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Zoologie und Zootomie.
IN
Herausgegeben
von
C. R. W. Wie deman tt,
der Nrzneiz und MWundarzneikunde Doktor, Profeffor am anatoz
mifch : hirurgifchen Kollegium und auferordentlichem Beiſitzer des
Fürfil. Ober: Sanitäts- Kollegiums zu Braunſchweig; Eorrefpondir
rendem Mitgliede der Eöniglichen Gefellfchaft der MWiffenfchaften
au Göttingen, der naturforfchenden Gefellfchaft Weftphalens, der
naturforfchenden, wie auch der Eorrefpondirenden Geſellſchaft
der erste und Wundärste und der mineralogifchen
Gefellfchaft zu Jena.
Erften Bandes erftes Stud.
Mir Kupfern.
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Sn der Boffifhen Buchhandlung.
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ann man die Arbeiten der Naturforfcher aus den
legten Fahrzehnden vergleiche, und den mannigfaltigen
Nutzen erwägt, welchen diefelben geftiftet haben, fo
findee man in Ruͤckſicht der Zoologie leicht, daß diefer
Nusen, er mag num auf bloße ſyſtematiſche Einrhei-
lung, oder auf Erörterung phnfiologifcher Saͤtze Be
zug haben, vorzüglich durch die Verbindung der Zoo—
tomie mit dem Studium der äußeren Eigenfehaften der
Thiere begründet worden ſei; fo daß die Nothwendig⸗
feit einer folchen Verbindung immer einleuchtender
wird, und mwenigftens Fein Zoologe oder Phnfioioge
von Profeffion fein Studium, wie e8 bisher nur zu oft
gefchehen ift, einfeitig betreiben follte,
*
3 a2
1V
Der Bau des Inneren ſteht ohne allen Zweifel bei
den verſchiedenen, ſelbſt feineren Abſtufungen dieſer Ge:
ſchoͤpfe, welche wir mehr oder weniger deutlich von der
Natur angedeutet finden, mit gewiſſen allgemeinen
Verhaͤltniſſen des Aeußeren in der beften Liebereinftim-
mung, und es kommt, um diefen Satz wahr zu fin-
den, nur darauf an, daß mir bei unferen Abrheilun-
gen nicht nach geziwungener, weit hergeholter Willführ
verfahren, uns nicht ſklaviſch an einzelne unbedeutende
Kleinigfeiten binden, nicht die Natur nach vorgefaßten,
auf Feine, oder Doch, zu wenige, vorläufige Beobach-
ung und Erfahrung gegründeten Planen modeln und
einzwangen wollen, fondern uns von der Natur vor-
ficheig und mit Bedacht leiten laffen.. Das meitum-
faffende Genie, welches in höheren Regionen ſchwe—
bend, den Kleinigfeicsgeift verachtend, alles in feinen,
Strudel reiffend, über die Natur felbft zu gebieten
waͤhnt, obne fie in ihren freffendften Zügen zu erfor
ſchen, kann wohl die ftaunende Bewunderung feines
Zeitalters erregen, ‚doch graͤnzt fein Verdienſt nicht an
das ‚befcheidene Wohlthun des flillen, unermüdeten,
genauen Beobachters, welcher Materialien zum Fünf-
v
tigen Bau bearbeitet/ von dem, wenn er vielleicht laͤngſt
vergeſſen ift, noch mancher hoch geachtete ein Scherf⸗
lein zu ſeinem Schimmer borgen muß.
Ungeheuer weit iſt das Feld, welches in der Zoolo-
gie dem genaueren Forfcher noch offen liegt; vieles ift
ſchon gethan, aber ungleich mehr bleibe zu thun übrig,
mehr vielleicht, als das fpätefte Jahrhundert beendiger
fehen wird, und wenn auch die gühftigften Umſtaͤnde
ſich zur möglichft ſchnell fortruͤkkenden Vollkommenheit
vereinigen ſollten. Laſſen wir uns das aber nicht ab⸗
ſchrecken, ſondern ſtreben mit Eifer nach dem Ziele,
deſſen Nähe oder Ferne uns unbekannt iſt; zufrieden
amd belohnt durch das, mas uns auf- dem fehmierigften
Wege doch hie und da zu Theile werden muß. Das
weite Feld der Naturgeſchichte der Thiere und der
tieferen Erforſchung derfelben, durch Entmwicfelung der
inneren Organifationen vorzüglich, iſt gewiß einer
zweckmaͤßigeren Bearbeitung fähig als der, melche
man bis jest faft ohne Ausnahme angewandt bat,
und eben bei einer zwecfmäßigeren Bearbeitung würde
es auch ungleich leichter fein, zu allgemeinen Reſulta⸗
ten zu gelangen, welche uns bis jeßt noch fo ſehr
er
fehlen, und die doch erft die vorzuͤglichſte wünfchens-
werthefte Ausbeute der mühfelig unternommenen For-
fihungen geben müffen. Eine ſolche zweckmaͤßigere
Bearbeitung würde vorziglich auf zwei verfchiedenen
Wegen zu ſuchen und zu erhalten ſeyn: namlich ein-
‚mal durch moͤglichſt genaue, vollendete, und das, Ganze
mic allen feinen: Theilen umfaffende, Unterfuchung und
Darftellung "einzelner Gattungen von Thieren, „und
‚fürs; andere durch Vergleichungen verſchiedener, oder
beſſer aller bekannten Gattungen eines Geſchlechtes,
oder mehrerer Geſchlechter einer Ordnung nach „forg-
faͤltigſter Pruͤſung; bei welcher letzteren Arbeit es am
bequemſten feyn würde, nur fürs-erfte die Vergleichung
auf einzelne Theile einzuſchraͤnken. Wer, der mit dem
Ertrage der Unterfuchungen neuerer und ‚älterer ge—
nauever- Naturforſcher befanne iſt, weiß nicht, wie
wenige ſich noch mit der einen „oder anderen. ‚Diefer
Arbeiten befchäftiget haben; und wer fieht nicht auf
dev anderen Seite ein, wie ‚unbedingt der Vortheil
folcher Unternehmungen ſeyn muͤſſe. Dieſe Arbeiten
fehließen ‚aber bei ihrer ‚großen? Zweckmaͤßigkeit den
Nitzen einzelner, abgeriffener Beobachtungen und ‚Un-
’
VII
terſuchungen keinesweges, und zwar um ſo weniger
aus, da einzelne Beobachtungen, wenn ſie nur mit
hinlaͤnglicher Genauigkeit angeſtellt ſind, entweder in
manchen Fällen auf neue Anſichten führen, oder zur
Bollftändigkeit jener Vergleichungen beitragen, oder
zur Aufitellung ‚einer Wahrheit, einer Ihatfache Gele-
genheit geben koͤnnen, welche fich vielleicht ‚nur ſehr
ſelten darbietet, und nur durch ein glückliches Lingefähr
zur Anſchauung gelangt, war. Dazu kommt noch,
Daß wicht jeder Luft, Zeit und. Gelegenheit hat, den
einzelnen, Gegenftand bis auf die Hefen zu erfchöpfen,
oder die Vergleichung mit mehreren gleichartigen Ge-
genſtaͤnden anzuſtellen und durchzufuͤhren. Alſo blei-
ben auch die einzelnen Bemerkungen in ihrem vollen
entſchiedenſten Werthe, inſofern ſie einen Theil des
‚Ganzen ausmachen, der oft ſehr unentbehrlich werden
kann. Je ſeltener die Bemerkung aber iſt, deſto
‚genauer muß fie gemacht, deſto ſorgfaͤltiger die That—
fache unterfucht und erſchoͤpft werden, auf welche- fie
ſich ſtuͤtzt. Wir müffen uns. nicht an: der Neuheit
und Wunderbarfeit der Erſcheinungen genügen laffen,
welche ſo leicht blind gegen die wahre: Urſache derſelben
vırı
machen , und wodurch man. fo leicht den Tribut einer
neugierigen Menge gezollt erhalt, die ohne Prüfung
anime, was ihr Säfiestaufgerifche wird.‘ Wahr:
beit ohne Schmuck ſei das große Ziel unſers Be:
ſtrebens. —
Wenn man alles, was die aͤlteren und neueren
Zodlogen und Zootomen für die Erforſchung des inne⸗
ven Baues der Thiere gethan haben, zuſammenfaßte,
nachdem es von dem Falſchen geſaͤubert und von allem
bloßen Hypotheſenſchmuck entbloͤßt waͤre, ſo wuͤrde
ſich dieſer Kern von reiner Erfahrung (denn mehr
muͤſſen wir noch nicht wollen ) auf einen kleinen Raum
zuruͤckbringen laſſen, und wir wuͤrden erſtaunen, das
Reſultat einer mehr als tauſendjaͤhrigen Erfahrung im
Verhaͤltniſſe zu dem ungeheuren Stoffe, welcher uns
vorliegt, auf ein fo winziges Volumen zuſammen⸗
ſchwinden zu ſehen. Wer aber kann ſich dieſer unge—
heuren Arbeit unterziehen, und wem wuͤrde fie belohnt
werden. Wer wuͤrde mit Gewißheit ruͤhmen koͤnnen,
er habe ſie in ihrem ganzen moͤglichſten Umfange ge—
leiſtet, ohne eine einzige vielleicht ſehr wichtige That⸗
ſache verfehle zu haben. — Moͤglich wäre vielleicht
1X
etwas in der Art durch Vertheilung einzelner Rubriken
an mehrere Arbeiter; aber darin fiege wieder viel Unbe—
quemes: Einheit des Planes und der Ausführung kann
feiche verfeble werden. Danfen wollen wir denen,
welche es je unternehmen. Um aber den kuͤnfti—
gen Arbeitern die Leberfiche Des neueren
zu erleichtern, um den Prvatgelehrten das
Anfhaffen einer Menge Fleiner und großer
Foftbarer Werfe, wenigftens bin. und wie—
der, und in gewiffen Ruͤckſichten, entbehr—
licher zu machen, um die fihnellere Ver—
breitung zoologifcher Kenntniſſe in ihrem
ganzen Umfange möglichft. zu befördern,
um in- und ausländifche Litteratur dieſes
Faches allgemeiner zu machen, um die ein—
zelnen Biſſen und Brocken, welche hie und
da zerſtreut erſcheinen, nicht verloren ge—
hen zu laſſen, kurz, um eine Niederlage
alles deſſen zu haben, was auf Zoologie
im weiteſten Umfange irgend Bezug haben
Fann, ferner aber auch vorzüglich, um zu
neuen Unterfuchungen und Bearbeitungen,
x
entweder nach dem oben bemerften, oder
nad) irgend einem andern zweckmaͤßig fehei-
nenden Plane, Beranlaffung zu geben,habe
ich mich entfchloffen, ein Archiv für. 300:
logie und Zootomie herauszugeben.
Anterftüßung hoffe und erbitte ich, von allen denen,
welche Sinn und Liebe für eine fo angenehme und in
fo unendlich mannigfaleiger Hinfiche nügliche Wilfen-
ſchaft haben, da die umfafjendfte Beförderung derfel-
ben nicht Eines Menfchen Werk feyn kann. Außer
den Bearbeitungen befonderer und allgemeinerer zoolo⸗
giſcher Gegenftände, welche in einem Werke dieſer
Art Platz finden koͤnnen, wuͤnſche ich von Liebhabern
und Befoͤrderern dieſer Wiffenfchaft) noch beſonders
durch Mittheilung einzelner zoologiſcher Bemerkungen
aus der Menge von Reiſebeſchreibungen oder anderen
Schriften, worin man nicht einmal ſolche Bemerkun⸗
gen fuche, oder wozu ein einzelner niche Muße und
Gelegenheit zu ſuchen bat, unterſtuͤtzt zu feyn, welche
ſaͤmmtlich, wenn fie neu umd nicht ganz unwichtig find,
in dieſem Archive einen Pas finden müffen, meil fie
fonft überfehen, oder vergeffen, „der nicht gehörig
xI
gewuͤrdiget werden. Den meitern Plan des Ganzen
finden die Leſer übrigens hier auch vorgedruckt, auch
ift derfelbe in einigen Zeitfehriften befannt gemacht,
und eg bleibe mir nichts, als der Wunſch übrig, daß
das zoologifche Publifum denfelben billigen, und felbft
zur Ausführung deffelben beitragen möge, um es zur
völligen Erreichung des beabfichtigten Zweckes immer
mehr zu eigenen.
Diefes erfte Stuͤck des Archivs enthält unter den
Originalaufſaͤtzen zwei fremde, wovon vorzüglic) der
des Konfiftorialrarhe Lichtenftein zu Helmftede ven
Naturforfchern gewiß fehr intereffane fein wird, Alle
übrigen Arbeiten in dieſem Stüde find von mir felbft,
und ich hoffe dem Publifum durch die Mitcheilung
mancher von ausländifchen Naturforfihern gemachter
wichtiger Entdeckungen, und durch die Mannigfaltig-
keit der Gegenftände, einigen Dienft zu ermeifen.
Sehr wichtig find Polis Beobachtungen über den
Bau der Schaalthiere, fehr reichhaltig die gedrängten
Auszüge, welche ich in einer vollſtaͤndigen Ueberſetzung
des zoologifchen Theiles aus dem Bülletin der philoma-
tifchen Gefellfchaft geliefert habe, welche dem folgen-
xu —
den Stuͤcke vorbehalten bleiben; In der Folge ſollen
auch alle auslaͤndiſchen zoologiſchen Neuigkeiten, und
zwar unter den Artikeln Zoographie und Zooto—
mie fo ſchnell als möglich geliefert werden,
Die fehnellere oder langfamere Folge der Stücke, in
welchen die neuen Entdeckungen aus allen Thierklaſſen
befannt gemacht, werden, ift von dem Beifalle ab-
hängig, womit das Publifum diefe Unternehmung un⸗
terſtuͤzen wird. Mehrere intereſſante Abhandlungen
ſind ſchon füe.die nachften Stuͤcke theils eingelaufen,
theils verfprochen worden.
Draunfihweig, im Januar 1800,
ER W. Wiedemann.
Archiv
Ar: iv
rd:
Zoologie und Zootomie
Erften Bandes erſtes Stüd.
Bells I. ;
Ueber das Studium der vergleichenden Zerglie⸗
derungskunde. Vom Herausgeber,
N. vergleichende. Zergliederungsfutide war won ‚jeher ein
wahres Beduͤrfniß; nicht ſowol für den Arzt und: Zergliederer
Allein, als aud für den’ Naturforfeher überhaupt, und zumal
für den Zoologen. In den’fräheften Zeiten, wo Aberglaube
und unuͤberwundener Abſcheu vor der näheren Unterfuhung
feines Sfeichen, Zergliederung menſchlicher Leichen unterſagten,
wo eine folche That das’ höchfte Verbrechen geſchienen hätte,
100 aber doch, bei zunehmender wiffenfchaftlicher Geftale der
Heilkunde, das Beduͤrfniß einer näheren Kenntniß des’ volle
kommenen oder gefunden koͤrperlichen Zuſtandes fchon zu ſehr
empfunden wurde, um dieſer Kenntniß gänzlich "entfagen zu
können, wurden aus Nochbehelf Thiere zergliedert; um von
den bei dieſen Zergliederungen "gemachten Beobachtungen auf
den menſchlichen Körper analogiſch fehliegen zu koͤnnen; und
die Theile, mit deren Betrachtung wir" jeßt, aus Grund:
ſatz den Anfang’ machen, wurden damals durch Zufall
wahrſcheinlich zuerft der näheren Aufmerkſamkeit gewuͤrdiget
1, Bandes 1. Stüd, A
3189
Diefe Theile find die, feiteren Knochen, welche, der zerſtoͤren⸗
den Gährung, den Einfluͤſſen der Märme und Feuchtigkeit
ungleich, länger widerſtanden, als andere, weiche Theile; übers
dief noch durch), Regen und Sonne gebleicht, nach kurzer
Zeit auch dem ekelern Beohachter voͤllig efellos wurden, und
felöft einem Nichtarzte vielleicht ‚Stoff zu anziehender Unter⸗
haltung und zur Bewunderung des kuͤnſtlichen Baues einzelner
Theile der thieriſchen Schoͤpfung darboten. In der Folge,
als die Zergliederung menſchlicher Leichen laͤngſt ſchon geduldet
wurde, fiel der Zweck der Vergleichung und, der Schlußfolge⸗
rung von Thieren auf M euſchen doch nicht ganz weg; man
unterfichte ſolche Theile, welche im kleineren K Koͤrper des Men⸗
ſchen fo fein gebildet find, daß fie jeder anatomiſchen Nach—
forſchung, oder Doc) den früheren, wenigen ausgebildeten und
verfeinerten Handgriffen entgehen mußten, an Thieren, deren
weit uͤbertreffende Größe auch jene Theile leichter darſtellen und
beobachten ließ; wovon die Geſchichte der Zergliederungskunde
Beiſpiele genug aufweiſet. Als in der Folge eine reinere, mehr
auf richtige in der Natur ſelbſt beobachtete Thatſachen gegruͤndete
Phyſiologie entſtand; als man immer mehr einſah, daß der
Wuſt von leeren Hypothefen, von höchft germagten und. doch
mit vevangelifcher Glaubwürdigkeit, feftgefenten Meinungen ,ı der,
Wiſſenſchaft zumlgrößefien Nachtheile gereiche, und daß eine
wichtig beobachtete, Thatſache zehn Hypotheſen kuͤrzer und buͤn⸗
diger widerlege, als ganze Baͤnde von muͤhſam ausgeheckten
Gruͤnden a prioxiz; fo diente abermals-die Zergliederung meh⸗
rerer Thiere, und die Beobachtung der Uebereinſtimmung im
Baue gewiſſer Theile, mit denſelben Theilen im Menſchen, und
in mehreren Ordnungen Ad; Klaffen der, Thierwelt, zur richt
tigeren Beſtimmung des Nutzens mancher. Theile, wodurch
x x
5
manche neue Anſicht erhalten, manche wichtige Entdeckung ger
mache, kurz, unendlicher Vortheil geſtiftet wurde,
Auch die Oeffnungen Tebendiger Thiere Haben ihren großen
Mugen gehabt, konnen und muͤſſen ihn auch noch haben; wobei
nur wohl zu merken und zu Beherzigen ift, daß man nie aus
bloßer Neugier ein Thier quäle, um etwa längft anerkannte
Thatſachen, ohne irgend einen neuen Zweck, noch einmal zu
ſehen; und daß man fich bei neuen Unterſuchungen erft! über
die Wichtigkeit der Sache, und über die Art des Erfolges, fo
viel⸗ möglich ‚ werfichere,
Auch in Ruͤckſicht auf die Wiffenfchaft, welche wir jetzt
ausfchließlich mit dem Namen Naturgeſchichte Chiltoria
zaturalis) belegen, und die ſich meift nur mit der Eintheilung
dor verſchiedenen und mannigfaltigen Naturförper, mit der
Aufſtellung der anterſcheidenden Merkmale der Klaſſen, Ord⸗
nungen, Geſchlechter und Arten, mit der aͤußeren Beſchrei⸗
bung, mit der Lebensart, den Gewohnheiten, den Eigenheiten
der Thiere Befchäftiget, it die Zergliederung von unendlichen
und faſt allgemein anerkanntem Nutzen; und dem allen unger
achtet ſind doch weder die Bemuͤhungen, welche man jetzt dieſer
Wiſſenſchaft widmet, noch die Art, wie dieſelbe meiſt betrieben
wird, der großen Wichtigkeit der Sache augemeſſen. Der
Hauptzweck der Thierzergliederung iſt jetzt Thierarzneikunde;
er iſt allerdings ſehr loͤblich, da es einmal ausgemacht gewiß iſt/
daß ohne genaue Kenntniß des Körpers, deſſen Krankheiten
man heilen will, die Heilkunde ewig die groͤbſte Empyrle bleiben
müuͤſſe und daß, wie Erfahrung lehrt, der Schluß von Mer
ſchen auf ein anderes Thiergefehlecht durchaus nicht immer
gelten Einne, Aber die Zergliederungen der Thierarzneiſchulen
heſchraͤnken ſich auf wenige Geſchlechter, welche unferen dein’
A 2
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gendſten Beduͤrfniſſen unentbehrlich geworden find, und werden
durchaus nicht zur Erweiterung oder Beſtaͤtigung allgemeiner
Grundſaͤtze und Anſichten, oder zur Vergleichung der Abftus
fungen, Verwandtſchaften, Uebergaͤnge und Aehnlichkeiten,
unternommen. Wir erhalten hie und da zum Theil vortrefliche
Bearbeitungen einzelner Gegenſtaͤnde der vergleichenden Zerglie⸗
derungskunde, ſelbſt in Hinſicht auf wirkliche Vergleichung;
ferner, brauchbare Monographien uͤber einzelne Thiere, ein—
zelne Beobachtungen und Bemerkungen ‚in Neifebefchreibungen,
Zeitſchriften, akademifchen Gelegenheitsjchviften u. f. w., alles:
herrliche Brocken, die; aber, doch dem, Hungrigen nicht genug
find, und kein geordnetes zufommenhängendes Mahl ausmachen,
Wenn wir die entfchiedenen Vortheile in Betracht ziehen,
welche die aufmerkjame Beobachtung. der thierifchen Matur im
allen ihren Theilen uns von jeher: gewährt hat; wenn wir be⸗
denken, wie, viel ſchon in diejer Ruͤckſicht von jeher gethan iſt,
und wie ſehr wenig alles das Gethane gegen das noch Uebrige
betraͤgt, wie unſer großer Haufen von Beobachtungen gegen
das Rieſenwerk der Natur zu einem kleinen ſchwankenden
Staͤubchen zerſchmilzt, fo muß uns nicht ſchwachkoͤpfig ſchwin⸗
deln, ſondern wir muͤſſen mit Muth, aber auch mit unermuͤ⸗
dender Geduld an die Vollendung des großen Werkes gehen,
welche freilich uns nicht aufbehalten ſeyn mag. Nur mit ver⸗
einten Kräften läßt ſich irgend etwas groͤßeres, vollſtaͤndigeres
hoffen; zumal wenn dieſe vereinten Kraͤfte nach einem Plane
und zu einem gemeinſchaftlichen Zwecke arbeiten und hinſtreben.
Das Alte benutzen, wo es noͤthig iſt, ſichten; das Neuere
nicht unbedingt, annehmen, ſondern prüfen amd ‚wiederholt
beſtaͤtigen; das Neueſte und Eigene nur mit, großer Sorsfalt,
nur nach geuauer, nicht einſeitiger, Beobachtung und Ueberſicht
5
darſtellen; das Fehlende ergänzen, die weſentlichſten Lucken
wuerft füllen 5 das Ganze-verbinden, ordnen und eriveitern ;
alles dieſes mit unermuͤdendem Fleiße wirken, das kann der
Naturwiſſenſchaft weſentlichen Vortheil bringen; und darauf
follten wir bedacht Fey.) Mau an
Leider muß es dem aufmerkſamern Beobachter ünferer Zeit
nur zu fehr auffallen , wie eine Hypotheſe die andere drätigtz
wie der. morgende Tag oft das Heutige umſtoͤßt; wie mancher
des leidigen Ruhmes, nicht der Miffenfchafe wegen, fein Hirn
zu einer unhaltbaren Phantäfte erhitzt; wie oft in umſerem
Zeitalter der kritiſchen Philoſophie die erſten Vorſchriften des
geſunden / Mutterwitzes vernachlaͤſſigt werden; wie das Buch
der Naturyugleich der aͤlteſten laͤngſt vergeſſenen Modeſchrift,
unaufgeſchlagen, ungeachtet und ungeleſen da liegt, und wie
man ſich am· Scheine begnugt, wo die Wirklichkeit ſo wohlthaͤ⸗
tig ſeyn wuͤrde. Wie ſorgfaͤltig ſammelten unſere Vorfahren
jede Beobachtung, welche in der Natur gegruͤndet war; wie
genau und wie vortreflich waren nicht zum Theil ihre Beobach⸗
tungen, ſo daß wie noch jetzt voll Ehrfurcht bekennen muͤſſen,
wie weit wir in mancher Ruͤckſicht Hinter ihnen ſind, wenn wir
den Reichthum der jetzigen Huͤlfsmittel und geerbten Erfahs
rungen, wie billig, mie in Anſchlag bringen. Wie vorzůglich
Gaben ſich nicht manche ältere Schriftſteller in der Thierzerglie⸗
derungskunde ausgezeichnet, und wie groß iſt nicht der Vortheil
und die Ausbeute der zootomiſchen Bemuͤhungen des vorigen
Jahrhunderts z.B. für Phyſtologie geweſen. Sollten uns
ſolche unwiderlegbare Beweiſe auf beiden —* — fuͤr die
gute Sache ſtimmen? —
Die Hauptſache bei dem Geſichtspunkte, ans welchem jetzt
vergleichende Zergliederungskutide bearbeitet werden ſollte, wird
6
immer die Auffindung allgemeiner Geſetze, und die Darſtellung
allgemeiner Befolgung derfelben in der thieriſchen Matur ſeyn
muͤſſen. Diefe allgemeinen Geſetze, welche hoͤchſtwahrſcheinlich
Statt finden, und freilich tauſendfach abgeändert uud unmerk⸗
lich verwebt feyn Eönnen, werden ſowol für Phyſiologie der
Thiere überhaupt , als auch für ſyſtematiſche Eintheilung dieſer
Geſchoͤpfe, von der groͤßeſten Wichtigkeit ſeyn; bei dem einen
ſo wenig als bei dem anderen duͤrfen wir bloß am Aeußeren
kleben; und wenn je Einheit der Eintheilungsgruͤnde bei unſern
Syſtemen erhalten werden kann, ſo muß fie aufı dem Wege
dieſer genauen und. allgemeinen Unterſuchung der Thierkoͤrper
nach allen ihren Theilen, nach allen Beziehungen and Ruͤck⸗
ſichten, nach ‚einem gemoeinſchaftlichen und beſtimmten Plane
einzig aufzufinden möglich ſeyn, Welche Feſtigkeit, Brauch⸗
barkeit und Dauer wuͤrde dieſes aber, nicht unſeren Syſtemen
geben ? Wie ſehr wuͤrde nicht; die Wiſſenſchaft dadurch erleich⸗
tert, wie, ſehr ihr Fortſchreiten und ihre Vollkommenheit dar
durch befoͤrdert werden? Zur Auffindung jener allgemeinen
Geſetze werden eine ungeheure Menge von Thatſachem erfordert,
und die Aufſuchung derſelben muß folglich unſere erſte und vor⸗
zuͤglichſte Bemuͤhung ſeyn. Dieſe aufgefundenen Thatſachen
muͤſſen mit Verſtand und der Natur gemaͤß zuſammengereihet,
und zu kuͤnftigen Reſultaten aufbewahrt werden Die Reſul⸗
tate der Beobachtungen vieler Thatſachen duͤrfen aber ja nicht
zu früh zum Hauptzwecke benutzt werden, damit. die Frucht
nicht unreif gebrochen, und dann bald als unnuͤtz verworfen
werde. So wie der Enkel fich, des Schattens von dem Baume
erfreuet, den der uneigennuͤtzige Vorfahre pflanzte, fo werden
vielleicht unjere Nachkommen erſt Schatten und Frucht unferes
ausgeſtreueten Saamens erndten. Aber follten wir deswegen
e 7
nichtausfien d- Ueberdieß iſt es gewiß zu erwarten und durch
manche ſchoͤne Erfahrung beſtaͤtiget, daß auch wir ſchon manchen
herrlichen Genuß und Lohn unſerer Arbeiten davon tragen wer⸗
den welcher unſtreitig nicht auf die bloße Bewunderung und
Freude an den Werken der Schoͤpfung beſchraͤnkt ſeyn, ſondern
unſerem Eigennutze noch vollwichtiger zollen wird. Dagegen
dürfen wir aber ach keine Schwierigkeit des großen Unterneh⸗
mens ſcheuen, deren es uulaͤugbar ſehr viele hat. HArbeit und
Koſten dürfen uns nicht abſchrecken; was der Einzige nicht weiz
mag) dazi muͤſſen viele vereint wirken Möchten das doch
vorzüglich Die Beguͤterten des Staates beherzigen, und auch ſie
ihr Scherflein, wo nicht ans Arbeit, doch an Arbeitstohn;, bei⸗
tragen dem eifrigen Forſcher· Gelegenheit ſchaffen, ſeine Nachẽ
forſchungen zu erweitern; ihm, was oft ſo ſehr in ihrer Macht
ficht, die Erzeugniſſe des’ Thierreiches aus fremden Ländern
voerſchaffen ihm hie und da ein ſeltenes Stuͤck ihrer Sammlun⸗
gen opfern, damit die Wiſſeuſchaft wahren Gewinn davon habe;
weil dadurch eine Thatſache mehr der erhaltenen Reihe zuge⸗
ſellet wird. dig, in ml Milde
Der Menſch, als das — Geſchoͤpf dieſer Exdej. muß
bei dem Studium der eigentlich ‚vergleishenden Zergliederungs⸗
kunde au) immer im Auge behalten werden; die Annäherung:
der ihm näher ftehenden, die ſtufenweiſe zunehmende Abweichung:
der mehr in’ ihrer Bildung von ihm entfernten Geſchoͤpfe, folk
immer mit ein Hauptaugenmerk bleibe Nur iſt es durchaus
nöthig, zumal bei der Auffindung. von Aehnlichkeiten und
Uebereinſtimmungen genau zu Werfe zu gehen, damit man:
nicht in den Fehler mancher älteren, ſouſt vortrefflichen Beob⸗
achter werfale, welche, fo oft von entfernten Aehnlichkeiten
getäufcht, entweder in den Thieren menſchliche Theile, oder. im
8
dem, Menfchen: Theile: von Thieren zu fehen glaubten, welche
im Grunde gar feine Uebereinſtimmung mit einander, hatten;
die ungefähre äußere Geſtalt, oder die Farbe etwa ausgenom⸗
men. » Solche: vermeinte Beobachtungen, haben nicht ſelten zu
lange erhaltenen Mißverftändniffen Veranlaſſung gegeben. Es
iſt leicht begreiflich, "daß. diefe Vergleichung zwiſchen Menſchen
und Thieren: micht bloß bei der Geſtalt fiehen Bleibe, ſondern
auch zu einem 'höheren Zwecke, nämlich. zur Beobachtung der
Modifik ationen in den DVerrichtungen der Theile ſelbſt, uͤber⸗
sehe, In der ferneren Vergleichung darf ſich die, Bemerkung
der Uebereinſtimmungen und Abweichungen vielmehr nur auf
die dem Menſchen näheren Thiere, nicht aber eben auf den
Menſchen ſelbſt erſtrecken, weil die entfernteren Thiere meiſt
ſchon zu ungleichartig werden.
Um das Schwankende der ——— zu vermeiden,
Fake ein: jeder Thierzergliederer, ſo wie überhaupt jeder Beob⸗
achter in den Erfahrungswiſſenſchaften, wiederholt: beobachten,
und mit der groͤßeſten Aufmerkſamkeit ſorſchen. Fluͤchtige Blicke:
gelten hier nichts, und ſchaden unendlich, Ein großer Theil,
der Arbeit: in»diefem Sache würde. ſchon als; vollendet. angefehen
werden: koͤnnen, wenn die Bemerkungen unſerer Vorfahren
durchaus untruͤglich wären; wert man vorzüglich. ſich auf die
Nachrichten, von Neifenden gewiß verlaſſen, oder von ihnen
fharfe und ‚genauere Blicke in die thierifche Natur erwarten;
koͤnnte. Das; gelehrte Ausmiften: iſt eben das zeitſpieligſte,
ermuͤdendſte, undaukbarſte Gefchäftz ſo daß es oft weit beſſer
und gerathener ſeyn würde, eine Beobachtung in der Natur⸗
wiſſenſchaft von vorn anzufangen, und mit-Sorgfale: durchzu⸗
führen, als ſich genoͤthiget zu ſehen, aus hundert verftiinunelten,,
unzureichenden, oder gar falſch geſehenen Bemerkungen das,
9:
bischen Wahrheit herauszuklauben "und zu ſondern. Es 'ife
freifich auf mehr als einer; Seife ſchwer, ſo zu beobachten, daß
nichts zu wuͤnſchen übrig bliebe; auch gereicht es in manchen
Faͤllen nicht: zur Schande, geirret zn haben ; aber. fo viel als
möglich. genau zu ſeyn, Jrrthum zu vermeiden, fo weit Kräfte
und ‚Gelegenheit es erlauben, cr muß uns feſter, unabander:
licher Vorſatz fenn.
Es kommt ferner ſehr wiel auf eine allgemein verſtaͤndliche
Terminologie an, ohne welche jede Wiſſenſchaft in ihren Fort⸗
ſchritten gehindert werden maß; und es) waͤre daher ſehr zut
wuͤnſchen, daß ſich alle Naturforſcher zu einer ſolchen feſtgeſetzten
Terminologie vereinigten) Hiebei wäre hauptſaͤchlich dahin zu
ſehen, daß in allem Faͤllen, wo vollfommene) Analogie Statt
findet, auch derſelbe bezeichnende Ausdruck beibehalten werden
müßte; wodurch nicht Allein manche Weitlaͤuftigkeit vermieden
werben, ſondern auch dem Gedaͤchtniſſe und der Verſinnlichung
der mannichfaltigen Gegenſtaͤude ſehr geholfen ſeyn wuͤrde. Es iſt
bei dem Leſen und Verſtehemaͤlterer naturhiſtoriſcher Werke feine
der geringſten Schwierigkeiten, zu entraͤthſeln, was die verſchie⸗
denen Schriftſteller ſich bei dieſem oder! jenem Ausdrucke: dach—
ten. Mehrere Stellen der aͤlteſten Klaſſiker bleiben uns eben
deswegen, aller Kommentarien ungeachtet, noch jetzt unver—
frändlich „weil jeder feine eigene Benennung fuͤr ein⸗ und“ dena
ſelben &egenftand hatte Wie ſehr wird fich aber nicht dieſe
große Schwierigkeit für unſere armen Nachkommen bis zur
gaͤnzlichen Unuͤberwindlichkeit haͤufen/ wenn mies nicht: eifrig:
daraufı bedacht find, dem Uebel durch feſtgeſetzte, allgemein
gebrauchte Ausdruͤcke in Zeiten abzuhelfen. Die Schwierigkei-
ten bei einem folchen Vereine find doch in der That nicht unüberz
windlich, wenn wir uns nur von genaner Beobachtung und
10
uhtiger Anwendung leiten laſſen. Viele Ausdruͤcke, welche
nicht paffend'gewähle find, muͤſſen mit beſſeren vertauſcht wer⸗
den, und auch bei diefer Terminologie ift ſo viel als moͤglich
auf Einheit der Benennungsgruͤnde Ruͤckſicht zu nehmen
Gleichartige Theile werden am beſten entweder nach ihren Ver⸗
bindungen oder nach ihrem Mutzzen benannt und unterſchieden;
die Benennungen nach der Geſtalt find weit weniger brauchbar,
da dieſe beivverfchiedenen Geſchoͤpfen fehr verſchieden ſeyn kann.
Die Erfahrung lehrt zwar,daß gleiche Theile ſich auch nicht
durchaus in verſchiedenen Thieren woͤllig gleich verbinden; aber
in dieſen Fällen gilt die Mehrheit der Faͤlle fuͤr den Benen⸗
nungsgrund, und die ſeltenern koͤnnen in dieſer — als
Ausnahmen von der, Regel augeſehen werden ın Ind “m
Ein anderes Haupterforderniß bei diefer Wiſſenſchaft iſt
deutliche und richtige Beſchreibung der) Theile, Zur Deutlich⸗
keit wird eine gewiſſe beſtimmte Ordnung erfordert, wobei man
immer von Allgemeinen zum Beſonderen "übergehen: muß.
Auch iſt es durchaus) erforderlich), ‚allemal genau die Lage auzu⸗
geben, in welcher man diefen oder jenen Theil befchreibt 3, damie
die Beftimmungen nicht ſchwankend und ungewiß werden Am
beften würde es wohl ſeyn, wenn man ‚gleiche Theile: werfchier
dener Thiere auch immer in gleicher Lage beſchriebe. Will man
natürliche Dinge mit künftlichen oder natürlichen von. anderer‘
Art vergleichen, um den Befchreibungen zu Huͤlfe zu kommen,
fo muß man ſich ja huͤten, ſolche Vergleiche nicht zu weit her⸗
zuholen; weil man ſonſt gerade das Gegentheil des beabſich⸗
tigten Zweckes der Deutlichkeit erlangt, und oft noch uͤberdieß
in das Laͤcherliche faͤllt, wie aͤltere und neuere Schriften zum
Ueberfluſſe beweifen, Zur richtigen Beſchreibung gehoͤrt vers.
vielfältigte Anficht der Theile, ſowol in ihren verfchiedenen:
11
Verbindungen, als außer der Verbindung. Ohne eines und das -
andere wird mansfchwerlich vollfommen die Abficht erreichen;
und auf beiden Seiten iſt oft genug. gefehlt: Betrachtet man
einem Theil nur inoder Verbindung mit anderen, fo kann es
nicht fehlen, daß manches überfehen wind, welches theils völlig
gedeckt, theils zur genauen Anſicht unvortheilhaft gelegen ft.
Wird im Gegentheil ein (Theil nur außer aller Verbindung
geſehen, fo fälle mancher anfchauliche Werfinnlichung feines
Nusens, feiner Wichtigkeit, feines Bezuges auf die ganze
£ünftliche Maſchine weg ‚und die Beſchreibung muß natürlich
minder anziehend und vollkommen werden, —
Um die große Reihe der zu hoffenden oder ſchon vorhande—
nen Beobachtungen beſſer zu überfehen, IE es ſehr rathſam, die
gleichartigen Theile der verſchiedenen Geſchoͤpfe neben einander
zu ftellen, oder zu beſchreiben. Die kleinſte Abweichung faͤllt
au) dieſe Avc ungleich eher indie Augen, der Abſtand oder. die
Annäherung, laͤßt ſich weit leichter quffaſſen/ und man erhaͤlt
eine zweckmaͤßige Reihe von Beobachtungen, welche nicht allein
zur Beurtheilung der Geſchlechter, ſondern auch der Ordnungen
von den verſchiedenen Geſchoͤpfen, ſehr dienlich iſt Ueberhaupt
woaͤre es ſehr wuͤnſchenswerth, daß ſich mehrere Zergliederer ver⸗
einigten, um die Aehnlichkeiten und Abweichungen der einzelnen
Arten jedes befonderen Gefchlechtes beſtimmt zu erforſchen und
anzugeben; die Eintheilung der Thierarten wuͤrde dadurch ohne
Zweifel an Richtigkeit und Beſtimmtheit außerordentlich gewin⸗
nen; man wuͤrde von den Geſchlechtern bald zur Beſtimmung
der. ganzen Ordnungen übergehen koͤnnen, und ein fehr ausgear⸗
beitetes, hoͤchſt erwuͤnſchtes Ganzes erhalten. Die ungefchmückte
Aufzählung der beobachteten Thatſachen muß bei diefen zootomi⸗
ſchen Arbeiten immer voraugehen, die Beſchreibung darf nur
—
12
in Anmerkungen mit eingeſtreueten Bemerkungen gewürzt ſeyn;
oder beffer laͤßt fich dieſes oder. jenes! unmittelbar intereſſante
Reſultat dem Ende der Befchreibung anhängen, damit dieſe fuͤr
den Zweck der Vergleichung nicht zu ſehr ausarte. Solche Be⸗
ſchreibungen mögen oft ſehr trocken ſcheinen; aber ſie ſind durch ·
aus nothwendig, und führen zum höheren Zwerfe; fie find der
Grund und die&Stügen des kuͤnftig zu errichtenden dauerhafteren
Gebäudes, ohne Reiz der Pracht und Gefaͤlligkeit, aber von
innerem Gehalte und ‚unerfchütterlicher Feſtigkeit. Möchten
doch vecht bald viele Materintien zu jenem fo —
Gebaͤude zweckmaͤßig zuſammengetragen werden! — |
Noch eu zur — uͤber ——
derung. Von Auguft Winkelmann.
Mit ⸗)
————
E⸗ iſt intereſſant, wenn man einige Fortſchritte gemacht hat;
auf den zuruͤckgelegten Weg zu fehenz jeder Ruͤckblick auf! die
Erweiterung Unferer Kenntniſſe giebt neuen Much, und eine
verbefferte Anleitung zu ihrer Vervollkommnung. Vorzüglich
intereffant ift dieſe Ueberſicht des zuruͤckgelegten Weges, wenn
man eben einem bedeutenden Schritt gethan, oder die gewiſſe
Ausficht auf ein neues und fchnelleres Vorfchreiten hat. Beide
Faͤlle feheinen in der Lehre vom lebenden Körper, die wir vor
zugsweiſe Phyſiologie genannt haben, Statt zu finden, Dieſe
Lehre, die man beftimmt die intereffantefte Parthie des ganzen
Naturftudiums nennen darf (da fie fewol auf der einen Seite
13
ih mit den geheimnißvollſten und ſchoͤnſten Erſcheinungen dee
Natur beſchaͤftigt; da auf der andern Seite nur von ihr die
Menſchen troͤſtende, Menſchen rettende Heilkunde Aufklaͤrung
und Sicherheit erwarten kann), iſt jetzt auf einen Punkt gekom⸗
men, der der Muͤhe werth ſcheint, ins Auge gefaßt zu werden.
Zuerſt weniger eine Wiſſenſchaft, als eine Sammlung unvoll⸗
kommener Beobachtungen und nichtiger Hypotheſen, ging ſie
mit immer raſchern ‚Schritten ihrer Vervollkommnung entge⸗
gen. Aus ihrem erſten rohen Zuſtande durch die Verirrungen
der Jatro⸗ Mathematik, der Stahliſchen und Anderer Schuler
gedeungen, beginnt mit Haller ihre erſte gluͤckliche Periode, man
darf fagen, ihr erftes wiſſenſchaftliches Anſehn. Gehoben durch
Hallers unſterbliche Verdienſte, bereichert durch viele und wich—
tige Erfahrungen, reifte ſie in dem Streite zwiſchen Hallers
Schuͤlern und der Nervenphyſiologen, bis die Veraͤnderungen,
die die Revolution der Chemie in der ganzen Naturwiſſenſchaft
veranlaßte, auf fie den gluͤcklichſten Einfluß hatten Bis jetzt
hatten nur einzelne Koͤpfe, und auch dieſe nur ſchuͤchtern und
vergeblich, gewagt, die Erſcheinungen des Organismus und des
Lebens den Übrigen Erſcheinungen der Natur Ähnlich zu, erklär
ven. Jetzt, beguͤnſtigt durch die Freiheit: der. philofophifchen
Unterfuhungen, und unterftüßt von fo vielen chemifchen Ent
deckungen, unterwirft man die einft fo fremdartig geglaubten
Erfeheinungen des Lebens, den Gejegen der Materie, und wo
man einft Aeußerungen einer verborgenen- Lebenskraft ſah,
glaube man jeßt Prozeffe annehmen zu dürfen, die. den chemis
ſchen Prozeffen analog waͤren. So hofft: man zu einer wiffen:
ſchaftlichen Bearbeitung der Phnfiologie zu kommen; man
erwartet, und wie es ſcheint mit Neche, auf diefe Weile, ent
fernt von unnägen Spefulationen, yud nur von Beobachtungen:
14
gefuͤhrt, zu einer Reduktion der Erfeheinungen auf Geſetze zu
kommen, "von welcher ſich die Naturkunde eine” gußßere
Conſequenz, und die Pathufogie forte, fichere Prinzipien vers
fprechen darf. : a TT
Aser find diefe Hoffnungen auch gegruͤndet? Sind alle
die Einwuͤrfe ſchon widerlege, die man ihnen mir ſo vielem
Nachdrucke gemacht hat? Und dürfen wit "den neuen Weg
kuͤhn betreten ? wie werden wir fortfihrelten können ? "was wird
uns unterſtuͤtzen? — Dieſe Fragen erſcheinen zu wichtig, um
nicht bei ihnen zu verweilen. Die Phyſiologie hat zu viel leere
Hypotheſen erlebt, als daß fie ihnen nicht gram ſeyn ſollte;
wenn fich bald die noch herrſchenden Streitigkeiten der getrenn⸗
ten Partheien eudigen, und der reine Sinn der verfihiedenen-
Meinungen klar wird, dann werden wir mit unfern Fragen
über das Leben und feine Erſcheinungen an die Natur ſelbſt
verwieſen Bleiben! "Wir find zu einer’ glücklichen Zeit auf dieſen
Punkt gefommen; die alfgemeine Kenntniß der Natur ( Phyſik)
hat einen erhabenen Platz eingenommen; die Bemuͤhungen der
Syſtematiker haben die große Maſſe der Naturerſcheinungen
geordnet; die Chemie iſt im kuͤhnen Auffluge. Dieſes letztere
Studium hat ſo ein neues und uͤberraſchendes Licht uͤber die
dunkelſten Parthieen der Naturkunde vorbreitet; ihm, das iſt
nicht zu leugnen, verdanken wir beinahe allein die Reform in!
der Phyſiologie. Aber ſie allein wird uns nicht zu der Kennt⸗
niß des Lebens, zu den Aufklaͤrungen uͤber Organismus ind‘
Organiſation führen koͤnnen, nach denen wir ſtreben. Moͤgen
die Phyſiologen Recht haben, die das Leben und die mannigfach
verſchiedenen Organiſatſonen nur in der verſchiedenen Miſchung
der Grundſtoffe begruͤndet, annehmen; — moͤgen die Chemiker
mit Recht hoffen, daß ihre Kunſt einſt noch die Grundſtoffe
15
ſelbſt darſtellen wird; dennoch wird der Chemiker nie das Leben
in zerſtoͤrten Organifationen ‚unterfuchen, nie ein Verhaͤltniß
zeigen töntieny. das fchon aufgehoben iſt. Sie allein wird uns
nicht zu unſerem Zwecke führen; aber ein zweites Studium
wird-mit ihr der Phyfiologie zu Hilfe tommen. Ich meine die
vergleichende, Anatomie, die ſich mit dem: innern Baue deu
Thiere bekannt macht, die verſchiedenen Drganijätionen mit
einander: vergleicht, und aus dieſer Vergleichung allgemeine
Reſultate zu ziehen ſucht.
+ Bon einem. höheren: Alter wie: die menfehlie Anatomie
(wenn man Galens Arbeiten hieher zählen will) befürderte fie
nachher immer die Unterſuchung des menſchlichen Körpers, und
veranfaßte manche intereffante phpfiologifche Entderfung — der
Fleiß einzelner, Männer zeigte, was die Naturkunde von ihr
erwarten duͤrfe — der wertraute Umgang. mit ihr. verbreitete
befonders im ſiebzehnten Jahrhundert ein helles Licht (die Dior:
gerwöthe der, Aufklärung) uͤber die Naturwiſſenſchaften — aber
der- Geſchmack an ihr verlohr ſich allmaͤhlig, und: die großen
Hoffuungeny zu denen die bedeutenden Werke jener Epoche
berechtigten hat die Zeit nicht erfüllt: *). Zivar. dürfen wir
nicht ſo ungerecht ſeyn, die vielen Bemühungen der Neitern im
diefem Fache zu verfennen: Daubentons und Bieq v’AzyrS
Befhreibungen; Monros, Hunters und anderer Engländer
Unterfuchungen ; Campers Genie und Fleiß; die großen italier
niſchen Zergliederer; unfer treffliche Blumenbach, und einige
andere Deutfche, find der dankbarften Verehrung werth; aber
doch frage ih: Verdient diefes Studium nicht eine größere
*) Die intereffante Gefchichte der ‚vergleichenden Anatomie kann in
einem des folgenden Hefte erfcheinen.
„16
Aufmerkſambkeit, einen allgemeinern Antheil, als es jetzt bel unec
dat? Man iſt zu dieſer Frage berechtigt, ſobald die vergleichende
Anatomie als die vorzuͤgliche Huͤlfswiſſenſchaft dee Phyſiologie
erſcheint. Einſt konnte es gleichgültig ſeyn, die Organiſation
eines Thiers mehr oder weniger zu kennen; jeßt, wo wir aus
den befondern Erfahrungen allgemeine Anſichten abſtrahiren, iſt
uns keine Bemerkung gleichgültig: — Einf konnte der Fleiß,
den wir auf die Zergliederung und Beſchreibung eines unbedeu⸗
tenden Thiers verwandt ſahen, uns zwar muͤhvoll, aber wenig
verdienſtlich ſcheinen; jest verehren wir ihn, denn er iſt ein
Schritt mehr zu den intereſſanteſten Reſultaten. Iſt alſo der
vergleichenden Anatomie das Ziel beſtimmt, eine vergleichende
Phyſiologie zu werden, und fo eine Zoonomie zu gruͤnden; jo
darf man fuͤr jede Bemuͤhung in ihr einen allgemeinen Anthell
Hoffen. Abet indem fie ſich bemuͤht, dieſes hohe Ziel zu errei⸗
then, werden viele andere Diſelplinen vor ihr die ſchoͤnſte Aus⸗
beute erhalten. Herr Joſephi hat die Geſichtspunkte geſamm⸗
let *), mit denen wir die ſchoͤnſten Aufklaͤrungen für verſchiedene
Wiſſenſchaften von ihr erwarten dürfen, und der Meifter, deu
man mit Recht den Genius unſerer Bildung nenne, macht in
feinen Propylaͤen **) auf die Vortheile aufmerffam, die auch!
die bildende Kunft von diefem Studium erwarten datf.
Aber wie werden wir den hoͤchſten Zweck diefes Studiums:
mit alfen feinen Nebenvortheilenvam beften erreichen? wie muͤſ⸗
ſen wir vergleichende Anatomie jtudiren?! Diefe Fragen laſſen
fich kurz beantworten. % J
Man
) Anatomie der Güngthiere, ' Bo
*r) Erfies Stück, Einleitung. ya nf ars.
47
+
Man vergeſſe zuerft den Zweck aller dieſer Unterſuchungen
nie, den nämlich: die’ Maturerfheinungen fo viel wie möglich
zu erklären — man verbanne daher alfe teleologiſche Erklaͤrun⸗
Year Lilian frage bei aller Verſchiedenheit der Orgänifationen,
die man vemerkt, nicht wozu? ſondern woher? Mit dieſem
allgemeinen und ſehn hothwendigen Grundſatze mache man ſich
dann mit den Erfahrungen, die ſchon gemacht ſind, bekannt —
man lerne ſelbſt die Thiere unterſuchen und d befchreiben, und
man verfuche dann Laus der Erfahrungen, die. man vor ſich
bat, Reſultate zu ziehen; „aber; man — ſich vor nichtigen
Hypotheſem id” solle oh!
Fuͤr dieſes Studium foheins befonders ein —— Ara ge:
ssignet zu ſeyn, das nach dieſem Planen. 1.15
mie den schon gemachten Erfahrungen Fa
Rheuma: riemmi Bas jadanı
Baader un und act mittheilt
aid, 32 Raiſonnements über dieſe Entdeckungen zur Beur⸗
Icheilung vorlegt· 200 IonädnLeunizp
— recht viele treue Forſcher ſich n zu dieſem Zwecke ver⸗
biuden! Moͤgen fleißige Naturfreunde nicht durch einen muͤh⸗
famenı und trocknen Anfang abgehalten werben; ſich dieſem
Studium zu widmen! — Bluͤthen und Fruͤchte, eine ange⸗
nehme, Unterhaltung und die nuͤtzlichſte a ch werben
— —X Fran splssedilun.e; zäinmese]ıd si
ua Isig ;
136m 19 % uaddim. pic i 1, 2 alsge ‚arssı
7 4
ꝝꝛau „s3u9 si Nie nechialeras srahlz
ins pnualik sm. daran 130 en vi⸗
3. Bandes ı. Stil. B
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Berfuch, einer —— ——— PR
Schaͤdeln aus allen Ordnungen der Wier⸗
fuͤßer. Vom Herausgenet. 1 asslarmaglin
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or nam at Siüm Lei bo bngemind shynlıse mar
yiadaise 3 . i. Brill - 100
Das Knochengeruͤſte, welches allen Ihieren, die Inſekten
und Wuͤrmer ausgenommen, deren erſtere nur einzelne knochen ⸗
artige Theile, deren letztere gar! keine Knochen haben, gemein
ft, zeige die auffallendſten und: beſtaͤndigſten Verſchiedenheiten;
wobei doch immer ein unabänderlichebzNfefteri, einfacher Plan
der Natur durchblickt Der groͤßeſte Theil der Kbrigen Bildung
des ganzen Körpers; vorzuͤglich des aͤußeren Auſehens (habitus
externus), hängt vom Knochengeruͤſte ab und auf der andern
Seite paßt ſich dieſes wieder den übrigen inneren edleren Thei⸗
fen) und uͤberhaupt den mannichfaltig verſchiedenen Beduͤrf⸗
miſſen und Lebensweiſen der Thiereyrand deswegen iſt zur rich⸗
tigen Beurtheilung des ganzen thieriſchen Haushaltes in den
beſonderen Geſchlechtern genauere Keuntniß des Knoihenbaues
das erſte Erforderniß; zu geſchweigen, daß ſchon einzelne Knno⸗
chen eines Thieres oft hinreichend ſind, um ſeine Stelle in
unſern Syſtemen zu beſtimmenund daß es mehrere praͤadami⸗
tiſche Thiere giebt, von denen wir nichts als die Knochen
kennen, welche wir alſo nothwendig mit den Knochen anderer
Thiere vergleichen muͤſſen, um irgend im Stande zu ſeyn, uͤber
die Beſchaffenheit ber Thiere, die muthmaßlihe Bildung der
D 1 nur
19
weicheren Theile, und die etwanige Lebensart derfelben zu
urtheilen. . B
Daß die Kenntniß des Schaͤdels — worunter ich hier ſowol
die, eigentlichen Hirnſchalen⸗, als auch die mit denſelben ver;
bundenen, und mit jenen ein gemeinſchaftliches Ganzes bilden⸗
den Geſichtsknochen verſtehe — vor allen andern Theilen noth:
wendig und wichtig: ſey, wird. wohl einem jeden einleuchten.
Am Kopfe liegen die Augen⸗ und Obrenhöhlen, die Nafenhöhle
mie den zw ihn gehörigen Nebenhöhlen, und die Mundhöhle,
als die Behälter der wichtigfien Sinneswerkzeuge, deren Bil
dung und Größe. der verfchiedenen Geftalt dieſer Werkzeuge
felbft angemeflen iſt; ferner. liegt das bewunderungswuͤrdige,
noch ſo wenig ergruͤndete Drganzı welches allen diefen Werkzeu—⸗
gen erſt Leben und Wirkſamkeit giebt, das Hirn, in ‚einer von
mehreren der Schädelfnochen gebildeten feſten Huͤlle, deren Bil⸗
dung alſo gleichfalls.von der geößeften Wichtigkeit. iſt, indem fie
fih dem Hirne felbft ziemlich. ‚genau anpaßt, und: nad) deffen
nothwendiger Bildung beſtimmt wird. Endlich enthalten die
Kiefer und Zwiſchenkiefer die Freßwerkzeuge, welche nicht allein
wegen der Linnẽiſchen Eintheilung der Saͤugthiere nach der,
Bildung ihrer Zähne, ſondern auch vorzüglich wegen der Le;
bensart und Nahrungsweiſe diefer Thiere, merkwuͤrdig find,
mit denen fie immer im genauen Berhältniffe ſtehen, und die
folglich darnach beurtheilt werden. kann,
Um die vergleichende, Befchreibung, der Schädel — an⸗
ſchaulicher und leichter zu machen, halte ich es fuͤp gut, alle
Schaͤdel, fie moͤgen ſeyn von welchem Thiere fie wollen, in
einer. ihrer Länge nach wagerechten Lage) zu bettachten, als ob
nämlich die Schädel mit ihren „dern Gaumen im Ganzen gleichs
laufenden Grundflächen auf. einer wagerechten Ebene, ruheten.
B2
20:
Die mehr oder werigere Neigung nach hinten ber vorn bei
binzugefügtem Unterkiefer, kommt hier nicht in Betracht Jiweil:
fie gegen das Ganze unbeträchtlich iſt, und auf die Beftimmung
des Born und Hinten, des Oben und Unten, gar keinen Ein⸗
fluß hat. Bei Thieren mie fehr kurzen Unterkiefern pflege der
Schaͤdel auf der wagerechten Ebene ein wenig nach hinten uͤber
zu liegen; bei langen Kiefer hingegen, zumal wenn. fie nach:
hinten ſehr hoch find, neigt ſich gewöhnlich. das vordere. Ende
des Schädels etwas mehr nach unten; doch ift, wie gejagt, der
Unterfihied nicht beträchtlich. "Diefe wagercchte Rage kommt
mit der Lage des Kopfes beim aufrecht ſtehenden Menſchen
ziemlich überein, wo die ganze Grundflaͤche des Schädels und!
die Fläche des Gaumengewoͤlbes ein wenig nad) vorn abwaͤrts
geneige iſt. Die Vergleichung wird alſo in dieſer Lage erleich⸗
tert, und mit weniger Schwierigkeit und Weitlaͤuftigkeit durch⸗
gefuͤhrt werden koͤnnen, als wenn man jeden Schaͤdelknochen
in der ihm’ eigenen Lage bei dem gewöhnlichen ruhigen Gange,
des Thieres, zu dem er ‚gehört, beſchreiben wollte; denn die
Hältung’des Kopfes iſt bekanntlich bei den verfihiedenen Thier.
ren ſehr abweichend, indem einige ihn meht mit der Schnauze:
abwärts, andere mehr'voriwärts'geftredkt tragen. 1!
Man iſt ſchon längft darauf bedacht geweſen, gewiſſe un:
truͤgliche Regeln feſtzuſetzen, nach welchen ſich, wo micht die
Abweichungen der ſchoͤnern und haͤßlichern Schaͤdelformen des
Menfehen doch die allmaͤhligen Abweichungen der Geſtalt der
Thierſchaͤdel von dem des Menſchen genau beſtimmen ließen;
und allerdings wurde, Bei der Beſchraͤuktheit des menſchlichen
Wiſſens, eine ſolche allgemeine Richtſchnur zur großen Erleich⸗
terung der Aleberſicht des Ganzen ſehr willlommen ſeyn; nur
ſind leides die Verſuche inidieſer Hinficht "bis jetzt noch nicht
21
-
Hefriedigend auggefälfen, ) Es wird bier nicht am unrechten Orte
ſeyn, diefe Verſuche etwas näher zu würdigen. Schon Seve⸗
rin/ im ſiebenzehnten Jahrhundert hat einigermaßen das De:
duͤrfniß ſolcher Negeln gefühlt *)5 auch Spigel **) giebt
nicht uͤble Anleitung. zur Beftimmung der Berjchiedenheit der
Schaͤdelformen; er nimmt.eine Gefichtslinie unten vom Kinne
bis zum oberften Theile der Stirn; eine Hinterhauptslinie vom
Scheitel bis zum erften Halswirbelz eine Stirnlinie von einem
Schlaͤfenbeine zum andern; und eine vierte Linie vom’ Ziken:
forrſatze des Schläfenbeines bis zum hervorragendften Theile des
Borhauptes, an. MWenntdiefe vier Linien von gleicher Länge
ſind; ſo iſt nach ihm der Kopf regelmaͤßig gebauet,
XR §. 2.
Campers Geſichtslinie.
Der beruͤhmte Camper, welcher ſelbſt ein ſehr guter Zeich⸗
ner war, zog, um die Schädelform zu beſtimmen, eine wage
vechte Linie, welche den Gehoͤrgang ***) und den Boden der
Naſe berührte; auf diefe wagerechte Linie ſetzte er eine andere,
welche von dem hervorragendſten Theile der Stirnglatze, dicht
über der Nafenwurzel, zum vorftehendften Theile des Oberkie—
fers hinabgeht, und jo die vorige unter einem mehr oder minder
=) Mırc. Aurel, Severin Zootomja Democritea, fen anatome totins
animalium opificii, Norimberg. 1645.
”*) Adrind Spigelio opera oma, Amfterd.,ı645. pag. 16.
„"r*) In einem früheren Werke über den Drang zUtang, überfest
von Serbell, Difeldorf 1791, 508 Pr die wagerechte Linie unten
Dur den Zisenforttäh des Echtärehbeihed, wenioftenk zeine eb die Tite
Kupfertafet der Ueberſetzung ſo. In der Abhhandtung uber den natürlichen
Unterſchied der Gefichröziige in Menfchen verfchtedener Gegenden 1. |. w.
überfege von Sommering , Berlin 1792, geht die —— Einie entwe⸗
der dicht Über oder durch den Gehörgang. > R
22
aroßen Winkel beruͤhrt; diefer Winkel beſtimmte bei ihm die
Hauptverſchiedenheit zwiſchen Menſchen⸗ und Thierſchaͤdeln;
ja ſelbſt die Nationalverſchiedenheit der Neger und Europäer,
u. ſ. w. Bei Menſchen falle naͤmlich dieſer Winkel immer
zwiſchen 70 und go Grade; was unter 70 ſei, gehoͤre zur ithies
riſchen Bildung; was über go ſei, komme bloß auf Rechnung
der Kunſt, fo wie das alte griechiſche Profil.- Hg nid
Bei genauerer Unterfuchung findet man, "daß dieſe Ge:
fihrslinie allein nicht in allen Fällen zur Beftimmung der
Schönheit und der Abweichungen verfchiedener Menſchen⸗ und
Thierſchaͤdel hinreiche. ı Vorzüglich giebt fie, wie Blumenbach
ſehr richtig bemerkt *), die Berichiedenheiten in der Breite der
Schädel und des Gefichtes gar nicht an, welche doch fehr viel
zur näheren Beſtimmung beitragen. ' Auch müßte man die
Linien mit mehrerer und beftändiger Genauigkeit ziehen, um
allgemein gültige Nefultate zu erhalten. Indeſſen ift auch wohl
zu merken, daß Camper nicht alles von der Gefichtslinie allein
erwarte, fondern auch auf mehrere andere VBerhältniffe fehr
Ruͤckſicht nehme: nämlic auf das Berhältniß des Raumes vom
Hinterhaupte bis an den Gehörgang, zu dem Raume vom Ger
hörgange bis zum vorderen Theile der Kiefer; ferner auf das
Verhaͤltniß des Raumes über dem Gehörgange bis zum Scheitel,
und unter demfelben bis zum unterften Theile des Unterkiefers.
$. 3.
Daubenton’d Hinterhbauptslinie,
Daubenton bediente fich einer andern Linie zur Beftims
mung der Verſchiedenheiten zwiſchen Menfchens und Thier⸗
ſchaͤdeln, welche, er vom hinteren Rande des großen Hinter⸗
*), Blumenbach, de generis humani varietate nativa ‚Edit. IH: Goet-
tıngae, 1795. pag. 200 et feq.
23
hauptsloches durch. den unteren Augenhoͤhlenrand 309, und ‚auf
dieſe eine andere Linie ſetzte „welche durch die Horizontalflaͤche
jenes Loches mitten zwiſchen heiden Gelenkknoͤpfen des Hinter⸗
hauptsbeines durchlief. Nach dieſer Lage erhielt die Linie den
Namen Sinterhauptslinie (linea, geeipitalis) 4)... ‚Der
Winkel zwifchen beiden zufammentreffenden Linien beftimmt bei
ihm, den Unterſchied der Schädel: ‚Diele. Methode, Iheint auf
dem erſten Anblick ſehr zweckmäßig zu ſeyn, da ſelbſt bei den,
Negern, nach, Sömmering’s Bemerkung ‚das Hinterhaupts:
loch ſchon mehr ruͤckwaͤrts liegt, als ‚bei den Eurppäern, und da
der Unterfihied des Winkels zwifchen Menſchen⸗ und Orange
Utang ⸗ Schädeln ſehr groß: bei erſteren naͤmlich 3°, bei letz⸗
teren. ungefähr 37° iſt. Aber außer, denſelben Maͤngeln in
Betreff der Breite des Schädels und Gefichtes,, kann man
auch, noch mit Slumenbach einwenden **),, daß; bei, manchen
Schäpdeln!derjelben Nation die Richtung der Horitontalflaͤche
des, Hinterhauptsloches ziemlich verfchieden ſey; ‚obgleich ‚dies
vielleicht, bei ‚Ihieren von einerlei Art weniger der. Fall feyn
mag. Ueberdieß ift auch der Unterichied des Winkels bei den
meiften Saͤugthieren zu geringe und unbedeutend, da er beinahe
immer zwiſchen 80° und 90° ‚liegt. So hat er z. B. beim,
Hunde 32° beim Pferde, 902. .4
nn 18 4 ; u
4 — Bertikafnorm,... 136060
Blumenbach ſah alle Maͤngel der bisherigen Beftim:
mungsarten nur zu deutlich ein, und wählte daher eine Anſicht,
2 ‚Daubenton , Memoires fur. ‚den dflerences de A Atpsign A asand
trou oceipiäat dans l’homme et dans * animanx. — Memoires de l’Aca-
4 o
demie royale des fciences, Paris, l’an 1764. non &
”\ Blumenbach, Deeas Craniorum 5 Goetting. 1790. PET a
24 }
welche mehr der unterſcheidendſten Merkmale der Schädel
zugleich umfaßt, als irgend eine der vorigen. Er zieht nämlich
eine wagerechte Linie, welche’ vor den Wangenbeinen herlaͤuft,
und fiehe nun ; hinter den’ zufamt ihren Unterkiefern auf eine
Ebene gefekten Schädeln ſtehend, von oben auf diefelben hinab⸗
wo er ſowol die Breite der Schaͤdel, als die Wötbung der
Mängenbeine und das Vorſtehen der Kiefer fehr deutlich und
gut bemerken kann *). ' Doch ift Hiebei fehr zu beobachten,‘ daß
man feine Augeti uͤber jeden Schädel genau in einerlei Richtung
bringe; welches doch, wenn man das Vorftehen der Kiefer! und
Wangenbeine genku meſſen wollte, feine Schwierigkeiten haben
möchte. Beſſer iſt es daher, meiner Meinung nah, diefe
Anſicht· ſo Ih veranſtalten, daß man immer, auf einem gleich
hohen Sitze ruhend, mit gerade aufgerichtetem Koͤrper gerade vor
ſich Hin Auf die Schaͤdel ſehe, welche von einem anderh ſo gegen
ein ſenkrechtes Brett gehalten, oder an demſelben auf irgend eine
Art befeftiger werden, daß der Scheitel dem Auge gegenuͤbet/ und
die Wangenbeine gegen eine beſtimmte Linie gerichtet ſinnd ”*
J * —V— — u — — —
Fuͤr ſich allein iſt keine dieſer Beſtimmungsregeln hinrei⸗
hend; alle in Verbindung angerandt, konnen ſie allerdings zur
richtigen Beſtimmung der Formen beitragen. Um alle Unter⸗
ſcheidungsmerkmale aufzufaffen, hat man fünf Anſichten jedes
Schaͤdels noͤthig. Won 1) oben, yunten, 3) vorn, 4) bin:
ten und y) von der Seite Bei allen diefenAnfichten muß
das Auge mit dem davbrgeſtellten Gegenftande in gleicher Höhe
und Richtung bleiben. ° Nach diefen allgemeinen Anfichten geht
man zur Vergleichung und Beſchreibung der einzelnen Knochen
des Kopfes über.
8 n0° ar. ‘ —
*) Bhumenkach, de generis humani varietate nativa, pag 203.
25
6
WVorlaufige Vemerkungen fider das Zwiſchenkieferbein.
De älteften Zerglieerer, weleben auch dem Denfchen dleſe
Siileentifeibeine I weches Re zu verwundet ift, da
Galen, wie nachher Veſal im fehssehnten Sahrhunderte be⸗
wies, feine Befihreibung des men lichen Körpers faft durchaus
nad) Affen gemacht hatte, und fowol Mundin, der Wieder:
herſteller der Anatomie im vlerſehnten Jahthunderte, an deſſen
Lehren man lange nachher mit fo unbeſchraͤnktem Zutrauen hing,
daß man alles was nicht mit feinen Beſchreibungen uͤberein⸗
ſtimmte, für Mißbildung hielt, als auch andere Zergliederer)
vor und nach ihm, mach immer vorzügfih nach Galens Vor;
bilde lehrten. Vefal hatte es zuerſt freimüchig gewagt, Galens
Behauptungen dreift und mit aus der Natur’ feldft entlehnten
Gründen zu widerlegen, nnd mußte deswegen von feinen gelehr⸗
ten Zeitgenoffen viele Verfolgung leiden’; "befonders ging Jaco⸗
bus Sylvius du Bois in feiner heftigen Vertheidigung Gar
fens *)-fo weit, daß er behauptete, die Menſchen feien feit
Galens Zeiten- in Ruͤckſicht des Zwiſchenkieferbeines ausgeartet.
Renat Zener widerlegte dieſe Vertheidigung, und Falloppia
beſtaͤtigte gleichfalls die‘ Neinung, daß das Zroifchenkieferbein
nur den Thieren eigen fey **), welcher man auch ſeitdem faft
.
allgemein: getreu geblieben: ift.
) Jac. Syvü dephlio ealummiarnm Vefani (Vefalli) eujusdam in Galenum.
ey Gabriel, Falloppit obfervat. anatomicae, Venet. 1561: „Diffeitio
‚ab jis qui pnblice tefdntur reperiri fururam fub palato per transverfum ad
„UtrUmgue eaninum pertinentem, quae in puweris pateat, in adultis vero ita
„ obliterefur, ut ıullum ipfins relınquatur vefligium. Nam reperiv hane,
„dirifionem vel rimam potius effe quam futuram, cnm os ab ofle non feparet,
„neque in exterloribns apparest,” etc. Es täfr fich aber dagegen fintich
26
$. 7:
Aber auch in neueren Zeiten hat. es, nicht an Männern
gefehlt, welche behauptet haben, daß aud) bei den Menfehen
fich das Zwifchenkieferbein finde, So behauptet es viea d 3
zyr, der große Thierzergliederer * Joſephi 9 und Götbe.
Slumenbach hingegen widerlegt dieſe Meinung *25.
us“ Bu. HB (bi
N Nach den genaueften Unterfuchungen, welche ich darober
an vielen e und alten Feplen epeſteut bee — “ ih
bei Menſchen ann „ſo fehr ic, auch vorher fie das Biken
theil eingenommen war: Doc) iſt es bei Menſchen weit unvoll⸗
kommener, Eleiner, und verwächft, vorzuͤglich an der, Vorderz
feite des Oberkiefers, viel früher, naͤmlich ſchon meift im Muts
terfeibe, mit dem. Oberkiefer; woher es denn, auch bei dem
übrigen. Ihieren immer noch als ein Unterjcheidungspeichen
gebraucht werden kann. Es ſteht ung auch nichts entgegen,
einwenden, daß die meiſten Näthe im Anfange nur als Spalten erſcheinen;
daß es bekanntlich zur Verbindung Platter Knochen nicht immer einer Mach,
ſondern nur oft einer Anlage bedürfe; und daß In alten Köpfen, ip jene
Spur noch zu fegen it, dieſelbe oft als Zichack erfcheine. :
*) Traite d’Anatomie et de Phyfiologie avec des planches Colorikes,
Paris 1786, Tom. I. pag. 9. — ©. auch Hiftöire de lAcademie des fciences
de Päris,, l’an 1780.
**) Tofephi Anatomie der Säugthiere, ©..197 und BE: „— nicht
„nur die futura incifiva wird man an Menſchenſchädeln bemerken, fondern
wenn man fie genau unterfucht, fo wird man auch, bei manchen, ſelbſt bei
„anzgebildeten, auch nach vorn eine Spur der ehemaligen Trennung ber
„merken, wie ich diefes bei ein paar Köpfen, die ich befise, deutlich zeigen
„eann,” un. f. w. &
*“") Blumenbachs medizinifche Bibliorhef, B. I. E. 19.
27
nad) den an manchen Köpfen deutlich bemerften Spuren *),
einen folchen Knochen ‚feldft bei dem Menſchen, anzunehmen,
obgleich derſelbe bei vielem Thieven nur zur Vergrößerung des
Raumes für die Beißwerkzeuge da zu ſeyn ſcheint; denn die
Natur arbeitet ja immer nach einem großen Plane, und hat
daher ſelbſt den Thieren, welche gar keine Zaͤhne haben, als
Ameiſenbaͤren und Schuppenthieren (Manis) die Zwijchen:
kieferbeine nicht verſagt.
gg
Haller nannte diefen Knochen os incıivum, weil er bei
den Thieren, „welche Schneidezähne haben, diefe allemal enthält.
Da er fich, aber erftlich auch bei den Thieren findet, welche Eeine
Schneidezähne im Oberkiefer Haben, und fürs andere bei dem
Elephanten felbft die Elfenbein s oder Eckzaͤhne darin fisen, fo
giebt Blumenbach ihm den ſchicklicheren Namen os inter-
maxillare (Zwifchenfieferbein) **). Uebrigens findet ſich
diefer Knochen bei allen Säugthieren, auch felbft bei den Elei-
neren, doppelt; obgleich die Nath, welche beide in der Mitte
des DOberfiefers von einander trennt, fehr oft Schon früh vers
) Selbſt Blumenbad), der freilich das ZmifchenEieferbein bei Mens
ſchen läugnet, (Gefchichte und Befchreib. der Knochen des menſchl. Röupers,
Götting. 1786, ©. 195) die fütura incifiva beim Menfchen „gleichſam eine
ſchwache Spur des bei andern Säugthieren befindlichen ofis intermaxil-
„laris.” — Auch ift die erſte Anmerkung auf derfelben Seite für diefe Mei:
nung fehe beikätigend: „Bei einem großen inneren Mafferkopfe in meiner
„Sammlung, int auf der einen Geite die von diefer futura inciliva einge,
cchloſſene vordere Erfe nanz vom übrigen DOberkiefer losgetrennt, fo, daß
„fie einen völlig abaefonderten, eigenen Eleinen Knochen bilder.”
”"*) Blumenbahs Geſchichte und Befchreib. der Knochen, ©. 195, in
der Anmerkung. Uebrigens fcheint Luvier geneigt, die Eifenbeinzähne für
Schueidesähne gelten zu laſſen. ©. deſſen Tableau Elömentsire de Ihifl
nat, der animaux, p. 146
28
twachfen ift. Eben dieſe fruͤhe Vorwachſung erſtreckt ſich in ſel⸗
tenern Fällen auch anf die Naͤthe zwiſchen dieſen Knochen und
den Oberkieferbeinen; woher denn die Bemerkungen von nicht
vorhandenen Zwiſchenkieferknochen zu erklären ſind N): Mei⸗
ſtens aber ann man doch, bei gehauen Unterſuchung, noch hie
und da Spuren der ehemaligen Trennung auffinden. "Die
vorderen Saumenlöcher liegen allemal mit in dieſen Zwiſchen⸗
Fieferbeinen. j
$. 10,
Affenfch ädel (Quadrunmana)ı "5
Die Affen, welche nach Linne für erſten Ordnumg (pri-
mates), nach Blumenbach aber zur zweiten Ordnung € qua⸗
drumana) der Saͤugthiere gehören, find zum Thell in manchen
Stuͤcken den Menfchen ähnlicher, als andere Thierarten ; ſo
daß ſelbſt einige Naturforſcher ſich berechtigt geglaubt haben, fi fie
fiir eine Abart des Menfchengefchlechtes zur halten. Doch giebt
es, bei genauerer Betrachtung ihres Knochengebaͤudes, ſchon fo
viele Verſchiedenheiten zwiſchen ihnen und dem Menſchen, daß
ein genauer Beobachter nie in dieſen entehrenden Serehum vers
fallen konnte. Die vorzüglichften und auffallendften Abwei⸗
chungen des Schaͤdels ſind folgende:
1) Die Augenhoͤhlen liegen dichter beiſammen, als bei
irgend einem andern Thiere dieſer Klaſſe; ſelbſt viel dichter, als
bei Menſchen; obgleich man ehemals in dem allgemeinen Wahne
ſtand als laͤgen fie bei dieſen am naͤchſten zuſammen **).
*) ©. vergl. Bemerkungen bei Affenſchädetn in Bumenbachs a. W.
&. 196; md in deſſen Buche de gen. hum. var nat. Ed. IM. 'p. 38 et feq.
**) Bei den Sibdon folen ‚nach Daubenton c Buffon kift. nat. Tom.
XIV, pag. 205), die Augen nod) am weireften, weiter afs bei dem —
auseinander ſtehen.
29
2)Die Augenhöhlen find. nach außen völlig gefchloffen,
welches; fonft nur, beim Menſchen, aber bei. feinem auperen
Säugthiere, der Fall ift,
3) Das Hinterhauptsloch viel weiter aan als
bei Menſchen; dahingegen mehr vorwärts, als. bei anderen
Thierarten. un
4) Die Kiefer, —— weiter a, als bei Men:
ſchen, fo daß Campers Gefichtslinie mit der Horizontallinie,
ſelbſt bei dem. den Menichen am naͤchſten kommenden Dvang-
Utang, doch nur einen Winkel von 589 macht; ferner die Kiefer
nach vorn zu ſpitziger, ſo daß daher vorzüglich der. Unterkiefer
nicht, wie bei Menſchen, einen Bogen, ſondern einen Winkel
macht ; welcher doch aber minder ſpitz, als bei anderen Thiers
arten, iſt. er.
5) Die Näthe des Kopfes weniger zarfig, als bei Men:
ſchen; doch nicht bloße Anlagen , wie ‚einige, Zergliederer ailgez
mein von den Affen behaupteten; auch hin und wieder Zwickel—
beinchen ,. wie. beim Menſchen.
6) Die vordere, Deffnung der Nafenhöhfe: entweder unten
ſpitz und oben breit, oder eirund; Fein vorderer Nafenftachel,
2) Der: Schädel weniger gewölbt, als bei Menſchen;
überhaupt. das Verhaͤltniß deffelben zum, eigentlichen Geſichte
viel umbeträchklicher, als bei Menſchen.
$. 11.
Stirnbeim
Da fü fh mit dem Stienbeine die meiften Äbrigen Knochen
des ganzen Kopfes verbinden (beim Makako ſtoͤßt z. B. ſogar
eim Theil, der Schuppe des Schläfenbeines. an den hinteren
Rand des Stirnbeius); fo. muß deffen Bildung, wie auch fchon
Lavater häufig bemerkt, ſehr viel zur Charakteriſtik des. Ges
50
fihts, und überhaupt des ganzen Schädels, worunter hier
ſowol "Hirmfchalen? als Geſichtsknochen verftanden werden,
beitragen. . BITTE 189]
Bei den meiften Affen bildet das Stirnſtuͤck des Stirnbei⸗
nes nach hinten; durch den fogenannten Kranzrand, einen mehr
oder weniger ftarfen Winkel, welcher vorzüglic) bei Meerkatzen,
Pavianen, Mandrilen, fo ftark iſt, daß er weit zwiſchen beide
Scheitelbeine hineinragt; bei dem Makako iſt er weniger be⸗
traͤchtlich; bei dem wahren Orang⸗Utang gar nicht zu bemer⸗
ken. Die Stirnhoͤcker fehlen den meiſten, ſo wie uͤberhaupt das
Stirnſtuͤck meiſt ſehr platt iſt, ſo daß es oft von der Flaͤche der
vorderen Augenhöhlen ⸗Oeffnung unter einem beinahe rechten,
oder doch nur fehr wenig ſtumpfen Winkel abweicht. Bei den
Meerkatzen (cercopitheci) ift die Wölbung der Stirn nad) Vers
haͤltniß am alleuftärkften, fo daß das Profil derfelben dem menſch⸗
lichen am naͤchſten kommt. Die oberen Augenhöhlenränder ragen
fehe ſtark vor und über, welches dem Gefichte ein finfteres)
falſches Anfehen giebt, Der Wangenfortfas ift an einigen Af⸗
fenſchaͤdeln verhältnißmäßig lang; doch. gilt dieß bei weitem
nicht von allen, wie Joſephi behauptet; es giebe mehrere
Meerfagen, wo er im Öegentheile verhältnigmäßig beträchtlich
kuͤrzer iſt. Die Anfänge der Kreisbogen, welche die Anlage
der Schläfenmuskeln bezeichnen, liegen weit höher, als bei
Menfchen, und find fihärfer Die Augenhöhlenftäce liegen '
ſehr dicht zufammen, fihd ſehr ſtark gewölbt; daher ift auch der
Naſentheil viel fchmäler, und geht mach innen wie ein Trichter
hinab, deffen Ende das Eleine Siebbein fchließt. Die Augen:
höhfentheile treten bei vielen Affen am beiden Seiten ſo tief
hinab, daß fie den bei weiten größeren Theil der Augenhöhlenz
wände bilden, » Stirnhöhlen finden fi) nur bei einigen Affen!
31
Doſephi hat fie. beim Sagou abgebildet *); ,Der-gemeine tuͤr⸗
Eiche Affe (Sim, Fylvanus), der Makako, der Pavian, Mans
Brit, der Mongus (Lencur Mongoz), ‚haben £eine,**). Sm
Ganzen kann man wohlubehaupten, daß die Stivnhöhlen da
fehlen, wo die Stirn fehr platt iſt. Bei den Meerfagen finden
ſich er — Stirnhöhlen ı* **),
3 9 br Barlic Hi 12%
en heben iS
Sind meiſt wie beiden Menfchen gebildet, doch. bilden fi e
gewbhulich ein weit ſchieferes Viereck, vorzüglich bei, Menfchen
und Pavianen; wenn naͤmlich der hintere Stienbeintand einen
ſtarken Winkel macht, wodurch der vordere oder Kronrand der
Scheitelbeine mit feinem inneren Theile ſehr weit. zurückges
draͤngt wird. Dier Fortfeßung des Kreisbogens, welcher das
Planum lemicirculars;begranzt, Liegt hier, ungleich höher, als
beim Menſchen, weil der, Schläfenmusfel ſo viel länger. iff.
Seitenlocher (för. parietalia) finde ich jo wenig, wie Joſephi.
Der Sclaͤfenrand iſt nie fo gekruͤmmt oder ausgefchnitten , wie
Bei Menſchen⸗ Der vordere amtere und der hintere untere Win⸗
tel ragt daher auch bei weiteminicht ſo tief hinab; vorzüglich iſt
der letztete meiſtens ſehr ſtumpf, und der erftere ftößt bei vielen,
ſelbſt? bei dem Jocko, gar nicht an das Keilbein; doch machen
ee hievon eine Ausnahme,
gorenula ⸗ $. 13.
4in te rhauptsbe inn—.
WBei den: — Affen ungleich platter, indem. das Hinter;
hauptsſtück ſchraͤg von oben und hinten, nach, unten und vorn
[3 „ urz}
*) Anatomie der Säugthiere 1. Taf. 4. Fig. ı.
sun 2 — — — (ad nubu⸗ frontalibus,, Goetting. 1779, Pag. 16.
I rn) Siehe die Beftätigung bei Blumenbach 3, «
hin
52
abgeſchnitten feine, Der nängere Biträ ia anche:
dabei viel hoͤher gegen den Winkel der Lamdanath hinaufzıjp
daß von ihm bis zum Hinterhauptsloche zwei⸗ bis dreimal mei
ter iſt, als von ihm bis zum geuannten Winkeln. Bunbeiden
Seiten geht von jenem Hoͤcker eine viel ſtaͤrkere Leiſte aug
welche, immer ſchaͤrfer werdend/ auf die Schlaͤfenbeine uͤber⸗
geht, und die ich in der Folge bei allen Thieren durch die Bes
nennung Queerleiſte unterſcheiden werde; dieß nähert die
Affen ſehr den übrigen Saͤugthieren Aind dient zun Aulgge der
ſtaͤrkeren Nackenmuskeln, welche, da der Kopf nicht wiehei
Menſchen im Gleichgewichte auf der Wirberfänleswuherz viel
meht Kraft nöthig hatten. " Neben der ‚gerade hinablaufenden
Hinrerhauptslinie Liegen meiſtens ein paau ziemlich ſtarke Ein⸗
drücke.) An der inneren Fläche ſind eben⸗ ſolche Kreuzleiſtem
wie Bein Menſchen/ welche vom inneren Hinterhauptehoͤcker
ausgehen, der viel tiefer als der außert llegt. Statt der unte
von Leiſte beim Menſchen iſt bei Affen eine Minen Din Go⸗
lenktheile weichen in der Bildung ihrer Knöpfe oded Huͤgel ſehr
ab; denn die Gelenfflächen derſelben liegen weit schrägerz nis
bei Menſchen, und ſind faſt gaͤnzlich nach außen gewandts haben
auch am inneren untern Rande eine viel tiefere Kerbe, Doer
Zapfentheil iſt verhaͤltnißmaͤßig länger, , ſchmaler, und viel
ſlacher liegend, als bei Menſchenz hat eine ſehr deutliche, der
Länge nach laufende Mittelleiſte, zur Anlage des Schlundkopfs,
und neben dieſer ein’paat deutliche Hoͤcker, zur Anlage der vor⸗
deren Kopf und Trägermuskeln.. Dieihhere Flaͤche des Zapfeus
iſt ausgehöhft, und liegt ebenfalls viel flacher, als bei Me
hen; welches wegen der Richtung, des verlängerten Marfes
ſehr wichtig, if. - Die Geſtalt und Lage des Hinterhauptsloches
iſt gleichfalls jeher von der bei Menſchen verichiedenzadenm es ift
nicht
33
nicht allein meiftens, runder, ſondern die Richtung deſſelben
liegt mehr fehräg,. von vorn nach hinten aufwärts, und übers
haupt fieht das ganze, Lod) ‚weiter zuruͤck, als bei Menjchen,
Die hinteren Gelenkkanale ſind zwar ſehr enge, fehlen aber doch
nicht ganz, wie Joſephi meint ...
Hard Sry Aa Ali
Shlätenbeine
. Det Shuppentheil derſelben iſt bei,den Affen ungleich Eleir
ner, und, zwar vorzüglich niedriger, als bei Menſchen; der
Rand deſſelben daher auch viel eckiger; bei dem Jocko verbindet
ſich, va, Daubenton, das, Schläfenbein auch mit dem, Stirn⸗
beine, weil der-mittlere Keilbeinsflügel fehr Eurz if, „ Der Wan—
genfortſatz viel breiter, auch meift länger und abſtehender, als
bei Menſchen; vorzüglich unterſcheidet er ſich durch einen. von
ſeiner Wurzel nach unten, dicht vor dem aͤußeren Gehoͤrgange
abgehenden Gelenkfortſatz, von dem ſich bei Menſchen kaum
eine ſchwache Spur findet, der aber beim Affen ‚vorzüglich ſtark,
und ihm mit den übrigen vierfüßigen Thieren gemein iſt; er
dient vorzüglich zur ſtaͤrkern Befeſtigung des Kiefergelenfes nach
hinten. Der aͤußere Gehoͤrgang iſt bei, vielen, Affen nach. Ver⸗
haͤltuiß laͤnger, als bei Menſchen; das Meerkatzengeſchlecht
aber unterſcheidet ſich ehr auffallend durch, eine außerordentlich
weite Definung und, Kürze deſſelben von den übrigen. Affen.
Bon den Griffelfortfägen finder ſich nur eine ſchwache Spur, “*),
Auch der Zitzenfortſatz iſt aͤußerſt unbedeutend, und bildet mehr
’ 1)
2 a. 0.9. ©. 159,
Er Meier giebt ©. 16 feined Angenehmen ımd nllgtühen Zeitvertrei⸗
beein. fi 90, welchet im zwei Wänden viele Thierfkelette enthält, eine gai
fauche Idee vom Griffelſortfatze, indem der dem Gelenkfortſatz ſtatt deſſen
beſchreibt. ER
1 Bandes ı. Sud &
34
eine flach Fonvere Flaͤche, an deren vorderen Ende das Griffel
Toch liegt. "Das Halsvenenloch verhältnigmägig fehr enge, und
wie plattgedrückt} der von ihm etwas weiter nach außen fie:
gende Eingang zum Karotiskanale ſcheint fehr weit růckwaͤrts
zu ſeyn, weil ſich der Felſentheil noch weit vor ihm fortſetzt, der
Eingang felbft ift runder, und mit ebeneren Rändern verfehen,
der Kanal weit fiärker gebogen. Der Eingang zu Euftachs
Trompete ift fehr geraͤumig, das zwifchen ihm und dem Ein;
gange des Karotiskanals liegende Felfenbeinftück iſt viel derber
als bei Menjchen, auch viel ebener, Eonverer und größer. Die
innere Deffnung des Falonpifchen Kanals liegt unmittelbar vor
dem Ausgange des Karotisfanals auf der oberen Felfenbeitfläche,
Das innere GSehoͤrloch liege dicht Über dem Halsvenen loche
und iſt ſehr groß. An eben dieſer Flaͤche liegt noch hinter dem
inneren Gehoͤrloche ein anſehnliches blindes Loch, welches dem
Menſchen fehlt. Der oberſte Rand des Felſenbeins iſt ſehr ſcharf,
und bildet wirklich ſchon eine Anlage zum knoͤchernen Hirnzelte.
$. 15. | 1 ? I OHR
Keilbeim
Der Körper des Keilbeins iſt bei den Affen verfätenipmäßig
ſchmal, hat fcharfe Kanten und plattere Flachen als bei Men:
ſchen; vorzüglich ift die Abdachung Celihus Blumenb.)' im
Verhaͤltniſſe der Breite, ſo wie bei den meiſten Thieren, ſehr
lang, und ſchraͤg nach hinten ablaufend. Die Vertiefung des
Sattels ift verfchieden, bei einigen auffallend flach, Keilbeins
hoͤhlen ſollen, nach der Angabe mehrerer glaubwuͤrdiger
Schriftſteller, nicht vorhanden ſeyn, welches ic) nicht genauer
unterjuchen kann, da es die Zerfehneidung der Schädel erfor
dert, Die oberen Flügel find verhaͤltnißmaͤßig kurz, und ftoßen
nicht an das Siebbein; weil dieſes tief unten zwiſchen den
[} ß 3 uröh
35
beiden einahder fo nahen Augerhöhlenfticken des Stirnbeins
liegt. Auch dle mittleren Flügel find minder groß, als bei
Menfhen; man fießt daher meiſt nur ſehr wenig von denfelben
in der Schläfengrube. Die Dueerleifte an der Schläfenfläche
derfelben, zur Anlage des äußeren Flügelmuskels, iſt ziemlich
ſtark. Das eirumde Loch ift, bei mehreren Affen wenigitens,
ein gemeinfchaftliches, an deſſen Bildung das Felfenbein mit
Antheil Hat. Das äußere Blatt der unteren Flügel ift verhält
nißmaßig fehr breit, auch mit ſeinem unteren Rande mehr nach
außen gebogen; das innere Blatt ſehr ſchmal, und der Haken
deſſelben nicht jo ſehr nach außen ſtehend, als bei Menſchen;
auch iſt dies ganze Blatt kuͤrzer wie das aͤußere/ ſelbſt den Ha⸗
fen mitgerechnet. Die Flügelgrube zwiſchen Beiden Blättern
geräumiger, als bei Menſchen. Was die Verbindung diejes
Knochens betrift, fo iſt fie meift wie an Menfchenfchädeln; doc)
babe ich einen Affentopf vor mir, welcher gan; Jofephi's
Cynocephalus (Simia Inuus Linn.) aͤhnlich iſt *), an dem
der vordere untere Winkel des Scheitelbeins bei weiten nicht
von dem mittleren Keilbeinflügel erreicht wird; eben das ift der
Fall bei dem Schädel des großen Paviatıs, und währfcheinfich
auc) des Mandrils. Die obere Augenhoͤhlenſpalte zwiſchen den
mittleren und oberen Flügeln iſt kaum bemerkbar.
$. 16,
Siebbein
Diefes unterfcheider ſich ſowol in der Geſtalt als Lage mer:
lich von dem menſchlichen. Es liegt nämlich ſehr tief, To dab
die Siebplarte gleichfam den Boden eines vom Stirnbeine ge
bildeten trichterformigen Ganges ſchließt; fie ſcheint wenigere
Löcher zu haben, als bei Menfchen, Bel einigen Affen liegt
9 &, a. 0:2. Zafı IU. Fig. 2.
’ & a
56
fie fo tief, daß man in. der Berbindung fie kaum bemerken fan,
Der Hahnenkamm iſt meiſtens nur eine ſchwache keiſte Das
Siebbein breitet fü ch nach unten gegen den Nafenboden hin doch
ziemlich aus, ſo daß, die Außeren Seitenwände Coie fogenanneen
Papierplatten) von oben nach unten ſtark auseinander laufen,
welches fie ſowol von den menſchlichen, als von denen der übri:
gen Thiere, fehr unterfeheidet. Eben diefer Lage wegen bilden
fie auch einen geoßen Theil des Augenhöhlenbodens, an wel:
chem fie bei Menfchen gar feinen Antheil haben, Das Stirn
bein tritt dagegen jo weit nach ‚innen hinab, daß es bei weiten
den geößeften Iheil der inneren Augenhoͤhlenwand ausmacht,
der bei Menſchen von der Papierplatte gebildet wird. Die
Siebbeinszellen find verhaͤltnißmaͤßig nicht ſehr beträchtlich.
$. 17.
Geſichtsknochen.
Das Verhaͤltniß des Geſichts zur eigentlichen Hicnfeale
ift bei den Affen, fo wie bei den meiften der übrigen, Saͤugthiere,
auffallend größer, „als beim Menfchen ; wozu theils die größeren
Wangenbeine theils die ungleich größeren Kiefer beitragen;
vorzüglich pflegt der Unterkiefer beträchtlich derbe zu ſeyn. Der
obere Theil der Naſe iſt hingegen ſehr ſchmal.
$. 18.
Oberkiefer.
Auch ohne die Zwiſchenkieferbeine iſt der Oberkiefer bei den
Affen merklich vorgezogen, welches am meiſten bei dem großen
Pavian (Papio mormon) und den Malis, am wenigften bei
den Meerfagen, der Fall iſt; woher dieſe lehten ſich auch im
Profile dem Menſchen am meiſten naͤhern. Die Stivnfortjäge
laufen, gewöhnlich nach oben ehr ſpitz zu, und, ‚liegen, entweder
ſehr nahe zuſammen, der berühren ſich gar mit ihren inneren
Flaͤchen in einer Anlage, 3. B. bei’ dem Magot (Simia Inuus
57
Linn.), beim Mafako u. a., felbſt bei Campers Orang⸗Utang,
wie es ſcheint. Die Augen hoͤh lenfiache des Koͤrpers iſt immer,
und bei einigen ſehr viel, kleiner als bei Menſchen, da die
Papierplatte des Siebbeins weit mehr nach außen liegt, und
oft einen betraͤchtlichen Theil des Augenhoͤhlenbodens bildet, ſo
daß bei einigen ſogar die Unteraugenhoͤhlenrinne groͤßtentheils mit
vom Siebbeine gebildet wird, welches den inneren Rand derſel⸗
ben ausmacht. Die Unteraugenhoͤhlenſpalte iſt ungleich kürzer,
als“ bet Menfchen, und nad) vorn ſpitz zulaufend. Bei allen Af⸗
fen, die ih vor mir Habe, iſt mehr als ein Unterhöhlenloch. Der
Wangenfortſatz iſt iſt groͤßer, als bei Menſchen, ſelbſt bei den Meer⸗
faken. Der Zahnhoͤhlent and kommt nicht in eine Bogen⸗
fine zufammen ; denn zwiſchen beiden Oberkiefern liegen die
beträchtlichen Zwifchentiefer; nur die Eck⸗ und Backenzaͤhne
liegen im eigentlich en Oberklefer. Die vorderen Raͤnder der
Geſichteſſache der Oberkiefer find zuweilen wenig geſchweift, öfter
Aber gerade; nach oben allemal ſtark Eonvergivend. Bei dem
ganzen Paviangefchlechte iſt neben dem inneren vorderen Rande
erſt eine flache der Länge nach laufende Vertiefung, , und dar
neben eine ftarfe der Länge nad) laufende Auftreibung, welche
die Lage der gefärbten Naſenſchwielen bezeichnet, und breit
nach außen überragt. Ungeheuer ang und ſtark ift der Ober⸗
Eifer im Berhälnig gegen die Hirnſchale beim grüßen Pavian
(Mormon oder Ehoras) ‚ welcher fih am meiſten von Men⸗
fen entfernt. Das Gaumenftüc iſt gleichfalfs viel länger,
als "bei Menſchen; da, wo ſeine vorderen Rander einander
berühren, Bilden fie einen gemeinfchaftlichen betraͤch htlichen Aus:
ſchnict⸗ welcet das vordere Gaumenloch bilden hifft. Der
Nafenkamm Rebe in Verbindung mit einer von den Zwiſchen⸗
iefehn Nwaͤrl⸗ abgeheden Spihe⸗
38
ar ah TO, j
3wifhenfiefer. he
Obgleich, nach) dem, ‚oben ‚gelagten, ‚Die Gegenwart der⸗
ſelben bei den Affen Fein ganz. untrügliches Unterfcheidungszeis
chen diefer Thiere vom Menfchen macht; da ‚fie bei diefem
wenigftens an der vorderen Fläche viel früher „und meiſt ſchon
im Mutterleibe verwachſen, ſo unterſcheidet ſich doch die Ge⸗
ſtalt der Zwiſchenkiefer bei den Affen außerordentlich; ſie lau⸗
fen naͤmlich bei allen von unten nach oben ſpitz iu. und
fließen hier das Nafenbein ein, haben daher, eine Seruhgpliche
Länge und dreieckige Geſtalt; dahingegen bei enſchen die
Raͤnder ihrer vorderen Flaͤche ſehr vieleckig find. Sie enthal⸗
ten die Schneidezaͤhne, viere an der Zahl; find immer urſpruͤng⸗
fich doppelt, obgleich die zwifchen ihnen befindliche Mittelnath
ſehr oft früh verwächlt. Beim Choras ift der vordere Theil
verhältnißmäßig viel breiter und ausgeſchweift, als der hin⸗
tere, ſo daß ſie hier kein Dreieck bilden. Sie verbinden fih
durch ihren ganzen aͤußeren Nand mit dem Oberkiefer „ihrer
Seite; durch den oberen Theil ihres inneren Naudes mit den
Nafenbeinen, fo daß fie Bei einigen über drei Biertel der
ganzen Länge der Nafenbeine Dinaufteichen ; durch ben unters
ſten Theil des inneren Randes und durch die inneren Raͤnder
der Gaumenfläche mit einander. Dieſe Verbindung bildet nach
oben, wo ſie der Nafenhoͤhle zugewandt iſt, eine mehr oder
weniger tiefe Ninne, welche bis ganz, nad) der - Spite der
Schnauze auslauft. Die Saumenfläche ift ichräge. von hinten
nad) vorn ausgefcehnitten; nach außen, neben diefen, Ausfpnit:
ten, verbinden fich die hinteren Raͤnder diefer Bäche mit den
vorderen des Gaumenftücks am Dberkiefer an jeber Seite,
durch eine im Ganzen queerlaufende, oft dabei, gekruͤmmte
39
Nath, Lutura ineihva, welche ich lieber die vordere Bau:
mennatb nenne. Sjener ; gemeinfchaftlihe Ausfchnite der hin:
teren Raͤnder ſetzt mit dem. gemeinfchaftlichen. Ausichnitte der
Oberkieferbeine das vordere Gaumenloch zuſammen, wel⸗
ches bei den Affen ungleich betraͤchtlicher, als bei Menfchen,
iſt. Bon, feinem vorderen Naude, da wo beide Zwifchenfiefer
im; gemeinfchaftlichen, Ausichnitte zuſammenkommen, geht ein
Knochenblatt nad) hinten ‚welches ſich mit dem vorderen
Theile, des Naſenkammes ‚der DOberkieferbeine verbindet, und
dns vordere Gaumenloc) in zwei Hälften ſcheidet. Bei ge
nauerer Betrachtung findet, man, baß es aus ‚zwei: Plaͤttehen
beſteht, deren ‚jedes Zwiſcheukieferbein eines; liefert. Jeder
Zwiſchenkiefer enthaͤlt die zwei Schneidezaͤhne ſeiner Seite.
Auch liegt an feiner inneren, Flaͤche des, untere Riechbein,
ch 20.
Vangenbeine
u
u. Die Wangenbeine ‚haben, bei, den Affen eine bei. weitem
dänglichere Geſtalt, als; bei Menſchen, und zwar jo, daB ihre
groͤßeſte Länge von oben nach unten rückwärts gebt; überhaupt
ſind ſie guößer, ragen tiefer hinab; vorzüglich erſtreckt fich ihre.
Schläfenfläche ‚jehr weit zurück, Sie bilden bei weitem den
‚größefien Theil der äußeren Wand der Augenhöhle, Dieß ift
bei Meerkatzen am auffallendſten. Der Kieferfortſatz iſt Sehr
breit, aber dafuͤr auch ſehr kurz. Der Stirnfortſatz iſt ver:
haͤltnißmaͤßig „viel dicker, als bei Menſchen; der, Schläfen:
fortſatz viel laͤnger. Bei vielen bilden, fie, über, die. Haͤlfte
des, unteren Augenhoͤhlenrandes; bei. Meerkatzen tragen, fie
‚dazu faſt gar wicht, fondern bloß zum ‚Äußeren Rande der
Augenhöhlen,, bei, ,
40
gar. infe-
Nafenbeime- lan Amar
Die Nafenbeine, deren allemal zwei vorhanden find,
welche aber oft fehon früh mit "einander verwachſen, unter
fcheiden fich auffallend von den menſchlichen, indem ſie erſtlich
meiſtens viel tiefer liegen, ſo daß fie bei einigen gar das
Stirnbein nicht beruͤhren, ſondern zwiſchen den Stirnfortſaͤtzen
der Oberkiefer ſtecken. Bei allen: Affen, deren Schaͤdel ich
kenne, ſelbſt bei den menſchenaͤhnlichſten, bilden zweitens beide
Naſenbeine,ſowol "einzeln, als‘ zufammengenommen ‚ ein
Dreieck, deffen Spitze nach: oben, deſſen Grundfläche nad)
unten gewandt iſt; Außer bei dem Choras und Maki. Am
tangfchenfeligften iſt das Dreieck bei dem oben erwähnten Mar
got, wo es auch" das Stirnbein bei weiten nicht erreicht;
daß es hier, ungeachtet der Schmalheit, doch doppelt geweſen
feyn muͤſſe, zeige ſchon die an der hinteren Fläche hervorra⸗
gende feharfe Leifte, welche zur Anlage der Enorpeligen Nafen:
ſcheidewand dient. "Außer diefer verfchiedenen Geſtalt, ift auch
die Richtung von der bei Menfchen fehe verfchieden, indem
fie bei den meiften fich mehr der wagerechten Linie nähert,
als bei Menfchen ; vorzüglich Bei den Paͤvianen, den’ Matis
und dem Hundskopfe oder Magot, Bei den Meerkatzen ft
dieß verhaͤltnißmaͤßig weit weniger der Fall, Ferner find’ beide
Nafenbeine zufammengenommen viel platter, bilden feinen er⸗
habenen Ruͤcken, wie bei Menfehen: Bei einigen ift auch nicht
die geringfte Spur von Konderität, "Bei Meerkatzen bilden
fie einen fehe flachen gewoͤlbten Rucken. Bei dem Choras
ſind fie zwar ſtaͤrker gewoͤlbt, liegen aber beinahe völlig wage:
recht, und find nah Verhaͤltniß ihrer großen Länge (drei
Zoll) fehr ſchmal, nämlich unten am breiteften Ende zufam:
ur
men nur wenig über 3 Zoff. Ueberhaupt find bei allen Affen
die Najenbeine verhältnigmäßig laͤnger, als bei Menfchen.
§. 22
Dhraͤnenbeinme.
Die Thraͤnenbeine unterſcheiden ſich dadurch gleich auf den
erſten Anblick von den menſchlichen, daß der Thraͤnenkamm
meiſtens ſchon oberhalb der Mitte des Knochens nach vorn ge—
richtet breiter wird, und ſich ſchon hier mit dem Thraͤnenkamme
des Oberkiefers zu einem geſchloſſenen Kanale verbindet, woher
denn die Thraͤnenrinne nur ſehr kurz iſt. Auch liegt dieſer Kno—
chen im Ganzen ſchraͤger, mit ſeinem unteren Ende mehr nach
außen, als bei Menfchen. 0
} $. 23.
Scheidebein und untere Riechbeine.
"Das Scheidebein (vomer) fommt im Gamzen’ ziemlich
mit dem menfchlichen überein, nur daß es im Berhältniffe feiner
Länge ziemlich viel fchmaler ift. Auch die unteren Riechbeine
E mufchefförmig, und den menfchlichen ähnlich,
$. 24.
Gaumenbeine
Das eigentliche Gaumenſtuͤck der Gaumenbeine ift von hin:
gen nad) vorn, wegen der verlängerten Schnauze, viel länger
als breit; im Menfchen ift es Breiter als lang. Die Aus;
ſchnitte an den hinteren Raͤndern find tiefer, der Hintere Naſen⸗ i
ſtachel länger. Der vordere Gaumenkanal (can. pterygopa-
latinus) iſt verhäftnigmäßig größer, als bei Menſchen; Auch
die innere untere Fläche des Pyramidenfortfages viel Breiter,
Der auffteigende Nafentheil ift Enger, dagegen aber der Aus
genhoͤhlentheil im re viel N als Bei
Menfthen. t ’
4%
$. 25.
Unterfiefen EN
Diefer Knochen unterfeheidet ſich wieder beträchtlich von
dem der Menfchen; denn erftlich ift er Überhaupt viel derber,
vorzüglich. nach vorn hin; fürs andere kommt er vorn nicht in
einen Bogen, ſondern in einen mehr. oder weniger fpiken
Winkel zufammen, welcher bei den Meerkatzen am meiften ab⸗
gerundet iſt. Ferner bildet fich fein vorfiehendes Kinn, fondern
die vordere Fläche des Unterfiefers weicht in dieſer Gegend ber
traͤchtlich zurück, welches wieder bei den Meerkagen am wenig:
fen der Fall iſt. Das vordere Kieferloch iſt bei einigen, z.B.
beim Magot, fehr groß. Die äußere Fläche unebener, als bei
Menichen; vorzäüglic bei dem Choras an jeder Seite nach vorn
ein fehr ſtarker Eindruck, von der Wirkung bev ſtaͤrkeren Beiß—
musfeln. In der Gegend des vorderen Winfels ift die Sub⸗
franz des Kuochens ſehr dick, auch bei den Meerkatzen. Aufier
dem angegebenen vorderen Kieferloche, welches, wie bei Men⸗
ſchen, an jeder Seite liegt, finde ich noch mitten am, der vor
deren zuruͤckweichenden Fläche des Unterfiefers ein drittes Loch.
Da wo bei Menſchen der innere Kinnhoͤcker liegt, iſt bei den
Affen eine Vertiefung, Der vordere Theil der inneren Släche
iſt ſchraͤge nach oben und ruͤckwaͤrts gewandt, der hintere Theil
liegt meift unter jenem. , Die Aeſte gehen im Ganzen nicht jo
fchräge rückwärts. vom Körper, ab, als bei Menſchen; doch iſt
hierin unter mehreren Affen wieder ein Unterſchied, ſo daß fie
beim Choras einen noch größeren, aber ſehr abgerundeten Win⸗
kel machen. Die Gelenkknoͤpfe unterſcheiden ſich durch mehrere
Ruͤndung und groͤßere Ausdehnung von vorn nach hinten; da⸗
gegen ſind ſie verhaͤltnißmaͤßig kuͤrzer gegen ihre Dicke nehmen
auch von innen nach außen mehr an Dicke ab, wie bei Men⸗
43
(hen, Der Kronenfortfaß hat weiter, nichts „vom Menfchen
verfchiedenes, als daß an der aͤußeren Seite unter feinem Urs
ſprunge fich bei den meiften Afen ein ziemlich ftarker Eindruck
findet, welcher bei dem Choras nach unten von einem fehr fcharf
vorftehenden Rande begränzt ift. Das Kiefergelenf fcheint alfo
im Ganzen freier, cals bei Menfchen, und bat bei den Affen
nicht fo viel Aehnlichkeit mit einem Gewerbgelenfe, da vie Ges
lenffiähen am Schlaͤfeubeine minder: vertieft find, als bei
Menichen.
\ $u 26.
“r sahne
Die Zähne find verhältnißmäßig größer, als bei Menfchen.
Die Schneidezähne, deren Anzahl in beiden Kiefern mit ver bet
Menfchen melftens übereinfommt, außer bei den Makis, welche
im Unterkiefer fehs Schneidezähne haben, find verhältniß:
mäßig länger, und meift auch von einer Seite zur andern fon:
vexer, als bei Menfchen. Die Eczähne find meiftens in dem
Dberfiefer ein wenig von den Schneidezähnen, im Unterkiefer
Hingegen von den Backenzaͤhnen entfernt. Sie ſind bei den
meiſten etwas laͤnger, als die aͤußeren Schneidezaͤhne; im Pa—
viangeſchlechte aber und beim Magot ſind ſie ungleich laͤnger,
und gleichen voͤllig den fuͤrchterlichſten Fangzaͤhnen der reißen⸗
den Thiere (Ferae); vorzuͤglich find ſowol beim Choras als
Manpril (Linnes Maimon )- die oberen am längften und ſpitzig—
ſten, dabel aͤußerſt ſchneidend an ihrem hinteren Rande. Die
Backenzaͤhne ſind der Anzahl nach bei vielen Affen den menſch—
lichen gleich; fo z. D. haben der Orang- Utang, der Langarm
„(Lar), der Hundsfopf (Inuus), die Paviane im jedem Kiefer
zehn Backenzaͤhne; andere hingegen, als der Saju, der
(Seniculus Linn, ), ber vierfingerige Alte ChpRineg
44
Linn.), das Tödtenköpfhen (Sciurea L.) uf. w., haben
zwoͤlfe in jedem Kiefer. Der Geſtalt nach find die vorderen
zwei am jeder Seite gleichralls zweiſpitzig, die hinteren drei vier:
ſpitzig; die Spiken aber fchärfer, als bei Menfchen. Der bin
teufte Hacenzahn hat bei einigen noch eine oder zivei "Spike
mehr, iſt daher auch) länger, als die übrigen. Beſonders
merkwuͤrdig iſt aber der erſte Backenzahn bei dein Pavian-
geſchlechte, wo er naͤchſt den ſehr großen Eckzaͤhnen, ſowol bei
dem Choras, als Mandril, einen fehr unterfcheidenden Char
tafter ausmacht; doch findee derjelbe fich auch beim Magot
(Sinn. Inuus Linn), worin diejer alfo von dem ihm ſonſt ſo
ähnlichen gemeinen Affen (Sim. Sylvanus Linn.) ganz ab:
weicht, Er ift nämlich völlig noch einmal fo lang, als die bez
gen; hat eine Eonvere Schneide, welche ſich nad) hinten platt,
wie ein’ Backenzahn endiget, nd mit der hinteren ſcharfen
Kante des oberen Eckzahnes eine Außerft ſtarke Schere bilder.
Joſephi nennt den vorderen ſchneidenden Theil dieſes Zahnes
ſehr uneigentlich eine mit Schmelz uͤberzogene —— Das
backenzahnartige Ende dieſes Zahnes liegt uͤbrigens ‚gegen "den
erften oberen Backenzahn an. Alle Bacenzahne des Oberkie⸗
fers, außer dem hinterſten, ftoßen auf zwei Backenzaͤhne des
Unterkiefers, zwiſchen denen ſie lie in der Wirte fig.
dr ud
g 27: FOR TEPIMU
Vergleichung der! Schädel von’ verfchiedenen Ann
. gefchlechtern untereinander, dan
Odbgleich ſich Schädel von verſchiedenen Affengeſchlechteru
in einigen Stücken fehr ähnlich feyn koͤnnen, fo giebt sb
bei jedem Gefchlechte wieder andere und zwar beftändige Der
ſchiedenheiten, welche als unterfcheidende Merkmale angeſeben
45
werden muͤſſen durch welche z. B. der große Choras von den
Meerkatzen außerordentlich verſchieden iſt. Außer den großen
Verſchiedenheiten der Zähne, iſt bei den Paviansarten noch das
ſehr lache Hinterhauptsbein * welches keine Spur yon Woͤl⸗
bung zeigt, und, unter ‚einem. ſtarken Winkel vom hinteren
Rande, der Scheitelbeine abweicht, ‚auch einen fehärferen Kamm
zur Anlage der Nacken muskeln bildet ſehr bezeichnend. Fer—
ner ſind die Wuͤlſte zur Anlage der Naſenſchwielen ſehr unter⸗
ſcheidend, welche beim Choras beſonders ſehr auffallend ſind,
da ſowol nach innen neben ihnen eine der Laͤnge des Oberkiefers
nach laufende Furche, als auch nach außen und unter ihnen ein
ſtarker Eindruck liegt. Bei den eigentlichen Meerkatzen iſt das
weit erhabener gewoͤlbte Stirnbein, die weniger vorgezogene
Schnauze, der ſehr weite und kurze aͤußere Gehoͤrgang, die
ſtaͤrkere Ruͤndung des Hinterhaupts, ſehr bezeichnend. Die
Makis ) naͤheren ſich durch die große Länge des Kopfes vers
haͤltuißmaͤßig zu der Höhe deffelben, ſchon den übrigen Thieren
weit mehr. Doch if in diefer Nücficht auch der Choras fehr
weit vom Menſchen entfernt, dejfen Oberfiefer bei feiner. unger
7977
*) An der, Abbildnng/ welche, — von einem Makiſchädel gegeben
Bar, IR man nicht, daß die Augenhöhlen nad) augen gefchlofen find;
Sn Kot dies aber im ı5ten Bande der Parifer Originalausgabe, und
im ten Theile B. x der Ueberſetzung in Quart deutlich genug. Auch fühet
er beſonders über den Schädel des Loris noch folgendes alt: „Der Kopf
„des Loris ift unter allen Köpfen vierfüßiger Thiere, deven-Knochen ich
»Hefehen babe, wegen der ausnehmenden Größe der Augenhöhfen, und
„Wegen der Hervorragung der eigentlichen Nafenbeine vor dem Zahnhöh—
„ientande des Dberkiefets, merkwürdig.“ + Ferier: „In der Gegend
der Naſe berünren ſich die Wände der Angenhöglen, und beilehen bloßz
„aus ‚einem einzigen durchfichtigen Knochenblättchen, welches Wwiſchen
Naſe und Stien gar keine Gemeinſchaft zu laſſen ſcheint. Das Thier has
„Feine Stienböhlen. ” R *
46
heuren Groͤße faſt wagerecht, und in dieſer Ruͤckſicht mit dent
fehr platten Stirnbeine parallel läuft. Zwiſchen diefen beiden
Kochen liegen die Flächen der vorderen Augenhöhlensffnungen
faft ſenkrecht, ſo daß dadurch fowol, als durch die ſtarke Ecke
des Hinterhauptes, der ganze Schaͤdel ein ſehr eckiges Anſehen
erhaͤlt. Eben ſo ſcheinen Linnẽs Oedipus und der Hutaffe
(Sim. finica) fehr ſtark verlängerte Kiefer zu haben.
Bradypoden.
$. 28.
Bekanntlich enthält Ainnes zweite Ordnung der Säug:
thiere diejenigen, welche gar feine Schneidezähne beſitzen
(Bruta). Blumenbach bat, außer dem Naſehorne, auch dem
Elephanten und das Walroß davon getrennt, und diesübrigen
Geſchlechter jener Linneifchen Ordnung unter dem DOrdnungss
namen Bradypoda (Forſters Tardıgrada) zufammen gelaflen;
Er fagt von der ganzen Ordnung: „Der Bau der Füße und
„der ganze Habitus. diefer Thiere verräth ihren traͤgen Gang.
„Meiſt haben fie wenige Zehen an den Vorderfuͤßen, die aber
„mit großen Erummen Klauen verjehen find, und zum Klettern
„auf Bäumen dienen. Andere graben in die Erde.”
Die Schädel _diejer Thiere weichen jo ſehr von einander
ab, daß ſie vielleicht ſelbſt in verſchiedene Ordnungen zu tren⸗
nen ſeyn möchten; man vergleiche nur Tafel 1 und 2, und
folgende Beſchreibungen. s
§. 29.
Faulthier
Was die allgemeine Form des Schaͤdels betrift, ſo iſt
derſelbe nah Verhaͤltniß der Höhe, zumal wenn die Unter:
*) Die Befchreibung ift mach Bradypus sridactylus, Das Thier if (0
TE 7. pay: #6.
——— —
IUI.
Pag
19: #0:
wag. IE 277
- Bangenbein berührt.
47
£iefer dazu kommen, nicht fehr fang. Die Mölbung des Gate
zen, von der Seite angefehen, nähert fic) ein wenig der Kate;
doch) iſt Stirn und Nafe bei dem Saulthiere noch etivas mehr
gebogen. Die Bildung des Wangenbeins unterfcheidet diefes
Thier, fo viel ich weiß, von allen übrigen Gefchlechtern. In
der vorderen Ruͤndung des Unterfiefers kommt es den Meer:
taken am nächften. Das Verhaͤltniß des Gefichts zur Hinz
ſchale iſt auffallend Elein.
$. 30,
Stirnbeim
Diefer Knochen ift von ziemlich beträchtlichen Umfangez
fein Stirnſtuͤck überall ganz flach gewoͤlbt; das Augenhöhlen:
ſtuͤck Hingegen ein wenig Eonver, und von jenem unter einem
wenig ſpitzen, ziemlich abgerundeten Winkel abgehend. Der
Oberaugenhoͤhlenfortſatz *) ift kaum bemerkbar, und ragt nur
wie ein Eleiner Höcer hervor. ° Der hintere oder Kronrand geht
gerade in die Queere, und erftreckt fich auch fo auf die Augen:
höhlenftüce hinab. Der vordere Rand macht du, wo beide
Knochen mit ihren geraden inneren Nändern in der Stirnnath
zufammenftoßen, einen großen Ausfchnitt, und erftreckt ſich von
Jung, dab alle Näthe fichtbar, dagegen aber vieleicht einige andere Theile
noch nicht durchaus vollkommen gebildet find; doch it es zur Befchteibung
und Beftimmung der einzelnen Knochen fehr vortheilhaft.
2 Oberangenhöhlenfortſatz nerine ich ihn nach feiner Lage, weil er
bei diefem, Thiere, ſo wie bei vielen) anderen, fich gar dem Wangenbeine
nicht nähert; bei den Thieren, wo er ſich dem menfchlichen gieich mie dem
Wangenbeine wirklich verbinder, als bei Affen, Pferden, und den zweihnft⸗
gen wiederkauenden Thieren, nenne ich ihn Wangenfortfaß, und unters
Iaelde fo durch. die Benennung feine Hauptverſchledenheit Die Kae mache
Aleichiam deu Uebergang zwiſchen diefen zwei Hauptoerfcbiedenheiten, indent
der Oberaugenhöhlenfortfak bier fo weit vorgezogen iſt, dag er beinahe das
ı
48
diefem dann weiter nach außen ‚Eonver ‚hingb, bis hinter, das
Thraͤnenbein; von hier geht, er in den vorderen Rand des Au⸗
genhöhlenftücks über, welcher wieder konkav iſt. Der untere
Hand des Augenhoͤhlenſtücks ift gefchweift, vorn Eonver, bin:
ten Eonfav. >
$..31,
Sheitelbeine
Diefe find an ihrer Äußeren Fläche ftärker — als das
Stirndein, ziemlich regelmaͤßig, und etwas rautenfoͤrmig vier⸗
eckig, und haben im Ganzen ziemlich gerade Raͤnder; nur der
Schlaͤfenrand iſt, zumal nach vorn, ein wenig konkav. Die
hinteren Raͤnder, welche ſich mit dem Zwickelbeine verbinden,
laufen von oben nach unten und hinten, ſind alſo mit den
Kronraͤndern nicht parallel. Der Winkel zwiſchen dem Hinter⸗
haupts⸗ und Pfeilrande iſt daher aus) der ſtumpfeſte, der Keil:
beinswinfel hingegen. der ſpitzeſte. Die Spur der Anlage des
Schläfenmustels kommt vom- Oberaugenhöhlenfortfare. ‚des
Stirnbeins, und läuft bogenfürmig, gerade Über die Mitte des
Kronrandes der Scheitelbeine, big zum hinteren unteren Winkel
derſelben hinab, „ Die, innere, konkave Fläche der Scheitelbeine
bat hie und da Schwache Eindruͤcke.
Ya
Hinterbauptsbeim
\
Es iſt im Ganzen etwas. mehr gewoͤlbt, als bei anderen
Thieren; doch vom großen’ mit ihm an feinem oberen oder vor⸗
deren Rande zuſammenhaͤngenden Zwickelbeine durch eine deut⸗
liche Queerleiſte ab geſchnitten. Ohne dieſes zu ihm gehörige
Zwickelbein iſt es. nur klein und niedrig, und fein oberen Rand
flach Eonver ind uneben, Die Seitenränder des elgentlichen
Hinterhauptsſtuͤcks find ein wenig tonfav ausgejchnitten. Don
der
; 49
der Queerleiſte geht zum oberen Rande des großen Hinters
hauptsloches deutlich die’ Längeleifte (Ipina oceipitalis ex-
terna) hinab." Die Gelenkknoͤpfe find" Elein, oben: breiter;
nach unten, mo fie einander, zwar näher, aber doch beide von
einander weit entfernt liegen, etwas ſchmaͤler; über ihnen findet
fid) eine ſchwache Vertiefung, aber feine Spur vom hinteren
Gelenfkanale; dahingegen iſt der vordere deutlich. genug.
Solche untere Fortfäße neben den Gelenffnöpfen nach außen,
wie fich bei den übrigen unten zu befchreibenden Thieren finden,
find Hier nicht vorhanden. Der Zapfentheil ift lang und ftarf,
in der Mitte feiner Auferen Nänder liegt an jeder Seite ein
ziemlich beträchtlicher Hoͤcker. Die obere Fläche des Zapfens
ift vorzüglich nad) vorn beträchtlich Eonfav. Das Hinterr
hauptsloch liegt, feinem geößeften Durchmeffer nach, queer; ſei⸗
ner Fläche nach, ſchraͤg ruͤck⸗ und abwärts gewandt. Der vors
dere oder untere Nand hat einen Eleinen Ausfchnitt,
$. 33.
3widelbeim
Es liegt bei dem Faulthiere, fo wie bei allen übrigen Vier—
füßern, deren Schädel mir bis jeßt zu Gelichte gekommen find,
die Affen jedoch, fo viel ich weiß, ausgenommen, zwifchen den
Scheitelbeinen und dem Hinterhauptsbeine ein. eigenes, ger
woͤhalich mehr oder weniger dreiecfiges, doch, z. B. bei mehrer
ren Nagethieren auch anders geftaltetes Knochenſtuͤck, welches ich
eins für allemal Zwickelbein nenne, da es gewiffermaßen mit
denen in der Lambdanath des Menfchen nicht felten vorkom—
menden Zmicelbeinchen Cofla Wormiana L. officula futura-
zum) übereinfommt; nur mit dem Unterfihiede, daß es Bei
Menfchen zufällig, bei diefen Vierfüßern aber beſtaͤndig gegen:
märtig, und beträchtlic) größer if. Wenn ein Enscherites
1. Bandes 1. Stuck. D
ba
Hirnzelt da ift, ſo hat es am dev, Bildung defielben mic Antheil.
Die verjchiedenen Abweichungen defielben werden. unter ‚jeder
Drdnung bei, den davon beſchriebenen Geſchlechtern befonders
angegeben werden. Es verwächft bei, einigen Geſchlechtern früs
ber, bei anderen fpäter mit dem Hinterhauptsbeine,, und iſt als
ein Theil deſſelben anzujehen,
$. 34.
Das Zwidelbein des Faulthieres, CA) bildet ein -gleichz
und . breitfchenfeliges Dreieck, deflen Grundfläche mit dem
großen oberen Rande des Hinterhauptsbeines, in der Queerz
feifte, deſſen jeder Eürzerer Schenfel mit dem hinteren Nande
des Scheitelbeines feiner Seite in einer Nath zufammenfommt,
Es ift in diefem Thiere, nach Verhältniß, von beträchtlicher
Größe, an der äußeren Fläche Eonver, an der inneren konkap;
und da das Fnöcherne Hirnzelt diefem Thiere gänzlich fehlt, fo
ragt auch Eeiner von den drei Nändern diefes Knochens in ‚der
Schaͤdelhoͤhle befonders hervor,
$. 35.
Shläfenbeine
Die Schuppe diejer Kochen ift außerordentlich Elein, und
zwar vorzüglich niedrig; daher der obere Rand nur flach Eonver,
der vordere Theil deffelben aber, unter einem abgerundeten Wins
fel, als worderer Nand, abwärts und bald rückwärts Janfend:
Der Wangenfortfas fehr ſtark, vorzüglich hoch. Von feinem
oberen Rande geht eine etwas konvexe Leifte rückwärts über den
hinteren Theil der Schuppe; fein unterer Rand begränzt die
Gelenfgrube für ven Unterkiefer nach. außen. Die Gelenfgrube
ſelbſt iſt flach vertieft, geht, der groͤßeſten Länge nach, nicht in die
Queere, fondern von vorn nach hinten; wird. aber hinten von
dem, vorderen Theile des Zitzenfortſatzes ſo begraͤnzt, daß det
58
Unterkiefer nicht nach hinten ausweichen kann. ‚Der Zitzenfort⸗
ſatz ift zwar blaſenfoͤrmig aufgetrieben, ‚hat aber viel dickere
Wände, als z. B. beiden Kaken, und unterfcheidet ſich auch
durch mehrere beträchtliche, Unebenheiten; fo. -liegt an feinem
inneren Rande der Länge nad) eine derbe Leifte, und neben. dier
fer nad) außen eine Furche. Das äußere Gehoͤrloch ift ſehr
weit; an ſeinem unteren Rande liegt auf der aͤußeren Flaͤche
des Zitzenfortſatzes ein Eindruck. Die Felſentheile ragen in der
Schaͤdelhoͤhle ziemlich ſtark hervor, haben aber, ſtumpfe Raͤuder,
und ein großes inneres Gehoͤrloch.
$. 36,
} Seid Bi,boe, ih ’
Der Körper, oder das Mittelftüc des Keilbeins befteht bet
dieſem, ſo wie ‚bei allen folgenden Thieren, deutlich, aus zwei
Stüden, einem vorderen und einem hinteren; diefes fcheine
breiter, jenes fchmäler-*). Die mittleren Flügel find hier aufr
ſerordentlich Elein; nach hinten mit dem. vorderen: Nande der
Schlaͤfenſchuppe, nach oben mit dem Scheitelbeine, nach. vorn
mit. dem Stirnbeine, nad unten mit dem Gaumenbeine und
Dberkiefer in Verbindung. Die oberen Flügel, find gleichfalls
nur klein; die unteren, verhältnißmäßig groß und ſtark, aber
nicht, wie bei den Affen, in zwei Blätter. getheilt. Die hin—⸗
teren Raͤnder derfelben treten dicht an den vorderen Theil der
Scläfenzisen, mit denen ſie mad) oben ſogar noch in Verbin
dung find, Die oberen Raͤnder legen fich nach innen um, an
bie untere Fläche des hinteren Mittelſtuͤcks. Vom Baue des
*) Bei einem fünfmonarlichen menfchlichen Föruefchädel fcheint es
Beinade, als ob die erſte Anlage des Keilbeinkörpets Anch hier ans wei
Snodyenternen beiianden habe, und etwas Ähnliches ‘glaube ich auch au
Werten au bemerfen: } 4 129
Da
52
Siebbeines kann ich nichts anmerken, da ich keinen geſprengten
Schädel dieſes Thieres befige, Nur ſo viel: es iſt viel breiter
als hoch, hat einen breiten Hahnenkamm, und traͤgt nichts zur
Bildung der a Ai il u es vom Een
san "verdeckt wird. 135 mn. dan NT)
; $. 370 n Man 3
Sberfiefen | I
Die Oberkieferbeine find‘ verhaͤltnißmaͤßig nur klein bei
diefem TIhiere, und von befonderer -Geftalt. Der vordere Rand
derfelben ift von oben nach unten ein wenig ruͤckwaͤrts lanfend)
dabei gerade, Der Stienfortfaß außerordentlich breit, aber
doch nur zu einem Kleinen Theile mit dem Stirnbeine verbun:
den, oben fonver,; und kaum‘ merklich‘ der Queere nach konkav.
Der Wangenfortfag ift mehr nach unten, als nah außen abſte—
hend, und liegt weit nach vorn. Das Unteraugenhöhlenloch
iſt dicht vor ihm gelegen. Die Höhe des ganzen Kiefers, nimmt
von vorn bis Hinten allmählig ab. "Das Gaumenftück iſt jiem⸗
fih ſchmal, und ſehr uneben; neben der’ in der Mitte der
Länge nach hinlaufenden Leifte, welche durch die -Zufammen-
kunft der inneren Raͤnder entſteht, liegt eine ſchmale Furche,
Die vorderen Roͤnder der Gaumenſtuͤcke find’ von innen nach
außen fchräge ausgefchnitten ; "die hinteren bilden, zufammen:
genommen, einen tiefen "Ars + oder’ vielmehr — in
— ſich die Gaumenbeine hineinſchieben 12) RS)
dan j $. 38. I rind
Bangenheinei vhrd wm nd
Sowol ihrer Groͤße als Geſtalt nach, ſind dieſe Knochen
ſehr eharakteriftilch.,, „Sie legen, fich mit einer breiten, ſchief
abgeſchnittenen Flahe den Oberkiefer, ſo daß dieſe mit ihrem
oberen Rande, welcher ſchraͤg nach hinten hinabſteigt, "den
53
unteren Theil des vorberen Raudes vom Augenhoͤhlenſtuͤcke des
Stirnbeines erreichen, nach oben und vorn aber an das Thraͤ⸗
nenbein ſtoßen. Von dieſer Anlage ſteigt das Wangenbein
ſchraͤg nad) hinten hinab, bildet unten eine Jange, ſtarke, etwas
einwaͤrts gebogene Spitze, welche bis uͤber den Zahnraud des
Unterkiefers hinabragt. Das hintere Eude des Wangenbeines
ſteigt wieder ſtark aufmärtsyı ſo daß es ſich beträchtlich über den
Wangenfortſatz des Schlafenbeines erhebt, mit welchem es uͤbri⸗
gent nicht verbunden iſt · Der obere Nand des ganzen Wan⸗
genbeins geht Fonkav/gekränme) vom Oberkiefer zuerſt ab: und
auswarts/ darur wieder; auf⸗ und etwas einwaͤrts; dem £ 7
augenhöhlenforninte gegenüber bricht ſich der. obere Nand mit
einer vorragenden Ecke, und geht von hierwieder etwas konkav
in das hintere Ende aibern Die Zwiſchenkiefer find bei dieſem
ohne Vorderzaͤhne geſchaffenen Thiere zwar da, aber ſehr klein,
und an dem vor mit liegenden Schaͤdel noch nicht ausgebildet.
.$% 39.
Malen db einen
Aecußerſt ſonderbar ifis bei dieſem Thiere auch die Bildung
der Naſenbeine, welche verhaͤltnißmaͤßig zu ihrer Länge ſehr
breit ·ſind. Die, inneren Rander derſelben liegen an einander,
und ſind gerade; die aͤußeren Raͤnder kruͤmmen ſich vom vor
Beten Ende an konkav nach hinten und außen, bilden hier, etwas
Aber der Mitte ihrer Länge, eine beträchtliche Spige, und gehen
dann wieder zuerfi ein wenig konkav, darauf Fonver gekrümmt,
an das hintere Ende über, wo fie mit diefer Konverität die
Antteren: Raͤnder erreichen. ı Jene Spitze tritt nad) außen in
eine Lücke, welche zwiſchen dem vorderen Rande des Stirnbeines
und dem oberen des Stirnfortjates vom Oberkiefer übrig bleibe.
54
Die vorderen Nänder diefer Knochen find nur fehr flach aus:
geſchnitten. — " 4
9.40," Monf Mad
Chranenbeine
Die Geftalt der Thraͤnenbeine iſt kurzſchenkelig dreiecfig,
fo daß die Grundfläche des Dreieds nach vorn, der eine der
Schenkel nach oben, der andere nach unten, und die Spitze
rüchwärts liegt, Der vordere Nand iſt mit dem hinteren des
Stienfortiages vom Oberfiefer, die untere. Ecke und der untere
Hand mit dem Wangenbeine,: der obere Nand mit dem Stirn:
Ua se verbunden, ‚Die äußere Fläche if von vorm nach hinten
fonver; gerade auf der erhabenften Stelle, etwas mehr nach
vorn hin und in. der Mitte der Länge des Knochens, liegt der
Eingang des Thränenkanals, welcher nicht erft eine Rinne bils
det, und ziemlich enge ift. Die unteren Niechbeine fcheinen
gemunden und etwas eig, in Sn
G 4,
Gaumenbeime.
Das eigentliche Gaumenſtuͤck derſelben iſt ſehr ſchmal, und
verhaͤltnißmaͤßig lang, ſo daß es gleichſam eine Spitze bildet,
welche ſich in den Einſchnitt des Oberkiefers ſchiebt. Der hin⸗
tere Rand iſt etwas konkav, und ſehr dick. Das aufſteigende
Naſenſtuͤck ragt ſehr weit nach hinten hinaus, verbindet ſich
durch feinen hinteren Rand mit den unteren Keilbeinsfiuͤgeln,
duch) den oberen Rand mit den mittleren Keilbeinsflügefn,
durch den vorderen Hand mit dem hinteren Ende der Oberkier
fer, Der untere Rand ift frei, ſehr die und abgerundet," Die
knoͤcherne Scheidewand der Naſe legt: fich oben an das vordere
Mittelftürk des Keilbeins, Wahrſcheinlich iſt fie hier auch als
55
eim Theil des Siebbeines anzjufehen ; wie bei’ den unten zu
beſchreibenden Thieren.
—A 421
insin * > ante Ri ee? :
= Det Unterkiefer ift beiidiefen Thieren fehr derbe und groß,
kommt nach vorn mehr in einen Bogen, als in einen Winkel
zuſammen; iſt auch hier richt ſo fehräge nach hinten abgefchnit?
tem, wie bei andern Vierfuͤßern. Er hat eine beträchtliche
Höhe, und jehe dicke Ränder, "Die Aefte des Unterkiefers find
ungleich duͤnner als der Körper, folglich die Ränder derfelben
auch fehneidender. Die Zahnränder liegen nach hinten mit
ihren innefen Lefzen (labiis internis) ein wenig näher zuſam⸗
men, als nach vorn. Sowol der Gelenfs als der Kronenfortz
faß liegt ziemlich ſchraͤg ruͤckkwaͤrts. Die’ größefte Länge des
Gelenkknopfes geht von hinten nach vorn, doch) fo, daß die hin;
teten Enden von beiden Seiten fich einander näher liegen, als
die vorderen. Der Winkel an jedem Afte des Unterkiefers iſt
nad hinten ſtark herausgezogen, fo daß er eine größe ftumpfe
Spitze bildet, welche viel weiter zuruͤckſteht, als der Gelenk⸗
Enopf- Der hintere Nand jedes Aftes iſt daher ſtark konkav.
Die ganze Äußere Fläche des Unterkiefers ift ziemlich’ eben und
glatt, nur vom vorderen Rande des Gelen£halfes geht eine derbe
Leifte nach vorn, doch nicht tief, hinab. Ziwifchen dem vorderen
Rande des Kronenfortfaßes und dem ’hititerften PR, iſt
eine breite Fläche, welche nach vorn abnimmt
} $. 43. |
+ Die Anzahl der Zähne in dein Schädel meiner Sammlung
beträgt achtzehn; nämlich fünf an jeder Seite im Oberficfer,
und, vier an jeder Seite im Unterkiefer. Der’ erfte Zahn an
jeder Seite: des, Obetkiefers ift der Eleinfte; der Lage nach, den
56
Eckzaͤhnen anderer, Thiere ähnlich; von Geſtalt ein wenig flach
fegelförmig, ſtark nach innen gerichtet, und an der Spike
fohräg von innen nad außen abgeftumpft, die Abjtumpfungs:
fläche in der Queere erhöhet, und: zu beiden Seiten der leiftens
artigen Erhöhung, ganz ſchwach konkav. "Das zweite Paar der
Zaͤhne des Oberkiefers iſt bei weitem das größefte von allen, im
Queerdurchſchnitte dreiecklg, anı der vorderen und aͤußeren
Seite ſchwach Eonver, van der inneren ſchwach konkav. Die
untere Fläche der Krone ſtark vertieft, vorn durch zwei hoͤhere,
hinten durch eine: niedrigere ſtumpfe Spige oder Ecke begrängt.
Die Endränder der Krone zwilchen den vorderen und der hinz
teren Spike eingejchnitten, Die beiden nächften: Paare. der
Zähne im Ganzen von gleicher Bildung, doch an Größe abneh—
mend, und mit etwas Eonvereren Seitenflächen, vorzüglich das
dritte Paar der Vackenzaͤhne. Das vierte oder leßte Paar
Backenzaͤhne wieder größer, und umgekehrt hinten tiefer hinab⸗
ragend als vorn, im Queerdurchſchnitte vierecfig mitiabgeruns
deten Ecken, die aͤußere Fläche eim wenig konkav. "Das erfte
Paar der Zähne, des Unterkiefers ifb breiter. und höher, als die
übrigen. Seine breite vordere Fläche iſt zugleich ein wenig
nach außen gavandt, und durch eine der Länge nach. hinabge—
bende Furche ın einen inneren schmäleren und Außeren breiteren
Theil geſchieden. Die hintere breite Fläche. ift ander. Stelle
der erwähnten" Furche hervorragend ; die Endfläche. der: Krone
von vorn nac hinten ſehr ſchraͤg abgeſchnitten. Die beiden
nächiten Paare find im Ganzen denen im Dberkiefer ähnlich,
nur umgekehrt hinten höher, als vorm, : Das vierte, letzte Paar
iſt das ftärkfte von allen, abgerundet vierecfig, und vorn etwas
höher als hinten. Die Endränder der Krone fiheinen aus’ zwei
Zirfelbogen zu. beſtehen, welche in ihrer Lage gegen einander
57
etwas verrückt find, wodurch an jeder Seite ein Einſchnitt ent⸗
ſteht. Uebrigens nehmen die Zähne des Unterkiefets nach hinter
an Höhe ad. Bei gejhlofenen Kiefern liegt der vorderfte kleine
Zahn des Oberkiefers am inneren Rande des erſten Unterkiefer⸗
zahnes. Alle Zähne ſtehen ziemlich weit von einander ab.
$. 44.
Armadill.
Gleich auf den erſten Anblick unterſcheidet ſich der Schaͤdel
dieſes Thieres ſo auffallend von dem vorigen, daß er durchaus
mit demſelben in keine natuͤrliche Ordnung geſetzt werden kann.
Der ſehr lang und ruͤſſelaͤhnlich vorgezogene Oberkiefer giebt
dem Schaͤdel nach vorn etwas ſehr ſchweinartiges, doch weicht
er in den meiſten andern Knochen des Kopfes vom Schweine ſehr
ab. Die großen Verſchiedenheiten vom Schädel des Faulthieres
werden fich am beiten aus der folgenden näheren Befchreibung
beurtheilen laffen.
$. 45.
Stirnbeinm
Diefer Knochen iſt bei weiten der größefte von allen Hirn⸗
ſchalenknochen, und von ganz eigener Geftalt. Das Stirnftück
iſt von vorn nach hinten flacher, von einer Seite zur andern
frärfer gewoͤlbt; es erfireckt ſich ſchnell fchmäler werdend weit
nad) vorm, und endet hier in ein ſehr ſchmales Nafenftück, wel:
ches in- einem flachen Ausfchnitte des vorderen Nandes an bie
Nafenbeine ſtoͤßt. Das Augenhöhlenftäck iſt verhältnißmäßig
ſehr Elein, und liegt weit zurück *); der Winkel, welchen es
ee Ba ug rn sinnueie —
* Dien flimme völlig mit der Lebeniweife des Thieres überein, da
#6 uhter der Erde präbt, und folglich, mie der Maulwurf, theils nur
Eleiner Augen bedarf, theild aber auch in der Kleinheit derſelben/ Schul
58
mit dem Stirnſtuͤcke wacht, ift Fehr ‚abgerundet; vom einem
Dberaugenhöhlenfortfage findet fih keine Spur. ‚Das Augen?
hoͤhlenſtuͤck ſelbſt iſt von vorm nach ‚hinten ziemlich ſtark konkav;
es verbindet ſich durch ſeinen vorderen Rand mit dem Thraͤnen⸗
beine, durch den unteren mit dem Oberkiefer, mit dem mitt⸗
leren Keilbeinsfluͤgel, und der vorderen Hälfte des oberen Ran⸗
des der Schläfenihuppe *). Diefer hintere, mit der Schlä-
fenſchuppe verbundene Theil des unteren Nandes ſteigt nach
hinten aufwärts, und weicht vom vorderem unter einem Winkel
ab; auch ift das Stuͤck des Knochens, zu dem er gehört, durch
eine. ſchwache, abgerundete Leiſte vom eigentlichen Augenhoͤhlen⸗
ſtuͤcke gefchieden. Der hintere Rand des ganzen Stirnbeines iſt,
wie immer, mit dem Scheitelbeine verbunden, und geht von
oben nach unten ein klein wenig ruͤckwaͤrts, fo daß dieſe Raͤnder
von beiden Stirnbeinen eine ganz ſchwache Konkavitat bilden,
8. 46. an Mnmoroei
Sheitelbeine ERBE VIDE
Sie find nach Verhaͤltniß Elein, und in der Queere RER
bon vorn nach hinten aber: faft gar nit, gewoͤlbt, übrigens
ziemlich regelmäßig, und zwar ein klein wenig gefhobe vier;
eckig. Am vorderen unteren Winkel liegen ein Paar beträchtz
liche Gefaͤßloͤcher. Der hintere Rand ragt an feinem mittleren
Theile ein wenig aufwärts hervor, welches von einem vor ihm
befindlichen ſchwachen Eindeucke herkommt; diefe Hervorragung
— an a 5 nat
gegen äußere Beſchädigungen erhalten harz da überdieß die Thrönenbeine
"die Augenhöhle nach vorn mehr, als bei andern Thieren ſchũben. MT ’
*) Das Stirnbein nöst zwar bei einigen Affenarten und beil dent
Mautiwurfe auch, mit einem Eleinen Theite an die, Schläfenfehuppe; bei
einem aber ijt die Länge der Vereinigung diefer beiden Knochen ſo äußerſt
berrächtlich , als hier beim Armadill, ER REGS 5 2 3
59
geht nach innen und vorn in eine ſchwache bogenfoͤrmige Leiſte
über, welche die Anlage des Schlaͤfenmuskels zu "bezeichnen
Scheint. Der Schläfenrand iſt unebener und kuͤrzer, als die
übrigen Raͤnder, und verbinde ſich nur mit der hinteren Hälfte
des ‚oberen Nandes der Schläfenfchuppe; "der vordere untere
Winkel ift fehr weit vom mittleren Keilbeinsflügel entfernt.
$. 47:
| Hinterhauptsbein.
Dieſer Knochen weicht im Ganzen unter einem faſt noch
kleineren als rechten Winkel von den Scheitelbeinen ab, iſt nach
Verhaͤltniß feiner Breite, welche in der Mitte der Seitenraͤn⸗
der weniger, als oben und unten, beträgt, ziemlich hoch, und
gleichfalls von ausgezeichneter Bildung. In der Mitte der
äußeren Flähe des Hinterhauptsftücdes geht eine breite Erhoͤ—
bung hinab, welche eher Wulft, als Leifte heißen fönnte; da,
wo fie nad) oben abgerundet endet, ift der Knochen fehr dünne,
und es liegt hier auf jeder Seite neben ihr ein rauber, etwas
laͤnglicher, Schräg nach außen gezogener Höfer. Neben jenem
Wulſte ift der Knochen an jeder Seite etivas vertieft. Die
Gelenkſtuͤcke erftrecken fich ziemlich hoc) an das Hinterhauptss
‚fh hinauf. Die Gelenffnöpfe find kurz und dick, liegen
fhräg von oben nad) unten einmwärts und ein wenig rückwärts
gerichtet, und find an beiden Enden gleich dick. Die vorderen
Gelenffanäle find ziemlich beträchtlich. Der Zapfen ift, unges
achtet der Länge des ganzen Kopfes, fehr kurz. Die untere
Fläche deffelben hat eine breit dreiecfige ftarke Vertiefung *);
*) Eine Bertiefung der ganzen unteren Fläche des Zapfens finder fich
noch weit ſtarket beim Biber; bei allen fibrigen Thieren it, fg viel ich
weiß, die untere Fläche im Ganzen Eonver,: Sollte vieleicht diefe Konka—
Wiräs sur Bergrößerung der Anfeungsfläche des vorderen Kopfs-und Thrär
60
die obere Flächen ft eben daher ein wenig erhaben. Der größefte
Durchmeſſer des Hinterhauptslocyes geht in die Queere; vor
dem vorderen Rande deſſelben liegt/ an jeder Seite eine kleine,
flache, uͤberknorpelte Hervorragung auf der unteren Flaͤche des
Zapfens, welche zur Bewegung am erſten Halswirbel dient.
GAR la
Dom Hirnzelte findet fich- eine fchwache Spur, und zwar
komme es mit der Bildiing deren Thiere uͤberein, wo das knoͤ⸗
cherne Hirnzelt gleichſam aus drei Stuͤcken, eimem mittleren
oberen, und den zwei Seitenſtuͤcken, zu beſtehen ſcheint. Die
untere Flaͤche jenes mittleren Stuͤckes iſt ſphaäriſch konkav, und
die Nath der inneren Scheitelbeinraͤnder geht deutlich mitten
durch daſſelbe. Ueberall ragt es wenig vor,
9.49
Shlafemwbeine
Auch diefe Knochen haben viel Eigenes in ihrer Bildung +
die Schuppe nicht fehr hoch; ihr oberer Rand bilder eine Ecke,
hinter derfelben legt fich das Scheitelbein, vor derfelben das
Stirnbein an diefen Rand. Der vordere Rand der Schuppe
läuft nach unten ruͤckwaͤrts, und iſt mit dem mittleren Keils
beinsflügel verbunden. Der Wangenfortfaß bat eine ſehr ber
trächtliche Höhe. Sein oberer Nand läuft nach, hinten wie
eine hohe Leifte, gegen. die hintere Ecke der Schuppe, hinauf;
daher bleibe zwifchen diefer und ihm eine ftarke Rinne. Nach
vor. bildet: diefer Nand eine fiumpfe Ecke, welche dem Stirns
fortſatze anderer Thiere ähnelt; aber nicht, wie bei dieſen, am
Wangenbeine ſelbſt fist. Dicht unter dem Ende jener. hohen
Leifte ift ein beträchtliches Loch. Der untere Theil diefes Forts
germuskels dienen, da dieſes Thier fehe vieler Kraft im Nackengelenke
bedarf
61
ſatzes bilder da, wo der von der Schuppe nach außen abgeht,
die ſehr flache Geleukgrube finden Unterkiefer, die nach hinten
nur durch) eine kaum merkliche Niederbeugung..des hinteren
Randes beſchraͤnkt iſt Der Zitzentheil iſt flach blaſenfoͤrmig.
Das äußere Gehoͤrloch an ihm ſehr groß, und die Flaͤche deſſel⸗
ben etwas ſchraͤg abwaͤrts gewandt. Der Felſentheil iſt nach
Verhaͤltniß groß, ragt mit ſeiner ſtumpfen oberen Ecke in der
Schaͤdelhöhle weit vor, und traͤgt noch mit zum unteren Theile
des knochernen Hirnzeltes bei, indem ſich eine Leiſte des Schei⸗
telbeins auf ihm fortſetzt Das, innere Gehoͤtloch iſt flach
und weit, 2 nn as ! mund!
r $. ſ0.
Keidbbeeinmn.
Das Mittelſtuͤck dieſes Knochens beſteht auch hier aus
einem vorderen und hinteren Stuͤcke. Der hintere Rand des
letzteren bildet da, wo er ſich mit dem Hinterhauptszapfen ver⸗
bindet, eine gemeinſchaftliche, ziemlich ſtarke Grube an jeder
Seite, Die unteren, an dieſem hinteren Stuͤcke feſtſitzenden
Fluͤgel Haben eine ganz ſonderbare Bildung, Sie erſtrecken
ſich von hinten nach vorn ſchraͤg einwaͤrts, und ihre breiten
Enden kruͤmmen ſich hier ſo gegen einander, daß fie ſich mit
ihren vorderen Raͤndern beinahe an den ganzen hinteren Rand
wer Gaumenbeine legen, und von dieſem in’ der Mitte nut einen
aͤußerſt kleinen Theil frei Taffen, welches bei anderen Thieren
gar nicht der Fall ift, wo nämlich der, hintere Rand der! Gau—
menbeine ganz, oder größtentheils, frei liegt. Die unteren Fluͤgel
find nicht in zwei Blätter getheilt, ſondern haben an der rund:
lic) erhabenen, schräg nach vorn ablaufenden Fläche, der Länge
nach, eine ſchwache breite Furche, und scheinen Hohl zu ſeyn
Die mittleren Fluͤgel bilden eine obere breitere und eine untere
62.
ſchmaͤlere Spike. Jene liegt nach oben gerichtet zwiſchen dem
vorderen Schuppenrande und dem Augenhoͤhlenſtuͤcke des Stirn⸗
beines, dieſe, nach vorn gerichtet) zwiſchen dem aͤußeren Rande
des Gaumenbeins, und dem hinteren Theile des Oberkiefers.
Die oberem Flügel find Elein, und laffen die: fehr feinen Sehr
nervenlöcher, durch, Der Sattel ifi fehr flach.
51. > his
Sie bib sent u.
Es iſt breit und flach, hat einen ſtarken Hahnenkamm,
trägt mit feinen Seitentheilen nichts zur Bildung der Augen⸗
Höhlenwände bei, weil diefelben ganz vom Augenhoͤhlenſtuͤcke
des Stirnbeines gedeckt find,
’ t 692.3
' Dib entirhaisenf But
Diefe Knochen find jehr lang, und dagegen Außerft niedrig;
dabei, der Höhe, nad), ftark Eonver, fo daB der vordere Theil, mit
den Nafenbeinen: zufammengenommen, ein ſchnahelfoͤrmiges
Anfehen hat.» Einen eigentlichen Stienfortfag kann manıfaum
annehmen; fondern der obere oder innere. Rand bilder da, wo
er mit dem Stirnbeine in Berührung: fommt , einen ſehr flach
zugerundeten Winfel, und ift dann noch hinter diefer Stelle,
bis an das Thränenbein, mit dem. Stirnbeine in Berührung.
Bon vorn nach hinten iſt die Außere Fläche des Dberkiefers
konkav. Der vordere Rand iſt von oben nach unten und hinten
ſo ſchraͤg abgeſchnitten, daß er mit jenem oberen eine Spitze
Bilder, welche zwiſchen den Naſen⸗ und Zwiſchenkieferbeinen
nach vorn ragt. Der Wangenfortſatz iſt hoch, bildet an ſeiner
Wurzel auf der aͤußeren Flaͤche eine ſtarke Kante (faſt wie bei
dem Pferde), unter welcher das ziemlich große Unteraugenhoͤh⸗
lenloch berauskorumt« Er. feehr übrigens nicht ſehr breit ab⸗
63
und dient beinahe mehr zur Verbindung mit dem Thraͤnen⸗
Beine, als mit dem Wangenbeine, Hinter und unter ihm ragt
noch ein dünnes, etwas blafig aufgetriebenes Stück des Ober⸗
kiefers ruͤckwaͤrts, mit welchem fih wieder. der. vordere Theil
des unteren Randes vom Augenhöhlenftücfe des Stirnbeines
verbindet; an den auch, ganz nach hinten, ein Stück der mitt;
feren Keilbeinsflägel ftößt. Das Gaumenftück der Oberkiefer
ift ſehr lang; die vorderen Eurzen Nänder deffelben find Eonfaw,
und laufen nad) innen und vorn in’eine ziemliche Spike aus,
welche fich zwiſchen die Zwiſchenkiefer einfchiebt. Die hinteren
Ränder find breiter, an jeder Seite im Ganzen Eonfav, aber
uneben; fie bilden nach außen und hinten eine Spiße, welche von
beiden Seiten die Gaumenbeine einſchließt; endigen ſich aber
ſchon weit fruͤher, als der uͤber ihnen liegende blaſige Theil des
Oberkiefers. Die untere Flaͤche iſt rauh und uneben; man ſieht
unweit der inneren, ſich beruͤhrenden Raͤnder dieſer Gaumen—⸗
ſtuͤcke, eine Reihe von flachen Knoͤtchen an jeder Seite,
$. 53.
Zwiſchenkiefer.
Diefe find ziemlich lang, aber ſehr niedrig, und vun ſon⸗
derbarer, Bildung. Ihre Geſichtsflaͤche geht ganz abgerundet
in die, Gaumenfläche uͤber, und: nimmt von vorn nach hinten
an Höhe ab, welches fich beiden anderen Thieren gerade umges
ehrt verhält. Der obere Rand ift hur ganz nad) vorn mit
einem Eleinen Theile der Nafenbeine, verbunden 5 mach hinten
ftößt er fchräg ablaufend an den vorderen Nand des Oberkiefers
Der vordere Nand ift da, wo. er von der Gefichtsfläche an die
Gaumenfläche übergeht, Eonkav-ausgefihnitten; auf der Gau:
menfläche jelbft bilder er an jeder-Seite einen Einſchnitt, fo daß
von beiden Zwiſchenkiefern zulammengenommen: drei. Spitzen
64
eiitfteheh, wovon eine in der Mitte Tiegt, "und'Eirzer ind
ſtumpfer ift, die andern beiden an den Seiten Tiegen, und län
ger und fpiger find. Die hinteren Ränder Ri Gaumenfläche
gehen von vorn nach bitten ſtark Eonver in den oberen Rand
der Gefichtsfläche Über, ſo daß zwiſchen beiden in der Mitte
des Gaumens ein Einfchniet bleibt, in welchen ſich das vordere
fpige Ende der Gaumenfläche der Oberklefer einſchiebt. Die
vorderen Gaumenloͤcher find länglich und Schmalz fie Tiegen bloß
in den Zmwifchenfiefern, jo daß die Oberfiefer an ihrer Rena
Eeinen Theil haben. k
$. 54 ’
Wangenbeine.
Dieſe Knochen ſind im Verhaͤltniſſe der Laͤnge des Kopfes
außerordentlich kurz, dagegen aber hoch, Ihr oberer Rand
liegt meiſt frei, und iſt konkav; nach vorn weicht ein kleiner
Theil des Randes unter einem ſtumpfen Winkel ab, an welchen
ſich das Thraͤnenbein legt. Der vordere Rand iſt oben konkav,
unten fonver, 5foͤrmig geſchweift, und legt ſich breit über
den Wangenfortjaß des Oberfiefers. Der untere Nand tft frei
liegend, Eonver, und laͤuft nach hinten ziemlich ſtark auswärts.
Der hintere. Rand, der Fürzefte von allen, geht, mit dem
Schlaͤfenbeine verbunden, eim wenig fihräg von oben nach
unten rückwärts, Die Kante vom Wangenfortfake des Ober:
kiefers ſetzt ſich auch auf die aͤußere Flaͤche des Wangenbeines
fort, ſo daß unter derſelben dieſe Flaͤche, der Hoͤhe nach,
konkav erſcheint.
$. 55.
Naſenbeine.
Diefe find ziemlich lang und ſchmal; in der Queere konvex,
der Länge nad) ſchwach Eonfav, Ihr hinterer Rand ift ſtark
fonver,
65
konver, und legt ſich ein wenig über das Ende des Naſenfort⸗
ſatzes am Stirnbeine. Die inneren Raͤnder beider Naſenbeine
verbinden ſich mit einander, find von allen die dickſten, und
bilden nach unten eine in die Naſenhoͤhle vorragende Leiſte.
Die außeren Rander laufen jenen beinahe gleich, nur nach voru
hinten divergiren fie ein Klein wenig, und find im Ganzen ſehr
ſchwach Eonver. Daher ift das vordere Ende der Naſenbeine
um etwas breiter, als das hintere, Die vorderen Ränder der
Najenbeine find ziemlich Eonver, Uebrigens liegen die äußeren
Raͤnder am ganzen vorderen Theile der oberen Kieferraͤnder, und
nur ganz had) vorn find fie mit einem kleinen Theile der oberen
Raͤnder der Zwifchenkiefer verbunden. Die vordere Najens
Öffnung iſt in der Queere länglich rund,
$. 56.
Shränenbeine
mehlyer
u Die Lage dieſer Knochen iſt, nebft der Größe and Verbin
dung derjelben, ziemlich auffallend, Ihre äußere Fläche liegt,
wie bei den großen wiederkaͤuenden Thieren, ganz im Gefichte,
unterjcheidet fich aber von jenen dadurch fehr,, ‚daß der. Eingang
des Thränenfanales. gar; auf diefer äußeren Fläche liegt, wo er
nämlich hinten und oben mit einer Ninne anfängt, welche nach
vorn abwärts läuft, und nahe am vorderen Rande zum Kar
nale jelbft wird, Der Knochen ift an diefer Gefichtsfläche
unregelmäßig viereckig, mic Sehr unebenen Nändern, wovon
det. obere vor der Augenhöhle liege, und an das Stirnbein
fiößt ; der hintere, frei liegend, den vorderen Rand der Augen⸗
hoͤhle bildet; der vordere Jaus zwei in einem’ Einfchnitte zuſam ⸗
menkommenden Konveritäten befteht, und am Oberklefer, zum—
Theile ſchon an der Wurzel des Wangeufortſatzes deſſelben-
1. Bandes ı. Srüd, € i
\ 5
liegt: der untere am oberen Rande des eben genaunten Wan⸗
genfortſatzes, und am vorderſten Theile des oberen Wangen⸗
beinrandes ſelbſt fiegt. Außer diejersein wenig konvexen Ge⸗
ſichtsflaͤche hat dieſer Knochen noch eine-innere, einen Theil des
Siebbeines deckende, und eine, hintere, auch etwas einwaͤrts
und frei liegende Flaͤche, welche, von oben nach unten ſchmaͤler
werdend, ſich durch ihren aͤußeren Rand an die innere Flaͤche
des Wangenbeines und Wangenfortſatzes vom: Oberkiefer legt;
mit dem inneren Rande aber oben den vorderen Rand des Au—⸗
genhöhlenftickes vom Stirnbeine und -den hinteren blafig: aufs
getriebenen Theile des Oberkiefers beruͤhrt.
$. 57.
Gaumenbeine-
Sie find beträchtlich groß; an ihrer unteren Fläche vorn
flach) vertieft, hinten etwas Fonver. Da, wo beide inneren
Raͤnder zuſammenſtoßen, erhebt: fich auf dieſer Fläche eine
ſchwache Leiſte. Die vorderen Raͤnder find konver, aber ſehr
zackig; die hinteren find konkav, und liegen nicht, wie bei
anderen Thieren, frei, ſondern ſind faſt ganz von den unteren
Keilbeinsfluͤgeln bedeckt; die kleine in der Mitte frei bleibende
Stelle wird, wenn ich nicht ſehr irre, auch in der ferneren
Ausbildung. ver Knochen, noch won dieſen Flügeln bedeckt,
Die äußeren Ränder liegen theils an. den hinteren Spisen
der Gaumenſtuͤcke des Oberkiefers, theils weiter hinten, am
blaſigen Theile des Oberkiefers, und noch weiter ruͤckwaͤrts,
an der unteren vorwaͤrts laufenden Spitze der. mittleren Keil-
beinsfluͤgel. Das Naſenſtuͤck der Gaumenbeine iſt aͤußerſt
niedrig. Von den unteren Muſcheln kann ich nichts ſagen,
als daß fie lang und ſchmal figd.
*
67
irn ae Ag
a er u i eoe ret iefer
Mach dem, was bben von der Länge und dem ſchnabel⸗
ahnlichen Anſehen des vorderen Gefichtstheiles geſagt worden
iſt, verſteht es ſich ſchon von ſelbſt, daß der Winkel, welchen
beide Seitentheile des Unterkiefers nach vorn Bilden; ſehr
ſpitz ſeyn muͤſſe. Beide Seitentheite kommen hier mit ihren
unteren Rändern fo zifantineny,"daß fie eine winkelige Rinne
bilden; "daher liegen die außeren Flächen der Seitentheile ſchraͤg
abwaͤrts gewandt, und find Abrigens von oben nach unten
ziemlich konver; fo wie hingegen die inneren Flaͤchen ſchwach
konkav find. Die Aeſte gehen ſehr flach ruͤckwaͤrts und brei⸗
‚zer werdend ab. Die Kroneñfortſaͤtze ſind lang, und dabei
ſchraͤg nach Hinten liegend, gegen die Spitze hin ein wenig
gefrämmt, Die Gelenkknoͤpfe find ſchmal, ziemlich platt; der
Hals derſelben ſehr flach liegend, an der vorderen oder viel⸗
mehrt oberen Seite ein wenig konkab. Det Ausſchnitt jwi-
ſchen beiden Fortfatzen groß. Unter dem Gelenkfortſatze liegt
ein” kleiner aufwärts gekruͤmmter Haken, welcher mit den
Kronenfortſatze von oben nah unten in gerader Finie ſteht.
Das innere Kieferloch, oder der Eingang zum Zahnhoͤhlen—
kanale, iſt groß; an der aͤußeren Flaͤche finden ſich nach vorn
an jedem Seitentheile, ſtatt eines aͤußeren Kieferloches, fünfe
der ſechſe. Der obere Rand der Seitentheile iſt da, wo
beide im Winkel nach vorn zuſammenkommen, rund zulaufend.
Die Bewegung des Kiefergelenkes iſt ziemlich frei.
9. 5.
108 dä’ 'n PR 209146
Auch dieß Thier Hat bekanntlich keine’ Worderzähne; auch
5 Hfe'von Echzahnen nicht die geringfte Sphr'vorhätden;’ dagegen
E 2
68
hat das ausgewachſene Thier in jedem Kiefer ſechszehn meift
zweiſpitzige Backenzaͤhne. Nur die vorderen Zähne in jedem
Kiefer machen eine Ausnahme, da, an ihnen, zumal im Uns
terkiefer, nur eine Spitze ſich findet. Alle dieſe Zaͤhne ‚find
von worn mach hinten Eeilföumig, zugeſchaͤrft, doch nicht ſehr
ſpitzig. Dig beiden Spitzen der Zaͤhne liegen ſeitwaͤrts neben
einander, seine ‚nach außen, die andere nach innen, und ſchei⸗
nen gleichſam dureh zwei flach konkave Ausſchnitte, naͤmlich
an der vorderen und hinteren Seite des Zahnes, hervorge⸗
bracht zu ſeyn. Die Zaͤhne des Oberkiefers richten ihre Enden
‚ein wenig ſchraͤg nach innen, ſo daß die aͤußere Spitze jedes
Zahnes ein klein wenig mehr abwaͤrts ragt, als die innere.
Die Zähne, des; Unterkiefers richten ihre Enden im Ganzen
auch etwas einwaͤrts; bei ihnen ſind aber die inneren Spitzen
laͤnger. Die erſten Zaͤhne des Oberkiefers, naͤmlich einer an
jeder Seite, Haben nur an, der hinteren Seite eine: kleine Kon⸗
Eavithe, welche nicht hinreiche, ‚fie in zwei Spitzen zu theilen.
‚Die erſten Zähne des Unterfiefers: haben gar Feine Komfapinät,
ſondern find fowol an der vorderen als hinteren Seite konver.
‚Die Äußere und.innere Seite, jedes Zahnes uͤbertrift allemal an
Größe die vordere und hintere. Die Länge der inneren, Spieen
‚an den Zähnen des, Unterfiefers nimmt an den hinteren allmaͤh⸗
lig zu. Die mittleren Zähne jedes Kiefers ſind die ſtaͤrkſten.
Alte Zähne ſtehen von einander ab. Bei der Bewegung der
Kiefer gleitet die vordere Flaͤche der unteren Zähne an der hig
teren der unteren Zähne auf und aad 0, m
$ 6.
Nagerbiere (Glires).
Der Hauptcharakter der Nagethiere liegt in den Zähnen
and. in der Verbindung des Kiefergelenfes, wodurch fie ſich von
,
69 N
allen anderen Saͤugthieren unterfcheisen; eben dieſer leßteren
Verbindung wegen geht bei allen, die ich vor mir babe, der
Wangenfortiag des Schläfenbeines gleich am feinem Urſprunge
mit einer ftarfen Beugung abwätts und auswärts, und den:
Schlaͤfenfortſatz des MWangenbeines geht: ganz. unter jenem
duch, und bilder hinter demſelben eine mehr oder weniger
ſtarke Ecke, oder Spitze. Der Knopf des Unterfiefers iſt bei
den meiften rundlicher, als bei den übrigen Säugthierem, und
zwar fo, daß der groͤßeſte Durchmeſſer deffelben durchaus, nicht,
wie bei anderen Thieren, in die Queere, Tondern ganz von vor
nach hinten; geht. Dabei liege auch die Gelenffläche des Kno—
pfes faft immer etwas Ichräge nach außen gewandt, außer bei
Hafen, wo ſie gerade aufwärts gerichtet iſt. Ferner ift es dieſen
Thieren ausichließlid) eigen, daß die Oberkiefer mir den Najenbeiz ı
nen durchaus in feiner Verbindung ſtehen. Sonſt giebt es im
; dem Knochenbaue des Schädelsdiefer Thiere fehr auffallende Ver
ſchiedenheiten. Es iſt aber leicht einzufehen, daß jene allgemeine
Uebereinſtimmung vorzüglichen Bezug auf die Lebensart diejer
Thiere habe, welche bei ihren meift harten vegetabilifchen Nahs
rungsmitteln dieje bejondere Einrichtung des Kiefergelenkes
erforderten.
$. 61.
(u Ze EZ ee
Die äußere Fläche deffelben ift bei allen Thieren dieſer Ord⸗
mung flach, oder doch nur aͤußerſt wenig gewoͤlbt, und: liegt mit
\ den oberften Theilen der Scheitelbeine, beim Biber und bei den
| eigentlichen Mäufenrten (Mus), wo es am flachjten iſt, „durchs
| aus auf einer Ebene; bei Hafen, Kaninchen und Eichhörnchen
hingegen, wo es etwas mehr Wölbung hat, ‚und wo vorzuͤglich
| die Scheitelbeine mehr nach hinten abfallen , iſt dieß nicht. der
|
70.
Fall. Die Geſtalt dieſer Fläche iſt ſehr verſchieden: beim Biber
und beiden Maͤuſearten, namentlich der Ratte, der Haus⸗ und
großen Feldmaus, bildet der hintere Rand eine mehr oder we⸗
niger verlaͤngerte Ecke; bei Haſen, Kaninchen und Eichhoͤrn⸗
chen iſt er bloß queerlaufend mund gerade: Die Seitenraͤnder,
eigentlich die Oberaugenhoͤhlenraͤnder „u welche: das Stirnſtuͤck
vom Augenhoͤhlenſtuͤcke trennen, laufen beim Biber nach vorn,
Bei den Mauſearten nach hinten auseinander; bei der Ratte
‚Sind fie am fehärfften ; beider großen Feldmaus, wo das Stirn⸗
bein. überdieß in diefer Gegend von beiden Seiten ſehr zuſam⸗
mengedruͤckt ift, am meiften abgerundet. Bei Hafen und Kar
ninchen liegt. an diefen Raͤndern ein ganz eigener Fortſatz, wel⸗
her mit dem Oberaugenhoͤhlenfortſatze anderer Thiere uͤberein⸗
fommt, aber in feiner Bildung von ihnen fehr abweicht, vorn
mit einer Eürzeren, hinten mit einer längerem abgerundeten
Spitze endiget, fo daß zwiſchen ihm und‘ dem eigentlichen
Rande des Stirnbeines ein tiefer Ausſchnitt iſt. Auch das
Eichhörnchen nähere ſich dieſer Bildung; bei den Ratten und:
Maͤuſearten ift aber Kaum eine Spur’ eines Oberaugenhoͤhlen⸗
fortfakes; höchftens eine ganz ſtumpfe Ecke. Der vordere, mit
den Nafenbeinen und den Zwoiichenkiefern verbundene Raud des’
Stirnbeines bildet beim Biber und bei ven Mäufenrten einen
ſtarken Einfchnitt, in welchem nur in der Mitte eine kleine Ecke
hervorfiehtz beiden Hafen, Kaninchen und Eichhörnchen. aber‘
ift diefe Ecke fo groß und breit, daß fie bei weitem den: größefteit
Theil ausmacht, und daher der. Einſchnitt ganz verſchwindet.
Die Zacken dieſes Randes find bei’ den Mäufearten ungeheuer
lang. Bei Hafen und Kaninchem geht vom Außerften Theile
dieſes Nandes ein langer Stachel an jeder Seite nach vorn ab,
welcher fich außen an das Zwifchenkieferbein feat, "Das Augenr
7
hoͤhlenſtuͤck geht) an jeder Seite fehräg nach innen vom Stirn:
ſtucke ab; und da es ſich der, Länge nach‘, oder von vorm nad)
hinten, kruͤmmt, fo schließe es zugleich mit dem von unten daran
gränzenden Keilbeine einen doppelt koniſchen Raum ein, fo daß
die Grundfläche des einen Kegels nach hinten, die des anderen
nach vorn gewandt ifty in den vorderen Eonifchen Raum fchiebt
fidy das Siebbein, in dem hintere liegen die vorderen Hirns
lappen; gerade da, wo die abgeſtutzten Spisen beider Kegel ſich
berühren, liege die Sicbplatte, Bei dem Biber verhält es fich
nicht ſo: denn da ift das Augenhoͤhlenſtuͤck fehr Elein, und ganz
platt, Stirnhoͤhlen finden fich bei allen dieſen Thieren nicht:
v
$. 62,
Sheitelbeine
Meift im Ganzen vieretig, doch mehr oder weniger uns
regelmäßig, auch faſt uͤberall nur wenig gewoͤlbt. Bei der)
gemeinen Ratte und Hausmaus am vegelmäßigften. Dei der’
großen Feldinaus lauft den vordere Rand fehe fchräg nach außen
und vorn, weil die Ecke des hinteren Stirnbeinrandes fo ſtark
iſt. Bei dem Eichhörnchen: wird die Negelmäßigkeit durch das
ſtarke Bor: und Hinabtreten dev Schlaͤfenecke geftöre, woher
ſich der vordere Rand fehr am aͤußerſten Theile nach vorn
krümmt, und der Schläfenennd mit einem Winkel aufwärts,
feige. Bei Hafen und Kaninchen ziemlich vegelmäßig, und im
2 Verhaͤltniſſe klein, aber mit einem eigenen langen Fortſatze ver⸗
| ſehen, welcher von der Ede zwifchen dem hinteren und unteren
e
|
Rande abgeht, und von der Schuppe des Schläfenbeines ber
det wird. Beim Biber, im Verhältniffe der großen Länge,
ſehr ſchmal, und am meiften von der vierecfigen Geftalt abwei-
hend: da erftlich das Stirmbein mit feiner. hinteren Ecke weit
72
zwiſchen dieſelben tritt; und fuͤrs andere die hinteren Theile der
inneren Ränder wieder durch ein großes Zwickelbein nach außen
gedraͤngt, folglich die hinteren Raͤnder ſelbſt verkürzt werden.
Die Spur vonder Anlage des Schlaͤfenmuskels, oder die halb:
kreisfoͤrmige Leiſte, it bei den Bibern ſtark zu fehen, und ſchnei⸗
det etwa das innere Drittheil des Scheitelbeines der Länge nach
ab; hinten geht fie noch. höher hinauf, und ſtoͤßt mit der von
der anderen Seite dicht zufaumens Bei den Mäufearten ift *
ſie zwar verhaͤltnißmaͤßig ſehr ſcharf und ftark , . Schneider
aber nur das äußere Drittheil ai Beim Eichhörnchen liegt
fie. etwa in dev Mitte; ſo auch beim Hafen, vorzüglich am
hinteren Theile,
$. 63.
NEST
An allen diefen Thieren, ſo viele ich deren zu ſehen Gele:
genheit gehabt habe, ſtoßen die hinteren Ränder der Scheitel:
beine ganz oder zum Theile an ein ſehr großes Zwickelbein, wels
ches zwifchen ihnen und dem Hinterhauptsbeine liege; - Dieß
Zwickelbein ift bei den Maͤuſearten ſchinal, feiner" geößeften
Länge nach queer liegend, und verbindet fi) mit dem ganzen
hinteren Rande der beiden Scheitelbeine. Beim Biber liegt
es der Länge nach von vorn nach hinten, zwifchen. den hinteren
Theilen der inneren Scheitelbeinränder, welche, wie es ſcheint,
einen Theil defeiben von oben. bedecken; iſt vorm etwas ſpitz
zulaufend, hinten, wo es fich mit dem Hinterhauptsbeine ver⸗
bindet, breit, und hat in der Mitte eine: der Langer nach lau⸗
fende Icharfe Leifte, Bei Eichhörnchen bildet es ein Dreieck mit
kurzen Schenkeln. Bei Hafen und Kaninchen iſt es am Fleins
ſten, laͤnglichrund, und queer liegend,
i
7
—
73
er AIEET Sn 2 1 0E2 2 597
dir Ainterbanptsbeim
Das eigentliche Hinterhauptsſtuͤck iſt bed dem meiften faſt
garnicht gewoͤlbt; beim Biber, Hafen und Kaninchen sim Ger
gentheile noch durch ſtarke Eindruͤcke vertieft; es weicht vom
Zapfen bei allen unten einem voͤllig rechten, ja wohl noch
etwas; weniger als rechten Winkel ab, Auf der Gränze, oder
gerade an dem Winkel, liegen die, Ichräg yon hinten und auf
fen nach vorm and innen: gewandten Gelenkfnöpfe, deren Ger
lenkflaͤchen ziemlich ftark nach außen, und nur mit dem vorder⸗
ſten Iheile nach unten gerichter find. „State der oberen
Kreisleiften des Menfchenihädels, findet ſich eine meiſteus
ſcharfe Queerleifte, ‚welche ich die große Sinterhauptsleifte
Gexilta occipitalis magna) nenne; fie liegt am hinteren
Kunde des Zwickelbeines, iſt beim Biber. ſehr hoch und ſcharf—
bei den Mäufearten viel weniger, doch ſchaͤrfer alsı beim. Eich⸗
hoͤrnchen. Bei Hafen und Kaninchen wird fie garnicht Durch,
das Zufammentreffen des Nandes vom Hinterbauptsftüde mit
dem Zwickelbeine igebildet, fondern das Hinterhauptsftüc beugt
ſich am oberen Drittheile mit: einem beinahe rechten Winkel
nach vorn; diejer Winkel bilder die ſcharfe Queerleiſte, welche
aber kürzer ift als bei den Übrigen Nagethieren. Bei allen
bildet das Hinterhauptsftück oben einen Seitenfortfaß au jeder
Seite, welche fih mit dem Schläfenbeine verbindet, bei der
Ratte, dem Eichhörnchen und Hafen breiter, bei der großen
Feldmaus ſchmaͤler, beim Biber am unbetraͤchtlichſten iſt.
Dicht nach außen, neben dem Gelenkknopfe, geht an jeder Seite
noch ein, bei allen Thieren dieſer Ordnung zu bemerkender, Fort:
ſatz hinab, welcher bei ven Hafen, Kaninchen und großen Feldmaͤu⸗
fen am ftärkften und längften, bei den Ratten ein wenig kürzer,
78
und bein Biber am allerkuͤrzeſten iſt; ich nenne ihn eins für
allemal den unteren Hinterhauptsfortſatz ( procellus oceipita-
lis inferior), ' Däs Hinterhauptsloch liegt fenkvecht wenn
der Kopf auf einer wagerechten Ebene ruhet; nur bein Hafen,
100 der ganze Kopf von hinten nach vorn ziemlich ſtark gebogen
iſt, neigt es ſich ſehr gegen den Horizont, ſteht aber, wenn das
abgeſonderte Hinterhauptsbein auf feinen Zapfentheile ruhet,
gleichfalls ſenkrecht. Unten, zwiſchen beiden Gelenkflaͤchen, iſt eo)
bei allen etwasiausgefchnitten ; übrigens beim Biber und bei der
Feldmaus etwas abgerundet dreiecklg, bei Hafen und. Kanin⸗
hen oben nod) mit einem Eleineren Ausfchnitte verjehen. - Der!
Zapfen ift bei allen diejen Thieren Eurz, im Verhaͤltniſſe der
Länge des Kopfes, die obere Fläche deffelben Bei allen etwas
ausgehöhlt, die untere ein wenig erhaben, und mic einer der
Länge nach Taufenden Leifte verfehen, welche bei Hafen und
Kaninchen fogar vorn noch zwei andere deutliche Leifien neben
ſich Hat. Nur der Biber macht von allen diefen und übrigen’
mir bekannten Thieren darin eine fonderbare Ausnahme, daß
die untere Fläche des Zapfens, in ihrem ganzen Umfange, eine
geräumige, tiefe Höhle bildet, und die obere ſtark, ſowol der’
Fänge’ als Breite nach, Eonver ift, fo daß der Zapfen nur ein
dünnes, durchfcheinendes Knochenblatt mit tief abwaͤrts ragen⸗
gen Raͤndern bildet *), . Ab I 212
$. 6. va ’
Shläfenberim it
Dei allen Thieren dieſer Ordnung ift Schuppen? Zigen:
und Felfentheil deutlich durch Näthe oder Anlagen verbunden,
Der Zißentheil liegt, im Verhältniffe zum äußeren Gehörlsche,
*) Mur ⸗beim Armadil finder fich etwas Aehntiches. ©. $. 47.
h
75
weit mehr vorwärts, als bei Menſchen und Affen, und har
eine blaſenfoͤrmige Geftalt: ». Die Schuppe iſt, verhaͤltnißmaͤßig
zw ihrer Länge, niedrig; der Wangenfortfaß kommt nicht von
ihrem unterften Theile, ſondern viel hoͤher oben, als bei Mens
ſchen und anderen Thieren, von ihrer Mitte; kruͤmmt ſich erſt
ab⸗ und dann vorwärts, und iſt verhaͤltnißmaͤßig kuͤrzer, als
bei Menfchen und. anderen Thieren. Nach hinten: geht von. der
Schuppe ein eigener, ſehr bezeichnender, Sortfaß ab, welcher
fich von außen an das Hinterhauptsbein, dicht uber dem Auße:
ten Gehörgange, anlegt, wie. bei Eichhörnchen, Ratten und
den großen Feldmaͤuſen; oder an einem, zum Felſenbeine gehoͤ—
rigen, über dem Gehörgange liegenden Theile, wie bei Hafer
und Kaninchen. Die Geftalt dieſes Fortfaßes ſelbſt ift ſehr
verſchieden: bei Haſen und Kaninchen iſt er duͤnn und lang, am
Ende abgerundet und etwas breiter; beim Eichhoͤrnchen ſehr
groß und breit; bei der großen Feldmaus gar doppelt, ſo daß
zwiſchen beiden eine zur Schaͤdelhoͤhle führende geräumige, Oeff⸗
nung übrig bleibt; bei Iatten und Hausmaͤuſen dagegen einfach,
und ſtark. Der Griffelfortfaß bei Hafen und Kaninchen ſehr
deutlich. Der Eingang des Ohres bei den meiften ſehr weit,
und ohne äußeren Gehörgang, dicht uͤber oder eigentlich in dem
Zitzenfortſatze felbft liegend. Nur beim Biber, Hafen-und Kaz
ninchen ein langer und etivas 'engerer Gehörgang, der. beim
erften fchräge nach außen abfteht, bei den beiden lekteren aber
mehr gerade nach oben und etwas nad) hinten gerichtet ift.
6
Rn Keilbeim
Dieſer Knochen weicht in feiner Bildung außerordentlich
som menfchlichen ab, und zwar fowol in Ruͤckſicht des Mittels
bi theils oder Körpers, als der Flügel. "Der Mitteltheil ift bei
76:
den jüngeren Thieren deutlich aus’ zwei Stuͤcken zuſammenge⸗
fest, wovon an dem hinteren, bei der Sprengung, die mittle⸗
ren und unteren, an dem vorderen. nur die oberen Flügel ſitzen
bleiben. - Auch Hafen und Kaninchen ſtimmen hiemit überein,’
find aber übrigens durch die Bildung, der vorderen oder oberen
Keilbeinflügel ſehr ausgezeichnet. Dieſe übertreffen nämlich die,
mittleren an Größe, und bilden von allen uͤbrigen Knochen den)
größeften Theil der Augenhoͤhlen. Es läßt ſich an diefen oberen,
Flügeln ein vorderer und hinterer Theil unterfcheiden zder vor⸗
dere liegt tiefer, weicht von dem der anderen Seite nach außen
und vorn ab, kommt hinten aber mit ihm zujanınen, ſo daß
in diefem zwifchen ihnen bleibenden Raume der hintere untere
Theil des Siebbeines eingeſchloſſen iſt. Der hintere Theil, von
dem vorderen durch das Sehnervenloch geſchieden, ſteigt nach
hinten auf⸗ und auswärts; liegt alſo höher als der vordere,
ſtoͤßt mit dem oberen Rande an das Augenhoͤhlenſtuck des
Stirnbeines, mit dem hinteren an die Schuppe des Schläfens
beines, mit dem unteren an den vorderen Rand dev mittleren
Flügel Die mittleren Flügel find im Ganzen wiereckig, doch.
wit jehe unebenen rauhen Raͤndern; fie liegen ganz hinten in
und zum Theile außer der Augenhöhle, durch ihre aͤußeren
Raͤnder mit der Schläfenfchuppe, durch die hinteren mit den
Felfenbeinen verbunden. Die unteren Flügel bilden ſehr breite
Fluͤgelgruben; das innere Blatt ift beträchtlich länger, hat
einen ftarken Hafen, der am Ende etwas dicker und abgerundet
ift; das Äußere Blatt ift am Ende auch etwas rückwärts ges
främmt. Der Vidifche Kanal ift außerordentlich groß, und
bier mehr Loch als Kanal. Die hinteren geneigten Fortſaͤtze
des Mitrelftückes, oder die Sattellehne, ſehr hoch. Die Abda⸗
chung (Blumenbachs Clinus) macht wit dem Zapfen: des
77
Sinterhauptsbeines einen ſtarken Winkel. Der Tuͤrkenſattel
iſt ſehr tief, Aus feinem Boden geht ein betraͤchtliches Loc)
durch das Mittelftiick des Keilbeines; nach vorn wird dies Mit:
‚selftück beträchtlich ſchmaͤler; zwiſchen ihm und den mittleren
Fluͤgeln find tiefe Einſchnitte won vorn nach hinten, "Der vors
‚dere Theil des Mittelftückes wird wieder: etwas; breiter. « Zwi⸗
ſchen ihm und den hinteren Theilen beider oberen: Flügel: ift ein
in der Mitte ‚von oben. nach unten zufammengezogenes Loch,
‚ welches zu beiden Seiten als Sehnervenloch in die Augenhoͤh⸗
len führt.
Ne , $ 67.
Bei Mäufen, Ratten, und Feldmäufen ſind die oberen
Keilbeinfluͤgel felfE Elein, woher fie auch nur einen Außerft unbe:
trächtlichen ‚Theil der Augenhöhlenmwand ausmachen; dagegen
tagen. die Augenhöhlenftäcke des Stirnbeines viel tiefer hinab.
Die Sehnervenlächer find durch. eine ſchmale Scheidewand von
einander, getrennt. « Die mittleren Fhigel ftoßen mit einem klei⸗
nen Theile an die oberen, ‚Der. tiefe Einfchnitt zwiſchen den
großen. Flügeln und demihinteren Theile des Mittelſtuͤckes ift
bier noch betraͤchtlicher, als bei Hafen und Kaninchen. Bei
der großen Feldmaus ragen ein Paar blafenartig aufgetriebene
längliche Knochenſtuͤcke in. diefen Einfchnitten herauf, welche
zum Oberkiefer gehören. Won einem vertieften Tuͤrkenſattel
und von dev Sattellehne iſt bei allen diefen Thieren feine Spurz
die obere Fläche des hinteren Mittelſtuͤckes iſt kaum ein wenig
der Länge nach vertieft. „Beim Eichhörnchen, wo übrigens die
oberen Keilbeinflügel ‚gleichfalls ſehr Hein find, liegen die Sehr
‚nervenlöcher, viel weiter auseinander, und es iſt dicht hinter
- Ihnen eine dem Tuͤrkenſattel analoge Vertiefung. Die eiförmir
gen Löcher find bei allen dieſen Thieren fehr groß, fo wie au
78
dle Vidiſchen Kanaͤle Die unteren ‘oder hinteren Keilbeinflũ ⸗
gel, welche ber! Biber, Haſen und Kaninchen deutlich in zwei
Blaͤtter getheilt find, Haben bei Eichhoͤrnchen, Ratten ind
Maͤuſearten nut ein undentliches aͤußeres Blatt, welches aber
bei der Hausmaus noch am ſichtbarſten, bei dem Eichhoͤrnchen
hingegen gar nicht zu bemerken ift. Das innere Blatt iſt bei
allen ſehr lang zuruͤckgezogen, mit einen ſtarken Haken verſe⸗
hen, welcher vorzuͤglich bei der großen Feldmaus ſehr nahe an
den Zitzenfortſatz des Schlaͤfenbeines geht, Alam
$. 68. a TIL RIT
Sie
Bei feinem "von dieſen Thieren iſt irgend ein Theil des .
Siebbeines zur Bildung der Augenhoͤhle angewandt; die Pa:
‚pierplatte (os planum feu papyraceum )' fehle ihnen alſo
‚gänzlich, da die tief herabragenden Augenhoͤhlenſtuͤcke des Stirn⸗
beines die Seitentheile der Augenhoͤhle in diefer Gegend bilden,
und das Siebbein nach hinten bedecken, deſſen uͤbriger Theil
von den Oberfiefeen eingefchloffen wird. "Die Siebplatte hat
bei alfen ein mehr: oder weniger dreiecfiges Anfehen; die Grund⸗
fläche des Dreiecks ift nach oben gewandt. Statt des Hahheit:
kammes findet fich nur eine ſehr ſchwache Leifte, Ein mehr der
weniger verlängerter Gang führe gleichfam aus der Schädel, |
Höhle zur Siebplatte, und dient zur Aufnahme der vorderen
verlängerten Zißenfortfäge des Hirnes. "Die fenkrechte Pfatte
des Siebbeines tritt meiftens ſo weit hinab, daß fie auf den
Kamm der Oberkiefer ſtoͤßt, und fo die Scheidewand der Ne:
ſenhoͤhle bildet. Mit: dem Keilbeine hänge diejelbe bei keinem
diefer Ihiere zuſammen, und es hat diejes daher auch Feine
Scheidenfortfäge. Bet dem Hafen wird‘ der untere Theil der
Scheidewand aus den nach innen fortgeſetzten und umgeſchla⸗
er
h 79
genen Knochenplatten gebildet, welche die unteren, Zellen: des
Siebbeines ſchließen. ¶Bei dieſen Thieren hat auch die Augens
hoͤhle nach vorn eine große, meiſt viereckige Oeffnung, durch
welche man einen Theil des Siebbeines ſehen kann
— ——— —V———— —
2 u Dibsertikiri.enfierts ı
Die Oberkiefer find nach VBerhättniß kurz, und vorn si
den meiften Thieren diefer Ordnung im Ganzen ziemlich gerade
von oben nad) unten abgeſchnitten, ſo daß, wenn man ıdie
Zaden oder Unebenheiten der vorderen Raͤnder nicht mitrechnet,
fie etwas weniges fchräg vorwärts: laufen. Ihr Stirnfortfag
ift verhaͤltnißmaͤßig klein 5 defto ungeheurer abersder Wangen
fortiaß bei den meiften ‚welcher breit an jeder Seite auswärts
ragt, feine mehr oder weniger von einen, Seite zur andern Eons
kave vordere oder Geſichtsflaͤche ſchraͤg vor⸗ und abwaͤrts, ſeine
zweite oder Augenhoͤhlenflaͤche, welche die Augenhoͤhle nach
vorne ſchließt, rück: und aufwärts richtet. Dieß gilt von allen
Thieren dieſer Ordnung, außer vom Haſen und Kaninchen,
Zwiſchen dem inneren Rande dieſes Fortſatzes und dem Ober—⸗
kiefer ſelbſt, liegt eine betraͤchtliche Oeffnung, welche dem Unter⸗
augenhoͤhlenloche bei Menſchen analog, aber ungleich groͤßer
und auders gelegen iſt. Beim Biber und Eichhörnchen wire
fie bloß vom Oberkiefer feldft gebildet, und ift bei erſterem ſehr
ſchmal und lang; bei. den übrigen Thieren diejer Ordnung ‚wird
fie nach oben. vom Wangenbeine gejchloffen. Der fehr große
weite Aſt des fuͤnften Nervenpaares hat durch dieſelbe ſeinen
Ausgang. Der Augenhoͤhlentheil des Oberkiefers liegt vom
menſchlichen ganz. verſchieden, nämlich der ſenkrechten Linie
‚slemlich nahe; der Zahnhöhlenrand fett fih von ihm, ohne
Winfeh, gerade nach ‚hinten fort. . Der Gaumentheil iſt verbälts
80
nißmaͤßig ſehr ſchmal; Heim Biber am auffalleudſten; es: luft
bei dieſem Thiere an der uuteren Flaͤche deſſelhen der Laͤnge nach
eine ſtarke Leiſte, und ueben iht zwei flache Rinnen Bei den
übrigen iſt die Leiſte hreiter, weniger ſcharf, „auch ſind die Rin⸗
nen ſehr flach. Beim Haſengeſchlechte nichts, Aehnliches. Jene
Leiſte ſetzt ſich nach vorn fort, und bewirkt mit die Theilung des
vorderen Gaumenloches; es beſteht daher der vordere Rand
jedes. Gaumenſtuͤckes aus einem tiefen ſchmalen Ausſchnitte.
Der hintere Rand laͤuft ſchraͤg von hinten nach vorn und ein⸗
waͤrts, fo daß zwiſchen beiden hinteren Raͤndern ein flacherer
oder tieferer Ausſchnitt uͤbrig bleibt. Beim Eichhoͤrnchen iſt
dieß am wenigſten der Fall... Bei Haſen und der großen Feld⸗
maus, einigermaßen auch beim Biber, erhebt ſich der Grund
der Zahnluͤcken wie blafenartig. Beim Haſengeſchlechte Liegen
dieſe Blaſenerhoͤhungen im vorderen Theile der Augenhöhie
dicht hinter und unter der. großen Deffnung, dutch welche man
‚einen Theil des Siebbeines ſieht. Beim Biber liegen ſie weit
mehr nach hinten in der Augenhoͤhle, und. bei der großen Feld:
maus liegen ſie gar innerhalb der Schädelhähle, gerade in den
Ausſchnitten zwiſchen den mittleren Flügeln und dem Mittel:
ſtuͤcke des Keilbeines. Die Kieferhöhlen find bei dieſen Thieren
nicht fehr beträchtlich. Die. Oberfiefer .ftehen mit den Naſen⸗
beinen gar nicht in Verbindung. Beim Hafengefchlechre ift die
äußere Wand des Oberkiefers auf eine fonderbare Art durchbro—
Ken, und das eigentliche Gaumenſtuͤck ift hier aa
kurz von vorn u) hinten. —
$..70 u
Smifchıe ntiefen.
Die Zwifchenkieferbeine find bei dieſen Thieren RL
mäßig groß, indem fie ſich beträchtlich mweie won vorn nach
hinten
—
81
hinten’ Bin erſtrecken. Bei der ganzen Ordnung machen die
Seitenflächen derſelben mit ‚der Gaumen flache durchaus feinen |
Winkel, ſondern jene gehen unmittelbar, abgerundet, in diefe
über,, wodurch fich dieſe Thiere von den allermeiften übrigen ſehr
unterſcheiden. An ber inneren ober Naſenſeite finder ſich ein
mehr gder weniger hervotſtehender Wulſt, welcher beim Biber
am ftärkften iſt, und von der darin ſteckenden ungeheuren Wurs
zel des Nagezahnes an jeder Seite gebildet, oder herausgetrieben
wird. Bei allen dieſen Thieren ſtoͤßt das hintere Ende dieſer
Kuochen an das Stirnbein, und der innere Rand an das Na⸗
ſenbein feiner Seite. ‚Bei dem Haſengeſchlechte iſt der Theil,
welchen an das, Stirnbein und an die Nafenbeine ſtoͤßt, ein fehr
langer, ſchmaler Fortſatz, welcher diejes ſonderhore Geſchlecht
wieder vor allen andern auszeichnet, Bei dem Eichhörnchen iſt
das hintere Ende am breiteſten, und bildet mit dem Stirnbeine
eine wahre Nath; diefe Nach ift bei den Ratten und Mäufer
arten ſehr langzackig. Der Gaumentheil iſt ſchmal und Eohver,
bat an feinem hinteren Kande einen tiefen Ausfhnitt, welcher
mit dem der Oberkiefer das Gaumenloch zufammenfekt; diefes
iſt/ im Verhaͤltniß der großen Laͤnge, ſehr ſchmal, und durch
eine auſenee Pas in et getheilt. An I Su
dem fih da, wo beide aneinander ftoßen, ein doppeltes —5
Blatt erhebt, welches nad, ohen auseinander läuft, und eine
Rinne bildet, in die fich ‚die Enorpelige Naſenſcheidewand und
das vordere Ende des vom Siebbeine abgehenden Scheidebeines
fest. Das Gaumenloch iſt Übrigens bei dem Haſengeſchlechte
am groͤßeſten, und zwar außerordentlich weit; hinten breiter,
porn ſchmaͤler. Mach diefem ift es bei der Ratte am beträcht:
lichſten, beim Eichhörnchen hingegen am Eleinften. .
2. Bandıs 1. Srüd, r 5
AR N inaE a NR 26) IR — ———— mag
DIRGED;A — J u ei moment IB ri 5
Diefe * rad far; Ser
Hang. Zoe Kieferfortſatz iſt beſonders lang, und liegt zwiſchen
dem Oberkiefer und dem vorderen ‚Äußeren Theile des Stirnbei⸗
nes, fo daß er vom Stirnbeine mir'einen Meinen) ; vom Ober⸗
tiefer aber einen fehr groben Ar RT den Ratten
und Moau ſearten ſchließt dieſer Knochen des Unteraugenhohlen
og von oben, wie ein aͤber delegtet Balkon, Fir. Beu dem klei⸗
neren Thleren dieſer Abnung gverwaͤchſt die Berbindung mit
dem Stienbeine, und Oßerkiefer, vorzüglich Aber mit dem letzte⸗
ren, ſchr feng. "Das Mittelſtuck dieſes Knochens iſt nur bitte
Vlbe viel Härter als die Fortfäge, und bildet mach oben deine. -
berrächeliche Ecke. Der Schlaͤfenfortſatz iſt lang, und geht
gan "unter dem Wangenforkfe ake des Schläfenbeines durch De
Sochbogen ift daher bei allen dieſen Thieren ſehr ſtark, und nach
unten —— ſteht auch betrachtuch an den Seiten‘ well Basis
H %. — 3 Dun BR
\ Nafen beine
Diefe find fang; der Fänge und Breite nad) fehr flach kom
ver, meiſt Hiiiten ſchmaͤler als worny ſchleben ſch wiſchen die
Zwiſchenkieferbeine weit hinein. Bilden da, wo⸗ fie "eirrander det
Lenge nad) berühren, eine nur ehbae hernorftch erde life) Ant:
fehen diefer md einem ſich etwas mehr nach außen Ahebenden
und nach eben diefer Richtung mgeſchlagenen Knochenblattchen
eine Sinne, Diejes a endiger fi fi ch nehr oder
nd. mou
weniger entfernt vom vorderbn Raude der Naſenbeine wo es
ſich bei dem Haſch fo and) in die Qekre an’ dus Naſenbein
legt, dab es hier gleichſam cin ſackformiges derſchloſſenes Ende
nimmt, Bei biefem Thiere ſind auch die Naſenbelne außer
( aut
N.
183
ordentlich groß und breit, haben die Geftalt eines rautenfhrmi«
‚gen langen Viereckes und fihd umgefebrt, wie bei den anderen
— dieſch Ba beinahe DIE breiter als vorn.
Sun? ] TE ein 2
Er ; Ar
‚Thränendeine,
Ben * Biber und Eichhoͤruchen ſind — ns ganz
Beurlich; Ne liegen zwiſchen dem Außerften vorderen Theile des
"Stichbeihes, dent Augenhoͤhlentheile des Oberkiefers, und der
vorderen Spike des. Wangenbeinesz find flach konkav, und bu:
den durch das Zufammentveren mit dem Oberkiefer einen etwas
ipfattgedrückten Kanal" Bei den Maͤuſe⸗ und Nattenarten
hingegen finde ich dicht vor der dem Unteraugenhöhlenloshe ent:
ſprechenden Deffuung, der Eingang eines Kanales an der Seite
Des Oberkiefers, durch) welchen eine Haarſonde in die Naſen⸗
Höhle unter die untere Mufchel gelangt, Vermuthlich werden
durch dieſe die Thranen ausgefuͤhrt. BeirHafen und Kaninchen
ſind die Thraͤnenbeine verhaͤltnißmaͤßig groß: man kann daran
den Körper und zieh beträchtliche Fortſaͤtze unterſcheiden. Der
Eblper iſt an der aͤußeren Fläche etwas Eorikan an der inneren
ſqwach Fonver, und ſtoͤßt mit ſeinem konvexen Rande oben md
hinten an das Augenhoͤhlenſtuͤck des Stirnbeines, in der Mitte
aun den vorderen Raud des oberen Keilbeinflügels, unten am
"den Dberkiefer. Der eine von den Fortfägen liegt nach oben
md außen, und ragt als eine Spike oder Zacke neben dem vor;
deren Augenhöhlenrande nad) außen hervor, Der andere Dder
Ehranenfortſatz iſt langer, und fo von beiden Seiten zufam:
mengebogen, daß er eine tiefe Thraͤnenrinne bildet; er verbin⸗
det ſich mit einer Leiſte des Oberklefers zum Ak und
ganz nach, vorn gewichtet.
E22}
»
84
ee he Ne Me
BEIDE WERTE MUT A
an: Horisze She dab $ U lleesigag Aa
Die unteren Muſcheln find vorzüglich bei dem Biber und
bei den Narten: und Maͤuſearten fehr fach, weil, wegen. der
durch die Zahmourzein veruhjacheen Wulfte an der Nafenfläche
‚der Zwiſchenkiefer, die Naſenhoͤhle ſehr enge iſt · Beim Haſeu⸗
geſchlechte liegen fie weiter zuruͤck, breiten ſich mehr augaund
ebſcheinen, von vorn. geſehen, aͤſtig · Sie decken die aͤußerſt
Sunberrächelihen Kieferhoͤhlen· Das Secheidebein iſt bei den
Thieren dieſer Ordnung kein abgeſonderter Knochen, ſteht aus)
ige mit dem Keilbeine in Verbindung, ſondern geht als ein
eigenes Knochenblatt vom hinteren unteren Theile des, Siebbei⸗
nes ab. Es entſteht ‚aus zwei Platten, welche, die hinteren
unteren Zellen des Siebbeines deckend, ſich nach innen umſchla⸗
gen, und fo in das Scheidebein übergehen; und. hänge) nach
oben mit der ſenkrechten Siebbeinsplatte zuſammen.
3. a an ee u ro
Knie Sau meiner HATT as
Die Gaumenplarte deſſelben iſt beisden verſchiedenen Thie⸗
ven dieſer Ordnung ziemlich verſchieden, beim Biber kommen
beide nach vorn in eine Spitze zuſammen, Bilden: folglich. ein
Dreieck mit etwas unebenen Raͤndern, und fchieben ſich ſo weit
zwiſchen die: Oberkiefer hineinBeim Eich hoͤrnchet Hingegen
machen ſie mit dem Gaumenſtuͤcke der Oberkiefer eine gugerlans
fende gerade Nath;.und ſind folglich viereckig, Bei der Ratte
iſt dieß im Ganzen auch der Fallz nur iſt ihre Laͤnge hier von
vorn nach Hinten ungleich beträchtlicher,o Beinder großen Feld⸗
maus iſt die Gaumenflaͤche ſehr uneben/ und dat, ſo wie die
gleichnamige Fläche der Oberkiefer ,wiele Löcher, unter denen
85
die groͤßeſten den Fluͤgelgaumenkanaͤlen analog find; welche ſich
auch bei. den übrigen finden, Bei dem Hajengefshlechte iſt diefe
Flaͤche ganz außerordentlich Elein, von vorn mach hinten kaum
eine Linie lang; jener Loͤcher liegen zwifchen diefen Gaumens
flücken und dem der. Oberfiefer. Das Stück, was ſich nach
hinten verlängert, um ſich mit den unteren Keilbeinsflügeln zu.
verbinden; ift bei dem’ Hafen fehr lang, und ſelbſt in ein aͤuße⸗
es und inneres Blatt getrennt, um damit an die gleichnamigen:
Theile der unteren Fluͤgel zu treten. Auch bei den uͤbrigen
Thleren dieſer Ordnung iſt es verhaͤltnißmaͤßig laͤnger, als bei
Menſchen, und bildet meiſt einen Theil der Fluͤgelgruben. Das
Auffteigende Stuͤck der Gaumenbeine bildet beim Hafen einen,
beträchtlichen Theil der inneren Augenhoͤhlenwand; dieß gilt
auch vom Eichhoͤrnchen; beinbeiden bildet ein Ausſchnitt am
vorderen Rande dieſes Stuͤckes mit einem andern am Oberkiefer
an anſehnliches Loch „was. dem foraminiı,(phenopalatino. bed
Menſchen anatog iſt. Beide auffteigende Stücde konvergiren
nach oben, und tragen das; vordere Mittelftück des’ Keilbeines;
auch. ftoßen die hinteren unteren Siebbeinszellen. an den vordez
ein Theil diefer auffteigenden Stüde bei beiden erwähnten
Shieren und überhaupt theilen fihdie> auffteigenden Stuͤcke
nach vorm und oben, den menfchlichen analog, in mehrere
Blattchen von verſchiedener Richtung.
sa $. 76
in (hm am sreimieneihiert
Am oberen Rande des Koͤrpers iſt bei allen in der Gegend
bes erſten Backenzahnes ein ziemlich ſtarker Abſatz, vor. demjel?
ben iſt der Unterklefer weit weniger hoch und breit; doch iſt dieß
beim Haſengeſchlechte am wenigſten der Fall. Da, wo ſich
beide Stüde des Unterfiefers zufammen verbinden, machen fie
2
86.
nach hinten eitten ſehr ſpitzen Winkel: Dicht hinter dieſer Bern
bindung vage bei den meiſten ein kleines Knoͤpfchen oder kums,
pfes Spitzchen mach "hinten hervor. Die unteren Ränder find
breit; vor ihrem Dinteren Theile läuft eine Leiſte an der äußeren
Fläche nach vor⸗ und aufwaͤrts, welche mit der vom vorderen
Rande des Aſtes fortgeſetzten aͤußeren ſchraͤgen Kieferleiſte (Air
nea obliqua externa) in einem-Winfel, etwa in der Mitte
dieſer Flaͤche, zuſammenſtoͤßt. Die Aeſte des Unterklefers ſind
im Verhaͤltniſſe zum Körper fehr groß. Zwiſchen ihrer inneren
Fläche und dem hinteren Theile des Zahnhöhlenrandes: bleibt
eine ziemlich beträchtliche ausgehöhlte Fläche übrig. Bei dem
Haſengeſchlechte iſt dieß aber durchaus der Fall nicht. Den
Winkel des Unterfiefers, da, wo naͤmlich der hintere Rand des
Aſtes mit dem witeren zuſammenkommt, iſt Bei. allen dieſen
Thieren in einen mehr ‚oder weniger ſtarken Fortſatz verlängert,
fo daß der hintere Rand des Aſtes dadurch. ein ausgeſchnittenes
Anſehen erhaͤlt, oder ſtark konkav wird; bei der großen Feld⸗
maus bildet der hintere Rand ſogar einen tiefen Einſchnitt.
Beim Biber und Haſengeſchlechte ſteht dieſer Fortſatz, welcher
übrigens dieſer Ordnung nicht allein eigen iſt, wenn der Unters
Fiefer auf einer auagerechten Fläche ruhet, weiter zurück, als der
Gelenkknopf; bei den übrigen hingegen fallen beide im eine ſenk⸗
rechte Linie, oder der Gelenkknopf ragt noch etiwas weiter zuruͤck.
Bei der großen Feldmans ift diefer Fortfaß am ſchmalſten, und
bafenförmig; bei den uͤbrigen breiter, und allemal nad) auf
wärts gekrümmt. Der Kronenfortfag tagt beim Biber viel
höher, als der Gelenffnopf, hinauf; bei den übrigen liegt er
mit ihm meiſt in einer wagerechten Ebenez allemal iſt er, wie
ein Haken, etwas nach hinten gekruͤmmt, ſo daß er einen vor⸗
deren Eonveren und einen hinteren koukaven Rand hat. Der
%
Hafe macht g ich bizrin N wie in, mehreren Stuͤcken, eine beſon⸗
dere, Ausnahme; denn ‚bei ibm J der Keonenfortfag kaum Ber
inerfbar, ı „uud list, ungleich siefer,. ale der Gelenkknopf. Bon
vorderen I Theile a Gelsnefnepfes, 2% de beim Hafen eine ſcharfe
Leiſte, welche zugleich ſtatt der uneten ſchraͤgen Sieferfeifte iſt,
bis auf den Zahohehlenrand hinab, uno diefe macht mit dem
ua Anuen etwas angeſchlagenen Kronenfortjage eine, ſtarke
Rune, weiche, dicht hinter der biaterſten Zahnluͤcke mit einer
ngtihrunben, £ Sfaung burchbehrt if. Der Geleukknopf hat,
ſewol beim Haſen,— als, ‚bei den Übrigen Thieren diejes Geſchlech⸗
tes „bie ſonderbare 7 ſchon oben erwähnte Lage von hinten nach
vom; er iſt porn Dicker ß Binten dünner; der Hals deffelben iſt
son beiden Seiten ſehr plattgedrückt, und ſteht bei den meiften
etwas. ſchraͤger tüdwärts, Die sußere Flaͤche des Aſtes iſt bei
den, weiſten y0R 1 und unter dem Gelenefnopfe mit einem Ein
drucke verſehen; an der inneren iſt die innere ſchrage Kieferlelſte
———— ſtark, und unter ihr iſt die innere Fläche des yon
intel n gbgehenden Sortfahes. mehr oder weniger ſtark vertieft.
„Außer, dem bei alten vorhandenen Außeren und inneren Kiefer
ode, finde ch bei der großen Seldmans noch ein betracheliehes
Log ı ‚mitten. auf der Flaͤche zwiſchen dem Aſie und. dem Zahn⸗
pöblensane. .,
— § Zar, ; I:
TEEN: 3 ä h n , a
— Die Zhjere biefer Ordnung zeighnen fi 6) bekanntlich das
” Burc). aus, daß ji fie in jedem Kiefer zwei Vorderzähne und gar
feine Echahne haben, Nur das Hafengeichlecht ift dadurch ſehr
jonderhar verſchieden, das hinter den Vorderzaͤhnen des Ober;
iefers noch wei kleinere ſtehen. Dicfe Vorderzaͤhne der Nage⸗
hiere haben keine durch Abſatz, Rand, oder, deutliche Verſchie⸗
&
denheit ber Subftanz ‚ausgegeichngte, Krone z .fonbern bilden
einen mehr oder weniger gekruͤmmten Bogen, deſſen elnes Ende
im Berpältnig der ganzen Lange nur ſehr wenig aus der Zahn⸗
hoͤhle hervorragt und von hinten nach porn ſchraͤg abgeſchnitten
iſt, ſo daß es eine Eeilförmige, quetlliegende Schärfe Bilder;
welche, ihrer Bildung nach, auf verſchiedene Art ablheicht⸗
Das andere Ende des Bogens, welches tief in der Zahnhohlt
ſteckt, iſt hohl, und har, nur dunne Wande; doch erſtreckt ſich
dieſe Hohlung welche übrigens am Ende gang offen iſt, nicht
weit hinauf, und uͤberhaupt iſt die Slbbſtang des oberen Endes
dichter. Der Glanz der äußeren Fläche des Wut ſelendes iſt
von dem der Krone nur wenig unterſchieden. Bel den meiſten
ift die vordere Släche des Kronenendes gelblich oder braͤunlich
gefärht, und an diefer gefärbten Fläche etwas glänzender, ale
am ungefärbten Nurzelende, Die Zähne des Ößerkiefers find
ſtaͤrker gekrümmt, und ein wenig kuͤrzer, als die unteren; uͤber⸗
haupt aber find dieſe Zähne ſehr lang, and folglich ihre‘ Zah
hoͤhlen außerordentlich tief. Das Kronenende ragt auch bei den
Oberzaͤhnen allemal weniger aus der Zahnhohle hetvbr/ als bei.
den üntergahnen; ; die vordere Fläche beider aber iſt allemal we⸗
niger bedeckt, als die hintere, weil die Flaͤchen der Zahnhohlen
Öffnungen ſehr ſchraͤg abgeſchnitten find. Was die Geſtalt
dieſer Zähne Überhaupt betrift, ſo iſt die vordere Fläche derſel—
ben allemal ein Elein wenig in der Queere konver; die hintere,
ſo weit fü e hervorragt, in eben der Richtung konfav.“ Die
innere Flaͤche, mit der beide Zaͤhne des Ober⸗ und natettleſtes
aneinander liegen, ift am meiſten platt; die äußere: frärter
Eonver. ‚Die hintere Fläche fett fih, zumal an ber Zähnen
des Unterkiefers, nit immer auf die Murzel, fort ’ und bie
legtere erhäft in diefem Falle ein dreiecfiges Anfehen im‘ Qeer⸗
85 |
dorchſchnitte wo namtichedie alißete Flache ſich zugleich ſchraͤg
nach oben wendet, ins mit der inneren Bier in einem Winkel
ſuſammenkommt!eSo iſt es zJ %. bei der großen Feldmans
and bei dem Biber; belim Hafen hingegen iſt die Hintere Flache
auch an der Wurdel fehr deutlich "and zwar der Lange nach,
ik einer Furche verſehen (eine ſolche, aber feinere, Furche
findet ſich ber’ dieſemn Thiere auch an der vorderen Fläche); der
Zahn erfcheint alſo auf dem“ Dneerdutchfcehnitte viereckig, und
äibae am breiteſten in der Richtung von einer Seite zur ander,
Bei der Ratte hingegen, wo ſich der" Queerdurchſchuitt auch
einigermaßen viereckig Feigt, iſt dns Maaß in der Queere un⸗
gleich geringer, als’ das 'von der vorderen Bis zur hinteren
Fläche; die ferstere iſt ſtark Fonver, ımd geht fehr abgerundet
kin die äußere über.) Etrons Aehnliches findet ſich beim Eiche
Börnchen. Die Schneide der Zähne des Oberkiefers iſt bei dem
Eichhörnchen und bei der großen Feldmans ein Elein wenig
tonkavz bei dem Hafen hat fie einen Einſchnitt, und iſt zu bei
ben Seiten deſſelben Foilver; bei’ der Matte ift fie Fonver. Ar
ben Zahnen des Untetkiefers iſt fie, im volllommenen Zuftande,
bei allen konver, und zwar hei dem Eichhörnchen am ſtaͤrkſten.
Die Backenahne zwiſchen welchen und den Vorderzah⸗
nen ein ſehr welter Raum Statt finder find in ihrer Bildung
bei dieſen Thieren, ungeachtet / gewiſſer allgemelner Ueberein⸗
ſtimmungen; doch ſehr verſchleden. Darin kommen fie ſaͤmtlich
uberein, daß die Endflaͤche ihrer Kronch keine hervorragenden
ſcharfen Spitzen bilden, ſondern, im Ganzen flach abgeſchnit
ten, nur mit mannigfaltig verſchiedenen Erhöhungen und Ber:
tiefungen verfehen find; doch weicht hievon das Eichhörnchen
etwas ab, welches am Äußeren Rande der Kronen vorzüglich
ſchon ſtumpfe Erhöhungen hat. Bei dem Hafengefchtechte
98
AWem die⸗ Zaͤhne de Osiris hrem geößeften, Darhmefe
nach, queer, und an ihren aͤußeren Endruͤndern wiedriger, als
an ‚dei inneren. Die Endſſaͤchen ſelbſt fund in dev, Queere ein
wenig: konkav, und durch eine, in der Mitte gleichfalls gneer⸗
laufende Erhöhung oder Leiſte in, zwei, Vertiefungen, namlich,
eine. vordere und hintere, getheilt. ‚Die ‚breite, vordere Flaͤche
jedes. Zahnes iſt won einge Spite, zur anderen ſtaͤrter die breite
hintere Bläche,, in eben der Richtung , ſchwaͤcher konverx. „Die
aͤußere ſchmale Fläche iſt non voru nach hinten ſtartk konkay „,die
innere eſuweſt Fire "a äuferf wenig —X Pe
Ex £onver ; die hintere,meniger, Ne has fläufer — Die
Flaͤchen ſetzen ſich von der Krone unmittelbar ohne Abſat an die
Wurzel fort, ſo daß alſo der ganze Zahn ſich nach außen kruͤm⸗
met. Der vorderſte Zahn iſt kleiner, und hat uur eine Vertie⸗
fung oder Queerfurche an feiner, Endflaͤche. Der hinterſte zahn
iſt der allerkleinſte mund, hat gleichfalls: nur eine Vertiefung, an
der Endflaͤche. An der äußeren Seite ragt der Zahnhoͤhlenraud
des Oberkiefers weit tiefer, hinab, als an, der inneren. Die
Zahl der Backenzaͤhne im Oberkiefer „uf überhaupt, zwoͤlſe. Sm
Unterkiefer finden fich an jeder Seite nur, fünfe, alſo zuſammen
zehn Zähne, welche auch ein, wenig, in ihrer Bildung abweichen.
Sie ſind naͤmlich uͤberhaupt von porn nach hinten viel dicker,
yon; einer, Seite zur anderen aber abſolut ſchmaͤſler, als die des
Oberkiefers. Ferner iſt hier der vorderſte am groͤßeſten, ‚Indem
er nämlich nach vorn ‚noch, gleichſam einen, ſchmaͤleren Anhang
hats melcher aber auch ganz mit auf die Wurzʒel übergeht; dgz
hen, ſind auch an ſeiner äußeren Flaͤche zwei, der Lange nach hin ⸗
Ben“ Kinnen, al 7— a kruͤmmt id, ip, if, —*
PH
Sn
*
innen, alſo gerade umgetkehrt "wie die Wurzeln ‚des; Oberfier
fers. Die Queerverriefiingen, auf den Endflächen. der, Kronen
find Hier. im Verhaͤltniß ihrer Länge und ſelbſt abſolut breiter,
als an den Zähnen‘ des; Oberkiefers. , Auch) der hiuterſte kleinſte
Zahn des; Untetklefers hat zwei Wertiefungen an feiner Ends
fläche, und. fecht übrigens mit ſeiner Wurzel weit nach hinten,
zuruck. Die Endflaͤchen der Kronen find, an der inneren Seite
etwas höher hinaufragend; an den aͤußeren Rändern. hingegen
niedriger. Die vordere. Queervertiefung der Eudflaͤche jades
Zahnes im Unterkiefer liegt allemal ein wenig MER
die, ‚hintere. hr De B
* Die Badenzähne: des —— ſind u. anna
oh Ihre Zahl beträgt in jedem Kiefer achtes- im Oher⸗
tiefer kommt an jeder Seite noch ein fuͤnfter Zahn vor den uͤbri⸗
gen Badenzähnen hervor, welchen aber ungleich kleiuer iſt, nur
eine einfache Wurzel hat, und etwas nach innen vor dem erſten
Badenzahne ſteht. Alle übrigen Badenzähne des Oberkiefers
Haben drei zackige Wurzeln, deren zroeisnac) außen liegen/ kuͤr⸗
zer, duͤnner, gerader, und ein klein wenig nach innen gehogen
ſind; die dritte größere liegt nach innen, und kruͤmmt ſich ſtark
auswärts. Die Kronen ſind bei dieſem Thiere deutlich von den
einzeln ſtehenden Wurzeln verſchieden, auch mit, glaͤnzendem
Schmelze überzogen. Die äußere Flaͤche derſelben iſt etwas
breiter, die innere ſchmaͤler, und von vorn nach hinten ſtark
tonver. Die Endfläche iſt in der Queere koukav, und hat zwei
nach eben dieſer Richtung laufende Leiſten oder Erhoͤhungen,
welche eine Vertiefung zwiſchen fich laſſen, und am äußeren
Rande. der Endfläche, wie Spitzen, ſtark hervorſtehen. Der
hintere Zahn hat nur eine: ſolche Queererhabenheit, und. ift
hinter diefer fphärifch konkav. Die acht Zähne des Unterkiefers
x
gr
haben jetre Sei’ ueerleiſten an den Endftͤche m ehler Kronen’
micht ſondern find in Sorgen ſphariſch konkabe doch in der!
Queere frärker, als von work nach hinten; am äußeren’ Narbe!
ſtehen ein Paar ſtumpfe Erhoͤhmden die Geſtalt dele Endfla⸗
hen iſt etwas laͤnglich/ rautenfomig nu‘ der vorderſte Zahn
macht hieboen gewiſſermaßen eine Autnahme, da er vorn fchmär
fer als Hinten iſt; dieſer hat auch nur ziel Wurzeln eine vor⸗
dere und eine hintere; die übrigen Backenzaͤhne des Unterkiefers
haben vier Wurzeln. Alle Backenzaͤhne liegen’ dicht anemnandert
Die große Feldmaus kommt in Rackſicht dar Backen aͤhne
dadurch wieder dem Hafen näher, daß zwiſchen Kronedund
Wurzel’ Fin Abſatz/ und außer den Endflächen, welche an der
Worzel offen an der Krone aber geſchloſſen find, die eine ſo
wie die andere geſtaltet ift. Dieß Thier hat in jedem Kiefer
nur feche Backenzahne. Ihre Geſtalt laßt ſich am beſten durch
die Anſicht eines Queerdurchſchnittes beſtimmen: dieſer erſcheint
naͤmlich ats eine doppelte Reihe von Zickzacken, deren jede am
den Zaͤhnen des Oberklefers nach außen und innen drei Borfprind
gendo Ecken oder Winkel bilder. "Der vordere Nand ſedes Zick⸗
zacks iſt iin Oberkiefer konver, der hintere konkav, md: die
inneren’ Ecken der aͤußeren Zickzacke greifen in die außeren Ecken
der inneren Zickzacke ein. Die vordere Fläche jedes Zahnes ib
konver/ die hintere hat einen der Länge nach hinabfanfenden
ſchatfen Winkel) und iſt neben dieſem nach innen und außen
rinnenfoͤrmig ausgehoͤhlt. Jede Seitenfläche bildet daher drei
ſchaͤrfe Leiſten mit zwiſchenliegenden Rinnen‘) und hat ein kanel⸗
lirtes Anſehen. Die Zähne nehmen von vorn nach hinten an
Größe, vorzüglich an Höhe und Breite, abz der zweite bildet
nach innen ein Zickzack weniger. Die Eundflaͤchen der Kronen
find zwiſchen den Zickzacken ein wenig vertieft. | Die Kanten
‘95
der · Zickzacke. ſind auf. dieſen Flaͤchen mit Schmelz überzogen.
Im Unterkiefer iſt die Bildung der Backenzaͤhne dieſelbe; nur
daß der erſte Zahn vier Zickzacke bitoer,, md nach vorn ein hart
kouvet deihiseifees Ende hat denn
‚Die gemeine Ratte ſteht —— und dem
Eichhoͤrnchen mitten inne, naͤhert ſich doch aber dem letzteren
ungleich mehr, indem ‚ihre, Badenzähne mic zackigen Wurzeln
verſehen und an der Krone mit einem ſehr glaͤnzenden Schmelze
überzogen finds. Mit der Seldenans kommen/ ſie nur in ſofern
-überein,onls ihre Kronen an den Endflaͤchen platter abgeſchnit⸗
ten ſind, und nicht jo hervorragende Ecken haben, als beim
Eichhoͤruchen. Der serie und groͤßeſte Zahn „des; Oberkiefets
hat fünf Wurzeln, wovon die eine, ſtaͤrkſte und laͤngſte, nach vorn
ſteht; die uͤbrigen viere ſtehen im Vierecke hinter ihr. Der
wweite Zahm hat vier, und der dritte drei Wurzeln. Die End⸗
flaͤchen der Kronen haben queerlaufende, nach porn, zu kouvexe
Erhoͤhuugen Die Zaͤhne des Unterkiefers, deren gleichfalls
ſechſe vorhanden finds haben ſowol in dev Zahl; ihrer Wurzeln,
als in der Stellung derſelben und in der Bildung ihrer Kronen,
vollkommene Aehnlichkeit mit / denen des Oberklefers; nur find
die Wurzeln im Unterkiefer viel derber und ſtaͤrker, Die Haus ⸗
maus kommt Im Ganzen mit der Ratte uͤberein; nur ſind ihre
Zaͤhne an den Endflaͤchen tiefer eingeſchnitten ſo daß die Erhoͤ⸗
hungen dieſer Endſtaͤchen etwas ſraͤrker hervorragen
Wer ſieht micht offeubar Zune genau die Bildung Den, Bak⸗
kenzaͤhne dieſer Thiere mit ihrer verſchiedenen Lebenſweiſe zus
ſammenhaͤngt? Die Feldmaus welche bloß Vegetabilien zer⸗
malmt, kommt, fo wie der Haſe, mit einigen erh
„größeren Thieren am nachſten uͤberein.
—*
NER . * X DPETPTOHER ET RG:
a LET PR IKEA SL A HR, DE,
Beihreisung, des Sundengebubes vom. Y
| Armadiut⸗ Ra —
ulagı FORD E ST ERE TITRETE IHR — BEST RTIESTRRRRNE RG 1 ilend
Das Atmadill weiche nicht inllehr im Baue ſeines Schaͤdels
ſondern auch in der Bildung der meiſten uͤbrigen Knochen ſeines
Korpers/ ſo ſeht von anderen Vierfuͤßern ab, Daß eine genauere
Konntniß dieſer Theile dem Oſteologen insbeſondere, aber auch
Aberhaupt jedem Naturforſcher/ der nicht bloß bei der aͤußeren
Geſtalt der! geſchaffenen Weſen ſtehen bleibt, ſehr intereſſaut
ſeyn map Wie die guͤtige Matur durchaus die groͤßeſte Zweck⸗
maͤßigkelt im kleinſten Theile, fo wieim ungeheuerſten Ganzen,
beobachtet Ho iſt auch bei dieſem Thiere alles mit der Lebensatt
deſſelben im der ſchoͤnſten Uebereinſtimmung. So wie uoͤber⸗
haupt Auch nicht ein Stäubchen der. weiten Schoͤpfung dam;
ſouſt da iſt/ ſo muͤſſen auch die fonderbaren Eigenthuͤmlichkeiten
dieſes Klochengebaͤudes alle zu⸗ beſtimmten Zwecken dienen,
wenn ſie gleich, wenigſtens wicht alle, unſerem ſtumpfen Scharf⸗
ſinne ſchon einleuchten. Ein allgemeiner Zweck leuchtet: indeſſen
aus dem Ganzen offenbar genug: hervor: Faͤhigkeit naͤmlich und
kraͤftiges Vermoͤgen, unter der Erde zu wuͤhlen; dazu iſt der
gauze Bau der Knochen ſo derbzdazu ſind die Knochen der
Gliedmaßen, zumal dev hinteren, ſo ſtaͤmmig, die Wirbel ſo
breit; dazu iſt das Becken ſo feſt⸗r und — — hinten in
die Laͤnge gezogen, in vi" — ui
*) Bom Schädel deſſeiben oben &. 57 u. 9. & in amendiis N
Ditypus uovemeincrus Zinn. — Bilrons Kaſchikame.
—
—
9
DEE 2 512220 2.0125 2722 25 71715 SESSEEEEE En
Das Kückgrath diefes Thieres beftehe, bis zum Kreuzbeine,
aus drei und zwanzig Wirbeln ‚von welchen ſieben zum Halſe,
ie EB Ph ſum Bauche hehöreh.Diefe Wirbel
ſind an Breite und Höhe Tehe verſchteden. "Die Breite, welche
Bei den Halswirbeln ſehr betraͤchtlich iſt, nimmt vom weiten
Halswirhel bis zum ebſten · Bruſtwirbel zu, won dieſem Bis zum
VEN Bluſticbel wilder betrachtlich nd bann!och ein⸗
mal bie zum Boten)" doch nur mimnetklich zur, NO dag die Kör⸗
GEBE Bauchwirbel ſelbſt · Ungleich ehthäter ſind als die der
Salswirbel Die Richrumgver ganden Wirsehänle (Cwenn das
Shler im der wagetethten Stellung auf vler Füßen’einhergegenb
Hedacht wird / im welcher Lage im der Folge alle einzelnen KH
Ken gefchtlbert werden) iſt verſchieden / und zwar ſo gekrummt
BAR bie bordere Fläche der Malew irbel zuſammengenommen,
hach dbein ein Hein werig”tonkan ‚nach unten aber flach konvor
Et Zwiſchen dem · ſechs ken sießehten Hals wirbel ift aber
ein ſrarker Winkel indem die vordere Fläche‘ des lehzteren⸗ ſo
ſtare Areas, daß die Halswirbel von den Bruſtirbeln
Anter einem vbilig rechten Winkel nach oben und ruckwarts Abs
DE Kntinmungen der übrigen Wirbel find imge
fahr ſo wie bel dem 'Mehfchen: namlich die untere Flache ver
pen eme klein er Foriverz die der Hinter
ak oT AUETER — ann de u :a run.
K 12777, BIP0 TB TI 77 PERL TEE 70
2 gene it bei er Zrpifaentnorpein die J——
Michtung Der, Barlickr, oeiche begin “deh fh in die
- BindÖsciogenen Kopfes, bei verhättißmäßig kurzen Gliedinaben, und wer
gen der Zurüdjtehung des Kopfes unter das gepanzerte Nüdfenfchild; nörktg
toar. "Diet dieſe Aichtung dee Hntsmwirbel kommt der Kopf wagerecht und
gerddsaus du fehen, welches durch bloße Aneſtreckung des Gelenkes inte
den ihm und dem erflen Halöwirbei nicht gu möglich war. FESTEN
*
ſten Bruſtwirbel zuſammengenommen konkav die der Bauch ⸗
wirbel wieder ein wenig konver . 01 II HR
er a an
Der. erſte Halsıwirbel oder , Träger, (atlas)ı Hefteht ‚aus
einem unteren ſchmaͤleren und einem oberen breiteren Bogen,
und den beiden, Seisens oder, Gelenktheiſen. Queerfortſaͤtze
ſind kaum ſichthar, nur nach hinten amd ‚oben. einenlängliche,
hiſtwaͤbnuga — alsgin Anelegen pre *
find von;oben u — und ——
nach eben dieſer Richtung / zin weuig;, ihre Kuorpelſlͤche ſeht
ſich ſogar auf den ‚vorderen Rand des unteren Bogens fort,
woraus zu erhellen ſcheint, daß der Kopf, meiſtens in einer ſtar⸗
‚fen, Beugung gegen die Halswirbel ſey "si Die: hinteren
Gelenkflaͤchen für, die Berbindung mit dem zweiten Halswirbel
ſind kleiner „als ‚jene; „ihre groͤßeſte Länge geht mehr in, die
Queere; die der vorderen mehr von oben nach unten. ; Sie find
An der Richtung der groͤßeſten Länge Eonfav; doch weniger als
die vorderen. „Dig Hervorragungen für die Anlage des, Queer⸗
handes, —— des zweiten —A— nach hinten
* find au an. — Seite diefes Tirbels noch wei odcher· das
eine geht von der, äußeren Flaͤche des, Gelenktheiles nach innen,
wo es fi) am oberen Rande der hinteren Gelenkflaͤche offnet;
das andere geht gerade durch den oberen Bogen, da, wo er
vom Gelenktheile anfängt. Senes Diener der Se
dieſes
— — ee TESTS
) In der ftärkjten, Beugung tritt der vordere Rand um die untert
Fläche des unteren, Bogens in de Vertiefung, .am Zapfen „des Dintem
hauptsbeines. S. oben S. 59. 9: 47. ı 2.
"97
aiofeß?denm erſten HnlnervenizumnDurchgange;i welcher hier
alſo nicht, wien beit Menſchen durch eine —— des
Traͤgers geht. as DREH bo? ar
m. Der zweite Halswirbel ·oder Dreher⸗ (Epihropbeis) iſt
wenigſtens kei dem von /mir liegenden Thiere, vbgleich daſſelbe
noch jung iſt, mit dem dritten ganz verwachſen 2)era iſt,
ſelbſt venZahn abgerechnet hoͤher als alle auͤbrigen Halswir⸗
—
bez und hat gar keine Spur von Queerfortſaͤtzen, wodurch
er ſich alſo von dem der Menſchen, Affen; und den meiſten
uͤbrigen Thieren unterſcheidet. Der Zahn iſt verhoaͤltnißmaͤßig
iemlich lang/ naber ſtark aufwaͤrts gebogen, und im Queer⸗
durchmeſſer am⸗ ſtaͤrkſten. An der unteren Flaͤche iſt er ganz
uberknorpelt, nach hinten, an eben dieſer Fluͤche, 4durch eine
vorragende Leiſte begraͤnztz Die vorderen Gelenkfortſaͤtze zur
Verbindung mit dem Traͤger liegen ſehr ſchraͤg wach vorn und
une / ſind innen ſchmaͤler, außen breiter, und ſphaͤriſch kon⸗
HN Der vbere Bogen geht vom Wirbelkoͤrper au eder Seite
Sim Ganzen unter einemmſtumpferen Winkel ab ‚als beiden
Abrigen Halswirbelnʒ ergehrimach oben in einejehwiftarke,
Aange konverxe Schneider uͤber (das Analogon des Dornfort:
ſatzeswelcher bei den meiſten Thieren an dieſem zweiten
Wirbel Kine Ianggezogene Schneide, und nicht eine Spitze,
Bilden), welche: nach Hinten ſo weit überragt, daß fie nicht
“allein den mittleren Theil! des: Bogens vom dritten Halswir⸗
bel deckt, ſondern noch hinter ihm ſich fortfeßt: Die hinteren
Iſchieſen Fortſatze des Drehers ſind ſehr flach, das heißt, ihre
Gerlenkflaͤchen liegen beinahe ſenkrecht nach hinten, und ei:
di
*) An einem aften Thiere wird wahrfcheintic) keine ‚Spur ber ehema⸗
igen Ztennliny übrig bleiben; dag aber ——— Wei Tirbel 27 jeigen
Die Haſcnetventocher eht deutlich, ie - . in
1. Bandes 1. Stüd, &
‘98
wenig nach innen. ‚gerichtet.tDiesunteren Fläche des Korpers
iſt meiſt ganz platt nur aͤußerſt wenig in der Queere konver.
Das Loch für die Wirbelſchlagader liegt dicht hinter dem
uͤberſtehenden Rande der worderen Gelentflachen; das längs
liche Loch fin den Halsnerven dicht hinter dem: vorderen
Rande des Bogens . un. a ern
Die übrigen Halswirbel ſind einander iw ihren Bildung
— aͤhnlich: ihre Koͤrper breit und duͤnne, die untere
Flaͤche derſelben im Ganzen platt, aber durch zwei der Länge
nach: laufende ſchwache Leiſten im den breiteren) Mitteltheil
und. dien zwei fchmöleren: Seitentheile abgetheilt· Jede dieſer
Abtheilungen an der unteren ‚Fläche der Halswirbel iſt ganz
flach, und zwar ſphaͤriſch koukan. Die obere Flaͤche der Koͤr⸗
per in der Queere flach zylindriſch konkav. Die Queerſort⸗
faͤtze ein wenig ruͤckwaͤrts ‚gebogen; wicht wien bei Meuſchen
und anderen Thieren, in zwei Knoͤpfe geſpalten, ſondern ah⸗
gerundet endend. Da, wo die Bogen von den) Körpern ab⸗
gehen, liegt ſowol vorn als hinten. ein Ausſchnitt für den
Halsnerven; durch das Aneinanderpaſſen eines vorderen und
hinteren Ausſchnittes zweier Wirbel entſteht alſo, wie bei
Meufchen sein Loch zum Durchgange des Halsnerven, 1: Vei
den zwei erſten Wirbeln ging dieſes Loch durch den Seiten⸗
theil jedes: Wirbels ſelbſt ‚und war folglich kein gemeinſchaft⸗
liches, ſondern ein eigenes: Loch ( foramen puropraum). Die
Wurzel jedes Queerfortſatzes wird won dem Wirbelloche durch⸗
bohrtz jedes derſelben Liege etwas unter. dem Ausſchnitte fuͤr
die Halsnerven. + Die vorderen und hinteren ſchiefen Forte
ſaͤtze jedes Halswirbels liegen flach) die vorderen höher, die
„hinteren etwas tiefer; jene wenden ihre Gelentflächen nad)
oben, dieſe nach unten. Die Bogen ſelbſt find. nur.fehr wenig '
=
99.
ſchmaͤler von vorn nach Hinten als die Körper ; werden von vorn
nach hinten: etwas: flacher „und: ‚haben. Außerft ‚unbedeutende,
Dornfortſaͤtze. Der Dornfortſatz des. vierten Halswirbels iſt
der ſtaͤrkſte, wird aber noch) vonder Schneide des Drehers gen
deckt; die beiden naͤchſten haben gar keine Dorufortſatze, Der;
letzte Halswirbel unterſcheidet ſich, außer, feinen, Groͤße, ‚noch
durch ſehr breite Queerfortſaͤtze, welche „mit den ſchiefen Fortæ
Risen ganz zuſammenfließen Auch. hat er keine Wirbelloͤcher.
Die untere Flaͤche des Körpers wird an jeder Seite durch eine,
ſtarke, von, vorm nad) hinten laufende ſtumpfe Leiſte begraͤnzt,
— * ic) ſchon am ſechsten —W zu zeigen anfängt.
1,7
Brurnirden
N EN ARE - ehe
. Diefe eilf Wirbel ‚find von alfen übrigen, Such di die Gelenk/
Bene Anlage der Rippen verſchieden. Den legten ausge⸗
nommen, zeichnen fish alle auch durch ‚ein Loc) an der unteren,
dlaͤche des Queerfortſatzes aus, welshes, da liegt, wo derſelbe
vom Koͤrper abgeht, alſo allemal hiuter der Gelenkflache fuͤr
das Rlppenkoͤpfchen. Es dient uͤbrigens zum Durchgauge des,
Drujinerven. ‚Die Körper, diefer Wirbel nehmen yon vorn nad)
hinten erſt an Breite ab, bis etwa zum fechsten; vom-fiebenten
bis zum letzten nimmt die. Breite wieder etwas zu, jedoch num |
wenig im; Verhaͤltniſſe zu den beiden vorderften; auf gleiche Art
vexrhalt ſich die Länge oder die Ausdehnung von-vorn nach bins,
* ‚An. der, unteren, Flaͤche des zweiten bis vierten iſt in der
; Ditte ‚eine ſchwache, der Länge nach laufende Leiſte. An der
vorderſten find die Körper, jo wie auch an den Halswirbeln,
ehr dünne; nach hinten nimmt aber ihre Dicke, ſo wie ſich die
untere Fläche mehr wölbt, allmäplig ‚zus Die Queerfortſaͤtze
find famplih-fepr ſtart ; an den vorderen, In ſtumpfe Spihen
a
h
106
auslaufend, ſo daß ·ſie ein kutʒſchentellges Dreleck bilden wel⸗
ches don oben nach unken⸗ plattgedruͤckt its” eh den hinterſten⸗
Wirbeln allmaͤhlig mehr abweſchend fdiger, in einen breiteren
Knopf endend. "Die Dornforkfaͤtze welche an den Halswirbeln
meiſt fo ſehr unbedeutend wären; zeigen fich an dem Bruſtwir⸗
beln von beträchtliche Groͤße Fund’ Hilden ſo eilen auffallenden
Unterſchied, indem der letzte Halswirbel gar keinen Dornfort⸗
fatz fondertt mir einen feinthipfem Hoͤcker am defſen Stelle Nähe!
erſte Bruſtwirbel aber gleich den längſten von allen Dornfort⸗
fügen hat. Die erften Dornfottfaͤtze liehen ſehr ſchtäg rin! -
wärts, und ſind in ihrer Bildung den menſchlichen Faft gang
aͤhnlich. Nach hinten nehmen ſie altmäplig an Länge ab, das
gegen aber an Höhe oder Ausdehnung von vorn nach Hinten
beträchtlich zn, fo daß die Enden Hier mehr Schneiden als
Spitzen aͤhnlich find. "Die dorderen ſchiefen Fortſaͤtze ſind mi
der Queerfortſaͤhenn, die hinkeren ſehiefen Fortfane mit sehr
gen ihrer Wirbel mehr verſchmolzen dder zufainmengelaufennals
bei anderen Thieren, wodüurch der Ruͤcken eine große Feſtigkeit
erhäft." Noch mehr wird dieſe Feſtigkeit an den hinuteren Wik⸗
beln durch ganz eigene Fortfaͤtze verfiärkt, welche am ſebenten
Bruſtwirbel aͤnfangen, und an der welter hinten llegenden
Witbeln an Lange und Stärke aumehlige zunehmen. NDieſe
Fortſatze liegen zwiſchen den vorderen ſchlefen wird" den Quekr!!
fortſaͤßen; fie find ſchraͤg vor⸗ und etwas alifwärts gerichtet!
zhfeich liegt die Wurzel derſelben etwas mehtnach Inmälr, des
ſchreg abgeſchmittene Ende aber mehr nach anfen. "Sie! Tg
diefer an beiden Seiten gelegenen Fortfäre ſchlebt ſtchdel ek?
naturlichen Berbindungin einen tiefen Autſchmiet, wellhet Ar!
den hinteren Bruſtwirbeln zwiſchen den hinteren ſchiefen Fort⸗ |
fügen und den Wurzeln der Queerfobtſaͤtze übrig" bleibte Anl
401
der aͤußeren Flaͤche jedes dieſer beſonderen Fortſaͤtze liegt nach
vorn/ da wo fie ſich mit den Bogen verbinden, eine, rundliche
in der Queere konkave Gelenkflaͤche welche quf eine konvexe
Gelentflaͤche past, die, qu ginem von dem Queerfortſaͤtzen dieſer
Wirbel nach hinten abgehenden eigenen Fortſatze, auf, deſſen
oberer Flaͤche liegt. Offenbar bewirkt das Ineinandergreifen
and die Baudervereinigung aller dieſer Fortſaͤtze einen ſehr ho⸗
ben Grad von Feſtigkeit. Zwiſchen dieſem letzteren Anhange
der Queerfortſaͤtze und der Stelle, wo am hinteren Rande ders
felsen das Rippenkdpfchen eingelenkt iſt, bleibt abermals ein
Ausihnitt, durch welchen, wie es mir feheint, der «hintere
Zweig der Ruͤckennerven hinausgehen muß; neben, dieſem Aus⸗
ſchnitte wach innen iſt der Eingang zu den Loͤchern, welche ſich
an der unteren Flaͤche der Queerfortſaͤtze öffnen, „ Diefe,laugli-
chen Loͤcher ſind an den hinterſten Wirbeln durch vorragende
Reifen; in zwei Abtheilungen getheilt; am, vorletzten Wabel
find ſie wirklich, doppelt. Am letzten Bruſtwirbel, deſſen
Queerfortſaͤtze, wegen des abweichenden Baues der, Bauchwir⸗
«bel, ‚noch, einen Fortſatz mehr fehlen dieſe Loͤcher
* ur Rt Se
es] — yanll d TRAUN PU TI THESER.
Dieſe fuͤnf Wirbel unterſcheiden ſich von den übrigen, ſo⸗
ren durch die auffallende, Bildung ihrer Queerfortſaͤtze, welche
nach vorn einen laͤngeren ſtaͤrkeren, mac) hinten einen kuͤrzeren
ſchwaͤcheren Gelenkfortſatz bilden. Diefe vorderen längeren Ge⸗
entfortſatze ſind nach vorn. und etwas abwärts gerichtet, und
haben an ihrer äußeren Fläche nach vorn und innen, eing rund⸗
liche, konkave, überkuorpelte, Kleine Gelenkflaͤche, welche die
Gelenkflaͤche des hinteren, kürzeren, Gelenkfortſatzes auf
me... Schon an den Dueerfortjägen des letzten Bruſtwirbels
—
102
iſt Hinten die kleine Gelenkfläche, an welche fich die vordere
Gelenkflaͤche des Gelenkfortſatzes des erſten Bauchwirbels legt.
Außerdem finden ſich auch an den Bauchwirbeln jene eigenen,
nach oben und vorn hervorragenden Fortſaͤtze, welche ſchon an
den hinteren Bruſtwirbeln beſchrieben find, und an den Bauch⸗
wirbeln an Länge und Stärfe noch zunehmen, Bei den Bauch—
wirbeln iſt folglich die Feſtigkelt am allerftärfften, und zwar
größer, als bei irgend einem mir bekannten Thiere, -
Rükenmarkskamal
Der aus der Verbindung aller Wirbel durch das Aufeinan⸗
derpaſſen der Ruͤckenmarksloͤcher entſtehende Kanal, iſt von vers
ſchiedener Geſtalt und Weite, wie bei anderen Saͤugthieren,
mit weichen auch dieſe Verſchiedenheiten nach der Lage überein:
-fimmen. ‘Am - weiteften ift der Kanal in den Halswirbeln,
enger wird er in den Bruſtwirbeln, und zwar in den mittleren
am meiften. In den Bauchwirbeln nimme feine Groͤße wieder
zu; doch bleibt er hier immer viel fchmäler, als in den Hals;
wirbeln. Die Geſtalt ift in den mittleren Bruſtwirbeln ellip⸗
tiſch kreisfoͤrmig; in den Bauchwirbeln, und noch mehr in den
Halswirbeln, ſcheint er auf dem Queerdurchſchnitte aus zwei
frummen Linien zuſammengeſetzt, deren untere, zumal in den
Halswirbeln, ſehr flach, deren obere ſtaͤrker gekrümmt ift, Beide
"gehen, ohne Winkel, zugerunder in, einander uͤber. Bon den
Bauchwirbeln geht diefer Kanal durch die Kreuzbeinswirbel bis
in die Schwanzwirbel Über, wovon weiter unten das Nähere
gefagt werden wird, —
Rippen,.
Die Anzahl der Rippen dieſes Thieres betraͤgt zuſammen
zwei und zwanzig. Sie find ſaͤmtlich, nach Verhaͤltniß ihrer
105
Länge, ſehr breit; doch gilt dies: vor der erſten bei weitem am
meiſten, deren unteres Ende gerade halbmal fo breit, als die)
ganze Rippe lang iſt. Die vordere Flaͤche dieſer erſten Rippe
iſt in der Queere fonver, und hat nach unten einen breiten Eins!
druck, welcher ſich über die ganze, Breite erfiredit: ' Die hintere:
Flaͤche derjelben iſt in der. Queere ſtark konkav, auch im der
Laͤnge ein wenig konkav. Der innere Rand iſt breit, nach hin⸗
ten ziemlich ſcharf, nach vorn abgerundet in die vordere Flache
uͤbergehend. Der aͤußere Rand iſt überall ziemlich ſcharf. Das
Wilbelende dieſer Rippe bilder eine lange, don vorn nach hin⸗
ten ein wenig gebogene Gelenkflaͤche, welche ſich ganz mit dem
vorderen, zu dieſer Abſicht von oben nach unten ausgehoͤhlten
und uͤberknorpelten Rande des Queerfortſatzes vom erſten Bruſt⸗
wirbel verbindet, und nur nach innen und oben auch an eine
Eleine Knorpelflaͤche des hinteren Randes vom Queerfortſatze
des letzten Halswirbels ſtoͤßt. Von einem Winkel iſt eigentlich
keine Spur da. Das Bruſtbeinende dieſer Rippe verbindet ſich
durch einen derben Knorpel mit dem oberſten Bruſtbeine.
Die uͤbrigen Rippen find einander an Geſtalt aͤhnlicher; fie
haben ſamtlich ein ziemlich flach, rundliches, fchräg nach innen
und oben geivandtes Köpfchen, welches aber nur einen ſehr
geringen Kugelabfchnite bilder, und von dem uͤbrigen Theile der
Rippe nicht durch einen fo ſchmalen Hals geſchieden it, als bei
Menſchen und mehreren anderen Thieren. Weiter nach außen
finder fid) die nach oben und hinten gewandte Gelenkftaͤche zur
Verbindung der Kippe mit dem Queerſortſatze ihres. Wirbels,
oder der Nippenhöder‘(tuberculum coftae), ‚welcher: nad
außen einen hoch aufftehenden Rand bildet, und neben fich nach
Außen, am hinteren Rande der Rippe, allemal eine mehr oder
# weniger deutliche, geubenähnliche, Vertiefung hat, Zwiſchen
104
dem Hoͤcker und dem Köpfchen liegt der fogenannte Rippenhals
Gcollum coftae) „u mwelcher mehr oder weniger viereckig ifts
Der Theil der Rippen neben dem Hoͤcker nach außen wird‘ ſehr
fchnellz breiter, undbleibt fo bis) an das untere Ende, wo en
wieder. ein Elein wenig abnimmt. Der’ vordere Rand jeder
Rippe ift ſehr Scharf, und erhebt ſich fehnell in der Gegend,
109 mehr nad) hinten der aufftehende Raud des Höders liegtz
von feinem Anfange geht aber noch eine ſchwache feine Leiſte
ſchraͤg nach innen: über die vordere Fläche des Rippenhalſes
fort. ‚Der hintere. Rand der Rippen ift etivas ſtumpfer. Die
äußere Fläche: iſt nach oben ſtaͤrk in der Queererfonkav, welche
Konkavitaͤt ſich aber am unteren Ende allmählig., verliert;
Die innere Fläche ift in der Queere gleichfalls nach vorn kon—
kav, und hat uͤberdieß noch am hinteren ande die Rinne
zur Anlage der Schlagader. Das untere Ende ift dicker, als
der übrige Theil des Stippenkörpers; auch verlieren fich jene
Rinnen und Konkavitäten an ihm gänzlih. Die untere Ends
fläche felbft iſt laͤnglich / und und fphärifch konkav zur Einfüz
gung der Nippenfnorpel. Die färffte Beugung der Rippen
liegt nach oben, wie dieß bei den uͤbrigen Thieren auch der
Fall ift. j
. Bruſtbeine.
Es finden ſich bei meinem Exemplare dieſes Thieres ſechs
abgeſonderte, durch Knorpel verbundene Bruſtbeine; ob wiels
leicht die vier mittleren derſelben in der Folge in eines Aus
fammenwachfen, wie bei Menfchen, kann ich. nicht beftimmen;
nach der Analogie mit den meiſten Übrigen Thieren, müßte
es nicht der Fall ſeyn. Die Brufbeine diefes Thieres find
breiter, als bei anderen Vierfuͤßern; vorzüglich aber gilt dieß
von dem oberften, welches ein ſchildfoͤrmiges Anfehen hat.
105
Sein vorderer Rand bildet einen Ausſchnitt, in welchen nahe
bei einander beide Schlüffelbeine eingelenft finds „neben: dies
fem liegen die beiden vorderen Seitenränder , welche in der
natürlichen Berbindung der Theile frei und am ſchaͤrfſten von
allen find. Dann folgen weiter rüchwärts’die beiden hinteren
Seitenränder, welche am vorderen Ende mit einem Einſchnitte
anfangen, und den Knorpel für die erften Rippen aufnehmen;
fie find ſehr dick, werden aber nach hinten, wo. fie fich zu
dem hinteren Rande eimvärts Erümmen, dünner. Der bins
tere Rand. iſt in feiner Mitte ein Elein wenig eingefchnitten;
er verbindet fi durch Knorpelmaffe mie dem zweiten Bruſt⸗
beine. Die untere Fläche ift fonver, und hat ganz nach, vorn
in der Miete einen ftarken, weit vorragenden Höder. Die
vier naͤchſten Bruftbeine haben jedes eine viereckige Geſtalt,
find an den vorderen Nändern etwas Eonver, an. den Seiten:
rändern konkav, an den hinteren Raͤndern wenig Eonfav,
faft in der Mitte etwas eingefchnitten,
Das hinterfte Bruftbein iſt von allen das längfte; am
vorderen Ende, wo es durch Knorpelmaſſe mit dem vorlekten
verbunden ift, fehr breit, nad) hinten in eine lange Spige mit
etwas wenig konkaven Seitenrändern auslaufend. ı Die Spiße
ift aber wieder etwas £onver abgelchnitten, und es befeftiget
ſich ein ftarker Knorpel daran. Sechs: Rippen befeftigen fich
unmittelbar durch ihre Kuorpel an die Bruftbeine, und muͤß⸗
ten alfo, nach der alten Eintheilung, für wahre gehalten wers
den, wo denm fünf falfche übrig blieben.
r
j Bade Mh.
. Das Deden diefes Thieres ift gewiß eines der fonderbars
fien von allen dee Vierfüher, wegen der fonderbaren Befeftir
106
sung der Sitzbeine *) au dem Kreuzbeine, aund des’ fonderkar
abweichenden Baues des Kreuzbeines ſelbſt, welches alles zum
großen Widerſtande des Beckens und der — Gliedmaßen
eingerichtet iſt. nd ri
Kae Zu I ur DE u Ze ze PR
Alle Wirbel, welche, durch ihre Seitentheile unmittelbar
mit einem der Beckenfnochen in Enorpeliger Berbindung ſtehen⸗
muͤſſen wohl unſtreitig, zumal wenn fie dieſelbe unvollkommene
Bildung haben, welche zur Benennung von falſchen oder unäche
ten Wirbelm Veranlaffing gegeben hat, mit zum Kreuzbeine
gerechnet werden; dieß vorausgeſetzt, befteht dab Krenzbein des
Armadills aus neun Wirbeln, wovon aber die hinterſten groͤßer
als die vorderen find, weil fie ungleich laͤngere Queekfortſaͤtze
babenz daher ift auch das: Becken, von den Darmbeinen an bis
auf die Sitzbeinknorren, nach oben völlig geſchloſſen, und bat
mar an jeder Seite, ein wenig weiter nach vorn als die Mitte
des ganzen Kreuzbeines, eine laͤnglich runde Oeffnung, welche
etwa ein Drittheil der ganzen Länge beträgt, und deren vorde⸗
ver Rand dem Sisbeineinfchnitte (incifura ifehiadica) analog
iſt, aber hier bloß vom Darmbeine gebildet wird. 3
Die fünf. erften oder vorderften Wirbel des Kreuzbeines
kommen) denew der anderen Vierfuͤßer im Ganzen fo ziemlich
nahe. Die Queerförtfäge des erſten find breit und flägelfdrs
mig, unterfcheiden ſich aber noch durch die zwei Geleukflaͤchen,
welche zur Aufnahme der Nebenfortläge des letzten Bauchwir⸗
”) Ich habe hier vorerft, Der allgemeinen Verſtändlichkeit wegen, die
Benennung Sitzbein beibehaklen ‚obgleich die. meifien Vierfüger nie darauf
fisen. Vielleicht wäre — welches Toyl (Anfangsgründe ter Ana⸗
tomie der Pferde, Wien 1791,) bei den Pferden votſchtagt, deſſer, weit
Diele Muskeln von demfelben an den Oberſchenkel gehn.
*
bels dienen. Von den beiden vorderen ſchiefen Fortſaͤtzen dieſes
erſten Kreuzbeinwirbels geht der vordere Rand des Kreuzbein⸗
kanales ab, welcher in der Mitte ziemlich tief eingeſchnitten
iſt. Die Dornfortſaͤtze aller Kreuzbeinwirbel machen eine zw
fanimenhängende, hoch hervorragende Leifte aus, Die oberen
und unteren Kreuzbeintöcher find an allen neun Kreuzbeinst
wirbeln gemeinſchaftliche Loͤcher: das heißt, es fragen immer
zwei Wirbel zu ihrer Bildung bei. Nur die erften drei Kreuz
beinsiwirbel find mit dem Darmbeine, verbunden. Die nächz
ften zwei liegen an den Seiten ganz, das fechste größten:
theils, frei; nur der hinterfte Theil des Queerfortſatzes ver⸗
Binder fich von diefem Mirbel mit dem Sitzbeine. Die drei
fetten find ganz mit den Sitzbeinen verbunden, Alle diefe
Wirbel nehmen, vom vorderen bis zum hinteren, an Ausdeht
nung in die Lärige ein wenig zu. An Breite hingegen nehr
men die vorderen vwiere ab; dann aber auch wieder bis zum
neunten zu, Die Queerfortfäge find von vorn nad) hinten
fo breit, als die Körper ihrer Wirbel lang find, Die Länge
der Queerfortfäße nimmt Bis zum vierten Wirbel ab; dann
aber allmählig wieder fehr beträchtlich zu. Der neunte Kreuz
beinwirbel hat wieder deutliche hintere fchiefe Fortſaͤtze, welche
wiſchen die vorderen des erſten Schwanzwirbels eingreifen.
Die Schwanzwirbel ſelbſt find zum Theile ſehr vollkom—
men gebildet, indem ſie mit deutlichen vorderen und hinteren
ſchiefen Fortſaͤtzen verſehen ſind, und zumal ungeheuer lange
Queerfortſaͤtze haben, ſo daß, dieſe mitgerechnet, die vorderen
Schwanzwirbel ungleich breiter als die Bauchwirbel, und
zwar beinahe, völlig noch einmal fo breit find, Die Dorn—
fortfäße fehlen aber den Schwan;wirbeln ganz; dagegen finden
ſich, wenigftens an den vorderen Schwanzwirbeln, ganz eigene
108
Fortfäge;i ungefähetwie beiden Fifchen, welche von der un
teren Flaͤche der Körpersientfiehen, Hund fich abwarts gehend
vereinigen, ſo daß zwiſchen beiden dieſen Fortſaͤtzen jedes Wir
bels, eine fpißr dreieckige Deffuung bleibt, in welcher wahr⸗
ſcheinlich Blutgefaͤße lqufen zedennder Ruͤckenmarkskanal ſetzt
ſich uͤberdieß noch in die Schwanzwirbel fort. Die Zahl der
Schwauzwirbel betraͤgt etwa ſiebenzehn bis zwanzig; nach
hinten werden alle Fortſaͤtze, vorzuͤglich die queeren, kuͤrzer,
ſtumpfer, fo daß fie ſich am Ende ganz verlieren, f
Die eigentlichen Beckenknochen bilden durchaus nicht eine
bedfenförmige Geſtalt, beſtehen ober übrigens, wie bei ander
ren Thieren, an jeder» Seite aus dem Darm: Sitz⸗ und
Schaambeine. Das Darmbein geht an jeder Seite von vorm
nach "hinten ‚ein wenig abwärts, der Körper des Sitzbeines
wieder nach ruͤck⸗ und aufwärts. - Von diefem Körper gebt
der Aſt nach unten, innen und. etwas ruͤckwaͤrts ab; mit ihm
vereiniget ſich ders breiten Aſt des Schamabeines; *) , welche
Bereinigung aber fehe fruͤh feiner Spur hinterlaͤßt, ſo daß
beide) aus einem einzigen Stüde beſtehen, wenn „die drei
Hauptknochen des Beckens noch deutlich durch Kuorpelmaffe
getrennt‘ find), ſteigt pon diefer- Vereinigung zum Schaan
bein&örpernbinab,? und won dieſem ‚geht dann der rundliche Aſt
des: Schaambeines nach vorn und oben zur Pfanne hin.
Dieſer breite Aſt iſt, der AUnatogie nad) der abſteigende Ah) bei
Menſchen; ach habe ihn gber, un Verwirrung zu, vermeiden, lieber nach
ſeiner Geſtalt, als nach feiner Richtung genannt, weil er von Schaams
beinkörper eigentlich anfwärtsnegen den Sitzbeinaſt ſteigt. Eben fo wird gleich
unten dns Anafogon vom Horisontalafte des Menſchen, ver enndliche Alt -
genannt, weil er bei dieſem Thieve gar nicht wagerecht liegt, , wi
109
a Darmbeln iſt von den drei Beckenknochen der ſtaͤrkſte
amd langſte yes Aſt imGanzen dreieckig prismatiſch, fo" daß
Han eine dbere untere und innere Flaͤche unterſcheidet. Alle
drei Rd" der Queere ach ein wenig konkav· Die innere
macht einen · Vorſprung,Awelcher⸗ uͤherknorpelt iſt / und zur
Verbindang mit den drei vorderſten Kreuzbeinswirbeln dient.
Dieſer Vorſprung bilder durch ſeinen etwas ſcherfen hinteren
Rand diesvordere Granze⸗ des oben angeführten Loches dieſer
Rand iſt dem großen Sißbeinieiiiciriere des menſchlichen Bek⸗
kens analoge*?). Vor dieſem Rande ſind die Raͤnder, welche
die innere Fläche: von der oberen und unteren Nabſchneiden,
ſcharf; hinter demſelben aber ſehr abgerundet Der aͤußere,
zwiſchen der oberen und unteren Fläche liegende Rand iſt von
vorn nach Hinten” konkav und von allen ver ſchaͤrfſte Am
vorderſten Theile der unteren Fläche liegt ein flacher Eindruck.
Sowol das vordere freiliegende, "als das Hintere zur Pfanne
beitragende Ende des Dabmbeines iſt etwas verdickte das vor
dere iſt ein wenig nach außen gewandt, dabei konver, außen
und oben breiter, Innen und unten ganz ſchmal zulaufend
Das Sitzbein zerfällt: in den Koͤrper und Aſt zjener iſt
bei weitem der ſtaͤrkere Theil er bilder ein wenig hiuter ſei⸗
en! vorderen Ende gleichfalls einen Vorſprung, welcher den
hinteren Rand "des oben mehr ebwaͤhnten Bockenknochens Bil
der, und ſich nach innen mit den Queetfortfaͤtzen der letzten
Kreuzbeinswirbel durch dunne Knorpelmaſſe⸗ verbindet Der
Siktzbeinknorren ragt ganz nach hinten und oben hervor, "fo
> dafs feine kouvere Fläche zugleich ein wenig nach außen gewandt
r PAR Gtofee oder Minteter. Dedeneinfchnise wäre wohl ein. —
Name, ale Sinbeineinfenitt Cincifara ifchiadica), weil bei mehreren Thies
ren das Eikfein gar nicht zur Bildung deſſelben beiträge zn
110
if: Er liegt ‚höher, als die Queerfortſaͤtze der Kreuzbeins⸗
wirbel, und kann daher in einer, Lage des Köcpers zur Stuͤtze
dienen. Der Aft des Sitzbeines iſt breit und plattz der eine
Biner Raͤnder iſt nach hinten, ee andere —*— vorn gewandt;
— — dem Loche * — *
lichen Beckens analog iſt. re
Pas — hoſteht aus dem Koͤrper und vn de
In einer..jehr ſchmaien ESheinhoſe verbunden, welche. vorn
ſchmaͤler und ‚hinten breiter. iſt, ſo daß der Zwiſchenknorpel
ein, breitſchenkeliges Dreieck bilder, Der breite hintere ‚At
geht vom. Köyper ‚aufwärts gegen ‚den Aſt des Sitzbeines;
fein hinterer Rand iſt etwas konver, ſein vorderer etwas Eonz
kav. Der xundliche vordere Aſt geht vom Körper nach, vorn
und. anfıvärts gegen die Pfanne hin, iſt am Koͤrper breiten
und platt, und wird auch gegen das Pfannende hin wie⸗
der ſtaͤrker.
An der Pfanne Sec das Darmbein den — Ani,
und bildet die ganze vordere, Hälftenderfelben; das Sitzbein
trägt vorzuͤglich zurhinteren Haͤlfte bei; und das Schaambein,
welches den geringſten Antheil daran hat, ſchließt nur nach
unten einen kleinen Theil der Pfanne, Sie iſt uͤbrigens dev.
menschlichen faſt ganz aͤhnlich, hat in der Mitte, doch, mehr,
nad) hinten, eine Vertiefung, nach hinten und unten. an id:
rem Nande einen Ausſchnitt. r
Das große untere Beckenloch, welches bei Menſchen und:
mehreren Säugthieren rundfich oder tängfich rund it, bilder
bier ein Dreieck mit ſehr abgerundeten Winkeln, deſſen kuͤr⸗
zeſte Seite nach hinten, eine etwas laͤngere nach oben, und
112
die laͤngſte ſchraͤg nach wntentiegessdiefe,fetere wird vom rund⸗
lichen Schaambeinafte gebildet, und iſt wenig Eomverzidie betr
den anderen Seiten ſind etwas konkan > ER, ———
Die beiden, großen Beckenoͤffnungen (aperturae pelvis),
die vordere und ‚hintere, nämlich, ſind ſowol der Geſtalt als
Richtung nach, ſehr von einander verſchieden. Die vordere iſt
ſehr lang gezogen, und ſchmal; fie erſtreckt ſich von dem hiute⸗
ren Rande des zweiten, Krenzbeinwirbels bis zum vorderen
Rande der Schaambeinvereinigung, iſt vorn Breiter, hinten
ſchmaͤler, wo fie von den Schaambeinen, von vorn hineingefer
hen/ einen Winkel bilder. Die ‚hintere, oder Kleinere Becken⸗
Öffnung bilder ein Dreieck, defien Grundfläche ‚nur wenig länger
iſt als die beiden gleichen: Schenkel; jo daß die groͤßeſte Weite
derſelben alſo im Ganzen queer liegt; Nach unten liegen beide
Oeffnungenwegen der ſehr kurzen Schaambeinvereinigung,
aͤußerſt nahe zuſammenz nach oben entfernen ſie ſich ſehr weit
von einander nun. et
R u re RN 7 ind
— meiſten Knochen der Gliedmaßen haben bei dieſen
Thieren einem aͤußerſt derben Bay. Die Schulter beſteht aus
TE Oberarm⸗ und Schluͤſſelbeine. Jar
Das Schlüffelbein ift am, Schulteremdemehr,. am Bruſt⸗
* weniger gebogen; das letztere iſt runder/ das Schulterende
hingegen wird allmaͤhlig platter. In
Das Schulterblatt ſelbſt iſt von nach —
lang gezogen, und von beſtimmt dreieckiger Geſtalt. Der obere
Rand, oder die Baſis, 'iſt der kuͤrzeſte; in der Mitte ein wenig
fonkav, vorm und hinten aber konvex. Der vordere Rand iſt
der ſchaͤrfſte, bilder mic, jenem einen rechten Winkel, und iſt
gan; gerade ; hur da, wo er in den Hals des Schulterblattes
118
übergeht, iſt er ein klein wenig konkavDer hintere Nand
Cdem Aeußeren des menſchlichen Schulterblattesunnaleg) Hift
der ſtumpfſte und laͤngſtey und der ganzen Länge nach konkav
gekruͤmmt· Gegenden Schulterhals hin wieder breiter/ und
iſt Bier deutlich in zweid ſtharfe gefjen getheilt. Die innere
Flaͤche des Schulterblattes iſt konkav und zwar in der Mitte
ammeiften. "Die aͤußere Flaͤche hat · eine ſtark hervorragende.
vom oberen Rande ſehr flach anfangende Schultergrätepiwelche
nach unten in eine ſehr breite Schulterhoͤhe Casro mionRaus⸗
laͤuft. Die Border und Hintergraͤtengruben ſind durch jene
Graͤte geſchieden. Die vordere dieſer Gruben iſt nach Verhaͤlt⸗
niß weit groͤßer, als bein Menſchen ;abor-in der Queere wait
minder konkav,als die hintere wozutheiis die ſchlefe Richtung
‚ver Graͤte nach hintenz-theils die ſehr uͤberragende hintere Lefze
dieſer⸗ Graͤte beiträge.> Da won die Graͤte nath unten am
Schulterblatte endetwird ſie von einem ſtark konkav ausge⸗
ſchnittenen Rande begraͤnzt. Ein Schulterhaken iſt nicht vor⸗
handen; er ſcheint durch eine ganz kleine Hervorragung aͤber
und vor dem’ Rande der Gelenkflaͤche erſetzt zu werden Der
Ausſchnitt, welcher am oberen Schulterblattsrande des Men⸗
ſchen ſich finder, fehle gleichfalls, " Die Gelenkflaͤche iſt ag,
und nach allen Richtungen Eonkav,' von’ eirundem Umfange,
aber ſehr langigezogeni") Das ſtumpfere Ende derſelben liegt
nad) hinten, das ſpitzere nach vorn und mehr nach unten, weil
die ganze Gelenkflaͤche ſchraͤg von vorn nach Hinten angeſetzt ift;
*
Sberasmbeim, ag
bimiiad un Re pre
U : NER
Das Oberarmbein dieſes · Thieres iſt ſehr eckig und ſtark,
viel-fänger als die Speiche, aber beinahe tum eben ſo viel kuͤrzer
als das Ellenbogenbein, - Das obere Ede deffelben beſteht aus
zwei
unsre
|
«
113
ü Wwei Eugelfdrnigen Erhoͤhungen/ welche durch eine breite Furche
getrennt find und beie dem jungen Thiere einen gemeinſchaft⸗
lichen Anſatz bilden/ der aus einem Knochenkerne eutſteht. Die
innere dieſer kugelformigen Erhöhungen, welche zugleich. weiter
ch hinten liegt/ und meht in Die Laͤnge gezogen iſt, Bilder den
Gelenkkopf für das Schuttergelenkz die andere, welche mehr
nach vorn liegt, wicht ſo laͤnglich⸗ rund und nicht ſo glatt uͤber⸗
knorpelt iſt, als jene ‚dient zur Anlage von Muskeln, und iſt
das Analogon des Außeren Oberarmhoͤckers bei Menſchen,
jedoch bei dieſem Thiere verhaͤltnißmaͤßig viel” größer, Das
Mirtelküdk des Oberarmbeinesvift ſtark gedeeherz ſo daß der
Knochen von einer Seite zur anderen, unten Hingegen von vorn
nach hinten plattgedruͤckt erſcheint. NEtwas oberhalb der Mitte
des Knochens liegt nach außen und vorn ein ſehr ſtark hervor⸗
ragender · Hoͤcker, welcher das Ende einer ſehr breiten leiſten⸗
artigen Erhohung zu ſeyn ſcheint, die ſchon vom Analogon des
Außer Oberarmhoͤckers anfaͤngt, und folglich mie der Leiſte
des Anger Oberarmhoͤckers bei Menſchen zu verglelchen, aber
ungleich derber üb An jenen Hoͤcker ſetzt ſich das Analogon
des Deltamuskels· Von dieſem Hoͤcker geht der vordere Win⸗
kel des Oberarmbeines nach unten ab. Der. innere Oberarms⸗
hoͤcker iſt unbetraͤchtlich, liegt am Halſe des Gelenkkopfes,
und ſchickt eine ſehr abgerundete flache Leiſte am Knochen hinab,
welche in den Inneren Winkel Übergeht. Die Furche zwiſchen
dem äußeren und inneren, Oberarmshöder, und den von *
ablaufenden Leiſten, iſt ſehr flach und breit. Der innere Win⸗
kel if ſeht ſtumpf/ nur am unteren Ende wird er hetvotſtehen⸗
der und Tchärfer, ‚Der außere Winkel llegt weit Aruck, iſt
leid) anfangs etwas deutlicher, hängt aber mit dem aͤußeren
1.Bandesı. Se H R
113
Oberarmshoͤcker nicht zufammen ſondern faͤngt viel weiter nach
hinten vom. Halſe des, &elenffopfen anz nad) unten dreht er
ſich vorwärts, wird ungeheuer hoch vorragend, ſcharf und
fonver. HHRRRTTD erg ra ae
Der: vordere Minfelnsheilt ſich gegen das untere Ende. in
zwei auseinanderolanfende Leiften welche aber eigentlich nicht
in die Seitenmwinfel übergehen, ‚Sondern vor denſelben in das
antere, Ende hinabtreten. Zwiſchen der inneren diejer ‚Leiften
und dem unteren, Ende des intieren Winkels iſt ein laͤngliches
großes Loch, welches ſchraͤg von oben nach unten und außen
durchgeht und zu welchem ſchon etwas hoͤher eine Furche hin ⸗
abfuͤhrt RDurch jene beiden Leiſten wird das untere Ende
in vier Flächen getheilt an deren innerer das erwaͤhnte Loch
durchgeht; dieſe iſt zugleich von allen die ſchmalſte. Die vor
dere iſt vertieft, und hat dicht uͤber dem Gelenktheile eine in,
nere breitere und. aͤußere ſchmaͤlere rundlichere Gruber Die
hintere breiteſte Flaͤthe dieſes unteren Endes hat eine breite und
tiefe Grube. Die aͤußere Flaͤche iſt nach hinten ſchwach ven
tieft. Der eigentliche Gelenktheil des unteren Endes beſteht
aus einer einzigen Rolle, welche nach innen konkav, weiter
nach außen konver, und ganz außen neben der Konvexitaͤt noch
"Ein ſotches Loch beſchreibt ſchon Fiolan bei einem ‚Affen, Joſephi
führe daſſelbe unter der Nenennung eanalia fupracondyloidens an, und
bemerkt, dab ee fie, fo viet er wiffe, nie bei ungeſchwänzten Affen finde.
Auch fagr er nur: bei einigen geſchwänſten Affen‘ yetge ſich dleſes Sn,
oder der kurze, Kanal, Durch welchen die Sehne Des jweifüfpen Armmus ⸗
kels geht. Der Befchreibung, Diefes Loches nach, find in Biefamn,, ride alſo
Armadiu und Jene Affen fich völlig aͤhnlich. Es muß dieſes Loch aber 3a
ficht mit einem anderen verwechſelt merden, welches fich z. B. am grofen
Pavian ( Smia Mormon) finder, und ſtatt der großen Grube an der um
teren Fläche deö unteren Oberatmendes dient, e
115
einmal eingeſchnitten iſt⸗Dieſer Einſchnitt liegt an der. Stelle,
wo bei Menſchen und Affen das Köpfchen zur Aufnahme. des
oberen Speichenendes iſt· Bei dieſem Ihiere aber, wo keine
Pronatisn und Supination Statt findet „ ift das Gelenk ganz
anders gebauet. Außerdem finden ſich noch ein aͤußerer und in:
nerer Knopf (conclylus) wovon dieſer der groͤßeſte iſt. J
HANSE. IHN RR ne 11803
ve unterarm
al Ant AI TB TON BE 37,1, ART 5 EL TER 5
yalky Unterarm iſt som Ellenbogengelenke bis zur Berbins
dung mit der Vorderfußwurzel beinahe um ein Drittheil kuͤr⸗
ger, als der Oberarmz rechnet man aber den ungeheuren Fortſatz
dazu, welcher ſtatt des Ellenbogenknorrens (oleexanon) sam
Ellenbogenbeine ſich finder, «und allein halb ſo lang als das
ganze uͤbrige Ellenbogenbein iſt, To daß er in der ſtaͤrkſten Aus—
| E firefung des Unterarmes hoch) an der hinteren Flaͤche des Ober⸗
armes hinauftagt, ſo iſt der Unterarm länger: Dieſer Fortſatz
kann aber bei Beſtimmung des Verhaͤltniſſes vom Ober⸗und
Unterarme eigentlich gar nicht in Betracht kommen ·
Ellgnbogenbein. —
Dleſer gedßefte Soden; des Unterarmes iſt von einer
Seite zur anderen plattgedruͤckt, ſo daß man nur einen vorde,
sen ſcharferen, und einem hinteren abgerundeteren Rand daran
unterſcheiden kann. Der Theil, welcher zus Verbindung mit
3 dem Oberarme dient, iſt von oben nach unten konkav, in der
| Queere aber Eonver; er bildet nach oben und zu beiden Seiten
| einen vorragenden Rand. Unten ‚liegt vorn ein flach konkaver
Ausſchnitt (Speichenausſchnitt, excavatioradialis ) an ihm,
deſſen bei weitem groͤßeſte Ausdehnung in die Queere geht ; an
dieſen Ciuſchnitt legt ſich die hintere Flaͤche des. oberen Opei
22 R
ir6
chenendes Oberhalb dieſes Gefenftheiles ige das, Analogon
des Ellenbogenknorrens hinauf welches hier aber einen: wahren
fangen Fortfäß bildet, der ein Drittheil des ganzen Knochens
in der Länge beträgt, und in der Dicke den uͤbrigen Theil des
Ellenbogenbeines uͤbertrift· Dieſer Fortſatz (Cich will ihn eins
für allemal Ellenbogenfortſatz PProceſſus eubitalisIanennem)
endet oben abgerundet. Sein hinterer Rand geht unmittelbar
in den des Koͤrpers felbſt übers. Von der äuferen Fläche dieſes
Ellenbogenfortſatzes geht eine) Breite Furche Hinter den Gelenk⸗
theile auf das obere Ende des Körpers oder Mittelſtuͤckes hinab⸗
Die innere Flaͤche des Mittelſtuͤckes iſt der Länge nach durch
eine hinablaufende unten ſich verlierende Leiſte in den vorde⸗
ven ſchmaͤleren und hinten breiteren Theil geſchieden. Das
untere Ende iſt dreieckig⸗ Die vordere ſchraͤg nach außen ge⸗
wandte Flaͤche hat eine kaum merfliche der Länge des Knochene
nach laufende furchenformige Vertiefung, zur Aufuahſne des
unteren Speichenendes. Die Endflaͤche/ welche zur Berbim
dung mit der Vorderfußwurzel dient, iſt ſchraͤg ein⸗und abi
waͤrts gerichtet.
Die Speide — PETER
Obgleich dieſer Knochen im Ganzen einige Aehnlichkeit mit
dem der Menſchen und menſchenaͤhnlicheren Affen Hat, ſo weicht
er doch, vorzuglich durch ſein oberes Ende, and aberhaupt
durch die Art feiner Befeſtigung am Ellenbogenbeine, ab. Das
obere Ende bildet nicht, wie bei Menſchen und Affen, einen
runden, ſondern einen breiten queerliegenden Knopf, am deſſen
hinterer Flaͤche ein Stuͤck ſchraͤg abgeſchnitten zu ſeyn ſcheint;
dieſer fchräge Abſchnitt iſt uͤberknorpelt, und liegt fo am dem
Speichenausſchnitte des Ellenbogenbeines, daß nur ein-geringen
rad von Bewegung zwiſchen beiden Knochen Stats finden
7
xann.Die obere ſphaͤriſch aber in der Queere laͤnglich konkave
Fläche der Speiche dient zur Aufnnahme des aͤußeren konvexen
Theiles der Rolle’ des Oberarmes; neben dieſer Konkavitaͤt der
oberen Speichenflaͤche iſt nach außem eine von vorn nach hinten
und etwas auswaͤrts gehende leiſtenartige Erhoͤhung welche
jene Konkavitãt nach“ außen begraͤnzt; und dadurch entfteht,
dag der außerſte Thoit des) oberen Sperchenendes ſchraͤg nach
Außen abgeſchnitten/ aber auch an dieſem Abſchnitte noch uͤber⸗
knorpelt iſt⸗ Die leiſtenartige Erhöhung greift in den Einſchnitt
an der Rolle des Oberarmes, und der kleine uͤberknorpelte Ab⸗
ſchnitt der Speiche legt ſich an den’ Außerften Theil jener Rolle.
Bom oberen Ende nimmt die Spelche in der Queere ſchuell an
Dicke ab, ſo daß das obere Stuͤckdes Körpers rundlich "er
ſcheint; bald aber nimmt dieſer eine dreieckige Geſtalt an wo⸗
bei die breiteſte und nach allen Richtungen konvere Flaͤche vor⸗
und etwas einwaͤtts, die zweite, wenig ſchmaͤlere flach konkave
Zlache nach ruͤck⸗ und auswaͤrts die dritte, ſchmalſte Flaͤche
einwaͤrts gewandt iſt. Zwei von den Winkeln, naͤmlich die,
welche die dritte innere Flaͤche von der verderen und hinteren
ſcheiden, find ſehr ſtumpf: der Winkel aber zwiſchen der vor⸗
deren und hinteren Flaͤche iſt vorzůglich nad) unten hin aͤußerſt
hervorragend ‚fharf, uud ‚der Länge nad) konver. Diefer letz ⸗
tere kommt alſo, der Bildung nach, mit der Spina racii bei
Menſchen und Affen uͤberein (die Richtung weicht aber bei
dieſem Thiere ganz ab, denn der Winkel liegt hier ganz. nach
außen und vorn); fein ſtarkes Vorragen macht die Speiche
nach unten hin außerordentlich breit. Das untere Ende ift
eben fo dreieckig, als das Mittelftüct, Die Gelenkflaͤche deſſel⸗
ben zur Verbindung mit der Vorderjußwurzel iſt im Ganzen
bontap; der innere ſpitze Theil diefer Gelenkflaͤche bildet eine
118
etleine KonvexitatDer aͤußere lbreite Theil if ſtatk koukav;
und von jenem durch einen Einſchnitt, ſowol am vorderen als
hinteren Rande, geſchieden ; ſein vorderer Theil bilder eine
eigene Eleine, ſchwaͤcher konkave Gelenkflaͤche, welche onen
bar nach innen auf den ſothen era En. en *
Borderfußmursel, 2
Ueber diefe kann ich nichts genaues beſtimmen, 6a‘ 7 bei
dem Herauslöfen der ee ser Bere worden ift Er
Id
ee ——
Er beſteht aus vier Knochen, wovon der aͤußerſte und in⸗
nerſte ungleich kleiner als die beiden mittleren ſind. Der in⸗
nerſte iſt der kleinſte won allen; der zweite beträchtlich größer
und dicker; der dritte von allen der laͤngſte und ſtaͤrkſte; der
aͤußerſte, vierte, etwas [Anger und dicker als der innerſte. Die
Geſtalt diefer Knochen, welche wahre Roͤhrenknochen find, iſt
auf dem Queerdurchſchnitte dreiecig, fo daß der innere Seiten
PERS
*) Deubenton ‚welcher fich in Bigfons Werke eben auf Eeine genaue
Befchreibung der Knochen diefes Thieres eintäßt, fant bloß: „Die erſte
Reihe der Handmwuniel beſteht aus vier Knochen, wovon die beiden erſte⸗
„ren Anter der Speiche der dritte unter dem Ellenbogenbeine, und dee
„vierte hinter dem Dritten liegt. In’ det zweiten Reihe finden firh gleich⸗
„falls, dier Supchen + der erfte liege zwiſchen den erſten Knochen der erften
pMeihe und dem erftru, Mittelhandknohen; der zwelte zwiſchen dem eriten
„Knochen der eriien Reihe und dem zweiten Mittelhandknochen; der dritte
wiſchen den weiten der erſten Reihe und dem drieten’ Mittelhandkno⸗
chen; der viertelingt hinter dem inneren Theite des dritten Fuochens der
„eriten Reihe, theils über dem deitten und theils über dem vierten gnyochen
„der Mittelhand. Außerdem finder ſich noch ein Nebenbeindhen an der
; „äußeren Seite des oberen Theild vom bierten Wirceipandtnachen. * B 5.
ch. 2. S. 141. Leipig, 1766. 3 ed
119
wiukel am ſchaͤtfſten, der untere oder Sehleninfel am. abges
rundetſten iſt. Die; hinteren Enden weichen in ihrer Geftalt
etwas von einander ab⸗ "Die vorderen Enden find roflenförmig.
Ein jedes vorderes Ende beſteht nämlich aus drei, uͤberknorpelten
Erhöhungen; wovon ziel größer ſiud, und ſich weiter nady oben
gegen die Rücdenfläche erſtrecken; die dritte, mittlere, Eleinere
iſt ſchaͤrfer, und liege zwiſchen jenen⸗ mehr nach der Sohlen⸗
flaͤche hin, wo fie fich aber nicht weisen. hinein, als-jene beiden,
erſtreckt. Gegen die Ruͤckenflaͤche Hin find die beiden größerem
Erhöhungen nur durch eine Furche geſchieden, welche auch über:
knorpelt ift.
Ar Bordersehem -
Die Länge und Stärke der Borderzehen verhäft ſich eben
fo, wie. es bei den Mittelfußfnochen angegeben iſt. Die. ins
nerſte Borderzehe hat nur zwei Glieder; die drei übrigen Zehen
haben jede drei. Glieder. Die erſten Zehenglieder find Fürzer
als die zweiten, ein wenig flachgedruͤckt, an der Nückenfläche
der Queere nach. etwas Eonver, an der Sohlenflache platt.
Das hintere: oder Mittelfußende hat an der Ruͤckenflaͤche eine
etwas ſpitz nach hinten ragenden Höcer, welcher fich in die
Furche zwiſchen den’ beiden größeren Erhöhungen des vorderen
Mittelfußknochenendes legt; die Gelenkfläche des hinteren En
desidiejer erfien Zchenglieder beficht aus zwei größeren, weniger
konkaven Vertiefungen, ivelche oben am Ruͤckenhoͤcker zuſam⸗
menſtoßen, weiter unten aber durch eine dritte zwiſchenliegende,
gegen die Sohlenflaͤche abſteigende ſchmaͤlere Vertiefung getrennt
ſind. An dieſem Gelenke der erſten Zehenglieder mit den Vor⸗
dermittelfußknochen liegen zwei rundliche platte Sehnenknoͤchel⸗
den, welche den unterſten Theil der beiden größeren Erhoͤhun⸗
gen des vorderen Endes der Mittelfußfncchen bedecken.
120
Die zweiten ‚oder mittleren. Zehenglieder ſind, wie ſchon
‚oben bemerkt, etwas länger als ‚die erftenz Äbrigens-nm ihren
binteren Enden eben ſo beſchaffen, wie ndiefes, Das vordere
Ende derſelben aber weiche. darin ab, daß es eine, Rolle bilder,
welche nicht aus drei Erhöhungen beſteht, ſondern eine einzige
Flaͤche macht, welche von vorn nach hinten ſehr ſtark konver,
von einer-Seite zur anderen etwas konkav, nach der Ruͤcken⸗
flaͤche hin etwas ſchmaͤler, nach der. Sohlenfläche hin allmählig
ein wenig breiter werdend iſt. Diefe uͤberknorpelte Nollenfläche
erſtreckt fich fehr weit nach, oben auf dem Ruͤcken der Zehenglie⸗
der bin (fo daß Bei der ftärkften Ausſtreckung der Magelglieder
dieje fehr weit nach oben ‚und hinten gezogen werben, und an
der Ruͤckenflaͤche einen ſtarken, einfpringenden Winkel Bilden
muͤſſen ); dicht hinter dieſer Rolle liegt auf der Ruͤckenflache
des Zehengliedes eine ſtarke Vertiefung: Dieß Glied fehlt der
innerſten Zehe. ee)
Die dritten oder Nagelglieder haben am, hinteren Ende
eine von oben nach unten fonfave, von einer Seite zur anderen
aber etwas konvexe Gelenffläche, und. laufen nach vorn in eine
fiumpfe Spike aus, Die Vorderzehenglieder find alſo im Gans
zen kurz und ffämmig, und £önnen, wie aus dewSchnenfnds
chelchen erhellt, mit großer Kraft zuſammengezogen oder ge⸗
beugt werden. Am Gelenke der erſten Zehenglieder mit den
zweiten liegen zwei eben ſolche, nur kleinere, Sehnenknöchel⸗
chen, als am Gelenke der erſten Glieder mit den Mittelfußkno⸗
chen. Am Gelenke der zweiten Zehenglieder mit den Nagel:
gliedern liegt; ein viereckiges plattes Sehnenbeinchen von. ber
traͤchtlicher Gräfe, an der unteren Seite Eonver ; an der oberen
wenig Fonfav, Ä u
ı2r
enıe unter tstiehmaßen
Auch dieſe unteren Gliedmaßen find beträchtlich frarf ger
— — — ch, ſelbſt Beim jungen Thiere, durch ſehr
derbe Fortſaͤtze jur Anlage der Muskeln aus. Das Verhaͤltniß
— 1—— zum Nulenſcheutel Me etwa wie viere zu drei.
EHRE U TIEIMITIET un KURT dsl 34
At ah rhel
AuDigt dla
| A Der Kopf diefes Knochens, wodurch er ſich mit dem Becken
im Pfannengelenke verbindet/ iſt verhaͤltnißmaͤßig klein, hat
einen kurzen Hals, und iſt ſchraͤge nach vben und vorn gerichtet.
An feinem hinteren Theile hat et eine Vertiefung, welche nach
unten an Breite zunimmt, bis an den Hals hinabtritt, zugleich
etwas nady außen liegt, und dem runden Bande: zue Befeſti⸗
gang diene. Der große Rollhuͤgel (trochanter major) iſt vor
- Beträchtlicher Größe, viel groͤßer nämlich, als der Kopf des
Knochens felbft; ragt auch weit höher hinauf und nach vorn als
diefer. Sein größefter Durchmeffer erfirecft fich von vorn nad)
"Hinten: "Der Eleine Rollhuͤgel liege unterhalb des Kopfes,
ſchraͤg nad) Hinten und innen gewandt, und iſt ſtark verzogen
und scharf, ergeht nach unten in eine ſtarke Leifte über, welche
weiter hin den inneren Winkel des Mittelftückes bildet. Eine
hintere und vordere Leifte zwifchen den Rollhuͤgeln (linea in-
tertrochanterica) findet ſich gar nicht; im Gegentheile liegt
zwifchen dem großen Rollhuͤgel und dem Halfe des Schenfel:
ö fopfes, an der vorderen Fläche, eine der Länge nach binabges
hende Vertiefung. In dev Mitte der Länge des Kuochens liege
am äußeren Winkel ein fehr ftarfer, von vorn nad) hinten platt:
gedrückter Fortfaß, deffen oberer Nand ein wenig fonfav und
ſcharf ift, deffen unterer Rand ſich Ihräg nach unten in den
Außeren Winkel des Knochens verläuft, Der zwiſchen diefen
: 222 ’
beiden liegende Endrand des Fortſatzes aiſt nach Außen gewaudt,
und wulſtig, fo daß er vorn und hinten einwenig uͤberſteht *).
Oberhalb dieſes Fortſatzes iſt der groͤßeſte Durchmeſſer des Kno⸗
Gens auf dem Queerdurchſchnitte von vorn nad) hinten, unter⸗
halb. deſſelben aber von einer. Seite zur anderen: gerichtern N Eine
hintere große Schenfelleifte findet fich nicht: Vom großen Rolls
Hügel geht an der hinteren Flaͤche des Knochens eine, Leifte nur
ſehr kurz hinab. Ueberhaupt iſt das: Mittelſtuͤck, die bemerkten
Fortſaͤtze abgerechnet, ziemlich rund: Von der vorderen Fläche
des großen Rollhuͤgels bis unten auf das Mittelſtuͤck, iſt die
vordere Flaͤche des Knochens in der Queere ſehr erhaben ges
woͤlbt. Das untere Ende beſteht aus den gewoͤhnlichen zwei
Gelenkknoͤpfen; der innere derſelben iſt ungleich weiter nach
hinten, auch, obgleich nur ſehr wenig, mehr nach unten her⸗
vorragend, als der aͤußere. Die zwiſchen beiden uͤbrig bleibende
Vertiefung, welche nach hinten die Kniekehle bildet, erſtreckt
ſich von da als eine breite Furche nach vorn,und ſetzt ſich hier
aufwaͤrts, ſogar bis auf den unteren Theil des Mittelftüces,
fort, wo fie noch zur Anlage der ſtarken Ausſtreckeflechſe dient. :
Shienbeim a
Das obere Ende diefes Knochens zeichnet ſich dadurd aus,
daß der Äußere Gelenkknopf deſſelben an feiner Gelenkflaͤche
£onver, der innere aber Eonfav if. Jener erſtreckt fich mit ſei⸗
ner Gelenkflaͤche aud) weiter nach vorn, dagegen dieſer innere
zum Theil durch eine Hervorragung zuruͤckgedraͤngt wird, welche
* Ich kann nicht beſtimmen, welche Muskeln ſich an dieſen ſtatkeu
Fortſatz ſetzen; ihre Wirkung muß aber ſeht beträchtlich ſeyn, weil der
Fortſatz ſelbſt ſo weit vorgezogen iſt. Ueberhaupt muß die Muskellehte
dieſes merkwürdigen Thieres viele Eigenheiten enthalten. vr
‚125
vor ihm ſich ſtumpf erhebt; zwiſchen diefer Hervorragung und
der Flaͤche des inneren Gelenkknopfes bleibt eine queergehende
Furche, die einem Bande zur Anlage dient. Dicht neben der
Hervorragung, nach außen, läuft zroifchen ihr und dem äußeren
Gelenkknopfe eine zweite Furche ‚von. vorn nad) hinten. Der
inuere Gelenktnopf ragt überhaupt mehr nach hinten hervor,
als die äußere. Das Mittelſtuͤck des Schienbeines zeichnet ſich
durch feinen vorderen Winkel ſehr vor den Scienbeinen anderer
Thiere aus; denn diefer iſt an der oberen Hälfte des Knochens
zu einer ungewoͤhnlich ſtarken, hohen Leifte vorgezogen, welche
ihre Schärfe fo nach außen richtet, daß die äußere Fläche des
Mittelftäckes dadurch in der-Queere ſtark konkav wird. An A
der unteren Hälfte nimmt diefe Leifte ſchnell ab, fo daß fie danız
nur einen gewöhnlichen vorderen Winfel bildet, welcher etwas
nach innen hinabläuft. : Die innere Fläche des Knochens ift der
Queere nad) Eonver, und am unteren Theile nach hinten, fo
wie die äußere Fläche nach vorn, gedreht. Die hintere ſchmalſte
Fläche drehet fich daher am unteren Iheile des Mittelftückes
nad) außen. Der äußere Winfel ift auch. ziemlich fcharf, der
innere aber jehr ftumpf. Das untere Ende hat vier Flächen:
nämlid) die vordere breitefte, in welche die nach vorn gedrehete
’ äußere Fläche des Mittelftückes ganz übergeht; die äußere
Ihmalfte, welche zur Aufnahme des unteren Wapdenbeinendes
einnenförmig vertieft ift; die hintere, welche zualeich ein Elein
wenig nach außen gewandt, und in der Queere ſchwach konkav
iſt; und die innere, welche ziemlich Fark Eonver, und nur hin—
ten mic einer Furche verfehen if. Die Endflaͤche, welche fich
mit dem Sprungbeine verbindet, iſt von vorn nach hinten
£onfav, in der Queere aber mitten Fonver, und zu beiden Sei—⸗
j sen gleichfalls konkav. Der hintere Rand diefer in dev Queere
124
bei weit m. am⸗ ngſten Endflache ragt satte ·weiteſten hinab;
—2** nach ‚innen. ' Der: vordere Raud hat etwas jenſeits der
Mitte nach innen einen Einſchnitt, welcher ſich ſelbſt bis auf
die Endflächexfortfese. N" Der innere Rand iſt kurz und ſtumpf;
der äußere nur wenig ſchaͤrfern Das ganze Schienbein iſt von
vorn nach⸗ hinten etwas | daßidie as ws der
- ” konkav ver A980R eas a 1227 —
Ehe PET re in2R 396 aa
uk n ie, ri 2, e i he IR —*
Dieſer Küssen bildet ein Dreieck mit langen Schenteln;
deſſen kurze, ein wenig konvere Grundflaͤche nach oben gewandt
iſt. Die vordere Flaͤche iſt ſowol von oben nach unten, als
von einer Seite zur anderen, ſtark Fonver; nach außen hat fie
eine der Länge nach hinablaufende flache Furche. "Die Hintere
glatte, uͤberknorpelte Fläche iſt der Laͤuge nad konkav ind
durch eine ſchwache, fehr abgerundete Leiſte in den inneren
breiteren und Äußeren ſchmaͤleren Theil gefehieden. EN kleines
Stuͤck des kurzen oberen dickſten Randes iſt von vorn nach
hinten auch ſchwach konkav, und uͤberknorpelt· Die Knieſchelbe
mußte ſo lang ſeyn, weil in dem gewoͤhnlichſten Stellungen des
Thieres der Unterſchenkel gegen den Oberſchenkel —— ge⸗
— ift.
Boadenbein Dad a
Auch an diefem Knochen iſt das obere Ende fehr ſtark; und
zwar von einer Seite jur anderen plattgedräckt, yon vorm nach
hinten aber fehr breit. Diefe große Breite nimmt aber unter
dem oberen Drittheile fehnell ab, fo daß dadurch am vorderen
Rande in diefer Gegend eine hervorftehende Ecke entſteht. Der
untere Theil des Knochens nimmt allmaͤhlig eine dreieckige Ge⸗
ſtalt an, jo daß eine Seite nach außen, die andere nad) vorn
425
And innen/ die dritte nach hinten und innen gewandt iſt. Die
Wintel zwiſchen dieſen Flaͤchen ſind zienilich abgerundet. Das
antere Ende wird wieder dicker und viereckig, ſo daß man eine
vordere breite, eine äußere wit einer von oben nach unten lau⸗
fenden Furche verſehene / eine hintere ſchmalſte konvere, und
eine: innere ‚Fläche daran unterſcheidet. Dieſe letzte liegt ſehr
feſt an der Außeren Fläche des unteren Schienbeinendes. Die
Endflaͤche des Wadenbeines iſt durch eine von vorn nach hinten
laufende, und in eben dieſer Richtung allmaͤhlig an Dicke abs
nehmender Hervorragungıs in; der inneren viereckigen groͤßeren,
und den Äußeren laͤnglichrundlichen kleineren Theil geſchieden.
Sener Theil iſt ſphaͤriſch Eonfan,n doch vorzuͤglich von einer
Seite zur anderen, indem die innere Seite der dieſe Flaͤche
theilenden Hervorragung ‚an den inneren Theil der Endflaͤche
mit, uͤbergeht. Der ganze: innere Theil dieſer Endflaͤche des
Wadenbeines ‚bilder mit der aͤußeren Konkavitaͤt der Endflaͤche
des Schienbeines eine gemeinſchaftliche Vertiefung, zur Aufs
nahme des äußeren Theiles der Rolle des Sprungbeines. Det
Außere kleinere Theil: der Endflaͤche des Wadenbeines legt ſich
an die Gelenkflaͤche des er Fortſatzes vom Ferfenbeine.
— Sintsrfußmursel,
Die Hinterfußwurzel befteht aus. fieben Knochen, —
mit den Fußwurzelknochen im Allgemeinen Aehnlichkeit haben,
und daher ihrer Lage nach mit jenen gleich. benannt werben
können.
Das Ferſenbein iſt ſehr lang, ſchmal und — Der
Körper deſſelben ragt hinter der Verbindung mir dem Sprung:
beine fehr weit hinaus. Die obere Fläche deffelben (wenn
ber ganze Fuß in einer der Laͤnge nad) wagerechten Richtung
126
gedacht wird) iſt ſchmal, der Queere nach jehr konver, fo
daß fie, an beiden Seiten abgerundet , indie Seitenflädien
übergeht, " Die‘ Seitenflächen ſind ungleich größer, gehen) um:
mittelbar: in die des vorderen Fortſatzes über, und! Enınmen
nach unten in einer Schaͤrfe zuſammen, welche ſtatt der Soh⸗
lenflaͤche da), and von vorn nach chinten ein wenig. konver⸗ if.
Uebrigens iſt die innere Seitenflaͤche in der Mitte von „oben
nach unten etwas konkav; die Äußere aber platt. Die) vor
dere. Fläche des Körpers, welche zur Verbindung mit dem
Sprungbeinkoͤrper dient, iſt ſchraͤg von oben nach unten und
vorwaͤrts abgeſchnitten, liege aber etwas Höher Aals die obere
Flaͤche des Körpers, und ragt an beiden Seiten auch weitet
hinaus. Sie iſt konkav und uͤberknerpelt. Nacht hiuten und
innen liegt zwiſchen ihr und der oberen Flaͤche des Nbrbers
eine kleine, dreieckige, nach oben und hinten gewaudte Flaͤche
auf welche die Knorpelſubſtanz der vorderen Flaͤche uͤbergeht
fo. daß beide nur durche eine uͤberknorpelte Leiſte geſchieden ſindi
Auch dieſe kleine Fläche diene zur Verbindung mitdem Sprung⸗
beinkoͤrper. An der äußeren Seite liegt ein eigener aͤußerer
Fortſatz, der nad) hinten durch eine Vertiefung vonder ewor⸗
deren Flaͤche geſchieden iſt; nad) vorn aber mit ihr zuſammen⸗
fließt. Seine öbere Fläche iſt Fonver und überfnorpelt; an
diefe Legt: fich der aͤußerſte konkave Theil’ des unteren Waden⸗
beinendes: eine Einrichtung, welche fich bei Menſchen und
Affen nicht findet. Der vordere Fortſatz des. Ferfenbeines iſt
eigentlich die Fortjeßung des Körpers, Die vordere. Fläche
deffelben ift konkav, ſo dag fie nach oben und innen am mei⸗
ſten überragt. Sie dient zur ‚Verbindung mit dem Wuͤrfel⸗
beine, und ift daher überfnorpelt, An der inneren Fläche
ragt der. innere Fortſatz hervor, welcher mit ſeinem hinteven
127
Sande an die vordere Fläche ‚des. Körpers ſtoͤßt, und mit dem
inneren Rande bis an das Ende des vorderen Fortſatzes reicht,
Seine wbere uͤberknorpelte Flaͤche paßt auf die, untere. des
Sprungbeinhalfesi.
Das Sprungbein iſt ſehr platt und Sreit;.t der — an
ſelben bilder nach oben eine breite Nolle, deren innerer: und
äußerer Rand hoch aufſtehen, woher die Rolfenfläche der Queere
nad) ſtark konkav erſcheint. Der innere Theil des Körpers,
welcher den Hals und ‚Kopf vor fich Tiegen hat, iſt von vorn
nach Hinten ſchmaͤler, und an der inneren ſenkrecht liegenden
runden, nicht uͤberknorpelten Flaͤche ein wenig konkav; der
Außere iſt breiter... Die äußere Fläche des Körpers hat nad)
vorn noch eine etwas konkave Knorpelfläche, am melcher ein
Theil der unteren Gelenkflache des Wadenbeines liegt. Die
untere Fläche des Körpers hat nad) außen hin eine vierecfige,
ſtark seingebogene Knorpelflaͤche, welche auf die vordere Fläche
des Serienbeinkörpers und auf, die mit dieſer verbundene Eleine
dreieckige Fläche paßt, welche zwilchen der vorderen und oberen
Flaͤche des Ferjenbeines liegt. Die zwifchen der vorderen Fer⸗
fenbeinfläche und ‚der Fleinen nach hinten-angränzenden dreiedfis
gen Bläche liegende, auch überfnorpelte Leifte tritt in. die Einr
bieguug.der unteren Sprungbeinfläche. , Der innere Theil der
unteren Flaͤche des Sprungbeinkörpers: liegt meift freis nur ein
Heiner Theil der oberen. Fläche des inneren Ferfenfortiages legt
fih daran. Der Hals des Sprungbeines iſt fehr platt; die
obere, Fläche deffelben ift von der Rolle durch zwei laͤngliche,
aueerliegende Vertiefungen geishieden, in welche, bei der ſtaͤrk⸗
ſten Beugung des Fußes, der vordere Rand. des unteren Schiens
- beinendes tritt. Uebrigens liegt dieje Fläche frei, Die untere
Nlache des Halies ift zum Theile xauh uud vertieft, zum, Three
",
a28
had) außen Hin» ͤberlnorpelt; diefer Knorbeltheit ſetzt ſich von
der unteren Flache des Koͤrpers · auf · den Hals ſott · Der Kopf
erſtreckt ſich mit ſeiner konvexen uͤberknorpelten Flaͤche ſchrag von
außen nach innen tief abwaͤrts, ſo daß der innere ſchmaͤlere Theil
deſſelben ganz in der Fußſohle liegt; wiſchen ſeinem aͤußerſten
Theile und dem Roͤrper iſt ein rechtwinukeliger Ausfchnitt +)
Das Kahnbein weicht von dem menſchlichen darin betraͤcht /
lich ad, daß von ſeinem inneren Rande ein ſeht derber Fortſatz
nach hinten und unten abgeht, welcher an Dicke ſelbſt den obe⸗
wen Theil des eigentlichen Koͤrpers uͤbertrift· Die hintere kon⸗
kave uͤberknorpelte Fläche des Koͤrpers ſetzt ſich unmittelbar au
die aͤnßere Flaͤche des Fortſatzes fort, ſo daß beide zuſammen
eine ſehr ſtarke Konkavitaͤt bilden, welche ſich an. den ganzen
Kopf des Sprungbeines legt. Die obere oder Ruͤckenflaͤche des
Kahnbeines iſt von vorn nach hinten ſehr ſchmal, von einet
Seite zur anderen aber lang und ſtark konvex. Die vordere
Fläche iſt zugleich etwas ſchraͤg nach oben gewandt, woher der
Knochen unten weit ſtaͤrker als oben wird; an dieſer vorderen
Flaͤche ſind drei durch ſtarke Leiſten und nebenliegende Rinnen
von oben nach unten geſchiedene Knorpelflaͤchen für die drei keil⸗
foͤrmigen Beine zu bemerken; von dieſen iſt die aͤußerſte am
groͤßeſten, die innerſte iſt ſtark nach innen gewandt. Die aͤußere
Flaͤche des Kahnbeines iſt konvex rundlich-dreieckig und uͤber⸗
knorpelt zur Anlage an das Wuͤrfelbein. Die untere, von jenet
durch eine laͤngliche Vertiefung geſchiedene Flaͤche iſt auch ein
wenig nach außen gewandt aͤberknorpelt zur Anlage eines unge⸗
heuren Sehnenbeines. Sie bildet nach innen einen ſcharfen
Rand, wodurch fie von der inneren Flaͤche geſchieden wird. |
Das erſte keilfoͤrmige Bein liegt am meiſten nach innen;
es hat mit dem menſchlichen wenig Aehnlichkeit. Seine eigeutz
liche
120 \
_ Mche Rücenfläche- MP gänz nach ifme gewandt; untegelmaͤßig
Ti
viereckig mit konkaven Rändern, den ünterfien"husgenommen,
welcher konver iſtDie hintere Fläche liegt zugleich ſehr ſchraͤg
auswaͤrts iſt fonfaw, uͤberknorpelt, und dient zur Verbindung
mit dem Kahnbeine Die innere Flaͤche iſt rauh, uneben, vers:
tiefe; Hat nach oben und vorn eine kleine Knorpelſtelle zur Vers
Bindung mit dem zweiten "Mittelfußfnschern ') Die‘ vordere
Fläche, jur Verbindung'mit dem erften Mittelfußknochen, iſt
durch eine queergehende Vertiefung in den oberen größerem und:
i unteren Heineren Theil geſchieden und ganz hu *
untere Flaͤche iſt ſchmal und vertieft. * 4
Das zweite keilfoͤrmige Bein iſt ſehr kleinm —
Sohlen⸗ äußere und innere Fläche ſind fo ſchmal, daß ſie faſt
nur als duͤnne Ränder erſcheinen; die Hintere Flaͤche iſt Eonver,
die vordere konkav. Der ganze Knochen hat alſo ein etwas drei⸗
eckiges/ ſcheibenfoͤrmiges Anſehen. Die Spitze des —
if aber ſehr abgerundet, ‚und liegt nach unten.
Das dritte oder aͤußerſte keilformige Beim iſt agree
son allen, and hat Auch allenfalls eine feilförmige Geſtalt.
Seine Ruͤckenflaͤche iſt Von einer Seite zur anderen länger und
- Eonwer, don vorn nach hinten kuͤrzer uund ganz wenig konkav.
Die hintere mit dem Kahnbeine verbundene Flaͤche iſt in der
Queere ein wenig konkav, von oben nach unten ein wenig kon⸗
ver; dreieckig, ſo daß der innere Rand konkav, der aͤußere und
obere aber konver ſind. Die vordere: mit dem Mittelfuße ver⸗
bundene Fläche iſt gleichfalls dreieckigz; hat aberı am aͤußeren
und inneren Rande einen: Ausſchnitt. Die innete Flaͤche iſt
vertieft nach hinten mit dem zweiten keilfoͤrmigen Beine,
übrigens ‚mit. der aͤußeren Flache des. hiuteren Endes: vom
weiten’ Mittelfußknochen verbunden, Die außere Flaͤche hat
1. Bandes 1. Std, 3
f 130
nach Hinten :eine:längere uͤberknorpelte Stelle, zur Verbindung
mit dem Wuͤrfelbeine; nach vorn eine Fürzere zur Verbindung
mit dem vierten Mittelfußknochennn.
Das Mürfelbein iſt noch viel weniger viereckig als das
menfchfiche zu feine hintere, mit“ dem vorderen Fortſatze des Fer⸗
fenbeineg verbundene Fläche iſt von oben nach unter flarf kon⸗
ver, und zugleich" etwas nad)" außen gewandt.! 'Die vordere
Fläche, zur Verbindung mit dem Mittelfuße, iſt oben konver,
unten konkav, durchaus uͤberknorpelt· Die Ruͤckenflaͤche iſt
etwas rauh, in der Queere konver, von born’ nach hinten fehr
ſchmal, und etwas konkav. Die untere oder Sohlenflaͤche iſt
rundlich ‚2 ganz wenig-fonver und uͤberknorpelt/ zur Anlage des-
großen Sehnenbeines⸗ Die innere Fläche iſt uͤberknorpelt, zur
Anlage an das dricte keilformige Bein; der hintere Theil derſel⸗
ben geht tiefer hinab, der vordere endet ſchon hoͤher oben zwi⸗
ſchen beiden: ragt eine gleichfalls uͤberknorpelte Leiſte hervor⸗
Die äußere Flaͤche bildet eine ſtarke Rinne, welche von außen
nach innen unter die vordere Flaͤche hinablaͤuft. VER"
; Da BE ER 2277.
’ — er Hintermittelfgß., RREN.)
Am — ſich fuͤnf —— alſo
einer mehr als am Vorderfuße. Sie find etwas laͤnger, als die
des Vorderfußes; uͤbrigens an den vorderen Enden eben ſo wie
dieſe gebildet. Die Mittelſtuͤcke ſind dreieckig; aber mit ſehr
abgerundeten Winkeln und konvexen Flaͤchen. Die hinteren
Euden weichen in ihrer Bildung von einander ſehr ab; das des
innerſten Mittelfußknochens iſt durch eine ſtarke, von innen
etwas. nach außen und abwärts; laufende Leiſte in den inneren
kleinen und [Außeren größeren Knorpeltheil getheilt, übrigens
ganz überfnorpelt, und mit. dem beiden Gelentflächen am vorderen
er” “ mr
1881
Theile des erſten keilfoͤrmigen Beines verbunden. Der, zmweite
zunaͤchſt nach außen liegende Mittelfußknochen ragt weit, mehr
nad) hinten zuruͤck, hat eine hintere dreieckige Knorpelflache,
wvelche ſich mit dem mittleren keilfoͤrmigen Beine verbindet;
ferner an der inneren Seite des: hinteren Endes eine kleine laͤng⸗
lichrunde konkave Knorpelflaͤche/ sur, Verbindung mit der auße⸗
tem Flache des erſten oder inneren keilfoͤrmigen Beines, und an
dep aͤuferen Seite des hinteren Endes eine obere Knoͤrpelflache,
welche durch eine Vertiefung im; den hinteren umnd vorderen
Theil geſchieden iſt⸗ der hintere verbindet ſich mit der inneren
Nache des dritten vder aͤuheten teilſormigen Beines / der vor⸗
dere mit der inneren Fläche: des, hinteren Endes vom dritten
Witteljußknochen;ʒ uͤberdieß liegt unten noch eine. Eleine Knor⸗
velglache„gleichfalls zur. Verbindung mit · dem. dritten. Mittel⸗
fußknochen. Dieſer dritte hat eine im Ganzen dreieckige hintere
Flaͤche, zur Verbindung mit dem dritten keilfoͤrmigen Beine;
ferner, an der inneren Seite zwei Knorpelſtellen, zur genann⸗
tem Verbindung mie dem zweiten Mittelfußtnochen, und an der
äußeren Seite eine längliche Knorpelflaͤche ‚ zur Verbindung
mit dem vierten. Der vierte Mitrelfußknochen hat an der bins
teren Släghe/eine innere kleinere und eine aubere großere » iefer
binabragende, durch einen tiefen Einſchnitt von jener getrennte
Kuorpelfläche, zur Verbindung mir einer Ecke des dritten keil⸗
förmigen, und mit der vorderen Fläche des Mürfelbeines, Der
fünfte augerſte Mitzelfußfnochen,hat nur eine kleine, rundlichey
etwas konvexe hintere Släde, welche ſich auch mit URAN
beine verbindet, . 4 sinus
Die Beben
Außer der Zahl, verhalten, Al) dieſe oben en {05 wie an dem
Vorderfuhe ; nur daß ſi fie etwas kuͤrzer und ſtaͤmmiger finds
$a
Hin
198:
Die innerſte Zehe hat nur, zwel, ‚Die übrigen, haben jede dret
Glieder! ; &s finden ſich 6 m die! Sednenfnächekhen, wie;
am dem Vorderfuhe a a TR .
3901 SR Sroßes Sehynenbein. Ära ‚bitvhlam
Zwiſchen der überfnorpelten unseren Fläche des Kahnbeines
und der gleichnamigen üßer£norpelten Flaͤche des Wuͤrfelbeines,
welche beide ſo gegen einander liegen, daß ſie einen einſpringen⸗
den Winkel bilden, liegt ein ‚großes Sehnenbrin,. welches an
Länge zwei Deittheile des ganzen Ferfenbeines haͤlt, und deſſen
Breite in’ feiner eigenen Länge etwa dreimal enthalten iſt⸗
Seine Sohlenfläche if nach allen Richtungen ein wenig Eonver,
die obere innere Fläche ſchmaler, die obere aͤußere breiter) beide!
durch) eine fumpfe der Länge nach. gehende Leiſte geſchieden/ und
durchaus uͤberknorpelt. Das hintere Ende liegt unter dem
inneren Ferſenfortſatze, ſo daß dieß Sehnenbein alfo-der Flechſe
des langen Zehenbeugers angehoͤrt haben muß, ———
J ud, x I vuot
{ hub
V. 1339 DE
Befhreisung des — vom
Pr Rand
Faulthiere ). BE RN
IG - 7 SEM ANSIN 146}
S wie der Schädel, der oben "gegebenen Befehreibiing is
folge ‚, von dem des Armadills, welches von aͤlteren und neueren
Naturforſchern mit dem Faulthiere eine Ordnung geſetzt
V 2* tu 2 4
m * Bom Shit ft. oben S. 46 u. fg. Es if — tridaetylas,
oder Vuffone a ——— PANNE BETT}
ai
| 135
binmelwelt Werfehieben it! ſoei eichhet ſich auch der Bau
der ** Klochen des’ — von denen‘ des Armadills
in den meiſten Stücen auffallend aus, Da ganze Kuochenbau
des Faulthieres iſt ſchlanter fo daß der Karakter von Derbheit
und geftigfeit, welcher Beiden Kenadiit überalt hetvorleuchtete,
Gier faſt gam vberloren Zehl oa Mehr nichts von jenen unge⸗
heuren Mſaͤtzen und ‚Sorefägeh, en toeidhe ‚bei dem Armadill auf
‚Große Muskelſtaͤrke ſchließen fieen. &s fehlen dem Saufchiete
die 'Schlüffeldeinez auch iſt das. Bethaltniß feiner. berjhiedenen
RKnochen zu einander durchaus jahdets, als bei’ jenent Zhiere.
f, Die hinteren Gliedmaßen des Faulthieres find ungleich finger,
als die — E bei bern — iſt es gerade mei
won "gleicher Länge; bei dem Armadill war der Unterarm ief
kuͤrzet. Das Becken iſt bei dem Faulthiere um gieich mehr in
die Breite und Höhe, dagegen viel weniger in die Fänge gezo⸗
gen, als bei bein —— Die Zahl der Virket iſt auch ſehr
—
Odbgleich das Knochengeruͤſte des Faulthleres, ich
** noch nicht ganz jo ausgebildet ift, als das, wonach ich
die Befhreibung der Knochen des Armadills machte „ſo wit ih
doch die ‚einzelnen Suoden, durchgehen, und, ſo viel möglich,
ihren Bawzu beſtimmen ſuchen; damit die Abweihungen vom
Armiadlul * beſſeti in die Augen fallen mögen, —
wirverfinte * ——
J pie Wirhelfäute dieſes Thieres *) seht; vom Kopfe an
bie zum Becken, aus neun und zwanzig Birbeln, , von welden
*) Bradypus tridactylun,
we
‚meine ı ‚zum. Kalle, 3, sieriehen. 3 a Me ſechſe um
Bauche gehören. (Dos Arıman il Hatte rue te ng
nämlich ſicben Hals, ai Drafr; und Fünf Baniehiinhel).
‚Die, Halswirbel find war⸗ ehe sn meiften Thieren etmas
breiter, und anu der unteren: a Stiche cheer Korper Riecher als bie
Bruſtwirbel ʒ aber. weber ihre‘ Bieite, noch Präkkheitikomme
der es Armadille gleich Det zweite Balemirserift'gman ein
RER doch bei weitem nicht fo. viel, langer ale beim Mean,
aug nicht ſo innig mit dem dritten pekeiniget, Die Dotufort⸗
ſaͤtze der Hals wiebel find. fänger nud ſtaͤtker als beim Armadill,
Az mehbt auder en Vierfuͤhern ahnlich. N Die Queerfortſabe ber
‚Halswinbel weiter nach vorwärts gerichtet, aber gleichfalls nitht
„in zwei EGuabpfe geſpalten An den Bruſt und Bauchwirbeln
da das. daulthier ‚gar nicht die vielen Nebeufert ſatze/ welche
bei dem Armodil durch ihr Ine mandergreifen ſo groge deſtigkeit
bew irken. — i on
— 8 Rippen: und Brnfbeineng hdalı nr
a" Du, der Rippen ift vierzehen **), es Srfichtiber
ER ARRURDBROTEN, rd bei: ———— die
* 7 feine — als —— Reyeı angenommen
zu fen, das'ich bei allen, weiigieng den vierfüßigen, Gängthieten fieben
Saie witbe finden 6) Blumenbachs Gott) uud Bert. der Knochen, Got,
tingemn 1786, Gerdfiß sin den Aunerkungen d3) das ‘Saufchjer: mochte aiſo
eine Ausnahme, denn. # es Jäße irn ohl fbwerlich hehaup —7—— zwei
aberzãhligen Halswirbet hier bloß individnelle Varietät Bäre nur
ein Halswirbel mehr da,.fg würde, in feibil, nicht anſtehen/ das zu glauben;
aber zwei mehr als gewöhntich, muß wohl mehr als- bloß einzelne Auss
nghme pon der Reget ſeyng. Es verlohmte ſehr den, Mühe, Diefi Menbachs
zuna, durch Piedgthobiuns An ‚DE Ekeletten Diea, Ehierep, in,Ape
Riten,
mer a " ;, a meht, nämlich
“5 und vierzig. PIC sa (*
235 r
vorderſte, ‚welche int Gegentheile hoc ſchmaͤler ats; bie übrigen,
auch mit der Äußeren Fläche ‚gar nicht, ſo nach vorn gewandt iſt
Dagegen nehmen. die: Rippen von! vorn nach hinten mehr au
Ränge zu Neune verbinden ſich durch ihre Knorpel unmittel⸗
basic dem Bruſtbeine, und fund atſo wahre/die uͤbrigen
falle Rippen Die Bruſthohle t vorn ſehr enge⸗ Hinten ſehr
weit Mas Bruſtbein ſcheint, wie bei anderen Vierfuͤßern,
dvelche keine Schluſſelbeine haben, aus’ di Are
bei dem Armadill zu ai ar lisl? 7 .oyler
idban Tinct „di a onlap 3laı „Arts, Aa
durdisuu iu Be ea J N, ball; ah tm int
Das! Kreuzbein beſteht/ wenn man alle a. zoͤhlt,
j ‚welche fich mit den eigentlichen Beckenknochen feitwärts verbin;
den te, aus ſechs falſchen Wirbeln welche. aber ſamtlich von
vorn nach hiuten an Breite abnehmen. > Außerdem: findenifih
moch acht Schiwanzwirbelkeine, welche nach Verhältnis bis zur
Schwanſpitze ziemlich breit bleiben (Die Zahl der Schwanz⸗
wirbel iſt alſo hier ungleich geringer, als beim Armadill. Bei
BüffonJäftsfie auf jeden Fallızu groß angegeben.)e
Die Darmbeiue find ungleich Einzer, breiter und platter,
abs bei dem Armadill⸗ fie erſtrecken ſich naͤmlich vorn nĩcht bis
wor den erſten Kreugbeinwirbel hirauszoihre innere Flaͤche oiſt
sad vorderen) Theile konkav· Der hintere’ inuere kleinere Theil
derſelben iſt durch eine deutliche inner! Bogenleiſte ( Kinea at·
uata interna ) vom vorderen geſchieden. Nach hiuten und
ara 721 Beil Buſſẽe werden, ‚nur, Bier Wirbep des Kreuzbeines angegeben:
die ählung hl im auch um einen Wirbel zu hoch angefangen ;
—D heise — bei ihm: Wie es cs mir vortain, ſo mußten der zweite und
drute ( SEqhwan witbel⸗ ſich· mit den Saftknochen vereinigen, wenn die
Verknocherung vollig geſchehen iſt. Im zahle dieſt uoch mit um Kteurbeine.
*
136
außen wird das ganze Datınbein sief fchinäler dpi, umier ur
Pfanne hingeht: Der. yprdere: Rand iſt konver der aͤußere
laͤngſte Rand, konkav⸗ der innere breiteſte, welcher ſich mit ve"
falſchen Queerfonſaten dreier Kreuzbeinwirbel verbiudet auch
ein wenig onkabz, der, ‚hintere „Nand,, am fäuffien tonkas,
bildet das Analogon des itzbeneinſchnittes oder großen Bet⸗
feneinfchnittes * welcher auch Au, ‚bielem.) Thiere nach hinten
Such das Sitzbein voͤllig sefchloffen,. ‚und. zu einem Loche
wird, Der Theil des, Darmbeines welcher zur Pfanne: bei:
trägt, und, wie geſagt, ‚viel dmäler iſt, weicht nad) hinten
und aufen ab, doch 1, daß, ‚det hintere und Außere Raud
de rem) PAIN: unmutteltat Bi —
ei uhlart
‚no 434 Yin ü 24
nor Das Das, an — — und ins
— kürzer, als bei dem, Armabill;’ doch verbindet tes ſich
wit: feinem inneren Rande, fo wie bei dieſem Thiere mit den
ywvei ! letsten Kreuzbeinswirbeln, woher denn, wie ſchon oben:
angefuhrt iſt ein wahres Loch ſtatt eines bloßen Einſchnittes
entſteht, welches ſich gur darin vou dam des Atmadills
unterjheidet,; daß es nicht ſo in die Laͤnge gezogen, ſon⸗
dern faſt zirkelrund iſt· Der vordere Rand des Sitzbei⸗
nes macht den hinteren Theil: dieſes Loches ausz) ber Hinz
tere Rand liegt frei, und Ift. der laͤngſte; es laͤßt ſich bein
Knorren daran bemerken; der aͤußere Mand: iſt ſtatk auge⸗
ſchnitten oder konkav, und liegt, wie bei den Vierfüͤßern ge⸗
woͤhnlich, etwas niedriger als der innere · Dieſer Rand bildet
ſonſt den oberen Rand des unteren Beckenloches (foramen.
‚ovale hominis), welches aber dieſem Thiere ganz, zu ehlen
ſcheint; daher kommen der hintere und äußere Rand. des.
Darmbeines in einen freiftehenden Sitzbeinaſt zufammen, wel⸗
a7
cher nach ae, pie ir RER ee fih am En⸗
A eg eg
—Die Schaambene gehen side rin, KM: er dit
fies Ende beitraͤgtz Re und Mioabts, zugleich auch ein
‚weh re Sierfitid von dorn nach hinten ſehr ſchinat,
und etwas von außen nach tere pfattgedtiicht; Übrigeng an
der außeren Flache der Länge nach ein wenig konver, an der
ameren Hiache konkav Einen Aſt, welcher ſich mit dem
Sitzbeinaſte verbände, bemerkt man durchaus nicht, ſo daß das
{ Schaambein Hier bloß aus dem heile‘ Ju beſtehen ſchein
welchen man bei Menfehen "den Horizontalaſt nennt 9
Uebrigensſtehen beide Schaambelne weit von einander iß
ſind durch eine ſehr breite Symphyſe vereinigen, Wegen der
| Schmalheit der’ ir Sie vordere ———
—
ou
Fafe gar nicht verſchieden/ Das Baden iſt aber berhaupt
bei dieſem Thiere nicht allein unglelch geraͤumiget, "als bei
dem Lrmiadille ſondern BIRNEN
— ſelbſt de den Menſchen niche aufsgechlönen..
- a2 38, aiu di diep, „und —2* Mangel die unteren ya
10djes (for. ovale) bei diefem Thiere behaupten zu können, oboleh daſſelbe
noh nit ns Aunegehvachten‘, undedaher fein Knochenbau noch nicht botl⸗
endet iſt; denn es findet ſich gar keine norbelanlage, woraus auf die Fünfe
tige Bildung eines zum Sitz beinaſte "hinaufgenenden Schaambeinafles u
liegen ware, welche Anlage mir bei dem Defharnizem unfehlbar hätte
‚auffatten, m müffen ;, doch bitte ‚ich ſehr, wenn jemand yon den Lefern Gele:
‚gändeit baben fote, ein vouig ausgebildete Knochgngeräfte diefeg Thieres
Darauf anuſehen, mie und anderen Zoologen das Nähere darliber durch
ie Anzeig in einem der nächſten Stücke dieſes Archives bekannt zu mas
Es iſt bekanutlich in alten Erfahrungsmwiffenfchaften nicht genug au
ntehten, Beobachtungen, ber Weichen auch nur ein Schein don Zweifel
eibt, durch Wiederholung zur völlig’ benätigten Gewißheit zu bringen.”
138
wen WER Gliedmaß en.
Das Schläffelbein fehlt, ‚wie geſagt, dieſem Thiere +).
Das Schulterblatt iſt nach Verhaͤltniß ungleich kleiner, vors
Zuͤglich von hinten wach vorn kuͤrzer, als bei dem Armadill.
Der obere Rand ſcheint ſich fo, in den vorderen zu verlaufen,
daß heide eine Konvexitaͤt bilden. Die Schultergraͤthe, welche
nicht, ſehr ſtark hervorxagt,theilt das Schulterblatt in die
vordere Hälftez die oben ſchmaͤler, und. in die hintere Halfte,
wie unten ſchmaͤler its die Schulterhoͤhe (acromion) iſt wem⸗
lich weit. norgezogens "Der. Einfehnitt. des vorderen Randes
‚Cincifara [uprafcapularis ‚homänis,).ift fehe tiefrumds weit⸗
unter ihm iſt ein Analogon von Schulterhafen, welches ans
einem eigenen Knochenkerue entſteht aber doch keinen
lichen — bildez nuna
RR #9) i O beer a tm. eg
u — — iſt nur um etwas laͤnger als die Speiche;
aber über ‚ein. Drittheil laͤnger,als der Oberſchenkel⸗ Außer
einem vorderen und zwei Seitenwinkeln, find. am Mittelſtuͤcke
feine Fortſaͤtze und Erhöhungen ſichtbar. Die Rinne fuͤr den
zroeiföpfigen Aemmuskel iſt ziemlich flach· Das untere Ende
it siemtich breit und flach ein ſolches Loch, wie bei dem Ars
— und, einigen Affenarten, findet i Si dur haus nicht.
Te 1 FI RR FTITE
unteracm.
* air Ban EIER
Die Speiche iſt etwas länger als —— ei
fie ein wenig dicker oder ſtarker⸗ und ragt vorzüglich unten
tiefer hinab * als. das Eitenbogenbein. Der Cilenbogenthotten
iſt siemlich undetzochrch. Der ‚Raum wiſchen Snodhen
* ‚Der Ass am ein Gmifeibein, mach Büfonaneg. ade ag
ſelben bei d Mh Ai auch nicht, erwähnt, ——— —
aa,
des Unterarmes, welcher die Zwiſchenknochenhaut ausfuͤllt, und
eh ber dem RER BITTE HIERHER wan iſt bei dieſem
Shiere verhältnis ſehr ende ee er
en ir Be gen me ende
een
ER ORDER · des Af⸗ eng eben
fo ea, ie Buffdnt nur Lein paar eingelne Bemer⸗
Aungen anfuhrten eg ee · iſt fo: kann
Id won ser Geſtalt nd Zahl der Knochen der Vordelfutz⸗
I niet nichts genaueres beftimment: RSuſfon giebt fuͤnf Kno⸗
chen der Mittelhand an wovon det erſte und fünfte ſehr
> Be — and bloße Khonen“vorfelfen ſollen Eigentliche
Mittelhand · oder beſſer Bordermit teffnßknochen fitden’ ſich
nur drei, denn es ſind nur drei Zehen‘ da, Buffons Behalp⸗
tung aber iſt dahin zu beſtimmen / daß die beiden ühetzähligeh
Kochen, Sehnenknochelchen Coma fefameideh ſind Melche
an der unteren Fläche des hinteren Endes“ des etſten und dritten
Vorbertuttelfuhenochensñ liegemm; ſie feheitten vot glich zur Bil⸗
dung einer Vertiefung her: breiten Rinne zu’ bieten, durch
welche die Beugeflech ſen gehen⸗ Die Zehen haben nur zwei
OR, ei hinteres aind ein Nagelglied; das letztere iſt bei
weitem das langſte, klauenfdemig gekrümmt, vorm fehr ſpitz,
von beiden Seiten ſtark zuſammeng gedruͤckt, am unteren konka⸗
ven Nande mi viner Furche derfehen. Auch die hinteren Glie⸗
der fürs, ſo wie die Mittelfußknochen ſelbſt, von beiden Sciten
Amae flachgedruckt Doch das tiittelfte hintere fied wenger,
Als as mnere und Re ihre Ruckenflaͤchen ſind in "ser
este ea konver; die unteren oder — hingehen
PR ELLI Ion!
MH deutſche theberfenung, 7.8 & 87. — 1778.
240
platt. Die innerfie Vorderzehe iſt Biestteinftez hie muttelfte die
laͤngſte Die, vorderen Euden der hinteten Zehenglieder haben
ſowol an der oberen dals unteren Fläche Eſuparfioies dox ſalis
et plantaris)- eine Furche zum Durchgange der Ausſtrecke "und
Beugeflechſen. Die gange obere der Rickenfeite des Vorder⸗
fußes iſt ſowol von vorn mach hinten, als von einer Selte jur
anderen, konver, die Sehlenſeite konkav vorzuͤglich der Lange
nach, wodurch das Thier zum Umfaſſen der Baumſtaͤmme und
Leſte bei dem Klettern ſehr gefehiett wird, "=... ne ©)
Bun a Pet
* "Hintere Gliedmapen.. ea
Auch an, dem ‚Dberjhenfet, fehlen die ——
— dieſem Thiere, ‚welche ſich bei dem Armadill fanden.
Der große Rollhůgel iſt verhaͤltnißmaͤßig weit kleiner; das; Mit⸗
elſtuͤck von vorn nach hinten minder Bi, als von einer Seite
zur anderen; die Enden: breiter. Eben dies, gilt in. Ganzen
vom, Unterfchenkel, wo die Schienbeinsleifte oder der: Schien-
.beinshöder (Spima tibiae )- jehr unbetraͤchtlich it Das
denbein iſt nicht unbeträchtlich ;..der Raum: zwiſchen heiden
Knochen des Unterſchenkels an Breite dem dos“ Unterarmes
gleich. ‚Die Kuieſcheibe iſt nicht ſo lang, als bei dem Armapilli
— ———— dast
ehe Hinterfup, * —7
Die Hinterfußwurzel beſteht nur aus fee Ruehehinies
Lich, den Sprung, Ferfenz, Wuͤrfel⸗ und Kahnbeine und
zwei keilfoͤrmigen Beinen, Das Ferſenbein ragt ſehr weit nach
hinten hervor, und. iſt von ‚beiden Seiten zuſammengedruͤckt.
Auch hier finden ſich nur drei Zehen, und folglich nur drei
eigentliche Mittelfußknochen, welche kuͤrzer ſind, als an dem
Vorderfuße. Der innerſte Mittelfußknochen verbindet ſich durch
241
fein hinteres „Endenmie dem inneren keilfoͤrmigen Beine; der
mittelſte Mittelſußknochen mit dem aͤußeren keilformigen Beine;
er ſtoͤßt aber auch noch an eine Ecke des Wuͤrfelbeines; der
außerſte Mittelfußknochen verbindet ſich ganz mit dem Wuͤrfel⸗
beine. sn Die Zehenglieder vorhalten ſichebteu fo, wie die an dem
Vorderfuße; nur ſind die ſelben/ wie auch die Bei use,
ein wenig kürzer und ammigreisTusd oe mu
ee rg oranhumug 391 ER an 11797
a Vai
une die Verdauungswerkzeuge des A, nebſt
"einigen Bemerkungen über das Bihafäen,
Bam Bssandarken. ish a ned —
ns 5 zu
S iſt — AERO worden, und — ſich *
duch die Erfahrung an den meiſten Thieren, daß diejenigen
anter denſelben, welche ſich von Pflanzen naͤhren, einen laͤn⸗
geren Darmkanal haben, als die, welche bloß von thieriſcher
Nahrung leben. Auch hält es nicht ſchwer, den Grund dieſert
Erſcheinung aufzufindenz denn thieriſche Subſtanzen koͤnnen
natuͤrlich auderen Thierkoͤrpern, durch den Einfluß der verſchie⸗
dentlich modifizirten Lebenskraft dieſer letzteren, weit eher ver⸗
ahnlicht und einverleibt werden/ als vegetabiliſche Subſtanzen,
deren Natur durch einen laͤnger dauernden, wahrſcheinlich auch
uſammengeſetzteren Prozeß erſt weit mehr verändert werden
7 muß, ehe dieſelhen als gleichartige Stoffe zur Ernährung und
- Erhaltung des thieriſchen ‚Körpers goſchickt werden Einnen.. Die
142
genaueren: Umſtaͤnde welche bei der Berdanntig verſchiedener
Subſtanzen voit verſchiedenen Thieren obwalten ſint uns größer
tentheils noch unbekannt zadeun vobgleich wir wiſſen daß zuerſt
die Speiſen mechaniſch gerkleinert / dann bei einem Thlere mehtz
bei dem anderen weniger macerirt vder eingeweicht eu
und ſehon während der Eitiiwei tung ſelbſtAmit verſchiedenen
Saͤften des Thierkörpers, Als Mugenſaft Galle⸗ Bauchſpein
cheldruͤſen⸗ und Darmſaft, gemengt und gemiſcht, und dadurch
atlmaͤhlig zur Milchſaft umgearbettet · werden / wobe am Ende
der geringere Theil als Koth, ein größerer durch den Urin und
auf anderen Wegen als unbtandhbar ausgeführt wirds fo iſt
dieß doch nur das Allergroͤbſte des ganzen Proʒeſſes,und mier
werden wir die feinen Scheidungsat ten und Scheidemittel der
NRatur eedfifien-esihien, "welche fie in chleriſchen Korpern an⸗
wendet, um ans demſelben Futter ber Bitfaßern HA,
bei Vögeln Federn, bei Inſekten die hornartigen Debennnn
zu bilden, oder um das Belſpiel noch weit verftändlicher aber
zu gleicher⸗ Zeit noch auffallender du mathen wie die Mare
durch die Verdauungswerkzeuge und durch die nach der Bars
dauung noch weitet gehenden Scheidungen und Zuſammen⸗
ſetzungen es bewirke, daß beingleithenn Futter die Muskelſub⸗
ſtanz des Ochſen den Geſchmack des Rind⸗ und die des Schac
fes dem Geſchmack des Hammelfleifcyeserhalte,.u. kw. Did
Hoffnung, uͤber dieſe Naturwirkungen durch chemiſche Verſuche
etwas Näheres zu beſtimmen z ſcheint auch” jest ums baftonmehrs
zu ſchwinden, je mehr wir einſehen lernen, daß die Chemie des
belebten Thierkorpers, oder die Scheidungss und: Verbindungs⸗
prozeſſe, ſo wie ſie won: der Lebenskraft beſtimmt im lebenden
Thiere vorgehew, von denen. den todten oder lebloſen Koͤrper
ſehr verſchieden feyen. Dennoch: Aber darf uns dieß nicht
2435
abſchrecken/ auch an Den Unterſuchuugen üben, Berrauungsnech
zeuge und Kräfterweirer. zu gehen. inin Tun wunundm’
Die Vaulthiere ſcheinen won der oben angefuͤhrten TORE,
ung eine ſonderbare Ausnahme: zumachen, indem der Darm⸗
tanal derſelben verhaͤltnißmaͤßig zur Größe ihres ganzen Körpers
nur ſehr kurz iſt welches um ſo mehr zu bewundern feheint, da;
ſie doch den Beobachtungen der Reiſebeſchreiber und Natur—
ſorſcher zufolge, ſich bloß von Baumblaͤttern naͤhren, welche
noch weniger ſaftig, als manche andere Pftangenſpeiſen ſind.
Bekanntlich haben dieſe Thiere weder im Ober / noch im
Unterkiefer Schneide :x oder Vorderzaͤhne; da dieſe aber bei,
den allermeiſten Thieren mehr zum Abbeißen der Nahrung,
als zum ferneren Zerkleinern derſelben dienen, ſo verlieren die
Faulthiere durch dieſen Mangel in Ruͤckſicht der Verdauung
‚be: Nahrung wohl nichts; Die Backenzaͤhne des Ai ſcheinen
zum Zermalmen eben nicht ſehr geſchickt zu ſeyn, da ihre End⸗
achen nicht platt, ſondern vertieft ſind. Die unteren Zähne
zen bei dem Zuſammenſchließen der Kiefer ſo auf Die oberen,
daß die Raͤnder der einen in die Vertiefungen der anderen ein:
greifen, ſo daß im Ganzen, doch, das Käuen hier mehr in einem
ſcheerenartigen Zerſchneiden, als müblfteinartigen. Zermalmen
beſteht; obgleich es von dem Zerſchneiden ‚der eigentlichen fleiſch⸗
freffenden Raubthiere ſehr verichieven iſt. Sehe zerEleint wird
alfo die Nahrung dieſes Thieres vor dem: Hinunterfchlingen
wohl nicht, und vielleicht hat Deswegen dieſes Thier einen, vier⸗
lachen Magen; denn. in, dieſen verſchiedenen Abtheilungen muß
ſich das Futter nothwendig länger verweilen „als; in einem ‚ein:
ſachen Magen, und. wird auch mit mehreren Saͤften gemiſcht;
ich durch alles dieſes zur Ausziehung des nahrhaften Stof ⸗
ſes geſchickter gemacht. — 1 a Burma
Es geſchieht aber ben den Thieren mit mehrfachen Magen
die Verdauung auf eine doppelte Art, indem einige derſelben
das Futter erſt wiederkanen andere nicht," Dieſenigen · Matur⸗⸗
forſcher, welche behaupteten, daß alle Thiere mit mehrfachen
Mägen wiederkaͤueten y haben ſich geirret z. deun die Mehrheit
der Maͤgen, oder beſſer die verſchiedenen Abtheilungen des Ma—⸗
gens, find eben ſo wenig ein Beweis für das Wiederkaͤuen, als
die Einfachheit des Magens Dagegen. Es fraͤgt ſich mung ob
das Faulthiergeſchlecht, welches einen mehrfachen Magen be⸗
ſitzt, wiederkaͤue/ oder nicht? — Ehe’ wir zur naͤheren Beant⸗
wortung dieſer Frage uͤbergehen, wollen wir ſehen, wie der
Magen dieſer Thiere beſchaffen ſey. Daubenton beſchreibt bei
Buͤffon den Magen des Unau und des Ai; hier ſind ſeine
eigenen Worte: Es fanden ſich bei dieſem Thiere (Unau) ein
Hroßer Wanſt and andere kleinere Maͤgen Der Wanſt
Mumneun L’mägnus' veuter) wär! darin vom) Warte die
Ochſen und der meiften wiederkaͤuenden Thiere unterfchteden,
„daher an feinen hinteren Theile nur eine'einzige runde Erho⸗
hung Hatte, und daß feine innere Fläche" glatt und ohne alle
Waͤrzchen war.) Es fand fich ein Sack, der dem Muͤtzen⸗
magen Cretichlüm) des Ochſen zlich aber die innere Fläche
»deffelben war, wie am Wanfte, glatt, und ohne alle Spuren
» von netzfoͤrmigen Falten. Der Wanft war vom Miügenmagen
szum Theile durch eine Zwiſchenhaut Hefchieden "Statt dis
» Pfalters'(ömalum) der wiederkaͤuenden Thiere fand ſich 1}
¶dem Unau'ein bloßer Beutel, oder vielmehr eine Blafeharcigd
Erhoͤhung, deren innere Fläche glatt und ohne eine Spur
„derjenigen Bildung war, welche man im Pfalter des Ochſen
; finder! Uebrigens fand fich im Magen des Unan, ſo wie bet
„dem Ochfen eine Ninne, welche ſich von der Speiferöhre Bis
„an
145
an den Beutel erſtreckte, der ſich an der Stelle des Pfalters
Be Zwiſchen dieſemBeutel und dem ı Endenheso Magens
j war einen Vereugerung/ welches ihren Geſtalt und Lage nach
mit dem Labe Cahomalum des Ochſen uͤberein⸗ kara aber
Sam ihter inneren Flaͤche keine Falten hatte. Dieſer letzte —
endigte ſich mit dem Pfoͤrtuer Cpylorus).” sur #
Vom Ab lage Daubenton „Er hatte vier — wie
der Unauz allein der Wanſt unterſchied ſich darin von dem
ddes Nnau, Daß die Konvexitaͤt weit laͤnglicher war, und eine
große Verlängerung bildete, Der Muͤtzenmagen war vom
Wanſte durch einen tieferen Einſchnitt gefchieden Der Pſal⸗
„ter und Labmagen waren. eben ſo anzuſehen, als bei dem
„Unau; aber in der Bildung der Verlaͤngerung des Wanſtes
„vom A war ein größer Unterjchied vom Una. Die Verlaͤn⸗
A gerung bei dem Ai war. inwendig durch zwei laͤngliche Zwi⸗
5 „ſcheuhaͤute getheilt, die ſich bis auf drei Viertheile ihrer Laͤnge
„erſtreckten, und dieſelbe in drei Faͤcher theilten. Das mittlere
anafkreskte ſich bis anıdas Ende der Verlängerung; das hintere
N „und, vordere aber hörte fünf Linien weit von dem) Ende der
»Berlängerung auf. Die Magen nahmen ganz dierlinke, und
die Windungen der Därme ganz die rechte Seite) ein.”
in Die Verlängerung ‚ von welcher Daubenton fpricht, bil⸗
det bei dem Ai einen faft trichterfsumigen Sad, welcher fich
am beſten mit einem Spisbeutel vergleichen ließe; nur daß das
blinde, nad) rechts gewwandte Ende ſtumpf zugerundet ift, Auf
fer den von Daubenton angegebenen Zwifchenhäuten, find an der
inneren Fläche derfelben noch viele Falten. Die Rinne, welche
von der -Speiferöhre zum: dritten Magen führt, fcheine mir
verſchiebden wirken zu können, je nachdem fich namlich nur ihr
oberer Theil, oder fie ſich der ganzen Länge nach. ſchließt; im
2. Bandes r. Srürf, K
" 146
letzteren Falle naͤmlich ſcheint es als ob daun bloß durch ſie der
Weg zum dritten Magen offen ſtehe /weil ſich die eine Falte
ganz zwiſchen ihn und: den vierten legt z iſt hingegen nur der
obere Theil der Ninne geſchloſſen, ſo wird bloß die Gemein⸗
ſchaft mit dem Wauſte und dem zweiten Magen verhindereynfo
daß dann das Futter durch die Rinne ſogleich in den vierten,
Au. Theil auch in den dritten Magen kommen kann. Dau⸗
benton behauptet, daß die inneren Flaͤchen der Magen beiden
Unau glatt ohne alle Falten ſeyen, und ſagt wem Ai, er habe
vier Magen, wie der Unguauch vom Ai beſchreibt er: keine
anderen Falten, als die drei von ihm Zwiſchenhaͤnte genannten
in der Verlaͤngerung des Wauſtes, und läßt daher den Leſer in
Ungewißheit, oder in: der; Meinung, daß die inneren Flächen
der Magen des Ai ſich auch wie bei dem Unau verhalten Vom
letzteren Thiere, zu deſſen Zergliederung ich noch keine Gelegen⸗
heit hatte, mag Daubentons Behauptung in Ruͤckſicht der
glatten Beſchaffenheit der inneren Magenflaͤchen wahr ſeyn;
wenigſtens darf man a priori wohl nicht daran zweifeln aber
bei dem Ali verhält es ſich ganz anders, und das * Dauben⸗
ton doch mit bemerken folen. nl rad rer
AIch will jetzt die verschiedenen Abtheilungen des Magens
beim Ai genauer beſchreiben. Der Wanſt liegt" am weiteften
nach vorn; die Verlaͤngerung geht da von ihm nach rechts ab,
wo der rechte und untere Rand zuſammenlaufen; weiter Tinte
liegt an der. vorderen Flaͤche des Wanftes noch eine ungleich
kleinere Erhöhung, oder ein kleiner Anhange Dicht neben der
großen Verlaͤngerung nach links liegt vor der inneren Fläche des
Wanſtes eine große Falte welche einen eigenenSack des. Wan⸗
ſtes abſcheidet, der an der hinteren Flaͤche eine runde Erhoͤhung
bildet, und vom dritten Magen ebenfalls durch eine große Falte
147
geſchieden iſt (der dritte Magen liegt naͤmlich weiter hinten);
Die innere Flaͤche des Wauſtes hat, wie Die des Pferdemagens,
ein verſchiedeues Anſehen der mehr vechts liegende Theil naͤm⸗
Uch wozu auch die große Verlaͤngerung gehoͤrt, ift dunkelfarbig/
und iſt, außer den einzelnen breiten Falten, welche aber doch
in ziemlicher Menge da find, glatt zıder kleinere Links liegende
Theil, wozu auch der eigene Sad des Wanſtes gehoͤrt, iſt weiß
gefärdtz und von ſehr feinen Erhöhungen rauh; der weiße Theil
ſchneidet ſich ſcharf vom dunkler! gefärbten rab2) "Ders Theil)
welchen ich für'das Anatogem des Müsenmagens halte liegt
gang mach links und vorn; er iſt vom Wanſte bloß durch eine
ſonderbare ſtrick⸗ oder dickſchnukfoͤrmige Erhöhung geſchieden,
welche von oben nach unten und hinten, und zwar hier bis an
die / Graͤnze Bes dritten) Magens, wieder hinauf laͤuft ʒ ſie iſt
der Queere mnach fein gereift. Die innere Fläche dieſer zweiten
Abtheilung des Magens iſt an ihren vielen und feinen Falten
kenntlich welche aber nicht netzfoͤrmig find, ſondern aus ver⸗
ſchiedenen Stämmen ſich in mehrere Faͤden oder Zweige theilen
ungeſahr ſo wie die Muskelbuͤndel in den Venenſaͤcken des Her⸗
zeus Der dritte Magen liegt hinten an der rechten Seite vom
eigenen Sacke des Wanftes an der linken von ziveiten Magen
begraͤnzt, iſt kleiner als diefer, und hat jehr feine! gleichlaufende
Falten voder Erhöhungen; fo daß er zwar dem Blättermagen
oder) Pfalter nicht völlig, doch aber etwas gleicht, Der Lab⸗
mageniife außerſt klein liegt hinten und rechts. "Da, wo der
Zwdlfingerdarm von ihm abgeht, ift dieſer an feiner rechten
Seite mit einer fehr dicken, wie es ſcheint, fleiſchigen oder muss
kulbſen Wand verjehen. ‚Der ganze Darmkanal macht nur-eine
einzige Hauptwindung, ſo daß das Gekroͤſe ſehr lang und ſchmal
it) Der Maſtdarm erweitert ſich betraͤchtlich; vom Blind:
K 2
438
darme iſt gar, feine Spur, vorhanden. Die, Laie hat nvei
Hauptlappen; der rechte iſt guößer, der linke kleiner und dunner,
aber; von oben nach unten, etwas laͤnger; oben ‚liegen noch zwei
kleinere; zwiſchen dieſen beiden iſt die eigentliche Lebenspforte,
wo die Gallen: amd; Blutgefäße, herauskommen und hineintre⸗
ten. Der rechte, dieſer beren Kappen, welche an, der hinteren
Flaͤche der Leber liegen, iſt groͤßer. Der große Einſchnitt zwi⸗
ſchen den großen Leberlappen treunt zugleich den oberen linken
kleineren Lappen vom großen rechten Hauptlappen. Die Gal⸗
lenblaſe ‚fehlt Die Gekroͤsſchlagader iſt ſehr einfach, laͤuft
naͤmlich mitten im der, laͤnglichen Windung zwiſchen den, Daͤr⸗
men mit einem Hauptſtamme hinab, und giebt zu beiden Sei⸗
ten den: Darmkanale Zweige. e
Wenn wir das bisher geſagte — fo finden win,
N der Ai; in mehreren Punkten mit den größeren wiederkänen?
den Thieren uͤbereinkomme, in anderen nber auch nicht, Der
mehrfache. Magen, die vom dem, Eintritte der engen Speiſe⸗
roͤhre abgehende, durch. zwei ſich zuſammenſchließende lefzen⸗
artige Falten gebildete ‚Rinne, welche eben durch das Zuſam⸗
menſchließen zu einem Kanale werden kann; die fehlende Gal⸗
lenblaſe, alles dieſes nähert den -Airfehr den wiederkaͤuenden
zweihufigen Thieren; aber der ungleich kuͤrzere Darmkanal, und
der gaͤnzlich mangelnde Blinddarm entfernt ihn von jenen, und
von mehreren pflanzenfreſſenden Thieren, welches um ſo mehr
zu bewundern ſcheint, da das Futter diefes Thieres von ziem⸗
Lich trockener Art iſt, und da das Thier gar nicht ſaͤuft. Der
Nutzen, welchen einige: Naturforfcher für. die von der Speiſe⸗
vöhre nad) dem dritten Dingen abgehende Rinne atigegebem
haben, das, wenn fich naͤmlich dieſelbe ſchließe, fie, dazu Diene,
das Getränk fogleish zum. dritten Magen zu bringen, faͤllt bei
149
dieſein There“ gan ac. Dr’ Mühen Hei? Ninhe) welchen
Camper annahin das’ rnienergefänkte" duttet aus’ der Spelſe⸗
rohre ſogleich in den dritten Magen ringen, fallt atich weg,
Berti das Faulthier wiederkduet richt, und die Anweſenheit
einer ſolchen Rinne iſt gar kein Bewels fuͤt ·das Wiederkaͤuen,
wie es auf den erſten Anblick "wohl ſcheinen moͤchte. Es bleibt
alſo die Frage übrig? wozu iſt bei einem Thiere, welches nicht
wiederkaͤuet/ eine" ſolche Rinne uͤberhaupt nöthig?— Die
Rinne dient beiden Faulthieren bloß dazu, durch ihre Zuſam⸗
menfügumg zu einem ziemlich engen Kanale, zu verhuͤten, baß
fein anderes, als ſchon ſehr zerkleintes, erweichtes und duͤnnes
hreiartiges Futter in den dritten Maͤgen komme. Daß bei dein
Ai dieſe Erweichung vorzüglich in der Verlängerung des Wam⸗
fies geſchehe⸗ iſt mir am fo wahrfeheinlicher, da ich gerade in
diefem Theile des Magens bie Härteften, unverdauteſten Stücke
885 Futters fand, wovon einige junge Blattknoſpen zur ſehn
- föhiehen. Dieſe Verlängerung erfeßt alſo wahrſcheinlich den
fehlenhen Blinbbarme Das hinlaͤuglich erweichte Futter wird
als dem Wauſte gegen den zweiten Magen getrieben, und durch
deſſen Zuſammemiehung in die Rinne geleitet. Dieſer zweite
Mägen iſt gar richt ſo geſtaltet, daß’ er, wie bei den wieder⸗
kauenden zweihuſigen Thieren, einzelne-Biffen wieder durch die
Sbeiſerdhre jurdefpreffen koͤnnte. Uebrigens tritt die Speiſe⸗
röhre, wie bei jenen, eigentlich in den zweiten Magen ein,
und hat auch an ihrem Eintritte eben folche Falten.
Camper fucht den vorzüglichften Karakter der eigeutlich
wiederkaͤuenden Ihiere in der Bildung der Backenzaͤhne und des
Anterkiefers. Jene nämlich ſind bei viefen Thieren allemal mit
ſchrag von außen nad innen laufenden Furchen bezeichnet; dies
“ u
fer if ſchmaͤler als der Oberkiefer und, vermoͤge feiner Einlen:
150
fung mit dem SchläfenBeine,' eher ſtarken Seitenbewegung
fähig. Auch nach dieſen Kemgeichen iſt es offenbat genug), daß
die Faulthiere wicht wiederkaͤuen; ind ſo dienen fie vorzuͤglich
zur Unterſtutzung der Vinkſchen Behauptung, daß auch Ber den
zweihufigen wiederkaͤuenden Ihieren die mehrerwähnte Rinne,
ungeachter der ſchoͤn ausgeſchmuͤckten Camperſchen Erklaͤrung,
nicht zum unmittelbaren Uebergange des wiedergekaͤueten Fut⸗
ters im den Blaͤttermagen oder Pſalter, ſondern nur zum
Durchlaſſen des gehörig duͤnnen Futters aus der Haube oder
dem zweiten Magen da fei. Mehrere Beweiſe fuͤr letztere
Meinung ſehe man nach in Vinks Vorleſungen, über das
Wiederkaͤuen des Rindviehes uf. w., aus dem Anger
ſchen überfegt, eeipiig, 177%
—— — — —— — — — — —
VII.
—— zoologiſcher Sriften
Un den Zoologen, welche nicht Gelegenheit haben, ‚große
Bibliotheken zu benußen, oder fich alles Neue in diefem Sache
feldft anzufchaffen, wenigftens eine allgemeine Weberficht. der
neueften zoologifchen Fitteratur zu geben, follen in jedem Stüde
diefes Archives die zur Ofter« und Michaelismeſſe erfehiehenen
zoologifchen Schriften amtlich kurz angezeigt werden: Auch
die ausländifche Literatur wird hier eine Stelle finden; doch
iſt es freilich weniaftens für jetzt noch unmoͤglich, die Anzeige
diefer fo ſchnell, als die der inländifchen'zu liefern. Es finden ſich
daher in den folgenden Blaͤttern mehrere auslaͤndiſche Schriften,
SHa
welche Früher als, 2799 erfihienen find; ;.ı Hoffentlich wird, es
ſich bald. thun laſſen, auch ‚die, auslaͤudiſchen Schriften früher
anzuzeigen... Daß; bei dieſen die, Anzeigen erwas, weirläuftiger,
als bei der. inlaͤndiſchen find iſt wohl nicht unzweckmäßigs
Paris, (Charles: Pougens;.Impr; Libr. rue. St,
"Thomas: du. Louvre No. 246: Obfervations
"de "Lamoignon‘- Malesherbes für Phiftoire
naturelle generale etrparticuliere de Buffon
© "er Daubenton. IT Tomes) an'VI ( 1798). *
XCIiI. 270320 —F
Obgleich dieß Werk nicht die —— allein, ee auch
Buͤffons Meinungen von Geognoſie, Mineralogie und Bo⸗
tanik betrift; fo wird eine Anzeige deſſelben doch um ſo mehr
bier Platz finden duͤrfen, da Buͤffon fo vieles unläugbares Vers
dienft. um die Zoologie, und, vermöge Daubentons Zergliedes
zungen, auch um Zootomie-felbft hat; Diejes Verdienſt verz
kennt auch. der liebenswuͤrdige Malesherbes durchaus nicht,
wenn er ſchon manches tadeln muß, was der große Mann zu
raſch und oft ohne tiefere Einſicht niedergeſchrieben hatte. Auſ⸗
ſer den allgemeinen Nachrichten, welche in litterariſcher Hin⸗
ſicht intereſſant ſind, ſoll dieſe Anzeige nichts enthalten, als
was die Zoologie ſelbſt naͤher angeht; ‚fie beſchraͤnkt ſich daher
bloß auf den erſten Theil dieſes Werkes, weil in dem zweiten,
außer ‚einigen wenigen hieher paſſenden Bemerkungen über die
Korallen und andere Seegeſchoͤpfe, kai für’ Zoologie ent⸗
halten:.ift, 1 —*
Das vorliegende Wert ic wie: der SSR in
wi Einleitung bemerkt, lange mac) der Abfaffung deffelben 5
153
denn ſobald im. Jahre 1749 die drei erſten Baͤnde von Buͤffons
Werke erſchienen waren, beſchaͤftigte ſich Malesherbes, welcher
ein eifriger Verehrer der Maturwiſſenſchaften und damals acht
und, zwanzig: Jahre alt war auch wit der Beurtheilung der
Maͤngel deſſelben, wozu jhn egewiß Vuͤffons Verdienſt ebem ſo
ſehr, ‚als. deſſen zu unbeſcheidener Tadel Linnẽe s und anderer
veraulaßten; denn, unfer Verfaſſer ſprach damals von Buͤffons
Unternehmen. fo. als wenn es der Wiſſenſchaft einen; neuen
Glanz ‚geben koͤnne, ſich aber durch Vorlaͤufer ankuͤndigte,
welche die Fortſchritte derſelben hemmen fönnten s denn der Ruf
und die ſchoͤnen Blicke in dem Werke Buͤffons mußten die mehr
als gewagten Urtheile uͤber andere Naturforſcher nur zu ſehr
bei denen geltend machen, welche nicht Scharfſinn und Kennt⸗
niß genug hatten, dieſe Männer ſelbſt zu beurtheilen. "Was
den Verfaſſer abhielt, dieß vorliegende Werk ſelbſt herauszu⸗
geben „darüber ſtellt der jetzige Herausgeber, nach Malesherbes
Tode, in der Einleitung ſeine eigenen, nicht unwahrſcheinlichen
Vermuthungen auf, welche vorzuͤglich auf Malesherbes vor⸗
trefflichen, anſpruchloſen, ſanften ſchonenden ‚Karakter , auf
Mangel an Zeit zu vielen tieferen Nachforfchungen und Berich⸗
tigungen „. welche die völlige Ausarbeitung diefes Urtheiles uͤber
Buͤffon erfordert haben wuͤrde, und auf! die kollegialiſche Ver⸗
bindung mit dieſem, da er im Jahre 1750 ſelbſt Mitglied der
Akademie der. Wiffenfchaften wurde, gegründet find. Auch die
ſchnelle und näglihe Wirkung, welche Buͤffous Wert in Ruͤck⸗
ſicht der Aufmunterung zum Stadium der Natur hatte, vers
hinderte unſern Verfaſſer, ſein Werk herauszugeben si da die
geringſte Folge einer ſtrengeren Beurtheilung Buͤffons doch
wohl geweſen fein‘ müßte, junge Naturforſcher in ihrem Eifer
fuͤr die Wiſſenſchaft zu ſtoͤren. Der Herausgeber erhielt eine
153
Handſchrift des Workes von einenn Frauenimmer⸗ welches die;
ſelbe zu eigenen Gebrauche hattet veranſtalten laſſen und jeßt,
da Buffon und Maleherbes beide toͤdt find, mag die gelohrte
Welt üben den Werth der Beurtheilung entſcheiden/ und nur
nicht dabei vergeſſen daß der Vetfaſſer, haͤtte er ſelbſt die
Idee der oͤffent lichen Bekanntmachung nicht fahren laſſen, das
Werk vollkommener und ausgearbelteter geliefert haben wuͤrde.
Zuerſt geht unſer Verfaſſer Buͤffons Behauptungen über
kunſtliche und natürliche Syſteme durch, und“ bemerkt nur vor /
laͤufig, daß die Ankuͤndigung einer allgemeinen und beſon⸗
dern Vaturgeſchichte/ von einem einzigen Manne, ihn fihon
mißtrauiſch gemacht habe; denn andete, als Hay und &ihne,
welche zwar auch alle drei Reiche der Natur bearbeiteten) haben
* bloß mit einem einzigen Geſichtspunkte beſchaͤftiget namlich
mit den karakteriſtiſchen Verſchiedenheiten Ser Arten unttrein⸗
ander, und mie der Nomenklatur; bei’ Buffons Plähe aber
erfordere jeder einzelne Theil ſeinen ganzen Mann Denibch
geſteht Malesherbes mie edler Freimuthigkeit/ daß in Ruckſicht
der Elegany des Styls und der tiefen Einſichten, in Büffons
Werke feine Erwartungen noch übertroffen ſeyen; dagegen fey
vieles bei der Genauigkeit der Thatfachen zu erinnern, welche
einem Werke, wie dieß, zur Grundlage dienen." Eine firenge
Beurtheilung ſey um fo nothiwendiger, da Buͤffon verſchiedene
berühmte Maͤnner, vorzüglich Linne, hart angegriffen Habe,
mit deſſen Werken er vermuthlich zu wenig durch genauere Lehr
rüse vertraut geworden ſey. Da nun Büffons Freunde und
Anhänger nicht fogleich "eine Beurteilung‘ feiner’ Meinungen
eſcheinen ſahen, fo behaupteten fie, niemand wage 8, es mit ihm
aufzunehmen, und das habe unſern Verfaffer bewogen; did Feher
zu ergreifen, wobei er aber bloß Wahrheit beabfichtige,
v4
In den Abhandlung uͤher die Art, Naturgeſchichte zu be
handeln und zu ſtudiren, behauptet Buͤffon, „alle; bisherigen
Methoden gſeyen mangelhaft und ſchlaͤgt ſeine eigene als. die
ſicherſte und einzig gute vorg ein allgemeines, Syſtem, eine voll⸗
kommene Methode zu finden, ſey unmoͤglich. Malesherbes
ſagt ſehr richtig; ein allgemeines kuͤnſtliches Syſtem laͤßt ſich
ſehr leicht geben, und die ſchon vorhandenen beweiſen das ohne
Widerſpruch ; auch iſt der Nutzen eines ſolchen kuͤnſtlichen Sy:
ſtemes ‚gar nicht zu. verkennen, in ſofern es naͤmlich bloß dazu
dient, das Studium zu erleichtern, eine, bequeme Ueberſicht zu
geben... Büffons Methode iſt dazu gar nicht geeignet; denn
theils nimmt er Kennzeichen an, welche wicht in der Sache
ſelbſt liegenz; theils folhe, die man nicht eher finden kann,
als bis man. den Namen des Naturkörpers weiß.) Dahin gehoͤ⸗
ren die Kennzeichen „ welche von ‚dem Gebrauche wer Körper
hergenommen find, welchen, wir von ihnen machen. Was, die
vollkommene, ‚Methode betrifft, ſo laͤßt fich ‚auch dieſe denken,
wenn Buͤffon darunter einer folche- verfteht , die nicht fehlerhaft
iſt, die ganze Natur begreift, und jeder Gattung (ſpecies)
ihren beftimmten Pla anweiſet; denn dazu darfiman nur fefte, -
unabänderlihe Kennzeichen aufſuchen, welche fich doch. wirklich
in der Natur finden. Eine vollkommene Methode, welche
ganz den Abtheilungen der Natur felbft ‘gemäß iſt, wo jede
Klaffe ;: jede Ordnung nur natürliche Familien enthält, laͤßt
ſich auch nicht abläugnen, wie Buͤffon durchaus thut, ſo lange
nicht mit Gewißheit alle erſchaffenen Gattungen bekannt find;
Freilich iſt unſer gewoͤhnliches natuͤrliches Syſtem ganz etwas
anderes; und doch finden wir ſelbſt hier, daß gewiſſe vorhau⸗
dene Kennzeichen des Eünftlichen Syftemes bei mehreren, Arten,
in manchen Fallen mit natuͤrlichen Familien uͤbereinſtimmen
©55
Yerignsr ne Rs ſeht vortheilhaſt/ wehn mehrere kuͤnſtliche
Sy ſteme gebildet werden) wert gerade das der ſicherſte Weg
iſt auf ein nat liches ya) kommen. Wenn Biffon eimben⸗
der, daß die Syſteme der Natur Zwang · anthum; und dieſelbe
willkuͤhrlichen Geſetzen unterwerfen ſo kann dieß die kuͤnſtli⸗
hen Syſteme nicht treffen weil die Urheber derſelben ſich
gar nicht um die Geſetze der Natur bekummern,/ ſondern nur
Zeichen aufſuchen die Natur erkennen. Die natuͤrliche
Methode leidet auch durch Jenen Vorwurf nichtz denn dieſe
Fan ja nur von ſolchen Beobachtungen der Natur entlehnt
werden, wo dieſelbe ſich offenbar ſelbſt gewiſſen Geſetzen Aum⸗
terworfen hat; Die Namenmenge iſt freilich eine Unbeguem⸗
lichkeit bei den Syſtemen; aber daran find) meiſtens die Ma—⸗
turforſcher ſelbſt ſchuld, welche immer nilr zu geru die binmal
angenommenen Namen verändern. Buͤffon "behaupten, die
Natur habe nicht immer nach einem Planer geärbeiter nm
die fid) "an eine. beftinmte Anzahl: von Gattungenngebun:
den; es ſcheine, daß \alles, was’ feyn koͤnne, wirklich ſey.
ea nun nicht zin leugnen iſt, daß die Natur auf mehre⸗
ven Wegen zu denfelben Zwecke gelangen kann; ſo iſt es doch
auch eben fo. gewiß, daß ſie gewoͤhnlich analoge Wirkungen
durch analoge Urſachen hervorbringe: jo erzeugt fie dieſelbe
Thierart immer durch Begattung gleicher Arten; nie aber
durch Anferung der Theile vom außen, Der metaphyſiſche
Grundfaß: alles, Was ſeyn kann „iſt, bedarf ſehr großer
Einſchrankuug; es laſſen ſich Gattungen denken, welche in
ſich ſelbſt garı keinen Widerſpruch enthalten, und ſich doch
nicht in der Natur finden, ı Buͤffon behauptet, die Natur
F Hehe auf unmerklichen Stufen vom vollkommenſten Geſchoͤpfe
on roheſten ungebildetſten Maſſe hinab, und man finde dieſe
156
Niancon ſowol Hin Nackſteht der 2072 als der Formen,
ver Bewegungen· und·Zeugungen aller) Art.’ Dagegen Tage
Mätesherbes: es iſt/ zwar nicht Ju Tengnen, daß die Eigenſchaf⸗
ten; welche einer: Vermehrung oder Verminderung faͤhig find,
in der Natur ſich ech Abſtufungen nähern; aber dieſe Stu⸗
fen haben doch auch ihre hewiſſen Graͤnzen. Die Naturfor⸗
ſcher muͤſſen ben den kuͤnſtlichen · Syſtemen nur auf Keunzei⸗
hen ſehen/ welche in der Quantitaͤt keiner Veraͤnderung ung
terworfen find. Wenn man Buͤffons Raiſonnement folgen
wollte, fo würden wicht allein alle natuͤrlichen Geſchlechter,
ſondern auch alle Gattungen zerſtort ſeyn; und doch iſt wohl
nichts gewiſſer, als die Beftändigfeit dev Gattungen. Baſtarde
machen’ gar keine Ausnahme; denn fie find individuelle Mißger
burten, unfähig eine Mittelgattung zu erzeugen. Das, was mau
im gemeinen Leben Gattutigen (Lpecies; oder in unſerer ge—
wöhnlichen Sprache Arten) nennt, find gewoͤhnlich nur Abarten
Auch Locke ſcheint an der Beftändigkeit der natielichen Gattun⸗
gen zw zweifeln; ſeine Behauptung laͤßt ſich aber vielmehr nur
auf kuͤnſtliche nominale Gatrungen, als auf naturliche be⸗
ziehen; denn er giebt zum Beiſpiele die Waſſervoͤgel und die
fliegenden Fiſche als Mittelgattungen zwiſchen Vögeln nnd
Fiſchen an. Aber daraus, daß ſich die ſogenannten fliegenden
Fiſche vermoͤge ihrer Floſſen, welche ein von den Fluͤgeln der
Voͤgel gänzlich verſchiedenes Werkzeug find, auf kurze Zeit
über "die Fläche des Waſſers erheben: koͤnnen, folgt doch in
aller Welt noch nicht, daß fie Mittelgattungen zwiſchen Vo⸗
geln und Fiſchen ausmachen! Dahingegen iſt die Aehnlich⸗
keit der Wallfiſcharten mit den Vierfuͤßern viel auffallender;
aber dieſe Aehnlichkeit kehrt die Ordnung der Natur doch
gar nicht um; es giebt Gattungen, welche eine ſehr auffallende
257
Aehnlichkeit mit einander haben, ohne daß man.besivegen die
Individuen der einen mit denen ‚dee anderen vergleichen-könnte,
Buͤffon ſagt; die kuͤnſtlichen Syſteme ſind nur MWörtenbicher,
eben ſo willkuͤhrlich, als die alphabetiſche Ordnung; die wahre
Methode aber iſt, vollſtaͤndige Beſchreibung und die genaue
Seſchichte jedes Dinges insbeſondere. Wenn man die ganze
Natur beſchreibt, ſo muß doch eine gewiſſe Ordnung beob⸗
achtet werden, das geſteht Buͤffon ſelbſt ss erh. bauet · alſo ein
neues Syſtem, nachdem er alle Syſteme hat zerſtoͤren wollen.
Um es recht ab ovo anzufangen, denkt er ſich einen Mens
ſchen, welcher mit dem vollen Gebrauche ſeiner Sinne und
Vernunft mitten auf die Erde geſtellt wird, von allen erſchaf⸗
fenen Weſen aber noch gar keine Kenntniß hats dieſer wird
num anfangen, zuerſt belebte und unbelebte Weſen, und son
dieſen letzteren vegetirende und nicht vegetirende zu unterſchei⸗
den von da zur Kenntniß der Luft, der Erde und des Waſ⸗
ſers/ und zu den dieſe drei, Elemente: bewohnenden Thieren,
Vierfuͤßern, Voͤgeln und Fiſchen uͤbergehen· Unter den Vier⸗
füßerm die, ihm nuͤtzlichen zuerſt, und dann von dieſen die
“ eigentlichen Hausthiere, ferner diejenigen Eennen lernen, ‚welche
mit ihm in demjelben Lande wohnen; endlich, wird ſich feine
Neugier auch bis auf. die fremden Thiere erſtrecken. Eben, fg
wird es; auch. mit den übrigen Thieren, Vögeln, Fiſchen us ho,
gehen. Und dieß fol nun die wahre Methode feyn! ‚Aber
hängt, denn hier. nicht alles bloß von dem Eigenſinne des, Men⸗
ſchen ab? laͤßt ſich hier wohl natürliche Analogie erwarten?
Buͤffon theilt das Thierreich ein nach den Elementen, welche
die Thiere bewohnen z das gaͤbe eigentlich ja nur zwei Klaſ⸗
ſen eine der in der Luft, und eine der im Waſſer lebenden
iere zaer anacht drei daraus, und unterſcheidet die, welche
158
füh-insdie Life erheben, von denen / wueicheran tdet Etde blet⸗
ben Alſo muͤßten die fliegen denn Inſekten Voͤgel die Mal
ſerinſekten Fiſche die ungeflͤgelten Duſekten Vierfuher ſeym
Welche Stelle-follensdenmiier2tmphibien einnehmen dieſe
verändern; ja nach dem ferſten Zeitruuuue ihres Lebens voft ihre
Refpientionsmerfzeiiergatyin.s Bru Froͤſche Eidechſen. Die
meiſten Sufekten werden wor Erdntzu Luſtbewohnernen ie,
gleiche «Drohungen: von Thieren bewohnen ganz verſchiedene
Elemente: als Erd⸗ und. Waſſerkaͤfer. Von dieſer erſten Ab⸗
theilung in Vierfuͤßer/ Voͤgels und Fifche,o will Buͤffon, daß
man zu ihrem Nutzen uͤbergehe; aber wie kaun man Kenn⸗
zeichen zum Gruude eines Naturſyſtems logen welche gang -
vom dem Eigenſinne der Mode abhangen ? Daun muß ja
wohl Hammel und Seidenwurm un ein Geſchlecht gehöre.
Eben ſo nichtig iſt der von der Haͤuslichkeit der Thiere nent⸗
lehute Eintheiſungsgrund. AIſt deun micht Amerika yektimit
allen unſeren Hausthieren bevoͤlkert? und haben dieſe nicht n
jenen. Ländern Meif ihre urſprunglichen Sitten wieder ange
nommen? — Auch die letzte Eintheilung in einheimifche °F
und fremde Thiere paßtsnicht; denn wir finden meiltens die "
jelben Geſchlechter in fremden Laͤndern wieder, obgleich die 2
Satfungen« von: den unfrigen verſchiedem ſeyn mögen Bien |
ſah auch ſelbſt zum voraus, daß man ihm das Mebeneinanderr
ſtellen ſſehr verſchiedener Gegenſtaͤnde vorwerfen koͤnne, nid
antwortet darauf: Iſt es nicht beſſer/ ſowol in einer! natur⸗
hiſtoriſchen Abhandlung, als in einem Gemaͤlde, und uͤber
haupt: irgendwo die Gegenſtaͤnde fo. zufämmenzuftellen; wie
wir fie in der Natur gewoͤhnlich fanden, als dieſelben zu
zwingen, nach einer willkuͤhrlichen Vorausſetzung nebeneinan
der zu ſtehen? Iſt es nicht beſſer, den vielzehigen Hund: auf
159
das einhufige- Pferd folgen zu laffen; als das Zebra, welches
wir ſo wenia kennen, und welches; Vielleicht mit dem Pferde
keine andere Aehnlichkeit hat, als den ungeſpaltenen Huf 7. da
bingegensder Hund dem Pferde gewöhnlich nachlaͤuft· «Man
verkeunt in seinem ſolchen Raiſonnement wirklich Buͤffon ganz;
Welche Vergleichung zwiſchen einem Gemälde: und einer natur⸗
hiſtoriſchen Abhandlung Wenn man fo gehen wollte, jo-
muͤßte man auch die verſchiedenen Hunde wieder trennen und
den großen daͤniſchen Hund, welcher vor dem Wagen herlaͤuft,
voranſetzen dann das Pferd: und nun den Pudelofolgenlaffen,
weil dieſer gewöhnlidyden Pferde feines Herrn nachfolgt. Und
wenn nun auch Buͤffons Methode für einen ſolchen Menſchen,
welcher noch von keiner Sache Kenntniß hat, die. befte ware⸗
was nuͤtzt ſie uns denn, die wir in ganz anderen Verhaͤltniſſen
leben !Naturgeſchichte kann nur im Ruͤckſicht auf andere Wiſ⸗
ſenſchaften und Kuͤnſte muͤtzlich werden, und da erfordert dies
ſelbe eine ganz audere Bearbeitung, als für einen ſolchen Men⸗
ſchen, der bloß aus Neugier, ſie treiben wuͤrde. Die Natur;
geſchichte in ihrer jetzigen Vollkommenheit iſt das Reſultat einer
ſehr vieljaͤhrigen Arbeit; ſollten wir uns denn nun des Vor⸗
theils ſelbſt berauben, die Erfahrungen unſerer Voraͤltern zu
benutzen, um wie die Kinder wieder anzufangen? — Es fraͤgt
ſich auch noch ſehr, ob der Gang, welchen Buͤffon bei ſeinem
Naturmenfchenvorausjegtz ſo ganz eintreffen würde. Males⸗
herbes bemuͤhet ſich, das Gegentheil weitlaufig zu zeigen ; doch
wurde ein Auszug davon hier zu viel Raum einnehmen. Wir
wenden uns daher ſogleich zu ſeiner Wertheidigung des Linnẽ
gegen Buffon. Letzterer behauptet, daß Linne's Eintheilung
geſammten Thierreiches in die bekannten ſechs Klaſſen voͤllig
t der Natur im Widerſpruche ſtehe, und ale Gegenſtaͤnde
Inn
—
160
verwirre, weil nach dieſem Syſteme die Schlangen zw den
Amphibien, die Krebſe zu den Inſekten, und zwar zu derſelben
Ordnung, als die Floͤhe und Läufe, und Muſcheln und Schnek⸗
Een zu den Wuͤrmern gehören, Was die Schlangeimbetrift,.fo
find manche derfelben wirkliche Amphibien, welche im’ Waſſer
und auf dem Lande zugleich leben; überhaupt aber. hat: Linne
nie behauptet, daß die unter diefe.Klaffe begriffenen Thiere alle
im Waffer und auf dem Lande zugleich) leben Finnen. Er hat
das Thietreich in fechs Klaſſen getheitt, und jeder Klaſſe ſolche
Kennzeichen gegeben, daß darin alle zu ihr gehörigen Ihiere
vollkommen übereinftimmen; die ganze Sache liefe alſo hier
auf einen Wortſtreit hinaus. Der Name Amphibien iſt nur
beibehalten, um einmal angenommene Benennungen nicht zu
ſehr zu veraͤndern. Die Benennung;: vierfuͤßige eierlegende
Thiere, paßt nur auf Linne’s’erfie Ordnung dieſer Klaſſe, und
wurde von andeten erfunden, um ſie von den vierfuͤßigen Saͤug⸗
thieren zu unterſcheiden; da Linnẽ aber, vermoͤge der großen Aue
logieen, dieſer Klaſſe die Schlangen noch zugeſellen mußte, ſo
waͤhlte er fuͤr beide Ordnungen einen gemeinſchaftlichen alten
Namen. Auch Eommt auf die Beſtimmung des Namens wer "
Klaſſe bei weitem nicht jo viel an, als auf die Geſchlechts—
namen; weil leßtere nur bei den Gattungsbenennungen immer
wiederholt werden, Eben jo geht es mit den Inſekten und
Krebsgattungen, Ein Inſekt iſt, nach Ariftoteles, ein Thier,
deſſen Körper in Ringe abgerheilt iſt; bei Linne Aber begreift
diefe Benennung die Thiere, derem Bruftftück (corcelet) mit
einer Enochenz oder: hornartigen Bedeckung überzogen, und
deren Kopf mit Fuͤhlhoͤrnern verfehen iſt. Nach dieſer Bedeu⸗
tung muß ein jeder die Krebsgattungen zu den Inſekten zählens
auch giebt es ja unter dem Inſekten folche, die fich in Hinficht
der
161
der Bedeckungen den Krebfen ſehr nähern; .z Bu. die. Spin;
nen, welche fogar die Haut zu gewiſſen Zeiten, wie die Krebſe,
abwerfen. Vielleicht ließen ſich aber aus den Thieren, welche
eine beſtimmte Veraͤnderung der Geſtalt erleiden, wobei nicht
etwa bloß die Haut gewechſelt wird, und aus denen, welche
bisher, zu den Juſekten gezaͤhlt find, und. bloß die, Haut ver:
‚ander, zwei Klaffen bildenz es; würden aber. dazu noch viele
{ Beobachtungen gehören, und felbft, wenn. es ſich thun ließe, |
ſo wuͤrde Buͤffons Vorwurf Linnẽ doch nicht treffen, da er
nicht allein rügt, daß Linnẽ die Oruſtacea uutet die Inſekten
gest, ſondern vorzüglich, daß er fie, mit Floͤhen und Läufer
in eine Ordnung gebracht habe. Buͤffon tadelt auch Line
daruͤber, daß er in ſeinem Syſteme die Schaalthiere und die
von den Alten ſo genannten weichen: Fifche, (Mollusoa ) zu
den Würmern gezaͤhlt habe. Auch dieſer Tadel iſt ungegruͤn⸗
bet; denn nicht jedes, Thier, welches in die, Klaſſe der Wuͤr⸗
mer gehört, wird deswegen Wurm genannt, „Dev Begriff,
welchen inan, fid) gewöhnlich von einem Wurme macht, liege
in der Meichheit und Klebrigkeit ſeines Körpers „im dem
Vermögen, ſich auszuftverfen ‚und zuſammenzuziehen, in der
„fehlenden ‚äußeren Schale, und. in dem Mangel ver aͤußeren
Gliedmaßen. Damit ftimmen die Kennzeichen der Thiere,
elche die, Alten weiche Fiſche nannten, überein; nur daß
dieſe Thiere entweder am ganzen, Körper, oder um ‚den Kopf,
eve Werkzeuge zu verfchiedenem Gebrauche befigen, Die
lten kannten hoch andere Erzeugniſſe des Meeres, welche
& von jenen unterfehieden, ‚obgleich fie weiche und. Elebrige
ubflanzen waren. Sie dienen ihnen für: Thiere zu wehig,
für Pflanzen zu viel Empfindung zu haben; daher wurs
fie Zogphyten genannt... Spaͤterhin zeigten ‚genauere Be—
1. Bandes 1, Stüf, g
162
obachtungen, daß diefe Zoophyten. wirklich. zu den Thieren
gehören. Mas: that daher Linne? — er machte eine Ord⸗
nung von ’eigentlich fogenannten Würmern (inteftina) , wo⸗
Hin die Regenwuͤrmer, Blutigel und Eingeweidewuͤrmer gezählt
wurden; und eine andere, welche die weichen Fifche und Zoo;
phyten der Alten enthielt. Nur zählte er zu diefer Ordnung
noch ein Geſchlecht, welches bisher davon getrennt war), naͤm⸗
dich die Wegfchnecke (lmax), welche von den Alten gewiß
auch zu den weichen Fifchen gezaͤhlt ſeyn würde, denn. fie
nicht außer dem Maffer lebte. Der einzige Unterfchied unter
wen “eigentlichen Würmern "und den weichen Fifchen \(Mol-
Jusca) find alfo die äußeren Werkzeuge der lekteren ; aber
dieſer schließe die in fo vielen anderen Nücfichten ähnlichen
Thiere von der Klaſſe der Würmer nicht aus; denn es giebt
‚Mittelgattungen, welche die eigentlichen Würmer und die
Mollusoa" eitrander nähern, wovon z. DB. die Wegſchnecke
seinen Beweis giebt; denn diefe hat nur die fogenannteh Hör: |
ner als. Außere Werkzeuge. Die Terhys und Holeturie find
‚gleichfalls Mittelgattungen. Auch finder man in dieſen beiden
Ordnungen gewöhnlich die Hermaphroditen. Auch die befons
‚dere Art der Fortpflanzung durch Theilung beftätiget die Aehn⸗
lichkeit mancher Gejchlechter aus diefer Klaffe. Dak Linne
die Schalthiere in eben die Klaſſe gefekt Habe, würde Buͤffon
unmöglich ſo ungereimt gefunden haben, wenn er nicht dieſe
Thiere vorzüglich nur aus KonchylienSammlungen kennte.
Dent die Bewohner diefer Gehaͤuſe find doch ſeht den ver;
ſchiedenen Wurmgefihlechtern- Ahnlich. Linnẽ ſcheint bloß aufs
Gefaͤlligkelt fuͤr die Konchyliens Liebhaber eine beſondere Ord⸗
nung daraus gemacht zu haben; Bei den Vierfüßern ‘geh
Buͤffon eben ſowol von demfelben Grundfake aus, und irre
+
163
ſich in der. Bedeutung des Namens, welcher jeder Ordnung
gegeben iſt; er glaubt nämlich, daß Linne alle die zu. der
Orbnung ferae gehörigen Ihiere als wirklich wilde oder reif:
ſende Thiere angefehen; habe, da er doch umgekehrt nur hätte
ſchließen füllen, daB die meiften der unter den, feris begriffe-
nen Thiere veißende feyen. "Eben fo geht es bei anderen weitz
amfaffenden Ordnungen, als pecora u. f. w. Ich begreife
wohl, fagt der Verfaſſer, daß. Buͤffon, wenig. an die. Metho⸗
den der Naturforſcher gewöhnt, und ohne viel über die Grund⸗
ſaͤtze diefer Methoden nachgedacht zu haben, fich nicht vorftel-
len mochte, dag man unter eine Ordnung mit dem Titel
jumenta andere, als wirkliche Laftthiere habe bringen Eönnen,
u. ſaw. Aber das begreife sich nicht, wie er, nach der Ueber:
fiht der unter diejer Ordnung ſowol als unter den anderen
" Dfonungen begriffenen Gattungen, nicht wenigftens auf die
Bermuthung gekommen ift, daß diefe Benennung, jumenta,
im Spfteme eine ganz ‚andere Bedeutung haben. fünne, wie
im gemeinen: Leben. Wenn man auch in der That noch fo
wenig Achtung für Linne hätte, jo würde man ihm doc) wer
nigftens den gefunden, Menſchenverſtand nicht abfprechen En:
nen; und ber müßte doch wahrlich, feinen Funken davon be;
EZ
fißen, welcher das Schwein und das Nashorn für Laftchiere,
und den. Hirſch oder Damhirſch für Hornvieh ausgeben wollte,
Dieß allein hätte Buͤffon bewegen jollen, fein Urtheil aufzu—
ſchieben, und erſt das Syſtem, welches er angreifen wollte,
genauer zu unterſuchen. Er wuͤrde dann bald gefuͤhlt haben,
daß ſeine Kritik nur auf eine Benennung fiele, welche noch
dazu ſehr gleichguͤltig ifts weil man irgend. eine, andere Ber
nennung unterfchieben kaun, ohne daß das Syſtem im minde;
ſten dadurch litte, und daß Linne ‚die von ihm angewandten
8? z
164
Benennungen definirt, und mit dem Lejer über die Beden
tung, welche er denfelben beifegen wilf, übereinfommtr Auf
ferdem find aber Büfons Kritiken auch oft falſch; fo fat er
z. B. man ſollte nie gedacht haben, daß Hunde ind Katzen
zu den reißenden Thieren zu zählen ſeyen; und es iſt doch
ſehr zu glauben, daß wenn er ſich auf eine von den amceri⸗
kaniſchen Inſeln verſeßt fände, wo man Hunde zuruͤckgelaſſen
Hat, die daſelbſt verwildert find, und ſich fo vermehrt haben,
daß es ihnen an Nahrung mangelt, er der erfte feyn würde,
der Linne’s Scharfblick loben mäffe, daß er den Hund unter
die reißenden Thiere geordnet habe. Die meiſten Naubthiere
find aus Nothwendigkeit, ſich Nahrung za fihaffen, fo wild
geworden; denen, welche es nicht find, fehle es an Stärfe
und Kühnheit, oder fie find von Menfchen nach und nach
gezaͤhmt, und haben dann ihre urſpruͤnglichen Sitten abge:
legt. Buͤffon greift Linne auch über feine Ordnung glires
an, und ſagt, er fehe nur eine einzige: Rattenart, "welche ein
Siebenfchläfer Cloir) fei; das heiße ja aber nur mit dem
Worte glires fpielen, womit Rinne feine dritte Ordnung ber
zeichnet hat, Die Siebenfchläfer find von einigen Naturfor⸗
ſchern glires genannt; andere haben ihnen den Namen mus
avellanarum' major gegeben. "Der le&tere hat die Oberhand
behalten, ſo daß der erftere heut zu Tage: für jenes Thier
ganz verworfen iſt. Linnẽ hat geglaubt, ſich deſſelben zur
Bezeichnung derjenigen Ordnung der Wierfüßer bedienen zu
koͤnnen, unter welche der Siebenfchläfer wirklich mit“ begrifz
fen iſt; und indem er dieſe Benennung amvendet, giebt-er die
Drfinition davon. Man kann alſo nicht ſagen, daß er aus
allen Arten feiner Ordnung Siebenfchläfer gemacht habe, denn
der Stebenfchläfer macht nur eine Art derjelben aus, und iſt
ha 165
*
unter feinem allgemein angenommenen Namen- aufgeführt.
‚a mehr. feheinbarer Einwurf betrifft eine Anzahl von Arten,
deren Namen Linnẽ Andern zu wollen ſcheint, weil ev daraus
Arten von einigen ſchon unter anderen Namen bekannten Ge:
ſchlechtern macht. Aber dieſer ſcheinbare Fehler findet im
Grunde nicht Statt, wenn man den Geiſt der Nomenklaturen
durchaus faſſen will. Niemand iſt noch je ſo unvernuͤnftig ge⸗
weſen, zu verlangen, daß man im gemeinen Leben einen Eſel
nicht mehr Efel, und eine Kae nicht mehr Katze nennen ſolle.
Schon mehr als einmal iſt bemerkt worden, daß in den Familien
der Pflanzen und Thiere, welche weitlänftiger find, als die der
Vierfuͤßer, man analoge Arten bei einem einzigen Namen, mit
Hinzufekung eines Nebenwortes zur Unterfcheidung, nennen
muͤſſe, um die zu große Vervielfältigung der Namen zu vers
meiden. &o benennt man ja felbft alltäglich im. gemeinen
Leben, ohne an Klafififation zu denken, verfchiedene Arten
mit bezeichnenden Nebenwörtern, als graue und rothe Rebhuͤh—
ner u. f.w. Wenn die von den Nomenklgtoren zur Bildung
ihrer Geſchlechter feftgefesten Grundfäge fie zwingen, zwei
Gattungen ‚ deren befondere Namen einmal angenommen find,
it einem einzigen Namen zu bezeichnen, ſo wird diefer Name
mmer nur gegeben, um den Grundfägen treu zu bleiben, und
m das Syſtem vollftändig zu machen; man erwähnt. aber
en diefem Namen forgfältig des einmal befannten. Das
Sinne, fo wie andere Naturforfcher, gethan. Er behauptet
ht, daß der Luchs eine Kate, oder der Eſel ein Pferd ge—⸗
t werden folle; fondern daß zwilchen Luchs und Kae,
erd und Eſel hinlängliche Nehnlichkeiten Start finden, um
Hals Gattungen deffelben Gefchlechts anzuſehen. Ueberdieß
es fonderbar, daß jemand, der fih für einen Naturforſcher
166
äusdiebt, es lächerlich finde, dag man aus dem Wolfe und
Fuchſe Hundegattungen, und aus dem Luchfe eine Katzen⸗
gattung mache, da doch der Bauer ſelbſt, welcher Wolfe und
Süchfe, oder der Bergbewohner, welcher Lüchfe zu fehen ger’
wohne ift, von jeher diefe Aehnlichkeiten bemerkt hat. Mat
wuͤrde es Hielfeicht eben fo wenig fonderbar finden, zu Tagen,
daß der Efel eine Gattung von Pferden fei, wenn man nicht
gewoͤhnlich Thon eine genau verſchiedene Vorftellung von diejen
beiden Thieren hätte, ehe man den Begriff von einer Gattung
fernt. Wenn 5. D. die Efel fich nur auf den Kuͤſten von Gui⸗
nen faͤnden, fo wiirde man gewiß in allen Reifebefchreibungen |
leſen, es gäbe in Guinen Pferde, welche von grauer Farbe,
fleiner, und mit längeren Ohren als unfere Pferde verfehen
find. Auch kann man es Büffon nicht hingehen laſſen, wenn
er fagt: daß ein fo allgemeines Kennzeichen, als das von den
Brüften bei der Abtheilung der Vierfüßer hergenommene, doch
wenigſtens allen Bierfüßern zukommen müffe, da man doc) jeit
Ariftoteles wiffe, daß das Pferd feine Brffte habe; denn fürs
erfte machen die Brüfte in Linne's Syfteme Fein allgemeines
Kennzeichen der Eintheilung der Vierfüßer aus, denn das allge:
meine Kennzeichen find die Zähne; und wenn er bei zweien ſei⸗
ner Ordnungen das Kennzeichen der Brüfte hinzugefügt hat, To
iſt dieß ein überzähliges Kennzeichen, welches er nur angiebt,
um bemerkbar zu machen, daß diefes Kentizeichen Bei zivei Far
milien mit dem der Zähne zufammenhänge, Er hat auch bei der
Feſtſetzung einiger Gefchlechter das Kennzeichen der Brüfte,
aber nur in Verbindung mit mehreren anderen, angewandt, fo
daß man es auslaffen kann, ohne das Syftem mangelhaft zu
machen. Ueberdieß fehlen ja bei der Stute die Brüfte nicht,
und wenn man im Allgemeinen fagt, das Pferd hat Feine
107
Bruͤſte, ſo heißt das fo viel, als weder. Hengft, noch Stute,
haben Brüfte, denn Pferd iſt ein nomen collectivum für. beide.
Die einzigen wirklichen Fehler, welche Büffon getadelt hat,
betreffen die ſchuppige Eidechſe, das Nashorn und die Spitz⸗
maus; dieſe hatte Linnẽ aber ſchon in einer neueren Ausgabe
von 1748 verbeſſert, und Buͤffons Werk erſchien doch, erſt 17495
ev hätte das alſo wohl anmerken koͤnnen. Man koͤnnte Linne
die Verſchiedenheit in den Ausgaben ſeiner Werke zum Vorwurf
machen, nicht als ob es nicht ſchoͤn wäre, feinen Fehler zu erken⸗
nen, fondern weil mancher von einem Schriftſteller verlangt, daß
er. fein Werk nicht eher dem Publikum übergebe, bevor, er. die
Sehler deffelben verbeffert hat; aber dagegen kann man immer
fagen, ‚daß viele Leute dann nicht ihm würden haben nacharbeis
ten Eönnen ; daß zum Fortichreiten der Wiffenfihaften. vielleicht
ſolche lebhafte, unternehmende Köpfe eben. jo nüßlich find, als
die langjameren, welche jene berichtigen. Ray, welder von
den Naturforichern fo. ſehr geſchaͤtzt wird, hatte beinahe mit
Linne gleichen Sarakter; er. ſchrieb beftandig, und. verbeflerte
in. den letzteren Ausgaben, was ihm, in dem erſteren entgangen
war, ſo daß fein von Dillenius nachgeſehenes Syſtem jeßt
unter allen übrigen. eine, Stelle verdient. Auch ‚die Behaups
tung, daß die Alten weit mehr von der Naturgeichichte der
Thiere und Mineralien gewußt haben, als wir, wird von Mar
lesherbes, wie billig, hinlänglich widerlegt. Daß feit der Vers
- faffung-diefes Werkes und feit, Linne's Tode manche neue zoolo⸗
gifche, Entdeckungen noch Berichtigungen und nothwendige Abz
änderungen in Linne’s Spftemen veramlaffet haben, ift befanne
genug; dod) find diefe in der gegebenen Anzeige nicht berührt
worden, weil fie ſich bequemer in einer Eünftig vielleicht erſchei⸗
nenden Darſtellung zuſammen betrachten laſſen werden, we
168
Beſchreibung eines neu entdeckten Wafferinfefte;
von A, A, H. Lichtenftein. .
Da das Archiv für Zoologie und Zootomie ohne
Zweifel auch kurze Aufſaͤtze über neu entdeckte Thiergattungen
und Thierarten aufnimmt, welche, aus Mangel an hinlänglis
hen Beobachtungen, noch nicht völlig Eönnen befchrieben wer⸗
den: weil doch wenlgſtene die Anzeige ihres Daſeyns, jo wie
auch eine rohe vorläufige Befchreibung ihrer vornehmften Theile,
Merkmale und Eigenichaften, andere Naturforſcher aufmun—
tern Finnen, die ihnen etwa vorkommenden Gelegenheiten zu
" näheren Unterfuchungen über dieſelben Gegenftände zu benutzen;
fo erkuͤhne ih mich, hiemit eine noch ſehr unvollſtaͤndige Nach⸗
richt über ein kleines Waſſerinſekt dem Publikum mitzutheilen,
damit diejenigen, welche zu der genaueren Aufſpuͤrung dieſes
merkwürdigen Thierchens etwa möchten Gelegenheit, Luſt und
Geſchicklichkeit haben, veranlaffet werden, durch’ ihre reiferen
Hemerkungen etwas Wefentlicheres zur Bereicherung der Thier⸗
geſchichte, in Hihficht auf dieß neu entdeckte Mafferthierihen,
boizutragen, als ich es bis jetzt zu leiften im Stande bin. Da
für, daß ich nicht etwas Triviales fuͤr neu und noch bisher unbe⸗
ſchrieben angeſehen Habe, welchen Fehler ſonſt ſolche Beobachter,
die, wie ich, mehr Freunde und Liebhaber, als eigentliche,
tiefgrändfiche Kenner der Naturhiftorie find, leicht und oft
begehen, — dafiir, Sage ich, kann ich mich auf das Zeugniß
des beruͤhmten Herren Profeſſor Fabrieius in Kiel berufen, der
das Infekt, wovon ich reden will, im Sahre 1798 bei mir in
Hamburg ſahe, als er im Anfange des Maimonats bei feiner
Durcheeife nad) Paris mich befuchte. Diefer große Inſekten⸗
kenner erklärte geradezu, daß er das ihm von mir gezeigte
I {69
Waſſerinſekt ganz gewiß in ſeinem ganzen Leben niemals, weder
In natura, noch in irgend einer Abbildung, geſehen habe; und
daß er es (falls es nicht vielleicht die noch unbekannte Larve
einer wahefcheinlich zu der noch fo verworrenen Gattung Mo-
noculus gezähften, oder dahin als neu zu rechnenden Inſekten⸗
art fei) nothwendig für ein bis dahin völlig unbekanntes, und
zuvor niemals beobachtetes Genus anerkennen müffe. „Er mun—
terte mich mit vieler Theilnehmung dazu auf, über ein fo aͤußerſt
merkwuͤrdiges Thier wiederholte genaue Beobachtungen anzus
- fielfen, und die Ehre zu erlangen, eine ganz neue Inſektengat—
tung in Deutfchland "zu entdecken, welches anjest, da Erde,
Luft und Waffer von vielen und forgfältigen Entomofogen
alfenthalben durchſucht find, alferdings ein fehr feltenes und
kaum zu erwarteudes Glück feyn würde. Meine Amts: und
Dttveränderung hat, außer einigen anderen bald anzufuͤhrenden
Umftänden, mich verhindert, diefen Auftrag jenes berühmten
Syſtematikers gehörig ins Werk zu richten, Mir bleibt für jetzt
nichts uͤbrig, als’ eine, Bis auf die inneren Freßwerfzeuge nach,
fehr genaue, von dem Herrn Profeffor Suhr in Hamburg vers
fertigte, Zeichnung jenes Inſekts, und was ich davon im Ge⸗
deachtniß Behalten habe; denn meine vielen anderen, von der
Naturgeſchichte fehr weit entfremdeten Gefchäfte machten es
mir damals unmöglich, meine Beobachtungen alsbatd fchriftlich
aufzuzeichnen. Inzwiſchen hoffe ich mich der Hauptumftände
noch mir hinlänglicher Genauigkeit und — gkeit erinnern
zu koͤnnen.
Ich ſammelte im Aprilmonat des Jahres 1798, aus einem,
rechter Hand am Wege von Hamburg nach Eppendorf, auf
einer Wiefe, befindfichen ftehenden Sumpfe, der mit dem An:
"fange der Sommerdirre in den erften Tagen bes Junius
*
gewoͤhnlich auszutrocknen pflegt, und alljaͤhrlich im Fruͤhling
unzählige Waſſerinſekten, unter andern auch Schaͤfers fiſchfoͤr⸗
migen Kiefenfuß (d. i. den cancer ſtagnalis des Linnẽ, oder
den gammarus ſtagnalis des Fabricius) enthält, eine große
Menge von Eleinen Wafferfiöhen (monoculus Linn. , entomo-,
ſtrac. Mülleri), um damit Polypen zu fuͤttern. Einſt hatte
id), ein großes Blumenglas, worin viele Millionen diejer Ihierz
hen geftorben und verfault waren, unbeachter. vernachläfigt.
Da id) das abſcheulich ſtinkende trübe Waſſer weggießen wollte,
fo ward id darin, zu meinem Erftaunen, einiger, kleiner Inſek⸗
ten gewahr, die lang und ſchmal, und bis auf zwei Paar queck⸗
ſilbergraue dunkle Kuͤgelchen, völlig durchſichtig waren. Sie
erhielten in einigen Tagen: die Länge von beinahe Zoll. So
Körper beftand aus 11 Abjchnitten, davon der erfte den Kopf,
und der legte den Schwanz ausmachte; die neun mittleren nahe
men allmählig an. Dice und Lange ad. Am Kopfe waren die
Augen, wie aud) zwei Paar palpi,, deutlich zu bemerken,
Fuͤhlhoͤrner konnte man gar nicht gewahr werden; die Kinnz
laden waren fehe ſchwer zu erkennen. Sie lagen unterhalb der |
Augen hinter den palpis, welche durch eine ſchnelle, bejonders |
an dem größeren vorderen Paar, merkliche Bewegung die aus
Eleinen eirunden, in der ftinfenden Faͤulniß lebenden, den In—⸗
fufionsthierhen ähnlichen, Wuͤrmchen bejtchende Nahrung der
Mundoͤfnung zuführten.. Die, jene Mundöfnung zunaͤchſt ums
gebenden, Freßwerkjeuge oder Kinnladen waren in beftändiger
ſchneller Bewegung, und fehleche zu erkennen, daher fie. auch
in der fonft fehr fleißigen Zeichnung des Heren Profeſſor Suhr
völlig verzeichnet find (f. die Abbildung bei d). Gleich bei der
Mundöfnung diefes Thierchens, deſſen innere Theile, bei der
vollkommenen Durchſichtigkeit des Ganzen, völlig eben fo ſicht⸗
171
bar find, als die aͤußeren — fange, die ziemlich weite Speiferöhre
Jan, die'vielleicht, wenigftens an ihrem unteren Ende, die Stelle
des Magens vertritt. Man fieht in derfelben deutlich die einge:
ſchlungene Nahrumg, die dunkelfarbiger ift, als der kryſtallweiße
Körper des Thierchens ſelbſt, hin uud hergeben; doch nicht
weiter, als bis zu den beiden vorderen quedfilbergrauen Kugeln.
‚Diefe an Farbe und Glanz äußerft ſchoͤnen undurchfichtigen
Theile haben eine auffallende Achnlichkeit mit den ſogenannten
Augen verfchiedener, zu der Gattung monoculus gerechneten,
Fiſchlaͤuſe, z. E. des monoculus piscimus, monoe. Argulus,
u. a. mi, und fcheinen mit der Speiſeroͤhre ſowol, als mit der
langen, die Stelle des Herzens vertretenden Pulsader, und
auch mit den Lungen des Thierchens, in genauer, unmittelbarer
Verbindung zu ſtehen. Sollte einmal ein ſcharfſinniger Natur;
ſorſcher diefes merkwuͤrdige Inſekt unter fkärferen microlcopiis
compohtis beobachten; jo wird er manche unerwartete Aufs
fehtüfe über die anatomiam et phyfiologiam comparatam
der Inſekten geben koͤnnen. Die ganz vollfommene, dem rein:
ſten Kryſtall oder Waſſer völlig gleichfommende Durchfichtigfeit
des ganzen Übrigen Körpers wird ihm erlauben, die Struftur
alfer inneren Theile und ihren Zufammenhang mit den allein
nur opafen zweien Paaren queckfilbergrauer Kugeln deutlich zu
erblifen, und daraus fruchtbare Folgefäge für den ganzen Mer
chanismus des Körperbaues. aller Inſekten überhaupt und ber
ſonders ähnlicher Waſſerinſekten herzuleiten. Es ift keinesweges
zu vermuthen, daß unſer bisher beſchriebenes Thierchen yur
| allein in jenem Sumpfe bei Hamburg follte vorhanden ſeyn;
fondern es ift vielmehr Außerfe wahrfcheinlich, daß es fich in
jedem mit verfauften animalifchen Körpern ſtark angefülften
Waſſer befinde, und namentlich jederzeit zum Vorſchein kommen
f
=
172
werde, wenn man die fogenaunten Wafferflöhe, d. i. den Mor
noculus pulex und ähnliche Thierchen in Sumpfwaſſer ſterben
und verfaulen läßt, Doch ich kehre zu der angefaugenen Ber
fchreibung zuruͤck. Von den beiden vorderen und größerem
queckſilbergrauen Kugeln (Fig. B g) läuft ein. dünner Darm (bh)
als Fortjegung des, gerade unter jenen Kugeln zu einer Art von
Magen erweiterten Darmkanals aus dem zweiten Abjchnitte des
Körpers bis zu der Mitterdes dritten Segmentes fort, wo die
Gedärme wieder dicker werden, und in einer geraden Linie (1),
wie es fheint, ganz einfach bis zur Oeffnung des Afters (m)
fortlaufen. Die weitere Fortfegung des Darmkanals bis in
den mit einem einfachen Bart befranzten Schwanz (n) iſt ein
bloßer Zeichnungsfehler. Gerade oberhalb des Afters liegen die
beiden unteren und zugleich Eleineren queckſilberfarhigen uns
durchfichtigen Kügelchen, welche, nad) der Analogie mit, den
verwandten Wafferinjekten, Eierfäce zu feyn jcheinen. Sollten
fie diefes wirklih, und zwar in einem folchen entwickelten: Zu⸗
frande, feyn, wie man fie bei dem weiblichen gammarus ftagna-
lis, und bei den Weibchen der mehrejten Eleineren Monoculus-
Arten antrift; fo koͤnnte unfer Inſekt unmöglich eine Larve fi
fenn, ſondern es muͤßte nothwendig die vollfiändig entwirkelte
and evwachjene Geftalt eines Inſekts feyn, yon deſſen ganzer
Gattung noch Feine einzige Art, aufer diefer hier noch ſehr un⸗
vollfommen. bejchriebenen, einem juftematifchen Beobachter por
Augen gekommen iſt. Ob es aber eine Larve ſey, oder nicht,
das kann ich darum nicht entſcheiden, weil ich beidemale, da
‚ich dergleichen Thiere auf oben erzählte Art im ſtinkend faulen
Waſſer gefunden hatte, alle Eremplare zu früh verlohren habe.
Das erſtemal zernichtere ich fefbft. die ganze Bryt wider meinen
Willen, indem ich nur Ein Exemplar wiederfand, da ich das
23
Maffer, um ein ſolches zum Zeichnen! zu erlangen, burch ein
aarſieb goß. "Das anderemal wurde das ſtinkende Waſſer,
welchem ſich aufs neue dergleichen Thierchen erzeuget hatten,
urch einen Jrrthum weggeſchuͤttet, und ic) erreichte abermals
einen Endzweck nicht, die voͤllige Entwickelung dieſes Inſekts
bis zu ſeiner volllommenen Größe abzuwarten. Da ich hernach
wiederum neue Wafferflöhe aus dem befagten Sumpfe, zu abers
U maligen Beobachtungen uͤber mein merkwuͤrdiges, neu entdeck⸗
tes Shierchen, holen mollte,ıfo war derjelbe, fo wie alle ähır
liche feehende Suͤmpfe, durch die Sominerhitze bis auf den letzten
I) Tropfen ausgetrocknet; und ich verfäumte es, mit dem Staube,
Il det auf dem Grunde zuruͤckgeblieben war, einen Verſuch zu
!| machen, ob ich etwa durch Anfgießen von Regenwaſſer eine neue
Brut won Monoculus-Arten, darnach aber alsdann durch
deren Berfaulung nochmals jene die Fäulniß bemohnenden Sr
| fekten gewinnen möchte." Sch hätte diefes um ſo viel mehr
Igewuͤnſcht, "damit ich durch ſtaͤrkere Vergrößerungen die Beſchaf⸗
fenheit der langen, die Steffe des Herzens vertretenden Puls—
Jader (a), welche an dem Orte, wo bei den rothbluͤtigen Thierz
klaſſen das Ruͤckgrad liegt, vom Kopfe bis zum Schwanze fort:
laufe; imgleichen der, unterwärts des Darmkanals, an beiden
| Seiten des Leibes liegenden Lungen, welche allerdings durch
kelne ſichtbaren Luftlöcher mit dem Waffer,. darin das Thier
bein Verbindung ſtehen, haͤtte anſtellen koͤnnen. Dieſe
eobachtungen ‚muß ich) (andern Naturfreunden überlaffen,
che etwa den Verſuch machen wollen, ob fierin dem mit
tfauften Monoculis angefüllten Waffer ähnliche Inſekten
alten ‚woran ich Faum zweifle, daß es einem’ jeden, der mit
gleichen Verjuchen umzugehen weiß, gelingen werde, rein
fon nur einen Sumpf iteife, worin die ‚Eier jener Inſekten
174.
vorhanden find; welche ſich erſt hernach bei Entftehung der
Faͤulniß entwickeln. Da das’ Thierchen die Eleinen eirunden,
den Snfufionsthierchen ähnlichen, Wuͤrmchen zur Nahrung
gebraucht, welche zu der sallerdings noch ziemlich unbeſtimmten
Linneifchen Wurmgattung Chaos: zu vechnen wären, jo ſchlage
ich vor, bis zur näheren: Erörterung der Oekonomie und Ger
ſchichte diefes von mir zuerft bemerften Inſekts, woraus erhellen
möchte, ob und was für ein befannteres Inſekt ſich daraus etwa
entwickelt, dvemfelben den Gattungsnamen Chaoborus zu geben,
Zum Trivialnamen der Art wäre vielleicht Antifepticus pafr
end, weil das Waffer, ſobald fich jene Thierchen darin häufig
erzeugen, und die eirunden Infuſionsthierchen verzehren, fichtz
bar feine Faͤulniß verliert, und wiederum ganz frifch und trink—
bar wird. Ich wuͤnſchte, daß ein Naturforfiher, der am Bord]
eines Schiffes auf einer weiten Seereiſe befindlich iſt, einmal
in dem faulen, allmählig von feldft wieder trinkbar werdenden
Waſſer nach meinem Infekt ſuchen möchte, welches allerdings
bei feiner geringen Größe und völligen Durchfichtigfeie nur von
vorzüglich feharfen Augen kann erblickt werden, Sollte es fich,
wie ich vermuthe, dort finden, und das Waffer feinem Daſeyn
und der durch ihn verurjachten Hinwegzehrung jener Wuͤrm⸗
chen, die wir, der Kuͤrze wegen, Infuſionsthierchen nennen
wollen, die Wiedererlangung der Trinkbarkeit verdanken; ſo
wäre meine Entdeckung, obgleich fie nur ein beinahe unſichtba⸗
vos, in der ſtinkenden Faͤulniß dem Icharfjichtigen Auge der
Naturforſcher bisher entichlüpftes Inſekt betrift, für die Teleor
logie und animaliſche Naturoͤkonomie nicht ganz umvixhtig.
Selbſt der Scheidefünftler. koͤnnte vielleicht mittelbar, dadurch
auf die Spur geleitet werden, das Entftehen und Verſchwinden
der. Faͤulniß im Waſſer vollfommener zu erklaͤren. Doch wi
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‚Zeit wird es lehren wie viel von dieſen Hypotheſen wahr ſey.
Ich verbuͤrge Bloß die Exiſtenz und Nichtigkeit der rohen vurz
lauftgen Beſchreibung meines fürs erſte Chaoborus antilepti-
eus genannten Inſekts. Sollte es mir einmal wieder zu Ger
ficht kommen, jo werde ich es mir zur Pflicht machen, in dem.
Achiv für Zoolögie ze. naͤhere Nachricht davon zu erteilen.
elleicht werden einige ungläubige Zweifler ſelbſt das Dafeyn
m ines Thierchens, wenn es auch Fabricius bezeuger, hinweg:
gen. Sch werde mich leicht darüber durch Licero’s Aus:
t ch troͤſten: Opinionum commenta imminuit (lies; verita-
5 jüdic
ı ER
ia confirmat.
*
Puꝝ3
7 Hachpricht von einem aͤußerſt ſonderbaren, neu
entdeckten Säugethiere: Platypus anatinus.
Es muß dem eifrigen ſyſtematiſchen ‚Naturforfcher in der
hat fehr erfreulich feyn, zu vernehmen, wie ſowol in den
eftehı einer prändamitifchen Schöpfung, als’ auch in der noch
benden und thätigen Reihe der Thiere alfer Klaffen noch ims
er’ von Zeit zu Zeit neue unerhörte Gattungen aufgefunden
erden, welche in der Folge fo manche Life unferer Sufteme
oc) ausfüllen Eönnen; uns aber dabei auch immer an die
roße Wahrheit erinnern muͤſſen; daß es naͤmlich noch lange
(ht Zeit ſey, über die Möglichkeit oder Unmoͤglichkeit und
nftatthaftigkeit eines natürlichen Syſtemes abzuurthein. Die
finden in diefen Blättern mehr als einen Beweis für den
) angel unferer bisherigen Kenntniſſe in Ruͤckſicht der Voll
mdigfeit der Reihe der thierifchen Schöpfung; und wer ver:
} ” zu beftimmen, in welchem Zeithaume wir zur Kenntnis
{
\ 176
aller Gattungen nur. von irgend einer Klaffe gelangt ſeyn w
den. Zu viele Hinderniffe liegen, im, Wege diefer muͤhſame
— ſeyn. ng aim 89° bi ach |
Das nen entdeckte hier, töelches den Gegenkand: diefer
Zeilen ausmacht, kommt aus Neuholland, einem, Lande mw t
es im Inneren noch wenig unterſucht iſt, und, von woher, fü
noch eine reiche zoologiſche Erndte hoffen „laßt, Das einzig
bis jetzt davon bekannt gewordene Exemplar dieſes <hierg
befindet fich gegenwärtig in der Sammlung des Herrn Dobfi 0 }
zu London, welcher wegen der Verfertigung außerordentlic
fauberer Planzenpräparate bekannt if. Das Thier hat gal
feine Zähne, fondern nur an, den Seitenrändern des, Unterkie
fers fägenförmige Einſchnitte; es muß daher wohl zu Sinne’
Ordnuug, Bruta, gezählt werden; es kommt in Niickficht des
sanzlichen Mangels eigentlichen Zähne, den Ameifenfreffern am
naͤchſten; hat aber doch wieder.in,allen übrigen Stuͤcken fo, viel
Abweichendes, dab es fuͤglich ein eigenes Geſchlecht bildet,J
welches Plattfuß (Elatypus) getauft iſt, und deſſen Kenn
zeichen ‚in einem entenſchnabelfoͤrmigen Maule und in den
Schwimmfuͤßen (Os anatinum; Pedes palmati) beſtehe
womit dieß Thier verſehen iſtz woher es denn auch den G
tungsnamen: P. anatinus, oder entenmaͤuliger Plattfuß,
erhalten hat Die, Bildung des Maules iſt in der That fü
verschieden von jedem anderen Säugthiere, und die Aehnlie ⸗
keit deſſelben mit einem Entenſchnabel fo auffallend, daß man
beim erſten Anblicke ſehr natuͤrlich auf die Idee gerathen mu J
ob nicht etwa durch betruͤgeriſche Kunſtgriffe ein wirkllchet
177
daß es ſchwer halte, den Betrug zu entdecken *). Oberhaut,
Geſtalt und Verhaͤltniſſe, fägeförmige Einſchnitte, Art der
Eröffnung, alles ift dem Schnabel der Löffelaans, oder einer
anderen breitſchnabeligen Entengattung, ſo vollkommen gleich,
daß ſich die Londoner Raturforſcher nur nach der genaueſten
und ſtrengſten Unterfuchung überzeugen konnten, es: fei wirk—
fi) der Schnabel oder die Schnauze eines Vierfüßers. Shaw
fagt in der 118ten Nummer des naturalift's miscellany;
woraus die beigefügte Kupfertafel Tab. IV. und die Beſchrei⸗
bung diefes Thieres entlehnt fer » Bei einem fo außerordentr
nlichen Gegenftande, als der, wovon hier die Rede it, muß
„ein ziemlicher Grad von Zweifelfucht nicht allein erlaubt,
„fondern fogar lobenswerth ſeyn; und ich ſollte vielleicht ger
„ſtehen, daß ich beinahe meinen eigenen Augen in Nücficht
„der Bildung des Schnabels diefes Thieres nicht traue;
F „jedoch muß ich fagen, daß ich gar Eeinen Anfchein von Eünft
„licher DBerfälfchung erkennen kann; die Kander der Oeff⸗
„nung, die Anfesung des Schnabels u. f. w., fcheinen nach
„dem Aufmweichen in Waffer, wobei jeder Theil vollkommen
» beweglich wurde, durchaus natärlid) zu feyn. Selbſt bei
„der allergenaueften Unterfuhung durch erfahrene Zergliederet
„fand ſich in diefer Hinficht kein Betrug,”
*) Golde Berrügereien find für die Wiffenfchaft von großem Nach:
‚heile, geben oft zu langen, zeitverderbenden Kontroverfen Anlaß, und
fouten eremplarifch befiraft werden. Sch kenne noch tebende Narutalienz
handler, weiche fid) nicht fhämen, manche Naturprodukte zu verfälfchen,
nd unwiſſende zu hintergehen. Hieher gehört auch die von Allsmand abs
gebildete Eünfttiche Affenhand ans Vints Sammlung, deren Unächtheit
KLamper bewiefen hat, ©. deffen Abhandi. über den Orangı Utang, Düffel-
dorf, 1791, ©. 196 u. fg.
2. Bandes 1. Stück, M
178
Tas den Er des Thieres — ſo iſt derſelbe fi
gedruͤckt, und hat im Kleinen einige Aehnlichkeit mit. deu
Fiſchotter; er iſt mit febr, dicken, weichen, biberartigen, —
maͤßig dunkelbraunen, unten gelblich⸗ weißen ( fubformugineous
white) Haaren bedeckt. Der Ropf, iſt etwas flach ” und
eher Elein ‚als groß; das Maul oder die Schnauze iſt, wie
ſchon oben bemerkt, dem Schnabel ‚einiger breitfehnabeligen
Entenavten ſehr ahnlich; rings um die Wurzel diefes Schna⸗
bels iſt eine platte, kreisrunde Haut, welche unten etwas
breiter oder länger ‚als oben, naͤmlich unten beinahe— Zoll,
oben etwa 5 Zoll. breit. Der Schwanz it platt, ‚wie der
Körper behaart, etwas. kurz und ftumpf, mit einem faft ziveis
ſpitzigen Ende; an der Wurzel breiter, gegen die Spike hin
allmaͤhlig abnehmend, ungefähr drei Zoll lang, und mie dem
Körper von gleicher Farbe, Die Länge des ganzen Thieres ®
vom Ende der. Schnauze bis zum Ende des Schwanzes iſt
dreizehn Zoll; die Laͤuge des Schnabels anderthalb Zoll. Die
Beine ſind ſehr kurz, in eine breite Haut. fich endigend,
welche an den Vorderfuͤßen ſich beträchtlich weiter erftreckt,
als die Klauen an den Hinterfüßen,. aber nur bis zur Wurs
zel der Klauen oder Nägel geht. An. den Vorderfuͤßen ſind
fuͤnf ſtarke, gerade Klauen mit ſcharfen Spitzen; die belden
aͤußerſten etwas kuͤrzer, als die drei mittleren. An den Hin—
terfuͤßen ſind ſechs Klauen, welche länger und etwas mehr
gekruͤmmt ſind, als an den Vorderfuͤßen; die aͤußere Zehe
und Klaue ſind betraͤchtlich kuͤrzer, als die vier mittleren; die
innere oder fechste Zehe ſitzt weit höher ‚hinauf, als, die uͤbri⸗
gen, und gleicht einem ftarken, fiharfen Sporn, Die Beine
find ſaͤmtlich oben behaart; die DVorderfüße oben und unten
nackt, die Hinterfüße aber oben behaart, und nur unten
A
179
nackt. Die inneren Kanten des Unterkiefers (welcher fhma:
fer al6 ser obere if), find fägenfdrmig oder mit hahlreichen
Streifen gefurcht, wie bei den Entenfchnäbeln. Die Nafens
löcher find Klein und rund, und fisen etwa 4 Zoff vom Ende
des Schnabels, ungefähr 3 Zoll von einander abftehend. Von
Zähnen ift gar feine Spur vorhanden, Der Gaumen ift
weggenommen, feine aber dem einer Ente aͤhnlich geweſen
zu feyn; auch die Zunge fehlt dem Eremplare. Die Ohren
oder Gehoͤrloͤcher liegen ungefähr einen halben Zolf weit hin—
h ter den Augen; fie erfcheinen wie ein Paar eirunde Löcher,
; 3 Zoll im Durchmeffer; ein äußeres Ohr iſt weiter gar nicht
vi. Huf dem oberen Theile des Kopfes fiegen an jeder Seite,
ein wenig hinter dem Schnabel, zwei Fleine eirunde, weiße
Stecken, in deren unterem Theile die Augen, oder wenigftens
die Theile fisen, welche dem Thiere geriffermaßen zum Se;
ben dienen; denn aus der Dice des Pelzes und ver Kleins
heit diefer Organe kann man fchließen, daß fie zum deutlichen
Sehen nur wenig gefchieft, und wahrſcheinlich denen det
Maulwuͤrfe ähnlich feyn, ja vielleicht gar unter der Haut lie:
gen müffen (wie dieß auch bei der Slindmaus, Mus-typhlus,
der Fall ift, 7.) ; denn der ganze Durchmeffer der Höhlen,
worin fie gelegen haben, ſcheint nicht über einen Zehntheil-
Zoll groß zu feyn.
Wenn man die ganze Geftalt, und vorzüglich den Schna-
bel und die mit Häuten verfehenen Füße diefes Thieres ber
trachtet, jo ergiebt es fich leicht, daß daflelbe in wafferreichen
1 Gegenden leben, fih an den Ufern der Flüfe, oder über:
Haupt unter die Erde eingraben, und fih von Wafferpflanzen
und Thieren nähren muͤſſe. Dies ift alles, was man bie jest
mit Grunde vermuthen kann; Einftige, in dem Vaterlande
M 2
180
des Thieres angeftellte, Beobachtungen: werden uns hoffentz
lich weitere Erläuterung ‚geben, und ung mit der Narurge:
ſchichte eines Thieres bekannt machen, welches von allen aͤbri⸗
gen Vierfůßern ſich ſo ſehr unterſcheidet, und Zfen⸗ Dar
merfung fo auffallend beftätiget, daß nämlich alles, was der
Natur möglih war, von derfelben auch wirklich hervor,
gebracht fei.
Was übrigens den Geſchlechtsnamen, Platypus, betrift,
fo ift dieſer auch ſchon einem Käfer gegeben worden , und.
wäre daher, um Verwirrung fo viel als möglich zu vermeis
den, bei der einen- oder anderen Klaffe abzuändern ; man Eönnte
ja diefes neue Säugthier eben fo ‚gut Dermipus, vautfuß,
nennen, bis fernere Nachforſchungen zeigen werden, ob zu
dieſem Geſchlechte ſich noch mehrere Gattungen finden, und
ob diefe auch mit folchen großen Schwimmhaͤuten verſehen
feyen, welches ſich ‚bei dem ſchnabelfoͤrmigen Maule wohl ver
muthen ließe, da-diefes auf Nahrung aus dem Waffer bin;
beutet.
Yw.
en.
"Nachricht von dem Leverfchen jest Parfinfonfchen
J Muſeum zu London und von dem ſeit 1792 dar—
uͤber herausgegebenen Werke. Vom Herausgeber.
Sir Afbton Lever brachte mit großen Koſten eine der
ſchoͤnſten naturhiſtoriſchen Sammlungen zufammen, welche aud)
berdem einen beträchtlichen Vorrath von Kleidungen, Werk:
zeugen und Kunftwerfen wilder Nationen enthält; das zoolo⸗
giſche Fach iſt am reichlichſten bedacht; weniger vollftändig iſt
das mineralogiſche, und von vegetabiliſchen Produkten ſieht
man faſt gar nichts. Ich will zwar dem Urheber dieſer Samm⸗
lung wiſſenſchaftliches Verdienſt nicht abſprechen, aber man
ſieht dem Ganzen an, daß es mehr auf Pracht und Augenſchein,
als auf ſyſtematiſche Vollſtaͤndigkeit angelegt ſei. Dieſe Liebe
zur Pracht, welche oft in kindiſche Spielerei ausgeartet iſt, wie
wir nachher ſehen werden, mogte auch wohl mit Urſache ſein,
daß der Sammler am Ende mehr angewandt hatte, als ſein
Vermoͤgen erlaubte, und daher bei der Regierung nachſuchte,
die ganze Sammlung durchs Loos veraͤußern zu dürfen. Ein
gewiſſer Herr Parkinſon hatte zwei Looſe, jedes zu einer Gui⸗
nee genommen, und gewann darauf die ganze Sammlung. Es iſt
dieſelbe jetzt in Albion's place Blackfriars in einem. bequemen
Gebäude aufgeftelle, naͤmlich rechter Hand, wenn man von. der
City her, über Blackfriars Brüce gefommen if, Das Gebäude
‚hat feine Stockwerke, nur in der Mitte iſt eine große Notonde, f
f deren innere Gallerie man vermittelft einer Treppe gelangt,
Bon diefer Rotonde gehen mehrere Gänge ab ‚ aus denen man
"beiden Selten in Säle und kleinere Gemaͤcher tritt, welche
melih mit Naturalien oder Kunſtwerken angefülle find,
Licht fAlle in die große Rotonde ſowohl als in die allermei;
Bandes 1. Stüd, DI;
152
ften der kleineren Gemaͤcher, durch große in den Dächern flach⸗
liegend angebrachte Feuſter ein, und thut eine ſehr gute Wir⸗
kung; nur der erſte Gang daͤucht mir nicht hinlaͤnglich erleuchtet.
Was die zoologiſchen Schaͤtze dieſes Muſeums betrift, ſo
nimmt die Klaſſe der Voͤgel unſtreitig den -erften Platz ein.
Dieſe ſtehen oben und unten in der großen Rotonde; ſo daß die
groͤßeren unten, die kleineren oben hingeſtellt ſind. Das Ganze
macht einen herrlichen Eindruck. Die Voͤgel find faſt durchger
hends gut geftelle und gut erhalten. Unter den größeren fallen
vorzüglich der Albatreß, Flamingo, die fchönen chineſiſchen
Pfauen, die Penguins und andere auf, unter den Eleineren die
unendliche Neihe von Papagayen mit ihren ungemein lebhaften
Farben. Sn Latbanıs Ueberficht der Bögel von Bechſtein
überfeßt, findet man oft bei den feltenften Gattungen auf das
Leverfche Mufeum vertiefen.
In einem der erfien Zimmer, ehe man zur Notonde kommt,
feehen die Affen, unter anderen Simia Hamadryas. Die meis
ſten übrigen find zum Theil durch Verkleidung in Nachtwächter,
Schneider, Barbierer, Schufter u. |. w. unfenntlich gemacht;
eine Spielerei, welche in der That fich mit wiffenfchaftlichem
Zwecke ſehr übel verträgt. Die übrigen VBierfüßer ftehen in dem
legten Saale. Vorzuͤglich auffallend find hier der Löwe, Eis—
bar, Tiger, ein fehr Schöner Wolf, das Nilpferd, Elenn und
der Elephant, welche lefteren drei unter einem Schuppen im
Hofe ſtehen. Auch Käfer und andere Inſekten werden in dies
fen legten Saale aufbewahrt; aber dieje find weit von. der
Vollſtaͤndigkeit entfernt, welche ſich doch bei diejen kleineren
Thieren leichter als bei anderen Klaffen erhalten läßt. Meh—
vere Schlangenhäute find hier plattgedruͤckt und in ziemlich nar
türlichen Windungen unter ‚Glas und Nahmen aufbewahrt;
u u ee ee Seen he u Er
183
ein guter Wink für den, welcher den inneren Bau diefer Thiere
zu unterfuchen, und doch auch das äußere Anfehen zu erhalten
wuͤnſcht. Noch find vorzüglich mehrere getrocknete wohl erhal:
tene Fifche merfivärdig, welche Cook von feiner leßten Reife
mitbrachte,' und die vielleicht noch nicht einmal fammtlich ber
kannt ſiud.
Dieß Muſeum kann zu jeder Tageszeit fuͤr Geld beſehen
werden. Der Einlaßpreis war vormals eine halbe Krone
(etwa zwanzig Groſchen); nachher hatte Madam Damer die
von ihr gearbeitete Statue des jetzt regierenden Koͤnigs dort zur
Schau aufgeſtellt, und um recht viele Zuſchauer herbei zu
locken war der Preis bis auf einen Schilling (acht Grofchen)
herabgeſetzt. Wie es nad) dem Sahre 1796 geworden jei, weiß
ich nicht. Auperdem'ift auch für den, der nicht bloß die Samım-
lung flüchtig bejehen, fondern auch mit Muße ſtudieren will,
die fehr bequeme Einrichtung der Subfeription getroffen, welche
bei mehreren öffentlihen Sammlungen gebräuchlich iſt, wo
man nämlich ein für allemal eine Guinee bezahlt, und dafür ein
s ganzes Jahr lang täglich, fo lange man will in der Sammlung
verweilen kann. Die nähere Auffiht der Sammlung ift einem
Deutfchen, Namens Stöfiger, anvertraut, welcher aber Fein
großer Naturforſcher zu fein ſcheint. Die Sammlung wird
noch immer vermehrt, wobei aber freifich mehr anf in die Au—
gen fallende Stüce als auf wiſſenſchaftliches Intereſſe gefehen
wird, welches wohl zum Theil mit nothiwendig ift, um das
Londoner Publitum anzulocen und in der Gewohnheit zu
‚erhalten.
Das Werk, welches unter dem Titel: Museum Leveria-
num ‚von D. Shaw ausgearbeitet, auf des jekigen Beſitzers
Parkinſon's Koften herauskommt, enthält die merkwuͤrdigſten
N
13%
Gegeuſtaͤnde dieſer Sammlung abgebildet, und mit einer latei⸗
niſchen und engliſchen Erklärung begleitet,» die außer dem
Character ‚generieusy Ipeeikcasy uud einigen. Synonymen,
noch kurze Nachrichten von der Bildung, Lebensare und dem
Daterlande, der Thiere enthält, In den fünf Heften, welche
mir bis jeßt zu Gefichte gekommen find, finden ſich nur [Bier
füßer ‚und Bügel abgebildet. Das Chamäleon iſt das einzige
von den Amphibien, , Sm ganzen find die Abbildungen nicht zu
toben, ‚obgleich, von ungleiche MWerthe, fo daß einige seine
Ausnahme machen. Vielen Abbildungen fieht man das’ fteife
des Ausſtopfens an; andere find ſchlecht illuminirt; andere
nicht genau, genug in Ruͤckſicht Elein ſcheinender, aber doch fuͤr
den Naturforscher bedeutender Umſtaͤnde. Daber ift dns Ganze
doch ſehr theuer. > Wenn ic) wicht jehr irre, ſo bat auch vers
muthlich aus mehreren diefer Urfachen das Unternehmen länge
aufgehört; denn das fünfte Hefe-ift;von 1793. Die fünf Hefte
enthalten ſechszig Quarttafeln und zweihundert acht und vierzig
Seiten Text,
Y
mn
ap
p Sranzöfifche Eitteratur ”).
1 ze graph ie.
Histoire des Insectes des environs de Paris, par Geo Troy:
Nouvelle edition, consideräblement augmentee d’un
Supplement. II Voll. in 4. avec figures coloriees d'après
"nature, 30 Fr., en noir 24 Fr. Vulland et Remend.
Histoire naturelle de la Montagne de St. Pierre de
Maestricht, avec la charte topographique des lieux et
44 planches gravees par les meilleurs artistes, d’apres
les dessins de Marechal, par B. Faujas-St.- Fond. gr. in$.
Son aus des unvergeffichen Campers Schriften find die merk:
wuͤrdigen Meberbleibfel der vormaligen zoologiſchen Melt zun Theile
befannt, welche fih auf dem Vetersberge bei Maſtricht finden.
Faujas hatte durch Camper ſelbſt vieles davon gehoͤrt, und machte
Daher 1795 eine Reife dahin, um ſich mehrere Monate lang dort auf:
zuhalten. Er Eaufte die fehöne Sammlung des verftorbenen Hoff⸗
mann für die Republik. Auch verkaufte ihm Godin den berühmten
Krokodillſchaͤdel vom Petersberge, welchen er dem armen Hoffman
gerichtlich abdifputire hatte, obgleich dieſer ihm mehrere Tage lang
in der Grube bearbeitete und ihn mit vieler Muͤhe unbefchädiat an’
Tageslicht brachte. - Aber er war gerade unter dem Boden gefunden,
welcher Godins Eigenthum mar. Er ließ auf Vermittelung von
Marmus den andern Krokodillſchaͤdel des Taylorfchen Mufeums
zeichnen, und macht alles diefesnun öffentlich befannt. Das ganze
Werk ift beendiget, mird aber heftweife ausgegeben. Bei den Schnal:
ihierverfteinerungen ift Lamark's Klaſſifikation angewandt; auch die
—
KFãugt an vom Ende des Jahres 1798, und ſoll vegeimäßia fortgeſeht
werden.
186
Madreporen und andere Seekoͤrper find ſyſtematiſch befchrieben. Das
Ganze enthält neun Lieferungen, wovon die erfte im Februar oder Ven—⸗
tofe dieſes Jahres ausgegeben turde. Jede Lieferung, die monatlich
erfcheint, Eoftet, Text und Tafeln zufammengenommen, 8 Franken.
Die geologifchen Gegenfände der fammtlichen Hefte find folgende:
Heft I. Tafel 5, foffiler Schädel des Krokodills, welcher jegt im -
Parifer National: Diufeum ift, vier rheint. Zoll lang, wurde 1780
am Metersberge ausgegraben. Tafel 6. ‚Ein eben folcher Schädel
aus dem Taylorſchen Kabinette, Heft II. Tafel 7. Abgefonderter
Dberkiefer diefes Thieres in natürlicher Größe, nach dem Camper:
fchen Exemplare gezeichnet. 8. Neun große vollkommen erhaltene
foffile Wirbelbeine. 9. Eilf Wirbelbeine mit walzenförmigen Fort
fügen. 10. Acht Wirbelbeine mit eckigen Fortfäken. 11. Ein
gut erhaltener Oberfchenkel. 12. Ein vollkommenes Schulterblatt.
Heft III. 13. Obertheil einer fehr großen Schildkroͤtenſchaale, deren
Analogon ſich im indiſchen Ocean findet. 14. Desgleichen. 15. Des⸗
gleichen, noch größer. 16. Geweihe vom Elenn oder einem fehr
Nahe verwandten Thiere, mit drei Anomien auf einem Gteine.
17. Noch ein Geweihe derfelben Art, mit einem deutlichen Schild:
Erötenfnochen. 18. Ein Theil eines Hirfchgeweihes, oder von einem
dem Hirſche fehr ähnlichen Thiere, HeftlV.ı9. Mehrere Haifiſch⸗
sähe, und andere Zähne von Fifchen und Amphibien. 20. Andere
Zähne und Gnumenfüce von Fiſchen, Sepienfihnäbel u. ſ. w.
21. 22, 23.24. Verſteinerte Schaalthiere. Heft V. enthält Schaal⸗
thiere und Meerigel. Heft VI. Belemniten, Meerfierne, Madre
goriten. Heft VII. Sehr feltene und. unbekannte Madreporiteit,
Zubiporiten und Keteporiten.. Heft VIII. 43. Nilfiofodill, auf
einer doppelten Matte geftochen. 44. Skelett eines Krofodills von
gleicher Gattung und Gröge, auf doppelter Platte gefiochen, aus
dem naturhiftorifchen Muſeum zu Paris. (Das Driginalız Fuß lang.)
45. Dberfchenkel, Schulterblatt und Beckenknochen deffelben Kroko⸗
dills in natürlicher Größe. 46. Krokodill vom Ganges oder Gavial,
auf doppelter Platte. 47. Skelett des Kopfes vom Gavial, nach
dem Originale von Brugmanns in Leyden. 48. Schädel deſſelben
187
Krokodills von oben und von der Seite, nach Campers Original—
zeichnung. Doppelte Platte, Heft IX. 49. Foſſiler Schädel des
Gavial, in den Altorfer Marmorbrüchen gefunden, nach dem Duis
ginal im Muſeum zu Darmfladt gezeichnet. Doppelte Platte,
50. Eben die Schädelgattung aus dem Manheimer Muſeum. Dop—
pelte Platte. 51, Kleines, dem Gavial fehr verwandtes, Krokodil,
welches aber einen weit mehr verlängerten Schnabel hat. 52. Zähne
verſchiedener Krokodillgattungen. 53. Köpfe und Kiefer des Kroko—
dills vom Nil und vom Ganges, und des Thieres von Maftricht,
zur Mergleichung nach einer gemeinfchaftlichen Skale nebeneinander
gefiellt. 54. Schöne Zeichnung des Kopfes vom foſſilen Maſtrichter
Krokodille, von Marechal.
Man finder alſo hier wichtige Beiträge zur Geſchichte dieſer
Dhiere; doch find die Abbildungen meiſt nicht beftimmet genug und
nicht fo fanber gearbeiter, als man wuͤnſchen Fönute.
Histoire naturelle par Buffon. Nouvelle edition, formant
59.252 volumes in 18° avec fig., mise dans un nouvel
ordre par le cit. Lacepede. Premiere livraison , Il Voll.
5fr.2oc. Saugrain. Seconde livraison, 11Voll.3fr.20c.
Troisiemelivraison, II Voll.
Die erfte Lieferung enthält den erften Theil der Theorie der Erde
und den erfen Theil der Vierfuͤßer. Die zweite Lieferung enthält den
smeiten Theil der Theorie der Erde und den erften Theil der Voͤgel.
Der dritte dem dritten Theil der Theorie der Erde und den zweiten
Theil der Vögel,
Auch diefer Ausgabe fol zu Folge eines nachher erweiterten Pla-
nes, die Gefchichte der Amphibien, Fiſche u. f. w. von Lacepede
bearbeitet, folgen. Selbſt die Pflanzen, wenigſtens die dem Men:
ſchen in irgend einer Hinficht nüslichen, follen abgehandelt werden.
\ Hinter den Bögeln folgen Lacepedes ſyſtematiſche Neberfichten der
Vierfüßer und Vögel; diefe Heberfichten enthalten ſehr vollſtaͤndig
die Synonymen und die Eitate der Befchreibungen nach Linn®s letz—
ter Ausgabe. Alle Monat erfcheinen zwei Theile.
188
Histoire naturelle de Buffon, reduite à ce qu’elle contient
deplus instructif et de plus interessant. 10 Voll. gr. in 8.
Richard, Gaille et Ravier,
Die abitraften Grundfüse oder die Metaphyſik der Wiffenfchaft,
die anatomifchen Befchreibungen, verwickelte Berechnungen und
minder tefentliche Digreffionen find meggelaffen, um das Werk
mehr elementarifch und auch zum öffentlichen Ynterrichte anwendbar
zu machen. Das ganze enthält über zweihundert Kupfertafeln.
Histoire naturelle, generale et particuliere, par Leclerc
de Buffon. Nouv. edit. accompagnee de notes, et dans
laquelle les supplemens sont inseres dans le premier
texte à la place qui leur convient. Quvrage formant un
cours complet d’histoire naturelle, redige par €. S. Son-
nini. 60 Voll. gr. in. avec environ 1500 planches.
Der Herausgeber diefer neuen vollftändigen Ausgabe von Büf-
fons Werken, will im Texte durchaus Feine Aenderung vornehmen,
als daß die Supplemente an den Stellen, welche Buͤffon felbft an:
zeigte, eingefchalter werden ſollen. Wo es die Noth erfordert, follen
erläuternde Anmerkungen hinzugefügt werden. Die neuentdeckten
Vierfuͤßer und Vögel ſollen befonders apgehandelt werden. (Waͤre
es nicht weit zweckmaͤßiger geweſen auch diefe an den Orten einzu—
ſchalten, wohin fie nach Buͤffons Plan etwa gehören?) Endlich
follen auch, un das Merk wirklich allgemein und vollftändig zu
machen, die Amphibien, Fifche, Inſekten und Würmer, ja felbft
die Pflanzen abgehandelt werden; da aber zu einer neuen Bearbei—
tung diefer letzteren Theile eines und fogar mehrerer Menſchen
Leben nicht hinveichen wuͤrden, fo will der Herausgeber bei. jeden
diefer legteren Zweige der Naturgeſchichte eines der geſchaͤtzteſten
Werke diefer Art zum Grunde legen, und dabei alle neuen Ent:
deckungen benutzen und anführen. Jeden Monat erſcheint eine Lies
ferung, welche für die Subferibenten in Pappe geheftet, jeder Band
4 Franken, für die Nichtfubferidensen 5 Franken Eoftet, und aus
zwei Banden beſteht.
189
Die erſte Lieferung: erſchien am Ende des Julius 1799 (Ther-
midor an VII.) bei Düfart. Das ganze ift ein fehr nuͤtzliches Un:
ternehmen, und es ift zu wuͤnſchen, daß es mit. gehöriger Sorgfalt
‚ausgeführt und doch nicht zu langſam beendiget werden möge. ,
Be»
"Histoire naturelle de Buffon, classee par ordres, genres et
especes, suivant le systeme de Linne, avec les caracte-
res generiques et la nomenclature de Linne. Edition
ornee de 200 planches, representant environ 600, sujets
nouvellement dessindes par J. E. Deseve, formıant
2.826 Voll gr. in 18° impression de Crapelet.. .Deterville,
Man hat oft mit Malesherbes bedauert, das der fehönen Büf-
»fonfchen Auffiellung der Vierfuͤßer und Vögel die Linneifche Ordnung
fehlte; daher entfiand die dee, beide große Genies zu vereinigen.
Die bei genauerer Unterſuchung unintereffant gefundenen Bemerkun—⸗
gen und unnüs gemordenen Citate u. f. w., welche ohne dem We⸗
fentlichen des Merfes Abbruch zu thun, wegbleiben Fonnten, find
vH Caftel, dem Verf. des Gedichtes über die Pflanzen, aus—
geſondert; fo mie auch alles irrigbefundene weggelaffen, und alles
neuentdeckte hinzugefügt ift.
j Man kann in der That nicht ohne DVergnügen bemerken, wie
ſeldſt unter den Unruhen des Krieges und der noch immer auch im
Innern des Landes gaͤhrenden Partheien, doch der alte Geſchmack
der franzöfifchen Nation an der Naturgeſchichte ſich nicht allein
erhält, ſondern auch noch mehr verbreitet, wie in öffehtlichen
Lehranfialten vorzüglich auf Naturgefchichte Nückficht aenommen,
“und durch die eben angeführten Ausgaben des Büffonfchen Werkes,
das Anfehen und Gedächtnig diefes thaͤtigen Befürdererg einer fo
nüslichen Wiffenfchaft geehrt wird.
brégéẽ elementaire de l’histoire naturelle des Animaux,
‚par Lestiboudois, Vol, in 8. de 150 pages, 5 fr. Deroy.
Abrege el&inentaire de l’histoire naturelle des Animanx,
a l’usage de l’ecole centrale du Departeınent du Nord,
190
Etablie à Lille; gr. in 8. de 140 pages, 3 fr. Lille.
Jacques.
Zuerft allgemeine Begriffe, dann vom thierifchen Körper übers
Haupt, vom Menfchen, und endlich die ſyſtematiſche Eintheilung der
Thiere, nebft den Kennzeichen der Klaffen und Ordnungen. . Auch
diefe beiden Handbücher beftätigen dag oben gefagte.
Manuel pour servir ä l’histoire naturelle‘ des Oiseaux, des
Poissons, des Insectes et des Plantes. Traduit du latin
de J. R. Forster, par T. B. F. Leveille. Vol. in 8. de
468 pages. 6 fr. 25 c. Villier
Das Hriginal ift in Deutfchland bekannt genug; dieſe franzoͤſi⸗
ſche Ueberſetzung iſt vermehrt mit einer aus dem Lateiniſchen uͤber—
ſetzten Abhandlung von Murray über die Conchyliologie, und mit
beträchtlichen Sufißen aus den Werken von Aacepede, Juͤſſieu,
Camark, Cuͤvier u. a.
Abrege des proces verbaux de institut de Caire du Pre-
mier an, 26. Frimaire an VII.
Enthält unter andern eine Abhandlung von Gavigni über die
verfchiedenen in Unteraͤgypten beobachteten Thiergattungen, und über
die Urfachen, welche die Verfchiedenheit der Gattungen in biefer
Gegend haben hervorbringen koͤnnen.
Histoire abrégée des Insectes, par Geoffroy. Nouvelle
edition, corrigee et augmentee. Paris, an VII.
Die fcheint eine blofe Buchhändlerfpefulation zu ſein, mie dag
leider auch in Deutfchland zumeilen der Fall iſt; namlich ein neuer
Titel zu einem alten Buche: übrigens ift dieß Buch nichts weniger
als fehlecht, fondern nur in Wergeffenheit gerathen. Zufäge und
Berbefferungen habe ich nicht darin bemerkt;
}
j
191
Zoeptomie 0
Tableaux comparatifs de l’anatomie des Animaux do-
* ınestiques les plus essentiels à Vagriculture, tels que
lecheval, l’äne, le mulet, le beuf, le mouton, la
chevre, le cochon, le chien et le chat, ranges sur un
plan uniforme de classification propre à en faciliter
Vetude aux commencans, par J. Girard. ı Vol. in 8.
4 fr. 1799.
Ein fehr brauchbares Handbuch der Anatomie verfchiedener
Hausthiere, nicht allein für den Thierarzt, fondern auch für den
Naturforfcher überhaupt, da die Vergleichung diefer Thiere in Nücks
ſicht ihres inneren Baues dadurch fehr erleichtert wird. Vorzuͤglich
bat der Verfaffer aud) eine zweckmaͤßige Terminologie einzuführen
geſucht, indem er die Theile entweder nach ihrer Lage oder nach
ihren Befeftigungen u. f. w. benannt.
- Dissertation physiologique sur la nutrition du foetus,
consideree dans les mammiferes et dans les oiseaux,
par Leyeille. Brochure in 8. de go pages. ı fr. 50 c.
Villier. 1799.
} Schon in Nr. 24. des Bulletin de la Societe philomatique
von 1799 ift von demſelben Werfaffer eine Abhandlung über die
"Häute angezeigt, welche das Hühnchen im Eie umgeben. Sn der
vorliegenden Broſchure findet man weiter ausgeführte Ideen. i
Englifhe £itteratur
‚A Cabinet of quadrupeds, by John Church, Surgeon.
Pt. Let II. Fol. min.
Ein ſehr elegantes Werk, welches ſehr fein geſtochene Kupfertafeln
von vierfüßigen Saͤugethieren enthaͤlt, welche nicht illuminirt find.
Daneben ift eine englifche Befchreibung mit vorangefchickten Ge—
192
fchlechtsfennzeichen und Synonymen. Der Text ift zwar wohl vor⸗
züglich auf bloße Liebhaber der Thiergeſchichte berechnet, enthält
aber doch auch hin und wieder eine dem Naturforſcher willEommene
Hemerfung, und ift ausführlicher als bei anderen Werfen diefer Art,
als z. B. dem Leverfchen Muſeum und dem Naturalist’s miscellany.
Sowohl die Tafeln als der Tert find auf dem fehönften Welinpapiere
abgedruckt. Was den Funftlerifchen Werth der erfteren anbetrift, fo
find diefelben in einer angenehmen Manier bearbeitet; jedes Thier
feht in einer artig erfundenen Landfchaft, wobei der Zeichner fich
nur zumeilen ein wenig vergeffen bat, wenn er 4 B. im erften Theile
in die Landfchaft neben der gefleckten Hyaͤne, in der Ferne ein Paar
englifche Ochſen fest. Die Thiere felbft find nicht fteif, zumeilen
ein. wenig zu fehr manierirt, von Ybberfon gezeichnet, und die meis
ften von Toofey, nur ein Paar von Thomfon und Storer geſto—
chen. Die erfie Platte, welche den Hirſch enthält, ift vom Ende des
Sahres 17945 die leßte des zweiten Bandes, mit dem Kennthiere,
vom Anfange 1797. Ob das Unternehnen fortgehe, weiß ich nicht,
Seder Theil enthält zwölf Tafeln und das Ganze ift fehr theuer.
Ueberhaupt mehr für den Künfiler als Naturforſcher.
London printed by Cooper and Graham, for F. P, Nod-
der etc. The naturalist’s Miscellany, containing accu-
rate and elegant coloured figures of the most curious
and beautiful productions of nature etc., by George
Shaw. 8. 1799.
Noch immer erhält fich dieß Werk feit 1791 in feinem bleiben-
den Werthe, und liefert getrene und fchöne Abbildungen aus allen
Ordnungen des Thierreiches mit ihren natürlichen Farben illuminirt.
Außer dem Formate ift die Einrichtung des Werkes ungefähr ſo tie
bei dem Leverfchen Muſeum, enthält namlich engliſch und Lateinifch
den Gefchlechts und Gattungscharaffer, umd eine etwas weitere
Befchreibung, oder merfwärdige Eigenheit des Thieres; doch ge
draͤngter und Fürzer als im Leverſchen Muſeum. Monatlich erfcheint
ein Heft mit vier Abbildungen, der Preis jedes Meftes beträgt zwei
193
Schillinge (16: Groſchen), alſo jede Tafel etwa Hier Grofchen,
welches wohlfeil genug iſt. Die Tafeln ſind noch immer von Nod⸗
der, dem koͤniglichen botaniſchen Mahler.
ai Die Hefte vom Jahre 1799 enthalten folgende Abbildungen
Heft 113, ‚Oriolus haemorrhous; Sciaena cirrhosa; Rana bico-
$ lor; Monoculus apus, ‚114. Certhia venasta, eine neue Gat—
# tung von Gierra Leona; Cexihia viridi - aurea, fronte, ınento:
fasciaque pectorali violaceis, alis fuscis, abdomine Davo;
Falcia pectoralis violacea fubtus nigro cincta, rostrum pedesque
nigri. Ferner Nepa grandis; Anthias facer; Sphinx nerii,
115, Plotus melanogaster,; Helix ringens er carocolla; Leon-
chiurus barbatus; Alcyonium? botryoides, eine vermuthlic) neue
Gattung von Neuholland, vorzüglich von der Norfolk: Iufel,
Alcyon (Spongia?) favo-purpurascens, catile crasso stuposo,
superne ramoso, zamulis densissime congestis. 116, Lanius
collurio; Trachichthys australis, ein neues Fifchgefchlecht von
j Neuholland, welches unter Linnẽ's Ordnung Thoracici gehört, und.
dem Gefchlechte Perca am nächfien zu Eommen ſcheint. Der generis
ſche Charakter ift:
Caput antice rotundatum: oculi magni: osamplum, eden-
tulum, descendens.
" Membrana branchiostega radiis octo, quorum quatuor infe«
riores margine scabri.
Squamae scabrae: abdomen carinato-cataphraetum, ferner,
Nais proboscidea; Spongia Nabelliformis. 117. Certhia cha-
lybea; Epinephelus merra; Madrepora rosea; Scarabaeus ma-
eropus, eine neue von Francillon *) beFannt gemachte Gattung aus
5 Frandion, ein Gold⸗- und Eilberarbeiter zu London, befikt eine fehe
böne Sammlung vo nfekten, it aber auch weiter nichts als Sammler;
et gab 1795 die Abbildung diefes Kärers heraus, die zwar von Edwards fehr
ön gearbeitet aber doch gar nicht geeignet iſt, daß Eharakteriftifche deſſel⸗
en, die fangen Hinterfüße gusgenommen, zu zeigen. So if, 3. B. nicht
mal eine Abbildung von oben, oder von der Nückenfeite gegeben. So viel
> aus den zwei Figuren ſchließen läßt, gehört er zuldem Geſchlechte Melo-
ta, denn Linnkes Gefchlerhr, Scarıbasus, it befanntlich viel zu weis
faftend. *
194
Potofi; Scarabaeus scutellatus viridis nitens, sublus cupreo.
auratus, pectore porrecto, femoribus postieis erasissimis. 0%
gen der ungehenren Decken und auch Tangen Hinterfuͤße iſt diefer
Kifer der Kangurokäfer genannt; mahrfcheinlich dienen jene langen
Füße zum Springen. 118. Platypus anatinus, ein neues, aͤußerſt
fonderbares Gefchlecht von DVierfüßern, welches zu Linne's Brutis
gehört. ©. oben, Hippobosca hirundinis; Papilio Io,
Kurze naturhiſtoriſche und litterariſche Nachrichten.
Folgende Werke werben kuͤnftig erſcheinen:
Der Bibliothekar Fiſcher in Mainz wird Beobachtungen über
die Geftalt des, Zwiſchenkieferbeins, und die Befchreibung des für
Zootomie fo wichtigen Yarifer Nationalmuſeums herausgeben.
Blumenbach in Göttingen hat ſich ſchon laͤngſt mit der Aus:
arbeitung eines Handbuchs der vergleichenden Zergliederungsfunde
befchäftiget, an deſſen Herausgabe derfelbe nur bisher durch andere
Arbeiten verhindert worden it. Ein ähnliches Werk erfiheine von
Cuͤvier und Dümeril in Paris.
A. A Lichtenftein in Helmftedt bat eine fehr genaue Befchreiz
bung des Gefchlechtes Mantis ausgearbeitet, welche von Fabrizius
durchaus bewährt gefunden ift, und twelche der Werfaffer daher mit
fauberen Kupfertafeln herausgeben wird.
Der bekannte Naturforſcher Cuͤvier in Paris, arbeitet an
einen großen Werke über die foſſilen Thierknochen, welches eine
Menge von Kupfertafeln, und gewiß fehr -intereffante Nachrichten
enthalten wird, F
Denoven, der Verfaſſer des Werkes British birds etc.
wird eine Gefchichte ber brittifchen Schaalthiere herausgeben,
5 195
D. Shaw zu London, hat beinahe den erſten Theil ſeines
Syſtems der Naturgeſchichte beendiget, das Ganze wird zehn bis
zwoͤlf Theile enthalten
Sarnett will zu Glasgow, auf Subfeription, vermifchte Beob⸗
achtungen über verfchiedene Gegenſtaͤnde der Naturgefchichte, in
zwei Quartbänden herausgeben.
| Das von Borkhauſen angekündigte Werk über die Wügel
’ Deutfchlands mit farbigen Abbildungen, wird, nach einer Ankundis
gung von Job. Wolf, nit einem ähnlichen Werke dieſes Letzteren
in Eollifion Eommen, wovon bereits bei Srauenholz in Nürnberg
ein Heft erfchienen ift, welches Anfangs zwar nur für die in Franken
h brütenden Vögel beſtimmt war, nach der Abbildung diefer aber nun
auch die übrigen in Deutfchland einheimifchen Wögel begreifen fol.
Es ift zu wünfchen, daß diefe 'Collifion den wetteifernden Fleiß beider
| Herausgeber zu höherer Thätigkeit ſtimmen möge,
In vancouvers Entdecfungsreife wird ersählt, daß bei Nreits
holland, an der Südweftküfte, wieder ſchwarze Schwäne gefehen
worden feien ; fie waren fehr ſcheu: die Bruft und der untere Theil
der Flügel war weis. Die gemöhnlichen wilden Schwäne find grau,
vielleicht find jene nur eine Abänderung davon, übrigens haben fchon
mehrere ältere Neifebefchreiber diefe Thiere in Neuholland gefehen,
fo daß die Eriftenz diefer ſchwarzen Schwäne außer Zweifel geſetzt iſt.
Der bekannte Roſſi bemerkte im akademifchen Garten zu Piſa
mit Hrn. Cajetan Savi, dem Auffeher des Gartens, ein Maͤnn⸗
chen der Cantharis melanura mit einem Weibchen des Elater
niger, auf einem Pfirfichblatte zufammenhängen; als er den Elater
angriff, fuchte Die Canıharis ſich lofzumachen, aber vergebens. In
Diefer Lage tödtete fie Roſſi, um fie als ein Zeugniß diefer fonders
baren Begebenheit aufiuberwahren. Der Elater wurde beim Fangen
sufällig getödtet,
196
In der Sosierät der Naturgeſchichte zu Paris, hat Cüvier |
&ine weitlinfige Abhandlung über die Werfchiedenheit des Hirnes bey
allen rothblütigen Thieren vorgelefen. Das erfte Heft der Verhand—
Tungen diefer Gefellfihaft wird naͤchſtens erfcheinen.
In der Polytechniſchen Gefellfchaft zu Paris, las Cacepede
eine Nede über das Wandern der Vögel; dieß gefchah in der zehnten
Sitzung im Nationalpallafte der Wiffenfchaften und Künfte, am
aoften Floreal (gten Mai 1799).
Im Nationalinſtitute Ind Camark eine Abhandlung „über die
foffilen Schaalthiere, welche in allen bewohnten Gegenden unferer, |
Erde gefunden werden. - Kenon eine Abhandlung über das Kauen,
bei Menfchen, Pferden und Elephanten.
Todesfall
Vor kurzem farb hier der würdige Veteran Daubenron, deſſen
Verdienſte um Zoologie allgemein bekannt ſind. Er ſagte nicht lange
vor ſeinem Tode, als er mit zum Conservareur erwaͤhlt war!
„meine guten Mitbürger ſcheinen nicht zu ahnen, wie wiel ich zu
thun habe mich ſelbſt su eonſerviren.“ u
Paris, am 12. Fan, 1800,
Herausgegeben
von
C. R. W. Wiedemann,
Arznei- und Wundarzneikunde Doktor, Profeſſor am anato—
iſch-chirurgiſchen Kolleglum, ordentlibem Beiſitzer des Fuͤrſtl.
ber-Sanitats-Kollegiums zu Braunſchweig; korrespendirendem
itgliede der königlichen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Söttins
en, der naturforfchenden, wie auch. der forrespondirenden Geſellſchaft
x erste und Wunddrzte zu Jena; ordentlicbem Mitgliede der
naturforfchenden Geſellſchaft Weitphalens ; der mineralogifhen -
Gefelichaft zu Jena nnd der naturhifforifchen
zu Hannover Ehrenmitgliede.
‘
Erften Bandes zweites und letztes Stüd.
7
Mit ausgemahlten und ſchwarzen Kupfern.
Braunſchweig, 1800.
SGedruckt und im Verlage bei Karl Reichard,
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D er Inhalt dieſes zweiten Stuͤckes wird den Leſer
ehr, Abwechfelung gewähren als der des erften; auch
erhält ‚jener durch mehrere Beiträge verſchiedener Na⸗
ut forſcher hoͤheres Intereſſe. Der Herausgeber kann
eg: geündete Hoffnung machen, daß dieſes Intereſſe
bei den Fünftigen Stuͤcken noch mehr fteigen werde;
da er von mehreren der vorzüglichiten Naturforfcher,
runter felbft Ausländer mit begriffen find, die
Berfiherung und zum Theil fhon wirkliche Beweiſe
ätiger Theilnahme an feinem Unternehmen. erhalten
at. Wäre der Herausgeber bei der Verlagshand⸗
ung des erften Stüces geblieben, fo, würde dieß
veite Stüf, meldes nun, da deffen . Bogenzahf
mgleich ftärfer werden’ mußte, das legte des erften
% andes iſt, erſt auf Oſtern 1801 erſchienen ſein;
glaubre es jene Berlagshandlung nicht Jiefern zu
a2
iv \
— — RP Ta 5 0 ae BEN ze 2 sn
koͤnnen; dieſe Zögerung, die Entfernung bes Druc
ortes und andere von der Verlagshandfung ohne mei
Wiſſen unternommene Abänderungen in der Defonomii
des Ganzen, da die ganze Auflage auf Schreibpapie
gemad)t wide, ‚und „des ‚Finzgfnen,, bazgpehrere i
tereſſante Nachrichten fuͤrs erſte weggelaſſen und eige
mächtig bis zum zweiten Stuͤcke verſpart waren, habe,
mich bewogen, einen anderen Verleger zu fuchen, wa
bei das Publikum, wie ich hoffe * * Fall
winnen fol: 0 al N nadlf 1asl
Mit dem neuen Saprhuriberte' ſoll ea
zoologiſche Litteracur⸗ kurz und ſchnell angezeigt Werde
und duch dadurch hoffentlich das Archiv meht Wer
erhalten, da der Herausgeber auf moͤglichſte Vollſtan
digkeit bedacht ſein wird.e Uebrigens mag hier dich
Wiederholung der Bitte Stärt finden, dieß litterariſche
Unternehmen ſowohl durch Beitraͤge Als’ durch nägen
Würdigung zu ünterftüigen, um daſſelbe immer’ voll
kommener "und nutzicher zud machtn. I BR. am
Zraünfneig, | ben 28. Ser 1850. ir a *
a his} nn
€ R. W. Wiedemann,
Lihin pmldnadsanlul? sast ey, ing %
hin
für
o0logie umd tr
Erffen Bandes zweites Stüd.
I.
Fortfegung der Schädelbefchreibungen
vom Herausgeber.
$. 78.
—J— Thiere
fallend, durch den am unteren — konkaven Jochbogen,
urch den ſehr in die Queere gezogenen Gelenkknopf des Unters
fi ers, durch den Gelenffortfaß Hinter der Gelenffläche des
Schlaͤfenbeines, durch ein ſtarkes Fnöchernes Hirnzelt, durch
iel kleinere Zwiſchenkiefer, deren Erſtreckung von vorn nach
inten ungleich geringer if. Da die Ordnung zu groß iſt,
im alle Berfchiebenheiten auf einmal angeben zu koͤnnen, ſo
Jiollen mehrere einzelne Beſchreibungen folgen,
F - 9. 79.
Kane.
GStirndbeinm
Das Stiruſtuͤck jeder Seite ift platt, nur am hinterſten
heile woͤlbt es ſich mac) der Schläfengegend hinab; es geht
ja vorn unmittelbar im das Naſenſtuͤck über, welches in ei⸗
Vandes 2. Eric, A
2
nen beträchtlichen Nafenftachel ausläuft, Am Innern Rande
jedes Stirn: und Naſenſtuͤckes, welcher in der Zufanmenfügung
die Stirnnath bildet, ſteigt eine ſehr breite Leifte, oder befi
ein Nafenblatt hinab, welches oben zwifchen beide Hälften dee
Siebbeines tritt, und fich mit der fenkrechten Platte deſſelber
verbindet. Der Kronrand iſt zwar ſehr uneben, doch i
Ganzen gerade. Das Augenhoͤhlenſtuͤck iſt verhaͤltnißmaͤßl
ſehr groß, fo daß es bei weitem den gräßeften Theil der A
genhöhle bildet. . Der Oberaugenhöhlenrand iſt vorzüglich na
hinten fcharf und läuft hier in einen beträchtlichen nach Hint
und außen gerichteten Oberaugenhoͤhlenfortſatz Aus, welch
beinahe mit einem Fortfage des Wangenbeins zufammenftoße
Born bleibt zwiſchen dem Augenhöhlenftüce und dem Nafen
blatte eine tiefe weite Rinne oder Aushohlung, welche va
hinteren oberen Seitentheile des Siebbeines ausgefüllt wird
da wo dieſe Aushöhlung nach hinten endet, iſt ein ziemli
großes Loch, welches zu der beträchtlichen Stirnhoͤhle fuͤh
Die innere Fläche des Augenhoͤhlenſtuͤckes deckt mit der vor
ren größeren Hälfte die vorderen Seitenzellen des Siebbeines
die hintere Hälfte trägt mit zur eigentlihen Schädelhöhle bei,
und geht in das Stirnftüc über, Die Gränze beider Hälft
an der inneren Fläche, macht eine abgerundete Efe, an wel
gerade die Siebplatte ftößt. Beide nach oben ſich runden
zuſammenſtoßende Ecken machen alfo den Siebbeinsabfgnitt.
$. 80.
Scheitelbeine
Sjedes derfelben bildet ein von vorn nach hinten etw
längliches Viereck mit unebenen Rändern. Der Kronrat
zeichnet ſich durch ein nad) innen ragendes zackiges Kochen
blatt aus, welches fich über den Kronrand des Stirnbei f
*
hr)
N
\ 3
lest. Der Schlaͤfenrand ift Augerft wenig konkaw. Der bins
tere Rand läuft nach unten etwas ſchraͤg vorwärts; det innere,
durch welchen beide in der Pfeilnath zufammenftoßen, ift der
langſte, und erhebt ſich nach hinten zu einer ſcharfen Leiſte,
deren hinterſter Theil vom dreieckigen Zwickelbeine gebildet
wird, welches zwifhen-dem Scheitel: uud Hinterhauptsbeine
Miegt. Die Spur der Anlage des Schläfenmusfels, welche
ſchon am Stirnbeine vom hinteren Rande des Oberaugenhöhlen:
fortfaßes hoch abgeht, liegt fehr dicht am Pfeilrande, und laufe
Hinten ganz mit der erwähnten Leite zufammen. Die Keil:
beinsecke iſt ziemlich ſpitz. Ein wenig vor dem hinteren Rande
e hebt ſich von der inneren Flaͤche jedes Scheitelbeines ein ſehr
obreites ſchraͤg nach oberwaͤrts und vorn ragendes Knochenblatt,
deſſen innerer Rand gerade und mit dem von der anderen Seite
verbunden deſſen aͤußerer viel tiefer liegender Rand unebener,
mit dem Felſen- und Schuppentheile des Schlaͤfenbeines vers
bunden; deffen unterer freier Nand ſtark konkav ift, fo daß
da, wo er mit dem der anderen Seite zufammenftößt, eine
ſtumpfe Hervorragung fich findet. Diefes Knochenblatt macht
bei weitem den groͤßeſten Theil des Enöchernen Hitnzeltes, wozu
$. 81.
t Hinterhauptsbein.
Dieſes unterſcheidet ſich in manchen Stuͤcken ſehr von
euen der Nagethiere; denn der Zapfen deſſelben macht mit
dem Hinterhauptsitücke einen ftumpferen Winkel, Die oberen
eitenfortfäge jener Thiere fehlen hier gaͤnzlich; die unteren
find zwar da, aber viel kuͤrzer, breiter, unten abgerundeter,
42
LT 1
nad) ruͤcwaͤrts ſtehend, an der vorderen Fläche Fonkas, fo daß
die hinteren Enden der langgezogenen Zitzenfortſaͤtze des Schlaͤ—
fenbeines hier hineingepaſſt ſind. Das Hinterhauptsſtuͤck iſt
uͤbrigens dreieckigt, bildet eine von beiden Seiten nach oben
zuſammenlaufende ſcharfe Hinterhauptsleiſte, vor welcher noch
ein kleiner Theil des Knochens ſich nach vorwaͤrts fortſetzt,
um ſich mit den Scheitelbeinen und oben mit dem im ganzen
dreieckigen Zwickelbeine zu verbinden. Der Zapfen iſt breit,
vorn nur ſehr wenig ſchmaͤler als hinten; oben ziemlich ſtark
ausgehoͤhlt; unten mie der Längeleifte und neben dieſer an
jeder Seite mit einem Eindruce verfehen. Das Hinterhauptss
loch länglich rund, der größeften Länge ‚nad in die Queere
liegend. Die Gelenkknoͤpfe hoch nad) oben hinauf gehend, durch
eine fchräge Leifte gleichſam in die obere Eleinere und untere
größere Hälfte getrennt, auch nach unten ziemlich weit von
einander entfernt,
$. 92.
Shlädfenbeine
Die Schuppe derfelben nad) Verhälmiß nicht fehr niederigs
vorzüglich am vorderen Theile am hachften. Der Schuppenrand
außerordentlich breit, ſo daß er ſtark über dem Scheitelkeine
feiner Seite herragt; nach oben bildet diefer Nand eine Ede,
wovon fogar ein Eleiner Theil ans Stirnbein ſtoͤßt. Hinten if
der Schuppenrand von einem aufftehenden Knochenblatte bes
graͤnzt, welches zum Theile wenigſtens vom Felfenbeine her—
zukommen ſcheint, und ſich nach vorn und oben mit dem hin ·
teren Rande des Scheitelbeines, nach hinten und unten mit
dem unteren Theile des Lamdarandes am Hinterhauptsheine
verbindet. Der Wangenfortfaß geht gleich nach oben und.
außen gekruͤmmt vom vorderen unteren Theile der Schuppe
*
ab, und’ kruͤmmt ſich dann nach vorm. Won feinem oberen
Rande geht nah hinten eine hervorftehende Leiſte über dem
Gehörgang fort. Sein unterer Rand hat am Anfange eine
ne oder lange Grube, zur Aafnahme des Gelenkknopfes
Unterfiefers, welche nach hinten durch den Gelenffortfaß
gränzt und mitgebildet wird, -der ziemlic tief hinabragt;
Das Ende der Rinne nach außen bezeichnet eine Eleine ftumpfe
dervorragung, von welcher der ungetheilte untere Rand weiter
vach vorn fortgeht. Der Zitzentheil iſt lang von vorn nach
hinten, und blafenförmig; von ſeinem vorderen-etiwas ſchmaͤ⸗
Ende tagt eine Eleine Spitze hervor, die fich hinten an
Mitteltheil des Keilbeines fegt, Der Gehörgang iſt weit,
jermig und außerordentlich Furz, faft ein bloßes Loch, Der
Felſentheil tritt von innen zwiſchen die Schuppe und den Zißene
fortfaß , iſt der kleinſte Theil des Schläfenbeines, und dreickig
pramidal; nur die hintere oder innere Fläche liege frei, hat
‚ziemlich großes inneres Gehoͤrloch, und über diefem , etwas
iter hinten, eine ftarke Vertiefung. Die vordere oder äußere
Flaͤche ift meift von der Schuppe gedeckt, nur nad hinten
md oben frei, wo man die Hervorragung des oberen Bogen—
A ges deutlich ſieht. Die untere Fläche liegt auf dem Zitzen⸗
abe.
$. 83.
Kiel witrbre ivn,
Auch Hier beſteht der Mitteftheil des Keilbeines aus dem
nteren Stüde, welches die mittleren und unteren, und dem
irderen Stücke, welches die oberen Flügel trägt. Das hintere
ittelftück ift ſehr breit, hat nad) augen und hinten ein Paar _
blätthen, melde mit dem vorderften nad) innen ums
ogenen unteren Theile der Schlaͤfenſchuppe ſich verbinden;
6
wird nach vorn ſchnell ſchmaler. An feiner oberen Fläche liegt
die Vertiefung des Tuͤrkenſattels, hinter dieſer die ſtarke, Hohe,
nach vorn gerichtete Sattellehne, welche nach hinten eine fange
etwas konkave Abdachung Bilder. Die mittleren Flügel: era
ſtrecken fi) fang von hinten nach vorn und etwas nad) außen
aufwärts. Der innere Theil ihres vorderen Randes verbindet
fi) mit dem hinteren der oberen Flügel, fo daß unter diefer
Berbindung zwiſchen dem aͤußeren Rande des Mittelftickes und.
dem inneren der mittleren Flügel ein großes Loch offen bleibt,
voelches fich dicht nach außen unter. dem Sehnervenloche in der
Augenhoͤhle oͤffnet. Die unteren Flügel legen ſich von vorn
nad) hinten fehr lang an die untere Fläche des hinteren und.
vorderen Mittefftückes; fo das aber ein beträchtficher Theil des
erften nach) hinten und des leßtern nach vorm, von ihnen un«
bedeckt bleibt, und fie im jungen Thiere wahre Mäthe an dieſen
dittelſtuͤcken bilden. Nach hinten ſtehen fie mit den mittleren
Flügeln in Verbindung, Sie gehen dann allmählig nach außen
gebogen abwaͤrts, haben am inneren Blatte einen langen und
ſpitzen Hacken; das äußere Blatt iſt ſehr fehmal, und Bilder |
gleichfalls eine Eleine nach außen fichende Spitze. Das vorden
Mittelſtuͤck mit den oberen Flügeln ift merkwürdig; etwas
länger und ſchmaͤler, als das hintere, Es bilder die worden
Wand ber Gattelvortiefung und die vorderen geneigten Fort—
füge. Die oberen Ftügel find verhaͤltnißmaͤßig groß, durch fie
gehen die Sehnervenlöcher wie gewöhnlich; ihre vorderen Raͤn
der laufen ſtark nad) innen uad vorn, und bilden fo zufam
menſtoßend eine Knochenplatte, welche die ziemlich großen, lan
gen, durch eine Scheidewand der Länge nach von oben na
unten getheilten Keilbeinshöhlen von oben det. Diefe Hoͤhlen
gehören blos dem vorderen Mittelftüce, ihre hintere Ma
7
© liege mitten zwiſchen beiden Schnervenlöchern. Nach vorn
erweitern ſie ſich ein wenig, ſind auch hier ganz offen. Auf
den Winkel, welche die obere von den oberen Flügel hetfoms
mende und die Seitenwände diefer Höhlen machen, tritt die
bintere Hälfte des unteren Randes vom Augenhöhlenftücke des
Stirnbeines, und diefe Seitenwände bilden felbft den unterften
Theil der inneren Augenhoͤhlenwaͤnde. Die Vidianiſchen Kandle
hlen ganz.
f $. 84.
j Siebbeim
Die Siebplatte deffelben iſt ſchmal und fang, — am
obern Theile breiter und eingeſchnitten; ſie liegt, wenn der
Kopf mit den Unterkiefern auf einer Horizontalflaͤche ruhet,
meiſt ſenkrecht am hinterſten Theile des Siebbeines; doch iſt
B fie von oben nad) unten ftark konkav. Man fieht an derfelben
"viele groͤßere und Eleinere ſymmetriſch geordnete Löcher. Von
einem Hahnenkamme ift am Siebbeine felbit Feine Spur vors
vorhanden, doch treten die breiten Knochenblätter an den inner
Ä Biefr RER daß fie nach oben auch ein wenig rückwärts
Jesm, und dadurch eine dein Hahnenkamme aͤhnliche Hervor—⸗
ragung bilden. Die Seitentheile des Siebbeines beſtehen aus
einer großen Menge feiner Kuochenplättchen, meift gleichlaufend
neben einander gereiht, und ein wenig gebogen; man kann
eine hintere größere und vordere Eleinere Parthie diefer Blaͤtt—
chen an jeder Seite unterfcheiden, Beide Parthien find durch
breitere Platten getrennt; die vordere laͤuft nach vorn und
oben ſpitzig zu. Zwiſchen beiden Seitentheilen liegt die ſenk⸗
rechte Platte, auf welche oben die Knochenblaͤtter der inneren
Sutnbeinraͤnder ſtoßen. Sie ſelbſt tritt unten auf das Scheibe:
—
5
f
J
⁊
8 BERN, \
beine, welches nur durch ein Paar Eleine hintere Spiken t
dem Seilbeine zufammenhängt,. auch feinen abgefonderten
Knochen ausmacht, fondern vermittelt ein Paar umgebogener
Platten entficht, welche von der unteren Fläche des hinterſten
Theiles des Siebbeines herkommen. Von einer Papierplatte
des Siebbeines (os papyraceum) iſt hier feine Spur, denn
die. hinteren «Seitentheife werden vom Augenböfenftüce des
> GStirnbeines, die vorderen vom Stirnfortfaße des Oberkiefers
gedeckt, und einen Eleinen Theil nach unten bedeckt das Gaumen⸗
bein. Sie kommen alfo in diefer Nücficht und in der Bil’
dung ihres Scheidebeines ganz mit den Nagethieren überein,
$. 85.
SEE EL ee
Verhaͤltnißmaͤßig zu ihrer Höhe ziemlich fang, vorzüglich
ausgezeichnet durdy den fehr ‚breiten und hohen Stirnfortfaß,
der. nach oben ein wenig rückwärts geht, und hier an feinem,
Ende abgerundet, am vorderen Rande aber unten und oben
Eonver, in der Mitte Eonfav if, Der Wangenfortfaß weicht
ziemlich breit nac) außen ab, ift fehr lang nad) hinten gezogen,
and hat eine Furche zur Einfenkung des Wangenbeingss zwifchen
ihm und dem Anfange des Stienfortfaßes liegt das Unter
augenhöhlenloch, welches ganz vom Dberfiefer gebildet‘ wird,
Die Augenhoͤhlenflaͤche ſteht breit ab, ift konkav, und nad)
oben und hinten gerichtet, An der Nafenfeite liege nach vorn
ein ziemlich weit abjtehendes Kuochenblatt, zur Anlage des
unteren Niechbeines. Eine eigentliche Kieferhoͤhle ift gar nicht
da. Das Caumenftück iſt nad) Verhaͤltniß ziemlich breit, der
vordere Nand deffelben gerade; fo das zwiſchen beiden Ober—
fieferbeinen dadurd) ein Einſchnitt entfteht. Der hintere Rand
——
29
Sgeſchweift, ſchraͤg von vorn nach hinten auswaͤrts laufend;
daß ‚beide einen großen Abſchnitt bigen
6. 86.
wi 3wifbenfiefer
2 Diefe find Klein, erſtrecken fich fehräg nach außen, oben
etwas ruͤckwaͤrts, enden mit einer ziemlich kurzen Spike,
J nicht hoch zwiſchen Oberkiefer- und Naſenbein hinauf;
MN züglich find fie von vorn nad) hinten ungleich ſchmaͤler, als
jei den Nagethieren. Die Leifte zur Anlage des unteren
tiechbeines fängt ſchon von der inneren Fläche der Zwiſchen⸗
efer an, und ſetzt fic auf die Oberkiefer fort, Die Gaumen
Täche ift fehr klein; wo beide innere Nänder derfelben fich
verbinden , geht von jedem Zwifchenkiefer eine Hohe Leifte nach
Yinten ab; diefe trennt die Gaumenlöcher, welche übrigens
jrößtentheild von den Zwiſchenkiefern gebildet, und nur nach
inten vom vorderen ande des Gaumenftüces des Oberfiefers
eſchloſſen werden, länglichrund und ziemlich Elein find. Jene
hen Leiften treten in den gemeinfchaftlichen Einfcehnitt "des
Worderen Raudes der Gaumenftücte des Oberfiefers, und felbft
ic über den Einfchnitt hinaus, auf die obere Fläche; fie
den allein die Rinne zur Aufnahme der Enorpeligen Nafene
heidewand.
6. 87.
Bangenbeine
Diefe find beträchtlich groß, die Fortfäge abgerechnet viere
fig, und liegen etwas fchräg von vorn nach hinten aufivärts,
r vorderer etwas abwärts gerichteter Nand ift ſcharf, und
16 zackig, am feinem oberen Theile in eine nad) innen
rimmte Spike fic) endigend. Er tritt in die Furche des
Nandes am DOberkiefer, wo die erwähnte. umgebogene
N h Io J
Spitze auch noch an das Thraͤnenbein ſtoͤßt und" den Anfa ng
des Thränenfanals nad) vorn und außen ſchließt. Der obere
Rand iſt der längfte und ſehr rauh; er fteht zugleich ſtark
nach außen, und liegt hinten hoͤher als vorn; geht nach hin
ten auf. den ziemlich breiten, aufwaͤrts gerichteten Stirnfo
ſatz uͤber, welcher mit feiner Spitze den Dberaugenhohlen:
fortfaß des Stirnbeines nicht berührt, nur mehr oder wenige
nahe am ihn Hinaufreicht. Der untere Rand des Wangens
beines iſt ſcharf und eben, etwas Eonfav, und geht in det
nach hinten gerichteten ganz wenig abwärts gekrümmten lange
Schlafenfortſatz über; zwifchen ihm und dem Stirnfortſatze ifl
ein Eleinen Ausfchnitt, in welchen dag vordere Ende des Wan
genfortfaßes. vom ‚Schläfenbeine. paßt, welcher fi) an der
oberen Rand dieſes Schläfenfortfaßes legt, Diefer Knochen
bat eine. beträchtliche: Höhe.
$. 88.
Naſenbeine.
Sie liegen ziemlich weit vor, obgleich fie nicht ſehr lan
ſind. Ihre Geſtalt iſt dreieckig, ihr unterer freier Rand ziem
lich ſtark ausgeſchnitten; fo daß nach außen und innen dadurch
eine kleine konvexe Hervorragung entſteht, welche aber auße
viel weiter vortritt. Da wo beide ſich an einander legen, trit
von jedem eine vorzuͤglich nach hinten ſehr breite Leiſte hinab
welche an der Bildung der Naſenſcheidewand betraͤchtliche
Antheil hat, und ſich an die ſenkrechte Siebbeinsplatte fuͤgt
durch dieſe Leiſte und durch die Kruͤmmung der aͤußeren ode
oberen Flaͤche wird die untere oder innere Fläche zu einer ziem
lich tiefen Rinne ausgehöhlt, und nad) hinten iſt eine ander
Vertiefung, welche zwiſchen der äußeren Fläche jener Leift
zwiſchen der oberen Fläche jener Ninne und dem überfichendet
‚ 11
außer Nande der äußeren Fläche übrig bleibt; an diefe Ver—
fung graͤnzt der vordere Theil der Platten des: Siebbeines
ach oben und außen,
E $. 89,
chränendbeine
Sie liegen dicht Hinter dem unterften Theile des hinteren
andes vom Stirnfortfaße des Oberkiefers, mit dem ſich ihe
orderer Rand verbindet, und mit ihnen zuerft die Thraͤnen⸗
inne, dann einen Furzen Theil des Ihränenfanals bildet,
foelcher fich gleich fehr ſtark nach vorn kruͤmmt, und dann an
r inneren Seite des Stirnfortfaßes kauft, indem er von
innen durch die Leifte gedeckt wird, welche zur Anlage, des
teren Niechbeines dient, Der hintere Nand des Thränens
anals oder der Thraͤnenkamm fchlagt ſich unterhalb des ans
Sfangenden Kanales nad) vorn und innen um, legt ſich etwas
über den,oben genannten hinteren Nand des Stirnfortſatzes;
und an diefen Theit des Thränenbeines ſtoͤßt ſelbſt noch das
vordere Ende des Wangenbeines. Der Theil hinter der Thraͤ—
nenrinne iſt bei weitem der groͤßeſte des Thraͤnenbeines, ſo daß
er den Theil vor dem Thraͤnenkamme mehr als viermal uͤber⸗
trifft. Der obere Nand, verbindet fih mit dem Augensehlens
ſtuͤcke des Stirnbeines, der hintere mit dem Gaxumenbeine.
Die innere Flaͤche hat feine Rinne oder Vertieſung wie beim
enfchen.
# 9.90.
v untere Riechbeine—.
* Sch kann fie niche Mufcheln nennen, weil fie gar Fein
muſchelartiges Anfehen haben, ſondern aus mehreren nach innen
und außen abgehenden Knochenßlaͤttchen beſtehen. Sie kegen
äg, mit dem vorderen Emde hoher, mit dem hinteren diin-
12 J
neren Ende tiefer; nach außen geht ein breiter Fortſatz 1
ihnen ab, welcher den Thraͤnenkaual von innen ſchließt, und
fih nach vorn verlängert an die Leifte des Oberkiefers und
Zwifchenfiefers Iggt, welche oben angezeigt it. Zur Deckung
der Kieferhoͤhle diene diefer "Knochen nicht, denn es findet ſich
keine ſolche Höhle bei dem Katzengeſchlechte. m
$. st, r
Saumenbeine 6 J
Dieſe Knochen ſind verhaͤltnißmaͤßig ſehr lang; dagegen
iſt ihre Hoͤhe viel unbetraͤchtlicher, und in der Länge von hin⸗
ten nach vorn uͤber zweimal enthalten. Das Saumenftüd i
hinten viel breiter als vorn, fo daß der vordere Rand deffelben
im Ganzen fchräg von vorn nad) hinten auswärts läuft, dabei
aber ſehr uneben oder gefchweift iſt. Der innere Nand iſt
vdllig gerade, und bildet zwei fünfthel der ganzen "mittleren
Gaumennath, Der Hintere Hand it frei, Fonfav und geht in
den unteren Rand des Nafenfortfages ber, welcher Fortſatz
nad). hinten an die unteren Keilbeinflügel ftöge, und dieſe
Fluͤgel nach vorn ſehr verlaͤngern hilft. Beide Flaͤchen des
Gaumenſtuckes find eben, die untere doch etwas weniger, als
die odere. Das Nafenftück ließe ſich billig in den hinteren
Fluͤgeltheil und den vorderen eigentlicheren Naſentheil unter⸗
ſcheiden. Die Graͤnze zwiſchen beiden macht ein großes Loch
Der Flügeleheil ıK länger und niedriger und ſtoͤßt mit dem
Hinteren Nande an die untereren Keilbeinsflügel, mit dem oberen
an den unteren Rand der Knochenplatten, welche die Keilbeins⸗
hoͤhlen von der Seite decken. Der vordere Naſentheil ſtoͤßt mit
dem oberen Rande an den Augenhöhfentheil des Stirnbeines,
mit dem vorderen an den hinteren Nand des Thraͤnenbeines,
mit dem unterren an den inneren Rand des Augenhoͤhlentheiles
13
dom Dberfiefer. Unter dem großen Loche, welches zur Gränze
beider Theile dient, liegt mehr nad) vorn im Naſentheile ſelbſt
n kleineres, welches in einen Kanal führt, der ſich am mitt-
le Theile des vorderen Randes vom Gaumenſtuͤcke oͤffnet.
v om oberen Rande des hinteren Slügeltheiles geht noch eine
Knochenplatte queer nach innen, welche fih von unten an den
borderen Theil des Mittelſtuͤckes vom Keilbeine anlegr.
$. 98:
unterfiche
Die beiden Stücke deffelben machen. vorn einen ziemlich)
fpigen Winkel, weichen aber nach hinten breit auseinander,
Dicht neben der ſie vereinigenden Anlage iſt an der vorderen
Fläche auf jeder Seite ein beſtaͤndiges Loch; welter zuruͤck liegt
da eigentliche vordere Kieferloch, welches ſich auch bei Men:
ſchen findet, und bei der Katze meiſt an jeder Seite doppelt
Die äußere Fläche des Kiefers iſt übrigens glatt und ziem⸗
eben. Die äußere Fläche der Aeſte aber zeichnet fid) durch
einen großen, ſtarken, nad) vorn witkeligen Eindruck ſehr aus,
Wodurd) die Subſtanz der Aefte fehr dünne wird, fo daß die
länder derfelben ftarE nach außen überragen, Der Kronen
fortfaß iſt breit, liegt ziemlich fehräg nach hinten und oben;
fein vorderer Rand ift mach oben ſtark Eonver; der hintere iſt
1 fchärfer und etwas konkav. Der Gelenkfortfas liegt uns
ch tiefer, ſtoͤßt aber dicht an den unteren Theil des hinteren
bes vom Kronenfortfaße, hat von oben die Geſtalt einer
llig queerliegenden Walze, Die Gelenkflaͤche iſt nach innen
weitem am breiteſten, indem ſie ſich hier allmaͤhlig viel
iefer ab» und rückwärts erſtreckt. Der Hals des Gelenktheiles,
man es fo nennen darf, liegt fchräg auswärts gedreht;
5 fein Hinterer kankaver Nand von oben nad) unten eins _
| 14 — —
waͤrts geht; zwiſchen ihm und dem unteren Rande des ganz
Unterklefers liegt ein Eleiner, nad) hinten vorragender, von
beiden Seiten zufammengedrücter, etivas Enopfähnlicher Forte
faß, welcher den Winkel des Unterkiefers bezeichnet und viel
fveniger vorftehend tft, wie bei den Nagethieren. Das int
Kieferloch ift, verhältnismäßig groß.
$. 9.
Mit diefer Befchreibung des Kakenfchädels ſtimmt d
Luchs vollig überein, Kleine Abanderungen kommen nicht in
Betracht, da fie beinahe unmerflich und ſchwerlich beftändig
find, und meiftens auch dergleichen bei Gegeneinanderhaltu
mehrerer Katzenkoͤpfe felbfi gefunden worden,
$. 94. |
Wolf und Hund.
Sm allgemeinen unterfcheidee fich der Schädel des Wolfes
und der ihm am naͤchſten kommenden Hunderaßen von dei
Katzengattungen durch den vielmehr vorgeſtreckten Oberkiefer,
woher die Naſe auch viel länger wird, ferner durch die Ste
fung der Wangenbeine, welche beim Wolfe vou oben nad
unten mehr gerade oder fenkrecht fteben ; durch einen viel kuͤ
zeren Oberaugenhöhlenfortfag des Stirn und fürzeren Stirn
fortfan bes Mangenbeines; durch eine fehr hohe Scheitel» u
‚ Hinterhauptsleifte, durch Eleinere Zigenfortfäße des Schläfer
Seines, einen viel ſchmaͤlern Gaumen u. |. w.
$. 95.
Stirenbein.
Die äußere Fläche des Stirnftückes läuft nach innen ei
wenig ſchraͤg ab, fo daß fie mit dem. Stirnſtuͤcke der ander en
Seite eine der Laͤnge nach laufende, mehr oder weniger flach
Konkavitaͤt macht. Bei der Katze iſt am dieſer Stelle hingegen
15
bie größefte Konverität, Die beiden Oberaugenhoͤhlenraͤnder
Onvergiren nad) vorn hin ungleich weniger, als bei der Kake,
Und fin nach hinten in die Scheitelleifte: verlängert. . Das
Pr genhoͤhlenſtuͤck des Stirnbeines ragt lange nicht ſo tief hinab,
le bei der Kate. Der Oberaugenhoͤhlenfortſatz liegt verhält:
mäßig viel weiter nach vorn.
6. 96,
Scheitelbeine
> Diefe find etwas fürzer von hinten nach vorn, und etwas
minder getwölbt, als’ bei der Kate, auch geht in der ganzen
Scheitelleiſte) nach hinten, welche ſich von den Stirnbeinen
auf dieſe fortſetzt und nach hinten mit der Hinterhauptsleiſte
uſammenſtoͤßt. Dieſe iſt bei der Katze uur ganz hinten an
Scheitelbeinen ein wenig ſichtbar. Die Platte des knoͤcher⸗
$. 97.
Sinterhbauptsbein.
Dieß hat wenig vorſchiedenes von der Kate, nur find
hinter den unteren ausgehölten Fortfäßen, welche den hinteren
eheil der Zigenfortfäße des Schlafenbeines aufnehmen, und
hit jenen Fortfägen verbunden ein Paar nad) hinten und
ten ragende ſtumpfe Spitzen, welche denen bei den Nager
eren fih nähern; zwiſchen den Gelenfflächen und inneren
Rändern jener dle Zisenfortfäge aufnehmenden Fortfäge iſt ein
ctraͤchtliches Loch an jeder Seite, welches ſich bei Katzen nicht
J
ER
7
) findet. Serner ſteht das ſtatke dreieckige Zwickelbein er
Raͤnder beider Scheitelbeine auf eine ziemliche Strecke weit
trennt. Es bilder deu mittleren Theil des knochernen Hirn⸗
— SA 16 * MW *
hinten zwiſchen den Scheitelbeinen und dem Hinterhaupts
liegt, ſehr nach hinten hinaus; es bildet fo wie auch bei der
Katze den hoͤchſten Theil der großen Querleiſte des Hinter⸗
hauptes und den hinterſten Theil der Scheitelleiſte, beide-fi ind
hier ungleich betraͤchtlicher, als bei der Katze, und die Queer⸗
teifte ſteht weit mehr tüc- und abwaͤrts. Diefes Zwickelbe
erſtreckt fich auch fehr ſpitz nad) vorn; fo dag es die innen
zeltes, welcher ſich an jeder Seite mit der Platte der Schei—
telbeine verbindet, welche gleichfalls zu dieſem mittleren Theile
des Hirnzeltes beitragen. Merkwuͤrdig iſt es, daß der große
Sichelblutleiter der feſten Hirnhaut in eine Oeffnung dieſes
Zwidelbeines hineintritt, und daß die Anfaͤnge der Queerblut
leiter - in wahren Knochenfanälen liegen, welche von dem
Zwickelbeine und den Scheitelbeinen gebildet werben. De
Bavfen ift etwas [hmäler, als bei der Katze.
’ $. 98. R 3
8 Shläfenbeine
Die Schuppe am vorderen Theile etwas minder hoch, als
bei der Katze. Die Gelenkflähe des Jochfortſatzes nicht gang
fo rinnenformig, welhhes vorzüglich dem weniger hinabragenden
„vorderen Sande derfelben zuzuſchreiben ift; auch die an dei
"äußeren Graͤnze der Gelenffläche Tiegende ſtumpfe Hervorraguug
weit minder merklich, als bei der Kate, Der äußere Gehoͤr⸗
gang kleiner oder enger und laͤnger, der blaſenfoͤrmige Zitze p
forefaß ungleich ‚flacher, auch kuͤrzer und im Verhaͤltniſſe breit
als bei der Katze. Vom Felfentheile geht am oberen Rande ein
eigenes Knochenblatt ab, welches mit zum Enöchernen Hirnzelte
I
17
© eitelbeines in Verbindung, fondern durch einen weiten Auss
ſchnitt von ihr völlig getrennt if,
A $. 99.
* NM SER 56) RT NE =
Auch bei diefen Thieren bilder der Mitteleheil des Keil:
beines ein binteres und vorderes durch eine Queeranlage
enntes Stück, wovon das hintere fhon früher mit dem
interhauptsjapfen verwaͤchſt. Die Keilbeinshoͤhlen find uns
leich Eleiner und vorzüglich Fürzer, als bei der Kate, Der
Sattel iſt ungleich weniger vertieft, und die Lehne nicht fo hoc).
Die oberen Flügel verhältnigmäßig Eleiner; die ‚Äußere Fläche
es mit diefen Flügeln zufanimenhängenden Blattes, welches
fie hinteren Siebbeinzellen von augen deckt, und ‚die Seiten:
and der Keilbeinshohlen macht, ift ‚mit einer ſtarken Leifte
Beriehen , welche fhräg von hinten aufwärts fteigt und dem
ügelmuskel zur Anlage dient, Sie ift bei Katzen nicht fo ſtark
|
zer, und das Außere Blatt ift viel ymdeutlicher, meiftens
verwiſcht.
§. ı0r,
Dberfiefen
e Stirnfortfaß fließt bei dem Hundegefchlechte mit dem uͤbri⸗
Theile des Knochens mehr zufanımen, bei der Katze hin⸗
ſteht er mehr abgefondert aufrecht. Der ganze vordere
innere Rand läuft beim Hunde Fonver ruͤckwärts, bei der
ie ift er hingegen gefchweift. Vorzüglich abweichend ift die
und Stellung des Wangenfortfaßes , dejjen größefte Länge
1. Bandes 2. Stüick. ba)
7 i
18 R 7
beim Hundegeſchlechte mehr fenfrecht, bei den Raten meht
wagrecht liegt. Daher ſteht denn auch das Unteraug: ohöhlene
loch bei dem Hunde weit vom Wangenbeine ab, bei der‘ Katze
dichte davor. Das Gaumerſtuck iſt beim Kunde ungleich laͤn⸗
ger und ſchmaͤler. Die Kieferhoͤhlen kaum bemerkbar, und blos
vom vorderen Seitentheile des Siebbeinies gedeckt, ohne dieſes
nad) innen und hinten doch mehr gefchloffen wie bei den Kate,
Weiter vorn eine ſtarke etwas winfelig gekrümmt nach, hinten
abfteigende Leifte, zur Anlage des unteren oder vorderen Riech—
beines, welche ganz bis an den vorderen Rand geht, Die
Augenhöhlenfläche diefes Knochens iſt bei den. Hunden gleich
falls ſchmaͤler, als bei der Katze.
$. 102,
swifdenftefer
Auch diefe mit ihren Zahnhoͤhlenraͤnderu mehr vorgezogen,
und mit der hinteren Spitze zwiſchen den Nafenbeinen und
Oberkiefern ungleich mehr rückwärts liegend, als bei den Kaße 1,
aud an diefer Spige viel ſchmaͤler auslaufend; übrigens mil
dei biefen. j
J
Su
$. 103. ara
Wangenbeine
Weniger ſtark nad) außen gewoͤlbt, fehmäler und mit de
Breite der äußeren Fläche mehr fenkvecht liegend. "Der Kiefer
fortfag derfelben hat einen ſtark einfpringenden Winkel, wel
auf eine Ede des Jochfortſatzes vom Oberkiefer paſſt. D
Ede, welche bei Katzen den. Stirnfortfaß bildet, iſt hier ga
nicht fo verlängert, und der untere Rand gar nicht vom Ob
£iefer gedeckt, wie es bei der Katze zum Theil der Tall, i
dagegen der Schlaͤfenfortſatz etwas berber,
& Kafenbeine
Wugleich Tänger, als bei Katzen, dafür aber ſchmaͤler. Ihre
& Gere Fläche der Länge nach in der Mirte flach Eonfav, Diefe
' Konkavität liegt bei den Rasen mehr nach vorn und ift kürzer,
Woher denn die ganze Nafe einen fehr gewolbeen Rücken hat,
— $. 105,
Pe TShränenbeine “
Schmaͤler, gerader liegend und mit der aͤußeren Fläche
ber DOberkiefer einen fpigeren Winkel machend, als bei der Kate,
J 8. 106,
J Untere Richbeine—,
Nicht fo weit mach vorn liegend und nicht der groͤßeſten
Dreite nach queer ſondern ſenkrecht liegend, als bei der Katze;
auch äftiger; zumal bei einigen Arten z. B. dem Fuchfe,
$. 107.
Baumenbeine
Kommen im Ganzen mit denen der Katzen uͤberein; nur
d ſie ſchmaͤler und laͤnger, das erſtere vorzuͤglich an ihrem
interften Theile des eigentlichen Gaumenftüdes; ferner ſteigen
ie Nafenftücke nach vorn, wo fie ſich an die Thränenbeine
legen, Höher hinauf, Das Scheidebein hänge gleichials mit
m Siebbeine znfammen, doc) legt fich in der Verbindung
ber Theile, wie es jcheint ein etwas größeres Blättchen ders
felben an das Mittelftüct des Keilbeines,
108
7 OR I A ET
ih biefer Kochen beinahe wie bei den Katzen; doch laufen
fe Kronfortfähr nicht ganz fo ſpitzig zu, und die walzenſoͤrmigen
£ L B2
20
GSelenkfortfäke find nicht wie bei der Kabe am inneren Ende
am dickſten; fondern etwa in der Mitte ihrer Länge, |
Aud) der Fuchs kommt mit der gegebenen Befchreibung 7
Aberein, fein Schädel iſt lang und etwas flacher wie bei der
meiften Hunden; mit den Windhunden am nächften verwandt, 3 |
$, 109.
Bineiyr.
Vom aͤchten Wolfe unterfcheider fich der gemeine Landbaͤr
durch ungleich größeres Verhaͤltniß der Hirnſchale zu den Ges
fihtsfnochen, fowohl der Länge als vorzüglich der Breite nach;
ferner durch viel ſtaͤrkere Wolbung der Divnfchalenknochen,
vorzüglid der Stien- und Scheitelbeine, durch eine ungleich
ſchwaͤchere Dueerleifte des Hinterhauptsbeines und Scheitelleifte,
durch weniger abftehende Jochbogen, längere Gaumenbeine,
ſchraͤger oder flacher liegende vordere Nafendffnung u. f. w.
$. 110.
Stirndbeinm
Das Stirnbein iſt nicht in der Mitte, wo beide in der
. Stiennath zufammenkommen, vertieft; fondern im Gegentheile
Bier am ſtaͤrkſten gewolbt, welche Wölbung fich breit nach außen
erſtreckt. Der Oberaugenhoͤhlenfortſatz ift ftumpfer, und die
von ihm ablaufende Kreisleifte, welche die Anlage des Schläfenz
musfels bezeichnet, ungleich fchwächer, auch nicht wie, bei dem
Wolfe fich zur Scheitelleifte vereinigend, fondern in ziemlicher
Entfernung von der Stirn- und Scheitelnath rückwärts Tau:
fend, fo daß fie ſich erſt am großen Zwickelbeine der Scheitel:
feifte nähert, Dicht unter dem Oberaugenhöhlenfortfage an
jeder Seite ein fehr ſtarker vinnenfsrmiger Eindruck, welcher
verlängert nach hinten abfteigt, und ſich fehr deutlich, ja beinahe
noch ſtaͤrker auf die mittleren Keilbeinflügel fortſetzt. Unge—
*
er
beuere Stirnhoͤhlen, welche vorzuͤglich durch das tiefe Hinab«
treten der inneren Platte des Knochens entftehen ſehr vegels
mäßig gebildet find, und fich zum Theile ganz bis zum Krons
rande erſtrecken. Die tief hinabtretenden Augenhöhlenftüce des
Stirnbeines laſſen zwiſchen ſich und der von der Stirnnath hinabs
tretenden frarfen Platte, an jeder Seite einen großen Naum
für die Aufnahme der oberen Geitentheile des Siebbeines,
deſſen hintere Zellen hier unmittelbar auf die Stirnhoͤhlen
foßen. Von dem vorderen Rande dev Stirnbeine geht übrie
gens an jeder Seite, wie beim Wolfe, eine lange Spitze
zwiſchen Oberkiefer und Naſenbeine hinein, welche beinahe das
hintere Ende des Zwiſchenkiefers beruͤhrt.
$. 111.
Sheitelbeine
Diefe find ſtark gewoͤlbt und ziemlich regelmäßig viereckig;
der untere Nand derfelben läuft von hinten nad) vorn etwas
abwärts, wenigftens fheint es fo in der Verbindung mit ben
‚Schläfenbeinen, deren Schuppe aber hinten wahrfcheinlich hoher
über diefen Rand hinauftritt als vorn. Die Spuren von der
Anlage der Schlafenmuskeln laufen von beiden Scheitelbeinen
erſt gleich, nach hinten aber zufammen, fo daß fie das Zwicel:
bein an jeder Seite berühren.
§. 112.
Hinterhauptsbein—
Dieß iſt verhaͤltnißmaͤßig breiter, als beim Wolfe; die große
Queerleiſte deſſelben iſt nicht fo hoch und ſcharf, aber dafür
derber. Die Längeleifte ſtark. Die Gelenkknoͤpfe laufen von
oben nach unten weniger zufammen, als beim Wolfe, liegen
alfo mehr ſenkrecht; der Ausfchnitt zwiſchen ihren unteren
Enden ift daher auch größer, Die neben den Gelenffnöpfen
‘22
nach außen und vorn liegenden unteren Fortſaͤtze, welche ſich
an ihrer vorderen Flache mit der Schlaͤfenzitze verbinden, find
breiter und minder lang hinabragend, und haben an der fchräg
nach. innen gewandten hinteren Flaͤche einen ſtarken Eindruc,
Der Zapfentheik ift ungfeich breiter, mit ſtark abwärts ragenden
Seitenraͤndern verſehen, und durch einen zierlich geſchweiften
vorderen Rand mit dem Keilbeine verbunden, Das Hinter—
hauptsloch iſt im Ganzen eitund, fo daß der großefte Durch
meſſer queer fiegt, wie bei dem Wolfe. "Am oberen Nande
diefes Loches liegen ein Paar glatte Hervorragungen, die fich
auch bei dem Wolfe finden, aber bei dem Bären ungleich
frärfer find, und zroifchen fich einen runden Ausſchnitt laffen,
welcher hier twieder weit färker iſt, als bei dem Wolfe, Sie
ftehen fo, daß wenn man von hinten auf das Hinterhauptsloch
ſieht, fie der Eirunde deffelben nichts Benehmen. *)
6. 113,
8 benselk
Das Enöcherne Hirnzelt ift fehe ſtark, und geht ununter:
brochen von einem Schläfenbeine auf dag andere über, fo dag
88 in der Mitte und oben von dem Zwicelbeine an den Seiten
veben diefem von den Scheitelbeinen gebilder wird, und wur
eine etwas vierecfige Dsffnung mit nnebenen Mändern und
abgerundeten Winkeln uͤbrig läßt,
$. 114,
Shläfenbeine
Die Schuppe derfelben it fehr niederig, dagegen aber lang;
ihre Geſtalt iſt etwas gefhoben viereckig, ihr oberer Rand ift
von hinten nach vorn abhaͤngig. Der Jochfortſatz iſt an feier -
m —— — — —— —— — — —
An einem meiner Hundeſchadel zrite hingegen dieſer Ausſchnitt aan mit
int das, Hinterhauvtstoch ein. s
— —
J
a —
— —
—
v
3
- F
Wurzel fehr breit, ſo daß der hintere Theil derſelben mit ber
Schuppe nach oben eine ziemlich ftarke Rinne macht, welche
beim Wolfe nach hinten gar nicht fo bemerkllch if; beim
Wolfe ift die Wurzel von oben nah unten fehmäler als der
übrige Theil des Jochfortſatzes, beim Bären finder der umges
Eehrte Tal State. Der Sochfortfaß feige auch bei weiten
weniger aufwärts, Die Gelenkfläche für das Kiefergelene
liegt etwas mehr zurück, obgleich fle wegen des Fürzeren hins
teren Gelenffortfages nicht fe tief hinabragt, als beim Wolfe.
Der Zißenfortfas iſt beim Bären fehr platt, gar nicht blafen:
ähnlich wie beim Wolfe, Der Griffel ragt ſpitzig aber fehnell
breiter werdend und platt nach vorn. Der Gehörgang iſt ein
klein wenig laͤnger, als beim Wolfe. Der obere Winkel des Fel—
ſenbeines, welcher die Fortſetzung des knoͤchernen Hirnzeltes nach
vorn und innen bildet, iſt ſtaͤrker hervorragend, ale beim Wolfe,
$. 115, %
Keitbenm —
Beſteht auch hier aus zwei Mittelſtuͤcken, welche aber
viel breiter ſind, als beim Wolfe; die unteren Fluͤgel ſind auch
niedriger, Die Vertiefung des Sattels iſt flach, die Sattel—
lehne ſteht fehr fehräg vorwärts und die Abdachung liegt
Außerft flach. Die Keilbeinshoͤhlen find beträchtlich. *)
$. 116,
Sberktiefer !
Im Ganzen etwas platter und breiter als beim Wolfe;
ber vordere Rand flach Fonver; der Sachfortfak mehr nad) vorn,
a an
*) Da das Keilbein bei dem vor mir liegenden Barenſchadel ſehr beſchadigt
iſt und das Siebbein ganlich fehlt, ſo Fanm ich von beiden weiter nichts om
hren. Die Siebplatte muß nach der Oeffnung fiir dieſelbe zwiſchen dem
Stirn: und Keilbeine breiter ſein, als ben Wolfe. a
24
liegend ‚auch nach hinten mehr verlängert, fo daß der untere
Hand mit der außeren Fläche einen Winkel macht und zwifchen
der inneren Fläche des. Fortfages und dem hinterften Theile
der Außeren Fläche des Kiefers felbft ein ſtarker Ausſchnitt
bleibt, Das Unteraugenhoͤhlenloch liegt dem Jochfortſatze viel
näber als beim Molfe, dagegen aber weiter vom Zahnhoͤhlen⸗
tande entferne. Der hintere Theil des Oberkiefers ragt noch
hinter dem. Sochfortfaße viel weiter zurück als beim Wolfe,
Der hintere Rand der Gaumenſtücke macht einen ziemlich
ſtarken Winkel, beim Wolfe hingegen einen Bogen. Der
vordere Hand der Gaumenftücde ift mehr geſchweift. Von
Kieferhoͤhlen finder ſich kaum eine Spur,
9. 117.
Zwiſchenkiefer.
Die Zwiſchenkiefer liegen im Ganzen flacher als beim
Wolfe; vorzuͤglich iſt ihr Zahnrand ſehr platt, dagegen laͤuft
die hintere Spitze derſelben zwiſchen dem Kiefer und dem
Naſenbeine jeder Seite nicht fo ſpitz aus. Merkwürdig iſt es,
daß hier die vorderen Gaumenlbcher in den Zwiſchenkiefern
allein liegen, ſo daß die eigentlichen Oberkiefer zu ihrer Bil—
dung nichts beitragen. Der Gaumentheil der Zwiſchenkiefer
iſt verhaͤltnißmaͤßig größer als beim Wolfe. Die Knochen«
blaͤtter, welche von der Naſenflaͤche der Zwiſchenkiefer hinauf⸗
ragen, um die Rinne zur Aufnahme des unteren Randes der
knorpeligen Naſenſcheide wand zu bilden, ſind viel betraͤchtlicher,
und auch breiter auseinanderſtehend als beim Wolfe,
$, 118, |
VB; angenbeim ’
Diceß iſt kürzer aber breiter oder höher als beim Wolfe,
feine innere Fläche tft auch viel feiner, da der Wand, welcher
1
25
es mit denn Kochfortfage des Oberkiefers verbindet, viel fchräger
abgefchnitten ift. "Der dem Baͤren reicht der Jochfortſatz des
Schläfenbeines bei weitem nicht an die Ecke, welche den Stirn⸗
fortfaß bildet, welchen er beim Wolfe vollig erreicht. Daher
ift auch) bei dem Bären ein Theil des fehräg abgefchnittenen
hinteren Nandes freiliegend und zwar konkav ausgefchnitten.
Das Wangenbein feige auch bier nicht wie bet anderen Thieren
an das Thraͤnenbein, weil der Jochfortſatz des Oberkiefers ſich
breit zwiſchen beide legt.
$. 119.
NXafenbeine
Diefe find breiter und plarter, dagegen aber kürzer a
beim Wolfe, aud) machen beide hinten einen ſtumpfen Winkel;
uͤbrigens ſind ſie vorn und hinten von gleicher Breite, und am
vorderen Rande ziemlich queer aber konkav abgeſchnitten. Die
durch die Vereinigung beider entſtandene Leiſte, wird nach bins
ten ſehr ſtark, und firge bier auf die mittlere Haupiſcheide ·
wand der Stirnhoͤhlen. Die innere Fläche dieſer Knochen iſt
wie gewoͤhnlich zu Rinnen ausgehoͤhlt, welche aber etwas flacher
ſind als bei anderen Thieren.
$. 120.
CShränenbdbeine
Diefe find verhaͤltnißmaͤbig klein, nur zwiſchen dem Ober:
tiefer, dem Gaumen- und Stirnbeine eingefügt, bilden mit
dem Gaumenbeine gemeinfchaftlih ein ziemlich beträchtliches
Loch, über und vor welchem fogleich der Thraͤnenkanal hinein
geht, welcher mach vom ein Keim wenig abwärts läuft
und fowohl aus: als einwärts vom Dberkiefer gedeckt wird.
Die unteren Riechbeine febken. an dem vor mie. fiegenden
Schadel.
26
6. 121.
BSaumenbeine
Die Saumenbeine find ſehr fang und nad) vorn auch
beträchtlich. hoch. Ihre Breite übertrifft die des Wolfes gleich⸗
‚falle; vorzuͤglich ſtehen die beiden hinteren Fortſaͤtze, welche ſich
mit den unteren Keilbeinsflügeln verbinden, ungleich weiter
auseinander, woher denn auch der hintere Nand der Gaumen:
platten viel breiter ausgefchnitten erfcheint. Die vorderen
Ränder beider Gaumenplatten kommen fchräg von außen nach
innen vorwärtslaufend in einem Winkel zufommen. Won dem
an der Gaumenfläche fich äffnenden Kanale, welder dem Flügels
gaumenfanale (Canal, pterygopalatinus anterior) des Menfchen
analog ift, aber bier nur zwifchen dem hintern Theile des Ober:
Fiefers und dem Ganmenbeine liegt, geht cine flache Furche nad)
vorn über die ganze Gaumenflaͤche des Dberkiefers, diefe iſt etwas
deutlicher als bei dem Wolfe. Die unteren Keilbeinsfluͤgel legen
ſich bei dem Bären an die nad) hinten hinausragenden Naſen⸗
ſtuͤcke der Gaumenbeine mit gerade abgefchnittenen, nach unten
ſehr Breiten, oben fchmäfer werdenden Rändern an, dahingegen
fie bei dem Wolfe, und anderen Thieren fich von außen weit
über die Gaumenbeine herlegen; bei diefem find auch die unte⸗
ven Ränder jener Nafenftüce ungleich ſchmaͤler.
$. 122,
Sm Ganzen etwas kuͤrzer, dafür aber auch breiter uud von
hinten nach vorn, an jedem Seitentheile nicht fo an Hoͤhe abe ⸗
nehmend als beim Wolfe. Der vordere Nand des Kroufort—
faßes etwas fehräger nach vorn laufend; zwiſchen dem hinteren
Backenzahne und der Verlaͤngerung jenes Randes ein wiel,
breiterer queerliegender Raum als beim Wolfe Die Gelenk—
fortfaße denen der Katze aͤhnlicher als denen des Wolfes. Die
27
am Winkel des Kiefers unter den Gelenkfortſaͤtzen nach hinten
ragenden Fortfäße liegen ihrer groͤßeſten Breite nach mehr
wagrecht, beim Wolfe hingegen mehr ſenkrecht. Die unteren
Raͤnder der beiden Seitentheile des Unterfiefers find beim
Bären fchärfer, die Seitentheile felbft aber dicker alg beim
Wolfe, wegen der breiteren Backenzaͤhne.
123.
D achs.
Vou mehreren Dachsſchaͤdeln, welche ich geſehen habe,
und zum Theile ſelbſt beſitze, hat kein einziger die Naͤthe
der Hirnſchaale mehr; ich werde daher nur im allgemeinen
eine Vergleichung zroifchen, dem Baͤren und Dachfe machen
Tonnen, und uͤberdem noch einige befondere Bemerkungen über
den Dachsſchaͤdel hinzufügen,
Der Dachs weicht vom Bären im Baue feiner Kopfe
knochen merklich ab, und. zwar in folgenden Hauptpunkten:
1. Das Stirnbein iſt hinter dem Oberaugenhoͤhlenfortſatze
durch feine äußere Fläche, da wo fie ins Augenhoͤhlenſtuͤck über:
geht, mit dem der anderen Seite Fonvergivend, fü daß hier
der Schaͤdel von beiden Seiten ſehr zufammengedrücke erſcheint
und nach hinten allmahlig wieder an Breice zunimmt. Bei
dem Bären ift diefe Zuſammendruͤckung aicht vorhanden.
3. Der Dachs hat eine fehr hohe fcharfe Scheitekleifte, in
der fih, wie beim Wolfe, die von ‚beiden Oberaugenhoͤhlen—
fortfäßen nad) hinten und innen fortgefeßten Leiten vereinigen,
welche die Anlage der Schlaͤfenmuskeln bezeichnen, Davon
finder ſich beim Bären nichts ähnliches; denn hier erhebt fich
bloß hinten auf dem Zwicelbeine eine kurze Leifte.
3. Die Gelenkgrube des Schlaͤfenbeines it ungleich ſtaͤrker
befeftiget, indem theils der hinter derſelben hinabragende Fort:
28 y
ſatz ungleich mehr nach innen und vorn ragt, theils der vom -
vorderen Rande der Grube augen hinabragende Fortſatz ungleich
ftärfer iſt, denn beim Bären findet ih von diefem, kaum eine”
Spur. Zwiſchen diefen beiden Fortfäßen wird die Walze des
Unterkiefers beim Dachſe ſo feſt gehalten, daß der Unterkiefer
am bloßen Knochenſchaͤdel haͤngen bleibt, als ob er mit Drath
oder durch feine natuͤrlichen Bänder befeſtiget waͤre. Man
kann ihn nicht ohne Gefahr jene Fortſaͤtze zu zerbrechen und
ohne eine Eünftliche Wendung vom Schädel trennen.
4. Die Zitsenfortfäße des Schlafenbeines find. bei dem
Dachſe ungleich ftarker und tiefer hinabragend, mehr blaſen⸗
foͤrmig, aber uneben beim Baͤren hingegen faſt ganz platt.
5. Die Gelenkfortſaͤtze des Hinterhauptsbeines liegen ſchraͤ⸗
ger von augen nach innen abwärts, und der Zapfen iſt länger
als beim Daren.
6. Zwifihen den Keilbeinen fcheint manche Aehnlichkeit
Statt zu finden; fo z. B. gebt bei dem Dachfe, wie beim
Baͤren bie Furche vom Nugenhshlenftücke des Stirnbeines, auf
die aͤußere Fläche der nrittleren Keilbeinsflügel nach hinten und
unten uber. Da die übrigen Theile des Keilbeines bei dem
Bären nicht genauer befchrieben werden Eonuten, fo hole id)
hier einiges nach, fo nie es fih am Dachſe finder, Die
Vertiefung des Türfenfattels iſt flach und länglichrund, mit
ihrem groͤßeſten Durchmeſſer der Länge nad) und zwar hinten
niedriger als vorn liegend. Die Eattellehne liegt außerordent:
lich fchräg nach vorn und bildet an jeder Seite eine lange
vorwärtsragende und auscinanderfanfende Spitze (processus
inclinatus posterior). Die vorderen oder oberen Flügel find
berrächttich breit von vorn nad) hinten; von ven Sehnerven—
tühern gehen zwei Furchen fonvergirend nach hinten, in welchen
29
die Sehnerven liegen, Auch die mittleren geneigten Fortſaͤtze
ſind betraͤchtlich lang und ragen nach hinten den hinteren
entgegen. Die Abdachung iſt ſehr kyrz. Die unteren Flügel
bilden an jeder Seite nur ein Blatt, welches mit feinen ſehr
wenig gefrümmten Hafen ziemlich nahe an den vorderen Theil
der Schläfenzige hinreicht.
7. Die Wangenbeine weichen in ihrer Bildung von denen
des Bären fehr ab: fie find vorn mir zwei Wurzeln am Ober—
kiefer befeftigets zwiſchen biefen ‚beiden. und ‚dem. Oberfiefer
bleibt das ungeheure Unteraugenhoͤhlenloch, welches beim Bären:
viel Eleiner ift und wozu bei ihm das Mangenbein gar nichts
beiträgt. ‚Ferner ift der Stirnfortfaß des Wangenbeines beim:
Dachſe faſt gar nicht bemerkbar; dagegen der Schiafenfortſatz
ſehr lang und ſtark, indem er bis dichte vor den Fortfaß reicht,
welcher die Gelenfgrube des Schläfenbeines nach außen und
vorn begraͤnzt.
8. Die vordere Naſenoͤffnung iſt nicht fo. fhräg nach hin⸗
ten liegend wie beim Baͤren.
9. Der hintere Theil des knͤchernen Gaumens, von der
Endigung der hinterſten Backenzaͤhne an ruͤckwaͤrts iſt ungleich
länger, dafür aber auch ſchmaͤler als beim Bären,
10. Am Linterfiefer find die Kronenfortfäße des Dachſes
etwas höher und nicht fo in eine ſtumpfe Spike nach hinten
gezogen; fondern gleichiörmig abgerundet. Die walzenformigen
Gelenffortfäge liegen mehr nach außen. Bei dem Bären if
der in einen ftumpfen Hafen verlängerte Winkel der Acfte des
Unterfiefers mit dem Kronenfortfaße in einer fenfrechten Linie;
bei dem Dachſe hingegen fällt die ſenkrechte Linie des Kronens
fortfaßes viel weiter nach innen, als jener Winkel liegt, Auch
bleibt bei dem Dachfe zwifchen dem unteren Theile des vorderen
30
Randes des Keonenfortfakes und dem hinteren Backenzahne
nicht ein ſolcher flachliegender Raum als bei dem Bären,
11. Das knoͤcherne Hirnzelt beſteht wie bei dem Bären
aus einer unnnterbrochenen Platte; in der Mitte ragt bei dem
Dachie noch) ein laͤngliches Blatt nad) vorn, welches ich beim
Bären nicht finde,
$./124.
Fiſchotter.
Bei dieſem Thiere finden ſich manche Sonderbarkelten,
welche es ſowohl vom Dachſe als auch von dem folgenden
Goſchlechte (Mustela) hinlaͤnglich unterſcheiden. In Rackſicht
der Vergleichung ſeines Schaͤdels mit dem Dachſe iſt derſelbe
folgendermaßen gebauet:
r. Die Hirnſchnale iſt viel platter und Breiter, und macht
im Profile angefchen mit der Naſe eine faft gerade Horizons
tallinie, welche fih fo gerade bis an die Queerleifte des Hins
terhauptes. verlängert, Das Verhaͤltniß der — zum
Geſichte iſt überhaupt groͤßer.
2. Die Scheitellelſte iſt nur ſehr wenig erhaben. Die
Queerleiſte des Hinterhauptes aber ſchaͤrfer. '
3. Das Stirnbein ift außerordentlich ſchmal, vorzüglich im
Verhaͤltniſſe des breiten Hintertheils der Hirnfchaale, }
4. Die Gelenfinhpfe des Hinterhaupts liegen weniger ſchraͤg,
die vorderen Gelenkkanale find von fonderbarer Bildung, welche
ic) bis jetzt an feinen ‚anderen Thiere bemerkt habe: nämlich
fie durchbohren zuerft den Knochentheil unmittelbar vor dem
Gelenkknopfe, von innen nad) außen, oͤffnen fi) nun am der
äußeren Flache der Vertiefung vor den Gelenkknoͤpfen Und gehen
dann mit einem zweiten fehr großen Poche, welches in der r na⸗
tuͤrlichen Verbindung der weichen Theile mit jenem durch einen
— —
* I EEE £
31
- häufigen Kanal zufammenhängt, erft von Hinten in die Schi:
delhöhle hinein. Diefes zweite Loch liegt in dem Theile zwi—
ſchen dem Gelenffnopfe und dem unteren Fortfaße des Hinter:
hauptes nach außen neben dem Gelenkfnopfe. Der Zapfen
breiter,
5. Die Schläfenzige ungleich flacher, der Eingang des Ge
hörganges von oben nad) unten fehr platt und ſchraͤg nach),
vorn geöfftiet,
6. Das knbcherne Hirnzelt aus einer ununterbrochenen
Platte bejtehend aber darin fehr abweichend, daß das Ende
diefer Platte, da wo es als eine Verlaͤngernng des oberen
Telfenbeinwinfels nad) innen und vorn ragt, ſich oben gewoͤlbt
bis dicht an die hinteren geneigten Fortfäse der Sattellehne
erſtreckt, und dadurch mit dem Schädelgrunde gleichſam an
jeder Seite einen Kanal bilder,
7. Der Hahnenkanım des Siebbeines außerordentlich groß,
8. Die Oberkiefer mit den Zwifchenfiefern viel kuͤrzer;
das Unteraugenhoͤhlenloch eben fo gebildet, aber noch großer;
die Jochbogen nad) oben. viel fonveyer vorn mehr abjtehend;
der Wangenfortfaß des DOberkiefers breiter; der Stirnfortſatz
deutlicher dicht vor dem vorderen Nande der Augenhöhle uber
dem Unteraugenhöhlenloche eine Vertiefung, welche durch dag
ſtarke Hervorragen des Augeuhöhlenrandes an diefer Stelle
bewirkt wird, Die vorderen Gaumenlücher nach Verhaͤltniß
größer. '
9. Die Furche, welche von dem Augenhöhlenftüce des
Stirnbeines auf die mittleren Keilbeinsflugel rückwärts hinabs
fteigt, ungleich) weniger deutlich.
10. Am Unterkiefer fein anderer merklicher Unterfchied,
Als daß die Vertiefung von der Anlage des Kaumusfels auf
32
ber Äußeren Fläche der Aeſte viel ftärfer, und dag innere Ende
jedes Gelenffortfaßes fchräger von außen nad) innen abwärts
abgeſchnitten if.
6.1.
Marder, Ihtis und Wiefel.
Bei diefen Thieren finder fih im Ganzen manche Webers
einffimmung mit dem Dachie und Fiſchotter, doch auf der an⸗
deren Seite finden auch wieder viele Verſchiedenheiten der eis
zelnen Theile Statt. Der Dau der Hirnſchaale von oben
betrachtet ift dem des Fifchorters aͤhnlicher als dem Dachſe.
Doch bei dem Marder, vorzüglich dem Steinmarder, gegen
das Hinterhaupt zu mehr abgerimdet. Bei Eeinen von diefen
Thieren ift der hintere Theil des Stirnbeines fo fehmal oder
zufammengezogen als bei dem Fifchotter. Dei dem Baums
marder bildet diefe zuſammengezogene Stelle ordentlich einen
Winkel oder Einfchnitt, welcher aber gar nicht tief geht. Die
Scheitelleiſte it beim Wieſel am fchärfiten, bei den Mardern
am ſtumpfſten und nur nach hinten merklich. Die Schläfens
zitzen find bei diefen drei Thieren blafenformig und ſtark, bein
Iltis am breiteften und unebenften; beim Marder und Wieſel
Hingegen fchmäler im Verhältnis zu ihrer Länge und ebener;
beim Wiefel nach Verhaͤltniß ungeheuer groß und lang. Der
Eingang zum äußeren Gehörgange liegt bei allen ſchraͤg vor«
waͤrts gewandt, und iſt beim Wieſel gleichfalls am groͤßeſten.
Der größefte Durchmeffer des Hinterhauptsloches erſtreckt ſich
forwohl bei diefen Thieren, als bei dem Dachſe und Fiſchotter
in die Queere. Das knoͤcherne Hirnzelt iſt bei allen betraͤcht⸗
lich ſtark, beim Wieſel und Marder ragt es in der Mitte viel
weiter hervor, fo daß zu beiden Seiten ein beträchtlicher Nuss
ſchnitt bleibe. Bei dem Iltis iſt dieß ungleich. weniger der
33
Fall; bei jenen beiden bildet das Ende des Hirnzeltes, da wo
es an jeder Seite: vom oberen Felſenbeinwinkel entfteht, eine
zuruͤckſtehende Epiße, Der Fortfaß am vorderen Rande
der Gelenkgrube des Schläfenbeines nad) außen it bei weiten
‚ minder beträchtlich und zurlickgebogen als beim Dachſe, wes—
Wegen auch der. Unterkiefer am bloßem Knochenſchaͤdel gleich
Herausfäll, Das’ Keilbein hat bei diefen Thieren eben die
Beſchaffenheit als beim Dachſe; die geneigten Fortfage und die
Sattelgrube verhalten fich eben fo. Die Haken der tinteren
Flügel etwas länger, Die Oberkiefer find auch ziernlich kurz;
doc) beim Marder weniger ‚als beiedem Iltis und Miefel,
Die Jochbogen mehr abſtehend als beim Dachfe, doc etwas
weniger als beim. Fifchotter; beim Marder und Wiefel fehr
nach oben Fonver und fchlanf, beim Iltis ift beides weniger
der Fall; übrigens in ihrer Bildung nebſt den Wangenbeinen
dem Fifchorter fi) am meiften näbernd, Das Unteraugenhoͤh⸗
lenloch bei dem Wiefel vorzüglich groß. ;
An einem Iltis, wo noch etnige Näthe der Gefichtss
knochen erhalten find, bemerke ich folgendes in Betracht der
Nafenbeine und Zwiſchenkiefor: Die Mafenbeine bilden ein fehr
langfchenfeliges Dreieck; eine breite nad) vorn ftehende Zacke
des Stirnbeines tritt an jeder Seite zwiſchen fie und den breis
ten kurzen Nafenfortfaß. des Oberkiefers, Bei dem Marder ift
jedes; Nafenbein zwar Auch im Ganzen vorn breiter, hinten
ſchmaͤler; der ‚äußere Nand. ift aber, einmal ſtark nach außen
gebrochen, fo daß daſſelbe eine, ſehr ſchiefe längliche Raute
vorſtellt. Die Zwiſchenkiefer ſtehen mit ihren oberen Stücken
faft ſenkrecht, ihr vorderer Nand bildet ein tvenig über dem
Zahnrande eine ſtumpfe Ede, Dieſe findet fich bei den beiden
anderen Thieren nicht, Beim Wieſel liegt jenes obere. Stuͤck
1. Bandes 2. Stüd, €
34
des Zwiſchenkieſers noch mehr, beim Marder Hingegen etwas
weniger ſenkrecht; daher ift auch bei. jenen beiden die Fläche
der vorderen Nafendffnung nicht fo ſchrag zurückliegend, als
bei diefem und bei anderen. Thieren. Die vorderen Gaumen⸗
löcher bei allen dreien find eirund, und liegen mit. den’ vorde
sen Enden näher zufammen; etwas weiter nach hinten liegt
gerade in der. Mitte noch. bei allen ein drittes” ungleich kleine⸗
res Loch, welches ich auch bei dem Dachſe bemerfe, Die
Alnterkiefer fommen: mit dem. Dachfe ziemlid) überein; nur
liegt bei dem Marder die Verlängerung des Winkels vom Afte
bes Unterkiejers in seiner. fenktechten Linie mit dem Ktonfort
fage, und. bei allen iſt der’ Kronfortſatz oben etwas ſpitziger.
Noch muß ich bemerken, daß die Unebenheiten der inne—
ven Fläche der Hirnſchaale (juga cerebralia und impressiones
digitatae) beträchtlich ſtark find. Aal?
9.1264 nor s.3
Sechund. aim i
Der Schädel diefes Thieres hat außerordentlich viel aus:
zeichnendes, und es würde fehr der Mühe wert) fein, andere
Gattungen des Geſchlechtes Phoca zu unterfuchen nnd zu ver
gleichen; ‚da diefe Eigenheiten, des Baues offenbar mit det
Lesensart und Nahrung diefer Thiere in genauem Zuſammen—
bange ftehen. Vorzüglich auffallend‘ ift der ungeheure Raum
für die Augenhoͤhleu, das geringe Verhaͤltniß der Geſichte
knochen zur Hirnſchaale, die Breite dieſer letzteren und die
verhaͤltnißmaßige Schwaͤche der Unterkiefer.
$. 127.
Stirnbein. ji i
Das Stirnftüc defjelben nimmt von vorw nad hinten
ſehr an Breite zu; die aͤußere Fläche deffelben iſt durchaus
35
platt, und liegt in der natürlichen Verbindung hinten höher,
vorn tiefer. Das Nafenftück it ſchmal und lang, und fließt
an der äußeren Fläche mit dem Stirnftücke nach hinten unmittele
bar zufammen, Das Augenhoͤhlenſtuͤck, welches durch den vorn
etwas fihärferen nach hinten aber ſehr ſtumpfen Oberaugens
hoͤhlenrand vom Stirnſtücke geſchieden wird, ift großer als
dieſes; der Breite nach konkav, der Hoͤhe nach nur vorn ein
klein wenig gehoͤhlt. Die ianere Fläche des Stirnſtuckes hat
ſtarke Unebenheiten von den Windungen des Hirnes; von dem
Naſenſtuͤcke iſt es nach innen durch einen queerliegenden nach
unten und vorn hinabragenden Vorſprung geſchieden, an dem
nach vorn - ein Paar ſehr unbeträͤchtliche Vertiefungen als
Spuren von Stirnhoͤhlen liegen. Die innere Fläche des Na—
fenftüctes tft in der Queere konkav, und, hat ein Paar der
Länge nach laufende Leiften, welche, zwifchen den Siebbeins⸗
blättern ein wenig hinabragen. Die innere Fläche des Augens
böhlenftückes hat an ihrem vorderen Theile, da wo fie die Geis
tentheile des Siebbeines deckt, mehrere von vorn nach hinten
etwas auffteigende ſtumpfe Leiften, welche gleichfalls zwiſchen
die Blaͤttchen des Siebbeines ftoßen; der ganz vorderfte Theil
dieſer Flaͤche iſt aber vollig eben; der hinterſte Theil der innes
ten Flaͤche des Augenhöhlenftückes-hilft. noch den vorderen Theil
der eigentlichen Hirnhoͤhle bilden, Vom inneren geraden Rande
jedes Stirnbeines, welcher dem Naſen und Stirnſtücke gemeins
ſchaftlich iſt, und in dem ſich beide Stirnbeine berühren,
ragt eine fcharfe und breite Leifte hinab, an welche fich am
Naſenſtücke die ſenkrechte Siebbeinsplatte mit ihrem oberen
Rande befefiigetz der. hintere Theil jener Leifte, da wo fie dem
Stirnſtücke angehört, liegt in der. Hirnhohle und dient dem
Sichelblutleiter zur Anlage, Der hintere Rand des Stirn⸗
€2
36
beines geht queer, ift aber ſtark gefchtweift und laͤuft vom Stirn ·
ſtuͤcke unmittelbar aufs Augenhoͤhlenſtuͤck hinab. Der vordere
Rand des Augenhoͤhlenſtuͤckes verbindet ſich oben mit dem Ober⸗
kiefer, unten liegt er frei und bildet den Rand einer Spalte,
Der untere Rand hat einen großen Einfchnitt, welchen der
vordere große Keilbeinflügel ausfüllt, Das vordere Ende des
Naſenſtuͤckes verbinder ſich mir dem Nafenfortfaße des Ober»
Fiefers, und in einen Ausſchnitt des inneren Nandes der Nas
ſenſtuͤcke fchieben fich die ‚Nafenbeine ein. : Das Naſenſtuͤck
bildet bier alſo Feine ſolche Spitzen wie bei den meiſten uͤbri⸗
gen Thieren, Auch fehle der Oberaugenhöhlenfortfaß ganz.
$. 126.
Sheitelbetne
Dieſe haben zwar im Ganzen eine vierecfige Geftalt, wie
bei anderen Thieren, zeichnen fich aber durch große Kürze von
von vorn nad) hinten aus. Diefe Kürze iſt zumal oben am
den Scheitelrändern ſehr merklich; der untere oder Schlaͤfen⸗
Raud iſt dagegen ſchon viel laͤnger, der vordere oder Kronrand
im Gangen queergeheud doch ſehr uneben und unten ein wenig
vorwärts gezogen, er iſt der laͤngſte von allen. Der hintere
geht fehräg von vorn nach Hinten hinab und bildet mit dem’
Schläfenrande einen fehr fkumpfen Winkel, welcher aber hier’
nicht Zigenmwinfel heißen kann, weil er eigentlich an das Fel
fenbein ſtößt. Der Keilbeinswinkel iſt fehr Tanggezogen und
feige fchräg vorwärts hinab, Die Kreisleifte von der Anlage’
des Schläfenmusfels laͤuft vom Stirnbeine durch das mittlere
- Deittheil des vorderen Nandes bis zum unteren Dritcheile des
hinteren Nandes hinab. Die innere Fläche der Scheitelbeine
_ hatt nicht allein ſtarke Furchen von Schlagadern, ſondern auch
u 37
ſtarke Erhöhungen und Vertiefungen von ber Anlage der Hirn:
windungen. - Die Wolbung jedes diefer Knochen von einer
Seite zur anderen ift ned ſtark; doch ift der Scheitel
ſelbſt platt,
$. 127.
Sinterbauptöbein.
Diefer Knochen zerfällt eben fo wie bei dem Mehfcen
in das Hinterhauptsſtuͤck, die Gelenktheile und das Zapfenſtuͤck;
das Hinterhaupteftück befteht aber im jungen Thiere aus drei
-abgefonderten Stuͤcken: nämlich dem bei weiten großeften Mit
teltheile und zwei Eleinen länglichen abseftumpftvierecigen Seis
tentheilen, deren jeder den ÄAußerften unteren Theil des Hinter»
hanptsſtuͤckes bilder, indem er jwifchen dem Gelenftheile, dem
binteren Rande des Scheitelbeines und dem oberften Theile
des Selfenbeines eingefaßt if. Die äußere Fläche diefes Hinter⸗
hauptsſtückes ift der Queere nad) in der Mitte ein wenig kon—
kav, an beiden Seiten dafür aber defto ftärfer gewolbt, fo daft
an jeder Seite diefe Wölbung fih wie ein Hoͤcker (tuber )
erhebt. Von oben nach unten ift diefe Fläche allenthalben kon—
ver. Von Rande des Hinterhauptsloches fteigt eine ſchwache
Längeleifte bis etwa zur Mitte des Kuochens hinauf. Der
Gelenktheil an jeder Seite erſtreckt fich feiner Linge nah ein
waͤrts gekruͤmmt hinab, iſt an feiner Auferen Fläche ſowohl
über als unter dem Gelenffnopfe ſtark eingedrüct, fo daß
gleichſam zwei befondere Eindrücke fi nach außen in einem
Winkel begegnen, Die Gelenktheife felbft liegen fehr fehräg
nad) innen, fo daß ihre unteren fchmäleren Enden einander
ziemlich nahe liegen und noch weit nad) innen auf den Zapfen-
theil fortgefert find, Diefer Zapfentbeil ift breit und an feiner
Außeren Fläche ſehr platt und eben. Das Hinterhauptsloch
D
38
liege feinem groͤßeſten Durchmeffer nach queer, und beftche aus
einem oberen etwas flacheren und einen unteren etwas runder
von Kreisbogen, welche beide nach außen in einem’ etwas auss
gerundeten Minkel zufammenkfommen. Die innere Fläche des
Hinterhauprsftückes iſt zwar auch mit Eindrücken ind Erhohuns
verſehen, welche aber viel flacher find als an den Scheitelbei⸗
beinen. Dicht über dem Hinterhauptsloche erhebt fich eine
breite Platte, welche das Fnöcherne Hirnzelt bildet, an ihrer
unteren Fläche ntr ganz wenig konkav ift, und ſich zur Seite
Bis auf die innere Fläche der Gelenftheile fortfeßt, wo fie aber
nur noch eine viel ſchwaͤchere Leifte bildet, welche da liegt, wo
an der aͤußeren Fläche der obere Eindruck ift. *) Die innere
Fläche der Gelenktheile über jener Leifte iſt auch noch uneben,
unterhalb derfelben aber ebener. Die innere oder obere Fläche
des Zapfens ift in der Mitte ziemlich ſtark ausgehöhlt,, Der
vordere Gelenffanal hat feinen ‚Eingang gerade vor dem ab:
gerundeten Winkel, in welchem die Hogenlinien des. Hinter:
hauptsloches zuſammenkommen, geht. aber nur flach nad) außen
nnd vorn durch den Knochen und öffnet füh wieder innerhalb
der Hirnhöhle, Die Händen des Knochens find folgende: der
Lamdarand, geht von außen fihräg nach innen vorwärts und
bilder Hier mit dem der anderen Seite einen ſtumpfen Winkels
er if rauh, bildet aber nicht eine fiharfe Leitte wie bei anderen
Thierem Da wo diefer Rand nach unten und außen an jeder
Seite aufhoͤhrt, fängt der Eonvere Äußere Nand des Gelenk
tHeiles an, welcher beim Menſchen Zitzenrand heißt, hier aber
*) Aus diefen Lunge bes Hirnzeltes ergiebt ſich, das das Eleine Hien diefen
Thiere außerordentlich klein fein mie; da bei anderen Thieren die Platten det
Hirnzeltes ſchon don den Echeitelbeinen herkommen. Auch trans bei dieſem
Thiere dag Felſenbein gar nichts zum Hirnzelte bei.
39
durchans am Felſenbeine liegt; wo dieſer endet faͤngt der
aͤußere Rand des Zapfens an, welcher theils am Felſenbeine,
theils an der Zitze liegt. Der vordere Rand des Zapfens ſtoßt
afı das Keilbein,
$. 128.
‚Shläfenbein.
Die Schuppe iſt Elein, vorzüglich im, Verhäftniffe zu den
übrigen Theilen, der obere Rand derfelben kommt mir dem
sorderen in einem fehr abgerundeten Winkel zulammen; beide
find konvex. Der Jochfortſatz geht ſtark nad) aufwärts und
vorn; zwifihen "feiner ‚Wurzel und der aͤußeren Fläche der
Schuppe iſt eine breite vinnenformige Vertiefung, welche fich
Aber die ganze Schuppe nach hinten aufwärtsfteigend fortfeßt,
Die Gelenfflähe des Schläfenbeines liege ganz in der Wurtzel
des Sochfortfaßes und wird nad) hinten von der vorderen
Fläche des. vor dem Gehtrgange liegenden Gelenkfortſatzes ges
bildet, welcher bier ‚breit und kurz iſt. Der Felſentheil graͤnzt
nach hinten an die Schuppe und iſt auch an der aͤußeren Flaͤche
der Hirnfchaale ſichtbar, zwiſchen der Schuppe, dem Hinter⸗
haupts⸗ und dem Scheitelbeine eingeſchloſſen. Die obere in
der Schaͤdelhoͤhle freiliegende Fläche deſſelben iſt ſehr uneben,
hat am vorderen Ende eine ſehr ſtarke Erhoͤhung, dicht hinter
dieſer zwei Vertiefungen und hinter dieſen ein betraͤchtllches Loch,
An der aͤußeren Flaͤche iſt der Felſentheil mit der Schuppe,
an. der unteren mit dem Zitzenſortſatze verbunden; dieſer iſt
vollfommen blafenfsrmig, vorn breiter, wo von ihm die untere
und hintere Wand des Gehörganges entfteht, Hinten ſchmaͤler.
An feiner inneren Seite liegt nach binten eine ziemlich betraͤcht⸗
Oeffnung. Die Zitze ragt mit. ihrem vorderften Theile, welcher
»
. * *
neben dem Gelenkfortſatze nach innen liegt, —9 etwas weiter
vorwärts als diefer, t
6.129,
Keilbein. ”
Auch diefer Kochen hat bei dem Seehunde viel eigenes,
Das Mittelftück deffelben beſteht gleichfalls aus zwei Stüden,
wie bei den übrigen Thieren. Der Sattel iſt platt, die hintere
Lehe defjelben ragt ftark nach vorn über; die Abdahung iſt
ſehr kurz, Die oberen Flügel find ungeheuer groß und vers
drängen die mittleren fo fehr, daß beinahe Feine Spur von
ihnen übrig bleibt. Ihre innere Fläche iſt ſchraͤg ruͤck- und
einmwärtg gewandt, und hat Erhöhungen und Vertiefungen von
den Hirnwindungen, wie auch Furchen von Gefäßen, Ihre
Geſtalt iſt unregelmäßig viereckig; der vordere Nand ſtoͤßt an
die Siebplarte und weiter nad) außen am dem vorderen Rand
des Einfchnittes vom Augenhoͤhlenſtuͤcke des Stirnbeines; der
Äußere Nand an den hinteren Nand des genannten Einſchnittes.
Der Hintere Rand verbindet fich nach augen mit dem ganz
unbedentenden mittleren Slügel, welcher ſich von unten an
diefen Rand legt, nach innen liegt er frei und bildet gemein
ſchaftlich mit der Wurzel des mittleren Flügels {eine große
längliche außen weitere, innen engere Oeffnung zum Durch⸗
gange der Hauptaͤſte des fünften Nervenpaars. Die inneren
Raͤnder beider oberen Flügel verbinden fich miteinander, Das
Sehnervenloch geht vor dem inneren Theile des hinteren Ran⸗
des durch dieſen Flügel und iſt verhaͤltnißmaͤßig fehr Flein,
Die Äußere Fläche diefes Flügels ift von einer Seite zur ans
deren konkav und bildet nach unten einen ziemlichen Theil der
Augenhoͤhlez das nach außen ſich vom inneren Nande des
Flügels abwaͤrtskrummende Blatt verbindet ſich hier mit dem
— — —
ee Pe
* 41
inneren Rande des aufſteigenden oder Naſenſtuͤckes vom Gau:
menbeine. Die mittleren Fluͤgel ſind wie geſagt aͤußerſt klein
ſchraͤg laͤnglich viereckig, am hinteren Rande mit der Schläfen:
ſchuppe, am vorderen mit dem oberen Fluͤgel, am aͤußeren mit
dem Keilbeinswinkel der Scheitelbeine verbunden. Der innere
Rand fließt mit den unteren Fluͤgeln zuſammen. Diefe unteren
Flügel find breit an die untere Fläche fowohl des hinteren als
vorderen Mittelftickes angelegt, fo daß ihre, inneren Ränder
bier von vorn nach hinten auseinanderlaufen, ihre vorderen
und aͤußeren Nänder liegen an den Gaumenbeinen, welche nach
außen weiter vervorragen als diefe Flügel, das abfteigende
Blatt dieſet Flügel ift ſchmal, einfach, ziemlich kurz und ein
wenig nach innen und Hinten gekrümmt, fo daß es einen
ſtumpfen Hafen bilder,
I
$. 130,
Siebbein.
Auf der Siebplatte deſſelben ragt der Hahnenkamm ſehr
ſtark hervor. Die Seitentheile ſind ſehr ſchmal, aber dafuͤr
auch ziemlich hoch, und von blaͤtterigen verwickelten Baue, mit
langen ſchmalen Zwiſchenraͤumen. Dicht unter den Naſenbei—
nen ragt eine ſtaͤrkere Platte dieſer Seitentheile bis zur. vor:
deren Nafenoffnung bin. Die fenkrechte Platte ift gleichfalls
Furz und hoch, deutlich aus zwei Blättern beftehend, welche fich
* nach unten theils an den vorderen Theil des vorderen Mittel:
4
füdes des Keilbeings, theils an die vorderen Enden der unteren
Keilbeinflügel, wo diefe an der unteren Fläche jenes Mittel:
ſtuͤckes befeſtiget find, theils an die inneren Nänder der auf:
fleigenden Gaumenſtuͤcke legen, und fo die ganze knoͤcherne
Naſenſcheidewand bilden,
TERRA ENT, a7
Sberfiefen
Diefer Kochen it nach Verhaͤltniß kurz und hoch, e
zeichnet fi vor anderen CAugethieren dadurch aus, daß dns
Augenhoͤhlenſtuͤck fi) bis an das obere Ende des Nafenforte
ſatzes erſtreckt von deffen hinteren Nande es oben unter einem
ſtumpſen Winkel abweicht. Dieſe Einrichtung wurde deswegen
nothwendig, weil das Thraͤnenbein dieſem Thiere gaͤnzlich
ſehlt. Der Winkel in welchem die erwähnten beiden Theile
des Oberkiefers zuſammenſtoßen, bildet den vorderen Theil des
Augenhoͤhlenrandes. Der Naſenforiſatz ſelbſt iſt nur fhmal
und ſteigt nach oben ein wenig ruͤckwaͤrts, wo er abgerundet
endet und theils an das Nafenbein, theils an das Stirubein
ſtoͤßt. Der Jechſortſatz geht ſtark nach außen vom Oberkiefer
ab, durch feine Wurzel geht das verhaͤltnißmaͤßig nicht ſehr
betraͤchtliche Unteraugenhoͤhleulochz die innere Fläche dieſes Fort—
ſatzes geht unmittelbar im die aͤußere des Angenhoͤhlenſtuͤckes
über und bildet den groͤßeſten Theil des Bodens der Augene
hoͤhle; da das Augeuhoͤhlenſtuͤck des Oberkiefers ſelbſt mehr den
vorderen Theil der Seitenwand ausmacht, Der vordere Rand
des Jochſortſatzes iſt der kuͤrzeſte und geht unmittelbar in jenen
Winkel zwifchen dem Nafenfortfabe und dem Augenhöhlenftüce
über, Der hintere Rand iſt konkav und freiliegend,, der äußere
fängfte ift der Länge nach gefurcht, zur Aufnahme des Wangen:
*) Ich glaube dieß mit undesweirelter Gewißheit behaupten zu Eünnen, da
ich junge Seehundsſchadel befige an denen feine Epur eines Thränenbeines au
bemerken if. Da diefe Thieve meiſtens im Waſſer leben, fo war ein Kumak
der ihre Thränen in die Nafe führte wahrſcheinlich deswegen nicht nöthig, weil
dieſelben vom Waſſer ſogleich mit abgeſpühlt werden, 2
—
43
beines. Der hintere Rand des Augenhöhlenſtückes verbindet
ſich mie dem Augenhöhlenftücfe des Stirnbeines und mit dem
Gaumenbeine. Dev vordere Rand des ganzen Oberfiefers iſt
flach Fonfav und zwar nach oben hir am meilten. Das Gaus
menſtuͤck iſt im Verhaͤltniſſe der Breite der Hirnſchaale nur
ſchmal. Der hintere Rand am inneren Theile queer abge—
ſchnitten, am aͤußeren Theile ſchraͤg nach rück- und auswaͤrts
lauſend. Der vordere Rand laͤuft ſchrag von innen nach außen
vorwärts, Mit den inneren Raͤndern berühren beide Ober⸗
kieſer ſich der Länge nach, und find hier ein wenig von unten
vertieft. Bon dem Analogen des Fluͤgelgaumenkanals, welcher
aber bier gleichfalls nicht zwiſchen dem Keil: und Gaumenbeine
liege, geht eine. ſtarke Furche bis an den vorderen Rand des
vorderen Rand des Gaumenſtuͤckes.
5.877132,
Z3wifbentiefee
Das Geſichtsſtück liege ſchraͤg von vorn nach hinten anf
waͤrts gerichtet, und da die Schnauze ohngeschtet ihrer Kürze
doch zimlich ſpitz oder ſchmal iſt, ſo liegt ſeine aͤußere Flaͤche
mehr nach vorn als nach außen gewandt, Das Gaumeuſtuck iſt
kurz, fein fchräg von augen nach innen ruͤckwaͤrtslaufender hin—
terer Nand-etivas fonver, in die Konfavin’t deg Gaumenftüces
vom Oberkiefer paſſend. Da wo ſich das Geſichts- und Gau
menſtuͤck vereinigen, iſt der Knochen ziemlich derbe; wo ſich
beide Zwiſchenkiefer vereinigen, tritt eine hehe Leifte zur An—
lage der Naſenſcheidewand binsuf, welche fich beträchtlich nach
hinten verlängert, Die vorderen Gaumenlücher werden von
den Ober⸗ und Zwiſchenkiefern gemeinfchaftlich gebildet und
find. fehr klein.
44
6. 133,
Wangenbeine N
Diefe legen fidy mit einem vorderen fangen und nach vorn
etwas abgerundeten Fortfage fo an den Sochfortfaß der Ober:
fiefer, daß der untere Rand jenes Portfakes in die Furche
dieſes paſſt. Der obere fcharfe Rand des: Kieferfortfages geht
unmittelbar in den oberen Rand des Körpers felbft über, fo
daß beide nur eine Konfavitit bilden, Der bittere Nand des
Mangenbeines ift fo fchräg eingeferbt, daß nad) oben und uns
ten eine ſtumpfe Ecke fich bildet und der Zochfortfag des Schlä-
fenbeines paſſt fo in diefe Kerbe, daß er ſelbſt den unteren Theil
der oberen Ecke bedeckt, und mieder von der ganzen unteren
flärkeren Ecke nad) außen bedeckt wird. Der untere Rand des
Forpers liegt frei und ift Eonfav, Das Ganze liegt fo, dag
die äußere Flaͤche fehräg abwärts, die inhere ſchraͤg aufwärts,
daher alfo auch der obere Hand etwas aus- der untere etivas
einmärts gewandt iſt.
i $. 134.
Rafenbeine
Die Nafenbeine find kurz und liegen ziemlich flach. Ihre
obere oder Gefichtsfläche ift hinten fchmäler, vorn’ breiter, An
den äußeren Rand derfelben legt fih nach hinten der Nafene
teil des Stirnbeines, da er mit dem der anderen Seite den
vorderen Einfchnitt bilder, welchen beide Nafenbeine ausfüllen,
Weiter nach vorn tritt dag abgerundete Ende des Naſenfort⸗
ſatzes der Dberkiefer an diefen äußeren Nand und’ ganz vorn
liegt er frei, Der Zwiſchenkiefer tritt alfoThier gar nicht, wie
bei vielen anderen Thieren, zwifchen den vorderen Rand !des
Oberkiefers und das Mafenbein, fondern es bleibt hier ſowohl
‚ ein Theil des äußeren Naſenbeinrandes, ale des vorderen Ober⸗
> e 45
fieferrandes vollig frei liegend. Die äußere Fläche der Nafen:
j beine nimmt umgekehrt ale die obere von vorn nad) hinten an
“ Breite zu; an den vorderen fehräg ablanfenden Theil derfelben
„lege ſich der fchräg abgefchnittene breite Nand des Endes vom
j Nafenfortfaße des Dberkiefers; der hintere Theil jener Fläche
N weiche ſtark nad) außen ab und legt fih bier unter das
K vordere Ende bes Nafenfortfakes vom Stirnbeine. Die untere
Fläche ift flarf in der Queere konkav, fo daß fie eine Rinne
5 . bilder, welche nad) innen durch das tiefe Herabfteigen der ine
j — merem Ränder in Geſtalt einer Leifte begraͤnzt wird,
§. 135,
k Untere Riechbeine.
|° Sie haben bei diefem Thiere eine außerordentliche Größe;
| vorzüglich ift ihre Höhe fehr beträchtlich. Unten find fie. breis
| ter, oben ſchmaͤler; fie füllen den ganzen Raum zwiſchen dert
Nafenflächen beider Kiefer fo, daß auch Feine Spur von Kies
ferhoͤhlen übrig bleibt. Sie find vermoͤge zweier ſtarker nach
außen abgehender Knochenblaͤtter mit Leiſten der inneren Fläche
der Oberkiefer verbunden; haben von vorn augefehen eine voll
. fommen aͤſtige Geftalt, diefe fheinbaren Aeſte verlängern ſich
' aber nach hinten in eine unzählige Menge von feinen ‚etwas
umgebogenen Blaͤttchen, wodnrch die Riechhaut oder Schleime«
} Haut ‚eine ungeheure Fläche zu ihrer Anlage bekommt.
11 $. 136,
Br nn... Baumenbeine
Rad) Verhältnig der Oberkiefer find diefe Knochen ziemlich
groß. Das eigentliche Gaumenftüc derfelben hat einen bins
teren Eomkaven frei liegenden, einen vorderen fhräg von unten
. nad) oben und hinten abgefchnittenen im Ganzen queerlaufens
den, einen inneren geraden mit dem der anderen Seite zu:
*
46 \
ſammenkommenden nach oben eine Leifte zur Anlage der Nas
enfcheidewand bildenden und einen Außeren einmal und zwar
ſo gebrochenen Rand, daß derſelbe durch den hinteren frei
liegenden Theil mit dem Naſenſtücke einen Winkel bildet, und
durch den vorderen nach innen abweichenden Theil mit dem
äußeren Theile des hinteren Nandes vom Gaumenſtuͤcke des
Dberfiefers verbunden wird. Das auffeigende oder Naſenſtück
seht fhrag von augen nad) innen aufwärts, fo daß es vom
Gaumenſtücke unter einem ziemlich fpigen Winkel aͤbweicht,
daher denn auch die Außere Fläche Fark nad) oben, die innere
nach unten gewandt if. Webrigens liege das ganze Naſenſtück
fo, daß es nicht fo weit nach vom, aber dagegen weiter nach,
Hinten ragt als das Gaumenſtück. Nach hinten bildet es eineu
auswaͤrts gehenden Fortfag, welcher bis vor die Schläfenzige
riet, und mit feiner inneren Fläche dem unteren Keilbeinsflüts
gel zur Anlage dient. Am vorderen Theile des Naſenſtuͤckes
führen zwei Löcher durch dafjelbe zur Naſenhoͤhle.
$. 137.
DUNST BIT. BANE race ie
Beide Stuͤcke des Unterficfers bilden nad) vorn einen.
ſpitzen Winkel, lauſen aber nach hinten fehr breit auseinander,
Die Außere Fläche jedes Stückes liege Zugleich. ziemlich ſtark
ſchrag nad) unten gewandt. Der vordere Theil jedes’ Seitens’
ſtuͤckes ift fehr derbe und dick, nach hinten gegen die Aefte hin
nimmt diefe Dicke beträchtlich ab. Die Aeſte gehen fehe
ſchraͤg rückwärts ab. Der Kronfortſatz derfelben liegt daher
auch mit der nah Verhaͤltniß der geringen Länge ſtark ges
krummten Spitze ziemlich ſtark ruͤckwaͤrts. Der Ausſchnitt
zwiſchen dem hinteren Rande dieſes Fortſatzes und dem Gelenk⸗
Enopfe iſt ſehr klein. Der Gelenkknopf liegt der Länge nach
47
queer. In der Mitte des hinteren Randes ber Aeſte tagt eine
ſtarke ſtumpfe Ecke hervor, unter dieſer liegt der eigentliche
Winkel, welcher ſtumpf und wenig hervorragend iſt. Zwiſchen
dem Halſe des Gelenkknopfes und. dem vorderen Rande des
Aftes liege an der Äußeren Fläche ein länglicher ſtarker
Eindrud,
Br in u.
Bemerfungen, über den Bau der Scholle Pleu-
ronectes platessa L. insbeſondere, und den
Bau ber Bil, hauptfächlich ihres Scelets, im
| Allgemeinen. Von Dr. 3.9. F. Autenrieth,
Prof. der Anatomie in Tübingen,
Di £leineren Thieren wählte die Natur, wie beiden niedrige
ſten Ordnungen der Würmer, den Polypen Ähnlichen Geſchoͤpfen,
L? den Infuſionsthierchen u. ſ. w. theils die Kugelgeftalt, theils die
. Form einer Röhre, Wei jener, wie bei den belebten Gallerts
Fugen des fügen MWaffers, und den unzähligen, die im Meere
bei Nacht leuchten, bat Fein Theil der Oberfläche einen Vor—⸗
Aug vor dem anderen, es ift alles gleich; bei diefer ift ſchon ein
Ende, das vor dem anderen einen Vorzug befißt, ſchon ift ein
Kopf entftänden,, wenn er auch noch fo wenig innere Organe
enthält, noch fo wenig ſich von den dem übrigen Körper ſchon
lecgewickelt ‚hat. Dei den höheren Thieren tritt die, man
} 48
konnte fagen, noch raͤthſelhaftere Eintheilung in eine rechte
und linke Seite Hinzu, die dem roͤhrigten Polypen z. Benoch
ganz fehlt, der doch ſchon einen Kopf und ein entgegengeſetz⸗
tes unbedeutenderes Ende feinen Fuß hat. Dieſe ſeitliche Nor
laritaͤt, wenn ich mich ſo ausdruͤcken darf, iſt fruͤher in den
inneren Organen vorhanden, als daß ſie aͤußerlich ſich zeigt,
nnd erſcheint fruͤher am Kopfe, als an dem übrigen Körper.
Bei denjenigen Schlangengefchlechtern, die. rings um den runden
Körper mit gleichartigen Schuppen oder Nunzeln bekleidet
find, zeigt. am Körper nicht die Äußere Oberfläche, fondern
die innere Einrichtung, die Lage der Leber 5. B. und des Ma
gens, die Anstheilung der Rippen u. f. w. diefe Trennung. Än
eine rechte und eine linke Seite; während der Kopf ſchon auch
äußerlich durch die doppelte Naſenoͤffnung, die zwei Augen, die
wei ſchuppenaͤhnllchen Trommelfelle diefelbige ankuͤndigt. Mit
der Trennung in die*rechte und linke Seite erſcheint zugleich
die Eintheilung diefes Thiers in. eine Nücken- und Bauchſeite
Selbſt die vielleicht auf dem Kopfe laufende Sepien befigen
an ihrem tundlichtem Koͤrper eine dunfelgefärbte deutlich be-
ſtimmte Nückenfeite, und einen blaffen, mit einer weicher ſchei⸗
nenden Haut bedeckten, weniger geſchitzten Bauch, ı Mit der
Entwickelung der Nervenfafer aus der übrigen thieriſchen Maffe
ſcheint in jedem roͤhrenfoͤrmigen Thiere biefer Unterfchied in
eine techte und linke Seite, in einen Nücen nnd einen Bauch
zu entſtehen. Denn bei der Aetinia, bei manchen der ſchon
auf einer hohen Stufe der Organiſation ſtehenden Seeigel, und
den Seeſternen iſt, in ſo fern der die Mundoͤffnung enthaltende
Theil, er mag eine Form haben, welche er will, ſich von der
übrigen Maſſe losgewickelt haben oder nicht, Kopf: genannt
werden muß, und alfo nicht Bauch) fein kann, weder ein Ruͤcken
49
noch ein Bauch vorhanden und nicht bloß zwei Selten eine
techte und eine linfe, fondern wie bei’ den Pflanzen gewoͤhn⸗
lich fünf zugegen. Wo aber, wie bei den meiſten anderen
Thieren, die Mervenfafer paralell mit den Darmkanal als
Kückenmark duch den Körper hinlaͤuft; ift der Ruͤcken die
Seite des Ruͤckenmarks, wenigftens in den häufigften Fallen;
die Seite des Darmfanals aber der Bauch. Indem nun die
Nerven auf beiden Seiten von dem Rücenmarfe über den
Speifenkanal ſich herabſenken, fheint die Trennung der rechten
und linken Seite, die im Grunde ſchon durch das bloße Das
fein zweier paralellen Gänge gegeben ift, noch deutlicher durch
gleihartige Hervorbringung von Bewegungs: und Sinnorganen
gezeichnet zu werden. Nur bei den hoheren Thieren zeigt ſich
im inneren Bau ein neues dem Arzte befonders merkwürdiges
Phänomen, naͤmlich nicht bloß ein Ungepaartſein wichtiger
aur an einer Seite befindlicher Eingemweide, der Milz, der Gal⸗
lenblaſe; fondern, wie beim Menſchen ein ſelbſt in Krankhei⸗
gen aͤußerſt auffallendes Uebergewicht der ganzen einen Seite,
beim Menſchen der rechten, über die andere. Wer z.B. die
Mühe fih nimmt, bei praftifhen Schriftftellern, einen Mor⸗
gagni u. dergl. die Faͤlle von Krankheiten zu zaͤhlen, die die
eine oder die andere Seite befielen, von ſtheniſchen Lungen⸗
entzündungen 3. B. und afihenifchen Uebeln der Bruft, von
Zeichen eines Blutſchlagfluſſes oder einer bloß ferofen Ergießung
über die eine oder die andere Hälfte des Hirns, in dem einen
oder dem anderen Ventrikel deffelbigen, der wird beinahe vera
ſucht werden, die eine Seite des Körpers für pofitiv, die
‚andere für negativ zu halten. Doc wie faum dem felneren
Beobachter fihtbar zeige fih bier, was innerlih, wie die
Trennung in zwei Seiten überhaupt, ebenfalls früher deutlich
1. Bandes 2. Etück D
50
und, auch oberflächlich; dieſes Uebergewicht der einen Selte über
die andere, ſelbſt bei der vollendeteſten Organiſation, dem Mens
ſchen. Gerade nun im Widerfprnd, mit allen dieſen Bildungs«
geſetzen erfheint ‚die Natur bei dem fonderbaren Geſchlecht
von Pleuronectes, hier iſt die Ungleichheit beider Seiten in der
äußeren Bildung. beinahe ſichtbarer, als» in. der inneren; nur
in. der Bruſt und dem Bauch iſt fonft- bei anderen Thieren
dieſe Ungleichheit auffallend; hier bei dem Kopf, der ‚bei. ‚allen
anderen Thieren, ſelbſt „bei, dem ® Menſchen am tegelmäßigften,
unter ‚allen Theilen in zivei, gleiche Hälften getheilt erfcheint,
(Man erinnere ſich fchon bei den oberen Ertrimitäten der ar-
«eria innominata und der gegenüberfiehenden voneinanderge⸗
theilten linken Schluͤſſelbein- und Korfarterie am Kalfe, an,
den häufig ſchon in feinem Urſprung verfchiedenen Zwerchfells⸗
nerven der einen und der anderen Seite, und an den mehr
links abfteigenden Oeſophagus, waͤhrend die Luftroͤhre mehr,
gegen die techte Seite fih Hinzieht.) Das Ruͤckenmark mit
ſeiner knochernen Scheide bedeckt bei der Scholle nicht die
Berdauungswerfzenge von oben herab, fondern das ganze Thier
liegt auf der Seite... Die «eine der Seiten wurde zum Band).
die andere zum Racken Die ganze obere rechte) Seite, der.
Scholle: ift dunkel rauchgrau, und unregelmäßig, mit Ausnahme
des Kopfs, ber Bauch Druft- nnd Schwanzfloſſen mit dunkel
dommeranzengelben Flecken einzeln beſtreut. Die untere (linke
Seite) iſt du rchaus weiß. Nur wenig blaͤßer iſt auf der oberen
Flache die Farbe, gegen, den Bauchraud hin, und etwas, dunffer
gegen. den Rand des Ruͤckgrats, doch konnte ich ſchon bei der,
tschtsaugigen Bitte Pleuronectes Flesus L, diefen Eleinen Uns,
terſchied nicht mehr wahrnehmen, Die Schwanzfloffe liegt
bier horizontal, gegen die Gewohnheit . aller anderen Fiſche.
51
Bekanntlich iſt bei dieſen Geſchlechte die Stellung der Bauch⸗
floſſen Beinahe bis an den Hals vorgerüct, det Afterfloſſe
blieben drei Theile von vieren des ganzen Bauchrandes uͤbrig,
die ſie der Růckenfloſſe aͤhnlich, naͤmlich in der Mitte ihres
Laufes am breiteſten, verſchmalert aber gegen ihre beide Enden,
beſetzt. Dadurch erhält diefer. platte Fiſch bei ſeinen kleinen
Kopf eine ähnliche rhomboidalfoͤrmige Geſtalt, wie fie die Natur
bei dem anderen breitgebrücten, und platt. auf dem Meeres⸗
boden fi * fortbewwegerden Fifehgefchleht Raja L, hervorbringt,
nur daß bei dem erſten nicht der Ruͤcken und Bauch, ſondern
die rechte und linke Seite die Raͤnder des Koͤrpers bilden.
Bei beiden fheint der Aufenthaltsort diefe Form zu erfortern,
die bei den Rajıs doch noc mehr von. dem gewöhnlichen
Oval der Fiſche fih entfernt, Die kleinen Bruſtfloſſen der
Scholle ſtehen an ihren gewoͤhnlichen Ort, hier alſo eine auf der
oberen Seite, die zweite (linke) auf der unteren. Auch die
Deffnung der Maxillen und Lippen blieb ihrem gewöhnlichen,
Vethaͤltniß zum Seelet getreu, und,,fo, fam der Mund, was
font nur. bei Inſekten der Fall, zu werdeu anfängt, nicht horie,
dontal, ſondern vertikal zu ſtehen. Der Kopf ſcheint bei dem
erſten Anblick ſchief auf der linken Seite von unten, oder von
ben linken Mundwinkel herauf, platt gebrückt worden zu feinz
während, die rechte Seite von dem Wirbel gegen das. rechte
Auge und den rechten Mundmwinfel herunter ebenfalls gequetſcht
wurde, fo daß der ganze Kopf chief auf dem Halſe zu ſtehen
kam, das linke Auge. herauf, das rechte herab gedruckt wurde
und ‚nun nicht mehr die Stirne zwifchen beiden Augen den
erhabenften Hand des Kopfs bildete, fondetn die linke Wange
ober ber Theil zwiſchen dem unteren Rand. der linken. orbita
and. dem Mundwinkel diefer Seite jet den oberen: Nand des
Da
58
Kobfes zwiſchen der einen Hälfte des Gefchts und der anderen
machte; "beide Augen alfo auf die rechte Seite hinuͤ nůbergeſchoben
wurden wobei nun das ganze Thier zugleich auf die blinde finfe
Seite fiel, umd die rechte zur Oberfläche oder Rücken bekam.
Aber es ſcheint nur aͤußerlich ſo; denn die Unterſuchung des
Scelets zeigt, daß der Kopf wie gewoͤhnlich auf dem Rumpfe
fist, dag die ganze linke orbita, und man koͤnnte beinahe fagen,
die ganze linke Seite vorwärts am cranio wuͤrklich fehlt, und
die Natur, um ein Auge nicht zu verfieren, gendthigt war, ee
unter die einzige uͤbriggebllebene rechte orbita in die Wangen?
hoͤhle diefer anderen Seite zu fegen. Zwar liegt die kleinet
ſcheinende linke Nafenöffnung viel näher an der Stirne, die
dich jetzt ned) den Kdpf in eine life und rechte Seite theilt,
und die rechte Naſendffnung liegt auf ihrer Seite bettãchtlich
viel tiefer von jenem Rande abwaͤrts gegen den Mund zu,
Der untere erhabene Beinrand der rechten einzigen orbita, der
alfo jetzt zwiſchen den. beiden Augen hinlaͤuft, geht nach hinten
zu an dem cranio in eine! Reihe Fnöcherner Fleiner Erhaben,
peiten über, die die Haut zu durchbohren feinen, und bloß
mit ihrem periosteo und einer dünnen Fortfegung der Ober
haut bedeckt find. Won dieſen Fortſaͤtzen faͤngt Hinten am
Hälfe die obere Seitenlinie des Körpers am, die im Anfang
etwas gekrümmt in der Mitte der Küdenfläche, oder der rech⸗
ten’ Seite des Fifches fortläuft. Auf der Bauch)» oder linken’
Seite ift am Kopfe feine orbita, daher auch feine Reihe von
Enöchernen Erhabenheiten; hier entfteht die Seitenlinie ohne
fie, wie gewöhnlih, hinter dem oberen Theile der Kiemen-
öffuung, die auf diefer Seite zum Theil gefchloffen fein fol.
Sch enthalte mid) der übrigen Äußeren Beſchreibung dieſes
bekannten Fiſches und gehe zu den inneren Theilen über.
>
f 3
Man weiß, daß bei den Fifchen überhaupt das cranium nur
mit einigen Rudimenten des oberen Theils der Geſichtsknochen
verwachſen ift, und daß der untere Theil des Gefichts, nam⸗
lich der eigentliche Oberkieſer bloß durch weiche Theile und eine
eben fo freie Artifulation, wie fonft der Unterfiefer, mit ihm
verbunden if. Die Augenböhle ift (wie in geringerem Grade
fhon bei vielen Säugethieren, wovon felbft beim Menfchen
noch die fissura orbitalis inferior als eine deutlihe Spur
diefer Einrichtung übrig ift) nad) hinten zu völlig in die
Schlaͤfengrube offen, oder vielmehr der arcus zygomaticus iſt
zugleich auch der untere Hand der Augenhöhle. Die Nafe iſt
bei den Fifchen nit mehr mit den Werkzeugen des Athens
hohlens in Verbindung gefeßt, fie wurde zu einem kleinen ganz
oberflächlichen weichen Organ an der Spige der Geſichtsknochen.
Es fcheidet daher fein Gaumen, der auch beim Embrio des
Menſchen erft fpäter als die Mundhöhle entſteht, die ehemah⸗
lige jetzt vorn gaͤnzlich geſchloſſene Naſenhoͤhle im Oberkiefer
von der Mundhöhle, oder vielmehr, es iſt bei den’ Fiſchen gar
keine Nafenhöhle vorhanden. Indem aber bei ihnen von der
ganzen Nafenhöhle der höheren Thierklaffen bloß die änfere
Flaͤche, der Nafenfortfak und der nutere Zahnrand des Ober⸗
kiefers, der ſchou bei den Vögeln nad) hinten zu von der Grund⸗
flaͤche des Hirnſchaͤdels ſich lostrennte, und am Anfang der
Stirne, wiewohl erſt durch beugſame Knochenlamellen mit dem
cranio zu artifuliren anfing, übrig bleiben; fo fällt nun bei
ihrem Scelet auch die innere beide Augenhoͤhlen voneinander
trennende Wandung und Körper des Siebbeines, es fällt der
knoͤcherne Boden der Augenhoͤhle, der fonft die obere Dede der
zum Geruchsorgau gehörenden Higmoriſchen Höhle bildete, hin:
weg, und Die Siebplatte felbft fehl. Das ganze cranium ofjnet
2
54
ſich nun vorwarts durch dieſe Lücke in die Beiden ht —
kommenen Augenhoͤhlen, die ſelbſt wleder mit ben Gruben unten“
dem Ssochbeine eins, durch keine Enocherne Sceidervand
nad innen zu voneinandergetrennt find, und feinen knͤcher⸗
nen Boden mehr befisen. Nur der Kiel des craniums fest
fih bei den Fiſchen nnter den Augenhohlen als ein female,
Knochenftreife dem Pflugfhaarfnochen analog fort, und fliedt
vorn, wo bet den höheren Thierklaffen die Wurzel der Naſe
ik, 100 ‚aber hier bei den Fiſchen der Oberkiefer durch ein ſreies
bewegliches Gelenk anhaͤngt, mit dem Ende der Stitne und”
den ebenfalls hier zufammenlanfenden unteren oder außeren
Rondern der Augenhoͤhlen oder den Jochbogen in eine innen
höhe Hervorragung zuſammen. So ſcheint in der Reihe der
Srganifationen nad vorn die länglichte Hirnkapſel der Sifhe
fie ch zu bilden, die hinten ſtumpf abgefchnitten iff, oben „eine,
platte Flaͤche der Länge nad) zeigt, und deren beide ebenfalls”
platte Seiten nad) unten in einen ſcharfen Kiel zuſammen-
laufen. Born ift diefe Kapfel gänzlich offen, aber»es fest
ſich 196 vorwärts über fie hinaus, ſowohl der. untere Kiel,
als. ein ſchmaler Knochenſtreiſe, in das Freie fort, als auch
ihre beiden oberen erhabenen feitlicheu Raͤnder, die jedoch bald
gekruͤmm etwas abwärts nnd in einem Bogen nad außen
als untere "Yugenpöhlentänder gerichtet find, Zwiſchen dieſen
letzteren ragt, von innen getrennt, oben die Mitte der oberen
Släche des craniıms als eine fhmale Knochenlamelle, nam⸗
lich die beide Augen ſcheidende Stirn, ebenfalls vorwaͤrts,
und endlich vereinigen ſich alle dieſe vier knoͤchernen Streifen
in jenen hohlen Knopf zuſammen, an dem der Oberklefer wie
ſchon oben geſagt wurde, vermittelſt beſonderer kleiner Her⸗
votragungen artikulirt. So entftehen nun hinter demſelben
4
und ſeitlich zwiſchen der Stirne und den beiden äußeren eden·
falls fortgefeßten "Rändern des Hirnſchaͤdels, vorwärts vor
dieſem bloße Umtiffe der - beiden Augenhöhlen, und eine Art
Scheidewand zwiſchen diefen Augenhöhlen enrfteht erft indem
eine Aponevrofe von der Stirne gerade abwärts an die Forts
fesung des Kiels des Hirnfihädels fich auelpannt. Von den
freien gekruͤmmten unteren Raͤndern der Augenhoͤhlen fpannt
eine andere Aponevrofe auf jeder Seite ſchief einwärts und
etwas abwärts gegen eben jenen Kielfortiag fih aus, und fo
Bilder fich auc) ein Boden für die Augenhöhlen, und die Gräne
wiſchen ihnen und der Mundhöhle,
Ein Umftand unter anderen verurſacht bei mehreren Fiſchen
im Aeußerlichen eine Abaͤnderung in dieſer Grundform des
Schaͤdels. Eine erhabene Linie naͤmlich laͤuft gewoͤhnlich von
vorn nach hinten auf der Mitte der oberen Flaͤche des Hirn⸗
fhädels; wie bei den fleiſchfreſſenden Thieren der ganzen Länge
des craniums nach ein erhabener Beinfamm beide Temporals
musfel voneinander trennt. Diefe erhabene Linie ift an dem
Hirnſchaͤdel der Scholfe nur wenig merklich, bei anderen Fiſchen
aber, wie bei Coryphaena hippurus L. fleigt fie zu einer
ſehr hohen crista empor, waͤhrend auch die oberen feitlichen
Ränder des Hirnfchädels aufwaͤrts ſich umkruͤmmen. Daburch
entſteht ohngeachtet der horhzontalen Flaͤche der oberen Dede’
des Hirnfhädele ein aͤußerlich betrachtet vertikal von beiden
Seiten ſcharf zuſammengedruͤckter Kopf, der dieſen ſchoͤnen
Raubfie geſchickt macht, fo außerordentlich fchnell das Waſſer
zu durchſchneiden; es entfteht fo feine fehr hohe, mit einem
ſcarfen vom Scheitel bis an den Mund gleichſam als Segment
einer großen Zirkelperipherie herabſteigenden Rande, begraͤnzte
Stirne. Dei der Scholle bleibt ferner diefe erhabene Linie des
56
Wirbels in einer geraden Richtung, und ſo mit wird ſie der
befte Maßſtab, um zu beſtimmen, wie viel auf der linken
Seite von dem Hirnſchaͤdel nach vorn zu abgeſchnitten wurde,
da um ſo viel der Abſtand von ihr bis an des Hirnſchaͤdels
oberem aͤußerem Rande auf der rechten Seite breiter erſcheint.
Der linke obere aͤußere Rand des Hirnſchaͤdels ſetzt ſich
naͤmlich bei dieſem Fiſche nicht nur nicht wie der rechte ums
gleich diefere und breitere über ihn hinaus fort, fondern zieht
ſich ſchon früher, als die eigenrliche knoͤcherne Gehirnfapfel aufs
hoͤrt, gegen die erhabene Linie. in der Mitte des eranium Hinz
ftatt wie der rechte Nand beinahe paralell mit ihr zu gehen,
Bilder er bloß den linken Rand der verlängerten Stirne. Es
fehlt alfo nicht nur gänzlich die linke Augenhöhle, fondern ſelbſt
die Hirnhoͤhle, die am Hinterhaupte gleichfoemig war, wird
vorwärts auf ihrer linken Seite verfehmälert, während ihre
techte Seite regelmäßig ausläuft, Somit fheint die Are der
Hirnhoͤhle vorn etwas gegen bie rechte Seite gefrümmt zw
werben, Das eine Auge bleibt, wie ſchon oben angeführt:
wurde, in der einzigen Augenhöhle der rechten Seite ſitzen, das
andere nimmt unter dieſer dem ungeformten Raum zwiſchen
derſelben, dem verlängerten Kiel des Hirnfchädels und dem obes
ren Theil der Mundhöhle auf diefer Ceite ein, Jedes Auge,
iſt wenigftens in feinem: Bau dem anderen gleich, jedes beſitzt
ſechs Muskeln, die für beide von einerlei Inſertionsſtellen ent»
ſtehen. Der Kiel, des Hirnfhäbels namlich ift dort, mo er
fid) vorwärts von diefem zu trennen anfängt, auf feiner oberen
Fläche tief ausgehöhle und bilder eine Ninne, die nach hinten,
zu mit einem ſtumpfen Ende aufhoͤrt, und eine Fleine Strecke
hindurch vermittelſt einer uͤber ſie geſpannten, ihre Hoͤhlung
von der allgemeinen Hoͤhlung des Hirns trennenden ſeſten
47
Membran. zu einem geſchloſſenen Kanal wird. In biefer Hoh ⸗
lung entſpringen für jedes Auge vier, zuſammen alſo acht
gerade Augenmusfel, von denen jedesmal der Äußere und der
gegenüiberftehende innere Muskel des Augapfels dicker find, als
die zwei anderen, Diefe Musfeln geben bei der vorderen
großen Deffnung des craniums rechts ab gegen ihre Augen;
Diejenigen, welche für das untere Auge beftimme find, laſſen
alfo den font fehnigten Boden der rechten Augenhöhle unvolls
fommen, wofür aber eine andere fonft nicht gewöhnliche Apo⸗
nevroſe das untere Auge von der. Mundhohle.zu trennen ſcheint.
Jedes Auge erhaͤlt außer dieſen einen fuͤnften und ſechſten
Muskel in einer den vorigen beinahe gerage entgegengeſetzten
Richtung, von vorn her aus der Hoͤhlung jenes Kopfs, der
aus dem Zuſammenfluſſe aller Geſichtsknochenrudimente ents
ſteht. Diefe vier Muskeln, die nad) hinten und außen zu an
ihre Augen fih ziehen, find kuͤrzer als die vorher befchriebene
von hinten kommende.
Was die Natur bei den Säugethleren nur verfteckt anzeigte,
was erſt in neueſten Zeiten durch Verſuche und mühfame
Meſſungen an dem Auge genau erwieſen wurde, naͤmlich der
Einfluß der Augenmuskeln auf die Veraͤnderung der Figur des
Augapfels, das ſcheint hier bei den Fiſchen deutlicher zu ſein.
Fiſche bewegen, wie ſchon ihr ſtarrer lebloſer Blick anzeigt,
ihre Augapfel wenig oder gar nicht, wozu alſo waͤre ein fe,
vollfommener Musfelaparat ? wenn er nicht beftimme ift, unter
gereiffen Umftänden die Form des Augapfels. ſelbſt, dem ver»
ſchiedenen Bedürfniß, bald in die Ferne, bald genauer in bie
. Mähe zu feben, anzupaffen. Bei dem Menfchen erhalten
wahrscheinlich zu diefem Zmwe zwei einander entgegengefeke
Augenmustel abgeſondert von den übrigen eigene, im Kirn
ia .r LEE
fe, u Has entfernt von dem Uefprung des die anderen
lugenmuskel verſehenden dritten Nervenpaars, entſtehende
Nerven, nämlich der obere ſchiefe Augenmuskel das fünfte
Nervenpaar, der außere ſogenannte gerade Augenmuskel das
fechfte Paar der Hirnnerven. Die Natur fheint duch Tren⸗
nung dieſer dreierlei Nervenurfprünge für die Muskeln des
Auges die VBermifhung ihrer Wirkung verhinderen zu wollen.
Denn um die durchſichtige Hornhaut Eonverer zu machen bedarf
es der vereinigten Wirkung der vier geradlinigten Muskeln des
Auges, die das: Auge von den Seiten her, menigftens mit,
ihren Sehnen drüden, indem fie zualeich den breiten duͤnneren
Boden des Augapfels nach hinten gegen das, wenn gleich
weiche doch nicht zufammendrücdbare Fett des Augen, oͤhlen⸗
grundes paſſen, und ſomit von allen Seiten gegen die gleich—
falls nachgebende kleine Hornhaut die innere Augenfeuchtigkeit
treiben. Das Nachlaſſen der Muskelwürkurg, die Elafticität
der gepreßten Theile wird gewöhnlich hinlaͤnglich fein, um den
Augapfel, wenn bie Anftrengung etwas in der Nihe zu bes
trachten vorüber iſt, wieder in feine vorige mittlere Form zus
rüchußeingen, und vielleicht Hilfe ſelbſt der antere ſchiefe Ans
genmusfel, indem er den Augapfel volle, zugleich ihn wieder
vorwaͤrts zu ziehen. Um aber das Auge platter zu machen,
als es in ſeinem mittleren Zuſtande ſich befindet, was noth⸗
wendig wird, wenn ein entſernter Gegenſtand mit Anſtrengung
zu betrachten iſt, wird eine entgegengeſetzte Wuslelwůrkung
erfordert, denn ſchon das Ermuͤdende einer Anſtrengung, in die
Ferne zu fehen, zeigt, daß aud) diefe Veränderung durch Mu
£elthatigkeit hervorgebracht wird, wie ber entgegengefefste Zur
fand. iger und Seeleute erhalten nur durch Uebung ein
gutes Geſicht in die Ferne, gerade wie andere durch Ähnliche
-
*
59
uebung beſſer die kleiuſten Gegenſtaͤnde in der Naͤhe ſehen. Es
muß alſo dieſe Fertigkeit ein aktiver Zuſtand des Auges, nicht
bloß die paſſive Elaſticitet ſein. Gerade jene zwei Mustein
nun, welche die von den anderen Augenmuskelnerven getrenn⸗
ten Nervenpaare erhalten, koͤnnen allein ihrer Anlage nach
den Augapfel in Die Queere ausdehnen, und fomit nothwendig
die Hornhaut platt machen, Der obere ſchieſe Augenmuskel
geht nämlich durch eine Rolle, um nicht bloß quer, fonderm
fogar noch etwas rückwärts an den Augapfel zu gelangen,
‘ und der an ber äußeren fehr ausgeſchweiſten Seite det Augen-
hoͤhle etwas nach unten zu gelegene abducens bleibt an der
Wandung derſelben angehaftet, und muß deswegen vorn einen
ſtarken Degen machen, daß auch de weit mehr mit’ feiner
Sehne in die Dueere als irgend ein anderer der drei übrigen
geraden Augenmuskeln an den Augapfel gelangt; deſſen Ye
bekanntlich nicht mit der Are der Augenhoͤhle zufammentrifft,
daher zwiſchen ihm und der Äußeren Wandung der Augenhohle
eine beträchtliche Parthie Fett Raum findet, welche bei den
gefrummten Äußeren geraden Muskeln die Stelle einer Rolle
verſieht. Ich erlaube mir nur noch eine Bemerkung. Schwin⸗
del betommt man bei der Anſtrengung in die Ferne zu blicken,
wenn ſie mit Furcht fuͤr die Sicherheit ſeiner eigenen Stellung
verbunden iſt, Schwindel im höheren Grade erregt felbft Neis
gung zum Erbrechen; es ift aber der einzige Augenmuskelnerve,
ber mit dem Interkoſtalnerven alſo mit den Nerven des Unter»
libes verbunden ift, gerade der ſechſte Hirnnerve, der den
‚äußeren geraden Augenmuskel verfieht. Vielleicht gab bie _
Natur bei dem Menfhen und den Eäugethieren dem oberen
jefen Augenmuskel und dem äußeren geraden, fein ‚gemeine
ſoftliches, wenn gleich von den Nerven der uͤbrigen Augen⸗
66
mnskeln getrenntes Nerverpaar, ſondern jedem von ihnen fein
eigenes, weil fie ben äußeren geraden Augenmuskel auch getrennt
von dem erfteren und mit anderen verbunden gebrauchen wollte,
So mürft mander Muskel, je nahdem feine Würfung mit
der Kraft verfchiedener anderen ſich verbindet, auf 'einerlei
©egenftand in ganz entgegengefeßtem Wege.
Deutliher nun als bei dem Menfchen ſcheint diefe gedop⸗
pelte Einrichtung fuͤr die Veraͤnderung des Augapfels bei den
Fiſchen zu ſein. Hier liegt nicht wie bei uns das Auge vor⸗
waͤrts mit ſeiner Pupilla gerichtet in der orbita, ſondern ſeine
Richtung geht ſeitwaͤrts und der Grund der orbita ſelbſt liegt
mehr einwaͤrts, als nnch hinten zu. Daher entſtand die groͤßere
Leichtigkeit in zwei einander beinahe gerade entgegengeſetzten
Nichtungen dem Augemuskeln zuzuſenden, und dadurch ſeine
Form zu ändern. Wuͤrken die hinteren Muskeln zugleich mit
den vorderen, (mit denen im Abficht auf ihre Wuͤrkung der
oben fchiefe Augenmusfel beim Menfchen, fonft aber der untere
bei den Säugethieren in Hinficht feiner Nichtung auf eine,
für die Stätigfeit der Bildunasgefege merkwürdige Art über:
einftimmt,) fo wird wohl der Augapfel, fo weit er nachzu⸗
geben fähig iſt, etwas flacher gemacht werden, und das Thier
würde leichter in der Ferne ſchon feinen Raub oder Raͤuber
erkennen. Wuͤrken hingegen die hinteren, den geraden Augen⸗
muskeln der höheren Thiere analoge Muskeln, welche auf vier
Beiten den Augapfel umgeben, allein; fo koͤnnen fie vielleicht,
auch bei den Fiſchen die Hornhaut etwas erhabener Dun
Drüden des ganzen Augapfels machen, und bie daͤhigkelt in
der Naͤhe zu ſehen vermehren. Bei Thieren, die wie dieſe
Fiſche in betraͤchtlichen Tiefen ſich aufhalten, muß vielleicht die
größere Aftivicät des. Auges ſelbſt das fparfamere Licht erſetzen.
61
Ich unterſuchte bei der rehtansigten mit der Scholle im
Ganzen fehr übereinftimmenden Buͤtte die Nerven für ihre
den hier befchriebenen Ähnliche Augenmuskel, Ein Nervenpaat
entſtand zwiſchen der ponte varoli und dem verlängerten Marfe
Aus dem Grunde des Hirns, das fih in bie hinteren Augen
muskel austheilte, während es den vorderen ebenfalls einen
Aſt zufchickte. Wuͤrken vielleicht bei den Fiſchen immer alfe
Augenmusfel zugleich, und firengten diefe Thiere, deren kugel
formige Linſe keines Beiſtandes der Muskeln, um genau in der
Naͤhe zu ſehen, bedarf, ihre Augen bloß an, um ſchaͤrfer in
die Ferne zu ſehen? oder iſt die verſchiedene Richtung dieſer
zweierlel Augenmuskeln hinreichend für fie, ohne erſt durch
Uebung gelehrt zu fein, troß des gemeinfchaftlichen Nervens zu
verfchiedenen Zeiten zu wuͤrken ? wie auch bei ung die ſtreckende
und jbeugende Muskeln eines Gliedes ihrer verfchiedenen Würs
kung unbefchadet aus einerlei Nervenſtamm ihre Aefte ers
halten, oder noh mehr wie auch in unferem Auge der
untere fchiefe Muskel nur einen Aft von dem die geraden
Muskeln verfehenden Nerven erhält. Auch bei dem Stör Ac-
eipenser sturio. L. bei den Stine Salmo eperlanus. L. u. dgl,
{ fand ich dieſes unferem fechften Hirnnerven analoge eigene Ner⸗
venpaar für die Muskeln des Auges.
Ich kehre zu den auszeichnenden Befonderheiten zuruͤck,
welche die Scholle und die verwandten Arten in ihrem Inneren
Bau, wegen der befonderen &tellung des ganzen Thiers zei⸗
gen. Das Hirn veränderte feine Lage in Ruͤckſicht auf das
Seelet nicht; bei allen anderen Thieren liegt die. Fläche feiner
Boaſis wagrecht, hier ſenkrecht, der eine bulbus für den Ges
ruchsnerven, der eine thalamus für den Gefichtsnerven ifk bes
fändig des untere, der andere (bei der Scholle der rechte)
62
Beftändig-der obere, „Sn der Größe zeige ſich kein deutlicher
Unterſchied zwiſchen den beiden Seiten der Sirnmafk, Die
auf den Sehuerven nebeneinanderliegenden Geruchsnerven ziehen
ſich etwas aufwaͤrts, oder wenn der Fiſch, wie andere, läge,
gegen die rechte Seite zu. hin. Die Sehnerven kreuzen ſich
bald nach ihrem Urfprunge vollfommen, ihre Vereinigung iſt
ſehr feſt. Sie gehen, hierauf eingewickelt in einer feften Hülle
neben einander vorwaͤrts, aber legen ſich, wie ich bei der
techtsäugigen Buͤtte deutlich bemerkte, auf die Art, daß nach
und nach die Ebene, in der ſie aufeinander fiegen, beinahe
Horigontal wird, wie die Chene.ift, in ber beide Augen ſtehen,
und daß der hinter der Kreuzung vom, unteren oder, linken Sees
Hügel kommende Nerve zum oberen. in der einzigen Augenhöhle
der vechten Seite liegende Auge, ber andere Nerve der von
dem oberen rechten Sechügel hinter, der , Kreuzung. ausfloß,
zum unteren in der Hacken oder angenhöhle liegenden Auge
ſich begiebt. So ſind alſo nicht beide Augen aus ihrer Stelle
geruͤckt und das rechte in die Wangenhoͤhle herabgeſtoßen wor⸗
den von dem ehemaligen linken Auge, ſondern das rechte Auge
blieb in feiner urſpruͤnglichen Augenhoͤhle ſitzen, weswegen es
vielleicht kleiner erſcheint waͤhrend, das linke, das auf ſeiner
Seite keinen Platz fand, mit ſeinen Muskeln unter dem erſte⸗
ven. hindurch gefuͤhrt neben ihm feinen Sitz fand, Scheint
nicht die Natur hier einem Kuͤnſtler aͤhnlich, zuerſt nach den
allgemeinften Bildungsgeſetzen verfahren zu fein, und erſt nache
ber in diefem iudividuellen Fall einzelne Abänderungen, fo gut
die allgemeine Anlage ſie noch erlaubte, getroffen zu haben?
fie ſchnitt / von der linken Seite des Hirnfhädels einen Theil
ad, ohne die ſonſt in der Mitte der Stirne laufende erhabene
Linie aus ihrer Stelle zu verenden, fie verſetzte das“ ‚Auge der
6
einen „Seite ‚indie Baderhöple der anderen, „ohne, an det
gemößnlichen Kreuzung der Sehuerven etwas zu aͤnderen.
Der Ober⸗ und Unterkiefer ſind beide in ein rechtes und
ein linfes Stuͤck geheilt. Der finfe Oberfiefer und der, linke
untertinbacke ſind betraͤchtlich groͤßer, als ihre gegenühgrteg
bende Hälfte auf der rechten Seite, als wenn an den Munde
werfzeugen das erfeßt worden waͤre, as an Subſtanz bei
Sirnſchaͤdel und den übrigen Gefihtsfnochen auf diefer, Seite,
entzogen wurde. Noch auffallender ift der Unterſchied zwiſchen
den Zaͤhnen beider Seiten, ſowohl was ihre Groͤße ‚als was
J ihre Anzahl betrifft, Nur der untere Theil des vertikalſtehen⸗
den Mundes iſt ſtark mit ihnen beſetzt. In dem Oberkiefer
ſowohl als in dem Unterkiefer ſind 22 kleine der Form nach
den m menſchlichen Schneidezaͤhnen aͤhnliche Zähne, die. haͤrter und
durchfi ichtiger als die Knochenſubſtanz der Kiefer, und mit
dieſer verwachſen ſind, ohne bloße Fortſaͤtze davon zu ſein.
Von dieſen 22 Zaͤhnen ſtehen in dem Oberkiefer der unken
Seite 17, und nur $ halb fo große im der anderen Hälfte,
naͤhmlich dem Oberkieſer der rechten Seite, Won den 22 Zaͤh⸗
nen des Unterfiefers ftanden 18 größere in feiner linken Hälfte,
d nur 4 Fleinere in feiner rechten. Die Zähne der rechten
eite des Mundes find überhaupt, faum bemerkbar— 8
Die Scholle hat Überdiefes nod) platte Ganmeng hne eine,
Einrichtung, die ſich meit bei den Waſſerbewohnern zu ers
fieten, ſcheint, ſelbſt die Zaͤhne in dem erſten Magen der.
Krebfe find” eine aͤhnliche Erſcheinung. Ein Gaumenknoche,
der aus zwei, durch ſtarke Muskeln an dem hinteren Theil der
Beer Slähe des Hirnſchaͤdels beveftigten, Stuͤcken beſteht,
tauf der unteren Flaͤche eines jeden dieſer Theile vier nach
varmwärıs konvergirende, nach hinten zu divergirende Reihen
*
a
| 62
Biefer ſtumpfen Zähne. Die zwei mittleren Reihen auf jeber
Seite ſtehen am dichteften beiſammen und befi itzen die dickeſten
Zähne, jede Reihe ift mit 6 von ihnen befeßt, die dritte Reihe
nur mit 3, die vierte wieder mit 5. Diefe Zähne find weit
bteiter, als die Zähne des Rieferrandes, ganz kumpf, ebenfalls
mic ihren Knochen verwachſen, durchſichtiger und von härterer
Subſtanz als diefe. Ein Ähnlich befegter Knoche auf der
‚Wurzel des Zungenbeines entfpricht diefem oberen Gaumen:
knochen, er iſt aleichfam das hinterfte in zwei Theile geteilte
Ende des Zungenbeines. Seine Zähne fichen in wei nebens
einander liegenden laͤnglichten Dreiecken beiſammen; die groͤße⸗
ren Zähne nehmen die innere Seite derfelben ein; in jedem
Dreiecke find ı5. Die Beweglichkeit beider Knochen, das Das
fein ihrer Zähne läßt fchliefen, daß nicht Bloß Beförderung des‘
Niederfchlingens, fondern zugleich Zermalmung der Speife ihe
Zweck if. Den bloß von größerem Raube ſich nahrenden
Fiſchen gab die Natur im ganzen Munde zuweilen ſcharfe
Zähne, um den Raub zu zerreiffen, oder ihn den fie oft lang⸗
fam im Rachen von dem zuerft verfchluckten Ende an ſich aufe
töfen laffen, lange feſtzuhalten; den von fetten Schlamm, von
Pflanzenwurzelu, Würmern und Schaalthieren lebenden giſchen
hingegen ſcheint ſie zerquetſchende Gaumenzaͤhne gegeben u
haben, um bei weniger nahrhafter Speiſe durch Kauen Zeit bet
des blog auflofenden Magenfafts Würkung zu getoinnen. Letz⸗
tere Fiſche gleichen in ihren Zaͤhnen den pflanzenfreſſenden
Saͤugethieren, erſtere den fleiſchfreſſenden; nur iſt zwiſchen den
Fiſchen der Unterſchied uͤberhaupt weniger ſcharf in Hinſicht
auf Nahrung beſtimmt, als bei den Saugethieren, von denen
doch auch die Hausthiere, die twie das Pferd und die Knh
fonft bloß Begetabilien verzehren, in den kaͤlteſten Gegenden
⸗ 65
{m Nothfalle ſich auch von Fleiſch, Fifchgrären u. dgl. naͤhren.
Den in dem Darmkanal der Scholle und der Bütte vorhandenen
Reſt von Nahrungsſtoff fand ich immer nur aus thonigtem
ſchwarzgrauen Schlamme mit wenigen faferigten Fibern, dem
Anſcheine nah) von Wegetabilien, vermiſcht. Moderigten
Schlamm mit feineu Pflanzenüberreften abzubeiffen, dazu war
Lvieleicht bei den Karpfen, der ebenfalls Gaumenzaͤhne beſitzt,
und ſo vielen anderen Fiſchen in ſchmalen Teichen und Flüſſen,
wo überall in kleinen Entfernungen erhabene Ufer ſtehen, die
gewöhnliche von den Seiten zufammengedtückte Figur der Fifche
hinreichend ; in den weiten Ebenen von moderigtem Sand aber,
die den Boden von großen Flüffen, wie z. B. die Eibesift, bei
ihren weit umher fich ausbreitenden Ausflug in die See bilden,
gab. die Natur der Scholle einen vertikal ſtehenden Mund,
deſſen untere Hälfte bloß ſtark mit Zähnen beſetzt iſt. Dazu
ſtimmt nun der ganze plattgedrückte Körper diefes Fiſches, und
feine horizontalen faſt an jedem Nande gleich großen Seitens
floffen, die Rüden: und Afterfloffe nämlich. Mit dem chen:
- Falls Horizontal liegenden Schwanz fchlängelt ſich durch bloße
Mußskelanſtrengung die Bürte von unten in einem Gefäße
mit Waſſer aufwärts fort, wie andere Fiſche, denen die Natur
Bufeblafen gab, feirwärts ihren Schwanz hin und her bewegen,
£ Ein ſelbſt im Sande des Bodens Furchen ziehender, oft faſt
ganz darin vergrabener Fifh, ohne Luftblafe, wie die Schelle
mie ihren! verwandten Arten ift, konnte wohl auf und ab,
weniger von einer Seite zur anderen ſchwingende Bewegutig
machen. ‚Hat wohl die deutliche Harnblafe der Scholle mit
Ber Qufehlafe "anderer. Fifche einige Aehnlichkeit? 7
— Die Nieren bei der Scholle find gedopelt, ſchmab, oe
he weiche: tothe Eiigeweide, die von Halſe an längfe des
5. Bandes 2. Stüd, €
«
66
Ruͤckens hinab, und am Ende vorwärts gegen dem After, in
seiner, wie der hintere Umfang der. breitgedrückten Bauchhöhfe
ſelbſt iſt, beinahe Halbzirkelformigen Richtung’ laufen, Sie
ſind von den Verdauungswerkzeugen durch ein ſie uͤberziehendes
mit ſchwarzen Punkten wie das peritonäum mancher Amphi⸗
bien, ‚beftreuetes Bauchfell getrennt, "Von diefen Nieren zog
fh nun ein Gang, an dem auf jeder Seite ein Eleiner einer
Inmphatifchen Druͤſe ähnlicher Körper faß ‚vorwärts: gegen eine
beträchtlich große läuglichte, «mit Waſſer gefuͤllte Blaſe, die bis
an den After reichte, und am hinteren Rande deffelben ‚in
einer kleinen kaum merklichen Vertiefung mit einer, geringen
Erhabenheit ſich bffuete. Bei der linfsaugigen Buͤtte Pleuro-
‚nectes Passer L; ſahe ich beſtimmt den von den Nieren kom⸗
‚menden Gang felbft zu dieſer mit Waffer gefüllten « Blafe
‚auffchwellen, An den: Seiten diefer Blafe lag alles, was ich
außer der Brutzeit von den Gefchlechtstheilen bei. der Scholle
bemerkte, Es waren zwei drüfenähnliche, ſchmale länglichte,
augefpißte, unten platte weißlichte Korper, an. ihrer inneren
“Seite durch ein kurzes ligamentum suspensorium. an die
Blaſe beveftiger. Bei Pleuronectes Passer L, fahe ich, deutlich
won ihnen einen feinen Gang auf jeder Seite an das vordere
‚qugefpigte Ende der Blafe gelangen. —9
Die ganze Bauchhoöhle, die noch uͤberdieß von beiden
Seiten, wenn man auf das Scelet, nicht auf die gewoͤhnliche
Lage dieſer Fiſche Ruͤckſicht nimmt, ſehr ſtark zuſammengedruͤckt
riſt/ iſt nach Verhaͤltniß der ganzen Maſſe des Koͤrpers außer⸗
sordentlish klein. Fiſche feheinen uͤberhaupt leichter als Saͤuge⸗
thiere aus den ſie umgebenden Subſtanzen organiſchen Stoff
fuͤr ſich zu aſſimiliren, ihr Element ſelbſt naͤhrt ſie, wie bes
ſonders Die merkwuͤrdigen Verſuche von Fordyce zeigen. Die
6
zu fih genommene feftere Nahrung liefert. ihnen vielleicht nur
befondere Stoffe, wie phosphorfaure Kalkerde u. dgl. oder
dient zum fehnelleren Herbeiſchaffen von Nahrungsftoff. über
Haupt. für die Bildung ihrer unzähligen Fruchtkeime , Nur
dadurch, daß. nebenher ‚die meiften diefer Thiere unvermerft
durch das Woſſer ſelbſt wieder an Subftanz erſetzt erhalten,
"was fie in-wäfferigter oder luftfoͤrmiger Form verlieren, läßt
ſich das Ereisformige Naubfyftem unter den. Waſſerbewohnern
einigermaßen erklären, wo die kleineren Thiere beinahe immer
der größeren Junge verzehren, während fie felbit wieder den
Eltern zur Beute und Nahrung werden. In der Luft if das
Pflanzenreich, das beftändig aus Inftformigen Stoffen, orga—
nifche Subſtanz in, fefter Form reducirt, die Dafie auf dem
‚das ganze Thierreich, das Diefe feften organifchen Stoffe wieder
in Luftform aufloͤſet, beruht, und pflanzenfreſſende Thiere find
das Mittelglied, durch welches die fleiſchfreſſenden von dem
Pflanzenreich abhängen. Sm Waffer aber fcheint der ganze
Kreis bloß im Thierreiche gegenwaͤrtig und ein cigentliches
Mflanzenreich gar nicht vorhanden zu fein, denn felbit die
Seetange find Luftpflanzen, nur hier breiten fie eigentlich ihre
Blätter aus, und bringen ihre Früchte hervor, Außer ihnen
und einigen ‚hierin mit ihnen verwandten Pflanzen des füßen
Waſſers tragen nur noch unfere feichteren Bäche und Suͤmpfe,
in denen die Luft leicht durch die ganzen Schichte von Waſſer
ste, und die von der Fluth befpühlten, bald der Luft auss
geſetzten, bald wieder mit Seewaſſer bedeckten Felfen am Geſtade
bes Meeres noch einige twenige andere Arten von Waſſerpflan⸗
en. Nie brachte das Senkblei aus der Tiefe des Moers
felbit in,der Nahe der Küften Pflanzen hervor, die nicht am
Ende der Oberfläche des Waſſers ihrer, tiefgelegenen Wurzel
| e%
— 2 — 68
ungeachtet, beſtimmt ſind; nie iſt der Boden unſerer größeren
Fluͤſſe, unferer tieferen Seen eine Waſſerwieſe. Das zahllofe
‚Heer der Zoophyten und der niebrigften Ordnungen der Würmer
Eereitet eigentlich ftatt der Pflanzen für die Fifhe aus dem
umgebenden Waſſer diejenige Nahrung, welche eigene Reduktion
des Waſſers bei diefen höher organiſchen Waſſerbewonern nicht
ganz verfhaffen Fann und ein im Kreife gehendes Raubſyſtem
erfeßt dann bei anderen das übrige. Die Zahl der am Ufer
des Meeres, an den Ausflüffen der beftändig duch Schlamm
getrübten Flüffe, im unferen Bächen und Seen von VBegeta:
bilien und fetten Schlamme ſich nährenden Fifhe, die den’
pflanzenfteffenden Sandthieren analog find, verſchwindet wenig⸗
ftens gegen das zahllofe Heer der übrigen. Die im Waſſer
mögliche größere Meichheit und Zartheit aller Organe fcheint
die Neizbarfeit nie fo weit herabfinfen zu laffen, daß dag
thieriſche Leben verfchtoände, und bloß eine Pflanze übrig bliebe,
Dafür aber fteigt in diefer ziveiten niedrigeren Schichte der
fläffigen Erdachmosphäre, nämlich dem Waſſer, die höhere
Drganifation nie fo hoch als in der warmblütigen Thiere, -
Element, der Luft, wenn gleich auch die Bildung einiger felbft
das Hirn, befonders der fchnelleren, in der offenen See, wie
der Adler in der Luft, in den größeften Kohlen ſich aufhaltene
den Naubflfche, einer Coryphoena hippurus L. zum Beifpiel,
eine weit Vollfommenere Ausbildung zeigt, als bei anderen,
zum DBeifpiel der auf dem Boden ſich fortbewegenden von Br
Schlamm fih nährenden Scholle.
Die Berdauungswerkzeuge der Scholle beftehen- aus einem
an die oberen und unteren mit Zähnen befesten Schlund:
knochen ſich anfchliegenden Schlund, der mit einer ftarfen
musfulofen Haut, die anfangs befonders deutliche Queerfafern
—
69
bat, verfehen iſt. Er endiget fih in einen einfachen, länge
lichten etiong gebogenen Magen, welcher eine weiße ſtarke
Haut bildet und der auf feiner inneren Fläche viele Runzeln
hat. Bei dem Ähnlihen Magen der techtsaugigten Buͤtte
beoßachtere id) eine ſtarke Wulft an dem Eingange der oberen
und unteren Magenpforte, \
Der Darmfanal der Scholle ift Eurz, feine Häute find
viel dünner als die des Magens; eine Erfheinung, die deß—
wegen merkwürdig iſt, weil ein folcher Unterſchied faft bei allen
Säugethieren, ebenfalls vorkommt. Der vierte Magen der
wiederkaͤuenden Ihiere bat ganz die dünne, weiche Subftanz
der Därme, und unterfcheidet fich weit dadurch, von der feften
weißen der drei erfteren Magen. Bei dem Pferde hört die
farfe weiße Haut des Schlundes in der Mitte des Magens
mit einem deutlichen erhabenen wellenformigen Rand tvie abs
gefehnitten auf; der gegen den unteren Pförtner des Magens
zugehende Theil hat nun die weiche fanfte Tertur der dünnen '
Därme. Bei Mus sylvaticus L. ragt diefer fchneidende Nand
innerhalb fo weit in die Köhlung des Magens hinein, daß
dieſer außen einfach fcheinende Magen, innen gleihfam durch
2
ein in der Mitte durcjlochertes der Ducere des Magens nach
vorgeſpanntes Zwerchfell in zwei Maͤgen getrennt erſcheint.
Beim Menſchen fängt wie bei der Scholle erſt außerhalb des
Pylorus die weiche Haut der dünnen Gedärme an, doch iſt
y überhaupt bei ihm diefer Unterfchied der Subftanzen nicht fo
3 merklich, als bei den obengenannten Thieren, Vielleicht ſon—
4
g
*
dert die feſtere Haut des Magens den oxydirten Magenfaft
allein ab, und es läßt ſich vielleicht aus ihrer Kontinuität mit
der Haut des Schlundes erklären, warum nicht une bei Vhs
geln, nad) Spalanzanis Verſuchen, und tie cs ſcheint, auch
f
/
76
dei den Raub fiſchen, fondern man koͤnnte fagen, felbft in krank⸗
haften Beifpielen beim Menſchen, wo der unten geſchloſſene
Defophagus oberhalb der Verengerung widernatürlich in einen
Sack ausgedehnt iſt, einige Verdauung im Schlunde ſchon
ftate findet. Bei den Eornerfreffenden Bögen fcheint fogar _
dadurch eine umgefehrte Ordnung im Kauen und in der Vers
dauung möglich zu werden. Der Kropf oder der ermeiterte
Schlund fcheint zu verdauen, wozu freilich fein teichlicher
Drüfmapparat wohl fo viel, als die Befundere Seruktur feinen
mittleren und inneren Haut beiträgt; der mit einer hornarti⸗
gen inneren Haut tiberzogene harte Magen aber fcheint ſtatt
der aumenzähne der Fiſche oder noch atiafoger’ ftatt der
Badenzihne der twiederfauenden Thiere, die im ihrer Verrich—
tung ja auch erft auf die zwei erften der vier Mägen folgen,
das vollends in wahren Speifenbrei zu zermalmen, mas der
einfachen Aufldfung des Kropfes wiederftand. Die weiche ins
nere Haut des Darmkanals ift wohl mit ihren vervielfäftigten
Oberflächen mehr nur den ſchon verdaueten Epeifenfaft auf:
zunehmen, beftimmt. Den Magen der Scholle verbinder ein
omentum parvum mit der einfachen gelblichten Leber, die ihn
auf der rechten Seite bedeckt, wie ein aͤhnlicher Fortfaß des
Bauchfelles den Darmkanal als Gekrofe in feiner Lage erhält,
indem er ihn auf die Wafferblafe heftet. Die runde Gallen⸗
blaſe iſt glatt auf ihrer inneren Oberfläche, und ohne Falten,
außen mit einem gleichlam kalkartigen Häutchen überzogen.
Dieſe Art von Membran kommt häufig bei den Fiſchen und
anderen Waſſerbewohnern vor, und wenn nicht das weiße
Haͤutchen, was, indem cs die braunfchwarze choroidca im
Auge vieler Saͤugethiere uͤberzieht, das ſchoͤne blaue oder grün
Aillernde tapetum derſelben bervorbringt, Aehnlichkeit damit
7i
hat, fo If fle eine diefen Thieren eigene Secretion. Die
Galfenblafe fahe ic) bei det rechtsaugigten Buͤtte wie gewoͤhn⸗
lih im Holen Rande des affangenden gefrümmten Darm⸗
kanals ihrem Gang endigen; Eine dunkelgefaͤrbte Milz, Eleiner
als die Gallenblafe aber beinahe rund mie diefe, lag unter )
ihr. Wo felbft die Musfeln wie bei’ dein meiften Fifchen und:
Amphibien weiß find, die Leber nur gelblich ift, und faurm-
das Herz roth, zeigt immer doch die Milz die Farbe von
- dunklem plogiftifhem Blute; tritt fie vielleicht ihren Sauerftoff
an den orpdivenden Magenfaft ab, da fie bei allen Thieren
durch Nachbarfchaft mic dem Magen, wie durch Gefiße mit
der Leber verbunden ift, und giebt fie im Gegentheile ihr Blut
der Leber, um durch daraus gebildete Galle dem geſaͤuerten
Speifenbrei feinem Sauerftoff in der Folge wieder zu entziehen,
und dadurch einen Ehylus, der ſchon durch den Hauch von ath⸗
mosphärifcher Luſt wieder gerinnt, für das Blut zu bilden?
Zu den Eigenthümlichkeiten der Verdauungswerkzeuge dieſes
Fifchgefchlechtes gehört der Mangel eines pancreas, oder jenes’
Eörnigten Eingeweides, das bei anderen Fiſchen z. B. der bloß
vom Qfaube lebenden Coryphaena hippurus alle Eingeweide
2 gleichfam in eine Maſſe zufammenfüttet, und voll eines weiß⸗
gelblichen Schleims iſt. Die Galle der Bloß fleifchfreflenden
L Säugethiere iſt zäher, weniger waͤſſerigt, weniger leicht durch
durch den Speifenbrei zu zerſetzen, als die Galle der gras:
freſſenden Thiere. Bedarf fie vielleicht auch bei den Raub:
fiſchen ehe der Deihülfe des pankreatifhen Saftes zu ihrer
Wirkung? Ganze Klaffen von Thieren, wie jedes einzelne
Geſchlecht Befist einen eigenen chemiſchen Korakter wie fie eine
eigene Bildung befisen, was unmiderleglich der verfchiedene
Geſchmack des Fleiſches jeder befonderen Thierart, der verfchie
*
72
—J
J
dene Geruch ihrer Ausduͤnſtungen, das verſchiedene Verhalten
zum Beiſpiele in Hinſicht auf Faulniß des Fleiſches von Fiſchen
von dem. der Saͤugethiere, in Kalkwaſſer die auffallende medi⸗
ciniſche Würfung genoffener Amphibien überhaupt, das phuss
phorefeiven faft aller Seegeſchoͤpfe, die aͤtzende Schärfe der Käfer
u. dgl, zeigt; deßwegen vielleicht herrfchtfchon im dee Form
der Verdauungsiwerfzeuge ‚ und noch mehr in ihren. Funftionen
eine. folhe Verſchiedenheit durch das Thierreich, daB felbit. in
einer Klaffe, wie hier der Fall ift, ganze Drgane dem einen
Geſchlechte fehlen, die das andere beſitzt. Auc bei den Saͤnge⸗
thieven fehle z. B. einigen fleifchjeeffenden Arten der blinde Darm
ganz, während andere ebenfalls fieifchfreffende Geſchlechter ihn,
befißen. Bei dem einen grasfreſſenden Thiere iſt der Magen
einfach, bei dem anderen gleichſam gedoppelt „ bei dem dritten
vierfach, n
Bei der Scholle hat die flocdigte Haut des Darmka⸗
nals ein kleinen erhabenen Dendriten ähntiches aͤſtiges An⸗
ſehen. Der kurze Darmkanal bilder nur zwei Windungen,
\wovon die zweite halbzivkelformig „mit zurückgebogenem und
geradeausgehendem Anfang und Ende iſt. Der After fiege am
rechten Rande des Körpers unter den Bauchfloffen und ift etwas
erhaben. Nach innerhalb der Deffunng des Afters hoͤrt die
befondere weicyere Haut des Darmfanals mit einem deutlichen
etwas wulfigen Nand auf, Merkwuͤrdig ift e3 daß zwar bei
der Scholle der After gerade am Rande zwiſchen den beiden
Seiten des Körpers ſich oͤffnet, bei der rechtsaugigten Buͤtte
hingegen er deutlich mehr gegen die untere ehemahlige linke
Seite des Körpers herabgeſenkt iſt, als wollte er ſeiner ſonſt
gewoͤhnlichen Lage ſich naͤhern. So ſcheint auch der Mund
dieſer Fiſche wegen der Beſtaͤndigkeit der allgemeinen inneren
73
Bildungsformen zwar vertikal bei dem auf der Seite liegenden
Thiere geblieben zu fein, aber doch fo weit der Bildung faft
aller übrigen Thiere, wo er gegen der Erde "Oberfläche herab⸗
ſieht/ ſich genähert zu haben, daß er in feiner unteren Hälfte
größer wurde, in feiner. ‚oberen gleichfam zufammenfchrumpfte,
So zeigt ferner die Schelle noch) gleihfam aus einem ſchwachen
Beſtreben der gewoͤhnlichen Bildungsform 'eine etwas bläffere
‚Farbe gegen ihren Bauchrand, eine etwas dunklere gegen: ihs
ten Nücdenrand, aber im Ganzen überwand hier noch weit
mehr, als in den vorigen Fällen das Äußere Verhaͤltniß dem
inneren Bildungstrieb, und die ganze obere Seite wurde, fie
mochte eigentlich zum Bauch oder Rücken gehören, wie beinahe
durchaus es der Fall bei allen felbft den Waſſerthieren iſt,
dunfler, die untere dem Lichte nicht ausgefeßte und gegen die
Erde zu gefehrte Seite blaffer. Endlich fheinen die Augen
mie gänzliher Hintanſetzung aller inneren Bildungsformen
bloß den äußeren Beziehungen gefolge zu fein; fie, die für das
Licht, das uns von oben herab kommt, beftimmt find, nahmen
beide nur auf einer Seite des Kopfes ihre Stellung. So wird
diefer Fiſch eines der feltenften Wunder der Natur, eines ihrer
- wichtigften Zeugnifle, dag nur eine Art harmoja praestabilita
£eine Kaufalverbindung zwiſchen dem inneren Sildurgstrieb der
organiſchen Körper, und ihrer Außeren Beziehungen herrſche.
‚Denn bier zeigt fih auf der einen Seite innere Bildung im
allgemeinen getrennt von den gewöhnlichen äußeren Verhaͤlt⸗
niſſen, erwieſen unabhängig alſo von diefen, So wenig die
Geſetze der moralifchen Welt aus irgend einem hemifchen Pro—
zeffe der Deftandtheile organifcher Körper entitanden fein konn⸗
‚ten, fo wenig ſcheint die urſprungliche Wahl der inneren Bil⸗
dungsgefeße Folge noch porhandener todter phyſiſcher Kraͤfte
74
fein’ zu koͤnnen. Auf der anderen Seite macht hier das auf
fallende urſpruͤngliche Anpaſſen ‚einzelner Theile’ des Körpers
den Außeren Umftänden einen betvunderungsmwürdigen Kontraſt
mit der Stätigkeit' der allgemeineren Dildungsgefege, die im '
übrigen Körper fich zeigt. Unmoͤglich Fonnte auch jenes immer
3. S bei den Augen diefes Geſchlechts bloß die Folge eines
äußeren Einflufes auf die noch dem organifchen Körper ing
wohnende Verwandlungskrafe fein, nad) der z. B. der Menſch,
den heißes Klima zum Neger bildete, jeßt auch noch im Falten’
Klima Kinder zeugt, die durch ihren veränderten Ausdünftungss
prozeß, ihre von ſelbſt ſchwarz werdende Haut und ihre ganze
Bildung der Würkung der heißen Sonnenſtrahlen, wenn diefe
gleich micht mehr für fie vorhanden find, entgegen kommen.
Die Bildung eines Sonnenſyſtems zeige fuͤrwahr nicht deuts
fiher die Meisheit der nad) einfachen allgemeinen Gefeken
ewig und doch fo unendlich mannigfaltig wuͤrkenden Natur und
ihres Schöpfers, als die Einrichtung ihres Eleinften Geſchoͤpfes,
dem fie Leben und Fähigkeit ſich fortzupflanzen einhauchte,
beide führt durch ihre abwechfeinde Perioden noch immer nur
der erſte Stoß, den fie Bei ihrer Schöpfung erhielten.
Es fei mir nad) diefen Beobachtungen über die Ab:
weichungen der Schoffe von den allgemeinen Typus der thie⸗
rifchen höheren Bildungen erlaubt, einiges auch über die Leber:
einſtimmung ihres Geelets, fo wie überhaupt des Knochen-
gerüftes der Fifche mit dem der übrigen höheren Thiere anzu—
führen. Selbſt noch einige Befonderheiten, die das Geſchlecht
Pleuronectes zwar nicht allein, aber doch nur in Geſellſchaft
einer Ordnung von Fiſchen, den ſogenannten thoracieis viele
leicht auch den jugularıbus, auszeichnen, nämlich die gegen
den Kopf vorgerüdte Stellung der Bauchfloffen, läßt fich erſt
\
Se
75
dann genau einfchen, wenn des I. Scelets Karakter ges.
nauer unterfucht wird. -
Die Knochen der Fifhe im Allgemeinen find locker, ihre
Faſern liegen wie bei dem Kinde in firahlicht zellichter Form
beifammen, die Zwiſchenraͤume derfelben find häufig und. dem
bloßen Auge fichtbar, mit bintigen weichen gallertartigen oder’
knorplichten Theilen ausgefüilt, Wie bei den unvollkommenen
Sjungen der höheren Thierklaffen zeigt auch) dag Scelet der
Fiihe eine Menge einzelner Knochenkerne. Etliche und dreißig
Mittelpunfte, von denen ſternförmig die Knochenfafern auslau-
fen, zeigen bei der Scholle, ans wie viel Theilen nur allein
ihr cranium zufammengefloffen fei. Diefe Mittelpunfte gehen
auf den Flächen des eraniums in dünne fat dem Knorpel fid)
naͤhernde Knochenlamellen über, Bei einigen Fiſchen, wie bei
dem Kabeljau, ſcheinen die einzelnen Knochenkerne des Hirn:
ſchaͤdels nie, oder wenigſtens nur ſehr ſpaͤt zuſammenzuwachſen
Bei anderen, wozu auch die Scholle gehört, ſcheint dieſes bald
zu gefhehen; und nun geht auf der anderen Seite diefe Ver—
einigung fo weit, daß nicht einmal permanente Näthe übrig
Bleiben, fondern die Hirnkapſel diefer Fifhe am Ende würflich,
nur aus einem Stuͤcke beficht,
Am ganzen übrigen Scelet bleiben die eingelnen Knochens
ferne auf immer getrennt und häufig iſt zwiſchen ihnen ein
wahres Gelenk, wo bei den höheren Thierklaffen kaum ein bald.
verſchwindender Knorpel zwei Knochenferne vereinigt,‘ daher
die Menge von einzelnen Knochen, die z. B. zur Bildung dee
Mundhöhle bei den Fiſchen beitragen. Auf der anderen Seite
ſcheint diefer lockere Zufammenhang einzelner Knochenkerne bei
den Fiſchen einigermaßen mit der Erſcheinung in Verbindung
an ſtehen, daß bald diefes bald jenes Knochenſyſtem fo haufig
76:
bei der ganzen Kaffe, oder wenigſtens bei einzelnen Geſchlech⸗
tern derfelben gleichfam auseinandergeriffen erfcheine und ein
Theil von Natur an einem ungewoͤhnlichen Orte ſich befindet,
waͤhrend der Reſt in der gewoͤhnlicheren Stelle zuruͤckblieb.
Sn biefen Umftänden liegt größtentheils das Auffallende
in der Verfchiedenheit des Scelets der Fiſche von dem def:
Säugethiere, der Voͤgel und der Amphibien, und doch herrſcht
unverkennbar ein Kaupttypus der Bildung durch alle diefe
Klaſſen torhblüriger Thiere,
Oben fhon war die Rede von dem Hirnſchaͤdel der Schofe,
und den unvollfommenen Neften ihrer oberen Gefichtsfnochen,
ich komme jeßt zu den Kiefern. Was nad) Hinwegnahme des
Enöchernen Drgans für die Nafe von dem Oberfiefer übrig
bliebe, befteht auf jeder Seite aus zwei unbedeutendan Knochen⸗
flreifen. Den einen bitdet der Zahnrand, deffen Knoche vorn,
wo er mit dem der anderen Seite zufammenftoßt , gleihfam
jeßt als Naſenfſortſatz bes Oberkiefets unter einem rechten
Winkel aufwärts gekruͤmmt, und neben dem ähnlichen Theil
des Dberfiefers der anderen Seite liegend gegen jenen hohlen
Knopf auffteige, der vorwärts aus den vereinigten Enden der
Rudimente von den obeten Geſichtsknochen entftanden’ift, Ein
zweiter langlichter Snoche geht von dieſem ‚oberen Ende des
erſten Knocheus des Oberkiefers ſchief mad) hintenzu gegen das
hintere Ende feines Zahnrandes, und bildet fo gleichſam die
Hypothenuſe eines rechtwinklichten ſphaͤriſchen Dreiecks, deſſen
beide andere Seiten der erſte zweiſchenklichte Knoche bildete,
Sener hohle-Knopf der Gefichtsfnochen hat rückwärts auf ferner
oberen Seite eine queergebende erhabene Linie, die auf ihrem“
Ruͤcken eine ‚Artifulationsfläche zeigt. An jedem Ende dieſer
Erhabenheit iſt eine andere reuhe, bloß zur Anlage von Liga⸗
*
mr
77
menten beſtimmte Eleinere Hervorragung. Bei der Scholle
liegen eigentlich diefe brei verfchiedenen Erhöhungen des hohlen
Kopfes, der fchon felbft etiwas ‚gegen die linke Seite zu ge
drückt etfcheint, in einer nicht ganz queer ſondern etwas von
vorn und rechts nad) hinten und links ſich ziehenden Linie. Die
"änere alfo vorftchende rauhe Erhabenheit auf der rechten Seite
iſt zugleich ungleich größer‘ und dicker, als die gleiche auf der
linken Seite, die mehr rückwärts fteht und fpigiger iſt. Von
diefer Lage der beiden rauhen Hervorragungen ſcheint zugleich
die Lage der Nafenoffnung dieſes Fiſches abzuhaͤngen. Mit
jener mittleren queerlaufenden und oben mit einer Artikulas
tionsfläche verfehenen Erhabenheit nun! und mit der vorderen
Oberflaͤche des hohlen Knopfes ſelbſt, Artikuliven die beiden
Nafenfortfäge der zweiſchenklichten Oberkieferfnochen vermittelft
eines dazrifcheniiegenden Knorpelſtuͤcke. Das untere hintere
Ende aber jedes Oberfiefers am Mundwinfel,' beveftigen zwei
ſtarke Ligamente, in dem fie von ihm an das hintere Ende
bes vorderen abgefonderten: Theils des Unterkiefers dehen,
“welcher mit feinem hinteren Theile nicht in einem fortgeht,
fondern nur durch ein wahres Gelenk mit ihm ‚verbunden iſt.
Da bei gefhloffenem Munde diefer vordere Theil des Untere
fiefers etivas aufwärts ſteht, fo geht‘ bei geöffnetem Munde
feine fid) abwärts bewegende Spitze zugleich etwas vorwaͤrts.
Sene Ligamente ziehen, wenn fie gleih an feinem hinteren
Ende liegen, doch in aͤhnlichem Verhältnig nun das Munde
toinfelende des Dberkiefers’ abwärts und vorwärts; was aber
nur dadurch möglich wird, daß der Oberkiefer in feiner Arct
kulation mit der Stirn zugleich fih beugt, und fein vorderes
Ende mit den Lippen ſich aufwärts und zugleich etwas vor-
waͤrte beivegt. So bewegt fi) alfo bloß durch den Unterkiefer.
78
der ganze Mund, er öffnet ſich ſo weit; möglich, und ſtreckt
ſich etivas »rüffelförmig. vorwärts. , Ein Biffen des vor ibm
ſtehenden Waſſers wird aufgenommen, durch dem ſich wieder
ſchließenden und zuruͤckziehenden Mund. gleichſam abgeſchnitten
and num zugleich ruͤckwaͤrts gegen die Kiemen gedrückt, Diefus
iſt ewige abmwechfelnde Bewegung des Mundes der relirirenden
Fiſche, die ſo vieles zugleich zu ihrem ſeelenloſen Anſehen bei⸗
trägt. Beſitzt ein Fiſch nicht ‚Bloß, weiche, ſondern knorplichte
oder knoͤcherne Lippen, ſo bewegen dieſe auf eine aͤhnliche Art
ſich mit; zugleich wird durch ſolche das Knochenſyſtem der
vermehrt. —— J
Zuſammengeſetzter als der Oberkiefer iſt Sei den Kira
‚ber ‚untere, ı Mo bei dem Menfchen der. hintere Wirbel des
unteren Kinnbadens iſt, und der auffteigende Theil deſſelben
von dem horizontalen die Zaͤhne tragenden ſich trennt, da iſt
bei der Scholle ein der Verbindung des Oberarms mit der
Ellenbogenroͤhre aͤhnliches wahres Gelenk. Nur dieſer verdere
Theil des Unterkiefers iſt mit Zaͤhnen beſetzt und eigentlich
dem kleinen Oberkiefer entgegengeſetzt. Dieſer vordere Thell
des Unterkiefers beſteht wieder ſelbſt aus zwei ineinandergeſenk⸗
ten Stücken. Das hintere derſelben beſitzt die eben angeführte
Selenffläche, und. fenft fich mit einem langen, fpigigen Fortſatz
in. eine ‚Eorrefpondivende Hoͤhlung ein, die laͤngſt der inneren
, Seite, bes vorderften den —— bildenden Stüdes, aus⸗
gegraben ift,
Auf eine ähnliche rt iſt der FOR feitlihe oder *
ſteigende Theil der uuteren Maxille, der mit dem ‚vorderen
durch jenes eharnieraͤhnliche Gelenk ſich verbindet, ebenfallg
wieder aus zwei Stücken zuſammengeſetzt. Schon in dem
menſchlichen Einbrio zeige ſich beim Anfange feiner Verknoͤche⸗
79
rung jede Seite des Unterkiefers wieder aus drei oder vielleicht
fogar vier verfchiedenen Knochenkernen zuſammengeſetzt. Der aus
ſaſerigter Knochenſubſtanz beſtehende processus coronoideus iſt
naͤmlich leicht von der uͤbrigen Maxille zu trennen, und erſcheint
"ebenfalls beinahe eingeſchichtet in dem übrigen Kiefer, Auf die
nämliche Art bildet aud) dev. processus condyloideus, einen
“eigenen Knochen. ‚Der, beim, Embrio deutlicher ‚als ‚beim
Erwachfenen serfcheinende hintere untere Winkel, der unteren
Maxille, der ‚bei vielen Thieren z. E. den fleiſchfreſſenden, noch
mehr verlaͤngert gleichſam einen eigenen dritten Fortſatz bildet,
ſchien mir. einmal ebenfalls einen eigenen Knochenkern zu be⸗
ſitzenz ‚während der. horizontale einſt die Zaͤhne tragende Theil
des Unterkiefers den vierten abgeſonderten Knochen bildete.
Was alſo dei, dem menſchlichen Embrio nur eine Stufe auf
der Leiter ſeiner Entwickelungen iſt, ſcheint bei dem Fiſche als
das Ende feiner Bildung fo zu bleiben, nur mit dem Unter⸗
ſchiede, daß die zwei unteren Knochenkerne hier durch ein wah⸗
res bleibendes Gelenk von den. beiden oberen getrennt ſind.
Das ‚eine Stuͤck des hinteren abgeſonderten Theils des
Unterkieſers oder feiner flügelformigen Fortſaͤtze, naͤmlich der
processus eondyloideus iſt bei der Scholle mit einem erhabenen
Beinfammunten in, eine, Rinne an dem hinteren Ende der
inneren⸗ Flaͤche des processus; coronoidei eingefenft, er breitet
ſich in: der Mitte etwas nach (hinten zu aus, nach oben zu
artikulirt er mit dem Hirnfchädel, Jede feitliche untere Flaͤche
der dreieckigten Hirnkapſel hat tinter der Mitte ihres oberen
Randes eine tiefe runde Gelenfhöhle, in der eine weiche halb⸗
ö ‚Enorpligte Kugel liege, die nun zum Theil anch den ‚ebenfalls
ausgehöhlten Gelenkknopf des -processus condyloidei der un⸗
teren Maxille ausfüllr, und jo. beide Gelenkflaͤchen miteinander
J
80
verbindet, dem Zwiſchenknorpel des Unterkiefer und der Schläs
fenbeingelenkhoͤhle beiden Säugethieren analog.
Das zweite, dem progessüs coronoideus. der Säugethiere
analoge Knochenftück der hinteren Unterkiefersparthie liegt bei
‚den Fifchen, nicht, wie bet jenen innerhalh, fondern mit ſeiner
‘oberen Extremitaͤt außerhalb des Jochbogens, oder des unteren
Augenhoͤhlenrandes. Bei der Scholle bildet er eine ungeſaͤhr
halbmondfoͤrmige Platte, die „wie. ſchon oben geſagt wurde, auf
ihter inneren Fläche den processuim condyloideum® aufnimmt,
‚Das: hintere und obere Ende dieſer Platte reicht mit einer
entjtveigefpaltenen Spige beinahe fo hoch an das cranium
hinauf, als Auf feiner inneren: Seite der processus condyloidetis
‚eimporfteigt, Starke Ligamente beveſtigen dieſe doppelte Spitze
tat eine kleine beinahe warzenformige Enscherne Hervorragung
‘des Schädels, die gerade über der tiefen Gelenfgrube "für
“den processum condyloideum iherausfteht. Das vordere und
untere Ende jener halbmondformigen Platte oder des proces-
aus: coronoideus iſt ebenfalls entzweigetheilt. Der untere kurze
Fortſatz deſſelben hilft jenes oben ſchon beſchriebene harnier⸗
aͤhnliche Gelenk mit der vorderen Portion des Unterkiefers
bilden. Der obere verlängerte Fortſatz ſteigt vorwaͤrts wieder
in die Hoͤhe, und bildet vermittelſt eines zwiſchenliegenden
Knorpelſcheibchens ein foͤrmliches Gelenk mie dem oberen Ende
des ſchiefliegeneen Oberkiefersknochen. Dieſes Gelenk iſt durch
ſtarke ſeitlige Ligamente verbunden > während zugleich von dem
hohlen Knopf des Geſichtsknochen eigentlich auf jeder Seite
von der Äußeren rauhen Erhabenheit, die nebſt einer drirten
mittleten oben gleichfalls ſchon befchriebenen Hervorragung in
einer Pinie rückwärts auf der oberen Fläche’ diefes (hohlen
Knopfes ſtehen, noch andere ftarfe Ligamente ſich an diefes hier
Pe!
21
beſchriebene Gelenk des Oberkiefers mit dem unteren Hefte,
Zwiſchen diefem vorderen aufſteigenden Fortſatz des processus
coronoidei und ſeinem hinteren Ende iſt in den halbmond⸗
fürmig ausgefchnittenen Raum eine Enorplichte mit knoͤchernen
Faden durchjogene etwas einwärts gebogene Lamelle ausger
fpannt.
So find es alfo zwei in manchem Betracht einander aͤhn—⸗
liche Punkte, die das ganze Spftem der Mundhöhle an das
cranium, als an den fereren Theil heften. Der eine diefer
Punkte iſt vorwärts am Ende der Stirn, der andere auf jeder
Seite rückwärts in der Schläfengegend. Ein zweites verwicelr
teres Knochenſyſtem bevejtiget fich nun an den Unterkiefer und
durch ihn ao auch an den Schädel. Der Luftröhrenfonf
feine namlich rückwärts ganz gefpalten, feinen breiten fchilds
formigen Knorpel, dem hinteren Theile des Unterkiefers gleich,
und in Verbindung mit ihm als Kiemendefel ausgebreitet zu
haben. Bei dem Mangel einer Naſenhoͤhlung, alfo eines, wie
bei den höheren TIhierklafen, den Speifentveg durchkreußenden
Luftwegs fließt er vollig mit dem Pharynx zufammen, da jest
der Mund wie für die Speife, fo aud) für das zu reſpirirende
Element der einzige Weg wurde. Der Mangel eines Kalfes
bei den Fiſchen macht daß mit diefen allem auch die Lunge
!
noch als Kiemen fich verbinden. Die Länge des Halfes bei
| den höheren Thieren fheint im geraden Verhaͤltniß des Untere
i
|
fehiedes der Temperatur des Körpers und des ihn umgebenden
Mediums zu ſtehen. Durch eine längere Luftröhre muß die
Luft mehr erwärmt zu den Lungen gelangen, ale durd eine
furze. Bügel deren Blut heißer ale das der Säugethiere, alſo
von der Temperatur befohders der höheren Luftfchichten mehr
verſchieden ift, haben im Allgemeinen auch einen weit längeren
1. Bandeb 2. Etuck. 5
v
82
Hals oder Luftroͤhre, als dieſe; und unter ihnen tefpiriven wieder
die Waffervögel gewöhnlich eine Eiltere Luft, bei vielleicht heißes
tem Blute, als die übrigen. Bei den Waſſervbgeln aber ift
oft die Luftrͤhre an der Bruft noch doppelt und dreifach ge⸗
kruͤmmt, gleihfam als wäre felbft ihr langer Hals nicht lang
genug zur Erwärmung der feuchtfalten Wafferluft. Unter den
Säugethieren befisen diejenigen, die durch einen anhaltenden
fhnellen Lauf ſich öfters erhitzen, für die dann die äußere Lufe
verhaltnißmäßig kälter wird‘, wie das Pferd, Dromedar, der
Hirſch u. dgl, einen längeren Hals, als die langſameren oder
nur durch einzelne Sprünge oder Anlauf ſchnellen Thiere, wie
3 B. der Bär, der Affe, der Menfch oder das Kagengefchlecht
und die großen Maſſen, der Elephant, Nashorn, Flußpferd
u. dgl. find. Ein flüchtiger Windhund hat einen ungleich läris
geren Hals und felbft fchon einen längeren Weg der Luft durch
die geſtrecktere Nafenhohle als der träge Pudel, Bei der fel-
cenen und jedesmal nur in einer verhältnigmäßig geringen, alfo
Bald erwärmten Menge von Luft beftehenden Refpiration der
Wallfiſcharten, ift ihres warmen Blutes ungeachtet ihr Hals
außerordentlich Eurz. Schon gehen bei ihnen von den fonft
beftändigen fieben Halswirbeln der Säugethiere einige durch
Zufammenwachfen mehrerer in einen gleichfam verloren. Noch
Fürzer ift Bei den meiften Amphibien der Hals, deren Ealtes
Blut nur wenige Brade von dem umgebenden Medio in Hinz
fiht der Temperatur verfihieden ift. Bei dem nicht meht Luft
fondern nur fuftvolles Waffer refpirivenden kalten Fifchen fehlt
er endlich gänzlich. Ihre Lungen find ſchon am Ende des.
Kopfes und beinahe ganz dem umgebenden durd) den nahen
Mund eindringenden Waſſer bloßgelegt; das freilich als ſchwerere
Fluͤſſigkeit mehr fremde Theile als die leichtere Luft ſchwebend
HM;
„ erhält, und weniger alfo geſchickt zw fein ſcheint ohne öfters
Verſtopfung bevvorzubtingen, durch enge Roͤhren zu dringen,
Bevor es zu den eigentlichen Merkzengen des Athmens gelangte,
alfo leichter und in größerer Menge auf einmal durch‘ den
Wweiten Mund eintritt.
Mir dem Halfe fehlt die Luftroͤhre, oder mit diefer jener;
Die Lungen ber Fifche find fogar innerhalb des ausgebreiteten
, Kehlkopfes, mit Zuruͤcklaſſung der Schulterfnochen und oberen
Extremitaͤten am Trunkus, in den hinteren feitlichen und untes
ron Theil der Mundhöhle hinaufgezogen. Sie find auf verz
knocherten Luftroͤhrenaͤſten beveftige, die ſchon bei den GStuge:
thieren wie die Luftroͤhre ſeldſt an ihrer hinteren Seite mit
einer bloßen Membran zu HalbEnorpelicheen Röbren zugeſchloſſen
erſcheinen; bier bei den Fifchen aber wie der Larynx ruͤckwaͤrts
vollends ganz offen, einfach) und bloß einzelne rippenaͤhnlich
gebogene Enöcherne Streifen find, auf denen nach"außen zu
die Lungen in wenigen ganz voneinandetgetreniten Lappen zer
theilt, als blätterigte nicht mehr aus Zellen fondern auch eig
beftehenden Kiemen ſitzen.
Mir den Lungen ſcheint ihre vordere Bedeckung, jedoch
ohne mie jenen Gemeinſchaft zu haben, nämlich die Ripvens
knorpel und ein Theil des Bruſtbeines, gleichfalls an die untere
Seite des Kopfes heraufgezogen worden zu ſein, und erſtere
die knorpelichten Strahlen der Kiemenhaut, letzteres den klei—
nen ungepaarten Knorpel zu bilden, der in der Mitte zwiſchen
jener unteren Extremitaͤten nach hinten zu geht. Der knoͤcherne
Sheil der Rippen blieb mit denn Rückgrat verbunden am Truns
Es zurück. Auch bei dem jüngeren menſchlichen Embrio iſt
ber ſchwerdfoͤrmige Knorpel deutlich nichts anders, als ein paar
(don ausgedruͤckter Nippenknorpel, die halbgekrumt ſeitwaͤrts
82
54
fih biegen, und durch einen großen Zwiſchenraum von dem
knoͤchernen Theil ihrer Rippen, nämlich den kuͤnftigen, unter—
fen ,. freien. falſchen Rippen getrennt find. Nur die Wuͤrkung
der. anfangs) durch die ungeheure Mabelöffnung auf die Seite
gebogenen, geraden Bauchmuskeln ſcheint nad) und nach jenes
Kippenfnorpelpaar in die gerohnliche Form des fchwerdtfärmis
gen Knorpels bei erwachſenen Menfchen zu vereinigen. Schon,
beim Menfchen find ferner die-unteren am Rückgrat beveftigten,
Falfchen Rippen, ihrer ungleich mehrere aber bei den Schlans
gen, mit ihren vorderen Enden frei, und eigentlich mehr zur
Bedeckung der Baucheingeweide, wie beiden Fiſchen, als der,
des Thorax durch ihre Lage beſtimmt. Wie bei den Säuge:
thieren ſchon die Nippenfnorpel zahlreicher. ſind, als die Ab:
theilungen der Lungen, fo find auch bei den Fiſchen gewoͤhnlich
der. Kiemenblaͤtter weniger, als der knorplichten Strahlen der
Kiemenhaut. !
Durch diefes Lostrennen des vorderen Theils des Thorar
und der Lungen, und. das Heraußziehen derfelben in den hinter
ren Theil der Mundhöhle koͤnnte die Kiemenöffnung entftanden
zu fein ſcheinen, durch welche auf jeder Seite zwifchen dem
Kopfe und dem Rumpfe das eingeathmete Waffer wieder herauss
geftoßen wird, und die, ausgenommen einen fchmalen Streis,
fen in der Mitte des unteren Nandes der Fiſche, unten den
Kopf derfelben beinahe ganz bis gegen den Naden hin von
dem übrigen Rumpfe lostrennt. Bei den meiften chondropte-
zygüs ſcheint noch uͤberdieß and) jeder Zwiſchenraum zwiſchen
den ehemaligen Rippenknorpeln geſpalten, und ſo nicht eine
ſondern mehrere Oeffnungen zum Ausathmen entſtanden zu
ſein, waͤhrend zugleich die Kiemen mit ihren aͤußeren Raͤndern
an bie Zwiſchenraͤume zwiſchen den Oeffnungen anwuchſen.
85
Bei der Scholle Hingegen, wie bei den meiſten anderen
Fiſchen bildet die hintere Parthie des Unterfiefers, befonders
“aber die dem processus coronoideus analoge Platte, in Ver—
Bindung mit der halbEnschernen halbfnorplichten eigentlichen
Kiemendeckelplatte, und der durch knorplichte Streifen unter
fügten Kiemenhaut, die gleichfam den unteren und hinteren
Hand. diefer Platte bildet, den ganzen Kiemendeckel, der die
ganze Seite des Gefihts bei den Fiſchkoͤpfen nach hinten zu
bildet. Der Kiemendeckel feheint bloß» einer Bewegung von
außen nach innen und umgekehrt fähig zu fein; da der vor—⸗
dere Theil des Unterkiefers und der Oberkiefer im Gegentheil
ſich von oben nad) unten und von unten nach oben zu bewe—
gen. Wenn der auf die oben befchriebene Art ſich zuruͤckzie⸗
Hende fliegende Mund einen biffen Waſſer rückwärts: in die
Mundhoͤhle ſtoßt, fo müflen nothwendig, wenn der Schlund
den Durchgang nicht erlaubt, feitwwärts und nach hinten zu die
Wangen dadurch aufgetrieben, alfo die Kiemendedel und ihre
am unteren Rand derfelben befindliche Haut von den Seiten
des Kopfes entfernt werden. Die hinter den Kiemendeckeln
fiegende Lungen oder Kiemen werden zugleih in dem neu at:
Eommenden Waſſer entwickelt. , Sm nächften Augenblick ziehen
ſtarke von dem unteren Kiel und den Seiten des Hirnſchaͤdels
kommende Muskeln, deren genauere Beſchreibung fo wenig als
die des Nerven: und Gefäßfyftems der Raum hier! geftattet
die Kiemendeckel bei immer noch gefchloffenen Munde tvieder
an die Seiten des Kopfes an, und fo wird das Waffer zwi—
ſchen den Lungen hindurch wieder durch die Kiemendffnung
hinausgeprefit, feines refpivablen Theile, wie) fo viele, befannte
Erfahrungen zeigen, in diefem kurzen Durchgange zum Theil
wenigſtens beraubt. Seht ſtreckt der ſich öffnende Mund fich
86
wieder vorwärts, um mit einem neuen Theile Waſſer das naͤm⸗
liche wieder vorzunehmen, \
Wie bier das Waſſer nicht eingeſogen, fondern hinabges
druckt wird, fo wird fchon kei den Amphibien die Luft, ver«
mutblich duch Deffnen und Schließen des Kehlfopfes und der
Nafenöfnungen, und wahrfiheinlich zugleich durch, Mitwirfung-
des hinteren Theils der Mundhöhle im eigentlichen Verſtande
in die Lungen niedergeſchluckt; denn bei Oeffnungen lebendiger
Thiere aus diefer Kaffe ift leicht zu bemerken, daß die Lunge
nicht, wie bei den Saͤugethieren, deren Larynx nie durch eigene
Kraft vielleicht einige glires 3. B. dag Eichhorn, vielleicht quch
die Fledermans ausgenommen, gefchloffen werden fann, fonleich
zufammenfallen, wenn die Bruftyähle genffnet wird; ſondern
daß fie ſogar oft erft nach der Deffnung des Körpers ſich aufs
blafen, Auch bei den Vögeln, deren Keblfopf oben, wie bet
den Amphibien und. wie zum Theil bei.jenen kleinen Saͤuge—
thieren, nun eine langlichte Ritze zeigt, ſcheint wenigftens das
Athmen durch eine ſolche die Luft niederdrückende Bewegung
unterftüßt zu werden; wie koͤnnten den fonft ihre Luftſicke im
Bouche fih füllen, wenn bloß durch vorausgehende Erweites
tung, des Thorar, wie bei den Gäugethieren, Luft eingefogen
wide durch im Körper entftehendes Vakuum? Daher fehlt
allen dieſen Thieren gleid fam der Stempel dev einfaugenden
Nefpirationepumze, namlich das muskuloſe geronläte BIRUN
det Saͤugethiere.
Wichtig ſcheint die Allgemeinheit einer abwechſelnden ſtar⸗
fen Reſpirationsbewegung, die durch alle jene Thierklaſſen
hindurch, die Orga ıe hiezu mochten fo verfhieden fein als fie
wolften,, fo auffallend if, Selbſt die Inſekten, wie die größes
ven Heuſchrecken bei genauer Betrachtung, oder wenn fie in
87
Waſſer geworfen werden, am beutlichften zeigen, atmen vallig
wie die rorhblütigen Thiere durch abwechfelndes Einlaffen des
zu refpirirenden Mediums in den Körper und durch wieder
darauf folgendes Herausſtoßen deffelbigen. Ihr Unterleib. be
wegt ſich durch wechfelweifes Entfernen und wieder Annähern
feiner horyartigen Ringe gerade wie der Thorar der Säuge-
thiere durch Aufheben und Senfen feiner Rippen. Das Abs
domen nicht der Thorar wie bei den höheren Thieren, oder
wie der Kopf bei den Fifchen, wurde bei den Inſekten das
atbemhohlende Organ, und deßwegen vielleicht find faft bei
allen, die der ganzen Klaffe den Namen gebende Einfchnitte
deffelben. Auch die Schlangen näheren ſich nicht nur duch
ihre unzählige Nippen längft des Abdomens, in dem faft der
ganzen Länge nach auch die Lungen. fich ausdehnen, fondern
zum Theil felbft dur die Äußeren Bauchſchilder diefer. Ein—
tihtung der Inſekten.
Die nächte Würfung diefer auch bei den meiften Würmern
vorfonimenden, beinahe allgemeinen, abwechfelnden Preffung
bei dem Athmen geht wohl auf den Orydationsprozeß in ben
Lungen felbft, die zweite nicht minder wichtige ſcheint die ab-
fondernden Eingeweide zu treffen. Wo die Natur, wie 3. B.
bei dem Hirne des Menfchen und der Säugethiere mit Sorg-
falt durch häufige Krümmungen der großen Arterien, durch
ein rete mirabile, durch beftändiges Zeräfteln des ganzen Ap-
u
parats von Schlagadern auf der: pia mater ehe es ihren fein⸗
ſten Aften nur erlaubt wird, in das innere des Hirns zu drine
sen, den Pulsfchlag der Arterien zu ſchwaͤchen und zuletzt
ganz aufzuheben bemüht ift, da fcheint fie auf der anderen
Seite eben fo forgfältig bemüht ‘zu fein, mittelbar wenigſtens
dieſes Eingemweide dem abmwechfelnden Druc der Nefpiration zu
83
unterwerfen. Bekanntlich ſchwillt das Hirn auf und ſinkt
wieder mit dem Aus: und Einathmen. Dazu dient der. freie
gerade Weg aus dem bald freier bald weniger frei fich ent«
‚leerenden rechten Herzvorhof durch die weiten inneren Dreffek
adern, ferner die hier größere Schwierigkeit, (Cnicht wie man
gewoͤhnlich glaubt Leichtigkeit,) des Nückfluſſes des Dluts aus
dem Hirn; deſſen Venen alle gerade in der entgegengefekten
Richtung gegen die Dlutbehälter der harten Hirnhaut ſich zies
hen, in welcher denn im diefen felbit das Blue wieder rückwärts
fliegt. So läuft auch dag Adergeflecht der feitlihen Hirnhöh⸗
len beinahe gerade im der nämlichen Richtung im. dritten Ven—
trifel wieder zuriick, auf welchen es in den beiden feitlichen
vorwärts fich gezogen hatte. Ferner find nicht die eigentlichen
Hienvenen, fondern die außerhalb des Hirns liegenden Sinus
durch zelligte in ihrer Höhle fich befindende und gewiß auch
dem fchnellen Lauf des Bluts ſich entgenenfegende Bafern und >
zum Theit durch Knochenkanale, bauptfächlih Erim Aussang
vor Meberfüllung geſichert. Koͤnnen aber bei gebindertem Nucs
fluß des Bluts diefe Blutbehälter der harten Hirnhaut nicht
nachgeben, fo muͤſſen diefes nothwendig rüchvärts bie venofen
Gefaße des Hirus felbft thun. .
Wie nun bei den höheren Thieren die Natur durch bes
fondere Einrichtungen aud) das entfernte volllommenere Hirn
der wechfelweifen Preffung und Erſchlaffung der athmenden
Bewegung unterwarf, während fie andere chen fo wichtige
Theile, wie die. anfangs in der Bauchhoͤhle gebildete Hoden
eben fo forgfältig beiden meilten höheren Thieren diefen abs
wechfelnden Druck entzog, indem fie fie aufferhalb der Bauch⸗
hoͤhle fandte, Croabrfcheinlich um dadurd) und durch mehrere
Entziehung von Wärme und, Verlängerung der nicht in eben
89
dem DVerhältniffe auch weiter gewordenen Gefäße, ihre leicht
erſchoͤpfende Sekretion einzufchränfen,) fo feheint bei den mit ders
Kopfe reſpirirenden Fifhen im Gegentheile jedes Eingeroeide
des Rumpfes nur mittelbar durch ähnlichen abwechſelnd größe:
ren und Heincren Audrang von Blut Theil an jener Exrſchüt—
gerung zu nehmen. Dei den Fifchen geht nicht wie bei den
ebenfalls kaltblůtigen Amphibien nur ein Af der Horte auf
jeder Seite zu den Lungen, während der übrige Theil im
Rumpfe ſich aussheilt, der Sei diefen durcy die Bewegung des
Athmens felbft erſchuͤttert wird, fondern Die Aorte vercheilt
fich bei den Fiſchen vorher ganz in die Kiemen, ehe fie aus.
ihren einzelnen Eleinen Aeften wieder gefammeit zur Schlag
aber des Numpfes wird. Wuͤrde dans aus den, Kiemen d
Fiſche zuruͤckkehrende oxydirte Blut erſt durch Huͤlfe ein
linken Herzventrikels, wie bei den Saͤugethieren im Koͤrpe
vertheilt, ſo wuͤrde vothwendig jener Einfluß der athmenden
Bewegung auf die nicht unmittelbar bewegten Eingeweide
unterbrochen, was weder bei deu mis dem Numpfe gthmenden,
Saugethieren nody den Vögeln der Fall iſt. In den Iamphis
bien hätte bei ihrem Athmen eben fo: wenig, als Lei den
Saugethieren eine linfe Herzhoͤhle den mechanifchen Einfluß der
Refpiration aufgehoben, aber fie follten nur einen Eleinen, keine
eigene Herzhöhle verdienenden Theil, nicht ihre ganze Dluts
maſſe der ftar£er oridirenden Luft ausfeken, was warmblütigen
Süugethieven uud Vögeln, und bei dem wenig opidirenden
Bafler den Fiſchen im Gegentheile wothieendig. war, daher
haben fie weder die Einrichtung der Säugethiere noch der
Fiſche. Ich erinnere nur nod), daß beinahe alle abſondernde
Übrige Drüfen im Menfchen, die nicht wie die anderen. der
Sexwegung des Athmens unterworfen find, 3. €, die Speichel
99
druͤſen, die Drüfen des Gelenkſaſts, die groͤßeren lymphatiſchen
Druͤſen, die Thraͤnendruͤſen, in der Nähe von Gelenken ent
weder gelagert ſind, oder an Orten wo eine anderwaͤrtige
aͤußere Bewegung jenen Mangel erſetzt.
Die mechaniſche Bewegung bei dem Athmen ſcheint alſo
nad dieſen Beiſpielen von der groͤßeſten Wichtigkeit für die
ganze thierifche Dekonomie zu fein. Sch Eehre nun zuruͤck zue
einzefnen Befchreibung der Organe, wodurch diefe wichtige
Bewegung bei der Scholle beiwerfftelliget wird. Die eigentliche
Matte des Kiemendecels befteht aus mehreren fnorplichten in
einer Ebene nebeneinanderliegenden, und durch eine fefte Mem⸗
bran miteinander verbundenen Scheiben, wovon die vordere
einen der Länge nad) ‚gehenden Enochigten Streifen zeigt, die
hintere oben einen Enöchernen Gelenkanſatz beſitzt, der ausges
hoͤhlt ift, und mit dem, dem processus condyloideus analogen
Knochen des Unterkiefers ſich durch ein wahres Gelenk und
ſtarke Ligamente verbindet, mittelbar auch die Stelle, wo der
ganze Kiemendeckel fefter und mit dem Kopfe vereiniget- ift.
Außerdem aber) vereinigen quch die untere vordere Ertremität
der eigentlichen Kiemendecelpfatte fehr ftarfe Bänder mit-dem
charnieraͤhnlichen Gelenke zwiſchen der yorderen und hinteren
Portign des Unterkiefers, welches Gelenk befonders nach bins
gen zu noch mit anderen ihm eigenen Ligamenten verwahrt ift.
Die eigentliche Kiemendeckelplatte ift alfo an beiden Enden ar
dent bintesen Theile des Unterkiefers beveftiget, fie nähert fich
auch in ihrer Figur: fehe dem Theile defjelben, der dem pro-
cessus coronoideus analog iſt, fie liege in einer Ebene mit
ihm, it durch eben die ſtarke aponevrotifche Haut zugleich mit
ihm überzogen, und. es bildet, wie ſchon oben gefagt wurde,
wicht bloß fie, fondern auch jener Theil des Kiefers mit dem
or
processus eoronoldeus nämlich mit den ganzen Kiemendeckel.
Dieſe Platte macht nur ſeinen freien Theil und hinteren Rand
aus, Den unteren Rand des ganzen Kiemendeckels bildet, wie
ebenfalls oben fchon beruͤhrt wurde, die Kiemenhaut mit ihren
Knorpeln. Das ganze Syftem von Kiefer und Kiemenfnochen
uͤberzieht überhaupt Außerlih genan eine fefte aponevrotifche,
wie eg mir ſchien, an einzelnen Stellen mit Muskelfafern
verſehene Haut, die vorn bloß den — und hinten die große
Kiemenbffnung frei läßt.
Das Zungenbein verurfacht außer den angeführten noch
eine zweite Verbindung der eigentlichen Kiemendeckelplatte mit
dem hinteren Theile des Unterkiefer. Sein Eleines ſeitliches
Horn, das bei manchen Säugethieren, z. B. beim Schaafe,
Igel, durch dazwiſcheuliegende Knochenkerne mit der Spike
des griffelformigen Fortfakes oder feiner Baſis ſich verbinden,
und fomit um den Anfang des Schlundes und Luftröhrenkopfes
einen gefchloffenen Enschernen Ring mit Huͤlfe der Bafis des
Hirnfchädels und des Mittelſtuͤckes des ZungenBeines bildet,
freigt Hier als ein mit dem eigentlichen großen Korn des Zuns
genbeines zufammenhängendes länglichtes Beinchen in die Höhe,
lege ſich feft feiner Laͤnge nach an die innere Seite der Kie—
wendeckelplatte und endiget ſich an der Mitte der inneren Seite
des processus coronoideus etwas gegen den hinteren Rand,
von diefem zu, wo feine Inſertion durch Ligamente ges
ſichert ift.
Das Mittelſtück des Zungenbeines der Scholle iſt nicht
wie bei den Saͤugethieren ein einzelner in die Queere liegender
RKnochenkern, ſondern eine Reihe von vier der Länge nad) hin⸗
tereinander, wie bei dem Zungenbeine der Voͤgel gelagerten
Knochenſtücke, die miteinander verbunden find, Die Spitze
92
dieſes gegfiederten Zungenbeines iſt frei, fein hinteres Ende träge. f
die beiden oben ſchon beichriebenen unteren Gaumenfnochen,
die mie Zähnen befegt find. Von der unteren Fläche des Zums
genbeines geht ein ſtarkes Ligament gegen den Rumpf bin an
die Spike des vorn die Bruſt fchliegenden Knochens. Diefes
Ligament beveftiget alfo zugleic, das ganze zufammenhängende -,
Syſtem dev Mundhöhle und der Kiemen an den Rumpf, und
zwar dort, wo ein ſchmaler Hautſtreife unten die beiden Kie—
‚mendffnungen voneinander trennt,
Das größere Horn des Zungenbeines, das wie das Mittels
fück ebenfalls aus mehreren einzelnen Knochenkerne zufammens
gefent tft, und mit welchem jenes £leinere aufiteigende fich vers
bindet, beveftiget fich vorn auf jeder Seite des mittleren Zun- ‘
genbeines, ebenfalls unter der Form eines langlichten Knochens,
Es traͤgt diefes feitliche Zungenbein an feinem Nande die Kurs
pel der Kiemenhaut, die nach hinten zu ſich Biegen und in dem
ande der Kiemenhaut, oder dem häufigen unteren Nande
des Kiemendecels mit ihrem anderen Ende ſich verlieren,
Außer dem ungepaarten unten zwifchen ihnen liegendem oben
fihon angeführten Eleinem Knorpel, der gerade nach hinten zu
geht und aus zwei Wurzeln zuſammenfließt, hat die Scholle
auf jeder Seite fehe Kuorpelfitablen der Kiemenhaut. Es ift
merkwürdig, daß die meiſten Fifchgefchlehte auf jeder Seite
fieben Knorpelſtrahlen, gerade alfo fo viel,.ats der Menfch wahre
Rippen befist, haben; beinahe eben fo viel andere Fifcharten
befißen fehs Strahlen, alfo nur einen weniger, derer aber, die
mehr oder weniger haben, ifk eine unendlich Eleinere Auzahh
als jener. |
Hinter den feitlichen hier beſchriebenen Hoͤrnern des Zune
genbeines heveftigen ſich an das gegliederte, Mittelſtuͤck deffelben
93
auf jeder Seite nun bie vier rippenäßnliche verfnächerte Bron—
chien felbft, welche die Kiemen tragen, die eben fo frei von!
jeder Anhängung an dem Kiemendeckel find, als die Lungen det
Säugethiere frei im Thorax. Dieſe Kiemenfnochen biegen fich
gekrümmt nach hinten und aufwärts. Jede ihrer beiden Er:
tremitäten beficht aus einem eigenen Knochenkern. Die unter
ten Enden find durch ein beivegliches Gelenk mit dem Zungen⸗
beine verbunden. Die oberen beveftigen ſich am Ende mit!
einem Fnorplichten Ligament an den Rand der oben ſchon be:
fhriebenen oberen Gaumenknochen. Außer diefen Ligamenten
iſt jedes obere Ende dieſer Kiemenknochen noch durch ein kur—
zes feitliches Ligament an das; Ende des benachbarten Kiemen—⸗
Enochens beveſtiget. Hebt ſich alfo der erſte auf, fo folgen
ohne noch die: eigenthämlichen Musfeln derfelben zu rechnen
ſchon dadurh die anderen nach und nad) gleichfalls. Jedes
hintere Ende des unteren mit Zähnen befeßten Gaumenkno—
chens, ober der zmweigefpaltenen hinteren Spitze des Mittels
fiüces des Zungenbeines, hat wie diefe Bronchien ebenfalls
‚eine Verbindung mit dem oberen Gaumenknochen.
Die Verbindung des Kopfes der Scholfe mit dem anfan«
genden Nüdgrat it fefter, als die Verbindung der einzelnen
Wirbel unter ſich. Ueberhaupt ſcheint bei den Fifchen die.
Beweglichkeit des Körpers gleichfoͤrmig mit der Entfernung vom
Kopfe zuzunehmen, Auch bei manchen Amphibien, wie bei
den Eideren und Schlangen ſcheint der Hals weniger beweglich!
zu fein, als das Ende des Rumpfes und der Schwanz, Bei
den höheren Thierklaſſen find beide Ertreme des Körpers gleich
beweglich, bei einigen Affen und dem Menfehen ift der Kopf
allein. beweglich, das Schtoanzbein einer wilfürlichen Berves
94
gung unfaͤhig und faſt ganz verſchwunden. Der gehßefte Theil
des Koͤrpers der meiſten Fiſche iſt der Schwanz, bei vielen
Amphibien iſt er noch das nur allmaͤhlig verengerte Ende des
Trunkus, bei den Säugethieren und Voͤgeln ein ſchwacher
Anhang, beim Menſchen fehlt er ganz. Der unvollkommene
menſchliche Embrio hat ein frei hervorſtehendes Schwanzbein,
aber noch keinen freien Hals, Wie dieſer ſich bei ihm ent ⸗
wickelt, zieht jenes ſich zuruͤck.
Das hintere Ende der Gehirnkapfel der Scholle iſt durch
die runde Oeffnung für das Ruͤckenmark durchbohrt; unter
dieſer Oeffnung iſt eine Gelenksflaͤche fuͤr den erſten Wirbel,
mit einer ausgehöhlten rundlichten Grube, deren Oberflaͤche
konzentriſche Ringe zeigt. Auf jeder Seite etwas nach oben zu
iſt eine zweite kleinere Artikulationserhabenheit, deren ebenfalls
ausgehöhlte Fläche abwaͤrts ſieht, da die Fläche der erſten
größeren Gelenkflaͤche gerade nach hinten geht; Bei den Vo⸗—
geln ſchon find bekanntlich die beiden Gelenkhuͤgel, die am
Hinterhaupte dev Säugethiere find, in einen einzigen unter
dem großen Hinterhauptsioche ‚gelegenen größeren Gelenkhuͤgel
vereinigt. Eigentlich dreht fich auch der Kopf der Säugethiere
und des Menfchen mit feinem erſten Halswirbel blog um den
zahnfoͤrmigen Fortfag des zweiten, wie um eine feltitehende
Are; die faft ringsum eine Gelenkflaͤche, hinten nämlich eine
wahre glatte mit. Gelenffchmiere verfehene, mit der imeren
Seite des ſehr ſtarken Enorplichten Dueerligamentes bes erſten
Wirbelbeines artifulirende, Fläche hat, vorwaͤrts den'befannten
überknorpelten auf der inneren Fläche des erften Halswirbel⸗
beines glitſchenden glatten Theil zeigt. In diefer Kinficht ſchon
iſt die Kopfverbindung der Säugethiere nicht ohme Analogie
mis der der niedrigen Thierklafen. Bei einem Menfhenfchäs
95
dei fahe ich einft die Spitze biefes zahnformigen Fortfakes;, die
ohnehin am Hinterhauptsbeine durch ftarfe Ligamente beveſtiget
ift, höher als gewohnlich Hervorragen, und an dem’ votderen
Rande des Hinterhauptslöchs zwifchen den beiden Gelenkhuͤgeln
eine Fleine gleichfam aufgefhwellene oder vielmehr auf einen
breiten Eleinen Huͤgel flach eingegtabene Gelenkflaͤche. Die
außerordentlihe Schwere diefes halbkretinenartigen Schaͤdels
ſchien durch Niederſenken auf der Wirhelfäufe dieſe Abweichung
hervorgebracht zu haben, die nun noch mehr der Artikulation
der Fiſche ſich näherte,
Die Verbindungen der Wirbel unter ſich ſowohl, als die
des Kopfes mit ihnen geſchehen bei den Fiſchen vorzüglich ver⸗
mittelſt ſchleimigter halbknorplichter Kugeln, die in den aus⸗
gehoͤhlten Beruͤhrungsflaͤchen zweier Wirbelbeine liegen. Eine
Einrichtung, die bei den Fiſchen auch bei dem Gelenke des
Uniterkiefers mit dem Schädel, bei der Verbindung ihres Hins
teren Beckenknochenreſtes mit der Wirbelfäule vorkommt. Auch
bei dem Menfchen und den Säugethieren füllt eine ähnliche
nur plattgedräcdte Mafje den Zwifchenraum zwiſchen zwei Kir:
pern der Wirbelbeine aus, und ein Zwifchenfnorpel liegt auch
bei ihrer zwiſchen dem Unterkiefer und dem Schläfenbeine, tie
zroifchen feinem heiligen Beine und den übrigen Beckenknochen.
Er hat einen Ziwifchenfnorpel im Kniegelenke und am Bruft:
gelenfe des Schlüffelbeines wie die Zwiſchenknorpelſcheibchen
find, die an den Oberkieferaclenke der Fifhe vorkommen, Alſo
auch die feſtweichen Theile, wie die Knochen felbft Haben dutch
ale höhere Thierklaffen durch einerlei Hauptform. Auf dee
anderen Seite zeigen auch die Fifche 5. B. bei der Verbindung
de vorderen Teils des Unrerkiefers mit dem hinteren, teine
Gelenke, tie bei dem höheren Thieren der groͤßeſte Theil der
96
Artikulationen IE, wo harte Knochenenden mit Knorpel über:
zogen miteinander artifuliven,
Zwei Reihen von bei der gewöhnlichen Lage ſenkrechten
fatıgen und dünnen Fortfägen der Wirbelſaͤule, geben den Fifchen
ihre gewöhnliche von den Seiten zuſammengedruͤckte Geftalt,,
weil die Muskeln des Körpers nach diefen Fortſaͤtzen ſich rich⸗
ten. Die eine Neihe derfelben bilden die gewöhnlichen Dotn:
forefäße des Ruͤckgrats; die entgegenftehende Neihe befteht aus
aͤhulichen Fortfigen an der Bauchfeite der Körper der hinteren
Wirbelknochen. Schon bei einer Art Affen, dann bei mehreren
Nägethieren, z. B. dev Ratte und der Hausmans, bei dem Lies
feb, bei dem Iltis, bei.dem Igel, ferner nach Kulmus, Steller
und Tyſon, bei der Phoca, dem Manati, dem Delphinus zeis
gen ſich unten auf den Zmifchenfnorpeln der freien Schwanz⸗
wirbel, verfchiedehtlich geftaltere Eleine den Dornfortfäßen auf
dem Rüden analoge Knochen, mit einer ebenfalls geſpaltenen
Wurzel, Durch die Reihe diefer ihrer Wurzelöffnungen lauft
unten ein Kanal laͤngſt den Wirbel, der Blutgefäße enthalt,
wie auf der oberen Seite des Körpers der Wirbelbeine der
Kanal für das Ruͤckenmark durch die Neihe der hohlen Bogen,
die die gefpaltenen Wurzeln des Dornfortfages bilden, lauft.
Bei der Scholle fängt die Reihe diefer, fait fo langen Bauch:
forfäße, als die Dornfortfäße des Ruͤckens find, ebenfalls erſt
wie bei den Säugethieren am Ende der ıhier fehr Kleinen
Bauchhöple an. Ein langer zugefpigter gerader Fortſatz, der
auf feiner vorderen Seite der Länge nach rinnenfrmig aus—
gehöhlt iſt, fließt. am Körper feines Wirbelbeines deutlich aus
zwei mit jenem verwachſenen Wurzeln zufammen, die eine
Deffnung zwiſchen ſich laſſen. Jedes folgende Wirbelbein ſchickt
einen aͤhnlichen Fortſatz gegen den unteren Rand des Koͤrpers
97 _
zu aus, doch ’ift hier gleich der zweite diefer Fortſaͤtze weit
ſchmaͤler „und: Eleiner, als. jener erſte, und hat feine. deutliche
Deffnung an feiner Wurzel mehr. So wie die Wirbelbeine
gegen den Schwanz zu felbft an’ Größe abnehmen, nimmt
auch die Größe diefer Bouchfortfäke ab. Beide Seiten nun
des doppelten großen Beinfammes, der durch die Reihen der
Dornfortfäge gegen den Nücken hin, durch die Bauchfortſaͤtze
gegen den Bauchrand hin gebildet wird, bedecken zwei große
Lagen von Ruͤckgratsmuskeln. Jede Lage erfcheint dort, 100
zwiſchen den Rücken und Bauchfortfären die Neihe der Queer⸗
fortfaße auf jeder Seite ‚herablaufen follte, und wo äußerlich
bei den Fifchen die Seitenlinie ſich zeigt, als; in eine abgefone
derte Musfelparthie für den Ruͤckenrand und eine fuͤr den
Bauchrand, wieder getrennt, Wie bei dem Menfchen und den
Säugethieren die Nacken» and Nücenmuskel auf jeder. Seite
eine aus vielen Eleinen einzelnen’ ineinanderverflochtenen queer⸗
gehenden Muskelparthien beftehende laͤnglichte Fleiſchſaͤule bil—
den, was am deutlichſten der multifidus spinae zeigt; ſo beſteht
auch bei den Fiſchen die Muskelmaſſe des Ruͤckens und des
den groͤßeſten Theil des Körpers. bildenden Schwanzes aus
einer Verſammlung einzelner ſchief gelagerter kurzer Muskeln.
Der naͤmliche Grund, Mannigfaltigkeit nämlich, der vielen
unter fi beweglichen Inſertionspunkte in der. gegliederte
Säule des Ruͤckgrats bringt in beiden Fällen die Ähnliche aus
gezeichnete Muskelſtruktur hervor, Auch die Fifche befigen viele
andere langfaferigte den Muskeln der Eptremitäten der höheren
Thiere ähnliche Muskeln$- aber bei weitem überwiegt bei ihnen
jene zufammengefegte im Großen in die Queere, nicht in die
Länge theilbare Struktur ihrer Muskelmaffe, teil bei ihnen
fſaſt der ganze Körper nur Ruͤckgrat iſt,
1. Bandes 2, Et, G
⁊
98
"Die Außerft kleine Bauchhöhle der Scholle Tchließt nun ein - -
weiriffenes Syſtem von Beckenknochen. Der vordere aus den
ungenannten Deinen beftehende Theil, der die unteren Errre
mitaͤten trägt, wurde hier losgetreunt und bis an das Knochens
ſyſtem der vorderen Extremitaten an den ehemaligen Thorag
hinaufgeruͤckt. Ein anderer Theil der Beckenknochen blieb
unten zuriick, aͤhnlich dem heiligen und Schwanzbeine beim
Menſchen, wenn nicht bei den Fifhen die ganze MWirbelfäule
fih noch weit fiber die geringe Bauchhöhle hinaus mit ihrem
Naͤckeumark erſtreckte. In wie fern alfo jener Theil des Fiſch—
feelets mit dem Haupttypus der thieriſchen Bildung übereins
ſtimme, müßten erft mehrere Mittelglieder an verwandten Thiers
arten zeigen. Diefer untere oder hintere Theil’ des Beckeus,
zwiſchen welchem und‘ den vorderen die unteren Extremitaͤten
tragenden Beckerknochen der After fich oͤffnet, und überhaupt
ber freie Rand der Bauchhoͤhle ift, befteht aus einem larigen
ſchmalen gefrümmiten Knochen, der in der rinnenfoͤrmigen Auge
hoͤhlung des erſten Bauchfortſatzes der Wirbelbeine liege, ‚mit
feinem einen verfchmälerten: Ende vermittelft eines "weichen
Halbeniorpfichten Eleinen Kopfes mit dem Körper feines Mir
belbeines artikulirt und mit feinem anderen ſpitzigen Ende, dag
vom einer härteren durchfichtigeren Subſtanz als der übrige
faſerigte Körper diefes Knochens iſt, am Banchrande eine ee
habene beinahe durch die Haut -von der Afterfloffe hervor⸗
ſtechende Spitze bildet.
a
Die von beiden Seiten zuſammengedruͤckte Bauchhoͤhle der
Scholle ſchließt alſo nach Hinten zu Fein breiter Boden, ſondern
ein erhabener in ihre Höhlung 'hereinftehender Knochenrand.
Daher erſtreckt fich jene anf beiden Seiten. diefes Knochens
99
unter der Form einer zuſammengedruckten Vertiefung noch
etwas weiter nach hinten zu.
Weder die Ruͤcken- noch die Aftetfloffe hängt durch Ger
lenfe mit dem übrigen Scelet zufammen, wenn gleich zwiſchen
den Dorn- und Bauchſortſaͤtzen der Wirbel kleine knoͤcherne
Strahlen fuͤr jene Floſſen in das Fleiſch eingeſchohen ſind.
Eben ſo wenig iſt dieſes mit der Schwanzfloſſe der Fall, denn
das Rückgrat endiget ſich, ehe es an ſie gelangt, und eigent—
lich bildet nur das aponevrotiſche Ende der weichen Theile des
Körpers eine Art haͤutige doch beinahe halbknorplichte Länge
fichte Artikulationsflädhe für fies auf. der fie perpendifular bei
den meiſten Fischen, horizontal aber bei der auf der Seite lier
genden Scholle ſtehend, beueftiget ift. Auch der Walfifcharten
Ruͤckenfloſſe löfet fih mit dem Fleiſche des Ruͤckens ab, und
ſteht mit dem Seelet -in feinen Sufammenbang; und felbft bei
den Sepien ift die Randfloſſe ihres Körpers nur wie ein Leber
zug auf den eigentlichen Numpf beveftiget, und leicht don ihm
au trennen. So locker fheint das Anhängen neu hinzutreten⸗
der Drgane an die Grundlage der thierifchen Bildung zu
fein. Anderft verhalten, fü fih bei den Fifchen die Bruſtfloſſen,
bie wahre, wenn gleich unvollEommene, vordere Ertremitäten
"ober Hände find, Ein zufammengefegter knoͤcherner von bet
Seiten ſehr zuſammengedruͤckter Bogen traͤgt ſie, und umfaßt
hinter den Kiemenöffnungen den Anfang des Rumpfes oder der
ehewmahligen Bruſt, dem Ning Ähnlich, den bei dem Menſchen
das Bruſtbein, die Schlüſſelbeine und Schulterblätter um das
ß. Ende des-Halfes bilden, Ein beinahe halbmondformiger Bruft:
Waen, deſſen vorderes unteres Ende ſchmaͤler als das entge⸗
# fetste it, und an welchem durch ein ober fchon beſchrie⸗
2 Ligament das Syſtem des Zungenbeines beveſtiget iſt,
G 2
109
ſcheint gleichſam der zuruͤckgebliebene Handgriff des Braftbeines
zu fein, der bei den höheren Thieren lange Zeit mit dent uͤbri⸗
gen bloß durch Knorpel zuſammenhaͤngt, und wo Schluͤſſelbeine
vorhanden ſind, zu ihrer Beveſtigung vornaͤmlich beſtimmt zu
ſein ſcheint. Auf jeder Seite verbindet ſich mit ihm durch
Ligamente und Muskeln ſehr ſtark das platte zugeſpitzte Ende
eines betraͤchtlichen, dem Schulterblatte analogen und ſeiner
Form nach rippenaͤhnlichen Knochens, der in der Mitte ſeiner
etwwas Eenveren aͤußeren Flaͤche eine einfache laͤnglichte Artikula:
tionsflaͤche für die Bruſtfloſſen zeigt. Selbſt ein der Gräte des
Schulterblatts der Sängethiere analoger erhabener Beintand,
der etrcas abwärts umgebeugt iſt, läuft in der Mitte jener
Außeren Fläche Hin. Das genaue Anliegen am Rumpfe diefes
Knochens feiner ganzen Länge nach verbietet, ihn für den Ober:
armknochen, nicht für das Schulterblatt, zu halten. Bei den
Bruſtfloſſen der Wallfiſche befteht der frei bewegliche und her—
vorſtehende Theil wicht bloß aus der Hand und dem Vorderarm,
fondern auch aus dem Oberarmfnochen felbft. Bei dem nody
unvollkommenen menſchlichen Embrio fcheint die Hand als eine
Papille Früher hervorzufproffen, als der Arm, der diefe dann
weiter vorſchiebt. Sch habe Nachricht von einer Mipgebnrt,
wo der Armıund Schenkel im Körper zurückgeblieben zu fein
ſchien, und äußerlich nur eine Hand und unterfuß ſich zeigte,
Bon dem Gelenke der Bruſtfloſſe mit dem Schulterblatte
geht rückwärts ein dünner Grat queer in die Muskelbedeckung
der Bauchhönfe,
Der oben ſchon bemerkte gänzliche Mangel eines Halfes bei
diefen Fiſſhen bewuͤrkt, daß das obere Ende der Schulterblätter
nicht wie bei den Säugethieren an den Anfang des Ruͤckens,
ſondern hier am den Kopf felbft ſich anlegte, Am jeder Seite
sor
des hinteren Endes des Hirnſchaͤdels iſt oben eine ſtumpfe Ers
habenheit für zwei hintereinanderliegende Eleine platte Knochen:
Rüde, deren Verbindungen nicht ineinandergreiffen, ſondern
nur platt aufeinanderkiegende Flächen ‘zeigen, vermittelt welcher
das obere ſchmale Ende der Schulterfnochen mir dem Hirn⸗
ſchaͤdel fi verbindet, und fo den knoͤchernen Ning um dem
Anfang des Rumpfes ſchließt.
Die Knorpel der Bruft- und Bauchfloffen ftehen in einem’
genaueren Verhaͤltniße zum Scelet, als die, wenn gleich eben
falls auf Eleinen Knochenſtrahlen artikulirende "Strahlen der
After» Schwanz: und Nücenflofen, und als, die faferigen‘
Hörner und Kufe, die Nagel und Spornüberzüge der Vögel
Bei den höheren Thieren. Die vereinigten Anfange der knorplich⸗
> ten Strahler der Bruſtſtoſſen bilden einen ſehr länglichren Kopf,
fi
der in der Gelenkheͤhle des Schulterknochens völlig wie ein
Knoche artikulirt, Vielleicht iſt Bier durch Mehrheit zugleich)
entffandener Strahlen die Vielfachheit der wiederholten Spals
tungen bei den Füßen der höheren Thiere erfeßt, wo zB. vom
dem einfachen Oberarmincchen an bis zu den fünf Finger
immer nur an einem Gelenfe eine neue Spaltung anfaͤngt.
Die Enden der Kuorpelſtrahlen der Fifchfloffen ſpalten ſich wie⸗
der, dem allgemeinen Bildungsgeſetze auch bei den hoͤheren
Thierklaſſen analog. Mit Muͤhe ſcheint bei dem Pferde die
Natur das ſtrahlenfoͤrmige Spalten feiner Füße verhindert zw
haben, und es allein unter. allen Säugethieren auf einen Zehen
eingeſchrankt zu haben. Keine Reihe einfacher Knochen geht
von feinem Schenfelbeine 5. B. bis an den feßten Knochen
feines hinteren Fußes; fhon bei dem Kniegelenke ſchießt ein
unvollkommener Reſt einer Fibula aus, hört aber bald wieder
wit einer freien dünnen Spige nach einem nur Eurzen Laufe
102
anf, Um: Gelenke der Fußwurzel mit dem Metatarſus ſpaltet
ſich wieder die) fortgeſetzte Extremität in drei Mittelfußknochen,
und doch war nur einer nothwendig um den einzigen Zehen zu
fragen. Daher bleiben, die beiden anderen auf: jeder Seite zu⸗
ruͤck, legen ſich an den mittleren ſtarkeſten an, und endigen
ſich als dünne unvollkommene Knochenrudimente, nie die Fibula,
lange bevor -fie das untere Gelenk erreichen, -Das naͤmliche
iſt bei dem, metacarpus der Fall. Schon bei der phoca ursina
laͤuft von dem leßten die Nägel tragenden Fingerfnochen, ein,
norpelichter Fortſatz, ein wahrer Floßfederfirahl noch. weiter
vorwaͤrts und iſt in eine Schwimmhaut ‚gelegt, Bei den Fi—
ſchen feinen bloß folche Enorplichte Strahlen fich gebilder, das
ruͤckwaͤrts bis an die Schulter gehende Kuochengerüfte fich gar
sticht ‚entwickelt zu haben, Auch der. Manati hat nach Steller
fhon- eine: wahrengleichfam aus Fifchhein beſtehende gegen ihr ,
Ende zu in Strahlen gefchliste wahre Schtwanzfloffe,
Mie fat durchaus bei den Säugethieren, wo die Zahi
der Zehen ungleich iſt, die hinteren Fuͤße ihrer weniger haben,
als die vorderen, fo zeigen auch faſt bei allen Fiſchen die Bauch—
floſſen weniger knorplichte Strahlen, als die Bruſtfloſſen. Auch
die Bauchfloſſen artikuliren, den Bruſtfloſſen aͤhnlich, auf
Knochen. Zwei laͤnglichte knoͤcherne Lamellen, die der. Länge
nach mit ihrem inneren Rande ganz genau und ſtark miteinan⸗
der verbunden find, und nach vorn zu. mit ihrer gemeinſchaft⸗
lichen Mitte in eine fcharfe Spitze auslaufen, dienen bei der
Scholle den Bauchfloffen, die mit ihnen artikuliren, zur Stüße,
Diefe Knochen mit ihren Stoffen, die fenft bei den Fiſchen
gewoͤhnlich der eigentlichen Stelle dev Hinterfüße näher gelagert
find, find bet der Scholle bis an den hinteren Noand des
mittleren Drufifnochens und an die Schulterblaͤtter heraufges
103
ruͤckt, und mit dieſen Knochen durch weiche Theile verbunden.
Eine Erſcheinung, die nach den vielen Beiſpielen von ſchwachem
Zuſammenhange der einzelnen Theile im Seelette ‚der Fiſche
nicht. mehr auffallen wird, als jo Bee andere in dieſem
\ merkwürdigen —
re } H u 5 '
800 hun. S Mia sn as
Dierzig neue Inſekten ‚aus. ber Hellwigiſchen
Sammlung in Braunſchweig. Beſchrieben
von Karl Illiger im Anfange des Fe
bruars 1800, Mit einigen Abbildungen.
1. Passalus levieollis. Gfatthalfiger Plattſchroͤter. AH Gau
Br ungleich ausgerandet, Halsſchild ganz glart, Deckſchilde
ſeitwaͤrts haarig; mit einfachen Streifen.
Capite inaequaliter emarginato, thorace levissimo, co-
\
leoptris utrinque pilosis; striis simplicibus.
So groß wie der Nordamerifanifche P. ‚ disfinctus, den ——
bisher mit dem Interruptus verwechſelt hat, und im ganzen“
Körperbau ihm fehr aͤhnlich, Glaͤnzend-ſchwarz, auch braun.
Das Stivnfeld ift grobpunktirt, bat in der Mitte einem kleinen
zuſammengedruͤckten/ſcharfen Hocker, der nach vorn eine in zwei
Arme ſich theilende erhoͤhte feine Linie ausſchickt. Zu jeder
Seite des Höoͤckers eine erhöhte nach vorn gelehnte Queerlinie.
Die Augenbrauuen in eine ſcharfe Kante erhöht, welche. ein:
are? rm
rg
194
waͤrts zum Hiuterkopfe fortfeßt und mit der der anderen Seite
das Stivnfeld ungrenzt. Der Vorderrand des’ Kopfs in der
Mitte ausgerander; die Geirentheile ſtehen in ſtumpfen Zacken
hervor und dabei iſt es auffallend und vielleicht diefem Käfer
allein eigen, daß der Finke Seitentheil weit läriger und zadiger
iſt, als der rechte. Das zweite Glied der Hinterfreßfpisen iſt
breft · und platt, viel größer and breiter als das letzte "Das
Halsſchild hat an den Seiten einige grobe Punkte, eine punk—
tirte Grube und eine punktirte Stelle am Vorderrande; das
Mittelfeld iſt geslätter und hat nur nach vorn die fehr ſchwache
Spur 'einer vertieften Mittellinie, Die Stteifen der Flügel
decken ſind nicht punktirt, wenn gleich ihte Nänder fo ſcheinen;
die Flügeldecken find befonders an den ‚Seiten mit geraden
fangen fuhsbraunen Haaren beſtreut. Die Kehle ift ſchmutzig⸗
gelb, Die Beine find mit fuchsbraunen Härchen beſetzt, die
an der Außenſeite der Schiene des Mittelbeines am dichteften
ſtehn, aber nicht fo dicht, wie am Disffnetus, .
Sumatra, Bon Daldorf geſchickt.
2. Passalus planus. Platter Plattſchroͤter.
Pate, unbehaart, Kopfrand gezähnelt, Halsſchild viereckig
mit einer Mittelfurche, Flügeldecten mit tiefen Punktſtreifen.
Planus glaber, capitis margine denticulato, thorace qua«
drato canaliculato, elytris profunde punctatis.
"Kaum länger als der Lucanus caraboides, 6% Lin, lang,
2 Lin. Breit, ganz platt, von oben und unten zuſammengedruͤckt,
wie eh" Kukujus, oder wie Trogofita, übrigens ganz das Ans
fehn eines Plattſchrͤters. Die Farbe des Individuums, das
ich vor mir habe, dunkelbraun, Unterleib und Beine rothbraun.
Der Körper glatt, unbehaart. Der vordere Kopfrand hat in
*
ror
der Mitte drei ſeht kleine Zähuchen, wovon der mittelſte fehr
klein ift; neben dem äußeren ficht zu jeder Seite noch ein
Eckchen. Auf der Stirnmitte ein Beulen mit einer zuſam⸗
mengedrüdten vortwärtsgerichteten: fcharfen Kante, die ſich in
zwei auseinandergehende Arme theilt; von den Seiten der
Kante: geht eine feinerhöhte -Dueerlinie aus; das Stirnfeld
wird feitwärts durch eine zum: Hinterfopfe ziehende Wulſt ber
‚grenzt: Das Halsfchild ift ein ziemlich regelmäßiges Viereck,
nur ift der Hinterrand etwas bogiggekrümmt. Die Seiten find
mit einzelnen groben Punkten beſtreut; nach hinten zu fleht
eine Grube. Die Oberfeite ganz platt: in der Mitte eine glatte
weder den Border: nody Hinterrand berührende gerade Furche,
Die Dekfchilde oben platt: und glatt; die vier weitläufiger
ſtehenden Lingsftreifen ‚zu jeder Seite der Math) nehmen die
Oberſeite ein und find kaum punktirt; deſto tiefere Punkte ſte—
hen im dem viel dichtergedraͤugten Seitenſtreiſen. Die Unter—
ſeite glaͤnzend, ganz platt.
Sumatra. Von Daldorf.
3. Lucanus depressus. Der flache Schroͤter.
Flachgedruͤckt, der Kopf glatt: die Kinnbacken (des Männs
chens) gebogen, an der Wurzel innerhalb einzahnig; die Flügel
decken gefurcht
Depressus, capite levi: mandibulis (maris) arcwatis, basi
intus unidentatis; elytris sulcatis.
"Das äußere Anſehu des Parallelepipedus, obgleich nur fo
groß wie der Caraboides, 6 Lin, fang, das Weibchen aber nur
5 Pin. Der Käfer fhwarzlih, unten braunroth. Der Leib
oben flachgedrüct, fehr flach gewoͤbt. Beim Maͤnnchen ift der
Kopf faft breiter als das Halsſchild uud diefes wieder beinahe
106
bieiter als die Dedfchilde. Der Kopf breiter als lang, oben
glatt ohne Erhöhungen, befonders an den Seiten zerſtreut
punktirt, auf der Mitte der Stirn ein kaum merkliches Gruͤb⸗
hen; der Vorderrand zwiſchen det Wurzel der Kinnbacken aus:
gerandet. Die Kinnbacken ſtehen an den‘ beiden Ecken des
Kopfs weit voneinandergetrennr; fie find fo: fang: wie der Kopf,
nad) innen etwas gekrümmt, rundlich, ſtumpfſpitzig, einfach,
nur an der inneren Wurzel mit einem fpißigen. Zahne verſe—
hen. Das Halsſchild Enum fo fang wie der Kopf, eben fü
breit, nach hinten etwas fchmäler, ‚der Vorderrand zu jeder
Seite fehr flach ausgefchweift, der Hinterwinkel abgeftunpft.
Die Oberflaͤche ift glänzend, mir Punkten beſtreut, fehr flach,
Das kleine Ruͤckenſchild Hinten abgerundet, "Die Deckſchilde
runden ſich Hinten beinahe fchmäler zu, und haben unpunktirte
Furchen oder tiefe Streifen." Die Beine braunroth,
Des Weibchens Kopf ift viel fhmäler und Eleiner als das
Halsſchild, ift unpunktirt, hat fehr Eurze, aber derbere Kinn⸗
baden; das Halsſchild iſt fo breit wie die Deckſchilde, verhält:
nißmaͤßig länger als beim Maͤnchen, an den Seiten zugerun-
det, vorn beinahe fchmäler, Die Oberfläche mit groben Punften
Dichter beſtreut. R
Sumatra, Bon Daldorf,
4. Copris lucidus, Starkglaͤnzender Pillenkaͤfer.
Schwarz, glänzend, Halsſchild vorn vierzähnig, Flügel
decken feinreifig ochergelb: Nath und Rand fehwarz,
Männchen mit geradem auf einer aufgerichteten Platte
fiehendem Hinterkopfshorne, h
Weibchen mit zweihpinigter Platte am Hinterkopfe.
.
07
Niger, nitidus, thorace antice.quadridentato , elytris sub-
striatis ochraceis: sutura margineque, nigris. *
Masc. spina occipitali recta: basi laminiformi.
Fem. lamina occipitali bicorni.
So groß und fo gebauet wie Fracticernis. Länge 4 Linz
- Breite 22 Lin. Ein niedlicher Käfer. Ganz ſchwarz und, gläne
zend; befonders har das Halsſchild einen faft metallifchen Glanz.
Kopf, Vordertheil des Halsfhildes, Unterfeite und Beine find
mit kurzen fteiferen greifen Kärchen befeßt. Der Kopf ift im
Umriſſe ziemlich Eveisformig, vorn ſchwach ausgeſchweift; vor
der Stirm eine erhöhte nach vorn etwas gefrümmte Queerlinie;
hinten erhebt fich eine kurze Qurerplatte, die auf der Mitte
ihres Oberrandes ein etwas vornhingeneigtes gerades, rundliches
Hotn trägt, wie Nuchicornis. Das Halsfhild ift vorn abger
ſtutzt und bat vier aufgerichtete ſpitzige Hoͤckerchen, wovon die
beiden feitwärtsftehenden durch) einen Eindruck von den beiden
mittleren getrennt find. Die hintere größere Oberſeite flach»
rundgewoͤlbt, geglätter, ohne’ Punkte und Mittellinie. Ein
flacher punftirter Eindruck zu jeder Seite, Die Fluͤgeldecken
glänzend, feingeftreift, hell ochergelb, die Nath und der Außen:
rand ſchwarz. Der Fuͤhlhornknopf dunkelgrau,
Das Weibchen unterſcheidet ſich durch die ſtaͤrker erhoͤhte
Vorderlinie auf dem Kopfe, die breitere Platte, deren oberer
Winkel ſich zu jeder Seite in ein kurzes etwas gekruͤmmtes
- Hörnchen erhebt und in der Mitte fein Horn führt, und durch
die näher zufammengerückten miteinander verbundenen beiden
Mittelhocker vorn am Halsfchilde, —
Dei einer Abaͤnderung des Maͤnnchens iſt auf dem Hinter;
fopfe mur eine in der Mitte etwas heͤhere erbabene Queer⸗
finie, :
108
¶ Der Graf Hofftmärinseag Hat ihn im April und Mat ber
Segedin in Niederungern an der Theiß auf Triften und zwi⸗
ſchen Weinsätten im Dünger der Kühe gefunden,
An einem männlihen Käfer diefer Art bemerkte ich An des
Worderfchenfels hinterm Rande einen zitzenformigen Auswuchs,
PM — * ri "Ende eine abgeſonderte Spike trug. ,
5. Copris eek Schenklig er Vſentafer
Geſchildet, oben ſchwarz, Stirn faſt zweihoͤrnig⸗ Fluͤgel⸗
becken gefurcht, Schenkel roͤthlich.
Scurellatus, supra niger, fronte VE elytris- sul-
tatis, femoribus rufis.
Nach Fabrieius würde dieſer Käfer zu Onitis gehören, da
er ein Rückenfchildchen hat. Nach mehreren von mir angeftells
ten Unterfuchungen aber dürfen die Onitis nur eine Familie
bilden, da fie mit den Pillenfäfern in allen weſentlichen Merk⸗
malen übereinftimmen. Etwa ſo groß wie Copris flavipes,
Aber gedrungener, dicker. Länge 4E Lin. Breite beinahe 24 Lin.
Oben platt, die Farbe ein matres Schwarz; die vorderen Geis
ten des Halsſchildes und der Rand der Decdkfchilde iſt röthlich.
Die Unterfeite hat eine ſchmutzigröͤthliche Farbe, die Beine find
ſchwarzlich, die Schenfel roͤthlich oder gelblih. Der Kopfrand
ziemlich rundlich aber vorn und an ben Geiten fehr fanft auss
geſchweift. Auf der Stirn eine kurze erhöhte Queerlinie, und
hinter derfelben eine Doppelerhöhung, wie zwei Hörnchen,
welche durch eine feharfe Kante zufammenhängen. Der erhöhte
Kaum, den diefe hintere Erhöhung und die vordere Queerlinie
einſchließen, iſt flach ausgehoͤhlt. Das Halsſchild ift fein punks
tirt, vorn bat ee zu jeder Seite einen flachen Eindruck, wodurch
die vordere Mitte etwas herausgehoben wird; eine breite: nach
109
‚vorn verſchwindende Furche fteht auf der oberen Mitte, ein
Gruͤbchen am Seitenrande, Das Ruͤckenſchild ein kleines glatz
tes Dreieck. Die Flügeldeden haben breite matte Längsfurchen,
deren Zwifchenräume wie flache erhöhte Längslinien herablaufen,
welche viel glatter ‚find als die Fucchen, Die Vorderfchenfel
vorn ſchwaͤrzlich. Die Vorderbeine haben Fußglieder,
Einige haben etwas fLumpfere Kopferhöhungen, Sie
ſcheinen die Weibchen.)
Sumatra. Von Daldorf.
6. Melolontha aphodioides. Dungkaſerartiger Laubkaͤfer.
Kurz, gewelbt, dunkeler farbig, glänzend, unbehaart, Fluͤ⸗
geldecken ſtreiſpunktig; hintere Schienen breitgedrückt.
Brevis, convexa, obscure aenta, nitida, glabra, elytris
striatopunctatis; tıbiis posterioribus dilalatis.
Auf den eriten Anblick glaust men in diefem Käfer einen
Aphodius zu erkennen, in der Gattung ver Laubfäfer, worin
er uͤberdieß als die Fleinfte Arc erfcheint, hat er an M. nitidula
- Olivier, aulica und splendidula’ und unter den Snländern an
M. chrysomeloides Verwandte. Er ift wenig über 2 Lin, lang,
verhältnigmäßig breit, oben rund gewolbt, dunfelerzfarbig, gläns
zend, unbehaart; Kopf And Halsſchild matter, beide punktivt,
Der Kopf eben,.der Vorderrand ftumpf gerundet, vor den
Augen eine feitwärtsftehende von dem Xorderrande durd) einen
Winkel gefonderte Ede. Unter dem Vorderrande ragt ein lef»
denartiger Fortfaß herab, hinter dem die am Ende mehrfpikigen
Kinnbacken zufammenfommen, Das Muürzelglied des Fühlhorns
iſt gegen die naͤchſtſolgenden Glieder unverhaͤltnißmaͤßig größer,
Bad außen dicker und mis einigen ſteif abfiehenden Haaren
a [4
‘10 | :
befeßt. Der große Fuͤhlhornknopf iſt roͤthlich. Das Halsſchild
iſt kurz, hat Hervortretende Vorderwinkel und flache Geiten«
eindrücke, welche den Seitenfaum wulſtartig erheben und eine
feinrunzlige Oberfläche Haben. Rückenſchild dreieckig. Die
Deckſchilde find hinten ‘gerundet und bedecken den Unterleib.
Sie haben gerade Streifen, die von Längspunften gebildet
werden; am Ende ragen auf jeder Flügeldecfe vier bis ſechs
ſcharfe unregelmäßige zum Theil ineinanderlaufende Längserho-
hungen hervor, in deren Zwifchenräumen die Punktftreifen in
gefchlängelte Streifen verwandelt, laufen. Die Unterfeite brauns
roth; der untere Seitenrand dev Deckſchilde ragt weit über den
Baud) hinaus. Die Deine find metalliſchſchwaͤrzlich, die Schie⸗
nen der mittleren, noch mehr aber der hinterſten Beine erwei—
tern ſich auswaͤrts beſonders nach unten, aber auch in einer
ſcharfen Kante auf der Innenſeite, Sie bilden laͤngliche Dreie
ecke, deren Baſis das Ende der Schiene iſt; die Seitenkanten
und einige andere Langelinien an denſelben ſind fein ſaͤgeformig
gezaͤhnelt. Die Hinterſchenkel haben am ſcharfen Unterrande
eine zahnartige Hervorragung.
Neu Georgien in Amerika. Von Francillon in London,
7. Cetonia rufilatris. Rothfeitiger Metallfafer,
. Taf. 1. Fig. 1.
Halefchitd nach hinten verlängert, Bruftbein vorgeſtreckt;
olivengrun ſchwarzbunt, Fluͤgeldeckenſeiten roth.
Thorace postice producto, sterno porrecto; olivacea
nigrovaria, elytris lateribus rubris.
Bon dem Baue der C. nitida, Morio u, ähnl,, gE Fin,
lang. Die Farbe ift ein mattes olivengrun, das befonders an
111
der Unterſeite und an den Beinen ins: ſchimmelgraue zieht,
Die Fuͤhlhoͤrner und Fußglieder ‚find glänzend ſchwarz. Der
vordere Kopfrand iſt kaum etwas aufgeworfen und kaum merf-
lid ausgerandet. Auf der Stirn befinden fich drei matte
ſchwaͤrzliche Stellen nach der Queere, von welchen die mittlere
die groͤßere iſt und nad) vorn fortzuſetzen ſcheint. Das Hals:
ſchild erweitert ſich in der Mitte des Hinterrandes in eine
ſtumpfgerundete Ede, welche die Gegend des Ruͤckenſchildes
bedeckt; die etwas fchrägen Seiten des Hinterrandes ſind zwei⸗
mal ſanft ausgeſchweiſt. Auf der Oberſeite ſtehen eine Menge
kleiner Schwarzer Laͤngsflecke oder richtiger Wiſche, von welchen
die mitteljten die ſchmalſten und längften find; eine durch die
Grundfarbe kenntliche flach vertiefte Langslinie ſteht auf der
Mitte. Die etwas mehr grünen Flügeldefen find mit. fehr
vielen unregelmäßigen groͤßern und Eleinern ſchwaͤrzern Flecken
und Sprenfeln bemalt, Der Seitenrand ift ziemlich beit mit
einer matten mennigrothen Strieme befest, in melche einige
der ſchwarzen grüngerandeten Flecke fortfegen; ter Seitenſaum
ſelbſt iſt grünlich, die Spise olivengeiin, Auf der Lnterfeite
und den Beinen fieht man zerjireute ſchwarze Punfte, Die
- Mitte des Bauchs und das Bruſtbein find ſchwarz und geglät-
tet. Das Bruſtbein hat eine Längsfurche, ‚welche bis in die
Spitze des nad) vorn wie ein derber ſchnabelartiger, vorn ge—
mölbrer und geglaͤtteter Zahn herabragenden Vorderendes des
Bruſtbeines fortſetzt. Die obere vordere Seite dieſes Zahns
iſt ausgeſchnitten und mit ſchwarzen Hagren bewachſen. Der
Unterrand der Schenkel und der Innenrand der Schienen iſt
mit ſchwarzen Haaren gewimpert. Die Vorbei ſchiene hat am
Außenrande drei ſtumpfe Zaͤhnchen.
Peru.
112
8. Bolitophagus interruptus, Unterbrochner Schwamm⸗
i fafer.
Halsſchildsſeiten gerundet, ganzrandig, Fluͤgeldecken punft:
reihig mit vielen unterbrechenen erhöhten Längslinien.
Thorace lateribus rotundatis, integerrimimis, elytris
striatoptinctatis lineis elevatis pluribus interruptis, ‘
Der Körpebau des B. reticulatus (Opatrum crenatum Fabr.)
aber nur halb fo groß und etwas gedrungener, 22 Lin. lang,
Schwarz glanzlos. Die Seiten des Halsfchilds find breit ab:
geſetzt, der Vorderwinfel ragt nach vorn etwas hervor, der
fpigige Hinterwinkel ſteht auch feitwärts heraus; der Nand iſt
zugerundet und zeigt unter der Vergrößerung fehr fchwache
Spuren kaum merklicher Ecken. Die Mitte des Halsfchilde iſt
erhoben, gewoͤlbt, punktirt, uneben. Das Ruͤckenſchild dreieckig.
Die Deckſchilde etwas breiter als das Halsſchild, nach den
Seiten und hinten rund abhangend. Auf der ebenen Ober⸗
„fläche jeder Fluͤgeldecke ſtehen etwa acht bis neun Reihen ſcharf
erhobener kurzer Linchen, die man für die Reſte unterbrochener
Längslinien anfehen Fonnte. Etwa drei derfelben find höher als
die übrigen, Zreifchen zweien diefer Längslinien läuft allemal
eine Reihe vertiefter Punkte herab. Unterſeite und Beine fein
punftiet. Die fangen Flügel rauchgrau,
Dei Borsfelde, einem Braunfchweigifchen Sleden; an einer
Buche in verfaulten Pilzen gefangen,
9. Carabus Bombarda. Bombardier Laufkafer.
Fluͤgeldecken abgeſchnitten, liniirt, ſchwarz, er und
Beine roftroth.
Elytris truncatis, lineatis, niger, antennis geingu
ferrugineis.
x 113 —
Er gehöre zu der Familie der Laufkaͤfer, welche durch hinten
abgeſtutzte auf der Oberſeite mit erhöhten Langsreifen bezeichnete
Fluͤgeldecken und durch ein ſcharf gerandetes Halsſchild ſich aus«
zeichnen, und wohin von inländifchen Carabus crepitans, Selo ·
peta, von ausländifchen C. bimaculatus u, a. gezählt werden,
Megen der groͤßern Verwandſchaft mit dem Bimaculatus und
wegen der anfehnlichern Größe unter den inländifchen Arten
diefer Familie ift er unter feinen -Deutfchen Mitbürgern aus:
gezeichnet. Er ift 5 bis 6 Lin. lang. Der ganze Käfer iſt
ſchwarz und. glänzend, nur die Fuͤhlhoͤrner und Beine find roſt⸗
roth, jene am Ende etwas dunkler. Der Kafer ift oben platt,
unten zufammengedrüdt und etwas hochgewoͤlbt, Kopf und.
Halsfhild find fhmäler als der Hinterleib, und fo lang wie
die Deckſchilde; diefe find breiter ‚als das Halsſchild, am Ur⸗
ſprunge aber eben fo breit, im Umriſſe eiformig, fo das die
Soitze des Eies die Wurzel bildet; das ſtumpfere Ende deſſel⸗
ben iſt abgeſtutzt und wird durch die gewoͤhnlich hervorſtehenden
drei hinterſten Bauchringe erſetzt. Die Freßſpitzen ſind roſt⸗
braun. Das Halsſchild iſt oben flach, kaum gewoͤlbt, an den
Seiten ſcharf gerandet laͤnglich, vorn breiter, hinten ſchmaͤler,
an den Seiten ſcharf geſchweift; der Vorderrand und Hinter⸗
rand gerade... Auf der glänzenden mit einzelnen Queer⸗
xunzelchen und Punkten beſtreuten Oberfläche ſteht in der Mitte
eine vertiefte Längslinie und in jedem Hinterwinkel ein einge:
druͤckter Eurzer Strich. Das Rüͤckenſchild iſt kurz, dreiedig.
Die Deckſchilde find fehr flach gewoͤlbt. Die Fluͤgeldecke if
| hinten breiter. als vorn, hat Feine deutliche Schulter und ift am
Ende ber Dueere nach doc) etwas ſchraͤg nach einmärts und vor⸗
vaͤrts abgefchnitten. Auf der Oberfläche ftehen tiefere Länge:
rcchen, deren Zwiſchenraͤume wie erhabene Reifen herablaufen,
1. Vandes 2, Etür. H —
114
Die Furche am Rande iſt am breiteften und matt. "Bei ganz un.
verdorbenen Stücken ſteht in jeder Furche eine mweitläufige Reihe
brauner Seidenhärchen. Einzelne folher Härchen ftehen auch
auf dem Halsfchilde, "Der Unterleib ift mit anliegenden braus
nen ©eidenhärchen bedeckt. Die Vorderfhiene hat an der
Innenſeite vor der Spige sinen tiefen Ausſchnitt.
Deiterreich.
*
10. Cicindela striolata. Geſtrichelter Sandlaͤufer.
Duͤſterfarbig, unten an den Seiten weißhaarig, Halsſchild
mit grün und purpurner ©eitenlinie, Fluͤgeldecken mit dunkel⸗
gelben Strichelchen und Punkten.
Obscura, subtus utrinque albopubescens, thorace linea
Iaterali viridi- purpürea, elytris lineolis punctisque luteis.
Ungefaͤhr die Größe und Geftalt der Campestris, aber
ſchlanker und wegen des fehmälern KHalsfchilds der C. sex-
prnctata ähnlicher. Sie ift 64 Tin. lang. Die Farbe überhaupt
iſt duͤſter, matt, ſchwaͤrzlich. Auf dem Kopfe ftehen einige
Stellen von Kupferfarbe, Goldfarbe und Stahlblau, die man
aber nur durch ein Glas deutlich ſieht. Die Lefze ift am
Vorderrande fuͤnfzaͤhnig; die Fuͤhlhoͤrner mit Haͤrchen bekleidet,
an der erſten Hälfte etwas ſtahlblau; die Stirn iſt ſehr fein
der Fänge nach, aber nicht gerade gereift, Die Augen quillen
ſtark hervor. Das’ Halsſchild ſchmaͤler als der Kopf, Die flache
Dberfeite ift dunkelbraun; eine mittlere Längslinie ift grün, und‘
an den Seiten purpurfarbig; fie zieht fi von vorn und hinten
in einer Queerlinie herum, welche auch purputfarbig if. Die /
Seiten find goldgruͤn; über dem Grünen ſteht eine purpurne
Längslinie, und unter demſelben ift die Seite des Halsſchilde
kupferroth. Auf den dunkel braunſchwarzen Fluͤgeldecken ftehen
115
mehrere dunkelgelbliche Strichelhen und Punkte; ein längeres
Linchen zieht fih von der Schulter herab; ein Fürzeres ſteht an
der Wurzel zwischen jenem und dem dreiecigen Ruͤckenſchilde;
zwei Punkte ſtehen neben der Naht hintereinander, der Schuls
terlinie gegenüber; ein Furzes Strichelchen ſteht in der Mitte
hinter der Schulterlinie; ein Punkt neben dieſem, innerhalb,
hinter der Mitte; ein Fleines Strichelchen ſteht unfern der
Spitze und an der Spike felbjt ein Punft. Die Unterfeite des
Halsſchilds und der. Bruſt iſt ſtahlblau etwas goldgrünlich; der
Bauch ſchwarz; die kupferrothen Seiten der Bruſt und die
vorn blauen Seiten des Bauchs ſind mit anliegenden weißen
Haaren bewachſen. Die Beine find goldgruͤnz die Schienen
mehr fupferfarbig.
Sumatra. Bon Daldorf,
1. Rbynchophorus cinereus. Aſchgrauer Schnabelfäfer.
Taf. 1. Fig. 2.
Aſcharau, Halsfhild Eegelformig an den Seiten glänzend
ſchwarz; Flageldecken mit ſammtſchwarzen Schulter » und Spigen«
flecke, Schenfel agzahnt. R
Cinereus, thorace conico lateribus nitide nigris; elytris
"maculis humerali apicisque atris, femoribus dentatis.
. Er gehört zu der Familie der Nüffeläfer, welche Herbſt
Rhiynchophorus genannt hat und worin C. Palmarum , Ferru»
"gineus, Hemipterus, Gages u. a, fiehen, Im Körperbaue und
| den Fuͤhlhoͤrnern ift er dem Gages verwandter. Ohne Ruͤſſel
| iſt er 9 Lin, mit diefem über 11 Lin. lang. Der Käfer ift oben
platt, laͤnglich. Die Grundfarbe ift ſchwarz. Der Küffel if
kürzer als das Halsfchild, am Urfprunge etwwas dicker, auf der
| Dberfeite runzlig und die Vertiefungen zwiſchen den Nunzeln
N 2
116
mit. Staube ausgefüllt, Der Hinterkopf iſt ſchwarz. Der
Knopf der Fuͤhlhoͤrner iſt zufammengedrückt und eiformig; das,
lange Wurzelglied und der, Außentheil des Knopfs find‘ grau,
die Übrigen Glieder ſchwarz. Das Halsſchild ift fo lang wie
die Flügeldecken in der Naht, vorn fo breit wie der Kopf, den
es eng umgiebt, hinten wie die Deckſchilde; die Seiten gerade;
das’ Halsfchild daher: Eegelfürmig nach hinten ‘breiter; dio Ober-
"feite fehr flachgewoͤlbt; die unteren Seiten find von dem grauen
Ueberzuge entblöße und glänzend ſchwarz, die mittlere Oberſeite
iſt fammefchwarz und mit grauen runden Fleckchen dicht beſtreut.
Das Ruͤckenſchild etwas herzfoͤrmig. Die Fluͤgeldecken viel Fürs
zer als der; Hinterleib, deſſen Afterende oben wie ein langgezo⸗
genes Dreieck hervorragt. Sie find an der Spike gerundet,
oben mit einem grauen Veberzuge bedeckt, und haben zwei
fammtfchwarze runde ziemlich große Flecke, welche beide an der
Außenfeite, der vordere hinter der Schulter, der. hintere unfern
der Spike fliehen. Reihen eingeftochener Punkte ziehen ſich
auf der Dberfeite herab, "Die Bruft und der Bauch find in
der Mitte glänzend ſchwarz und von der grauen Dede entblößt; |
welche die Seiten bekleidet. Die Beine find ebenfo graube⸗
det, die ‚Seiten det Schenkel aber kahl und glänzend: ſchwarz.
Das vorlekte Fußglied iſt in eine breite Platte erweitert, dien
unten grau gepolftert ift. An der Unterfeite der Schenkel fteht
ein Zaͤhnchen. Zuweilen ift die. graue Dede ſtellenweiſe mehr oder
weniger abgerieben, und die ſchwarzen Flecke wie verwifcht,
Sumatra. Bon Daldorf. 3
12. Elater nobilis, Edler Springkaͤfer.
Oben roth, Halsſchild mit ſchwarzer Mittelftrieme und einer
erhöhten Linie; Deckſchilde mit ſchwarzem Kreuge und Spike:
Nathgegend niedriger.
* —
2
J
117
Supra ruber, thorace vitta atra carinaque media,
coleoptris eruce apiceque nigris: suturae regione de»
pressa.
Ein ſehr ſchoͤner Kaͤfer von der Groͤße des E. rufus, BR
von der. Geſtalt des E. porcatus, indem das Halsſchild fehr
fang ift und. mit dem Kopfe beinahe die Hälfte des Körpers
macht. Die Länge beträgt ı Lin, Der Kopf ift ſchwarz, mit
einer ftumpfen inne, Die Fühlhorner find kammfoͤrmig, die
Kammzähne ſtehen dicht und find etwas breit, Das Halsfchild
bat auf der Mitte der Oberfeite eine erhöhte glatte Laͤngslinie;
es iſt ſammtſchwarz, die Seiten find breit purpurroth; oder
man kann es als roth betrachten mit einer breiten mittleren
ſammtſchwarzen Laͤngsſtrieme. Das Ruͤckenſchild iſt eine
ſchwarze kleine Beule. Die Deckſchilde haben Punktſtreifenz;
die Gegend. der Naht iſt der Länge nach niedergedruͤckt, ſchwarz,
und hat vorn zu-beiden Seiten des Nücenfchilds eine Kleine
Erhöhung. Auf der, Mitte jeder Fluͤgeldecke ſteht eine breite
fammefchwarze Queerbinde, welche bis an die ſchwarze die Naht
bedeckende Strieme reicht und mit diefer und der Binde der
anderen Fluͤgeldecke ein großes Kreuz macht. Die Spike der
- ift breit fammefhwarz, Unten ift der Käfer gam
warz, mit grauen Haͤrchen bewachſen.
Er iſt auf einem Schiffe gefangen, das eben aus dem
Hafen Maskat abgeſegelt war und befindet ſich in
der Drögifchen Sammlung in Hildesheim,
3. "Buprestis fulgurans, Bligender Prachtkafer. *
Lang faſt ſpindelfoörmig, ungeſchildet, goldgruͤn, der fäge:
α Fluͤgeldecken und des Bauches Spitze rochgolden.
Tı$
Elongata subfusiformis, exscutellata, auratoviridis, ely-
tris serratis abdomineque apice rubro - aureo.
B. fulminans Fabr. Ent. fpft, ı2. 196, 45? Ein- prächtige
Käfer, ziemlich von dem Körperbau der Vitteta, etwas Eleiner,
3 Zoll 2 Lin. lang, 4 Lin. in der Mitte breit, alfo lang, nach
vorn und nach hinten fehmäler, im Durchfchnitte ziemlich rund:
lich. Die Farbe ein fehones metallifches lichtes Grün, das
Ende der Flügeldeken Hoch rothgolden, auch die drei legten
Bauchringe, oft nur die beiden letzten, nämlich der vierte und
fünfte, von der Wurzel an gezählt, von diefer ſchoͤnen roths
goldenen Farbe; zumeilen find diefe nur roth und fat ohne
Metallſchimmer Der Kopf hat eine tiefeinfchneidende Mittels
furche und ift grobpunktirt. Das erfte Glied der Fuͤhlhoͤrner ift
grün, die übrigen ſind ſchwarz. Die Augen Eaftanienbraun,
Das KHalsfhild vorn fo breit wie der Kopf, den es eng ums
ſchließt, nach hinten etwas breiter, aber nicht ganz ſo breit
wie die Deckſchilde; die Seiten ſcharfkantig; oben flachgedruͤckt
zu jeder Seite mit einem Gruͤbchen; feinpunktirt. Der Hinter⸗
rand tritt: in der Mitte in einen ſtumpfen Winkel heraus,
Das Ruͤckenſchild fehlt. Die Deefchilde find an den Schultern
wenig breiter als das Halsfhild und runden ſich fanft zur Spige
enger zufammen; der Spitzenrand ift fägezähnig, die Spitze fteht
an der Naht fcharf hervor. Die obere Gegend der Naht ift
geglättet, die Übrige Oberfläche mit dichten feinen Punktreihen
beſetzt. Das Bruftbein ift vorn ausgerundet; der Bauch runds
gewoͤlbt. Die Vorderfihienen haben am unteren Innenrande
Franzen; auch bemerkt man bei unverdorbenen Eremplaren
feine Wollfranzen an Isen beiden Unterrändern aller Schenkel,
Gefluͤgelt.
Sumatra, Daldorf.
119
"14. Buprestis Pyrotis. Feuerohriger Prachtkäfer. *)
Taf. 1, Fig. 3.
Flach, Ruͤckenſchild lang; erzfarbig, Halsſchild an beider
Seiten mit einer Queergrube und feuerrothem Hinterwinkel;
Fluͤgeldecken ganzrandig.
Depressa, scutello oblongo;. aenca, thoräce utrinque
fossula trarisversa, angulo postico igneo, elytris integer-
rimis,
Ungefähr die.Geftalt der: Mariana, gewöhnlich aber Eleiner;
von 1 Zoll bis zu 9 Sin. herab, in der Mitte 4E bis zu 34 Lin,
breit. Der Körper oben flachgedrückt, nach hinten ſchmaͤler.
Der Kopf ſchmaler als das Halsſchild, groß, Die dunfelgrünen
Fuͤhlhoͤrner ſtehen in einem runden Gruͤbchen der etwas rauhen,
an den Seiten feinbehaarten Antligfeite, Die braunen Augen
treten oben beinahe zuſammen, auf dem ſchmalen Zwiſchen⸗
ranme derfelben ficht eine feine‘ Lingslinie. Das Halsſchild
+ umfchließe vorn den Kopf; die Seiten gehen dann fchräg aus⸗
waͤrte und dann unter einem ſtumpfen Winfel in der Mitte
gerade nach hinten hin, wo das Halsſchild nicht ganz fo breit
& iſt wie die Deckſchilde; der fcharfe Seitenrand iſt unterwärtg‘
ſcchtbar. Die Oberfeite iſt flachgedrückt, in der Mitte hoher
J und glatt, an den Seiten dicht und feinpunktirt. Ungefaͤhr
n der Mitte des Seitentheils ſteht eine ziemlich breite etwas
Dieß iſt wahrſcheinlich derſelbe Prachtkäfer, deſſen das Tagebuch der
Transaction of the Liunean Society, I, Lond. 1797. vom gten Nov. 1788 er⸗
mähnt. Die Berchreihung if imvollrändia, da das Stück, nach dem fie ent‘
worfen iſt, unvolltändia wan. Der Kafer wurde in einem aus Beugalen ge
brachten Stücke Muſſelin gefunden, worin er ſich durch funfsehn adıt = oder
ehmfaltig zuſammengelegte Stucke einen Gaug von der Größe feines Leibes
gearbeitet Hatte. x
120
ſchraͤg nad) innen und hinten geneigte Queergrube, welche am
Seitenrande anfängt und am Mittelfelde aufhört, der ganze
Hinterwinkel hinter diefer Grube iſt fguergoldens die übrige
Flache iſt ven bräunlih grünlicher Erjyfarbe. Der Kinterrand
iſt gerade; die Hinterwinkel fehräg nach hinten hin gerichtet.
Das Rüdenfchild ift länger als der vierte Theil der Länge der
Naht, ein langgegogenes fpißes Dreieck von Bräunlicher Erzfarbe.
Die Deckſchilder find an den Schultern breiter als das Hals:
ſchild und verfhmälern ſich ſehr wenig nad) hinten zu; in der
Mitte werben fie aber wieder unmerklich breiter. Die Schulter
iſt wegen des daranliegenden Hinterwinkels fchräg abgeſtutzt.
Die Oberſeite jeder Fluͤgeldecke ift mit etwa drei feinen erhoͤh⸗
ten Hinten znfammengehenden Längslinien befeßt; eine vierte
ziehe fh am Nande herunter. Die Zwifchenräume find, fehr
feinpunftirt. Die Farbe eine ins Dunkelblaugrüne ziehende
Erzfarbe. Dev Rand ganz; ' die Spitze zugerundet, Die wie
Saͤgezaͤhne Hervorftehenden Hinterwinkel der. Bauchringe täu-
fhen das Auge, als ob der Fluͤgeldecke Rand fo fägezähttig
waͤre. Die Unterfeite des Leibes metalliſch lichtgrän; der
untere Hinterrand des Halsfchilds har in der Mitte drei Eleine
Zähnen, wovon der mittelfte in einen ſchmalen Ausfchnite des
Borderrandes der Bruft einpaſſt. Die Seiten des Bauchs und
die Ränder der Bauchringe ſchwarzblaͤulich. Weber die ganze
Länge des Baus gebt eine Breite fehr flache nach hinten etwas
breitere Rinne, die von zwei ſtumpfen Lingserhöhungen gebildet
wird, die an der Bauchfpike in zwei Zaͤhnchen auslaufen, Die
Deine braͤunlich erzfarbig, an der Wurzel und an der Spike
grün; die Fußalieder dunfelpläulih. Die Seiten des ganıen
Unterleibes zuweilen braͤunlich.
Sumatra, Von Daldorf.
{ 121
15. Buprestis metastatica. Verſetzter Prachtkaͤfer.
Flach, Ruͤckenſchild laͤnglich, erzfarbig, Halsſchild an beis
den Seiten mit einer Queergrube, Flügeldecken ganzrandig mit
feuerrothem Seitenflede, hinten dunkelblau. j
; Depressa, scutello,oblongo, aenea, thorace utrinque
fossula transversa, elytris integerrimis macula laterali ignea,
postice cyaneis.
Sie hat fo genau die Geftalt und Skulptur der B. Pyrotis,
dag man fie für eine Abänderung derſelben halten möchte, bei
welcher der feuerrothe Fleck im Hinterwinkel des Halsfchilds
nach der Mitte der Flügeldecfe’verfegt wäre. Es wäre daher
Ueberfluß, fie genau zu befchreiben,, da fie fich von der Pyrotis |
nur darin unterfcheidet, daß die Dberfeite des. Halsichilds ganz
grünlich ift, daß die Fluͤgeldecken an der hinteren dunkel roͤth⸗
lichblau find, fo daß die Geiden Farben ineinander verwifcht
find. Bor dem Blauen ftehe iſt der Mitte der Flügeldecke an
der Seite ein feuͤerrother ziemlich dreieckiger Fleck, ver aber
den Außenrand nicht berührt, fondern an die erhöhte Linie
“ neben demfelben ſich anlehut. Die Länge der beiden Stücke,
welche in der Sammlung befindlich find, beträgt 83 Lin.
% ss Sumatra. Von Daldorf, ’
ER
© 16. Buprestis chrysotis, Golbohriger Prachtkäfer,
. Platt, geſchildet, erzfarbig, Halsſchildsſeiten goldfarbig,
Fluaͤgeldecken (ganzrandig?) blaugrün mit erhabenen, Linien,
Plana, scutellata, acnea, thorace lateribus aureis, elytris
(integerrimis?) cyaneoviridibus lineis 'eleyatis,
Der Körperbau wie bei ‚Pyrotis, d. h. Im Ganzen wie
E B. lugubris, rustica, Mariana, oben ganz platt, der Umriß
lanzettförmig. Länge ı Zoll s Lin, Breite in der Mitte beinahe
N
122
sin. Die Farbe des Kopfs, der Unterfeite und der Beine
beinahe goldgelb. Der fhmale Raum zwiſchen den Augen
bläulih, eine Streife theitt ihn in der Mitte. Ueber dem
Mundrande eine Queervertiefung. Die Fuͤhlhoͤrner goldfarbig.
Die großen Augen bräunlih. Das flahe pimktirte Halsſchild
iſt trübgruͤn, die Seiten find rothgolden, Es iſt wie bei Pyrotis
gebildet, nur daß Degen des fchmälern Nückenfchilds die gerade
abgefehnittene Mitte des Hinterrandes Kleiner ifE und weiter
nad binten hervortritt, Das Nücenfchild ein Fleines dıimfel:
grünes Dreieck, Die platten Deekfchilde haben den Umriß wie
bei Pyrotis, fie find auch, fo meit ich fie an dem Käfer un:
verftünmelt wahrnehmen Fan, ganzrandig, tvelches man Übers
dieß wegen der nahen Verwandſchaft beider Arten ſchon annehe
men koͤnnte. Die Hinterwinkel der Bauchringe ftehen eben fo
fägeformig unter dem Rande der Flügeldecken hervor, Die
“Farbe der Fluͤgeldecken ift dunkelgrün und in gewiſſem Lichte
violett, diefe Farbe ift aber mehr den ſtumpfen Laͤngslinien
eigen, die auf der Oberfläche laufen, nach) hinten zufammens
gehen und deren Zivifchenräume feinpunftive find, Die Flügel
find fchwarzlih. Der mittlere Untertheil des Halsſchilds iſt
ſtahlblau; Hinten fest ev in einen einzigen Zahn fort, der in
einen Ausſchnitt am Bruftbeine paſſt. Die Saͤume der hintes
von Bauchringe und die Spitzen der Füße find blau,
Sierra Leona.
17. Buprestis chrysoelus. Goldgenagelter Prachtkäfer.
Flach, gefhildet, Ben, Deckſchilde fügezähnig: mit zehn
Goldflecken.
Depressa, scutellata, obscure cynanea, coleoptris serra-
tis: maculis decem aureis.
>
123
Der Körperbau tie bei Chrysostigma, aber etwa nut halb
fo aroß, 32 Lin, lang. Oben flachrund gewölbt, die Oberfläche
mit feinen Pünktchen beſtreut, die Farbe tiefblau, auf den
Flügeldefen von der Seite gefehen mit einem ſchoͤnen purpurs
nen Anftriche. Der Naum zwiſchen den Augen ziemlich breit,
der Kopf daher etwas groß; auf der Mitte jenes Raums eine
etwas glattere Längslinie, die vorn durch eine ſolche zwiſchen
den oberen Vorderwinkeln des Auges gezogene Dueerlinie bes
grenzt wird. Das Antlig mit kaum merklichen grauen Haͤrchen
beſtreut. Das Wurzelglied der Fühfhorner lang. Das Hals:
v ſchild etwas breiter als der Kopf, ſchmaͤler als die Deckſchilde,
oben flachrund gewoͤlbt, Breiter als lang, der Umriß ziemlich
viereckig; die Seiten beinahe gerade, nad) hinten wenig ein⸗
waͤrtsgehend, der Vorderwinkel etwas fihräg geftußt, Der
Hinterrand zu beiden Seiten vor jeder Flügeldecke ausgefchweift,
fo daß die Mitte vor dem fehr Eleinen Ruͤckenſchilde wie ein
abgefchnittener Winkel hervortritt. Die Defchilde gehen erſt
gerade nach hinten und verengen fi dann zur Spike; am
hinteren Außenrande feinfägezähnig. An der Wurzel der Flügels
decke fteht in der Mitte ein runder grünlid) goldner glängender
Fleck, der it der Mitte ein Gruͤbchen hat; vor der Mitte ſtehen
nei andere folher Flecke, der äußere nicht runde am Außen⸗
’ ande etwas weiter vorwärts, der innere größere mit einem
Mittelgrubchen; zivei ‚ftehen —— hinter der Mitte,
wo die Spitze der Deckſchilde anhebt. Auf beiden Deckſchilden
ſtehen alſo zehn Goldflecke, 2, 4, 4. Die Unterſeite dunfels
blau mit zerſtreuten Haͤrchen. Die dicken Vorderſchenkel haben
unten einen ſpitzigen Zahn,
% Neu Georgien. Dieſen fehr niedlichen Käfer hat Francillon
aus London gefcict.
5 124
18. Erotylus? quadriguttatus. Biertropfiger Eikaͤfer.
Taf. 1. Fig. 4.
Fuͤhlhoͤrner mit zufammengedrücktem Knopfe; ſchwarz, Fluͤ⸗
geldecken mit zwei gelben Flecken hintereinander.
Antennis capitulo compresso, niger, elytris maculis dua-
bus flavis deinceps positis.
Ungeachtet der Käfer im Umriſſe Aehnlichkeit mit mehreren
Acten diefer Gattung hat und ungeachter feine Fuͤhlhorner in
derfelben nicht ganz fremd find, fo glaube ich, wird man ihn
doch davon trennen müffen,, weil er nur drei Fußglieder hat
urıd wicht, wie die übrigen Erotylen vier. Die Mundtheile
bieten vielleicht noch andere, Lnterfchtede dar. Der Käfer
hat im Gangen die Bildung des E. Quinquepunctatus; er' iſt
laͤnglich eiformig, das Halsfchild etivas fehmäler als die Deck
ſchilde, die Oberſeite flach gewölbt. Die Länge beträgt 5 Lin,
Die mittlere Breite 23 Lin. Die Farbe ift ſchwarz, ander
Unterſeite etwas. braͤunlich, die Oberfläche unbehaart, glatt,
Auf jeder Fluͤgeldecke ſtehen vier ziemlich. große rundliche doch
etwas in die Queere gezogene gelbe Flecke, dem Außenrande
mäher; der / vordere größere ſteht hinter der Schulter „ der hintere
Hleinere hinter der Mitte, diefer näher als-der Spitze. Der
Kopf ift fihmäler als das Halsſchild; die Augen find groß, her⸗
vorragend und fiehen feitwwärts. Dicht vor den Augen zwiſchen
denfelben find die Fuͤhlhoͤrner eingelenkt; fie find länger als die
Hälfte der Körperlänge , elfgliederige die acht erften Glieder find
ziemlich gleich dick und rundlich; die drei legten find. ſtark zu⸗
ſammengedruͤckt und bilden einen langeifpemigen Knopf, deſſen
fiumpferes Ende die Spige macht. Das Wurzelglied iſt dicker
|
125
als die nächftfolgenden, länger als das fehr Eurze zweite, aber
nicht fo lang wie das dritte; die Glieder vier bis acht find gleich«
lang, jedes noch nicht halb fo lang wie das dritte, Das Hals:
ſchild Hat einen fcharfen gefäumten Seitenrand, ift ziemlich
vierecfig, oben flach; die Seiten abgeſetzt, das Mittelfeld farıft
erhaben. Die beiden Vorderwinfel ragen nah vorn hervorz
die Hinterwinkel find fpits und die Edenfpige tagt etwas nach
hinten heraus; eine.feine eingedrückte Queerlinie läuft vor dem
Hinterrande; eine Furze eingedrückte Längslinie zu jeder Seite,
wo das Mittelfeld von den Seiteutheilen geſchleden iſt, zieht
fih in die Queerlinie und bildet in ihr eine Kleine Vertiefung
Die Seiten des Halsfhilds find ſanft geſchwungen, erft nach
außen, und hinten nad innen, wodurch der. Hinterwinfel feit
wärts hervorttitt. Das Nuͤckenſchild herzfoͤrmig, hinten fehr
fpis. Die Deckſchilde find etwas breiter als das Halsſchild
und haben einen ziemlich eiformigen Umriß; ihre Oberfeite iſt
fanft rundgewälbt; der Seitenrand iſt ſcharf und umgeſchlagen;
die Spisen und Seiten ragen über den Unterleib hinaus. Die
‚ Unterfeite und die Beine find mit feinen graulichen Haͤrchen
bewachfen. Die Beine haben gewöhnliche Laͤnge. Der Fuß
beſteht aus drei Gliedern und zwei £leinen fpisigen Klauen am
$ “ Ende bes dritten. Die beiden erſten find: umgekehrt Hetze
> formige Platten, das zweite breiter und ‚größer als das erſte:
das dritte lange feinere tundliche nah außen dickerwerdende
Glied ift ganz auf die obere Wurzel des zweiten aufgefest, fo
daß es aus dem erften Gliede zu entfpringen feheint und über
das zweite berliegt.
Sumatra. Bon Daldorf.
/
126
. 19. Clytra decumana. Zehnt Saͤgekaͤfer.
Roſtroth, unten ſchwarz, ein Wurzelfleck, eine Hintere breite
Binde und die Fluͤgeldecken ſchwarz. R
. Ferruginea, subtus nigra, elytris macula baseos fascia
Iata postica, apiceque nigrig.
Der Körperbau der Quadripunctata, der Longimana, aber
größer, fait 6 Lin. lang. - Kopf und Halsfchild ſchmaͤler als die
Wurzel der Deckſchilde und diefe hinten breiter und ſtumpf
zugerundet, die Dberfeite rundgewoͤlbt. Der Kopf iſt dunkel⸗
roſtroth, der Mund und die Fühlhorner find fchwarz. Das
glatte glänzende rundgemwölbte an den Seiten zugerundete Halgs
ſchild iſt roſtbraun. Eben diefe Farbe hat das Ruͤckenſchild—
Die Deckſchilde find gelblicher roftroth; an der Wurzel ſteht zu
jeder Seite der Schulter ein großer rundlicher ſchwarzer Fleck;
eine ſchon vor der Mitte anfangende ſchwarze Binde nimmt
faſt die ganze größere Hälfte der Flügeldecen ein, vorn ift ihr
Hand ziemlich gerade, der Hinterrand tritt in einer gerundeten
Ecke in der Mitte hervor, Die Spitze iſt ſchwarz. Das Rothe
der Deckſchilde bildet auf der vorderen Hälfte eine Queerbinde,
welche ſich am Vorderrande in die Hoͤhe zieht; an der Naht
zieht ſie ſich dreit bis zur Wurzel, an der fie ſich ſeitwaͤrts
in einem ſchmalen Arme verbreitet, der mit dem Seitenzweige
des Randes zuſammentritt und den ſchwarzen Schulterfleck wie
eine Inſel umgibt. Eine ſchmale in der Mitte verengerte, die
Nahe und den Außenxrand ſelbſt nicht völlig beruͤhrende Binde
ſteht dichte vor der Spitze jeder Flugeldecke. Unterfeite und;
Deine find ſchwarz mit greifen Härchen bewachfen,
Sierra Leone,
127
20. Clytra bieruciata. Doppelfreugiger Sägefäfer,
Schwarz oben ziegelfarbig, Halsſchild ſchwatzbunt, Flügels
decken mit einem fangen Kreuße und ſchwarzen Mittelpunfte, -
Nigra supra testacea, thorace nigrovario, elytris eruce
elongata punctoquej medio nigris.
Der Bau der Clytra Quadripunctata und Longipes, abet
etwas größer, 5% Lin. lang. Schwarz, die Unterſeite nnd die
Deine mit meſſingglaͤnzenden Haͤrchen bekleidet; das Wurzelglied
der Fühlhärner am Ende, das zweite ganz dunfelrofibraun. Das
Halsfhild oben rundgewolbt, an den Seiten, abhängig, etwas
} glänzend, wenig und fein punftirt. Es ift gelbröthlich und hat
vier große ſchwarze Flecke, zwei ſtehen auf der Mitte am Hinter»
tande feitiwirts und. hängen durd) eine am Hinterrande liegende
ſchmale Verbindung zufammen, die in der Mitte ein vorragen
des Eichen macht; zivei ſtehen vor diefen gerade auf der Mitte
ganz nahe beifammen, dab fie nur durch eine enge gelbrothe
Linie getrennt find; mit ihrem äußeren Hinterwinkel fließen fie
in den inneren Vorderwinfel des Hinterflecks ihrer Seite über.
Das Gelbrothe, welches dieſe Flecke einfchließen, hat beinahe
bie Seftalt eines Ankers. Das Ruͤckenſchild ift dreiedkig, ſchwatz
und ragt mit der hinteren Spitze etwas in die Sdhe, Die
Deckſchilde ſind gleichbreit, rundgewoͤlbt, die Oberflaͤche mit
Puͤnktchen beſaͤet, etwas glänzend. Auf jeder Fluͤgeldecke ziehe
ſich eine ſchwarze Laͤngsſtrieme von der Schulter nach der Spitze;
hinter der Mitte ſchickt ſie einen kurzen breiten Seitenarm zum
Außentande, und an der inneren Seite etwas mehr hinterwaͤrs
einen anderen längeren mac) vorn etivas erweiterten Dueer:
arm zur Naht, die er aber nicht erreicht. Wor der Mitte iſt
bie Strieme an der Innenſeite etivas verſchmaͤlert, und eben fo
123
dicht Hinter: den Queerarmen verdünnt; an der Spike aber
Breiter fie fich in einen (malen Endfaum aus, der fih immer
ſchmaͤler werdend in der Naht in die Hohe zieht, vor der Mitte
aber verſchwindet. Ein rundes Fleckchen ſteht auf jeder Fluͤgel⸗
decke vor der Mitte unfern der Naht. Auf jeder Fluͤgeldecke
beſindet ſich daher ein Kreuz und ein Punkt.
Sierra Leone.
21. Clytra intersecta. Durchſchnittner Saͤgekaͤfer
Schwarz, Deckſchilde vorn halbroth: mit zwei ſchwarzen
Punkten.
Nigra, coleoptris antice semirubris: punctis duobus
— —
In der Geſtalt der Quadripunctata völlig aͤhnlich, aber
Eleiner, 33 Lin, lang. Ganz ſchwarz, glänzend, punktirt, die)
Unterfeite und die Beine find mit grauen Haͤrchen bekleidet.
Das zweite und dritte Glied der Fuͤhlhoͤrner find röthlich. Die
ı vordere Hälfte der Flügeldeden ift roch, welches ſich hinten
ſchraͤg von außen nach innen und hinten herabzieht, Neben
der Naht, ſteht in der Mitte ein ſchwarzer Queerpunkt, alſo
auf den beiden Fluͤgeldecken zuſammengenommen zwei, Zuwei⸗
len fieht man einen voftrörhlichen Fleck an der Naht unfern
der Spike.
Sierra Leone,
22. Clytra macropus. Großbeiniger Gägefafer.
Schwarz; Fühlhornrourzel, Halsfhild "und Beine) roth;
Fluͤgeldecken ziegelfarbig mit zwei — Flecken; Vorder⸗
beine verlängert,
129
Nigra; anterinarum basi thorace Pedibusque rubris;
elytris testaceis maculis duabus nigris; pedibus' anticis
elongatis.
1, Abänderung: der ſchwarze Queerfleck in der Mitte der
Flügeldecke in zwei Flecke getheilt.
2. Ab änderung: der Mittelfleck fehlt ganz.
En
—
4
In diefer Gattung von anfehnlicher Große, fo groß tie
Longipes, 52 Lin, lang, von der Geftalt der C. Octopunctata,
Obsita, Taxicornis. Der Kopf ift ſchwarz; die Fuͤhlhoͤrner
find in den vier Grundgelenken roth, das vierte ift an der
Spitze, die übrigen find ganz ſchwarz. Der Mund iiſt ſchwarz.
Das Halsihild ift breiter als der Kopf, fo breit wie die Deck—
ſchilde, an den Seiten doch mehr nach vorn zugerundet, Breiter
als lang, oben rundgewoͤlbt glatt und glänzend. Das Nückens
ſild ift ſchwarz und dreiedig. Die glatten toeniger glänzenden
Flügeldeeten zeigen unter dem Glaſe kaum einzelnſtehende ges
wiffermaßen in die Längsgruppen vertheilte Punkte. Auf der
Schulter ſteht ein runder ſchwarzer Punkt, ein fchwarzer Ducers
fleck fieht auf der Mitte, der nach außen fchmäler ift und
zuweilen in der Mitte der Länge nach getrennt, zuweilen ganz
verſchwunden ift. Mittlere Unterfeite des Halsfchilds, Bruſt
und Bauch find ſchwarz, mit grauen Kirchen bewachſeu. Die
Beine find roth; die Spitzen der Schenkel und der Füße ſchwarz.
Die Borderbeine find faft noch einmal fo lang als bie hinteren,
Zumeilen find alle Fußglieder ſchwarz.
Aus Friaul, two ihn Graf Hoffmannsegg gefunden hat,
23. Clytıa erythrotis. Rothohriger Sägekäfer.
Schwarz; Halsfchildsfeiten roth; Fluͤgeldecken dunkelblau.
Nigra; thoracis lateribus rubris; elytris @yaneis.
1, Bandes 2, Etiik, =
1 30
!
‚Er iſt der Clytra aurita in der Geſtalt und Farbe genau
gleich, aber. größer, 4 Lin. fang, und etwas fehlanfer, und
überdieß durch ganz ſchwarze Beine unterfchieden. Das Hals:
ſchild iſt ſehr glänzend, in der Mitte ſchwarz, die Seiten fehr
breit gelbroth. Die Fluͤgeldecken find punktirt. Unterfeite und
Beine mit greisglängenden Haͤrchen bekleidet.
° Sierra Leone.
24. Clytra bifafeiata. Zweibindiger Gägefäfer.
Kurz, unten filberhanrig, oben roth, Hinterdecken des
Halsſchilds und Mittelbinde der Fluͤgeldecken blau,
Brevis, subtus argenteopubescens, supra rubra, thorace
fascica postica, elytris fascia media cyaneis, |
Dieſen Eleinen Saͤgekaͤfer wuͤrde man auf den erften An⸗
blick für einen Cryptocephalus halten, wenn ihm nicht die
furzen Sägefühlhörner als Clytra bewaͤrten, Man findet in
diefer Gattung noch einige folcher Eurzer ‚gedrungener Arten,
wie C. testacea, Quadriguttata -Oliv. Der Käfer ift nur
241 Bin, lang, 1% in, breit. Der Kopf ift metalliſch dunkel
‚grün, vor den Augen ſteht eine Strieme gelblichglänzender
Hächen. Die Fuͤhlhoͤrner find braun, an der Wurzel röthlich.
Die Grundfarbe der hochgewoͤlbten Unterſeite iſt eben fo gruͤn⸗
lich, aber mit, gelbglänzenden kurzen anliegenden Härchen ber
deckt. Das Halsſchild it kurz, glänzend glatt, „roth, eine
breite dunfelblaue Queerbinde fteht an dem Hinterrande, reicht
aber nicht bis zum Geitenrande hin. Das Rüdenfhild iſt
dreieckig, mit der hinteren Spike in bie Höhe gerichtet. Die
Deckſchilde find Hinten wenig ſchmaͤler, glänzend, mit Punkten
beſtreut, welche ſich beinahe in Reihen srönen, roth. Eine
131
breite dunkelblaue beinahe violette Ducerbinde fteht auf der
Mitte; fie reicht nicht zum Seitenrande und nicht zur Naht,
ob fie gleich beiden ‚ehr nahe kommt. Die Schenfel find grüns
lich mit Härchen bekleidet; die Schienen und Füße find roͤthlich.
Sumatra. Bon Daldorf,
25. Altica quadrimaculata. Vierfleckiger Erdflohkaͤfer.
j Roͤthlich, Halsſchild eben, Fluͤgeldecken ſchwarz mit *
weißlichen Flecken: der vordere nierenfoͤrmig.
Rufa, thorace levi, elytris nigris maculis duabus albi-
dis: antica reniformi. -
Deinahe fo groß wie Oleracea, ettva 13 Lin, lang, oben
gewoͤlbt und glänzend. Die Farbe roſtroͤthlich; die Fuͤhlhoͤrner
am oberen groͤßeren Theile ſchwaͤrzlich; die Augen ſchwarz.
Das Halsfchild ift flahrund gewoͤlbt, iglatt, ohne Ducerlinie
und Punkte. Die Dedfchilde find ſehr fein punktirt, nach, bins
ten etwas breiter, ſchwarz; jede Fluͤgeldecke hat zivei weißliche
große Flecke, deren Eleiner den Außen: oder Innenrand berührt:
der vordere ſteht an der Wurzel und ift nierenformig, die Ausr
bucht nad) vorn gerichtet; der andere ſteht hinter der, Micte
und iſt ziemlich rund, doch mehr in die Queere erweitert. Die
Bruſt it ſchwaͤrzlich. Die Hinterſchenkel find nicht dicker als
die Übrigen, aber länger,
Bengalen. Bon Daldorf,
26. Galleruca giganten, Gigantifcher Furchtkäfer.
Gewölbe, ſchwarz, oben graubraun, pımftirt, das Hals:
ſchild eben,
J2
132
Convexa, nigra, supra griseofusca,' "Pümetata, tho ·
race levi.
Ra gehört MM der Abtpeilung, ne worin G,T’anaceti und Pustica
ffehen, unter diefen aber ift fie ein Niefe, denn ihre Länge ber
trägt 6% Lin., die mittlere Breite 32 Lin. Sie iſt nach Hinten
zu etwas breiter, oben vollig tundgewülbt, die Maſſe des Hals:
ſchilde Ind der Flügeldecten iſt derb, dicker als bei vielen Arten
diefer. Gattung. Der Kopf, das, Halsſchild und die Flügel:
decken haben eine trübe geaubraune Farbe und find matt, Die
Steßfpiken, ein. kleines Dreieck auf dem Hinterkopfe und die
Fuͤhlhoͤrner ſind ſchwarz; die beiden Grundgelnnke und die erſte
Haͤlfte des dritten Gelenks der letztern find graubraun Das
Halsſchild Hat einen ſcharfen Seitenrand, der zugerundet iſt;
die Seiten des Hinterrandes machen eine ſanfte Ausbucht
Die Oberfeite ift rundgewoͤlbt, ohne Queereindruck, mit Puntt⸗
chen beſtreut. Das dreiectige hinten abgerundete Ruͤckenſchild
iſt ſchwarz, punktirt. Die Deckſchilde find vollig rundgewolbt,
hinten etwas breiter, am Ende ſteil abfallend, die Spitze queer
geſtutzt, aber übrigens fo, daß der untere Seitenrannd der Flüs
geldecke in derfelben Ebne ficat, Ein Längseindruck zieht ſich
am Rande hinab und drückt die obere Fläche etwas heraus.
Die Oberfläche ift Mit feinen’ Punkten dicht befäet, und die
Vertiefungen der Punkte ſcheinen durch das Glas wie mit
einem Dele beftrihen. Die Naht it duch eine ſchwache
Längslinie etrvas gehoben, Die mittlere Unterfeite des Hals
ſchilde, Bruft, Bauch und Beine find. Hl und ie
einigen Glanz. —
Sierra Leone
fi 20
133
27. Galleruca Zona. ‚Gürtel: Furchtkäfen
Gelblich, Halsſchild mit einem Queereindrude, Deckſchilde
blau mit einer geldlichen mittleren Queerbinde. Y £
Elavicans, thorace trnasyersim impresso, coleoptris
eyaneis fascia media flavicante.
Er gehört. zu den anfehnlichften Kaͤfern feiner ‚Sartung,
denn er iſt 6 Lin. lang, in der Mitte 3, Lin. breit, nach hinten
etivas erweitert. Der Bau wie von Gall. Palliata, Abdomina-
lis u. aͤhnl., die Oberfläche „matt glänzend. Die Farbe ift ein
etwas Ihmußiges bleiches Graugelb, die Fuͤhlhoͤrner find braun:
fiher und die Beine nad) den Spigen zu dunkler. Auf der
Mitte des Kopfs eine vertiefte Längslinie. Das Halsfchild. ift
kurz, aber breit, etwas nad vorn abhängig, am ſcharfen
Seitenvande zugerundet, über die Mitte geht. der Queere nach
ein ziemlich breiter Eindruck. Das abgerundete Ruͤckenſchild
iſt greisgelblich. Die Deckſchilde find. feitwärts hinter der
Schulter etwas zufammengedrüct und erweitern ſich von der
Mitte an etwas auswärts und niederwärts; fie ‚Tagen weit
uͤber den Unterleib hinab. Ihre Farbe iſt ein nicht ganz rei-
| nes "metzflifches matteres Gruͤnlichblau; über die Mitte sieht
ſich ‚eine breite gelbliche Queerbinde, die ſich an der Naht
etwas hiuabzieht. Die etwas dachfoͤrmig abſtehende Spike der
Fluͤgeldecken iſt mit dem gelblichen Grau gemiſcht. Der Außen⸗
rand und die Naht ſelbſt find gelblich. Die Oberfläche mie
feinen Pünktchen befiveut, Der Leib grangelblich. *)
Das VBaterland iſt wahrſcheinlich Oftindien.
vau HR
——
eu . ) an A
*) Bei diefem und einigen anderen Kafern diefer Gattung ‚rest man baß die
—* Fm⸗eldeckenuaht auf dem Schnitte gleichſam aus zwei Lagen beſteht, von welchen
Die rtgetn Voß ein 5% A un IR LTE De 2) 18e) 1
z
MA.“ ..
28. Galleruca aenipennis.: Erzdeckiger Furchtkaͤfer.
Roſtroth, Halsſchild flach mit einem Queereindrucke, Fluͤ⸗
geldecken braunerzfarbig, feinpunktirt.
Ferruginea, thorace plano transversim impresso, elytris
fuscoaeneis punctulatis.
Die Geftalt wie von Galleruca nigricornis, palliata, ab-
dominalis u. ähnl., etwa 3 Kin, lang, oben flah. Die Farbe
des Kopfs, des Halsfchilds, der Unterfeite'und dee Beine roſt—
roth, die Fühlhorner find heller und mit weichen Haͤrchen bes
wachſen, die Augen ſchwarz. Das Halsfchild ift ober fehr flach
gewölßt, niedergedrückt; hat einen ſcharfen Rand. Die Seiten
runden ſich vorn auswärts zu und treten hinten etwas enger
zufammen, Auf der Mitte der glatten Oberfläche ſteht ein
Queereindruck. Das dreieckige Ruͤckenſchild iſt roſtroth. Die
flachen Fluͤgeldecken find braͤunlich erzfarbig, glaͤnzend wie ges
glaͤttet, beſonders an der Wurzel. Sie haben die Spuren
ſehr ſchwacher Laͤngsreiſen und zerſtreute Puͤnktchen.
Afrika.
29. Galleruca limbata. Geſaͤumter Furchtkaͤfer.
Ziegelfarbig, Deckſchilde ſchwarz mit ziegelfarbigem Saume,
Bauch ſchwaͤrzlich. »
Testacea, coleoptris nigris limbo testaceo, ventre
nigricante.
Ganz vou dem Baue der Palliata, aber großer, 32 Ein,
fang, in der Mitte 2 Lin, breit, die Dedfchilde nah hinten
etwas breiter. Die Farbe ziegelroth, Bruſt, Beine und Fuͤhl⸗
hoͤrner etwas gelblicher. Die Augen ſchwarz. Das Halsſchild
oben flach, glaͤnzeud, mit einem großen in der Mitte erwei⸗
ferten Queereindrude, an den. Seiten und hinten geſaͤumt,
v 135
hinten wenig ſchmaͤler als vom. Das dreieckige Ruͤckenſchild
ziegelroth. Die Deckſchilde glatt, aber nur matt glänzend, mit
fehe feinen Pünktchen beftreut, ſchwarz, der Außenfaum, der
ſich um die Spise herumzieht, dafelbft etwas breiter iſt und
in die Nath ‘bis zur Mitte hinanftritt, too er ſich verliert, if
siegelfarbig. Der ſchwarze Bauch it mit grauen Haͤrchen bes
wachen, welche auch die Beine überziehn. *) ’
Bengalen. Daldorf, i
z Er
30, Galleruca unicolor. Einfarbiger Furchtkaͤſer.
Laͤnglich, glaͤnzend, ziegelfarbig, Augen ſchwarz, —*
oder After dunkelfarbig.
Oblonga, nitida, testacea, oculis nigris, ventre aut ano
obscuro.
Die ſchlanke laͤngligte Geſtalt und die gelbrothe Farbe, ver⸗
bunden mit dem Glanze, zeichnen dieſe Art vor ihren Gattungs⸗
genoſſen aus. Sie iiſt 3% Lin. fang und hat das Anſehen einer
Lema, iht deutlich gerandetes Halsſchild aber weifet ihr eine
Stelle unter Galleruca an, Die Fühlhörner find nicht fo lang
- wie der Leib. Die Augen find ſchwarz. Das Halsſchild iſt
breiter als lang, nicht breiter als der Kopf, beträchtlich ſchmaͤler
als die Deckſchilde, oben flachgeronlbt, glänzend glatt, mit
. einem Dueereindrude, an den Seiten gerundet, Es ift ziem:
lich vierekig, hinten ſchmaͤler. Das NRüdenfhild- dreiedig,
Die Flügeldeken find an den Seiten abhängig, die Oberfläche
* * Es verdiente einer genauen Unterfuchung ob die jetzige Gattung Crisceri⸗
nicht fualich mit Galleraca verbundon werden fünnte. Lema ‚welcher den alten
Namen Crioceris dann wieder annehmen könnte, ſcheint fi iu unterſcheiden.
Die Arten, welche ich hier befchrieben habe, würden vielleicht won Manchern
al Crioceris gejogen werden. »
136
glaͤnzend glatt. Der ‚Unterleib iſt dunkler, oft. ſchwaͤrzlich,
zuweilen nur der After, ſchwarz. Die Beine mit dem Körper
4J gleichfarbig mit feinen Haͤrchen beſetzt.
Bengalen. Daldorf.
nö . 31 Lamia Daldorfii. Daldorfs Kurgbocktäfer.
Taf. 1. Fig. 5.
Halsſchild faſt wehrlos: Mitte erhöht; Fluͤgeldecken Hinter
waͤrts mit erhabenen Linien; Fuͤhlhoͤrner mittelang; in ber
Mitte weißlich \
7) vöthlih,, Fluͤgeldecken vorn halbviolett
2) röthlih, Flugeldecken violett
3) rüthlich, Kopf, Halsfhild, Unterleib und Fluͤgeldeckenſpitze
ſchwarz.
Thorace submutico: medio elevatoʒ elytris posterius
lineis elevatis; antennis mediocribus, medio albidis
1) rufa, eiytris antice semiviolaceis
2) rufa, elytris.violaceis
3) rufa,.capite thorace abdomine elytrorumque apice nigris.
Diefer Shine Käfer hat den Korperbau der Lamia Tor-
nator, nut iſt er etwas breiter und gedtungener, Die Lange
beiwägt-etwa 5% Lin., die Breite 23 Lin. Der ganze Käfer iſt
mit Härchen bewachſen. Bei di? gewoͤhnlichen Abaͤnderung
iſt die Farbe ein helles Roſtroth. Auf dem einzeln punktirten
Kopfe ſteht eine mittlere vertiefte Laͤngslinie. Die vier Augen *)
EIERN VL EUER VEEEWARERINE. RENTE TA LEENTALD BEL CORE >
» Bielteicht könnten die vier Augen, welche man bei dieſer und einigen
verwandten Arın bemerkt, ein gutes Familienkennzeichen geben, Sie entſtehen
dadurch, daz das Fühlhorn gerade im Das Auge gepflanzt iſt und dieſes in eine
obere kleinere umd eine umtere geoßere Halfte theiit, welche keinen au jerlich ſichtba⸗
zen Zuſammenhang unteinander haben umd ziemlich wen voneinandergetrennt find.
———
ſind ſchwarz. Das Wurzelglied der Fuͤhlhoͤrner Hell roſtroth
Das dritte lange Glied iſt an der erſten Haͤlfte roſtroͤthlich, an
der anderen Hälfte weißlich. Die drei dann folgenden Glieder
find weißlich, die fünf Endglieder find braͤunlich. Die Fühls
hoͤrner find fo fang wie der Leib. Das rundlihe Halsſchihd ift
£urz, kaum breiter als der Kopf, ſchmaͤler als die Deckſchilde.
Bor dem Hinterrande läuft eine eingetiefte Queerlinie die auch
über die Unterſeite fortfeßts eine eben folhe Queerlinie läuft
binter dem Vorderrande; dieſe aber iſt in des Mitte unters
brochen. Beide Queerlinien heben das mittlere Queerfeld wulſt⸗
artig heraus; auf der Mitte erhoͤhet fich dieß in einen ftumpfen
„Hoder. Das Halsihild ift wie das Ruͤckenſchild Hell roſtroth.
Die Fluͤgeldecken find an der Wurzel glatt mit einzelnen. Punks
ten beſtreut; vor der Wurzel entfpringen einige erhähte Länge:
linien, wovon zwei oder drei neben der Naht fichende deute
licher find, als einige nach außen befindliche. Die Fluͤgeldecken
find glänzend, aber mit auffichenden Haͤrchen beftveut, Die
vordere Hälfte der Fluͤgeldecke iſt violett, nad) hinten zu aber.
dufferer und wie ſchwarz angelaufen; die hintere Hälfte ift roͤth⸗
lich, zuweilen mit einem vigletten Scheine. Unterfeite und
- Deine find hell roſtroth, die hinteren Schienen, auch die Hinz _
terfchenfel auswärts ſchwaͤrzlich; zuweilen die Schienen an der
Wurzel ſchwaͤrzlich. An der Seite der Bruft ein ſchwaͤrzlicher
Fleck. Bei einer ſeltnen Abart find die Flüdeldecken ganz violett,
nur queer über die Mitte dunkler und mehr purpurfarbig; die
Unterfeite und die Beine find bei diefer Abart einfarbig roſt⸗
roͤthlich, die Suhlhörner breiter weißlih. Bei einer anderen
“eben fo feltnen Abänderung iſt der Kopf und Halsfchild ſchwaͤrz⸗
lich, letzterer hat an, den Seiten eine dunkelroͤthliche Stelle,
Der Unterleib iſt ſchwarz; die Fluͤgeldecken And roͤthlich, an
138
der Spige biolettſchwam die doͤhlhörner haben einen — |
lichen Anſtrich. |
Sumatra. Daldorf.
‚32. Saperda chalybaea, Stahlblauer Kragenkäfer,
Taf. 1. Fig. 6.
Stahlblau, unten weiß, Halsſchild weihſtriemig, gta
been mit weißen Strichelchen, Punkten und einem Binden,
Spitze ausgerandet gezahnt. +
Chalybaea, subtus alba, thorace albovitato, — lineo«
lis punctis fasciolaque albis, apice emarginatodentatd. - _
Diefer fehr ſchoͤne Käfer, den ich nad) der Uebereinſtim⸗
mung in den äußerlich fihtbaren Merkmalen zu Saperda zählen
muß und den Andere bei der Unbeftimmtheit der verwandten
Gattungen, vielleicht zu Stenocorus oder Lamia rechnen wuͤr⸗
den, zeichnet ſich durch) die an der Spike ausgerandeten zwei⸗
ſpitzigen Fluͤgeldecken in dieſer Gattung aus, Doc) fehlt es
nicht an Arten, wo man den Anfang dieſer Ausrandung fchon
wahrnimmt. Die größeften find beinahe x Zoll lang, Eleinere
erreichen nicht die Länge von 9 Lin.” Jene find in der Mitte
23 Lin. breit, die Deckſchilde ſind aber am Urſprunge etwas
breiter und nach der Spitze zu etwas ſchmaͤler. Die Grund⸗
farbe, des ganzeu Körpers iſt ſtahlblau, das auf den Fügels
decken ins. Violette übergeht. Diel ganze Unterfeite ift mit
weißen Haͤrcheu dicht bekleidet, nur mitten auf der Bruft, auf
der Mitte des erſten Bauchringes, an den Beinen und an den
Fuͤhlhornern fiehen die weißen Haͤrchen dünner, wodurch diefe
Theile eine blaugraue oder fchimmelgraue Farbe bekommen.
Die acht Endglieder der mittellangen Fuͤhlhoͤrner find ſchwaͤrz⸗
lich. Die Oberfeite des Kopfes, des Halsſchilds und die Mittels
nn a in EEE 005000 EEE ee u —
ur 139
gegend der, Dedfchilde ift mit einem kurzen Sammt bedeckt, der
in gewiffen Richtungen purpurſchwarz fhimmert, Die Fühls:
hoͤrner fü find in eine obere vordere Bucht der Augen gepflanzt.
Die Lefze ift weißgerandet; die Badengegend und zwei vordere
dom Munde, ausgehende an den Augen ſich beraufziehende und
auf der Stirn dicht aneinander hinlanfende Striemen find meiß.
Eine Eurze weiße Strieme fommt von dem oberen Hinterrande
der Augen und fest gerade Über die obere Seite des Halsſchilde
fort; in der Mitte der Oberfeite des Halsſchilds ſteht eine dritte
weiße Längsbinde. Die Seiten des Kopfs und Halsfhilds find
glänzend ſtahlblau. Eine feirie erhöhte Längslinie wird von der
weißen Mittellinie des Halsſchilds bedeckt. Das eifsrmige
Rückenſchild ift weiß. Auf jeder Fluͤgeldecke ſteht an der Wur ⸗
zel auf der Mitte der Oberſeite ein weißer Strich, der doppelt
ſo lang iſt wie das Ruͤckenſchild; in einiger Entfernung hinter
demſelben zwei weiße Punkte nebeneinadner, von welchen der
innere der größere iſt; in det Mitte ein größerer ziemlich nieren:
förmiger Queerpunft; dann folgen nebeneinander auswärts am
oberen Außenrande ein länglicher Punkt, innerhalb neben der
Naht ein Längsftrichelchen; unfern der Spike ſteht eine weiße
Dueerbinde, die aber weder die nad) ihrer ganzen Länge dunf:
lere Naht, noch den Außenrand berührt; hinter dieſem Bind ⸗
en iſt die Spitze kahl und glänzend ſtahlblau; der Spitzen⸗
rand iſt weißlich. Alle dieſe weißen Zeichnungen werden von
Harchen gebildet. Auf der Oberſeite der Fluͤgeldecken fiebt man
grobe eingeftochene Punkte, welche beinahe einige Reihen bil⸗
den. Die Seiten der Flügeldecfen, melhe durch eine ſcharfe
Längstante von der Oberfeite geſondert find, find fteil abhängig
und haben zwei Längsfurhen, und zwifchen diefen eine Reihe
Marfamer Punktes durch die obere Furche wird eine erhoͤhte
Nr
148
Laͤngslinie gebildet, welche in den äußeren Zahn der Spike
ansläuftz den. inneren) feinen ‚Zahn ‚bilder ‚die Naht; zwiſchen
beiden iſt die Spitze ſchraͤg von hinten und außen nach vorn
und innen ausgerandet. Die Bauchringe ſind an der Wurzel
kahl und dunkelblau; der letzte Ring iſt ſchwarzblau mit vier
queerſtehenden weißen Flecken, die auch wohl etwas; zuſammen⸗
haͤngen. NOTE
Surmatra. Bon Daldorf,
' 33. Lytta ruficeps, Rothkoͤpfiger Pflaſterkaͤfer.
BGanʒ ſchwarz, bloß der Kopf ganz roth, die Fuͤhlhöͤrner
ganz ſchwarz, Fluͤgeldecken ſtumpfzugeſpitzt
Atra ‚unicolor, capite solo toto rufo, antennis totis
nigris, elytris obtuse acuminatis.
Hei der großen Aehnlichkeit, welche diefer ne
niit L.Erythrocephala hat, fehlt es doch nicht an deutlichen
Unterfchieden, die ich bei einer nichs geringen Anzahl als ftand«
haft wahrgenommen habe. ‚Länge von 85 Lin. bis zu 6 Lin,
hinab, genau von dem Körperbau der Erythrocephala, aber.
etwas ſchlanker. Die Fühlhörner find borftenformig, beträcht:
Gh laͤnger, als bei jener. Art, 53 Lin, lang bei den 8% Lin.
langen Käfer, alfo drei Viertheile fo lang"wie der Körper, da
fie bei der Erythrocephala noch nicht halb. fo fang find. Sie
Find ganz ſchwarz, da die Grundgelenfe der Europäifchen Art
toftbraun find, Der Kopf iſt glänzend und ganz hellroſtroth,
gun Augen und Mund find ſchwarz; es fehlt alſo der ſchwarze
Stirnftreif, den man bei. Erythoraephala ſieht. Auf der Mitte,
der Oberſeite des Halsſchilds ſteht eine feine glatte Längslinie,
die: fih vor dem Hinterrande in eim Gruͤbchen erweitert, dem
Hinterraud aber wicht erreicht, bei Erythrocephals geht eine
141 \
SEngefurche fiber das ganze Halsſchild bis in den Hinterrand,
und ife gewöhnlich mit graumeißen Haͤrchen angefüllt, die der
Ruficeps fehlen. Eben fo fehlt der aus folhen Haͤrchen ge:
bildete Saum der Flügeldecien am Rande und in der Naht,
den man fo wie eine mittlere Haͤrchenſtrieme bei Erythrocephala
mehr oder tochiger wahrnimmt. Die Fluͤgeldeckenſpitze ift bei
der Europäifchen Art zugerundet,; bei dem Sumattanifchen
Kafer endiger fie fih ih eine mehr nach außen gerichtete ge:
ſtumpfte Spike. Die Unterfeite iſt bei diefer einfarbig fehrwarh
bhne graue Härchen, und das Wurzelglied der Füße (Tarsi)
iſt fürzer.
ESumatra. Von Daldorf. BIETET?
2
> 34. Lytta bifasciata. Zweibindiger Pflaſterkaͤſer.
Schwarz, Fuͤhlhoͤrner borſtenformig, Fluͤgeldecken mit gel⸗
ber Wurzelbinde, Mittelbinde und großem Endflecke.
Nigra, antennis setaceis, elytris fascia bascos media
maculague apieis maiori luteis. sr ei
Er entferne ſich durch den breiteren Körper etwas von dem
in diefer Gattung geroohnlichen Baue, in allem Uebrigen aber
ſtimmt er damit überein, Denn die borſtenfoͤrmigen Fuͤhlhor⸗
fer finder man. bei mehren Pflafterkäfern. Die Länge des
Körpers beträgt 63 Lin., die Breite beinahe 2% Lin. , die Laͤnge
der Fuͤhlhorner 3% Fin. nicht vollig. Der ganze Käfer iſt matt
ſchwarz, die Dberflähe mie Haͤrchen bewachſen, die an den
ſchwatzen Theilen ſchwarz, auf den gelben Stellen aber gelblich
find. Kopf und Halsfhild mit feinen Punkten bedeckt; der
Kopf hinten wenig breiter als das Halsſchild, das an den Seiten
vorn ſtumpf gerundet, oben flach mit einer mittleren eingedruͤck⸗
‚ tem Langelinie, die auch in die Stirn fortſetzt, und zu jeder
142
Seite diefer Langslinie vorm mie einem Queergruͤbchen bezelche
net. Das dreieckige Nüdenfhild iſt hinten zugerundet, Die
weichlichen Deckſchilde find anſehnlich breiter als dag Halsſchild,
gleichbreit, hinten zugerundet, doch fo, daß wie bei allen Käfern
diefer Gattung die Zurundung jeder Fluͤgeldecken etwas in die
Naht Hinaufgeht, wodurch in der Naht von beiden ein. Eleiner
Ausfchritt gebildet wird, Die Flügeldeen find dunkelgelb mit
eineb breiten fhwärzen Binde ‚vor: der Mitte, einer etwas
ſchmaͤlern ſchwarzen Binder hinter der Mitte und ſchwarzem
Spigenfaume, der ſich in der Naht zur Hinterbinde hinaufs
zieht. Oder fie find ſchwarz mie einer bunkelgelben Wurzel⸗
Binde, die etwas am Aüßenrande, had) Hinten hinabfteigt, einer
dunfelgelben nicht breiten, Mittelbinde, welihe in det Nabe ſich
etivas nad) born erhebt, iind, einem großen dunkelgelben Flecke
vor der Spitze, der nach hinten zugerundet, vorn ſtumpf aus⸗
gerandet und dadurch ziemlich herzfoͤrmig iſt. Die hintere
Naht und der Rand der Spitze find ſchwarz. Das erſte Fuß⸗
glied der Hinterfüße it an det Wurzel gelblich.
Sn Ungern vom Grafen Hoffmannsegg gefunden,
35. Lytta erassicornis. Dickhorniger Nflafterkäfer,
Schwarz, Halsſchild und Fluͤgeldecken ziegelfarbig, Fuͤhl⸗
hoͤrner ſehr kurz.
Nigta, thorace elytrisque testaceis, antennis brevissimis,
Der Körperbau eines Pflaſterkaͤfers, beſonders der L. Sy-
ziaca, die kurzen dicken Fuͤhlhoͤrner aber machen ihh etwas aufs
fallend. Kleiner als ber Syriſche Pflafterfäfer, 55 Lin, lang,
2 Lin, breit, Der Käfer iſt ſchwarz, nur Halsſchild und Flügel:
decken find heilziegelfarbig, das Halsfchild etwas vorher. Die
ganze Oberfläche mit grauen Härchen beivachfen. Der Kopf
143
twas beeiter als das Halsſchild; die Fuͤhlhoͤrner find nicht fo
fang wie der Käfer breit iſt, fondern noch nicht 1% Lin, lang,
fo dag fie zurückgelehnt Faum an zen Hinterrand das Halsſchilds
reichen. Das Wurzelglied iſt laͤnger uͤnd dicker als die uͤbrigen,
das zweite ſehr klein, die uͤbrigen ziemlich gleichlang und dick,
das Endglied eiformig, fo daß die Spike das Ende bilder.
Das Infekt trägt fie gewöhnlich fo, daß die jehri Äußeren Glie—
der mit dem Murzelgliede einen Winkel machen, wie gebrochene
Füpfhörner; Das Halsfehild oben platt, fo lang wie breit, an
den Seiten ‚ohne Rand, fondern ſtumpf umgeſchlagen, nach
vorn zugerundet, der Hinterrand queerabgefchnitten. Die Ober:
fläche punftirt, etwas ungleich. Das dreiedige Ruͤckenſchild
ſchwarz. Die gleichbreiten. hinten . zugerundeten ‚weichlichen
Deckſchilde find dicht und fein faſt runzelartig punktirt und zeigen
unter dem. Glaſe die Spuren zweier Längslinien, ı Die Bruft
nad) hinten zufammengedrüdt und herabhangend. Die Beine
durch Haͤrchen braͤunlich, übrigens wie bei den Pflafterfäfern
. gebildet, '
nes 220
Sm füdlichften Ungern vom Grafen Hoffmannsegg gefunden;
36. Mylabris terminata. Schwarzendiger Keizkäfer.
Schwarz, Fühlhoͤrner orangegelb, Fluͤgeldecken braungelb;
an der Wurzel und an der Spike ſchwarz.
Nigra, antennis aurantiacis, elyttis ochraceis basi api-
eeque nigris.
Ewa 8 Lin. lang, 3 Lin, breit. Schwarz, die acht End⸗
‚glieder der keulenformigen Fühlhörner orangegelb. Auf dem
punfsirten Kopfe vorn eine ſchwache glatte etwas hoͤhere Laͤngs⸗
linie, Auf dem punktirten Halsſchilde zwei feht ftumpfe Queer⸗
eindrüde, einer nah vorn, der andere nad hinten. ‚Das
144 ;
A - ? \ A
Ruͤckenſchild beinahe vieredig, Hinten gerade. Die matten
dichtpunftirten mit den Spuren dreier Tängslinien Bezeichneren I
Fluͤgeldecken haben eine braungelbe Farbe, die Wurzel ift ſchmal
ſchwarz, der Außenwinfel aber braungelb. Die Spitze der
Fluͤgeldecken ift breit ſchwarz. Unterfeite und Beine fhwarz
Sierra Leone,
„37. Locusta Dasypus. Gurtelthier Saͤbelheuſchrecke.
Ungeflägelt, ſchwarz, Halsſchild oben eingedruͤckt gerandet,
Hinten: mit drei erhabenen Linien, Ruͤcken mie zwei Reihen
Deulen.
‘ Aptera, nigra, thorace supra impresso marginato, postice
lineis tribus elevatis, abdominis dorso seriebus dwabus tüuber-
culorum. i
Diefe durch ihre Größe ausgezeichnete Europäifche Saͤbel⸗
heuſchrecke gehört zu der Familie der, ungefluͤgelten, wo L. Pupa
u. aͤhnl. ftehen. Die Länge beträgt zuweilen nahe an = Zoff,
felten nur 15 Zoll, der Saͤbel des Weibchens iſt ı Zoll 2 Lim,
lang. Die Farbe it ſchwarz, gewöhnlich mit einer Mifchung i
von grünlicher Bronze, Die unteren Seiten des Kopfs, die
Seiten der Bruft, die Unterfeite und beim Weibchen der
Saͤbel find gelblih. Die Schienen find fehr oft weißlich mit
braͤunlichen Stellen, die Dornen an denſelben ſchwarz. Auch
die Wurzel der Fuͤhlhoͤrner iſt weißlich. Der Kopf iſt riſſig.
Das Halsſchild ift an den Seiten zuſammengedruͤckt/ oben platt,
To dag die Seiten ganz fleil find; Die obere Seitenfante
bildet einen fehmalen Wulſt, der ſich nad) Hinten verliert, Die \
vordere größere Hälfte der Oberſeite ift von vorn nach hinten -
£leinere Hälfte ift von einen Seite zur anderen flachgewoͤlbt,
flachhohl und hat zu jeder Seite eine Längsgrube; die Bintere
145
bat in der Mitte eine erhöhte glatte feine Laͤngslinie und zwei
dickere ftärfer erhobene geglättete zu jeder Seite jener Mittel:
linie, aber noch innerhalb des oberen ©eitenrandes. Feine
kaum merflihe Anfänge erhöhter Linien Ffommen vom Hintere
terrande, verfchwinden aber bald. Die Oberfläche des Halss
ſchilds ift mit feinen Runzelchen bedeckt. Der Hinterrand hat
einen ſtumpfen Ausſchnitt. Fluͤgeldecken und Flügel fehlen,
Der fehr gewoͤlbte Unterleib iſt mit fehr feinen Runzeln bezo—
gen; der Rand der Leibringe ift mit Eurzen Eleinen erhöhten
Längslinien befegt. Aus der Mitte eines jeden fteht eine län-
gere aber doch nicht zur Wurzel reichende erhöhte Laͤngslinie;
„neben diefer fteht feitwärts eine längliche geglättete Beule, fo
daß auf dem Nücken der Länge nad) zivei Reihen glatter Beus
len fih befinden, Den Außerfien Nand jedes Leibrings befegen
gelbe Pünktchen. Auf dem hHinterften Leibringe fteht beim
Männchen eine tiefe Grube am Rande, Auf dem hinterften
Bauchringe beim männlichen Inſekte zwei ffumpf erhöhte Laͤngs⸗
linien. Die Unterfeite der Schenfel rinnenformig. Die Schies
nen vierfeitig mit hervorragenden Kanten, tvelche mit ſchwarzen
Dornen. befeßt find. Das Männchen ift fchlanfer.
Diefe ſeltne Saͤbelheuſchrecke ift ‚bis jetzt nur bei Ofen in
Ungern gefangen, |
38, Tettigonia speciosa. Anfehnliche Singzikade,
Taf, 2,
Schwarz, Halsfhild mit einer gelben hinteren Binde; die
ausgerandete Ruͤckenſchildsſpitze und Fluͤgeldeckadern blutroth,
Hinterſaum der Flügel weiß, {
Atra, thorace fascia postica lutea; scutelli apice emargi-
nato elytrorumque venis sanguineis, alis limbo postico albo.
wanei 2. tik, K
146
Von allen mir in der Natur und in Abbildungen bekann⸗
ten Arten die anſehnlichſte ſowohl durch Größe wie durch Farbe,
Sie gehört zu der Familie der Singzikaden‘, in welcher die
T: Tibieen, plebeia u. a. ſtehen. Die Länge des Leibes am
Männchen beträgt 2 Zoll ı Lin., die Länge von dem Vorder-
Eopfe bis zur Flügeldecfenfpige, wenn die Fluͤgeldecken zufam:
» mengefchlagen find, beinahe 3 Zoll, die Breite des Leibes an
der Wurzel der Flügeldecfe 8 Lin., die Breite von der Spitze
der einen Flügeldecke bis zu der andern, wenn diefe ganz aus-
geſtreckt ſind, 6 Zoll, Die Hauptfarbe ift die ſchwarze an
der Unterfeite des Leibes und den Beinen glänzend, auf der
Oberſeite matt und wie Kohle oder tie verfchabter Sammt.
Zmwifchen den braunen Augen ſtehen die drei Honiggelben Neben—
augen.in einem Dreiecke, zwei oben, eins unter dieſen. Diefes
ſteht in der Furche, welche zum Hinterkopfe geht Das Hals:
ſchild iſt der Queere nach gleichſam aus zwei Stuͤcken zuſam⸗
mengeſetzt; das hintere iſt hochgelb, am Hinterrande etwas
gruͤnlich, aͤußerſt fein nach der Queere gereift, ſehr kurz, aber
breit, ſo daß es auch nach der Unterſeite fortſetzt, von der ein
hervorſtehender ſcharfer aber nur ſehr ſtumpfeckiger mehr ge—
rundeter Seitenrayd die Oberſeite trennt. Diefes gelbeu Hinz
tertheils Hinterand, der gerade zwiſcheu die Wurzeln der Fluͤ—
gecken fällt, ift fat ganz gerade, der Vorderrand bilder eine
fanfte Bucht, mit welcher er den fchwarzen Vordertheil auf:
nimmt, der feitwärts nach vorn ſich verfchmälert, fo daß er
nut die Vorderecke der Seitenfante ſchwarz färbt. _ Der Vor: _
derrand diefes Vorderſtuͤcks, hinter der Stirn, iſt hochgelb-
gefäumt: der Saum ift in der Mitte etwas breiter. Auf der
Oberflaͤche ſtehen zu jeder Seite zwei fehräg von vorn nach,
"hinten und innen fortgehende vertiefte Linien, wovon die beiden
147
inneren von jeder Seite beinahe einen Winkel miteinander bil
den, Des großen Rücdenfchilds Hinterrand ift in der Mitte
in einem fiumpfen Winkel ausgefchnitten ; dieſe Mitte ift etwas
erhöht und fest nach vorn feitwärts in zwei erhöhten Falten
- fort, die fich im die Fläche des Ruͤckenſchilds verlieren und die
R mit der Nandfante ein liegendes Kreuz bilden, welches -fo wie
\ die Mitte des- breit abgefeßten Hinterrandes blutroth iftz die
übrige Endfante diefes Hinterrandes it glatt und blarochlich,
“ Die tiefe Trennung des Nandes vom Nüdenfhilde iſt mis
Haaren bewachſen. Braune Haare befleiden auch den breiten
Ausſchnitt Für die mittlere Spike des Ruͤckenſchilde an dem
F erſten Leibringe. Der vierte, fünfte und fechfte Leibring ift auf
dem Nücen ganz, auf dem Bauche zur Seite dunfelgelb. Die
I Slügeldecfen oder DOberflügel haben eine ſchwarze wie mit ans
gelaufnem Metallgrüne übergoffene Farbe, die vordere größere
Hälfte der Randrippe und die Adetn find blutroth; zwiſchen
den Adern ift die Flügelhaut in Queerfalten gelegt 5 wie etwa
das Blatt der Hainbuche; diefe Faltenreihen werden in den
& menſten Feldern von einer mittleren Laͤngsfalte unterbrochen,
j "Ser Spitzenrand ift weißlich. Auch die ſchwarzen ſchwarzadri⸗
gen Unterflügel ſind ſo gefaltet; der in feine Laͤngsfalten gelegte
Breite Hinterſaum iſt truͤbweiß. Die Vorderſchenkel ſind an
dem Unterrande mit zwei Dornen bewaffnet,
Sumatra. Don Daldorf.
29. Reduvius Nycthemerus. Tag und Nacht Schnabel-
wanye.
Schwarz, gekbrnelt, Fluͤgeldecken vorn halbweiß, Flecke
unterleibrandes und erſte Hälfte der Hinterſchenkel voth,
K2
N
148: j
Niger, granulatus, elytris antice semialbis, - abdon:inis
margine maculis femorumque posticorum dimidio basali
rubris.
Sie gehört zu den größeften Arten, ift größer als der
R. Gigas, deffen Baue fie in etwas nahe kommt. Die Länge
beträgt ı Zoll, die Breite beinahe 4 Fin. Kopf, Halsſchild, Bruſt
und. Deine find ſchwarz mit Fleinen Körnchen überall beftreut,
Der. Kopf ift walzenfoͤrmig; die Augen ſtehen wie zwei Kugeln
an beiden Seiten hervor. Das Murzelglied der Fuͤhlhörner ift
kurz, aber- dick; dag zweite längfte Glied befteht aus einer un-
zähfbaren Menge feiner Ringe und ift fadenformig wie dag
dritte, das aber nicht fo zufammengefege ift, Sie find mie
abjtehenden Haaren befegt. Das Halsſchild ift durch einen
Dueereindru in zwei gleiche Theile getheilt, wovon der vordere
viel fchmäler, an den Seiten gerundet if. Der hintere Theil
ift nach hinten breiter, der Hinterrand zugerundet, Die Ober—
feite ift platt; auf dem Vordertheile feßen die Körnchen gleich:
fam Figuren zufammen. Das Nücenfchild gekbrnelt, ſchwarz.
Die Fluͤgeldecken an der vordern Hälfte weiß, an der hinteren
ſchwarz; die Schwärze tritt in der Mitte etwas vor. Der _
Unterleib ift oben und unten platt, nicht gefornelt, die ſcharfen
Seitenraͤnder find abwechſelnd roth und ſchwarz, das Rothe ift
breiter oder vielmehr laͤnger als das Schwarze, welches allemal
die Raͤnder der Leibringe beſetzt. Der Bauch iſt ſchwarz, in
der Mitte braͤunlich. Die Vorderbeine ſind viel kuͤrzer und
ihre Schenkel dicker. Die Vorderſchienen endigen ſich einwaͤrts
in eine ſchraͤgſtehende weichpolſtrige graue eiformige Hoͤhlung,
die wie eine Saugſchale zu dienen ſcheint. Die langen dünnen
Hinterſchenkel find an der erſten Hälfte roth; die Wurzel ſelbſt
149 L
iſt ſchwarz. Auf der Mitte des Bauchs fleht eine ‚unters
brochene flache Laͤngsfurche. *)
Neu Georgien. Bon Francillon.
40. Reduvius nitidus. Glaͤnzende Schnabelwanze,
Stahlblau glänzend, Halsfhild mit eingedrücktem Kreutze,
Unterleibsrand roihgeflekt, Fluͤgeldecken braun. Ä
Chalybaeus nitidus, thorace ceruce impressa, abdominis
- margine rubromaculato, elytris fuscis.
Er hat ziemlid) den Bau des Maculatus und Stridulus und
iſt 6 Ein, lang. Die Farbe ift ein etwas ins Violette ziehendes
Stahlblau, die Oberfläche iſt glänzend. Die Fuͤhlhoͤrner find
ſchwarz, die Endglieder grau, mit Haaren befeßt. Die Stirn,
wo die beiden Nebenaugen ftehen, ift etwas länger als breit
und wulftig. Eine vertiefte Dueerlinie ſchnuͤrt es in der Mitte
zuſammen; eine auf der Oberfeite befindliche Längsfurche ſchnei⸗
det dieſe Queerlinie und bildet dadurch ein vertieftes Kreutz.
Dieſe Langefurche erreicht aber nicht den Vorderrand und den
GHinterrand. Auf der hinteren breiteren Haͤlfte der Oberſeite
ſteht zu jeder Seite noch ein Laͤngseinſchnitt, der einen ſchmalen
Seitenwulſt bildet. Sn den Furchen ſtehen kurze Queerein—⸗
drücke. Der Vordertheil woͤlbt ſich nad) vorn und ſeitwaͤrts
wulſtartig vor; auch die Seiten des Hintertheils find gerundet,
Das Ruͤckenſchild, das an der Schnabelwanze, die ich befchreibe,
durchftochen ift, hat am Ende zwei oder drei gerundete Ecken,
Die Flügeldeken find licht ocherbramn und matt, am Außen:
rande in der Mitte dunkelbraun. Die Bruft ift dunfelftahlblau.
Sochſtwahrſcheiulich if dieſe Art bei Brown Illustrat, of Zoology tab go
a 2 abgebildet,
J
150 |
Der Unterleib eben fo, der unter den Fluͤgeldecken ziemlich breit
hervorragende Seitenrand hat an der Wurzel jedes Leibrings
einen zinnoberrothen Qeerfleck, der feitwärts über den unteren
- Saum fi unſchlaͤgt; innerhalb diefes Saums geht eine rothe
Strieme rings um den Bauch; diefer ift ſtahlblau und hat auf
jedem der vier vorderen Bauchringe eine breite zinnoberrothe
Randbinde, wovon die vorderfte bis zur Seite reicht, die drei
hinteren aber nicht, An der Wurzel jedes Bauchrings fteht
eine nad) der Dueere gehende Nändellinie, d. h. eine Reihe
kurzer erhöhter Linchen, welche eine die Nichtung „der Neihe-
unter geraden Winkeln ſchneidende Nichtung haben, wie die
‚Ränder dee Münzen, Der Unterleib ift eifprmig,, hinten breiter
und zugerundet, Die Schenfelanhänge und die Schenkel find
zinnoberroth; die Enden der letzteren ſchwarzblan, die Schienen
and Füße ſind ſchwarz, diefe unten vörhlichgrau behaart. Die
vorderen Deine, find kürzer, die Vorderſchenkel dicker; an der
Spike der Vorderſchienen eine eirunde mit Haͤrchen bepolſterte
Hoͤhlung.
Sierra Leone,
IV.
Ein Mort über die deutſche Namengebung in der
Naturgefchichte. Vom Herausgeber,
& giebt gar viele Dinge in der Welt, wo der Name nichts
zur Sache thut; in der Sraturgefihichte aber, wo der im Ee⸗
daͤchtniſſe zu behaltenden Namen ſo unendlich viele fi find, follte
2
Aust
. »
man in der That endlich wohl einmal allgemein darauf, bedacht
‚fein, eine Namenreform- zu veranftalten, welche uuſtreitig
manche Vorzüge darbieten Fonnte, Eine folche Reform müßte
abber allgemein anerfannt werden, um das Studium der Na-
turgeſchichte auf eine zweckmaͤßige Art zu erleichtern, und.es
würde daher nöthig fein, zuerfi.genau die Grundfäge darzuthun
und zu prüfen, nach welchen bei der neuen Namengebung ver:
fahren werden müßte. Nach) einmal feftgefeßten und bewährten
Grundſaͤtzen müßte daum jeder neue Name, tvelcher für ein
neuentdecktes Weſen erforderlich und vielleicht von dem Ents
decker ſchon gegeden wäre, beurtheilt, im nöthiaen Falle vers
beſſert, oder ganz verändert werden. Feder Name müßte der
Beurtheilung mehrerer fachEundiger Männer erft fein Bürger:
recht verdanfen,
Man ift bisher bei der Schaffung neuer Namen viel zu
willkuͤhrlich zu Werke gegangen und hat dieſelben bald nad) der
Geſtalt, nach der Farbe oder nad) anderen Eigenfchaften, ‚bald ”
nach dem Entdecker, bald nach dem PBaterlande, bald nach
‚4 gewiſſen leichtverfuͤhrenden Aehnlichkeiten u. ſ. w. geordnet, fo
daß durchaus Fein Prinzip von Einheit ſtatt fand; freilich mögte
„ein folches Prinzip auch fehmwerlich bei der Namengebung aller
der unendlich verſchiedenen Gattung einer Klaſſe von Geſchoͤpfen
ſich durchführen laſſen; aber fo viel als möglich ſollte unſer Be—
muͤhen weninftens-bahin gehen, durch den Namen irgend eine
mwefentliche und folalich beſtimmt bezeichnende Eigenfchaft aus—
J zudrücken In der lateiniſchen Sprache iſt man dem unſterb—
J lichen Linne mie Mecht darin gefolgt und treu geblieben, daß
man alle Gattungen Eines Geſchlechtes durch denſelben Ge—
ſchlechtsnamen und die ſpezielle Verſchiedenheit durch dem
Geſchlechtsnamen nachgeſetzte Adjektiva oder Eigenfchaftswörter
152
andentete. In der deutfchen Sprache iſt diefe ſyſtematiſche
Namengebung faft ganz vernachläffiget, man nennt die eine
Gattung mit ihrem ausländischen Namen, die andere Gattung
deffelben Geſchlechts mit einem von einer Eigenfchaft hergeleite-
ten, die dritte mit einem von der Geftalt entlehnten und eine
vierte mit einem ganz unbedeutenden Trivialnamen, Wie fehr
dadurch das Gedachtniß fowohl in Nückficht auf Namen: als
Sachkenntniß angeſtrengt wird, fällt einem jeden bei der Ver:
gleihung der beiden Sprachen fogleih in die Augen. 3. B.
Mustela vulgaris, erminea und putorius, zu deutfch: Wieſel,
Hermelin und Iltis; oder. Faleo palumbarius, nisus und
buteo, zu deutſch: Habicht, Sperber und Buſſard,. Bei’
den lateinifchen Benennungen hört der Anfänger fogleich, daß
die drei Gattungen unter demfelben Gefchlechte begriffen find,
bei den deutfchen muß ev dieß erft lernen; bei jenen wird fers
ner durch die Eigenfchaftswärter, oder durd) die Gattung bes
zeichnenden Hauptwoͤrter dem Gedächtniffe meift irgend eine
Idee zugleich mit dem Namen eingeprägt, wodurch diefer mehr
Intereſſe erhält, felbft wenn wir das Thier noch nicht einmal
gefehen haben; bei den deutfchen Namen hingegen muß bloß
der Klang die Idee zuruͤckbringen, die wir durch dem Augen⸗
fhein ſchon aus der. Natur ſelbſt abfirahirten, Aber felbft die
lateinifche Namengebung iſt bei weitem noch nicht tadelfrei,
und es laͤſſt füh fowohl in der Wahl der Gefchlechtsbenennuns
gen als der die Gattungen Bezeichnenden Prädifate gewiß
manches zweckmaͤßiger als bisher einrichten. Obgleich die deut:
ſche Sprache fih, in Ruͤckſicht der jedesmal mit einem gattungss
bezeichnenden Pradifate zu verbindenden Gefchlechtsbenennung,
nicht immer fo glücklich und Eurz fallen kann, als es in der
lateiniſchen moͤglich ift fo müffen wir doc) um ſyſtematiſch zu
153 Ä
verfahren, in jede Benennung eines Naturfürpers ſowohl die
Geſchlechts⸗ als Gattungsbezeihuung hineinbringen, und es
laͤſſt ſich dieß auch ohne der Sprache gerade Gewalt anzuthun,
leicht bewerfftefligen. Den Vortheil der lateinifchen Sprache,
daß bie Sattungebeseihnung lemal hinter dem Gefchlechtss
namen zu ſtehen fommt, muͤſſen wir freilich in dev deutſchen
# Sprache oft aufgeben, allein wir verlieren nicht twefentlich dar -
- durch, wenn beide demungeachtet nur in der ganzen Benen—
nung enthalten find: fo z. B. find die Benennungen Steppen⸗
gemfe, Taubenfalte und Boldammer fehr zweckmäßig, obs
gleich das Geſchlecht erft hinter der Gattnugsbezeichnung fteht,
Bei einigen fchon gebräuchlichen Benennungen, wo cben diefes
der Fall ift, Eönnte man mit. Fug und Recht das Wort uns
kehren um das Geflecht voranzubringen: fo könnte man z. B.
flatt der Sekretaͤrfalke fagen: der Falke Sekretaͤr, (wenn
man ihn nämlich zu den Naubvägeln rechnen wollte); aber wie ,
geſagt kommt auf die Stelle der Gattungs- und Geſchlechts—
Bezeichnung eigentlidy nichts an, wenn nur beide vorhanden
find. Sind wir einmal über diefen Grundfaz. einig, fo frägt
es ſich nun (und zwar gilt dieſe Frage in allen Sprachen
gleich): welches ſind die beſten Benennungen zur Geſchlechts—
und Gatttungsbezeichnung? Dieſe Frage moͤgte bei der Mans
$ nigfaltigfeit der Wahl auf den erften Anblick ſchwer fallen;
doch ift auch hier das Zweckmaͤßigſte leicht aufzufinden,
4 Wenn durch die Benennung irgend ein weſentliches, koͤr⸗
’ perliches Merkmal des Sefchlechtes oder der Gattung bezeichnet
IE werden. fann, fo ift diefelbe unftreitig jeder anderen vorzuziehen z
e in diefer Ruͤckſicht find alfo die Benennungen Schuppentbier,
4 Saͤbelſchnoͤbler, Kreuzſchnabel, Schildkaͤfer ſehr zwecks
8 — auch die Farbe und Zeichnung des ganzen Körpers oder
k
}
1}
1
!
154
einzelner Theile kann bier benutzt werden: alg Silberfafen,
Rothkehlchen u.f.w. um wenigftens die Gattung anzudeuten 5
es verſteht fich aber, daß die Merkmale durchaus beftandig fein
müffen, um fie auf Gattungsbezeihnung anwenden zu koͤnnen.
Befondere Umſtaͤnde im der Lebensart der Thiere koͤnnen
"in dem Falle zur Bezeichnung gebraucht werden, wenn diefelben
beftändig und an jedem Individuum bald und auffallend zu be:
merken find; dieſes letztere ift deswegen ſehr noͤthig, weil fonft
zu lange Zeit und mit dieſer vielleicht die ganze Gelegenheit
vergeht, zu bemerken, ob man wirklich das Thier vor fich habe,
‚ dem ein folcher Name gegeben iſt; freilich muß die fyftematifche
Beichreibung des Thieres die Beſtimmung fichern und erleich—
tern, und daher fann man wohl bei diefer Negel weniger
fireng fein,
Die Benennung der Gattung nah dem Vaterlande wiirde
in dem Falle zulüffig. fein, wo man. mit völliger Gewißheit
wüßte, daß von dem Gefchlechte wozu die Gattung gehoͤrt, in
jenem Lande nur die einzige Gattung vorhanden wäre; da aber
wenigſtens bei größeren Ländern und bei manchen Ordnungen
von Thieren fich fo etwas fchwerlich mit Gewißheit behaupten
läßt, fo finder diefe Art der Namengebung auch nur in ſehr
wenigen Fallen Statt. x
Man hat neuerlich, fo wie es Linné in der Botanik längft
eingeführt hat, angefangen, auch Thiere nach Männern zu
benennen, welche ſich um die Entdeckung oder Beobachtung
derfelben werdtent gemacht haben; ader in der That, fo artig
auch das Kompliment ift, was man jenen Männern dadurch
macht, ſo mag doch bei jedem Thiere leicht ein. Umftand Statt
finden, welcher, zu einer” zweckmaͤßigern Benennung Gelegen⸗
heit giebt.
155
Wanche Naturforfher wollen vorzüglich bei ausländifchen
Naturprodukten durchaus die Benennungen beibehalten wiſſen,
welche im Vaterlande derfelbeu gebräuchlich find; aber dadurd)
würde die ſyſtematiſche Namengebung mit zu vielen abentheuete
lichklingenden Wörtern beläftiget werden; in einer fpeziellen
Naturgefchichte wird es immer in mancher Hinſicht fehr nuͤtz⸗
bleiben, jene auslaͤndiſche Namen mit anzufuͤhren. 5*
Gewiſſe Anekdoten haben oft auch zu dem Namen dieſer
oder jener Thiergattung Veranlaſſung gegeben; da dieſe aber
oft nur durch muͤndlichr Uebertragung näheren Freunden der
Namengeber bekannt wurden, fo fieht man fich jeßt nicht felten
in Verlegenheit, von den Urfachen mancher Benennungen
Rechenſchaft zu geben, und es ift im Ganzen beffer, folche
Namen nicht zu geben; fo fehr auch oft der Witz dabei gläns
zen Fann, |
Nach ift die Frage: ob die aus der griechifchen und latei-
nifhen Sprache entlehnten Benennungen mit deutfchen Endi—
gimgen verfehen, : beibehalten, und ob neue der Art gebildet
werden- follen? So ſehr vorzüglich die griechifche Sprache zu
N zweckmaͤßigen Zufammenfegungen naturhiftorifcher Benennungen
geeignet iſt, ſo dürfen doch nur ſolche Benennungen in die
eigentlich deutſche Namengebung uͤbertragen werden, welche
ſchon durch langen Sprachgebraud) bei uns einheimifch gewor-
den find, Unſere deurfche Sprache ift auch biegfam genug, eg
14 laſſen ſich fehr zrwecmäßige Benennungen zufammenfeßen und.
das Studium der Naturgefchichte, welches man fo viel als mag:
ih) zum allgemeinen Volksſtudium unter, allen Klaffen machen
follee, wird immer an. Allgemeinheit und Verſtaͤndllchkeit ger
foinnen, wenn bie Benennungen deutſch find, Fuͤr Gelchrte
* immer die Numengebung aus den alten Epraden un:
156 5
verwehrt, ohne das dieſelbe deswegen in unfere vaterländifche
Sprache mit eingewebt zu werden Braucht. |
Suckows und Bechfteins Verdienfte um die deutfche Na—
mengebung find unverkennbar und zeigen uns, wie wohl es ;
angehe, eine zweckmaͤßige deutfche Namengebung einzurichten;
auch find wir damit in einigen Thierklaffen ſchon viel teiter
vorgerückt als in anderen. Sn der von mir herausgegebenen
Ueberſetzung von Cuͤvlers Tableau elementaire de l'hist. natur.
des animaux hat der durch mehrere Arbeiten befannte Entos
Mologe Karl Illiger den Abſchnitt bearbeitet, welcher die In—
feften enthält und babei eine volfftändige deutfche Namengebung
angewandt, woran es bisher noch fehr fehlte. Es ift zu hoffen
dag durch fortgefeßte Bemühungen auch diefer Theil der Naturs
gefhichte immer an Vollkommenheit gewinnen werde.
\
V.
Einige Bemerkungen uͤber die Durchkreuzung der
Sehnerven bei den Fiſchen. Vom D. Karl
Asmund Rudolphi.
Soemmerring *)nimmt die Durchkreuzung der Sehnerven
bei den Fiſchen als ausgemacht an, und ſucht ſogar einige
dagegen ftreitende Erfahrungen des. uufterblihen Campers
——
») In Noethig Diss, de decuss. nerv. opt. recus. in Ludwigii Script,
Neurolog. min. T>E pag. 134. „Cainperus aliquas exceptiones adnetavit, ubi
„‚probahiliter solummodo magis sbscondita fuit decussario.'” 4
157
zweifelhaft zu machen, ich hielt es alfo nicht für uͤberfluͤſſig,
mehrere Fifharten durchjugehen, um mic ſelbſt zu überzeugen,
So wenig ich hier liefere, wird es doch bei einem folchen Ges
genftande, hoffentlich nicht ganz unwillkommen fein, und ic)
werde in der Folge meine ferneren Bebachtungen bier vorzule«
gen die Ehre haben,
1. Clupea Harengus. Der Schnerve vom echten Gehnervens
Hügel’ geht nahe bei feinem Urſprung über den Nerven
von dem linken Hügel zum linfen Auge fort. Dig ers
ven find ſehr kurz und ihr Anfehen iſt von ihrem Uva
fprung bis zu ihrer Juſertion durchaus fibrös,
2. Cottus Scorpius. Der Schnerve vom rechten Senerven:
hügel geht ebenfalls nicht weit von feinem Urſprung über
den anderen Nerven zum linken Ange. Die Nerven
ſelbſt verbinden fich untereinander gar nicht,
3. Gadus Callarias. Der Schnerve vom rechten Sehhügel
geht über den vom linfen nicht weit von feinem Urfprung
zum linken Auge. Die Nerven find markig und feft,
oben Fann man beim Zerfihneiden derfelben etwas fafes
riges bemerfen, aber in ihrem ferneren Verlaufe nicht,
Die Seruchsnerven hingegen, die Fugelrunde Ganglia
haben, find ganz und gar faferig.
4. Cyprinus Carpio. Durchkreuzung der Eehnerven auf eben
die Art, wie bei den vorigen, Von dem Orte wo fi)
die Nerven Ereuzen, ‚find fie ganz firangartig. Shre
Länge ift ziemlich groß,
5 Blennius viviparus. Durchkreuzung cben det Art,
6. Esox Belone. Hier fand ic) das Grgentheil. Der Merve
r vom linken Sehhügel ging nämlic) über den vom rechten
158 —5 —
Huͤgel zum rechten Auge äh; Der Bau der Sehnerven
felbft firangartig.
7. Cobitis Barbatula, Die fehr feinen Sehnerven durchkreuzen
ſich eben ſo wie bei dem Hornhecht kai dem gewoͤhn⸗
lichen Hecht.
8. Gasterosteus aculeatus. Die Sehnerven, welche fehr dick
find, kreuzen ſich vollig. Bei ſechs Stichlingen ging, der
Sehnerve vom linken Huͤgel zum rechten Auge uͤber den
vom rechten Hügel. Sch hätte mich num beinahe vers
feiten affen zu glauben, daß es bei den Fischen beſtimmt
fei, welcher Nerve der obere fei, allein ich unterfuchte
doc) noch mehrere Fifche diefer Art, und nun fand ich
bei fünf Stichlingen den Nerven vom rechten Sehhuͤgel
oben liegen, \
— SA Fario. Böllige Durchfreuzung der Sehnerven, ohne
daß fich diefe untereinander verbinden,
"10, Muraena Anguilla. Vollige Durchfteuzung der fehr feinen’
Sehnerven.
11. Pleuronectes Flesus. Keine Durchkreuzung. Der Nerve
vom rechten Hügel geht zum Auge derfelben Seite, und
der vom linken Sehhuͤgel zum linken Auge. Die Nerven
liegen dicht aneinander (doch ohne fih zu vermifchen,
oder nur einen Faden zueinander fehicken) wo ungefähr.
ihre Mitte if. Ich Habe mehr als zwanzig Flundern
Unterfucht,. und es bei allen ohne Ausnahme b ger
funden, ı
12. —— maximus. Ich habe bisher nur eine Stein⸗
butte unterſucht, allein bei dieſer war derſelbe Bau wie
bei der vorigen Art, Die Nerven laufen gerade neben⸗
einander fort, 5
15 9
Aus dem bisher gefagten foͤlgt alſo der ſichere Schluß, daß
die Durchkreuzung der Sehenerven keinesweges bei allen Fiſchen
Statt finde. Wahrſcheinlich z.B. machen alle Flunderarten
eine Ausname, und vielleicht mehrere breite Sifche. Camper
führe dieß auch vom Gadus Morhua an. *) Doc) ift hier
eine geringe Verbindung, tie. er felbft ſagt.
Ein berühmter Anatom fagte mir vor einigen Sahren, daß
er ein Werk über die Durchkreuzung der Sehnerven fchreiben,
und dann zeigen würde, daß fie beim Menfchen nieht Statt _
fände, Sch bin ganz feiner Meinung, wünfchte aber doch, daß
feine vielen Gefchäfte ihn von der Herausgabe feiner Schrift
nicht abhalten mochten. -
VI.
Eine Anmerkung zu Bonner s Beobachtungen über
die Blattlaͤuſe. ) Vom D. F. J. oe
zu Osnabrück,
| er bie Beobachtungen, welche Bonner mit den Blattlaͤuſen
anftellte, lieſt, der muß mit einem ehrfurchtsvollem Staunen,
über den Scharffinn und das Genie dieſes greßen Forfcers,
womit er den Geheimniffen der Natur im Kleinen nachfpähete,
erfüller werden; wenn aber eben Liefer große Beobachter ſelbſt
m
=») Kleinere Schriften 1.9. 2. St. E. 9 u, fola.
4 4
Bonnets Abhandlungen aus der Juſeltologie. Ueberſetzt und mit
in herausazgeben von Bosse. Halle 1773.
160
gefteht, daß ex feinen Gegenftand noch lange nicht erfihöpft habe,
und daß über denfelden noch vieles zweifeldaft und zu entdecken
fei, fo mus diefes Geftändnig uns eben fo fehr alıffordern die
Unterſuchung zu wiederhohlen, und mit derſelben Wahrheits⸗
liebe, womit er dieſelbe anſtellte, einer genauen und vorfichtis
gen Prüfung zu unterwerfen.
Donner zieht aus feinen Verſuchen den Schluß, daß weder
die eierlegenden noch die lebendiggebahrenden Blattläufe einer
Begattung bedürfen. Man feheint diefe Behauptung allgemein
angenommen zu haben, man bat fie zu mancherlei Theorien
und Hypoteſen benutzt, und würde es vielleicht verivegen finden,
wenn man nachfragte: ob Bonnet's Verſuche denn wuͤrklich
beweiſen, daß die lebendiggebaͤhrenden Blattlaͤuſe ſich ohne
Begattung fortpflanzen, und daß die eierlegenden ſich ohne
dieſelbe fortpflanzen köͤnnen? — eine aufmerkſame Betrachtung
der Bonnetſchen Verſuche wird jene Frage rechtfertigen.
y Die eierlegenden Blattlaͤuſe begatten ſich zur Herbſt⸗
zeit; Bonnet ſchloß eine derſelben, welche noch nicht begattet
war, ein, und fand daß ſie ein Ei zur Welt brachte. Er
bauet nun hierauf die Meinung, daß jene Begattung zur
Herbftzeit zur Ernährung dienen müffe, Soll aber aus feinem
Verſuche mit Nechte gefolgert werden Eonnen, daß die eier
legenden Blattlaͤuſe ſich ohne Begattung fortpflauzen koͤnnen,
ſo muͤßte doch erwieſen ſein, daß das Ei, welches die einge⸗
ſchloſſene und nichtbegattete Blattlaus legte, auch ein frucht⸗
bares Ei gewefen, daß aus demfelben im Frübjahre eine lebens
dige Dlattlaus hervorgefommen fer; und darüber bat Bonnet
keine Verfuche-angeftellt. Daß aber ein Inſekt ohne Begattung
Eier legen koͤnne, welche freilich im kurzem vertrocdnen und
4
161
zufammenfchrumpfen, davon Fann man ſich in jedem Sommer
an Schmetterlingen, Fliegen u. m. a. überzeugen.
2) Die aus Eiern hervorfommenden Bfattläufe find
lebendiggebäbrend, und pflanzen ohne Begattung ihr Ge:
ſchlecht fort. Bonnet beweiſet dieß dadurch, daß er diefe Thiere
gleich nad) der Geburth auf das forgfältigfte nahen und ihr
Gebaͤhren beobachtete,
Hier ergiebt fich zuerft die Frage: find alle Junge einer
lebendiggebaͤhrenden Blattlaus weibliche Blattlaͤuſe — ſind ſie
alle Mütter — giebt es nicht etwa unter denſelben eine ges
wiſſe, wenn auch geringe Zahl, welche nie gebaͤhren?
Man muͤßte deßhalb alle die Jungen, welche eine Blatt:
lausmutter gelegt, einfperten, das Verhalten einer jeden beobach⸗
ten, und diefen Verſuch wiederhohlen, was Bonnet sat
cethan bat.
| Daß es aber unter denfelben eine Verfchiedenheit gebe,
Cvielleicht Geſchlechtsverſchiedenheit) darauf leitet ſchon folgen⸗
des: Bonnet ſah einmal ein Junges welches nicht wie die
Übrigen mit dem Hintern, ſondern mit dem Kopfe voraus
gebohren wurde, und erklärt fi) dieß damit: daß die Natur
ſich geirret haben müffe. Für die damaligen Zeiten war biefe
Erklaͤrungsart verzeihlich, die man jet lächerlich finden wiirde,
! Wenn es nun aber unter den Zungen einer lebendiggebaͤh⸗
senden Dlattlaus männliche und weibliche gäbe, wie follte die
Begattung gefhehen, da Bonnet fie nie beobachtete und feine
Thiere gleich nad) der Geburth einfchloß? —
Wenn ſich in dem Leibe der Mutter männliche und» weib⸗
liche Blattlaͤuſe vorfinden, fo koͤunte vielleicht innerhalb der
Mutter die Begattung gefchehen fein. Dieß ift freilich Hypo⸗
thefe, der. man vieles entgegenfegen koͤnnte; fo lange aber auch)
I, Bandes 2, Stüd, 8
162
\
diefe. mögliche Hypotheſe nicht wiedetlegt iſt, bleißt die Bon:
netfche Behauptung noch zweifelhaft.
Ich werde nächftens über diefen wichtigen Gegenftanb
nähere Beobachtungen janftellen, und würde mich freuen, wenn
auch andere Naturforſcher zu derfelben Unterfuchung durch diefe
Bemerkungen angereizt werden. follten. Wer nur mit der Ents
deckungsgeſchichte des Fortpflanzungsgefchäftes bei den Bienen
befanne ift, der wird ſchon Hinlänglic überzeugte fein, wie
feiht auch mit dem Anfcheine der vorfihtigften und gewiſſeſten
Beobachtung ein Irrthum verbunden fein Fünne, und daß es
der mannigfaltigften und oft wiederholten Unterfuhung bes
dürfe, ehe wir einer Behauptung unbedingtes Zutrauen ſchen⸗
ten. dürfen.
vo.
Ueber die Sasgenfeuche. Vom D. J. F. Schelver.
Dire Kasenfeuche, welche in fo vielen Gegenden von Europa
neuerlich herrfchte, hatte ſich auch über das Bisthum Osnabrück
und die benachbarten Gegenden verbreitet. Seit einem Jahre
hat fie fich allmählig verloren; und die Zufälle derfelben kamen
ganz mit der überein, wovon Blumenbach in Voigts Mar
gazine für den neueften Zuftand der Naturkunde J. B. II. St.
©. 132, aus Brera’s Memoria sull’ attuale Epidemia de Gatti.
Pavia 1798, Nachricht gegeben bat.
Die Thiere wurden ifchen, träge, verloren Hunger und
Durft, wurden immer kraftloſer, ließen den Kopf hängen,
163
Hatten ſtruppig Haar, Eleine Augen’, geiferten einen weißgruͤn⸗
lihen Schleim, waren verftopft, hatten aufgetriebenen Leib,
fruchtloſes Würgen, kurzen Athen, Eleinen fihnellen Puls,
endlich Heftige Konvulfionen, und farben in einigen Tagen,
Alte diefe Zufälle trafen be’ deren Kaken, welche ich zu beohachs
ten Gelegenheit hatte, mit Brera’s Befchreibung ein, nun fand
id) eine Eigenthämlichfeit: Brera fagt fie ließen den Schwanz
hängen, da hingegen bei denen, welche ich fah, der Schwanz
in beftändiger sfeillivender Bemwegung war. Schon hieraus
ſchloß ich auf einen im Unterleibe vorhandenen Krankheitsſtoff.
Beers rechnet dieſe Krankheit unter die Nervenfieber, und
Hat fie mit Cyperweine und Baldrianwurzel geheilt,
h Ich wurde durch das angeftrengte und fruchtlofe Wuͤrgen
dieſer Thiere veranlaſſt einer ſolchen Katze eine Aufloͤſung vom
Brechweinſteine zu geben. Es wurde dadurch ein häufiges
Erbrechen und Leibesoͤffnung bewuͤrkt; die auf dieſen beiden
Wegen ausgeleerten Stoffe beſtanden aus einem gruͤnlichen
Schleime, worin ſich bei näherer Unterſuchung eine Menge
Würmer (Ascaris felis) befanden. Nach dieſen Ausleerungen
hoͤrte das Geifern und Würgen auf, das Thier nahm nach und
2 nach wieder etwas Rahrung, und genas, Diefem zufolge waͤre
dieſe Krankheit eine Wurmkrankheit zu nennen, und ich bin
hiervon durch die Bemerkungen, welche mir von einigen ande⸗
gen aufmerkſamen Beobachtern mitgetheilt wurden, noch —
überzeugt worden.
Es waren nämlich nicht alle Katzen, welche befallen wurden,
geflorben; diejenigen, welche vom fruchtlofem Wuͤrgen zum
würflihen Erbrechen gekommen waren, hätten die Krankheit
tan, und die in dem weißgruͤnlichem Schleime befinds
licpen Würmer Hatten mehrere beobachtet.
82
164
A Einige hatten ihren Franken Kagen Brantewein Calfo nad
Brera’s Methode ) eingegoffen, es mar darauf: ein mürfliches
Erbrechen und die Wiederherftellung erfolgt, Es wird mir
daher mwahrfheinlih, daß Brera’s Cyperwein und Baldrian
(ein Anthelminticum ) wie mein Brechmittel gewürft haben,
und daß ihm jene Würmer entgangen find, da man fie nur
bei genauerer Unterfuhung des Schleimes entdeckt, und da die
Katzen fich gewöhnlich verkriechen.
h
van.
Auszug des anatomifchen und phnfiologifchen
Theils der Gefchichte der ſicilianiſchen Schaal ·
thiere von Poli.
Herausgeber glaubt ſich um ſo mehr berechtiget, dieſen
Auszug alles phyſiologiſch Weſentlichen aus Polis Werke Tectaced
wiriusque Siciliae eorumque historia et anatome Tom. L
Parmae 1791, Tom. IL 1795 in groß Folio, zu liefern, da das
Werk in Deutfchland noch wenig bekannt, ſehr Eoftbar und
hoͤchſt intereffane if. Der. Verfaffer Hat, auf. viele genaue
Unterfuhungen und Beobachtungen geftüßt, ein ganz neues
Syſtem der Kondylien erbauet, von welchem das naturhiftos j
riſche Publikum fchon durch einige Anzeigen eine etwas nähere
Kenntniß erhalten Hat, Aber Poli's Unterfuchungen find nicht
bloß für das Syſtem der Schaalthiere, fondern auch für Anas
tomie und Phyfiologie wichtig; und wenn gleich der Herands
165
geber dem Poli nicht in allen Stüden unbedingt beipflichten
mögte, fo bleiben dod) feine Verdienfte um diefen noch fo wenig
bearbeiteten Theil der Thierſchoͤpfung groß und unverkennbar.
A Bei weitem die meiften Älteren und neueren Naturforscher
blieben Bloß bei der Schaale oder äußeren Hülle diefer Thiere
ſtehen, welche ihrer mannigfaltigen Bildung, ihrer zum Theil
ſehr ſchͤnen Farben und Zeichnungen wegen zwar auffallend
und bewunderungswürdig, aber doch für den tieferdringenden
Forſcher minder anziehend, als die innere Einrichtung diefer
Geſchoͤpfe mit ihten mannigfaltigen Abänderungen if, Die
foenigen älteren Verſuche zur näheren Crforſchung diefes inneren
Baues befhränfen fi entweder nur auf einzeine Theile, oder
find überhaupt zu oberflahlih, ja oft durch falſche Voraus:
ſetzungen entftelle und von wenigem Nußen. Poli bringt uns
hingegen um einen großen Schritt näher zum Ziele, Das
Werk ift nody nicht ganz beendiget; denn diefe beiden bis. jeßt
erfchieneneri Bände enthalten außer dem allgemeinen nur bie
erſte Abtheifung der Schaalthiere nad) des Verfaffers Syſteme,
von welchem im der Folge die Rede fein wird. Wie bald das
Werk zur Vollendung gedeihen werde, läfft fih in dieſem Zeite
Mi taume des verheerenden Krieges; welcher auch den Wiffenfchafs
ten fo unendlichen Schaden bringt, wohl nicht mit Gewißheit
beſtimmen; eben fo wenig wie die Exfcheinung von Prescianis
Werke über das Nervenſyſtem dieſer Thiere, weldes er ſchon
Mängft bearbeitete, und woraus wahrfcheinlich manche Beriche
figungen und Zufäge zu dem was Poli geliefert hat, her⸗
junehmen fein würden,
‚266
Bon der Schaale Bi Shaalthiere -
"überhaupt.
Das, was bei anderen Thieren den Knochenbau ausmacht
und allermeiftens von weichen Theilen bedeckt und; eingefchloffen
ft, liegt bei den Schaalthieren nach außen, und. fehließt. ſelbſt
die weichen Theile ein, welche ſonſt in deu ſtuͤrmiſchen Mee—
ren der Muth der Wellen und der Härte dev Felfen und Klips
pen weit weniger hätten widerſtehen Eonnen. Sehr weislich
hat die Natur immer auch hier Zweck und Mittel auf das
ſchoͤnſte vereiniget; und wir finden daher, dag die Schaalthiere
der ſtillen Gewäffer viel dünnere Schaale haben, als-die in
den unruhigeren Negionen des Meeres wohnenden; ſo hat 5.9
der Argonauta argus des mittelländifchen Meeres eine an Dicke
von dem des oftindifchen Oceans ſehr verfchiedene Schanle,
(Aud) haben bekanntlich die Schaalthiere, welche in unferen
Gegenden in ftehenden Gewäffern vorkommen, eine ſehr dünne
Schaale in, Vergleichung mit ‚den Seefchaalthieren. 09.) Es
giebt aber außer diefer Schaale auch noch hin und wieder
innere, Enochenartige Theile bei. diefen Ihieren.
= Die Schanle wird nicht von außen angeſetzt, vergrößert
und ernenere, fondern das Thier felbit bereiten. die Maffe dazu
aus feinen Saͤſten; aber auch diefe felbfibereitete Maſſe ſchwitzt
nicht etwa durch die Poren des Mantels (einer häutigen Hülle
des Thieres innerhalb der Schaale) und erhärtet dann gleich
einer Inkruſtation kalkhaltiger Quellen ohne Spur irgend einen }
Drganifation, wie Reaumuͤr faͤlſchlich behauptet, fondern fie
bleibt mit dem Gefäßſyſteme des TIhieres in Verbindung und
nimmt in der Folge gewiſſermaßen mit am Leben des Thieres
Theil; vermuthlich nach Verhaͤltniß eben fo fehr als die Knochen
167
anderer Thiere. Mehtere Beweife ftreiten für die Organifation
der Schaale: 1) Die Schaale des jungen Thieres wird ſchon
in der Mutter im Uterus. oder. Eierftode erzeugt. 2) Die
Schaalen diefer Thiere find mit einer Oberhaut bedeckt, und
vorzüglich bei den’ einfchaaligen Thieren oft mir haarahnlichen
heilen befeßt, welche gar nicht würden erfeßt und erhalten
Verden Eünnen, wenn die Schaale unorganifch wäre. 3) Die
tegelmäßigen Farbenzeihnungen und vorzüglich die Veraͤnde⸗
zungen der Farben, welche unläugbar durch Alter, Krankheit,
Tod und Faulniß State finden, laffen fit au; Reaumuͤrs Ark
ohne Organismus anzunehmen gar nicht befriedigend erklären.
4) Dei den im Frühjahre neu angefegten Theilen der Schaale
fieht man deutlich Eleine Faͤſerchen oder Kanäle, welche in großen
Drönung gegen den Rand der Sqaale hinlaufen,
Man hat gegen die vom Verfaſſer behauptete Meinung
eingewwandt, daß nach der Auflofung der Kalferde diefer Schaae
fen durch Säure nichts organifches uͤbrig bleibe; aber in diefem
Falle ift gewiß eine zu ſtarke Säure angewandt worden. Durch
Auftöfung der Schaalen in rauchender Salpeterfäure, welche
mit viermal fo viel Waffer verdänne iſt, erhält man mehrere
übereinanderliegende Häute, welche allerdings organifchen Bau
zeigen, der fih auf folgente vier Abänderungen zurückbringen
laͤſſt:
1, Einen auggebreiteten thieriſchen Zellſtoffe ähnlich, mit
vielen dichtſtehenden vertiejten Punkten (5. B. Lepas
anatifera ). f
2. Auch einem ausgebreiteten Zellftoffe aͤhnlich, mit vielen
£leinen regelmäßig verbreiteten und im Zweige getheils _
ten Gefaͤßen ( Tellina nitida).
168
3. Aus einem fcheinbar fehr einfachen Zellgewebe beſtehend,
j aber aus, lauter halbeylindrifchen Falten zufammeriges
ſetzt (Patella coerulea), f ?
4. Netzfoͤrmig aus fenfrechten Plättchen zufammengefekt,
auf deren oberem Rande Gefäße laufen. Die Zwi⸗
fhentaume drei» felten vier fiebens und acht= meiſt
fünf: oder ſechseckig (Pinna muricata-und hobilis). _
Alte diefe Häute riechen verbrannt wie Horn; die Kalferde
iſt kryſtalliſirt zwiſchen ihnen enthalten, und bildet entweder
Taͤfelchen oder Prismen: leßtere z. B. bei Pinna nobilis und
muricata, erffere bei Buccinum galea, Murex cutaceus, olea-
rius und trunculus, (Die Vergleichung diefer Häute mit dem
malpighifhen Schleimhäutchen, weil fie auch der Schaale die
Farbe geben, ſcheint mir nicht glücklich gewählt, m.)
Wachsthum der Schaale.
So wie das Thier allmaͤhlig waͤchſt und ausgebildet wird⸗
ſo muß natuͤrlich auch die Schaale ſich vergrößern und dieß
geſchieht auf eine eigene Art, Man bemerft vorzüglich bei
alfen zweifchanligen Thieren oder Muſcheln leicht den Mantel,
welcher die innere Flache der Schaale ganz überzieht und ſich
mit feinem Rande längft des Nandes der Schaalen und ſelbſt
noch weiter erftreckt, und nach Gefallen des Thieres mancherlei
Kruͤmmungen annehmen Fann, Aus der ‚gegen die Schaale
gewandten Seite oder Fläche des Mantels entftehen zur bes
ſtimmten Zeit des Wachsthumes Eleine haͤutige Plättchen, welche
aus einem befonderen Behälter fih lostrennen, der mit erdigen
Theilen verfehen if. Diefe Plättchen werden fehr feft an die
Schaalen geleimt und verwachſen zu neuen Theilen derfelben,
Man finder diefelben oft noch bäutig, zuweilen von der Schaale
169
abftehend und herabhaͤngend, welches von Franfhafter Befchaffens
heit des Mantels entfteht. Die neuerzeugten ſchaaligen Theile
aehen immer vom Umfange des Figamentes, oder von der Stelle,
100 der Mantel vom Körper entftehet, ab, und erſtrecken fich nie
weiter, als der Mantel ſich auszudegnen vermag. Ueberdem
iſt zu merken, daß neuerzeugte Theile der Schaale nur an fols
en Stellen entftehen, welche vom Mantel bedeckt werden;
da hingegen, wo die anziehenden,- die Ringmuskeln u, a, ans
ſitzen, geht das gewöhnliche Wahsthum nicht vor ſich; fo da
fogar an diefen Stellen eine Grube entfteht. Wenn fih in der
Folge die Muskeln ihrer Natur nach von den alten: Stellen
lostrennen, fo daß diefe dann von dem Mantel bedeckt werden,
fo füllen fid) aud) jene Gruben nad) und nad) aus. Bei Mya
pictorum, Mactra glauca und Venus chione bemerft man nicht
felten am Mantel felbft zu Schaalenfubftanz verwandelte Stel-
fen. Die Kruͤmmungen der einzelnen Blaͤttchen bei den ver-
ſchiedenen Schaalen laſſen ſich leicht aus der Fähigkeit des Manz
tels, ſich auf verfchiedene Weife zu kruͤmmen, erklaͤren. Die
Blaͤttchen der Schaale ſind anfangs ſehr klein; die erſte Lage
entſteht an der erhabenſten Stelle neben dem Schloſſe Cin
_ ümbonis regione), die naͤchſt untere Lage vermehrt dann nicht
allein die Dice, fondern auch die Größe des Umfanges der
Schaale, Die unterften größeften Blätter der Schaale entftes
hen vom Endrande des Ligamentes; daher feinen alſo alle
Schaalen aus mehreren ineinandergelegten zu beftehen, deren
jede vom Thiere ernährt wird; doch fo, daf fie nur fortdauert
nicht aber an Größe zunimmt, da das Wadısthum einzig und
allein auf der Anfegung neuer Schaalen beruhet.
Außer den eigenen "Wegen, durch welche diefe kleinen
Blaͤttchen der Schaalen ernährt werden, tragen auch die Muss
170
keln in fo fern zur Ernaͤhrung derfelben bei, als die Flechſen
fih fehr fett an die Schaale feßen; daß Gefäße von diefen
Slechfen an die Schafe ſelbſt übergehen,‘ beweifer die Eins
ſpritzung durch Queckſilber; denn nachdem diefes durch die Norte
und ihre Zweige bis zu den Muskeln gekommen war, lief es
frei an deren Enden aus, welche ohne angewandte Gewalt von
felbft von der in Weingeifte aufbewahrten Schaale losgegangen
waren.
Auch an den Schaalen, wo man die einzelnen Blaͤtter
nicht fo deutlich bemerkt, als an der Ottrea edulis, Venus
deflorata, Maitra stultorum, Pinna nobilis u, f. we. , laſſen fie
ſich lelcht dadurch deutlich machen, daß man die Schaale ein
wenig in das Feuer legt. - Die Deffnung der gewundenen Schaa«
fen oder der Nand ihrer Lefzen wächft eben fo wie alle übrigen
Schaalthiere auf gleiche Art, welches vorzüglich bei Helix picta
zu bemerken if. 1
Die Erzeugung der neuen Theile an der Schaale geſchieht
nicht beftändig, fondern nur zu gewiſſen beftimmten Zeiten.
Die Schnecken (Helices) verlaffen, wenn die Sommerhitze
vorüber iſt und die erſten Regenguͤſſe ſich einſtellen, die Stämme
der Pflanzen, an welchen fie wegen der Trockenheit der Luft
feft anhängen, oder Eriechen aus Ihren Schlupfivinfeln hervor
und feßen dann auf vorerwähnte Art neue Haute an den Raud
der Mündung, welche bald hart werden, Nach einigen Tagen
fommen neue und g vͤßere hinzu; die Zwiſchenraͤume, in welchen
diefe Anſetzung geſchieht, find nicht immer gleich; kürzer wenn
die Luft feucht, länger wenn fie trocken ift, Im Anfange dee
Junius hört jene Eigenfhaft des Wachsthumes wieder auf;
im Herbite kehrt fie von neuen wieder, Eben das gefchieht
bei den Auftern im April und Mai, fo wie bei Mures und
[2
171
Turbo, im November und December. Auch bei allen Lepaden
geſchieht das Wachsthum auf dieſe Art; denn die Schaalen derſel⸗
ben beſtehen aus mehreren nicht ſehr feſt miteinander vereinigten
Stüden, und jedes Stück waͤchſt als eine eigene Schaale.
Die Schaale hat bei allen Schaalthieren einen befonderen
haͤutigen oder vielmehr Eruftigen Ueberzug, welcher fich bei den mei⸗
fien, vorzüglich aber bei Pinna nobilis und muricata, durchs Vers
srößerungsglas leicht entdecken laͤſſt; er gleicht einer Kalkſpathlage,
und die kleinen Stüde, in welche er fich bei ftärferen Berührung
mit einee Metallfpise leicht auseinanderbegiebt, zeigen dem bloßen
Auge ein asbeitartiges fadiges Gewebe; durch das Vergroͤße⸗
rungsglas aber ſtellen fie eine Zufammenhänfung ſchoͤner, regel⸗
mäßiger, Elarer, durchfcheinender Kryſtallen dar. Die Defchafs
fenheit devfelben iſt ungefähr. wie bei der Schaale ſelbſt; nun
daß jene weit zäheren Zufammenhang haben, Die Fafern ſtehen
auf der unterliegenden Schaale ſenkrecht. In Buccimum galed,
Murex cutaceus u. a, hat der Ueberzug mehr eine lamelloſe
Geſtalt, und die Lamellen Hängen ſehr feft zuſammen. Die
äußere Fläche diefer Kruſte iſt bei verfihiedenen Schaalthieren
von sehr verfchiedener Befchaffenheit: bald fehr alatt, Bald rauh,
bald runzelig; diefe Berfchiedenheiten liegen in dev verfchiedenen
Genſtalt der Eleinen Theilchen, welche die Kruſte zufammenfesen,
Die Krufte felbft ift noch zu alleräußerft mit der. fogenannten
Epidermis überzogen, und auch diefe iſt wieder von fehr ver
ſchiedener Art: bald ein einfaches duͤnnes Häuschen ‚|bald dic,
bald glatt, ‚bald rauh, mit aͤſtigen Fäferchen oder Gefäßen
verſehen; oft wollig, fteifharig, oder gefranzeblätterig; aber
immer dem inneren Wefen nach gleih, Diefes Oberhäutchen
diene zur Beſchuͤtzung der Schaale, vor Äußeren ‚Gewalt und
vor freffenden Subſtanzen.
+
172
“ Das fonbderbarfte bei der 'anaeführten Art des Wachsthu⸗
mes ift, daB die verfchiedenen Muskeln immer in Anſehung
der Schaale einen gleichen Ort der Anſetzung behalten: ſo daß
z. D. die anziehenden Muskeln (adductores) immer ſaſt in der
Mitte anſitzen, die Kreismuskeln (orbiculares) aber neben den
ändern derfelben liegen. Dieß laͤſſt fich nicht atıders erklären,
als dadurch, dag die. Muskeln zu getoiffen Zeiten von der
Schaale loslaſſen, Cobgleich fie ſonſt aͤußerſt feſt damit verbuns
den ſind) um ſich nach allen Seiten auszubreiten, und dem
Wachsthume der Schaale zu folgen. So widerſinnig und wenig
befriedigend dieſe Sache auch ſcheinen mag, ſo verſchwindet doch
gewiß ein großer Theil der dabei aufſteigenden Zweifel, wenn
man die befannte Erfeheinung an den Krebfen bedenkt, welche
ihre ganze Schaale abwerfen, woran doc) fo viele Muskeln
beveftiget find, welche ſich dann allmahlig wieder an die neue
erhärtendg Schaale feftfesen, Auch giebt der Umftand dieſer
Sache noch mehr Wahrfcheinlichkeit, dag man die Stelle, 100
die Muskeln feftgefeffen haben, noch nicht ganz ausgefüllee
finder, fo daß die Spuren des. allmähligen Fortfehreitens der
Muskeln von der erhabenften Mölbung (umbo) bis zum Nande
hin aus den regelmäßigen einander folgenden dünnen Erhoͤhun⸗
gen der Lamellen leicht zu beurtheilen find,
Die verfchiedene Befchaffenheit der Außeren Geftalt der
Schaale ift aus dem vorhergehenden leicht zu erklären; fie Hänge
theils von der Fürzeren oder längeren Anfesung und Ausdeh⸗
nung der neuen Platten der Schanle ab, wodurch die äußere
Flaͤche der Schaale nach) der verfchtedenen Dicke jener Platten
ein’ breiter ‚oder ſchmaͤler, tiefer oder flacher queergeſtreiftes
Anſehen erhält; theils richtet fie ſich nad) den verfchledenen
Biegungen, nach dem gefranzten oder auf verſchiedene Weiſe
173
gekruͤmmten Rande des Mantels, dem fich die Blättchen, wenn.
fie noch duͤnne, biegfam und häutig find, genau anpaffen, fo daß
daraus zadige, zahnige, glatte u. a. Raͤnder entſtehen; ſelbſt die
Knollen und Zacken laſſen ſich ohne Schwierigkeit qus der Ber
ſchaffenheit und Bewegung des Mantels erklaͤren. Eine dritte
Urſache der Verſchiedenheit des Baues der Schaale liegt aber
gewiß auch in der Struktur der Haͤute ſelbſt, zwiſchen welchen
die Kalkerde der Schaale labgeſetzt wird, nachdem jene Haͤute
naͤmlich entweder bloß zellig oder netzfoͤrmig, platt oder mit
Punkten vertieft find, —
Bon dem Werkzeuge der Schanlenbereitung.
Es erhellet aus dem PVorhergehenden leicht, daß die
Materie zur Schaale durch Gefäße in den Mantel gebracht
und dann zu einzelnen Blättchen gebildet werde. Dieje Maffe
‚ felbft wird in einem eigenen Eingemweide zubereitet, welches
meiftens etwas über dem Herzen dicht an dem oberen anzies
benden Muskel zuweilen aber auch über dem Ruͤcken des Thie—
res abwärtsgehend liegt, und gleichfam in zwei Lappen getheilt
die ganze um das Herz. liegende Gegend einnimmt, Das Eins
geweide felbft beftcht aus unzähligen ſehr Eleinen Bälgen, oder
Drüfenfürnchen, welche mit Gefäßen durchwebt find, die hie
und da in ein wunderbares Netz zufammnengehen. Daß dieg
Eingeweide roirklic zur Abfonderung der Schaalenmaterie diene, .
zeigen die vielen Konfremente, welche fich oft bei Venus chione,
Arca pilosa und Pinna muricata darinn finden, und allemal
fo gefärbt, find, als die Mufchel felbft. In diefem Eingeweide
entftehen auch durch langes Verweilen oder krankhafte Befchafs
fenheit die Perlen, weldye man auc in der Verdoppelung des
Mantels und des Bauchfelles, auch im Herzbeutel und Eierſtocke
- MA,
finder. Diejenigen Perlew, welche aus mehreren konzentriſchen
Lagen beftehen , haben auch die verfihiedenen Farben’ der Schaale
in verfchiedenen Lagen. Die Perlen des Spondylus Gatderopus
find bloß vofenfarben oder gehnfichtweiß, die ‚der Arca Noae
violblau, die der Anomia caepa putpurfarben. Es giebt noch
eine andere Art von Perlen, welche an den Schaalen ſelbſt
entſtehen; diefe find wie Knochenauswuͤchſe anzufehen. Da nun
aber die Perlen im der weichen Subſtanz des Thieres denen
an der Schaale figenden völlig gleich find, fo wird wohl nies |
mand läugnen, das jenes Eingeweide zur Abfonderung der
Schaalenſubſtanz beſtimmt fei *).
Bon den Banderm
Die Schaalen der zwei und mehrſchaaligen Thlere, wer⸗
den durch gewiſſe in der Gegend ihres Schloffes liegende Bäns
der zufammengehalten ‚;welche vorzüglich von zweierlei Arc find,
nämlid) einfache und zuſammengeſetzte: jene beffehen aus‘
einem einzigen braunen oder ſchwaͤrzlichen aͤußerſt elaftifchen:
ſtrickartigen Theile; dieſe hingegen ſtellen gleichſam eine lederne
Kapſel vor, in welcher eine blaͤtterige, perlenartige aber elaftis
fhe Subftanz befindlich if, Diefe Art finder fich faſt bei allen
Muſcheln, jene nur bei Ostrea, Spondylus und einigen Anomiis.
Die Mactrae haben beide Arten der Bänder. (Lig. teres und
capsulare würden alfo nach der Analogie auch bier die fchicks
lichſten Benennungen fein. Die blätterige elaftifche Subſtanz
*) Man jehe mehrerer über die Erzeugung der an den Schaalen feſtſitzenden
Perlen in Fauias Saint Fond Reiſe durch England, Schottland
und die Hebriden 8.2. ©. 126 U. fola, die deutſche eb, umd über die *
Schaalen im Allgemeinen unten in der Anzeige bey Philosoph. Transactions file
1.3. 1799,
175
in dem Kapſelbande kommt mit den Zwiſchenknorveln bei ande.
sen Thieren überein. W.) Die Bänder find fo elaftifch, daß
wenn die anziehenden Muskeln der Schaalen ganz weggefchnits
ten find, diefelben fegleich voneinanderklaffen. Das Thier
braucht alfo um die Schaale zu öffnen nur die Wirkung der
Anzieber nachzulaffen. Bei manden find große Gewichte
nöthig, um die Gewalt der elaftifchen Bänder zu überwinden:
eine mittelmäßige Venus chione, deren Schaalen kaum vier i
Soll breit waren, konnte nur mic vier Pfund an jede Schaale
angebrachtes Gewicht zugedrüct werden. Es wird unten bef
Gelegenheit der Muskelkraſt diefer Thiere noch weiter die Rede
davon fein *). .
Eintheilung der Schaalthiere,
Linne behauptet ganz unrichtig, daß die nackten Mollusca
mit den Schaalthieren vereiniget werden muͤſſen; denn einmal
finder zwiſchen beiden gar die Achnlichkeit nicht Statt, welche
Linne vermuthete, und für das andere begreift auch die Zahl
der Geſchlechter, welche er bei den nackten Molluscis feftgefeßt
hat, nicht alle Berfchiedenheiten der behaufeten. Mir begnügen
uns bier fürs erſte nur die drei Ordnungen der Schaalthiere
anzugeben, in welche Poli die fämmtlichen Schaalthiere ein-
getheilt hat. 4
I, Speingende Schaalwärmer ( Mollusca subsi-
lientia) haben alle einen langen entweder fichelformigen,
Tanzenformigen, keulenfoͤrmigen, oder aud) noch auf andere
*) Die im fechten Aap. des erften Abfchnittes enthaltene chemiſche Analyſt
Ser Schaalen diefer Thiere laſen wir gan weg, war fie nicht? ſehr merlwlir⸗
Wiges oder neues enthält.
J w.
176. A
Art gebildeten Fuß, und fiheinen damit gleichſam zu
fpringen,, indem fie denfelben bogenformig kruͤmmen, oder
bohrfoͤrnig winden und fo fi fortbewegen. ‚Alle diefe
find ganz ohne Kopf und haben Feine Augen, Zu'diefer
Ordnung gehören viel» und zweifchaalige Schaalthiere,
U. Kriechende Schaalwürmer (Moll vepentia)
bewegen: fich wie die nadten Schneden vermittelft eines
breiten Fußes und fcheinen ſaͤmmtlich Köpfe und Augen
zu haben. Hierher gehören meiſt alle einfchaaligen
Würmer,
I. Gearmte em (Moll. brachiata)
haben wie die Hydrae mehrere entweder fleifchige oder
kruſtige Arme, welche entweder gegliedert oder ungeglies
dert, fadenartig, Äftig oder mit Eleinen Anhängen (cotylis)
verfehen find. Sie gebrauchen diefelben zum —
oder zum Ergreifen der Beute.
Bau der ſpringenden Schaalwuͤrmer,
Die ſpringenden Schaalwuͤrmer haben einen Koͤrper, welcher
ſich in drei Theile abtheilen laͤſt, und zwar namentlich in den
"Rumpf oder Stamm, den Fuß und den mit den Tracheen
oder Luftröhren verfehenen Mantel. Kopf, Augen, Nafe und
Ohren fehlen ihmen gänzlich. Der Numpf mwird>rwieder abges
theilt in den vorderen. Theil oder den Bauch, und den hinteren
Theil oder die Bruft. Am Bauche befindet fi) das Maul
mit einer elliptifchen Spalte, welche zwei Lippen bildet, die hie
und da in äußerlich gefurchte, dreiecfige, eirunde oder in Ges
ſtalt einer Binde gebildete Anhänge verlängert find. (Folgendes
find die merkwuͤrdigſten Abaͤnderungen, welche bei der Beſchrei⸗
bung der einzelnen Geſchlechter und Gattungen vorkommen.)
177
Das Thier der Fleinen Kaͤfermuſchel (Chiton einereus), welches
‚Poli Lophyrus melphictensis nennt, hat geweiffermaßen einen
Eopfähnlichen Theil, welcher mit einer mus£ulofen gebogenen
Frauze oder mit einem Kamme umgeben ift, und in defjen
Mitte das runzclige Maul fist. Das Thier der großen Meer ⸗
eichel (Lepas balanus: Diton purpwreus Poli) har ein ſchaa⸗
liges oder Eruftiges Maul, welches wie bei den meiften Thieren
dieſer Ordnung unten am Bauche fißt, da wo fich die Bruft
mit demfelben verbindet; es ift gleichfam knotig (varicosus)
und bildet einen Helm (galea). In demſelben find vier Zähne
von ſchaaliger Art; die unteren gleichen einer Cäge, die oberen
aber find mit pfriemenformigen Spißen verfehen. Ueberdem
umgeben das Maul noch eben fo viele ſchaalige Palpen, welche
zufammen gleihfam eine platte Keule bilden und dicht mit '
Haaren befekt find. Mit den Palpen greift und hält das
Thier den Naub, welcher dann mit den Zähnen jermalmt-
wird. Der Steinbohrer (Pholas dactylus, Aupogaea verrucosa
Poli) hat ein am unterften Theile des Bauches liegendes e:fürs
‚miges mit doppelten Lippen verfehenes Maul; die Fippen „find
ziemlich groß, nad) allen Seiten biegfam, oben glatt, unten
‚aber wo fie aneinanderliegen, mit Queerfurchen bezeichnet, ‚Bei
der Mahlermuſchel (Limmea fusca Poli) hat das gayp ‚unten
am Bauche fisende Maul vier eirunde herabhängende an der
‚einen Ceite geftreifte Lippen. Die vier Lippen der Saubshne
| CSolen legumen, Hupogaea hirudo Poli) find mit fehr- feinen
blutrothen Linien bezeichnet. Bei Tellina lactea (Loripes
erbiculatus Poli) waren gar feine Lippen zu bemerken; obgleich
dieſelben bei anderen Gattungen dieſes Gefchlechtes deutlich. und
groß genug meift aud von eirunder Geftalt find. Cardium
eadule (Cerastes gracilis Poli) hat pyramidenfoͤrmige queerge ·
1. Bandıs 2. Etick. M
178 ö
ſtreifte Lippen; auch bei Donax trunculus ( Perönars ramoca
Poli) find fie pnramidal und verlängent; bei den Venusarten |
find aleichfalls dreiecfige queergeftteifte Lippen. Chama cor
(Glossus rubicundus Poli) hat lange fpiße Lippen; bei Chama |
"antiquata ( Limmaes multilabiata Poli) find. fie in mehrere
"Lippen geteilt, welche gleichfam vervielfältigte Lippen vorſtellen.
Bei Ostrea Jacobaea (Argus calvculutus Poli) ift das Maul
mit einer fehr ſchͤnen rothen Franze (fimbra) bezeichnet, an
‘welcher die beiden Fippenpaare der Länge nach feftfigen; eben
dieſe gefärbten Franzen finden fich bei Ostrea sanguinea (Argus
“erinitus Poli) und O. lima (Glaucus capillatus Poli); dahin⸗
"gegen iſt das Maul bei O. glacialis ( Glaucus unilabiatus Poli)
nur mit einer einzigen dicken Lippe verfehen, welche ſich am
jeder Seite in zwei geftreifte Anhänge endiget, und bei O. coch-
Icar Peloris gracilis Poli) hat es dicke, queergefiveifte, drei⸗
"eig Lippen von mennigrother Farbe. Mytilus hirundo
(Glaucus radicons Poli) hat ein mit feingezacdten Lippen ver:
fedenes Maul, welches fih in queergeftreifte pyramidenfoͤrmige
Anhänge endiget. Bei Pinna nobilis (Chimaera pinnarum
Poli) liege das’ Maul ganz unten nahe an der Spike der
Schaale; es hat zwei runzelich gefranzte Lippen, welche ſich zu
ſehr lallgen ſchmal lanzenformigen Anhängen (app. lineari · lan-,
"seolätas‘) ausdehhen, welche an der einen Seite glatt, an der
anderen geſtreift ſind. Unter dem Maule liegt eine faſt kugel⸗
formige, etwas zweilappige braune Druͤſe, welche vielleicht
den fpeichelähntichen Saft zubereitet, welcher beſtaͤndig in das
Maul und den Schlund ausfließt.
2. Schlund, Speiferöhre und Magen, nebſt dem
Reyftallgeiffel, Der Schlund, welder fih unmittelbar in
die Speiferöfte fortſetzt und verlängert, iſt gleichfalls. von
179
verſchiedener Geftaft: bald roͤhren- bald trichterformig, mehr
oder weniger faltig u. ſ. w. Der Magen ſelbſt iſt meiſtens
doppelt, fo daß beide Abtheilungen-dicht aneinanderliegen; mar
koͤnnte die eine den Kropf nennen. Die Deffnung, durch welche
Beide miteinander in Gemeinſchaft ſtehen, hat eine Klappe,
Vebrigens it der Magen meift eirund. und von musfulofen
Baus, Beide Abtheifungen haben nur eine Eleine Hoͤhlung,
welhe von den Falten der Musfelhaut inwendig fehr vunzelig
erfcheint. Die innere Fläche des Magens hat mehrere Deffr
nungen, durch welde die Galle in denfelben ergoffen wird;
man fieht dieß dentlich, wenn man Die Leber ziwifchen den
Fingern drücdt, Diefe Oeffnungen haben wenigſtens bei einie
gen diefer Thiere halbmondformige Klappen, um zu verbüten,
daß das im Magen enthaltene hineindringe (z. B. Solen strigie
latus) und werden (wenigſtens einige derfelben) von den lanzen⸗
fürmigen Fortjägen eines fehr dünnen Fnorpeligen Iheiles vers
ſtopft, welcher wegen feiner Geftält der deeifpirige ‚Pfeil
genannt iſt. Er fißt auf der Spitze des Kryſtallgriffels: dieſer
leßtere fenkt fid) mit der Spike in den Magen, und fteckt
mit feinem anderen meift Feulenfürmigen Ende in einer eigenen
vom Magen fortgefesten Enorpeligen Scheide, welche auch zus
weilen der Laͤnge nach mit dem dicken Darme (welcher die
Fortſetzung des Magens iſt) verwachſen, nie aber außerhalb
des Magens durchbohrt ifts fo dag der in derſelben enthaltene
durchſichtige Kevftallgriffel alfo nur im Magen feine Wirkung;
haben kann, twelche vielleicht datinn befteht, durch feine Elafti«
eität die Fortſaͤhe des oben angeführten Pfeiles, mehr oder
weniger in die Definungen der Gallengänge zu drüden und fo,
den Einfluß der Galle in den Magen gehorig zu ‚mäßigen.
Anfangs hielt Poh diefen Griffel für ein Zeugungsorgen, Er
M 2 4
y 180
beſteht gleichſam ans ursähligen alasartigen ineinandergeſteckten
Buͤchſen, welche genau verwachſen find, wovon aber die letzte
feinen durch die Achfe des ganzen ‚laufenden Kanal hat. Die
Subſtanz gleicht dem Flintglaſe, ift aber im frifchen Zuftande
ſehr elaftifchbiegfam ; nach dem Trocknen ſehr zerreiblich. Bei
einigen Schaalwuͤrmern iſt ſie ſo gallertartig, daß ſie ſich ganz
und in kurzer Zeit im Waſſer auflofet. Auch werden alle diefe
Sriffel in kochendem Waffer zu einer dligfchleimigen Subftang;
dahingegen_bleiben fie im Weingeifte unverändert,
Die vorzäglichften bei der Befchreibung der einzelnen Gat⸗
tungen vorkommenden Abänderungen find folgende: —
Bei Chiton einereus iſt der Schlund von ſehr beſonderem
Baue und beſteht aus drei Theilen: namentlich, einer platten
musfulofen Roͤhre, einer knorpeligen gezahnten Haut und den
Muskeln. Die ſehr duͤnne durchſcheinende Haut iſt ringsum
gleich vorn an mit rhomboidaliſchen Plaͤttchen ausgelegt; hierauf
folgt eine dreifache Reihe von Zähnen, deren oberſte den Fang—
zähnen des Ebers ähnlich ſcheinen. Die mittlere Reihe hat
ſchwarze dreifpißige Zähne von faft eifenartiger Härte, beide
an der Zahl etwa vierzig. Die unterften nehmen allmählig an
Härte ab und erlangen eine blaßgelbe Farbe. Jeder ſitzt auf
einem befonderen musfulofen Stiele, mit einem zurücziehenden
Muskel verfehen. Die unterften Zähne, welche reihenweiſe
nach der Are der erwähnten 'Kaut liegen, find ſtumpf und
weich wie die oderften. Ale diefe Theile find Außerft elaftifch.
Uebrigens liegt diefe gezähnte Haut fo in der muskulofen Röhre,
dag die wagerechten Zähne einander entgegengerichtet find und
folglich die Speifen, -ehe fie in den Magen fommen, fehr gut
zermalmen koͤnnen. Der oberfie Theil diefer Haut wird von
einer ſehr fchönen verwickelten Reihe von Muskeln umgeben,
.
|
a4, ar
welche von röthlichee Farbe find und den Kopf des. Thieres
auszumachen fcheinen. Einige derſelben Eonmen den Kopf
vor» andere rüctwärts ziehen; einige die gezähnte Haut zus
fanmenfhnüren, andere fie grweitern, An jeder Seite des
Schlundes liegt noc ein länglicheiformiger, grünlicher , mit
einer zarten Haut bedeckter und mit ſehr feinen Gefäßen ‚bei
zeichneter drüfenartiger Körper, welcher mit den zurückziehenden
Muskeln des Schlundes ſehr feft. verbunden ifi.
Mya pictorum ‚hat weder den SKryftallgriffel, noch dem
hinteren Magen,
Lepas anatifera hat außer den zwei oberen und ziel
unteren mit Dorfen beſetzten Palpen des Mauls, noch zwei
Paar kruſtige Zähne, welche auch wie die Palpen gegliedert mit
fägeformigen Rändern und mit Borften verfehen find. Mitten
zwiſchen diefen liegt der wie ein Schließmuskel gefaltete
Schlund; vier Muskeln, welche ſich dicht neben dem Anzieh⸗
muskel an die Schaale beveſtigen, dienen zur Bewegung dieſer
Zähne. Lepas balanus hat einen kegelfoͤrmigen Vormagen.
Dei Mactra ncapolitana ift die Klappe zwiſchen beiden Abthei-
lungen di und faft Enorpelartig, Bei Chama antiquata iſt
der Magen fehr dünne, fo daß die Leber vollig durchſcheint,
er liegt gleihfam ganz in der Leber eingefchloffen, welches zwar
gewiffermaßen auch bei den übrigen aber doch nicht in fo hohem
Grade der Fall ift, Ostrea Jacobaca hat einen ziemlich weiten
von einer fehr feiten Musfelhaut gebildeten und inmendig mit
Queerfurchen verfchenen Schlund; dagegen aber einen fo dünn
bäutigen Magen, daß man die Leber durd beide Wände deut-
lid) durchfcheinen fieht; an einer Stelle wird aber die Magen:
haut durch ein in zwei Arme getheiltes Muskelfaferbündel
dicker. Der Pylorus liegt faſt in der Mitte des Magens.
182
Der Kryſtallgriffel und der dreifpisige Pfeil fehlt diefem Thiere
‚and wie es ſcheint auch den übrigen Auſtergattungen gatız.
Bon der Jakobsmuſchel behauptet es Poli ausdrücklich, bei den
übrigen, deren Zergliederung er liefert erwähnt er diefer Theile
nicht, woher ihre Mangel zu vermuthen iſt. Die gemeine
eßbare Auſter hat ein etwas breites Maul, welches in den
weiten, ſehr kurzen Schlund führt; dieſer verengert ſich dann
in die zirkelrunde obere Magenmuͤndung; dicht unter dieſer iſt
eine Spalte, welche in eine ziemlich weite Vertiefung fuͤhrt,
die ganz verſchloſſen oder blind iſt. Der Magen ſelbſt iſt
eirund, dick und muskulos; der Pfoͤrtner viel weiter als die
obere Magenmündung und mit einer Ereisformigen Klappe
verfehen. Mytilus edulis hat einen weiten der Länge nach
gefurchten Schlund, welcher faft fo’ lang ifE als der Magens
dicht unter dem Maule liege bei diefem Thiere ein weit offen
ſtehender Gaug, welcher am Nücken bis zur Gegend’ der Trachee
hinl uft und von dem Schlunde nur durch die zioifchenliegende
Hart gefchieden wird, Es fcheint als wenn diefer Gang einen
atoiefachen- Nusen habe: nämlich eriilih um Waſſer aufzunehr
men, welches diefes Thier bei geſchloſſenen Schaalen vielleicht,
zu einer befonderen Art der "Ernährung bedarf und zweitens
um die Eier von fich zu geben, welche zur gehörigen Zeit aus
den Bälgen der Branchien, die fich in den Gang öffnen, her:
ausgetrieben werden. Ein eben folcher Gang finder fich bei
Mytilus lithophagus, wo er aber in zwei lange enge Säde
getheile wird, die der Länge nad) neben den Branchien und
über die Herzohren fortlanfen. Bei Mytilus lithophagus führt
das mit vier zugefpißten Lippen verfehene Maul in den triche
terformigen Schlund; in der eifürmigen Kohle des Magens
dicht man Musfelftränge, welche ſich untereinander verflechten
‚183,
und zwiſchen fich die Deffnungen der. Gallengänge durchlaſen
Solche Mustelfränge und die zwiſchen denſelben liegenden mit.
Slappen verſehenen Oeſfnungen der Gallenwege ſieht man auch
deutlich bei Pinna nobilis.
3. Gedaͤrme: dieſe weichen in Ruͤckſicht ihrer Länge, ihrer
einfacheren oder. verwickelteren Krümmungen und ihrer Bile,
dung bei den verfchiedenen Gefchlechtern ziemlih ab; doch
haben alle das gemein, daß der weitere Theil oder der dicke
Darm den Magen naͤher, der engere Theil hingegen oder. der
dunne Darm. dem After näher liegt, daß die Weite vom,
Magen gegen, den After zu allmäplig abnimmt, und daß der
Maſtdarm oder das Ende des Darmfanales aus dem Bauche
hervor und mitten durch das Herz geht, welches in der That
eine ganz auffallende Erfcheinung ift, die fih am beften fo. ers
klaren laͤſſt, daß die Zuſammenziehung des Herzens den Abgang
des Unrathes befördern müffe. Von dem Maftdarme gelangt
der Unrath in die untere Luftröhre und wird: durch diefelbe
fortgefchafft. Was die Windungen betrifft, fo fcheint es als
wenn fih im Ganzen behaupten laſſe, daß diejenigen unter dies,
fen Ihieren, welche Eeinen Fuß haben, fondern durch einem
Dart, oder duch die Schaale ſelbſt unbeweglich an Felfen ober.
Holzwerke feftfigen; kürzere und weniger getwundene, die mit
einen Fuße verfehenen aber, welche folglih den Ort ihres
Aufenthalts oft veränderen, längere und verwickeltere Därme
haben, Die Därme find übrigens mir einem Gefröfe verfehen,
und. die Erfremente von verfchiedener Geftalt. Eine fehr dünne
Bouchhaut fließt die Eingeweide zunächft ein, Es fcheint als.
ob die Schaalwürmer fich außer ben in den Magen gebrachten.
Nahrungsmitteln auch durch die Cirren naͤhren; denn diefe find
nichts anders, als musfulofe mit Schließmuskeln verfehene
184
Röhren, welche zum Einfaugen des Maffere geſchickt find,
Kann man diefe Thiere verwundet, fo läuft auch fogleich eine
Menge 3 Waſſer aus, welches in der zelligen Subftanz des Fußes
und dee Bauches fich aufzuhalten ſcheint. Werden die Schaae
fen feft zugebunden, fo dai das Waffer nicht auslaufen kann,
fo lebt das Thier wohl no einige Tage — Waſſer; ſonſt
aber nicht,
Abänderungen bei den einzelnen Gattungen find folgende:
> Chiton cinereus, diefes Thier nimmt zwifchen feinen Därz
men gleihfam die Leber auf, mit welcher diefelben Hin und wie⸗
der fehr feft zufammenbängen. Ein fehr kurzer aͤüßerſt dünner
Darm liegt in der Mitte zwiſchen dem dicken und dilnnen
Darme und macht zwiſchen beiden die Gränze. Der Unrath
im dünnen dem After näheren Darme it eiformig, von weißer
Sarde und liegt reihenweiſe. Die Därme eines neun Linien
fangen Thieres waren 34 Zoll lang. Bei Lepas balanus macht
der Darmfanal nur eine einzige Krümmung, welche den ganzen
Bauch einfäließt. Bei Pholas dactylus find die Därme ziems
lich lang nnd vielfach gewunden; eine Walvel oder ein Saum
(ligula) geht vom Magengrunde in den Darm der- Fänge nach
fort. Bei Mya pictorum iſt der vom Magen abgehende Darm
fehr weit und frichterfürmig, er feige aufwaͤrrs zum Grunde
des Fußes und macht nur eine einfache Windung. Bei Solen
siliqua find die Dätme vielfach gerwunden, Bei Solen strigi-
latus theilt eine der Länge nach laufende Falte den dem Magen
naͤchſten Theil des Darmes gleichſam im zwei Roͤhren, wovon
die eine bie Hoͤhlung des Darmes, die andere aber die Scheide
für den Griffel bildet. Auch hier Find die halbmondformigen
"Rappen vor den Mündungen der Gcllenginge im Magen fehr
deutlich. Jene Abtheilung des Darmes in zwei Roͤhren ift bei
185
Tellina planata afeichfats fehr deutlich zu ſehen; dieſes Thier
bat einen außerordentlich fangen und vielfach gewundenen Darm⸗
kanal. Der Maſtdarm ſchlaͤgt fih, nachdem er neben dem
Anziehmuskel der Schaalen durchgegangen it, in’ einen weiten,
Sack um, welcher von dem Mantel gebildet wird. Cardium
rusticum hat fehr verfchlungene und lange Daͤrme; bei einem
MThiere, welches im Tode faum fünf Zoll lang war, hatten die,
Därme zwoͤlf Zoll Länge, Bei den Venusarten ift der Anfang
des Darmkanales fehr weit. Bei Chama cor iſt der weite
Anfang des Darmes von fleifchrother Farbe und mit unzählis
gen Kleinen Queerfurchen gekrauſet. Bei Arca Noae und pilosa
fieht man deutlich wie der Maſtdarm durch zwei Bänder an
dem ihm bedeckenden Anziehmusfel der Schaalen ſtark beveſtiget
if. Dei Ostrea edulis ift der Anfang des Darmes-fehr weit,
geht zuerft gerade hinauf zum Anziehmusfel, dann wieder zus
rück zue Seite des Magens und dann unter der Leber, fat
kreisformig gebogen, als Maftdarm rückwärts über den Anziehs
muskel zwifchen den hinteren Nand der Duplikatur bes; Mans
tels, ohne durch ein Band beveftiget zu fein. Auch bei Anomia
eaepa fehlt ein folhes Band. Bei Pinna nobilis liegt eine
faft runde Klappe mitten im Darme, welche den Koth, der
aus dem oberften Theile defjelben fchon herabgekommen iſt,
- verhindert wieder zurüczugehen. Webrigens findet ſich Bei eini:
gen Thieren diefer Ordnung eine zottige Befchaffenheit der
inneren Darmfläche.
2; Die Leber ift bei allen fehr groß, doch bei einigen
mehr, bei anderen weniger; ferner in mehrere Lappen getheilt,
und den Magen nebft einem Theile der Därme umfaffend oder
gleichſam in ſich aufnehmend. Eine Gallenblafe haben diefe
Thiere durchaus nicht, fondern die Galle wird vermittelft
4 186
mehrerer Gänge in den Magen geführt: Dieſe Gänge kommen’
aber nicht unmittelbar gerheilt vonder Leber; fondern die. klei—⸗
rien Sallengefäße, weldye von den einzelnen Kiümpchen Eommen, ;
zu welchen fih die rundlichen mit grüner oder gelblichbrauner
Salle gefüllten und durch eine dünne Haut gemeinfhaftlich
umbülleten Bälge vereinigen, die man durdy Vergrößerung:
bemerkt, feßen größere zufammen, und diefe vereinigen ſich zu”
einem einzigen Gallengange, welcher ſich nachher wieder im:
mehrere Zweige theilt und mit diefen den Magen durchböhrt.
Alle die einzelnen teaubenförmigen Klümpchen der Leberſubſtanz
werden von einer gemeinfhaftlichen Haut umfhloffen, Die
Subſtanz ſelbſt iſt ziemlich dicht, bei einigen fo fehr, daß man
gar Eeine Bälge wahrnehmen kann, z. ®. Pinna nobilis, 100°
die Leber eine braune Farbe hat. Die Bälge find von Galle
ſtrotzend voll. Die Leber enthält nicht allein fehr zahlreiche,
fondern auch fehr große Gefäße. Die Galle fühle fich feifen-
attig, an.
5. Das Kingeweide zur Bercitung der Scharle liege:
meiſtens oben an der Bruſt, oder auch oft an der Seite ders
felben; die Subftanz iſt ſchwammig, weich, fehr gefaͤßreich,
netzformig und mit einer gemeinfchaftlihen Haut überzogen.)
Da der Bau diefes Eingeweides vollig drüfenartig'ift, ſo vers
dient es den Namen der Schaslendrüfe (Glandule testacea).
Die Höhlen der ſchwammigen Subftanz müffen als eben fo
viele Baͤlge zur Abfcheidung der Schaalenmaße Cin unregelmaͤßi⸗
ger Geſtalt und von ziemlicher Durchſichtigkeit) angefehen werden.
Der Bau diefes Eingeweides iſt vorzüglich bei Pinna muricata,
Arca pilosa und Venus chione zu fehen,
Bei einigen Thieren diefer Ordnung, z. B. bei Ostrea
Jacobaea findet ſich diefes Eingeweide von ſchwaͤrzlicher Farbe, -
2
187
liege ganz unten am Bauche dicht am Anzichmuskel; es iſt
groß, aber ſehre dunne, hat eine Menge von Gefaͤßen und eis
formige Bälge, Bei Ventis chione iſt es gleichfam gallertartig
und braunlih und ganz mir ſchaalenartigen Stuͤcken von ver
ſchiedener Geſtalt gefüllt, deren Anzahl ſich gewoͤhnlich anf
ſechzig beläuft. Es umſoſſt zum Theil den oberen Anziehmus⸗
tel, und licgt gewiſſermaßen unter dem Maſtdarme und dei
Herzohren , wenn diefe vom Blute ausgedehnt find, Bei Arca
pilosa find die Herzohren mit ihrer Baſis an den Rand m.
Eingeweides: feftgeheftet. 2
Außer diefen Eingeweiden finden ſich bei einzenen Gat⸗
tungen diefer Tiere noch hin und wieder andere, deren Nußen
noch nicht. beſtimmt if. So z. B. bat Mya pictorum am
Grunde des Bauches ein ſchwarzes, fih Bis zum oberen An⸗
ziehmuskel erftreckendes, aus fehr feinen weichen Fafern zufams
mengefeßtes Eingeweide, defjen feinerer innerer Bau fich aber
durchaus nicht erfennen lat. Man koͤnnte es dem Anfehen
nad für die Milz halten: cs fehlt aber mehreren Thieren F
fer Ordnung gänzlich.
6, Der Eierſtock oder die Gebaͤhrmutter: der einzige
Seugungstheil, welden man bei die en Thieren findet; er if
gekruͤmmtaͤſtig, labyrintformig, und größer als irgend eins der
übrigen Eingeweide, welde er fänımelich mit feinen Aeſten
bedeckt, die zwiichen den Räumen der Muskelftränge gleichfam
eingeflochten liegen. Uebrigens an Farbe und Geftalt nad) den
Zeiträumen der Trächtigkeit ſehr — wovon unten mehr
geſagt werden wird, ba
Alle diefe, Eingeweide des Unterleibes find mit musfulofen
Deden umgeben, und diefe felbft nach außen von der Hauf
des Thieres bedeckt. Die Muskeln laſſen sich in vier Paare
188
theilen:- 1) Das Paar der unteren febiefen Bauchmuskeln:
2) Das Paar der oberen ſchiefen Bauchmuskeln: beide
kreuzen fid) und. fenfen fich mit dem einen Ende in die Sub:
franz des Fußes, nahdem fie fchraglanfend ben ganzen Bauch
umgeben haben; mit "dem anderen Ende wird jeder diefer
Muskeln zu einer runden Flechſe, und feßt fid) nahe am
Schloſſe an die Schaalen feſt. 3) Das Queermuskelpaar
liegt Über den vorigen und ſchnuͤrt den oberen Theil, des Unter⸗
leibes der Queere nad) ein. 4) Das längslaufende Mustels
paar entftcht von der Spike des Fußes, die vorigen.der Länge
des Fußes nach bedeefend. Alle umgiebt eine ſehr dünne Haut,
melde mit einem: zähen Schleime überzogen, und bei einigem
noch mit einer ſpinnwebenartigen Haut: bedeckt iſt. Aus der
Gegend der Faſern der vorhin genannten Muskeln kommen
viele andere Safern unter einem reiten Minfel, aus: welchen
unzählige rundliche dicht nebeneinanderliegende Stränge zuſam⸗
mengefeßt werden, welche den Namen der fteidförmigen
Wiusteln verdienen, da fie wie Stricke von einer Seite des
Bauches zur anderen und zwar durch die Leber geben und alle
im Bauche enthaltene Eingeweide fett umfchließen. Dieſe
Musfeln find wieder. bei verſchiedenen Thieren von mannigs
faltiger Verſchiedenheit, welche aber in der Natur ſelbſt beobach⸗
tet werden muß, da ſie ſich durch bloße Beſchreibung nicht
deutlich einſehen laͤſſt.
Der Fuß iſt eigentlich nichts als eine Verlaͤngerung des
Bauches, aus einer ſehr feſten ſcwwommigmuskelartigen Sub⸗
ſtanz beſtehend, welche man mit Recht subst. cavernose nennen.
fann. Bei allen Schaalwuͤrmern, fie mögen fpringende oder
kriechende fein, ift nur ein folher Fuß vorhanden; einige haben
aar Eeinen: als Spondylus gaideropus, Ostrea glacialis ( wo
189
er im Motbfalle durch die Trachea abdominalis erfeßt wird)
und O. cochlear. Die Geftalt des Fußes ift gewöhnlich rund:
lich, ſpitz zulaufend, Eeulenformig, oder etwas zufammenger
drückt lanzenformig, faft eiformig,- jihelformig, halbmondfoͤr⸗
mig u, f. w. Bei allen Eann er feine Geftalt wegen der mans
nigfaleigen roilführlihen Bewegungen, der unglaublichen Kon—⸗
raktilität und Srritabilität, deren ex fähig iſt, ſehr vielfältig
veränderen,
Die Bruf.
Der hintere Theil des Rumpfes, oder die Bruft, bildet
eing Eleine fat eirunde Höhle, welche vermittelft der Bauch—
musfeln und einer befouderen Haut, welcher der Name der
Bruſthaut zukommt, vom Unterleibe gefchieden ift: Sn der
Bruſt liegt das Herz mit feinem Herzbeutel umgeben; diefer ift
im natürlichen Zuffande von einem klaren Säfte gefuͤllet. Die
Haut, welche denfelben bildet, ift ziemlich ftarf und mit Gefäßen
verfehen, die vom Herzen oder vom Anfange der Aorte abgehen.
Das Herz ſelbſt ift eirundlich, musfulos und hat nur eine
von Feiner Scheidewand getheilte Höhle und zwei, zumeilen
aud vier Herzohren, wie bei den Thieren der Meerſchinken
(Pinnae), zumeilen nur eins wie bei der gemeinen Aufter, wo
auch die Vertheilung der Gefäße fehr fonderbar ift. Obgleich
das Herz von außen glatt erfcheint, fo befteht es inmendig doch
aus vielen, unzähligen, rundlichen, ftarfen in manchen Richtungen
bündelformig verfchlungenen Muskelfträngen von verfchiedener
Dicke. Diejenigen, welche der Mündung der Herzohren am
naͤchſten liegen, find fo angebracht, daß fie zugleich die Stellen
der Klappen vertreten; denn es gefchah bei der Einfprikung
der Blutgefäße mit Quedfilber oft, daß. diefes zwar frei aus
den Herzohren in das Herz, aber aller angewandten Gewalt
190
angeachtet nicht aus dem Hetzen ruͤckwaͤrts in die Herzohren
und Denen drang. Das Herz iſt bei einigen dieſer Thiere,
3. ©. Arca Noae, poppelt, fo dag es an jeder Seite des Thies
tes liegt, Die abgehenden Venen und Schlagadern vereinigen
ſich bald zu einem Stamme, Vorzuͤglich befist dieſes dop-
pelte Herz einen ſehr hohen Grad von Reizbarkeit, welcher
von den Nerven abhaͤngig iſt. Die Ohren ſelbſt find entweder
eifbrmig oder pyramidal, ſehr dunn wie Spinnweben, gleichfans
mit fichfigen Niegeln netzfoͤrmig durchwebt, dicht, mit einem
Ende an den Seiten des Kerzens, mit dem anderen an den
Branuchialvenen hängend, deren Blut, fie aufnehmen und dem
Herzen zuführen; außer diefen Venen nehmen fie aud die
zahlreichen zu einem Stamme vereinigten zurücführenden Ges
. fähe des Mantels auf, welches vorzüglich bei Arca Noae zu
bemerken iſt. Uebrigens find die Herzohren ungleich weiter
als das Herz feld, An dem Falle, wo vier Herzohren da
fird, liegen die zwei ungewöhnlichen auf dev Ruͤckenflaͤhe des
Herzens und gehen in die abjteigende Aorte über. Die Bewe—
gung des Herzens iſt abwechſelnd Syſtole und Diaftole, die
Enden des Herzens werden nach der Richtung der beiden Aor—
ten ſtark gegeneinandergezogen. Wenn man den Herzbeutel bei
den lebenden Thieren zum Theile wegſchneidet, ſo bemerkt man,
daß zumeilen die Bewegung des Herzens eine Zeitlang ganz inne
hält, und nachher von felbft oder auf ein gelindes Zerren wieder
anfängt, }
Ehe wir zu den Gefaͤßen felbft übergehen ift es zur beſſe⸗
ven Verſtaͤndlichkeit nothwendig von dem Mantel und einigen
anderen Theilen zu fprechen.
Der Mantel, welcher die innere Fläche der Schaalen
ganz übersicht und fo den Korper zur Huͤlle dient, und den
191
ſelben, fo lange er zwiſchen den Schaalen bleibt, ganz bedeckt,
beficht aus drei Hauptheilen:; namlic, der Haut, den Muskeln
und Tracheen. Die eigentlihe Haut des Mantels umgiebr
dieſen ganz bis zum Nande Hinz fie hängt mit dem. Band):
felle, da wo es den Nüuͤcken diefer Ihiere überzieht, zufammen,
Bei einigen Schaalthieren kann man deutlich. doppefte Platten
detſelben bemerfen, welhe mit den Gefäßen des Eierſtockes,
oder mit einem bintähnlihen Safte erfülle find; außer dem
ſieht man noch die Eleinften Gefäße, welche mit milchahnlicher
Flüfigfeit gefüllt find. Rings um ven Hand des Mantels liegt
der Ringmuskel, welcher aus unzähligen fich kreuzenden
Strängen zufammengeflochten ift, wodurch er an dem inneren
Rande der Schaale feftfist, Sein Nand it glatt, wellenfor:
mig gefranzt oder fadenartig, An die Haut des Mantels
beveſtigen fih vorzüglih die Anziebmuskeln (adductores),
welche zur Schließung der Schaale dienen; ferner die Tracheen
oder die fehr Fontraftilen mus£ulofen Röhren, welche an ihrer
äußeren Deffnung meijt mit Cirren verfehen find und fomohl
der Nespiration, als der Ausfcheidung des Unrathes, ja auch
zumeilen der Austreibung der Eier dienen. Die Zurücicher
dieſer Tracheen find mit dem einen Ende an den Schaalen
beveſtiget. Die Tracheen felbft find in ihrer Lage, Geſtalt und
ſelbſt in der Anzahl ſehr verfchieden, fo das fie vorzüglich zur
Beſtimmung dev Gefchhlechtsfennzeihen dienen Eonnen, Bei
einigen find fie Doppelt, bei anderen einfach, einigen fehlen fie
ganz. Einige haben mehr oder weniger verlängerte Nöhren,
welche entweder getheilt, oder zufammengewachfen find; bei
anderen fißen fie am Bauche und find becherformig; bei den
meiſten entftehen fie oben an dem Mantel, Bei den übrigen
Hind fir durchaus nicht jenfeits des Mantels verlängert, fondern
}
198
}
bilden nur eine runde eiformige Deffnung an. ber Dberfläche |
deffelben, Die untere Luftroͤhre oder Trachee dient ſowohl
zur Respiration als zum Fortſchaffen des Unrathes und heißt
daher Branchialtrachee; die obere hingegen iſt an beiden
Enden offen, faugt bei angezogenen Schanlen das Wafler in |
den Mantel auf und fprißt es einige Fuß weit aus, fie heißt |
die Trachee des Mantel. Die Eirren oder Fäden, mit
welchen fie verfehen ift, dienen wie oben bemerft ift, zu einer
befonderen Art der Ernährung. Man fteht zumeilen, dag die
Thiere die röhrenfsrmigen Traheen mehr als einen oder zwei
Zoll lang über den Rand der Schaale ausſtrecken. Mehrere
Beobachtungen aber überzeugten ung, daß fie etwa anderthalb
mal fo lang als der Ducerdurchmeffer der Schaale des Thieres
fein; vorzüglich ift dieß der Fall bei den Tellinis.
Die Branchien oder Kiemen find entweder in den Luft
röhren eingefchloffen, wie bei Pholas dactylus, Solen strigila-
tus, vagina, siliqua u. a,, oder fisen an der Seite des Baus
«es, zwiſchen diefem und dem Mantel, wie bei den meiften
foringenden Schaalwürmern. Sie haben eine fehr ſchoͤne, fons |
derbare Geſtalt und bilden gleichfam vier Flügel, welche paars
weile ſtehen. Sie beftehen aus einer Zufammenfegung von
vielen, fait in unzählige Zweige vertheilten Gefäßen, welche
gleihfam ein Gebalke für die fehr dünne, fehon gefraufete Haut
bilden. Diefe muskuloſe Haut ift bei einigen fehr reizbar, ims
mer doppelt, fo daß die Gefäße zwifchen beiden Platten laufen;
da aber die großeren Gefäße viele Räume zwifchen fich laffen,
fo bilden ſich dafelbft Baͤlge, und diefe dienen zur Aufnahme
der Eier. Das Hauprgefhafft der Branchien ift aber- die
Kespiration, welche durch befondere Luftgänge gefchieht. Sehr
fonderbar ift es, daß dieſe fo wichtigen Werkzeuge von der
193
Natut nicht beſſe er geſchutzt fd; denn man findet ſie oft voll
vom Schlamm, und Sande.
Bei dem Mantel iſt noch der e Blutfac an jeder Seite
deffelben zu bemerken, welcher ſich aber nicht‘ bei allen ſprin
genden Schaalthieren, fendern nür bei wenigen: Gattungen,
als bei Arca pilosa und glycimeris, Chama. antiquata und
ealyceulataz Solenilegumen ‚uhd Tellina nitida findet. Drew
Saft, mie welchem dieſe Safe angefullt find, fe rerh; er Eanın
augenblicklich nad Gefallen des Thieres unter die Haut und
den Bauch ergeffen werden, und bald wieder in die Saͤcke
zurücktreten, fo daß jene Theile nach Verhältnig roth oder blaß
werden. is
Gefäße
> Zum Herzen gehören zwei⸗ größere Schlagadern und zwei
Venen; die Schlagadern, welche man Aorten nennen ‚Eat
gehen ven beiden Enden des Herzens ab, daher wird die eine
die untere, die andere die obere genannt, Die obere, gicht,
außer den Echlagadern für den Herzbeutel und fir das Hcız,
CKranzichlagadernd; welche außerft zahlreich ‚find, dem wberem.
anziehenden. Muskel, und dem Mantel viele ‚Zweige, witern >,
welchen letzteren zwei Hauptſtamme zu. bemerfen find, ‚welche,
von der Horte kommend an beide Enden des Mantels hingehen; ;
den ganzen Rand defjelben umgeben und. die ganze Fläche deſſel⸗
ben mit netzfoͤrmig verbundenen Ziveigen verforgen, Die untere
Aorte gehe uüber den Nucken des, Tpieres fort Gin feltenereny
Snllen entſteht Sic, avie ‚oben, bemerkt iſt, von zwei beſonderen
Sersohren), aiebt der Luber vorzüglich, große, und viele Zweige;
varforat aber auch zalle „übrıgen, Eingeweide, und, Theile des
Br 1 den Fuß umd dem ungeheuren Verrath won Ba f
2. Tandıs 2, Stiid,. N
194
welche mit ihrer Baſis neben den Außeren Raͤndern der Herz⸗
ohren binlaufen, fich mit diefen Ohren, mit dem Mantel und
mit dem Grunde des Bauches vereinigen. Die Vertheilung
der Gefaͤße an denſelben iſt zuerſt aͤſtig und dann kammförmig.
Gleich nachdem die untere Aorte vom Herzen abgegangen iſt,
giebt ſie einen Aſt zum oberen Anzieher, welcher mitten durch
denſelben zum Milchbehaͤlter geht. Eingeſpritztes Queckſilber
laͤuft auch durch dieſes Gefäß In den Milchbehaͤlter und von
da durch alle Zweige der Milchgefaͤße, welche theils zu den
Branchien gehen und in gleicher Richtung mit den Branchial—
gefäßen fortlaufen , theils über den Anziehmuskel in viele Zweige
getheilt auf den ganzen Mantel fortlaufen, wo fie in geichlans
gelter Richtung die daſelbſt liegenden Blutgefäße begleiten. Es
ſcheint als ob der Zugang von dem erwähnten Afte der Aorte
zum Milchbehälter nicht ganz frei offen ftehe; denn man muß
bei dem Einfprigen beträchtliche Gewalt antvenden, woraus jich
fliegen laͤſſt, daß jene Mitchgefäge von den verfchiebenen
Theilen des Thieres Fommend ſich in den Behälter ergießen,
von wo der Milchfafe dann durd die größeren Gefäße dem
Blute beigemifcht wird. Nah Maaßgabe des Entfernung der
Milchgefäge von dem Milchbehälter verliert der in denfelben
enrhaltene Saft auch die milchartige Konfiftenz und Farbe, und
die auf dem Mantel hinlaufenden Gefäße führen nur eine dünne
Lymphe. Dei Ostrea cristata war deutlich zu bemerfen, mie
nachdem der Milchfaft aus jenen Gefäßen einige Zeit in den
Behälter ſchon vermeilt harte, die bünne Lomphe nachkam.
Sonderbar ift es, das bei den Einfprigen das Duedfilber
nie aus den Schlagadern in die Venen oder umgekehrt aus
diefen in jene getrieben werden Fonnte, obgleich daſſelbe und
zwar vorzüglich bei den Branchialgefaͤßen leicht bie in die feine
195
ften Saargefäße drang, Die Schlagadern konnten ſelbſt bei
den lebenden Thieren bis in die kleinen Zweige ohne Widerſtand
gefüllt werden. Daß der Maſtdarm durch das Herz. laufe iſt
ſchon oben bemerkt; beide Aorten ſchließen denfelben, da wo ſie
vom Herzen abgehen, ein, ſo daß das Blut wiſchen den Waͤn⸗
den des Darmes und der Schlagadern durchlaufen muß.
* Blut dieſer Thiere.
Das Blut dieſer Schaalwuͤrmer iſt wie eine duͤnne, klare
Lymphe beſchaffen, und hat nur bei den mit Blutſacken ver-
fehenen eine rothe Farbe. Den rothen Theil: des Blutes
bilden Fleine haͤutige Bälge, welche weit großer ale die des
Menfhen find; in den blog weißblütigen Thieren, finden fih
diefe Baͤlge viel feltener, Bei vollfonzmenen Gefundheite,
zuftande haben fie ein firoßenderes roͤtheres, im Gegentbeile
‚aber. ein zuſammengeſallenes bläfferes Anſehen. Der Faſertheil
des Blutes ift nichts anderes als diefe Bälge, welche ſich,
nachdem der Lebensgeift herausgetricheu ift, aneinanderbangen
und ein faferartiges Anfehen erhalten. Außer dieſen Balgen
kommt im Blute dieſer Thiere noch ein ſandaͤhnlicher, ſchwe—
rer, zu Boden ſinkender Theil vor, aus welchem der Samen
bereitet wird; denn im Samen kommen lauter eben ſolche
Koͤrnerchen vor und man findet dieſe anch in den befruch—
„teten Eiern wieder *). Menn das Blut trocden wurde, fo
”) Der Ver aſſer ſagt hier manche ziemlich afcntheuerliche Dinge non der
Beſchaffenheit des Plutes, und es kommt auch einssed über das menichliche Blut
vor; doch entbehren die Leſer gar nichts durch Auslaſſung dieſer Remerkungen.
Die Samentheilchen des Blutes hielt der Verf, zuerſt fir Kalltheilchen, Es iſt
a pweifeln, daS ſich viel treifftiges fir die Identitat dieſes Samenſtoffes
ngen laſen werde.
u »,
Na
196
entftanden "allemal ſehr regelmäßige Kepftattifationen darin,
welche bei Meftwinde zerfloffen und bei Nordwinde in
erſchienen.
Kespiratiom
Diefe ift bei den Schaalthieren vollig willkuͤhrlich; fie
athmen zuweilen in einigen Stunden nicht. Wenn man ihre
Schaalen ſeſt zufammenbindet und fie ganz aus dem Waſſer
aimmt, fo kann natürlich gar Feine Nespirarion Statt finden;
loͤſet man am folgenden Tage das Band und bringt fie wieder
ins Waſſer, ſo geht bald die Respiration wieder vor ſich "und
das Thier lebt nach wie vor fort. Die Respiration geſch ieht
durch die Luftroͤhren; es iſt hier aber immer nur die untere,
dem Schloße ber Schaalen am naͤchſten liegende zu verſtehen;
betrachtet man das lebende Tier, fo wird man leicht gewahr,
dag nur diefe (Trachea branchialis) dag Respirationsgeſchaͤfft
perrichte. Die Eirren, welche an dem, Ende der Luftrohren
ſitzen, find eben fo vicle Möhren, und zwar goregpeungen der
in den Qufrröhren verborgenen Luftgaͤnge (ductus respiratorii)
fo dag man von der Zahl der Cirren auf die dev Fufigänge
ſchließen kann. Man fieht dieß deutlich durchs Vergroͤßerungs⸗
| glas, wenn das Thier atmet, und Queckſilber in die Euftgänge
gefprikt, kommt tropfenmeife aus den Spitzen der Cirren Hets
vor. Jene Gänge, welche gleichfam als Luftroͤhrenzweige ans .
aufehen find, und deren Wände tingformige Muskeln haben,
um fie zufammenzuzieben, laufen nach der Fänge der Tracheen
und endigen fich in einen. weiten Behälter. Diefor liegt über
dem oberen Anzieher, und das’ durch die bemerften Gänge in
den Behälter eingeiprigre Queckſilber — unmittelbar von
hier zu den RAR
197.
Wenn mat ein folhes Thier 1. bis 2 Zoll unter, Waſſer
bettachter, fo kann man ſicher fein, daß die Nespiralion vor
ſich sche, wern die Tracheen aus den Schaalen hervorgezogen
und die Eirven um die Mündung derſelben emporgerichtet find,
Denn man dann irgend ein feines Pulver auf das Waſſer
freut, fo werden die Stäubchen defjelben von einem fehr
ſtarken Winde, welcher aus jedem Cirrus kommt, nach einer
krummen Richtung vorwärts getrieben, und fommen in gleicher
keummen Richtung wieder zu den Cirren zuruͤck welche ſie
aber nicht berühren, fondern wenn fie in deren Nähe Eommen,
wieder ſchnell vorwaͤrtsgetrieben werden, und ſo dieſelbe ovole
Linie von neuen beſchreiben; daß dauert ſo lange als die Res—
piration fortgeht. Kommen die Cirren an die Oberflaͤche des
Waſſers ſelbſt, fo wird dieſe von dem hervorbrechenden ſtarken
Winde in Bewegung geſetzt. Aus der Branchialtrachee, worin
ſich der Maſtdarm endet, mird oft wegen der Respiration der
Unrath ſchnell und heftig ausgeleert. Die Schaalthiere, welche
keine Ttacheen haben, athmen unmittelbar durch die Branchial⸗
gänge. Folgerungen: 1) Der ſtarke Wind kommt einzig aus“
" den Röhren der Cirren, welche während der Nespiration weit
geöffnet find. 2)- Die Röhre der Branchialtrachee trägt gar
nichts zur Respiratien beis da das auf Waſſer geftreute Pulver
in der Gegend der Achſe dieſer Roͤhre gar nicht bewegt wird,
3) Der Wind aus den Cirren blaͤſt ineinsfort, fo lange die
Respiratien dauert; den wenn man beftandig Pulver nach
freut, fo wird dieß immerfort nach derfelben Richtung bewegt.
4) Die Eleinen Stanbchen muͤſſen von, zwei Kräften bewegt
werden, fenft konnten fie nicht Erummlinig fich bewegen, man
muß alſo nothwendig ſchließen, daß einige von den Cirren bie
Luſt forttreiben, andere fie einfaugen, und daß beides zu gleicher
198
Zeit geſchehe. Die- verfhiedene Gräfe und ber verfchiedene
Drt der Anfegung der Eirren bei derfelben Trachee, machen
die Berfihtedenheit ihres Gefchäftes noch wahrſcheinlicher. Die
Luft alfo, welche von den einhauchenden irren aufgenommen
iſt, geht durch die oben erwähnte: Nespirationsgänge in den
Behälter, von da zu den Branchien, wenn fie hier die nöthte
gen Dienfte geleifter hat wieder zum Behälter zurück und
durch andere den erften Respirationscaͤngen ähnliche Röhren,
und dann durch die aushauchenden Cirren zur Trachee wieder
heraus, fo daß eine beftindige Cirkulation Statt findet, Die
zum Athmen noͤthige Luft aber fchopfen die beftandig im Meere
lebenden Scaalthiere gewiß aus dem Waffer, und zwar ſcheint
es der Theil der Luft zu fein, weicher bekanntlich immer im
Waſſer vorhanden iſt. Dieß wird wahrfcheinlich, weil die
Thiere während der Nespiration die Spitze des Fußes aus den
Sichaaleit laffen, und fich vermittelft deſſelben um fich ſelbſt
im Kreiſe drehen; auf welche Art fie die Cirren immer an
andere Stellen bringen; vielleicht weil fie die ſchon ausgefchopfte
Luft anderwärts ſuchen. Uebrigens ſteht auch nichts der Mole
nung entgegen, daß diefen Thieren von der Natur das Vera
mögen verliehen fei, das Wafler in feine Theile zu zerlegen. -
Mir finden ja eben diefes Vermögen bei den Pflanzen. ons
derbar iſt es, daß in keinem Zeitraume der Nespiratioh die
Luft in Blaſen an die Oberfläche des Waſſers gebracht wird;
zu der Zeit, wo fie durch die amziehende und forttreibende
Kraft im beftändigen Kreife bewegt wird, Eonnte dieß weniger
ſonderbar ſcheinen, aber wenn das Thier nachlaſſen will zu
athmen, und daher bloß durch die fortſtoßende Kraft die Luſft
mit folhee Gewalt austreibt, daß fie nicht wieder zu dee
Trachee zurück geht, fohdern frei in das Waffen hineinſtrömt,
199
ſieht man auch nicht die Eleinfte Blafe, welches doch allerdings
geſchieht, wenn man durch eine zur Haardicke ausgezogene
Glasroͤhre durd) das Maffer blaͤſt. Die Thiere muͤſſen alſo
entweder nur den feinſten Theil der Luft, oder nur die mit
dem Waſſer gebundene Luft athmen. Die Willkuͤhr der Res—
piration und das natürliche Geſetz bei diefen Thieren, vermöge
‚defjen fie nur mit dem ganzen Körper, die Tracheen ausge⸗
nommen, zwiſchen den Schaalen eingefchloffen athmen, mache
die Beobachtung der Brauchien zur Zeit der Respiration ſelbſt
unmöglih; aber die Brancien des Myilus edulis, zur Zeit.
Menu die Respiration eben vorbei war durchs Vergrößerungse
glas betrachtet, zeigte mir oft das herrlichſte Schaufpiel: es
war fein Pırnkt an ihnen, welcher nicht fanft aber Häufig
erfihürtere wurde, Man follte glauben die ganzen Brandyien
walleten von heftigen Feuer beſtaͤndig auf, welches ihre große
Kontraftilität beweifet. Wenn wir die beftandige Fortdauer
des Eins und Ausathmens und die ungeheure Geſchwindigkeit
“Betrachten, womit die Luft durch ihre Branchie geführt
wird, fo Fonnen wir leicht ‚Schließen, daß diefe Thiere in
einer Stunde fo viel Lebensgeift fchopfen, als andere, welche
minder haͤufig und zwar abwechſelnd ein- und ausathmen, in
ſechs Stunden. Und das ift vorzüglich als die Urſach anzus
fehen, warum dieſe Thiere willführlih nach Gefallen athmen;
daher verrichten aud) diefe Thiere, ſowohl unter dem Maffer
als unter der Luftpumpe aller Luft beraubt, ihre Funftionen
mehrere Stunden, ja vielleiht Tage fang eben fo ‚gut, ale in
freier Luft. Sonderbar ift, daß nad) weggenommenem Drude
des Waflers oder der Luft gar Feine Ausdehnung des Körpers
an dieſen Thieren erfolgt.
1
200
Thermometriſche Verſuche über den Grad der Lebenswärme
der ſpringenden Schaalthiere, gaben die Reſultate ) daß ne
im Waſſer wenig oder gar nicht von.der Temperatur des fie
timgebenden Naffers abweichen, 2) dag fie außer dem Waſſer
immer eine niedrigere Temperatur zeigen, als die —
Luft.— 7
Hirn und Nerven waren alfer angetvandten Bemühungen
ungeachtet durchaus nicht zu entdecken und fehlen daber diefen
Tieren wahrſcheinlich ganz. (Cuvler bat doch allerdings
Hrn und Nerven gefunden, doch) it es dazu nöthig, daß die
Thiere lange in Meingeifte —
Muskelkraͤfte dieſer Thiere,
"Obgleich dieſe Thiere anf den erſten Anblick ſehr träger
Natur und zu ſtarken Bewegungen ganz ungeſchickt ſcheinen,
ſo bemerkt man dech Bei aufmerkſamer Beobachtung ihre große
uhelt und unglaubliche Bewegbarkeit, wodurch fie theils
tin Nachſtellungen ihrer Feinde entgehen, theils den Fiſchern
bidetſtehen. Ihr Fuß nimmt dabei ſehr verfchiedene Geſtalten
En, und es ſcheint, als wenn die Natur auch bei dieſen Thies
"en durch ein außerordentlich ſtarkes Gefühl den Mangel der
Augen, Dhren, vielleicht auch des Geruchs erſetzt habe, Bor
zůglich merkwurdig iſt die ungeheure Kraft, womit ſie ihre
Anziehmuskeln koͤnnen wirken laſſen. Es durde eine eigene
Maſchiene vorgerichtet, wodurch vermittelſt angebrachter "Ges
wichte die Kraft der Muskeln genau beſtimmt werden Fonnte)
Sie fand fih bei der Arca pilosa, deren Schaale 4 Zoll breit
war, folgendermaßen: durch ein an jeder Schaale angebtachtes
Gewicht von a5 Pfund 5 Drachm. konnten beide 1 Zoll weit
soneinandergezegen werden; da hierauf ſowohl der Mantel als
—
201
die Anziehmuskeln des Thieres mit einer Nadel ſanft zu reizen
angefangen wurden, fo zog fich der Muskel noch einmal ſo weit
Zufammen, daß die Schaalen faft wieder ganz einander genähert
wurden; ſo das die beiden Wagſchaalen mit den daraufgelegten
Gerichten fidy wieder erhoben; da hun neues Gewicht hinzus
gerhan war, fo wurden die Schaalen fogleich wieder auf den
vorigen Stand auseinandergezogen, und die Muskelkraft Eonnte
nun gar nicht mehr dagegen wirken, obgleich noch. zo Pfund
7 Drahm. die Musfelfafern nicht zerveiffen fonnten. Die
Musfeltraft war alfo sı, die Koherenz der Fafern 72 Pfund,
Dei Spondylus gaideropus zerriffen die Muskelfaſern mit 30, bei
einigen größeren mit 59 Pfund; bei Cardium rusticum deſſen
Durchmeſſer 2 3°” und das Gewicht Z Dradyım. beteng, wur
den die Schaalen mir 172 Pfund auscinandergesogen, welches
Erreicht aber doch auf angebrachten Reiz noch einmal übers
runden wurde; 224 Pfund zerriffen die Diuskelfafernz- dns
Serreiffen geſchahe bei allen in der Mitte der Muskeln ‚nies
mals an den Enden, oder. fo daß diefe von der Schaale los—
gelalfen hätten, Sonderbar war auch, daß wenn die Muskeln
einmal über ihr Vermögen ausgedehnt waren, diefelßen, obgleich
der Zufammenhang nicht getrennt war, auch das Thier andere
Theile des Körpers vollommen bewegen konnte, doch alle Reiz⸗
barkeit durchaus verloren hatten, und ſich auf keinen Reiz
wieder zuſammenzogen. Wer ſollte aber glauben, daß alle
dieſe Bewegungen ganz ohne Hirn⸗ und Nerveneinflug moͤglich
fin —
Stenons, Vieuſſens, le Cats u. a. Verſuche zeigen)
daß ein Glied paralytiſch werde, wenn entiveder deffen Nerve
oder deſſen Arterie unterbunden wird: es ſcheint daher, als
wem beide gleichen Antheil am der Muskelbewegung haben
2 202
Daraus aber, da bie fpringenden Schaalthiere wohl Arterien
aber Eein Hirn und feine Nerven haben, muß man billig
ſchließen, daß Muskelbewegung ohne Nervenſyſtem, aber nicht
dhne Arterien möglich fei. Chira hatte an mehreren Hunden
wicht allein das große und kleine Hirn, fondern auch Rüden
mark und Nerven ganz heransgeriffen ; alle Musfelbewegung
Horte fo wie die offenbaren Kennzeichen des Lebens auf, aber
nad) ſtarkem Lufteinblafen in die Lungen kamen mit den Lebens«
geihen auch wieder Muskelbewegungen zum Vorſchein. Nach
Crawfords Verfuchen ift es offenbar, daß durch diefes Luft⸗
einblaſen dem Blute wieder Waͤrmeſtoff gegeben wurde, und
daß die Arterien dadurch nut auf die Muskeln einwirken, und
deren Reizbarkeit erregen; fo wird die Srritabilität des Het
zens beim Küchlein im Eie bloß durch Wärme erregt und Die
Glieder der Thiere erftarren durch ſcharfe Kälte. So wie alfo
die Lungen das Gefchäfft haben die thierifhe Wärme zu bewir⸗
ten, fo muß das Hirn auf der anderen Seite das principium
phlogisticum vom Blute abjcheiden, weldyes entroeder mit dem |
Chylus, oder auf irgend einem anderen Wege hineingelangtz
und fo wie die Warme vermittelft der Arterien zu den Muss
keln gelangt, ſo wird das Phlogifton ihnen durch die Nerven
zugefuͤhrt, damit, es nämlich die im Arterienblute verborgene
Waͤrme herausziehe und im ganzen Körper verbreite;s um ſo⸗
wohl die Verrichtungen des ganzen Körpers als vorzüglich der
Muskelbewegungen zu beforderen. Wenn das Phlogifton im
den Nerven in gelinder Bewegung fließt, fo wird dadurch nur
der nöthige Ton der Muskelfafer unterhalten, bewegt es ſich
aber durch die Wirkung des Willens oder irgend eine andere
Urſache ſchneller, oder was noch wahrſcheinlicher ift, wenn es
ſchnell ſo ausgedehnt wird, daß es einen ſchnelleren und ſtaͤr⸗
203
ten Eindruck auf das Blut macht, ſo vermindert es die Kapa⸗
eirät des Blutes für den Warmeſtoff ſo betraͤchtlich, und zwingt
Biefen in ſolcher Menge und mit ſolcher Macht in die Muskeln
ſelbſt überzugehen, daß die naturliche Reizbarkeit ftark erregt
und daher Mugfelbewegung erzeugt wird, Das Phlogiſton
wird indeſſen fogleich wieder von den Venen aufgekommen,
und gelangt durch diefe zu den Sungen, um von da der atmoss
pharischen Luft durch Ausathmen beigemifcht zu werden. Nun
giebt es aber Geſchoͤpe, welche ihrer Natur nad) eine große
Menge freien Märmeftoffes in ihrem Korper nicht ertragen
Finnen, dagegen aber denfetden in fehr großer Menge gebuns
den erhalten; Ddiefen gebundenen halten wir mit Necht für
fähig, die Sprritabilität außerordentlich zu erhöhen, vorzüglich
wenn er ‚mit vielen thieriſche Leime verbunden iſt, welcher die
Muskelfafern biegfamer und zur Erregbarfeit gefchickter macht.
Dieſen Thieren hat daher die Natur Hirn und Nerven vers
fast, weil das Gefchäfft derfelben überflüffig, ja wohl gar
ſchaͤdlich geweſen fein würde. So gut als wir nun bei diefen
Thieren einen ganz anderen Sitz der Seele annehmen müffen,
fo müffen diefe auch auf eine andere Art auf bie verfahiedenen
Theile des Körpers ihren Einfluß äußern Eonnen, und es muß
auch hier die Neisbarkeit der Muskeln auf eine ganz andere
Art errege werden. Die fpringenden Schaalthiere haben nun
in der That äußert geringen Antheil freie Wärme, auch zeige
die große Bläffe ihres Blutes und der gänzlihe Mangel des
Fettes an jedem Theile ihres Körpers die fehr geringe Menge
des Phlogiftons. Dazu kommt, daß diefe Thiere einen unges
heuren Grad von Sfrritabilität beſitzen; denn. außer dem fchon
angeführten mag es binlänglich fein zu bemerken, daß diefe
Thiere, nachdem ihnen Bauch, Leber, Herz, Magen, Einge
204
weide und Mantel ‚tief verwundet waren, noch zwei bis drel
ganze Tage auf leichte Reize offenbare Lebenszeichen von ſich
gaben, das heißt nicht allein den Fuß bewegten, fondern auch
mie den Anziehmuskeln die Schaalen noch ganz fließen konn⸗
ten... Die Tracheen des Solen strigilatus machten noch faſt
drei Tage lang, nachdem, fie mit Zangen von Körper ganz,
losgeriſſen waren, dieſelben Bewegungen, als wenn ſie noch
am Pie fügen,
[
Sortpflaningsvermögen der —
Schaalthiere.
Ale fü nd Breitterg und es ‚bedarf daher Feiner, Begattung.
Außer dem Eierſtocke oder Uterus giebt es bei ihnen gar keine
Geſchlechtstheile. Es muß alſo hier ſowohl die Reihe von
Eiern ſelbſt als der ſie beſenchtende Saft ausgearbeitet werden,
Rifiee hat zwar bei Pectunculus und Chama im Unterleibe
einen weißlichen rundlichen Kürper gefunden, welchen er für.
das männliche Geſchlechteorgon hit, Auch ich habe in Venus
deflorata und laeta, oft dieſen Theil beobachtet, der durch die
Hant des Bauches durchſchimmert; aber ſowohl ſeine Einrich⸗
tung, als Lage, und der an der Stelle vorzoglich gänzlich vere
ſchloſſene Bauch ſtreiten völlig gegen Ciſters Meiming. Des
Eierſtock von ‚allen Eingeweiden das groͤßeſte, bedeckt Leber und
alle: übrigen Eingeweide des Bauches mit feinen Zweigen,
welche zwifchen ben Raͤumen der Muskelftränge gleichſam eine
geflochten liegen; zur Zeit. der Trächtigkeit nehmen fie fat die
ganze Bauchhoͤhle ein und dehnen fie unglaublich ans. Ya bei
einigen reiche die Bauchhöhle nicht einmal zu, fordern der
Eierſtock dringt hie und. da zwiſchen die Duplikatur des Mae
tele: man ficht ihm hier mir, der Samenfeuchtigkeit gefuͤllt
— —
20%
Dir Cierftot ift der Geſtalt und Farbe nad; zu verſchledenen
Seiträumen der Troͤchtigkeit verſchi du. Zierſt über er einen
ſehr verwickelten "Haufen ‚von Möhren, auch wehl eine gan
Anförmliche mäffe, welche ſich nach und nad entwickelt ſo wie
die darinn enthaltenen Cierchen zu wachſen anfangen; er bildet
alsdanı Zweige, wie ein Hirſchgewelhe, Welche dutch die Sant
des Unterleibes fcheinen, Wenn diefe allmaͤhlig durch die Zotus
Ausgeipannt werden, fo verwandeln fie die Nofenfarbe in’ eine
goldaelbe, bis ziert, wenn Die Eier ihre gänzliche Neife “ers
langen, die beſagten Zweige uͤber die Maßen ausgedehnt und
} gegeneinandergeprefit, eine gleihfam von milchartiger Feuchtige
keit erfüllte weiße Maffe bilden, Jeuer Milchſaft beſeuchtet
den ungehenren Eierbaufen, und ſcheint auch die Gefäße: dor
Sranchien, der Lippen und des Mantels anzufüllen, Wenn
die Fotus zur völligen Reife kommen, feheint er etwas abzu—
Hiehmen. Auch find die Eier, welche in den Branchien liegen,
wohin fie Aus, dern Unterleibe nach beinahe gänzlicher Reifung
delangeh, it Feiner Samenfeuchtigfeit umgeben, Bei einigen
Schaalthieren it der Eierſtock braͤunlich und wird nachher
weilßlich. Mytilüs edulis und barbatus, Spondylus gaideropus,
Chama gryphus, Ostrea Jacobaea, varia, lima, Pinna nobi-
lis, rudis, muricata find zu diefen Beobachtungen wegen der
anffallendeh Farbe des Eierſtockes vorzüglich geſchickt.
Dieſe Menge von Eiern geht aber gar nicht auf einmal
4b, ſondern es gehoͤrt dazu ein ſehr langer Zeitraum, und es
dauert daher die Traͤchtigkeit ſehr fange, indem zuerſt die reif
ſien Eier uf w. abgehen. Die Eier gehen aber auf zwei
berſchiedenen Wegen aus dem Urerusz bei einigen nämlich
gehen einige von den Aeften des Eierſtockes in befondere Röhren
des Tracheen, woraus in der Folge die Eier abgehen; in anderen
- N —
gehen jene Aeſte an den Seiten des Bauches heraus, und durch
die einzelnen Baͤlge Cloculos) der naheliegenden Branchien.
Die "it der Vertheilung der Zweige in jenen Baͤlgen ſieht
man bei Sponylus gaideropus deutlich.” Die Beſchaffenheit der
Eier iſt faſt bei allen dieſelbe, die Seftalt ausgenommen, welche
bei einigen eirund, bei den meiften Eugelfürmig, zuweilen mit
einem Stiele verſehen iſt. Zuerſt erfcheint im Cie der Forus
als ein weißer ungefoimter Punkt in der Flüfigkeit, welche
mit dunkelen Pünktchen verfehen und nur in einer einfachen
Haut ‚enthalten HE, die Cchafhäutchen genannt werden koͤnnte.
Allmaͤhlig wird die Feuchtigkeit weniger durchſcheinend, und der
Punkt erhält eine regelmaͤßige Geſtalt. Dieſe Thiere find aber
nicht alle eierlegend, ſondern einige gebaͤhren lebendig, obgleich
fie den Foͤtus im Eie naͤhren, fo lange er im Uterus bleibt;
fobald das Thier gebohren iſt, zieht es nicht. allein die Schaa—
len zuſammen und auseinander, ſondern ſpringt auch zu wieder⸗
holtenmalen. Die Schaalthiere gaben auch ihre Nachkommen⸗
fehaft nicht zu jeder Jahrszeit von fid), fondern einige im
Fruͤhjahre, einige im Sommer, im Herbſte, ja im Winter,
Die Aufter giebt ihre Fltus durch die Branchien im März,
Junius und September von fi, welches die Tarenriner Fiſcher
ſehr genau wiſſen. Die Myae, Solenes u, a, nur im Fruͤhlings⸗
anfange. Die Pholades, Chamae, Veneres, Donaces, Ano-
miae, Tellinae, Mactrae findet man oft im Sommer voll von
Eiern, Mytilus edulis aber giebt nur. im Herbſte, nämlich
vom Detober bis December, die Brut von ſich, und zwar, wie
die Fifcher fagen, nur bei unruhigem Meere und Falten Nords
winde. Sonderbar ift, das die Tarentiner Fifher das von
Auſtern gewiß behaupten, was Pontoppidan von allen eier⸗
legenden Fiſchen fagt, daB fie namlich gleich nachdem fie bie
EEE EEE TERN — —
207
Bine von ſich gegeben haben, und: zwar nur zu der Zelt,
Schlamm und Sand freſſen. Mar erklärt dies gewöhnlich
indem man fagt, das verlorengegangene Gewicht und die
Ausdehnung der Eier muͤſſe dadurch erſetzt werden. So fagt
Buͤffon, die gefraßigen Thiere verfhlingen in Ermangelung
des Futters Steine, um nur den Magen zu füllen. Gewiß
ift es, daß der Darmkanal der Aufter nach dem Gebähren
vol vom Sande ilt,
Der Eierfioc erhält auch nach der Ausleerung aller Eier
die vorige bräunliche oder Nofenfarbe wieder, und verliert die
Milchweiße. Zu der Zeit find denn auch die Schaalthiere mager
und von ſchlechtem Gefhmade. Die Eier find wenn ſie gelege
werden, mit einem milchfarbenen Schleime umgeben und häns
gen fi) an Selfen, Stämme von Bäumen und an den Mee-
resboden feſt. Werden fie von der Heftigfeit der Wogen los—
geriffen, fo hängen fie ſich gleich am irgend einen in den Weg
fommenden Körper. Die Fruchtbarkeit diefer Thiere iſt ſehr
groß. Poli zählte in der Ostrea eristata an 1,200000 Eier
menigfiens. Arca Noae hat wenigftens 2,000000, Chen das
- Tann man von Pholas dactylus, Solen strieilatus, Mytilus
eäulis, Venus chione, Ostrea Jacobaea behaupte, deren Gier
unzablbar find. Erftaunfih fehnell ift auh das Wachsthum
dieſer Thiere und die Erlangung der Fortpflanzungsfähigkeit,
weldhe in einem halben jahre fhon Statt finder, Die Auftern
und Anomien 3. B., welhe im Zunins gebohren find, haben
im Detober oder November fhon den Durchmeſſe eines Zölles,
und pflanzen fih fort; do h errei son fie erft in drei oder uier
- Bahren ihre höchſte Groͤße. Da fie mehr als einmal im Jahre
neue Anfäge der Schaake erhalten, fo ficht man leicht, wie
anficher es fei, nach diefen die Zahl der Jahre des Thieres
208
ſicher Beftimmen zu tollen, "Dani kann im Ganzen: nur ang
ihren ſchnellen Wachsthume. auf ein ziemlich kurzes Leben
ſchließen; aus mehreren vergleichenden Beobachtungen kaun
man bei einigen wohl mit’ Grunde vorausſetzen, daß ſie über
zehn Jahr leben. "Manche: Feinde: verfürzen aber ihr Leben,
wogegen weder Dicke noch Härte der Schaale hilft. Die
Purpurae und Buccina bohren mit den Zaͤhnen an der Spike
ihres Nüffels die Schaalen der fpringenden Schaalthiere- durch,
und ſaugen den Saft ans! ihrem Fleiſche; das Loch ſelbſt und
die. Page deffelben iſt merkwuͤrdig: immer nämlich zirkelrund,
und nie in der Gegend der Lappen des Mautels, fondern det?
Leber, dos Magens oder Eierſtockes.
Bla on 3 ER
Cavicrs Nachricht von dent Seelete einer fehr,
großen „Art ‚dom. Bisher, undefannten. Bierz,
fuͤßer welche in Paraguay gefunden und in
das naturhiſtoriſche Kabinett nach Madrid”
gebracht: it, Maga. encycloped. "Tom. L,
“
Lea —
Dies Secelett ifb ausgegraben, und fag hundert: Fuß tief in
einem fandigen Boden, im dr Nachbarſchaft des Patafluſſes
es iſt bis auf den Schwanz. und einige paare Knochen, welche
von Holz nachgemacht werden konnten, vollſtandig, und in
209 :
Madrid aufgeftellt, two der Bürger Roume, Correspondent
des Nationalinftituts, e8 genau unterfucht hat‘ Man hat das
ganze und alle „einzelne Theile auf fünf großen Foliotafeln in
Kupfer ftehen laffen, wahrfcheinlich um diefelben zu einet Abs
Handlung über diefes Scelete zu gebrauchen.
Das Scelett iſt zwoͤlf Fuß lang und fechfe hochz die
Wirbelſaͤule befteht aus fieben Hals: ſechszehn Ruͤcken⸗ und
vier Lendenwirbeln, und hat folglich fehszehn Nippen. Das
Kreuzbein iſt kurz; die Darmbeine find fehr breit, und da ihre
Flaͤchen beinahe fenkrecht gegen das Rückgrat ftehen, fo bilden
fie ein fehr weites Beckeu; e8 hat weder Schaam- nod) Sitz
beine, weniaftens fehlen fie diefem Scelette, und man ſieht
keine Spur, daß ſie bei dem lebenden Thiere jemals dageweſen
fein H. Die Oberſchenkel find außerordentlich dick, und die
Knochen der Unterſchenkel verhaͤltnißmaͤßig tod) weit mehr,
Die ganze Fußfohle berührt im Gehen die Erde; das Schule
terblatt iſt viel breiter als lang; es hat vollkommene Schlüffele
beine, und die beiden Knochen des Vorderarmes find deutlich
abgefondert und umeinander beweglich.
Die vorderen “Gliedmaßen find länger als. bie hinteren;
ſo viel ſich aus der Geſtalt der Nagelglieder urtheilen laͤſſt,
muß das Thier ſehr große ſpitze Nägel gehabt haben, welche
am Grunde in einer knoͤchernen Scheide ſteckten; es ſcheint
als wenn an den Vorderfüßen drei, und an den Hinterfüßen
fur ein einziger Nagel vorhanden gewefen feis und. daß ‚die
Übrigen Zehen gar Eeine Mägel gehabt haben und vielleicht
Unter der Haut verborgen gewefen find,
*) Es unterſcheidet fich alſo in dieſer Rückſicht fehr von Brandypus tri-
dactylus, wo Echaam: und Eigbeine deutlich zu ſehen find, &, oben im erſten
Etucke diefes Archivs.
1, Vandes 2. Stück. D
210 j
Der Kopf ift am diefem Scelette bas merkwuͤrdigſte: das
Hinterhaupt ift fang gezogen und platt; über den Augen ader
iſt der Kopf gewoͤlbt genug; die beiden Kiefer bilden einen
betrachtlichen Vorſprung, aber ohne Zähne; denn diefe befinden:
fi) nur hinten im Maule, find lauten Backenzaͤhne mit plat—
ten queergefurchten Kronen, an. jever Seite forwohl oben alg
unten viere an der Zahl. Vorzüglich zu bemerken ift die Größe
der. Zweige des Unterkiefers, und der große unten vom Joch—
bogen abgehende Fortfak.
Diefes Thier weicht durch das Ganze feiner Kennzeichen
von /allen anderen befannten Thieren ab, und jeder einzelne
Knochen ift auch von dem gleichen Knochen aller anderen Thiere
verfchieden. Diefes ergiebt fi aus einer genauen Vergleichung
diefes Seelettes mit den Sceletten anderer Thiere, und alle
diejenigen, welche mit diefer Art von Unterfuchungen nicht?
unbekannt find, werden es Teiche finden; denn Feines der durch
ihre Größe diefem genäherten Thiere hat fpisige Nägel, oder
eine ihm Ahnlihe Geftalt des Kopfes, der Schulterblätter,
Schlüffelbeine, des Beckens und der Gliedmaßen.
Was die Stelle diefes Thieres im Syſteme betrifft, fo iſt
diefelbe durch die bloße Betrachtung der gewöhnlichen Untere
ſcheidungskennzeichen nämlich dev Nägel und Zähne vollkommen
berimmt. Aus diefer Betrachtung ergiebt fich, daß daffelbe
unter die Familie der Thiere mit Nägeln und ohne Schneider
zaͤhne geordnet werden muͤſſe, und in der That hat es auch)
nach allen Theilen feines Körpers mit diefen Thieren auffal:
lende Aehnlichkeit.
Diefe Familie befteht aus den Fuulthieren ( Bradypus L),
den Guͤrtelthieren (Dasypus L.), Schuppentbieren ( Manis
817
1), Ameiſenfreſſern (Myrinecopaga L.) und Oeytteropen
der Eapifchen Ameifenfreffern.
Die Faulthiere und Ameifenfreffer haben Nägel, welche
benen bei unferem Thiere völlig äbıilic, Ind, eben fo auf einer
Achſe getragen und am Grunde von einer Enöchernen Scheide
umgeben werben.” Sie haben tele diefes Dier mehrere Zehen
h verſteckt und ohne Nigel, fo daß men unter ihren Gattungen
in diefer Nückfiche die feltenfte Anordnung antrifft, wie zwei
Zehen vorn und drei hinten, oder zwei und viere, oder drei
und drei u. ſ. w. Unſer Thier hat auch eine ſonderbare und
bis jetzt einzige Anzahl von Nägeln: namentlich drei vorn und
nur einen einzigen hinten, j
Die größere Länge der vorderen Gliedmaßen ift ein dem
Faulthiergeſchlechte eigenthumliches Kennzeichen, welches aber
bei ihnen ungleich auffallender als bei dieſem Thiere, und vor—
zuͤglich Schuld an ihrem tragen Gange ift. In dieſer Ruͤckſicht
entfernt ſich alſo unſer Thier ein wenig vom Geſchlechte der
Faulthiere, um ſich denen mehr zu naͤheren, bei welchen das
Verhaͤltniß der Gliedmaßen mehr übereinftimmt.
Die außerordentliche Dicke der hinteren Gliedmaßen findet
ſich einigermaßen bei den Schuppenthieren wieder, welche riach
Verhältnig der Fänge dickere Ober: und Unterſchenkel haben
als irgend ein Thier, das unferige ausgenommen.
Die Familie der Tiere, wovon hier die Nede iſt, tritt
beim Gehen mit der Ferfe auf, wie diefes Thier von Para⸗
guay: die meiften biefer Gattungen haben Schlüffelbeine wie
dieſes.
Wenn das Becken wirklich keine Schaam⸗ ind Sitzbeine
hat, ſo finden wir auch nur in dieſer einzigen Familie eine
ſchwache Spur von diefer Abweichung. Der zweizehige Ameiſen⸗
O 2
|
{
|
212
freſſer Hat zwar dieſe beiden Knochen, aber ſe verwachſen odet
vereinigen ſich vorn nicht, fondern bleiben beffändig voneinau⸗
der entfernt. *
Eben dieſer zweizehige Ameifenfteff er ee ein diefem Thiere
ganz Ähnliches Oberarmbein und zwar vorzüglich im Rückfiche
der Dreite des unteren Theiles; endlich. gleicht er ihm auch
noch in der Dicke des Ellenbogenbeines, am Handende deffele
ben, welches ein bei den Vierfüßern ziemlich feltenes Kenn⸗
zeichen ift. ;
Was den Kopf betrift, fo findet man, obgleich er von
allen bekannten Geſtalten fehr verſchieden ift, doch in der 5a:
milie der zahnlofen Thiere Schädel, von deneen er ‚weniger
als von allen anderen abweicht; um, aber die Hebereinftimmun-
gen beſſer zu faffen, ift es noͤthig hier einen leichten Entwurf
der Schädelformen zu geben, welche diefe Familie darbieter.
Die Ameifenfreffer und Schuppenthiere Haben gar Feine
Zaͤhne; ihr Unterkiefer, welder bloß zur Aufnabme,der Zunge
diene, ift dünn, ohne Stärke der Knochen oder Muskeln, welche
ihn ſchließen; er hat Feinen Kronenfortfaß *), und “der. Joch⸗
bogen ift unvollkommen; der Schädel ſelbſt ift Eegelfürmig oder
ſogar walzenfürmig verlängert.
Diefe Geftalt finder fich auch beim Oryfteropen oder Caps
fchen Ameifenfreffer 5 aber diefer ift mit Backenzaͤhnen verfehen,
und naͤhrt fih von Wurzeln * der Unterkiefer ift hinten
breit und zur Anlage des Schläfenmustels mit dinem Kronen
fortfage verfehen. ,
»
- ’
*) Bei Myrmecophaga didaetil. finde ich den Kronenfortfag allerdings.
w,
4*) Der Name Fourmillier du Cap ift daher ſehr undaſſend
m,
ER; i;
Die Gürtefthiere führen ungefehr diefelbe Lebensart wie
die Orykteropen, haben auch diefelbe Geftalt der Kiefer und
Beinahe gleiche Zähne; nur ihr Kopf ift ein wenig Fürzer und
foiger. "Bei beiden Gefchlechtern iſt der Jochbogen vollkommen,
nach unten! gekrümmt, ohne einen befonderen Fortfaß ; bie
Backenzaͤhne ſtehen einzeln, haben eine ein ache, fpige Krone,
und find“ fieben oder achte an der Zahl, —
Die Faulthiere, welche auf Baͤumen leben, und ſich von
Blaͤttern naͤhren, welche zermalmt werden muͤſſen, haben kuͤrzere
und’ folglich ſtaͤrkere Kiefer; der untere iſt ſehr dick, und hat
einen fehr vorfpringenden Kronenforzfaß; der zahnlofe Theil
deſſelben bilder ‘vorzüglich beim Unau oder dem zweizehigen
Faulthiere eine merfwärdige Hervorragung, welche man auch
am Unterkiefer" des Elephanten fieht. Das Zwifchenkieferbein
iſt fehr klein, woher auch das eigentliche Kieferbein einen Theil
der Naſenoͤffnung bildet, welches man fonft nur Beim Nashorn
findet, wo eben das Zwifchenkieferbein auch fehr Elein iſt; end⸗
lich hat der Jochbogen bei den Faulthieren einen nad) unten
abachenden ziemlich langen Fortfak, wovon Fein Thier, den
Käuguru (Dedelphis gigantea Gmel.) von Neuholland Age
nommen, etwas aͤhnliches zeigt,
Wenn’ man uun den Schädel unferes Thieres mit dem
der Faulthiere vergleicht, fo wird man ungeachtet der Total:
-verfchiedenheit, welche aus dem verfchiedenen Verbhaͤltniſſe der
Größe entficht, doch alle Kennzeichen dieſer Thiere an jenem
- Schädel oemau wiederfinden. Der abfteigende Fortfas des
Jochbogens, das Vortreten des vorderen Theiles des Untere -
fiefers, die Kleinheit des Zwiſchenkiefers und" die Entfernung
deſſelben von den Raſenknochen, alles dieſes ſind beſtimmte
Kennzeichen, welche feinen Zweifel übrig laſſen.
214
., Die große Dicke der: Ziveige des’ Unterkiefers, welche ſelbſt
die, des Elephanten übertrifft, feheint darauf zu beruhen, daß
dieſes große gegenwärtig unterfuchte, Thier ſich nicht, an Blaͤt⸗
tern begnugte, ſondern ohne Zweifel: wie ‚der Elephant und
das Nashorn ſelbſt Zweige, abbrach und, zermalmte. Seine
dicht beifammenjtebenden Zihne, mit platter, Krone, müffen zu
diefem Geſchaͤffte fehr geſchickt geweſen ſein. Bei, den Faul⸗
thieren find die Zähne, faft eben. fo gebildet, ftehen ‚aber weiter
voneinander ab, Ueberdem, haben diefe noch zwei andere Zähne
im Oberkiefer; ein noch wichtigerer Unterfchied- aber ift der,
daß ihre vorderen Zähne länger und dabei hakenformig ſpitzig
wie Hundszaͤhne ſind, welches bei dem Thiere von Paraguay
nicht Statt zu finden ſcheint. !
Die Stellung der Naſenbeine diefes Thieres, welche Aehn⸗
lichkeit mit dev, beim Elepyanten und Tapir hat, wirden mich
muthmaßen laffen, daß, daffelbe einen Ruͤſſel gehabt habe; aber
biefer müßte ſehr furz geweſen fein, weil die Länge des Halſes
und des Kopfes zufammengenommen der der Vorderfuͤße
gleich kommt. Dem —
Dem ſei wie ihm wolle, fo finden wir doch in dem Man⸗
gel der Hundszähne und in der Rürze des Nırüels, hinlingliche
Keunzeichen „um ein, neues Geſchle bt.in der. Familie der zahn⸗
loſen Thiere zu bilden *), welches zwifchen die. Faulthiere und
Guͤrtelthiere geſetzt werden maß, weit das Thier ‚mit der Ges
falt des Schädels der e ie, die Zähne der letzteren verbindet,
Man müste noch bejpndere Umftände Fennen, welche an diefem
*) Meiner Meinung nach Fünnte das Thier füglich unter dem Brodypoden-
Gefchlechte aufgefüger werden, zumal da der ‚Mittel doch och fehr Prablge
matiſch iſt.
w.
—
we—*
|
[2
215
Sceöelette nicht zu erforfchen find, als die Art der Bedeckung,
die Geſtalt der Zunge, die Lage der Bruͤſte u, ſ. w., um genauer
zu beftimmen, welchem von den beiden Gefchlechtern es fih amt
mieiften nähert, Sch habe indeflen geglaubt ihm den Geſchlechts⸗
namen Wegatherium und den Gattungsnamen Megatherium
americanum geben zu konnen.
Es iſt eine von den vielen Thatfahen mehr, welche une
beweifen, daß die Thiere der alten Melt alle von denen vers
fehieden waren, welche wie jeßt auf dem Erdboden finden;
denn es iſt wohl nicht wahrfheinlich, daß wenn das Thier
noch eriftirte, eine jo merkwürdige Gattung bis jeßt den Nach⸗
forſchungen der Naturfündiger entgangen fein follte, > €s ift
zu gleicher Zeit ein neuer und fehe großer Beweis von dem
unmwandelbaren Gefeke der Unterordnung der. Kennzeichen, und
‚won der Nichtigkeit der Folgerungen, welche man daraus für
die Klaffififgtion der organifirten Körper ziehen kann; und im
dieſer Hinſicht iſt dieß eine der fchäßbarften Entdeckungen,
welche ſeit langer Zeit in der Naturgeſchichte gemacht wor⸗
den ſind. c
I
1
Die Abbildung des Schaͤdels von dem Megatherium '&,
Taf. III, Die Tafeln von Madrid, deren weiter oben in dieſer
L Nachricht erwähnt wird, ſollen in einen der — Stüde
diefes Archivs angezeigt werden,
m.
x.
Zoologiſche Arbeiten gefchrter Geſellſchaften.
A,
Zoologiſche Nahrihten aus dem Tagebude
der phildmatiſchen Gefellfhafe zu Par
ris *) vom Januar 1798 bis zum Maͤrz
1799. .
Dr Herausgeber fängt diefe Nachrichten deswegen mit Nr, a
Nivose an VI an, weil eine ganz kurze Anzeige der Nummern
der vorigen Jahrgaͤnge ſchon in der allg, Lirt. Zeit. vom Dec,
2798"©,577 bis 606 enthalten iſt und er ſchon befannte Dinge
„nicht nody einmal auftiſchen magz obgleich, jenes nur abgefüzte
- Auszüge find, und daher diefe wörtliche Leberfegung weit bes
friedigender iſt. Auf jene Blätter der allg. Lite, Zeit, verweifet
er auch die Lefer, welche von der feit 1792 beſtehenden philo⸗
matiſchen Geſellſchaft etwas näheres zu. willen wünfhen. In
ber Folge werden, diefe Nachrichten viel früher geliefert werden,
welches. auch jetzt ſchon gefchehen wäre, wenn nicht der Verleger
des vorigen Stüces eigenmäctig diefe Nachrichten davon auss
gefchloffen Hätte, um fie für das naͤchſte Stück zu ſparen. Er—
laubte es der Raum, ſo koͤnnte ich die Nachrichten jetzt ſchon bis
zum März dieſes Jahres liefern; fie muͤſſin aber nun nebſt denen’
#) Bulletin des Sciences d. 1. Soc, phil,
217
ausgefeßt bleiben. Uebrigens behalte ich die Nummern der Origi⸗
der folgenden Monate biefes Jahres bis zum kuͤnftigen Stuͤcke
nalbogen bei, deren einer am Anfange jedes Monats erſcheint.
Nr, 10, Ueber die Art wie bei den Inſekten die
Ernährung gefchieht, von Cuͤvier.
” Der Berfaffer macht den Anfang damit, nach dem Zeugs
niſſe Schwammerdams, Wralpigbis und Ayonnets und
nad eigenen Erfahrungen feftzufegen, dag das Nückengefäß,
oder das angebliche Herz der Inſekten gar feinen Zweig habe
und fein Werkzeug des Kreislaufes fein koͤnne. Er zeigt dann
> durch mikroskopiſche Unterfuchung der verfchiedenen Theile diefer
Thiere, daB es nicht möglich fei, irgend einen anderen Mittele
Ä punkt des Kreislaufes, noch irgend andere Gefäße als die Lufts
f
—— — ————
gefaͤße (Tracheen) zu entdecken, woher er ſich erechtiget glaubt
zu ſchließen, daß der Nahrungsſaft der Inſekten bloß die Poren
ihres Darmkanals durchdringe und alle inneren Theile anfeuchte,
daß er folglich durch bloße Einſaugung oder Traͤnkung ernaͤhre,
wie bei den Polypei,
Er bemerkt, daß die Art der Respiration bei den Inſekten
dieſer Meinung ſehr guͤnſtig iſt, weil die Tracheen die Luft
nicht allen Punkten des Koͤrpers mitzutheilen ſcheinen, und daß,
weil die ernaͤhrende Fluͤſſigkeit nicht in einem Gefaͤßſyſteme
enthalten ift, fie der Wirkung dieſer Luft auch nicht in einem
befonderen Werkzeuge -ausgefest werden fonnte,
Aber feinen Hauptbeweisgrund fehöpft er aus der Struftne
der Abfonderungsiverfzenge der Inſekten. Er beweifet durch)
; eine fehr große Menge von genauen Beobachtungen, daß dieſe
Werkzeuge nie aus feſten Drüfen, ſondern bloß aus ſchwam—⸗
‚218
migen Möhren beſtehen, welche im Körper flottirens dieß mußte
fo fein, weil fein einziges Blutgefaͤß dieſe eigenen Gefäße in
ein. gemeinfchaftliches Gewebe verbindet, wie es in unferen
zufammengehänften Drüfen der Fall iſt, und da überdem diefe
Gefaͤße nur durch Einſaugen an ihrer Oberflaͤche wirken ſo
mußte dieſe fo ſehr als moͤglich vervielfaͤltiget ſein unter
einer großen Menge von Thatſachen und beſonderen Angaben,
welche dieſe Abhandlung enthält, wollen wir nur die folgenden
anführen. 4 -
Die Lebergefäße find immer lange, oft ſehr verwickelte und
gewundene Faden. In den Colecopteris findet man deren nut
zwei, in den Naupen viere. In den Neuropteris, Hymenppte-
ris und Orthopteris find zwar eine große enge, aber. hier
find fie kuͤrzer. Bei der Manlmurfsgrille find fie ſaͤmmtlich am
Ende eines gemeinſchaftlichen ausführenden Kanales beveſtiget,
welcher die in ihnen bereitete Galle in den Darm ergießt.
Die Parven der Libellen athmen bekanntlich) durch den After,
fie ziehen abwechfelnd das, Waſſer, worinn fie ſich aufhalten,
in den After hinein und geben es wieder von. ſich. Cüvier
befchreibt das Werkzeug diefer Nespiration, welches im Maſt—
darme liegt, und in vielen Kaufen von Eegelfürmigen Tracheen
befteht, melde die Wurzeln von ſechs der Lange nach durch der
ganzen Körper verbreiteten Stämmen find,
Mr, ır. DBemerfung über die Manchots oder
Fettgaͤnſe, von Geoffroy:
Die Fettgaͤnſe haben einige Aehnlichkeiten mit den See⸗
hunds⸗ und Wallfiſchgattungen, die bis jetzt noch der Auſmerk—
ſamkeit entgangen ſind. Sie haben keine Geſtalt, welche an
219
dieſe Analogien erinnerte; man moͤgte ſagen, fie ‚fein in. eine
Fiſchhaut eingewickelt. Die unverhaͤltnißmaͤßig verkleinerten
oberen. Gliedmaßen geben ihnen sein: albernes unbehüuͤlfliches
Anſehen; ſie find, nicht mehr, Merkzeuge des Fluges oder des
Erhaſchens. Statt der Fluͤgel findet man bei den Fettgaͤnſen
nur einen ſehr kurzen Stumpf, deſſen ſaͤmmtliche Knochenſtuͤcke
nicht allein verkürzt, ſondern auch artikulirt und zuſammen⸗
gedrückt wie bei den Wallfiſchen fine. Dieſer Afterflügel
Caileron) der Fetrgänfe iſt vielmehr eine wahre Floffe; man
geräch in Verſuchung die Sputen von Federn, welche ihn
befleiden, für Schuppen zu halten, ſo klein J hart und ‚anges
gruͤckt fi find fie. Diefe Eleinen Federn werden länger, fo. wie fie
fih allmäßlig dem unteren Nande des Flügels näheren; fie
verlangeren ſich ſelbſt noch jenſeits deſſelben, und find auf zwei
N Drittheile ihrer Laͤnge von der Haut bedeckt, fo daß fie den
Flügel breit genug machen, um zu einer bequemen Floffe zu
dienen. Statt der Schwungfedern findet fich alfo nur eine
doppelte Reihe diefer Eleinen Federn, welche von beiden’ Seiten
des Flügels entftehen, nnd die fih mit ihren inneren Flächen
dicht aneinanderlegen. Aber vorzüglih haben die Penguins
die größeften Züge von Aehnlichkeit mit den Seehnndsgattungen
durch ihre unteren Gliedmaßen, Die Füße liegen gleichfalls
am-binterften Theile des Körpers und find faft von ähnlichem
Baue, denn es giebt hier nicht wie bei den anderen Vögeln
- für den Tarfus einen einzelnen, langen, bhochaufitehenden
N Knochen, welcher einen Theil des Deines ausmachte; fondern
4
228
find, und die beiden äußeren Stuͤcke find gegen die Mitte und
am unteren Ende getrennt. Aus dieſer Bildung ergiebt ſich
auch. daß die Penguins ſowohl auf dem Tarſus als auf dem
übrigen Theile des Fußes gehen, während’ alle anderen Voͤgel
nur die Zehen auf die — ie N
fi
Neue A über die gwweſſchaaligen
Schaalthiere, von Cuͤvier. !
Diefe Unterfuchungen betreffen das Nervenſyſtem dieſer
Thiere, nebft ihrer Nespivation und Erzeugung.
Das Nervenſyſtem zeige fich nicht eher gut, als bis die
Subjekte lange Zeit im Weingeifte gelegen haben. Ihr Hirn
liegt über dem Maule: die Speiferöhre umgiebt ein. marfiger
Ring; von jeder Seite. defjelben entſteht ein Nervenfaden,
welcher der Länge des Körpers nach hinablaͤuft und hinter den
Branchien fortgeht um fih nahe am After mit dem von der
anderen Seite zu einem Nervenknoten zu vereinigen, welcher
berrächlicher als das Hirn ſelbſt ik und mehrere Nervenpaare
abgiebt.
Der Blutlauf geſchieht durch ein Herz und Gefäße; dieſe
fegeren wurden mit Queckſilber eingeſpritzt und fehienen drei
deutlich verfchiedene Lagen zu bilden. Die oberfte derfelben ift
ein fehe feines und enges Netz, welches die ganze Fläche des
Mantels einuimmt, Die zweite befteht aus ſtaͤrkeren weniger
zahlreichen Gefaͤßen, welche ſich auf der Leber verbreiten, Die
tieffte Sage bejteht aus den großen Stämmen, welche fich bie
zum Herzen binbegeben. Das Arterienfpftem hat noch nicht
koͤnnen eingeſpritzt werden.
221
Die Respiration gefchieht durch vier Blattchen welche
gleichlaufend zwiſchen den beiden Lappen des Mantels und
zwiſchen den beiden Klappen der Schaale liegen. Jedes dieſer
Blaͤttchen iſt aus zwei Platten zuſammengeſetzt, welche eine
Menge: Eleiner Gefäße enthalten. Diefe gehen alle zu einen
großen! Stamme, welcher längs des inneren Nandes des
Blaͤttchens liegt, und ſich in das Herzohr begiebt. Der Ver
faſſer glaubt, daß dieſe kleinen Gefaͤße an dem den großen
Stamme entgegengeſetzten Ende, offen ſtehen und eine gewiſſe
Menge der umgebenden Flüffigkeit von außen einſaugen.
Eben diefe Blättchen dienen auch zur Fortpflanzung, we⸗
nigſtens im Mytilus anatilus Lin.; denn der DVerfaffer fand
den Raum zieifchen den Platten, welche die Blaͤttchen zufams«
menfeßen, voll von einer unzaͤhlbaren Menge Eleiner lebender
Mufheln, deren Klappen und Bewegung man mit dem
Mikroskope. deutlich unterfheiden Eonnte,
⸗
Nr. 13. Ueber eine neue Gattung des Phoͤnikopterus
oder Flammingo, von Geoffroy.
Der Phönikopterus gehörte lange zu den ifolirten Gattins
gen, welche von einigen Naturforſchern als vernachläffigte,
bizarre Weſen angefehen wurden, welche der fchaffenden Hand
der Natur faſt ungeftalter entfchlüpften, Genauere Beobach⸗
tungen haben ſchon gezeigt, daß die meiſten dieſer vorgeblichen
iſolirten Gattungen, wie faſt alle anderen Thiere nahe Ver—
wandten haben, Ich will jetzt in Ruͤckſicht des Phoͤnikopterus
einen neuen Beweis geben. \ N
Es ift ein Vogel, dem ein fchlanker fehr langer Hals,
ein kurzer aber. ziemlich dicker Kopf und ein großer vorzüglich
233
ſehr breiter Schnabel ein ganz auferordentliches Anfehen geben
Diefer Schnabel iſt in Ruckſicht feiner Geſtalt und feines
Verhaͤltniſſes das Widerſpiel von anderen. Er beugt ſich gegen
die Mitte auf einmal faſt in einem rechten Winkel und der
Oberſchnabel iſt viel kleiner als der andere; welches Gelegen⸗
heit zu dem noch immer geglaubten Irrthume gegeben bat, daß
er ſich allein auf dem Unterſchnabel bewege: man hat ſich nicht
vorſtellen Fünnen, dag ſich der groͤßeſte von beiden bewegen
folte, und man bildete fich lieber ein, die Natur habe unter dieſen
Umjtänden ganz und gar ihren gewöhnlichen Lauf verkehrt.
Der Phonikopterius zeigt bei der Betrachtung feiner Füge
nicht minder fonderbare Kennzeichen, Die Waffervögel teilen‘ |
ſich natürlich in zwei ziemlich gut abgefchnittene Ordnungen:
einige halten fid) in feichten Waffern auf und fuchen die ihnen
eigenthümliche Nahrung im Schlamme auf, die anderen ſchwim⸗
men mit eben fo vieler Leichtigkeit als Zierlichkeit, Der Phd⸗
nikopterus nähert ſich beiden in gleichem Grade; denn er hat
‘Zehen, welche wie bei den Schwimmvägeln durch Haͤute vers
bunden find, und fteht wie die Sumpfvögel auf fo hohen Deir
nen, dag wohl nur der Strandreuter (echasse) ih darinn über:
teiffe. Aber es iſt Hier Nicht der Ort bei den natürlichen
Vebereinftimmungen des Phonikopterus zu verweilenz ic) gehe
daher zur Defchreibung der von mir angekündigten neuen!
Gattung über, welche ſich vorzüglich durd; den Schnabel vom
Pbönikopterns der Alten unterfcheidet, Ich nenne ihn den
Heinen Pbönitopteeus, weil er wirklich um ein RR
Eleiner iſt als jener.
Sein Schnabel it verhältnigmäßig dicker und mehr gebo⸗
get, Der Oberkiefer ift mit einer gezackten Schnur eingefaflt,
oben platt, in der Mitte, aber nur an der vorderen Hälfte,
, 223
durch eine Eleine längliche Leifte erhoben, Eben diefer Kieter
iſt bei dem Phönikopterus der Alten anfangs Eonver und wird
- Bann vorn und nach feiner Kruͤmmung zu einer flachen in der
Mitte der Länge nach gefurchten Platte: die Schnur, welche
dieſen Theil einfafft, ift nur wach nnten gezackt. Die innere
Fläche des oberen Schnabels (Demibec superieur) zeige ung
die größeften Verſchiedenheiten. Diefe Fläche ift bei ver großen
Gattung gegen die Mitte duch eine fchmale und drei Milli
meter hohe Graͤthe oder Leifte getheilt, dahingegen dieß bei der
kleinen Gattung eine ſenkrechte ſunfzehn Millimeter hohe Platte
iſt, welche au ihrem Grunde eben fo breit ift als der Ober—⸗
fehnabel ſelbſt, und deren freier Nand fih in eine ſehr ſchnei⸗
dende Schaͤrſe endiget. Dieſe Platte ſteigt tief hinab und wird
vom Unterſchnabel aufgenommen, welcher hiezu beſonders eins
gerichtet iſt, denn die hineintretenden Verlaͤngerungen, welche
bei dem Phönifopterus der Alten ſich faſt in rechten Winkeln
hoͤchſtens drei Millimeter über die Ränder des Unterkiefers
hinabbegeben, werden bei der neuen Gattung durch ein Blatt
von ſunfzehn Millimeter erſetzt, welches mit dein Kiefer eiıten
fpigen Winkel macht. Diefe- verfchiedenen Geftalten muͤſſen
auf die Nahrungsart diefer Gattungen einen befonderen Ein:
fluß haben, da die Zunge, welche gewoͤhnlich den ganzen
unteren Halbſchnabel ausfüllt, bei den beiden Gattungen ſich
durchaus nicht Ahnlich fein Fann, Nir kennen nur die des
großen Phönikopterus, welche Bei den Alten wegen der Bart:
heit und des leeren Geſchmackes ſehr berühme war, Um
diefe vergleichende Befchreibung zu beendigen, will ich nur
noch hinzufeken, daß der Schnabel des Fleinen Phonikopterus
sarız ſchwarz ift, und daß bei dem großen nur die Enbhälfte
son dieſer Farbe, der Übrige Theil Hingegen hochgelb ift /
224
Die Verhältniffe und Farben fcheinen übrigens in beiden
Sattungen gleich zu fein. _ Der Eleine Phonikopterus der
Nationalfammlung'ift gelb, fein Gefider weiß; einige Schulter
federn find grau, die großen Flügelfihtwungfedern ſchwarz, die
Eleinen Schwanzfedern (couvertures) afchfarben, die mittleren
tofenfarben, der ganze Mücken fängt ſchon an fie) eben fo zu
färben, und wenn dieſe Gattung völlig erwachſen iſt, fo bat
das Gefider am ganzen Körper eine ſchoͤne angenehm rothe
‚Farbe, 2
Zu den beiden erwähnten Gattungen ift noch die von
Chili Hinzuzufügen, welche Molina befchrieben hat. Die Gats
tungsfennzeichen diefer drei Gattungen laffen fich folgender⸗
maßen angeben:
1. Pbönitopterus der Alten, Bhoroiiopliies ruber.
Schwungfedern der Slügel ſchwarz; Schnabel
zum Theile gelb, \
2, Kleiner Pbönikopterus. Phoen. minor.
Scwungfedern und Schnabel ſchwarz.
3. Pbönikopterus von Chili. Phoen —
Schwungfedern weiß.
\
*
"Me, 14. Ueber eine neue Gattung von Eingeweide⸗
würmern, von Sifcher.
Der Wurm, welcher zur Aufftellung diefes neuen Geſchlech⸗
tes Gelegenheit gab, ift in der Schwimmblaſe der —— ge⸗
ſunden.
Er iſt von mittelmaͤßiger Groͤße, hat einen runden durch⸗
ſcheinenden Koͤrper, einen geſpaltenen Kopf und ſpitzen Schwanz.
Auf dem Ruͤcken ſieht man zwei krumme Linien, welche faſt
*
22
einen Zirfel bilden und einige Achnlichfeit mit Augen haben,
Die Spaltung des Kopfes verlängert fich unten bis an das
Maul, meldes in einer Ereisformigen Oeffnung befteht, die
durch eine Scheideplatte in zwei Theile gefchieden iſt. Etwas
"por dem Schwanze finder ſich eine Verdickung mit ausgezackten
Raͤndern. Durch die Haut unterjcheidet man die Eingeweide
und vorzüglich den ſchwarzen gewundenen Eierſtock. Die
Gefchlechts- und Gattungskennzeichen giebt Fiſcher folgendets
majen an:
Cystidicola. Vermis teres inarticulatus capite longitu-
dinaliter disseco.
C. Farionis. Ore orbiculari, dilatato septo divisoz
sorpore pellucido, superius versus caput lineis curvis aculeorum
ad instar obsito, cauda subulata, paulo Yelrorsum latiori, de-
pressa, orenata ulrinque,
Nr. 15. Ueber eine neue Gattung von Blattfloͤhen,
Psylla Chermes, von $atreille.
Die Botaniker hatten fchon bemerkt daß Linnés Juneus
erticulatus lebendige Thiere erzeuge, aber man wußte nicht
von welcher Art, und welche Wirkung fie auf die Organifation
dieſer Pflanze haben. Da Karreille verfchiedene diefer Pflan⸗
ven gefunden hatte, bei welchen die Theile der Bluͤthe ſich
monſtros entwickelt hatten, fo wollte er die Urſache diefer
Erſcheinung wiſſen. Er öffriete daher diefe Auswuͤchſe und
ſah, dag fie einer zablreihen Familie von Inſekten gleicher
Gattung zur Wohnung dienen, deren Geſchlechtskennzeichen
} ſich denen von Geoffrois Paylla näheren. Dieſe Gattung iſt
folgendermaßen befiimmt :
Kr Vandes 2. Stuck P
226 .
Psylla juncorum 5
P. mit Fuͤhlhoͤrnern, welche am Grunde fehr ——
ſind, großem, flachgedruͤcktem, vorn ausgeſchnittenem Kopfe. Vier
Millimeter lang. Der Körper roͤthlich, die Fuͤhlhoͤrner gerin⸗
gelt; halbe lederartige Fluͤgeldecken.
Ihre Verwandelungen ſind dieſelben als bei der —59—
bes Feigenbaumes, welche Reaumuͤr beſchrieben hat. Die Eier
ſind geſtielt.
Die von dieſen Inſekten verurſachte Monſtroſitaͤt gleicht
einem fehr großen Balge (bale) der Sraspflanzen vollfommen,
Nicht allein die Abtheilungen der Blumenkrone, fondern aud)
die Staubfäden erhalten eine blattartige Ausbreitung und endis
gen fich in eine Spise. Der Unrath diefer Inſekten macht
im Inneren einen fehr weißen Staub. Man finder fie zu jeder
Ssahreszeit, und fie find um Paris nicht felten. \
Abhandlung über die unter dem Namen der After:
- fpinnen Fancheurs Phalangium L, befannten
Inſelten, von Latreille.
Der Zweck dieſer Abhandlungen iſt, neue Anſichten de
Organiſation dieſe Thiere und ihrer Gewohnheiten zu geben, und;
die bis auf den heutigen Tag in Frankreic, entdeckten Gattun—
gen bekaunt zu machen. Gleich) anfangs werden die allgemeis
nen Kennzeichen angegeben, welche das Geſchlecht Phalangiunt
unter De Geers Ordnung der Atracheelier feftfegen; danu
werden diejenigen angegeben, welche ihnen wit den Arahhneiden
gemein find und. endlich die, welche fie von anderen Gefchlehe
gern derfelben Familie trennen.
J— |
Die Abhandlung zerfällt in drei Paragranben. Die Freß⸗
werkzeuge machen den. Gegenftand des erſten, und find mis
einer Genauigkeit befchrieben, welhe man bei den Schriftitele
Jern über dieſe Inſekten noch vermiſſt. Die Marilien haben
das eigene, daß fie Heinen Blaſen gleichen, welche fib nah
Willkühr des Thieres aufblähen und wieder zufammenzieben.
Der zwelte Paragraph ift für die Unterfuchung der Ges
fehlechtstheile beitimmt, welche Bis jeßt noch wenig oder gar
. nicht befannt, und ſowohl der Stellung als Geftalt nach fehr
fonderbar find. Bei einem ftarken Drucke auf einen bisher für
die Unterlippe gehaltenen Theil, welcher zwifchen den Klauen
dicht unter dem Maule liege, fpringt bei den Männchen ein
ziemlich, harter fait Eegelformiger Korper, bei den Weibchen eine
zufammengedrückte, lange, bautige Röhre hervor. Die Begat ⸗
- tung diefer Inſekten it außerordentlich und in der That einzig,
fie gefchieht Maul auf Maul. Die Bemerkung hatte ſchon
Liſter gemacht, Linnes gehornte Afterfpinne ift nach Latreille
nichts als das Männdyen des gemeinen Langbeins P. Opilio.
Sm dritten Abjchnitte betrachtet er 2) die Tracheen diefer
Inſekten, welche vier Hauptoͤffnungen haben, namlich: zwei
oben auf dem Körper, nahe am Anfange der beiden Vorder—
füße, und zwei andere größere, welche von den Oberſchenkeln
c hanches) der hinteren Füße verborgen werden. 2) Den Bau
der Augen, die Lage des mit weisen, linfenförmigen und fehr
zahlreichen Eiern erfüllten Eierſtockes; die Beſchaffenheit der den
Körper umbüllenden Krufte, den Bau der Füße. Diefer bildet
eine bohle Röhre, deren Fänge mit einem” tendinofen Faden
ausgefuller ift, auf welchen die Luft ihre Wirkung Aufert,
ſobald das Dein abgeriſſen iſt, welche daſſelbe in Bewegung
fest. Der Verfafier glaubt nicht an die Wiedererzeugung der
Pa
28 —
Beine; da dieſe Thiere’mur kurze Zeit leben, fo durfte die
Natur bier nicht von ihren Geſetzen abgehen, wie bei den
Crustaceis, welche mehrere Jahre leben. Die ungeheure Länge
der Deine ift für diefe Thiere ein großes Erhaltungsmitteh
Sie fünnen vermöge derfelben fehr ſchnell fortfommen; in der
ruhigen Stellung find die im Kreife ausgeſtreckten Beine für
diefe Thiere eben fo viele Schildwachen, welche in großer Ente
fernung ausgeftellt, fie bei der geringften Berührung vor der
drohenden Gefahr warnen,
"Die Afterfpinnen find NRaubthiere, welcher von fremder
Beute leben und ſich untereinander ſelbſt auffreſſen. Ihre
Feinde find eine Are von Motten, welche fich bloß mit dem
Schnabel auf ihrem Körper fefthalten, während fie in der Luft
ſchweben, und eine Art von Gordius oder Fadenwurm, aber
feltener. Latreille hat folhe Fadenwuͤrmer aus dem Bauche
des geweinen Langbeins gezogen, welche beinahe zwei Decimeter
fang waren. 8
Gattungen:
i. Ph. vostratum (Faucheur à bec). Platt, aſchgrau, das
Maul an einer vorderen Verlaͤngerung ſitzend.
2. Ph. cristalum (F. à cerete Oliv.). Oben dunkel gefaͤrbt,
mit einem Augen tragenden, ſtacheligen, an einer vor⸗
deren Verlängerung ſitzenden Köder.
3. Ph. spinosum (F.epineux). Platt, mit hoͤckerigem Rüden,
hinten mit vier Spiken verfehen. (Von Eüvier im
Magaz. encyclop. befchrieben) f
4. Ph. histrix (F. pore-epi). Eirund, mit einer vorderen
Verlängerung von ‚mehreren Spitzen.
5. Ph. bimaculatum (F. bimacule) Fabr. Faft Eugelformig,
ſchwarz, mit zwei weißen Ruͤckenflecken.
229
6. Ph. opilio (des murailles) das Männchen, cornutum bag
Weibchen. Eirund, oben Farirt (testacd) oder aſch⸗
farben, unten weiß; mit langen Palpen, die Mandibeln
der Männchen gehoͤrnt; Schenkel (cuisses) mit Stacheln
deſetzt; Tarfus faft glatt; ſchwarzer Rüdenitreif bei dem
Weibchen.
T. Ph. muscorum (F. des mousses), Eirund, aſchfarben,
unten geiblih; mit einem großen Ruckenſlecken; gerin⸗
gelte Deine; der Tarfus mit „quickjsimigen Haaren
befest,
8. Ph. palliatum (F. mantele). Eirund, gelblich weiß; blaffe
Palpen; der Rucken matt ſchwarz; die Beine ae
ih, (Auf Bergen.) R "
9. Ph. annulatum (F.annele) Oliv, Rundlich, oben ſchwaez,
unten blaß; fehr lange, zarte, ſchwarze mit zwei weißen
Ningen bezeichnete Deine, (Auf Bergen.)
so, Ph. votundum (F. rond). und, oben Earitt; mit einem
ſchwarzen vieredigen oder dreieckigen Flecken auf dem
Ruͤcken des Weibchens; ſehr lange und dünne Beine,
welche weiß geringelt find,
Ueber das Stimmmerfzeug der Wögel,
von Cuͤvier.
‚ Zuerft unterfucht der Verfoffer, welches die nöthige Bedins
gung fei, unter welcher fid) in einer Röhre ein Ton bilde,
Durch Erfahrung und Betrachtung verſchiedener Blaſeinſtru⸗
mente behauptet er, daß am Anfange der Röhre ein dünner oder
winkeliger Körper fein müffe, welcher die Fähigkeit habe zu
- fhwingen oder die Luft zu, bredeu und in Schwingung zu
J 230
ſetzen. Von dieſem Grundſatze ausaehend, beweiſet er, daß in
ber Luftroͤhre dev Saͤugethiere ſich kein Ton bilden koͤnne, und
daß die dazu noͤrhlgen Bedingungen ſich nur an der Stimmritze
derfelben befinden; bet den Vögeln aber giebt es bei der Ver—
einigung der beiden Luftroͤhrenaͤſte zwei häutige Platten, welche
in die Roͤhre Hineinragen und eine wahre Stimmritze bilden
Denn man daher verfchiedenen Vögeln die Luftroͤhre fo durch:
fhnitten hat, daß die Luft nicht mehr zum oberen Kehlkopfe
kommen fonnte, fo hörten diefelben doch nicht auf durch den
unteren Kehlkopf zu fchreien.
Nachdem diefer Punkt feftgefegt iſt, erinnert der Verfaffer
an die bekannten Thatfahen über die Verandernng der Tone
in Röhren und macht davon die Anwendung auf die Wögel,
deren Intonation er vollftindig nach den folgenden fünf Grund:
fägen erklärt:
1. Wenn der Vogel die Luftröhre am meiften verlängert und
die untere Stimmriße auf den hoͤchſten Grad erſchlafft,
ſo muß der tiefſte Ton erfolgen.
2, Wenn er den unteren Kehlkopf fhuffeniveife fchliege und
fpanne ohne die Länge der Luftroͤhre zu veränderen, fo
woird er die harmonifcben Tone diefes tiefften, Tones
hervorbringen: nämlich die Oktave, zwülfte oder doppelte
Duinte, die doppelte Oktave, die große Siebenzehnte
oder dreifache Terze, die dreifache Quinte, dreifache
Oktave u, ſ. w. ſo hoch als Stimme zu as
vermag.
3, Wenn die Luftrohre verkürzt and die Stimmriße im des.
- größeften Erfchlaffung gelaffen wird, fo werden um fo
hoͤhere Tone erfolgen, je mehr die Luftröhre fich verkürzt,
h alle werden aber in der erfien Oktave bleiben, und fo
PL}
231
wuͤrde der Vogel bis zum sz ſteigen koͤnnen, wenn e6
moͤglich wäre, feine Luftroͤhre um die Halfte zu verkuͤrzen.
4 Wern die Luftröhre in jeder Verkürzung bleibt und die
untere Stimmritze von neuem geipannt wird, fo koͤnnen
doch alle die harmoniſchen Tine des Grundtones hervor⸗
r gehracht werden, welcher bei jedesmaliger Berfürzung
erfolgt, ’
5. Endlich kann der Vogel jeden auf. die vorerwähnte Art
berirkten Ton faft um cine ganze Oktave erniebrigen,
wenn er die Deffnung des oberen Kehlkopfes zufammens
zieht, welcher Eeinen anderen Mugen zu haben fcheint,
Diefer letzte Sag ift durch Erfahrung bewiefen worden,
toelche der Verfaffer mit Infirumenten gemacht hat, am
welchen er die der Muͤndung entgegengefeßte Oeffnung
gradweife verengerre. Es folgt daraus, daß bie Cränze
der Stimme der Wögel in der Tiefe durch den Tom
beftimmet werde, welchen eine Röhre von doppelter Länge
als die Luftroͤhre derfelben geben würde. ?
Nach diefer allgemeinen Phyficlogie der Intonation zeige
der Verfaffer durch befondere Zergliederung einer großen Menge
von Vögeln, daß fie wirklich) ihre Töne um fo leichter abaͤn⸗
teren fonnen, je leichter fie den Zuftand ihrer unteren Stimme
tiße, die Länge ihrer Luftröhre und die Deffnung des oberen
Kelhkopfes zu veraͤnderen Im Stande find.
+ Darauf unterſucht er ob es nicht moglich wäre bie ver:
ſchiedenen Erſcheinungen zu erklaͤren, welche auf den verſchiede⸗
nen Klang der Stimme Bezug haben und es gluͤckt ihm meh⸗
rere Vergleihungen mit dem bis jet Über die Röhren befantıs
ten anzuftellen; fo haben alle Vögel mit Flötenftimme, als der
232 ,
Nachtigall und die anderen Sänger eine talzenfürmige Lufte
roͤhre; alle die eine Eeaelformige Laftroͤhre haben, als die Rohr ⸗
demmel und der Konigsvogel, haben eine ſehr ſchallende den
Teompeten mehr oder. weniger aͤhnliche Stimme. Die mit
einer engen an verſchiedenen Stellen erweiterten Luftroͤhre,
haben eine ſehr unangenehme, aus verſchiedenen diskordirenden
Tönen befiehende Stimme, Alle diefe Dinge flimmen mit der”
Theorie und Erfahrung uber diefen Gegenſtand überein.
. Die männliche Enten haben an ihrer unteren. Stimmritze
eine fehr große Erweiterung, diefe macht. ihre Stimme grob
und rauh, und fo abweichend. von der ihrer Weibchen, denn
der: Verfaffer ber auf Inſtrumenten ähnliche Wirkungen her⸗
vorgebracht, indem er fkatt der gewöhnlichen Mittelftücke andere
elliptifche Körper von groͤßerem Durchmeſſer anwandte,
Außer: der Theorie enthält diefe Abhandlung noch die ana«
tomifchen: Befchreibungen des Stimmwerkzeuges in einer großen
Menge von Bügeln, Wir wollen. nur einige der. allgemeiniten
Demerkungen ausheben: ' ia
i. Der Geierkoͤnig (Vultur papa) if der einzige Vogel unter
156 Gattungen, welche der Verfaffer jergliederte, bei
welchen er feine untere Stimmrige fand.
2. Die Singevögel haben fünf Paare eigener Muskeln dee _
unteren Keblfopfes; die Papagayen dreis die Enten und
huͤnerartigen Vögel gar Eeine; die meiften übrigen nur
ein einziges. *
Das Kroͤhengeſchlecht hat eben fo viele Paare als die
Singevögel, X
4 Die Enten und maͤnnlichen wilden Entenarten find die
einzigen, welche große Erweiterungen am unteren Kehle
kopfe haben. ; Der Pupin oder die ſchwarze Ente
*
233
Cmaereuse) hat eine Erweiterung mitten an der Luft,
roͤhre. Bei den Tauchenten ſiſt die Luftröhre zweimal
elliptiſch erweitert,
4. Nur bei den Gefchlehtern ardea Neiher, erax Hodo und
penelope und bei den Gattungen des Schwans und
des Auerhahns find die Lufrechreu der Männchen viel
x länger als die der Weibchen und auf verfciedene Arc
gewunden oder umgeſchlagen.
Nr. 17. Auszug einer Abhandlnng über das Geſchlecht
Sepia, Loligo und Octopus, welche gewoͤhn⸗
lich Meerpolypen genannt werden, von Lamarck.
Lamarck bat im dieſer Abhandlung die Abſicht aus dem
Linneifhen Geſchlechte Sepia drei befendere Geſchlechter zu
machen, nämlich: Sepia, Loligo (calmars) und Octopus
(poulpes), Geſchlechter, welche ihm weſentlich von einander ver⸗
ſchieden und leicht zu beſtimmen ſchienen.
Auch geht feine Abſicht dahin, nicht allein die Geſchlechts—
kennzeichen diefer „drei Gefchlechter zu beſtimmen, fondern auch
noch eine neue Weberficht der Verfchiedenheiten zu geben ‚ welche
die befannten Gattungen diefer Gefchlechter unterfcheiden, ihre
. Synonymen zu beſtimmen, und endlid) verſchiedene neue
Gattungen bekannt zu machen, welche zu’ jedem von diefen
Geſchlechtern gehören, und welche die reiche Sammlung des
Nationalmufeums ihm zu beobachten Gelegenheit gab.
Hier iſt die Darftellung dee Geſchlechter und der zu ben:
- felben gehörigen bis jet bekannten Gattungen. Sie gehören
iu der Klaffe mollusca, —*
234
a 2 Geſchlecht. Sepia Dintenwurm.
Zennzeichen: Fleiſchiger Körper, welcher flach und in
einem an jeder Seite der ganzen Länge nach geflůgelten Sacke
enthalten iſt, gegen den Ruͤcken hin einen ſchwammigen faſt
zerreiblichen undurchſichtigen Knochen enthaltend, ,
- Das Maul an einem Ende mit zehn den Kopf umkraͤn⸗
zenden Armen umgeben, welche mit warzenformigen Luſtlochern
beſetzt ſind, deren zwei geſtlelt und laͤnger als die uͤbrigen ſind.
Anmerkung: Diefe Kennzeichen vermindern das Linneis
ſche Geſchlecht Sepia betraͤchtlich; denn es find die Gattungen
ausgeſchloſſe ſen, welche nur acht Arme um das Maul haben,
"und deren Körper ohne Ruͤckenknochen oder et in einem
ungeflügelten Sacke fteckt.
Gattungen:
1. Sepia ofieinalis Linn. (Seche commune).
Sepia corpore utrinque leyi, osse dorsali elliptico.
a) Cotyledonibus brachiorum conicorum quadri se-
rialibus.
‚.b) Cotyl. brach. — biserialibus.
&. Sepia fuberculata Lam, (Seche tubereuleuse). *
era dorso capiteque tuberculatis, osse doreali spathulato.
2. . Geflecht. Loligo Kalmar.
Kennzeichen: Sleifchiger länglicher Körper in einem
unterwaͤrts geflügelten Sacke enthalten, gegen den Nücken Hin
einen dünnen, durchſcheinenden, hornartigen Korper einfchließend,
Das Maul an einem Ende von zehn den Kopf kroͤnenden,
mit warzenfoͤrmigen Luftlochern beſetzten Armen umgeben, ie
zwei länger als die übrigen find.
835
Anmerkung: Dieß Gefchlecht unterfcheidet ſich von den
Sepien 1) dadurch, dag der Sad nur am unteren Theile oder
am Grunde mit zwei Flügeln verfehen ift, welche dicker und
kuͤrzer als bei den Serien find. 2) Durd den dünnen horn⸗
artigen Körper, welcher wie ein Degen oder wie eine feders
formine Platte geftafter ift.
Die Puftlöcher oder fonfaven Warzen der Arme find ſowohl
beiden Sepien als bei diefem Geſchlechte mit einem hornarti⸗
sen Ninge verfehen, welcher am äußeren Nande gezähnt iſt
amd diefen Deffnungen ftatt einer Arc von Klauen dient, um
ſich zu halten,
Gattungen: R
1, Loligo vulgaris ( Calmar commun).
Loligo alis semi-rhombeis, limbo sacci trilobo, lamine
dorsali antice angustata.
2. Loligo sagittata (Calmar sagitte).
Leligo alis triangularibus caudae adnatis, limbo sacci in-
tegerrimo, lamina dorsali antice dilatata.
3. Loligo suhulata (Calmar subule):
Loligo alis angustis caudae 'subulatae adnatis, Kim
° dorsali trineryi utrinque subacuta.
© 4. Leligo sepiole (Calmar sepiole). —
Loligo corpore basi obtuso, alis subrotundis, en
* lineari minutissima.
3. Geſchlecht. Octopus Achtfüßler.
+4 Kennzeichen: Fleifhiger unten ſtumpſer Körper, in einem
ungeflugelten Sacke ohne Knochen oder Hornplatte,
-Das Maul an einem Ende von acht gleichlangen Armen
umgeben, deren Oeffnungen ohne Klauen find,
L'
236
Anmerkung: Da dieſe Thiere nur acht Arme, einen
sarz ungeflügelten Sad und weder einen Knochen noch eine
hornartige Platte im Körper haben, fo unterfcheiden fie ſich
ſehr von, beiden vorigen, ob fie gleich font im der größefter '
Uebereinftimmung mit denfelben find,
Gattungen:
"x, Octopus vulgaris (Poulpe commum).
Octopus corpore laevi, cotyledonibus biserialibus
distantibus.
2. Octopus granulatus (Poulpe granuleux).
Octopus corpore tuherculis sparsis granulato, cotyledo-
nibus crebris biserialibus. —
3. Ottopus cirrhosus (Poulpe eirrheux ).
Octopus corpore subrotundo laeviusculo, brachiis com»
pressis spiralitcr convolutis, cotyledonibus uniserialibus.
4. Octopus moschatus.,(Poulpe musqué ).
Octopus corpore elliptieo ‚laevi, brachis loreis prae-
longis, cotyledonibus uniserialibus.,
Anmerkung: Lamarck bemühet ſich zu beweiſen, dag
dieſe letztere Gattung, welcher die alten Naturforſcher, denen
ſie ſehr wohl dekannt war, verſchiedene Namen gaben, als:
eledona, bolitaena, ozolis, ozoena, osmylus, und’ die man im’
Sstalien wegen ihres ftarken Mofchusgeruches muscardino und
muscarolo nennt, das Thier ſei, welches man oft in dem
Papiernautilus ( argonauta argo) findet, das dieß aber niche
das Thier ſelbſt fei, welches die Schaale gebildet Habe.’ Es
quartiere fih fo bei dem Nautilus ein, wie der Cancer Ber«
nardus es in andere Schaalthiere thut. DIE
237
Mr. 18, Ueber die fofiilen Knochen von Vierfüßern,
von Eüvier,
» Der Verfaffer hat fih vorgenommen in diefer Abhandlung,
fo weit es ihm möglih wäre, alle foffilen Knochen zufammene
auftellen, welche verfhiedenen Thiergattungen angehört haben;
er mag fie nun entweder ſebſt gefehen, oder nur die Beſchrei⸗
bung derſelben bei anderen Schriftftelleen gefunden haben,
danach die Scelette diefer Gattungen zu berichtigen und fie mit
denen zu vergleichen, welche fich lebend auf unferer Erdflaͤche
finden, um dann die Uebereinſtimmungen und Verſchiedenheiten
zwiſchen beiden beitimmen zu Eünnen, Hier folgt die Reihe,
welche er bearbeitet hat.
1. Das Thier, von welchem die Knochen und Fangzaͤhne
kommen, welche von den Ruſſen und den Eimvohnern Gibes
tiens Anochen und Hörner des Mammouth gettannt were
den. Auch in verfchiebenen europdifchen Gegenden findet man
foffile Ueberrefte derſelben. Es ift eine Elephantengattung,
welche fih dem afiatifchen nähert, aber doch vor demſelben
durch tiefere Fangzahnhoͤhlen, durch einen ftumpferen Winkel
des Unterkiefers und durch dünnere Platten der Backenzaͤhne
ſich unterfheider. Das Original diefer Gattung ift noch nicht
befannt; obgieih nıan es bisher immer für den gewoͤhnlichen
Elephanten gehalten hat,
2. Das Thier, deffen Heberbleibfel man am Ohio in Nord⸗
amerika findet, und welches von Amerifanern und Engländern
auch Mammouth genannt wird, obgleich es vom vorigen fehr
verfhieden if. Man finder aud) in Europa und Aſien Webers
bleibfel davon. Es muß ungefähr in der Größe des Elephan⸗
sen aber plumper gewefen fein. Die Fangzahne beffelben find
238
kleiner, die Backenzaͤhne mit dicken fchneidenden Spitzen ver⸗
fehen, deren Fläche, wenn fie abgenust find, doppelte queer⸗
liegende Nauten zeigt. Es hat drei Backenzaͤhne an jeter
Seite, einen mit vier, einen mit fechs und einen mit acht:
Spitzen.
*
3. Das Thier, deſſen von Kupfer gefaͤrbte Zähne die Tuͤr·
Eiffe liefern, wovon fih eine Grube zu Simore in Languedoc
fand, Bon eben diefer Gattung finden fid) Weberbleibfel im
Departement von l’Ain, in Peru und an anderen Orten. Es
muß dem vorigen ziemlich aͤhnlich geweſen ſein, aber die Spitzen
feiner Backenzaͤhne find kegelformig, und wenn fie abgenutzt
werden, zeigt ihr Abſchnitt zuerft einen Zirkel, dann ein
halbes Eirund und dann eine Klechlatssgeftalt, woher man
fie mit den Zähnen des Nilpferdes verwechſelt hat. Es giebt
ſolcher Zähne mit zwoͤlf, andere mic ſechs und andere mie
vier Spitzen.
4. Bippopotamus. Man findet in Franfreih und in _
anderen Gegenden Zahne und Bruchſtücke ven Kinnladen, in
weldyen der Verfaſſer bis fest nichts defunden bat, was son
denen der gewöhnlichen Nilpferde verfchieden waͤre; da er in⸗
deſſen einen vollitändigen Knochen geſehen bat, fo kann er die.
völlige Identitaͤt noch nicht behaupten,
5. Die Nafehorngattung mit verlangertem Schaͤdel, welche
man in Siberien, in Deutfchland und in anderen Ländern ans
getroffen hat. Der Berfaffer hat Zähne und Bruchſtũcke von
Kinnladen geſehen, welche in Frankreich gefunden ſind, und
ihm von-eben dieſem Thiere herzukommen ſcheinen. Das vor⸗
zuͤglichſte Kennzeichen dieſer Gattung beſteht in der knoͤchernen
Naſeuſcheidewand; das Original iſt unbekannt.
239
6. Ein Backenzahu mit zwei Queererhabenheiten, welchen
Gillet beſitzt und wovon ſich auch im Nationalmufeum ein
junges Eremplar befindet. Er gleicht weder den ausgewachſenen
nod) den keimenden Zähnen irgend eines lebenden oder foflilen
bekannten TIhieres. Der einzige Zahn, dem er ſich ein wenig
nähert, ift der hinterfte und untere Backenzahn des Nafehornes,
Diefer Zahn zeige alfo eine fechfte fefile Gattung an, deren
lebendes Original unbefannt ift,
7. Das zwoͤlf Fuß lange und fechs Fuß hohe Thier, deffen
unter der Erde in Paraguay gefundenes Scelet in der Samm⸗
fung des Königes von Spanien zu. Madrid aufbewahrt wird,
Der Berjaffer zeigt durch eine genaue Vergleihung der Knochen
diefes Thieres mit denen aller befannten Vierfüßer, daß es eine
eigene abgefonderte Gattung fei, welche fi) dem Gefchlechte
der Faulthiere mehr als irgend einem anderen nähert, und
welches man das Riefenfaulchier nennen fünnte. Der Verfaffer
giebt Hier beiläufig die intereffante Entdeckung an, welche er
gemacht hat, daß der Ai oder das dreizehige Faufthier beftans
big neun Halswirbel hat *). Dieb ift die erfte bekannte Auss
nahme von der befannten von Daubenton feftgefeisten Hegel,
> daß alle vierfüßigen Saͤugethiere nicht mehr und nicht weniger
j als fieben Halswirbel haben.
8. Das Thier, deſſen Nefte man in den Höhlen bei Gays
lenrteuth und Muggendorf im Margrafthum Daireuth finder,
Es ift von mehreren für’einen Eisbären gehalten worden, von
welchem es ſich aber, fo wie ven allen anderen befannten
Därenarten durd) vie Form des Schädels unterfcheidet, welcher
*) Es freuet mich dieſe um amcmee Teſchreibung des Hnochengebäudes dieſes
> Ehiored angefnhrte Walhrheit, wich durch Ciwier befrittiger zu ſehen, und mar
muß (id wundern, wie Daubenton bie ͤberſehen konnte.
w,
248 {
vorzuͤglich durch die vorfpringende Stirn, durch den Mangel
des Eleinen Zahnes, welcher fich bei allen bekannten Bärenarten
hinter jedem Eckzahne finden, ferner durch den Knochenkanal
des Dberarmbeines fir die Armfchlogader, und durch verfchies
dene andere Punkte in der Geftalt und in dem Verhältniſſe
der Knochen harafterifirt wird. Indeſſen nähert fi) —* die⸗
ſes Thier den Baͤren noch am meiſten.
9. Das fleiſchfreſſende Thier, deſſen Knochen man in den
Gypsgruben zu Montmartre findet. Die Geſtalt der Kinn⸗
laden, die Zahl der Backenzaͤhne und die Spitzen derſelben
zeigen an, daß ſich dieſe Gattung dem Geſchlechte canis ans
fliege; indeffen gleiche ſie doch Feiner Gattung diefes Geſchlech⸗
tes volllommen, Das auffallendfte Unterfcheidungszeichen ber
fteht darinn, daß bei dem Thiere von Montmartre der ſiebente
Backenzahn des Unterkiefers der größefte iſt, dahingegen bei
den Wölfen, Hunden und Füchfen es der fünfte iſt.
10. Das Thier, defien bei Verona gefundener Unterkiefer
von Joſeph Monti fuͤr einen Theil des Seekuhſchaͤdels gehalten
wurde, welche Idee von allen Geologen angenommen iſt, ob⸗
gleich ſie den erſten Begriffen der veraleichenden Zergliederungs⸗
kunde wiederſpricht. Dieſer Kiefer hat nach Cuviers Meinung”
einem Thiere angehoͤrt, welches obgleich ſpezifiſch verſchieden
doch dem Mammouth, dem Ohiothiere und’ dem Thiere von
Simore verwandt iſt. Sein auszeichnendſtes Merkmal iſt der
durch ſeine Symphyſe gebildete Schnabel. *
11. Das hirſchartige Thier, deſſen Knochen und Geweihe
man in Irland, Eugland, Maſtricht u. ſ. w. findet, Es unters
ſcheidet ſich hinlänalih von allen Hirſchgattungen und ſelbſt
vom Elenn, wohin man es gerechnet hat, durch die ungeheure
Größe feiner Geweihe, durch die Flachheit des vorderen Theiles
—
»
u
ur
*
Du
.
241
und durch die Aeſte, welche vom Grunde abgehen. In den
philofophiichen Transaktionen find mehrere Abbildungen davon
zu finden. Y
12. Das Ochſengeſchlecht allein zeigt mehrere foſſile Gats
tungen. Pallas hat zwei Schädel derjelben befihrieben, welche
fih in Siberien finden. Den einen davon hatte er zum
gemeinen Büffel gerechnet, nachher aber hielt er ihn für
eine befondere Gattung, welche urfpränglich aus Thibet herz
ſtammt und Arni genannt wird. Cuͤvier zeigt durch ofteologi«-
ſche Vergleichung, dag diefe Schädel nicht von Büffeln: Hera
£ommen, Die andere Gattung -fchien Pallas von dem
Capſchen Büffel oder von dem Mofchusochfen von Canada
abzufammen. Cuͤvier beweift, daß fie vom erſten nicht herz
kommen koͤnnen; da er aber Feine Schädel des Armi und des
Biſamochſen Hat, fo entfcheidet er nicht über, ihre Identitaͤt
mit diefen foffilen Schädeln.
Der Berfaffer befchreibt noch zwei Schäbdelarten, melde
in den Torfgruben des Departements de la Somme gefunden
und denen unferes gemeinen Dchfen und der Auerochfen fehr
aͤhnlich find, diefelben aber um mehr als ein Viertheil an
Größe übertreffen.
Aus diefen Unterfuchungen ſchließt Cüvier: 1) Daß es
falfch fei wenn man behaupte, daß die Thiere des Südens
vormals in Norden gewohnt haben, da ihre Gattungen nicht
vollfommen übereinftinmen. 2) Daß in allen Ländern Thiere
gelebt Haben, welche jeßt nicht mehr dafelbft ‚leben, und fich
überhaupt in feinem befannten Sande wiederfinden, Er übers
hält es nun dem Geologen in ihrem Spfteme das zu vers
änderen, oder hinzuzufeßen, was fie zue Erklärung der Thats
fahren für guet finden, welche er dargelegt hat,
1. Bandes 2, Stüd, Q
242
Mr. 19. Meber eine neue Fliegengattung,
von Ant, Coquebert,
l
« Musca octopunctata.
M. antennis setariis, subpilosa thorace macula ‚dorsali
Srysea quadrata, punctis — nigris.
Deser. parva, grisea, nigro maculata, subpilosa. Capus
oculis fusco-rubris, palpis clavaque antennarum ferrugineis,
Thorax antice linea recta utrinque brevi, nigra; macula
grisea quadrata in area nigra, punctis octo nigris in lineas
duas transversas, parallclas dispositis. Srufelum nigrum
nitidum prominulum rofundatum. Peius plumbeum. ı las
magnae hyalinae fasciis tribus transversis lutescentibus fusco
marginatis, puncto marginali «piceque fuscis. Abdomen breve
basi, fascia ınedia anoque nigris. Pedes pallide testaceis,
fempribus supra nigris infra cinereis geniculis pallidis.
Diefe artige Fliege hat Eoquebert in dee Gegend von
Nheims auf dem Stamme eines abgeftorbenen Baumes gefuns
den. Sie lebe gefellfchaftlich. Ihre großen roͤthlich Bandirten
Flügel Halt fie ausgebreitet, indem fie ihnen eine ſchwingende
Bewegung giebt; zuweilen legt fie diefelben auch übereinander,
fo daß fie ihren Unterleib bedecken. Sie geht mit ziemlicher _
Leichtigkeit von der Seite,
Y
Ueber die Blutgefäße der Blutegel und die rothe Farbe
der darinn enthaltenen Flüffigfeit, von Cüvier.
Dei feinen fortgefeßten Unterfuchungen über die Anatomie
der weißblürigen Thiere, welche der Verfaffer bald herausgeben
wird, hat er eine Gattung gefunden, welche ihn noͤthiget, diefe
443
allgemeine Benennung zu. veränderen: nämlich den Blutegel.
Dieſes Thier hat vothes Blut, nicht das, was es gefogen hat
und welches im Darmkanale enthalten fein würde, denn diefes
wird auf der Stelle verändert, fondern eine wahre ernährende
Flaͤſſigkoeit, welche in Gefäßen enthalten ift, und darinn vermbge
einer abwechfeinden Bewegung you fehr merklicher Syſtole und
Diaſtole zirkulirt,
Diefe Gefäße bilden vier Hauptſtaͤmme, naͤmlich zwei an
den Seiten einen Bauch- und einen Ruͤckenſtamm: die beiden
erſteren gehören zu einer anderen Art, als die beiden letzteren,
der Verfafer hat aber noch nicht ausmachen koͤnnen, welches
die Schlagadern und welches die Venen fein,
Die beiden Seitengefäße gehen von einem Ende des Kür:
dere zum anderen, und bilden indem fie fich durch Ziveige vers
binden ein Netz, welches ſich eingeſpritzt ſehr ſchͤn ausnimmt.
Das Bauch- und Ruͤckengefaͤß bildet kein ſolches Netz;
beide geben nur Zweige, welche abwechſelnd und in ſchraͤger
Richtung abgehen, und ſich auf gewöhnliche Art vertheilen,
Das Bauchgefäß liegt gerade unter dem Markſtrange der Mer:
venfnoten, von welchen alle Nerven ausgehen.
Dan kann einen Blutegel nicht ohne eine große Ergießung
dieſes rothen Blutes öffnen; indeffen bleibt doch noch genug in
den Gefaͤßen übrig, um es fehr gut darinn ‚unterfcheiden zu
innen. Die Farbe deffelben ift ungefähr fo wie das Schlag.
aderblut der Froͤſche.
Nr, 20. Beobachtungen über die Sanghalsjungfer,
' Raphidia, ophiopsis, von $afreille,
Rinne gab im Jahre 1736 die Befchreibung diefes Inſektes,
woraus er ein eigenes Gefchlecht unter bem Namen Kaphidia
N 2
3°.) ° A ;
machte, in den Actis Upsal. heraus, Die Neuroptera dieſes
Verfaſſers enthalten in der That Fein Gefchlecht, deffen Kenne
zeichen beftimmter und leichter zu faffen wären, De Geer hat
über diefes Inſekt eine fehr weitlaͤufige Abhandlung geliefert,
Es ſcheint aber, als ob Linne der einzige gemefen fei, der die
Nymphe davon gefehen habe, von welder er felbft blog fagt,
fie fei dem vollfommenen Inſekt fehr ähnlich, gehe und ftelfe
fi wie diefes und fei bloß durch den Mangel der Flügel untere
ſchieden, von welchen man nur die Anlage bemerfe. Die Larve
deffelben ift ihm fo wie auch den anderen Naturforfchern, welche
nad) ihm von bdiefem Inſekt gehandelt haben, unbekannt ges
wefen. Da ic) in diefen leßten Tagen Gelegenheit gehabt Habe,
dieſe Larve zu beobachten, fo will ich der Sefellfihaft meine
Unterfuchungen darüber, nebſt einigen über das Gefchlecht
Raphidia und über die männlichen Geſchlechtstheile der Raphidia
ophiopsis gemachten Bemerkungen mittheilen.
Um bei den Gefchlechtsfennzeichen anzufangen, bemerfe ich:
ı) Daß die Unterlefze ziemlich groß, vorfpringend, Halb leder
artig, vorn halbfreisformig zugerundet fei. 2) Daß die Mans
dibeln fehr ſtatk, ſchaalenartig (ecailleux), in eine hafenfürmige
> Spige geendiget und an der inneren Seite gezahnt find, 3) Daß
die vier Palpen zylindrifh, kurz, die vorderen ein wenig län»
ger find, aus fünf und nicht wie man gefagt hat aus vier,
die Fippenpalpen aus drei Gliedern beftehen, Noch ift zu deu
merken, daß die Marillen nicht wie man behauptet hat ganz,
fondern am Ende kurz getheilt find, fo daß die äußere Abtheis
lung zylindriſch, zuſammengedruͤckt und ſtumpf, die innere dreis
eig an der gegen die Lefze hin ſtark behaart ift. Sie ſcheint
fo wie die Marille felbft geringelt, das heißt aus Eleinen Queer⸗
theilchen zufammengefeßt, deren einige weicher und weiß, die
245
anderen ſchwaͤrzlich oder braun ſind. Dieſe letztere Farbe hat
den beruͤhmten Fabrizius getaͤuſcht, und er hat geglaubt daß
die Maxille aus einer hornartigen Subſtanz beſtehe. Es waͤre
in der That zu wuͤnſchen, daß man den Sinn des Wortes
hornartig naͤher und gewiſſer beſtimmte; denn ich finde es oft
in der Entomologie ſehr uͤbel angewandt.
Die Art von Bohrer, womit das Weibchen am Ende des
Körpers verſehen iſt, hat de Geer ſehr weitlaͤufig beſchrieben.
Der Bauch endiget ſich bei beiden Geſchlechtern in einen weichen
Theil, welcher eine faſt Eegelfürmige, ſtumpfe vöhrenformige
Hervoragung bildet. Unter dieſem Theile habe ich bei dem
Männchen zwei fehr fiarfe, fehaalenartige, zuruͤckgekruͤmmte
Haken gefunden, und zwiſchen diefen liegt das Befruchtungss
Werkzeug, deffen Struftur ic) nicht gut entwickeln Eonnte, da
ich das Thier nicht lebendig unterfuchte.
Diefe fonderbare Verlängerung und diefe Form des Bruſt⸗
flüdes der Raphidien paſſt fehr gut zu ihren Sitten und ihrer
Lebensart. Diefe Inſekten leben vom Kaube; fie laufen an den
Stämmen verfhiedener Bäume; und haben um ihren Raub
feichter erhaſchen zu Eünnen eine große Biegſamkeit des Körz
pers, fo daß er oft an der Verbindung des Bruftftückes mit
dem Dauche zerbrochen fcheint.
Die Larve ift länger als das vollfommene Inſekt und faft
wurmfoͤrmig. Ihr Körper befteht außer dem Kopfe aus zwoͤlf
- Mingen, tweldye an den Seiten gebogen und oben mit einer
Kleinen, vieredigen, gefärbten Platte bedeckt find. Der Kopf
iſt groß, fehr platt, viereckig, mit zwei fehr kurzen Fegelfürmi-
gen, blaffen, aus drei Stücden beftchenden Fühlhornern vers
feben. Es ſchien mir als ob an der Stelle der Augen zwei
kleine Körner zu fehen wären, Die drei erſten Ninge find von
246
gleicher Groͤße, und jeder derfelben hat ein Paar kurze, blaffe,
in zwei ſtarke Hafen ſich endigende Füße. Die Platte des
erffen tft oben ſchwarz; die folgenden Ninge nehmen bis gegen
die Mitte bes Körpers zu, und dann wieder ab; fo daß der
Körper in eine ſtumpfe Spiße endet. Der Körper ift braun,
mit Fleinen, länglichen, blaffen Strichen gezeichnet, etwas bes
baart, Bei der PVergleichung diefer Larve mit dem vollfom:-
menen Inſekte wird man ohne Mühe ihre große gg
gewahr,
Diefe Larve wohnt in Niffen und Furchen unter der Rinde
der Baume, Ste lauft mit großer Schnelligkeit umher, und
bat noch mehr Biegſamkeit des Körpers als dag vollfommene
Inſekt. Im Gehen drehet fie den Kopf von einer Seite zur
anderen, und drängt fich in die Eleinen Hoͤhlungen. Bei der
mindeſten Gefahr zieht fie ſich mit der groͤßeſten Geſchwindig⸗
keit zuruͤck und laͤuft dann ſelbſt rücklings, Wenn ihr Schlupf:
winkel nicht für ihren Körper groß genug iſt, fo verſucht man
vergebens den nicht vorborgenen Theil hervorzuziehen ;* man
mag fie noch fo fehe quälen und verftümmeln, fie seht durch
aus nicht aus ihrem Schlupfreinkel,
Ueber die Knochen welche fih im Gypſe von
Montmartre finden, von Cüvdier,
Der Verfaffer, welcher, wie es in einem der vorigen Auf:
fäße angegeben ift, aus einigen in zu geringer Anzahl vor—
Handenen Bruchſtuͤcken, ſchloß, daß dieſe Knochen von einer
Gattung des Hundegeſchlechtes herkommen, hat nach der Unter—
ſuchung einer ſehr betraͤchtlichen Anzahl gefunden, daß ſie von
drei Gattungen kommen, welche ſich durch die Groͤße und einige
247
andere geringfcheinende Umftände unterfcheiden, aber doch anf ein
und daffelbe und zwar ein neues Gefchlecht zurückgeführt werden
müffen, das zu der Ordnung Pachydermata gehört und faft mit:
ten zwifchen dem Nafehorne dem Tapir und dem Schweine inne
ſteht.
Folgendes Haben die drei Gattungen mit einander gemein,
Die Zahl ihrer Badkenzähne iſt acht und zwanzig, namlid) fies
ben an jeder Seite in jedem Kiefer; die Kronen find glatt, und
nad) dem Abnusen ſieht man Abtheilungen von Knochenſubſtanz
daran, welche wie bei allen Herbivoren durch fFärfer vorragende
Leiften von Schmelz getrennt find. Die oberen Zähne find faft
vierecfig, die unteren beftehen aus zwei halbmondfoͤrmigen Stüs
den, den erften ausgenommen, welcher eine gerade Schneide, und
den legten, welcher drei halbmondfoͤrmige Theile hat. Diefe
Bildung ift der des Nhinoceros fehr ähnlich, aber die Schneide⸗
und Eckzaͤhne ſind ſehr verſchieden und dem Tapir aͤhnlich; denn
ſowohl oben als unten finden ſich ſechs ſcharfe Schneide- und
zwei Eckzaͤhne, und hinter diefen iſt ein lerrer Raum, bis zum
eriten Badenzahne. Doch if diefer Raum verhältnigmäßig
fürzer als bei dem Tapir.
Die allgemeine Geftalt des Unterfiefers gleicht ebenfalls der
beim Tapir fehr, vorzüglich in der hinteren Krümmung. Eben
dieß ift der Fall mit dem Schädel und vorzüglich mit den Nafenz
knochen, welche gleichfalls fehr kurz find und daher auch einen
Ruͤſſel getragen zu haben feinen,
Die drei Gattungen unrerfcheiden fich auffer der Größe vor;
zuͤglich durch die Hinterfüge, wovon Cüvier fo glücklich gewefen
iſt, alle Knochen zu fammeln, fo daß er fie zufammengefest zeigen
kann,
243°:
Die größefte Gattung hat zwei faft gleiche Zehen, naͤmlich
die mittlere und Auffere, die dritte innere Zeche ift viel kleiner; fie
nähere fich dadurch, dem Thieren mit gefpaltenen Klauen; auch
hat das Ferfenbein eine Gelenfflähe zur Verbindung mit den .
Knochen der an Statt des Wadenbeines da if, und diefes Kenn:
zeichen ifE den Thieren mit gefpaltenen Klauen befonders eigen.
Das Würfelbein ift zur Anlage der äufferen Zehe fehr breit, >
In den beiden anderen Gattungen verbindet ſich das Ferfenz
bein nicht mit dem Wadenbeine, und ift im allgemeinen faft
eben fo wie bey dem Tapir gebildet. Es finden fich drei Zehen
deren Auffere und innere dünner als die mittelfte iſt; auch iſt
das Mürfelbein zufammengebrückt; indeffen iſt dieß doch bei der
Eleinften Gattung weniger der Fall, als bei der Mittelgattung.
Diefe letztere hat uͤberdem noch ein eigenes Kenmpeichen , namlich)
einen überzähligeä Knochen, welcher an der Stelle fist wo das
keilſoͤrmige Dein der großen Zehe fein follte, aber Feine große
Zehe, ja nicht einmal einen Mittelfußfnochen trägt, Er verbin«
det fich mit einer GSelenffläche des Kahnbeines, welches drei fol:
cher Flächen hat, da hingegen es bei der größeften und Eleinften
Gattung nur zivei hat. *
Den Vorderfuß hat Cuͤvier nur bei der Mittelgattung zus
fammenbringen Eonnen, Ellenbogenbein und Speiche find unter
einander und mit dem Oberarmbeine verbunden, ſo daß das
Thier die Vordertatze nicht drehen kann, ſondern dieſelbe immer
in der Pronation halten muß, welches allen Pachydermen ge—
mein ift. Die Handwurzel ift der des Nafehorns vollig gleich.
Es find drei faft gleiche Zehen und an der Stelle des Daumens
ein Eleiner überzähliger Knochen vorhanden. >
Die große Gattung hat wenigftens die Größe des Pferdes,
249
die Mittelgattung des Schweines und die Fleinfte Gattung ift -
kaum größer als ein Haſe.
Die Knochen find ſaͤmmtlich mehr oder weniger zerreiblich
und im Gyypſe infruftirt, fie liegen zerſtreut und nur felten findet
man die Stücen zufammen, welche zu demfelben Fuße gehört
haben. Gemeiniglich find die Knochen mit einer weißlichen
Mergelart überzogen, welche zwiſchen ihnen und dem Gypſe liegt.
Mr. 22. Auszug einer Abhandlung über die Fa—
; milie der Minirfpinnen, von Latreille.
Latreille Hat gemeinfchaftliche Kennzeichen für die Spinnen
aufgefunden, welche ein mit Spinnenweben ausgekleidetes Loch
bewohnen, das mit einem durch ein Band befeftigten Deckel
verfchloffen iſt. Er giebt folgende. Kennzeichen diefer Fami—
lie an.
Die Augen —* oo °
"Die Palpen groß, am Ende unten mit Spiken befeßt,
Die Mandideln fehr behaart: am oberen Ende des erften Stüs
des mit einer Neihe von Zähnen oder fehaalenarrigen Stuͤcken
verſehen.
14 Der Körper laͤnglich — das Brufiftück eirund auf dem Ruͤk—
fen mit einer Schärfe verfehen. — Der Bauch eirund. —
Die Deine von mittlerer Länge, die mittleren etwas fürzer. —
Die letzten Glieder der beiden vorderen unten mit Stacheln
beſetzt.
. Der Verfaſſer bringt drei Gattungen unter dieſe Familie,
welche er zu beobachten Gelegenheit hatte: er beſchreibt fie und
ihre Nefter, -
2:0
». Aranea caementaria. (Araignde maconne).
Braun, eine Schärfe auf dem Bruftftücte, am Umfang und
an den Füßen heller, Augen fehr nahe auf einer Erhöhung beis
fammen liegend : fünf verlängerte faft gleiche Zähne über der An⸗
fegung der Klauen,
Es ift die wahre araignde magonne deren Lebensart von
Sauvages befchtieben ift. Ihre Höhle iſt fchief, der zirkelrunde
Dedel paßt in einen am Eingange angebrachten Fa. Man
finder fie in der Gegend von Montpellier.
2. Aranca Sawagesii. Rofsi.
Schwärzlich Braun; große fehr ftachelige Palpen; am Bau:
he zwei längliche Warzen; über der Anfeßung der Klauen vier
kurze breite ungleiche Zähne, Ä
Sie findet fi in Corfifa. Latreille glaube, daß diefes die
Gattung fei, von welcher Olivier fpricht. Sie gräbt ſich eine
ſenkrechte Höhle, deren Deckel einem Zirkel gleich it, wovon ein
Abſchnitt weggenommen worden. Er bleibt offen, fo lange dag
Thier auſſerhalb der Höhle iſt. EEncyel. method. Hist. nat.
IV. 228.) N
3. Aranea nidulans. Fabr. Mantissa insed,
Die Höhle gleiche der der erfien Gattung,
Befchreibung einer neuen Spinnengattung, von
Latreille—
Aranea peria. (Araignde habile.)
Augen:
251
Roͤthlichgrau⸗ mit plattem Bruchſtuͤcke im ra mit
ſchwarz gefleckt; die Beine mit ſchwarzen Banden,
Livido-grisea; thorace a esso, in ambitu fusco macu-
lato, pedibuis fasciatis. j
Sie gehört zur Familie der leups. Sie erbauet über einem
etliche Centimeter tiefen ſenkrechten Loche eine Arc von ſpinnewe⸗
benem Kegel, welcher von auſſen mit Staube und Saudkoͤrnern
bedeckt ift und daher dern Auge leicht entgeht. Diefer Kegel hat
24 Millimeter im Umfange und 27 oder 28 in dev Höhe,
Auszug der Beobachtungen über die Gemwebe der Gar:
i tenfpinne oder Kreuzfpinne (Aranea diadema),
von Benedikt Prevoft.
"Die Gewebe, welche die Krenzfpinne und einige andere vers
wandte Spinnen im den Garten aufhängen, beftehen erftlic aus
‚Fäden, welde von einem’gemeinfhaftlihen Mittelpunkte aus—
einander laufen, und dann aus einem ſpiralfoͤrmig gewundenen
Faden, welcher gleichfalls im Mittelpunfte befeftiget und in etwa
gleihen Entfernungen umbergeführt ift, fo daß er eine Menge
fonzentrifcher Zirkel vorftellt. Die leeren Zwoifchenräume der
Mafchen zwifchen diefen Faden find groß genug um kleine Inſek⸗
ten ducchzulaffen,
Prevoft hat bemerft, daß die Zirkelfaͤden mit einer Fleberi-
gen Maffe überzogen, die Nadienfäden aber durchaus nicht Eles
berig find; auch läuft die Spinne immer nur auf diefen letzte—
"ren, welche fie auf dem Fürzeften Wege leiten, ohne daß fie nd»
thig hätte, die klebrizen Fäden zu berühren, welche ſich an ihre
6 Füge hängen und zerreiffen würden,
252
Alſo fangen diefe Spinnen ihren Raub-zu. gleicher ‚Zeit im
Garne und mit Leime. -
Ueber ein neues Geflecht zweifchaaliger Mufcheln
Cyrtolaria genannt, von Daubdin, ?
Dieſes Geſchlecht iſt mit Solen und Mya verwandt, untere
ſcheidet fich aber von diefen durch das Schloß ohne Zähne und
Grube (Fovea), welches aber ſtark gewölbt und vorfpringend iſt.
Diefe Bildung iſt durch die Benennung Cyrtodaria angedeutet.
Geſchlechtskennzeichen: Schräg geöffnete Schaalen,
Ungezahntes vorfpringendes ftark erhabenes (bossue) Schloß.
Gattungen C. incrustata der Dueere nach länglich ‚ inwen⸗
dig mie einer kammformigen Kalkkruſte überzogen und mit einem
ſchwaͤrzlichen Firniß bedeckt.
C. ovalis. Eirund; aſchfarben, glatt, in der Queere mit
drei braͤunlichen Streifen bezeichnet. Inwendig gelblich.
Dieſe Muſchel hat Soldani bei Meffina im Sande des See:
geftades bemerkt,
C. caspiensis. Mya edentula Pallas.
C. erıtica. Mya arctica. T Zoega. Müller. O Fabricius.
. St. Westrog. p. 198. t. 5. fig. 2.
Bi byssifera. Mya byssif. O Fabrlc. Faun. groen. p. 407.
No. 408.
Auszug der anatomifchen Bemerfungen über das Huhn
im ungebohrenen Zuftande, von ge'veille.
Die Leber des Hühnchens, welches nody nicht geathmet hat,
iſt in zwei gleiche Lappen getheilt, und ihr Umfang ift im gleichen
253
— mit den uͤbrigen Theilen des Thieres, dahingegen
die Leber im Fitus der Saͤugethiere verhaͤltnißmaͤßig ungleich
berrächtlicher iſt; der Verfaſſer fchreibt diefen Unterfchied dem
Mangel der Mahelvene in den Bügeln zu,
Die Gallenblafe des noch nicht ausgefrochenen, oder eben
ausgefrochenen Huͤhnchens enthält eine dickfluffige dunfelgrüne
Galle, dahingegen im Foͤtus der Saͤugethiere die Blaſengalle
ſehr duͤnnfluͤſſig durchſcheinend und von veraͤnderllcher Farbe iſt.
Auch der Geſchmack dieſer beiden Fluͤſſigkeiten iſt ſehr verſchieden,
welche Verſchiedenheit der Verfaſſer der beſonderen Art zuſchreibt,
welche die Natur bei der Ernährung dieſer beiden Arten von Fo«
tus anwendet, Der Foͤtus der- lebendiggebäahrende Thiere Icht,
wählt und entwickelt ficd) duch das Schlagaderblut feiner Mut:
ter, welches bekanntlich wenig Gallenſtoff enthält; der Foͤtus der
eierlegenden Thiere hingegen erhält feine Nahrung aus dem Gels
ben des Eies, welche Flüffigkeit von der Pfortader aufgenommen
und von da in die Leber gebracht wird, um da verarbeitet zu
werden, als wenn das Thier fich ſchon feiner Verdauungswerk:
zeuge bediente, Aus diefen Bemerkungen ſchließt dev Verfaffer
dag die Gallenblafe der Embryonen von’ lebendiggebährenden
Thieren wenig oder gar feine, hingegen die der eierlegenden Thiere
wahre Galle enthalte.
Mr. 23. Auszug einer Abhandlung, welche Unterfu-
ungen über die Dauer der Trächtigfeit bei ven
Weibchen der Thiere enthält, von Teffier.
Der Verfaffer erinnert zuerft an die Streitigkeiten, welche
vor etwa zwanzig Fahren unter den Phyſiologen über die Mög:
lichkeit verfpäteter Geburten Statt gefunden haben, Bovnard
254
und Lonis festen Bertin und Perit die Unabaͤnderlichkeit in. der
Tragezeit der Thiere entgegen; aber diefe Thatfache war noch
nicht beſtaͤttiget. Teſſier nahm ſich gleich damals dieſe Beſtaͤtti⸗
gung vor, und hielt deswegen Correspondenz und ſehr genaue
Tagebuͤcher. Das Reſultat, welches er dem Inſtitute vorgelegt
Hat, iſt die Frucht dieſer Bemühungen; er theilt ſeine Arbeit in
eben fo viele Abſchnitte als er Thiere bar beobacheen koͤnnen.
1. Abfhnie Kühe
160 find beobachtet: 14 haben vom 241fen bis zum 265/81 Tage
gekalbt, das heifft in einem Zeitraume von acht Monaten bis 8
Monaten 26 Tage. /
3 den 270ſten Tag
4 „bis zum . Tao ‚ i
50 vom 270.bis zum 280. Tage Es find a ee
- 280, bis zum 290, Tage? - . k }
a N 3 zwifchen beiden Ertremen,
20 den 300. Tag
s den 308. Tag rd ;
2. Abfhnitt, Stuten *
102 ſind beobachtet
3 habenden zur. Tag geworfen Welches ein Latus der Traͤch⸗
tigkeit von 83 Tagen giebt.
1 den 314,
— Zwiſchen den Kuͤhen und
—
Pen Stuten findet die Bemers
fung Statt, daß es unter
den erfteren mehrere giebt,
welche vor dem gten Mos
f nate, als unter den letzten,
welche vor dem ııten Mo⸗
nat geworfen haben,
2 — 350, oder gerade ıı Monat
von 30 Tagen.
47 von 340 bis 350.
25 — 350, — 360,
sa — 360 — 377.
2 — 39410 Tag.
.
N
ass
3. Abſchnitt. Mutterfhmweine
‚Nur 16 find beobachtet worden,
ı har am 109. Tage oder nad) 3 Monaten und 19 Tagen leben
dige Junge geworfen
10 vom uo. bis 120. Tagen
2 den 121. Tag Keines ift über 4 Monat
en U 7 FE traͤchtig gewefen.
L— 13, —
4. Abſchnitt. Kaninhen
139 find vom vierten bis zum fechsten vepublifanifchen Sabre
beobachtet worden.
ı den 26. Tag y
2-2, —
Das Ertrem macht hier nur
7 Tage:
21 —31, —
9 — —— —
Der Verfaſſer hat ſich vorgenommen aͤhnliche Bemerkungen
an den Eiern der Vögel zu machen. Er führt in dieſer Hinſicht
eine fonderbare Beobachtung an, welche Darcet befannt gemacht
bat. Sie ift folgende; Von zugleich bebrüteten Eiern kroch das
Voͤgelchen aus dem einen den ızten Tag, aus 2 den ızten, aus
3 den 18. aus s den 19. und 20ſtrn Tag aus.
Nr. 24. Auszug einer Abhandlung über die Häute, welche
das Hühnchen im Eie umgaben, von Leveille,
Der Fötus der Vögel ijt gleich dem der Saͤugethiere in ei:
nem mit Waſſer angefullten häutigen Sacke eingeſchloſſen, da er
— 256
aber bis zu dem Augenblicke, wo er das Ei verlaͤſſt, die Subſtan⸗
zen einfauge, welche zu feiner Nahrung beſtimmt find, fo folgt
darans, das er mit diefen Subftanzen in gewiſſen Verhaͤltniſſen
ſtehe, welche noch nicht Hinlänglich bekannt find, und die Leveille
ſtudirt und befihrieben hat. \ |
Wenn man am funfzehnten Tage der Bebrütung eines Hubs
nes die Schaale zerbricht und das darin enthaltene in’s Waffer
wirft, fo fieht man das Hühnchen durch das zwiſcheuliegende Ei⸗
gelb vom Weiſſen des Eies getvennt, Die ganze Maffe wird
von einer gemeinſchaftlichen Haut umgeben, welche der Verf, die
ſackfoͤrmige Haut nennt. Sie ift mit Gefäßen durchzogen;
das erfte Eiweiß trenne diefelbe von allen denen wovon in der
Folge die Nede fein wird... Wenn man diefe Haut queer dutch
Schneider, fo fieht man gar feinen Zufammenhangf mit dein Nüf-
fen des Hühnchens, fondern eine Verbindung mit dem zweiten
Eiweiffe, durch ein Haͤutchen Celoison) welcyes fih in zwei Plat⸗
ten theilen laͤſſt. Die Entfernung der beiden Platten diefeg
Häutchens bilder eine Kapfel, welde das z weite Eiweiß enthaͤlt,
woher man ihm den Namen membrana leucilyma gegeben hat.
Dieß Häuschen verlängert fih Eis an die Linie, welche das Ei—
weiff vom Gelben trennt. Seine konkave Fläche bilder hier eine.
Scheidewand zwiſchen beiden Subftanzen, der Verfaffer nennt
fie chlorolewcilyma. Der mittlere Theil diefer Scheidewand
ſchlaͤgt ſich in das Eiweiß zuruͤck und bildet hier eine Hoͤhle, wel⸗
che das dritte Eiweiß oder die Bereinigung der Theile enthält,
welche man unpaſſlich chalazes genannt hat. Diefe Haut zeige |
num verfchiedene Eiaenfhaften. Sie ift wie feiden- oder baums
wollenartig; fie durchdringe eben diefes Eiweiß, fteht in Ver:
bindung mit einem. gefäßreichen, fpiraigewundenen Strange
welcher der capsula chlorilyma zum Stiele dient. Davon kann
257
man ſich leicht bei gekochten oder noch beffer bei bebruͤteten
Eiern Überzeugen.
Die das Gelbe einjchliegende Haut iſt chlorilyma genannt
worden. Nachdem die Haut des weißen die Scheidervand
chloroleucilyma gebildet hat, geht fie von beiden Seiten zum
Ruͤcken des Huͤhnchens um bier umgefchlagen den Waſſer—
beutel (poche des eaux) zu bilden. Sie hängt gewöhnlich
fo feft an, daß es unmoͤglich ift fie zu zerfiören, woher der
Berfajler ihr den Namen entero - chlorilyua gegeben hat, Sie
„bewirkt die Berührung des Huͤhnchens mit dem Gelben, und
bildet eine Höhle, in welcher die Maffe der Eingeweide ent-
halten iſt; was der Verfaſſer den Wafferbeutel nennt, ift von
Haller capsula umbilicalis genannt worden, fie hänge mit der
vorigen zufammen, und man Fann fie nur gegen die Nabel:
oͤffnung Hin in zwei Platten trennen, deren eine fich zur Haut
begiebt, die andere fich bis in den Unterleib auf die Leber und
Därme verlängert, wo fie die Ouechfcheinende aut (m.
diaphane ) bilder.
Die mit Blutgefäßen befeßten Häute find die ſackfoͤrmige,
die leucilyma, die Scheidewand und die chlorilymaz; die übri-
gen haben durchaus feine Blutgefäße, fie erhalten nur ferofe
Gefäße, welche nur durchs Mikroskop fichtbar find.
Die Verbindung des Foͤtus mit dem Gelben gefchieht ver:
mittelft der ompbalosmefenterifcben Gefäße, und eines
vitello-intestinal Bandes, welches VBieg d’Azir und andere-
NS Phyſiologen für einen Gang gehalten haben. Der Verfaffer
hat Verſuche gemacht, welche ihn berechtigten diefe Behauptung
j zu leugnen. Er glaubt, daß das Aufhängeband die Verrichs
J tung des Nabelſtranges der Saͤugethiere erſetze; daß die daſſelbe
begleitenden Gefäße durch ihre zahlreiche Vertheilung auf der
3 1. Bandes 2, Stück. R
258 : 5
Kapfel des Gelben eine Plnzente bilden, welche die Feuchtig,
keit des Gelben eiuſaugt, welche fih in dem Serum verbreitet
bat, das durch den im Mittelpunfte des dritten Meißen be:
metften abforbirenden Kanal zu ihm gelangt; endlich wenn
diefes Band. und die Gefaͤße deffelben diefen Strang bilden,
fo folgt daraus dag in der leßten Zeit der Bebrütung alles in
den Unterleib geht, woher fich denn der fehlende Nabel bei
den Vögeln erklärt. Der Verfaffer ſchlaͤgt nad) diefen Beobach⸗
tungen vor die warm- und rothbluͤtigen Thiere in ſolche mis
und ohne Kabel abzutheilen.
B.
Anzeigen und Auszüge aus den Schriften
gelehrter Gefellfhaften,
Memoires de linstitut ‘national. T.I. Paris an VI.
Der Theil, welcher den phnfifchen und mathematifchen
Wiſſenſchaften beftimmt ift, enthält drei Abhandlungen, welche
den Zoologen interefliren koͤnnen: naͤmlich ı) Bemerkungen
über die Gefchlechtskennzeichen in der Naturgeſchichte
von Daubenton. ©. 397. Der Verfaffer tadelt die Vorei—
figkeit, womit man fo oft bei Entdefung eines unbekannten
Individuums von dem neuen Geſchlechte deſſelben ſpricht, ehe
man die Gattungskennzeichen auseinandergeſetzt hat. Die Sat
tung, Eonne gleich feitgefeßt und beſtimmt werden, ſobald ein
Individuum mit beiden Geſchlechtstheilen, oder ein maͤnnliches
und weibliches Individuum gefunden worden ſei. Auch koͤnne
dann gleich ein paſſender Name gewaͤhlt werden. Bei dieſer
J
259
Gelegenheit thut der, Verfafter einen Ausfall auf die Benen—
hung Quadrumanen, welche er viel lieber in Pedimanen
umgeandert wiffen will. Wenn ein neues Individuum,
welches die Kennzeichen einer gewiffen Ordnung hat, unter Eeis
nes von den darin arfgefuhrten ©efchlechtern paſſe, fo gebe
- man demfelben den Namen eines neuen Geſchlechts, das zeige
aber nur‘ die Mangelhaftigkeit des Syſtems u.f,w. Der
Berfaffer laͤſſt ſich dann noch Über die Mängel der Syſteme
überhaupt aus, tadelt Linne, fagt aber weiter nichts neues -
nder wichtiges. 2) Heobachtungen über eine Verſteine⸗
rung des Berges Terre noire im Departement der Loire
von Daubenton. ©. 543 : 548. Diefe Berfteinerung wurde
in einem glimmerhaltigen Sandſteinbruche gefunden, welcher
Sandftein die Torfgruben des genannten Berges bei St. Etienne
bedeckt. Man hielt diefelbe für verfteinertes Holz; das Stüc
war acht bis zehn Fuß lang und lag in gleicher Ebene mit
den Sandfteinlagen. Bei genauerer Unterfuhung fand der
Verfaſſer daß es eine mit Kiefelerde durchdrungene Sternko—
talle (astroite) war. 3) Weber eine befondere Methode
die Anatomie zu ffudiren, als Verfuh auf Beobach⸗
tungen über die Zaͤhne und Ziefer, angewandt von
Tenon. ©. 555 » 613. Der Berfaffer gedachte eine ganze
Sammlung von Abhandlungen herauszugeben, woran er aber
durch mehrere Umftände gehindert wurde, Folgendes ift der
weſentliche Inhalt der vorliegenden Abhandlung. Man iſt
bisher viel zu wenig aufmerkſam auf die Bildung und Be—
ſchaffenheit der Theile des menſchlichen und thieriſchen Körpers
5 in verfchiedenen Lebensperioden derſelben geweſen. Es giebt
i manche Theile, welche fehr beträchtliche Veränderungen erleiden
und die große Abweichung mancher anatomifchen Defchreibuns
Ra
’
260
gen eines und deſſelben Theils von gleichartigen Thieren iſt in
den meilten Fällen nicht der Nächläffigkeit des Beſchreibers,
fondern der verfchiedenen Lebensperiode zuzuſchreiben, in welches
das Thier fich befand. Da die Zähne fehon von. Aerzten,
Zahnärzten, Anatomen, Ihierärzten, Naturforfchern u. f. w.
fo oft. und weitlänfig befchrieben find, fo darf man mit Necht
hoffen, daß wenn die Betrachtung derfelben in verſchiedenen
Lebensperioden manches bisher unbekannte darſtellt, dieß bei
anderen Theilen noch weit mehr der Fall fein werde;
Die Zähne der Thiere haben da diefe leßteren in der erften
Lebenszeit des erforderlichen Wachsthumes und der Ausbildung
der Theile wegen viel Nahrung zu fih nehmen und im forte
ruͤckenden Alter weniger Erſatz bedürfen, auch eine fehr vers
fbiedene Bildung und Defchaffendeit. Die Zähne des Pferdes
find zu Beobachtungen diefer Verfchiedenheit bequem, weil fie
Kennzeichen haben, die das Alter des Thieres ſelbſt andeuten,
Deim fünf bis fehsjährigen Pferde ift der dritte Backenzahn
der längite, ragt mit feiner Wurzel am tiefften hinab und
macht daher den unteren Nand des Linterkiefers am meiften
vorftebend oder Eonver, jo daB der Unterkiefer auf diefem
Punkte ruhet, welhes In der Folge fih ganz anders verhält,
Nur die beiden erſten Badenzähne ftehen fenkrecht, die übri«
gen liegen allmählig immer mehr mit ihren Wurzeln rückwäts,
der leßte am meiſten. Zwiſchen den Wurzeln find dreieckige
mit lockerer Knochenmaffe gefüllte Zwiſchenraͤume. Alle diefe
Backenzähne find aber in diefem Alter zweier mehr oder weni⸗
ger beträchtlichen Theile ihrer Länge beraubt: denn die Kronen
find ſchon abgenußt und die Wurzeln haben ihre Länge noch
nicht erreicht. Das erfte eraiebt fich aus der Betrachtung des
dritten Backenzahns z. B. im Alter von 23 Jahren in Vers
261
gleihung mit dieſem Zahne im fünften bis fehften Sabre,
An dem letzteren ſieht man auf der oberen Kronenfläche die
an beiden Seiten von der graulichen Rindenſubſtanz begränzte
ſchmale Lage der Schmelzfubftanz in fehlangenfürmiger Wins
duug. An den erfteren hingegen findet man die Krone oben
mit ſtark hervorſtehenden ftumpfen Spitzen befeßt und überall
mit der Rindenſubſtanz gedeckt. Diefe find alfo im fünften
Jahre gänzlich abgefchliffen. Daß die Wurzel im fünften bis
fehften Sahre noch nicht ihr volliges Wachsthum erreicht habe,
ergiebt fih aus der Vergleihung mit einem etwa zwanzigjaͤh⸗
- tigen Thiere, wo diefelbe zwei deutlich und lang gefpaltene
h voneinanderabftehende Enden hat, die im fünften Sahre nicht
fo gebildet waren, , Die Idee von Einfeilung der Zähne iſt
nicht ganz richtig; denn diefelben bleiben nicht immer unbeweg⸗
fig an einer Stelle ſtehen, ſondern heben ſich allmählig fo wie
der obere Theil abgenußt und dagegen die Wurzel verlängert
wird in der Zahnböhle hHeivor. Dei einem ztvanzigjährigen
Pferde ſtehen die beiden Zinken der Wurzel des dritten Backen—
zahnes vom unteren Nande des Unterkiefers fehr weit ab,
welche denfelben im fechften Jahre dicht berührten, und dabei
ift die Fänge des ganzen Zahnes im zwanzigften Jahre abfolut
geringer als im fechflen. Der Zahn wird alfo oben immer
L abgenußt und unten immer toieder erſetzt. Eben diefe Vers
4 * Änderungen finden im Oberkiefer ftatt, und werden auch dur
£ beigefügte Deobachtungen an den Vorderzaͤhnen beftätiget,
Buͤffon glaubte mit mehreren Veterinarfchriftitellern, daß das
VBerſchwinden der ſchwarzen Hoͤhlung an den Kronen der Vor:
derzahne gegen das achte Jahr des Pferdes daher kaͤme, weil
a) die Höhlung allmählig zufammenziehe und ausfülle, Nach
4 den oben angegebenen Beobachtungen ſieht man deutlich genug,
—
14
262 =
daß das Abnutzen ber Krone und die allmählige Verlängerung
der Wurzel Schuld daran fei. Das weitere Hervorftehen der
der Schneidezähne aus ihren Höhlen bei den älteren Pferden i
kommt nicht daher weil das Zahnfleifch fich verkuͤrzt, fondern
weil die Zähne aus ihren Höhlen hervorgetrieben werden und
weit ‚fie im Anfange wenn dieß gefchieht, noch mehr. gebugen
find, und dadurch eine flärkere Beveftigung in ihrer Höhle
haben, dahingegen fie in fpäteren Lebensperioden weniger gebo=
gen und faft gerade find. In diefen Perioden wird der Fegel:
foͤrmige Zahn weit: leichter bervorgerrieben, Auch ftehen die
gekruͤmmten Zähne beider Kiefer mehr aufeinander und nußen
fich folglich leichter ab, dahingegen fie im älteren Pferde alle
mählig mehr nad) vorwärts gerichtet werden nicht mehr fo
gut aufeinander paffen und ſich folglich nicht fo ftarf abnutzen.
Zuwejlen ftehen die oberen Vorderzähne bei alten Pferden auf
dem hinteren Naude der des Unterfiefers und dadurch wird
der vordere Theil des Unterkiefers fo gedrückt, daß fein unterer
Hand die Konverität verliert und nun auf eine wagrechte
Flaͤche gefekt auf dem Winkel und dem vorderften Theile
ruhet, wozu freilich auch das Hervorſteigen der Backenzaͤhne
beiträgt.
Die Zähne der Pferde beftehen eigentlih aus einer drei
fahen Subftanz: nämlich, aus der etwas graugefärbten Rin—⸗
denfubftanz, dem weißen Schmelze und der mehr oder weniger
gelben eigentlichen Knochenſubſtanz. Diefe drei Subftanzen
nebft ähnlichen Erfcheinungen als bei Pferden finden ſich auch
bei den Wiederkäuern, bei den Nagethieren, dem Schweine
von Senegal, dem Elephanten, doch mit dem Unterfchiede, daß
das eine Thier mehr von diefer oder jener Subſtanz hat als
das andere, daß die Verteilung ver Subftanzen nach ver:
a
#
263
' fhiedenen Umftänden in der Lebensart der Thiere u. f. w.
verschieden it. Es giebt auch Thiere mit Zähnen, von bloß
- zweifacher ja von einfacher Subftanz. Zweiter Verfüch des
Studiums der Backenzaͤhne der Pferde in verfchiedenen
Epochen. Diefe Abhandlung (die Fortfegung der vorherge-
henden) hat vorzüglich die Zahne der Pferde und Efel Cdenn
beide find fih in Anfehung der Veränderungen ihrer Zähne
vollig gleich) von 52 Jahren bis hinunter zur Zeit der Geburt
zum Gegenftande. Bourgelat, Buͤffon, Daubenton u. a, hielz
ten die alte Meinung des Ariftoteles, daß die Pferde die
Dadeuzähne nicht wechſeln, noch immer für wahr, obgleich
fhon Ruyni Exquisita anatomia del Cavallo in fol. Venet.
1599. Michzaͤhne hatte abbilden laffen, welche mit ihren Ne
benreften von Wurzeln auf den Kronen der darunterliegenden
zweiten Bacenzähne ſteckten. Dieſe Tafeln nebſt anderen von
Ruyni hat Caspar Saunier Stallmeiſter zu Leiden 1748 nache
ſtechen laffen ohne des Urhebers zu erwähnen; ja er giebt fogar
fälfhlih vor, er habe fie mit großen Koften nach der Natur
zeichnen laffen. Wenn man den Ober: und Unterkiefer eines
Pferdes von 26 Monaten aufbricht, fo findet man in beiden
an jeder Seite drei Reſte von den Milhzahnen, welche bie
Kronen der nachfolgenden bleibenden Zähne bedeken. Im
dreisehnmmonathlichen Efel hat jeder Milhbadenzahn des Unter—
fiefers nur zwei Wurzeln und nicht viere wie im ſechsundzwan ·
zigſten; die eine ſteht nach vorn die andere nach hinten. Jeder
Milchbackenzahn des Oberkieſers hat im dreizehnten Monate
— drei Wurzeln und im ſechsundzwanzigſten viere bis fünfe, Bei
der Geburt des Pferdes find diefe Zähne noch ganz ohne Wur—
zeln, die Körper oder Kronen derfelben haben aber fehon die
ganze Länge erreicht, Die Breite und Dicke ift aber noch nicht
| 264
vollfommen, denn det Schmelz bildet ſich nach der Geburt auf
einer Schaale, welche fih vom eigentlihen Knochen des dahns
trennen laͤſſt, welche inwendig hohl und außen tief gefurcht iſt.
Sie wird außen von einer Haut bekleidet, welche nach der voll⸗
kommenen Ausbildung des Schmehes ſich in die Rindenſubſtanz
verwandelt. Außer diefen Milchzähnen finden fih nun bei
Pferden und Efeln noch überzählige Zähne Cdents complemen-
taires) nämlich in jedem Kiefer zwei, von doppelt kegelfoͤrmiger
Seftalt, fo daß der eine Kegel die Krone, der andere die Wur—
zel bildet. Im Oberfiefer liegen fie dicht nad vorn an dem
erſten Milchbackenzahne und dienen feine Kronenflaͤche zu ver—
laͤngern; im Unterkiefer fechen fie etwas vom vorderſten Milch⸗
backenzahne entfernt. Dieſe uͤberzaͤhligen Zahne kommen etwa
im fuͤnften Monate nach der Geburt hervor, und fallen mit
den erſten Milchbackenzaͤhnen aus, werden aber nicht wieder
erſetzt. Zuweilen bleiben die oberen dieſer Zaͤhne noch im
fpäteren Alter ſtehen, wenn nämlich der erfte bleibende Backen:
zahn des Oberkiefers indem er bervorbricht den überzähfigen
Zahn nicht mit vorfchiebt, fondern nur an feiner Seite hin
gleitet. Mehrere haben geglaubt daß diefe Zähne zu verſchie—
denen Zeiten des Alters hervorfommen, fie erfcheinen aber wie
fchon gefagt allemal im fünften oder fechften Monate,
Der erſte Milchbackenzahn des Unterkiefers kommt etwa
acht Tage nach der Geburt zum Vorſcheine; der zweite gleich⸗
falls; der dritte drei Wochen nach der Geburt; der überzählige °
Zahn bricht im fünften oder fechften Monate aus; der erfte
hintere oder in der ganzen Neihe der vierte Backenzahn gegen ,
den zehnten oder elften Monat, der ziveite gegen den zwanzig—⸗
ften, dev erſte bleibende Backenzahn (molaire de remplace-
ment) gegen-ben dreißigften Monat, der ziveite gegen dem ziveis
*
*
J
26
unddreißigſten Monat, der dritte gegen das Ende des dritten
Jaͤhres; der dritte hintere Badenzahn gegen das Ende des
fünften oder fechften Jahres. ,
7
Memoires de la societe d’histoire naturelle de Paris. Pa-
ris, chez Baudouin, place du Carrousel no. 662, prairial
any. 171 ©. 4to. .
Die naturhiſtoriſche Gefellfchaft zählt die größeften Natur
forfcher Frankreichs unter ihre Mitglieder und hat fehr viel
für die Wiſſenſchaft gethan. Schon 1789 erfchien- ein Band
ihree Schriften in Folio, unter dem Titel Actes de la, Soc.
d’hist. nat. Die Unruhen des Krieges, das unbequeme Format
und die Koften verhinderten die Fortfegung, welche hier num
unter einem neuen Titel>und in einem anderen Formate ere
ſcheint. In diefem erſten Bande find fünf zoologiſche Abhand⸗
lungen enthalten, nämlich: 1) Weber die Fortſaͤtze an der
Stirn der Wiederkäuer von Beoffroy. ©. gr. or. Der
Verfaſſer vergleicht die Geſchlechter der Wiederkaͤuer vorzuͤglich
Cervus, Giraffa und Antilope; ihre Stirnfortſaͤtze hält er
famtlich ihrer Natur nach für gleichartig und beobachtet fie als
natürliche Eroftofen. 2) Weber die Art, wie die Ernaͤh⸗
rung der Inſekten geſchieht von Eivier. Mit einer
Kupfertafel, ©& 34 » 55. Siehe davon einen Eurzen Auszug
unter Nr, io der Nachrichten a. d. Bulletin dx Sciences. 3) Ue⸗
ber die Minirſpinnen von Aatreille. ©. 118 : 128. Siehe
unter Nr. 22 jener Nachrichten, 4) Weber die Gefchlechter
Sıpia, Loligo und Octopus von Lamarck. ©. 1:25. Siehe
Nr, ı7 jener Nachrichten. 5) Ueber eine neue Eintheilung
der Eonchylien von Lamarck. ©. 63 : 91. Diefe Abhands
lung enthält eine neue Beftimmung der allgemeinen Kennzeichen
-266
und eine große Menge Gefchlechter *). Bruguieres hatte ſchon
eine Reform der Eonchiliengefchlechter angefangen; außer den Ver:
beffjerungen feines Freundes, welche Lamarck faſt alle beibehat-
ten bat, find von leßterem häufige Veränderungen in der Klafe
ſifikation der Gefchlechter gemacht, welche er in feinem Grund»
riſſe der Eonchylienlebre varlegen wird. !Er hat 126 Ges
ſchlechter, giebt unter jedem eine Linneifhe Gattung an und
fügt am Ende der Abhandlung eine Tabelle über die neue-Eins
theilung bei. 7
Die Societ€ d’enulation von Abbeville hat den Bericht
ihrer Arbeiten der Klaſſe der Wiffenfchaften und Künfte waͤh—⸗
end des Trimefters von Vendeminaire und Nivoſe i. VII. 5,
d. R. bekannt gemacht, wovon Boucher der Redakteur gewe—⸗
fen iſt. Eben diefer hatte bei Gelegenheit eines in der Somme
gefangenen Pachfes von go Pfund, 3 Fuß und ıo Zoll lang,
Demerkungen über die Art von Hervorragung gemacht, welche
fih am Unterkiefer bei manchen. der die Flüffe hinauffommens
den Lachfe findet, die in diefem Zuftande becards genaunt wer⸗
den. Er glaubt, daß diefer Fnochenartige Auswuchs dem Fifche
dazu diene, fih an Wurzeln und anderen unter dem Waſſer
befindlichen Körpern feftzuhafen, um in den Augenblicken der
Rnuhe dem reiffenden Strome zu widerſtehen: denn diefer Auss
wuchs iſt weder ſpitzig noch hart genug um zum Angriffe eines
Feindes zu dienen; aud) beweilt kein Umſtand, dag das Thier
etwa mit diefem Theile feine Beute fefthalte. — Derfelbe Berfaffer
*) Die meiften devfelben findet man fchon in Cuvier Tableau elementaire
de l’hist. nat. n
267
hat eine Abhandlung über die Aale vorgelefen, wo ‚er die
Meinungen der älteren, und neueren Schriftftellee über die
Erzeugung diefer Fiſche durshgeht und zu beweifen ſucht, daß
alles Bisher über diefen Gegenftand gefchriebene nur Muth—
maßung und Ungewißheit andeute, fo daß man noch nicht
dehanpten Eonne, daß der Aal lebendige Junge gebähte. —
Bureau har einen Wurm des Gefchlechtes fasciola unterfucht,
welcher an den Eingeweiden der Wiederfäuer nagt: diefer
Murm ift weniger befannt als Linnés fasciola hepatica: die
Krankheit, welche derfelbe bewirkt, wird in jenen Gegenden
pourriture genannt. Der Berfaffer verfpricht mehrere Beobach⸗
tungen zu fammlen. — I. ©. Barbier hat der Sefellfchaft
einige Beobachtungen über das Wandern der Vögel mitgerheilt,
— Späterhin hat Boucher die Beobachtung mitgetheilt,- daß
die Stimme des Haushahns defto ftärfer werde je näher der”
Morgen fei, fo daß man durch einige Uebung leicht daran
wiffen fünne ob es ſpaͤt oder früh in der Nacht fei,
Calcutta printed and sold at the honorable company’s press
2 and sold at London by P. Elmsly. Asiatic researches: or
transactions of the society instituted in Bengal for inquiring
into * history and antiquitics, the arts sciences and
’ litterature of Asia Vol. the IVth. 1795. gr. 4to, 436 ©.
Bekanntlich ift die afiatifche Gefellfchaft von Sir William
Jones geftiftet; da dieſer am 27. April 1794 farb, fo wurde
gleich darauf eine Anzahl der Mitglieder an Sir Sohn Schere
mit dem Antrage der Gefellfchaft abgefihickt, künftig der Präs
ſident diefer Gefelffchaft zu fein, welchen derfelbe auch annahm,
Die große Entferunng des Drucortes wird die Abweichung
der jefigefesten Regel entfchuldigen bei ausländifchen Schriften
J 268
nicht weiter als Ende 1797 zuruͤckzugehen; um fo mehr da
diefer vierte Band auch erſt 1799 in den englifchen Zournalen
angezeigt iſt. |
Die erfie Abhandlung ift noch von dem verftorbenen Praͤ⸗
fidenten. und handelt von der afatifchen Civil: und Naturges
fhichte überhaupt. Bei Gelegenheit der Theile Aufert der
Verfaſſer, daß da das nenanere Studium derfelben, entweder
nach Büffons oder Linnes Plane, nicht getrieben werden Eünne,
ohne den Thieren Leides zu thun, er nicht fehr geneigt fei es
weiter zu begunftigen, als in fo fern es durch Beobachtung
der Thiere in ibrer völligen Freiheit moglidy wird. Wenn der °
Berfaffer fo gewiffenhaft handelte und feinen zarten Grunds
ſaͤtzen in diefer Hinficht getreu bleiben roollte, fo mußte er auch
manche animalifche Speife von feinem Tifhe verbannen. —
Es gebe verfchiedene Abhandlungen von Thieren im arabifchen,
and fehr genaue Nachrichten von denfelben in chinefifcher
Sprache mit eleganten Umriffen ihrer äußeren Geftalt; in
“ perfifcher Sprache habe er nichts ſchaͤtzhares darüber gefunden,
außer was allenfalls in den Wörterbüchern. der Arzneikunde
zerſtreut ſei; auch fei ihm Fein Bud) in Sanffrit vorgefommten,
welches beſonders von Thieren handele. VI, Weber den
Dhaneſa oder indianifchen KTasbornvogel von Char⸗
les Wbite. Nichts foftematifch beftimmtes, Merkwuͤrdig
ift das Faktum, daß diefe Thieke von Brechnüffen (nux vo-
mica) leben, welche fonft bei Menfchen und Thieren doch ſehr
übele Wirkungen hervorbringt, Sm December, wo dieſe Nuͤſſe
in Menge zu haben ſind, findet man dieſe Voͤgel auch ſehr
fett. Dieſes Fett ſowohl als das Fleiſch machen die Einwoh—
ner mit Gewuͤrz zu einer Salbe und gebrauchen dieſelbe bei
gichtiſchen Lahmungen und Schmerzen, welche nach Verkaͤl—
a ern
269
tungen beim Gebrauche des Queckſilbers und überhaupt nach
veneriſchen Krankheiten entſtehen. VIII. Weber den Loris
oder Lemur tardigradus von Sir Will. Jones. Buͤf—
fons Abbildung fei fehr fehlecht: die bier beigefügte ift Bloß
tadirt, und obgleich fie das Thier in einer natürlichen Stellung
mit den vier Pfoten an Baumzweigen aufgehängt vorſtellt, ſo
bat fie doch in naturhiſtoriſcher Hinſicht nicht Beſtimmtheit
genug. Kaum dag man die fichelfermige zweite Zehe des Hin⸗
terfußes bemerkt; daß diefes Ihier oben Und unten nur zwei
Schneidezaͤhne hatte, iſt der Verfaſſer geneigt für einen indi—
viduellen Mangel zu halten. Die naͤhere Beſchreibung der
Sitten und Lebensart dieſer Thiere iſt intereſſant. In der
warmen Jahrszeit war es fanft und gut, in der Falten aber
ſchien es feln Temperament ganz zu änderen und wurde oft fo
grimmig als irgend ein Thier der Wildniß. Es fihlief eine
halbe Stunde nad) Sonnenaufgang ein und erwachte erſt eine
halbe Stunde vor Sonnenuntergange; im Schlafe lag es wie
ein Igel zufammengerollt. Sein gewohnliches Futter waren
die füßen Früchte jener Gegenden; Grashuͤpfer konnte er nie
ſatt dekommen. Die niedrigen indus nennen es Lajiabanar
oder den verſchaͤmten Affen, aber es ſchien nur verſchaͤmt,
“ weil es bei Tage Tchläfrig und blöpfichtin war, Der’ Berfaffer
befam es aus dem indifchen Diſtrickte Tripura, Dr, Anderfon
fagte ihm: es fomme auch von der Küfte Coromandel; auch
von den oͤſtlichen Inſeln kommt es. Ob es gleih in Silan
vorkommen mag, fo ſtimmt doch der Verfaſſer darin nicht mit
Düffon überein, daß es das Eleine gefeilfchaftliche gelehrige
Tier fei, .deffen Thevenot erwähnt. XXI. Befkhreibung
des tatarifchen Mat, Sura-Goy oder bufchfibwänszigev
thibetaniſcher Ochs genannt von Sam, Turner.
270
Enthält nichts neues über dieß fehon bekannte Thier CBos
grunniens). Bekanntlich dient der Schwanz uuter dem Na—
mea Chowry als Schmuck. Die Kühe geben ſehr fihöne
Milch, welche die Einwohner in Käuten und Blaſen das
ganze Jahr lang aufbewahren können. Das Vieh weidet im’
dem kurzen Krautwerfe der kältefien Gegend von Thibet.
Philosophical Transactions of the royal society of London
for 1798. 4to. Elmsley.
Diefe enthalten für unferen Zweck dießmal weiter nichts
merkwuͤrdiges als im zweiten Theile eine Abhandlung von Eber—⸗
Hard Home über den feit einigen Jahren bekannt gewordenen
gelben Fleck und das Loch in der Nervenhaut des Auges. Nach
feinen Beobachtungen foll fich die gelbe Stelle ein Paar Tage
nad) dem Tode deutlicher als vorher zeigen. Man hat diefe
Oeffnung in der Nervenhaut bisher bei allen uͤbrigen Thieren
gaͤnzlich verlaͤugnet; der Verſaſſer wollte ſich durch eigene Un—
terſuchung hievon näher überzeugen; hatte auch bald Gelegens
heit einen fo eben geftorbenen Affen Cdie Gattung ift nicht
angegeben) zu unterfuchen. Er fand ſowohl die gelbe Stelle
als aud) die Deffnung in der Nervenhant an eben der Stelle
wie bei dem Menfchen. Bei Ochfen und Schaafen hingegen .
war von der gelben Stelle nichts zu ſehen; die Deffnung aber
der Nervenhaut lag bei beiden ungleich dichter am Sehnerven
als bei Menihen, auch glich diefelbe mehr einer etwas in die
Subftanz des Glaskörpers hineinragenden Röhre, als einem
blogen Loche. Um dieß gehörig zu verjichen, muß man bemers
fen, daß der Verfaſſer dieſe Augen ſo praͤparirte, daß er die
Hornhaut wegnahm, dann auch die Iris und die Kryſtallinſe,
jedoch nicht die hintere Wand der Kapſel derſelben entfernte,
271
und nun bei einem ſtarken auf das Auge geworfenen Lichte
durch den Glaskoͤrper auf den Boden des Auges ſah. Sch
geftehe, daß mir diefe Are der Unterfuchung kaum vollig zu:
reihend ſcheint. Wenn ich große Thieraugen fo unterfuchte,
dag id) den hinteren Theil der Sklerotifa und der Chorioidea
wegnahm, fo fonnte ich auch bei der größeften Behutſamkeit
feine Spur einer Deffnung wahrnehmen, welche doch wenn
“außer der Lage diefe Erfcheinung mit der bei Menfchen übere
einffimme aud) von außen ber, wie bei diefem, zu entdecken
fein müßte. Der Verfaſſer haͤlt das Loch für die Deffnung
eines Iymphatifchen Gefaßes, welches die unbrauchbar gewors
denen Theile des Glaskoͤrpers und der Kryftallinfe fortzufuͤhren
beftimmt fei. Eine Schlagader Eünne es deswegen nicht fein,
weil die Centralfchlagader mitten durch den Sehnerven dringe,
dieß Gefäß aber neben demfelben von der Nervenhaut ber:
komme. Mir fchien es bei meinen Unterfuchungen, als wenn
eine zum Theile entleerte Bene das Anfehen eines folchen
Roͤhrcheus annehmen koͤnne. Die beigefügten Zeichnungen ſtel⸗
len ein Menfchen- Affen- Ochfen- und Schanfsauge vor, fo
tie die Erfcheinung ſich von vorn her durch die Deffnung der
soeggefchnittenen Hornhaut zeigt,
Philosophical Transactions etc. for the year 1799.
Diefe enthalten folgende für ums intereffante Abhandlun⸗
gen: Beobachtungen über die verſchiedenen Gattungen
‚ver aſiatiſchen Elephanten und das Zabnen, derfelben,
von 3. Eorfe. Die afiatifchen Elephanten werden von den
Einwohnern von Bengalen in zwei Stämme oder Kaften ge:
heilt, wobei auf die Geftalt, Befchaffenheit und Größe der
rangzʒahne gar feine Ruͤckſicht genommen ift; da diefe blog
272
dienen, um einige Abänderungen der Art zu bezeichnen. >
Die Kumseis find tiefbäuchige, ſtarke, gedrungene Elephanten
mit diem Rumpfe und kurzen aber nach Verhaͤltniß des Thies
res dicken Deinen. Die Merghis hingegen find nachdem fie
ihr volles Wachsthum erreicht haben größer als jene, aber von
nicht fo gedrungener Ceftalt, find auch nicht fo ſtark und ertras
gen weit weniger Strapazen; ihre Deine find lang, fie kom—
men geſchwinder von der Stelle, haben einen leichteren Körper
und einen nach Verhaͤltniß der Höhe ſowohl Eutzen als -fchlans
fen Rumpf. Die Kumaris werden wegen des diefen Numpfeg,
der größeren Stärke und des Tragens größerer Laften am
meiſten geſchaͤtzt. Doc) findet man unter den Elephanten feldft
feine Vorliebe unter den Stämmen. für ihres gleichen, fondern -
beide Stämme begatten fih ohne Unterfchied miteinander und
zeugen wieder Varietäten, Eine Zucht von beiden Stämmen
wird Sunkari genannt, und es finden fih in jeder Heerde
noch mehrere DBarieräten. „Der heiße Erdgürtel fcheint das
natürliche Elima der Elephanten zu fein, denn fobald fie über
diefen hinaus wandern, jo arten fie aus.
Die Fangzähne der männlichen Elephanten, welche gewoͤhn⸗
lich länger und mehr hervorragend find als bei den Weibchen,
ſtecken fehr tief im Dberkiefer und die Wurzel, welche Hohl
und mit einer weicheren Mafje (core) gefuͤllt ift, geht bis zur”
Ssnfertion des Stammes um den Nand der Nafenoffnung,
welche zur Kehle führt und gerade unter der Vorragung der
Stirn liegt; durch diefe Oeffnung athmet der Elephant und
faugt das Waffer in feinen Ruͤſſel. Obgleich der afrika:
niſche Elephant Fleiner ift als der afintifche, fo Eommen. doc)
die groͤßeſten Fang- oder Elfenbeinzähne von Afrika, und die
Elfenbeinhaͤndler in London behaupten, daß letztere auch die befte
.
:
273
Tertur Haben und nad dem Verarbeiten nicht fo leicht. gelb
werden, Dieß meint der Verfaffer komme wohl daher, weil
die afrikaniſchen Zähne länger an der»Sonne gelegen haben,
Das Wahsthum der Elfenbeinzähne entſteht von kreisſoͤrmigen
Lagen von Elfenbein, welche innerlich von dem Kegel, worauf
fie ſich bilden ungefähr auf die Art angefege werden, wie es
bei den eigentlich gebörnten Tieren gefchieht, Nach diefen
Kreislagen ließe ſich mit ziemlicher Genauigkeit das Alter des
Thieres beſtimmen, wenn man durch Beobachtungen ausfinden
koͤnnte wie lange Zeit zur Bildung jeder Lage erfordert wird,
Das Zahnen der Elephanten macht den Hauptgegenftand diefer
Abhandlung, welhe in diefer Rückſicht manche genaue und
intereffante Bemerkung enthält und durch viele Abbildungen,
erläutert ift, Das Refultat ift, daß die Bildung der Zähne
und das Zahnen bei diefen Ihieren wenig Aehnlichkeit mie
- anderen Eäugethieren babe; denn die Natur hat auf eine
wunderbare und fehr bequeme Art dieß Thier mit einen vegels:
mäßigen Folge von Zähnen verfehen, bis daſſelbe eine ſehr
fpate Lebensperiode erreicht; ein Vortheil, welchen unferes
Wiſſens Eein anderes Saͤugethier genießt. Einige Bemer—
Eungen über den Bau Der Zähne bei den geasfreffenden
Säugerbieren: vorzüglich bei dem Klephanten und dem
Asbiopifeben Schweine, von Eberhard Home. Dieß iſt
gewiſſermaßen eine Forcfeßung der vorigen Abhandlung und
enthalt gleichfalls ſehr viele intereffante Bemerkungen durch
viele Abbildungen erlfutert. Die Fangzaͤhne des Elephanten
werden aus einem gefäßreichen Breie (pulp) wie andere Zähne
"gebildet, unterfcheiden fih aber dadurch, daß fie aus einer
großen Menge von platten ovalen Fortſaͤtzen zuſammen geſetzt
find, welche fo. lange ‚fie wachſen abgefondert find, nad) der
1 Bandes 2, Stiid, ©
274
‚Bölligen Ausbildung aber an ihren Baſen fid) vereinigen und’
den Körper des Zahns ausmachen, an welchen die Fangzähne
nachher angefeßt werden; fo wie fich die Fangzaͤhne verlän-
gern erhebt fich der Zahn im Kiefer. Diefes ift die Subftanz,
welche man als den Zahn felbft betrachten muß, da fie aus
derfelben Maffe wie die Zähne anderer fleifchfreffenden Thiere
beſteht; außerdem finder fich aber noch eine andere Subſtanz,
welche von der Seite her alle jene Forſatze zu einer Maſſe
vereiniget; diefe iſt weicher als die Subftanz des Zahnes felbit
und zeigt ſich bei genanerer Unterſuchung in ihrem Gewebe
und ihrer Bildung wie ein gewöhnlicher Knochen. Die ganze
Zahl der Backenzaͤhne an einer Seite ift gleichſam in einem
Kuochenkaften eingeſchloſſen, fo dag ſie eine einzige große zer⸗
malmende Fläche bilden. Die Zähne werden von hinten nach
vorn vorgetrieben, ftatt daß bei anderen Thierin eine zweite
Reihe von Zähnen unter der erſten entſteht und dieſe von
unten nach oben oder im Oberkiefer von oben nad) unten vor⸗
treibt. Darinn untericheidet fich alfo der Elephant von allen
übrigen Thieren; doch fand der Verfaſſer daB daffelbe bei den
äthiopiihen Schweine ftatt finde und fehließt daraus, daß die
Nahrung diefes Thieres von der der übrigen Schweinegattun:
gen verfchieden fein müffe, und daß es viel Alter werde als’
diefe, Auch über die Zihne des Nilpferdes und Naſehorus ſo
wie einiger einheimiſchen Hausthiere werden Beobachtungen
angefuͤhrt. Verſuche und Beobachtungen Über Schaalen
und Knochen, von Earl Hatchett. Der Verfaſſer unter⸗
ſuchte beide chemiſch und giebt hier feine Erfahrmigen ausfuͤhr⸗
fi an. Er theilt die Seethierſchaalen in zwei Hauptklaſſen,
nämlich :' folche die porzelanartig find, eine fehmelzartige Ober
fläche und oft einen etwas faferigen Bruch haben, und foldhe,
27
die gewoͤhnlich, wenn nicht beſtaͤndig, eine ſtarke Oberhau
habeu, unter welcher ſich die Schaale findet, die vorzüglich
oder durchaus aus fogenannter Perimutterfubftanz befteht, Die
porzelanartigen Scaalen ferienen nach vielen Verſuchen aus
Eohlenfaurer Kalkerde mit fehr wenig thierifehem Peime zu bes
ſtehen; die lefteren unterfehieden ſich Bloß durch einen gerins
geren Antheil von Eohlenfaurer Kalkerde, welche nicht bloß
durch thierifchen Leim vereiniget iſt, fonderm zur Verhärtung
einer häurigen oder Fnorpelartigen Subftanz dient, welche ſelbſt
nach der Beraubung der Kalkerde noch die Gefkalt der Schaale
behält, Die Schaalinſekten, als Krebfe u. a., unterfcheiden
ſich von den fchaalinen Weichthieren durch die phosphorfaute
Kalkerde, welche neben der Eohlenfanren in ihren Schaalen
oder Kruften fih findet; die mindere Haͤrte derfelben hänge
bloß von einem größeren Antheile an Leim ab: daher billigt
der Verſaſſer PFinnes Verfahren, wenn er die Seeigel nicht
zu den fchaaligen Weichthieren rechnet, FifchEnochen gaben
gleichfalls phosphorfaure Kalferde und find bloß durch einen
größeren Antyeil von Knorpeliubftanz oder thierifcher Gallert
von den Knochen der gewöhnlihen Saͤugethiere verfchieden.
Die Knochen der Thiere enthalten nach des DVerfaffers Ver⸗
fuchen auch ein wenig £ohlenfaure und fchwefelfaure Kalferde,
Die porzelanartigen Schaalen gleichen in manchen Stücken
dem Schmelze der Zähne und den Kochen, nur daß beiderlek
Arten von Schaalen aus Eohlenfaurer und Zähne und Knochen
aus phosphorfaurer Kalkerde beſtehen. Die porzelanartigen
unterſcheiden ſich von den perlmutterartigen Schaalen bloß
durch ‚die verhaͤltnißmeͤßig geringere Menge von thieriſchen
Reime; ſo wie der Schmelz von der inneren Subſtanz der
Zäpıre und von dem Knochen bloß darch den Mangel von ,
\ S4
276 \ !
Kynorpelſubſtanz unterfchieden iſt, da er allein aus Phosphor:
afauver,. Kalkerde, durch thieriſchen Leim verbunden beſteht.
Sieraus erklärt auch der Verfaſſer die Erſcheinung, daß, der
Schmelz der Zähne weiß bleibe, wenn die Übrigen Knochen
‚and Zähne durch Krapp roth gefärbt werden, In Kauten
‚and. Knorpeln welhe zur DVerfnöcherung beftimme find, mache
„die phosphorfaure Kalkerde Eeinen Bekandtheil aus. Foflile
Knochen ‘gleichen gewiffermaßen ‚gebrannten Knochen, da bei
beiden: ‚der knorpelartige Antheil zerſtoöͤrt ſei. Die foffifen
«Knochen von Gibraltar und einige Haifiſchzaͤhne (glossopetrae)
‚gaben phosphorfaure und kohlenſaure Kalkerdes die legtere Fam
sgrößeftentheils vonder Waffe des Kalklagers, worinn fie fich
‚finden und. die in Kleinen Vertiefungen fißen geblieben war.
Die Abhandlung über die Zergliederung eines Hundezwit⸗
ters von KAome enthält auch über die Bildung der Zwitter
‚überhaupt wicht unintereffante ————— iſt aber nicht fuͤg⸗
Mich, eines Auszuges fähig:
"London printed by J. Davis sold at the sosiety'shouse Nr. Io.
. Panton -square,. Coventry - street and by J. White, fleet-
street: Transactions of the Linncan Society. Vol. IV. 1758,
304 Seiten groß ato. e
Ehe ich zu der befonderen Anzeige der in. biefem vierten
Bande der Verhandlungen der Linndifchen Gefellichaft enthal-
tenen zoologifchen Abhandlungen ſelbſt übergehe, wird es viel:
leicht manchen Leſer intereffiren, ganz in der Kürze von dem
Arfprunge diefer Gefellfchaft unterrichter zu fein. Sacob Eduard
Smith, ein Doktor der Arzneikunde, hatte Gelegenheit Linnes
ganzen naturhiftorifchen und mebizinifchen Nachlaß Fäuflih an
ſich ‚zu bringen; Bibliothek, Manufkripte, lebenslaͤngliche
277
Korrespondenz, felbft die von‘ feinem Sohne nad) des Waters
Tode auf feinen Reifen durch Europa zufammengebrachte.
Sammlung, alles diefes ift in ©, Händen. Der König von
Schweden harte, da ihm diefefhägbare Sammlnng nad) Eins
nes Tode zum Verkaufe angeboten wurde, nicht: Luſt oder,
Geld fie zu kaufen; nachher verdroß ihn. das Ding doch fo
fehr, daß er ein Linienfchiff ausſchickte, um das Schiff wieber
einzuholen und mit Gewalt zurüczubringen, welches dieſe
Schaͤtze dem Lande entführte, das feine Anfptüche darauf nies
hätte von der Hand weifen follen, Weberzeuge von dem uns!
läugbaren Verdienſte Linnes, fliftere diefer Jahaber . feines
Nachlaſſes im Jahre 1738 die Linmeifche Gefellfchaft, welcher
ich felbft mehrmals mir beisewohnt habe. Genaue Befolgung .
der Linnéiſchen Gefeke und Grundfäße, in fo fern diefelben!
gut find, weiteres Forcbauen auf dem von ihm fehr gut geleg-
ten Grunde, Ssnkorporation alles neu entdeckten in fein Sy—
ſtem, genaue Beftimmung ber von Linne und auch von ande:
ren befchriebenen Gattungen, überhaupt Befoͤrderung aller
Zweige der Naturgefchichte iſt der föbliche Zweck diefer Geſell⸗
Schaft. Außer den vorgelefenen Abhandlungen haben die Sikun:
gen'noch das Angenehme, daß naturhiftorifche Gegenftände
fleißig vorgezeige werden, welches freilich in der Botanik mehr
der Fall als in der Zoologie ift; da mehrere Auffeher ſchoͤner
- Gärten Mitglieder der Gefellfchaft Mind.
Sm Sabre 1791 erfchien der erſte Band ber —
gen dieſer Geſellſchaft, im Jahre 1794 der zweite, 1797 der
dritte; daß der vierte, welchen ich allein hier zur näheren
Anzeige bringe, da ich nicht fünlich weiter zurückgehen kanu
als 1798, in dem jetzterwaͤhnten Jahre und der fünfte ſo eben
1800 erſchienen ift, giebt allerdings einen vortheilhaften Begriff-
278
von dem ſich mehrenden Eifev’ der Mitnfieder. Beologifche
Abhandlungen find: L. Abes Sussexienves, von Wilbelm.
Markwick. Bloß ein trockenes Verzeichniß der in der
Grafſchaft Suſſee vorkommenden Voͤgel. Auch die folgenden
Anmerkuugen zu dieſem Brrzeichniffe find für den Ausländer
von feinem Werthe. Tringa maritima ift auf Taf. . abge⸗
bilder. Dann folgt noch eine Tafel, von der Erſcheinung und
dem Verſchwinden verichiedener Zugvögel in jenen Geaenden,
als Fortfeßung der fchon fruber B. 1. ©, ızı gelieferten Arbeit
dieſer Art. III Befebeeibung Dreier feltener Beittifchee
»Dögel, von G. Montagur Der erfte ift Sylvia sylvicola,
The woodwren. Das Laubvoͤgelchen (Bechſtein im Nas
turforfher Nr. 27. ©. 47) muß nicht mit Motacilla Trochi-
lus und M. hippolais verwechfelt werden; das rein weiße
Sefider am Bauche uud an der Unterfeite des Schwanzes
unterfcheiden diefes Laubvoögelchen vorzügluh, Es ift Taf. 2,
‚Fig. 1. eine illuminirte Abbildung des‘ Eies beigefügt. Der
zweite Tringa nigricans. The Phaytelarn sandpiper. Die
Fiſcher an der Kuüfte von Carmarthenſhiere in Wallis nennen
ihn redlegs (Mothbein), es iſt eine unbefchriebene Gattung
mit folgenden Kennzeihen: Tr. cinereo-nigricans, gula ab-
domineque medio albis, rostro‘ basi pedibusque rubris.
83 Zoll lang. Der Schnabel erwas gekrümmt, fpiß zulaufend,
14 Zoll lang. Kopf und Nacken fchwärzlich, Augenlinder weiße
lich, Kehle weiß, Ruͤcken und Schultern ſchwarz, afıhgrau eins
"gefafft , die Flügeldeckfedern ſchwarz mit weißen Spigen. Zwei
mittlere Schwanzfedern fihwarz, die äußeren afchgrau, Der.
dritte Alauda petrosa- Rock lark. Dieſelbe Lerche, welche
Rewin und Latham unter dem ihr vorher vom Verfaſſer |
segebenen Namen Dusky lark aufführen; Gattungsfennzeichen:
279
A. olivaceo- fusca subtus flavicans, lateribus colli pectore-
que fusco maculatis; rectrice extima albo dimidiata, Taf.2.
Fig. 3. iſt das Ei abgebildet, IV. Nachricht von einigen
in Deroyfbire gefundenen fofiilen Gattungen der Ano-
mis, von Wilb. Martin. Es find mehrere nech unbes
fhriebene darunter. Dießmal wird nur Anomia cuspidata
“ (Sharp pointed conical anomia) näher befchrieben, nämlich:
testa conica sulcata: valvula altera convexa, nate incurvata:
altera pyramidata, miagno foramine trigonali, Tab. 3,
Taf: 4. enthält Figuren zur Erklärung deſſen, was der Vers
faffer noch über das Schloß und das Loch an anderen Ans.
mien fagt.) V. Verſuch über den sugenäbnlichen Sled
an den Slügeln von den Locustis: Fabricii, welcher ein:
Zeichen des männlichen Geſchlechts iff, vom Profeflor:
Gert Beneralfüperintendene) Licht en ſte in. Dei der der
flimmung der Gryllen und Lofuften in der Holthuſiſchen Samms
- fung bemerkte der Verfaſſer dag bisher manche Fehler dadurch
. begangen fein, daß man generiſche Kennzeichen für fpezififche
sehalten habe. So fchrieb Linné dem Gryllo succincto alg
Gattungsfennzeichen eine gulam cornutam zu, welche doch
allen Gryllis des Fabrizius gemein iſt, und: diefelben von dem
Sefchlechtern locusta, acheta, truxalis und acridium unters
fheidet. Daher bildete auch Herbſt (Archiv. ins. tab. 54.
- fig. 2.) den Grylius lineola Fabr. unter den Namen Gryllus
succinctus wegen der gula cornuta ab, So hat auch Fabri⸗
zius gefehlt da er den Gattungscharafter einiger Lokuſten nad
der Beſchaffenheit des augenähnlihen Fledes am- Grunde
der Oberflügel befiimmte, denn der Verfaffer fand, daß andere
im übrigen 3: B. ber Locusta perspicillata, specularis_ und
perforata ganz gleiche, Thiere diefen Fleck nicht, dagegen aber
„250
—
das Schwerdt Censis partumejus) am Hinterleibe hatten; ſo
kam er alſo dahin ausflidig zu machen, daß jene Flecke das
männliche Gejchlecht, fo wie die Schwerdter das weibliche au- 5
zeigen. Er fand ferner, daß alle Hemiptera, wenn fie vuben,
ein Stück des inneren Nandes am Grunde des rechten‘ Ober⸗
flügels mir dem inneren Rande des linken decken. "Auch dich
Hat zu Irrungen Anlaß gegeben, indem man Bei gefleckten
Flügeln den einen Flo des rechten Dberfligels, welcher unter =
dem linken verborgen war, als nicht. vorhanden angefehen hat,
Dei den Lokuften haben die Mennchen ſaͤmtlich am Grunde,
ber Dberflügel eine runde Grube oder Vertiefung; diefe ift am
rechten Flügel etwas weiter, fo daß fie im ruhenden Zuftande
die untere Fonvere Seite der Vertiefung des linken Flügels
aufnimmt und dadurch gleichfam auf eine Zeitlang eine Art
von Gelenfverbindung bewirkt. Die Große diefer Gruben it
nicht immer im Berkäftniffe mit der Sroͤße des Thieres; fo
find fie bei Locusta viridissima Fabr.- kaum zu bemerken, bei
Loc, varia Fabr. aber fehr deutlich, obgleich dieſe kleiner als
jene iſt. Auf der 5. Tafel iſt Männchen und Meibchen der im
Holthuſiſchen Verzeichniſſe von Lichtenberg befchriebenen Loe..
salvifolia abgebildet, welche ſich von Loc. perspicillata durch
die rothen Unterflügel unterſcheidet; anf diefer Abbildung iſt
der linke augenähnliche Fleck größer, wegen der Umkehrung der
Kupferplatte. Wo von dem augenähnlichen Flecke und dem
weiblichen Schwerdte in einem Individuum der Loc. perspi-
eillata die Rede fer, da müffe gewiß irgend. ein Verfehen zum- ,
Grunde liegen; denn der Verfaffer babe fich durch Vergleichung
alter Lokuſten, die ihm jemals zu Geſicht gekommen fein, uͤber⸗
zeugt, daß jene Flecke nur dem männlichen Gefchlechte zukom—
men, Nur durch genaue Betrachtung des Hunterfchen Eremz
r /
e est
plate fei jenes Verfehen zu entdecken. Den tefeologifchen Zweck
dieſer Bildung ſucht der Verfaſſer darin, daß die Maͤnnchen,
welche nach vollendeter Begattung zu nichts mehr nuͤtze ſind,
vermäge jener Bildung ihrer Flügel, pracsertim veneris usu
debilitati, den Vögeln, welche fie freffen, nicht fo leicht ent⸗
gehen Einnen als die Meibchen, welche ihre Fluͤgel ungleich!
leichter ausbreiten und davonfliegen Finnen, dagegen die Männ:
chen ehe fie ihre Flügel aus dem Gelenke bringen Lingft von’
den Bügeln erbeittet werden. Ja felbit dazu diene diefe Ein:
richtung ne salaces mares invitas illas vana et praepostera.
libidine vexarent u, f. w. Diefe Verſchiedenheit der Flügel bei“
den verſchiedenen Geſchlelchtern finde fich ſelbſt bei der Ordnung
Golssata Fabr. wieder, Uebrigens finde man auch bei dem
ungeflünelten Inſekten, dag die Maͤnnchen weit cher zum Tode
reif werden als die Weibchen. Secibſt von den Fiſchen werden
zu manchen Sahrszeiten nur Meibihen gefangen, welches’ vors
zügfich bei ven branchiostegis und chondropterygüs der Fall
ſei. Von den Lokuften habe der Verfaffer in allen Sammlun—⸗
gen weit mehr weibliche als männliche Gremplare gefunden.
VII. Beobachtungen über die finnende Schnede (spin-
ning Limax) von John Latham. Schon im B.r. ©. 185
befchrieb Hoy das Spinnen oder Fadenziehen dieſes Limax,
und Dr. Cham fügte hinzu, dag cr daffelbe ſchon cin einziges?
mal beobachtet habe, Dieſe neueſte Beobachtung wurde vom
Hauptmann Montagu zu Penryn iy Cornwall gemacht und
fest außer Zweifel, daß wenigſtens dieſe nackten Schnecken
Gass), wie viele Naupen, das Vermögen beſitzen ſich an Faden
von hohen Gegenſtaͤnden auf den Boden herabzulaſſen, nur
mit dem Unterſchiede, daß dieſe Faͤden bei den Schnecken nicht
aus eigenen Behältern geſponnen werden, ſondern aus dem
232
dem Körper überziehenden zähen Schleime entftehen, Sie laffen
ſich immer am Schwanze hinab und der Faden wird nur von
dem Untertheile des Körpers und nicht vom Mücken oder vor
der Seite des Thieres hergegeben. Eine wellenfürmige Bewe⸗
gung des Bauches bringe den hier abgefonderten Schleim gegen
den Schwanz hin. Uebrigens ift dieß Feine neue Gattung,
fondern hoͤchſtwahrſcheinlich Limax agrestis Lin. und zwar vor
Müller in der Hist. verm. II. p. 9. sq. angegebene Art Limax
albidus clypeo flavescente. Liſter hat dafjelbe auch von
Limax cinereus maximus striatus et maculatus bemerkt.
VI. Verſuch über die Aufteöbren verfcbievener Gar
tungen von Voͤgeln, von I. Astbam. Dei den meilten
Voͤgeln iſt die Luftroͤhre gleihförmig, zylindriſch, bei anderen
hingegen verfchiedentlich erweitert oder wenigſtens gekrimmt,
Leber den Nutzen diefer letzteren Bildung laffe ſich nichts ber
fimmen: freilich mag: diefelbe wohl, wie mehrere Naturfore
fher behauptet haben, zur Hervorbringung einer ftärkeren
Stimme dienen; aber es ift doch nicht zu laugnen, daß auch
andere Vögel ohne foldye Erweiterung der Luftröhre eine eben
fo ftarfe Stimme haben, wie 5. B. der Hahn, Pfau u; ſ. w
Daß jene Erweiterungen zum laͤngeren Tauchen dienen ſollten
iſt gleichfalls nicht wahrſcheinlich, denn einmal finden ſie ſich
mir bei den Männchen und es iſt noch durch feine Erfahrung
bewiefen, daß dieſe länger tauchen koͤnnten als die Weibchen
und fürs andere giebt es Waffervögel, bei denen fich gar keine
folhe Erweiterung oder Kruͤmmung findet, und die doch uns
gleich länger tauchen Einnen, als andere, welche die Erweite—
sungen beſitzen. Uceberdem haben der Kranich und andere
Voͤgel des Gefchlechtes Ardea große Krümmungen und Berlän-
gerungen der Luſtroͤhre ohne überall zu tauchen. Der für den -
283
N
Naturforscher bis jetzt einzige Vortheil diefer verſchiedenen
Bildung iſt erftlich, daß man daran dag männliche Geſchlecht
vom weiblichen ungleich gewiffer unterfcheidet, als an den im
Unterleibe liegenden Hoden, welche außer der Begattungszeit
2 befanntlich fo Elein werden, daß man fie leicht überfiehtz zweie
tens dient diefe verfchiedene Bildung der Luftroͤhre ung auch
dazu, daß wir manche Gattungen mir weit mehrerer Gewiß-
heit danach unterſcheiden Eünnen, als es ohne diefe Kennzeichen
möglich iſt. Bei genaucerer Unterfuhung findet man felbft
außer jenen auffallenderen Unterfihieden beiden Luftröhren
anderer Vögel doch noch Berfhiedenheiten genug, um bie
Sattungen derac zu unterfcheiden; und zwar entweder in ber
verſchiedenen Bildung der Luftroͤhrenringe, in der Stärfe und
Anzahl der Muskeln des unteren Larynz u.f.w. Die Abs
weichungen von der gewöhnlichen Geſtalt der Luftroͤhre find
zwiefach: entweder 1) bloße Verlängerung, fo dag badurch eine
Umſchlagung der Luftröhbre in der Mitte des Halfes entftcht
wie bei dem Auerhahn, oder wenn die Verlängerung noch
größer iſt, die Luftröhre zum Theil durch gevoiffe Aushoͤhlungen
des Bruſtbeines laͤuſt, wie bei dem Kranich, dem wilden
Schwan u. ſ. w. oder 2) Erweiterung der Luftroͤhre an einer
eder am mehreren Stellen. Dieſe letztere Verſchiedenheit findet
ſich nur bei den Geſchlechtern anas und mergus, und zwar
nur bei den Männdyen, denn wenn auch das Gefieder ein«s
Vogels, der foldie Erweiterungen an der Luftröhre hat, weib⸗
lich ſcheinen follte, fo wird man bei genauerer Nachforſchung
Immer die Hoden im Unterleibe als Beflattigung der Manns
heit finden, Unter - anderen Irrungen {ft «der glaucium der
Autoren oder der merillon der Franzoſen von manchen ale
> eigene Gattung aufgeführt; es iſt aber nichts als die. Quakerente
284 >
(Anas clangula) im'jugendlicen Zuſtande, welchẽ erſt dur zwei⸗
ten Jahre ihr vollkommenes Gefider erhält. Sonſt iſt auch
bie junge Anas fuligula und marila für den morillon ausge⸗
geben, aber ſelbſt der Schnabel zeigt ſchon die Verſchiedenheit,
wenn man auch nicht einmal auf die Federn achtet. Der
wilde oder Slingſchwan unterfcheidet fid) vom zahmen vorzuͤg⸗
lich durch die Luftröhre, welche bei letzterem die ganz gewoͤhn⸗
fiche Geſtalt hat. In folgenden Vögeln befchreibt der Verfaſſer
nun die Luſtroͤhre: 1. Auerhahn, die Blochſche Zeichnung aus‘
den Schr. der Berl, Gef. nachgeftochen. 2, Marail (Pene⸗
lope marail) von Capenne und Guiana. Taf. 9. Fig. 2. Die
Luftroͤhre macht nur eine Eleine Krümmung, und Eht über dem
rechten Schlüffelbeine in die Bruſthoͤhle hinab, die Krümmung
felbft wird durch einen ſtarken Muskel an der Außenſeite des
Brufibeines in der Lage gehalten. Dieſe Bildung findet in
Beiden Gefchlechtern ftatt. 3. Parraka (Phasianus parraca))
bier iſt die Kuͤmmung an der Außenſeite des Brufibeines
ungleich länger und findet fih nur im Männchen. 4. Guan
(Penelope cristata), hier iſt die Verlängerung noch weit arößer,
gebt nicht allein bis zum Ende des Bruſtbeines hinab, ſondern
macht hier’ nachdem die Luftroͤhre wieder eine Strecke vorwärts
gegangen iſt, noch einmal eine Krümmung zurück. Auch ſteigt
die Luftroͤhre nicht wie bei den vorigen an der linuken, ſondern
an der rechten Seite hinab und an der linfen wieder hinauf
und gehe über das Linke Schlüffeldein zur Bruſthoͤhle hinein.
Taf. X. Fig.r. 5. Crax Pauxi. Taf, XI. Fig>ı und 2, Nicht
ſehr von 3 und 4 unterfchieden. 6. Anas semipalmata (New:
South wales goose), eine wie es fiheint noch unbefchriebene
Gattung von Neuholland. Anas grisea, capite collo femori-
busque nigris, eollari uropygio corporeque subtus albis,
285
„pedibus ‚semipalmatis, faſt von der Größe einer wilden Gang,
‚mit brannem Schnabel und bis zu den. Augen hingehender
Wahshaut.. Die Luftroͤhre macht auf der Bruſt unter der
Haut mehrere fchöne Windungen. 7. Crax alector. Die Luft:
röhre iſt ziemlich dick, wird am unteren Theile des Halſes
‚plate und macht dann eine kurze Nückwendung von mehr als
‚einen Zoll Länge. Taf. X. Fig. 2 und 3. 8. Ardeo virgo. Die
Luftroͤhre trier in eine Hoͤhlung des Bruftbeines drei Zoll tief
. ‚hinab, beugt fih dann rückwärts und tritt nun in die Bruſt⸗
Höhle ſelbſt. Taf. X Fig. 4. 9. Anas eygnus (Singſchwan)
‚Die Luftröhre tritt in eine Höhlung des Bruſtheines, ſchlaͤgt
ſich danı.um und geht ruͤckwaͤrts um mit einer zweiten Deus
‚gung ſich in die Bruſthoͤhle zu ſenken. Taf. ı2. Fig. 1. Die
2 und 3. Fig. zeige das Bruſtbein des wilden und zahmen
Schwans von rückwärts gefehen. 10. Ardea grus (Kranich),
aus Blochs Zeichnung bekannt genug, die Luftrühre macht im
Deufibeine noch eine Windung mehr als bei dem voriger,
Nun folgen die Luftröhren mit Erweiterungen: 11. Anas crecca,
42. A. querquedula. 13. A. clypeata. 14. A. acuta. 16. A.
penelope. 17. A. boschas. 18. A: moschata. 19. A. marila,
20. ferina. 21, fuligula. 22. tadorna. -23. clangula. 25. Mer,
gus serrator. 26. M. merganser und 27. albellus hat Bloch
auch befchtieben. 15. Anas strepera (the gadwal) hat eine
Knochenblaſe und Bogen wie der Pfeilſchwanz 145 die Blaſe
iſt aber kleiner als bei dieſem und die Verbindung des Bogens
und der Blaſe anders Taf. ıs. Fig. 7 und 8. abgebildet. 24, Anas
fusca (velvet duck), hat etwa in der Mitte eine große Kno⸗
chenblaſe, oben am Kehlkopfe eine Eleinere und vor der Thei—
lung der Luftröhre noch einen knoͤchernen Theil, Man ſieht,
das manches hievon in Deutſchland duch Blochs Abhandlung
286
im 4. Bande der Schrift der Berl, Gef. nat. forſch. Freunde
laͤngſt befannt war. N. Nachricht von der Canadifcben
Spreingmaus (Dipus canadensis) vom Generalmajor Thu
mas Davies; Der Verfaffer fand dieß Thierchen bei Due:
‘bee und gicht folgende Gartungsfennzeichen an: Palmis tetra»
dactylis, plantis pentadactylis, cauda annulata undique se-
tosa, corpore longiore. Der Körper ift kaum von der Größe
‚einer mittelmäßigen Hausmaus, das Haar geiblichbraun, unten -
etwas weißlih. Das Thier kann vermöge der langen hinteren
Gliedmaßen funfjehn Fuß weit fpringen und iff außerordentlich
ſchnell und gelenkig. Im Winter ſchlaͤft es ungefähr vom
Detober bis zum letzten Ende des. Maies. In dieſem Zuſtande
wurde es bei Grundlegung eines Gartenhauſes etwa 20 Zoll
tief in der Erde gefunden und zwar im einer Kugel von Thon
eingeſchloſſen, welche. inwendig ganz olatt war und zolldicke
Wände harte. Taf. 8. zeigt es ſowohl im Stehen auf den
Hinterfüßen, als ſchlaſend, wie es in der ‚Kugel lag mit zus
ſammengerolltem Schwanze und die Hinterfüße an den vors
warts gebeugten Kopf gezogen. „Siehe die Eepirten Abbildun⸗
gen diefes Thieres in Boigts Magazin für Naturkunde B. ız,
Er. ı. 1800. Taf. IL. XIV. Nachricht und Abbildung
eines kleinen Ichneumon, von ©. Schaw. Vielleicht
fei es Linnes I. atomos; doch war das Inſekt nicht weißlich
bunt, fondern gleihformig glänzend ſchwarz; die Flügel ſpiel⸗
ten mit fehonen Negenbogenfarben und waren mit fehr langen
ſchwazen Haaren eingefafft; es iſt Eleiner als die gemeine
Kaͤſemilbe. Sn der Verausfegung, daß es nicht I. atomos fe,
würde es folgendermaßen bezeichner werden fünnen: I. punctum,
niger nitidus, alis iricoloribus, margine pilis longissimis
nigris. XV. Befihreibung des Phacma dilatalum, von
237
Fob. Parkinfon. Es feine eine noch unbeſchriebene
Gattung zu fein; foll aus Afien kommen, ift 62 Zell lang und
am breiteften Theile des Bauches 13 Zoll breit. Das ganze
Thier ift etwas platt; die Bruſt ftumpf rhomboidaliſch; der
Kopf erhebt fich rückwärts ſtumpf kegelformig. Bruft und
Bauch find an den Seiten mit Stacheln befeßt, die drei hin—
terſten Abfchnitte des Bauches ausgenommen. Der Korper iſt
braun; die mie Stacheln befetten Beine grün mit braunen
Flecken; die Oberflügel oder Flügeldeken [han gruͤn aber klein;
die Unterflügel röthlih, an der Spise grün, ſtark geadert,
kaum größer als die Flügeldefen. Das Maul hat vier ziem⸗
lich lange Palpen, unter den Maule liegen zwei blattformige
Theile, Der Vaud) endiger fid) in eine Art von kahnfoͤrmi⸗
gen Werkzeuge, defjen Keil weit unter dem Bauche fortgeht
und an der unteren Fläche mehrere Abſchnitte des Bauches
bedeckt. Oben ift der konkave Theil diefes Fortfages mit einer
Klappe bedeckt, die in einen gefpaltenen Fortſatz endet; hebt
man die Klappe auf, fo ſieht man die Eier, zum Beweiſe, daß
das Thier im Zuftande der völligen Ausbildung if. Diefe,
Eier find laͤnglich rund, an einem Ende ettvas flach, überall
mit vertieften Punkten und an einer Seite mit einer doppelt
tellenformigen Linie beztichner, welches ungefähr die Geftalt
” eines Andreaskreuzes macht. Das platte Ende hat einen Teiche
ten Rand, mo fih das Ei nachher zu öffnen ſcheint. Dr.
Scham giebt folgendes Gattungskennzeichen: Phasma dilatatum,
„thorace dilatato rhombeato pedibusque spinosis, abdomine
lanceolato,, lateribus ciliato-spinosis. Dr. Schaw bat dieß
feltene Inſekt auch fchon in Mr. 103. feines Naturalists Mis-
eellany abbilden lafjen und zwar ift hier auf Taf. 348. auch)
eine Anſicht des Thieres von unten oder von der Bauchſeite
283
gegebem) XVII. Ammophila, ein neues Inſektengeſchlecht
aus der Klaſſe Hymmmoptera, welches Rinnds Sohex sabu-
losa mit in ſich begreift, von Wilb, Kirby. Die
Zunge und ‚die dieſelbe umgebenden Balveln find in diefer
Klaſſe ſehr chavakteriftifch. Der Verfaffer fand fle det Form
nach in Sphex, Vespa und Apis ſehr verſchieden. Bei Sphex
sabulosar Linn. iſt das Maul mir-einem gebogenen Schnabel
(rostrum indesum) verfehen, welcher eine lange zuruͤckzieh⸗
bare tehrenfoͤrmige Zunge am Ende mit einer clava bifida
verſehen, enthält; dahingegen die Zunge bei dem wahren Sphex;
werigfiens fo viele ich. deren unterfucht habe, fehr kurz, platt,
am Ende breiter und meiſt gar nicht geſpalten if. "Die Zunge
kam mehr, mit,der bei Vespa überein, da fie auch bier getheile
iſt, aber bei Vespa. iſt fie. dagegen. fehr kurz umd breit, ume
gekehrt herzfoͤrmig, ſeht tief geſpalten, und an den beiden
Theilen zuweilen mit einer ſchwieligen Spitze verſehen. Bei
Apis iſt die Zunge ganz ungeſpalten und aewoͤhnlich foiß. Da
der Verfaſſer ſchon drei andere Brittiſchen Gattungen beſitzt,
welche in Bildung der Zunge und der Maxillen mit Sphex
sabulosa uͤbereinkommen, ſo hat er, da ſich überdem noch
andere ilcbereinfiimmungspunfte "finden ,. diefe Gattungen zu
einem neuen Gejchlechte Ammophila verbunden ; der Name:
iſt von. dem Aufenthalte der Gattungen an jandigen fonnigen.
Ufern hergenonimen,
Ammophila (Sandwasp); Sandwespe,
Character naturalis:,
Caput suborbiculatum, subdepressum. Aostrum corneum,
inflexum, subulato - conicum, vagina trivalvi;. ‚valvulis
duabus superioribus semisagittatis medio palpigeris, palpis
g
RA 289
vezarticulatis; inferiori apice ‚biaristata, ‚ aristis membrana-
eis; palpis duobus, qudriarticulatis, instructa;, linguam sub-
membranaceam,.retractilem, tubulosam; subelavatum, clauz
bifida exserens. Labium inflexum.., Maxillae forcipatae mi-
naces, apice tridentatae, dente interiori,minimo, intermedio
magno truncato, exteriore maximo acuminato. Anfennge
Siliformes, thorace breviores, saepius tredecim artieulorum,
medio frontis insertae. Oculi oyales, distantes. Stemmaia
in triangulum disposita. *
Collum infundibuliforme. Thorax. subcompressus pone
alarum insertionem elongatus. Seutellum obsoletum. Alae
planae, venosae, anastomosi obsoleta. Abdomen petiolatum
glabrum, aculeo in foeminis recondito. Pedes longi, gra-
eiles, setosi. Femora apophysibus biarticulatis insidentia.
Thbiarum posticarum spinulae interiores uno latere pectina-
tae. Tarsi quinque articulati. Color niger abdominis cingulo
ferrugineo. \_
Character essentialis; '
Rostrum ‚conicum inflexum, liugnam bifidam exserens.
Antennae filiformes in omni sexu, articulis quatuordecim,
Oculi ovales. Alae plenae. Aculeus reconditus,
ı Synopsis specierum.
. & vulgaris. A. antennis tredecim - nodiis, frontis 'fovea
insertae; abdominis petiolo elongato, biarticulato,
, alis acquali. ;
j 2. affınio. A. antennis tredecim -nodiis, frontis fovea in-
sertae; abdominis petiolo uniarticulato; alis corpore
brevioribus.
3. hivsuta. A. antennis tredecim -nodiis; abdominis petiolo
uniarticulato brevi; alis corpus aequantibus,
L Bandes 2, Etiid, T
290
A argentea. A. antennis quatuordecim -nodiis; Kom
petiolo uniarticulato; alis corpore brevioribus.
Uberior descriptio:
i. (Sphex sabulosa Linn.)
Caput punctulatum, subvillosum villis sordidi coloris.
Thorax sordidö-subyillosus, linea intermedia longitudinali
‚exaratus; callis #), puncto sub alas, et uno utringue apud
"abdominis insertionem, pilisde cumbentibus sericeo -argenteis
ornatis. Squamae nigrae **). Alae subhyalinae, apice
obsceuriores „ nefvis nigricantibus, abdomine circiter dimidio
breviores, s. petiolun longitudine aequantes. Abdomen cla-
vatum; segmento primo filiformi nigro; secundo lineari,
compresso ferrugineo, puncto excavato utrinque notato;
tertio campanulato ferrugineo; quarto nigro, basi et inferne
ferrugineo; reliquis nigris, Long. corp. lin. ı0.
b) Variat. minor, thoracis callis, lateralibus, et posticis
pilis serieeis destitutis; alis unicoloribus. An sexus alter?
forsan mas? Long. corp. lin. 6.
Scopoli und Linne befchreiben den Schnabel als zweiklap⸗
pig, der Verfaffer fand ihn immer aus drei Klappen, ohne die
Zunge, beftehend,
2. A. affınis, habitat rarior in ericetorum sabulosis.
Caput punctatum, nigro subvillosum. Maxillae nigrae
fascia media fusca: Thorax nitidus punctatus, lineolis quin-
que (quarum una intermedia) impressus. Squamae fuscae
postice rufae. Alae testaceae, abdomine tertia parte brevio-
3 Y
*) Hierunter verfteht der Verf. zwei kleine Tuberket an jeder Geite des
vorderen Theiles der Bruſt, welche fich bei den meiſten Hymenopteris finden.
**) Squamae nennt der Verf. die Eleinen halbzufelförmigen Schuppen, welche
die Wurzel ver oberen Flügel decken und beſchützen.
291
res. Ablomen (petiolo excluso) lanceolatum ; segmento primo
filiformi nigro, secundo camparfulato nigro, apice ferrugi-
neo; proximis duobus ferrugineis; reliquis nigris. Long.
corp. lin. 9. J :
3. A. hirsuta (Sphex arenaria Fabr.).
Caput magnum punctulatum, atro - villosum. Maxillat
longitndine capitis valde minaces. Frons planiuscula. 7ho-
yax et pectus atro-villosa. Squamae'nigrae. Alae longitus
dine corporis, subhyalinae, apice nigrae, venis ferrugineis,
costa fusca. Abdomen nigrum, lanceolato ovatum; petiolo
brevi villoso; segmerito secundo tertio, quartique'basij ru-
bello- ferrugineis. “Pedes postici, abdomine dimidio longio-
res. Tarsi setis valde asperi. Long. corp. lin, 8. — .Alt,
Sex? lin. 68.
4. A. argentea. {
Caput nigro-villosum. Maxillae acumine fuseo. io Ami
tennae thoracis fere longitudine. Frons planiuscula,. infra
äntennas pilis densis decumbeutibus argenteonitidissimis, nisi
a tergo vix conspieuis, tecta. Thorax angustus; subvillosus
uti pectus villis’certo situ argenteis. Sysamae nigrae. Alae
subhyalinae, apice obscuriores, nervis ferrugineis; abdo-
mine dimidio fere breviores. Abdomen clavatum, segmento
primo filifformi nigro; reliquis nigris. Pedes 'setulis. bre-
vibus asperi. Long. corp. lin. 52.
Auf den beigefügten Kupfertafen Nr. 19, find außer meh⸗
teren einzelnen Theilen von Ammophila zur Vergleihung auch
die Schnäbel und Maxillen von Sphex, Vespa, Apis rostro
inflexo und A. r. reflexo vergrößert abgebildet.
© XIX. Sernere Bemerkungen uͤber das woaiserinfet,
ein Brief an Samuel Goodenougb von Thom. Mar’
Ta
202
fbam. Enthaͤlt nur einzelne Bemerkungen in Beziehung auf
eine Abhandlung im: dritten Bande, Wichtiger ift Nr. XX.
Gefcichte der Tipula twitici ‚und des. Ichneumon, tipulae,
nebſt einigeu Bemerkungen über andere Inſekten, welche
euf dem Weizen gefunden werden, ein Brief an Mar⸗
fbam von Wilb. Kirby. ı Man finder in den Blümchen
der Waizenähren: Eleine gelbe Larven, aus welchen am Ende
eine Öattung von Tipula entſteht, die noch unbefchrieben iſt:
Tip «la; Alis incumbentibus. Culieiformes.
Tritici. T.- ferrugineo -rufa, alis hyalinis margine
pilosis, oculis nigris. Minima aurantiaca. Antennae monili-
formes thorace longiores. Alae pilis ciliatae. Pedes longius-
euli. - Longitudo fere linearis. " AI
Layva saltatrix, apoda, citrea, marginata margine pli-
cato - papillöso, capite acuto, cauda truncata. Habitat. in
tritici ‚spicis. © {
Pupa,angusta, utrinque acuta, zufescens.
In die Larve diefes Thieres legt folgender —
fein Ei,
Ichneumon. Minuti, abdomine ovato sessili.
Tipulae. I. niger; antennis basi pedibuspue rufiss tibiis
posticis. clavatis apice migris. Minutissimus, niger, nitidus,
‚Antennae fractae, vibratoriae, articulo primo longo rufes-
centi. .Alge aveniae immaculatae corpore longiores. Abdo-
men obovyatum, depressum subsessile. Tibiae clavatae, prae-
sertim posticae, Longitudo infra linearis.
Habitat in larvis Tipulae Tritiei, ovum unicum de-
ponens in singulis,
Sonderbar iſt es, daß man die kleinen Fliegen det Tipula
und ſelbſt die Puppen derfelben fo-felten, nnd_die Larven doch
293
ſo haͤufig findet. Der Verfaſſer erhielt durch Sie Sonnenwaͤrme
in demſelben Sommer eine vollkommene Tipula, glaubt aber,
daß dieſe Thieree ſonſt erſt im folgenden Fruͤhlinge erſcheinen,
um ihre Eier ſo zu legen; daß ſie gegen die Zeit der Bluͤthe
des Waizens auskriechen. Die Larve naͤhrt ſich vom Blumen⸗
ſtaube, und viele Larven finden hinlaͤngtiche Nahrung an dem
Staube eines einzelnen Bluͤmchens“ Sie verhinderen dadurch
die Befruchtung, fo daß der Fruchtknoten des Waizens nicht
anſchwellt, die. Staubbeutel Hingegen: bleiben; der Verfaſſer
vermuchet daher, daß die Thierchen durch einen Elebenden Saft
‚das Ausfchütten des Blumenftaubes verhäten. "Die meiften
Leute glauben ‚ daß der Eleine Schneumen die Larve der; Tipula
hervorbringe und fo Schuld an den großen Schaden fei, der
durch das Nichtreifen des Korns entftehtz da doch gerade dieſer
Ichneumon ein großer Wohlthaͤter des Meufchengefchlechtes
wird, indem er taufende der Larven zerflöhrt, Det Verſaſſer
feßte mehrere Larven und einen Ichneumon auf Papier: letzterer
lief fogleih umher und bewegte feine Fuͤhlhoͤrner ſchnell; Hatte
bald eine Larve aufgefunden, feste fich unter außerordentlich
zunehmender Bewegung der Fühlhörner darauf und legte uun
das Ei im die Larve der Tipula, wobei die Fühlhörner ganz
ruhig wurden. Die Larve ſchien Schmerz zu empfinden, denn
fie. zog ſich heftig zuſammen. So legte der Schneumon in
| mehrere Larven hintereinander ein Ei nieder. Nach einem
allgemeinen Ueberfchlage zerftsrr die Tipula tritici ungefäht
den ziwanzigften ‚Theil der Maizenerndte, Ungleich häufiger -
finder fih nod am Waizen der Thrips physapus, und der
Verſaſſer ift ganz der Meinung, daß auch diefes Inſekt vou
dem Waizenforne ſich näßre, und eben fo wenig als die Ges
ſchlechter aphis, chermes nnd coccus fleifchfreffend fei. Das
2094
Mutterkorn (red zum) komme gewiß von einer Art Fungus
und habe mit den Inſekten nichts zu thun. XXL Nachricht
von einer neuen Gattung der Muscicapa von Neu⸗Sud
Wallis, vom Generalmajor Davies. Die Einwohner
nennen. diefen Vogel Merion Binnien. Dr. Schaw Hat fol»
gend: Befchreibung hinzugefügt:
Muscicapa malachura Weichſchwaͤnziger Sliegenfehnäpper,
'M. fusca, subtus ferruginea; gula (maris?) coerulea;
cauda longa cuneata, rectricibus decompositis.
Er halt’ fih um Sidney und Botauy Bai an fumpfigen
Plaͤtzen auf, wo er fih im langen. Graſe 'und- feinem) Nieds
grafe verbirgt. Wird ser aufgejagt, fo fliegt er nur kurz und
läuft. erſtaunlich ſchnell. Er ift von der Spitze des Schnabels
bis) zum Ende des: Steißes drei Zull lang; der Schnabel hält,
3 Zoll, ift braunlichfehwarz, an der. Spike betraͤchtlich gebos
gen, am Grunde mit langen Borften befeßt. Die Beine dünn,
3 Zoll lang; die Fuße auch lang und dünn; Klauen Erumm und
ſehr ſcharf, vorzüglich die hinterfte, welche die längfte ift. Der
Schwanz ift vier Zoll und darüber lang, die Schtwanzfedern
haben fehr dünne Kiele und die Fahne befteht aus einzeln
ſtehenden Haarähnlicheo Faͤdchen. Das Weibchen und Männs
hen findet man auf Taf. 2ı. abgebildet, XXII. Bemerkun⸗
gen uͤber das Geſchlecht Pausus und Beſchreibung einer
neuen Gattung, von Adam Afzelius Profeſſor der
Botanik zu Upſal. Das doppelte s in Linnés Differt. Bigae
Insector. Upsal. 1755 hält Berfaffer für einen Druckfehler und
glaubt Linne habe diefem Inſekt den Namen Pausus gegeben,
weil er damals fchon alt und ſchwach war; mirklih hat er
‚auch nach diefem Fein anderes Inſekt mehr Gefchrieben. Linne
kannte nur eine Gattung P. microcephalus. Ihunberg beſchrieb
295:
nachher zwei Gattungen P. ruber.und lineatus. Alle anderen
namentlich Fueſſiy, Gmelin, Herbſt und Fabritius haben bei
ber Befchreibung diefes Inſektes Irrthuͤmer beaangen. Lehe.
terer zähle es mit Unrecht zu feinem Geſchlechte Cerocoma.
Die erfieren drei haben gewiß nie einen Pausus gefehen, Der
Berfaffer brachte eine neue Gattung von Africa, welcher er
den Namen P. sphaerocerus beilegt, Nachdem der Verfaſſer
eine ſehr genaue Beſchreibung des Geſchlechtes gegeben und
den Uuterſchied von Cerocoma noch beſonders gezeigt hat, fo
geht er zur Beleuchtung der Irrthuͤmer der übrigen erwähnten
Scriftfieller über. Linné habe das Inſekt befihrieben niger
elytris piceis. Thunberg und Gmelin hingegen totus niger,
Herbſt fagt ater, bildet aber die Flügeldeken pechfarben und
den übrigen Körper dunkelaſchgrau ab. Fueſſly hat nur Linnés
Worte, aber in der franzöftfchen Ausgabe ift niger und piceus
beides durch noir überfeßt. Die meiften haben alfo Linnes
Terminologie gar nicht verftanden; denn unter ater verftand
Linne das. dunkelfte Schwarz, unter niger eine Mifchung
von ſchwarz und braun, unter piceus eine Farbe, die noch
mehr braun in der Miſchung hielt; fuscus war aus ſchwarz,
braun und aſchgrau gemiſcht. Dieſe Erklärung gab Linne dem
Verfaſſer felbft. Dann geht der Verfaffer zu dem Gattungs⸗
unterfchiede zwiſchen P. microcephalus uhd sphaerocerus über,
und giebt endlich in Fürzerer Kunftfprache folgende Befchreibuns
gen, welche der Neuheit wegen hier ihren Platz finden müffen:
Descriptio generis
Character essentialis:;
Antennis clava integra inflata.
Pausus antennae biarticulatae, clava uncinafa pedicel-
lata mobili.
296
D
Character artificialis:: —
Nu
P. antcnnae biarticulatae, articulo superiore. maximo
inflato uncinato pedicellato: pedicello in cavitate articuli
inferioris mobili. Caput porrectum: gula triangulo convexo
instructa. Thorax angustus inaequalis scutellatus. Zlufra
gexilia deflexa truncata. Pedes antici pectoris parti antice
aſſixi: femoribus appendiculatis: tarsis quadriarticulatis.
A .
Character naturalis:
h - |
'Palpi quatuor inacquales obtusi, basi trianguli gularis
aflixi; interiores medü triplo longiores, divergentes, intus
plani extra convexi, basi biarticulati, interius pauloque al»
tus collocatis 'exterieres laterales minuti, erecti, setacei
eompressi, articulis destituti, marginı exteriori baseos trian-
guli gularis inserti. Meandibulae porrectae arenatae acumi-
natäe, forcipatae, bäsi biartieulatae, dein € vaginis duabus
eorneis introrsum dilatatis truncatis, quarum infera latior,
bidentfculatae, et tandem hamulo vaginis angustiore cylin-
driaco carneo terminatae. "Maxillze apice teretes integerri-
mae' unguiculatae forcipatae. Tabium palpis interioribus
brevius subquadratum, membranaceum, carinatum, apice
integrum ciliatum. Antennae biarticulatae: artieulo inferiore
pärvo subrettindo utrinque truncato; superiore maximo in-
Nato in capilulum integrum, ante et extraversus carinatum:
carina a basi ad verticem tuberculatum ducta, pone et in-
trorsum tubo ‚vel hamulo instructum et subtus pedicellatum :
pedicello basi globoso nitidissimo: globo- cavitati articuli
inferioris versus marginem ejus apicis exteriorem inserto,
et ad superiorem articulum rotandum ‚accommodato. Meta-
morphösis et vietus nondum innotuerunt.
257
*
Dann folgt Habitus naturalis. Hierauf der Unterſchied
von Cerocoma, namlich: Aabitetioue aequinoctiali in domi-
bus. Corpore glabro, antico angustiore, Capite porrecto,
gula triangulo notata, Antennis magnis, biarticulatis; arti-
culo superiore maximo uncinato, pedicellato, mobili. Fal-
Fis basi trianguli jugularis aſſixis, interioribus multo lon-
gioribus. Mandibulis vagihatis denticulatis. Tabio subqua-
drato carinato integro. Thorace angusto inaequali: partibus
duabus distinctis. Zlylris margine circumcirca deflexis apice
sinuatis truncatis. Abdomine plicis papillisque lateralibus
destituto. Pedibus anticis anticae pectoris parte allixis, fe-
moribus appendiculatis, tarsis omnibus quadriarticulatis.
Descriptio specierum.
. ö A ! l
1. Pansus microcrphelus. Capite mutico clava oblongo-
sphaeroidea, e]ytris longitudine abdominis impunctatis,
tibiis linearibus.
N
Da dieſe Gattung ſchon finger befannt ift, fo uͤbergehe
ich die nähere Befchreibung, um diefelbe von der folgenden
neuen Gattung ganz zu liefern.
2. P. spheerocerus. Capite cornuto, claya globosa, elytris
abdomine brevioribus, punctatis, apice dilatatis. —
Habilat in Sierra Leone: Freetown. Mus. Smith. Mar-
sham et meum. Januario et Februario noctabundus ambu-
lat, luce admissa caeculit delabitur et aliquamdiu immobilis
remanet. Globi antennarum phosphori videntur atque ma-
teria tenui liquida repleti.
Castaneus nitidissimus, precedente paulo angustior, unde
etiam longior apparet et magis cylindriacus,
298
Caput majus cormutum: parte postica annulari minore
coarctata; cornu medio parvo conico erecto pilis cartilagi-
‚neis terminato; clypeo solum depresso ;! triangulo jugulari
mäjusculo. Oculi admodum magni valde conspicui, atri,
sed in certa quadam luce virescente tincti: angulis aceta-
bulorum paryis apice rotundatis, postico oculis multo hu-
miliore. Antennae: tuberculo ad basin motatorio concolore,
et sic non adeo manifesto; articulo inferiore punctis atque,
verruca destituto; superiore magnitudine capitis, sphaerico,,
vesieae inflatae simili, semipellucido, incarnato, carina mi-
nuta vertice tuberculo, unico pilifero castaneo nitido termi-
nata instructo, pone in hamulum conicum, longitudine,
cornu capitis sed greciliorem, apice pilis in externum
flexis notatum, castaneum nitidissimum paulum extra arti-
culum inferiorem producto, subtus pedicello brevi cylin-
driaco atro. Palpi inferiores versus apicem aliquantum
incrasati, sed certo adspectu cylindracei: articulis majuseu-
lis. Mandibulae articulis magnis; vagina superiore parum
breviore, et ferme cylindracea. Labium apice deflexum et
fere truncatum: carina sulco destituta. Thorax latitudine
capitis et parum inaequalis: partibus duabus sulco non nisi
lateribus -et subtus exarato distinctisz Aufiet AURERE et
lateribus convexa, annulum vel segmentum referente;
postica margine anteriore signo medio depresso nigrescenti-,
glauco duabus alis minutis apice divergentibus non adeo
dissimili impressa, posteriore parum elevata sed spatio lato:
stria transversa media instructa. Scutellum obtusiusculum
fere inconspicuum. Zluira abdomine breviora, obsolete
punctata. Alas iuferiores colore violaceo vario nitido.
Abdonien apice convexiusculum -nigrum; subtus segmentis
299 \
tertio et ultimo nigrescentibus obsoletissime punetatis. Pedes
omnes aequales impunctati. Femora basi atra: appendicibus
minoribus quam P. microcephelus., Tibiae basi nigricantes,
versus apicem latiores compressiores, ipso apiee pilum utrin-,
que gerentes, truncatae, margine exteriore serie pilorum
dupliei, interiore unica et pedum posticorum nulla in-
structae. Tarsi longiores quam praecedentis speciei: articu-
lis etiam multo evidentioribus unguibusque majoribus.
Foemina differt oculis crystallinis, palpis interioribus paulo
angustioribus, exteroribus glaucescentibus; mandibulis bre«
vioribus; vagina infera angustiore; scutello minore; abdomine
longiore, apice convexo piceo; femoribus pedum posticorum.
aliquanto gracilioribus; caeterum simillima,
Shunbergs Pausus ruber und lineatus und Fabrizius
Cerocoma ruficollis find den vorigen beiden ziemlich nahe ver:
wandt, ob fie aber zu dewnfelben Geſchlechte gehoͤren, weiß der
Verfaſſer nicht, da’ er fie nicht in Nückficht der oben angegebe:
nen Gefchlehtsfennzeichen hat vergleichen fünnen, P. microce-
phalus und sphaerocerus find Taf. 22. abgebildet.
Nova acta Regiae Societatis scientiarum Upsaliensis Vol. VI.
Upsaliae 1799. 354 ©. gt. 4to. mit 12 Kupfertaf.
Der fünfte Band diefer für Naturgefchichte fo reichhalti-
gen Sammlungen erfhien fihen vor fieben Sahren. Wir
begnügen uns hier bloß die zoologifhen Abhandlungen des
neueſten Bandes zu nennen, da befriedigendere Auszüge ſchon
im zweiten Hefte des erften Bandes von Rudolphis ſchwedi—
fchen Annalen S. 44 : 93.0. fig. und in Wr. 178, d. allg. Litt. Zeit.
24. Sun, 1800 zu finden find. II. &. 5 +10 Ajungb Beſchrei⸗
bung des Mus amphibius Linn. variet. d. niger Gmel. aud)
300
Pediculus murinus und Acarıs muris werden hier als neue ?
Gattungen von’ Inſekten befchrieben, "III. &. ur #37 Thun⸗
berg über das Kafergefchlecht Brachycerus, wovon Fabrizius
16 Gattungen beſchrieben hat. Thunberg liefert hier mehrere
neue, merzt aber einige von Fabrizius angegebene wieder aus,
IX. © 89 : 97 Vedmann über den Flohfrebs,( Cancer pulex
Linn. Gammarus Fabr.) und den Schaden, welchen er dem
Fifcherneken verurfacht. X. S. 98 » 116 Acrel Geſchichte von
Würmern, Larven und Inſekten verſchiedener Art, welche fich
zwei Jahre Hindurch im menſchlichen Körper aufhielten. Vor—
zůglich waren es Naubkäfer (Staphilinus) deren nad) und nach
263 theils Tehendig, theils todt abgingen, ferner so Larven
ungewiffer Gattung, doch einige wahrfcheinlihd vom Mehlkäfer
(Tenebrio molitor), ein lebendiger Lauffäfer CCarabus leu-
cophthalmus) und mehrere Eingeweidewärmer. XL ©. 17 + 132)
Freßwerkzeuge einiger ſchwediſchen Inſekten, befchrieben vom
Hauptmann Gyllenhal.
Kongl. Vetenskaps Academiens nya Handlingar, Tom. XIX.
för Ar 1798. Stockholm 1798. 322 ©, gro mit 9 Kupftaf.
- (Neue Abhandt, der Fonigl, Akademie der Wiffenfchaften zu
Stockholm für das Jahr 1798.)
Folgende Abhandlungen dieſes Bandes intereſſiren den
Zoologen: Im zweiten Quartale Nr. 2. ©. 107. = 143 Beſchrei⸗
bung des Geſchlechtes Nais, von A. Modeer Nr. 3.
©. 144 : 156 Bemerkungen Über das Geſchlecht Coccinella und
derjenigen ſchwediſchen Gattungen deffelben, welche mit feinen
Haͤrchen befegt find, von G. Paykul. Sm dritten Quartale
Nr. 2. ©, 177 : 188 Nachricht von einigen ſchwediſchen Vögeln,
von C. P. Thunberg; vorzüglid Corvus lapponicus, Tetrao
301
'eremita, Falco Lithofaleo, Tantalns faleinellus, Rallus por-
zana, Larus cimerarius, ridibundus und minutus, Falco
lagopus, Strix lapponica, nivea und sibirica, Tringa pusilla
und arenaria, Stolopax paludosa und gallinula, Anas albi-
frons, Colymbus gularis. Nr. 6. ©. 235 » 240 Befihreibung
des ſchwarzen Adlers Falco fulvus canadensis, von S, J.CLjung;
nebft einer eigenen Gattung von Päufen Pedisulus aquilae.
Sm vierten Quartale Nr. 5. ©. 288 - 293 Gymnetrus Grillii,
entdeckt und befchrieben von P. G. Lindroth mit einer Kupftaf.
Nr. 7. ©. 305 : 307 Bucco atroflavus, eine nene Vogelgattung
aus Sierra Leona, befährieben von A. Sparrman. (M. f. eine
nähere Anzeige davon in Rudolphis ſchwed. Annalen D. 1. ft. 2,
©. 1 : 34.)
Der zweite Band der neuen Schriften der ae
febenden Gefellfhaft in Berlin enthält für Zoologen nichts
als den Auszug eines Briefes vom Miffionar Sohn zu Trans.
quebar über die wilde Schweinsjagd auf Sumatra, welche bei
den von. diefen Thieren über die See unternommenen Zügen
durch die Speckmalaien ſo betrieben wird, daß ſie den anfuͤh—
renden Eber in vorgehaltene Matten von den Blaͤttern des
Pandanus odoratissima verwickeln und dann den nachfolgenden
Trupp von den Seiten mit Spießen angreifen.
302
xl.
Schwediſche Kobbenarten *). Vom D. Karl
Asmund Rudolphi.
Phoca, Skäl schwed.
1. Ph. hispida: corpore pallido fusco - maculato.
Schwed. Skäl, Gräskäl, Hafsskäl (Robbe, graue Robbe,
Seerobbe). Hält fih im vffnen Meere auf. Verlaͤſſt im
Winter den Strand, und kommt des Frühlings nicht eher
wieder, als bis alle Eisberge geſchmolzen find. Diefe Art ift
fehr groß, und erreicht oft die Länge des größeften Ochſen.
Das Zunge, welches in der Heftigften Kälte **) auf dem bloßen
Seeeiſe geworfen wird, ift anfangs gelb, Während es anwaͤchſt
wird die gelbe Farbe dunkler, und es kommen größere und
fleinere Flammen und Flecken auf feinem Felle, Lebt von
Strömlingen, Seefälbern und Aalmüttern. Diefe Art foll fi
im Sanuar, Ph. canina hingegen im Februar begatten, die
lefstere wirft zwei unge, welche anfangs einige Zeit weiß
und wollig find. ?
2. Ph. serivea: corpore albido immaculato.
Schwed. Statskäl (Prachtrobbe). Hält ſich in der See
auf. Kommt mehr weiß zur Welt, und behält diefe Farbe, fo
*) Aus: Thunbergs Beskrifning p2 sveuske Djur, Upsala 1798. gvo
©. 85 und folg.
**) Siehe Matsmässotiden; es giebt aber zwei Matthinstage, nämlich den
24. Febr. und den 21. Sept., auf den erſten part die Kälte, wovon gefprorhen
wird, allein nicht die gleich Heunnch angegebene Begattungszeit,
303
daß fie hoͤchſtens, wenn das Thier ausgewachfen if, fih zur
Perlfarbe neigt. Wird nicht voll fo groß als die vorige Art,
iſt auch fcheuer,
3. Ph. canina: corpore griseo immaculato.
Wird Vikareskäl, und Gra Vikareskäl genannt (vik
auf ſchwed. ein, Meerbufen, alfo etwa Bayrobbe). Hält ſich
in der Ditfee ftets an den Küften und in den den Meerbufen
auf. Sie unterfcheidet fi) dadurch von den vorigen, daß fie
um zu fehlafen aufs Land riecht, da hingegen die Seerobben
aufrecht im Waſſer ftehen, mit dem Kopfe über der Waffer-
flähe und fo tief fchlafen, daß man ihnen nahe genug kom—
men fann, um ihnen mit dem Nobbeneifen auf den Kopf zu
hauen, doch muß man nicht mit dem Winde kommen, weil
fie fonft aufwachen. Sie ift fett, und ſchwimmt oft todtge-
[hoffen auf dem Waffer, welches die Seerobben nie thun.
Die Jungen werden ſchon grau gebohren. Sie geht auch ins
Netz. Sie lebt meifiens von Stichlingen, welchen fie des
Herbſtes iangfam in den feihten Buchten folge, wo diefe Fifche
dann milionenmeifet einlaufen., An diefen Fifchen ſieht man
nie die Seerobben Theil nehmen. Sobald der Südwind die
Strömlinge nad den Buchten treibt, finden fic) auch die
Nobben ein, und werden von den Meven beunruhiget, Co:
bald im Frühlinge das Seeeis fortgeht, oder auch im Minter,
wenn fi fein Seeeis findet, kriecht die Robbe auf Steine,
um da zu-fchlafen. Sie Eriechräfters von der Landfeite auf
den Stein, um mit der Nafe nad) der Seefeite zu liegen,
4. Ph. vitulina: corpore fusco.
Schwed. Svart Vikareskäl. Iſt ſchwarz von Farbe und
wirft ſchwarze Junge. Geht wie die vorige ins Netz. Veds
BER
* ’ J
mann vermuthet daß ſie von der vorigen verſchieden iſt, und
‚Otto Fabrizius hält fie auch für eine ganz eigene Ark,
5. Ph. variegata : corpore griseo nigro - maculato.
Schwed. Morunge. Iſt kleiner, von Farbe grau mit
Heinen ſchwarzen Flecken. Nach der Verficherung der Robbens
" jäger iſt diefe Art fo ausgerottet, daß fie feit vielen Jahren
nicht in den Noslagfchen Scheeren gefehen if. Veomann etz
zählte dem DBerfaffer, daß eine im November 1781. bei’ Vermdd
geſchoſſen und als eine Seltenheit auf die Inſel gebracht ward.
Sie war zwei Fuß und drei Zoll lang, und hatte ungefähr
ein Liespfund Speck. Fabrizius hält fie für ein Junges
‚ feiner Ph. vitulina. { Be
Die Robbenarten find noch febr unbeftimmt. Zinne fah
alle nördliche Robben fir Veränderungen der Ph. vitulina an,
welche doch gewiß mehrere Arten ausmachen, Die: Farbe, die
Lebensart, der Aufenthaltsort fo wie die Brutzeit werden, fie
am beiten ausmitteln helfen.
Die Woͤlſe gehen oft aufs Eis in die See, um die jun⸗
gen Robben zu fangen. Oedmann hat dem Verfaſſer erzählt,
dag vor einigen Jahren eine ganze Schaar Wölfe "dabei
verloren gieng, weil das Eis losbrach und fie in, ‚die ‚See
führte.
Da die naturhiftorifche ſchwediſche Litteratur in den Schwed.
Annalen d. Mediz. u, Nat, Geſch. vollftändig und ausführlich
geliefert wird, fo bedarf es hier. Feiner Anzeige derfelben, ob⸗
gleich fie reich an zoologifchen Artikeln zu fein pflegt, }
$ m.
‚395
Franzoͤſiſche Litterarur,
4
Tables ‚methodiques des mammiferes et des oiseaux obser-
0 vẽs dans le departement de, la haute Garonne par Phil.
Picot Lapeyrouse, membre de l’institut national, profess.
“@hist. nat. à Vecole centrale, ‚imprimees par ordre de l’ad-
" ministration du departement d. I. h. Gar. à lusage des elt-
ves de Pec. centr. A.Toulouse „de ———— de la Ve Dou.
"Iadouze an VII. gr
Der Verfaffer ift fhon durch mehrere naturhiftorifche 46:
Handlungen in der’ Sammlung der alten Akademie von’ Toms
foufe, durch ſeine phrenaͤiſche Flora u.a, Atbeiten vortheilhaft
bekannt. Man’ Eonnte Eeinen beſſeren Lehrer fuͤr jene Schule
waͤhlen ; feine Borlefungen werden’von jungen ſowohl als aͤlte⸗
den" Leiten’ befucht, letzteres iſt vielleicht für den Unterricht der
Jugend nicht vortheilhaft, weil der Lehrer, um feine ſchon
gebildeten. erwachſenen Zuhörer zu unterhalten, die fhwächeren
Berftandeskräfte der jungen Schüler zu leicht vernachläffiget:
Der Verfafler hat in diefem Werke einen technifhen Auszug
der Gattungen (species) geliefert ‚welche: in feiner Geſchichte
der Säugethiere und "Wögel.des Departements der oberen Ga⸗
ronne enthalten ſind, wobei er die Ordnung anwandte, welche
ihm die natürlichfte ſchien, dieſe Ordnung ift durchaus diefelbe,
welche Cüvier in feinem ſchaͤtzbaren elementarifchen Entwurfe
ber Naturgeſchichte der Thiere beobachett hat. Auffallend ift
es, daß der Verfaſſer in dem Verzeichnifle der Schriftfteller,
welche erhkuste, Eüviers auch nicht mit einer Sylbe erwähnt
und dadurch zum Plagiarius wird, welches einen übrigens ver⸗
dienten. Manne um fo weniger zw verzeihen iſt. gie
5 Bandes 2, Stüd, u
306
Recreations tirdes de P’hist, nat, traduides de — de M.
Wilhelm ministre de la parole de Dieu. A. Augsbourg,
Bar le traducteur de Socrate zustique ER- . ee la classe
des insectes; & ä Basle chez Henry’ Bo Paris ie
" Amand König, quai "des Aügustins‘ no. 18. an Hi «vi
ri 1799 E ‚800 ro 23 ©. "und 28 Kupfertaf. “1
7 - —
0% Es fi ind die erſten Sfte der Ueberfsgung eı ‚erfhienen,
welche ‚gußer dem ‚Allgemeinen. über ‚die. Inſekten die Seſcrei
bungen und Abbildungen mehrerer Säfergeflegpter u und ‚Spr
tungen enthalten.
nina na I, m ca Y)
um 3 3 Int sa
Lecons d’ hist. nat. sur 1 'moeurs ‚etIsun,; indie den
Mi nat,, ab — ne et des, ———
L Cotte lun des ‚conservatures, de la bibliotheque natio⸗
‚sale ;du Pantheon etc. Vol. à Paris chez, Beben an,z,
4799). 1m, 144 Inorse bin np?
Seit zwanzig — FEAR ſich der Pd ſchon
mit der Herausgabe verſchiedener naturhiftdrifcher "Schriften
für die Jugend. ) Der erſte Theil des vorliegenden! Wertes
enthält die Lebansart> und Sitten der Tebendiggebährenden) und
eierlegenden Bierfüßer,der zweite Theil die der Vogel und
Sinfekten. Der Berfafferfhöpfte theils aus Buͤffons Rsau⸗
muͤrs, Bonnets und Lacepedes Merken theils und ur dan
% zuͤglich Bei den Inſekten aus Bere ee —
m) a,
i Memoire pour servir q a. rl histpire des araigneıs 55 A
R de Lignac. 4 Paris ‚shez, Barbon. 1amo 64 OR
Diefe —— wirdsals AnbatıgYäi ıbegt dabei ange⸗
Werke Lec. de Ph. m. P. L, Cotte ausgegeben, uͤber⸗
st rum
} N Li
397
dem aber auch! beſonders verkauſt. Es iſt Übrigens. nur eine
unveraͤnderte zweite Auflage von der laͤngſt vergriffenen, aber
immer noch wegen der Nachrichten von der Lebensart: der
Waſſerſpinnen ſchaͤtzbaren Abhandlung, deren Verfaſſer Joſeph
Albert le Large de Lignac 1762, 5u Paris ſtarb.
Philosophie entomologique, ouvrage qui renferme-les gene-
cralitẽs necessaires pous s’initier.dans l’etude. des insectes,
et des appercus sur les rapports naturels de. ‚ces petits
animaux avec les autres étres organises; suivi de l’exposi-
tion des methodes de Geofiroy et de celle de Linne, com-
bindes avec le systeme de Fabricius ‚pour servir d’intro-
duction à la connoisance des insectes, en procurant le
r genre,
moyen de les classer et de les rapporter 3
“par J. Flor. Saint- Amans prof. d’hist. nat. à Fecole cen-
trale du departement de Loi et Garonne. ÄA’Agen chez
Noubel et ä Paris chez A. J. Dugour an 7. 8 12©
D IE a
Der weitlaͤufige Titel zeigt Hinlänglic) ben Zweck dieſes
Buches, weldes mit Beftimmtheit und Deutlichkeit geſchrieben
iſt. Der Verfaffer fagt daß. Fourcroys Philosophie: chymique
ihm die erfte Sdee zu diefer Unternehmung gegeben habe ohne -
daß ihm Fabrizius Philosophia 'entomologica befannt geweſen
wäre (ein trauriger Beweis der Unbefanntfchaft der Franzofen
mit der auslandifchen Litteratur), Uebrigens iſt dieß Merk
im Mefentlihen von dem: von Fabrizius eben en verfchieden..
Nur die Artikel Bibliotheca, Dispositio, Nomina,, Differen-
tia, Adumbrationes ließ der: Verfaffer weg, weil fie mehr-zur
Syſiematik überhaupt gehören. '
— Ua
dont on donne les caracteres essentiels et la synonymie; .
& 308
Tableau methodique du cours d’hist, nat. à lusage des elca
ves de l’ecole eentrale ‚du departement du Pas-de-Calais,
par J. P. Pichon, 'profess d’h. n. dans ladite ecole ‚cent. etc,
A Boulogne chez Pauteur an 8. 8 27 ©, :
Ein Eurzer Umriß zum Leitfaden beim Schuluntertichte,
Es ift fehr erfreulih aus den verfchiedenen feit Eurzem in
Frankreich erſchienenen Schriften dieſer Art die Sorge zu
fehen, welche man bei den Hffentlichen Lehranſtalten anwendet,
um Kenntniß der Naturkoͤrper allgemein zu verbreiten.
Trait€ elementaire et complet d’ornithologie, ou hist. nat.
des oiseaux; par P. M. Daudin, membre des soc. d’hist.
nat. et philomatique de Paris. Tom. I. chez Duprat ä Paris.
in 41° 474 p. avec fig.
Diefer erfte Theil eines mit vielem Fleiße angefangenen
Werkes, welches alles umfafen wird, was irgend auf die Nar
turgefchichte der Vögel Bezug hat, enthält das Allgemeine über
den äußeren und inneren Bau, die Lebensart und den Geſang
der Vögel; ferner über den Bau und die Entwicelung des
Eies, über die Eintheilung, Namengebung und Befchreibung,
auch endlich Über das Aufbewahren und Ausftopfen der Bügel.
Das Ganze wird ſehr vollftändig ausgeführte werden und dem
Drnithologen unentbehrlich fein.
Histoire naturelle des salamandres de France precedee d’un
tableau methodique des autresreptiles indigenes par P. A,
Latreille Vol. in gv0 de 120 pag. orne de 7 fig. artistement
enlumindes (de Pimiprimerie deCrapelet). Paris chez Villier
libr. an VIIL
360609
Der Titel zeigt hinlaͤnglich an, was in dieſem Buche ent⸗
halten ſei; uͤbrigens ſind die Beſchreibungen der Schildkroͤten,
Eidechſen, Schlangen, Froͤſche und Kröten genau, die Syno⸗
nymen hinzugefügt und vorzüglich die Salamander, ſowohl was
die allgemeine als beſondere Geſchichte derfelben betrifft mit
Fleiße bearbeitet. Die in Frankreich einheimifhen Salamander
find fehr genau abgebildet. (Siehe einen Auszug über die
Salamander in Nr. s. der oben gelieferten Nachrichten aus
dem Bulletin der philomatifchen Gefellfchaft.) .
Lecons d’anatomie ecomparee de G. Cuvier, membre de Pin- °
stitut national, professeur au college de France et &
Vecole centrale du Pantheon etc. Recuecillies et publiees
sous ses yeux par C. Dumeril, chef des travaux anatomi-
ques de l’ecole de medeeine de Paris. A Paris chez Bau-
douin, imprimeur du corps legislatif et de P’instit. nat.
place du Carrousel. ftarfe Bände in gro, jeder beinahe
700 ©. farf, nebft 8 Tabellen, welche bie Klaffififation der
Thiere enthalten,
Dies ift das Werk, deſſen Herausgabe wir im vorigen
Hefte nur ganz furz zum Voraus anfündigten. Das bdeutfche
Publikum wird daffelbe aus der Ueberfekung des Profeſſors
Fiſcher zu Mainz näher beurtheilen konnen, welche bei Vieweg
in Brauͤnſchweig erſchienen iſt. Der erfte Theil enthält die Bes
wegungs⸗ der ziveite die Empfindungswerkzeuge, Jeden einzels«
nen Theil, der zu irgend einem diefer Werkzeuge gehoͤhrt,
betrachtet der Verfaffer hintereinander durch alle Thierklaffen,
bei welchen ſich berfelbe finder. Dieß Werk enthält eine
große Menge neuer und [häsbarer Beobahtungen und That:
ſachen.
310
Hietoire naturelle des poĩssons, par le cit, Lac&ptde, 2 Vol- .
"Paris, Plassan an! VIIL in 4 ts rd
Den erften Band, welcher jivei Theile enthäfe, kennen
deutſche Vefer ſchon aus der von Loos beſorgten bei Pauli in
Derfin erfihtenenen Ueberfekuing, er enthält 28 ganz neue Gat⸗
tungen von Knorplfiſchen und 3 neue Gefchlechter, der zweite
Theil enrhält 26 ganz neue Gattungen und 23 neue Geſchlech⸗
ter. "Der dritte Theil, welcher das Ganze befchließt, fol
naͤchſtens folgen. | 5
— Engliſche Literatur.
i
Imectomeoloey or a Demonstration of the being and ‚per-
fections of s0d, Ren a consideration of the structure
and economy or insects. Illustrated with a <opperpläte,
in M. "Lesser; with notes by P. Lyonet. Cadell jun. and
Davies 1799. „8 ©. ui Preis 6 ER “ Rthlr)
.
E⸗ iſt zu bewundern, wie —— Me Engländer in der
fremden Literatur fortrücken. Welcher deutfche Buchhändler
würde noch jest das Unternehmen einer aͤhnlichen Ueberſetzung
tagen ? — Das zu feiner Zeit ſehr verdienftliche Werk hat
durch die Angabe der Linneifchen Namen der darinn V,
menden Thiere —
Physicotheology: or a Demonstration of the being and attri⸗
butes of god, from his works in creatiou ete. by the rev,
W.Derham ; a new edition, with additional notes; a trans-
Jation of the latin and greek quetations and a life of the
311
author: "3 Vol 368und · 440 &) Seo mit Kupfertafeln.
* oe) 14 Schl. (4 Rthlri 16 g9r.) )
Eine neue Ausgabe diefes noch immer häßbaten, auch
be uns laͤngſt bekannten Werkes wird gewiß manchem Naturs
ſotſcher willkommen ſein, zumal da ſie Zufäße enthält, wozu
freilich ſeit Derhams Zeit unendlich viel Stoff entſtanden it
6 daß der neue Herausgeber bei weitem noch nicht alles ber
nußt bat, was ihm zu Gebote gewefen twäre. Einige neue
Kupfertafeln enthalten folche Gegenftände, die aus bloßen
Beſchreibungen ohne Abbildungen nicht gut zu verſtehen ſi nd,
Derhams Leben beſteht mehr in- einer Kritif feiner Schriften
und einer Apologie der Teleologie, als in Nachrichten über
feine verfhiedenen Lebensverhaͤltniſſe, Meinungen, Eigenehüme
arm u. ſ. w.
2
Kurze naturhiſtoriſche und litterariſche Nachrichten.
R Der Bürger Bertrand, ehemals zu Marſeille, wo er
Pathologie und Hebammenkunſt lehrte, jetzt zu Paris, zeigt
über fünfyundert felbftverfertigte Wachspraͤparate, worunter
fih auch eine große Anzahl tiber vergleichende Beiglicderunges
kunde befinden.
Y 8
2, Ein Liebhaber der Entomologie in Frankreich hat die
Demerfüng gemacht, daß die Eleinen Schuppen ‚' welche 'die
Flügel der Tagſchmetterlinge bedecken, an ſolchen Stellen, wo
die Farbe ihrer Oberfläche fehr dunkel iſt, auf der umgekehrten
3ı2 r
oder unteren Fläche die ſchoͤnſten und glänzendften Farben zeigen.
An folhen Stellen der Flügel, welche Hellere und lieblichere
Sarben zeigen, Eommt die untere Flähe der Schüppchen in
Ruͤckſicht der Farbe der oberen Fläche oft gleich; doch find auch
an jener die Farben glänzende. Ferner bemerkte er ſowohl
an den Schüppchen der Flügel einiger Tag: als Rachtſchmet⸗
fhmetterlinge, daß die Farben derfelben von einem aͤußerſt
feinen Staube herrühten, welcher die Schüppchen überzieht,
wenn man diefen Staub abnimmt, fo erfcheinen die Schuͤpp⸗
den fo Elar als Kryftall. \
*
3. Das Muſeum der Naturgeſchichte zu Paris hatte in
feinee Menagerie einen männlichen und weiblichen Strauß.
Das Männchen ift geftorben, das Weibcheu hat aber vier
Manat darauf ein Ei gelegt, welches man im Sandbade aus⸗
bruͤten wollte.
4. Zufolge einer Anzeige in den kuͤrzlich zu Paris bei
Gratiot erſchienenen Relations de l'expedition de Syrie etc.
36 ©, sro hat der Bürger Geoffroy ſich mit der Unterfuchung”
der Thiere des Sees Menzale und der Fiſche des Nils beſchaͤf—
tige. Es if ſehr zu wuͤnſchen, daß die naͤheren ang
diefer Unterfuhungen Entopa erreichen mögen.
3. Der Buͤrger Noel hat in der Societe d’emulation zu
Rouen eine intereſſante Abhandlung uͤber eine neue Lampretten⸗
Gattung vorgeleſen und verſpricht noch zwei andere neue Gat⸗
x
| 313 i
sungen befannt zu machen. Dieſe ift die Saugelamprette
(sucet, lamproyon-sucet), welche mehreren anderen Fifchen,
nach hinlaͤnglich beftättigten Erfahrungen, das Blut ausfaugt,
vorzuͤglich wird fie dadurch den Alſen ſchaͤdlich; zumeilen findet
man fie aud) an Lachſen hängen; dann ift fie aber gewöhnlich
- abgemagert, weil fie die flärkeren Bedeckungen diefes Fifches
nicht durchdringen kann, um zu den Blutgefäßen zu gelangen,
6. Der Bürger; Willemet hat in einer Sitzung der medie
zinifchen Gefellfhaft zu Nancy einen Zug von der Großmuth
eines zur alten Menagerie von Nancy gehprigen Bären mit
den Zunamen MIasko erzählt: diefer Bär theilte feine Maple
zeit und Hütte mit einem armen Savoyarden.
7. In Pennants View of Hindostan (London 1798. 41°)
beißt es: „Die Erfcheinung, daß Eleine Fifche in der Negen-
eit an porher ganz trockenen Stellen gefunden werden, iſt
fo wahr als wunderbar. Die Einwohner gehen am zehnten
„Tage nad) dem erfien Regen auf den Fang diefer Fiſche aus,
„welche dann eine fehr gewöhnliche Speife find. - Diefe jähr-
„liche Erfcheinung wird auf fehr verfchiedene, Art erklärt,
„Man hat gemuthmaßt, daß der Laich von Waffervögeln herz
„beigebracht oder von den Typhons, welche zu Anfange der
3 Negenszeit wuͤthen, aufgefangen und in den Regenſtroͤmen
„hergefuͤhrt werde. Sch kann wenigſtens eine weniger erzwun⸗
„gene Erklaͤrungsart aufftellen, daß dieſe Fiſche naͤmlich nie
„irgend wo anders geweſen fein, als nahe an den Stellen,
„wo man fie findet, dag fie fhon in. einem vorhergehenden
f * La
RN.
» Buftände da geweſen Find "und HE Leben In Goſtalt von
Froͤſchen angefangen haben, daß es die Rana paradoxal(.Gm.,
»Lin. III. pag. io. 5) ſei⸗ Die Umwaudlung dieſer Thiere
„iſt in der That fonderbat.” "Es. feheint doch kaum als ob-
ärgend "eine diefer Erklärungen genügen koͤnne. Sonderbar iſt
indeſſen die gewiffermapen hieher gehoͤrende nicht ungewoͤhnliche
Erſcheinung in den tropiſchen Klimaten, daß man. am Tage
nach einem heftigen Regen lebendige Froͤſche und Kröten auf
den platten ‚Dächern der ‚Diner BR Wie kommen diefe
.
‘* —
8.In Ira Allen’s natural and political history of the
state of Vermont," one of the united States of America,
‘London 1798 kommt folgendes über die Klapperfchlangen vor:
„Bei den frühen Fröften unt die Zeit des Dctobers ziehen ſich
„dieſelben in kluͤftige Felſen zuruͤck, wo ſie in irgend einer
„unteritdiſchen Kohle bis zum Anfange des Frühlings in einer
„Art von Erſtarrung liegen; dann kriechen ſie wieder hervor.
„Sie find um diefe Zeit nicht giftig, weil ſie zu ſchwach ſind
„und daher das Gift nicht hinlaͤnglich ausgearbeitet iſt, bis
„fie wieder Waffer trinken, welches das Gift in Gaͤhrung
„bringt und vermehrt.“ (Dieſe Erklaͤrung koͤnnte man dem
Verfaſſer wohl ſchenken.) „Man ſucht ihre Hoͤhlen auf, um
„dieſe Thiere zw zerſtoͤhren und zugleich ihr Fett zu erhalten,
„welches in manchen Krankheiten fehr gefchägt wird; daher
vermindern fich diefe Thiere, fo tie. die Gegenden mehr
3 angebauet werden, Da es Naturgefeß zu fein ſcheint, daß
fi Fein Gift ohne Gegengift finde, fo beſitzen auch bie
» Indianer ein folhes und verfiehen den Biß dieſer Thiere
* sıE
5 ficherszucheifens auch beſitzen dieſe das Geheimniß nicht allein.
Von den Schweinen werden die Klapperſchlangen ohne ·Scha⸗
den gefreſſen, fo) daß auch dadurch ihre Anzahl vermindert
„wird, zund anan fies nur an wenigen Orten in: Vermont
sen ol SF Si One tan AaciinsTiae
ma 104, Zum, Bnwalot IR —A — ute rn
—
Be 1a rar ade uldoen⸗ Iraft. „a
on: Bande von Vancouvers Entdeckungsreiſe
wird ein · ſchrecklicher Bericht von der Gefräßigkeit der Haifiſche
bei der Kokosinſel gegeben: eine große Menge derſelben folgte
den Boten beſtandig und ſchnappte nach ‚den: Muderisn wenn
gefiſcht wurde, ſo riſſen ſie die Fiſche von den Angeln ehe man
fie qus dem Waſſer ziehen konnte, und was noch ſonderbarer
iſt ⸗ wenn einer von ihrer eigenen Gattung gefangen war und
die ubrigen ſahen ‚daB er ſich nicht laͤnger wehren koͤnne ſo
faſſten ſie ihnm ſelbſt zerriſſen and verſchlangen ihn. 3Dieſe
Haifiſche ſchienen von dreierlei Gtttung zu fein? die haͤufigſten
waren getiegert und an den Seiten ſehr ſchoͤn geftveiitisdid
anderen waren; braune) und. blaue/und es war beſonders
mertkwůrdig/ daß obgleich. fe alle. ‚untereinander die beiden
„ erfteren Gattungen: verjchlangen , doch Die letztere naͤmlich die
„blaue Gattung, wenn fie gefangen war, von den übrigen
„unberührt blieb und ſelbſt nach dem Tödten und Auffchneiden
„ihr Fleiſch nicht von. den übrigen see en rourde,”
een Sina abranpiernchr, ob femaıoh' m.,
-12dH md » a lllV ii »allommjan
aa Die batoriſhe Geſellſchaſt der ———— zu Haar ·
iem hat folgende, Preisgufgabe gemacht Iſt das Studium
der Naturgeſchichte für die Jugend von ſolcher Nuͤtz⸗
lichkeit, daß fie als ein wefentliher Theil einer wohL
R 316
geordneten Erziehung betrachtet zu werden verdient?
- Ynd wenn fie dafür zu halten iff, welche Theile der.
Wiſſenſchaft verdienen den Vorzug und welches iſt die,
angemeſſenſte Are die. Jugend zu dem Studium diefer
Wiſſenſchaft aufsumunteen und fie ihr fo nützlich als
moͤglich zu machen ?... Die Beantwortung. muß vor den
1. November 1801 eingefandt werden, Ferner vor den 1, No«
vember 1802: folgende Aufgabex Eine Naturgeſchichte und
phyſikaliſche Beſchreibung der Wallfiſche um zur Auf⸗
klaͤrung Und Anzeige des Weges zu dienen, auf welchem
man auu beſten die Stellen entdecken Eönnte, an welchen
ſich Wallfiſche befinden; fo wie die leichteſten/ ſicherſten
und gewiſſeſten Mittel, Die entweder ſchon bekannt und
gebräuchlich find oder ungewandt werden: Könnten; die
Wallfiſche ſogleich zu toͤdten und üfich. derſelben dann
auf die ſchleunigſte und ſicherſte Weiſe zu bemaͤchtigen.
Ferner auf unbeſtimmte Zeit die Frage: WMas bar die Er⸗
fahrung in Tuͤckſicht der Nuͤtzlichkeit einiger dem An⸗
ſcheine nach ſchaͤdlicher Thiere/ beſonders in’ den Klier
derlanden gelehrt ? und welche Vorſicht iſt daher in
KTuͤckſicht ihrer Vertilgung zu beobachten ?
un Ssurkd
k j ee rn Br
ır. Im Journal de physique de chimie et d’histoire
naturelle, Frimaire au VIIL ift eine Abhandlung über die
muthmaßliche Eriftenz mikroskopiſcher Thierchen bei fontagiofen
Krankheiten von Vaſſalli und Bunier eingeruͤckt.
‘317
12. In einer der lekten Sitzungen der medizinifchen Ges
/ ſellſchaft zu Nancy hat MWillemer eine Rede vorgelefen,, welche
eine genaue Mufterung der vorzüglichften Saͤugethiere enthält,
13. Francy van Berthey, Prälektor der Nat. Gefch. zu
Leyden, bekannt durch feine Naturgeſchichte von. Holland,
bat ein großes Merk beendiger, woran er feit vierzig Jahren
arbeitete, nämlich: ine Geſchichte der wiederkäuenden
Tbiere in naturbiftorifcher, anstomifcber und lands
wirthſchaftlicher Hinſicht mit mehr als achtjig vom Vers
falfer nad) der Natur gezeichneten Tafeln, Das Werk wird
aus ſechs Duartbänden beſtehen.
14. Im fünften Bande der Memoirs of the medical
society of London 1799 kommen zwei Abhandlungen vor,
welche die Zoologen intereſſiren: ı) Dr. Edward Thomas
über das Fiſchgift. Der Verfaſſer behaupter, dieß entftehe
allemal von der Nahrung, welche die Fiſche, Mufchelchiere
und Krebfe (die er auch hierher zähle) zu fih nehmen; der
Landfrebs fei z. B. nur dann giftig, wenn er die Rinde oder
Blätter des Manchinitbaumes gefreffen habe, ‚Wenn Fifche
fo wie fie von der Angel fommeu, gleich ausgenommen und
gefalzen werden, fein fie immer unfchädlich, obgleid, Thiere oft
fterben, wenn fie die Eingeweide verzehren. Tie Fifche fein
zu gewiffen Johrszeiten giftiger als zu anderen. 2) Robert
Aooper Beobachtungen Über die Klafjifitation der Einge⸗
weidewürmer des Menſchen, mit illuminivten Abbildungen.
%
“
9 ande? 2, Etüd, &
318
— 18. Von dem. wenholländifchen Thiere Platypus anatinus
(ſiehe diefes Archivs 1. Stück) iſt nun auch ein Eremplar durch
9. Banks von London an Blumenbach in Göttingen gefchickt,
derfelbe giebt eine ettvas nähere Nachricht davon in Voigts
Magazin f. d, neueft. Zuftand der Naturkunde B. II. St. J.
2800. So fehr dieß Thier in Nückficht feiner Kiefer fich den
Voͤgeln nähert, fo beſteht doc) der DOberfiefer eben fo wie bei
den übrigen’ Säugethieren zum Theile aus Zwiſchenkiefern. Das
Thier iſt jetzt ornithorhynchus benannt.
— — — O —
— En:
Im März dieſes Jahres ſtarb zu Pavia der um die
Zootomie fehr verdiente Profeſſor der Phyfiologie Presciany.
Seine Sammlung von einigen taufend felbftverfertigten Prär
. paraten zur vergleichenden Anatomie iſt ein Eigenthum der
Univerficät geworden.
z
Inhalt des erſten Bandes, .
1. Ueber das Studium der vergleichenden Zergliederungekunde, vom
Herausgeber s + ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 3 © 1.
U, Noch etwas zur Beherzigung über Thierzergliederung, von Auguſt
Winkelmann z a ⸗ S3
au. Berfuch einer vergleichenden Befchreibung von Schadeln aus
allen-Ordbnungen der Vierfüßer, vom Herausgeber \G. 18.
ww. Beſchreibung des Knochengebaudes vom Armadill (Kaſchikame
von demſelben ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ S. 94.
v. Befchreibung des Sinochengebduees vom Faulthiere (Ai), von
demfelben ⸗ — —————
vr. uUeber die Verdauungswerkzeuge des Ai, nebft einigen Beer
— kungen über das Wiederfäuen, von deinfelhen » ©. 141.
VI. Yussug des zo0logifhen aus Lamoignon Malesherbes Bemer⸗
kungen über Büffons Naturgekbihte # » ‚©. ıs1.
vul. Befchreibung eines neu entdecften Wafferinfefts, von U. U. 9.
Eihtnfn » s 1. Kern 1
X 2
Inhalt:
IX. Nachricht von einem dußerft fonberdaren neu entdeckten Saͤuge⸗
thiere Platypus anatinus ER; ⸗ G..175.
X. Nachricht von dem Leverſchen jetzt Parkinſonſchen Muſeum zu
London und von dem ſeit 1792 daruͤber herausgegebenen
Werke. Vom Herausgebe⸗6G. ı8r
XI. Franzoͤſiſche und engliſthe Fitteratue Os) 3 ©: ı85.
KL. Kurze naturhiſtoriſche und litterariſche Nachrichten ©. 194.
Erflärung der Kupfertafeln ).
/ Hi
Taf. I. Stellt den Schädel des dreischigen Faulthiers von der
Seite, und ben Unterkiefer in verfchiedenen Richtungen vor,
Taf. II. Schadel deffelben Faulthiers von oben und unten geſehen.
Berner Unterkiefer des ziwölfgürteligen Armadills von oben
und von der Seite.
Zaf. 1. Schadel des zwölfgürteligen Armadills von der Seite, von
oben, unten und binten.
zur IV. "Das neue Saugethier S. 175 und das neue Waſſer⸗
inſekt ©. 168,
[|
"I Diefe Erklärung if, nothwendig, weil der Kupferſtecher die, Venennun⸗
gen der Thiere nicht, wie es in den Peichnungen gefchehen war, unter die
Abbildungen geſetzt und auch die Theile verſchiedener Thiere auf eine Tafel
gebracht Hat, —
Subalt
7 Seoh Krirle
3. Sortfesung der Schädelbeichreibungen vom Herausgeber ©. 1.
1. Bemerkungen über den Bau der Scholle Pleuroneetes plaressa L.
insbeſondere, und den Bau der Fiſche hauptfächlich ihres
Erelets im Allgemeinen, vom Dr. Autenrieth 2 ©. 47.
HL, Bierzig neue. Inſekten aus der Helwigiſchen Sammlung in
Braunſchweig. Beſchrieben von Karl iger. Mit Abs
bildungen Eh a ——
IV. Ein Wort über die deutiche Namengebung in der. Naturge⸗
ſchichte, vom Herausgeber a —— s © 15%,
V. Einige Bemerkungen über die Durchfreugung det GSchnerven
h bei den Ziihen, vom Dr. Kudabhi 2 = ©. 166.
VI. Eine Anmerkung zu Bonnets Beobachtungen über die Blatt⸗
ldufe, vom Dr. Schelver ⸗ ————————7— —
VII. ueber bie Katzenſeuche, von demſelben a. ———
VII. Auszug des anatomiſchen nnd phnfiologifchen Theils der Ger
ſchichte der ficilianifchen Schaalthiere von Poli, vom Herauss
FE el ae HE :e ©.164,
IX, Eviers Nachricht von dem Geelette einer fehr großen Art von
bisher unbekannten Bierfüßer, melche in Paraguay gefuns
ben iſt u. ſ. w. Mit einer Abbildung = = ©. 28,
1 7%. Zoofogifche Arbeiten gelehrter Geſellſchaften.
A, Zoolegiiche Nachrichten aus dem Tagebuche der philomatifchen
Geſellſchaft zu Paris vom Januar 1798 bis zum März
1799 =: ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗S.. 216.
B. Anzeigen und Auszuͤge aus den Echrif!:n gelehrter Geſell⸗
fhaften ⸗ ne re AR Ba er er
Subatk
x. Schwediſche Kobbenarten, nah Thunberg , vom Dr. Rus
dolphi ⸗ ⸗ —— ⸗ ⸗ ⸗ » ©. 303,
Franzöfifche Sibkeraküg..- a na el Free en 305.
Engtifhe Sitteratur #2 8 0 2 2.02 m
Vermiſchte litterariſche und naturhiſtoriſche Nachrichten ©. 311.
Todesfan IR. Bee rer
Bücher, welche 1800 bei Karl Reichard, Buchhändler
in Braufchweig, erfehlenen:
Horn ‚ Ernst, Prof., Beiträge zur medicinischen Klinik,
gesammelt auf meinen Reisen durch Deurschland, die
* Schweitz u. Frankreich. ıru.2r Th. 8. 3 Thlr. 18 Ggr
Hoͤrſtel, Lud., Dr., Auswahldeutiiber Gedichte zur Erz
weckung und Beförderung des Gefühls am Schs
nen und Guten für Schulen, zum Vorlefen und
Declamiren, iſter Theil. 8. #7 7 =: 8Gar
— — Beitrdge zur Anerfennung und Würdis
gung der Verdienſte Jeſu Chrift, in einigen Pre⸗
digren. ar. 8. ı Thlr. 4 Ggr.
Illiger, Ioh. Karl wilh, Oliviers Enromologie oder
Narurgeschichte der Insekten mit ihren Gattungs -
und Art- Merkmalen, ihrer Beschreibung ind Ahe
rer Synonymie, Käfer. Ueberserzt und mir Zu-
sätzen und Anmerkungen durchgängig begleitet,
ıster Band mit Kupf. gto. ⸗ ⸗ 2 Thlr.
Kühne, "3. Th, Brofeffor, Materlalien zum Heberfenen
ins Staliänifhe, beftehend aus Erzählungen, Ges
fprächen und Briefen, mit untergelegten paflenden *
- Wörtern und Redensarten für Geübtere. 8, ı2 Gar,
Lueder, Hojrath, Geſchichte der vornehmften Volker
der alten Welt im Grundrif. 8. ı Thlr, 3 gr.
Pierrard, L’abbe, Allgemeine Sprachlehre, oder Eins
feitung zu allen Sprachen. 8. 4 Ggr. fransöf. 4. Gar.
— — Methode Ra Anne pour — a.lire
le Frangois. 8. - 6 Ggr.
Roͤver, ©. %., Superint,, Der chriflich Ekluge Sad
halter, oder ſchuldige Sorge des Chriſten für fein
Sry Glück und Wohlergehen im Ybriß Due
Gar
geanzöfische Spraclebre fiir Deutiche, "ler und zter
Theil vom l’abbe Pierrard. ı Thlr. in Commiffion,
Steger, J. 4. Sr,, Dr., Prodigien oder Wunderzeichen
der alten Welt. Beitrag zur Erfldrung des Livius,
und zur Tilgung des Aberglaubens. 8, 14 Ögr.
Alphabetische Tabelle der franzöfiichen Sprache fir
die, melche fchon deutich Iefen können. 2 gr.
®., Ueberficht der wahrfcheinlichen Operationen, ſo⸗
wohl Deutſcher⸗ als Frankiſcher Seits, im bevors
fiehenden Seldzuge vom Jahre 1800. 8. 10 Gar.
MWildens, 9. D., Dr, Die Anfangsgründe der kuͤnſt⸗
lichen Holzzucht, durch die Beſamung aus dem
Sacke ober der Hand. 8, ⸗ ⸗ 16 Ggr.
— — lieber bie Wartung der Hunde, um durch
fie das Tollwerden deffelben zu verhüten. 8. 6 Gar.
— — Die Lehre von den entgegengeiekten Grös
Gen, auf eine neue Art vorgetragen. Ein Verſuch
von einer deutlichern Darfiellung diefer a als
die bisherige fenn möchte. 8. = z . ‘8 Ggr,
— — Sorßmännifor Lehre von dem Dertlichen,
8. + ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 3 Gor.
Wilhelmi, M., Steben Narren auf einmal, oder snaus
(nach der zweiten, verbefferten Yusgabe), Gonella's,
SBarlacchia's, Brufguets, Morgenfterns, Junker
Peters und Frölichd Leben und Schwanke, neu er⸗
zaͤhlt. 8. ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ iThlr.
v, Zimmermann E. A. I., Hoftath, Allgemeine Ue⸗
berfisht Frankrei hs, von Sranz 1. bis auf Ludewig
XVI. und der Freyſtaaten von Nordamerifa, von
ihren Entftehen bis auf die heutigen Zeiten, in Hin⸗
ficht des Charnfters ‚der Sitten, dev Konflitution,
der wienihaftli nen Kultur und der übrigen Ausbils
dung der Bewohner beider Reiche, nebſt einer Gegen⸗
einanderftellung Ihrer Revolutionen. 8.2 Thlr. ı2 gr.
Neue Bicher 1gor ebendafelbft erfihienen:
Allgemeine und be ondere Aufſoͤſungen der in Uflakkers
Algebraiſchen Exempelbuch befindiiche Aufgaben, des
nen noch andere beigefügt worden. gr. 8. 1. Thlr.
Ehrikiani, Otto Conrad, Ceciliend Flucht nach Berlin.
Eine Schule f. d. Madchenwelt. M.KHf. 3. 1Thl. 6Gor.
— — Eãiiſas Schweſtern. Eine Schule f. d. Juͤng⸗
lingswelt. ir u. 2r. Th. M. Kpf. 8. ⸗20hlr.
Horn, Ernst, Prof., Nachträge zu ıneinen Beiträgen
zur medizizinischen Klinik. ıstes St. oder Versuch
- einer praktischen Nosolozie der Fieber, 8. 6 Ggr.
Kühne, 8: Th., Profeſſ,, Materfalien zum Ueberſetzen
ins Franzölifche, beftehend aus Uebungen der Haupt⸗
regeln, Erzählungen, Geiprächen, Briefen, mit unters
gelegten paffend. Wörtern u. Redensarten. 8. 21 Ögr.
— _— Recueil d’anecdores, de trairs de bienfe-
sance ‚et de contes moraux. Pour seryir d’amuse-
ment er d’instruction a la jeunesse. 8. - 15 Ggr.
Wilckens, H. D., Dr, Anfangsgründe der nakäelis
chen Holzzuchk. 8. - > ER SE ». 1 zhle
Biegenbein, Job. Wil. Heinr., Paft., Vrieſtleys
Vergleichung der Geſetze des Moſes mit denen der
Hindoos und andrer alten Nationen. Verdeutſcht,
mit einem erläuternden Anhange und! mit Anmerz
tungen begleitet. a. 8. = = ıThle. 18 Ggr.
— — Englisches Lesebiuch für die auf Gymna-
sien durch Lecture der Classiker gebildere Jugend
herausgegeben’ gr.8. - - ı Thlr. 3 Ggr.
= _— Ueber den verstorbenen Geheimerath
Feronge von Rorenkreurz in einen Schreiben an
den Herrn v. Meister in Zurich. gr, 8. 4 Ggr.
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