; um. ?'iiiM.
I
443
dasB dem Erzbischofe wenigstens in der Fastenzeit und während
dfiB aaf den 23. April a. St. fallenden Osterfestes mittels be-
sonderen Decretes zwei Patres minores de observantia der
«iebenbürgischen Custodie zur Assistenz zugetheilt würden.
Namentlich bitte er um Pater Stephan Taploczay, dessen Eltern
KU der Moldau stammten, der ungarisch, walachisch und
lateinisch spreche, zudem ein guter Prediger und erfahrener
Oekonom sei, und um Pater Franz Derventa, einen Bosnier,
der schon vor Jahren in dieser Provinz gedient habe, von
reinem Lebenswandel und guten Sitten, gehorsam und ergeben
■ei uid ausser den obgenannten drei Sprachen auch noch
slavisch als seine Muttersprache spreche. Die Custodie sei
damit einverstanden, wage aber ohne ausdrückliche schriftliche
£rlaubnis8 der genannten Vorgesetzten nicht, ihm jene Patres
<u senden. Damit nun diese dringende Angelegenheit um so
schneller erledigt werde und da eine Entscheidung von Rom
einzuholen zu langwierig sein würde, so möge der Nuntius, an
^eichen sich die heilige Congregation ohnehin in allen ähn-
lioben Fällen wende, aus eigener Machtvollkommenheit die
ftiebenbürgische Custodie schriftlich beauftragen, dass sie ihm
*o£ort die beiden Patres zur Verfügung stelle; hiedurch würde
i-^T Nuntius gewiss ein sehr nützliches und Gott gefälliges
^?"erk thun. Ferner bitte er ihn, bei dem Könige von Polen ^
^oin Ansehen dafür geltend zu machen, dass dieser zur Wahrung
Änd Vertheidigung des ihm vertrag» massig zustehenden Jus
ftpirituale über die katholische Kirche der Moldau ein Mahn-
K^breiben an den Fürsten dieses Landes richten möge. Denn
die Katholiken würden gänzlich unterdrückt und von den
Schigmatikeru des Landes misshandelt. Die Könige von Polen
möchten wohl das Kocht haben, die Bischöfe zu ernennen,
Sollten aber nicht deren und der Kirche Rechte vertheidigen,
d^her die Kirchen verfielen und Volk und Priester nicht be-
stehen könnten. In Ausdrücken tiefen Unmuthes ersucht er
den Nuntius aufs Neue, an die heilige Congregation zu schreiben,
^**«8 sie ihm seinen Gehalt und sauer verdienten Lohn sende;
^^ sei voll Schulden und esse mit Thriiuen sein Brot und dieses
Welche Würde dninals der schon früher genannte Franz Maria Rini
(1670—1674) bekleidete.
* Jdichael Wiesnioviecki re^'iertc 1069—1673. Vgl. oben p. 428.
444
von Hirse. Die Kirche von Bakov gehe ihrem Einstnrae eot'
geg:eo« weil Nieiuand tur ihre HerstelluDg etwas thim woUo«
So wenig bekümmere man sich um die Kirchen im Oriente 9
dmss er nicht einmal wisse, ob ein neuer Papst und wer go —
wählt worden sei: über das Jubiläum habe man ihm keines
Mittheilung gemacht: er wisse nicht, ob der Monsignor NuntiiL^
in l\den uoch derselbe sei, wie im vorigen Jahre; derselb^^
scheine nicht den Titel eines flrzbischofe von Adrianopel
föhren. Auch sonst wisse er nicht, was in der Welt Torgehcs-
Er bitte daher um Mittheilungen, namentlich aach über d<
Kaiser ' und den König von Polen, ob sie för das öffendich^^
Wohl besorgt seien. Die .Ban>ne* der Moldan« begier% etwa
von der allgemeinen politischen Lage zu vemehmeiu
sich oft mit Frageji an ihn« in der Meinung, dass er tod Wiei^^A
oder anderswoher Nachricht erhake. Der Xnntias möge
doch öiter mit Briefen erifreaen; von Warschaa nach
gelle die Post und in Lemberg sei ein Soperior nad PiAfint^ ^
im arttteftischen CoUe^om. welcher die Briete mit aller
Qgkeil über Kantieiiiec and Jassv an ihn gelaages
b$«ne."
Pitfchevichs Lasce war also am T. Marx 1(^*1 aoch
di««elbe. >Äie aai l:^ Jili 1^T»Ä Alle Briece aad Bittm
selben wanrn cta^ Ert'>iy:. ja v^-:? Aarw^rt gebäeMa. Wedi
sein Oefcujkl:* ::*,vt A*irere üiai Trer^wr.väjenf* Um«
wäre« ihat Äi:c^k:ai2i^a. ».•b eii in^inr Fx^^sz sewaUi we^
war« er w-jss^ ?«^ riet;. E£z. Jibcdiai
PcwicLS *a:*^a xx:«;::*i«:k>S:ä5:x^ «10."^ il»?ssöt*aa
5öL Warrsirda L ^eia^i FcvrCf 3j:a7 *:«f:i::r* .ctwc-. wisg©± «fr
:;t]tiiiiik ji'iüz i-a XvLiiHa i'f$s*fs.:«ia> iiiir-iiii ^r i>jck ^xrck
TKir. ELi»? ^ii^iiM*i ♦.^iTiei-'^sraikii ^iri'w; icf^fnoikr dam. xa>£
yf'ioL xii* ivi:* i}i'ii 'ATiitirscr^tr^ iva^ifr '.Vi«a. iuqpiji* «is ^fent
i^iL V.W V
•U Ut:
'-*'M«i:wnca "„m ri JhÜ l'iZ^K
445
Standpunkte erklären lässt, den der apostolische Nuntius in
Poleo in demselben eingenommen hatte. Allein die 'Lage Par-
chevichs hatte sich seither noch verschlimmert^ wie sie denn,
je länger sie dauerte, desto übler sich gestalten musste. Und
nicht nur seine eigene materielle Existenz, auch die kirchlichen
Zostände seiner Provinz und seine oberhirtliche Autorität waren
anter solchen Verhältnissen schwer gefährdet.
Als Erzbischof Parchevich im Jahre 1669 in Kutnar
(Kotnar) einen Altar weihte, stellte sich ihm ein junger, aus
diesem Orte gebürtiger Manu Namens Peter Wolf vor mit der
Bitte, ihm durch Empfehlungen die theologischen Studien in
Polen zu ermöglichen. Obwohl derselbe noch sehr jung war
and kaum die Anfangsgründe der Grammatik inne hatte, will-
fahrte Parchevich doch dessen Bitte und auf des Erzbischofs
Empfehlung an den Präfecten des armenischen Collegiums in
Lemberg, Aloisius Maria Pidor, wurde Peter Wolf wirklich in
diese Lehranstalt aufgenommen. Der Bischof von Lemberg, *
^eichen Parchevich ebenfalls brieflich gebeten hatte, den jungen
Hann, wenn er sich die noth wendigsten Kenntnisse erworben
haben würde, zum Priester zu weihen, hatte diess in seinem
Antwortschreiben freundlichst zugesagt. Peter Wolf war nach
Lemberg gegangen. Als Erzbischof Parchevich am Tage Mariae
Vorkündigung (4. April 1671) von der Messe nach Hause kam,
überreichte ihm ein Armenier einen Brief des Cardinais Bar-
oerini, Präfecten der heiligen Congregation der Propaganda,
Worin ihn dieser aufforderte, die Gründe anzugeben, wesshalb
öi^ sich geweigert habe, dem Peter Wolf, einem früheren Zögling
des Priesterseminars in Fermo, ^ die Weihen zu ertheilen und
d^s Demissorium zu geben. ^ Parchevich antwortete hierauf am
26. April 1671,^ dass er den genannten jungen Mann seit dem
Antritte seines apostolischen Vicariates in der Moldau nur ein
c^inziges Mal gesehen habe und demselben auf seine Bitte dazu
behUflich gewesen sei, seine theologischen Studien in Polen
fortsetzen zu können. Wolf hätte dort auch wirklich zwei Jahre
lang studiert, sei aber nachher niemals zu ihm gekommen, um
' Adalbert Korycinaki, Bischof von Kamieniec 1G64 — 1009, Bischof von
Lemberg 1069-1077.
' Stadt im ehemaligen Kirchenstaate.
' Vgl. BeU. LXXX.
* Ibidem.
446
die Weihen zu empfangen, wozu doch die Anwesenheit <
Bittstellers' unbedingt nöthig sei; doch hätte er auch in dies
Punkte keine Schwierigkeiten gemacht, wenn Wolf ihn nur ül
haupt darum ersucht haben würde ; nun aber belästige jener hini
listig die heilige Congregation. Hierbei macht Parchevich
den in Ländern wie die Moldau sehr unangenehm fuhlba
Uebelstand aufmerksam, dass Leute wie jener junge Mann
haupteten, sie unterstünden zufolge eines Decretes, über welc
er selbst in den letzten Wochen der heiligen Congregal
Vorstellungen gemacht habe, als Alumnen der Propagai
weder dem Ordinarius loci, noch irgend einer anderen ge
liehen Autorität, ausser dieser heiligen Congregation seil
um daher die geistlichen Behörden ihrer Provinz nicht ai
kennen und ihnen bei Empfang der Weihen nicht den 0
dionzeid leisten zu müssen, wendeten sie sich mit trügerisc
Absicht und Rede an die Congregation in der Voraussetzi;
diese werde ihnen gleich motu proprio schriftlich die Erlaub]
ertheilen, sich nach eigener Wahl von dem Bischöfe jeder
liebigen Provinz weihen lassen zu dürfen; kehrten sie d
geweiht in ihre Provinz zurück, so erklärten sie offen, sie sc
Alumnen der Propaganda und Niemand ausser dieser habe ih
zu gebieten. Daraus entstünden dann Unordnungen und Sc
dale, wie die kürzlich von Pater Vitus hervorgerufenen,
vom Landesfürsten und den Baronen befragt, warum er ei
Mönch seines Gleichen öffentlich geschlagen, gebunden und
Ketten gelegt habe, anstatt diese Sache dem Bischöfe zu ül
lassen, jenen die thörichte Antwort gegeben: ,Der Bischof
mit uns nichts zu schaffend Dicss habe schon bei den Baro
des Landes, welche ihre Studien meist in Polen, Venedig
Rom gemacht hätten, grosses Aergerniss verursacht, noch n
jedoch bei dem Volke, welches einen Bischof und nament
einen apostolischen Vicar für das Oberhaupt Aller halte. Eii
Bürger von Baja hätten sich bei ihm in der vergange
Woche beschwert, dass derselbe Pater Vitus silberne Kircl
geräthe weggenommen, wie er behaupte, als Entschädigung
seinen seit einigen Jahren rückständigen Gehalt; würde ;
er (Parchevich) jenen desshalb vorladen, so würde dersc
nicht erscheinen, lade er ihn aber nicht vor, so gebe d
Aergerniss und das Volk verliere die Achtung für seine gc
liehen Vorgesetzten ; daher stelle er die Entscheidung in die
447
Angelegenheit und Anklage der heiligen Congregation anheim
and verde deren Befehle pünktlich ausfuhren. Parchevich be-
nftiite auch diese Gelegenheit^ um seine Bitte bezüglich des
Pater Stephan Taploczay zu wiederholen^ um Unterstützung in
seber Nothlage zu bitten und um die Dispens wegen des
Palliums anzusuchen, * das er nicht um eitlen Ruhmes willen zu
besitzen bestrebt sei, sondern um irrthümlichen Auffassungen
in begegnen und die Würde seines Amtes zu wahren. Denn
Hiebt nur Mönche des griechischen Ritus, sondern auch katho-
Kscbe Geistliche und Laien zweifelten daran, dass er wirklich
Erzbischof sei, weil sie ihn ohne Pallium Functionen vollziehen
•öhen, bei welchen sein Vorgänger Marcus Bandin dasselbe zu
tragen pflegte. Schliesslich tadelt der Erzbischof noch die An-
niassung jener Geistlichen, welche es durch die Güte der hei-
lten Congregation mit schwerer Mühe von Küchenlaikern zu
Priestern gebracht hätten, das active und passive Wahlrecht
bei Bischofswahlcn ausübten und endlich selbst zur erzbi-
Bchöflichen Würde erhoben zu werden beanspruchten und zwar
dort, wohin sie ihrer Nationalität nach nicht gehörten. Auch
diess rufe Verwirrungen im Clcrus, in den Klöstern und bei
dem Volke hervor, wie ihm denn Aohnliches aus dem Csiker
Kloster berichtet worden sei.
An demselben Tage (26. April 1671) schrieb Parchevich
Auch an den Nuntius in W^arschau, ^ durch welchen vermuthlich
*oin Schreiben nach Rom befiirdert wurde. Er berichtet ihm
des Landes und seine eigene traurige Lage, die Tyrannei des
^^rsten, die Bedrückung der Unterthanen, die Armuth des
Volkes, die Schrecken des bevorstehenden Krieges und des
Einfalls barbarischer Völker. Viele seien geflüchtet. Andere
Witten sich in den Höhlen und Schlupfwinkeln des hohen Ge-
öiiges verborgen ; er selbst bedürfe dringend ungarischer Priester
^i^d empfehle aufs Neue die Erledigung der Angelegenheit des
« ater Stephan Taploczay. Zugleich bittet er den Nuntius, ihn
^fter durch Briefe zu trösten und ihm aus Barmherzigkeit (per
^^ritk) eine kleine Summe zukommen zu lassen, bis die Con-
S**egation die ihm gebührenden Geldmittel sende^ von welchen
^ Die Enbiflchöfo in )inrtibiiH infidelinm können in der Rcp^el das Pallium
nicht erhalten. Daher hätte Parchevich hicza einer Diflpens bedurft. Vgl.
Moroni, Dizionario storico-ecclesiastic«, Hd. 51 — 62 sub voce: Palliam.
' BeiL LXXXI.
448
sich jener dann vollständig bezahlt machen könne; er sei i^
der grössten Bedrängniss und habe keinen Pfennig Einkommen',
der Nuntius möge es nicht übel nehmen, dass er diese Zeilen
auf einem halben Blatte schreibe, aber in jenem Lande werde
kein Papier erzeugt, in Bakov sei nicht einmal welches 0^
haben und in Jassy koste ein Bogen drei Bajocchi. *
Unter diesen Umständen ist es leicht begreiflich, da^^s
Parchevich entmuthigt durch diese traurigen Verhältnisse «t.«
dem günstigen Erfolge seiner Thätigkeit zu verzweifeln begazm
und zuletzt selbst einige Worte bitteren Unmuthes nicht ^«
unterdrücken vermochte. Am 3. December 1671 schrieb ^ar
aus Jassy an den Nuntius von Polen : - Durch Briefe und ein^n
Boten der Gemeinden von Jassy und Kotnar berufen, sei ^r
in die erstere Stadt gekommen, um zuerst daselbst, dann in
Kotnar Streit und Zwistigkeiten beizulegen, allein er zweifl^^
da und dort Gutes ausrichten zu können, indem einige hoefc'
müthige Trotzköpfe weder die Bischöfe, noch die heilige Coäi-
gregation anerkennen wollten. Der jetzige Fürst habe Äiö
Freiheiten und Immunitäten der Kirche und der GeistUch^D
missachtet, ihnen die ererbten Güter weggenommen und i^^
Walachen gegeben, das den Königen von Polen zustehenciö
Jus spirituale verletzt; die Kirchen und Priester der ProviK^*
seien verarmt; er habe desshalb wiederholt um Beistand g"^'
beten und gefleht, aber Niemand kümmere sich darum, Niematm^
helfe; er habe den Vorgesetzten seine äusserste Armuth^ seitm *
bejammernswerthe Lage getreu auseinandergesetzt und
dringende Ansuchen gestellt, dass man ihn unterstütze und i
seinen Gehalt schicke; das wolle man nicht hören. Man ve
schliesse den Hilferufenden die Ohren und verzehre den
theil der Armen, während er hungere; man zeige überschwen
liehen Eifer, aber in Wirklichkeit vergehe dieser wie Rauc
und Schatten; mit tausend Versprechungen sende man
Leute in so grosses Ungemach und Trübsal, ohne auch nu
Eine derselben zu halten und der Betreffende müsse verzweifeln
^ Etwa 16 Centesimi. Erst seit dem Jahre 1848 versprach man sie
von einer Papierfabrik in der Moldau guten gr^schäftlichen Erfolg
Joh. Neigebaar: Beschreibung der Moldau und Walachei, Lieipzig 1848
p. 289.
* XII. Beil. LXX
449
erbitte den Nuntius^ dafür zu sorgen^ dass so vielen Irrthümern
abgeholfen und Jedem sein Recht werde. ^
2.
PiroheviohB leiste diplomatische Thätigkeit, seine Beise über
Warschau, Wien und Venedig nach Born, sein Tod.
(1678—1674.)
Der Krieg zwischen Türken und Polen kam im Jahre
1672 zum Ausbruch. Sowohl Duka, der Woiwode der Moldau,
äIs Gregor Ghika, der Fürst der Walachei, waren vom Sultan
2ar Hilfeleistung und zum Zuzüge aufgefordert worden. Duka
bemühte sich, allen Anforderungen der hohen Pforte zu ent-
sprechen, und liess Strassen herstellen und Brücken über die
DoDau und den Dniestr bauen. Sultan Mohamed IV. brach am
^5. Mai selbst in der Richtung gegen die Donau auf, über-
schritt diese am 25. Juli und den Dniestr am 4. August. Zwei
Tage darauf schlössen sich ihm der Tartarenchan und der
Hetman Doroszenko mit seinen Kosaken an. Kamieniec ergab
•ich am 27. August nach zehntägiger Belagerung, Lemberg
erkaufte den Abzug der Türken mit einer Brandschatzung von
W.OOO Thalern. Am 18. September 1672 schloss Polen unter
Vermittlung des Tartarenchans von der Krim den schimpf-
lichen Frieden zu Buczacz, kraft dessen den Türken Podolien,
den Kosaken die in der Ukraine von den Polen besetzten
Festungen überlassen wurden. ^
Die Moldauer und Walachen hatten wohl erkannt, wie
lUUihtheilig es für sie sein musste, wenn die Türken sich in
Podolien hinter ihrem Kücken festsetzten und hatten desshalb
•chon während der Belagerung von Lemberg geheime Unter-
**Ändlungen mit Polen angeknüpft, von denen die Pforte zu-
^^Ächst nichts entdeckte. Als nun nach Abschluss des Friedens
* Möfrlicherweisc war die heilige Con^regation, sei es wegen der grossen
^tfemong, sei es aas anderen Parchevich nicht bekannten Gründen,
aogenblicklich selbst nicht in der Lage gewesen, dem Erzbischofe die
erbetene Unterstützung zu gewnhr»»n.
^ Vgl. Herrmann: Geschichte des russischen Staates, :{. Bd., Hamburg 1846,
p. 694. — Nie. Schmitth a a. O. II, 88 flf. Beil. LXXXIV.
450
Fürst Gregor Ghika durch die Moldau nach Bukarest zurück-
kehrte, suchte er sich beim Durchzuge durch dieses Land
seines hier verborgenen Todfeindes, des Gross-Spatar Scherban
Kantakuzen, zu bemächtigen. Da er aber desselben nicht hab-
haft werden konnte und Fürst Duka dessen Auslieferung ver-
weigerte, so verschwärzte er den Hospodar der Moldau wegen
seiner Verhandlungen mit den Polen bei Mohamed IV. und
hetzte die Bojaren dieses Landes auf, ihren Fürsten w^en Er-
pressungen beim Sultan zu verklagen, was diese auch wirklich
thaten. In Folge dessen ward Duka abgesetzt und ins Ge-
föngniss geworfen. Sein Nachfolger war Stephan XV. Petrait-
schik (1672 — 1673), ein moldauischer Bojar, der erst unter
Fürst Eustach Dabisia zu Ansehen und Ehren gelangt war
und der Einnahme von Kamieniec durch die Türken beige-
wohnt hatte.
Stephans Regierung fiel in eine schwere und unruhige
Zeit. Mit hunderttausenden von Menschen, mit unzähligen Ka-
meelen, Pferden, Maulthieren, Ochsen und Büffeln hatten sich
unter seinem Vorgänger Duka die Türken den Weg durch die
Walachei und Moldau zum unsäglichen Schaden dieser Länder
nach Polen gebahnt. ^ Kamieniec, der Schlüssel dieses König-
reichs, das Bollwerk Europas, war in ihre Hände gefallen, Po-
dolien der Pforte, die Ukraine den von ihr geleiteten Kosaken
abgetreten worden. Schwer gefährdet waren die Moldau und
die Walachei, falls die Türken diese neuen Eroberungen zu
behaupten in^ Stande waren. Als nun im Jahre 1673 abermals
ein grosses türkisches Heer durch die Moldau gegen die Polen
zog, setzte sich Fürst Stephan mit diesen in geheime aber
aufrichtige Verbindung und gab ihnen von allen Bewegungen
der Türken Nachricht. Doch hatte schon vorher weder Petrait-
schik, noch Fürst Gregor Ghika die gefahrvolle Situation und
die schreckliche Verwüstung länger ruhig mit ansehen können..
Beide Hospodare hatten von Neuem den Entschluss gefasst^
sich von dem schweren Drucke des türkischen Joches zu be^
freien ^ und hiezu nochmals die Hilfe der nächstinteressierten.
christlichen Mächte anzurufen. Um diese zu erlangen, hatteim
sie beschlossen, wiederum einen bevollmächtigten Unterhändler
t Beil. LXXXTV.
2 Beil. LXXXIV. Vgl. auch Eiigrel a. a. O.
451
weh Warschau, Wien und Venedig zu senden und ihre Wahl
war abermals auf Parchevich gefallen. *
Ob die ebenso traurige als schwierige Lage, in welcher
sich Erzbischof Parchevich im Jahre 1671 befand, sich seither
gebessert hatte, ist aus Mangel an Documenten nicht bestimmt
sa ermitteln, kann aber bei den eben geschilderten Verhält-
nissen kaum vorausgesetzt werden. Sein ernstes, wenn auch
erfolgloses Streben auf kirchlichem Gebiete, sein reines und
musterhaftes Leben in wahrhaft evangelischer Armuth hatten
ihm die allgemeihe Achtung verschafft und die Aufmerksamkeit
selbst der andersgläubigen hervorragendsten Personen des Landes
auf ihn gelenkt. Namentlich hatte er sich die Wohlgewogenheit
des Fürsten Stephan dadurch erworben, dass er bei dem Durch-
zuge der Türkenschaaren durch die Moldau im Jahre 1672 in
seinem armseligen strohgedeckten Hause zu Bakov viele Türken
sechs Monate lang beherbergt und verköstigt hatte. Ein Augen-
zeuge der Verheerungen und des Elendes des Landes in Folge
dieser Durchmärsche, hatte er selbst harte Worte hören und
schlimme Behandlung von Seite der Moslim erdulden müssen
und schien daher doppelt geeignet zu einem getreuen Bericht-
erstatter über die Noth jener Länder und zum Ueberbringer
der Bitten und Wünsche der Fürsten. Seit der Rückkehr von
seiner kaiserlichen Gesandtschaftsreise zu Chmielnicki hatte
Parchevich wohl nicht daran gedacht, dass er je noch einmal
eine derartige diplomatische Aufgabe zu lösen haben würde.
Jetzt aber, entblösst von allen materiellen Mitteln und gehemmt
in Beiner kirchlichen Wirksamkeit, die durch die kriegerischen
Zeitläufte fast völlig lahm gelegt war, mochte er wohl glauben,
filr das Gedeihen der katholischen Kirche und die Befreiung
»eines eigenen Vaterlandes von der türkischen Knechtschaft
Augenblicklich besser in der Ferne, als in seinem eigenen
Kirchensprengel wirken zu können. Als er daher ersucht
^^rde, für Gott, für die Religion und seine Landsleute die
*^i8e zu 'den genannten Mächten und zu dem Papste zu unter-
'^ehmen, entzog er sich diesem Rufe nicht, sondern erklärte
»ich trotz seiner Kränklichkeit zu der weiten und mühevollen
*^i8e und zur nochmaligen Uebernahme einer so ernsten und
Nichtigen Mission bereit. Nachdem er als treuer Verwalter des
' Beü. LXXXIV.
-^»chiT. IM. LIX. II. lläUte. 30
452
•
ihm anvertrauten Vicarlates für dieses durch die Ernennnrm
des Pater Stephan Taploczay zu seinem Generalvicar a
10. März 1673 ' gewissenhaft Sorge getragen und denselb^**
dem Wohlwollen des Fürsten und der Bojaren der Molds»'
empfohlen hatte, machte er die nothwendigen Vorbereitung^
zur Reise, von welcher er sich für die Donauländer, für seum
Heimath und für seine eigene Person den besten Erfol
versprach.
Versehen mit Beglaubigungs- und Empfehlungsschreibe
von den Fürsten der Moldau ^ und Walachei, von dem walf^^ —
chischen General Gregor Habbasiesko ** und dem Erzbischoß^
von Sophia, Peter II. Deodat, * trat Peter Parchevich anfangt'
April 1673 seine Reise an und begab sich zunächst nac
Warschau. Hier hatte der polnische Reichstag wenige Woche
vorher (im März 1673) auf Betreiben Johann Sobieski's un
seiner Anhänger den Beschluss gefasst, den von König Michael
Korybut Wiesnioviecki am 18. September 1672 geschlossenetm
Frieden von Buczacz nicht anzuerkennen und den Kampf mi'fc
den Türken von Neuem aiKfzunchnien. Jedenfalls standen also
die Dinge in Polen für Parchevichs EröflFnungen und Unter —
handlungen höchst günstig. Allerdings erhielten die Fürsterm
der Moldau und Walachei am 16. Mai 1673 von der Pforte
den Befehl, ihre Truppen gegen Polen ins Feld zu stellen«
Diesem Auftrage konnten sie sich auch anfangs nicht völlige
entziehen, aber sie brachten nur 7(X)0 — 8000 Mann auf, wa^
die Unzufriedenheit des im Juli persönlich beim Heere ein—
treflFendeu Sultans und seiner Uuterbefehlshaber erregte. Nament-
lich Hussein Pascha machte den beiden Woiwoden Vorwürfe
und behandelte sie in schimpflicher Weise, ja er hieb sogar^
als Fürst Stephan eine ihm nicht behagende Antwort geg^berm
hatte, mit der Streitaxt nach dessen Kopfe. Hierüber er —
grimmten beide Füi^sten und ihre Truppen aufs Höchste. GregOÄ"
Ghika war freilich in seinem Innern ein Anhänger der Türken ^
aber wegen seiner Tyrannei beim Sultan verklagt, fili*chtete e«^
fiir sein Leben. Er sandte daher einen Boten an Sobieski un
' Boil. LXXXIIl. KurÄ: Ma^/.in a. h. O.
2 Datiert: Jhssv, 2\». Mür/. UuX Boil. LXXXVII.
3 Datiert: Jassy. l»S. März Mu'A. I^il, LXXXVIII.
* Datiert: Kiprovac, i:>. Marx U>73. Heil. LXXXIX.
453
versprach diesem; bei dem ersten Treffen zu den Polen über-
EUgehen. Stephan Petraitsehik hingegen bewahrte scheinbar
Ue Treue gegen die Türken^ blieb aber beständig im geheimen
Siovemehmen mit Sobieski^ mit dem er schon seit dem Ueber-
:aage über den Dniestr durch seinen Geheimsecretär Andreas
^olf ^ in Unterhandlung stand.
Inzwischen war Erzbischof Parchevich von Warschau nach
^ien gereist. Hier hatte ihn Kaiser Leopold in einer Audienz
"war wohlwollend empfangen und liess ihm sogar freie Wohnung
.nd freien Unterhalt anweisen^ allein mächtige Gegner scheinen
bm und seinen Plänen entgegen gearbeitet zu haben« Selbst
L«r päpstliche Nuntius am kaiserlichen Hofe, Monsignor
lario Alberici; Erzbischof von Neo-Caesarea, trat seinem Vor-
mben entgegen, stellte ihm offen die Schwierigkeiten seiner
lirchlichen Stellung vor, suchte namentlich seine Reise nach
tom zu verhindern und ihn vielmehr zur Rückkehr in die
loldau zu bewegen. Dieser veranlasste ihn zu einer ausführ-
icben schriftlichen Schilderung seines Lebenslaufes und seines
stxigen Unternehmens 2 und bedeutete ihm, ohne vorher ein-
«holte Erlaubniss der heiligen Congregation keinesfalls nach
tom zu reisen.^ Dem bei dieser Gelegenheit verfassten längeren
Berichte Parchevichs an den Nuntius dd. Wien, 29. September
€73 verdanken wir einen grossen Theil der hier gegebenen
Kttheilungen über sein Leben und Wirken. Am Schlüsse dieses
Briefes bricht der gealterte, kränkelnde, von vielen ausge-
bmdenen Mühseligkeiten erschöpfte und nun noch durch die
^n seine edelsten Absichten sich aufthürmenden Hindernisse
cf erregte Mann in schmerzliche Klagen aus, die seine Lage
^ bessern, gewiss nicht geeignet sein konnten. ,Durch Gottes
Aarmung* — schreibt er an Monsignor Alberici — ,bin ich
< katholischen Glauben geboren und erzogen, nicht leicht
'be ich dem Bösen in meinem Herzen Raum, obgleich Grund
^d Anlass genug geboten wird, von dem rechten Wege ab-
deichen und sich der Verzweiflung hinzugeben: noch im
^f<Bn leide ich Schiffbruch, und dort, wo ich in meinem
' ATielleicht ein Verwandter des früher erwälmten Peter Wolf, der dem Erz-
bischofe Parchevich auch so manche Unannehmlichkeiten verursachte.
\g\, p. 445 ff.
• Beil. LXXXIV.
' ygl Beil. XCIL
30*
454
Greisenalter für meine seit fünfzig Jahren geleisteten Dienste,
fiir die ausgestandenen Anstrengungen und Mühen Lohn, Lob,
liebevolle Anerkennung, Trost und Labung erwarten zu können
meinte, dort harren meiner, wie ich mit Entsetzen erfahre,
Kreuz, Beil, Kerker, Hass, Missgunst und Verbannung. Ich
werfe mich der römischen Kirche zu Füssen, sie thue mit dem
Unschuldigen, was ihr gefällt, und unterdrücke das Alter zu-
gleich mit der Wahrheit. Ich hingegen werde indessen nicht
aufhören, mich mit dem Heile der Seelen zu beschäftigen und
das mir von Gott und von der Kirche übertragene Amt bis
an das Ende meiner Tage zu verwalten, soweit es meine ge-
ringen Kräfte erlauben. Wie soll ich den Fürsten Antwort
geben, was der Papst, das gemeinsame Oberhaupt Aller, auf
die an ihn gerichteten Bitten geantwortet und beschlossen habe,
wenn mir der Weg zu ihm versperrt, sein Herz mir verschlossen
bleibt. Ich selbst weiss es nicht, aber ich werde nicht mit
Schimpf und Schande heimkehren, da ich überzeugt bin, dass
schliesslich daraus Aergerniss und Schaden entstehen würde;
denn jene Provinzen sind durch Sitten, Gewohnheiten, Ver-
hältnisse, Ansehen und Macht der Fürsten verschieden von
allen andern. Dem Weisen aber geziemt es, nicht bloss die
Vergangenheit und iGegenwart, sondern auch die Zukunft mit
Klugheit zu erwägen.' ^
Als Parchevich diese Zeilen schrieb, hatte er wohl nicht
vorausgesetzt, dass der Nuntius seinen Brief an die Congre-
gation de Propaganda fide einsenden und ausserdem noch in
einem Briefe vom 26. November 1673 an dieselbe berichten
werde, Parchevich habe einige wenig ehrfurchtsvolle Aeusse-
rungen gegen den heiligen Stuhl gemacht, namentlich einem
Monsignor Ranucci gegenüber. '-*
Trotz der Einwendungen und Bemerkungen des Wiener
Nuntius setzte Peter Parchevich seine Reise nach Venedig fort,
wo er etwa am 9. November 1673 eintraf. Hier Hess er am
10. November durch einen Priester beim Collegio anfrage^*»
ob man wie in Wien für seine Wohnung und seinen Unterhalt
Sorge tragen und ihn in seiner Eigenschaft als Abgesandten
der Fürsten der Moldau und Walachei empfangen würde. Bit
1 Beil. LXXXIV.
2 Laut Mittheilung aus dem Archive der Congregatio de propag&nda ^^
465
erhielt zur Antwort, dass das Erstere nicht üblich, auch vom
(Viener Gesandten, Morosini, über ihn keine Mittheilung an-
fangt sei, dass man ihn aber als Erzbischof höflich empfangen
xrerde. '
Am 5. December hatte Parchevich Audienz im CoUegio,
wo man ihm den gebräuchlichen Ehrensitz angewiesen hatte.
[n seiner Rede äusserte er sich übereinstimmend mit einer
iberreichten Denkschrift'-^ in folgender Weise: Die gegen-
p^ärtigen Fürsten der Moldau und Walachei und ihre Völker,
entschlossen Leib und Leben daran zu setzen, um sich endlich
Fon der harten Tyrannei der türkischen Herrschaft zu befreien,
iiätten ihn in seinem Greisenalter nochmals abgesendet, um
die christlichen Fürsten und die erlauchte Republik um Hilfe
Anzuflehen. Man bitte diessmal, dass die Republik sich ver-
pflichten möge, die Verbündeten dadurch zu unterstützen, dass
sie^ sobald jene ins Feld gerückt sein würden, auch ihre
Trappen zu Land und zur See in Bewegung setze, um die
früher zu ihrem Territorium gehörigen Gebiete zurück zu er-
obern und so die ottomanischen Streitkräfte zu theilen. Die
genannten orientalischen Völker, welche jederzeit die grösste
Anhänglichkeit für die durchlauchtigste Republik gehabt hätten,
wünschten je länger, je lebhafter, sich unter den Schutz ihrer
gerechten Regierung, dieses Musters der verehrungswürdigsten
Freiheit, zu begeben. Die Venetianer möchten ihre Heere mit
dem jener Völker vereinigen, wenn schon nicht zum Zwecke
der Wiedereroberung aller ihrer verlorenen Provinzen, so doch
zum Schutze ihrer gegenwärtigen Besitzungen und zur Wieder-
eröffnung des Handelsverkehres im weissen und schwarzen
Heere und auf der Donau. Ausserdem erbitten sich die ge-
nannten Völker als feste Bürgschaft und sichtbares Unterpfand
der ihnen gemachten Versprechungen, eine Standarte der durch-
lauchtigsten adriatischen Majestät, damit sie deren glorreiches
Banner entfalten könnten, welchem alle jene Völker in frei-
Bvilligem Gehorsam und als treue Vasallen sich anzuschliessen
:>egehrten. ^ Schliesslich bitte er, nach Ueberreichung seiner
» Beil. LXXXV.
' Beil. LXXXVI. — Vgl. die Mittheiluug des Professor Makusew in eiDem
AnfsAtz über die orientalische Frage im sechzehnten und siebzehnten
Jahrhundert in ^Slavianski Sbornik^ III, St. Petersburg 1877.
> Beü. LXXXVL
456
Creditive ^ ihm zar weitern VerhandluDg Jemanden aus ihrer
Mitte zuzutheilen.
In Abwesenheit des Dogen '^ erwiderte ihm der älteste
Rath, Stephan Sagredo: dass man seine geschätzte Person hier
mit Vergnügen wiedersehe, das von ihm Vorgetragene reiflich
überlegen und ihm die Kesultate der Berathung mittheilen
werde. Bis dahin gebe er ihm die Versicherung, dass die
Republik mit Befriedigung und steter Theilnahme den Fort-
schritt der christlichen Waffen begleite.-*
Als Parchevich nach dem üblichen Ceremoniel hierauf
den Saal verliess, übergab er an der Thür dem Secretär noch
ein Schreiben in Privatangelegenheiten,^ welches die Bitte eD^
hielt, der Doge möge mit Rücksicht auf alF die Beschwerden,
Unbequemlichkeiten und Auslagen so langer und schwieriger
Wanderungen, zur Wiederbelebung seines dahin sinkenden Lebens
imd zum Lohne eines so mühevollen Walteus, aus dem reichen
Schatze seiner Gnaden, welcher selbst von den entferntesten
Nationen als unerschöpflich gepriesen werde, auch ihm und
seinen Stamm es verwandten ein Zeichen der öffentlichen An-
erkennung gnädigst verleihen, wodurch es ihnen möglich ge-
macht würde, unter dem heitern Himmel dieses Landes leb^
zu können. Die glorreich regierende römisch-kaiserliche Ma-
jestät habe ihn mit reichlichen Beweisen ihrer Zufriedenheit
ausgezeichnet. So hoffe er auch von der hochgepriesenen
Grossmuth der Republik, ein Zeichen des Wohlwollens zu er-
halten, ^ gleichwie er sehnlichst wünsche, den gesammten Orient
zur Befestigung des Thrones seiner Herrlichkeit im Kampfe
vereinigt zu sehen.
In der Senatssitzung des 7. December 1673 ward eine
Antwort auf Parchevichs Memorandum beschlossen, ^ in welcher,
J Beil. LXXXVII, LXXXVllI, LXXXIX.
2 Domenico Contarini, regierte 1659 — 1675.
3 Beil. LXXXVl.
* Beil. XC.
^ Es scheint demnacb, dass Parchevich die Aufnahme in das veneziani*^
Patriciat für »ich und seine Verwandten angestrebt habe, wohl um *®
letzteren die Möglichkeit zu geben, sich auch eventuell in Venedig ni^^
zulassen, sowie ihnen durcli das Freiherrnbestätigungsdiplom K^^
Leopolds die Rechte unprarischer Magnaten zugesicliort worden wnr^*^'
c Beil. XCl.
457
Oboe auf dasselbe näher einzugehen, den Fürsten der Moldau
and der Walachei, wie auch dem General ihres Heeres und
dem Erzbischofe von Sophia die Versicherung der vollsten
Anerkennung und der besten Wünsche für das dem allgemeinen
Wohle so nützliche Unternehmen und dem Erzbischofe von
Hartianopel die grösste Hochachtung und Theilnahme ausge-
sprochen und zugleich dem Letzteren glückliche Reise ge-
wünscht wird. Ferner beschloss der Senat, dem Monsignor
Farchevich zur Bestreitung seiner Reisekosten die Summe von
zweihundert vollwichtigen Ducaten überreichen zu lassen.
Trotzdem dürften die Resultate von Parchevichs Anwesen-
heit in Venedig, wo er nun schon zum dritten Male erschien,
diessmal seinen Erwartungen nicht völlig entsprochen haben.
Zwar war er von der Signoria jetzt mit aller dem fremden
Erzbischofe und apostolischen Vicar gebührenden Höflichkeit
empfangen worden, allein die Antwort, die ihm zu Theil wurde,
war ziemlich nichtssagend und seine Privatbitte fand keine
Weitere Beachtung. Wahrscheinlich war er nach der Meinung
der Venezianer in seinen Anforderungen zu weit gegangen,
und die von ihm gegebene Andeutung, der Möglichkeit einer
Ausdehnung der venezianischen Oberherrschaft über den Orient,
konnte wohl eine so vorsichtige und staatskluge Regierung, wie
die der Republik von San Marco, nicht verlocken. So blieb
itm nm* noch der letzte und schwerste Theil seiner Aufgabe
übrig, die Reise nach Rom.
Inzwischen hatten sich die Angelegenheiten der Donau-
fnrstenthümer und ihrer Regenten schnell und entscheidend
^twickelt, so dass sie Parchevichs Unterhandlungen überholt
hatten. Schon vier Wochen vorher, am 11. November, war es
zwischen den Türken und Polen zu der wichtigen und für die
christliche Sache erfolgreichen Schlacht bei Chocim gekommen.
Am Tage vorher (10. November) waren die moldauischen und
^alachischen Truppen zu den Polen übergegangen und die
letzteren hatten ihren Fürsten, Gregor Ghika, trotz seiner
^kischen Gesinnung gezwungen, ihnen zu folgen. Am Tage
der Schlacht stellte Sobieski das moldauische Fussvolk in die
ersten Reihen, den walachischen Fürsten hingegen, dem er
^icht ganz traute, Hess er mit seinen Reitern bei den zur
"tickendeckung verwendeten Truppen zurück. Der moldauische
**^r8t, Stephan Petraitschik, welcher im türkischen Lager ge-
458
blieben war, bezeichnete von dort aus den Polen den schwächBten
und am leichtesten anzugreifenden Theil desselben. Als diese
an jenem Punkte eindrangen, warf er die Maske ab und kehrte
seine WaflFen gegen die Türken. Mit eigener Hand verwundete
er Hussein Pascha, der ihn einst mit der Streitaxt bedroht
hatte. Als Gregor Ghika sah, dass die Türken, besiegt, den
Platz räumten, entwich er mit 40 Reitern und sprengte den
Türken nach. Mit Verlust von 35 Begleitern und selbst ver-
wundet, entkam er zu diesen und wurde anfänglich freundlich
aufgenommen. Da man jedoch trotz seinen Betheuerungen
seine Treue nicht für zuverlässig hielt, wurde er bald darauf
seines Fürstenthums entsetzt, nach Constantinopel geschickt
und dort angeblich vergiftet. So war denn die Festung
Chocim den Polen wieder in die Hände gefallen und die tür-
kische Armee musste sich durch die Moldau zurückziehen, die
sie aus Rache gegen Fürst Stephan Petraitschik in unmensch-
Hcher Weise plünderte und verwüstete. Aber Sobieski rückte
gegen Jassy vor und gestützt auf ihn, hoffte Petraitschik sich
in der Moldau behaupten zu können. Beide luden den Fürsten
von Siebenbürgen, Michael Apaffy,^ ein, ihrem Bunde gegen die
Türken beizutreten. Aber am Tage vor der Schlacht bei
Chocim war König Michael Wiesnioviecki von Polen gestorben
und jetzt beriefen der Primas und der Senat Sobieski tOAi
seiner Armee nach Polen zurück. Damit schwand für den
Fürsten Stephan jede Hoffnung und da an einen weiteren A^'
enthalt in der Moldau nicht mehr zu denken war, bat er ^®
Polen, ihm in ihrem Lande einen Wohnsitz anzuweisen. So-
bieski gab ihm das Dorf Kupnowicz bei Sambor in Rothreuss^^»
wo Stephan auch bis an sein Lebensende blieb, obschon ^
ihm dort wenig gefiel, ,oü le moindre Starost so mettoit ^^*
dessus d'un prince depoiiille^^
Von allen diesen Ereignissen war dem Erzbischof E^^^'
chevich noch keine Kunde zugekommen, als ihm die ö^"*^^
weichende Antwort der venezianischen Regierung zu Tl*-^^
wurde. Nun richtete er, wie ihm der päpstliche Nuntiu» ^
Wien und der in Venedig gorathen hatten, an die heilige C^^^
gregation die Bitte, ihm die Erlaubniss zur Reise nach R^^^
» Geb. 1632, Fürst von Siebenbürgen 1661, f 1690.
^ Seine Witwe vermalte sich später wieder mit einem polnischen EdelmA*^*
459
2Q ertheilen. Er that diess durch ein Schreiben vom 9. De-
oember 1673/ mit Hinweis auf die Wichtigkeit seiner Reise
üBr das Wohl der Donauprovinzen^ deren Angelegenheiten er
in Rom schriftlich und mündlich auseinandersetzen werde^ um
dum mit tröstlicher Antwort zu den Fürsten und Völkern
jener Länder zurückzukehren. Auch schrieb Parchevich noch
an demselben Tage einen zweiten Brief an den Cardinal Bar-
berini, den Präfecton der Propaganda,'-^ welchen er auf das drin-
gendste bat, ihm den Weg nach Rom nicht zu verschliessen,
und zwar weniger aus dem Grunde, weil er seit achtzehn
Jahren nicht dort gewesen, als vielmehr desshalb, weil er der
üeberbringer so wichtiger Aufträge sei, die für die Freiheit
nnd Ausbreitung der katholischen Kirche von hohem Vortheile
wären. Empörung, Hass und Zwiespalt würden gewiss im
Orient entstehen, wenn man hörte, dass Rom den Erzbischöfen,
die des Tages Last und Hitze tragen und Tag und Nacht im
Weinberge des Herrn arbeiten, den Zutritt verweigere. Er
hoffe, von der heiligen Congregation aufgenommen und nicht
2Urückgestossen, belohnt und nicht misshandelt, erbittert tmd
^^ Verzweiflung gestürzt zu werden; auch sei er ja ein Frei-
ffeborener und nicht der Sohn einer Magd. Um den Tumulten
^orzubetigen, die entstehen würden, wenn er schimpflich zurück-
kehrte, ohne die Briefe überreichen zu können und Seiner
Heiligkeit die Füsse geküsst zu haben, werde er lieber auf
^ie erzbischöfliche Würde und auf alle seine chimärenhaften
Titel verzichten, um so mehr, als er voll Schulden sei, und
®*ch in eine Einsamkeit zurückziehen, um dort in Frieden den
kurzen ihm noch übrigen Rest seines Lebens zu beschliessen ;
*^l8 Se. Eminenz nicht geruhe, dem Nuntius in Venedig kund
*^ geben, dass Peter Parchevich aus den angeführten Ursachen
*^f einige Tage nach Rom kommen dürfe.
Als Parchevich hierauf um die Mitte des Monats Jänner
■^674 in Venedig wirklich die Erlaubniss nach Rom zu kommen
^^hielt, war er durch Krankheit an das Bett gefesselt. ^ Aber
■^Ooh erfreut über die Erfüllung seiner Bitte und noch mehr
^oer die seither erhaltene Nachricht vom Siege der Polen bei
* BeiL XCU.
^ Beil XCni.
* BeiL XCIV.
460
Chocim, schrieb er noch am 19. Jänner 1674 an den Cardinal-
präfecten einen Brief voll von Begeisterung und Dankbarkeit^
Ihm ei'schien dieser Sieg wie ein Gericht Gottes über die
Türken und sein Herz hoffte, dass die Fahnen der Christenheit
auch auf dem rechten Ufer der Donau in Bulgarien und am
schwarzen Meere wieder siegreich wehen würden. Jetzt sah
er den günstigen Zeitpunkt gekommen, um den Hochmuth der
Feinde zu demüthigen, das vergossene Blut so vieler Christen
und die Beschimpfungen der Altäre Jesu Christi zu rädien,
wenn nur die Tapferkeit der Polen und Walachen, die Gut
und Blut dafür zu opfern bereit seien, von den christlichen
Fürsten mit Geld unterstützt würde. Dazu möge der Cardinal
auch Seine Heiligkeit bewegen und sonstige Mittel und Wege
zur Förderung dieser heiligen Sache aufzufinden suchen. Seinem
mitleidvollen Herzen empfehle er die letzten Thränen und
Wünsche seines dahinsinkendcn Lebens für das Wohl der
Christenheit. Schliesslich bitte er ihn, die heilige Congregation
zu veranlassen, dass ihm ein Theil der Summe, welche ihm
dieselbe bereits angewiesen habe, gesendet werde, damit er
seine Reise nach Rom fortsetzen könne, sobald er sieh von
seiner langwierigen und kostspieligen Krankheit nur einiger-
massen erholt haben würde.
Endlich, im Mai, kam Parchevich nach Rom. ^ Ohne Rück-
sicht auf sein körperliches Leiden und seine Jahre betrieb er
hier alsbald die ihm übertragene und seine Seele ganz er-
füllende Aufgabe mit jugendlichem Eifer. Gleich nach seiner
Ankunft suchte und erhielt er eine Audienz bei dem Papste Cle-
mens X. und bei dem Cardinalstaatssecretär Altieri und machte
überhaupt zahlreiche Besuche bei den übrigen Cardinälen und
den Gesandten. ^ Mehr oder weniger ausführlich setzte er diesen
Allen auseinander, dass das türkische Reich von seiner früher
so bedeutenden Macht Vieles eingebüsst habe; aus christlichen
Europäern und unkriegerischen Asiaten zusammengesetzt, Bei
es durch unglückliche Kämpfe seiner alten kriegsgewohhten
Truppen beraubt und nur schwer im Stande, neue heranzu-
bilden, theils weil seine Völker des Krieges überdrüssig, theiU
» Beil. XCIV,
2 Nach Mittheiluiijr au» dorn Archiv der Propaganchi. licil. III.
^ Dicss und das Folg^endji nach einer Depesche des venezianischen Ge-
sandten in Rom, Pietro Mocenigo, ddo. Rom, iJO. Juni 1674. Beil. XCV.
461
weil seine Provinzen verödet seien; dass man die Polen an-
eifem müsse, zum Angriffskriege zu schreiten, über die Donau
zu gellen und in Bulgarien einzufallen: dass, wenn dieser Be-
Bchluss nicht gefasst würde, die Fürstenthüraer der Walachei
Qod Moldau unbedingt zu Grunde gehen müssten, da die
Türken jetzt hinreichenden Grund hätten, sie in türkische
Provinzen zu verwandeln und von Paschas verwalten zu lassen ;
dass die Macht Polens, vereinigt mit jener der Moldau und
Walachei eine sehr bedeutende wäre, und dass mit wonig Geld
Grosses geschaffen werden könnte, so dass man bald nach den
ersten Schritten an die Eroberung feindlicher Provinzen und
die Befreiung der armen Christen von dem türkischen Joche
werde denken können. Er empfahl die Person des neuen
Königs von Polen, ^ dessen Wahl eine besonders glückliche
Bei, auf das wärmste imd schilderte den Zeitpunkt als für die
Ausführung eines solchen Unternehmens höchst günstig. Auch
den Moskowiter — so meinte er — solle man für eine so
glorreiche Unternehmung zu begeistern trachten, ohne sich an
dem eitlen Czarcntitel zu stossen, indem er zugleich versicherte,
das© Czar in der slavischen Sprache ,König' und nicht ,Kaiser'
bedeute. Man solle daher eine Gesandtschaft an den gegen-
wärtigen Grosstursten von Moskau ^ senden, um das allgemeine
Interesse und die Vortheile der katholischen Kirche zu fördern.
Er schildert denselben als einen sehr humanen, fremden Na-
tionen freundlich gesinnten Fürsten und als zu den grössten
Unternehmungen iahig. Namentlich bat er auch den venezia-
nischen Gesandten, sein Unternehmen zu begünstigen, seinen
Aeusserungen Nachdruck zu geben und seinen Vorstellungen
^*trme Aufnahme zu verschaffen.
Parchevich selbst wünschte möglichst bald abgefertigt zu
^^erden, da er sich wegen seines Leidens und seines vorge-
**^okten Alters ausser Stande fühlte, seine Rückreise lange zu
^«rschieben. Freilich, das musste er sich wohl selbst sagen,
^^as zur Ausfuhrung eines so grossen, für die ganze Christen-
*^^it so wichtigen Werkes zunächst die Herstellung des Friedens
^*Äd der Eintracht unter den christlichen Fürsten höchst
^^tinachenswerth und nothwondig sei, damit alle zur Erreichung
* Johann III. Sobieaki, ^el). 1(524, Könij,' .-im 10. M.ii 1<>74, geat. 17.. Juni 1096.
^ Alexei Michailowit^ich, geb. am 17. März Ki.'W), C/Jir 1045, p^o.st. 8. Fe-
bruar 1Ü76.
462
dieses hohen Zieles zusammen wirken mögen, und so konnte
er wohl zunächst nichts weiter hoffen und anstreben, als den
heiligen Stuhl -dafiir zu gewinnen, in diesem Sinne bei den
katholischen Mächten zu wirken und eine Coalition zu ver-
mitteln. Allein Parchevich, der den allgemeinen politischen Ver-
engen und Verhältnissen während seines Aufenthaltes in der
Moldau so lange fem geblieben war und vielleicht auch niemals
einen tieferen Einblick in die diplomatischen Intriguen seiner
Zeit gewonnen hatte, musste doch endlich zu der Erkenntniss
gelangen, dass edles Streben, warmes Gefühl und unermüdeter
Eifer auf diesem Gebiete nicht allein den Ausschlag geben.
Natürlich hatte sich Parchevich ganz besonders mit dem
polnischen Gesandten in Rom ins Einvernehmen gesetzt, der
auch seinerseits, da des Erzbischofs Abreise nahe bevorstand, die
grössten Anstrengungen machte, um vom heiligen Vater für Polen
Hilfe und Unterstützung gegen die Türken zu erlangen. > Allein
der römische Hof zeigte für diesen Krieg keine rechte Geneigt-
heit, geschweige denn den ganzen nothwendigen Eifer, mit
welchem allein etwas hätte ausgerichtet werden können. Dazu
kam aber noch, dass der Nuntius Bonvisi in Warschau, ärgerlich
über den König, der seine Ernennung zum Cardinal verhindert
hatte, berichtete, König Johann IH. Sobieski sei mehr zum
Frieden als zum Kri^e geneigt Da man in Rom den Worten
des Nimtius mehr Glauben schenkte, als denen des polnischen
Ciesandten und des Erzbischofs Parchevich, so erkaltete der
vorhandene geringe Eifer für diese Sache gänzlich und Car-
dinal Altieri sagte dem polnischen Gesandten ganz offen, die
Nachrichten, die er aus Polen erhalte, lauteten dahin, dass man
dort Verhandlungen mit der Pforte angeknüpft habe und Frieden
schliessen wolle.
Und doch wäre vielleicht eben damals der richtige Moment
zur Befreiung der Christen von der türkischen Herrschaft ge-
wesen. Aber Polen allein war dazu zu schwach, Kaiser Leopold
war durch die Wirren in Ungarn und die Verwicklungen mit
Frankreich völlig in Anspruch genommen, die Republik Ve-
nedig war durch den eandischen Krieg erschöpft- und der
* Dies» and dus Folgende au$ einer De^ne^cite Peter Mocenigo*», ddo. Rom,
7. JoH 1676. BeiL XCTI.
• Die Vertbeidigong Candia» (uOte Veaedi^r im Jahr«^ 1668 aUein 4.39i.0(Ki
Ducaten, öS6 Officiere and 77-U> Soldaten ^ko«tet.
463
heilige Stuhl war unter allen diesen Umständen einer so grossen
neuen Unternehmung nicht geneigt. So kam es, dass die Moldau^
deren Thron mit Demeter Cantacuzen (1673 — 1676) besetzt
wurde, den ärgsten Verwüstungen von Seite der Türken preis-
g^^ben war, dass in der Walachei der grausame Duka, der
frühere Woiwode der Moldau, zur Regierung gelangte (1673
bis 1678), und dass es den Türkon schon 1674 gelang, Chocim
zurück zu erobern und Kamieniec zu entsetzen. Inzwischen
hatte sich Parchevich in Rom vergeblich bemüht, sein Ziel zu
erreichen, und Anstrengungen gemacht, denen seine so sehr
ST^schwächten Körperkräfte nicht mehr gewachsen waren. Er
sank abermals aufs Krankenlager, enttäuscht in seinen edelsten
kirchlichen Bestrebungen, bei denen er kaum dem Schicksale
seines Vorgängers Marcus Bandin entgangen wäre, wie in seinem
hochherzigen politischen Wirken für die Donaufürstenthümer
^^^d seine Heimat, welches an den damaligen allgemeinen poli-
tischen Verhältnissen Europas scheitern musste. Da er sein Ende
**©rannahen fühlte, übergab er die ihm gegebenen Aufträge und
■Papiere einem Herrn Musini * und starb am 23. Juli 1674. -
»Dem Bischöfe von Martianopel' — so berichtete Peter Moce-
^igo nach Venedig*^ — , Gesandten der Fürsten der Walachei
^^d der Moldau, ist es leichter geworden, in Rom sein Dasein
Als seine Geschäfte zu beschliessen, indem er nach mehrtägiger
Krankheit in ein besseres Leben hinübergegangen ist.'
Ueber Parchevichs Grabstätte findet sich keine Auf-
zeichnung. * Auf die Anfrage des Superiors und Pfarrers von
^* Andrea delle Fratte, •'» wegen des Begräbnisses und der
Kosten des Leichenbegängnisses, schrieb die heilige Congre-
S^tion an ihren Secretär: Er möge nach seinem Gutdünken
^*e nöthigen Anordnungen treffen und die Leichenfeierlichkeiten
**^ der Kirche des Collegium urbanum ^ abhalten lassen in An-
* Beil. XCVIT. Vermuthlieh ist Christoph Maflini gemeint, der als polnischer
Gesandter sich im Mai 1674 auf der Durchreise in Venedig aufhielt.
^ Lant Mittheilung der Propaganda. Beil. TIT.
^ Beil. XCVII.
^ Mittheilung der Propaganda.
* fl. Andrea delle Fratte in der Via di Capa. nahe der Piazza di Spagna
in Born.
^ Eine Abtheilnng des Collegiums der Propaganda fide zur HeranbUdang
▼on Klerikern.
m
hntmohi (Ic^hroii, dnss dio Caplftne (Oratorcs) jener Kirche, den
Lnldhtiain %\\ liahon wünschten.
ItoreitM an) 2H. Juli 1674 hatte Musini die diplomatische
Krbii(ihat\ raroheviclis angetreten, dem Cardinal Altieri seine
HtiKlauhigungsschroibon überreicht, den Cardinälen seine Auf-
wartung gf^nmoiU und die Gesandten um ihren Beistand und
ihr« UnturatUtxung ersucht * Der von Parchevich bei seiner
Abrt>itit^ auA der Moldau zu seinem Generalvicar ernannte
Stophan TapKuiiny wani sein Nachfolger im apostolischen Vi-
oarlwtt* dor Moldau.*
^ \Mi xrviu
^ Kr \viii\\«^ It^it^ Auf Wr^cKU^ dor heÜi^n Coo^rcf^tioa doreh Papst
lun^HH^u XK vlWuodk^t Od^^tealchi 1(^76^16:^ nm a{i««toii»aieii Tkar
dw MvvKUm onMUinU *tar*» *Wr scIkmi &m ^. X^>r«Bfcer 1<57:^ i» Crnktr-
HmliW iu ^b(^%Mibftr^^MU w\>kiu ^r sielt rva Bakor asf karse Zeit mm
l^«vAmaii^%»iHkki4clilM t^^r^liM Intte. VgtKvn &.&.O. pL^iX Der Titel
>i^>\rd^i^ ««^ Miu^ «v«iac$t>e«t» bkauU Gas:»: $<n» E^tescof»:««. pc 43:i,
^M(H) IXv^ ^ K2rtH«clxsr «Bmapr Meov^^we er porta^m» 5säie&XK 4e«
vKvj^V^lN^ <>MI^>;k iV^ $^ IVattft&cL v^rac^er sat IL JGn 1714 aaek dv
ANHANG.
^tegel des Peter Freiherrn ron Parchevich, Erzbischo^
TOD Martianopel.
Vorstehende ALbildiing zeiget das Siegel des Peter Frei-
"*»Tn von Parchevich , ErzbiachofB von Martianopel , nach
^inem eigenen Originalsiegelabdruck in den ActenstHcken des
*^ k. HofkammerarchivB z« Wien (Beil. XXVIII, XXXIV,
^I^SXV, XXXVI). Dieses beweist, dase Parchevich, das dort
^»diriebene Wappen führte, noch ehe er das AdelsbestätigungB-
^i^lom Kaiser Ferdinands 111., ddo. 12. Jänner 1657, erhielt,
^^d zwar schon mit dem erst in der FreiberrnbestÜtigung Kaiser
■^*«opolds 1-, ddo, 20. Jnli 1668, vorkommenden Bande mit den
^■■«i Sternen, welches man sonst für eine Wappenvermehrunjf
^^tte halten können. Vgl. die Wappen beschi-eibungen Beil. I
^**d II.
'S
o
o
c5
0)
^
bC
4>
'S
15
0
£
0
0)
Q_
u
Uka
9
pCO
•H
o
CD
o
CO
5
«
.a
e
a
«
S
a
a
S
o
i
O CO
•
M
a
•
i
p
w
o
n
a
o
>■
fl
PQ
CO
cS2
CCS
E
E
CO
•
a
o
.9 w
et
PI
O
•61
«>
s
'S
I
*• ^
eo
'S
2 «i c
g ta g
pp . ^
eis
a ^
lO V
*
ä 'S
I »
►
a
et
■*»
1 -
« »-• 2 .
S '^
* >
'S ^
ja
>
N
a
a
9
1
^
^ a
a
I
CD
H
'S ^
•ff P
'S ^i
«
• c
4
J
8
—^
»
«>
A4
5{
'S
o
•5:
§
SÄ
s
a
o
S1
14
I
•6691 4-
'iivqdo^g mtvqpf
*llllll|Df
*I119J«][
An
Ain
inxi
PS
s
•■4 / ^^
s
"'S
3*2
Du
31 4 .
0*0 0
H
1^
I
H
H
1^
•'S j
p2 §? ar
I
ja
o
•g
I
H
ii
0 M . •*
i. _
I
H
•iiii«|jra]| xi
•JÄtof in
l -WOT inAi
•ton»! HAI
-«in«i«&re][ lAl
'flnojvil AI
■(ovpSog)
)ipoaa An
'«n|i«inn[ im
'm ^«i 'in
11 wimpf '11
o
s
a §>
II
1
468
Bemerkangen zur yorstehenden Stammtafel.
Die vorstehende Stammtafel zeigt die Abstammung des
Eribischofes Peter Freiherrn von Parchevich und den Zu-
sammenhang seiner Familie mit der noch lebenden gräf-
lichen Linie Pejacsevich. Sie beruht in ihrem ersten Theile,
bis zum Ende des vierzehnten Jahrhunderts, auf den Angaben
der bereits gedruckten Werke:
Max Schimeky Politische Geschichte des Köni^preiches Bosnien
und Kama. Wien 1787.
Franz Xaver Freiherr v. Pejacsevich, Historia Serviae. Kal6csa
1799.
Aschbach, Geschichte Kaiser Sigismunds. Hamburg 1838 bb
1845, 4 Bde.
Du Nord, Abriss der Geschichte Bosniens und der Herzogo-
vina. Wien 187G.
Für die Fortsetzung derselben bis zur Mitte des sieben-
zehnten Jahrhunderts diente eine im vorigen Jahrhundert ab-
gefassto, im Nassiczer Familienarchiv befindliche, Familien-
chronik, Von da an ist die Genealogie tlieils den hier folgenden
Beilagen, thoil$ anderen authentischen Urkunden entnommen,
welche auch vielfach die Angaben der Familienchronik be-
stätigen.
Zur näheren Erläuterung der Stammtafel werden hier
ncK'h folgende Bemerkunsren hinzugefügt:
L Stephan Kotroma nus, ein deutscher Feldherr, wurd^
von dem Konige Bela IV. von Ungarn (^1235 — 1270^ um d3^
Jahr 1245 nach Bt^nien gesendet, um den daselbst ansgebrocb^^
nen Aufetand zu bekämpfen. Er setxte den dortigen Ban a^*^'
wnrde unter imgarischer Oberbv^heit selbst Ban^ erbaute d^^
Schloss Varch-Bcvsna an der Miliacka und \tsgte dadurch d^^
Grundsteiii zu der heviiigen Hauptstadt Serajevo (Bosna
V^l. Sohimek p. C%i^ : Pejacsovich p. o7;^, .>S7, oHCS: Ehi Nord p,
n. Stephan K otronianovioh war Ban von Bosnien
127a. starb um lolO. Vgl, Sciiimek p. 62— «4: Pejacseyi^:^
P« O 4 5.
IIL Stephan Linus, Ban 1317, Fürst und Herr von Bos-
nien, zu Sala, Ussora etc., Graf von Chelmien 1326, starb 1357.
Seine Gemahlin war Elisabeth, Tochter des Prinzen Casimir
von Polen aus piastischem Stamme, P]nkelin Lechs VI. Herzogs
in Polen (1279—1289). Vgl. Schimek p. 73—81; Hübner,
Genealog. Tab.; Pejacsevich p. 376, 389, 390, 391; Du
Nord p. 31.
IV. Ninoslav (Friedrich), auch Miroslav oder Constantin
Miroslav, Dynast an der Ussora, Sala, Herr von Narona. Vgl.
Schimek p. 64; Pejacsevich p. 389; Du Nord p. 32.
V. Vladislav; dessen Gemahlin: Helene aus dem Ge-
»clilechte der Grafen von Berbir (Schimek p. 69). Vgl. Schimek
p. 64; Pejacsevich p. 389; Du Nord p. 31.
VI. Daniza starb in Rom und ist begraben in der Kirche
3* Maria sopra Minerva. Dort befindet sich auch ein Monument
nait der Inschrift: Hie jacet Diana Illyrica. Vgl. Schimek
P. 64, 74; Pejacsevich p. 389.
VII. Katharina, Gemahlin des Grafen Nicolaus von
CJhelm (später Herzogthum Saba, jetzt Herzoge vina). Vgl.
Schimek p. 64; Pejacsevich p. 389.
Vm. Elisabeth, Regentin von Ungarn 1382—1386,
starb 1386, vermählt 1363 mit Ludwig I. d. Gr., König von
Ungarn (geb. 5. März 1326, König von Ungarn 1342, König
'^on Polen 1370, starb 2. September 1382). Er war in erster
-ßhe vermählt mit Margaretha, Tochter Kaiser Karls IV. (geb.
1335, starb 1353 kinderlos). Die Nachkommen König Ludwigs
Sind aus seiner zweiten Ehe.
IX. Draga, starb un vermählt im Kloster. Vgl. Pejacse-
vich p. 391.
X. Stephan Dabisa (Dabisia), Herr von Narona, nannte
•ich als natürlicher Sohn des Fürsten (slav. Knez) Ninoslav,
^lÄezevich = Fürstensohn, empörte sich mit seinen drei Söhnen
^357 gegen Ban Tvartko I. und musste nach Kagusa flüchten.
Nach Tvartko's Tode wurde er selbst König von Bosnien (1392),
•^ocrlieas durch einen Vertrag (Pray, Ann. Hung., II, p. 189)
^^n bosnischen Thron an König Sigismund von Ungarn, und starb
^396. Seine Gemahlin Helena, Tochter des croatischen Grafen
"^on Nelipa, Regentin von Bosnien 1396 — 1398 (Ljubica, Opis
J^tgoslovenskich novaca, u Zagrebu 1875, p. 212, 213), starb
^ Kloster. Vgl Schimek p. 64, 81, 90—94; Pejacsevich p. 375,
31»
i
470
392, 394, 395, 396; Aschbach Geschichte König Sigismunds,
Hamburg 1838, I. Bd., p. 81 ff.; Du Nord p. 32, 33, 34.
XI. Stephan Tvartko I., geb. 1326, Ban von Bosnien
13Ö7, erster König von Bosnien, gekrönt im Kloster Miloäeyo
1376, starb 16. Februar 1392. Erste Gemahlin: Dorothea,
Tochter des Czar Straäimir von Bulgarien; zweite Gemahlin:
Jeliza, eine vornehme Bosnierin; Concubine: Vojsava.
Xn. Vuk (Wolfgang) oder Vucikus wird 1375 von dem
aufständischen Adel zum Ban ausgerufen. Vgl. Schimek p. 82;
Pejacsevich p. 391, 395; Du Nord p. 32.
Xin., XIV., XV. Vladislav, Parchia und Vuk, die
Söhne des Stephan DabiSa, betheiligten sich mit ihrem Vater
1357 an dem Aufstande gegen Tvartko I. Mit diesen drei
Brüdern beginnt die erwähnte Familienchronik. Vladislav, der
geblendet wurde, wird nebst seinem Bruder Vuk, den Ban
Tvartko w^^n seiner Theilnahme an der Rebellion mit schwerer
Haf^ bestrafte, als der Stammvater der bosnischen Knezevich
bezeichnet; Parchia aber, der nach Bulgarien floh, dort das
Schloss Kneie am Flusse Skit, einem Nebenflusse der Donau,
erbaute, als Stammvater der Parchcvich aus dem Hause Kneze-
vich in Bulgarien. Vgl. auch Schimek p. 83 ff.; Pejacsevich
p. 392; Du Nord p. 32.
XVI. Kathairina, seit 1362 Gemahlin Hermanns I. Grafen
von Cilly (starb 21. März 1385 zu Wien! Vgl. Schimek p. 82;
Pejacsevich p. 344, 309, 399; Wisgrill, Schauplatz des land-
sässigen niederösterreichischen Adels, Wien 1795, H, p. 85;
Du Nord p. 32.
XVII. Stephan Tvartko II. Seurus (Sura), ein natür-
licher Sohn Tvartko's I., König von Bosnien 1396 — 1443. Vgl.
Schimek p. 94—114: Pejacsevich p. 375, 393—403, 418;
Aschbach a, a. O. I. Bd., p. 231 ff.; Du Nord p. 33 ff.
XVm., XIX. Andreas und Nieolaus I. Parchevich
nannten sich laut Familienchronik als Söhne des Parchia: Par-
chevich aus dem Hause Knezevich. Nach derselben Chronik war
Andreas Gesandter Czar Stra&imirs und SiSmans von Bulgarien
bei König Ludwig I. von Ungarn (vgl. Beil. Nr. II h Nico-
laus I. aber nahm Theil an der Schlacht am Flusse Marica
[26, September 1371).
XX. Peter I. Parchevich flüchtete bei dem Bürger-
kriege zwischen den Söhnen Sultan Bajazeta ^1409 — 1413) mit
471
dem bulgarischen Prinzen Constantin, dem Sohne Czar SiSmanS;
SU dem Despoten Stephan Lazarevich nach Serbien, starb bald
nach dem Prinzen Constantin um 1423 zu Prizren in Bulgaro-
Macedonien.
XXI. Nicolaus II. Parchevich flüchtet nach Ungarn,
kämpft unter König Sigismund (1382—1437) oft und glücklich
g^gen die Türken.
XXII. Qyoni (Johann) Parchevich nimmt laut Familien-
chronik mit Hilfe des Johann Maramonte (Giovanni, Ivo de
Cernagora [Montenegro] ex genere Maramontensi 1465 — 1490
Hopf, Chroniques Qreco-Romanes, Berlin 1873, p. 534) die
Güter seiner Ahnen um 1481 wieder in Besitz, theilt dieselben
im sechzehnten Jahrhundert unter seine Söhne, welche hierauf
verschiedene Namen annehmen.
XXin. Johann Parchevich kämpfte 1563 mit seinem
Bruder Demetrius Pejacsevich gegen Johann Jacob Basilius
Heraclides, Woiwoden der Moldau (1561—1563).
XXIV. Demetrius Pejacsevich nennt sich so nach
dem Schlosse Pejacsevo.
XXV. Stephan Knezcvich, so genannt nach dem
Schlosse Kneie am Flusse Skit in Bulgarien.
XXVI. Thomas, als Sohn des Gyoni (Johann) : Thoma-
Sryonovich genannt (vich = Sohn).
XXVII. Michael Parchevich laut Familienchronik.
XXVin. N. Parchevich, alias Cserkich oder Cser-
*ticay, führt diesen Nam'en vom Schlosse Cserka in Bulgarien.
-^ie vorstehenden Angaben der Familienchronik über die Güter-
**ieilung zwischen den Söhnen Gyonis und die Annahme von
*^^f verschiedenen Namen, welche besonders bei Erwägung der
etymologischen Entstehung des Namens Thomagyonovich wahr-
scheinlich werden, finden auch in den Beilagen I und II ihre
^rlcimdliche Bestätigung.
XXXIL, XXXIII. Georg und Stephan Thomagyono-
^^oh laut Familienchronik.
XXXIV. Michael Freiherr von Parchevich 17. Jänner
1657 und 20. Juli 1668. Gemahlin Maria. S. Beil. I und II.
XXXV. Peter Freiherr von Parchevich, Erzbischof
^on Martianopel, lebte 1612—1674.
XXXVI. Paul Freiherr von Parchevich, s. Beil. I u. II,
XXXVIII. N., 8. Beil. I.
472
XXXIX, XL. NicolauB und Peter Freiherren von C» er-
kiczy laut Beil. I und II.
XLII. Georg I. Freiherr von Pe ja csevich lautFamiliö«-
chronik.
XLIII, XLIV, XLV, XLVI. Stephan, Marcus, Mi-
chael und Anton Freiherren von Knezevich, ß. Beil. I
und II. Ueber die Familie Dukagyn vgl. Hopf, Chron. gr^o.-
rom., p. 292 ff. und p. 533; Hahn, Reise durch die Gebiete
des Drin und Vardar, in den Denkschriften der k. Ak«^«
d. Wiss. in Wien 1869, Bd. XVI, 2. Abth., p. 69 ff.
XLVII, XLVHI, XLIX, L, LI, LH, LIII, s. Beil. I und XX
LIV. Deodat (Bogdan), vgl. Nicolaus Schmitt, ImperatoK*^*
Ottomanici, Tyrnau 1761, II, 279 und Beil. I und IL
LV. Marcus Freiherr von Parchevich, s. Beil. I, X^
und LXXIIL
LVI, LVII. Margaretha und Lucia Freiinnen von P^»- ^"
chevich, s. Beil. IL
LVIII, LIX, LX. Elias, Joseph, Marianus Freihenr^-«^
von Parchevich, s. Beil. I und IL
LXIL Marcus I. Freiherr von Pejacsevich laut 1* ^^
milienchronik, Guardian des Franciskanerklosters zu Tei^v^ :^&
in der Walachei, s. Hasdeu, Archiva istorica ä Romaniei,
karest 1865, Ij, p. 46.
LXIII, LXIV. Marcus und Johann Freiherren v
Knezevich laut Familienchronik.
LXV. Johann Stephan Freiherr von Knezevich,
kundlich: ,e Comitibua' genannt, Ordinis St. Francisci, E
bischof von Sophia (Sardica) 13. April 1677, starb 1699, Admi
%'
8.
strator von Uferdacien und Thracien, apostolischer General vic-^
der transalpinischen Walachei. * Vgl. Jacobe Coleto, lUyriciK— ^
Sacrum, Venetiis 1819, Bd. VIII, p. 72 ff.; Schmitt, Imp. Otto
II, p. 279; Garns, Series episcoporum, p. 416 und ein
von P. Rudolphus Bzenszki S. J. 1699 in der durch d^^°
siebenbürgischen Bischof Ignaz Grafen Batthyäny gegründetezr:^ ^'
sogenannten Batthyany'schen Bibliothek zu Karlsbui^ nac^^^^
* Residierte zu Kiprovac in Bulgarien, stand dort an der Spitze der kath-
lischen, österreichisch jjesinnten Partei, floh um 1690 nach Siebenbnrjre
lebte in Herrmannstadt unter dem Schutze der k. k. Generale, starb u
lf>99 und wurde zu Knrlsburg begraben.
10-
im
473
einer gütigen Mittheilung des hochw. Herrn Franz Lönhard^
Domprobst zu Karlsburg.
LXIX. Nicolaus II. war der Vater des P. Jacobus Peja-
csevich S. J. (starb als Rcctor des Fünfkirchner Jesuitencolle-
giums 14. Juli 1738), des Verfassers der: Vcteris et novae
geographiae compendiosa congeries scu expositio geographica
Europae, Asiae, Afric» et Americae, Agram 1714, 8". Ein Theil
dieses Werkes ist seither aufgenommen in Johann Georg
Schwandtner, Scriptores rerum Hungaricarum, 1758, unter
,Illyricum'. Vgl. über P. Jacobus: F6jer (Georgius), Hist. Acad.
scient. Pazmaniae Archiep. ac Mariae Theresiae reginae literaria,
Budae 1835, p. 61.
LXX. Georg IL Freiherr von Pejacsevich, geb. 1655,
war Anführer von bulgarischen Freischaaren in den österrei-
chischen Feldzügen gegen die Türken in Bulgarien (1688 bis
1691). Vgl. Nie. Schmitt, Imp. Ottom., II, p. 279, 280. Nach-
dem die österreichischen Truppen gezwungen waren, Bulgarien
zu räumen und Kiprovac durch den mit den Türken verbün-
deten Rebellen Emmerich Tököly gänzlich zerstört worden
war, floh er um das Jahr 1690 mit seinen drei Brüdern nach
Ungarn und erwarb die Güter Roglaticza und Csatalia im
Bdcser Comitate, starb am 18. März 1725 und wurde zu B&cs
in der Franciskanerkirche, wo sich jetzt noch sein Grab-
denkmal befindet, beigesetzt. Auf Grund vorgelegter glaub-
würdiger Zeugnisse und authentischer Documente, wie es im
Diplom Kaiser Carls VI. heisst, erhielt er mit seinen jüngeren
Brüdern, Johann und Marcus IL, und dem Sohne seines älteren
damals schon verstorbenen Bruders, Nicolaus' II. Jacob, am
10. Juli 1712 von Kaiser Carl VI. die Bestätigung des alten
bulgarischen und ungarischen Freiherrnstandes und des gleichen
Ursprungs mit der Familie Parchevich. Original im R^tfaluer
Familienarchiv. Vorher schon nannten sich die vier Brüder
urkundlich: Freiherren Knezevich de Pejacsevich.
Die zweite freiherrliche Georgische Linie erlosch mit dem
Urenkel Georgs IL, Joseph jun, Freiherrn von Pejacsevich,
Erbherrn zu Veröcze, Roglaticza und Csatalia, der zu Laibach
am 24. October 1769 starb.
P. Franz Xaver Freiherr von Pejacsevich S. J.,
nach Aufhebung des Jesuitenordens Abt der heiligen Drei-
faltigkeit zu Peterwardein, Doctor der Theologie und Philosophie,
474
Rector des JesuitencoUegiums und Kanzler der üniversit&t in
Graz, Procurator der ungarischen Nation und Professor in mora-
libus an der Universität zu Wien, geb. in Essegg am 15. Juli 1707,
gest. zu Po2ega, am 7. Oetober 1781, war ein Sohn des Johann
Freiherrn von Pejacsevich und der Verfasser der hier wieder-
holt citirten Historia Serviae Kalöcsa 1799 (opus posthumum),
sowie vieler theologischer Schriften, die in den Jahren 1752
bis 1756 in Graz erschienen sind. Vgl. Job. Nep. Stöger,
Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu, Viennae 1855,
p. 259; Horänyi (Alexius), Memoria Hungarorum et Provincia-
lium scriptis editis notorum, Viennae 1776; Tom. III, p. 60;
Locher, Speculum Universitatis, Viennae 1773, p. 272; R. Pein-
lich, Geschichte des Gymnasiums zu Graz, Graz 1869, p. 79;
Wurzbach, Biogr. Lexikon, Wien 1870, 21 Th., p. 436.
Marcus III. Alexander Freiherr von Pejacsevich, nach
der Vereinigung Slavoniens und Syrniiens mit Ungarn und nach
der Eintheilung Slavoniens in drei Comitate, 1745 erster Ad-
ministrator und 1751 erster Obergespan des Syrmier Comitates,
starb un vermählt in Veröcze am 16. Jänner 1762. Er war der
Sohn des Freiherrn Johann von Pejacsevich und älterer Bruder
des vorigen, Erwerber der Herrschaften Veröcze, Ruma und
R^tfalu.
Joseph Graf Pejacsevich, Sohn des jüngsten der vier
Brüder, des Marcus II. Freiherrn von Pejacsevich, Stifter der
gräflichen Linie Pejacsevich, Erwerber der Herrschaften
Nassicz, Podgoracs in Slavonien 1734, Kerestinez in Croatien,
Erbherr zu Ruma, Veröcze und R^tfalu, ist geboren am 7. Sep-
tember 1710 zu Esseg und starb am 30. April 1787 zu Oedexh
bürg, Graf seit 22. Juli 1772. Er zeichnete sich 1742 bis 1748
in dem österreichischen Erbfolgekriege in Italien als Haupt-
mann im Leopold Palflfy 'sehen Inf.-Reg. Nr. 19 mehrfach aus.
Aus der älteren Linie der Freiherren Parchevich finden
sich im achtzehnten Jahrhunderte urkundlich noch mehrere
Glieder vor, besonders zahlreich waren in Slavonien die Frei-
herren Cserkich oder Cserkiczy vertreten. Der letztbekannte
dieses Namens war Wilhelm Johann Bapt. Freiherr von
Cserkiczy, alias Parchevich, Oberstlieutenant und Regi-
nientscommandant des Job. Leop. Palffy'schen Inf. Reg. Nr. 53,
l^est. als Oberst ad honores in Essegg am 4. Februar 1795.
475
BEILAGEN.
I.
Adelflbestätigung für Feter Farohevioh, Wien, 12. J&nner 1657.
Aus dem k. uugar. Landesarchiv in Ofen.
NoB Ferdinandus tcrtius divina favente dementia electus
Romanorum imperator semper augustus ac Germaniae, Hunga-
riae, Bohemiae, Dalmatiae et CroatiaO; Slavoniae, Ramae, Ser-
biae^ Galitiae, Lodomeriae, Cumaniae Bulgariaeque rex, archi-
dox Austriae; dux Burgundiae, Brabantiae, Styriae, Carinthiae,
Camioliae; marchio Moraviae, dux Lucemburgae ac superioris
et inferioris Silesiae, Virthembergae et Thekae, prineeps Sve-
viae, comes Habspui^i, Tyrolis, Ferreti, Kyburgi et Goritiae,
landgravius Älsatiae; marchio sacri Romani imperii supra Ana-
8um; Burgoviae ac superioris et inferioris Lusatiae, dominus
Marchiae SclavonicaC; Portus Naonis et Salinarum etc. me-
moriae commendamus tenore praescDtium significantes quibus
expedit universis; quod cum inter alia praecipua officii nostri
imperiaiis munera illud a nobis potissimum observetur, ut
fideles subditos nostros^ qui sese nobis in nostri et patriae
gratiam variis virtutum ornamentis commendatos praestare
Btudent; caesarea ac regia munificentia nostra prosequamur
eorumque nomina ac praeclara facta ab humana oblivione vin-
dicantes adeoque immortalitati consecrantes eo illis vel ad
majora etiam ineunda animum accendamus, libenter effusaque
voluntate laudabili huic majorum nostrorum consuetudini sive
quia nobis ita divinitus attributum est, sive quia longo usu com-
pertum habemus, illa demum regnoruni esse praesidia, quae
in animis subditorum larga liberalitate principum collocantur,
insistimus. Cum igitur ad nonnuUorum fidelium nostrorum hu-
lioillimam supplicationem, signanter vero fidelis nostri nobia
476
dilecti reverendissimi in Christo Patris domini Petri Parche-
vich, natione Bulgari, archiepiscopi Martianopolitani in prae-
fato regno nostro Bulgariae existentis et residentiam hab^tiB,
nee non illine ad aulam nostram eaesaream et regiam ceteros-
que principes ehristianos certorum peragendorum promovendo-
rumque religionis eatholicae negotiorum gratia ablegati inte^
nunciiy tum ad certorum praeeipuorum consiliariorum nostrorum
diligentem et sedulam recommendationem nostrae propterea fac-
tam majestati, tum vero attentis et consideratis fidelitate et fide-
libus servitiis fidelium quoque nostrorum, utpote: Michaelis Pa^
chevich filiorumque suorum Joannis et Petri, item haeredum
quondam Pauli fratris praenominati Petri Parchevich, archiepi-
scopi germani, filiorum nimirum Deodati seu Bogdani ac Marcij
praeterea tertii quoque quondam fratris Antonii itidem germani
filiorum videlicet: Eliae, Josephi et Mariani omnino cognomine
Parchevich, item Nicolai et Petri Parchevich aliter Cserkics,
praeterea Michaelis Putin, nepotis ex sorore germana, fratram ,
quoque consobrinorum Stephani, Marci, Michaelis et Antonii,
deinde Demetrii ac alterius Antonii cognomine Kneczovics voca-
torum, denique Georgii, Gregorii et Stephani Thomaeque GyO"
novics fratrum consanguineorum supranominati Petri Parche-
vich archiepiscopi, ut praemissum est, Martianopolitani, ali**
eidem in secundo et tertio gradu vinctorum, quae ipsi sacrae
imprimis praedicti regni nostri Hungariae coronao et deini^
majestati quoque nostrae adeoque augustae domui nosir»®
Austriacae ac ipsi regno nostro Bulgariae partiumque eid^^
circumvicinarum provinciis pro locorum et temporum vari^'
täte atque occasionum exigentia cum alias semper, tum ^^
maxime contra infonsissimum christiani nominis hostem TurcJi^>
illibata semper iide et fidelitatis constantia non sine mag^^
rerum fortunarumque suarum dispendio vitarumque propriar*^^
periculo evidenti exhibuerunt et impenderunt ac in postertU^
quoque ferventiori constantiae zelo sese exhibitui'os et imp^^'
suroB polHcentur: cum igitur ob id, tum vero ex gratia ^*
munificentia nostra regia, qua quosque de nobis et republica cl^^'
stiana bene meritos ac virtutis colendae studiosos anteces^^'
rum nostrorum, divorum quondam Hungariae regum, exempl^
prosequi eisque certa virtutum suarum monumenta, quae ^^
majora quaeque praestanda eos incitare possent, decemere c€>ti'
suevimus; eundem itaque Petrum Parchevich archiepiscop«****
477
MirtianopolitAnuin ac ipsius gratia suprascriptos Michaelem
umiliter Parchevich cum sua uxore Maria et filiis Joanne et
Petro filiaque Catharina^ item haerodes quondam Pauli fratris
eivsdem germani pariter cum uxore Maria et filiis Deodato
Bau Bogdano ac Marco nee non Margaretha et Lucia filiabus,
praeterea itidem quondam fratris germani Antonii filios Eliam;
Josephum et Marianum matremque ipsorum Annam omnes cogno-
mine Parchevich, item Nicolaum et Petrum Parchevich aliter
Cherkichi cum uxoribus suis, filiis, filiabus, nepotibus et neptis
snperatitibus, pariter Michaelem Putin nepotem ex sorore ger-
muia cum filiis et filiabus, fratres item consobrinos Stephanum,
Harcum, Michaelem et Antonium ac germanas cum sororibus
et filiis ac uxoribus, deinde Demetriiun cum filiis et filiabus
sororibusque superstitibus omnibus cognomine Knezovics gau-
dentibuB, demum Georgium, Gregorium et Stephanum Thomae-
Oyonovics cum uxoribus, filiis et filiabus superviventibus, onmes
denique arctissimo consanquinitatis gradu secundo et tertio sibi
conjonctos, uti bene mcritas personas ac alias etiam nobili
proBapia ortos, armis quoque et insigniis antiquis nobilitaribus
donatos, verum literis privilegialibus superinde habitis facta
jamdudum retroactis temporibus in istud regnum nostrum Bul-
gariae dicti infensissimi christiani sanguinis hostis Turcae ir-
mptione ac exinde supersecuta rerum calamitate incendio ab-
sumptis privates defacto et destitutos, rursus ac denuo in coetum
6t numerum verorum, antiquorum et indubitatorum tum prae-
&ti regni nostri Hungariae, quam Bulgariac caeterarumque
Pftitioni eisdem anncxarum nobilium de regiae nostrae pote-
statis plenitudine et gratia speciali duximus annumerandos,
*8T6gandos et adscribendos. Annuentes ex certa nostra scientia
^moque deliberato concedentes, ut ipsi, sicuti antea, ita im-
posterum futuris et perpetuis semper temporibus omnibus illis
patiis, honoribus, indultis, privilegiis, libertatibus, iuribus, prae-
f^ativis et immunitatibus, quibus caeteri veri, antiqui et in-
dubitati memorati regni nostri Hungariae et Bulgariae partium-
)ue eisdem annexarum nobiles hactenus quomodolibet de iure
^ consuetudine usi sunt et gavisi utunturque et gaudent, uti
^i et gaudere possint ac valeant, haeredesque et posteritates
ipsorum utriusque sexus universi valeant atque possint. In cujus
^Oidem nostrae erga ipsos exhibitae gratiae et clementiae ac libe-
^tatis testimonium veraeque et indubitatae nobilitatis signum
478
haec antiqua ipsorum gentilitia arma seu nobilitatis iDsigiiii^ : fji^
Scatum videlicet militarc erectum coelesiini coloris, fandam
iliius trijugi monticulo interoccupantc, ex cujus cacumine pro^ ^ P
cera arbor per medium scuti in altum direete excrevisse, eique ^^^^^
ex depressioribus monticuli extremitatibus ab utraque .parke _
bini hirci natural! ter effigiati, sursum erecti cornibus ae deor- w^,
8um decliveSy aequaliter ad invicem anterioribus pedibos Bir g^J:
lientes arboremque attingendo amplexantes cernere viBuntaii
scuto incumbentem galeam militarem^ craticulatam sive apertam ■
regio diademate, ex eoque fulvum leonem ore patulo et lin^
rubicunda exerta, pedibus anterioribus ad rapiendum dispoB^^
inguinetenus eminentem profei*ente ornatam; a summitate v^^
sive cono galeae laciniis seu lemniscis, hinc flavis et cerul-^^f
iliinc autem candidis et rubris in scuti extremitates sese ^^'
fundentibus scutumque ipsum decenter exomantibus, quenm<^*
modum haec omnia in principio seu capite praesentium lit^ ^'
rum nostrarum pictoris manu et artificio propriis ac genu^^^
suis coloribus clarius depicta et ob oculos intuentium po^^^^
esse conspiciuntur ; eidem Petro Parchevich ac ipsins gr^^^^
supra nominatim specificatis personis ipsarumque haerediV=^^
et posteritatibus utriusque sexus universis gratiose danda dm^ ^^
mus et conferenda. Decernentes et ex certa nostra sciei^^^
animoque deliberato concedentes, ut ipsi sicut pridem, ita £I-J^*
posterum futuris et perpetuis temporibus eadem arma antiq^^^
seu nobilitatis insignia more aliorum verorum^ antiquorum ®^
indubitatorum tarn saepefati regni nostri Hungariae qu^^^^
Bulgariae caeterarumquc partium eisdem annexarum nobilit—-^^"^
sub iisdem iuribus, praerogativis, indultis, libertatibus et i ^
munitatibus, quibus iidem vel natura vel antiqua consuetudi .^^^
usi sunt et gavisi utunturque et gaudent, ubique in proeli -^^^^
certaminibus; pugnis, hastiludiis, torneamentis^ duellis, mon^^^^
machiis ac aliis omnibus et singulis de quibusvis exercitS^ ^^^
militaribus et nobilitaribus nee non sigillis, velis, cortinis, aolae^^ ^'
annulis, vexillis, clypeis, tentoriis^ domibus et sepulchris, gen
raliter vero in quarumlibet rerum et expeditionum generibi
sub veraC; vetustae ac sincerae nobilitatis titulo, quo eos
omnibus cujuscunque Status, dignitatis, conditionis et praeem.
nentiae homines existant, insignitos et ornatos dici, nominal
haberive et reputari volumus et mandamus ferro, gestare illi —^
que in aevum uti, frui et gaudere possint ac valeant; haeredesqi ^^
i
479
et posteritates ipsorum utriusque sexus universi valeant atque
poBsint. Imo denuo damus, nobilitamus, concedimus et aggre-
gamus praesentium per vigorem. In cujus rei memoriam firmi-
tatemque perpetuam praesentes litteras nostras secreto sigillo
nostro^ quo ut rex Hungariae utimur, impendenti communitas
eidem Petro Parchevieh ac per ipsum superius specificatis per-
sonis ipsarumque haeredibus et posteritatibus utriusque sexus
universis valeant atque possint. Datum per manus fidelis nostri
oobis dilecti reverendi Georgii Szelepcsänyi episcopi Nitriensis
locique ac comitatus ejusdem supremi ac perpetui comitis; con-
Biliarii nostri et per dictum regnum nostrum Hungariae aulae
noatrae cancellarii in civitate nostra Vienna Austriae die mensis
Januarii duodecima, anno domini millesimo sexcentesimo quin-
quagesimo septimo, regnorum nostrorum Romani vigesimo primo,
Hungariae et reliquorum trigesimo secundo^ Bohemiae vero
anno trigesimo: reverendissimis ac venerabilibus in Christo
Patribus dominis Geoi^io Lippay de Sombor metropolitanae
Strigoniensis et Joanne Pysky Colocensis et Bacsiensis eccle-
siarum canonice unitarum archiepiscopis, praefato Georgio
Szelepcs^nyi Nitriensis, Benedicto Kisdy Agriensis, Petro Petre-
chieb Zagrabiensisy Joanne Pällfalvay Vdradiensis, Francisco
SzentgyörgyiTransylvaniensis, Georgio Sz^csinyiVeszprimiensis,
Paolo Hoffmann Quinque-Ecclesiensis, dicto Joanne Pysky ad-
ministratore Jaurinensis^ Sigismundo Zongor Vacziensis, fratre
Petro Jurjevich electo Syrmiensis, altero fratre Mariano Mora-
vich electo Bosniensis, tertio fratre Georgio Biellavich electo
TininiensiS; Thoma Pällffy Csanddiensis, fratre Joanne Cara-
mael Rosoniensis et Petro Mariani Segniensis et Modrusensis
ecclesiarum episcopis, ecclesias dei feliciter gubernantibus; item
spectabilibus ac magnificis comite Francisco Veselinyi de
Hadady dicti regni nostri Hungariae palatino; comite Francisco
d^ Hddasd, judice curiae nostrae regiae; comite Nicoiao a
Srinio, praefatorum regnorum nostrorum Dalmatiae, Croatiae
't . Sclavoniae bano; comite Stephane de Csäk tavernicorum ;
^Qc& fato comite Nicoiao a Zrinio agazonum; comite Georgio
''''dödy de Monyorokerek cubiculariorum; comite Nicoiao P&llffy
b Drdöd janitorum; comite Adamo de Battyhän dapiferorum;
^Äite altero Adamo Forgach de Gymes piucernarum, comite
'öorgio de Frangepanibus a Tersath curiae nostrorum regalium
^ Bungaria magistris; ac memorato comite Nicoiao P&llffy de
480
praelibata Erdöd comite Posoniense; caeterisque quam plurimis
regDi nostri comitatus tenentibus et honores. ^ Georgias Sse-
lepcsinyi episcopus Nitriensis
n.
Freihermbestätifining Kaiser Leopolds I., Wien, 20. Juli 1668.
Aus dem k. ung^r. Landesarchiv in Ofen.
Leopoldus divina favente dementia electus Romanoi*^
imperator semper augustus ac Germaniae, Hungariae, Boheio^i
Dalmatiae, Croatiae, Sclavoniae, Ramae, Serviae, Galitiae, ^
domeriae, Cumaniae Bulgariaeque rex, archidux Austriae; ^^
Burgundiae; Brabantiae, Styriae, Carinthiae, Carnioliae, aC^'
ehio Moraviae, dux Lucemburgae ac superioris et inferi^'^^
Silesiae, Virttembergae et Thekae, princeps Sveviae, co:*^^
Habsburgi, TyroHs, Fereti, Kyburgi et Goritiae, landgra^^^
Alsatiae, marchio sacri Romani imperii supra Anasum^ ^5^'
goviae ac superioris et inferioris Lusatiae, dominus MarchBiae
Sclavonicae, Portus Naonis et Salinarum etc. Tibi fideli no^tro
nobis dilecto reverendisskno in Christo Patri domino Petro E^^'
chevich archiepiscopo Martianopolitano, natione Bulgare, c^d-
siliario nostro nee non vicario apostolico et administratori pi^Ji-
cipatus Moldaviae salutem et gratiae clementiaeque nost^a®
cesareae et regiae continuum erga te incrementum. Pervetuts^
eaque laudatissima divis praedecessoribus nostris Romanori»^
imperatoribus et regibus fuit consuetudo, ut cum bonorum ^*
dignitatum incremen ta ab imperatoriae majestatis splendo^©
tanquam lumen a sole dimanent, singularem adhiberent cur»-*^^
quo liberaliores se in iis decernendis erga eos praeberent, cj*^*
non tantum ab honesta gentis origine vel etiam a praeclfit*"^
vitae instituto et virtutum studiis sibi commendarentur, idq|*^^
non solum eo fine, ut dignum illi se praemium consecutos si^*
gratulari possent, sed et ut alii quoque ipsorum exemplo ^^'
censi atque inflammati ad laudabilia quaeque virtutum certami^^
ferventi studio concitarentur; quam consuetudinem laudatissim«»'*^
^ Die Unterschrift des Kaisers scheint durch das Versehen des Abschreil»^''^
ausgelassen zu sein, auch deuten die in der beglaubigten Copie ^^
Landesarchives vorkommenden Striche an, dass das Ende des Diplomes (etM^^
481
et nos^ poBtquam ad excelsum hoc imperatoriae sublimitatis
fastigium evecti sumus, servare cupientes^ nihil sane libentius
facimns, quam ut omamenta praestantium virorum, quorum
virtuB clara habeatur et merita in rempublicam christianam
singularia exstent; quantum occasio et rerum ipsanim Status
fert, augeamus. Cum itaque, Petre Parchevich, familiam tuam
a longa temporum serie, uti baronatus titulo per divos olim
Hongariae et Bulgariae reges deeoratam (uti hoc ipsum ex
antiquis historiis Ungaricis non obscure apparet) ita et virtu-
tibus heroicis nee non eximiis in eosdem divos quondam
Hungariae reges praedecessores nostros atque adeo universam
augnstam domum nostram Austriacam meritis semper conspi-
coam fuisse, animadvertamus, eorundemque majorum tuorum
praeclara de republica christiana bene merendi nobisque ob*
sequendi studia cum totam familiam prosapiamque tuam jam
olim etiam ac te pariter fervcnter et invariabili conatu am-
plecti intelligamus: quippe quod tu Petre Parchevich tum ob
spiritualem ac exemplarem vitae conversationem morumque
lionestatem et integritatem, singularem quoque ingenii expe-
rientiam ac in rebus agendis peritiam et dexteritatem, variarum
item linguaruni Cognitionen! ac alias imperspectas eximias animi
dotes; tum quoque ob probatam nobis fidem et devotionem
tuam, quam non solum ad augustissimam aulam sacrae quon-
dam caesareae et regiae Majestatis Ferdinandi III. Roma-
norum imperatoris et regis gloriosissimae reminiscentiae, domini
et genitoris nostri desideratissimi, caeterosque principes ac
primores christianos certorum peragendorimi promovendorum-
que religionis catholicac negotiorum gratia; (quemadmodum et
memorabilis quoque olim Andreas Parchevich tanquam vir
magni nominis ad divum Hungariae regem a serenissimo itidem
Bulgariae rege in magnis, arduis et gravissimis regni negotiis
peculiaris legationis muncre functus fuit^ prout hoc ipsum pari-
formiter historiae antiqua(3 Hungariae clarc testantur atque
confirmant) non absinüli modo tu pari passu ablegatum inter-
nuncium agens, sed etiain postmodum et quidem anno domini
millesimo sexcentesimo quinquagesimo septimo jam praeteritO;
die decima mensis Januarii ex benigna jam fatae praedefunctae
sacrae quondam caesareae et regiae Majestatis tibi delegata
commissione in secundaria eaque magni momenti legatione illa,
quam occasione intestinorum pernitiosorumque motuum et
482
dissidiorum seditionumque inter serenissimum regem regnumque
Poloniae ac intempestos et rebelles Cosacos valide funesteque
exortorum et concitatorum sopiendorum, ac ad eorundem Co-
sacorum Zaporaviensium ducem Chmelniczkium ejusque asseclas
memorata pie defuncta sacra caesarea Majestas mediante te
consulto et maturato instituerat; — (quam quidem legationem
tuam te jam prosequente et in itinere existente nos quoque
ad mentem praedictae quondam caesareae Majestatis post obi-
tum videlicet ejusdem ratificantes, necessaria pro continoanda
eadem requisita literalia instrumenta de novo renovantes tibi
jam medio in itinere anxie soliciteque haesitanti et constituto
subministrantes te Petrum Parchevich veluti nominatum p6T
nos quoque legatum nostrum in eadem legatione clemeoter
confirmavimus); — recte tunc sub pemicioso illo tumulta B*-
kocziano, quo partes illae et praesertim regnum et respublica
Polona inexplicabili et intolerabili furore et rabie diversae ^^
ferae gentis Amulorum, Svevorum, utpote Moldavorum, Cobä-
corum^ Tartarorum ac aliorum quaquaversum depraedantiim^
militum recrudescebant : omnia undiquaque igne ferroque ^^'
debant, imo fame et peste totum illud tempus adeo saevieb^t,
ut difficillimis etiam (accedente insuper rigidissima frigon^
eotum austeritate) periculosissimisque circumactis itineribus ^^
clandestinis diverticulis non sine incessabili formidoloso m
ac terrore sanitatisque tuae evidentissimo incommodo ac vi
praesentissimo discrimine^ nee non ardentis febris assidua ^
irremissibili pressura ac divexatione deo tibi bene propi^*^^
feliciter superatis, admodum te nobis probasti et demonstra^'^*^
quin imo provinciam hanc sive legationem tuam fidei, ind"*^'
Striae ac dexteritati tuae delegatam et concreditam, hac eti^-*'^
crudeli ineffabilique inter ferrum et flammam vicissitudine vigenl
non solum cum nominis tui laude constanter peragere et exe(|^
adnixus fuisti, verum etiam ea omnia, sicuti vera ex fidedig^^'
relatione tua fuere, abunde et clementer inteileximuS; ita quoqi
nostra propria experientia sufficienter ac benigna cum eatisfa
tione cognovimusy approbavimus et acceptavimus, neque coi
cepta hac etiamnunc de te spe nostra unquam posthac frustn^^^^
nobis patiemur. Quorum omnium praemissorum per te laudabilit^^^
et utiliter praestitorum praeclareque factorum tuorum gratt-^*^
cum nostram erga te singularem propensionem et clementia'^^
praestitaeque fidei et fidelitatis tuae constantiaeque memorii
\
483
Bunquam intermorituro testimonio et monumento cohonestemus
et condecoremuB; quo tuo exemplo etiam reliquis fratribus,
cognatia et nepotibus tuis ac etiam regnieolis et subditis nostris
in praefato regno nostro Bulgariae existentibus et degentibus
virtates tuas et similia bene merendi studia amplectendi et
imitandi majus incitamentum et calcar a nobis addatur; motu
igitar proprio^ animo deliberato ac de caesareae regiaeque
majestatis nostrae plenitudine et gratia special] te Petrum Par-
chevich ac tui gratia Michaelem similiter Parchevich fratrem
ejasque consortem Mariam^ filios Joannem et Petrum iiliamque
Catharinamy item haeredes quondam Pauli fratris ejusdem ger-
numi pariter cum uxore Maria et filiis Deodato seu Bogdano
ac Marco nee non Margaretha et Lucia filiabus^ praeterea tertii
itidem quondam fratris germani Antonii iilios Eliam, Josephum
6t Marianum matremque ipsorum Annam omnes cognomine
Parchevich, item Nicolaum et Petrum Parchevich, aliter Cser-
kiczi, cum uxoribus suis, filiis et filiabus, nepotibus et nep-
tibas Supers titibus: fratres item consobriuos Stephanum, Marcum,
Michaelem et Antonium germanos cum sororibus et filiis ac
i^oribus; deinde Demetrium cum filiis et filiabus sororibusque
superstitibus, omoibus cognomine Knezovics gaudentibus; demum
Qeorgium, Gregorium et Stephanum Thomae Gyonovics cum
uxoribus et filiis filiabusque superviventibus; omnes denique
Arctissimo consangvinitatis nexu, vinculo seu gradu videlicet
^^cundo et tertio tibi coujunctos, uti bene meritas pcrsonas et
^liaa etiam, (uti praemissum est), per condescensionem antiquae
praenotatae familiae tuae ex aequo titulo baronatus gaudentes
^^ armis quoque antiquis baronatus per divos quondam Hun-
Striae et Bulgariae reges beatae memoriac dotatos; verum
^^teris superinde privilegialibus habitis facta jam dudum olim
i*QtroactiB annis et temporibus in istud regnum nostrum Bul-
S^riae infensissimi Christiani nominis sanguisugae hostis Turcae
^^mani plane irruptione et cxinde subsecuta rerum calamitate
^^ clade in cineres redactis privates et destitutos: denuo in
^Oetum et numerum verorum, antiquorum atque indubitatorum
^Oi praefati regni nostri Hungariae quam Bulgariae caetera-
^Oaqae partium eidem annexarum baronum assumimus, ad-
•Cfibimus, evehimus et aggregamus. Quo vero perpetuum an-
^*^ui hujus baronatus vestri extet documentum idemque in
^^<^0B olarius incurrat hominum, praescripta caesarea ac regia
ArekiT. Bd. LH. II. Il&lfte. 32
484
nostra autoritate tibi Petro Parchevich ac tui causa superius
nominatim specificatis fratribus cognatis et nepotibus ipsoruin-
que haeredibus et posteritatibus utriusque sexus universis aeterna
Serie tarn masculis quam faemiuis ex legitime thoro descenden-
tibus haec antiqua vestra arma seu insignia imposterum quoque ^
habenda et ferenda denuo gratiose damus et confirmamus: Scutom
videlicet militare erectum coelestini coloris, fundum illius trijugi
viridi coUe interoccupante, cujus ex eminentiori cacumine se^
vertice alta praeceps viridis cupressus per medium longi scuti
excrevisse eique ab utroque latere siugulus argentei coloris
hircus seu caper coronatus^ ambo sursum aequaliter erecti)
cornibus retropenduiis, oribus patulis ac lingvis rubicundw
erectis, posterioribus pedibus distinctim partibus coUis insi-
stenteS; anterioribus vero itidem dictam cupressum sursuna
attingentes ad invicem sibi oppositi cernere visuntur, mediuna
vero ipsius scuti transversum rubra lamina seu via tribus nitidiß
stellis condecorante mediumque ipsorum hircorum dividente;
scuto incumbentem galeam militarem craticulatam sive oIa*
tratam regio diademate, ex eoque fulvum leonem raptui i"*'
hiantem bifurcata cauda conspicuum et inguinetenus eminen^^i^
proferente ornatam. A summitate vero sive cono galeae lacii:Bii8
seu lemnicis, hinc flavis et ceruleis, illinc autem candidis ^^
rubris in scuti extremitates sese molliter demittentibus scutunrave
ipsum decenter exornantibus: quemadmodum haec omnia i^
principio seu capite praesentium literarum nostrarum picto*"*^
edocta manu et artificio propriis et genuinis suis coloribus depi<^^
et ob oculos intuentium posita esse conspiciuntur. Decernentes ®*
ex certa nostra seien tia animoque deliberato concedentes et s
tuentes, ut tu Petre Parchevich ac per te tui jam superius nomim^'
utriusque sexus cognati et nepotes eadem antiqua vestra ar:
seu insignia^ ubique in proeliis seriis et ludicris, pugnis, cer^^'
minibuS; hastiludiis^ torneamentis, duellis, monomachiis ali^^'
que Omnibus et singulis ac quibusvis actionibus et exerciti'^
militaribus et nobilitaribus nee non sigillis, velis, cortin i^'
aulaeis, annulis, vexillis, clypeis, tentoriis, domibus ac ^^'
pulchris, generaliter vero in quarumlibet rerum et expedition»^**
generibus sub veri, vetusti ac sinceri baronatus titulo, quo '^^
praescriptosque tuos cognatos et nepotes ipsorumque poster^^^
et haeredes utriusque sexus universos jam natos et deincep^
dei beneficio nascituros ab omnibus, cuiuscunque nationis, statd^
485
dignitatls, conditionis et praeeminentiae homines existant, de
novo insignitos et ornatos diei, nominari haberive et reputari
volumuB et mandamus, ferre et gestare illisque in aevum uti,
frui et gaudere ac ineuper omnibus et singulis honoribus et
g^ratiis; privilegiis, indultis; libertatibus, juribus, praerogativis
et immunitatibuBy quibus caeteri ex quatuor avis paternis et
maternis nati veri, antiqui et indubitati praememorati regni
Qostri Hungariae et Bulgariae partiumque eidem subjectarum
barones armis et insigniis utentes et gaudentes vel de jure vel
Antiqua consuetudine usi sunt et gavisi utunturque et gaudent,
nbique locorum et terrarum tarn intra quam extra judicia et
3omitia perpetuis semper temporibus frui et gaudere possitis
%c valeatis haeredesque et posteritates vestrae utriusque sexus
universae jam nati et nascituri valeant atque possint; imo assumi-
QQIU8, evehimus denuoque concedimus et confirmamus praesentium
per vigorem. In cujus rei memoriam firmitatemque perpetuam
praesentes literas nostras privilegiales duplicis et authentici sigilli
QOstri munimine roboratas tibi Petro Parchevich ac per te fratri-
buSy cognatis et nepotibus tuis ipsorumque haeredibus et posteri-
tatibus utriusque sexus universis denuo dementer dandas duximus
et concedendas. Datum per manus fidelis nostri nobis sincere di-
lecti reverendissimi in Christo patris domini Georgii Szelepcs^nyi
archiepiscopi ecclesiae metropolitanae Strigoniensis locique et
comitatus ejusdem supremi et perpetui comitis, primatis Hunga-
riae^ legati nati, summi et secretarii, cancellarii ac consiliarii nostri
Intimi, in civitate nostra Vienna Austriae die vigesima mensis
Julii anno domini millesimo sexcentesimo sexagesimo octavo,
regnorum nostrorum Romani undecimo, Hungariae et reliquo-
rum decimo tertio, Bohemiae vero anno duodecimo; reveren-
dissimis ac venerabilibus in Christo patribus dominis praefato
Qeorgio Szelepcsenyi metropolitanae Strigoniensis et altero
Qeorgio Szecsenyi Colocensis et Bachiensis, ecclesiarum ca-
nonice unitarum, archiepiscopis ; Thoma Pdllffy ab Erdöd
Agriensis, fratre Martino Borkovics electo Zagrabiensis, Qeorgio
Barsonyi electo Varadiensis, Matheo Szenttamdsi electo Tran-
Bylvaniensis, Leopolde a CoUonich electo Nitriensis, antelato
Qeorgio Szecsenyi administratore Jaurinensis, Stephane Szen-
nyey de Kissenye Veszprimiensis, Francisco Szegedi electo
Vaciensis, Hyacintho Macripodari electo Csanadiensis ; episcopatu
Quinqueecclesiensi vacante, Joanne Szaszy electo Syrmiensis,
32*
486
Francisco Gorup electo Novensis, fratre Christoplioro Ro»
electo TiniDiensis, Joanne Szmolianovich electo Seg^iensis a^^ -^
ModrusiensiS; fratre Matheo Benlich electo Bosniensis et GteorgM^D
Berdoczy electo Rosoniensis: ecclesiarum episcopis eccleBii^..4B
dei feliciter gubemantibus ; item spectabilibus ac magnificii^
officio palatinali dicti regni nostri Hungariae vacante, comi^««
Francisco de Nädasd judice curiae nostrae regiae; comite Petr^o
perpetuo a Zrinyo attactorum regnorum nostrorum DalmatiiL^
CroatiaC; Sclavoniae bano^ comite Adamo Forgach de Qymes t^i.-
vemicorum, comite aeque Adamo de praenominata Zrin agaso-
num^ comite Nicoiao Pälffy de praenominata Erdöd cubiculario- |
rum, comite itidem Nicoiao Draskovich de Trakostan ianitorai^?
comite Georgio Illeshäzy de eadem dapiferonim^ comite Chr^'
stophoro de Batthyän pincemarum, comite Paulo EszterhAzy ^^
Galantha perpetuo in Frakno curiae, nostrorum regalium in H^^^'
garia magistris ac memorato comite Nicoiao Palfiy de praerepetit*
Erdöd comite Posoniense caeterisque quam plurimis praem^^'
tionati regni nostri Hungariae comitatus tenentibus et honores. ' —
Leopoldus. — Georgius Szelepcs^nyi archiepiscopus Strig^^
niensis. Stephanus Orban.
Quod praesens par ex certa iam perprius de anno vi^^
licet millesimo sexcentesimo nonagesimo sexto, die ir^^^
11. Februarii proxime transacto praeterito per me cum ^^^^
vero ac genuine originali diligenter collata, comportata ^
vidimata copia descriptum cum eodem pari cum diligentia id^^^'
tidem collatum et comportatum eidem, adeoque etiam praeP^'^^
originali suo per omnia conforme sit, praesentibus fidem fa^^^^
sigilloque et syngrapha meis propriis testor infrascriptus. Vienr» ^
die 23. mensis Maii 1697. Joannes Tarnoczy sac. caes. regi
que Majestatis Cancellariae Aulico-Hungaricae jur. notari
Anno 1699 die 11. mensis Maji sub generali congre^"^
tione simul et sedria incl. comitatuum Pest, Pilis et Sold u
torum in libera ac regia civitate Pestiensi celebrata praes^
tium transumptorum suae Majestatis sacratissimae privilegioru^ ^^
originalia cum decreto renovatorio sunt per infrascriptt^-^
suprafatorum comitatuum juratum notarium solenniter nemi
contradicente publicata. Stephanus Sultan.
Anno 1699 die 16. mensis Octobris sub generali cong
gatione incl. comitatus Bacsiensis in oppido archiepisco
Baja celebrata praesentium transsumptorum suae Majes
487
sacratiBsimae privilegiorum originalia una cum renovatorio ac
restauratorio ejusdem altefatae suae Majestatis sacratissimae
mandato sunt per infrascriptum suprafati comitatus Bacsiensis
jtir. notarium (salvo tarnen jure domini terrestris et proprie-
tarii eatenus permanente) solenniter nemine contradicente publi-
cata et divulgata. £mericu8 Osztrozachky.
Juxta praesentes binas benignas super nobilitate et baro-
natu privilegiales Leopoldinas resoluta est per modernam sacr.
caesaream regiamque Majestatem Carolum VI Romanorum im-
peratorem ac Qermaniae, Hispaniarum, Hungariae Bohemiae-
que regem, dominum, dominum clementissimum, confirmatio et
exiensio baronatus pro spectabili ac magnifico domino Qeorgio
Peacsevics caeterisque lineae ejusdem et Knezovichianae con-
descendentibus, benignumque eatenus diploma per manus meas
Bxpeditum, quod testatur praesens syngrapha et sigillum mea.
Posonii die 30. Septembris 1712. Joannes Timon a Schmerhoff
regiae camerae Hungaricae registrator, venerabilis capituli Po-
soniensis notarius et archiepiscopatus Strigoniensis expedrtor.
Rubrum. Diplomatum super nobilitate et respective baro-
natu familiarum Parcsevics, Cserkiczy, Putin, Knezevics, Thomae-
GyonovicB ac Pejacsevics ^ Annis 1657, 1668, 1712 expeditorum
paria.
1 Das mit den beideu vorstehenden Diplomen unter demselben Rubrum im
k. Ungar. Landesarchiv zu Ofen ad ann. 1777, Nr. 5676, aufbewahrte Frei-
hermbest&tigungsdiplom für Georg Freiherrn von Pejacsevich, seine Ge-
schwister und deren Nachkommen, ddo. 10. Juli 1712, wurde hier nicht
aufgenommen, da es für die Schilderung des Lebensganges des Erzbischofs
Parchevich nicht weiter in Betracht kommt. Beglaubigte Abschriften
dieser drei Diplome befinden sich auch im Archiv des k. Ungar. Ministe-
riums am a. h. Hof lager zu Wien unter den zu den k. Büchern ge-
hörigen Acten.
488
III.
Mittheilung des Seoretariates der heiligen Congregation c3e
Propaganda fide in Born an die hohe Nuntiatur in Wien, ^Is
Erwiderung auf ein 1876 gestelltes Ansuchen um Auskux^^
über den Erzbisohof Peter Parchevieh.
Suir arcjvescovo di Martianopoli monsignor Pietro Parcheviol,
vicario apostolico della Moldavia.
Sulla vita del detto prelato prima che divenisse arciv^-
8C0V0 di Martianopoli si hanno le seguenti notizie da una s*^*
lettera del 9 genaio 1674 diretta alla S. C. di Progaganda.
(Hier foljj^ ein Theil des Briefes des Peter Parchevieh an den Äf»<^
stolischen Nuntius in Wien, Monsignor Alberici, Erzbischof von Nco-Cae»««"^^
vom 29. September 1673 — vermuthlich durch diesen spSter der heili^^"
Congregation eingesendet — s. unten Beil. LXXXIV.)
Nel 1654 si rice vettere in Roma lottere del principe *
de' fedeli della Moldavia, che domandavano per atnministrator^
apostolico il Parcevich, poichfe monsignor Kurchi, vescovo ^'
Bakovia ed ordinario di quel principato non vi risiedeva iriÄi.
Si cerch che monsignor Kurchi nominasse suo vicario gener«'!^
il Parchevieh ma non vi si riesci. Invece nella congregatio^e
generale di Propaganda tenuta il 3 febraio 1656 innanzi ^'
S. Padre questo ,designavit Petrum Parchevieh sacerdotem B«*'
garum, virum de religione catholica bene meritum, jam S. Oo^'
gregationis alumnum, s. theologie et sac. canon. doctorem ^^
ecclesiam metropolitanarp Marcianopolitanam^
Non era pero quelle che piü di tutto desiderava il T^^^'
chevich; egli voleva essere vicario apostolico o almeno ammi^^*
stratore della Moldavia; quindi non si curö di Marcianop^''
e pare non vi risiedesse mai o quasi mai con dispiacere d&^^^
8. Congregazione. Questa finalmente secondando le molte di J^]
premure lo deputö il 7 maggio 1668 vicario apostolico ^'
Moldavia. Circa 6 anni amministrö egli quel vicariato. ?I^*
maggio 1674 venne in Roma ed ivi mori il 23 luglio dö^^^
stesso anno in gran povertk essendosi dovuto supplire alle sp^^^
pe' funerali.
489
IV.
Sohreiben des Gouverneurs von Bulgarien, Frans Markanich,
an die Bepublik Venedig, Tergovist, 18. Deoember 1640.
Aus dem k. Staatsarchiy in Venedig.
A.
Serenissima ac gloriosissima orbis regina!
Debui egomet cum reverendo Petro Parcevich, Bulgaro^
nostro consanguineo ad clementissimos Serenissimi senatus pedes
celeri passu advolare, rem nostram proponere et statum herum
regnorum clare declarare, cum bene loca et tempora, vires et
Turcicum animum vel potius confusionem optime noverim. Quia
vero tum in bis terris officialis^ qui debet semper praesens esse
et causas solvere, Turcas quoque recipere, neve suspicio aliqua
per meam absentiam in populo oriretur, discedere minime
possum; tarnen loco mei praefatum reverendum Petrum in ne-
gotio expertiim^ quod alias promoverat; ad serenissimam rem-
publicam et alios catholicos principes communi sensu una etiam
cum quodam Valachiae principe expedimus^ ut sciat poten-
tissima respublica nostros animos esse paratos, Turcicas vires
dissolutaS; dictum principe m semper cum selecto exercitu ad*
Stare; tan tum vestra optatur subsidii gratia^ quibus deus tantam
contra tirannum dedit potentiam; vestrum imploratur auxilium^
quibus deus concessit tam altam deprimere lunam; vestra tandem
exspectatur fortuna, quibus deus permisit tot annorum inimicam
religioni fortunam tandem superare. Supplices ergo ac demissi
rogamus, ne orientem deserat senatus potentissimus, qui quasi
in manibus vestris existit, sed solita pietate ac religionis zelo
et reipublicae tantae immortali corona cum sublevet et populum
a servitutis iugo liberet. His omnia fausta serenissimo senatui
ac gloriosissimo a supremo numine supplex rogo. Datis Tei^o-
vistii in Moldavia 18. Decembris 1649.
Serenitatum vestrarum
obsequentissimus et humillimus servus
Franciscus Markanych gubornator.
490
V.
Sohreiben des Erzbisohofs von Sardioa, Peter Deodst, an die
Bepublik Venedig, Tergovist, 18. Deoember 1649.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
B.
Excellentissimi senatores, tantae reipublicae purpurati patrcB!
Orientis regna, ut antiquam avitae libertatis suae possent
lucentem mirari luceni; post divinam defluentibus lacrimiB,
pronis capitibus^ humili subjectione et assidua oratione petitam
comiserationis super populum suum pietatem, ad reges catho-
licos et mundi huius potentes aliquoties se prostrarunt subjec-
tionem promittendo^ dummodo moverentur a tanta tirannide
eas liberare et antiquae vindicare ditioni; grave illis temporibuB
fuit negotium et gravior assumptus^ tarnen complaeita benignitate
et iuxta petentium desideria congruo favore fuerunt prosecuta^
et finem piae petitiones illae non sunt consecutae sunm^ tum
ob domesticas augustissimi imperatoris seditiones cum Suevis
ceterisque ecclesiae dei infestissimis hostibus^ tum etiam propter
Turcicam potentiam tunc temporis regnis minitantem. Ante
duos vero auDos invictissimo existente in regno Wladislao IV
Polonorum, gloriosissimo rege iterum a nostris una cum magno
Mathia Valaehiae principe res supplicibus postulationibuB fait
apud eundem renovata et efficacissimis rationibus intentata, cum
et ille invictus rex magni tinioris Maumethanis fuisset et ipsemet
Turca in his regnis propter bella et victorias contra cum a serenis-
sima et gloriosissima republica Veneta obtentas penitus defuisset;
quibus habitis rationibus exultavit gigas ille et tamquam leo prosi-
liit e sede sua ad praedam apprehendendam; quae sibi tam fauste
objiciebatur et superanda exponebatur. Apprehendit itaque ille
rem promovendam ac prosequendam, pmnia disposuerat^ omnia
paraverat^ omnia ad actum redegerat, tantum deerat, ut cum
hoste in hostom irruerct, orientem occuparet et immortalem sui
capitis coronam dupplicaret: fuit tamen ille rex fortissimus ad
superna regna a potenti manu revocatus, nos vero in eodem
statu remansimus. Elapsis tandem duobus annis populus illo
priori actu excitatus tentat a sevi Turca se liberare, conside-
rando illorum animum devictum, Christianorum vero ardentem
491
et hilarem spiritum. Ob quam causam iterum unanimi sensu
ad serenissimum successorem suum Casimirum IV eundem re-
verendum Petrum Parcevich, sacerdotem Bulgarum, qui cum
potentissimo Wladislao rem optime tractaverat^ cum litteris ex-
pedimuSy ut si voluerit aliquid attentare, nunc est tempus, nunc
dies redemptionis. Ad augustissimum etiam imperatorem Ferdi-
nandum III; ut saltem Budensem vesirium reprimat et coerceat^
et ad serenissimam et potentissimam rempublicam Venetam
eupdem direximus, ut saltem bellum prosequatur. Vires enim
Turcicae sunt in bis paiiiibus exhaustae^ ipsi sunt inter se con-
fiisi, nullus ordo et magnus timor. Credimus tamen et certo
tenemus; quod haec gloria orientem recuperandi gloriosissimae
reipublicae Venetae a supremo rerum ordinumque dispositore
Bit reservata. Supplices ergo supplicamus^ velit senatus poten-
tissimus pia exaudire nostra vota ac preces et nos aliquando
liberos a tanto iugo ecclesiae dei reddere ac mundo. Quibus
felicissimum successum ac contra magnum bestem gloriosissi-
mom triumpbum serenissimq senatui cordicitus e superis appre-
camur. Vale.
Data Tei^ovistii 18. Decembris anno domini 1649.
Serenissimae et potentissimae reipublicae Venetae studio-
sissimus et addictissimus servus Fr. Petrus Deodatus archiepi-
scopus Sardicensis in Bulgaria. ^
VI.
Schreiben der bulgarischen Notabein an die Bepublik
Venedig, Tergovist, 18. Deoember 1640.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
P.
Serenissima e gloriosissima republica!
Noi popoli deir Oriente e maxime del gik fecondo regno
di Bulgaria con le barbe bianche, con il capo canuto, con il
dorso dalla tirannia incurvato, con li occbi incavati^ con le
» Von diesem und dem vorhergehenden Schreiben sind im k. Staatsarchiv in
Venedig (Collegio, Esposizioni Principi, filza 61) auch italienische Ueber-
setsungen vorhanden.
492
forze debili, dopo di barer amorosa quadam ac dolenti suspi-
riorum ac vocum emisBione il divino richiesto aiuto^ suppliclie-
voli anche siamo ricorsi alli potentati del mondo, volessero
compassiva eorum erga nos moversi temeritudine et tantan
ex Oriente propulsare tirannidem ; si moverano quelli boni
prencipi alle preghiere profonde et eseguito haverebbono og'ci
volta che il nemico vicino non havesse impedito V intento. Ma
doi anni bodo o pocho piii; sentendo le ragioni efficacissime
Wladislao immortal di memoria r^ di Pollonia, yedendo. la
Turchia senza hominis considerando il desiderio delli Christiani
et TunioDe del prencipe di Vallacliia Matthia, che al servitio
Buo ne teniva un compito esercito^ e dall' altra parte ricevendo
certisBimi avviBi, come la gloriosissima repablica di Venetia
tanto per mare quaoto per terra distruggeva e le navi e Y eser-
cito de* Turchi e metteva terrore alla casa Otthomana et ani-
chilava la stirpe et il dominio Maumethano; con tutto il petto
et affetto apprese sopra di se il negotio di voler assalir per
il Danubio il Turco e totalmente scacciarlo dalP Oriente; e Y ha-
verebbe fatto a sfe, se Iddio benedetto non Y havesse richia-
mato ad altri regni. Di nuovo il popolo soUecito a liberarsi
manda Y istesso internuntio Don Pietro Parcevich Bulgaro ^
successore serenissimo re Casimiro, all aiigustissimo imperatore
et alla serenissima e gloriosissima republica di Venetia, vog^li i^
felicissimo suo successo proseguire et il leone di Bulgfit''^*
adormito eccitare, respirat enim adhuc quamvis totaliter rtoti
spiret. Preghiamo clementissiraa republica muovasi a comp^*"
sione del nostro regno facile a liberarlo e restituirlo alla p^'
stina libertk.
Con che preghiamo Iddio benedetto, conceda alla po<:^^'
tissima republica potentia desiderata contra il potente tira"*=^^
Turco.
Di Borgoviste * in Moldavia li 18 decembre 1649.
Alla serenissima e gloriosissima republica humilissm-
e devotissimi signori populi di Bolgaria.
^ sie! vielleicht Terpfoviste.
493
VII.
Sohreiben des polnischen Gesandten in Wien, Giov. Batt.
Visconti, an den Dogen von Venedig, Wien, 21, Juni 1660.
Ans dem k. Staatsarchiv in Venedig.
c.
Serenissimo signore^ signor clemeDtissimo !
Desiderando in estremo di dimostrar con vivi effetti gli
humilissimi ossequii, che professo alla Serenitä vostra et k co-
testa serenissima republica, raolto volontieri abbraccio ogni
occasione, che mi si presenta; essendo perö la materia ch' hora
si tratta una delle maggiori, quindi h. che con ogni pienezza
di riverentissimo e constantissimo afFetto procuro di far palese
questa mia continuata dispositione.
L' essibitione di questa mia humilissima ne rendera testi-
monianza alla Serenita vostra e perö con ogni maggior instanza
la ßupplico restar servita honorarmi de suoi continui e clemen-
tisBimi commandi rendendola certa^ che secondo la tenuitk delle
mie deboli forze e come ho fatto sino al presente, non trala-
sciaro diligenza imaginabile appresso la Maesta del r^ di Po-
lonia mio signore et appresso gli altri senatori e primati, con
li quali tengo alcun merito di servitü per avanzare e promuo-
vere questa santissima impresa; dispiacendomi in estremO; che
le mie Operation! siano di poca vaglia e minor frutto, con tutto
ciö voglio sperarc che dalla Serenita vostra e da cotesta sere-
nissima republica sara clementissimamente aggradita questa
mia riverentissima e pronta dispositione.
Prego fra tanto Dio nostro signore, che per sua divina
misericordia concedi a cotesta serenissima republica il dovuto
trionfo d' una giustissima causa; e senza pii\ alla Serenitä
vostra profondissimamente m' inchino.
Vienna, li 21 giugno 1G5().
Di vostra Serenita
Alla quäle con ogni riverenza soggiongo, che stante la
prontissima dispositione del serenissimo rh mio signore acca-
lorata dal consenso delli sei, che dalF esibitore di questa mia
homilissima saranno nominati, si puo sperare al sicuro feli-
cissimo successo, essendo che li sudetti tiraranno seco il resto
494
della republica in virtü della grande auttoritk e credito, clie
teDgono in essa.
Humiliasimo et ossequentissimo servitore
Giovanni Battista Visconte.
vni.
Sohreiben des venesianisohen G^andten in Wien, Nioott
Sagredo, an den Dogen, Wien, 21. Juni 1650.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
E.
Serenissimo prencipe!
Accompagno k vostra Serenita con le presenti Don Pietro
Parceviz sacerdote Bulgaro segretario deirarcivescovo di Sophia,
che se ne viene ai piedi della Serenitä vostra in conformitit
di quelle ho giä in altre rappresentato. Gratie.
Vienna 21 giugno 1650.
Nicolö Sagredo cavaliere ambasciatore.
IX.
Aufiieichnung des Seoretärs des Collegio in Venedig, G. Bon.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
1650 a 6 luglio. Venuto alle porte dell' eccelentissimo
Collegio Don Pietro Parcevich sacerdote Bulgaro diede alcune
lettere ricevute da me segretario d' ordine delli eccellentisBimi
signori Savii e furono portate subito all' eccellentissimo con-
siglio di Dieci per esser aperte, come successe^ e son le se-
guenti (vedi lettere A. B. C. D. E). Dimandatogli poi da me
pur d' ordine degP eccellentissimi signori Savii, se desiderava
udienza, disse che non havendo aicuna pratica n^ della cittl
n^ de gP usi del governo si ri motte va a ciö, che gli fosse com-
mandato. Soggionse poi che si trovava sopra un' hosteria ä
Rialto, dove si tratteneva con qualche osservatione et incom-
modo, che lo necessitava k raccommandarsi humilmente alla
495
caritk publica per qualche piü proprio rlcovero, accennando
trovarsi in* qualche bisogno; il che rifferito da me agl' eccel-
lentissimi signori Savii mi fu commesso dirgli^ che si lasciasse
vedere la mattina seguente.
X.
Bede Peter Parchevichs im venezianisolien Collegio.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
A di 7 detto. (7. Juli 1650.)
Venuto neir eccellentissimo Collegio il medesimo Don
Pietro Parcevich parlb in conformitä della scrittura che lasciö;
fu letta et h la seguente.
Serenissimo principe!
Tre anni sono come fui spedito dalli primi capi dell' Oriente
assieme dal prencipe di Valacchia Mattia alla sacra Maestk di
Polonia Vladislao quarto, volesse sua Serenitk moversi alla
pietk verso V Oriente porgendo V aiuto suo per liberarlo dalla
tirannia del Gran Ottomano, essendo tempo habilissimo e tempi
propitii. Apprese il negozio quella Maestk con tutto il petto
e r averebbe messe in effetto ogni volta che non fosse ricchia-
mato air eterno regno, passati doi anni.
II popolo eccitato et animato per liberarsi di nuovo, mi
spedimo con il consenso del sopradetto principe a vedere, se
il successore di Polonia volesse abbracciar lo stesso negozio.
Onde arrivato io da lui hebbe sua Maestk piacere grande^ ma
acciö potesse con il fondamento proseguire V intentO; mi spedi
con le lettere sue alla sacra Maestk imperatore de' Romani et
all' eccelentissimo ambasciatore della serenissima republica di
Venezia; quali udendo le ragioni giudicaronO; che dovessi ve-
nire dalla vostra Serenita e presentarle le lettere di quei po-
poli d' Oriente; perch^ vedendo li sudetti principi la pia inten-
tione della vostra Serenitk si reggeranno con essa come capo
di un tal negozio. Adesso serenissimo principe V universo
Oriente la liberatione sua certissima V aspetta dalla sua Sere-
nitk e dal serenissimo suo senato per mezzo delli altri pren-
cipi; onde essendo io arrivato da tanto lontani paesi alli
pietosissimi piedi di vostra Serenitk spero di ottenere quella
desiderata gratia, quäle si ricchiede dair Oriente e mi sommetto
496
in tutto e per tutto alli grati commandi di vostra Serenitk;
altre cose con commoditk le potrö stendere con maggior chia-
rezza piü fusamente ovvero abocca esplicarle, mentre mi saii
commandato.
XL
Antwort des Dogen an Feter Parohevioli, Venedig, 7. Juli 1060.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
Rispose il serenissimo principe:
Conpatimo vivamente lo stato di quei signori per qaello
che eine havete rappresentato; gradiino T affetto loro, lodiamo
i buoni pensieri, che tengono, e bramiamo di vederli prospe-
rati e content!. Per 11 di piü questi signori haveranno conside-
razione alP esposto da voi e vi faranno poi intendere qaello
che occorrerk. A che s' inchinö egli e con le solite rive-
renze parti.
Bon segretario.
XII.
Denksohrift des Feter Farchevioh an das hohe Collegium in
Venedig.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
MDCL. a IX luglio.
Portata alle porte delP eecelentissimo Collegio da Don
Pietro Parcevich e ricevuta d' ordine degP eccelentissimi signori
Savii breve informatione da rappresentarsi al serenissimo pren-
cipe di Venetia et al celsissimo e gloriosissimo senato di quella
delli movimenti e torbolenze fatte nelP Oriente per acquistar
la libertk anticha non solo li anni passati, ma anche in questi
propitii e favorevoli tempi:
Venti anni sono, regnando Y augustissimo Ferdinando II
imperatore de' Romani et invittissimo Sigismondo III rh di
Polonia^ Y universo Oriente e massinie il gran regno di Bul-
garia, vedendosi g^avemente aggravato dal insoportabile giogo
del TurcO; si risolse di spedire doi personi eletti a quelle sacre
497
38tk per chieder supplichevoli il favore e V aiuto, volessero
compassionevoli lacrime e pianti loro pietosi esaudire et
igno favore iustis desideriis Buccurrere. Mosserosi quelle
re Maesta a tanta compassione di quei catholiei e promisero
or gratia alle pietose richieste; e per maggiormente con-
Dare il popolo, acciö non desperasBe, ma certamente sperasse,
aperatore de' Romani tra V altre cose ne mandö quindici
iicoBe insegne di eolor celestino, quali al giorno d' hoggi
retamente si conservano nella nostra patria. Mentre ciö si
ta?a per liberar T Oriente dal paganesimo, inimicus homo
lum semen seminavit per mezzo del re di Suetia, che si
»e contro sacra Maestk imperiale, quäle per conservar il
prio di Germania fu necessitato a tralasciäre quelle d' Oriente
osl il trattato non sorti fine veruno et il popolo restö sotto
tessa tirannide del Gran-Turco per aliquanti anni.
Nei tempi poi d' adesso, serenissimo principe e poi eccelen-
imi e gloriosissimi senatori, hebbe principio il movimento
Oriente non per altro motivo et efficace ragione, se non
questa, che vedendo il popolo mancare il potere del Gran
CO e distraersi le forze sue estenuate dalla serenissima re-
lica di Venetia per la incominciata guerra, prese V ardire
arsi innanzi e di ribellarsi da quella gran bestia; ma per
iv ci6 piü sicuramente effettuare volle prima prudentemente
arne il gran satrapa Matthia Prencipe di Vallachia con
iulgaria confinante separando li termini 11 gran Danubio^
le nominatissimo del mondo, chiamandolo in aiuto, come
10 capO; con animo di volerlo eleggere per il prencipe
Oriente, se 1' intentione loro sortito havesse V effetto bra-
9; mettendoli dinanzi molte conditioni e massime quella,
venendo con V esercito non havesse a distruggere i lochi
cipali di Bulgaria, e Taltra che dovesse honorare quelli
erano causa di questo motivo. Considerati li punti dal buon
icipe, quäle bench^ si trovasse habile a sodisfare e cor-
3ndere alle richieste del popolo, sapendo anche lui il man-
ento del Turco e desideroso di liberarsi con questa occa^
e dal tributo grave che suol dare a lui ogni anno; risolse
mente esser meglio darne parte del tutto al serenissimo
ade memorie Wladislao IV, rh di Polonia, quäle veramente
rrito havea il Gran- Turco con la sua fortuna et animo belli-
». Akra raggione allegava il gran Matthia assai lodeyole,
498
che uscendo lui con V esercito dal suo stato per impadronini
di quello del Turco, andarebbe a risico di perder il suo e non
acquistar altro^ havendo un gran nemico dietro le spalle: Ba-
silio prencipe di Moldavia; giudico anche bene darne parte con
le lettere credentiali tanto del popolo quanto con le sue alU
serenissima republica di Venetia^ di quanto ne passasse in quelle
bände, con mandarne anche li internuntii a quelli prencipiper
poter meglio esprimer le volontä efficaci di quella genta.
Elessero dunque me indegno sacerdote con un altro Padre
Francescano alla Turchesca amendoi vestiti e con le lettere e
con le informationi a quella volta ci spedirono: post molta in
itinere pericula arrivati in Polonia da quel invittissimo ri
presentate le lettere, CBposte le raggioni, sciolti li dubii; lacrime,
pianti, volontk e desiderio delli popoli dichiarato; il stato^ 1®
forze, il timore del Turco chiaramente dimostrato, s' animi
queir animoso petto et sine ulla mora apprese il negotio per
prosequirlo con tutte le forze et animo, comunicando prima il
secreto ad alcuni pochi et principali suoi adherenti. Scrisse al
generalissimo del regno, che mettesse in ordine V esercito;
scrisse al gran Matthia iacendolo generalissimo di tutto F Oriente
con dire, che lui con un altro esercito haverebbe seqoitato
per dar il soccorso; e rimandö noi indietro a dar nuova airaspet-
tativa del popolo senza lasciarci proseguire il viaggio di VenetiA
dalla serenissima republica, allegando molte raggioni. Ci diede
il suo ritratto a guisa di un soldato dicendo: ^habeatis nae
fictum et pictum quoadusque venero vivus et verus^; ci di©^®
un stendardo rosso grande di velluto con la croce dair^n*
e dair altra parte con 1' inscrittione : ,vindica gloriam tua''* *'
ci diede un anello come sposo per sposar V Oriente, ci di®^*
una pianetta per dar principio alla Christiana libertk. Neil' ^'
tima udienza, dove era la serenissima regina sposa sua, senti^^
dire dalla medesima a quel re in questa forma: , Sacra Mae^^^
animoso prosequite pure V incominciate imprese; che quaJ*^^.
mancark il danaro, io mi levarö dalli orecchi questi oreccb^^^
e dalle mani queste maniglie pure che il negotio vadi ^^'
nanzi^; il che maggiormente infiamo il rk magnanimo et sJ^^
astanti senatori, e credo che hoggidi lei maggiormente p*"^'
mova delli altri.
Venuti noi dal gran Matthia con le lettere di sua Ma00^
e Bopradette cose, ringioveni quel venerabil vecchio di gr»0^
499
allegrezza, ci spedi subito in Bulgaria per darne parte del
tutto alli capi della fatioDe; quali rieeveDdoei allegri, ei dimo-
stromo la facilitk per ottenere V Oriente e ci fecero vedere
alcuni loch! deserti et esausti del Turco, dove prima vi era
copia grande di essi.
Oltre questo li catholici e li scismatici nel predetto trat-
tato 8ono UDitissimi; li nostri tutti sono assai animati depo-
nendo antico timore^ li Turchi disanimati deponendo TaDticha
audacia et aroganza. Parimente non sono in quella copia di
prima; li nostri sempre si multiplicano; V istessi Turchi, cosa
difficile a credere, presentendo la venuta del serenissimo r6 di
Polonia sbigottiti dicevano me presente: ,Se veniranno li Po-
lacchi, noi ci faremo catholici, essende che li nostri antenati
sono usciti da quelli^; e di vero euere impauriti V istessi pu-
blice affermavano, che il fine del loro imperio gia terminava;
il che faceva tanto piü inanimare il volgo. Tutte queste cose
hebbero fine con la morte del gloriosissimo Wladislao rfe di
Polonia.
Doi anni depo la sua morte in un gran silentio il disegno
fa ritenuto: nulladimeno il popolo dal primo motivo eccitato,
impatiente del gravc giogo Y attentata intentione della propria
liberta precipitoso attentava e senza pausa alcuna alli Turchi
nelle piazze rispondeva, quali aliquante d' ardire ripreso have-
vano sentendo la morte di sopranominato re. II monsignor
arcivescovo Fra Pietro Deodato, Corona di quelle patrie, pruden-
tissimo pastore, andava al meglio che potesse sedando il tu-
multo della plcbe, allegando molte ragioni e particolarmente
diceva: ^Lasciate che vediamo V esito in Polonia e da quelle
ci reggeremmo al meglio che sark per noi'; ma quei tutta via
ardenti spingevano, che si facesse la ribellione; e si haverebbe
fatta ogni volta, se il predetto arcivescovo non fosse venuto
in persona con alcuni principali in Targoviste dal gran Matthia
narrandoli il pericolo di quel regno. Subito quel buon principe
spedi per me indegno sacerdote in Moldavia, dove io dimorava
sei giornate lontano, et al mio arrivo dissemi compassionevoli
parole della tirannia del Turco, con la quäle opprimeva li ca-
tholici, e con pietosi ragioni persuasemi, che dovessi andare
dal successore nel regno, Casimire fratello del re giä memorato,
dalla Sacra Maestk cesarea e dalla serenissima republica di
Venetia, accompagnandomi con le lottere. Presi il longo viaggio
ArehiT. Bd. LIX. II. Hälfte. 33
600
et arrivato post multas tribulationes a Varsavia, mi presentai
al gran-caDcelliere Ossolinski; quäle vedendomi andi imm^
diäte a darne parte alla sua Maestk, ehe si trovava sei l^be
fuori di Varsavia et informarlo de' passati trattamenti. VenBC
alla citta sua Maestii e raccolse li primi senatori del regno,
alli quali comunicö il negotio; et il giomo seguente hebbi
udienza in presenza di quelli, li quali si esibirno d' esser fedeli
alla sua Maestk usque ad mortem etiam cum sanguinis effusione,
essende che suk Maestk apprese il negotio per proseguirlo
e non esser inferiore alla pia intentione del suo fratello, pre-
decessore nel regno.
Li adherenti alla sacra Maestk di Polonia nel trattamento
deir Oriente sono questi: Primo il vescovo Culmense vicecan-
celliere e senatore assai potente nella fattione. II secondo ^
primo senatore a man manca il generalissimo della Corona del
regno Nicolö Potozki ,quasi alter rex'; il terzo fe il gran-can-
celliere del regno Ossolinski prencipe e duea — e lui reggr^
il regno — ; il quarto e il gran-tesoriere e senatore; il quinto
h il gran-maresciallo e senatore; il sesto fe il gran-copiere del
regno; il settimo fe il gran-reggente della cancellaria; T ottavc
fe il secretario del rfe, abbate Viezki; il nono k il prencipe
Visgnevezki, palatino di Russia, senatore; et il docimo il s^
creto secretario di sua Maestk. Questi tutti furono, mentir«
hebbi V audienza nel senato, assai affettionati e desiderosi ^^^
prosequire la volontk regia. Sua sacra Maestk con detti ecc^l"
lentissimi senatori giudicarno di mandarmi a Vienna dalFa"«-^"
gustissimo imperatore et eccelentissimo ambasciatore di Venet'^i-*
a presentarli le lettere e raccontarli a bocca il negotio e tratt-^"
mento; dove havuta V udienza mi rispose sua cesarea Maes-^Ä*
haver compassione grande a quel popolo; e che Iddio bea
detto darebbe qualche modo per liberarlo, ma che non e
dovere, lui incominciasse la guerra con il Turco havendo '*
pace con lui, ma che starebbe aspettando a vedere la voIoä^
delli altri prencipi e massime della serenissima republica ^*
Venetia, come piü potente in questa fatione; e che non so*^
incominciasse, ma che proseguisse e non solo proseguisse, oo*
insino al gloriose fino durasse; et allora sua Maestk cesckT^a
non haverebbe mancato d' impiegarsi in tal negotio per lib^
ratione d' Oriente e propagatione della fede catholica. A^^,
soggionse: ,Non per altro habbiamo concesso alli Sve^^^*
501
V Alemagna, se non che riposassero li regni e ripigliassero
alquanto di forze e che il QraD-Turco da questa pace fatta
considerarebbe alli suoi casi; in oltre doi reggimenti ne man-
dava verso Hungaria. II che tutto era ,ad terrorem Turcicum';
concluse finalmente sua Maestä cesarea con V eccelentissimo
ambasciatore di Venetia e quello di Spagna, il quäle grande-
mente attende alla promotione della cosa appresso V imperatore
et il suo serenissimo r^; al quäle ne ha data parte minutissima
alla Corona della serenissima republica di Venetia, che io do-
vessi venire a Venetia, presentar le lottere dei popoli et esprimer
a Yoce^ quanto mi sarebbe commandato dalla serenissima re-
publica. II che per gratia della vostra Serenitk et eccelentis-
simi senatori ne ho fatto, beuche brevemente; nientedimeno
dalla brevitk ne haverä raccolta sua Serenitk con il suo dotis-
simo senato la sostanza del trattamento.
Onde io indegno sacerdote non solo dalli capi orientali,
ma da molti altri prencipi e monarche del mondo, come chia-
ramente si manifesta per le lottere credentionali, mandato alli
clementissimi piedi di vostra Serenita, e di questo nobilissimo
Senate, humile supplico, vogli vostra Serenitk con li suoi ad-
herenti senatori muoversi in questi propitii e favorevoli tempi
alla pietk per la liberatione dell' Oriente e propagatione della
fede catholica, la quäle di certo nelle mani vostre consiste;
8 questo degno trionfo e gloriosa vittoria di abbassare la su-
blime luna non e concesso ad altro preocipe del mondo se non a
vostra Serenitk et a vostro gloriosissimo senato della serenissima
republica di Venetia, compendio, vergine e miracolo del mondo.
Ho havuto un ordine non solo dalli senatori di Polonia,
ma anche da quelli di Vienna a dirne alla serenissima repu-
blica, che se haveva intentione di spedire un ambasciatore alla
Sacra Maestk di Polonia, fosse tal ambasciatore persona d' auto-
ritk, cioi con tutte le conditioni e requisiti per potere con-
chiudere il trattamento e non slongarlo piü.
E non creda la serenissima republica, che il Qran-Turco
foBse in quel potere, che da molti si crede; lui desidera piü
la pace, che un lepre perseguitato dalli levrieri, vedendo li
gran motivi nel proprio imperio e perdita delle genti tanto
per terra quanto per il mare da sei anni in quk.
Creda vostra Serenitk che doppo che ha occupato il Gran-
Torco r Oriente, mai e stato il tempo cosi habile per liberarlo,
33*
502
quanto adesso, e li catholici mai hanno havuto un certo ardire
per istinto naturale, come adesso.
Restarö con questo supplicando la vostra Serenitä e questi
eccelentissimi senatori, che ogni volta si muoyessero alla pietk
verso quelli paesi et acconsentissero alle buone intentioni delli
altri prencipi, concedermi licentia di arrivare ancorchfe con le
poste a Roma per darne buona parte ad uno, che mi aspetta
a questo effetto, e spedirlo subito per via di Ragusa alla volta
di Bulgaria, a quei signori e capi d' Oriente, et io ritornarmene
di quk e passar per la Germania dall' imperatore e poi tirar
verso il serenissimo rfe di Polonia, quäle ansioso mi stark aspet-
tando.
Prego per V ultimo vostra Serenitk e questi nobilissimi
padroni per la secretezza del negotio ; perchfe presentendo qualche
cosa la gran bestia de' Turchi non solo il mio vil capo si per-
derebbe, ma quelle piii importa, molte teste de' prencipi e pre-
lati deir Oriente; e qui humilissimo et obbedientissimo mi sotto-
metto alli cenni gratissimi di vostra Serenitk e d' altri porporati
senatori, alli quali gloriosa felicitk et immortal gloria suppli-
chevole dal cielo ne dimando.
xm.
Antwortschreiben der Bepublik an den Gouverneur
Markanich.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
1650 a 12 luglio in pregadi.
AI governatore di Bulgaria.
II reverendo Don Pietro Parcevieh nel renderci le lette^^
di vostra Signoria ci ha pienamente esposto lo stato miserabi "^^
di cotesti popoli Christiani. II nostro compatimento non fe pun*^^^
inferiore al desiderio, ehe havemo di vederli rimessi nel-^-*^ .
pristina libertk, e come sopra ciö applaudimo ai loro genero^^ ^.
pensieri. Cosi per facilitarne V adempimento saremo pron -^
a teuer le armi Turchesche occupate e divertite nella guem
che ingiustissima ci han promossa; e di piü passeremo
ufficii propri con gli altri prencipi ancora perchfe a pro del
causa commune assistano con vigore a cosi degna intrapres
503
a cm pure ci assicuriamo, che V. S. con la sua virtü e col
8U0 zelo coDserverk ben disposti e animati quei popoli, mentre
noi augariamo loro i piü felici successi e a lei le piü vere
prospcritk.
— 121 Bon segretario.
— 0
— 7
(Senato Corti, Delib. filza 42.)
XIV.
Antwortschreiben der Bepublik an den Erzbisohof von Sophia.
Aas dem k. Staatsarchiv in Venedig.
1650 a 12 luglio in pregadi.
Air arcivescovo Sardicense in Bulgaria.
Dal reverendo Don Pietro Parcevich ci sono State rese
le lettere di vostra Signoria reverendissima accompagnate da-
gli ufficii; che tencva egii in commissione di aggiungerci nel
particolare delle oppressioni di cotesti popoli Christiani. Hab-
biamo col piu vivo affetto compatito lo stato loro con desiderio
uguale di vedcrli libcri e consolati; al quäl fine pure sono
applauditi da noi pienamento i loro altrettanto giusti che gene-
rosi pensieri^ che resteranno appoggiati e secondati da noi non
solo con la piü costante perseveranza nel proseguir la guerra
contro gli Ottomani per tenerli occupati e divertiti, ma cogli
afficii piü validi et efficaci presse i prencipi Christiani, perchi
favoriscano cosi pia e gloriosa intrapresa, alla quäle sark
proprio della bonta et zelo di sua Signoria reverendissima il
tener disposti e animati quei popoli, somministrando loro quei
prudenti e salutari consigli che devono attendersi dalla sua
grande virtü, e preghiamo Dio, che Y assista e le conceda le
piü vere prosperita.
— 121 Bon segretario.
— 0
— 7
(Senato Corti, Delib., filza 42.)
504
XV.
Beschluss des venezianischen Senats über die Antwort und
den Bescheid für Feter Farohevich.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig'.
1650, 12 luglio in pregadi.
Che fatto venire nel Collegio Don Pietro Parcevich Bacer-
dote Bulgare gli sia letto quanto segue.
Dalle vostre espositioni restiamo a pleno informati dello
State deplorabile de' Christiani di Bulgaria crudelmente oppressi
dalla tirannide Ottomana; gradimo la notitia, che ce ne havete
portata, e come applaudimo alle generöse risolutioni loro di
liberarsi da quella durissima servitü; cosi per agevolarne il
successo non solo tenemo con la perseverante continuatione
della guerra divertite et impegnate le forze Turchesche, ma
ecciteremo gli altri prencipi ancora a secondar con le proprie
cosi pie e sante deliberationi; in somma desideriamo, che non
meno quei popoli che monsignor arcivescovo et il signor go-
vernatore, che ce ne hanno scritto e per i quali haverete le
nostre lottere di risposta, restino certi, che non tralascieremo
cosa che vaglia a fare in questa materia palese al mondo ia
nostra perfettissima dispositione e volontk.
E da mo sia preso, che partendo Don Pietro Parcevich
et essendogli stati esborsati scudi trenta d' argento a conto
dei ducati cento buona Valuta deliberati per il suo siar qui;
gli sian dati in dono altri cento scudi simili effettivi in testi-
monio del publice affetto, onde se ne vada consolato e con-
tento. Dato in Collegio: Bon segretario.
— 121 Per il capitolo — 20
— 0 — 0
— 7 — 1
Detto in pregadi — 114
0
0.
(Senato Corti, Delib. filza 42.)
605
XVI.
ProtoooU der Absohiedsaudienz Feter Faroheviohs im
venezianischen Ck>llegio.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
1650, 13 luglio.
Letta al sacerdote Bulgaro la deliberatione di questo ec-
cellentissimo Consiglio dei 12 del corrente, disse ch' have-
rebbe riferito quanto gl' era commessö cosi al r^ di Polonia,
come a quei senatori e popoli che Y havevano inviato, ma che
prima doveva con buona gratia di sua Serenita portarsi a
Roma, dove supplicava d' essere accompagnato con lettere all' ec-
cellentissimo signor ambasciatore, perchä procurasse la sua
pronta espeditione.
Diede poi memoriale in raccomandatione del Padre Ber-
nardino da Zara dell' ordine de' Minori Osservanti per una delle
chiese vacanti in Bulgaria, il quäle memoriale fu letto et k il
sequente:
jÖerenissimo principe!
Essende vacati nel regno di Bulgaria questo febraro pros-
simo passato nelP anno 1650 doi arcivescovati, uno della cittk
di Ochrida residcntia aDticamente delli imperatori e 1' altro
della cittä di Martianopoli, e per non esservi per adesso in detto
regno soggetto per tal dignitä habile ad esser promosso, si
supplica vostra Serenitä e questo nobilissimo senato voglino
degnarsi di promovere e portar innanzi un tal Padre Fra Ber-
nardino di Zara di Ordine de' Minori Osservanti di S. Fran-
cesco della citta di Zara, suddito della serenissima republica di
Venetia, non solo Padre meritevole nella religione ma anche
di etä, di vita, di pietk, di dottrina e di lodevoli costumi, assai
degno per ogni grado et officio; inoltre k Padre molto pratico
di quelli paesi per essere stato adoperato dalla sua religione
Fanni passati per visitatore di quelle; oltre che sa molti lin-
guaggi et in particolare quelle del regno, ch' importa non
poco; ma sopra tutto per esser sotto la giurisditione e potere
della serenissima republica, si che non solo sark utile a quelli
paesi, ma di honore, di reputatione e con il tempo deH'jus
di questa serenissima republica et anche di corrispondenza nelle
506
particolaritä, havendo un simil huomo nel regDO di quelFin^
peratore, che sara tutto a gloria di Dio benedetto et exaltatioi^
di vostra Serenitk alla qualc ctc/
Risposc sua Serenitk, che sc gV augurava buon viaggK
e che si sarebbe procurato di compiacerlo, a che egli inchä
natosi con le solite riverenze parti.
Portatosi poi a prender copia del uffitio lettogli negl* att -
dello scrivere disse a me segretario, che bramava grandeinent«
la raccomandatione di sua Serenitk presse Y eccellentissim«
signor ambasciatore per essere presto espedito dalla Congr»-
gatione de propaganda' iide, andando egli a visitare i sacr~
limini a nemo delF arcivescovo Sardicense, che si dice volgar*
mente di Sophia; il che fu rifferito da me segretario a gK
eccellentissimi signori Savii. Bon segretario.
(Collegio, Espos. Priucipi, filza 61.)
XVII.
ErnennungsbuUe Papst Alexanders VII. für Feter Farchevi(^^
zum Erzbischof von Martianopel, Born, 6. März 1655 (Mc3
Born. = 1656).
Aus dem Archiv der PP. Franciskaner in Klausenburg.
Alexander episcopus servus servorum dei dilecto ülio Pet;i
Parcevich electo Marcianopolitano salutem et apostolicam b^*^
dictionem. Divina disponente dementia, cujus inscrutabili p*^
videntia Ordinationen! suscipiunt universi in apostolice di^
tatis culmine nieritis licet imparibus constituti, ad univeJ^^
orbis ecciesias aciem nostrao considerationis attendimus et %
earum statu sahibriter dirigendo apostolici favoris auxilium ^
hibemus ; sed de illis propensius cogitare nos convenit q •-
propriis carere pastoribus intuemur, ut eis iuxta cor nostr^
pastores preficiantur idonei, qui commissos sibi populos ^
suam circuinspectionem providam et providentiam circumsp^
tarn sahibriter dirigant et informent ac bona ecclesiarum ip^
rum non solum gubernent utiliter sed etiam multimodis ef5
rant incrementis. Dudum siquidem provisiones ecclesiaru^
omniuni tunc vacantium et in posterum vacaturarum ordir»
tioni et dispositioni nostre reservavimus decernentes acti:»-
507
irritum et inane, si seciis super his^ per quoscunqiie quavis
aactoritate scienter vel ignoranter contingeret attentari; post-
modum vero ecclesia Marcianopolitana in partibus infidelium
coQsistente, cui bone memorie Marcus Bandinus archiepiscopus
Marcianopolitanus dum viveret praesidebat, per obitum dicti
Harci archiepiscopi, qui extra Komanam Curiam debitum nature
persolvit^ pastoris solatio destituta^ nos ad provisionem eiusdem
ecclesia celerem et felicem, de qua nullus preter nos hae vice
«e intrqwittere potuit sive potest reservatione et decreto ob-
sistentibus supremis^ ne illa longe vacationis exponatur in-
coiDmodis, paternis et sollicitis studijs intendentes post de-
libcrationem, quam de preficiendo eidem ecclesie personam
etilem ac etiam fructuosam cum fratribus nostris habuimus
üligentem, demum ad Te utriusque juris doctorem de legitime
matrimonio ex honestis et catholicis parentibus in dioecesi
Sardicensi procreatum, plus quam quadrigenarium, a duodecini
annis in prcsbiteriatus ordine constitutum fidemque catholicam
iuxta articulos pridem a Sede Apostolica propositos expresse
professum aliaque omnia requisita liabentcm, direximus oculos
nostre mentis. Quibus omnibus dcbita mcditatione pensatis te
a quibusvis excommunicationis, suspensionis et interdicti alijs-
que ecclesiasticis sententijs censuris et penis a jure vel ab
homine quavis occasionc vel causa latis^ si quibus quommodo
mnodatus existis, ad effectum presentium dumtaxat consequen-
dum harum scrie absolventes et absolutum fore censentes iuxta
decretuni nostrum in Congregacione de propaganda tido nuper
factum de persona tua nobis et eisdem fratribus ob tuorum
^xigentiam meritorum accepta de fratrum eorundem consilio
Apostolica auctoritate providemus teque illi in archiepiscopum
preficimus et pastoreni, curani et administrationem ipsius ec-
clesie tibi in spiritualibus et temporalibus plenarie committendo
*^ illo, qui dat gratias et largitur preraia, confidentes, quod
^Uigente domino actus tuos predicta ecclesia per tuae circum-
**pectionis industriain et Studium fructuosum regetur utiliter et
prospere dirigetur ac grata in eisdem spiritualibus et tempora-
libus suscipiet incrementa.
Jugum igitur domini tuis impositum humeris prompta de-
^otione suscipiens curam et administrationem pretactas sie
^^ercere studeas soUicite, fideliter et prudenter, quod ecclesia
^p8a gubernatori provido et fructuoso administratori gaudeat
608
86 commissam tuque preter eterne retributionis premiam nostnim
et dicte sedis benedictioncm et gratiam exinde uberius consequi
merearis.
Quocira venerabilibus fratribus nostris universis, suffira*
ganeis ac dilectis filiis, capitulo et vassallis dicte ecclesie Mar-
cianopolitane nee non clero et populo civitatis et dioeceseoB
Marcianopolitane per apostolica scripta mandamus, quatenus saf-
fraganei tibi tamquam inembra capiti obseqaentes ac capitulom
tibi tamquam patri et pastori animarum suarum humiliter in-
tendentes exhibeant tibi obedientiam et reverentiam congruentes
ac clerus ecclesie pro nostra et dicte sedis reverentia benigne
recipientes et honorifice pertractantes tua salubria monita et
mandata suscipiant humiliter et efiicaciter adimplere procurent;
populus vero te tamquam patrem et pastorem animarum suanun
devote suscipientes et debita honorificentia prosequentes im
monitis et mandatis salubribus humiliter intendant; ita qnod
tu in eis devotionis filios et ipsi in te per co[nsequens] < patrem
benevolum invenisse gaudeatis; vassalli [autem] predicti te de-
bito honore prosequentes tibi iidelitatem solitam ac consueta
servitia et iura tibi ab eis debita integre exhibere studeant;
alioquin sententiam sive penam, q[uam rit]e tuleris seu statueris
in rebelleSy ratam habebimus et faciemus auctore domino usque
ad satisfactionem condignam inviolabilitcr observari. Datum
Rome apud sanctum Petrum anno incarnationis dominice mille-
simo sexcentesimo quinquagesimo quinto, pridie Nonas Martij;
pontificatus nostri anno primo. F. Gualterias.
J. Cardinalis prodatarius.
Visa de Curia P. Ciampinus.
Or. auf Pergament. Bleibulle.
XVIII.
Schreiben der k. ungar. Hofkanzlei an die k. k. Hofkammer,
Prag, 23. September 1656.
Aus dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Sacratissimae caesareae regiaeque Majestatis inclytae Ca-
merae Aulicae officiose significandum. Praelibatae suae Majest**^
' Diese und die folgenden Lücken sind im Original durch MÄuscfr*^
entstanden.
509
repraesentatum esse demissum memoriale revereDclissimi Petri
Parcevichy archiepiscopi Martianopolitani in regno Bulgariae,
alias ad sacram regni Hungariae coronam spectantis; in eo
apud Buam Maiestatem instantis, ut cum ipse zelo catholicae
religionis in illis quoque rcmotis partibus promovendao inductus,
inter peliquos duos etiam Societatis Jesu Patres in ministerium
dei et scolarum errectionem secum abducere, eosdem in via
alere et vestes pro Turcia conficere aliasque praebere eom-
moditates intendat ad idque esset minus sufficiens; dignaretur
Bua Majestas aliquo viatico ad tam longum et incommodum
iter peragendum eidem benigne suceurrere. Cujus quidem de-
missam instantiam ordinatis ipsi nomine praenominati viatici
centum aureis ducatis ex eadem inclyta Äulica vel vero Camera
Bungarica depromendis dirigendam esse benigne demandavit;
quapropter toties fata Camera Aulica benignam hanc suae
Majestatis voluntatem in tam pia et favorabili causa cffectui
mandare noverit. Cui in reliquo haec Cancellaria Hungarica-
Aulica omni officiorum genere sempcr addicta manet.
£x Cancellaria Hungarica Aulica.
Pragae die 23. Septembris 1656.
And. Ruthkay.
Sacratissimae caesarae regiaeque
tfajestatis inclytae Camerae Auli-
cae officiose assignandum.
Aussen: ^Hungrisches Hofkanzleidekret, wasgestalt dem
Petro Parcevich, £rzbischofen in königl. Bulgarien zu Abfüh-
rung dahin zween Priester von der Soc. Jesu 100 Duggaten
verwilligt werden, betreffend. 24 P. H. October 1657. Expe-
diert ad Camerani Hungaricam am 24. October 1656.*
Siegel des Kuthkay.
XIX.
Bubrum eines Schreibens an die k. k. Hof kammer. Frag,
23. September 1656.
Au« dem k. ungar. Landesarcbiv in Ofen, Abthlg. Hofkansleiarchiv.
Nr. 301 a. 1656. Decretum ad Cameram Aulicam circa ordi-
tiandam lOÖ aureorum ducatorum Petro Parcevich, archiepiscopo
510
MartianopoHtano in regno Bulgariae duos e Societate Jesu
Patres in ministerium dei et scholarum ereetionem secum ab-
hinc abducere intendenti, titulo viatici resolutorum ex Camera
hac vel vero Camera Hungarica exsolutionem, expeditum Pragae
23. Septembris 1656.
XX.
Rubrum der Empfehlungsschreiben für Feter Farohevieh an
den König von Folen, den Fürsten von Siebenbürgen und die
Woiwoden der Moldau und der Walachei, Frag, 23. Septem-
ber 1656.
Aus dem k. ungar. Landesarchiv in Ofen, Abthlg. Hofkanzleiarchiv.
Nr. 302 a. 1656. Commondatoriae pro parte Petri Parce-
vich arckiepiscopi Martianopolitani in Bulgaria ratione bonae
voluntatis subsidiique eidem in patriam suam confectis hie in
aula certis suis negotiis regredienti adhibendi ad regem Polo-
niae, principem Transylvaniae et voivodas Moldaviae et Va-
lachiae expeditae, Pragae 23. Septembris 1656.
XXI.
Bubrum über die Zusendung eines Bittschreibens des Fetet
Farchevich an den Erzbischof von Gran, Frag, 23. Septem-
ber 1656.
Aus dem k. ungar. Landesarchiv in Ofen, Abthlg. Hofkanzleiarchiv.
Nr. 307 a. 1656. Archiepiscopo Strigoniensi demissa Pe^^
Parcevich archiepiscopi Martianopolitani in Bulgaria in eo, '^^
pro augmento religionis catholicae aliqui ex partibus illis j '^'
venes in scholis Patrum Societatis Jesu educentur, supplicant> ^*
instantia ea requisitione transmittitur, velit ad minimum du^*^^
vel tres partium illarum ju venes in coUegium aliquod vel alui^^'
norum vel convictus recipere eosdemque in aedificatione popi
illius oatholici educari facere. Pragae 23, Septembris 1656.
511
XXII.
Pötro Faroevich arohiepiscopo Martiauopolitano in Bulgaria
aurei centiun pro viatioo ex paratis mediis huius Camerae
deputantur. Viennae 24. Octobris 1666.
Aas dem k« ongar. Landesarchiv in Ofen, Abthlg. k. nngar. Kammerarchiv.
Ferdinandus tertius etc. Magnifici ac egregii fideles nobis
dilecti. Benigne vobis significamus, qualitor repraesentatum
nobis nuper hie fuit demissum memoriale reverendi in Christo
patris Petri Parcevich, archiepiscopi Martianopolitani in regno
Bulgariae^ alias ad sacram regni istius nostri Hungariae coro-
iiam spectante, in hoc instantis, ut cum ipse zelo catholicae
religionis in illis quoque remotis partibus promovendae inductus
inter reliquos duos etiam Societatis Jesu Patres in ministerium
dei et scholarum erectionem secum abducere, cosdem in via
alere et vestes pro Turcia conficere aliasque praebere commo-
ditates intendat ad idquc esset minus idoneus^ proinde digna-
remur aliquo viatico ad tarn longum et incommodum iter per-
a^ndum eidem clementer succurrere.
Siquidem porro ipsi in praefatum finem nomine praeattacti
viatici centum aureos ducatos ex paratis mediis Camerae istius
nostrae Hongaricae in praesenti transitu suo istic Posonii
Btsttim realiter depromendos benigne decrevimus et ordinavi-
^Dt^UB, idcirco vobis superinde praesentibus clementer ac serio
demandamus, quatenus in hoc ulteriorem necessariam ordina-
"tionem nomine nostro convenienter facere et praefato archi-
^piacopo in tam pia et favorabili causa dictum subsidium pe-
ctiniarium quantocius efFective ibidem consignari curare velitis
*c debeatis. Executori eatenus benignam ac omnimodam volun-
***öDa nostram. Dabantur in civitate nostra Vienna vigesima
^'larta Octobris anno millesimo sexcentesimo quinquagesimo
^xto etc. Ferdinandus. G. Ludovicus comes a Sinzendorf.
^d mandatum electi doraini imperatoris proprium J. Quintinus
'^öj^ger Lib. Baro. Marcus Putz.
512
XXIV.
Bubrum über die Zusendung des Bittschreibens Feter Fareb
vichs um eine jährliche Unterstützung, Wien, 31. Ootober 166
Aus dem k. ungar. Landesarchiv in Ofen, Abthlg*. Hofkansleiarehiv.
i
xxni.
Schreiben Kaiser Ferdinands m. an die k. ungar. Hofkammer
wegen einer jährlichen Subvention für Feter Farohevioh, Wien,
31. Ootober 1666.
Ans dem k. ungar. Landesarchlv in Ofen, Abthlg. k. ungar. KammerarchiT.
Ferdinandus tertius dei gratia electus Romanorum Impe-
rator semper augustus ac Germaniae, HuDgariae^ Bohemiae etc.
rex. Magnifici ac egregii fideles nobis dilecti. Ex hisce annexo ■ ^
fidelis nostri reverendissimi Petri Parcevich, archiepiscopi Mar- ||
tianopolitani supplici libello intellecturi estis uberius, quibufl-
nam ex rationibus et motivis annuale aliquod subsidium sibi
a Maiestate nostra decernendum perhumillime supplicet. Ante-
quam igitur super hac demissa ipsius instantia clementer nos
resolvamus; opinionem et informationem vestram praehabendaoa
esse duximus; an nimirum ac quantum quibusve ex mediis id
fieri possit; volentes; quatenus eam nobis maturato suppeditar^
velitis et debeatis. De caetero gratia nostra fidelitati yestra.^
benigne propensi manemus. Datum in civitate nostra Vienn.^
Austriae die ultima mensis Octobris anno domini millesim o
sexcentcsimo quinquagesimo sexto. Ferdinandus m. p. Qeorgii^^^
Szelepcsenyi m. p. episcopus Nitriensis. Rud. Ruthkay m.
(In ter«^:) 31. October 1656.
Nr. 355 a. 1656. Camerae Hungaricae demissa Petri
cevich archiepiseopi Martianopolitani in Bnlgaria pro annoa- — "
aliquo subsidio sibi decernendo supplicantis instantia fine oprr '*
nionis suae superinde hoc suppeditandae transmittitur^ Vienni
31. October 1656.
i
513
XXV.
Schreiben der k. ungar. Hof kammer an Kaiser Ferdinand m.,
Fressbnrg, 23. November 1666.
Aus dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Ä. Sacratissima caesarea etc. fidelitatis etc. Debito vene-
rationis cultu benignissimas vestrae Majestatis litteras ultima
praeterlapsi mensis Octobris emanatas, quibus supplicem li-
bellum reverendissimi domini Petri Parcevich archiepiscopi
Martianopolitani pro annuali subsidio ecclesiae suae a vestra
Maiestate clementer ordinando instantis^ ad nos opinionis et
informationis causa, an nimirum ac quantum quibusve ex mediis
id fieri possit, dirigere dignata est, recte die bestema acce-
pimus et humillime intelleximus.
Quantum itaque ad instantiam dicti domini archiepiscopi
attinet respectu eo, quod ipse in illis quoque partibus ecclesiae
catholicao et animarum Christi fidelium salutem promovere in-
tendat, merito adjuvanda videretur; verum — clementissime
Imperator — nos nulla plane media scimus, ex quibus ipsi
petita illa annua provisio per vestram Maiestatem sacratissimam
in boc regno commode ordinari queat; siquidem nee sunt uUa
praeter nudos proventus tricesimales vestrae Maiestatis, qui
etiam in quantum attenuati sunt, hoc rerum statu vel ex ex-
tractibus nostris angaricalibus proxime vestrae Majestati sacra-
tissimae per nos humillime transmissis, clementer percipere
dignabitur vestra Maiestas; praeterquam, quod ad eosdem iam
ab olim plurime piarum quoque causarum reiectiones et depu-
tationes factae habeantur penes hanc Cameram, ad quarum or-
dinariam exsolutionem etiam respectu aliarum occurrentium ne-
cessitatum vix aliqua in parte sufiicimus. Ac proinde supra-
fiatum dominum archiepiscopum ab huiusmodi sua instantia,
salva authoritate vestrae Majestatis permanente, pro hac vice
dehortandum humillime ac obsequentissime censeremus, prae-
sertim cum et centum aureos ducatos per vestram Maiestatem
ipsi deputatos sane aegre vel in media parte exsolvere po-
tuerimus. Cuius supplicem libellum hisce remittentes Maiestatem
vestram sacratissimam ad annos longaevos gloriose imperantem
vivere plenis votis exoptamus. Posonii, die 23. Novembris
anno 1656.
XXVI.
Schreiben der k. Ungar. Hofkanuner an die k. k. Hofkamme:^^«
Pressburg, 23. November 1656.
Ans dem Archiv der k. k. Ilofkammer in Wien.
IllustrisBiini, magnifici ac generosi domini patroni et amici nobi ^•^
observandissimi.
Servitiorum nostrorum paratissimam commendationem
Binas suae Maiestatis sacratissimae domini nostri clementissim ^i
per expeditionem excelsae Canierae istius Aulicae; sub vige— -^
sima quarta praeterlapsi mensis Octobris et undeeima praeseoti^k. -fl
Novembris emanatas et ad hanc Cameram sonantes benignissi — -•
mas cominissioneS; quarum prima nobis clementer mandare dig — ^^^
natur, ut revereodissimo domino Petro Parceuich archiepiscopL. m o
Martianopolitano pro viatico de paratis medijs Imius Camera^^^e
centum aureos ducatos numerari curemus; altera, ut pene^R s
Tricesimam Jauriensem ordinationem faciamus, quatenus a de- -^•
cima quarta proxime praeteriti mensis Octobris computandc
menstruum illud quinquaginta tallerorum imperialium, qu(
antehac magister equitum Unger fungebatur, deinceps statie^ — s
temporibus pro aedificio praesidij Jauriensis ad manus illustris— -
simi domini comitis Philippi a Mansfeldt, suae Maiestatis intim^k^ i
ac bellici consiliarij ejusdemque praesidij supremi colonellj v< J
ejus qui curam illius aedificij gerit, erga sufficientem quietati^-
tiam effective et realiter enumerentiir, hisee proximis diebii^Ä
consequenter debito humilitatis et obsequentiae cultu accepinn-^-s
et intelleximus. Nobis quidem nihil magis in votis esset, qua"»:«
ut benignissimis sufie Maiestatis mandatis omni ex parte eo,
quo par est, obsequendi studio satisfacere possemus; veram
quam sit tenuis status mediorum et proventuum in praesen^'i»
hujus Camerae, ex ipsis genuinis extractibus angaricalib*^*»
proxime ad benignas manus suae Maiestatis per nos obsequeo^^^
ac humillime transmissis et cum ijsdem Dominationibus ve&^*'^
illustrissimis, magnificis et generosis omni dubio proeul h^*'
tenuB comraunicatis luculenter appareret. Qui nisi imposteir*^^
divina benedictione uberiores affulserint, sane ad ordina.^^^^
515
^Tiores necessitates^ ut taceamus de quotta confiniaria, debitis ad-
huc a proxima diaeta resultantibus alijsque qvam plurimis depu-
^onibuB; alias Dominationibus vestris illustrissimis, magnificis ac
^nerosis ex freqventiori syncera repraesentatione nostra satis ab-
runde notis, nix sufficiunt. Et defacto etiam nequidem illi eentum
AUrei ducati praefato archiepiscopo Martianopolitano ad tarn se-
riam suae Majestatis commissionem ex integro dari potuerint, sed
centam et quinqvaginta florenis, etiam aliunde diffieulter anti-
cipato conqvisitis, pro hac vice nolle uelle contentus esse de-
buerit. niud etiam proventibus hujus Camerae noD parum
onerosum esse uidetur^ quod menstruum illud quinqvaginta
tallerorum imperialium sine uUo termino et propterea perpetui-
tate involutum pro aedificio praesidij Jauriensis ad officium
Tricesimae loci rejectum sit; et ipsis officialibus difficile, qui,
qvandoque casu non existerent in cassa proventus, ab ipso
domino comite Generali uel suis pro aedificio illo subordinatis
ministris sine omni respectu durius tractari et per consequens
a seruitio suae Maiestatis alieni reddi possent.
Qvapropter Dominationes vestras illustrissimas, magnificas
ac generosas praesentibus quam officiosissime requirendas esse
duximus, uelint haud grauatim pro omni sua possibilitate a
perpetua huiusmodi deputationnm involutione proventus hujus
Cainerae praeseruare dictumque menstruum, si aliter fieri non
potesty per benignissimam suae Majestatis resolutionem novam
cum designatione certi termini ad perceptoratum hujus Camerae
potiuB qvam ad ipsum officium tricesimale reducere. Demum
öt id celare nolumus Dominationes vestras illustrissimas, magni-
«cas ac generosas, quod suprafatus dominus archiepiscopus
tfartianopolitanus apud suam Majestäten! sacratissimam etiam
Pi'o certa annua pensione seu subsidio ecclesiae suae ordinando
*^ppliciter institerit; ad cujus hanc supplicem instantiam, nobis-
^^'^^ per inclytam Cancellariam Hungaricam Aulicam pro opi-
nioiie et informatione nomine ejusdem suae Majestatis communi-
^^XD, quidnam nos suae Maiestati sacratissimae humillime
^^^oripseriraus, ex copia expeditionis nostrae hisce sub A in-
^^a Dominationes vestrae illustrissimae, magnificae ac gene-
^B^^ uberiuB intelligere atque, si ulterius quoque hanc suam
, ^^ntiam apud suam Majestatem adurgeret, pro sapienti suo
J^dicio hanc Cameram ab ea praeservatam reddere haud grava-
^titar. De coetero illustrissimas, magnificas ac generosas
^«^T. Bd. LIX. II. H4lfte. VA
Dominationes vestras diutissime ad vota valere animitus desi-
deramus. Posonij 23. Novembris 1666.
N. sacrae caesareae regiaeque Maiestatis
Camerae Hungaricae praefectus^
director et consiliarij.
Rubmm: Hungr. Kammer Andtwordt wegen der d^m
Archiepiscopo Martianopolitano darunter assignierten 300 fl. t^e-
treffend. 23. November 1656.
Adresse: Illustrissimis, magnificis ac generosis domirMis
N. N. sacrae caesareae regiaeque Maiestatis excelsae Camei-Äe
Aulicae praesidi, directori ac caeteris consib'arijs etc. dominis
patronis et amicis nobis observandissimis. Viennae.
Aussen: Vier Siegel.
XXVII.
Schreiben der k. k. Hofkammer an die k. ungar. Hof kamm^^«
Wien, 12. December 1666.
Aus dem k. ungar. Landesarchiv in Ofen.
Magnifici et generosi domini etc.
Percepimus ex literis responsorijs magnificarum et gen- ^'
rosarum Dominationum vestrarum sub die 23. mensis Nouembir'
nuper ad nos emanatis in negotio centuin aureorum ducatoru
reuerendissimo domino Pctro Parceuicb archiepiscopo Marti
nopolitano pro sumptibus itineris suj certis de causis a sac
Maiestate sua concessorum et assignatorum, qualiter eaede
Dominationes vestrae futura solutione vnius medietatis illinsde
assignationis (quod quidem nobis pergratum accidit) respec
alteriuB reliquae medietatis propter defectum mediorum se ^
excusare videntur.
Cum vero idem dominus archiepiscopus redeundo nuf^
huc ulterius apud Maiestatem suam pro integrali persolutio
dictae residuae summae (respectu instantis discessus suj)
misse supplicauit, cui porro ipsa Maiestas sua propter ratiots^^
praeinsinuatas in hac parte omnino satisfactum benigne ct^-P*
et nos id ipsum [siquidem in modico tantum adhnc consi^^^ J
pro totalj eiusdem domini supplicantis expeditione pariter
517
mnunopere desideramus: idcirco magnificas et generosas Domi-
ziationes vestras superinde praesentibus peramice requirendas
h&laimaSy quatenus praeattactum modicum residuum dicto do-
mino archiepiscopo Martianopolitano aut eius mandatario ex
praeinsinaatis causis nunc totaliter haud grauatim persoluj fa-
eere veliDt, ne propter id amplius hie commorari et Maiestatem
Biiam eatenuB molestare cogatur. Prouti optime agere nouerint.
^uas in reliquo valere desideramus.
Datum Viennae 12. Decembris 1656.
Camerae Hungaricae.^
xxvm.
Sohreiben Peter Parchevichs an den Präsidenten der k. k.
Hofkanxmer, Wien, Anfang 1667.
Aus dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Illustrissime domine!
Quandoquidem ex hoDorabilibus sac. caes. regieque Maie-
Btatis domini clementissimi luandatis mihi humili cappelano im-
Positum sit, ut pientissimum ac toti Christianitati utillimum opus
^^^m Eosazis quasi barbaris religioni catholicae aduersantibus
6t 8ua rebbellione integra regoa deuastantibus ad peroptatum
perfectionis finem, prout speramus, deducam; ego coUum iugo
®t obedientiae praebens libenter hoc iter suscipio eo preeipue,
4^od cum maximo silentio, secreto et fidelitate sit eundum et
^^&otium pertractandum. Requiritur itaque ad hec subeunda
^ubsidium tale, quo possit ablegatus cum honore ac decore sac.
^^8. regieque Maiestatis se, ad quos mittitur, presentare, maxime
4^iCL modo primo sua sac. ces. regiaque Maiestas ablegatum
^^ illas partes et gentes destinauit. Itaque est considerandum :
Primo, quia via est satis longa, periculosa et difficilis et
'^^Itoties est deuiandum ab itinere et longius eundum, ut se-
^^*^iii8 litterae imperiales conserventur et defferantur, ne in
P^^xxus hostiles Rakoczianos uel Kosakorum aut aliorum simi-
****^ incidatur, quia totum secretum panderetur.
Im Archiv der k. k. Hof kammer in Wien befindet sich das Concept,
im k. Ungar. Landesarchiv in Ofen die ausgefertigte Reinschrift dieses
Schreibens.
34»
518
Secundo, ut cum rnaiori silentio et secreto haec fiant, ab-
legatus nuUibi victualia petere debebit, sed proprijs expensis
omnia comparare.
Tertio debebunt esse saltem duodecim famuli pro Seen-
ritate itineris et etiam ut ablegatus tanquam titolaria possit
cum honore, a quo mittitnr, comparere, et ad quem mittitur,
suae legationis certitudinem demonstrare.
Quarte per montes, syluas et alia loca periculosa sunt oon-
ducendi homines pro securitate et hoc semper proprijs expensis.
Quinto nescitur, quantum temporis est expendendum in
perfectione operis et tractationis ; poterit multas difficultates
pars aduersa mouere, proponere, easdem tmtinare et tandem
responsum dare.
Sexto esset contra honorem suae sac. ces. regieque Maie-
statis, ut ablegatus, si pecunia Uli deesset, mutuam a Kosaxis,
uel Tartaris aeciperet; et si uellet, etiam difficulter inueniret
Septimo able^ratus, ut habet in mandatisy debebit ali-
quoties per postam suos famulos ad illustrissimom dominum
cancellarium Hungariae in Transjluaniam transmittere, ut ha*
beant correspondentiam de tractatu, utmm fluat ad votum, nee ne.
Octano partes et loca« per quae ablegatus est transitnrus,
sunt deserta, desolata et per bellum a tot annis assiduum tota-
liter destructa nee quidquam inuenitur: itaque et carms de-
bebit ex alijs partibus magnis sumptibus procurare et victualia.
Nono« qui Conslantinopolim mittuntur. ubi est via breuior,
faeüior« sine perieulo et etiam subministnauitur nuntijs omnia
necessaria ab ipsomet Turca« tarnen Ulis assgiBantur aliquot
miUia flor^norum.
Decimo ablegatos ex suo nee obolum habet, quem posset
expendere in necessitatem« proat oomes seiont.
Undecimo able^tos ueniendo ad terminom debebit, prout
mo« est. custodibas a:$signat£^ ductoribas^ eobiciiIarijSv agaio-
nibus et similibus bonam mAnam dare et malti> ma«:» in ac-
cessa et dtscessu.
I>tio«kcimo abl«ä:;itus^ $i poisset centum imperiaSbos etadhae
atinus totum tter pef;i^re eoncos. nnietuHlo^ comAor^ndoc aego-
tiam cnicsaado ec idem aJ tncentionem s&e. ces^ Ulk Ullis ei
aÜoruLm principom Chrtsdanonim pertzcf^^nd^ Übencusime fiK«fei.
Ideo prxxAiendaie ec ^ssuio jonück^ e( conätlig T^hscre iDiBt»
stflMe I>offiiii»GLoniis pedMiratddk <« nKoIiStfaaia odSiart. «I
519
primum intentio et mandatum clemontissimi imperatoris nostri
exeqoatar.
Similiter cum in illis partibus apud omnes iste mos ui-
gesX et precipue apud principes et magnos vires, ut quando
aliqois suum ablegatum ad alterum mittit, nunquam illum ua-
eiU8 manibus ad principem expedit, sed aliquod donarium, ad
quem mittit, transmittit: iudicatur, ut cum modo primo ad
talem virnm sac. ces. regiaque Maiestas ablegatum mittit, ali-
quod Signum suae clementiae, ut eo magis paternum affectum
leckret et illum ad se alliciat, esset transmittendum ; hoc etiam
pnidentiae et judicio meliori remittitur.
Expectabo gratum responsum, ut possim me preparare deo
et itmeri committere, prout habeo in commissis.
Vestre illustrissime Dominationis addictus seruitor
Petrus Parceuich
archiepiscopus Martianopolitanus.
Babmin: Ad illustrissimimi dominum inclytae Camerae
Aulicae praesidentem informatio introscripti Petri Parceuich.
Orig^inal mit Peter Parchevichs SiegeL
XXIX.
^enlpotentia Oaesarea pro Fetro Parceuich arohiepiaoopo
^^^tianopolitano ad tractandum cum Ohmelniskio. Viennae
10. Januarii 1667.
Aus dem k. k. geh. Hans-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Nos Ferdinandus III. (tit.) agnoscimus et notum facimus
^^nore praesentium universis, quod nos pro singulari nostro in
P*<i^m quaquaversus restaurandam et stabiliendam studio reve-
"^^^do devotb syncere nobis dilecto Petro Parcevich, consiliario
'^OBtro et archiepiscopo Martianopolitano in mandatis et pleni-
P^t^ntiain dederimus, ut pro componendis et radicitus toUendis
^^tt^rentiis inter serenissimum priucipem dominum Joannem
^Äimirum, regem Poloniae, Sueciae, magnum ducem Lithua-
et Russiae, Prussiae, Massoviae, Samogitiaeque, consobri-
et fratrem nostrum carissimum et regnum Poloniae ex una
520
atque illustrem syncere nobis dilectum Bog^slaom CüunelniB-
kiam, Cosaccorum Zaporavianorum generalem miUtiae duoem
ex altera parte jam pridem exortis et partim adfauc vigentibos
non solum nostro nomine operam et officia sua interponere sed
etiam fidejubere possit ac valeat, quicquid ex parte dicti Sere-
nissimi regis et regni Poloniae hac super re tractatom, con-
clusum et promissum fuerit, id tottim firmum et constans fore
atque debitae executioni demandatum iri.
Harum testimonio litterarum manu nostra subscriptarum
et sigilli nostri caesarei impressione munitarum; Quae dabantar
in civitate nostra Vienna die deeima Januarii 1657.
XXX.
Item alia (plenipotentia caesarea) in aimili ad tractandum
oum ChmelniBkio Ck>8aoooram Zaporavianorum generali mili-
tiae duci ojuademque asaistentibus Conmliariia et ordinum
duetoribus. Viennae 10. Januarii 1667.
Ans dem k. k. geh. Haas-, Hof- und SUatsarchiv in Wien.
Ferdinandus tertius.
Cum reverendum devotum syncere nobis dilectum Petrum
Parcevich, nostrum consiliarium et archiepiscopum Martiano-
politanum illuc ablegandum duxerimus, ut vos de gratiae et
benevolentiae nostrae caesareae affectu cumprimis certiores
reddat et alia quaedam ad restaurandam quietem publicam spee-
tantia proponat, prout ex vivo ejusdem sermone pluribus pote-
ritis percipere: clementer a vobis postulamus, quatenus praefato
ablegato nostro in iis, quae nomine nostro vobis propositurus
est, plenam fidem adhibere atque vos ita declarare velitis,
quemadmodum benigne coniidimus atque publica quies et ipsius
patriae tranquillitas id postulat.
Qui vobis de caetero gratiam et benevolentiam nostram
caesaream offerimus. Viennae 10. Januarii 1657.
521
XXXI.
Item alia ad tractandum pro eodem arohiepisoopo oum N. N.
Cosacoorum Zaporavianorum deleotis coasiliariis et ordinum
duotoribus.
r
Aas dem k. k. Hans-, Hof- und Staatsarchiy in Wien.
Ferdinandus III.
Instructio pro reverendo devoto syncere nobis dilecto
Petro Parcevich, nostro consiliario, archiepiscopo Martiano-
politano [et ad illustrem syncere nobis dilectum Boguslaum
Chmelniskium, Cosacoorum Zaporaviensium generalem militiae
ducem] ablegato, quid ibidem nomine nostro negotiari debeat.
Dictus ablegatus noster aecepta hac instructione et litteris
fiduciariis huc spectantibus omni qua potent breviori et secu-
riori via ad praefatum Chmielniskium incognitus pervenire con-
tendet et ubi appulerit, post expleta curialia, praemissa scilicet
salutatione nostra nee non gratiae caesareae oblatione^ [quod
cognitae ablegati prudentiae relictum volumus] breviter exponet:
Postquam non ignoremus, in quas discordias et dissidia ipse
Chmielniskius ac Cosacci cum serenissimo rege et regno Po-
loniae devenerint, nobis etiam ex fide dignis relationibus in-
notuerit, pro tollendis huiusmodi differentiis varios hactenus
tractatus institutos fuisse et adhuc prae manibus esse, in quibus
pauca componenda supersint et in eo potissimum haereatur, ut
Chmielniskio ejusque asseclis securitas praestetur^ de quibus
jam conventum sit vel etiamnum conveniendum restet; cumque
paternae sollicitudini nostrae nihil magis incumbat, quam pacein
et concordiam Christianitatis ubique locorum stabilire ac pro-
movere et quae huic scopo adversantur obstacula removere^
prout nos imperatorii nostri muneris ratione ad hoc inducimur
atque ultro etiam in id propendemus et quandoquidem invigi-
lare cumprlmis et cooperari studeamus, ut intestina dissidia
inter serenissimum regem regnumque Poloniae ac ipsos Co-
saccos exorta sopiantur, quippe quae exteris principibus et
maxime vicinis etiam populis ausum praebeant inclytum Po-
loniae regnum infestandi et in partes scindendi, quod tiistis
experientia doceat et uberius manifestatura sit; nisi tollendis
differentiis radicitus succurratur ac firmum adhibeatur remedium :
522
Hinc nos pro sincero amicitiae et bonae vicinitatis studio
et affectu, quo non minus ac gloriosi quondam praedecessores
nostri [vigore pactorum inter augustam domum nostram et in-
clytos olim reges et regnum Poloniae nee non magnom dacatnm
Lithuaniae antiquitus initorum] in amplissimqm hocce regnum
ferimur, dissimulare diutius vel intermittere noluisse, quin etiam
hoc loci caesareae ac regiae interpositionis nostrae partes im-
penderemus ipsumque ablegatum nostrum ad ipsos destinaremuB
clementer postulantes, quatenus ipse Chmielniskius eiusque ad-
haerentes sibi ablegato confidenter et secreto aperire velint, in
qnonam res haereat et quomodo ipsi hoc negotium feliciter
conficiendum censeant Quod si forsan hoc difficultatis obstaret,
nt Cosaccis super praeterito aut futuro tractatn sufficiens prae-
stetur sccuritas, se ablegatum nostrum in mandatis habere, no-
mine nostro iisdem omnimodam eamque polliceri secmritatem,
quod quidquid ex parte regis et regni promissum fiierit, id
totum fideliter, sjncere et firmiter executioni demandari et rea-
liter adimpleri debeat, de quo nos cavere et in casum non
speratae alicuius contraventionis protectionem quoque nostram
oblatam velimus: unde ipsi Chmielniskius et Cosacci confi-
denter et aperte erga legatum nostrum se declarare possint,
quae quidem omnia sub fidissimo silentio tum apud ablegatum
tum nosmet ipsos permansura sint. Neque nos alium finem
spectare quam utriusque pards salutem et commodum, firmam
scilicet utriusque unionem ac tranquilitatem in tarn vicino regno
majori etiam cum nostra quiete stabiliendam, qui etiam ex parte
regis et regni seriam et synceram hac super re tractandi inten-
tionem esse pro certo sciamus: atque haec sunt, quae abl^;atU8
noster Chmielniskio et Cosaccis nostro nomine dextre propo*
nenda noveriu
Quae vero ipsi ablegato nostro a serenissimo rege et
regno Poloniae circa ipsas conditiones vel circa modum agendi
et tractandi ad promovendum hocce negotium suggesta vel
proposita tuorint^ iis in quantnm commode et opportune fieri
potente assentietur et conde^cendet.
Praotorea si quao ocourrorint ad ipsum Poloniae regem vel
nostros in oadem ot Succioa aula residentes scribenda, adjungi-
mns able^rato nostro socrotas nc^tas sivo zifras qnibus uti poterit.
Atquc hisce omnibus doxtre porficiendis ablegmtus noster
[cujus devotioni. tidei et tacitumitati plurimam confidimus]
^23
benignam voluntatem nostram exsequetur, qui ipsiun gratia
Dostra caesarea complectimur. VieoDae 10. Januarii 1657.
XXXII.
Babrom einer Instruotion für Feter Parchevioh als Gtesandten
an Chmielnicki, Wien, 10. Jänner 1657.
Au8 dem k. ungar. Landesarchiv in Ofen, Abtiilg. Hof kammerarchiv.
Nr. 5 a. 1657. Instructio pro Petro Parcevich archiepi-
Bcopo Martianopolitano ad Boguslaum Chmelnickium^ Cosac-
coram ZaporavieDsium generalem militiae ducem, pro exeipienda
ejusdem declaratione, in quibusnam terminis versetur et sub-
sistat tractatus ratione certarum controversiarum inter ipsos
Cosaccos et regem Poloniae vigentium^ sopiendarum institutus^
ubive adhaereat^ expedito ablogato concinnata. Viennae 10. Ja-
nuarii 1657.
XXXIII.
Mahnaohreiben der k. k. Hof kammer an die k. ungar. Hof-
kammer, Wien, 16. Jänner 1667.
Ans dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Maguifici et generosj dominj.
Bene meminerint generosae et magnificae Dominationes
vestrae^ qualiter sua caesarea regiaque Maiestas, dominus noster
clementissimus^ iam antehae reuerendissimo domino archiepi-
scopo Martianopolitano in certum finem pro itinere suo centum
aureos isthic ex prouentibus cammerae statim depromendas
dementer assignauerat. Cuius quidem summae mediam partem
ipse nuper ibidem obtinuerat, reliquum autem ej adhue per-
soluendum remanserat. Circa quod insuper nos magnificas et
generosas Dominationes vestras ante paucos dies collegialiter
peramice requisiueramus^ quatenus eidem' in hac parte de totalj
solutione sua haud grauatim prouidere uellent. Cum itaque
idem dominus archiepiscopus ad certum iter in seruitio suae
Maiestatis destinatus iam hinc discedit et praenotato residuo
Buo summe indiget atque eatenus hie conqueritur; idcirco
524
easdem magnificas et generosas Dominationes uestras ex reite-
rato suae Maiestatis benigne jussu denuo summopere requi-
rimus, ut dictam restantiam eidem domino archiepiscopoy
quantum illa dcfacto adhuc eonstituet, integraliter et indilate
ex praemissis causis haud grauatim persoluj curare uelint, ne
ipse eatenus in prosecutione itineris suj isthic detineatur. Proutj
eaedem Dominationes vestrae in hac parte optime agere noue-
rint; quas in reliquo diuinae tutelae semper bene recommen-
datas cupimus.
Viennae 16. Januarij 1657.
Camerae Hungaricae dominus Putz
Rubrum: Wiederhohlte Anmahnung an die hungar. Kammer
wegen befriedigung den H. Erzbischow zue Martianopel des an
denen jüngsthin demselben pro viatico dorthin angewiesenen
100 dugg. noch hinderbleibenden ausstandt.
XXXIV.
Feter Parchevichs Empfangsbestätigung.
■
Aus dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Die 16. Januarij anno domini 1657.
Ego infrascriptus fateor hac praesenti scriptura, ex ordine
sacrae cesareae regieque Maiestatis me recepisse per maniiB
illustrissimi domini inclytae Camerae Aulicae praesidentis vnuffl
poculum altum argenteum deauratum et tria parua horologia«
Item in moneta parata sexcentos ducatos in auro: omnia haec
inseruient ad exequendam benignam voluntatem dictae sacrae
ces. regieque Maiestatis pro gloria dei et principum Christia-
norum optata tranquillitate. Quod ut certius pateat, prefatam
scripturam mea propria manu scripsi et subscripsi et sigiUo
communiui.
Datum Viennae die et anno supradicto.
Ego Petrus Parceuich archiepiscopus
Martianopolitanus affirmo manu propria.
L. S.
Original mit Peter Parchevichs Siegel.
525
XXXV.
Schreiben Feter Farchevichs an den Präsidenten der k. k.
Hofkammer, Wien, 16. Jänner 1657.
Aus dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Illustrissinic domine, patrone obseruandissime.
Ego feci quietantiani; prout vestra illustrissima Dominatio
uidebit. Sed vestra illustrissima Dominatio mihi nihil dedit pro
vxore domini Ckmelnitij^ nee pro eins filio. Cum sit talis mos
et domino presentare et domine et filijs simul, rogo illustris-
simam suam Dominationem, si pro illis habet aliquid, trans-
mittere dignetur per predictum meum famulum cum illis centum
aureis sed obsigillatis ; et si non habet talem ordinem, saltem
dignetur mihi significare, quia cras summo mane insinuare
curabo sacrae ces. regieque Maiestati. His omnia fausta vestre
illustrissime Dominationi ex animo precor.
Datum ex domo die 16. Januarij 1657.
Vestre illustrissime Dominationi addictus semper seruitor
Petrus Parceuich
archiepiscopus Martianopolitanus.
Rnbrum: Illustrissimo domino inclytae Camerae Aulicae
presidenti.
Original mit Peter Parchevichs Siegel.
XXXVI.
Weiteres Schreiben Peter Farchevichs an den Präsidenten der
k. k. Hofkammer, Wien, 17. Jänner 1657.
Aus dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Illustrissime signore mio osservandissimo !
8i compiacerk V. S. illustrissima dare in mano di questo
mio giovanne quelli cento Ongari in oro; perchfe mandando per
il suo servitore potrebbe accorgersi qualche d* uno in questa
casa; perch^ non vorria che sapesse nissuno. Similmente come
le scrissi hiersera, se fosse ordine da sua Maesta cesarea per
portare alla moglie del Kmelnitio et al suo figliolo qualche
526
presente, poträ darlo al medesimo giovanne: o veramente
ginuare alla Bacra cesarea Maesta, si compiaccia ordinäre; e
le auguro ogni felicita.
Di casa li 17 gennaro 1657.
Di Vossignoria illustrissima addettissimo servitore
Pietro Parceuich
arcivescovo di Martianopoli.
Eubmm: UlustrisBimo domino observandissimO; domi Ino
N. N. inclytae Camerae-Aulicae presidenti dentur ad mani
Original mit Peter Parchevichs Siegel.
XXXVII.
Bericht Peter Farchevicha an Kaiser Ferdinand IIL,
Jaroslav, 8. Februar 1667.
Aus dem k. k. Hans-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Doppo tanti stenti e freddi con il divino aiuto venni nel
citta di Jeroslavia in Polonia^ distante da Leopoli miglia
de! paese; commodamente si possono fare in doi giomi; e
vendo partire il giorno seguente verso detto Leopoli et ulti — '-^^
li Bette febraro essendo gionto in Jeroslavia li sei detto sent^^J
per la citta un tumultuare di molte persone preparandosi all
fugga; et interrogando diligentemente, che rumori fossero,
posero esser venuto Y essercito Rakoziano sotto Leopoli pr
dando e saccheggiando dovunque passassero: finalmente pe
maggiormente certificarmi chiamai un Padre Jesuita quella se
venuto da Leopoli, il quale oretenus mi disse inter alios, c
lui era stato spogliato lunedi sera li 5 februaro di doi cavall^
e di tutte le robbe, che per la chiesa e beata vergine Mari
miracolosa di Jeroslavia e per il collegio delli Padri Gesui
haveva conprato, dalli soldati Rakoziani. Disse inoltre, have
mandato Kernen Janose il suo trombetta nella cittk con avisa
alli cittadini, che si dovessero rendere quanto prima, se have
vano k caro la vita: mk che li buoni cittadini doppo il spar
di tre canoni havessero risposto, se si renderebbe Crakovi
e se il loro rk commandarebbe, forsi forsi anche essi si ren
derebbero: ma altrimenti durante una anima mai erano pe
527
commetiere simil infamia et infedeltä al serenissimo r^ loro
signore. Dicono eseer per adesso sotto detta cittk mille eavalli
e doi milla fanti^ una parte anche essere nella villa delli Padri
Jesniti chiamata Simnovoda, id est ,aqua frigida', lontana un
miglio da Leopoli; V armata poi esser distante cinque miglia:
intesi anche dk alcuni esser morto Kmelnieki. Onde stante
queste novitä mi tratterö in questa cittk per alquanto di tempo
per sentire Y intento di R&kozi e se manerk Y esercito in quk,
come tatti dicono, io mi ritirarö indietro per non pericolare,
& ver6 se si potrk pigliarö altra strada, per difficile h longa
che sia per effetuare la benigna volontk di vostra ces. reg.
Ifjtestk Se fossi piü vicino a Vienna, aspettaria qualche nuovo
ordine^ mk per essermi gik internato in questo regno mi con-
verrk pigliar qualche altro impiego e risolutione: io quanto
posso avertire vedo che li Polachi poco curano^ venghi uno
& venghi Y altro; anzi nelli primi anni intimoriti sempre stano
pronti alla fngga, sed fuga in hyeme difficilis est. Inoltre
qui si dice esser morto il serenissimo r^ di Spagna; questo
per6 meglio si saprk in Vienna, che qui. II signore mariscialko
O-liabomirski non si muove con il suo essercito nee unquem
ül€ viderit Non posso penetrare, se il Rakozio habbi alcuni
delli Eosazzi in sua parte, come anche Moldavos et Vallakos;
tutto questo con il proseguire piacendo a dio il viaggio come
Bp^ro verso Russia procuraro di essatamente intendere e fedel-
'>>6nte alla vostra sacratissima ces. reg. Maestk per securam
^^un significare: per maggior sicurezza e guida ho preso meco
nn Padre Gesuita vestendolo da prete, pratichissimo verso le
P^^ti di Boristene et Ukraina, sed eo animo quasi illum ad
'^Qam residentiam duccrem; vellem esset modo aliquis mecum
^^ dominis cameraticis; viderent per experientiam, quales mi-
*^^iae his temporibus patiuntur et expensae requiruntur.
Resto supplicando per fine alla vostra sacratissima ces.
Maestk con ogni humiltk da dio benedetto la longa vita,
P^'OBperitk nelle ationi e perpetuitk nell* impero.
Di Jeroslavia li 8 febraro anno virginei partus 1657.
Di vostra sacratissima cesarea regia Maestk humillimo
^^pollano Pietro Parcevich
arcivescovo di Martianopoli.
In terg^ : Sacratissimae caesareae regiaeque Maiestati domino
^lonaentissimo.
xxxvni.
Feter Farchevioha Rede an Bogdan Chmielnioki, ohne Datmxm
Aufl dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Breuis salutatio habita ad Boguslauum ^ Kmelnizium ab archi^ ;yi'
scopo Martianopolitano ablegato.
Illustris ac magnifice domine, gloriose ac bellicosae gem. '^is
Oosacorum Saporouiensium dux et patrone gratiosae. ^ Fer^di-
nandus III. Romanorum dei gratia Imperator omniumque frmJOr
cipum in tota Christianitate imo a solis ortu usque ad occasus^Jn
legitimus, supremus ac semper augustus princeps, a longo C9^
nitis Illustritatis tuae rebus preclare gestis pro eo quo semper
in bene meritos dobito fertur amore etiam Illustritatem to»-^
paterno salutationis suae affectu prosequens suae sae. caesar^o
Maiestatis in omnibus per me ablegatum suum Illustritati ta^>^
bcneuolentiam et gratiam testatur paternam.
Quae omnia ut in animo Illustritatis tuae libere, Boli^3®
et sincere aquiescant, ille qui illustrium virorum animos li<5 ^^
ante disiunetos post tarnen ad omne et utile augendum a
diuini honoris bonum in rebus bene ordinatis publicis indis^
lubiliter eoniunctos plerunque faeit, in illustri quoque anii
tuo cum omni diuinorum suorum operum fauore et dement"**
ut efficere uelit, intimis votis meis testor. Atque hisce dicta
sac. cesaree Maiestatis domini mei clementissimi patemi amoi
affectum coram illustri ac magnifica Dominatione tua nee uc^^^
magnificis et illustribus consiliarijs hanc gloriosam et bel^K-*'
cosam rempublicam constituentibus aperio et demonstro; vni^^:^^
omnes et singulos fraterno amoris mei vinculo complecte^E^ö
singulis singularem quoque intentum sacrae cesaree MaiestatK s,
domini inquam mei clementissimi, alto illustrium virorum co
silio mature perficiendum trade ac intime communico.
* recte: Bogdaiinm.
* sie!
529
XXXIX.
Brief Ghmielnioki's an Kaiser Ferdinand HE., Czehrin,
18. April 1657.
Aus dem k. k. Hrus-, Hof- nnd Staatsarchiv in Wien.
iogustissime potentissimoquo caesar, domine doraine nobis
clementissime.
Solemni ritu rem celebrandam imoque in stupore digno
»endam literae suae caesareae Maiestatis manibus illustris-
i Petri Parcevich archiepiscopi Martianopolitani nobis de-
\e prae se tolerunt, quibus emicuit, non aliud magis suam
»etere Maiesiatem^ quam ut Christianus orbis ab inveterata
istaque tot dissensionibus desistat insania quotidianoque
ßidio et in conciliandos uniendosque vinculo pristino se con-
&t animos; ultroque se non defuturum tanto negotio sua
isarea Maiestas mediatorem, nullo suae authoritatis discri-
36 supposito pollicetur. Equidem non abs re suae caesareae
iestatis praedicanda dementia; cum nullius commodi pelli-
i ratione spontaneum nee non difficilem in se summat la-
em, hoc solum adducto condimento, ne ulterioribus Christiana
publica involvatur erroribus, imo compositis inter se inimi-
is quisque pacis fruatur dulcedine. Tum sedula illustrissimi
d caesareae Maiestatis commendanda in exequendis promo-
disque comissis vigilantia legati^ cui tarn de conatibus quam
industria aptitudineque tantis rebus nccessaria nihil defuisse
amur fideliter: quoniam et iusta serie legationis suae per-
ttarit arcana; nee minus patenter de sincero in nos suae
lareae Majestatis praedixerit animo. Cui nos cum de grati-
Ine manemus solliciti, hactenus tamen in locum iusto pen-
ii praestiti beneiicii nostram elocamus propensionem : spon-
tes non alio nos contentos fore intermediante, nee alterius
uius quam suae caesareae Maiestatis innixuros consilio, si
en securitati integritatique Status' nostri nulla inferatur in-
«. Caetera cum magis fundantur praesenti relatione, coram
5m illustrissimo concredidimus legato infirmae non commit-
^8 papyro, rati sufficienter absoluteque et sibi enucleaturum
imissa et de nostra haud segnius testificaturum humilitate
>b8equentia. Deum interim de prosperrimo suae caesareae
530
Maiestatis successu valetudinisque quotidiano augmento in dies
meliori precantes indebilitandae nos commendamus cum ob-
sequiis gratiae. Dabantur Czyhynjni die 18. Aprilis anno 1657.
Augustissimae vestrae caesareae Maiestatis
optatissimi humillimique servi
Bohdan Chmielnicki
dux cum universa cohorte Zaporoviana.
In tergfo: Serenissimo et potentissimo principi Ferdinande
tertio, divina favente dementia Romanorum imperatori semper
augusto ac Germaniae^ Hungariae, Bohemiae, Dalmaciae, Croa-
oiae, Sdavoniae Bulgariaeque regi, archiduci Austriae, duci
Burgundiae, Styriae, Carinthiae, Carniolae et Virttembei^ae,
comiti Tyrolis, domino domino nobis dementissimo.
Original mit zerstörtem Siegel.
XL.
Vollmaoht Kaiser Leopolds I. f&r Peter Parohevioh sor
Verhandlung mit Chmielnicki, Wien, 19. Mai 1657.
Ans dem k. k. Hans-, Hof- nnd Staatsarchiv in Wien.
Plenipotentia pro archiepiscopo Martianopolitano ad trac-
tandum cum Chmelniskio.
In simili alia ad tractandum cum eodem Chmelniskio
ejusque assistentibus consiliarijs et ordinum ductoribus.
Item alia ad tractandum cum N. N. Cosaccorum Zapora-
viensium delectis consiliarijs et ordinum ductoribus.
Nos Leopoldus etc. Agnoscimus et notum facimus tenore
praesentium universis, quod nos pro singulari nostro in pacem
quaquaversus restaurandam et stabiliendam studio reverendo,
devoto^ sincere nobis dilecto Petro Parcevich, nostro consiliario
et archiepiscopo Martianopolitano in mandatis et plenipotentiam
daderimus, ut pro compohendis et radicitus tollendis differentijs
inter serenissimum principem dominum Joannem Casimirum
regem Poloniae et Sueciae, magnum ducem Lithuaniae etc. et
regnum Poloniae ex una: atque illustrem sincere nobis dilectum
Bogualaum Chmelniskium Cosacorum Zaporaviensium generali
militiae ducem ex altera parte iam pridem exortis et partim
531
adhuc vigentibus non solum nostro nomine operam et officia
sua interponere sed etiam fideiubere possit ac valeat, quicquid
ex parte dicti Berenissimi regia et regni Poloniae hac super re
tractatum^ conclusum et promissum fuerit, id totum firm um et
constans fore atque debitae executioni demandatum iri. Harum
testimonio literarum manu nostra subscriptarum et sigilli nostri
regii impressione munitarum. Quae dabantur in eivitate nostra
Viennae die 19. Maij 1657.
Concept.
XLI.
Kaiser Leopolds L Greditive für Peter Parchevich an
Chmielnicki und dessen Räthe, Wien, 19. Mai 1657.
Ao8 dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarehiv in Wien.
1. Chmielnickio credentiales in Petrum Parcevich.
2. In simili aliae ad Chmielnickium et consilium simul et
coniunctim.
3. Item aliae ad consilium seorsim.
Leopoldus dei gratia Hungariae et Bohemiae rex, archidux
Austriae etc.
Iliustris syncere nobis dilecte. [Illustris, magnifici et strenui
syncere nobis dilecti. Magnifici et strenui syncere nobis dilecti.]
Cum reverendum devotum syncere nobis dilectum Petrum Par-
cevich, nostrum consiliarium et archiepiscopum Martianopoli-
tanum illuc ablegandum duxerimus, ut vos de gratiae et bene-
volentiae nostrae regiae affectu cumprimis certiores reddat et
alia quaedam ad restaurandam quietem publicam spectantia
proponat, prout ex vivo eiusdem aermone pluribus poteritis
percipere: clementer a vobis postulamus, quatenus prefato
ablegato nostro in ijs, quae nostro nomine vobis propositurus
est, plenam tidem adhibere atque vos ita declarare velitis,
quemadmodum benigne confidimus atque publica quies et ipsius
patriae tranquillitas id postulat. Qui vobis de caetero gratiam
et benevolentiam nostram regiam ofi'erimus. Datum in eivitate
nostra Viennae die decima nona Maij, anno domini millesimo
sexcentesimo quinquagesinio septimo, regnorum nostrorum Hun-
garici altero, Bohemici vero primo. Viennae 19. Maij 1657.
Ad mandatum sacrae regiae Maiestatis
Concept. proprium.
▲rchlT. Bd. LH. II. n&lfte. 35
tul
7.
532
XLn.
Kaiser Leopolds L Auftrag an Peter Parohevich, die Verhand*
langen mit Chmielnicki weiterzufahren, Wien, 19. Mai 1651*
AoB dem k. k. Haas-, Hof- und Staataarchiv in Wien.
Archiepiscopo Martianopolitano transmittitur instructio ^
Chmelnickium.
Leopoldus. Reverende, devote, syneere nobis dilec^^»
Litterae Devotionis tuae 8. Februarii Jaroslavia ad divum E^
manorum imperatorem Ferdinandum tertium, dominum patr^m
nostrum colendissimum gloriosae memoriae, perscriptae Ma^ie-
stati suae adhuc 10. Martij redditae fuere. Sed cum eand^m
nuper 2. Aprilis divina bonitas ex hac mortalitate ad aeteir'^a
gaudia evoeare voluerit nosque, qui in paterna regna et faro-
vincias haereditarias successimus, non minus etiam omnia es^.e-
cutioni mandari et ad iinem intentum deduci velimus, qn-^
sua Maiestas et Dilectlo in vivis peragenda statuit, inter qra-dte
etiam commissum negotium illud Devotioni tuae apud Chmel». is-
kium et Cosaccos tractandum superesse reperimus: hinc re^o-
lutioni defunctae suae Maiestatis et Dilectionis inhaeren'^^
priorem instructionem et mandata nostro nomine renovari ixÄS-
simus, quemadmodum hisce includuntur, Devotionem tuamol«*
menter requirentes, ut ex prescripto singula soUerter et si^iß
mora exequi nosque de successu negotij quam primum infc^r-
mare velit, factura benignam voluntatem nostram. Qui Devotion*
tuae gratiam nostram regiam offerimus. Viennae 19. Maij 16S^*-
Concept.
XLIII.
Kaiser Leopolds I. Instruction für Peter Parchevich sur Foi^^^'
führung seiner Gesandtschaft, Wien, 19. Mai 1657.
Ana dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Instructio pro archiepiscopo Martianopolitano ad Chm^^*
niskium ablegato.
Leopoldus etc. Re verende, devote, syneere nobis dilecfc^^
Meminerit Devotio tua, cum qua instructione et mandatis s
decimo Januarij huius anni ipsa a divo Romanorum imperato
533
Ferdinando tertio; domino patre nostro colendissimo gloriosae
memoriae^ ad Cosaccorum Zaporaviensium ducem ChmelDiskium
eiusque asseclas ablegata fuerit. Etsi vero a toto eo tempore
Bui hinc discessus nil literarum, [nisi quas Devotio tua Jeros-
lavia de 8. Februarij scripserat] huc pervenerit adeoque nobis
haud constet, num Devotio tua ulterius progressa et quid hac-
tenus in negotijs sibi commissis actum sit^ nos autem^ quem-
admodum in paterna regna et ditiones haereditarias defunetae
caesareae Maiestatis et Dilectionis suae successimus^ ita etiam
resolutionibus per eandem caeptis firmiter inhaerere cupiamus :
hinc Devotioni tuae adiunctas fiduciarias et plenipotentiam
nostro nomine expeditas includiraus et casu, quo praeter spem
hactenus ad Chmelniskium nondum pervenisset rebusque trac-
tandis initium non fecisset^ eandem quantocyus illuc incognitam
contendere velimus, ubi post expleta curialia, praemissa scilicet
salutacione nostra nee non graciae regiae oblatione [quod cog-
nitae Devotionis tuae prudeuciae relinquimus] ex tenore con-
creditae sibi antehac instructionis caesareae breviter exponet:
Posteaquam scilicet non ignoremus; in quas discordias et dis-
sidia ipse Chmelniskius ac Cosacci cum serenissimo rege et
regno Poloniae devenerint, nobis etiam ex fidedignis relacionibus
innotuerit; pro tollendis huiusmodi differentijs varios hactenus
tractatus institutos fuisse et adhuc prae manibus esse^ in
quibus pauca componenda supersint et in eo potissimum
haereatur, ut Chmelniskio eiusque asseclis securitas prae-
stetur eorum, de quibus iam conventum sit vel etiamnum
conveniendum restet, cumque sollicitudini nostrae exemplo
divi quondam domini patris nostri nihil niagis incumbat,
quam pacem et concordiam Christianitatis ubique locorum
Stabilire ac promovere et, quae huic scopo adversantur,
removere obstacula; prout nos nitro in id propendeamus et
cumprimis invigilare et cooperari studeamus, ut intestina dis-
sidia inter serenissimum regem regnumquc Poloniae ac ipsos
Cosaccos exorta sopiantur, quippe quae exteris principibus et
maxime vicinis etiam populis ausum praebeant, inclytum Po-
loniae regnum infestandi et in partes scindendi, quod tristis
experientia doceat et uberius manifestatura sit, nisi ijs tollendis
radicitus diflferontijs iirmum et durabile adhibeatur remedium :
proinde nos pro syncero amicitiae et bono vicinitatis studio et
affectu, quo non minus ac gloriosi quondam praedecessores
So*
534
nostri (vigore pactorum inter augustam domum nostram et in-
clytOB reges et regnum Poloniae nee non magnum ducatum
Lithuaniae antiquitus initorum) in amplissimum illud regnum
ferimur, dissimulare diutius vel intermittere noiuisse; quin etiam
hoc loci regiae interpositionis nostrae partes impenderemus
adeoque Devotionem tuara velut ablegatuna nostrum ad ipsos
destinaremus clementer postulantes, quatenus ipse Chmelniskias
eiusque adhaerentes Devotioni tuae confidenter et secreto ape-
rire velint, in quonam res haereat et quomodo ipsi hoc negotium
feliciter conficiendum censeant; quodsi forsan hoc difficoltatiB
obstaret, ut Cosaccis super preterito aut futuro tractatu suf-
ficiens prestetur securitas, Devotionem tuam in raandatis ha-
bere, nomine nostro ijsdem omnimodam eamque polliceri securi-
tatem, quod quicquid ex parte regis et regni promissum fuerit,
id totum fideliter et sincere et firmiter executioni demandari
et realiter adimpleri debeat; de quo nos cavere et in caaum
non speratae alicuius contraventionis protectionem qaoque
nostram oblatam vclimus. Unde ipsi, Chmelniskius et Cosacci,
confidenter et aperte erga Devotionem tuam se declarare possint)
quae quidem omnia sub fidissimo silontio tum apud Devotionem
tuam tum nosmet ipsos permansura sint.
Neque nos alium finem spectare quam utriusque parti»
salutem et commodum, firmam scilicet utriusque unionem ^^
tranquillitatem in tam vicino regno maiori etiam cum nos't*^
quiete stabiliendam; qui ex parte regis et regni seriam quoq^®
et sinceram hac super re tractandi intentionem esse pro ca«^^
sciamus. Atque haec sunt, quae Devotio tua Chmelniskio ®
Cosaccis nostro nomine dextre proponenda noverit
Quae vero Devotioni tuae a serenissimo rege et regi^^
Poloniae circa ipsas conditiones vel circa raodum agendi ^
tractandi ad promovendum hocce negotium suggesta vel p
posita fuerint, ijs in quantum commode et oportune fieri pote
assentietur et condescendet.
Praeterea si quae occurrerint ad ipsum Poloniae reg
vel nostrum in eadem aula residentem scribenda, Devo
tua secretis notis sive zifris sibi antehaec consignatis
potent.
Atque hisce omnibus dextre perficiendis Devotio
(cuius fidei et taciturnitati plurimum confidimus) benign
535
voluntatem nostram exequetur, qui ipsam gratia nostra regia
compiectimiir.
Viennae, 19. Maij 1657.
Concept
XLIV.
Kaiser Leopolds I. Creditive für Peter Parchevich an den
jungen Chnüelnioki, Wien, 4. Juni 1657.
Ans dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Credentiales ad iuvenem Chmelnicium in archiepiscopum
Martianopolitanum.
Leopoldus. lUustris, syncere nobis dilecte (Illustris, magni-
fici et strenui, syncere nobis dilecti). Ablegavimus non ita pridem
reverendum, devotum, sincero nobis dileetum Petrum Parcevich,
nostrum consiliarium et archiepiscopum Martianopolitanum, ut
patri vestro illustri sincere nobis dilecto Boguslao Chmelniskio
certa quedam ad restaurandam quietem publicam spectantia
proponeret. Cum autem interea temporis fama ad nos perlata
sit, patrem vestrum re bene coepta sed nondum finita, id quod
dolemus, vi vis erreptum esse; nos vero pro singulari nostro in
pacem inclytae regno Poloniae et patriae reducendam studio in
id maxime propendeamus, ut coepti tractatus optatum sortiantur
effectum: clementer a vobis postulamus, quatenus prefato ab-
legato nostro in ijs, quae nostro nomine ulterius propositurus
est, plenam fidem adhibere atque totum tractationis negotium
ita finire velitis, quemadmodum benigne confidimus atque pu-
blica quies et ipsius patriae tranquillitas id postulat. Qui vobis
vicissim gratiam et benevolentiam nostram regiam offerimus.
Datum in civitate nostra Viennae anno 1657 die 4. mensis Junij.
Concept.
XLV.
Kaiser Leopolds I. Auftrag an Feter Parchevich, seine Mission
beim jungen Ghmielnicki fortzuführen, Wien, 4. Juni 1657.
Aus dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Archiepiscopo Martianopolitano.
Leopoldus. Reverende, devote, syncere nobis dilecte.
Omnino confidimus litteras nostras 17. (recte 19.) Maij proxime
536
preteriti ad Devotionem tuam datas, quibus eandem de ^^'
cessu ex hac vita colendissimi domioi patris nostri glorios'^
memoriae certiorem faciebamus simulque novam ad iDterJ>0"
nenda inter serenissimum regem et regnum Poloniae et ge^xie-
ralem Cosaccorum ducem et exercitum illi adhaerentem ^pro
reconciliatione officia mediationis nostrae plenipotentiam tr^"«8-
mittebamus, recte pervenisse. Relatum nobis fuit interim, De^^o-
tionem tuam non solum ad generalem Cosaccorum ducem Chncm «I-
niskium pervenisse, sed mediante quoque opera et officiortiin
suorum interpositione tractatus reconciliacionis cum domino ise-
renissimo Rege et regno Poloniae institutos eo fuisse perductos,
ut speratus eorundem finis potuisset expectari, nisi morte ipsa
vel periculoso saltem morbo correptus fuisset Chmelniskius, qiii
tarnen rem eo disposuerit, ut totum armorum imperium filio
8U0, ut aiunt, impuberi fuerit delatum.
Cum igitur nos non modo diligentiam et syncere devo-
tionis Studium, quod Devotio tua huic negotio impendisse per-
hibetur, benigne approbemus, verum etiam tractatus ipsos etd
optatum efFectum perduci admodum ciipiamus, idcirco, tarne t^si
de statu domini Chmielniczkij, vivusne an mortuus ille »i^
etiamnum simus dubij, faciendum tamen nobis putaremus, ^^'^
Devotioni tuae in cum insperatum eventum, quo domin
Chmielnitzkius fatis lam concessisset ac eidem filius substitutr»
esset, plenipotentiam et fiduciarias bis appositas [quibus titulim
inscribere nostro nomine noverit] ad filium defuncti Chmelnia
transmitteremus eamque hisce clementer, ut facimus, requic
remus, si quidem casus iam dictus evenerit, premissis p
ratione ipsiusmet casus convenientibus curialibus eidem Chmi
nitzkio iuniori, tum et subordinatis ductoribus militiae de nost^
in pacem et quietem dicti regni cura, tum studio quoque er|
ipsos contestato in id porro, nisi res iam quod speramus, eo-
fecta sit, iuxta prescriptum instructionis iam ante sibi dal
omni contentione incumbere pergat, quo negocio illi optat
quam primum tinis imponatur eiusque rei mox ad nos nunti
perferatur. Expletura est in hoc Devotio tua benignam voliu
tatem nostram, qui ipsam de caetero gratia nostra regia c
menter complectimur. Viennae 4. Junij 1657.
CoDcept.
XLVL
S^alaer Leopolds L Vollmacht für Feter Farohevieh als G^
sandten beim jungen Chmielnioki, Wien, 4. Juni 1657.
Ans dem k. k. Hans-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Plenipotentia pro archiepiscopo Martianopolitano ad trac-
tandum cum Chmelnickio.
No8 Leopoldus etc. Agnoscimus et notum facimuB tenore
pregentium universis^ quod nos pro singulari nostro in pacem
quaqnaversus restaurandam et stabiliendam studio reverendo,
devotO; sincere nobis dilecto Petro Parcevich, nostro consi-
liario et archiepiscopo Martianopolitano, in mandatis et pleni-
potentiam dederimus, prout hisce animo deliberato damus, ut
is pro componendis et radicitus toUendis differentijs inter sere*
nissimum principem dominum Joannem Casimirum regem Po-
loniae et Sueciae, magnum ducem Lithuaniae etc. et regnum
Poloniae ex una; atque illustrem quondam sincere nobis di-
lectam Boguslaum Chmelniskium, Cosaccorum Zaporaviensium
96neralem militiae ducem eiusque assistentes consiliarios et
ordinum ductores ex altera parte iam pridem exortis et post
&ta domini Chmielnickij inter eiusdem substitutum et consiliarios
®t ordinum ductores et copias partim adhuc vigentibus, non
^Um nostro nomine operam et officia interponere sed etiam
fideiubere possit ac valeat, quicquid ex parte dicti serenissimi
''ögis et regni Poloniae hac super re deinceps tractatum, con-
^'uaiun et promissum fuerit, id totum firmum et constans fore
^^Ue debitae executioni demandatum iri. Harum testimonio
^iterarum manu nostra subscriptarum et sigilli nostri regij im-
Pi^ssione munitarum. Quae dabantur in civitate nostra Viennae
die 4. Junij 1657.
Concept.
xLvn.
Feter Farohevichs Bericht an Kaiser Leopold I.,
Itemberg, dO. Juni 1657.
Ans dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Serenissime rex, domine clementissime.
Quod a toto tempore mei Vienna discessus nil literarum
(äibi quas Jaroslavia de octava Februarij ad divum imperatorem
538
Ferdinandum tertium gloriosissimae memoriae scripseram) de-
derim adeoque ulterior progressus legationis meae alto invol-
veretur silentio, non mea stetit culpa; qui in siog^ulas occasiones
trausmitteudi litteras atteodebam, si facultas non praecladeretur.
A primo eniui ingressu in Poloniam, quo ablegatus a sacra-
tissima caesai*ea Maiestate commisso mihi accingebam me itineri,
in tautas redactus iui angustias propter assiduas excursiones
\Tngaroruni, Cosacorum, Moschoruui atque Valachorum, ut non
luodo quidpiaui litterarum transmittere potui^ sed vix capiti
uieo uietuens illius perieuluni evasi; fecit tarnen omnipotens
diviuao providentiae dextra, ut superatis tot viarum diflBcal-
tatibus non parvo si^lutis meae dispendio ad illam re et nomine
barluiram Oosiicorum j>erYenerim Tkrainam; ubi quae et qualia
passus sum, lator praesontium seoreiarius legationis meae do-
minus Ohrisiophorus Marianowio. toi malorum comes et testis,
sacratis^imae suae resfiae Maiest;iti luculentius edisseret. dum
non uunio expeditionem legationis meae ab illo efferato leone
asstH|ui poteram. sed ultra spem meam per tres menses in illo
Ovidiano dolentus exilio uicuUate priuabiir scribendi litteras,
licet toties non re sed verbis pn>mpti«jrem se declararet in
transmittendis dux ipse Chmielnioius. Quem tandem exitam
sortita sit leiTsiiio e: auom«.»dv iud'.»mitam hano ursam tot vic-
toriis iusolescenieiü beniijna sacranssimae Ociesareae Maiestatis
protectio douuierit, zum et qu-jin -d-j in pt-riiciendo commisso
mihi nei:^>lio ex sen;cun;i eiusdeoi ^ae^atisi^ima•e caesareae Maie-
statin et ex re sereuissimi r^riiis rejcnit^ue Pok-nLae adlabora-
verim. idem secretari-:> le^rasionU hiiius di-lissimam dabit sacra-
tissimae >uae n:^:!:*«: MÄi-ra^uA;'. rc-uiti'«Qem. lq q'iibas ut ipsi
6des adhibeatur hLimil::er 5x.*or:i5i<öimae <v^e Mdkiescaii sapplico.
Libeuüus i[v>c h >: :uvvtier:> s,L5.ül lissem., ni me gravis
impedirx^l uu>rb;i>> \*b j ..i.:> vehcuit:::iAm drdxus lecto ex «»n-
silio d'-vu>rum ^ v tu-vii^:"::!: <.Ll»s:>;'rrt iaii:i>per Lei>p«>li debe«),
quoad recuperaüs \irib.:> ll: Aada:-iiii suiie Mairs;acis commo-
dius trxequar. l.i-;;'eriis 6: i : lArijis 'ana com instrucrione saera-
tissimae >uAt r-^c*"^«^* Mvi:cs:ai:> ai> rVr'e «.iirrb^.Ls in reditu meo
ea qua dec-i:: -.M^.vi >\:?:rv':. a-r : -r-iia vrn.> pr.»pcer in dies
accrescenttrii: in :•.-•: .' -u: 1I:> Jii OiLTi-IcLio: nu et « "osao>s
redire non p«>: :i- ijr.ui.rM :•. vi.i> :.:-u :".t:< 'riarim iddem
exemplar siu^-r M-ti-^Mr :rA:!>:vL:: jl.: Üi\> .vbl-e^W. Xon
diffidOy quin dan: v .b: < :: -•:j:::rv:> ^ r.«ir.taru i»: pn>peirsione
539
sna in serenifiBimam domum Austriacam remittant; cuius sere-
niflsimae Maiestati omnem ex animo apprecor felicitatem.
Datum Leopoli die 30. JuDij anno domini 1657.
Serenissimae Maiestatis vestrae humillimus capellanus
Petrus Parcevich
archiepiscopus Martianopolitanus.
Original.
XLvm.
Bittgesuch Christophor Marianovichs, Gesandtsohaftsseoretärs
Peter Farcheviohs und Procurators von Bosnien, an König
Johann Casimir von Polen, ohne Datum (Juli 1657).
Aa0 dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Serenissime rex, domine clementissime.
Is est semper magnorum principum animus^ ut neminem
^ 8U0 vultu tristem abire patiatur. £um esse et suae Maiestatis
S^tÜTun nemo dubitavit, nisi qui ipsius etiara solis beneficium
^xpertus est. Dabit credo veniam serenissima Maiestas sua
^^daciae meae, qui, cum alieniena sim, radios serenitatis vestrae
*«i me derivari pro magna parte felicitatis meae mihi quoque
^^J>utem. Nam cum itineris comes et secretarius legationis ad
^*^xnelnicium cum reverendissimo archiepiscopo Marcianopoli-
^^*^o a Sacra caesarea Maiestate gloriosissimae memoriae de-
^^firnatus fuerim, spem magnam concepi, non penes ingratos
>^ram meam collocatum iri, quam prompte etiam cum dis-
lio salutis exequens illius optato superis faventibus inclytum
regnum potietur fructu. Itaque clementissimam Maiestatem
lime exoro et supplico, quatenus serenissima Maiestas
I^^iBsimae et gloriosissimae memoriae ore caesareo ac regio
^S>ontanea sua dementia antea ad mei instantiam super quin-
^O^E^^inta florenos mei salarij alios quoque quinquaginta addendo
*torenos Hungaricales, ut in posterum semper ex Camera Hun-
menstruatim percipere valeam; insuper vero in reditu
hac legatione peracta prima occasione data per fiscum aut
defectum seminis aliqua bona pro fidelibus scrvitijs mihi
^^uferenda prae alijs clementissime se optabit, id est a decima
Januarij nostri discessus Vienna ad ducem Chmielnicium v^l
Cosacorum. Pro quibus ego beneficijs Maiestati clementisBima^^s
in Omnibus fideliter inservire non desinam et pro tanta
humillimum me servum et suae Maiestatis regiae indignui
habebit exoratorem. Serenissimae Maiestatis vestrae humilli -
mus servus Christophorus Marianovich m. p.
In tergo: Ad serenissimam regiam Maiestatem regni Po-
loniae ac Suaeciae regem, dominum, dominum meum clemen^
tissimum supplex libellus Christophori Marianovich.
Original.
XLIX.
Gesandtsohaftsbericlit Christophor Marianovichs an Kaiser
Leopold L, ohne Datum (Prag, 7. Auguat 1657).
Aus dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Relatio legationis apud ducem Cosacorum Chmelniczk]
institutae et peractae.
Anno domini 1657 die 10. mensis Januarij iam preteriti-
cum ex benigna sacratissimae quondam caesareae et n
Maiestatis, olim Ferdinandj tertij etc. beatissimae memoria<
commissione et mandato in legatione ad praefatum
Ehmelniczkium peragenda exmissi fuissemus ac Vienna p<
partes regni Ungariae versus tredecim oppida Scepusiensia per-
rexissemus, quo die noctuque pergendo ob ingentes nives fri-
gusque intensissimum maxima cum difficultate montes altissi^ — -
mos scandendo pervenimus ibique repertis nonnullis ex Btatibufe-**
dominorum Polonorum, a quibus iter ad antelatum- ducem C<
sacorum perquirendo simul etiam unum ductorem pro demon-
strande itjnere ad aliquot dumtaxat milliaria expetientes, nihil
penitus tanquam a perfidis et infidelibus obtinere potuimos,
currum vero et equos pro pecunia nostra vix etiam nobis con-
cesserant. Unde cum reverendissimo domino archiepisoo]
Marcianopolitano, alias calida febre per totum iter laborante.
divinae maiestati nos recommendantes versus civitatem Bi<
nuncupatam die noctuque in summo frigore pergentes, in qui
capitaneum dominum Voiniczky reperimus; qui etiam antea
serenissimo rege Poloniae in legatione ad predefunctam si
541
Maiestatem caesaream et regiam exmissus erat, quem nobis
auxilio et consilio fore ad futurum vel maxime pollicebamur;
sed spe frustrati vix et summa cum difficultate vecturam
nostram ad duo dumtaxat milliaria pro pecuni^, nostra obtj-
naeramuB. Inde itaque proficiscendo in summo tremore et
timore tertja post die circa mediam noctis ad civitatem Lanczut,
quae ad dominum Marsalchum pertinet, ubi sat dif&culter
intromissi in uno sordido et frigide stabulo cum bobus et
Taccis pernoctare debuimus, summo mane surreximus et, quam
primum porta civitatis erat aperta, versus Jeroszlaviam perve-
nimxis, ubi in suburbio eiusdem in unum diversorium parum
divertissemus ibidemque per exiguum tempus quievissemus,
extunc quidam duo Patres Jesuitarum nos adeuntes exquirentes
& nobis quonam locorum pergamus. Quibus reverendissimus
dominus respondit, nos Leopolim versus tendere; cui antedicti
Patres cum admiratione et certo respondissent: ,Vestras Domi-
nationes sine evidentj vestro periculo illuc impossibile est per-
vexiire, quia miles Kakoczianus ibi circumquaque iacere di-
citiir'. Et plane Leopoli paulo post tcrtius Jesuitarum super-
'^^o.it premissa omnia affirraando, a generalissimo principis
Trjtnsylvaniae Joanne Kemeny dictam civitatem circumquaque
^^^^ctam esse; prout etjam comes Liubomirszki ad nos similiter
iens et a nobis perquirendo, quonam proficiscamur in tam
ticioso itinere, inquiendo: ;En undique Cosaci, Sueci, Mol-
Tartari et nostri milites praedam querentes grassantur,
^^i ubicumque vos deprehenderint, spoliabunt; et sie vestrum
^^^i" frustraneum erit'. Khmelniczkium autem pro certo iam
X^^idem mortuum esse profitentur. Quo cum ulterius collocuti
^^issemus rogando eum, quatenus aliquem exploratum ad supra-
^^tam civitatem exmitteret, an haec sint vera, quae sparguntur,
^^öisit unum illuc exploratum; qui cum redijsset, sane ita esse
^xnnia retulit. Quo audito nos territi rogavimus eundem, qua-
tenus nobis auxilio in tali casu constjtutis adesset, ne nos ad
^anus inimicorum cum secretis suae Maiestatis devenire con-
Üngat. Dicens itaque is ad nos: ,Si vultis redire, venite mecum;
€go vos remittam cum meis militibus, quocumque vultis, quia
ego ipsemet video modum non esse, ut ulterius hac pergere
possetis^ Cui ego dixi rogando: ^Illustrissime domine solum
dignetur nobis equos et currum cum uno ductore subministrare,
ut hos milites circumire et ipsos evitare possimus^ Is sicut
542
bonus dominus statim eius locj iudici significavit, ut de eqois
et curru nobis provideret, prout etiam aliquem ductorem ordi-
naret; qui viam sciret versus Sacalium, quae civitas sezaginta
plane milliaribus distabat. Perreximus circumeundOy ubi qua-
quaversum miseram plebem in tarn duro hyemali tempore dis-
persam et fugam capientem, miseras feminas derelictiB aedibus
cum prolibus et pecoribus altissimos montes scandentes, ubi se
abscondere possent, circumspeximus; et vix tribus milliaribus
penrenimus, iam ulterius equos et currum nobis denegaverant
timentes sibi a militibus Cosacis. Ubi in uno miserabilj et tota-
liter devastato et desolato pago constituti oberrantes et tan-
quam desperatj hinc inde per pagum de domo in domum cur-
sitando et querendo^ ut iter nostrum alterius prosequeremur,
ductorem aliquem; ubi penitus nullum mortalium reperimus;
sed sie in nomine dominj ulterius perreximus sine ullo ductore
aut comissario. In acquirendis vero equis et currubos summa
difiicultas; et qui inveniebantur, triplo illos solvere debuimus;
panis vero et camium summa Caritas et etjam raritas et per
quadraginta milliaria nihil aliud quam loca deserta et solo ad-
equata, cadavera hominum hunii prostrata et capita appensa
penes viam undique et ex utraque parte cemebantur. Tandem
cum non superesset aliud medium, coactj fuimus equos vi ac-
cipere. quibus ulterius perreximus: pervenimus ad quendam
palatinum non procul a praesidio Sacaliense distantem^ apud
quem equos vi aeceptos relinqueramus rogando eum, quatenus
is alios nobis equos suppedit^reu siquidem in talj negotio
bonum videlicet pacis et regnum Poloniae concemens, perge-
remus. Fecit bonus dominus et usque ad dictum praesidium
Sacjdiense equos et currus subministravit: quibus cum ad idem
praesidium pervenissemus circa mediam noctis, quo nuUo modo
intrare permissi fuimus ex eo, quod nos Rakoczianos putabant
esse. Miserunt nihilominus ad nos duos officiales, quibus salvum
passum nostrum demonstravjmus refexendo et dicendo eisdem,
nos non esse Rakocxianos, verum s^icratissimae, caesareae re-
giae Maiestatis Romanorum imperatoris Ferdinandj tertij in
ablegatione ad ducem Oosaconmi missos, Qui postquam salvum
passum vidissent^ tandem intivmisenuit nos. ubi omnes ingenti
lrigv>re corx>epti vix K>qui valente^: qui tarnen ob respectum
palatini iUius. ciiius homines nobiscum habujmus, omnem hu-
maniutem nobis exhibuertinu 0>i similiter pro peeania nostra
543
et qaidem pro gravi taxa equos et currum acquisiveramuB, et
quo olterius eo deterius ubique a Rakoezianis militibus timentes,
qoi tot homicidia et predas exercebant undique. Sumptus vero
nobis per suam Maiestatem ordinatus et subministratuS; ex quo
abique multum exponere coacti fuimus tarn pro equis et cur-
rubus conducendis quam vero pro quartirijs et cibo et potu
Bolvendis, defecerat in praemisso loco Sacaliensi, ubj primo
medium iter nos continuasse homines eiusdem loci dicebant.
lüde itaque perreximus ulterius et per varia divertjcula et circum-
jtiones pergendo, postquam meos etjam centum aureos, quos
mecum e domo mea attuleram, consumpsimus; diversa debita hinc
inde ab Armenis eontrahere neeessitati fuimus, ita ut ad sex mil-
lia florenorum se extendant, prout id ex literis domini reveren-
dissimi archiepiscopi ad suam Maiestatem datis uberius pateret.
XJlterius itaque per integerimos septem dies eundo, quousque
^delieet ad praesidium Dubna die prima sacrae quadragesimae
&ppalimus. Ubi eius praesidij principissa, relicta cuiusdam Domi-
nicj, plus humanitatis quam uUus Polonorum exhibuit, equos
8U.OB et currus et reliqua necessaria subministrasset usque Taipkur
^t Sakusnam. Rakusnae vero conductis pro peeunia equis et curru ;
^Uide similiter magna circuitjone timentes a militibus Muscovianis
C!o8acis, [utj debujmus,] qui per illas partes tanquam lupj ra-
praedam querentes grassabantur, ad quadraginta milliaria
em pervenimus ad civitatem Kurcz dictam, ubi prout etiam
^*^ alijs locis currus et equos pro pecunia nostra vix acquisivera-
•^^Ttts ob metum grassantium latronum. Hinc iterum per integra
^"^inquaginta milliaria loca videlicet a Tartaris deserta triginta
illiaribuB circuitjone, uti debujmus, sitim, famem et frigus
^^ns perferendo pervenimus ad quoddam oppidum desolatum
^^rstuB dictum, ubi nulium mortalium invenimus; ulterius per-
imus et sub quadam arbore in campo unam noctem per-
^re coactj fuimus; summo itaque mane surgendo perreximus
civitatem Cosacorum Brusilova denominatam, ubj nobis
ulteriorj itinere panem emeramus et Fastoviam pervenimus.
stovia vero per civitates Bielam-Czirkvam, quae metropolis
'^^Bsiae nominatur; item Raktuam, Buoslaviam, Vilszkam, Lon-
anpontem, Macharszkam, Capitancam, Medvedcam, Szobotam,
i omnia caro pretio habebantur. Ibi itaque primo rescive-
"»aiUB Khmelniczkium adhuc supervivere, progredientes versus
; residentiam solitam dicti ducis, ubi ex iussu eiusdem
cancelarij hospitium in uno stricto diversorio ordinatum et c^
liqua etjam subministrata utcumque erant; idem cancellar^^
secunda vero die mane una cum aliquot consiliariJB ad ho^'}^'
tium nostrum veniens et nos honorifice salutando et aggra.^'^'
lando excepit; cui reverendissimus dominus literas suae Ma^^^^'
statis Salute premissa tradidit. Quibus perlectis se be==s^®
intellexisse (dixit) et statim profectus est ad ducem Kmelni»- cz-
kium, uno milliarj eotum distantem in Sobota adventum nostr^^iun
eidem significaturus; finitis vero sex diebus vocatj ad audi^^^en-
tjam in Sobotovam (sie!). Quo pergendo obviam venit noWT bis
dux Capuszta denominatus cum ducentis equitibus Cosa^ -eis
nos honorifice salutando et ad palatium usque ducis nos cor -^m-
mittantes; inde vero postquam in unam domum calidam int^^E^-o-
ducti et paulisper quievissemus, venerant ad nos duo consilia ^"J
ducis, salutando nos den^io honorifice nomine ducis suj. InterEz^^^ni
tarnen rhedae tapetibus Persicianis exornatae adoptantur, quib^^^^^
ad palatium ducis vectj, adstantibus circumquaque quam pL^Klu-
rimis sclopetarijs, per dictum cancellarium ad ducem ali-^*^***
lecto affixum introducti. Quem reverendissimus dominus licn::^^^^^
sat fessus et morbo vexatus nihilominus tamen laudabiliter ^^
decenter perorando nomineque suae Maiestatis sacratissima^^^^^^
uti decebat, salutando, eidem literas suae Maiestatis praese. ^^^^'
tavit; quas dictus dux elevans se e lecto ad se recepisset ea^"^^^
que deosculando fronti admovisset inquiens: ,Ego indignus servil -«^uß
(literas) suae sacratissimae cesareae et regiae Maiestatis, sumiÄ"^ -*
monarchae orbis, cuius sacros pedes non sum dignus lavar''^^-*^'
multo minus deosculari demisse accepto'; his dictis iussit dom^^^^^^'^*
num reverendissimum sedere et, ex quo tempus prandij adera^^^-^^*
cibos interim adferri. Quo cum una mensae eins assident^^ -^^
pransissemus, curavit unum scyphum plenum mulso adimpler^^"^^ ^^3^
propinando consiliarijs suis in sanitatem suae Maiestatis ca^-^^^
sareae et regiae ac totius domus Austriacae, serenissimorur^^ -^^
principum; qui omnes benevole acceptando in finem ipsis ohcÄ
latum consequenter omnes ebiberunt, sub idque totum tempu-^^^^^
prandij nobiscum pulchre conversando et finito prandio sa^^^*^
lauti, comitjvam usque ad hospitium nostrum nobis dederun^ -•^'
Apud quem tanta confluentia legatorum adfuit: signanter ver^ -^
Suecicus et Rakoczij bis, Turcicus bis, Tartaricus bis, Moldi
vicus ter, Valachius etjam ter, reginae Poloniae semel, qi:=^
prius ad nostrum illuc adventum iam discesserat et iterum pof
545
BOB unacum regia Poloniae adfuit; ob quorum confluentiam nos
tardins, quam intendebat, expedivit. Subinde tarnen ego, ex
quo reverendisBimaB dominuB morbo praepeditus erat, cum
campi dnee aliquoties de negotio nostro tractavj in private, uti
ctjam cum ipso duce CoBacorum; is tarnen me semper ad can-
cellarium snum remittebat, an ipsi placeant, quae inter nos trac-
tata erant, cni omnia singulariter placebant. Nihilominus tarnen
ntj et ipBe dux Bio et ipBe cancellarius ducem praenominatum
«bsqne aliorom quoque tribunorum, consiliariorum et centurjo-
som Buae miljtiae ad literas suae Maiestatis respondere et re-
solyere minime posBe, dicebat, nisi priuB omnes convocatOB
liabeat et Bupranominatos ablegatos expediat. IIHb itaque ex-
peditiB et supratactis tribunis et consiliarijs suis ad Be convo-
catis, com quibus per unam integram septimanam quoviB die
consilium habendo tarn de negotio suae Maiestatis, quam filij
Bui electione; qui postquam electus et publicatus fuisset, ha-
bait convivia per triduum sane lautissima ac tarn variae mu-
Bicae, quam explosiones tormentorum et bombardarum ad stu-
porem fiebant; finitis itaque ijsdem epulis lautissimis accessi
Buprafatum ducis cancellarium rogando eundem, ut siquidem
alij ablegati expediti essent, nos quoque cum optata resolutjone
ad noBtrum clementissimum imperatorem et regem expeditos
remittet. Qui statim ducj instantjam nostram declaravit; quive
aeeunda die post summo mane me vocatum habuit se pulchre
exeuBando, quod tam diu nos detinuerit, verum nos etjam se
quam primum expediturum obtulit, quod iam pridem fecisset,
nisi premissa impedimenta, quae nos bene nosse et vidisse
dicebaty prepedivissent; vos enim tanquam tanti monarchae
ablegatos, utj decet, ex omnibus meis viribus adnitor, ut ad
dominum nostrum patronum et mediatorem cum plena resolu-
üone hac, quae sequitur, remittam: ,Nos itaque suam Maie-
■tatem sacratissimam et nullum alium pro patrono et mediatore
xostro elegimus cupientes, ut sua Maiestas sacratissima hanc
cUatornam controversiam inter nos vigentem componere et
^bsque gravi tamen et evidentj nostro aliquo damno et iniurja
<3eterminare, finire et sopire gratjose dignabjtur, ne ulterius
Aanguis Christjanus inter nos diffundatur, et quicquid eadem
sua Maiestas hoc in negotio inter nos concluserit et adinve-
'^Gi'it, nos pro rato et firmo habituros promittimus id per ex-
pressum declarando, ut si quae partium benignam suae Maiestatis
546
determinationem et conclusionem violare praesumpserit, extunc 1
ut sua Maiestas caesarea regiaque una cum injuriata parte I
contra partem puncta conclusionis non observantem insurgere
et punire possit. Insuper spondemus ex toto affectu cordiB
•
nostrj, noB suae Maiestatj augustissimae eiusdemque doio^
Austriacae in posterum fidelissime in omnibus inservire ^^
amicos suae Maiestatis pro amicis, inimicos vero pro inimi^^^
habere et contra quemcunque eadem sua Maiestas volue<^^
penes eandem contra hostem non tantum centum verum eti<^B^
ducentis millibus^ si opus fuerit, insurgere et pugnam inBtjtu^^
paratos semper fore. De quibus premissis omnibus eand^n^
suam Maiestatem per specialem nostrum ablegatum ubenS-^
informaturi sumus. Milites vero nostros Cosacos, id est quadj^^a-
ginta millia, quos Rakoczio in auxilium transmiseramus, ^^os
ad interpositionem et benignam suae Maiestatis dehortatjon^^n^
statim per literas nostras sumus revocaturj^ Qui etiam accej^ '^
literis eiusdem cum magna preda et rapinis redierunt. Id^^sm
dux vigesima itaque octava Aprilis literas responsorias
cancellarium suum reverendissimo domino praesentandas
hospitium nostrum transmisit pulchre valedicendo. Cui reven
dissimus dominus archiepiscopus ob adversam suam valetudini
propria in persona valedicere non potuit; verum ego tarn
mine ejusdem quam meo honore et reverentia premissis vi
dixi. Finita hac valedictjone eadem die idem dux me eotus ^'^
ibidem praesente curavit filium suum advocarj dicendo ej: ,E '^^
mi Georgj, scias te in posterum bene gerere; habes Romai::::^^^
rura imperatorem clementissinium dominum, quem pro nost^*^
mediatore et patrono singulari elegimus, discas ut ei inservi^^^
scias; is tanquam clementissimus dominus in omni necessita^^^
tua tibi aderit^ — Hoc dicendo lachrimis eflfusis porrexit mi ^*
manum una cum tilio suo et benedixit iter nostrum. HabiÄS^^
dictis literis antelatj ducis responsorijs eadem die hora quar ^*
pomeridiana movimus et pervenimus ad oppidum Capitanka""^*^
una cum serenissimi regis et reginae Poloniae ablegatis, ci
quibus uno tantum die perreximus, ex quo ipsi metuentes sil
a Cosacis die noctuque properarunt, ita ut octo equj in itinei
tam celeriter pergendo deperierunt. Ego vero cum reverei
dissimo domino ob debilitatem et infirmitatem eiusdem lentju^^^^
pergendo et cum iam sexagintii milliaria perfecissemus, ass^'^^''
cutj sunt nos Cosacj in civitate Brussilova, ostendendo nob ^^^
547
literas ducis suj revocatorias; quibus ipsis demandatur ut statjm
una cum legato regia Poloniae nos reducant: coacti itaque re-
dijmus ad civitatem Fastovia, ubi mirabilja tormentorum genera,
quibus afficiemur, nobis referebant eius locj homjnes. Nos ita-
que timore perculsi, cogitantes nobiscum quidnam novj debeat
esse, cum alias annotatus dux cum bona resolutjone nos re-
miserat; cuius locj iudex ad me veniens dixit^ me ibi per-
manere debere, quousque a duce non venerit aliqua resolutjo,
monstrando mihi unam footidam et frigidam domum pro ho-
spitjo, ubj per triduum sat miserabiliter constjtutus permanere
debuj. Tertio autem die perrexi in Bielam-Czirkvam ad quen-
dam tribunum ducis arrestationis nostrae perquirendo causam^
cui alias reductio et arrestatio nostri demandata erat, uti ipse
coram nobis se in commissis habere respondisset, ut nos ad
ulteriorem dicti ducis suj resolutjonem arrestare debeat; tandem
cum iam de bis a dicto tribuno exquisivissem, venit post me
quidam homo Fastovia, ubi reverendissimus ob adversam vale-
tudinem remanserat, dicendo: ^domine venias cito, socius tuus
in extremis est'; quo iterum conducto mihi equo, ne litterae et
secreta aliquomodo depereant, festinavi die noctuque, quem
divina ita disponente gratia melius se habentem reperi. Refe-
rendo eidem miseriam nostram iterum post triduum ad viginti
octo milljaria post cancellarium ducis die noctuque eundo pro-
peravj; quem in civitate Chioviensi nuptias celebrantem re-
pertum adivi, narrando ipsi casum arrestatjonis nostrae et per-
quirendo causam, magna cum admiratjone iuravit dicendo, quod
snprafatus suus dux non post nos sed legatum Polonicum mi-
serit ,ex eo, quia unus homo male informavit ducem nostrum
post discessum vestrum, quod Cosaci milites postquam in civi-
tatem Chioviensem libere et pacifice intromissi fuissent, post-
modum autem per milites suae Maiestatis caesj et quod dicta
sua Maiestas legatum suum ad Tartaros eo fine exmisisset, ut
contra Cosacos insurgerent. Sed cum nihil herum certj fuisse-
mus expertj, prout nee credidimus, vos itaque potestis ire quo-
cunqne et quandocunque^ Dando nobis dictus cancellarius
commissarios et milites pro custodia nostrum, quos nisi ad latus
habuissemus, nunquam mortem, etjamsi centum animarum
fnissemus, evadere potuissemus; et haec praemissa remora
causavit nobis unum integrum mensem. Sed deo sint laudes
habitjs suprafatis militjbus perreximus per mera loca desorta
ArehiT. Bd. LIX. H. H&lfte. 36
548
et latrociDijs obnoxia, tandem pervenimus ad supronominataiü
principissam eiusdeiu Dominicj viduam^ Dubnam; ubj reveren-
dissimus dominus^ cum per unam septimanam quievisset, ob
defectum tarnen doctorum Leopolini versus sat diffieulter ob
divexat ioneni morbj pergere coactus fuisset. Quo pervenie^^*
in quoddam monasterium Dominicanoruin devehi se curavit?
ubi ad praesens usque sub eura doctorum existeret. Unde ego
vigesima mensis Junij movj et ad generalem Serenissimi reg^^
Poloniae Potoczky dictum pro salvo passu misi, quo obteo^
perrexi ad memoratum regem Poloniae per tot exercitus^ ^^^
latrones, tarnen laudetur divina maiestas sanus perveni; jod^
itaque undeeima mensis Julij versus Viennam movj, qua do-
eima sexta preteritj mensis Julij perveni, ubi suam Maiestatem
me putabam inventurum; jnde itaque iterum movens appuil>
huc Pragam quinta Augustj, ubi relationem verbotenus cor^tm
sua Maiestate sacratissima quam serenissimo archiduce fooi.
In tergo : Relatio legationis apud ducem Chmielnic^
institutae et per reverendissimum. dominum Petrum Parchevi
archiepiscopum Martianopolitanum et Christophorum MariaxB.
vich, procuratorem Bosnensem peractae.
L.
Peter Farchevichs und Ghristophor Marianovichs Rechnu-:^*'^
über des Letzteren Reisespesen, ohne Datum (Ende 1667
Anfang: 1668).
Aus dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Sacratissime ac potentissime Hungariae, Bohemiae regiae
'^ Maiestati^ domino domino nostro clementissimo.
Optima meminerit Maiestas vestra sacratissima, qualit^
gloriosae memoriae imperator Romanorum Ferdinandus terti
me cum Petro Parceuich archiepiscopo Marcianopolitano
Cosacos in urgenti legatione pro publica Christianitatis cu
illis barbaris pace componenda dignatus fuerit anno 1657,
10. Januarij expedire et asociare, vnde eiusdem anni men
uero Julij mens reditus fuit Viennam cum sex equis totide
que famulis, quos Viennae in diuersorio collocaui; ego ue
post sacram Maiestatem vestram cum relatione legationis Pragam
cucari et ab illo tempore ucusque pro quolibet equo per septi-
manam in dicto diuersorio exposui flo. 3(10
Scilicet pro feno, anena; scisso, Stramine
stabnloque; itaque pro dictis sex equis intra spa-
tium sex mensiiim exp „ 468( 2
Item pro uictu, potu, hospitio, indusiorum
lotione et similium pro sex famulis similiter per
Bex menses exposui „ 468
Item pro me et alijs duobus famulis Vionna
Pragam ueniendo post serenissimum regem cum
relatione legationis soluendo aurige et pro uictu
noBtro exposui „ 58
Item hie Pragae expectando resolutionem
sacrae regiae Maiestatis per tres et ultra menses,
pro uictUy hospitio et similibus tanto expectando
exposui „ 234
Item Viennam eundo et Pragam redeundo
cum ijsdem sex equis et sex famulis per dies 13
incomodissimo tempore et via lutosissima et iam
hie manendo a sex septimanis in diuersorio, pro
Omnibus supradictis exposui y, 147
Summa facit . flo. 1397( 2
Qua de causa sacratissimam Majestatem vestram oro be-
Qigne demandare inclithao Äulicae Camerae, ut proponat dictum
'Demoriale apud sacram regiam Maiestatem vestram et nobis
^ Omnibus satisfaciat, vt possimus nostris creditoribus a tanto
texapQj.e debita contracta persoluere. Pro quibus gratijs regijs
^ÄUemuB obligatissimi in omnibus fidelissime in posterum seruire.
Vestrae sacratissime Maiestatis subditi
Petrus Parceuich
archiepiscopus Martianopolitanus
et Christophorus Marianouich.
Bubram: Ad inuictissimum ac potentissimum Hungariae
^ ^ohemiae regem, dominum dominum nostrum clementissimum
'^^Jaailliinufl supplex libellus vt intus.
36»
a
}
550
LI.
Peter Parchevichs und Christophor Marianovichs Rechnung
die Kosten der Gesandtschaftsreise zu Chmielnicki, ohne
(Ende 1657 oder Anfang 1658).
Aiw dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Anno domini 1657 Januarij die 10. iam praeteriti, cum
benigna sacrae caesareae Maiestatis commissione et mandato ^ ^
legatione ad Cosacos destinatj (essemus), eatunc ex incljT"
Camera Aulica viaticum nobis mille tallerorum dari demandau. 5
Ex hac peeunia Viennae pro illustrissimo et reuerendi
simo domino domino archiepiscopo Marcianopolitano eme:i
materiam pro vestibus subdueturis; nodis, ranis, Berico, gailer^
croeo, manica, chyrotaechis, tibialijs; candelis, pipere, teÄ
pulvinaribus; cistis^ calceis; omnia ista constiterunt fl. 129 g. L
Vestiendo famulos, personas 15, pro panno, subdueturTL^
nodis, ranis, serieeis, filis, duplices uestes parando pro audi^
tia honestiores et itinere in tanto frigore, sartori etiam Boluer
constiterunt omnia computando simul . . . .- fl. 480 g.
Pro donatorijs rebus, nouacuHs, cultris, speculis pho
cibus, rosarijs, metalis, cliyrotecis, pro omnibus. fl. 420 g. 5-
Pro CÄrabinis unicuique famulo unum carabin et pulu^^x-e
alijsque rebus omnia simul fl. 100 g. ZÄ--4.
Aurigis pro quauis persona usque Posonium fl. 16.
In Lensprun denoctauimus prima nocte in diuersorio; i^i^^^
coena exposui fl. 6 g. ^•
In transitu aquae Posonij nautis dedi g. ^'
Posonij in diuersorio pro prandio et coena . fl. 8 g. ^'
Aurigis usque 'jyrnauiam pro personis . . fl. 16 g. ^'
Tyrnauiae in diuersorio pro coena . . . . fl. 5 g. ^'
Qalgotium pro aurigis fl. 9 g. '**
Galgotij pro coena in diuersorio fl. 5 g. ^'
Mouendo mane in via in quodam pago comedimus in ^iT^*^
media eundo Tapolczam pro equis equitantibus , fl. 3 g. ^*
Aurigis pro equis usque ad noctem; peruenimus Tapolcza :^^^** **
dedi Ulis fl. 10 g. ^'
Pro coena et equis, foeno et pabulo . . . fl. 6 g. ^^
Inde mouendo in media via comedimus, dedj fl. 4.
551
Aurigis usque ad oppidum Lipicam . . . fl. 9 g. 3.
Pro ccona et equis dedi fl. 4 g. 10.
Inde mouimus ad aliud oppidum fl. 3 g. 10.
In hoc oppido inuenimus currus 3 cum omnibus appara-
mentis equorum, quos emimus pro itinere, quia amplius inter
montes non inueniebantur^ nisi boarij currus, ideoque neces-
Bario emero debuimus fl. 135 g. 5.
Aurigis ista die usque ad uoctem eundo . . fl. 8 g. 3.
Pro coena in hospitio fl. 4 g. 3.
Alia die tota pergendo ad oppidum Driuerna aurigis fl. 7.
Pro coena in hospitio et prandio . . . . fl. 3 g. 6.
Alia die tota pergendo ad oppidum Oserue aurigis fl. 5 g. 2.
Pro prandio et coena fl. 3 g. 1.
Altera die inde peruenimus ad oppidum sub monte; hucus-
que dedimus aurigis fl. 6 g. 5.
In hoc oppido accepimus equos recentes; per mirabiles
montes pergendo vix de nocte attigimus ad S. Martinum;
aurigis dedi fl. 9 g. 5.
Pro coena hospiti fl. 3 g. 4.
Vlterius per montes unius diei aurigis . . . fl. 10.
Pro prandio et coena fl. 4 g. 6.
Vlterius prosequendo tota die vix peruenimus ad S. Nico-
laum; aurigis fl. 10.
Pro prandio et coena fl. 3 g. 3.
Vlterius in tanto frigore tota die usque ad oppidum Sieltas
fl. 8 g. 7.
Pro prandio et coena fl. 4 g. 2.
Vlterius per montes iterum usque ad oppidum Lecciunam
fl. 7 g. 10.
Pro prandio et coena fl. 4 g. 2.
Vlterius per montes tota die in frigore peruenimus ad 13
oppida; exposui fl. 9.
Pro prandio et coena fl. 3 g. 5.
Vlterius ad oppidum Podaboge fl. 5 g. 10.
Pro prandio et coena fl. 4.
Vlterius usque ad capitulluni Sepusiense . . fl. 6 g. 5.
Pro prandio et coena fl. 5 g. 2.
' Vlterius per montes et ualles, niues aliasque raiserias fl. 9.
Pro prandio et coena fl. 5 g. 2.
Vlterius usque ad civitatem Lubnam per montes fl. 10.
552
Pro prandio et coena fl. 4 g. "^O-
In qua civitate maxime sperabamus commessarium hab^te,
nihil honim tanquam a rebelHbus nequam suo domino (sc: j> ^^
petravimus). Inde manc conductis equis et confoy ^ haiduk f^ <^'
sonis 20, quibus dediraus pro equis et illis . . . fl. 20.
Pro prandio et coena (in) oppido Muszinae . fl. 5.
Inde suramo mane tota die vix transivimus milliaris^^ ^
propter tantas niues et frigus; confoy personis 30 et eq uis
conductis fl. 9 g. -tO-
Pro prandio et coena (in) oppido Strienae . fl. 3 g. 10.
Vlterius per totam diem peruenimus ad oppidum Comilch^^ae;
pro equis conductis et confoy personis 15 . . . fl. 10.
Pro prandio et coena fl. 4.
Summo mane surgendo uix per montes adroirabiles, niu ^s,
frigus ingens die illa peruenimus ad civitatem Bicz dicta^ ^
in qua castalaenus fuit Joannes Vainichij, qui a serenissimo n^^e
Poloniae in legatione fuit niissus cum altero ad suam ca-^^s*
Maiestatem Viennara, qui neque uoluit nos accedere, mu t to
minus aliquem honorem exhibere uel comessarium nobis da ^c>
tanquam rebellis suo domino. Inde discedendo aurigis condua
et confoy dedj fl. 10.
Pro prandio et coena fl. 3.
Nihil dedimus; inde discessimus per uallcs et montes a
mirabiles tota die vix peruenimus Tristoch; pro equis fl. 5.
Pro prandio et coena fl. 3.
Hinc (propter) periculum a militibus Poloniae habuim
confoy equites 20, quibus dedimus tota die commitandis n
usque ad oppidum Kesuouam fl. 7.
Pro equis tota die fl. 6.
Pro prandio et coena fl. 2 g. 1
Altera die perreximus recentibus equis et confoy; v
peruenimus de nocte hora 11. ad civitatem Lacutuenta a niui
vix non sepultj; tandem hora 1. noctu intromissi ad stabulu
unum cum tanta difticultate, ubi boues et oues socios habuimu
pro equis et confoy exposui fl. 20.
Inde mane discessimus iterura cum confoy. Equitibus 2
peruenimus ad oppidum Preuorcham, in quo prandium sum
Convoy.
553
simus et inde vix peruenimus noctu Jeroslaniam; pro equis et
aurigiB dedimuB fl. 10.
Confoy autem fl. 12.
Extra civitatem in diversorio suburbio iuimusy ubi nos
dominus comes Lubomirsky et Patres Societati» visitai'unt; qui
noua infausta detestatj, nempe Leopolim a milite Rakocziano
cinctam; per quam nostrum iter acceptum prosequi debuimus;
qui comes nos ad prandium accepit. Et cum medio in prandio
fuissemus, explorator rediens dixit cum aliquot civibus cuncta
onmino uera esse ,imo timenduni est, ne hac nocte in nos irruant
Rakocziani'. His auditis comes terrefactus prospicit fugae cum
famiiia tota sua admonens nos de redditu, cum medium nullum
sit manus inimicorum militum euadendj ; ^nisi si uultis una cum
secretis suae caes. Maiestatis facile interire; nam omnia loca et
partes abundant militibus et Kakoczianis et Cozacis et Suecis et
Moskouitis et Valachis et alijs; omnes partes obrutae sunt^ Et qui
ostendit certas literas scriptas; ego humillime rogans ipsam ob-
tinui (maxime timens propter secreta sac. caes. Maiestatis, ne
ill& una nobiscum ad manus inimicorum incidant), utj dominus
comes procurauit de civitate equos et duos ductores, qui nobis
viam monstrarent; quousque equi peruenerunt ad nos ex civi-
iAte, Bcripsimus sacrae caes. Maiestatj die 8. Februarij Viennam,
at sciret sua Maiestas, nos esse in sumnio periculo ob causam
ubique inimicorum grassantium. Interim peruenerunt equi et
ductores; comes fugiens ad unam partem, nos autem ad alteram
uersos Sakalium a recta via 60 milliaribus circumiro. Vndequa-
^VLG miseram plebem tam duro hyemali tempore fugientes, pro-
sequentesetdispersam, miseras foeminas una cum prolibus et peco-
Hbus ad montes et syluas, ubi se abscondere possent ab inimicis,
conspeximus et vix 3 miliaribus perreximus; timc iam nobis equos
^ienegarunt, timentes milites Vngaros et Cozacos. Ubi in uno mise-
rabili pago totaliter deuastato et deserto nihil inuenire potuimus,
^ Oquos ulterius retinuimus et ulti*a perreximus per loca deserta,
^oi i^iiiil aliud videbatur et erat preter cadauera mortua et capita
*5 Oribus affixa hominum ex utraque parte viae duorum millia-
''JUnrx 5 peruenimus tandem hora 7. noctu Olniczam; pro equis
^c^iatibus et duobus ductoribus dedimus . . . fl. 20.
Inde perreximus die noctuque; vix peruenimus Subalkam,
^ erant multi milites Polonici; denoctauimus apud unum
^^«leum; pro equis dedimus fl. 7. g. 10.
554
Pro prandio sine coena fl. 3.
Ex illo loco perreximus summo cum periculo insolentibiiB
militibus, qui nos uix de nocte omnes non interfecerunt; sumo
mane iterum perreximus alijs equis conductis ad 6 milliaria
bona; vix peruenimus ad Belcz, ubi inuenimus dominum pala-
tinum distantem 4 milliaribus a Sakalio, qui nos retinens in
prandio proprios equos administravit usque Sakalium. Quo per-
uenimus nocte, ubi intrare non permiserunt nos, suspicienteB
esse nos Kakoczianos ; tandem miserunt duos officiales ex prae-
sidio ad noS; quibus saluum passum caes. Maiestatis demon-
strauimus nos pergentes ad ducem Cozacorum. Hoc uiso tandem
intromissi fuimus ad predictum praesidium, ubi uix loqui prae
nimio frigore ualebaraus amplius; uti etiam similiter pro pe-
cunia nostra et quidem magna taxa equos ab Ulis acquirere
potuimus propter pericula iminentia militum undequaque gras-
santium. In Iioc pracsidio defuit nobis totalitor sumptus itinerb,
ego ex meo proprio incepi inde exponere pro equis et confoy
fl. 300.
lUa die pro solis equis ex praesidio 12 . fl. 24.
Pro confoy usque ad noctem personis 40 vnicuique tal-
lerum fl. 60.
Pro prandio et coena in Bresteccko . . fl. 9.
Inde pergendo ea die ac nocte 8 milliaribus pro quouis
equo tallerum, pro equis fl. 18.
Pro prandio et coena fl. 8.
Ex hoc deserto oppido iterum mouimus cum eisdem equis
et confoy, iterum ilHs conductis usque ad praesidium Dubnam
per tantum periculum unicuique personae tallerum unum, per-
sonis 50 fl. 75.
Pro equis 12 conductis fl. 21 g. 10.
Pro prandio et coena fl. 8.
Dubnae manentes sub praesidio in ciuitate in diuersorio
Judaico per dies 5 exposuimus fl. 56.
Ubi non inueniebatur uix panis et de carne nihil; ob
tan tarn caritatem exponere debuimus:
Pro itinere ultcrius ponendo protiont: panis et siccis pisci-
bus exposui ibidem fl. 20.
Ibidem in Dubua ante discessum nostrum inde dominus
archiepiscopus ab uno Armeno accepit . . . fl. 1000.
556
Inde discedendo uenimus ad aliquem pagum Knin dictum.
IllastrisBima domina principissa concesserat ex Dubna nobiB 6
milliaribus proprios equos. Soquentj die peruenimus ad quoddam
castellum Taybkur ibiquc noctem egimus summo cum periculo
Cozacorum; inde discedendo cum confoy 20 equitibus, quibuB
dedimus fl. 10.
nsque ad oppidum Kuscziam. . Inde cqui reuersi illustris-
simae principissae ; ex quo discessimus octo bonis milliaribus
usque in Cui'zouam; pro oquis hucusque dedimus . fl. 14.
Pro prandio, coena et confoy tot equitum . . fl. 308.
£x Curcz confoy 205 personae^ acceptis equis per deserta
loca milliaribus continuis desertis 75 a Tartaris et Cozacis,
ubi nuUus homo neque canis uideri poterat^ nisi cadauera et
088a hominum, pergendo in tali frigore et in desertis locis
atque longis partibus sclopetum ignem excitari debuimus; ta-
liter denoctabaumä. Pro equis conductis tot milliarium dare
debuimus fl. 300.
Comitatores equites fuerunt nobiscum^ donec transiuimus
loca deserta, 70 equitibus, quibus soluere debuimus cum tanta
difficultate nollentes u nobis accipere in oppido Kerstuth
deserto fl. 208.
Pro equis conductis fl. 100.
Inde summo mane discessimus ad aliud oppidum nomine
Brussiloua, ubi parum de panc vix inuenire potuimus; ex quo
recesserunt equi et comitatores. £x Brussiloua perreximus
UBque ad oppidum Diedinam; pro equis et comitatoribus no-
uiter conductis fl. 10.
Pro prandio et caeua in tanta caritate . . . fl. 10.
Ex Diedina summo mane discessimus usque ad ciuitatem
Fastouiam; pro equis conductis et confoy exposuimus fl. 18.
Pro prandio et coena fl. 6.
Inde discessimus tota die hyemali; vix noctu peruenimus
ad Albam-Ecclesiam ; hucusque pro equis et confoy dedimus
fl. 50.
Pro victu pcrsonarum fl. 6.
Haec civilas est in Russia metropolis dicta; in hac civitate
mutuo ab uno Armcno accepimus fl. 1000.
Ab Alba-Ecclesia, ex qua perreximus cum alijs equis et
confoy, usque ad noctem oppidum Öinaua attigimus; pro con-
foy equitibus 30 fl. 34.
656
Inde discessimuB ijsdem equiS; quia alioB habere nonpo-
tuimus; debuimus Ulis dare fl. 13.
Confoy iterum nsque ad noctem . . . • fl. 30.
Pro prandio et coena fl. 8.
Inde discessimus per 6 milliaria alijs equis et confoy
usqiTe' ad oppidom Euchichnam ; pro equis et confoy exposoimuB
fl. 20.
Pro prandio et coena fl. 6 g. 10.
Inde 25. Febroarij uenimus ad oppidum Zenika; hucnsque
dedimus fl. 15.
Inde mouimus et uenimus ad unum pagum ad prandium,
quia equi vlterius non poterant pergere; pro illis exposuimos
fl. 5 g. 10.
Pro prandio et coena fl. 4 g. 10.
Inde Bumptis alijs equis usquc ad noctem in Behoslaui&m
pro equis et confoy exposui fl. 49.
Pro prandio et coena . . fl. 6 g. 10.
Inde mane mouimus usque ad Gradicham civitatem, ubi
prandium sumpsimus fl. 5 g. 10.
Ex Gradicha usque ad Karshon noctu tarde uenimus;
pro equis fl. 10.
Pro confoy fl. 17.
In hac civitate ab uno mercatore Armeno mutuo accepimuB
fl. 1000.
Ab hac civitate cum suis Cozacis 300 confoy comitanteB
nos ob magnum periculum, quibus dedimus, ut nos ad tutiorem
locum comitarentur fl. 305.
Pro equis recentibus conductis . . . . fl. 30.
Pro prandk) et coena fl. 9.
Inde summo mane discessimus alijs conductis equis et
uno centurione cum suis Cozacis 250 per totam diem nihil
comedentes usque ad noctem ad oppidum Mioiuilam peruenimus'i
quibus soluere debuimus una cum conductis equis fl. 200.
Pro coena fl. 5.
Inde mouimus ulterius 7 milliaribus conductis equis ^^
confoy usque ad noctem; pro equis dare debuimus fl. 9.
Cozacis confoy 30 equitibus dedimus . . fl. 20.
Pro victu fl. 7 g. :Mf^
Inde discedendo ad noctem peruenimus ad oppidum J^i*
pitankam ; hucusque pro equis et Cosacis confoy fl. 50.
lüde diBcedendo peruenimus ad noctero usque Medaetkam;
0 eqois fl. 8.
Pro victu fl. 7.
Inde peruenimus Sobotouam oppidum ; pro equis et confoy
fl. 30.
Pro victu fl. 4.
Inde peruenimus ad Cherlin ad residentiam propriam Co-
corum Chmielniczij ducem die 1. Martij anno 1657. Elapsis
ibus sex habuimus audientiam apud ducem Cozacorum. In
spitio nobis assignato quotidie pro personis 17 cum duobus
Btodibus nobis assignatis: pro tot personis, equis singulis diebus
fl. 15.
Quo in loco mansimus per tres menses et dies 5 ibidem-
e sex equos coemimus fl. 460.
In Pascha Graecorum ueniebat tota familia ducis Chmicl-
ij pro rubre ouo^ utj illorum est consuetudo: quod di illis
1 daretur, trahunt hominem ui ad aquam et lutum proijciunt
e ullo respectu cuiuscunque personae; dedimus pro rubre
) id est Omnibus fl. 100.
Consiliarij ducis qui nos uisitarunt quorum sunt 12; ex
ibus quotiescunque nos visitare uenerunt, unum quomque
etare quo melius et honorem exhibere fecimus; quauis vice
>08uimus fl. 5 g. 10.
Fuerunt autem isti apud nos uigesies; pro quibus expo-
mus fl. 110.
Tribuni militiac ducis 26 quiuis nos separatim visitare
erunt; pro quauis vice visitationis exposuimus fl. 6 g. 10.
In uniuersum exposuimus pro tractatione illorum visita-
•is cum honore debito fl. 160 g. 10.
Pro illustrissimi domini archiepiscopi morbo graui chyrur-
et medicis exposuimus in loco ibidem . . fl. 93.
In cancellaria illorum pro expeditione nostra exposuimus
fl. 36 g. 3.
Hospiti et hospitac in discessu . . . . fl. 5 g. 4.
Pro stabulo ibidem exposui fl. 7 g. 2.
Duobus custodibuS; qui penes nos erant continuo usque
itiem, exposuimus illis fl. 45.
Pro securitate confoy Cozacis inde discedendo^ in red-
nostro 100 personis confoy usque ad noctem illis expo-
*Us fl. 45.
558
Pro quibuB etiam nollentes debuimoB pro equis et coeiui
illorum fl. 7 g. 10.
Altera die accepimus confoy ex Kapitanka^ usque ad
noctem exposoi fl. 45.
£a die pro prandio et coena exposui . . fl. 7 g. 10.
Tertia die Cozaeis pro confoy personis 30 . fl. 8 g. 1.
Pro prandio, coena, equis exposoi . . . fl. 6 g. 10.
Quarta die perreximus milliaria 6 usque ad Curcz civi-
tatem confoy personis 20 fl. 34.
Pro prandio, coena et equis fl. 6 g. 10.
Quinta die per milliaria 8 confoy personis 82 fl. 10 g. 3.
Pro prandio, coena et equis fl. 6 g. 10*
Die 6. milliaria 7V2 confoy pers. 50. . . fl. 18 g. 10-
Pro prandio, coena et equis fl. 8 g. &*
Die 7. milliaria 7 confoy pers. 20 . . . fl. 8 g. ^0.
Pro prandio, coena et equis fl. 6 g. **
Die 8. milliaria 8 Bihoslauiam civitatem appelimus p^srs*
confoy 60 fl. 7.
Pro prandio, coena et equis fl. 8 g. *•
Die 9. milliaria 6 pers. confoy 40 . . . fl. 5.
Pro prandio et coena fl. 4 g. ^'
Die 10. mill. 8 confoy pers. 25 . . . . fl. 4 g. l^*
Pro prandio, coena, equis fl. 5 g. "•
Die 11. mill. 8 confoy pers. 70 . . . . fl. 9 g. ^^•
Pro prandio, coena et equis fl. 8 g. ^'
Die 12. peruenimus ad Älbam-Ecclesiam ciuitatem inRus^^^
in qua uix non omnes mactatj sumus a militibus Cozacon^^-^'
hie chyrui^o pro medicina illustrissimi archiepiscopi dedin^^^
fl. 28.
Pro coena et equis fl. 9 g. *•
Die 13. mill. 8 confoy pers. 100 . . . . fl. 13.
Pro prandio, coena et equis fl. 6 g. ^*
Die 14. mill. S'/^ ad civitatem Brusilouam confoy pers. -^
fl. 7 g. :^-0.
Pro prandio, coena et equis fl. 9 g. ^'
In hac civitate assecutj sunt nos Cozaci cum literis ChmL '^*'
nicij personae Cozacorum 206, qui nos invaserunt tanquam
trones, omnes armatis manibus nos apprehenderunt et nos
duxerunt ad oppidum hinc distans nomine Fastouiam 12
liaria, ubi nos in arest posuerunt per dies 45; quibus deb
mos dare cogentes cuilibet tallerum et non erant contentj;
dedimuB fl. 333.
Propter tantum incommodum et despeetum redire debui^
cor DOS curauit arestari, iterum ad Chmielniciiim ducem cum
Cozacis. Fuit autem scriba siue cancellarius Ohyoviae 80 mil-
liaria distans in nuptijs; itaque eundo et redeundo pro illu*
strissimi famulls et eonfoy exposuimus . . . fl. 300.
Post 3 dies debui ire Chyouiam ad praedietum caneella-
rinm Viouskium interrogans causam aresti et simul rogans, ut
HOB dimitteret; tandem cum summa difficultate obtinui nos ex
aresto dimitendos. Consumpsi itaque eundo et redeundo eonfoy
et alijs fl. 330.
Quousque in aresto mansimus, ubi uix aliquid de victua-
libus acquirere potuimus, nempe pro pane et carne exposuimus
fl. 260.
Inde ex aresto dimissi per tantum periculum peruenimus
ad oppidum Brusilouam, unde reductj fuimus; exposui pers.
eonfoy 120 fl. 39.
Pro prandio^ coena et equis fl. 4 g. 3.
Die 2. per mill. 8 ad oppidum Kherstus eonfoy pers. 80
exposui fl. 25.
Pro prandio, coena et equis fl. 5 g. 10.
Hinc per deserta loca et diuastata milliaribus 65, ubi
xiullus mortalium apparuit, nisi cadauera et ossa hominum inter-
feota a Tartaris et Cozacis, itaque famem, sitim aliasque mise-
rias et pericula passi sumus usque ad oppidum Curcz; pro
eonfoy pers. 250 exposui fl. 350.
Pro coena et equis fl. 9 g. 10.
Hinc die 1. mouendo per mill. 12 pro eonfoy pers. 68
öxpOBui fl. 12.
Pro prandio, coena et equis fl. 9 g. 6.
Hie Sutlam aquam transeundO; ubi nuUa nauis reperie-
^^9 quia omnes a Kakoczianis deuastatae erant, succurrerunt
^^tem nobis rustici, qui asseres et trabes ligabant et currus
^^OeB diflsolutos transportabant; tota die sumus moratj in
^^^Qm aqua transeundo exposui fl. 30.
Die 2. per mill. 8 usqne ad oppidum Taibknr, ad quod
'^^H^tn peraenimus; exposui fl. 20 g. 10.
Pro prandio, coena et eqais fl. 8 g. 6,
560
Die 3. peruenimus ad praesidium Dubnam per milliaria
18; pro eonfoy pers. 64 exposui fl. 22.
Pro prandio, coena et equis fl. 7 g. 10.
Hie quieuit illustrissimus dominus archiepiscopus infirmus
diebuB 10, quibuB diebuB chyrurgis et medicis; pro nobis et
equis exposui fl. 120.
Hine mouimus per mill. 8 eonfoy pers. 37 fl. 19.
Pro prandio; coena et equis fl. 14 g. 10.
Die 4. per mill. 7^2 pro pers. eonfoy 57 exposuimus fl. 6.
Pro prandio; coena et equis fl. 6 g. 3.
Die 5. per mill. 8 eonfoy pers 36 . . . fl. 8 g. 10.
Pro prandio^ coena et equis fl. 5 g. 10.
Die 6. per mill. 8 confoj pers. 60 . . . fl. 8 g. 10.
Die 7. mill. perfecimus 7 V2 eonfoy pers. 37 fl. 5.
Pro prandio, coena et equis fl. 3 g. 10.
Die 8. per mill. 6 eonfoy pers. 54 . . . fl. 16 g. 10.
Vsque Leopolim peruenimus. Pro prandiO; coena et equis
exposuimus fl. 9 g. 3.
In hac ciuitate mansimüs diebus 20. Quo peruenimus
11. Junij, ill. dominus archiepiscopus ob tan tarn infirmitatem
ulterius pergere non potuit; positus est ad monasterium Domi-
nicanorum, in quo mansit sub cura medicorum et cbyrurgoram.
Hinc ego discedens cum secretis ad regem serenissimum Po-
loniae 20. Junij.
Vbi ea die incidi ad Tartaros, quorum erant 12800, qui
succurrebant Polonis contra Rakoczium^ post illos solus Chan
Tartarorum cum 150 millibus; diebus tribus et noctibus cum
illis perrexj. Vix assecutus sum serenissimum regem Poloniae
pergendo 12 diebus non procul Cracouia cum exercitu germa-
nico. Die 11. Julij cinxit Cracouiam cum suo exercitu; his
diebus pergendo pro eonfoy, equis et victualibus tot persona-
rum exposui fl. 300.
In castris Cracouiae mansi apud serenissimum regem Po-
loniae diebus 4, quousque expeditionem ad sacr. caes. Maie^
statem mihi traddidit; ibidem in castris exposui fl. 36.
Hinc mouimus nos Viennam; perfeci autem circumeundo
milliaria 60 ob pericula summa militum ; exposui pro equis nobis
ubique accipiendo fl. 300.
Viennam ueni 23. Julij, ubi exposui in diuersorio pro sex
^quis pro quouis per septimanam fl. 3.
661
Pro stabulo pro quouis equo die et noete unum grossum^
per septimanam computans . fl. 18.
Pro stabulo fl. 2 g. 2.
Item pro sex personis a die 23. Julij in hospitio^ pro quauis
persona et lotione per septimanam exposuimus. fl. 3.
Ego cum duobus famulis Vienna Pragam pergendo post suam
caes. Maiestatem aurigae dedi pro qualibet persona fl. 7 g. 10.
In itinere Vienna pergendo Pragam pro victu personarum
exposui fl. 7 g. 4.
Pragam uenimus 5. Augustj; Pragae manendo pro quauis
persona in diuersorio exposui per septimanam . fl. 3.
Per integros 3 menses ibidem manendo Pragae, ubi prae-
sentaui caes. Maiestatj relationem legationis nostrae ad Cozacos.
Eundo antea ad Cozacos in itinere ex meis proprijs ex-
posui in summa necessitate fl. 300.
Pragae caesarea Maiestas demandauerat^ ut non dimittam
famulos neque equos diuendam, quia necessario iterum est mihi
redeundum ad Cozacos, etiam inde archiepiscopum ex Russia
reducere. A die 23. Julij usque ad annum 1658 exposui tam
Pragae quam Viennae pro 6 equis et famulis 6 in diuersorijs
usque ad 15. Decembris eiusdem anni; hie dimisi famulos 6 uni-
cuique soluendj 31 talleri; pro famulis et eqtds in vniuersum
exposui de proprijs meis fl. 2800.
Item praefatus dominus archiepiscopus Martianopolitanus,
qui grauissimo uulneratus morbo iam fere a medicis desperatus
Leopoli pro curatione remansit, ubi diuina assistente gratia et
medicorum ac chyrurgorum indefessa cura receptis post 5 menses
tantisper uiribus, ut posset ad suam Maiestatem huc redire,
accepit ab eisdem mercatoribus Leopoliensibus Armenis mutuos
fl. 1500 et 36.
Quos partim medicis, chjrurgis et apotecarijs persoluit,
partim uero in itinere consumpsit.
Plurima nobis infausta, aduersantia, difficiUima et incom-
moda pro toto hoc miserabili conficiendo itinere acciderunt.
Immo in summo temporis frigore 10. nempe die Januarij anni
1657 Vienna discessimus. Secundo in maxima belli turbatione,
cum et Rakoczius cum toto exercitu Poloniam superbus esset
aggressus et ingressus; Moscus, Suecus, Cosaci, Tartan, MoU
daui, Vallachi et similes cum hostilitate bestes dictum regnum
impeterent. Tertio tenuissimum uiaticum fuit ab inclyta Camera
562
datum^ nempe 1000 et 500 floreni. Quarto tarn longiim con- '
ficere iter nempe eundo et redeundo ad 500 et ultra miliaria
Omnibus incomodis^ difficultatibus et afflietionibys plenum.
Quinto ad tam barbaram, inhumanam et perduelem gentem.
Sexto tam diu et longum in illis partibus consumere cum quin-
decim personis tempus^ nempe a 10. Januarij 1657 usque ad
15. Februarij 1658, cum nullus mortalium nobis quidquam sape*
ditauerit. Kmelnicius, qui a nobis ad 3 muneris millia fiore-
norum in uarijs rebus babuit: computando eins filium, vxorem
et eolonelloS; consiliarios, reddidit pro uiatico in discessu nostro
(rebus cum eodem optime compositis) 18 imperiales, id e^t
27 florenos in tot potorachis (sie!). * Potest hoc inter plurimos
sincere attestari dominus Bineuuski legatus illo tempore Sere-
nissimi regis Poloniae, qui etiam a dicto Kmelnicio rec^pit pro
suo itinere imperiales 15 itidem in tot potorachis. Itaque nee
ante 100 annos nee post alios 200 succedet similis legatio cam
supradictis punctis; et tamen nulla nostrum ratio habetur sec
debita in tali commissione ex maxima necessitate contracta credi-
toribus hie Viennae existentibus soluuntur. Summa expensanun
a principio usque ad finem facit florenos duodecim millia, sex-
centos quadraginta et medium dico 12640^/^
Ego Petrus Parceuich archiepiscopus MartianopolitaaiEiB
affirmo supradicta manu propria.
Christophorus Marianouich»
LH.
Peter Parcheviohs Gesuch an Kaiser Leopold I., die Zahla:
der Gesandtsohaftskosten zu verfügen, ohne Datum (Wi^^^
Anfang 1658).
Ans dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Serenissime et potentissime rex, dorn ine clementissime.
Seruitia mea facta et imposterum fideliter facienda, qu_--^
sunt tenuissima et insufGcientia^ sunt potius despicienda qxn
respicienda: veruntamen mera benignaque dementia vestn
sacr. reg. Maiestatis est cum certa spe attendenda: nee
quidquam promereor pro meo labore, cum nihil boni fecerii
> Poltara = V} Groschen, eine in Ungarn noch im vorigen Jahrhunde
gangbare Münze.
563
t alij multo me aptiores fecerunt, pericula et incommodi-
i Bubierunt et impositum negotium ad laudabilem finem
ixenint. Ex hoc tarnen sperO; quod gratia v. s. r. Maje-
B memn deffectum cooperiet et supplebit indef^cientiae ;
itatem uero semper tenui et diligentiam adhibui. Unde
entia regia audacior factus audeo supplex v. s. r. Maje-
m dominum meum clementissimum depreeari, dignaretur
>. r. llajestas incljt^ Camer^ clementer demandare^ ut
ino nobis debitum cum Armenis in ista peregrinatione ad
iCOB facta contractum persoluat^ nempe mense Februarij 1657
millium florenorum; postea recepta ex graui infirmitate
» cum ijsdem contraxi debitum mense Septembri eiusdem
1657 nempe mille quingentorum et triginta florenorum
cnedicisy chirurgis, apothecarijs, patribus Dominicanis; apud
per quinque menses infirmus iacui et postea pro itinere
K)li Pragam usque coniiciendo per incommodissima tempora^
)0B8im dictis Armenis creditoribus cum gratiarum actione
3r6 et satisfacere; ne ultra vsura crescat; nempe sex per
am, et dicti patres Dominicani, qui facti sunt sponsores in
i necessitate et fideiussores pro me, ne suspicentur aliquid,
1 a tanto tempore dicta pecunia contracti debiti non trans-
dtur. Et ad hunc finem miserunt unum ex patribus Domi-
ois mecum huc usque cum altero Armeno, quos debeo
3 et teuere; alias non fuissem ullo modo a dominis Ar-
is e ciuitate Leopoliensi dimmissus. Rogo humiliter v. s. r.
3statem, uelit suum et suorum legatorum honorem tuen,
legati V. s. r. Majestatis in alia occasione et necessitate
poterunt quidquam a quoquam obtinere. Et bene perpenso
iamento non tantum hoc debitum sed adhuc in decuplo
raxissemus pr^ter alias expensas illo pr^cipue tempore,
ido fuimus a trecentis et ultra post duodecim dierum iter
cum omni felici resolutiono a domino Boguslauo Kmel-
) redeuntes Kosazis militibus equitibus euaginatis gladijs
cuti, assecuti et arrestati, qui iamiam capita nostra e busto
ieli ac iniusto ictu sine ulla causa aufferre minabantur et
stantinopolim magno Turcarum imperatori pro munere def-
B gratulabantur, prout optime seit et vestr^ s. r. Majestati
literas significauit dominus residens Constantinopoli existens.
ergo haec committeretur iniuria contra augustissinium glo-
^ memoria imperatorem Romanorum et v. s. r. Majestatem,
ttUr, Bd. LH. II. H&lfte. 87
564
non octo millium tantom florenorum, sed in tali casu centnm
milliam taleromm debitom contraxissemus et Ulis barbaris sol-
aissemos. H^c omnia luce clariora sunt. Deinde legati, de-
mentiBsime rex, bonam famam, gloriam, magnificentiainy poten-
tiam, majestatem et supremum principatmn ac dignitatem inter
oiniies principes vestr^ 8. r. Majestatis et angastissim^ domus
per uniuersam mundum portant et proclamant; uti nos apud
KosacoSy qui pro supremo imperatore magnom Moscooitamm
ducem agnoscebant, fecimus et infonnaaimuB^ quod Roma-
noram Imperator sit omnium principam primus princeps et
monarca, uti patet ex mea salutatione ad Bogaslaom ducem
habita.
Ad quem^ clementissime mi rex, intenta solUcitudine ac
diligenti vigUantiae cura nouas literas fiduciarias cum pleni-
potentiaria auctoritate post fata augustissimi imperatoris ad me
directas et inclusas, qu^ nobis peracta cum Kosazis tractatione
Leopolim uenientibus obuiam uenerunt, per quendam fidelem
yirum nobilem cum meis adiunctis, quarum copiam v. s. r.
Majestas iam diu a Christophoro Marianouich habuit, transmisi,
in quibus v. s. r. Majestas, quemadmodum in paterna regna
et ditiones h^reditarias dict^ cesare^ Majestatis successit, ita
etiam resolutionibus per eandem captis firmiter inherere capit^
serio mihi demandat, ut casu quo nondum ad dictum ducem
Kosacorum peruenerim rebusque tractandis üiitium non fecerim,
me illuc quantocius contendere et ex pr^edenti pr^scripto
nomine vestr^ s. r. Majestatis omnia solerter et singula sine
mora executioni mandare et ad intentum deducere finem. Omnes
predict^ liter^ v. s. r. Majestatis fuerunt a duce Chmelnitio
gratanter cimi deosculatione et capiti impositione recepte. Modo
uero post mortem eiusdem apud dominum Vihouskium, supre-
mum Kosacorum cancellarium et modemi ducis Georgij filij
et successoris sui parentis tutorem, honorifice ac secrete asser-
uantur, uti mihi per eimdem tabellarium ex Vcrayna reducem
relatum fuit. Omnia supradicta sincere et fideliter humilis
V. s. r. Majestatis capellanus exponit, a qua dementem gratiam
et faustum ad suam iustam petitionem responsum expectabit
et deum omnipotentem pro citissima suprema imperiali pro-
motione in suis quotidianis oflficijs et sacrificijs exorabit et
apprecabitur.
[Summa in vniuersum Vienna ad Kosacos eundO; ibi
coimnorando^ redeondo, bic Pragae et Vienn^ cum famulis et
equis manendo facit cum omnibus
florenos numero 10334
usque ad 25. Decembris anni 1657.]
Vestr^ sacrae regi^que Maestatis
humillimus cappellanus
Petrus Parceuich
archiepiscopus Martianopolitanus.
Rnbmm: Ad sacram rcgiam Majestatem, Hungariae^ Bo-
hemi^ Bulgari^que regem, dominum nostrum clementissimum
humillima supplicatio introscripti.
Lin.
Peter Paroheviehs wiederholtes Gesuch und Beschwerde bei
Kaiser Leopold I. in derselben Angelegenheit. Wien, 9. März
1658.
Aus dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Serenissime et poteutissime rex, domine clementissime !
DeuB benedictus hoc modo onerosum iter vestrae sac.
reg. Hajestatis in gloriosum posthac triumphum sublato diffi-
cultatis et sententiarum diversitatis frigore^ adveniente vero
inflammato amoris ac gratiarum omniumque consensus calore
coramutet et transferat. Idem deus, qui Abraham ex inimicis
eduxit et illaesum ubique custodivit^ qui iilios Israel per maris
niedium ire fecit et tribus Magis Stella duce iter pandidit, ille
vestrae sac. regiaeque Majestät! tribuat tempus tranquillum et
iter prosperum^ ut illo duce quo tendunt secure perveniant et
in aalutis prosperitate pro comrauni universae Christianitatis
*olatio expansis bicipitis aquilae alis et justitiam et potestatem
S^stantis pro timore inimicorum nostrorum et misericordia cum
PfttribuB nostris ad propria revertantur. Hoc unicum, clemen-
«•ainie rex mi doleo, quod quo me vertam nescio et quem
pro ^ero ac legitime rege agnoscere^ venerari et tenere deberem
^Söoro, cum multos regnare videam et potentes imperare. Vestra
** ^« Majestas dicit hoc esse album, alii vero affirmant illud
87*
566
esse nigrum et sie album in nigrum commutatur. Vestra s. r.
Majestas aliquoties dignata est cum effectu demandare inclytae
Aulicae Camerae, ut nobis pro tarn diaturna^ longa et incom-
moda legatione et ad Kosakos peregrinatione debita cum Ar-
menis contracta persolvat^ ne diffametur gloria nominis augustis-
simae domus Austriae^ et illa nihil curando contrarium facit
Me inclyta Camera non misit in legationem sed augustissimus
gloriosae memoriae imperator et vestra s. r. Majestas confir-
mavit. Ego vestram s. r. Majestatem post summum pontificem
agnosco pro meo superiore et non dominum Puz^ qui pro con-
tractis debitis cum Armenis vellet mecum convenire, quasi ^o
essem mercator aliquis. Solvat ille, quandoquidem zelum de-
monstrat; creditoribus meis, qui assiduc me affligunt et a tot
mensibus quotidianis meis expensis et Pragae et hie Viennae
tam pro victu quam pro hospitio mecum manent^ et mihi nee
obulum det. Deus, qui me creavit et errexit, ille mihi pro-
videbit et vestra s. r. Majestas ex benigna dementia sua. Si
ego haberem aliquem proventum vel episcopatum cum redditu,
praeposituram aut abbatiam aliquam, libenter solverem, sed
nemo dat, quod non habet. Sine mora me et cruci et morti et
sudoribus ac laboribus exposui, ut inservirem vestris Maiesta-
tibus, et in posterum libens exponam, sed solvere debita pro
fideli servitio contracta nullo modo possum et modo nee obulum
habeO; quo me sustentem; sed regiam clementiam vestrae s.
Majestatis expecto, ut verba regia ac mandatum ad suos offi-
ciales regium eiSfectum regium consequantur cum efficatia. £cce,
clementissime mi rex, quomodo laedunt et exulcerant fideles servos
et a servitiis totalitcr avertunt quidam nullius momenti officiales:
ego portavi Praga Viennam ex mandato vestrae s. r. Majestatis
decretum cuidam furicro, ut mihi quartirum assignaret; in quo
possem cum familia et cquis me recipere; ille vero arroganter et
sine ullo respectu irrisit et illusit et decretum et me et etiam suum
regem; debeo singulis diebus pro familia, pro Armenis credi-
toribus et equis duos aureos in diversorio solvere; quis re-
sistere posset tantis expensis? et si quartirium haberem, cum
sim cum tota mea familia ad servitia vestrae s. r. Majestatis,
nee tertiam partem expenderem. Rogo humiliter vestram s. r.
Majestatem, velit mc suo calore calefacere et demandare, ut
necessitati tantae meae inclyta Camera praevideat et ut quarti-
rium assignetur. Keceptura vestra s. r. Majestas a summo
567
remm datore omnia felicissima et long^va^ quaudoquidem hu-
milem Christum domini benigno fauore respexerit et suae ne-
cessitati providerit. Datum Vienn^ die 9. Martij anno domini 1658.
Vestr^ sacrae regi^que Majestatis humillimus capellanus
Petrus Parcevich,
archiepiscopus Martianopolitanus.
Rabrorn: Serenissimo et potentissimo Hungariae et Bohe-
n^üe regi.
AoMon: Dess Herrn Archi-Episcopi Martianopolitani
lezteres Schreiben an Ihre königl. Majestät^ so datiert den
9. Hartii 1658.
UV.
■
Solireiben der k. k. Hof kammer an Kaiser Leopold L wegen
^er OeflandtBOhaftsausgaben des Peter Farehevieh, Frankfurt,
10. April 1668, expediert 3. Mai 1658.
Ans dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Gnedigster Ehönig vndt Herr!
Euer khönigliche Mayestät werden sich auss denjenigen^
WasB bej Deroselben noch zu Praag wegen des Marcianopoli-
tanishen Erzbishoffn Petrj Parceuich etlich vntershietliche
mahlen vorkhomben, gnädigst erindem: wie daz nemblich der-
selbe noch von der in Gott ruehendten kayserlichen Mayestät
hochseeligsten Gedechtnus in Monath Januario des verwichenen
57. Johrs in gewisser Commission zu denen Eosackhen vnd
dem Fürsten Chimilinskj vcrshickht; zwor mit der Occasion,
daz er damahls von Rom nacher Wienn in aignen Geshefften
seiner vnterhobendten Kirchen halber in Bulgaria ankhomben
Vnd von daselbst aus nach erlangter gewissen kayserlichen
Beystewr darzue ohnedaz wider hinunder in sein Vatterlandt
zu raissen gemaindt gewest; derowcgon auch diesse Neben-
commission, weiln er der cossäckhishen Sprach khündtig vndt
Solches ihme sonsten etwa nit gor zu wcith aussn Wecg gewest,
Vor sich selbsten gar gern angenomben, dohero auch ihme da-
zumahl zu dem Endt intuitu der vorberührten Vmbstend von
Ihrer kayserlichen Mayjestät seeligen nur 1000 Keichsthaler
auBsgosezt; darauf mit ihme durch den hungariscben Canzler
tractirt vnd er darmit daselbst also abgeferttigt worden.
Nachdem nun er in Widerhcrausraisen von besagten Cos-
säckchen zu Reishish-Lemburg in Fohlen kranckh worden vndt
hindter gebliben, darauf den Marianouiz^ so ihme zuegegeben
gewest vnd demselben darzue absonderlich 100 Duggaten zu
Wien geraicht worden, vorhero an Ew. khönigl. Majestät zu
Ablegung seiner shrifftlichen Relation nacher Praag abge-
shikht; der dan alsobalt anstatt sein des Erzbishoffen die
Vbrige Spesen vor sie baide starckh sollicitirt vnd selbige shon
domohls Vber 10000 fl. gesezt mit Vermelten, daz ihme darzue
allein die Armenianer Vber 5000 Reichs-Thaler gelihen hotten,
darauf aber damahls gcshlosseu worden, sein des Erzbishoffen
Widerankhunfft selbst zu erwarthen vnd alssdann mit ihme
hierüber ordentlich zu tractieren. Indeme man angestandten,
ob derselbe abermahls wider zu'ruckh zu schickhen oder nit,
so ist besagter Marianopolitanus Archiepiscopus baldt nacher
gegen Endt des Monaths Octobris zu Praag angelangt vnd hat
darauf bey Ew. k. Majestät vmb seine Widerzuruckhsendtung
sambt denen darzue gehörigen weiteren Spesen oder aber in
Mangel dessen vmb Bezahlung seiner aussgelegten ferneren
Vncosten sambt denjenigen, wass zu seiner Zuruckhrais nacher
Hauss von nethen sein wird, offt instendtig angehalten; vnd
alss man von ihme a parte Camerae die Specification der
aussgelegten Spesen begert, so hat er es durch ain schrifft-
liches Memorial bey Ew. k. Mayestät dergestolt eingeben,
nemblich von den Armcnianern habe er anticipirn müessn
6000 fl. baar; item zu Reishish-Lemburg, wo er ein Monath
tottkranckh verhüben in den Dominicaner-Kloster daselbst, seye
er vor die Khost, Medicin vnd andere sonsten in dergleichen
Fehllen erforderte Spesen shuldtig vcrbliben 1530 fl.; item thue
sich nit weniger auch der von besagten Reishish-Lemburg bis
nacher Praag vnd sonsten hin vnd wider zu Raisen noth^
wendtigen Vncosten nit auf ein geringes belauffen, vnd hs^^
also damahls die ganze Summa in allem auf 10334 fl. gesezt;--:
waruon er aber Folgen ts nach beshehenen weittern Zurede
vermeldt gehabt, das die ihme anfangs mitgegebene 1500
abzuziehen weren vnd dass alsso sein Rest dergestalt kome
wurde noch auf 8834, mit angeheffter weitern beweglichen Bit
weil wegen der anticipirten 6000 fl. vnd nit weniger wege
569
der denen PP. Dominicanis schuldtigen 1530 fl. ein Armenier
sambt ainen der Dominicaner mit ihme heraus khamben, welche
er contentirn sollen, interim aber auf shwerer Zehrung auf-
holten müesste, das derwegen vnd in Ansehung dessen Ew.
Ifajrestät geruehen weiten, zu Erhaltung seines dissfohls noth-
wendtig gemachten Credits vndt forderist deroselben darbej
versierendten khöniglichcn Authoritet angeregte thails shuldtige
thctÜB also aussgelegte Summam der 10334 fl. paar erstatten
zu lassen, damit er besagte PP. Dominicaner sambt den
Armenier contentiren vnd also die auflauffende fernere Spesa,
d&n nicht weniger auch daz Interesse ersparet werden möge.
Nebenddem ist damahls absonderlich auch einkhomben der
Cliristophorus Marianouiz, so obbesagtcn Martianopolitanum in
derselben Rais auf sein aigenes Begern zuegegeben gewest,
bey Ew. k. Mayestät durch shrijBTtliches Memorial einkhomben
^ndt hat seine aussgelegte Vncosten oder Spesen besonders
von dem Tag seiner Widerankhunfft zu Wien im verwichenen
Uonath Julio auf Vnterhaltung der sechs Ross vnd Diener, so
Gl* daselbst bis auf deren weitere Abferttigung hinterlassen
kette; item auf seine Rais nacher Praag vnd die ganze Zehrung
^B«elbst eingeben het 1397 fl., deren Erstattung auch absonder-
^oli instendtig begert hat; darüber aber von ihnen baiden
^ter vülfelttiges Begern kheine anderwerttige Beweissung oder
Z^ügnus zu bekhomben gewest, welches sonst vnter des Mar-
^^^Uiopolitani summarishen eingegebenen Raittung, wie der Ma-
^i«uiouiz gesagt, verstanden, so zusamb die 10334 fl. machet vnd
^i^raon, nebent den anfangs mitgegebenen 1500 fl. noch weitters
^e. 150 fl. abzuraitten, so dem Marianouiz zu Prag in Abshlag
^Qiner Spesa geraichtt worden vnd käme darnach ihre An-
M>rderung vor beede zusamb summariter noch auf 8684 fl.
Nachdem nun damahls zu Prag Ew. khönigl. Mayestät
^egen sein des Martianopolitanishen Erzbishoffen volligen Wider-
^bferttigung nacher Haus aus gewissen anderen Motiuen noch
^t^ etwas augestondten, inmittels ober mit ihnen baiden vber
^iese Btarckhe praetendierdte Vncosten auf ein gewisses Laidendt-
liclieB per Paush durch jcmandt a parte Cammerae tractiern zu
lassen den Praesidenten gnädigst anbefohlen gehabt, so ist man
deme alsogleich vor Ew. Mayestät Abraiss doselbst zu
nach Conferierung der Sachen mit dem hungarischen
C^ansler vnd in sein Beysein nachkomen vnd die Tractation
570
also mit dem Marianouiz anstatt des Martianopolitani versuecht
worden, indeme der hungarische Cantzler selbst alzeit der
Mainung gewest vnd es auch Ew. k. Mayestät gehorsambst
vermeltet zu haben gesagt, daz diese Ausslag der 6000 fl. von
den Armenier ihme etwas bedenckhlich vnd gor nit vor genueg-
samb liquidirt vorkhomben vndt daz sonsten zu ihrer Abfert-
tigung ihnen etwa noch per Paush wie von anfangs beshehen
wider bis in 500 Duggaten gegeben werden möchte, wann
änderst Ew. Mayestät ihne den Martianopolitanum nit weiten
zu ainiger khünfftigen anderwerttigen Abshikhung derorthen
hinein aufzuhalten gnädigst gemaindt wehren, worauf zwar
damahls khein endtlicher Shlus vor Ew. k. Mayestät Abrais sa
Praag erfolgt, alss allein daz ihme 200 fl. vor seine Interims-
hinunderrais nacher Wienn gegeben worden, vndt das im
Vbrigen die Sach vnterweegs weiters mit dem hungarischen
Canzler Vberlegt vndt beratshlaget werden solle; so auch also
beshehen, der dan jedesmahl bey seiner vorigen Mainung vor-
bliben. Inmittels da man dieses also gehorsambist vorzutragen
shon gefast gewest, so ist newlich van ihme Martianopolitano
ain gar bewegliches Shreiben an Ew. k. Mayestät von Wienn
aus vnterm 9. dis Monoths Martio einkhomben, warin er sich
erstlich hart wider die Hof-Camer wegen der ihme zu Praag
durch jemandt ihresmittels zuegemuetheten Paushhandtlung be-
shwören thuett, welches sonst damohls änderst nit alss allein aus
Ew. k. Mayestät gnädigsten Befelch beshehen vndt versuecht
worden, vermelt benebens, sye Hof-Camer hette ihne van anfangs
nit in derselben Comission sondern die in Gott ruehendte kayserl.
Mayestät vershikht; verhoffe also die Bezohlung seiner auss-
gelegten Vncosten von Ew. k. Mayestät, alss welche er post
summum pontificem allein vndt nicht jemandt von der Cammer
pro suo superiorj erkhennen thue, ziehet benebens hoch an die
in der Rais aussgestandtene vberaus grosse Vngel^^nheiten
sambt Leib- vndt Lebensgefohr vnd wie daz die Creditores
wegen der mehrbesogter Armenianer vnd Dominicaner ihne
der Bezohlung halber immerforth hart klagen vnd daz er
sonsten auch ausserdessen iezt zu Wienn khaum zu leben habe.
Bittet derowegen vmb unuerlengte würckhliche Anshaffung
solcher seiner Aussstendt nebend dem nothwendtigen weiteren
Vuterhalt zu seiner jezig^n Subsistenz zu Wienn oder aber zu
seiner völligen Widerabrais. Im andern Punct beshwerth er
571
sich wider den dorundtigen Hofforier, indeme daz dersclbigc
vngeachtet Ew. k. Mayestät noch zu Praag durch dero Obersten-
Hofmarshalln ergangenen Verordnung ihnie Martianopolitano
einiges Quardier daselbst pro interim anzuweisen gnädigst re-
Boloirt vndt geshafft hetten, dennoch ihne darmit bishero, damit
Qr sich mit seinen Leuthen vndt Rossen vnterbringen khönne,
in kainerlej Weis accomodirt sondern nur mit sharphen Worten
abgewiesen hette. Welchen leztern Punct beraiths absonderlich
mit Ew. k. Mayestät Obersten-Hofmorsholl conferirt vndt von
ihme hierüber souil verstondten worden, wie daz diesse Klog
des Quartiers halber shon zu Wienn remedirt vnd er Martia-
nopolitanuB dormit vnterdessen shon accomodirt worden seye.
Die Hof-Cammer hat dieses nochmohls, souil den ersten Punct
•
betrifft, mit den hungarischen Canzler conferirn lassen, der
dann dorauf souil geandtworth, daz er ainmoll diesse des Martia-
nopolitanj so hoch gesezte Rais-Vncosten vnd die dorzue von
den Armenianern ausgeboxte 6000 ä. schwerlich glauben khönne,
er hette Bansten ihnen baiden noch zu Praag selbst gerathen
gehabt, dergleichen vngeraihmbte Sachen nit zu suechen, sondern
sich villmehr mit ainen billichen Laidentlichen zu contentirn,
worzue dan auch derselbe Erzbishoff zwor seinerseiths wohl
zu bringen gewest wehre. Es hette aber der andere Christoph
Marianouiz wegen seines Interesse auf ain anderen Weeg vndt
diessen Shlag geworffen, alss welcher sich sanst a principio zu
dieser Baiss nur gleichsamb intrudirt. Derowegen hat er noh-
mals vermaindt wie vorhin, daz zwor iezt genueg wehre dem
Martianopolitano, weil er nichts rechts zu specificirn noch zu
liquidim vber daz vorige von 5 bis in 600 Reichsthaler; vor
seine ausstendtige Rais-Vncosten, dem Marianouiz aber noch
100 Reichsthaler oder endtlich per Paush gor die 500 Dug^otn
zu den ersten 500 zu geben, vndt er Martianopolitanus dormit
gänzlich abzuferttigen sein möchte; es wehre dan Sach, daz
Ew. k. Mayestät noch ein anderes wegen seiner Persohn
khünfftig vorzuhaben gnädigst im Sinn hetten.
Die Hof-Cammer erindert sich disfohls allein soweith
gehorsambist, wie daz diese Sachen alle änderst nit alss also
wie oben vermelt bishero vorgangen, vnd vermaindte iezt daz
negste zu sein, weil er Martianopolitanus sich derzeit zu
Wienn aufholtet, daz derowegen hierüber der hinterlassenen
Hof-Camer mit Vbershickhung der Acten zuezushreiben vnd
572
ihr die Commission aufzutragen, damit sy mit ihme die Sach
auf ein £nd tractieren vnd auf ein gewisses Laidentliches
bringen solL Er ober wehre nunmehr abzuferttigen, wofern
sonsten Ew. k. Blayestät khain anderes in dero weiteren Diensten
mit ihme vorzuhoben gnädigst gesinnet seindt^ vndt zu dem
End möchten ihme dorundten endtweder die löOO fl. nach des
hungarischen Canzlers Mainung nochmohls angebotten oder aber
der hinterlassenen Cammer die Handt bis auf 2000 fl. für alles
zu tractim eröfiiiet werden. Welches man zwar ihme bey der
hungarischen Cammer anzuweissen gedacht Tnd daz darüber
auch zugleich in euentum ein königL Befelch-Shreiben ihnen
hinunder zu shickhen : wo aber solches etwa dasselbst nit zu er-
halten, so muesste sy hinteriassene Canmier in all Weeg selbst
shawen diesse 2000 fl. anderwerths zu bestreitten: Jedoch etc.
Erczbischoff Martianopolianischer Raiss in die Wallachey yuA
derselben Vnkosten betreffmd.
Placet wie gerathen Tnd man solle shauen dieasen Sup-
plicanten darmit alsso gar abzuferttigen.
In audientia zu Franckfurt den 10. Aprilis 1658.
Praesentibus: Serenissimo archiduce Leopoldo.
Domino principe a Lobkouiz.
Domino principe ab Auersberg.
Domino comite Kurz. — P. comite a Schwartzemberg.
Domino comite ab Otting. — P. comite a Nostiz.
Domino ci>mite a Staremberg.
Domino comite a Furst^nberg.
Domino Volmar.
Domino comite a Sintzendorff. Camerae praesidente.
D<L>mino Barone ab Hochenfeldt, Camerae consiliario. — M. Putz.
Rubnxm: Expedirt ad Cameram Hungaricam per rescriptum
3. Mav 1»Ö8.
Item expedirt an die zu Wienn hinterlassene Hof^ammer
wegeu Vbemembong der n»*>Iuirten Tractation.
Hoflf-Camer-Referat vnd Guettachten wegen des Archiepi-
scopi Mardanopolitani Kais<»Tako<steQ zum ChimilinskL Expedirt
am 3- Mav lÖo-S.
573
LV.
Schreiben des Herrn M. Putz an die k. k. Hofkammer in
Wien, wegen Auszahlung von 2000 Gulden an Feter Par-
ehevieh, Frankfurt, 28. April 1658.
Aufl dem Archiv dor k. k. Hofkammer in Wien.
Wohlgeborne etc.
Wür thuen denen Herrn biemit durch Communicierung des
beygefugten Referats in Freundshafft nit verhalten^ was bey
Ihrer königl. Mayestät vnsseren gnedigsten Herrn zwor noch
vor dero Abrais zu Praag vnd seithero wider alhier der Herr
Petrus Parceuich Archiepiscopus Martianopolitanus sambt dem
Christophoro Marianouiz wegen ihrer aussgelegten vndt zimblich
hocbgestölten änderst nit zu Gnuge liquidirten Spesen vndt
Ausslagen in der ihme noch hiebeuorn von Ihrer kayserl. Maye-
stät hochseliger Gedechtnus aufgetragenen Rais vndt Commission
zu den Cosaken vndt deren gebettenen Erstottung holber durch
vntershidtliche shorpfe Memorialien beweglich supplicando an-
gebrachty wos darüber vnterdessen vorgangen vndt gehondtlet
vndt wie daz Ihre königl. Mayestät newlich auf der Sachen
beshehenen ganz aussführlichen Vortrag (aus den darbey er-
inderten Vmbstendtn vndt Vrsochen) endtlichen gnedigst ge-
shlossen haben, daz gonze Werkh mit diessen dorzue gehörigen
Acten, (weil wohlbemelter Herr Erzbishoff sich derzeit do-
rundten zu Wien aufholtet) nur geroth an die Herrn zu Vber-
shikhen vndt ihnen dabey die Comission aufzutragn, damit sy
mit ihme die Sach auf ein Endt tractirn vndt auf ein gewisses
Laidentliches [alss nemblich endtweder die eingerathene 1500 fl.
vber die ihme von Anfang mitgegebene 1500 vndt nacher wider
zu Praag geraichte 200 fl., oder aber in Endtstehung dessen
gor bis auf 2000 fl.] zu bringen versuechen vndt ihme solches
vor Alles anbietten, ihne auch darmit nunmehr völlig dorundten
abferttigen woltcn, weiln Ihre königl. Mayestät derzeit kheine
Occasion haben noch findten, sich dessen Persohn in ainiger
weiteren Abshikhung zu bedienen; welche 2000 fl. nun zwor
ihme bey der löbl. hungarischen Cammer (wegen seiner etwa
derorthen wider nehmbendtn Durchrais) anzuweissen gemaindt
vnd doiauf auch daz gehörige königl. Befelchshreiben in euentum
alhier aufgesezt, (so zugleich denen Herrn hiebey mit zue-
khombt); jedoch mit dem Verstand t^ wofern es etwa doselbst
nit zu erhalten wehre^ daz auf solchn Fohl die Herrn in alle-
weg selbst dorundten vnbeshwerth shauen wollen, wie diese
2000 fl. anderwerths vnverlengt gewis vndt würkhlich aufzu-
bringen vndt dormit sodann mehrbemelter Herr Erzbishoff
nunmehr fürderlich aldoselbst abzuferttigen sein möge. Welchem-
noch wir die Herrn hiemit dienstfreundlichst ersuechen, sie
wollen diesse Commission also vnbeshwerth vber sich nehmben,
domach die Handtlung mit ihme Herrn Martianopolitano Archiepi-
scopo vnmossgebig, etwa durch vnsers mittels Directorn den
Herrn von Rodöldt (titl.) auf solche Weis mit gueter Manier
doch vnbenendt ex certo respectu des Herrn hungarischen
Canzlers, wos er disorths an die Handt geben vndt eingerothen,
sondern allein in terminis generalibus, daz man ob dieser seiner
so hoch gestölten Forderung sonderlich der Armenianerantici-
pation halber aus Mangel genuegsambn Documents oder Li-
quidation ganz billich bis anhero angestondtn Vndt noch an-
stehen thuett; dergestolt versuchen vnd es mit ihme auf ein
Endt vergleichen, ihme aber der Mitteln halber wegen dieser
2000 fl. in alleweg auf ain oder andere Weis vnshwer von
dortn baldt abferttigen lossn. Worüber wir dann der Herrn
vnmossgebigen widerantwortlichen Berichts weiteren Erfolgs
vndt endtlichen Shlusses halber hernegst wider alhier gewertti§f
sein wollen. Dobenebens vns im Vbrigen etc.
Gebn in Frankhforth den 28. April 1658.
NB.: An die hinterlassene HoflF-Cammer per Tractierang
mit dem Archiepiscopo Martianopolitano wegn seines Rai^-
vnkhostens, noch von der Gesandtshafft zue denen Cosackküme^
herruehrendt.
M. Pul
Concept und Ausfertigung mit vier Siegeln.
575
LVI.
K&iser Leopolds I. Zahlungsanweisung an die k. ungar. Hof-
lutmmer von 2000 Qiüden für Feter Parchevich, Frankfurt,
3. Mai 1658.
Ans dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Leopoldus.
Benigne vobis significamus, qualiter (titl.) Petro Parceuich
archiepiscopo Martianopolitano (pro praetensis restantijs suis)
mtione expensarum et sumptuum antehac peracti itineris et
certae commissionis adhuc in mense Januario proxime elapsi
aoni sexcentesimi quinquagesimi septimj ad Cosacos et eorun-
dem ducem Chimilinsky a praedefuncto gloriose patre nostro
imperatore Ferdinande tertio pientissimae recordationis eidem
concreditae (ultra priores millc quingentos florenos ipsi quidem
a principio Viennae in eum ünem enumeratos) praevia tracta-
tione Buperinde per Cameram nostram Aulicam ibidem secum
habita, modo in totum alios bis mille florenos pro discessu et
reditu suo ad patriam et residentiam metropolitanam suam in
Bulgaria, ex proventibus ordinarijs Camerae istius nostrae Hun-
garicae istic persolvendos clementer concessimus et decrouimus.
Idcirco vobis prescntium vigore benigne ac firmiter de-
mandamus, quatenus desuper vlteriorem necessariam ordina-
tionem nomine nostro dcbitis in locis statim conuenienter facere
ac in eo esse et collaborare velitis^ vt prefato archiepiscopo
Martianopolitano in transitu suo istic vel aliorsum quocunque
modo ad insinuationem suam dicta summa bis mille florenorum
indilate et infallibiliter ex quibuscunque medijs fidoi ac curae
vestrae concreditis absque omni mora aut exceptione persoluatur,
Satisfacturi eatenus benignam et omnimodam voluntatem nostram.
Datum Francofurti ad Moenium die 3. May 1658. Camerae
Qungaricae.
Rubrum: Hungarishe Camer wegn Bezahlung dem Mar-
tianopolitanishen Erzbishoffen an seinem Ausstandt 2000 fl.
Lvn.
Der Lexnberger Armenier Beschwerde an Kaiser Iieopold C^*^^
wegen NichtbeBahlung der dem Peter Parchevich votfs^'
streckten Summe, Lemberg, 20. Juli 1659.
Aus dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Augustissime^ potentissime et omnium gentium ac nationum
domine domine Imperator clementissime.
Dum in illa maxima temporum angustia non solum tiye-
mali acerba injuria anni uidelicet 1657 mense Januario et se-
quentibuS; uerum [quod per centenarios ac centenos uix nooa-
liter poterit euenire annos] quando afflictum hoc a diuersis
hostibuB iniuste populis et gentibus opprimebatur^ afflictibos
praetendebatur, dividebatur et inuadebatur Poloniae regnum,
nempe a Rakocziano in Podolia et ultra superbo milite, a Ko-
sacis rebellibus in Russia et Ucrayna, a Moscouitis in Lituania,
a Suecico exercitu in uisceribus in ipsis regni^ a Tartans,
Vallachis; Moldauis et quam plurinüs alijs in toto et in qualibet
parte regni excursitantibus; rouerendissimus dominus Petras
Parceuich archiepiscopus Marcianopolitanus ad dominum Bo-
goslauum Kmelnitium, supremum Kosacorum Saporocientium
ducem ex mandato ot directione expraessa augustissimi felicis
memoriae Ferdinand! tertij, Komanorum imperatoris, tanqoam
optimi et benign issimi cum miserabilis patriae hostibus medis-
toris, in publica pro vniuersa Christianitatc pace componends
inquirendum transibat: summa erat afflictione^ impedimento et
necessitate afflictus et turbatus; non poterat etenim resoluere^
utrum deberet in tarn evidenti undequaque periculo se ulterior\
uiae comittere necno, praecipue cum summa laboraret viatici
penuria pecuniae et omnia tum propter bestes tum propt^^T
temporis hyemalis acorbitatcm erant in maxirao praetio vm ^
inueniebatur. Ne tarnen a suo supremo principe pusillanimitat==^
negligentiae, inhabilitatis et similium; uti tunc afflictus
rebat, accusaretur et increparetur titulo^ uoluit potius se mi
feste mortis periculo viam impeditam prosequendo abijcei
quam sine ablegationis effectu turpiter reuertj. Cum ergo
minus Christophorus Marianouicz, secretarius domini ableg:^^=^
577
Ante aliquot annos adhuc Constantinopolis novisset et postea
anno 1650 etiam Viennae in sua domo recepisset, ex parte
^ittsdem missi ablegati aliquoties nos suppliciter rogavit unum
^^^m reuerendis Patribus DominicaniS; ut in tanta necessitate
P<"o tarn pio negotio non omitteremus illum^ sed aliquam
^^^mmam peeuniam mutuam daremus, promittentes ambo (uti
^*«ire in obligatione receptae monetae ab illis facta patet);
^^ndem summam^ dum ad suum principem reuerteretur, quam-
P^nmum restituturoB cum fructu in sex per centum, quod fecimus
^^^ considerationem caesaris — alias est mos apud nos decem
I>^r centum — . Insuper promiserunt praeter restitutionem ac-
^^ptae pecuniae cum fructu decurso etiam aliquam gratiam uel
^tximunitatem, dum pro negotijs inissemus, a caesare impetra-
'^ros. Nos attente considerantes tanti principis zelum^ pietatem
Qt pro hac patria commiserationem^ qui dignabatur cum per-
benigna interpositione et mediatione sua in tam salutifero ne-
gotio ad rebelles patriae huius expedire^ intercedentibus etiam
Patribus Dominicanis libcnter prima uicc, dum iter proseque-
bator ablegatuSy sex millia florenorum eidem intuitu sacrae
caesareae Maiestatis in gratiam mutuo in tali necessitate gravi
sex per centum dedimus. In redditu similiter per aliquot menses
ex Vcrayna fauste persolutis cum duce Boghslau tractatis Leo-
polim uenienti et ibi per sex menses in tali infirmitate exi-
atenti, tandem dei gratia uires et salutem resumenti ipsi able-
gato praeter priorem summam sex millium florenorum dedimus
insuper, ut posset satisfacere creditoribus, apotecharijs, chyrur-
giB et alijs et ut posset etiam suum iter perficere ad vestram
sacratissimam caesaream Maiestatem, alios mille quingentos
trig^nta sex florenos cum fructu sex per centum. Et ut prima
uicei clementissime princops, multo plus dedissemus, si a nobis
petiJBsent intuitu Ferdinand! tertij pissimae memoriae impera-
toris, a quo mittebantur, ob eiusdem fauorem, quem in hoc
^fflicto regno clementer demonstrabat, sie etiam secunda adhuc
vice ob memoriam praefati augustissimi imperatoris et vestrae
Bacrae caesareae Maiestatis feliciter in regna haereditaria suc-
csedentis et eodem zelo huius patriae causam promouentis et
protegentis, de quorum dementia, justitia et uoluntate nunquam
^ubitauimus nee dubitaraus, ut demandasset nobis a debitore
ctblegato, prout habet in obligatione, persolvi et satisfieri, eidem
mnlto plus et sine ulla haesitatione concessisemus.
578
Sed contraria nobis nostra gratitado euenit et tantormn
principum talis spiritualis persona et ablegatus nos cum summa
nostra confusione, scandalo et damno decipit nee, prout tunc
in summa illa necessitate verbo et Scripte promisit, modo in
sua feiicitate et loci securitate obseruat et restituit. Tres iam
breui anni ellabentur, potentissime imperator, ex quo illam
summam siue sangvinem nostrum ob intuitum Maiestatum vestra-
rum dicto ablegato dedimus et ille nee fructum decursum nee
capitale nobis miseris ad hanc horam restituit; praeter alias
expensas, quas pro recuperatione dictae summae datae fecimus,
dum unum Patrem Dominicanum cum eodem domino ablegato
Pragam et Viennam misimus, ut secundum eins attestationem
et scripta praefatam pecuniam quam primum restitueret, quod
nunquam fecit, imo nee ad literas aliquoties scriptas rescripsit
Nos alijs bona uoluntate sangvinem nostrum concedendo in
hac modo afflictione debemus substantiam totam cum sununa
usura opignorare uel levissimo pretio onmia diuendere^ ut ur-
gentis r^is et reipublicae mandato satisfaceremus per contri-
butiones militibus faciendas et patriae necessitatibus occurrendis.
Vbi est deus, ubi justitia, ubi anima, ubi conscientia, ubi grati-
tudo? Nee Tartari nee Barbari hoc facerent, quod abl^ati
vestrarum Maiestatum audcnt talia committere. Nos pro certo
credimus, quod dominus illustrissimus ablegatus debitor noster
a vestra sacratissima caesai'ea Maiestate habuerit et receperit
dictam summam, ut nobis satisfaeiat, sed ille in proprio fortassis
usu et abusu eonsumit Praeterea cum facie ad terram prostrati
suppliciter obsecramus vestraiu sacram caesaream Maiestatem,
ut si deum esse credimus, animam et justitiam, dignetur cae-
sarea justitia nobis miseris administrare serio demandando
supradicto vestrae sacratissimae caesareae Maiestatis ablegato
Petro Parcevich archiepiscopo Marcianopolitano, ut quemad-
modum nos illum in illa summa necessitate iuuimus, sie ipse
pari gratitudine nunc nostrum quod dedimus in Jiac afflicta
tribulatione patriae e^ debito restituat et satisfaciat. Nunquam
credidissemus, quod tales viri ad latus tantorum et tarn justo-
nuii principum existentes talia emisissent; proprio experimento
edocti sumus, 8i libcrauerit nos deus, prout credo, speramus
ex benigna et justa justitia vestrae sacratissimae ac regiae
Maiestatis, quam obnixe in uisceribus Christi obsecramus, ut
demandare serio sine uUa amplius fdsa distractioiie Ulis d^netor.
579
ut satisfactionem a debitore diligentius impostenim invigilabi-
mns^ cnius paria obligationis inclusimus in litteris sacraÜBsimae
caesareae Maiestatis, ex quibus luce clarius patebit uidere. In
bis nos humillime prostrati ad pedes sacratissimae Maiestatis
logamus; dignetur Maiestas quam citissime et seuerissime illi
demandare, ne nos amplius de die in diem falsis rebus deti-
nerety utj hactenus detinuit. Pro quibus gratijs caesareis nos
in hac afflicta patria deum omnipotentem quousque uixerimus
deprecabimur nostris sacris precibus.
Datum Leopoli die 20. Julij anno 1659.
Eiusdem Maiestatis vestrae sacratissimae humillimi subditj:
Michael Armenus.
Joannes Armenus.
Bartholomeus Armenus.
Bubram: Literae Leopoliensium mercatorum ad caesaream
regiamque Maiestatem.
Ori^nal mit drei Siegeln.
Lvni.
Feter Farcheviohs Schuldsohein über 7536 Gulden, Lemberg,
3. Ootober 1657.
Aus dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Die 3. Octobris anno domini 1657 Leopoli.
Ego Petrus Parcevich, archiepiscopus Martianopolitanus,
sacrae c^sareae regiaeque Maiestatis gloriosae memoriae Fer-
dinandi tertij Romanorum imperatoris eiusque legitimi succes-
soris Serenissimi regis Leopoldi consiliarius, nee non ad Bo-
gohslaum Kimelnitium Cosacorum Zaporaviensium supremum
ducem et eins asseclas ablegatus plenipotentiarius : fateor hac
praesenti scriptura et syncere attestor, qualiter propter plurimas
easque urgentissimas et extremas necessitates hoc exhaustis-
simo afflictoque hyemali ac hostili tempore, ut possem ex man-
dato clementissimi mei domini imperatoris Ferdinandi tertii
pro publice Christianitatis bono periculosissimum iter et Ion-
gissimum perficero; mutuo acceperim vigesima quinta Februarii
ArchlT. Bd. LIX. 11. H&lfte. 38
580
anno 1657 a generosis dominis Armenis: domino Michaele Ar-
meno^ Joanne Armeno et Bartholomeo Armeno sex millia flo-
rQnorum cum fructu sex per centum, una cum domino Chri-
stophoro Marianovich; meo in legatione dicta secretario. Fateor
similiter ab iisdem dominis generosis supradictis 3. die Octobris
eiusdem anni me recepisse secunda vice^ dum in gravi infirmitate
existebam et ex illa liberatus deo propitio, ut uarijs et diuersis
creditoribus soluerem debita et regressum Viennam facerem,
miile quingentos triginta sex florenos uero fructu itidem sex
per centum. Recepta itaque ad me a dominis Armenis priori
mea obligatione sex millium florenorum hanc totius summae
acceptae, nempe Septem millium quingentorum triginta sex
florenorum^ dico 7536, ultimam scripturam conficio et ipsis traddo
cum obligatione ac tacto ueritatis pectore, quamprimum dum
ad meum regem peruenero, totam praefatam summam cum fructu
decurso ijsdem gratias agendo restituere. Promitto item, ut
quantum potero, conabor apud meum regem et dominum pro
tali in hac summa necessitate declarata munificentia ob in-
tuitum caesaris et regis Serenissimi facta aliquam immunitatem
et gratiam praefatis dominis Armenis in materia mercium ob-
tinere. Quod ut certius et firmius pateat apud omnes, hanc
dictam scripturam et obligationem propria manu subscripsi et
sygillo communivi die, mense et anno quibus supra.
Ego Petrus Parcheuich archiepiscopus qui supra affirmo
manu propria.
Coram nobis praesentibus :
Me Martino Ancheusky, Et coram me Patre
sacrao regiae Maiestatis Polo- Antonio Hara,
niae secretario et medico ac Prouincialc apostolico in
consule ciuitatis Leopoliensis. Russia.
Et coram me Fratre
Feliciano Fossa,
magistro priore in monasterio
Leopoliensi Dominicanorum.
Ex orginali transcriptum verbum ad uerbum.
ISubraiu: Copia ex originali obligationis archiepiscopi Mar-
iiMnatittni sacrae caesareae Maiestatis ablegati.
581
LIX.
Der Lemberger Armenier Bittsohreiben an Kaiser Leopold I.
wegen Bezahlung der dem Feter Farohevich vorgestreckten
Summe, Lemberg, 20. Juli 1659.
Aus dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Clementissime ac potentissime imperator, princeps justissime
ac bellicosissime!
Jam tertius breui expirabit annus, qualiter ob intuitum
gloriosissimae memoriae iraperatoris Ferdinandi tertii et vestrae
sacratissimae caesareae Maiestatis reuerendissimo domino Petro
Parceuich, archiepiscopo Mareianopolitano, una cum generoso
domino Christophoro Marianoviez, qui a vestris sacris Maie-
statibus anno 1657 mense Januario fuerunt expediti ad Cosacos
2iaporouienses ablegati, tunc temporis in summa afäictione exi-
stentibus propter exhaustissimum^ periculosissimum et longissi-
mum iter, quod illa rigenti hyeme debebat ad ultimos fines
Russiae penes nigrum raare ex ordine Maiestatum vestrarum
conficere, supplicante etiam domino Christophoro Marianouich,
nobis diu cognito in legationibus Constantinopolis^ tum etiam
Viennae et quibusdam reuerendis Patribus Dominicanis Leo-
poliensibus astantibus supradicto ablegato illuc eunti et ulterius
non progredienti sine expensis mutuo dedimus illis sex millia
florenorum binis vicibus in gratiam sacratissimae caesareae
Maiestatis, item redeuntibus ex legatione et hie pertinenti
postea post aliquot menses recepta salute ad vestram sacra-
tissimam Maiestatem reuertenti dedimus alios mille quingentos
triginta sex äorenos cum fructu sex per centum, prout patet
in ipsius obligatione facta ab eodem, ut quamprimum nobis
restitueret. Sed hucusque modo^ justissime imperator, nee unum
florenum possumus recuperare, etiamsi aliquoties humanissime
eidem scripsimus; sumus decepti ab illo, sumus afflicti hoc
urgenti tempore; gratitudo nostra nos affligit. Hac de causa
in hac summa afäictione humillime supplices recurrimus ad
pijssimam justitiam vestrae sacratissimae caesareae Maiestatis,
dignetur per uiam justitiae nostram causam et jus defendere
ordinando praedicto ablegato, ut debitum contractum restituat;
alias in desperationem nos coget; contra animam, conscientiam
582
et justitiam rectam, cum bene fecimus, mala recipimus. Ideo
justitiam vestrae sacratissimae Maiestatis supplices attendimus,
ob cuius intuitum ablegato suo facultates nostras et sangvinein
concessimus, cui sacratissima Maiestas caesarea sua maiestate
et authoritate dementer ac serio demandare dignetur, ut nobis
satisfaciat^ uti se nobis obligavit in sua summa necessitate.
Datum Leopoli die 20. Julij anno domini 1659.
Eiusdem Maiestatis vestrae sacratissimae humillimi clyentes
et subditj:
Michael Armenus.
Joannes Armenus.
Bartholomaeus Armenus.
Rabrum : Ad sacratissimam caesaream regiamque Maiestatem
dominum imperatorem Romanorum Leopoldum dominum, domi-
num nostrum clementissimum.
Humillima supplicatio, quae ad
manus proprias caesarias hu-
millime traddetur. Expectantes
benignissimam resolutionem.
Ori^nal mit Siegel.
LX.
Schreiben des Feter Farohevioh an Erzherzog Leopold Wilhelm
von Oesterreioh wegen Befürwortung seiner Angelegenheit,
ohne Datum (1660).
Ans dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Tota spes nostra est sita in dementia vestrae Serenitatis^
dum et sacrae et caesareae Maiestatis honorem et proprium
Austriacum ubique terrarum et dilatat et defendit, ne possint
extemi quidquam contrarii obloqui. Itaque humiliter ad prae-
fatam clementiam vestrae Serenitatis confugimus, dignetur a
tanta Armen orum Leopoliensium onere nobis assidue in hu-
meris pendenti liberare non alio modo^ nisi vel sacrae caesareae
Maiestatis proprio motu vel vestrae Serenitatis propria autho-
ritate dominis inclytae Camerae secretariis demandare^ ut
nostrum negotium vel contracti debiti cum dictis Armenis pro
legatione facienda et perficienda cum Cosacis rebellibus scrip
turas in consilio apud Maiestatem augustissimam et vestram
r
583
Serenitatem proponant. A tribus enim annis dictas scripturaB
jam pulveribus coopertas penes se asservant cum summo suae
Maiestatis damno, quia usura in dies crescit cum nostro rubere
et mortificatione et dictorum Armenorum diuturna expectatione
Ac desperatione. Hoc unice et instantissime a vestra clemen-
tissima Serenitate humillimi supplicamus. Det dominus deus
^estrae Serenitati de rore coeli et pinguedine terrae^ ut vivat
^^Ä. aetemum.
Vesti'ae clementissimae Serenitatis humillimi exoratores
I^^trus Parcevich, archiepiscopus Martianopolitanus. Christo-
pliorus Marianovich et Armeni Leopolienses.
Babram: Ad serenissimum Leopoldum^ dominum clemen-
'^issimum nostrum^ archiducem Austriae etc. demissa supplicatio
4icti archiepiscopi Martianopolitani et Armenorum Leopo-
liensium.
LXI.
Peter Parchevichs erneutes Qesuch an Kaiser Leopold I. in
dieser Angelegenheit, ohne Datum, präsentiert 18. August 1061.
Aas dem k. k. Haas-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Sacra caesarea Maiestas, domine clementissime!
Vestrae sacrae caesarea Maiestati memorialia a me humi-
liter porrecta jam devenerunt ad manus domini Walderodi^
imperialis Cancellariae primi secretarij et eiusdem consiliarij;
acta quoque legationis et jtineria sunt eidem tradita^ ut post
quinquenium tandem proponantur. Ego ex ordine augustissimi
colendf memoria imporatoris Ferdinandi tertii fui per Can-
cellariam imperialem expeditus; imo dictus dominus Walderodi
omnes necessarias scripturas tam pro itinere^ quam ad ducem
Kmelnicium eiusque assessores tradidit mihi; hac de re excel-
lentissimus dominus quondam Curtius negotium post legationem
suscepit promovendum, et nisi mors pr^veniret^ ille ardenter
promovisset. Ideo iterum demisse vestram sacram c^saream
Maiestatem deprecor^ dignetur perbenigne pr^fato domino Wal-
derodi imponerC; ut quamprimum dictas scripturas in consilio
proponat, ne a tanto tempore sie afflictus ulterius afäigar. Ego
584
interim cum meis omni die sto paratus et promptns ad
quendum et obtemperandum in omnibus^ qu^ mihi per yestranc^
sacram caes. regiam Maiestatem etiam ad Indes properandum
fuerint ordinata et demandata. Vale.
Vestrae sacrae c^sareae regi^que Maiestatis
humillimus capellanus
Petrus Parcevich, archiepiscopus Martianopoleos.
Original.
In tergo: Uebliche Adresse an den Kaiser Leopold. Ferner Rabnun:
Sacra caesarea Maiestas dementer et serio deroandare
dignetur domino Valle-Rode, ut quamprimum proponere faciat
in consilio iam a tanto tempore negotium retentum dicti archi-
episcopi Martianopolitani.
LXII.
Schreiben der k. k. Hofkammer an die k. iingar. Kammer
betreffig der Ansprtlche des Fressburger Bürgers Th^Tadios,
Wien, 13. December 1662.
Aus dem königl. ungar. Landesarchiv in Ofen.
Magnifici ac generosi domini, amici nobis honorandi salute
servitiorumque nostrorum praemissa promptitudine, qualiter apud
sacram caesaream regiamque Maiestatem dominum nostrum cle-
mentissimum etc. Thomas Tadicz civis Posoniensis, ut sibi certi
sumptus, quos anno 1657 in servitiis domini Petri Parcevich
metropolitani (Martianopolitani?) archiepiscopi et Christophori
Marianovich Turcici sermonis interpretis, tanquam ablegatorum
caesareorum ad Cosacos impenderat, refunderentur, humillime
supplicavit, ex adjacenti ipsius iibeiio supplici uberius liquet
Idcirco magnificas ac generosas Dominationes vestras hisce
peramice requirendas duximus, quatenus desuper votum suum,
an vel quidnam huic supplicanti pro hac praetensione sua re-
fundendum sit^ nobis haud gravatim transmittere velint. Easdem
de reliquo divinae tutelae quam fideliter commendantes. Da-
bantur Viennae 13. Decembris anno 1662. Suae sac. caes. r^iae-
que Maiestatis praefectus, vicepraefectus ceterique Camerae-
Auiicae consiliarii.
A tergo: 13. Decembris 1662.
585
Lxiir.
XtubTum eines Bittgesuches Feter FaroheTiohs um Oeld snr
BeBahlung seiner Qlftubiger, 16. Jänner 1668.
Ans dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
15. Jänner 1663: Herr Petrus Parcevich, Bischouen zu
Martionopl bitt umb Raichung ihme ein Geld zu Bezahlung
^^iner Creditoren^ wegen seiner zu denen Cosackhen obge-
*^«tbten Legation.
Dem N. O. Bucchhalter, wie weith die ingesuechte Prae-
^naion, sonderlich dass vorgeben wirdt, ob hette der Herr
Stipplicant eine so grosse Anticipation von 6000 oder mehr
Salden ratione Commissionis aufnehmen müessen^ richtig oder
^aAir auszuwerfen sein möchte.
LXIV.
^eter Parohevichs Gesuch an die k. k. Hofkammer, die Aoten
tiber seine Angelegenheit von Begensburg nach Wien ztirüok-
kommen zu lassen, ohne Datum (1663 oder 1664).
Aus dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Excelsa caesarea Aulica-Camera!
lUustrissimi domini. Cum certo mihi constet^ dominum
secretarium Gattermayr cum alijs etiam scriptis praetensionem
xneam^ quae a sacra caesarea Maiestate ob legationem ad Cos-
«akos a me peractam mihi soluenda restat, concernentia secum
Satisbonam accepisse, illuc autem ego proficisci et ibi negotio
meo inuigilare propter defectum mediorum non possim:
Hinc illustrissimas Dominationes vestras humillimo rogo,
irelint dicto domino secretario iniungere, vt nominata acta
quantocius Viennam remittat^ illa hie in consilio Camerae-
Aulicae proponi et ego satisfactionem meam sollicitare valeamy
favorabili resolutioni me humillime commendans.
Illustrissimarum Dominationum vestrarum humillimus
Petrus Parceuich
archiepiscopus Martianopolitanus m. p.
UtJU
Rabram : Ad excelsam caesaream Aolicam-Cameram homil
lima supplicatio Petri Parceuich^ archiepiscopi Martianopolitani
pro remittendis Ratisbona Viennam scriptis.
LXV.
Feter Parchevieha (besuch an die k. k. Hofkammer wegen
Befreiung von 24 Personen aus türkischer Gefangenschaft,
ohne Datum.
Ans dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Excellentissime, illustrissimi et magnifici domini!
Optime noruDt excellentissimae, illustrissimae et magni-
ficae Dominationes vestrae gloriosissimae memorie imperatoriB
Ferdinandi III. gratiam factam, declaratam et omDino molitam
(prout clare patet ex scripturis) pro eliberatione uiginti qua-
tuor captiuorum a decem annis in duris carceribus a Turcis
crudeliter detentorum et oppressorum ; et nisi eiusdem caesaris
mandatum ursisset, maturare iter ad Kosacos rebelles, tunc
pannum duodeeim millibus floreDis praeualentem (qui mihi iam
fuit a ministris demonstratum et consignatum) pro certo illa
die accepissem et gratiam domini cesaris adimplessem.
Augustissimus in omnibus successor Leopoldus imperator
eadem pietate, dementia et justitia erit et prosequetur eosdem
captiuos — firmissime credimus — et pientissimi sui parentis
et antecessoris simul piam voluntatem et inuiolabile decretum
nullo modo iterabit imo in omnibus confirmabit nee irritam
faciet promulgatam clementiam, quod deus auertat; aliter multa
decreta sie ruerent: quem clementissimiun prineipem, ne nouis
scripturis molestemus, cum sit plurimis arduis negotijs occu-
patuS; vestras excellentissimas, illustrissimas et magnificas Do-
minationes, quibus hoc negotium commissum est, obnixe rogo,
uelint fipem tam pio operi daro iam declarato ab imperatore.
Aliter erunt causa euidens mortis et cruciatus tot captiuorum,
qui in dies in fetidis carceribus consumuntur et alij Christiani
in locum ipsorum subrogantur et usura quoque assidue crescit
Accepta oblatio erit apud dominum deum pro vestris excellen-
tissimis, illustrissimis et magnificis Dominationibus, dum liber-
587
tati tandem miserrimi illi captiui per c^saream redemptionem
dabantur, quod deus exaudiat et vestras Dominationes f^licitet.
Excellentissimae; illustriBsimaruin et magnificarum Domi-
nationum vestrarum
addictissimus seruitor
Petrus Parceuich
archiepiscopus Martianopolitanus.
Rabrum: Ad excellentissimam, illustrissimas et magnificas
^cminationes inclytae Camerae - Aulicae consiliarios supplex
^^Viellas dicti archiepiscopi Martianopolitani.
LXVI.
^fcabram des Passbriefee für Ensbischof Peter Parohevioh zur
Reise in die Moldau.
Ans dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
20, October 1668. Passbrief für den Herrn Eürzbischoffen
%ue Martianopel Peter Parceuich vnd auf 12 mit sich nehm-
l>ende Persohnen, dann auff die mitzufuehren ihme erlaubte
^Vnterschidliche Armaturen vnd 10 Stuckh Schepptuech^ frey.
NB. Der betreffende Act wurde bei der Sc&rtierang der Acten vertilgt.
LXVII.
¥eter Parcheviehs Ersuchen an den Präsidenten der k. k. Hof-
kammer wegen Auszahlung des ihm von Kaiser Leopold I.
luigewiesenen Reisegeldes, ohne Datum, präsentiert und expe-
diert 24. October 1668.
Aus dem Archiv der k. k. Uofkammer in Wien.
Illustrissime et excellentissime domine colendissime !
Quandoquidem sacra caesarea Maiestas perbenigne resol-
uerity darentur mihi pro viatico mille floreni ab inclyta Camera-
Aolioa, vestram Excellentiam reuerenter rogo, uelit demandare
domino secretario VeringO; quatenus decretum conficeret^ ut
prefati mille floreni soluerentur. Sum enim futura septimaO^
deo duce hinc discessurus ad partes illas semibarbaras a
destinatus pro sua gloria promouenda et ad hunc finem expe^ '
ditiones omnes habui iam a Consilio Bellico^ ne occasionei^K^
hanc itinerandi omitterem. Ideo vestram Excellentiam quoqu^^
rogo, dignetur me expedire; dum ego seruus pauper et capel- —
lanus vestr^ Excellenti^ maneo etc. Quam deus etc.
Excellentiae vestrae
addictissimus seruus
Petrus Parceuich
archiepiscopus Martianopolitanus.
Adresse: Illustrissimo et excellentissimo domino Georgio
Ludouico comiti a Sinzendorf, inclytae Camer^-Aulic^ pr^sidi
ec. ec. ec. domino colendissimo supplex libellus dicti archiepi-
scopi Martianopolitani.
Reg^straturnotiz: Archiepiscopus MartianopolitanuB bitt vmb
Erfolglassung ihme die von Ihr Mayestät verwilligte 1000 fl.
Raissgelder. 24. H. October 1668.
Expediert 24. Octobris 1668.
Rubrum: S. Hochgeboren und Excellenz dem Herrn Greorg
Ludwig Grafen von Sinzendorf, Präsidenten der hohen Hof-
kammer etc. etc. etc. Bittgesuch des besagten Erzbischof von
Martianopel. 24. October 1668.
LXVin.
Anweisung auf die dem Feter Farchevich zur Reise ange-
wiesenen 1000 Gulden an den Hof^ahlmeister zur Auszahlung,
Wien, 24. October 1668.
Aus dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wieu.
Von der kays. Cammer [tit] Herrn Hoffzahlmeistern Stadler
hiemit anzufliegen : Demnach ietz allerhöchstgedacht Ihre kays.
Majestät gnädigst resolvieret und dem Martianopolitanischen
Erzbischoffen Herrn Petro Parteuich zu ainer Raiss-Adiuta f&r
seine in die Wallachey vorhabende Raiss 1000 fl. auss under^
habenden AmbtsgeföUen bezahlen zu lassen gnädigst verwilliget
haben: alss ist in deroselben Nahmben der Hoff-Cammer Befehl
589
biemiti er Hoffzahlmeister ihme Herrn Erzbischoffen solche
1000 G. gegen gnuegsanier Bescheinung, worauf und gegen-
wertige Verordnung ihme sodann solche für gute Aussgabe an-
zunehmen sein wierdet pahr entrichten und dieselbe hiemit
verraiten solle. Wienn den 24. October 1668.
Begistratuniotiz a tergo: Gschäfftl. an Hofzahlmeister, dem
Martianopolitanischcn Erzbischofen Herrn Peter Parcevich auf
8©in in die Walachei vorhabende Reiss zur adiuta 1000 fl.
DaitBugeben.
LXIX.
^Obreiben des ErsbiBChofs von Korinth an Monsignor Baldesohi
in Born, Warschau, 29. Jänner 1670.
Ans dem Archiv der heiligen Congregation de Propaganda fide in Rom.
Illustrissimo e reverendissimo signore mio padrone
osservandissimo !
Monsignore arcivescovo di Marcianopoli, vicario apostolico
4el vescovato di Baccovia e comparso qua, dice egli^ perch^
Hon ha veduta risposta ad alcune lettere scritte a me (che io
Hon ho' havute), nelle quali mi chicdeva Y autoritk del' r^
appresso il prencipe di Moldavia o che io operassi^ che il ve-
scovo di Baccovia restituisse le supellettili sacre levate dalla
chiesa e che coli' occasione, che egli e venuto qua, procurark
da questi personaggi qualche elemosina per risarcirc la chiesa
di Baccovia, che minaccia rovina. Io per6 depo avergli ris-
posto, che alli primi due punti, V avrebbe cgli potuto supplire
con an' huonio a posta, che portasse la lettera senza incom-
modarsi lui, al che non ha saputo replicarmi, ho creduto vero
ci6, che mi e stato dctto, che egli sia stato inviato qua da quel
prencipe a questo rc per interessi di stato. £sagera grande-
mente la miseria di quella chiesa, nella qualo dice non potersi
Satollare ne pure di pane di miglio e vivere in somma vita
infelicissima. Di vostra Signoria illustrissima e reverendissima
Varsavia 29 gennaro 1670.
üivotissimo obligatissimo scrvitore
G. arcivescovo di Corinto.
690
LXX.
Sohreiben des Peter Parehevioh an die Propaganda, Bako^
26. Februar 1670.
Ans dem Archiv der heiligten Congregation de Propaganda fide in Rom.
Generosissimi et reverendissimi signori padroni colendissimi^
E passato di gik un anno, che mi ritrovo nella provinci
di Moldavia per ordine e comando dell' Eminenze vostre, nelU-
quäle procuro eon li duoi tenui talenti acquistanie alia dao '
eseguij prontissimo V ordine delP Eminenze vostre; vedo pero
che a quest' hora mi si dilatano e differiscono le promesse fa
temi et li ajuti assignati alli vescovi in partibus. Piii volte
supplicata la santa Congregazione et a questi punti nh anch
ha risposta. La s. Congregazione non h solita di disperare
di abbandonare li suoi soggetti, ma gratiarli e consolarli. Spero
anche io essere nel numero di quelli^ essende la s. Congrega^
zione madre benigna^ quae nemini claudit gremium suum. Ani-
mato dunque da tauta clemenza humilmente supplichevole ri-
corro alla medesima come madre pietosa, vogli soccorrermi
con quel assignamento fattomi per la mia povera mensa e casa
per le mani di Monsignore nuntio di Polonia e del Padre Luigi
Maria, chierico regolare missionario e prefetto in Leopoli nel
collegio pontificio delli Arraeni. Questi mi mandarranno tutto
cio insino a Jassi, che dalP Eminenze vostre li sark consignato
et ordinato. Item significai non haver ne anche un calice e
pianeta per celebrare, nettampoco li vestiti da vescovo per
comparire. Supplicai ancora per alcuni libri et in particolari
delle Controversie. Di tutto cio ne supplico, se le vostre Emi-
nenze vogliono con il suo benigne favore soccorrermi, aiutarmi
e consolarmi in questo semiessilio, dove non habbiamo ne anche
il pane di miglio per satiarci. La benignita della s. Congre-
gazione h grande verso li suoi sudditi e le mie istanze sono
tenue rispetto alla grandezza di quella, alla quäle riverente-
mente inclinandomi resto obedientissimo e soggettissimo.
Deir Eminenze vostre reverendissime
humilissimo et divotissimo vassallo
Pietro Parcevich
arcivescovo di Martianopoli.
Di Baccovia li 26 febraio 1670.
il
591
LXXI.
^lief des Peter Parehevieh an den Seoretär der heiligen Ck>n-
R^gation de Propaganda flde, Monaignor Baldesehi, Bakov,
26. Februar 1670.
Aub dem Archiv der heiligten Confrregation de Proiiaganda fide in Rom.
niuBtriBBimo et reverendissimo signore osservandissimo !
Feci piü volte humilmente Tistanza alla benignitk della
B. Congregazione di propaganda fide, accii) compassionata del
mio esilio mi rimettesse quelli ajuti assignatimi giä dalla mede-
aima per il mio tenue mantenimento. Dico a vostra Signoria
illastrisBima et reverendissima e tacto pectore confesso^ imo
(quod maximum est) deuui ipsum contestor; come essendo un
anno paBsato, che mi ritrovo in questa provincia di Moldavia,
non ho ricevato ne anche un minimo quattrino di provento o
di ajiuto (in tal termine h ridotto questo principato), anzi ho
speso tutta quella V emosina fattami dall' auguBtiBsimo impe-
ratore dei Romani Leopoldo e per esservi Btata per tre anni
continui una insolita carestia, adesso ne anche habbiamo la
farina di miglia per satiarci. Vostra Signoria illuBtrissima et
reverendiBBima^ la quale protege, promove et abbraccia con il
carisBimo affetto quelli, che a lei di euere riccorrono, si com-
piacerky Bupplico, me ancora ricevere sotto la sua tutela e pro-
tettione, credere la mia necessita, la quale non essagero, e pro-
movere le mie pie istanze appresso la s. Congregazione^ vogli
benignamente soccorrermi con quel poco di ajiuto, che mi ö
Btato asBignato per il mio mantenimento, rimettendolo al Mon-
Bignore nuntio di Polonia et poi al Padre Luigi Maria, prefetto
in Leopoli del coUegio pontificio delli Armeni; in questa maniera
per li medesimi e dalli medesimi riceverä con sicurezza quello mi
Barä mandato dalla b. Congregazione. II tutto ne reciverö e rico-
noBcerö da vostra Signoria illustrissima et reverendissima, la
quale sa compatire alle fragilitk di noi altri tra i barbari educati.
Scrissi etiam alla s. Congregazione non havere nh calice
n& pianeta per celebrare, havendo subissato tutto il Monsignore
Rudcienski, n^ anco ho li vestiti da prelato per comparire, dove
fa bisogno con quel decoro e notitia di esser vescovo. Scrissi
etiam, mi volesse favorire la s. Congregazione di mandarmi
alcuni libri, che si stampano nel collegio, e particolarmente delle
Controversie, e quelli in particolare composti da un Padre
chierici regulär! missionario pure in Leopoli nel detto colle|
delli Armeni. Supplico di novo Vossignoria illastrissima e rer<
rendissima gratiarmi con il suo favore presso la s. Cod^<^3-
gazione promovendo le mie instanze et i bisogni. Restaru obl -»-
gatissimo appresso a dio et appresso li huomini di raconts^i*
gratia sua et gloriam suam proelamare.
Datum Baccovia die 26. Februarj 1670.
Di voBtra Signoria illustrissima et reverendissima
obligatissimo servitore
Pietro Parcevich
areivescovo di Martianopoli.
Adresse: A Monsignor Baldeschi, segretario della s. Con —
gregazione di propaganda fide.
LXXII.
Schreiben des Erzbisohofs von Korinth an N. (Monsignor Bal-
desohi) in Born, Warschau, 17. Mai 1670.
Aus dem Archiv der heiligen Congregation de Propaganda fide in Rom.
Illustrissimo e reverendissimo signore mio padrone
colendissimo ! .
Certo che Monsignore areivescovo di Martianopoli alli
26. di febraro non si trovava in Baccovia, ma dovea trovarsi
facilmente in Leopoli di ritorno in quelle parti, onde prego
vostra Signoria illustrissima a non far caso, ch' egli habbia
fatta quella data nella lettera scrittale da lui, massime chi
egli pretese di venir qua senza che costk si risapesse, e si rac-
comandö a me, accio io non ne scrivessi cosa alcuna alla
s. Congregazione et a vostra Signoria illustrissima faccio de
nunzia.
Varsavia 17 maggio 1670.
Di vostra Signoria illustrissima e reverendissima
divotissimo, obligatissimo servitore
G. archivescovo di Corinto.
593
LXXIII.
V'ertrag des Peter Parehevioh mit den Csiker Franciskanern,
Wodurch er ihnen das ehemalige Franeiskanerkloster zu Bakov
von Neuem übergibt, Csik, 2. JuU 1670.
^i^ton Knrz: Magazin für Qedchichte, Literatur und alle Denk- und Merk-
würdigkeiten Siebenbürgens, II, 1, Kronstadt 1846, p. 66 ff.
In nomine domini amen. IlluBtrissimus ac reverendissimus
dominus Petrus Parcevich, archiepiscopus MarcianopolitaDus,
^carius apostolicus et administrator principatus Moldaviae, in-
fpascriptis Patribus Franciscanis custodiae Transjlvaniae, deo
et divis inspirantibus, majori perpenso dei servitio et salute
animarum libere et sponte offert, revocat et introducit ad mona-
sterium Bakoviense in dicta Moldavia praefatos Patres Francis-
canos, si tamen Sacrae Sedi Apostolicae et aliis superioribus
placuerit^ cum ad praesens dictum monasterium sit episcopalis
residentia, olim vero conventus Franciscanorum provinciae
sancti Salvatoris de Observantia et custodiae Transjlvaniae^
a Margaretha quondam conjuge principis Moldaviae catholica,
filia principis Transylvaniae funditus erectus et a praefatis
Patribus Franciscanis a fundatione semper possessus et inhabi-
tatoSy prout nonmodo annalles et scripturae, sed adhuc homines
BQperstites Bakovienses testantur, se bene recordari^ quando
monasterium illud (hoc enim nomen usque in hodiernum diem
retinet) Fratres ligneos calceos gestantes possederunt et in-
habitarunt. Verum ob bellicos tumultus et temporum calamito-
Borum injurias Fratribus praefatis ad tempus inde Csikium re-
cedentibus dum desolatum remaneret, a Sacra Sede Apostolica
fnit spontaneo jure titulus denominationis episcopalis serenissi-
mis Poloniae regibus concessus. Quid autem et qualem fructum
episcopi Poloni a 70 annis in dicta provincia fecerint, reveren-
dissimus dominus Petrus Deodatus archiepiscopus Sophiensis
et reverendissimus quondam Marcus Bandinus archiepiscopus
Marcianopolitanus et administrator in dicta Moldavia ac aliae
fide dignae personae et missionarii plenam ac sinceram tam
voce quam scriptis sacrae Congregationi de fide propaganda
dederunt informationem^ imo ipsa provincia , principes et
694
barones non alio nisi lupi nomine dictos Polonos vocitant et
quodam natural! odio prosequuntur. Praesenti autem tempore
deo sie disponente et Sacra Sede Romana perbenigne annuente,
cum reverendissimus dictus Petrus Parcevics archiepiscopos
Mareianopolitanus natione Bulgarus in Moldaviensi dioecesi
vicariuB apostolicus atque administrator sit constitutus, salva
antecessorum suorum venia, in pastorali officio soUicitior et
industrior esse volens aptos ministros atque operarios nativos
tamquam zelosiores pro vinea domini Sabaotb excolenda pro-
videre cupit et meditatur, opportunius remedium non adinvenit,
quam monasterium Bakoviense Fratribus Franciscanis, ad quos
de jure olim pertinebat, consignaret redderetque. Quae quidem
consignatio ac restitutio sequentibus pactis ac conditionibas
facta est.
Primo. Si Sedi Apostolicae et superioribus Ordinis, ad
quos jam scriptum est, consensus et fundamentalis solidaqne
accesserit ordinatio et dispositio, removendo omne impedi-
mentum, quod ex parte PolonorUm evenire possit, pro quo
consensu habende fundamentoque ponendo etiam pluribus, si
hac vice non succederet, vicibus totis viribus et plenis ai^-
tisque calamis praefatus reverendissimus dominus allaborabit,
dictam Sacram Sedem Apostolicam et superiores per literas
informare; interea tamen Fratres Franciscani Csikienses reve-
rendum Patrem Stephanum Taploczai, nunc Guardianum con-
ventus Csikiensis, duabus vel pluribus vicibus pro aliquo tem-
pore ad Votum et necessitatem dicti reverendissimi Bakoviam
accedere ibique res disponere permittent.
Secundo. Ubi a Sacra Sede Apostolica et superioribus
solida ordinatio et consensus postulatus advenerit, teneantur
Patres Franciscani Csikienses juxta placitum reverendissimi
sive dictum Patrem Stephanum Taploczai sive alium ez-
pertum patrem-familias cum tot sociis Bakoviam transmit-
tere, quot ipse postulaverit et custodia unanimi consensu
dare poterit.
Tertio. Occupato monasterio a Patribus Franciscanis prae-
nominatis reverendissimus dominus vita durante ita liber ma-
neat et absolutus in disponendo ordinandoque tarn res omnes
domesticas intrinsecas quam extrinsecas, ut Guardianus nonnisi
ea quae reverendissimo domino placuerint probataque fuerint,
exequatur.
595
Qnarto. Quia posset Patribus post mortem reverendiBsimi
domini a ' consangvineis ac nepotibus suis suboriri perturbatio
^Hqua, testamentum reverendissimus dominus sanus existens,
Bi placuerity eondat, et e suis propriis et aequisitis bonis per
ii^dustriam cuicunque eorum vel alteri et quantumeunque etiam
^1 omnia relinquere voluerit, ipsius beneplacito stabit tamquam
^omini absolutio cum nihil horum ad Fratres pertineat; bona
^men ecelesiae et residentiae manebunt Fratribus Franciscanis
^nm vicario apostolico^ si ex ordine eorum fuerit assumptus,
videlicet: domus^ fundus, vinea, horti^ decimae, molendina et
Bimilia.
Quinto. (Quod deus avertat), si praefatus reverendissimus
dominus absque testamento et ultima dispositione ex hac vita
decederet; liberum sit vel nunc vel quando placuerit in prae-
sentia dicti reverendi Patris Stephan! Taploczai et aliorum fide-
dignorum virorum res suas proprias ostendere et suam volun-
tatem declarare, omnia illa volle et ordinäre: dari post suam
mortem suis nepotibus, praecipue Marco, qui ad praesens in-
servit, uti supellectilia, quae secum portavit, cistas, scrinia,
Btannum, vestes, equos et alia animalia sibi donata ac hujus-
modi res, ad quas habet absolutum jus et dominium, et hoc
Bub onere conscientiae illius, qui post mortem remanserit, ut
lioc modo tota lis auferatur et pax et tranquilitas stabiliatur
absque ullo recursu sive ad principem sive ad alios provinciae
ministros et officiales.
Sexto. Quandocunque reverendissimus dominus creaverit
pro meliori bono aut reverendum Patrem Stephanum Taploczai
aut alterum ex Patribus in vicarium suum generalem (hoc
autem nonnisi suo tempore fiet), non possunt Patres Csikienses
ad omne beneplacitum ipsum revocare; esset enim et inter
darum confusio et per totam provinciam discrepantia quaedam
propter crebram vicariorum creationem. Quod ut magis apud
omnes eluceat, haec praefata puncta sunt ex ambabus partibus
subscripta et sigillis commünita. Datum in Csik in conventu
Fratrum Minorum Reformatorum. 2. Julii 1670.
Nos Petrus Parcevich archiepiscopus Marcianopolitanus,
vicariusa postolicus et administrator principatus Moldaviae affir-
> Bei Kurs a. a. O. : ao, allein dieses dem 8inne nach unmöglich.
ArckiT. Bd. LIZ. 11. H&Ifte. 39
596
mamuB suprascripta puncta propria manu et sigillo commuDiS
virnuB. (L. S.)
Nos infrascripti Patres in praemissa puncta consentimu..^
et sigillo Custodiae firmamus. (L. S.)
Ita est. Fr. Bonaventura Karczfalvi diff.
act. m. p.
Fr. Didacus Coniganus sanctae
theol. lector et diff. act. m. p.
Fr. Franciscus Jegenyei custos
provincialis m. p.
Ita est. Fr. Casimirus Damokos per
regnum Transsilvaniae vicarius
generalis apostolicus m. p.
(L. S.)
LXXIV.
Bericht des Peter Parohevioh an die Propaganda in Born,
Bakov, 12. Juli 1670.
Kurz: Magazin a. a. O. p. 69 n. ff.
Eminentissimi ac reverendissimi domini domini patroni
colendissimi! Requiritur profecto, o purpurati Patres! quasi
continua residentia episcopi seu melius vicarii apostolici et ad-
ministratoris in provincia seu prineipatu Moldaviae; nam per
suam praesentiam facile trahit populum in suam sententiam,
id est ad veram fidem et cultum dei viventis; item verbo et
exemploy sibilo et paterna cohortatione concreditas sibi oviculas
et post se balantes ad Christi caulam laetus laetas adducit,
imo quod perditum est, adinvenit^ quod fractum ligat, quod
devium ad viam rectam dirigit et quod debile ac infirmum,
confirraat consolidatque. Hoc nos licet impares viribus ad hanc
residentiam a summo deo destinati et a sacra Sede Romana
expresso ordine missi et ordinati^ quantum potuimus, in ipso
ingressu sumus operati; multae enim catholicorum animae
tum propter pastoralem absentiam^ tum gravamina principum,
tum lascivas mulierculas a iide defecere et apostavere;
accessimus in hoc negotio principem^ accessimus metropoli-
tanum provinciae et dioecesanos episcopos schismaticos
Valachicos rem serio proponendo, obtinuimus ab omnibus
597
favorabiles literas, ut si qui ex nostris velint ad pristinum
catholicorum statum redire, possint et valeant. Nonnulli lacri-
Qi^ia et contritione, ita ut caeteros ad exemplum traherent, sunt
i^versi; attamen haue proficuam functionem solus episcopuB
P^r totam provinciam exeqiii non sufficit; requirit adaequatos,
^ptos et dignos operarioS; cum quibus et per quoB possit dignos
^■^ctuB poenitentiae animis Christianorum instillare; hoc ecqui-
^em et Bummus Romanus pontifex per eminentissimos Patres,
P^r epiBcopos et vicarios in toto orbe terrarum exequitur. Ex
Ptovincia nuUa fere subjecta exurgunt nee scholae frequentantur.
Insinuavi aliquoties, Patres Societatis a viginti annis nullas
^i'exisse scholas nisi trium vel quatuor puerorum tottidem pa-
Hter annorum syllabisantium. Magistri possunt teneri, sed modus
deest illoB nutriendi.
. De missionariis quoque sincere insinuavi, non esse ad-
aequatos et aptos pro hac provincia, cum nee lingvam calleant
Dec firmam stationem habeant. Adverto, quod s. Congregatio
sive Sedes apostolica conniveat sive respectum habeat corri-
g^endi sive reformandi, tunc ego non tantum ordinariam facul-
tatem episcopalem sed et pontificam et apostolicam plene concedo.
Populus clamat contra Polonos, non creditur mihi, petit
continuo nationales sacerdotes, non dantur. Nee ego sum Moyses
uut Elias, ut prodigia facerem, ut petram percutiam et fluant
squae. Mercenarius relinquit oves et fugit, pastor autem verus
ponit animam suam pro ovibus suis. Secundum tenuitatem ergo
judicii mei, intellectus et maturae considerationis non adinveuio
meliorem, tutiorem et salubriorem modum fidem catholicam in hac
provincia dilatandi seu dilatatam conservandi, quam ut sacra
Sedes Romana introduceret seu restitueret Patribus Francis-
caois de Observantia, nunc Reformatis nuncupatis, in sede
Sicolicali Csik Custodiae Transylvaniae existentibus conventum
Sakoviensem, sub qua Custodia erat dictus conventus Bako-
viensis a Margaretha quondam Transylvaniae principissa pro
dictis Fratribus funditus exstructus (in quo pro praesenti nos
Tesidemus), et eidem consignatus, de quo tractat eminentissimus
cardinalis Pazmanus in descriptione conventuum Franciscani
Ordinis sub corona Hungariae (die hier angedeuteten Worte
des Pater Päzman sind zu finden in ,Äcta et Decreta Sinodus
Dioecesanae Strigoniensis, Posonii 1629' Append. II. Seite 116
und lanten: ,Bako, in Moldavia, fundatum [Monasterium PP.
598
Franciscanorum] ab uxore Vaivodae Moldavi, filia Vaivodae
Transsilvani)^ et si informatio ab ordine petatur Seraphico^ in
cathologo antiquae provinciae sancti Salvatoris Hungariae dictns
conventus Bakoviensis clare reperitur. Ratio autem ipsa dictat,
dictos Patres esse introducendos: Primo propter lingvam et
nationem; notum enim est Eminentiis vestris^ omnes catholicos
per provineiam Moldaviae diffuses esse Hungaros petentes stii
idiomatis sacerdotes. Secundo propter vicinitatem et securi-
tatem; nam Czikio Bakoviam secundo die commode intratur^
item Bakovia Czikium, ita quod conventus Czikiensis Custodiae
Transylvaniae subministret necessitates Patribus Bakoviae
existentibus et in qualibet turbatione hostili refugium haberent
Bakoviam; si autem orirentur turbationes in Moldavia, refugium
haberent Czikium. Tertio. Omni tempore dicti Patres Francis-
cani providerent spiritualibus functionibus et necessitatibus illius
populi catholici excurrendo per parochias et provineiam^ verbum
dei disseminando, et unus custos commode regeret ambas pro-
vincias (er versteht die Moldau und Siebenbürgen)^ ita tarnen,
ut episcopus seu vicarius apostolicus cum dictis Patribus et
vivat et maneat et Function es ad ipsum pertinentes solemni
ritu exerceat, prout factum fuit novissime anno 1594-0, quo
tempore et episcopus et patres simul et manebant et vivebant
et fides augebatur, ut exstat in annalibus dictae Custodiae
Transsylvaniae : quod reverendissimus dominus Bernardinus Qui-
rinus ex Ordine Minorum de Observantia, quondam episcopus
Argensis, in Moldavia et Valachia una cum dictis Fratribus
in eodem conventu Bakoviensi cohabitabat, quorum opera in
obsequium fidelium fruebatur. Quarte. Quia in dicto conventu
Csikiensi sunt quidam Patres ex hac provincia (Moldaviae),
imo natione Armeni et Valachi, qua occasione possemus Ar«
menos, qui plurimi sunt in provincia, ad unionem attrahere;
nam ego deo duce jam animos presbiterorum Armenorum ex
parte optime disposui et non video contrarietatem aliam, nisi
quod diffugiant (um diese Zeit wanderten die Armenier nach
Siebenbürgen. S.: Engel, , Gesch. der Moldau' p. 275) propter
summas exactiones, quod contigit et nostris Hungaris et prae-
cipue in pago Forovdn, ubi erant 60 domus catholicorum, nunc
vero una vetula sexagenaria sola remansit. Idem fit in aliis
pagis et oppidis, et si princeps modernus (im Jahre 1670, als
dieses geschrieben wurde, war Duka Woiwode der Moldau)
599
perseveraverit in sua sede, procul dubio desolabitur tota Moldavia.
Haec Eminentiis vestris humillime^ sincere et teste conscientia
propoDO et exhibeo: Apud Eminentias vestras est plena facultas
negotium resolvendi ac decernendi. Episcopi Poloni^ et si cen-
tena juramenta deponerent Bakoviae residendi, nunquam tarnen
factis moraliter aut physice demonstrabunt; venient quidem per
tresy quatuor menses et quidquid alieno- sudore et industria
comparatum est; comedent et bibent et inde recedent. A 70 annis
edocta est s. Congregatio, quod nullus fructus sit ibidem per
eos factuS; sie fieret per 700 alios annos, nisi s. Sedes provide
providerit et nominationem Episcopi iterum ad se revocaverit.
(Das Bakover Bisthum war nämlich zu jener Zeit ein Bisthum
Polens^ folglich ernannte der König von Polen den Bakover
Bischof.) In Omnibus subjicio me s. Sedi apostolicae et vestris
EminentiiS; quas supplex rogo, velint se piam matrom, non duram
novercam mihi subjecto declarare. Dum eram Viennae^ per
crebras literas Eminentiae vestrae perbenigne omnem assisten-
tiam subsidium^ provisionem et necessitatibus communicationem
mihi promittebant; dummodo Vienna discederem et ad has
afflictas provinciarum partes advenirem; quod obedientissimus
feci; literao omnes extant apud me, sed jam tertius evolvitur
annus, nee ullas literas ab Eminentiis vestris recepi nee suffra-
gium et provisionem assignatam pro mea necessitate ullam habui.
Si patroni deficiunt, ad quem deberom recurrero? ad quem in
mea causa appellare? certe et tacta conscientia dico: diu^ noctu-
que laboro ac laboris ingenio invigilo, quomodo possim cultum
dei promovere, animarum saluti succurrere et relictas Christia-
norum reliquias conservare. De summo Pontifice et indulgentiis
editis ad has partes nondum quidquam innotuit; rogo Eminen-
tias vestras, ut sciamus caput ecclesiae esse insinuare velint.
(Papst Clemens IX. starb 1669 den 9. December — sein Nach-
folger Clemens X. wurde erwählt den 29. April 1670. — Diese
neue Wahl war, als Peter Parcevics diesen Brief den 12. Juli
1670 schrieb, demselben noch nicht bekannt.) Dum ego omnem
felicitatem Eminentiis vestris ab angelorum conditore apprecor
et voveo. Datum Bakoviae, 12. die Julii 1670.
* Sic! soll heiMen: die.
600
LXXV.
Peter Parohevioh ernennt den P. Stephan Taploosay su seine:
Goadjutor in der Moldau, Bakov, 12. Juli 1670.
Kurz a. a. O. p. 77.
NoB Petrus Parcevich dei et apostolicae Sedis
archiepiscopus Martianopolitanus, vicarius apostolicus et ad
ministrator principatus Moldaviae, nee non sacrae caesareo-re
gpiae et apostolicae Majestatis consiliarius, omnibus ac singuli^^
utriusque sexus Christi fidelibus salutem ac spiritum gratiae^
quantum in domino possumus, impertimur et apprecamur. Pa —
storalis sollicitudinis munus ac indefessa vigilantiae cura in-
tentos nos esse admonet et sollicitat^ quatenus vocatione, qu&-
a deo vocati sumus et a sacra Sede Komana missi atque in
provinciam Moldaviae in vicarium apostolicum et administra-
torem destinati, toto conatu circa Christi oviculas, nempe po-
polum Christianum nobis commissum invigilaremus earumque
saluti soUicite studeremus verbo et exemplo, operibos et co-
hortationibus ad caulam ecclesiae eos revocantes, foventes et
retinentes; ne per propra pastoris absentiam aut incuriam ab-
erantes a lupis tan dem dispergerentur ac raperentur. Totum
itaque pastorem ac fere omni tempore esse cum suis ovilibus
ratio ipsa requirit^ ut spirituali pabulo semper reficerentur, quo
nunquam carerent. Sed quia domestica negotia saepe saepius
alio avocant et ad regendam ac bene disponendam domum
distrahunt; advertimus nos non posse ob multas intrinsecas et
extrinsecas occupationes, distractiones ac continuas fere infir-
mitates utrique parti aeque satisfacere, deliberavimus aliquem
idoneum sacerdotem probum et patrem-familias providum nobis
adjuDgere et reverendis Patribus Franciscanis Csikiensibus tum
propter vicinitatem quam propter linguam Hungaricam aliquem
talem expostulare. Quod cum fecerimus, reverendum Patrem
Stephanum Taploczai actualem Csikiensem Guardianum vita^
moribus; exemplaritate jam probatum, ingenio, industria, vigi-
lantia curam doraus habentem, jam expertem gratiose obtinui-
mus, ut ad nos Bakoviam aliquando descendere absque ullo sui
conventus praejudicio possit et quae ad patris-familias tum in
spiritualibus tum in temporalibus attinent, pro modulo temporis
^dvigilet; qua de r^ eidem reyerendo Patri Stephane Taploczai
601
DOS qnoque facultatem liberam concedimus^ qua ad nos venire,
niorari, discedere ac praefatam domus nostrae BakoviensiB
curam sedulam habere, ordinäre, disponere, etiam in dicta re-
sidentia quam in aliis ubique locis apud omnes, prout opus
^Uerit et n^otia requisiverint, providere possit ac valeat. Quae
^t magis corroborentur, kas praesentes propria nostra manu
^^bscripsimus et sigillo communivimus. Datum Bakoviae in
^ostra residentia, die 12. Julii anno 1670.
Kos Petrus Parcevich, qui supra, affirmamus nostra manu.
(L. S.)
Ita est. Fr. Casimirus Damokos, per regnum Transsylvaniae
vicarius generalis apostolicus m. p. (L. S.)
¥lx eommuni consensu diffinitarii nostri, ut praemittitur, omnia
ncta sunt. Fr. Franciscus Jegenyei, custos provincialis m. p.
(L. S.)
LXXVI.
Peter Faroheviohs Schreiben an den Erzbisehof von Korinth
um dessen Fürsprache bei der Propaganda, Bakov, 16. Juli 1670.
AuB dem Archiv der heiligen Congregation de Propaganda fide in Rom.
Ulustrissimo et reverendissimo signore^ padrone osservan-
dissimo. Ho scritto piii volte da questa afflitta patria ' alla
8. Congregazione in questi due anni, che qui mi ritrovo, ni
mai fui degno di essere in parte alcuna con una minima lette-
rina di risposta da essa consolato; il contrario mi occorre in
questa provincia di quelle mi hoccorreva in Vienna^ dove ogni
settimana almeno una volta, si dalla detta s. Congregazione
come dalli particolari signori Cardinali benigniamente visitato
e con mille promesse e soccorsi animato di venire in questa
provincia; il che io prontamente facendo presi da quel .tempo
e le promesse fattemi e le assistenze promessemi e li ajuti
assignatimi. Anche con un paro di lottere a noi in egual tempo
dirette affirmava la buona intentione, la volontä et il zelo della
s. Congregazione^ poiche di tutti li molti afFari habbi la s. Con-
gr^;azione differito il favore di soccorrerci a la nostra necessitk
e non di sottrarcelo; perch^ sarebbe contro la caritä e contro
la mercede meritata dagli operarj; per il che supplico vostra
Signoria illustrissima et reverendiBsima [in cuius manibuB omnS
Bunt et dependunt omnia] bI compiaccia di promuovere talvol
le Dostre giuBte Buppliche et istanze appreBso la detta s. Coib^
gregazione, acciö udendo la necessitk moBsa a la pietä ordin
benigniamento, ci siano mandati li soccorsi, con i quali po
siamo proseguire il nostro ministero salutifero alla salute dell
anime fedeli di questa provincia.
La supplico inoltrO; vogli con il buo zelo promuovere i
negotio del Padre Fra Stcphano, accio poBsa disporre, teBtar
e lasciare li suoi beni, che nel secolo poBsedeva come bu(^
legitimo patrimonio, o alla chiesa e persone ecclesiastiche^
o alli suoi parenti od ad altre persone, che a lui parrk. Preg(^
parimente Vossignoria illustrisBima o reverendissima degnarsi
di notitiarci talvolta con le sue gratiose lottere, accio animati
piü volentieri ci occuperemo nel santo servizio del Signore,
levando dalla mente il pregiudizio d' essere dalla s. Congre-
gatione et altri nostri padroni totalmente abbandonnati.
Mentre io auguro a Vossignoria illustrissima e reveren-
dissima tutti li contenti delV animo e resto
Di Bahovia li 16 luglio 1670. di vostra Signoria illu-
strissima e riverendissima
divotissimo servitore
Pietro Parcevich,
arcivescovo di Martianopoli.
In der vom Secretariate der Propaganda herrührenden ursprünglichen
Ueberschrift dieses Briefes wird der Erzbischof von Korinth auch als 8ecretlir
der Congregation der Propaganda fide bezeichnet. Vermuthlich hat der ge-
nannte Erzbischof vor oder nach seiner Nuntiatur in Polen diese Stelle
inne gehabt.
LXXVII.
Schreiben des Feter Farohevioh an die heilige Ck>ngnregation,
Bakov, 20. Juli 1670.
Aus dem Archiv der heiligen Congregation de Propaganda fide in Rom.
Eniinentissimi ac reverendissimi domini domini ac patroni
colendissimi ! Quamquam Eminentiis vestris ante aliquot dies
bumillime scripserim et circa haue residentiam Bakoviensem
603
aliqiialem dederim informationem; quomodo et qualiter in poste-
nun coltuB divinus non tantum conservari sed etiam cum fide-
liam Christianorum salute per idoneos operarioB dilatari pro-
Poeui: nunc autem dum reverendissimus Pater Antonius
"^^igelinus conventualis et missionarius apostolicus in hac pro-
^incia Moldaviae in negotio missionis ad Nuntium apostolicum
^^ersaviam contendit, ideo tam affluentem oecasionem inter-
^^ittere nolui, quin vestris Eminentiis hanc humilem literulam
^^riberem sincereque notificarem, qualiter, cum sim solus in
*Uu$ residentia neque prae debilitate nimia corporis et continua
^<^^ valitudine podagrae non possum omnibus negotiis tam
^piritnalibuB quam temporalibus attentam diligentiam invigilare,
Hcceperim pro socio, coadjutore et cooperatore tum circa animas
cuitholicorum tum etiam circa occupationes oeconomicas domus
et residentiae hujus reverendissimum Patrem Stephanum Ta-
ploczai, oriendum vero ex parente Armeno, matre autem Hun-
gara, Patrem profecto tum vitae honestate tum morum puritate
tum vigilantia et diligentia praestantissimum, concionatorem
lirdentissimum; patrem-familias aptissimum et oeconomia dome-
stica probatissimum, actualem vero Czikiensis convontus Guar-
dianum, strictae Observantiae s. Francisci, multarum linguarum
«xpertissimum. Devotissime hac de re pro incremento spirituali
et temporali huius provinciae et residentiae vestras Eminentias
deprecor, velint eundem Patrem Stephanum Taploczai per unum
breve sive decretum mihi in Christi vinea concedere operarium ;
lioc namque et ipsi Patres Czikienses et praecipue reverendis-
simus Pater Casimirus Damokos, vicarius apostolicus per Tran-
sjlvaniam, exoptant et insinuant, ut dictum decretum a. s. Con-
^pregazione impetraretur, ne successores custodes possint dictum
fairem sub aliquo praetextu interturbare et in provinciam re-
^ocare cum damno harum ecclesiarum.
Item praefatus Pater Stephanus Taploczai, cum sit unicus
parentum filius, contra quorum voluntatem quoque religionem
8. Francisci ingrediondo habitum recepit, tum demum in novi-
^iatu existens voluit ante professionem de suis bonis haeredi-
tariis sedula cura disponere; Pater Guardian us autem tunc
temporis Czikiensis, nomine Nicolaus Gomlai, vir probatae vitae,
dixit Patri Stephano, non esse pro nunc necessaria ista bono-
rum dispositio, cum ille sit absolutus dominus et successor ut
legitimus parentum filius et qualibet die ac hora poterit prae-
604
fatam bonorum dispositionem executioni demandare; interuf^^^
professionem fecit et mater vitam deo reddidit; remansit paren.^^^
totaliter senio confectus, ipso quoque hodie cras morituru^^^)
omnia bona: domus scilicet, fundi quoque in tribus pagis, quos* -^^
habet; prata, molendina et supelectilia remanebunt. Hac d^^ e
causa humillime supplicatur, s. Congregatio velit tempestiv^^ e
cum uno brevi apostolico occurrere futuro damno^ antequan=^n
praefata bona haereditaria post mortem sui parentis dilaberentui^BC^
et ab aliis distraherentur, et praefato Patri Stephane concedei
facultatem, possit de illis bonis disponere, cum non ex ipsii
negligentia ante professionem non disposuerit de illis, sed e:
dilatione Gnardiani illius temporis. Lex quoque in Transjlyanu
non denegat religiosis cuiuscumque Ordinis posse quocumque
tempore libere possidere possessaque vendere, donare, legar<
et totaliter ad libitum disponere. Intendit quoque dictus Patei
Stephanus vita durante aliquid boni et facere huic dirutae ei
desolatae Bakoviensi ecclesiae ex suis bonis tarn in aedifica-
tione quam in apparatu ecclesiastico, tum etiam fundum all-
quem sive agros pro füturis temporibus ecclesiis et religioni
[sicut ante professionem libitum est] relinquere et legare. Ideo
praecipue supplicamus Eminentias vestras, velint cum illo per
unum decretum disponere^ quantumvis libere possit praefata
perficere^ ad iinem deducere et de suis haereditariis bonis
ad Votum disponere.
In bis provinciis et praecipue in Moldavia inundatio summa
aquarum a tribus mensibus propter diurnos et nocturnos den-
sissimos imbres et inauditas pluvias crescentium omnes segetes
puri tritici, silliginis, hordei, avenae et millii cujusmodi, quia
in aquis iacent et per nimias aquas disjectae maturescere non
possunt nee grana portant, item herba et gramina in pratis
vel non possunt crescere propter frigora et aquas, vel si cre-
verint falcem non admittunt, quia nunquam sol exsiccat et in-
calescit, vel etiam, quia fluvii ex propriis lectis exeuntes campos
omnes inundarunt et cum terra herbas et gramina exportarunt ac
arenam commiscuerunt. Item, quod mirandum est, in territorio Ba-
koviensi ad unam diem itineris fere tanta murum copia fuerit, ut
non tantum omnia hortensia cum ingenti damno et fructus et ar-
bores condescendendo et ramos dentibus excindendo consumpse-
rint in totum, verum etiam, quod peius, ipsum triticum in campis,
hordeum avenam et similia devastaverint et devoraverint: per-
605
terrefacti ex hoc casu incolae faraem et pestem ominantar: sie
Anno praeterito tanta vesparum copia in bis partibus tum in Tran-
sylvania fuit, ut in ipsismet domibus fenestris inclusis vix stare
poteramus.
Commendo zelo, benignitati et pietati vestrariun Eminen*
tiarum afflictum statum meum, neceBsitatem et paupertatem;
irelint cadenti suecurrere cum illis idoneis mediis^ cum quibus
posaim me sustentare in hac hocce tempore misera et exhausta
provincia; possent Eminentiae, quando dignarentur, transmittere
pecuniam ad dominum Nuncium apostolicum Warsaviensem;
nam ille facili negotio Leopolim ad Patrem Aloysium Mariam
Pidon dirigeret et ille facilius transmitteret. Supplico, nolint
me oblivisci nee derelinquere, cum ego prompte obtempera-
verim benignis mandatis Eminentiarum vestrarum, quibus
subsum et per omnia obtempero.
His humillime me commendo et vestris Eminentiis cuncta
prospera a deo ter optimo maximo exopto.
Datum Bakoviae die 20. Julij 1670.
Eminentiarum vestrarum
humillimus et obsequiens
Petrus Parcevich,
archiepiscopus Martianopoli.
LXXVIII.
7eter Parchevichs Schreiben an die Propaganda, ohne Datum
(Anfangs 1671).
Aus dem Archiv der heiligen CoD^i^regation de Propaganda fide in Rom.
Xminentissimi e riverendissimi signori et padroni colendissimil
Priego Bupplichevole da vostre Eminenzo il perdono;
«ome il servitore fedele al suo buon padrone, come il figliolo
«Ua sua pia madre, tanto piü, che di certo spero essere da
vostre Eminenze abbracciato et nelle mie giuste petitioni con-
solato con V assegnamento fattomi li 7 marzo delF anno 1656.
17on abbiamo verun apparato, non il calice, n^ il ferro per le
liostie, nh un rituale per battezzare et fare altre fontioni: le quali
io piü volte senza assistenza di alcun sacerdote canto le messe,
606
battezzo V infanti; introduco post partum in templum dei ^^
femine; sepelisco li morti; visito et do T estrema ontione
moribondi; fo Y esortationi, sermoni et altri simili esercizi; o
diverse cause, liti, querele del popolo et la cura continoa delB>
casa: non est meum loqui de me; et oltre li forestieri et
monaei Greci, quali in diversi casi et materie spessiino ve
gono da nie. La chiesa di Bakovia, eh' ^ unica et matrice
tutte; casca per V antichita n^ vi h un benefattoro al mond
il quäle con soli mille scudi la ristaurarebbe et perfettionarebb^ 4
mentre io vi sono, non perderei il tempo n^ li catholici fuggL —
rebbero con iscusarsi, che la chiesa li casca. Piü yolte ho scrittcr^
alla s. Congregazione, come li reggi di Polonia praetendun"'
habere ius nominandi episcopos et nolont habere ius defen^
dendi occlesias et immunitates illarum: perciö vi sono mill
disordini et ognuno perde V animo di servire. Supplico pe
tanto humillime le vostre Eminenze a perdonarmi et a con—
solarmi; mentre io vivo. Di vostre Eminenze
humilissimo et obedientissimo servitore
Petro Parcevich,
arcivescovo di Marcianopoli.
LXXIX.
Sohreiben des Feter Farehevieh an den IN'untiiiB in Folen,
Bakov, 7. März 1671.
Aus dem Archiv der heiligen Congrcgatioii de Propaganda fide in Rom.
Illustrissimo et reverendissimo signore et padrone colendissimo !
Sono mosso ex officio meo ad insinuare alla s. Congregazione,
la quale come madre zelänte et pia volesse provedere a tante
anime con li soggetti proportionati, habili, atti et sofficienti
nel coltivare la vigna del Signore ; concedendo H Padri Frances-
cani strictioris Observantiae de la Custodia di Transilungari
per piü cause et raggioni.
La prima ^, che tutto quasi il popolo catholico, che vi
h in Moldavia anzi nella Tartaria, k di natione Ungaro et park
la lingua Ungara: li Padri di Transilvania sono Ungari| par-
lano Ungaro, perciö sono dal popolo desiderati.
\
607
La seconda h, perchi molti Fadri di quella Custodia sano
etiam la lingua Vallacha per essere li loro padri di questi
luoghi.
Terzo fe per la vicinanza, perch^ da Bakovia mia resi-
denza al convento di Czik sono sole doe giornate di Camino;
et da Sabrianiy dove intendono fondare il convento sono tre
giornate et a me una piccola; onde vi sarebbe communicatione
et corrispondentia tra gli uni et gli altri et il passo libero.
Quarta h per la disciplina et osservanza religiosa doven-
dovi essere sempre alli occhi dei loro superiori con molta edtfi-
catione dei secolari.
Quinta h facilmente alF hora per Y educazione^ che have-
rebbero li figliuoli delli Fadri ; molti si farebbero sacerdoti et in
questa maniera si moltiplicarebbero gli operarij et la religione
Vera fiorirebbe et si conservarebbe senza che venissero gli altri
muti da si lontani paesi con grande dispendio et poco frutto.
Sesta h per la consolatione dei popolo, il quäle di gran
lunga abbraccia li sacerdoti della lingua propria, che pere-
grina. Per il che quando vengono da me a chiedere il sacer-
dote, dicono in quello modo: ^Monsignore vi preghiamo^ ci
diäte un prete della nostra fede'; quasi non 6 catholico, se non
sk la lingua Hungara. Inoltre assai piü volentieri vengono le
feste alla messa^ sentono le prediche et si confessano piü spesso,
perch^ nel linguaggio Ungaro possono esprimere il senso, dove
nel Vallaco mancano le parole: adunque in ciö si deve dare
la sodisfatione al detto popolo, la quäle conferisce il bene alle
anime. Et perciö dio et la s. Chiesa ci manda in qua per
sodisfare al popolo in spiritualibus.
Settima h perch^ spesso passano per Sabejanti gli able-
gati et ambasciatori di Folonia, di Transylvania et di altre pro-
vincie per ordinario catholici; questi potrebbero raccomandare
alli baroni et alli prencipi dominanti et impetrare da essi per li
detti Padri qualche gratia. Cosi etiam per altre molte ragioni. In
tutta la provincia sono otto parochi, tre preti secolari, doi con-
venti di missionarii, un Padre Franciscano, il resto li Padri
Gesuiti. Questi sono canonici et il clero dei vescovo et questi
sono discosti uno dalF altro una, doi, tre et quattro giornate — .
Va a consecrare adesso gli oli santi nel giovedi Santo, alla
Pasqua non vi sarebbe niuno nella sua parocchia et tutta la
settimana santa dovrebbero essere assenti.
608
Inoltre essendovi detti Padri nella provincia, potrebbe ^^
vescovo celebrare talvolta con la mitra, havendo V assisteO^^
dei sacerdoti; dove che io non posso fare nissuna fontioH^'
perch^ non ho nessuno. Molte volte canto la messa solo^ battez^^^
sepeliscO; introduco le femine post partum, visito gli inferacmi»
fo li sermoni, perchfe il sacerdote et paroco unico, che vi i, 1^
mando le feste per li villaggi, una e doe giomate discosti, oltf*^
la cura domestica della casa et di tutto il popolo.
Si compiaccia vostra Signoria illustrissima et reverexB'
dissima credere, come in questa afflitta Moldavia non gostianm^
sollievo di sorte.
Si priega pertanto istantemente vostra Signoria illastri^"
sima et reverendissima da me et dalli detti Padri [giacchfe \^^
s. Congregatione per facilitare il negotio retta dallo spirit^^'
Santo prudentemente a lei il tutto rimette], vogli promuover^^
questa opera si pia et si utile, la quäle cede a mag^or gloru
di dio et alla salute di tante anime.
Tutto il bene, che provenira, riconoscerk questa provincia
questi operari et questo popolo da vostra Signoria illustriagima
et reverendissima.
Considerandosi perö illustrissimo et reverendissimo signoi
lo stato d' oggi [il quäle non era n6 V anno passato, nife gli anni
passati] et gli aggravi del moderne prencipe, ^ et quasi la ti-
rannia, che usa con li vasalli; et anche considerandosi li appa-
recchi che si fanno et gli ordini che si danno per la guerra
Ventura, non vi fe modo, che in tali turbolenze, nel dominio di
questo prencipe et in simil tempo si habbi a fare progresso ^
alcuno in detto negotio. Fuggono quasi tutti gli habitatori della
provincia, si ritirano in Turchia, in Russia, in Transilvania,
in Vallachia et sopra le alte montagne ascendono et nelle den-
sissime selve a guisa di animali selvaggi si nascondono. Onde
giudichiamo piü a proposito soprasedere alquanto del tempo
et osservare, si ira regis quiescit.
Priego adunque io servitore, vostra Signoria illustrissima
et riverendissima con ogni riverenza et premura, vogli per il
vivo zelo et ardente caritk, che ha nella propagatione della fede
anzi conservatione di quella, ottenermi dalla s. Congr^atione
de Propaganda fide et dal reverendissimo Padre Generale di
^ Duka 1667, zuerst sechs Monate, dann zum zweiten Male 1669—1678.
609
Araboeli, mi dino per adesso con un'decreto partioolare doi
Padri della Custodia di Transilvania. Uno h il Padre Stephano
Taploczai, li cui progenitori sono di queste parti. Paria Ungaro,
Yallaco et Latino; h buon predicatore et economo. L' altro k
il Padre Fra Francesco a Derventa Bosnense, il quäle gik anni
sono ha servito a questa provincia; di buona vita et costumi,
obediente et osservante; parla li tre linguaggi di sopra et di
piü in Slavo lingua nativa. Di questi doi prego et quanto
prima, se vi h possibile. La Custodia 6 contenta, ma senza
r espressa in scriptis licenza delli sopradetti superiori non ar-
disce di danneli. Quando si compiacesse Vossignoria illustris-
sima et riverendissima scrivere sua auctoritate (giacch^ la s. Con-
gregatione in tutte le occorrenze si rimette a Vossignoria
illustrissima et riverendissima et questa mia petitione rimetterk,
ma anderebbe a longo), una letterina alla detta Custodia, che
di subito mi dessero questi doi Padri, farebbe Vossignoria
illustrissima cosa a dio gratissima et alle anime utilissima.
Altrimenti ni per la Quaresima nh per la Pasqva, la quäle
secondo il vecchio calendario sara li 23 d' aprile, haverö li
sacerdoti, acciö sentino le confessioni et faccino altre fontioni
nella chiesa: di questo priego sommamente, perchfe vi i una
somma necessitk.
Prego inoltre Vossignoria illustrissima compiacersi scri-
vere alla s. Congregatione, ci mandi stipendio et la mercede
con il proprio sudore acquistata. Siamo pieni di debiti et
mangiamo il pane lacrymarum et questo di miglio Chi
sta bene non si muove. L' esortare ad andare inter barbaros
et starvi attendere et operare, sudare et fatigare, tutti sano,
massime li grandi, ma il fare quelle esortano o rari o nisuno.
Supplico etiam Vossignoria illustrissima et riverendissima
(et e punto considerabile) volersi affatigare et interporre il suo
zelo, valore et ardore appresso il presente serenissimo rh di
Polonia, acciö scriva sua Maiesta una lettera di raccomman-
datione a questo prencipe, ma in buona forma, raccomandando
anzi deffendendo il suo jus spirituale, che ha in questa pro-
vincia secondo li patti et le costitutioni antiche: perch6 si-
amo totalmente oppressi et strapazzati dalli scismatici. Quelle
Maiestati di Polonia vogliono habere jus nominandi, eligendi
et mittendi episcopos, et non vogliono havere ius deffendendi
episcopos, sacerdotes, aecclesias et aecclesiarum immunitates; et
610
per questo vanno in nfina le chiese et il popolo, et li sacerdot^
non ponno mantenersi n^ sossistere.
La chiesa di Bakovia^ residenza dei vescovi, la qual^ ^
matrice di tutte le altre, in breve per T antichitä e contim.«^^
pioggie in tutto cadera et con essa il tutto finirä et li ve8C(^^^*
li sacerdoti et il popolo insieme; n^ si trova al mondo ^k:^^*
huomo di dio, il quäle rinovasse la memoria santa delli an^^'
nati per conservare queste reliquie dei catholici.
Si fondano altrove per le cittä et per le terre senza a^l'
euna necessitk con spesa di centinaia, di migliaia di scudi ^^^
archi trionfali, li eolossi et le statue. Si inalzano li pallo:^^''
superbi et le superflue machine — et qui si abbandonano % ^
chiese vecchie, la casa di dio di soli doi o tre milla scudi A-<^
durare per 300 altri anni, con grandissimo discapito dei cult^^^
divino e deir anime di Christo.
La s. Congregazione (non so per quäl fine) con un decret^ ^^
et altre lettere •particolari rimette li vescovi di queste parti i s^
tutte le occorrenze alli signori Nunzi apostolici. Vostra Signori — ^^
illustrissima e riverendissima mi perdoni, se io per esseguir-^ ^
r ordine dalli superiori datomi confidenteraente a Lei ricorr -^
et acceno alcune particolaritk necessarie et verissime suppl^^"
cando il zelo et il ardore di Vossignoria illustrissima com ^
di sopra in tutto.
Not^ qui non sappiamo^ sc si e fatto il papa et chi fe fatt(]K===^*
II giubileo non ci si manda. Argomento evidente^ che li
droni hanno poca cura degli Orientali, ad aggravarli et a
stigarli vigilantissimi. Non sappiamo, se il Monsignore Nunti^^ ^^
di Polonia fe quello delF anno passato o Y altro. Pare che noi^ ^^
havesse il titolo di Adrianopoli. Delle altre cose parimenti no^K: ^^
sappiamo, che si fa al mondo. Habitiamo tra gli orsi et tra ^
lupi secondo il detto : ^ulula cum lupis, si cupis esse lupus^ ; dell^ ^^
nuove particolarmente di Polonia, di Germania, di Ungaria, d -^&*
Venetia, d* Italia, di Francia, Spagna et altri regni appressc*^ '^
di noi non vi k nuova alcuna.
Supplico Vossignoria illustrissima et riverendissima darmi:
parte massime dei nostro imperatore et dei serenissimo r^
Polonia, si intendunt bonum publicum. Li baroni di quesi
provincia desiderosi di sentire il bene commune spesso mi ad-
dimandano credendosi, che io habbi le relationi da Vienoa ei
altrove. Prego etiam vostra Signoria illustrissima, degnarsi dr
611
consolarmi piü spesso con le sue gratiosissime lettere. Da Wer-
savia a Leopoli vi i la posta^ in Leopoli h un Padre Superiore
et preffetto nel Coileg^io degli Ärmeni ; quegli con ogni facilitä
indirizzara le lettere per Camenez et per Jassis. lo intanto
resto augurando a Vossignoria illustrissima et riverendissima
il festivo alleluia con la promottione delli suoi meriti et le vivo
di vostra Signoria illustrissima et riverendissima obedien-
tissimo et divotissimo servitore Pietro Parcevich arcivescovo
di Martianopoli.
Di Bakovia li 7 marzo 1671.
LXXX.
Schreiben des Peter FarehevlGh an die heilige Congregation
de Propaganda flde, Bakov, 26. April 1671.
Ans dem Archiv der heiligen Cong^gation de Propaganda fide in Born.
Eminentissimi et riverendissimi signori et padroni clementissimi.
Nel giorno della santissima Annuntiata li 25 marzo se-
condo il vecchio calendario finita che haveva la messa, nell'
entrare in casa mi fu da un' Armeno data una lettera delP
eminentissimo signore Cardinale Barberini, prefetto della s. Con-
gregazione de propaganda fide, scritta li 1^ gennaro con la be-
nigna impositione, detti io la ragione alla detta s. Congregazione
sopra le notizie datele, per qiiale causa habbi ricusato di con-
ferire gli ordini e di dare le dimissorie a Pietro Vuolf; alunno
giä in Fermo. Doi punti mi sovvennero di subito: il primo ^
la prudentissima consideratione della s. Congregatione il non
havere creduto al supposto; il secondo k la malitia del soggetto,
il quäle io amo sinceramente e volesse dio, ne bavessi ima
dozzina tali del paese e della lingua. Ma Pietro Wolf in tre
anni, che sono in provincia, mai ^ venuto da me a dimandare
gli ordini, ci6 proverö col medesimo soggetto a sua confusione:
Pietro Wolf non V ho visto, se non una volta in Kutnar, dove
k nato, mentre andai a consecrare un' altare. II Pietro Wolf
allora non aveva gli anni; il Pietro Wolf era ignorante in quel
tempO; nä haveva etiam li buoni principi della grammatica ; et
il s. Paolo mi ripprende: ,Nemini facile imposueris manus/
perch^ dalla gioventü et la ignoranza ne nascono mille difetti.
Archiv. Bd. LIX. II. Hftlfle. 40
612
H Pietro Wolf sono doi anni, come si ritrova in Pola^iÄ
agli studi, et il soggetto deve essere presente per essere con-
secrato.
Haverei tuttavia superato le sopradette militant] diC^'
coltä, quando il detto Pietro m' havesse richiesto; mi ha si \p^^
pregato, che lo raccommandaBsi agii studj in Polonia, come
fatto; puote attestare ci6 il reverendissimo Padre Luigi,
fetto delle missioni nel Colleggio Armeno in Leopoli, il qua>l^
in gratia mia T ha ricevuto in detto Colleggio; parimente coif>
una efficace lettera 1' ho raccomandato al Monsignor suffiragan^^
di Leopoli, volesse [appresi prima le fondamenti almeno et 1^
notitie delli casi di coBcienza necessarissimi ad un parroc^^l
promoverlo ad sacerdotium; sopra che ho ricevuto la cortesi^^-
sima risposta dal medesimo Monsignore; che cosa potevo fai — ^
piü a questa vigna? Perch^ dunque molesta dolosamente L -^
8. Congregatione? Ma ecco eminentissimi padroni la maliti^^
in qua latet anguis; dicono questi tali, che per un decreto [d^^^
quäle ho esposto le settimane passate all' Eminenze vostre] no:
subsunt come alunni della Propaganda alF ordinario loci o
altri cuiuscumque auctoritatis sint: onde per non riconoscer-
quelli n^ prestarli cum jur^^mento in susceptione ordinum 1' ob<
dienza scrivono alla s. Congregatione con Y intento et il dis
corso fallace supponendo, che questa motu proprio li darä
subito la facoltä ampla in scriptis, acciö possint ordinari
quocumque antistite catholico in quacumque provincia et loco
ordinati poi che sono, vengono nella provincia e dicono: ,Noi:
siamo alunni, con noi nissuno ha da fare, solamente la s. Con — ^'
gregatione'; e da qui nascono disordini e scandali, come soncia^ ^
nati et restaranno inpressi nella mente delli savj, commessi: ^^
dal Padre Vito, il quäle interrogato dal prencipe e dalli ba-
roni, perch^ lia battuto, ligato publicamente e messe nelli
un religiöse, come & lui, e non haveva rimmesso questa causa
al vescovo, il quäle h di persona in questa provincia, sciocca*
mente ha risposto: ,11 vescovo non ha da fare niente con essi
noi'; che maggior scandalo di questo? Bella dottrina,' che in-
segnano : queste parti sono diverse del tutto da queste d' Italia^
dove fiorisce il catholicismo; dum fueris Romae, Romano vivito
more. Qui sono li baroni, i quali dottamente hanno studiato
in Polonia, in Venetia et in Roma; questi sono restati grave'>
mente offesi e scandalizzati, ma assai piü gli idioti^ i quali
613
Bono e tengono, che il vescovo h capo sopra tutti, e particolar-
mente il vicario apostolico.
La settimana passata vennero da me aicupi cittadini di
Baia querelandosi contro il Padre Vito, il quäle ha pigliato li
argenti della chiesa per il salario che pretende di alcuni anni;
io se lo cito, non comparirk, giacchfe non mi riconosce; se noa
lo cito, il popolo si adombra e scandalizza, perde il concetto,
il rispetto et il timore, perch^ come dico, in queste parti diversa-
mente si procede: mi rimmetto alla s. Congregazione, qaello lei
ordinerk, io debbo fare in causa tale et accusa.
Supplicai le vostre Eminenze, mi concedessero per un
decreto il Padre Stephano Taploczai assai requisito dal popolo
per r ajuto spirituale loro: non vi ^ in tutta la provincia un
sacerdote Ungaro; essende tutti li catholici Ungarin desiderano
aprire le coscienze nella lingua nativa: e perciö supplico di
nuovo r Eminenze vostre per il medesimo.
Le settimane passate consecrai da 10 altari portatili publi-
camente. Vi furono etiam alcuni monaci Greci ritus, li quali
perche io non havevo il pallio, dicevano me non essere arci-
vescovo n^ metropolitano; anzi anche dei nostri non solo seco-
lari, ma etiam ecclesiastici dubitano per la medesima ragione,
allegando che il Monsignor quondam Marco Bandini nelle simili
Bolennitk adoperava il pallio: ci6 non si supplica per qualche
vana gloria, ma per cohonestare il grado ecclesiastico e togliere
dalle menti humane V apprensione sinistra. II sommo Ponteiice
dispensa sopra li Canoni et maggiori cose; questa essendo una
cerimonia, piü facilmente si puote dispensare, piacendo a sua
Santitk et alla s. Congregatione, la quäle supplico per la detta
dispenza. Attendo la clemenza della s. Congregazione, si com-
piaccia soccorrermi nella presente povertk et necessitk.
Alcuni non contenti d' essere con grandissima difficoltk
ottenuti dalla s. Congregatione d' essere di laici di cucina fatti
sacerdoti e con nuove difficoltk et istanze impetrati di poter
dare voto neir elettione et essere eletti di poi per la mera cle-
menza di detta s. Congregazione sublimati al vescovato, machi-
nano nuove fantasie e pretenzioni d' ascendere all' arcivescovato,
dove non li tocca, non essendo di natione: nasce solamente
confusione nel clero, nelli conventi e nel popolo. Cosi mi vien
riferito e scritto dal convento di Csik^ havendo il Monsignore
Casimiro di gik promesso la promotione al vescovato di
40*
614
TraiiBilvania ad un Padre, il quäle sperava essere prima dd
detto MoDsignore Casimiro promosso, onde li rimprovera tal-
volta, havere promosso se stesso et non gli altri. Sarebbero
molte cose da Bcrivere nel detto proposito.
Resto humilisBimo suddito di vostre Eminenze et pro-
fondamente m' inchino.
Di Bakovia li 26 aprile 1671.
Humilissimo vasallo
Pietro Parcevich,
arcivescovo di Martianopoli.
LXXXI.
Schreiben des Peter Parchevich an den ü'untius in Polen,
Bakov, 26. April 1671.
Aus dem Archiv der heiligen Congregation de Propaganda fide in Rom.
Illustrissimo e reverendissimo signore, padrone mio
observandissimo.
Doi o tre volte ho scritto a vostra Signoria illustrissima
e reverendissima, dandole qualche notitia delle oppressioDi,
tirannie et indicibilc poverta delli miseri habitatori di questa
afflitta provineia di Moldavia et anche insinuai la necessitk
delli sacerdoti Ungari di Csik dcsiderati dal popolo catholico.
Credo che vostra Signoria illustrisBima per le relationi,
che giornalmente da diversi Bente, sappi bene il stato di queste
parti; et oltre le continue esationi vi k adcBBO il terrore per
la guerra, che minaccia, onde vi sark Y incursione delle nationi
e barbari; giä molti cominciano a fuggire e molti a cercare
le tane e nascondigli nelF aBpre montagne
Prego VosBignoria illustriBsiraa e reverendisBima devotamente,
vogli come Nuntio nostro [al quäle Roma in tutto ci rimette]
interporsi con la sua Bincera relatione apprcBSo li padroni, ehe
a noi non li crede; e sentendo la s. Congregatione dalla rela-
tione del Nuntio Äpostolico la veritk, ai muova alla pietji di
Boccorrerci in tanti bisogni, e aii ugualmente o almeno con la
decima parte universale sopra di noi.
615
VoBBignoria illustrissima non pigli a male, perchä scrivo in
mezzo foglio; nella provincia non si fa la charta et in Bakovia
ne anche si ritruova. In Jassi tre baiocchi un foglio.
Prego Vossignoria illustrissima e reverendissima conso-
larmi talvolta con le sue lettere e con qualche ajuto per caritä
per insino, che la s. Congregatione mandi la pensione e Vos-
signoria illustrissima si pagherk allhora di tutto. Sono totalmente
nella necessitk, un quatrino non ho di entrata. Con che humil-
mente la riverisco e mi raccommando.
Supplicai vostra Signoria illustrissima per il Padre Ste-
phane Taploczai, mi si desse per ajuto di queste anime; sup-
plico di nuovo per il medesimo; non ho un sacerdote della
lingua Ungara et il popolo volintierissimo si confessarebbe ad
un tale.
Humilissimo mi inchino a vostra Signoria illustrissima e
reverendissima et auguro di euere le pienezze dell' animo.
Di Bakovia li 26 aprile 1671.
Di Vossignoria
divotissimo servitore
Pietro Parcevich
arcivescovo di Martianopoli.
LXXXII.
Schreiben des Peter Parchevich an den ll'untius in Polen,
Jassy, 3. December 1671.
Ana dem Archiv der heiligen Congregatioii de Propaganda fide in Rom.
Illustrissimo et reverendissimo signore^ padrone
observandissimo.
Son venuto in Jassy chiamato con grande istanza per
espresse lettere. et un messe mandato dal popolo di Jassy e
di Cotnari; ende coraposte che havero qui la lite et le dis-
sensioni, andarö a Cotnar per fare il simile: ma dubito, che
n^ qui ne colä farö cosa bona, per alcuni capi molto altieri,
quali nh li vescovi n^ la s. Congregatione riconoscere vogliono.
Questo moderno prencipe ha soppressa la libertk et le
immunita delle chiese et delli ecclesiastici, tolti li beni eredi-
tarj et dati alli Valachi: ha violato il ius spirituale, quäle
616
hanno li siereDissini] vegi di Polonia; in questa provincia si sono
impoverite le ehiese et li ecclesiastici ; ho supplicato di questo
anche et pregato, si proveda; nessuno cura, nissuno provede.
Ho scritto et fedelmente esposto la nostra ultima povertk,
miseria et afflittione alli padroni supplicandoli, ci ajutino^ soc-
corrino et mandino la provisione; ci6 non vogliono sentire,
turano le oreechie alla povertk et godono il patrimonio delli
poveri et noi famelici restiamo: mostrano il zelo aereo et in
sostanza fumus et umbra: mandare le persone vecchie a tante
tribolazioni con mille promesse, e poi nissona si osserva, etla
persona si dispera. Frego vostra Signoria illustrissima et rive-
rendissima, si proveda a tanti errori et cuilibet detur jus suum.
M' inchino et resto
Di vostra Signoria illustrissima et reverendissima
divotissimo servitore
Pietro Parcevich,
arcivescovo di Martianopoli.
Da Jassy li 3 dicembre 1671.
Lxxxm.
Peter Farohevioh bestellt bei seiner Abreise aus der Moldau
den P. Stephan Taploczai zu seinem Gtoneralviear, BakoT,
10. März 1673.
A. Kurz: Magazin etc. a. a. O. p. 79.
Nos Petrus Parchevich dei miseratione et Sedis aposto-
licae gratia archiepiscopus Martianopolitanus, administrator ecde-
siae Bakoviensis ac per regnum Moldaviae vicarius apostolicoB
dilecto nobis in Christo patri Fratri Stephane Taploczai Or-
dinis Minorum strictioris Observantiae, exdiffinitori; conciona-
tori, theologo ac monasterii beatae virginis Mariae visitatae in
Csik-Somiyo Guardiano benemerito salutem in domino. Quem-
admodum necessitate et urgenti harum partium negotio coactus
ad serenissimum Poloniae regem mihi cundum sit indeque for-
tuna favente ipsam . etiam sacram Congregationem accedere^
nolui hanc ecciesiam desolatam sine pastore et debita provi-
sione orbatam relinquere. Cum igitur ipsa experientia proba-
verim suam Paternitatem reverendam huic loco totique regno
profuturam esse, eo quod magno zelo; tum pietate, bona vita.
617
exemplaritate, tum denique in rebus agendis dexteritate prae-
ditain noverim, ut et de facto propria manu et sigillo diffini-
torii Custodiae Transsjlvanicac ac simul reverendissimi vicarii
generalis apostolici Patris Casimiri Damokos testatum habeo;
ac proinde liarum vigore suam Paternitatem reverendam con-
stituo in vicarium generalem per regnum Moldaviae praecipiens
Omnibus et singulis ecclesiasticis personis ac iidelibus nostris
utriusque sexus in virtute sanctae obedientiae, ut te tamquam
eorum vicarium legitimum et pastorem recipiant et cognoscant
debita submissione obsequentes. Commendo subinde ipsi cel-
sissimo principi ac magnatibus regni Moldaviae, ut manum
auxiliatricem^ omnem favorem et tutelam vobis impertiantur,
copiosam a deo mercedcm receptm'i. Datum in residentia
nostra Bakoviensi anno domini 1673, die vero 10. mensis Martii.
Nos Petrus Parchevich; qui supra, confirmamus propria
manu nostra. (L. S.)
LXXXIV.
Schreiben des Erzbischofs von l£artianopel, Peter Parohevich,
an den Erzbischof von Neo-Caesarea, Monsignor Mario Alberioi,
apostolischen Nuntius in Wien, Wien, 29. September 1673.
Aus dem Archiv der heiligen Congregation de Propaganda fide in Rom.
Undecimo aetatis meae anno patriam ac parentes relin-
quens in Italiam me ad studia contuli et Laurethi in Collegio
Illyrico per Septem annos grammaticae humanitatique operam
dedi ibique casus conscientiae ac philosophiae cursum de-
Bcripsi et audivi; meis autem commilitonibus et condiscipulis
propter provectam aetatem in patriam reversis ego Romam a
superioribus fui avocatus et sub reverendissimo Patre de Lugo
societatis Jesu postea eminentissimo Cardinali et sub reveren-
dissimo Patre Leone Santfi ]*eliquas scientias absolvi, tandem
sub domino Joanni excellentissimo sapientiae doctore canones
inaudivi : quibus absolutis fui a sacra Congregatione de Propa-
ganda fide in Bulgariam remissus, ubi a reverendissimo domino
Petro Deodato archiepiscopo Sophiensi servatis servandis ad
sacros ordines inclusive fui promotus et illa eadem septimana
cum reverendissimo quondam Marco Bandino archiepiscopo
^
618
Martianopolitano, vicario apostolico et principatus Moldavi^ 1 ^
administratore in Moldaviam tanquam missionarius me contvui
ibique per decennium cum diclo domino archiepiscopo in vin^
domini cum Budore ac manuum nostrarum opere, ut pan^^
comederemus, elaboravi; nam et vicarius fui praefati et tißcS^^
tarius et capellanus et confessorius et Cursor et olitor, qiE^
tota provincia contestari poterit.
Defuncto praenoininato domino archiepiscopo ego a s. Ccf* *'
gregatione de fide propaganda tempore suae Sanctitatis papae I ^^'
nocentii X. Romam fui evocatus, quae plurima edidit decreta; vr:^^
licet immeritum in illis et cum iliis in locum demortui archiep ^'
scopi cum beneplacito suae Sanctitatis perbenigne substituit ^^^
creavit cum vicariatu tamen et administratione dicti principatc^^^^
Moldaviae Quo [papa] postea mortuo in Sedem apostc^^^
licam fuit inauguratus beatissimus pater Alexander VII; quc^ — ^
dictam sacram Congregationem promovit et auxit ac post du
sive tres menses quatuordecim episcopos creavit, inter quo
ego fui, quamvis indignus, ad hanc dignitatem promotus e
brevi tempore juramentis et aliis depositis ac consecration
dominica passionis apud s. Silvestrum monialem per eminen
tissimum dominum Cardinalem Franceoti impressa deosculati
pedibus suae Sanctitatis ac benedictione recepta ad Oriente
movi et hoc fuit anno domini 1657. Iter ad orientalem plagant — *
accepi cum illa intentione et a s. Congregatione facta promo- —
tione nempe adrainistrationis Moldaviae. Interim quidam de "^
dicta 8. Congregatione confundentes archiepiscopatum Martia- ^
nopolitanum antiquissimum, cum hoc tempore illa civitas non
detur a parte rei sed merus titulus, quem eccicsia Romana
conservat, cum episcopatu Moldaviae, negotium fuit pro tunc
protractum usque ad meliorem informationem ; et hoc maximum
damnum intulit et populis carentibus pastore et mihi absque
dioecesi aberranti.
Interim Viennam transeundo ab augusto Ferdinande III.
colendae memoriae post multas datas rationes, ne protervus et
prudentior viderer, fui ad Cosacos Zaporovienses missus, qui
rebellizantes, multas aerumnas inferentes et sanguinem inno-
centium effundentes regem Poloniae, antemurale totius Christia-
nitatis totaliter delere conabantur. Viennam reversus statim
8. Congregationi de propaganda fide humillime scripsi et so-
quentibus annis per plurimas literas, quae possunt clare videri
619
sapplicando, ut me occuparet in servitio animarom et dictam
provinciam Moldaviae per decreta destinatam concederet; nun-
quam ad tot litteras ullum responsum habui.
Interea temporis quidam religiosus Bernardinus Polonus
Romam ivit et episcopus Bakoviae post biennium creatus fuit;
tone ego manifestius scripsi^ quod ille nunquam resideret Ba-
koviae. Novi enim multos episcopos Polonos idem fecisse^ et
supplicavi, ut hac oecasione dictos episcopus me vicarium de-
clararet cum residentia in Moldavia; hoc etiam impetrare non
potui; clare ex meis literis originalibus patet. Ne otium inuti-
liter tererem^ dominus episcopus modernus contulit mihi unum
decanatum in Moravia^ ubi plurimi latitabant haeretici; quid ibi
fecerim, dicat ipsemet dominus episcopus^ ipsius capitulum,
parochi et totus districtus; poterit etiam eminentissimus do-
minus Cardinalis Caraffa^ si voluerit, dare de vita et moribus
relationem sinceram, ita ut non uti monachus aliquis, sed uti
monialis obclusa ex omni parte interim Viennao et alibi nullam
recreationem habendo sed tanquam gemebunda columba socio
amisso meo statui condolendo. Idem poterit^ si placuerit^ emi-
nentissimus dominus Cardinalis Spinola secundum conscientiam
suam contestari; qui ex gratia sua saepe me ad se evocabat,
discurrebat et de multis interrogabat; probavit itaque vitam
meam et habilitatem sive ineptias meas: illo tempore reperie-
batur Viennae dominus Grcgorius Ghyka, princcps Valachiae,
quasi exul; quem in meo tugurio tum receperam et per con-
tinuum discursum dicto eminentissimo de Spinola cooperante
et Christo domino spiritum veritatis concedente ad fidcm ca-
tholicam traxi et praefato domino Cardinali praesentavi; in
cuius manibus professionem fidei cum iuramento et satisfactione
totius aulae edidit, quam defacto sincerissime in corde nutrit
et servat; tunc etiam temporis fuit ad Cardinalatum illustrissi-
mus Nuntius Spinola assumptus et Uomam vocatus ibique
s. Congregationi de fide propaganda ac summo Pontiiici Cle-
menti IX. felicis recordationis sinceram de vita^ moribus^ doc-
trina, zelo et desiderio me ad partes orientales conferendi et
deo pro salute animarum cum vita et sanguine inserviendi
[relationem dedit?].
Complacuit suae Sanctitati tanquam communi parenti^ tali
tanti viri relationi benignas praebere aures, et illico demandavit,
ut breve apostolicum cum vicariatu et principatus Moldaviae
620
administratione mitteretur. Quo humiliter recepto nulla int;^^'
posita mora per Danubium discessi Moldavia usque, ubi i^^^^
6 integros annos continuo mansi.
Et non Bolum circa depravatos mores, repudia, coneu^^^^'
natus, bigamias et polygamias more schismaticorum et pn^^^
cipue circa animarum salutem viribus et conatu tote elabora- --^
sed etiam manibus propriis ligone accepto terram fodieban==^7
ut possem saltem gramina; quibus vescerer, habere, et saep:::^^®
saepius pane miliacio non poteramus saturari pro magna inopis
nam reverendissimus dominus Rugniski episcopus Polonus ci
30 famulis et equis Bakoviam veniens omnia consumpserat
calicem, patenam, crucula argentea ac apparatus abstulerat
oppignoraverat, quae de facto consumuntur apud creditorei
Omnia haec tarn de me, quam de aliis tota provincia et ipsim<
schismatici barones ac principes pleno ore requisiti contestoi — •
buntur, nam laus propria in ore vilescit.
Ego in adventu meo tyrannum generice principem inveni— — >
a quo libertatem officiis meis impetrare non potui; interiKr:::^^
quae erant facienda, caute faciebam. Hoc per 4 annos duravit:
Interim Tartaricae incursiones et oppressiones continuae, Tur-
carum moles assidua, ita ut contributionem debuissem ex Omni-
bus, quae saeculares dant et pendunt, vi dare et pendere^ nulh
habita immunitatis et paupertatis consideratione ; contestetui
ipse populus admirabundus. De afflictione, timore, fuga L
hyeme, fame et siti, nuditate et frigore nihil loquor, nam luc<
ipsa sunt clariora.
Oborta tandem anno praeterito Turcarum tempestate^^^
4000 millium (sie!) praeter infinitos camelos, mulos, boves,
bubalos ac equos et capto Cameneco, totius fere Europae em-
porio et regni Poloniae clavi, intumuit Mahomethus et pei
Valachiam ac Moldaviam sibi cum inenarrabili ruina ac damno-
provinciarum viam stravit, ita ut per continuum fluxum et re-
fluxum in Poloniam eundo et inde redeundo fere desolatae
iaceant. Non volentes populi orientales ac principes Valachiae
et Moldaviae amplius tyrannicas ruinas prae oculis semper
habendo tantum ac tale iugum sufferre, unanimi sensu atque
consensu animis et armis, intentione ac resolutione potius vitam
relinquere et sanguinem effundere intendunt, quam incessanter
mala pati et videre ac itaque capta occasione multis conside-
ratis rationibus me ambo principes supplicarunt, quatenus pro
621
deo, pro religione et pro patritiis hoc onerosum ac inultis re-
pletum periculis et aeruninis iter ad supremos Christianos prin-
cipes et beatum patrein Romanum Pontificem et ecclesiarum
universarum pastorem^ ne et ecclesiae nostrae deperirent et
Christianorum animae disperderentur per tantas afflictiones,
assumerem.
Quia vero haec omnia ego et vidi oculis propriis et
expertus sum verba et verbera meo corpore et in tuguriolo
parvulo Stramine antiquo contecto complures Turcarum saevissi-
morum successione per sex integres menses cum admiratione
omnium baronum et modern! principis, qui ideo mihi bene
affectus declaratur et multa indulta promittit, recepi^ instantiis
illorum iustis ac Christianitati proficuis condescendi et principi-
bus Christianis quantum potui in Polonia et Germania generosas
resolutiones et animos ac arma parata Orientalium omnium
proposui et hac divina occasione af&uente suppetias, si possi-
bile foret; imploravi, cum expresso ordine etiam beatissimi
Papae Komam cum literis credentionalibus et informatione
yerbali adeundi
Sum in fide catholica per divinam commiserationem et
natns et educatus; non facile locum do diabolo; perversionis et
desperat! onis datur certe maxima causa, ansa et via. In portu
naufragium patior et ubi mercedem in mea senectute pro tot
a 50 annis serv!tiis praestitis et sudoribus ac laboribus exant-
latis, praemium, laudem, amplexus, consolationem et refrigeria
aspirabam, ib! cruces, secures, carceres, odia, malevolentiam et
expulsionem dcsperando quasi experiri adverto. Sum subiectus
pedibus Romanae ecclesiae, faciat cum innocente, quod voluerit,
et senectutem cum veritate opprimat. Non deero interim me
circa animarum salutem occupare et officio a deo, ab ecclesia
comisso vita durante secundum tenuitatem meam fungi. Quid
debebo respondere principibus, quidnam summus Pontifex, caput
universale, ad instantias factas responderit et resolverit, dum
via ad ipsum obcluditur et sinus absconditur; ego ipse nescio,
nee illuc propter dedecus et ignominiam reverti contendam:
Bcio tandem scandalum inde eventurum et damna: nam di-
versae sunt provinciae meae mores, consuetudines, conditiones,
authoritas et potestas principum et aliae hujusmodi. Sapientis
est non solum praeterita et praesentia sed etiam futura sa-
pienter considerare. Dum me illustrissiraae et reverendissimae
622
(Dominationi) suae humillime offero et cum etc. hamiliBsünoB
86rvus
Petrus Parcevich
archiepiscopuB Martianopolitanus.
Viennae, 29. Septembris 1673.
Die Lücken dieses Schreibens finden sich so in der vom Secretaritt
der Propaganda erhaltenen Abschrift.
LXXXV.
AuÜBelohnung des Seoretärs des Ck>llegio in Venedig,
10. November 1673.
Ans dem k. Staatsarchiv in Venedig. Esposizioni Principi filza 28.
Venuto alle porte del eccellentissimo Collegio un prete et
affacciatosi a me segrotario infrascritto mi ricercö, se V eccel-
lentissimo signor ambasciator Morosini in Vienna haveva scritto
cos' alcuna in proposito di Monsignor arcivescovo di Marcia-
nopoli. lo li risposi; che non sapevo alcuna particolaritä. Sog-
giunse, si ritrova gionto in questa cittk e dcsidererebbe sapere,
se H sarebbe dato alloggio e fatto trattamento, come have?»
praticato la Maestä delP imperatore e se sarebbe stato ricevato
come ablegato tenendo letterc doi principi di Valacchia e Mol-
davia, dicendomi che Monsignor stesso bramava^ che il tutto
facessi penctrar al governo. II che riferto agli eccellentissimi
signori Savii hebbi in commissione da loro Eccellenze di ri-
sponderli: Che Monsignor arcivescovo sarebbe stato ricevuto
cortesemente et accolto come arcivescovo ; e che circa Y alloggio
e trattamento non si haveva alcuna notitia dalF eccelentissimo
signor ambasciator Morosini, n6 csservi simile pratica. Onde
parti con dirmi, che haverebbe tutto riferto.
623
LXXXVL
Au&eiolinuiig des Secretftrs des Ck>llegio in Venedig, mit Peter
Farcheviohs überreichter Denkschrift, 5. December 1873.
Ans dem k. Steatsarchiv in Venedig a. a. O.
Venuto neir eccellentissiino Collegio V arcivescovo di Mar-
tianopoli e fatto sedere al laogo solito pariö nella sostanza del
memoriale, che lasciö et 6 il seguente: Dicendo di piü se a
vostra Serenitä paresse di destiDanni qualche suo ministro^
per quello oecorresse trattare, starö attendendo li suoi motivi.
Intanto le eredentiali, che presento^ faranno fede di quanto ho
espresBO alia Serenitk vostra. Rispose 1' excelientissimo signor
Stephane Sagredo, consiglier di maggior etk in absenza del
serenissimo principe: ^Con piacere havemo veduto la per-
sona Vossignoria reverendissima in questo luogo per le degne
ben note condizioni della sua persona da noi molto stimata.
Sopra quello ha rappresentato haveranno questi signori eccel-
lentissimi li loro maturi riflessi e li faranno sapere quello
oecorrerä. Assicurandola intanto, che sarä sempre intesi da
noi con soddisfattione li progressi deir armi Christiane e che
per quello riguarda gli effetti di pietä non si mancherä delle
proprio risolutioni^
Con che levatosi Monsignor arcivescovo suddetto fatte le
Bolite riverenze parti et uscito dalla porta diede a me secretario
una scrittura dicendo, che non haveva voluto frammischiare il
negotio publice con Tinteresse suo particolare, che vivamente
et efficacemente raccommandava al serenissimo prencipe, la
qnale ricevuta da me ^ la segnente:
^Serenissimo prencipe! Li doi prencipi modemi di Valao-
chiae Moldavia di animo, di arme, di etä^ di valore e prudenza
cospicui con i popoli Orientali della Servia e Bulgaria, Tracia
e Macedonia per vendicarsi nelF antica libertk Cristiana tanto
a proprio beneficio quanto per la propria causa di tutta la
Christianitä si sono generosissimamente risoluti di voler piü
tosto una volta gloriosamente lasciar la vita e sparger il sangue,
che continuamente viver penando. A tal fine donque per
ftcuotere dalle cervici loro il duro e tirannico giogo Ottomano
a me con grandissime instanze in questa etä senile misero avanzo
624
di continua infirmita, infelice bersaglio di viaggi disaggiosi ^
dispendiosi hanno commesso il ricorrere in loro nome alle co-
rone e principi Cristiani e principalmente alla vostra sere-
nissima republica a contestare la loro gloriosa e generosa ri-
soluzione^ a supplicare, vogliano li detti prencipi e corone
Cristiane, il vostro regio e serenissimo leone Veneto concorrere
a queste pie e sante azioni.
* AI tempo perö de loro preziosi concorsi non dovrä essere,
prima chB non odano havere li detti prencipi e popoli Orien-
tali eon le armi in mano versato il sangue nemico o nelle
proprio provineie o verso le parti settentrionali, ove pretende
annidarsi il tiranno. Oggi per all' hora si implora da questo
serenissimo e felicissimo trono V impegno della publica fede,
che vedendo incamminate quelle de sopradetti confederati, *mo-
verk ancor essa le sue armate e per terra e per mare^ si alla
recupera de suoi legitimi regni^ come alla diversione delle forze
Ottomane.
2. Li detti popoli Orientali in ogni tempo hanno dimo-
Strato maggior afezione alla serenissima republica di Venezia;
piü che ad altri prencipi e monarchi e sempre piü vivamente
bramano ricoverarsi al coperto del suo rettissimo dominio;
esemplare di ogni piü venerabile libertä; appoggiati ugualmente
et alla sincera oblazione di unire per la vicinanza le proprie
forze; se non al totale risarcimento e ricupera de' vostri stati
marittimi, almeno alla sicura guardia e manutenzione dei pos-
seduti et al riaprire il commercio si delli mari Bianco e Nero,
comQ anche di tutto il Danubio, che irriga le soprascritte pro-
vineie fino a Vienna.
3. Bramano li detti popoli inoltre dalla Serenitk vostra
per fermissimo sugello di quanto promettono, un stendardo con
le impressioni della serenissima Adriatica maestk, acciö pre-
valendo, come si credono, in mano di Iddio tutte le vittorie
contro il nemico comune, possano gloriosamente spiegare le
vostre insegne, a cui tutte quelle provineie e nazioni ambiscono
piegare con volontaria e sommessa ubidienza Y arbitrio e ac-
comunare con fedelissimo vassallaggio le loro vicende. Grazie.
625
Lxxxvn.
Des Fürsten Feter Stephan von der Moldau Empfehlungs-
schreiben für Feter Farohevich an die Bepublik Venedig,
Jassy, 29. Hans 1673.
AxiB dem k. Staatsarchiv in Venedig a. a. O.
Serenissime princeps, domine gloriosissime!
Justa ardentis desiderij comiseratiO; quam serenissima
Veneta tenet respublica; ut videret Orientales populos in pri-
stinam et avitam libertatem reintegratos — prout anteactis
temporibus eidem Serenitati per certum ablegatum miserabilis
dictorum populorum Status pleno expositus fuit — iam hocce
tempore celesti plane, immo divina fortuna affluente, comple-
mentum, ut hostilia arma et occupata tenerentur et distrahe-
rentur divisa, quatenus negotium, quod intenditur, faciliaretnr,
optime declarare posset. Et prout tunc temporis serenissima
respublica generosis illorum applaudebat resolutionibus, nunc
maxime et concurrere et applaudere deberet. Ratio enim multo
praestantior et efficatior in favorem militat, nam nos dico etiam
cum dictis populis et animis et armis sumus inviolabiliter uniii.
Summe cum dispendio omuium rerum, erario et gloriose
tante nobilitatis sanguine in proprio sinu per tot annos experta
est serenissima respublica incomparabile damnum. Deinde in
Transjlvania, in Ungaria et novissime cum totius Christiani-
tatis evidentissimo periculo tantarum ruinarum dolentissima
spectatrix fuit. Ne ergo haec tanta ac talis pestifera Ines ulte-
rius serperet, unitis votis Serenitatem vestram rogamus, velit
et Serenitas vestra concurrere et resoluta avita bona ac regna
sibi recuperare et officia in commodum communis Christian!-
tatis cause pertransire in gratiam tam pie tamque sancte tum
nostre tum populorum resolutionis. Nos autem et contestamur
bene dispositos dictos populos conservare et animatos animare,
dum Serenitati vestre felicissimos successus et veras prosperi-
tates apprecamur et manemus
Serenitatis vestrae
humillimus servus et amicus
Petrus Stephanus,
princeps Moldaviae et alter
Datum Jassiis die 29. Martij 1673.
Die Unterschrift des Fürsten der Walachei fehlt
626
LXXXVin.
Decrmoldauischen GteneralBHabbasiesko Eiiipfelilung:s80hreib6n
für Feter Farohevich an die Bepublik Venedig, JasBy,
28. März 1673.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig: a. a. O.
Serenissime princeps, domine colendissime!
Saepe saepius, prout occasiones affluebant^ ab anteces-
soribus provinciarum harum principibiis ac Orientalibus popol^*
fidel Christiane monarchis necnon serenissimae reipublicae V^'
netae amor, fidelitas, generöse resolutiones, desideria et v^^
ipsa per certos ablegatos fuit plenissime contestata. ResC^^'
vissent se utrique dicti monarchae et opus attentassent sal**^'
tare, nisi vel civium discordie sive vicinorum prineipum pr»-^"
pedisset doniinandi libido. Ad bonum fortassis magis utilis^^
disposuit hoc deus, temporum factor et vicissitudinum ; nam ^
multis saeculis tarn praeclaram et non praetermittendam oec^^'
sionem ac fortunam non viderunt patres nostri^ qualem moA- ^
divinam Hercule unitus Oriens experiri sibi congaudet; surr"^*
et principes et populi ad ecclesias erigendas paratissimi.
ramus, quod et serenissiraa respublica coneurret ad hune piui
conatum et alios excitabit, me huraillimo servo validi exerciti
Generali existente.
Dum felicitatem omnem apprecor et maneo
Serenitatis vestrae
humiilimus servus
Gregorius Habbasiesko,
exercitus nostri Generalis.
Datum Jassiis 28. Martij anno domini 1673.
LXXXIX.
Schreiben des Feter Deodat, Erzbiachofs von Sophia» an dii
Bepublik Venedig, Kiprovaz, 15. März 1673.
Aus dem k. Staat^arcbiv in Venedig a. a. O.
Serenissimo et gloriosissimo principe!
Hora piü che maj per alcuni evidenti segni il popolc^
Orientale^ fondatamente stabilito nelli loro generosi pensieri &
627
legne intraprese di liberarsi dalla darissima servitü, procura
oto conatu per aggevolarne il successo, eccitare le principi
I!hri8tiani a secondare con li loro aiuti e soccorsi cosi pie e
(ante deliberationi, tanto piü che vi sono li doi satrapi uniti
:ra di se e con il detto popolo animis et armis. Ricorrono per
juesta yolta alla serenissima republica supplichevoli, vogli
)88a per il proprio interesse delli perduti regni tenere occupate
e forze del nemico et etiam eccitare et animare altri principi
I fare il simile. Fortunatissima occasione si rappresenta e di-
rina per certo dispositione e voluntk ci si manifesta; la qaale
ie hora tralasciaremo, meritamente ci si dirä: ^perditio tua ex
te Israeli Supplirk il latore nel resto^ mentre io humilis-
»mo resto
Alla Serenitä vostra
devotissimus servus
Frater Petras Deodatus^
archiepiscopus Sophiensis.
Di Chiprovaz li 16 marzo 1673.
XC.
Peter Faroheviohs Gtoauoh an den Dogen um eine öffentliohe
Anerkennung für sich und seine Familie, ohne Datum, prä-
sentirt Venedig, 5. Deoember 1673.
Aas dem k. Staatsarchiv in Venedig a. a. O.
Ser^nissimo prencipe!
A piedi di vostra Serenitk per la terza volta comparso
Pietro Parcevich arcivescovo di Marzianopoli, vicario aposto-
lico et amministratore nel principato di Moldavia a pro della
publica causa della Christianitk, a beneiicio di questa serenis-
sima republica per li oggetti ben mille volte rinomati. In
[juesto giorno, in questi miei ultimi anni di vita comparso a
[}uesta serenissima Maestk depo le publiche esposizioni sog-
^iungo r humiliatione delle mie suppliche private, concernenti
a consolare nella mia famiglia i disaggi, gli incommodi, i
dispendi di si lunghe e passate peregrinazioni, disposte ad
animare il misero avanzo di mia vita al complemento di si
laborioso maneggio. U erario vastissimo delle sue Grazie,
ArehiT. Bd. LIX. U. Uftlft«. 41
628
che fino dentro le nazioni piü incognite sl predica inesausto,
solito profondere con beneficante liberalitk a sollievo delü
oppressi marche di onore^ h sapplicato ben ancora per trionfo
specioso dei publiei aggradimenti ne miei nepoti i miei posteri;
acciö possano o meco insieme o da me disgionti respirare
questo cielo serenisBimO; contrasegnati e priviiegiati dalle gra-
tuite impressioni delle vostre serenissime Grandezze.
L' augustissima casa regnante del sacro Romano imperio
decorö con regij attestati e con publiche assegnationi i miei
Budori; cosi non dispero vedere autenticato da questa vostra
invittissima Potenza la viva speranza della mia inflessibile
Yolontä, che ardentemente bramo stringer V arbitrio di tutto
r Oriente in un fascio di scettri per la forma tessitura del trono
giustamente dovuto a vostra Serenitk. Grazie.
XCI.
Protocoll der Sitsning des venezianiBchen Senats mit Besohluss
über die dem Erzbisohof Feter Farohevioh zu ertheilende Ant-
wort. In Pregadi, 7. Deoember 1673.
Ans dem k. Staatsarchiv in Venedig. Deliberazioni del Senato filza 316.
Che fatto venire nel CoUegio 1' arcivescovo di Marciano-
poli le sia letto quanto segue senza dargliene copia.
Monsignor reverendissimo. Con piacere ha inteso il senato
il di Lei arrivo in questa cittk e quanto ha esposto dei gene-
rosi pensieri de' principi e loro adherenti, che 1' hanno spedita.
Le lettere, che ci ha rese contenenti li stessi sensi, si sono
havute nella dovuta stima da noi, che bramiamo ardentemente
secondato il valore e degne risolutioni de' principi medesimi
da prosperi avvenimenti e progressi in vantaggio del Christia-
nesimo, quali come vengono da noi di vivo cuore augurati^
C081 saranno sempre intesi con nostra somma soddisfazione e
contento per il comun bene. Tali sentimenti, che provengono
dal religiöse animo del senatO; si compiacerk testificare non meno
a prencipi suddetti che al Generale delP esercito et a Monsignor
arcivescovo di Sophia con significarli, che si sono molto gradite
le loro lottere; et alla persona sua, che ci h riuscita accetta,
auguriamo prosperitk di viaggio accertandola della nostra piü
particolare propensione verso ciascun suo interesse.
629
E da mö sia preso, che a\V arcivescovo di Marcianopoli^
che ha portato lettere del principe di Moldavia e d' altri; siano
dati in dono ducati doicento, buona Valuta per una volta tantO;
da esserli fatti capitare da Savij del CollegiO; come meglio loro
parerä.
161, 1673, 7 dicembre in Collegio
8 — 17
4 — 1
~ 2.
Alessandro Bernardo segretario.
xcn.
Schreiben des Feter Farohevioh an die heilige Congregation
de Propaganda fide, Venedig, 0. Deoember 1673.
Aus dem Archiv der heiligen Congregation de Propaganda fide in Rom.
Eminentissimi, reverendissimi miei padroni gradevolissimi.
Sono giunto a Venezia per il publice bene della Cristia-
nitk, per la fede e religione catolica, per le immunitä della
chiesa e per la salute delle anime, ne perirent ma sicure ritor-
nasserö alP ovile di Cristo ; giach^ si apre una fortunatissima
e divina occasione nelF Oriente. Con le lettere ed istruzioni
date dai principi e popoli Orientali per venire a Roma e pre-
sentarle per molte cause al sommo Pontefice ed alla s. Con>
gregazione de propaganda ed esporre a bocca i segreti, affidare
i quali nella carta non si possono. Prima dunque di eseguire
mi viene insinuato dalli illustrissimi Monsignori di Vienna e
Venezia, portarne una previa notizia alle Eminenze vostre e
ritrarne prima il loro buonissimo assenzo; cosl io con sua be-
nigna permissione possa esporre in questa sacra Curia tutti i
pib gravi interessi, ripatriare con consolazione dei popoli sud-
detti e con aggradimento dei principi; si publichino in quelle
provincie sempre piü le benedizioni a piena esaltazione dclF
onor di dio ed a perpetuo decoro della regnante pietk di co-
teste ponteficato.
Tanto non dispero ottenere e mi umilio di vostre Eminenze
umilissimo e divotissimo servitore
Pietro Parcevich,
arcivescovo di Marzianopoli.
Venezia 9 dicembre 1673.
41*
630
xcni.
Schreiben des Peter Farohevioh an den Fräfeoten der Gon-
gregation, Cardinal Fürsten Barberini, Venedig, 9. Deoember
1673.
Ans dem Archiv der heiligen Cong^egation de Propaganda 6de in Rom.
Celsissimo e reverendissimo principe, signore padrone
graditissimo.
Vostra Eminenza nelli presenti malagevoli tempi non solo
6 occupata nei publici e gravi affari dello stato temporale e
spirituale, ma come Cardinale e cardine della s. chiesa Bo-
mana e come prefetto della s. Congregazione de propaganda
fide, molto piü 6 occupata e gelosa della fede e religione cat-
tolica, della salute delle anime e della gloria di dio in diverse
parti del mondo. Onde non tanto io quanto li principi e li
popoli Orientali supplichevoli ricorriamo a vostra £minenza
riverentemente in visceribus Christi pregandola^ non voglia
permettere, che la chiesa santa in questa congiontura mi
chiudi il seno, quem nemini claudit; n& mi si impedisca la via
di Roma; non tanto per essere passati gik anni diciotto, che
non vi sono stato, quanto per le lettere e Y istruzione datami
dalli prencipi da presentare et esporre a nostro Signore et alla
detta s. Congregazione de propaganda fide, come si compiaceii
vostra Eminenza di udire a bocca li secreti communicatimii
li quali alla fragil carta commettere non ardisco et a tal fine
opero con la vita e con il sangue et mi affatico di aprire la
libertk delle chiese et a propagare la fede in questa si santa
e divina occasione. Grandi ammutinamenti, odij e deferenze
nascerebbero per certo nelF Oriente nell' udire, che Roma
nieghi V addito alli arcivescovi, che portano pondus diei et
estus et travagliano die noctuque nella vigna del Signore. Spe-
riamo essere accolti dalla s. Congregazione e non ributtati,
essere premiati e non maltrattati, esacerbati e disperati: sumos
quoque filii liberae et non ancillae. Per oviare alle tumulti,
che nel mio dispettoso ritorno (per non aver potuto presentar
le lettere e baciar li sacri piedi a sua Santitk) potrebbero
nascere, rinonciarö V arcivescovato e tutti li mei titoli aerei^
tanto piü che son pieno di debiti, e mi ritirarö in qualche
631
solitudine per fioire in pace il breve corso, che della vita mi
resta; ogni quäl volta vostra Eminenza^ come prefetto della
Congregazione e zelante della religione cattolica, non si com-
piacera di benignamente insinuare a Monsignor Nuncio di Ve-
nezia^ che io per pochi giomi venghi a Roma per le suddette
cause; e qui con augurarle interminabili felicitä a yostra
Eminenza, le bacio il sacro manto, riprotestandomi
Di yostra Eminenza
humillimo e divotissimo servitore
Pietro Parcevich
arcivescovo di MartianopolL
Venezia 9 dicembre 1673.
XCIV.
Schreiben des Feter Parohevioh an den Präfecten der Pro-
paganda, Cardinal Fürst Barberini, Venedig, 19. Jänner 1674.
Aus dem Archiv der heiligen Congregation de Propaganda fide in Rom.
Eminentissimo o reverendissimo signore o padrone graditissimo.
II piü sensibilo ramarico^ che io senta neir infermitä, che
mi tiene inchiodato a letto^ proviene dal vedermi prolungata
la tanta sospirata consolazione di presentarmi ai piedi della
Santita sua et avanti alP Eminenza vostra; come in questa
settimana ricevo la benigna sua permissione^ la cui pieta h il
piü valido sostegno della vera e cattolica religione. Per tem-
poräre dunque gli affanni del mio euere risolvo di prevenire
con presenti umilissimi caratteri e sodisfare in parte alFin-
combenza inpostami da serenissimi prencipi di Valachia e Mol-
davia^ col raccomandare al potente e pietoso patrocinio dell'
Eminenza vostra la causa della religione Christiana col suo
efHcace mosso alla Santitä di nostro Signore, in questa con-
giontura la piü propezia, che se gli possa mai porgere dal
cielo. La vittoria concessa dal dio delli eserciti e padre delle
misericordie alle armi Polacche coli* ajuto fedele et opportunis-
simo de' suddetti alle rive del Niestr (Dniestr) coli* espugnazione
di Chozimo 6 accompagnata da circostanze cosi prodigiose, che
beno apparisce un colpo della divina destra per abbattere la
632
Buperbia di colui; che gik stava ponendo il giogo boI coUo et
il piede suila faccia dell'unico antemurale della Cristianitk,
il nobilissimo regno della Polonia. In fatti stk in pottere dei
Cristiani il rintuzzare non solo V orgoglio nemico e vendicare
nelle parti della Podolia, Valachia e Moldavia il sangue im-
menso di tanti credenti e gli oltraggi inferiti ai sagri altari di
Giesü CristOy ma ancora di ristabilire di Ik del Danubio nelle
vaste provincie della Bulgaria e del Mamero i stendardi del
Redentore. E' perciö il fiore e nervo della militia delF inimico
sotto il ferro Cristiano. La peste non reca a Constantinopoli
minor strage e spavento. La costemazione dei barbari non
puot essere maggiore. I Cristiani, dei quali sono piene le
provincie a noi vicine, alzano le mani al cielo e porgono voti
continuiy acciö non si trascuri . si bella occasione di liberarli
dalla durissima tiranide, e sono prontissimi a scuotere coUa
forza il giogo al solo comparire delle nostre bandiere ausilia-
trici. Basta solo; che il zelo e fede de principi veramente
Cristiani non neghi il soccorso et aiuto del danaro al valore
Polacco e Valacco, munito di valorose e risolutissime truppe,
che vogliono sagrificare il sangue e la vita in si degna occa-
sione. Deh! dunque eminentissimo prencipe, coroni la di Lei
bontk i tanti meriti; che sopra ogni altro prencipe di s. chiesa
Ella tiene alla Cristianitk, intraprendendo con magnanimo
fervore d' incalorire con suoi premurosi uffici T animo di sua
Santitk a radopiare i sforzi della paterna sua caritk, la quäle
gik con si degne prove si va segnalando con generöse contri-
buzioni. Non h abbreviata la mano del Signore, nk mancarono
mezzi all' amore ingegnoso di vostra Eminenza, che ben saprii
suggerirli e renderli valevoli fra tanti modi, che si ponno ri-
trovare; non ostante le publiche stretezze. Prego il sommo
datore dei lumi, che inspiri e infiammi i cuori, acciö non sua-
niscano cosl ben fondate speranze.
E qui supplicando la di Lei benignitk a gradire la rive-
renza confidenza, con cui riccorro al seno della sua Pietä
depositandovi le lacrime et i casi estremi della mia languente
vita per la sahite del Cristianesimo; e supplicando ancora
vostra Eminenza d' essermi protettore appresso la Congrega-
zione de propaganda fide, perchi sia dato ordine, che io sia
soccorso di qualche denaro a conto degli assegnamenti, che
dalla medesima mi sono stati gik fatti e per i quali vado
633
creditore per poter prosseguire il mio viaggio verso Roma, quando
habbia ricuperata iu parte la salute; e sia certa Y Eminenza
vostra, che se non fossi astretto dalla necessitk per una in-
disposizione, che gib. molto tempo m' obliga al letto con infiniti
dispendij; non ardirei di fare questa mia humile e riverente
istanza; e le bacio umilissime la Bagra porpora.
Venezia li 19 genaro 1674.
Di vostra Eminenza reverendissima
humillissimo e devotissimo servitore
Pietro Parcevich,
arcivescovo di Martianopoli.
xcv.
Depesche des venezianischen Gesandten Feter Mocenigo in
Born an den Dogen, Born, 30. Juni 1674.
Aus djBm k. Staatsarchiy in Venedig. Dispacoi Roma, filza 181.
Serenissimo prencipe!
Arrivato in Roma T arcivescovo di Marcianopoli spedito
dalli principi di Valacchia et di Moldavia ha procurato im-
mediate d' essore a piedi del Pontelice et di vcder il signor
Cardinal Altieri per esponer li sensi infervorati del zelo suo
ardentissimO; che Paccompagna nel servitio essentiale della
Christianitä. Non ostante la sua grave eta et gli incommodi
delle Bue indispositioni non ommette le visite raolteplici de'
Cardinali et degli ambasciatori a fine di far palese delli buoni
effetti^ che potrebbe partorire il volere della natione Polacca
in questa congiontura favorabile alla Christianitä. £ stato pari-
mente alla mia visita^ dove dandomi parte di quanto haveva
esposto al Pontifice, et di quello andava dicendo alli Cardinali.
Mi significö haver rappresentato lo stato dell' imperio Otto-
mano in molta debolezza composto de sudditi Europei Chri-
stiani et de Asiatici imbelli. Sostenta essere quella potenza ora
spogUata di militie v.eterane et havere difficoltk di farne di
nuove non meno per aborrimento^ che hanno quei popoli d'an-
dare alla guerra^ che per essere disertate le provincie non pe-
tendo piu tollerare il giogo della tirranide Turchesca. M' inform6
634
d'haver detto al Papa et al Cardinal Altieri, quanto sij ne-
cessario dar calore ai Polacchi per far la guerra offensiva
al Turco con obbligarli a passar il Danubio et a entrare nella
Bulgaria. Piü ha detto, che se non sark fatta tale risolutioney
converanno perdersi aBsolutamente li principati della Valacchia
et Moldavia, havendo hora il Turco sufficiente pretesto di con-
vertirli in provincie et mettere quei principati sotto il govemö
de Bassa. Magnifica le forze della Polonia, quando sijno unite
al Moldavo et al Valacco et che con poco dinaro si darebbe
la mossa a cosi gran corpo, mentre fatti li primi pasgi corre-
rebbe da se stesso nel paese nemico guadagnare provincie et
a ßollevare Y oppressione di quei poveri infelici Christiani.
Commenda altamente la persona del nuovo r^ di Folonia, con-
sidera havere dio fatta seguire Telettione cosi propitia et re-
puta favorabile la congiontura di mettere in essecutione un tal
disegno; vorrebbe pure vedere animato anco il Moscovita per
una cosi gloriosa intrapresa sostenendo, che qui non si doveria
impuntarsi sopra la vanitk del titolo di Czar, affermando lui,
che in lingua Schiava significa r^ non cesare et che si dove-
rebbe fare una speditione in Moscavia a quei Gran-Duca, tanto
per corrisponder quanto per sollecitar Y interesse comune et
procurare vantaggi alla chiesa cattolica; descrive lo stesso
Gran-Duca di Moscovia per principe humanissimo, amico delle
nationi forestiere et capace di contrarre negotii della piü rile-
vante importanza. Tutte queste cose mi ha detto haverle esposte
a palazzo et significate alli Cardinali pregandome a favorire i
suoi nffitij, dar fiato alle sue voci et calore alle sue considera-
tioni. Da me sono state aggradite queste notitie, commendate
le suo zelantissime insinuationi et datagli intentione d' eccitare
opportuuamente con miei riverenti riflessi la pastoral cura del
Pontefice sopra cosi gloriosi fini d' un bene tanto esentiale
alla Christianitä. Brama d' essere spedito con soUecitudine non
petendo n^ per le sue indispositioni n^ per la sua pesante etk
ritardar il ritorno suo. Sarebbe desiderabile per cosi grand'
opera la pace in Christianita, acciö tutti li principi potessero
conspirare ad un bene tanto esentiale. Forsi che tali notitie
stimolaranno la piota del Papa a far invigorire grufficii ap-
presso le corone cattoliche per renderle persuase ad accottare la
mediatione offerta. lo sopra questo rilevante interesse osservo
nelle copie trasmessemi quelle scrive T eccelentissimo signor
635
ambasciatore Zen da Madrid et quauto dalla prudenza infinita di
vostre Eccellenze li vione ordinato, debba egli con la desteritk
contenersi nelle risposte^ quali servando di lume et di docu-
mento a me in tale consonanza io pure m' esponerö sempre
neir occasione con uniformarmi alli sensi della publica maturitk,
come sin hora ho eseguito con la benigna approvatione di
vostre Eccelenze. Rimarcabili non meno che pericolose sareb-
bono in questa congiontura le novita in Italia, se ricevessero
fomento quelle insorte nuovamente alli confini del Piemonte
tra Savoiardi e Genovesi. Illuminato io dalle ducali humanis-
sime di questa settimana di quelle scrive da Genova sopra tale
interesse il console Vincenti; non mancherö opportunamente et
a buon taglio di ponderare et insinuar insieme, quanto sij ne-
cessariO; che la sollecitudine paterna del Pontefice interponga
la sua autoritä primo che s' avanzino gV impegni alla rottura.
Considero essere la materia di somma importanza per la con-
seguenza della guerra, che si dilaterebbe oltre quei confini, et
farö constare, quanto sij interesse comune suprimere ogni pic-
ciola favilla, mentre s' osserva esservi dispositione di materia
capacC; d' accendere un tbco grande et pericolosissimo
Roma 30 giugno 1674.
Di vostra Serenita
Piero Mocenigo ambasciator.
A tergo: AI serenissimo principe di Venetia etc.
XCVI.
Depesche des venezianischen Gesandten Feter Möoenigo in
Born an den Dogen, Rom, 7. Juli 1674.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig a. a. O.
Serenissimo principe!
Circa la guerra di Polonia contro il Turco questo
inviato Polacco, essendo vicino alla partcnza, ad oggetto di
fare T ultimo stbrzo da ottenere soccorsi si & unito con V arci-
vescüvo di Marcianopoli per invigorire gV ufficij et secondare
con eflicaco prcmura V instanze. Ma como qui non vi c tutta
r applicatione necessaria alF essentialita di quella guerra et
636
come che il Nuntio Bonvisi disgustato del re per haverlo
eBcluso dalla oomina del Cardinalato rappresenta esservi in
lui piü disposizione di pace che di guerra, cosi dandosi fede
alle lettere del Nuntio s' intepidisce ogni fervore: anzi ha detto
a me lo stesso inviato essergli stato rinfacciato dal Cardinale
Altieri; che gli avisi, che da colä pervengono, sono, che si
dijno orecchie a trattati e si voglia fare la pace
Roma 7 luglio 1674.
Di vostra Serenita
Fiero Mocenigo ambasciatore.
XCVIL
Depesche des venesianischen Gesandten Feter Mocenigo in
Rom an den Dogen, Rom, 28. Juli 1674.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig a. a. O., filza 182.
Serenissimo prencipe!
E stato piü facile al vescovo di Marcianopoli^ inviato delli
prencipi di Vallachia et di Moldavia, terminar in Roma il vi-
vere, che li suoi negotij, passato a miglior vita dopo varij giorni
d' indispositione. Supplira a questa mancanza il Musini, quäle
havendo dato principio alle sue premurosissime istanze e stato
a presentare le credentiali al Cardinal Altieri, a riverire li
Cardinali et ad impetrar assistenze et appoggi dagli amba-
sciatori
Roma 28 luglio 1674.
Di vostra Serenitä
Pioro Mocenigo ambasciator.
637
Berichtigungen.
Seite 341,
Seite 351,
Seite 351,
Seite 354,
Seite 367,
Seite 389,
Seite 390,
Seite 391,
Seite 419,
Seite 421,
Seite 430,
Seite 434,
Seite 435,
Seite 441,
Seite 442,
Seite 445,
Seite 448,
Seite 450,
Seite 462.
Zeile 3 lies: nach 1481.
Zeile 2 lies: Michael IL statt Johann,
Anmerkung 2, Zeile 1 : auch hatten ne bis PuUn ist en streichen.
Anmerkung 1, Zeile 2 lies: alle statt aUe.
Zeile 26 lies: diese statt dieses,
Anmerkung, lies : p. 362,
Anmerkung 2 lies: p, 380,
Anmerkung 4 lies: p, 388,
Anmerkung 2 lies: p, 376,
Anmerkung 1 lies: Beil. LXXVL
Anmerkung 1 lies: p. 355,
Anmerkung 2 lies: Beil, LXXIV ; ebenso Seite 435, Anmerkung 1.
Anmerkung 3, Zeile 2 lies: Beil.XXXIlI,
Anmerkung 3 lies: Beil^ LXXI und Anmerkung 5 lies: Beil. LXIX,
Anmerkung 1 lies: p. 433 statt 434,
Zeile 16 lies: Pidon.
Anmerkung 2 lies : Beil, LXXXII.
Anmerkung 2 lies: Beil, LXXXVl; ebenso Seite 451, Anmerkung 1.
Anmerkung 1, Zeile 2 lies: 7. Juli 1674,
NECROLOGIUM OLOMUCENSE.
HANDSCHRIFT
DEB
KÖNIGLICHEN BIBLIOTHEK IN STOCKHOLM.
VON
D^ B. DUDIK 0. S. B.
in der köDiglichen Bibliothek zu Stockholm liegt unter
den Cimelien ein Pergamentcodex in Kleinfolio unter dem
Titel: Collectae seu horae Seculi xij.
Eigentlich sind es: Collectae, Capitula et Orationes für
das Chorgebet des ganzen Jahres, durchgängig von Einer festen
Hand und elegant geschrieben. Was jedoch diesen Codex merk-
würdig macht, das sind die Ein Zeichnungen der Bischöfe der
Olmützer Kirche, vom dritten Olmützer Bischöfe Johann an
bis zum vierzehnten Bavor, und vieler regierenden Premjsliden,
nebst noch einigen Domherren von Olmütz im Kalendariumi
das von derselben Hand und mit derselben Buchstabenform
wie der ganze Codex geschrieben ist, und worin nur sieben-
zehn Einzeichnungen, darunter auch Bavor's Todestag zum
6. October, einer jüngeren, doch gleichzeitigen Hand ange-
hören, woraus der natürliche Schluss gezogen wird, dass diese
Collectae in irgend einer Beziehung zu der Domkirche in
Olmütz stehen müssen, während ein grosses gleichzeitiges
Miniaturbild dieser Ansicht zu widerstreiten scheint.
Das erste Blatt enthält einige zur Anfertigung des Kirchen-
kalenders nöthige Regeln, darauf kommt das Kalendarium mit
den üblichen Indictionen, den Sonntagsbuchstaben und dem
römischen Kalender. Das Eigenthümliche des Kalenders ist,
dass alle Tage, was sonst in den Kalendern des XH. Jahr-
hunderts seltener vorkommt, mit Heiligen besetzt sind. Jeder
Monat beginnt mit einigen Versen, welche sich auf die Eigen-
schaft des Monats beziehen, und endet auch damit, z. B.
Jannar:
Anfang: Jam prima dies et septima a fine timetur.
Wir geben die Einzeichnungen im Kalendarium und
suchen sie durch Noten zu beleuchten, als:
642
Zum vni. Idufl (6. Januar). Epiphania Domini.
Obiit BaldwinuSy Olom. Decanus.
Balduin ergeheint als Olmützer Domdechant urkund-
lich schon 1194 und noch am 23. Juni 1202, wo er den
durch den Cardinallegaten Guido zu Köln am 21. April
1202 consecrirten Bischof Robert in der Olmützer Dom-
kirche inthronisirt. Im Olmützer Nekrolog vom Jahre 1263
steht sein Name zum VII. Idus Januar.
VI. Idus Januar. (8. Januar).
Clis presb. obiit.
Unbekannt.
m. Idus (11. Januar). Eductio Christi de Egypto.
X. Kai. Februar. (23. Januar). Emerenciane virg.
Emerentiana kommt auch im Podlaäcer Kalenda-
rium Secul. XII. vor.
Bozetecha obiit.
Bo^et^cha, Gemalin des böhmischen Chronisten
CosmaSy gestorben den 23. Januar 1117.
Schlussvers: ^Principium jam sancit tropicus capri cornus^
Februar:
Anfang: jAst Februarii quarta est, precedit tertia finem'.
Kai. Febr. (1. Febr.). Brigide virg.
Brigida V. patrona Hyberniae, kommt seit Beda in
allen Martyrologien vor.
Severi Episc. et Mart.
Severus, Episc. Ravenaten. Schon bei Usnard und
noch früher.
Boriuoy dux Boeraie obiit.
Bofivoj IL, Sohn Königs Wratislav II., erscheint in
der Geschichte 1081, in Znaim als Fürst 1099, als Herzog
in Böhmen den 25. December 1100, starb nach diesem
und dem Podluiicer Nekrolog den 1. Februar nach
Cosmas III. 54, nach dem böhmischen Nekrologe und
dem von Pegau am 2. Februar 1124.
Idufl Febr. (13. Febr.). Seploni episc. et conf.
Unbekannt; kommt nirgends vor.
Obiit Pribislava soror nostra.
643
Pfebyslava kommt in böhmischen Urkunden nur
zum Jahre 1226 vor (Erben, Regest. I. 327), und zwar
als Gemalin des böhmischen Edlen Gotebor. Der Zusatz
,soror nostra' scheint auf eine Confraternität zu deuten.
XI, Kai. Martii (19. Febr.).
Obiit Johannes, VIII. episc. olim regularis.
Johann III., Prämonstratenser auf dem Strahof in
Prag, vom Herzoge Wladislav II. 1150 denominirt und
noch im Verlaufe dieses Jahres vom l^Ietropoliten Heinrich
consecrirt. Wann und wo er die Investitur vom Könige
Konrad III. erhielt, ist unbekannt. Gestorben 19. Februar
1157. Auch im PodluSsicer und Olmützer Nekrolog.
IX. Kai. Martii (21. Febr.).
Johannes, VI. episc. Moravie obiit (mit einer andern
Tinte der Zusatz: ,ventrosu8', aber aus der Zeit).
Johann II., denominirt nach dem Monate Juli 1104
vom Herzoge Bofivoj II., consecrirt vom Metropoliten
Ruthard, unbekannt wann und wo, gestorben den 21. Fe-
bruar 1126. Liegt im Kreuzgango des Klosters Hradisch
begraben. Auch im Olmützer Nekrologe, doch nicht mit
der urspiünglichen Hand.
n. KaL Martii (28. Febr.). Romani abb.
Auch im Podlu'Xicer Kalender, sonst den älteren
Martyrologien und Kaiendarien vor dem XII. Jahrhundert
unbekannt.
Obiit Dragozlaua soror nostra.
Dragozlava unbekannt. Der Name Dragoslav kommt
um .1193 vor (Erben, Regest. I. 187).
Schluss: ,Men8e nume in medio soli stat sydus aquarii^
Miirz:
Anfang: ,Martii prima necat cuius sie cuspide quarta^
Kai. Martii (1. März). Donati episcopi.
Schon im IX. Jahrhundert in den Kalendern. Auch
im PodluÄicer Kalendarium ; im Olmützer Nekrolog steht
Albin US Episc.
Obiit Wenceslaus dux, fundator Olom. eccl.
Fürst Wenzel von Olmütz war ein Sohn des im
schlesischen Lager am 21. September 1109 ermordeten
ArchiT. Bd. LIX. U. H&lfto. 42
644
Fürsten Svatopluk von der mährisch Otton'schen Linie.
Auch im Olmützer Nekrolog heisst es zum 1. März: ,Obiit
Wenzeziaus dux, fundator huius ecclesie', und eine Hand
des XV. Jahrhunderts setzte hinzu: ,sepultus in ecclesia
Olomucen. in medio ecclesie', wenn gleich nicht er, sondern
Fürst Otto IL von Ohnütz um 1107 den Grund zu der
heutigen Kathedralkirche St. Wenzel in Olmütz legte.
Fürst Wenzel war der grösste Wohlthäter derselben und
hat noch am Sterbebette dem damaligen Bischöfe Heinrich
zur Vollendung derselben grosse Geldsummen angewiesen
und sonst Dotationen gemacht, was bei der späteren Zeit
die Ansicht erzeugte, dass er ihr Begründer gewesen sei.
Nennt man als Begründer denjenigen, welcher eine, selbst
fremde Stiftung lebensfähig macht, dann darf dem Fürsten
Wenzel, dessen Sterbetag auf den 1. März neben dem
Olmützer Nekrolog auch die Hradischer Annalen (Pertz
XVII. 649) und der Mönch von Sazava ansetzen, der
Titel ,fundator^ nicht abgesprochen werden.
VI. Nonas Martii (2. März).
Obiit Peregrinus episc. Olom. XL
Peregrin, der XL Olmützer Bischof, war Prager
Domherr, wurde denominirt durch Herzog Friedrich 1182,
consecrirt in Mainz, den 23. Mai 1182, durch den Metro-
politen Christian von Buche (?), praeconisirt vom Papste
Lucius IIL, investirt durch Kaiser Friedrich I. im Mai
1182 auf einem Reichstage in Mainz, starb den 2. März
1184. Seine Regierung dauerte 21 Monate und 9 Tage.
IV. Nonas (4. März). Translatio S. Wencezlai mart. (roth).
Auch im Podlazicer Kalendarium als Fest, daher
roth verzeichnet, desgleichen im Ohnützer. Die lieber-
tragung von Bunzlau, wo der heilige Wenzel 935 er-
mordet wurde, nach Prag, geschah schon einige Jahre
nach seiner Ermordung.
n. Non. (6. März).
Obiit Rodko presbyter.
Der Name Rudko oder Rad6k kommt in böhmischen
und mährischen Urkunden noch um 1206 vor;
n. IduB (14. März).
Cirna laicus obiit.
Unbekannt.
645
XVI. Eal. Aprilis (17. März). Primus dies seculi.
Sonst wird der ,Dies primus mundi vel seculi' in
den meisten alten Kaiendarien auf den 18. März gesetzt.
XTTT. Kai. April. (20. März). Guthberti abbat, et conf.
In böhmischen und mährischen Kaiendarien ganz
unbekannt.
VI. Kai. (27. März). Resurrectio D. N. J. Ch.
Schon Beda schreibt de ratione temporum: ,Quod
VIII. Kai. Aprilis crucißxus, VI. Kai. earundem die re-
surrexit, multorum latinorum Sanctorum ecclesiastioorum
constat sententia vulgatum. Wohl zu unterscheiden von
dem Dies Paschalis, welcher stets ein bewegliches Fest
war. Im XV. Jahrhundert hört diese Commemoratio in
den Kalendern auf.
Schluss: ;Procedunt duplices in marcia tempora pisces^
April:
Kai. Aprilis (1. April).
Obiit Johannes, IX. episc. Olom. qui cognominatur
calvus.
Auch im Olmützer Nekrologe. Johann IV. der Kahle,
Obiden*s Sohn, Prämonstratenserabt zu Leitomjgl, vom
Fürsten Otto III. als vom Vogte des Olmützer Bisthums
vorgeschlagen, vom Herzoge Wladislav II. am 29. Sep-
tember 1157 denominirt, vom Kaiser Friedrich I. zu
Würzburg in der ersten Hälfte des Octobers 1157 in-
vestirt und vom Metropoliten Arnold in Erfurt den
20. October 1157 consecrirt. Johann IV., der sich selbst
den neunten Olmützer Bischof nennt, starb den 1. April
1172. Er liegt als Prämonstratenser in der Klosterkirche
zu Hradisch bei Olmütz begraben. In beiden «(Nekrologen
heisst er ganz richtig der neunte Bischof von Olmütz,
wenn die Heiligen Kyrill und Method mitgezählt werden.
Vn. Idus (7. April).
Bogdanus subdiaconus, Prägen, eccl. canon. obiit.
Ein in Böhmen und Mähren nicht ungewöhnlicher
Name. Der Angeführte erscheint auch im Olmützer Ne-
krologe als ,CanonicuB' zu demselben Tage.
42*
646
n. Idus (12. April). Diluvium factum est.
Kommt in den Kalendern seltener vor.
Idiis April. (13. April).
Wladislaus dux Boem. obiit.
Wladislav I., Sohn des Königs Wratislav IL, er-
scheint 1107 in der Geschichte, wird am 2. October 1109
Herzog in Böhmen und starb nach der allgemeinen An-
nähme den 12. April 1125; so das Necrologium Olomucen.,
in Uebereinstimmung mit Cosmas, mit dem Necrologium
Bohemie und Zwifaltense. Das Fodlalicer hat den
11. April.
XVn. Kai. Mail (15. April).
Asinus presb. obiit.
Die Familie Osel (asinus) nicht unbekannt in den
böhmischen Urkunden des XII. und XIII. Jahrhunderts.
IX. Eal. Mail (23. April). Adalberti episc. et mart. et sti.
Georgii mart. (roth). Gaudentii (schwarz).
Gleichlautend mit dem Olmützer Kalendarium, als
Fest roth geschrieben; im Podlaiicer wird Georgii Mar-
tyris den nächsten Tag, während der hier verzeichnete
Gaudentius (f 1000) in Böhmen und Mähren den 12. Octo-
ber nach dem Podla^icer und böhmischen Kalender ge-
feiert wurde.
V. Kai. Mail (27. April).
Introivit Noe in arcam.
Eine Annahme, die seit dem IX. Jahrhundert in
Kaiendarien vorkommt.
IV. Kai. Mail (28. April).
Obiit Mag. Jacobus Olom. ecclesie.
Ist das vielleicht derselbe jMagister Jacobus', welcher
als Zeuge auf einer Olmützer Schenkungsurkunde von
1201 erscheint? (Erben, Regest. I. 206.)
Mai:
V. IduB (11. Mai). Mamerti episc. et conf. cuius consuitu tri
duanum jejunium ante ascensionem Domini celebratur.
Der ,Institutor Rogationum' schon am Schlüsse des
V. Jahrhunderts, obwohl mit dem obigen Beisatze in
keinem mir bekannten Kalendarium. Im Podlaiicer
647
,Maraorti episcopi et confessoris', im Olmützer ,Mamer-
tiui episcopi ^ Hier die Bemerkung^ aus dem Anfange des
XIV. Jahrhunderts ^Obiit Rudolfus, filius regis Rudolfi
romanorum'.
Xin. Kai. Junü (20. Mai).
Obiit Andreas^ IV. episc. Olom.
Das Olmützer und das böhmische Nekrolog haben
den 22. Mai^ XI. Kai. Junü. Im Podlazicer nicht ange-
merkt. Andreas, der vierte Olmützer Bischof, früher
Olmützer oder Prager Domherr, denominirt 1091 vom
Herzoge Wratislav II., investirt durch Kaiser Heinrich IV.
den 4. Januar 1092 zu Mantua, consecrirt in Mainz, den
12. März 1094, vom Metropoliten Ruthard, gestorben den
22. Mai 109G.
Juni:
V. IduB (9. Juni).
Otto dux Moraviae obiit.
Otto I. der 8chöne, Sohn Bfetislav's I., um 1055
Fürst von Brunn und Ahnherr der Otton'schen Linie in
Mähren, starb den 9. Juni 1087. Stifter von Kl. Hradisch.
IX. Kai. Julii (23. Juni).
Obiit Seliko, VII. episc. Olom.
Es ist dies der siebente Bischof von Olmütz, der
berühmte Heinrich Zdik, des Chronisten Cosmas und der
BoÄctöcha Sohn, geboren vor 1093, denominirt den 22. März
11 2() durch Herzog Soböslav I., consecrirt in der Cyriacus-
kirche zu Worms, am 3. October 112(5, vom Metropoliten
Adelbert, belehnt durch König Lothar in demselben Jahre,
starb nach dem Necrol. Olom. VII. Kai. Julii, also den
25. Juni 1150, nach dem vorliegenden den 23. Dass der
25. Juni der richtige sein wird, scheinen die in Dudik,
Geschichte Mährens HI. 2<)4 angeführten Quellen dar-
zuthun. Das Olmützer Nekrolog hat den Zusatz: ,fundator
inclitus huius ecclesie, qui kathedram episcopalem de
ecclosia sti. Petri ad castrum transtulit'.
VI. Kai. Julii (2i). Juni).
Obiit Jurata diaconus, Prägen, ecci. canon.
Jurata, welcher 1143 in einer für Mähren wichtigen
Urkunde als ,Praepo8itus Pragensis occlesiac' vorkommt
648
(Cod. Dipl. Mor. I. 224), kann es wohl nicht sein, weil
ihn der päpstliche Legat Guido nach seinem Berichte
von 1145 seiner Praebende entsetzt hatte. Einen so Ge-
straften würde man kaum in das Nekrologium einbezogen
haben. (Vgl. Dudik, Geschichte Mährens. III. 160 u. ffg.)
n« Kai. Julii (30. Juni). Festum sti. Pauli apost. Dedicatio
monasterii S. Wencezlai (roth).
Im Podla2icer Kalendarium: (roth) ^Festivitas sancti
Pauli', im Olmützer jedoch schon ,Commemoratio sti.
Paulis Dieser Ausdruck ist wenigstens um ein ein halb
Jahrhunderte jünger, und jenes ,Fe8tum' oder jFestivitas
sti. Pauli' weist noch auf das XII. Jahrhundert hin.
Die , Dedicatio monasterii sti. Wencoslai' ist die , De-
dicatio ecclesie Sti. Wencezlai', wie das Olmützer Kalen-
darium sagt. An diesem Tage hat Bischof Heinrich Zdik,
wie auch die Annalen von Hradisch bemerken, in Gegen-
wart des Herzogs Soböslav und seiner Gemalin, der unga-
rischen Königstochter Adelheit, die Consecration der neuen
Wenzelskirche in Olmütz vollzogen. Der Ausdruck ,mona-
sterium' spricht für das hohe Alter des Kalendariums und
seiner ersten £inzeichnungen. Noch zu Bischof Bruno's
Zeiten, um 1252, war die Einrichtung des Olmützer Ca-
pitels zum grossen Theile die eines Klosters.
Juli:
V. Non. (3. Juli).
Obiit Petrus, V. episc. Olom.
Auch das Olmützer Todtenbuch nennt ihn den
fünften in der Reihe der mährischen Bischöfe und setzt
seinen Tod auf den 3. Juli, und Cosmas auf das Jahr
1104. Man glaubt, dass er die Regierung 1099 antrat.
V. Idus (11. Juli). Trafaslatio sti. Bened. abb.
Kommt in allen alten Kaiendarien vor, wenn gleich
die Cassineser die Uebertragung des heiligen Benedict
nach dem Kloster Fleury (S. Benedicti ad Ligerim) nicht
zugeben wollen.
IduB (15. Juli). Divisio apostolorum.
Milcysi obiit.
649
Auch dieses Fest ist uralt, im Olmützer, im Podla-
2icer etc. Wer der Milcyssus war, ist bis jetzt nicht zu
eruiren.
XV. Kai. Aug. (18. Julij.
Ab hinc usque nonas Septembr. nullus sanquinem
miuuat.
Kinc von den diätetischen Kegeln, die in diesem
Kalendarium öfter vorkommen.
August :
Nonis (o. August). Osvaldi regis et niart.
König von England aus dem VII. Jahrhundert.
Uebcrall bekannt.
Dedicatio altaris S. Adalberti.
Die Dedicatio altaris S. Adalberti bezieht sich auf
den Altar, welcher in der Crypta der (Jlmützer Dom-
kirche errichtet wurde.
IX. Kai. Sept. (24. August). Translatio S. Adalberti mart.
Sonst wird an diesem Tage das Fest des Apostels
Bartholomäus gefeiert. In Prag feierte man die Translatio
den 23. August (Emier, Rukovöt, pag. 25) ,in vigilia sti.
Bartholomaei Apostoli^ Nach unserem Kalendarium jedoch
den 24. Die feierliche Uebertragung aus Gnesen nach
Prag geschah durch Herzog Bfetislav am 1. September 1039.
September :
Kalendis. (1. September").
Zuatava regina obiit.
Svatjiva von Polen, vermalt 1063 mit König Wra-
tislav IL, gestorben den 1. September 1126. Der Mönch
von Sazava (Pertz IX. 157) setzt gleichfalls ihren Todes-
tag auf den 1. September 1126. Die anderen Nekrologe
schweigen von ihr.
VI. Idus (8. September). Nativitas S. Mariae.
Dieses Fest gehört wahrscheinlich unter jene, die mehr
durch die Stimme des gläubigen Volkes, als durch Vorschrift
der Synoden entstanden sind, weswegen es auch von einer
Kirche früher, von der anderen später angenommen wurde.
650
In der Prager und Olmützer Kirche ist dieses Fest, so
weit die Quellen reichen, aber stets ohne Octav.
. Kai. Octobr. (16. September). S. Ludmila mart. (roth,
andere Hand).
Auffallend! kommt weder im Olmützer noch im
Podlaäicer Kalendarium vor. In Mähren unter den Landes-
patronen gefeiert. Die Behauptung, dass bis zum Jahre
1245 Ludmilla am 15. September und am 16. erst nach
1245 gefeiert wurde, ist durch diesen Stockholmer Ka-
lender widerlegt.
. Kai. (17. September).
Hermannus, IX. episc. prägen, ecclesie obiit.
Auch im Podla^icer Nekrologe zu diesem Tage ver-
zeichnet, aber nicht im Olmützer. Hermann von Maastrich,
früher Probst in Bunzlau. Gewählt den 28. Februar 1099,
investirt im April, zum Priester geweiht 11. Juni 1100
und zum Bischöfe von Prag den 8. April desselben Jahres,
starb den 17. September 1122. Warum Hermanns Tod
gerade in dieses Todtenbuch gekommen, konnten wir
nicht ermitteln. Cosmas gibt ihm ad an. 1122 (Pertz IX.
125) ein gutes Zeugniss, wenn gleich wir nicht läugnen
können, dass er in seiner eingreifenden Politik nicht
immer an der Seite des Rechtes stand.
. Kai. Octobr. (21. September).
Zuatopulk, dux boeraie, iaculo perforatur.
Svaiopluk ist Otto's I. des Schönen Sohn, folglich
Bruder Ottik's (Otto's II. des Schwarzen). Ueber seinen
am 21. September 1109 erfolgten Tod haben wir zwei
gute Quellen: Cosmas III. 217, Pertz IX. 115 und die
Annal. von Pegiiu, wenn gleich unrichtig zum Jahre Uli,
statt 1109. Pertz XVI. 250 (vgl. Dudik, Geschichte von
Mähren II. 554 u. ffg.).
X. Kai. (22. September). Mauritii ducis cum exercitu suo. Hem-
merammi episc. et mart. (roth).
Im Olmützer und im Podlai^icer Kalendarium als
Fest roth angezeichnet. In Mähren besonders seit den
Zeiten des Bischofs Bruno verehrt; seit dem VIII. Jahr-
hunderte aber in allen Kaiendarien. Dass Emeramus, Epi-
scopus Pictav., der Patron der Regensburger DiÖcese, in
dem vorliegenden Kalendarium (wenn gleich schon schwarz)
651
verzeichnet ist^ spricht für das hohe Alter desselben. Sein
Fest erinnert an die ehemalige Einverleibung Böhmens in
die Regensburger Diöcese; noch 993^ als Böhmen bereits
seit zwanzig Jahren seinen eigenen Bischof hatte, war
dasselbe als Landesfest gefeiert.
Vn. Kai. Ootobr. (25. September).
Indictiones mutantur hoc in loco.
Beweis, dass in Mähren nach kaiserlichen Indic-
tionen gerechnet wurde, die mit dem 25. September be-
ginnen.
IV. Kai. Octobr. (28. September). Wencezlai Mart. Christi.
(Hauptfest mit Uncialbuchstaben, roth).
Beweis für die mährische Abstammung des vor-
liegenden Ealendariüms und für dessen Bestimmung bei
der Olmützer Domkirche.
October:
n. Non. (6. October).
Obiit Bavarus, XIV. episc. Olom.
Auch im Olmützer Nekrologe zu diesem Tage. Bavor
ist ganz richtig der vierzehnte Bischof von Olmütz, Nach-
folger des Bischofs Engelbert. Bavor war nach den ältesten
Olmützer Quellen Prämonstratenscr von Strahof. Geschicht-
lich erscheint er schon am 20. October 1200. Denoniinirt
wurde er vom Markgrafen Wladislav Wladislavoviö. Wer
ihn und wo? consecrirt hatte, wissen wir nicht. Er starb
am 6. October 1201.
rv. Idus (12. October). Inventio corporis S. Adalberti episc.
et conf.
Im Olmützer Kalendarium steht zu diesem Tage:
,Obiit Gaudcntius Episcopus, frater sti. Adalberti', erster
Erzbischof von Gnesen. Ob wirklicher, oder blos Leidons-
bruder? Im Podlaijcer steht als Fest: Cipriani et Felicis
martyrum, und iwter den Namen, deren Gedächtniss an
diesem Tage begangen wird: ,GaudentiuB episcopus', also
in beiden Kalendern nicht als Heiliger. Die ,Inventio'
steht als Feiertag vereinzelt da. Von welcher Inventio
ist aber hier die Rede? von jener im Kloster Trzomesneo
oder von der in Gnesen?
652
Xn. Kai. Novembr. (21. October).
In Colonia XI. milium vii^inum.
Auch im Olmützer und Podlaiicer Ealendariom. Im
Podla^icer steht dieses Fest in Verbindung mit Hilarionis
mart.^ im Olmützer schon allein, was uns als Beweis dient,
dass es zur Zeit, als das Podlaiicer Nekrolog abgefasst
wurde (Anfang des XIII. Jahrhunderts), das Fest in
Böhmen noch nicht unter die feierlichen gezählt wurde;
ganz anders jedoch im Olmützer Ealendarium, wo, es
schon als grösseres Fest allein verzeichnet vorkommt,
denn am 22. October steht schon das Fest Cordulae Virg.,
welche zu den XI. m. virginum gehört, mit dem Zusätze
,cuius corpus habetur in ecclesia Olomucensi^ Markgraf
Pfemysl hat die Reliquien der heiligen Cordula nach
Olmütz gebracht, was im Olmützer Nekrolog zum 3. Sep-
tember bemerkt ist.
Cosmas pr. decanus präg, ecclesie.
Der bekannte Chronist Cosmas starb am 21. October
1125. Kommt auch in böhmischen Nekrologen vor.
Norember:
Kai. Novembr. (1. November). Festivitas omnium Sanctorum.
Schon seit den Karolingern ein allgemeines Fest.
Im Podlaäicer und Olmützer Kalendarium roth verzeichnet,
wenn gleich an demselben Tage auch Cesarii martyris
gefeiert wurde.
IV. Non. (2. November). Commemoratio omnium defunctorum.
Das Olmützer Kalendarium hat: , Commemoratio
omnium fidelium defunctorum', im Podlaiicer fehlt dieses
Fest noch gänzlich, und doch ist es erwiesen, dass es
nach dem Vorbilde des Abtes von Clugny, Odilo, bald
von Notker, Bischof von Lüttich, und nach und nach von
der gesammten Kirche schon im XII., in Böhmen und
Mähren erst im XIII. Jahrhundertc angenommen wurde.
n. Non. (4. November).
Obiit Dethlebus, X. episc. Olomucen.
Denselben Tag gibt auch das Olmützer Nekrolog.
D^tleb, wahrscheinlich Hauscaplan des Prager Bischofs
653
Daniel, denominirt vom Könige Wladislav 1172, con-
secrirt von dem Metropoliten Konrad I. 1174, gestorben
den 4. November 1181.
n, Idus (12. November). Benedict!, Johunnis, Ysaak, Mathei
et Cristini martyr. (roth).
Als Hauptfest auch im Podlazicer und Olmützer
Nekrologe. Es wurden die Ueberreste dieser Märtyrer
aus Polen durch Herzog Bretislav I. zugleich mit denen
des heiligen Adalbert nach Prag gebracht; Olmütz erhielt
um 1128 oder 1136 die Reliquien des heiligen Christinus,
dessen Haupt bis jetzt daselbst aufbewahrt wird. Ihre
Leidensgeschichte zum Jahre 1004 in Dudik, Geschichte
Mährens II. 142 u. ffg.
Vn. Kai. Decembr. (25. November).
Obiit Johannes, III. episc. Olom.
Johann I., Benedictiner von Bfevnov, denominirt
1063 vom Herzoge Wratislav IL, consecrirt im Sommer
von Sifried in Mainz und belehnt durch Kaiser Heinrich IV.
in demselben Jahre, gestorben 1085 den 25. November.
December:
XVI. Kai. Januar. (17. December).
Obiit Engelbertus, XIII. episc. Olom.
Im Olmützer Nekrolog ist der dreizehnte Olmützer
Bischof Engelbert allerdings zu XV. Kai. Januarii, also
zum 18. December verzeichnet; aber da in diesem Mo-
nate der Schreiber III. Idus Decembris gänzlich ausliess
und nach IV. Idus gleich IL Idus schrieb, kommt uns
vor, dass die vom IL Idus an nachfolgenden Einzeich-
nungen alle um einen Tag variiren können. Das vor-
liegende Nekrolog bestätigt uns in dieser Ansicht. Engel-
bert von Brabant war Prämonstratenser von Strahof,
denominirt im Januar 1194 vom Bischof Herzog Heinrich.
Die Investitur erhielt er durch Kaiser Heinrich VI. und
die Consccration durch den Metropoliten Konrad, und
dies wahrscheinlich in Worms im December 1195. Engel-
bert starb den 17. December 1199.
IX. Kai. Jan. (24. December). Natalem vigiles Domini pre-
currite cuncti.
654
Die Vigil der Geburt Christi in einem Hexameter
angezeigt.
V. Kai. Jan. (28. December). Innocentum martyi*. C. XL. IIII.
milium.
Eine ganz ungewöhnliche Art^ die Anzahl der ge-
tödteten Kinder mit 144 Tausend anzugeben.
Nach dem Kalender kommt eine Ostertafel, angefangen
mit 1137 und endend mit 1169, mit Hinzusetzung der Indic-
tionen, Concurrentes, Epactae etc. Da man voraussetzen muss,
dass der Schreiber dieses Codex die Ostertafel mit der Ab-
sicht angefertigt hatte, sie den Lesern zur Benützung vorzu-
legen, so liegt die Vermuthung nahe, den Codex sammt dem
Kalendarium in dieses Jahr (1137) zu verlegen. Schrift und
Anlage widerspricht dieser Annahme nicht, *ja es scheint viel-
mehr die Wahrnehmung, dass siebenzohn Eintragungen einer
jüngeren Hand angehören, dieselbe zu bestätigen. Personen,
deren Sterbejahre zwischen 1140 und 1201 fallen, scheinen
von dieser jüngeren, aber gleichzeitigen Hand abzustammen.
Dass der ursprüngliche Verfasser die Ostertafel nur bis 1169
fortsetzte, scheint darzuthun, dass er eine längere Periode zu
überleben sich nicht traute, weil er vielleicht im Jahre 1137,
als er die Ostertafel anlegte, sclivn im Alter vorgeschritten
war, und dafür spricht auch die feste Schrift des ganzen Codex.
An diese Ostertafel schliesst sich an eine Anleitung zur
Anfertigung eines Kirchenkalenders, der sogenannte ,Computus',
und ein Verzeichniss , Argumentum ad discernendas utilitates,
sive ad minuendum sanguinem^, z. B. Luna I., Mane bona est,
Luna IL, media die und so fort bis Luua XXX., noli uti.
Der eigentliche Codex beginnt mit: Dominicis diebus In-
vit^torium mit Neumen, worauf die Capitula, Collectae et Oi*a-
tiones eingetheilt nach dem Brevier, de die und de Sauctis
mit dem Schlüsse de Dedicatione unius altaris. Nach der Oratio
in IL Vesper. ,Veniat, quesumus Domine, super hanc orationis
domum claritas misericordie tue, ut ab omnibus hie invocan-
tibus nomen tuum, protectionis tue auxiiium senciatur*. Per
D. etc. folgen zwei leere Seiten. Auf der zweiten verso nimmt
ein Miniaturbild die ganze Seite ein. Der heilige Papst Gregor
sitzt auf einem grüngepolsterten Stuhle ohne Lehne im Ponti-
ficalkleide, d. h. im rothen mit der Fimbria aurea verzierten
655
Mantel, welcher die goldene lange schmale Stola und die
weisse Alba durchscheinen lässt, mit der einfachen kegel-
förmigen Tiara vom weissen Stoff und ohne Kronen die ,mitra
turbinata', sondern nur goldverbrämt, auf dem Haupte — ein
Beweis, dass dieses Bild vor Bonifaz VIII. (1294 bis 1303),
dem man die gekrönte Tiara zuschreibt, angefertigt wurde —
an seinem rechten Ohre der heilige Geist als weisse Taube,
auf den blossen Füssen goldene Pantoffel ohne Kreuze, die
dagegen auf den zwei weissen Bändern, die von der Tiara,
wie gewöhnlich von der Mitra herunterhängen, als schwarze
Kreuze, wie bei den Pallien, angebracht sind. Beide Hände
sind gehoben, die Rechte hält die Finger zum lateinischen
Segen bereit. Vor ihm steht ein Bischof, gekennzeichnet mit
den zwei Buchstaben: 1). £. mit Mitra, Casula, dem langen
Manipell, goldverbrärater Tunicella und darunter mit weisser
Alba und hält einen weissen Pergamentstreifen, woran ge-
schrieben steht: ,0 Gre^ori, dulcissimum sancti Spiritus Orga-
num; posce nobis suffragium, ut hoc possimus consequi^ An-
spielung an irgend einen zu realisirenden Wunsch. Der Wunsch
ist: eine neue Stiftung zu segnen; denn hinter dem Bischöfe
steht ein Mann im grünen Kleide, angedeutet mit dem Worte
,Dux', eine jugendliche Gestalt mit blossem Kopfe und schwarzem
Haar; hinter ihm sieht man zwei Männer seiner Begleitung,
von denen der eine, grauköpHg, ein Schwert in schwarzer
Scheide emporhebt, während als Begleiter des Bischofs ein
Kleriker erscheint, welcher den einfachen Krummstab aus
Elfenbein in der Hand hält.
Hinter dem Rücken des heiligen Gregor sieht man sechs
Köpfe und drei ganze Figuren. Die eine ganze Figur stellt
einen Bischof dar in weisser Mitra und goldverbrämtem matt-
grünem Pluviale und mit dem elfenbeinenen Pedum. Ober seinem
Haupte stehen die Buchstaben: I. £. Neben ihm steht in der
braunen (schwarzen) Flocke ein ergrauter Mönch mit grosser
Tonsur, ein Pedum (schwarz) haltend, aber ohne Velum (auch
bei den Bischöfen fehlt dasselbe) und durch die Buchstaben:
R. Abbas. bezeichnet. Hinter ihm steht ein junger Mönch.
Damit ist jedoch das Bild noch nicht abgeschlossen. Zu
den Füssen des Bischofs mit der Precationsrolle sitzt ein
anderer Bischof mit der Bezeichnung Petrus, wie er eben auf
einer Pergamentrolle schreibt, und ihm gegenüber steht offenbar
656
ein Laie im grünen, über den Kopf anzuziehenden Rocke mit
goldenen Aufschlägen, rothen enganliegenden Beinkleidern und
stark mit Knöpfen besetzten schwarzen Schuhen. Auch dieser
hält einen Pergamentstreifen in der linken Hand. Noch sind
zwei kleinere Figuren, als Marcus und Hodlata bezeichnet,
welche den heiligen Gregor, etwa als sitzende Statue, mit den
Händen in die Höhe heben. Das ganze Bild hat eine eigene
meanderartige Einfassung, in welcher mit weissen Uncialbucb-
Stäben geschrieben ist: ,Pastor ovis predam querit lea mistica
quedam, est bos pastor ovis et lea vacca bovis^ (Mir der Sinn
unklar.)
Unter dem ganzen Bilde sind drei Figuren angebracht:
Der Schreiber, ein Mönch, auf einem niedrigen Stuhle sitzend,
mit dem Griffel in der Hand, und der im langen, weissen,
hemdartigen Kleide angethane Maler mit Pinsel und Farben-
tiegel. Ober seinem Kopfe sind die Buchstaben: N. ^. Pictor,
und vor ihm ein Männlein im grünen Kleide, wie er in beiden
Händen einen Farbentiegel dem Maler präsentirt. Seinen
Namen ,Evervinus' liest man ober seinem Kopfe. Beide, der
Mönch und der Maler, halten einen Pergamentstreifen, worauf
die Worte zu lesen: ,0 pastor apostolice, Gregori beatissime,
Tuo posce precamine incrementuni ecclesie, tuo eriges dogmate
ac defensare opere^
Was bedeutet dieses Bild? Offenbar zeigt dasselbe die
Stiftung irgend einer Kirche, wobei die Handwerker Marcus
und Hodlata, und die Anfertiger des vorliegenden Codex sich
verewigten. Wer sind aber die mit den Anfangsbuchstaben
bezeichneten Personen, und um welche Kirche handelt es sich
hier? Aus der ganzen Anlage des Codex ersieht man, dass er
für die bischöfliche Kirche in Olmütz bestimmt war, daher
auch die Einzeichnung ihrer Bischöfe in vollständiger Reihe
bis inclusive des vierzehnten Bischofs Bavor, welcher den
6. October 1201 gestorben ist. Nur ein Bischof, der Reihe
nach der zwölfte, Cayn, gestorben am 13. Januar 1194, fehlt,
wahrscheinlich, weil auf ihm kirchliche Censuren lagen, als er
starb. Von den mährischen Fürsten sind blos solche einge-
tragen, welche Wohlthäter der Olmützer Kirche waren. Sie
alle insgesammt fallen in das XH. Jahrhundert und in dieses
Jahrhundert fällt unstreitig der Codex, auch die beiden ange-
deuteten Bischöfe H. £., d. i. Heinrich Episcopus von Olmütz
657
(1120 bis 1155), und J. E., Johannes Episcopus von Prag
(1134 bis 1139), würden in die Zeit der Anfertigung passen 5
wohin soll man aber den Petrus Episcopus einreihen? und
was soll mit R. Abbas und mit Dux geschehen? Da wir alles
auf die Olmützer bischöfliche St. Wenzelskirche beziehen, so
mochte unter Dux der Stifter Soböslav verstanden worden sein
und das Ganze auf die 1131 geschehene Ucbertragung und
Consecrirung der neuen St. Wenzelskirche in Olmütz bezogen
werden. An eine dem heiligen Gregor gewidmete Kirche zu
denken ist unthunlich, weil in ganz Mähren eine diesem heiligen
Papste geweihte Kirche nicht vorkommt — der Heilige wird
angerufen, um die neue Kirche unter seinen Schutz zu nehmen —
alles reine Vermuthungen ! Das Bild bleibt, wenigstens mir, bis
zur Stunde ein Räthscl.
Nach diesem Bilde gehen die Collecta, Capitula und Ora-
tiones nach Ordnung des Breviers weiter und enden mit einem
Theile der Orationes pro Defunctis. Der Schluss des Codex
fehlt jedoch.
Die Initialen sind gold, blau und grün im romanischen
Style, doch nur als Pflanzenornamentik. Thier- und mensch-
liche Figuren erscheinen nirgends. Der eine Deckel — rother
Saffian — ist noch alt, der andere neu. Als ältere Sign, auf
dem ersten Blatte: 215 Nor. Numerus solitarius. Provenienz
des Codex unbekannt.
3 blas GOl 345 SSO
^■jfe'
DATEOUE 1
STANFORD UNIVERSITY LIBRARIES
STANFORD, CALIFORNIA 94305-6004