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Full text of "Archiv für Zoologie und Zootomie"

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SU LH® 


Zoologie und Zootomie. 


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Herausgegeben 
von 


C. R. W. Wie deman tt, 


der Nrzneiz und MWundarzneikunde Doktor, Profeffor am anatoz 
mifch : hirurgifchen Kollegium und auferordentlichem Beiſitzer des 
Fürfil. Ober: Sanitäts- Kollegiums zu Braunſchweig; Eorrefpondir 
rendem Mitgliede der Eöniglichen Gefellfchaft der MWiffenfchaften 
au Göttingen, der naturforfchenden Gefellfchaft Weftphalens, der 
naturforfchenden, wie auch der Eorrefpondirenden Geſellſchaft 
der erste und Wundärste und der mineralogifchen 
Gefellfchaft zu Jena. 





Erften Bandes erftes Stud. 





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ann man die Arbeiten der Naturforfcher aus den 
legten Fahrzehnden vergleiche, und den mannigfaltigen 
Nutzen erwägt, welchen diefelben geftiftet haben, fo 
findee man in Ruͤckſicht der Zoologie leicht, daß diefer 
Nusen, er mag num auf bloße ſyſtematiſche Einrhei- 
lung, oder auf Erörterung phnfiologifcher Saͤtze Be 
zug haben, vorzüglich durch die Verbindung der Zoo— 
tomie mit dem Studium der äußeren Eigenfehaften der 
Thiere begründet worden ſei; fo daß die Nothwendig⸗ 
feit einer folchen Verbindung immer einleuchtender 
wird, und mwenigftens Fein Zoologe oder Phnfioioge 
von Profeffion fein Studium, wie e8 bisher nur zu oft 
gefchehen ift, einfeitig betreiben follte, 


* 


3 a2 


1V 


Der Bau des Inneren ſteht ohne allen Zweifel bei 
den verſchiedenen, ſelbſt feineren Abſtufungen dieſer Ge: 
ſchoͤpfe, welche wir mehr oder weniger deutlich von der 
Natur angedeutet finden, mit gewiſſen allgemeinen 
Verhaͤltniſſen des Aeußeren in der beften Liebereinftim- 
mung, und es kommt, um diefen Satz wahr zu fin- 
den, nur darauf an, daß mir bei unferen Abrheilun- 
gen nicht nach geziwungener, weit hergeholter Willführ 
verfahren, uns nicht ſklaviſch an einzelne unbedeutende 
Kleinigfeiten binden, nicht die Natur nach vorgefaßten, 
auf Feine, oder Doch, zu wenige, vorläufige Beobach- 
ung und Erfahrung gegründeten Planen modeln und 
einzwangen wollen, fondern uns von der Natur vor- 
ficheig und mit Bedacht leiten laffen.. Das meitum- 
faffende Genie, welches in höheren Regionen ſchwe— 
bend, den Kleinigfeicsgeift verachtend, alles in feinen, 
Strudel reiffend, über die Natur felbft zu gebieten 
waͤhnt, obne fie in ihren freffendften Zügen zu erfor 
ſchen, kann wohl die ftaunende Bewunderung feines 
Zeitalters erregen, ‚doch graͤnzt fein Verdienſt nicht an 
das ‚befcheidene Wohlthun des flillen, unermüdeten, 


genauen Beobachters, welcher Materialien zum Fünf- 


v 
tigen Bau bearbeitet/ von dem, wenn er vielleicht laͤngſt 
vergeſſen ift, noch mancher hoch geachtete ein Scherf⸗ 
lein zu ſeinem Schimmer borgen muß. 

Ungeheuer weit iſt das Feld, welches in der Zoolo- 
gie dem genaueren Forfcher noch offen liegt; vieles ift 
ſchon gethan, aber ungleich mehr bleibe zu thun übrig, 
mehr vielleicht, als das fpätefte Jahrhundert beendiger 
fehen wird, und wenn auch die gühftigften Umſtaͤnde 
ſich zur möglichft ſchnell fortruͤkkenden Vollkommenheit 
vereinigen ſollten. Laſſen wir uns das aber nicht ab⸗ 
ſchrecken, ſondern ſtreben mit Eifer nach dem Ziele, 
deſſen Nähe oder Ferne uns unbekannt iſt; zufrieden 
amd belohnt durch das, mas uns auf- dem fehmierigften 
Wege doch hie und da zu Theile werden muß. Das 
weite Feld der Naturgeſchichte der Thiere und der 
tieferen Erforſchung derfelben, durch Entmwicfelung der 
inneren Organifationen vorzüglich, iſt gewiß einer 
zweckmaͤßigeren Bearbeitung fähig als der, melche 
man bis jest faft ohne Ausnahme angewandt bat, 
und eben bei einer zwecfmäßigeren Bearbeitung würde 
es auch ungleich leichter fein, zu allgemeinen Reſulta⸗ 
ten zu gelangen, welche uns bis jeßt noch fo ſehr 


er 
fehlen, und die doch erft die vorzuͤglichſte wünfchens- 
werthefte Ausbeute der mühfelig unternommenen For- 
fihungen geben müffen. Eine ſolche zweckmaͤßigere 
Bearbeitung würde vorziglich auf zwei verfchiedenen 
Wegen zu ſuchen und zu erhalten ſeyn: namlich ein- 
‚mal durch moͤglichſt genaue, vollendete, und das, Ganze 
mic allen feinen: Theilen umfaffende, Unterfuchung und 
Darftellung "einzelner Gattungen von Thieren, „und 
‚fürs; andere durch Vergleichungen verſchiedener, oder 

beſſer aller bekannten Gattungen eines Geſchlechtes, 
oder mehrerer Geſchlechter einer Ordnung nach „forg- 
faͤltigſter Pruͤſung; bei welcher letzteren Arbeit es am 
bequemſten feyn würde, nur fürs-erfte die Vergleichung 
auf einzelne Theile einzuſchraͤnken. Wer, der mit dem 
Ertrage der Unterfuchungen neuerer und ‚älterer ge— 
nauever- Naturforſcher befanne iſt, weiß nicht, wie 
wenige ſich noch mit der einen „oder anderen. ‚Diefer 
Arbeiten befchäftiget haben; und wer fieht nicht auf 
dev anderen Seite ein, wie ‚unbedingt der Vortheil 
folcher Unternehmungen ſeyn muͤſſe. Dieſe Arbeiten 
fehließen ‚aber bei ihrer ‚großen? Zweckmaͤßigkeit den 


Nitzen einzelner, abgeriffener Beobachtungen und ‚Un- 





’ 


VII 


terſuchungen keinesweges, und zwar um ſo weniger 
aus, da einzelne Beobachtungen, wenn ſie nur mit 
hinlaͤnglicher Genauigkeit angeſtellt ſind, entweder in 
manchen Fällen auf neue Anſichten führen, oder zur 
Bollftändigkeit jener Vergleichungen beitragen, oder 
zur Aufitellung ‚einer Wahrheit, einer Ihatfache Gele- 
genheit geben koͤnnen, welche fich vielleicht ‚nur ſehr 
ſelten darbietet, und nur durch ein glückliches Lingefähr 
zur Anſchauung gelangt, war. Dazu kommt noch, 
Daß wicht jeder Luft, Zeit und. Gelegenheit hat, den 
einzelnen, Gegenftand bis auf die Hefen zu erfchöpfen, 
oder die Vergleichung mit mehreren gleichartigen Ge- 
genſtaͤnden anzuſtellen und durchzufuͤhren. Alſo blei- 
ben auch die einzelnen Bemerkungen in ihrem vollen 
entſchiedenſten Werthe, inſofern ſie einen Theil des 
‚Ganzen ausmachen, der oft ſehr unentbehrlich werden 
kann. Je ſeltener die Bemerkung aber iſt, deſto 
‚genauer muß fie gemacht, deſto ſorgfaͤltiger die That— 
fache unterfucht und erſchoͤpft werden, auf welche- fie 
ſich ſtuͤtzt. Wir müffen uns. nicht an: der Neuheit 
und Wunderbarfeit der Erſcheinungen genügen laffen, 
welche ſo leicht blind gegen die wahre: Urſache derſelben 


vırı 
machen , und wodurch man. fo leicht den Tribut einer 
neugierigen Menge gezollt erhalt, die ohne Prüfung 
anime, was ihr Säfiestaufgerifche wird.‘ Wahr: 
beit ohne Schmuck ſei das große Ziel unſers Be: 
ſtrebens. — 
Wenn man alles, was die aͤlteren und neueren 
Zodlogen und Zootomen für die Erforſchung des inne⸗ 
ven Baues der Thiere gethan haben, zuſammenfaßte, 
nachdem es von dem Falſchen geſaͤubert und von allem 
bloßen Hypotheſenſchmuck entbloͤßt waͤre, ſo wuͤrde 
ſich dieſer Kern von reiner Erfahrung (denn mehr 
muͤſſen wir noch nicht wollen ) auf einen kleinen Raum 
zuruͤckbringen laſſen, und wir wuͤrden erſtaunen, das 
Reſultat einer mehr als tauſendjaͤhrigen Erfahrung im 
Verhaͤltniſſe zu dem ungeheuren Stoffe, welcher uns 
vorliegt, auf ein fo winziges Volumen zuſammen⸗ 
ſchwinden zu ſehen. Wer aber kann ſich dieſer unge— 
heuren Arbeit unterziehen, und wem wuͤrde fie belohnt 
werden. Wer wuͤrde mit Gewißheit ruͤhmen koͤnnen, 
er habe ſie in ihrem ganzen moͤglichſten Umfange ge— 
leiſtet, ohne eine einzige vielleicht ſehr wichtige That⸗ 
ſache verfehle zu haben. — Moͤglich wäre vielleicht 


1X 
etwas in der Art durch Vertheilung einzelner Rubriken 
an mehrere Arbeiter; aber darin fiege wieder viel Unbe— 
quemes: Einheit des Planes und der Ausführung kann 
feiche verfeble werden. Danfen wollen wir denen, 
welche es je unternehmen. Um aber den kuͤnfti— 
gen Arbeitern die Leberfiche Des neueren 
zu erleichtern, um den Prvatgelehrten das 
Anfhaffen einer Menge Fleiner und großer 
Foftbarer Werfe, wenigftens bin. und wie— 
der, und in gewiffen Ruͤckſichten, entbehr— 
licher zu machen, um die fihnellere Ver— 
breitung zoologifcher Kenntniſſe in ihrem 
ganzen Umfange möglichft. zu befördern, 
um in- und ausländifche Litteratur dieſes 
Faches allgemeiner zu machen, um die ein— 
zelnen Biſſen und Brocken, welche hie und 
da zerſtreut erſcheinen, nicht verloren ge— 
hen zu laſſen, kurz, um eine Niederlage 
alles deſſen zu haben, was auf Zoologie 
im weiteſten Umfange irgend Bezug haben 
Fann, ferner aber auch vorzüglich, um zu 


neuen Unterfuchungen und Bearbeitungen, 


x 


entweder nach dem oben bemerften, oder 
nad) irgend einem andern zweckmaͤßig fehei- 
nenden Plane, Beranlaffung zu geben,habe 
ich mich entfchloffen, ein Archiv für. 300: 
logie und Zootomie herauszugeben. 
Anterftüßung hoffe und erbitte ich, von allen denen, 
welche Sinn und Liebe für eine fo angenehme und in 
fo unendlich mannigfaleiger Hinfiche nügliche Wilfen- 
ſchaft haben, da die umfafjendfte Beförderung derfel- 
ben nicht Eines Menfchen Werk feyn kann. Außer 
den Bearbeitungen befonderer und allgemeinerer zoolo⸗ 
giſcher Gegenftände, welche in einem Werke dieſer 
Art Platz finden koͤnnen, wuͤnſche ich von Liebhabern 
und Befoͤrderern dieſer Wiffenfchaft) noch beſonders 
durch Mittheilung einzelner zoologiſcher Bemerkungen 
aus der Menge von Reiſebeſchreibungen oder anderen 
Schriften, worin man nicht einmal ſolche Bemerkun⸗ 
gen fuche, oder wozu ein einzelner niche Muße und 
Gelegenheit zu ſuchen bat, unterſtuͤtzt zu feyn, welche 
ſaͤmmtlich, wenn fie neu umd nicht ganz unwichtig find, 
in dieſem Archive einen Pas finden müffen, meil fie 
fonft überfehen, oder vergeffen, „der nicht gehörig 





xI 


gewuͤrdiget werden. Den meitern Plan des Ganzen 
finden die Leſer übrigens hier auch vorgedruckt, auch 
ift derfelbe in einigen Zeitfehriften befannt gemacht, 
und eg bleibe mir nichts, als der Wunſch übrig, daß 
das zoologifche Publifum denfelben billigen, und felbft 
zur Ausführung deffelben beitragen möge, um es zur 
völligen Erreichung des beabfichtigten Zweckes immer 
mehr zu eigenen. 

Diefes erfte Stuͤck des Archivs enthält unter den 
Originalaufſaͤtzen zwei fremde, wovon vorzüglic) der 
des Konfiftorialrarhe Lichtenftein zu Helmftede ven 
Naturforfchern gewiß fehr intereffane fein wird, Alle 
übrigen Arbeiten in dieſem Stüde find von mir felbft, 
und ich hoffe dem Publifum durch die Mitcheilung 
mancher von ausländifchen Naturforfihern gemachter 
wichtiger Entdeckungen, und durch die Mannigfaltig- 
keit der Gegenftände, einigen Dienft zu ermeifen. 
Sehr wichtig find Polis Beobachtungen über den 
Bau der Schaalthiere, fehr reichhaltig die gedrängten 
Auszüge, welche ich in einer vollſtaͤndigen Ueberſetzung 
des zoologifchen Theiles aus dem Bülletin der philoma- 
tifchen Gefellfchaft geliefert habe, welche dem folgen- 


xu — 
den Stuͤcke vorbehalten bleiben; In der Folge ſollen 
auch alle auslaͤndiſchen zoologiſchen Neuigkeiten, und 
zwar unter den Artikeln Zoographie und Zooto— 
mie fo ſchnell als möglich geliefert werden, 
Die fehnellere oder langfamere Folge der Stücke, in 
welchen die neuen Entdeckungen aus allen Thierklaſſen 
befannt gemacht, werden, ift von dem Beifalle ab- 
hängig, womit das Publifum diefe Unternehmung un⸗ 
terſtuͤzen wird. Mehrere intereſſante Abhandlungen 
ſind ſchon füe.die nachften Stuͤcke theils eingelaufen, 
theils verfprochen worden. 
Draunfihweig, im Januar 1800, 


ER W. Wiedemann. 


Archiv 


Ar: iv 
rd: 


Zoologie und Zootomie 


Erften Bandes erſtes Stüd. 





Bells I. ; 
Ueber das Studium der vergleichenden Zerglie⸗ 
derungskunde. Vom Herausgeber, 


N. vergleichende. Zergliederungsfutide war won ‚jeher ein 
wahres Beduͤrfniß; nicht ſowol für den Arzt und: Zergliederer 
Allein, als aud für den’ Naturforfeher überhaupt, und zumal 
für den Zoologen. In den’fräheften Zeiten, wo Aberglaube 
und unuͤberwundener Abſcheu vor der näheren Unterfuhung 
feines Sfeichen, Zergliederung menſchlicher Leichen unterſagten, 
wo eine folche That das’ höchfte Verbrechen geſchienen hätte, 
100 aber doch, bei zunehmender wiffenfchaftlicher Geftale der 
Heilkunde, das Beduͤrfniß einer näheren Kenntniß des’ volle 
kommenen oder gefunden koͤrperlichen Zuſtandes fchon zu ſehr 
empfunden wurde, um dieſer Kenntniß gänzlich "entfagen zu 
können, wurden aus Nochbehelf Thiere zergliedert; um von 
den bei dieſen Zergliederungen "gemachten Beobachtungen auf 
den menſchlichen Körper analogiſch fehliegen zu koͤnnen; und 
die Theile, mit deren Betrachtung wir" jeßt, aus Grund: 
ſatz den Anfang’ machen, wurden damals durch Zufall 
wahrſcheinlich zuerft der näheren Aufmerkſamkeit gewuͤrdiget 
1, Bandes 1. Stüd, A 


3189 


Diefe Theile find die, feiteren Knochen, welche, der zerſtoͤren⸗ 
den Gährung, den Einfluͤſſen der Märme und Feuchtigkeit 
ungleich, länger widerſtanden, als andere, weiche Theile; übers 
dief noch durch), Regen und Sonne gebleicht, nach kurzer 
Zeit auch dem ekelern Beohachter voͤllig efellos wurden, und 
felöft einem Nichtarzte vielleicht ‚Stoff zu anziehender Unter⸗ 
haltung und zur Bewunderung des kuͤnſtlichen Baues einzelner 
Theile der thieriſchen Schoͤpfung darboten. In der Folge, 
als die Zergliederung menſchlicher Leichen laͤngſt ſchon geduldet 
wurde, fiel der Zweck der Vergleichung und, der Schlußfolge⸗ 
rung von Thieren auf M euſchen doch nicht ganz weg; man 
unterfichte ſolche Theile, welche im kleineren K Koͤrper des Men⸗ 
ſchen fo fein gebildet find, daß fie jeder anatomiſchen Nach— 
forſchung, oder Doc) den früheren, wenigen ausgebildeten und 
verfeinerten Handgriffen entgehen mußten, an Thieren, deren 
weit uͤbertreffende Größe auch jene Theile leichter darſtellen und 
beobachten ließ; wovon die Geſchichte der Zergliederungskunde 
Beiſpiele genug aufweiſet. Als in der Folge eine reinere, mehr 
auf richtige in der Natur ſelbſt beobachtete Thatſachen gegruͤndete 
Phyſiologie entſtand; als man immer mehr einſah, daß der 
Wuſt von leeren Hypothefen, von höchft germagten und. doch 
mit vevangelifcher Glaubwürdigkeit, feftgefenten Meinungen ,ı der, 
Wiſſenſchaft zumlgrößefien Nachtheile gereiche, und daß eine 
wichtig beobachtete, Thatſache zehn Hypotheſen kuͤrzer und buͤn⸗ 
diger widerlege, als ganze Baͤnde von muͤhſam ausgeheckten 
Gruͤnden a prioxiz; fo diente abermals-die Zergliederung meh⸗ 
rerer Thiere, und die Beobachtung der Uebereinſtimmung im 
Baue gewiſſer Theile, mit denſelben Theilen im Menſchen, und 
in mehreren Ordnungen Ad; Klaffen der, Thierwelt, zur richt 
tigeren Beſtimmung des Nutzens mancher. Theile, wodurch 


x x 


5 


manche neue Anſicht erhalten, manche wichtige Entdeckung ger 
mache, kurz, unendlicher Vortheil geſtiftet wurde, 

Auch die Oeffnungen Tebendiger Thiere Haben ihren großen 
Mugen gehabt, konnen und muͤſſen ihn auch noch haben; wobei 
nur wohl zu merken und zu Beherzigen ift, daß man nie aus 
bloßer Neugier ein Thier quäle, um etwa längft anerkannte 
Thatſachen, ohne irgend einen neuen Zweck, noch einmal zu 
ſehen; und daß man fich bei neuen Unterſuchungen erft! über 
die Wichtigkeit der Sache, und über die Art des Erfolges, fo 
viel⸗ möglich ‚ werfichere, 

Auch in Ruͤckſicht auf die Wiffenfchaft, welche wir jetzt 
ausfchließlich mit dem Namen Naturgeſchichte Chiltoria 
zaturalis) belegen, und die ſich meift nur mit der Eintheilung 
dor verſchiedenen und mannigfaltigen Naturförper, mit der 
Aufſtellung der anterſcheidenden Merkmale der Klaſſen, Ord⸗ 
nungen, Geſchlechter und Arten, mit der aͤußeren Beſchrei⸗ 
bung, mit der Lebensart, den Gewohnheiten, den Eigenheiten 
der Thiere Befchäftiget, it die Zergliederung von unendlichen 
und faſt allgemein anerkanntem Nutzen; und dem allen unger 
achtet ſind doch weder die Bemuͤhungen, welche man jetzt dieſer 
Wiſſenſchaft widmet, noch die Art, wie dieſelbe meiſt betrieben 
wird, der großen Wichtigkeit der Sache augemeſſen. Der 
Hauptzweck der Thierzergliederung iſt jetzt Thierarzneikunde; 
er iſt allerdings ſehr loͤblich, da es einmal ausgemacht gewiß iſt/ 
daß ohne genaue Kenntniß des Körpers, deſſen Krankheiten 
man heilen will, die Heilkunde ewig die groͤbſte Empyrle bleiben 
müuͤſſe und daß, wie Erfahrung lehrt, der Schluß von Mer 
ſchen auf ein anderes Thiergefehlecht durchaus nicht immer 
gelten Einne, Aber die Zergliederungen der Thierarzneiſchulen 
heſchraͤnken ſich auf wenige Geſchlechter, welche unferen dein’ 

A 2 


4 


gendſten Beduͤrfniſſen unentbehrlich geworden find, und werden 
durchaus nicht zur Erweiterung oder Beſtaͤtigung allgemeiner 
Grundſaͤtze und Anſichten, oder zur Vergleichung der Abftus 
fungen, Verwandtſchaften, Uebergaͤnge und Aehnlichkeiten, 
unternommen. Wir erhalten hie und da zum Theil vortrefliche 
Bearbeitungen einzelner Gegenſtaͤnde der vergleichenden Zerglie⸗ 
derungskunde, ſelbſt in Hinſicht auf wirkliche Vergleichung; 
ferner, brauchbare Monographien uͤber einzelne Thiere, ein— 
zelne Beobachtungen und Bemerkungen ‚in Neifebefchreibungen, 
Zeitſchriften, akademifchen Gelegenheitsjchviften u. f. w., alles: 
herrliche Brocken, die; aber, doch dem, Hungrigen nicht genug 
find, und kein geordnetes zufommenhängendes Mahl ausmachen, 

Wenn wir die entfchiedenen Vortheile in Betracht ziehen, 
welche die aufmerkjame Beobachtung. der thierifchen Matur im 
allen ihren Theilen uns von jeher: gewährt hat; wenn wir be⸗ 
denken, wie, viel ſchon in diejer Ruͤckſicht von jeher gethan iſt, 
und wie ſehr wenig alles das Gethane gegen das noch Uebrige 
betraͤgt, wie unſer großer Haufen von Beobachtungen gegen 
das Rieſenwerk der Natur zu einem kleinen ſchwankenden 
Staͤubchen zerſchmilzt, fo muß uns nicht ſchwachkoͤpfig ſchwin⸗ 
deln, ſondern wir muͤſſen mit Muth, aber auch mit unermuͤ⸗ 
dender Geduld an die Vollendung des großen Werkes gehen, 
welche freilich uns nicht aufbehalten ſeyn mag. Nur mit ver⸗ 
einten Kräften läßt ſich irgend etwas groͤßeres, vollſtaͤndigeres 
hoffen; zumal wenn dieſe vereinten Kraͤfte nach einem Plane 
und zu einem gemeinſchaftlichen Zwecke arbeiten und hinſtreben. 
Das Alte benutzen, wo es noͤthig iſt, ſichten; das Neuere 
nicht unbedingt, annehmen, ſondern prüfen amd ‚wiederholt 
beſtaͤtigen; das Neueſte und Eigene nur mit, großer Sorsfalt, 
nur nach geuauer, nicht einſeitiger, Beobachtung und Ueberſicht 


5 

darſtellen; das Fehlende ergänzen, die weſentlichſten Lucken 
wuerft füllen 5 das Ganze-verbinden, ordnen und eriveitern ; 
alles dieſes mit unermuͤdendem Fleiße wirken, das kann der 
Naturwiſſenſchaft weſentlichen Vortheil bringen; und darauf 
follten wir bedacht Fey.) Mau an 

Leider muß es dem aufmerkſamern Beobachter ünferer Zeit 
nur zu fehr auffallen , wie eine Hypotheſe die andere drätigtz 
wie der. morgende Tag oft das Heutige umſtoͤßt; wie mancher 
des leidigen Ruhmes, nicht der Miffenfchafe wegen, fein Hirn 
zu einer unhaltbaren Phantäfte erhitzt; wie oft in umſerem 
Zeitalter der kritiſchen Philoſophie die erſten Vorſchriften des 
geſunden / Mutterwitzes vernachlaͤſſigt werden; wie das Buch 
der Naturyugleich der aͤlteſten laͤngſt vergeſſenen Modeſchrift, 
unaufgeſchlagen, ungeachtet und ungeleſen da liegt, und wie 
man ſich am· Scheine begnugt, wo die Wirklichkeit ſo wohlthaͤ⸗ 
tig ſeyn wuͤrde. Wie ſorgfaͤltig ſammelten unſere Vorfahren 
jede Beobachtung, welche in der Natur gegruͤndet war; wie 
genau und wie vortreflich waren nicht zum Theil ihre Beobach⸗ 
tungen, ſo daß wie noch jetzt voll Ehrfurcht bekennen muͤſſen, 
wie weit wir in mancher Ruͤckſicht Hinter ihnen ſind, wenn wir 
den Reichthum der jetzigen Huͤlfsmittel und geerbten Erfahs 
rungen, wie billig, mie in Anſchlag bringen. Wie vorzůglich 
Gaben ſich nicht manche ältere Schriftſteller in der Thierzerglie⸗ 
derungskunde ausgezeichnet, und wie groß iſt nicht der Vortheil 
und die Ausbeute der zootomiſchen Bemuͤhungen des vorigen 
Jahrhunderts z.B. für Phyſtologie geweſen. Sollten uns 
ſolche unwiderlegbare Beweiſe auf beiden —* — fuͤr die 
gute Sache ſtimmen? — 

Die Hauptſache bei dem Geſichtspunkte, ans welchem jetzt 
vergleichende Zergliederungskutide bearbeitet werden ſollte, wird 


6 


immer die Auffindung allgemeiner Geſetze, und die Darſtellung 
allgemeiner Befolgung derfelben in der thieriſchen Matur ſeyn 
muͤſſen. Diefe allgemeinen Geſetze, welche hoͤchſtwahrſcheinlich 
Statt finden, und freilich tauſendfach abgeändert uud unmerk⸗ 
lich verwebt feyn Eönnen, werden ſowol für Phyſiologie der 
Thiere überhaupt , als auch für ſyſtematiſche Eintheilung dieſer 
Geſchoͤpfe, von der groͤßeſten Wichtigkeit ſeyn; bei dem einen 
ſo wenig als bei dem anderen duͤrfen wir bloß am Aeußeren 
kleben; und wenn je Einheit der Eintheilungsgruͤnde bei unſern 
Syſtemen erhalten werden kann, ſo muß fie aufı dem Wege 
dieſer genauen und. allgemeinen Unterſuchung der Thierkoͤrper 
nach allen ihren Theilen, nach allen Beziehungen and Ruͤck⸗ 
ſichten, nach ‚einem gemoeinſchaftlichen und beſtimmten Plane 
einzig aufzufinden möglich ſeyn, Welche Feſtigkeit, Brauch⸗ 
barkeit und Dauer wuͤrde dieſes aber, nicht unſeren Syſtemen 
geben ? Wie ſehr wuͤrde nicht; die Wiſſenſchaft dadurch erleich⸗ 
tert, wie, ſehr ihr Fortſchreiten und ihre Vollkommenheit dar 
durch befoͤrdert werden? Zur Auffindung jener allgemeinen 
Geſetze werden eine ungeheure Menge von Thatſachem erfordert, 
und die Aufſuchung derſelben muß folglich unſere erſte und vor⸗ 
zuͤglichſte Bemuͤhung ſeyn. Dieſe aufgefundenen Thatſachen 
muͤſſen mit Verſtand und der Natur gemaͤß zuſammengereihet, 
und zu kuͤnftigen Reſultaten aufbewahrt werden Die Reſul⸗ 
tate der Beobachtungen vieler Thatſachen duͤrfen aber ja nicht 
zu früh zum Hauptzwecke benutzt werden, damit. die Frucht 
nicht unreif gebrochen, und dann bald als unnuͤtz verworfen 
werde. So wie der Enkel fich, des Schattens von dem Baume 
erfreuet, den der uneigennuͤtzige Vorfahre pflanzte, fo werden 
vielleicht unjere Nachkommen erſt Schatten und Frucht unferes 
ausgeſtreueten Saamens erndten. Aber follten wir deswegen 


e 7 
nichtausfien d- Ueberdieß iſt es gewiß zu erwarten und durch 
manche ſchoͤne Erfahrung beſtaͤtiget, daß auch wir ſchon manchen 
herrlichen Genuß und Lohn unſerer Arbeiten davon tragen wer⸗ 
den welcher unſtreitig nicht auf die bloße Bewunderung und 
Freude an den Werken der Schoͤpfung beſchraͤnkt ſeyn, ſondern 
unſerem Eigennutze noch vollwichtiger zollen wird. Dagegen 
dürfen wir aber ach keine Schwierigkeit des großen Unterneh⸗ 
mens ſcheuen, deren es uulaͤugbar ſehr viele hat. HArbeit und 
Koſten dürfen uns nicht abſchrecken; was der Einzige nicht weiz 
mag) dazi muͤſſen viele vereint wirken Möchten das doch 
vorzüglich Die Beguͤterten des Staates beherzigen, und auch ſie 
ihr Scherflein, wo nicht ans Arbeit, doch an Arbeitstohn;, bei⸗ 
tragen dem eifrigen Forſcher· Gelegenheit ſchaffen, ſeine Nachẽ 
forſchungen zu erweitern; ihm, was oft ſo ſehr in ihrer Macht 
ficht, die Erzeugniſſe des’ Thierreiches aus fremden Ländern 
voerſchaffen ihm hie und da ein ſeltenes Stuͤck ihrer Sammlun⸗ 
gen opfern, damit die Wiſſeuſchaft wahren Gewinn davon habe; 
weil dadurch eine Thatſache mehr der erhaltenen Reihe zuge⸗ 
ſellet wird. dig, in ml Milde 
Der Menſch, als das — Geſchoͤpf dieſer Exdej. muß 
bei dem Studium der eigentlich ‚vergleishenden Zergliederungs⸗ 
kunde au) immer im Auge behalten werden; die Annäherung: 
der ihm näher ftehenden, die ſtufenweiſe zunehmende Abweichung: 
der mehr in’ ihrer Bildung von ihm entfernten Geſchoͤpfe, folk 
immer mit ein Hauptaugenmerk bleibe Nur iſt es durchaus 
nöthig, zumal bei der Auffindung. von Aehnlichkeiten und 
Uebereinſtimmungen genau zu Werfe zu gehen, damit man: 
nicht in den Fehler mancher älteren, ſouſt vortrefflichen Beob⸗ 
achter werfale, welche, fo oft von entfernten Aehnlichkeiten 
getäufcht, entweder in den Thieren menſchliche Theile, oder. im 


8 


dem, Menfchen: Theile: von Thieren zu fehen glaubten, welche 
im Grunde gar feine Uebereinſtimmung mit einander, hatten; 
die ungefähre äußere Geſtalt, oder die Farbe etwa ausgenom⸗ 
men. » Solche: vermeinte Beobachtungen, haben nicht ſelten zu 
lange erhaltenen Mißverftändniffen Veranlaſſung gegeben. Es 
iſt leicht begreiflich, "daß. diefe Vergleichung zwiſchen Menſchen 
und Thieren: micht bloß bei der Geſtalt fiehen Bleibe, ſondern 
auch zu einem 'höheren Zwecke, nämlich. zur Beobachtung der 
Modifik ationen in den DVerrichtungen der Theile ſelbſt, uͤber⸗ 
sehe, In der ferneren Vergleichung darf ſich die, Bemerkung 
der Uebereinſtimmungen und Abweichungen vielmehr nur auf 
die dem Menſchen näheren Thiere, nicht aber eben auf den 
Menſchen ſelbſt erſtrecken, weil die entfernteren Thiere meiſt 
ſchon zu ungleichartig werden. 

Um das Schwankende der ——— zu vermeiden, 
Fake ein: jeder Thierzergliederer, ſo wie überhaupt jeder Beob⸗ 
achter in den Erfahrungswiſſenſchaften, wiederholt: beobachten, 
und mit der groͤßeſten Aufmerkſamkeit ſorſchen. Fluͤchtige Blicke: 
gelten hier nichts, und ſchaden unendlich, Ein großer Theil, 
der Arbeit: in»diefem Sache würde. ſchon als; vollendet. angefehen 
werden: koͤnnen, wenn die Bemerkungen unſerer Vorfahren 
durchaus untruͤglich wären; wert man vorzüglich. ſich auf die 
Nachrichten, von Neifenden gewiß verlaſſen, oder von ihnen 
fharfe und ‚genauere Blicke in die thierifche Natur erwarten; 
koͤnnte. Das; gelehrte Ausmiften: iſt eben das zeitſpieligſte, 
ermuͤdendſte, undaukbarſte Gefchäftz ſo daß es oft weit beſſer 
und gerathener ſeyn würde, eine Beobachtung in der Natur⸗ 
wiſſenſchaft von vorn anzufangen, und mit-Sorgfale: durchzu⸗ 
führen, als ſich genoͤthiget zu ſehen, aus hundert verftiinunelten,, 
unzureichenden, oder gar falſch geſehenen Bemerkungen das, 


9: 
bischen Wahrheit herauszuklauben "und zu ſondern. Es 'ife 
freifich auf mehr als einer; Seife ſchwer, ſo zu beobachten, daß 
nichts zu wuͤnſchen übrig bliebe; auch gereicht es in manchen 
Faͤllen nicht: zur Schande, geirret zn haben ; aber. fo viel als 
möglich. genau zu ſeyn, Jrrthum zu vermeiden, fo weit Kräfte 
und ‚Gelegenheit es erlauben, cr muß uns feſter, unabander: 
licher Vorſatz fenn. 

Es kommt ferner ſehr wiel auf eine allgemein verſtaͤndliche 
Terminologie an, ohne welche jede Wiſſenſchaft in ihren Fort⸗ 
ſchritten gehindert werden maß; und es) waͤre daher ſehr zut 
wuͤnſchen, daß ſich alle Naturforſcher zu einer ſolchen feſtgeſetzten 
Terminologie vereinigten) Hiebei wäre hauptſaͤchlich dahin zu 
ſehen, daß in allem Faͤllen, wo vollfommene) Analogie Statt 
findet, auch derſelbe bezeichnende Ausdruck beibehalten werden 
müßte; wodurch nicht Allein manche Weitlaͤuftigkeit vermieden 
werben, ſondern auch dem Gedaͤchtniſſe und der Verſinnlichung 
der mannichfaltigen Gegenſtaͤude ſehr geholfen ſeyn wuͤrde. Es iſt 
bei dem Leſen und Verſtehemaͤlterer naturhiſtoriſcher Werke feine 
der geringſten Schwierigkeiten, zu entraͤthſeln, was die verſchie⸗ 
denen Schriftſteller ſich bei dieſem oder! jenem Ausdrucke: dach— 
ten. Mehrere Stellen der aͤlteſten Klaſſiker bleiben uns eben 
deswegen, aller Kommentarien ungeachtet, noch jetzt unver— 
frändlich „weil jeder feine eigene Benennung fuͤr ein⸗ und“ dena 
ſelben &egenftand hatte Wie ſehr wird fich aber nicht dieſe 
große Schwierigkeit für unſere armen Nachkommen bis zur 
gaͤnzlichen Unuͤberwindlichkeit haͤufen/ wenn mies nicht: eifrig: 
daraufı bedacht find, dem Uebel durch feſtgeſetzte, allgemein 
gebrauchte Ausdruͤcke in Zeiten abzuhelfen. Die Schwierigkei- 
ten bei einem folchen Vereine find doch in der That nicht unüberz 
windlich, wenn wir uns nur von genaner Beobachtung und 


10 


uhtiger Anwendung leiten laſſen. Viele Ausdruͤcke, welche 
nicht paffend'gewähle find, muͤſſen mit beſſeren vertauſcht wer⸗ 
den, und auch bei diefer Terminologie ift ſo viel als moͤglich 
auf Einheit der Benennungsgruͤnde Ruͤckſicht zu nehmen 
Gleichartige Theile werden am beſten entweder nach ihren Ver⸗ 
bindungen oder nach ihrem Mutzzen benannt und unterſchieden; 
die Benennungen nach der Geſtalt find weit weniger brauchbar, 
da dieſe beivverfchiedenen Geſchoͤpfen fehr verſchieden ſeyn kann. 
Die Erfahrung lehrt zwar,daß gleiche Theile ſich auch nicht 
durchaus in verſchiedenen Thieren woͤllig gleich verbinden; aber 
in dieſen Fällen gilt die Mehrheit der Faͤlle fuͤr den Benen⸗ 
nungsgrund, und die ſeltenern koͤnnen in dieſer — als 
Ausnahmen von der, Regel augeſehen werden ın Ind “m 
Ein anderes Haupterforderniß bei diefer Wiſſenſchaft iſt 
deutliche und richtige Beſchreibung der) Theile, Zur Deutlich⸗ 
keit wird eine gewiſſe beſtimmte Ordnung erfordert, wobei man 
immer von Allgemeinen zum Beſonderen "übergehen: muß. 
Auch iſt es durchaus) erforderlich), ‚allemal genau die Lage auzu⸗ 
geben, in welcher man diefen oder jenen Theil befchreibt 3, damie 
die Beftimmungen nicht ſchwankend und ungewiß werden Am 
beften würde es wohl ſeyn, wenn man ‚gleiche Theile: werfchier 
dener Thiere auch immer in gleicher Lage beſchriebe. Will man 
natürliche Dinge mit künftlichen oder natürlichen von. anderer‘ 
Art vergleichen, um den Befchreibungen zu Huͤlfe zu kommen, 
fo muß man ſich ja huͤten, ſolche Vergleiche nicht zu weit her⸗ 
zuholen; weil man ſonſt gerade das Gegentheil des beabſich⸗ 
tigten Zweckes der Deutlichkeit erlangt, und oft noch uͤberdieß 
in das Laͤcherliche faͤllt, wie aͤltere und neuere Schriften zum 
Ueberfluſſe beweifen, Zur richtigen Beſchreibung gehoͤrt vers. 
vielfältigte Anficht der Theile, ſowol in ihren verfchiedenen: 


11 


Verbindungen, als außer der Verbindung. Ohne eines und das - 
andere wird mansfchwerlich vollfommen die Abficht erreichen; 
und auf beiden Seiten iſt oft genug. gefehlt: Betrachtet man 
einem Theil nur inoder Verbindung mit anderen, fo kann es 
nicht fehlen, daß manches überfehen wind, welches theils völlig 
gedeckt, theils zur genauen Anſicht unvortheilhaft gelegen ft. 
Wird im Gegentheil ein (Theil nur außer aller Verbindung 
geſehen, fo fälle mancher anfchauliche Werfinnlichung feines 
Nusens, feiner Wichtigkeit, feines Bezuges auf die ganze 
£ünftliche Maſchine weg ‚und die Beſchreibung muß natürlich 
minder anziehend und vollkommen werden, — 

Um die große Reihe der zu hoffenden oder ſchon vorhande— 
nen Beobachtungen beſſer zu überfehen, IE es ſehr rathſam, die 
gleichartigen Theile der verſchiedenen Geſchoͤpfe neben einander 
zu ftellen, oder zu beſchreiben. Die kleinſte Abweichung faͤllt 
au) dieſe Avc ungleich eher indie Augen, der Abſtand oder. die 
Annäherung, laͤßt ſich weit leichter quffaſſen/ und man erhaͤlt 
eine zweckmaͤßige Reihe von Beobachtungen, welche nicht allein 
zur Beurtheilung der Geſchlechter, ſondern auch der Ordnungen 
von den verſchiedenen Geſchoͤpfen, ſehr dienlich iſt Ueberhaupt 
woaͤre es ſehr wuͤnſchenswerth, daß ſich mehrere Zergliederer ver⸗ 
einigten, um die Aehnlichkeiten und Abweichungen der einzelnen 
Arten jedes befonderen Gefchlechtes beſtimmt zu erforſchen und 
anzugeben; die Eintheilung der Thierarten wuͤrde dadurch ohne 
Zweifel an Richtigkeit und Beſtimmtheit außerordentlich gewin⸗ 
nen; man wuͤrde von den Geſchlechtern bald zur Beſtimmung 
der. ganzen Ordnungen übergehen koͤnnen, und ein fehr ausgear⸗ 
beitetes, hoͤchſt erwuͤnſchtes Ganzes erhalten. Die ungefchmückte 
Aufzählung der beobachteten Thatſachen muß bei diefen zootomi⸗ 
ſchen Arbeiten immer voraugehen, die Beſchreibung darf nur 


— 


12 


in Anmerkungen mit eingeſtreueten Bemerkungen gewürzt ſeyn; 
oder beffer laͤßt fich dieſes oder. jenes! unmittelbar intereſſante 
Reſultat dem Ende der Befchreibung anhängen, damit dieſe fuͤr 

den Zweck der Vergleichung nicht zu ſehr ausarte. Solche Be⸗ 
ſchreibungen mögen oft ſehr trocken ſcheinen; aber ſie ſind durch · 
aus nothwendig, und führen zum höheren Zwerfe; fie find der 
Grund und die&Stügen des kuͤnftig zu errichtenden dauerhafteren 
Gebäudes, ohne Reiz der Pracht und Gefaͤlligkeit, aber von 
innerem Gehalte und ‚unerfchütterlicher Feſtigkeit. Möchten 
doch vecht bald viele Materintien zu jenem fo — 
Gebaͤude zweckmaͤßig zuſammengetragen werden! — | 





Noch eu zur — uͤber —— 
derung. Von Auguft Winkelmann. 


Mit ⸗) 





———— 
E⸗ iſt intereſſant, wenn man einige Fortſchritte gemacht hat; 

auf den zuruͤckgelegten Weg zu fehenz jeder Ruͤckblick auf! die 
Erweiterung Unferer Kenntniſſe giebt neuen Much, und eine 
verbefferte Anleitung zu ihrer Vervollkommnung. Vorzüglich 
intereffant ift dieſe Ueberſicht des zuruͤckgelegten Weges, wenn 
man eben einem bedeutenden Schritt gethan, oder die gewiſſe 
Ausficht auf ein neues und fchnelleres Vorfchreiten hat. Beide 
Faͤlle feheinen in der Lehre vom lebenden Körper, die wir vor 
zugsweiſe Phyſiologie genannt haben, Statt zu finden, Dieſe 
Lehre, die man beftimmt die intereffantefte Parthie des ganzen 
Naturftudiums nennen darf (da fie fewol auf der einen Seite 


13 


ih mit den geheimnißvollſten und ſchoͤnſten Erſcheinungen dee 
Natur beſchaͤftigt; da auf der andern Seite nur von ihr die 
Menſchen troͤſtende, Menſchen rettende Heilkunde Aufklaͤrung 
und Sicherheit erwarten kann), iſt jetzt auf einen Punkt gekom⸗ 
men, der der Muͤhe werth ſcheint, ins Auge gefaßt zu werden. 
Zuerſt weniger eine Wiſſenſchaft, als eine Sammlung unvoll⸗ 
kommener Beobachtungen und nichtiger Hypotheſen, ging ſie 
mit immer raſchern ‚Schritten ihrer Vervollkommnung entge⸗ 
gen. Aus ihrem erſten rohen Zuſtande durch die Verirrungen 
der Jatro⸗ Mathematik, der Stahliſchen und Anderer Schuler 
gedeungen, beginnt mit Haller ihre erſte gluͤckliche Periode, man 
darf fagen, ihr erftes wiſſenſchaftliches Anſehn. Gehoben durch 
Hallers unſterbliche Verdienſte, bereichert durch viele und wich— 
tige Erfahrungen, reifte ſie in dem Streite zwiſchen Hallers 
Schuͤlern und der Nervenphyſiologen, bis die Veraͤnderungen, 
die die Revolution der Chemie in der ganzen Naturwiſſenſchaft 
veranlaßte, auf fie den gluͤcklichſten Einfluß hatten Bis jetzt 
hatten nur einzelne Koͤpfe, und auch dieſe nur ſchuͤchtern und 
vergeblich, gewagt, die Erſcheinungen des Organismus und des 
Lebens den Übrigen Erſcheinungen der Natur Ähnlich zu, erklär 
ven. Jetzt, beguͤnſtigt durch die Freiheit: der. philofophifchen 
Unterfuhungen, und unterftüßt von fo vielen chemifchen Ent 
deckungen, unterwirft man die einft fo fremdartig geglaubten 
Erfeheinungen des Lebens, den Gejegen der Materie, und wo 
man einft Aeußerungen einer verborgenen- Lebenskraft ſah, 
glaube man jeßt Prozeffe annehmen zu dürfen, die. den chemis 
ſchen Prozeffen analog waͤren. So hofft: man zu einer wiffen: 
ſchaftlichen Bearbeitung der Phnfiologie zu kommen; man 
erwartet, und wie es ſcheint mit Neche, auf diefe Weile, ent 
fernt von unnägen Spefulationen, yud nur von Beobachtungen: 


14 

gefuͤhrt, zu einer Reduktion der Erfeheinungen auf Geſetze zu 
kommen, "von welcher ſich die Naturkunde eine” gußßere 
Conſequenz, und die Pathufogie forte, fichere Prinzipien vers 
fprechen darf. : a TT 

Aser find diefe Hoffnungen auch gegruͤndet? Sind alle 
die Einwuͤrfe ſchon widerlege, die man ihnen mir ſo vielem 
Nachdrucke gemacht hat? Und dürfen wit "den neuen Weg 
kuͤhn betreten ? wie werden wir fortfihrelten können ? "was wird 
uns unterſtuͤtzen? — Dieſe Fragen erſcheinen zu wichtig, um 
nicht bei ihnen zu verweilen. Die Phyſiologie hat zu viel leere 
Hypotheſen erlebt, als daß fie ihnen nicht gram ſeyn ſollte; 
wenn fich bald die noch herrſchenden Streitigkeiten der getrenn⸗ 
ten Partheien eudigen, und der reine Sinn der verfihiedenen- 
Meinungen klar wird, dann werden wir mit unfern Fragen 
über das Leben und feine Erſcheinungen an die Natur ſelbſt 
verwieſen Bleiben! "Wir find zu einer’ glücklichen Zeit auf dieſen 
Punkt gefommen; die alfgemeine Kenntniß der Natur ( Phyſik) 
hat einen erhabenen Platz eingenommen; die Bemuͤhungen der 
Syſtematiker haben die große Maſſe der Naturerſcheinungen 
geordnet; die Chemie iſt im kuͤhnen Auffluge. Dieſes letztere 
Studium hat ſo ein neues und uͤberraſchendes Licht uͤber die 
dunkelſten Parthieen der Naturkunde vorbreitet; ihm, das iſt 
nicht zu leugnen, verdanken wir beinahe allein die Reform in! 
der Phyſiologie. Aber ſie allein wird uns nicht zu der Kennt⸗ 
niß des Lebens, zu den Aufklaͤrungen uͤber Organismus ind‘ 
Organiſation führen koͤnnen, nach denen wir ſtreben. Moͤgen 
die Phyſiologen Recht haben, die das Leben und die mannigfach 
verſchiedenen Organiſatſonen nur in der verſchiedenen Miſchung 
der Grundſtoffe begruͤndet, annehmen; — moͤgen die Chemiker 
mit Recht hoffen, daß ihre Kunſt einſt noch die Grundſtoffe 


15 

ſelbſt darſtellen wird; dennoch wird der Chemiker nie das Leben 
in zerſtoͤrten Organifationen ‚unterfuchen, nie ein Verhaͤltniß 
zeigen töntieny. das fchon aufgehoben iſt. Sie allein wird uns 
nicht zu unſerem Zwecke führen; aber ein zweites Studium 
wird-mit ihr der Phyfiologie zu Hilfe tommen. Ich meine die 
vergleichende, Anatomie, die ſich mit dem: innern Baue deu 
Thiere bekannt macht, die verſchiedenen Drganijätionen mit 
einander: vergleicht, und aus dieſer Vergleichung allgemeine 
Reſultate zu ziehen ſucht. 

+ Bon einem. höheren: Alter wie: die menfehlie Anatomie 
(wenn man Galens Arbeiten hieher zählen will) befürderte fie 
nachher immer die Unterſuchung des menſchlichen Körpers, und 
veranfaßte manche intereffante phpfiologifche Entderfung — der 
Fleiß einzelner, Männer zeigte, was die Naturkunde von ihr 
erwarten duͤrfe — der wertraute Umgang. mit ihr. verbreitete 
befonders im ſiebzehnten Jahrhundert ein helles Licht (die Dior: 
gerwöthe der, Aufklärung) uͤber die Naturwiſſenſchaften — aber 
der- Geſchmack an ihr verlohr ſich allmaͤhlig, und: die großen 
Hoffuungeny zu denen die bedeutenden Werke jener Epoche 
berechtigten hat die Zeit nicht erfüllt: *).  Zivar. dürfen wir 
nicht ſo ungerecht ſeyn, die vielen Bemühungen der Neitern im 
diefem Fache zu verfennen: Daubentons und Bieq v’AzyrS 
Befhreibungen; Monros, Hunters und anderer Engländer 
Unterfuchungen ; Campers Genie und Fleiß; die großen italier 
niſchen Zergliederer; unfer treffliche Blumenbach, und einige 
andere Deutfche, find der dankbarften Verehrung werth; aber 
doch frage ih: Verdient diefes Studium nicht eine größere 





*) Die intereffante Gefchichte der ‚vergleichenden Anatomie kann in 
einem des folgenden Hefte erfcheinen. 


„16 


Aufmerkſambkeit, einen allgemeinern Antheil, als es jetzt bel unec 
dat? Man iſt zu dieſer Frage berechtigt, ſobald die vergleichende 
Anatomie als die vorzuͤgliche Huͤlfswiſſenſchaft dee Phyſiologie 
erſcheint. Einſt konnte es gleichgültig ſeyn, die Organiſation 
eines Thiers mehr oder weniger zu kennen; jeßt, wo wir aus 
den befondern Erfahrungen allgemeine Anſichten abſtrahiren, iſt 
uns keine Bemerkung gleichgültig: — Einf konnte der Fleiß, 
den wir auf die Zergliederung und Beſchreibung eines unbedeu⸗ 
tenden Thiers verwandt ſahen, uns zwar muͤhvoll, aber wenig 
verdienſtlich ſcheinen; jest verehren wir ihn, denn er iſt ein 
Schritt mehr zu den intereſſanteſten Reſultaten. Iſt alſo der 
vergleichenden Anatomie das Ziel beſtimmt, eine vergleichende 
Phyſiologie zu werden, und fo eine Zoonomie zu gruͤnden; jo 
darf man fuͤr jede Bemuͤhung in ihr einen allgemeinen Anthell 
Hoffen. Abet indem fie ſich bemuͤht, dieſes hohe Ziel zu errei⸗ 
then, werden viele andere Diſelplinen vor ihr die ſchoͤnſte Aus⸗ 
beute erhalten. Herr Joſephi hat die Geſichtspunkte geſamm⸗ 
let *), mit denen wir die ſchoͤnſten Aufklaͤrungen für verſchiedene 
Wiſſenſchaften von ihr erwarten dürfen, und der Meifter, deu 
man mit Recht den Genius unſerer Bildung nenne, macht in 
feinen Propylaͤen **) auf die Vortheile aufmerffam, die auch! 
die bildende Kunft von diefem Studium erwarten datf. 

Aber wie werden wir den hoͤchſten Zweck diefes Studiums: 
mit alfen feinen Nebenvortheilenvam beften erreichen? wie muͤſ⸗ 
ſen wir vergleichende Anatomie jtudiren?! Diefe Fragen laſſen 
fich kurz beantworten. % J 
Man 


) Anatomie der Güngthiere, ' Bo 
*r) Erfies Stück, Einleitung. ya nf ars. 


47 
+ 


Man vergeſſe zuerft den Zweck aller dieſer Unterſuchungen 
nie, den nämlich: die’ Maturerfheinungen fo viel wie möglich 
zu erklären — man verbanne daher alfe teleologiſche Erklaͤrun⸗ 
Year Lilian frage bei aller Verſchiedenheit der Orgänifationen, 
die man vemerkt, nicht wozu? ſondern woher? Mit dieſem 
allgemeinen und ſehn hothwendigen Grundſatze mache man ſich 
dann mit den Erfahrungen, die ſchon gemacht ſind, bekannt — 
man lerne ſelbſt die Thiere unterſuchen und d befchreiben, und 
man verfuche dann Laus der Erfahrungen, die. man vor ſich 
bat, Reſultate zu ziehen; „aber; man — ſich vor nichtigen 
Hypotheſem id” solle oh! 

Fuͤr dieſes Studium foheins befonders ein —— Ara ge: 
ssignet zu ſeyn, das nach dieſem Planen. 1.15 
mie den schon gemachten Erfahrungen Fa 

Rheuma: riemmi Bas jadanı 
Baader un und act mittheilt 
aid, 32 Raiſonnements über dieſe Entdeckungen zur Beur⸗ 
Icheilung vorlegt· 200 IonädnLeunizp 
— recht viele treue Forſcher ſich n zu dieſem Zwecke ver⸗ 
biuden! Moͤgen fleißige Naturfreunde nicht durch einen muͤh⸗ 
famenı und trocknen Anfang abgehalten werben; ſich dieſem 
Studium zu widmen! — Bluͤthen und Fruͤchte, eine ange⸗ 
nehme, Unterhaltung und die nuͤtzlichſte a ch werben 
— —X Fran splssedilun.e; zäinmese]ıd si 





ua Isig ; 
136m 19 % uaddim. pic i 1, 2 alsge ‚arssı 

7 4 
ꝝꝛau „s3u9 si Nie nechialeras srahlz 
ins pnualik sm. daran 130 en vi⸗ 


3. Bandes ı. Stil. B 





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Berfuch, einer —— ——— PR 
Schaͤdeln aus allen Ordnungen der Wier⸗ 
fuͤßer. Vom Herausgenet. 1 asslarmaglin 


19 mn AN ad al mise 





RER TS DIENT: ans 09 2 94 ar nm 
or nam at Siüm Lei bo bngemind shynlıse mar 
yiadaise 3 . i. Brill - 100 
Das Knochengeruͤſte, welches allen Ihieren, die Inſekten 
und Wuͤrmer ausgenommen, deren erſtere nur einzelne knochen ⸗ 
artige Theile, deren letztere gar! keine Knochen haben, gemein 
ft, zeige die auffallendſten und: beſtaͤndigſten Verſchiedenheiten; 
wobei doch immer ein unabänderlichebzNfefteri, einfacher Plan 
der Natur durchblickt Der groͤßeſte Theil der Kbrigen Bildung 
des ganzen Körpers; vorzuͤglich des aͤußeren Auſehens (habitus 
externus), hängt vom Knochengeruͤſte ab und auf der andern 
Seite paßt ſich dieſes wieder den übrigen inneren edleren Thei⸗ 
fen) und uͤberhaupt den mannichfaltig verſchiedenen Beduͤrf⸗ 
miſſen und Lebensweiſen der Thiereyrand deswegen iſt zur rich⸗ 
tigen Beurtheilung des ganzen thieriſchen Haushaltes in den 
beſonderen Geſchlechtern genauere Keuntniß des Knoihenbaues 
das erſte Erforderniß; zu geſchweigen, daß ſchon einzelne Knno⸗ 
chen eines Thieres oft hinreichend ſind, um ſeine Stelle in 
unſern Syſtemen zu beſtimmenund daß es mehrere praͤadami⸗ 
tiſche Thiere giebt, von denen wir nichts als die Knochen 
kennen, welche wir alſo nothwendig mit den Knochen anderer 
Thiere vergleichen muͤſſen, um irgend im Stande zu ſeyn, uͤber 
die Beſchaffenheit ber Thiere, die muthmaßlihe Bildung der 


D 1 nur 


19 

weicheren Theile, und die etwanige Lebensart derfelben zu 
urtheilen. . B 

Daß die Kenntniß des Schaͤdels — worunter ich hier ſowol 
die, eigentlichen Hirnſchalen⸗, als auch die mit denſelben ver; 
bundenen, und mit jenen ein gemeinſchaftliches Ganzes bilden⸗ 
den Geſichtsknochen verſtehe — vor allen andern Theilen noth: 
wendig und wichtig: ſey, wird. wohl einem jeden einleuchten. 
Am Kopfe liegen die Augen⸗ und Obrenhöhlen, die Nafenhöhle 
mie den zw ihn gehörigen Nebenhöhlen, und die Mundhöhle, 
als die Behälter der wichtigfien Sinneswerkzeuge, deren Bil 
dung und Größe. der verfchiedenen Geftalt dieſer Werkzeuge 
felbft angemeflen iſt; ferner. liegt das bewunderungswuͤrdige, 
noch ſo wenig ergruͤndete Drganzı welches allen diefen Werkzeu—⸗ 
gen erſt Leben und Wirkſamkeit giebt, das Hirn, in ‚einer von 
mehreren der Schädelfnochen gebildeten feſten Huͤlle, deren Bil⸗ 
dung alſo gleichfalls.von der geößeften Wichtigkeit. iſt, indem fie 
fih dem Hirne felbft ziemlich. ‚genau anpaßt, und: nad) deffen 
nothwendiger Bildung beſtimmt wird. Endlich enthalten die 
Kiefer und Zwiſchenkiefer die Freßwerkzeuge, welche nicht allein 
wegen der Linnẽiſchen Eintheilung der Saͤugthiere nach der, 
Bildung ihrer Zähne, ſondern auch vorzüglich wegen der Le; 
bensart und Nahrungsweiſe diefer Thiere, merkwuͤrdig find, 
mit denen fie immer im genauen Berhältniffe ſtehen, und die 
folglich darnach beurtheilt werden. kann, 

Um die vergleichende, Befchreibung, der Schädel — an⸗ 
ſchaulicher und leichter zu machen, halte ich es fuͤp gut, alle 
Schaͤdel, fie moͤgen ſeyn von welchem Thiere fie wollen, in 
einer. ihrer Länge nach wagerechten Lage) zu bettachten, als ob 
nämlich die Schädel mit ihren „dern Gaumen im Ganzen gleichs 
laufenden Grundflächen auf. einer wagerechten Ebene, ruheten. 

B2 


20: 


Die mehr oder werigere Neigung nach hinten ber vorn bei 
binzugefügtem Unterkiefer, kommt hier nicht in Betracht Jiweil: 
fie gegen das Ganze unbeträchtlich iſt, und auf die Beftimmung 
des Born und Hinten, des Oben und Unten, gar keinen Ein⸗ 
fluß hat. Bei Thieren mie fehr kurzen Unterkiefern pflege der 
Schaͤdel auf der wagerechten Ebene ein wenig nach hinten uͤber 
zu liegen; bei langen Kiefer hingegen, zumal wenn. fie nach: 
hinten ſehr hoch find, neigt ſich gewöhnlich. das vordere. Ende 
des Schädels etwas mehr nach unten; doch ift, wie gejagt, der 
Unterfihied nicht beträchtlich. "Diefe wagercchte Rage kommt 
mit der Lage des Kopfes beim aufrecht ſtehenden Menſchen 
ziemlich überein, wo die ganze Grundflaͤche des Schädels und! 
die Fläche des Gaumengewoͤlbes ein wenig nad) vorn abwaͤrts 
geneige iſt. Die Vergleichung wird alſo in dieſer Lage erleich⸗ 
tert, und mit weniger Schwierigkeit und Weitlaͤuftigkeit durch⸗ 
gefuͤhrt werden koͤnnen, als wenn man jeden Schaͤdelknochen 
in der ihm’ eigenen Lage bei dem gewöhnlichen ruhigen Gange, 
des Thieres, zu dem er ‚gehört, beſchreiben wollte; denn die 
Hältung’des Kopfes iſt bekanntlich bei den verfihiedenen Thier. 
ren ſehr abweichend, indem einige ihn meht mit der Schnauze: 
abwärts, andere mehr'voriwärts'geftredkt tragen. 1! 

Man iſt ſchon längft darauf bedacht geweſen, gewiſſe un: 
truͤgliche Regeln feſtzuſetzen, nach welchen ſich, wo micht die 
Abweichungen der ſchoͤnern und haͤßlichern Schaͤdelformen des 
Menfehen doch die allmaͤhligen Abweichungen der Geſtalt der 
Thierſchaͤdel von dem des Menſchen genau beſtimmen ließen; 
und allerdings wurde, Bei der Beſchraͤuktheit des menſchlichen 
Wiſſens, eine ſolche allgemeine Richtſchnur zur großen Erleich⸗ 
terung der Aleberſicht des Ganzen ſehr willlommen ſeyn; nur 
ſind leides die Verſuche inidieſer Hinficht "bis jetzt noch nicht 





21 


- 


Hefriedigend auggefälfen, ) Es wird bier nicht am unrechten Orte 
ſeyn, diefe Verſuche etwas näher zu würdigen. Schon Seve⸗ 
rin/ im ſiebenzehnten Jahrhundert hat einigermaßen das De: 
duͤrfniß ſolcher Negeln gefühlt *)5 auch Spigel **) giebt 
nicht uͤble Anleitung. zur Beftimmung der Berjchiedenheit der 
Schaͤdelformen; er nimmt.eine Gefichtslinie unten vom Kinne 
bis zum oberften Theile der Stirn; eine Hinterhauptslinie vom 
Scheitel bis zum erften Halswirbelz eine Stirnlinie von einem 
Schlaͤfenbeine zum andern; und eine vierte Linie vom’ Ziken: 
forrſatze des Schläfenbeines bis zum hervorragendften Theile des 
Borhauptes, an. MWenntdiefe vier Linien von gleicher Länge 
ſind; ſo iſt nach ihm der Kopf regelmaͤßig gebauet, 
XR §. 2. 
Campers Geſichtslinie. 

Der beruͤhmte Camper, welcher ſelbſt ein ſehr guter Zeich⸗ 
ner war, zog, um die Schädelform zu beſtimmen, eine wage 
vechte Linie, welche den Gehoͤrgang ***) und den Boden der 
Naſe berührte; auf diefe wagerechte Linie ſetzte er eine andere, 
welche von dem hervorragendſten Theile der Stirnglatze, dicht 
über der Nafenwurzel, zum vorftehendften Theile des Oberkie— 
fers hinabgeht, und jo die vorige unter einem mehr oder minder 





=) Mırc. Aurel, Severin Zootomja Democritea, fen anatome totins 
animalium opificii, Norimberg. 1645. 
”*) Adrind Spigelio opera oma, Amfterd.,ı645. pag. 16. 

„"r*) In einem früheren Werke über den Drang zUtang, überfest 
von Serbell, Difeldorf 1791, 508 Pr die wagerechte Linie unten 
Dur den Zisenforttäh des Echtärehbeihed, wenioftenk zeine eb die Tite 
Kupfertafet der Ueberſetzung ſo. In der Abhhandtung uber den natürlichen 
Unterſchied der Gefichröziige in Menfchen verfchtedener Gegenden 1. |. w. 
überfege von Sommering , Berlin 1792, geht die —— Einie entwe⸗ 
der dicht Über oder durch den Gehörgang. > R 


22 


aroßen Winkel beruͤhrt; diefer Winkel beſtimmte bei ihm die 
Hauptverſchiedenheit zwiſchen Menſchen⸗ und Thierſchaͤdeln; 
ja ſelbſt die Nationalverſchiedenheit der Neger und Europäer, 
u. ſ. w. Bei Menſchen falle naͤmlich dieſer Winkel immer 
zwiſchen 70 und go Grade; was unter 70 ſei, gehoͤre zur ithies 
riſchen Bildung; was über go ſei, komme bloß auf Rechnung 
der Kunſt, fo wie das alte griechiſche Profil.- Hg nid 

Bei genauerer Unterfuchung findet man, "daß dieſe Ge: 
fihrslinie allein nicht in allen Fällen zur Beftimmung der 
Schönheit und der Abweichungen verfchiedener Menſchen⸗ und 
Thierſchaͤdel hinreiche. ı Vorzüglich giebt fie, wie Blumenbach 
ſehr richtig bemerkt *), die Berichiedenheiten in der Breite der 
Schädel und des Gefichtes gar nicht an, welche doch fehr viel 
zur näheren Beſtimmung beitragen. ' Auch müßte man die 
Linien mit mehrerer und beftändiger Genauigkeit ziehen, um 
allgemein gültige Nefultate zu erhalten. Indeſſen ift auch wohl 
zu merken, daß Camper nicht alles von der Gefichtslinie allein 
erwarte, fondern auch auf mehrere andere VBerhältniffe fehr 
Ruͤckſicht nehme: nämlic auf das Berhältniß des Raumes vom 
Hinterhaupte bis an den Gehörgang, zu dem Raume vom Ger 
hörgange bis zum vorderen Theile der Kiefer; ferner auf das 
Verhaͤltniß des Raumes über dem Gehörgange bis zum Scheitel, 
und unter demfelben bis zum unterften Theile des Unterkiefers. 

$. 3. 
Daubenton’d Hinterhbauptslinie, 

Daubenton bediente fich einer andern Linie zur Beftims 
mung der Verſchiedenheiten zwiſchen Menfchens und Thier⸗ 
ſchaͤdeln, welche, er vom hinteren Rande des großen Hinter⸗ 





*), Blumenbach, de generis humani varietate nativa ‚Edit. IH: Goet- 
tıngae, 1795. pag. 200 et feq. 


23 

hauptsloches durch. den unteren Augenhoͤhlenrand 309, und ‚auf 
dieſe eine andere Linie ſetzte „welche durch die Horizontalflaͤche 
jenes Loches mitten zwiſchen heiden Gelenkknoͤpfen des Hinter⸗ 
hauptsbeines durchlief. Nach dieſer Lage erhielt die Linie den 
Namen Sinterhauptslinie (linea, geeipitalis) 4)... ‚Der 
Winkel zwifchen beiden zufammentreffenden Linien beftimmt bei 
ihm, den Unterſchied der Schädel: ‚Diele. Methode, Iheint auf 
dem erſten Anblick ſehr zweckmäßig zu ſeyn, da ſelbſt bei den, 
Negern, nach, Sömmering’s Bemerkung ‚das Hinterhaupts: 
loch ſchon mehr ruͤckwaͤrts liegt, als ‚bei den Eurppäern, und da 
der Unterfihied des Winkels zwifchen Menſchen⸗ und Orange 
Utang ⸗ Schädeln ſehr groß: bei erſteren naͤmlich 3°, bei letz⸗ 
teren. ungefähr 37° iſt. Aber außer, denſelben Maͤngeln in 
Betreff der Breite des Schädels und Gefichtes,, kann man 
auch, noch mit Slumenbach einwenden **),, daß; bei, manchen 
Schäpdeln!derjelben Nation die Richtung der Horitontalflaͤche 
des, Hinterhauptsloches ziemlich verfchieden ſey; ‚obgleich ‚dies 
vielleicht, bei ‚Ihieren von einerlei Art weniger der. Fall feyn 
mag. Ueberdieß ift auch der Unterichied des Winkels bei den 
meiften Saͤugthieren zu geringe und unbedeutend, da er beinahe 
immer zwiſchen 80° und 90° ‚liegt. So hat er z. B. beim, 

Hunde 32° beim Pferde, 902. .4 

nn 18 4 ; u 

4 — Bertikafnorm,... 136060 
Blumenbach ſah alle Maͤngel der bisherigen Beftim: 
mungsarten nur zu deutlich ein, und wählte daher eine Anſicht, 
2 ‚Daubenton , Memoires fur. ‚den dflerences de A Atpsign A asand 


trou oceipiäat dans l’homme et dans * animanx. — Memoires de l’Aca- 
4 o 
demie royale des fciences, Paris, l’an 1764. non & 


”\ Blumenbach, Deeas Craniorum 5 Goetting. 1790. PET a 


24 } 
welche mehr der unterſcheidendſten Merkmale der Schädel 
zugleich umfaßt, als irgend eine der vorigen. Er zieht nämlich 
eine wagerechte Linie, welche’ vor den Wangenbeinen herlaͤuft, 
und fiehe nun ; hinter den’ zufamt ihren Unterkiefern auf eine 
Ebene gefekten Schädeln ſtehend, von oben auf diefelben hinab⸗ 
wo er ſowol die Breite der Schaͤdel, als die Wötbung der 
Mängenbeine und das Vorſtehen der Kiefer fehr deutlich und 
gut bemerken kann *). ' Doch ift Hiebei fehr zu beobachten,‘ daß 
man feine Augeti uͤber jeden Schädel genau in einerlei Richtung 
bringe; welches doch, wenn man das Vorftehen der Kiefer! und 
Wangenbeine genku meſſen wollte, feine Schwierigkeiten haben 
möchte. Beſſer iſt es daher, meiner Meinung nah, diefe 
Anſicht· ſo Ih veranſtalten, daß man immer, auf einem gleich 
hohen Sitze ruhend, mit gerade aufgerichtetem Koͤrper gerade vor 
ſich Hin Auf die Schaͤdel ſehe, welche von einem anderh ſo gegen 
ein ſenkrechtes Brett gehalten, oder an demſelben auf irgend eine 
Art befeftiger werden, daß der Scheitel dem Auge gegenuͤbet/ und 
die Wangenbeine gegen eine beſtimmte Linie gerichtet ſinnd ”* 
J * —V— — u — — — 

Fuͤr ſich allein iſt keine dieſer Beſtimmungsregeln hinrei⸗ 
hend; alle in Verbindung angerandt, konnen ſie allerdings zur 
richtigen Beſtimmung der Formen beitragen. Um alle Unter⸗ 
ſcheidungsmerkmale aufzufaffen, hat man fünf Anſichten jedes 
Schaͤdels noͤthig. Won 1) oben, yunten, 3) vorn, 4) bin: 
ten und y) von der Seite Bei allen diefenAnfichten muß 
das Auge mit dem davbrgeſtellten Gegenftande in gleicher Höhe 
und Richtung bleiben. ° Nach diefen allgemeinen Anfichten geht 
man zur Vergleichung und Beſchreibung der einzelnen Knochen 
des Kopfes über. 





8 n0° ar. ‘ — 
*)  Bhumenkach, de generis humani varietate nativa, pag 203. 








25 
6 

WVorlaufige Vemerkungen fider das Zwiſchenkieferbein. 

De älteften Zerglieerer, weleben auch dem Denfchen dleſe 
Siileentifeibeine I weches Re zu verwundet ift, da 
Galen, wie nachher Veſal im fehssehnten Sahrhunderte be⸗ 
wies, feine Befihreibung des men lichen Körpers faft durchaus 
nad) Affen gemacht hatte, und fowol Mundin, der Wieder: 
herſteller der Anatomie im vlerſehnten Jahthunderte, an deſſen 
Lehren man lange nachher mit fo unbeſchraͤnktem Zutrauen hing, 
daß man alles was nicht mit feinen Beſchreibungen uͤberein⸗ 
ſtimmte, für Mißbildung hielt, als auch andere Zergliederer) 
vor und nach ihm, mach immer vorzügfih nach Galens Vor; 
bilde lehrten. Vefal hatte es zuerſt freimüchig gewagt, Galens 
Behauptungen dreift und mit aus der Natur’ feldft entlehnten 
Gründen zu widerlegen, nnd mußte deswegen von feinen gelehr⸗ 
ten Zeitgenoffen viele Verfolgung leiden’; "befonders ging Jaco⸗ 
bus Sylvius du Bois in feiner heftigen Vertheidigung Gar 
fens *)-fo weit, daß er behauptete, die Menſchen feien feit 
Galens Zeiten- in Ruͤckſicht des Zwiſchenkieferbeines ausgeartet. 
Renat Zener widerlegte dieſe Vertheidigung, und Falloppia 
beſtaͤtigte gleichfalls die‘ Neinung, daß das Zroifchenkieferbein 
nur den Thieren eigen fey **), welcher man auch ſeitdem faft 


. 


allgemein: getreu geblieben: ift. 





) Jac. Syvü dephlio ealummiarnm Vefani (Vefalli) eujusdam in Galenum. 
ey Gabriel, Falloppit  obfervat. anatomicae, Venet. 1561: „Diffeitio 
‚ab jis qui pnblice tefdntur reperiri fururam fub palato per transverfum ad 
„UtrUmgue eaninum pertinentem, quae in puweris pateat, in adultis vero ita 
„ obliterefur, ut ıullum ipfins relınquatur vefligium. Nam reperiv hane, 
„dirifionem vel rimam potius effe quam futuram, cnm os ab ofle non feparet, 


„neque in exterloribns apparest,” etc. Es täfr fich aber dagegen fintich 


26 


$. 7: 

Aber auch in neueren Zeiten hat. es, nicht an Männern 
gefehlt, welche behauptet haben, daß aud) bei den Menfehen 
fich das Zwifchenkieferbein finde, So behauptet es viea d 3 
zyr, der große Thierzergliederer * Joſephi 9 und Götbe. 
Slumenbach hingegen widerlegt dieſe Meinung *25. 

us“ Bu. HB (bi 
N Nach den genaueften Unterfuchungen, welche ich darober 
an vielen e und alten Feplen epeſteut bee — “ ih 
bei Menſchen ann „ſo fehr ic, auch vorher fie das Biken 
theil eingenommen war: Doc) iſt es bei Menſchen weit unvoll⸗ 
kommener, Eleiner, und verwächft, vorzuͤglich an der, Vorderz 
feite des Oberkiefers, viel früher, naͤmlich ſchon meift im Muts 
terfeibe, mit dem. Oberkiefer; woher es denn, auch bei dem 
übrigen. Ihieren immer noch als ein Unterjcheidungspeichen 
gebraucht werden kann. Es ſteht ung auch nichts entgegen, 
einwenden, daß die meiſten Näthe im Anfange nur als Spalten erſcheinen; 
daß es bekanntlich zur Verbindung Platter Knochen nicht immer einer Mach, 


ſondern nur oft einer Anlage bedürfe; und daß In alten Köpfen, ip jene 
Spur noch zu fegen it, dieſelbe oft als Zichack erfcheine. : 

*) Traite d’Anatomie et de Phyfiologie avec des planches Colorikes, 
Paris 1786, Tom. I. pag. 9. — ©. auch Hiftöire de lAcademie des fciences 
de Päris,, l’an 1780. 

**) Tofephi Anatomie der Säugthiere, ©..197 und BE: „— nicht 
„nur die futura incifiva wird man an Menſchenſchädeln bemerken, fondern 
wenn man fie genau unterfucht, fo wird man auch, bei manchen, ſelbſt bei 
„anzgebildeten, auch nach vorn eine Spur der ehemaligen Trennung ber 
„merken, wie ich diefes bei ein paar Köpfen, die ich befise, deutlich zeigen 
„eann,” un. f. w. & 

*“") Blumenbachs medizinifche Bibliorhef, B. I. E. 19. 


27 


nad) den an manchen Köpfen deutlich bemerften Spuren *), 
einen folchen Knochen ‚feldft bei dem Menſchen, anzunehmen, 
obgleich derſelbe bei vielem Thieven nur zur Vergrößerung des 
Raumes für die Beißwerkzeuge da zu ſeyn ſcheint; denn die 
Natur arbeitet ja immer nach einem großen Plane, und hat 
daher ſelbſt den Thieren, welche gar keine Zaͤhne haben, als 
Ameiſenbaͤren und Schuppenthieren (Manis) die Zwijchen: 
kieferbeine nicht verſagt. 
gg 

Haller nannte diefen Knochen os incıivum, weil er bei 
den Thieren, „welche Schneidezähne haben, diefe allemal enthält. 
Da er fich, aber erftlich auch bei den Thieren findet, welche Eeine 
Schneidezähne im Oberkiefer Haben, und fürs andere bei dem 
Elephanten felbft die Elfenbein s oder Eckzaͤhne darin fisen, fo 
giebt Blumenbach ihm den ſchicklicheren Namen os inter- 
maxillare (Zwifchenfieferbein) **). Uebrigens findet ſich 
diefer Knochen bei allen Säugthieren, auch felbft bei den Elei- 
neren, doppelt; obgleich die Nath, welche beide in der Mitte 
des DOberfiefers von einander trennt, fehr oft Schon früh vers 





) Selbſt Blumenbad), der freilich das ZmifchenEieferbein bei Mens 
ſchen läugnet, (Gefchichte und Befchreib. der Knochen des menſchl. Röupers, 
Götting. 1786, ©. 195) die fütura incifiva beim Menfchen „gleichſam eine 
ſchwache Spur des bei andern Säugthieren befindlichen ofis intermaxil- 
„laris.” — Auch ift die erſte Anmerkung auf derfelben Seite für diefe Mei: 
nung fehe beikätigend: „Bei einem großen inneren Mafferkopfe in meiner 
„Sammlung, int auf der einen Geite die von diefer futura inciliva einge, 

cchloſſene vordere Erfe nanz vom übrigen DOberkiefer losgetrennt, fo, daß 
„fie einen völlig abaefonderten, eigenen Eleinen Knochen bilder.” 

”"*) Blumenbahs Geſchichte und Befchreib. der Knochen, ©. 195, in 
der Anmerkung. Uebrigens fcheint Luvier geneigt, die Eifenbeinzähne für 
Schueidesähne gelten zu laſſen. ©. deſſen Tableau Elömentsire de Ihifl 


nat, der animaux, p. 146 


28 
twachfen ift. Eben dieſe fruͤhe Vorwachſung erſtreckt ſich in ſel⸗ 
tenern Fällen auch anf die Naͤthe zwiſchen dieſen Knochen und 
den Oberkieferbeinen; woher denn die Bemerkungen von nicht 
vorhandenen Zwiſchenkieferknochen zu erklären ſind N): Mei⸗ 
ſtens aber ann man doch, bei gehauen Unterſuchung, noch hie 
und da Spuren der ehemaligen Trennung auffinden. "Die 
vorderen Saumenlöcher liegen allemal mit in dieſen Zwiſchen⸗ 
Fieferbeinen. j 
$. 10, 
Affenfch ädel (Quadrunmana)ı "5 

Die Affen, welche nach Linne für erſten Ordnumg (pri- 
mates), nach Blumenbach aber zur zweiten Ordnung € qua⸗ 
drumana) der Saͤugthiere gehören, find zum Thell in manchen 
Stuͤcken den Menfchen ähnlicher, als andere Thierarten ; ſo 
daß ſelbſt einige Naturforſcher ſich berechtigt geglaubt haben, fi fie 
fiir eine Abart des Menfchengefchlechtes zur halten. Doch giebt 
es, bei genauerer Betrachtung ihres Knochengebaͤudes, ſchon fo 
viele Verſchiedenheiten zwiſchen ihnen und dem Menſchen, daß 
ein genauer Beobachter nie in dieſen entehrenden Serehum vers 
fallen konnte. Die vorzüglichften und auffallendften Abwei⸗ 
chungen des Schaͤdels ſind folgende: 

1) Die Augenhoͤhlen liegen dichter beiſammen, als bei 
irgend einem andern Thiere dieſer Klaſſe; ſelbſt viel dichter, als 
bei Menſchen; obgleich man ehemals in dem allgemeinen Wahne 
ſtand als laͤgen fie bei dieſen am naͤchſten zuſammen **). 





*) ©. vergl. Bemerkungen bei Affenſchädetn in Bumenbachs a. W. 
&. 196; md in deſſen Buche de gen. hum. var nat. Ed. IM. 'p. 38 et feq. 

**) Bei den Sibdon folen ‚nach Daubenton c Buffon kift. nat. Tom. 
XIV, pag. 205), die Augen nod) am weireften, weiter afs bei dem — 
auseinander ſtehen. 


29 


2)Die Augenhöhlen find. nach außen völlig gefchloffen, 
welches; fonft nur, beim Menſchen, aber bei. feinem auperen 
Säugthiere, der Fall ift, 

3) Das Hinterhauptsloch viel weiter aan als 
bei Menſchen; dahingegen mehr vorwärts, als. bei anderen 
Thierarten. un 

4) Die Kiefer, —— weiter a, als bei Men: 
ſchen, fo daß Campers Gefichtslinie mit der Horizontallinie, 
ſelbſt bei dem. den Menichen am naͤchſten kommenden Dvang- 
Utang, doch nur einen Winkel von 589 macht; ferner die Kiefer 
nach vorn zu ſpitziger, ſo daß daher vorzüglich der. Unterkiefer 
nicht, wie bei Menſchen, einen Bogen, ſondern einen Winkel 
macht ; welcher doch aber minder ſpitz, als bei anderen Thiers 
arten, iſt. er. 

5) Die Näthe des Kopfes weniger zarfig, als bei Men: 
ſchen; doch nicht bloße Anlagen , wie ‚einige, Zergliederer ailgez 
mein von den Affen behaupteten; auch hin und wieder Zwickel— 
beinchen ,. wie. beim Menſchen. 

6) Die vordere, Deffnung der Nafenhöhfe: entweder unten 
ſpitz und oben breit, oder eirund; Fein vorderer Nafenftachel, 

2) Der: Schädel weniger gewölbt, als bei Menſchen; 
überhaupt. das Verhaͤltniß deffelben zum, eigentlichen Geſichte 
viel umbeträchklicher, als bei Menſchen. 

$. 11. 
Stirnbeim 

Da fü fh mit dem Stienbeine die meiften Äbrigen Knochen 
des ganzen Kopfes verbinden (beim Makako ſtoͤßt z. B. ſogar 
eim Theil, der Schuppe des Schläfenbeines. an den hinteren 
Rand des Stirnbeius); fo. muß deffen Bildung, wie auch fchon 
Lavater häufig bemerkt, ſehr viel zur Charakteriſtik des. Ges 


50 
fihts, und überhaupt des ganzen Schädels, worunter hier 
ſowol "Hirmfchalen? als Geſichtsknochen verftanden werden, 
beitragen. . BITTE 189] 
Bei den meiften Affen bildet das Stirnſtuͤck des Stirnbei⸗ 
nes nach hinten; durch den fogenannten Kranzrand, einen mehr 
oder weniger ftarfen Winkel, welcher vorzüglic) bei Meerkatzen, 
Pavianen, Mandrilen, fo ftark iſt, daß er weit zwiſchen beide 
Scheitelbeine hineinragt; bei dem Makako iſt er weniger be⸗ 
traͤchtlich; bei dem wahren Orang⸗Utang gar nicht zu bemer⸗ 
ken. Die Stirnhoͤcker fehlen den meiſten, ſo wie uͤberhaupt das 
Stirnſtuͤck meiſt ſehr platt iſt, ſo daß es oft von der Flaͤche der 
vorderen Augenhöhlen ⸗Oeffnung unter einem beinahe rechten, 
oder doch nur fehr wenig ſtumpfen Winkel abweicht. Bei den 
Meerkatzen (cercopitheci) ift die Wölbung der Stirn nad) Vers 
haͤltniß am alleuftärkften, fo daß das Profil derfelben dem menſch⸗ 
lichen am naͤchſten kommt. Die oberen Augenhöhlenränder ragen 
fehe ſtark vor und über, welches dem Gefichte ein finfteres) 
falſches Anfehen giebt, Der Wangenfortfas ift an einigen Af⸗ 
fenſchaͤdeln verhältnißmäßig lang; doch. gilt dieß bei weitem 
nicht von allen, wie Joſephi behauptet; es giebe mehrere 
Meerfagen, wo er im Öegentheile verhältnigmäßig beträchtlich 
kuͤrzer iſt. Die Anfänge der Kreisbogen, welche die Anlage 
der Schläfenmuskeln bezeichnen, liegen weit höher, als bei 
Menfchen, und find fihärfer Die Augenhöhlenftäce liegen ' 
ſehr dicht zufammen, fihd ſehr ſtark gewölbt; daher ift auch der 
Naſentheil viel fchmäler, und geht mach innen wie ein Trichter 
hinab, deffen Ende das Eleine Siebbein fchließt. Die Augen: 
höhfentheile treten bei vielen Affen am beiden Seiten ſo tief 
hinab, daß fie den bei weiten größeren Theil der Augenhöhlenz 
wände bilden, » Stirnhöhlen finden fi) nur bei einigen Affen! 


31 

Doſephi hat fie. beim Sagou abgebildet *); ,Der-gemeine tuͤr⸗ 
Eiche Affe (Sim, Fylvanus), der Makako, der Pavian, Mans 
Brit, der Mongus (Lencur Mongoz), ‚haben £eine,**). Sm 
Ganzen kann man wohlubehaupten, daß die Stivnhöhlen da 
fehlen, wo die Stirn fehr platt iſt. Bei den Meerfagen finden 
ſich er — Stirnhöhlen ı* **), 
3 9 br Barlic Hi 12% 
en heben iS 

Sind meiſt wie beiden Menfchen gebildet, doch. bilden fi e 
gewbhulich ein weit ſchieferes Viereck, vorzüglich bei, Menfchen 
und Pavianen; wenn naͤmlich der hintere Stienbeintand einen 
ſtarken Winkel macht, wodurch der vordere oder Kronrand der 
Scheitelbeine mit feinem inneren Theile ſehr weit. zurückges 
draͤngt wird. Dier Fortfeßung des Kreisbogens, welcher das 
Planum lemicirculars;begranzt, Liegt hier, ungleich höher, als 
beim Menſchen, weil der, Schläfenmusfel ſo viel länger. iff. 
Seitenlocher (för. parietalia) finde ich jo wenig, wie Joſephi. 
Der Sclaͤfenrand iſt nie fo gekruͤmmt oder ausgefchnitten , wie 
Bei Menſchen⸗ Der vordere amtere und der hintere untere Win⸗ 
tel ragt daher auch bei weiteminicht ſo tief hinab; vorzüglich iſt 
der letztete meiſtens ſehr ſtumpf, und der erftere ftößt bei vielen, 
ſelbſt? bei dem Jocko, gar nicht an das Keilbein; doch machen 
ee hievon eine Ausnahme, 

gorenula ⸗ $. 13. 
4in te rhauptsbe inn—. 
WBei den: — Affen ungleich platter, indem. das Hinter; 
hauptsſtück ſchraͤg von oben und hinten, nach, unten und vorn 


[3 „ urz} 
*) Anatomie der Säugthiere 1. Taf. 4. Fig. ı. 


sun 2 — — — (ad nubu⸗ frontalibus,, Goetting. 1779, Pag. 16. 
I rn) Siehe die Beftätigung bei Blumenbach 3, « 
hin 


52 

abgeſchnitten feine, Der nängere Biträ ia anche: 
dabei viel hoͤher gegen den Winkel der Lamdanath hinaufzıjp 
daß von ihm bis zum Hinterhauptsloche zwei⸗ bis dreimal mei 
ter iſt, als von ihm bis zum geuannten Winkeln. Bunbeiden 
Seiten geht von jenem Hoͤcker eine viel ſtaͤrkere Leiſte aug 
welche, immer ſchaͤrfer werdend/ auf die Schlaͤfenbeine uͤber⸗ 
geht, und die ich in der Folge bei allen Thieren durch die Bes 
nennung Queerleiſte unterſcheiden werde; dieß nähert die 
Affen ſehr den übrigen Saͤugthieren Aind dient zun Aulgge der 
ſtaͤrkeren Nackenmuskeln, welche, da der Kopf nicht wiehei 
Menſchen im Gleichgewichte auf der Wirberfänleswuherz viel 
meht Kraft nöthig hatten. " Neben der ‚gerade hinablaufenden 
Hinrerhauptslinie Liegen meiſtens ein paau ziemlich ſtarke Ein⸗ 
drücke.) An der inneren Fläche ſind eben⸗ ſolche Kreuzleiſtem 
wie Bein Menſchen/ welche vom inneren Hinterhauptehoͤcker 
ausgehen, der viel tiefer als der außert llegt. Statt der unte 
von Leiſte beim Menſchen iſt bei Affen eine Minen Din Go⸗ 
lenktheile weichen in der Bildung ihrer Knöpfe oded Huͤgel ſehr 
ab; denn die Gelenfflächen derſelben liegen weit schrägerz nis 
bei Menſchen, und ſind faſt gaͤnzlich nach außen gewandts haben 
auch am inneren untern Rande eine viel tiefere Kerbe, Doer 
Zapfentheil iſt verhaͤltnißmaͤßig länger, , ſchmaler, und viel 
ſlacher liegend, als bei Menſchenz hat eine ſehr deutliche, der 
Länge nach laufende Mittelleiſte, zur Anlage des Schlundkopfs, 
und neben dieſer ein’paat deutliche Hoͤcker, zur Anlage der vor⸗ 
deren Kopf und Trägermuskeln.. Dieihhere Flaͤche des Zapfeus 
iſt ausgehöhft, und liegt ebenfalls viel flacher, als bei Me 
hen; welches wegen der Richtung, des verlängerten Marfes 
ſehr wichtig, if. - Die Geſtalt und Lage des Hinterhauptsloches 
iſt gleichfalls jeher von der bei Menſchen verichiedenzadenm es ift 

nicht 


33 


nicht allein meiftens, runder, ſondern die Richtung deſſelben 
liegt mehr fehräg,. von vorn nach hinten aufwärts, und übers 
haupt fieht das ganze, Lod) ‚weiter zuruͤck, als bei Menjchen, 
Die hinteren Gelenkkanale ſind zwar ſehr enge, fehlen aber doch 
nicht ganz, wie Joſephi meint ... 
Hard Sry Aa Ali 
Shlätenbeine 

. Det Shuppentheil derſelben iſt bei,den Affen ungleich Eleir 
ner, und, zwar vorzüglich niedriger, als bei Menſchen; der 
Rand deſſelben daher auch viel eckiger; bei dem Jocko verbindet 
ſich, va, Daubenton, das, Schläfenbein auch mit dem, Stirn⸗ 
beine, weil der-mittlere Keilbeinsflügel fehr Eurz if, „ Der Wan— 
genfortſatz viel breiter, auch meift länger und abſtehender, als 
bei Menſchen; vorzüglich unterſcheidet er ſich durch einen. von 
ſeiner Wurzel nach unten, dicht vor dem aͤußeren Gehoͤrgange 
abgehenden Gelenkfortſatz, von dem ſich bei Menſchen kaum 
eine ſchwache Spur findet, der aber beim Affen ‚vorzüglich ſtark, 
und ihm mit den übrigen vierfüßigen Thieren gemein iſt; er 
dient vorzüglich zur ſtaͤrkern Befeſtigung des Kiefergelenfes nach 
hinten. Der aͤußere Gehoͤrgang iſt bei, vielen, Affen nach. Ver⸗ 
haͤltuiß laͤnger, als bei Menſchen; das Meerkatzengeſchlecht 
aber unterſcheidet ſich ehr auffallend durch, eine außerordentlich 
weite Definung und, Kürze deſſelben von den übrigen. Affen. 
Bon den Griffelfortfägen finder ſich nur eine ſchwache Spur, “*), 
Auch der Zitzenfortſatz iſt aͤußerſt unbedeutend, und bildet mehr 





’ 1) 

2 a. 0.9. ©. 159, 

Er Meier giebt ©. 16 feined Angenehmen ımd nllgtühen Zeitvertrei⸗ 
beein. fi 90, welchet im zwei Wänden viele Thierfkelette enthält, eine gai 
fauche Idee vom Griffelſortfatze, indem der dem Gelenkfortſatz ſtatt deſſen 
beſchreibt. ER 


1 Bandes ı. Sud & 


34 
eine flach Fonvere Flaͤche, an deren vorderen Ende das Griffel 
Toch liegt. "Das Halsvenenloch verhältnigmägig fehr enge, und 
wie plattgedrückt} der von ihm etwas weiter nach außen fie: 
gende Eingang zum Karotiskanale ſcheint fehr weit růckwaͤrts 
zu ſeyn, weil ſich der Felſentheil noch weit vor ihm fortſetzt, der 
Eingang felbft ift runder, und mit ebeneren Rändern verfehen, 
der Kanal weit fiärker gebogen. Der Eingang zu Euftachs 
Trompete ift fehr geraͤumig, das zwifchen ihm und dem Ein; 
gange des Karotiskanals liegende Felfenbeinftück iſt viel derber 
als bei Menjchen, auch viel ebener, Eonverer und größer. Die 
innere Deffnung des Falonpifchen Kanals liegt unmittelbar vor 
dem Ausgange des Karotisfanals auf der oberen Felfenbeitfläche, 
Das innere GSehoͤrloch liege dicht Über dem Halsvenen loche 
und iſt ſehr groß. An eben dieſer Flaͤche liegt noch hinter dem 
inneren Gehoͤrloche ein anſehnliches blindes Loch, welches dem 
Menſchen fehlt. Der oberſte Rand des Felſenbeins iſt ſehr ſcharf, 
und bildet wirklich ſchon eine Anlage zum knoͤchernen Hirnzelte. 
$. 15. | 1 ? I OHR 
Keilbeim 

Der Körper des Keilbeins iſt bei den Affen verfätenipmäßig 
ſchmal, hat fcharfe Kanten und plattere Flachen als bei Men: 
ſchen; vorzüglich ift die Abdachung Celihus Blumenb.)' im 
Verhaͤltniſſe der Breite, ſo wie bei den meiſten Thieren, ſehr 
lang, und ſchraͤg nach hinten ablaufend. Die Vertiefung des 
Sattels ift verfchieden, bei einigen auffallend flach, Keilbeins 
hoͤhlen ſollen, nach der Angabe mehrerer glaubwuͤrdiger 
Schriftſteller, nicht vorhanden ſeyn, welches ic) nicht genauer 
unterjuchen kann, da es die Zerfehneidung der Schädel erfor 
dert, Die oberen Flügel find verhaͤltnißmaͤßig kurz, und ftoßen 


nicht an das Siebbein; weil dieſes tief unten zwiſchen den 
[} ß 3 uröh 


35 


beiden einahder fo nahen Augerhöhlenfticken des Stirnbeins 
liegt. Auch dle mittleren Flügel find minder groß, als bei 
Menfhen; man fießt daher meiſt nur ſehr wenig von denfelben 
in der Schläfengrube. Die Dueerleifte an der Schläfenfläche 
derfelben, zur Anlage des äußeren Flügelmuskels, iſt ziemlich 
ſtark. Das eirumde Loch ift, bei mehreren Affen wenigitens, 
ein gemeinfchaftliches, an deſſen Bildung das Felfenbein mit 
Antheil Hat. Das äußere Blatt der unteren Flügel ift verhält 
nißmaßig fehr breit, auch mit ſeinem unteren Rande mehr nach 
außen gebogen; das innere Blatt ſehr ſchmal, und der Haken 
deſſelben nicht jo ſehr nach außen ſtehend, als bei Menſchen; 
auch iſt dies ganze Blatt kuͤrzer wie das aͤußere/ ſelbſt den Ha⸗ 
fen mitgerechnet. Die Flügelgrube zwiſchen Beiden Blättern 
geräumiger, als bei Menſchen. Was die Verbindung diejes 
Knochens betrift, fo iſt fie meift wie an Menfchenfchädeln; doc) 
babe ich einen Affentopf vor mir, welcher gan; Jofephi's 
Cynocephalus (Simia Inuus Linn.) aͤhnlich iſt *), an dem 
der vordere untere Winkel des Scheitelbeins bei weiten nicht 
von dem mittleren Keilbeinflügel erreicht wird; eben das ift der 
Fall bei dem Schädel des großen Paviatıs, und währfcheinfich 
auc) des Mandrils. Die obere Augenhoͤhlenſpalte zwiſchen den 
mittleren und oberen Flügeln iſt kaum bemerkbar. 
$. 16, 
Siebbein 

Diefes unterfcheider ſich ſowol in der Geſtalt als Lage mer: 
lich von dem menſchlichen. Es liegt nämlich ſehr tief, To dab 
die Siebplarte gleichfam den Boden eines vom Stirnbeine ge 
bildeten trichterformigen Ganges ſchließt; fie ſcheint wenigere 
Löcher zu haben, als bei Menfchen, Bel einigen Affen liegt 








9 &, a. 0:2. Zafı IU. Fig. 2. 
’ & a 


56 
fie fo tief, daß man in. der Berbindung fie kaum bemerken fan, 
Der Hahnenkamm iſt meiſtens nur eine ſchwache keiſte Das 
Siebbein breitet fü ch nach unten gegen den Nafenboden hin doch 
ziemlich aus, ſo daß, die Außeren Seitenwände Coie fogenanneen 
Papierplatten) von oben nach unten ſtark auseinander laufen, 
welches fie ſowol von den menſchlichen, als von denen der übri: 
gen Thiere, fehr unterfeheidet. Eben diefer Lage wegen bilden 
fie auch einen geoßen Theil des Augenhöhlenbodens, an wel: 
chem fie bei Menfchen gar feinen Antheil haben, Das Stirn 
bein tritt dagegen jo weit nach ‚innen hinab, daß es bei weiten 
den geößeften Iheil der inneren Augenhoͤhlenwand ausmacht, 
der bei Menſchen von der Papierplatte gebildet wird. Die 
Siebbeinszellen find verhaͤltnißmaͤßig nicht ſehr beträchtlich. 

$. 17. 

Geſichtsknochen. 

Das Verhaͤltniß des Geſichts zur eigentlichen Hicnfeale 
ift bei den Affen, fo wie bei den meiften der übrigen, Saͤugthiere, 
auffallend größer, „als beim Menfchen ; wozu theils die größeren 
Wangenbeine theils die ungleich größeren Kiefer beitragen; 
vorzüglich pflegt der Unterkiefer beträchtlich derbe zu ſeyn. Der 
obere Theil der Naſe iſt hingegen ſehr ſchmal. 

$. 18. 
Oberkiefer. 

Auch ohne die Zwiſchenkieferbeine iſt der Oberkiefer bei den 
Affen merklich vorgezogen, welches am meiſten bei dem großen 
Pavian (Papio mormon) und den Malis, am wenigften bei 
den Meerfagen, der Fall iſt; woher dieſe lehten ſich auch im 
Profile dem Menſchen am meiſten naͤhern. Die Stivnfortjäge 
laufen, gewöhnlich nach oben ehr ſpitz zu, und, ‚liegen, entweder 
ſehr nahe zuſammen, der berühren ſich gar mit ihren inneren 
Flaͤchen in einer Anlage, 3. B. bei’ dem Magot (Simia Inuus 


57 

Linn.), beim Mafako u. a., felbſt bei Campers Orang⸗Utang, 
wie es ſcheint. Die Augen hoͤh lenfiache des Koͤrpers iſt immer, 
und bei einigen ſehr viel, kleiner als bei Menſchen, da die 
Papierplatte des Siebbeins weit mehr nach außen liegt, und 
oft einen betraͤchtlichen Theil des Augenhoͤhlenbodens bildet, ſo 
daß bei einigen ſogar die Unteraugenhoͤhlenrinne groͤßtentheils mit 
vom Siebbeine gebildet wird, welches den inneren Rand derſel⸗ 
ben ausmacht. Die Unteraugenhoͤhlenſpalte iſt ungleich kürzer, 
als“ bet Menfchen, und nad) vorn ſpitz zulaufend. Bei allen Af⸗ 
fen, die ih vor mir Habe, iſt mehr als ein Unterhöhlenloch. Der 
Wangenfortſatz iſt iſt groͤßer, als bei Menſchen, ſelbſt bei den Meer⸗ 
faken. Der Zahnhoͤhlent and kommt nicht in eine Bogen⸗ 
fine zufammen ; denn zwiſchen beiden Oberkiefern liegen die 
beträchtlichen Zwifchentiefer; nur die Eck⸗ und Backenzaͤhne 
liegen im eigentlich en Oberklefer. Die vorderen Raͤnder der 
Geſichteſſache der Oberkiefer find zuweilen wenig geſchweift, öfter 
Aber gerade; nach oben allemal ſtark Eonvergivend. Bei dem 
ganzen Paviangefchlechte iſt neben dem inneren vorderen Rande 
erſt eine flache der Länge nach laufende Vertiefung, , und dar 
neben eine ftarfe der Länge nad) laufende Auftreibung, welche 
die Lage der gefärbten Naſenſchwielen bezeichnet, und breit 
nach außen überragt. Ungeheuer ang und ſtark ift der Ober⸗ 
Eifer im Berhälnig gegen die Hirnſchale beim grüßen Pavian 
(Mormon oder Ehoras) ‚ welcher fih am meiſten von Men⸗ 
fen entfernt. Das Gaumenftüc iſt gleichfalfs viel länger, 
als "bei Menſchen; da, wo ſeine vorderen Rander einander 
berühren, Bilden fie einen gemeinfchaftlichen betraͤch htlichen Aus: 
ſchnict⸗ welcet das vordere Gaumenloch bilden hifft. Der 
Nafenkamm Rebe in Verbindung mit einer von den Zwiſchen⸗ 
iefehn Nwaͤrl⸗ abgeheden Spihe⸗ 


38 
ar ah TO, j 
3wifhenfiefer. he 
Obgleich, nach) dem, ‚oben ‚gelagten, ‚Die Gegenwart der⸗ 
ſelben bei den Affen Fein ganz. untrügliches Unterfcheidungszeis 
chen diefer Thiere vom Menfchen macht; da ‚fie bei diefem 
wenigftens an der vorderen Fläche viel früher „und meiſt ſchon 
im Mutterleibe verwachſen, ſo unterſcheidet ſich doch die Ge⸗ 
ſtalt der Zwiſchenkiefer bei den Affen außerordentlich; ſie lau⸗ 
fen naͤmlich bei allen von unten nach oben ſpitz iu. und 
fließen hier das Nafenbein ein, haben daher, eine Seruhgpliche 
Länge und dreieckige Geſtalt; dahingegen bei enſchen die 
Raͤnder ihrer vorderen Flaͤche ſehr vieleckig find. Sie enthal⸗ 
ten die Schneidezaͤhne, viere an der Zahl; find immer urſpruͤng⸗ 
fich doppelt, obgleich die zwifchen ihnen befindliche Mittelnath 
ſehr oft früh verwächlt. Beim Choras ift der vordere Theil 
verhältnißmäßig viel breiter und ausgeſchweift, als der hin⸗ 
tere, ſo daß ſie hier kein Dreieck bilden. Sie verbinden fih 
durch ihren ganzen aͤußeren Nand mit dem Oberkiefer „ihrer 
Seite; durch den oberen Theil ihres inneren Naudes mit den 
Nafenbeinen, fo daß fie Bei einigen über drei Biertel der 
ganzen Länge der Nafenbeine Dinaufteichen ; durch ben unters 
ſten Theil des inneren Randes und durch die inneren Raͤnder 
der Gaumenfläche mit einander. Dieſe Verbindung bildet nach 
oben, wo ſie der Nafenhoͤhle zugewandt iſt, eine mehr oder 
weniger tiefe Ninne, welche bis ganz, nad) der - Spite der 
Schnauze auslauft. Die Saumenfläche ift ichräge. von hinten 
nad) vorn ausgefcehnitten; nach außen, neben diefen, Ausfpnit: 
ten, verbinden fich die hinteren Raͤnder diefer Bäche mit den 
vorderen des Gaumenftücks am Dberkiefer an jeber Seite, 
durch eine im Ganzen queerlaufende, oft dabei, gekruͤmmte 


39 

Nath, Lutura ineihva, welche ich lieber die vordere Bau: 
mennatb nenne. Sjener ; gemeinfchaftlihe Ausfchnite der hin: 
teren Raͤnder ſetzt mit dem. gemeinfchaftlichen. Ausichnitte der 
Oberkieferbeine das vordere Gaumenloch zuſammen, wel⸗ 
ches bei den Affen ungleich betraͤchtlicher, als bei Menfchen, 
iſt. Bon, feinem vorderen Naude, da wo beide Zwifchenfiefer 
im; gemeinfchaftlichen, Ausichnitte zuſammenkommen, geht ein 
Knochenblatt nad) hinten ‚welches ſich mit dem vorderen 
Theile, des Naſenkammes ‚der DOberkieferbeine verbindet, und 
dns vordere Gaumenloc) in zwei Hälften ſcheidet. Bei ge 
nauerer Betrachtung findet, man, baß es aus ‚zwei: Plaͤttehen 
beſteht, deren ‚jedes Zwiſcheukieferbein eines; liefert. Jeder 
Zwiſchenkiefer enthaͤlt die zwei Schneidezaͤhne ſeiner Seite. 
Auch liegt an feiner inneren, Flaͤche des, untere Riechbein, 


ch 20. 


Vangenbeine 


u 


u. Die Wangenbeine ‚haben, bei, den Affen eine bei. weitem 
dänglichere Geſtalt, als; bei Menſchen, und zwar jo, daB ihre 
groͤßeſte Länge von oben nach unten rückwärts gebt; überhaupt 
ſind ſie guößer, ragen tiefer hinab; vorzüglich erſtreckt fich ihre. 
Schläfenfläche ‚jehr weit zurück, Sie bilden bei weitem den 
‚größefien Theil der äußeren Wand der Augenhöhle, Dieß ift 
bei Meerkatzen am auffallendſten. Der Kieferfortſatz iſt Sehr 
breit, aber dafuͤr auch ſehr kurz. Der Stirnfortſatz iſt ver: 
haͤltnißmaͤßig „viel dicker, als bei Menſchen; der, Schläfen: 
fortſatz viel laͤnger. Bei vielen bilden, fie, über, die. Haͤlfte 
des, unteren Augenhoͤhlenrandes; bei. Meerkatzen tragen, fie 
‚dazu faſt gar wicht, fondern bloß zum ‚Äußeren Rande der 
Augenhöhlen,, bei, , 


40 
gar. infe- 
Nafenbeime- lan Amar 
Die Nafenbeine, deren allemal zwei vorhanden find, 
welche aber oft fehon früh mit "einander verwachſen, unter 
fcheiden fich auffallend von den menſchlichen, indem ſie erſtlich 
meiſtens viel tiefer liegen, ſo daß fie bei einigen gar das 
Stirnbein nicht beruͤhren, ſondern zwiſchen den Stirnfortſaͤtzen 
der Oberkiefer ſtecken. Bei allen: Affen, deren Schaͤdel ich 
kenne, ſelbſt bei den menſchenaͤhnlichſten, bilden zweitens beide 
Naſenbeine,ſowol "einzeln, als‘ zufammengenommen ‚ ein 
Dreieck, deffen Spitze nach: oben, deſſen Grundfläche nad) 
unten gewandt iſt; Außer bei dem Choras und Maki. Am 
tangfchenfeligften iſt das Dreieck bei dem oben erwähnten Mar 
got, wo es auch" das Stirnbein bei weiten nicht erreicht; 
daß es hier, ungeachtet der Schmalheit, doch doppelt geweſen 
feyn muͤſſe, zeige ſchon die an der hinteren Fläche hervorra⸗ 
gende feharfe Leifte, welche zur Anlage der Enorpeligen Nafen: 
ſcheidewand dient. "Außer diefer verfchiedenen Geſtalt, ift auch 
die Richtung von der bei Menfchen fehe verfchieden, indem 
fie bei den meiften fich mehr der wagerechten Linie nähert, 
als bei Menfchen ; vorzüglich Bei den Paͤvianen, den’ Matis 
und dem Hundskopfe oder Magot, Bei den Meerkatzen ft 
dieß verhaͤltnißmaͤßig weit weniger der Fall, Ferner find’ beide 
Nafenbeine zufammengenommen viel platter, bilden feinen er⸗ 
habenen Ruͤcken, wie bei Menfehen: Bei einigen ift auch nicht 
die geringfte Spur von Konderität, "Bei Meerkatzen bilden 
fie einen fehe flachen gewoͤlbten Rucken. Bei dem Choras 
ſind fie zwar ſtaͤrker gewoͤlbt, liegen aber beinahe völlig wage: 
recht, und find nah Verhaͤltniß ihrer großen Länge (drei 
Zoll) fehr ſchmal, nämlich unten am breiteften Ende zufam: 





ur 
men nur wenig über 3 Zoff. Ueberhaupt find bei allen Affen 
die Najenbeine verhältnigmäßig laͤnger, als bei Menfchen. 
§. 22 
Dhraͤnenbeinme. 

Die Thraͤnenbeine unterſcheiden ſich dadurch gleich auf den 
erſten Anblick von den menſchlichen, daß der Thraͤnenkamm 
meiſtens ſchon oberhalb der Mitte des Knochens nach vorn ge— 
richtet breiter wird, und ſich ſchon hier mit dem Thraͤnenkamme 
des Oberkiefers zu einem geſchloſſenen Kanale verbindet, woher 
denn die Thraͤnenrinne nur ſehr kurz iſt. Auch liegt dieſer Kno— 
chen im Ganzen ſchraͤger, mit ſeinem unteren Ende mehr nach 
außen, als bei Menfchen. 0 
} $. 23. 

Scheidebein und untere Riechbeine. 

"Das Scheidebein (vomer) fommt im Gamzen’ ziemlich 
mit dem menfchlichen überein, nur daß es im Berhältniffe feiner 
Länge ziemlich viel fchmaler ift. Auch die unteren Riechbeine 
E mufchefförmig, und den menfchlichen ähnlich, 

$. 24. 
Gaumenbeine 

Das eigentliche Gaumenſtuͤck der Gaumenbeine ift von hin: 
gen nad) vorn, wegen der verlängerten Schnauze, viel länger 
als breit; im Menfchen ift es Breiter als lang. Die Aus; 
ſchnitte an den hinteren Raͤndern find tiefer, der Hintere Naſen⸗ i 
ſtachel länger. Der vordere Gaumenkanal (can. pterygopa- 
latinus) iſt verhäftnigmäßig größer, als bei Menſchen; Auch 
die innere untere Fläche des Pyramidenfortfages viel Breiter, 
Der auffteigende Nafentheil ift Enger, dagegen aber der Aus 
genhoͤhlentheil im re viel N als Bei 
Menfthen. t ’ 


4% 
$. 25. 
Unterfiefen EN 

Diefer Knochen unterfeheidet ſich wieder beträchtlich von 
dem der Menfchen; denn erftlich ift er Überhaupt viel derber, 
vorzüglich. nach vorn hin; fürs andere kommt er vorn nicht in 
einen Bogen, ſondern in einen mehr. oder weniger fpiken 
Winkel zufammen, welcher bei den Meerkatzen am meiften ab⸗ 
gerundet iſt. Ferner bildet fich fein vorfiehendes Kinn, fondern 
die vordere Fläche des Unterfiefers weicht in dieſer Gegend ber 
traͤchtlich zurück, welches wieder bei den Meerkagen am wenig: 
fen der Fall iſt. Das vordere Kieferloch iſt bei einigen, z.B. 
beim Magot, fehr groß. Die äußere Fläche unebener, als bei 
Menichen; vorzäüglic bei dem Choras an jeder Seite nach vorn 
ein fehr ſtarker Eindruck, von der Wirkung bev ſtaͤrkeren Beiß— 
musfeln. In der Gegend des vorderen Winfels ift die Sub⸗ 
franz des Kuochens ſehr dick, auch bei den Meerkatzen. Aufier 
dem angegebenen vorderen Kieferloche, welches, wie bei Men⸗ 
ſchen, an jeder Seite liegt, finde ich noch mitten am, der vor 
deren zuruͤckweichenden Fläche des Unterfiefers ein drittes Loch. 
Da wo bei Menſchen der innere Kinnhoͤcker liegt, iſt bei den 
Affen eine Vertiefung, Der vordere Theil der inneren Släche 
iſt ſchraͤge nach oben und ruͤckwaͤrts gewandt, der hintere Theil 
liegt meift unter jenem. , Die Aeſte gehen im Ganzen nicht jo 
fchräge rückwärts. vom Körper, ab, als bei Menſchen; doch iſt 
hierin unter mehreren Affen wieder ein Unterſchied, ſo daß fie 
beim Choras einen noch größeren, aber ſehr abgerundeten Win⸗ 
kel machen. Die Gelenkknoͤpfe unterſcheiden ſich durch mehrere 
Ruͤndung und groͤßere Ausdehnung von vorn nach hinten; da⸗ 
gegen ſind ſie verhaͤltnißmaͤßig kuͤrzer gegen ihre Dicke nehmen 
auch von innen nach außen mehr an Dicke ab, wie bei Men⸗ 


43 

(hen, Der Kronenfortfaß hat weiter, nichts „vom Menfchen 
verfchiedenes, als daß an der aͤußeren Seite unter feinem Urs 
ſprunge fich bei den meiften Afen ein ziemlich ftarker Eindruck 
findet, welcher bei dem Choras nach unten von einem fehr fcharf 
vorftehenden Rande begränzt ift. Das Kiefergelenf fcheint alfo 
im Ganzen freier, cals bei Menfchen, und bat bei den Affen 
nicht fo viel Aehnlichkeit mit einem Gewerbgelenfe, da vie Ges 
lenffiähen am Schlaͤfeubeine minder: vertieft find, als bei 

Menichen. 

\ $u 26. 
“r sahne 

Die Zähne find verhältnißmäßig größer, als bei Menfchen. 
Die Schneidezähne, deren Anzahl in beiden Kiefern mit ver bet 
Menfchen melftens übereinfommt, außer bei den Makis, welche 
im Unterkiefer fehs Schneidezähne haben, find verhältniß: 
mäßig länger, und meift auch von einer Seite zur andern fon: 
vexer, als bei Menfchen. Die Eczähne find meiftens in dem 
Dberfiefer ein wenig von den Schneidezähnen, im Unterkiefer 
Hingegen von den Backenzaͤhnen entfernt. Sie ſind bei den 
meiſten etwas laͤnger, als die aͤußeren Schneidezaͤhne; im Pa— 
viangeſchlechte aber und beim Magot ſind ſie ungleich laͤnger, 
und gleichen voͤllig den fuͤrchterlichſten Fangzaͤhnen der reißen⸗ 
den Thiere (Ferae); vorzuͤglich find ſowol beim Choras als 
Manpril (Linnes Maimon )- die oberen am längften und ſpitzig— 
ſten, dabel aͤußerſt ſchneidend an ihrem hinteren Rande. Die 
Backenzaͤhne ſind der Anzahl nach bei vielen Affen den menſch— 
lichen gleich; fo z. D. haben der Orang- Utang, der Langarm 
„(Lar), der Hundsfopf (Inuus), die Paviane im jedem Kiefer 
zehn Backenzaͤhne; andere hingegen, als der Saju, der 
(Seniculus Linn, ), ber vierfingerige Alte ChpRineg 


44 

Linn.), das Tödtenköpfhen (Sciurea L.) uf. w., haben 
zwoͤlfe in jedem Kiefer. Der Geſtalt nach find die vorderen 
zwei am jeder Seite gleichralls zweiſpitzig, die hinteren drei vier: 
ſpitzig; die Spiken aber fchärfer, als bei Menfchen. Der bin 
teufte Hacenzahn hat bei einigen noch eine oder zivei "Spike 
mehr, iſt daher auch) länger, als die übrigen. Beſonders 
merkwuͤrdig iſt aber der erſte Backenzahn bei dein Pavian- 
geſchlechte, wo er naͤchſt den ſehr großen Eckzaͤhnen, ſowol bei 
dem Choras, als Mandril, einen fehr unterfcheidenden Char 
tafter ausmacht; doch findee derjelbe fich auch beim Magot 
(Sinn. Inuus Linn), worin diejer alfo von dem ihm ſonſt ſo 
ähnlichen gemeinen Affen (Sim. Sylvanus Linn.) ganz ab: 
weicht, Er ift nämlich völlig noch einmal fo lang, als die bez 
gen; hat eine Eonvere Schneide, welche ſich nad) hinten platt, 
wie ein’ Backenzahn endiget, nd mit der hinteren ſcharfen 
Kante des oberen Eckzahnes eine Außerft ſtarke Schere bilder. 
Joſephi nennt den vorderen ſchneidenden Theil dieſes Zahnes 
ſehr uneigentlich eine mit Schmelz uͤberzogene —— Das 
backenzahnartige Ende dieſes Zahnes liegt uͤbrigens ‚gegen "den 
erften oberen Backenzahn an. Alle Bacenzahne des Oberkie⸗ 
fers, außer dem hinterſten, ftoßen auf zwei Backenzaͤhne des 
Unterkiefers, zwiſchen denen ſie lie in der Wirte fig. 


dr ud 


g 27: FOR TEPIMU 
Vergleichung der! Schädel von’ verfchiedenen Ann 
. gefchlechtern untereinander, dan 


Odbgleich ſich Schädel von verſchiedenen Affengeſchlechteru 
in einigen Stücken fehr ähnlich feyn koͤnnen, fo giebt sb 
bei jedem Gefchlechte wieder andere und zwar beftändige Der 
ſchiedenheiten, welche als unterfcheidende Merkmale angeſeben 


45 
werden muͤſſen durch welche z. B. der große Choras von den 
Meerkatzen außerordentlich verſchieden iſt. Außer den großen 
Verſchiedenheiten der Zähne, iſt bei den Paviansarten noch das 
ſehr lache Hinterhauptsbein * welches keine Spur yon Woͤl⸗ 
bung zeigt, und, unter ‚einem. ſtarken Winkel vom hinteren 
Rande, der Scheitelbeine abweicht, ‚auch einen fehärferen Kamm 
zur Anlage der Nacken muskeln bildet ſehr bezeichnend. Fer— 
ner ſind die Wuͤlſte zur Anlage der Naſenſchwielen ſehr unter⸗ 
ſcheidend, welche beim Choras beſonders ſehr auffallend ſind, 
da ſowol nach innen neben ihnen eine der Laͤnge des Oberkiefers 
nach laufende Furche, als auch nach außen und unter ihnen ein 
ſtarker Eindruck liegt. Bei den eigentlichen Meerkatzen iſt das 
weit erhabener gewoͤlbte Stirnbein, die weniger vorgezogene 
Schnauze, der ſehr weite und kurze aͤußere Gehoͤrgang, die 
ſtaͤrkere Ruͤndung des Hinterhaupts, ſehr bezeichnend. Die 
Makis ) naͤheren ſich durch die große Länge des Kopfes vers 
haͤltuißmaͤßig zu der Höhe deffelben, ſchon den übrigen Thieren 
weit mehr. Doch if in diefer Nücficht auch der Choras fehr 
weit vom Menſchen entfernt, dejfen Oberfiefer bei feiner. unger 





7977 
*) An der, Abbildnng/ welche, — von einem Makiſchädel gegeben 

Bar, IR man nicht, daß die Augenhöhlen nad) augen gefchlofen find; 
Sn Kot dies aber im ı5ten Bande der Parifer Originalausgabe, und 

im ten Theile B. x der Ueberſetzung in Quart deutlich genug. Auch fühet 
er beſonders über den Schädel des Loris noch folgendes alt: „Der Kopf 
„des Loris ift unter allen Köpfen vierfüßiger Thiere, deven-Knochen ich 
»Hefehen babe, wegen der ausnehmenden Größe der Augenhöhfen, und 
„Wegen der Hervorragung der eigentlichen Nafenbeine vor dem Zahnhöh— 
„ientande des Dberkiefets, merkwürdig.“ + Ferier: „In der Gegend 
der Naſe berünren ſich die Wände der Angenhöglen, und beilehen bloßz 
„aus ‚einem einzigen durchfichtigen Knochenblättchen, welches Wwiſchen 
Naſe und Stien gar keine Gemeinſchaft zu laſſen ſcheint. Das Thier has 
„Feine Stienböhlen. ” R * 


46 

heuren Groͤße faſt wagerecht, und in dieſer Ruͤckſicht mit dent 
fehr platten Stirnbeine parallel läuft. Zwiſchen diefen beiden 
Kochen liegen die Flächen der vorderen Augenhöhlensffnungen 
faft ſenkrecht, ſo daß dadurch fowol, als durch die ſtarke Ecke 
des Hinterhauptes, der ganze Schaͤdel ein ſehr eckiges Anſehen 
erhaͤlt. Eben ſo ſcheinen Linnẽs Oedipus und der Hutaffe 
(Sim. finica) fehr ſtark verlängerte Kiefer zu haben. 


Bradypoden. 
$. 28. 

Bekanntlich enthält Ainnes zweite Ordnung der Säug: 
thiere diejenigen, welche gar feine Schneidezähne beſitzen 
(Bruta). Blumenbach bat, außer dem Naſehorne, auch dem 
Elephanten und das Walroß davon getrennt, und diesübrigen 
Geſchlechter jener Linneifchen Ordnung unter dem DOrdnungss 
namen Bradypoda (Forſters Tardıgrada) zufammen gelaflen; 
Er fagt von der ganzen Ordnung: „Der Bau der Füße und 
„der ganze Habitus. diefer Thiere verräth ihren traͤgen Gang. 
„Meiſt haben fie wenige Zehen an den Vorderfuͤßen, die aber 
„mit großen Erummen Klauen verjehen find, und zum Klettern 
„auf Bäumen dienen. Andere graben in die Erde.” 

Die Schädel _diejer Thiere weichen jo ſehr von einander 
ab, daß ſie vielleicht ſelbſt in verſchiedene Ordnungen zu tren⸗ 
nen ſeyn möchten; man vergleiche nur Tafel 1 und 2, und 
folgende Beſchreibungen. s 

§. 29. 
Faulthier 

Was die allgemeine Form des Schaͤdels betrift, ſo iſt 

derſelbe nah Verhaͤltniß der Höhe, zumal wenn die Unter: 





*) Die Befchreibung ift mach Bradypus sridactylus, Das Thier if (0 


TE 7. pay: #6. 








——— — 














IUI. 
Pag 
19: #0: 














wag. IE 277 




















- Bangenbein berührt. 


47 


£iefer dazu kommen, nicht fehr fang. Die Mölbung des Gate 
zen, von der Seite angefehen, nähert fic) ein wenig der Kate; 
doch) iſt Stirn und Nafe bei dem Saulthiere noch etivas mehr 
gebogen. Die Bildung des Wangenbeins unterfcheidet diefes 
Thier, fo viel ich weiß, von allen übrigen Gefchlechtern. In 
der vorderen Ruͤndung des Unterfiefers kommt es den Meer: 
taken am nächften. Das Verhaͤltniß des Gefichts zur Hinz 
ſchale iſt auffallend Elein. 
$. 30, 
Stirnbeim 

Diefer Knochen ift von ziemlich beträchtlichen Umfangez 
fein Stirnſtuͤck überall ganz flach gewoͤlbt; das Augenhöhlen: 
ſtuͤck Hingegen ein wenig Eonver, und von jenem unter einem 
wenig ſpitzen, ziemlich abgerundeten Winkel abgehend. Der 
Oberaugenhoͤhlenfortſatz *) ift kaum bemerkbar, und ragt nur 
wie ein Eleiner Höcer hervor. ° Der hintere oder Kronrand geht 
gerade in die Queere, und erftreckt fich auch fo auf die Augen: 
höhlenftüce hinab. Der vordere Rand macht du, wo beide 
Knochen mit ihren geraden inneren Nändern in der Stirnnath 
zufammenftoßen, einen großen Ausfchnitt, und erftreckt ſich von 





Jung, dab alle Näthe fichtbar, dagegen aber vieleicht einige andere Theile 
noch nicht durchaus vollkommen gebildet find; doch it es zur Befchteibung 
und Beftimmung der einzelnen Knochen fehr vortheilhaft. 

2 Oberangenhöhlenfortſatz nerine ich ihn nach feiner Lage, weil er 
bei diefem, Thiere, ſo wie bei vielen) anderen, fich gar dem Wangenbeine 
nicht nähert; bei den Thieren, wo er ſich dem menfchlichen gieich mie dem 
Wangenbeine wirklich verbinder, als bei Affen, Pferden, und den zweihnft⸗ 
gen wiederkauenden Thieren, nenne ich ihn Wangenfortfaß, und unters 
Iaelde fo durch. die Benennung feine Hauptverſchledenheit Die Kae mache 
Aleichiam deu Uebergang zwiſchen diefen zwei Hauptoerfcbiedenheiten, indent 
der Oberaugenhöhlenfortfak bier fo weit vorgezogen iſt, dag er beinahe das 


ı 


48 


diefem dann weiter nach außen ‚Eonver ‚hingb, bis hinter, das 
Thraͤnenbein; von hier geht, er in den vorderen Rand des Au⸗ 
genhöhlenftücks über, welcher wieder konkav iſt. Der untere 
Hand des Augenhoͤhlenſtücks ift gefchweift, vorn Eonver, bin: 
ten Eonfav. > 
$..31, 
Sheitelbeine 
Diefe find an ihrer Äußeren Fläche ftärker — als das 
Stirndein, ziemlich regelmaͤßig, und etwas rautenfoͤrmig vier⸗ 
eckig, und haben im Ganzen ziemlich gerade Raͤnder; nur der 
Schlaͤfenrand iſt, zumal nach vorn, ein wenig konkav. Die 
hinteren Raͤnder, welche ſich mit dem Zwickelbeine verbinden, 
laufen von oben nach unten und hinten, ſind alſo mit den 
Kronraͤndern nicht parallel. Der Winkel zwiſchen dem Hinter⸗ 
haupts⸗ und Pfeilrande iſt daher aus) der ſtumpfeſte, der Keil: 
beinswinfel hingegen. der ſpitzeſte. Die Spur der Anlage des 
Schläfenmustels kommt vom- Oberaugenhöhlenfortfare. ‚des 
Stirnbeins, und läuft bogenfürmig, gerade Über die Mitte des 
Kronrandes der Scheitelbeine, big zum hinteren unteren Winkel 
derſelben hinab, „ Die, innere, konkave Fläche der Scheitelbeine 
bat hie und da Schwache Eindruͤcke. 
Ya 
Hinterbauptsbeim 


\ 


Es iſt im Ganzen etwas. mehr gewoͤlbt, als bei anderen 
Thieren; doch vom großen’ mit ihm an feinem oberen oder vor⸗ 
deren Rande zuſammenhaͤngenden Zwickelbeine durch eine deut⸗ 
liche Queerleiſte ab geſchnitten. Ohne dieſes zu ihm gehörige 
Zwickelbein iſt es. nur klein und niedrig, und fein oberen Rand 
flach Eonver ind uneben, Die Seitenränder des elgentlichen 
Hinterhauptsſtuͤcks find ein wenig tonfav ausgejchnitten. Don 

der 


; 49 
der Queerleiſte geht zum oberen Rande des großen Hinters 
hauptsloches deutlich die’ Längeleifte (Ipina oceipitalis ex- 
terna) hinab." Die Gelenkknoͤpfe find" Elein, oben: breiter; 
nach unten, mo fie einander, zwar näher, aber doch beide von 
einander weit entfernt liegen, etwas ſchmaͤler; über ihnen findet 
fid) eine ſchwache Vertiefung, aber feine Spur vom hinteren 
Gelenfkanale; dahingegen iſt der vordere deutlich. genug. 
Solche untere Fortfäße neben den Gelenffnöpfen nach außen, 
wie fich bei den übrigen unten zu befchreibenden Thieren finden, 
find Hier nicht vorhanden. Der Zapfentheil ift lang und ftarf, 
in der Mitte feiner Auferen Nänder liegt an jeder Seite ein 
ziemlich beträchtlicher Hoͤcker. Die obere Fläche des Zapfens 
ift vorzüglich nad) vorn beträchtlich Eonfav. Das Hinterr 
hauptsloch liegt, feinem geößeften Durchmeffer nach, queer; ſei⸗ 
ner Fläche nach, ſchraͤg ruͤck⸗ und abwärts gewandt. Der vors 
dere oder untere Nand hat einen Eleinen Ausfchnitt, 
$. 33. 
3widelbeim 

Es liegt bei dem Faulthiere, fo wie bei allen übrigen Vier— 
füßern, deren Schädel mir bis jeßt zu Gelichte gekommen find, 
die Affen jedoch, fo viel ich weiß, ausgenommen, zwifchen den 
Scheitelbeinen und dem Hinterhauptsbeine ein. eigenes, ger 
woͤhalich mehr oder weniger dreiecfiges, doch, z. B. bei mehrer 
ren Nagethieren auch anders geftaltetes Knochenſtuͤck, welches ich 
eins für allemal Zwickelbein nenne, da es gewiffermaßen mit 
denen in der Lambdanath des Menfchen nicht felten vorkom— 
menden Zmicelbeinchen Cofla Wormiana L. officula futura- 
zum) übereinfommt; nur mit dem Unterfihiede, daß es Bei 
Menfchen zufällig, bei diefen Vierfüßern aber beſtaͤndig gegen: 
märtig, und beträchtlic) größer if. Wenn ein Enscherites 

1. Bandes 1. Stuck. D 


ba 
Hirnzelt da ift, ſo hat es am dev, Bildung defielben mic Antheil. 
Die verjchiedenen Abweichungen defielben werden. unter ‚jeder 
Drdnung bei, den davon beſchriebenen Geſchlechtern befonders 
angegeben werden. Es verwächft bei, einigen Geſchlechtern früs 
ber, bei anderen fpäter mit dem Hinterhauptsbeine,, und iſt als 
ein Theil deſſelben anzujehen, 
$. 34. 

Das Zwidelbein des Faulthieres, CA) bildet ein -gleichz 
und . breitfchenfeliges Dreieck, deflen Grundfläche mit dem 
großen oberen Rande des Hinterhauptsbeines, in der Queerz 
feifte, deſſen jeder Eürzerer Schenfel mit dem hinteren Nande 
des Scheitelbeines feiner Seite in einer Nath zufammenfommt, 
Es ift in diefem Thiere, nach Verhältniß, von beträchtlicher 
Größe, an der äußeren Fläche Eonver, an der inneren konkap; 
und da das Fnöcherne Hirnzelt diefem Thiere gänzlich fehlt, fo 
ragt auch Eeiner von den drei Nändern diefes Knochens in ‚der 
Schaͤdelhoͤhle befonders hervor, 

$. 35. 
Shläfenbeine 

Die Schuppe diejer Kochen ift außerordentlich Elein, und 
zwar vorzüglich niedrig; daher der obere Rand nur flach Eonver, 
der vordere Theil deffelben aber, unter einem abgerundeten Wins 
fel, als worderer Nand, abwärts und bald rückwärts Janfend: 
Der Wangenfortfas fehr ſtark, vorzüglich hoch. Von feinem 
oberen Rande geht eine etwas konvexe Leifte rückwärts über den 
hinteren Theil der Schuppe; fein unterer Rand begränzt die 
Gelenfgrube für ven Unterkiefer nach. außen. Die Gelenfgrube 
ſelbſt iſt flach vertieft, geht, der groͤßeſten Länge nach, nicht in die 
Queere, fondern von vorn nach hinten; wird. aber hinten von 
dem, vorderen Theile des Zitzenfortſatzes ſo begraͤnzt, daß det 


58 
Unterkiefer nicht nach hinten ausweichen kann. ‚Der Zitzenfort⸗ 
ſatz ift zwar blaſenfoͤrmig aufgetrieben, ‚hat aber viel dickere 
Wände, als z. B. beiden Kaken, und unterfcheidet ſich auch 
durch mehrere beträchtliche, Unebenheiten; fo. -liegt an feinem 
inneren Rande der Länge nad) eine derbe Leifte, und neben. dier 
fer nad) außen eine Furche. Das äußere Gehoͤrloch ift ſehr 
weit; an ſeinem unteren Rande liegt auf der aͤußeren Flaͤche 
des Zitzenfortſatzes ein Eindruck. Die Felſentheile ragen in der 
Schaͤdelhoͤhle ziemlich ſtark hervor, haben aber, ſtumpfe Raͤuder, 
und ein großes inneres Gehoͤrloch. 
$. 36, 

} Seid Bi,boe, ih ’ 

Der Körper, oder das Mittelftüc des Keilbeins befteht bet 
dieſem, ſo wie ‚bei allen folgenden Thieren, deutlich, aus zwei 
Stüden, einem vorderen und einem hinteren; diefes fcheine 
breiter, jenes fchmäler-*). Die mittleren Flügel find hier aufr 
ſerordentlich Elein; nach hinten mit dem. vorderen: Nande der 
Schlaͤfenſchuppe, nach oben mit dem Scheitelbeine, nach. vorn 
mit. dem Stirnbeine, nad unten mit dem Gaumenbeine und 
Dberkiefer in Verbindung. Die oberen Flügel, find gleichfalls 
nur klein; die unteren, verhältnißmäßig groß und ſtark, aber 
nicht, wie bei den Affen, in zwei Blätter. getheilt. Die hin—⸗ 
teren Raͤnder derfelben treten dicht an den vorderen Theil der 
Scläfenzisen, mit denen ſie mad) oben ſogar noch in Verbin 
dung find, Die oberen Raͤnder legen fich nach innen um, an 
bie untere Fläche des hinteren Mittelſtuͤcks. Vom Baue des 


*) Bei einem fünfmonarlichen menfchlichen Föruefchädel fcheint es 
Beinade, als ob die erſte Anlage des Keilbeinkörpets Anch hier ans wei 
Snodyenternen beiianden habe, und etwas Ähnliches ‘glaube ich auch au 
Werten au bemerfen: } 4 129 

Da 








52 
Siebbeines kann ich nichts anmerken, da ich keinen geſprengten 
Schädel dieſes Thieres befige, Nur ſo viel: es iſt viel breiter 
als hoch, hat einen breiten Hahnenkamm, und traͤgt nichts zur 
Bildung der a Ai il u es vom Een 
san "verdeckt wird. 135 mn. dan NT) 
; $. 370 n Man 3 
Sberfiefen | I 
Die Oberkieferbeine find‘ verhaͤltnißmaͤßig nur klein bei 
diefem TIhiere, und von befonderer -Geftalt. Der vordere Rand 
derfelben ift von oben nach unten ein wenig ruͤckwaͤrts lanfend) 
dabei gerade, Der Stienfortfaß außerordentlich breit, aber 
doch nur zu einem Kleinen Theile mit dem Stirnbeine verbun: 
den, oben fonver,; und kaum‘ merklich‘ der Queere nach konkav. 
Der Wangenfortfag ift mehr nach unten, als nah außen abſte— 
hend, und liegt weit nach vorn. Das Unteraugenhöhlenloch 
iſt dicht vor ihm gelegen. Die Höhe des ganzen Kiefers, nimmt 
von vorn bis Hinten allmählig ab. "Das Gaumenftück iſt jiem⸗ 
fih ſchmal, und ſehr uneben; neben der’ in der Mitte der 
Länge nach hinlaufenden Leifte, welche durch die -Zufammen- 
kunft der inneren Raͤnder entſteht, liegt eine ſchmale Furche, 
Die vorderen Roͤnder der Gaumenſtuͤcke find’ von innen nach 
außen fchräge ausgefchnitten ; "die hinteren bilden, zufammen: 
genommen, einen tiefen "Ars + oder’ vielmehr — in 


— ſich die Gaumenbeine hineinſchieben 12) RS) 
dan j $. 38. I rind 
Bangenheinei vhrd wm nd 


Sowol ihrer Groͤße als Geſtalt nach, ſind dieſe Knochen 
ſehr eharakteriftilch.,, „Sie legen, fich mit einer breiten, ſchief 
abgeſchnittenen Flahe den Oberkiefer, ſo daß dieſe mit ihrem 
oberen Rande, welcher ſchraͤg nach hinten hinabſteigt, "den 


53 


unteren Theil des vorberen Raudes vom Augenhoͤhlenſtuͤcke des 
Stirnbeines erreichen, nach oben und vorn aber an das Thraͤ⸗ 
nenbein ſtoßen. Von dieſer Anlage ſteigt das Wangenbein 
ſchraͤg nad) hinten hinab, bildet unten eine Jange, ſtarke, etwas 
einwaͤrts gebogene Spitze, welche bis uͤber den Zahnraud des 
Unterkiefers hinabragt. Das hintere Eude des Wangenbeines 
ſteigt wieder ſtark aufmärtsyı ſo daß es ſich beträchtlich über den 
Wangenfortſatz des Schlafenbeines erhebt, mit welchem es uͤbri⸗ 
gent nicht verbunden iſt · Der obere Nand des ganzen Wan⸗ 
genbeins geht Fonkav/gekränme) vom Oberkiefer zuerſt ab: und 
auswarts/ darur wieder; auf⸗ und etwas einwaͤrts; dem £ 7 
augenhöhlenforninte gegenüber bricht ſich der. obere Nand mit 
einer vorragenden Ecke, und geht von hierwieder etwas konkav 
in das hintere Ende aibern Die Zwiſchenkiefer find bei dieſem 
ohne Vorderzaͤhne geſchaffenen Thiere zwar da, aber ſehr klein, 
und an dem vor mit liegenden Schaͤdel noch nicht ausgebildet. 


.$% 39. 
Malen db einen 


Aecußerſt ſonderbar ifis bei dieſem Thiere auch die Bildung 
der Naſenbeine, welche verhaͤltnißmaͤßig zu ihrer Länge ſehr 
breit ·ſind. Die, inneren Rander derſelben liegen an einander, 
und ſind gerade; die aͤußeren Raͤnder kruͤmmen ſich vom vor 
Beten Ende an konkav nach hinten und außen, bilden hier, etwas 
Aber der Mitte ihrer Länge, eine beträchtliche Spige, und gehen 
dann wieder zuerfi ein wenig konkav, darauf Fonver gekrümmt, 
an das hintere Ende über, wo fie mit diefer Konverität die 
Antteren: Raͤnder erreichen. ı Jene Spitze tritt nad) außen in 
eine Lücke, welche zwiſchen dem vorderen Rande des Stirnbeines 
und dem oberen des Stirnfortjates vom Oberkiefer übrig bleibe. 


54 


Die vorderen Nänder diefer Knochen find nur fehr flach aus: 
geſchnitten. — " 4 
9.40," Monf Mad 
Chranenbeine 

Die Geftalt der Thraͤnenbeine iſt kurzſchenkelig dreiecfig, 

fo daß die Grundfläche des Dreieds nach vorn, der eine der 
Schenkel nach oben, der andere nach unten, und die Spitze 
rüchwärts liegt, Der vordere Nand iſt mit dem hinteren des 
Stienfortiages vom Oberfiefer, die untere. Ecke und der untere 
Hand mit dem Wangenbeine,: der obere Nand mit dem Stirn: 
Ua se verbunden, ‚Die äußere Fläche if von vorm nach hinten 
fonver; gerade auf der erhabenften Stelle, etwas mehr nach 
vorn hin und in. der Mitte der Länge des Knochens, liegt der 
Eingang des Thränenkanals, welcher nicht erft eine Rinne bils 
det, und ziemlich enge ift. Die unteren Niechbeine fcheinen 
gemunden und etwas eig, in Sn 


G 4, 
Gaumenbeime. 


Das eigentliche Gaumenſtuͤck derſelben iſt ſehr ſchmal, und 
verhaͤltnißmaͤßig lang, ſo daß es gleichſam eine Spitze bildet, 
welche ſich in den Einſchnitt des Oberkiefers ſchiebt. Der hin⸗ 
tere Rand iſt etwas konkav, und ſehr dick. Das aufſteigende 
Naſenſtuͤck ragt ſehr weit nach hinten hinaus, verbindet ſich 
durch feinen hinteren Rand mit den unteren Keilbeinsfiuͤgeln, 
duch) den oberen Rand mit den mittleren Keilbeinsflügefn, 
durch den vorderen Hand mit dem hinteren Ende der Oberkier 
fer, Der untere Rand ift frei, ſehr die und abgerundet," Die 
knoͤcherne Scheidewand der Naſe legt: fich oben an das vordere 
Mittelftürk des Keilbeins, Wahrſcheinlich iſt fie hier auch als 


55 

eim Theil des Siebbeines anzjufehen ; wie bei’ den unten zu 
beſchreibenden Thieren. 

—A 421 
insin * > ante Ri ee? : 
= Det Unterkiefer ift beiidiefen Thieren fehr derbe und groß, 
kommt nach vorn mehr in einen Bogen, als in einen Winkel 
zuſammen; iſt auch hier richt ſo fehräge nach hinten abgefchnit? 
tem, wie bei andern Vierfuͤßern. Er hat eine beträchtliche 
Höhe, und jehe dicke Ränder, "Die Aefte des Unterkiefers find 
ungleich duͤnner als der Körper, folglich die Ränder derfelben 
auch fehneidender. Die Zahnränder liegen nach hinten mit 
ihren innefen Lefzen (labiis internis) ein wenig näher zuſam⸗ 
men, als nach vorn. Sowol der Gelenfs als der Kronenfortz 
faß liegt ziemlich ſchraͤg ruͤckkwaͤrts. Die’ größefte Länge des 
Gelenkknopfes geht von hinten nach vorn, doch) fo, daß die hin; 
teten Enden von beiden Seiten fich einander näher liegen, als 
die vorderen. Der Winkel an jedem Afte des Unterkiefers iſt 
nad hinten ſtark herausgezogen, fo daß er eine größe ftumpfe 
Spitze bildet, welche viel weiter zuruͤckſteht, als der Gelenk⸗ 
Enopf- Der hintere Nand jedes Aftes iſt daher ſtark konkav. 
Die ganze Äußere Fläche des Unterkiefers ift ziemlich’ eben und 
glatt, nur vom vorderen Rande des Gelen£halfes geht eine derbe 
Leifte nach vorn, doch nicht tief, hinab. Ziwifchen dem vorderen 
Rande des Kronenfortfaßes und dem ’hititerften PR, iſt 
eine breite Fläche, welche nach vorn abnimmt 

} $. 43. | 

+ Die Anzahl der Zähne in dein Schädel meiner Sammlung 
beträgt achtzehn; nämlich fünf an jeder Seite im Oberficfer, 
und, vier an jeder Seite im Unterkiefer. Der’ erfte Zahn an 
jeder Seite: des, Obetkiefers ift der Eleinfte; der Lage nach, den 


56 


Eckzaͤhnen anderer, Thiere ähnlich; von Geſtalt ein wenig flach 
fegelförmig, ſtark nach innen gerichtet, und an der Spike 
fohräg von innen nad außen abgeftumpft, die Abjtumpfungs: 
fläche in der Queere erhöhet, und: zu beiden Seiten der leiftens 
artigen Erhöhung, ganz ſchwach konkav. "Das zweite Paar der 
Zaͤhne des Oberkiefers iſt bei weitem das größefte von allen, im 
Queerdurchſchnitte dreiecklg, anı der vorderen und aͤußeren 
Seite ſchwach Eonver, van der inneren ſchwach konkav. Die 
untere Fläche der Krone ſtark vertieft, vorn durch zwei hoͤhere, 
hinten durch eine: niedrigere ſtumpfe Spige oder Ecke begrängt. 
Die Endränder der Krone zwilchen den vorderen und der hinz 
teren Spike eingejchnitten, Die beiden nächften: Paare. der 
Zähne im Ganzen von gleicher Bildung, doch an Größe abneh— 
mend, und mit etwas Eonvereren Seitenflächen, vorzüglich das 
dritte Paar der Vackenzaͤhne. Das vierte oder leßte Paar 
Backenzaͤhne wieder größer, und umgekehrt hinten tiefer hinab⸗ 
ragend als vorn, im Queerdurchſchnitte vierecfig mitiabgeruns 
deten Ecken, die aͤußere Fläche eim wenig konkav. "Das erfte 
Paar der Zähne, des Unterkiefers ifb breiter. und höher, als die 
übrigen. Seine breite vordere Fläche iſt zugleich ein wenig 
nach außen gavandt, und durch eine der Länge nach. hinabge— 
bende Furche ın einen inneren schmäleren und Außeren breiteren 
Theil geſchieden. Die hintere breite Fläche. ift ander. Stelle 
der erwähnten" Furche hervorragend ; die Endfläche. der: Krone 
von vorn nac hinten ſehr ſchraͤg abgeſchnitten. Die beiden 
nächiten Paare find im Ganzen denen im Dberkiefer ähnlich, 
nur umgekehrt hinten höher, als vorm, : Das vierte, letzte Paar 
iſt das ftärkfte von allen, abgerundet vierecfig, und vorn etwas 
höher als hinten. Die Endränder der Krone fiheinen aus’ zwei 
Zirfelbogen zu. beſtehen, welche in ihrer Lage gegen einander 








57 
etwas verrückt find, wodurch an jeder Seite ein Einſchnitt ent⸗ 
ſteht. Uebrigens nehmen die Zähne des Unterkiefets nach hinter 
an Höhe ad. Bei gejhlofenen Kiefern liegt der vorderfte kleine 
Zahn des Oberkiefers am inneren Rande des erſten Unterkiefer⸗ 
zahnes. Alle Zähne ſtehen ziemlich weit von einander ab. 


$. 44. 
Armadill. 


Gleich auf den erſten Anblick unterſcheidet ſich der Schaͤdel 
dieſes Thieres ſo auffallend von dem vorigen, daß er durchaus 
mit demſelben in keine natuͤrliche Ordnung geſetzt werden kann. 
Der ſehr lang und ruͤſſelaͤhnlich vorgezogene Oberkiefer giebt 
dem Schaͤdel nach vorn etwas ſehr ſchweinartiges, doch weicht 
er in den meiſten andern Knochen des Kopfes vom Schweine ſehr 
ab. Die großen Verſchiedenheiten vom Schädel des Faulthieres 
werden fich am beiten aus der folgenden näheren Befchreibung 
beurtheilen laffen. 

$. 45. 
Stirnbeinm 

Diefer Knochen iſt bei weiten der größefte von allen Hirn⸗ 
ſchalenknochen, und von ganz eigener Geftalt. Das Stirnftück 
iſt von vorn nach hinten flacher, von einer Seite zur andern 
frärfer gewoͤlbt; es erfireckt ſich ſchnell fchmäler werdend weit 
nad) vorm, und endet hier in ein ſehr ſchmales Nafenftück, wel: 
ches in- einem flachen Ausfchnitte des vorderen Nandes an bie 
Nafenbeine ſtoͤßt. Das Augenhöhlenftäck iſt verhältnißmäßig 
ſehr Elein, und liegt weit zurück *); der Winkel, welchen es 


ee Ba ug rn sinnueie — 

* Dien flimme völlig mit der Lebeniweife des Thieres überein, da 
#6 uhter der Erde präbt, und folglich, mie der Maulwurf, theils nur 
Eleiner Augen bedarf, theild aber auch in der Kleinheit derſelben/ Schul 


58 


mit dem Stirnſtuͤcke wacht, ift Fehr ‚abgerundet; vom einem 
Dberaugenhöhlenfortfage findet fih keine Spur. ‚Das Augen? 
hoͤhlenſtuͤck ſelbſt iſt von vorm nach ‚hinten ziemlich ſtark konkav; 
es verbindet ſich durch ſeinen vorderen Rand mit dem Thraͤnen⸗ 
beine, durch den unteren mit dem Oberkiefer, mit dem mitt⸗ 
leren Keilbeinsfluͤgel, und der vorderen Hälfte des oberen Ran⸗ 
des der Schläfenihuppe *). Diefer hintere, mit der Schlä- 
fenſchuppe verbundene Theil des unteren Nandes ſteigt nach 
hinten aufwärts, und weicht vom vorderem unter einem Winkel 
ab; auch ift das Stuͤck des Knochens, zu dem er gehört, durch 
eine. ſchwache, abgerundete Leiſte vom eigentlichen Augenhoͤhlen⸗ 
ſtuͤcke gefchieden. Der hintere Rand des ganzen Stirnbeines iſt, 
wie immer, mit dem Scheitelbeine verbunden, und geht von 
oben nach unten ein klein wenig ruͤckwaͤrts, fo daß dieſe Raͤnder 
von beiden Stirnbeinen eine ganz ſchwache Konkavitat bilden, 
8. 46. an Mnmoroei 
Sheitelbeine ERBE VIDE 
Sie find nach Verhaͤltniß Elein, und in der Queere RER 
bon vorn nach hinten aber: faft gar nit, gewoͤlbt, übrigens 
ziemlich regelmäßig, und zwar ein klein wenig gefhobe vier; 
eckig. Am vorderen unteren Winkel liegen ein Paar beträchtz 
liche Gefaͤßloͤcher. Der hintere Rand ragt an feinem mittleren 
Theile ein wenig aufwärts hervor, welches von einem vor ihm 
befindlichen ſchwachen Eindeucke herkommt; diefe Hervorragung 
— an a 5 nat 


gegen äußere Beſchädigungen erhalten harz da überdieß die Thrönenbeine 
"die Augenhöhle nach vorn mehr, als bei andern Thieren ſchũben. MT ’ 

*) Das Stirnbein nöst zwar bei einigen Affenarten und beil dent 
Mautiwurfe auch, mit einem Eleinen Theite an die, Schläfenfehuppe; bei 
einem aber ijt die Länge der Vereinigung diefer beiden Knochen ſo äußerſt 
berrächtlich , als hier beim Armadill, ER REGS 5 2 3 


59 


geht nach innen und vorn in eine ſchwache bogenfoͤrmige Leiſte 
über, welche die Anlage des Schlaͤfenmuskels zu "bezeichnen 
Scheint. Der Schläfenrand iſt unebener und kuͤrzer, als die 
übrigen Raͤnder, und verbinde ſich nur mit der hinteren Hälfte 
des ‚oberen Nandes der Schläfenfchuppe; "der vordere untere 
Winkel ift fehr weit vom mittleren Keilbeinsflügel entfernt. 
$. 47: 
| Hinterhauptsbein. 

Dieſer Knochen weicht im Ganzen unter einem faſt noch 
kleineren als rechten Winkel von den Scheitelbeinen ab, iſt nach 
Verhaͤltniß feiner Breite, welche in der Mitte der Seitenraͤn⸗ 
der weniger, als oben und unten, beträgt, ziemlich hoch, und 
gleichfalls von ausgezeichneter Bildung. In der Mitte der 
äußeren Flähe des Hinterhauptsftücdes geht eine breite Erhoͤ— 
bung hinab, welche eher Wulft, als Leifte heißen fönnte; da, 
wo fie nad) oben abgerundet endet, ift der Knochen fehr dünne, 
und es liegt hier auf jeder Seite neben ihr ein rauber, etwas 
laͤnglicher, Schräg nach außen gezogener Höfer. Neben jenem 
Wulſte ift der Knochen an jeder Seite etivas vertieft. Die 
Gelenkſtuͤcke erftrecken fich ziemlich hoc) an das Hinterhauptss 
‚fh hinauf. Die Gelenffnöpfe find kurz und dick, liegen 
fhräg von oben nad) unten einmwärts und ein wenig rückwärts 
gerichtet, und find an beiden Enden gleich dick. Die vorderen 
Gelenffanäle find ziemlich beträchtlich. Der Zapfen ift, unges 
achtet der Länge des ganzen Kopfes, fehr kurz. Die untere 
Fläche deffelben hat eine breit dreiecfige ftarke Vertiefung *); 





*) Eine Bertiefung der ganzen unteren Fläche des Zapfens finder fich 
noch weit ſtarket beim Biber; bei allen fibrigen Thieren it, fg viel ich 
weiß, die untere Fläche im Ganzen Eonver,: Sollte vieleicht diefe Konka— 
Wiräs sur Bergrößerung der Anfeungsfläche des vorderen Kopfs-und Thrär 


60 


die obere Flächen ft eben daher ein wenig erhaben. Der größefte 
Durchmeſſer des Hinterhauptslocyes geht in die Queere; vor 
dem vorderen Rande deſſelben liegt/ an jeder Seite eine kleine, 
flache, uͤberknorpelte Hervorragung auf der unteren Flaͤche des 
Zapfens, welche zur Bewegung am erſten Halswirbel dient. 

GAR la 

Dom Hirnzelte findet fich- eine fchwache Spur, und zwar 
komme es mit der Bildiing deren Thiere uͤberein, wo das knoͤ⸗ 
cherne Hirnzelt gleichſam aus drei Stuͤcken, eimem mittleren 
oberen, und den zwei Seitenſtuͤcken, zu beſtehen ſcheint. Die 
untere Flaͤche jenes mittleren Stuͤckes iſt ſphaäriſch konkav, und 
die Nath der inneren Scheitelbeinraͤnder geht deutlich mitten 
durch daſſelbe. Ueberall ragt es wenig vor, 

9.49 
Shlafemwbeine 

Auch diefe Knochen haben viel Eigenes in ihrer Bildung + 
die Schuppe nicht fehr hoch; ihr oberer Rand bilder eine Ecke, 
hinter derfelben legt fich das Scheitelbein, vor derfelben das 
Stirnbein an diefen Rand. Der vordere Rand der Schuppe 
läuft nach unten ruͤckwaͤrts, und iſt mit dem mittleren Keils 
beinsflügel verbunden. Der Wangenfortfaß bat eine ſehr ber 
trächtliche Höhe. Sein oberer Nand läuft nach, hinten wie 
eine hohe Leifte, gegen. die hintere Ecke der Schuppe, hinauf; 
daher bleibe zwifchen diefer und ihm eine ftarke Rinne. Nach 
vor. bildet: diefer Nand eine fiumpfe Ecke, welche dem Stirns 
fortſatze anderer Thiere ähnelt; aber nicht, wie bei dieſen, am 
Wangenbeine ſelbſt fist. Dicht unter dem Ende jener. hohen 
Leifte ift ein beträchtliches Loch. Der untere Theil diefes Forts 





germuskels dienen, da dieſes Thier fehe vieler Kraft im Nackengelenke 
bedarf 





61 
ſatzes bilder da, wo der von der Schuppe nach außen abgeht, 
die ſehr flache Geleukgrube finden Unterkiefer, die nach hinten 
nur durch) eine kaum merkliche Niederbeugung..des hinteren 
Randes beſchraͤnkt iſt Der Zitzentheil iſt flach blaſenfoͤrmig. 
Das äußere Gehoͤrloch an ihm ſehr groß, und die Flaͤche deſſel⸗ 
ben etwas ſchraͤg abwaͤrts gewandt. Der Felſentheil iſt nach 
Verhaͤltniß groß, ragt mit ſeiner ſtumpfen oberen Ecke in der 
Schaͤdelhöhle weit vor, und traͤgt noch mit zum unteren Theile 
des knochernen Hirnzeltes bei, indem ſich eine Leiſte des Schei⸗ 
telbeins auf ihm fortſetzt Das, innere Gehoͤtloch iſt flach 
und weit, 2 nn as ! mund! 
r $. ſ0. 
Keidbbeeinmn. 

Das Mittelſtuͤck dieſes Knochens beſteht auch hier aus 
einem vorderen und hinteren Stuͤcke. Der hintere Rand des 
letzteren bildet da, wo er ſich mit dem Hinterhauptszapfen ver⸗ 
bindet, eine gemeinſchaftliche, ziemlich ſtarke Grube an jeder 
Seite, Die unteren, an dieſem hinteren Stuͤcke feſtſitzenden 
Fluͤgel Haben eine ganz ſonderbare Bildung, Sie erſtrecken 
ſich von hinten nach vorn ſchraͤg einwaͤrts, und ihre breiten 
Enden kruͤmmen ſich hier ſo gegen einander, daß fie ſich mit 
ihren vorderen Raͤndern beinahe an den ganzen hinteren Rand 
wer Gaumenbeine legen, und von dieſem in’ der Mitte nut einen 
aͤußerſt kleinen Theil frei Taffen, welches bei anderen Thieren 
gar nicht der Fall ift, wo nämlich der, hintere Rand der! Gau— 
menbeine ganz, oder größtentheils, frei liegt. Die unteren Fluͤgel 
find nicht in zwei Blätter getheilt, ſondern haben an der rund: 
lic) erhabenen, schräg nach vorn ablaufenden Fläche, der Länge 


nach, eine ſchwache breite Furche, und scheinen Hohl zu ſeyn 


Die mittleren Fluͤgel bilden eine obere breitere und eine untere 


62. 


ſchmaͤlere Spike. Jene liegt nach oben gerichtet zwiſchen dem 
vorderen Schuppenrande und dem Augenhoͤhlenſtuͤcke des Stirn⸗ 
beines, dieſe, nach vorn gerichtet) zwiſchen dem aͤußeren Rande 
des Gaumenbeins, und dem hinteren Theile des Oberkiefers. 
Die oberem Flügel find Elein, und laffen die: fehr feinen Sehr 
nervenlöcher, durch, Der Sattel ifi fehr flach. 
51. > his 
Sie bib sent u. 

Es iſt breit und flach, hat einen ſtarken Hahnenkamm, 
trägt mit feinen Seitentheilen nichts zur Bildung der Augen⸗ 
Höhlenwände bei, weil diefelben ganz vom Augenhoͤhlenſtuͤcke 
des Stirnbeines gedeckt find, 

’ t 692.3 

' Dib entirhaisenf But 

Diefe Knochen find jehr lang, und dagegen Außerft niedrig; 
dabei, der Höhe, nad), ftark Eonver, fo daB der vordere Theil, mit 
den Nafenbeinen: zufammengenommen, ein ſchnahelfoͤrmiges 
Anfehen hat.» Einen eigentlichen Stienfortfag kann manıfaum 
annehmen; fondern der obere oder innere. Rand bilder da, wo 
er mit dem Stirnbeine in Berührung: fommt , einen ſehr flach 
zugerundeten Winfel, und ift dann noch hinter diefer Stelle, 
bis an das Thränenbein, mit dem. Stirnbeine in Berührung. 
Bon vorn nach hinten iſt die Außere Fläche des Dberkiefers 
konkav. Der vordere Rand iſt von oben nach unten und hinten 
ſo ſchraͤg abgeſchnitten, daß er mit jenem oberen eine Spitze 
Bilder, welche zwiſchen den Naſen⸗ und Zwiſchenkieferbeinen 
nach vorn ragt. Der Wangenfortſatz iſt hoch, bildet an ſeiner 
Wurzel auf der aͤußeren Flaͤche eine ſtarke Kante (faſt wie bei 
dem Pferde), unter welcher das ziemlich große Unteraugenhoͤh⸗ 
lenloch berauskorumt« Er. feehr übrigens nicht ſehr breit ab⸗ 


63 
und dient beinahe mehr zur Verbindung mit dem Thraͤnen⸗ 
Beine, als mit dem Wangenbeine, Hinter und unter ihm ragt 
noch ein dünnes, etwas blafig aufgetriebenes Stück des Ober⸗ 
kiefers ruͤckwaͤrts, mit welchem fih wieder. der. vordere Theil 
des unteren Randes vom Augenhöhlenftücfe des Stirnbeines 
verbindet; an den auch, ganz nach hinten, ein Stück der mitt; 
feren Keilbeinsflägel ftößt. Das Gaumenftück der Oberkiefer 
ift ſehr lang; die vorderen Eurzen Nänder deffelben find Eonfaw, 
und laufen nad) innen und vorn in’eine ziemliche Spike aus, 
welche fich zwiſchen die Zwiſchenkiefer einfchiebt. Die hinteren 
Ränder find breiter, an jeder Seite im Ganzen Eonfav, aber 
uneben; fie bilden nach außen und hinten eine Spiße, welche von 
beiden Seiten die Gaumenbeine einſchließt; endigen ſich aber 
ſchon weit fruͤher, als der uͤber ihnen liegende blaſige Theil des 
Oberkiefers. Die untere Flaͤche iſt rauh und uneben; man ſieht 
unweit der inneren, ſich beruͤhrenden Raͤnder dieſer Gaumen—⸗ 
ſtuͤcke, eine Reihe von flachen Knoͤtchen an jeder Seite, 
$. 53. 
Zwiſchenkiefer. 

Diefe find ziemlich lang, aber ſehr niedrig, und vun ſon⸗ 
derbarer, Bildung. Ihre Geſichtsflaͤche geht ganz abgerundet 
in die, Gaumenfläche uͤber, und: nimmt von vorn nach hinten 
an Höhe ab, welches fich beiden anderen Thieren gerade umges 
ehrt verhält. Der obere Rand ift hur ganz nad) vorn mit 
einem Eleinen Theile der Nafenbeine, verbunden 5 mach hinten 
ftößt er fchräg ablaufend an den vorderen Nand des Oberkiefers 
Der vordere Nand ift da, wo. er von der Gefichtsfläche an die 
Gaumenfläche übergeht, Eonkav-ausgefihnitten; auf der Gau: 
menfläche jelbft bilder er an jeder-Seite einen Einſchnitt, fo daß 
von beiden Zwiſchenkiefern zulammengenommen: drei. Spitzen 


64 

eiitfteheh, wovon eine in der Mitte Tiegt, "und'Eirzer ind 
ſtumpfer ift, die andern beiden an den Seiten Tiegen, und län 
ger und fpiger find. Die hinteren Ränder Ri Gaumenfläche 
gehen von vorn nach bitten ſtark Eonver in den oberen Rand 
der Gefichtsfläche Über, ſo daß zwiſchen beiden in der Mitte 
des Gaumens ein Einfchniet bleibt, in welchen ſich das vordere 
fpige Ende der Gaumenfläche der Oberklefer einſchiebt. Die 
vorderen Gaumenloͤcher find länglich und Schmalz fie Tiegen bloß 
in den Zmwifchenfiefern, jo daß die Oberfiefer an ihrer Rena 
Eeinen Theil haben. k 

$. 54 ’ 

Wangenbeine. 

Dieſe Knochen ſind im Verhaͤltniſſe der Laͤnge des Kopfes 
außerordentlich kurz, dagegen aber hoch, Ihr oberer Rand 
liegt meiſt frei, und iſt konkav; nach vorn weicht ein kleiner 
Theil des Randes unter einem ſtumpfen Winkel ab, an welchen 
ſich das Thraͤnenbein legt. Der vordere Rand iſt oben konkav, 
unten fonver, 5foͤrmig geſchweift, und legt ſich breit über 
den Wangenfortjaß des Oberfiefers. Der untere Nand tft frei 
liegend, Eonver, und laͤuft nach hinten ziemlich ſtark auswärts. 
Der hintere. Rand, der Fürzefte von allen, geht, mit dem 
Schlaͤfenbeine verbunden, eim wenig fihräg von oben nach 
unten rückwärts, Die Kante vom Wangenfortfake des Ober: 
kiefers ſetzt ſich auch auf die aͤußere Flaͤche des Wangenbeines 
fort, ſo daß unter derſelben dieſe Flaͤche, der Hoͤhe nach, 
konkav erſcheint. 

$. 55. 
Naſenbeine. 

Diefe find ziemlich lang und ſchmal; in der Queere konvex, 
der Länge nad) ſchwach Eonfav, Ihr hinterer Rand ift ſtark 

fonver, 





65 

konver, und legt ſich ein wenig über das Ende des Naſenfort⸗ 
ſatzes am Stirnbeine. Die inneren Raͤnder beider Naſenbeine 
verbinden ſich mit einander, find von allen die dickſten, und 
bilden nach unten eine in die Naſenhoͤhle vorragende Leiſte. 
Die außeren Rander laufen jenen beinahe gleich, nur nach voru 
hinten divergiren fie ein Klein wenig, und find im Ganzen ſehr 
ſchwach Eonver. Daher ift das vordere Ende der Naſenbeine 
um etwas breiter, als das hintere, Die vorderen Ränder der 
Najenbeine find ziemlich Eonver, Uebrigens liegen die äußeren 
Raͤnder am ganzen vorderen Theile der oberen Kieferraͤnder, und 
nur ganz had) vorn find fie mit einem kleinen Theile der oberen 
Raͤnder der Zwifchenkiefer verbunden. Die vordere Najens 
Öffnung iſt in der Queere länglich rund, 


$. 56. 
Shränenbeine 


mehlyer 


u Die Lage dieſer Knochen iſt, nebft der Größe and Verbin 
dung derjelben, ziemlich auffallend, Ihre äußere Fläche liegt, 
wie bei den großen wiederkaͤuenden Thieren, ganz im Gefichte, 
unterjcheidet fich aber von jenen dadurch fehr,, ‚daß der. Eingang 
des Thränenfanales. gar; auf diefer äußeren Fläche liegt, wo er 
nämlich hinten und oben mit einer Ninne anfängt, welche nach 
vorn abwärts läuft, und nahe am vorderen Rande zum Kar 
nale jelbft wird, Der Knochen ift an diefer Gefichtsfläche 
unregelmäßig viereckig, mic Sehr unebenen Nändern, wovon 
det. obere vor der Augenhöhle liege, und an das Stirnbein 
fiößt ; der hintere, frei liegend, den vorderen Rand der Augen⸗ 
hoͤhle bildet; der vordere Jaus zwei in einem’ Einfchnitte zuſam ⸗ 
menkommenden Konveritäten befteht, und am Oberklefer, zum— 
Theile ſchon an der Wurzel des Wangeufortſatzes deſſelben- 
1. Bandes ı. Srüd, € i 


\ 5 


liegt: der untere am oberen Rande des eben genaunten Wan⸗ 
genfortſatzes, und am vorderſten Theile des oberen Wangen⸗ 
beinrandes ſelbſt fiegt. Außer diejersein wenig konvexen Ge⸗ 
ſichtsflaͤche hat dieſer Knochen noch eine-innere, einen Theil des 
Siebbeines deckende, und eine, hintere, auch etwas einwaͤrts 
und frei liegende Flaͤche, welche, von oben nach unten ſchmaͤler 
werdend, ſich durch ihren aͤußeren Rand an die innere Flaͤche 
des Wangenbeines und Wangenfortſatzes vom: Oberkiefer legt; 
mit dem inneren Rande aber oben den vorderen Rand des Au—⸗ 
genhöhlenftickes vom Stirnbeine und -den hinteren blafig: aufs 
getriebenen Theile des Oberkiefers beruͤhrt. 


$. 57. 
Gaumenbeine- 


Sie find beträchtlich groß; an ihrer unteren Fläche vorn 
flach) vertieft, hinten etwas Fonver. Da, wo beide inneren 
Raͤnder zuſammenſtoßen, erhebt: fich auf dieſer Fläche eine 
ſchwache Leiſte. Die vorderen Raͤnder find konver, aber ſehr 
zackig; die hinteren find konkav, und liegen nicht, wie bei 
anderen Thieren, frei, ſondern ſind faſt ganz von den unteren 
Keilbeinsfluͤgeln bedeckt; die kleine in der Mitte frei bleibende 
Stelle wird, wenn ich nicht ſehr irre, auch in der ferneren 
Ausbildung. ver Knochen, noch won dieſen Flügeln bedeckt, 
Die äußeren Ränder liegen theils an. den hinteren Spisen 
der Gaumenſtuͤcke des Oberkiefers, theils weiter hinten, am 
blaſigen Theile des Oberkiefers, und noch weiter ruͤckwaͤrts, 
an der unteren vorwaͤrts laufenden Spitze der. mittleren Keil- 
beinsfluͤgel. Das Naſenſtuͤck der Gaumenbeine iſt aͤußerſt 
niedrig. Von den unteren Muſcheln kann ich nichts ſagen, 
als daß fie lang und ſchmal figd. 


* 





67 

irn ae Ag 
a er u i eoe ret iefer 

Mach dem, was bben von der Länge und dem ſchnabel⸗ 
ahnlichen Anſehen des vorderen Gefichtstheiles geſagt worden 
iſt, verſteht es ſich ſchon von ſelbſt, daß der Winkel, welchen 
beide Seitentheile des Unterkiefers nach vorn Bilden; ſehr 
ſpitz ſeyn muͤſſe. Beide Seitentheite kommen hier mit ihren 
unteren Rändern fo zifantineny,"daß fie eine winkelige Rinne 
bilden; "daher liegen die außeren Flächen der Seitentheile ſchraͤg 
abwaͤrts gewandt, und find Abrigens von oben nach unten 
ziemlich konver; fo wie hingegen die inneren Flaͤchen ſchwach 
konkav find. Die Aeſte gehen ſehr flach ruͤckwaͤrts und brei⸗ 
‚zer werdend ab. Die Kroneñfortſaͤtze ſind lang, und dabei 
ſchraͤg nach Hinten liegend, gegen die Spitze hin ein wenig 
gefrämmt, Die Gelenkknoͤpfe find ſchmal, ziemlich platt; der 
Hals derſelben ſehr flach liegend, an der vorderen oder viel⸗ 
mehrt oberen Seite ein wenig konkab. Det Ausſchnitt jwi- 
ſchen beiden Fortfatzen groß. Unter dem Gelenkfortſatze liegt 
ein” kleiner aufwärts gekruͤmmter Haken, welcher mit den 
Kronenfortſatze von oben nah unten in gerader Finie ſteht. 
Das innere Kieferloch, oder der Eingang zum Zahnhoͤhlen— 
kanale, iſt groß; an der aͤußeren Flaͤche finden ſich nach vorn 
an jedem Seitentheile, ſtatt eines aͤußeren Kieferloches, fünfe 
der ſechſe. Der obere Rand der Seitentheile iſt da, wo 


beide im Winkel nach vorn zuſammenkommen, rund zulaufend. 


Die Bewegung des Kiefergelenkes iſt ziemlich frei. 
9. 5. 
108 dä’ 'n PR 209146 
Auch dieß Thier Hat bekanntlich keine’ Worderzähne; auch 


5 Hfe'von Echzahnen nicht die geringfte Sphr'vorhätden;’ dagegen 


E 2 


68 


hat das ausgewachſene Thier in jedem Kiefer ſechszehn meift 
zweiſpitzige Backenzaͤhne. Nur die vorderen Zähne in jedem 
Kiefer machen eine Ausnahme, da, an ihnen, zumal im Uns 
terkiefer, nur eine Spitze ſich findet. Alle dieſe Zaͤhne ‚find 
von worn mach hinten Eeilföumig, zugeſchaͤrft, doch nicht ſehr 
ſpitzig. Dig beiden Spitzen der Zaͤhne liegen ſeitwaͤrts neben 
einander, seine ‚nach außen, die andere nach innen, und ſchei⸗ 
nen gleichſam dureh zwei flach konkave Ausſchnitte, naͤmlich 
an der vorderen und hinteren Seite des Zahnes, hervorge⸗ 
bracht zu ſeyn. Die Zaͤhne des Oberkiefers richten ihre Enden 
‚ein wenig ſchraͤg nach innen, ſo daß die aͤußere Spitze jedes 
Zahnes ein klein wenig mehr abwaͤrts ragt, als die innere. 
Die Zähne, des; Unterkiefers richten ihre Enden im Ganzen 
auch etwas einwaͤrts; bei ihnen ſind aber die inneren Spitzen 
laͤnger. Die erſten Zaͤhne des Oberkiefers, naͤmlich einer an 
jeder Seite, Haben nur an, der hinteren Seite eine: kleine Kon⸗ 
Eavithe, welche nicht hinreiche, ‚fie in zwei Spitzen zu theilen. 
‚Die erſten Zähne des Unterfiefers: haben gar Feine Komfapinät, 
ſondern find fowol an der vorderen als hinteren Seite konver. 
‚Die Äußere und.innere Seite, jedes Zahnes uͤbertrift allemal an 


Größe die vordere und hintere. Die Länge der inneren, Spieen 


‚an den Zähnen des, Unterfiefers nimmt an den hinteren allmaͤh⸗ 


lig zu. Die mittleren Zähne jedes Kiefers ſind die ſtaͤrkſten. 
Alte Zähne ſtehen von einander ab. Bei der Bewegung der 


Kiefer gleitet die vordere Flaͤche der unteren Zähne an der hig 
teren der unteren Zähne auf und aad 0, m 
$ 6. 
Nagerbiere (Glires). 
Der Hauptcharakter der Nagethiere liegt in den Zähnen 
and. in der Verbindung des Kiefergelenfes, wodurch fie ſich von 


, 


69 N 
allen anderen Saͤugthieren unterfcheisen; eben dieſer leßteren 
Verbindung wegen geht bei allen, die ich vor mir babe, der 
Wangenfortiag des Schläfenbeines gleich am feinem Urſprunge 
mit einer ftarfen Beugung  abwätts und auswärts, und den: 
Schlaͤfenfortſatz des MWangenbeines geht: ganz. unter jenem 
duch, und bilder hinter demſelben eine mehr oder weniger 
ſtarke Ecke, oder Spitze. Der Knopf des Unterfiefers iſt bei 
den meiften rundlicher, als bei den übrigen Säugthierem, und 
zwar fo, daß der groͤßeſte Durchmeſſer deffelben durchaus, nicht, 
wie bei anderen Thieren, in die Queere, Tondern ganz von vor 
nach hinten; geht. Dabei liege auch die Gelenffläche des Kno— 
pfes faft immer etwas Ichräge nach außen gewandt, außer bei 
Hafen, wo ſie gerade aufwärts gerichtet iſt. Ferner ift es dieſen 
Thieren ausichließlid) eigen, daß die Oberkiefer mir den Najenbeiz ı 
nen durchaus in feiner Verbindung ſtehen. Sonſt giebt es im 
; dem Knochenbaue des Schädelsdiefer Thiere fehr auffallende Ver 
ſchiedenheiten. Es iſt aber leicht einzufehen, daß jene allgemeine 
Uebereinſtimmung vorzüglichen Bezug auf die Lebensart diejer 
Thiere habe, welche bei ihren meift harten vegetabilifchen Nahs 
rungsmitteln dieje bejondere Einrichtung des Kiefergelenkes 
erforderten. 


$. 61. 

(u Ze EZ ee 

Die äußere Fläche deffelben ift bei allen Thieren dieſer Ord⸗ 
mung flach, oder doch nur aͤußerſt wenig gewoͤlbt, und: liegt mit 
\ den oberften Theilen der Scheitelbeine, beim Biber und bei den 
| eigentlichen Mäufenrten (Mus), wo es am flachjten iſt, „durchs 
| aus auf einer Ebene; bei Hafen, Kaninchen und Eichhörnchen 
hingegen, wo es etwas mehr Wölbung hat, ‚und wo vorzuͤglich 
| die Scheitelbeine mehr nach hinten abfallen , iſt dieß nicht. der 
| 


70. 


Fall. Die Geſtalt dieſer Fläche iſt ſehr verſchieden: beim Biber 
und beiden Maͤuſearten, namentlich der Ratte, der Haus⸗ und 
großen Feldmaus, bildet der hintere Rand eine mehr oder we⸗ 
niger verlaͤngerte Ecke; bei Haſen, Kaninchen und Eichhoͤrn⸗ 
chen iſt er bloß queerlaufend mund gerade: Die Seitenraͤnder, 
eigentlich die Oberaugenhoͤhlenraͤnder „u welche: das Stirnſtuͤck 
vom Augenhoͤhlenſtuͤcke trennen, laufen beim Biber nach vorn, 
Bei den Mauſearten nach hinten auseinander; bei der Ratte 
‚Sind fie am fehärfften ; beider großen Feldmaus, wo das Stirn⸗ 
bein. überdieß in diefer Gegend von beiden Seiten ſehr zuſam⸗ 
mengedruͤckt ift, am meiften abgerundet. Bei Hafen und Kar 
ninchen liegt. an diefen Raͤndern ein ganz eigener Fortſatz, wel⸗ 
her mit dem Oberaugenhoͤhlenfortſatze anderer Thiere uͤberein⸗ 
fommt, aber in feiner Bildung von ihnen fehr abweicht, vorn 
mit einer Eürzeren, hinten mit einer längerem abgerundeten 
Spitze endiget, fo daß zwiſchen ihm und‘ dem eigentlichen 
Rande des Stirnbeines ein tiefer Ausſchnitt iſt. Auch das 
Eichhörnchen nähere ſich dieſer Bildung; bei den Ratten und: 
Maͤuſearten ift aber Kaum eine Spur’ eines Oberaugenhoͤhlen⸗ 
fortfakes; höchftens eine ganz ſtumpfe Ecke. Der vordere, mit 
den Nafenbeinen und den Zwoiichenkiefern verbundene Raud des’ 
Stirnbeines bildet beim Biber und bei ven Mäufenrten einen 
ſtarken Einfchnitt, in welchem nur in der Mitte eine kleine Ecke 
hervorfiehtz beiden Hafen, Kaninchen und Eichhörnchen. aber‘ 
ift diefe Ecke fo groß und breit, daß fie bei weitem den: größefteit 
Theil ausmacht, und daher der. Einſchnitt ganz verſchwindet. 
Die Zacken dieſes Randes find bei’ den Mäufearten ungeheuer 
lang. Bei Hafen und Kaninchem geht vom Außerften Theile 
dieſes Nandes ein langer Stachel an jeder Seite nach vorn ab, 
welcher fich außen an das Zwifchenkieferbein feat, "Das Augenr 





7 


hoͤhlenſtuͤck geht) an jeder Seite fehräg nach innen vom Stirn: 
ſtucke ab; und da es ſich der, Länge nach‘, oder von vorm nad) 
hinten, kruͤmmt, fo schließe es zugleich mit dem von unten daran 
gränzenden Keilbeine einen doppelt koniſchen Raum ein, fo daß 
die Grundfläche des einen Kegels nach hinten, die des anderen 
nach vorn gewandt ifty in den vorderen Eonifchen Raum fchiebt 
fidy das Siebbein, in dem hintere liegen die vorderen Hirns 
lappen; gerade da, wo die abgeſtutzten Spisen beider Kegel ſich 
berühren, liege die Sicbplatte, Bei dem Biber verhält es fich 
nicht ſo: denn da ift das Augenhoͤhlenſtuͤck fehr Elein, und ganz 
platt, Stirnhoͤhlen finden fich bei allen dieſen Thieren nicht: 


v 


$. 62, 

Sheitelbeine 

Meift im Ganzen vieretig, doch mehr oder weniger uns 
regelmäßig, auch faſt uͤberall nur wenig gewoͤlbt. Bei der) 
gemeinen Ratte und Hausmaus am vegelmäßigften. Dei der’ 
großen Feldinaus lauft den vordere Rand fehe fchräg nach außen 
und vorn, weil die Ecke des hinteren Stirnbeinrandes fo ſtark 
iſt. Bei dem Eichhörnchen: wird die Negelmäßigkeit durch das 
ſtarke Bor: und Hinabtreten dev Schlaͤfenecke geftöre, woher 
ſich der vordere Rand fehr am aͤußerſten Theile nach vorn 
krümmt, und der Schläfenennd mit einem Winkel aufwärts, 
feige. Bei Hafen und Kaninchen ziemlich vegelmäßig, und im 


2 Verhaͤltniſſe klein, aber mit einem eigenen langen Fortſatze ver⸗ 


| ſehen, welcher von der Ede zwifchen dem hinteren und unteren 


e 





| 


Rande abgeht, und von der Schuppe des Schläfenbeines ber 
det wird. Beim Biber, im Verhältniffe der großen Länge, 
ſehr ſchmal, und am meiften von der vierecfigen Geftalt abwei- 


hend: da erftlich das Stirmbein mit feiner. hinteren Ecke weit 


72 


zwiſchen dieſelben tritt; und fuͤrs andere die hinteren Theile der 
inneren Ränder wieder durch ein großes Zwickelbein nach außen 
gedraͤngt, folglich die hinteren Raͤnder ſelbſt verkürzt werden. 
Die Spur vonder Anlage des Schlaͤfenmuskels, oder die halb: 
kreisfoͤrmige Leiſte, it bei den Bibern ſtark zu fehen, und ſchnei⸗ 
det etwa das innere Drittheil des Scheitelbeines der Länge nach 
ab; hinten geht fie noch. höher hinauf, und ſtoͤßt mit der von 


der anderen Seite dicht zufaumens Bei den Mäufearten ift * 


ſie zwar verhaͤltnißmaͤßig ſehr ſcharf und ftark , . Schneider 
aber nur das äußere Drittheil ai Beim Eichhörnchen liegt 
fie. etwa in dev Mitte; ſo auch beim Hafen, vorzüglich am 
hinteren Theile, 


$. 63. 
NEST 


An allen diefen Thieren, ſo viele ich deren zu ſehen Gele: 
genheit gehabt habe, ſtoßen die hinteren Ränder der Scheitel: 
beine ganz oder zum Theile an ein ſehr großes Zwickelbein, wels 
ches zwifchen ihnen und dem Hinterhauptsbeine liege; - Dieß 
Zwickelbein ift bei den Maͤuſearten ſchinal, feiner" geößeften 
Länge nach queer liegend, und verbindet fi) mit dem ganzen 
hinteren Rande der beiden Scheitelbeine. Beim Biber liegt 
es der Länge nach von vorn nach hinten, zwifchen. den hinteren 
Theilen der inneren Scheitelbeinränder, welche, wie es ſcheint, 


einen Theil defeiben von oben. bedecken; iſt vorm etwas ſpitz 


zulaufend, hinten, wo es fich mit dem Hinterhauptsbeine ver⸗ 
bindet, breit, und hat in der Mitte eine: der Langer nach lau⸗ 
fende Icharfe Leifte, Bei Eichhörnchen bildet es ein Dreieck mit 


kurzen Schenkeln. Bei Hafen und Kaninchen iſt es am Fleins 


ſten, laͤnglichrund, und queer liegend, 


i 






7 





— 


73 

er AIEET Sn 2 1 0E2 2 597 

dir Ainterbanptsbeim 

Das eigentliche Hinterhauptsſtuͤck iſt bed dem meiften faſt 
garnicht gewoͤlbt; beim Biber, Hafen und Kaninchen sim Ger 
gentheile noch durch ſtarke Eindruͤcke vertieft; es weicht vom 
Zapfen bei allen unten einem voͤllig rechten, ja wohl noch 
etwas; weniger als rechten Winkel ab, Auf der Gränze, oder 
gerade an dem Winkel, liegen die, Ichräg yon hinten und auf 
fen nach vorm and innen: gewandten Gelenkfnöpfe, deren Ger 
lenkflaͤchen ziemlich ftark nach außen, und nur mit dem vorder⸗ 
ſten Iheile nach unten gerichter find. „State der oberen 
Kreisleiften des Menfchenihädels, findet ſich eine meiſteus 
ſcharfe Queerleifte, ‚welche ich die große Sinterhauptsleifte 
Gexilta occipitalis magna) nenne; fie liegt am hinteren 
Kunde des Zwickelbeines, iſt beim Biber. ſehr hoch und ſcharf— 
bei den Mäufearten viel weniger, doch ſchaͤrfer alsı beim. Eich⸗ 
hoͤrnchen. Bei Hafen und Kaninchen wird fie garnicht Durch, 


das Zufammentreffen des Nandes vom Hinterbauptsftüde mit 


dem Zwickelbeine igebildet, fondern das Hinterhauptsftüc beugt 
ſich am oberen Drittheile mit: einem beinahe rechten Winkel 
nach vorn; diejer Winkel bilder die ſcharfe Queerleiſte, welche 
aber kürzer ift als bei den Übrigen Nagethieren. Bei allen 
bildet das Hinterhauptsftück oben einen Seitenfortfaß au jeder 
Seite, welche fih mit dem Schläfenbeine verbindet, bei der 
Ratte, dem Eichhörnchen und Hafen breiter, bei der großen 
Feldmaus ſchmaͤler, beim Biber am unbetraͤchtlichſten iſt. 
Dicht nach außen, neben dem Gelenkknopfe, geht an jeder Seite 
noch ein, bei allen Thieren dieſer Ordnung zu bemerkender, Fort: 
ſatz hinab, welcher bei ven Hafen, Kaninchen und großen Feldmaͤu⸗ 
fen am ftärkften und längften, bei den Ratten ein wenig kürzer, 


78 


und bein Biber am allerkuͤrzeſten iſt; ich nenne ihn eins für 
allemal den unteren Hinterhauptsfortſatz ( procellus oceipita- 
lis inferior), ' Däs Hinterhauptsloch liegt fenkvecht wenn 
der Kopf auf einer wagerechten Ebene ruhet; nur bein Hafen, 
100 der ganze Kopf von hinten nach vorn ziemlich ſtark gebogen 
iſt, neigt es ſich ſehr gegen den Horizont, ſteht aber, wenn das 
abgeſonderte Hinterhauptsbein auf feinen Zapfentheile ruhet, 
gleichfalls ſenkrecht. Unten, zwiſchen beiden Gelenkflaͤchen, iſt eo) 
bei allen etwasiausgefchnitten ; übrigens beim Biber und bei der 
Feldmaus etwas abgerundet dreiecklg, bei Hafen und. Kanin⸗ 
hen oben nod) mit einem Eleineren Ausfchnitte verjehen. - Der! 
Zapfen ift bei allen diejen Thieren Eurz, im Verhaͤltniſſe der 
Länge des Kopfes, die obere Fläche deffelben Bei allen etwas 
ausgehöhlt, die untere ein wenig erhaben, und mic einer der 
Länge nach Taufenden Leifte verfehen, welche bei Hafen und 
Kaninchen fogar vorn noch zwei andere deutliche Leifien neben 
ſich Hat. Nur der Biber macht von allen diefen und übrigen’ 
mir bekannten Thieren darin eine fonderbare Ausnahme, daß 
die untere Fläche des Zapfens, in ihrem ganzen Umfange, eine 
geräumige, tiefe Höhle bildet, und die obere ſtark, ſowol der’ 
Fänge’ als Breite nach, Eonver ift, fo daß der Zapfen nur ein 
dünnes, durchfcheinendes Knochenblatt mit tief abwaͤrts ragen⸗ 
gen Raͤndern bildet *), . Ab I 212 
$. 6. va ’ 

Shläfenberim it 

Dei allen Thieren dieſer Ordnung ift Schuppen? Zigen: 
und Felfentheil deutlich durch Näthe oder Anlagen verbunden, 
Der Zißentheil liegt, im Verhältniffe zum äußeren Gehörlsche, 





*) Mur ⸗beim Armadil finder fich etwas Aehntiches. ©. $. 47. 





h 





75 
weit mehr vorwärts, als bei Menſchen und Affen, und har 
eine blaſenfoͤrmige Geftalt: ». Die Schuppe iſt, verhaͤltnißmaͤßig 
zw ihrer Länge, niedrig; der Wangenfortfaß kommt nicht von 
ihrem unterften Theile, ſondern viel hoͤher oben, als bei Mens 
ſchen und anderen Thieren, von ihrer Mitte; kruͤmmt ſich erſt 


ab⸗ und dann vorwärts, und iſt verhaͤltnißmaͤßig kuͤrzer, als 


bei Menfchen und. anderen Thieren. Nach hinten: geht von. der 
Schuppe ein eigener, ſehr bezeichnender, Sortfaß ab, welcher 
fich von außen an das Hinterhauptsbein, dicht uber dem Auße: 
ten Gehörgange, anlegt, wie. bei Eichhörnchen, Ratten und 
den großen Feldmaͤuſen; oder an einem, zum Felſenbeine gehoͤ— 
rigen, über dem Gehörgange liegenden Theile, wie bei Hafer 
und Kaninchen. Die Geftalt dieſes Fortfaßes ſelbſt ift ſehr 


verſchieden: bei Haſen und Kaninchen iſt er duͤnn und lang, am 


Ende abgerundet und etwas breiter; beim Eichhoͤrnchen ſehr 
groß und breit; bei der großen Feldmaus gar doppelt, ſo daß 
zwiſchen beiden eine zur Schaͤdelhoͤhle führende geräumige, Oeff⸗ 
nung übrig bleibt; bei Iatten und Hausmaͤuſen dagegen einfach, 
und ſtark. Der Griffelfortfaß bei Hafen und Kaninchen ſehr 
deutlich. Der Eingang des Ohres bei den meiften ſehr weit, 
und ohne äußeren Gehörgang, dicht uͤber oder eigentlich in dem 
Zitzenfortſatze felbft liegend. Nur beim Biber, Hafen-und Kaz 
ninchen ein langer und etivas 'engerer Gehörgang, der. beim 
erften fchräge nach außen abfteht, bei den beiden lekteren aber 
mehr gerade nach oben und etwas nad) hinten gerichtet ift. 
6 

Rn Keilbeim 

Dieſer Knochen weicht in feiner Bildung außerordentlich 
som menfchlichen ab, und zwar fowol in Ruͤckſicht des Mittels 


bi theils oder Körpers, als der Flügel. "Der Mitteltheil ift bei 


76: 
den jüngeren Thieren deutlich aus’ zwei Stuͤcken zuſammenge⸗ 
fest, wovon an dem hinteren, bei der Sprengung, die mittle⸗ 
ren und unteren, an dem vorderen. nur die oberen Flügel ſitzen 
bleiben. - Auch Hafen und Kaninchen ſtimmen hiemit überein,’ 
find aber übrigens durch die Bildung, der vorderen oder oberen 
Keilbeinflügel ſehr ausgezeichnet. Dieſe übertreffen nämlich die, 
mittleren an Größe, und bilden von allen uͤbrigen Knochen den) 
größeften Theil der Augenhoͤhlen. Es läßt ſich an diefen oberen, 
Flügeln ein vorderer und hinterer Theil unterfcheiden zder vor⸗ 
dere liegt tiefer, weicht von dem der anderen Seite nach außen 





und vorn ab, kommt hinten aber mit ihm zujanınen, ſo daß 
in diefem zwifchen ihnen bleibenden Raume der hintere untere 
Theil des Siebbeines eingeſchloſſen iſt. Der hintere Theil, von 
dem vorderen durch das Sehnervenloch geſchieden, ſteigt nach 
hinten auf⸗ und auswärts; liegt alſo höher als der vordere, 
ſtoͤßt mit dem oberen Rande an das Augenhoͤhlenſtuck des 
Stirnbeines, mit dem hinteren an die Schuppe des Schläfens 
beines, mit dem unteren an den vorderen Rand dev mittleren 
Flügel Die mittleren Flügel find im Ganzen wiereckig, doch. 
wit jehe unebenen rauhen Raͤndern; fie liegen ganz hinten in 
und zum Theile außer der Augenhöhle, durch ihre aͤußeren 
Raͤnder mit der Schläfenfchuppe, durch die hinteren mit den 
Felfenbeinen verbunden. Die unteren Flügel bilden ſehr breite 
Fluͤgelgruben; das innere Blatt ift beträchtlich länger, hat 
einen ftarken Hafen, der am Ende etwas dicker und abgerundet 
ift; das Äußere Blatt ift am Ende auch etwas rückwärts ges 
främmt. Der Vidifche Kanal ift außerordentlich groß, und 
bier mehr Loch als Kanal. Die hinteren geneigten Fortſaͤtze 
des Mitrelftückes, oder die Sattellehne, ſehr hoch. Die Abda⸗ 
chung (Blumenbachs Clinus) macht wit dem Zapfen: des 


77 
Sinterhauptsbeines einen ſtarken Winkel. Der Tuͤrkenſattel 
iſt ſehr tief, Aus feinem Boden geht ein betraͤchtliches Loc) 
durch das Mittelftiick des Keilbeines; nach vorn wird dies Mit: 
‚selftück beträchtlich ſchmaͤler; zwiſchen ihm und den mittleren 
Fluͤgeln find tiefe Einſchnitte won vorn nach hinten, "Der vors 
‚dere Theil des Mittelftückes wird wieder: etwas; breiter. « Zwi⸗ 
ſchen ihm und den hinteren Theilen beider oberen: Flügel: ift ein 


in der Mitte ‚von oben. nach unten zufammengezogenes Loch, 
‚ welches zu beiden Seiten als Sehnervenloch in die Augenhoͤh⸗ 


len führt. 
Ne , $ 67. 

Bei Mäufen, Ratten, und Feldmäufen ſind die oberen 
Keilbeinfluͤgel felfE Elein, woher fie auch nur einen Außerft unbe: 
trächtlichen ‚Theil der Augenhöhlenmwand ausmachen; dagegen 
tagen. die Augenhöhlenftäcke des Stirnbeines viel tiefer hinab. 
Die Sehnervenlächer find durch. eine ſchmale Scheidewand von 
einander, getrennt. « Die mittleren Fhigel ftoßen mit einem klei⸗ 
nen Theile an die oberen, ‚Der. tiefe Einfchnitt zwiſchen den 
großen. Flügeln und demihinteren Theile des Mittelſtuͤckes ift 
bier noch betraͤchtlicher, als bei Hafen und Kaninchen. Bei 
der großen Feldmaus ragen ein Paar blafenartig aufgetriebene 
längliche Knochenſtuͤcke in. diefen Einfchnitten herauf, welche 
zum Oberkiefer gehören. Won einem vertieften Tuͤrkenſattel 
und von dev Sattellehne iſt bei allen diefen Thieren feine Spurz 
die obere Fläche des hinteren Mittelſtuͤckes iſt kaum ein wenig 
der Länge nach vertieft. „Beim Eichhörnchen, wo übrigens die 
oberen Keilbeinflügel ‚gleichfalls ſehr Hein find, liegen die Sehr 
‚nervenlöcher, viel weiter auseinander, und es iſt dicht hinter 


- Ihnen eine dem Tuͤrkenſattel analoge Vertiefung. Die eiförmir 


gen Löcher find bei allen dieſen Thieren fehr groß, fo wie au 


78 
dle Vidiſchen Kanaͤle Die unteren ‘oder hinteren Keilbeinflũ ⸗ 
gel, welche ber! Biber, Haſen und Kaninchen deutlich in zwei 
Blaͤtter getheilt find, Haben bei Eichhoͤrnchen, Ratten ind 
Maͤuſearten nut ein undentliches aͤußeres Blatt, welches aber 
bei der Hausmaus noch am ſichtbarſten, bei dem Eichhoͤrnchen 
hingegen gar nicht zu bemerken ift. Das innere Blatt iſt bei 
allen ſehr lang zuruͤckgezogen, mit einen ſtarken Haken verſe⸗ 
hen, welcher vorzuͤglich bei der großen Feldmaus ſehr nahe an 
den Zitzenfortſatz des Schlaͤfenbeines geht, Alam 
$. 68. a TIL RIT 
Sie 

Bei feinem "von dieſen Thieren iſt irgend ein Theil des . 
Siebbeines zur Bildung der Augenhoͤhle angewandt; die Pa: 
‚pierplatte (os planum feu papyraceum )' fehle ihnen alſo 
‚gänzlich, da die tief herabragenden Augenhoͤhlenſtuͤcke des Stirn⸗ 
beines die Seitentheile der Augenhoͤhle in diefer Gegend bilden, 
und das Siebbein nach hinten bedecken, deſſen uͤbriger Theil 
von den Oberfiefeen eingefchloffen wird. "Die Siebplatte hat 
bei alfen ein mehr: oder weniger dreiecfiges Anfehen; die Grund⸗ 
fläche des Dreiecks ift nach oben gewandt. Statt des Hahheit: 
kammes findet fich nur eine ſehr ſchwache Leifte, Ein mehr der 
weniger verlängerter Gang führe gleichfam aus der Schädel, | 
Höhle zur Siebplatte, und dient zur Aufnahme der vorderen 
verlängerten Zißenfortfäge des Hirnes. "Die fenkrechte Pfatte 
des Siebbeines tritt meiftens ſo weit hinab, daß fie auf den 
Kamm der Oberkiefer ſtoͤßt, und fo die Scheidewand der Ne: 
ſenhoͤhle bildet. Mit: dem Keilbeine hänge diejelbe bei keinem 
diefer Ihiere zuſammen, und es hat diejes daher auch Feine 
Scheidenfortfäge. Bet dem Hafen wird‘ der untere Theil der 
Scheidewand aus den nach innen fortgeſetzten und umgeſchla⸗ 


er 





h 79 
genen Knochenplatten gebildet, welche die unteren, Zellen: des 
Siebbeines ſchließen. ¶Bei dieſen Thieren hat auch die Augens 
hoͤhle nach vorn eine große, meiſt viereckige Oeffnung, durch 
welche man einen Theil des Siebbeines ſehen kann 


— ——— —V———— — 
2 u Dibsertikiri.enfierts ı 
Die Oberkiefer find nach VBerhättniß kurz, und vorn si 


den meiften Thieren diefer Ordnung im Ganzen ziemlich gerade 
von oben nad) unten abgeſchnitten, ſo daß, wenn man ıdie 
Zaden oder Unebenheiten der vorderen Raͤnder nicht mitrechnet, 
fie etwas weniges fchräg vorwärts: laufen. Ihr Stirnfortfag 
ift verhaͤltnißmaͤßig klein 5 defto ungeheurer abersder Wangen 
fortiaß bei den meiften ‚welcher breit an jeder Seite auswärts 
ragt, feine mehr oder weniger von einen, Seite zur andern Eons 
kave vordere oder Geſichtsflaͤche ſchraͤg vor⸗ und abwaͤrts, ſeine 
zweite oder Augenhoͤhlenflaͤche, welche die Augenhoͤhle nach 
vorne ſchließt, rück: und aufwärts richtet. Dieß gilt von allen 
Thieren dieſer Ordnung, außer vom Haſen und Kaninchen, 
Zwiſchen dem inneren Rande dieſes Fortſatzes und dem Ober—⸗ 
kiefer ſelbſt, liegt eine betraͤchtliche Oeffnung, welche dem Unter⸗ 
augenhoͤhlenloche bei Menſchen analog, aber ungleich groͤßer 
und auders gelegen iſt. Beim Biber und Eichhörnchen wire 
fie bloß vom Oberkiefer feldft gebildet, und ift bei erſterem ſehr 
ſchmal und lang; bei. den übrigen Thieren diejer Ordnung ‚wird 
fie nach oben. vom Wangenbeine gejchloffen. Der fehr große 
weite Aſt des fuͤnften Nervenpaares hat durch dieſelbe ſeinen 
Ausgang. Der Augenhoͤhlentheil des Oberkiefers liegt vom 
menſchlichen ganz. verſchieden, nämlich der ſenkrechten Linie 
‚slemlich nahe; der Zahnhöhlenrand fett fih von ihm, ohne 
Winfeh, gerade nach ‚hinten fort. . Der Gaumentheil iſt verbälts 


80 


nißmaͤßig ſehr ſchmal; Heim Biber am auffalleudſten; es: luft 
bei dieſem Thiere an der uuteren Flaͤche deſſelhen der Laͤnge nach 
eine ſtarke Leiſte, und ueben iht zwei flache Rinnen Bei den 
übrigen iſt die Leiſte hreiter, weniger ſcharf, „auch ſind die Rin⸗ 
nen ſehr flach. Beim Haſengeſchlechte nichts, Aehnliches. Jene 
Leiſte ſetzt ſich nach vorn fort, und bewirkt mit die Theilung des 
vorderen Gaumenloches; es beſteht daher der vordere Rand 
jedes. Gaumenſtuͤckes aus einem tiefen ſchmalen Ausſchnitte. 


Der hintere Rand laͤuft ſchraͤg von hinten nach vorn und ein⸗ 


waͤrts, fo daß zwiſchen beiden hinteren Raͤndern ein flacherer 
oder tieferer Ausſchnitt uͤbrig bleibt. Beim Eichhoͤrnchen iſt 
dieß am wenigſten der Fall... Bei Haſen und der großen Feld⸗ 
maus, einigermaßen auch beim Biber, erhebt ſich der Grund 
der Zahnluͤcken wie blafenartig. Beim Haſengeſchlechte Liegen 
dieſe Blaſenerhoͤhungen im vorderen Theile der Augenhöhie 
dicht hinter und unter der. großen Deffnung, dutch welche man 
‚einen Theil des Siebbeines ſieht. Beim Biber liegen ſie weit 
mehr nach hinten in der Augenhoͤhle, und. bei der großen Feld: 
maus liegen ſie gar innerhalb der Schädelhähle, gerade in den 
Ausſchnitten zwiſchen den mittleren Flügeln und dem Mittel: 
ſtuͤcke des Keilbeines. Die Kieferhöhlen find bei dieſen Thieren 
nicht fehr beträchtlich. Die. Oberfiefer .ftehen mit den Naſen⸗ 
beinen gar nicht in Verbindung. Beim Hafengefchlechre ift die 
äußere Wand des Oberkiefers auf eine fonderbare Art durchbro— 
Ken, und das eigentliche Gaumenſtuͤck ift hier aa 

kurz von vorn u) hinten. — 
$..70 u 

Smifchıe ntiefen. 

Die Zwifchenkieferbeine find bei dieſen Thieren RL 
mäßig groß, indem fie ſich beträchtlich mweie won vorn nach 
hinten 


— 





81 
hinten’ Bin erſtrecken. Bei der ganzen Ordnung machen die 
Seitenflächen derſelben mit ‚der Gaumen flache durchaus feinen | 
Winkel, ſondern jene gehen unmittelbar, abgerundet, in diefe 
über,, wodurch fich dieſe Thiere von den allermeiften übrigen ſehr 
unterſcheiden. An ber inneren ober Naſenſeite finder ſich ein 
mehr gder weniger hervotſtehender Wulſt, welcher beim Biber 
am ftärkften iſt, und von der darin ſteckenden ungeheuren Wurs 
zel des Nagezahnes an jeder Seite gebildet, oder herausgetrieben 
wird. Bei allen dieſen Thieren ſtoͤßt das hintere Ende dieſer 
Kuochen an das Stirnbein, und der innere Rand an das Na⸗ 
ſenbein feiner Seite. ‚Bei dem Haſengeſchlechte iſt der Theil, 
welchen an das, Stirnbein und an die Nafenbeine ſtoͤßt, ein fehr 
langer, ſchmaler Fortſatz, welcher diejes ſonderhore Geſchlecht 
wieder vor allen andern auszeichnet, Bei dem Eichhörnchen iſt 
das hintere Ende am breiteſten, und bildet mit dem Stirnbeine 
eine wahre Nath; diefe Nach ift bei den Ratten und Mäufer 
arten ſehr langzackig. Der Gaumentheil iſt ſchmal und Eohver, 
bat an feinem hinteren Kande einen tiefen Ausfhnitt, welcher 
mit dem der Oberkiefer das Gaumenloch zufammenfekt; diefes 
iſt/ im Verhaͤltniß der großen Laͤnge, ſehr ſchmal, und durch 
eine auſenee Pas in et getheilt. An I Su 
dem fih da, wo beide aneinander ftoßen, ein doppeltes —5 
Blatt erhebt, welches nad, ohen auseinander läuft, und eine 
Rinne bildet, in die fich ‚die Enorpelige Naſenſcheidewand und 
das vordere Ende des vom Siebbeine abgehenden Scheidebeines 
fest. Das Gaumenloch iſt Übrigens bei dem Haſengeſchlechte 
am groͤßeſten, und zwar außerordentlich weit; hinten breiter, 
porn ſchmaͤler. Mach diefem ift es bei der Ratte am beträcht: 
lichſten, beim Eichhörnchen hingegen am Eleinften. . 
2. Bandıs 1. Srüd, r 5 


AR N inaE a NR 26) IR — ———— mag 
DIRGED;A — J u ei moment IB ri 5 

Diefe * rad far; Ser 
Hang. Zoe Kieferfortſatz iſt beſonders lang, und liegt zwiſchen 
dem Oberkiefer und dem vorderen ‚Äußeren Theile des Stirnbei⸗ 


nes, fo daß er vom Stirnbeine mir'einen Meinen) ; vom Ober⸗ 


tiefer aber einen fehr groben Ar RT den Ratten 


und Moau ſearten ſchließt dieſer Knochen des Unteraugenhohlen 


og von oben, wie ein aͤber delegtet Balkon, Fir. Beu dem klei⸗ 
neren Thleren dieſer Abnung gverwaͤchſt die Berbindung mit 
dem Stienbeine, und Oßerkiefer, vorzüglich Aber mit dem letzte⸗ 
ren, ſchr feng. "Das Mittelſtuck dieſes Knochens iſt nur bitte 


Vlbe viel Härter als die Fortfäge, und bildet mach oben deine. - 


berrächeliche Ecke. Der Schlaͤfenfortſatz iſt lang, und geht 
gan "unter dem Wangenforkfe ake des Schläfenbeines durch De 
Sochbogen ift daher bei allen dieſen Thieren ſehr ſtark, und nach 
unten —— ſteht auch betrachtuch an den Seiten‘ well Basis 
H %. — 3 Dun BR 

\ Nafen beine 
Diefe find fang; der Fänge und Breite nad) fehr flach kom 
ver, meiſt Hiiiten ſchmaͤler als worny ſchleben ſch wiſchen die 
Zwiſchenkieferbeine weit hinein. Bilden da, wo⸗ fie "eirrander det 
Lenge nad) berühren, eine nur ehbae hernorftch erde life) Ant: 
fehen diefer md einem ſich etwas mehr nach außen Ahebenden 
und nach eben diefer Richtung mgeſchlagenen Knochenblattchen 
eine Sinne, Diejes a endiger fi fi ch nehr oder 


nd. mou 


weniger entfernt vom vorderbn Raude der Naſenbeine wo es 


ſich bei dem Haſch fo and) in die Qekre an’ dus Naſenbein 
legt, dab es hier gleichſam cin ſackformiges derſchloſſenes Ende 


nimmt, Bei biefem Thiere ſind auch die Naſenbelne außer 


( aut 


N. 





183 
ordentlich groß und breit, haben die Geftalt eines rautenfhrmi« 
‚gen langen Viereckes und fihd umgefebrt, wie bei den anderen 
— dieſch Ba beinahe DIE breiter als vorn. 


Sun? ] TE ein 2 
Er ; Ar 





‚Thränendeine, 


Ben * Biber und Eichhoͤruchen ſind — ns ganz 
Beurlich; Ne liegen zwiſchen dem Außerften vorderen Theile des 
"Stichbeihes, dent Augenhoͤhlentheile des Oberkiefers, und der 
vorderen Spike des. Wangenbeinesz find flach konkav, und bu: 
den durch das Zufammentveren mit dem Oberkiefer einen etwas 

ipfattgedrückten Kanal" Bei den Maͤuſe⸗ und Nattenarten 
hingegen finde ich dicht vor der dem Unteraugenhöhlenloshe ent: 
ſprechenden Deffuung, der Eingang eines Kanales an der Seite 
Des Oberkiefers, durch) welchen eine Haarſonde in die Naſen⸗ 
Höhle unter die untere Mufchel gelangt, Vermuthlich werden 
durch dieſe die Thranen ausgefuͤhrt. BeirHafen und Kaninchen 
ſind die Thraͤnenbeine verhaͤltnißmaͤßig groß: man kann daran 
den Körper und zieh beträchtliche Fortſaͤtze unterſcheiden. Der 
Eblper iſt an der aͤußeren Fläche etwas  Eorikan an der inneren 
ſqwach Fonver, und ſtoͤßt mit ſeinem konvexen Rande oben md 
hinten an das Augenhoͤhlenſtuͤck des Stirnbeines, in der Mitte 
aun den vorderen Raud des oberen Keilbeinflügels, unten am 
"den Dberkiefer. Der eine von den Fortfägen liegt nach oben 
md außen, und ragt als eine Spike oder Zacke neben dem vor; 
deren Augenhöhlenrande nad) außen hervor, Der andere Dder 
Ehranenfortſatz iſt langer, und fo von beiden Seiten zufam: 
mengebogen, daß er eine tiefe Thraͤnenrinne bildet; er verbin⸗ 
det ſich mit einer Leiſte des Oberklefers zum Ak und 
ganz nach, vorn gewichtet. 


E22} 
» 


84 

ee he Ne Me 
BEIDE WERTE MUT A 
an: Horisze She dab $ U lleesigag Aa 
Die unteren Muſcheln find vorzüglich bei dem Biber und 
bei den Narten: und Maͤuſearten fehr fach, weil, wegen. der 
durch die Zahmourzein veruhjacheen Wulfte an der Nafenfläche 
‚der Zwiſchenkiefer, die Naſenhoͤhle ſehr enge iſt · Beim Haſeu⸗ 
geſchlechte liegen fie weiter zuruͤck, breiten ſich mehr augaund 
ebſcheinen, von vorn. geſehen, aͤſtig · Sie decken die aͤußerſt 
Sunberrächelihen Kieferhoͤhlen· Das Secheidebein iſt bei den 
Thieren dieſer Ordnung kein abgeſonderter Knochen, ſteht aus) 
ige mit dem Keilbeine in Verbindung, ſondern geht als ein 
eigenes Knochenblatt vom hinteren unteren Theile des, Siebbei⸗ 
nes ab. Es entſteht ‚aus zwei Platten, welche, die hinteren 
unteren Zellen des Siebbeines deckend, ſich nach innen umſchla⸗ 
gen, und fo in das Scheidebein übergehen; und. hänge) nach 
oben mit der ſenkrechten Siebbeinsplatte zuſammen. 

3. a an ee u ro 
Knie Sau meiner HATT as 
Die Gaumenplarte deſſelben iſt beisden verſchiedenen Thie⸗ 
ven dieſer Ordnung ziemlich verſchieden, beim Biber kommen 
beide nach vorn in eine Spitze zuſammen, Bilden: folglich. ein 
Dreieck mit etwas unebenen Raͤndern, und fchieben ſich ſo weit 
zwiſchen die: Oberkiefer hineinBeim Eich hoͤrnchet Hingegen 
machen ſie mit dem Gaumenſtuͤcke der Oberkiefer eine gugerlans 
fende gerade Nath;.und ſind folglich viereckig, Bei der Ratte 
iſt dieß im Ganzen auch der Fallz nur iſt ihre Laͤnge hier von 
vorn nach Hinten ungleich beträchtlicher,o Beinder großen Feld⸗ 
maus iſt die Gaumenflaͤche ſehr uneben/ und dat, ſo wie die 
gleichnamige Fläche der Oberkiefer ,wiele Löcher, unter denen 








85 

die groͤßeſten den Fluͤgelgaumenkanaͤlen analog find; welche ſich 
auch bei. den übrigen finden, Bei dem Hajengefshlechte iſt diefe 
Flaͤche ganz außerordentlich Elein, von vorn mach hinten kaum 
eine Linie lang; jener Loͤcher liegen zwifchen diefen Gaumens 
flücken und dem der. Oberfiefer. Das Stück, was ſich nach 
hinten verlängert, um ſich mit den unteren Keilbeinsflügeln zu. 
verbinden; ift bei dem’ Hafen fehr lang, und ſelbſt in ein aͤuße⸗ 
es und inneres Blatt getrennt, um damit an die gleichnamigen: 
Theile der unteren Fluͤgel zu treten. Auch bei den uͤbrigen 
Thleren dieſer Ordnung iſt es verhaͤltnißmaͤßig laͤnger, als bei 
Menſchen, und bildet meiſt einen Theil der Fluͤgelgruben. Das 
Auffteigende Stuͤck der Gaumenbeine bildet beim Hafen einen, 
beträchtlichen Theil der inneren Augenhoͤhlenwand; dieß gilt 
auch vom Eichhoͤrnchen; beinbeiden bildet ein Ausſchnitt am 

vorderen Rande dieſes Stuͤckes mit einem andern am Oberkiefer 
an anſehnliches Loch „was. dem foraminiı,(phenopalatino. bed 
Menſchen anatog iſt. Beide auffteigende Stücde konvergiren 
nach oben, und tragen das; vordere Mittelftück des’ Keilbeines; 
auch. ftoßen die hinteren unteren Siebbeinszellen. an den vordez 
ein Theil diefer auffteigenden Stüde bei beiden erwähnten 
Shieren und überhaupt theilen fihdie> auffteigenden Stuͤcke 
nach vorm und oben, den menfchlichen analog, in mehrere 
Blattchen von verſchiedener Richtung. 
sa $. 76 
in (hm am sreimieneihiert 
Am oberen Rande des Koͤrpers iſt bei allen in der Gegend 
bes erſten Backenzahnes ein ziemlich ſtarker Abſatz, vor. demjel? 
ben iſt der Unterklefer weit weniger hoch und breit; doch iſt dieß 
beim Haſengeſchlechte am wenigſten der Fall. Da, wo ſich 
beide Stüde des Unterfiefers zufammen verbinden, machen fie 


2 
86. 
nach hinten eitten ſehr ſpitzen Winkel: Dicht hinter dieſer Bern 
bindung vage bei den meiſten ein kleines Knoͤpfchen oder kums, 
pfes Spitzchen mach "hinten hervor. Die unteren Ränder find 
breit; vor ihrem Dinteren Theile läuft eine Leiſte an der äußeren 
Fläche nach vor⸗ und aufwaͤrts, welche mit der vom vorderen 
Rande des Aſtes fortgeſetzten aͤußeren ſchraͤgen Kieferleiſte (Air 
nea obliqua externa) in einem-Winfel, etwa in der Mitte 
dieſer Flaͤche, zuſammenſtoͤßt. Die Aeſte des Unterklefers ſind 
im Verhaͤltniſſe zum Körper fehr groß. Zwiſchen ihrer inneren 
Fläche und dem hinteren Theile des Zahnhöhlenrandes: bleibt 
eine ziemlich beträchtliche ausgehöhlte Fläche übrig. Bei dem 
Haſengeſchlechte iſt dieß aber durchaus der Fall nicht. Den 
Winkel des Unterfiefers, da, wo naͤmlich der hintere Rand des 
Aſtes mit dem witeren zuſammenkommt, iſt Bei. allen dieſen 
Thieren in einen mehr ‚oder weniger ſtarken Fortſatz verlängert, 
fo daß der hintere Rand des Aſtes dadurch. ein ausgeſchnittenes 
Anſehen erhaͤlt, oder ſtark konkav wird; bei der großen Feld⸗ 
maus bildet der hintere Rand ſogar einen tiefen Einſchnitt. 
Beim Biber und Haſengeſchlechte ſteht dieſer Fortſatz, welcher 
übrigens dieſer Ordnung nicht allein eigen iſt, wenn der Unters 
Fiefer auf einer auagerechten Fläche ruhet, weiter zurück, als der 
Gelenkknopf; bei den übrigen hingegen fallen beide im eine ſenk⸗ 
rechte Linie, oder der Gelenkknopf ragt noch etiwas weiter zuruͤck. 
Bei der großen Feldmans ift diefer Fortfaß am ſchmalſten, und 
bafenförmig; bei den uͤbrigen breiter, und allemal nad) auf 
wärts gekrümmt. Der Kronenfortfag tagt beim Biber viel 
höher, als der Gelenffnopf, hinauf; bei den übrigen liegt er 
mit ihm meiſt in einer wagerechten Ebenez allemal iſt er, wie 
ein Haken, etwas nach hinten gekruͤmmt, ſo daß er einen vor⸗ 
deren Eonveren und einen hinteren koukaven Rand hat. Der 








% 
Hafe macht g ich bizrin N wie in, mehreren Stuͤcken, eine beſon⸗ 
dere, Ausnahme; denn ‚bei ibm J der Keonenfortfag kaum Ber 
inerfbar, ı „uud list, ungleich siefer,. ale der Gelenkknopf. Bon 
vorderen I Theile a Gelsnefnepfes, 2% de beim Hafen eine ſcharfe 
Leiſte, welche zugleich ſtatt der uneten ſchraͤgen Sieferfeifte iſt, 
bis auf den Zahohehlenrand hinab, uno diefe macht mit dem 
ua Anuen etwas angeſchlagenen Kronenfortjage eine, ſtarke 
Rune, weiche, dicht hinter der biaterſten Zahnluͤcke mit einer 
ngtihrunben, £ Sfaung burchbehrt if. Der Geleukknopf hat, 
ſewol beim Haſen,— als, ‚bei den Übrigen Thieren diejes Geſchlech⸗ 
tes „bie ſonderbare 7 ſchon oben erwähnte Lage von hinten nach 
vom; er iſt porn Dicker ß Binten dünner; der Hals deffelben iſt 
son beiden Seiten ſehr plattgedrückt, und ſteht bei den meiften 
etwas. ſchraͤger tüdwärts, Die sußere Flaͤche des Aſtes iſt bei 
den, weiſten y0R 1 und unter dem Gelenefnopfe mit einem Ein 
drucke verſehen; an der inneren iſt die innere ſchrage Kieferlelſte 
———— ſtark, und unter ihr iſt die innere Fläche des yon 
intel n gbgehenden Sortfahes. mehr oder weniger ſtark vertieft. 
„Außer, dem bei alten vorhandenen Außeren und inneren Kiefer 
ode, finde ch bei der großen Seldmans noch ein betracheliehes 
Log ı ‚mitten. auf der Flaͤche zwiſchen dem Aſie und. dem Zahn⸗ 
pöblensane. ., 
— § Zar, ; I: 
TEEN: 3 ä h n , a 
— Die Zhjere biefer Ordnung zeighnen fi 6) bekanntlich das 
” Burc). aus, daß ji fie in jedem Kiefer zwei Vorderzähne und gar 
feine Echahne haben, Nur das Hafengeichlecht ift dadurch ſehr 
jonderhar verſchieden, das hinter den Vorderzaͤhnen des Ober; 
iefers noch wei kleinere ſtehen. Dicfe Vorderzaͤhne der Nage⸗ 
hiere haben keine durch Abſatz, Rand, oder, deutliche Verſchie⸗ 


& 

denheit ber Subftanz ‚ausgegeichngte, Krone z .fonbern bilden 
einen mehr oder weniger gekruͤmmten Bogen, deſſen elnes Ende 
im Berpältnig der ganzen Lange nur ſehr wenig aus der Zahn⸗ 
hoͤhle hervorragt und von hinten nach porn ſchraͤg abgeſchnitten 
iſt, ſo daß es eine Eeilförmige, quetlliegende Schärfe Bilder; 
welche, ihrer Bildung nach, auf verſchiedene Art ablheicht⸗ 
Das andere Ende des Bogens, welches tief in der Zahnhohlt 
ſteckt, iſt hohl, und har, nur dunne Wande; doch erſtreckt ſich 
dieſe Hohlung welche übrigens am Ende gang offen iſt, nicht 
weit hinauf, und uͤberhaupt iſt die Slbbſtang des oberen Endes 
dichter. Der Glanz der äußeren Fläche des Wut ſelendes iſt 
von dem der Krone nur wenig unterſchieden. Bel den meiſten 
ift die vordere Släche des Kronenendes gelblich oder braͤunlich 
gefärht, und an diefer gefärbten Fläche etwas glänzender, ale 
am ungefärbten Nurzelende, Die Zähne des Ößerkiefers find 
ſtaͤrker gekrümmt, und ein wenig kuͤrzer, als die unteren; uͤber⸗ 
haupt aber find dieſe Zähne ſehr lang, and folglich ihre‘ Zah 
hoͤhlen außerordentlich tief. Das Kronenende ragt auch bei den 
Oberzaͤhnen allemal weniger aus der Zahnhohle hetvbr/ als bei. 
den üntergahnen; ; die vordere Fläche beider aber iſt allemal we⸗ 
niger bedeckt, als die hintere, weil die Flaͤchen der Zahnhohlen 
Öffnungen ſehr ſchraͤg abgeſchnitten find. Was die Geſtalt 
dieſer Zähne Überhaupt betrift, ſo iſt die vordere Fläche derſel— 
ben allemal ein Elein wenig in der Queere konver; die hintere, 
ſo weit fü e hervorragt, in eben der Richtung konfav.“ Die 
innere Flaͤche, mit der beide Zaͤhne des Ober⸗ und natettleſtes 
aneinander liegen, ift am meiſten platt; die äußere: frärter 
Eonver. ‚Die hintere Fläche fett fih, zumal an ber Zähnen 
des Unterkiefers, nit immer auf die Murzel, fort ’ und bie 
legtere erhäft in diefem Falle ein dreiecfiges Anfehen im‘ Qeer⸗ 


85 | 
dorchſchnitte wo namtichedie alißete Flache ſich zugleich ſchraͤg 
nach oben wendet, ins mit der inneren Bier in einem Winkel 


ſuſammenkommt!eSo iſt es zJ %. bei der großen Feldmans 


and bei dem Biber; belim Hafen hingegen iſt die Hintere Flache 
auch an der Wurdel fehr deutlich "and zwar der Lange nach, 

ik einer Furche verſehen (eine ſolche, aber feinere, Furche 
findet ſich ber’ dieſemn Thiere auch an der vorderen Fläche); der 
Zahn erfcheint alſo auf dem“ Dneerdutchfcehnitte viereckig, und 
äibae am breiteſten in der Richtung von einer Seite zur ander, 
Bei der Ratte hingegen, wo ſich der" Queerdurchſchuitt auch 
einigermaßen viereckig Feigt, iſt dns Maaß in der Queere un⸗ 
gleich geringer, als’ das 'von der vorderen Bis zur hinteren 
Fläche; die ferstere iſt ſtark Fonver, ımd geht fehr abgerundet 
kin die äußere über.) Etrons Aehnliches findet ſich beim Eiche 
Börnchen. Die Schneide der Zähne des Oberkiefers iſt bei dem 
Eichhörnchen und bei der großen Feldmans ein Elein wenig 
tonkavz bei dem Hafen hat fie einen Einſchnitt, und iſt zu bei 
ben Seiten deſſelben Foilver; bei’ der Matte ift fie Fonver. Ar 
ben Zahnen des Untetkiefers iſt fie, im volllommenen Zuftande, 
bei allen konver, und zwar hei dem Eichhörnchen am ſtaͤrkſten. 
Die Backenahne zwiſchen welchen und den Vorderzah⸗ 
nen ein ſehr welter Raum Statt finder find in ihrer Bildung 
bei dieſen Thieren, ungeachtet / gewiſſer allgemelner Ueberein⸗ 
ſtimmungen; doch ſehr verſchleden. Darin kommen fie ſaͤmtlich 
uberein, daß die Endflaͤche ihrer Kronch keine hervorragenden 
ſcharfen Spitzen bilden, ſondern, im Ganzen flach abgeſchnit 
ten, nur mit mannigfaltig verſchiedenen Erhöhungen und Ber: 
tiefungen verfehen find; doch weicht hievon das Eichhörnchen 
etwas ab, welches am Äußeren Rande der Kronen vorzüglich 
ſchon ſtumpfe Erhöhungen hat. Bei dem Hafengefchtechte 


98 


AWem die⸗ Zaͤhne de Osiris hrem geößeften, Darhmefe 
nach, queer, und an ihren aͤußeren Endruͤndern wiedriger, als 
an ‚dei inneren. Die Endſſaͤchen ſelbſt fund in dev, Queere ein 
wenig: konkav, und durch eine, in der Mitte gleichfalls gneer⸗ 
laufende Erhöhung oder Leiſte in, zwei, Vertiefungen, namlich, 
eine. vordere und hintere, getheilt. ‚Die ‚breite, vordere Flaͤche 
jedes. Zahnes iſt won einge Spite, zur anderen ſtaͤrter die breite 
hintere Bläche,, in eben der Richtung , ſchwaͤcher konverx. „Die 
aͤußere ſchmale Fläche iſt non voru nach hinten ſtartk konkay „,die 
innere eſuweſt Fire "a äuferf wenig —X Pe 
Ex £onver ; die hintere,meniger, Ne has fläufer — Die 
Flaͤchen ſetzen ſich von der Krone unmittelbar ohne Abſat an die 
Wurzel fort, ſo daß alſo der ganze Zahn ſich nach außen kruͤm⸗ 
met. Der vorderſte Zahn iſt kleiner, und hat uur eine Vertie⸗ 
fung oder Queerfurche an feiner, Endflaͤche. Der hinterſte zahn 
iſt der allerkleinſte mund, hat gleichfalls: nur eine Vertiefung, an 
der Endflaͤche. An der äußeren Seite ragt der Zahnhoͤhlenraud 
des Oberkiefers weit tiefer, hinab, als an, der inneren. Die 
Zahl der Backenzaͤhne im Oberkiefer „uf überhaupt, zwoͤlſe. Sm 
Unterkiefer finden fich an jeder Seite nur, fünfe, alſo zuſammen 
zehn Zähne, welche auch ein, wenig, in ihrer Bildung abweichen. 
Sie ſind naͤmlich uͤberhaupt von porn nach hinten viel dicker, 
yon; einer, Seite zur anderen aber abſolut ſchmaͤſler, als die des 
Oberkiefers. Ferner iſt hier der vorderſte am groͤßeſten, ‚Indem 
er nämlich nach vorn ‚noch, gleichſam einen, ſchmaͤleren Anhang 
hats melcher aber auch ganz mit auf die Wurzʒel übergeht; dgz 
hen, ſind auch an ſeiner äußeren Flaͤche zwei, der Lange nach hin ⸗ 
Ben“ Kinnen, al 7— a kruͤmmt id, ip, if, —* 


PH 





Sn 





* 


innen, alſo gerade umgetkehrt "wie die Wurzeln ‚des; Oberfier 
fers. Die Queerverriefiingen, auf den Endflächen. der, Kronen 
find Hier. im Verhaͤltniß ihrer Länge und ſelbſt abſolut breiter, 
als an den Zähnen‘ des; Oberkiefers. , Auch) der hiuterſte kleinſte 
Zahn des; Untetklefers hat zwei Wertiefungen an feiner Ends 
fläche, und. fecht übrigens mit ſeiner Wurzel weit nach hinten, 
zuruck. Die Endflaͤchen der Kronen find, an der inneren Seite 
etwas höher hinaufragend; an den aͤußeren Rändern. hingegen 
niedriger. Die vordere. Queervertiefung der Eudflaͤche jades 
Zahnes im Unterkiefer liegt allemal ein wenig MER 
die, ‚hintere. hr De B 

* Die Badenzähne: des —— ſind u. anna 
oh Ihre Zahl beträgt in jedem Kiefer achtes- im Oher⸗ 
tiefer kommt an jeder Seite noch ein fuͤnfter Zahn vor den uͤbri⸗ 
gen Badenzähnen hervor, welchen aber ungleich kleiuer iſt, nur 
eine einfache Wurzel hat, und etwas nach innen vor dem erſten 
Badenzahne ſteht. Alle übrigen Badenzähne des Oberkiefers 
Haben drei zackige Wurzeln, deren zroeisnac) außen liegen/ kuͤr⸗ 
zer, duͤnner, gerader, und ein klein wenig nach innen gehogen 
ſind; die dritte größere liegt nach innen, und kruͤmmt ſich ſtark 
auswärts. Die Kronen ſind bei dieſem Thiere deutlich von den 
einzeln ſtehenden Wurzeln verſchieden, auch mit, glaͤnzendem 
Schmelze überzogen. Die äußere Flaͤche derſelben iſt etwas 
breiter, die innere ſchmaͤler, und von vorn nach hinten ſtark 
tonver. Die Endfläche iſt in der Queere koukav, und hat zwei 
nach eben dieſer Richtung laufende Leiſten oder Erhoͤhungen, 
welche eine Vertiefung zwiſchen fich laſſen, und am äußeren 
Rande. der Endfläche, wie Spitzen, ſtark hervorſtehen. Der 
hintere Zahn hat nur eine: ſolche Queererhabenheit, und. ift 
hinter diefer fphärifch konkav. Die acht Zähne des Unterkiefers 


x 


gr 

haben jetre Sei’ ueerleiſten an den Endftͤche m ehler Kronen’ 
micht ſondern find in Sorgen ſphariſch konkabe doch in der! 
Queere frärker, als von work nach hinten; am äußeren’ Narbe! 
ſtehen ein Paar ſtumpfe Erhoͤhmden die Geſtalt dele Endfla⸗ 
hen iſt etwas laͤnglich/ rautenfomig nu‘ der vorderſte Zahn 
macht hieboen gewiſſermaßen eine Autnahme, da er vorn fchmär 
fer als Hinten iſt; dieſer hat auch nur ziel Wurzeln eine vor⸗ 
dere und eine hintere; die übrigen Backenzaͤhne des Unterkiefers 
haben vier Wurzeln. Alle Backenzaͤhne liegen’ dicht anemnandert 
Die große Feldmaus kommt in Rackſicht dar Backen aͤhne 
dadurch wieder dem Hafen näher, daß zwiſchen Kronedund 
Wurzel’ Fin Abſatz/ und außer den Endflächen, welche an der 
Worzel offen an der Krone aber geſchloſſen find, die eine ſo 
wie die andere geſtaltet ift. Dieß Thier hat in jedem Kiefer 
nur feche Backenzahne. Ihre Geſtalt laßt ſich am beſten durch 
die Anſicht eines Queerdurchſchnittes beſtimmen: dieſer erſcheint 
naͤmlich ats eine doppelte Reihe von Zickzacken, deren jede am 
den Zaͤhnen des Oberklefers nach außen und innen drei Borfprind 
gendo Ecken oder Winkel bilder. "Der vordere Nand ſedes Zick⸗ 
zacks iſt iin Oberkiefer konver, der hintere konkav, md: die 
inneren’ Ecken der aͤußeren Zickzacke greifen in die außeren Ecken 
der inneren Zickzacke ein. Die vordere Fläche jedes Zahnes ib 
konver/ die hintere hat einen der Länge nach hinabfanfenden 
ſchatfen Winkel) und iſt neben dieſem nach innen und außen 
rinnenfoͤrmig ausgehoͤhlt. Jede Seitenfläche bildet daher drei 
ſchaͤrfe Leiſten mit zwiſchenliegenden Rinnen‘) und hat ein kanel⸗ 
lirtes Anſehen. Die Zähne nehmen von vorn nach hinten an 
Größe, vorzüglich an Höhe und Breite, abz der zweite bildet 
nach innen ein Zickzack weniger. Die Eundflaͤchen der Kronen 
find zwiſchen den Zickzacken ein wenig vertieft. | Die Kanten 





‘95 
der · Zickzacke. ſind auf. dieſen Flaͤchen mit Schmelz überzogen. 
Im Unterkiefer iſt die Bildung der Backenzaͤhne dieſelbe; nur 
daß der erſte Zahn vier Zickzacke bitoer,, md nach vorn ein hart 
kouvet deihiseifees Ende hat denn 
‚Die gemeine Ratte ſteht —— und dem 
Eichhoͤrnchen mitten inne, naͤhert ſich doch aber dem letzteren 
ungleich mehr, indem ‚ihre, Badenzähne mic zackigen Wurzeln 
verſehen und an der Krone mit einem ſehr glaͤnzenden Schmelze 
überzogen finds. Mit der Seldenans kommen/ ſie nur in ſofern 
-überein,onls ihre Kronen an den Endflaͤchen platter abgeſchnit⸗ 
ten ſind, und nicht jo hervorragende Ecken haben, als beim 
Eichhoͤruchen. Der serie und groͤßeſte Zahn „des; Oberkiefets 
hat fünf Wurzeln, wovon die eine, ſtaͤrkſte und laͤngſte, nach vorn 
ſteht; die uͤbrigen viere ſtehen im Vierecke hinter ihr. Der 
wweite Zahm hat vier, und der dritte drei Wurzeln. Die End⸗ 
flaͤchen der Kronen haben queerlaufende, nach porn, zu kouvexe 
Erhoͤhuugen Die Zaͤhne des Unterkiefers, deren gleichfalls 
ſechſe vorhanden finds haben ſowol in dev Zahl; ihrer Wurzeln, 
als in der Stellung derſelben und in der Bildung ihrer Kronen, 
vollkommene Aehnlichkeit mit / denen des Oberklefers; nur find 
die Wurzeln im Unterkiefer viel derber und ſtaͤrker, Die Haus ⸗ 
maus kommt Im Ganzen mit der Ratte uͤberein; nur ſind ihre 
Zaͤhne an den Endflaͤchen tiefer eingeſchnitten ſo daß die Erhoͤ⸗ 
hungen dieſer Endſtaͤchen etwas ſraͤrker hervorragen 
Wer ſieht micht offeubar Zune genau die Bildung Den, Bak⸗ 
kenzaͤhne dieſer Thiere mit ihrer verſchiedenen Lebenſweiſe zus 
ſammenhaͤngt? Die Feldmaus welche bloß Vegetabilien zer⸗ 
malmt, kommt, fo wie der Haſe, mit einigen erh 
„größeren Thieren am nachſten uͤberein. 





—* 


NER . * X DPETPTOHER ET RG: 





a LET PR IKEA SL A HR, DE, 


Beihreisung, des Sundengebubes vom. Y 
| Armadiut⸗ Ra — 











ulagı FORD E ST ERE TITRETE IHR — BEST RTIESTRRRRNE RG 1 ilend 
Das Atmadill weiche nicht inllehr im Baue ſeines Schaͤdels 
ſondern auch in der Bildung der meiſten uͤbrigen Knochen ſeines 
Korpers/ ſo ſeht von anderen Vierfuͤßern ab, Daß eine genauere 
Konntniß dieſer Theile dem Oſteologen insbeſondere, aber auch 
Aberhaupt jedem Naturforſcher/ der nicht bloß bei der aͤußeren 
Geſtalt der! geſchaffenen Weſen ſtehen bleibt, ſehr intereſſaut 
ſeyn map Wie die guͤtige Matur durchaus die groͤßeſte Zweck⸗ 
maͤßigkelt im kleinſten Theile, fo wieim ungeheuerſten Ganzen, 
beobachtet Ho iſt auch bei dieſem Thiere alles mit der Lebensatt 
deſſelben im der ſchoͤnſten Uebereinſtimmung. So wie uoͤber⸗ 
haupt Auch nicht ein Stäubchen der. weiten Schoͤpfung dam; 
ſouſt da iſt/ ſo muͤſſen auch die fonderbaren Eigenthuͤmlichkeiten 
dieſes Klochengebaͤudes alle zu⸗ beſtimmten Zwecken dienen, 
wenn ſie gleich, wenigſtens wicht alle, unſerem ſtumpfen Scharf⸗ 
ſinne ſchon einleuchten. Ein allgemeiner Zweck leuchtet: indeſſen 
aus dem Ganzen offenbar genug: hervor: Faͤhigkeit naͤmlich und 
kraͤftiges Vermoͤgen, unter der Erde zu wuͤhlen; dazu iſt der 
gauze Bau der Knochen ſo derbzdazu ſind die Knochen der 
Gliedmaßen, zumal dev hinteren, ſo ſtaͤmmig, die Wirbel ſo 
breit; dazu iſt das Becken ſo feſt⸗r und — — hinten in 
die Laͤnge gezogen, in vi" — ui 





*) Bom Schädel deſſeiben oben &. 57 u. 9. & in amendiis N 
Ditypus uovemeincrus Zinn. — Bilrons Kaſchikame. 


— 


— 





9 

DEE 2 512220 2.0125 2722 25 71715 SESSEEEEE En 

Das Kückgrath diefes Thieres beftehe, bis zum Kreuzbeine, 
aus drei und zwanzig Wirbeln ‚von welchen ſieben zum Halſe, 
ie EB Ph ſum Bauche hehöreh.Diefe Wirbel 
ſind an Breite und Höhe Tehe verſchteden. "Die Breite, welche 
Bei den Halswirbeln ſehr betraͤchtlich iſt, nimmt vom weiten 
Halswirhel bis zum ebſten · Bruſtwirbel zu, won dieſem Bis zum 
VEN Bluſticbel wilder betrachtlich nd bann!och ein⸗ 
mal bie zum Boten)" doch nur mimnetklich zur, NO dag die Kör⸗ 
GEBE Bauchwirbel ſelbſt · Ungleich ehthäter ſind als die der 
Salswirbel Die Richrumgver ganden Wirsehänle (Cwenn das 
Shler im der wagetethten Stellung auf vler Füßen’einhergegenb 
Hedacht wird / im welcher Lage im der Folge alle einzelnen KH 
Ken gefchtlbert werden) iſt verſchieden / und zwar ſo gekrummt 
BAR bie bordere Fläche der Malew irbel zuſammengenommen, 
hach dbein ein Hein werig”tonkan ‚nach unten aber flach konvor 
Et Zwiſchen dem · ſechs ken  sießehten Hals wirbel ift aber 
ein ſrarker Winkel indem die vordere Fläche‘ des lehzteren⸗ ſo 
ſtare Areas, daß die Halswirbel von den Bruſtirbeln 
Anter einem vbilig rechten Winkel nach oben und ruckwarts Abs 
DE Kntinmungen der übrigen Wirbel find imge 
fahr ſo wie bel dem 'Mehfchen: namlich die untere Flache ver 
pen eme klein er Foriverz die der Hinter 


ak oT AUETER — ann de u :a run. 





K 12777, BIP0 TB TI 77 PERL TEE 70 
2 gene it bei er Zrpifaentnorpein die J—— 


Michtung Der, Barlickr, oeiche begin “deh fh in die 


- BindÖsciogenen Kopfes, bei verhättißmäßig kurzen Gliedinaben, und wer 


gen der Zurüdjtehung des Kopfes unter das gepanzerte Nüdfenfchild; nörktg 
toar. "Diet dieſe Aichtung dee Hntsmwirbel kommt der Kopf wagerecht und 
gerddsaus du fehen, welches durch bloße Aneſtreckung des Gelenkes inte 
den ihm und dem erflen Halöwirbei nicht gu möglich war. FESTEN 





* 
ſten Bruſtwirbel zuſammengenommen konkav die der Bauch ⸗ 
wirbel wieder ein wenig konver . 01 II HR 

er a an 

Der. erſte Halsıwirbel oder , Träger, (atlas)ı Hefteht ‚aus 
einem unteren ſchmaͤleren und einem oberen breiteren Bogen, 
und den beiden, Seisens oder, Gelenktheiſen. Queerfortſaͤtze 
ſind kaum ſichthar, nur nach hinten amd ‚oben. einenlängliche, 
hiſtwaͤbnuga — alsgin Anelegen pre * 
find von;oben u — und —— 
nach eben dieſer Richtung / zin weuig;, ihre Kuorpelſlͤche ſeht 
ſich ſogar auf den ‚vorderen Rand des unteren Bogens fort, 
woraus zu erhellen ſcheint, daß der Kopf, meiſtens in einer ſtar⸗ 
‚fen, Beugung gegen die Halswirbel ſey "si Die: hinteren 
Gelenkflaͤchen für, die Berbindung mit dem zweiten Halswirbel 
ſind kleiner „als ‚jene; „ihre groͤßeſte Länge geht mehr in, die 
Queere; die der vorderen mehr von oben nach unten. ; Sie find 
An der Richtung der groͤßeſten Länge Eonfav; doch weniger als 
die vorderen. „Dig Hervorragungen für die Anlage des, Queer⸗ 
handes, —— des zweiten —A— nach hinten 
* find au an. — Seite diefes Tirbels noch wei odcher· das 
eine geht von der, äußeren Flaͤche des, Gelenktheiles nach innen, 
wo es fi) am oberen Rande der hinteren Gelenkflaͤche offnet; 
das andere geht gerade durch den oberen Bogen, da, wo er 
vom Gelenktheile anfängt. Senes Diener der Se 
dieſes 


— — ee TESTS 

) In der ftärkjten, Beugung tritt der vordere Rand um die untert 
Fläche des unteren, Bogens in de Vertiefung, .am Zapfen „des Dintem 
hauptsbeines. S. oben S. 59. 9: 47. ı 2. 


"97 
aiofeß?denm erſten HnlnervenizumnDurchgange;i welcher hier 
alſo nicht, wien beit Menſchen durch eine —— des 
Traͤgers geht. as DREH bo? ar 
m. Der zweite Halswirbel ·oder Dreher⸗ (Epihropbeis) iſt 
wenigſtens kei dem von /mir liegenden Thiere, vbgleich daſſelbe 
noch jung iſt, mit dem dritten ganz verwachſen 2)era iſt, 


ſelbſt venZahn abgerechnet hoͤher als alle auͤbrigen Halswir⸗ 


— 





bez und hat gar keine Spur von Queerfortſaͤtzen, wodurch 
er ſich alſo von dem der Menſchen, Affen; und den meiſten 
uͤbrigen Thieren unterſcheidet. Der Zahn iſt verhoaͤltnißmaͤßig 


iemlich lang/ naber ſtark aufwaͤrts gebogen, und im Queer⸗ 


durchmeſſer am⸗ ſtaͤrkſten. An der unteren Flaͤche iſt er ganz 
uberknorpelt, nach hinten, an eben dieſer Fluͤche, 4durch eine 
vorragende Leiſte begraͤnztz Die vorderen Gelenkfortſaͤtze zur 
Verbindung mit dem Traͤger liegen ſehr ſchraͤg wach vorn und 
une / ſind innen ſchmaͤler, außen breiter, und ſphaͤriſch kon⸗ 
HN Der vbere Bogen geht vom Wirbelkoͤrper au eder Seite 
Sim Ganzen unter einemmſtumpferen Winkel ab ‚als beiden 
Abrigen Halswirbelnʒ ergehrimach oben in einejehwiftarke, 
Aange konverxe Schneider uͤber (das Analogon des Dornfort: 
ſatzeswelcher bei den meiſten Thieren an dieſem zweiten 
Wirbel Kine Ianggezogene Schneide, und nicht eine Spitze, 
Bilden), welche: nach Hinten ſo weit überragt, daß fie nicht 
“allein den mittleren Theil! des: Bogens vom dritten Halswir⸗ 
bel deckt, ſondern noch hinter ihm ſich fortfeßt: Die hinteren 
Iſchieſen Fortſatze des Drehers ſind ſehr flach, das heißt, ihre 


Gerlenkflaͤchen liegen beinahe ſenkrecht nach hinten, und ei: 


di 





*) An einem aften Thiere wird wahrfcheintic) keine ‚Spur ber ehema⸗ 
igen Ztennliny übrig bleiben; dag aber ——— Wei Tirbel 27 jeigen 
Die Haſcnetventocher eht deutlich, ie - . in 


1. Bandes 1. Stüd, & 


‘98 

wenig nach innen. ‚gerichtet.tDiesunteren Fläche des Korpers 
iſt meiſt ganz platt nur aͤußerſt wenig in der Queere konver. 
Das Loch für die Wirbelſchlagader liegt dicht hinter dem 
uͤberſtehenden Rande der worderen Gelentflachen; das längs 
liche Loch fin den Halsnerven dicht hinter dem: vorderen 
Rande des Bogens . un. a ern 

Die übrigen Halswirbel ſind einander iw ihren Bildung 
— aͤhnlich: ihre Koͤrper breit und duͤnne, die untere 
Flaͤche derſelben im Ganzen platt, aber durch zwei der Länge 
nach: laufende ſchwache Leiſten im den breiteren) Mitteltheil 
und. dien zwei fchmöleren: Seitentheile abgetheilt· Jede dieſer 
Abtheilungen an der unteren ‚Fläche der Halswirbel iſt ganz 
flach, und zwar ſphaͤriſch koukan. Die obere Flaͤche der Koͤr⸗ 
per in der Queere flach zylindriſch konkav. Die Queerſort⸗ 
faͤtze ein wenig ruͤckwaͤrts ‚gebogen; wicht wien bei Meuſchen 
und anderen Thieren, in zwei Knoͤpfe geſpalten, ſondern ah⸗ 
gerundet endend. Da, wo die Bogen von den) Körpern ab⸗ 
gehen, liegt ſowol vorn als hinten. ein Ausſchnitt für den 
Halsnerven; durch das Aneinanderpaſſen eines vorderen und 
hinteren Ausſchnittes zweier Wirbel entſteht alſo, wie bei 
Meufchen sein Loch zum Durchgange des Halsnerven, 1: Vei 
den zwei erſten Wirbeln ging dieſes Loch durch den Seiten⸗ 
theil jedes: Wirbels ſelbſt ‚und war folglich kein gemeinſchaft⸗ 
liches, ſondern ein eigenes: Loch ( foramen puropraum). Die 
Wurzel jedes Queerfortſatzes wird won dem Wirbelloche durch⸗ 
bohrtz jedes derſelben Liege etwas unter. dem Ausſchnitte fuͤr 
die Halsnerven. + Die vorderen und hinteren ſchiefen Forte 
ſaͤtze jedes Halswirbels liegen flach) die vorderen höher, die 
„hinteren etwas tiefer; jene wenden ihre Gelentflächen nad) 
oben, dieſe nach unten. Die Bogen ſelbſt find. nur.fehr wenig ' 


= 





99. 

ſchmaͤler von vorn nach Hinten als die Körper ; werden von vorn 

nach hinten: etwas: flacher „und: ‚haben. Außerft ‚unbedeutende, 

Dornfortſaͤtze. Der Dornfortſatz des. vierten Halswirbels iſt 

der ſtaͤrkſte, wird aber noch) vonder Schneide des Drehers gen 

deckt; die beiden naͤchſten haben gar keine Dorufortſatze, Der; 
letzte Halswirbel unterſcheidet ſich, außer, feinen, Groͤße, ‚noch 
durch ſehr breite Queerfortſaͤtze, welche „mit den ſchiefen Fortæ 
Risen ganz zuſammenfließen Auch. hat er keine Wirbelloͤcher. 
Die untere Flaͤche des Körpers wird an jeder Seite durch eine, 
ſtarke, von, vorm nad) hinten laufende ſtumpfe Leiſte begraͤnzt, 

— * ic) ſchon am ſechsten —W zu zeigen anfängt. 


1,7 


Brurnirden 


N EN ARE - ehe 
. Diefe eilf Wirbel ‚find von alfen übrigen, Such di die Gelenk/ 
Bene Anlage der Rippen verſchieden. Den legten ausge⸗ 
nommen, zeichnen fish alle auch durch ‚ein Loc) an der unteren, 
dlaͤche des Queerfortſatzes aus, welshes, da liegt, wo derſelbe 
vom Koͤrper abgeht, alſo allemal hiuter der Gelenkflache fuͤr 
das Rlppenkoͤpfchen. Es dient uͤbrigens zum Durchgauge des, 
Drujinerven. ‚Die Körper, diefer Wirbel nehmen yon vorn nad) 
hinten erſt an Breite ab, bis etwa zum fechsten; vom-fiebenten 
bis zum letzten nimmt die. Breite wieder etwas zu, jedoch num | 
wenig im; Verhaͤltniſſe zu den beiden vorderften; auf gleiche Art 
vexrhalt ſich die Länge oder die Ausdehnung von-vorn nach bins, 
* ‚An. der, unteren, Flaͤche des zweiten bis vierten iſt in der 
; Ditte ‚eine ſchwache, der Länge nach laufende Leiſte. An der 
vorderſten find die Körper, jo wie auch an den Halswirbeln, 
ehr dünne; nach hinten nimmt aber ihre Dicke, ſo wie ſich die 
untere Fläche mehr wölbt, allmäplig ‚zus Die Queerfortſaͤtze 
find famplih-fepr ſtart ; an den vorderen, In ſtumpfe Spihen 
a 






h 


106 


auslaufend, ſo daß ·ſie ein kutʒſchentellges Dreleck bilden wel⸗ 
ches don oben nach unken⸗ plattgedruͤckt its” eh den hinterſten⸗ 
Wirbeln allmaͤhlig mehr abweſchend fdiger, in einen breiteren 
Knopf endend. "Die Dornforkfaͤtze welche an den Halswirbeln 
meiſt fo ſehr unbedeutend wären; zeigen fich an dem Bruſtwir⸗ 
beln von beträchtliche Groͤße Fund’ Hilden ſo eilen auffallenden 
Unterſchied, indem der letzte Halswirbel gar keinen Dornfort⸗ 
fatz fondertt mir einen feinthipfem Hoͤcker am defſen Stelle Nähe! 
erſte Bruſtwirbel aber gleich den längſten von allen Dornfort⸗ 
fügen hat. Die erften Dornfottfaͤtze liehen ſehr ſchtäg rin! - 
wärts, und ſind in ihrer Bildung den menſchlichen Faft gang 
aͤhnlich. Nach hinten nehmen ſie altmäplig an Länge ab, das 
gegen aber an Höhe oder Ausdehnung von vorn nach Hinten 
beträchtlich zn, fo daß die Enden Hier mehr Schneiden als 
Spitzen aͤhnlich find. "Die dorderen ſchiefen Fortſaͤtze ſind mi 
der Queerfortſaͤhenn, die hinkeren ſehiefen Fortfane mit sehr 
gen ihrer Wirbel mehr verſchmolzen dder zufainmengelaufennals 
bei anderen Thieren, wodüurch der Ruͤcken eine große Feſtigkeit 
erhäft." Noch mehr wird dieſe Feſtigkeit an den hinuteren Wik⸗ 
beln durch ganz eigene Fortfaͤtze verfiärkt, welche am ſebenten 
Bruſtwirbel aͤnfangen, und an der welter hinten llegenden 
Witbeln an Lange und Stärke aumehlige zunehmen. NDieſe 
Fortſatze liegen zwiſchen den vorderen ſchlefen wird" den Quekr!! 
fortſaͤßen; fie find ſchraͤg vor⸗ und etwas alifwärts gerichtet! 
zhfeich liegt die Wurzel derſelben etwas mehtnach Inmälr, des 
ſchreg abgeſchmittene Ende aber mehr nach anfen. "Sie! Tg 
diefer an beiden Seiten gelegenen Fortfäre ſchlebt ſtchdel ek? 
naturlichen Berbindungin einen tiefen Autſchmiet, wellhet Ar! 
den hinteren Bruſtwirbeln zwiſchen den hinteren ſchiefen Fort⸗ | 
fügen und den Wurzeln der Queerfobtſaͤtze übrig" bleibte Anl 




























401 
der aͤußeren Flaͤche jedes dieſer beſonderen Fortſaͤtze liegt nach 
vorn/ da wo fie ſich mit den Bogen verbinden, eine, rundliche 
in der Queere konkave Gelenkflaͤche welche quf eine konvexe 
Gelentflaͤche past, die, qu ginem von dem Queerfortſaͤtzen dieſer 
Wirbel nach hinten abgehenden eigenen Fortſatze, auf, deſſen 
oberer Flaͤche liegt. Offenbar bewirkt das Ineinandergreifen 
and die Baudervereinigung aller dieſer Fortſaͤtze einen ſehr ho⸗ 
ben Grad von Feſtigkeit. Zwiſchen dieſem letzteren Anhange 
der Queerfortſaͤtze und der Stelle, wo am hinteren Rande ders 
felsen das Rippenkdpfchen eingelenkt iſt, bleibt abermals ein 
Ausihnitt, durch welchen, wie es mir feheint, der «hintere 
Zweig der Ruͤckennerven hinausgehen muß; neben, dieſem Aus⸗ 
ſchnitte wach innen iſt der Eingang zu den Loͤchern, welche ſich 
an der unteren Flaͤche der Queerfortſaͤtze öffnen, „ Diefe,laugli- 
chen Loͤcher ſind an den hinterſten Wirbeln durch vorragende 
Reifen; in zwei Abtheilungen getheilt; am, vorletzten Wabel 
find ſie wirklich, doppelt. Am letzten Bruſtwirbel, deſſen 
Queerfortſaͤtze, wegen des abweichenden Baues der, Bauchwir⸗ 
«bel, ‚noch, einen Fortſatz mehr fehlen dieſe Loͤcher 
* ur Rt Se 
es] —  yanll d TRAUN PU TI THESER. 

Dieſe fuͤnf Wirbel unterſcheiden ſich von den übrigen, ſo⸗ 
ren durch die auffallende, Bildung ihrer Queerfortſaͤtze, welche 
nach vorn einen laͤngeren ſtaͤrkeren, mac) hinten einen kuͤrzeren 
ſchwaͤcheren Gelenkfortſatz bilden. Diefe vorderen längeren Ge⸗ 
entfortſatze ſind nach vorn. und etwas abwärts gerichtet, und 
haben an ihrer äußeren Fläche nach vorn und innen, eing rund⸗ 
liche, konkave, überkuorpelte, Kleine Gelenkflaͤche, welche die 
Gelenkflaͤche des hinteren, kürzeren, Gelenkfortſatzes auf 
me... Schon an den Dueerfortjägen des letzten Bruſtwirbels 


— 


102 


iſt Hinten die kleine Gelenkfläche, an welche fich die vordere 
Gelenkflaͤche des Gelenkfortſatzes des erſten Bauchwirbels legt. 
Außerdem finden ſich auch an den Bauchwirbeln jene eigenen, 
nach oben und vorn hervorragenden Fortſaͤtze, welche ſchon an 
den hinteren Bruſtwirbeln beſchrieben find, und an den Bauch⸗ 
wirbeln an Länge und Stärfe noch zunehmen, Bei den Bauch— 
wirbeln iſt folglich die Feſtigkelt am allerftärfften, und zwar 
größer, als bei irgend einem mir bekannten Thiere, - 


Rükenmarkskamal 


Der aus der Verbindung aller Wirbel durch das Aufeinan⸗ 
derpaſſen der Ruͤckenmarksloͤcher entſtehende Kanal, iſt von vers 
ſchiedener Geſtalt und Weite, wie bei anderen Saͤugthieren, 
mit weichen auch dieſe Verſchiedenheiten nach der Lage überein: 
-fimmen. ‘Am - weiteften ift der Kanal in den Halswirbeln, 
enger wird er in den Bruſtwirbeln, und zwar in den mittleren 

am meiften. In den Bauchwirbeln nimme feine Groͤße wieder 
zu; doch bleibt er hier immer viel fchmäler, als in den Hals; 
wirbeln. Die Geſtalt ift in den mittleren Bruſtwirbeln ellip⸗ 
tiſch kreisfoͤrmig; in den Bauchwirbeln, und noch mehr in den 
Halswirbeln, ſcheint er auf dem Queerdurchſchnitte aus zwei 
frummen Linien zuſammengeſetzt, deren untere, zumal in den 
Halswirbeln, ſehr flach, deren obere ſtaͤrker gekrümmt ift, Beide 
"gehen, ohne Winkel, zugerunder in, einander uͤber. Bon den 
Bauchwirbeln geht diefer Kanal durch die Kreuzbeinswirbel bis 
in die Schwanzwirbel Über, wovon weiter unten das Nähere 
gefagt werden wird, — 

Rippen,. 

Die Anzahl der Rippen dieſes Thieres betraͤgt zuſammen 

zwei und zwanzig. Sie find ſaͤmtlich, nach Verhaͤltniß ihrer 





105 


Länge, ſehr breit; doch gilt dies: vor der erſten bei weitem am 
meiſten, deren unteres Ende gerade halbmal fo breit, als die) 
ganze Rippe lang iſt. Die vordere Flaͤche dieſer erſten Rippe 
iſt in der Queere fonver, und hat nach unten einen breiten Eins! 
druck, welcher ſich über die ganze, Breite erfiredit: ' Die hintere: 
Flaͤche derjelben iſt in der. Queere ſtark konkav, auch im der 
Laͤnge ein wenig konkav. Der innere Rand iſt breit, nach hin⸗ 
ten ziemlich ſcharf, nach vorn abgerundet in die vordere Flache 
uͤbergehend. Der aͤußere Rand iſt überall ziemlich ſcharf. Das 
Wilbelende dieſer Rippe bilder eine lange, don vorn nach hin⸗ 
ten ein wenig gebogene Gelenkflaͤche, welche ſich ganz mit dem 
vorderen, zu dieſer Abſicht von oben nach unten ausgehoͤhlten 
und uͤberknorpelten Rande des Queerfortſatzes vom erſten Bruſt⸗ 
wirbel verbindet, und nur nach innen und oben auch an eine 
Eleine Knorpelflaͤche des hinteren Randes vom Queerfortſatze 
des letzten Halswirbels ſtoͤßt. Von einem Winkel iſt eigentlich 
keine Spur da. Das Bruſtbeinende dieſer Rippe verbindet ſich 
durch einen derben Knorpel mit dem oberſten Bruſtbeine. 
Die uͤbrigen Rippen find einander an Geſtalt aͤhnlicher; fie 
haben ſamtlich ein ziemlich flach, rundliches, fchräg nach innen 
und oben geivandtes Köpfchen, welches aber nur einen ſehr 
geringen Kugelabfchnite bilder, und von dem uͤbrigen Theile der 
Rippe nicht durch einen fo ſchmalen Hals geſchieden it, als bei 
Menſchen und mehreren anderen Thieren. Weiter nach außen 
finder fid) die nach oben und hinten gewandte Gelenkftaͤche zur 
Verbindung der Kippe mit dem Queerſortſatze ihres. Wirbels, 
oder der Nippenhöder‘(tuberculum coftae), ‚welcher: nad 
außen einen hoch aufftehenden Rand bildet, und neben fich nach 
Außen, am hinteren Rande der Rippe, allemal eine mehr oder 
# weniger deutliche, geubenähnliche, Vertiefung hat, Zwiſchen 





104 

dem Hoͤcker und dem Köpfchen liegt der fogenannte Rippenhals 
Gcollum coftae) „u mwelcher mehr oder weniger viereckig ifts 
Der Theil der Rippen neben dem Hoͤcker nach außen wird‘ ſehr 
fchnellz breiter, undbleibt fo bis) an das untere Ende, wo en 
wieder. ein Elein wenig abnimmt. Der’ vordere Rand jeder 
Rippe ift ſehr Scharf, und erhebt ſich fehnell in der Gegend, 
109 mehr nad) hinten der aufftehende Raud des Höders liegtz 
von feinem Anfange geht aber noch eine ſchwache feine Leiſte 
ſchraͤg nach innen: über die vordere Fläche des Rippenhalſes 
fort. ‚Der hintere. Rand der Rippen ift etivas ſtumpfer. Die 
äußere Fläche: iſt nach oben ſtaͤrk in der Queererfonkav, welche 
Konkavitaͤt ſich aber am unteren Ende allmählig., verliert; 
Die innere Fläche ift in der Queere gleichfalls nach vorn kon— 
kav, und hat uͤberdieß noch am hinteren ande die Rinne 
zur Anlage der Schlagader. Das untere Ende ift dicker, als 
der übrige Theil des Stippenkörpers; auch verlieren fich jene 
Rinnen und Konkavitäten an ihm gänzlih. Die untere Ends 
fläche felbft iſt laͤnglich / und und fphärifch konkav zur Einfüz 
gung der Nippenfnorpel. Die färffte Beugung der Rippen 
liegt nach oben, wie dieß bei den uͤbrigen Thieren auch der 
Fall ift. j 
. Bruſtbeine. 

Es finden ſich bei meinem Exemplare dieſes Thieres ſechs 
abgeſonderte, durch Knorpel verbundene Bruſtbeine; ob wiels 
leicht die vier mittleren derſelben in der Folge in eines Aus 
fammenwachfen, wie bei Menfchen, kann ich. nicht beftimmen; 
nach der Analogie mit den meiſten Übrigen Thieren, müßte 
es nicht der Fall ſeyn. Die Brufbeine diefes Thieres find 
breiter, als bei anderen Vierfuͤßern; vorzüglich aber gilt dieß 
von dem oberften, welches ein ſchildfoͤrmiges Anfehen hat. 








105 

Sein vorderer Rand bildet einen Ausſchnitt, in welchen nahe 
bei einander beide Schlüffelbeine  eingelenft finds „neben: dies 
fem liegen die beiden vorderen Seitenränder , welche in der 
natürlichen Berbindung der Theile frei und am ſchaͤrfſten von 
allen find. Dann folgen weiter rüchwärts’die beiden hinteren 
Seitenränder, welche am vorderen Ende mit einem Einſchnitte 
anfangen, und den Knorpel für die erften Rippen aufnehmen; 
fie find ſehr dick, werden aber nach hinten, wo. fie fich zu 
dem hinteren Rande eimvärts Erümmen, dünner. Der bins 
tere Rand. iſt in feiner Mitte ein Elein wenig eingefchnitten; 
er verbindet fi durch Knorpelmaffe mie dem zweiten Bruſt⸗ 
beine. Die untere Fläche ift fonver, und hat ganz nach, vorn 
in der Miete einen ftarken, weit vorragenden Höder. Die 
vier naͤchſten Bruftbeine haben jedes eine viereckige Geſtalt, 
find an den vorderen Nändern etwas Eonver, an. den Seiten: 
rändern konkav, an den hinteren Raͤndern wenig Eonfav, 
faft in der Mitte etwas eingefchnitten, 

Das hinterfte Bruftbein iſt von allen das längfte; am 
vorderen Ende, wo es durch Knorpelmaſſe mit dem vorlekten 
verbunden ift, fehr breit, nad) hinten in eine lange Spige mit 
etwas wenig konkaven Seitenrändern auslaufend. ı Die Spiße 
ift aber wieder etwas £onver abgelchnitten, und es befeftiget 
ſich ein ftarker Knorpel daran. Sechs: Rippen befeftigen fich 
unmittelbar durch ihre Kuorpel an die Bruftbeine, und muͤß⸗ 
ten alfo, nach der alten Eintheilung, für wahre gehalten wers 
den, wo denm fünf falfche übrig blieben. 


r 


j Bade Mh. 





. Das Deden diefes Thieres ift gewiß eines der fonderbars 
fien von allen dee Vierfüher, wegen der fonderbaren Befeftir 


106 


sung der Sitzbeine *) au dem Kreuzbeine, aund des’ fonderkar 
abweichenden Baues des Kreuzbeines ſelbſt, welches alles zum 
großen Widerſtande des Beckens und der — Gliedmaßen 
eingerichtet iſt. nd ri 
Kae Zu I ur DE u Ze ze PR 
Alle Wirbel, welche, durch ihre Seitentheile unmittelbar 
mit einem der Beckenfnochen in Enorpeliger Berbindung ſtehen⸗ 
muͤſſen wohl unſtreitig, zumal wenn fie dieſelbe unvollkommene 
Bildung haben, welche zur Benennung von falſchen oder unäche 
ten Wirbelm Veranlaffing gegeben hat, mit zum Kreuzbeine 
gerechnet werden; dieß vorausgeſetzt, befteht dab Krenzbein des 
Armadills aus neun Wirbeln, wovon aber die hinterſten groͤßer 
als die vorderen find, weil fie ungleich laͤngere Queekfortſaͤtze 
babenz daher ift auch das: Becken, von den Darmbeinen an bis 
auf die Sitzbeinknorren, nach oben völlig geſchloſſen, und bat 
mar an jeder Seite, ein wenig weiter nach vorn als die Mitte 
des ganzen Kreuzbeines, eine laͤnglich runde Oeffnung, welche 
etwa ein Drittheil der ganzen Länge beträgt, und deren vorde⸗ 
ver Rand dem Sisbeineinfchnitte (incifura ifehiadica) analog 
iſt, aber hier bloß vom Darmbeine gebildet wird. 3 
Die fünf. erften oder  vorderften Wirbel des Kreuzbeines 
kommen) denew der anderen Vierfuͤßer im Ganzen fo ziemlich 
nahe. Die Queerförtfäge des erſten find breit und flägelfdrs 
mig, unterfcheiden ſich aber noch durch die zwei Geleukflaͤchen, 
welche zur Aufnahme der Nebenfortläge des letzten Bauchwir⸗ 





”) Ich habe hier vorerft, Der allgemeinen Verſtändlichkeit wegen, die 
Benennung Sitzbein beibehaklen ‚obgleich die. meifien Vierfüger nie darauf 
fisen. Vielleicht wäre — welches Toyl (Anfangsgründe ter Ana⸗ 
tomie der Pferde, Wien 1791,) bei den Pferden votſchtagt, deſſer, weit 
Diele Muskeln von demfelben an den Oberſchenkel gehn. 








* 

bels dienen. Von den beiden vorderen ſchiefen Fortſaͤtzen dieſes 
erſten Kreuzbeinwirbels geht der vordere Rand des Kreuzbein⸗ 
kanales ab, welcher in der Mitte ziemlich tief eingeſchnitten 
iſt. Die Dornfortſaͤtze aller Kreuzbeinwirbel machen eine zw 
fanimenhängende, hoch hervorragende Leifte aus, Die oberen 
und unteren Kreuzbeintöcher find an allen neun Kreuzbeinst 
wirbeln gemeinſchaftliche Loͤcher: das heißt, es fragen immer 
zwei Wirbel zu ihrer Bildung bei. Nur die erften drei Kreuz 
beinsiwirbel find mit dem Darmbeine, verbunden. Die nächz 
ften zwei liegen an den Seiten ganz, das fechste größten: 
theils, frei; nur der hinterfte Theil des Queerfortſatzes ver⸗ 
Binder fich von diefem Mirbel mit dem Sitzbeine. Die drei 
fetten find ganz mit den Sitzbeinen verbunden, Alle diefe 
Wirbel nehmen, vom vorderen bis zum hinteren, an Ausdeht 
nung in die Lärige ein wenig zu. An Breite hingegen nehr 
men die vorderen vwiere ab; dann aber auch wieder bis zum 
neunten zu, Die Queerfortfäge find von vorn nad) hinten 
fo breit, als die Körper ihrer Wirbel lang find, Die Länge 
der Queerfortfäße nimmt Bis zum vierten Wirbel ab; dann 
aber allmählig wieder fehr beträchtlich zu. Der neunte Kreuz 
beinwirbel hat wieder deutliche hintere fchiefe Fortſaͤtze, welche 
wiſchen die vorderen des erſten Schwanzwirbels eingreifen. 

Die Schwanzwirbel ſelbſt find zum Theile ſehr vollkom— 
men gebildet, indem ſie mit deutlichen vorderen und hinteren 
ſchiefen Fortſaͤtzen verſehen ſind, und zumal ungeheuer lange 
Queerfortſaͤtze haben, ſo daß, dieſe mitgerechnet, die vorderen 
Schwanzwirbel ungleich breiter als die Bauchwirbel, und 
zwar beinahe, völlig noch einmal fo breit find, Die Dorn— 
fortfäße fehlen aber den Schwan;wirbeln ganz; dagegen finden 
ſich, wenigftens an den vorderen Schwanzwirbeln, ganz eigene 


108 


Fortfäge;i ungefähetwie beiden Fifchen, welche von der un 
teren Flaͤche der Körpersientfiehen, Hund fich abwarts gehend 
vereinigen, ſo daß zwiſchen beiden dieſen Fortſaͤtzen jedes Wir 
bels, eine fpißr dreieckige Deffuung bleibt, in welcher wahr⸗ 
ſcheinlich Blutgefaͤße lqufen zedennder Ruͤckenmarkskanal ſetzt 
ſich uͤberdieß noch in die Schwanzwirbel fort. Die Zahl der 
Schwauzwirbel betraͤgt etwa ſiebenzehn bis zwanzig; nach 
hinten werden alle Fortſaͤtze, vorzuͤglich die queeren, kuͤrzer, 
ſtumpfer, fo daß fie ſich am Ende ganz verlieren, f 

Die eigentlichen Beckenknochen bilden durchaus nicht eine 
bedfenförmige Geſtalt, beſtehen ober übrigens, wie bei ander 
ren Thieren, an jeder» Seite aus dem Darm: Sitz⸗ und 
Schaambeine. Das Darmbein geht an jeder Seite von vorm 
nach "hinten ‚ein wenig abwärts, der Körper des Sitzbeines 
wieder nach ruͤck⸗ und aufwärts. - Von diefem Körper gebt 
der Aſt nach unten, innen und. etwas ruͤckwaͤrts ab; mit ihm 
vereiniget ſich ders breiten Aſt des Schamabeines; *) , welche 
Bereinigung aber fehe fruͤh feiner Spur hinterlaͤßt, ſo daß 
beide) aus einem einzigen Stüde beſtehen, wenn „die drei 
Hauptknochen des Beckens noch deutlich durch Kuorpelmaffe 
getrennt‘ find), ſteigt pon diefer- Vereinigung zum Schaan 
bein&örpernbinab,? und won dieſem ‚geht dann der rundliche Aſt 
des: Schaambeines nach vorn und oben zur Pfanne hin. 

Dieſer breite Aſt iſt, der AUnatogie nad) der abſteigende Ah) bei 
Menſchen; ach habe ihn gber, un Verwirrung zu, vermeiden, lieber nach 
ſeiner Geſtalt, als nach feiner Richtung genannt, weil er von Schaams 
beinkörper eigentlich anfwärtsnegen den Sitzbeinaſt ſteigt. Eben fo wird gleich 


unten dns Anafogon vom Horisontalafte des Menſchen, ver enndliche Alt - 


genannt, weil er bei dieſem Thieve gar nicht wagerecht liegt, , wi 








109 

a Darmbeln iſt von den drei Beckenknochen der ſtaͤrkſte 
amd langſte yes Aſt imGanzen dreieckig prismatiſch, fo" daß 
Han eine dbere untere und innere Flaͤche unterſcheidet. Alle 
drei Rd" der Queere ach ein wenig konkav· Die innere 
macht einen · Vorſprung,Awelcher⸗ uͤherknorpelt iſt / und zur 
Verbindang mit den drei vorderſten Kreuzbeinswirbeln dient. 
Dieſer Vorſprung bilder durch ſeinen etwas ſcherfen hinteren 
Rand diesvordere Granze⸗ des oben angeführten Loches dieſer 
Rand iſt dem großen Sißbeinieiiiciriere des menſchlichen Bek⸗ 
kens analoge*?). Vor dieſem Rande ſind die Raͤnder, welche 
die innere Fläche: von der oberen und unteren Nabſchneiden, 
ſcharf; hinter demſelben aber ſehr abgerundet Der aͤußere, 
zwiſchen der oberen und unteren Fläche liegende Rand iſt von 
vorn nach Hinten” konkav und von allen ver ſchaͤrfſte Am 
vorderſten Theile der unteren Fläche liegt ein flacher Eindruck. 
Sowol das vordere freiliegende, "als das Hintere zur Pfanne 
beitragende Ende des Dabmbeines iſt etwas verdickte das vor 
dere iſt ein wenig nach außen gewandt, dabei konver, außen 
und oben breiter, Innen und unten ganz ſchmal zulaufend 


Das Sitzbein zerfällt: in den Koͤrper und Aſt zjener iſt 





bei weitem der ſtaͤrkere Theil er bilder ein wenig hiuter ſei⸗ 
en! vorderen Ende gleichfalls einen Vorſprung, welcher den 
hinteren Rand "des oben mehr ebwaͤhnten Bockenknochens Bil 
der, und ſich nach innen mit den Queetfortfaͤtzen der letzten 
Kreuzbeinswirbel durch dunne Knorpelmaſſe⸗ verbindet Der 


Siktzbeinknorren ragt ganz nach hinten und oben hervor, "fo 
> dafs feine kouvere Fläche zugleich ein wenig nach außen gewandt 








r PAR Gtofee oder Minteter. Dedeneinfchnise wäre wohl ein. — 
Name, ale Sinbeineinfenitt Cincifara ifchiadica), weil bei mehreren Thies 
ren das Eikfein gar nicht zur Bildung deſſelben beiträge zn 


110 


if: Er liegt ‚höher, als die Queerfortſaͤtze der Kreuzbeins⸗ 
wirbel, und kann daher in einer, Lage des Köcpers zur Stuͤtze 
dienen. Der Aft des Sitzbeines iſt breit und plattz der eine 
Biner Raͤnder iſt nach hinten, ee andere —*— vorn gewandt; 
— — dem Loche * — * 
lichen Beckens analog iſt. re 

Pas — hoſteht aus dem Koͤrper und vn de 
In einer..jehr ſchmaien ESheinhoſe verbunden, welche. vorn 
ſchmaͤler und ‚hinten breiter. iſt, ſo daß der Zwiſchenknorpel 
ein, breitſchenkeliges Dreieck bilder, Der breite hintere ‚At 
geht vom. Köyper ‚aufwärts gegen ‚den Aſt des Sitzbeines; 
fein hinterer Rand iſt etwas konver, ſein vorderer etwas Eonz 
kav. Der xundliche vordere Aſt geht vom Körper nach, vorn 
und. anfıvärts gegen die Pfanne hin, iſt am Koͤrper breiten 
und platt, und wird auch gegen das Pfannende hin wie⸗ 
der ſtaͤrker. 

An der Pfanne Sec das Darmbein den — Ani, 
und bildet die ganze vordere, Hälftenderfelben; das Sitzbein 
trägt vorzuͤglich zurhinteren Haͤlfte bei; und das Schaambein, 
welches den geringſten Antheil daran hat, ſchließt nur nach 
unten einen kleinen Theil der Pfanne, Sie iſt uͤbrigens dev. 
menschlichen faſt ganz aͤhnlich, hat in der Mitte, doch, mehr, 
nad) hinten, eine Vertiefung, nach hinten und unten. an id: 
rem Nande einen Ausſchnitt. r 

Das große untere Beckenloch, welches bei Menſchen und: 
mehreren Säugthieren rundfich oder tängfich rund it, bilder 
bier ein Dreieck mit ſehr abgerundeten Winkeln, deſſen kuͤr⸗ 
zeſte Seite nach hinten, eine etwas laͤngere nach oben, und 





112 


die laͤngſte ſchraͤg nach wntentiegessdiefe,fetere wird vom rund⸗ 
lichen Schaambeinafte gebildet, und iſt wenig Eomverzidie betr 
den anderen Seiten ſind etwas konkan > ER, ——— 
Die beiden, großen Beckenoͤffnungen (aperturae pelvis), 
die vordere und ‚hintere, nämlich, ſind ſowol der Geſtalt als 
Richtung nach, ſehr von einander verſchieden. Die vordere iſt 
ſehr lang gezogen, und ſchmal; fie erſtreckt ſich von dem hiute⸗ 
ren Rande des zweiten, Krenzbeinwirbels bis zum vorderen 
Rande der Schaambeinvereinigung, iſt vorn Breiter, hinten 
ſchmaͤler, wo fie von den Schaambeinen, von vorn hineingefer 
hen/ einen Winkel bilder. Die ‚hintere, oder Kleinere Becken⸗ 
Öffnung bilder ein Dreieck, defien Grundfläche ‚nur wenig länger 
iſt als die beiden gleichen: Schenkel; jo daß die groͤßeſte Weite 
derſelben alſo im Ganzen queer liegt; Nach unten liegen beide 
Oeffnungenwegen der ſehr kurzen Schaambeinvereinigung, 
aͤußerſt nahe zuſammenz nach oben entfernen ſie ſich ſehr weit 
von einander nun. et 
R u re RN 7 ind 
— meiſten Knochen der Gliedmaßen haben bei dieſen 
Thieren einem aͤußerſt derben Bay. Die Schulter beſteht aus 
TE Oberarm⸗ und Schluͤſſelbeine. Jar 
Das Schlüffelbein ift am, Schulteremdemehr,. am Bruſt⸗ 
* weniger gebogen; das letztere iſt runder/ das Schulterende 
hingegen wird allmaͤhlig platter. In 
Das Schulterblatt ſelbſt iſt von nach — 
lang gezogen, und von beſtimmt dreieckiger Geſtalt. Der obere 
Rand, oder die Baſis, 'iſt der kuͤrzeſte; in der Mitte ein wenig 
fonkav, vorm und hinten aber konvex. Der vordere Rand iſt 
der ſchaͤrfſte, bilder mic, jenem einen rechten Winkel, und iſt 
gan; gerade ; hur da, wo er in den Hals des Schulterblattes 





118 


übergeht, iſt er ein klein wenig konkavDer hintere Nand 
Cdem Aeußeren des menſchlichen Schulterblattesunnaleg) Hift 
der ſtumpfſte und laͤngſtey und der ganzen Länge nach konkav 
gekruͤmmt· Gegenden Schulterhals hin wieder breiter/ und 
iſt Bier deutlich in zweid ſtharfe gefjen getheilt. Die innere 
Flaͤche des Schulterblattes iſt konkav und zwar in der Mitte 
ammeiften. "Die aͤußere Flaͤche hat · eine ſtark hervorragende. 
vom oberen Rande ſehr flach anfangende Schultergrätepiwelche 
nach unten in eine ſehr breite Schulterhoͤhe Casro mionRaus⸗ 
laͤuft. Die Border und Hintergraͤtengruben ſind durch jene 
Graͤte geſchieden. Die vordere dieſer Gruben iſt nach Verhaͤlt⸗ 
niß weit groͤßer, als bein Menſchen ;abor-in der Queere wait 
minder konkav,als die hintere wozutheiis die ſchlefe Richtung 
‚ver Graͤte nach hintenz-theils die ſehr uͤberragende hintere Lefze 
dieſer⸗ Graͤte beiträge.> Da won die Graͤte nath unten am 
Schulterblatte endetwird ſie von einem ſtark konkav ausge⸗ 
ſchnittenen Rande begraͤnzt. Ein Schulterhaken iſt nicht vor⸗ 
handen; er ſcheint durch eine ganz kleine Hervorragung aͤber 
und vor dem’ Rande der Gelenkflaͤche erſetzt zu werden Der 
Ausſchnitt, welcher am oberen Schulterblattsrande des Men⸗ 
ſchen ſich finder, fehle gleichfalls, " Die Gelenkflaͤche iſt ag, 
und nach allen Richtungen Eonkav,' von’ eirundem Umfange, 
aber ſehr langigezogeni") Das ſtumpfere Ende derſelben liegt 
nad) hinten, das ſpitzere nach vorn und mehr nach unten, weil 
die ganze Gelenkflaͤche ſchraͤg von vorn nach Hinten angeſetzt ift; 


* 


Sberasmbeim, ag 


bimiiad un Re pre 
U : NER 
Das Oberarmbein dieſes · Thieres iſt ſehr eckig und ſtark, 
viel-fänger als die Speiche, aber beinahe tum eben ſo viel kuͤrzer 
als das Ellenbogenbein, - Das obere Ede deffelben beſteht aus 
zwei 


unsre 








| 


« 


113 


ü Wwei Eugelfdrnigen Erhoͤhungen/ welche durch eine breite Furche 


getrennt find und beie dem jungen Thiere einen gemeinſchaft⸗ 
lichen Anſatz bilden/ der aus einem Knochenkerne eutſteht. Die 
innere dieſer kugelformigen Erhöhungen, welche zugleich. weiter 


ch hinten liegt/ und meht in Die Laͤnge gezogen iſt, Bilder den 


Gelenkkopf für das Schuttergelenkz die andere, welche mehr 
nach vorn liegt, wicht ſo laͤnglich⸗ rund und nicht ſo glatt uͤber⸗ 
knorpelt iſt, als jene ‚dient zur Anlage von Muskeln, und iſt 
das Analogon des Außeren Oberarmhoͤckers bei Menſchen, 
jedoch bei dieſem Thiere verhaͤltnißmaͤßig viel” größer, Das 
Mirtelküdk des Oberarmbeinesvift ſtark gedeeherz ſo daß der 
Knochen von einer Seite zur anderen, unten Hingegen von vorn 
nach hinten plattgedruͤckt erſcheint. NEtwas oberhalb der Mitte 
des Knochens liegt nach außen und vorn ein ſehr ſtark hervor⸗ 
ragender · Hoͤcker, welcher das Ende einer ſehr breiten leiſten⸗ 
artigen Erhohung zu ſeyn ſcheint, die ſchon vom Analogon des 


Außer Oberarmhoͤckers anfaͤngt, und folglich mie der Leiſte 


des Anger Oberarmhoͤckers bei Menſchen zu verglelchen, aber 
ungleich derber üb An jenen Hoͤcker ſetzt ſich das Analogon 
des Deltamuskels· Von dieſem Hoͤcker geht der vordere Win⸗ 
kel des Oberarmbeines nach unten ab. Der. innere Oberarms⸗ 
hoͤcker iſt unbetraͤchtlich, liegt am Halſe des Gelenkkopfes, 
und ſchickt eine ſehr abgerundete flache Leiſte am Knochen hinab, 
welche in den Inneren Winkel Übergeht. Die Furche zwiſchen 
dem äußeren und inneren, Oberarmshöder, und den von * 


ablaufenden Leiſten, iſt ſehr flach und breit. Der innere Win⸗ 


kel if ſeht ſtumpf/ nur am unteren Ende wird er hetvotſtehen⸗ 
der und Tchärfer, ‚Der außere Winkel llegt weit Aruck, iſt 


leid) anfangs etwas deutlicher, hängt aber mit dem aͤußeren 


1.Bandesı. Se H R 


113 


Oberarmshoͤcker nicht zufammen ſondern faͤngt viel weiter nach 


hinten vom. Halſe des, &elenffopfen anz nad) unten dreht er 
ſich vorwärts, wird ungeheuer hoch vorragend, ſcharf und 
fonver. HHRRRTTD erg ra ae 

Der: vordere Minfelnsheilt ſich gegen das untere Ende. in 
zwei auseinanderolanfende Leiften welche aber eigentlich nicht 
in die Seitenmwinfel übergehen, ‚Sondern vor denſelben in das 
antere, Ende hinabtreten. Zwiſchen der inneren diejer ‚Leiften 
und dem unteren, Ende des intieren Winkels iſt ein laͤngliches 
großes Loch, welches ſchraͤg von oben nach unten und außen 


durchgeht und zu welchem ſchon etwas hoͤher eine Furche hin ⸗ 


abfuͤhrt RDurch jene beiden Leiſten wird das untere Ende 
in vier Flächen getheilt an deren innerer das erwaͤhnte Loch 
durchgeht; dieſe iſt zugleich von allen die ſchmalſte. Die vor 
dere iſt vertieft, und hat dicht uͤber dem Gelenktheile eine in, 


nere breitere und. aͤußere ſchmaͤlere rundlichere Gruber Die 


hintere breiteſte Flaͤthe dieſes unteren Endes hat eine breite und 
tiefe Grube. Die aͤußere Flaͤche iſt nach hinten ſchwach ven 
tieft. Der eigentliche Gelenktheil des unteren Endes beſteht 
aus einer einzigen Rolle, welche nach innen konkav, weiter 
nach außen konver, und ganz außen neben der Konvexitaͤt noch 





"Ein ſotches Loch beſchreibt ſchon Fiolan bei einem ‚Affen, Joſephi 
führe daſſelbe unter der Nenennung eanalia fupracondyloidens an, und 
bemerkt, dab ee fie, fo viet er wiffe, nie bei ungeſchwänzten Affen finde. 
Auch fagr er nur: bei einigen geſchwänſten Affen‘ yetge ſich dleſes Sn, 
oder der kurze, Kanal, Durch welchen die Sehne Des jweifüfpen Armmus ⸗ 
kels geht. Der Befchreibung, Diefes Loches nach, find in Biefamn,, ride alſo 
Armadiu und Jene Affen fich völlig aͤhnlich. Es muß dieſes Loch aber 3a 
ficht mit einem anderen verwechſelt merden, welches fich z. B. am grofen 
Pavian ( Smia Mormon) finder, und ſtatt der großen Grube an der um 
teren Fläche deö unteren Oberatmendes dient, e 





115 


einmal eingeſchnitten iſt⸗Dieſer Einſchnitt liegt an der. Stelle, 
wo bei Menſchen und Affen das Köpfchen zur Aufnahme. des 
oberen Speichenendes iſt· Bei dieſem Ihiere aber, wo keine 
Pronatisn und Supination Statt findet „ ift das Gelenk ganz 
anders gebauet. Außerdem finden ſich noch ein aͤußerer und in: 
nerer Knopf (conclylus) wovon dieſer der groͤßeſte iſt. J 
HANSE. IHN RR ne 11803 
ve unterarm 
al Ant AI TB TON BE 37,1, ART 5 EL TER 5 
yalky Unterarm iſt som Ellenbogengelenke bis zur Berbins 
dung mit der Vorderfußwurzel beinahe um ein Drittheil kuͤr⸗ 
ger, als der Oberarmz rechnet man aber den ungeheuren Fortſatz 
dazu, welcher ſtatt des Ellenbogenknorrens (oleexanon) sam 
Ellenbogenbeine ſich finder, «und allein halb ſo lang als das 
ganze uͤbrige Ellenbogenbein iſt, To daß er in der ſtaͤrkſten Aus— 


| E firefung des Unterarmes hoch) an der hinteren Flaͤche des Ober⸗ 


armes hinauftagt, ſo iſt der Unterarm länger: Dieſer Fortſatz 


kann aber bei Beſtimmung des Verhaͤltniſſes vom Ober⸗und 


Unterarme eigentlich gar nicht in Betracht kommen · 


Ellgnbogenbein. — 


Dleſer gedßefte Soden; des Unterarmes iſt von einer 
Seite zur anderen plattgedruͤckt, ſo daß man nur einen vorde, 

sen ſcharferen, und einem hinteren abgerundeteren Rand daran 
unterſcheiden kann. Der Theil, welcher zus Verbindung mit 
3 dem Oberarme dient, iſt von oben nach unten konkav, in der 
| Queere aber Eonver; er bildet nach oben und zu beiden Seiten 
| einen vorragenden Rand. Unten ‚liegt vorn ein flach konkaver 
Ausſchnitt (Speichenausſchnitt, excavatioradialis ) an ihm, 
deſſen bei weitem groͤßeſte Ausdehnung in die Queere geht ; an 
dieſen Ciuſchnitt legt ſich die hintere Flaͤche des. oberen Opei 
22 R 


ir6 


chenendes Oberhalb dieſes Gefenftheiles ige das, Analogon 
des Ellenbogenknorrens hinauf welches hier aber einen: wahren 
fangen Fortfäß bildet, der ein Drittheil des ganzen Knochens 
in der Länge beträgt, und in der Dicke den uͤbrigen Theil des 
Ellenbogenbeines uͤbertrift· Dieſer Fortſatz (Cich will ihn eins 
für allemal Ellenbogenfortſatz PProceſſus eubitalisIanennem) 
endet oben abgerundet. Sein hinterer Rand geht unmittelbar 
in den des Koͤrpers felbſt übers. Von der äuferen Fläche dieſes 
Ellenbogenfortſatzes geht eine) Breite Furche Hinter den Gelenk⸗ 
theile auf das obere Ende des Körpers oder Mittelſtuͤckes hinab⸗ 
Die innere Flaͤche des Mittelſtuͤckes iſt der Länge nach durch 
eine hinablaufende unten ſich verlierende Leiſte in den vorde⸗ 
ven ſchmaͤleren und hinten breiteren Theil geſchieden. Das 
untere Ende iſt dreieckig⸗ Die vordere ſchraͤg nach außen ge⸗ 
wandte Flaͤche hat eine kaum merfliche der Länge des Knochene 
nach laufende furchenformige Vertiefung, zur Aufuahſne des 
unteren Speichenendes. Die Endflaͤche/ welche zur Berbim 
dung mit der Vorderfußwurzel dient, iſt ſchraͤg ein⸗und abi 
waͤrts gerichtet. 
Die Speide — PETER 
Obgleich dieſer Knochen im Ganzen einige Aehnlichkeit mit 
dem der Menſchen und menſchenaͤhnlicheren Affen Hat, ſo weicht 
er doch, vorzuglich durch ſein oberes Ende, and aberhaupt 
durch die Art feiner Befeſtigung am Ellenbogenbeine, ab. Das 
obere Ende bildet nicht, wie bei Menſchen und Affen, einen 
runden, ſondern einen breiten queerliegenden Knopf, am deſſen 
hinterer Flaͤche ein Stuͤck ſchraͤg abgeſchnitten zu ſeyn ſcheint; 
dieſer fchräge Abſchnitt iſt uͤberknorpelt, und liegt fo am dem 
Speichenausſchnitte des Ellenbogenbeines, daß nur ein-geringen 
rad von Bewegung zwiſchen beiden Knochen Stats finden 





7 








xann.Die obere ſphaͤriſch aber in der Queere laͤnglich konkave 
Fläche der Speiche dient zur Aufnnahme des aͤußeren konvexen 
Theiles der Rolle’ des Oberarmes; neben dieſer Konkavitaͤt der 
oberen Speichenflaͤche iſt nach außem eine von vorn nach hinten 
und etwas auswaͤrts gehende leiſtenartige Erhoͤhung welche 
jene Konkavitãt nach“ außen begraͤnzt; und dadurch entfteht, 
dag der außerſte Thoit des) oberen Sperchenendes ſchraͤg nach 
Außen abgeſchnitten/ aber auch an dieſem Abſchnitte noch uͤber⸗ 
knorpelt iſt⸗ Die leiſtenartige Erhöhung greift in den Einſchnitt 
an der Rolle des Oberarmes, und der kleine uͤberknorpelte Ab⸗ 
ſchnitt der Speiche legt ſich an den’ Außerften Theil jener Rolle. 
Bom oberen Ende nimmt die Spelche in der Queere ſchuell an 
Dicke ab, ſo daß das obere Stuͤckdes Körpers rundlich "er 
ſcheint; bald aber nimmt dieſer eine dreieckige Geſtalt an wo⸗ 
bei die breiteſte und nach allen Richtungen konvere Flaͤche vor⸗ 
und etwas einwaͤtts, die zweite, wenig ſchmaͤlere flach konkave 
Zlache nach ruͤck⸗ und auswaͤrts die dritte, ſchmalſte Flaͤche 
einwaͤrts gewandt iſt. Zwei von den Winkeln, naͤmlich die, 
welche die dritte innere Flaͤche von der verderen und hinteren 
ſcheiden, find ſehr ſtumpf: der Winkel aber zwiſchen der vor⸗ 
deren und hinteren Flaͤche iſt vorzůglich nad) unten hin aͤußerſt 
hervorragend ‚fharf, uud ‚der Länge nad) konver. Diefer letz ⸗ 
tere kommt alſo, der Bildung nach, mit der Spina racii bei 
Menſchen und Affen uͤberein (die Richtung weicht aber bei 
dieſem Thiere ganz ab, denn der Winkel liegt hier ganz. nach 
außen und vorn); fein ſtarkes Vorragen macht die Speiche 
nach unten hin außerordentlich breit. Das untere Ende ift 
eben fo dreieckig, als das Mittelftüct, Die Gelenkflaͤche deſſel⸗ 
ben zur Verbindung mit der Vorderjußwurzel iſt im Ganzen 
bontap; der innere ſpitze Theil diefer Gelenkflaͤche bildet eine 


118 
etleine KonvexitatDer aͤußere lbreite Theil if ſtatk koukav; 
und von jenem durch einen Einſchnitt, ſowol am vorderen als 
hinteren Rande, geſchieden ; ſein vorderer Theil bilder eine 
eigene Eleine, ſchwaͤcher konkave Gelenkflaͤche, welche onen 
bar nach innen auf den ſothen era En. en * 


Borderfußmursel, 2 
Ueber diefe kann ich nichts genaues beſtimmen, 6a‘ 7 bei 
dem Herauslöfen der ee ser Bere worden ift Er 


Id 


ee —— 


Er beſteht aus vier Knochen, wovon der aͤußerſte und in⸗ 
nerſte ungleich kleiner als die beiden mittleren ſind. Der in⸗ 
nerſte iſt der kleinſte won allen; der zweite beträchtlich größer 
und dicker; der dritte von allen der laͤngſte und ſtaͤrkſte; der 
aͤußerſte, vierte, etwas [Anger und dicker als der innerſte. Die 
Geſtalt diefer Knochen, welche wahre Roͤhrenknochen find, iſt 
auf dem Queerdurchſchnitte dreiecig, fo daß der innere Seiten 


PERS 





*) Deubenton ‚welcher fich in Bigfons Werke eben auf Eeine genaue 
Befchreibung der Knochen diefes Thieres eintäßt, fant bloß: „Die erſte 
Reihe der Handmwuniel beſteht aus vier Knochen, wovon die beiden erſte⸗ 
„ren Anter der Speiche der dritte unter dem Ellenbogenbeine, und dee 
„vierte hinter dem Dritten liegt. In’ det zweiten Reihe finden firh gleich⸗ 
„falls, dier Supchen + der erfte liege zwiſchen den erſten Knochen der erften 
pMeihe und dem erftru, Mittelhandknohen; der zwelte zwiſchen dem eriten 
„Knochen der eriien Reihe und dem zweiten Mittelhandknochen; der dritte 
wiſchen den weiten der erſten Reihe und dem drieten’ Mittelhandkno⸗ 
chen; der viertelingt hinter dem inneren Theite des dritten Fuochens der 
„eriten Reihe, theils über dem deitten und theils über dem vierten gnyochen 
„der Mittelhand. Außerdem finder ſich noch ein Nebenbeindhen an der 
; „äußeren Seite des oberen Theild vom bierten Wirceipandtnachen. * B 5. 
ch. 2. S. 141. Leipig, 1766. 3 ed 








119 

wiukel am ſchaͤtfſten, der untere oder Sehleninfel am. abges 
rundetſten iſt. Die; hinteren Enden weichen in ihrer Geftalt 
etwas von einander ab⸗ "Die vorderen Enden find roflenförmig. 
Ein jedes vorderes Ende beſteht nämlich aus drei, uͤberknorpelten 
Erhöhungen; wovon ziel größer ſiud, und ſich weiter nady oben 
gegen die Rücdenfläche erſtrecken; die dritte, mittlere, Eleinere 
iſt ſchaͤrfer, und liege zwiſchen jenen⸗ mehr nach der Sohlen⸗ 
flaͤche hin, wo fie fich aber nicht weisen. hinein, als-jene beiden, 
erſtreckt. Gegen die Ruͤckenflaͤche Hin find die beiden größerem 
Erhöhungen nur durch eine Furche geſchieden, welche auch über: 
knorpelt ift. 

Ar Bordersehem - 

Die Länge und Stärke der Borderzehen verhäft ſich eben 
fo, wie. es bei den Mittelfußfnochen angegeben iſt. Die. ins 
nerſte Borderzehe hat nur zwei Glieder; die drei übrigen Zehen 
haben jede drei. Glieder. Die erſten Zehenglieder find Fürzer 
als die zweiten, ein wenig flachgedruͤckt, an der Nückenfläche 
der Queere nach. etwas Eonver, an der Sohlenflache platt. 
Das hintere: oder Mittelfußende hat an der Ruͤckenflaͤche eine 
etwas ſpitz nach hinten ragenden Höcer, welcher fich in die 
Furche zwiſchen den’ beiden größeren Erhöhungen des vorderen 
Mittelfußknochenendes legt; die Gelenkfläche des hinteren En 
desidiejer erfien Zchenglieder beficht aus zwei größeren, weniger 
konkaven Vertiefungen, ivelche oben am Ruͤckenhoͤcker zuſam⸗ 
menſtoßen, weiter unten aber durch eine dritte zwiſchenliegende, 


gegen die Sohlenflaͤche abſteigende ſchmaͤlere Vertiefung getrennt 





ſind. An dieſem Gelenke der erſten Zehenglieder mit den Vor⸗ 
dermittelfußknochen liegen zwei rundliche platte Sehnenknoͤchel⸗ 
den, welche den unterſten Theil der beiden größeren Erhoͤhun⸗ 
gen des vorderen Endes der Mittelfußfncchen bedecken. 


120 


Die zweiten ‚oder mittleren. Zehenglieder ſind, wie ſchon 
‚oben bemerkt, etwas länger als ‚die erftenz Äbrigens-nm ihren 
binteren Enden eben ſo beſchaffen, wie ndiefes, Das vordere 
Ende derſelben aber weiche. darin ab, daß es eine, Rolle bilder, 
welche nicht aus drei Erhöhungen beſteht, ſondern eine einzige 
Flaͤche macht, welche von vorn nach hinten ſehr ſtark konver, 
von einer-Seite zur anderen etwas konkav, nach der Ruͤcken⸗ 
flaͤche hin etwas ſchmaͤler, nach der. Sohlenfläche hin allmählig 
ein wenig breiter werdend iſt. Diefe uͤberknorpelte Nollenfläche 
erſtreckt fich fehr weit nach, oben auf dem Ruͤcken der Zehenglie⸗ 
der bin (fo daß Bei der ftärkften Ausſtreckung der Magelglieder 
dieje fehr weit nach oben ‚und hinten gezogen werben, und an 
der Ruͤckenflaͤche einen ſtarken, einfpringenden Winkel Bilden 
muͤſſen ); dicht hinter dieſer Rolle liegt auf der Ruͤckenflache 
des Zehengliedes eine ſtarke Vertiefung: Dieß Glied fehlt der 
innerſten Zehe. ee) 

Die dritten oder Nagelglieder haben am, hinteren Ende 
eine von oben nach unten fonfave, von einer Seite zur anderen 
aber etwas konvexe Gelenffläche, und. laufen nach vorn in eine 
fiumpfe Spike aus, Die Vorderzehenglieder find alſo im Gans 
zen kurz und ffämmig, und £önnen, wie aus dewSchnenfnds 
chelchen erhellt, mit großer Kraft zuſammengezogen oder ge⸗ 
beugt werden. Am Gelenke der erſten Zehenglieder mit den 
zweiten liegen zwei eben ſolche, nur kleinere, Sehnenknöchel⸗ 
chen, als am Gelenke der erſten Glieder mit den Mittelfußkno⸗ 
chen. Am Gelenke der zweiten Zehenglieder mit den Nagel: 
gliedern liegt; ein viereckiges plattes Sehnenbeinchen von. ber 
traͤchtlicher Gräfe, an der unteren Seite Eonver ; an der oberen 
wenig Fonfav, Ä u 











ı2r 
enıe unter tstiehmaßen 


Auch dieſe unteren Gliedmaßen find beträchtlich frarf ger 
— — — ch, ſelbſt Beim jungen Thiere, durch ſehr 


derbe Fortſaͤtze jur Anlage der Muskeln aus. Das Verhaͤltniß 


— 1—— zum Nulenſcheutel Me etwa wie viere zu drei. 
EHRE U TIEIMITIET un KURT dsl 34 


At ah rhel 


AuDigt dla 


| A Der Kopf diefes Knochens, wodurch er ſich mit dem Becken 


im Pfannengelenke verbindet/ iſt verhaͤltnißmaͤßig klein, hat 
einen kurzen Hals, und iſt ſchraͤge nach vben und vorn gerichtet. 


An feinem hinteren Theile hat et eine Vertiefung, welche nach 


unten an Breite zunimmt, bis an den Hals hinabtritt, zugleich 
etwas nady außen liegt, und dem runden Bande: zue Befeſti⸗ 
gang diene. Der große Rollhuͤgel (trochanter major) iſt vor 


- Beträchtlicher Größe, viel groͤßer nämlich, als der Kopf des 


Knochens felbft; ragt auch weit höher hinauf und nach vorn als 
diefer. Sein größefter Durchmeffer erfirecft fich von vorn nad) 


"Hinten: "Der Eleine Rollhuͤgel liege unterhalb des Kopfes, 


ſchraͤg nad) Hinten und innen gewandt, und iſt ſtark verzogen 


und scharf, ergeht nach unten in eine ſtarke Leifte über, welche 


weiter hin den inneren Winkel des Mittelftückes bildet. Eine 
hintere und vordere Leifte zwifchen den Rollhuͤgeln (linea in- 
tertrochanterica) findet ſich gar nicht; im Gegentheile liegt 
zwifchen dem großen Rollhuͤgel und dem Halfe des Schenfel: 


ö fopfes, an der vorderen Fläche, eine der Länge nach binabges 


hende Vertiefung. In dev Mitte der Länge des Kuochens liege 
am äußeren Winkel ein fehr ftarfer, von vorn nad) hinten platt: 
gedrückter Fortfaß, deffen oberer Nand ein wenig fonfav und 


ſcharf ift, deffen unterer Rand ſich Ihräg nach unten in den 


Außeren Winkel des Knochens verläuft, Der zwiſchen diefen 


: 222 ’ 

beiden liegende Endrand des Fortſatzes aiſt nach Außen gewaudt, 
und wulſtig, fo daß er vorn und hinten einwenig uͤberſteht *). 
Oberhalb dieſes Fortſatzes iſt der groͤßeſte Durchmeſſer des Kno⸗ 
Gens auf dem Queerdurchſchnitte von vorn nad) hinten, unter⸗ 
halb. deſſelben aber von einer. Seite zur anderen: gerichtern N Eine 
hintere große Schenfelleifte findet fich nicht: Vom großen Rolls 
Hügel geht an der hinteren Flaͤche des Knochens eine, Leifte nur 
ſehr kurz hinab. Ueberhaupt iſt das: Mittelſtuͤck, die bemerkten 
Fortſaͤtze abgerechnet, ziemlich rund: Von der vorderen Fläche 
des großen Rollhuͤgels bis unten auf das Mittelſtuͤck, iſt die 
vordere Flaͤche des Knochens in der Queere ſehr erhaben ges 
woͤlbt. Das untere Ende beſteht aus den gewoͤhnlichen zwei 
Gelenkknoͤpfen; der innere derſelben iſt ungleich weiter nach 
hinten, auch, obgleich nur ſehr wenig, mehr nach unten her⸗ 
vorragend, als der aͤußere. Die zwiſchen beiden uͤbrig bleibende 
Vertiefung, welche nach hinten die Kniekehle bildet, erſtreckt 
ſich von da als eine breite Furche nach vorn,und ſetzt ſich hier 
aufwaͤrts, ſogar bis auf den unteren Theil des Mittelftüces, 
fort, wo fie noch zur Anlage der ſtarken Ausſtreckeflechſe dient. : 
Shienbeim a 

Das obere Ende diefes Knochens zeichnet ſich dadurd aus, 

daß der Äußere Gelenkknopf deſſelben an feiner Gelenkflaͤche 
£onver, der innere aber Eonfav if. Jener erſtreckt fich mit ſei⸗ 
ner Gelenkflaͤche aud) weiter nach vorn, dagegen dieſer innere 
zum Theil durch eine Hervorragung zuruͤckgedraͤngt wird, welche 





* Ich kann nicht beſtimmen, welche Muskeln ſich an dieſen ſtatkeu 
Fortſatz ſetzen; ihre Wirkung muß aber ſeht beträchtlich ſeyn, weil der 
Fortſatz ſelbſt ſo weit vorgezogen iſt. Ueberhaupt muß die Muskellehte 
dieſes merkwürdigen Thieres viele Eigenheiten enthalten. vr 








‚125 


vor ihm ſich ſtumpf erhebt; zwiſchen diefer Hervorragung und 
der Flaͤche des inneren Gelenkknopfes bleibt eine queergehende 
Furche, die einem Bande zur Anlage dient. Dicht neben der 
Hervorragung, nach außen, läuft zroifchen ihr und dem äußeren 
Gelenkknopfe eine zweite Furche ‚von. vorn nad) hinten. Der 
inuere Gelenktnopf ragt überhaupt mehr nach hinten hervor, 
als die äußere. Das Mittelſtuͤck des Schienbeines zeichnet ſich 
durch feinen vorderen Winkel ſehr vor den Scienbeinen anderer 
Thiere aus; denn diefer iſt an der oberen Hälfte des Knochens 
zu einer ungewoͤhnlich ſtarken, hohen Leifte vorgezogen, welche 
ihre Schärfe fo nach außen richtet, daß die äußere Fläche des 
Mittelftäckes dadurch in der-Queere ſtark konkav wird. An A 
der unteren Hälfte nimmt diefe Leifte ſchnell ab, fo daß fie danız 
nur einen gewöhnlichen vorderen Winfel bildet, welcher etwas 
nach innen hinabläuft. : Die innere Fläche des Knochens ift der 
Queere nad) Eonver, und am unteren Theile nach hinten, fo 
wie die äußere Fläche nach vorn, gedreht. Die hintere ſchmalſte 
Fläche drehet fich daher am unteren Iheile des Mittelftückes 
nad) außen. Der äußere Winfel ift auch. ziemlich fcharf, der 
innere aber jehr ftumpf. Das untere Ende hat vier Flächen: 

nämlid) die vordere breitefte, in welche die nach vorn gedrehete 
’ äußere Fläche des Mittelftückes ganz übergeht; die äußere 

Ihmalfte, welche zur Aufnahme des unteren Wapdenbeinendes 

einnenförmig vertieft ift; die hintere, welche zualeich ein Elein 

wenig nach außen gewandt, und in der Queere ſchwach konkav 
iſt; und die innere, welche ziemlich Fark Eonver, und nur hin— 
ten mic einer Furche verfehen if. Die Endflaͤche, welche fich 

mit dem Sprungbeine verbindet, iſt von vorn nach hinten 
£onfav, in der Queere aber mitten Fonver, und zu beiden Sei—⸗ 
j sen gleichfalls konkav. Der hintere Rand diefer in dev Queere 


124 
bei weit m. am⸗ ngſten Endflache ragt satte ·weiteſten hinab; 
—2** nach ‚innen. ' Der: vordere Raud hat etwas jenſeits der 
Mitte nach innen einen Einſchnitt, welcher ſich ſelbſt bis auf 
die Endflächexfortfese. N" Der innere Rand iſt kurz und ſtumpf; 
der äußere nur wenig ſchaͤrfern Das ganze Schienbein iſt von 
vorn nach⸗ hinten etwas | daßidie as ws der 
- ” konkav ver A980R eas a 1227 — 
Ehe PET re in2R 396 aa 
uk n ie, ri 2, e i he IR —* 

Dieſer Küssen bildet ein Dreieck mit langen Schenteln; 
deſſen kurze, ein wenig konvere Grundflaͤche nach oben gewandt 
iſt. Die vordere Flaͤche iſt ſowol von oben nach unten, als 
von einer Seite zur anderen, ſtark Fonver; nach außen hat fie 
eine der Länge nach hinablaufende flache Furche. "Die Hintere 
glatte, uͤberknorpelte Fläche iſt der Laͤuge nad konkav ind 
durch eine ſchwache, fehr abgerundete Leiſte in den inneren 
breiteren und Äußeren ſchmaͤleren Theil gefehieden. EN kleines 
Stuͤck des kurzen oberen dickſten Randes iſt von vorn nach 
hinten auch ſchwach konkav, und uͤberknorpelt· Die Knieſchelbe 
mußte ſo lang ſeyn, weil in dem gewoͤhnlichſten Stellungen des 
Thieres der Unterſchenkel gegen den Oberſchenkel —— ge⸗ 

— ift. 

Boadenbein Dad a 

Auch an diefem Knochen iſt das obere Ende fehr ſtark; und 
zwar von einer Seite jur anderen plattgedräckt, yon vorm nach 
hinten aber fehr breit. Diefe große Breite nimmt aber unter 
dem oberen Drittheile fehnell ab, fo daß dadurch am vorderen 
Rande in diefer Gegend eine hervorftehende Ecke entſteht. Der 


untere Theil des Knochens nimmt allmaͤhlig eine dreieckige Ge⸗ 
ſtalt an, jo daß eine Seite nach außen, die andere nad) vorn 











425 

And innen/ die dritte nach hinten und innen gewandt iſt. Die 
Wintel zwiſchen dieſen Flaͤchen ſind zienilich abgerundet. Das 
antere Ende wird wieder dicker und viereckig, ſo daß man eine 
vordere breite, eine äußere wit einer von oben nach unten lau⸗ 
fenden Furche verſehene / eine hintere ſchmalſte konvere, und 
eine: innere ‚Fläche daran unterſcheidet. Dieſe letzte liegt ſehr 
feſt an der Außeren Fläche des unteren Schienbeinendes. Die 
Endflaͤche des Wadenbeines iſt durch eine von vorn nach hinten 
laufende, und in eben dieſer Richtung allmaͤhlig an Dicke abs 
nehmender Hervorragungıs in; der inneren viereckigen groͤßeren, 
und den Äußeren laͤnglichrundlichen kleineren Theil geſchieden. 
Sener Theil iſt ſphaͤriſch Eonfan,n doch vorzuͤglich von einer 
Seite zur anderen, indem die innere Seite der dieſe Flaͤche 
theilenden Hervorragung ‚an den inneren Theil der Endflaͤche 
mit, uͤbergeht. Der ganze: innere Theil dieſer Endflaͤche des 
Wadenbeines ‚bilder mit der aͤußeren Konkavitaͤt der Endflaͤche 
des Schienbeines eine gemeinſchaftliche Vertiefung, zur Aufs 
nahme des äußeren Theiles der Rolle des Sprungbeines. Det 
Außere kleinere Theil: der Endflaͤche des Wadenbeines legt ſich 
an die Gelenkflaͤche des er Fortſatzes vom Ferfenbeine. 


— Sintsrfußmursel, 


Die Hinterfußwurzel befteht aus. fieben Knochen, — 
mit den Fußwurzelknochen im Allgemeinen Aehnlichkeit haben, 
und daher ihrer Lage nach mit jenen gleich. benannt werben 
können. 

Das Ferſenbein iſt ſehr lang, ſchmal und — Der 
Körper deſſelben ragt hinter der Verbindung mir dem Sprung: 
beine fehr weit hinaus. Die obere Fläche deffelben (wenn 
ber ganze Fuß in einer der Laͤnge nad) wagerechten Richtung 


126 


gedacht wird) iſt ſchmal, der Queere nach jehr konver, fo 
daß fie, an beiden Seiten abgerundet , indie Seitenflädien 
übergeht, " Die‘ Seitenflächen ſind ungleich größer, gehen) um: 
mittelbar: in die des vorderen Fortſatzes über, und! Enınmen 
nach unten in einer Schaͤrfe zuſammen, welche ſtatt der Soh⸗ 
lenflaͤche da), and von vorn nach chinten ein wenig. konver⸗ if. 
Uebrigens iſt die innere Seitenflaͤche in der Mitte von „oben 
nach unten etwas konkav; die Äußere aber platt. Die) vor 
dere. Fläche des Körpers, welche zur Verbindung mit dem 
Sprungbeinkoͤrper dient, iſt ſchraͤg von oben nach unten und 
vorwaͤrts abgeſchnitten, liege aber etwas Höher Aals die obere 
Flaͤche des Körpers, und ragt an beiden Seiten auch weitet 
hinaus. Sie iſt konkav und uͤberknerpelt. Nacht hiuten und 
innen liegt zwiſchen ihr und der oberen Flaͤche des Nbrbers 
eine kleine, dreieckige, nach oben und hinten gewaudte Flaͤche 
auf welche die Knorpelſubſtanz der vorderen Flaͤche uͤbergeht 
fo. daß beide nur durche eine uͤberknorpelte Leiſte geſchieden ſindi 
Auch dieſe kleine Fläche diene zur Verbindung mitdem Sprung⸗ 
beinkoͤrper. An der äußeren Seite liegt ein eigener aͤußerer 
Fortſatz, der nad) hinten durch eine Vertiefung vonder ewor⸗ 
deren Flaͤche geſchieden iſt; nad) vorn aber mit ihr zuſammen⸗ 
fließt. Seine öbere Fläche iſt Fonver und überfnorpelt; an 
diefe Legt: fich der aͤußerſte konkave Theil’ des unteren Waden⸗ 
beinendes: eine Einrichtung, welche fich bei Menſchen und 
Affen nicht findet. Der vordere Fortſatz des. Ferfenbeines iſt 
eigentlich die Fortjeßung des Körpers, Die vordere. Fläche 
deffelben ift konkav, ſo dag fie nach oben und innen am mei⸗ 
ſten überragt. Sie dient zur ‚Verbindung mit dem Wuͤrfel⸗ 
beine, und ift daher überfnorpelt, An der inneren Fläche 
ragt der. innere Fortſatz hervor, welcher mit ſeinem hinteven 





127 


Sande an die vordere Fläche ‚des. Körpers ſtoͤßt, und mit dem 
inneren Rande bis an das Ende des vorderen Fortſatzes reicht, 
Seine wbere uͤberknorpelte Flaͤche paßt auf die, untere. des 
Sprungbeinhalfesi. 
Das Sprungbein iſt ſehr platt und Sreit;.t der — an 
ſelben bilder nach oben eine breite Nolle, deren innerer: und 
äußerer Rand hoch aufſtehen, woher die Rolfenfläche der Queere 
nad) ſtark konkav erſcheint. Der innere Theil des Körpers, 
welcher den Hals und ‚Kopf vor fich Tiegen hat, iſt von vorn 
nach Hinten ſchmaͤler, und an der inneren ſenkrecht liegenden 
runden, nicht uͤberknorpelten Flaͤche ein wenig konkav; der 
Außere iſt breiter... Die äußere Fläche des Körpers hat nad) 
vorn noch eine etwas konkave Knorpelfläche, am melcher ein 
Theil der unteren Gelenkflache des Wadenbeines liegt. Die 
untere Fläche des Körpers hat nad) außen hin eine vierecfige, 
ſtark seingebogene Knorpelflaͤche, welche auf die vordere Fläche 
des Serienbeinkörpers und auf, die mit dieſer verbundene Eleine 
dreieckige Fläche paßt, welche zwilchen der vorderen und oberen 
Flaͤche des Ferjenbeines liegt. Die zwifchen der vorderen Fer⸗ 
fenbeinfläche und ‚der Fleinen nach hinten-angränzenden dreiedfis 
gen Bläche liegende, auch überfnorpelte Leifte tritt in. die Einr 
bieguug.der unteren Sprungbeinfläche. , Der innere Theil der 
unteren Flaͤche des Sprungbeinkörpers: liegt meift freis nur ein 
Heiner Theil der oberen. Fläche des inneren Ferfenfortiages legt 
fih daran. Der Hals des Sprungbeines iſt fehr platt; die 
obere, Fläche deffelben ift von der Rolle durch zwei laͤngliche, 
aueerliegende Vertiefungen geishieden, in welche, bei der ſtaͤrk⸗ 
ſten Beugung des Fußes, der vordere Rand. des unteren Schiens 
- beinendes tritt. Uebrigens liegt dieje Fläche frei, Die untere 
Nlache des Halies ift zum Theile xauh uud vertieft, zum, Three 


", 


a28 


had) außen Hin» ͤberlnorpelt; diefer Knorbeltheit ſetzt ſich von 

der unteren Flache des Koͤrpers · auf · den Hals ſott · Der Kopf 
erſtreckt ſich mit ſeiner konvexen uͤberknorpelten Flaͤche ſchrag von 
außen nach innen tief abwaͤrts, ſo daß der innere ſchmaͤlere Theil 
deſſelben ganz in der Fußſohle liegt; wiſchen ſeinem aͤußerſten 
Theile und dem Roͤrper iſt ein rechtwinukeliger Ausfchnitt +) 
Das Kahnbein weicht von dem menſchlichen darin betraͤcht / 
lich ad, daß von ſeinem inneren Rande ein ſeht derber Fortſatz 
nach hinten und unten abgeht, welcher an Dicke ſelbſt den obe⸗ 
wen Theil des eigentlichen Koͤrpers uͤbertrift· Die hintere kon⸗ 
kave uͤberknorpelte Fläche des Koͤrpers ſetzt ſich unmittelbar au 
die aͤnßere Flaͤche des Fortſatzes fort, ſo daß beide zuſammen 
eine ſehr ſtarke Konkavitaͤt bilden, welche ſich an. den ganzen 
Kopf des Sprungbeines legt. Die obere oder Ruͤckenflaͤche des 
Kahnbeines iſt von vorn nach hinten ſehr ſchmal, von einet 
Seite zur anderen aber lang und ſtark konvex. Die vordere 
Fläche iſt zugleich etwas ſchraͤg nach oben gewandt, woher der 
Knochen unten weit ſtaͤrker als oben wird; an dieſer vorderen 
Flaͤche ſind drei durch ſtarke Leiſten und nebenliegende Rinnen 
von oben nach unten geſchiedene Knorpelflaͤchen für die drei keil⸗ 
foͤrmigen Beine zu bemerken; von dieſen iſt die aͤußerſte am 
groͤßeſten, die innerſte iſt ſtark nach innen gewandt. Die aͤußere 
Flaͤche des Kahnbeines iſt konvex rundlich-dreieckig und uͤber⸗ 
knorpelt zur Anlage an das Wuͤrfelbein. Die untere, von jenet 
durch eine laͤngliche Vertiefung geſchiedene Flaͤche iſt auch ein 
wenig nach außen gewandt aͤberknorpelt zur Anlage eines unge⸗ 
heuren Sehnenbeines. Sie bildet nach innen einen ſcharfen 
Rand, wodurch fie von der inneren Flaͤche geſchieden wird. | 
Das erſte keilfoͤrmige Bein liegt am meiſten nach innen; 

es hat mit dem menſchlichen wenig Aehnlichkeit. Seine eigeutz 
liche 








120 \ 


_ Mche Rücenfläche- MP gänz nach ifme gewandt; untegelmaͤßig 


Ti 





viereckig mit konkaven Rändern, den ünterfien"husgenommen, 
welcher konver iſtDie hintere Fläche liegt zugleich ſehr ſchraͤg 
auswaͤrts iſt fonfaw, uͤberknorpelt, und dient zur Verbindung 
mit dem Kahnbeine Die innere Flaͤche iſt rauh, uneben, vers: 
tiefe; Hat nach oben und vorn eine kleine Knorpelſtelle zur Vers 
Bindung mit dem zweiten "Mittelfußfnschern ') Die‘ vordere 
Fläche, jur Verbindung'mit dem erften Mittelfußknochen, iſt 
durch eine queergehende Vertiefung in den oberen größerem und: 


i unteren Heineren Theil geſchieden und ganz hu * 


untere Flaͤche iſt ſchmal und vertieft. * 4 

Das zweite keilfoͤrmige Bein iſt ſehr kleinm — 
Sohlen⸗ äußere und innere Fläche ſind fo ſchmal, daß ſie faſt 
nur als duͤnne Ränder erſcheinen; die Hintere Flaͤche iſt Eonver, 
die vordere konkav. Der ganze Knochen hat alſo ein etwas drei⸗ 


eckiges/ ſcheibenfoͤrmiges Anſehen. Die Spitze des — 


if aber ſehr abgerundet, ‚und liegt nach unten. 

Das dritte oder aͤußerſte keilformige Beim iſt agree 
son allen, and hat Auch allenfalls eine feilförmige Geſtalt. 
Seine Ruͤckenflaͤche iſt Von einer Seite zur anderen länger und 


- Eonwer, don vorn nach hinten kuͤrzer uund ganz wenig konkav. 


Die hintere mit dem Kahnbeine verbundene Flaͤche iſt in der 
Queere ein wenig konkav, von oben nach unten ein wenig kon⸗ 
ver; dreieckig, ſo daß der innere Rand konkav, der aͤußere und 
obere aber konver ſind. Die vordere: mit dem Mittelfuße ver⸗ 
bundene Fläche iſt gleichfalls dreieckigz; hat aberı am aͤußeren 
und inneren Rande einen: Ausſchnitt. Die innete Flaͤche iſt 
vertieft nach hinten mit dem zweiten keilfoͤrmigen Beine, 
übrigens ‚mit. der aͤußeren Flache des. hiuteren Endes: vom 
weiten’ Mittelfußknochen verbunden, Die außere Flaͤche hat 


1. Bandes 1. Std, 3 


f 130 
nach Hinten :eine:längere uͤberknorpelte Stelle, zur Verbindung 
mit dem Wuͤrfelbeine; nach vorn eine Fürzere zur Verbindung 
mit dem vierten Mittelfußknochennn. 
Das Mürfelbein iſt noch viel weniger viereckig als das 
menfchfiche zu feine hintere, mit“ dem vorderen Fortſatze des Fer⸗ 
fenbeineg verbundene Fläche iſt von oben nach unter flarf kon⸗ 
ver, und zugleich" etwas nad)" außen gewandt.! 'Die vordere 
Fläche, zur Verbindung mit dem Mittelfuße, iſt oben konver, 
unten konkav, durchaus uͤberknorpelt· Die Ruͤckenflaͤche iſt 
etwas rauh, in der Queere konver, von born’ nach hinten fehr 
ſchmal, und etwas konkav. Die untere oder Sohlenflaͤche iſt 
rundlich ‚2 ganz wenig-fonver und uͤberknorpelt/ zur Anlage des- 
großen Sehnenbeines⸗ Die innere Fläche iſt uͤberknorpelt, zur 
Anlage an das dricte keilformige Bein; der hintere Theil derſel⸗ 
ben geht tiefer hinab, der vordere endet ſchon hoͤher oben zwi⸗ 
ſchen beiden: ragt eine gleichfalls uͤberknorpelte Leiſte hervor⸗ 
Die äußere Flaͤche bildet eine ſtarke Rinne, welche von außen 
nach innen unter die vordere Flaͤche hinablaͤuft. VER" 
; Da BE ER 2277. 
’ — er Hintermittelfgß., RREN.) 
Am — ſich fuͤnf —— alſo 
einer mehr als am Vorderfuße. Sie find etwas laͤnger, als die 
des Vorderfußes; uͤbrigens an den vorderen Enden eben ſo wie 
dieſe gebildet. Die Mittelſtuͤcke ſind dreieckig; aber mit ſehr 
abgerundeten Winkeln und konvexen Flaͤchen. Die hinteren 
Euden weichen in ihrer Bildung von einander ſehr ab; das des 
innerſten Mittelfußknochens iſt durch eine ſtarke, von innen 
etwas. nach außen und abwärts; laufende Leiſte in den inneren 
kleinen und [Außeren größeren Knorpeltheil getheilt, übrigens 
ganz überfnorpelt, und mit. dem beiden Gelentflächen am vorderen 


er” “ mr 


1881 


Theile des erſten keilfoͤrmigen Beines verbunden. Der, zmweite 
zunaͤchſt nach außen liegende Mittelfußknochen ragt weit, mehr 
nad) hinten zuruͤck, hat eine hintere dreieckige Knorpelflache, 
wvelche ſich mit dem mittleren keilfoͤrmigen Beine verbindet; 
ferner an der inneren Seite des: hinteren Endes eine kleine laͤng⸗ 
lichrunde konkave Knorpelflaͤche/ sur, Verbindung mit der auße⸗ 
tem Flache des erſten oder inneren keilfoͤrmigen Beines, und an 
dep aͤuferen Seite des hinteren Endes eine obere Knoͤrpelflache, 
welche durch eine Vertiefung im; den hinteren umnd vorderen 
Theil geſchieden iſt⸗ der hintere verbindet ſich mit der inneren 
Nache des dritten vder aͤuheten teilſormigen Beines / der vor⸗ 


dere mit der inneren Fläche: des, hinteren Endes vom dritten 





Witteljußknochen;ʒ uͤberdieß liegt unten noch eine. Eleine Knor⸗ 
velglache„gleichfalls zur. Verbindung mit · dem. dritten. Mittel⸗ 
fußknochen. Dieſer dritte hat eine im Ganzen dreieckige hintere 
Flaͤche, zur Verbindung mit dem dritten keilfoͤrmigen Beine; 
ferner, an der inneren Seite zwei Knorpelſtellen, zur genann⸗ 
tem Verbindung mie dem zweiten Mittelfußtnochen, und an der 
äußeren Seite eine längliche Knorpelflaͤche ‚ zur Verbindung 
mit dem vierten. Der vierte Mitrelfußknochen hat an der bins 
teren Släghe/eine innere kleinere und eine aubere großere » iefer 
binabragende, durch einen tiefen Einſchnitt von jener getrennte 
Kuorpelfläche, zur Verbindung mir einer Ecke des dritten keil⸗ 
förmigen, und mit der vorderen Fläche des Mürfelbeines, Der 
fünfte augerſte Mitzelfußfnochen,hat nur eine kleine, rundlichey 
etwas konvexe hintere Släde, welche ſich auch mit URAN 
beine verbindet, . 4 sinus 
Die Beben 

Außer der Zahl, verhalten, Al) dieſe oben en {05 wie an dem 

Vorderfuhe ; nur daß ſi fie etwas kuͤrzer und ſtaͤmmiger finds 
$a 


Hin 





198: 

Die innerſte Zehe hat nur, zwel, ‚Die übrigen, haben jede dret 
Glieder! ; &s finden ſich 6 m die! Sednenfnächekhen, wie; 
am dem Vorderfuhe a a TR . 

3901 SR Sroßes Sehynenbein. Ära ‚bitvhlam 

Zwiſchen der überfnorpelten unseren Fläche des Kahnbeines 

und der gleichnamigen üßer£norpelten Flaͤche des Wuͤrfelbeines, 
welche beide ſo gegen einander liegen, daß ſie einen einſpringen⸗ 
den Winkel bilden, liegt ein ‚großes Sehnenbrin,. welches an 
Länge zwei Deittheile des ganzen Ferfenbeines haͤlt, und deſſen 
Breite in’ feiner eigenen Länge etwa dreimal enthalten iſt⸗ 
Seine Sohlenfläche if nach allen Richtungen ein wenig Eonver, 
die obere innere Fläche ſchmaler, die obere aͤußere breiter) beide! 
durch) eine fumpfe der Länge nach. gehende Leiſte geſchieden/ und 
durchaus uͤberknorpelt. Das hintere Ende liegt unter dem 
inneren Ferſenfortſatze, ſo daß dieß Sehnenbein alfo-der Flechſe 





des langen Zehenbeugers angehoͤrt haben muß, ——— 
J ud, x I vuot 
{ hub 
V. 1339 DE 
Befhreisung des — vom 
Pr Rand 
Faulthiere ). BE RN 


IG - 7 SEM ANSIN 146} 
S wie der Schädel, der oben "gegebenen Befehreibiing is 


folge ‚, von dem des Armadills, welches von aͤlteren und neueren 
Naturforſchern mit dem Faulthiere eine Ordnung geſetzt 





V 2* tu 2 4 
m * Bom Shit ft. oben S. 46 u. fg. Es if — tridaetylas, 
oder Vuffone a ——— PANNE BETT} 


ai 





| 135 

binmelwelt Werfehieben it! ſoei eichhet ſich auch der Bau 
der ** Klochen des’ — von denen‘ des Armadills 
in den meiſten Stücen auffallend aus, Da ganze Kuochenbau 
des Faulthieres iſt ſchlanter fo daß der Karakter von Derbheit 
und geftigfeit, welcher Beiden Kenadiit überalt hetvorleuchtete, 
Gier faſt gam vberloren Zehl oa Mehr nichts von jenen unge⸗ 
heuren Mſaͤtzen und ‚Sorefägeh, en toeidhe ‚bei dem Armadill auf 
‚Große Muskelſtaͤrke ſchließen fieen. &s fehlen dem Saufchiete 
die 'Schlüffeldeinez auch iſt das. Bethaltniß feiner. berjhiedenen 
RKnochen zu einander durchaus jahdets, als bei’ jenent Zhiere. 
f, Die hinteren Gliedmaßen des Faulthieres find ungleich finger, 
als die — E bei bern — iſt es gerade mei 
won "gleicher Länge; bei dem Armadill war der Unterarm ief 
kuͤrzet. Das Becken iſt bei dem Faulthiere um gieich mehr in 
die Breite und Höhe, dagegen viel weniger in die Fänge gezo⸗ 
gen, als bei bein —— Die Zahl der Virket iſt auch ſehr 
— 

Odbgleich das Knochengeruͤſte des Faulthleres, ich 
** noch nicht ganz jo ausgebildet ift, als das, wonach ich 
die Befhreibung der Knochen des Armadills machte „ſo wit ih 
doch die ‚einzelnen Suoden, durchgehen, und, ſo viel möglich, 
ihren Bawzu beſtimmen ſuchen; damit die Abweihungen vom 


Armiadlul * beſſeti in die Augen fallen mögen, — 


wirverfinte * —— 


J pie Wirhelfäute dieſes Thieres *) seht; vom Kopfe an 
bie zum Becken, aus neun und zwanzig Birbeln, , von welden 





*) Bradypus tridactylun, 


we 
‚meine ı ‚zum. Kalle, 3, sieriehen. 3 a Me ſechſe um 
Bauche gehören. (Dos Arıman il Hatte rue te ng 
nämlich ſicben Hals, ai Drafr; und Fünf Baniehiinhel). 
‚Die, Halswirbel find war⸗ ehe sn meiften Thieren etmas 
breiter, und anu der unteren: a Stiche cheer Korper Riecher als bie 
Bruſtwirbel ʒ aber. weber ihre‘ Bieite, noch Präkkheitikomme 
der es Armadille gleich Det zweite Balemirserift'gman ein 
RER doch bei weitem nicht fo. viel, langer ale beim Mean, 
aug nicht ſo innig mit dem dritten pekeiniget, Die Dotufort⸗ 








ſaͤtze der Hals wiebel find. fänger nud ſtaͤtker als beim Armadill, 


Az mehbt auder en Vierfuͤhern ahnlich. N Die Queerfortſabe ber 


‚Halswinbel weiter nach vorwärts gerichtet, aber gleichfalls nitht 


„in zwei EGuabpfe geſpalten An den Bruſt und Bauchwirbeln 
da das. daulthier ‚gar nicht die vielen Nebeufert ſatze/ welche 
bei dem Armodil durch ihr Ine mandergreifen ſo groge deſtigkeit 
bew irken. — i on 
— 8 Rippen: und Brnfbeineng hdalı nr 

a" Du, der Rippen ift vierzehen **), es Srfichtiber 
ER ARRURDBROTEN, rd bei: ———— die 





* 7 feine — als —— Reyeı angenommen 
zu fen, das'ich bei allen, weiigieng den vierfüßigen, Gängthieten fieben 
Saie witbe finden 6) Blumenbachs Gott) uud Bert. der Knochen, Got, 
tingemn 1786, Gerdfiß sin den Aunerkungen d3) das ‘Saufchjer: mochte aiſo 
eine Ausnahme, denn. # es Jäße irn ohl fbwerlich hehaup —7—— zwei 


aberzãhligen Halswirbet hier bloß individnelle Varietät Bäre nur 
ein Halswirbel mehr da,.fg würde, in feibil, nicht anſtehen/ das zu glauben; 
aber zwei mehr als gewöhntich, muß wohl mehr als- bloß einzelne Auss 
nghme pon der Reget ſeyng. Es verlohmte ſehr den, Mühe, Diefi Menbachs 
zuna, durch Piedgthobiuns An ‚DE Ekeletten Diea, Ehierep, in,Ape 
Riten, 
mer a " ;, a meht, nämlich 
“5 und vierzig. PIC sa (* 


235 r 
vorderſte, ‚welche int Gegentheile hoc ſchmaͤler ats; bie übrigen, 
auch mit der Äußeren Fläche ‚gar nicht, ſo nach vorn gewandt iſt 
Dagegen nehmen. die: Rippen von! vorn nach hinten mehr au 

Ränge zu Neune verbinden ſich durch ihre Knorpel unmittel⸗ 

basic dem Bruſtbeine, und fund atſo wahre/die uͤbrigen 
falle Rippen Die Bruſthohle t vorn ſehr enge⸗ Hinten ſehr 
weit Mas Bruſtbein ſcheint, wie bei anderen Vierfuͤßern, 

dvelche keine Schluſſelbeine haben, aus’ di Are 


bei dem Armadill zu ai ar lisl? 7 .oyler 
idban Tinct „di a onlap 3laı „Arts, Aa 
durdisuu iu Be ea J N, ball; ah tm int 


Das! Kreuzbein beſteht/ wenn man alle a. zoͤhlt, 
j ‚welche fich mit den eigentlichen Beckenknochen feitwärts verbin; 
den te, aus ſechs falſchen Wirbeln welche. aber ſamtlich von 
vorn nach hiuten an Breite abnehmen. > Außerdem: findenifih 
moch acht Schiwanzwirbelkeine, welche nach Verhältnis bis zur 
Schwanſpitze ziemlich breit bleiben (Die Zahl der Schwanz⸗ 
wirbel iſt alſo hier ungleich geringer, als beim Armadill. Bei 
BüffonJäftsfie auf jeden Fallızu groß angegeben.)e 
Die Darmbeiue find ungleich Einzer, breiter und platter, 
abs bei dem Armadill⸗ fie erſtrecken ſich naͤmlich vorn nĩcht bis 
wor den erſten Kreugbeinwirbel hirauszoihre innere Flaͤche oiſt 
sad vorderen) Theile konkav· Der hintere’ inuere kleinere Theil 
derſelben iſt durch eine deutliche inner! Bogenleiſte ( Kinea at· 
uata interna ) vom vorderen geſchieden. Nach hiuten und 
ara 721 Beil Buſſẽe werden, ‚nur, Bier Wirbep des Kreuzbeines angegeben: 
die ählung hl im auch um einen Wirbel zu hoch angefangen ; 
—D heise — bei ihm: Wie es cs mir vortain, ſo mußten der zweite und 
drute ( SEqhwan witbel⸗ ſich· mit den Saftknochen vereinigen, wenn die 
Verknocherung vollig geſchehen iſt. Im zahle dieſt uoch mit um Kteurbeine. 









* 





136 


außen wird das ganze Datınbein sief fchinäler dpi, umier ur 
Pfanne hingeht: Der. yprdere: Rand iſt konver der aͤußere 
laͤngſte Rand, konkav⸗ der innere breiteſte, welcher ſich mit ve" 
falſchen Queerfonſaten dreier Kreuzbeinwirbel verbiudet auch 
ein wenig onkabz, der, ‚hintere „Nand,, am fäuffien tonkas, 
bildet das Analogon des itzbeneinſchnittes oder großen Bet⸗ 
feneinfchnittes * welcher auch Au, ‚bielem.) Thiere nach hinten 
Such das Sitzbein voͤllig sefchloffen,. ‚und. zu einem Loche 
wird, Der Theil des, Darmbeines welcher zur Pfanne: bei: 
trägt, und, wie geſagt, ‚viel dmäler iſt, weicht nad) hinten 
und aufen ab, doch 1, daß, ‚det hintere und Außere Raud 
de rem) PAIN: unmutteltat Bi — 


ei uhlart 
‚no 434 Yin ü 24 


nor Das Das, an — — und ins 
— kürzer, als bei dem, Armabill;’ doch verbindet tes ſich 
wit: feinem inneren Rande, fo wie bei dieſem Thiere mit den 
ywvei ! letsten Kreuzbeinswirbeln, woher denn, wie ſchon oben: 
angefuhrt iſt ein wahres Loch ſtatt eines bloßen Einſchnittes 
entſteht, welches ſich gur darin vou dam des Atmadills 
unterjheidet,; daß es nicht ſo in die Laͤnge gezogen, ſon⸗ 
dern faſt zirkelrund iſt· Der vordere Rand des Sitzbei⸗ 
nes macht den hinteren Theil: dieſes Loches ausz) ber Hinz 
tere Rand liegt frei, und Ift. der laͤngſte; es laͤßt ſich bein 
Knorren daran bemerken; der aͤußere Mand: iſt ſtatk auge⸗ 
ſchnitten oder konkav, und liegt, wie bei den Vierfüͤßern ge⸗ 
woͤhnlich, etwas niedriger als der innere · Dieſer Rand bildet 
ſonſt den oberen Rand des unteren Beckenloches (foramen. 
‚ovale hominis), welches aber dieſem Thiere ganz, zu ehlen 
ſcheint; daher kommen der hintere und äußere Rand. des. 
Darmbeines in einen freiftehenden Sitzbeinaſt zufammen, wel⸗ 


a7 

cher nach ae, pie ir RER ee fih am En⸗ 

A eg eg 

—Die Schaambene gehen side rin, KM: er dit 
fies Ende beitraͤgtz Re und Mioabts, zugleich auch ein 
‚weh re Sierfitid von dorn nach hinten ſehr ſchinat, 
und etwas von außen nach tere pfattgedtiicht; Übrigeng an 
der außeren Flache der Länge nach ein wenig konver, an der 
ameren Hiache konkav Einen Aſt, welcher ſich mit dem 

Sitzbeinaſte verbände, bemerkt man durchaus nicht, ſo daß das 
{ Schaambein Hier bloß aus dem heile‘ Ju beſtehen ſchein 
welchen man bei Menfehen "den Horizontalaſt nennt 9 
Uebrigensſtehen beide Schaambelne weit von einander iß 
ſind durch eine ſehr breite Symphyſe vereinigen, Wegen der 
| Schmalheit der’ ir Sie vordere ——— 


— 





ou 


Fafe gar nicht verſchieden/ Das Baden iſt aber berhaupt 
bei dieſem Thiere nicht allein unglelch geraͤumiget, "als bei 
dem Lrmiadille ſondern BIRNEN 
— ſelbſt de den Menſchen niche aufsgechlönen.. 



















- a2 38, aiu di diep, „und —2* Mangel die unteren ya 
10djes (for. ovale) bei diefem Thiere behaupten zu können, oboleh daſſelbe 

noh nit ns Aunegehvachten‘, undedaher fein Knochenbau noch nicht botl⸗ 

endet iſt; denn es findet ſich gar keine norbelanlage, woraus auf die Fünfe 

tige Bildung eines zum Sitz beinaſte "hinaufgenenden Schaambeinafles u 

liegen ware, welche Anlage mir bei dem Defharnizem unfehlbar hätte 

‚auffatten, m müffen ;, doch bitte ‚ich ſehr, wenn jemand yon den Lefern Gele: 

‚gändeit baben fote, ein vouig ausgebildete Knochgngeräfte diefeg Thieres 
Darauf anuſehen, mie und anderen Zoologen das Nähere darliber durch 

ie Anzeig in einem der nächſten Stücke dieſes Archives bekannt zu mas 

Es iſt bekanutlich in alten Erfahrungsmwiffenfchaften nicht genug au 

ntehten, Beobachtungen, ber Weichen auch nur ein Schein don Zweifel 

eibt, durch Wiederholung zur völlig’ benätigten Gewißheit zu bringen.” 


138 

wen WER Gliedmaß en. 
Das Schläffelbein fehlt, ‚wie geſagt, dieſem Thiere +). 
Das Schulterblatt iſt nach Verhaͤltniß ungleich kleiner, vors 
Zuͤglich von hinten wach vorn kuͤrzer, als bei dem Armadill. 
Der obere Rand ſcheint ſich fo, in den vorderen zu verlaufen, 
daß heide eine Konvexitaͤt bilden. Die Schultergraͤthe, welche 
nicht, ſehr ſtark hervorxagt,theilt das Schulterblatt in die 
vordere Hälftez die oben ſchmaͤler, und. in die hintere Halfte, 
wie unten ſchmaͤler its die Schulterhoͤhe (acromion) iſt wem⸗ 
lich weit. norgezogens "Der. Einfehnitt. des vorderen Randes 
‚Cincifara [uprafcapularis ‚homänis,).ift fehe tiefrumds weit⸗ 
unter ihm iſt ein Analogon von Schulterhafen, welches ans 
einem eigenen Knochenkerue entſteht aber doch keinen 
lichen — bildez nuna 

RR #9) i O beer a tm. eg 
u — — iſt nur um etwas laͤnger als die Speiche; 
aber über ‚ein. Drittheil laͤnger,als der Oberſchenkel⸗ Außer 
einem vorderen und zwei Seitenwinkeln, find. am Mittelſtuͤcke 
feine Fortſaͤtze und Erhöhungen ſichtbar. Die Rinne fuͤr den 
zroeiföpfigen Aemmuskel iſt ziemlich flach· Das untere Ende 
it siemtich breit und flach ein ſolches Loch, wie bei dem Ars 

— und, einigen Affenarten, findet i Si dur haus nicht. 


Te 1 FI RR FTITE 





unteracm. 


* air Ban EIER 
Die Speiche iſt etwas länger als —— ei 
fie ein wenig dicker oder ſtarker⸗ und ragt vorzüglich unten 
tiefer hinab * als. das Eitenbogenbein. Der Cilenbogenthotten 


iſt siemlich undetzochrch. Der ‚Raum wiſchen Snodhen 





* ‚Der Ass am ein Gmifeibein, mach Büfonaneg. ade ag 
ſelben bei d Mh Ai auch nicht, erwähnt, ——— — 



























aa, 
des Unterarmes, welcher die Zwiſchenknochenhaut ausfuͤllt, und 
eh ber dem RER BITTE HIERHER wan iſt bei dieſem 
Shiere verhältnis ſehr ende ee er 
en ir Be gen me ende 
een 
ER ORDER · des Af⸗ eng eben 
fo ea, ie Buffdnt nur Lein paar eingelne Bemer⸗ 
Aungen anfuhrten eg ee · iſt fo: kann 
Id won ser Geſtalt nd Zahl der Knochen der Vordelfutz⸗ 
I niet nichts genaueres beftimment: RSuſfon giebt fuͤnf Kno⸗ 
chen der Mittelhand an wovon det erſte und fünfte ſehr 
> Be — and bloße Khonen“vorfelfen ſollen Eigentliche 
Mittelhand · oder beſſer Bordermit teffnßknochen fitden’ ſich 
nur drei, denn es ſind nur drei Zehen‘ da, Buffons Behalp⸗ 
tung aber iſt dahin zu beſtimmen / daß die beiden ühetzähligeh 
Kochen, Sehnenknochelchen Coma fefameideh ſind Melche 
an der unteren Fläche des hinteren Endes“ des etſten und dritten 
Vorbertuttelfuhenochensñ liegemm; ſie feheitten vot glich zur Bil⸗ 
dung einer Vertiefung her: breiten Rinne zu’ bieten, durch 
welche die Beugeflech ſen gehen⸗ Die Zehen haben nur zwei 
OR, ei hinteres aind ein Nagelglied; das letztere iſt bei 
weitem das langſte, klauenfdemig gekrümmt, vorm fehr ſpitz, 
von beiden Seiten ſtark zuſammeng gedruͤckt, am unteren konka⸗ 
ven Nande mi viner Furche derfehen. Auch die hinteren Glie⸗ 
der fürs, ſo wie die Mittelfußknochen ſelbſt, von beiden Sciten 
Amae flachgedruckt Doch das tiittelfte hintere fied wenger, 
Als as mnere und Re ihre Ruckenflaͤchen ſind in "ser 
este ea konver; die unteren oder — hingehen 


PR ELLI Ion! 






MH deutſche theberfenung, 7.8 & 87. — 1778. 


240 


platt. Die innerfie Vorderzehe iſt Biestteinftez hie muttelfte die 
laͤngſte Die, vorderen Euden der hinteten Zehenglieder haben 
ſowol an der oberen dals unteren Fläche Eſuparfioies dox ſalis 
et plantaris)- eine Furche zum Durchgange der Ausſtrecke "und 
Beugeflechſen. Die gange obere der Rickenfeite des Vorder⸗ 
fußes iſt ſowol von vorn mach hinten, als von einer Selte jur 
anderen, konver, die Sehlenſeite konkav vorzuͤglich der Lange 
nach, wodurch das Thier zum Umfaſſen der Baumſtaͤmme und 


Leſte bei dem Klettern ſehr gefehiett wird, "=... ne ©) 
Bun a Pet 
* "Hintere Gliedmapen.. ea 


Auch an, dem ‚Dberjhenfet, fehlen die —— 
— dieſem Thiere, ‚welche ſich bei dem Armadill fanden. 
Der große Rollhůgel iſt verhaͤltnißmaͤßig weit kleiner; das; Mit⸗ 
elſtuͤck von vorn nach hinten minder Bi, als von einer Seite 
zur anderen; die Enden: breiter. Eben dies, gilt in. Ganzen 
vom, Unterfchenkel, wo die Schienbeinsleifte oder der: Schien- 
.beinshöder (Spima tibiae )- jehr unbetraͤchtlich it Das 
denbein iſt nicht  unbeträchtlich ;..der Raum: zwiſchen heiden 
Knochen des Unterſchenkels an Breite dem dos“ Unterarmes 
gleich. ‚Die Kuieſcheibe iſt nicht ſo lang, als bei dem Armapilli 


— ———— dast 
ehe Hinterfup, * —7 

Die Hinterfußwurzel beſteht nur aus fee Ruehehinies 
Lich, den Sprung, Ferfenz, Wuͤrfel⸗ und Kahnbeine und 
zwei keilfoͤrmigen Beinen, Das Ferſenbein ragt ſehr weit nach 
hinten hervor, und. iſt von ‚beiden Seiten zuſammengedruͤckt. 
Auch hier finden ſich nur drei Zehen, und folglich nur drei 
eigentliche Mittelfußknochen, welche kuͤrzer ſind, als an dem 
Vorderfuße. Der innerſte Mittelfußknochen verbindet ſich durch 



























241 

fein hinteres „Endenmie dem inneren keilfoͤrmigen Beine; der 

mittelſte Mittelſußknochen mit dem aͤußeren keilformigen Beine; 
er ſtoͤßt aber auch noch an eine Ecke des Wuͤrfelbeines; der 

außerſte Mittelfußknochen verbindet ſich ganz mit dem Wuͤrfel⸗ 
beine. sn Die Zehenglieder vorhalten ſichebteu fo, wie die an dem 

Vorderfuße; nur ſind die ſelben/ wie auch die Bei use, 
ein wenig kürzer und ammigreisTusd oe mu 


ee rg oranhumug 391 ER an 11797 





a Vai 


une die Verdauungswerkzeuge des A, nebſt 
"einigen Bemerkungen über das Bihafäen, 
Bam Bssandarken. ish a ned — 





ns 5 zu 
S iſt — AERO worden, und — ſich * 
duch die Erfahrung an den meiſten Thieren, daß diejenigen 
anter denſelben, welche ſich von Pflanzen naͤhren, einen laͤn⸗ 
geren Darmkanal haben, als die, welche bloß von thieriſcher 
Nahrung leben. Auch hält es nicht ſchwer, den Grund dieſert 
Erſcheinung aufzufindenz denn thieriſche Subſtanzen koͤnnen 
natuͤrlich auderen Thierkoͤrpern, durch den Einfluß der verſchie⸗ 
dentlich modifizirten Lebenskraft dieſer letzteren, weit eher ver⸗ 
ahnlicht und einverleibt werden/ als vegetabiliſche Subſtanzen, 
deren Natur durch einen laͤnger dauernden, wahrſcheinlich auch 
uſammengeſetzteren Prozeß erſt weit mehr verändert werden 
7 muß, ehe dieſelhen als gleichartige Stoffe zur Ernährung und 
- Erhaltung des thieriſchen ‚Körpers goſchickt werden Einnen.. Die 


142 

genaueren: Umſtaͤnde welche bei der Berdanntig verſchiedener 
Subſtanzen voit verſchiedenen Thieren obwalten ſint uns größer 
tentheils noch unbekannt zadeun vobgleich wir wiſſen daß zuerſt 
die Speiſen mechaniſch gerkleinert / dann bei einem Thlere mehtz 
bei dem anderen weniger macerirt vder eingeweicht eu 
und ſehon während der Eitiiwei tung ſelbſtAmit verſchiedenen 
Saͤften des Thierkörpers, Als Mugenſaft Galle⸗ Bauchſpein 
cheldruͤſen⸗ und Darmſaft, gemengt und gemiſcht, und dadurch 
atlmaͤhlig zur Milchſaft umgearbettet · werden / wobe am Ende 
der geringere Theil als Koth, ein größerer durch den Urin und 

auf anderen Wegen als unbtandhbar ausgeführt wirds fo iſt 
dieß doch nur das Allergroͤbſte des ganzen Proʒeſſes,und mier 
werden wir die feinen Scheidungsat ten und Scheidemittel der 

NRatur eedfifien-esihien, "welche fie in chleriſchen Korpern an⸗ 

wendet, um ans demſelben Futter ber Bitfaßern HA, 
bei Vögeln Federn, bei Inſekten die hornartigen Debennnn 
zu bilden, oder um das Belſpiel noch weit verftändlicher aber 
zu gleicher⸗ Zeit noch auffallender du mathen wie die Mare 
durch die Verdauungswerkzeuge und durch die nach der Bars 
dauung noch weitet gehenden Scheidungen und Zuſammen⸗ 
ſetzungen es bewirke, daß beingleithenn Futter die Muskelſub⸗ 
ſtanz des Ochſen den Geſchmack des Rind⸗ und die des Schac 
fes dem Geſchmack des Hammelfleifcyeserhalte,.u. kw. Did 
Hoffnung, uͤber dieſe Naturwirkungen durch chemiſche Verſuche 
etwas Näheres zu beſtimmen z ſcheint auch” jest ums baftonmehrs 
zu ſchwinden, je mehr wir einſehen lernen, daß die Chemie des 
belebten Thierkorpers, oder die Scheidungss und: Verbindungs⸗ 
prozeſſe, ſo wie ſie won: der Lebenskraft beſtimmt im lebenden 
Thiere vorgehew, von denen. den todten oder lebloſen Koͤrper 
ſehr verſchieden feyen. Dennoch: Aber darf uns dieß nicht 


































2435 
abſchrecken/ auch an Den Unterſuchuugen üben, Berrauungsnech 
zeuge und Kräfterweirer. zu gehen. inin Tun wunundm’ 
Die Vaulthiere ſcheinen won der oben angefuͤhrten TORE, 
ung eine ſonderbare Ausnahme: zumachen, indem der Darm⸗ 
tanal derſelben verhaͤltnißmaͤßig zur Größe ihres ganzen Körpers 
nur ſehr kurz iſt welches um ſo mehr zu bewundern feheint, da; 
ſie doch den Beobachtungen der Reiſebeſchreiber und Natur— 
ſorſcher zufolge, ſich bloß von Baumblaͤttern naͤhren, welche 
noch weniger ſaftig, als manche andere Pftangenſpeiſen ſind. 
Bekanntlich haben dieſe Thiere weder im Ober / noch im 
Unterkiefer Schneide :x oder Vorderzaͤhne; da dieſe aber bei, 
den allermeiſten Thieren mehr zum Abbeißen der Nahrung, 
als zum ferneren Zerkleinern derſelben dienen, ſo verlieren die 
Faulthiere durch dieſen Mangel in Ruͤckſicht der Verdauung 
‚be: Nahrung wohl nichts; Die Backenzaͤhne des Ai ſcheinen 
zum Zermalmen eben nicht ſehr geſchickt zu ſeyn, da ihre End⸗ 
achen nicht platt, ſondern vertieft ſind. Die unteren Zähne 
zen bei dem Zuſammenſchließen der Kiefer ſo auf Die oberen, 
daß die Raͤnder der einen in die Vertiefungen der anderen ein: 
greifen, ſo daß im Ganzen, doch, das Käuen hier mehr in einem 
ſcheerenartigen Zerſchneiden, als müblfteinartigen. Zermalmen 
beſteht; obgleich es von dem Zerſchneiden ‚der eigentlichen fleiſch⸗ 
freffenden Raubthiere ſehr verichieven iſt. Sehe zerEleint wird 
alfo die Nahrung dieſes Thieres vor dem: Hinunterfchlingen 
wohl nicht, und vielleicht hat Deswegen dieſes Thier einen, vier⸗ 
lachen Magen; denn. in, dieſen verſchiedenen Abtheilungen muß 
ſich das Futter nothwendig länger verweilen „als; in einem ‚ein: 
ſachen Magen, und. wird auch mit mehreren Saͤften gemiſcht; 
ich durch alles dieſes zur Ausziehung des nahrhaften Stof ⸗ 
ſes geſchickter gemacht. — 1 a Burma 


Es geſchieht aber ben den Thieren mit mehrfachen Magen 
die Verdauung auf eine doppelte Art, indem einige derſelben 
das Futter erſt wiederkanen andere nicht," Dieſenigen · Matur⸗⸗ 
forſcher, welche behaupteten, daß alle Thiere mit mehrfachen 
Mägen wiederkaͤueten y haben ſich geirret z. deun die Mehrheit 
der Maͤgen, oder beſſer die verſchiedenen Abtheilungen des Ma—⸗ 
gens, find eben ſo wenig ein Beweis für das Wiederkaͤuen, als 
die Einfachheit des Magens Dagegen. Es fraͤgt ſich mung ob 
das Faulthiergeſchlecht, welches einen mehrfachen Magen be⸗ 
ſitzt, wiederkaͤue/ oder nicht? — Ehe’ wir zur naͤheren Beant⸗ 
wortung dieſer Frage uͤbergehen, wollen wir ſehen, wie der 
Magen dieſer Thiere beſchaffen ſey. Daubenton beſchreibt bei 
Buͤffon den Magen des Unau und des Ai; hier ſind ſeine 
eigenen Worte: Es fanden ſich bei dieſem Thiere (Unau) ein 
Hroßer Wanſt and andere kleinere Maͤgen Der Wanſt 
Mumneun L’mägnus' veuter) wär! darin vom) Warte die 
Ochſen und der meiften wiederkaͤuenden Thiere unterfchteden, 
„daher an feinen hinteren Theile nur eine'einzige runde Erho⸗ 
hung Hatte, und daß feine innere Fläche" glatt und ohne alle 
Waͤrzchen war.) Es fand fich ein Sack, der dem Muͤtzen⸗ 
magen Cretichlüm) des Ochſen zlich aber die innere Fläche 
»deffelben war, wie am Wanfte, glatt, und ohne alle Spuren 
» von netzfoͤrmigen Falten. Der Wanft war vom Miügenmagen 
szum Theile durch eine Zwiſchenhaut Hefchieden "Statt dis 
» Pfalters'(ömalum) der wiederkaͤuenden Thiere fand ſich 1} 
¶dem Unau'ein bloßer Beutel, oder vielmehr eine Blafeharcigd 
Erhoͤhung, deren innere Fläche glatt und ohne eine Spur 
„derjenigen Bildung war, welche man im Pfalter des Ochſen 
; finder! Uebrigens fand fich im Magen des Unan, ſo wie bet 
„dem Ochfen eine Ninne, welche ſich von der Speiferöhre Bis 

„an 


145 
an den Beutel erſtreckte, der ſich an der Stelle des Pfalters 
Be Zwiſchen dieſemBeutel und dem ı Endenheso Magens 
j war einen Vereugerung/ welches ihren Geſtalt und Lage nach 
mit dem Labe Cahomalum des Ochſen uͤberein⸗ kara aber 
Sam ihter inneren Flaͤche keine Falten hatte. Dieſer letzte — 
endigte ſich mit dem Pfoͤrtuer Cpylorus).” sur # 

Vom Ab lage Daubenton „Er hatte vier — wie 
der Unauz allein der Wanſt unterſchied ſich darin von dem 
ddes Nnau, Daß die Konvexitaͤt weit laͤnglicher war, und eine 
große Verlängerung bildete, Der Muͤtzenmagen war vom 
Wanſte durch einen tieferen Einſchnitt gefchieden Der Pſal⸗ 
„ter und Labmagen waren. eben ſo anzuſehen, als bei dem 
„Unau; aber in der Bildung der Verlaͤngerung des Wanſtes 
„vom A war ein größer Unterjchied vom Una. Die Verlaͤn⸗ 
A gerung bei dem Ai war. inwendig durch zwei laͤngliche Zwi⸗ 
5 „ſcheuhaͤute getheilt, die ſich bis auf drei Viertheile ihrer Laͤnge 
„erſtreckten, und dieſelbe in drei Faͤcher theilten. Das mittlere 
anafkreskte ſich bis anıdas Ende der Verlängerung; das hintere 
N „und, vordere aber hörte fünf Linien weit von dem) Ende der 
»Berlängerung auf. Die Magen nahmen ganz dierlinke, und 
die Windungen der Därme ganz die rechte Seite) ein.” 

in Die Verlängerung ‚ von welcher Daubenton fpricht, bil⸗ 
det bei dem Ai einen faft trichterfsumigen Sad, welcher fich 
am beſten mit einem Spisbeutel vergleichen ließe; nur daß das 
blinde, nad) rechts gewwandte Ende ſtumpf zugerundet ift, Auf 
fer den von Daubenton angegebenen Zwifchenhäuten, find an der 
inneren Fläche derfelben noch viele Falten. Die Rinne, welche 
von der -Speiferöhre zum: dritten Magen führt, fcheine mir 
verſchiebden wirken zu können, je nachdem fich namlich nur ihr 
oberer Theil, oder fie ſich der ganzen Länge nach. ſchließt; im 

2. Bandes r. Srürf, K 





" 146 

letzteren Falle naͤmlich ſcheint es als ob daun bloß durch ſie der 
Weg zum dritten Magen offen ſtehe /weil ſich die eine Falte 
ganz zwiſchen ihn und: den vierten legt z iſt hingegen nur der 
obere Theil der Ninne geſchloſſen, ſo wird bloß die Gemein⸗ 
ſchaft mit dem Wauſte und dem zweiten Magen verhindereynfo 
daß dann das Futter durch die Rinne ſogleich in den vierten, 
Au. Theil auch in den dritten Magen kommen kann. Dau⸗ 
benton behauptet, daß die inneren Flaͤchen der Magen beiden 
Unau glatt ohne alle Falten ſeyen, und ſagt wem Ai, er habe 
vier Magen, wie der Unguauch vom Ai beſchreibt er: keine 
anderen Falten, als die drei von ihm Zwiſchenhaͤnte genannten 
in der Verlaͤngerung des Wauſtes, und läßt daher den Leſer in 
Ungewißheit, oder in: der; Meinung, daß die inneren Flächen 
der Magen des Ai ſich auch wie bei dem Unau verhalten Vom 
letzteren Thiere, zu deſſen Zergliederung ich noch keine Gelegen⸗ 
heit hatte, mag Daubentons Behauptung in Ruͤckſicht der 
glatten Beſchaffenheit der inneren Magenflaͤchen wahr ſeyn; 
wenigſtens darf man a priori wohl nicht daran zweifeln aber 
bei dem Ali verhält es ſich ganz anders, und das * Dauben⸗ 
ton doch mit bemerken folen. nl rad rer 

AIch will jetzt die verschiedenen Abtheilungen des Magens 
beim Ai genauer beſchreiben. Der Wanſt liegt" am weiteften 
nach vorn; die Verlaͤngerung geht da von ihm nach rechts ab, 
wo der rechte und untere Rand zuſammenlaufen; weiter Tinte 
liegt an der. vorderen Flaͤche des Wanftes noch eine ungleich 
kleinere Erhöhung, oder ein kleiner Anhange Dicht neben der 
großen Verlaͤngerung nach links liegt vor der inneren Fläche des 
Wanſtes eine große Falte welche einen eigenenSack des. Wan⸗ 
ſtes abſcheidet, der an der hinteren Flaͤche eine runde Erhoͤhung 
bildet, und vom dritten Magen ebenfalls durch eine große Falte 





147 
geſchieden iſt (der dritte Magen liegt naͤmlich weiter hinten); 
Die innere Flaͤche des Wauſtes hat, wie Die des Pferdemagens, 
ein verſchiedeues Anſehen der mehr vechts liegende Theil naͤm⸗ 
Uch wozu auch die große Verlaͤngerung gehoͤrt, ift dunkelfarbig/ 
und iſt, außer den einzelnen breiten Falten, welche aber doch 
in ziemlicher Menge da find, glatt zıder kleinere Links liegende 
Theil, wozu auch der eigene Sad des Wanſtes gehoͤrt, iſt weiß 
gefärdtz und von ſehr feinen Erhöhungen rauh; der weiße Theil 
ſchneidet ſich ſcharf vom dunkler! gefärbten rab2) "Ders Theil) 
welchen ich für'das Anatogem des Müsenmagens halte liegt 
gang mach links und vorn; er iſt vom Wanſte bloß durch eine 
ſonderbare ſtrick⸗ oder dickſchnukfoͤrmige Erhöhung geſchieden, 
welche von oben nach unten und hinten, und zwar hier bis an 
die / Graͤnze Bes dritten) Magens, wieder hinauf laͤuft ʒ ſie iſt 
der Queere mnach fein gereift. Die innere Fläche dieſer zweiten 
Abtheilung des Magens iſt an ihren vielen und feinen Falten 
kenntlich welche aber nicht netzfoͤrmig find, ſondern aus ver⸗ 
ſchiedenen Stämmen ſich in mehrere Faͤden oder Zweige theilen 
ungeſahr ſo wie die Muskelbuͤndel in den Venenſaͤcken des Her⸗ 
zeus Der dritte Magen liegt hinten an der rechten Seite vom 
eigenen Sacke des Wanftes an der linken von ziveiten Magen 
begraͤnzt, iſt kleiner als diefer, und hat jehr feine! gleichlaufende 
Falten voder Erhöhungen; fo daß er zwar dem Blättermagen 
oder) Pfalter nicht völlig, doch aber etwas gleicht, Der Lab⸗ 
mageniife außerſt klein liegt hinten und rechts. "Da, wo der 
Zwdlfingerdarm von ihm abgeht,  ift dieſer an feiner rechten 
Seite mit einer fehr dicken, wie es ſcheint, fleiſchigen oder muss 
kulbſen Wand verjehen. ‚Der ganze Darmkanal macht nur-eine 
einzige Hauptwindung, ſo daß das Gekroͤſe ſehr lang und ſchmal 
it) Der Maſtdarm erweitert ſich betraͤchtlich; vom Blind: 

K 2 


438 

darme iſt gar, feine Spur, vorhanden. Die, Laie hat nvei 
Hauptlappen; der rechte iſt guößer, der linke kleiner und dunner, 
aber; von oben nach unten, etwas laͤnger; oben ‚liegen noch zwei 
kleinere; zwiſchen dieſen beiden iſt die eigentliche Lebenspforte, 
wo die Gallen: amd; Blutgefäße, herauskommen und hineintre⸗ 
ten. Der rechte, dieſer beren Kappen, welche an, der hinteren 
Flaͤche der Leber liegen, iſt groͤßer. Der große Einſchnitt zwi⸗ 
ſchen den großen Leberlappen treunt zugleich den oberen linken 
kleineren Lappen vom großen rechten Hauptlappen. Die Gal⸗ 
lenblaſe ‚fehlt Die Gekroͤsſchlagader iſt ſehr einfach, laͤuft 
naͤmlich mitten im der, laͤnglichen Windung zwiſchen den, Daͤr⸗ 
men mit einem Hauptſtamme hinab, und giebt zu beiden Sei⸗ 
ten den: Darmkanale Zweige. e 

Wenn wir das bisher geſagte — fo finden win, 
N der Ai; in mehreren Punkten mit den größeren wiederkänen? 
den Thieren uͤbereinkomme, in anderen nber auch nicht, Der 
mehrfache. Magen, die vom dem, Eintritte der engen Speiſe⸗ 
roͤhre abgehende, durch. zwei ſich zuſammenſchließende lefzen⸗ 
artige Falten gebildete ‚Rinne, welche eben durch das Zuſam⸗ 
menſchließen zu einem Kanale werden kann; die fehlende Gal⸗ 
lenblaſe, alles dieſes nähert den -Airfehr den wiederkaͤuenden 
zweihufigen Thieren; aber der ungleich kuͤrzere Darmkanal, und 
der gaͤnzlich mangelnde Blinddarm entfernt ihn von jenen, und 
von mehreren pflanzenfreſſenden Thieren, welches um ſo mehr 
zu bewundern ſcheint, da das Futter diefes Thieres von ziem⸗ 
Lich trockener Art iſt, und da das Thier gar nicht ſaͤuft. Der 
Nutzen, welchen einige: Naturforfcher für. die von der Speiſe⸗ 
vöhre nad) dem dritten Dingen abgehende Rinne atigegebem 
haben, das, wenn fich naͤmlich dieſelbe ſchließe, fie, dazu Diene, 
das Getränk fogleish zum. dritten Magen zu bringen, faͤllt bei 





149 
dieſein There“ gan ac. Dr’ Mühen Hei? Ninhe) welchen 
Camper annahin das’ rnienergefänkte" duttet aus’ der Spelſe⸗ 
rohre ſogleich in den dritten Magen ringen, fallt atich weg, 
Berti das Faulthier wiederkduet richt, und die Anweſenheit 
einer ſolchen Rinne iſt gar kein Bewels fuͤt ·das Wiederkaͤuen, 
wie es auf den erſten Anblick "wohl ſcheinen moͤchte. Es bleibt 
alſo die Frage übrig? wozu iſt bei einem Thiere, welches nicht 
wiederkaͤuet/ eine" ſolche Rinne uͤberhaupt nöthig?— Die 
Rinne dient beiden Faulthieren bloß dazu, durch ihre Zuſam⸗ 
menfügumg zu einem ziemlich engen Kanale, zu verhuͤten, baß 
fein anderes, als ſchon ſehr zerkleintes, erweichtes und duͤnnes 
hreiartiges Futter in den dritten Maͤgen komme. Daß bei dein 
Ai dieſe Erweichung vorzüglich in der Verlängerung des Wam⸗ 
fies geſchehe⸗ iſt mir am fo wahrfeheinlicher, da ich gerade in 
diefem Theile des Magens bie Härteften, unverdauteſten Stücke 
885 Futters fand, wovon einige junge Blattknoſpen zur ſehn 
- föhiehen. Dieſe Verlängerung erfeßt alſo wahrſcheinlich den 
fehlenhen Blinbbarme Das hinlaͤuglich erweichte Futter wird 
als dem Wauſte gegen den zweiten Magen getrieben, und durch 
deſſen Zuſammemiehung in die Rinne geleitet. Dieſer zweite 
Mägen iſt gar richt ſo geſtaltet, daß’ er, wie bei den wieder⸗ 
kauenden zweihuſigen Thieren, einzelne-Biffen wieder durch die 
Sbeiſerdhre jurdefpreffen koͤnnte. Uebrigens tritt die Speiſe⸗ 
röhre, wie bei jenen, eigentlich in den zweiten Magen ein, 
und hat auch an ihrem Eintritte eben folche Falten. 
Camper fucht den vorzüglichften Karakter der eigeutlich 
wiederkaͤuenden Ihiere in der Bildung der Backenzaͤhne und des 
Anterkiefers. Jene nämlich ſind bei viefen Thieren allemal mit 


ſchrag von außen nad innen laufenden Furchen bezeichnet; dies 


“ u 
fer if ſchmaͤler als der Oberkiefer und, vermoͤge feiner Einlen: 


150 


fung mit dem SchläfenBeine,' eher ſtarken Seitenbewegung 
fähig. Auch nach dieſen Kemgeichen iſt es offenbat genug), daß 
die Faulthiere wicht wiederkaͤuen; ind ſo dienen fie vorzuͤglich 
zur Unterſtutzung der Vinkſchen Behauptung, daß auch Ber den 
zweihufigen wiederkaͤuenden Ihieren die mehrerwähnte Rinne, 
ungeachter der ſchoͤn ausgeſchmuͤckten Camperſchen Erklaͤrung, 
nicht zum unmittelbaren Uebergange des wiedergekaͤueten Fut⸗ 
ters im den Blaͤttermagen oder Pſalter, ſondern nur zum 
Durchlaſſen des gehörig duͤnnen Futters aus der Haube oder 
dem zweiten Magen da fei. Mehrere Beweiſe fuͤr letztere 
Meinung ſehe man nach in Vinks Vorleſungen, über das 
Wiederkaͤuen des Rindviehes uf. w., aus dem Anger 
ſchen überfegt, eeipiig, 177% 


—— — — —— — — — — — 


VII. 
—— zoologiſcher Sriften 


Un den Zoologen, welche nicht Gelegenheit haben, ‚große 
Bibliotheken zu benußen, oder fich alles Neue in diefem Sache 
feldft anzufchaffen, wenigftens eine allgemeine Weberficht. der 
neueften zoologifchen Fitteratur zu geben, follen in jedem Stüde 
diefes Archives die zur Ofter« und Michaelismeſſe erfehiehenen 
zoologifchen Schriften amtlich kurz angezeigt werden: Auch 
die ausländifche Literatur wird hier eine Stelle finden; doch 
iſt es freilich weniaftens für jetzt noch unmoͤglich, die Anzeige 
diefer fo ſchnell, als die der inländifchen'zu liefern. Es finden ſich 
daher in den folgenden Blaͤttern mehrere auslaͤndiſche Schriften, 





SHa 


welche Früher als, 2799 erfihienen find; ;.ı Hoffentlich wird, es 
ſich bald. thun laſſen, auch ‚die, auslaͤudiſchen Schriften früher 
anzuzeigen... Daß; bei dieſen die, Anzeigen erwas, weirläuftiger, 
als bei der. inlaͤndiſchen find iſt wohl nicht unzweckmäßigs 


Paris, (Charles: Pougens;.Impr; Libr. rue. St, 
"Thomas: du. Louvre No. 246: Obfervations 
"de "Lamoignon‘- Malesherbes für  Phiftoire 
naturelle generale etrparticuliere de Buffon 

© "er Daubenton. IT Tomes) an'VI ( 1798). * 
XCIiI. 270320 —F 


Obgleich dieß Werk nicht die —— allein, ee auch 
Buͤffons Meinungen von Geognoſie, Mineralogie und Bo⸗ 
tanik betrift; fo wird eine Anzeige deſſelben doch um ſo mehr 
bier Platz finden duͤrfen, da Buͤffon fo vieles unläugbares Vers 
dienft. um die Zoologie, und, vermöge Daubentons Zergliedes 
zungen, auch um Zootomie-felbft hat;  Diejes Verdienſt verz 
kennt auch. der liebenswuͤrdige Malesherbes durchaus nicht, 
wenn er ſchon manches tadeln muß, was der große Mann zu 
raſch und oft ohne tiefere Einſicht niedergeſchrieben hatte. Auſ⸗ 
ſer den allgemeinen Nachrichten, welche in litterariſcher Hin⸗ 
ſicht intereſſant ſind, ſoll dieſe Anzeige nichts enthalten, als 
was die Zoologie ſelbſt naͤher angeht; ‚fie beſchraͤnkt ſich daher 
bloß auf den erſten Theil dieſes Werkes, weil in dem zweiten, 
außer ‚einigen wenigen hieher paſſenden Bemerkungen über die 
Korallen und andere Seegeſchoͤpfe, kai für’ Zoologie ent⸗ 
 halten:.ift, 1 —* 
Das vorliegende Wert ic wie: der SSR in 
wi Einleitung bemerkt, lange mac) der Abfaffung deffelben 5 


153 


denn ſobald im. Jahre 1749 die drei erſten Baͤnde von Buͤffons 
Werke erſchienen waren, beſchaͤftigte ſich Malesherbes, welcher 
ein eifriger Verehrer der Maturwiſſenſchaften und damals acht 
und, zwanzig: Jahre alt war auch wit der Beurtheilung der 
Maͤngel deſſelben, wozu jhn egewiß Vuͤffons Verdienſt ebem ſo 
ſehr, ‚als. deſſen zu unbeſcheidener Tadel Linnẽe s und anderer 
veraulaßten; denn, unfer Verfaſſer ſprach damals von Buͤffons 
Unternehmen. fo. als wenn es der Wiſſenſchaft einen; neuen 
Glanz ‚geben koͤnne, ſich aber durch Vorlaͤufer ankuͤndigte, 
welche die Fortſchritte derſelben hemmen fönnten s denn der Ruf 
und die ſchoͤnen Blicke in dem Werke Buͤffons mußten die mehr 
als gewagten Urtheile uͤber andere Naturforſcher nur zu ſehr 
bei denen geltend machen, welche nicht Scharfſinn und Kennt⸗ 
niß genug hatten, dieſe Männer ſelbſt zu beurtheilen. "Was 
den Verfaſſer abhielt, dieß vorliegende Werk ſelbſt herauszu⸗ 
geben „darüber ſtellt der jetzige Herausgeber, nach Malesherbes 
Tode, in der Einleitung ſeine eigenen, nicht unwahrſcheinlichen 
Vermuthungen auf, welche vorzuͤglich auf Malesherbes vor⸗ 
trefflichen, anſpruchloſen, ſanften ſchonenden ‚Karakter , auf 
Mangel an Zeit zu vielen tieferen Nachforfchungen und Berich⸗ 
tigungen „. welche die völlige Ausarbeitung diefes Urtheiles uͤber 
Buͤffon erfordert haben wuͤrde, und auf! die kollegialiſche Ver⸗ 
bindung mit dieſem, da er im Jahre 1750 ſelbſt Mitglied der 
Akademie der. Wiffenfchaften wurde, gegründet find. Auch die 
ſchnelle und näglihe Wirkung, welche Buͤffous Wert in Ruͤck⸗ 
ſicht der Aufmunterung zum Stadium der Natur hatte, vers 
hinderte unſern Verfaſſer, ſein Werk herauszugeben si da die 
geringſte Folge einer ſtrengeren Beurtheilung Buͤffons doch 
wohl geweſen fein‘ müßte, junge Naturforſcher in ihrem Eifer 
fuͤr die Wiſſenſchaft zu ſtoͤren. Der Herausgeber erhielt eine 





153 

Handſchrift des Workes von einenn Frauenimmer⸗ welches die; 
ſelbe zu eigenen Gebrauche hattet veranſtalten laſſen und jeßt, 
da Buffon und Maleherbes beide toͤdt find, mag die gelohrte 
Welt üben den Werth der Beurtheilung entſcheiden/ und nur 
nicht dabei vergeſſen daß der Vetfaſſer, haͤtte er ſelbſt die 
Idee der oͤffent lichen Bekanntmachung nicht fahren laſſen, das 
Werk vollkommener und ausgearbelteter geliefert haben wuͤrde. 
Zuerſt geht unſer Verfaſſer Buͤffons Behauptungen über 
kunſtliche und natürliche Syſteme durch, und“ bemerkt nur vor / 
laͤufig, daß die Ankuͤndigung einer allgemeinen und beſon⸗ 
dern Vaturgeſchichte/ von einem einzigen Manne, ihn fihon 
mißtrauiſch gemacht habe; denn andete, als Hay und &ihne, 
welche zwar auch alle drei Reiche der Natur bearbeiteten) haben 
* bloß mit einem einzigen Geſichtspunkte beſchaͤftiget namlich 

mit den karakteriſtiſchen Verſchiedenheiten Ser Arten unttrein⸗ 
ander, und mie der Nomenklatur; bei’ Buffons Plähe aber 
erfordere jeder einzelne Theil ſeinen ganzen Mann Denibch 
geſteht Malesherbes mie edler Freimuthigkeit/ daß in Ruckſicht 
der Elegany des Styls und der tiefen Einſichten, in Büffons 
Werke feine Erwartungen noch übertroffen ſeyen; dagegen fey 
vieles bei der Genauigkeit der Thatfachen zu erinnern, welche 
einem Werke, wie dieß, zur Grundlage dienen." Eine firenge 
Beurtheilung ſey um fo nothiwendiger, da Buͤffon verſchiedene 
berühmte Maͤnner, vorzüglich Linne, hart angegriffen Habe, 
mit deſſen Werken er vermuthlich zu wenig durch genauere Lehr 
rüse vertraut geworden ſey. Da nun Büffons Freunde und 
Anhänger nicht fogleich "eine Beurteilung‘ feiner’ Meinungen 
eſcheinen ſahen, fo behaupteten fie, niemand wage 8, es mit ihm 
aufzunehmen, und das habe unſern Verfaffer bewogen; did Feher 
zu ergreifen, wobei er aber bloß Wahrheit beabfichtige, 





v4 
In den Abhandlung uͤher die Art, Naturgeſchichte zu be 
handeln und zu ſtudiren, behauptet Buͤffon, „alle; bisherigen 
Methoden gſeyen mangelhaft und ſchlaͤgt ſeine eigene als. die 
ſicherſte und einzig gute vorg ein allgemeines, Syſtem, eine voll⸗ 
kommene Methode zu finden, ſey unmoͤglich. Malesherbes 
ſagt ſehr richtig; ein allgemeines kuͤnſtliches Syſtem laͤßt ſich 
ſehr leicht geben, und die ſchon vorhandenen beweiſen das ohne 
Widerſpruch ; auch iſt der Nutzen eines ſolchen kuͤnſtlichen Sy: 
ſtemes ‚gar nicht zu. verkennen, in ſofern es naͤmlich bloß dazu 
dient, das Studium zu erleichtern, eine, bequeme Ueberſicht zu 
geben... Büffons Methode iſt dazu gar nicht geeignet; denn 
theils nimmt er Kennzeichen an, welche wicht in der Sache 
ſelbſt liegenz; theils folhe, die man nicht eher finden kann, 
als bis man. den Namen des Naturkörpers weiß.) Dahin gehoͤ⸗ 
ren die Kennzeichen „ welche von ‚dem Gebrauche wer Körper 
hergenommen find, welchen, wir von ihnen machen. Was, die 
vollkommene, ‚Methode betrifft, ſo laͤßt fich ‚auch dieſe denken, 
wenn Buͤffon darunter einer folche- verfteht , die nicht fehlerhaft 
iſt, die ganze Natur begreift, und jeder Gattung (ſpecies) 
ihren beftimmten Pla anweiſet; denn dazu darfiman nur fefte, - 
unabänderlihe Kennzeichen aufſuchen, welche fich doch. wirklich 
in der Natur finden. Eine vollkommene Methode, welche 
ganz den Abtheilungen der Natur felbft ‘gemäß iſt, wo jede 
Klaffe ;: jede Ordnung nur natürliche Familien enthält, laͤßt 
ſich auch nicht abläugnen, wie Buͤffon durchaus thut, ſo lange 
nicht mit Gewißheit alle erſchaffenen Gattungen bekannt find; 
Freilich iſt unſer gewoͤhnliches natuͤrliches Syſtem ganz etwas 
anderes; und doch finden wir ſelbſt hier, daß gewiſſe vorhau⸗ 
dene Kennzeichen des Eünftlichen Syftemes bei mehreren, Arten, 
in manchen Fallen mit natuͤrlichen Familien uͤbereinſtimmen 


©55 
Yerignsr ne Rs ſeht vortheilhaſt/ wehn mehrere kuͤnſtliche 
Sy ſteme gebildet werden) wert gerade das der ſicherſte Weg 
iſt auf ein nat liches ya) kommen. Wenn Biffon eimben⸗ 
der, daß die Syſteme der Natur Zwang · anthum; und dieſelbe 
willkuͤhrlichen Geſetzen unterwerfen ſo kann dieß die kuͤnſtli⸗ 
hen Syſteme nicht treffen weil die Urheber derſelben ſich 
gar nicht um die Geſetze der Natur bekummern,/ ſondern nur 
Zeichen aufſuchen die Natur erkennen. Die natuͤrliche 
Methode leidet auch durch Jenen Vorwurf nichtz denn dieſe 
Fan ja nur von ſolchen Beobachtungen der Natur entlehnt 
werden, wo dieſelbe ſich offenbar ſelbſt gewiſſen Geſetzen Aum⸗ 
terworfen hat; Die Namenmenge iſt freilich eine Unbeguem⸗ 
lichkeit bei den Syſtemen; aber daran find) meiſtens die Ma—⸗ 
turforſcher ſelbſt ſchuld, welche immer nilr zu geru die binmal 
angenommenen Namen verändern. Buͤffon "behaupten, die 
Natur habe nicht immer nach einem Planer geärbeiter nm 
die fid) "an eine. beftinmte Anzahl: von Gattungenngebun: 
den; es ſcheine, daß \alles, was’ feyn koͤnne, wirklich ſey. 
ea nun nicht zin leugnen iſt, daß die Natur auf mehre⸗ 
ven Wegen zu denfelben Zwecke gelangen kann; ſo iſt es doch 
auch eben fo. gewiß, daß ſie gewoͤhnlich analoge Wirkungen 
durch analoge Urſachen hervorbringe: jo erzeugt fie dieſelbe 
Thierart immer durch Begattung gleicher Arten; nie aber 
durch Anferung der Theile vom außen, Der metaphyſiſche 
Grundfaß: alles, Was ſeyn kann „iſt, bedarf ſehr großer 
Einſchrankuug; es laſſen ſich Gattungen denken, welche in 
ſich ſelbſt garı keinen Widerſpruch enthalten, und ſich doch 
nicht in der Natur finden, ı Buͤffon behauptet, die Natur 
F Hehe auf unmerklichen Stufen vom vollkommenſten Geſchoͤpfe 
on roheſten ungebildetſten Maſſe hinab, und man finde dieſe 


156 
Niancon ſowol Hin Nackſteht der 2072 als der Formen, 
ver Bewegungen· und·Zeugungen aller) Art.’ Dagegen Tage 
Mätesherbes: es iſt/ zwar nicht Ju Tengnen, daß die Eigenſchaf⸗ 
ten; welche einer: Vermehrung oder Verminderung faͤhig find, 
in der Natur ſich ech Abſtufungen nähern; aber dieſe Stu⸗ 
fen haben doch auch ihre hewiſſen Graͤnzen. Die Naturfor⸗ 
ſcher muͤſſen ben den kuͤnſtlichen · Syſtemen nur auf Keunzei⸗ 
hen ſehen/ welche in der Quantitaͤt keiner Veraͤnderung ung 
terworfen find. Wenn man Buͤffons Raiſonnement folgen 
wollte, fo würden wicht allein alle natuͤrlichen Geſchlechter, 
ſondern auch alle Gattungen zerſtort ſeyn; und doch iſt wohl 
nichts gewiſſer, als die Beftändigfeit dev Gattungen. Baſtarde 
machen’ gar keine Ausnahme; denn fie find individuelle Mißger 
burten, unfähig eine Mittelgattung zu erzeugen. Das, was mau 
im gemeinen Leben Gattutigen (Lpecies; oder in unſerer ge— 
wöhnlichen Sprache Arten) nennt, find gewoͤhnlich nur Abarten 
Auch Locke ſcheint an der Beftändigkeit der natielichen Gattun⸗ 
gen zw zweifeln; ſeine Behauptung laͤßt ſich aber vielmehr nur 
auf kuͤnſtliche nominale Gatrungen, als auf naturliche be⸗ 
ziehen; denn er giebt zum Beiſpiele die Waſſervoͤgel und die 
fliegenden Fiſche als Mittelgattungen zwiſchen Vögeln nnd 
Fiſchen an. Aber daraus, daß ſich die ſogenannten fliegenden 
Fiſche vermoͤge ihrer Floſſen, welche ein von den Fluͤgeln der 
Voͤgel gänzlich verſchiedenes Werkzeug find, auf kurze Zeit 
über "die Fläche des Waſſers erheben: koͤnnen, folgt doch in 
aller Welt noch nicht, daß fie Mittelgattungen zwiſchen Vo⸗ 
geln und Fiſchen ausmachen! Dahingegen iſt die Aehnlich⸗ 
keit der Wallfiſcharten mit den Vierfuͤßern viel auffallender; 
aber dieſe Aehnlichkeit kehrt die Ordnung der Natur doch 
gar nicht um; es giebt Gattungen, welche eine ſehr auffallende 








257 


Aehnlichkeit mit einander haben, ohne daß man.besivegen die 
Individuen der einen mit denen ‚dee anderen vergleichen-könnte, 
Buͤffon ſagt; die kuͤnſtlichen Syſteme ſind nur MWörtenbicher, 
eben ſo willkuͤhrlich, als die alphabetiſche Ordnung; die wahre 
Methode aber iſt, vollſtaͤndige Beſchreibung und die genaue 
Seſchichte jedes Dinges insbeſondere. Wenn man die ganze 
Natur beſchreibt, ſo muß doch eine gewiſſe Ordnung beob⸗ 
achtet werden, das geſteht Buͤffon ſelbſt ss erh. bauet · alſo ein 
neues Syſtem, nachdem er alle Syſteme hat zerſtoͤren wollen. 
Um es recht ab ovo anzufangen, denkt er ſich einen Mens 
ſchen, welcher mit dem vollen Gebrauche ſeiner Sinne und 
Vernunft mitten auf die Erde geſtellt wird, von allen erſchaf⸗ 
fenen Weſen aber noch gar keine Kenntniß hats dieſer wird 
num anfangen, zuerſt belebte und unbelebte Weſen, und son 
dieſen letzteren vegetirende und nicht vegetirende zu unterſchei⸗ 
den von da zur Kenntniß der Luft, der Erde und des Waſ⸗ 
ſers/ und zu den dieſe drei, Elemente: bewohnenden Thieren, 
Vierfuͤßern, Voͤgeln und Fiſchen uͤbergehen· Unter den Vier⸗ 
füßerm die, ihm nuͤtzlichen zuerſt, und dann von dieſen die 
“ eigentlichen Hausthiere, ferner diejenigen Eennen lernen, ‚welche 
mit ihm in demjelben Lande wohnen; endlich, wird ſich feine 
Neugier auch bis auf. die fremden Thiere erſtrecken. Eben, fg 
wird es; auch. mit den übrigen Thieren, Vögeln, Fiſchen us ho, 
gehen. Und dieß fol nun die wahre Methode feyn! ‚Aber 
hängt, denn hier. nicht alles bloß von dem Eigenſinne des, Men⸗ 
ſchen ab? laͤßt ſich hier wohl natürliche Analogie erwarten? 
Buͤffon theilt das Thierreich ein nach den Elementen, welche 
die Thiere bewohnen z das gaͤbe eigentlich ja nur zwei Klaſ⸗ 
ſen eine der in der Luft, und eine der im Waſſer lebenden 
iere zaer anacht drei daraus, und unterſcheidet die, welche 


158 
füh-insdie Life erheben, von denen / wueicheran tdet Etde blet⸗ 
ben Alſo muͤßten die fliegen denn Inſekten Voͤgel die Mal 
ſerinſekten Fiſche die ungeflͤgelten Duſekten Vierfuher ſeym 
Welche Stelle-follensdenmiier2tmphibien einnehmen dieſe 
verändern; ja nach dem ferſten Zeitruuuue ihres Lebens voft ihre 
Refpientionsmerfzeiiergatyin.s Bru Froͤſche Eidechſen. Die 
meiſten Sufekten werden wor Erdntzu Luſtbewohnernen ie, 
gleiche «Drohungen: von Thieren bewohnen ganz verſchiedene 
Elemente: als Erd⸗ und. Waſſerkaͤfer. Von dieſer erſten Ab⸗ 
theilung in Vierfuͤßer/ Voͤgels und Fifche,o will Buͤffon, daß 
man zu ihrem Nutzen uͤbergehe; aber wie kaun man Kenn⸗ 
zeichen zum Gruude eines Naturſyſtems logen welche gang - 
vom dem Eigenſinne der Mode abhangen ? Daun muß ja 
wohl Hammel und Seidenwurm un ein Geſchlecht gehöre. 
Eben ſo nichtig iſt der von der Haͤuslichkeit der Thiere nent⸗ 
lehute Eintheiſungsgrund. AIſt deun micht Amerika yektimit 
allen unſeren Hausthieren bevoͤlkert? und haben dieſe nicht n 
jenen. Ländern Meif ihre urſprunglichen Sitten wieder ange 


nommen? — Auch die letzte Eintheilung in einheimifche °F 


und fremde Thiere paßtsnicht; denn wir finden meiltens die " 
jelben Geſchlechter in fremden Laͤndern wieder, obgleich die 2 
Satfungen« von: den unfrigen verſchiedem ſeyn mögen Bien | 
ſah auch ſelbſt zum voraus, daß man ihm das Mebeneinanderr 
ſtellen ſſehr verſchiedener Gegenſtaͤnde vorwerfen koͤnne, nid 
antwortet darauf: Iſt es nicht beſſer/ ſowol in einer! natur⸗ 
hiſtoriſchen Abhandlung, als in einem Gemaͤlde, und uͤber 
haupt: irgendwo die Gegenſtaͤnde fo. zufämmenzuftellen; wie 
wir fie in der Natur gewoͤhnlich fanden, als dieſelben zu 
zwingen, nach einer willkuͤhrlichen Vorausſetzung nebeneinan 
der zu ſtehen? Iſt es nicht beſſer, den vielzehigen Hund: auf 





159 
das einhufige- Pferd folgen zu laffen; als das Zebra, welches 
wir ſo wenia kennen, und welches; Vielleicht mit dem Pferde 
keine andere Aehnlichkeit hat, als den ungeſpaltenen Huf 7. da 
bingegensder Hund dem Pferde gewöhnlich nachlaͤuft· «Man 
verkeunt in seinem ſolchen Raiſonnement wirklich Buͤffon ganz; 
Welche Vergleichung zwiſchen einem Gemälde: und einer natur⸗ 
hiſtoriſchen Abhandlung Wenn man fo gehen wollte, jo- 
muͤßte man auch die verſchiedenen Hunde wieder trennen und 
den großen daͤniſchen Hund, welcher vor dem Wagen herlaͤuft, 
voranſetzen dann das Pferd: und nun den Pudelofolgenlaffen, 
weil dieſer gewöhnlidyden Pferde feines Herrn nachfolgt. Und 
wenn nun auch Buͤffons Methode für einen ſolchen Menſchen, 
welcher noch von keiner Sache Kenntniß hat, die. befte ware⸗ 
was nuͤtzt ſie uns denn, die wir in ganz anderen Verhaͤltniſſen 
leben !Naturgeſchichte kann nur im Ruͤckſicht auf andere Wiſ⸗ 
ſenſchaften und Kuͤnſte muͤtzlich werden, und da erfordert dies 
ſelbe eine ganz audere Bearbeitung, als für einen ſolchen Men⸗ 
ſchen, der bloß aus Neugier, ſie treiben wuͤrde. Die Natur; 
geſchichte in ihrer jetzigen Vollkommenheit iſt das Reſultat einer 
ſehr vieljaͤhrigen Arbeit; ſollten wir uns denn nun des Vor⸗ 
theils ſelbſt berauben, die Erfahrungen unſerer Voraͤltern zu 
benutzen, um wie die Kinder wieder anzufangen? — Es fraͤgt 
ſich auch noch ſehr, ob der Gang, welchen Buͤffon bei ſeinem 
Naturmenfchenvorausjegtz ſo ganz eintreffen würde. Males⸗ 
herbes bemuͤhet ſich, das Gegentheil weitlaufig zu zeigen ; doch 
wurde ein Auszug davon hier zu viel Raum einnehmen. Wir 
wenden uns daher ſogleich zu ſeiner Wertheidigung des Linnẽ 
gegen Buffon. Letzterer behauptet, daß Linne's Eintheilung 
geſammten Thierreiches in die bekannten ſechs Klaſſen voͤllig 
t der Natur im Widerſpruche ſtehe, und ale Gegenſtaͤnde 


Inn 


— 


160 





verwirre, weil nach dieſem Syſteme die Schlangen zw den 
Amphibien, die Krebſe zu den Inſekten, und zwar zu derſelben 
Ordnung, als die Floͤhe und Läufe, und Muſcheln und Schnek⸗ 
Een zu den Wuͤrmern gehören, Was die Schlangeimbetrift,.fo 
find manche derfelben wirkliche Amphibien, welche im’ Waſſer 
und auf dem Lande zugleich leben; überhaupt aber. hat: Linne 
nie behauptet, daß die unter diefe.Klaffe begriffenen Thiere alle 
im Waffer und auf dem Lande zugleich) leben Finnen. Er hat 
das Thietreich in fechs Klaſſen getheitt, und jeder Klaſſe ſolche 
Kennzeichen gegeben, daß darin alle zu ihr gehörigen Ihiere 
vollkommen übereinftimmen; die ganze Sache liefe alſo hier 
auf einen Wortſtreit hinaus. Der Name Amphibien iſt nur 
beibehalten, um einmal angenommene Benennungen nicht zu 
ſehr zu veraͤndern. Die Benennung;: vierfuͤßige eierlegende 
Thiere, paßt nur auf Linne’s’erfie Ordnung dieſer Klaſſe, und 
wurde von andeten erfunden, um ſie von den vierfuͤßigen Saͤug⸗ 
thieren zu unterſcheiden; da Linnẽ aber, vermoͤge der großen Aue 
logieen, dieſer Klaſſe die Schlangen noch zugeſellen mußte, ſo 
waͤhlte er fuͤr beide Ordnungen einen gemeinſchaftlichen alten 
Namen. Auch Eommt auf die Beſtimmung des Namens wer " 
Klaſſe bei weitem nicht jo viel an, als auf die Geſchlechts— 
namen; weil leßtere nur bei den Gattungsbenennungen immer 
wiederholt werden, Eben jo geht es mit den Inſekten und 
Krebsgattungen, Ein Inſekt iſt, nach Ariftoteles, ein Thier, 
deſſen Körper in Ringe abgerheilt iſt; bei Linne Aber begreift 
diefe Benennung die Thiere, derem Bruftftück (corcelet) mit 
einer Enochenz oder: hornartigen Bedeckung überzogen, und 
deren Kopf mit Fuͤhlhoͤrnern verfehen iſt. Nach dieſer Bedeu⸗ 
tung muß ein jeder die Krebsgattungen zu den Inſekten zählens 
auch giebt es ja unter dem Inſekten folche, die fich in Hinficht 

der 


161 


der Bedeckungen den Krebfen ſehr nähern; .z Bu. die. Spin; 
nen, welche fogar die Haut zu gewiſſen Zeiten, wie die Krebſe, 
abwerfen. Vielleicht ließen ſich aber aus den Thieren, welche 
eine beſtimmte Veraͤnderung der Geſtalt erleiden, wobei nicht 
etwa bloß die Haut gewechſelt wird, und aus denen, welche 
bisher, zu den Juſekten gezaͤhlt find, und. bloß die, Haut ver: 
‚ander, zwei Klaffen bildenz es; würden aber. dazu noch viele 
{ Beobachtungen gehören, und felbft, wenn. es ſich thun ließe, | 
ſo wuͤrde Buͤffons Vorwurf Linnẽ doch nicht treffen, da er 
nicht allein rügt, daß Linnẽ die Oruſtacea uutet die Inſekten 
gest, ſondern vorzüglich, daß er fie, mit Floͤhen und Läufer 
in eine Ordnung gebracht habe. Buͤffon tadelt auch Line 
daruͤber, daß er in ſeinem Syſteme die Schaalthiere und die 
von den Alten ſo genannten weichen: Fifche, (Mollusoa ) zu 
den Würmern gezaͤhlt habe. Auch dieſer Tadel iſt ungegruͤn⸗ 
bet; denn nicht jedes, Thier, welches in die, Klaſſe der Wuͤr⸗ 
mer gehört, wird deswegen Wurm genannt, „Dev Begriff, 
welchen inan, fid) gewöhnlich von einem Wurme macht, liege 
in der Meichheit und Klebrigkeit ſeines Körpers „im dem 
Vermögen, ſich auszuftverfen ‚und zuſammenzuziehen, in der 
„fehlenden ‚äußeren Schale, und. in dem Mangel ver aͤußeren 
Gliedmaßen. Damit ftimmen die Kennzeichen der Thiere, 
elche die, Alten weiche Fiſche nannten, überein; nur daß 
dieſe Thiere entweder am ganzen, Körper, oder um ‚den Kopf, 
eve Werkzeuge zu verfchiedenem Gebrauche befigen, Die 
lten kannten hoch andere Erzeugniſſe des Meeres, welche 
& von jenen unterfehieden, ‚obgleich fie weiche und. Elebrige 
ubflanzen waren. Sie dienen ihnen für: Thiere zu wehig, 
für Pflanzen zu viel Empfindung zu haben; daher wurs 
fie Zogphyten genannt... Spaͤterhin zeigten ‚genauere Be— 
1. Bandes 1, Stüf, g 












































162 


obachtungen, daß diefe Zoophyten. wirklich. zu den Thieren 
gehören. Mas: that daher Linne? — er machte eine Ord⸗ 
nung von ’eigentlich fogenannten Würmern (inteftina) , wo⸗ 
Hin die Regenwuͤrmer, Blutigel und Eingeweidewuͤrmer gezählt 
wurden; und eine andere, welche die weichen Fifche und Zoo; 
phyten der Alten enthielt. Nur zählte er zu diefer Ordnung 
noch ein Geſchlecht, welches bisher davon getrennt war), naͤm⸗ 
dich die Wegfchnecke (lmax), welche von den Alten gewiß 
auch zu den weichen Fifchen gezaͤhlt ſeyn würde, denn. fie 
nicht außer dem Maffer lebte. Der einzige Unterfchied unter 
wen “eigentlichen Würmern "und den weichen Fifchen \(Mol- 
Jusca) find alfo die äußeren Werkzeuge der lekteren ; aber 
dieſer schließe die in fo vielen anderen Nücfichten ähnlichen 
Thiere von der Klaſſe der Würmer nicht aus; denn es giebt 
‚Mittelgattungen, welche die eigentlichen Würmer und die 
Mollusoa" eitrander nähern, wovon z. DB. die Wegſchnecke 
seinen Beweis giebt; denn diefe hat nur die fogenannteh Hör: | 
ner als. Außere Werkzeuge. Die Terhys und Holeturie find 
‚gleichfalls Mittelgattungen. Auch finder man in dieſen beiden 
Ordnungen gewöhnlich die Hermaphroditen. Auch die befons 
‚dere Art der Fortpflanzung durch Theilung beftätiget die Aehn⸗ 
lichkeit mancher Gejchlechter aus diefer Klaffe. Dak Linne 
die Schalthiere in eben die Klaſſe gefekt Habe, würde Buͤffon 
unmöglich ſo ungereimt gefunden haben, wenn er nicht dieſe 
Thiere vorzüglich nur aus KonchylienSammlungen kennte. 
Dent die Bewohner diefer Gehaͤuſe find doch ſeht den ver; 
ſchiedenen Wurmgefihlechtern- Ahnlich. Linnẽ ſcheint bloß aufs 
Gefaͤlligkelt fuͤr die Konchyliens Liebhaber eine beſondere Ord⸗ 
nung daraus gemacht zu haben; Bei den Vierfüßern ‘geh 
Buͤffon eben ſowol von demfelben Grundfake aus, und irre 


+ 


163 


ſich in der. Bedeutung des Namens, welcher jeder Ordnung 
gegeben iſt; er glaubt nämlich, daß Linne alle die zu. der 
Orbnung ferae gehörigen Ihiere als wirklich wilde oder reif: 


ſende Thiere angefehen; habe, da er doch umgekehrt nur hätte 


ſchließen füllen, daB die meiften der unter den, feris begriffe- 
nen Thiere veißende feyen. "Eben fo geht es bei anderen weitz 
amfaffenden Ordnungen, als pecora u. f. w. Ich begreife 
wohl, fagt der Verfaſſer, daß. Buͤffon, wenig. an die. Metho⸗ 


den der Naturforſcher gewöhnt, und ohne viel über die Grund⸗ 


ſaͤtze diefer Methoden nachgedacht zu haben, fich nicht vorftel- 
len mochte, dag man unter eine Ordnung mit dem Titel 
jumenta andere, als wirkliche Laftthiere habe bringen Eönnen, 


u. ſaw. Aber das begreife sich nicht, wie er, nach der Ueber: 


fiht der unter diejer Ordnung ſowol als unter den anderen 


" Dfonungen begriffenen Gattungen, nicht wenigftens auf die 


Bermuthung gekommen ift, daß diefe Benennung, jumenta, 


im Spfteme eine ganz ‚andere Bedeutung haben. fünne, wie 


im gemeinen: Leben. Wenn man auch in der That noch fo 
wenig Achtung für Linne hätte, jo würde man ihm doc) wer 
nigftens den gefunden, Menſchenverſtand nicht abfprechen En: 


nen; und ber müßte doch wahrlich, feinen Funken davon be; 


EZ 


fißen, welcher das Schwein und das Nashorn für Laftchiere, 
und den. Hirſch oder Damhirſch für Hornvieh ausgeben wollte, 
Dieß allein hätte Buͤffon bewegen jollen, fein Urtheil aufzu— 
ſchieben, und erſt das Syſtem, welches er angreifen wollte, 
genauer zu unterſuchen. Er wuͤrde dann bald gefuͤhlt haben, 
daß ſeine Kritik nur auf eine Benennung fiele, welche noch 


dazu ſehr gleichguͤltig ifts weil man irgend. eine, andere Ber 


nennung unterfchieben kaun, ohne daß das Syſtem im minde; 


ſten dadurch litte, und daß Linne ‚die von ihm angewandten 


8? z 


164 


Benennungen definirt, und mit dem Lejer über die Beden 
tung, welche er denfelben beifegen wilf, übereinfommtr Auf 
ferdem find aber Büfons Kritiken auch oft falſch; fo fat er 
z. B. man ſollte nie gedacht haben, daß Hunde ind Katzen 
zu den reißenden Thieren zu zählen ſeyen; und es iſt doch 
ſehr zu glauben, daß wenn er ſich auf eine von den amceri⸗ 
kaniſchen Inſeln verſeßt fände, wo man Hunde zuruͤckgelaſſen 
Hat, die daſelbſt verwildert find, und ſich fo vermehrt haben, 
daß es ihnen an Nahrung mangelt, er der erfte feyn würde, 
der Linne’s Scharfblick loben mäffe, daß er den Hund unter 
die reißenden Thiere geordnet habe. Die meiſten Naubthiere 
find aus Nothwendigkeit, ſich Nahrung za fihaffen, fo wild 
geworden; denen, welche es nicht find, fehle es an Stärfe 
und Kühnheit, oder fie find von Menfchen nach und nach 
gezaͤhmt, und haben dann ihre urſpruͤnglichen Sitten abge: 
legt. Buͤffon greift Linne auch über feine Ordnung glires 
an, und ſagt, er fehe nur eine einzige: Rattenart, "welche ein 
Siebenfchläfer Cloir) fei; das heiße ja aber nur mit dem 
Worte glires fpielen, womit Rinne feine dritte Ordnung ber 
zeichnet hat, Die Siebenfchläfer find von einigen Naturfor⸗ 
ſchern glires genannt; andere haben ihnen den Namen mus 
avellanarum' major gegeben. "Der le&tere hat die Oberhand 
behalten, ſo daß der erftere heut zu Tage: für jenes Thier 
ganz verworfen iſt. Linnẽ hat geglaubt, ſich deſſelben zur 
Bezeichnung derjenigen Ordnung der Wierfüßer bedienen zu 
koͤnnen, unter welche der Siebenfchläfer wirklich mit“ begrifz 
fen iſt; und indem er dieſe Benennung amvendet, giebt-er die 
Drfinition davon. Man kann alſo nicht ſagen, daß er aus 
allen Arten feiner Ordnung Siebenfchläfer gemacht habe, denn 
der Stebenfchläfer macht nur eine Art derjelben aus, und iſt 





ha 165 


* 


unter feinem allgemein angenommenen Namen- aufgeführt. 
‚a mehr. feheinbarer Einwurf betrifft eine Anzahl von Arten, 
deren Namen Linnẽ Andern zu wollen ſcheint, weil ev daraus 
Arten von einigen ſchon unter anderen Namen bekannten Ge: 
ſchlechtern macht. Aber dieſer ſcheinbare Fehler findet im 
Grunde nicht Statt, wenn man den Geiſt der Nomenklaturen 
durchaus faſſen will. Niemand iſt noch je ſo unvernuͤnftig ge⸗ 
weſen, zu verlangen, daß man im gemeinen Leben einen Eſel 
nicht mehr Efel, und eine Kae nicht mehr Katze nennen ſolle. 
Schon mehr als einmal iſt bemerkt worden, daß in den Familien 
der Pflanzen und Thiere, welche weitlänftiger find, als die der 
Vierfuͤßer, man analoge Arten bei einem einzigen Namen, mit 
Hinzufekung eines Nebenwortes zur Unterfcheidung, nennen 
muͤſſe, um die zu große Vervielfältigung der Namen zu vers 
meiden.  &o benennt man ja felbft alltäglich im. gemeinen 
Leben, ohne an Klafififation zu denken, verfchiedene Arten 
mit bezeichnenden Nebenwörtern, als graue und rothe Rebhuͤh— 
ner u. f.w. Wenn die von den Nomenklgtoren zur Bildung 
ihrer Geſchlechter feftgefesten  Grundfäge fie zwingen, zwei 
Gattungen ‚ deren befondere Namen einmal angenommen find, 
it einem einzigen Namen zu bezeichnen, ſo wird diefer Name 
mmer nur gegeben, um den Grundfägen treu zu bleiben, und 
m das Syſtem vollftändig zu machen; man erwähnt. aber 
en diefem Namen forgfältig des einmal befannten. Das 
Sinne, fo wie andere Naturforfcher, gethan. Er behauptet 
ht, daß der Luchs eine Kate, oder der Eſel ein Pferd ge—⸗ 
t werden folle; fondern daß zwilchen Luchs und Kae, 
erd und Eſel hinlängliche Nehnlichkeiten Start finden, um 
Hals Gattungen deffelben Gefchlechts anzuſehen. Ueberdieß 
es fonderbar, daß jemand, der fih für einen Naturforſcher 



















166 


äusdiebt, es lächerlich finde, dag man aus dem Wolfe und 
Fuchſe Hundegattungen, und aus dem Luchfe eine Katzen⸗ 
gattung mache, da doch der Bauer ſelbſt, welcher Wolfe und 
Süchfe, oder der Bergbewohner, welcher Lüchfe zu fehen ger’ 
wohne ift, von jeher diefe Aehnlichkeiten bemerkt hat. Mat 
wuͤrde es Hielfeicht eben fo wenig fonderbar finden, zu Tagen, 
daß der Efel eine Gattung von Pferden fei, wenn man nicht 
gewoͤhnlich Thon eine genau verſchiedene Vorftellung von diejen 
beiden Thieren hätte, ehe man den Begriff von einer Gattung 
fernt. Wenn 5. D. die Efel fich nur auf den Kuͤſten von Gui⸗ 
nen faͤnden, fo wiirde man gewiß in allen Reifebefchreibungen | 
leſen, es gäbe in Guinen Pferde, welche von grauer Farbe, 
fleiner, und mit längeren Ohren als unfere Pferde verfehen 
find. Auch kann man es Büffon nicht hingehen laſſen, wenn 
er fagt: daß ein fo allgemeines Kennzeichen, als das von den 
Brüften bei der Abtheilung der Vierfüßer hergenommene, doch 
wenigſtens allen Bierfüßern zukommen müffe, da man doc) jeit 
Ariftoteles wiffe, daß das Pferd feine Brffte habe; denn fürs 
erfte machen die Brüfte in Linne's Syfteme Fein allgemeines 
Kennzeichen der Eintheilung der Vierfüßer aus, denn das allge: 
meine Kennzeichen find die Zähne; und wenn er bei zweien ſei⸗ 
ner Ordnungen das Kennzeichen der Brüfte hinzugefügt hat, To 
iſt dieß ein überzähliges Kennzeichen, welches er nur angiebt, 
um bemerkbar zu machen, daß diefes Kentizeichen Bei zivei Far 
milien mit dem der Zähne zufammenhänge, Er hat auch bei der 
Feſtſetzung einiger Gefchlechter das Kennzeichen der Brüfte, 
aber nur in Verbindung mit mehreren anderen, angewandt, fo 
daß man es auslaffen kann, ohne das Syftem mangelhaft zu 
machen. Ueberdieß fehlen ja bei der Stute die Brüfte nicht, 
und wenn man im Allgemeinen fagt, das Pferd hat Feine 





107 
Bruͤſte, ſo heißt das fo viel, als weder. Hengft, noch Stute, 
haben Brüfte, denn Pferd iſt ein nomen collectivum für. beide. 
Die einzigen wirklichen Fehler, welche Büffon getadelt hat, 
betreffen die ſchuppige Eidechſe, das Nashorn und die Spitz⸗ 
maus; dieſe hatte Linnẽ aber ſchon in einer neueren Ausgabe 
von 1748 verbeſſert, und Buͤffons Werk erſchien doch, erſt 17495 
ev hätte das alſo wohl anmerken koͤnnen. Man koͤnnte Linne 
die Verſchiedenheit in den Ausgaben ſeiner Werke zum Vorwurf 
machen, nicht als ob es nicht ſchoͤn wäre, feinen Fehler zu erken⸗ 
nen, fondern weil mancher von einem Schriftſteller verlangt, daß 
er. fein Werk nicht eher dem Publikum übergebe, bevor, er. die 
Sehler deffelben verbeffert hat; aber dagegen kann man immer 
fagen, ‚daß viele Leute dann nicht ihm würden haben nacharbeis 
ten Eönnen ; daß zum Fortichreiten der Wiffenfihaften. vielleicht 
ſolche lebhafte, unternehmende Köpfe eben. jo nüßlich find, als 
die langjameren, welche jene berichtigen. Ray, welder von 
den Naturforichern fo. ſehr geſchaͤtzt wird, hatte beinahe mit 
Linne gleichen Sarakter; er. ſchrieb beftandig, und. verbeflerte 
in. den letzteren Ausgaben, was ihm, in dem erſteren entgangen 
war, ſo daß fein von Dillenius nachgeſehenes Syſtem jeßt 
unter allen übrigen. eine, Stelle verdient. Auch ‚die Behaups 
tung, daß die Alten weit mehr von der Naturgeichichte der 
Thiere und Mineralien gewußt haben, als wir, wird von Mar 
lesherbes, wie billig, hinlänglich widerlegt. Daß feit der Vers 
- faffung-diefes Werkes und feit, Linne's Tode manche neue zoolo⸗ 
gifche, Entdeckungen noch Berichtigungen und nothwendige Abz 
änderungen in Linne’s Spftemen veramlaffet haben, ift befanne 
genug; dod) find diefe in der gegebenen Anzeige nicht berührt 
worden, weil fie ſich bequemer in einer Eünftig vielleicht erſchei⸗ 


nenden Darſtellung zuſammen betrachten laſſen werden, we 





168 


Beſchreibung eines neu entdeckten Wafferinfefte; 
von A, A, H. Lichtenftein. . 


Da das Archiv für Zoologie und Zootomie ohne 
Zweifel auch kurze Aufſaͤtze über neu entdeckte Thiergattungen 
und Thierarten aufnimmt, welche, aus Mangel an hinlänglis 
hen Beobachtungen, noch nicht völlig Eönnen befchrieben wer⸗ 
den: weil doch wenlgſtene die Anzeige ihres Daſeyns, jo wie 
auch eine rohe vorläufige Befchreibung ihrer vornehmften Theile, 
Merkmale und Eigenichaften, andere Naturforſcher aufmun— 
tern Finnen, die ihnen etwa vorkommenden Gelegenheiten zu 
" näheren Unterfuchungen über dieſelben Gegenftände zu benutzen; 
fo erkuͤhne ih mich, hiemit eine noch ſehr unvollſtaͤndige Nach⸗ 
richt über ein kleines Waſſerinſekt dem Publikum mitzutheilen, 
damit diejenigen, welche zu der genaueren Aufſpuͤrung dieſes 
merkwürdigen Thierchens etwa möchten Gelegenheit, Luſt und 
Geſchicklichkeit haben, veranlaffet werden, durch’ ihre reiferen 
Hemerkungen etwas Wefentlicheres zur Bereicherung der Thier⸗ 
geſchichte, in Hihficht auf dieß neu entdeckte Mafferthierihen, 
boizutragen, als ich es bis jetzt zu leiften im Stande bin. Da 
für, daß ich nicht etwas Triviales fuͤr neu und noch bisher unbe⸗ 
ſchrieben angeſehen Habe, welchen Fehler ſonſt ſolche Beobachter, 
die, wie ich, mehr Freunde und Liebhaber, als eigentliche, 
tiefgrändfiche Kenner der Naturhiftorie find, leicht und oft 
begehen, — dafiir, Sage ich, kann ich mich auf das Zeugniß 
des beruͤhmten Herren Profeſſor Fabrieius in Kiel berufen, der 
das Infekt, wovon ich reden will, im Sahre 1798 bei mir in 
Hamburg ſahe, als er im Anfange des Maimonats bei feiner 
Durcheeife nad) Paris mich befuchte. Diefer große Inſekten⸗ 
kenner erklärte geradezu, daß er das ihm von mir gezeigte 





I {69 
Waſſerinſekt ganz gewiß in ſeinem ganzen Leben niemals, weder 
In natura, noch in irgend einer Abbildung, geſehen habe; und 
daß er es (falls es nicht vielleicht die noch unbekannte Larve 
einer wahefcheinlich zu der noch fo verworrenen Gattung Mo- 
noculus gezähften, oder dahin als neu zu rechnenden Inſekten⸗ 
art fei) nothwendig für ein bis dahin völlig unbekanntes, und 
zuvor niemals beobachtetes Genus anerkennen müffe. „Er mun— 
terte mich mit vieler Theilnehmung dazu auf, über ein fo aͤußerſt 
merkwuͤrdiges Thier wiederholte genaue Beobachtungen anzus 
- fielfen, und die Ehre zu erlangen, eine ganz neue Inſektengat— 
tung in Deutfchland "zu entdecken, welches anjest, da Erde, 
Luft und Waffer von vielen und forgfältigen Entomofogen 
alfenthalben durchſucht find, alferdings ein fehr feltenes und 
kaum zu erwarteudes Glück feyn würde. Meine Amts: und 
Dttveränderung hat, außer einigen anderen bald anzufuͤhrenden 
Umftänden, mich verhindert, diefen Auftrag jenes berühmten 
Syſtematikers gehörig ins Werk zu richten, Mir bleibt für jetzt 
nichts uͤbrig, als’ eine, Bis auf die inneren Freßwerfzeuge nach, 
fehr genaue, von dem Herrn Profeffor Suhr in Hamburg vers 
fertigte, Zeichnung jenes Inſekts, und was ich davon im Ge⸗ 
deachtniß Behalten habe; denn meine vielen anderen, von der 
Naturgeſchichte fehr weit entfremdeten Gefchäfte machten es 
mir damals unmöglich, meine Beobachtungen alsbatd fchriftlich 
aufzuzeichnen. Inzwiſchen hoffe ich mich der Hauptumftände 
noch mir hinlänglicher Genauigkeit und — gkeit erinnern 
zu koͤnnen. 











Ich ſammelte im Aprilmonat des Jahres 1798, aus einem, 
rechter Hand am Wege von Hamburg nach Eppendorf, auf 


einer Wiefe, befindfichen ftehenden Sumpfe, der mit dem An: 
"fange der Sommerdirre in den erften Tagen bes Junius 


* 


gewoͤhnlich auszutrocknen pflegt, und alljaͤhrlich im Fruͤhling 
unzählige Waſſerinſekten, unter andern auch Schaͤfers fiſchfoͤr⸗ 
migen Kiefenfuß (d. i. den cancer ſtagnalis des Linnẽ, oder 





den gammarus ſtagnalis des Fabricius) enthält, eine große 
Menge von Eleinen Wafferfiöhen (monoculus Linn. , entomo-, 
ſtrac. Mülleri), um damit Polypen zu fuͤttern. Einſt hatte 
id), ein großes Blumenglas, worin viele Millionen diejer Ihierz 
hen geftorben und verfault waren, unbeachter. vernachläfigt. 
Da id) das abſcheulich ſtinkende trübe Waſſer weggießen wollte, 
fo ward id darin, zu meinem Erftaunen, einiger, kleiner Inſek⸗ 
ten gewahr, die lang und ſchmal, und bis auf zwei Paar queck⸗ 
ſilbergraue dunkle Kuͤgelchen, völlig durchſichtig waren. Sie 
erhielten in einigen Tagen: die Länge von beinahe Zoll. So 
Körper beftand aus 11 Abjchnitten, davon der erfte den Kopf, 
und der legte den Schwanz ausmachte; die neun mittleren nahe 
men allmählig an. Dice und Lange ad. Am Kopfe waren die 
Augen, wie aud) zwei Paar palpi,, deutlich zu bemerken, 
Fuͤhlhoͤrner konnte man gar nicht gewahr werden; die Kinnz 
laden waren fehe ſchwer zu erkennen. Sie lagen unterhalb der | 
Augen hinter den palpis, welche durch eine ſchnelle, bejonders | 
an dem größeren vorderen Paar, merkliche Bewegung die aus 
Eleinen eirunden, in der ftinfenden Faͤulniß lebenden, den In—⸗ 
fufionsthierhen ähnlichen, Wuͤrmchen bejtchende Nahrung der 
Mundoͤfnung zuführten.. Die, jene Mundöfnung zunaͤchſt ums 
gebenden, Freßwerkjeuge oder Kinnladen waren in beftändiger 
ſchneller Bewegung, und fehleche zu erkennen, daher fie. auch 
in der fonft fehr fleißigen Zeichnung des Heren Profeſſor Suhr 
völlig verzeichnet find (f. die Abbildung bei d). Gleich bei der 
Mundöfnung diefes Thierchens, deſſen innere Theile, bei der 
vollkommenen Durchſichtigkeit des Ganzen, völlig eben fo ſicht⸗ 


171 
bar find, als die aͤußeren — fange, die ziemlich weite Speiferöhre 
Jan, die'vielleicht, wenigftens an ihrem unteren Ende, die Stelle 
des Magens vertritt. Man fieht in derfelben deutlich die einge: 
ſchlungene Nahrumg, die dunkelfarbiger ift, als der kryſtallweiße 
Körper des Thierchens ſelbſt, hin uud hergeben; doch nicht 
weiter, als bis zu den beiden vorderen quedfilbergrauen Kugeln. 
‚Diefe an Farbe und Glanz äußerft ſchoͤnen undurchfichtigen 
Theile haben eine auffallende Achnlichkeit mit den ſogenannten 
Augen verfchiedener, zu der Gattung monoculus gerechneten, 
Fiſchlaͤuſe, z. E. des monoculus piscimus, monoe. Argulus, 


























u. a. mi, und fcheinen mit der Speiſeroͤhre ſowol, als mit der 
langen, die Stelle des Herzens vertretenden Pulsader, und 
auch mit den Lungen des Thierchens, in genauer, unmittelbarer 
Verbindung zu ſtehen. Sollte einmal ein ſcharfſinniger Natur; 
ſorſcher diefes merkwuͤrdige Inſekt unter fkärferen microlcopiis 
compohtis beobachten; jo wird er manche unerwartete Aufs 
fehtüfe über die anatomiam et phyfiologiam comparatam 
der Inſekten geben koͤnnen. Die ganz vollfommene, dem rein: 
ſten Kryſtall oder Waſſer völlig gleichfommende Durchfichtigfeit 
des ganzen Übrigen Körpers wird ihm erlauben, die Struftur 
alfer inneren Theile und ihren Zufammenhang mit den allein 
nur opafen zweien Paaren queckfilbergrauer Kugeln deutlich zu 
erblifen, und daraus fruchtbare Folgefäge für den ganzen Mer 
chanismus des Körperbaues. aller Inſekten überhaupt und ber 
ſonders ähnlicher Waſſerinſekten herzuleiten. Es ift keinesweges 
zu vermuthen, daß unſer bisher beſchriebenes Thierchen yur 
| allein in jenem Sumpfe bei Hamburg follte vorhanden ſeyn; 
fondern es ift vielmehr Außerfe wahrfcheinlich, daß es fich in 
jedem mit verfauften animalifchen Körpern ſtark angefülften 
Waſſer befinde, und namentlich jederzeit zum Vorſchein kommen 


f 
= 


172 











werde, wenn man die fogenaunten Wafferflöhe, d. i. den Mor 
noculus pulex und ähnliche Thierchen in Sumpfwaſſer ſterben 
und verfaulen läßt, Doch ich kehre zu der angefaugenen Ber 
fchreibung zuruͤck. Von den beiden vorderen und größerem 
queckſilbergrauen Kugeln (Fig. B g) läuft ein. dünner Darm (bh) 
als Fortjegung des, gerade unter jenen Kugeln zu einer Art von 
Magen erweiterten Darmkanals aus dem zweiten Abjchnitte des 
Körpers bis zu der Mitterdes dritten Segmentes fort, wo die 
Gedärme wieder dicker werden, und in einer geraden Linie (1), 
wie es fheint, ganz einfach bis zur Oeffnung des Afters (m) 
fortlaufen. Die weitere Fortfegung des Darmkanals bis in 
den mit einem einfachen Bart befranzten Schwanz (n) iſt ein 
bloßer Zeichnungsfehler. Gerade oberhalb des Afters liegen die 
beiden unteren und zugleich Eleineren queckſilberfarhigen uns 
durchfichtigen Kügelchen, welche, nad) der Analogie mit, den 
verwandten Wafferinjekten, Eierfäce zu feyn jcheinen. Sollten 
fie diefes wirklih, und zwar in einem folchen entwickelten: Zu⸗ 
frande, feyn, wie man fie bei dem weiblichen gammarus ftagna- 
lis, und bei den Weibchen der mehrejten Eleineren Monoculus- 
Arten antrift; fo koͤnnte unfer Inſekt unmöglich eine Larve fi 
fenn, ſondern es muͤßte nothwendig die vollfiändig entwirkelte 
and evwachjene Geftalt eines Inſekts feyn, yon deſſen ganzer 
Gattung noch Feine einzige Art, aufer diefer hier noch ſehr un⸗ 
vollfommen. bejchriebenen, einem juftematifchen Beobachter por 
Augen gekommen iſt. Ob es aber eine Larve ſey, oder nicht, 
das kann ich darum nicht entſcheiden, weil ich beidemale, da 
‚ich dergleichen Thiere auf oben erzählte Art im ſtinkend faulen 
Waſſer gefunden hatte, alle Eremplare zu früh verlohren habe. 
Das erſtemal zernichtere ich fefbft. die ganze Bryt wider meinen 
Willen, indem ich nur Ein Exemplar wiederfand, da ich das 


23 
Maffer, um ein ſolches zum Zeichnen! zu erlangen, burch ein 
aarſieb goß. "Das anderemal wurde das ſtinkende Waſſer, 
welchem ſich aufs neue dergleichen Thierchen erzeuget hatten, 
urch einen Jrrthum weggeſchuͤttet, und ic) erreichte abermals 
einen Endzweck nicht, die voͤllige Entwickelung dieſes Inſekts 
bis zu ſeiner volllommenen Größe abzuwarten. Da ich hernach 
wiederum neue Wafferflöhe aus dem befagten Sumpfe, zu abers 
U maligen Beobachtungen uͤber mein merkwuͤrdiges, neu entdeck⸗ 















tes Shierchen, holen mollte,ıfo war derjelbe, fo wie alle ähır 
liche feehende Suͤmpfe, durch die Sominerhitze bis auf den letzten 
I) Tropfen ausgetrocknet; und ich verfäumte es, mit dem Staube, 
Il det auf dem Grunde zuruͤckgeblieben war, einen Verſuch zu 
!| machen, ob ich etwa durch Anfgießen von Regenwaſſer eine neue 
Brut won Monoculus-Arten, darnach aber alsdann durch 
deren Berfaulung nochmals jene die Fäulniß bemohnenden Sr 
| fekten gewinnen möchte." Sch hätte diefes um ſo viel mehr 
Igewuͤnſcht, "damit ich durch ſtaͤrkere Vergrößerungen die Beſchaf⸗ 
fenheit der langen, die Steffe des Herzens vertretenden Puls— 
Jader (a), welche an dem Orte, wo bei den rothbluͤtigen Thierz 
klaſſen das Ruͤckgrad liegt, vom Kopfe bis zum Schwanze fort: 
laufe; imgleichen der, unterwärts des Darmkanals, an beiden 
| Seiten des Leibes liegenden Lungen, welche allerdings durch 
kelne ſichtbaren Luftlöcher mit dem Waffer,. darin das Thier 
bein Verbindung ſtehen, haͤtte anſtellen koͤnnen. Dieſe 
eobachtungen ‚muß ich) (andern Naturfreunden  überlaffen, 
che etwa den Verſuch machen wollen, ob fierin dem mit 
tfauften Monoculis angefüllten Waffer ähnliche Inſekten 
alten ‚woran ich Faum zweifle, daß es einem’ jeden, der mit 
gleichen Verjuchen umzugehen weiß, gelingen werde, rein 
fon nur einen Sumpf iteife, worin die ‚Eier jener Inſekten 


























174. 


vorhanden find; welche ſich erſt hernach bei Entftehung der 
Faͤulniß entwickeln. Da das’ Thierchen die Eleinen eirunden, 
den Snfufionsthierchen ähnlichen, Wuͤrmchen zur Nahrung 
gebraucht, welche zu der sallerdings noch ziemlich unbeſtimmten 
Linneifchen Wurmgattung Chaos: zu vechnen wären, jo ſchlage 
ich vor, bis zur näheren: Erörterung der Oekonomie und Ger 
ſchichte diefes von mir zuerft bemerften Inſekts, woraus erhellen 
möchte, ob und was für ein befannteres Inſekt ſich daraus etwa 
entwickelt, dvemfelben den Gattungsnamen Chaoborus zu geben, 
Zum Trivialnamen der Art wäre vielleicht Antifepticus pafr 
end, weil das Waffer, ſobald fich jene Thierchen darin häufig 
erzeugen, und die eirunden Infuſionsthierchen verzehren, fichtz 
bar feine Faͤulniß verliert, und wiederum ganz frifch und trink— 
bar wird. Ich wuͤnſchte, daß ein Naturforfiher, der am Bord] 
eines Schiffes auf einer weiten Seereiſe befindlich iſt, einmal 
in dem faulen, allmählig von feldft wieder trinkbar werdenden 
Waſſer nach meinem Infekt ſuchen möchte, welches allerdings 
bei feiner geringen Größe und völligen Durchfichtigfeie nur von 
vorzüglich feharfen Augen kann erblickt werden, Sollte es fich, 
wie ich vermuthe, dort finden, und das Waffer feinem Daſeyn 
und der durch ihn verurjachten Hinwegzehrung jener Wuͤrm⸗ 
chen, die wir, der Kuͤrze wegen, Infuſionsthierchen nennen 
wollen, die Wiedererlangung der Trinkbarkeit verdanken; ſo 
wäre meine Entdeckung, obgleich fie nur ein beinahe unſichtba⸗ 
vos, in der ſtinkenden Faͤulniß dem Icharfjichtigen Auge der 
Naturforſcher bisher entichlüpftes Inſekt betrift, für die Teleor 
logie und animaliſche Naturoͤkonomie nicht ganz umvixhtig. 
Selbſt der Scheidefünftler. koͤnnte vielleicht mittelbar, dadurch 
auf die Spur geleitet werden, das Entftehen und Verſchwinden 
der. Faͤulniß im Waſſer vollfommener zu erklaͤren. Doch wi 


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E 175 

‚Zeit wird es lehren wie viel von dieſen Hypotheſen wahr ſey. 
Ich verbuͤrge Bloß die Exiſtenz und Nichtigkeit der rohen vurz 
lauftgen Beſchreibung meines fürs erſte Chaoborus antilepti- 
eus genannten Inſekts. Sollte es mir einmal wieder zu Ger 
ficht kommen, jo werde ich es mir zur Pflicht machen, in dem. 
Achiv für Zoolögie ze. naͤhere Nachricht davon zu erteilen. 
elleicht werden einige ungläubige Zweifler ſelbſt das Dafeyn 
m ines Thierchens, wenn es auch Fabricius bezeuger, hinweg: 
gen. Sch werde mich leicht darüber durch Licero’s Aus: 
t ch troͤſten: Opinionum commenta imminuit (lies; verita- 
5 jüdic 


ı ER 


ia confirmat. 


* 





Puꝝ3 
7 Hachpricht von einem aͤußerſt ſonderbaren, neu 
entdeckten Säugethiere: Platypus anatinus. 


Es muß dem eifrigen ſyſtematiſchen ‚Naturforfcher in der 
hat fehr erfreulich feyn, zu vernehmen, wie ſowol in den 
eftehı einer prändamitifchen Schöpfung, als’ auch in der noch 
benden und thätigen Reihe der Thiere alfer Klaffen noch ims 
er’ von Zeit zu Zeit neue unerhörte Gattungen aufgefunden 
erden, welche in der Folge fo manche Life unferer Sufteme 
oc) ausfüllen Eönnen; uns aber dabei auch immer an die 
roße Wahrheit erinnern muͤſſen; daß es naͤmlich noch lange 
(ht Zeit ſey, über die Möglichkeit oder Unmoͤglichkeit und 
nftatthaftigkeit eines natürlichen Syſtemes abzuurthein. Die 
finden in diefen Blättern mehr als einen Beweis für den 
) angel unferer bisherigen Kenntniſſe in Ruͤckſicht der Voll 

mdigfeit der Reihe der thierifchen Schöpfung; und wer ver: 


} ” zu beftimmen, in welchem Zeithaume wir zur Kenntnis 
{ 


\ 176 


aller Gattungen nur. von irgend einer Klaffe gelangt ſeyn w 
den. Zu viele Hinderniffe liegen, im, Wege diefer muͤhſame 
























— ſeyn. ng aim 89° bi ach | 

Das nen entdeckte hier, töelches den Gegenkand: diefer 
Zeilen ausmacht, kommt aus Neuholland, einem, Lande mw t 
es im Inneren noch wenig unterſucht iſt, und, von woher, fü 
noch eine reiche zoologiſche Erndte hoffen „laßt, Das einzig 
bis jetzt davon bekannt gewordene Exemplar dieſes <hierg 
befindet fich gegenwärtig in der Sammlung des Herrn Dobfi 0 } 
zu London, welcher wegen der Verfertigung außerordentlic 
fauberer Planzenpräparate bekannt if. Das Thier hat gal 
feine Zähne, fondern nur an, den Seitenrändern des, Unterkie 
fers fägenförmige Einſchnitte; es muß daher wohl zu Sinne’ 
Ordnuug, Bruta, gezählt werden; es kommt in Niickficht des 
sanzlichen Mangels eigentlichen Zähne, den Ameifenfreffern am 
naͤchſten; hat aber doch wieder.in,allen übrigen Stuͤcken fo, viel 
Abweichendes, dab es fuͤglich ein eigenes Geſchlecht bildet,J 
welches Plattfuß (Elatypus) getauft iſt, und deſſen Kenn 
zeichen ‚in einem entenſchnabelfoͤrmigen Maule und in den 
Schwimmfuͤßen (Os anatinum; Pedes palmati) beſtehe 
womit dieß Thier verſehen iſtz woher es denn auch den G 
tungsnamen: P. anatinus, oder entenmaͤuliger Plattfuß, 
erhalten hat Die, Bildung des Maules iſt in der That fü 
verschieden von jedem anderen Säugthiere, und die Aehnlie ⸗ 
keit deſſelben mit einem Entenſchnabel fo auffallend, daß man 
beim erſten Anblicke ſehr natuͤrlich auf die Idee gerathen mu J 
ob nicht etwa durch betruͤgeriſche Kunſtgriffe ein wirkllchet 





177 


daß es ſchwer halte, den Betrug zu entdecken *). Oberhaut, 
Geſtalt und Verhaͤltniſſe, fägeförmige Einſchnitte, Art der 


Eröffnung, alles ift dem Schnabel der Löffelaans, oder einer 


anderen breitſchnabeligen Entengattung, ſo vollkommen gleich, 
daß ſich die Londoner Raturforſcher nur nach der genaueſten 
und ſtrengſten Unterfuchung überzeugen konnten, es: fei wirk— 

fi) der Schnabel oder die Schnauze eines Vierfüßers. Shaw 
fagt in der 118ten Nummer des naturalift's miscellany; 
woraus die beigefügte Kupfertafel Tab. IV. und die Beſchrei⸗ 
bung diefes Thieres entlehnt fer » Bei einem fo außerordentr 


 nlichen Gegenftande, als der, wovon hier die Rede it, muß 
„ein ziemlicher Grad von Zweifelfucht nicht allein erlaubt, 


„fondern fogar lobenswerth ſeyn; und ich ſollte vielleicht ger 
„ſtehen, daß ich beinahe meinen eigenen Augen in Nücficht 
„der Bildung des Schnabels diefes Thieres nicht traue; 


F „jedoch muß ich fagen, daß ich gar Eeinen Anfchein von Eünft 


„licher DBerfälfchung erkennen kann; die Kander der Oeff⸗ 
„nung, die Anfesung des Schnabels u. f. w., fcheinen nach 
„dem Aufmweichen in Waffer, wobei jeder Theil vollkommen 
» beweglich wurde, durchaus natärlid) zu feyn. Selbſt bei 
„der allergenaueften Unterfuhung durch erfahrene Zergliederet 
„fand ſich in diefer Hinficht kein Betrug,” 





*) Golde Berrügereien find für die Wiffenfchaft von großem Nach: 
‚heile, geben oft zu langen, zeitverderbenden Kontroverfen Anlaß, und 
fouten eremplarifch befiraft werden. Sch kenne noch tebende Narutalienz 
handler, weiche fid) nicht fhämen, manche Naturprodukte zu verfälfchen, 
nd unwiſſende zu hintergehen. Hieher gehört auch die von Allsmand abs 


gebildete Eünfttiche Affenhand ans Vints Sammlung, deren Unächtheit 


KLamper bewiefen hat, ©. deffen Abhandi. über den Orangı Utang, Düffel- 
dorf, 1791, ©. 196 u. fg. 


2. Bandes 1. Stück, M 


178 
Tas den Er des Thieres — ſo iſt derſelbe fi 


gedruͤckt, und hat im Kleinen einige Aehnlichkeit mit. deu 
Fiſchotter; er iſt mit febr, dicken, weichen, biberartigen, — 


maͤßig dunkelbraunen, unten gelblich⸗ weißen ( fubformugineous 


white) Haaren bedeckt. Der Ropf, iſt etwas flach ” und 
eher Elein ‚als groß; das Maul oder die Schnauze iſt, wie 
ſchon oben bemerkt, dem Schnabel ‚einiger breitfehnabeligen 
Entenavten ſehr ahnlich; rings um die Wurzel diefes Schna⸗ 
bels iſt eine platte, kreisrunde Haut, welche unten etwas 
breiter oder länger ‚als oben, naͤmlich unten beinahe— Zoll, 
oben etwa 5 Zoll. breit. Der Schwanz it platt, ‚wie der 
Körper behaart, etwas. kurz und ftumpf, mit einem faft ziveis 
ſpitzigen Ende; an der Wurzel breiter, gegen die Spike hin 
allmaͤhlig abnehmend, ungefähr drei Zoll lang, und mie dem 


Körper von gleicher Farbe, Die Länge des ganzen Thieres ® 


vom Ende der. Schnauze bis zum Ende des Schwanzes iſt 
dreizehn Zoll; die Laͤuge des Schnabels anderthalb Zoll. Die 
Beine ſind ſehr kurz, in eine breite Haut. fich endigend, 

welche an den Vorderfuͤßen ſich beträchtlich weiter erftreckt, 
als die Klauen an den Hinterfüßen,. aber nur bis zur Wurs 
zel der Klauen oder Nägel geht. An. den Vorderfuͤßen ſind 
fuͤnf ſtarke, gerade Klauen mit ſcharfen Spitzen; die belden 
aͤußerſten etwas kuͤrzer, als die drei mittleren. An den Hin— 
terfuͤßen ſind ſechs Klauen, welche länger und etwas mehr 
gekruͤmmt ſind, als an den Vorderfuͤßen; die aͤußere Zehe 
und Klaue ſind betraͤchtlich kuͤrzer, als die vier mittleren; die 
innere oder fechste Zehe ſitzt weit höher ‚hinauf, als, die uͤbri⸗ 
gen, und gleicht einem ftarken, fiharfen Sporn, Die Beine 
find ſaͤmtlich oben behaart; die DVorderfüße oben und unten 
nackt, die Hinterfüße aber oben behaart, und nur unten 


A 








179 


nackt. Die inneren Kanten des Unterkiefers (welcher fhma: 


fer al6 ser obere if), find fägenfdrmig oder mit hahlreichen 


Streifen gefurcht, wie bei den Entenfchnäbeln. Die Nafens 


löcher find Klein und rund, und fisen etwa 4 Zoff vom Ende 
des Schnabels, ungefähr 3 Zoll von einander abftehend. Von 


Zähnen ift gar feine Spur vorhanden, Der Gaumen ift 


weggenommen, feine aber dem einer Ente aͤhnlich geweſen 
zu feyn; auch die Zunge fehlt dem Eremplare. Die Ohren 


oder Gehoͤrloͤcher liegen ungefähr einen halben Zolf weit hin— 
h ter den Augen; fie erfcheinen wie ein Paar eirunde Löcher, 
; 3 Zoll im Durchmeffer; ein äußeres Ohr iſt weiter gar nicht 
vi. Huf dem oberen Theile des Kopfes fiegen an jeder Seite, 


ein wenig hinter dem Schnabel, zwei Fleine eirunde, weiße 
Stecken, in deren unterem Theile die Augen, oder wenigftens 
die Theile fisen, welche dem Thiere geriffermaßen zum Se; 
ben dienen; denn aus der Dice des Pelzes und ver Kleins 
heit diefer Organe kann man fchließen, daß fie zum deutlichen 
Sehen nur wenig gefchieft, und wahrſcheinlich denen det 
Maulwuͤrfe ähnlich feyn, ja vielleicht gar unter der Haut lie: 
gen müffen (wie dieß auch bei der Slindmaus, Mus-typhlus, 
der Fall ift, 7.) ; denn der ganze Durchmeffer der Höhlen, 
worin fie gelegen haben, ſcheint nicht über einen Zehntheil- 
Zoll groß zu feyn. 

Wenn man die ganze Geftalt, und vorzüglich den Schna- 
bel und die mit Häuten verfehenen Füße diefes Thieres ber 
trachtet, jo ergiebt es fich leicht, daß daflelbe in wafferreichen 


1 Gegenden leben, fih an den Ufern der Flüfe, oder über: 
Haupt unter die Erde eingraben, und fih von Wafferpflanzen 


und Thieren nähren muͤſſe. Dies ift alles, was man bie jest 
mit Grunde vermuthen kann; Einftige, in dem Vaterlande 
M 2 


180 


des Thieres angeftellte, Beobachtungen: werden uns hoffentz 
lich weitere Erläuterung ‚geben, und ung mit der Narurge: 
ſchichte eines Thieres bekannt machen, welches von allen aͤbri⸗ 
gen Vierfůßern ſich ſo ſehr unterſcheidet, und Zfen⸗ Dar 
merfung fo auffallend beftätiget, daß nämlich alles, was der 
Natur möglih war, von derfelben auch wirklich hervor, 
gebracht fei. 

Was übrigens den Geſchlechtsnamen, Platypus, betrift, 
fo ift dieſer auch ſchon einem Käfer gegeben worden , und. 
wäre daher, um Verwirrung fo viel als möglich zu vermeis 
den, bei der einen- oder anderen Klaffe abzuändern ; man Eönnte 
ja diefes neue Säugthier eben fo ‚gut Dermipus, vautfuß, 
nennen, bis fernere Nachforſchungen zeigen werden, ob zu 
dieſem Geſchlechte ſich noch mehrere Gattungen finden, und 
ob diefe auch mit folchen großen Schwimmhaͤuten verſehen 
feyen, welches ſich ‚bei dem ſchnabelfoͤrmigen Maule wohl ver 
muthen ließe, da-diefes auf Nahrung aus dem Waffer bin; 
beutet. 

Yw. 





en. 


"Nachricht von dem Leverfchen jest Parfinfonfchen 
J Muſeum zu London und von dem ſeit 1792 dar— 
uͤber herausgegebenen Werke. Vom Herausgeber. 




























Sir Afbton Lever brachte mit großen Koſten eine der 
ſchoͤnſten naturhiſtoriſchen Sammlungen zufammen, welche aud) 
berdem einen beträchtlichen Vorrath von Kleidungen, Werk: 
zeugen und Kunftwerfen wilder Nationen enthält; das zoolo⸗ 
giſche Fach iſt am reichlichſten bedacht; weniger vollftändig iſt 
das mineralogiſche, und von vegetabiliſchen Produkten ſieht 
man faſt gar nichts. Ich will zwar dem Urheber dieſer Samm⸗ 
lung wiſſenſchaftliches Verdienſt nicht abſprechen, aber man 
ſieht dem Ganzen an, daß es mehr auf Pracht und Augenſchein, 
als auf ſyſtematiſche Vollſtaͤndigkeit angelegt ſei. Dieſe Liebe 
zur Pracht, welche oft in kindiſche Spielerei ausgeartet iſt, wie 
wir nachher ſehen werden, mogte auch wohl mit Urſache ſein, 
daß der Sammler am Ende mehr angewandt hatte, als ſein 
Vermoͤgen erlaubte, und daher bei der Regierung nachſuchte, 
die ganze Sammlung durchs Loos veraͤußern zu dürfen. Ein 
gewiſſer Herr Parkinſon hatte zwei Looſe, jedes zu einer Gui⸗ 
nee genommen, und gewann darauf die ganze Sammlung. Es iſt 
dieſelbe jetzt in Albion's place Blackfriars in einem. bequemen 
Gebäude aufgeftelle, naͤmlich rechter Hand, wenn man von. der 
City her, über Blackfriars Brüce gefommen if, Das Gebäude 
‚hat feine Stockwerke, nur in der Mitte iſt eine große Notonde, f 
f deren innere Gallerie man vermittelft einer Treppe gelangt, 
Bon diefer Rotonde gehen mehrere Gänge ab ‚ aus denen man 
"beiden Selten in Säle und kleinere Gemaͤcher tritt, welche 
melih mit Naturalien oder Kunſtwerken angefülle find, 
Licht fAlle in die große Rotonde ſowohl als in die allermei; 
Bandes 1. Stüd, DI; 


152 
ften der kleineren Gemaͤcher, durch große in den Dächern flach⸗ 
liegend angebrachte Feuſter ein, und thut eine ſehr gute Wir⸗ 
kung; nur der erſte Gang daͤucht mir nicht hinlaͤnglich erleuchtet. 

Was die zoologiſchen Schaͤtze dieſes Muſeums betrift, ſo 
nimmt die Klaſſe der Voͤgel unſtreitig den -erften Platz ein. 
Dieſe ſtehen oben und unten in der großen Rotonde; ſo daß die 
groͤßeren unten, die kleineren oben hingeſtellt ſind. Das Ganze 
macht einen herrlichen Eindruck. Die Voͤgel find faſt durchger 
hends gut geftelle und gut erhalten. Unter den größeren fallen 
vorzüglich der Albatreß, Flamingo, die fchönen chineſiſchen 
Pfauen, die Penguins und andere auf, unter den Eleineren die 
unendliche Neihe von Papagayen mit ihren ungemein lebhaften 
Farben. Sn Latbanıs Ueberficht der Bögel von Bechſtein 
überfeßt, findet man oft bei den feltenften Gattungen auf das 
Leverfche Mufeum vertiefen. 

In einem der erfien Zimmer, ehe man zur Notonde kommt, 
feehen die Affen, unter anderen Simia Hamadryas. Die meis 
ſten übrigen find zum Theil durch Verkleidung in Nachtwächter, 
Schneider, Barbierer, Schufter u. |. w. unfenntlich gemacht; 
eine Spielerei, welche in der That fich mit wiffenfchaftlichem 
Zwecke ſehr übel verträgt. Die übrigen VBierfüßer ftehen in dem 
legten Saale. Vorzuͤglich auffallend find hier der Löwe, Eis— 
bar, Tiger, ein fehr Schöner Wolf, das Nilpferd, Elenn und 
der Elephant, welche lefteren drei unter einem Schuppen im 
Hofe ſtehen. Auch Käfer und andere Inſekten werden in dies 
fen legten Saale aufbewahrt; aber dieje find weit von. der 
Vollſtaͤndigkeit entfernt, welche ſich doch bei diejen kleineren 
Thieren leichter als bei anderen Klaffen erhalten läßt. Meh— 
vere Schlangenhäute find hier plattgedruͤckt und in ziemlich nar 
türlichen Windungen unter ‚Glas und Nahmen aufbewahrt; 





u u ee ee Seen he u Er 





183 


ein guter Wink für den, welcher den inneren Bau diefer Thiere 
zu unterfuchen, und doch auch das äußere Anfehen zu erhalten 
wuͤnſcht. Noch find vorzüglich mehrere getrocknete wohl erhal: 
tene Fifche merfivärdig, welche Cook von feiner leßten Reife 
mitbrachte,' und die vielleicht noch nicht einmal fammtlich ber 
kannt ſiud. 

Dieß Muſeum kann zu jeder Tageszeit fuͤr Geld beſehen 
werden. Der Einlaßpreis war vormals eine halbe Krone 
(etwa zwanzig Groſchen); nachher hatte Madam Damer die 
von ihr gearbeitete Statue des jetzt regierenden Koͤnigs dort zur 
Schau aufgeſtellt, und um recht viele Zuſchauer herbei zu 
locken war der Preis bis auf einen Schilling (acht Grofchen) 
herabgeſetzt. Wie es nad) dem Sahre 1796 geworden jei, weiß 
ich nicht. Auperdem'ift auch für den, der nicht bloß die Samım- 
lung flüchtig bejehen, fondern auch mit Muße ſtudieren will, 
die fehr bequeme Einrichtung der Subfeription getroffen, welche 
bei mehreren öffentlihen Sammlungen gebräuchlich iſt, wo 
man nämlich ein für allemal eine Guinee bezahlt, und dafür ein 


s ganzes Jahr lang täglich, fo lange man will in der Sammlung 


verweilen kann. Die nähere Auffiht der Sammlung ift einem 
Deutfchen, Namens Stöfiger, anvertraut, welcher aber Fein 


großer Naturforſcher zu fein ſcheint. Die Sammlung wird 


noch immer vermehrt, wobei aber freifich mehr anf in die Au— 
gen fallende Stüce als auf wiſſenſchaftliches Intereſſe gefehen 
wird, welches wohl zum Theil mit nothiwendig ift, um das 
Londoner Publitum anzulocen und in der Gewohnheit zu 


‚erhalten. 


Das Werk, welches unter dem Titel: Museum Leveria- 
num ‚von D. Shaw ausgearbeitet, auf des jekigen Beſitzers 
Parkinſon's Koften herauskommt, enthält die merkwuͤrdigſten 

N 


13% 


Gegeuſtaͤnde dieſer Sammlung abgebildet, und mit einer latei⸗ 
niſchen und engliſchen Erklärung begleitet,» die außer dem 
Character ‚generieusy Ipeeikcasy uud einigen. Synonymen, 
noch kurze Nachrichten von der Bildung, Lebensare und dem 
Daterlande, der Thiere enthält, In den fünf Heften, welche 
mir bis jeßt zu Gefichte gekommen find, finden ſich nur [Bier 
füßer ‚und Bügel abgebildet. Das Chamäleon iſt das einzige 
von den Amphibien, , Sm ganzen find die Abbildungen nicht zu 
toben, ‚obgleich, von ungleiche MWerthe, fo daß einige seine 
Ausnahme machen. Vielen Abbildungen fieht man das’ fteife 
des Ausſtopfens an; andere find ſchlecht illuminirt; andere 
nicht genau, genug in Ruͤckſicht Elein ſcheinender, aber doch fuͤr 
den Naturforscher bedeutender Umſtaͤnde. Daber ift dns Ganze 
doch ſehr theuer. > Wenn ic) wicht jehr irre, ſo bat auch vers 
muthlich aus mehreren diefer Urfachen das Unternehmen länge 
aufgehört; denn das fünfte Hefe-ift;von 1793. Die fünf Hefte 
enthalten ſechszig Quarttafeln und zweihundert acht und vierzig 
Seiten Text, 


Y 


mn 


ap 





p Sranzöfifche Eitteratur ”). 





1 ze graph ie. 


Histoire des Insectes des environs de Paris, par Geo Troy: 
Nouvelle edition, consideräblement augmentee d’un 
Supplement. II Voll. in 4. avec figures coloriees d'après 

"nature, 30 Fr., en noir 24 Fr. Vulland et Remend. 


Histoire naturelle de la Montagne de St. Pierre de 
Maestricht, avec la charte topographique des lieux et 
44 planches gravees par les meilleurs artistes, d’apres 
les dessins de Marechal, par B. Faujas-St.- Fond. gr. in$. 


Son aus des unvergeffichen Campers Schriften find die merk: 
wuͤrdigen Meberbleibfel der vormaligen zoologiſchen Melt zun Theile 
befannt, welche fih auf dem Vetersberge bei Maſtricht finden. 
Faujas hatte durch Camper ſelbſt vieles davon gehoͤrt, und machte 
Daher 1795 eine Reife dahin, um ſich mehrere Monate lang dort auf: 
zuhalten. Er Eaufte die fehöne Sammlung des verftorbenen Hoff⸗ 
mann für die Republik. Auch verkaufte ihm Godin den berühmten 
Krokodillſchaͤdel vom Petersberge, welchen er dem armen Hoffman 
gerichtlich abdifputire hatte, obgleich dieſer ihm mehrere Tage lang 
in der Grube bearbeitete und ihn mit vieler Muͤhe unbefchädiat an’ 
Tageslicht brachte. - Aber er war gerade unter dem Boden gefunden, 
welcher Godins Eigenthum mar. Er ließ auf Vermittelung von 
Marmus den andern Krokodillſchaͤdel des Taylorfchen Mufeums 
zeichnen, und macht alles diefesnun öffentlich befannt. Das ganze 
Werk ift beendiget, mird aber heftweife ausgegeben. Bei den Schnal: 
ihierverfteinerungen ift Lamark's Klaſſifikation angewandt; auch die 





— 
KFãugt an vom Ende des Jahres 1798, und ſoll vegeimäßia fortgeſeht 
werden. 





186 


Madreporen und andere Seekoͤrper find ſyſtematiſch befchrieben. Das 

Ganze enthält neun Lieferungen, wovon die erfte im Februar oder Ven—⸗ 
tofe dieſes Jahres ausgegeben turde. Jede Lieferung, die monatlich 
erfcheint, Eoftet, Text und Tafeln zufammengenommen, 8 Franken. 
Die geologifchen Gegenfände der fammtlichen Hefte find folgende: 
Heft I. Tafel 5, foffiler Schädel des Krokodills, welcher jegt im - 
Parifer National: Diufeum ift, vier rheint. Zoll lang, wurde 1780 
am Metersberge ausgegraben. Tafel 6. ‚Ein eben folcher Schädel 
aus dem Taylorſchen Kabinette, Heft II. Tafel 7. Abgefonderter 
Dberkiefer diefes Thieres in natürlicher Größe, nach dem Camper: 
fchen Exemplare gezeichnet. 8. Neun große vollkommen erhaltene 
foffile Wirbelbeine. 9. Eilf Wirbelbeine mit walzenförmigen Fort 
fügen. 10. Acht Wirbelbeine mit eckigen Fortfäken. 11. Ein 
gut erhaltener Oberfchenkel. 12. Ein vollkommenes Schulterblatt. 
Heft III. 13. Obertheil einer fehr großen Schildkroͤtenſchaale, deren 
Analogon ſich im indiſchen Ocean findet. 14. Desgleichen. 15. Des⸗ 
gleichen, noch größer. 16. Geweihe vom Elenn oder einem fehr 
Nahe verwandten Thiere, mit drei Anomien auf einem Gteine. 
17. Noch ein Geweihe derfelben Art, mit einem deutlichen Schild: 
Erötenfnochen. 18. Ein Theil eines Hirfchgeweihes, oder von einem 
dem Hirſche fehr ähnlichen Thiere, HeftlV.ı9. Mehrere Haifiſch⸗ 
sähe, und andere Zähne von Fifchen und Amphibien. 20. Andere 
Zähne und Gnumenfüce von Fiſchen, Sepienfihnäbel u. ſ. w. 
21. 22, 23.24. Verſteinerte Schaalthiere. Heft V. enthält Schaal⸗ 
thiere und Meerigel. Heft VI. Belemniten, Meerfierne, Madre 
goriten. Heft VII. Sehr feltene und. unbekannte Madreporiteit, 
Zubiporiten und Keteporiten.. Heft VIII. 43. Nilfiofodill, auf 
einer doppelten Matte geftochen. 44. Skelett eines Krofodills von 
gleicher Gattung und Gröge, auf doppelter Platte gefiochen, aus 
dem naturhiftorifchen Muſeum zu Paris. (Das Driginalız Fuß lang.) 
45. Dberfchenkel, Schulterblatt und Beckenknochen deffelben Kroko⸗ 
dills in natürlicher Größe. 46. Krokodill vom Ganges oder Gavial, 
auf doppelter Platte. 47. Skelett des Kopfes vom Gavial, nach 
dem Originale von Brugmanns in Leyden. 48. Schädel deſſelben 









187 


Krokodills von oben und von der Seite, nach Campers Original— 
zeichnung. Doppelte Platte, Heft IX. 49. Foſſiler Schädel des 
Gavial, in den Altorfer Marmorbrüchen gefunden, nach dem Duis 
ginal im Muſeum zu Darmfladt gezeichnet. Doppelte Platte, 
50. Eben die Schädelgattung aus dem Manheimer Muſeum. Dop— 
pelte Platte. 51, Kleines, dem Gavial fehr verwandtes, Krokodil, 
welches aber einen weit mehr verlängerten Schnabel hat. 52. Zähne 
verſchiedener Krokodillgattungen. 53. Köpfe und Kiefer des Kroko— 
dills vom Nil und vom Ganges, und des Thieres von Maftricht, 
zur Mergleichung nach einer gemeinfchaftlichen Skale nebeneinander 
gefiellt. 54. Schöne Zeichnung des Kopfes vom foſſilen Maſtrichter 
Krokodille, von Marechal. 

Man finder alſo hier wichtige Beiträge zur Geſchichte dieſer 
Dhiere; doch find die Abbildungen meiſt nicht beftimmet genug und 
nicht fo fanber gearbeiter, als man wuͤnſchen Fönute. 





Histoire naturelle par Buffon. Nouvelle edition, formant 
59.252 volumes in 18° avec fig., mise dans un nouvel 
ordre par le cit. Lacepede. Premiere livraison , Il Voll. 
5fr.2oc. Saugrain. Seconde livraison, 11Voll.3fr.20c. 
Troisiemelivraison, II Voll. 

Die erfte Lieferung enthält den erften Theil der Theorie der Erde 
und den erfen Theil der Vierfuͤßer. Die zweite Lieferung enthält den 
smeiten Theil der Theorie der Erde und den erften Theil der Voͤgel. 
Der dritte dem dritten Theil der Theorie der Erde und den zweiten 
Theil der Vögel, 

Auch diefer Ausgabe fol zu Folge eines nachher erweiterten Pla- 
nes, die Gefchichte der Amphibien, Fiſche u. f. w. von Lacepede 
bearbeitet, folgen. Selbſt die Pflanzen, wenigſtens die dem Men: 
ſchen in irgend einer Hinficht nüslichen, follen abgehandelt werden. 
\ Hinter den Bögeln folgen Lacepedes ſyſtematiſche Neberfichten der 

Vierfüßer und Vögel; diefe Heberfichten enthalten ſehr vollſtaͤndig 

die Synonymen und die Eitate der Befchreibungen nach Linn®s letz— 
ter Ausgabe. Alle Monat erfcheinen zwei Theile. 


188 


Histoire naturelle de Buffon, reduite à ce qu’elle contient 
deplus instructif et de plus interessant. 10 Voll. gr. in 8. 
Richard, Gaille et Ravier, 


Die abitraften Grundfüse oder die Metaphyſik der Wiffenfchaft, 
die anatomifchen Befchreibungen, verwickelte Berechnungen und 
minder tefentliche Digreffionen find meggelaffen, um das Werk 
mehr elementarifch und auch zum öffentlichen Ynterrichte anwendbar 
zu machen. Das ganze enthält über zweihundert Kupfertafeln. 


Histoire naturelle, generale et particuliere, par Leclerc 
de Buffon. Nouv. edit. accompagnee de notes, et dans 
laquelle les supplemens sont inseres dans le premier 
texte à la place qui leur convient. Quvrage formant un 
cours complet d’histoire naturelle, redige par €. S. Son- 
nini. 60 Voll. gr. in. avec environ 1500 planches. 


Der Herausgeber diefer neuen vollftändigen Ausgabe von Büf- 
fons Werken, will im Texte durchaus Feine Aenderung vornehmen, 
als daß die Supplemente an den Stellen, welche Buͤffon felbft an: 
zeigte, eingefchalter werden ſollen. Wo es die Noth erfordert, follen 
erläuternde Anmerkungen hinzugefügt werden. Die neuentdeckten 
Vierfuͤßer und Vögel ſollen befonders apgehandelt werden. (Waͤre 
es nicht weit zweckmaͤßiger geweſen auch diefe an den Orten einzu— 
ſchalten, wohin fie nach Buͤffons Plan etwa gehören?) Endlich 
follen auch, un das Merk wirklich allgemein und vollftändig zu 
machen, die Amphibien, Fifche, Inſekten und Würmer, ja felbft 
die Pflanzen abgehandelt werden; da aber zu einer neuen Bearbei— 
tung diefer letzteren Theile eines und fogar mehrerer Menſchen 
Leben nicht hinveichen wuͤrden, fo will der Herausgeber bei. jeden 
diefer legteren Zweige der Naturgeſchichte eines der geſchaͤtzteſten 
Werke diefer Art zum Grunde legen, und dabei alle neuen Ent: 
deckungen benutzen und anführen. Jeden Monat erſcheint eine Lies 
ferung, welche für die Subferibenten in Pappe geheftet, jeder Band 
4 Franken, für die Nichtfubferidensen 5 Franken Eoftet, und aus 
zwei Banden beſteht. 


189 
Die erſte Lieferung: erſchien am Ende des Julius 1799 (Ther- 
midor an VII.) bei Düfart. Das ganze ift ein fehr nuͤtzliches Un: 
ternehmen, und es ift zu wuͤnſchen, daß es mit. gehöriger Sorgfalt 
‚ausgeführt und doch nicht zu langſam beendiget werden möge. , 


Be» 


"Histoire naturelle de Buffon, classee par ordres, genres et 
especes, suivant le systeme de Linne, avec les caracte- 
res generiques et la nomenclature de Linne. Edition 
ornee de 200 planches, representant environ 600, sujets 
nouvellement dessindes par J. E. Deseve, formıant 
2.826 Voll gr. in 18° impression de Crapelet.. .Deterville, 


Man hat oft mit Malesherbes bedauert, das der fehönen Büf- 
»fonfchen Auffiellung der Vierfuͤßer und Vögel die Linneifche Ordnung 
fehlte; daher entfiand die dee, beide große Genies zu vereinigen. 
Die bei genauerer Unterſuchung unintereffant gefundenen Bemerkun—⸗ 
gen und unnüs gemordenen Citate u. f. w., welche ohne dem We⸗ 
fentlichen des Merfes Abbruch zu thun, wegbleiben Fonnten, find 
vH Caftel, dem Verf. des Gedichtes über die Pflanzen, aus— 
geſondert; fo mie auch alles irrigbefundene weggelaffen, und alles 
 neuentdeckte hinzugefügt ift. 
j Man kann in der That nicht ohne DVergnügen bemerken, wie 
ſeldſt unter den Unruhen des Krieges und der noch immer auch im 
Innern des Landes gaͤhrenden Partheien, doch der alte Geſchmack 
der franzöfifchen Nation an der Naturgeſchichte ſich nicht allein 
erhält, ſondern auch noch mehr verbreitet, wie in öffehtlichen 
Lehranfialten vorzüglich auf Naturgefchichte Nückficht aenommen, 
“und durch die eben angeführten Ausgaben des Büffonfchen Werkes, 
das Anfehen und Gedächtnig diefes thaͤtigen Befürdererg einer fo 
nüslichen Wiffenfchaft geehrt wird. 












brégéẽ elementaire de l’histoire naturelle des Animaux, 
‚par Lestiboudois, Vol, in 8. de 150 pages, 5 fr. Deroy. 


Abrege el&inentaire de l’histoire naturelle des Animanx, 
a l’usage de l’ecole centrale du Departeınent du Nord, 


190 


Etablie à Lille; gr. in 8. de 140 pages, 3 fr. Lille. 
Jacques. 

Zuerft allgemeine Begriffe, dann vom thierifchen Körper übers 
Haupt, vom Menfchen, und endlich die ſyſtematiſche Eintheilung der 
Thiere, nebft den Kennzeichen der Klaffen und Ordnungen. . Auch 
diefe beiden Handbücher beftätigen dag oben gefagte. 


Manuel pour servir ä l’histoire naturelle‘ des Oiseaux, des 
Poissons, des Insectes et des Plantes. Traduit du latin 
de J. R. Forster, par T. B. F. Leveille. Vol. in 8. de 
468 pages. 6 fr. 25 c. Villier 


Das Hriginal ift in Deutfchland bekannt genug; dieſe franzoͤſi⸗ 
ſche Ueberſetzung iſt vermehrt mit einer aus dem Lateiniſchen uͤber— 
ſetzten Abhandlung von Murray über die Conchyliologie, und mit 
beträchtlichen Sufißen aus den Werken von Aacepede, Juͤſſieu, 
Camark, Cuͤvier u. a. 


Abrege des proces verbaux de institut de Caire du Pre- 
mier an, 26. Frimaire an VII. 


Enthält unter andern eine Abhandlung von Gavigni über die 
verfchiedenen in Unteraͤgypten beobachteten Thiergattungen, und über 
die Urfachen, welche die Verfchiedenheit der Gattungen in biefer 
Gegend haben hervorbringen koͤnnen. 


Histoire abrégée des Insectes, par Geoffroy. Nouvelle 
edition, corrigee et augmentee. Paris, an VII. 


Die fcheint eine blofe Buchhändlerfpefulation zu ſein, mie dag 
leider auch in Deutfchland zumeilen der Fall iſt; namlich ein neuer 
Titel zu einem alten Buche: übrigens ift dieß Buch nichts weniger 
als fehlecht, fondern nur in Wergeffenheit gerathen. Zufäge und 
Berbefferungen habe ich nicht darin bemerkt; 





} 


j 


191 


Zoeptomie 0 
Tableaux comparatifs de l’anatomie des Animaux do- 
* ınestiques les plus essentiels à Vagriculture, tels que 
lecheval, l’äne, le mulet, le beuf, le mouton, la 
chevre, le cochon, le chien et le chat, ranges sur un 
plan uniforme de classification propre à en faciliter 
Vetude aux commencans, par J. Girard. ı Vol. in 8. 
4 fr. 1799. 

Ein fehr brauchbares Handbuch der Anatomie verfchiedener 
Hausthiere, nicht allein für den Thierarzt, fondern auch für den 
Naturforfcher überhaupt, da die Vergleichung diefer Thiere in Nücks 
ſicht ihres inneren Baues dadurch fehr erleichtert wird. Vorzuͤglich 
bat der Verfaffer aud) eine zweckmaͤßige Terminologie einzuführen 
geſucht, indem er die Theile entweder nach ihrer Lage oder nach 
ihren Befeftigungen u. f. w. benannt. 


- Dissertation physiologique sur la nutrition du foetus, 
consideree dans les mammiferes et dans les oiseaux, 
par Leyeille. Brochure in 8. de go pages. ı fr. 50 c. 
Villier. 1799. 

} Schon in Nr. 24. des Bulletin de la Societe philomatique 
von 1799 ift von demſelben Werfaffer eine Abhandlung über die 
"Häute angezeigt, welche das Hühnchen im Eie umgeben. Sn der 
vorliegenden Broſchure findet man weiter ausgeführte Ideen. i 





Englifhe £itteratur 





‚A Cabinet of quadrupeds, by John Church, Surgeon. 
Pt. Let II. Fol. min. 


Ein ſehr elegantes Werk, welches ſehr fein geſtochene Kupfertafeln 
von vierfüßigen Saͤugethieren enthaͤlt, welche nicht illuminirt find. 
Daneben ift eine englifche Befchreibung mit vorangefchickten Ge— 


192 


fchlechtsfennzeichen und Synonymen. Der Text ift zwar wohl vor⸗ 
züglich auf bloße Liebhaber der Thiergeſchichte berechnet, enthält 
aber doch auch hin und wieder eine dem Naturforſcher willEommene 
Hemerfung, und ift ausführlicher als bei anderen Werfen diefer Art, 
als z. B. dem Leverfchen Muſeum und dem Naturalist’s miscellany. 
Sowohl die Tafeln als der Tert find auf dem fehönften Welinpapiere 
abgedruckt. Was den Funftlerifchen Werth der erfteren anbetrift, fo 
find diefelben in einer angenehmen Manier bearbeitet; jedes Thier 
feht in einer artig erfundenen Landfchaft, wobei der Zeichner fich 
nur zumeilen ein wenig vergeffen bat, wenn er 4 B. im erften Theile 
in die Landfchaft neben der gefleckten Hyaͤne, in der Ferne ein Paar 
englifche Ochſen fest. Die Thiere felbft find nicht fteif, zumeilen 
ein. wenig zu fehr manierirt, von Ybberfon gezeichnet, und die meis 
ften von Toofey, nur ein Paar von Thomfon und Storer geſto— 
chen. Die erfie Platte, welche den Hirſch enthält, ift vom Ende des 
Sahres 17945 die leßte des zweiten Bandes, mit dem Kennthiere, 
vom Anfange 1797. Ob das Unternehnen fortgehe, weiß ich nicht, 
Seder Theil enthält zwölf Tafeln und das Ganze ift fehr theuer. 
Ueberhaupt mehr für den Künfiler als Naturforſcher. 


London printed by Cooper and Graham, for F. P, Nod- 
der etc. The naturalist’s Miscellany, containing accu- 
rate and elegant coloured figures of the most curious 
and beautiful productions of nature etc., by George 
Shaw. 8. 1799. 


Noch immer erhält fich dieß Werk feit 1791 in feinem bleiben- 
den Werthe, und liefert getrene und fchöne Abbildungen aus allen 
Ordnungen des Thierreiches mit ihren natürlichen Farben illuminirt. 
Außer dem Formate ift die Einrichtung des Werkes ungefähr ſo tie 
bei dem Leverfchen Muſeum, enthält namlich engliſch und Lateinifch 
den Gefchlechts und Gattungscharaffer, umd eine etwas weitere 
Befchreibung, oder merfwärdige Eigenheit des Thieres; doch ge 
draͤngter und Fürzer als im Leverſchen Muſeum. Monatlich erfcheint 
ein Heft mit vier Abbildungen, der Preis jedes Meftes beträgt zwei 





193 


Schillinge (16: Groſchen), alſo jede Tafel etwa Hier Grofchen, 
welches wohlfeil genug iſt. Die Tafeln ſind noch immer von Nod⸗ 
der, dem koͤniglichen botaniſchen Mahler. 

ai Die Hefte vom Jahre 1799 enthalten folgende Abbildungen 
Heft 113, ‚Oriolus haemorrhous; Sciaena cirrhosa; Rana bico- 
$ lor; Monoculus apus, ‚114. Certhia venasta, eine neue Gat— 
# tung von Gierra Leona; Cexihia viridi - aurea, fronte, ınento: 





















fasciaque pectorali violaceis, alis fuscis, abdomine Davo; 
 Falcia pectoralis violacea fubtus nigro cincta, rostrum pedesque 
nigri. Ferner Nepa grandis; Anthias facer; Sphinx nerii, 
115, Plotus melanogaster,; Helix ringens er carocolla; Leon- 
chiurus barbatus; Alcyonium? botryoides, eine vermuthlic) neue 
Gattung von Neuholland, vorzüglich von der Norfolk: Iufel, 
Alcyon (Spongia?) favo-purpurascens, catile crasso stuposo, 
superne ramoso, zamulis densissime congestis. 116, Lanius 
collurio; Trachichthys australis, ein neues Fifchgefchlecht von 
j Neuholland, welches unter Linnẽ's Ordnung Thoracici gehört, und. 
dem Gefchlechte Perca am nächfien zu Eommen ſcheint. Der generis 
ſche Charakter ift: 

Caput antice rotundatum: oculi magni: osamplum, eden- 
tulum, descendens. 


" Membrana branchiostega radiis octo, quorum quatuor infe« 





riores margine scabri. 

Squamae scabrae: abdomen carinato-cataphraetum, ferner, 
Nais proboscidea; Spongia Nabelliformis. 117. Certhia cha- 
lybea; Epinephelus merra; Madrepora rosea; Scarabaeus ma- 
eropus, eine neue von Francillon *) beFannt gemachte Gattung aus 


5 Frandion, ein Gold⸗- und Eilberarbeiter zu London, befikt eine fehe 
böne Sammlung vo nfekten, it aber auch weiter nichts als Sammler; 
et gab 1795 die Abbildung diefes Kärers heraus, die zwar von Edwards fehr 
ön gearbeitet aber doch gar nicht geeignet iſt, daß Eharakteriftifche deſſel⸗ 
en, die fangen Hinterfüße gusgenommen, zu zeigen. So if, 3. B. nicht 
mal eine Abbildung von oben, oder von der Nückenfeite gegeben. So viel 
> aus den zwei Figuren ſchließen läßt, gehört er zuldem Geſchlechte Melo- 
ta, denn Linnkes Gefchlerhr, Scarıbasus, it befanntlich viel zu weis 

faftend. * 


194 
Potofi; Scarabaeus scutellatus viridis nitens, sublus cupreo. 
auratus, pectore porrecto, femoribus postieis erasissimis. 0% 
gen der ungehenren Decken und auch Tangen Hinterfuͤße iſt diefer 
Kifer der Kangurokäfer genannt; mahrfcheinlich dienen jene langen 
Füße zum Springen. 118. Platypus anatinus, ein neues, aͤußerſt 
fonderbares Gefchlecht von DVierfüßern, welches zu Linne's Brutis 
gehört. ©. oben, Hippobosca hirundinis; Papilio Io, 





Kurze naturhiſtoriſche und litterariſche Nachrichten. 





Folgende Werke werben kuͤnftig erſcheinen: 


Der Bibliothekar Fiſcher in Mainz wird Beobachtungen über 
die Geftalt des, Zwiſchenkieferbeins, und die Befchreibung des für 
Zootomie fo wichtigen Yarifer Nationalmuſeums herausgeben. 


Blumenbach in Göttingen hat ſich ſchon laͤngſt mit der Aus: 
arbeitung eines Handbuchs der vergleichenden Zergliederungsfunde 
befchäftiget, an deſſen Herausgabe derfelbe nur bisher durch andere 
Arbeiten verhindert worden it. Ein ähnliches Werk erfiheine von 
Cuͤvier und Dümeril in Paris. 


A. A Lichtenftein in Helmftedt bat eine fehr genaue Befchreiz 
bung des Gefchlechtes Mantis ausgearbeitet, welche von Fabrizius 
durchaus bewährt gefunden ift, und twelche der Werfaffer daher mit 
fauberen Kupfertafeln herausgeben wird. 


Der bekannte Naturforſcher Cuͤvier in Paris, arbeitet an 
einen großen Werke über die foſſilen Thierknochen, welches eine 
Menge von Kupfertafeln, und gewiß fehr -intereffante Nachrichten 
enthalten wird, F 


Denoven, der Verfaſſer des Werkes British birds etc. 
wird eine Gefchichte ber brittifchen Schaalthiere herausgeben, 





5 195 


D. Shaw zu London, hat beinahe den erſten Theil ſeines 
Syſtems der Naturgeſchichte beendiget, das Ganze wird zehn bis 
zwoͤlf Theile enthalten 


Sarnett will zu Glasgow, auf Subfeription, vermifchte Beob⸗ 
achtungen über verfchiedene Gegenſtaͤnde der Naturgefchichte, in 
zwei Quartbänden herausgeben. 





| Das von Borkhauſen angekündigte Werk über die Wügel 
’ Deutfchlands mit farbigen Abbildungen, wird, nach einer Ankundis 
gung von Job. Wolf, nit einem ähnlichen Werke dieſes Letzteren 
in Eollifion Eommen, wovon bereits bei Srauenholz in Nürnberg 
ein Heft erfchienen ift, welches Anfangs zwar nur für die in Franken 
h brütenden Vögel beſtimmt war, nach der Abbildung diefer aber nun 
auch die übrigen in Deutfchland einheimifchen Wögel begreifen fol. 
Es ift zu wünfchen, daß diefe 'Collifion den wetteifernden Fleiß beider 
| Herausgeber zu höherer Thätigkeit ſtimmen möge, 





In vancouvers Entdecfungsreife wird ersählt, daß bei Nreits 


holland, an der Südweftküfte, wieder ſchwarze Schwäne gefehen 
worden feien ; fie waren fehr ſcheu: die Bruft und der untere Theil 
der Flügel war weis. Die gemöhnlichen wilden Schwäne find grau, 
vielleicht find jene nur eine Abänderung davon, übrigens haben fchon 
mehrere ältere Neifebefchreiber diefe Thiere in Neuholland gefehen, 
fo daß die Eriftenz diefer ſchwarzen Schwäne außer Zweifel geſetzt iſt. 


Der bekannte Roſſi bemerkte im akademifchen Garten zu Piſa 
mit Hrn. Cajetan Savi, dem Auffeher des Gartens, ein Maͤnn⸗ 
chen der Cantharis melanura mit einem Weibchen des Elater 
niger, auf einem Pfirfichblatte zufammenhängen; als er den Elater 
angriff, fuchte Die Canıharis ſich lofzumachen, aber vergebens. In 
Diefer Lage tödtete fie Roſſi, um fie als ein Zeugniß diefer fonders 
baren Begebenheit aufiuberwahren. Der Elater wurde beim Fangen 
sufällig getödtet, 


196 


In der Sosierät der Naturgeſchichte zu Paris, hat Cüvier | 

&ine weitlinfige Abhandlung über die Werfchiedenheit des Hirnes bey 

allen rothblütigen Thieren vorgelefen. Das erfte Heft der Verhand— 
Tungen diefer Gefellfihaft wird naͤchſtens erfcheinen. 


In der Polytechniſchen Gefellfchaft zu Paris, las Cacepede 
eine Nede über das Wandern der Vögel; dieß gefchah in der zehnten 
Sitzung im Nationalpallafte der Wiffenfchaften und Künfte, am 
aoften Floreal (gten Mai 1799). 


Im Nationalinſtitute Ind Camark eine Abhandlung „über die 
foffilen Schaalthiere, welche in allen bewohnten Gegenden unferer, | 
Erde gefunden werden. - Kenon eine Abhandlung über das Kauen, 
bei Menfchen, Pferden und Elephanten. 





Todesfall 


Vor kurzem farb hier der würdige Veteran Daubenron, deſſen 
Verdienſte um Zoologie allgemein bekannt ſind. Er ſagte nicht lange 
vor ſeinem Tode, als er mit zum Conservareur erwaͤhlt war! 
„meine guten Mitbürger ſcheinen nicht zu ahnen, wie wiel ich zu 
thun habe mich ſelbſt su eonſerviren.“ u 
Paris, am 12. Fan, 1800, 











Herausgegeben 


von 


C. R. W. Wiedemann, 


Arznei- und Wundarzneikunde Doktor, Profeſſor am anato— 
iſch-chirurgiſchen Kolleglum, ordentlibem Beiſitzer des Fuͤrſtl. 
ber-Sanitats-Kollegiums zu Braunſchweig; korrespendirendem 
itgliede der königlichen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Söttins 
en, der naturforfchenden, wie auch. der forrespondirenden Geſellſchaft 
x erste und Wunddrzte zu Jena; ordentlicbem Mitgliede der 
naturforfchenden Geſellſchaft Weitphalens ; der mineralogifhen - 
Gefelichaft zu Jena nnd der naturhifforifchen 
zu Hannover Ehrenmitgliede. 









‘ 





Erften Bandes zweites und letztes Stüd. 





7 


Mit ausgemahlten und ſchwarzen Kupfern. 





Braunſchweig, 1800. 
SGedruckt und im Verlage bei Karl Reichard, 






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D er Inhalt dieſes zweiten Stuͤckes wird den Leſer 
ehr, Abwechfelung gewähren als der des erften; auch 
erhält ‚jener durch mehrere Beiträge verſchiedener Na⸗ 
ut forſcher hoͤheres Intereſſe. Der Herausgeber kann 
eg: geündete Hoffnung machen, daß dieſes Intereſſe 


bei den Fünftigen Stuͤcken noch mehr fteigen werde; 


da er von mehreren der vorzüglichiten Naturforfcher, 

runter felbft Ausländer mit begriffen find, die 
Berfiherung und zum Theil fhon wirkliche Beweiſe 

ätiger Theilnahme an feinem Unternehmen. erhalten 
at. Wäre der Herausgeber bei der Verlagshand⸗ 
ung des erften Stüces geblieben, fo, würde dieß 
veite Stüf, meldes nun, da deffen . Bogenzahf 
mgleich ftärfer werden’ mußte, das legte des erften 
% andes iſt, erſt auf Oſtern 1801 erſchienen ſein; 
glaubre es jene Berlagshandlung nicht Jiefern zu 

a2 

















iv \ 
— — RP Ta 5 0 ae BEN ze 2 sn 


koͤnnen; dieſe Zögerung, die Entfernung bes Druc 
ortes und andere von der Verlagshandfung ohne mei 
Wiſſen unternommene Abänderungen in der Defonomii 
des Ganzen, da die ganze Auflage auf Schreibpapie 
gemad)t wide, ‚und „des ‚Finzgfnen,, bazgpehrere i 
tereſſante Nachrichten fuͤrs erſte weggelaſſen und eige 
mächtig bis zum zweiten Stuͤcke verſpart waren, habe, 
mich bewogen, einen anderen Verleger zu fuchen, wa 
bei das Publikum, wie ich hoffe * * Fall 
winnen fol: 0 al N nadlf 1asl 
Mit dem neuen Saprhuriberte' ſoll ea 
zoologiſche Litteracur⸗ kurz und ſchnell angezeigt Werde 
und duch dadurch hoffentlich das Archiv meht Wer 
erhalten, da der Herausgeber auf moͤglichſte Vollſtan 
digkeit bedacht ſein wird.e Uebrigens mag hier dich 
Wiederholung der Bitte Stärt finden, dieß litterariſche 
Unternehmen ſowohl durch Beitraͤge Als’ durch nägen 
Würdigung zu ünterftüigen, um daſſelbe immer’ voll 
kommener "und nutzicher zud machtn. I BR. am 


Zraünfneig, | ben 28. Ser 1850. ir a * 


a his} nn 


€ R. W. Wiedemann, 


Lihin pmldnadsanlul? sast ey, ing % 


hin 
für 


o0logie umd tr 















Erffen Bandes zweites Stüd. 





I. 


Fortfegung der Schädelbefchreibungen 
vom Herausgeber. 


$. 78. 
—J— Thiere 


fallend, durch den am unteren — konkaven Jochbogen, 
urch den ſehr in die Queere gezogenen Gelenkknopf des Unters 
fi ers, durch den Gelenffortfaß Hinter der Gelenffläche des 
Schlaͤfenbeines, durch ein ſtarkes Fnöchernes Hirnzelt, durch 
iel kleinere Zwiſchenkiefer, deren Erſtreckung von vorn nach 
inten ungleich geringer if. Da die Ordnung zu groß iſt, 
im alle Berfchiebenheiten auf einmal angeben zu koͤnnen, ſo 
Jiollen mehrere einzelne Beſchreibungen folgen, 
F - 9. 79. 
Kane. 

GStirndbeinm 
Das Stiruſtuͤck jeder Seite ift platt, nur am hinterſten 
heile woͤlbt es ſich mac) der Schläfengegend hinab; es geht 
ja vorn unmittelbar im das Naſenſtuͤck über, welches in ei⸗ 
Vandes 2. Eric, A 

















2 


nen beträchtlichen Nafenftachel ausläuft, Am Innern Rande 
jedes Stirn: und Naſenſtuͤckes, welcher in der Zufanmenfügung 
die Stirnnath bildet, ſteigt eine ſehr breite Leifte, oder befi 
ein Nafenblatt hinab, welches oben zwifchen beide Hälften dee 
Siebbeines tritt, und fich mit der fenkrechten Platte deſſelber 
verbindet. Der Kronrand iſt zwar ſehr uneben, doch i 
Ganzen gerade. Das Augenhoͤhlenſtuͤck iſt verhaͤltnißmaͤßl 
ſehr groß, fo daß es bei weitem den gräßeften Theil der A 
genhöhle bildet. . Der Oberaugenhöhlenrand iſt vorzüglich na 
hinten fcharf und läuft hier in einen beträchtlichen nach Hint 
und außen gerichteten Oberaugenhoͤhlenfortſatz Aus, welch 
beinahe mit einem Fortfage des Wangenbeins zufammenftoße 
Born bleibt zwiſchen dem Augenhöhlenftüce und dem Nafen 
blatte eine tiefe weite Rinne oder Aushohlung, welche va 
hinteren oberen Seitentheile des Siebbeines ausgefüllt wird 
da wo dieſe Aushöhlung nach hinten endet, iſt ein ziemli 
großes Loch, welches zu der beträchtlichen Stirnhoͤhle fuͤh 
Die innere Fläche des Augenhoͤhlenſtuͤckes deckt mit der vor 
ren größeren Hälfte die vorderen Seitenzellen des Siebbeines 
die hintere Hälfte trägt mit zur eigentlihen Schädelhöhle bei, 
und geht in das Stirnftüc über, Die Gränze beider Hälft 
an der inneren Fläche, macht eine abgerundete Efe, an wel 
gerade die Siebplatte ftößt. Beide nach oben ſich runden 
zuſammenſtoßende Ecken machen alfo den Siebbeinsabfgnitt. 
$. 80. 
Scheitelbeine 

Sjedes derfelben bildet ein von vorn nach hinten etw 
längliches Viereck mit unebenen Rändern. Der Kronrat 
zeichnet ſich durch ein nad) innen ragendes zackiges Kochen 
blatt aus, welches fich über den Kronrand des Stirnbei f 


* 


















hr) 
N 


\ 3 
lest. Der Schlaͤfenrand ift Augerft wenig konkaw. Der bins 
tere Rand läuft nach unten etwas ſchraͤg vorwärts; det innere, 
durch welchen beide in der Pfeilnath zufammenftoßen, ift der 
langſte, und erhebt ſich nach hinten zu einer ſcharfen Leiſte, 
deren hinterſter Theil vom dreieckigen Zwickelbeine gebildet 
wird, welches zwifhen-dem Scheitel: uud Hinterhauptsbeine 
Miegt. Die Spur der Anlage des Schläfenmusfels, welche 
ſchon am Stirnbeine vom hinteren Rande des Oberaugenhöhlen: 
fortfaßes hoch abgeht, liegt fehr dicht am Pfeilrande, und laufe 
Hinten ganz mit der erwähnten Leite zufammen. Die Keil: 
beinsecke iſt ziemlich ſpitz. Ein wenig vor dem hinteren Rande 
e hebt ſich von der inneren Flaͤche jedes Scheitelbeines ein ſehr 
obreites ſchraͤg nach oberwaͤrts und vorn ragendes Knochenblatt, 
deſſen innerer Rand gerade und mit dem von der anderen Seite 
verbunden deſſen aͤußerer viel tiefer liegender Rand unebener, 
mit dem Felſen- und Schuppentheile des Schlaͤfenbeines vers 
bunden; deffen unterer freier Nand ſtark konkav ift, fo daß 
da, wo er mit dem der anderen Seite zufammenftößt, eine 
ſtumpfe Hervorragung fich findet. Diefes Knochenblatt macht 
bei weitem den groͤßeſten Theil des Enöchernen Hitnzeltes, wozu 


$. 81. 


t Hinterhauptsbein. 
Dieſes unterſcheidet ſich in manchen Stuͤcken ſehr von 
euen der Nagethiere; denn der Zapfen deſſelben macht mit 
dem Hinterhauptsitücke einen ftumpferen Winkel, Die oberen 
eitenfortfäge jener Thiere fehlen hier gaͤnzlich; die unteren 
find zwar da, aber viel kuͤrzer, breiter, unten abgerundeter, 
42 






















LT 1 
nad) ruͤcwaͤrts ſtehend, an der vorderen Fläche Fonkas, fo daß 
die hinteren Enden der langgezogenen Zitzenfortſaͤtze des Schlaͤ— 
fenbeines hier hineingepaſſt ſind. Das Hinterhauptsſtuͤck iſt 

uͤbrigens dreieckigt, bildet eine von beiden Seiten nach oben 
zuſammenlaufende ſcharfe Hinterhauptsleiſte, vor welcher noch 
ein kleiner Theil des Knochens ſich nach vorwaͤrts fortſetzt, 
um ſich mit den Scheitelbeinen und oben mit dem im ganzen 
dreieckigen Zwickelbeine zu verbinden. Der Zapfen iſt breit, 
vorn nur ſehr wenig ſchmaͤler als hinten; oben ziemlich ſtark 
ausgehoͤhlt; unten mie der Längeleifte und neben dieſer an 
jeder Seite mit einem Eindruce verfehen. Das Hinterhauptss 
loch länglich rund, der größeften Länge ‚nad in die Queere 
liegend. Die Gelenkknoͤpfe hoch nad) oben hinauf gehend, durch 
eine fchräge Leifte gleichſam in die obere Eleinere und untere 
größere Hälfte getrennt, auch nach unten ziemlich weit von 
einander entfernt, 
$. 92. 
Shlädfenbeine 
Die Schuppe derfelben nad) Verhälmiß nicht fehr niederigs 
vorzüglich am vorderen Theile am hachften. Der Schuppenrand 
außerordentlich breit, ſo daß er ſtark über dem Scheitelkeine 
feiner Seite herragt; nach oben bildet diefer Nand eine Ede, 
wovon fogar ein Eleiner Theil ans Stirnbein ſtoͤßt. Hinten if 
der Schuppenrand von einem aufftehenden Knochenblatte bes 
graͤnzt, welches zum Theile wenigſtens vom Felfenbeine her— 
zukommen ſcheint, und ſich nach vorn und oben mit dem hin · 
teren Rande des Scheitelbeines, nach hinten und unten mit 
dem unteren Theile des Lamdarandes am Hinterhauptsheine 
verbindet. Der Wangenfortfaß geht gleich nach oben und. 
außen gekruͤmmt vom vorderen unteren Theile der Schuppe 


* 


ab, und’ kruͤmmt ſich dann nach vorm. Won feinem oberen 
Rande geht nah hinten eine hervorftehende Leiſte über dem 
Gehörgang fort. Sein unterer Rand hat am Anfange eine 
ne oder lange Grube, zur Aafnahme des Gelenkknopfes 
Unterfiefers, welche nach hinten durch den Gelenffortfaß 
gränzt und mitgebildet wird, -der ziemlic tief hinabragt; 
Das Ende der Rinne nach außen bezeichnet eine Eleine ftumpfe 
dervorragung, von welcher der ungetheilte untere Rand weiter 
vach vorn fortgeht. Der Zitzentheil iſt lang von vorn nach 
hinten, und blafenförmig; von ſeinem vorderen-etiwas ſchmaͤ⸗ 
Ende tagt eine Eleine Spitze hervor, die fich hinten an 
Mitteltheil des Keilbeines fegt, Der Gehörgang iſt weit, 
jermig und außerordentlich Furz, faft ein bloßes Loch, Der 
Felſentheil tritt von innen zwiſchen die Schuppe und den Zißene 
fortfaß , iſt der kleinſte Theil des Schläfenbeines, und dreickig 
pramidal; nur die hintere oder innere Fläche liege frei, hat 
‚ziemlich großes inneres Gehoͤrloch, und über diefem , etwas 
iter hinten, eine ftarke Vertiefung. Die vordere oder äußere 
Flaͤche ift meift von der Schuppe gedeckt, nur nad hinten 
md oben frei, wo man die Hervorragung des oberen Bogen— 
A ges deutlich ſieht. Die untere Fläche liegt auf dem Zitzen⸗ 
abe. 
























$. 83. 

Kiel witrbre ivn, 
Auch Hier beſteht der Mitteftheil des Keilbeines aus dem 
nteren Stüde, welches die mittleren und unteren, und dem 
irderen Stücke, welches die oberen Flügel trägt. Das hintere 
ittelftück ift ſehr breit, hat nad) augen und hinten ein Paar _ 
blätthen, melde mit dem vorderften nad) innen ums 

ogenen unteren Theile der Schlaͤfenſchuppe ſich verbinden; 


6 


wird nach vorn ſchnell ſchmaler. An feiner oberen Fläche liegt 
die Vertiefung des Tuͤrkenſattels, hinter dieſer die ſtarke, Hohe, 
nach vorn gerichtete Sattellehne, welche nach hinten eine fange 
etwas konkave Abdachung Bilder. Die mittleren Flügel: era 
ſtrecken fi) fang von hinten nach vorn und etwas nad) außen 
aufwärts. Der innere Theil ihres vorderen Randes verbindet 
fi) mit dem hinteren der oberen Flügel, fo daß unter diefer 
Berbindung zwiſchen dem aͤußeren Rande des Mittelftickes und. 
dem inneren der mittleren Flügel ein großes Loch offen bleibt, 
voelches fich dicht nach außen unter. dem Sehnervenloche in der 
Augenhoͤhle oͤffnet. Die unteren Flügel legen ſich von vorn 
nad) hinten fehr lang an die untere Fläche des hinteren und. 
vorderen Mittefftückes; fo das aber ein beträchtficher Theil des 
erften nach) hinten und des leßtern nach vorm, von ihnen un« 
bedeckt bleibt, und fie im jungen Thiere wahre Mäthe an dieſen 

dittelſtuͤcken bilden. Nach hinten ſtehen fie mit den mittleren 
Flügeln in Verbindung, Sie gehen dann allmählig nach außen 
gebogen abwaͤrts, haben am inneren Blatte einen langen und 
ſpitzen Hacken; das äußere Blatt iſt ſehr fehmal, und Bilder | 
gleichfalls eine Eleine nach außen fichende Spitze. Das vorden 
Mittelſtuͤck mit den oberen Flügeln ift merkwürdig; etwas 
länger und ſchmaͤler, als das hintere, Es bilder die worden 
Wand ber Gattelvortiefung und die vorderen geneigten Fort— 
füge. Die oberen Ftügel find verhaͤltnißmaͤßig groß, durch fie 
gehen die Sehnervenlöcher wie gewöhnlich; ihre vorderen Raͤn 
der laufen ſtark nad) innen uad vorn, und bilden fo zufam 
menſtoßend eine Knochenplatte, welche die ziemlich großen, lan 
gen, durch eine Scheidewand der Länge nach von oben na 
unten getheilten Keilbeinshöhlen von oben det. Diefe Hoͤhlen 
gehören blos dem vorderen Mittelftüce, ihre hintere Ma 






















7 


© liege mitten zwiſchen beiden Schnervenlöchern. Nach vorn 
erweitern ſie ſich ein wenig, ſind auch hier ganz offen. Auf 
den Winkel, welche die obere von den oberen Flügel hetfoms 
mende und die Seitenwände diefer Höhlen machen, tritt die 
bintere Hälfte des unteren Randes vom Augenhöhlenftücke des 
Stirnbeines, und diefe Seitenwände bilden felbft den unterften 
Theil der inneren Augenhoͤhlenwaͤnde. Die Vidianiſchen Kandle 
hlen ganz. 

















f $. 84. 

j Siebbeim 

Die Siebplatte deffelben iſt ſchmal und fang, — am 
obern Theile breiter und eingeſchnitten; ſie liegt, wenn der 
Kopf mit den Unterkiefern auf einer Horizontalflaͤche ruhet, 
meiſt ſenkrecht am hinterſten Theile des Siebbeines; doch iſt 
B fie von oben nad) unten ftark konkav. Man fieht an derfelben 
"viele groͤßere und Eleinere ſymmetriſch geordnete Löcher. Von 
einem Hahnenkamme ift am Siebbeine felbit Feine Spur vors 
vorhanden, doch treten die breiten Knochenblätter an den inner 


Ä Biefr RER daß fie nach oben auch ein wenig rückwärts 
Jesm, und dadurch eine dein Hahnenkamme aͤhnliche Hervor—⸗ 
ragung bilden. Die Seitentheile des Siebbeines beſtehen aus 
einer großen Menge feiner Kuochenplättchen, meift gleichlaufend 
neben einander gereiht, und ein wenig gebogen; man kann 
eine hintere größere und vordere Eleinere Parthie diefer Blaͤtt— 
chen an jeder Seite unterfcheiden, Beide Parthien find durch 
breitere Platten getrennt; die vordere laͤuft nach vorn und 
oben ſpitzig zu. Zwiſchen beiden Seitentheilen liegt die ſenk⸗ 
rechte Platte, auf welche oben die Knochenblaͤtter der inneren 
Sutnbeinraͤnder ſtoßen. Sie ſelbſt tritt unten auf das Scheibe: 


— 


5 


f 


J 


⁊ 







8 BERN, \ 
beine, welches nur durch ein Paar Eleine hintere Spiken t 
dem Seilbeine zufammenhängt,. auch feinen abgefonderten 
Knochen ausmacht, fondern vermittelt ein Paar umgebogener 
Platten entficht, welche von der unteren Fläche des hinterſten 
Theiles des Siebbeines herkommen. Von einer Papierplatte 
des Siebbeines (os papyraceum) iſt hier feine Spur, denn 
die. hinteren «Seitentheife werden vom Augenböfenftüce des 
> GStirnbeines, die vorderen vom Stirnfortfaße des Oberkiefers 
gedeckt, und einen Eleinen Theil nach unten bedeckt das Gaumen⸗ 
bein. Sie kommen alfo in diefer Nücficht und in der Bil’ 
dung ihres Scheidebeines ganz mit den Nagethieren überein, 


$. 85. 
SEE EL ee 

Verhaͤltnißmaͤßig zu ihrer Höhe ziemlich fang, vorzüglich 
ausgezeichnet durdy den fehr ‚breiten und hohen Stirnfortfaß, 
der. nach oben ein wenig rückwärts geht, und hier an feinem, 
Ende abgerundet, am vorderen Rande aber unten und oben 
Eonver, in der Mitte Eonfav if, Der Wangenfortfaß weicht 
ziemlich breit nac) außen ab, ift fehr lang nad) hinten gezogen, 
and hat eine Furche zur Einfenkung des Wangenbeingss zwifchen 
ihm und dem Anfange des Stienfortfaßes liegt das Unter 
augenhöhlenloch, welches ganz vom Dberfiefer gebildet‘ wird, 
Die Augenhoͤhlenflaͤche ſteht breit ab, ift konkav, und nad) 
oben und hinten gerichtet, An der Nafenfeite liege nach vorn 
ein ziemlich weit abjtehendes Kuochenblatt, zur Anlage des 
unteren Niechbeines. Eine eigentliche Kieferhoͤhle ift gar nicht 
da. Das Caumenftück iſt nad) Verhaͤltniß ziemlich breit, der 
vordere Nand deffelben gerade; fo das zwiſchen beiden Ober— 
fieferbeinen dadurd) ein Einſchnitt entfteht. Der hintere Rand 


—— 










29 
Sgeſchweift, ſchraͤg von vorn nach hinten auswaͤrts laufend; 
daß ‚beide einen großen Abſchnitt bigen 


6. 86. 
wi 3wifbenfiefer 
2 Diefe find Klein, erſtrecken fich fehräg nach außen, oben 
etwas ruͤckwaͤrts, enden mit einer ziemlich kurzen Spike, 
J nicht hoch zwiſchen Oberkiefer- und Naſenbein hinauf; 
MN züglich find fie von vorn nad) hinten ungleich ſchmaͤler, als 
jei den Nagethieren. Die Leifte zur Anlage des unteren 
tiechbeines fängt ſchon von der inneren Fläche der Zwiſchen⸗ 
efer an, und ſetzt fic auf die Oberkiefer fort, Die Gaumen 
Täche ift fehr klein; wo beide innere Nänder derfelben fich 
verbinden , geht von jedem Zwifchenkiefer eine Hohe Leifte nach 
Yinten ab; diefe trennt die Gaumenlöcher, welche übrigens 
jrößtentheild von den Zwiſchenkiefern gebildet, und nur nach 
inten vom vorderen ande des Gaumenftüces des Oberfiefers 
eſchloſſen werden, länglichrund und ziemlich Elein find. Jene 
hen Leiften treten in den gemeinfchaftlichen Einfcehnitt "des 
Worderen Raudes der Gaumenftücte des Oberfiefers, und felbft 
ic über den Einfchnitt hinaus, auf die obere Fläche; fie 
den allein die Rinne zur Aufnahme der Enorpeligen Nafene 
heidewand. 















6. 87. 
Bangenbeine 
Diefe find beträchtlich groß, die Fortfäge abgerechnet viere 
fig, und liegen etwas fchräg von vorn nach hinten aufivärts, 
r vorderer etwas abwärts gerichteter Nand ift ſcharf, und 
16 zackig, am feinem oberen Theile in eine nad) innen 
rimmte Spike fic) endigend. Er tritt in die Furche des 
Nandes am DOberkiefer, wo die erwähnte. umgebogene 


N h Io J 
Spitze auch noch an das Thraͤnenbein ſtoͤßt und" den Anfa ng 
des Thränenfanals nad) vorn und außen ſchließt. Der obere 
Rand iſt der längfte und ſehr rauh; er fteht zugleich ſtark 
nach außen, und liegt hinten hoͤher als vorn; geht nach hin 
ten auf. den ziemlich breiten, aufwaͤrts gerichteten Stirnfo 
ſatz uͤber, welcher mit feiner Spitze den Dberaugenhohlen: 
fortfaß des Stirnbeines nicht berührt, nur mehr oder wenige 
nahe am ihn Hinaufreicht. Der untere Rand des Wangens 
beines iſt ſcharf und eben, etwas Eonfav, und geht in det 
nach hinten gerichteten ganz wenig abwärts gekrümmten lange 
Schlafenfortſatz über; zwifchen ihm und dem Stirnfortſatze ifl 
ein Eleinen Ausfchnitt, in welchen dag vordere Ende des Wan 
genfortfaßes. vom ‚Schläfenbeine. paßt, welcher fi) an der 
oberen Rand dieſes Schläfenfortfaßes legt,  Diefer Knochen 
bat eine. beträchtliche: Höhe. 

$. 88. 
Naſenbeine. 

Sie liegen ziemlich weit vor, obgleich fie nicht ſehr lan 
ſind. Ihre Geſtalt iſt dreieckig, ihr unterer freier Rand ziem 
lich ſtark ausgeſchnitten; fo daß nach außen und innen dadurch 
eine kleine konvexe Hervorragung entſteht, welche aber auße 
viel weiter vortritt. Da wo beide ſich an einander legen, trit 
von jedem eine vorzuͤglich nach hinten ſehr breite Leiſte hinab 
welche an der Bildung der Naſenſcheidewand betraͤchtliche 
Antheil hat, und ſich an die ſenkrechte Siebbeinsplatte fuͤgt 
durch dieſe Leiſte und durch die Kruͤmmung der aͤußeren ode 
oberen Flaͤche wird die untere oder innere Fläche zu einer ziem 
lich tiefen Rinne ausgehöhlt, und nad) hinten iſt eine ander 
Vertiefung, welche zwiſchen der äußeren Fläche jener Leift 
zwiſchen der oberen Fläche jener Ninne und dem überfichendet 





‚ 11 
















außer Nande der äußeren Fläche übrig bleibt; an diefe Ver— 
fung graͤnzt der vordere Theil der Platten des: Siebbeines 
ach oben und außen, 

E $. 89, 

chränendbeine 

Sie liegen dicht Hinter dem unterften Theile des hinteren 
andes vom Stirnfortfaße des Oberkiefers, mit dem ſich ihe 
orderer Rand verbindet, und mit ihnen zuerft die Thraͤnen⸗ 
inne, dann einen Furzen Theil des Ihränenfanals bildet, 
foelcher fich gleich fehr ſtark nach vorn kruͤmmt, und dann an 
r inneren Seite des Stirnfortfaßes kauft, indem er von 
innen durch die Leifte gedeckt wird, welche zur Anlage, des 
teren Niechbeines dient, Der hintere Nand des Thränens 
anals oder der Thraͤnenkamm fchlagt ſich unterhalb des ans 
Sfangenden Kanales nad) vorn und innen um, legt ſich etwas 
über den,oben genannten hinteren Nand des Stirnfortſatzes; 
und an diefen Theit des Thränenbeines ſtoͤßt ſelbſt noch das 
vordere Ende des Wangenbeines. Der Theil hinter der Thraͤ— 
nenrinne iſt bei weitem der groͤßeſte des Thraͤnenbeines, ſo daß 
er den Theil vor dem Thraͤnenkamme mehr als viermal uͤber⸗ 
trifft. Der obere Nand, verbindet fih mit dem Augensehlens 
ſtuͤcke des Stirnbeines, der hintere mit dem Gaxumenbeine. 
Die innere Flaͤche hat feine Rinne oder Vertieſung wie beim 
enfchen. 
# 9.90. 
v untere Riechbeine—. 
* Sch kann fie niche Mufcheln nennen, weil fie gar Fein 
muſchelartiges Anfehen haben, ſondern aus mehreren nach innen 
und außen abgehenden Knochenßlaͤttchen beſtehen. Sie kegen 
äg, mit dem vorderen Emde hoher, mit dem hinteren diin- 









12 J 

neren Ende tiefer; nach außen geht ein breiter Fortſatz 1 
ihnen ab, welcher den Thraͤnenkaual von innen ſchließt, und 
fih nach vorn verlängert an die Leifte des Oberkiefers und 
Zwifchenfiefers Iggt, welche oben angezeigt it. Zur Deckung 
der Kieferhoͤhle diene diefer "Knochen nicht, denn es findet ſich 
keine ſolche Höhle bei dem Katzengeſchlechte. m 
$. st, r 
Saumenbeine 6 J 

Dieſe Knochen ſind verhaͤltnißmaͤßig ſehr lang; dagegen 

iſt ihre Hoͤhe viel unbetraͤchtlicher, und in der Länge von hin⸗ 
ten nach vorn uͤber zweimal enthalten. Das Saumenftüd i 
hinten viel breiter als vorn, fo daß der vordere Rand deffelben 
im Ganzen fchräg von vorn nad) hinten auswärts läuft, dabei 
aber ſehr uneben oder gefchweift iſt. Der innere Nand iſt 
vdllig gerade, und bildet zwei fünfthel der ganzen "mittleren 
Gaumennath, Der Hintere Hand it frei, Fonfav und geht in 
den unteren Rand des Nafenfortfages ber, welcher Fortſatz 
nad). hinten an die unteren Keilbeinflügel ftöge, und dieſe 
Fluͤgel nach vorn ſehr verlaͤngern hilft. Beide Flaͤchen des 
Gaumenſtuckes find eben, die untere doch etwas weniger, als 
die odere. Das Nafenftück ließe ſich billig in den hinteren 
Fluͤgeltheil und den vorderen eigentlicheren Naſentheil unter⸗ 
ſcheiden. Die Graͤnze zwiſchen beiden macht ein großes Loch 
Der Flügeleheil ıK länger und niedriger und ſtoͤßt mit dem 
Hinteren Nande an die untereren Keilbeinsflügel, mit dem oberen 
an den unteren Rand der Knochenplatten, welche die Keilbeins⸗ 
hoͤhlen von der Seite decken. Der vordere Naſentheil ſtoͤßt mit 
dem oberen Rande an den Augenhöhfentheil des Stirnbeines, 
mit dem vorderen an den hinteren Nand des Thraͤnenbeines, 
mit dem unterren an den inneren Rand des Augenhoͤhlentheiles 



















13 
dom Dberfiefer. Unter dem großen Loche, welches zur Gränze 
beider Theile dient, liegt mehr nad) vorn im Naſentheile ſelbſt 
n kleineres, welches in einen Kanal führt, der ſich am mitt- 
le Theile des vorderen Randes vom Gaumenſtuͤcke oͤffnet. 
v om oberen Rande des hinteren Slügeltheiles geht noch eine 
Knochenplatte queer nach innen, welche fih von unten an den 
borderen Theil des Mittelſtuͤckes vom Keilbeine anlegr. 
$. 98: 

unterfiche 
Die beiden Stücke deffelben machen. vorn einen ziemlich) 
fpigen Winkel, weichen aber nach hinten breit auseinander, 
Dicht neben der ſie vereinigenden Anlage iſt an der vorderen 
Fläche auf jeder Seite ein beſtaͤndiges Loch; welter zuruͤck liegt 
da eigentliche vordere Kieferloch, welches ſich auch bei Men: 
ſchen findet, und bei der Katze meiſt an jeder Seite doppelt 
Die äußere Fläche des Kiefers iſt übrigens glatt und ziem⸗ 
eben. Die äußere Fläche der Aeſte aber zeichnet fid) durch 
einen großen, ſtarken, nad) vorn witkeligen Eindruck ſehr aus, 
Wodurd) die Subſtanz der Aefte fehr dünne wird, fo daß die 
länder derfelben ftarE nach außen überragen, Der Kronen 
fortfaß iſt breit, liegt ziemlich fehräg nach hinten und oben; 
fein vorderer Rand ift mach oben ſtark Eonver; der hintere iſt 
1 fchärfer und etwas konkav. Der Gelenkfortfas liegt uns 
ch tiefer, ſtoͤßt aber dicht an den unteren Theil des hinteren 
bes vom Kronenfortfaße, hat von oben die Geſtalt einer 
llig queerliegenden Walze, Die Gelenkflaͤche iſt nach innen 
weitem am breiteſten, indem ſie ſich hier allmaͤhlig viel 
iefer ab» und rückwärts erſtreckt. Der Hals des Gelenktheiles, 
man es fo nennen darf, liegt fchräg auswärts gedreht; 
5 fein Hinterer kankaver Nand von oben nad) unten eins _ 

















| 14 — — 
waͤrts geht; zwiſchen ihm und dem unteren Rande des ganz 
Unterklefers liegt ein Eleiner, nad) hinten vorragender, von 
beiden Seiten zufammengedrücter, etivas Enopfähnlicher Forte 
faß, welcher den Winkel des Unterkiefers bezeichnet und viel 
fveniger vorftehend tft, wie bei den Nagethieren. Das int 
Kieferloch ift, verhältnismäßig groß. 
$. 9. 
Mit diefer Befchreibung des Kakenfchädels ſtimmt d 
Luchs vollig überein, Kleine Abanderungen kommen nicht in 
Betracht, da fie beinahe unmerflich und ſchwerlich beftändig 
find, und meiftens auch dergleichen bei Gegeneinanderhaltu 
mehrerer Katzenkoͤpfe felbfi gefunden worden, 
$. 94. | 
Wolf und Hund. 
Sm allgemeinen unterfcheidee fich der Schädel des Wolfes 
und der ihm am naͤchſten kommenden Hunderaßen von dei 
Katzengattungen durch den vielmehr vorgeſtreckten Oberkiefer, 
woher die Naſe auch viel länger wird, ferner durch die Ste 
fung der Wangenbeine, welche beim Wolfe vou oben nad 
unten mehr gerade oder fenkrecht fteben ; durch einen viel kuͤ 
zeren Oberaugenhöhlenfortfag des Stirn und fürzeren Stirn 
fortfan bes Mangenbeines; durch eine fehr hohe Scheitel» u 
‚ Hinterhauptsleifte, durch Eleinere Zigenfortfäße des Schläfer 
Seines, einen viel ſchmaͤlern Gaumen u. |. w. 
$. 95. 
Stirenbein. 
Die äußere Fläche des Stirnftückes läuft nach innen ei 
wenig ſchraͤg ab, fo daß fie mit dem. Stirnſtuͤcke der ander en 
Seite eine der Laͤnge nach laufende, mehr oder weniger flach 
Konkavitaͤt macht. Bei der Katze iſt am dieſer Stelle hingegen 















15 
bie größefte Konverität, Die beiden Oberaugenhoͤhlenraͤnder 
Onvergiren nad) vorn hin ungleich weniger, als bei der Kake, 


Und fin nach hinten in die Scheitelleifte: verlängert. . Das 
Pr genhoͤhlenſtuͤck des Stirnbeines ragt lange nicht ſo tief hinab, 
le bei der Kate. Der Oberaugenhoͤhlenfortſatz liegt verhält: 
mäßig viel weiter nach vorn. 
6. 96, 
Scheitelbeine 
> Diefe find etwas fürzer von hinten nach vorn, und etwas 
minder getwölbt, als’ bei der Kate, auch geht in der ganzen 


Scheitelleiſte) nach hinten, welche ſich von den Stirnbeinen 
auf dieſe fortſetzt und nach hinten mit der Hinterhauptsleiſte 
uſammenſtoͤßt. Dieſe iſt bei der Katze uur ganz hinten an 
Scheitelbeinen ein wenig ſichtbar. Die Platte des knoͤcher⸗ 


$. 97. 
Sinterhbauptsbein. 
Dieß hat wenig vorſchiedenes von der Kate, nur find 
hinter den unteren ausgehölten Fortfäßen, welche den hinteren 
eheil der Zigenfortfäße des Schlafenbeines aufnehmen, und 
hit jenen Fortfägen verbunden ein Paar nad) hinten und 
ten ragende ſtumpfe Spitzen, welche denen bei den Nager 
eren fih nähern; zwiſchen den Gelenfflächen und inneren 
Rändern jener dle Zisenfortfäge aufnehmenden Fortfäge iſt ein 
ctraͤchtliches Loch an jeder Seite, welches ſich bei Katzen nicht 


J 


ER 


7 


) findet. Serner ſteht das ſtatke dreieckige Zwickelbein er 


Raͤnder beider Scheitelbeine auf eine ziemliche Strecke weit 
trennt. Es bilder deu mittleren Theil des knochernen Hirn⸗ 























— SA 16 * MW * 

hinten zwiſchen den Scheitelbeinen und dem Hinterhaupts 
liegt, ſehr nach hinten hinaus; es bildet fo wie auch bei der 
Katze den hoͤchſten Theil der großen Querleiſte des Hinter⸗ 
hauptes und den hinterſten Theil der Scheitelleiſte, beide-fi ind 
hier ungleich betraͤchtlicher, als bei der Katze, und die Queer⸗ 
teifte ſteht weit mehr tüc- und abwaͤrts. Diefes Zwickelbe 
erſtreckt fich auch fehr ſpitz nad) vorn; fo dag es die innen 


zeltes, welcher ſich an jeder Seite mit der Platte der Schei— 
telbeine verbindet, welche gleichfalls zu dieſem mittleren Theile 
des Hirnzeltes beitragen. Merkwuͤrdig iſt es, daß der große 
Sichelblutleiter der feſten Hirnhaut in eine Oeffnung dieſes 
Zwidelbeines hineintritt, und daß die Anfaͤnge der Queerblut 
leiter - in wahren Knochenfanälen liegen, welche von dem 
Zwickelbeine und den Scheitelbeinen gebildet werben. De 
Bavfen ift etwas [hmäler, als bei der Katze. 
’ $. 98. R 3 

8 Shläfenbeine 
Die Schuppe am vorderen Theile etwas minder hoch, als 
bei der Katze. Die Gelenkflähe des Jochfortſatzes nicht gang 
fo rinnenformig, welhhes vorzüglich dem weniger hinabragenden 
„vorderen Sande derfelben zuzuſchreiben ift; auch die an dei 
"äußeren Graͤnze der Gelenffläche Tiegende ſtumpfe Hervorraguug 
weit minder merklich, als bei der Kate, Der äußere Gehoͤr⸗ 
gang kleiner oder enger und laͤnger, der blaſenfoͤrmige Zitze p 
forefaß ungleich ‚flacher, auch kuͤrzer und im Verhaͤltniſſe breit 
als bei der Katze. Vom Felfentheile geht am oberen Rande ein 
eigenes Knochenblatt ab, welches mit zum Enöchernen Hirnzelte 


I 


17 














© eitelbeines in Verbindung, fondern durch einen weiten Auss 
ſchnitt von ihr völlig getrennt if, 

A $. 99. 

* NM SER 56) RT NE = 

Auch bei diefen Thieren bilder der Mitteleheil des Keil: 
beines ein binteres und vorderes durch eine Queeranlage 
enntes Stück, wovon das hintere fhon früher mit dem 
interhauptsjapfen verwaͤchſt. Die Keilbeinshoͤhlen find uns 
leich Eleiner und vorzüglich Fürzer, als bei der Kate, Der 
Sattel iſt ungleich weniger vertieft, und die Lehne nicht fo hoc). 
Die oberen Flügel verhältnigmäßig Eleiner; die ‚Äußere Fläche 
es mit diefen Flügeln zufanimenhängenden Blattes, welches 
fie hinteren Siebbeinzellen von augen deckt, und ‚die Seiten: 
and der Keilbeinshohlen macht, ift ‚mit einer ſtarken Leifte 
Beriehen , welche fhräg von hinten aufwärts fteigt und dem 
ügelmuskel zur Anlage dient, Sie ift bei Katzen nicht fo ſtark 


| 


zer, und das Außere Blatt ift viel ymdeutlicher, meiftens 
verwiſcht. 
§. ı0r, 
Dberfiefen 


e Stirnfortfaß fließt bei dem Hundegefchlechte mit dem uͤbri⸗ 
Theile des Knochens mehr zufanımen, bei der Katze hin⸗ 
ſteht er mehr abgefondert aufrecht. Der ganze vordere 
innere Rand läuft beim Hunde Fonver ruͤckwärts, bei der 
ie ift er hingegen gefchweift. Vorzüglich abweichend ift die 

und Stellung des Wangenfortfaßes , dejjen größefte Länge 


1. Bandes 2. Stüick. ba) 
7 i 





















18 R 7 
beim Hundegeſchlechte mehr fenfrecht, bei den Raten meht 
wagrecht liegt. Daher ſteht denn auch das Unteraug: ohöhlene 
loch bei dem Hunde weit vom Wangenbeine ab, bei der‘ Katze 
dichte davor. Das Gaumerſtuck iſt beim Kunde ungleich laͤn⸗ 
ger und ſchmaͤler. Die Kieferhoͤhlen kaum bemerkbar, und blos 
vom vorderen Seitentheile des Siebbeinies gedeckt, ohne dieſes 
nad) innen und hinten doch mehr gefchloffen wie bei den Kate, 
Weiter vorn eine ſtarke etwas winfelig gekrümmt nach, hinten 
abfteigende Leifte, zur Anlage des unteren oder vorderen Riech— 
beines, welche ganz bis an den vorderen Rand geht, Die 
Augenhöhlenfläche diefes Knochens iſt bei den. Hunden gleich 
falls ſchmaͤler, als bei der Katze. 


$. 102, 
swifdenftefer 
Auch diefe mit ihren Zahnhoͤhlenraͤnderu mehr vorgezogen, 
und mit der hinteren Spitze zwiſchen den Nafenbeinen und 
Oberkiefern ungleich mehr rückwärts liegend, als bei den Kaße 1, 
aud an diefer Spige viel ſchmaͤler auslaufend; übrigens mil 
dei biefen. j 


J 


Su 


$. 103. ara 

Wangenbeine 

Weniger ſtark nad) außen gewoͤlbt, fehmäler und mit de 
Breite der äußeren Fläche mehr fenkvecht liegend. "Der Kiefer 
fortfag derfelben hat einen ſtark einfpringenden Winkel, wel 
auf eine Ede des Jochfortſatzes vom Oberkiefer paſſt. D 
Ede, welche bei Katzen den. Stirnfortfaß bildet, iſt hier ga 
nicht fo verlängert, und der untere Rand gar nicht vom Ob 
£iefer gedeckt, wie es bei der Katze zum Theil der Tall, i 
dagegen der Schlaͤfenfortſatz etwas berber, 





















& Kafenbeine 
Wugleich Tänger, als bei Katzen, dafür aber ſchmaͤler. Ihre 
& Gere Fläche der Länge nach in der Mirte flach Eonfav, Diefe 
' Konkavität liegt bei den Rasen mehr nach vorn und ift kürzer, 
Woher denn die ganze Nafe einen fehr gewolbeen Rücken hat, 
— $. 105, 
Pe TShränenbeine “ 
Schmaͤler, gerader liegend und mit der aͤußeren Fläche 
ber DOberkiefer einen fpigeren Winkel machend, als bei der Kate, 
J 8. 106, 
J Untere Richbeine—, 
Nicht fo weit mach vorn liegend und nicht der groͤßeſten 
Dreite nach queer ſondern ſenkrecht liegend, als bei der Katze; 
auch äftiger; zumal bei einigen Arten z. B. dem Fuchfe, 
$. 107. 
Baumenbeine 
Kommen im Ganzen mit denen der Katzen uͤberein; nur 
d ſie ſchmaͤler und laͤnger, das erſtere vorzuͤglich an ihrem 
interften Theile des eigentlichen Gaumenftüdes; ferner ſteigen 
ie Nafenftücke nach vorn, wo fie ſich an die Thränenbeine 
legen, Höher hinauf, Das Scheidebein hänge gleichials mit 
m Siebbeine znfammen, doc) legt fich in der Verbindung 
ber Theile, wie es jcheint ein etwas größeres Blättchen ders 
felben an das Mittelftüct des Keilbeines, 
108 
7 OR I A ET 


ih biefer Kochen beinahe wie bei den Katzen; doch laufen 
fe Kronfortfähr nicht ganz fo ſpitzig zu, und die walzenſoͤrmigen 
£ L B2 


20 


GSelenkfortfäke find nicht wie bei der Kabe am inneren Ende 
am dickſten; fondern etwa in der Mitte ihrer Länge, | 

Aud) der Fuchs kommt mit der gegebenen Befchreibung 7 
Aberein, fein Schädel iſt lang und etwas flacher wie bei der 
meiften Hunden; mit den Windhunden am nächften verwandt, 3 | 

$, 109. 
Bineiyr. 

Vom aͤchten Wolfe unterfcheider fich der gemeine Landbaͤr 
durch ungleich größeres Verhaͤltniß der Hirnſchale zu den Ges 
fihtsfnochen, fowohl der Länge als vorzüglich der Breite nach; 
ferner durch viel ſtaͤrkere Wolbung der Divnfchalenknochen, 
vorzüglid der Stien- und Scheitelbeine, durch eine ungleich 
ſchwaͤchere Dueerleifte des Hinterhauptsbeines und Scheitelleifte, 
durch weniger abftehende Jochbogen, längere Gaumenbeine, 
ſchraͤger oder flacher liegende vordere Nafendffnung u. f. w. 

$. 110. 
Stirndbeinm 

Das Stirnbein iſt nicht in der Mitte, wo beide in der 
. Stiennath zufammenkommen, vertieft; fondern im Gegentheile 
Bier am ſtaͤrkſten gewolbt, welche Wölbung fich breit nach außen 
erſtreckt. Der Oberaugenhoͤhlenfortſatz ift ftumpfer, und die 
von ihm ablaufende Kreisleifte, welche die Anlage des Schläfenz 
musfels bezeichnet, ungleich fchwächer, auch nicht wie, bei dem 
Wolfe fich zur Scheitelleifte vereinigend, fondern in ziemlicher 
Entfernung von der Stirn- und Scheitelnath rückwärts Tau: 
fend, fo daß fie ſich erſt am großen Zwickelbeine der Scheitel: 
feifte nähert, Dicht unter dem Oberaugenhöhlenfortfage an 
jeder Seite ein fehr ſtarker vinnenfsrmiger Eindruck, welcher 
verlängert nach hinten abfteigt, und ſich fehr deutlich, ja beinahe 
noch ſtaͤrker auf die mittleren Keilbeinflügel fortſetzt. Unge— 


* 





er 

beuere Stirnhoͤhlen, welche vorzuͤglich durch das tiefe Hinab« 
treten der inneren Platte des Knochens entftehen ſehr vegels 
mäßig gebildet find, und fich zum Theile ganz bis zum Krons 
rande erſtrecken. Die tief hinabtretenden Augenhöhlenftüce des 
Stirnbeines laſſen zwiſchen ſich und der von der Stirnnath hinabs 
tretenden frarfen Platte, an jeder Seite einen großen Naum 
für die Aufnahme der oberen Geitentheile des Siebbeines, 
deſſen hintere Zellen hier unmittelbar auf die Stirnhoͤhlen 
foßen. Von dem vorderen Rande dev Stirnbeine geht übrie 
gens an jeder Seite, wie beim Wolfe, eine lange Spitze 
zwiſchen Oberkiefer und Naſenbeine hinein, welche beinahe das 
hintere Ende des Zwiſchenkiefers beruͤhrt. 

$. 111. 

Sheitelbeine 

Diefe find ſtark gewoͤlbt und ziemlich regelmäßig viereckig; 
der untere Nand derfelben läuft von hinten nad) vorn etwas 
abwärts, wenigftens fheint es fo in der Verbindung mit ben 
‚Schläfenbeinen, deren Schuppe aber hinten wahrfcheinlich hoher 
über diefen Rand hinauftritt als vorn. Die Spuren von der 
Anlage der Schlafenmuskeln laufen von beiden Scheitelbeinen 
erſt gleich, nach hinten aber zufammen, fo daß fie das Zwicel: 
bein an jeder Seite berühren. 

§. 112. 
Hinterhauptsbein— 

Dieß iſt verhaͤltnißmaͤßig breiter, als beim Wolfe; die große 
Queerleiſte deſſelben iſt nicht fo hoch und ſcharf, aber dafür 
derber. Die Längeleifte ſtark. Die Gelenkknoͤpfe laufen von 
oben nach unten weniger zufammen, als beim Wolfe, liegen 
alfo mehr ſenkrecht; der Ausfchnitt zwiſchen ihren unteren 
Enden ift daher auch größer, Die neben den Gelenffnöpfen 


‘22 


nach außen und vorn liegenden unteren Fortſaͤtze, welche ſich 
an ihrer vorderen Flache mit der Schlaͤfenzitze verbinden, find 
breiter und minder lang hinabragend, und haben an der fchräg 
nach. innen gewandten hinteren Flaͤche einen ſtarken Eindruc, 
Der Zapfentheik ift ungfeich breiter, mit ſtark abwärts ragenden 
Seitenraͤndern verſehen, und durch einen zierlich geſchweiften 
vorderen Rand mit dem Keilbeine verbunden, Das Hinter— 
hauptsloch iſt im Ganzen eitund, fo daß der großefte Durch 
meſſer queer fiegt, wie bei dem Wolfe. "Am oberen Nande 
diefes Loches liegen ein Paar glatte Hervorragungen, die fich 
auch bei dem Wolfe finden, aber bei dem Bären ungleich 
frärfer find, und zroifchen fich einen runden Ausſchnitt laffen, 
welcher hier twieder weit färker iſt, als bei dem Wolfe, Sie 
ftehen fo, daß wenn man von hinten auf das Hinterhauptsloch 
ſieht, fie der Eirunde deffelben nichts Benehmen. *) 
6. 113, 
8 benselk 

Das Enöcherne Hirnzelt ift fehe ſtark, und geht ununter: 
brochen von einem Schläfenbeine auf dag andere über, fo dag 
88 in der Mitte und oben von dem Zwicelbeine an den Seiten 
veben diefem von den Scheitelbeinen gebilder wird, und wur 
eine etwas vierecfige Dsffnung mit nnebenen Mändern und 

abgerundeten Winkeln uͤbrig läßt, 

$. 114, 

Shläfenbeine 

Die Schuppe derfelben it fehr niederig, dagegen aber lang; 
ihre Geſtalt iſt etwas gefhoben viereckig, ihr oberer Rand ift 


von hinten nach vorn abhaͤngig. Der Jochfortſatz iſt an feier - 


m —— — — —— —— — — — 
An einem meiner Hundeſchadel zrite hingegen dieſer Ausſchnitt aan mit 
int das, Hinterhauvtstoch ein. s 






— — 


J 


a — 


— — 


— 


v 
3 


- F 
Wurzel fehr breit, ſo daß der hintere Theil derſelben mit ber 
Schuppe nach oben eine ziemlich ftarke Rinne macht, welche 
beim Wolfe nach hinten gar nicht fo bemerkllch if; beim 
Wolfe ift die Wurzel von oben nah unten fehmäler als der 
übrige Theil des Jochfortſatzes, beim Bären finder der umges 
Eehrte Tal State. Der Sochfortfaß feige auch bei weiten 
weniger aufwärts, Die Gelenkfläche für das Kiefergelene 
liegt etwas mehr zurück, obgleich fle wegen des Fürzeren hins 
teren Gelenffortfages nicht fe tief hinabragt, als beim Wolfe. 
Der Zißenfortfas iſt beim Bären fehr platt, gar nicht blafen: 
ähnlich wie beim Wolfe, Der Griffel ragt ſpitzig aber fehnell 
breiter werdend und platt nach vorn. Der Gehörgang iſt ein 
klein wenig laͤnger, als beim Wolfe. Der obere Winkel des Fel— 
ſenbeines, welcher die Fortſetzung des knoͤchernen Hirnzeltes nach 
vorn und innen bildet, iſt ſtaͤrker hervorragend, ale beim Wolfe, 
$. 115, % 
Keitbenm — 

Beſteht auch hier aus zwei Mittelſtuͤcken, welche aber 
viel breiter ſind, als beim Wolfe; die unteren Fluͤgel ſind auch 
niedriger, Die Vertiefung des Sattels iſt flach, die Sattel— 
lehne ſteht fehr fehräg vorwärts und die Abdachung liegt 
Außerft flach. Die Keilbeinshoͤhlen find beträchtlich. *) 


$. 116, 
Sberktiefer ! 

Im Ganzen etwas platter und breiter als beim Wolfe; 
ber vordere Rand flach Fonver; der Sachfortfak mehr nad) vorn, 
a an 

*) Da das Keilbein bei dem vor mir liegenden Barenſchadel ſehr beſchadigt 
iſt und das Siebbein ganlich fehlt, ſo Fanm ich von beiden weiter nichts om 
hren. Die Siebplatte muß nach der Oeffnung fiir dieſelbe zwiſchen dem 
Stirn: und Keilbeine breiter ſein, als ben Wolfe. a 








24 
liegend ‚auch nach hinten mehr verlängert, fo daß der untere 
Hand mit der außeren Fläche einen Winkel macht und zwifchen 
der inneren Fläche des. Fortfages und dem hinterften Theile 
der Außeren Fläche des Kiefers felbft ein ſtarker Ausſchnitt 
bleibt, Das Unteraugenhoͤhlenloch liegt dem Jochfortſatze viel 
näber als beim Molfe, dagegen aber weiter vom Zahnhoͤhlen⸗ 
tande entferne. Der hintere Theil des Oberkiefers ragt noch 
hinter dem. Sochfortfaße viel weiter zurück als beim Wolfe, 
Der hintere Rand der Gaumenſtücke macht einen ziemlich 
ſtarken Winkel, beim Wolfe hingegen einen Bogen. Der 
vordere Hand der Gaumenftücde ift mehr geſchweift. Von 
Kieferhoͤhlen finder ſich kaum eine Spur, 
9. 117. 
Zwiſchenkiefer. 
Die Zwiſchenkiefer liegen im Ganzen flacher als beim 
Wolfe; vorzuͤglich iſt ihr Zahnrand ſehr platt, dagegen laͤuft 
die hintere Spitze derſelben zwiſchen dem Kiefer und dem 
Naſenbeine jeder Seite nicht fo ſpitz aus. Merkwürdig iſt es, 
daß hier die vorderen Gaumenlbcher in den Zwiſchenkiefern 
allein liegen, ſo daß die eigentlichen Oberkiefer zu ihrer Bil— 
dung nichts beitragen. Der Gaumentheil der Zwiſchenkiefer 
iſt verhaͤltnißmaͤßig größer als beim Wolfe. Die Knochen« 
blaͤtter, welche von der Naſenflaͤche der Zwiſchenkiefer hinauf⸗ 
ragen, um die Rinne zur Aufnahme des unteren Randes der 
knorpeligen Naſenſcheide wand zu bilden, ſind viel betraͤchtlicher, 
und auch breiter auseinanderſtehend als beim Wolfe, 
$, 118, | 
VB; angenbeim ’ 

Diceß iſt kürzer aber breiter oder höher als beim Wolfe, 

feine innere Fläche tft auch viel feiner, da der Wand, welcher 


1 





25 
es mit denn Kochfortfage des Oberkiefers verbindet, viel fchräger 
abgefchnitten ift. "Der dem Baͤren reicht der Jochfortſatz des 
Schläfenbeines bei weitem nicht an die Ecke, welche den Stirn⸗ 
fortfaß bildet, welchen er beim Wolfe vollig erreicht. Daher 
ift auch) bei dem Bären ein Theil des fehräg abgefchnittenen 
hinteren Nandes freiliegend und zwar konkav ausgefchnitten. 
Das Wangenbein feige auch bier nicht wie bet anderen Thieren 
an das Thraͤnenbein, weil der Jochfortſatz des Oberkiefers ſich 
breit zwiſchen beide legt. 
$. 119. 
NXafenbeine 

Diefe find breiter und plarter, dagegen aber kürzer a 
beim Wolfe, aud) machen beide hinten einen ſtumpfen Winkel; 
uͤbrigens ſind ſie vorn und hinten von gleicher Breite, und am 
vorderen Rande ziemlich queer aber konkav abgeſchnitten. Die 
durch die Vereinigung beider entſtandene Leiſte, wird nach bins 
ten ſehr ſtark, und firge bier auf die mittlere Haupiſcheide · 
wand der Stirnhoͤhlen. Die innere Fläche dieſer Knochen iſt 
wie gewoͤhnlich zu Rinnen ausgehoͤhlt, welche aber etwas flacher 
ſind als bei anderen Thieren. 

$. 120. 
CShränenbdbeine 

Diefe find verhaͤltnißmaͤbig klein, nur zwiſchen dem Ober: 
tiefer, dem Gaumen- und Stirnbeine eingefügt, bilden mit 
dem Gaumenbeine gemeinfchaftlih ein ziemlich beträchtliches 
Loch, über und vor welchem fogleich der Thraͤnenkanal hinein 
geht, welcher mach vom ein Keim wenig abwärts läuft 
und fowohl aus: als einwärts vom Dberkiefer gedeckt wird. 
Die unteren Riechbeine febken. an dem vor mie. fiegenden 
Schadel. 


26 
6. 121. 
BSaumenbeine 

Die Saumenbeine find ſehr fang und nad) vorn auch 
beträchtlich. hoch. Ihre Breite übertrifft die des Wolfes gleich⸗ 
‚falle; vorzuͤglich ſtehen die beiden hinteren Fortſaͤtze, welche ſich 
mit den unteren Keilbeinsflügeln verbinden, ungleich weiter 
auseinander, woher denn auch der hintere Nand der Gaumen: 
platten viel breiter ausgefchnitten erfcheint. Die vorderen 
Ränder beider Gaumenplatten kommen fchräg von außen nach 
innen vorwärtslaufend in einem Winkel zufommen. Won dem 
an der Gaumenfläche fich äffnenden Kanale, welder dem Flügels 
gaumenfanale (Canal, pterygopalatinus anterior) des Menfchen 
analog ift, aber bier nur zwifchen dem hintern Theile des Ober: 
Fiefers und dem Ganmenbeine liegt, geht cine flache Furche nad) 
vorn über die ganze Gaumenflaͤche des Dberkiefers, diefe iſt etwas 
deutlicher als bei dem Wolfe. Die unteren Keilbeinsfluͤgel legen 
ſich bei dem Bären an die nad) hinten hinausragenden Naſen⸗ 
ſtuͤcke der Gaumenbeine mit gerade abgefchnittenen, nach unten 
ſehr Breiten, oben fchmäfer werdenden Rändern an, dahingegen 
fie bei dem Wolfe, und anderen Thieren fich von außen weit 
über die Gaumenbeine herlegen; bei diefem find auch die unte⸗ 
ven Ränder jener Nafenftüce ungleich ſchmaͤler. 

$. 122, 
Sm Ganzen etwas kuͤrzer, dafür aber auch breiter uud von 


hinten nach vorn, an jedem Seitentheile nicht fo an Hoͤhe abe ⸗ 


nehmend als beim Wolfe. Der vordere Nand des Kroufort— 
faßes etwas fehräger nach vorn laufend; zwiſchen dem hinteren 
Backenzahne und der Verlaͤngerung jenes Randes ein wiel, 
breiterer queerliegender Raum als beim Wolfe Die Gelenk— 
fortfaße denen der Katze aͤhnlicher als denen des Wolfes. Die 





27 

am Winkel des Kiefers unter den Gelenkfortſaͤtzen nach hinten 
ragenden Fortfäße liegen ihrer groͤßeſten Breite nach mehr 
wagrecht, beim Wolfe hingegen mehr ſenkrecht. Die unteren 
Raͤnder der beiden Seitentheile des Unterfiefers find beim 
Bären fchärfer, die Seitentheile felbft aber dicker alg beim 
Wolfe, wegen der breiteren Backenzaͤhne. 

123. 
D achs. 

Vou mehreren Dachsſchaͤdeln, welche ich geſehen habe, 
und zum Theile ſelbſt beſitze, hat kein einziger die Naͤthe 
der Hirnſchaale mehr; ich werde daher nur im allgemeinen 
eine Vergleichung zroifchen, dem Baͤren und Dachfe machen 
Tonnen, und uͤberdem noch einige befondere Bemerkungen über 
den Dachsſchaͤdel hinzufügen, 

Der Dachs weicht vom Bären im Baue feiner Kopfe 
knochen merklich ab, und. zwar in folgenden Hauptpunkten: 

1. Das Stirnbein iſt hinter dem Oberaugenhoͤhlenfortſatze 
durch feine äußere Fläche, da wo fie ins Augenhoͤhlenſtuͤck über: 
geht, mit dem der anderen Seite Fonvergivend, fü daß hier 
der Schaͤdel von beiden Seiten ſehr zufammengedrücke erſcheint 
und nach hinten allmahlig wieder an Breice zunimmt. Bei 
dem Bären ift diefe Zuſammendruͤckung aicht vorhanden. 

3. Der Dachs hat eine fehr hohe fcharfe Scheitekleifte, in 
der fih, wie beim Wolfe, die von ‚beiden Oberaugenhoͤhlen— 
fortfäßen nad) hinten und innen fortgefeßten Leiten vereinigen, 
welche die Anlage der Schlaͤfenmuskeln bezeichnen, Davon 
finder ſich beim Bären nichts ähnliches; denn hier erhebt fich 
bloß hinten auf dem Zwicelbeine eine kurze Leifte. 

3. Die Gelenkgrube des Schlaͤfenbeines it ungleich ſtaͤrker 
befeftiget, indem theils der hinter derſelben hinabragende Fort: 


28 y 

ſatz ungleich mehr nach innen und vorn ragt, theils der vom - 
vorderen Rande der Grube augen hinabragende Fortſatz ungleich 
ftärfer iſt, denn beim Bären findet ih von diefem, kaum eine” 
Spur. Zwiſchen diefen beiden Fortfäßen wird die Walze des 
Unterkiefers beim Dachſe ſo feſt gehalten, daß der Unterkiefer 
am bloßen Knochenſchaͤdel haͤngen bleibt, als ob er mit Drath 
oder durch feine natuͤrlichen Bänder befeſtiget waͤre. Man 
kann ihn nicht ohne Gefahr jene Fortſaͤtze zu zerbrechen und 
ohne eine Eünftliche Wendung vom Schädel trennen. 

4. Die Zitsenfortfäße des Schlafenbeines find. bei dem 
Dachſe ungleich ftarker und tiefer hinabragend, mehr blaſen⸗ 


foͤrmig, aber uneben beim Baͤren hingegen faſt ganz platt. 


5. Die Gelenkfortſaͤtze des Hinterhauptsbeines liegen ſchraͤ⸗ 
ger von augen nach innen abwärts, und der Zapfen iſt länger 
als beim Daren. 

6. Zwifihen den Keilbeinen fcheint manche Aehnlichkeit 
Statt zu finden; fo z. B. gebt bei dem Dachfe, wie beim 
Baͤren bie Furche vom Nugenhshlenftücke des Stirnbeines, auf 
die aͤußere Fläche der nrittleren Keilbeinsflügel nach hinten und 
unten uber. Da die übrigen Theile des Keilbeines bei dem 
Bären nicht genauer befchrieben werden Eonuten, fo hole id) 
hier einiges nach, fo nie es fih am Dachſe finder, Die 
Vertiefung des Türfenfattels iſt flach und länglichrund, mit 
ihrem groͤßeſten Durchmeſſer der Länge nad) und zwar hinten 
niedriger als vorn liegend. Die Eattellehne liegt außerordent: 
lich fchräg nach vorn und bildet an jeder Seite eine lange 
vorwärtsragende und auscinanderfanfende Spitze (processus 
inclinatus posterior). Die vorderen oder oberen Flügel find 
berrächttich breit von vorn nad) hinten; von ven Sehnerven— 
tühern gehen zwei Furchen fonvergirend nach hinten, in welchen 





29 
die Sehnerven liegen, Auch die mittleren geneigten Fortſaͤtze 
ſind betraͤchtlich lang und ragen nach hinten den hinteren 
entgegen. Die Abdachung iſt ſehr kyrz. Die unteren Flügel 
bilden an jeder Seite nur ein Blatt, welches mit feinen ſehr 
wenig gefrümmten Hafen ziemlich nahe an den vorderen Theil 
der Schläfenzige hinreicht. 

7. Die Wangenbeine weichen in ihrer Bildung von denen 
des Bären fehr ab: fie find vorn mir zwei Wurzeln am Ober— 
kiefer befeftigets zwiſchen biefen ‚beiden. und ‚dem. Oberfiefer 
bleibt das ungeheure Unteraugenhoͤhlenloch, welches beim Bären: 
viel Eleiner ift und wozu bei ihm das Mangenbein gar nichts 
beiträgt. ‚Ferner ift der Stirnfortfaß des Wangenbeines beim: 
Dachſe faſt gar nicht bemerkbar; dagegen der Schiafenfortſatz 
ſehr lang und ſtark, indem er bis dichte vor den Fortfaß reicht, 
welcher die Gelenfgrube des Schläfenbeines nach außen und 
vorn begraͤnzt. 

8. Die vordere Naſenoͤffnung iſt nicht fo. fhräg nach hin⸗ 
ten liegend wie beim Baͤren. 

9. Der hintere Theil des knͤchernen Gaumens, von der 
Endigung der hinterſten Backenzaͤhne an ruͤckwaͤrts iſt ungleich 
länger, dafür aber auch ſchmaͤler als beim Bären, 

10. Am Linterfiefer find die Kronenfortfäße des Dachſes 
etwas höher und nicht fo in eine ſtumpfe Spike nach hinten 
gezogen; fondern gleichiörmig abgerundet. Die walzenformigen 
Gelenffortfäge liegen mehr nach außen. Bei dem Bären if 
der in einen ftumpfen Hafen verlängerte Winkel der Acfte des 
Unterfiefers mit dem Kronenfortfaße in einer fenfrechten Linie; 
bei dem Dachſe hingegen fällt die ſenkrechte Linie des Kronens 
fortfaßes viel weiter nach innen, als jener Winkel liegt, Auch 
bleibt bei dem Dachfe zwifchen dem unteren Theile des vorderen 


30 
Randes des Keonenfortfakes und dem hinteren Backenzahne 
nicht ein ſolcher flachliegender Raum als bei dem Bären, 

11. Das knoͤcherne Hirnzelt beſteht wie bei dem Bären 
aus einer unnnterbrochenen Platte; in der Mitte ragt bei dem 
Dachie noch) ein laͤngliches Blatt nad) vorn, welches ich beim 
Bären nicht finde, 

$./124. 
Fiſchotter. 

Bei dieſem Thiere finden ſich manche Sonderbarkelten, 
welche es ſowohl vom Dachſe als auch von dem folgenden 
Goſchlechte (Mustela) hinlaͤnglich unterſcheiden. In Rackſicht 
der Vergleichung ſeines Schaͤdels mit dem Dachſe iſt derſelbe 
folgendermaßen gebauet: 

r. Die Hirnſchnale iſt viel platter und Breiter, und macht 
im Profile angefchen mit der Naſe eine faft gerade Horizons 
tallinie, welche fih fo gerade bis an die Queerleifte des Hins 
terhauptes. verlängert, Das Verhaͤltniß der — zum 
Geſichte iſt überhaupt groͤßer. 

2. Die Scheitellelſte iſt nur ſehr wenig erhaben. Die 
Queerleiſte des Hinterhauptes aber ſchaͤrfer. ' 


3. Das Stirnbein ift außerordentlich ſchmal, vorzüglich im 


Verhaͤltniſſe des breiten Hintertheils der Hirnfchaale, } 
4. Die Gelenfinhpfe des Hinterhaupts liegen weniger ſchraͤg, 
die vorderen Gelenkkanale find von fonderbarer Bildung, welche 
ic) bis jetzt an feinen ‚anderen Thiere bemerkt habe: nämlich 
fie durchbohren zuerft den Knochentheil unmittelbar vor dem 
Gelenkknopfe, von innen nad) außen, oͤffnen fi) nun am der 
äußeren Flache der Vertiefung vor den Gelenkknoͤpfen Und gehen 


dann mit einem zweiten fehr großen Poche, welches in der r na⸗ 
tuͤrlichen Verbindung der weichen Theile mit jenem durch einen 


— — 






* I EEE £ 


31 


- häufigen Kanal zufammenhängt, erft von Hinten in die Schi: 


delhöhle hinein. Diefes zweite Loch liegt in dem Theile zwi— 
ſchen dem Gelenffnopfe und dem unteren Fortfaße des Hinter: 
hauptes nach außen neben dem Gelenkfnopfe. Der Zapfen 
breiter, 

5. Die Schläfenzige ungleich flacher, der Eingang des Ge 
hörganges von oben nad) unten fehr platt und ſchraͤg nach), 
vorn geöfftiet, 

6. Das knbcherne Hirnzelt aus einer ununterbrochenen 
Platte bejtehend aber darin fehr abweichend, daß das Ende 
diefer Platte, da wo es als eine Verlaͤngernng des oberen 
Telfenbeinwinfels nad) innen und vorn ragt, ſich oben gewoͤlbt 
bis dicht an die hinteren geneigten Fortfäse der Sattellehne 
erſtreckt, und dadurch mit dem Schädelgrunde gleichſam an 
jeder Seite einen Kanal bilder, 

7. Der Hahnenkanım des Siebbeines außerordentlich groß, 

8. Die Oberkiefer mit den Zwifchenfiefern viel kuͤrzer; 
das Unteraugenhoͤhlenloch eben fo gebildet, aber noch großer; 
die Jochbogen nad) oben. viel fonveyer vorn mehr abjtehend; 
der Wangenfortfaß des DOberkiefers breiter; der Stirnfortſatz 
deutlicher dicht vor dem vorderen Nande der Augenhöhle uber 
dem Unteraugenhöhlenloche eine Vertiefung, welche durch dag 
ſtarke Hervorragen des Augeuhöhlenrandes an diefer Stelle 
bewirkt wird, Die vorderen Gaumenlücher nach Verhaͤltniß 
größer. ' 

9. Die Furche, welche von dem Augenhöhlenftüce des 
Stirnbeines auf die mittleren Keilbeinsflugel rückwärts hinabs 
fteigt, ungleich) weniger deutlich. 

10. Am Unterkiefer fein anderer merklicher Unterfchied, 
Als daß die Vertiefung von der Anlage des Kaumusfels auf 


32 
ber Äußeren Fläche der Aeſte viel ftärfer, und dag innere Ende 
jedes Gelenffortfaßes fchräger von außen nad) innen abwärts 
abgeſchnitten if. 
6.1. 
Marder, Ihtis und Wiefel. 

Bei diefen Thieren finder fih im Ganzen manche Webers 
einffimmung mit dem Dachie und Fiſchotter, doch auf der an⸗ 
deren Seite finden auch wieder viele Verſchiedenheiten der eis 
zelnen Theile Statt. Der Dau der Hirnſchaale von oben 
betrachtet ift dem des Fifchorters aͤhnlicher als dem Dachſe. 
Doch bei dem Marder, vorzüglich dem Steinmarder, gegen 
das Hinterhaupt zu mehr abgerimdet. Bei Eeinen von diefen 
Thieren ift der hintere Theil des Stirnbeines fo fehmal oder 
zufammengezogen als bei dem Fifchotter. Dei dem Baums 
marder bildet diefe zuſammengezogene Stelle ordentlich einen 
Winkel oder Einfchnitt, welcher aber gar nicht tief geht. Die 
Scheitelleiſte it beim Wieſel am fchärfiten, bei den Mardern 
am ſtumpfſten und nur nach hinten merklich. Die Schläfens 
zitzen find bei diefen drei Thieren blafenformig und ſtark, bein 
Iltis am breiteften und unebenften; beim Marder und Wieſel 
Hingegen fchmäler im Verhältnis zu ihrer Länge und ebener; 
beim Wiefel nach Verhaͤltniß ungeheuer groß und lang. Der 
Eingang zum äußeren Gehörgange liegt bei allen ſchraͤg vor« 
waͤrts gewandt, und iſt beim Wieſel gleichfalls am groͤßeſten. 
Der größefte Durchmeffer des Hinterhauptsloches erſtreckt ſich 
forwohl bei diefen Thieren, als bei dem Dachſe und Fiſchotter 
in die Queere. Das knoͤcherne Hirnzelt iſt bei allen betraͤcht⸗ 
lich ſtark, beim Wieſel und Marder ragt es in der Mitte viel 
weiter hervor, fo daß zu beiden Seiten ein beträchtlicher Nuss 
ſchnitt bleibe. Bei dem Iltis iſt dieß ungleich. weniger der 








33 
Fall; bei jenen beiden bildet das Ende des Hirnzeltes, da wo 
es an jeder Seite: vom oberen Felſenbeinwinkel entfteht, eine 
zuruͤckſtehende Epiße, Der Fortfaß am vorderen Rande 
der Gelenkgrube des Schläfenbeines nad) außen it bei weiten 


‚ minder beträchtlich und zurlickgebogen als beim Dachſe, wes— 


Wegen auch der. Unterkiefer am bloßem Knochenſchaͤdel gleich 
Herausfäll, Das’ Keilbein hat bei diefen Thieren eben die 
Beſchaffenheit als beim Dachſe; die geneigten Fortfage und die 
Sattelgrube verhalten fich eben fo. Die Haken der tinteren 
Flügel etwas länger, Die Oberkiefer find auch ziernlich kurz; 
doc) beim Marder weniger ‚als beiedem Iltis und Miefel, 
Die Jochbogen mehr abſtehend als beim Dachfe, doc etwas 
weniger als beim. Fifchotter; beim Marder und Wiefel fehr 
nach oben Fonver und fchlanf, beim Iltis ift beides weniger 
der Fall; übrigens in ihrer Bildung nebſt den Wangenbeinen 
dem Fifchorter fi) am meiften näbernd, Das Unteraugenhoͤh⸗ 
lenloch bei dem Wiefel vorzüglich groß. ; 

An einem Iltis, wo noch etnige Näthe der Gefichtss 
knochen erhalten find, bemerke ich folgendes in Betracht der 
Nafenbeine und Zwiſchenkiefor: Die Mafenbeine bilden ein fehr 
langfchenfeliges Dreieck; eine breite nad) vorn ftehende Zacke 
des Stirnbeines tritt an jeder Seite zwiſchen fie und den breis 
ten kurzen Nafenfortfaß. des Oberkiefers, Bei dem Marder ift 
jedes; Nafenbein zwar Auch im Ganzen vorn breiter, hinten 
ſchmaͤler; der ‚äußere Nand. ift aber, einmal ſtark nach außen 
gebrochen, fo daß daſſelbe eine, ſehr ſchiefe längliche Raute 
vorſtellt. Die Zwiſchenkiefer ſtehen mit ihren oberen Stücken 
faft ſenkrecht, ihr vorderer Nand bildet ein tvenig über dem 
Zahnrande eine ſtumpfe Ede, Dieſe findet fich bei den beiden 
anderen Thieren nicht, Beim Wieſel liegt jenes obere. Stuͤck 

1. Bandes 2. Stüd, € 


34 


des Zwiſchenkieſers noch mehr, beim Marder Hingegen etwas 
weniger ſenkrecht; daher ift auch bei. jenen beiden die Fläche 
der vorderen Nafendffnung nicht fo ſchrag zurückliegend, als 
bei diefem und bei anderen. Thieren. Die vorderen Gaumen⸗ 
löcher bei allen dreien find eirund, und liegen mit. den’ vorde 
sen Enden näher zufammen; etwas weiter nach hinten liegt 
gerade in der. Mitte noch. bei allen ein drittes” ungleich kleine⸗ 
res Loch, welches ich auch bei dem Dachſe bemerfe, Die 
Alnterkiefer fommen: mit dem. Dachfe ziemlid) überein; nur 
liegt bei dem Marder die Verlängerung des Winkels vom Afte 
bes Unterkiejers in seiner. fenktechten Linie mit dem Ktonfort 
fage, und. bei allen iſt der’ Kronfortſatz oben etwas ſpitziger. 
Noch muß ich bemerken, daß die Unebenheiten der inne— 
ven Fläche der Hirnſchaale (juga cerebralia und impressiones 
digitatae) beträchtlich ſtark find. Aal? 
9.1264 nor s.3 
Sechund. aim i 
Der Schädel diefes Thieres hat außerordentlich viel aus: 
zeichnendes, und es würde fehr der Mühe wert) fein, andere 
Gattungen des Geſchlechtes Phoca zu unterfuchen nnd zu ver 
gleichen; ‚da diefe Eigenheiten, des Baues offenbar mit det 
Lesensart und Nahrung diefer Thiere in genauem Zuſammen— 
bange ftehen. Vorzüglich auffallend‘ ift der ungeheure Raum 
für die Augenhoͤhleu, das geringe Verhaͤltniß der Geſichte 
knochen zur Hirnſchaale, die Breite dieſer letzteren und die 
verhaͤltnißmaßige Schwaͤche der Unterkiefer. 
$. 127. 
Stirnbein. ji i 
Das Stirnftüc defjelben nimmt von vorw nad hinten 
ſehr an Breite zu; die aͤußere Fläche deffelben iſt durchaus 





35 


platt, und liegt in der natürlichen Verbindung hinten höher, 
vorn tiefer. Das Nafenftück it ſchmal und lang, und fließt 
an der äußeren Fläche mit dem Stirnftücke nach hinten unmittele 
bar zufammen, Das Augenhoͤhlenſtuͤck, welches durch den vorn 
etwas fihärferen nach hinten aber ſehr ſtumpfen Oberaugens 
hoͤhlenrand vom Stirnſtücke geſchieden wird, ift großer als 
dieſes; der Breite nach konkav, der Hoͤhe nach nur vorn ein 
klein wenig gehoͤhlt. Die ianere Fläche des Stirnſtuckes hat 
ſtarke Unebenheiten von den Windungen des Hirnes; von dem 
Naſenſtuͤcke iſt es nach innen durch einen queerliegenden nach 
unten und vorn hinabragenden Vorſprung geſchieden, an dem 
nach vorn - ein Paar ſehr unbeträͤchtliche Vertiefungen als 
Spuren von Stirnhoͤhlen liegen. Die innere Fläche des Na— 
fenftüctes tft in der Queere konkav, und, hat ein Paar der 
Länge nach laufende Leiften, welche, zwifchen den Siebbeins⸗ 
blättern ein wenig hinabragen. Die innere Fläche des Augens 
böhlenftückes hat an ihrem vorderen Theile, da wo fie die Geis 
tentheile des Siebbeines deckt, mehrere von vorn nach hinten 
etwas auffteigende ſtumpfe Leiften, welche gleichfalls zwiſchen 
die Blaͤttchen des Siebbeines ftoßen; der ganz vorderfte Theil 
dieſer Flaͤche iſt aber vollig eben; der hinterſte Theil der innes 
ten Flaͤche des Augenhöhlenftückes-hilft. noch den vorderen Theil 
der eigentlichen Hirnhoͤhle bilden, Vom inneren geraden Rande 
jedes Stirnbeines, welcher dem Naſen und Stirnſtücke gemeins 
ſchaftlich iſt, und in dem ſich beide Stirnbeine berühren, 
ragt eine fcharfe und breite Leifte hinab, an welche fich am 
Naſenſtücke die ſenkrechte Siebbeinsplatte mit ihrem oberen 
Rande befefiigetz der. hintere Theil jener Leifte, da wo fie dem 
Stirnſtücke angehört, liegt in der. Hirnhohle und dient dem 
Sichelblutleiter zur Anlage, Der hintere Rand des Stirn⸗ 
€2 


36 
beines geht queer, ift aber ſtark gefchtweift und laͤuft vom Stirn · 
ſtuͤcke unmittelbar aufs Augenhoͤhlenſtuͤck hinab. Der vordere 
Rand des Augenhoͤhlenſtuͤckes verbindet ſich oben mit dem Ober⸗ 
kiefer, unten liegt er frei und bildet den Rand einer Spalte, 
Der untere Rand hat einen großen Einfchnitt, welchen der 
vordere große Keilbeinflügel ausfüllt, Das vordere Ende des 
Naſenſtuͤckes verbinder ſich mir dem Nafenfortfaße des Ober» 
Fiefers, und in einen Ausſchnitt des inneren Nandes der Nas 
ſenſtuͤcke fchieben fich die ‚Nafenbeine ein. : Das Naſenſtuͤck 
bildet bier alſo Feine ſolche Spitzen wie bei den meiſten uͤbri⸗ 
gen Thieren, Auch fehle der Oberaugenhöhlenfortfaß ganz. 


$. 126. 
Sheitelbetne 

Dieſe haben zwar im Ganzen eine vierecfige Geftalt, wie 
bei anderen Thieren, zeichnen fich aber durch große Kürze von 
von vorn nad) hinten aus. Diefe Kürze iſt zumal oben am 
den Scheitelrändern ſehr merklich; der untere oder Schlaͤfen⸗ 
Raud iſt dagegen ſchon viel laͤnger, der vordere oder Kronrand 
im Gangen queergeheud doch ſehr uneben und unten ein wenig 
vorwärts gezogen, er iſt der laͤngſte von allen. Der hintere 
geht fehräg von vorn nach Hinten hinab und bildet mit dem’ 
Schläfenrande einen fehr fkumpfen Winkel, welcher aber hier’ 
nicht Zigenmwinfel heißen kann, weil er eigentlich an das Fel 
fenbein ſtößt. Der Keilbeinswinkel iſt fehr Tanggezogen und 
feige fchräg vorwärts hinab, Die Kreisleifte von der Anlage’ 
des Schläfenmusfels laͤuft vom Stirnbeine durch das mittlere 
- Deittheil des vorderen Nandes bis zum unteren Dritcheile des 
hinteren Nandes hinab. Die innere Fläche der Scheitelbeine 
_ hatt nicht allein ſtarke Furchen von Schlagadern, ſondern auch 








u 37 
ſtarke Erhöhungen und Vertiefungen von ber Anlage der Hirn: 
windungen. - Die Wolbung jedes diefer Knochen von einer 
Seite zur anderen ift ned ſtark; doch ift der Scheitel 
ſelbſt platt, 
$. 127. 
Sinterbauptöbein. 

Diefer Knochen zerfällt eben fo wie bei dem Mehfcen 
in das Hinterhauptsſtuͤck, die Gelenktheile und das Zapfenſtuͤck; 
das Hinterhaupteftück befteht aber im jungen Thiere aus drei 
-abgefonderten Stuͤcken: nämlich dem bei weiten großeften Mit 
teltheile und zwei Eleinen länglichen abseftumpftvierecigen Seis 
tentheilen, deren jeder den ÄAußerften unteren Theil des Hinter» 
hanptsſtuͤckes bilder, indem er jwifchen dem Gelenftheile, dem 
binteren Rande des Scheitelbeines und dem oberften Theile 
des Selfenbeines eingefaßt if. Die äußere Fläche diefes Hinter⸗ 
hauptsſtückes ift der Queere nad) in der Mitte ein wenig kon— 
kav, an beiden Seiten dafür aber defto ftärfer gewolbt, fo daft 
an jeder Seite diefe Wölbung fih wie ein Hoͤcker (tuber ) 
erhebt. Von oben nach unten ift diefe Fläche allenthalben kon— 
ver. Von Rande des Hinterhauptsloches fteigt eine ſchwache 
Längeleifte bis etwa zur Mitte des Kuochens hinauf. Der 
Gelenktheil an jeder Seite erſtreckt fich feiner Linge nah ein 
waͤrts gekruͤmmt hinab, iſt an feiner Auferen Fläche ſowohl 
über als unter dem Gelenffnopfe ſtark eingedrüct, fo daß 
gleichſam zwei befondere Eindrücke fi nach außen in einem 
Winkel begegnen, Die Gelenktheife felbft liegen fehr fehräg 
nad) innen, fo daß ihre unteren fchmäleren Enden einander 
ziemlich nahe liegen und noch weit nad) innen auf den Zapfen- 
theil fortgefert find, Diefer Zapfentbeil ift breit und an feiner 

Außeren Fläche ſehr platt und eben. Das Hinterhauptsloch 


D 


38 


liege feinem groͤßeſten Durchmeffer nach queer, und beftche aus 
einem oberen etwas flacheren und einen unteren etwas runder 


von Kreisbogen, welche beide nach außen in einem’ etwas auss 


gerundeten Minkel zufammenkfommen. Die innere Fläche des 
Hinterhauprsftückes iſt zwar auch mit Eindrücken ind Erhohuns 
verſehen, welche aber viel flacher find als an den Scheitelbei⸗ 
beinen. Dicht über dem Hinterhauptsloche erhebt fich eine 
breite Platte, welche das Fnöcherne Hirnzelt bildet, an ihrer 
unteren Fläche ntr ganz wenig konkav ift, und ſich zur Seite 
Bis auf die innere Fläche der Gelenftheile fortfeßt, wo fie aber 
nur noch eine viel ſchwaͤchere Leifte bildet, welche da liegt, wo 
an der aͤußeren Fläche der obere Eindruck ift. *) Die innere 
Fläche der Gelenktheile über jener Leifte iſt auch noch uneben, 
unterhalb derfelben aber ebener. Die innere oder obere Fläche 
des Zapfens ift in der Mitte ziemlich ſtark ausgehöhlt,, Der 
vordere Gelenffanal hat feinen ‚Eingang gerade vor dem ab: 
gerundeten Winkel, in welchem die Hogenlinien des. Hinter: 


hauptsloches zuſammenkommen, geht. aber nur flach nad) außen 


nnd vorn durch den Knochen und öffnet füh wieder innerhalb 
der Hirnhöhle, Die Händen des Knochens find folgende: der 
Lamdarand, geht von außen fihräg nach innen vorwärts und 
bilder Hier mit dem der anderen Seite einen ſtumpfen Winkels 
er if rauh, bildet aber nicht eine fiharfe Leitte wie bei anderen 
Thierem Da wo diefer Rand nach unten und außen an jeder 
Seite aufhoͤhrt, fängt der Eonvere Äußere Nand des Gelenk 
tHeiles an, welcher beim Menſchen Zitzenrand heißt, hier aber 











*) Aus diefen Lunge bes Hirnzeltes ergiebt ſich, das das Eleine Hien diefen 
Thiere außerordentlich klein fein mie; da bei anderen Thieren die Platten det 
Hirnzeltes ſchon don den Echeitelbeinen herkommen. Auch trans bei dieſem 
Thiere dag Felſenbein gar nichts zum Hirnzelte bei. 


39 
durchans am Felſenbeine liegt; wo dieſer endet faͤngt der 
aͤußere Rand des Zapfens an, welcher theils am Felſenbeine, 
theils an der Zitze liegt. Der vordere Rand des Zapfens ſtoßt 
afı das Keilbein, 
$. 128. 
‚Shläfenbein. 

Die Schuppe iſt Elein, vorzüglich im, Verhäftniffe zu den 

übrigen Theilen, der obere Rand derfelben kommt mir dem 


sorderen in einem fehr abgerundeten Winkel zulammen; beide 


find konvex. Der Jochfortſatz geht ſtark nad) aufwärts und 
vorn; zwifihen "feiner ‚Wurzel und der aͤußeren Fläche der 
Schuppe iſt eine breite vinnenformige Vertiefung, welche fich 
Aber die ganze Schuppe nach hinten aufwärtsfteigend fortfeßt, 
Die Gelenfflähe des Schläfenbeines liege ganz in der Wurtzel 
des Sochfortfaßes und wird nad) hinten von der vorderen 
Fläche des. vor dem Gehtrgange liegenden Gelenkfortſatzes ges 
bildet, welcher bier ‚breit und kurz iſt. Der Felſentheil graͤnzt 
nach hinten an die Schuppe und iſt auch an der aͤußeren Flaͤche 
der Hirnfchaale ſichtbar, zwiſchen der Schuppe, dem Hinter⸗ 
haupts⸗ und dem Scheitelbeine eingeſchloſſen. Die obere in 
der Schaͤdelhoͤhle freiliegende Fläche deſſelben iſt ſehr uneben, 
hat am vorderen Ende eine ſehr ſtarke Erhoͤhung, dicht hinter 
dieſer zwei Vertiefungen und hinter dieſen ein betraͤchtllches Loch, 
An der aͤußeren Flaͤche iſt der Felſentheil mit der Schuppe, 
an. der unteren mit dem Zitzenſortſatze verbunden; dieſer iſt 
vollfommen blafenfsrmig, vorn breiter, wo von ihm die untere 
und hintere Wand des Gehörganges entfteht, Hinten ſchmaͤler. 
An feiner inneren Seite liegt nach binten eine ziemlich betraͤcht⸗ 
Oeffnung. Die Zitze ragt mit. ihrem vorderften Theile, welcher 


» 


. * * 
neben dem Gelenkfortſatze nach innen liegt, —9 etwas weiter 
vorwärts als diefer, t 

6.129, 

Keilbein. ” 

Auch diefer Kochen hat bei dem Seehunde viel eigenes, 
Das Mittelftück deffelben beſteht gleichfalls aus zwei Stüden, 
wie bei den übrigen Thieren. Der Sattel iſt platt, die hintere 
Lehe defjelben ragt ftark nach vorn über; die Abdahung iſt 
ſehr kurz, Die oberen Flügel find ungeheuer groß und vers 
drängen die mittleren fo fehr, daß beinahe Feine Spur von 
ihnen übrig bleibt. Ihre innere Fläche iſt ſchraͤg ruͤck- und 
einmwärtg gewandt, und hat Erhöhungen und Vertiefungen von 
den Hirnwindungen, wie auch Furchen von Gefäßen, Ihre 
Geſtalt iſt unregelmäßig viereckig; der vordere Nand ſtoͤßt an 
die Siebplarte und weiter nad) außen am dem vorderen Rand 
des Einfchnittes vom Augenhoͤhlenſtuͤcke des Stirnbeines; der 
Äußere Nand an den hinteren Nand des genannten Einſchnittes. 
Der Hintere Rand verbindet fich nach augen mit dem ganz 
unbedentenden mittleren Slügel, welcher ſich von unten an 
diefen Rand legt, nach innen liegt er frei und bildet gemein 
ſchaftlich mit der Wurzel des mittleren Flügels {eine große 
längliche außen weitere, innen engere Oeffnung zum Durch⸗ 
gange der Hauptaͤſte des fünften Nervenpaars. Die inneren 
Raͤnder beider oberen Flügel verbinden fich miteinander, Das 
Sehnervenloch geht vor dem inneren Theile des hinteren Ran⸗ 
des durch dieſen Flügel und iſt verhaͤltnißmaͤßig fehr Flein, 
Die Äußere Fläche diefes Flügels ift von einer Seite zur ans 
deren konkav und bildet nach unten einen ziemlichen Theil der 
Augenhoͤhlez das nach außen ſich vom inneren Nande des 
Flügels abwaͤrtskrummende Blatt verbindet ſich hier mit dem 


— — — 


ee Pe 


* 41 
inneren Rande des aufſteigenden oder Naſenſtuͤckes vom Gau: 


menbeine. Die mittleren Fluͤgel ſind wie geſagt aͤußerſt klein 


ſchraͤg laͤnglich viereckig, am hinteren Rande mit der Schläfen: 
ſchuppe, am vorderen mit dem oberen Fluͤgel, am aͤußeren mit 
dem Keilbeinswinkel der Scheitelbeine verbunden. Der innere 


Rand fließt mit den unteren Fluͤgeln zuſammen. Diefe unteren 


Flügel find breit an die untere Fläche fowohl des hinteren als 
vorderen Mittelftickes angelegt, fo daß ihre, inneren Ränder 
bier von vorn nach hinten auseinanderlaufen, ihre vorderen 
und aͤußeren Nänder liegen an den Gaumenbeinen, welche nach 
außen weiter vervorragen als diefe Flügel, das abfteigende 
Blatt dieſet Flügel ift ſchmal, einfach, ziemlich kurz und ein 
wenig nach innen und Hinten gekrümmt, fo daß es einen 
ſtumpfen Hafen bilder, 


I 
$. 130, 
Siebbein. 

Auf der Siebplatte deſſelben ragt der Hahnenkamm ſehr 
ſtark hervor. Die Seitentheile ſind ſehr ſchmal, aber dafuͤr 
auch ziemlich hoch, und von blaͤtterigen verwickelten Baue, mit 
langen ſchmalen Zwiſchenraͤumen. Dicht unter den Naſenbei— 
nen ragt eine ſtaͤrkere Platte dieſer Seitentheile bis zur. vor: 
deren Nafenoffnung bin. Die fenkrechte Platte ift gleichfalls 
Furz und hoch, deutlich aus zwei Blättern beftehend, welche fich 


* nach unten theils an den vorderen Theil des vorderen Mittel: 


4 


füdes des Keilbeings, theils an die vorderen Enden der unteren 
Keilbeinflügel, wo diefe an der unteren Fläche jenes Mittel: 
ſtuͤckes befeſtiget find, theils an die inneren Nänder der auf: 
fleigenden Gaumenſtuͤcke legen, und fo die ganze knoͤcherne 
Naſenſcheidewand bilden, 


TERRA ENT, a7 
Sberfiefen 


Diefer Kochen it nach Verhaͤltniß kurz und hoch, e 
zeichnet fi vor anderen CAugethieren dadurch aus, daß dns 
Augenhoͤhlenſtuͤck fi) bis an das obere Ende des Nafenforte 
ſatzes erſtreckt von deffen hinteren Nande es oben unter einem 
ſtumpſen Winkel abweicht. Dieſe Einrichtung wurde deswegen 
nothwendig, weil das Thraͤnenbein dieſem Thiere gaͤnzlich 
ſehlt. Der Winkel in welchem die erwähnten beiden Theile 
des Oberkiefers zuſammenſtoßen, bildet den vorderen Theil des 
Augenhoͤhlenrandes. Der Naſenforiſatz ſelbſt iſt nur fhmal 
und ſteigt nach oben ein wenig ruͤckwaͤrts, wo er abgerundet 
endet und theils an das Nafenbein, theils an das Stirubein 
ſtoͤßt. Der Jechſortſatz geht ſtark nach außen vom Oberkiefer 
ab, durch feine Wurzel geht das verhaͤltnißmaͤßig nicht ſehr 
betraͤchtliche Unteraugenhoͤhleulochz die innere Fläche dieſes Fort— 
ſatzes geht unmittelbar im die aͤußere des Angenhoͤhlenſtuͤckes 
über und bildet den groͤßeſten Theil des Bodens der Augene 
hoͤhle; da das Augeuhoͤhlenſtuͤck des Oberkiefers ſelbſt mehr den 
vorderen Theil der Seitenwand ausmacht, Der vordere Rand 
des Jochſortſatzes iſt der kuͤrzeſte und geht unmittelbar in jenen 
Winkel zwifchen dem Nafenfortfabe und dem Augenhöhlenftüce 
über, Der hintere Rand iſt konkav und freiliegend,, der äußere 
fängfte ift der Länge nach gefurcht, zur Aufnahme des Wangen: 











*) Ich glaube dieß mit undesweirelter Gewißheit behaupten zu Eünnen, da 
ich junge Seehundsſchadel befige an denen feine Epur eines Thränenbeines au 
bemerken if. Da diefe Thieve meiſtens im Waſſer leben, fo war ein Kumak 
der ihre Thränen in die Nafe führte wahrſcheinlich deswegen nicht nöthig, weil 
dieſelben vom Waſſer ſogleich mit abgeſpühlt werden, 2 





— 


43 
beines. Der hintere Rand des Augenhöhlenſtückes verbindet 


ſich mie dem Augenhöhlenftücfe des Stirnbeines und mit dem 


Gaumenbeine. Dev vordere Rand des ganzen Oberfiefers iſt 
flach Fonfav und zwar nach oben hir am meilten. Das Gaus 
menſtuͤck iſt im Verhaͤltniſſe der Breite der Hirnſchaale nur 
ſchmal. Der hintere Rand am inneren Theile queer abge— 
ſchnitten, am aͤußeren Theile ſchraͤg nach rück- und auswaͤrts 
lauſend. Der vordere Rand laͤuft ſchrag von innen nach außen 
vorwärts, Mit den inneren Raͤndern berühren beide Ober⸗ 


kieſer ſich der Länge nach, und find hier ein wenig von unten 


vertieft. Bon dem Analogen des Fluͤgelgaumenkanals, welcher 
aber bier gleichfalls nicht zwiſchen dem Keil: und Gaumenbeine 
liege, geht eine. ſtarke Furche bis an den vorderen Rand des 
vorderen Rand des Gaumenſtuͤckes. 


5.877132, 
Z3wifbentiefee 

Das Geſichtsſtück liege ſchraͤg von vorn nach hinten anf 
waͤrts gerichtet, und da die Schnauze ohngeschtet ihrer Kürze 
doch zimlich ſpitz oder ſchmal iſt, ſo liegt ſeine aͤußere Flaͤche 
mehr nach vorn als nach außen gewandt, Das Gaumeuſtuck iſt 
kurz, fein fchräg von augen nach innen ruͤckwaͤrtslaufender hin— 
terer Nand-etivas fonver, in die Konfavin’t deg Gaumenftüces 
vom Oberkiefer paſſend. Da wo ſich das Geſichts- und Gau 
menſtuͤck vereinigen, iſt der Knochen ziemlich derbe; wo ſich 
beide Zwiſchenkiefer vereinigen, tritt eine hehe Leifte zur An— 
lage der Naſenſcheidewand binsuf, welche fich beträchtlich nach 
hinten verlängert, Die vorderen Gaumenlücher werden von 
den Ober⸗ und Zwiſchenkiefern gemeinfchaftlich gebildet und 


find. fehr klein. 


44 
6. 133, 
 Wangenbeine N 

Diefe legen fidy mit einem vorderen fangen und nach vorn 
etwas abgerundeten Fortfage fo an den Sochfortfaß der Ober: 
fiefer, daß der untere Rand jenes Portfakes in die Furche 
dieſes paſſt. Der obere fcharfe Rand des: Kieferfortfages geht 
unmittelbar in den oberen Rand des Körpers felbft über, fo 
daß beide nur eine Konfavitit bilden, Der bittere Nand des 
Mangenbeines ift fo fchräg eingeferbt, daß nad) oben und uns 
ten eine ſtumpfe Ecke fich bildet und der Zochfortfag des Schlä- 
fenbeines paſſt fo in diefe Kerbe, daß er ſelbſt den unteren Theil 
der oberen Ecke bedeckt, und mieder von der ganzen unteren 
flärkeren Ecke nad) außen bedeckt wird. Der untere Rand des 
Forpers liegt frei und ift Eonfav, Das Ganze liegt fo, dag 
die äußere Flaͤche fehräg abwärts, die inhere ſchraͤg aufwärts, 
daher alfo auch der obere Hand etwas aus- der untere etivas 

einmärts gewandt iſt. 

i $. 134. 
Rafenbeine 

Die Nafenbeine find kurz und liegen ziemlich flach. Ihre 
obere oder Gefichtsfläche ift hinten fchmäler, vorn’ breiter, An 
den äußeren Rand derfelben legt fih nach hinten der Nafene 
teil des Stirnbeines, da er mit dem der anderen Seite den 
vorderen Einfchnitt bilder, welchen beide Nafenbeine ausfüllen, 
Weiter nach vorn tritt dag abgerundete Ende des Naſenfort⸗ 
ſatzes der Dberkiefer an diefen äußeren Nand und’ ganz vorn 
liegt er frei, Der Zwiſchenkiefer tritt alfoThier gar nicht, wie 
bei vielen anderen Thieren, zwifchen den vorderen Rand !des 
Oberkiefers und das Mafenbein, fondern es bleibt hier ſowohl 
‚ ein Theil des äußeren Naſenbeinrandes, ale des vorderen Ober⸗ 


> e 45 

fieferrandes vollig frei liegend. Die äußere Fläche der Nafen: 
j beine nimmt umgekehrt ale die obere von vorn nad) hinten an 
“ Breite zu; an den vorderen fehräg ablanfenden Theil derfelben 

„lege ſich der fchräg abgefchnittene breite Nand des Endes vom 
j Nafenfortfaße des Dberkiefers; der hintere Theil jener Fläche 
N weiche ſtark nad) außen ab und legt fih bier unter das 
K vordere Ende bes Nafenfortfakes vom Stirnbeine. Die untere 

Fläche ift flarf in der Queere konkav, fo daß fie eine Rinne 
5 . bilder, welche nad) innen durch das tiefe Herabfteigen der ine 
j — merem Ränder in Geſtalt einer Leifte begraͤnzt wird, 

§. 135, 

k Untere Riechbeine. 

|° Sie haben bei diefem Thiere eine außerordentliche Größe; 
| vorzüglich ift ihre Höhe fehr beträchtlich. Unten find fie. breis 
| ter, oben ſchmaͤler; fie füllen den ganzen Raum zwiſchen dert 
Nafenflächen beider Kiefer fo, daß auch Feine Spur von Kies 
ferhoͤhlen übrig bleibt. Sie find vermoͤge zweier ſtarker nach 
außen abgehender Knochenblaͤtter mit Leiſten der inneren Fläche 
der Oberkiefer verbunden; haben von vorn augefehen eine voll 
. fommen aͤſtige Geftalt, diefe fheinbaren Aeſte verlängern ſich 

' aber nach hinten in eine unzählige Menge von feinen ‚etwas 

umgebogenen Blaͤttchen, wodnrch die Riechhaut oder Schleime« 

} Haut ‚eine ungeheure Fläche zu ihrer Anlage bekommt. 

11 $. 136, 

Br nn... Baumenbeine 
Rad) Verhältnig der Oberkiefer find diefe Knochen ziemlich 
groß. Das eigentliche Gaumenftüc derfelben hat einen bins 
teren Eomkaven frei liegenden, einen vorderen fhräg von unten 


. nad) oben und hinten abgefchnittenen im Ganzen queerlaufens 
den, einen inneren geraden mit dem der anderen Seite zu: 


* 


46 \ 


ſammenkommenden nach oben eine Leifte zur Anlage der Nas 
enfcheidewand bildenden und einen Außeren einmal und zwar 
ſo gebrochenen Rand, daß derſelbe durch den hinteren frei 
liegenden Theil mit dem Naſenſtücke einen Winkel bildet, und 
durch den vorderen nach innen abweichenden Theil mit dem 
äußeren Theile des hinteren Nandes vom Gaumenſtuͤcke des 
Dberfiefers verbunden wird. Das auffeigende oder Naſenſtück 
seht fhrag von augen nad) innen aufwärts, fo daß es vom 
Gaumenſtücke unter einem ziemlich fpigen Winkel aͤbweicht, 
daher denn auch die Außere Fläche Fark nad) oben, die innere 
nach unten gewandt if. Webrigens liege das ganze Naſenſtück 
fo, daß es nicht fo weit nach vom, aber dagegen weiter nach, 
Hinten ragt als das Gaumenſtück. Nach hinten bildet es eineu 
auswaͤrts gehenden Fortfag, welcher bis vor die Schläfenzige 
riet, und mit feiner inneren Fläche dem unteren Keilbeinsflüts 
gel zur Anlage dient. Am vorderen Theile des Naſenſtuͤckes 
führen zwei Löcher durch dafjelbe zur Naſenhoͤhle. 
$. 137. 
DUNST BIT. BANE race ie 

Beide Stuͤcke des Unterficfers bilden nad) vorn einen. 
ſpitzen Winkel, lauſen aber nach hinten fehr breit auseinander, 
Die Außere Fläche jedes Stückes liege Zugleich. ziemlich ſtark 
ſchrag nad) unten gewandt. Der vordere Theil jedes’ Seitens’ 
ſtuͤckes ift fehr derbe und dick, nach hinten gegen die Aefte hin 
nimmt diefe Dicke beträchtlich ab. Die Aeſte gehen fehe 
ſchraͤg rückwärts ab. Der Kronfortſatz derfelben liegt daher 
auch mit der nah Verhaͤltniß der geringen Länge ſtark ges 
krummten Spitze ziemlich ſtark ruͤckwaͤrts. Der Ausſchnitt 
zwiſchen dem hinteren Rande dieſes Fortſatzes und dem Gelenk⸗ 
Enopfe iſt ſehr klein. Der Gelenkknopf liegt der Länge nach 


47 


queer. In der Mitte des hinteren Randes ber Aeſte tagt eine 
ſtarke ſtumpfe Ecke hervor, unter dieſer liegt der eigentliche 
Winkel, welcher ſtumpf und wenig hervorragend iſt. Zwiſchen 
dem Halſe des Gelenkknopfes und. dem vorderen Rande des 
Aftes liege an der Äußeren Fläche ein länglicher ſtarker 
Eindrud, 





Br in u. 

Bemerfungen, über den Bau der Scholle Pleu- 
ronectes platessa L. insbeſondere, und den 
Bau ber Bil, hauptfächlich ihres Scelets, im 
| Allgemeinen. Von Dr. 3.9. F. Autenrieth, 
Prof. der Anatomie in Tübingen, 





Di £leineren Thieren wählte die Natur, wie beiden niedrige 
ſten Ordnungen der Würmer, den Polypen Ähnlichen Geſchoͤpfen, 
L? den Infuſionsthierchen u. ſ. w. theils die Kugelgeftalt, theils die 
. Form einer Röhre, Wei jener, wie bei den belebten Gallerts 
Fugen des fügen MWaffers, und den unzähligen, die im Meere 
bei Nacht leuchten, bat Fein Theil der Oberfläche einen Vor—⸗ 
Aug vor dem anderen, es ift alles gleich; bei diefer ift ſchon ein 
Ende, das vor dem anderen einen Vorzug befißt, ſchon ift ein 
Kopf entftänden,, wenn er auch noch fo wenig innere Organe 
enthält, noch fo wenig ſich von den dem übrigen Körper ſchon 
lecgewickelt ‚hat. Dei den höheren Thieren tritt die, man 


} 48 
konnte fagen, noch raͤthſelhaftere Eintheilung in eine rechte 
und linke Seite Hinzu, die dem roͤhrigten Polypen z. Benoch 
ganz fehlt, der doch ſchon einen Kopf und ein entgegengeſetz⸗ 
tes unbedeutenderes Ende feinen Fuß hat. Dieſe ſeitliche Nor 
laritaͤt, wenn ich mich ſo ausdruͤcken darf, iſt fruͤher in den 
inneren Organen vorhanden, als daß ſie aͤußerlich ſich zeigt, 
nnd erſcheint fruͤher am Kopfe, als an dem übrigen Körper. 
Bei denjenigen Schlangengefchlechtern, die. rings um den runden 
Körper mit gleichartigen Schuppen oder Nunzeln bekleidet 
find, zeigt. am Körper nicht die Äußere Oberfläche, fondern 
die innere Einrichtung, die Lage der Leber 5. B. und des Ma 
gens, die Anstheilung der Rippen u. f. w. diefe Trennung. Än 
eine rechte und eine linke Seite; während der Kopf ſchon auch 
äußerlich durch die doppelte Naſenoͤffnung, die zwei Augen, die 
wei ſchuppenaͤhnllchen Trommelfelle diefelbige ankuͤndigt. Mit 
der Trennung in die*rechte und linke Seite erſcheint zugleich 
die Eintheilung diefes Thiers in. eine Nücken- und Bauchſeite 
Selbſt die vielleicht auf dem Kopfe laufende Sepien befigen 
an ihrem tundlichtem Koͤrper eine dunfelgefärbte deutlich be- 
ſtimmte Nückenfeite, und einen blaffen, mit einer weicher ſchei⸗ 
nenden Haut bedeckten, weniger geſchitzten Bauch, ı Mit der 
Entwickelung der Nervenfafer aus der übrigen thieriſchen Maffe 
ſcheint in jedem roͤhrenfoͤrmigen Thiere biefer Unterfchied in 
eine techte und linke Seite, in einen Nücen nnd einen Bauch 
zu entſtehen. Denn bei der Aetinia, bei manchen der ſchon 
auf einer hohen Stufe der Organiſation ſtehenden Seeigel, und 
den Seeſternen iſt, in ſo fern der die Mundoͤffnung enthaltende 
Theil, er mag eine Form haben, welche er will, ſich von der 
übrigen Maſſe losgewickelt haben oder nicht, Kopf: genannt 
werden muß, und alfo nicht Bauch) fein kann, weder ein Ruͤcken 


49 


noch ein Bauch vorhanden und nicht bloß zwei Selten eine 
techte und eine linfe, fondern wie bei’ den Pflanzen gewoͤhn⸗ 
lich fünf zugegen. Wo aber, wie bei den meiſten anderen 
Thieren, die Mervenfafer paralell mit den Darmkanal als 
Kückenmark duch den Körper hinlaͤuft; ift der Ruͤcken die 
Seite des Ruͤckenmarks, wenigftens in den häufigften Fallen; 
die Seite des Darmfanals aber der Bauch. Indem nun die 
Nerven auf beiden Seiten von dem Rücenmarfe über den 
Speifenkanal ſich herabſenken, fheint die Trennung der rechten 
und linken Seite, die im Grunde ſchon durch das bloße Das 
fein zweier paralellen Gänge gegeben ift, noch deutlicher durch 
gleihartige Hervorbringung von Bewegungs: und Sinnorganen 
gezeichnet zu werden. Nur bei den hoheren Thieren zeigt ſich 
im inneren Bau ein neues dem Arzte befonders merkwürdiges 
Phänomen, naͤmlich nicht bloß ein Ungepaartſein wichtiger 
aur an einer Seite befindlicher Eingemweide, der Milz, der Gal⸗ 
lenblaſe; fondern, wie beim Menſchen ein ſelbſt in Krankhei⸗ 
gen aͤußerſt auffallendes Uebergewicht der ganzen einen Seite, 
beim Menſchen der rechten, über die andere. Wer z.B. die 
Mühe fih nimmt, bei praftifhen Schriftftellern, einen Mor⸗ 
gagni u. dergl. die Faͤlle von Krankheiten zu zaͤhlen, die die 
eine oder die andere Seite befielen, von ſtheniſchen Lungen⸗ 
entzündungen 3. B. und afihenifchen Uebeln der Bruft, von 
Zeichen eines Blutſchlagfluſſes oder einer bloß ferofen Ergießung 
über die eine oder die andere Hälfte des Hirns, in dem einen 
oder dem anderen Ventrikel deffelbigen, der wird beinahe vera 
ſucht werden, die eine Seite des Körpers für pofitiv, die 
‚andere für negativ zu halten. Doc wie faum dem felneren 
Beobachter fihtbar zeige fih bier, was innerlih, wie die 
Trennung in zwei Seiten überhaupt, ebenfalls früher deutlich 
1. Bandes 2. Etück D 


50 

und, auch oberflächlich; dieſes Uebergewicht der einen Selte über 
die andere, ſelbſt bei der vollendeteſten Organiſation, dem Mens 
ſchen. Gerade nun im Widerfprnd, mit allen dieſen Bildungs« 
geſetzen erfheint ‚die Natur bei dem fonderbaren Geſchlecht 
von Pleuronectes, hier iſt die Ungleichheit beider Seiten in der 
äußeren Bildung. beinahe ſichtbarer, als» in. der inneren; nur 
in. der Bruſt und dem Bauch iſt fonft- bei anderen Thieren 
dieſe Ungleichheit auffallend; hier bei dem Kopf, der ‚bei. ‚allen 
anderen Thieren, ſelbſt „bei, dem ® Menſchen am tegelmäßigften, 
unter ‚allen Theilen in zivei, gleiche Hälften getheilt erfcheint, 
(Man erinnere ſich fchon bei den oberen Ertrimitäten der ar- 
«eria innominata und der gegenüberfiehenden voneinanderge⸗ 
theilten linken Schluͤſſelbein- und Korfarterie am Kalfe, an, 
den häufig ſchon in feinem Urſprung verfchiedenen Zwerchfells⸗ 
nerven der einen und der anderen Seite, und an den mehr 
links abfteigenden Oeſophagus, waͤhrend die Luftroͤhre mehr, 
gegen die techte Seite fih Hinzieht.) Das Ruͤckenmark mit 
ſeiner knochernen Scheide bedeckt bei der Scholle nicht die 
Berdauungswerfzenge von oben herab, fondern das ganze Thier 
liegt auf der Seite... Die «eine der Seiten wurde zum Band). 
die andere zum Racken Die ganze obere rechte) Seite, der. 
Scholle: ift dunkel rauchgrau, und unregelmäßig, mit Ausnahme 
des Kopfs, ber Bauch Druft- nnd Schwanzfloſſen mit dunkel 
dommeranzengelben Flecken einzeln beſtreut. Die untere (linke 

Seite) iſt du rchaus weiß. Nur wenig blaͤßer iſt auf der oberen 

Flache die Farbe, gegen, den Bauchraud hin, und etwas, dunffer 
gegen. den Rand des Ruͤckgrats, doch konnte ich ſchon bei der, 
tschtsaugigen Bitte Pleuronectes Flesus L, diefen Eleinen Uns, 
terſchied nicht mehr wahrnehmen, Die Schwanzfloffe liegt 
bier horizontal, gegen die Gewohnheit . aller anderen Fiſche. 





51 
Bekanntlich iſt bei dieſen Geſchlechte die Stellung der Bauch⸗ 
floſſen Beinahe bis an den Hals vorgerüct, det Afterfloſſe 
blieben drei Theile von vieren des ganzen Bauchrandes uͤbrig, 
die ſie der Růckenfloſſe aͤhnlich, naͤmlich in der Mitte ihres 
Laufes am breiteſten, verſchmalert aber gegen ihre beide Enden, 
beſetzt. Dadurch erhält diefer. platte Fiſch bei ſeinen kleinen 
Kopf eine ähnliche rhomboidalfoͤrmige Geſtalt, wie fie die Natur 
bei dem anderen breitgebrücten, und platt. auf dem Meeres⸗ 
boden fi * fortbewwegerden Fifehgefchleht Raja L, hervorbringt, 
nur daß bei dem erſten nicht der Ruͤcken und Bauch, ſondern 
die rechte und linke Seite die Raͤnder des Koͤrpers bilden. 
Bei beiden fheint der Aufenthaltsort diefe Form zu erfortern, 
die bei den Rajıs doch noc mehr von. dem gewöhnlichen 
Oval der Fiſche fih entfernt, Die kleinen Bruſtfloſſen der 
Scholle ſtehen an ihren gewoͤhnlichen Ort, hier alſo eine auf der 
oberen Seite, die zweite (linke) auf der unteren. Auch die 
Deffnung der Maxillen und Lippen blieb ihrem gewöhnlichen, 
Vethaͤltniß zum Seelet getreu, und,,fo, fam der Mund, was 
font nur. bei Inſekten der Fall, zu werdeu anfängt, nicht horie, 
dontal, ſondern vertikal zu ſtehen. Der Kopf ſcheint bei dem 
erſten Anblick ſchief auf der linken Seite von unten, oder von 
ben linken Mundwinkel herauf, platt gebrückt worden zu feinz 
während, die rechte Seite von dem Wirbel gegen das. rechte 
Auge und den rechten Mundmwinfel herunter ebenfalls gequetſcht 
wurde, fo daß der ganze Kopf chief auf dem Halſe zu ſtehen 
kam, das linke Auge. herauf, das rechte herab gedruckt wurde 
und ‚nun nicht mehr die Stirne zwifchen beiden Augen den 
erhabenften Hand des Kopfs bildete, fondetn die linke Wange 
ober ber Theil zwiſchen dem unteren Rand. der linken. orbita 
and. dem Mundwinkel diefer Seite jet den oberen: Nand des 
Da 


58 
Kobfes zwiſchen der einen Hälfte des Gefchts und der anderen 
machte; "beide Augen alfo auf die rechte Seite hinuͤ nůbergeſchoben 
wurden wobei nun das ganze Thier zugleich auf die blinde finfe 
Seite fiel, umd die rechte zur Oberfläche oder Rücken bekam. 
Aber es ſcheint nur aͤußerlich ſo; denn die Unterſuchung des 
Scelets zeigt, daß der Kopf wie gewoͤhnlich auf dem Rumpfe 
fist, dag die ganze linke orbita, und man koͤnnte beinahe fagen, 
die ganze linke Seite vorwärts am cranio wuͤrklich fehlt, und 
die Natur, um ein Auge nicht zu verfieren, gendthigt war, ee 
unter die einzige uͤbriggebllebene rechte orbita in die Wangen? 
hoͤhle diefer anderen Seite zu fegen. Zwar liegt die kleinet 
ſcheinende linke Nafenöffnung viel näher an der Stirne, die 
dich jetzt ned) den Kdpf in eine life und rechte Seite theilt, 
und die rechte Naſendffnung liegt auf ihrer Seite bettãchtlich 
viel tiefer von jenem Rande abwaͤrts gegen den Mund zu, 
Der untere erhabene Beinrand der rechten einzigen orbita, der 
alfo jetzt zwiſchen den. beiden Augen hinlaͤuft, geht nach hinten 
zu an dem cranio in eine! Reihe Fnöcherner Fleiner Erhaben, 
peiten über, die die Haut zu durchbohren feinen, und bloß 
mit ihrem periosteo und einer dünnen Fortfegung der Ober 
haut bedeckt find. Won dieſen Fortſaͤtzen faͤngt Hinten am 
Hälfe die obere Seitenlinie des Körpers am, die im Anfang 
etwas gekrümmt in der Mitte der Küdenfläche, oder der rech⸗ 
ten’ Seite des Fifches fortläuft. Auf der Bauch)» oder linken’ 
Seite ift am Kopfe feine orbita, daher auch feine Reihe von 
Enöchernen Erhabenheiten; hier entfteht die Seitenlinie ohne 
fie, wie gewöhnlih, hinter dem oberen Theile der Kiemen- 
öffuung, die auf diefer Seite zum Theil gefchloffen fein fol. 
Sch enthalte mid) der übrigen Äußeren Beſchreibung dieſes 
bekannten Fiſches und gehe zu den inneren Theilen über. 


> 





f 3 
Man weiß, daß bei den Fifchen überhaupt das cranium nur 
mit einigen Rudimenten des oberen Theils der Geſichtsknochen 
verwachſen ift, und daß der untere Theil des Gefichts, nam⸗ 
lich der eigentliche Oberkieſer bloß durch weiche Theile und eine 
eben fo freie Artifulation, wie fonft der Unterfiefer, mit ihm 
verbunden if. Die Augenböhle ift (wie in geringerem Grade 
fhon bei vielen Säugethieren, wovon felbft beim Menfchen 
noch die fissura orbitalis inferior als eine deutlihe Spur 
diefer Einrichtung übrig ift) nad) hinten zu völlig in die 
Schlaͤfengrube offen, oder vielmehr der arcus zygomaticus iſt 
zugleich auch der untere Hand der Augenhöhle. Die Nafe iſt 
bei den Fifchen nit mehr mit den Werkzeugen des Athens 
hohlens in Verbindung gefeßt, fie wurde zu einem kleinen ganz 
oberflächlichen weichen Organ an der Spige der Geſichtsknochen. 
Es fcheidet daher fein Gaumen, der auch beim Embrio des 
Menſchen erft fpäter als die Mundhöhle entſteht, die ehemah⸗ 
lige jetzt vorn gaͤnzlich geſchloſſene Naſenhoͤhle im Oberkiefer 
von der Mundhöhle, oder vielmehr, es iſt bei den’ Fiſchen gar 
keine Nafenhöhle vorhanden. Indem aber bei ihnen von der 
ganzen Nafenhöhle der höheren Thierklaffen bloß die änfere 
Flaͤche, der Nafenfortfak und der nutere Zahnrand des Ober⸗ 
kiefers, der ſchou bei den Vögeln nad) hinten zu von der Grund⸗ 
flaͤche des Hirnſchaͤdels ſich lostrennte, und am Anfang der 
Stirne, wiewohl erſt durch beugſame Knochenlamellen mit dem 
cranio zu artifuliren anfing, übrig bleiben; fo fällt nun bei 
ihrem Scelet auch die innere beide Augenhoͤhlen voneinander 
trennende Wandung und Körper des Siebbeines, es fällt der 
knoͤcherne Boden der Augenhoͤhle, der fonft die obere Dede der 
zum Geruchsorgau gehörenden Higmoriſchen Höhle bildete, hin: 
weg, und Die Siebplatte felbft fehl. Das ganze cranium ofjnet 


2 
54 

ſich nun vorwarts durch dieſe Lücke in die Beiden ht — 

kommenen Augenhoͤhlen, die ſelbſt wleder mit ben Gruben unten“ 

dem Ssochbeine eins, durch keine Enocherne Sceidervand 

nad innen zu voneinandergetrennt find, und feinen knͤcher⸗ 

nen Boden mehr befisen. Nur der Kiel des craniums fest 

fih bei den Fiſchen nnter den Augenhohlen als ein female, 

Knochenftreife dem Pflugfhaarfnochen analog fort, und fliedt 

vorn, wo bet den höheren Thierklaffen die Wurzel der Naſe 

ik, 100 ‚aber hier bei den Fiſchen der Oberkiefer durch ein ſreies 
bewegliches Gelenk anhaͤngt, mit dem Ende der Stitne und” 

den ebenfalls hier zufammenlanfenden unteren oder außeren 

Rondern der Augenhoͤhlen oder den Jochbogen in eine innen 

höhe Hervorragung zuſammen. So ſcheint in der Reihe der 

Srganifationen nad vorn die länglichte Hirnkapſel der Sifhe 

fie ch zu bilden, die hinten ſtumpf abgefchnitten iff, oben „eine, 

platte Flaͤche der Länge nad) zeigt, und deren beide ebenfalls” 
platte Seiten nad) unten in einen ſcharfen Kiel zuſammen- 
laufen. Born ift diefe Kapfel gänzlich offen, aber»es fest 
ſich 196 vorwärts über fie hinaus, ſowohl der. untere Kiel, 
als. ein ſchmaler Knochenſtreiſe, in das Freie fort, als auch 

ihre beiden oberen erhabenen feitlicheu Raͤnder, die jedoch bald 

gekruͤmm etwas abwärts nnd in einem Bogen nad außen 

als untere "Yugenpöhlentänder gerichtet find, Zwiſchen dieſen 

letzteren ragt, von innen getrennt, oben die Mitte der oberen 

Släche des craniıms als eine fhmale Knochenlamelle, nam⸗ 

lich die beide Augen ſcheidende Stirn, ebenfalls vorwaͤrts, 

und endlich vereinigen ſich alle dieſe vier knoͤchernen Streifen 
in jenen hohlen Knopf zuſammen, an dem der Oberklefer wie 

ſchon oben geſagt wurde, vermittelſt beſonderer kleiner Her⸗ 

votragungen artikulirt. So entftehen nun hinter demſelben 





4 


und ſeitlich zwiſchen der Stirne und den beiden äußeren eden· 
falls fortgefeßten "Rändern des Hirnſchaͤdels, vorwärts vor 


dieſem bloße Umtiffe der - beiden Augenhöhlen, und eine Art 


Scheidewand zwiſchen diefen Augenhöhlen enrfteht erft indem 
eine Aponevrofe von der Stirne gerade abwärts an die Forts 
fesung des Kiels des Hirnfihädels fich auelpannt. Von den 
freien gekruͤmmten unteren Raͤndern der Augenhoͤhlen fpannt 
eine andere Aponevrofe auf jeder Seite ſchief einwärts und 
etwas abwärts gegen eben jenen Kielfortiag fih aus, und fo 
Bilder fich auc) ein Boden für die Augenhöhlen, und die Gräne 


wiſchen ihnen und der Mundhöhle, 


Ein Umftand unter anderen verurſacht bei mehreren Fiſchen 
im Aeußerlichen eine Abaͤnderung in dieſer Grundform des 
Schaͤdels. Eine erhabene Linie naͤmlich laͤuft gewoͤhnlich von 
vorn nach hinten auf der Mitte der oberen Flaͤche des Hirn⸗ 
fhädels; wie bei den fleiſchfreſſenden Thieren der ganzen Länge 
des craniums nach ein erhabener Beinfamm beide Temporals 
musfel voneinander trennt. Diefe erhabene Linie ift an dem 
Hirnſchaͤdel der Scholfe nur wenig merklich, bei anderen Fiſchen 
aber, wie bei Coryphaena hippurus L. fleigt fie zu einer 
ſehr hohen crista empor, waͤhrend auch die oberen feitlichen 
Ränder des Hirnfchädels aufwaͤrts ſich umkruͤmmen. Daburch 


entſteht ohngeachtet der horhzontalen Flaͤche der oberen Dede’ 


des Hirnfhädele ein aͤußerlich betrachtet vertikal von beiden 
Seiten ſcharf zuſammengedruͤckter Kopf, der dieſen ſchoͤnen 
Raubfie geſchickt macht, fo außerordentlich fchnell das Waſſer 
zu durchſchneiden; es entfteht fo feine fehr hohe, mit einem 
ſcarfen vom Scheitel bis an den Mund gleichſam als Segment 
einer großen Zirkelperipherie herabſteigenden Rande, begraͤnzte 
Stirne. Dei der Scholle bleibt ferner diefe erhabene Linie des 


56 

Wirbels in einer geraden Richtung, und ſo mit wird ſie der 
befte Maßſtab, um zu beſtimmen, wie viel auf der linken 
Seite von dem Hirnſchaͤdel nach vorn zu abgeſchnitten wurde, 
da um ſo viel der Abſtand von ihr bis an des Hirnſchaͤdels 
oberem aͤußerem Rande auf der rechten Seite breiter erſcheint. 
Der linke obere aͤußere Rand des Hirnſchaͤdels ſetzt ſich 
naͤmlich bei dieſem Fiſche nicht nur nicht wie der rechte ums 
gleich diefere und breitere über ihn hinaus fort, fondern zieht 
ſich ſchon früher, als die eigenrliche knoͤcherne Gehirnfapfel aufs 
hoͤrt, gegen die erhabene Linie. in der Mitte des eranium Hinz 
ftatt wie der rechte Nand beinahe paralell mit ihr zu gehen, 
Bilder er bloß den linken Rand der verlängerten Stirne. Es 
fehlt alfo nicht nur gänzlich die linke Augenhöhle, fondern ſelbſt 
die Hirnhoͤhle, die am Hinterhaupte gleichfoemig war, wird 
vorwärts auf ihrer linken Seite verfehmälert, während ihre 
techte Seite regelmäßig ausläuft, Somit fheint die Are der 
Hirnhoͤhle vorn etwas gegen bie rechte Seite gefrümmt zw 
werben, Das eine Auge bleibt, wie ſchon oben angeführt: 
wurde, in der einzigen Augenhöhle der rechten Seite ſitzen, das 
andere nimmt unter dieſer dem ungeformten Raum zwiſchen 
derſelben, dem verlängerten Kiel des Hirnfchädels und dem obes 
ren Theil der Mundhöhle auf diefer Ceite ein, Jedes Auge, 
iſt wenigftens in feinem: Bau dem anderen gleich, jedes beſitzt 
ſechs Muskeln, die für beide von einerlei Inſertionsſtellen ent» 
ſtehen. Der Kiel, des Hirnfhäbels namlich ift dort, mo er 
fid) vorwärts von diefem zu trennen anfängt, auf feiner oberen 
Fläche tief ausgehöhle und bilder eine Ninne, die nach hinten, 
zu mit einem ſtumpfen Ende aufhoͤrt, und eine Fleine Strecke 
hindurch vermittelſt einer uͤber ſie geſpannten, ihre Hoͤhlung 
von der allgemeinen Hoͤhlung des Hirns trennenden ſeſten 





47 


Membran. zu einem geſchloſſenen Kanal wird. In biefer Hoh ⸗ 
lung entſpringen für jedes Auge vier, zuſammen alſo acht 
gerade Augenmusfel, von denen jedesmal der Äußere und der 
gegenüiberftehende innere Muskel des Augapfels dicker find, als 
die zwei anderen, Diefe Musfeln geben bei der vorderen 
großen Deffnung des craniums rechts ab gegen ihre Augen; 
Diejenigen, welche für das untere Auge beftimme find, laſſen 
alfo den font fehnigten Boden der rechten Augenhöhle unvolls 
fommen, wofür aber eine andere fonft nicht gewöhnliche Apo⸗ 
nevroſe das untere Auge von der. Mundhohle.zu trennen ſcheint. 
Jedes Auge erhaͤlt außer dieſen einen fuͤnften und ſechſten 
Muskel in einer den vorigen beinahe gerage entgegengeſetzten 
Richtung, von vorn her aus der Hoͤhlung jenes Kopfs, der 
aus dem Zuſammenfluſſe aller Geſichtsknochenrudimente ents 
ſteht. Diefe vier Muskeln, die nad) hinten und außen zu an 
ihre Augen fih ziehen, find kuͤrzer als die vorher befchriebene 
von hinten kommende. 

Was die Natur bei den Säugethleren nur verfteckt anzeigte, 
was erſt in neueſten Zeiten durch Verſuche und mühfame 
Meſſungen an dem Auge genau erwieſen wurde, naͤmlich der 
Einfluß der Augenmuskeln auf die Veraͤnderung der Figur des 
Augapfels, das ſcheint hier bei den Fiſchen deutlicher zu ſein. 


Fiſche bewegen, wie ſchon ihr ſtarrer lebloſer Blick anzeigt, 


ihre Augapfel wenig oder gar nicht, wozu alſo waͤre ein fe, 
vollfommener Musfelaparat ? wenn er nicht beftimme ift, unter 
gereiffen Umftänden die Form des Augapfels. ſelbſt, dem ver» 
ſchiedenen Bedürfniß, bald in die Ferne, bald genauer in bie 


. Mähe zu feben, anzupaffen. Bei dem Menfchen erhalten 


wahrscheinlich zu diefem Zmwe zwei einander entgegengefeke 
Augenmustel abgeſondert von den übrigen eigene, im Kirn 


ia .r LEE 


fe, u Has entfernt von dem Uefprung des die anderen 

lugenmuskel verſehenden dritten Nervenpaars, entſtehende 
Nerven, nämlich der obere ſchiefe Augenmuskel das fünfte 
Nervenpaar, der außere ſogenannte gerade Augenmuskel das 
fechfte Paar der Hirnnerven. Die Natur fheint duch Tren⸗ 
nung dieſer dreierlei Nervenurfprünge für die Muskeln des 
Auges die VBermifhung ihrer Wirkung verhinderen zu wollen. 
Denn um die durchſichtige Hornhaut Eonverer zu machen bedarf 
es der vereinigten Wirkung der vier geradlinigten Muskeln des 
Auges, die das: Auge von den Seiten her, menigftens mit, 
ihren Sehnen drüden, indem fie zualeich den breiten duͤnneren 
Boden des Augapfels nach hinten gegen das, wenn gleich 
weiche doch nicht zufammendrücdbare Fett des Augen, oͤhlen⸗ 
grundes paſſen, und ſomit von allen Seiten gegen die gleich— 
falls nachgebende kleine Hornhaut die innere Augenfeuchtigkeit 
treiben. Das Nachlaſſen der Muskelwürkurg, die Elafticität 
der gepreßten Theile wird gewöhnlich hinlaͤnglich fein, um den 
Augapfel, wenn bie Anftrengung etwas in der Nihe zu bes 
trachten vorüber iſt, wieder in feine vorige mittlere Form zus 
rüchußeingen, und vielleicht Hilfe ſelbſt der antere ſchiefe Ans 
genmusfel, indem er den Augapfel volle, zugleich ihn wieder 
vorwaͤrts zu ziehen. Um aber das Auge platter zu machen, 
als es in ſeinem mittleren Zuſtande ſich befindet, was noth⸗ 
wendig wird, wenn ein entſernter Gegenſtand mit Anſtrengung 
zu betrachten iſt, wird eine entgegengeſetzte Wuslelwůrkung 
erfordert, denn ſchon das Ermuͤdende einer Anſtrengung, in die 
Ferne zu fehen, zeigt, daß aud) diefe Veränderung durch Mu 
£elthatigkeit hervorgebracht wird, wie ber entgegengefefste Zur 
fand. iger und Seeleute erhalten nur durch Uebung ein 
gutes Geſicht in die Ferne, gerade wie andere durch Ähnliche 





- 
* 


59 
uebung beſſer die kleiuſten Gegenſtaͤnde in der Naͤhe ſehen. Es 
muß alſo dieſe Fertigkeit ein aktiver Zuſtand des Auges, nicht 
bloß die paſſive Elaſticitet ſein. Gerade jene zwei Mustein 
nun, welche die von den anderen Augenmuskelnerven getrenn⸗ 
ten Nervenpaare erhalten, koͤnnen allein ihrer Anlage nach 
den Augapfel in Die Queere ausdehnen, und fomit nothwendig 


die Hornhaut platt machen, Der obere ſchieſe Augenmuskel 


geht nämlich durch eine Rolle, um nicht bloß quer, fonderm 
fogar noch etwas rückwärts an den Augapfel zu gelangen, 


‘ und der an ber äußeren fehr ausgeſchweiſten Seite det Augen- 


hoͤhle etwas nach unten zu gelegene abducens bleibt an der 
Wandung derſelben angehaftet, und muß deswegen vorn einen 
ſtarken Degen machen, daß auch de weit mehr mit’ feiner 
Sehne in die Dueere als irgend ein anderer der drei übrigen 
geraden Augenmuskeln an den Augapfel gelangt; deſſen Ye 
bekanntlich nicht mit der Are der Augenhoͤhle zufammentrifft, 
daher zwiſchen ihm und der Äußeren Wandung der Augenhohle 
eine beträchtliche Parthie Fett Raum findet, welche bei den 
gefrummten Äußeren geraden Muskeln die Stelle einer Rolle 
verſieht. Ich erlaube mir nur noch eine Bemerkung. Schwin⸗ 
del betommt man bei der Anſtrengung in die Ferne zu blicken, 
wenn ſie mit Furcht fuͤr die Sicherheit ſeiner eigenen Stellung 
verbunden iſt, Schwindel im höheren Grade erregt felbft Neis 
gung zum Erbrechen; es ift aber der einzige Augenmuskelnerve, 


ber mit dem Interkoſtalnerven alſo mit den Nerven des Unter» 


libes verbunden ift, gerade der ſechſte Hirnnerve, der den 


‚äußeren geraden Augenmuskel verfieht. Vielleicht gab bie _ 


Natur bei dem Menfhen und den Eäugethieren dem oberen 
jefen Augenmuskel und dem äußeren geraden, fein ‚gemeine 
ſoftliches, wenn gleich von den Nerven der uͤbrigen Augen⸗ 


66 


mnskeln getrenntes Nerverpaar, ſondern jedem von ihnen fein 
eigenes, weil fie ben äußeren geraden Augenmuskel auch getrennt 
von dem erfteren und mit anderen verbunden gebrauchen wollte, 
So mürft mander Muskel, je nahdem feine Würfung mit 
der Kraft verfchiedener anderen ſich verbindet, auf 'einerlei 
©egenftand in ganz entgegengefeßtem Wege. 

Deutliher nun als bei dem Menfchen ſcheint diefe gedop⸗ 
pelte Einrichtung fuͤr die Veraͤnderung des Augapfels bei den 
Fiſchen zu ſein. Hier liegt nicht wie bei uns das Auge vor⸗ 
waͤrts mit ſeiner Pupilla gerichtet in der orbita, ſondern ſeine 
Richtung geht ſeitwaͤrts und der Grund der orbita ſelbſt liegt 
mehr einwaͤrts, als nnch hinten zu. Daher entſtand die groͤßere 
Leichtigkeit in zwei einander beinahe gerade entgegengeſetzten 
Nichtungen dem Augemuskeln zuzuſenden, und dadurch ſeine 
Form zu ändern. Wuͤrken die hinteren Muskeln zugleich mit 
den vorderen, (mit denen im Abficht auf ihre Wuͤrkung der 
oben fchiefe Augenmusfel beim Menfchen, fonft aber der untere 
bei den Säugethieren in Hinficht feiner Nichtung auf eine, 
für die Stätigfeit der Bildunasgefege merkwürdige Art über: 
einftimmt,) fo wird wohl der Augapfel, fo weit er nachzu⸗ 
geben fähig iſt, etwas flacher gemacht werden, und das Thier 
würde leichter in der Ferne ſchon feinen Raub oder Raͤuber 
erkennen. Wuͤrken hingegen die hinteren, den geraden Augen⸗ 
muskeln der höheren Thiere analoge Muskeln, welche auf vier 
Beiten den Augapfel umgeben, allein; fo koͤnnen fie vielleicht, 
auch bei den Fiſchen die Hornhaut etwas erhabener Dun 
Drüden des ganzen Augapfels machen, und bie daͤhigkelt in 
der Naͤhe zu ſehen vermehren. Bei Thieren, die wie dieſe 
Fiſche in betraͤchtlichen Tiefen ſich aufhalten, muß vielleicht die 
größere Aftivicät des. Auges ſelbſt das fparfamere Licht erſetzen. 


61 

Ich unterſuchte bei der rehtansigten mit der Scholle im 
Ganzen fehr übereinftimmenden Buͤtte die Nerven für ihre 
den hier befchriebenen Ähnliche Augenmuskel, Ein Nervenpaat 
entſtand zwiſchen der ponte varoli und dem verlängerten Marfe 
Aus dem Grunde des Hirns, das fih in bie hinteren Augen 
muskel austheilte, während es den vorderen ebenfalls einen 
Aſt zufchickte. Wuͤrken vielleicht bei den Fiſchen immer alfe 
Augenmusfel zugleich, und firengten diefe Thiere, deren kugel 
formige Linſe keines Beiſtandes der Muskeln, um genau in der 
Naͤhe zu ſehen, bedarf, ihre Augen bloß an, um ſchaͤrfer in 
die Ferne zu ſehen? oder iſt die verſchiedene Richtung dieſer 
zweierlel Augenmuskeln hinreichend für fie, ohne erſt durch 
Uebung gelehrt zu fein, troß des gemeinfchaftlichen Nervens zu 
verfchiedenen Zeiten zu wuͤrken ? wie auch bei ung die ſtreckende 
und jbeugende Muskeln eines Gliedes ihrer verfchiedenen Würs 
kung unbefchadet aus einerlei Nervenſtamm ihre Aefte ers 
halten, oder noh mehr wie auch in unferem Auge der 
untere fchiefe Muskel nur einen Aft von dem die geraden 
Muskeln verfehenden Nerven erhält. Auch bei dem Stör Ac- 
eipenser sturio. L. bei den Stine Salmo eperlanus. L. u. dgl, 
{ fand ich dieſes unferem fechften Hirnnerven analoge eigene Ner⸗ 
venpaar für die Muskeln des Auges. 

Ich kehre zu den auszeichnenden Befonderheiten zuruͤck, 
welche die Scholle und die verwandten Arten in ihrem Inneren 
Bau, wegen der befonderen &tellung des ganzen Thiers zei⸗ 
gen. Das Hirn veränderte feine Lage in Ruͤckſicht auf das 
Seelet nicht; bei allen anderen Thieren liegt die. Fläche feiner 

Boaſis wagrecht, hier ſenkrecht, der eine bulbus für den Ges 
ruchsnerven, der eine thalamus für den Gefichtsnerven ifk bes 
fändig des untere, der andere (bei der Scholle der rechte) 


62 
Beftändig-der obere, „Sn der Größe zeige ſich kein deutlicher 


Unterſchied zwiſchen den beiden Seiten der Sirnmafk, Die 
auf den Sehuerven nebeneinanderliegenden Geruchsnerven ziehen 
ſich etwas aufwaͤrts, oder wenn der Fiſch, wie andere, läge, 
gegen die rechte Seite zu. hin. Die Sehnerven kreuzen ſich 
bald nach ihrem Urfprunge vollfommen, ihre Vereinigung iſt 
ſehr feſt. Sie gehen, hierauf eingewickelt in einer feften Hülle 
neben einander vorwaͤrts, aber legen ſich, wie ich bei der 
techtsäugigen Buͤtte deutlich bemerkte, auf die Art, daß nach 
und nach die Ebene, in der ſie aufeinander fiegen, beinahe 
Horigontal wird, wie die Chene.ift, in ber beide Augen ſtehen, 
und daß der hinter der Kreuzung vom, unteren oder, linken Sees 
Hügel kommende Nerve zum oberen. in der einzigen Augenhöhle 
der vechten Seite liegende Auge, ber andere Nerve der von 
dem oberen rechten Sechügel hinter, der , Kreuzung. ausfloß, 
zum unteren in der Hacken oder angenhöhle liegenden Auge 
ſich begiebt. So ſind alſo nicht beide Augen aus ihrer Stelle 
geruͤckt und das rechte in die Wangenhoͤhle herabgeſtoßen wor⸗ 
den von dem ehemaligen linken Auge, ſondern das rechte Auge 
blieb in feiner urſpruͤnglichen Augenhoͤhle ſitzen, weswegen es 
vielleicht kleiner erſcheint waͤhrend, das linke, das auf ſeiner 
Seite keinen Platz fand, mit ſeinen Muskeln unter dem erſte⸗ 
ven. hindurch gefuͤhrt neben ihm feinen Sitz fand, Scheint 
nicht die Natur hier einem Kuͤnſtler aͤhnlich, zuerſt nach den 
allgemeinften Bildungsgeſetzen verfahren zu fein, und erſt nache 
ber in diefem iudividuellen Fall einzelne Abänderungen, fo gut 
die allgemeine Anlage ſie noch erlaubte, getroffen zu haben? 
fie ſchnitt / von der linken Seite des Hirnfhädels einen Theil 
ad, ohne die ſonſt in der Mitte der Stirne laufende erhabene 
Linie aus ihrer Stelle zu verenden, fie verſetzte das“ ‚Auge der 


6 
einen „Seite ‚indie Baderhöple der anderen, „ohne, an det 
gemößnlichen Kreuzung der Sehuerven etwas zu aͤnderen. 
Der Ober⸗ und Unterkiefer ſind beide in ein rechtes und 
ein linfes Stuͤck geheilt. Der finfe Oberfiefer und der, linke 
untertinbacke ſind betraͤchtlich groͤßer, als ihre gegenühgrteg 
bende Hälfte auf der rechten Seite, als wenn an den Munde 
werfzeugen das erfeßt worden waͤre, as an Subſtanz bei 
Sirnſchaͤdel und den übrigen Gefihtsfnochen auf diefer, Seite, 
entzogen wurde. Noch auffallender ift der Unterſchied zwiſchen 
den Zaͤhnen beider Seiten, ſowohl was ihre Groͤße ‚als was 
J ihre Anzahl betrifft, Nur der untere Theil des vertikalſtehen⸗ 
den Mundes iſt ſtark mit ihnen beſetzt. In dem Oberkiefer 
ſowohl als in dem Unterkiefer ſind 22 kleine der Form nach 
den m menſchlichen Schneidezaͤhnen aͤhnliche Zähne, die. haͤrter und 
durchfi ichtiger als die Knochenſubſtanz der Kiefer, und mit 
dieſer verwachſen ſind, ohne bloße Fortſaͤtze davon zu ſein. 
Von dieſen 22 Zaͤhnen ſtehen in dem Oberkiefer der unken 
Seite 17, und nur $ halb fo große im der anderen Hälfte, 
naͤhmlich dem Oberkieſer der rechten Seite, Won den 22 Zaͤh⸗ 
nen des Unterfiefers ftanden 18 größere in feiner linken Hälfte, 
d nur 4 Fleinere in feiner rechten. Die Zähne der rechten 
eite des Mundes find überhaupt, faum bemerkbar— 8 
Die Scholle hat Überdiefes nod) platte Ganmeng hne eine, 
Einrichtung, die ſich meit bei den Waſſerbewohnern zu ers 
fieten, ſcheint, ſelbſt die Zaͤhne in dem erſten Magen der. 
Krebfe find” eine aͤhnliche Erſcheinung. Ein Gaumenknoche, 
der aus zwei, durch ſtarke Muskeln an dem hinteren Theil der 
Beer Slähe des Hirnſchaͤdels beveftigten, Stuͤcken beſteht, 
tauf der unteren Flaͤche eines jeden dieſer Theile vier nach 
varmwärıs konvergirende, nach hinten zu divergirende Reihen 


* 


a 
| 62 

Biefer ſtumpfen Zähne. Die zwei mittleren Reihen auf jeber 
Seite ſtehen am dichteften beiſammen und befi itzen die dickeſten 
Zähne, jede Reihe ift mit 6 von ihnen befeßt, die dritte Reihe 
nur mit 3, die vierte wieder mit 5. Diefe Zähne find weit 
bteiter, als die Zähne des Rieferrandes, ganz kumpf, ebenfalls 
mic ihren Knochen verwachſen, durchſichtiger und von härterer 
Subſtanz als diefe. Ein Ähnlich befegter Knoche auf der 
‚Wurzel des Zungenbeines entfpricht diefem oberen Gaumen: 
knochen, er iſt aleichfam das hinterfte in zwei Theile geteilte 
Ende des Zungenbeines. Seine Zähne fichen in wei nebens 
einander liegenden laͤnglichten Dreiecken beiſammen; die groͤße⸗ 
ren Zähne nehmen die innere Seite derfelben ein; in jedem 
Dreiecke find ı5. Die Beweglichkeit beider Knochen, das Das 
fein ihrer Zähne läßt fchliefen, daß nicht Bloß Beförderung des‘ 
Niederfchlingens, fondern zugleich Zermalmung der Speife ihe 
Zweck if. Den bloß von größerem Raube ſich nahrenden 
Fiſchen gab die Natur im ganzen Munde zuweilen ſcharfe 
Zähne, um den Raub zu zerreiffen, oder ihn den fie oft lang⸗ 
fam im Rachen von dem zuerft verfchluckten Ende an ſich aufe 
töfen laffen, lange feſtzuhalten; den von fetten Schlamm, von 
Pflanzenwurzelu, Würmern und Schaalthieren lebenden giſchen 
hingegen ſcheint ſie zerquetſchende Gaumenzaͤhne gegeben u 
haben, um bei weniger nahrhafter Speiſe durch Kauen Zeit bet 
des blog auflofenden Magenfafts Würkung zu getoinnen. Letz⸗ 
tere Fiſche gleichen in ihren Zaͤhnen den pflanzenfreſſenden 
Saͤugethieren, erſtere den fleiſchfreſſenden; nur iſt zwiſchen den 
Fiſchen der Unterſchied uͤberhaupt weniger ſcharf in Hinſicht 
auf Nahrung beſtimmt, als bei den Saugethieren, von denen 

doch auch die Hausthiere, die twie das Pferd und die Knh 
fonft bloß Begetabilien verzehren, in den kaͤlteſten Gegenden 


⸗ 65 
{m Nothfalle ſich auch von Fleiſch, Fifchgrären u. dgl. naͤhren. 
Den in dem Darmkanal der Scholle und der Bütte vorhandenen 
Reſt von Nahrungsſtoff fand ich immer nur aus thonigtem 
ſchwarzgrauen Schlamme mit wenigen faferigten Fibern, dem 
Anſcheine nah) von Wegetabilien, vermiſcht. Moderigten 
Schlamm mit feineu Pflanzenüberreften abzubeiffen, dazu war 
Lvieleicht bei den Karpfen, der ebenfalls Gaumenzaͤhne beſitzt, 
und ſo vielen anderen Fiſchen in ſchmalen Teichen und Flüſſen, 
wo überall in kleinen Entfernungen erhabene Ufer ſtehen, die 
gewöhnliche von den Seiten zufammengedtückte Figur der Fifche 
hinreichend ; in den weiten Ebenen von moderigtem Sand aber, 
die den Boden von großen Flüffen, wie z. B. die Eibesift, bei 
ihren weit umher fich ausbreitenden Ausflug in die See bilden, 
gab. die Natur der Scholle einen vertikal ſtehenden Mund, 
deſſen untere Hälfte bloß ſtark mit Zähnen beſetzt iſt. Dazu 
ſtimmt nun der ganze plattgedrückte Körper diefes Fiſches, und 
feine horizontalen faſt an jedem Nande gleich großen Seitens 
floffen, die Rüden: und Afterfloffe nämlich. Mit dem chen: 
- Falls Horizontal liegenden Schwanz fchlängelt ſich durch bloße 
Mußskelanſtrengung die Bürte von unten in einem Gefäße 
mit Waſſer aufwärts fort, wie andere Fiſche, denen die Natur 
 Bufeblafen gab, feirwärts ihren Schwanz hin und her bewegen, 
£ Ein ſelbſt im Sande des Bodens Furchen ziehender, oft faſt 
ganz darin vergrabener Fifh, ohne Luftblafe, wie die Schelle 
mie ihren! verwandten Arten ift, konnte wohl auf und ab, 
weniger von einer Seite zur anderen ſchwingende Bewegutig 
machen. ‚Hat wohl die deutliche Harnblafe der Scholle mit 
Ber Qufehlafe "anderer. Fifche einige Aehnlichkeit? 7 
— Die Nieren bei der Scholle find gedopelt, ſchmab, oe 
he weiche: tothe Eiigeweide, die von Halſe an längfe des 
5. Bandes 2. Stüd, € 


« 





66 
Ruͤckens hinab, und am Ende vorwärts gegen dem After, in 
seiner, wie der hintere Umfang der. breitgedrückten Bauchhöhfe 
ſelbſt iſt, beinahe Halbzirkelformigen Richtung’ laufen, Sie 
ſind von den Verdauungswerkzeugen durch ein ſie uͤberziehendes 
mit ſchwarzen Punkten wie das peritonäum mancher Amphi⸗ 
bien, ‚beftreuetes Bauchfell getrennt, "Von diefen Nieren zog 
fh nun ein Gang, an dem auf jeder Seite ein Eleiner einer 
Inmphatifchen Druͤſe ähnlicher Körper faß ‚vorwärts: gegen eine 
beträchtlich große läuglichte, «mit Waſſer gefuͤllte Blaſe, die bis 
an den After reichte, und am hinteren Rande deffelben ‚in 
einer kleinen kaum merklichen Vertiefung mit einer, geringen 
Erhabenheit ſich bffuete. Bei der linfsaugigen Buͤtte Pleuro- 
‚nectes Passer L; ſahe ich beſtimmt den von den Nieren kom⸗ 
‚menden Gang felbft zu dieſer mit Waffer gefüllten « Blafe 
‚auffchwellen, An den: Seiten diefer Blafe lag alles, was ich 
außer der Brutzeit von den Gefchlechtstheilen bei. der Scholle 
bemerkte, Es waren zwei drüfenähnliche, ſchmale länglichte, 
augefpißte, unten platte weißlichte Korper, an. ihrer inneren 
“Seite durch ein kurzes ligamentum  suspensorium. an die 
Blaſe beveftiger. Bei Pleuronectes Passer L, fahe ich, deutlich 
won ihnen einen feinen Gang auf jeder Seite an das vordere 
‚qugefpigte Ende der Blafe gelangen. —9 
Die ganze Bauchhoöhle, die noch uͤberdieß von beiden 
Seiten, wenn man auf das Scelet, nicht auf die gewoͤhnliche 
Lage dieſer Fiſche Ruͤckſicht nimmt, ſehr ſtark zuſammengedruͤckt 
riſt/ iſt nach Verhaͤltniß der ganzen Maſſe des Koͤrpers außer⸗ 
sordentlish klein. Fiſche feheinen uͤberhaupt leichter als Saͤuge⸗ 
thiere aus den ſie umgebenden Subſtanzen organiſchen Stoff 
fuͤr ſich zu aſſimiliren, ihr Element ſelbſt naͤhrt ſie, wie bes 
ſonders Die merkwuͤrdigen Verſuche von Fordyce zeigen. Die 





6 


zu fih genommene feftere Nahrung liefert. ihnen vielleicht nur 
befondere Stoffe, wie phosphorfaure Kalkerde u. dgl. oder 
dient zum fehnelleren Herbeiſchaffen von Nahrungsftoff. über 
Haupt. für die Bildung ihrer unzähligen Fruchtkeime , Nur 
dadurch, daß. nebenher ‚die meiften diefer Thiere unvermerft 
durch das Woſſer ſelbſt wieder an Subftanz erſetzt erhalten, 
"was fie in-wäfferigter oder luftfoͤrmiger Form verlieren, läßt 
ſich das Ereisformige Naubfyftem unter den. Waſſerbewohnern 
einigermaßen erklären, wo die kleineren Thiere beinahe immer 
der größeren Junge verzehren, während fie felbit wieder den 
Eltern zur Beute und Nahrung werden. In der Luft if das 
Pflanzenreich, das beftändig aus Inftformigen Stoffen, orga— 
nifche Subſtanz in, fefter Form reducirt, die Dafie auf dem 
‚das ganze Thierreich, das Diefe feften organifchen Stoffe wieder 
in Luftform aufloͤſet, beruht, und pflanzenfreſſende Thiere find 
das Mittelglied, durch welches die fleiſchfreſſenden von dem 
Pflanzenreich abhängen. Sm Waffer aber fcheint der ganze 
Kreis bloß im Thierreiche gegenwaͤrtig und ein cigentliches 
Mflanzenreich gar nicht vorhanden zu fein, denn felbit die 
Seetange find Luftpflanzen, nur hier breiten fie eigentlich ihre 
Blätter aus, und bringen ihre Früchte hervor, Außer ihnen 
und einigen ‚hierin mit ihnen verwandten Pflanzen des füßen 
Waſſers tragen nur noch unfere feichteren Bäche und Suͤmpfe, 
in denen die Luft leicht durch die ganzen Schichte von Waſſer 
ste, und die von der Fluth befpühlten, bald der Luft auss 
geſetzten, bald wieder mit Seewaſſer bedeckten Felfen am Geſtade 
bes Meeres noch einige twenige andere Arten von Waſſerpflan⸗ 
en. Nie brachte das Senkblei aus der Tiefe des Moers 
felbit in,der Nahe der Küften Pflanzen hervor, die nicht am 
Ende der Oberfläche des Waſſers ihrer, tiefgelegenen Wurzel 
| e% 


— 2 — 68 

ungeachtet, beſtimmt ſind; nie iſt der Boden unſerer größeren 
Fluͤſſe, unferer tieferen Seen eine Waſſerwieſe. Das zahllofe 
‚Heer der Zoophyten und der niebrigften Ordnungen der Würmer 
Eereitet eigentlich ftatt der Pflanzen für die Fifhe aus dem 
umgebenden Waſſer diejenige Nahrung, welche eigene Reduktion 
des Waſſers bei diefen höher organiſchen Waſſerbewonern nicht 
ganz verfhaffen Fann und ein im Kreife gehendes Raubſyſtem 
erfeßt dann bei anderen das übrige. Die Zahl der am Ufer 
des Meeres, an den Ausflüffen der beftändig duch Schlamm 
getrübten Flüffe, im unferen Bächen und Seen von VBegeta: 
bilien und fetten Schlamme ſich nährenden Fifhe, die den’ 
pflanzenfteffenden Sandthieren analog find, verſchwindet wenig⸗ 
ftens gegen das zahllofe Heer der übrigen. Die im Waſſer 
mögliche größere Meichheit und Zartheit aller Organe fcheint 
die Neizbarfeit nie fo weit herabfinfen zu laffen, daß dag 
thieriſche Leben verfchtoände, und bloß eine Pflanze übrig bliebe, 
Dafür aber fteigt in diefer ziveiten niedrigeren Schichte der 
fläffigen Erdachmosphäre, nämlich dem Waſſer, die höhere 
Drganifation nie fo hoch als in der warmblütigen Thiere, - 
Element, der Luft, wenn gleich auch die Bildung einiger felbft 
das Hirn, befonders der fchnelleren, in der offenen See, wie 
der Adler in der Luft, in den größeften Kohlen ſich aufhaltene 
den Naubflfche, einer Coryphoena hippurus L. zum Beifpiel, 
eine weit Vollfommenere Ausbildung zeigt, als bei anderen, 
zum DBeifpiel der auf dem Boden ſich fortbewegenden von Br 
Schlamm fih nährenden Scholle. 

Die Berdauungswerkzeuge der Scholle beftehen- aus einem 
an die oberen und unteren mit Zähnen befesten Schlund: 
knochen ſich anfchliegenden Schlund, der mit einer ftarfen 
musfulofen Haut, die anfangs befonders deutliche Queerfafern 


— 








69 

bat, verfehen iſt. Er endiget fih in einen einfachen, länge 
lichten etiong gebogenen Magen, welcher eine weiße ſtarke 
Haut bildet und der auf feiner inneren Fläche viele Runzeln 
hat. Bei dem Ähnlihen Magen der techtsaugigten Buͤtte 
beoßachtere id) eine ſtarke Wulft an dem Eingange der oberen 
und unteren Magenpforte, \ 

Der Darmfanal der Scholle ift Eurz, feine Häute find 


viel dünner als die des Magens; eine Erfheinung, die deß— 


wegen merkwürdig iſt, weil ein folcher Unterſchied faft bei allen 


Säugethieren, ebenfalls vorkommt. Der vierte Magen der 


wiederkaͤuenden Ihiere bat ganz die dünne, weiche Subftanz 


der Därme, und unterfcheidet fich weit dadurch, von der feften 
weißen der drei erfteren Magen. Bei dem Pferde hört die 
farfe weiße Haut des Schlundes in der Mitte des Magens 
mit einem deutlichen erhabenen wellenformigen Rand tvie abs 
gefehnitten auf; der gegen den unteren Pförtner des Magens 
zugehende Theil hat nun die weiche fanfte Tertur der dünnen ' 
Därme. Bei Mus sylvaticus L. ragt diefer fchneidende Nand 
innerhalb fo weit in die Köhlung des Magens hinein, daß 


dieſer außen einfach fcheinende Magen, innen gleihfam durch 


2 


ein in der Mitte durcjlochertes der Ducere des Magens nach 


vorgeſpanntes Zwerchfell in zwei Maͤgen getrennt erſcheint. 


Beim Menſchen fängt wie bei der Scholle erſt außerhalb des 
Pylorus die weiche Haut der dünnen Gedärme an, doch iſt 


y überhaupt bei ihm diefer Unterfchied der Subftanzen nicht fo 
3 merklich, als bei den obengenannten Thieren, Vielleicht ſon— 


4 


g 
* 


dert die feſtere Haut des Magens den oxydirten Magenfaft 


allein ab, und es läßt ſich vielleicht aus ihrer Kontinuität mit 


der Haut des Schlundes erklären, warum nicht une bei Vhs 
geln, nad) Spalanzanis Verſuchen, und tie cs ſcheint, auch 


f 
/ 


76 
dei den Raub fiſchen, fondern man koͤnnte fagen, felbft in krank⸗ 
haften Beifpielen beim Menſchen, wo der unten geſchloſſene 
Defophagus oberhalb der Verengerung widernatürlich in einen 
Sack ausgedehnt iſt, einige Verdauung im Schlunde ſchon 
ftate findet. Bei den Eornerfreffenden Bögen fcheint fogar _ 
dadurch eine umgefehrte Ordnung im Kauen und in der Vers 
dauung möglich zu werden. Der Kropf oder der ermeiterte 
Schlund fcheint zu verdauen, wozu freilich fein teichlicher 
Drüfmapparat wohl fo viel, als die Befundere Seruktur feinen 
mittleren und inneren Haut beiträgt; der mit einer hornarti⸗ 
gen inneren Haut tiberzogene harte Magen aber fcheint ſtatt 
der aumenzähne der Fiſche oder noch atiafoger’ ftatt der 
Badenzihne der twiederfauenden Thiere, die im ihrer Verrich— 
tung ja auch erft auf die zwei erften der vier Mägen folgen, 
das vollends in wahren Speifenbrei zu zermalmen, mas der 
einfachen Aufldfung des Kropfes wiederftand. Die weiche ins 
nere Haut des Darmkanals ift wohl mit ihren vervielfäftigten 
Oberflächen mehr nur den ſchon verdaueten Epeifenfaft auf: 
zunehmen, beftimmt. Den Magen der Scholle verbinder ein 
omentum parvum mit der einfachen gelblichten Leber, die ihn 
auf der rechten Seite bedeckt, wie ein aͤhnlicher Fortfaß des 
Bauchfelles den Darmkanal als Gekrofe in feiner Lage erhält, 
indem er ihn auf die Wafferblafe heftet. Die runde Gallen⸗ 
blaſe iſt glatt auf ihrer inneren Oberfläche, und ohne Falten, 
außen mit einem gleichlam kalkartigen Häutchen überzogen. 
Dieſe Art von Membran kommt häufig bei den Fiſchen und 
anderen Waſſerbewohnern vor, und wenn nicht das weiße 
Haͤutchen, was, indem cs die braunfchwarze choroidca im 
Auge vieler Saͤugethiere uͤberzieht, das ſchoͤne blaue oder grün 
Aillernde tapetum derſelben bervorbringt, Aehnlichkeit damit 


7i 
hat, fo If fle eine diefen Thieren eigene Secretion. Die 
Galfenblafe fahe ic) bei det rechtsaugigten Buͤtte wie gewoͤhn⸗ 
lih im Holen Rande des affangenden gefrümmten Darm⸗ 
kanals ihrem Gang endigen; Eine dunkelgefaͤrbte Milz, Eleiner 
als die Gallenblafe aber beinahe rund mie diefe, lag unter ) 
ihr. Wo felbft die Musfeln wie bei’ dein meiften Fifchen und: 
Amphibien weiß find, die Leber nur gelblich ift, und faurm- 
das Herz roth, zeigt immer doch die Milz die Farbe von 
- dunklem plogiftifhem Blute; tritt fie vielleicht ihren Sauerftoff 
an den orpdivenden Magenfaft ab, da fie bei allen Thieren 
durch Nachbarfchaft mic dem Magen, wie durch Gefiße mit 
der Leber verbunden ift, und giebt fie im Gegentheile ihr Blut 
der Leber, um durch daraus gebildete Galle dem geſaͤuerten 
Speifenbrei feinem Sauerftoff in der Folge wieder zu entziehen, 
und dadurch einen Ehylus, der ſchon durch den Hauch von ath⸗ 
mosphärifcher Luſt wieder gerinnt, für das Blut zu bilden? 
Zu den Eigenthümlichkeiten der Verdauungswerkzeuge dieſes 
Fifchgefchlechtes gehört der Mangel eines pancreas, oder jenes’ 
Eörnigten Eingeweides, das bei anderen Fiſchen z. B. der bloß 
vom Qfaube lebenden Coryphaena hippurus alle Eingeweide 
2 gleichfam in eine Maſſe zufammenfüttet, und voll eines weiß⸗ 
gelblichen Schleims iſt. Die Galle der Bloß fleifchfreflenden 
L Säugethiere iſt zäher, weniger waͤſſerigt, weniger leicht durch 
durch den Speifenbrei zu zerſetzen, als die Galle der gras: 





freſſenden Thiere. Bedarf fie vielleicht auch bei den Raub: 
fiſchen ehe der Deihülfe des pankreatifhen Saftes zu ihrer 
Wirkung? Ganze Klaffen von Thieren, wie jedes einzelne 
Geſchlecht Befist einen eigenen chemiſchen Korakter wie fie eine 
eigene Bildung befisen, was unmiderleglich der verfchiedene 
Geſchmack des Fleiſches jeder befonderen Thierart, der verfchie 


* 


72 


—J 


J 
dene Geruch ihrer Ausduͤnſtungen, das verſchiedene Verhalten 


zum Beiſpiele in Hinſicht auf Faulniß des Fleiſches von Fiſchen 


von dem. der Saͤugethiere, in Kalkwaſſer die auffallende medi⸗ 


ciniſche Würfung genoffener Amphibien überhaupt, das phuss 
phorefeiven faft aller Seegeſchoͤpfe, die aͤtzende Schärfe der Käfer 
u. dgl, zeigt; deßwegen vielleicht herrfchtfchon im dee Form 
der Verdauungsiwerfzeuge ‚ und noch mehr in ihren. Funftionen 
eine. folhe Verſchiedenheit durch das Thierreich, daB felbit. in 
einer Klaffe, wie hier der Fall ift, ganze Drgane dem einen 
Geſchlechte fehlen, die das andere beſitzt. Auc bei den Saͤnge⸗ 
thieven fehle z. B. einigen fleifchjeeffenden Arten der blinde Darm 
ganz, während andere ebenfalls fieifchfreffende Geſchlechter ihn, 
befißen. Bei dem einen grasfreſſenden Thiere iſt der Magen 
einfach, bei dem anderen gleichſam gedoppelt „ bei dem dritten 
vierfach, n 

Bei der Scholle hat die flocdigte Haut des Darmka⸗ 
nals ein kleinen erhabenen Dendriten ähntiches aͤſtiges An⸗ 
ſehen. Der kurze Darmkanal bilder nur zwei Windungen, 


\wovon die zweite halbzivkelformig „mit zurückgebogenem und 


geradeausgehendem Anfang und Ende iſt. Der After fiege am 
rechten Rande des Körpers unter den Bauchfloffen und ift etwas 
erhaben. Nach innerhalb der Deffunng des Afters hoͤrt die 
befondere weicyere Haut des Darmfanals mit einem deutlichen 
etwas wulfigen Nand auf, Merkwuͤrdig ift e3 daß zwar bei 
der Scholle der After gerade am Rande zwiſchen den beiden 
Seiten des Körpers ſich oͤffnet, bei der rechtsaugigten Buͤtte 
hingegen er deutlich mehr gegen die untere ehemahlige linke 
Seite des Körpers herabgeſenkt iſt, als wollte er ſeiner ſonſt 
gewoͤhnlichen Lage ſich naͤhern. So ſcheint auch der Mund 
dieſer Fiſche wegen der Beſtaͤndigkeit der allgemeinen inneren 





73 


Bildungsformen zwar vertikal bei dem auf der Seite liegenden 
Thiere geblieben zu fein, aber doch fo weit der Bildung faft 
aller übrigen Thiere, wo er gegen der Erde "Oberfläche herab⸗ 
ſieht/ ſich genähert zu haben, daß er in feiner unteren Hälfte 
größer wurde, in feiner. ‚oberen gleichfam zufammenfchrumpfte, 
So zeigt ferner die Schelle noch) gleihfam aus einem ſchwachen 


Beſtreben der gewoͤhnlichen Bildungsform 'eine etwas bläffere 
‚Farbe gegen ihren Bauchrand, eine etwas dunklere gegen: ihs 


ten Nücdenrand, aber im Ganzen überwand hier noch weit 
mehr, als in den vorigen Fällen das Äußere Verhaͤltniß dem 
inneren Bildungstrieb, und die ganze obere Seite wurde, fie 
mochte eigentlich zum Bauch oder Rücken gehören, wie beinahe 
durchaus es der Fall bei allen felbft den Waſſerthieren iſt, 
dunfler, die untere dem Lichte nicht ausgefeßte und gegen die 
Erde zu gefehrte Seite blaffer. Endlich fheinen die Augen 
mie gänzliher Hintanſetzung aller inneren Bildungsformen 
bloß den äußeren Beziehungen gefolge zu fein; fie, die für das 
Licht, das uns von oben herab kommt, beftimmt find, nahmen 
beide nur auf einer Seite des Kopfes ihre Stellung. So wird 
diefer Fiſch eines der feltenften Wunder der Natur, eines ihrer 


- wichtigften Zeugnifle, dag nur eine Art harmoja praestabilita 


£eine Kaufalverbindung zwiſchen dem inneren Sildurgstrieb der 


organiſchen Körper, und ihrer Außeren Beziehungen herrſche. 
‚Denn bier zeigt fih auf der einen Seite innere Bildung im 


allgemeinen getrennt von den gewöhnlichen äußeren Verhaͤlt⸗ 


niſſen, erwieſen unabhängig alſo von diefen, So wenig die 


Geſetze der moralifchen Welt aus irgend einem hemifchen Pro— 
zeffe der Deftandtheile organifcher Körper entitanden fein konn⸗ 


‚ten, fo wenig ſcheint die urſprungliche Wahl der inneren Bil⸗ 


dungsgefeße Folge noch porhandener todter phyſiſcher Kraͤfte 


74 
fein’ zu koͤnnen. Auf der anderen Seite macht hier das auf 


fallende urſpruͤngliche Anpaſſen ‚einzelner Theile’ des Körpers 


den Außeren Umftänden einen betvunderungsmwürdigen Kontraſt 


mit der Stätigkeit' der allgemeineren Dildungsgefege, die im ' 


übrigen Körper fich zeigt. Unmoͤglich Fonnte auch jenes immer 
3. S bei den Augen diefes Geſchlechts bloß die Folge eines 
äußeren Einflufes auf die noch dem organifchen Körper ing 
wohnende Verwandlungskrafe fein, nad) der z. B. der Menſch, 


den heißes Klima zum Neger bildete, jeßt auch noch im Falten’ 


Klima Kinder zeugt, die durch ihren veränderten Ausdünftungss 
prozeß, ihre von ſelbſt ſchwarz werdende Haut und ihre ganze 
Bildung der Würkung der heißen Sonnenſtrahlen, wenn diefe 
gleich micht mehr für fie vorhanden find, entgegen kommen. 
Die Bildung eines Sonnenſyſtems zeige fuͤrwahr nicht deuts 
fiher die Meisheit der nad) einfachen allgemeinen Gefeken 
ewig und doch fo unendlich mannigfaltig wuͤrkenden Natur und 
ihres Schöpfers, als die Einrichtung ihres Eleinften Geſchoͤpfes, 
dem fie Leben und Fähigkeit ſich fortzupflanzen einhauchte, 
beide führt durch ihre abwechfeinde Perioden noch immer nur 
der erſte Stoß, den fie Bei ihrer Schöpfung erhielten. 

Es fei mir nad) diefen Beobachtungen über die Ab: 
weichungen der Schoffe von den allgemeinen Typus der thie⸗ 
rifchen höheren Bildungen erlaubt, einiges auch über die Leber: 


einſtimmung ihres Geelets, fo wie überhaupt des Knochen- 


gerüftes der Fifche mit dem der übrigen höheren Thiere anzu— 
führen. Selbſt noch einige Befonderheiten, die das Geſchlecht 
Pleuronectes zwar nicht allein, aber doch nur in Geſellſchaft 
einer Ordnung von Fiſchen, den ſogenannten thoracieis viele 
leicht auch den jugularıbus, auszeichnen, nämlich die gegen 
den Kopf vorgerüdte Stellung der Bauchfloffen, läßt fich erſt 


\ 


Se 


75 

dann genau einfchen, wenn des I. Scelets Karakter ges. 
nauer unterfucht wird. - 

Die Knochen der Fifhe im Allgemeinen find locker, ihre 
Faſern liegen wie bei dem Kinde in firahlicht zellichter Form 
beifammen, die Zwiſchenraͤume derfelben find häufig und. dem 
bloßen Auge fichtbar, mit bintigen weichen gallertartigen oder’ 
knorplichten Theilen ausgefüilt, Wie bei den unvollkommenen 
Sjungen der höheren Thierklaffen zeigt auch) dag Scelet der 
Fiihe eine Menge einzelner Knochenkerne. Etliche und dreißig 
Mittelpunfte, von denen ſternförmig die Knochenfafern auslau- 
fen, zeigen bei der Scholle, ans wie viel Theilen nur allein 
ihr cranium zufammengefloffen fei. Diefe Mittelpunfte gehen 
auf den Flächen des eraniums in dünne fat dem Knorpel fid) 
naͤhernde Knochenlamellen über, Bei einigen Fiſchen, wie bei 
dem Kabeljau, ſcheinen die einzelnen Knochenkerne des Hirn: 
ſchaͤdels nie, oder wenigſtens nur ſehr ſpaͤt zuſammenzuwachſen 
Bei anderen, wozu auch die Scholle gehört, ſcheint dieſes bald 
zu gefhehen; und nun geht auf der anderen Seite diefe Ver— 
einigung fo weit, daß nicht einmal permanente Näthe übrig 
Bleiben, fondern die Hirnkapſel diefer Fifhe am Ende würflich, 
nur aus einem Stuͤcke beficht, 

Am ganzen übrigen Scelet bleiben die eingelnen Knochens 
ferne auf immer getrennt und häufig iſt zwiſchen ihnen ein 
wahres Gelenk, wo bei den höheren Thierklaffen kaum ein bald. 


verſchwindender Knorpel zwei Knochenferne vereinigt,‘ daher 


die Menge von einzelnen Knochen, die z. B. zur Bildung dee 
Mundhöhle bei den Fiſchen beitragen. Auf der anderen Seite 
ſcheint diefer lockere Zufammenhang einzelner Knochenkerne bei 
den Fiſchen einigermaßen mit der Erſcheinung in Verbindung 
an ſtehen, daß bald diefes bald jenes Knochenſyſtem fo haufig 


76: 


bei der ganzen Kaffe, oder wenigſtens bei einzelnen Geſchlech⸗ 


tern derfelben gleichfam auseinandergeriffen erfcheine und ein 
Theil von Natur an einem ungewoͤhnlichen Orte ſich befindet, 
waͤhrend der Reſt in der gewoͤhnlicheren Stelle zuruͤckblieb. 
Sn biefen Umftänden liegt größtentheils das Auffallende 
in der Verfchiedenheit des Scelets der Fiſche von dem def: 
Säugethiere, der Voͤgel und der Amphibien, und doch herrſcht 
unverkennbar ein Kaupttypus der Bildung durch alle diefe 


Klaſſen torhblüriger Thiere, 


Oben fhon war die Rede von dem Hirnſchaͤdel der Schofe, 
und den unvollfommenen Neften ihrer oberen Gefichtsfnochen, 
ich komme jeßt zu den Kiefern. Was nad) Hinwegnahme des 


 Enöchernen Drgans für die Nafe von dem Oberfiefer übrig 


bliebe, befteht auf jeder Seite aus zwei unbedeutendan Knochen⸗ 
flreifen. Den einen bitdet der Zahnrand, deffen Knoche vorn, 
wo er mit dem der anderen Seite zufammenftoßt , gleihfam 
jeßt als Naſenfſortſatz bes Oberkiefets unter einem rechten 
Winkel aufwärts gekruͤmmt, und neben dem ähnlichen Theil 
des Dberfiefers der anderen Seite liegend gegen jenen hohlen 
Knopf auffteige, der vorwärts aus den vereinigten Enden der 


Rudimente von den obeten Geſichtsknochen entftanden’ift, Ein 


zweiter langlichter Snoche geht von dieſem ‚oberen Ende des 


erſten Knocheus des Oberkiefers ſchief mad) hintenzu gegen das 


hintere Ende feines Zahnrandes, und bildet fo gleichſam die 
Hypothenuſe eines rechtwinklichten ſphaͤriſchen Dreiecks, deſſen 
beide andere Seiten der erſte zweiſchenklichte Knoche bildete, 
Sener hohle-Knopf der Gefichtsfnochen hat rückwärts auf ferner 
oberen Seite eine queergebende erhabene Linie, die auf ihrem“ 
Ruͤcken eine ‚Artifulationsfläche zeigt. An jedem Ende dieſer 
Erhabenheit iſt eine andere reuhe, bloß zur Anlage von Liga⸗ 


* 


mr 


77 


menten beſtimmte Eleinere Hervorragung. Bei der Scholle 
liegen eigentlich diefe brei verfchiedenen Erhöhungen des hohlen 
Kopfes, der fchon felbft etiwas ‚gegen die linke Seite zu ge 
drückt etfcheint, in einer nicht ganz queer ſondern etwas von 
vorn und rechts nad) hinten und links ſich ziehenden Linie. Die 
"änere alfo vorftchende rauhe Erhabenheit auf der rechten Seite 
iſt zugleich ungleich größer‘ und dicker, als die gleiche auf der 
linken Seite, die mehr rückwärts fteht und fpigiger iſt. Von 
diefer Lage der beiden rauhen Hervorragungen ſcheint zugleich 
die Lage der Nafenoffnung dieſes Fiſches abzuhaͤngen. Mit 
jener mittleren queerlaufenden und oben mit einer Artikulas 
tionsfläche verfehenen Erhabenheit nun! und mit der vorderen 
Oberflaͤche des hohlen Knopfes ſelbſt, Artikuliven die beiden 
Nafenfortfäge der zweiſchenklichten Oberkieferfnochen vermittelft 
eines dazrifcheniiegenden Knorpelſtuͤcke. Das untere hintere 
Ende aber jedes Oberfiefers am Mundwinfel,' beveftigen zwei 
ſtarke Ligamente, in dem fie von ihm an das hintere Ende 
bes vorderen abgefonderten: Theils des Unterkiefers dehen, 


“welcher mit feinem hinteren Theile nicht in einem fortgeht, 


fondern nur durch ein wahres Gelenk mit ihm ‚verbunden iſt. 
Da bei gefhloffenem Munde diefer vordere Theil des Untere 
fiefers etivas aufwärts ſteht, fo geht‘ bei geöffnetem Munde 


feine fid) abwärts bewegende Spitze zugleich etwas vorwaͤrts. 


Sene Ligamente ziehen, wenn fie gleih an feinem hinteren 
Ende liegen, doch in aͤhnlichem Verhältnig nun das Munde 
toinfelende des Dberkiefers’ abwärts und vorwärts; was aber 
nur dadurch möglich wird, daß der Oberkiefer in feiner Arct 
kulation mit der Stirn zugleich fih beugt, und fein vorderes 
Ende mit den Lippen ſich aufwärts und zugleich etwas vor- 
waͤrte beivegt. So bewegt fi) alfo bloß durch den Unterkiefer. 


78 

der ganze Mund, er öffnet ſich ſo weit; möglich, und ſtreckt 
ſich etivas »rüffelförmig. vorwärts. , Ein Biffen des vor ibm 
ſtehenden Waſſers wird aufgenommen, durch dem ſich wieder 
ſchließenden und zuruͤckziehenden Mund. gleichſam abgeſchnitten 
and num zugleich ruͤckwaͤrts gegen die Kiemen gedrückt, Diefus 
iſt ewige abmwechfelnde Bewegung des Mundes der relirirenden 
Fiſche, die ſo vieles zugleich zu ihrem ſeelenloſen Anſehen bei⸗ 
trägt. Beſitzt ein Fiſch nicht ‚Bloß, weiche, ſondern knorplichte 
oder knoͤcherne Lippen, ſo bewegen dieſe auf eine aͤhnliche Art 
ſich mit; zugleich wird durch ſolche das Knochenſyſtem der 
vermehrt. —— J 
Zuſammengeſetzter als der Oberkiefer iſt Sei den Kira 
‚ber ‚untere, ı Mo bei dem Menfchen der. hintere Wirbel des 
unteren Kinnbadens iſt, und der auffteigende Theil deſſelben 
von dem horizontalen die Zaͤhne tragenden ſich trennt, da iſt 
bei der Scholle ein der Verbindung des Oberarms mit der 
Ellenbogenroͤhre aͤhnliches wahres Gelenk. Nur dieſer verdere 
Theil des Unterkiefers iſt mit Zaͤhnen beſetzt und eigentlich 
dem kleinen Oberkiefer entgegengeſetzt. Dieſer vordere Thell 
des Unterkiefers beſteht wieder ſelbſt aus zwei ineinandergeſenk⸗ 
ten Stücken. Das hintere derſelben beſitzt die eben angeführte 
Selenffläche, und. fenft fich mit einem langen, fpigigen Fortſatz 
in. eine ‚Eorrefpondivende Hoͤhlung ein, die laͤngſt der inneren 
, Seite, bes vorderften den —— bildenden Stüdes, aus⸗ 
gegraben ift, 

Auf eine ähnliche rt iſt der FOR feitlihe oder * 
ſteigende Theil der uuteren Maxille, der mit dem ‚vorderen 
durch jenes eharnieraͤhnliche Gelenk ſich verbindet, ebenfallg 
wieder aus zwei Stücken zuſammengeſetzt. Schon in dem 
menſchlichen Einbrio zeige ſich beim Anfange feiner Verknoͤche⸗ 





79 


rung jede Seite des Unterkiefers wieder aus drei oder vielleicht 
fogar vier verfchiedenen Knochenkernen zuſammengeſetzt. Der aus 
ſaſerigter Knochenſubſtanz beſtehende processus coronoideus iſt 
naͤmlich leicht von der uͤbrigen Maxille zu trennen, und erſcheint 


"ebenfalls beinahe eingeſchichtet in dem übrigen Kiefer, Auf die 


nämliche Art bildet aud) dev. processus condyloideus, einen 
“eigenen Knochen. ‚Der, beim, Embrio deutlicher ‚als ‚beim 
Erwachfenen serfcheinende hintere untere Winkel, der unteren 
Maxille, der ‚bei vielen Thieren z. E. den fleiſchfreſſenden, noch 
mehr verlaͤngert gleichſam einen eigenen dritten Fortſatz bildet, 
ſchien mir. einmal ebenfalls einen eigenen Knochenkern zu be⸗ 
ſitzenz ‚während der. horizontale einſt die Zaͤhne tragende Theil 
des Unterkiefers den vierten abgeſonderten Knochen bildete. 


Was alſo dei, dem menſchlichen Embrio nur eine Stufe auf 


der Leiter ſeiner Entwickelungen iſt, ſcheint bei dem Fiſche als 
das Ende feiner Bildung fo zu bleiben, nur mit dem Unter⸗ 
ſchiede, daß die zwei unteren Knochenkerne hier durch ein wah⸗ 
res bleibendes Gelenk von den. beiden oberen getrennt ſind. 

Das ‚eine Stuͤck des hinteren abgeſonderten Theils des 
Unterkieſers oder feiner flügelformigen Fortſaͤtze, naͤmlich der 
processus eondyloideus iſt bei der Scholle mit einem erhabenen 
Beinfammunten in, eine, Rinne an dem hinteren Ende der 
inneren⸗ Flaͤche des processus; coronoidei eingefenft, er breitet 
ſich in: der Mitte etwas nach (hinten zu aus, nach oben zu 


artikulirt er mit dem Hirnfchädel, Jede feitliche untere Flaͤche 


der dreieckigten Hirnkapſel hat tinter der Mitte ihres oberen 
Randes eine tiefe runde Gelenfhöhle, in der eine weiche halb⸗ 


ö ‚Enorpligte Kugel liege, die nun zum Theil anch den ‚ebenfalls 


ausgehöhlten Gelenkknopf des -processus condyloidei der un⸗ 
teren Maxille ausfüllr, und jo. beide Gelenkflaͤchen miteinander 
J 


80 
verbindet, dem Zwiſchenknorpel des Unterkiefer und der Schläs 
fenbeingelenkhoͤhle beiden Säugethieren analog. 
Das zweite, dem progessüs coronoideus. der Säugethiere 
analoge Knochenftück der hinteren Unterkiefersparthie liegt bei 


‚den Fifchen, nicht, wie bet jenen innerhalh, fondern mit ſeiner 


‘oberen Extremitaͤt außerhalb des Jochbogens, oder des unteren 
Augenhoͤhlenrandes. Bei der Scholle bildet er eine ungeſaͤhr 
halbmondfoͤrmige Platte, die „wie. ſchon oben geſagt wurde, auf 
ihter inneren Fläche den processuim condyloideum® aufnimmt, 
‚Das: hintere und obere Ende dieſer Platte reicht mit einer 
entjtveigefpaltenen Spige beinahe fo hoch an das cranium 
hinauf, als Auf feiner inneren: Seite der processus condyloidetis 
‚eimporfteigt, Starke Ligamente beveſtigen dieſe doppelte Spitze 
tat eine kleine beinahe warzenformige Enscherne Hervorragung 
‘des Schädels, die gerade über der tiefen Gelenfgrube "für 
“den processum condyloideum iherausfteht. Das vordere und 
untere Ende jener halbmondformigen Platte oder des proces- 
aus: coronoideus iſt ebenfalls entzweigetheilt. Der untere kurze 
Fortſatz deſſelben hilft jenes oben ſchon beſchriebene harnier⸗ 


aͤhnliche Gelenk mit der vorderen Portion des Unterkiefers 


bilden. Der obere verlängerte Fortſatz ſteigt vorwaͤrts wieder 
in die Hoͤhe, und bildet vermittelſt eines zwiſchenliegenden 
Knorpelſcheibchens ein foͤrmliches Gelenk mie dem oberen Ende 
des ſchiefliegeneen Oberkiefersknochen. Dieſes Gelenk iſt durch 
ſtarke ſeitlige Ligamente verbunden > während zugleich von dem 
hohlen Knopf des Geſichtsknochen eigentlich auf jeder Seite 
von der Äußeren rauhen Erhabenheit, die nebſt einer drirten 
mittleten oben gleichfalls ſchon befchriebenen Hervorragung in 
einer Pinie rückwärts auf der oberen Fläche’ diefes (hohlen 
Knopfes ſtehen, noch andere ftarfe Ligamente ſich an diefes hier 


Pe! 


21 
beſchriebene Gelenk des Oberkiefers mit dem unteren Hefte, 
Zwiſchen diefem vorderen aufſteigenden Fortſatz des processus 
coronoidei und ſeinem hinteren Ende iſt in den halbmond⸗ 
fürmig ausgefchnittenen Raum eine Enorplichte mit knoͤchernen 
Faden durchjogene etwas einwärts gebogene Lamelle ausger 
fpannt. 

So find es alfo zwei in manchem Betracht einander aͤhn—⸗ 
liche Punkte, die das ganze Spftem der Mundhöhle an das 
cranium, als an den fereren Theil heften. Der eine diefer 
Punkte iſt vorwärts am Ende der Stirn, der andere auf jeder 
Seite rückwärts in der Schläfengegend. Ein zweites verwicelr 
teres Knochenſyſtem bevejtiget fich nun an den Unterkiefer und 
durch ihn ao auch an den Schädel. Der Luftröhrenfonf 
feine namlich rückwärts ganz gefpalten, feinen breiten fchilds 
formigen Knorpel, dem hinteren Theile des Unterkiefers gleich, 
und in Verbindung mit ihm als Kiemendefel ausgebreitet zu 
haben. Bei dem Mangel einer Naſenhoͤhlung, alfo eines, wie 
bei den höheren TIhierklafen, den Speifentveg durchkreußenden 
Luftwegs fließt er vollig mit dem Pharynx zufammen, da jest 
der Mund wie für die Speife, fo aud) für das zu reſpirirende 
Element der einzige Weg wurde. Der Mangel eines Kalfes 


bei den Fiſchen macht daß mit diefen allem auch die Lunge 


! 


noch als Kiemen fich verbinden. Die Länge des Halfes bei 


| den höheren Thieren fheint im geraden Verhaͤltniß des Untere 


i 


| 


fehiedes der Temperatur des Körpers und des ihn umgebenden 

Mediums zu ſtehen. Durch eine längere Luftröhre muß die 

Luft mehr erwärmt zu den Lungen gelangen, ale durd eine 

furze. Bügel deren Blut heißer ale das der Säugethiere, alſo 

von der Temperatur befohders der höheren Luftfchichten mehr 

verſchieden ift, haben im Allgemeinen auch einen weit längeren 
1. Bandeb 2. Etuck. 5 


v 


82 
Hals oder Luftroͤhre, als dieſe; und unter ihnen tefpiriven wieder 
die Waffervögel gewöhnlich eine Eiltere Luft, bei vielleicht heißes 
tem Blute, als die übrigen. Bei den Waſſervbgeln aber ift 
oft die Luftrͤhre an der Bruft noch doppelt und dreifach ge⸗ 
kruͤmmt, gleihfam als wäre felbft ihr langer Hals nicht lang 
genug zur Erwärmung der feuchtfalten Wafferluft. Unter den 
Säugethieren befisen diejenigen, die durch einen anhaltenden 
fhnellen Lauf ſich öfters erhitzen, für die dann die äußere Lufe 
verhaltnißmäßig kälter wird‘, wie das Pferd, Dromedar, der 
Hirſch u. dgl, einen längeren Hals, als die langſameren oder 
nur durch einzelne Sprünge oder Anlauf ſchnellen Thiere, wie 
3 B. der Bär, der Affe, der Menfch oder das Kagengefchlecht 
und die großen Maſſen, der Elephant, Nashorn, Flußpferd 
u. dgl. find. Ein flüchtiger Windhund hat einen ungleich läris 
geren Hals und felbft fchon einen längeren Weg der Luft durch 
die geſtrecktere Nafenhohle als der träge Pudel, Bei der fel- 
cenen und jedesmal nur in einer verhältnigmäßig geringen, alfo 
Bald erwärmten Menge von Luft beftehenden Refpiration der 
Wallfiſcharten, ift ihres warmen Blutes ungeachtet ihr Hals 
außerordentlich Eurz. Schon gehen bei ihnen von den fonft 
beftändigen fieben Halswirbeln der Säugethiere einige durch 
Zufammenwachfen mehrerer in einen gleichfam verloren. Noch 
Fürzer ift Bei den meiften Amphibien der Hals, deren Ealtes 
Blut nur wenige Brade von dem umgebenden Medio in Hinz 
fiht der Temperatur verfihieden ift. Bei dem nicht meht Luft 
fondern nur fuftvolles Waffer refpirivenden kalten Fifchen fehlt 
er endlich gänzlich. Ihre Lungen find ſchon am Ende des. 
Kopfes und beinahe ganz dem umgebenden durd) den nahen 
Mund eindringenden Waſſer bloßgelegt; das freilich als ſchwerere 
Fluͤſſigkeit mehr fremde Theile als die leichtere Luft ſchwebend 


HM; 


„ erhält, und weniger alfo geſchickt zw fein ſcheint ohne öfters 


Verſtopfung bevvorzubtingen, durch enge Roͤhren zu dringen, 
Bevor es zu den eigentlichen Merkzengen des Athmens gelangte, 
alfo leichter und in größerer Menge auf einmal durch‘ den 


Wweiten Mund eintritt. 


Mir dem Halfe fehlt die Luftroͤhre, oder mit diefer jener; 
Die Lungen ber Fifche find fogar innerhalb des ausgebreiteten 


, Kehlkopfes, mit Zuruͤcklaſſung der Schulterfnochen und oberen 


Extremitaͤten am Trunkus, in den hinteren feitlichen und untes 
ron Theil der Mundhöhle hinaufgezogen. Sie find auf verz 
knocherten Luftroͤhrenaͤſten beveftige, die ſchon bei den GStuge: 
thieren wie die Luftroͤhre ſeldſt an ihrer hinteren Seite mit 
einer bloßen Membran zu HalbEnorpelicheen Röbren zugeſchloſſen 
erſcheinen; bier bei den Fifchen aber wie der Larynx ruͤckwaͤrts 
vollends ganz offen, einfach) und bloß einzelne rippenaͤhnlich 
gebogene Enöcherne Streifen find, auf denen nach"außen zu 
die Lungen in wenigen ganz voneinandetgetreniten Lappen zer 
theilt, als blätterigte nicht mehr aus Zellen fondern auch eig 


beftehenden Kiemen ſitzen. 


Mir den Lungen ſcheint ihre vordere Bedeckung, jedoch 


ohne mie jenen Gemeinſchaft zu haben, nämlich die Ripvens 
knorpel und ein Theil des Bruſtbeines, gleichfalls an die untere 


Seite des Kopfes heraufgezogen worden zu ſein, und erſtere 


die knorpelichten Strahlen der Kiemenhaut, letzteres den klei— 


nen ungepaarten Knorpel zu bilden, der in der Mitte zwiſchen 


jener unteren Extremitaͤten nach hinten zu geht. Der knoͤcherne 
Sheil der Rippen blieb mit denn Rückgrat verbunden am Truns 
Es zurück. Auch bei dem jüngeren menſchlichen Embrio iſt 

ber ſchwerdfoͤrmige Knorpel deutlich nichts anders, als ein paar 


(don ausgedruͤckter Nippenknorpel, die halbgekrumt ſeitwaͤrts 
82 


54 

fih biegen, und durch einen großen Zwiſchenraum von dem 
knoͤchernen Theil ihrer Rippen, nämlich den kuͤnftigen, unter— 
fen ,. freien. falſchen Rippen getrennt find. Nur die Wuͤrkung 
der. anfangs) durch die ungeheure Mabelöffnung auf die Seite 
gebogenen, geraden Bauchmuskeln ſcheint nad) und nach jenes 
Kippenfnorpelpaar in die gerohnliche Form des fchwerdtfärmis 
gen Knorpels bei erwachſenen Menfchen zu vereinigen. Schon, 
beim Menfchen find ferner die-unteren am Rückgrat beveftigten, 
Falfchen Rippen, ihrer ungleich mehrere aber bei den Schlans 
gen, mit ihren vorderen Enden frei, und eigentlich mehr zur 
Bedeckung der Baucheingeweide, wie beiden Fiſchen, als der, 
des Thorax durch ihre Lage beſtimmt. Wie bei den Säuge: 
thieren ſchon die Nippenfnorpel zahlreicher. ſind, als die Ab: 
theilungen der Lungen, fo find auch bei den Fiſchen gewoͤhnlich 
der. Kiemenblaͤtter weniger, als der knorplichten Strahlen der 
Kiemenhaut. ! 

Durch diefes Lostrennen des vorderen Theils des Thorar 
und der Lungen, und. das Heraußziehen derfelben in den hinter 
ren Theil der Mundhöhle koͤnnte die Kiemenöffnung entftanden 
zu fein ſcheinen, durch welche auf jeder Seite zwifchen dem 
Kopfe und dem Rumpfe das eingeathmete Waffer wieder herauss 
geftoßen wird, und die, ausgenommen einen fchmalen  Streis, 
fen in der Mitte des unteren Nandes der Fiſche, unten den 
Kopf derfelben beinahe ganz bis gegen den Naden hin von 
dem übrigen Rumpfe lostrennt. Bei den meiften chondropte- 
zygüs ſcheint noch uͤberdieß and) jeder Zwiſchenraum zwiſchen 
den ehemaligen Rippenknorpeln geſpalten, und ſo nicht eine 
ſondern mehrere Oeffnungen zum Ausathmen entſtanden zu 
ſein, waͤhrend zugleich die Kiemen mit ihren aͤußeren Raͤndern 
an bie Zwiſchenraͤume zwiſchen den Oeffnungen anwuchſen. 


85 

Bei der Scholle Hingegen, wie bei den meiſten anderen 
Fiſchen bildet die hintere Parthie des Unterfiefers, befonders 
“aber die dem processus coronoideus analoge Platte, in Ver— 
Bindung mit der halbEnschernen halbfnorplichten eigentlichen 
Kiemendeckelplatte, und der durch knorplichte Streifen unter 
fügten Kiemenhaut, die gleichfam den unteren und hinteren 
Hand. diefer Platte bildet, den ganzen Kiemendeckel, der die 
ganze Seite des Gefihts bei den Fiſchkoͤpfen nach hinten zu 
bildet. Der Kiemendeckel feheint bloß» einer Bewegung von 
außen nach innen und umgekehrt fähig zu fein; da der vor—⸗ 
dere Theil des Unterkiefers und der Oberkiefer im Gegentheil 
ſich von oben nad) unten und von unten nach oben zu bewe— 
gen. Wenn der auf die oben befchriebene Art ſich zuruͤckzie⸗ 
Hende fliegende Mund einen biffen Waſſer rückwärts: in die 
Mundhoͤhle ſtoßt, fo müflen nothwendig, wenn der Schlund 
den Durchgang nicht erlaubt, feitwwärts und nach hinten zu die 
Wangen dadurch aufgetrieben, alfo die Kiemendedel und ihre 
am unteren Rand derfelben befindliche Haut von den Seiten 
des Kopfes entfernt werden. Die hinter den Kiemendeckeln 
fiegende Lungen oder Kiemen werden zugleih in dem neu at: 
Eommenden Waſſer entwickelt. , Sm nächften Augenblick ziehen 
ſtarke von dem unteren Kiel und den Seiten des Hirnſchaͤdels 
kommende Muskeln, deren genauere Beſchreibung fo wenig als 
die des Nerven: und Gefäßfyftems der Raum hier! geftattet 
die Kiemendeckel bei immer noch gefchloffenen Munde tvieder 


an die Seiten des Kopfes an, und fo wird das Waffer zwi— 


ſchen den Lungen hindurch wieder durch die Kiemendffnung 
hinausgeprefit, feines refpivablen Theile, wie) fo viele, befannte 
Erfahrungen zeigen, in diefem kurzen Durchgange zum Theil 
wenigſtens beraubt. Seht ſtreckt der ſich öffnende Mund fich 


86 


wieder vorwärts, um mit einem neuen Theile Waſſer das naͤm⸗ 
liche wieder vorzunehmen, \ 

Wie bier das Waſſer nicht eingeſogen, fondern hinabges 
druckt wird, fo wird fchon kei den Amphibien die Luft, ver« 
mutblich duch Deffnen und Schließen des Kehlfopfes und der 
Nafenöfnungen, und wahrfiheinlich zugleich durch, Mitwirfung- 
des hinteren Theils der Mundhöhle im eigentlichen Verſtande 
in die Lungen niedergeſchluckt; denn bei Oeffnungen lebendiger 
Thiere aus diefer Kaffe ift leicht zu bemerken, daß die Lunge 
nicht, wie bei den Saͤugethieren, deren Larynx nie durch eigene 
Kraft vielleicht einige glires 3. B. dag Eichhorn, vielleicht quch 
die Fledermans ausgenommen, gefchloffen werden fann, fonleich 
zufammenfallen, wenn die Bruftyähle genffnet wird; ſondern 
daß fie ſogar oft erft nach der Deffnung des Körpers ſich aufs 
blafen, Auch bei den Vögeln, deren Keblfopf oben, wie bet 
den Amphibien und. wie zum Theil bei.jenen kleinen Saͤuge— 
thieren, nun eine langlichte Ritze zeigt, ſcheint wenigftens das 
Athmen durch eine ſolche die Luft niederdrückende Bewegung 
unterftüßt zu werden; wie koͤnnten den fonft ihre Luftſicke im 
Bouche fih füllen, wenn bloß durch vorausgehende Erweites 
tung, des Thorar, wie bei den Gäugethieren, Luft eingefogen 
wide durch im Körper entftehendes Vakuum? Daher fehlt 
allen dieſen Thieren gleid fam der Stempel dev einfaugenden 
Nefpirationepumze, namlich das muskuloſe geronläte BIRUN 
det Saͤugethiere. 

Wichtig ſcheint die Allgemeinheit einer abwechſelnden ſtar⸗ 
fen Reſpirationsbewegung, die durch alle jene Thierklaſſen 
hindurch, die Orga ıe hiezu mochten fo verfhieden fein als fie 
wolften,, fo auffallend if, Selbſt die Inſekten, wie die größes 
ven Heuſchrecken bei genauer Betrachtung, oder wenn fie in 


87 
Waſſer geworfen werden, am beutlichften zeigen, atmen vallig 
wie die rorhblütigen Thiere durch abwechfelndes Einlaffen des 
zu refpirirenden Mediums in den Körper und durch wieder 
darauf folgendes Herausſtoßen deffelbigen. Ihr Unterleib. be 
wegt ſich durch wechfelweifes Entfernen und wieder Annähern 
feiner horyartigen Ringe gerade wie der Thorar der Säuge- 
thiere durch Aufheben und Senfen feiner Rippen. Das Abs 


domen nicht der Thorar wie bei den höheren Thieren, oder 


wie der Kopf bei den Fifchen, wurde bei den Inſekten das 
atbemhohlende Organ, und deßwegen vielleicht find faft bei 
allen, die der ganzen Klaffe den Namen gebende Einfchnitte 
deffelben. Auch die Schlangen näheren ſich nicht nur duch 
ihre unzählige Nippen längft des Abdomens, in dem faft der 
ganzen Länge nach auch die Lungen. fich ausdehnen, fondern 
zum Theil felbft dur die Äußeren Bauchſchilder diefer. Ein— 
tihtung der Inſekten. 

Die nächte Würfung diefer auch bei den meiften Würmern 
vorfonimenden, beinahe allgemeinen, abwechfelnden Preffung 
bei dem Athmen geht wohl auf den Orydationsprozeß in ben 
Lungen felbft, die zweite nicht minder wichtige ſcheint die ab- 
fondernden Eingeweide zu treffen. Wo die Natur, wie 3. B. 


bei dem Hirne des Menfchen und der Säugethiere mit Sorg- 


falt durch häufige Krümmungen der großen Arterien, durch 


ein rete mirabile, durch beftändiges Zeräfteln des ganzen Ap- 


u 


parats von Schlagadern auf der: pia mater ehe es ihren fein⸗ 
ſten Aften nur erlaubt wird, in das innere des Hirns zu drine 
sen, den Pulsfchlag der Arterien zu ſchwaͤchen und zuletzt 


ganz aufzuheben bemüht ift, da fcheint fie auf der anderen 


Seite eben fo forgfältig bemüht ‘zu fein, mittelbar wenigſtens 
dieſes Eingemweide dem abmwechfelnden Druc der Nefpiration zu 


83 


unterwerfen. Bekanntlich ſchwillt das Hirn auf und ſinkt 


wieder mit dem Aus: und Einathmen. Dazu dient der. freie 
gerade Weg aus dem bald freier bald weniger frei fich ent« 
‚leerenden rechten Herzvorhof durch die weiten inneren Dreffek 
adern, ferner die hier größere Schwierigkeit, (Cnicht wie man 
gewoͤhnlich glaubt Leichtigkeit,) des Nückfluſſes des Dluts aus 
dem Hirn; deſſen Venen alle gerade in der entgegengefekten 
Richtung gegen die Dlutbehälter der harten Hirnhaut ſich zies 
hen, in welcher denn im diefen felbit das Blue wieder rückwärts 
fliegt. So läuft auch dag Adergeflecht der feitlihen Hirnhöh⸗ 
len beinahe gerade im der nämlichen Richtung im. dritten Ven— 
trifel wieder zuriick, auf welchen es in den beiden feitlichen 
vorwärts fich gezogen hatte. Ferner find nicht die eigentlichen 
Hienvenen, fondern die außerhalb des Hirns liegenden Sinus 
durch zelligte in ihrer Höhle fich befindende und gewiß auch 


dem fchnellen Lauf des Bluts ſich entgenenfegende Bafern und > 


zum Theit durch Knochenkanale, bauptfächlih Erim Aussang 
vor Meberfüllung geſichert. Koͤnnen aber bei gebindertem Nucs 
fluß des Bluts diefe Blutbehälter der harten Hirnhaut nicht 
nachgeben, fo muͤſſen diefes nothwendig rüchvärts bie venofen 
Gefaße des Hirus felbft thun. . 

Wie nun bei den höheren Thieren die Natur durch bes 
fondere Einrichtungen aud) das entfernte volllommenere Hirn 
der wechfelweifen Preffung und Erſchlaffung der athmenden 
Bewegung unterwarf, während fie andere chen fo wichtige 
Theile, wie die. anfangs in der Bauchhoͤhle gebildete Hoden 
eben fo forgfältig beiden meilten höheren Thieren diefen abs 
wechfelnden Druck entzog, indem fie fie aufferhalb der Bauch⸗ 
hoͤhle fandte, Croabrfcheinlich um dadurd) und durch mehrere 
Entziehung von Wärme und, Verlängerung der nicht in eben 


89 

dem DVerhältniffe auch weiter gewordenen Gefäße, ihre leicht 
erſchoͤpfende Sekretion einzufchränfen,) fo feheint bei den mit ders 
Kopfe reſpirirenden Fifhen im Gegentheile jedes Eingeroeide 
des Rumpfes nur mittelbar durch ähnlichen abwechſelnd größe: 
ren und Heincren Audrang von Blut Theil an jener Exrſchüt— 
gerung zu nehmen. Dei den Fifchen geht nicht wie bei den 
ebenfalls kaltblůtigen Amphibien nur ein Af der Horte auf 
jeder Seite zu den Lungen, während der übrige Theil im 
Rumpfe ſich aussheilt, der Sei diefen durcy die Bewegung des 
Athmens felbft erſchuͤttert wird, fondern Die Aorte vercheilt 
fich bei den Fiſchen vorher ganz in die Kiemen, ehe fie aus. 
ihren einzelnen Eleinen Aeften wieder gefammeit zur Schlag 
aber des Numpfes wird. Wuͤrde dans aus den, Kiemen d 

Fiſche zuruͤckkehrende oxydirte Blut erſt durch Huͤlfe ein 

linken Herzventrikels, wie bei den Saͤugethieren im Koͤrpe 
vertheilt, ſo wuͤrde vothwendig jener Einfluß der athmenden 
Bewegung auf die nicht unmittelbar bewegten Eingeweide 
unterbrochen, was weder bei deu mis dem Numpfe gthmenden, 
Saugethieren nody den Vögeln der Fall iſt. In den Iamphis 
bien hätte bei ihrem Athmen eben fo: wenig, als Lei den 
Saugethieren eine linfe Herzhoͤhle den mechanifchen Einfluß der 
Refpiration aufgehoben, aber fie follten nur einen Eleinen, keine 


eigene Herzhöhle verdienenden Theil, nicht ihre ganze Dluts 
maſſe der ftar£er oridirenden Luft ausfeken, was warmblütigen 


Süugethieven uud Vögeln, und bei dem wenig opidirenden 
Bafler den Fiſchen im Gegentheile wothieendig. war, daher 


haben fie weder die Einrichtung der Säugethiere noch der 


Fiſche. Ich erinnere nur nod), daß beinahe alle abſondernde 


Übrige Drüfen im Menfchen, die nicht wie die anderen. der 


Sexwegung des Athmens unterworfen find, 3. €, die Speichel 


99 
druͤſen, die Drüfen des Gelenkſaſts, die groͤßeren lymphatiſchen 
Druͤſen, die Thraͤnendruͤſen, in der Nähe von Gelenken ent 
weder gelagert ſind, oder an Orten wo eine anderwaͤrtige 
aͤußere Bewegung jenen Mangel erſetzt. 

Die mechaniſche Bewegung bei dem Athmen ſcheint alſo 
nad dieſen Beiſpielen von der groͤßeſten Wichtigkeit für die 
ganze thierifche Dekonomie zu fein. Sch Eehre nun zuruͤck zue 
einzefnen Befchreibung der Organe, wodurch diefe wichtige 
Bewegung bei der Scholle beiwerfftelliget wird. Die eigentliche 
Matte des Kiemendecels befteht aus mehreren fnorplichten in 
einer Ebene nebeneinanderliegenden, und durch eine fefte Mem⸗ 
bran miteinander verbundenen Scheiben, wovon die vordere 
einen der Länge nad) ‚gehenden Enochigten Streifen zeigt, die 
hintere oben einen Enöchernen Gelenkanſatz beſitzt, der ausges 
hoͤhlt ift, und mit dem, dem processus condyloideus analogen 
Knochen des Unterkiefers ſich durch ein wahres Gelenk und 

ſtarke Ligamente verbindet, mittelbar auch die Stelle, wo der 
ganze Kiemendeckel fefter und mit dem Kopfe vereiniget- ift. 
Außerdem aber) vereinigen quch die untere vordere Ertremität 
der eigentlichen Kiemendecelpfatte fehr ftarfe Bänder mit-dem 
charnieraͤhnlichen Gelenke zwiſchen der yorderen und hinteren 
Portign des Unterkiefers, welches Gelenk befonders nach bins 
gen zu noch mit anderen ihm eigenen Ligamenten verwahrt ift. 
Die eigentliche Kiemendeckelplatte ift alfo an beiden Enden ar 
dent bintesen Theile des Unterkiefers beveftiget, fie nähert fich 
auch in ihrer Figur: fehe dem Theile defjelben, der dem pro- 
cessus coronoideus analog iſt, fie liege in einer Ebene mit 
ihm, it durch eben die ſtarke aponevrotifche Haut zugleich mit 
ihm überzogen, und. es bildet, wie ſchon oben gefagt wurde, 
wicht bloß fie, fondern auch jener Theil des Kiefers mit dem 


or 
processus eoronoldeus nämlich mit den ganzen Kiemendeckel. 
Dieſe Platte macht nur ſeinen freien Theil und hinteren Rand 
aus, Den unteren Rand des ganzen Kiemendeckels bildet, wie 
ebenfalls oben fchon beruͤhrt wurde, die Kiemenhaut mit ihren 
Knorpeln. Das ganze Syftem von Kiefer und Kiemenfnochen 


uͤberzieht überhaupt Außerlih genan eine fefte aponevrotifche, 


wie eg mir ſchien, an einzelnen Stellen mit Muskelfafern 
verſehene Haut, die vorn bloß den — und hinten die große 
Kiemenbffnung frei läßt. 

Das Zungenbein verurfacht außer den angeführten noch 
eine zweite Verbindung der eigentlichen Kiemendeckelplatte mit 
dem hinteren Theile des Unterkiefer. Sein Eleines ſeitliches 
Horn, das bei manchen Säugethieren, z. B. beim Schaafe, 
Igel, durch dazwiſcheuliegende Knochenkerne mit der Spike 
des griffelformigen Fortfakes oder feiner Baſis ſich verbinden, 
und fomit um den Anfang des Schlundes und Luftröhrenkopfes 
einen gefchloffenen Enschernen Ring mit Huͤlfe der Bafis des 
Hirnfchädels und des Mittelſtuͤckes des ZungenBeines bildet, 
freigt Hier als ein mit dem eigentlichen großen Korn des Zuns 
genbeines zufammenhängendes länglichtes Beinchen in die Höhe, 
lege ſich feft feiner Laͤnge nach an die innere Seite der Kie— 


wendeckelplatte und endiget ſich an der Mitte der inneren Seite 
des processus coronoideus etwas gegen den hinteren Rand, 
von diefem zu, wo feine Inſertion durch Ligamente ges 


ſichert ift. 
Das Mittelſtück des Zungenbeines der Scholle iſt nicht 


wie bei den Saͤugethieren ein einzelner in die Queere liegender 
RKnochenkern, ſondern eine Reihe von vier der Länge nad) hin⸗ 


tereinander, wie bei dem Zungenbeine der Voͤgel gelagerten 
Knochenſtücke, die miteinander verbunden find, Die Spitze 


92 
dieſes gegfiederten Zungenbeines iſt frei, fein hinteres Ende träge. f 
die beiden oben ſchon beichriebenen unteren Gaumenfnochen, 
die mie Zähnen befegt find. Von der unteren Fläche des Zums 
genbeines geht ein ſtarkes Ligament gegen den Rumpf bin an 
die Spike des vorn die Bruſt fchliegenden Knochens. Diefes 
Ligament beveftiget alfo zugleic, das ganze zufammenhängende -, 
Syſtem dev Mundhöhle und der Kiemen an den Rumpf, und 
zwar dort, wo ein ſchmaler Hautſtreife unten die beiden Kie— 
‚mendffnungen voneinander trennt, 

Das größere Horn des Zungenbeines, das wie das Mittels 
fück ebenfalls aus mehreren einzelnen Knochenkerne zufammens 
gefent tft, und mit welchem jenes £leinere aufiteigende fich vers 
bindet, beveftiget fich vorn auf jeder Seite des mittleren Zun- ‘ 
genbeines, ebenfalls unter der Form eines langlichten Knochens, 
Es traͤgt diefes feitliche Zungenbein an feinem Nande die Kurs 
pel der Kiemenhaut, die nach hinten zu ſich Biegen und in dem 
ande der Kiemenhaut, oder dem häufigen unteren Nande 
des Kiemendecels mit ihrem anderen Ende ſich verlieren, 
Außer dem ungepaarten unten zwifchen ihnen liegendem oben 
fihon angeführten Eleinem Knorpel, der gerade nach hinten zu 
geht und aus zwei Wurzeln zuſammenfließt, hat die Scholle 
auf jeder Seite fehe Kuorpelfitablen der Kiemenhaut. Es ift 
merkwürdig, daß die meiſten Fifchgefchlehte auf jeder Seite 
fieben Knorpelſtrahlen, gerade alfo fo viel,.ats der Menfch wahre 
Rippen befist, haben; beinahe eben fo viel andere Fifcharten 
befißen fehs Strahlen, alfo nur einen weniger, derer aber, die 
mehr oder weniger haben, ifk eine unendlich Eleinere Auzahh 
als jener. | 

Hinter den feitlichen hier beſchriebenen Hoͤrnern des Zune 
genbeines heveftigen ſich an das gegliederte, Mittelſtuͤck deffelben 


93 

auf jeder Seite nun bie vier rippenäßnliche verfnächerte Bron— 
chien felbft, welche die Kiemen tragen, die eben fo frei von! 
jeder Anhängung an dem Kiemendeckel find, als die Lungen det 
Säugethiere frei im Thorax. Dieſe Kiemenfnochen biegen fich 
gekrümmt nach hinten und aufwärts. Jede ihrer beiden Er: 
tremitäten beficht aus einem eigenen Knochenkern. Die unter 
ten Enden find durch ein beivegliches Gelenk mit dem Zungen⸗ 
beine verbunden. Die oberen beveftigen ſich am Ende mit! 
einem Fnorplichten Ligament an den Rand der oben ſchon be: 
fhriebenen oberen Gaumenknochen. Außer diefen Ligamenten 
iſt jedes obere Ende dieſer Kiemenknochen noch durch ein kur— 
zes feitliches Ligament an das; Ende des benachbarten Kiemen—⸗ 
Enochens beveſtiget. Hebt ſich alfo der erſte auf, fo folgen 
ohne noch die: eigenthämlichen Musfeln derfelben zu rechnen 
ſchon dadurh die anderen nach und nad) gleichfalls. Jedes 
hintere Ende des unteren mit Zähnen befeßten Gaumenkno— 
chens, ober der zmweigefpaltenen hinteren Spitze des Mittels 
fiüces des Zungenbeines, hat wie diefe Bronchien ebenfalls 
‚eine Verbindung mit dem oberen Gaumenknochen. 


Die Verbindung des Kopfes der Scholfe mit dem anfan« 
genden Nüdgrat it fefter, als die Verbindung der einzelnen 
Wirbel unter ſich. Ueberhaupt ſcheint bei den Fifchen die. 
Beweglichkeit des Körpers gleichfoͤrmig mit der Entfernung vom 
Kopfe zuzunehmen, Auch bei manchen Amphibien, wie bei 
den Eideren und Schlangen ſcheint der Hals weniger beweglich! 
zu fein, als das Ende des Rumpfes und der Schwanz, Bei 
den höheren Thierklaſſen find beide Ertreme des Körpers gleich 
beweglich, bei einigen Affen und dem Menfehen ift der Kopf 
allein. beweglich, das Schtoanzbein einer wilfürlichen Berves 


94 

gung unfaͤhig und faſt ganz verſchwunden. Der gehßefte Theil 
des Koͤrpers der meiſten Fiſche iſt der Schwanz, bei vielen 
Amphibien iſt er noch das nur allmaͤhlig verengerte Ende des 
Trunkus, bei den Säugethieren und Voͤgeln ein ſchwacher 
Anhang, beim Menſchen fehlt er ganz. Der unvollkommene 
menſchliche Embrio hat ein frei hervorſtehendes Schwanzbein, 
aber noch keinen freien Hals, Wie dieſer ſich bei ihm ent ⸗ 
wickelt, zieht jenes ſich zuruͤck. 

Das hintere Ende der Gehirnkapfel der Scholle iſt durch 


die runde Oeffnung für das Ruͤckenmark durchbohrt; unter 


dieſer Oeffnung iſt eine Gelenksflaͤche fuͤr den erſten Wirbel, 
mit einer ausgehöhlten rundlichten Grube, deren Oberflaͤche 
konzentriſche Ringe zeigt. Auf jeder Seite etwas nach oben zu 
iſt eine zweite kleinere Artikulationserhabenheit, deren ebenfalls 
ausgehöhlte Fläche abwaͤrts ſieht, da die Fläche der erſten 
größeren Gelenkflaͤche gerade nach hinten geht; Bei den Vo⸗— 
geln ſchon find bekanntlich die beiden Gelenkhuͤgel, die am 
Hinterhaupte dev Säugethiere find, in einen einzigen unter 
dem großen Hinterhauptsioche ‚gelegenen größeren Gelenkhuͤgel 
vereinigt. Eigentlich dreht fich auch der Kopf der Säugethiere 
und des Menfchen mit feinem erſten Halswirbel blog um den 
zahnfoͤrmigen Fortfag des zweiten, wie um eine feltitehende 
Are; die faft ringsum eine Gelenkflaͤche, hinten nämlich eine 
wahre glatte mit. Gelenffchmiere verfehene, mit der imeren 
Seite des ſehr ſtarken Enorplichten Dueerligamentes bes erſten 


Wirbelbeines artifulirende, Fläche hat, vorwaͤrts den'befannten 


überknorpelten auf der inneren Fläche des erften Halswirbel⸗ 
beines glitſchenden glatten Theil zeigt. In diefer Kinficht ſchon 
iſt die Kopfverbindung der Säugethiere nicht ohme Analogie 
mis der der niedrigen Thierklafen. Bei einem Menfhenfchäs 


95 

dei fahe ich einft die Spitze biefes zahnformigen Fortfakes;, die 
ohnehin am Hinterhauptsbeine durch ftarfe Ligamente beveſtiget 
ift, höher als gewohnlich Hervorragen, und an dem’ votderen 
Rande des Hinterhauptslöchs zwifchen den beiden Gelenkhuͤgeln 
eine Fleine gleichfam aufgefhwellene oder vielmehr auf einen 
breiten Eleinen Huͤgel flach eingegtabene Gelenkflaͤche. Die 
außerordentlihe Schwere diefes halbkretinenartigen Schaͤdels 
ſchien durch Niederſenken auf der Wirhelfäufe dieſe Abweichung 
hervorgebracht zu haben, die nun noch mehr der Artikulation 
der Fiſche ſich näherte, 

Die Verbindungen der Wirbel unter ſich ſowohl, als die 
des Kopfes mit ihnen geſchehen bei den Fiſchen vorzüglich ver⸗ 
mittelſt ſchleimigter halbknorplichter Kugeln, die in den aus⸗ 
gehoͤhlten Beruͤhrungsflaͤchen zweier Wirbelbeine liegen. Eine 
Einrichtung, die bei den Fiſchen auch bei dem Gelenke des 
Uniterkiefers mit dem Schädel, bei der Verbindung ihres Hins 
teren Beckenknochenreſtes mit der Wirbelfäule vorkommt. Auch 
bei dem Menfchen und den Säugethieren füllt eine ähnliche 
nur plattgedräcdte Mafje den Zwifchenraum zwiſchen zwei Kir: 

pern der Wirbelbeine aus, und ein Zwifchenfnorpel liegt auch 
bei ihrer zwiſchen dem Unterkiefer und dem Schläfenbeine, tie 
zroifchen feinem heiligen Beine und den übrigen Beckenknochen. 
Er hat einen Ziwifchenfnorpel im Kniegelenke und am Bruft: 
gelenfe des Schlüffelbeines wie die Zwiſchenknorpelſcheibchen 
find, die an den Oberkieferaclenke der Fifhe vorkommen, Alſo 
auch die feſtweichen Theile, wie die Knochen felbft Haben dutch 
ale höhere Thierklaffen durch einerlei Hauptform. Auf dee 
anderen Seite zeigen auch die Fifche 5. B. bei der Verbindung 
de vorderen Teils des Unrerkiefers mit dem hinteren, teine 


Gelenke, tie bei dem höheren Thieren der groͤßeſte Theil der 


96 


Artikulationen IE, wo harte Knochenenden mit Knorpel über: 
zogen miteinander artifuliven, 

Zwei Reihen von bei der gewöhnlichen Lage ſenkrechten 
fatıgen und dünnen Fortfägen der Wirbelſaͤule, geben den Fifchen 
ihre gewöhnliche von den Seiten zuſammengedruͤckte Geftalt,, 
weil die Muskeln des Körpers nach diefen Fortſaͤtzen ſich rich⸗ 
ten. Die eine Neihe derfelben bilden die gewöhnlichen Dotn: 
forefäße des Ruͤckgrats; die entgegenftehende Neihe befteht aus 
aͤhulichen Fortfigen an der Bauchfeite der Körper der hinteren 
Wirbelknochen. Schon bei einer Art Affen, dann bei mehreren 
Nägethieren, z. B. dev Ratte und der Hausmans, bei dem Lies 
feb, bei dem Iltis, bei.dem Igel, ferner nach Kulmus, Steller 
und Tyſon, bei der Phoca, dem Manati, dem Delphinus zeis 
gen ſich unten auf den Zmifchenfnorpeln der freien Schwanz⸗ 
wirbel, verfchiedehtlich geftaltere Eleine den Dornfortfäßen auf 
dem Rüden analoge Knochen, mit einer ebenfalls geſpaltenen 
Wurzel, Durch die Reihe diefer ihrer Wurzelöffnungen lauft 
unten ein Kanal laͤngſt den Wirbel, der Blutgefäße enthalt, 
wie auf der oberen Seite des Körpers der Wirbelbeine der 
Kanal für das Ruͤckenmark durch die Neihe der hohlen Bogen, 
die die gefpaltenen Wurzeln des Dornfortfages bilden, lauft. 
Bei der Scholle fängt die Reihe diefer, fait fo langen Bauch: 
forfäße, als die Dornfortfäße des Ruͤckens find, ebenfalls erſt 
wie bei den Säugethieren am Ende der ıhier fehr Kleinen 
Bauchhöple an. Ein langer zugefpigter gerader Fortſatz, der 
auf feiner vorderen Seite der Länge nach rinnenfrmig aus— 
gehöhlt iſt, fließt. am Körper feines Wirbelbeines deutlich aus 
zwei mit jenem verwachſenen Wurzeln zufammen, die eine 
Deffnung zwiſchen ſich laſſen. Jedes folgende Wirbelbein ſchickt 
einen aͤhnlichen Fortſatz gegen den unteren Rand des Koͤrpers 


97 _ 


zu aus, doch ’ift hier gleich der zweite diefer Fortſaͤtze weit 
ſchmaͤler „und: Eleiner, als. jener erſte, und hat feine. deutliche 
Deffnung an feiner Wurzel mehr. So wie die Wirbelbeine 
gegen den Schwanz zu felbft an’ Größe abnehmen, nimmt 
auch die Größe diefer Bouchfortfäke ab. Beide Seiten nun 
des doppelten großen Beinfammes, der durch die Reihen der 
Dornfortfäge gegen den Nücken hin, durch die Bauchfortſaͤtze 
gegen den Bauchrand hin gebildet wird, bedecken zwei große 
Lagen von Ruͤckgratsmuskeln. Jede Lage erfcheint dort, 100 
zwiſchen den Rücken und Bauchfortfären die Neihe der Queer⸗ 
fortfaße auf jeder Seite ‚herablaufen follte, und wo äußerlich 
bei den Fifchen die Seitenlinie ſich zeigt, als; in eine abgefone 
derte Musfelparthie für den Ruͤckenrand und eine fuͤr den 
Bauchrand, wieder getrennt, Wie bei dem Menfchen und den 
Säugethieren die Nacken» and Nücenmuskel auf jeder. Seite 
eine aus vielen Eleinen einzelnen’ ineinanderverflochtenen queer⸗ 
gehenden Muskelparthien beftehende laͤnglichte Fleiſchſaͤule bil— 
den, was am deutlichſten der multifidus spinae zeigt; ſo beſteht 
auch bei den Fiſchen die Muskelmaſſe des Ruͤckens und des 
den groͤßeſten Theil des Körpers. bildenden Schwanzes aus 
einer Verſammlung einzelner ſchief gelagerter kurzer Muskeln. 
Der naͤmliche Grund, Mannigfaltigkeit nämlich, der vielen 
unter fi beweglichen Inſertionspunkte in der. gegliederte 


Säule des Ruͤckgrats bringt in beiden Fällen die Ähnliche aus 


gezeichnete Muskelſtruktur hervor, Auch die Fifche befigen viele 
andere langfaferigte den Muskeln der Eptremitäten der höheren 
Thiere ähnliche Muskeln$- aber bei weitem überwiegt bei ihnen 
jene zufammengefegte im Großen in die Queere, nicht in die 
Länge theilbare Struktur ihrer Muskelmaffe, teil bei ihnen 


fſaſt der ganze Körper nur Ruͤckgrat iſt, 


1. Bandes 2, Et, G 


⁊ 


98 


"Die Außerft kleine Bauchhöhle der Scholle Tchließt nun ein - - 


weiriffenes Syſtem von Beckenknochen. Der vordere aus den 


ungenannten Deinen beftehende Theil, der die unteren Errre 
mitaͤten trägt, wurde hier losgetreunt und bis an das Knochens 
ſyſtem der vorderen Extremitaten an den ehemaligen Thorag 
hinaufgeruͤckt. Ein anderer Theil der Beckenknochen blieb 
unten zuriick, aͤhnlich dem heiligen und Schwanzbeine beim 
Menſchen, wenn nicht bei den Fifhen die ganze MWirbelfäule 
fih noch weit fiber die geringe Bauchhöhle hinaus mit ihrem 
Naͤckeumark erſtreckte. In wie fern alfo jener Theil des Fiſch— 
feelets mit dem Haupttypus der thieriſchen Bildung übereins 
ſtimme, müßten erft mehrere Mittelglieder an verwandten Thiers 
arten zeigen. Diefer untere oder hintere Theil’ des Beckeus, 
zwiſchen welchem und‘ den vorderen die unteren Extremitaͤten 
tragenden Beckerknochen der After fich oͤffnet, und überhaupt 
ber freie Rand der Bauchhoͤhle ift, befteht aus einem larigen 
ſchmalen gefrümmiten Knochen, der in der rinnenfoͤrmigen Auge 
hoͤhlung des erſten Bauchfortſatzes der Wirbelbeine liege, ‚mit 
feinem einen verfchmälerten: Ende vermittelft eines "weichen 
Halbeniorpfichten Eleinen Kopfes mit dem Körper feines Mir 
belbeines artikulirt und mit feinem anderen ſpitzigen Ende, dag 
vom einer härteren durchfichtigeren Subſtanz als der übrige 


faſerigte Körper diefes Knochens iſt, am Banchrande eine ee 


habene beinahe durch die Haut -von der Afterfloffe hervor⸗ 
ſtechende Spitze bildet. 


a 


Die von beiden Seiten zuſammengedruͤckte Bauchhoͤhle der 


Scholle ſchließt alſo nach Hinten zu Fein breiter Boden, ſondern 


ein erhabener in ihre Höhlung 'hereinftehender Knochenrand. 
Daher erſtreckt fich jene anf beiden Seiten. diefes Knochens 


99 


unter der Form einer zuſammengedruckten Vertiefung noch 
etwas weiter nach hinten zu. 

Weder die Ruͤcken- noch die Aftetfloffe hängt durch Ger 
lenfe mit dem übrigen Scelet zufammen, wenn gleich zwiſchen 
den Dorn- und Bauchſortſaͤtzen der Wirbel kleine knoͤcherne 
Strahlen fuͤr jene Floſſen in das Fleiſch eingeſchohen ſind. 
Eben ſo wenig iſt dieſes mit der Schwanzfloſſe der Fall, denn 
das Rückgrat endiget ſich, ehe es an ſie gelangt, und eigent— 

lich bildet nur das aponevrotiſche Ende der weichen Theile des 
Körpers eine Art haͤutige doch beinahe halbknorplichte Länge 
fichte Artikulationsflädhe für fies auf. der fie perpendifular bei 
den meiſten Fischen, horizontal aber bei der auf der Seite lier 
genden Scholle ſtehend, beueftiget ift. Auch der Walfifcharten 
Ruͤckenfloſſe löfet fih mit dem Fleiſche des Ruͤckens ab, und 
ſteht mit dem Seelet -in feinen Sufammenbang; und felbft bei 
den Sepien ift die Randfloſſe ihres Körpers nur wie ein Leber 
zug auf den eigentlichen Numpf beveftiget, und leicht don ihm 
au trennen. So locker fheint das Anhängen neu hinzutreten⸗ 
der Drgane an die Grundlage der thierifchen Bildung zu 
fein. Anderft verhalten, fü fih bei den Fifchen die Bruſtfloſſen, 
bie wahre, wenn gleich unvollEommene, vordere Ertremitäten 
"ober Hände find, Ein zufammengefegter knoͤcherner von bet 
Seiten ſehr zuſammengedruͤckter Bogen traͤgt ſie, und umfaßt 
hinter den Kiemenöffnungen den Anfang des Rumpfes oder der 
ehewmahligen Bruſt, dem Ning Ähnlich, den bei dem Menſchen 
das Bruſtbein, die Schlüſſelbeine und Schulterblätter um das 
ß. Ende des-Halfes bilden, Ein beinahe halbmondformiger Bruft: 
Waen, deſſen vorderes unteres Ende ſchmaͤler als das entge⸗ 
# fetste it, und an welchem durch ein ober fchon beſchrie⸗ 
2 Ligament das Syſtem des Zungenbeines beveſtiget iſt, 
G 2 


109 
ſcheint gleichſam der zuruͤckgebliebene Handgriff des Braftbeines 
zu fein, der bei den höheren Thieren lange Zeit mit dent uͤbri⸗ 
gen bloß durch Knorpel zuſammenhaͤngt, und wo Schluͤſſelbeine 
vorhanden ſind, zu ihrer Beveſtigung vornaͤmlich beſtimmt zu 
ſein ſcheint. Auf jeder Seite verbindet ſich mit ihm durch 
Ligamente und Muskeln ſehr ſtark das platte zugeſpitzte Ende 
eines betraͤchtlichen, dem Schulterblatte analogen und ſeiner 
Form nach rippenaͤhnlichen Knochens, der in der Mitte ſeiner 
etwwas Eenveren aͤußeren Flaͤche eine einfache laͤnglichte Artikula: 
tionsflaͤche für die Bruſtfloſſen zeigt. Selbſt ein der Gräte des 
Schulterblatts der Sängethiere analoger erhabener Beintand, 
der etrcas abwärts umgebeugt iſt, läuft in der Mitte jener 
Außeren Fläche Hin. Das genaue Anliegen am Rumpfe diefes 
Knochens feiner ganzen Länge nach verbietet, ihn für den Ober: 
armknochen, nicht für das Schulterblatt, zu halten. Bei den 
Bruſtfloſſen der Wallfiſche befteht der frei bewegliche und her— 
vorſtehende Theil wicht bloß aus der Hand und dem Vorderarm, 
fondern auch aus dem Oberarmfnochen felbft. Bei dem nody 
unvollkommenen menſchlichen Embrio fcheint die Hand als eine 
Papille Früher hervorzufproffen, als der Arm, der diefe dann 
weiter vorſchiebt. Sch habe Nachricht von einer Mipgebnrt, 
wo der Armıund Schenkel im Körper zurückgeblieben zu fein 
ſchien, und äußerlich nur eine Hand und unterfuß ſich zeigte, 
Bon dem Gelenke der Bruſtfloſſe mit dem Schulterblatte 


geht rückwärts ein dünner Grat queer in die Muskelbedeckung 


der Bauchhönfe, 

Der oben ſchon bemerkte gänzliche Mangel eines Halfes bei 
diefen Fiſſhen bewuͤrkt, daß das obere Ende der Schulterblätter 
nicht wie bei den Säugethieren an den Anfang des Ruͤckens, 
ſondern hier am den Kopf felbft ſich anlegte, Am jeder Seite 


sor 


des hinteren Endes des Hirnſchaͤdels iſt oben eine ſtumpfe Ers 
habenheit für zwei hintereinanderliegende Eleine platte Knochen: 
Rüde, deren Verbindungen nicht ineinandergreiffen, ſondern 
nur platt aufeinanderkiegende Flächen ‘zeigen, vermittelt welcher 
das obere ſchmale Ende der Schulterfnochen mir dem Hirn⸗ 
ſchaͤdel fi verbindet, und fo den knoͤchernen Ning um dem 
Anfang des Rumpfes ſchließt. 

Die Knorpel der Bruft- und Bauchfloffen ftehen in einem’ 
genaueren Verhaͤltniße zum Scelet, als die, wenn gleich eben 
falls auf Eleinen Knochenſtrahlen artikulirende "Strahlen der 
After» Schwanz: und Nücenflofen, und als, die faferigen‘ 
Hörner und Kufe, die Nagel und Spornüberzüge der Vögel 
Bei den höheren Thieren. Die vereinigten Anfange der knorplich⸗ 


> ten Strahler der Bruſtſtoſſen bilden einen ſehr länglichren Kopf, 


fi 


der in der Gelenkheͤhle des Schulterknochens völlig wie ein 
Knoche artikulirt, Vielleicht iſt Bier durch Mehrheit zugleich) 
entffandener Strahlen die Vielfachheit der wiederholten Spals 
tungen bei den Füßen der höheren Thiere erfeßt, wo zB. vom 
dem einfachen Oberarmincchen an bis zu den fünf Finger 
immer nur an einem Gelenfe eine neue Spaltung anfaͤngt. 
Die Enden der Kuorpelſtrahlen der Fifchfloffen ſpalten ſich wie⸗ 
der, dem allgemeinen Bildungsgeſetze auch bei den hoͤheren 
Thierklaſſen analog. Mit Muͤhe ſcheint bei dem Pferde die 
Natur das ſtrahlenfoͤrmige Spalten feiner Füße verhindert zw 
haben, und es allein unter. allen Säugethieren auf einen Zehen 
eingeſchrankt zu haben. Keine Reihe einfacher Knochen geht 
von feinem Schenfelbeine 5. B. bis an den feßten Knochen 
feines hinteren Fußes; fhon bei dem Kniegelenke ſchießt ein 
unvollkommener Reſt einer Fibula aus, hört aber bald wieder 


wit einer freien dünnen Spige nach einem nur Eurzen Laufe 


102 


anf, Um: Gelenke der Fußwurzel mit dem Metatarſus ſpaltet 
ſich wieder die) fortgeſetzte Extremität in drei Mittelfußknochen, 
und doch war nur einer nothwendig um den einzigen Zehen zu 
fragen. Daher bleiben, die beiden anderen auf: jeder Seite zu⸗ 
ruͤck, legen ſich an den mittleren ſtarkeſten an, und endigen 
ſich als dünne unvollkommene Knochenrudimente, nie die Fibula, 
lange bevor -fie das untere Gelenk erreichen, -Das naͤmliche 
iſt bei dem, metacarpus der Fall. Schon bei der phoca ursina 
laͤuft von dem leßten die Nägel tragenden Fingerfnochen, ein, 
norpelichter Fortſatz, ein wahrer Floßfederfirahl noch. weiter 
vorwaͤrts und iſt in eine Schwimmhaut ‚gelegt, Bei den Fi— 
ſchen feinen bloß folche Enorplichte Strahlen fich gebilder, das 
ruͤckwaͤrts bis an die Schulter gehende Kuochengerüfte fich gar 
sticht ‚entwickelt zu haben, Auch der. Manati hat nach Steller 
fhon- eine: wahrengleichfam aus Fifchhein beſtehende gegen ihr , 
Ende zu in Strahlen gefchliste wahre Schtwanzfloffe, 

Mie fat durchaus bei den Säugethieren, wo die Zahi 
der Zehen ungleich iſt, die hinteren Fuͤße ihrer weniger haben, 
als die vorderen, fo zeigen auch faſt bei allen Fiſchen die Bauch— 
floſſen weniger knorplichte Strahlen, als die Bruſtfloſſen. Auch 
die Bauchfloſſen artikuliren, den Bruſtfloſſen aͤhnlich, auf 
Knochen. Zwei laͤnglichte knoͤcherne Lamellen, die der. Länge 
nach mit ihrem inneren Rande ganz genau und ſtark miteinan⸗ 
der verbunden find, und nach vorn zu. mit ihrer gemeinſchaft⸗ 
lichen Mitte in eine fcharfe Spitze auslaufen, dienen bei der 
Scholle den Bauchfloffen, die mit ihnen artikuliren, zur Stüße, 

Diefe Knochen mit ihren Stoffen, die fenft bei den Fiſchen 
gewoͤhnlich der eigentlichen Stelle dev Hinterfüße näher gelagert 
find, find bet der Scholle bis an den hinteren  Noand des 

mittleren Drufifnochens und an die Schulterblaͤtter heraufges 


103 


ruͤckt, und mit dieſen Knochen durch weiche Theile verbunden. 

Eine Erſcheinung, die nach den vielen Beiſpielen von ſchwachem 
Zuſammenhange der einzelnen Theile im Seelette ‚der Fiſche 
nicht. mehr auffallen wird, als jo Bee andere in dieſem 

\ merkwürdigen — 


re } H u 5 ' 
800 hun. S Mia sn as 


Dierzig neue Inſekten ‚aus. ber Hellwigiſchen 
Sammlung in Braunſchweig. Beſchrieben 
von Karl Illiger im Anfange des Fe 
bruars 1800, Mit einigen Abbildungen. 


1. Passalus levieollis. Gfatthalfiger Plattſchroͤter. AH Gau 


Br ungleich ausgerandet, Halsſchild ganz glart, Deckſchilde 
ſeitwaͤrts haarig; mit einfachen Streifen. 
Capite inaequaliter emarginato, thorace levissimo, co- 


\ 


leoptris utrinque pilosis; striis simplicibus. 
So groß wie der Nordamerifanifche P. ‚ disfinctus, den —— 
bisher mit dem Interruptus verwechſelt hat, und im ganzen“ 
Körperbau ihm fehr aͤhnlich, Glaͤnzend-ſchwarz, auch braun. 
Das Stivnfeld ift grobpunktirt, bat in der Mitte einem kleinen 
zuſammengedruͤckten/ſcharfen Hocker, der nach vorn eine in zwei 
Arme ſich theilende erhoͤhte feine Linie ausſchickt. Zu jeder 
Seite des Höoͤckers eine erhöhte nach vorn gelehnte Queerlinie. 
Die Augenbrauuen in eine ſcharfe Kante erhöht, welche. ein: 


are? rm 


rg 





194 
waͤrts zum Hiuterkopfe fortfeßt und mit der der anderen Seite 
das Stivnfeld ungrenzt. Der Vorderrand des’ Kopfs in der 
Mitte ausgerander; die Geirentheile ſtehen in ſtumpfen Zacken 
hervor und dabei iſt es auffallend und vielleicht diefem Käfer 
allein eigen, daß der Finke Seitentheil weit läriger und zadiger 
iſt, als der rechte. Das zweite Glied der Hinterfreßfpisen iſt 
breft · und platt, viel größer and breiter als das letzte "Das 
Halsſchild hat an den Seiten einige grobe Punkte, eine punk— 
tirte Grube und eine punktirte Stelle am Vorderrande; das 
Mittelfeld iſt geslätter und hat nur nach vorn die fehr ſchwache 
Spur 'einer vertieften Mittellinie, Die Stteifen der Flügel 
decken ſind nicht punktirt, wenn gleich ihte Nänder fo ſcheinen; 
die Flügeldecken find befonders an den ‚Seiten mit geraden 
fangen fuhsbraunen Haaren beſtreut. Die Kehle ift ſchmutzig⸗ 
gelb, Die Beine find mit fuchsbraunen Härchen beſetzt, die 
an der Außenſeite der Schiene des Mittelbeines am dichteften 
ſtehn, aber nicht fo dicht, wie am Disffnetus, . 
Sumatra, Bon Daldorf geſchickt. 


2. Passalus planus. Platter Plattſchroͤter. 


Pate, unbehaart, Kopfrand gezähnelt, Halsſchild viereckig 
mit einer Mittelfurche, Flügeldecten mit tiefen Punktſtreifen. 
Planus glaber, capitis margine denticulato, thorace qua« 
drato canaliculato, elytris profunde punctatis. 

"Kaum länger als der Lucanus caraboides, 6% Lin, lang, 
2 Lin. Breit, ganz platt, von oben und unten zuſammengedruͤckt, 
wie eh" Kukujus, oder wie Trogofita, übrigens ganz das Ans 
fehn eines Plattſchrͤters. Die Farbe des Individuums, das 
ich vor mir habe, dunkelbraun, Unterleib und Beine rothbraun. 
Der Körper glatt, unbehaart. Der vordere Kopfrand hat in 


* 





ror 


der Mitte drei ſeht kleine Zähuchen, wovon der mittelſte fehr 


klein ift; neben dem äußeren ficht zu jeder Seite noch ein 
Eckchen. Auf der Stirnmitte ein Beulen mit einer zuſam⸗ 
mengedrüdten vortwärtsgerichteten: fcharfen Kante, die ſich in 
zwei auseinandergehende Arme theilt; von den Seiten der 
Kante: geht eine feinerhöhte -Dueerlinie aus; das Stirnfeld 


wird feitwärts durch eine zum: Hinterfopfe ziehende Wulſt ber 


‚grenzt: Das Halsfchild ift ein ziemlich regelmäßiges Viereck, 
nur ift der Hinterrand etwas bogiggekrümmt. Die Seiten find 
mit einzelnen groben Punkten beſtreut; nach hinten zu fleht 
eine Grube. Die Oberfeite ganz platt: in der Mitte eine glatte 
weder den Border: nody Hinterrand berührende gerade Furche, 
Die Dekfchilde oben platt: und glatt; die vier weitläufiger 
ſtehenden Lingsftreifen ‚zu jeder Seite der Math) nehmen die 
Oberſeite ein und find kaum punktirt; deſto tiefere Punkte ſte— 
hen im dem viel dichtergedraͤugten Seitenſtreiſen. Die Unter— 
ſeite glaͤnzend, ganz platt. 
Sumatra. Von Daldorf. 


3. Lucanus depressus. Der flache Schroͤter. 


Flachgedruͤckt, der Kopf glatt: die Kinnbacken (des Männs 
chens) gebogen, an der Wurzel innerhalb einzahnig; die Flügel 
decken gefurcht 

Depressus, capite levi: mandibulis (maris) arcwatis, basi 
intus unidentatis; elytris sulcatis. 

"Das äußere Anſehu des Parallelepipedus, obgleich nur fo 
groß wie der Caraboides, 6 Lin, fang, das Weibchen aber nur 
5 Pin. Der Käfer fhwarzlih, unten braunroth. Der Leib 
oben flachgedrüct, fehr flach gewoͤbt. Beim Maͤnnchen ift der 
Kopf faft breiter als das Halsſchild uud diefes wieder beinahe 


106 


bieiter als die Dedfchilde. Der Kopf breiter als lang, oben 
glatt ohne Erhöhungen, befonders an den Seiten zerſtreut 
punktirt, auf der Mitte der Stirn ein kaum merkliches Gruͤb⸗ 
hen; der Vorderrand zwiſchen det Wurzel der Kinnbacken aus: 
gerandet. Die Kinnbacken ſtehen an den‘ beiden Ecken des 
Kopfs weit voneinandergetrennr; fie find fo: fang: wie der Kopf, 
nad) innen etwas gekrümmt, rundlich, ſtumpfſpitzig, einfach, 
nur an der inneren Wurzel mit einem fpißigen. Zahne verſe— 
hen. Das Halsſchild Enum fo fang wie der Kopf, eben fü 
breit, nach hinten etwas fchmäler, ‚der Vorderrand zu jeder 
Seite fehr flach ausgefchweift, der Hinterwinkel abgeftunpft. 
Die Oberflaͤche ift glänzend, mir Punkten beſtreut, fehr flach, 
Das kleine Ruͤckenſchild Hinten abgerundet, "Die Deckſchilde 
runden ſich Hinten beinahe fchmäler zu, und haben unpunktirte 
Furchen oder tiefe Streifen." Die Beine braunroth, 


Des Weibchens Kopf ift viel fhmäler und Eleiner als das 
Halsſchild, ift unpunktirt, hat fehr Eurze, aber derbere Kinn⸗ 
baden; das Halsſchild iſt fo breit wie die Deckſchilde, verhält: 
nißmaͤßig länger als beim Maͤnchen, an den Seiten zugerun- 
det, vorn beinahe fchmäler, Die Oberfläche mit groben Punften 
Dichter beſtreut. R 

Sumatra, Bon Daldorf, 


4. Copris lucidus, Starkglaͤnzender Pillenkaͤfer. 
Schwarz, glänzend, Halsſchild vorn vierzähnig, Flügel 
decken feinreifig ochergelb: Nath und Rand fehwarz, 


Männchen mit geradem auf einer aufgerichteten Platte 
fiehendem Hinterkopfshorne, h 


Weibchen mit zweihpinigter Platte am Hinterkopfe. 





. 


07 


Niger, nitidus, thorace antice.quadridentato , elytris sub- 
striatis ochraceis: sutura margineque, nigris. * 
Masc. spina occipitali recta: basi laminiformi. 
Fem. lamina occipitali bicorni. 

So groß und fo gebauet wie Fracticernis. Länge 4 Linz 
- Breite 22 Lin. Ein niedlicher Käfer. Ganz ſchwarz und, gläne 
zend; befonders har das Halsſchild einen faft metallifchen Glanz. 
Kopf, Vordertheil des Halsfhildes, Unterfeite und Beine find 
mit kurzen fteiferen greifen Kärchen befeßt. Der Kopf ift im 
Umriſſe ziemlich Eveisformig, vorn ſchwach ausgeſchweift; vor 
der Stirm eine erhöhte nach vorn etwas gefrümmte Queerlinie; 
hinten erhebt fich eine kurze Qurerplatte, die auf der Mitte 
ihres Oberrandes ein etwas vornhingeneigtes gerades, rundliches 
Hotn trägt, wie Nuchicornis. Das Halsfhild ift vorn abger 
ſtutzt und bat vier aufgerichtete ſpitzige Hoͤckerchen, wovon die 
beiden feitwärtsftehenden durch) einen Eindruck von den beiden 
mittleren getrennt find. Die hintere größere Oberſeite flach» 
rundgewoͤlbt, geglätter, ohne’ Punkte und Mittellinie. Ein 
flacher punftirter Eindruck zu jeder Seite, Die Fluͤgeldecken 
glänzend, feingeftreift, hell ochergelb, die Nath und der Außen: 
rand ſchwarz. Der Fuͤhlhornknopf dunkelgrau, 

Das Weibchen unterſcheidet ſich durch die ſtaͤrker erhoͤhte 
Vorderlinie auf dem Kopfe, die breitere Platte, deren oberer 
Winkel ſich zu jeder Seite in ein kurzes etwas gekruͤmmtes 
- Hörnchen erhebt und in der Mitte fein Horn führt, und durch 
die näher zufammengerückten miteinander verbundenen beiden 
Mittelhocker vorn am Halsfchilde, — 

Dei einer Abaͤnderung des Maͤnnchens iſt auf dem Hinter; 
fopfe mur eine in der Mitte etwas heͤhere erbabene Queer⸗ 
finie, : 


108 
¶ Der Graf Hofftmärinseag Hat ihn im April und Mat ber 
Segedin in Niederungern an der Theiß auf Triften und zwi⸗ 
ſchen Weinsätten im Dünger der Kühe gefunden, 

An einem männlihen Käfer diefer Art bemerkte ich An des 
Worderfchenfels hinterm Rande einen zitzenformigen Auswuchs, 
PM — * ri "Ende eine abgeſonderte Spike trug. , 


5. Copris eek Schenklig er Vſentafer 


Geſchildet, oben ſchwarz, Stirn faſt zweihoͤrnig⸗ Fluͤgel⸗ 
becken gefurcht, Schenkel roͤthlich. 

Scurellatus, supra niger, fronte VE elytris- sul- 
tatis, femoribus rufis. 

Nach Fabrieius würde dieſer Käfer zu Onitis gehören, da 
er ein Rückenfchildchen hat. Nach mehreren von mir angeftells 
ten Unterfuchungen aber dürfen die Onitis nur eine Familie 
bilden, da fie mit den Pillenfäfern in allen weſentlichen Merk⸗ 
malen übereinftimmen. Etwa ſo groß wie Copris flavipes, 
Aber gedrungener, dicker. Länge 4E Lin. Breite beinahe 24 Lin. 
Oben platt, die Farbe ein matres Schwarz; die vorderen Geis 
ten des Halsſchildes und der Rand der Decdkfchilde iſt röthlich. 
Die Unterfeite hat eine ſchmutzigröͤthliche Farbe, die Beine find 
ſchwarzlich, die Schenfel roͤthlich oder gelblih. Der Kopfrand 
ziemlich rundlich aber vorn und an ben Geiten fehr fanft auss 
geſchweift. Auf der Stirn eine kurze erhöhte Queerlinie, und 
hinter derfelben eine Doppelerhöhung, wie zwei Hörnchen, 
welche durch eine feharfe Kante zufammenhängen. Der erhöhte 
Kaum, den diefe hintere Erhöhung und die vordere Queerlinie 
einſchließen, iſt flach ausgehoͤhlt. Das Halsſchild ift fein punks 
tirt, vorn bat ee zu jeder Seite einen flachen Eindruck, wodurch 
die vordere Mitte etwas herausgehoben wird; eine breite: nach 


109 


‚vorn verſchwindende Furche fteht auf der oberen Mitte, ein 


Gruͤbchen am Seitenrande, Das Ruͤckenſchild ein kleines glatz 
tes Dreieck. Die Flügeldeden haben breite matte Längsfurchen, 
deren Zwifchenräume wie flache erhöhte Längslinien herablaufen, 
welche viel glatter ‚find als die Fucchen, Die Vorderfchenfel 
vorn ſchwaͤrzlich. Die Vorderbeine haben Fußglieder, 

Einige haben etwas fLumpfere Kopferhöhungen, Sie 


ſcheinen die Weibchen.) 


Sumatra. Von Daldorf. 


6. Melolontha aphodioides. Dungkaſerartiger Laubkaͤfer. 


Kurz, gewelbt, dunkeler farbig, glänzend, unbehaart, Fluͤ⸗ 
geldecken ſtreiſpunktig; hintere Schienen breitgedrückt. 


Brevis, convexa, obscure aenta, nitida, glabra, elytris 


striatopunctatis; tıbiis posterioribus dilalatis. 


Auf den eriten Anblick glaust men in diefem Käfer einen 
Aphodius zu erkennen, in der Gattung ver Laubfäfer, worin 
er uͤberdieß als die Fleinfte Arc erfcheint, hat er an M. nitidula 


- Olivier, aulica und splendidula’ und unter den Snländern an 


M. chrysomeloides Verwandte. Er ift wenig über 2 Lin, lang, 
verhältnigmäßig breit, oben rund gewolbt, dunfelerzfarbig, gläns 
zend, unbehaart; Kopf And Halsſchild matter, beide punktivt, 


Der Kopf eben,.der Vorderrand ftumpf gerundet, vor den 


Augen eine feitwärtsftehende von dem Xorderrande durd) einen 
Winkel gefonderte Ede. Unter dem Vorderrande ragt ein lef» 
denartiger Fortfaß herab, hinter dem die am Ende mehrfpikigen 
Kinnbacken zufammenfommen, Das Muürzelglied des Fühlhorns 
iſt gegen die naͤchſtſolgenden Glieder unverhaͤltnißmaͤßig größer, 
Bad außen dicker und mis einigen ſteif abfiehenden Haaren 


a [4 
‘10 | : 
befeßt. Der große Fuͤhlhornknopf iſt roͤthlich. Das Halsſchild 
iſt kurz, hat Hervortretende Vorderwinkel und flache Geiten« 
eindrücke, welche den Seitenfaum wulſtartig erheben und eine 
feinrunzlige Oberfläche Haben. Rückenſchild dreieckig. Die 
Deckſchilde find hinten ‘gerundet und bedecken den Unterleib. 
Sie haben gerade Streifen, die von Längspunften gebildet 
werden; am Ende ragen auf jeder Flügeldecfe vier bis ſechs 
ſcharfe unregelmäßige zum Theil ineinanderlaufende Längserho- 
hungen hervor, in deren Zwifchenräumen die Punktftreifen in 
gefchlängelte Streifen verwandelt, laufen. Die Unterfeite brauns 
roth; der untere Seitenrand dev Deckſchilde ragt weit über den 
Baud) hinaus. Die Deine find metalliſchſchwaͤrzlich, die Schie⸗ 
nen der mittleren, noch mehr aber der hinterſten Beine erwei— 
tern ſich auswaͤrts beſonders nach unten, aber auch in einer 
ſcharfen Kante auf der Innenſeite, Sie bilden laͤngliche Dreie 
ecke, deren Baſis das Ende der Schiene iſt; die Seitenkanten 
und einige andere Langelinien an denſelben ſind fein ſaͤgeformig 
gezaͤhnelt. Die Hinterſchenkel haben am ſcharfen Unterrande 
eine zahnartige Hervorragung. 


Neu Georgien in Amerika. Von Francillon in London, 


7. Cetonia rufilatris. Rothfeitiger Metallfafer, 
. Taf. 1. Fig. 1. 

Halefchitd nach hinten verlängert, Bruftbein vorgeſtreckt; 
olivengrun ſchwarzbunt, Fluͤgeldeckenſeiten roth. 

Thorace postice producto, sterno porrecto; olivacea 
nigrovaria, elytris lateribus rubris. 

Bon dem Baue der C. nitida, Morio u, ähnl,, gE Fin, 
lang. Die Farbe ift ein mattes olivengrun, das befonders an 





111 


der Unterſeite und an den Beinen ins: ſchimmelgraue zieht, 
Die Fuͤhlhoͤrner und Fußglieder ‚find glänzend ſchwarz. Der 
vordere Kopfrand iſt kaum etwas aufgeworfen und kaum merf- 
lid ausgerandet. Auf der Stirn befinden fich drei matte 
ſchwaͤrzliche Stellen nach der Queere, von welchen die mittlere 
die groͤßere iſt und nad) vorn fortzuſetzen ſcheint. Das Hals: 
ſchild erweitert ſich in der Mitte des Hinterrandes in eine 
ſtumpfgerundete Ede, welche die Gegend des Ruͤckenſchildes 
bedeckt; die etwas fchrägen Seiten des Hinterrandes ſind zwei⸗ 
mal ſanft ausgeſchweiſt. Auf der Oberſeite ſtehen eine Menge 
kleiner Schwarzer Laͤngsflecke oder richtiger Wiſche, von welchen 
die mitteljten die ſchmalſten und längften find; eine durch die 
Grundfarbe kenntliche flach vertiefte Langslinie ſteht auf der 
Mitte. Die etwas mehr grünen Flügeldefen find mit. fehr 
vielen unregelmäßigen groͤßern und Eleinern ſchwaͤrzern Flecken 
und Sprenfeln bemalt, Der Seitenrand ift ziemlich beit mit 
einer matten mennigrothen Strieme befest, in melche einige 
der ſchwarzen grüngerandeten Flecke fortfegen; ter Seitenſaum 
ſelbſt iſt grünlich, die Spise olivengeiin, Auf der Lnterfeite 
und den Beinen fieht man zerjireute ſchwarze Punfte, Die 
- Mitte des Bauchs und das Bruſtbein find ſchwarz und geglät- 
tet. Das Bruſtbein hat eine Längsfurche, ‚welche bis in die 
Spitze des nad) vorn wie ein derber ſchnabelartiger, vorn ge— 
mölbrer und geglaͤtteter Zahn herabragenden Vorderendes des 
Bruſtbeines fortſetzt. Die obere vordere Seite dieſes Zahns 
iſt ausgeſchnitten und mit ſchwarzen Hagren bewachſen. Der 
Unterrand der Schenkel und der Innenrand der Schienen iſt 
mit ſchwarzen Haaren gewimpert. Die Vorbei ſchiene hat am 
Außenrande drei ſtumpfe Zaͤhnchen. 
Peru. 


112 


8. Bolitophagus interruptus, Unterbrochner Schwamm⸗ 
i fafer. 

Halsſchildsſeiten gerundet, ganzrandig, Fluͤgeldecken punft: 
reihig mit vielen unterbrechenen erhöhten Längslinien. 

Thorace lateribus rotundatis, integerrimimis, elytris 
striatoptinctatis lineis elevatis pluribus interruptis, ‘ 

Der Körpebau des B. reticulatus (Opatrum crenatum Fabr.) 
aber nur halb fo groß und etwas gedrungener, 22 Lin. lang, 
Schwarz glanzlos. Die Seiten des Halsfchilds find breit ab: 
geſetzt, der Vorderwinfel ragt nach vorn etwas hervor, der 
fpigige Hinterwinkel ſteht auch feitwärts heraus; der Nand iſt 
zugerundet und zeigt unter der Vergrößerung fehr fchwache 
Spuren kaum merklicher Ecken. Die Mitte des Halsfchilde iſt 
erhoben, gewoͤlbt, punktirt, uneben. Das Ruͤckenſchild dreieckig. 
Die Deckſchilde etwas breiter als das Halsſchild, nach den 
Seiten und hinten rund abhangend. Auf der ebenen Ober⸗ 
„fläche jeder Fluͤgeldecke ſtehen etwa acht bis neun Reihen ſcharf 
erhobener kurzer Linchen, die man für die Reſte unterbrochener 
Längslinien anfehen Fonnte. Etwa drei derfelben find höher als 
die übrigen, Zreifchen zweien diefer Längslinien läuft allemal 
eine Reihe vertiefter Punkte herab. Unterſeite und Beine fein 
punftiet. Die fangen Flügel rauchgrau, 

Dei Borsfelde, einem Braunfchweigifchen Sleden; an einer 
Buche in verfaulten Pilzen gefangen, 


9. Carabus Bombarda. Bombardier Laufkafer. 


Fluͤgeldecken abgeſchnitten, liniirt, ſchwarz, er und 
Beine roftroth. 
Elytris truncatis, lineatis, niger, antennis geingu 


ferrugineis. 


x 113 — 


Er gehöre zu der Familie der Laufkaͤfer, welche durch hinten 
abgeſtutzte auf der Oberſeite mit erhöhten Langsreifen bezeichnete 
Fluͤgeldecken und durch ein ſcharf gerandetes Halsſchild ſich aus« 
zeichnen, und wohin von inländifchen Carabus crepitans, Selo · 
peta, von ausländifchen C. bimaculatus u, a. gezählt werden, 
Megen der groͤßern Verwandſchaft mit dem Bimaculatus und 
wegen der anfehnlichern Größe unter den inländifchen Arten 
diefer Familie ift er unter feinen -Deutfchen Mitbürgern aus: 
gezeichnet. Er ift 5 bis 6 Lin. lang. Der ganze Käfer iſt 
ſchwarz und. glänzend, nur die Fuͤhlhoͤrner und Beine find roſt⸗ 
roth, jene am Ende etwas dunkler. Der Kafer ift oben platt, 
unten zufammengedrüdt und etwas hochgewoͤlbt, Kopf und. 
Halsfhild find fhmäler als der Hinterleib, und fo lang wie 
die Deckſchilde; diefe find breiter ‚als das Halsſchild, am Ur⸗ 
ſprunge aber eben fo breit, im Umriſſe eiformig, fo das die 
Soitze des Eies die Wurzel bildet; das ſtumpfere Ende deſſel⸗ 
ben iſt abgeſtutzt und wird durch die gewoͤhnlich hervorſtehenden 
drei hinterſten Bauchringe erſetzt. Die Freßſpitzen ſind roſt⸗ 
braun. Das Halsſchild iſt oben flach, kaum gewoͤlbt, an den 
Seiten ſcharf gerandet laͤnglich, vorn breiter, hinten ſchmaͤler, 
an den Seiten ſcharf geſchweift; der Vorderrand und Hinter⸗ 
rand gerade... Auf der glänzenden mit einzelnen Queer⸗ 
xunzelchen und Punkten beſtreuten Oberfläche ſteht in der Mitte 
eine vertiefte Längslinie und in jedem Hinterwinkel ein einge: 
druͤckter Eurzer Strich. Das Rüͤckenſchild iſt kurz, dreiedig. 
Die Deckſchilde find fehr flach gewoͤlbt. Die Fluͤgeldecke if 
| hinten breiter. als vorn, hat Feine deutliche Schulter und ift am 
Ende ber Dueere nach doc) etwas ſchraͤg nach einmärts und vor⸗ 
vaͤrts abgefchnitten. Auf der Oberfläche ftehen tiefere Länge: 
rcchen, deren Zwiſchenraͤume wie erhabene Reifen herablaufen, 
1. Vandes 2, Etür. H — 


114 
Die Furche am Rande iſt am breiteften und matt. "Bei ganz un. 
verdorbenen Stücken ſteht in jeder Furche eine mweitläufige Reihe 
brauner Seidenhärchen. Einzelne folher Härchen ftehen auch 
auf dem Halsfchilde, "Der Unterleib ift mit anliegenden braus 
nen ©eidenhärchen bedeckt. Die Vorderfhiene hat an der 
Innenſeite vor der Spige sinen tiefen Ausſchnitt. 

Deiterreich. 


* 


10. Cicindela striolata. Geſtrichelter Sandlaͤufer. 


Duͤſterfarbig, unten an den Seiten weißhaarig, Halsſchild 
mit grün und purpurner ©eitenlinie, Fluͤgeldecken mit dunkel⸗ 
gelben Strichelchen und Punkten. 

Obscura, subtus utrinque albopubescens, thorace linea 
Iaterali viridi- purpürea, elytris lineolis punctisque  luteis. 

Ungefaͤhr die Größe und Geftalt der Campestris, aber 
ſchlanker und wegen des fehmälern KHalsfchilds der C. sex- 
prnctata ähnlicher. Sie ift 64 Tin. lang. Die Farbe überhaupt 
iſt duͤſter, matt, ſchwaͤrzlich. Auf dem Kopfe ftehen einige 
Stellen von Kupferfarbe, Goldfarbe und Stahlblau, die man 
aber nur durch ein Glas deutlich ſieht. Die Lefze ift am 
Vorderrande fuͤnfzaͤhnig; die Fuͤhlhoͤrner mit Haͤrchen bekleidet, 
an der erſten Hälfte etwas ſtahlblau; die Stirn iſt ſehr fein 
der Fänge nach, aber nicht gerade gereift, Die Augen quillen 
ſtark hervor. Das’ Halsſchild ſchmaͤler als der Kopf, Die flache 
Dberfeite ift dunkelbraun; eine mittlere Längslinie ift grün, und‘ 
an den Seiten purpurfarbig; fie zieht fi von vorn und hinten 
in einer Queerlinie herum, welche auch purputfarbig if. Die / 
Seiten find goldgruͤn; über dem Grünen ſteht eine purpurne 
Längslinie, und unter demſelben ift die Seite des Halsſchilde 
kupferroth. Auf den dunkel braunſchwarzen Fluͤgeldecken ftehen 


115 


mehrere dunkelgelbliche Strichelhen und Punkte; ein längeres 
Linchen zieht fih von der Schulter herab; ein Fürzeres ſteht an 
der Wurzel zwischen jenem und dem dreiecigen Ruͤckenſchilde; 
zwei Punkte ſtehen neben der Naht hintereinander, der Schuls 
terlinie gegenüber; ein Furzes Strichelchen ſteht in der Mitte 
hinter der Schulterlinie; ein Punkt neben dieſem, innerhalb, 
hinter der Mitte; ein Fleines Strichelchen ſteht unfern der 
Spitze und an der Spike felbjt ein Punft. Die Unterfeite des 
Halsſchilds und der. Bruſt iſt ſtahlblau etwas goldgrünlich; der 
Bauch ſchwarz; die kupferrothen Seiten der Bruſt und die 
vorn blauen Seiten des Bauchs ſind mit anliegenden weißen 
Haaren bewachſen. Die Beine find goldgruͤnz die Schienen 
mehr fupferfarbig. 
Sumatra. Bon Daldorf, 


1. Rbynchophorus cinereus. Aſchgrauer Schnabelfäfer. 
Taf. 1. Fig. 2. 


Aſcharau, Halsfhild Eegelformig an den Seiten glänzend 
ſchwarz; Flageldecken mit ſammtſchwarzen Schulter » und Spigen« 
flecke, Schenfel agzahnt. R 

Cinereus, thorace conico lateribus nitide nigris; elytris 

"maculis humerali apicisque atris, femoribus dentatis. 

. Er gehört zu der Familie der Nüffeläfer, welche Herbſt 
Rhiynchophorus genannt hat und worin C. Palmarum , Ferru» 
"gineus, Hemipterus, Gages u. a, fiehen, Im Körperbaue und 
| den Fuͤhlhoͤrnern ift er dem Gages verwandter. Ohne Ruͤſſel 
| iſt er 9 Lin, mit diefem über 11 Lin. lang. Der Käfer ift oben 
platt, laͤnglich. Die Grundfarbe ift ſchwarz. Der Küffel if 
kürzer als das Halsfchild, am Urfprunge etwwas dicker, auf der 
| Dberfeite runzlig und die Vertiefungen zwiſchen den Nunzeln 

N 2 





116 


mit. Staube ausgefüllt, Der Hinterkopf iſt ſchwarz. Der 
Knopf der Fuͤhlhoͤrner iſt zufammengedrückt und eiformig; das, 
lange Wurzelglied und der, Außentheil des Knopfs find‘ grau, 
die Übrigen Glieder ſchwarz. Das Halsſchild ift fo lang wie 
die Flügeldecken in der Naht, vorn fo breit wie der Kopf, den 
es eng umgiebt, hinten wie die Deckſchilde; die Seiten gerade; 
das’ Halsfchild daher: Eegelfürmig nach hinten ‘breiter; dio Ober- 
"feite fehr flachgewoͤlbt; die unteren Seiten find von dem grauen 
Ueberzuge entblöße und glänzend ſchwarz, die mittlere Oberſeite 
iſt fammefchwarz und mit grauen runden Fleckchen dicht beſtreut. 
Das Ruͤckenſchild etwas herzfoͤrmig. Die Fluͤgeldecken viel Fürs 
zer als der; Hinterleib, deſſen Afterende oben wie ein langgezo⸗ 
genes Dreieck hervorragt. Sie find an der Spike gerundet, 
oben mit einem grauen Veberzuge bedeckt, und haben zwei 
fammtfchwarze runde ziemlich große Flecke, welche beide an der 
Außenfeite, der vordere hinter der Schulter, der. hintere unfern 
der Spike fliehen. Reihen eingeftochener Punkte ziehen ſich 
auf der Dberfeite herab, "Die Bruft und der Bauch find in 
der Mitte glänzend ſchwarz und von der grauen Dede entblößt; | 
welche die Seiten bekleidet. Die Beine find ebenfo graube⸗ 
det, die ‚Seiten det Schenkel aber kahl und glänzend: ſchwarz. 
Das vorlekte Fußglied iſt in eine breite Platte erweitert, dien 
unten grau gepolftert ift. An der Unterfeite der Schenkel fteht 
ein Zaͤhnchen. Zuweilen ift die. graue Dede ſtellenweiſe mehr oder 
weniger abgerieben, und die ſchwarzen Flecke wie verwifcht, 
Sumatra. Bon Daldorf. 3 
12. Elater nobilis, Edler Springkaͤfer. 
Oben roth, Halsſchild mit ſchwarzer Mittelftrieme und einer 
erhöhten Linie; Deckſchilde mit ſchwarzem Kreuge und Spike: 
Nathgegend niedriger. 





* — 


2 
J 


117 

Supra ruber, thorace vitta atra carinaque media, 
coleoptris eruce apiceque nigris: suturae regione de» 
pressa. 

Ein ſehr ſchoͤner Kaͤfer von der Groͤße des E. rufus, BR 
von der. Geſtalt des E. porcatus, indem das Halsſchild fehr 
fang ift und. mit dem Kopfe beinahe die Hälfte des Körpers 
macht. Die Länge beträgt ı Lin, Der Kopf ift ſchwarz, mit 
einer ftumpfen inne, Die Fühlhorner find kammfoͤrmig, die 
Kammzähne ſtehen dicht und find etwas breit, Das Halsfchild 
bat auf der Mitte der Oberfeite eine erhöhte glatte Laͤngslinie; 
es iſt ſammtſchwarz, die Seiten find breit purpurroth; oder 
man kann es als roth betrachten mit einer breiten mittleren 
ſammtſchwarzen Laͤngsſtrieme. Das Ruͤckenſchild iſt eine 


ſchwarze kleine Beule. Die Deckſchilde haben Punktſtreifenz; 


die Gegend. der Naht iſt der Länge nach niedergedruͤckt, ſchwarz, 
und hat vorn zu-beiden Seiten des Nücenfchilds eine Kleine 
Erhöhung. Auf der, Mitte jeder Fluͤgeldecke ſteht eine breite 
fammefchwarze Queerbinde, welche bis an die ſchwarze die Naht 


bedeckende Strieme reicht und mit diefer und der Binde der 


anderen Fluͤgeldecke ein großes Kreuz macht. Die Spike der 
- ift breit fammefhwarz, Unten ift der Käfer gam 
warz, mit grauen Haͤrchen bewachſen. 


Er iſt auf einem Schiffe gefangen, das eben aus dem 
Hafen Maskat abgeſegelt war und befindet ſich in 
der Drögifchen Sammlung in Hildesheim, 

3. "Buprestis fulgurans, Bligender Prachtkafer. * 

Lang faſt ſpindelfoörmig, ungeſchildet, goldgruͤn, der fäge: 


α Fluͤgeldecken und des Bauches Spitze rochgolden. 


Tı$ 

Elongata subfusiformis, exscutellata, auratoviridis, ely- 
tris serratis abdomineque apice rubro - aureo. 

B. fulminans Fabr. Ent. fpft, ı2. 196, 45? Ein- prächtige 
Käfer, ziemlich von dem Körperbau der Vitteta, etwas Eleiner, 
3 Zoll 2 Lin. lang, 4 Lin. in der Mitte breit, alfo lang, nach 
vorn und nach hinten fehmäler, im Durchfchnitte ziemlich rund: 
lich. Die Farbe ein fehones metallifches lichtes Grün, das 
Ende der Flügeldeken Hoch rothgolden, auch die drei legten 
Bauchringe, oft nur die beiden letzten, nämlich der vierte und 
fünfte, von der Wurzel an gezählt, von diefer ſchoͤnen roths 
goldenen Farbe; zumeilen find diefe nur roth und fat ohne 
Metallſchimmer Der Kopf hat eine tiefeinfchneidende Mittels 
furche und ift grobpunktirt. Das erfte Glied der Fuͤhlhoͤrner ift 
grün, die übrigen ſind ſchwarz. Die Augen Eaftanienbraun, 
Das KHalsfhild vorn fo breit wie der Kopf, den es eng ums 
ſchließt, nach hinten etwas breiter, aber nicht ganz ſo breit 
wie die Deckſchilde; die Seiten ſcharfkantig; oben flachgedruͤckt 
zu jeder Seite mit einem Gruͤbchen; feinpunktirt. Der Hinter⸗ 
rand tritt: in der Mitte in einen ſtumpfen Winkel heraus, 
Das Ruͤckenſchild fehlt. Die Deefchilde find an den Schultern 
wenig breiter als das Halsfhild und runden ſich fanft zur Spige 
enger zufammen; der Spitzenrand ift fägezähnig, die Spitze fteht 
an der Naht fcharf hervor. Die obere Gegend der Naht ift 
geglättet, die Übrige Oberfläche mit dichten feinen Punktreihen 
beſetzt. Das Bruftbein ift vorn ausgerundet; der Bauch runds 
gewoͤlbt. Die Vorderfihienen haben am unteren Innenrande 
Franzen; auch bemerkt man bei unverdorbenen Eremplaren 
feine Wollfranzen an Isen beiden Unterrändern aller Schenkel, 
Gefluͤgelt. 

Sumatra, Daldorf. 


119 
"14. Buprestis Pyrotis. Feuerohriger Prachtkäfer. *) 
Taf. 1, Fig. 3. 


Flach, Ruͤckenſchild lang; erzfarbig, Halsſchild an beider 
Seiten mit einer Queergrube und feuerrothem Hinterwinkel; 
Fluͤgeldecken ganzrandig. 
Depressa, scutello oblongo;. aenca, thoräce utrinque 
fossula trarisversa, angulo postico igneo, elytris integer- 
rimis, 

Ungefähr die.Geftalt der: Mariana, gewöhnlich aber Eleiner; 
von 1 Zoll bis zu 9 Sin. herab, in der Mitte 4E bis zu 34 Lin, 

breit. Der Körper oben flachgedrückt, nach hinten ſchmaͤler. 
Der Kopf ſchmaler als das Halsſchild, groß, Die dunfelgrünen 
Fuͤhlhoͤrner ſtehen in einem runden Gruͤbchen der etwas rauhen, 
an den Seiten feinbehaarten Antligfeite, Die braunen Augen 
treten oben beinahe zuſammen, auf dem ſchmalen Zwiſchen⸗ 
ranme derfelben ficht eine feine‘ Lingslinie. Das Halsſchild 
+ umfchließe vorn den Kopf; die Seiten gehen dann fchräg aus⸗ 
waͤrte und dann unter einem ſtumpfen Winfel in der Mitte 
gerade nach hinten hin, wo das Halsſchild nicht ganz fo breit 
& iſt wie die Deckſchilde; der fcharfe Seitenrand iſt unterwärtg‘ 
ſcchtbar. Die Oberfeite iſt flachgedrückt, in der Mitte hoher 
J und glatt, an den Seiten dicht und feinpunktirt. Ungefaͤhr 
n der Mitte des Seitentheils ſteht eine ziemlich breite etwas 








Dieß iſt wahrſcheinlich derſelbe Prachtkäfer, deſſen das Tagebuch der 
Transaction of the Liunean Society, I, Lond. 1797. vom gten Nov. 1788 er⸗ 
mähnt. Die Berchreihung if imvollrändia, da das Stück, nach dem fie ent‘ 
worfen iſt, unvolltändia wan. Der Kafer wurde in einem aus Beugalen ge 
brachten Stücke Muſſelin gefunden, worin er ſich durch funfsehn adıt = oder 
ehmfaltig zuſammengelegte Stucke einen Gaug von der Größe feines Leibes 
gearbeitet Hatte. x 


120 


ſchraͤg nad) innen und hinten geneigte Queergrube, welche am 
Seitenrande anfängt und am Mittelfelde aufhört, der ganze 
Hinterwinkel hinter diefer Grube iſt fguergoldens die übrige 
Flache iſt ven bräunlih grünlicher Erjyfarbe. Der Kinterrand 
iſt gerade; die Hinterwinkel fehräg nach hinten hin gerichtet. 
Das Rüdenfchild ift länger als der vierte Theil der Länge der 
Naht, ein langgegogenes fpißes Dreieck von Bräunlicher Erzfarbe. 
Die Deckſchilder find an den Schultern breiter als das Hals: 
ſchild und verfhmälern ſich ſehr wenig nad) hinten zu; in der 
Mitte werben fie aber wieder unmerklich breiter. Die Schulter 
iſt wegen des daranliegenden Hinterwinkels fchräg abgeſtutzt. 
Die Oberſeite jeder Fluͤgeldecke ift mit etwa drei feinen erhoͤh⸗ 
ten Hinten znfammengehenden Längslinien befeßt; eine vierte 
ziehe fh am Nande herunter. Die Zwifchenräume find, fehr 
feinpunftirt. Die Farbe eine ins Dunkelblaugrüne ziehende 
Erzfarbe. Dev Rand ganz; ' die Spitze zugerundet, Die wie 
Saͤgezaͤhne Hervorftehenden Hinterwinkel der. Bauchringe täu- 
fhen das Auge, als ob der Fluͤgeldecke Rand fo fägezähttig 
waͤre. Die Unterfeite des Leibes metalliſch lichtgrän; der 
untere Hinterrand des Halsfchilds har in der Mitte drei Eleine 
Zähnen, wovon der mittelfte in einen ſchmalen Ausfchnite des 
Borderrandes der Bruft einpaſſt. Die Seiten des Bauchs und 
die Ränder der Bauchringe ſchwarzblaͤulich. Weber die ganze 
Länge des Baus gebt eine Breite fehr flache nach hinten etwas 
breitere Rinne, die von zwei ſtumpfen Lingserhöhungen gebildet 
wird, die an der Bauchfpike in zwei Zaͤhnchen auslaufen, Die 
Deine braͤunlich erzfarbig, an der Wurzel und an der Spike 
grün; die Fußalieder dunfelpläulih. Die Seiten des ganıen 
Unterleibes zuweilen braͤunlich. 
Sumatra, Von Daldorf. 


{ 121 
15. Buprestis metastatica. Verſetzter Prachtkaͤfer. 

Flach, Ruͤckenſchild laͤnglich, erzfarbig, Halsſchild an beis 
den Seiten mit einer Queergrube, Flügeldecken ganzrandig mit 
feuerrothem Seitenflede, hinten dunkelblau. j 

; Depressa, scutello,oblongo, aenea, thorace utrinque 
 fossula transversa, elytris integerrimis macula laterali ignea, 
postice cyaneis. 

Sie hat fo genau die Geftalt und Skulptur der B. Pyrotis, 
dag man fie für eine Abänderung derſelben halten möchte, bei 
welcher der feuerrothe Fleck im Hinterwinkel des Halsfchilds 
nach der Mitte der Flügeldecfe’verfegt wäre. Es wäre daher 

Ueberfluß, fie genau zu befchreiben,, da fie fich von der Pyrotis | 
nur darin unterfcheidet, daß die Dberfeite des. Halsichilds ganz 
grünlich ift, daß die Fluͤgeldecken an der hinteren dunkel roͤth⸗ 
lichblau find, fo daß die Geiden Farben ineinander verwifcht 
find. Bor dem Blauen ftehe iſt der Mitte der Flügeldecke an 
der Seite ein feuͤerrother ziemlich dreieckiger Fleck, ver aber 
den Außenrand nicht berührt, fondern an die erhöhte Linie 

“ neben demfelben ſich anlehut. Die Länge der beiden Stücke, 

welche in der Sammlung befindlich find, beträgt 83 Lin. 

% ss Sumatra. Von Daldorf, ’ 

ER 

© 16. Buprestis chrysotis, Golbohriger Prachtkäfer, 

. Platt, geſchildet, erzfarbig, Halsſchildsſeiten goldfarbig, 

Fluaͤgeldecken (ganzrandig?) blaugrün mit erhabenen, Linien, 

Plana, scutellata, acnea, thorace lateribus aureis, elytris 
(integerrimis?) cyaneoviridibus lineis 'eleyatis, 

Der Körperbau wie bei ‚Pyrotis, d. h. Im Ganzen wie 

E B. lugubris, rustica, Mariana, oben ganz platt, der Umriß 

 lanzettförmig. Länge ı Zoll s Lin, Breite in der Mitte beinahe 


N 


122 


sin. Die Farbe des Kopfs, der Unterfeite und der Beine 
beinahe goldgelb. Der fhmale Raum zwiſchen den Augen 
bläulih, eine Streife theitt ihn in der Mitte. Ueber dem 
Mundrande eine Queervertiefung. Die Fuͤhlhoͤrner goldfarbig. 
Die großen Augen bräunlih. Das flahe pimktirte Halsſchild 
iſt trübgruͤn, die Seiten find rothgolden, Es iſt wie bei Pyrotis 
gebildet, nur daß Degen des fchmälern Nückenfchilds die gerade 
abgefehnittene Mitte des Hinterrandes Kleiner ifE und weiter 
nad binten hervortritt, Das Nücenfchild ein Fleines dıimfel: 
grünes Dreieck, Die platten Deekfchilde haben den Umriß wie 
bei Pyrotis, fie find auch, fo meit ich fie an dem Käfer un: 
verftünmelt wahrnehmen Fan, ganzrandig, tvelches man Übers 
dieß wegen der nahen Verwandſchaft beider Arten ſchon annehe 
men koͤnnte. Die Hinterwinkel der Bauchringe ftehen eben fo 
fägeformig unter dem Rande der Flügeldecken hervor, Die 
“Farbe der Fluͤgeldecken ift dunkelgrün und in gewiſſem Lichte 
violett, diefe Farbe ift aber mehr den ſtumpfen Laͤngslinien 
eigen, die auf der Oberfläche laufen, nach) hinten zufammens 
gehen und deren Zivifchenräume feinpunftive find, Die Flügel 
find fchwarzlih. Der mittlere Untertheil des Halsſchilds iſt 
ſtahlblau; Hinten fest ev in einen einzigen Zahn fort, der in 
einen Ausſchnitt am Bruftbeine paſſt. Die Saͤume der hintes 
von Bauchringe und die Spitzen der Füße find blau, 
Sierra Leona. 


17. Buprestis chrysoelus. Goldgenagelter Prachtkäfer. 


Flach, gefhildet, Ben, Deckſchilde fügezähnig: mit zehn 


Goldflecken. 
Depressa, scutellata, obscure cynanea, coleoptris serra- 


tis: maculis decem aureis. 


> 


123 


Der Körperbau tie bei Chrysostigma, aber etwa nut halb 
fo aroß, 32 Lin, lang. Oben flachrund gewölbt, die Oberfläche 
mit feinen Pünktchen beſtreut, die Farbe tiefblau, auf den 
Flügeldefen von der Seite gefehen mit einem ſchoͤnen purpurs 
nen Anftriche. Der Naum zwiſchen den Augen ziemlich breit, 
der Kopf daher etwas groß; auf der Mitte jenes Raums eine 
etwas glattere Längslinie, die vorn durch eine ſolche zwiſchen 
den oberen Vorderwinkeln des Auges gezogene Dueerlinie bes 
grenzt wird. Das Antlig mit kaum merklichen grauen Haͤrchen 
beſtreut. Das Wurzelglied der Fühfhorner lang. Das Hals: 

v ſchild etwas breiter als der Kopf, ſchmaͤler als die Deckſchilde, 
oben flachrund gewoͤlbt, Breiter als lang, der Umriß ziemlich 
viereckig; die Seiten beinahe gerade, nad) hinten wenig ein⸗ 

waͤrtsgehend, der Vorderwinkel etwas fihräg geftußt, Der 
Hinterrand zu beiden Seiten vor jeder Flügeldecke ausgefchweift, 
fo daß die Mitte vor dem fehr Eleinen Ruͤckenſchilde wie ein 
abgefchnittener Winkel hervortritt. Die Defchilde gehen erſt 
gerade nach hinten und verengen fi dann zur Spike; am 
hinteren Außenrande feinfägezähnig. An der Wurzel der Flügels 
decke fteht in der Mitte ein runder grünlid) goldner glängender 
Fleck, der it der Mitte ein Gruͤbchen hat; vor der Mitte ſtehen 
nei andere folher Flecke, der äußere nicht runde am Außen⸗ 

’ ande etwas weiter vorwärts, der innere größere mit einem 

Mittelgrubchen; zivei ‚ftehen —— hinter der Mitte, 
wo die Spitze der Deckſchilde anhebt. Auf beiden Deckſchilden 
ſtehen alſo zehn Goldflecke, 2, 4, 4. Die Unterſeite dunfels 
blau mit zerſtreuten Haͤrchen. Die dicken Vorderſchenkel haben 
unten einen ſpitzigen Zahn, 

% Neu Georgien. Dieſen fehr niedlichen Käfer hat Francillon 
aus London gefcict. 


5 124 
18. Erotylus? quadriguttatus. Biertropfiger Eikaͤfer. 
Taf. 1. Fig. 4. 


Fuͤhlhoͤrner mit zufammengedrücktem Knopfe; ſchwarz, Fluͤ⸗ 
geldecken mit zwei gelben Flecken hintereinander. 


Antennis capitulo compresso, niger, elytris maculis dua- 


bus flavis deinceps positis. 


Ungeachtet der Käfer im Umriſſe Aehnlichkeit mit mehreren 
Acten diefer Gattung hat und ungeachter feine Fuͤhlhorner in 
derfelben nicht ganz fremd find, fo glaube ich, wird man ihn 
doch davon trennen müffen,, weil er nur drei Fußglieder hat 
urıd wicht, wie die übrigen Erotylen vier. Die Mundtheile 
bieten vielleicht noch andere, Lnterfchtede dar. Der Käfer 
hat im Gangen die Bildung des E. Quinquepunctatus; er' iſt 
laͤnglich eiformig, das Halsfchild etivas fehmäler als die Deck 
ſchilde, die Oberſeite flach gewölbt. Die Länge beträgt 5 Lin, 
Die mittlere Breite 23 Lin. Die Farbe ift ſchwarz, ander 
Unterſeite etwas. braͤunlich, die Oberfläche unbehaart, glatt, 
Auf jeder Fluͤgeldecke ſtehen vier ziemlich. große rundliche doch 
etwas in die Queere gezogene gelbe Flecke, dem Außenrande 
mäher; der / vordere größere ſteht hinter der Schulter „ der hintere 
Hleinere hinter der Mitte, diefer näher als-der Spitze. Der 
Kopf ift fihmäler als das Halsſchild; die Augen find groß, her⸗ 
vorragend und fiehen feitwwärts. Dicht vor den Augen zwiſchen 
denfelben find die Fuͤhlhoͤrner eingelenkt; fie find länger als die 
Hälfte der Körperlänge , elfgliederige die acht erften Glieder find 
ziemlich gleich dick und rundlich; die drei legten find. ſtark zu⸗ 
ſammengedruͤckt und bilden einen langeifpemigen Knopf, deſſen 
fiumpferes Ende die Spige macht. Das Wurzelglied iſt dicker 


| 


125 


als die nächftfolgenden, länger als das fehr Eurze zweite, aber 
nicht fo lang wie das dritte; die Glieder vier bis acht find gleich« 


lang, jedes noch nicht halb fo lang wie das dritte, Das Hals: 
ſchild Hat einen fcharfen gefäumten Seitenrand, ift ziemlich 
vierecfig, oben flach; die Seiten abgeſetzt, das Mittelfeld farıft 
erhaben. Die beiden Vorderwinfel ragen nah vorn hervorz 


die Hinterwinkel find fpits und die Edenfpige tagt etwas nach 


hinten heraus; eine.feine eingedrückte Queerlinie läuft vor dem 


Hinterrande; eine Furze eingedrückte Längslinie zu jeder Seite, 


wo das Mittelfeld von den Seiteutheilen geſchleden iſt, zieht 
fih in die Queerlinie und bildet in ihr eine Kleine Vertiefung 
Die Seiten des Halsfhilds find ſanft geſchwungen, erft nach 
außen, und hinten nad innen, wodurch der. Hinterwinfel feit 
wärts hervorttitt. Das Nuͤckenſchild herzfoͤrmig, hinten fehr 
fpis. Die Deckſchilde find etwas breiter als das Halsſchild 
und haben einen ziemlich eiformigen Umriß; ihre Oberfeite iſt 
fanft rundgewälbt; der Seitenrand iſt ſcharf und umgeſchlagen; 


die Spisen und Seiten ragen über den Unterleib hinaus. Die 
‚ Unterfeite und die Beine find mit feinen graulichen Haͤrchen 


bewachfen. Die Beine haben gewöhnliche Laͤnge. Der Fuß 


beſteht aus drei Gliedern und zwei £leinen fpisigen Klauen am 


$ “ Ende bes dritten. Die beiden erſten find: umgekehrt Hetze 


> formige Platten, das zweite breiter und ‚größer als das erſte: 
das dritte lange feinere tundliche nah außen dickerwerdende 
Glied ift ganz auf die obere Wurzel des zweiten aufgefest, fo 
daß es aus dem erften Gliede zu entfpringen feheint und über 
das zweite berliegt. 


Sumatra. Bon Daldorf. 


/ 


126 
. 19. Clytra decumana. Zehnt Saͤgekaͤfer. 


Roſtroth, unten ſchwarz, ein Wurzelfleck, eine Hintere breite 

Binde und die Fluͤgeldecken ſchwarz. R 
. Ferruginea, subtus nigra, elytris macula baseos fascia 
Iata postica, apiceque nigrig. 

Der Körperbau der Quadripunctata, der Longimana, aber 
größer, fait 6 Lin. lang. - Kopf und Halsfchild ſchmaͤler als die 
Wurzel der Deckſchilde und diefe hinten breiter und ſtumpf 
zugerundet, die Dberfeite rundgewoͤlbt. Der Kopf iſt dunkel⸗ 
roſtroth, der Mund und die Fühlhorner find fchwarz. Das 
glatte glänzende rundgemwölbte an den Seiten zugerundete Halgs 
ſchild iſt roſtbraun. Eben diefe Farbe hat das Ruͤckenſchild— 
Die Deckſchilde find gelblicher roftroth; an der Wurzel ſteht zu 
jeder Seite der Schulter ein großer rundlicher ſchwarzer Fleck; 
eine ſchon vor der Mitte anfangende ſchwarze Binde nimmt 
faſt die ganze größere Hälfte der Flügeldecen ein, vorn ift ihr 
Hand ziemlich gerade, der Hinterrand tritt in einer gerundeten 
Ecke in der Mitte hervor, Die Spitze iſt ſchwarz. Das Rothe 
der Deckſchilde bildet auf der vorderen Hälfte eine Queerbinde, 
welche ſich am Vorderrande in die Hoͤhe zieht; an der Naht 
zieht ſie ſich dreit bis zur Wurzel, an der fie ſich ſeitwaͤrts 
in einem ſchmalen Arme verbreitet, der mit dem Seitenzweige 
des Randes zuſammentritt und den ſchwarzen Schulterfleck wie 
eine Inſel umgibt. Eine ſchmale in der Mitte verengerte, die 
Nahe und den Außenxrand ſelbſt nicht völlig beruͤhrende Binde 
ſteht dichte vor der Spitze jeder Flugeldecke. Unterfeite und; 
Deine find ſchwarz mit greifen Härchen bewachfen, 


Sierra Leone, 





127 
20. Clytra bieruciata. Doppelfreugiger Sägefäfer, 


Schwarz oben ziegelfarbig, Halsſchild ſchwatzbunt, Flügels 
decken mit einem fangen Kreuße und ſchwarzen Mittelpunfte, - 
Nigra supra testacea, thorace nigrovario, elytris eruce 


elongata punctoquej medio nigris. 


Der Bau der Clytra Quadripunctata und Longipes, abet 
etwas größer, 5% Lin. lang. Schwarz, die Unterſeite nnd die 
Deine mit meſſingglaͤnzenden Haͤrchen bekleidet; das Wurzelglied 
der Fühlhärner am Ende, das zweite ganz dunfelrofibraun. Das 
Halsfhild oben rundgewolbt, an den Seiten, abhängig, etwas 
} glänzend, wenig und fein punftirt. Es ift gelbröthlich und hat 
vier große ſchwarze Flecke, zwei ſtehen auf der Mitte am Hinter» 
tande feitiwirts und. hängen durd) eine am Hinterrande liegende 
ſchmale Verbindung zufammen, die in der Mitte ein vorragen 
des Eichen macht; zivei ſtehen vor diefen gerade auf der Mitte 
ganz nahe beifammen, dab fie nur durch eine enge gelbrothe 
Linie getrennt find; mit ihrem äußeren Hinterwinkel fließen fie 
in den inneren Vorderwinfel des Hinterflecks ihrer Seite über. 
Das Gelbrothe, welches dieſe Flecke einfchließen, hat beinahe 
bie Seftalt eines Ankers. Das Ruͤckenſchild ift dreiedkig, ſchwatz 
und ragt mit der hinteren Spitze etwas in die Sdhe, Die 
Deckſchilde ſind gleichbreit, rundgewoͤlbt, die Oberflaͤche mit 
Puͤnktchen beſaͤet, etwas glänzend. Auf jeder Fluͤgeldecke ziehe 
ſich eine ſchwarze Laͤngsſtrieme von der Schulter nach der Spitze; 
hinter der Mitte ſchickt ſie einen kurzen breiten Seitenarm zum 
Außentande, und an der inneren Seite etwas mehr hinterwaͤrs 
einen anderen längeren mac) vorn etivas erweiterten Dueer: 
arm zur Naht, die er aber nicht erreicht. Wor der Mitte iſt 
bie Strieme an der Innenſeite etivas verſchmaͤlert, und eben fo 


123 


dicht Hinter: den Queerarmen verdünnt; an der Spike aber 
Breiter fie fich in einen (malen Endfaum aus, der fih immer 
ſchmaͤler werdend in der Naht in die Hohe zieht, vor der Mitte 
aber verſchwindet. Ein rundes Fleckchen ſteht auf jeder Fluͤgel⸗ 
decke vor der Mitte unfern der Naht. Auf jeder Fluͤgeldecke 
beſindet ſich daher ein Kreuz und ein Punkt. 

Sierra Leone. 


21. Clytra intersecta. Durchſchnittner Saͤgekaͤfer 


Schwarz, Deckſchilde vorn halbroth: mit zwei ſchwarzen 
Punkten. 

Nigra, coleoptris antice semirubris: punctis duobus 
— — 

In der Geſtalt der Quadripunctata völlig aͤhnlich, aber 
Eleiner, 33 Lin, lang. Ganz ſchwarz, glänzend, punktirt, die) 
Unterfeite und die Beine find mit grauen Haͤrchen bekleidet. 
Das zweite und dritte Glied der Fuͤhlhoͤrner find röthlich. Die 
ı vordere Hälfte der Flügeldeden ift roch, welches ſich hinten 
ſchraͤg von außen nach innen und hinten herabzieht, Neben 
der Naht, ſteht in der Mitte ein ſchwarzer Queerpunkt, alſo 
auf den beiden Fluͤgeldecken zuſammengenommen zwei, Zuwei⸗ 
len fieht man einen voftrörhlichen Fleck an der Naht unfern 
der Spike. 

Sierra Leone, 


22. Clytra macropus. Großbeiniger Gägefafer. 


Schwarz; Fühlhornrourzel, Halsfhild "und Beine) roth; 
Fluͤgeldecken ziegelfarbig mit zwei — Flecken; Vorder⸗ 
beine verlängert, 


129 
Nigra; anterinarum basi thorace Pedibusque rubris; 
elytris testaceis maculis duabus nigris; pedibus' anticis 
elongatis. 
1, Abänderung: der ſchwarze Queerfleck in der Mitte der 
Flügeldecke in zwei Flecke getheilt. 


2. Ab änderung: der Mittelfleck fehlt ganz. 


En 


— 


4 





In diefer Gattung von anfehnlicher Große, fo groß tie 
Longipes, 52 Lin, lang, von der Geftalt der C. Octopunctata, 
Obsita, Taxicornis. Der Kopf ift ſchwarz; die Fuͤhlhoͤrner 
find in den vier Grundgelenken roth, das vierte ift an der 
Spitze, die übrigen find ganz ſchwarz. Der Mund iiſt ſchwarz. 
Das Halsihild ift breiter als der Kopf, fo breit wie die Deck— 
ſchilde, an den Seiten doch mehr nach vorn zugerundet, Breiter 
als lang, oben rundgewoͤlbt glatt und glänzend. Das Nückens 
ſild ift ſchwarz und dreiedig. Die glatten toeniger glänzenden 
Flügeldeeten zeigen unter dem Glaſe kaum einzelnſtehende ges 
wiffermaßen in die Längsgruppen vertheilte Punkte. Auf der 
Schulter ſteht ein runder ſchwarzer Punkt, ein fchwarzer Ducers 
fleck fieht auf der Mitte, der nach außen fchmäler ift und 
zuweilen in der Mitte der Länge nach getrennt, zuweilen ganz 
verſchwunden ift. Mittlere Unterfeite des Halsfchilds, Bruſt 


und Bauch find ſchwarz, mit grauen Kirchen bewachſeu. Die 


Beine find roth; die Spitzen der Schenkel und der Füße ſchwarz. 
Die Borderbeine find faft noch einmal fo lang als bie hinteren, 
Zumeilen find alle Fußglieder ſchwarz. 

Aus Friaul, two ihn Graf Hoffmannsegg gefunden hat, 


23. Clytıa erythrotis. Rothohriger Sägekäfer. 


Schwarz; Halsfchildsfeiten roth; Fluͤgeldecken dunkelblau. 
Nigra; thoracis lateribus rubris; elytris @yaneis. 
1, Bandes 2, Etiik, = 


1 30 


! 
‚Er iſt der Clytra aurita in der Geſtalt und Farbe genau 
gleich, aber. größer, 4 Lin. fang, und etwas fehlanfer, und 
überdieß durch ganz ſchwarze Beine unterfchieden. Das Hals: 
ſchild iſt ſehr glänzend, in der Mitte ſchwarz, die Seiten fehr 
breit gelbroth. Die Fluͤgeldecken find punktirt. Unterfeite und 
Beine mit greisglängenden Haͤrchen bekleidet. 


° Sierra Leone. 


24. Clytra bifafeiata. Zweibindiger Gägefäfer. 


Kurz, unten filberhanrig, oben roth, Hinterdecken des 
Halsſchilds und Mittelbinde der Fluͤgeldecken blau, 
Brevis, subtus argenteopubescens, supra rubra, thorace 
fascica postica, elytris fascia media cyaneis, | 
Dieſen Eleinen Saͤgekaͤfer wuͤrde man auf den erften An⸗ 
blick für einen Cryptocephalus halten, wenn ihm nicht die 
furzen Sägefühlhörner als Clytra bewaͤrten, Man findet in 
diefer Gattung noch einige folcher Eurzer ‚gedrungener Arten, 
wie C. testacea, Quadriguttata -Oliv. Der Käfer ift nur 
241 Bin, lang, 1% in, breit. Der Kopf ift metalliſch dunkel 
‚grün, vor den Augen ſteht eine Strieme gelblichglänzender 
Hächen. Die Fuͤhlhoͤrner find braun, an der Wurzel röthlich. 
Die Grundfarbe der hochgewoͤlbten Unterſeite iſt eben fo gruͤn⸗ 
lich, aber mit, gelbglänzenden kurzen anliegenden Härchen ber 


deckt. Das Halsſchild it kurz, glänzend glatt, „roth, eine 


breite dunfelblaue Queerbinde fteht an dem Hinterrande, reicht 
aber nicht bis zum Geitenrande hin. Das Rüdenfhild iſt 
dreieckig, mit der hinteren Spike in bie Höhe gerichtet. Die 

Deckſchilde find Hinten wenig ſchmaͤler, glänzend, mit Punkten 
beſtreut, welche ſich beinahe in Reihen srönen, roth. Eine 


131 


breite dunkelblaue beinahe violette Ducerbinde fteht auf der 
Mitte; fie reicht nicht zum Seitenrande und nicht zur Naht, 
ob fie gleich beiden ‚ehr nahe kommt. Die Schenfel find grüns 
lich mit Härchen bekleidet; die Schienen und Füße find roͤthlich. 


Sumatra. Bon Daldorf, 


25. Altica quadrimaculata. Vierfleckiger Erdflohkaͤfer. 
j Roͤthlich, Halsſchild eben, Fluͤgeldecken ſchwarz mit * 


weißlichen Flecken: der vordere nierenfoͤrmig. 


Rufa, thorace levi, elytris nigris maculis duabus albi- 
dis: antica reniformi. - 


Deinahe fo groß wie Oleracea, ettva 13 Lin, lang, oben 
gewoͤlbt und glänzend. Die Farbe roſtroͤthlich; die Fuͤhlhoͤrner 
am oberen groͤßeren Theile ſchwaͤrzlich; die Augen ſchwarz. 
Das Halsfchild ift flahrund gewoͤlbt, iglatt, ohne Ducerlinie 
und Punkte. Die Dedfchilde find ſehr fein punktirt, nach, bins 
ten etwas breiter, ſchwarz; jede Fluͤgeldecke hat zivei weißliche 
große Flecke, deren Eleiner den Außen: oder Innenrand berührt: 
der vordere ſteht an der Wurzel und ift nierenformig, die Ausr 


bucht nad) vorn gerichtet; der andere ſteht hinter der, Micte 


und iſt ziemlich rund, doch mehr in die Queere erweitert. Die 


Bruſt it ſchwaͤrzlich. Die Hinterſchenkel find nicht dicker als 
die Übrigen, aber länger, 


Bengalen. Bon Daldorf, 


26. Galleruca giganten, Gigantifcher Furchtkäfer. 


Gewölbe, ſchwarz, oben graubraun, pımftirt, das Hals: 
ſchild eben, 
J2 


132 
Convexa, nigra, supra griseofusca,' "Pümetata, tho · 


race levi. 


Ra gehört MM der Abtpeilung, ne worin G,T’anaceti und Pustica 
ffehen, unter diefen aber ift fie ein Niefe, denn ihre Länge ber 
trägt 6% Lin., die mittlere Breite 32 Lin. Sie iſt nach Hinten 
zu etwas breiter, oben vollig tundgewülbt, die Maſſe des Hals: 
ſchilde Ind der Flügeldecten iſt derb, dicker als bei vielen Arten 
diefer. Gattung. Der Kopf, das, Halsſchild und die Flügel: 
decken haben eine trübe geaubraune Farbe und find matt, Die 
Steßfpiken, ein. kleines Dreieck auf dem Hinterkopfe und die 
Fuͤhlhoͤrner ſind ſchwarz; die beiden Grundgelnnke und die erſte 
Haͤlfte des dritten Gelenks der letztern find graubraun Das 
Halsſchild Hat einen ſcharfen Seitenrand, der zugerundet iſt; 
die Seiten des Hinterrandes machen eine ſanfte Ausbucht 
Die Oberfeite ift rundgewoͤlbt, ohne Queereindruck, mit Puntt⸗ 
chen beſtreut. Das dreiectige hinten abgerundete Ruͤckenſchild 
iſt ſchwarz, punktirt. Die Deckſchilde find vollig rundgewolbt, 
hinten etwas breiter, am Ende ſteil abfallend, die Spitze queer 
geſtutzt, aber übrigens fo, daß der untere Seitenrannd der Flüs 
geldecke in derfelben Ebne ficat, Ein Längseindruck zieht ſich 
am Rande hinab und drückt die obere Fläche etwas heraus. 
Die Oberfläche ift Mit feinen’ Punkten dicht befäet, und die 
Vertiefungen der Punkte ſcheinen durch das Glas wie mit 
einem Dele beftrihen. Die Naht it duch eine ſchwache 
Längslinie etrvas gehoben, Die mittlere Unterfeite des Hals 
ſchilde, Bruft, Bauch und Beine find. Hl und ie 
einigen Glanz. — 


Sierra Leone 


fi 20 


133 

27. Galleruca Zona. ‚Gürtel: Furchtkäfen 

Gelblich, Halsſchild mit einem Queereindrude, Deckſchilde 
blau mit einer geldlichen mittleren Queerbinde. Y £ 

Elavicans, thorace trnasyersim impresso, coleoptris 
eyaneis fascia media flavicante. 
Er gehört. zu den anfehnlichften Kaͤfern feiner ‚Sartung, 
denn er iſt 6 Lin. lang, in der Mitte 3, Lin. breit, nach hinten 
etivas erweitert. Der Bau wie von Gall. Palliata, Abdomina- 
lis u. aͤhnl., die Oberfläche „matt glänzend. Die Farbe ift ein 
etwas Ihmußiges bleiches Graugelb, die Fuͤhlhoͤrner find braun: 
fiher und die Beine nad) den Spigen zu dunkler. Auf der 
Mitte des Kopfs eine vertiefte Längslinie. Das Halsfchild. ift 
kurz, aber breit, etwas nad vorn abhängig, am ſcharfen 
Seitenvande zugerundet, über die Mitte geht. der Queere nach 
ein ziemlich breiter Eindruck. Das abgerundete Ruͤckenſchild 
iſt greisgelblich. Die Deckſchilde find. feitwärts hinter der 
Schulter etwas zufammengedrüct und erweitern ſich von der 
Mitte an etwas auswärts und niederwärts; fie ‚Tagen weit 
uͤber den Unterleib hinab. Ihre Farbe iſt ein nicht ganz rei- 


| nes "metzflifches matteres Gruͤnlichblau; über die Mitte sieht 


ſich ‚eine breite gelbliche Queerbinde, die ſich an der Naht 


etwas hiuabzieht. Die etwas dachfoͤrmig abſtehende Spike der 
Fluͤgeldecken iſt mit dem gelblichen Grau gemiſcht. Der Außen⸗ 
rand und die Naht ſelbſt find gelblich. Die Oberfläche mie 


feinen Pünktchen befiveut, Der Leib grangelblich. *) 
Das VBaterland iſt wahrſcheinlich Oftindien. 


vau HR 


—— 








eu . ) an A 
*) Bei diefem und einigen anderen Kafern diefer Gattung ‚rest man baß die 


—* Fm⸗eldeckenuaht auf dem Schnitte gleichſam aus zwei Lagen beſteht, von welchen 
Die rtgetn Voß ein 5% A un IR LTE De 2) 18e) 1 


z 


MA.“ .. 
28. Galleruca aenipennis.: Erzdeckiger Furchtkaͤfer. 
Roſtroth, Halsſchild flach mit einem Queereindrucke, Fluͤ⸗ 


geldecken braunerzfarbig, feinpunktirt. 


Ferruginea, thorace plano transversim impresso, elytris 
fuscoaeneis punctulatis. 

Die Geftalt wie von Galleruca nigricornis, palliata, ab- 
dominalis u. ähnl., etwa 3 Kin, lang, oben flah. Die Farbe 
des Kopfs, des Halsfchilds, der Unterfeite'und dee Beine roſt— 
roth, die Fühlhorner find heller und mit weichen Haͤrchen bes 
wachſen, die Augen ſchwarz. Das Halsfchild ift ober fehr flach 
gewölßt, niedergedrückt; hat einen ſcharfen Rand. Die Seiten 
runden ſich vorn auswärts zu und treten hinten etwas enger 
zufammen, Auf der Mitte der glatten Oberfläche ſteht ein 
Queereindruck. Das dreieckige Ruͤckenſchild iſt roſtroth. Die 
flachen Fluͤgeldecken find braͤunlich erzfarbig, glaͤnzend wie ges 
glaͤttet, beſonders an der Wurzel. Sie haben die Spuren 
ſehr ſchwacher Laͤngsreiſen und zerſtreute Puͤnktchen. 

Afrika. 


29. Galleruca limbata. Geſaͤumter Furchtkaͤfer. 


Ziegelfarbig, Deckſchilde ſchwarz mit ziegelfarbigem Saume, 
Bauch ſchwaͤrzlich. » 

Testacea, coleoptris nigris limbo testaceo, ventre 
nigricante. 

Ganz vou dem Baue der Palliata, aber großer, 32 Ein, 
fang, in der Mitte 2 Lin, breit, die Dedfchilde nah hinten 
etwas breiter. Die Farbe ziegelroth, Bruſt, Beine und Fuͤhl⸗ 
hoͤrner etwas gelblicher. Die Augen ſchwarz. Das Halsſchild 
oben flach, glaͤnzeud, mit einem großen in der Mitte erwei⸗ 
ferten Queereindrude, an den. Seiten und hinten geſaͤumt, 





v 135 
hinten wenig ſchmaͤler als vom. Das dreieckige Ruͤckenſchild 
ziegelroth. Die Deckſchilde glatt, aber nur matt glänzend, mit 
fehe feinen Pünktchen beftreut, ſchwarz, der Außenfaum, der 
ſich um die Spise herumzieht, dafelbft etwas breiter iſt und 
in die Nath ‘bis zur Mitte hinanftritt, too er ſich verliert, if 
siegelfarbig. Der ſchwarze Bauch it mit grauen Haͤrchen bes 
wachen, welche auch die Beine überziehn. *) ’ 

Bengalen. Daldorf, i 


z Er 
30, Galleruca unicolor. Einfarbiger Furchtkaͤſer. 

Laͤnglich, glaͤnzend, ziegelfarbig, Augen ſchwarz, —* 
oder After dunkelfarbig. 

Oblonga, nitida, testacea, oculis nigris, ventre aut ano 
obscuro. 

Die ſchlanke laͤngligte Geſtalt und die gelbrothe Farbe, ver⸗ 
bunden mit dem Glanze, zeichnen dieſe Art vor ihren Gattungs⸗ 
genoſſen aus. Sie iiſt 3% Lin. fang und hat das Anſehen einer 
Lema, iht deutlich gerandetes Halsſchild aber weifet ihr eine 
Stelle unter Galleruca an, Die Fühlhörner find nicht fo lang 
- wie der Leib. Die Augen find ſchwarz. Das Halsſchild iſt 
breiter als lang, nicht breiter als der Kopf, beträchtlich ſchmaͤler 

als die Deckſchilde, oben flachgeronlbt, glänzend glatt, mit 
. einem Dueereindrude, an den Seiten gerundet, Es ift ziem: 
lich vierekig, hinten ſchmaͤler. Das NRüdenfhild- dreiedig, 
Die Flügeldeken find an den Seiten abhängig, die Oberfläche 








* * Es verdiente einer genauen Unterfuchung ob die jetzige Gattung Crisceri⸗ 
nicht fualich mit Galleraca verbundon werden fünnte. Lema ‚welcher den alten 
Namen Crioceris dann wieder annehmen könnte, ſcheint fi iu unterſcheiden. 

Die Arten, welche ich hier befchrieben habe, würden vielleicht won Manchern 
al Crioceris gejogen werden. » 


136 
glaͤnzend glatt. Der ‚Unterleib iſt dunkler, oft. ſchwaͤrzlich, 
zuweilen nur der After, ſchwarz. Die Beine mit dem Körper 
4J gleichfarbig mit feinen Haͤrchen beſetzt. 
Bengalen. Daldorf. 


nö . 31 Lamia Daldorfii. Daldorfs Kurgbocktäfer. 
Taf. 1. Fig. 5. 


Halsſchild faſt wehrlos: Mitte erhöht; Fluͤgeldecken Hinter 


waͤrts mit erhabenen Linien; Fuͤhlhoͤrner mittelang; in ber 
Mitte weißlich \ 


7) vöthlih,, Fluͤgeldecken vorn halbviolett 
2) röthlih, Flugeldecken violett 
3) rüthlich, Kopf, Halsfhild, Unterleib und Fluͤgeldeckenſpitze 
ſchwarz. 

Thorace submutico: medio elevatoʒ elytris posterius 
lineis elevatis; antennis mediocribus, medio albidis 
1) rufa, eiytris antice semiviolaceis 
2) rufa, elytris.violaceis 
3) rufa,.capite thorace abdomine elytrorumque apice nigris. 

Diefer Shine Käfer hat den Korperbau der Lamia Tor- 

nator, nut iſt er etwas breiter und gedtungener, Die Lange 
beiwägt-etwa 5% Lin., die Breite 23 Lin. Der ganze Käfer iſt 
mit Härchen bewachſen. Bei di? gewoͤhnlichen Abaͤnderung 
iſt die Farbe ein helles Roſtroth. Auf dem einzeln punktirten 
Kopfe ſteht eine mittlere vertiefte Laͤngslinie. Die vier Augen *) 
EIERN VL EUER VEEEWARERINE. RENTE TA LEENTALD BEL CORE > 





» Bielteicht könnten die vier Augen, welche man bei dieſer und einigen 
verwandten Arın bemerkt, ein gutes Familienkennzeichen geben, Sie entſtehen 
dadurch, daz das Fühlhorn gerade im Das Auge gepflanzt iſt und dieſes in eine 
obere kleinere umd eine umtere geoßere Halfte theiit, welche keinen au jerlich ſichtba⸗ 
zen Zuſammenhang unteinander haben umd ziemlich wen voneinandergetrennt find. 








——— 
ſind ſchwarz. Das Wurzelglied der Fuͤhlhoͤrner Hell roſtroth 
Das dritte lange Glied iſt an der erſten Haͤlfte roſtroͤthlich, an 
der anderen Hälfte weißlich. Die drei dann folgenden Glieder 
find weißlich, die fünf Endglieder find braͤunlich. Die Fühls 
hoͤrner find fo fang wie der Leib. Das rundlihe Halsſchihd ift 
£urz, kaum breiter als der Kopf, ſchmaͤler als die Deckſchilde. 
Bor dem Hinterrande läuft eine eingetiefte Queerlinie die auch 
über die Unterſeite fortfeßts eine eben folhe Queerlinie läuft 
binter dem Vorderrande; dieſe aber iſt in des Mitte unters 
brochen. Beide Queerlinien heben das mittlere Queerfeld wulſt⸗ 
artig heraus; auf der Mitte erhoͤhet fich dieß in einen ftumpfen 
„Hoder. Das Halsihild ift wie das Ruͤckenſchild Hell roſtroth. 
Die Fluͤgeldecken find an der Wurzel glatt mit einzelnen. Punks 
ten beſtreut; vor der Wurzel entfpringen einige erhähte Länge: 
linien, wovon zwei oder drei neben der Naht fichende deute 
licher find, als einige nach außen befindliche. Die Fluͤgeldecken 
find glänzend, aber mit auffichenden Haͤrchen beftveut, Die 
vordere Hälfte der Fluͤgeldecke iſt violett, nad) hinten zu aber. 
dufferer und wie ſchwarz angelaufen; die hintere Hälfte ift roͤth⸗ 
lich, zuweilen mit einem vigletten Scheine. Unterfeite und 


- Deine find hell roſtroth, die hinteren Schienen, auch die Hinz _ 


terfchenfel auswärts ſchwaͤrzlich; zuweilen die Schienen an der 
Wurzel ſchwaͤrzlich. An der Seite der Bruft ein ſchwaͤrzlicher 
Fleck. Bei einer ſeltnen Abart find die Flüdeldecken ganz violett, 
nur queer über die Mitte dunkler und mehr purpurfarbig; die 
Unterfeite und die Beine find bei diefer Abart einfarbig roſt⸗ 
roͤthlich, die Suhlhörner breiter weißlih. Bei einer anderen 
“eben fo feltnen Abänderung iſt der Kopf und Halsfchild ſchwaͤrz⸗ 
lich, letzterer hat an, den Seiten eine dunkelroͤthliche Stelle, 
Der Unterleib iſt ſchwarz; die Fluͤgeldecken And roͤthlich, an 


138 


der Spige biolettſchwam die doͤhlhörner haben einen — | 
lichen Anſtrich. | 
Sumatra. Daldorf. 


‚32. Saperda chalybaea, Stahlblauer Kragenkäfer, 
Taf. 1. Fig. 6. 


Stahlblau, unten weiß, Halsſchild weihſtriemig, gta 
been mit weißen Strichelchen, Punkten und einem Binden, 
Spitze ausgerandet gezahnt. + 

Chalybaea, subtus alba, thorace albovitato, — lineo« 
lis punctis fasciolaque albis, apice emarginatodentatd. - _ 

Diefer fehr ſchoͤne Käfer, den ich nad) der Uebereinſtim⸗ 
mung in den äußerlich fihtbaren Merkmalen zu Saperda zählen 
muß und den Andere bei der Unbeftimmtheit der verwandten 
Gattungen, vielleicht zu Stenocorus oder Lamia rechnen wuͤr⸗ 
den, zeichnet ſich durch) die an der Spike ausgerandeten zwei⸗ 
ſpitzigen Fluͤgeldecken in dieſer Gattung aus, Doc) fehlt es 
nicht an Arten, wo man den Anfang dieſer Ausrandung fchon 
wahrnimmt. Die größeften find beinahe x Zoll lang, Eleinere 
erreichen nicht die Länge von 9 Lin.” Jene find in der Mitte 
23 Lin. breit, die Deckſchilde ſind aber am Urſprunge etwas 
breiter und nach der Spitze zu etwas ſchmaͤler. Die Grund⸗ 
farbe, des ganzeu Körpers iſt ſtahlblau, das auf den Fügels 
decken ins. Violette übergeht. Diel ganze Unterfeite ift mit 
weißen Haͤrcheu dicht bekleidet, nur mitten auf der Bruft, auf 
der Mitte des erſten Bauchringes, an den Beinen und an den 
Fuͤhlhornern fiehen die weißen Haͤrchen dünner, wodurch diefe 
Theile eine blaugraue oder fchimmelgraue Farbe bekommen. 
Die acht Endglieder der mittellangen Fuͤhlhoͤrner find ſchwaͤrz⸗ 
lich. Die Oberfeite des Kopfes, des Halsſchilds und die Mittels 


nn a in EEE 005000 EEE ee u — 


ur 139 
gegend der, Dedfchilde ift mit einem kurzen Sammt bedeckt, der 
in gewiffen Richtungen purpurſchwarz fhimmert, Die Fühls: 
hoͤrner fü find in eine obere vordere Bucht der Augen gepflanzt. 
Die Lefze ift weißgerandet; die Badengegend und zwei vordere 
dom Munde, ausgehende an den Augen ſich beraufziehende und 
auf der Stirn dicht aneinander hinlanfende Striemen find meiß. 
Eine Eurze weiße Strieme fommt von dem oberen Hinterrande 
der Augen und fest gerade Über die obere Seite des Halsſchilde 
fort; in der Mitte der Oberfeite des Halsſchilds ſteht eine dritte 
weiße Längsbinde. Die Seiten des Kopfs und Halsfhilds find 
glänzend ſtahlblau. Eine feirie erhöhte Längslinie wird von der 
weißen Mittellinie des Halsſchilds bedeckt. Das eifsrmige 
Rückenſchild ift weiß. Auf jeder Fluͤgeldecke ſteht an der Wur ⸗ 
zel auf der Mitte der Oberſeite ein weißer Strich, der doppelt 
ſo lang iſt wie das Ruͤckenſchild; in einiger Entfernung hinter 
demſelben zwei weiße Punkte nebeneinadner, von welchen der 
innere der größere iſt; in det Mitte ein größerer ziemlich nieren: 
förmiger Queerpunft; dann folgen nebeneinander auswärts am 
oberen Außenrande ein länglicher Punkt, innerhalb neben der 
Naht ein Längsftrichelchen; unfern der Spike ſteht eine weiße 
Dueerbinde, die aber weder die nad) ihrer ganzen Länge dunf: 
lere Naht, noch den Außenrand berührt; hinter dieſem Bind ⸗ 
en iſt die Spitze kahl und glänzend ſtahlblau; der Spitzen⸗ 


rand iſt weißlich. Alle dieſe weißen Zeichnungen werden von 


Harchen gebildet. Auf der Oberſeite der Fluͤgeldecken fiebt man 
grobe eingeftochene Punkte, welche beinahe einige Reihen bil⸗ 


den. Die Seiten der Flügeldecfen, melhe durch eine ſcharfe 


Längstante von der Oberfeite geſondert find, find fteil abhängig 
und haben zwei Längsfurhen, und zwifchen diefen eine Reihe 


Marfamer Punktes durch die obere Furche wird eine erhoͤhte 
Nr 


148 
Laͤngslinie gebildet, welche in den äußeren Zahn der Spike 
ansläuftz den. inneren) feinen ‚Zahn ‚bilder ‚die Naht; zwiſchen 
beiden iſt die Spitze ſchraͤg von hinten und außen nach vorn 
und innen ausgerandet. Die Bauchringe ſind an der Wurzel 
kahl und dunkelblau; der letzte Ring iſt ſchwarzblau mit vier 
queerſtehenden weißen Flecken, die auch wohl etwas; zuſammen⸗ 
haͤngen. NOTE 
Surmatra. Bon Daldorf, 


' 33. Lytta ruficeps, Rothkoͤpfiger Pflaſterkaͤfer. 


BGanʒ ſchwarz, bloß der Kopf ganz roth, die Fuͤhlhöͤrner 
ganz ſchwarz, Fluͤgeldecken ſtumpfzugeſpitzt 

Atra ‚unicolor, capite solo toto rufo, antennis totis 
nigris, elytris obtuse acuminatis. 

Hei der großen Aehnlichkeit, welche diefer ne 
niit L.Erythrocephala hat, fehlt es doch nicht an deutlichen 
Unterfchieden, die ich bei einer nichs geringen Anzahl als ftand« 
haft wahrgenommen habe. ‚Länge von 85 Lin. bis zu 6 Lin, 
hinab, genau von dem Körperbau der Erythrocephala, aber. 
etwas ſchlanker. Die Fühlhörner find borftenformig, beträcht: 
Gh laͤnger, als bei jener. Art, 53 Lin, lang bei den 8% Lin. 
langen Käfer, alfo drei Viertheile fo lang"wie der Körper, da 
fie bei der Erythrocephala noch nicht halb. fo fang find. Sie 
Find ganz ſchwarz, da die Grundgelenfe der Europäifchen Art 
toftbraun find, Der Kopf iſt glänzend und ganz hellroſtroth, 
gun Augen und Mund find ſchwarz; es fehlt alſo der ſchwarze 
Stirnftreif, den man bei. Erythoraephala ſieht. Auf der Mitte, 
der Oberſeite des Halsſchilds ſteht eine feine glatte Längslinie, 
die: fih vor dem Hinterrande in eim Gruͤbchen erweitert, dem 
Hinterraud aber wicht erreicht, bei Erythrocephals geht eine 





141 \ 


SEngefurche fiber das ganze Halsſchild bis in den Hinterrand, 
und ife gewöhnlich mit graumeißen Haͤrchen angefüllt, die der 
Ruficeps fehlen. Eben fo fehlt der aus folhen Haͤrchen ge: 
bildete Saum der Flügeldecien am Rande und in der Naht, 
den man fo wie eine mittlere Haͤrchenſtrieme bei Erythrocephala 
mehr oder tochiger wahrnimmt. Die Fluͤgeldeckenſpitze ift bei 
der Europäifchen Art zugerundet,; bei dem Sumattanifchen 
Kafer endiger fie fih ih eine mehr nach außen gerichtete ge: 
ſtumpfte Spike. Die Unterfeite iſt bei diefer einfarbig fehrwarh 
bhne graue Härchen, und das Wurzelglied der Füße (Tarsi) 


iſt fürzer. 
ESumatra. Von Daldorf. BIETET? 
2 


> 34. Lytta bifasciata. Zweibindiger Pflaſterkaͤſer. 


Schwarz, Fuͤhlhoͤrner borſtenformig, Fluͤgeldecken mit gel⸗ 

ber Wurzelbinde, Mittelbinde und großem Endflecke. 
Nigra, antennis setaceis, elytris fascia bascos media 
maculague apieis maiori luteis. sr ei 
Er entferne ſich durch den breiteren Körper etwas von dem 
in diefer Gattung geroohnlichen Baue, in allem Uebrigen aber 
ſtimmt er damit überein, Denn die borſtenfoͤrmigen Fuͤhlhor⸗ 
fer finder man. bei mehren Pflafterkäfern. Die Länge des 
Körpers beträgt 63 Lin., die Breite beinahe 2% Lin. , die Laͤnge 
der Fuͤhlhorner 3% Fin. nicht vollig. Der ganze Käfer iſt matt 
ſchwarz, die Dberflähe mie Haͤrchen bewachſen, die an den 
ſchwatzen Theilen ſchwarz, auf den gelben Stellen aber gelblich 
find. Kopf und Halsfhild mit feinen Punkten bedeckt; der 
Kopf hinten wenig breiter als das Halsſchild, das an den Seiten 
vorn ſtumpf gerundet, oben flach mit einer mittleren eingedruͤck⸗ 
‚ tem Langelinie, die auch in die Stirn fortſetzt, und zu jeder 


142 
Seite diefer Langslinie vorm mie einem Queergruͤbchen bezelche 
net. Das dreieckige Nüdenfhild iſt hinten zugerundet, Die 
weichlichen Deckſchilde find anſehnlich breiter als dag Halsſchild, 
gleichbreit, hinten zugerundet, doch fo, daß wie bei allen Käfern 
diefer Gattung die Zurundung jeder Fluͤgeldecken etwas in die 
Naht Hinaufgeht, wodurch in der Naht von beiden ein. Eleiner 
Ausfchritt gebildet wird, Die Flügeldeen find dunkelgelb mit 
eineb breiten fhwärzen Binde ‚vor: der Mitte, einer etwas 
ſchmaͤlern ſchwarzen Binder hinter der Mitte und ſchwarzem 
Spigenfaume, der ſich in der Naht zur Hinterbinde hinaufs 
zieht. Oder fie find ſchwarz mie einer bunkelgelben Wurzel⸗ 
Binde, die etwas am Aüßenrande, had) Hinten hinabfteigt, einer 
dunfelgelben nicht breiten, Mittelbinde, welihe in det Nabe ſich 
etivas nad) born erhebt, iind, einem großen dunkelgelben Flecke 
vor der Spitze, der nach hinten zugerundet, vorn ſtumpf aus⸗ 
gerandet und dadurch ziemlich herzfoͤrmig iſt. Die hintere 
Naht und der Rand der Spitze find ſchwarz. Das erſte Fuß⸗ 
glied der Hinterfüße it an det Wurzel gelblich. 
Sn Ungern vom Grafen Hoffmannsegg gefunden, 


35. Lytta erassicornis. Dickhorniger Nflafterkäfer, 


Schwarz, Halsſchild und Fluͤgeldecken ziegelfarbig, Fuͤhl⸗ 
hoͤrner ſehr kurz. 

Nigta, thorace elytrisque testaceis, antennis brevissimis, 

Der Körperbau eines Pflaſterkaͤfers, beſonders der L. Sy- 
ziaca, die kurzen dicken Fuͤhlhoͤrner aber machen ihh etwas aufs 
fallend. Kleiner als ber Syriſche Pflafterfäfer, 55 Lin, lang, 
2 Lin, breit, Der Käfer iſt ſchwarz, nur Halsſchild und Flügel: 
decken find heilziegelfarbig, das Halsfchild etwas vorher. Die 
ganze Oberfläche mit grauen Härchen beivachfen. Der Kopf 





143 


twas beeiter als das Halsſchild; die Fuͤhlhoͤrner find nicht fo 


fang wie der Käfer breit iſt, fondern noch nicht 1% Lin, lang, 
fo dag fie zurückgelehnt Faum an zen Hinterrand das Halsſchilds 
reichen. Das Wurzelglied iſt laͤnger uͤnd dicker als die uͤbrigen, 
das zweite ſehr klein, die uͤbrigen ziemlich gleichlang und dick, 


das Endglied eiformig, fo daß die Spike das Ende bilder. 


Das Infekt trägt fie gewöhnlich fo, daß die jehri Äußeren Glie— 
der mit dem Murzelgliede einen Winkel machen, wie gebrochene 
Füpfhörner; Das Halsfehild oben platt, fo lang wie breit, an 
den Seiten ‚ohne Rand, fondern ſtumpf umgeſchlagen, nach 
vorn zugerundet, der Hinterrand queerabgefchnitten. Die Ober: 
fläche punftirt, etwas ungleich. Das dreiedige Ruͤckenſchild 
ſchwarz. Die gleichbreiten. hinten . zugerundeten ‚weichlichen 


Deckſchilde find dicht und fein faſt runzelartig punktirt und zeigen 


unter dem. Glaſe die Spuren zweier Längslinien, ı Die Bruft 
nad) hinten zufammengedrüdt und herabhangend. Die Beine 
durch Haͤrchen braͤunlich, übrigens wie bei den Pflafterfäfern 


. gebildet, ' 


nes 220 


Sm füdlichften Ungern vom Grafen Hoffmannsegg gefunden; 


36. Mylabris terminata. Schwarzendiger Keizkäfer. 


Schwarz, Fühlhoͤrner orangegelb, Fluͤgeldecken braungelb; 
an der Wurzel und an der Spike ſchwarz. 
Nigra, antennis aurantiacis, elyttis ochraceis basi api- 


eeque nigris. 


Ewa 8 Lin. lang, 3 Lin, breit. Schwarz, die acht End⸗ 


‚glieder der keulenformigen Fühlhörner orangegelb. Auf dem 


punfsirten Kopfe vorn eine ſchwache glatte etwas hoͤhere Laͤngs⸗ 
linie, Auf dem punktirten Halsſchilde zwei feht ftumpfe Queer⸗ 
eindrüde, einer nah vorn, der andere nad hinten. ‚Das 


144 ; 


A - ? \ A 
Ruͤckenſchild beinahe vieredig, Hinten gerade. Die matten 
dichtpunftirten mit den Spuren dreier Tängslinien Bezeichneren I 
Fluͤgeldecken haben eine braungelbe Farbe, die Wurzel ift ſchmal 


ſchwarz, der Außenwinfel aber braungelb. Die Spitze der 
Fluͤgeldecken ift breit ſchwarz. Unterfeite und Beine fhwarz 
Sierra Leone, 


„37. Locusta Dasypus. Gurtelthier Saͤbelheuſchrecke. 


Ungeflägelt, ſchwarz, Halsſchild oben eingedruͤckt gerandet, 
Hinten: mit drei erhabenen Linien, Ruͤcken mie zwei Reihen 


Deulen. 


‘ Aptera, nigra, thorace supra impresso marginato, postice 


lineis tribus elevatis, abdominis dorso seriebus dwabus tüuber- 
culorum. i 

Diefe durch ihre Größe ausgezeichnete Europäifche Saͤbel⸗ 
heuſchrecke gehört zu der Familie der, ungefluͤgelten, wo L. Pupa 
u. aͤhnl. ftehen. Die Länge beträgt zuweilen nahe an = Zoff, 


felten nur 15 Zoll, der Saͤbel des Weibchens iſt ı Zoll 2 Lim, 
lang. Die Farbe it ſchwarz, gewöhnlich mit einer Mifchung i 


von grünlicher Bronze, Die unteren Seiten des Kopfs, die 
Seiten der Bruft, die Unterfeite und beim Weibchen der 


Saͤbel find gelblih. Die Schienen find fehr oft weißlich mit 
braͤunlichen Stellen, die Dornen an denſelben ſchwarz. Auch 
die Wurzel der Fuͤhlhoͤrner iſt weißlich. Der Kopf iſt riſſig. 
Das Halsſchild ift an den Seiten zuſammengedruͤckt/ oben platt, 
To dag die Seiten ganz fleil find; Die obere Seitenfante 
bildet einen fehmalen Wulſt, der ſich nad) Hinten verliert, Die \ 
vordere größere Hälfte der Oberſeite ift von vorn nach hinten - 


£leinere Hälfte ift von einen Seite zur anderen flachgewoͤlbt, 





flachhohl und hat zu jeder Seite eine Längsgrube; die Bintere 





145 

bat in der Mitte eine erhöhte glatte feine Laͤngslinie und zwei 
dickere ftärfer erhobene geglättete zu jeder Seite jener Mittel: 
linie, aber noch innerhalb des oberen ©eitenrandes. Feine 
kaum merflihe Anfänge erhöhter Linien Ffommen vom Hintere 
terrande, verfchwinden aber bald. Die Oberfläche des Halss 
ſchilds ift mit feinen Runzelchen bedeckt. Der Hinterrand hat 
einen ſtumpfen Ausſchnitt. Fluͤgeldecken und Flügel fehlen, 
Der fehr gewoͤlbte Unterleib iſt mit fehr feinen Runzeln bezo— 
gen; der Rand der Leibringe ift mit Eurzen Eleinen erhöhten 
Längslinien befegt. Aus der Mitte eines jeden fteht eine län- 
gere aber doch nicht zur Wurzel reichende erhöhte Laͤngslinie; 
„neben diefer fteht feitwärts eine längliche geglättete Beule, fo 
daß auf dem Nücken der Länge nad) zivei Reihen glatter Beus 
len fih befinden, Den Außerfien Nand jedes Leibrings befegen 
gelbe Pünktchen. Auf dem hHinterften Leibringe fteht beim 
Männchen eine tiefe Grube am Rande, Auf dem hinterften 
Bauchringe beim männlichen Inſekte zwei ffumpf erhöhte Laͤngs⸗ 
linien. Die Unterfeite der Schenfel rinnenformig. Die Schies 
nen vierfeitig mit hervorragenden Kanten, tvelche mit ſchwarzen 

Dornen. befeßt find. Das Männchen ift fchlanfer. 
Diefe ſeltne Saͤbelheuſchrecke ift ‚bis jetzt nur bei Ofen in 


Ungern gefangen, | 


38, Tettigonia speciosa. Anfehnliche Singzikade, 
Taf, 2, 


Schwarz, Halsfhild mit einer gelben hinteren Binde; die 
ausgerandete Ruͤckenſchildsſpitze und Fluͤgeldeckadern blutroth, 
Hinterſaum der Flügel weiß, { 

Atra, thorace fascia postica lutea; scutelli apice emargi- 
nato elytrorumque venis sanguineis, alis limbo postico albo. 
wanei 2. tik, K 


146 


Von allen mir in der Natur und in Abbildungen bekann⸗ 
ten Arten die anſehnlichſte ſowohl durch Größe wie durch Farbe, 
Sie gehört zu der Familie der Singzikaden‘, in welcher die 
T: Tibieen, plebeia u. a. ſtehen. Die Länge des Leibes am 
Männchen beträgt 2 Zoll ı Lin., die Länge von dem Vorder- 
Eopfe bis zur Flügeldecfenfpige, wenn die Fluͤgeldecken zufam: 
» mengefchlagen find, beinahe 3 Zoll, die Breite des Leibes an 
der Wurzel der Flügeldecfe 8 Lin., die Breite von der Spitze 
der einen Flügeldecke bis zu der andern, wenn diefe ganz aus- 
geſtreckt ſind, 6 Zoll, Die Hauptfarbe ift die ſchwarze an 
der Unterfeite des Leibes und den Beinen glänzend, auf der 
Oberſeite matt und wie Kohle oder tie verfchabter Sammt. 
Zmwifchen den braunen Augen ſtehen die drei Honiggelben Neben— 
augen.in einem Dreiecke, zwei oben, eins unter dieſen. Diefes 
ſteht in der Furche, welche zum Hinterkopfe geht Das Hals: 
ſchild iſt der Queere nach gleichſam aus zwei Stuͤcken zuſam⸗ 
mengeſetzt; das hintere iſt hochgelb, am Hinterrande etwas 
gruͤnlich, aͤußerſt fein nach der Queere gereift, ſehr kurz, aber 
breit, ſo daß es auch nach der Unterſeite fortſetzt, von der ein 
hervorſtehender ſcharfer aber nur ſehr ſtumpfeckiger mehr ge— 
rundeter Seitenrayd die Oberſeite trennt. Diefes gelbeu Hinz 
tertheils Hinterand, der gerade zwiſcheu die Wurzeln der Fluͤ— 
gecken fällt, ift fat ganz gerade, der Vorderrand bilder eine 
fanfte Bucht, mit welcher er den fchwarzen Vordertheil auf: 
nimmt, der feitwärts nach vorn ſich verfchmälert, fo daß er 
nut die Vorderecke der Seitenfante ſchwarz färbt. _ Der Vor: _ 
derrand diefes Vorderſtuͤcks, hinter der Stirn, iſt hochgelb- 
gefäumt: der Saum ift in der Mitte etwas breiter. Auf der 
Oberflaͤche ſtehen zu jeder Seite zwei fehräg von vorn nach, 
"hinten und innen fortgehende vertiefte Linien, wovon die beiden 





147 
inneren von jeder Seite beinahe einen Winkel miteinander bil 
den, Des großen Rücdenfchilds Hinterrand ift in der Mitte 

in einem fiumpfen Winkel ausgefchnitten ; dieſe Mitte ift etwas 
erhöht und fest nach vorn feitwärts in zwei erhöhten Falten 

- fort, die fich im die Fläche des Ruͤckenſchilds verlieren und die 

R mit der Nandfante ein liegendes Kreuz bilden, welches -fo wie 

\ die Mitte des- breit abgefeßten Hinterrandes blutroth iftz die 

übrige Endfante diefes Hinterrandes it glatt und blarochlich, 

“ Die tiefe Trennung des Nandes vom Nüdenfhilde iſt mis 

Haaren bewachſen. Braune Haare befleiden auch den breiten 

Ausſchnitt Für die mittlere Spike des Ruͤckenſchilde an dem 

F erſten Leibringe. Der vierte, fünfte und fechfte Leibring ift auf 
dem Nücen ganz, auf dem Bauche zur Seite dunfelgelb. Die 

I Slügeldecfen oder DOberflügel haben eine ſchwarze wie mit ans 

gelaufnem Metallgrüne übergoffene Farbe, die vordere größere 

Hälfte der Randrippe und die Adetn find blutroth; zwiſchen 
den Adern ift die Flügelhaut in Queerfalten gelegt 5 wie etwa 
das Blatt der Hainbuche; diefe Faltenreihen werden in den 

& menſten Feldern von einer mittleren Laͤngsfalte unterbrochen, 

j "Ser Spitzenrand ift weißlich. Auch die ſchwarzen ſchwarzadri⸗ 

gen Unterflügel ſind ſo gefaltet; der in feine Laͤngsfalten gelegte 

Breite Hinterſaum iſt truͤbweiß. Die Vorderſchenkel ſind an 

dem Unterrande mit zwei Dornen bewaffnet, 


Sumatra. Don Daldorf. 









29. Reduvius Nycthemerus. Tag und Nacht Schnabel- 
wanye. 


Schwarz, gekbrnelt, Fluͤgeldecken vorn halbweiß, Flecke 
unterleibrandes und erſte Hälfte der Hinterſchenkel voth, 
K2 


N 


148: j 
Niger, granulatus, elytris antice semialbis, - abdon:inis 
margine maculis femorumque posticorum dimidio basali 


rubris. 


Sie gehört zu den größeften Arten, ift größer als der 
R. Gigas, deffen Baue fie in etwas nahe kommt. Die Länge 
beträgt ı Zoll, die Breite beinahe 4 Fin. Kopf, Halsſchild, Bruſt 
und. Deine find ſchwarz mit Fleinen Körnchen überall beftreut, 
Der. Kopf ift walzenfoͤrmig; die Augen ſtehen wie zwei Kugeln 
an beiden Seiten hervor. Das Murzelglied der Fuͤhlhörner ift 
kurz, aber- dick; dag zweite längfte Glied befteht aus einer un- 
zähfbaren Menge feiner Ringe und ift fadenformig wie dag 
dritte, das aber nicht fo zufammengefege ift, Sie find mie 
abjtehenden Haaren befegt. Das Halsſchild ift durch einen 
Dueereindru in zwei gleiche Theile getheilt, wovon der vordere 
viel fchmäler, an den Seiten gerundet if. Der hintere Theil 
ift nach hinten breiter, der Hinterrand zugerundet, Die Ober— 
feite ift platt; auf dem Vordertheile feßen die Körnchen gleich: 
fam Figuren zufammen. Das Nücenfchild gekbrnelt, ſchwarz. 
Die Fluͤgeldecken an der vordern Hälfte weiß, an der hinteren 
ſchwarz; die Schwärze tritt in der Mitte etwas vor. Der _ 
Unterleib ift oben und unten platt, nicht gefornelt, die ſcharfen 
Seitenraͤnder find abwechſelnd roth und ſchwarz, das Rothe ift 
breiter oder vielmehr laͤnger als das Schwarze, welches allemal 
die Raͤnder der Leibringe beſetzt. Der Bauch iſt ſchwarz, in 
der Mitte braͤunlich. Die Vorderbeine ſind viel kuͤrzer und 
ihre Schenkel dicker. Die Vorderſchienen endigen ſich einwaͤrts 
in eine ſchraͤgſtehende weichpolſtrige graue eiformige Hoͤhlung, 
die wie eine Saugſchale zu dienen ſcheint. Die langen dünnen 
Hinterſchenkel find an der erſten Hälfte roth; die Wurzel ſelbſt 


149 L 
iſt ſchwarz. Auf der Mitte des Bauchs fleht eine ‚unters 
brochene flache Laͤngsfurche. *) 
Neu Georgien. Bon Francillon. 


40. Reduvius nitidus. Glaͤnzende Schnabelwanze, 


Stahlblau glänzend, Halsfhild mit eingedrücktem Kreutze, 
Unterleibsrand roihgeflekt, Fluͤgeldecken braun. Ä 

Chalybaeus nitidus, thorace ceruce impressa, abdominis 

- margine rubromaculato, elytris fuscis. 

Er hat ziemlid) den Bau des Maculatus und Stridulus und 
iſt 6 Ein, lang. Die Farbe ift ein etwas ins Violette ziehendes 
Stahlblau, die Oberfläche iſt glänzend. Die Fuͤhlhoͤrner find 
ſchwarz, die Endglieder grau, mit Haaren befeßt. Die Stirn, 
wo die beiden Nebenaugen ftehen, ift etwas länger als breit 
und wulftig. Eine vertiefte Dueerlinie ſchnuͤrt es in der Mitte 
zuſammen; eine auf der Oberfeite befindliche Längsfurche ſchnei⸗ 

det dieſe Queerlinie und bildet dadurch ein vertieftes Kreutz. 
Dieſe Langefurche erreicht aber nicht den Vorderrand und den 
GHinterrand. Auf der hinteren breiteren Haͤlfte der Oberſeite 
ſteht zu jeder Seite noch ein Laͤngseinſchnitt, der einen ſchmalen 
Seitenwulſt bildet. Sn den Furchen ſtehen kurze Queerein—⸗ 
drücke. Der Vordertheil woͤlbt ſich nad) vorn und ſeitwaͤrts 
wulſtartig vor; auch die Seiten des Hintertheils find gerundet, 
Das Ruͤckenſchild, das an der Schnabelwanze, die ich befchreibe, 
durchftochen ift, hat am Ende zwei oder drei gerundete Ecken, 
Die Flügeldeken find licht ocherbramn und matt, am Außen: 
rande in der Mitte dunkelbraun. Die Bruft ift dunfelftahlblau. 








Sochſtwahrſcheiulich if dieſe Art bei Brown Illustrat, of Zoology tab go 
a 2 abgebildet, 


J 


150 | 
Der Unterleib eben fo, der unter den Fluͤgeldecken ziemlich breit 


hervorragende Seitenrand hat an der Wurzel jedes Leibrings 
einen zinnoberrothen Qeerfleck, der feitwärts über den unteren 


- Saum fi unſchlaͤgt; innerhalb diefes Saums geht eine rothe 


Strieme rings um den Bauch; diefer ift ſtahlblau und hat auf 
jedem der vier vorderen Bauchringe eine breite zinnoberrothe 
Randbinde, wovon die vorderfte bis zur Seite reicht, die drei 
hinteren aber nicht, An der Wurzel jedes Bauchrings fteht 


eine nad) der Dueere gehende Nändellinie, d. h. eine Reihe 


kurzer erhöhter Linchen, welche eine die Nichtung „der Neihe- 
unter geraden Winkeln ſchneidende Nichtung haben, wie die 


‚Ränder dee Münzen, Der Unterleib ift eifprmig,, hinten breiter 


und zugerundet, Die Schenfelanhänge und die Schenkel find 
zinnoberroth; die Enden der letzteren ſchwarzblan, die Schienen 
and Füße ſind ſchwarz, diefe unten vörhlichgrau behaart. Die 
vorderen Deine, find kürzer, die Vorderſchenkel dicker; an der 
Spike der Vorderſchienen eine eirunde mit Haͤrchen bepolſterte 
Hoͤhlung. 


Sierra Leone, 





IV. 


Ein Mort über die deutſche Namengebung in der 
Naturgefchichte. Vom Herausgeber, 





& giebt gar viele Dinge in der Welt, wo der Name nichts 
zur Sache thut; in der Sraturgefihichte aber, wo der im Ee⸗ 
daͤchtniſſe zu behaltenden Namen ſo unendlich viele fi find, follte 


2 


Aust 


. » 


man in der That endlich wohl einmal allgemein darauf, bedacht 
‚fein, eine Namenreform- zu veranftalten, welche uuſtreitig 
manche Vorzüge darbieten Fonnte, Eine folche Reform müßte 
abber allgemein anerfannt werden, um das Studium der Na- 
turgeſchichte auf eine zweckmaͤßige Art zu erleichtern, und.es 
würde daher nöthig fein, zuerfi.genau die Grundfäge darzuthun 
und zu prüfen, nach welchen bei der neuen Namengebung ver: 
fahren werden müßte. Nach) einmal feftgefeßten und bewährten 
Grundſaͤtzen müßte daum jeder neue Name, tvelcher für ein 
neuentdecktes Weſen erforderlich und vielleicht von dem Ents 
decker ſchon gegeden wäre, beurtheilt, im nöthiaen Falle vers 
beſſert, oder ganz verändert werden. Feder Name müßte der 
Beurtheilung mehrerer fachEundiger Männer erft fein Bürger: 
recht verdanfen, 

Man ift bisher bei der Schaffung neuer Namen viel zu 
willkuͤhrlich zu Werke gegangen und hat dieſelben bald nad) der 
Geſtalt, nach der Farbe oder nad) anderen Eigenfchaften, ‚bald ” 
nach dem Entdecker, bald nach dem PBaterlande, bald nach 
‚4 gewiſſen leichtverfuͤhrenden Aehnlichkeiten u. ſ. w. geordnet, fo 
daß durchaus Fein Prinzip von Einheit ſtatt fand; freilich mögte 





„ein folches Prinzip auch fehmwerlich bei der Namengebung aller 
der unendlich verſchiedenen Gattung einer Klaſſe von Geſchoͤpfen 
ſich durchführen laſſen; aber fo viel als möglich ſollte unſer Be— 
muͤhen weninftens-bahin gehen, durch den Namen irgend eine 
mwefentliche und folalich beſtimmt bezeichnende Eigenfchaft aus— 

J zudrücken In der lateiniſchen Sprache iſt man dem unſterb— 
J lichen Linne mie Mecht darin gefolgt und treu geblieben, daß 
man alle Gattungen Eines Geſchlechtes durch denſelben Ge— 
ſchlechtsnamen und die ſpezielle Verſchiedenheit durch dem 
Geſchlechtsnamen nachgeſetzte Adjektiva oder Eigenfchaftswörter 


152 


andentete. In der deutfchen Sprache iſt diefe ſyſtematiſche 
Namengebung faft ganz vernachläffiget, man nennt die eine 
Gattung mit ihrem ausländischen Namen, die andere Gattung 
deffelben Geſchlechts mit einem von einer Eigenfchaft hergeleite- 
ten, die dritte mit einem von der Geftalt entlehnten und eine 
vierte mit einem ganz unbedeutenden Trivialnamen, Wie fehr 
dadurch das Gedachtniß fowohl in Nückficht auf Namen: als 
Sachkenntniß angeſtrengt wird, fällt einem jeden bei der Ver: 
gleihung der beiden Sprachen fogleih in die Augen. 3. B. 
Mustela vulgaris, erminea und putorius, zu deutfch: Wieſel, 
Hermelin und Iltis; oder. Faleo palumbarius, nisus und 
buteo, zu deutſch: Habicht, Sperber und Buſſard,. Bei’ 
den lateinifchen Benennungen hört der Anfänger fogleich, daß 
die drei Gattungen unter demfelben Gefchlechte begriffen find, 
bei den deutfchen muß ev dieß erft lernen; bei jenen wird fers 

ner durch die Eigenfchaftswärter, oder durd) die Gattung bes 
zeichnenden Hauptwoͤrter dem Gedächtniffe meift irgend eine 
Idee zugleich mit dem Namen eingeprägt, wodurch diefer mehr 
Intereſſe erhält, felbft wenn wir das Thier noch nicht einmal 
gefehen haben; bei den deutfchen Namen hingegen muß bloß 
der Klang die Idee zuruͤckbringen, die wir durch dem Augen⸗ 
fhein ſchon aus der. Natur ſelbſt abfirahirten, Aber felbft die 
lateinifche Namengebung iſt bei weitem noch nicht tadelfrei, 
und es laͤſſt füh fowohl in der Wahl der Gefchlechtsbenennuns 
gen als der die Gattungen Bezeichnenden Prädifate gewiß 
manches zweckmaͤßiger als bisher einrichten. Obgleich die deut: 
ſche Sprache fih, in Ruͤckſicht der jedesmal mit einem gattungss 
bezeichnenden Pradifate zu verbindenden Gefchlechtsbenennung, 
nicht immer fo glücklich und Eurz fallen kann, als es in der 
lateiniſchen moͤglich ift fo müffen wir doc) um ſyſtematiſch zu 





153 Ä 
verfahren, in jede Benennung eines Naturfürpers ſowohl die 
Geſchlechts⸗ als Gattungsbezeihuung hineinbringen, und es 
laͤſſt ſich dieß auch ohne der Sprache gerade Gewalt anzuthun, 
leicht bewerfftefligen. Den Vortheil der lateinifchen Sprache, 
daß bie Sattungebeseihnung lemal hinter dem Gefchlechtss 

namen zu ſtehen fommt, muͤſſen wir freilich in dev deutſchen 
# Sprache oft aufgeben, allein wir verlieren nicht twefentlich dar - 
- durch, wenn beide demungeachtet nur in der ganzen Benen— 
nung enthalten find: fo z. B. find die Benennungen Steppen⸗ 
gemfe, Taubenfalte und Boldammer fehr zweckmäßig, obs 
gleich das Geſchlecht erft hinter der Gattnugsbezeichnung fteht, 
Bei einigen fchon gebräuchlichen Benennungen, wo cben diefes 
der Fall ift, Eönnte man mit. Fug und Recht das Wort uns 
kehren um das Geflecht voranzubringen: fo könnte man z. B. 
flatt der Sekretaͤrfalke fagen: der Falke Sekretaͤr, (wenn 
man ihn nämlich zu den Naubvägeln rechnen wollte); aber wie , 
geſagt kommt auf die Stelle der Gattungs- und Geſchlechts— 
Bezeichnung eigentlidy nichts an, wenn nur beide vorhanden 
find. Sind wir einmal über diefen Grundfaz. einig, fo frägt 
es ſich nun (und zwar gilt dieſe Frage in allen Sprachen 
gleich): welches ſind die beſten Benennungen zur Geſchlechts— 
und Gatttungsbezeichnung? Dieſe Frage moͤgte bei der Mans 
$ nigfaltigfeit der Wahl auf den erften Anblick ſchwer fallen; 
doch ift auch hier das Zweckmaͤßigſte leicht aufzufinden, 
4 Wenn durch die Benennung irgend ein weſentliches, koͤr⸗ 
’ perliches Merkmal des Sefchlechtes oder der Gattung bezeichnet 
IE werden. fann, fo ift diefelbe unftreitig jeder anderen vorzuziehen z 
e in diefer Ruͤckſicht find alfo die Benennungen Schuppentbier, 
4 Saͤbelſchnoͤbler, Kreuzſchnabel, Schildkaͤfer ſehr zwecks 
8 — auch die Farbe und Zeichnung des ganzen Körpers oder 
k 
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1 








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154 
einzelner Theile kann bier benutzt werden: alg Silberfafen, 
Rothkehlchen u.f.w. um wenigftens die Gattung anzudeuten 5 
es verſteht fich aber, daß die Merkmale durchaus beftandig fein 
müffen, um fie auf Gattungsbezeihnung anwenden zu koͤnnen. 

Befondere Umſtaͤnde im der Lebensart der Thiere koͤnnen 

"in dem Falle zur Bezeichnung gebraucht werden, wenn diefelben 

beftändig und an jedem Individuum bald und auffallend zu be: 

merken find; dieſes letztere ift deswegen ſehr noͤthig, weil fonft 

zu lange Zeit und mit dieſer vielleicht die ganze Gelegenheit 

vergeht, zu bemerken, ob man wirklich das Thier vor fich habe, 

‚ dem ein folcher Name gegeben iſt; freilich muß die fyftematifche 

Beichreibung des Thieres die Beſtimmung fichern und erleich— 

tern, und daher fann man wohl bei diefer Negel weniger 
fireng fein, 

Die Benennung der Gattung nah dem Vaterlande wiirde 
in dem Falle zulüffig. fein, wo man. mit völliger Gewißheit 
wüßte, daß von dem Gefchlechte wozu die Gattung gehoͤrt, in 
jenem Lande nur die einzige Gattung vorhanden wäre; da aber 
wenigſtens bei größeren Ländern und bei manchen Ordnungen 
von Thieren fich fo etwas fchwerlich mit Gewißheit behaupten 
läßt, fo finder diefe Art der Namengebung auch nur in ſehr 
wenigen Fallen Statt. x 

Man hat neuerlich, fo wie es Linné in der Botanik längft 
eingeführt hat, angefangen, auch Thiere nach Männern zu 
benennen, welche ſich um die Entdeckung oder Beobachtung 
derfelben werdtent gemacht haben; ader in der That, fo artig 
auch das Kompliment ift, was man jenen Männern dadurch 
macht, ſo mag doch bei jedem Thiere leicht ein. Umftand Statt 
finden, welcher, zu einer” zweckmaͤßigern Benennung Gelegen⸗ 
heit giebt. 





155 


Wanche Naturforfher wollen vorzüglich bei ausländifchen 
Naturprodukten durchaus die Benennungen beibehalten wiſſen, 
welche im Vaterlande derfelbeu gebräuchlich find; aber dadurd) 
würde die ſyſtematiſche Namengebung mit zu vielen abentheuete 
lichklingenden Wörtern beläftiget werden; in einer fpeziellen 
Naturgefchichte wird es immer in mancher Hinſicht fehr nuͤtz⸗ 
bleiben, jene auslaͤndiſche Namen mit anzufuͤhren. 5* 
Gewiſſe Anekdoten haben oft auch zu dem Namen dieſer 

oder jener Thiergattung Veranlaſſung gegeben; da dieſe aber 
oft nur durch muͤndlichr Uebertragung näheren Freunden der 
Namengeber bekannt wurden, fo fieht man fich jeßt nicht felten 
in Verlegenheit, von den Urfachen mancher Benennungen 
Rechenſchaft zu geben, und es ift im Ganzen beffer, folche 
Namen nicht zu geben; fo fehr auch oft der Witz dabei gläns 

zen Fann, | 

Nach ift die Frage: ob die aus der griechifchen und latei- 
nifhen Sprache entlehnten Benennungen mit deutfchen Endi— 
gimgen verfehen, : beibehalten, und ob neue der Art gebildet 
werden- follen? So ſehr vorzüglich die griechifche Sprache zu 
N zweckmaͤßigen Zufammenfegungen naturhiftorifcher Benennungen 
geeignet iſt, ſo dürfen doch nur ſolche Benennungen in die 
eigentlich deutſche Namengebung uͤbertragen werden, welche 
ſchon durch langen Sprachgebraud) bei uns einheimifch gewor- 
den find, Unſere deurfche Sprache ift auch biegfam genug, eg 
14 laſſen ſich fehr zrwecmäßige Benennungen zufammenfeßen und. 
das Studium der Naturgefchichte, welches man fo viel als mag: 
ih) zum allgemeinen Volksſtudium unter, allen Klaffen machen 
follee, wird immer an. Allgemeinheit und Verſtaͤndllchkeit ger 
foinnen, wenn bie Benennungen deutſch find, Fuͤr Gelchrte 
* immer die Numengebung aus den alten Epraden un: 









156 5 
verwehrt, ohne das dieſelbe deswegen in unfere vaterländifche 
Sprache mit eingewebt zu werden Braucht. | 

Suckows und Bechfteins Verdienfte um die deutfche Na— 
mengebung find unverkennbar und zeigen uns, wie wohl es ; 
angehe, eine zweckmaͤßige deutfche Namengebung einzurichten; 
auch find wir damit in einigen Thierklaffen ſchon viel teiter 
vorgerückt als in anderen. Sn der von mir herausgegebenen 
Ueberſetzung von Cuͤvlers Tableau elementaire de l'hist. natur. 
des animaux hat der durch mehrere Arbeiten befannte Entos 
Mologe Karl Illiger den Abſchnitt bearbeitet, welcher die In— 
feften enthält und babei eine volfftändige deutfche Namengebung 
angewandt, woran es bisher noch fehr fehlte. Es ift zu hoffen 
dag durch fortgefeßte Bemühungen auch diefer Theil der Naturs 
gefhichte immer an Vollkommenheit gewinnen werde. 


\ 





V. 
Einige Bemerkungen uͤber die Durchkreuzung der 
Sehnerven bei den Fiſchen. Vom D. Karl 
Asmund Rudolphi. 








Soemmerring *)nimmt die Durchkreuzung der Sehnerven 
bei den Fiſchen als ausgemacht an, und ſucht ſogar einige 
dagegen ftreitende Erfahrungen des. uufterblihen Campers 


—— 








») In Noethig Diss, de decuss. nerv. opt. recus. in Ludwigii Script, 
Neurolog. min. T>E pag. 134. „Cainperus aliquas exceptiones adnetavit, ubi 
„‚probahiliter solummodo magis sbscondita fuit decussario.'” 4 





157 
zweifelhaft zu machen, ich hielt es alfo nicht für uͤberfluͤſſig, 
mehrere Fifharten durchjugehen, um mic ſelbſt zu überzeugen, 
So wenig ich hier liefere, wird es doch bei einem folchen Ges 
genftande, hoffentlich nicht ganz unwillkommen fein, und ic) 
werde in der Folge meine ferneren Bebachtungen bier vorzule« 
gen die Ehre haben, 


1. Clupea Harengus. Der Schnerve vom echten Gehnervens 

Hügel’ geht nahe bei feinem Urſprung über den Nerven 
von dem linken Hügel zum linfen Auge fort. Dig ers 

ven find ſehr kurz und ihr Anfehen iſt von ihrem Uva 
fprung bis zu ihrer Juſertion durchaus fibrös, 

2. Cottus Scorpius. Der Schnerve vom rechten Senerven: 
hügel geht ebenfalls nicht weit von feinem Urſprung über 
den anderen Nerven zum linken Ange. Die Nerven 
ſelbſt verbinden fich untereinander gar nicht, 

3. Gadus Callarias. Der Schnerve vom rechten Sehhügel 
geht über den vom linfen nicht weit von feinem Urfprung 
zum linken Auge. Die Nerven find markig und feft, 
oben Fann man beim Zerfihneiden derfelben etwas fafes 

riges bemerfen, aber in ihrem ferneren Verlaufe nicht, 
Die Seruchsnerven hingegen, die Fugelrunde Ganglia 
haben, find ganz und gar faferig. 

4. Cyprinus Carpio. Durchkreuzung der Eehnerven auf eben 

die Art, wie bei den vorigen, Von dem Orte wo fi) 
die Nerven Ereuzen, ‚find fie ganz firangartig. Shre 
Länge ift ziemlich groß, 

5 Blennius viviparus. Durchkreuzung cben det Art, 

6. Esox Belone. Hier fand ic) das Grgentheil. Der Merve 

r vom linken Sehhügel ging nämlic) über den vom rechten 


158 —5 — 
Huͤgel zum rechten Auge äh; Der Bau der Sehnerven 
felbft firangartig. 

7. Cobitis Barbatula, Die fehr feinen Sehnerven durchkreuzen 
ſich eben ſo wie bei dem Hornhecht kai dem gewoͤhn⸗ 
lichen Hecht. 

8. Gasterosteus aculeatus. Die Sehnerven, welche fehr dick 
find, kreuzen ſich vollig. Bei ſechs Stichlingen ging, der 
Sehnerve vom linken Huͤgel zum rechten Auge uͤber den 
vom rechten Hügel. Sch hätte mich num beinahe vers 
feiten affen zu glauben, daß es bei den Fischen beſtimmt 
fei, welcher Nerve der obere fei, allein ich unterfuchte 
doc) noch mehrere Fifche diefer Art, und nun fand ich 
bei fünf Stichlingen den Nerven vom rechten Sehhuͤgel 
oben liegen, \ 

— SA Fario. Böllige Durchfreuzung der Sehnerven, ohne 
daß fich diefe untereinander verbinden, 

"10, Muraena Anguilla. Vollige Durchfteuzung der fehr feinen’ 
Sehnerven. 

11. Pleuronectes Flesus. Keine Durchkreuzung. Der Nerve 
vom rechten Hügel geht zum Auge derfelben Seite, und 
der vom linken Sehhuͤgel zum linken Auge. Die Nerven 
liegen dicht aneinander (doch ohne fih zu vermifchen, 
oder nur einen Faden zueinander fehicken) wo ungefähr. 

ihre Mitte if. Ich Habe mehr als zwanzig Flundern 
Unterfucht,. und es bei allen ohne Ausnahme b ger 
funden, ı 

12. —— maximus. Ich habe bisher nur eine Stein⸗ 
butte unterſucht, allein bei dieſer war derſelbe Bau wie 
bei der vorigen Art, Die Nerven laufen gerade neben⸗ 
einander fort, 5 





15 9 
Aus dem bisher gefagten foͤlgt alſo der ſichere Schluß, daß 
die Durchkreuzung der Sehenerven keinesweges bei allen Fiſchen 
Statt finde. Wahrſcheinlich z.B. machen alle Flunderarten 
eine Ausname, und vielleicht mehrere breite Sifche. Camper 
führe dieß auch vom Gadus Morhua an. *) Doc) ift hier 
eine geringe Verbindung, tie. er felbft ſagt. 
Ein berühmter Anatom fagte mir vor einigen Sahren, daß 
er ein Werk über die Durchkreuzung der Sehnerven fchreiben, 
und dann zeigen würde, daß fie beim Menfchen nieht Statt _ 
fände, Sch bin ganz feiner Meinung, wünfchte aber doch, daß 
feine vielen Gefchäfte ihn von der Herausgabe feiner Schrift 
nicht abhalten mochten. - 





VI. 


Eine Anmerkung zu Bonner s Beobachtungen über 
die Blattlaͤuſe. ) Vom D. F. J. oe 
zu Osnabrück, 


| er bie Beobachtungen, welche Bonner mit den Blattlaͤuſen 
anftellte, lieſt, der muß mit einem ehrfurchtsvollem Staunen, 
über den Scharffinn und das Genie dieſes greßen Forfcers, 
womit er den Geheimniffen der Natur im Kleinen nachfpähete, 
erfüller werden; wenn aber eben Liefer große Beobachter ſelbſt 





m 

=») Kleinere Schriften 1.9. 2. St. E. 9 u, fola. 
4 4 

Bonnets Abhandlungen aus der Juſeltologie. Ueberſetzt und mit 


in herausazgeben von Bosse. Halle 1773. 


160 


gefteht, daß ex feinen Gegenftand noch lange nicht erfihöpft habe, 
und daß über denfelden noch vieles zweifeldaft und zu entdecken 
fei, fo mus diefes Geftändnig uns eben fo fehr alıffordern die 
Unterſuchung zu wiederhohlen, und mit derſelben Wahrheits⸗ 
liebe, womit er dieſelbe anſtellte, einer genauen und vorfichtis 
gen Prüfung zu unterwerfen. 


Donner zieht aus feinen Verſuchen den Schluß, daß weder 
die eierlegenden noch die lebendiggebahrenden Blattläufe einer 
Begattung bedürfen. Man feheint diefe Behauptung allgemein 
angenommen zu haben, man bat fie zu mancherlei Theorien 
und Hypoteſen benutzt, und würde es vielleicht verivegen finden, 
wenn man nachfragte: ob Bonnet's Verſuche denn wuͤrklich 
beweiſen, daß die lebendiggebaͤhrenden Blattlaͤuſe ſich ohne 
Begattung fortpflanzen, und daß die eierlegenden ſich ohne 
dieſelbe fortpflanzen köͤnnen? — eine aufmerkſame Betrachtung 
der Bonnetſchen Verſuche wird jene Frage rechtfertigen. 


y Die eierlegenden Blattlaͤuſe begatten ſich zur Herbſt⸗ 
zeit; Bonnet ſchloß eine derſelben, welche noch nicht begattet 
war, ein, und fand daß ſie ein Ei zur Welt brachte. Er 
bauet nun hierauf die Meinung, daß jene Begattung zur 
Herbftzeit zur Ernährung dienen müffe, Soll aber aus feinem 
Verſuche mit Nechte gefolgert werden Eonnen, daß die eier 
legenden Blattlaͤuſe ſich ohne Begattung fortpflauzen koͤnnen, 
ſo muͤßte doch erwieſen ſein, daß das Ei, welches die einge⸗ 
ſchloſſene und nichtbegattete Blattlaus legte, auch ein frucht⸗ 
bares Ei gewefen, daß aus demfelben im Frübjahre eine lebens 
dige Dlattlaus hervorgefommen fer; und darüber bat Bonnet 
keine Verfuche-angeftellt. Daß aber ein Inſekt ohne Begattung 
Eier legen koͤnne, welche freilich im kurzem vertrocdnen und 


4 





161 


zufammenfchrumpfen, davon Fann man ſich in jedem Sommer 
an Schmetterlingen, Fliegen u. m. a. überzeugen. 

2) Die aus Eiern hervorfommenden Bfattläufe find 
lebendiggebäbrend, und pflanzen ohne Begattung ihr Ge: 
ſchlecht fort. Bonnet beweiſet dieß dadurch, daß er diefe Thiere 
gleich nad) der Geburth auf das forgfältigfte nahen und ihr 
Gebaͤhren beobachtete, 

Hier ergiebt fich zuerft die Frage: find alle Junge einer 
lebendiggebaͤhrenden Blattlaus weibliche Blattlaͤuſe — ſind ſie 
alle Mütter — giebt es nicht etwa unter denſelben eine ges 
wiſſe, wenn auch geringe Zahl, welche nie gebaͤhren? 

Man muͤßte deßhalb alle die Jungen, welche eine Blatt: 
lausmutter gelegt, einfperten, das Verhalten einer jeden beobach⸗ 
ten, und diefen Verſuch wiederhohlen, was Bonnet sat 
cethan bat. 
| Daß es aber unter denfelben eine Verfchiedenheit gebe, 
Cvielleicht Geſchlechtsverſchiedenheit) darauf leitet ſchon folgen⸗ 
des: Bonnet ſah einmal ein Junges welches nicht wie die 
Übrigen mit dem Hintern, ſondern mit dem Kopfe voraus 

gebohren wurde, und erklärt fi) dieß damit: daß die Natur 
ſich geirret haben müffe. Für die damaligen Zeiten war biefe 
Erklaͤrungsart verzeihlich, die man jet lächerlich finden wiirde, 
! Wenn es nun aber unter den Zungen einer lebendiggebaͤh⸗ 
senden Dlattlaus männliche und weibliche gäbe, wie follte die 
Begattung gefhehen, da Bonnet fie nie beobachtete und feine 
Thiere gleich nad) der Geburth einfchloß? — 

Wenn ſich in dem Leibe der Mutter männliche und» weib⸗ 
liche Blattlaͤuſe vorfinden, fo koͤunte vielleicht innerhalb der 
Mutter die Begattung gefchehen fein. Dieß ift freilich Hypo⸗ 
thefe, der. man vieles entgegenfegen koͤnnte; fo lange aber auch) 

I, Bandes 2, Stüd, 8 


162 


\ 
diefe. mögliche Hypotheſe nicht wiedetlegt iſt, bleißt die Bon: 
netfche Behauptung noch zweifelhaft. 

Ich werde nächftens über diefen wichtigen Gegenftanb 
nähere Beobachtungen janftellen, und würde mich freuen, wenn 
auch andere Naturforſcher zu derfelben Unterfuchung durch diefe 
Bemerkungen angereizt werden. follten. Wer nur mit der Ents 
deckungsgeſchichte des Fortpflanzungsgefchäftes bei den Bienen 
befanne ift, der wird ſchon Hinlänglic überzeugte fein, wie 
feiht auch mit dem Anfcheine der vorfihtigften und gewiſſeſten 
Beobachtung ein Irrthum verbunden fein Fünne, und daß es 
der mannigfaltigften und oft wiederholten Unterfuhung bes 
dürfe, ehe wir einer Behauptung unbedingtes Zutrauen ſchen⸗ 
ten. dürfen. 





vo. 
Ueber die Sasgenfeuche. Vom D. J. F. Schelver. 





Dire Kasenfeuche, welche in fo vielen Gegenden von Europa 
neuerlich herrfchte, hatte ſich auch über das Bisthum Osnabrück 
und die benachbarten Gegenden verbreitet. Seit einem Jahre 
hat fie fich allmählig verloren; und die Zufälle derfelben kamen 
ganz mit der überein, wovon Blumenbach in Voigts Mar 
gazine für den neueften Zuftand der Naturkunde J. B. II. St. 
©. 132, aus Brera’s Memoria sull’ attuale Epidemia de Gatti. 
Pavia 1798, Nachricht gegeben bat. 

Die Thiere wurden ifchen, träge, verloren Hunger und 
Durft, wurden immer kraftloſer, ließen den Kopf hängen, 





163 


Hatten ſtruppig Haar, Eleine Augen’, geiferten einen weißgruͤn⸗ 
lihen Schleim, waren verftopft, hatten aufgetriebenen Leib, 
fruchtloſes Würgen, kurzen Athen, Eleinen fihnellen Puls, 
endlich Heftige Konvulfionen, und farben in einigen Tagen, 
Alte diefe Zufälle trafen be’ deren Kaken, welche ich zu beohachs 
ten Gelegenheit hatte, mit Brera’s Befchreibung ein, nun fand 
id) eine Eigenthämlichfeit: Brera fagt fie ließen den Schwanz 
hängen, da hingegen bei denen, welche ich fah, der Schwanz 
in beftändiger sfeillivender Bemwegung war. Schon hieraus 
ſchloß ich auf einen im Unterleibe vorhandenen Krankheitsſtoff. 
Beers rechnet dieſe Krankheit unter die Nervenfieber, und 
Hat fie mit Cyperweine und Baldrianwurzel geheilt, 
h Ich wurde durch das angeftrengte und fruchtlofe Wuͤrgen 
dieſer Thiere veranlaſſt einer ſolchen Katze eine Aufloͤſung vom 
Brechweinſteine zu geben. Es wurde dadurch ein häufiges 
Erbrechen und Leibesoͤffnung bewuͤrkt; die auf dieſen beiden 
Wegen ausgeleerten Stoffe beſtanden aus einem gruͤnlichen 
Schleime, worin ſich bei näherer Unterſuchung eine Menge 
Würmer (Ascaris felis) befanden. Nach dieſen Ausleerungen 
hoͤrte das Geifern und Würgen auf, das Thier nahm nach und 
2 nach wieder etwas Rahrung, und genas, Diefem zufolge waͤre 
dieſe Krankheit eine Wurmkrankheit zu nennen, und ich bin 
hiervon durch die Bemerkungen, welche mir von einigen ande⸗ 
gen aufmerkſamen Beobachtern mitgetheilt wurden, noch — 
überzeugt worden. 

Es waren nämlich nicht alle Katzen, welche befallen wurden, 
geflorben; diejenigen, welche vom fruchtlofem Wuͤrgen zum 
würflihen Erbrechen gekommen waren, hätten die Krankheit 
tan, und die in dem weißgruͤnlichem Schleime befinds 
licpen Würmer Hatten mehrere beobachtet. 
82 





164 
A Einige hatten ihren Franken Kagen Brantewein Calfo nad 
Brera’s Methode ) eingegoffen, es mar darauf: ein mürfliches 
Erbrechen und die Wiederherftellung erfolgt, Es wird mir 
daher mwahrfheinlih, daß Brera’s Cyperwein und Baldrian 
(ein Anthelminticum ) wie mein Brechmittel gewürft haben, 
und daß ihm jene Würmer entgangen find, da man fie nur 
bei genauerer Unterfuhung des Schleimes entdeckt, und da die 

Katzen fich gewöhnlich verkriechen. 


h 
van. 


Auszug des anatomifchen und phnfiologifchen 
Theils der Gefchichte der ſicilianiſchen Schaal · 
thiere von Poli. 





Herausgeber glaubt ſich um ſo mehr berechtiget, dieſen 
Auszug alles phyſiologiſch Weſentlichen aus Polis Werke Tectaced 
wiriusque Siciliae eorumque historia et anatome Tom. L 
Parmae 1791, Tom. IL 1795 in groß Folio, zu liefern, da das 
Werk in Deutfchland noch wenig bekannt, ſehr Eoftbar und 
hoͤchſt intereffane if. Der. Verfaffer Hat, auf. viele genaue 
Unterfuhungen und Beobachtungen geftüßt, ein ganz neues 
Syſtem der Kondylien erbauet, von welchem das naturhiftos j 
riſche Publikum fchon durch einige Anzeigen eine etwas nähere 
Kenntniß erhalten Hat, Aber Poli's Unterfuchungen find nicht 
bloß für das Syſtem der Schaalthiere, fondern auch für Anas 
tomie und Phyfiologie wichtig; und wenn gleich der Herands 





165 


geber dem Poli nicht in allen Stüden unbedingt beipflichten 
mögte, fo bleiben dod) feine Verdienfte um diefen noch fo wenig 
bearbeiteten Theil der Thierſchoͤpfung groß und unverkennbar. 
A Bei weitem die meiften Älteren und neueren Naturforscher 
blieben Bloß bei der Schaale oder äußeren Hülle diefer Thiere 
ſtehen, welche ihrer mannigfaltigen Bildung, ihrer zum Theil 
ſehr ſchͤnen Farben und Zeichnungen wegen zwar auffallend 
und bewunderungswürdig, aber doch für den tieferdringenden 
Forſcher minder anziehend, als die innere Einrichtung diefer 
Geſchoͤpfe mit ihten mannigfaltigen Abänderungen if, Die 
foenigen älteren Verſuche zur näheren Crforſchung diefes inneren 
Baues befhränfen fi entweder nur auf einzeine Theile, oder 
find überhaupt zu oberflahlih, ja oft durch falſche Voraus: 
ſetzungen entftelle und von wenigem Nußen. Poli bringt uns 
hingegen um einen großen Schritt näher zum Ziele, Das 
Werk ift nody nicht ganz beendiget; denn diefe beiden bis. jeßt 
erfchieneneri Bände enthalten außer dem allgemeinen nur bie 
erſte Abtheifung der Schaalthiere nad) des Verfaffers Syſteme, 


von welchem im der Folge die Rede fein wird. Wie bald das 


Werk zur Vollendung gedeihen werde, läfft fih in dieſem Zeite 

Mi taume des verheerenden Krieges; welcher auch den Wiffenfchafs 

ten fo unendlichen Schaden bringt, wohl nicht mit Gewißheit 

beſtimmen; eben fo wenig wie die Exfcheinung von Prescianis 

Werke über das Nervenſyſtem dieſer Thiere, weldes er ſchon 
Mängft bearbeitete, und woraus wahrfcheinlich manche Beriche 
figungen und Zufäge zu dem was Poli geliefert hat, her⸗ 
junehmen fein würden, 





‚266 
Bon der Schaale Bi Shaalthiere - 
"überhaupt. 


Das, was bei anderen Thieren den Knochenbau ausmacht 
und allermeiftens von weichen Theilen bedeckt und; eingefchloffen 


ft, liegt bei den Schaalthieren nach außen, und. fehließt. ſelbſt 


die weichen Theile ein, welche ſonſt in deu ſtuͤrmiſchen Mee— 
ren der Muth der Wellen und der Härte dev Felfen und Klips 
pen weit weniger hätten widerſtehen Eonnen. Sehr weislich 
hat die Natur immer auch hier Zweck und Mittel auf das 
ſchoͤnſte vereiniget; und wir finden daher, dag die Schaalthiere 
der ſtillen Gewäffer viel dünnere Schaale haben, als-die in 
den unruhigeren Negionen des Meeres wohnenden; ſo hat 5.9 
der Argonauta argus des mittelländifchen Meeres eine an Dicke 
von dem des oftindifchen Oceans ſehr verfchiedene Schanle, 
(Aud) haben bekanntlich die Schaalthiere, welche in unferen 
Gegenden in ftehenden Gewäffern vorkommen, eine ſehr dünne 
Schaale in, Vergleichung mit ‚den Seefchaalthieren. 09.) Es 
giebt aber außer diefer Schaale auch noch hin und wieder 
innere, Enochenartige Theile bei. diefen Ihieren. 

= Die Schanle wird nicht von außen angeſetzt, vergrößert 
und ernenere, fondern das Thier felbit bereiten. die Maffe dazu 
aus feinen Saͤſten; aber auch diefe felbfibereitete Maſſe ſchwitzt 
nicht etwa durch die Poren des Mantels (einer häutigen Hülle 
des Thieres innerhalb der Schaale) und erhärtet dann gleich 


einer Inkruſtation kalkhaltiger Quellen ohne Spur irgend einen } 


Drganifation, wie Reaumuͤr faͤlſchlich behauptet, fondern fie 
bleibt mit dem Gefäßſyſteme des TIhieres in Verbindung und 
nimmt in der Folge gewiſſermaßen mit am Leben des Thieres 
Theil; vermuthlich nach Verhaͤltniß eben fo fehr als die Knochen 





167 


anderer Thiere. Mehtere Beweife ftreiten für die Organifation 
der Schaale: 1) Die Schaale des jungen Thieres wird ſchon 
in der Mutter im Uterus. oder. Eierftode erzeugt. 2) Die 
Schaalen diefer Thiere find mit einer Oberhaut bedeckt, und 
vorzüglich bei den’ einfchaaligen Thieren oft mir haarahnlichen 
heilen befeßt, welche gar nicht würden erfeßt und erhalten 
Verden Eünnen, wenn die Schaale unorganifch wäre. 3) Die 
tegelmäßigen Farbenzeihnungen und vorzüglich die Veraͤnde⸗ 
zungen der Farben, welche unläugbar durch Alter, Krankheit, 
Tod und Faulniß State finden, laffen fit au; Reaumuͤrs Ark 
ohne Organismus anzunehmen gar nicht befriedigend erklären. 
4) Dei den im Frühjahre neu angefegten Theilen der Schaale 
fieht man deutlich Eleine Faͤſerchen oder Kanäle, welche in großen 
Drönung gegen den Rand der Sqaale hinlaufen, 

Man hat gegen die vom Verfaſſer behauptete Meinung 
eingewwandt, daß nach der Auflofung der Kalferde diefer Schaae 
fen durch Säure nichts organifches uͤbrig bleibe; aber in diefem 
Falle ift gewiß eine zu ſtarke Säure angewandt worden. Durch 
Auftöfung der Schaalen in rauchender Salpeterfäure, welche 
mit viermal fo viel Waffer verdänne iſt, erhält man mehrere 
übereinanderliegende Häute, welche allerdings organifchen Bau 
zeigen, der fih auf folgente vier Abänderungen zurückbringen 
laͤſſt: 


1, Einen auggebreiteten thieriſchen Zellſtoffe ähnlich, mit 
vielen dichtſtehenden vertiejten Punkten (5. B. Lepas 
anatifera ). f 

2. Auch einem ausgebreiteten Zellftoffe aͤhnlich, mit vielen 
£leinen regelmäßig verbreiteten und im Zweige getheils _ 
ten Gefaͤßen ( Tellina nitida). 


168 
3. Aus einem fcheinbar fehr einfachen Zellgewebe beſtehend, 
j aber aus, lauter halbeylindrifchen Falten zufammeriges 
ſetzt (Patella coerulea), f ? 

4. Netzfoͤrmig aus fenfrechten Plättchen zufammengefekt, 
auf deren oberem Rande Gefäße laufen. Die Zwi⸗ 
fhentaume drei» felten vier fiebens und acht= meiſt 
fünf: oder ſechseckig (Pinna muricata-und hobilis). _ 


Alte diefe Häute riechen verbrannt wie Horn; die Kalferde 
iſt kryſtalliſirt zwiſchen ihnen enthalten, und bildet entweder 
Taͤfelchen oder Prismen: leßtere z. B. bei Pinna nobilis und 
muricata, erffere bei Buccinum galea, Murex cutaceus, olea- 
rius und trunculus, (Die Vergleichung diefer Häute mit dem 
malpighifhen Schleimhäutchen, weil fie auch der Schaale die 
Farbe geben, ſcheint mir nicht glücklich gewählt, m.) 


Wachsthum der Schaale. 

So wie das Thier allmaͤhlig waͤchſt und ausgebildet wird⸗ 
ſo muß natuͤrlich auch die Schaale ſich vergrößern und dieß 
geſchieht auf eine eigene Art, Man bemerft vorzüglich bei 
alfen zweifchanligen Thieren oder Muſcheln leicht den Mantel, 
welcher die innere Flache der Schaale ganz überzieht und ſich 
mit feinem Rande längft des Nandes der Schaalen und ſelbſt 
noch weiter erftreckt, und nach Gefallen des Thieres mancherlei 
Kruͤmmungen annehmen Fann, Aus der ‚gegen die Schaale 
gewandten Seite oder Fläche des Mantels entftehen zur bes 
ſtimmten Zeit des Wachsthumes Eleine haͤutige Plättchen, welche 
aus einem befonderen Behälter fih lostrennen, der mit erdigen 
Theilen verfehen if. Diefe Plättchen werden fehr feft an die 
Schaalen geleimt und verwachſen zu neuen Theilen derfelben, 
Man finder diefelben oft noch bäutig, zuweilen von der Schaale 





169 


abftehend und herabhaͤngend, welches von Franfhafter Befchaffens 
heit des Mantels entfteht. Die neuerzeugten ſchaaligen Theile 
aehen immer vom Umfange des Figamentes, oder von der Stelle, 
100 der Mantel vom Körper entftehet, ab, und erſtrecken fich nie 
weiter, als der Mantel ſich auszudegnen vermag. Ueberdem 
iſt zu merken, daß neuerzeugte Theile der Schaale nur an fols 
en Stellen entftehen, welche vom Mantel bedeckt werden; 
da hingegen, wo die anziehenden,- die Ringmuskeln u, a, ans 
ſitzen, geht das gewöhnliche Wahsthum nicht vor ſich; fo da 
fogar an diefen Stellen eine Grube entfteht. Wenn fih in der 
Folge die Muskeln ihrer Natur nach von den alten: Stellen 
lostrennen, fo daß diefe dann von dem Mantel bedeckt werden, 
fo füllen fid) aud) jene Gruben nad) und nad) aus. Bei Mya 
pictorum, Mactra glauca und Venus chione bemerft man nicht 
felten am Mantel felbft zu Schaalenfubftanz verwandelte Stel- 
fen. Die Kruͤmmungen der einzelnen Blaͤttchen bei den ver- 
ſchiedenen Schaalen laſſen ſich leicht aus der Fähigkeit des Manz 
tels, ſich auf verfchiedene Weife zu kruͤmmen, erklaͤren. Die 


Blaͤttchen der Schaale ſind anfangs ſehr klein; die erſte Lage 





entſteht an der erhabenſten Stelle neben dem Schloſſe Cin 
_ ümbonis regione), die naͤchſt untere Lage vermehrt dann nicht 
allein die Dice, fondern auch die Größe des Umfanges der 


Schaale, Die unterften größeften Blätter der Schaale entftes 
hen vom Endrande des Ligamentes; daher feinen alſo alle 
Schaalen aus mehreren ineinandergelegten zu beftehen, deren 
jede vom Thiere ernährt wird; doch fo, daf fie nur fortdauert 
nicht aber an Größe zunimmt, da das Wadısthum einzig und 
allein auf der Anfegung neuer Schaalen beruhet. 

Außer den eigenen "Wegen, durch welche diefe kleinen 
Blaͤttchen der Schaalen ernährt werden, tragen auch die Muss 


170 
keln in fo fern zur Ernaͤhrung derfelben bei, als die Flechſen 
fih fehr fett an die Schaale feßen; daß Gefäße von diefen 
Slechfen an die Schafe ſelbſt übergehen,‘ beweifer die Eins 
ſpritzung durch Queckſilber; denn nachdem diefes durch die Norte 
und ihre Zweige bis zu den Muskeln gekommen war, lief es 
frei an deren Enden aus, welche ohne angewandte Gewalt von 
felbft von der in Weingeifte aufbewahrten Schaale losgegangen 
waren. 

Auch an den Schaalen, wo man die einzelnen Blaͤtter 
nicht fo deutlich bemerkt, als an der Ottrea edulis, Venus 
deflorata, Maitra stultorum, Pinna nobilis u, f. we. , laſſen fie 
ſich lelcht dadurch deutlich machen, daß man die Schaale ein 
wenig in das Feuer legt. - Die Deffnung der gewundenen Schaa« 
fen oder der Nand ihrer Lefzen wächft eben fo wie alle übrigen 
Schaalthiere auf gleiche Art, welches vorzüglich bei Helix picta 
zu bemerken if. 1 

Die Erzeugung der neuen Theile an der Schaale geſchieht 
nicht beftändig, fondern nur zu gewiſſen beftimmten Zeiten. 
Die Schnecken (Helices) verlaffen, wenn die Sommerhitze 
vorüber iſt und die erſten Regenguͤſſe ſich einſtellen, die Stämme 
der Pflanzen, an welchen fie wegen der Trockenheit der Luft 
feft anhängen, oder Eriechen aus Ihren Schlupfivinfeln hervor 
und feßen dann auf vorerwähnte Art neue Haute an den Raud 
der Mündung, welche bald hart werden, Nach einigen Tagen 
fommen neue und g vͤßere hinzu; die Zwiſchenraͤume, in welchen 
diefe Anſetzung geſchieht, find nicht immer gleich; kürzer wenn 
die Luft feucht, länger wenn fie trocken ift, Im Anfange dee 
Junius hört jene Eigenfhaft des Wachsthumes wieder auf; 
im Herbite kehrt fie von neuen wieder, Eben das gefchieht 
bei den Auftern im April und Mai, fo wie bei Mures und 


[2 





171 


Turbo, im November und December. Auch bei allen Lepaden 


geſchieht das Wachsthum auf dieſe Art; denn die Schaalen derſel⸗ 


ben beſtehen aus mehreren nicht ſehr feſt miteinander vereinigten 
Stüden, und jedes Stück waͤchſt als eine eigene Schaale. 
Die Schaale hat bei allen Schaalthieren einen befonderen 
haͤutigen oder vielmehr Eruftigen Ueberzug, welcher fich bei den mei⸗ 
fien, vorzüglich aber bei Pinna nobilis und muricata, durchs Vers 
srößerungsglas leicht entdecken laͤſſt; er gleicht einer Kalkſpathlage, 
und die kleinen Stüde, in welche er fich bei ftärferen Berührung 
mit einee Metallfpise leicht auseinanderbegiebt, zeigen dem bloßen 
Auge ein asbeitartiges fadiges Gewebe; durch das Vergroͤße⸗ 
rungsglas aber ſtellen fie eine Zufammenhänfung ſchoͤner, regel⸗ 
mäßiger, Elarer, durchfcheinender Kryſtallen dar. Die Defchafs 
fenheit devfelben iſt ungefähr. wie bei der Schaale ſelbſt; nun 
daß jene weit zäheren Zufammenhang haben, Die Fafern ſtehen 
auf der unterliegenden Schaale ſenkrecht. In Buccimum galed, 
Murex cutaceus u. a, hat der Ueberzug mehr eine lamelloſe 
Geſtalt, und die Lamellen Hängen ſehr feft zuſammen. Die 
äußere Fläche diefer Kruſte iſt bei verfihiedenen Schaalthieren 
von sehr verfchiedener Befchaffenheit: bald fehr alatt, Bald rauh, 


bald runzelig; diefe Berfchiedenheiten liegen in dev verfchiedenen 
Genſtalt der Eleinen Theilchen, welche die Kruſte zufammenfesen, 
Die Krufte felbft ift noch zu alleräußerft mit der. fogenannten 


Epidermis überzogen, und auch diefe iſt wieder von fehr ver 
ſchiedener Art: bald ein einfaches duͤnnes Häuschen ‚|bald dic, 
bald glatt, ‚bald rauh, mit aͤſtigen Fäferchen oder Gefäßen 
verſehen; oft wollig, fteifharig, oder gefranzeblätterig; aber 
immer dem inneren Wefen nach gleih, Diefes Oberhäutchen 
diene zur Beſchuͤtzung der Schaale, vor Äußeren ‚Gewalt und 
vor freffenden Subſtanzen. 


+ 


172 


“ Das fonbderbarfte bei der 'anaeführten Art des Wachsthu⸗ 
mes ift, daB die verfchiedenen Muskeln immer in Anſehung 
der Schaale einen gleichen Ort der Anſetzung behalten: ſo daß 
z. D. die anziehenden Muskeln (adductores) immer ſaſt in der 
Mitte anſitzen, die Kreismuskeln (orbiculares) aber neben den 
ändern derfelben liegen. Dieß laͤſſt fich nicht atıders erklären, 
als dadurch, dag die. Muskeln zu getoiffen Zeiten von der 
Schaale loslaſſen, Cobgleich fie ſonſt aͤußerſt feſt damit verbuns 
den ſind) um ſich nach allen Seiten auszubreiten, und dem 
Wachsthume der Schaale zu folgen. So widerſinnig und wenig 
befriedigend dieſe Sache auch ſcheinen mag, ſo verſchwindet doch 
gewiß ein großer Theil der dabei aufſteigenden Zweifel, wenn 
man die befannte Erfeheinung an den Krebfen bedenkt, welche 
ihre ganze Schaale abwerfen, woran doc) fo viele Muskeln 
beveftiget find, welche ſich dann allmahlig wieder an die neue 
erhärtendg Schaale feftfesen, Auch giebt der Umftand dieſer 
Sache noch mehr Wahrfcheinlichkeit, dag man die Stelle, 100 
die Muskeln feftgefeffen haben, noch nicht ganz ausgefüllee 
finder, fo daß die Spuren des. allmähligen Fortfehreitens der 
Muskeln von der erhabenften Mölbung (umbo) bis zum Nande 
hin aus den regelmäßigen einander folgenden dünnen Erhoͤhun⸗ 
gen der Lamellen leicht zu beurtheilen find, 

Die verfchiedene Befchaffenheit der Außeren Geftalt der 
Schaale ift aus dem vorhergehenden leicht zu erklären; fie Hänge 
theils von der Fürzeren oder längeren Anfesung und Ausdeh⸗ 
nung der neuen Platten der Schanle ab, wodurch die äußere 
Flaͤche der Schaale nach) der verfchtedenen Dicke jener Platten 
ein’ breiter ‚oder ſchmaͤler, tiefer oder flacher queergeſtreiftes 
Anſehen erhält; theils richtet fie ſich nad) den verfchledenen 
Biegungen, nach dem gefranzten oder auf verſchiedene Weiſe 


173 

gekruͤmmten Rande des Mantels, dem fich die Blättchen, wenn. 
fie noch duͤnne, biegfam und häutig find, genau anpaffen, fo daß 
daraus zadige, zahnige, glatte u. a. Raͤnder entſtehen; ſelbſt die 
Knollen und Zacken laſſen ſich ohne Schwierigkeit qus der Ber 
ſchaffenheit und Bewegung des Mantels erklaͤren. Eine dritte 
Urſache der Verſchiedenheit des Baues der Schaale liegt aber 
gewiß auch in der Struktur der Haͤute ſelbſt, zwiſchen welchen 
die Kalkerde der Schaale labgeſetzt wird, nachdem jene Haͤute 
naͤmlich entweder bloß zellig oder netzfoͤrmig, platt oder mit 
Punkten vertieft find, — 


Bon dem Werkzeuge der Schanlenbereitung. 


Es erhellet aus dem PVorhergehenden leicht, daß die 
Materie zur Schaale durch Gefäße in den Mantel gebracht 
und dann zu einzelnen Blättchen gebildet werde. Dieje Maffe 


‚ felbft wird in einem eigenen Eingemweide zubereitet, welches 


meiftens etwas über dem Herzen dicht an dem oberen anzies 
benden Muskel zuweilen aber auch über dem Ruͤcken des Thie— 


res abwärtsgehend liegt, und gleichfam in zwei Lappen getheilt 


die ganze um das Herz. liegende Gegend einnimmt, Das Eins 


geweide felbft beftcht aus unzähligen ſehr Eleinen Bälgen, oder 


Drüfenfürnchen, welche mit Gefäßen durchwebt find, die hie 
und da in ein wunderbares Netz zufammnengehen. Daß dieg 
Eingeweide roirklic zur Abfonderung der Schaalenmaterie diene, . 
zeigen die vielen Konfremente, welche fich oft bei Venus chione, 
Arca pilosa und Pinna muricata darinn finden, und allemal 
fo gefärbt, find, als die Mufchel felbft. In diefem Eingeweide 
entftehen auch durch langes Verweilen oder krankhafte Befchafs 
fenheit die Perlen, weldye man auc in der Verdoppelung des 
Mantels und des Bauchfelles, auch im Herzbeutel und Eierſtocke 


- MA, 
finder. Diejenigen Perlew, welche aus mehreren konzentriſchen 
Lagen beftehen , haben auch die verfihiedenen Farben’ der Schaale 
in verfchiedenen Lagen. Die Perlen des Spondylus Gatderopus 
find bloß vofenfarben oder gehnfichtweiß, die ‚der Arca Noae 
violblau, die der Anomia caepa putpurfarben. Es giebt noch 
eine andere Art von Perlen, welche an den Schaalen ſelbſt 
entſtehen; diefe find wie Knochenauswuͤchſe anzufehen. Da nun 
aber die Perlen im der weichen Subſtanz des Thieres denen 


an der Schaale figenden völlig gleich find, fo wird wohl nies | 


mand läugnen, das jenes Eingeweide zur Abfonderung der 
Schaalenſubſtanz beſtimmt fei *). 


Bon den Banderm 


Die Schaalen der zwei und mehrſchaaligen Thlere, wer⸗ 
den durch gewiſſe in der Gegend ihres Schloffes liegende Bäns 
der zufammengehalten ‚;welche vorzüglich von zweierlei Arc find, 
nämlid) einfache und zuſammengeſetzte: jene beffehen aus‘ 
einem einzigen braunen oder ſchwaͤrzlichen aͤußerſt elaftifchen: 
ſtrickartigen Theile; dieſe hingegen ſtellen gleichſam eine lederne 
Kapſel vor, in welcher eine blaͤtterige, perlenartige aber elaftis 
fhe Subftanz befindlich if, Diefe Art finder fich faſt bei allen 
Muſcheln, jene nur bei Ostrea, Spondylus und einigen Anomiis. 
Die Mactrae haben beide Arten der Bänder. (Lig. teres und 
capsulare würden alfo nach der Analogie auch bier die fchicks 
lichſten Benennungen fein. Die blätterige elaftifche Subſtanz 








*) Man jehe mehrerer über die Erzeugung der an den Schaalen feſtſitzenden 
Perlen in Fauias Saint Fond Reiſe durch England, Schottland 
und die Hebriden 8.2. ©. 126 U. fola, die deutſche eb, umd über die * 
Schaalen im Allgemeinen unten in der Anzeige bey Philosoph. Transactions file 
1.3. 1799, 





175 

in dem Kapſelbande kommt mit den Zwiſchenknorveln bei ande. 
sen Thieren überein. W.) Die Bänder find fo elaftifch, daß 
wenn die anziehenden Muskeln der Schaalen ganz weggefchnits 
ten find, diefelben fegleich voneinanderklaffen. Das Thier 
braucht alfo um die Schaale zu öffnen nur die Wirkung der 
Anzieber nachzulaffen. Bei manden find große Gewichte 
nöthig, um die Gewalt der elaftifchen Bänder zu überwinden: 
eine mittelmäßige Venus chione, deren Schaalen kaum vier i 
Soll breit waren, konnte nur mic vier Pfund an jede Schaale 
angebrachtes Gewicht zugedrüct werden. Es wird unten bef 
Gelegenheit der Muskelkraſt diefer Thiere noch weiter die Rede 
davon fein *). . 


Eintheilung der Schaalthiere, 


Linne behauptet ganz unrichtig, daß die nackten Mollusca 
mit den Schaalthieren vereiniget werden muͤſſen; denn einmal 
finder zwiſchen beiden gar die Achnlichkeit nicht Statt, welche 
Linne vermuthete, und für das andere begreift auch die Zahl 
der Geſchlechter, welche er bei den nackten Molluscis feftgefeßt 
hat, nicht alle Berfchiedenheiten der behaufeten. Mir begnügen 
uns bier fürs erſte nur die drei Ordnungen der Schaalthiere 
anzugeben, in welche Poli die fämmtlichen Schaalthiere ein- 
getheilt hat. 4 

I, Speingende Schaalwärmer ( Mollusca subsi- 
lientia) haben alle einen langen entweder fichelformigen, 
Tanzenformigen, keulenfoͤrmigen, oder aud) noch auf andere 





*) Die im fechten Aap. des erften Abfchnittes enthaltene chemiſche Analyſt 
Ser Schaalen diefer Thiere laſen wir gan weg, war fie nicht? ſehr merlwlir⸗ 
Wiges oder neues enthält. 
J w. 





176. A 


Art gebildeten Fuß, und fiheinen damit gleichſam zu 
fpringen,, indem fie denfelben bogenformig kruͤmmen, oder 
bohrfoͤrnig winden und fo fi fortbewegen. ‚Alle diefe 
find ganz ohne Kopf und haben Feine Augen, Zu'diefer 
Ordnung gehören viel» und zweifchaalige Schaalthiere, 

U. Kriechende Schaalwürmer (Moll vepentia) 
bewegen: fich wie die nadten Schneden vermittelft eines 
breiten Fußes und fcheinen ſaͤmmtlich Köpfe und Augen 
zu haben. Hierher gehören meiſt alle einfchaaligen 
Würmer, 

I. Gearmte em (Moll. brachiata) 
haben wie die Hydrae mehrere entweder fleifchige oder 
kruſtige Arme, welche entweder gegliedert oder ungeglies 
dert, fadenartig, Äftig oder mit Eleinen Anhängen (cotylis) 
verfehen find. Sie gebrauchen diefelben zum — 
oder zum Ergreifen der Beute. 


Bau der ſpringenden Schaalwuͤrmer, 


Die ſpringenden Schaalwuͤrmer haben einen Koͤrper, welcher 
ſich in drei Theile abtheilen laͤſt, und zwar namentlich in den 
"Rumpf oder Stamm, den Fuß und den mit den Tracheen 
oder Luftröhren verfehenen Mantel. Kopf, Augen, Nafe und 
Ohren fehlen ihmen gänzlich. Der Numpf mwird>rwieder abges 
theilt in den vorderen. Theil oder den Bauch, und den hinteren 
Theil oder die Bruft. Am Bauche befindet fi) das Maul 
mit einer elliptifchen Spalte, welche zwei Lippen bildet, die hie 
und da in äußerlich gefurchte, dreiecfige, eirunde oder in Ges 
ſtalt einer Binde gebildete Anhänge verlängert find. (Folgendes 
find die merkwuͤrdigſten Abaͤnderungen, welche bei der Beſchrei⸗ 
bung der einzelnen Geſchlechter und Gattungen vorkommen.) 


177 
Das Thier der Fleinen Kaͤfermuſchel (Chiton einereus), welches 
‚Poli Lophyrus melphictensis nennt, hat geweiffermaßen einen 
 Eopfähnlichen Theil, welcher mit einer mus£ulofen gebogenen 
Frauze oder mit einem Kamme umgeben ift, und in defjen 
Mitte das runzclige Maul fist. Das Thier der großen Meer ⸗ 
eichel (Lepas balanus: Diton purpwreus Poli) har ein ſchaa⸗ 
liges oder Eruftiges Maul, welches wie bei den meiften Thieren 
dieſer Ordnung unten am Bauche fißt, da wo fich die Bruft 
mit demfelben verbindet; es ift gleichfam knotig (varicosus) 
und bildet einen Helm (galea). In demſelben find vier Zähne 
von ſchaaliger Art; die unteren gleichen einer Cäge, die oberen 
aber find mit pfriemenformigen Spißen verfehen. Ueberdem 
umgeben das Maul noch eben fo viele ſchaalige Palpen, welche 
zufammen gleihfam eine platte Keule bilden und dicht mit ' 
Haaren befekt find. Mit den Palpen greift und hält das 
Thier den Naub, welcher dann mit den Zähnen jermalmt- 
wird. Der Steinbohrer (Pholas dactylus, Aupogaea verrucosa 
Poli) hat ein am unterften Theile des Bauches liegendes e:fürs 
‚miges mit doppelten Lippen verfehenes Maul; die Fippen „find 
ziemlich groß, nad) allen Seiten biegfam, oben glatt, unten 
‚aber wo fie aneinanderliegen, mit Queerfurchen bezeichnet, ‚Bei 
der Mahlermuſchel (Limmea fusca Poli) hat das gayp ‚unten 
am Bauche fisende Maul vier eirunde herabhängende an der 
‚einen Ceite geftreifte Lippen. Die vier Lippen der Saubshne 
| CSolen legumen, Hupogaea hirudo Poli) find mit fehr- feinen 
blutrothen Linien bezeichnet. Bei Tellina lactea (Loripes 
erbiculatus Poli) waren gar feine Lippen zu bemerken; obgleich 
dieſelben bei anderen Gattungen dieſes Gefchlechtes deutlich. und 
groß genug meift aud von eirunder Geftalt find. Cardium 
eadule (Cerastes gracilis Poli) hat pyramidenfoͤrmige queerge · 
1. Bandıs 2. Etick. M 


178 ö 
ſtreifte Lippen; auch bei Donax trunculus ( Perönars ramoca 
Poli) find fie pnramidal und verlängent; bei den Venusarten | 
find aleichfalls dreiecfige queergeftteifte Lippen. Chama cor 
(Glossus rubicundus Poli) hat lange fpiße Lippen; bei Chama | 
"antiquata ( Limmaes multilabiata Poli) find. fie in mehrere 
"Lippen geteilt, welche gleichfam vervielfältigte Lippen vorſtellen. 
Bei Ostrea Jacobaea (Argus calvculutus Poli) ift das Maul 
mit einer fehr ſchͤnen rothen Franze (fimbra) bezeichnet, an 
‘welcher die beiden Fippenpaare der Länge nach feftfigen; eben 
dieſe gefärbten Franzen finden fich bei Ostrea sanguinea (Argus 
“erinitus Poli) und O. lima (Glaucus capillatus Poli); dahin⸗ 
"gegen iſt das Maul bei O. glacialis ( Glaucus unilabiatus Poli) 
nur mit einer einzigen dicken Lippe verfehen, welche ſich am 
jeder Seite in zwei geftreifte Anhänge endiget, und bei O. coch- 
Icar Peloris gracilis Poli) hat es dicke, queergefiveifte, drei⸗ 
"eig Lippen von mennigrother Farbe. Mytilus hirundo 
(Glaucus radicons Poli) hat ein mit feingezacdten Lippen ver: 
fedenes Maul, welches fih in queergeftreifte pyramidenfoͤrmige 
Anhänge endiget. Bei Pinna nobilis (Chimaera pinnarum 
Poli) liege das’ Maul ganz unten nahe an der Spike der 
Schaale; es hat zwei runzelich gefranzte Lippen, welche ſich zu 
ſehr lallgen ſchmal lanzenformigen Anhängen (app. lineari · lan-, 
"seolätas‘) ausdehhen, welche an der einen Seite glatt, an der 
anderen geſtreift ſind. Unter dem Maule liegt eine faſt kugel⸗ 
formige, etwas zweilappige braune Druͤſe, welche vielleicht 
den fpeichelähntichen Saft zubereitet, welcher beſtaͤndig in das 
Maul und den Schlund ausfließt. 

2. Schlund, Speiferöhre und Magen, nebſt dem 
Reyftallgeiffel, Der Schlund, welder fih unmittelbar in 
die Speiferöfte fortſetzt und verlängert, iſt gleichfalls. von 





179 
verſchiedener Geftaft: bald roͤhren- bald trichterformig, mehr 
oder weniger faltig u. ſ. w. Der Magen ſelbſt iſt meiſtens 
doppelt, fo daß beide Abtheilungen-dicht aneinanderliegen; mar 
koͤnnte die eine den Kropf nennen. Die Deffnung, durch welche 
Beide miteinander in Gemeinſchaft ſtehen, hat eine Klappe, 
Vebrigens it der Magen meift eirund. und von musfulofen 
Baus, Beide Abtheifungen haben nur eine Eleine Hoͤhlung, 
welhe von den Falten der Musfelhaut inwendig fehr vunzelig 
erfcheint. Die innere Fläche des Magens hat mehrere Deffr 
nungen, durch welde die Galle in denfelben ergoffen wird; 
man fieht dieß dentlich, wenn man Die Leber ziwifchen den 
Fingern drücdt, Diefe Oeffnungen haben wenigſtens bei einie 
gen diefer Thiere halbmondformige Klappen, um zu verbüten, 
daß das im Magen enthaltene hineindringe (z. B. Solen strigie 
latus) und werden (wenigſtens einige derfelben) von den lanzen⸗ 
fürmigen Fortjägen eines fehr dünnen Fnorpeligen Iheiles vers 
ſtopft, welcher wegen feiner Geftält der deeifpirige ‚Pfeil 
genannt iſt. Er fißt auf der Spitze des Kryſtallgriffels: dieſer 
leßtere fenkt fid) mit der Spike in den Magen, und fteckt 
mit feinem anderen meift Feulenfürmigen Ende in einer eigenen 
vom Magen fortgefesten Enorpeligen Scheide, welche auch zus 
weilen der Laͤnge nach mit dem dicken Darme (welcher die 
Fortſetzung des Magens iſt) verwachſen, nie aber außerhalb 
des Magens durchbohrt ifts fo dag der in derſelben enthaltene 
durchſichtige Kevftallgriffel alfo nur im Magen feine Wirkung; 
haben kann, twelche vielleicht datinn befteht, durch feine Elafti« 
eität die Fortſaͤhe des oben angeführten Pfeiles, mehr oder 
weniger in die Definungen der Gallengänge zu drüden und fo, 
den Einfluß der Galle in den Magen gehorig zu ‚mäßigen. 
Anfangs hielt Poh diefen Griffel für ein Zeugungsorgen, Er 
M 2 4 


y 180 


beſteht gleichſam ans ursähligen alasartigen ineinandergeſteckten 
Buͤchſen, welche genau verwachſen find, wovon aber die letzte 
feinen durch die Achfe des ganzen ‚laufenden Kanal hat. Die 
Subſtanz gleicht dem Flintglaſe, ift aber im frifchen Zuftande 
ſehr elaftifchbiegfam ; nach dem Trocknen ſehr zerreiblich. Bei 
einigen Schaalwuͤrmern iſt ſie ſo gallertartig, daß ſie ſich ganz 
und in kurzer Zeit im Waſſer auflofet. Auch werden alle diefe 


Sriffel in kochendem Waffer zu einer dligfchleimigen Subftang; 


dahingegen_bleiben fie im Weingeifte unverändert, 

Die vorzäglichften bei der Befchreibung der einzelnen Gat⸗ 
tungen vorkommenden Abänderungen find folgende: — 

Bei Chiton einereus iſt der Schlund von ſehr beſonderem 
Baue und beſteht aus drei Theilen: namentlich, einer platten 
musfulofen Roͤhre, einer knorpeligen gezahnten Haut und den 
Muskeln. Die ſehr duͤnne durchſcheinende Haut iſt ringsum 
gleich vorn an mit rhomboidaliſchen Plaͤttchen ausgelegt; hierauf 
folgt eine dreifache Reihe von Zähnen, deren oberſte den Fang— 
zähnen des Ebers ähnlich ſcheinen. Die mittlere Reihe hat 
ſchwarze dreifpißige Zähne von faft eifenartiger Härte, beide 
an der Zahl etwa vierzig. Die unterften nehmen allmählig an 
Härte ab und erlangen eine blaßgelbe Farbe. Jeder ſitzt auf 
einem befonderen musfulofen Stiele, mit einem zurücziehenden 
Muskel verfehen. Die unterften Zähne, welche reihenweiſe 
nach der Are der erwähnten 'Kaut liegen, find ſtumpf und 
weich wie die oderften. Ale diefe Theile find Außerft elaftifch. 
Uebrigens liegt diefe gezähnte Haut fo in der muskulofen Röhre, 
dag die wagerechten Zähne einander entgegengerichtet find und 
folglich die Speifen, -ehe fie in den Magen fommen, fehr gut 
zermalmen koͤnnen. Der oberfie Theil diefer Haut wird von 
einer ſehr fchönen verwickelten Reihe von Muskeln umgeben, 





. 


| 


a4, ar 

welche von röthlichee Farbe find und den Kopf des. Thieres 
auszumachen fcheinen. Einige derſelben Eonmen den Kopf 
vor» andere rüctwärts ziehen; einige die gezähnte Haut zus 
fanmenfhnüren, andere fie grweitern, An jeder Seite des 
Schlundes liegt noc ein länglicheiformiger, grünlicher , mit 
einer zarten Haut bedeckter und mit ſehr feinen Gefäßen ‚bei 
zeichneter drüfenartiger Körper, welcher mit den zurückziehenden 
Muskeln des Schlundes ſehr feft. verbunden ifi. 

Mya pictorum ‚hat weder den SKryftallgriffel, noch dem 
hinteren Magen, 

Lepas anatifera hat außer den zwei oberen und ziel 
unteren mit Dorfen beſetzten Palpen des Mauls, noch zwei 
Paar kruſtige Zähne, welche auch wie die Palpen gegliedert mit 
fägeformigen Rändern und mit Borften verfehen find. Mitten 
zwiſchen diefen liegt der wie ein Schließmuskel gefaltete 
Schlund; vier Muskeln, welche ſich dicht neben dem Anzieh⸗ 
muskel an die Schaale beveſtigen, dienen zur Bewegung dieſer 
Zähne. Lepas balanus hat einen kegelfoͤrmigen Vormagen. 
Dei Mactra ncapolitana ift die Klappe zwiſchen beiden Abthei- 
lungen di und faft Enorpelartig, Bei Chama antiquata iſt 
der Magen fehr dünne, fo daß die Leber vollig durchſcheint, 
er liegt gleihfam ganz in der Leber eingefchloffen, welches zwar 
gewiffermaßen auch bei den übrigen aber doch nicht in fo hohem 
Grade der Fall ift, Ostrea Jacobaca hat einen ziemlich weiten 
von einer fehr feiten Musfelhaut gebildeten und inmendig mit 
Queerfurchen verfchenen Schlund; dagegen aber einen fo dünn 
bäutigen Magen, daß man die Leber durd beide Wände deut- 
lid) durchfcheinen fieht; an einer Stelle wird aber die Magen: 
haut durch ein in zwei Arme getheiltes Muskelfaferbündel 
dicker. Der Pylorus liegt faſt in der Mitte des Magens. 


182 
Der Kryſtallgriffel und der dreifpisige Pfeil fehlt diefem Thiere 
‚and wie es ſcheint auch den übrigen Auſtergattungen gatız. 
Bon der Jakobsmuſchel behauptet es Poli ausdrücklich, bei den 
übrigen, deren Zergliederung er liefert erwähnt er diefer Theile 
nicht, woher ihre Mangel zu vermuthen iſt. Die gemeine 
eßbare Auſter hat ein etwas breites Maul, welches in den 
weiten, ſehr kurzen Schlund führt; dieſer verengert ſich dann 
in die zirkelrunde obere Magenmuͤndung; dicht unter dieſer iſt 
eine Spalte, welche in eine ziemlich weite Vertiefung fuͤhrt, 
die ganz verſchloſſen oder blind iſt. Der Magen ſelbſt iſt 
eirund, dick und muskulos; der Pfoͤrtner viel weiter als die 
obere Magenmündung und mit einer Ereisformigen Klappe 
verfehen. Mytilus edulis hat einen weiten der Länge nach 
gefurchten Schlund, welcher faft fo’ lang ifE als der Magens 
dicht unter dem Maule liege bei diefem Thiere ein weit offen 
ſtehender Gaug, welcher am Nücken bis zur Gegend’ der Trachee 
hinl uft und von dem Schlunde nur durch die zioifchenliegende 
Hart gefchieden wird, Es fcheint als wenn diefer Gang einen 
atoiefachen- Nusen habe: nämlich eriilih um Waſſer aufzunehr 
men, welches diefes Thier bei geſchloſſenen Schaalen vielleicht, 
zu einer befonderen Art der "Ernährung bedarf und zweitens 
um die Eier von fich zu geben, welche zur gehörigen Zeit aus 
den Bälgen der Branchien, die fich in den Gang öffnen, her: 
ausgetrieben werden. Ein eben folcher Gang finder fich bei 
Mytilus lithophagus, wo er aber in zwei lange enge Säde 
getheile wird, die der Länge nad) neben den Branchien und 
über die Herzohren fortlanfen. Bei Mytilus lithophagus führt 
das mit vier zugefpißten Lippen verfehene Maul in den triche 
terformigen Schlund; in der eifürmigen Kohle des Magens 
dicht man Musfelftränge, welche ſich untereinander verflechten 





‚183, 
und zwiſchen fich die Deffnungen der. Gallengänge durchlaſen 
Solche Mustelfränge und die zwiſchen denſelben liegenden mit. 
Slappen verſehenen Oeſfnungen der Gallenwege ſieht man auch 
deutlich bei Pinna nobilis. 
3. Gedaͤrme: dieſe weichen in Ruͤckſicht ihrer Länge, ihrer 
einfacheren oder. verwickelteren Krümmungen und ihrer Bile, 
dung bei den verfchiedenen Gefchlechtern ziemlih ab; doch 
haben alle das gemein, daß der weitere Theil oder der dicke 
Darm den Magen naͤher, der engere Theil hingegen oder. der 
dunne Darm. dem After näher liegt, daß die Weite vom, 
Magen gegen, den After zu allmäplig abnimmt, und daß der 
Maſtdarm oder das Ende des Darmfanales aus dem Bauche 
hervor und mitten durch das Herz geht, welches in der That 
eine ganz auffallende Erfcheinung ift, die fih am beften fo. ers 
klaren laͤſſt, daß die Zuſammenziehung des Herzens den Abgang 
des Unrathes befördern müffe. Von dem Maftdarme gelangt 
der Unrath in die untere Luftröhre und wird: durch diefelbe 
fortgefchafft. Was die Windungen betrifft, fo fcheint es als 
wenn fih im Ganzen behaupten laſſe, daß diejenigen unter dies, 
fen Ihieren, welche Eeinen Fuß haben, fondern durch einem 
Dart, oder duch die Schaale ſelbſt unbeweglich an Felfen ober. 
Holzwerke feftfigen; kürzere und weniger getwundene, die mit 
einen Fuße verfehenen aber, welche folglih den Ort ihres 
Aufenthalts oft veränderen, längere und verwickeltere Därme 
haben, Die Därme find übrigens mir einem Gefröfe verfehen, 
und. die Erfremente von verfchiedener Geftalt. Eine fehr dünne 
Bouchhaut fließt die Eingeweide zunächft ein, Es fcheint als. 
ob die Schaalwürmer fich außer ben in den Magen gebrachten. 
Nahrungsmitteln auch durch die Cirren naͤhren; denn diefe find 
nichts anders, als musfulofe mit Schließmuskeln verfehene 


184 
Röhren, welche zum Einfaugen des Maffere geſchickt find, 
Kann man diefe Thiere verwundet, fo läuft auch fogleich eine 
Menge 3 Waſſer aus, welches in der zelligen Subftanz des Fußes 
und dee Bauches fich aufzuhalten ſcheint. Werden die Schaae 
fen feft zugebunden, fo dai das Waffer nicht auslaufen kann, 
fo lebt das Thier wohl no einige Tage — Waſſer; ſonſt 
aber nicht, 
Abänderungen bei den einzelnen Gattungen find folgende: 

> Chiton cinereus, diefes Thier nimmt zwifchen feinen Därz 
men gleihfam die Leber auf, mit welcher diefelben Hin und wie⸗ 
der fehr feft zufammenbängen. Ein fehr kurzer aͤüßerſt dünner 
Darm liegt in der Mitte zwiſchen dem dicken und dilnnen 
Darme und macht zwiſchen beiden die Gränze. Der Unrath 
im dünnen dem After näheren Darme it eiformig, von weißer 
Sarde und liegt reihenweiſe. Die Därme eines neun Linien 
fangen Thieres waren 34 Zoll lang. Bei Lepas balanus macht 
der Darmfanal nur eine einzige Krümmung, welche den ganzen 
Bauch einfäließt. Bei Pholas dactylus find die Därme ziems 
lich lang nnd vielfach gewunden; eine Walvel oder ein Saum 
(ligula) geht vom Magengrunde in den Darm der- Fänge nach 
fort. Bei Mya pictorum iſt der vom Magen abgehende Darm 
fehr weit und frichterfürmig, er feige aufwaͤrrs zum Grunde 
des Fußes und macht nur eine einfache Windung. Bei Solen 
siliqua find die Dätme vielfach gerwunden, Bei Solen strigi- 
latus theilt eine der Länge nach laufende Falte den dem Magen 
naͤchſten Theil des Darmes gleichſam im zwei Roͤhren, wovon 
die eine bie Hoͤhlung des Darmes, die andere aber die Scheide 
für den Griffel bildet. Auch hier Find die halbmondformigen 
"Rappen vor den Mündungen der Gcllenginge im Magen fehr 
deutlich. Jene Abtheilung des Darmes in zwei Roͤhren ift bei 


185 


Tellina planata afeichfats fehr deutlich zu ſehen; dieſes Thier 
bat einen außerordentlich fangen und vielfach gewundenen Darm⸗ 
kanal. Der Maſtdarm ſchlaͤgt fih, nachdem er neben dem 
Anziehmuskel der Schaalen durchgegangen it, in’ einen weiten, 
Sack um, welcher von dem Mantel gebildet wird. Cardium 
rusticum hat fehr verfchlungene und lange Daͤrme; bei einem 
MThiere, welches im Tode faum fünf Zoll lang war, hatten die, 
Därme zwoͤlf Zoll Länge, Bei den Venusarten ift der Anfang 
des Darmkanales fehr weit. Bei Chama cor iſt der weite 
Anfang des Darmes von fleifchrother Farbe und mit unzählis 
gen Kleinen Queerfurchen gekrauſet. Bei Arca Noae und pilosa 
fieht man deutlich wie der Maſtdarm durch zwei Bänder an 
dem ihm bedeckenden Anziehmusfel der Schaalen ſtark beveſtiget 
if. Dei Ostrea edulis ift der Anfang des Darmes-fehr weit, 
geht zuerft gerade hinauf zum Anziehmusfel, dann wieder zus 
rück zue Seite des Magens und dann unter der Leber, fat 
kreisformig gebogen, als Maftdarm rückwärts über den Anziehs 
muskel zwifchen den hinteren Nand der Duplikatur bes; Mans 
tels, ohne durch ein Band beveftiget zu fein. Auch bei Anomia 
eaepa fehlt ein folhes Band. Bei Pinna nobilis liegt eine 
faft runde Klappe mitten im Darme, welche den Koth, der 
aus dem oberften Theile defjelben fchon herabgekommen iſt, 
- verhindert wieder zurüczugehen. Webrigens findet ſich Bei eini: 
gen Thieren diefer Ordnung eine zottige Befchaffenheit der 
inneren Darmfläche. 
2; Die Leber ift bei allen fehr groß, doch bei einigen 
mehr, bei anderen weniger; ferner in mehrere Lappen getheilt, 
und den Magen nebft einem Theile der Därme umfaffend oder 
gleichſam in ſich aufnehmend. Eine Gallenblafe haben diefe 
Thiere durchaus nicht, fondern die Galle wird vermittelft 


4 186 
mehrerer Gänge in den Magen geführt: Dieſe Gänge kommen’ 
aber nicht unmittelbar gerheilt vonder Leber; fondern die. klei—⸗ 
rien Sallengefäße, weldye von den einzelnen Kiümpchen Eommen, ; 
zu welchen fih die rundlichen mit grüner oder gelblichbrauner 
Salle gefüllten und durch eine dünne Haut gemeinfhaftlich 
umbülleten Bälge vereinigen, die man durdy Vergrößerung: 
bemerkt, feßen größere zufammen, und diefe vereinigen ſich zu” 
einem einzigen Gallengange, welcher ſich nachher wieder im: 
mehrere Zweige theilt und mit diefen den Magen durchböhrt. 
Alle die einzelnen teaubenförmigen Klümpchen der Leberſubſtanz 
werden von einer gemeinfhaftlichen Haut umfhloffen, Die 
Subſtanz ſelbſt iſt ziemlich dicht, bei einigen fo fehr, daß man 
gar Eeine Bälge wahrnehmen kann, z. ®. Pinna nobilis, 100° 
die Leber eine braune Farbe hat. Die Bälge find von Galle 
ſtrotzend voll. Die Leber enthält nicht allein fehr zahlreiche, 
fondern auch fehr große Gefäße. Die Galle fühle fich feifen- 
attig, an. 

5. Das Kingeweide zur Bercitung der Scharle liege: 
meiſtens oben an der Bruſt, oder auch oft an der Seite ders 
felben; die Subftanz iſt ſchwammig, weich, fehr gefaͤßreich, 
netzformig und mit einer gemeinfchaftlihen Haut überzogen.) 
Da der Bau diefes Eingeweides vollig drüfenartig'ift, ſo vers 
dient es den Namen der Schaslendrüfe (Glandule testacea). 
Die Höhlen der ſchwammigen Subftanz müffen als eben fo 
viele Baͤlge zur Abfcheidung der Schaalenmaße Cin unregelmaͤßi⸗ 
ger Geſtalt und von ziemlicher Durchſichtigkeit) angefehen werden. 
Der Bau diefes Eingeweides iſt vorzüglich bei Pinna muricata, 
Arca pilosa und Venus chione zu fehen, 

Bei einigen Thieren diefer Ordnung, z. B. bei Ostrea 
Jacobaea findet ſich diefes Eingeweide von ſchwaͤrzlicher Farbe, - 


2 








187 


liege ganz unten am Bauche dicht am Anzichmuskel; es iſt 
groß, aber ſehre dunne, hat eine Menge von Gefaͤßen und eis 
formige Bälge, Bei Ventis chione iſt es gleichfam gallertartig 
und braunlih und ganz mir ſchaalenartigen Stuͤcken von ver 
ſchiedener Geſtalt gefüllt, deren Anzahl ſich gewoͤhnlich anf 
ſechzig beläuft. Es umſoſſt zum Theil den oberen Anziehmus⸗ 
tel, und licgt gewiſſermaßen unter dem Maſtdarme und dei 
Herzohren , wenn diefe vom Blute ausgedehnt find, Bei Arca 
pilosa find die Herzohren mit ihrer Baſis an den Rand m. 
Eingeweides: feftgeheftet. 2 

Außer diefen Eingeweiden finden ſich bei einzenen Gat⸗ 
tungen diefer Tiere noch hin und wieder andere, deren Nußen 
noch nicht. beſtimmt if. So z. B. bat Mya pictorum am 
Grunde des Bauches ein ſchwarzes, fih Bis zum oberen An⸗ 
ziehmuskel erftreckendes, aus fehr feinen weichen Fafern zufams 
mengefeßtes Eingeweide, defjen feinerer innerer Bau fich aber 
durchaus nicht erfennen lat. Man koͤnnte es dem Anfehen 

nad für die Milz halten: cs fehlt aber mehreren Thieren F 
fer Ordnung gänzlich. 

6, Der Eierſtock oder die Gebaͤhrmutter: der einzige 
Seugungstheil, welden man bei die en Thieren findet; er if 
gekruͤmmtaͤſtig, labyrintformig, und größer als irgend eins der 
übrigen Eingeweide, welde er fänımelich mit feinen Aeſten 
bedeckt, die zwiichen den Räumen der Muskelftränge gleichfam 
eingeflochten liegen. Uebrigens an Farbe und Geftalt nad) den 
Zeiträumen der Trächtigkeit ſehr — wovon unten mehr 
geſagt werden wird, ba 

Alle diefe, Eingeweide des Unterleibes find mit musfulofen 
Deden umgeben, und diefe felbft nach außen von der Hauf 
des Thieres bedeckt. Die Muskeln laſſen sich in vier Paare 


188 


theilen:- 1) Das Paar der unteren febiefen Bauchmuskeln: 
2) Das Paar der oberen ſchiefen Bauchmuskeln: beide 
kreuzen fid) und. fenfen fich mit dem einen Ende in die Sub: 
franz des Fußes, nahdem fie fchraglanfend ben ganzen Bauch 
umgeben haben; mit "dem anderen Ende wird jeder diefer 
Muskeln zu einer runden Flechſe, und feßt fid) nahe am 
Schloſſe an die Schaalen feſt. 3) Das Queermuskelpaar 
liegt Über den vorigen und ſchnuͤrt den oberen Theil, des Unter⸗ 
leibes der Queere nad) ein. 4) Das längslaufende Mustels 
paar entftcht von der Spike des Fußes, die vorigen.der Länge 
des Fußes nach bedeefend. Alle umgiebt eine ſehr dünne Haut, 
melde mit einem: zähen Schleime überzogen, und bei einigem 
noch mit einer ſpinnwebenartigen Haut: bedeckt iſt. Aus der 
Gegend der Faſern der vorhin genannten Muskeln kommen 
viele andere Safern unter einem reiten Minfel, aus: welchen 
unzählige rundliche dicht nebeneinanderliegende Stränge zuſam⸗ 
mengefeßt werden, welche den Namen der fteidförmigen 
Wiusteln verdienen, da fie wie Stricke von einer Seite des 
Bauches zur anderen und zwar durch die Leber geben und alle 
im Bauche enthaltene Eingeweide fett umfchließen. Dieſe 
Musfeln find wieder. bei verſchiedenen Thieren von mannigs 
faltiger Verſchiedenheit, welche aber in der Natur ſelbſt beobach⸗ 
tet werden muß, da ſie ſich durch bloße Beſchreibung nicht 
deutlich einſehen laͤſſt. 

Der Fuß iſt eigentlich nichts als eine Verlaͤngerung des 
Bauches, aus einer ſehr feſten ſcwwommigmuskelartigen Sub⸗ 
ſtanz beſtehend, welche man mit Recht subst. cavernose nennen. 
fann. Bei allen Schaalwuͤrmern, fie mögen fpringende oder 
kriechende fein, ift nur ein folher Fuß vorhanden; einige haben 
aar Eeinen: als Spondylus gaideropus, Ostrea glacialis ( wo 


189 
er im Motbfalle durch die Trachea abdominalis erfeßt wird) 
und O. cochlear. Die Geftalt des Fußes ift gewöhnlich rund: 
lich, ſpitz zulaufend, Eeulenformig, oder etwas zufammenger 
drückt lanzenformig, faft eiformig,- jihelformig, halbmondfoͤr⸗ 
mig u, f. w. Bei allen Eann er feine Geftalt wegen der mans 
nigfaleigen roilführlihen Bewegungen, der unglaublichen Kon—⸗ 
raktilität und Srritabilität, deren ex fähig iſt, ſehr vielfältig 
veränderen, 
Die Bruf. 

Der hintere Theil des Rumpfes, oder die Bruft, bildet 
eing Eleine fat eirunde Höhle, welche vermittelft der Bauch— 
musfeln und einer befouderen Haut, welcher der Name der 
Bruſthaut zukommt, vom Unterleibe gefchieden ift: Sn der 
Bruſt liegt das Herz mit feinem Herzbeutel umgeben; diefer ift 
im natürlichen Zuffande von einem klaren Säfte gefuͤllet. Die 
Haut, welche denfelben bildet, ift ziemlich ftarf und mit Gefäßen 
verfehen, die vom Herzen oder vom Anfange der Aorte abgehen. 
Das Herz ſelbſt ift eirundlich, musfulos und hat nur eine 
von Feiner Scheidewand getheilte Höhle und zwei, zumeilen 
aud vier Herzohren, wie bei den Thieren der Meerſchinken 
(Pinnae), zumeilen nur eins wie bei der gemeinen Aufter, wo 
auch die Vertheilung der Gefäße fehr fonderbar ift. Obgleich 
das Herz von außen glatt erfcheint, fo befteht es inmendig doch 
aus vielen, unzähligen, rundlichen, ftarfen in manchen Richtungen 
bündelformig verfchlungenen Muskelfträngen von verfchiedener 
Dicke. Diejenigen, welche der Mündung der Herzohren am 
naͤchſten liegen, find fo angebracht, daß fie zugleich die Stellen 
der Klappen vertreten; denn es gefchah bei der Einfprikung 

der Blutgefäße mit Quedfilber oft, daß. diefes zwar frei aus 
den Herzohren in das Herz, aber aller angewandten Gewalt 


190 


angeachtet nicht aus dem Hetzen ruͤckwaͤrts in die Herzohren 
und Denen drang. Das Herz iſt bei einigen dieſer Thiere, 
3. ©. Arca Noae, poppelt, fo dag es an jeder Seite des Thies 
tes liegt, Die abgehenden Venen und Schlagadern vereinigen 
ſich bald zu einem Stamme, Vorzuͤglich befist dieſes dop- 
pelte Herz einen ſehr hohen Grad von Reizbarkeit, welcher 
von den Nerven abhaͤngig iſt. Die Ohren ſelbſt find entweder 
eifbrmig oder pyramidal, ſehr dunn wie Spinnweben, gleichfans 
mit fichfigen Niegeln netzfoͤrmig durchwebt, dicht, mit einem 
Ende an den Seiten des Kerzens, mit dem anderen an den 
Branuchialvenen hängend, deren Blut, fie aufnehmen und dem 
Herzen zuführen; außer diefen Venen nehmen fie aud die 
zahlreichen zu einem Stamme vereinigten zurücführenden Ges 
. fähe des Mantels auf, welches vorzüglich bei Arca Noae zu 
bemerken iſt. Uebrigens find die Herzohren ungleich weiter 
als das Herz feld, An dem Falle, wo vier Herzohren da 
fird, liegen die zwei ungewöhnlichen auf dev Ruͤckenflaͤhe des 
Herzens und gehen in die abjteigende Aorte über. Die Bewe— 
gung des Herzens iſt abwechſelnd Syſtole und Diaftole, die 
Enden des Herzens werden nach der Richtung der beiden Aor— 
ten ſtark gegeneinandergezogen. Wenn man den Herzbeutel bei 
den lebenden Thieren zum Theile wegſchneidet, ſo bemerkt man, 
daß zumeilen die Bewegung des Herzens eine Zeitlang ganz inne 
hält, und nachher von felbft oder auf ein gelindes Zerren wieder 
anfängt, } 

Ehe wir zu den Gefaͤßen felbft übergehen ift es zur beſſe⸗ 
ven Verſtaͤndlichkeit nothwendig von dem Mantel und einigen 
anderen Theilen zu fprechen. 

Der Mantel, welcher die innere Fläche der Schaalen 
ganz übersicht und fo den Korper zur Huͤlle dient, und den 





191 
ſelben, fo lange er zwiſchen den Schaalen bleibt, ganz bedeckt, 
beficht aus drei Hauptheilen:; namlic, der Haut, den Muskeln 
und Tracheen. Die eigentlihe Haut des Mantels umgiebr 
dieſen ganz bis zum Nande Hinz fie hängt mit dem. Band): 
felle, da wo es den Nüuͤcken diefer Ihiere überzieht, zufammen, 
Bei einigen Schaalthieren kann man deutlich. doppefte Platten 
detſelben bemerfen, welhe mit den Gefäßen des Eierſtockes, 
oder mit einem bintähnlihen Safte erfülle find; außer dem 
ſieht man noch die Eleinften Gefäße, welche mit milchahnlicher 
Flüfigfeit gefüllt find. Rings um ven Hand des Mantels liegt 
der Ringmuskel, welcher aus unzähligen fich kreuzenden 
Strängen zufammengeflochten ift, wodurch er an dem inneren 
Rande der Schaale feftfist, Sein Nand it glatt, wellenfor: 
mig gefranzt oder fadenartig, An die Haut des Mantels 
beveſtigen fih vorzüglih die Anziebmuskeln (adductores), 
welche zur Schließung der Schaale dienen; ferner die Tracheen 
oder die fehr Fontraftilen mus£ulofen Röhren, welche an ihrer 
äußeren Deffnung meijt mit Cirren verfehen find und fomohl 
der Nespiration, als der Ausfcheidung des Unrathes, ja auch 
zumeilen der Austreibung der Eier dienen. Die Zurücicher 
dieſer Tracheen find mit dem einen Ende an den Schaalen 
beveſtiget. Die Tracheen felbft find in ihrer Lage, Geſtalt und 
ſelbſt in der Anzahl ſehr verfchieden, fo das fie vorzüglich zur 
Beſtimmung dev Gefchhlechtsfennzeihen dienen Eonnen, Bei 
einigen find fie Doppelt, bei anderen einfach, einigen fehlen fie 
ganz. Einige haben mehr oder weniger verlängerte Nöhren, 
welche entweder getheilt, oder zufammengewachfen find; bei 
anderen fißen fie am Bauche und find becherformig; bei den 
meiſten entftehen fie oben an dem Mantel, Bei den übrigen 
Hind fir durchaus nicht jenfeits des Mantels verlängert, fondern 


} 


198 


} 


bilden nur eine runde eiformige Deffnung an. ber Dberfläche | 
deffelben, Die untere Luftroͤhre oder Trachee dient ſowohl 
zur Respiration als zum Fortſchaffen des Unrathes und heißt 

daher Branchialtrachee; die obere hingegen iſt an beiden 
Enden offen, faugt bei angezogenen Schanlen das Wafler in | 


den Mantel auf und fprißt es einige Fuß weit aus, fie heißt | 


die Trachee des Mantel. Die Eirren oder Fäden, mit 
welchen fie verfehen ift, dienen wie oben bemerft ift, zu einer 
befonderen Art der Ernährung. Man fteht zumeilen, dag die 
Thiere die röhrenfsrmigen Traheen mehr als einen oder zwei 
Zoll lang über den Rand der Schaale ausſtrecken. Mehrere 
Beobachtungen aber überzeugten ung, daß fie etwa anderthalb 
mal fo lang als der Ducerdurchmeffer der Schaale des Thieres 
fein; vorzüglich ift dieß der Fall bei den Tellinis. 

Die Branchien oder Kiemen find entweder in den Luft 
röhren eingefchloffen, wie bei Pholas dactylus, Solen strigila- 
tus, vagina, siliqua u. a,, oder fisen an der Seite des Baus 
«es, zwiſchen diefem und dem Mantel, wie bei den meiften 


foringenden Schaalwürmern. Sie haben eine fehr ſchoͤne, fons | 


derbare Geſtalt und bilden gleichfam vier Flügel, welche paars 
weile ſtehen. Sie beftehen aus einer Zufammenfegung von 
vielen, fait in unzählige Zweige vertheilten Gefäßen, welche 
gleihfam ein Gebalke für die fehr dünne, fehon gefraufete Haut 
bilden. Diefe muskuloſe Haut ift bei einigen fehr reizbar, ims 
mer doppelt, fo daß die Gefäße zwifchen beiden Platten laufen; 
da aber die großeren Gefäße viele Räume zwifchen fich laffen, 
fo bilden ſich dafelbft Baͤlge, und diefe dienen zur Aufnahme 


der Eier. Das Hauprgefhafft der Branchien ift aber- die 


Kespiration, welche durch befondere Luftgänge gefchieht. Sehr 


fonderbar ift es, daß dieſe fo wichtigen Werkzeuge von der 





193 

Natut nicht beſſe er geſchutzt fd; denn man findet ſie oft voll 
vom Schlamm, und Sande. 
Bei dem Mantel iſt noch der e Blutfac an jeder Seite 
deffelben zu bemerken, welcher ſich aber nicht‘ bei allen ſprin 
genden Schaalthieren, fendern nür bei wenigen: Gattungen, 
als bei Arca pilosa und glycimeris, Chama. antiquata und 
ealyceulataz Solenilegumen ‚uhd Tellina nitida findet. Drew 
Saft, mie welchem dieſe Safe angefullt find, fe rerh; er Eanın 
augenblicklich nad Gefallen des Thieres unter die Haut und 
den Bauch ergeffen werden, und bald wieder in die Saͤcke 
zurücktreten, fo daß jene Theile nach Verhältnig roth oder blaß 
werden. is 


Gefäße 


> Zum Herzen gehören zwei⸗ größere Schlagadern und zwei 
Venen; die Schlagadern, welche man Aorten nennen ‚Eat 
gehen ven beiden Enden des Herzens ab, daher wird die eine 
die untere, die andere die obere genannt, Die obere, gicht, 
außer den Echlagadern für den Herzbeutel und fir das Hcız, 
CKranzichlagadernd; welche außerft zahlreich ‚find, dem wberem. 
anziehenden. Muskel, und dem Mantel viele ‚Zweige, witern >, 
welchen letzteren zwei Hauptſtamme zu. bemerfen find, ‚welche, 
von der Horte kommend an beide Enden des Mantels hingehen; ; 
den ganzen Rand defjelben umgeben und. die ganze Fläche deſſel⸗ 
ben mit netzfoͤrmig verbundenen Ziveigen verforgen, Die untere 
Aorte gehe uüber den Nucken des, Tpieres fort Gin feltenereny 
Snllen entſteht Sic, avie ‚oben, bemerkt iſt, von zwei beſonderen 
Sersohren), aiebt der Luber vorzüglich, große, und viele Zweige; 
varforat aber auch zalle „übrıgen, Eingeweide, und, Theile des 
Br 1 den Fuß umd dem ungeheuren Verrath won Ba f 
2. Tandıs 2, Stiid,. N 


194 

welche mit ihrer Baſis neben den Außeren Raͤndern der Herz⸗ 
ohren binlaufen, fich mit diefen Ohren, mit dem Mantel und 
mit dem Grunde des Bauches vereinigen. Die Vertheilung 
der Gefaͤße an denſelben iſt zuerſt aͤſtig und dann kammförmig. 
Gleich nachdem die untere Aorte vom Herzen abgegangen iſt, 
giebt ſie einen Aſt zum oberen Anzieher, welcher mitten durch 
denſelben zum Milchbehaͤlter geht. Eingeſpritztes Queckſilber 
laͤuft auch durch dieſes Gefäß In den Milchbehaͤlter und von 
da durch alle Zweige der Milchgefaͤße, welche theils zu den 
Branchien gehen und in gleicher Richtung mit den Branchial— 
gefäßen fortlaufen , theils über den Anziehmuskel in viele Zweige 
getheilt auf den ganzen Mantel fortlaufen, wo fie in geichlans 
gelter Richtung die daſelbſt liegenden Blutgefäße begleiten. Es 
ſcheint als ob der Zugang von dem erwähnten Afte der Aorte 
zum Milchbehälter nicht ganz frei offen ftehe; denn man muß 
bei dem Einfprigen beträchtliche Gewalt antvenden, woraus jich 
fliegen laͤſſt, daß jene Mitchgefäge von den verfchiebenen 
Theilen des Thieres Fommend ſich in den Behälter ergießen, 
von wo der Milchfafe dann durd die größeren Gefäße dem 
Blute beigemifcht wird. Nah Maaßgabe des Entfernung der 
Milchgefäge von dem Milchbehälter verliert der in denfelben 
enrhaltene Saft auch die milchartige Konfiftenz und Farbe, und 
die auf dem Mantel hinlaufenden Gefäße führen nur eine dünne 
Lymphe. Dei Ostrea cristata war deutlich zu bemerfen, mie 
nachdem der Milchfaft aus jenen Gefäßen einige Zeit in den 
Behälter ſchon vermeilt harte, die bünne Lomphe nachkam. 

Sonderbar ift es, das bei den Einfprigen das Duedfilber 
nie aus den Schlagadern in die Venen oder umgekehrt aus 
diefen in jene getrieben werden Fonnte, obgleich daſſelbe und 
zwar vorzüglich bei den Branchialgefaͤßen leicht bie in die feine 





195 
ften Saargefäße drang, Die Schlagadern konnten ſelbſt bei 
den lebenden Thieren bis in die kleinen Zweige ohne Widerſtand 
gefüllt werden. Daß der Maſtdarm durch das Herz. laufe iſt 
ſchon oben bemerkt; beide Aorten ſchließen denfelben, da wo ſie 
vom Herzen abgehen, ein, ſo daß das Blut wiſchen den Waͤn⸗ 
den des Darmes und der Schlagadern durchlaufen muß. 


* Blut dieſer Thiere. 


Das Blut dieſer Schaalwuͤrmer iſt wie eine duͤnne, klare 
Lymphe beſchaffen, und hat nur bei den mit Blutſacken ver- 
fehenen eine rothe Farbe. Den rothen Theil: des Blutes 

bilden Fleine haͤutige Bälge, welche weit großer ale die des 
Menfhen find; in den blog weißblütigen Thieren, finden fih 
diefe Baͤlge viel feltener, Bei vollfonzmenen Gefundheite, 
zuftande haben fie ein firoßenderes roͤtheres, im Gegentbeile 
‚aber. ein zuſammengeſallenes bläfferes Anſehen. Der Faſertheil 
des Blutes ift nichts anderes als diefe Bälge, welche ſich, 
nachdem der Lebensgeift herausgetricheu ift, aneinanderbangen 
und ein faferartiges Anfehen erhalten. Außer dieſen Balgen 
kommt im Blute dieſer Thiere noch ein ſandaͤhnlicher, ſchwe— 
rer, zu Boden ſinkender Theil vor, aus welchem der Samen 
bereitet wird; denn im Samen kommen lauter eben ſolche 
Koͤrnerchen vor und man findet dieſe anch in den befruch— 
„teten Eiern wieder *). Menn das Blut trocden wurde, fo 











”) Der Ver aſſer ſagt hier manche ziemlich afcntheuerliche Dinge non der 
Beſchaffenheit des Plutes, und es kommt auch einssed über das menichliche Blut 
vor; doch entbehren die Leſer gar nichts durch Auslaſſung dieſer Remerkungen. 
Die Samentheilchen des Blutes hielt der Verf, zuerſt fir Kalltheilchen, Es iſt 

a pweifeln, daS ſich viel treifftiges fir die Identitat dieſes Samenſtoffes 

ngen laſen werde. 
u », 


Na 


196 


entftanden "allemal ſehr regelmäßige Kepftattifationen darin, 
welche bei Meftwinde zerfloffen und bei Nordwinde in 
erſchienen. 


Kespiratiom 


Diefe ift bei den Schaalthieren vollig willkuͤhrlich; fie 
athmen zuweilen in einigen Stunden nicht. Wenn man ihre 
Schaalen ſeſt zufammenbindet und fie ganz aus dem Waſſer 
aimmt, fo kann natürlich gar Feine Nespirarion Statt finden; 
loͤſet man am folgenden Tage das Band und bringt fie wieder 
ins Waſſer, ſo geht bald die Respiration wieder vor ſich "und 
das Thier lebt nach wie vor fort. Die Respiration geſch ieht 
durch die Luftroͤhren; es iſt hier aber immer nur die untere, 
dem Schloße ber Schaalen am naͤchſten liegende zu verſtehen; 
betrachtet man das lebende Tier, fo wird man leicht gewahr, 
dag nur diefe (Trachea branchialis) dag Respirationsgeſchaͤfft 
perrichte. Die Eirren, welche an dem, Ende der Luftrohren 
ſitzen, find eben fo vicle Möhren, und zwar goregpeungen der 
in den Qufrröhren verborgenen Luftgaͤnge (ductus respiratorii) 
fo dag man von der Zahl der Cirren auf die dev Fufigänge 
ſchließen kann. Man fieht dieß deutlich durchs Vergroͤßerungs⸗ 
| glas, wenn das Thier atmet, und Queckſilber in die Euftgänge 
gefprikt, kommt tropfenmeife aus den Spitzen der Cirren Hets 
vor. Jene Gänge, welche gleichfam als Luftroͤhrenzweige ans . 
aufehen find, und deren Wände tingformige Muskeln haben, 
um fie zufammenzuzieben, laufen nach der Fänge der Tracheen 
und endigen fich in einen. weiten Behälter. Diefor liegt über 
dem oberen Anzieher, und das’ durch die bemerften Gänge in 
den Behälter eingeiprigre Queckſilber — unmittelbar von 
hier zu den RAR 





197. 
Wenn mat ein folhes Thier 1. bis 2 Zoll unter, Waſſer 
bettachter, fo kann man ſicher fein, daß die Nespiralion vor 
ſich sche, wern die Tracheen aus den Schaalen hervorgezogen 
und die Eirven um die Mündung derſelben emporgerichtet find, 
Denn man dann irgend ein feines Pulver auf das Waſſer 
freut, fo werden die Stäubchen defjelben von einem fehr 
ſtarken Winde, welcher aus jedem Cirrus kommt, nach einer 
krummen Richtung vorwärts getrieben, und fommen in gleicher 
keummen Richtung wieder zu den Cirren zuruͤck welche ſie 
aber nicht berühren, fondern wenn fie in deren Nähe Eommen, 
wieder ſchnell vorwaͤrtsgetrieben werden, und ſo dieſelbe ovole 
Linie von neuen beſchreiben; daß dauert ſo lange als die Res— 
piration fortgeht. Kommen die Cirren an die Oberflaͤche des 
Waſſers ſelbſt, fo wird dieſe von dem hervorbrechenden ſtarken 
Winde in Bewegung geſetzt. Aus der Branchialtrachee, worin 
ſich der Maſtdarm endet, mird oft wegen der Respiration der 
Unrath ſchnell und heftig ausgeleert. Die Schaalthiere, welche 
keine Ttacheen haben, athmen unmittelbar durch die Branchial⸗ 
gänge. Folgerungen: 1) Der ſtarke Wind kommt einzig aus“ 
" den Röhren der Cirren, welche während der Nespiration weit 
geöffnet find. 2)- Die Röhre der Branchialtrachee trägt gar 
nichts zur Respiratien beis da das auf Waſſer geftreute Pulver 
in der Gegend der Achſe dieſer Roͤhre gar nicht bewegt wird, 
3) Der Wind aus den Cirren blaͤſt ineinsfort, fo lange die 
Respiratien dauert; den wenn man beftandig Pulver nach 
freut, fo wird dieß immerfort nach derfelben Richtung bewegt. 
4) Die Eleinen Stanbchen muͤſſen von, zwei Kräften bewegt 
werden, fenft konnten fie nicht Erummlinig fich bewegen, man 
muß alſo nothwendig ſchließen, daß einige von den Cirren bie 
Luſt forttreiben, andere fie einfaugen, und daß beides zu gleicher 


198 
Zeit geſchehe. Die- verfhiedene Gräfe und ber verfchiedene 
Drt der Anfegung der Eirren bei derfelben Trachee, machen 
die Berfihtedenheit ihres Gefchäftes noch wahrſcheinlicher. Die 
Luft alfo, welche von den einhauchenden irren aufgenommen 
iſt, geht durch die oben erwähnte: Nespirationsgänge in den 
Behälter, von da zu den Branchien, wenn fie hier die nöthte 
gen Dienfte geleifter hat wieder zum Behälter zurück und 
durch andere den erften Respirationscaͤngen ähnliche Röhren, 
und dann durch die aushauchenden Cirren zur Trachee wieder 
heraus, fo daß eine beftindige Cirkulation Statt findet, Die 
zum Athmen noͤthige Luft aber fchopfen die beftandig im Meere 
lebenden Scaalthiere gewiß aus dem Waffer, und zwar ſcheint 
es der Theil der Luft zu fein, weicher bekanntlich immer im 
Waſſer vorhanden iſt. Dieß wird wahrfcheinlich, weil die 
Thiere während der Nespiration die Spitze des Fußes aus den 
Sichaaleit laffen, und fich vermittelft deſſelben um fich ſelbſt 
im Kreiſe drehen; auf welche Art fie die Cirren immer an 
andere Stellen bringen; vielleicht weil fie die ſchon ausgefchopfte 
Luft anderwärts ſuchen. Uebrigens ſteht auch nichts der Mole 
nung entgegen, daß diefen Thieren von der Natur das Vera 
mögen verliehen fei, das Wafler in feine Theile zu zerlegen. - 
Mir finden ja eben diefes Vermögen bei den Pflanzen. ons 
derbar iſt es, daß in keinem Zeitraume der Nespiratioh die 
Luft in Blaſen an die Oberfläche des Waſſers gebracht wird; 
zu der Zeit, wo fie durch die amziehende und forttreibende 
Kraft im beftändigen Kreife bewegt wird, Eonnte dieß weniger 
ſonderbar ſcheinen, aber wenn das Thier nachlaſſen will zu 
athmen, und daher bloß durch die fortſtoßende Kraft die Luſft 
mit folhee Gewalt austreibt, daß fie nicht wieder zu dee 
Trachee zurück geht, fohdern frei in das Waffen hineinſtrömt, 





199 

ſieht man auch nicht die Eleinfte Blafe, welches doch allerdings 
geſchieht, wenn man durch eine zur Haardicke ausgezogene 
Glasroͤhre durd) das Maffer blaͤſt. Die Thiere muͤſſen alſo 
entweder nur den feinſten Theil der Luft, oder nur die mit 
dem Waſſer gebundene Luft athmen. Die Willkuͤhr der Res— 
piration und das natürliche Geſetz bei diefen Thieren, vermöge 
‚defjen fie nur mit dem ganzen Körper, die Tracheen ausge⸗ 
nommen, zwiſchen den Schaalen eingefchloffen athmen, mache 
die Beobachtung der Brauchien zur Zeit der Respiration ſelbſt 
unmöglih; aber die Brancien des Myilus edulis, zur Zeit. 
Menu die Respiration eben vorbei war durchs Vergrößerungse 
glas betrachtet, zeigte mir oft das herrlichſte Schaufpiel: es 
war fein Pırnkt an ihnen, welcher nicht fanft aber Häufig 
erfihürtere wurde, Man follte glauben die ganzen Brandyien 
walleten von heftigen Feuer beſtaͤndig auf, welches ihre große 
Kontraftilität beweifet. Wenn wir die beftandige Fortdauer 
des Eins und Ausathmens und die ungeheure Geſchwindigkeit 
“Betrachten, womit die Luft durch ihre Branchie geführt 
wird, fo Fonnen wir leicht ‚Schließen, daß diefe Thiere in 
einer Stunde fo viel Lebensgeift fchopfen, als andere, welche 
minder haͤufig und zwar abwechſelnd ein- und ausathmen, in 
ſechs Stunden. Und das ift vorzüglich als die Urſach anzus 
fehen, warum dieſe Thiere willführlih nach Gefallen athmen; 
daher verrichten aud) diefe Thiere, ſowohl unter dem Maffer 
als unter der Luftpumpe aller Luft beraubt, ihre Funftionen 
mehrere Stunden, ja vielleiht Tage fang eben fo ‚gut, ale in 
freier Luft. Sonderbar ift, daß nad) weggenommenem Drude 
des Waflers oder der Luft gar Feine Ausdehnung des Körpers 
an dieſen Thieren erfolgt. 


1 
200 
Thermometriſche Verſuche über den Grad der Lebenswärme 
der ſpringenden Schaalthiere, gaben die Reſultate ) daß ne 
im Waſſer wenig oder gar nicht von.der Temperatur des fie 
timgebenden Naffers abweichen, 2) dag fie außer dem Waſſer 
immer eine niedrigere Temperatur zeigen, als die — 
Luft.— 7 
Hirn und Nerven waren alfer angetvandten Bemühungen 
ungeachtet durchaus nicht zu entdecken und fehlen daber diefen 
Tieren wahrſcheinlich ganz. (Cuvler bat doch allerdings 
Hrn und Nerven gefunden, doch) it es dazu nöthig, daß die 
Thiere lange in Meingeifte — 


Muskelkraͤfte dieſer Thiere, 


"Obgleich dieſe Thiere anf den erſten Anblick ſehr träger 
Natur und zu ſtarken Bewegungen ganz ungeſchickt ſcheinen, 
ſo bemerkt man dech Bei aufmerkſamer Beobachtung ihre große 





uhelt und unglaubliche Bewegbarkeit, wodurch fie theils 
tin Nachſtellungen ihrer Feinde entgehen, theils den Fiſchern 
bidetſtehen. Ihr Fuß nimmt dabei ſehr verfchiedene Geſtalten 
En, und es ſcheint, als wenn die Natur auch bei dieſen Thies 
"en durch ein außerordentlich ſtarkes Gefühl den Mangel der 
Augen, Dhren, vielleicht auch des Geruchs erſetzt habe, Bor 
zůglich merkwurdig iſt die ungeheure Kraft, womit ſie ihre 
Anziehmuskeln koͤnnen wirken laſſen. Es durde eine eigene 
Maſchiene vorgerichtet, wodurch vermittelſt angebrachter "Ges 
wichte die Kraft der Muskeln genau beſtimmt werden Fonnte) 
Sie fand fih bei der Arca pilosa, deren Schaale 4 Zoll breit 
war, folgendermaßen: durch ein an jeder Schaale angebtachtes 
Gewicht von a5 Pfund 5 Drachm. konnten beide 1 Zoll weit 
soneinandergezegen werden; da hierauf ſowohl der Mantel als 





— 


201 


die Anziehmuskeln des Thieres mit einer Nadel ſanft zu reizen 
angefangen wurden, fo zog fich der Muskel noch einmal ſo weit 
Zufammen, daß die Schaalen faft wieder ganz einander genähert 
wurden; ſo das die beiden Wagſchaalen mit den daraufgelegten 
Gerichten fidy wieder erhoben; da hun neues Gewicht hinzus 
gerhan war, fo wurden die Schaalen fogleich wieder auf den 
vorigen Stand auseinandergezogen, und die Muskelkraft Eonnte 
nun gar nicht mehr dagegen wirken, obgleich noch. zo Pfund 
7 Drahm. die Musfelfafern nicht zerveiffen fonnten. Die 
Musfeltraft war alfo sı, die Koherenz der Fafern 72 Pfund, 
Dei Spondylus gaideropus zerriffen die Muskelfaſern mit 30, bei 
einigen größeren mit 59 Pfund; bei Cardium rusticum deſſen 
Durchmeſſer 2 3°” und das Gewicht Z Dradyım. beteng, wur 
den die Schaalen mir 172 Pfund auscinandergesogen, welches 
Erreicht aber doch auf angebrachten Reiz noch einmal übers 
runden wurde; 224 Pfund zerriffen die Diuskelfafernz- dns 
Serreiffen geſchahe bei allen in der Mitte der Muskeln ‚nies 
mals an den Enden, oder. fo daß diefe von der Schaale los— 
gelalfen hätten, Sonderbar war auch, daß wenn die Muskeln 
einmal über ihr Vermögen ausgedehnt waren, diefelßen, obgleich 
der Zufammenhang nicht getrennt war, auch das Thier andere 
Theile des Körpers vollommen bewegen konnte, doch alle Reiz⸗ 
barkeit durchaus verloren hatten, und ſich auf keinen Reiz 
wieder zuſammenzogen. Wer ſollte aber glauben, daß alle 
dieſe Bewegungen ganz ohne Hirn⸗ und Nerveneinflug moͤglich 
fin — 

Stenons, Vieuſſens, le Cats u. a. Verſuche zeigen) 
daß ein Glied paralytiſch werde, wenn entiveder deffen Nerve 
oder deſſen Arterie unterbunden wird: es ſcheint daher, als 
wem beide gleichen Antheil am der Muskelbewegung haben 


2 202 


Daraus aber, da bie fpringenden Schaalthiere wohl Arterien 
aber Eein Hirn und feine Nerven haben, muß man billig 
ſchließen, daß Muskelbewegung ohne Nervenſyſtem, aber nicht 
dhne Arterien möglich fei. Chira hatte an mehreren Hunden 
wicht allein das große und kleine Hirn, fondern auch Rüden 
mark und Nerven ganz heransgeriffen ; alle Musfelbewegung 
Horte fo wie die offenbaren Kennzeichen des Lebens auf, aber 
nad) ſtarkem Lufteinblafen in die Lungen kamen mit den Lebens« 
geihen auch wieder Muskelbewegungen zum Vorſchein. Nach 
Crawfords Verfuchen ift es offenbar, daß durch diefes Luft⸗ 
einblaſen dem Blute wieder Waͤrmeſtoff gegeben wurde, und 
daß die Arterien dadurch nut auf die Muskeln einwirken, und 
deren Reizbarkeit erregen; fo wird die Srritabilität des Het 
zens beim Küchlein im Eie bloß durch Wärme erregt und Die 
Glieder der Thiere erftarren durch ſcharfe Kälte. So wie alfo 
die Lungen das Gefchäfft haben die thierifhe Wärme zu bewir⸗ 
ten, fo muß das Hirn auf der anderen Seite das principium 
phlogisticum vom Blute abjcheiden, weldyes entroeder mit dem | 
Chylus, oder auf irgend einem anderen Wege hineingelangtz 
und fo wie die Warme vermittelft der Arterien zu den Muss 
keln gelangt, ſo wird das Phlogifton ihnen durch die Nerven 
zugefuͤhrt, damit, es nämlich die im Arterienblute verborgene 
Waͤrme herausziehe und im ganzen Körper verbreite;s um ſo⸗ 
wohl die Verrichtungen des ganzen Körpers als vorzüglich der 
Muskelbewegungen zu beforderen. Wenn das Phlogifton im 
den Nerven in gelinder Bewegung fließt, fo wird dadurch nur 
der nöthige Ton der Muskelfafer unterhalten, bewegt es ſich 
aber durch die Wirkung des Willens oder irgend eine andere 
Urſache ſchneller, oder was noch wahrſcheinlicher ift, wenn es 
ſchnell ſo ausgedehnt wird, daß es einen ſchnelleren und ſtaͤr⸗ 









203 


ten Eindruck auf das Blut macht, ſo vermindert es die Kapa⸗ 
eirät des Blutes für den Warmeſtoff ſo betraͤchtlich, und zwingt 
Biefen in ſolcher Menge und mit ſolcher Macht in die Muskeln 
ſelbſt überzugehen, daß die naturliche Reizbarkeit ftark erregt 
und daher Mugfelbewegung erzeugt wird, Das Phlogiſton 
wird indeſſen fogleich wieder von den Venen aufgekommen, 
und gelangt durch diefe zu den Sungen, um von da der atmoss 
pharischen Luft durch Ausathmen beigemifcht zu werden. Nun 
giebt es aber Geſchoͤpe, welche ihrer Natur nad) eine große 
Menge freien Märmeftoffes in ihrem Korper nicht ertragen 
Finnen, dagegen aber denfetden in fehr großer Menge gebuns 
den erhalten; Ddiefen gebundenen halten wir mit Necht für 
fähig, die Sprritabilität außerordentlich zu erhöhen, vorzüglich 
wenn er ‚mit vielen thieriſche Leime verbunden iſt, welcher die 
Muskelfafern biegfamer und zur Erregbarfeit gefchickter macht. 
Dieſen Thieren hat daher die Natur Hirn und Nerven vers 
fast, weil das Gefchäfft derfelben überflüffig, ja wohl gar 
ſchaͤdlich geweſen fein würde. So gut als wir nun bei diefen 
Thieren einen ganz anderen Sitz der Seele annehmen müffen, 
fo müffen diefe auch auf eine andere Art auf bie verfahiedenen 
Theile des Körpers ihren Einfluß äußern Eonnen, und es muß 
auch hier die Neisbarkeit der Muskeln auf eine ganz andere 
Art errege werden. Die fpringenden Schaalthiere haben nun 
in der That äußert geringen Antheil freie Wärme, auch zeige 
die große Bläffe ihres Blutes und der gänzlihe Mangel des 
Fettes an jedem Theile ihres Körpers die fehr geringe Menge 
des Phlogiftons. Dazu kommt, daß diefe Thiere einen unges 
heuren Grad von Sfrritabilität beſitzen; denn. außer dem fchon 
angeführten mag es binlänglich fein zu bemerken, daß diefe 
Thiere, nachdem ihnen Bauch, Leber, Herz, Magen, Einge 






204 
weide und Mantel ‚tief verwundet waren, noch zwei bis drel 
ganze Tage auf leichte Reize offenbare Lebenszeichen von ſich 
gaben, das heißt nicht allein den Fuß bewegten, fondern auch 
mie den Anziehmuskeln die Schaalen noch ganz fließen konn⸗ 
ten... Die Tracheen des Solen strigilatus machten noch faſt 
drei Tage lang, nachdem, fie mit Zangen von Körper ganz, 
losgeriſſen waren, dieſelben Bewegungen, als wenn ſie noch 


am Pie fügen, 
[ 


Sortpflaningsvermögen der — 
Schaalthiere. 


Ale fü nd Breitterg und es ‚bedarf daher Feiner, Begattung. 
Außer dem Eierſtocke oder Uterus giebt es bei ihnen gar keine 
Geſchlechtstheile. Es muß alſo hier ſowohl die Reihe von 
Eiern ſelbſt als der ſie beſenchtende Saft ausgearbeitet werden, 
Rifiee hat zwar bei Pectunculus und Chama im Unterleibe 
einen weißlichen rundlichen Kürper gefunden, welchen er für. 
das männliche Geſchlechteorgon hit, Auch ich habe in Venus 
deflorata und laeta, oft dieſen Theil beobachtet, der durch die 
Hant des Bauches durchſchimmert; aber ſowohl ſeine Einrich⸗ 
tung, als Lage, und der an der Stelle vorzoglich gänzlich vere 
ſchloſſene Bauch ſtreiten völlig gegen Ciſters Meiming. Des 
Eierſtock von ‚allen Eingeweiden das groͤßeſte, bedeckt Leber und 
alle: übrigen Eingeweide des Bauches mit feinen Zweigen, 
welche zwifchen ben Raͤumen der Muskelftränge gleichſam eine 
geflochten liegen; zur Zeit. der Trächtigkeit nehmen fie fat die 
ganze Bauchhoͤhle ein und dehnen fie unglaublich ans. Ya bei 
einigen reiche die Bauchhöhle nicht einmal zu, fordern der 
Eierſtock dringt hie und. da zwiſchen die Duplikatur des Mae 
tele: man ficht ihm hier mir, der Samenfeuchtigkeit gefuͤllt 








— — 





20% 
Dir Cierftot ift der Geſtalt und Farbe nad; zu verſchledenen 
Seiträumen der Troͤchtigkeit verſchi du. Zierſt über er einen 


ſehr verwickelten "Haufen ‚von Möhren, auch wehl eine gan 
Anförmliche mäffe, welche ſich nach und nad entwickelt ſo wie 


die darinn enthaltenen Cierchen zu wachſen anfangen; er bildet 


alsdanı Zweige, wie ein Hirſchgewelhe, Welche dutch die Sant 
des Unterleibes fcheinen, Wenn diefe allmaͤhlig durch die Zotus 
Ausgeipannt werden, fo verwandeln fie die Nofenfarbe in’ eine 
goldaelbe, bis ziert, wenn Die Eier ihre gänzliche Neife “ers 
langen, die beſagten Zweige uͤber die Maßen ausgedehnt und 


} gegeneinandergeprefit, eine gleihfam von milchartiger Feuchtige 


keit erfüllte weiße Maffe bilden, Jeuer Milchſaft beſeuchtet 
den ungehenren Eierbaufen, und ſcheint auch die Gefäße: dor 
Sranchien, der Lippen und des Mantels anzufüllen, Wenn 
die Fotus zur völligen Reife kommen, feheint er etwas abzu— 


 Hiehmen. Auch find die Eier, welche in den Branchien liegen, 


wohin fie Aus, dern Unterleibe nach beinahe gänzlicher Reifung 
delangeh, it Feiner Samenfeuchtigfeit umgeben, Bei einigen 
Schaalthieren it der Eierſtock braͤunlich und wird nachher 


weilßlich. Mytilüs edulis und barbatus, Spondylus gaideropus, 


Chama gryphus, Ostrea Jacobaea, varia, lima, Pinna nobi- 


lis, rudis, muricata find zu diefen Beobachtungen wegen der 


anffallendeh Farbe des Eierſtockes vorzüglich geſchickt. 

Dieſe Menge von Eiern geht aber gar nicht auf einmal 
4b, ſondern es gehoͤrt dazu ein ſehr langer Zeitraum, und es 
dauert daher die Traͤchtigkeit ſehr fange, indem zuerſt die reif 


ſien Eier uf w. abgehen. Die Eier gehen aber auf zwei 
berſchiedenen Wegen aus dem Urerusz bei einigen nämlich 
gehen einige von den Aeften des Eierſtockes in befondere Röhren 


des Tracheen, woraus in der Folge die Eier abgehen; in anderen 


- N — 


gehen jene Aeſte an den Seiten des Bauches heraus, und durch 
die einzelnen Baͤlge Cloculos) der naheliegenden Branchien. 
Die "it der Vertheilung der Zweige in jenen Baͤlgen ſieht 
man bei Sponylus gaideropus deutlich.” Die Beſchaffenheit der 
Eier iſt faſt bei allen dieſelbe, die Seftalt ausgenommen, welche 
bei einigen eirund, bei den meiften Eugelfürmig, zuweilen mit 
einem Stiele verſehen iſt. Zuerſt erfcheint im Cie der Forus 
als ein weißer ungefoimter Punkt in der Flüfigkeit, welche 
mit dunkelen Pünktchen verfehen und nur in einer einfachen 
Haut ‚enthalten HE, die Cchafhäutchen genannt werden koͤnnte. 
Allmaͤhlig wird die Feuchtigkeit weniger durchſcheinend, und der 
Punkt erhält eine regelmaͤßige Geſtalt. Dieſe Thiere find aber 
nicht alle eierlegend, ſondern einige gebaͤhren lebendig, obgleich 
fie den Foͤtus im Eie naͤhren, fo lange er im Uterus bleibt; 
fobald das Thier gebohren iſt, zieht es nicht. allein die Schaa— 
len zuſammen und auseinander, ſondern ſpringt auch zu wieder⸗ 
holtenmalen. Die Schaalthiere gaben auch ihre Nachkommen⸗ 
fehaft nicht zu jeder Jahrszeit von fid), fondern einige im 
Fruͤhjahre, einige im Sommer, im Herbſte, ja im Winter, 
Die Aufter giebt ihre Fltus durch die Branchien im März, 
Junius und September von fi, welches die Tarenriner Fiſcher 
ſehr genau wiſſen. Die Myae, Solenes u, a, nur im Fruͤhlings⸗ 
anfange. Die Pholades, Chamae, Veneres, Donaces, Ano- 
miae, Tellinae, Mactrae findet man oft im Sommer voll von 
Eiern, Mytilus edulis aber giebt nur. im Herbſte, nämlich 
vom Detober bis December, die Brut von ſich, und zwar, wie 
die Fifcher fagen, nur bei unruhigem Meere und Falten Nords 
winde. Sonderbar ift, das die Tarentiner Fifher das von 
Auſtern gewiß behaupten, was Pontoppidan von allen eier⸗ 
legenden Fiſchen fagt, daB fie namlich gleich nachdem fie bie 





EEE EEE TERN — — 








207 


Bine von ſich gegeben haben, und: zwar nur zu der Zelt, 
Schlamm und Sand freſſen. Mar erklärt dies gewöhnlich 
indem man fagt, das verlorengegangene Gewicht und die 
Ausdehnung der Eier muͤſſe dadurch erſetzt werden. So fagt 


Buͤffon, die gefraßigen Thiere verfhlingen in Ermangelung 


des Futters Steine, um nur den Magen zu füllen. Gewiß 
ift es, daß der Darmkanal der Aufter nach dem Gebähren 
vol vom Sande ilt, 

Der Eierfioc erhält auch nach der Ausleerung aller Eier 
die vorige bräunliche oder Nofenfarbe wieder, und verliert die 
Milchweiße. Zu der Zeit find denn auch die Schaalthiere mager 
und von ſchlechtem Gefhmade. Die Eier find wenn ſie gelege 
werden, mit einem milchfarbenen Schleime umgeben und häns 
gen fi) an Selfen, Stämme von Bäumen und an den Mee- 
resboden feſt. Werden fie von der Heftigfeit der Wogen los— 
geriffen, fo hängen fie ſich gleich am irgend einen in den Weg 
fommenden Körper. Die Fruchtbarkeit diefer Thiere iſt ſehr 
groß. Poli zählte in der Ostrea eristata an 1,200000 Eier 
menigfiens. Arca Noae hat wenigftens 2,000000, Chen das 


- Tann man von Pholas dactylus, Solen strieilatus, Mytilus 


eäulis, Venus chione, Ostrea Jacobaea behaupte, deren Gier 
unzablbar find. Erftaunfih fehnell ift auh das Wachsthum 


dieſer Thiere und die Erlangung der Fortpflanzungsfähigkeit, 


weldhe in einem halben jahre fhon Statt finder, Die Auftern 
und Anomien 3. B., welhe im Zunins gebohren find, haben 


im Detober oder November fhon den Durchmeſſe eines Zölles, 


und pflanzen fih fort; do h errei son fie erft in drei oder uier 


- Bahren ihre höchſte Groͤße. Da fie mehr als einmal im Jahre 


neue Anfäge der Schaake erhalten, fo ficht man leicht, wie 
anficher es fei, nach diefen die Zahl der Jahre des Thieres 


208 


ſicher Beftimmen zu tollen, "Dani kann im Ganzen: nur ang 
ihren ſchnellen Wachsthume. auf ein ziemlich kurzes Leben 
ſchließen; aus mehreren vergleichenden Beobachtungen kaun 
man bei einigen wohl mit’ Grunde vorausſetzen, daß ſie über 
zehn Jahr leben. "Manche: Feinde: verfürzen aber ihr Leben, 
wogegen weder Dicke noch Härte der Schaale hilft. Die 
Purpurae und Buccina bohren mit den Zaͤhnen an der Spike 
ihres Nüffels die Schaalen der fpringenden Schaalthiere- durch, 
und ſaugen den Saft ans! ihrem Fleiſche; das Loch ſelbſt und 
die. Page deffelben iſt merkwuͤrdig: immer nämlich zirkelrund, 
und nie in der Gegend der Lappen des Mautels, fondern det? 
Leber, dos Magens oder Eierſtockes. 





Bla on 3 ER 


Cavicrs Nachricht von dent Seelete einer fehr, 
großen „Art ‚dom. Bisher, undefannten. Bierz, 
fuͤßer welche in Paraguay gefunden und in 
das naturhiſtoriſche Kabinett nach Madrid” 
gebracht: it, Maga. encycloped. "Tom. L, 

“ 

Lea — 

Dies Secelett ifb ausgegraben, und fag hundert: Fuß tief in 

einem fandigen Boden, im dr Nachbarſchaft des Patafluſſes 

es iſt bis auf den Schwanz. und einige paare Knochen, welche 
von Holz nachgemacht werden konnten, vollſtandig, und in 





209 : 


Madrid aufgeftellt, two der Bürger Roume, Correspondent 
des Nationalinftituts, e8 genau unterfucht hat‘ Man hat das 
ganze und alle „einzelne Theile auf fünf großen Foliotafeln in 
Kupfer ftehen laffen, wahrfcheinlich um diefelben zu einet Abs 
Handlung über diefes Scelete zu gebrauchen. 

Das Scelett iſt zwoͤlf Fuß lang und fechfe hochz die 
Wirbelſaͤule befteht aus fieben Hals: ſechszehn Ruͤcken⸗ und 
vier Lendenwirbeln, und hat folglich fehszehn Nippen. Das 
Kreuzbein iſt kurz; die Darmbeine find fehr breit, und da ihre 
Flaͤchen beinahe fenkrecht gegen das Rückgrat ftehen, fo bilden 
fie ein fehr weites Beckeu; e8 hat weder Schaam- nod) Sitz 
beine, weniaftens fehlen fie diefem Scelette, und man ſieht 
keine Spur, daß ſie bei dem lebenden Thiere jemals dageweſen 
fein H. Die Oberſchenkel find außerordentlich dick, und die 
Knochen der Unterſchenkel verhaͤltnißmaͤßig tod) weit mehr, 
Die ganze Fußfohle berührt im Gehen die Erde; das Schule 
terblatt iſt viel breiter als lang; es hat vollkommene Schlüffele 
beine, und die beiden Knochen des Vorderarmes find deutlich 
abgefondert und umeinander beweglich. 

Die vorderen “Gliedmaßen find länger als. bie hinteren; 
ſo viel ſich aus der Geſtalt der Nagelglieder urtheilen laͤſſt, 
muß das Thier ſehr große ſpitze Nägel gehabt haben, welche 
am Grunde in einer knoͤchernen Scheide ſteckten; es ſcheint 
als wenn an den Vorderfüßen drei, und an den Hinterfüßen 
fur ein einziger Nagel vorhanden gewefen feis und. daß ‚die 
Übrigen Zehen gar Eeine Mägel gehabt haben und vielleicht 
Unter der Haut verborgen gewefen find, 


*) Es unterſcheidet fich alſo in dieſer Rückſicht fehr von Brandypus tri- 
dactylus, wo Echaam: und Eigbeine deutlich zu ſehen find, &, oben im erſten 
Etucke diefes Archivs. 

1, Vandes 2. Stück. D 





210 j 

Der Kopf ift am diefem Scelette bas merkwuͤrdigſte: das 
Hinterhaupt ift fang gezogen und platt; über den Augen ader 
iſt der Kopf gewoͤlbt genug; die beiden Kiefer bilden einen 
betrachtlichen Vorſprung, aber ohne Zähne; denn diefe befinden: 
fi) nur hinten im Maule, find lauten Backenzaͤhne mit plat— 
ten queergefurchten Kronen, an. jever Seite forwohl oben alg 
unten viere an der Zahl. Vorzüglich zu bemerken ift die Größe 
der. Zweige des Unterkiefers, und der große unten vom Joch— 
bogen abgehende Fortfak. 

Diefes Thier weicht durch das Ganze feiner Kennzeichen 
von /allen anderen befannten Thieren ab, und jeder einzelne 
Knochen ift auch von dem gleichen Knochen aller anderen Thiere 
verfchieden. Diefes ergiebt fi aus einer genauen Vergleichung 
diefes Seelettes mit den Sceletten anderer Thiere, und alle 
diejenigen, welche mit diefer Art von Unterfuchungen nicht? 
unbekannt find, werden es Teiche finden; denn Feines der durch 
ihre Größe diefem genäherten Thiere hat fpisige Nägel, oder 
eine ihm Ahnlihe Geftalt des Kopfes, der Schulterblätter, 
Schlüffelbeine, des Beckens und der Gliedmaßen. 


Was die Stelle diefes Thieres im Syſteme betrifft, fo iſt 
diefelbe durch die bloße Betrachtung der gewöhnlichen Untere 
ſcheidungskennzeichen nämlich dev Nägel und Zähne vollkommen 
berimmt. Aus diefer Betrachtung ergiebt fich, daß daffelbe 
unter die Familie der Thiere mit Nägeln und ohne Schneider 
zaͤhne geordnet werden muͤſſe, und in der That hat es auch) 
nach allen Theilen feines Körpers mit diefen Thieren auffal: 
lende Aehnlichkeit. 


Diefe Familie befteht aus den Fuulthieren ( Bradypus L), 
den Guͤrtelthieren (Dasypus L.), Schuppentbieren ( Manis 


817 

1), Ameiſenfreſſern (Myrinecopaga L.) und Oeytteropen 

der Eapifchen Ameifenfreffern. 
Die Faulthiere und Ameifenfreffer haben Nägel, welche 
benen bei unferem Thiere völlig äbıilic, Ind, eben fo auf einer 
Achſe getragen und am Grunde von einer Enöchernen Scheide 
umgeben werben.” Sie haben tele diefes Dier mehrere Zehen 
h verſteckt und ohne Nigel, fo daß men unter ihren Gattungen 
in diefer Nückfiche die feltenfte Anordnung antrifft, wie zwei 
Zehen vorn und drei hinten, oder zwei und viere, oder drei 
und drei u. ſ. w. Unſer Thier hat auch eine ſonderbare und 
bis jetzt einzige Anzahl von Nägeln: namentlich drei vorn und 
nur einen einzigen hinten, j 

Die größere Länge der vorderen Gliedmaßen ift ein dem 
Faulthiergeſchlechte eigenthumliches Kennzeichen, welches aber 
bei ihnen ungleich auffallender als bei dieſem Thiere, und vor— 
zuͤglich Schuld an ihrem tragen Gange ift. In dieſer Ruͤckſicht 
entfernt ſich alſo unſer Thier ein wenig vom Geſchlechte der 
Faulthiere, um ſich denen mehr zu naͤheren, bei welchen das 
Verhaͤltniß der Gliedmaßen mehr übereinftimmt. 

Die außerordentliche Dicke der hinteren Gliedmaßen findet 
ſich einigermaßen bei den Schuppenthieren wieder, welche riach 
Verhältnig der Fänge dickere Ober: und Unterſchenkel haben 
als irgend ein Thier, das unferige ausgenommen. 

Die Familie der Tiere, wovon hier die Nede iſt, tritt 
beim Gehen mit der Ferfe auf, wie diefes Thier von Para⸗ 
guay: die meiften biefer Gattungen haben Schlüffelbeine wie 
dieſes. 

Wenn das Becken wirklich keine Schaam⸗ ind Sitzbeine 
hat, ſo finden wir auch nur in dieſer einzigen Familie eine 
ſchwache Spur von diefer Abweichung. Der zweizehige Ameiſen⸗ 
O 2 


| 
{ 
| 







212 


freſſer Hat zwar dieſe beiden Knochen, aber ſe verwachſen odet 
vereinigen ſich vorn nicht, fondern bleiben beffändig voneinau⸗ 
der entfernt. * 

Eben dieſer zweizehige Ameifenfteff er ee ein diefem Thiere 
ganz Ähnliches Oberarmbein und zwar vorzüglich im Rückfiche 
der Dreite des unteren Theiles; endlich. gleicht er ihm auch 
noch in der Dicke des Ellenbogenbeines, am Handende deffele 
ben, welches ein bei den Vierfüßern ziemlich feltenes Kenn⸗ 
zeichen ift. ; 

Was den Kopf betrift, fo findet man, obgleich er von 
allen bekannten Geſtalten fehr verſchieden ift, doch in der 5a: 
milie der zahnlofen Thiere Schädel, von deneen er ‚weniger 
als von allen anderen abweicht; um, aber die Hebereinftimmun- 
gen beſſer zu faffen, ift es noͤthig hier einen leichten Entwurf 
der Schädelformen zu geben, welche diefe Familie darbieter. 

Die Ameifenfreffer und Schuppenthiere Haben gar Feine 
Zaͤhne; ihr Unterkiefer, welder bloß zur Aufnabme,der Zunge 
diene, ift dünn, ohne Stärke der Knochen oder Muskeln, welche 
ihn ſchließen; er hat Feinen Kronenfortfaß *), und “der. Joch⸗ 
bogen ift unvollkommen; der Schädel ſelbſt ift Eegelfürmig oder 
ſogar walzenfürmig verlängert. 

Diefe Geftalt finder fich auch beim Oryfteropen oder Caps 
fchen Ameifenfreffer 5 aber diefer ift mit Backenzaͤhnen verfehen, 
und naͤhrt fih von Wurzeln * der Unterkiefer ift hinten 
breit und zur Anlage des Schläfenmustels mit dinem Kronen 
fortfage verfehen. , 


» 














- ’ 
*) Bei Myrmecophaga didaetil. finde ich den Kronenfortfag allerdings. 
w, 


4*) Der Name Fourmillier du Cap ift daher ſehr undaſſend 
m, 








ER; i; 


Die Gürtefthiere führen ungefehr diefelbe Lebensart wie 
die Orykteropen, haben auch diefelbe Geftalt der Kiefer und 
Beinahe gleiche Zähne; nur ihr Kopf ift ein wenig Fürzer und 
foiger. "Bei beiden Gefchlechtern iſt der Jochbogen vollkommen, 
nach unten! gekrümmt, ohne einen befonderen Fortfaß ; bie 
Backenzaͤhne ſtehen einzeln, haben eine ein ache, fpige Krone, 
und find“ fieben oder achte an der Zahl, — 

Die Faulthiere, welche auf Baͤumen leben, und ſich von 
Blaͤttern naͤhren, welche zermalmt werden muͤſſen, haben kuͤrzere 
und’ folglich ſtaͤrkere Kiefer; der untere iſt ſehr dick, und hat 
einen fehr vorfpringenden Kronenforzfaß; der zahnlofe Theil 
deſſelben bilder ‘vorzüglich beim Unau oder dem zweizehigen 
Faulthiere eine merfwärdige Hervorragung, welche man auch 
am Unterkiefer" des Elephanten fieht. Das Zwifchenkieferbein 
iſt fehr klein, woher auch das eigentliche Kieferbein einen Theil 
der Naſenoͤffnung bildet, welches man fonft nur Beim Nashorn 
findet, wo eben das Zwifchenkieferbein auch fehr Elein iſt; end⸗ 
lich hat der Jochbogen bei den Faulthieren einen nad) unten 
abachenden ziemlich langen Fortfak, wovon Fein Thier, den 
Käuguru (Dedelphis gigantea Gmel.) von Neuholland Age 
nommen, etwas aͤhnliches zeigt, 

Wenn’ man uun den Schädel unferes Thieres mit dem 
der Faulthiere vergleicht, fo wird man ungeachtet der Total: 


-verfchiedenheit, welche aus dem verfchiedenen Verbhaͤltniſſe der 


Größe entficht, doch alle Kennzeichen dieſer Thiere an jenem 


- Schädel oemau wiederfinden. Der abfteigende Fortfas des 
Jochbogens, das Vortreten des vorderen Theiles des Untere - 


fiefers, die Kleinheit des Zwiſchenkiefers und" die Entfernung 


deſſelben von den Raſenknochen, alles dieſes ſind beſtimmte 


Kennzeichen, welche feinen Zweifel übrig laſſen. 


214 

., Die große Dicke der: Ziveige des’ Unterkiefers, welche ſelbſt 
die, des Elephanten übertrifft, feheint darauf zu beruhen, daß 
dieſes große gegenwärtig unterfuchte, Thier ſich nicht, an Blaͤt⸗ 
tern begnugte, ſondern ohne Zweifel: wie ‚der Elephant und 
das Nashorn ſelbſt Zweige, abbrach und, zermalmte. Seine 
dicht beifammenjtebenden Zihne, mit platter, Krone, müffen zu 
diefem Geſchaͤffte fehr geſchickt geweſen ſein. Bei, den Faul⸗ 
thieren find die Zähne, faft eben. fo gebildet, ftehen ‚aber weiter 
voneinander ab, Ueberdem, haben diefe noch zwei andere Zähne 
im Oberkiefer; ein noch wichtigerer Unterfchied- aber ift der, 
daß ihre vorderen Zähne länger und dabei hakenformig ſpitzig 
wie Hundszaͤhne ſind, welches bei dem Thiere von Paraguay 
nicht Statt zu finden ſcheint. ! 
Die Stellung der Naſenbeine diefes Thieres, welche Aehn⸗ 
lichkeit mit dev, beim Elepyanten und Tapir hat, wirden mich 
muthmaßen laffen, daß, daffelbe einen Ruͤſſel gehabt habe; aber 
biefer müßte ſehr furz geweſen fein, weil die Länge des Halſes 
und des Kopfes zufammengenommen der der Vorderfuͤße 
gleich kommt. Dem — 

Dem ſei wie ihm wolle, fo finden wir doch in dem Man⸗ 
gel der Hundszähne und in der Rürze des Nırüels, hinlingliche 
Keunzeichen „um ein, neues Geſchle bt.in der. Familie der zahn⸗ 
loſen Thiere zu bilden *), welches zwifchen die. Faulthiere und 
Guͤrtelthiere geſetzt werden maß, weit das Thier ‚mit der Ges 
falt des Schädels der e ie, die Zähne der letzteren verbindet, 
Man müste noch bejpndere Umftände Fennen, welche an diefem 














*) Meiner Meinung nach Fünnte das Thier füglich unter dem Brodypoden- 
Gefchlechte aufgefüger werden, zumal da der ‚Mittel doch och fehr Prablge 
matiſch iſt. 

w. 


— 


we—* 


| 


[2 





215 


Sceöelette nicht zu erforfchen find, als die Art der Bedeckung, 


die Geſtalt der Zunge, die Lage der Bruͤſte u, ſ. w., um genauer 
zu beftimmen, welchem von den beiden Gefchlechtern es fih amt 
mieiften nähert, Sch habe indeflen geglaubt ihm den Geſchlechts⸗ 
namen Wegatherium und den Gattungsnamen Megatherium 
americanum geben zu konnen. 


Es iſt eine von den vielen Thatfahen mehr, welche une 
beweifen, daß die Thiere der alten Melt alle von denen vers 
fehieden waren, welche wie jeßt auf dem Erdboden finden; 
denn es iſt wohl nicht wahrfheinlich, daß wenn das Thier 
noch eriftirte, eine jo merkwürdige Gattung bis jeßt den Nach⸗ 
forſchungen der Naturfündiger entgangen fein follte, > €s ift 
zu gleicher Zeit ein neuer und fehe großer Beweis von dem 
unmwandelbaren Gefeke der Unterordnung der. Kennzeichen, und 
‚won der Nichtigkeit der Folgerungen, welche man daraus für 
die Klaffififgtion der organifirten Körper ziehen kann; und im 
dieſer Hinſicht iſt dieß eine der fchäßbarften Entdeckungen, 
welche ſeit langer Zeit in der Naturgeſchichte gemacht wor⸗ 
den ſind. c 


I 


1 





Die Abbildung des Schaͤdels von dem Megatherium '&, 
Taf. III, Die Tafeln von Madrid, deren weiter oben in dieſer 


L Nachricht erwähnt wird, ſollen in einen der — Stüde 


diefes Archivs angezeigt werden, 
m. 


x. 
Zoologiſche Arbeiten gefchrter Geſellſchaften. 





A, 
Zoologiſche Nahrihten aus dem Tagebude 
der phildmatiſchen Gefellfhafe zu Par 
ris *) vom Januar 1798 bis zum Maͤrz 
1799. . 





Dr Herausgeber fängt diefe Nachrichten deswegen mit Nr, a 
Nivose an VI an, weil eine ganz kurze Anzeige der Nummern 
der vorigen Jahrgaͤnge ſchon in der allg, Lirt. Zeit. vom Dec, 
2798"©,577 bis 606 enthalten iſt und er ſchon befannte Dinge 

„nicht nody einmal auftiſchen magz obgleich, jenes nur abgefüzte 

- Auszüge find, und daher diefe wörtliche Leberfegung weit bes 
friedigender iſt. Auf jene Blätter der allg. Lite, Zeit, verweifet 
er auch die Lefer, welche von der feit 1792 beſtehenden philo⸗ 
matiſchen Geſellſchaft etwas näheres zu. willen wünfhen. In 
ber Folge werden, diefe Nachrichten viel früher geliefert werden, 
welches. auch jetzt ſchon gefchehen wäre, wenn nicht der Verleger 
des vorigen Stüces eigenmäctig diefe Nachrichten davon auss 
gefchloffen Hätte, um fie für das naͤchſte Stück zu ſparen. Er— 
laubte es der Raum, ſo koͤnnte ich die Nachrichten jetzt ſchon bis 
zum März dieſes Jahres liefern; fie muͤſſin aber nun nebſt denen’ 








#) Bulletin des Sciences d. 1. Soc, phil, 


217 


ausgefeßt bleiben. Uebrigens behalte ich die Nummern der Origi⸗ 


der folgenden Monate biefes Jahres bis zum kuͤnftigen Stuͤcke 
nalbogen bei, deren einer am Anfange jedes Monats erſcheint. 


Nr, 10, Ueber die Art wie bei den Inſekten die 
Ernährung gefchieht, von Cuͤvier. 


” Der Berfaffer macht den Anfang damit, nach dem Zeugs 
niſſe Schwammerdams, Wralpigbis und Ayonnets und 
nad eigenen Erfahrungen feftzufegen, dag das Nückengefäß, 
oder das angebliche Herz der Inſekten gar feinen Zweig habe 
und fein Werkzeug des Kreislaufes fein koͤnne. Er zeigt dann 
> durch mikroskopiſche Unterfuchung der verfchiedenen Theile diefer 
Thiere, daB es nicht möglich fei, irgend einen anderen Mittele 
Ä punkt des Kreislaufes, noch irgend andere Gefäße als die Lufts 
f 


—— — ———— 
















gefaͤße (Tracheen) zu entdecken, woher er ſich erechtiget glaubt 
zu ſchließen, daß der Nahrungsſaft der Inſekten bloß die Poren 
ihres Darmkanals durchdringe und alle inneren Theile anfeuchte, 
daß er folglich durch bloße Einſaugung oder Traͤnkung ernaͤhre, 
wie bei den Polypei, 

Er bemerkt, daß die Art der Respiration bei den Inſekten 
dieſer Meinung ſehr guͤnſtig iſt, weil die Tracheen die Luft 
nicht allen Punkten des Koͤrpers mitzutheilen ſcheinen, und daß, 
weil die ernaͤhrende Fluͤſſigkeit nicht in einem Gefaͤßſyſteme 
enthalten ift, fie der Wirkung dieſer Luft auch nicht in einem 
befonderen Werkzeuge -ausgefest werden fonnte, 

Aber feinen Hauptbeweisgrund fehöpft er aus der Struftne 
der Abfonderungsiverfzenge der Inſekten. Er beweifet durch) 
; eine fehr große Menge von genauen Beobachtungen, daß dieſe 
Werkzeuge nie aus feſten Drüfen, ſondern bloß aus ſchwam—⸗ 


‚218 


migen Möhren beſtehen, welche im Körper flottirens dieß mußte 
fo fein, weil fein einziges Blutgefaͤß dieſe eigenen Gefäße in 
ein. gemeinfchaftliches Gewebe verbindet, wie es in unferen 
zufammengehänften Drüfen der Fall iſt, und da überdem diefe 
Gefaͤße nur durch Einſaugen an ihrer Oberflaͤche wirken ſo 
mußte dieſe fo ſehr als moͤglich vervielfaͤltiget ſein unter 
einer großen Menge von Thatſachen und beſonderen Angaben, 
welche dieſe Abhandlung enthält, wollen wir nur die folgenden 
anführen. 4 - 
Die Lebergefäße find immer lange, oft ſehr verwickelte und 
gewundene Faden. In den Colecopteris findet man deren nut 
zwei, in den Naupen viere. In den Neuropteris, Hymenppte- 
ris und Orthopteris find zwar eine große enge, aber. hier 
find fie kuͤrzer. Bei der Manlmurfsgrille find fie ſaͤmmtlich am 
Ende eines gemeinſchaftlichen ausführenden Kanales beveſtiget, 
welcher die in ihnen bereitete Galle in den Darm ergießt. 

Die Parven der Libellen athmen bekanntlich) durch den After, 
fie ziehen abwechfelnd das, Waſſer, worinn fie ſich aufhalten, 
in den After hinein und geben es wieder von. ſich. Cüvier 
befchreibt das Werkzeug diefer Nespiration, welches im Maſt— 
darme liegt, und in vielen Kaufen von Eegelfürmigen Tracheen 
befteht, melde die Wurzeln von ſechs der Lange nach durch der 
ganzen Körper verbreiteten Stämmen find, 


Mr, ır. DBemerfung über die Manchots oder 
Fettgaͤnſe, von Geoffroy: 
Die Fettgaͤnſe haben einige Aehnlichkeiten mit den See⸗ 


hunds⸗ und Wallfiſchgattungen, die bis jetzt noch der Auſmerk— 
ſamkeit entgangen ſind. Sie haben keine Geſtalt, welche an 


219 
dieſe Analogien erinnerte; man moͤgte ſagen, fie ‚fein in. eine 
Fiſchhaut eingewickelt. Die unverhaͤltnißmaͤßig verkleinerten 
oberen. Gliedmaßen geben ihnen sein: albernes unbehüuͤlfliches 
Anſehen; ſie find, nicht mehr, Merkzeuge des Fluges oder des 
Erhaſchens. Statt der Fluͤgel findet man bei den Fettgaͤnſen 
nur einen ſehr kurzen Stumpf, deſſen ſaͤmmtliche Knochenſtuͤcke 
nicht allein verkürzt, ſondern auch artikulirt und zuſammen⸗ 
gedrückt wie bei den Wallfiſchen fine. Dieſer Afterflügel 
Caileron) der Fetrgänfe iſt vielmehr eine wahre Floffe; man 
geräch in Verſuchung die Sputen von Federn, welche ihn 
befleiden, für Schuppen zu halten, ſo klein J hart und ‚anges 
gruͤckt fi find fie. Diefe Eleinen Federn werden länger, fo. wie fie 
fih allmäßlig dem unteren Nande des Flügels näheren; fie 
verlangeren ſich ſelbſt noch jenſeits deſſelben, und find auf zwei 
N Drittheile ihrer Laͤnge von der Haut bedeckt, fo daß fie den 
Flügel breit genug machen, um zu einer bequemen Floffe zu 
dienen. Statt der Schwungfedern findet fich alfo nur eine 
doppelte Reihe diefer Eleinen Federn, welche von beiden’ Seiten 
des Flügels entftehen, nnd die fih mit ihren inneren Flächen 
dicht aneinanderlegen. Aber vorzüglih haben die Penguins 
die größeften Züge von Aehnlichkeit mit den Seehnndsgattungen 
durch ihre unteren Gliedmaßen, Die Füße liegen gleichfalls 
am-binterften Theile des Körpers und find faft von ähnlichem 
Baue, denn es giebt hier nicht wie bei den anderen Vögeln 
- für den Tarfus einen einzelnen, langen, bhochaufitehenden 
N Knochen, welcher einen Theil des Deines ausmachte; fondern 


4 








228 


find, und die beiden äußeren Stuͤcke find gegen die Mitte und 
am unteren Ende getrennt. Aus dieſer Bildung ergiebt ſich 
auch. daß die Penguins ſowohl auf dem Tarſus als auf dem 
übrigen Theile des Fußes gehen, während’ alle anderen Voͤgel 
nur die Zehen auf die — ie N 


fi 


Neue A über die gwweſſchaaligen 
Schaalthiere, von Cuͤvier. ! 


Diefe Unterfuchungen betreffen das Nervenſyſtem dieſer 
Thiere, nebft ihrer Nespivation und Erzeugung. 


Das Nervenſyſtem zeige fich nicht eher gut, als bis die 
Subjekte lange Zeit im Weingeifte gelegen haben. Ihr Hirn 
liegt über dem Maule: die Speiferöhre umgiebt ein. marfiger 
Ring; von jeder Seite. defjelben entſteht ein Nervenfaden, 
welcher der Länge des Körpers nach hinablaͤuft und hinter den 
Branchien fortgeht um fih nahe am After mit dem von der 
anderen Seite zu einem Nervenknoten zu vereinigen, welcher 
berrächlicher als das Hirn ſelbſt ik und mehrere Nervenpaare 
abgiebt. 

Der Blutlauf geſchieht durch ein Herz und Gefäße; dieſe 
fegeren wurden mit Queckſilber eingeſpritzt und fehienen drei 
deutlich verfchiedene Lagen zu bilden. Die oberfte derfelben ift 
ein fehe feines und enges Netz, welches die ganze Fläche des 
Mantels einuimmt, Die zweite befteht aus ſtaͤrkeren weniger 
zahlreichen Gefaͤßen, welche ſich auf der Leber verbreiten, Die 
tieffte Sage bejteht aus den großen Stämmen, welche fich bie 
zum Herzen binbegeben. Das Arterienfpftem hat noch nicht 
koͤnnen eingeſpritzt werden. 


221 


Die Respiration gefchieht durch vier Blattchen welche 
gleichlaufend zwiſchen den beiden Lappen des Mantels und 
zwiſchen den beiden Klappen der Schaale liegen. Jedes dieſer 
Blaͤttchen iſt aus zwei Platten zuſammengeſetzt, welche eine 
Menge: Eleiner Gefäße enthalten. Diefe gehen alle zu einen 
großen! Stamme, welcher längs des inneren Nandes des 
Blaͤttchens liegt, und ſich in das Herzohr begiebt. Der Ver 
faſſer glaubt, daß dieſe kleinen Gefaͤße an dem den großen 
Stamme entgegengeſetzten Ende, offen ſtehen und eine gewiſſe 
Menge der umgebenden Flüffigkeit von außen einſaugen. 

Eben diefe Blättchen dienen auch zur Fortpflanzung, we⸗ 
nigſtens im Mytilus anatilus Lin.; denn der DVerfaffer fand 
den Raum zieifchen den Platten, welche die Blaͤttchen zufams« 
menfeßen, voll von einer unzaͤhlbaren Menge Eleiner lebender 
Mufheln, deren Klappen und Bewegung man mit dem 
Mikroskope. deutlich unterfheiden Eonnte, 

⸗ 
Nr. 13. Ueber eine neue Gattung des Phoͤnikopterus 


oder Flammingo, von Geoffroy. 


Der Phönikopterus gehörte lange zu den ifolirten Gattins 
gen, welche von einigen Naturforſchern als vernachläffigte, 
bizarre Weſen angefehen wurden, welche der fchaffenden Hand 
der Natur faſt ungeftalter entfchlüpften, Genauere Beobach⸗ 
tungen haben ſchon gezeigt, daß die meiſten dieſer vorgeblichen 
iſolirten Gattungen, wie faſt alle anderen Thiere nahe Ver— 
wandten haben, Ich will jetzt in Ruͤckſicht des Phoͤnikopterus 
einen neuen Beweis geben. \ N 
Es ift ein Vogel, dem ein fchlanker fehr langer Hals, 
ein kurzer aber. ziemlich dicker Kopf und ein großer vorzüglich 





233 

ſehr breiter Schnabel ein ganz auferordentliches Anfehen geben 
Diefer Schnabel iſt in Ruckſicht feiner Geſtalt und feines 
Verhaͤltniſſes das Widerſpiel von anderen. Er beugt ſich gegen 
die Mitte auf einmal faſt in einem rechten Winkel und der 
Oberſchnabel iſt viel kleiner als der andere; welches Gelegen⸗ 
heit zu dem noch immer geglaubten Irrthume gegeben bat, daß 
er ſich allein auf dem Unterſchnabel bewege: man hat ſich nicht 
vorſtellen Fünnen, dag ſich der groͤßeſte von beiden bewegen 
folte, und man bildete fich lieber ein, die Natur habe unter dieſen 
Umjtänden ganz und gar ihren gewöhnlichen Lauf verkehrt. 

Der Phonikopterius zeigt bei der Betrachtung feiner Füge 
nicht minder fonderbare Kennzeichen, Die Waffervögel teilen‘ | 
ſich natürlich in zwei ziemlich gut abgefchnittene Ordnungen: 
einige halten fid) in feichten Waffern auf und fuchen die ihnen 
eigenthümliche Nahrung im Schlamme auf, die anderen ſchwim⸗ 
men mit eben fo vieler Leichtigkeit als Zierlichkeit, Der Phd⸗ 
nikopterus nähert ſich beiden in gleichem Grade; denn er hat 
‘Zehen, welche wie bei den Schwimmvägeln durch Haͤute vers 
bunden find, und fteht wie die Sumpfvögel auf fo hohen Deir 
nen, dag wohl nur der Strandreuter (echasse) ih darinn über: 
teiffe. Aber es iſt Hier Nicht der Ort bei den natürlichen 
Vebereinftimmungen des Phonikopterus zu verweilenz ic) gehe 
daher zur Defchreibung der von mir angekündigten neuen! 
Gattung über, welche ſich vorzüglich durd; den Schnabel vom 
Pbönikopterns der Alten unterfcheidet, Ich nenne ihn den 
Heinen Pbönitopteeus, weil er wirklich um ein RR 
Eleiner iſt als jener. 

Sein Schnabel it verhältnigmäßig dicker und mehr gebo⸗ 
get, Der Oberkiefer ift mit einer gezackten Schnur eingefaflt, 
oben platt, in der Mitte, aber nur an der vorderen Hälfte, 





, 223 


durch eine Eleine längliche Leifte erhoben, Eben diefer Kieter 
iſt bei dem Phönikopterus der Alten anfangs Eonver und wird 


- Bann vorn und nach feiner Kruͤmmung zu einer flachen in der 


Mitte der Länge nach gefurchten Platte: die Schnur, welche 
dieſen Theil einfafft, ift nur wach nnten gezackt. Die innere 








Fläche des oberen Schnabels (Demibec superieur) zeige ung 
die größeften Verſchiedenheiten. Diefe Fläche ift bei ver großen 
Gattung gegen die Mitte duch eine fchmale und drei Milli 
meter hohe Graͤthe oder Leifte getheilt, dahingegen dieß bei der 


kleinen Gattung eine ſenkrechte ſunfzehn Millimeter hohe Platte 


iſt, welche au ihrem Grunde eben fo breit ift als der Ober—⸗ 
fehnabel ſelbſt, und deren freier Nand fih in eine ſehr ſchnei⸗ 
dende Schaͤrſe endiget. Dieſe Platte ſteigt tief hinab und wird 


vom Unterſchnabel aufgenommen, welcher hiezu beſonders eins 
gerichtet iſt, denn die hineintretenden Verlaͤngerungen, welche 


bei dem Phönifopterus der Alten ſich faſt in rechten Winkeln 
hoͤchſtens drei Millimeter über die Ränder des Unterkiefers 


hinabbegeben, werden bei der neuen Gattung durch ein Blatt 
von ſunfzehn Millimeter erſetzt, welches mit dein Kiefer eiıten 


fpigen Winkel macht. Diefe- verfchiedenen Geftalten muͤſſen 
auf die Nahrungsart diefer Gattungen einen befonderen Ein: 
fluß haben, da die Zunge, welche gewoͤhnlich den ganzen 
unteren Halbſchnabel ausfüllt, bei den beiden Gattungen ſich 
durchaus nicht Ahnlich fein Fann, Nir kennen nur die des 
großen Phönikopterus, welche Bei den Alten wegen der Bart: 
heit und des leeren Geſchmackes ſehr berühme war, Um 
diefe vergleichende Befchreibung zu beendigen, will ich nur 
noch hinzufeken, daß der Schnabel des Fleinen Phonikopterus 
sarız ſchwarz ift, und daß bei dem großen nur die Enbhälfte 
son dieſer Farbe, der Übrige Theil Hingegen hochgelb ift / 


224 


Die Verhältniffe und Farben fcheinen übrigens in beiden 
Sattungen gleich zu fein. _ Der Eleine Phonikopterus der 
Nationalfammlung'ift gelb, fein Gefider weiß; einige Schulter 
federn find grau, die großen Flügelfihtwungfedern ſchwarz, die 
Eleinen Schwanzfedern (couvertures) afchfarben, die mittleren 
tofenfarben, der ganze Mücken fängt ſchon an fie) eben fo zu 
färben, und wenn dieſe Gattung völlig erwachſen iſt, fo bat 
das Gefider am ganzen Körper eine ſchoͤne angenehm rothe 
‚Farbe, 2 

Zu den beiden erwähnten Gattungen ift noch die von 
Chili Hinzuzufügen, welche Molina befchrieben hat. Die Gats 
tungsfennzeichen diefer drei Gattungen laffen fich folgender⸗ 
maßen angeben: 

1. Pbönitopterus der Alten, Bhoroiiopliies ruber. 
Schwungfedern der Slügel ſchwarz; Schnabel 
zum Theile gelb, \ 

2, Kleiner Pbönikopterus. Phoen. minor. 
Scwungfedern und Schnabel ſchwarz. 

3. Pbönikopterus von Chili. Phoen — 
Schwungfedern weiß. 


\ 


* 


"Me, 14. Ueber eine neue Gattung von Eingeweide⸗ 
würmern, von Sifcher. 


Der Wurm, welcher zur Aufftellung diefes neuen Geſchlech⸗ 
tes Gelegenheit gab, ift in der Schwimmblaſe der —— ge⸗ 
ſunden. 

Er iſt von mittelmaͤßiger Groͤße, hat einen runden durch⸗ 
ſcheinenden Koͤrper, einen geſpaltenen Kopf und ſpitzen Schwanz. 


Auf dem Ruͤcken ſieht man zwei krumme Linien, welche faſt 
* 





22 


einen Zirfel bilden und einige Achnlichfeit mit Augen haben, 
Die Spaltung des Kopfes verlängert fich unten bis an das 
Maul, meldes in einer Ereisformigen Oeffnung befteht, die 
durch eine Scheideplatte in zwei Theile gefchieden iſt. Etwas 
"por dem Schwanze finder ſich eine Verdickung mit ausgezackten 
Raͤndern. Durch die Haut unterjcheidet man die Eingeweide 
und vorzüglich den ſchwarzen gewundenen Eierſtock. Die 
Gefchlechts- und Gattungskennzeichen giebt Fiſcher folgendets 
majen an: 

Cystidicola. Vermis teres inarticulatus capite longitu- 
dinaliter disseco. 
C. Farionis. Ore orbiculari, dilatato septo divisoz 
sorpore pellucido, superius versus caput lineis curvis aculeorum 
ad instar obsito, cauda subulata, paulo Yelrorsum latiori, de- 


pressa, orenata ulrinque, 


Nr. 15. Ueber eine neue Gattung von Blattfloͤhen, 
Psylla Chermes, von $atreille. 


Die Botaniker hatten fchon bemerkt daß Linnés Juneus 
erticulatus lebendige Thiere erzeuge, aber man wußte nicht 
von welcher Art, und welche Wirkung fie auf die Organifation 
dieſer Pflanze haben. Da Karreille verfchiedene diefer Pflan⸗ 
ven gefunden hatte, bei welchen die Theile der Bluͤthe ſich 
monſtros entwickelt hatten, fo wollte er die Urſache diefer 
Erſcheinung wiſſen. Er öffriete daher diefe Auswuͤchſe und 
ſah, dag fie einer zablreihen Familie von Inſekten gleicher 


Gattung zur Wohnung dienen, deren Geſchlechtskennzeichen 


} ſich denen von Geoffrois Paylla näheren. Dieſe Gattung iſt 
folgendermaßen befiimmt : 
Kr Vandes 2. Stuck P 


226 . 


Psylla juncorum 5 

P. mit Fuͤhlhoͤrnern, welche am Grunde fehr —— 

ſind, großem, flachgedruͤcktem, vorn ausgeſchnittenem Kopfe. Vier 

Millimeter lang. Der Körper roͤthlich, die Fuͤhlhoͤrner gerin⸗ 
gelt; halbe lederartige Fluͤgeldecken. 


Ihre Verwandelungen ſind dieſelben als bei der —59— 
bes Feigenbaumes, welche Reaumuͤr beſchrieben hat. Die Eier 
ſind geſtielt. 

Die von dieſen Inſekten verurſachte Monſtroſitaͤt gleicht 
einem fehr großen Balge (bale) der Sraspflanzen vollfommen, 
Nicht allein die Abtheilungen der Blumenkrone, fondern aud) 
die Staubfäden erhalten eine blattartige Ausbreitung und endis 
gen fich in eine Spise. Der Unrath diefer Inſekten macht 
im Inneren einen fehr weißen Staub. Man finder fie zu jeder 
Ssahreszeit, und fie find um Paris nicht felten. \ 


Abhandlung über die unter dem Namen der After: 
- fpinnen Fancheurs Phalangium L, befannten 


Inſelten, von Latreille. 


Der Zweck dieſer Abhandlungen iſt, neue Anſichten de 
Organiſation dieſe Thiere und ihrer Gewohnheiten zu geben, und; 
die bis auf den heutigen Tag in Frankreic, entdeckten Gattun— 
gen bekaunt zu machen. Gleich) anfangs werden die allgemeis 
nen Kennzeichen angegeben, welche das Geſchlecht Phalangiunt 
unter De Geers Ordnung der Atracheelier feftfegen; danu 
werden diejenigen angegeben, welche ihnen wit den Arahhneiden 
gemein find und. endlich die, welche fie von anderen Gefchlehe 
gern derfelben Familie trennen. 





J— | 
Die Abhandlung zerfällt in drei Paragranben. Die Freß⸗ 
werkzeuge machen den. Gegenftand des erſten, und find mis 
einer Genauigkeit befchrieben, welhe man bei den Schriftitele 
Jern über dieſe Inſekten noch vermiſſt. Die Marilien haben 
das eigene, daß fie Heinen Blaſen gleichen, welche fib nah 
Willkühr des Thieres aufblähen und wieder zufammenzieben. 
Der zwelte Paragraph ift für die Unterfuchung der Ges 
fehlechtstheile beitimmt, welche Bis jeßt noch wenig oder gar 
. nicht befannt, und ſowohl der Stellung als Geftalt nach fehr 
fonderbar find. Bei einem ftarken Drucke auf einen bisher für 
die Unterlippe gehaltenen Theil, welcher zwifchen den Klauen 
dicht unter dem Maule liege, fpringt bei den Männchen ein 
ziemlich, harter fait Eegelformiger Korper, bei den Weibchen eine 
zufammengedrückte, lange, bautige Röhre hervor. Die Begat ⸗ 
- tung diefer Inſekten it außerordentlich und in der That einzig, 
fie gefchieht Maul auf Maul. Die Bemerkung hatte ſchon 
Liſter gemacht, Linnes gehornte Afterfpinne ift nach Latreille 
nichts als das Männdyen des gemeinen Langbeins P. Opilio. 
Sm dritten Abjchnitte betrachtet er 2) die Tracheen diefer 
Inſekten, welche vier Hauptoͤffnungen haben, namlich: zwei 
oben auf dem Körper, nahe am Anfange der beiden Vorder— 
 füße, und zwei andere größere, welche von den Oberſchenkeln 
c hanches) der hinteren Füße verborgen werden. 2) Den Bau 
der Augen, die Lage des mit weisen, linfenförmigen und fehr 
zahlreichen Eiern erfüllten Eierſtockes; die Beſchaffenheit der den 
Körper umbüllenden Krufte, den Bau der Füße. Diefer bildet 
eine bohle Röhre, deren Fänge mit einem” tendinofen Faden 
ausgefuller ift, auf welchen die Luft ihre Wirkung Aufert, 
ſobald das Dein abgeriſſen iſt, welche daſſelbe in Bewegung 
fest. Der Verfafier glaubt nicht an die Wiedererzeugung der 
Pa 








28 — 

Beine; da dieſe Thiere’mur kurze Zeit leben, fo durfte die 
Natur bier nicht von ihren Geſetzen abgehen, wie bei den 
Crustaceis, welche mehrere Jahre leben. Die ungeheure Länge 
der Deine ift für diefe Thiere ein großes Erhaltungsmitteh 
Sie fünnen vermöge derfelben fehr ſchnell fortfommen; in der 
ruhigen Stellung find die im Kreife ausgeſtreckten Beine für 
diefe Thiere eben fo viele Schildwachen, welche in großer Ente 
fernung ausgeftellt, fie bei der geringften Berührung vor der 
drohenden Gefahr warnen, 

"Die Afterfpinnen find NRaubthiere, welcher von fremder 
Beute leben und ſich untereinander ſelbſt auffreſſen. Ihre 
Feinde find eine Are von Motten, welche fich bloß mit dem 
Schnabel auf ihrem Körper fefthalten, während fie in der Luft 
ſchweben, und eine Art von Gordius oder Fadenwurm, aber 
feltener. Latreille hat folhe Fadenwuͤrmer aus dem Bauche 
des geweinen Langbeins gezogen, welche beinahe zwei Decimeter 
fang waren. 8 

Gattungen: 

i. Ph. vostratum (Faucheur à bec). Platt, aſchgrau, das 
Maul an einer vorderen Verlaͤngerung ſitzend. 

2. Ph. cristalum (F. à cerete Oliv.). Oben dunkel gefaͤrbt, 
mit einem Augen tragenden, ſtacheligen, an einer vor⸗ 
deren Verlängerung ſitzenden Köder. 

3. Ph. spinosum (F.epineux). Platt, mit hoͤckerigem Rüden, 
hinten mit vier Spiken verfehen. (Von Eüvier im 
Magaz. encyclop. befchrieben) f 

4. Ph. histrix (F. pore-epi). Eirund, mit einer vorderen 

Verlängerung von ‚mehreren Spitzen. 

5. Ph. bimaculatum (F. bimacule) Fabr. Faft Eugelformig, 
ſchwarz, mit zwei weißen Ruͤckenflecken. 


229 

6. Ph. opilio (des murailles) das Männchen, cornutum bag 
Weibchen. Eirund, oben Farirt (testacd) oder aſch⸗ 
farben, unten weiß; mit langen Palpen, die Mandibeln 
der Männchen gehoͤrnt; Schenkel (cuisses) mit Stacheln 
deſetzt; Tarfus faft glatt; ſchwarzer Rüdenitreif bei dem 

Weibchen. 

T. Ph. muscorum (F. des mousses), Eirund, aſchfarben, 
unten geiblih; mit einem großen Ruckenſlecken; gerin⸗ 
gelte Deine; der Tarfus mit „quickjsimigen Haaren 
befest, 

8. Ph. palliatum (F. mantele). Eirund, gelblich weiß; blaffe 
Palpen; der Rucken matt ſchwarz; die Beine ae 
ih, (Auf Bergen.) R " 

9. Ph. annulatum (F.annele) Oliv, Rundlich, oben ſchwaez, 
unten blaß; fehr lange, zarte, ſchwarze mit zwei weißen 
Ningen bezeichnete Deine, (Auf Bergen.) 

so, Ph. votundum (F. rond). und, oben Earitt; mit einem 
ſchwarzen vieredigen oder dreieckigen Flecken auf dem 
Ruͤcken des Weibchens; ſehr lange und dünne Beine, 
welche weiß geringelt find, 


Ueber das Stimmmerfzeug der Wögel, 
von Cuͤvier. 


‚ Zuerft unterfucht der Verfoffer, welches die nöthige Bedins 
gung fei, unter welcher fid) in einer Röhre ein Ton bilde, 
Durch Erfahrung und Betrachtung verſchiedener Blaſeinſtru⸗ 
mente behauptet er, daß am Anfange der Röhre ein dünner oder 
winkeliger Körper fein müffe, welcher die Fähigkeit habe zu 
- fhwingen oder die Luft zu, bredeu und in Schwingung zu 


J 230 

ſetzen. Von dieſem Grundſatze ausaehend, beweiſet er, daß in 
ber Luftroͤhre dev Saͤugethiere ſich kein Ton bilden koͤnne, und 
daß die dazu noͤrhlgen Bedingungen ſich nur an der Stimmritze 
derfelben befinden; bet den Vögeln aber giebt es bei der Ver— 
einigung der beiden Luftroͤhrenaͤſte zwei häutige Platten, welche 
in die Roͤhre Hineinragen und eine wahre Stimmritze bilden 


Denn man daher verfchiedenen Vögeln die Luftroͤhre fo durch: 


fhnitten hat, daß die Luft nicht mehr zum oberen Kehlkopfe 
kommen fonnte, fo hörten diefelben doch nicht auf durch den 
unteren Kehlkopf zu fchreien. 

Nachdem diefer Punkt feftgefegt iſt, erinnert der Verfaffer 
an die bekannten Thatfahen über die Verandernng der Tone 
in Röhren und macht davon die Anwendung auf die Wögel, 
deren Intonation er vollftindig nach den folgenden fünf Grund: 
fägen erklärt: 

1. Wenn der Vogel die Luftröhre am meiften verlängert und 
die untere Stimmriße auf den hoͤchſten Grad erſchlafft, 
ſo muß der tiefſte Ton erfolgen. 

2, Wenn er den unteren Kehlkopf fhuffeniveife fchliege und 
fpanne ohne die Länge der Luftroͤhre zu veränderen, fo 
woird er die harmonifcben Tone diefes tiefften, Tones 
hervorbringen: nämlich die Oktave, zwülfte oder doppelte 
Duinte, die doppelte Oktave, die große Siebenzehnte 
oder dreifache Terze, die dreifache Quinte, dreifache 
Oktave u, ſ. w. ſo hoch als Stimme zu as 
vermag. 

3, Wenn die Luftrohre verkürzt and die Stimmriße im des. 

- größeften Erfchlaffung gelaffen wird, fo werden um fo 
hoͤhere Tone erfolgen, je mehr die Luftröhre fich verkürzt, 


h alle werden aber in der erfien Oktave bleiben, und fo 








PL} 


231 
wuͤrde der Vogel bis zum sz ſteigen koͤnnen, wenn e6 
moͤglich wäre, feine Luftroͤhre um die Halfte zu verkuͤrzen. 

4 Wern die Luftröhre in jeder Verkürzung bleibt und die 
untere Stimmritze von neuem geipannt wird, fo koͤnnen 
doch alle die harmoniſchen Tine des Grundtones hervor⸗ 

r gehracht werden, welcher bei jedesmaliger Berfürzung 
erfolgt, ’ 

5. Endlich kann der Vogel jeden auf. die vorerwähnte Art 
berirkten Ton faft um cine ganze Oktave erniebrigen, 
wenn er die Deffnung des oberen Kehlkopfes zufammens 
zieht, welcher Eeinen anderen Mugen zu haben fcheint, 
Diefer letzte Sag ift durch Erfahrung bewiefen worden, 
toelche der Verfaffer mit Infirumenten gemacht hat, am 
welchen er die der Muͤndung entgegengefeßte Oeffnung 
gradweife verengerre. Es folgt daraus, daß bie Cränze 
der Stimme der Wögel in der Tiefe durch den Tom 
beftimmet werde, welchen eine Röhre von doppelter Länge 
als die Luftroͤhre derfelben geben würde. ? 


Nach diefer allgemeinen Phyficlogie der Intonation zeige 
der Verfaffer durch befondere Zergliederung einer großen Menge 
von Vögeln, daß fie wirklich) ihre Töne um fo leichter abaͤn⸗ 
teren fonnen, je leichter fie den Zuftand ihrer unteren Stimme 
tiße, die Länge ihrer Luftröhre und die Deffnung des oberen 
Kelhkopfes zu veraͤnderen Im Stande find. 


+ Darauf unterſucht er ob es nicht moglich wäre bie ver: 


ſchiedenen Erſcheinungen zu erklaͤren, welche auf den verſchiede⸗ 
nen Klang der Stimme Bezug haben und es gluͤckt ihm meh⸗ 
rere Vergleihungen mit dem bis jet Über die Röhren befantıs 
ten anzuftellen; fo haben alle Vögel mit Flötenftimme, als der 


232 , 

Nachtigall und die anderen Sänger eine talzenfürmige Lufte 
roͤhre; alle die eine Eeaelformige Laftroͤhre haben, als die Rohr ⸗ 
demmel und der Konigsvogel, haben eine ſehr ſchallende den 
Teompeten mehr oder. weniger aͤhnliche Stimme. Die mit 
einer engen an verſchiedenen Stellen erweiterten Luftroͤhre, 
haben eine ſehr unangenehme, aus verſchiedenen diskordirenden 
Tönen befiehende Stimme, Alle diefe Dinge flimmen mit der” 
Theorie und Erfahrung uber diefen Gegenſtand überein. 
. Die männliche Enten haben an ihrer unteren. Stimmritze 
eine fehr große Erweiterung, diefe macht. ihre Stimme grob 
und rauh, und fo abweichend. von der ihrer Weibchen, denn 
der: Verfaffer ber auf Inſtrumenten ähnliche Wirkungen her⸗ 
vorgebracht, indem er fkatt der gewöhnlichen Mittelftücke andere 
elliptifche Körper von groͤßerem Durchmeſſer anwandte, 

Außer: der Theorie enthält diefe Abhandlung noch die ana« 
tomifchen: Befchreibungen des Stimmwerkzeuges in einer großen 
Menge von Bügeln, Wir wollen. nur einige der. allgemeiniten 
Demerkungen ausheben: ' ia 
i. Der Geierkoͤnig (Vultur papa) if der einzige Vogel unter 

156 Gattungen, welche der Verfaffer jergliederte, bei 

welchen er feine untere Stimmrige fand. 

2. Die Singevögel haben fünf Paare eigener Muskeln dee _ 
unteren Keblfopfes; die Papagayen dreis die Enten und 
huͤnerartigen Vögel gar Eeine; die meiften übrigen nur 
ein einziges. * 
Das Kroͤhengeſchlecht hat eben fo viele Paare als die 
Singevögel, X 

4 Die Enten und maͤnnlichen wilden Entenarten find die 
einzigen, welche große Erweiterungen am unteren Kehle 

kopfe haben. ; Der Pupin oder die ſchwarze Ente 


* 





233 
Cmaereuse) hat eine Erweiterung mitten an der Luft, 
roͤhre. Bei den Tauchenten ſiſt die Luftröhre zweimal 
elliptiſch erweitert, 

4. Nur bei den Gefchlehtern ardea Neiher, erax Hodo und 
penelope und bei den Gattungen des Schwans und 
des Auerhahns find die Lufrechreu der Männchen viel 

x länger als die der Weibchen und auf verfciedene Arc 
gewunden oder umgeſchlagen. 


Nr. 17. Auszug einer Abhandlnng über das Geſchlecht 
Sepia, Loligo und Octopus, welche gewoͤhn⸗ 
lich Meerpolypen genannt werden, von Lamarck. 


Lamarck bat im dieſer Abhandlung die Abſicht aus dem 
Linneifhen Geſchlechte Sepia drei befendere Geſchlechter zu 
machen, nämlich: Sepia, Loligo (calmars) und Octopus 
(poulpes), Geſchlechter, welche ihm weſentlich von einander ver⸗ 
ſchieden und leicht zu beſtimmen ſchienen. 

Auch geht feine Abſicht dahin, nicht allein die Geſchlechts— 
kennzeichen diefer „drei Gefchlechter zu beſtimmen, fondern auch 
noch eine neue Weberficht der Verfchiedenheiten zu geben ‚ welche 
die befannten Gattungen diefer Gefchlechter unterfcheiden, ihre 
. Synonymen zu beſtimmen, und endlid) verſchiedene neue 
Gattungen bekannt zu machen, welche zu’ jedem von diefen 
Geſchlechtern gehören, und welche die reiche Sammlung des 
Nationalmufeums ihm zu beobachten Gelegenheit gab. 
Hier iſt die Darftellung dee Geſchlechter und der zu ben: 
- felben gehörigen bis jet bekannten Gattungen. Sie gehören 
iu der Klaffe mollusca, —* 


234 
a 2 Geſchlecht. Sepia Dintenwurm. 
Zennzeichen: Fleiſchiger Körper, welcher flach und in 
einem an jeder Seite der ganzen Länge nach geflůgelten Sacke 
enthalten iſt, gegen den Ruͤcken hin einen ſchwammigen faſt 
zerreiblichen undurchſichtigen Knochen enthaltend, , 

- Das Maul an einem Ende mit zehn den Kopf umkraͤn⸗ 
zenden Armen umgeben, welche mit warzenformigen Luſtlochern 
beſetzt ſind, deren zwei geſtlelt und laͤnger als die uͤbrigen ſind. 

Anmerkung: Diefe Kennzeichen vermindern das Linneis 
ſche Geſchlecht Sepia betraͤchtlich; denn es find die Gattungen 
ausgeſchloſſe ſen, welche nur acht Arme um das Maul haben, 
"und deren Körper ohne Ruͤckenknochen oder et in einem 
ungeflügelten Sacke fteckt. 

Gattungen: 

1. Sepia ofieinalis Linn. (Seche commune). 

Sepia corpore utrinque leyi, osse dorsali elliptico. 

a) Cotyledonibus brachiorum conicorum quadri se- 
rialibus. 
‚.b) Cotyl. brach. — biserialibus. 


&. Sepia fuberculata Lam, (Seche tubereuleuse). * 
era dorso capiteque tuberculatis, osse doreali spathulato. 


2. . Geflecht. Loligo Kalmar. 


Kennzeichen: Sleifchiger länglicher Körper in einem 
unterwaͤrts geflügelten Sacke enthalten, gegen den Nücken Hin 
einen dünnen, durchſcheinenden, hornartigen Korper einfchließend, 

Das Maul an einem Ende von zehn den Kopf kroͤnenden, 
mit warzenfoͤrmigen Luftlochern beſetzten Armen umgeben, ie 
zwei länger als die übrigen find. 





835 
Anmerkung: Dieß Gefchlecht unterfcheidet ſich von den 
Sepien 1) dadurch, dag der Sad nur am unteren Theile oder 


am Grunde mit zwei Flügeln verfehen ift, welche dicker und 


kuͤrzer als bei den Serien find. 2) Durd den dünnen horn⸗ 
artigen Körper, welcher wie ein Degen oder wie eine feders 
formine Platte geftafter ift. 

Die Puftlöcher oder fonfaven Warzen der Arme find ſowohl 
beiden Sepien als bei diefem Geſchlechte mit einem hornarti⸗ 
sen Ninge verfehen, welcher am äußeren Nande gezähnt iſt 
amd diefen Deffnungen ftatt einer Arc von Klauen dient, um 


ſich zu halten, 


Gattungen: R 
1, Loligo vulgaris ( Calmar commun). 
Loligo alis semi-rhombeis, limbo sacci trilobo, lamine 
dorsali antice angustata. 
2. Loligo sagittata (Calmar sagitte). 
Leligo alis triangularibus caudae adnatis, limbo sacci in- 
tegerrimo, lamina dorsali antice dilatata. 
3. Loligo suhulata (Calmar subule): 
Loligo alis angustis caudae 'subulatae adnatis, Kim 


° dorsali trineryi utrinque subacuta. 


© 4. Leligo sepiole (Calmar sepiole). — 


Loligo corpore basi obtuso, alis subrotundis, en 
* lineari minutissima. 


3. Geſchlecht. Octopus Achtfüßler. 


+4 Kennzeichen: Fleifhiger unten ſtumpſer Körper, in einem 
ungeflugelten Sacke ohne Knochen oder Hornplatte, 


-Das Maul an einem Ende von acht gleichlangen Armen 


umgeben, deren Oeffnungen ohne Klauen find, 


L' 


236 


Anmerkung: Da dieſe Thiere nur acht Arme, einen 
sarz ungeflügelten Sad und weder einen Knochen noch eine 
hornartige Platte im Körper haben, fo unterfcheiden fie ſich 
ſehr von, beiden vorigen, ob fie gleich font im der größefter ' 
Uebereinftimmung mit denfelben find, 

Gattungen: 

"x, Octopus vulgaris (Poulpe commum). 

Octopus corpore laevi, cotyledonibus biserialibus 

distantibus. 


2. Octopus granulatus (Poulpe granuleux). 

Octopus corpore tuherculis sparsis granulato, cotyledo- 
nibus crebris biserialibus. — 
3. Ottopus cirrhosus (Poulpe eirrheux ). 

Octopus corpore subrotundo laeviusculo, brachiis com» 


pressis spiralitcr convolutis, cotyledonibus uniserialibus. 


4. Octopus moschatus.,(Poulpe musqué ). 
Octopus corpore elliptieo ‚laevi, brachis loreis prae- 
longis, cotyledonibus uniserialibus., 


Anmerkung: Lamarck bemühet ſich zu beweiſen, dag 
dieſe letztere Gattung, welcher die alten Naturforſcher, denen 
ſie ſehr wohl dekannt war, verſchiedene Namen gaben, als: 
eledona, bolitaena, ozolis, ozoena, osmylus, und’ die man im’ 
Sstalien wegen ihres ftarken Mofchusgeruches muscardino und 
muscarolo nennt, das Thier ſei, welches man oft in dem 
Papiernautilus ( argonauta argo) findet, das dieß aber niche 
das Thier ſelbſt fei, welches die Schaale gebildet Habe.’ Es 
quartiere fih fo bei dem Nautilus ein, wie der Cancer Ber« 
nardus es in andere Schaalthiere thut. DIE 





237 
Mr. 18, Ueber die fofiilen Knochen von Vierfüßern, 
von Eüvier, 


» Der Verfaffer hat fih vorgenommen in diefer Abhandlung, 
fo weit es ihm möglih wäre, alle foffilen Knochen zufammene 
auftellen, welche verfhiedenen Thiergattungen angehört haben; 
er mag fie nun entweder ſebſt gefehen, oder nur die Beſchrei⸗ 
bung derſelben bei anderen Schriftftelleen gefunden haben, 
danach die Scelette diefer Gattungen zu berichtigen und fie mit 
denen zu vergleichen, welche fich lebend auf unferer Erdflaͤche 
finden, um dann die Uebereinſtimmungen und Verſchiedenheiten 
zwiſchen beiden beitimmen zu Eünnen, Hier folgt die Reihe, 
welche er bearbeitet hat. 

1. Das Thier, von welchem die Knochen und Fangzaͤhne 
kommen, welche von den Ruſſen und den Eimvohnern Gibes 
tiens Anochen und Hörner des Mammouth gettannt were 
den. Auch in verfchiebenen europdifchen Gegenden findet man 
foffile Ueberrefte derſelben. Es ift eine Elephantengattung, 
welche fih dem afiatifchen nähert, aber doch vor demſelben 
durch tiefere Fangzahnhoͤhlen, durch einen ftumpferen Winkel 
des Unterkiefers und durch dünnere Platten der Backenzaͤhne 
ſich unterfheider. Das Original diefer Gattung ift noch nicht 
befannt; obgieih nıan es bisher immer für den gewoͤhnlichen 
Elephanten gehalten hat, 

2. Das Thier, deffen Heberbleibfel man am Ohio in Nord⸗ 
amerika findet, und welches von Amerifanern und Engländern 
auch Mammouth genannt wird, obgleich es vom vorigen fehr 
verfhieden if. Man finder aud) in Europa und Aſien Webers 
bleibfel davon. Es muß ungefähr in der Größe des Elephan⸗ 
sen aber plumper gewefen fein. Die Fangzahne beffelben find 


238 
kleiner, die Backenzaͤhne mit dicken fchneidenden Spitzen ver⸗ 
fehen, deren Fläche, wenn fie abgenust find, doppelte queer⸗ 
liegende Nauten zeigt. Es hat drei Backenzaͤhne an jeter 
Seite, einen mit vier, einen mit fechs und einen mit acht: 
Spitzen. 


* 


3. Das Thier, deſſen von Kupfer gefaͤrbte Zähne die Tuͤr· 


Eiffe liefern, wovon fih eine Grube zu Simore in Languedoc 
fand, Bon eben diefer Gattung finden fid) Weberbleibfel im 
Departement von l’Ain, in Peru und an anderen Orten. Es 
muß dem vorigen ziemlich aͤhnlich geweſen ſein, aber die Spitzen 
feiner Backenzaͤhne find kegelformig, und wenn fie abgenutzt 
werden, zeigt ihr Abſchnitt zuerft einen Zirkel, dann ein 
halbes Eirund und dann eine Klechlatssgeftalt, woher man 
fie mit den Zähnen des Nilpferdes verwechſelt hat. Es giebt 
ſolcher Zähne mit zwoͤlf, andere mic ſechs und andere mie 
vier Spitzen. 


4. Bippopotamus. Man findet in Franfreih und in _ 


anderen Gegenden Zahne und Bruchſtücke ven Kinnladen, in 
weldyen der Verfaſſer bis fest nichts defunden bat, was son 
denen der gewöhnlichen Nilpferde verfchieden waͤre; da er in⸗ 
deſſen einen vollitändigen Knochen geſehen bat, fo kann er die. 
völlige Identitaͤt noch nicht behaupten, 


5. Die Nafehorngattung mit verlangertem Schaͤdel, welche 


man in Siberien, in Deutfchland und in anderen Ländern ans 
getroffen hat. Der Berfaffer hat Zähne und Bruchſtũcke von 
Kinnladen geſehen, welche in Frankreich gefunden ſind, und 
ihm von-eben dieſem Thiere herzukommen ſcheinen. Das vor⸗ 
zuͤglichſte Kennzeichen dieſer Gattung beſteht in der knoͤchernen 
Naſeuſcheidewand; das Original iſt unbekannt. 





239 


6. Ein Backenzahu mit zwei Queererhabenheiten, welchen 
Gillet beſitzt und wovon ſich auch im Nationalmufeum ein 
junges Eremplar befindet. Er gleicht weder den ausgewachſenen 
nod) den keimenden Zähnen irgend eines lebenden oder foflilen 
bekannten TIhieres. Der einzige Zahn, dem er ſich ein wenig 
nähert, ift der hinterfte und untere Backenzahn des Nafehornes, 
Diefer Zahn zeige alfo eine fechfte fefile Gattung an, deren 
lebendes Original unbefannt ift, 

7. Das zwoͤlf Fuß lange und fechs Fuß hohe Thier, deffen 
unter der Erde in Paraguay gefundenes Scelet in der Samm⸗ 
fung des Königes von Spanien zu. Madrid aufbewahrt wird, 
Der Berjaffer zeigt durch eine genaue Vergleihung der Knochen 
diefes Thieres mit denen aller befannten Vierfüßer, daß es eine 
eigene abgefonderte Gattung fei, welche fi) dem Gefchlechte 
der Faulthiere mehr als irgend einem anderen nähert, und 
welches man das Riefenfaulchier nennen fünnte. Der Verfaffer 
giebt Hier beiläufig die intereffante Entdeckung an, welche er 
gemacht hat, daß der Ai oder das dreizehige Faufthier beftans 
big neun Halswirbel hat *). Dieb ift die erfte bekannte Auss 
nahme von der befannten von Daubenton feftgefeisten Hegel, 

> daß alle vierfüßigen Saͤugethiere nicht mehr und nicht weniger 
j als fieben Halswirbel haben. 
8. Das Thier, deſſen Nefte man in den Höhlen bei Gays 
lenrteuth und Muggendorf im Margrafthum Daireuth finder, 
Es ift von mehreren für’einen Eisbären gehalten worden, von 
welchem es ſich aber, fo wie ven allen anderen befannten 
Därenarten durd) vie Form des Schädels unterfcheidet, welcher 








*) Es freuet mich dieſe um amcmee Teſchreibung des Hnochengebäudes dieſes 
> Ehiored angefnhrte Walhrheit, wich durch Ciwier befrittiger zu ſehen, und mar 


muß (id wundern, wie Daubenton bie ͤberſehen konnte. 
w, 


248 { 
vorzuͤglich durch die  vorfpringende Stirn, durch den Mangel 
des Eleinen Zahnes, welcher fich bei allen bekannten Bärenarten 
hinter jedem Eckzahne finden, ferner durch den Knochenkanal 
des Dberarmbeines fir die Armfchlogader, und durch verfchies 
dene andere Punkte in der Geftalt und in dem Verhältniſſe 
der Knochen harafterifirt wird. Indeſſen nähert fi) —* die⸗ 
ſes Thier den Baͤren noch am meiſten. 

9. Das fleiſchfreſſende Thier, deſſen Knochen man in den 
Gypsgruben zu Montmartre findet. Die Geſtalt der Kinn⸗ 
laden, die Zahl der Backenzaͤhne und die Spitzen derſelben 
zeigen an, daß ſich dieſe Gattung dem Geſchlechte canis ans 
fliege; indeffen gleiche ſie doch Feiner Gattung diefes Geſchlech⸗ 
tes volllommen, Das auffallendfte Unterfcheidungszeichen ber 
fteht darinn, daß bei dem Thiere von Montmartre der ſiebente 
Backenzahn des Unterkiefers der größefte iſt, dahingegen bei 
den Wölfen, Hunden und Füchfen es der fünfte iſt. 

10. Das Thier, defien bei Verona gefundener Unterkiefer 
von Joſeph Monti fuͤr einen Theil des Seekuhſchaͤdels gehalten 
wurde, welche Idee von allen Geologen angenommen iſt, ob⸗ 
gleich ſie den erſten Begriffen der veraleichenden Zergliederungs⸗ 
kunde wiederſpricht. Dieſer Kiefer hat nach Cuviers Meinung” 
einem Thiere angehoͤrt, welches obgleich ſpezifiſch verſchieden 
doch dem Mammouth, dem Ohiothiere und’ dem Thiere von 
Simore verwandt iſt. Sein auszeichnendſtes Merkmal iſt der 
durch ſeine Symphyſe gebildete Schnabel. * 
11. Das hirſchartige Thier, deſſen Knochen und Geweihe 
man in Irland, Eugland, Maſtricht u. ſ. w. findet, Es unters 
ſcheidet ſich hinlänalih von allen Hirſchgattungen und ſelbſt 
vom Elenn, wohin man es gerechnet hat, durch die ungeheure 
Größe feiner Geweihe, durch die Flachheit des vorderen Theiles 











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* 


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241 


und durch die Aeſte, welche vom Grunde abgehen. In den 
philofophiichen Transaktionen find mehrere Abbildungen davon 
zu finden. Y 

12. Das Ochſengeſchlecht allein zeigt mehrere foſſile Gats 
tungen. Pallas hat zwei Schädel derjelben befihrieben, welche 
fih in Siberien finden. Den einen davon hatte er zum 
gemeinen Büffel gerechnet, nachher aber hielt er ihn für 
eine befondere Gattung, welche urfpränglich aus Thibet herz 
ſtammt und Arni genannt wird. Cuͤvier zeigt durch ofteologi«- 
ſche Vergleichung, dag diefe Schädel nicht von Büffeln: Hera 
£ommen, Die andere Gattung -fchien Pallas von dem 
Capſchen Büffel oder von dem Mofchusochfen von Canada 
abzufammen. Cuͤvier beweift, daß fie vom erſten nicht herz 
kommen koͤnnen; da er aber Feine Schädel des Armi und des 
Biſamochſen Hat, fo entfcheidet er nicht über, ihre Identitaͤt 
mit diefen foffilen Schädeln. 

Der Berfaffer befchreibt noch zwei Schäbdelarten, melde 
in den Torfgruben des Departements de la Somme gefunden 
und denen unferes gemeinen Dchfen und der Auerochfen fehr 
aͤhnlich find, diefelben aber um mehr als ein Viertheil an 
Größe übertreffen. 

Aus diefen Unterfuchungen ſchließt Cüvier: 1) Daß es 
falfch fei wenn man behaupte, daß die Thiere des Südens 


vormals in Norden gewohnt haben, da ihre Gattungen nicht 


vollfommen übereinftinmen. 2) Daß in allen Ländern Thiere 
gelebt Haben, welche jeßt nicht mehr dafelbft ‚leben, und fich 
überhaupt in feinem befannten Sande wiederfinden, Er übers 
hält es nun dem Geologen in ihrem Spfteme das zu vers 
änderen, oder hinzuzufeßen, was fie zue Erklärung der Thats 
fahren für guet finden, welche er dargelegt hat, 

1. Bandes 2, Stüd, Q 


242 
Mr. 19. Meber eine neue Fliegengattung, 
von Ant, Coquebert, 


l 


« Musca octopunctata. 

M. antennis setariis, subpilosa thorace macula ‚dorsali 
Srysea quadrata, punctis — nigris. 

Deser. parva, grisea, nigro maculata, subpilosa. Capus 
oculis fusco-rubris, palpis clavaque antennarum ferrugineis, 
Thorax antice linea recta utrinque brevi, nigra; macula 
grisea quadrata in area nigra, punctis octo nigris in lineas 
duas transversas, parallclas dispositis.  Srufelum nigrum 
nitidum prominulum rofundatum. Peius plumbeum. ı las 
magnae hyalinae fasciis tribus transversis lutescentibus fusco 
marginatis, puncto marginali «piceque fuscis. Abdomen breve 
basi, fascia ınedia anoque nigris. Pedes pallide testaceis, 
fempribus supra nigris infra cinereis geniculis pallidis. 

Diefe artige Fliege hat Eoquebert in dee Gegend von 
Nheims auf dem Stamme eines abgeftorbenen Baumes gefuns 
den. Sie lebe gefellfchaftlich. Ihre großen roͤthlich Bandirten 
Flügel Halt fie ausgebreitet, indem fie ihnen eine ſchwingende 
Bewegung giebt; zuweilen legt fie diefelben auch übereinander, 
fo daß fie ihren Unterleib bedecken. Sie geht mit ziemlicher _ 
Leichtigkeit von der Seite, 


Y 


Ueber die Blutgefäße der Blutegel und die rothe Farbe 
der darinn enthaltenen Flüffigfeit, von Cüvier. 
Dei feinen fortgefeßten Unterfuchungen über die Anatomie 


der weißblürigen Thiere, welche der Verfaffer bald herausgeben 
wird, hat er eine Gattung gefunden, welche ihn noͤthiget, diefe 





443 


allgemeine Benennung zu. veränderen: nämlich den Blutegel. 


Dieſes Thier hat vothes Blut, nicht das, was es gefogen hat 
und welches im Darmkanale enthalten fein würde, denn diefes 
wird auf der Stelle verändert, fondern eine wahre ernährende 
Flaͤſſigkoeit, welche in Gefäßen enthalten ift, und darinn vermbge 
einer abwechfeinden Bewegung you fehr merklicher Syſtole und 
Diaſtole zirkulirt, 

Diefe Gefäße bilden vier Hauptſtaͤmme, naͤmlich zwei an 
den Seiten einen Bauch- und einen Ruͤckenſtamm: die beiden 
erſteren gehören zu einer anderen Art, als die beiden letzteren, 
der Verfafer hat aber noch nicht ausmachen koͤnnen, welches 
die Schlagadern und welches die Venen fein, 

Die beiden Seitengefäße gehen von einem Ende des Kür: 
dere zum anderen, und bilden indem fie fich durch Ziveige vers 
binden ein Netz, welches ſich eingeſpritzt ſehr ſchͤn ausnimmt. 

Das Bauch- und Ruͤckengefaͤß bildet kein ſolches Netz; 
beide geben nur Zweige, welche abwechſelnd und in ſchraͤger 


Richtung abgehen, und ſich auf gewöhnliche Art vertheilen, 


Das Bauchgefäß liegt gerade unter dem Markſtrange der Mer: 


venfnoten, von welchen alle Nerven ausgehen. 


Dan kann einen Blutegel nicht ohne eine große Ergießung 


dieſes rothen Blutes öffnen; indeffen bleibt doch noch genug in 


den Gefaͤßen übrig, um es fehr gut darinn ‚unterfcheiden zu 


innen. Die Farbe deffelben ift ungefähr fo wie das Schlag. 


aderblut der Froͤſche. 


Nr, 20. Beobachtungen über die Sanghalsjungfer, 
' Raphidia, ophiopsis, von $afreille, 


Rinne gab im Jahre 1736 die Befchreibung diefes Inſektes, 


woraus er ein eigenes Gefchlecht unter bem Namen Kaphidia 


N 2 


3°.) ° A ; 
machte, in den Actis Upsal. heraus, Die Neuroptera dieſes 
Verfaſſers enthalten in der That Fein Gefchlecht, deffen Kenne 
zeichen beftimmter und leichter zu faffen wären, De Geer hat 
über diefes Inſekt eine fehr weitlaͤufige Abhandlung geliefert, 
Es ſcheint aber, als ob Linne der einzige gemefen fei, der die 
Nymphe davon gefehen habe, von welder er felbft blog fagt, 
fie fei dem vollfommenen Inſekt fehr ähnlich, gehe und ftelfe 
fi wie diefes und fei bloß durch den Mangel der Flügel untere 
ſchieden, von welchen man nur die Anlage bemerfe. Die Larve 
deffelben ift ihm fo wie auch den anderen Naturforfchern, welche 
nad) ihm von bdiefem Inſekt gehandelt haben, unbekannt ges 
wefen. Da ic) in diefen leßten Tagen Gelegenheit gehabt Habe, 
dieſe Larve zu beobachten, fo will ich der Sefellfihaft meine 
Unterfuchungen darüber, nebſt einigen über das Gefchlecht 
Raphidia und über die männlichen Geſchlechtstheile der Raphidia 
ophiopsis gemachten Bemerkungen mittheilen. 
Um bei den Gefchlechtsfennzeichen anzufangen, bemerfe ich: 
ı) Daß die Unterlefze ziemlich groß, vorfpringend, Halb leder 
artig, vorn halbfreisformig zugerundet fei. 2) Daß die Mans 
dibeln fehr ſtatk, ſchaalenartig (ecailleux), in eine hafenfürmige 
> Spige geendiget und an der inneren Seite gezahnt find, 3) Daß 
die vier Palpen zylindrifh, kurz, die vorderen ein wenig län» 
ger find, aus fünf und nicht wie man gefagt hat aus vier, 
die Fippenpalpen aus drei Gliedern beftehen, Noch ift zu deu 
merken, daß die Marillen nicht wie man behauptet hat ganz, 
fondern am Ende kurz getheilt find, fo daß die äußere Abtheis 
lung zylindriſch, zuſammengedruͤckt und ſtumpf, die innere dreis 
eig an der gegen die Lefze hin ſtark behaart ift. Sie ſcheint 
fo wie die Marille felbft geringelt, das heißt aus Eleinen Queer⸗ 
theilchen zufammengefeßt, deren einige weicher und weiß, die 


245 
anderen ſchwaͤrzlich oder braun ſind. Dieſe letztere Farbe hat 
den beruͤhmten Fabrizius getaͤuſcht, und er hat geglaubt daß 
die Maxille aus einer hornartigen Subſtanz beſtehe. Es waͤre 
in der That zu wuͤnſchen, daß man den Sinn des Wortes 
hornartig naͤher und gewiſſer beſtimmte; denn ich finde es oft 
in der Entomologie ſehr uͤbel angewandt. 
Die Art von Bohrer, womit das Weibchen am Ende des 
Körpers verſehen iſt, hat de Geer ſehr weitlaͤufig beſchrieben. 
Der Bauch endiget ſich bei beiden Geſchlechtern in einen weichen 
Theil, welcher eine faſt Eegelfürmige, ſtumpfe vöhrenformige 
Hervoragung bildet. Unter dieſem Theile habe ich bei dem 
Männchen zwei fehr fiarfe, fehaalenartige, zuruͤckgekruͤmmte 
Haken gefunden, und zwiſchen diefen liegt das Befruchtungss 
Werkzeug, deffen Struftur ic) nicht gut entwickeln Eonnte, da 
ich das Thier nicht lebendig unterfuchte. 

Diefe fonderbare Verlängerung und diefe Form des Bruſt⸗ 
flüdes der Raphidien paſſt fehr gut zu ihren Sitten und ihrer 
Lebensart. Diefe Inſekten leben vom Kaube; fie laufen an den 
Stämmen verfhiedener Bäume; und haben um ihren Raub 
feichter erhaſchen zu Eünnen eine große Biegſamkeit des Körz 
pers, fo daß er oft an der Verbindung des Bruftftückes mit 
dem Dauche zerbrochen fcheint. 

Die Larve ift länger als das vollfommene Inſekt und faft 
wurmfoͤrmig. Ihr Körper befteht außer dem Kopfe aus zwoͤlf 
- Mingen, tweldye an den Seiten gebogen und oben mit einer 
Kleinen, vieredigen, gefärbten Platte bedeckt find. Der Kopf 
iſt groß, fehr platt, viereckig, mit zwei fehr kurzen Fegelfürmi- 
gen, blaffen, aus drei Stücden beftchenden Fühlhornern vers 
feben. Es ſchien mir als ob an der Stelle der Augen zwei 
kleine Körner zu fehen wären, Die drei erſten Ninge find von 


246 

gleicher Groͤße, und jeder derfelben hat ein Paar kurze, blaffe, 
in zwei ſtarke Hafen ſich endigende Füße. Die Platte des 
erffen tft oben ſchwarz; die folgenden Ninge nehmen bis gegen 
die Mitte bes Körpers zu, und dann wieder ab; fo daß der 
Körper in eine ſtumpfe Spiße endet. Der Körper ift braun, 
mit Fleinen, länglichen, blaffen Strichen gezeichnet, etwas bes 
baart, Bei der PVergleichung diefer Larve mit dem vollfom:- 
menen Inſekte wird man ohne Mühe ihre große gg 
gewahr, 

Diefe Larve wohnt in Niffen und Furchen unter der Rinde 
der Baume, Ste lauft mit großer Schnelligkeit umher, und 
bat noch mehr Biegſamkeit des Körpers als dag vollfommene 
Inſekt. Im Gehen drehet fie den Kopf von einer Seite zur 
anderen, und drängt fich in die Eleinen Hoͤhlungen. Bei der 
mindeſten Gefahr zieht fie ſich mit der groͤßeſten Geſchwindig⸗ 
keit zuruͤck und laͤuft dann ſelbſt rücklings, Wenn ihr Schlupf: 
winkel nicht für ihren Körper groß genug iſt, fo verſucht man 
vergebens den nicht vorborgenen Theil hervorzuziehen ;* man 
mag fie noch fo fehe quälen und verftümmeln, fie seht durch 
aus nicht aus ihrem Schlupfreinkel, 


Ueber die Knochen welche fih im Gypſe von 
Montmartre finden, von Cüvdier, 


Der Verfaffer, welcher, wie es in einem der vorigen Auf: 
fäße angegeben ift, aus einigen in zu geringer Anzahl vor— 
Handenen Bruchſtuͤcken, ſchloß, daß dieſe Knochen von einer 
Gattung des Hundegeſchlechtes herkommen, hat nach der Unter— 
ſuchung einer ſehr betraͤchtlichen Anzahl gefunden, daß ſie von 
drei Gattungen kommen, welche ſich durch die Groͤße und einige 





247 
andere geringfcheinende Umftände unterfcheiden, aber doch anf ein 
und daffelbe und zwar ein neues Gefchlecht zurückgeführt werden 
müffen, das zu der Ordnung Pachydermata gehört und faft mit: 
ten zwifchen dem Nafehorne dem Tapir und dem Schweine inne 
ſteht. 

Folgendes Haben die drei Gattungen mit einander gemein, 
Die Zahl ihrer Badkenzähne iſt acht und zwanzig, namlid) fies 
ben an jeder Seite in jedem Kiefer; die Kronen find glatt, und 
nad) dem Abnusen ſieht man Abtheilungen von Knochenſubſtanz 
daran, welche wie bei allen Herbivoren durch fFärfer vorragende 
Leiften von Schmelz getrennt find. Die oberen Zähne find faft 
vierecfig, die unteren beftehen aus zwei halbmondfoͤrmigen Stüs 
den, den erften ausgenommen, welcher eine gerade Schneide, und 
den legten, welcher drei halbmondfoͤrmige Theile hat. Diefe 
Bildung ift der des Nhinoceros fehr ähnlich, aber die Schneide⸗ 
und Eckzaͤhne ſind ſehr verſchieden und dem Tapir aͤhnlich; denn 
ſowohl oben als unten finden ſich ſechs ſcharfe Schneide- und 
zwei Eckzaͤhne, und hinter diefen iſt ein lerrer Raum, bis zum 
eriten Badenzahne. Doch if diefer Raum verhältnigmäßig 
fürzer als bei dem Tapir. 

Die allgemeine Geftalt des Unterfiefers gleicht ebenfalls der 
beim Tapir fehr, vorzüglich in der hinteren Krümmung. Eben 
dieß ift der Fall mit dem Schädel und vorzüglich mit den Nafenz 
knochen, welche gleichfalls fehr kurz find und daher auch einen 
Ruͤſſel getragen zu haben feinen, 


Die drei Gattungen unrerfcheiden fich auffer der Größe vor; 
zuͤglich durch die Hinterfüge, wovon Cüvier fo glücklich gewefen 
iſt, alle Knochen zu fammeln, fo daß er fie zufammengefest zeigen 
kann, 


243°: 

Die größefte Gattung hat zwei faft gleiche Zehen, naͤmlich 
die mittlere und Auffere, die dritte innere Zeche ift viel kleiner; fie 
nähere fich dadurch, dem Thieren mit gefpaltenen Klauen; auch 
hat das Ferfenbein eine Gelenfflähe zur Verbindung mit den . 
Knochen der an Statt des Wadenbeines da if, und diefes Kenn: 
zeichen ifE den Thieren mit gefpaltenen Klauen befonders eigen. 
Das Würfelbein ift zur Anlage der äufferen Zehe fehr breit, > 


In den beiden anderen Gattungen verbindet ſich das Ferfenz 
bein nicht mit dem Wadenbeine, und ift im allgemeinen faft 
eben fo wie bey dem Tapir gebildet. Es finden fich drei Zehen 
deren Auffere und innere dünner als die mittelfte iſt; auch iſt 
das Mürfelbein zufammengebrückt; indeffen iſt dieß doch bei der 
Eleinften Gattung weniger der Fall, als bei der Mittelgattung. 
Diefe letztere hat uͤberdem noch ein eigenes Kenmpeichen , namlich) 
einen überzähligeä Knochen, welcher an der Stelle fist wo das 
keilſoͤrmige Dein der großen Zehe fein follte, aber Feine große 
Zehe, ja nicht einmal einen Mittelfußfnochen trägt, Er verbin« 
det fich mit einer GSelenffläche des Kahnbeines, welches drei fol: 
cher Flächen hat, da hingegen es bei der größeften und Eleinften 
Gattung nur zivei hat. * 


Den Vorderfuß hat Cuͤvier nur bei der Mittelgattung zus 
fammenbringen Eonnen, Ellenbogenbein und Speiche find unter 
einander und mit dem Oberarmbeine verbunden, ſo daß das 
Thier die Vordertatze nicht drehen kann, ſondern dieſelbe immer 
in der Pronation halten muß, welches allen Pachydermen ge— 
mein ift. Die Handwurzel ift der des Nafehorns vollig gleich. 
Es find drei faft gleiche Zehen und an der Stelle des Daumens 
ein Eleiner überzähliger Knochen vorhanden. > 


Die große Gattung hat wenigftens die Größe des Pferdes, 





249 
die Mittelgattung des Schweines und die Fleinfte Gattung ift - 
kaum größer als ein Haſe. 

Die Knochen find ſaͤmmtlich mehr oder weniger zerreiblich 
und im Gyypſe infruftirt, fie liegen zerſtreut und nur felten findet 
man die Stücen zufammen, welche zu demfelben Fuße gehört 
haben. Gemeiniglich find die Knochen mit einer weißlichen 
Mergelart überzogen, welche zwiſchen ihnen und dem Gypſe liegt. 





Mr. 22. Auszug einer Abhandlung über die Fa— 
; milie der Minirfpinnen, von Latreille. 

Latreille Hat gemeinfchaftliche Kennzeichen für die Spinnen 
aufgefunden, welche ein mit Spinnenweben ausgekleidetes Loch 
bewohnen, das mit einem durch ein Band befeftigten Deckel 
verfchloffen iſt. Er giebt folgende. Kennzeichen diefer Fami— 
lie an. 

Die Augen —* oo ° 

"Die Palpen groß, am Ende unten mit Spiken befeßt, 
Die Mandideln fehr behaart: am oberen Ende des erften Stüs 
des mit einer Neihe von Zähnen oder fehaalenarrigen Stuͤcken 
verſehen. 
14 Der Körper laͤnglich — das Brufiftück eirund auf dem Ruͤk— 
fen mit einer Schärfe verfehen. — Der Bauch eirund. — 
Die Deine von mittlerer Länge, die mittleren etwas fürzer. — 
Die letzten Glieder der beiden vorderen unten mit Stacheln 
beſetzt. 
. Der Verfaſſer bringt drei Gattungen unter dieſe Familie, 
welche er zu beobachten Gelegenheit hatte: er beſchreibt fie und 
ihre Nefter, - 





2:0 
». Aranea caementaria. (Araignde maconne). 

Braun, eine Schärfe auf dem Bruftftücte, am Umfang und 
an den Füßen heller, Augen fehr nahe auf einer Erhöhung beis 
fammen liegend : fünf verlängerte faft gleiche Zähne über der An⸗ 
fegung der Klauen, 

Es ift die wahre araignde magonne deren Lebensart von 
Sauvages befchtieben ift. Ihre Höhle iſt fchief, der zirkelrunde 
Dedel paßt in einen am Eingange angebrachten Fa. Man 
finder fie in der Gegend von Montpellier. 


2. Aranca Sawagesii. Rofsi. 

Schwärzlich Braun; große fehr ftachelige Palpen; am Bau: 
he zwei längliche Warzen; über der Anfeßung der Klauen vier 
kurze breite ungleiche Zähne, Ä 

Sie findet fi in Corfifa. Latreille glaube, daß diefes die 
Gattung fei, von welcher Olivier fpricht. Sie gräbt ſich eine 
ſenkrechte Höhle, deren Deckel einem Zirkel gleich it, wovon ein 
Abſchnitt weggenommen worden. Er bleibt offen, fo lange dag 
Thier auſſerhalb der Höhle iſt. EEncyel. method. Hist. nat. 
IV. 228.) N 


3. Aranea nidulans. Fabr. Mantissa insed, 


Die Höhle gleiche der der erfien Gattung, 


Befchreibung einer neuen Spinnengattung, von 
Latreille— 


Aranea peria. (Araignde habile.) 


Augen: 





251 

Roͤthlichgrau⸗ mit plattem Bruchſtuͤcke im ra mit 
ſchwarz gefleckt; die Beine mit ſchwarzen Banden, 

Livido-grisea; thorace a esso, in ambitu fusco macu- 
lato, pedibuis fasciatis. j 

Sie gehört zur Familie der leups. Sie erbauet über einem 
etliche Centimeter tiefen ſenkrechten Loche eine Arc von ſpinnewe⸗ 
benem Kegel, welcher von auſſen mit Staube und Saudkoͤrnern 
bedeckt ift und daher dern Auge leicht entgeht. Diefer Kegel hat 
24 Millimeter im Umfange und 27 oder 28 in dev Höhe, 


Auszug der Beobachtungen über die Gemwebe der Gar: 
i tenfpinne oder Kreuzfpinne (Aranea diadema), 
von Benedikt Prevoft. 


"Die Gewebe, welche die Krenzfpinne und einige andere vers 
wandte Spinnen im den Garten aufhängen, beftehen erftlic aus 
‚Fäden, welde von einem’gemeinfhaftlihen Mittelpunkte aus— 
einander laufen, und dann aus einem ſpiralfoͤrmig gewundenen 
Faden, welcher gleichfalls im Mittelpunfte befeftiget und in etwa 
gleihen Entfernungen umbergeführt ift, fo daß er eine Menge 
fonzentrifcher Zirkel vorftellt. Die leeren Zwoifchenräume der 
Mafchen zwifchen diefen Faden find groß genug um kleine Inſek⸗ 
ten ducchzulaffen, 


Prevoft hat bemerft, daß die Zirkelfaͤden mit einer Fleberi- 
gen Maffe überzogen, die Nadienfäden aber durchaus nicht Eles 
berig find; auch läuft die Spinne immer nur auf diefen letzte— 
"ren, welche fie auf dem Fürzeften Wege leiten, ohne daß fie nd» 
thig hätte, die klebrizen Fäden zu berühren, welche ſich an ihre 


6 Füge hängen und zerreiffen würden, 





252 


Alſo fangen diefe Spinnen ihren Raub-zu. gleicher ‚Zeit im 
Garne und mit Leime. - 


Ueber ein neues Geflecht zweifchaaliger Mufcheln 
Cyrtolaria genannt, von Daubdin, ? 


Dieſes Geſchlecht iſt mit Solen und Mya verwandt, untere 
ſcheidet fich aber von diefen durch das Schloß ohne Zähne und 
Grube (Fovea), welches aber ſtark gewölbt und vorfpringend iſt. 
Diefe Bildung iſt durch die Benennung Cyrtodaria angedeutet. 

Geſchlechtskennzeichen: Schräg geöffnete Schaalen, 
Ungezahntes vorfpringendes ftark erhabenes (bossue) Schloß. 

Gattungen C. incrustata der Dueere nach länglich ‚ inwen⸗ 
dig mie einer kammformigen Kalkkruſte überzogen und mit einem 
ſchwaͤrzlichen Firniß bedeckt. 

C. ovalis. Eirund; aſchfarben, glatt, in der Queere mit 
drei braͤunlichen Streifen bezeichnet. Inwendig gelblich. 

Dieſe Muſchel hat Soldani bei Meffina im Sande des See: 
geftades bemerkt, 

C. caspiensis. Mya edentula Pallas. 

C. erıtica. Mya arctica. T Zoega. Müller. O Fabricius. 

. St. Westrog. p. 198. t. 5. fig. 2. 
Bi byssifera. Mya byssif. O Fabrlc. Faun. groen. p. 407. 
No. 408. 


Auszug der anatomifchen Bemerfungen über das Huhn 
im ungebohrenen Zuftande, von ge'veille. 


Die Leber des Hühnchens, welches nody nicht geathmet hat, 
iſt in zwei gleiche Lappen getheilt, und ihr Umfang ift im gleichen 





253 


— mit den uͤbrigen Theilen des Thieres, dahingegen 
die Leber im Fitus der Saͤugethiere verhaͤltnißmaͤßig ungleich 
berrächtlicher iſt; der Verfaſſer fchreibt diefen Unterfchied dem 
Mangel der Mahelvene in den Bügeln zu, 

Die Gallenblafe des noch nicht ausgefrochenen, oder eben 
ausgefrochenen Huͤhnchens enthält eine dickfluffige dunfelgrüne 
Galle, dahingegen im Foͤtus der Saͤugethiere die Blaſengalle 
ſehr duͤnnfluͤſſig durchſcheinend und von veraͤnderllcher Farbe iſt. 
Auch der Geſchmack dieſer beiden Fluͤſſigkeiten iſt ſehr verſchieden, 
welche Verſchiedenheit der Verfaſſer der beſonderen Art zuſchreibt, 
welche die Natur bei der Ernährung dieſer beiden Arten von Fo« 
tus anwendet, Der Foͤtus der- lebendiggebäahrende Thiere Icht, 
wählt und entwickelt ficd) duch das Schlagaderblut feiner Mut: 
ter, welches bekanntlich wenig Gallenſtoff enthält; der Foͤtus der 
eierlegenden Thiere hingegen erhält feine Nahrung aus dem Gels 
ben des Eies, welche Flüffigkeit von der Pfortader aufgenommen 
und von da in die Leber gebracht wird, um da verarbeitet zu 
werden, als wenn das Thier fich ſchon feiner Verdauungswerk: 
zeuge bediente, Aus diefen Bemerkungen ſchließt dev Verfaffer 
dag die Gallenblafe der Embryonen von’ lebendiggebährenden 
Thieren wenig oder gar feine, hingegen die der eierlegenden Thiere 
wahre Galle enthalte. 


Mr. 23. Auszug einer Abhandlung, welche Unterfu- 
ungen über die Dauer der Trächtigfeit bei ven 
Weibchen der Thiere enthält, von Teffier. 

Der Verfaffer erinnert zuerft an die Streitigkeiten, welche 


vor etwa zwanzig Fahren unter den Phyſiologen über die Mög: 
lichkeit verfpäteter Geburten Statt gefunden haben, Bovnard 


254 
und Lonis festen Bertin und Perit die Unabaͤnderlichkeit in. der 
Tragezeit der Thiere entgegen; aber diefe Thatfache war noch 
nicht beſtaͤttiget. Teſſier nahm ſich gleich damals dieſe Beſtaͤtti⸗ 
gung vor, und hielt deswegen Correspondenz und ſehr genaue 
Tagebuͤcher. Das Reſultat, welches er dem Inſtitute vorgelegt 
Hat, iſt die Frucht dieſer Bemühungen; er theilt ſeine Arbeit in 
eben fo viele Abſchnitte als er Thiere bar beobacheen koͤnnen. 


1. Abfhnie Kühe 


160 find beobachtet: 14 haben vom 241fen bis zum 265/81 Tage 
gekalbt, das heifft in einem Zeitraume von acht Monaten bis 8 
Monaten 26 Tage. / 

3 den 270ſten Tag 


4 „bis zum . Tao ‚ i 
50 vom 270.bis zum 280. Tage Es find a ee 


- 280, bis zum 290, Tage? -  . k } 
a N 3 zwifchen beiden Ertremen, 


20 den 300. Tag 
s den 308. Tag rd ; 


2. Abfhnitt, Stuten * 


102 ſind beobachtet 


3 habenden zur. Tag geworfen Welches ein Latus der Traͤch⸗ 


tigkeit von 83 Tagen giebt. 


1 den 314, 

— Zwiſchen den Kuͤhen und 
— 

Pen Stuten findet die Bemers 


fung Statt, daß es unter 
den erfteren mehrere giebt, 
welche vor dem gten Mos 
f nate, als unter den letzten, 
welche vor dem ııten Mo⸗ 
nat geworfen haben, 


2 — 350, oder gerade ıı Monat 

von 30 Tagen. 

47 von 340 bis 350. 
25 — 350, — 360, 
sa — 360 — 377. 
2 — 39410 Tag. 









. 


N 


ass 


3. Abſchnitt. Mutterfhmweine 

‚Nur 16 find beobachtet worden, 

ı har am 109. Tage oder nad) 3 Monaten und 19 Tagen leben 
dige Junge geworfen 

10 vom uo. bis 120. Tagen 

2 den 121. Tag Keines ift über 4 Monat 

en U 7 FE traͤchtig gewefen. 

L— 13, — 

4. Abſchnitt. Kaninhen 

139 find vom vierten bis zum fechsten vepublifanifchen Sabre 
beobachtet worden. 

ı den 26. Tag y 

2-2, — 


Das Ertrem macht hier nur 
7 Tage: 
21 —31, — 

9 — —— — 

Der Verfaſſer hat ſich vorgenommen aͤhnliche Bemerkungen 
an den Eiern der Vögel zu machen. Er führt in dieſer Hinſicht 
eine fonderbare Beobachtung an, welche Darcet befannt gemacht 
bat. Sie ift folgende; Von zugleich bebrüteten Eiern kroch das 
Voͤgelchen aus dem einen den ızten Tag, aus 2 den ızten, aus 
3 den 18. aus s den 19. und 20ſtrn Tag aus. 


Nr. 24. Auszug einer Abhandlung über die Häute, welche 
das Hühnchen im Eie umgaben, von Leveille, 


Der Fötus der Vögel ijt gleich dem der Saͤugethiere in ei: 
nem mit Waſſer angefullten häutigen Sacke eingeſchloſſen, da er 


— 256 

aber bis zu dem Augenblicke, wo er das Ei verlaͤſſt, die Subſtan⸗ 
zen einfauge, welche zu feiner Nahrung beſtimmt find, fo folgt 
darans, das er mit diefen Subftanzen in gewiſſen Verhaͤltniſſen 
ſtehe, welche noch nicht Hinlänglich bekannt find, und die Leveille 
ſtudirt und befihrieben hat. \ | 

Wenn man am funfzehnten Tage der Bebrütung eines Hubs 
nes die Schaale zerbricht und das darin enthaltene in’s Waffer 
wirft, fo fieht man das Hühnchen durch das zwiſcheuliegende Ei⸗ 
gelb vom Weiſſen des Eies getvennt, Die ganze Maffe wird 
von einer gemeinſchaftlichen Haut umgeben, welche der Verf, die 
ſackfoͤrmige Haut nennt. Sie ift mit Gefäßen durchzogen; 
das erfte Eiweiß trenne diefelbe von allen denen wovon in der 
Folge die Nede fein wird... Wenn man diefe Haut queer dutch 
Schneider, fo fieht man gar feinen Zufammenhangf mit dein Nüf- 
fen des Hühnchens, fondern eine Verbindung mit dem zweiten 
Eiweiffe, durch ein Haͤutchen Celoison) welcyes fih in zwei Plat⸗ 
ten theilen laͤſſt. Die Entfernung der beiden Platten diefeg 
Häutchens bilder eine Kapfel, welde das z weite Eiweiß enthaͤlt, 
woher man ihm den Namen membrana leucilyma gegeben hat. 
Dieß Häuschen verlängert fih Eis an die Linie, welche das Ei— 
weiff vom Gelben trennt. Seine konkave Fläche bilder hier eine. 
Scheidewand zwiſchen beiden Subftanzen, der Verfaffer nennt 
fie chlorolewcilyma. Der mittlere Theil diefer Scheidewand 
ſchlaͤgt ſich in das Eiweiß zuruͤck und bildet hier eine Hoͤhle, wel⸗ 
che das dritte Eiweiß oder die Bereinigung der Theile enthält, 
welche man unpaſſlich chalazes genannt hat. Diefe Haut zeige | 
num verfchiedene Eiaenfhaften. Sie ift wie feiden- oder baums 
wollenartig; fie durchdringe eben diefes Eiweiß, fteht in Ver: 
bindung mit einem. gefäßreichen, fpiraigewundenen Strange 
welcher der capsula chlorilyma zum Stiele dient. Davon kann 








257 


man ſich leicht bei gekochten oder noch beffer bei bebruͤteten 
Eiern Überzeugen. 

Die das Gelbe einjchliegende Haut iſt chlorilyma genannt 
worden. Nachdem die Haut des weißen die Scheidervand 
chloroleucilyma gebildet hat, geht fie von beiden Seiten zum 
Ruͤcken des Huͤhnchens um bier umgefchlagen den Waſſer— 
beutel (poche des eaux) zu bilden. Sie hängt gewöhnlich 
fo feft an, daß es unmoͤglich ift fie zu zerfiören, woher der 
Berfajler ihr den Namen entero - chlorilyua gegeben hat, Sie 
„bewirkt die Berührung des Huͤhnchens mit dem Gelben, und 
bildet eine Höhle, in welcher die Maffe der Eingeweide ent- 
halten iſt; was der Verfaſſer den Wafferbeutel nennt, ift von 
Haller capsula umbilicalis genannt worden, fie hänge mit der 
vorigen zufammen, und man Fann fie nur gegen die Nabel: 
oͤffnung Hin in zwei Platten trennen, deren eine fich zur Haut 
begiebt, die andere fich bis in den Unterleib auf die Leber und 
Därme verlängert, wo fie die Ouechfcheinende aut (m. 
diaphane ) bilder. 

Die mit Blutgefäßen befeßten Häute find die ſackfoͤrmige, 
die leucilyma, die Scheidewand und die chlorilymaz; die übri- 
gen haben durchaus feine Blutgefäße, fie erhalten nur ferofe 
Gefäße, welche nur durchs Mikroskop fichtbar find. 

Die Verbindung des Foͤtus mit dem Gelben gefchieht ver: 
mittelft der ompbalosmefenterifcben Gefäße, und eines 
vitello-intestinal Bandes, welches VBieg d’Azir und andere- 


NS Phyſiologen für einen Gang gehalten haben. Der Verfaffer 
hat Verſuche gemacht, welche ihn berechtigten diefe Behauptung 


j zu leugnen. Er glaubt, daß das Aufhängeband die Verrichs 
J tung des Nabelſtranges der Saͤugethiere erſetze; daß die daſſelbe 
begleitenden Gefäße durch ihre zahlreiche Vertheilung auf der 
3 1. Bandes 2, Stück. R 


258 : 5 

Kapfel des Gelben eine Plnzente bilden, welche die Feuchtig, 
keit des Gelben eiuſaugt, welche fih in dem Serum verbreitet 
bat, das durch den im Mittelpunfte des dritten Meißen be: 
metften abforbirenden Kanal zu ihm gelangt; endlich wenn 
diefes Band. und die Gefaͤße deffelben diefen Strang bilden, 
fo folgt daraus dag in der leßten Zeit der Bebrütung alles in 
den Unterleib geht, woher fich denn der fehlende Nabel bei 
den Vögeln erklärt. Der Verfaffer ſchlaͤgt nad) diefen Beobach⸗ 
tungen vor die warm- und rothbluͤtigen Thiere in ſolche mis 
und ohne Kabel abzutheilen. 





B. 
Anzeigen und Auszüge aus den Schriften 
gelehrter Gefellfhaften, 


Memoires de linstitut ‘national. T.I. Paris an VI. 

Der Theil, welcher den phnfifchen und mathematifchen 
Wiſſenſchaften beftimmt ift, enthält drei Abhandlungen, welche 
den Zoologen interefliren koͤnnen: naͤmlich ı) Bemerkungen 
über die Gefchlechtskennzeichen in der Naturgeſchichte 
von Daubenton. ©. 397. Der Verfaffer tadelt die Vorei— 
figkeit, womit man fo oft bei Entdefung eines unbekannten 
Individuums von dem neuen Geſchlechte deſſelben ſpricht, ehe 
man die Gattungskennzeichen auseinandergeſetzt hat. Die Sat 
tung, Eonne gleich feitgefeßt und beſtimmt werden, ſobald ein 
Individuum mit beiden Geſchlechtstheilen, oder ein maͤnnliches 
und weibliches Individuum gefunden worden ſei. Auch koͤnne 
dann gleich ein paſſender Name gewaͤhlt werden. Bei dieſer 


J 








259 

Gelegenheit thut der, Verfafter einen Ausfall auf die Benen— 
hung Quadrumanen, welche er viel lieber in Pedimanen 
umgeandert wiffen will. Wenn ein neues Individuum, 
welches die Kennzeichen einer gewiffen Ordnung hat, unter Eeis 
nes von den darin arfgefuhrten ©efchlechtern paſſe, fo gebe 
- man demfelben den Namen eines neuen Geſchlechts, das zeige 
aber nur‘ die Mangelhaftigkeit des Syſtems u.f,w. Der 
Berfaffer laͤſſt ſich dann noch Über die Mängel der Syſteme 
überhaupt aus, tadelt Linne, fagt aber weiter nichts neues - 
nder wichtiges. 2) Heobachtungen über eine Verſteine⸗ 
rung des Berges Terre noire im Departement der Loire 
von Daubenton. ©. 543 : 548. Diefe Berfteinerung wurde 
in einem glimmerhaltigen Sandſteinbruche gefunden, welcher 
Sandftein die Torfgruben des genannten Berges bei St. Etienne 
bedeckt. Man hielt diefelbe für verfteinertes Holz; das Stüc 
war acht bis zehn Fuß lang und lag in gleicher Ebene mit 
den Sandfteinlagen. Bei genauerer Unterfuhung fand der 
Verfaſſer daß es eine mit Kiefelerde durchdrungene Sternko— 
talle (astroite) war. 3) Weber eine befondere Methode 
die Anatomie zu ffudiren, als Verfuh auf Beobach⸗ 
tungen über die Zaͤhne und Ziefer, angewandt von 
Tenon. ©. 555 » 613. Der Berfaffer gedachte eine ganze 
Sammlung von Abhandlungen herauszugeben, woran er aber 
durch mehrere Umftände gehindert wurde, Folgendes ift der 
weſentliche Inhalt der vorliegenden Abhandlung. Man iſt 
bisher viel zu wenig aufmerkſam auf die Bildung und Be— 
ſchaffenheit der Theile des menſchlichen und thieriſchen Körpers 
5 in verfchiedenen Lebensperioden derſelben geweſen. Es giebt 
i manche Theile, welche fehr beträchtliche Veränderungen erleiden 

und die große Abweichung mancher anatomifchen Defchreibuns 
Ra 


’ 


260 


gen eines und deſſelben Theils von gleichartigen Thieren iſt in 
den meilten Fällen nicht der Nächläffigkeit des Beſchreibers, 
fondern der verfchiedenen Lebensperiode zuzuſchreiben, in welches 
das Thier fich befand. Da die Zähne fehon von. Aerzten, 
Zahnärzten, Anatomen, Ihierärzten, Naturforfchern u. f. w. 
fo oft. und weitlänfig befchrieben find, fo darf man mit Necht 
hoffen, daß wenn die Betrachtung derfelben in verſchiedenen 
Lebensperioden manches bisher unbekannte darſtellt, dieß bei 
anderen Theilen noch weit mehr der Fall fein werde; 

Die Zähne der Thiere haben da diefe leßteren in der erften 
Lebenszeit des erforderlichen Wachsthumes und der Ausbildung 
der Theile wegen viel Nahrung zu fih nehmen und im forte 
ruͤckenden Alter weniger Erſatz bedürfen, auch eine fehr vers 
fbiedene Bildung und Defchaffendeit. Die Zähne des Pferdes 
find zu Beobachtungen diefer Verfchiedenheit bequem, weil fie 
Kennzeichen haben, die das Alter des Thieres ſelbſt andeuten, 
Deim fünf bis fehsjährigen Pferde ift der dritte Backenzahn 
der längite, ragt mit feiner Wurzel am tiefften hinab und 
macht daher den unteren Nand des Linterkiefers am meiften 
vorftebend oder Eonver, jo daB der Unterkiefer auf diefem 
Punkte ruhet, welhes In der Folge fih ganz anders verhält, 
Nur die beiden erſten Badenzähne ftehen fenkrecht, die übri« 
gen liegen allmählig immer mehr mit ihren Wurzeln rückwäts, 
der leßte am meiſten. Zwiſchen den Wurzeln find dreieckige 
mit lockerer Knochenmaffe gefüllte Zwiſchenraͤume. Alle diefe 
Backenzähne find aber in diefem Alter zweier mehr oder weni⸗ 
ger beträchtlichen Theile ihrer Länge beraubt: denn die Kronen 
find ſchon abgenußt und die Wurzeln haben ihre Länge noch 
nicht erreicht. Das erfte eraiebt fich aus der Betrachtung des 
dritten Backenzahns z. B. im Alter von 23 Jahren in Vers 


261 


gleihung mit dieſem Zahne im fünften bis fehften Sabre, 
An dem letzteren ſieht man auf der oberen Kronenfläche die 
an beiden Seiten von der graulichen Rindenſubſtanz begränzte 
ſchmale Lage der Schmelzfubftanz in fehlangenfürmiger Wins 
duug. An den erfteren hingegen findet man die Krone oben 
mit ſtark hervorſtehenden ftumpfen Spitzen befeßt und überall 
mit der Rindenſubſtanz gedeckt. Diefe find alfo im fünften 
Jahre gänzlich abgefchliffen. Daß die Wurzel im fünften bis 
fehften Sahre noch nicht ihr volliges Wachsthum erreicht habe, 
ergiebt fih aus der Vergleihung mit einem etwa zwanzigjaͤh⸗ 
- tigen Thiere, wo diefelbe zwei deutlich und lang gefpaltene 
h voneinanderabftehende Enden hat, die im fünften Sahre nicht 
fo gebildet waren, , Die Idee von Einfeilung der Zähne iſt 
nicht ganz richtig; denn diefelben bleiben nicht immer unbeweg⸗ 
fig an einer Stelle ſtehen, ſondern heben ſich allmählig fo wie 
der obere Theil abgenußt und dagegen die Wurzel verlängert 
wird in der Zahnböhle hHeivor. Dei einem ztvanzigjährigen 
Pferde ſtehen die beiden Zinken der Wurzel des dritten Backen— 
zahnes vom unteren Nande des Unterkiefers fehr weit ab, 
welche denfelben im fechften Jahre dicht berührten, und dabei 
ift die Fänge des ganzen Zahnes im zwanzigften Jahre abfolut 
geringer als im fechflen. Der Zahn wird alfo oben immer 
L abgenußt und unten immer toieder erſetzt. Eben diefe Vers 
4 * Änderungen finden im Oberkiefer ftatt, und werden auch dur 
£ beigefügte Deobachtungen an den Vorderzaͤhnen beftätiget, 
Buͤffon glaubte mit mehreren Veterinarfchriftitellern, daß das 
VBerſchwinden der ſchwarzen Hoͤhlung an den Kronen der Vor: 
derzahne gegen das achte Jahr des Pferdes daher kaͤme, weil 
a) die Höhlung allmählig zufammenziehe und ausfülle, Nach 
4 den oben angegebenen Beobachtungen ſieht man deutlich genug, 








— 


14 


262 = 


daß das Abnutzen ber Krone und die allmählige Verlängerung 
der Wurzel Schuld daran fei. Das weitere Hervorftehen der 
der Schneidezähne aus ihren Höhlen bei den älteren Pferden i 
kommt nicht daher weil das Zahnfleifch fich verkuͤrzt, fondern 
weil die Zähne aus ihren Höhlen hervorgetrieben werden und 
weit ‚fie im Anfange wenn dieß gefchieht, noch mehr. gebugen 
find, und dadurch eine flärkere Beveftigung in ihrer Höhle 
haben, dahingegen fie in fpäteren Lebensperioden weniger gebo= 
gen und faft gerade find. In diefen Perioden wird der Fegel: 
foͤrmige Zahn weit: leichter bervorgerrieben, Auch ftehen die 
gekruͤmmten Zähne beider Kiefer mehr aufeinander und nußen 
fich folglich leichter ab, dahingegen fie im älteren Pferde alle 
mählig mehr nad) vorwärts gerichtet werden nicht mehr fo 
gut aufeinander paffen und ſich folglich nicht fo ftarf abnutzen. 
Zuwejlen ftehen die oberen Vorderzähne bei alten Pferden auf 
dem hinteren Naude der des Unterfiefers und dadurch wird 
der vordere Theil des Unterkiefers fo gedrückt, daß fein unterer 
Hand die Konverität verliert und nun auf eine wagrechte 
Flaͤche gefekt auf dem Winkel und dem vorderften Theile 
ruhet, wozu freilich auch das Hervorſteigen der Backenzaͤhne 
beiträgt. 

Die Zähne der Pferde beftehen eigentlih aus einer drei 
fahen Subftanz: nämlich, aus der etwas graugefärbten Rin—⸗ 
denfubftanz, dem weißen Schmelze und der mehr oder weniger 
gelben eigentlichen Knochenſubſtanz. Diefe drei Subftanzen 
nebft ähnlichen Erfcheinungen als bei Pferden finden ſich auch 
bei den Wiederkäuern, bei den Nagethieren, dem Schweine 
von Senegal, dem Elephanten, doch mit dem Unterfchiede, daß 
das eine Thier mehr von diefer oder jener Subſtanz hat als 
das andere, daß die Verteilung ver Subftanzen nach ver: 








a 


# 


263 


' fhiedenen Umftänden in der Lebensart der Thiere u. f. w. 
verschieden it. Es giebt auch Thiere mit Zähnen, von bloß 
- zweifacher ja von einfacher Subftanz. Zweiter Verfüch des 
Studiums der Backenzaͤhne der Pferde in verfchiedenen 
Epochen. Diefe Abhandlung (die Fortfegung der vorherge- 
henden) hat vorzüglich die Zahne der Pferde und Efel Cdenn 
beide find fih in Anfehung der Veränderungen ihrer Zähne 
vollig gleich) von 52 Jahren bis hinunter zur Zeit der Geburt 
zum Gegenftande. Bourgelat, Buͤffon, Daubenton u. a, hielz 
ten die alte Meinung des Ariftoteles, daß die Pferde die 
Dadeuzähne nicht wechſeln, noch immer für wahr, obgleich 
fhon Ruyni Exquisita anatomia del Cavallo in fol. Venet. 
1599. Michzaͤhne hatte abbilden laffen, welche mit ihren Ne 
benreften von Wurzeln auf den Kronen der darunterliegenden 
zweiten Bacenzähne ſteckten. Dieſe Tafeln nebſt anderen von 
Ruyni hat Caspar Saunier Stallmeiſter zu Leiden 1748 nache 
ſtechen laffen ohne des Urhebers zu erwähnen; ja er giebt fogar 
fälfhlih vor, er habe fie mit großen Koften nach der Natur 
zeichnen laffen. Wenn man den Ober: und Unterkiefer eines 
Pferdes von 26 Monaten aufbricht, fo findet man in beiden 
an jeder Seite drei Reſte von den Milhzahnen, welche bie 
Kronen der nachfolgenden bleibenden Zähne bedeken. Im 
dreisehnmmonathlichen Efel hat jeder Milhbadenzahn des Unter— 
fiefers nur zwei Wurzeln und nicht viere wie im ſechsundzwan · 
zigſten; die eine ſteht nach vorn die andere nach hinten. Jeder 
Milchbackenzahn des Oberkieſers hat im dreizehnten Monate 


— drei Wurzeln und im ſechsundzwanzigſten viere bis fünfe, Bei 


der Geburt des Pferdes find diefe Zähne noch ganz ohne Wur— 
zeln, die Körper oder Kronen derfelben haben aber fehon die 
ganze Länge erreicht, Die Breite und Dicke ift aber noch nicht 


| 264 


vollfommen, denn det Schmelz bildet ſich nach der Geburt auf 
einer Schaale, welche fih vom eigentlihen Knochen des dahns 
trennen laͤſſt, welche inwendig hohl und außen tief gefurcht iſt. 
Sie wird außen von einer Haut bekleidet, welche nach der voll⸗ 
kommenen Ausbildung des Schmehes ſich in die Rindenſubſtanz 
verwandelt. Außer diefen Milchzähnen finden fih nun bei 
Pferden und Efeln noch überzählige Zähne Cdents complemen- 
taires) nämlich in jedem Kiefer zwei, von doppelt kegelfoͤrmiger 
Seftalt, fo daß der eine Kegel die Krone, der andere die Wur— 
zel bildet. Im Oberfiefer liegen fie dicht nad vorn an dem 
erſten Milchbackenzahne und dienen feine Kronenflaͤche zu ver— 
laͤngern; im Unterkiefer fechen fie etwas vom vorderſten Milch⸗ 
backenzahne entfernt. Dieſe uͤberzaͤhligen Zahne kommen etwa 
im fuͤnften Monate nach der Geburt hervor, und fallen mit 
den erſten Milchbackenzaͤhnen aus, werden aber nicht wieder 
erſetzt. Zuweilen bleiben die oberen dieſer Zaͤhne noch im 
fpäteren Alter ſtehen, wenn nämlich der erfte bleibende Backen: 
zahn des Oberkiefers indem er bervorbricht den überzähfigen 
Zahn nicht mit vorfchiebt, fondern nur an feiner Seite hin 
gleitet. Mehrere haben geglaubt daß diefe Zähne zu verſchie— 
denen Zeiten des Alters hervorfommen, fie erfcheinen aber wie 
fchon gefagt allemal im fünften oder fechften Monate, 

Der erſte Milchbackenzahn des Unterkiefers kommt etwa 
acht Tage nach der Geburt zum Vorſcheine; der zweite gleich⸗ 
falls; der dritte drei Wochen nach der Geburt; der überzählige ° 
Zahn bricht im fünften oder fechften Monate aus; der erfte 
hintere oder in der ganzen Neihe der vierte Backenzahn gegen , 
den zehnten oder elften Monat, der ziveite gegen den zwanzig—⸗ 
ften, dev erſte bleibende Backenzahn (molaire de remplace- 
ment) gegen-ben dreißigften Monat, der ziveite gegen dem ziveis 











* 


* 


J 


26 


unddreißigſten Monat, der dritte gegen das Ende des dritten 


Jaͤhres; der dritte hintere Badenzahn gegen das Ende des 
fünften oder fechften Jahres. , 


7 
Memoires de la societe d’histoire naturelle de Paris. Pa- 
ris, chez Baudouin, place du Carrousel no. 662, prairial 


any. 171 ©. 4to. . 


Die naturhiſtoriſche Gefellfchaft zählt die größeften Natur 
forfcher Frankreichs unter ihre Mitglieder und hat fehr viel 
für die Wiſſenſchaft gethan. Schon 1789 erfchien- ein Band 
ihree Schriften in Folio, unter dem Titel Actes de la, Soc. 
d’hist. nat. Die Unruhen des Krieges, das unbequeme Format 
und die Koften verhinderten die Fortfegung, welche hier num 
unter einem neuen Titel>und in einem anderen Formate ere 
ſcheint. In diefem erſten Bande find fünf zoologiſche Abhand⸗ 
lungen enthalten, nämlich: 1) Weber die Fortſaͤtze an der 
Stirn der Wiederkäuer von Beoffroy. ©. gr. or. Der 
Verfaſſer vergleicht die Geſchlechter der Wiederkaͤuer vorzuͤglich 
Cervus, Giraffa und Antilope; ihre Stirnfortſaͤtze hält er 
famtlich ihrer Natur nach für gleichartig und beobachtet fie als 
natürliche Eroftofen. 2) Weber die Art, wie die Ernaͤh⸗ 
rung der Inſekten geſchieht von Eivier. Mit einer 
Kupfertafel, ©& 34 » 55. Siehe davon einen Eurzen Auszug 
unter Nr, io der Nachrichten a. d. Bulletin dx Sciences. 3) Ue⸗ 
ber die Minirſpinnen von Aatreille. ©. 118 : 128. Siehe 
unter Nr. 22 jener Nachrichten, 4) Weber die Gefchlechter 
Sıpia, Loligo und Octopus von Lamarck. ©. 1:25. Siehe 
Nr, ı7 jener Nachrichten. 5) Ueber eine neue Eintheilung 
der Eonchylien von Lamarck. ©. 63 : 91. Diefe Abhands 
lung enthält eine neue Beftimmung der allgemeinen Kennzeichen 


-266 


und eine große Menge Gefchlechter *). Bruguieres hatte ſchon 
eine Reform der Eonchiliengefchlechter angefangen; außer den Ver: 
beffjerungen feines Freundes, welche Lamarck faſt alle beibehat- 
ten bat, find von leßterem häufige Veränderungen in der Klafe 
ſifikation der Gefchlechter gemacht, welche er in feinem Grund» 
riſſe der Eonchylienlebre varlegen wird. !Er hat 126 Ges 
ſchlechter, giebt unter jedem eine Linneifhe Gattung an und 
fügt am Ende der Abhandlung eine Tabelle über die neue-Eins 
theilung bei. 7 





Die Societ€ d’enulation von Abbeville hat den Bericht 
ihrer Arbeiten der Klaſſe der Wiffenfchaften und Künfte waͤh—⸗ 
end des Trimefters von Vendeminaire und Nivoſe i. VII. 5, 
d. R. bekannt gemacht, wovon Boucher der Redakteur gewe—⸗ 
fen iſt. Eben diefer hatte bei Gelegenheit eines in der Somme 
gefangenen Pachfes von go Pfund, 3 Fuß und ıo Zoll lang, 
Demerkungen über die Art von Hervorragung gemacht, welche 
fih am Unterkiefer bei manchen. der die Flüffe hinauffommens 
den Lachfe findet, die in diefem Zuftande becards genaunt wer⸗ 
den. Er glaubt, daß diefer Fnochenartige Auswuchs dem Fifche 
dazu diene, fih an Wurzeln und anderen unter dem Waſſer 
befindlichen Körpern feftzuhafen, um in den Augenblicken der 
Rnuhe dem reiffenden Strome zu widerſtehen: denn diefer Auss 
wuchs iſt weder ſpitzig noch hart genug um zum Angriffe eines 
Feindes zu dienen; aud) beweilt kein Umſtand, dag das Thier 
etwa mit diefem Theile feine Beute fefthalte. — Derfelbe Berfaffer 








*) Die meiften devfelben findet man fchon in Cuvier Tableau elementaire 


de l’hist. nat. n 


267 

hat eine Abhandlung über die Aale vorgelefen, wo ‚er die 
Meinungen der älteren, und neueren Schriftftellee über die 
Erzeugung diefer Fiſche durshgeht und zu beweifen ſucht, daß 
alles Bisher über diefen Gegenftand gefchriebene nur Muth— 
maßung und Ungewißheit andeute, fo daß man noch nicht 
dehanpten Eonne, daß der Aal lebendige Junge gebähte. — 
Bureau har einen Wurm des Gefchlechtes fasciola unterfucht, 
welcher an den Eingeweiden der Wiederfäuer nagt: diefer 
Murm ift weniger befannt als Linnés fasciola hepatica: die 
Krankheit, welche derfelbe bewirkt, wird in jenen Gegenden 
pourriture genannt. Der Berfaffer verfpricht mehrere Beobach⸗ 
tungen zu fammlen. — I. ©. Barbier hat der Sefellfchaft 
einige Beobachtungen über das Wandern der Vögel mitgerheilt, 
— Späterhin hat Boucher die Beobachtung mitgetheilt,- daß 
die Stimme des Haushahns defto ftärfer werde je näher der” 
Morgen fei, fo daß man durch einige Uebung leicht daran 
wiffen fünne ob es ſpaͤt oder früh in der Nacht fei, 


Calcutta printed and sold at the honorable company’s press 
2 and sold at London by P. Elmsly. Asiatic researches: or 
transactions of the society instituted in Bengal for inquiring 

into * history and antiquitics, the arts sciences and 
’ litterature of Asia Vol. the IVth. 1795. gr. 4to, 436 ©. 


Bekanntlich ift die afiatifche Gefellfchaft von Sir William 
Jones geftiftet; da dieſer am 27. April 1794 farb, fo wurde 
gleich darauf eine Anzahl der Mitglieder an Sir Sohn Schere 
mit dem Antrage der Gefellfchaft abgefihickt, künftig der Präs 
ſident diefer Gefelffchaft zu fein, welchen derfelbe auch annahm, 
Die große Entferunng des Drucortes wird die Abweichung 
der jefigefesten Regel entfchuldigen bei ausländifchen Schriften 


J 268 


nicht weiter als Ende 1797 zuruͤckzugehen; um fo mehr da 
diefer vierte Band auch erſt 1799 in den englifchen Zournalen 
angezeigt iſt. | 

Die erfie Abhandlung ift noch von dem verftorbenen Praͤ⸗ 
fidenten. und handelt von der afatifchen Civil: und Naturges 
fhichte überhaupt. Bei Gelegenheit der Theile Aufert der 
Verfaſſer, daß da das nenanere Studium derfelben, entweder 
nach Büffons oder Linnes Plane, nicht getrieben werden Eünne, 
ohne den Thieren Leides zu thun, er nicht fehr geneigt fei es 
weiter zu begunftigen, als in fo fern es durch Beobachtung 
der Thiere in ibrer völligen Freiheit moglidy wird. Wenn der ° 
Berfaffer fo gewiffenhaft handelte und feinen zarten Grunds 
ſaͤtzen in diefer Hinficht getreu bleiben roollte, fo mußte er auch 
manche animalifche Speife von feinem Tifhe verbannen. — 
Es gebe verfchiedene Abhandlungen von Thieren im arabifchen, 
and fehr genaue Nachrichten von denfelben in chinefifcher 
Sprache mit eleganten Umriffen ihrer äußeren Geftalt; in 
“ perfifcher Sprache habe er nichts ſchaͤtzhares darüber gefunden, 
außer was allenfalls in den Wörterbüchern. der Arzneikunde 
zerſtreut ſei; auch fei ihm Fein Bud) in Sanffrit vorgefommten, 
welches beſonders von Thieren handele. VI, Weber den 
Dhaneſa oder indianifchen KTasbornvogel von Char⸗ 
les Wbite. Nichts foftematifch beftimmtes, Merkwuͤrdig 
ift das Faktum, daß diefe Thieke von Brechnüffen (nux vo- 
mica) leben, welche fonft bei Menfchen und Thieren doch ſehr 
übele Wirkungen hervorbringt, Sm December, wo dieſe Nuͤſſe 
in Menge zu haben ſind, findet man dieſe Voͤgel auch ſehr 
fett. Dieſes Fett ſowohl als das Fleiſch machen die Einwoh— 
ner mit Gewuͤrz zu einer Salbe und gebrauchen dieſelbe bei 
gichtiſchen Lahmungen und Schmerzen, welche nach Verkaͤl— 


a ern 





269 


tungen beim Gebrauche des Queckſilbers und überhaupt nach 
veneriſchen Krankheiten entſtehen. VIII. Weber den Loris 
oder Lemur tardigradus von Sir Will. Jones. Buͤf— 
fons Abbildung fei fehr fehlecht: die bier beigefügte ift Bloß 
tadirt, und obgleich fie das Thier in einer natürlichen Stellung 
mit den vier Pfoten an Baumzweigen aufgehängt vorſtellt, ſo 
bat fie doch in naturhiſtoriſcher Hinſicht nicht Beſtimmtheit 
genug. Kaum dag man die fichelfermige zweite Zehe des Hin⸗ 
terfußes bemerkt; daß diefes Ihier oben Und unten nur zwei 
Schneidezaͤhne hatte, iſt der Verfaſſer geneigt für einen indi— 
viduellen Mangel zu halten. Die naͤhere Beſchreibung der 
Sitten und Lebensart dieſer Thiere iſt intereſſant. In der 
warmen Jahrszeit war es fanft und gut, in der Falten aber 
ſchien es feln Temperament ganz zu änderen und wurde oft fo 
grimmig als irgend ein Thier der Wildniß. Es fihlief eine 
halbe Stunde nad) Sonnenaufgang ein und erwachte erſt eine 
halbe Stunde vor Sonnenuntergange; im Schlafe lag es wie 
ein Igel zufammengerollt. Sein gewohnliches Futter waren 
die füßen Früchte jener Gegenden; Grashuͤpfer konnte er nie 
ſatt dekommen. Die niedrigen indus nennen es Lajiabanar 
oder den verſchaͤmten Affen, aber es ſchien nur verſchaͤmt, 
“ weil es bei Tage Tchläfrig und blöpfichtin war, Der’ Berfaffer 
befam es aus dem indifchen Diſtrickte Tripura, Dr, Anderfon 
fagte ihm: es fomme auch von der Küfte Coromandel; auch 
von den oͤſtlichen Inſeln kommt es. Ob es gleih in Silan 
vorkommen mag, fo ſtimmt doch der Verfaſſer darin nicht mit 
Düffon überein, daß es das Eleine gefeilfchaftliche gelehrige 
Tier fei, .deffen Thevenot erwähnt. XXI. Befkhreibung 
des tatarifchen Mat, Sura-Goy oder bufchfibwänszigev 
thibetaniſcher Ochs genannt von Sam, Turner. 





270 


Enthält nichts neues über dieß fehon bekannte Thier CBos 
grunniens). Bekanntlich dient der Schwanz uuter dem Na— 
mea Chowry als Schmuck. Die Kühe geben ſehr fihöne 
Milch, welche die Einwohner in Käuten und Blaſen das 
ganze Jahr lang aufbewahren können. Das Vieh weidet im’ 
dem kurzen Krautwerfe der kältefien Gegend von Thibet. 


Philosophical Transactions of the royal society of London 


for 1798. 4to. Elmsley. 


Diefe enthalten für unferen Zweck dießmal weiter nichts 
merkwuͤrdiges als im zweiten Theile eine Abhandlung von Eber—⸗ 
Hard Home über den feit einigen Jahren bekannt gewordenen 
gelben Fleck und das Loch in der Nervenhaut des Auges. Nach 
feinen Beobachtungen foll fich die gelbe Stelle ein Paar Tage 
nad) dem Tode deutlicher als vorher zeigen. Man hat diefe 
Oeffnung in der Nervenhaut bisher bei allen uͤbrigen Thieren 
gaͤnzlich verlaͤugnet; der Verſaſſer wollte ſich durch eigene Un— 
terſuchung hievon näher überzeugen; hatte auch bald Gelegens 
heit einen fo eben geftorbenen Affen Cdie Gattung ift nicht 
angegeben) zu unterfuchen. Er fand ſowohl die gelbe Stelle 
als aud) die Deffnung in der Nervenhant an eben der Stelle 
wie bei dem Menfchen. Bei Ochfen und Schaafen hingegen . 
war von der gelben Stelle nichts zu ſehen; die Deffnung aber 
der Nervenhaut lag bei beiden ungleich dichter am Sehnerven 
als bei Menihen, auch glich diefelbe mehr einer etwas in die 
Subftanz des Glaskörpers hineinragenden Röhre, als einem 
blogen Loche. Um dieß gehörig zu verjichen, muß man bemers 
fen, daß der Verfaſſer dieſe Augen ſo praͤparirte, daß er die 
Hornhaut wegnahm, dann auch die Iris und die Kryſtallinſe, 

jedoch nicht die hintere Wand der Kapſel derſelben entfernte, 





271 


und nun bei einem ſtarken auf das Auge geworfenen Lichte 
durch den Glaskoͤrper auf den Boden des Auges ſah. Sch 
geftehe, daß mir diefe Are der Unterfuchung kaum vollig zu: 
reihend ſcheint. Wenn ich große Thieraugen fo unterfuchte, 
dag id) den hinteren Theil der Sklerotifa und der Chorioidea 
wegnahm, fo fonnte ich auch bei der größeften Behutſamkeit 
feine Spur einer Deffnung wahrnehmen, welche doch wenn 
“außer der Lage diefe Erfcheinung mit der bei Menfchen übere 
einffimme aud) von außen ber, wie bei diefem, zu entdecken 
fein müßte. Der Verfaſſer haͤlt das Loch für die Deffnung 
eines Iymphatifchen Gefaßes, welches die unbrauchbar gewors 
denen Theile des Glaskoͤrpers und der Kryftallinfe fortzufuͤhren 
beftimmt fei. Eine Schlagader Eünne es deswegen nicht fein, 
weil die Centralfchlagader mitten durch den Sehnerven dringe, 
dieß Gefäß aber neben demfelben von der Nervenhaut ber: 
komme. Mir fchien es bei meinen Unterfuchungen, als wenn 
eine zum Theile entleerte Bene das Anfehen eines folchen 
Roͤhrcheus annehmen koͤnne. Die beigefügten Zeichnungen ſtel⸗ 
len ein Menfchen- Affen- Ochfen- und Schanfsauge vor, fo 
tie die Erfcheinung ſich von vorn her durch die Deffnung der 
soeggefchnittenen Hornhaut zeigt, 


Philosophical Transactions etc. for the year 1799. 


Diefe enthalten folgende für ums intereffante Abhandlun⸗ 
gen: Beobachtungen über die verſchiedenen Gattungen 
‚ver aſiatiſchen Elephanten und das Zabnen, derfelben, 
von 3. Eorfe. Die afiatifchen Elephanten werden von den 
Einwohnern von Bengalen in zwei Stämme oder Kaften ge: 

heilt, wobei auf die Geftalt, Befchaffenheit und Größe der 
rangzʒahne gar feine Ruͤckſicht genommen ift; da diefe blog 


272 


dienen, um einige Abänderungen der Art zu bezeichnen. > 


Die Kumseis find tiefbäuchige, ſtarke, gedrungene Elephanten 
mit diem Rumpfe und kurzen aber nach Verhaͤltniß des Thies 
res dicken Deinen. Die Merghis hingegen find nachdem fie 
ihr volles Wachsthum erreicht haben größer als jene, aber von 
nicht fo gedrungener Ceftalt, find auch nicht fo ſtark und ertras 
gen weit weniger Strapazen; ihre Deine find lang, fie kom— 
men geſchwinder von der Stelle, haben einen leichteren Körper 
und einen nach Verhaͤltniß der Höhe ſowohl Eutzen als -fchlans 
fen Rumpf. Die Kumaris werden wegen des diefen Numpfeg, 
der größeren Stärke und des Tragens größerer Laften am 
meiſten geſchaͤtzt. Doc) findet man unter den Elephanten feldft 


feine Vorliebe unter den Stämmen. für ihres gleichen, fondern - 
beide Stämme begatten fih ohne Unterfchied miteinander und 


zeugen wieder Varietäten, Eine Zucht von beiden Stämmen 
wird Sunkari genannt, und es finden fih in jeder Heerde 
noch mehrere DBarieräten. „Der heiße Erdgürtel fcheint das 
natürliche Elima der Elephanten zu fein, denn fobald fie über 
diefen hinaus wandern, jo arten fie aus. 

Die Fangzähne der männlichen Elephanten, welche gewoͤhn⸗ 
lich länger und mehr hervorragend find als bei den Weibchen, 
ſtecken fehr tief im Dberkiefer und die Wurzel, welche Hohl 


und mit einer weicheren Mafje (core) gefuͤllt ift, geht bis zur” 


Ssnfertion des Stammes um den Nand der Nafenoffnung, 
welche zur Kehle führt und gerade unter der Vorragung der 
Stirn liegt; durch diefe Oeffnung athmet der Elephant und 
faugt das Waffer in feinen Ruͤſſel. Obgleich der afrika: 
niſche Elephant Fleiner ift als der afintifche, fo Eommen. doc) 
die groͤßeſten Fang- oder Elfenbeinzähne von Afrika, und die 
Elfenbeinhaͤndler in London behaupten, daß letztere auch die befte 





. 
: 


273 
Tertur Haben und nad dem Verarbeiten nicht fo leicht. gelb 
werden, Dieß meint der Verfaffer komme wohl daher, weil 
die afrikaniſchen Zähne länger an der»Sonne gelegen haben, 
Das Wahsthum der Elfenbeinzähne entſteht von kreisſoͤrmigen 
Lagen von Elfenbein, welche innerlich von dem Kegel, worauf 
fie ſich bilden ungefähr auf die Art angefege werden, wie es 
bei den eigentlich gebörnten Tieren gefchieht, Nach diefen 
Kreislagen ließe ſich mit ziemlicher Genauigkeit das Alter des 
Thieres beſtimmen, wenn man durch Beobachtungen ausfinden 
koͤnnte wie lange Zeit zur Bildung jeder Lage erfordert wird, 
Das Zahnen der Elephanten macht den Hauptgegenftand diefer 
Abhandlung, welhe in diefer Rückſicht manche genaue und 
intereffante Bemerkung enthält und durch viele Abbildungen, 
erläutert ift, Das Refultat ift, daß die Bildung der Zähne 
und das Zahnen bei diefen Ihieren wenig Aehnlichkeit mie 
- anderen Eäugethieren babe; denn die Natur hat auf eine 
wunderbare und fehr bequeme Art dieß Thier mit einen vegels: 
mäßigen Folge von Zähnen verfehen, bis daſſelbe eine ſehr 
fpate Lebensperiode erreicht; ein Vortheil, welchen unferes 
Wiſſens Eein anderes Saͤugethier genießt. Einige Bemer— 
Eungen über den Bau Der Zähne bei den geasfreffenden 
Säugerbieren: vorzüglich bei dem Klephanten und dem 
Asbiopifeben Schweine, von Eberhard Home. Dieß iſt 
gewiſſermaßen eine Forcfeßung der vorigen Abhandlung und 
enthalt gleichfalls ſehr viele intereffante Bemerkungen durch 
viele Abbildungen erlfutert. Die Fangzaͤhne des Elephanten 
werden aus einem gefäßreichen Breie (pulp) wie andere Zähne 
"gebildet, unterfcheiden fih aber dadurch, daß fie aus einer 
großen Menge von platten ovalen Fortſaͤtzen zuſammen geſetzt 
find, welche fo. lange ‚fie wachſen abgefondert find, nad) der 
1 Bandes 2, Stiid, © 


274 
‚Bölligen Ausbildung aber an ihren Baſen fid) vereinigen und’ 
den Körper des Zahns ausmachen, an welchen die Fangzähne 
nachher angefeßt werden; fo wie fich die Fangzaͤhne verlän- 
gern erhebt fich der Zahn im Kiefer. Diefes ift die Subftanz, 
welche man als den Zahn felbft betrachten muß, da fie aus 
derfelben Maffe wie die Zähne anderer fleifchfreffenden Thiere 
beſteht; außerdem finder fich aber noch eine andere Subſtanz, 
welche von der Seite her alle jene Forſatze zu einer Maſſe 
vereiniget; diefe iſt weicher als die Subftanz des Zahnes felbit 
und zeigt ſich bei genanerer Unterſuchung in ihrem Gewebe 
und ihrer Bildung wie ein gewöhnlicher Knochen. Die ganze 
Zahl der Backenzaͤhne an einer Seite ift gleichſam in einem 
Kuochenkaften eingeſchloſſen, fo dag ſie eine einzige große zer⸗ 
malmende Fläche bilden. Die Zähne werden von hinten nach 
vorn vorgetrieben, ftatt daß bei anderen Thierin eine zweite 
Reihe von Zähnen unter der erſten entſteht und dieſe von 
unten nach oben oder im Oberkiefer von oben nad) unten vor⸗ 
treibt. Darinn untericheidet fich alfo der Elephant von allen 
übrigen Thieren; doch fand der Verfaſſer daB daffelbe bei den 
äthiopiihen Schweine ftatt finde und fehließt daraus, daß die 
Nahrung diefes Thieres von der der übrigen Schweinegattun: 
gen verfchieden fein müffe, und daß es viel Alter werde als’ 
diefe, Auch über die Zihne des Nilpferdes und Naſehorus ſo 
wie einiger einheimiſchen Hausthiere werden Beobachtungen 
angefuͤhrt. Verſuche und Beobachtungen Über Schaalen 
und Knochen, von Earl Hatchett. Der Verfaſſer unter⸗ 
ſuchte beide chemiſch und giebt hier feine Erfahrmigen ausfuͤhr⸗ 
fi an. Er theilt die Seethierſchaalen in zwei Hauptklaſſen, 
nämlich :' folche die porzelanartig find, eine fehmelzartige Ober 
fläche und oft einen etwas faferigen Bruch haben, und foldhe, 





27 
die gewoͤhnlich, wenn nicht beſtaͤndig, eine ſtarke Oberhau 
habeu, unter welcher ſich die Schaale findet, die vorzüglich 
oder durchaus aus fogenannter Perimutterfubftanz befteht, Die 
porzelanartigen Scaalen ferienen nach vielen Verſuchen aus 
Eohlenfaurer Kalkerde mit fehr wenig thierifehem Peime zu bes 
ſtehen; die lefteren unterfehieden ſich Bloß durch einen gerins 
geren Antheil von Eohlenfaurer Kalkerde, welche nicht bloß 
durch thierifchen Leim vereiniget iſt, fonderm zur Verhärtung 
einer häurigen oder Fnorpelartigen Subftanz dient, welche ſelbſt 
nach der Beraubung der Kalkerde noch die Gefkalt der Schaale 
behält, Die Schaalinſekten, als Krebfe u. a., unterfcheiden 
ſich von den fchaalinen Weichthieren durch die phosphorfaute 
Kalkerde, welche neben der Eohlenfanren in ihren Schaalen 
oder Kruften fih findet; die mindere Haͤrte derfelben hänge 
bloß von einem größeren Antheile an Leim ab: daher billigt 
der Verſaſſer PFinnes Verfahren, wenn er die Seeigel nicht 
zu den fchaaligen Weichthieren rechnet, FifchEnochen gaben 
gleichfalls phosphorfaure Kalferde und find bloß durch einen 
größeren Antyeil von Knorpeliubftanz oder thierifcher Gallert 
von den Knochen der gewöhnlihen Saͤugethiere verfchieden. 
Die Knochen der Thiere enthalten nach des DVerfaffers Ver⸗ 
fuchen auch ein wenig £ohlenfaure und fchwefelfaure Kalferde, 
Die porzelanartigen Schaalen gleichen in manchen Stücken 
dem Schmelze der Zähne und den Kochen, nur daß beiderlek 
Arten von Schaalen aus Eohlenfaurer und Zähne und Knochen 
aus phosphorfaurer Kalkerde beſtehen. Die porzelanartigen 
unterſcheiden ſich von den perlmutterartigen Schaalen bloß 
durch ‚die verhaͤltnißmeͤßig geringere Menge von thieriſchen 
Reime; ſo wie der Schmelz von der inneren Subſtanz der 
Zäpıre und von dem Knochen bloß darch den Mangel von , 
\ S4 


276 \ ! 

Kynorpelſubſtanz unterfchieden iſt, da er allein aus Phosphor: 
afauver,. Kalkerde, durch thieriſchen Leim verbunden beſteht. 
Sieraus erklärt auch der Verfaſſer die Erſcheinung, daß, der 
Schmelz der Zähne weiß bleibe, wenn die Übrigen Knochen 


‚and Zähne durch Krapp roth gefärbt werden, In Kauten 


‚and. Knorpeln welhe zur DVerfnöcherung beftimme find, mache 
„die phosphorfaure Kalkerde Eeinen Bekandtheil aus. Foflile 
Knochen ‘gleichen gewiffermaßen ‚gebrannten Knochen, da bei 
beiden: ‚der knorpelartige Antheil zerſtoöͤrt ſei. Die foffifen 
«Knochen von Gibraltar und einige Haifiſchzaͤhne (glossopetrae) 
‚gaben phosphorfaure und kohlenſaure Kalkerdes die legtere Fam 
sgrößeftentheils vonder Waffe des Kalklagers, worinn fie fich 
‚finden und. die in Kleinen Vertiefungen fißen geblieben war. 
Die Abhandlung über die Zergliederung eines Hundezwit⸗ 
ters von KAome enthält auch über die Bildung der Zwitter 
‚überhaupt wicht unintereffante ————— iſt aber nicht fuͤg⸗ 
Mich, eines Auszuges fähig: 


"London printed by J. Davis sold at the sosiety'shouse Nr. Io. 
. Panton -square,. Coventry - street and by J. White, fleet- 
street: Transactions of the Linncan Society. Vol. IV. 1758, 


304 Seiten groß ato. e 


Ehe ich zu der befonderen Anzeige der in. biefem vierten 
Bande der Verhandlungen der Linndifchen Gefellichaft enthal- 
tenen zoologifchen Abhandlungen ſelbſt übergehe, wird es viel: 
leicht manchen Leſer intereffiren, ganz in der Kürze von dem 
Arfprunge diefer Gefellfchaft unterrichter zu fein.  Sacob Eduard 
Smith, ein Doktor der Arzneikunde, hatte Gelegenheit Linnes 
ganzen naturhiftorifchen und mebizinifchen Nachlaß Fäuflih an 
ſich ‚zu bringen; Bibliothek, Manufkripte, lebenslaͤngliche 


277 

Korrespondenz, felbft die von‘ feinem Sohne nad) des Waters 
Tode auf feinen Reifen durch Europa zufammengebrachte. 
Sammlung, alles diefes ift in ©, Händen. Der König von 
Schweden harte, da ihm diefefhägbare Sammlnng nad) Eins 
nes Tode zum Verkaufe angeboten wurde, nicht: Luſt oder, 
Geld fie zu kaufen; nachher verdroß ihn. das Ding doch fo 
fehr, daß er ein Linienfchiff ausſchickte, um das Schiff wieber 
einzuholen und mit Gewalt zurüczubringen, welches dieſe 
Schaͤtze dem Lande entführte, das feine Anfptüche darauf nies 
hätte von der Hand weifen follen, Weberzeuge von dem uns! 
läugbaren Verdienſte Linnes, fliftere diefer Jahaber . feines 
Nachlaſſes im Jahre 1738 die Linmeifche Gefellfchaft, welcher 
ich felbft mehrmals mir beisewohnt habe. Genaue Befolgung . 
der Linnéiſchen Gefeke und Grundfäße, in fo fern diefelben! 
gut find, weiteres Forcbauen auf dem von ihm fehr gut geleg- 
ten Grunde, Ssnkorporation alles neu entdeckten in fein Sy— 
ſtem, genaue Beftimmung ber von Linne und auch von ande: 
ren befchriebenen Gattungen, überhaupt Befoͤrderung aller 
Zweige der Naturgefchichte iſt der föbliche Zweck diefer Geſell⸗ 
Schaft. Außer den vorgelefenen Abhandlungen haben die Sikun: 
gen'noch das Angenehme, daß naturhiftorifche Gegenftände 
fleißig vorgezeige werden, welches freilich in der Botanik mehr 
der Fall als in der Zoologie ift; da mehrere Auffeher ſchoͤner 
- Gärten Mitglieder der Gefellfchaft Mind. 

Sm Sabre 1791 erfchien der erſte Band ber — 
gen dieſer Geſellſchaft, im Jahre 1794 der zweite, 1797 der 
dritte; daß der vierte, welchen ich allein hier zur näheren 

Anzeige bringe, da ich nicht fünlich weiter zurückgehen kanu 
als 1798, in dem jetzterwaͤhnten Jahre und der fünfte ſo eben 
1800 erſchienen ift, giebt allerdings einen vortheilhaften Begriff- 


278 

von dem ſich mehrenden Eifev’ der Mitnfieder.  Beologifche 
Abhandlungen find: L. Abes Sussexienves, von Wilbelm. 
Markwick. Bloß ein trockenes Verzeichniß der in der 
Grafſchaft Suſſee vorkommenden Voͤgel. Auch die folgenden 
Anmerkuugen zu dieſem Brrzeichniffe find für den Ausländer 
von feinem Werthe. Tringa maritima ift auf Taf. . abge⸗ 
bilder. Dann folgt noch eine Tafel, von der Erſcheinung und 
dem Verſchwinden verichiedener Zugvögel in jenen Geaenden, 
als Fortfeßung der fchon fruber B. 1. ©, ızı gelieferten Arbeit 
dieſer Art. III Befebeeibung Dreier feltener Beittifchee 
»Dögel, von G. Montagur Der erfte ift Sylvia sylvicola, 
The woodwren. Das Laubvoͤgelchen (Bechſtein im Nas 
turforfher Nr. 27. ©. 47) muß nicht mit Motacilla Trochi- 

lus und M. hippolais verwechfelt werden; das rein weiße 
Sefider am Bauche uud an der Unterfeite des Schwanzes 
unterfcheiden diefes Laubvoögelchen vorzügluh, Es ift Taf. 2, 
‚Fig. 1. eine illuminirte Abbildung des‘ Eies beigefügt. Der 
zweite Tringa nigricans. The Phaytelarn sandpiper. Die 
Fiſcher an der Kuüfte von Carmarthenſhiere in Wallis nennen 
ihn redlegs (Mothbein), es iſt eine unbefchriebene Gattung 
mit folgenden Kennzeihen: Tr. cinereo-nigricans, gula ab- 
domineque medio albis, rostro‘ basi pedibusque rubris. 
83 Zoll lang. Der Schnabel erwas gekrümmt, fpiß zulaufend, 
14 Zoll lang. Kopf und Nacken fchwärzlich, Augenlinder weiße 
lich, Kehle weiß, Ruͤcken und Schultern ſchwarz, afıhgrau eins 
"gefafft , die Flügeldeckfedern ſchwarz mit weißen Spigen. Zwei 
mittlere Schwanzfedern fihwarz, die äußeren afchgrau, Der. 
dritte Alauda petrosa- Rock lark. Dieſelbe Lerche, welche 
Rewin und Latham unter dem ihr vorher vom Verfaſſer | 
segebenen Namen Dusky lark aufführen; Gattungsfennzeichen: 





279 


A. olivaceo- fusca subtus flavicans, lateribus colli pectore- 
que fusco maculatis; rectrice extima albo dimidiata, Taf.2. 
Fig. 3. iſt das Ei abgebildet, IV. Nachricht von einigen 
in Deroyfbire gefundenen fofiilen Gattungen der Ano- 
mis, von Wilb. Martin. Es find mehrere nech unbes 
fhriebene darunter. Dießmal wird nur Anomia cuspidata 
“ (Sharp pointed conical anomia) näher befchrieben, nämlich: 
testa conica sulcata: valvula altera convexa, nate incurvata: 
altera pyramidata, miagno foramine trigonali, Tab. 3, 
Taf: 4. enthält Figuren zur Erklärung deſſen, was der Vers 
faffer noch über das Schloß und das Loch an anderen Ans. 
mien fagt.) V. Verſuch über den sugenäbnlichen Sled 
an den Slügeln von den Locustis: Fabricii, welcher ein: 
Zeichen des männlichen Geſchlechts iff, vom Profeflor: 
Gert Beneralfüperintendene) Licht en ſte in. Dei der der 
flimmung der Gryllen und Lofuften in der Holthuſiſchen Samms 
- fung bemerkte der Verfaſſer dag bisher manche Fehler dadurch 
. begangen fein, daß man generiſche Kennzeichen für fpezififche 
sehalten habe. So fchrieb Linné dem Gryllo succincto alg 
Gattungsfennzeichen eine gulam cornutam zu, welche doch 
allen Gryllis des Fabrizius gemein iſt, und: diefelben von dem 
Sefchlechtern locusta, acheta, truxalis und acridium unters 
fheidet. Daher bildete auch Herbſt (Archiv. ins. tab. 54. 
- fig. 2.) den Grylius lineola Fabr. unter den Namen Gryllus 
succinctus wegen der gula cornuta ab, So hat auch Fabri⸗ 
zius gefehlt da er den Gattungscharafter einiger Lokuſten nad 
der Beſchaffenheit des augenähnlihen Fledes am- Grunde 
der Oberflügel befiimmte, denn der Verfaffer fand, daß andere 
im übrigen 3: B. ber Locusta perspicillata, specularis_ und 
perforata ganz gleiche, Thiere diefen Fleck nicht, dagegen aber 


„250 


— 
das Schwerdt Censis partumejus) am Hinterleibe hatten; ſo 
kam er alſo dahin ausflidig zu machen, daß jene Flecke das 
männliche Gejchlecht, fo wie die Schwerdter das weibliche au- 5 
zeigen. Er fand ferner, daß alle Hemiptera, wenn fie vuben, 
ein Stück des inneren Nandes am Grunde des rechten‘ Ober⸗ 
flügels mir dem inneren Rande des linken decken. "Auch dich 
Hat zu Irrungen Anlaß gegeben, indem man Bei gefleckten 
Flügeln den einen Flo des rechten Dberfligels, welcher unter = 
dem linken verborgen war, als nicht. vorhanden angefehen hat, 
Dei den Lokuften haben die Mennchen ſaͤmtlich am Grunde, 
ber Dberflügel eine runde Grube oder Vertiefung; diefe ift am 
rechten Flügel etwas weiter, fo daß fie im ruhenden Zuftande 
die untere Fonvere Seite der Vertiefung des linken Flügels 
aufnimmt und dadurch gleichfam auf eine Zeitlang eine Art 
von Gelenfverbindung bewirkt. Die Große diefer Gruben it 
nicht immer im Berkäftniffe mit der Sroͤße des Thieres; fo 
find fie bei Locusta viridissima Fabr.- kaum zu bemerken, bei 
Loc, varia Fabr. aber fehr deutlich, obgleich dieſe kleiner als 
jene iſt. Auf der 5. Tafel iſt Männchen und Meibchen der im 
Holthuſiſchen Verzeichniſſe von Lichtenberg befchriebenen Loe.. 
salvifolia abgebildet, welche ſich von Loc. perspicillata durch 
die rothen Unterflügel unterſcheidet; anf diefer Abbildung iſt 
der linke augenähnliche Fleck größer, wegen der Umkehrung der 
Kupferplatte. Wo von dem augenähnlichen Flecke und dem 
weiblichen Schwerdte in einem Individuum der Loc. perspi- 
eillata die Rede fer, da müffe gewiß irgend. ein Verfehen zum- , 
Grunde liegen; denn der Verfaffer babe fich durch Vergleichung 
alter Lokuſten, die ihm jemals zu Geſicht gekommen fein, uͤber⸗ 
zeugt, daß jene Flecke nur dem männlichen Gefchlechte zukom— 
men, Nur durch genaue Betrachtung des Hunterfchen Eremz 


r / 








e est 
plate fei jenes Verfehen zu entdecken. Den tefeologifchen Zweck 
dieſer Bildung ſucht der Verfaſſer darin, daß die Maͤnnchen, 
welche nach vollendeter Begattung zu nichts mehr nuͤtze ſind, 
vermäge jener Bildung ihrer Flügel, pracsertim veneris usu 
debilitati, den Vögeln, welche fie freffen, nicht fo leicht ent⸗ 
gehen Einnen als die Meibchen, welche ihre Fluͤgel ungleich! 
leichter ausbreiten und davonfliegen Finnen, dagegen die Männ: 
chen ehe fie ihre Flügel aus dem Gelenke bringen Lingft von’ 
den Bügeln erbeittet werden. Ja felbit dazu diene diefe Ein: 
richtung ne salaces mares invitas illas vana et praepostera. 
libidine vexarent u, f. w. Diefe Verſchiedenheit der Flügel bei“ 
den verſchiedenen Geſchlelchtern finde fich ſelbſt bei der Ordnung 
Golssata Fabr. wieder, Uebrigens finde man auch bei dem 
ungeflünelten Inſekten, dag die Maͤnnchen weit cher zum Tode 
reif werden als die Weibchen. Secibſt von den Fiſchen werden 
zu manchen Sahrszeiten nur Meibihen gefangen, welches’ vors 
zügfich bei ven branchiostegis und chondropterygüs der Fall 
ſei. Von den Lokuften habe der Verfaffer in allen Sammlun—⸗ 
gen weit mehr weibliche als männliche Gremplare gefunden. 
VII. Beobachtungen über die finnende Schnede (spin- 
ning Limax) von John Latham. Schon im B.r. ©. 185 
befchrieb Hoy das Spinnen oder Fadenziehen dieſes Limax, 
und Dr. Cham fügte hinzu, dag cr daffelbe ſchon cin einziges? 
mal beobachtet habe, Dieſe neueſte Beobachtung wurde vom 
Hauptmann Montagu zu Penryn iy Cornwall gemacht und 
fest außer Zweifel, daß wenigſtens dieſe nackten Schnecken 
Gass), wie viele Naupen, das Vermögen beſitzen ſich an Faden 
von hohen Gegenſtaͤnden auf den Boden herabzulaſſen, nur 
mit dem Unterſchiede, daß dieſe Faͤden bei den Schnecken nicht 
aus eigenen Behältern geſponnen werden, ſondern aus dem 


232 
dem Körper überziehenden zähen Schleime entftehen, Sie laffen 
ſich immer am Schwanze hinab und der Faden wird nur von 
dem Untertheile des Körpers und nicht vom Mücken oder vor 
der Seite des Thieres hergegeben. Eine wellenfürmige Bewe⸗ 
gung des Bauches bringe den hier abgefonderten Schleim gegen 
den Schwanz hin. Uebrigens ift dieß Feine neue Gattung, 
fondern hoͤchſtwahrſcheinlich Limax agrestis Lin. und zwar vor 
Müller in der Hist. verm. II. p. 9. sq. angegebene Art Limax 
albidus clypeo flavescente. Liſter hat dafjelbe auch von 
Limax cinereus maximus striatus et maculatus bemerkt. 
VI. Verſuch über die Aufteöbren verfcbievener Gar 
tungen von Voͤgeln, von I. Astbam. Dei den meilten 
Voͤgeln iſt die Luftroͤhre gleihförmig, zylindriſch, bei anderen 
hingegen verfchiedentlich erweitert oder wenigſtens gekrimmt, 
Leber den Nutzen diefer letzteren Bildung laffe ſich nichts ber 
fimmen: freilich mag: diefelbe wohl, wie mehrere Naturfore 
fher behauptet haben, zur Hervorbringung einer ftärkeren 
Stimme dienen; aber es ift doch nicht zu laugnen, daß auch 
andere Vögel ohne foldye Erweiterung der Luftröhre eine eben 
fo ftarfe Stimme haben, wie 5. B. der Hahn, Pfau u; ſ. w 
Daß jene Erweiterungen zum laͤngeren Tauchen dienen ſollten 
iſt gleichfalls nicht wahrſcheinlich, denn einmal finden ſie ſich 
mir bei den Männchen und es iſt noch durch feine Erfahrung 
bewiefen, daß dieſe länger tauchen koͤnnten als die Weibchen 
und fürs andere giebt es Waffervögel, bei denen fich gar keine 
folhe Erweiterung oder Kruͤmmung findet, und die doch uns 
gleich länger tauchen Einnen, als andere, welche die Erweite— 
sungen beſitzen. Uceberdem haben der Kranich und andere 
Voͤgel des Gefchlechtes Ardea große Krümmungen und Berlän- 
gerungen der Luſtroͤhre ohne überall zu tauchen. Der für den - 











283 


N 
Naturforscher bis jetzt einzige Vortheil diefer verſchiedenen 
Bildung iſt erftlich, daß man daran dag männliche Geſchlecht 
vom weiblichen ungleich gewiffer unterfcheidet, als an den im 
Unterleibe liegenden Hoden, welche außer der Begattungszeit 

2 befanntlich fo Elein werden, daß man fie leicht überfiehtz zweie 
tens dient diefe verfchiedene Bildung der Luftroͤhre ung auch 
dazu, daß wir manche Gattungen mir weit mehrerer Gewiß- 
heit danach unterſcheiden Eünnen, als es ohne diefe Kennzeichen 
möglich iſt. Bei genaucerer Unterfuhung findet man felbft 
außer jenen auffallenderen Unterfihieden beiden Luftröhren 
anderer Vögel doch noch Berfhiedenheiten genug, um bie 
Sattungen derac zu unterfcheiden; und zwar entweder in ber 
verſchiedenen Bildung der Luftroͤhrenringe, in der Stärfe und 
Anzahl der Muskeln des unteren Larynz u.f.w. Die Abs 
weichungen von der gewöhnlichen Geſtalt der Luftroͤhre find 
zwiefach: entweder 1) bloße Verlängerung, fo dag badurch eine 
Umſchlagung der Luftröhbre in der Mitte des Halfes entftcht 
wie bei dem Auerhahn, oder wenn die Verlängerung noch 
größer iſt, die Luftröhre zum Theil durch gevoiffe Aushoͤhlungen 
des Bruſtbeines laͤuſt, wie bei dem Kranich, dem wilden 
Schwan u. ſ. w. oder 2) Erweiterung der Luftroͤhre an einer 
eder am mehreren Stellen. Dieſe letztere Verſchiedenheit findet 
ſich nur bei den Geſchlechtern anas und mergus, und zwar 
nur bei den Männdyen, denn wenn auch das Gefieder ein«s 
Vogels, der foldie Erweiterungen an der Luftröhre hat, weib⸗ 
lich ſcheinen follte, fo wird man bei genauerer Nachforſchung 
Immer die Hoden im Unterleibe als Beflattigung der Manns 


heit finden, Unter - anderen Irrungen {ft «der glaucium der 


Autoren oder der merillon der Franzoſen von manchen ale 


> eigene Gattung aufgeführt; es iſt aber nichts als die. Quakerente 


284 > 
(Anas clangula) im'jugendlicen Zuſtande, welchẽ erſt dur zwei⸗ 
ten Jahre ihr vollkommenes Gefider erhält. Sonſt iſt auch 
bie junge Anas fuligula und marila für den morillon ausge⸗ 
geben, aber ſelbſt der Schnabel zeigt ſchon die Verſchiedenheit, 
wenn man auch nicht einmal auf die Federn achtet. Der 
wilde oder Slingſchwan unterfcheidet fid) vom zahmen vorzuͤg⸗ 
lich durch die Luftröhre, welche bei letzterem die ganz gewoͤhn⸗ 
fiche Geſtalt hat. In folgenden Vögeln befchreibt der Verfaſſer 
nun die Luſtroͤhre: 1. Auerhahn, die Blochſche Zeichnung aus‘ 
den Schr. der Berl, Gef. nachgeftochen. 2, Marail (Pene⸗ 
lope marail) von Capenne und Guiana. Taf. 9. Fig. 2. Die 
Luftroͤhre macht nur eine Eleine Krümmung, und Eht über dem 
rechten Schlüffelbeine in die Bruſthoͤhle hinab, die Krümmung 
felbft wird durch einen ſtarken Muskel an der Außenſeite des 
Brufibeines in der Lage gehalten. Dieſe Bildung findet in 
Beiden Gefchlechtern ftatt. 3. Parraka (Phasianus parraca)) 
bier iſt die Kuͤmmung an der Außenſeite des Brufibeines 
ungleich länger und findet fih nur im Männchen. 4. Guan 
(Penelope cristata), hier iſt die Verlängerung noch weit arößer, 
gebt nicht allein bis zum Ende des Bruſtbeines hinab, ſondern 
macht hier’ nachdem die Luftroͤhre wieder eine Strecke vorwärts 
gegangen iſt, noch einmal eine Krümmung zurück. Auch ſteigt 
die Luftroͤhre nicht wie bei den vorigen an der linuken, ſondern 
an der rechten Seite hinab und an der linfen wieder hinauf 
und gehe über das Linke Schlüffeldein zur Bruſthoͤhle hinein. 
Taf. X. Fig.r. 5. Crax Pauxi. Taf, XI. Fig>ı und 2, Nicht 
ſehr von 3 und 4 unterfchieden. 6. Anas semipalmata (New: 
South wales goose), eine wie es fiheint noch unbefchriebene 
Gattung von Neuholland. Anas grisea, capite collo femori- 
busque nigris, eollari uropygio corporeque subtus albis, 





285 


„pedibus ‚semipalmatis, faſt von der Größe einer wilden Gang, 
‚mit brannem Schnabel und bis zu den. Augen hingehender 
Wahshaut.. Die Luftroͤhre macht auf der Bruſt unter der 
Haut mehrere fchöne Windungen. 7. Crax alector. Die Luft: 
röhre iſt ziemlich dick, wird am unteren Theile des Halſes 
‚plate und macht dann eine kurze Nückwendung von mehr als 
‚einen Zoll Länge. Taf. X. Fig. 2 und 3. 8. Ardeo virgo. Die 
Luftroͤhre trier in eine Hoͤhlung des Bruftbeines drei Zoll tief 
. ‚hinab, beugt fih dann rückwärts und tritt nun in die Bruſt⸗ 
Höhle ſelbſt. Taf. X Fig. 4. 9. Anas eygnus (Singſchwan) 
‚Die Luftröhre tritt in eine Höhlung des Bruſtheines, ſchlaͤgt 
ſich danı.um und geht ruͤckwaͤrts um mit einer zweiten Deus 
‚gung ſich in die Bruſthoͤhle zu ſenken. Taf. ı2. Fig. 1. Die 
2 und 3. Fig. zeige das Bruſtbein des wilden und zahmen 
Schwans von rückwärts gefehen. 10. Ardea grus (Kranich), 
aus Blochs Zeichnung bekannt genug, die Luftrühre macht im 
Deufibeine noch eine Windung mehr als bei dem voriger, 
Nun folgen die Luftröhren mit Erweiterungen: 11. Anas crecca, 
42. A. querquedula. 13. A. clypeata. 14. A. acuta. 16. A. 
penelope. 17. A. boschas. 18. A: moschata. 19. A. marila, 
20. ferina. 21, fuligula. 22. tadorna. -23. clangula. 25. Mer, 
gus serrator. 26. M. merganser und 27. albellus hat Bloch 
auch befchtieben. 15. Anas strepera (the gadwal) hat eine 
Knochenblaſe und Bogen wie der Pfeilſchwanz 145 die Blaſe 
iſt aber kleiner als bei dieſem und die Verbindung des Bogens 
und der Blaſe anders Taf. ıs. Fig. 7 und 8. abgebildet. 24, Anas 
fusca (velvet duck), hat etwa in der Mitte eine große Kno⸗ 
chenblaſe, oben am Kehlkopfe eine Eleinere und vor der Thei— 
lung der Luftröhre noch einen knoͤchernen Theil, Man ſieht, 
das manches hievon in Deutſchland duch Blochs Abhandlung 


286 


im 4. Bande der Schrift der Berl, Gef. nat. forſch. Freunde 
laͤngſt befannt war. N. Nachricht von der Canadifcben 
Spreingmaus (Dipus canadensis) vom Generalmajor Thu 
mas Davies; Der Verfaffer fand dieß Thierchen bei Due: 
‘bee und gicht folgende Gartungsfennzeichen an: Palmis tetra» 
dactylis, plantis pentadactylis, cauda annulata undique se- 
tosa, corpore longiore. Der Körper ift kaum von der Größe 
‚einer mittelmäßigen Hausmaus, das Haar geiblichbraun, unten - 
etwas weißlih. Das Thier kann vermöge der langen hinteren 
Gliedmaßen funfjehn Fuß weit fpringen und iff außerordentlich 
ſchnell und gelenkig. Im Winter ſchlaͤft es ungefähr vom 
Detober bis zum letzten Ende des. Maies. In dieſem Zuſtande 
wurde es bei Grundlegung eines Gartenhauſes etwa 20 Zoll 
tief in der Erde gefunden und zwar im einer Kugel von Thon 
eingeſchloſſen, welche. inwendig ganz olatt war und zolldicke 
Wände harte. Taf. 8. zeigt es ſowohl im Stehen auf den 
Hinterfüßen, als ſchlaſend, wie es in der ‚Kugel lag mit zus 
ſammengerolltem Schwanze und die Hinterfüße an den vors 
warts gebeugten Kopf gezogen. „Siehe die Eepirten Abbildun⸗ 
gen diefes Thieres in Boigts Magazin für Naturkunde B. ız, 
Er. ı. 1800. Taf. IL. XIV. Nachricht und Abbildung 
eines kleinen Ichneumon, von ©. Schaw. Vielleicht 
fei es Linnes I. atomos; doch war das Inſekt nicht weißlich 
bunt, fondern gleihformig glänzend ſchwarz; die Flügel ſpiel⸗ 
ten mit fehonen Negenbogenfarben und waren mit fehr langen 
ſchwazen Haaren eingefafft; es iſt Eleiner als die gemeine 
Kaͤſemilbe. Sn der Verausfegung, daß es nicht I. atomos fe, 
würde es folgendermaßen bezeichner werden fünnen: I. punctum, 
niger nitidus, alis iricoloribus, margine pilis longissimis 


nigris. XV. Befihreibung des Phacma dilatalum, von 


237 


Fob. Parkinfon. Es feine eine noch unbeſchriebene 
Gattung zu fein; foll aus Afien kommen, ift 62 Zell lang und 
am breiteften Theile des Bauches 13 Zoll breit. Das ganze 
Thier ift etwas platt; die Bruſt ftumpf rhomboidaliſch; der 
Kopf erhebt fich rückwärts ſtumpf kegelformig. Bruft und 
Bauch find an den Seiten mit Stacheln befeßt, die drei hin— 
terſten Abfchnitte des Bauches ausgenommen. Der Korper iſt 
braun; die mie Stacheln befetten Beine grün mit braunen 
Flecken; die Oberflügel oder Flügeldeken [han gruͤn aber klein; 
die Unterflügel röthlih, an der Spise grün, ſtark geadert, 
kaum größer als die Flügeldefen. Das Maul hat vier ziem⸗ 
lich lange Palpen, unter den Maule liegen zwei blattformige 
Theile, Der Vaud) endiger fid) in eine Art von kahnfoͤrmi⸗ 
gen Werkzeuge, defjen Keil weit unter dem Bauche fortgeht 
und an der unteren Fläche mehrere Abſchnitte des Bauches 
bedeckt. Oben ift der konkave Theil diefes Fortfages mit einer 
Klappe bedeckt, die in einen gefpaltenen Fortſatz endet; hebt 
man die Klappe auf, fo ſieht man die Eier, zum Beweiſe, daß 
das Thier im Zuftande der völligen Ausbildung if. Diefe, 
Eier find laͤnglich rund, an einem Ende ettvas flach, überall 
mit vertieften Punkten und an einer Seite mit einer doppelt 
tellenformigen Linie beztichner, welches ungefähr die Geftalt 
” eines Andreaskreuzes macht. Das platte Ende hat einen Teiche 
ten Rand, mo fih das Ei nachher zu öffnen ſcheint. Dr. 
Scham giebt folgendes Gattungskennzeichen: Phasma dilatatum, 
„thorace dilatato rhombeato pedibusque spinosis, abdomine 
lanceolato,, lateribus ciliato-spinosis. Dr. Schaw bat dieß 
feltene Inſekt auch fchon in Mr. 103. feines Naturalists Mis- 
eellany abbilden lafjen und zwar ift hier auf Taf. 348. auch) 
eine Anſicht des Thieres von unten oder von der Bauchſeite 





283 


gegebem) XVII. Ammophila, ein neues Inſektengeſchlecht 
aus der Klaſſe Hymmmoptera, welches Rinnds Sohex sabu- 
losa mit in ſich begreift, von Wilb, Kirby. Die 
Zunge und ‚die dieſelbe umgebenden Balveln find in diefer 
Klaſſe ſehr chavakteriftifch. Der Verfaffer fand fle det Form 
nach in Sphex, Vespa und Apis ſehr verſchieden. Bei Sphex 
sabulosar Linn. iſt das Maul mir-einem gebogenen Schnabel 
(rostrum indesum) verfehen, welcher eine lange zuruͤckzieh⸗ 
bare tehrenfoͤrmige Zunge am Ende mit einer clava bifida 
verſehen, enthält; dahingegen die Zunge bei dem wahren Sphex; 
werigfiens fo viele ich. deren unterfucht habe, fehr kurz, platt, 
am Ende breiter und meiſt gar nicht geſpalten if. "Die Zunge 
kam mehr, mit,der bei Vespa überein, da fie auch bier getheile 
iſt, aber bei Vespa. iſt fie. dagegen. fehr kurz umd breit, ume 
gekehrt herzfoͤrmig, ſeht tief geſpalten, und an den beiden 
Theilen zuweilen mit einer ſchwieligen Spitze verſehen. Bei 
Apis iſt die Zunge ganz ungeſpalten und aewoͤhnlich foiß. Da 
der Verfaſſer ſchon drei andere Brittiſchen Gattungen beſitzt, 
welche in Bildung der Zunge und der Maxillen mit Sphex 
sabulosa uͤbereinkommen, ſo hat er, da ſich überdem noch 
andere ilcbereinfiimmungspunfte "finden ,. diefe Gattungen zu 
einem neuen Gejchlechte Ammophila verbunden ; der Name: 
iſt von. dem Aufenthalte der Gattungen an jandigen fonnigen. 
Ufern hergenonimen, 


Ammophila (Sandwasp); Sandwespe, 


Character naturalis:, 
Caput suborbiculatum, subdepressum. Aostrum corneum, 
inflexum, subulato - conicum, vagina trivalvi;. ‚valvulis 


duabus superioribus semisagittatis medio palpigeris, palpis 


g 


RA 289 
vezarticulatis; inferiori apice ‚biaristata, ‚ aristis membrana- 
eis; palpis duobus, qudriarticulatis, instructa;, linguam sub- 
membranaceam,.retractilem, tubulosam; subelavatum, clauz 
bifida exserens. Labium inflexum.., Maxillae forcipatae mi- 
naces, apice tridentatae, dente interiori,minimo, intermedio 
magno truncato, exteriore maximo acuminato. Anfennge 
Siliformes, thorace breviores, saepius tredecim artieulorum, 
medio frontis insertae. Oculi oyales, distantes. Stemmaia 
in triangulum disposita. * 

Collum infundibuliforme. Thorax. subcompressus pone 


alarum insertionem elongatus. Seutellum obsoletum. Alae 


planae, venosae, anastomosi obsoleta. Abdomen petiolatum 


glabrum, aculeo in foeminis recondito. Pedes longi, gra- 
eiles, setosi. Femora apophysibus biarticulatis insidentia. 
Thbiarum posticarum spinulae interiores uno latere pectina- 
tae. Tarsi quinque articulati. Color niger abdominis cingulo 
ferrugineo. \_ 
Character essentialis; ' 
Rostrum ‚conicum inflexum, liugnam bifidam exserens. 
Antennae filiformes in omni sexu, articulis quatuordecim, 
Oculi ovales. Alae plenae. Aculeus reconditus, 
ı Synopsis specierum. 
. & vulgaris. A. antennis tredecim - nodiis, frontis 'fovea 
insertae; abdominis petiolo elongato, biarticulato, 
, alis acquali. ; 
j 2. affınio. A. antennis tredecim -nodiis, frontis fovea in- 
sertae; abdominis petiolo uniarticulato; alis corpore 
brevioribus. 
3. hivsuta. A. antennis tredecim -nodiis; abdominis petiolo 
uniarticulato brevi; alis corpus aequantibus, 


L Bandes 2, Etiid, T 


290 
A argentea. A. antennis quatuordecim -nodiis; Kom 
petiolo uniarticulato; alis corpore brevioribus. 
Uberior descriptio: 
i. (Sphex sabulosa Linn.) 

Caput punctulatum, subvillosum villis sordidi coloris. 
Thorax sordidö-subyillosus, linea intermedia longitudinali 
‚exaratus; callis #), puncto sub alas, et uno utringue apud 
"abdominis insertionem, pilisde cumbentibus sericeo -argenteis 
ornatis. Squamae nigrae **). Alae subhyalinae, apice 
obsceuriores „ nefvis nigricantibus, abdomine circiter dimidio 
breviores, s. petiolun longitudine aequantes. Abdomen cla- 
vatum; segmento primo filiformi nigro; secundo lineari, 
compresso ferrugineo, puncto excavato utrinque notato; 
tertio campanulato ferrugineo; quarto nigro, basi et inferne 
ferrugineo; reliquis nigris, Long. corp. lin. ı0. 

b) Variat. minor, thoracis callis, lateralibus, et posticis 
pilis serieeis destitutis; alis unicoloribus. An sexus alter? 
forsan mas? Long. corp. lin. 6. 

Scopoli und Linne befchreiben den Schnabel als zweiklap⸗ 
pig, der Verfaffer fand ihn immer aus drei Klappen, ohne die 
Zunge, beftehend, 

2. A. affınis, habitat rarior in ericetorum sabulosis. 

Caput punctatum, nigro subvillosum. Maxillae nigrae 
fascia media fusca: Thorax nitidus punctatus, lineolis quin- 
que (quarum una intermedia) impressus. Squamae fuscae 


postice rufae. Alae testaceae, abdomine tertia parte brevio- 
3 Y 





*) Hierunter verfteht der Verf. zwei kleine Tuberket an jeder Geite des 
vorderen Theiles der Bruſt, welche fich bei den meiſten Hymenopteris finden. 

**) Squamae nennt der Verf. die Eleinen halbzufelförmigen Schuppen, welche 
die Wurzel ver oberen Flügel decken und beſchützen. 





291 


res. Ablomen (petiolo excluso) lanceolatum ; segmento primo 
filiformi nigro, secundo camparfulato nigro, apice ferrugi- 
neo; proximis duobus ferrugineis; reliquis nigris. Long. 
corp. lin. 9. J : 

3. A. hirsuta (Sphex arenaria Fabr.). 

Caput magnum punctulatum, atro - villosum. Maxillat 
longitndine capitis valde minaces.  Frons planiuscula. 7ho- 
yax et pectus atro-villosa. Squamae'nigrae. Alae longitus 
dine corporis, subhyalinae, apice nigrae, venis ferrugineis, 
costa fusca. Abdomen nigrum, lanceolato ovatum; petiolo 
brevi villoso; segmerito secundo tertio, quartique'basij ru- 
bello- ferrugineis. “Pedes postici, abdomine dimidio longio- 
res. Tarsi setis valde asperi. Long. corp. lin, 8. — .Alt, 
Sex? lin. 68. 

4. A. argentea. { 

Caput nigro-villosum. Maxillae acumine fuseo. io Ami 
tennae thoracis fere longitudine. Frons planiuscula,. infra 
äntennas pilis densis decumbeutibus argenteonitidissimis, nisi 
a tergo vix conspieuis, tecta. Thorax angustus; subvillosus 
uti pectus villis’certo situ argenteis. Sysamae nigrae. Alae 
subhyalinae, apice obscuriores, nervis ferrugineis; abdo- 
mine dimidio fere breviores. Abdomen clavatum, segmento 
primo filifformi nigro; reliquis nigris. Pedes 'setulis. bre- 
vibus asperi. Long. corp. lin. 52. 

Auf den beigefügten Kupfertafen Nr. 19, find außer meh⸗ 
teren einzelnen Theilen von Ammophila zur Vergleihung auch 
die Schnäbel und Maxillen von Sphex, Vespa, Apis rostro 

inflexo und A. r. reflexo vergrößert abgebildet. 
© XIX. Sernere Bemerkungen uͤber das woaiserinfet, 
ein Brief an Samuel Goodenougb von Thom. Mar’ 


Ta 


202 
fbam. Enthaͤlt nur einzelne Bemerkungen in Beziehung auf 
eine Abhandlung im: dritten Bande, Wichtiger ift Nr. XX. 
Gefcichte der Tipula twitici ‚und des. Ichneumon, tipulae, 
nebſt einigeu Bemerkungen über andere Inſekten, welche 
euf dem Weizen gefunden werden, ein Brief an Mar⸗ 
fbam von Wilb. Kirby. ı Man finder in den Blümchen 
der Waizenähren: Eleine gelbe Larven, aus welchen am Ende 
eine Öattung von Tipula entſteht, die noch unbefchrieben iſt: 
Tip «la; Alis incumbentibus. Culieiformes. 

Tritici. T.- ferrugineo -rufa, alis hyalinis margine 
pilosis, oculis nigris. Minima aurantiaca. Antennae monili- 
formes thorace longiores. Alae pilis ciliatae. Pedes longius- 
euli. - Longitudo fere linearis. " AI 

Layva saltatrix, apoda, citrea, marginata margine pli- 
cato - papillöso, capite acuto, cauda truncata. Habitat. in 
tritici ‚spicis. © { 

Pupa,angusta, utrinque acuta, zufescens. 

In die Larve diefes Thieres legt folgender — 
fein Ei, 

Ichneumon. Minuti, abdomine ovato sessili. 

Tipulae. I. niger; antennis basi pedibuspue rufiss tibiis 
posticis. clavatis apice migris. Minutissimus, niger, nitidus, 
‚Antennae fractae, vibratoriae, articulo primo longo rufes- 
centi. .Alge aveniae immaculatae corpore longiores. Abdo- 
men obovyatum, depressum subsessile. Tibiae clavatae, prae- 
sertim posticae, Longitudo infra linearis. 

Habitat in larvis Tipulae Tritiei, ovum unicum de- 
ponens in singulis, 

Sonderbar iſt es, daß man die kleinen Fliegen det Tipula 
und ſelbſt die Puppen derfelben fo-felten, nnd_die Larven doch 


293 
ſo haͤufig findet. Der Verfaſſer erhielt durch Sie Sonnenwaͤrme 
in demſelben Sommer eine vollkommene Tipula, glaubt aber, 
daß dieſe Thieree ſonſt erſt im folgenden Fruͤhlinge erſcheinen, 
um ihre Eier ſo zu legen; daß ſie gegen die Zeit der Bluͤthe 
des Waizens auskriechen. Die Larve naͤhrt ſich vom Blumen⸗ 
ſtaube, und viele Larven finden hinlaͤngtiche Nahrung an dem 
Staube eines einzelnen Bluͤmchens“ Sie verhinderen dadurch 
die Befruchtung, fo daß der Fruchtknoten des Waizens nicht 
anſchwellt, die. Staubbeutel Hingegen: bleiben; der Verfaſſer 
vermuchet daher, daß die Thierchen durch einen Elebenden Saft 
‚das Ausfchütten des Blumenftaubes verhäten. "Die meiften 
Leute glauben ‚ daß der Eleine Schneumen die Larve der; Tipula 
hervorbringe und fo Schuld an den großen Schaden fei, der 
durch das Nichtreifen des Korns entftehtz da doch gerade dieſer 
Ichneumon ein großer Wohlthaͤter des Meufchengefchlechtes 
wird, indem er taufende der Larven zerflöhrt, Det Verſaſſer 
feßte mehrere Larven und einen Ichneumon auf Papier: letzterer 
lief fogleih umher und bewegte feine Fuͤhlhoͤrner ſchnell; Hatte 
bald eine Larve aufgefunden, feste fich unter außerordentlich 
zunehmender Bewegung der Fühlhörner darauf und legte uun 
das Ei im die Larve der Tipula, wobei die Fühlhörner ganz 
ruhig wurden. Die Larve ſchien Schmerz zu empfinden, denn 
fie. zog ſich heftig zuſammen. So legte der Schneumon in 
| mehrere Larven hintereinander ein Ei nieder. Nach einem 
allgemeinen Ueberfchlage zerftsrr die Tipula tritici ungefäht 
den ziwanzigften ‚Theil der Maizenerndte,  Ungleich häufiger - 
finder fih nod am Waizen der Thrips physapus, und der 
Verſaſſer ift ganz der Meinung, daß auch diefes Inſekt vou 
dem Waizenforne ſich näßre, und eben fo wenig als die Ges 
ſchlechter aphis, chermes nnd coccus fleifchfreffend fei. Das 


2094 

Mutterkorn (red zum) komme gewiß von einer Art Fungus 
und habe mit den Inſekten nichts zu thun. XXL Nachricht 
von einer neuen Gattung der Muscicapa von Neu⸗Sud 
Wallis, vom Generalmajor Davies. Die Einwohner 
nennen. diefen Vogel Merion Binnien. Dr. Schaw Hat fol» 
gend: Befchreibung hinzugefügt: 

Muscicapa malachura Weichſchwaͤnziger Sliegenfehnäpper, 

'M. fusca, subtus ferruginea; gula (maris?) coerulea; 
cauda longa cuneata, rectricibus decompositis. 

Er halt’ fih um Sidney und Botauy Bai an fumpfigen 
Plaͤtzen auf, wo er fih im langen. Graſe 'und- feinem) Nieds 
grafe verbirgt. Wird ser aufgejagt, fo fliegt er nur kurz und 
läuft. erſtaunlich ſchnell. Er ift von der Spitze des Schnabels 
bis) zum Ende des: Steißes drei Zull lang; der Schnabel hält, 
3 Zoll, ift braunlichfehwarz, an der. Spike betraͤchtlich gebos 
gen, am Grunde mit langen Borften befeßt. Die Beine dünn, 
3 Zoll lang; die Fuße auch lang und dünn; Klauen Erumm und 
ſehr ſcharf, vorzüglich die hinterfte, welche die längfte ift. Der 
Schwanz ift vier Zoll und darüber lang, die Schtwanzfedern 
haben fehr dünne Kiele und die Fahne befteht aus einzeln 
ſtehenden Haarähnlicheo Faͤdchen. Das Weibchen und Männs 
hen findet man auf Taf. 2ı. abgebildet, XXII. Bemerkun⸗ 
gen uͤber das Geſchlecht Pausus und Beſchreibung einer 
neuen Gattung, von Adam Afzelius Profeſſor der 
Botanik zu Upſal. Das doppelte s in Linnés Differt. Bigae 
Insector. Upsal. 1755 hält Berfaffer für einen Druckfehler und 
glaubt Linne habe diefem Inſekt den Namen Pausus gegeben, 
weil er damals fchon alt und ſchwach war; mirklih hat er 
‚auch nach diefem Fein anderes Inſekt mehr Gefchrieben. Linne 
kannte nur eine Gattung P. microcephalus. Ihunberg beſchrieb 


295: 
nachher zwei Gattungen P. ruber.und lineatus. Alle anderen 
namentlich Fueſſiy, Gmelin, Herbſt und Fabritius haben bei 
ber Befchreibung diefes Inſektes Irrthuͤmer beaangen. Lehe. 
terer zähle es mit Unrecht zu feinem Geſchlechte Cerocoma. 
Die erfieren drei haben gewiß nie einen Pausus gefehen, Der 
Berfaffer brachte eine neue Gattung von Africa, welcher er 
den Namen P. sphaerocerus beilegt, Nachdem der Verfaſſer 
eine ſehr genaue Beſchreibung des Geſchlechtes gegeben und 
den Uuterſchied von Cerocoma noch beſonders gezeigt hat, fo 
geht er zur Beleuchtung der Irrthuͤmer der übrigen erwähnten 
Scriftfieller über. Linné habe das Inſekt befihrieben niger 
elytris piceis. Thunberg und Gmelin hingegen totus niger, 
Herbſt fagt ater, bildet aber die Flügeldeken pechfarben und 
den übrigen Körper dunkelaſchgrau ab. Fueſſly hat nur Linnés 
Worte, aber in der franzöftfchen Ausgabe ift niger und piceus 
beides durch noir überfeßt. Die meiften haben alfo Linnes 
Terminologie gar nicht verftanden; denn unter ater verftand 
Linne das. dunkelfte Schwarz, unter niger eine Mifchung 
von ſchwarz und braun, unter piceus eine Farbe, die noch 
mehr braun in der Miſchung hielt; fuscus war aus ſchwarz, 
braun und aſchgrau gemiſcht. Dieſe Erklärung gab Linne dem 
Verfaſſer felbft. Dann geht der Verfaffer zu dem Gattungs⸗ 
unterfchiede zwiſchen P. microcephalus uhd sphaerocerus über, 
und giebt endlich in Fürzerer Kunftfprache folgende Befchreibuns 
gen, welche der Neuheit wegen hier ihren Platz finden müffen: 
Descriptio generis 
Character essentialis:; 
Antennis clava integra inflata. 
Pausus antennae biarticulatae, clava uncinafa pedicel- 


lata mobili. 


296 


D 


Character artificialis:: — 
Nu 


P. antcnnae biarticulatae, articulo superiore. maximo 
inflato uncinato pedicellato: pedicello in cavitate articuli 
inferioris mobili. Caput porrectum: gula triangulo convexo 
instructa. Thorax angustus inaequalis scutellatus. Zlufra 
gexilia deflexa truncata. Pedes antici pectoris parti antice 


aſſixi: femoribus appendiculatis: tarsis quadriarticulatis. 


A . 


Character naturalis: 


h - | 
'Palpi quatuor inacquales obtusi, basi trianguli gularis 


aflixi; interiores medü triplo longiores, divergentes, intus 
plani extra convexi, basi biarticulati, interius pauloque al» 
tus collocatis 'exterieres laterales minuti, erecti, setacei 
eompressi, articulis destituti, marginı exteriori baseos trian- 
guli gularis inserti. Meandibulae porrectae arenatae acumi- 
natäe, forcipatae, bäsi biartieulatae, dein € vaginis duabus 
eorneis introrsum dilatatis truncatis, quarum infera latior, 
bidentfculatae, et tandem hamulo vaginis angustiore cylin- 
driaco carneo terminatae. "Maxillze apice teretes integerri- 
mae' unguiculatae forcipatae. Tabium palpis interioribus 
brevius subquadratum, membranaceum, carinatum, apice 
integrum ciliatum. Antennae biarticulatae: artieulo inferiore 
pärvo subrettindo utrinque truncato; superiore maximo in- 
Nato in capilulum integrum, ante et extraversus carinatum: 
carina a basi ad verticem tuberculatum ducta, pone et in- 
trorsum tubo ‚vel hamulo instructum et subtus pedicellatum : 
pedicello basi globoso nitidissimo: globo- cavitati articuli 
inferioris versus marginem ejus apicis exteriorem inserto, 
et ad superiorem articulum rotandum ‚accommodato. Meta- 


morphösis et vietus nondum innotuerunt. 





257 


* 


Dann folgt Habitus naturalis. Hierauf der Unterſchied 
von Cerocoma, namlich: Aabitetioue aequinoctiali in domi- 
bus. Corpore glabro, antico angustiore, Capite porrecto, 
gula triangulo notata, Antennis magnis, biarticulatis; arti- 
culo superiore maximo uncinato, pedicellato, mobili. Fal- 
Fis basi trianguli jugularis aſſixis, interioribus multo lon- 
gioribus. Mandibulis vagihatis denticulatis. Tabio subqua- 
drato carinato integro. Thorace angusto inaequali: partibus 
duabus distinctis. Zlylris margine circumcirca deflexis apice 
sinuatis truncatis. Abdomine plicis papillisque lateralibus 
destituto. Pedibus anticis anticae pectoris parte allixis, fe- 


moribus appendiculatis, tarsis omnibus quadriarticulatis. 


Descriptio specierum. 


. ö A ! l 
1. Pansus microcrphelus. Capite mutico clava oblongo- 
sphaeroidea, e]ytris longitudine abdominis impunctatis, 


tibiis linearibus. 


N 
Da dieſe Gattung ſchon finger befannt ift, fo uͤbergehe 
ich die nähere Befchreibung, um diefelbe von der folgenden 
neuen Gattung ganz zu liefern. 


2. P. spheerocerus. Capite cornuto, claya globosa, elytris 


abdomine brevioribus, punctatis, apice dilatatis. — 


Habilat in Sierra Leone: Freetown. Mus. Smith. Mar- 
sham et meum. Januario et Februario noctabundus ambu- 
lat, luce admissa caeculit delabitur et aliquamdiu immobilis 
remanet. Globi antennarum phosphori videntur atque ma- 


teria tenui liquida repleti. 


Castaneus nitidissimus, precedente paulo angustior, unde 


etiam longior apparet et magis cylindriacus, 


298 

Caput majus cormutum: parte postica annulari minore 
coarctata; cornu medio parvo conico erecto pilis cartilagi- 
‚neis terminato; clypeo solum depresso ;! triangulo jugulari 
mäjusculo. Oculi admodum magni valde conspicui, atri, 
sed in certa quadam luce virescente tincti: angulis aceta- 
bulorum paryis apice rotundatis, postico oculis multo hu- 
miliore. Antennae: tuberculo ad basin motatorio concolore, 
et sic non adeo manifesto; articulo inferiore punctis atque, 
verruca destituto; superiore magnitudine capitis, sphaerico,, 
vesieae inflatae simili, semipellucido, incarnato, carina mi- 
nuta vertice tuberculo, unico pilifero castaneo nitido termi- 
nata instructo, pone in hamulum conicum, longitudine, 
cornu capitis sed greciliorem, apice pilis in externum 
flexis notatum, castaneum nitidissimum paulum extra arti- 
culum inferiorem producto, subtus pedicello brevi cylin- 
driaco atro. Palpi inferiores versus apicem aliquantum 
incrasati, sed certo adspectu cylindracei: articulis majuseu- 
lis. Mandibulae articulis magnis; vagina superiore parum 
breviore, et ferme cylindracea. Labium apice deflexum et 
fere truncatum: carina sulco destituta. Thorax latitudine 
capitis et parum inaequalis: partibus duabus sulco non nisi 
lateribus -et subtus exarato distinctisz Aufiet AURERE et 
lateribus convexa, annulum vel  segmentum referente; 
postica margine anteriore signo medio depresso nigrescenti-, 
glauco duabus alis minutis apice divergentibus non adeo 
dissimili impressa, posteriore parum elevata sed spatio lato: 
stria transversa media instructa. Scutellum obtusiusculum 
fere inconspicuum. Zluira abdomine breviora, obsolete 
punctata. Alas iuferiores colore violaceo vario nitido. 


Abdonien apice convexiusculum -nigrum; subtus segmentis 





299 \ 
tertio et ultimo nigrescentibus obsoletissime punetatis. Pedes 
omnes aequales impunctati. Femora basi atra: appendicibus 
minoribus quam P. microcephelus., Tibiae basi nigricantes, 
versus apicem latiores compressiores, ipso apiee pilum utrin-, 
que gerentes, truncatae, margine exteriore serie pilorum 
dupliei, interiore unica et pedum posticorum nulla in- 
structae. Tarsi longiores quam praecedentis speciei: articu- 
lis etiam multo evidentioribus unguibusque majoribus. 

Foemina differt oculis crystallinis, palpis interioribus paulo 
angustioribus, exteroribus glaucescentibus; mandibulis bre« 
vioribus; vagina infera angustiore; scutello minore; abdomine 
longiore, apice convexo piceo; femoribus pedum posticorum. 
aliquanto gracilioribus; caeterum simillima, 

Shunbergs Pausus ruber und lineatus und Fabrizius 
Cerocoma ruficollis find den vorigen beiden ziemlich nahe ver: 
wandt, ob fie aber zu dewnfelben Geſchlechte gehoͤren, weiß der 
Verfaſſer nicht, da’ er fie nicht in Nückficht der oben angegebe: 
nen Gefchlehtsfennzeichen hat vergleichen fünnen, P. microce- 
phalus und sphaerocerus find Taf. 22. abgebildet. 


Nova acta Regiae Societatis scientiarum Upsaliensis Vol. VI. 
Upsaliae 1799. 354 ©. gt. 4to. mit 12 Kupfertaf. 


Der fünfte Band diefer für Naturgefchichte fo reichhalti- 
gen Sammlungen erfhien fihen vor fieben Sahren. Wir 
begnügen uns hier bloß die zoologifhen Abhandlungen des 
neueſten Bandes zu nennen, da befriedigendere Auszüge ſchon 
im zweiten Hefte des erften Bandes von Rudolphis ſchwedi— 
fchen Annalen S. 44 : 93.0. fig. und in Wr. 178, d. allg. Litt. Zeit. 
24. Sun, 1800 zu finden find. II. &. 5 +10 Ajungb Beſchrei⸗ 
bung des Mus amphibius Linn. variet. d. niger Gmel. aud) 


300 


Pediculus murinus und Acarıs muris werden hier als neue ? 
Gattungen von’ Inſekten befchrieben, "III. &. ur #37 Thun⸗ 
berg über das Kafergefchlecht Brachycerus, wovon Fabrizius 
16 Gattungen beſchrieben hat. Thunberg liefert hier mehrere 
neue, merzt aber einige von Fabrizius angegebene wieder aus, 
IX. © 89 : 97 Vedmann über den Flohfrebs,( Cancer pulex 
Linn. Gammarus Fabr.) und den Schaden, welchen er dem 
Fifcherneken verurfacht. X. S. 98 » 116 Acrel Geſchichte von 
Würmern, Larven und Inſekten verſchiedener Art, welche fich 
zwei Jahre Hindurch im menſchlichen Körper aufhielten. Vor— 
zůglich waren es Naubkäfer (Staphilinus) deren nad) und nach 
263 theils Tehendig, theils todt abgingen, ferner so Larven 
ungewiffer Gattung, doch einige wahrfcheinlihd vom Mehlkäfer 
(Tenebrio molitor), ein lebendiger Lauffäfer CCarabus leu- 
cophthalmus) und mehrere Eingeweidewärmer. XL ©. 17 + 132) 
Freßwerkzeuge einiger ſchwediſchen Inſekten, befchrieben vom 
Hauptmann Gyllenhal. 


Kongl. Vetenskaps Academiens nya Handlingar, Tom. XIX. 
för Ar 1798. Stockholm 1798. 322 ©, gro mit 9 Kupftaf. 

- (Neue Abhandt, der Fonigl, Akademie der Wiffenfchaften zu 
Stockholm für das Jahr 1798.) 


Folgende Abhandlungen dieſes Bandes intereſſiren den 
Zoologen: Im zweiten Quartale Nr. 2. ©. 107. = 143 Beſchrei⸗ 
bung des Geſchlechtes Nais, von A. Modeer Nr. 3. 
©. 144 : 156 Bemerkungen Über das Geſchlecht Coccinella und 
derjenigen ſchwediſchen Gattungen deffelben, welche mit feinen 
Haͤrchen befegt find, von G. Paykul. Sm dritten Quartale 
Nr. 2. ©, 177 : 188 Nachricht von einigen ſchwediſchen Vögeln, 
von C. P. Thunberg; vorzüglid Corvus lapponicus, Tetrao 





301 


'eremita, Falco Lithofaleo, Tantalns faleinellus, Rallus por- 
zana, Larus cimerarius, ridibundus und minutus, Falco 
lagopus, Strix lapponica, nivea und sibirica, Tringa pusilla 
und arenaria, Stolopax paludosa und gallinula, Anas albi- 
frons, Colymbus gularis. Nr. 6. ©. 235 » 240 Befihreibung 
des ſchwarzen Adlers Falco fulvus canadensis, von S, J.CLjung; 
nebft einer eigenen Gattung von Päufen Pedisulus aquilae. 
Sm vierten Quartale Nr. 5. ©. 288 - 293 Gymnetrus Grillii, 


entdeckt und befchrieben von P. G. Lindroth mit einer Kupftaf. 


Nr. 7. ©. 305 : 307 Bucco atroflavus, eine nene Vogelgattung 
aus Sierra Leona, befährieben von A. Sparrman. (M. f. eine 
nähere Anzeige davon in Rudolphis ſchwed. Annalen D. 1. ft. 2, 
©. 1 : 34.) 

Der zweite Band der neuen Schriften der ae 
febenden Gefellfhaft in Berlin enthält für Zoologen nichts 
als den Auszug eines Briefes vom Miffionar Sohn zu Trans. 
quebar über die wilde Schweinsjagd auf Sumatra, welche bei 
den von. diefen Thieren über die See unternommenen Zügen 
durch die Speckmalaien ſo betrieben wird, daß ſie den anfuͤh— 
renden Eber in vorgehaltene Matten von den Blaͤttern des 
Pandanus odoratissima verwickeln und dann den nachfolgenden 
Trupp von den Seiten mit Spießen angreifen. 


302 





xl. 


Schwediſche Kobbenarten *). Vom D. Karl 
Asmund Rudolphi. 


Phoca, Skäl schwed. 
1. Ph. hispida: corpore pallido fusco - maculato. 

Schwed. Skäl, Gräskäl, Hafsskäl (Robbe, graue Robbe, 
Seerobbe). Hält fih im vffnen Meere auf. Verlaͤſſt im 
Winter den Strand, und kommt des Frühlings nicht eher 
wieder, als bis alle Eisberge geſchmolzen find. Diefe Art ift 
fehr groß, und erreicht oft die Länge des größeften Ochſen. 
Das Zunge, welches in der Heftigften Kälte **) auf dem bloßen 
Seeeiſe geworfen wird, ift anfangs gelb, Während es anwaͤchſt 
wird die gelbe Farbe dunkler, und es kommen größere und 
fleinere Flammen und Flecken auf feinem Felle, Lebt von 
Strömlingen, Seefälbern und Aalmüttern. Diefe Art foll fi 
im Sanuar, Ph. canina hingegen im Februar begatten, die 
lefstere wirft zwei unge, welche anfangs einige Zeit weiß 
und wollig find. ? 

2. Ph. serivea: corpore albido immaculato. 

Schwed. Statskäl (Prachtrobbe). Hält ſich in der See 

auf. Kommt mehr weiß zur Welt, und behält diefe Farbe, fo 














*) Aus: Thunbergs Beskrifning p2 sveuske Djur, Upsala 1798. gvo 
©. 85 und folg. 

**) Siehe Matsmässotiden; es giebt aber zwei Matthinstage, nämlich den 
24. Febr. und den 21. Sept., auf den erſten part die Kälte, wovon gefprorhen 
wird, allein nicht die gleich Heunnch angegebene Begattungszeit, 





303 
daß fie hoͤchſtens, wenn das Thier ausgewachfen if, fih zur 
Perlfarbe neigt. Wird nicht voll fo groß als die vorige Art, 
iſt auch fcheuer, 


3. Ph. canina: corpore griseo immaculato. 


Wird Vikareskäl, und Gra Vikareskäl genannt (vik 
auf ſchwed. ein, Meerbufen, alfo etwa Bayrobbe). Hält ſich 
in der Ditfee ftets an den Küften und in den den Meerbufen 
auf. Sie unterfcheidet fi) dadurch von den vorigen, daß fie 
um zu fehlafen aufs Land riecht, da hingegen die Seerobben 
aufrecht im Waſſer ftehen, mit dem Kopfe über der Waffer- 
flähe und fo tief fchlafen, daß man ihnen nahe genug kom— 
men fann, um ihnen mit dem Nobbeneifen auf den Kopf zu 
hauen, doch muß man nicht mit dem Winde kommen, weil 
fie fonft aufwachen. Sie ift fett, und ſchwimmt oft todtge- 
[hoffen auf dem Waffer, welches die Seerobben nie thun. 
Die Jungen werden ſchon grau gebohren. Sie geht auch ins 
Netz. Sie lebt meifiens von Stichlingen, welchen fie des 
Herbſtes iangfam in den feihten Buchten folge, wo diefe Fifche 
dann milionenmeifet einlaufen., An diefen Fifchen ſieht man 
nie die Seerobben Theil nehmen. Sobald der Südwind die 
Strömlinge nad den Buchten treibt, finden fic) auch die 
Nobben ein, und werden von den Meven beunruhiget, Co: 
bald im Frühlinge das Seeeis fortgeht, oder auch im Minter, 
wenn fi fein Seeeis findet, kriecht die Robbe auf Steine, 
um da zu-fchlafen. Sie Eriechräfters von der Landfeite auf 
den Stein, um mit der Nafe nad) der Seefeite zu liegen, 


4. Ph. vitulina: corpore fusco. 


Schwed. Svart Vikareskäl. Iſt ſchwarz von Farbe und 
wirft ſchwarze Junge. Geht wie die vorige ins Netz. Veds 


BER 
* ’ J 
mann vermuthet daß ſie von der vorigen verſchieden iſt, und 
‚Otto Fabrizius hält fie auch für eine ganz eigene Ark, 


5. Ph. variegata : corpore griseo nigro - maculato. 

Schwed. Morunge. Iſt kleiner, von Farbe grau mit 
Heinen ſchwarzen Flecken. Nach der Verficherung der Robbens 

" jäger iſt diefe Art fo ausgerottet, daß fie feit vielen Jahren 
nicht in den Noslagfchen Scheeren gefehen if. Veomann etz 
zählte dem DBerfaffer, daß eine im November 1781. bei’ Vermdd 
geſchoſſen und als eine Seltenheit auf die Inſel gebracht ward. 
Sie war zwei Fuß und drei Zoll lang, und hatte ungefähr 
ein Liespfund Speck. Fabrizius hält fie für ein Junges 

‚ feiner Ph. vitulina. { Be 

Die Robbenarten find noch febr unbeftimmt. Zinne fah 
alle nördliche Robben fir Veränderungen der Ph. vitulina an, 
welche doch gewiß mehrere Arten ausmachen, Die: Farbe, die 
Lebensart, der Aufenthaltsort fo wie die Brutzeit werden, fie 
am beiten ausmitteln helfen. 

Die Woͤlſe gehen oft aufs Eis in die See, um die jun⸗ 
gen Robben zu fangen. Oedmann hat dem Verfaſſer erzählt, 
dag vor einigen Jahren eine ganze Schaar Wölfe "dabei 
verloren gieng, weil das Eis losbrach und fie in, ‚die ‚See 
führte. 


Da die naturhiftorifche ſchwediſche Litteratur in den Schwed. 
Annalen d. Mediz. u, Nat, Geſch. vollftändig und ausführlich 
geliefert wird, fo bedarf es hier. Feiner Anzeige derfelben, ob⸗ 
gleich fie reich an zoologifchen Artikeln zu fein pflegt, } 

$ m. 





‚395 
Franzoͤſiſche Litterarur, 





4 
Tables ‚methodiques des mammiferes et des oiseaux obser- 
0 vẽs dans le departement de, la haute Garonne par Phil. 
Picot Lapeyrouse, membre de l’institut national, profess. 
“@hist. nat. à Vecole centrale, ‚imprimees par ordre de l’ad- 
" ministration du departement d. I. h. Gar. à lusage des elt- 
ves de Pec. centr. A.Toulouse „de ———— de la Ve Dou. 
"Iadouze an VII. gr 


Der Verfaffer ift fhon durch mehrere naturhiftorifche 46: 
Handlungen in der’ Sammlung der alten Akademie von’ Toms 
foufe, durch ſeine phrenaͤiſche Flora u.a, Atbeiten vortheilhaft 
bekannt. Man’ Eonnte Eeinen beſſeren Lehrer fuͤr jene Schule 
waͤhlen ; feine Borlefungen werden’von jungen ſowohl als aͤlte⸗ 
den" Leiten’ befucht, letzteres iſt vielleicht für den Unterricht der 
Jugend nicht vortheilhaft, weil der Lehrer, um feine ſchon 
gebildeten. erwachſenen Zuhörer zu unterhalten, die fhwächeren 
Berftandeskräfte der jungen Schüler zu leicht vernachläffiget: 
Der Verfafler hat in diefem Werke einen technifhen Auszug 


der Gattungen (species) geliefert ‚welche: in feiner Geſchichte 


der Säugethiere und "Wögel.des Departements der oberen Ga⸗ 
ronne enthalten ſind, wobei er die Ordnung anwandte, welche 
ihm die natürlichfte ſchien, dieſe Ordnung ift durchaus diefelbe, 
welche Cüvier in feinem ſchaͤtzbaren elementarifchen Entwurfe 
ber Naturgeſchichte der Thiere beobachett hat. Auffallend ift 
es, daß der Verfaſſer in dem Verzeichnifle der Schriftfteller, 
welche erhkuste, Eüviers auch nicht mit einer Sylbe erwähnt 
und dadurch zum Plagiarius wird, welches einen übrigens ver⸗ 
dienten. Manne um fo weniger zw verzeihen iſt. gie 
5 Bandes 2, Stüd, u 


306 


Recreations tirdes de P’hist, nat, traduides de — de M. 
Wilhelm ministre de la parole de Dieu. A. Augsbourg, 
Bar le traducteur de Socrate zustique ER- . ee la classe 
des insectes; & ä Basle chez Henry’ Bo Paris ie 
" Amand König, quai "des Aügustins‘ no. 18. an Hi «vi 
ri 1799 E ‚800 ro 23 ©. "und 28 Kupfertaf. “1 


7 - — 


0% Es fi ind die erſten Sfte der Ueberfsgung eı ‚erfhienen, 
welche ‚gußer dem ‚Allgemeinen. über ‚die. Inſekten die Seſcrei 
bungen und Abbildungen mehrerer Säfergeflegpter u und ‚Spr 
tungen enthalten. 


nina na I, m ca Y) 


um 3 3 Int sa 


Lecons d’ hist. nat. sur 1 'moeurs ‚etIsun,; indie den 

Mi nat,, ab — ne et des, ——— 

L Cotte lun des ‚conservatures, de la bibliotheque natio⸗ 

‚sale ;du Pantheon etc. Vol. à Paris chez, Beben an,z, 

4799). 1m, 144 Inorse bin np? 

Seit zwanzig — FEAR ſich der Pd ſchon 

mit der Herausgabe verſchiedener naturhiftdrifcher "Schriften 

für die Jugend. ) Der erſte Theil des vorliegenden! Wertes 

enthält die Lebansart> und Sitten der Tebendiggebährenden) und 

eierlegenden Bierfüßer,der zweite Theil die der Vogel und 

Sinfekten. Der Berfafferfhöpfte theils aus Buͤffons Rsau⸗ 

muͤrs, Bonnets und Lacepedes Merken theils und ur dan 

% zuͤglich Bei den Inſekten aus Bere ee — 
m) a, 

i Memoire pour servir q a. rl histpire des araigneıs 55 A 


R de Lignac. 4 Paris ‚shez, Barbon. 1amo 64 OR 


 Diefe —— wirdsals AnbatıgYäi ıbegt dabei ange⸗ 
Werke Lec. de Ph. m. P. L, Cotte ausgegeben, uͤber⸗ 


st rum 
} N Li 





397 
dem aber auch! beſonders verkauſt. Es iſt Übrigens. nur eine 
unveraͤnderte zweite Auflage von der laͤngſt vergriffenen, aber 
immer noch wegen der Nachrichten von der Lebensart: der 
Waſſerſpinnen ſchaͤtzbaren Abhandlung, deren Verfaſſer Joſeph 
Albert le Large de Lignac 1762, 5u Paris ſtarb. 


Philosophie entomologique, ouvrage qui renferme-les gene- 
cralitẽs necessaires pous s’initier.dans l’etude. des insectes, 
et des appercus sur les rapports naturels de. ‚ces petits 
animaux avec les autres étres organises; suivi de l’exposi- 
tion des methodes de Geofiroy et de celle de Linne, com- 
bindes avec le systeme de Fabricius ‚pour servir d’intro- 


duction à la connoisance des insectes, en procurant le 


r genre, 





moyen de les classer et de les rapporter 3 


“par J. Flor. Saint- Amans prof. d’hist. nat. à Fecole cen- 
trale du departement de Loi et Garonne. ÄA’Agen chez 
Noubel et ä Paris chez A. J. Dugour an 7. 8 12© 


D IE a 
Der weitlaͤufige Titel zeigt Hinlänglic) ben Zweck dieſes 
Buches, weldes mit Beftimmtheit und Deutlichkeit geſchrieben 
iſt. Der Verfaffer fagt daß. Fourcroys Philosophie: chymique 


ihm die erfte Sdee zu diefer Unternehmung gegeben habe ohne - 


daß ihm Fabrizius Philosophia 'entomologica befannt geweſen 


wäre (ein trauriger Beweis der Unbefanntfchaft der Franzofen 


mit der auslandifchen Litteratur),  Uebrigens iſt dieß Merk 
im Mefentlihen von dem: von Fabrizius eben en verfchieden.. 
Nur die Artikel Bibliotheca, Dispositio, Nomina,, Differen- 
tia, Adumbrationes ließ der: Verfaffer weg, weil fie mehr-zur 
Syſiematik überhaupt gehören. ' 
— Ua 


dont on donne les caracteres essentiels et la synonymie; . 


& 308 

Tableau methodique du cours d’hist, nat. à lusage des elca 
ves de l’ecole eentrale ‚du departement du Pas-de-Calais, 
par J. P. Pichon, 'profess d’h. n. dans ladite ecole ‚cent. etc, 
A Boulogne chez Pauteur an 8. 8 27 ©, : 


Ein Eurzer Umriß zum Leitfaden beim Schuluntertichte, 
Es ift fehr erfreulih aus den verfchiedenen feit Eurzem in 
Frankreich erſchienenen Schriften dieſer Art die Sorge zu 
fehen, welche man bei den Hffentlichen Lehranſtalten anwendet, 
um Kenntniß der Naturkoͤrper allgemein zu verbreiten. 


Trait€ elementaire et complet d’ornithologie, ou hist. nat. 
des oiseaux; par P. M. Daudin, membre des soc. d’hist. 
nat. et philomatique de Paris. Tom. I. chez Duprat ä Paris. 
in 41° 474 p. avec fig. 


Diefer erfte Theil eines mit vielem Fleiße angefangenen 
Werkes, welches alles umfafen wird, was irgend auf die Nar 
turgefchichte der Vögel Bezug hat, enthält das Allgemeine über 
den äußeren und inneren Bau, die Lebensart und den Geſang 
der Vögel; ferner über den Bau und die Entwicelung des 
Eies, über die Eintheilung, Namengebung und Befchreibung, 
auch endlich Über das Aufbewahren und Ausftopfen der Bügel. 
Das Ganze wird ſehr vollftändig ausgeführte werden und dem 
Drnithologen unentbehrlich fein. 


Histoire naturelle des salamandres de France precedee d’un 
tableau methodique des autresreptiles indigenes par P. A, 
Latreille Vol. in gv0 de 120 pag. orne de 7 fig. artistement 
enlumindes (de Pimiprimerie deCrapelet). Paris chez Villier 
libr. an VIIL 


360609 

Der Titel zeigt hinlaͤnglich an, was in dieſem Buche ent⸗ 
halten ſei; uͤbrigens ſind die Beſchreibungen der Schildkroͤten, 
Eidechſen, Schlangen, Froͤſche und Kröten genau, die Syno⸗ 
nymen hinzugefügt und vorzüglich die Salamander, ſowohl was 
die allgemeine als beſondere Geſchichte derfelben betrifft mit 
Fleiße bearbeitet. Die in Frankreich einheimifhen Salamander 
find fehr genau abgebildet. (Siehe einen Auszug über die 
Salamander in Nr. s. der oben gelieferten Nachrichten aus 
dem Bulletin der philomatifchen Gefellfchaft.) . 


Lecons d’anatomie ecomparee de G. Cuvier, membre de Pin- ° 
stitut national, professeur au college de France et & 
Vecole centrale du Pantheon etc. Recuecillies et publiees 
sous ses yeux par C. Dumeril, chef des travaux anatomi- 
ques de l’ecole de medeeine de Paris. A Paris chez Bau- 
douin, imprimeur du corps legislatif et de P’instit. nat. 
place du Carrousel.  ftarfe Bände in gro, jeder beinahe 
700 ©. farf, nebft 8 Tabellen, welche bie Klaffififation der 
Thiere enthalten, 


Dies ift das Werk, deſſen Herausgabe wir im vorigen 
Hefte nur ganz furz zum Voraus anfündigten. Das bdeutfche 
Publikum wird daffelbe aus der Ueberfekung des Profeſſors 
Fiſcher zu Mainz näher beurtheilen konnen, welche bei Vieweg 
in Brauͤnſchweig erſchienen iſt. Der erfte Theil enthält die Bes 
wegungs⸗ der ziveite die Empfindungswerkzeuge, Jeden einzels« 
nen Theil, der zu irgend einem diefer Werkzeuge gehoͤhrt, 
betrachtet der Verfaffer hintereinander durch alle Thierklaffen, 
bei welchen ſich berfelbe finder. Dieß Werk enthält eine 
große Menge neuer und [häsbarer Beobahtungen und That: 


ſachen. 


310 
Hietoire naturelle des poĩssons, par le cit, Lac&ptde, 2 Vol- . 
"Paris, Plassan an! VIIL in 4 ts rd 
Den erften Band, welcher jivei Theile enthäfe, kennen 
deutſche Vefer ſchon aus der von Loos beſorgten bei Pauli in 
Derfin erfihtenenen Ueberfekuing, er enthält 28 ganz neue Gat⸗ 
tungen von Knorplfiſchen und 3 neue Gefchlechter, der zweite 
Theil enrhält 26 ganz neue Gattungen und 23 neue Geſchlech⸗ 
ter. "Der dritte Theil, welcher das Ganze befchließt, fol 
naͤchſtens folgen. | 5 





— Engliſche Literatur. 


i 


Imectomeoloey or a Demonstration of the being and ‚per- 

fections of s0d, Ren a consideration of the structure 
and economy or insects. Illustrated with a <opperpläte, 
in M. "Lesser; with notes by P. Lyonet. Cadell jun. and 
Davies 1799. „8 ©. ui Preis 6 ER “ Rthlr) 


. 


E⸗ iſt zu bewundern, wie —— Me Engländer in der 
fremden Literatur fortrücken. Welcher deutfche Buchhändler 
würde noch jest das Unternehmen einer aͤhnlichen Ueberſetzung 
tagen ? — Das zu feiner Zeit ſehr verdienftliche Werk hat 
durch die Angabe der Linneifchen Namen der darinn V, 
menden Thiere — 


Physicotheology: or a Demonstration of the being and attri⸗ 
butes of god, from his works in creatiou ete. by the rev, 
W.Derham ; a new edition, with additional notes; a trans- 


Jation of the latin and greek quetations and a life of the 





311 
author: "3 Vol 368und · 440 &) Seo mit Kupfertafeln. 
* oe) 14 Schl. (4 Rthlri 16 g9r.) ) 


Eine neue Ausgabe diefes noch immer häßbaten, auch 
be uns laͤngſt bekannten Werkes wird gewiß manchem Naturs 
ſotſcher willkommen ſein, zumal da ſie Zufäße enthält, wozu 
freilich ſeit Derhams Zeit unendlich viel Stoff entſtanden it 
6 daß der neue Herausgeber bei weitem noch nicht alles ber 
nußt bat, was ihm zu Gebote gewefen twäre. Einige neue 
Kupfertafeln enthalten folche Gegenftände, die aus bloßen 
Beſchreibungen ohne Abbildungen nicht gut zu verſtehen ſi nd, 
Derhams Leben beſteht mehr in- einer Kritif feiner Schriften 
und einer Apologie der Teleologie, als in Nachrichten über 
feine verfhiedenen Lebensverhaͤltniſſe, Meinungen, Eigenehüme 
arm u. ſ. w. 


2 





Kurze naturhiſtoriſche und litterariſche Nachrichten. 


R Der Bürger Bertrand, ehemals zu Marſeille, wo er 
Pathologie und Hebammenkunſt lehrte, jetzt zu Paris, zeigt 
über fünfyundert felbftverfertigte Wachspraͤparate, worunter 
fih auch eine große Anzahl tiber vergleichende Beiglicderunges 
kunde befinden. 


Y 8 

2, Ein Liebhaber der Entomologie in Frankreich hat die 
Demerfüng gemacht, daß die Eleinen Schuppen ‚' welche 'die 
Flügel der Tagſchmetterlinge bedecken, an ſolchen Stellen, wo 
die Farbe ihrer Oberfläche fehr dunkel iſt, auf der umgekehrten 


3ı2 r 


oder unteren Fläche die ſchoͤnſten und glänzendften Farben zeigen. 
An folhen Stellen der Flügel, welche Hellere und lieblichere 
Sarben zeigen, Eommt die untere Flähe der Schüppchen in 
Ruͤckſicht der Farbe der oberen Fläche oft gleich; doch find auch 
an jener die Farben glänzende. Ferner bemerkte er ſowohl 
an den Schüppchen der Flügel einiger Tag: als Rachtſchmet⸗ 
fhmetterlinge, daß die Farben derfelben von einem aͤußerſt 
feinen Staube herrühten, welcher die Schüppchen überzieht, 
wenn man diefen Staub abnimmt, fo erfcheinen die Schuͤpp⸗ 
den fo Elar als Kryftall. \ 


* 





3. Das Muſeum der Naturgeſchichte zu Paris hatte in 
feinee Menagerie einen männlichen und weiblichen Strauß. 
Das Männchen ift geftorben, das Weibcheu hat aber vier 
Manat darauf ein Ei gelegt, welches man im Sandbade aus⸗ 
bruͤten wollte. 





4. Zufolge einer Anzeige in den kuͤrzlich zu Paris bei 
Gratiot erſchienenen Relations de l'expedition de Syrie etc. 


36 ©, sro hat der Bürger Geoffroy ſich mit der Unterfuchung” 


der Thiere des Sees Menzale und der Fiſche des Nils beſchaͤf— 
tige. Es if ſehr zu wuͤnſchen, daß die naͤheren ang 
diefer Unterfuhungen Entopa erreichen mögen. 





3. Der Buͤrger Noel hat in der Societe d’emulation zu 


Rouen eine intereſſante Abhandlung uͤber eine neue Lampretten⸗ 
Gattung vorgeleſen und verſpricht noch zwei andere neue Gat⸗ 





x 


| 313 i 
sungen befannt zu machen. Dieſe ift die Saugelamprette 
(sucet, lamproyon-sucet), welche mehreren anderen Fifchen, 
nach hinlaͤnglich beftättigten Erfahrungen, das Blut ausfaugt, 
vorzuͤglich wird fie dadurch den Alſen ſchaͤdlich; zumeilen findet 
man fie aud) an Lachſen hängen; dann ift fie aber gewöhnlich 
- abgemagert, weil fie die flärkeren Bedeckungen diefes Fifches 
nicht durchdringen kann, um zu den Blutgefäßen zu gelangen, 





6. Der Bürger; Willemet hat in einer Sitzung der medie 
zinifchen Gefellfhaft zu Nancy einen Zug von der Großmuth 
eines zur alten Menagerie von Nancy gehprigen Bären mit 
den Zunamen MIasko erzählt: diefer Bär theilte feine Maple 
zeit und Hütte mit einem armen Savoyarden. 





7. In Pennants View of Hindostan (London 1798. 41°) 
beißt es: „Die Erfcheinung, daß Eleine Fifche in der Negen- 
eit an porher ganz trockenen Stellen gefunden werden, iſt 
fo wahr als wunderbar. Die Einwohner gehen am zehnten 
„Tage nad) dem erfien Regen auf den Fang diefer Fiſche aus, 
„welche dann eine fehr gewöhnliche Speife find. - Diefe jähr- 
„liche Erfcheinung wird auf fehr verfchiedene, Art erklärt, 
„Man hat gemuthmaßt, daß der Laich von Waffervögeln herz 
„beigebracht oder von den Typhons, welche zu Anfange der 
3 Negenszeit wuͤthen, aufgefangen und in den Regenſtroͤmen 
„hergefuͤhrt werde. Sch kann wenigſtens eine weniger erzwun⸗ 
„gene Erklaͤrungsart aufftellen, daß dieſe Fiſche naͤmlich nie 
„irgend wo anders geweſen fein, als nahe an den Stellen, 
„wo man fie findet, dag fie fhon in. einem vorhergehenden 


f * La 


RN. 
» Buftände da geweſen Find "und HE Leben In Goſtalt von 
Froͤſchen angefangen haben, daß es die Rana paradoxal(.Gm., 
»Lin. III. pag. io. 5) ſei⸗ Die Umwaudlung dieſer Thiere 
„iſt in der That fonderbat.” "Es. feheint doch kaum als ob- 
ärgend "eine diefer Erklärungen genügen koͤnne. Sonderbar iſt 
indeſſen die gewiffermapen hieher gehoͤrende nicht ungewoͤhnliche 
Erſcheinung in den tropiſchen Klimaten, daß man. am Tage 
nach einem heftigen Regen lebendige Froͤſche und Kröten auf 
den platten ‚Dächern der ‚Diner BR Wie kommen diefe 


. 


‘* — 


8.In Ira Allen’s natural and political history of the 


state of Vermont," one of the united States of America, 


‘London 1798 kommt folgendes über die Klapperfchlangen vor: 


„Bei den frühen Fröften unt die Zeit des Dctobers ziehen ſich 
„dieſelben in kluͤftige Felſen zuruͤck, wo ſie in irgend einer 
„unteritdiſchen Kohle bis zum Anfange des Frühlings in einer 
„Art von Erſtarrung liegen; dann kriechen ſie wieder hervor. 
„Sie find um diefe Zeit nicht giftig, weil ſie zu ſchwach ſind 
„und daher das Gift nicht hinlaͤnglich ausgearbeitet iſt, bis 
„fie wieder Waffer trinken, welches das Gift in Gaͤhrung 
„bringt und vermehrt.“ (Dieſe Erklaͤrung koͤnnte man dem 


Verfaſſer wohl ſchenken.) „Man ſucht ihre Hoͤhlen auf, um 


„dieſe Thiere zw zerſtoͤhren und zugleich ihr Fett zu erhalten, 
„welches in manchen Krankheiten fehr gefchägt wird; daher 
vermindern fich diefe Thiere, fo tie. die Gegenden mehr 
3 angebauet werden, Da es Naturgefeß zu fein ſcheint, daß 
fi Fein Gift ohne Gegengift finde, fo beſitzen auch bie 
» Indianer ein folhes und verfiehen den Biß dieſer Thiere 





* sıE 
5 ficherszucheifens auch beſitzen dieſe das Geheimniß nicht allein. 
Von den Schweinen werden die Klapperſchlangen ohne ·Scha⸗ 
den gefreſſen, fo) daß auch dadurch ihre Anzahl vermindert 
„wird, zund anan fies nur an wenigen Orten in: Vermont 





sen ol SF Si One tan AaciinsTiae 

ma 104, Zum, Bnwalot IR —A — ute rn 
— 

Be 1a rar ade uldoen⸗ Iraft. „a 


on: Bande von Vancouvers Entdeckungsreiſe 
wird ein · ſchrecklicher Bericht von der Gefräßigkeit der Haifiſche 
bei der Kokosinſel gegeben: eine große Menge derſelben folgte 
den Boten beſtandig und ſchnappte nach ‚den: Muderisn wenn 
gefiſcht wurde, ſo riſſen ſie die Fiſche von den Angeln ehe man 
fie qus dem Waſſer ziehen konnte, und was noch ſonderbarer 
iſt ⸗ wenn einer von ihrer eigenen Gattung gefangen war und 
die ubrigen ſahen ‚daB er ſich nicht laͤnger wehren koͤnne ſo 
faſſten ſie ihnm ſelbſt zerriſſen and verſchlangen ihn. 3Dieſe 
Haifiſche ſchienen von dreierlei Gtttung zu fein? die haͤufigſten 
waren getiegert und an den Seiten ſehr ſchoͤn geftveiitisdid 
anderen waren; braune) und. blaue/und es war beſonders 
mertkwůrdig/ daß obgleich. fe alle. ‚untereinander die beiden 
„ erfteren Gattungen: verjchlangen , doch Die letztere naͤmlich die 
„blaue Gattung, wenn fie gefangen war, von den übrigen 
„unberührt blieb und ſelbſt nach dem Tödten und Auffchneiden 
„ihr Fleiſch nicht von. den übrigen see en rourde,” 
een Sina abranpiernchr, ob femaıoh' m., 


-12dH md » a lllV ii »allommjan 


aa Die batoriſhe Geſellſchaſt der ———— zu Haar · 
iem hat folgende, Preisgufgabe gemacht Iſt das Studium 
der Naturgeſchichte für die Jugend von ſolcher Nuͤtz⸗ 

lichkeit, daß fie als ein wefentliher Theil einer wohL 


R 316 

geordneten Erziehung betrachtet zu werden verdient? 
- Ynd wenn fie dafür zu halten iff, welche Theile der. 
Wiſſenſchaft verdienen den Vorzug und welches iſt die, 
angemeſſenſte Are die. Jugend zu dem Studium diefer 
Wiſſenſchaft aufsumunteen und fie ihr fo nützlich als 
moͤglich zu machen ?... Die Beantwortung. muß vor den 
1. November 1801 eingefandt werden, Ferner vor den 1, No« 
vember 1802: folgende Aufgabex Eine Naturgeſchichte und 
phyſikaliſche Beſchreibung der Wallfiſche um zur Auf⸗ 
klaͤrung Und Anzeige des Weges zu dienen, auf welchem 
man auu beſten die Stellen entdecken Eönnte, an welchen 
ſich Wallfiſche befinden; fo wie die leichteſten/ ſicherſten 
und gewiſſeſten Mittel, Die entweder ſchon bekannt und 
gebräuchlich find oder ungewandt werden: Könnten; die 
Wallfiſche ſogleich zu toͤdten und üfich. derſelben dann 
auf die ſchleunigſte und ſicherſte Weiſe zu bemaͤchtigen. 
Ferner auf unbeſtimmte Zeit die Frage: WMas bar die Er⸗ 
fahrung in Tuͤckſicht der Nuͤtzlichkeit einiger dem An⸗ 
ſcheine nach ſchaͤdlicher Thiere/ beſonders in’ den Klier 
derlanden gelehrt ? und welche Vorſicht iſt daher in 
KTuͤckſicht ihrer Vertilgung zu beobachten ? 


un Ssurkd 





k j ee rn Br 

ır. Im Journal de physique de chimie et d’histoire 

naturelle, Frimaire au VIIL ift eine Abhandlung über die 

muthmaßliche Eriftenz mikroskopiſcher Thierchen bei fontagiofen 
Krankheiten von Vaſſalli und Bunier eingeruͤckt. 





‘317 
12. In einer der lekten Sitzungen der medizinifchen Ges 
/ ſellſchaft zu Nancy hat MWillemer eine Rede vorgelefen,, welche 
eine genaue Mufterung der vorzüglichften Saͤugethiere enthält, 





13. Francy van Berthey, Prälektor der Nat. Gefch. zu 
Leyden, bekannt durch feine Naturgeſchichte von. Holland, 
bat ein großes Merk beendiger, woran er feit vierzig Jahren 
arbeitete, nämlich: ine Geſchichte der wiederkäuenden 
Tbiere in naturbiftorifcher, anstomifcber und lands 
wirthſchaftlicher Hinſicht mit mehr als achtjig vom Vers 
falfer nad) der Natur gezeichneten Tafeln, Das Werk wird 
aus ſechs Duartbänden beſtehen. 





14. Im fünften Bande der Memoirs of the medical 
society of London 1799 kommen zwei Abhandlungen vor, 
welche die Zoologen intereſſiren: ı) Dr. Edward Thomas 
über das Fiſchgift. Der Verfaſſer behaupter, dieß entftehe 
allemal von der Nahrung, welche die Fiſche, Mufchelchiere 
und Krebfe (die er auch hierher zähle) zu fih nehmen; der 
Landfrebs fei z. B. nur dann giftig, wenn er die Rinde oder 
Blätter des Manchinitbaumes gefreffen habe, ‚Wenn Fifche 
fo wie fie von der Angel fommeu, gleich ausgenommen und 
gefalzen werden, fein fie immer unfchädlich, obgleid, Thiere oft 
fterben, wenn fie die Eingeweide verzehren. Tie Fifche fein 
zu gewiffen Johrszeiten giftiger als zu anderen. 2) Robert 
Aooper Beobachtungen Über die Klafjifitation der Einge⸗ 
weidewürmer des Menſchen, mit illuminivten Abbildungen. 


% 





“ 


9 ande? 2, Etüd, & 





318 

— 18. Von dem. wenholländifchen Thiere Platypus anatinus 
(ſiehe diefes Archivs 1. Stück) iſt nun auch ein Eremplar durch 
9. Banks von London an Blumenbach in Göttingen gefchickt, 
derfelbe giebt eine ettvas nähere Nachricht davon in Voigts 
Magazin f. d, neueft. Zuftand der Naturkunde B. II. St. J. 
2800. So fehr dieß Thier in Nückficht feiner Kiefer fich den 
Voͤgeln nähert, fo beſteht doc) der DOberfiefer eben fo wie bei 
den übrigen’ Säugethieren zum Theile aus Zwiſchenkiefern. Das 
Thier iſt jetzt ornithorhynchus benannt. 


— — — O — 


— En: 





Im März dieſes Jahres ſtarb zu Pavia der um die 
Zootomie fehr verdiente Profeſſor der Phyfiologie Presciany. 
Seine Sammlung von einigen taufend felbftverfertigten Prär 
. paraten zur vergleichenden Anatomie iſt ein Eigenthum der 


Univerficät geworden. 





z 


Inhalt des erſten Bandes,  . 





1. Ueber das Studium der vergleichenden Zergliederungekunde, vom 
Herausgeber s + ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 3 © 1. 


U, Noch etwas zur Beherzigung über Thierzergliederung, von Auguſt 
Winkelmann z a ⸗ S3 


au. Berfuch einer vergleichenden Befchreibung von Schadeln aus 
allen-Ordbnungen der Vierfüßer, vom Herausgeber \G. 18. 





ww. Beſchreibung des Knochengebaudes vom Armadill (Kaſchikame 
von demſelben ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ S. 94. 


v. Befchreibung des Sinochengebduees vom Faulthiere (Ai), von 
demfelben ⸗ — ————— 


vr. uUeber die Verdauungswerkzeuge des Ai, nebft einigen Beer 
— kungen über das Wiederfäuen, von deinfelhen » ©. 141. 


VI. Yussug des zo0logifhen aus Lamoignon Malesherbes Bemer⸗ 
kungen über Büffons Naturgekbihte #  » ‚©. ıs1. 


vul. Befchreibung eines neu entdecften Wafferinfefts, von U. U. 9. 
Eihtnfn » s 1. Kern 1 
X 2 


Inhalt: 


IX. Nachricht von einem dußerft fonberdaren neu entdeckten Saͤuge⸗ 
thiere Platypus anatinus ER; ⸗ G..175. 


X. Nachricht von dem Leverſchen jetzt Parkinſonſchen Muſeum zu 
London und von dem ſeit 1792 daruͤber herausgegebenen 
Werke. Vom Herausgebe⸗6G. ı8r 


XI. Franzoͤſiſche und engliſthe Fitteratue Os) 3 ©: ı85. 


KL. Kurze naturhiſtoriſche und litterariſche Nachrichten ©. 194. 





Erflärung der Kupfertafeln ). 





/ Hi 


Taf. I. Stellt den Schädel des dreischigen Faulthiers von der 
Seite, und ben Unterkiefer in verfchiedenen Richtungen vor, 


Taf. II. Schadel deffelben Faulthiers von oben und unten geſehen. 
Berner Unterkiefer des ziwölfgürteligen Armadills von oben 
und von der Seite. 


Zaf. 1. Schadel des zwölfgürteligen Armadills von der Seite, von 
oben, unten und binten. 


zur IV. "Das neue Saugethier S. 175 und das neue Waſſer⸗ 
inſekt ©. 168, 


[| 











"I Diefe Erklärung if, nothwendig, weil der Kupferſtecher die, Venennun⸗ 
gen der Thiere nicht, wie es in den Peichnungen gefchehen war, unter die 
Abbildungen geſetzt und auch die Theile verſchiedener Thiere auf eine Tafel 


gebracht Hat, — 





Subalt 
7 Seoh Krirle 


3. Sortfesung der Schädelbeichreibungen vom Herausgeber ©. 1. 


1. Bemerkungen über den Bau der Scholle Pleuroneetes plaressa L. 
insbeſondere, und den Bau der Fiſche hauptfächlich ihres 
Erelets im Allgemeinen, vom Dr. Autenrieth 2 ©. 47. 


HL, Bierzig neue. Inſekten aus der Helwigiſchen Sammlung in 
Braunſchweig. Beſchrieben von Karl iger. Mit Abs 
bildungen Eh a —— 


IV. Ein Wort über die deutiche Namengebung in der. Naturge⸗ 
ſchichte, vom Herausgeber a —— s © 15%, 


V. Einige Bemerkungen über die Durchfreugung det GSchnerven 
h bei den Ziihen, vom Dr. Kudabhi 2 = ©. 166. 


VI. Eine Anmerkung zu Bonnets Beobachtungen über die Blatt⸗ 
ldufe, vom Dr. Schelver ⸗ ————————7— — 


VII. ueber bie Katzenſeuche, von demſelben a. ——— 


VII. Auszug des anatomiſchen nnd phnfiologifchen Theils der Ger 
ſchichte der ficilianifchen Schaalthiere von Poli, vom Herauss 
FE el ae HE :e ©.164, 


IX, Eviers Nachricht von dem Geelette einer fehr großen Art von 
bisher unbekannten Bierfüßer, melche in Paraguay gefuns 
ben iſt u. ſ. w. Mit einer Abbildung = = ©. 28, 


1 7%. Zoofogifche Arbeiten gelehrter Geſellſchaften. 


A, Zoolegiiche Nachrichten aus dem Tagebuche der philomatifchen 
Geſellſchaft zu Paris vom Januar 1798 bis zum März 
1799 =: ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗S.. 216. 
B. Anzeigen und Auszuͤge aus den Echrif!:n gelehrter Geſell⸗ 
fhaften ⸗ ne re AR Ba er er 


Subatk 


x. Schwediſche Kobbenarten, nah Thunberg , vom Dr. Rus 
dolphi ⸗ ⸗ —— ⸗ ⸗ ⸗ » ©. 303, 


Franzöfifche Sibkeraküg..- a na el Free en 305. 
Engtifhe Sitteratur #2 8 0 2 2.02 m 
Vermiſchte litterariſche und naturhiſtoriſche Nachrichten ©. 311. 
Todesfan IR. Bee rer 





Bücher, welche 1800 bei Karl Reichard, Buchhändler 
in Braufchweig, erfehlenen: 

Horn ‚ Ernst, Prof., Beiträge zur medicinischen Klinik, 
gesammelt auf meinen Reisen durch Deurschland, die 
* Schweitz u. Frankreich. ıru.2r Th. 8. 3 Thlr. 18 Ggr 
Hoͤrſtel, Lud., Dr., Auswahldeutiiber Gedichte zur Erz 
weckung und Beförderung des Gefühls am Schs 
nen und Guten für Schulen, zum Vorlefen und 
Declamiren, iſter Theil. 8. #7 7 =: 8Gar 
— — Beitrdge zur Anerfennung und Würdis 
gung der Verdienſte Jeſu Chrift, in einigen Pre⸗ 
digren. ar. 8. ı Thlr. 4 Ggr. 
Illiger, Ioh. Karl wilh, Oliviers Enromologie oder 
Narurgeschichte der Insekten mit ihren Gattungs - 
und Art- Merkmalen, ihrer Beschreibung ind Ahe 
rer Synonymie, Käfer. Ueberserzt und mir Zu- 
sätzen und Anmerkungen durchgängig begleitet, 
ıster Band mit Kupf. gto. ⸗ ⸗ 2 Thlr. 
Kühne, "3. Th, Brofeffor, Materlalien zum Heberfenen 
ins Staliänifhe, beftehend aus Erzählungen, Ges 

fprächen und Briefen, mit untergelegten paflenden * 
- Wörtern und Redensarten für Geübtere. 8, ı2 Gar, 


Lueder, Hojrath, Geſchichte der vornehmften Volker 
der alten Welt im Grundrif. 8. ı Thlr, 3 gr. 
Pierrard, L’abbe, Allgemeine Sprachlehre, oder Eins 
feitung zu allen Sprachen. 8. 4 Ggr. fransöf. 4. Gar. 
— — Methode Ra Anne pour — a.lire 
le Frangois. 8. - 6 Ggr. 
Roͤver, ©. %., Superint,, Der chriflich Ekluge Sad 
halter, oder ſchuldige Sorge des Chriſten für fein 
Sry Glück und Wohlergehen im Ybriß Due 
Gar 
geanzöfische Spraclebre fiir Deutiche, "ler und zter 
Theil vom l’abbe Pierrard. ı Thlr. in Commiffion, 
Steger, J. 4. Sr,, Dr., Prodigien oder Wunderzeichen 
der alten Welt. Beitrag zur Erfldrung des Livius, 
und zur Tilgung des Aberglaubens. 8, 14 Ögr. 
Alphabetische Tabelle der franzöfiichen Sprache fir 
die, melche fchon deutich Iefen können. 2 gr. 
®., Ueberficht der wahrfcheinlichen Operationen, ſo⸗ 
wohl Deutſcher⸗ als Frankiſcher Seits, im bevors 
fiehenden Seldzuge vom Jahre 1800. 8. 10 Gar. 
MWildens, 9. D., Dr, Die Anfangsgründe der kuͤnſt⸗ 
lichen Holzzucht, durch die Beſamung aus dem 
Sacke ober der Hand. 8, ⸗ ⸗ 16 Ggr. 
— — lieber bie Wartung der Hunde, um durch 
fie das Tollwerden deffelben zu verhüten. 8. 6 Gar. 
— — Die Lehre von den entgegengeiekten Grös 
Gen, auf eine neue Art vorgetragen. Ein Verſuch 
von einer deutlichern Darfiellung diefer a als 
die bisherige fenn möchte. 8. = z . ‘8 Ggr, 
— — Sorßmännifor Lehre von dem Dertlichen, 
8. + ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 3 Gor. 


Wilhelmi, M., Steben Narren auf einmal, oder snaus 


(nach der zweiten, verbefferten Yusgabe), Gonella's, 
SBarlacchia's, Brufguets, Morgenfterns, Junker 
Peters und Frölichd Leben und Schwanke, neu er⸗ 
zaͤhlt. 8. ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ iThlr. 
v, Zimmermann E. A. I., Hoftath, Allgemeine Ue⸗ 
berfisht Frankrei hs, von Sranz 1. bis auf Ludewig 
XVI. und der Freyſtaaten von Nordamerifa, von 
ihren Entftehen bis auf die heutigen Zeiten, in Hin⸗ 
ficht des Charnfters ‚der Sitten, dev Konflitution, 
der wienihaftli nen Kultur und der übrigen Ausbils 
dung der Bewohner beider Reiche, nebſt einer Gegen⸗ 
einanderftellung Ihrer Revolutionen. 8.2 Thlr. ı2 gr. 


Neue Bicher 1gor ebendafelbft erfihienen: 


Allgemeine und be ondere Aufſoͤſungen der in Uflakkers 
Algebraiſchen Exempelbuch befindiiche Aufgaben, des 
nen noch andere beigefügt worden. gr. 8. 1. Thlr. 

Ehrikiani, Otto Conrad, Ceciliend Flucht nach Berlin. 
Eine Schule f. d. Madchenwelt. M.KHf. 3. 1Thl. 6Gor. 

— — Eãiiſas Schweſtern. Eine Schule f. d. Juͤng⸗ 
lingswelt. ir u. 2r. Th. M. Kpf. 8. ⸗20hlr. 

Horn, Ernst, Prof., Nachträge zu ıneinen Beiträgen 
zur medizizinischen Klinik. ıstes St. oder Versuch 

- einer praktischen Nosolozie der Fieber, 8. 6 Ggr. 

Kühne, 8: Th., Profeſſ,, Materfalien zum Ueberſetzen 
ins Franzölifche, beftehend aus Uebungen der Haupt⸗ 
regeln, Erzählungen, Geiprächen, Briefen, mit unters 
gelegten paffend. Wörtern u. Redensarten. 8. 21 Ögr. 

— _— Recueil d’anecdores, de trairs de bienfe- 
sance ‚et de contes moraux. Pour seryir d’amuse- 
ment er d’instruction a la jeunesse. 8. - 15 Ggr. 

Wilckens, H. D., Dr, Anfangsgründe der nakäelis 
chen Holzzuchk. 8. - > ER SE ». 1 zhle 

Biegenbein, Job. Wil. Heinr., Paft., Vrieſtleys 
Vergleichung der Geſetze des Moſes mit denen der 
Hindoos und andrer alten Nationen. Verdeutſcht, 
mit einem erläuternden Anhange und! mit Anmerz 
tungen begleitet. a. 8. = =  ıThle. 18 Ggr. 

— — Englisches Lesebiuch für die auf Gymna- 
sien durch Lecture der Classiker gebildere Jugend 
herausgegeben’ gr.8.  -  - ı Thlr. 3 Ggr. 

= _— Ueber den verstorbenen Geheimerath 
Feronge von Rorenkreurz in einen Schreiben an 
den Herrn v. Meister in Zurich. gr, 8. 4 Ggr. 











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