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FOR THE PEOPLE
FOR EDVCATION
FOR SCIENCE
LIBRARY
OF
THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
ARCHIV
NATURGESCHICHTE.
GEGRÜNDET VON A. F.A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W. F.ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER unD E. STRAND.
—
a Dr a a AENERT STERNE ni > ae
ZWEIUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1916.
Abteilung A.
5. Heit.
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN).
ren
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
Berlin.
Inhaltsverzeichnis.
AN-RLOHERg. Nov. a®
Hermann. H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Asilidae II. (Leptogastrinae
et Asilinae) (Dipt.). (Mit 11 Textfiguren und 1 Tafel)... .
Bryk. Über das Abändern der Rippenkonfiguration im Genus Par-
nassius Latr. Beiträge zur Entwicklung des Rhopalocerengeäders.
(Mit 1 farbigen und 1 schwarzen Tafel sowie 11 Textfiguren)
Strand. Übersicht der in Gistel’s „Achthundert und zwanzig neue
oder unbeschriebene wirbellose Thiere‘‘ (1857) behandelten In-
sekten v2 0200 ale ee
Borehmann. H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Khckiähr (Col.).
(Mit 12 Toxtfiguren)) ;, 21. E11 SE Ei Fa
Riedel. H. Sauter’s Formosa- a Ne polyneura
(Dipt.). IIL (Mit 3 Textfiguren) . . . „un Er
Sehenkling. H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Gleridae u (Col.).
Schenkling. H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Lymexylonidae (Col.)
Oldenberg. H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: ‚Eine Agathomyia aus
Formosa (Dipt.) - . 202 210.00 Du 2
Rengel. H. Sauter’s For Aufbio "Die Gattung Vespa...
Stein. Einige Verbesserungen zu meiner Arbeit „Die Anthomyiden
Europas“ im Archiv für Naturgeschichte 1915 A, Heft 10...
Zimmermann. H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Gyrinidae . . .
Roubal. Eine neue Leptusa und zwei neue Athetenaberrationen . .
Weise. Über australische Chrysomelinen : RR
Krausse. Hexapodologische Notizen. (III: 38— 51). "Mit 4 Text-
aamran) .. -,.%- NE
Minek. Der Einfluß de Kultur AUF ‚die Dosen des
Nashornkäfers (Oryctes nasicornis L.) in Deutschland
Birand, Rezensionen . . „ - u = >. 2. DR re a
Seite
35
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H. Sauter’s Formosa-Ausbeute:
ASILIDAE
ll. (Leptogastrinae et Asilinae) (Dipt.).
| Bearbeitet von
Prof. Dr. F. Hermann (Erlangen.)
Mit 11 Textfiguren und 1 Tafel.
[Fortsetzung der unter gleichem Titel in Entomolog. Mitteilungen
Bd. III, Nr. 2—5, 1914, erschienenen Arbeit.]
Im III. Bande (1914) der ‚Entomologische Mitteilungen“
habe ich eine Arbeit erscheinen lassen über die der H. Sauter’schen
Formosaausbeute entstammenden Asiliden und habe in dieser
speziell die beiden Untergruppen der Dasypogoninen und Laphrinen
behandelt. Die neuen dem Formenkreise der Leptogastrinen zu-
gehörenden Arten hatte ich aber nur dem Namen nach angeführt.
Es sollen daher jetzt zunächst nachträglich die Neubeschreibungen
dieser gebracht und dann mit einem Referat über die Asilinen
begonnen werden, die in reichlicher Anzahl in der Sauterschen
Sammlung vorhanden sind. Wie damals, so möchte ich auch heute
die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ohne da und dort
Bemerkungen über neue, meiner eigenen Sammlung angehörende
Formen einzuflechten, die zwar nicht Formosa selbst, aber doch
benachbarten Gebieten der orientalischen Fauna entstammen.
A. Subf. Leptogastrinae.
Leptogaster Mg.
Leptogaster spinulosa n. sp. S®.
182% aus Koshun u. Sokutsu (August-September).
Sammlung des Deutschen entomol. Museums Berlin.
Kopf. Das schmale Gesicht weißlich bestäubt; der Knebel-
bart besteht nur aus wenigen sehr zarten und kurzen weißen
Haaren. Stirne und Hinterhaupt grau bestäubt, das letztere an
seiner unteren Hälfte mit zarter, weißer Behaarung, am oberen
Augenrande beiderseits mit 3—4 kurzen Dornborsten von schwarzer
Farbe besetzt. Rüssel und Taster schwarz mit äußerst spärlicher
weißlicher Behaarung. Fühler dunkel pechbraun, die beiden Basal-
glieder sehr zart schwarz behaart.
Thorax. Mesonotum glänzend schwarz, das hintere Drittel
und der Seitenrand mit grober weißlicher Bestäubung bedeckt.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A.5. l 5. Heit
2 Prof. Dr. F. Hermann:
Die Seitenborsten schwarz, auch vor dem Schildchen finden sich
reihenweise schwarze, abstehende Haare. Der Rand des grau be-
stäubten Schildchens trägt eine Reihe grober Borsten von schwarzer
Farbe. Prothorax und Pleuren silbergrau bestäubt, die zarte Be-
haarung an den vorderen Partien weiß. Hüften grau bestäubt
mit sehr zerstreuter weißlicher Behaarung.
Das relativ kurze Abdomen (6,5 mm) mit bräunlichen schmalen
Segmenträndern. An den Seiten des 1. und 2. Segmentes stehen
schwarze Borsten, im übrigen ist das Ab-
domen gleichmäßig mitsehr kurzer anliegen-
der schwarzer Behaarung bedeckt und er-
scheint dadurch matt. An den Hinterecken
sämtlicher Segmente bildet längere weiße
Behaarung ausgedehnte Seitenmakeln. Hy-
popygium (Fig. 1) schwarz mit gleichfar-
Fig. 1. biger,. teilweise borstenartiger Behaarung.
Auch die Legeröhre ist schwarz und
ebenso wie das letzte Abdominalsegment mit längerer schwarzer
Behaarung versehen.
Beine licht pechbraun, die apikale Hälfte der Hinterschenkel,
die sämtlichen Schienenspitzen, die Innenseite der Vorder- und
Mittelschienen, sowie das Ende sämtlicher Tarsenglieder ver-
dunkelt; die Metatarsen der Vorderbeine und die Wurzel der
Hinterschenkel fast gelblichweiß durchscheinend. Die äußerst
kurze Behaarung ist im allgemeinen schwarz, besitzt jedoch an
den Schenkeln und den Spitzen der Schienen weißlichen Schimmer.
Der Metatarsus der Hinterbeine und die Innenseite der Vorder-
schienen mit weißer zarter Bürstenbehaarung; die Beborstung ist
allenthalben schwarz. Klauen schwarz.
Flügel leicht grau tingiert, der Vorderrand bis zur Einmün-
dung der Hilfsader dunkelbraun; die groben Adern schwarz. Distale
Begrenzung der Diskoidalzelle nach Typus II. Analzelle offen.
Long. corp. 10 mm, long. al. 6 mm.
Nota. Back (Robberflies of America North of Mexico, Trans-
actions of the Am. Ent. Society XXXV, 1909) macht darauf
> — ta
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en
Fig. 2.
aufmerksam, daß die distale Abgrenzung der Diskoidalzelle bei
den einzelnen Arten in verschiedener Weise erfolgt, so daß sich
zwei, wie ich bestätigen kann, ziemlich scharf getrennte Typen
(I u. II) unterscheiden lassen. Nebenstehende Figuren 2 und 3
lassen die beiden Typen deutlich erkennen.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Asilidae. B)
Leptogaster trimueronata n. sp. 3%.
10 Exemplare aus Kosempo, Kankau und Shisha (Mai- Juni),
in der Sammlung des Deutschen entom. Museums Berlin und des
k. ungar. Nationalmuseums Budapest.
Grundfarbe lebhaft durchscheinend rotgelb, das lange Ab-
domen mehr oder minder gebräunt.
Kopf. Gesicht und Stirne weißlich bestäubt, der Knebelbart
besteht nur aus 4 längeren, weißen Borstenhaaren. Rüssel und
Taster gelb mit äußerst spärlicher lichter Behaarung. Das dunkle
Hinterhaupt graugelb bestäubt, die äußerst zarte, lichte Behaarung
ist auf der Scheitelhöhe recht dicht, es fehlen hier jedoch gröbere
Borsten vollkommen. Fühler fast weiß, durchscheinend, die Spitze
des 3. Gliedes und die Endborste schwarz, ebenso die sehr zerstreute
und kurze Behaarung der beiden Basalglieder.
Thorax. Mesonotum durchscheinend gelb, glänzend, vor dem
Schildchen durch gelbe Bestäubung matt, mit oder ohne nußbraune
Striemenzeichnung. Ist diese vorhanden, so beschränkt sich die vorne
keilförmig verbreiterte Mittelstrieme auf die vordersten Partien
und auch die Seitenstrieme bricht schon vor der Quernaht ab;
außerdem findet sich am seitlichen Rande eine von den Schultern
bis gegen die Flügelwurzel reichende Strieme. Die beiden Seiten-
borsten schwarz. Vor dem ebenfalls gelb bestäubten Schildchen
und auf ihm selbst findet sich zerstreute, nur bei sehr starker
Vergrößerung sichtbare bräunliche Behaarung. Pleuren, nament-
lich nach abwärts mit weißlicher Bestäubung bedeckt; von der
Flügelwurzel erstreckt sich eine dunkelbraune Bestäubungsbinde
nach den ebenfalls braunen Mittelhüften herab. Die übrigen Hüften
sind gelb, weißlich bestäubt und ebenso wie der Vorderrand der
Pleuren mit zarter, weißer Behaarung versehen. Schwinger gelb.
Das lange, sehr gra-
zile Abdomen (14 mm)!)
mehr oder minder dunkel-
braun, doch tritt auch hier,
namentlich an den vorderen
Segmenten sowie an den
Segmentaleinschnitten die
gelbe Grundfarbe flecken-
artig zutage. Die zarte,
dünnstehende Behaarung
ist gelblich, die Borsten-
reihe am Hinterrande des
1. Segmentes gelbbraun.
Das Hypopygium (Fig. 1), dessen Zange in drei lange finger-
förmige Fortsätze gespalten ist, glänzend dunkelbraun mit ziemlich
Fig. 4.
1) Ich gebe das jeweilige absolute Maß des Abdomen an, da sich aus
dem Vergleich mit der Gesamtlänge ein gutes Bild der relativen Länge des
Hinterleibes ergibt.
1* 5. Heli
4 Prof, Dr. F. Hermann:
langer gelber Behaarung. Die dunkelbraune Legeröhre ist vor-
W iegend schwarz behaart, das letzte Abdominalsegment trägt an
seinem unteren Rande eine Reihe derber, gelber Borsten.
Beine gelb, an den vorderen Metatarsen fast weißlich durch-
scheinend, die Knie gebräunt. Die Behaarung ist vorwiegend
gelblich, nur auf der Oberseite der keulenförmig verdickten Hinter-
schenkel schwarz. Diese besitzen auf der Mitte ihrer Innenseite
eine Reihe verlängerter Haare. Die Beborstung, namentlich der
Tarsen schwarz, ebenso die Krallen.
Flügel leicht bräunlich tingiert, durchscheinend, die Adern
an der äußersten Wurzel gelb, im übrigen dunkelbraun. Distale
Begrenzung der Diskoidalzelle nach Typus II. Analzelle offen.
Long. corp. 17 mm, long. al. 9 mm.
Leptogaster longieauda n. sp. 3%.
18 Exemplare aus Taa Tsui-Kutsu, Kosempo (Mai), in der
Sammlung des k. ung. Nationalmuseums Budapest.
Die relativ recht große Art ist an dem stark verlängerten
Hypopygium leicht kenntlich.
Kopf. Das sehr schmale Gesicht ist ebenso wie die Stirne
mit graugelber dünner Bestäubung bedeckt, der Knebelbart be-
steht nur aus 4 feinen Borstenhaaren von gelblicher Farbe. Rüssel
und Taster licht rotbraun, die letzteren mit sehr sparsamer gelb-
licher Behaarung. Hinterhaupt gleichmäßig graugelb bestäubt und
mit sehr zarter, gelblicher Behaarung versehen ; irgendwelche Borsten
fehlen vollkommen. Backenbart lichtgelb. Fühler gelb; das spindel-
förmige Endglied fast doppelt so lang als die mit sehr vereinzelten,
teils lichten, teils schwarzen Härchen versehenen Basalglieder zu-
sammengenommen; der Endgriffel tief dunkelbraun, seinem distal
verbreiterten Ende ist ein nagelartiges Stiftchen schräg aufgesetzt.
Thorax. Mesonotum düster rotbraun, in seinem Mittelteil
bis etwas über die Ouernaht glatt poliert und hier mit drei fast
schwarzen Striemen versehen; die Mittelstrieme ist vorn etwas
verbreitert und bricht kurz hinter der Quernaht ab, die mehr ver-
waschenen Seitenstriemen erstrecken sich etwas weiter nach hinten,
ohne aber das Schildchen zu erreichen; vielmehr ist das vor diesem
gelegene Areal in großer Ausdehnung, ebenso wie der breite Seiten-
rand und das Schildchen selbst graugelb bestäubt. Schulterbeulen
sehr licht gelb, die Postalargegend fast weißlich. Die lichtgelbe Be-
haarung ist äußerst zart und zerstreut und macht sich eigentlich nur
vor dem Schildchen stärker bemerkbar. Die braune Grundfarbe der
Pleuren verschwindet unter licht ockergelber Bestäubung, weißliche
zarte Behaarung findet sich nur am Vorderrande der Mesopleura bis
zu den Vorderhüften hinab. Pronotum und das in der Mitte mit
einem Doppelwulst versehene Collare gleichmäßig licht ockergelb
bestäubt, nackt. Vorderhüften und Hinterhüften gelb, die Mittel-
hüften nahezu schwarz, zart gelb bestäubt, fast kahl. Schwinger
weißlich mit braunem Endknopf.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Asilidae. 5
Das pechbraune, nach rückwärts kolbig verdickte Abdomen
ist äußerst grazil und. lang (15 mm) — seine Länge beträgt zirka
das siebenfache des Thoraxlängsdurchmessers. Das Epiphragma
und das mit einigen gelblichen Borsten versehene 1. Segment
gelblichgrau bestäubt, an den mittleren Abschnitten sind die
Segmentalränder rotbraun tingiert, ohne daß es zu einer schärfer
abgesetzten Bindenzeichnung kommt. Die sehr zarte und zerstreute
Behaarung gelblich. Bauch zart grau bereift, kahl. Das glänzend
schwarzbraune Hy-
popvgium (Fig. 5)
zeigt in seinen ven-
tralen Abschnitten
eine lichtere, mehr
gelbbrauneFärbung
und ist ebenso wie
das 8. Segment mit
längerer gelber Bor-
stenbehaarung ver-
sehen. Die schlan-
ken Arme des For-
ceps berühren sich, Fig. 5.
nach einwärts gekrümmt, in der Medianen, außerdem sendet dieser
ventral noch einen mächtigen, löffelartig gehöhlten, gelbbraun ge-
färbten Fortsatz nach rückwärts. Der dunkelbraune Doppelfaden
des Penis reicht, spiralig aufgewickelt, sehr weit aus der Penis-
tasche hervor. Das @ Abdomen ist etwas lichter gefärbt, der
Hinterrand des 7. Segments licht gelb, die stumpfe Legeröhre gelb
und. gleichfarbig behaart.
Beine schlank, auch die Hinterschenkel nur wenig keulen-
förmig verdickt; ihre Farbe ist ein mehr oder wenig lebhaftes
Gelbbraun, das stellenweise durch dunklere Zeichnungen unter-
brochen wird. Sämtliche Knie dunkelbraun gesäumt, an den beiden
vorderen Beinpaaren sind die Schenkel und Schienen an ihrer
Vorderfläche mehr oder minder intensiv gebräunt, die Metatarsen
beingelb, die übrigen Tarsen fast rotbraun mit hellerer Wurzel.
Die Hinterschenkel sind an ihrer Wurzelhälfte schwach gebräunt,
und besitzen außerdem nahe den Knien einen deutlichen dunkel-
braunen Ring, die Spitzenhälfte der Schienen dunkelbraun, die
Tarsen etwas dunkler gefärbt als an den vorderen Beinpaaren. ı
Krallen schwarz, die Empodialborste fast 23 so lang wie diese.
Die zarte Behaarung der Beine ist teils dunkelbraun, teils gelb,
ebenso die Beborstung. Die Schenkel besitzen nur in der Knie-
gegend Borsten, auch an den Schienen beschränkt sich die Be-
borstung im wesentlichen auf die Spitze, die kräftigen Borsten der
Füße sind vorwiegend dunkelbraun.
Flügel nur ganz schwach rauchbraun gefärbt, hyalin. Die
Flügelspitze erscheint durch dunkelbraune Trübung, die sich keil-
förmig in die beiden Submarginalzellen fortsetzt, deutlich sichel-
5. Heft
6 Prof. Dr. F. Hermann:
förmig gerandet. Adern dunkelbraun. Distale Begrenzung der
Diskoidalzelle nach Typus II. Analzelle offen.
Long. corpor. 19 mm, long. al. 11 mm.
Leptogaster pilosella n. sp. 3%.
4 Exemplare aus Kankau, Koshun (Mai), in der Sammlung
des Deutschen entom. Museums Berlin und des k. ungar. National-
museums Budapest.
Eine sehr grazile Art aus der Verwandtschaft der paläark-
tischen sp. Pubicornis Cw.
Kopf. Gesicht, Stirne und Hinterhaupt weißlichgrau bestäubt,
der Knebelbart besteht aus 4 langen weißlichen Haaren, auch die
gelbliche Behaarung des Hinterhauptes sehr zart. Rüssel und
Taster gelb, letztere äußerst zart gelblich behaart. An den gelben
Fühlern ist das 1. Glied kürzer als das relativ große und plumpe
2. Glied, das ovale, teilweise geschwärzte Endglied ist kürzer als
die beiden Basalglieder zusammen genommen, schmäler als das
2. Glied. und an seiner abgerundeten Spitze mit kurzer aber deut-
licher Pubeszenz versehen; der schwarze zweigliederige Endgriffel
ist nahezu so lang als die 3 Fühlerglieder, ebenfalls pubeszent und
läuft in eine gebogene Endborste aus. Die äußerst zarte Behaarung
der beiden Basalglieder ist weißlich.
Thorax. Das braune Mesonotum ist dicht mit grober, ocker-
gelber Bestäubung bedeckt, die nur die Anfänge einer nach vorn
breit gegabelten Mittelstrieme sowie der in Flecken aufgelösten
Seitenstrieme erkennen läßt. Die äußerst zarte Behaarung vor
dem Schildchen ist weißlich, die Seitenborsten gelb. Pleuren,
Schildchen und Hüften graugelb bestäubt, fast kahl. Schwinger
hellbraun mit dunkelbraunem Knopf.
Das äußerst schlanke Abdomen (7,5 mm) matt dunkelbraun,
mit gelben, teilweise graubereiften Hinterrandbinden; die zarte
Behaarung ist lichtgelb, die wenigen Diskalborsten des 1. Segmentes
dunkelbraun. Das relativ große Hypopygium dunkelbraun, glän-
zend, mit reichlicher, nach abwärts fast borstenförmiger Behaarung
von vorwiegend gelber Farbe. Der Supraanalfortsatz ist zu einer
breiten, nach vorne umgekrempelten spatelförmigen Platte ent-
wickelt. Die stark hackenförmig nach innen gebogenen Zangenarme
tragen einen gerade nach abwärts gerichteten dornartigen Zapfen.
Die Ventralklappen enden in einem langen gelben fingerförmigen
Fortsatz. Die plumpe Legeröhre glänzend dunkelbraun und mit
reichlicher schwarzer Behaarung versehen.
Beine glänzend gelbbraun, die Metatarsen etwas lichter; die
sämtlichen Knie schmal schwarz gesäumt. Sämtliche Schenkel
besitzen nahe ihrer Spitze eine dunkelbraune Ringzeichnung, an
den beiden vorderen Beinpaaren ist sie allerdings etwas verwaschen,
umso deutlicher und bestimmter grenzt sie sich an dem keulen-
förmig verdickten Hinterschenkel ab. Auch die Hinterschienen
sind nahe ihrer Spitze geschwärzt. Die zarte Behaarung ist im
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Asilidae. 7
allgemeinen licht gelblich, die Borsten an den vorderen Beinpaaren
vorwiegend gelbbraun, an den Hinterbeinen fast ausnahmslos
schwarz. An allen Tarsen sind die Borsten an der Außenseite
dunkelbraun, an der Innenseite vorwiegend gelbbraun gefärbt.
Klauen braun, Empodialborste sehr kurz.
Die stark irisierenden Flügel sind durch feine mikroskopische
Behaarung zwar in großer Ausdehnung, jedoch nur sehr schwach
getrübt, an der äußersten Flügelspitze ist diese Trübung etwas
kräftiger. Adern dunkelbraun, an der Wurzel gelb. Die Randader
ist im Bereich der Flügelspitze relativ sehr dick, die Kubitalzelle
bedeutend länger als ihr Stiel, die kleine Querader steht ungefähr
an der Grenze des proximalen Drittels der Diskoidalzelle, deren
distaler Verschluß nach Typus I erfolgt. Analzelle offen.
Long. corp. 10 mm, long. al. 6 mm.
Leptogaster appendieulata n. sp. 5%.
Ein Pärchen aus Kankau (Mai), in der Sammlung des Deutschen
entom. Museums Berlin.
Grundfarbe gelb, durch reichliche Bestäubung matt, Abdomen
dunkelbraun mit hellen Segmentalrändern.
Kopf. Gesicht und Stirne graugelb bestäubt. Der Knebel-
bart besteht nur aus wenigen (4—6) kurzen und zarten gelben
Haaren. Rüssel braun mit gelber Wurzel. Taster gelb und sehr
zart behaart. Das graubestäubte Hinterhaupt trägt unten zarte
weißliche Behaarung, oben einen einreihigen Kranz zarter gelber
Borsten, der jedoch die obere Augenecke nicht erreicht. Fühler
hellgelb, die beiden Basalglieder, von denen das 1. gelb, das 2.
schwarz kurz behaart ist, von annähernd gleicher Länge, das
Endglied fast doppelt so lang wie diese, lang spindelförmig, mit
Ausnahme seiner Wurzel gebräunt, an seiner Spitze lang ausge-
zogen; die schwarze Endborste kürzer als das Fühlerglied.
Thorax. Mesonotum gelbbraun, durch dichte Bestäubung
graubraun erscheinend. Die Striemenzeichnung ist sehr undeutlich,
so daß nur die Anfänge einer durch eine breite Mittellinie geteilten
Mittelstrieme erkennbar sind. Schultern und Postalarhöcker gelb,
ebenso die zarte thorakale Behaarung und die beiden kräftigen
Seitenborsten. Das graubraune Schildchen fast vollkommen kahl.
Die gelbbraunen Pleuren mit weißlicher Su
Bestäubung und gleichfarbiger sehr zarter SL
Behaarung. Schwinger gelb. |
Abdomen (9 mm) sehr dunkelbraun
mit breiten gelbbraunen Segmenträndern;
die Behaarung ist schwarz und ziemlich
dicht, der Borstenkranz am Hinterrande
des 1. Segmentes gelb. Hypopygium (Fig. 6) Fig. 6.
oben schwarzbraun, nach unten gelb. Der Forceps trägt basal
einen abwärts gerichteten, stark behaarten gelben Fortsatz. Lege-
röhre gelbbraun, der Hinterrand der letzten Abdominalsegmente
mit kurzen teils schwarzen, teils gelben Haaren besetzt.
5, Heft
S Prof. Dr. F. Hermann:
Beine. Hüften, Wurzel der Schenkel und Schienen sehr
licht gelb, fast durchscheinend, im übrigen sind die Beine gelb-
braun. Die Vorderschienen besitzen an ihrer Wurzel, die Mittel-
schienen in ihrer ganzen Ausdehnung einen dunkelbraunen Längs-
wisch an der Vorderseite, auch die Hinterschenkel sind innen
gebräunt. Die zarten Haare sind mit Ausnahme der gelben Bürsten-
behaarung an den Schienenspitzen und den Metatarsen vorwiegend
schwarz, ebenso die Borsten und Klauen.
Flügel hyalin, die Adern dunkelbraun, dieRandader an der
Flügelspitze verdickt. Die relativ breite Kubitalzelle ist gegen
den Flügelrand deutlich verengert, distale Abgrenzung der Dis-
koidalzelle nach Typus I, Analzelle offen.
-
Long. corp. 14 mm, long. alar. 7 mm.
Leptogaster bilobata n. sp. 3.
Ein einzelnes & aus Koshun (September), in der Sammlung
des k. ung. Nationalmuseums Budapest.
Verwandt mit der vorigen Art, jedoch durch den verschiedenen
Bau des Hypopygiums sicher zu unterscheiden.
Kopf. Gesicht und Stirne mit ockergelber Bestäubung; der
Knebelbart besteht nur aus 4 langen, weißlichen Borstenhaaren.
Rüssel und Taster gelbbraun, letztere mit sehr unbedeutender
gelber Behaarung. Hinterhaupt grau bestäubt, mit zerstreuter
bräunlicher Behaarung. Fühler hellgelb, des 2. Segment etwas
länger und plumper als das 1., beide-mit wenigen kurzen, bräun-
lichen Haaren besetzt; 3. Glied ziemlich schmal, zugespitzt, die
schwarze Endborste etwas länger als das Glied selbst, distal ver-
dickt und in einem feinen helleren Stiftchen endend.
Thorax. Mesonotum tief dunkelbraun, matt, ohne Striemen-
zeichnung, Schultern, Seitenrand, Postalargegend u. Schildchen
hellgrau bestäubt. Die äußerst kurze und zerstreute Behaarung
schwarz, ebenso die Seitenborsten. Pleuren braun mit licht grau-
gelber Bestäubung, am vorderen Rande der Mesopleura ein Büschel
längerer, weißlicher Haare. Vorder- und Hinterhüften gelbbraun,
Mittelhüften dunkelbraun, graulich bestäubt,
__ vollständig kahl. Schwinger hellbraun mit.
dunklerem Endknopf.
Abdomen (10.5 mm) dunkelbraun mit
etwas helleren Segmenteinschnitten, die Be-
haarung schwarz, ebenso der Borstenkranz
des 1. Segmentes. Bauch dunkel graubraun
ENERR Be bestäubt und lichtgelb behaart. Hypopygium
(Fig. 7) glänzend schwarzbraun mit dichter
Fig. 7. und längerer schwarzer Behaarung. Der For-
ceps ist in zwei annähernd gleichlange, einander parallele Spangen
gespalten; die eigentlichen Forcepsarme sind distal etwas spatel-
förmig verbreitert und gerundet, die untere Spange ist horizontal
nach hinten gekehrt.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Asilidae. ie)
Beine gelb; an den beiden vorderen Beinpaaren ist die Ober-
seite der Schenkel in großer Ausdehnung, an den Schienen die
Innenseite gebräunt, die Tarsen mit Ausnahme der letzten gelb-
braunen Glieder beingelb. Die Hinterschenkel besitzen zwei nicht
scharf abgetrennte Ringbinden, Knie ebenfalls gebräunt; Schienen
mit Ausnahme der äußersten Wurzel dunkelbraun. Die Behaarung
ist im allgemeinen schwarz, nur an der Innenseite sämtlicher
Schienen lichtgelb; die Borsten schwarz, an den Schienenspitzen
jedoch weißlich. Die Empodialborste ist nur wenig mehr als
halb so lang als die schwarzen Krallen.
Flügel graulich tingiert, hyalin mit derben schwarzen Adern. Die
äußerste Flügelspitze ist durch mikroskopische Behaarung, die sich
‚keilförmig in die adjazenten Zellen hineinzieht, deutlich getrübt.
Distale Abgrenzung der Diskoidalzelle nach Typus II. Analzelle offen.
Long. corp. 14 mm, long. al. 7,5 mm.
Leptogaster unihamata n. sp. 9.
Ein einzelnes Pärchen aus Koshun (Oktober), in der Sammlung
des k. ungar. Nationalmuseums Budapest.
Kopf. Gesicht und Stirn gelblich bestäubt, der Knebelbart
besteht nur aus wenigen, sehr kurzen bräunlichen Haaren. Hinter-
haupt grau bestäubt mit sehr zerstreuter zarter heller Behaarung,
hinter der oberen Augenecke stehen einige kurze bräunliche
Borsten. Rüssel dunkelbraun, Taster gelb und gleichfarbig behaart.
Fühler in ganzer Ausdehnung hellgelb. Die beiden Basalglieder
von annähernd gleicher Länge, schwarz behaart, das kegelförmige
Endglied fast doppelt so lang als die beiden Grundglieder, die lange
Endborste gelb.
Thorax. Mesonotum dunkelbraun, durch Bestäubung, die
an den Rändern lichter ockergelb ist, matt, von der üblichen
Striemenzeichnung ist nur ganz vorne der Anfang der Mittelstrieme
sichtbar. Auch das Schildchen mattbraun. Die äußerst zerstreute
und kurze Behaarung bräunlich, die Seitenborsten gelb. Pleuren
düster rotbraun, durch gelbliche bis weißliche Bestäubung matt,
nur am Vorderrande der Mesopleura weißlich
behaart. Hüften gelb, weißlich bestäubt,
kahl. Schwinger gelbbraun mit dunklem
Endknopf.
Abdomen (11 mm) matt dunkelbraun
mit lichteren Segmenteinschnitten. Die ziem-
lich dichte, an den letzten Segmenten lange
Behaarung gelb, Beborstung des 1. Segmentes
braun. Hypopygium (Fig. 8) mehr oder minder
dunkelbraun mit dunkler kurzer Behaarung,
die einfachen Forcepsarme hackenförmignach innen gebogen, die Ven-
tralklappen länger wie gewöhnlich und in zweistumpf warzenförmige
Höcker gespalten. Legeröhre dunkelbraun mit schwarzer Behaarung,
überhaupt das ganze Abdomen des @ vorwiegend schwarz behaart.
Fig. 8.
5. Hefi
10 Prof. Dr. F. Hermann:
Beine ziemlich gleichmäßig gelb bis gelbbraun, jedenfalls ohne
bestimmte dunklere Zeichnung. Wurzel der Hinterschenkel und
die Metatarsen der beiden vorderen Beinpaare beingelb. Innenseite
‚der Mittelschienen mit der Spur eines dunkleren Längswisches.
Die Behaarung ist an den vorderen Beinpaaren vorwiegend gelb,
an den Hinterbeinen im wesentlichen schwarz. Die Borsten sind
auch an den Tarsen größtenteils lichtbraun, bei dem Q jedoch ist
die Beborstung vorwiegend schwarz. Die Empodialborste nur
halb so lang als die schwarzen Krallen.
Die leicht grauen Flügel hyalin, ohne jede durch mikro-
skopische Behaarung gebildete Trübung, mit derber schwarzer
Aderung. Stiel der 4. Hinterrandzelle ungewöhnlich lang, die Ku-
bitalzelle an der Wurzel etwas ausgedehnt, gegen den Flügelrand
verengt. Distale Begrenzung der Diskoidalzelle nach Typus I,
Analzelle offen.
Long. corp. 15 mm, long. al. $ mm.
Leptogaster coaretata n. sp. 3%.
12 Exemplare aus Koroton, Kagi, Koshun (August-Anfang
September), in den Sammlungen des Deutschen entom. Museums
Berlin und des k. ung. Nationalmuseums Budapset.
Kopf. Gesicht mit reinweißer, Stirne mit gelber Bestäubung,
der Knebelbart besteht nur aus 4 langen, weißen Borstenhaaren.
Hinterhaupt mit graugelber, an den Orbitalrändern fast weißer
Bestäubung und ziemlich dichter bräunlicher Behaarung. Rüssel
und Taster gelb mit gleichfarbiger Behaarung. Fühler hellgelb und
ebenso behaart. Die beiden Basalglieder annähernd gleich lang, das
spindelförmige Endglied wenig länger als jene zusammen genommen,
die lichtbraune Endborste länger als das 3. Glied.
Thorax. Mesonotum gelbbraun, auf der Mitte glatt poliert,
dagegen ist die gesamte Umrandung des Thoraxrückens in großer
Ausdehnung durch gelbe Bestäubung matt. Die dunkelbraune
Mittelstrieme ist vorne verbreitert und endet etwas hinter der
Ouernaht, die streckenweise mit der Mittelstrieme verschmolzenen
Seitenstriemen sind dagegen vorne stark verkürzt, erstrecken sich
aber rückwärts bis gegen den Postalarhöcker, der ebenso wie das
Schildchen lichtgelb gefärbt ist. Pleuren und Hüften gelb mit
weißer Bestäubung und gleichfarbiger Behaarung am Vorderrande
der Mesopleura. Schwinger gelbbraun.
Das lange Abdomen (10 mm) dünn, nach hinten jedoch,
namentlich bei dem 9, deutlich keulenförmig verdickt; die Färbung
ist gelbbraun mit ausgebreiteter dunkelbrauner Bindenzeichnung.
Das Epiphragma ist lichtgelb mit brauner Mitte, das lichtgelb
beborstete 1. Segment dunkelbraun, das lange 2. Segment ist am
Vorderrande gelbbraun, am Hinterrande tief dunkelbraun, da-
zwischen liegen zwei breite, verwaschene braune Querbinden,
welche die helle Grundfarbe annähernd in der Mitte des Segmentes
und vor dem Hinterrande frei lassen, das 3. und 4. Segment ebenfalls
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Asilidae. 11
am Vorderrande gelbbraun, am Hinterrande dunkelbraun, aber
nur mit einer einzigen breiten Querbinde, an Segment 5, 6 und 7
sind Vorder- und Hinterrand, sowie die
Hinterecken gelbbraun, die Mitte dagegen
ausgedehnt gebräunt, das 8. Segment end-
lich ist gleichmäßig dunkelbraun. Bauch
einfarbig gelbbraun. Bei dem 2 ist die
Färbung im ganzen heller. Die nur rück-
wärts dichtere Behaarung gelb. Hypo-
pygium (Fig. 9) gelbbraun, nur der For-
ceps schwarz. Dieser erscheint im gan-
zen rückwärts verbreitert, die genauere
Untersuchung jedoch zeigt, daß er aus zwei einander unmittelbar
berührenden Spangen besteht. Seine Behaarung ist ebenso wie die
der kurzen, braunen Legeröhre gelb.
Beine einfarbig gelb, nur die Knie der Hinterbeine schmal
gebräunt, die Tarsen lichter;; Hinterschienen in ganzer Ausdehnung
deutlich verdickt. Die Behaarung ist vorwiegend gelb, an den
Hinterschenkeln ist sie auf der Mitte der Innenseite deutlich
verlängert. Auch die Beborstung ist mit Ausnahme der eigent-
lichen Tarsenglieder gelb, an der Unterseite der Endtarsen macht
sich eine Doppelreihe kurzer schwarzer Dornborsten sehr bemerk-
bar. Die Krallen schwarz, die Empodialborste fast rudimentär.
Die leicht bräunlichen Flügel hyalin, die äußerste Flügel-
spitze durch mikroskopische Behaarung deutlich getrübt. Adern
schwarz. Distale Begrenzung der Diskoidalzelle nach Typus II.
Analzelle offen.
Long. corp. 12,5 mm, long. al. 7 mm.
Nota. L. coarctata besitzt durch die keulenförmige Verdickung
des Abdomens, durch die verlängerte Behaarung auf der Mitte der
Hinterschenkel etc. eine gewisse Ähnlichkeit mit den Arten der
weiter unten neu aufgestellten Gattung Lagynogaster,; man lasse
sich aber dadurch nicht täuschen, die spec. ist sicher als eine echte
Leptogasterart zu betrachten.
Leptogaster basilaris Coq. 5%.
25 Exemplare aus Paros, Takao, Korotun, Koshun, Taihorinsho
(Mai bis November), in den Sammlungen des Deutsch. entom. Mu-
seums Berlin und des k. ung. Nationalmuseums Budapest.
Die von Coquillet (Proceedings of the United. States National-
Museum XXI, 1898) gegebene, ausreichende Beschreibung stimmt
so vollständig mit dem mir vorliegenden Material überein, daß
ich an der Richtigkeit der Bestimmung keinen Zweifel hege. Die
spec. hirticollis v. d. Wulp (Tijdschrifd voor Entomologie XV,
1872) aus Timor ist wohl nahe verwandt mit L. basılarıs, aber sicher
von ihr verschieden.
Da dem einzigen Exemplare Coquillets das 3. Fühlerglied
fehlte, gebe ich hier eine Beschreibung desselben. Es ist nur an
Fig. 9%
5, Heft
19 Prof. Dr. F. Hermann:
seiner Basis gelb, im übrigen dunkelbraun, spindelförmig, annähernd
doppelt so lang als die beiden schwarzbehaarten Basalglieder
zusammen genommen; die lange, ebenfalls braune Endborste läuft
in ein feines Stiftchen aus. Weiterhin
sei auf die dichte, weiche, teilweise
recht lange Behaarung des Hinter-
hauptes, des Mesonotum, der Pleuren
und. des Schildchens aufmerksam ge-
macht, die sehr in die Augen fällt.
An dem Hypopygium (Fig. 10) ist
der Forceps in zwei Arme gespalten,
der obere lang und etwas }nach ab-
wärts gedrückt, der untere kurz, ge-
rade nach unten gekehrt. Behaarung oben schwarz, unten vor-
wiegend gelb. Die Legeröhre ist schwarzbraun, mit gelblicher Be-
haarung und einigen kurzen schwarzen Dornen an der Unterseite;
Hinterrand des7. Sterniten mit einer Reihe langer weißlicher Borsten.
Long. corp. 14,5 mm, long. al. 9 mm, long. abdom. 10, 5 mm.
Nota. L. basılaris erinnert durch die auffallende Behaarung
des Hinterhauptes und. des Thorax, sowie das braune Stigma am
Vorderrande der Flügel schon lebhaft an die Arten des gen. Eusce-
Iidia Westwood. Es mag sich wohl um eine Übergangsform handeln,
die aber trotzdem dem gen. Leptogaster mit aller Sicherheit zu-
zurechnen ist.
Lagynogaster n. g.
Unter diesem Namen möchte ich eine Gruppe der größten,
bislang bekannt gewordenen Leptogastrinen zusammenfassen, die
sich durch gewisse Merkmale bestimmt auszeichnen, als deren
sinnenfälligstes ich jetzt schon eine meist weißliche, bürstenförmige
Haarflocke hervorhebe, die sich ungefähr in der Mitte der Hinter-
schenkel an deren Innenseite befindet. Hieran schließen sich weitere
generische Merkmale, die in der nun folgenden Genusbeschrei-
bung durch den Druck besonders hervorgehoben werden sollen.
Kopf. Gesicht unten breit, nach der Fühlerwurzel stark
verengert, mit sehr grober Bestäubung bedeckt. Der Knebel-
bart hat nicht bei allen Arten die gleiche Textur, meist ist er ein-
Et reihig und aus länge-
Fig. 10.
—— EN a0.‘ ren Haaren, manch-
BE mal büschelförmig,
El auskurzenBorsten zu-
sammengesetzt. Stirn
Fig. 11. lang und schmal pa-
rallelrandig, der Ozellarhöcker leicht in die Länge gezogen, der
vordere Ozellus doppelt so groß als die beiden rückwärtigen. Das
Hinterhaupt trägt nur hinter der Scheitelgegend relativ wenige
Borsten und an der unteren Hälfte weichere Behaarung. Rüssel
drehrund, die kleinen Taster nur sehr spärlich behaart. An den
H. Sauter’s Formosa- Ausbeute: Asilidae. 13
Fühlern (Fig. 11) ist das lang spindelförmige Endglied min-
destens doppelt so lang als die einander annähernd
gleichlangen Basalglieder zusammengenommen; der
Endgriffel höchstens !Y/, mal so lang als das Endglied,
zweigliedrig. Seinem langen, meist apikal etwas verbreiterten
ersten Glied ist ein zweites als kurze, scharfe Spitze aufgesetzt.
Der Thorax bietet wenig Charakteristisches. Die Striemen-
zeichnung ist meist nur recht undeutlich vorhanden. Die Behaarung
des Mesonotum ist meist nur sehr zart, nur bei einigen afrikanischen
Arten ist sie auf den rückwärtigen Partien borstenförmig in dorso-
zentraler Stellung. An den nur sehr zart behaarten Pleuren
fällt die borstenartige Behaarung der Pteropleura auf.
Das sehr lange, achtringelige Abdomen ist rückwärts ver-
breitert ($), bei dem @ aber vom 5. Segment an exquisit
kolbig angeschwollen, so daß er die Gestalt einer sehr
langhalsigen Flasche (Aayvvros) bekommt. Der Hinterrand
des 1. Segmentes wird von einem Kranze derber Borsten einge-
nommen, im übrigen ist die Behaarung meist sehr zart. Das
Hypopygium besitzt einen zweilappigen Forceps, die Legeröhre
ist breit und plump.
An den langen Beinen sind auch die Hinterschenkel nie keulen-
förmig verdickt. Die Behaarung ist im allgemeinen zart und. nie auf-
fallend dicht. Empodialborste in wechselnder Länge stetsvorhanden.
An der Innenfläche der Hinterschenkel macht sich in un-
gefähr der Hälfte ihrer Länge eine stets licht gefärbte,
bürstenförmig abstehende Haarflocke sehr bemerkbar.
Die großen, stark glänzenden Flügel sind stets mehr oder
minder intensiv gelb oder bräunlich tingiert, jedenfalls nie farblos.
Die Aderung bietet, wie bei den übrigen Leptogasterformen auch,
keine für das Genus charakteristische Konstanz, sondern wechselt
mit den einzelnen Arten. Es kann nur bemerkt werden, daß die
Analzelle stets geschlossen und mehr. oder minder
lang gestielt ist.
Als typische Art beschreibe ich:
Lagynogaster fuliginosa n. sp. 9.
Ein einzelnes @ aus Formosa, (Kanshirei, Mai), im k. ung.
Nationalmuseum Budapest.
Kopf. Gesicht und Stirn mit grober, goldgelber Bestäubung
bedeckt, der doppeltreihige, borstige Knebelbart gelb, schirmartig
schräg nach abwärts gekehrt. Das gelb bestäubte Hinterhaupt
trägt hinter der Scheitelgegend. eine Reihe gleichfarbiger Borsten,
nur abwärts weichere Behaarung. Fühler hellgelb, die beiden
Basalglieder annähernd gleichlang, ihre zarte Behaarung gelblich,
das fast zylindrische Endglied beinahe dreimal so lang als die beiden
Basalglieder zusammengenommen, der rotbraune Endgriffel kaum
4, so lang als das Endglied. Rüssel und Taster rotbraun, letztere
mit einigen wenigen gelben Härchen.
5. Left
14 - Prof. Dr. F. Hermann:
Thorax. Die rotbraune Grundfarbe des Mesonötum: ver-
schwindet an den Seiten und hinter der Ouernaht unter goldgelber
dichter Bestäubung. Die Mittel- und Seitenstriemen sind nach
rückwärts untereinander verschmolzen und nur wenig deutlich,
doch läßt sich soviel erkennen, daß die Seitenstriemen nach vorne
beträchtlich verkürzt sind, während die Mittelstrieme sich er-
weitert bis an den Vorderrand fortsetzt. Die spärliche kurze Be-
haarung gelb, ebenso die Seitenborsten. Das gelbbestäubte
Schildchen ist randständig ganz kurz schwarz behaart. Prothorax,
Hüften, Pleuren und Metanotum gleichmäßig gelb bestäubt, die
nur in den vorderen Partien etwas längere Behaarung der Pleuren
gelb, die Pteropleura trägt ein Büschel gleichfarbiger Borstenhaare.
Abdomen (20,5 mm) mehr oder minder düster rotbraun,
kolbenförmig aufgebläht, die beiden ersten Segmente sind seitlich,
die folgenden basal in großer Ausdehnung mit gelber Bestäubung
bedeckt. Die rückwärts etwas längere und dichtere Bebaarung ist
gelb, ebenso der Borstenkranz des 1. Segmentes und die längere,
abstehende Seitenbehaarung der zweiten. Auch die plumpe Lege-
röhre ist gelb behaart.
Beine lebhaft pechbraun, ohne jede Zeichnung. Die Knie
sämtlicher Beine dunkelbraun, ebenso die Schienenspitzen und die
Enden sämtlicher Tarsen schmal gebräunt. Die spärliche Behaa-
rung ist nur an der Oberseite der Hinterschenkel zum Teil schwarz,
im übrigen gelb. Borsten schwarz. Die Empodialborste ist ungefähr
2, so lang als die schwarzen Klauen. Die Bürstenbehaarung gelb,
ebenso die Haarflocke des Hinterschenkels.
Die stark glänzenden Flügel sind sehr leicht gelbbräunlich tin-
giert, am deutlichsten gegen den Hinterrand, die Adern ausnahmslos
rotgelb. Die relativ kurz gestielte 4. Hinterrandzelle distal etwas
verengert, Analzelle gestielt, die kleine Querader steht noch
über dem proximalen Drittel der Diskoidalzelle.
- Long. corp. 26 mm, long. alar. 17 mm.
Lagynogaster stigmatica n. sp. 9.
Ein einzelnes Stück aus Java in der Sammlung des k. k.
Hofmuseums Wien.
Diese javanische Art gleicht der vorigen in Größe und Färbung
zum Verwechseln, nichts destoweniger ist sie leicht und sicher von
ihr zu unterscheiden, da die Differenzen in einer Reihe plastischer
Merkmale gegeben sind, die ich in Kürze zusammenstellen will.
Der Knebelbart besteht lediglich aus 4 langen, gebogenen
Borstenhaaren von goldgelber Farbe. Das Endglied der gelben
Fühler ist bandförmig, zirka viermal so lang als die beiden Basal-
glieder zusammengenommen, die braune, sehr spitz ausgezogene
Endborste ist halb so lang wie das Endglied. Vorderhüften fast
kahl. Die Subkostalzelle besitzt eine deutliche braune Trübung,
die’sich in der Gegend der Einmündung der Hilfsader zu einem
langgezogenen tiefbraunen Flecken verdichtet.
”.
H. Sauter’s Formosa- Au:beute: Asilidae. 15
Lagynogaster Sauteri n. sp. 5%.
46 Exemplare aus Koshun (Juli-September), in den Samm-
lungen des Deutsch. entomolog. Museums Berlin und des k. ungar.
Nationalmuseums Budapest, ein einzelnes Exemplar, bezettelt
„India Museum“ in der Sammlung des k. k. Hofmuseums Wien.
Kopf. Gesicht und Stirne weiß bestäubt, der den Mundrand
einnehmende einreihige Knebelbart besteht aus relativ wenigen
(ca. 8) zarten, weißen Borstenhaaren. Das weißlich 'bestäubte
Hinterhaupt trägt in der Mitte eine Reihe schwacher, bräunlicher
Borsten, die relativ weit von dem hinteren Orbitalrande entfernt
stehen, nach abwärts weiche Behaarung, die ebenso wie der Backen-
bart weiß ist. An den Fühlern sind die beiden Basalglieder von
annähernd gleicher Länge, teils schwarz, teils gelb behaart, das 1.
Segment ist dunkelbraun, das zweite gelb. Das gelbe, apikal
gebräunte, lang spindelförmige Endglied ist reichlich doppelt so
lang als die beiden Basalglieder zusammengenommen, der schwarze
Endgriffel ist ca. 13 so lang als das Endglied. Rüssel und Taster
glänzend pechbraun, letztere mit sehr spärlicher gelber Behaarung.
Thorax. Das Mesonotum erscheint hinter der Quernaht,
durch Verschmelzen der Striemenzeichnungen untereinander und.
mit dem Seitenrande dunkel und ist, namentlich an letzterem mit
lichtgrauer Bestäubung bedeckt. Vor der Ouernaht aber ist die
nach vorne erweiterte Mittelstrieme von den Seitenstriemen durch
die gelbe Grundfarbe deutlich getrennt, auch zeigt die Mittelstrieme
selbst vorne die Andeutung einer lichteren, breiten Mittellinie.
Die ungemein kurze und zarte Behaarung ist gelb, die Seitenborsten
schwarz, ebenso ist das graubestäubte Schildchen mit sehr kurzen,
schwarzen Borstenhaaren randständig besetzt. Prothorax, Pleuren,
Hüften und Metanotum dunkel und ziemlich gleichmäßig mit
grauer Bestäubung bedeckt. Die zarte und zerstreute Behaarung
ist weißlich, die Pteropleura trägt eine Flocke derberer, gelber
Borstenhaare.
Das lange (17 mm), bei dem 2 rückwärts keulenförmig auf-
geblähte Abdomen ist gleichmäßig mehr oder minder lebhaft
rotbraun bis rotgelb gefärbt und ziemlich glänzend; das erste Seg-
ment und der Seitenrand des zweiten mit gelblichgrauer Bestäubung
bedeckt. Die kurze und zarte Behaarung ist im allgemeinen
schwarz, an den letzten Segmenten etwas verlängert und vorwiegend
gelb. Der Borstenkranz des ersten Segmentes schwarz, die ab-
stehende Seitenbehaarung des zweiten gelblich. Das rotbraune
Hypopygium ist gelb, borstig behaart, ebenso die kurze und plumpe
Legeröhre.
Beine ziemlich gleichmäßig glänzend gelb; die Knie, die
äußersten Spitzen der Schienen und sämtliche Tarsenglieder
glänzend dunkelbraun. An den Vorderbeinen zeigen die Schienen
an ihrer Außenseite, sowie die Metatarsen die bei den Lepto-
gastrinen häufig vorkommende, durchscheinend: weißliche Stroh-
farbe. Die äußerst zarte Behaarung der Schenkel und Schienen
5. Heft
16 Prof. Dr. F. Hermann:
ist im allgemeinen auf der Oberseite schwarz, auf der Unterseite
gelb, die spärlichen Borsten schwarz; die Tarsen sind schwarz
behaart und beborstet. An den Hinterbeinen tragen die Schienen-
spitze und. die Unterseite des Metatarsus dichte, gelbglänzende
Bürstenbehaarung. Die Empodialborste ist fast 23 so lang als die
schwarzen Klauen.
Die lebhaft glänzenden Flügel gleichmäßig schwach bräunlich
tingiert, die sehr kräftigen Adern dunkelbraun. Die gegen den
Rand etwas verengerte vierte Hinterrandzelle ziemlich lang
gestielt, die Analzelle vor dem Flügelrande geschlossen.
Long. corp. 22 mm, long..alar. 13,5 mm.
Lagynogaster destillatoria n. sp. 29.
Ein einzelnes Q@ aus Neu-Guinea ex. coll. Hermann.
Kopf. Gesicht mit sehr grober goldgelber Bestäubung bedeckt,
der Knebelbart besteht aus einem dichten Büschel kürzerer, gelber
Borsten, das aber nur die Mitte des Mundrandes einnimmt. Die
schwarze Stirne ist nur sehr zart gelb bestäubt. Das oben braune,
nach abwärts goldgelb bestäubte Hinterhaupt trägt oben eine
Reihe ziemlich weit vom Orbitalrande entfernt stehender gelb-
brauner Borsten, nach abwärts dichtere, weiche Behaarung, die
ebenso wie der spärliche Backenbart goldgelb ist. Fühler gelb, die
beiden Basalglieder von gleicher Länge mit zarter gelber Behaarung;
das Endglied lang spindelförmig, reichlich doppelt so lang wie die
beiden Basalglieder zusammengenommen, der braune, zwei-
gliederige Endgriffel ungefähr Y, so lang als das Endglied. Rüssel -
und Taster rotbraun, letztere mit einigen wenigen gelben Haaren.
Thorax. Mesonotum rotgelb, am Seitenrande und. hinter
der Quernaht durch goldgelbe Bestäubung matt. Die schwarzen
Seiten- und Mittelstriemen sind rückwärts breit miteinander ver-
schmolzen, vorne aber durch die helle Grundfarbe scharf getrennt.
Die Seitenstriemen sind vorne beträchtlich gekürzt, die Mittel-
strieme aber setzt sich bis zum vorderen Rande des Mesonotum
fort. ;Die spärliche Behaarung ist gelb, die Seitenborsten rotgelb,
auch auf dem gelbbestäubten Postalarhöcker findet sich eine
einzelne, allerdings schwächere Borste. Prothorax, Hüften, Pleuren
und Metanotum goldgelb bestäubt; die Mittelhüften jedoch be-
sitzen dunkelbraune Bestäubung und von ihnen erstreckt sich eine
gleichfarbige breite Schiefbinde gegen die Flügelwurzel empor.
Die Pleuren besitzen am Oberrande ziemlich reichliche gelbe Be-
haarung, die Pteropleura trägt ein Büschel gelber Borsten. Schild-
chen goldgelb bestäubt mit kurzer schwarzer Randbehaarung.
Das Abdomen (18 mm) hat die Gestalt einer sehr langhalsigen
Phiole. Das erste Segment ist dunkelbraun, durch Bestäubung matt,
das zweite an Wurzel und Hinterrand rotgelb, im übrigen glänzend
dunkelbraun, an dem dritten Segment breitet sich die helle Grund-
farbe basal weiter aus, das verbreiterte vierte Segment ist rotgelb
mit Ausnahme seines Hinterrandes, der wie die ganzen folgenden
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Asilidae, 17
Segmente schwarz gefärbt ist und deutlichen blauvioletten Metall-
glanz besitzt. Der Borstenkranz des ersten Segmentes bräunlich,
ebenso die abstehende Seitenbehaarung des zweiten; im übrigen
ist die anliegende, nach rückwärts verlängerte Behaarung des
Abdomen fast ausnahmslos goldgelb. Auch die dunkelbraune
Legeröhre ist gelb behaart.
Beine licht gelbbraun, die Schenkel an ihrer Oberseite, die
Schienen an der Innenseite mit sehr verwaschenen braunen Längs-
striemen, die Außenseite der Vorderschienen lichter gefärbt, die
Tarsen rotbraun. Die sehr spärliche Behaarung ist an den Schenkeln
und Schienen vorwiegend. gelb, die Borsten schwarz, die Tarsen
teilweise rot behaart und schwarz beborstet. Empodialborste fast
so lang als die schwarzen Klauen. Die Spitze der Hinterschiene
und der Metatarsus mit gelber Bürstenbehaarung, die Haarflocke
an den Hinterschenkeln lichtgelb.
Die stark glänzenden Flügel bräunlich tingiert, die namentlich
am Vorderrande dicken Adern dunkelbraun, die Randzelle intensiv
gebräunt. Die 4. Hinterrandzelle distal etwas verengert, die Anal-
zelle gestielt, die kleine Querader steht über dem proximalen
Drittel der Discoidalzelle.
Long. corp. 25 mm, long. alar. 16 mm.
Lagynogaster inseriptus n. sp. 9.
2 Q aus Perak (Hinterindien) ex coll. Hermann.
Kopf. Gesicht rotbraun mit dichter düster goldgelber Be-
stäubung bedeckt, die Stirne schwarz. Der Knebelbart besteht
nur aus vier, paarweise nebeneinander stehenden gelben Borsten-
haaren. Das schwarze, gelbbestäubte Hinterhaupt trägt hinter
dem Scheitel einige bräunliche Borsten, nach abwärts weichere
gelbe Behaarung. An den gelben Fühlern sind die beiden gelb-
behaarten Basalglieder von gleicher Länge, das 1. Glied etwas
gebräunt. Das Endglied ist fast doppelt so lang als die Basalglieder
zusammengenommen, der schwarze Endgriffel fast so lang als das
Endglied. Rüssel und die gelbbehaarten Taster dunkel rotbraun.
Thorax. Mesonotum glänzend gelbbraun mit sehr deutlicher
dunkelbrauner Striemenzeichnung. Die vorne breit geteilte Mittel-
strieme bricht stark verjüngt in einiger Entfernung von dem
Schildchen ab; die Seitenstriemen setzen sich bis zur Schulterbeule
fort und stehen am vorderen Rande des Mesonotum mit der Mittel-
strieme in bogenförmiger Bindung. Nach rückwärts verbinden sich
die beiden Seitenstriemen miteinander und setzen sich als breite
Mittelbinde über das gelbbestäubte Schildchen fort. Vor diesem
ist das Mesonotum ebenso wie der Postalarhöcker gelb bestäubt.
Die äußerst zarte und zerstreute Behaarung ist gelb, ebenso die
Seitenborsten. Prothorax, Hüften, Pleuren und Metanotum gold-
gelb bestäubt; die Mittelhüften sind dunkelbraun bestäubt und
von ihnen setzt sich eine gleichfarbige Schiefbinde bis zum Meta-
notum fort. Die zarte Behaarung der Pleuren gelb.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 2 5. Heft
18 Prof. Dr. F. Hermann:
Die gelbbraune Farbe der kolbenförmigen Abdomen (12 mm)
wird an den einzelnen Segmenten in ausgedehntem Maße gebräunt,
doch so, daß sie stets in der Umgebung der Segmentaleinschnitte
in größerer oder geringerer Ausdehnung bindenartig erhalten bleibt.
Die Basis des zweiten Segmentes ist an den Seiten gelbbestäubt. Die
im allgemeinen, zarte, nach rückwärts etwas verlängerte Behaarung
ist gelb, der Borstenkranz des ersten Segmentes gelbbräunlich.
Die längere Seitenbehaarung des zweiten Segmentes ist wenig
ausgebildet, die plumpe gelbe Legeröhre ist gelb behaart.
Beine glänzend gelbbraun mit schwarzbraunen Zeichnungen.
Schwarzbraun sind zunächst die Knie sämtlicher Beine; an den
Mittelbeinen sind die Oberseite der Schenkel und die Innenseite
der Schienen in größerer Ausdehnung gebräunt, an den Hinter-
beinen besitzen die Schenkel ein verwaschenes Ringband, das an
der Unterseite eine größere Ausdehnung hat als oben. Die Hinter-
schienen sind an der Außenseite, an der Spitze ringsum gebräunt.
Die zarte Behaarung ist gelb, ebenso die Borsten, nur an den mehr
rotbraunen Tarsengliedern ist die Beborstung, an den Hinterbeinen
auch die Behaarung schwarz. Empodialborste nur halb so lang
als die schwarzen Klauen. Die Haarflocke an den Hinterschenkeln
ist gelblich.
Die stark glänzenden Flügel sind leicht rauchbraun tingiert,
die distale Hälfte der Randzelle intensiv gebräunt, die sämtlichen
Adern dunkelbraun. Die vierte Hinterrandzelle proximal lang
gestielt, die Diskoidalzelle distal durch eine einfache Querader
(Typus II) abgeschlossen, die Analzelle kurz gestielt, die kleine
Ouerader steht über der Grenze des proximalen Drittels der Dis-
koidalzelle.
Long. corp. 17 mm, long. alar. 11,5 mm.
Ein drittes aus Kelanton (Ost-Malakka) stammendes @ meiner
Sammlung ist etwas größer und zeigt etwas intensivere Bräunung
an den Mittelbeinen, unterscheidet sich aber im übrigen kaum
von den typischen Exemplaren.
Nota. Die beschriebene Art stimmt mit der javanischen spec.
vıtiosa, die von v. d. Wulp nach einem einzigen stark beschädigten
Exemplare beschrieben wurde, in manchen Punkten überein, unter-
scheidet sich aber total im Aderverlauf. Ist die von v. d. Wulp
gegebene Flügelzeichnung ernst zu nehmen, so würde sich die spec.
vitiosa durch eine auffallende Divergenz der Kubitalgabel aus-
zeichnen, wie ich sie allerdings bis jetzt noch bei keiner der zahl-
reichen mir vorliegenden Leptogastrinen beobachtet habe.
Von sonstigen Leptogastrinen der indomalayischen und orien-
taliıschen Fauna dürften sich, soweit sich aus den betreffenden
Beschreibungen ersehen läßt, mit hoher Wahrscheinlichkeit noch
folgende Spezies dem Genus Lagynogasier einreihen lassen:
Leptogaster princeps Osten-Sacken. Ins. Philippinae.
— inflatus Osten-Sacken. Celebes.
— vitiosus v. d. Wulp. Java.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Asilidae. 19
B. Subfam. Asilinae.
Gruppe Neoitamus Lw. u. Astochia Becker.
Neoitamus Lw.
Nach dem Vorgange Verrall’s will ich die Gattung etwas
enger fassen, als dies seinerzeit von Löw für sein gen. Itamus
(nom. praeocc.) geschehen war. Ich möchte hierzu lediglich jene
genuinen Asilinen mit rotgelben Schienen gezählt wissen, bei
deren Weibchen schon das 6. und 7. Abdominalsegment an der
Bildung der sehr langen Legeröhre Teil haben, so daß der Hinter-
leib fünfringelig erscheint. Verrall (British Flies, vol. V, pag. 679)
hat eine sehr ausführliche und, wie ich auf Grundlage eines aus-
gedehnteren Untersuchungsmaterials sagen darf, sehr zutreffende
Genusbeschreibung gegeben, aus der ich die Hauptpunkte mit
gelegentlichen Zusätzen hier nochmals zusammenstellen will.
Kopf (Taf.-Fig. 1 u. 2). Gesicht ungewöhnlich schmalmit
deutlichem, stark vorspringendem Höcker, der den unteren
Teil des Gesichts einnimmt, so daß der lange und dichte Knebelbart
die obere Hälfte, oder häufiger das obere Drittel und außerdem die
Seiten des Gesichts freiläßt. Die Behaarung am oberen Rande des
Hinterhauptes ist lang und dicht, die einzelnen Haare dünn,
jedenfalls nie borstenartig, und nach vorwärts, vielfach fast
rechtwinklig, umgebogen. Das erste Segment der Fühler ist
relativ dünn, zylindrisch und zweimal so lang als das kurze, fast
kugelige zweite, beide Basalglieder namentlich an der Unterseite
mit langer Borstenbehaarung. Das kegelförmige Endglied ist so
verjüngt, daß seine Spitze nicht dicker ist als die lange Endborste.
Thorax. Mesonotum ungewöhnlich schwarzgrau, da die
scharf ausgeprägte und ausgedehnte Striemenzeichnung dadurch
schwärzer wie gewöhnlich erscheint, daß sie völlig unbehaart
ist. Im übrigen aber ist die Behaarung auf dem Thoraxrücken
recht lang und nimmt nach rückwärts mehr und mehr an Länge
zu, so daß sie die Länge der ca. 12 Dorsozentralborsten erreicht,
deren Reihen sich über die Ouernaht nach vorne erstrecken. Die
kräftigen Seitenborsten lang und zahlreich: praesutural5, supraalar
ca. 5, postalar 3—5, scutellar 2—4.
Abdomen lang und ziemlich schmal, wohl immer von dunkler
Grundfarbe. An den Seiten- und Hinterrändern der Segmente
verschwindet sie unter lichter, meist weißer Bestäubung, so daß
eine mehr oder minder deutliche Bindenzeichnung entsteht; in
Ausnahmefällen ist das ganze Abdomen fast gleichförmig mit gold-
gelber Bestäubung bedeckt. Die anliegende Behaarung ist dicht,
außerdem sind die drei ersten Segmente seitlich mit langen, ab-
stehenden Haaren fast büschelartig besetzt. Außer dem 1. Segmente
besitzen auch die rückwärtigen Abschnitte (vom 4. an) an den Hinter-
rändern Seitenborsten, die jedoch an dem 1. Segmente zahlreicher
und stärker sind. Das ziemlich große, stets schwarze Hypopygium
(Taf.-Fig. 3) ist häufig + kugelig, und auch wenn es etwas verlängert
2* 5. Heft
Fl) Prof. Dr. F. Hermann:
ist,sind die Ventralklappen nie räumlich von dem Forceps
getrennt, sondern legen sich vielmehr ihm unten an und
bildenso mit ihm einen einheitlichen Komplex. Die seit-
lich kompresse schlanke Legeröhre ist durch die schon erwähnte Mit-
beteiligung des 6. und 7. Segmentes an ihrem Aufbau sehr auf-
fallend verlängert. Seitlich ist sie mit vereinzelt stehenden, langen
Borstenhaaren besetzt.
An den Beinen fällt die gelbrote gleichmäßige Farbe der
Schienen sehr auf; gelegentlich kann sich diese Färbung auch auf
die proximalen Tarsen oder streckenweise auf die Schenkel, nament-
lich der vorderen Beinpaare erstrecken. Der Metatarsus der Vorder-
beine ist nie auffallend verdickt und nie mit ungewöhn-
lichen Borstenbildungen versehen.
Die Flügel bieten in ihrer Aderung kaum irgenwie charak-
teristische Züge.
Vertreter des gen. Neoitamus sind bislang aus der palae-
arktischen, der nearktischen und der orientalisch-indomalayischen
Fauna bekannt geworden, scheinen jedoch der afrikanischen und
neotropischen Fauna völlig zu fehlen. Ihr Vorkommen auf dem
australischen Kontinent scheint mir, obwohl eine Reihe anscheinend
hierhergehöriger Arten von dort beschrieben wurden (Schiner,
Walker), noch keineswegs sicher gestellt zu sein.
Aus der Sauterschen Formosaausbeute sind mir folgende
Spezies bekannt geworden:
Neoitamus aurifer n. sp. 52.
18 Exemplare aus Taihoku-Distrikt, Toa-Tsu-Kutsu, Macu-
jama (Mai— Juni) in der Sammlung des Deutschen entom. Museums
Berlin.
Kopf. Gesicht mit licht gelbgrauer Bestäubung bedeckt,
dem bleichgelben Knebelbarte sind oben und am seitlichen Mund-
rande schwarze Borstenhaare beigemengt. Stirne und Ozellarhöcker
gelb bestäubt und schwarz behaart. An dem gelbgrau bestäubten
Hinterhaupte machen sich hinter den oberen Augenecken zweidunkel-
braun bestäubte Makeln bemerkbar. Backenbart und die Behaa-
rung des Hinterhauptes bleichgelb, die nach vorne umgebogenen
Haare auf der Scheitelhöhe jedoch schwarz. Rüssel schwarz, an
der Unterseite lang weißlich behaart, Taster schwarz mit gelblicher,
beim 2 vorwiegend schwarzer Behaarung. Fühler schwarz, die
beiden Basalglieder schwarz behaart, das dritte Glied an seiner
äußersten Wurzel düster rotbraun und an seinem Oberrande teil-
weise ebenfalls mit sehr kurzen, schwer wahrnehmbaren, schwarzen
Härchen besetzt.
Thorax. Mesonotum mit graugelber Bestäubung bedeckt,
die sich jedoch wegen der sehr ausgebreiteten, sich fast bis zum
Schildchen erstreckenden Striemenzeichnung, nur wenig bemerklich
macht ; die vorne etwas erweiterte Mittelstrieme ist vorne durch eine
schmale gelbbraune Mittellinie geteilt. Die Schulterbeulen dunkel-
H. Sauter’s Formosa-Ausbente: Asilidae. 21
braun bestäubt und mit teils gelben, teils schwarzen Haaren ver-
sehen. Im übrigen ist die Behaarung und Beborstung des Meso-
notum ausschließlich schwarz. Schildchen braun, am Rande
gelblichgrau bestäubt, gelb behaart und mit vier kräftigen schwarzen
Randborsten bewehrt. Pleuren graugelb bestäubt und weißlich
behaart; der Metapleuralschirm orangegelb. Hüften ebenfalls grau
bestäubt und weißlich behaart. Der seitliche Höcker des matt-
braunen Metanotum gelb bestäubt und behaart. Schwinger hell-
‚braun.
Die dunkle Grundfarbe des Abdomen ist gleichmäßig durch
“ dichte gelbe, fast goldschimmernde Bestäubung bedeckt, die
nur das 8. Segment des 3, sowie eventuell schmale Vorderränder
an den mittleren Segmenten freiläßt. Die gesamte Behaarung und
Beborstung lebhaft gelb. Hypopygium glänzend schwarz, ge-
drungen, fast kugelig, die Ventralklappen relativ klein, Forceps-
arme distal gerundet; auch die Legeröhre glänzend schwarz.
Behaarung der Genitale in beiden Geschlechtern schwarz.
Beine. Schenkel schwarz, nur an den Vorderbeinen an der
Kniegegend rotbraun. Schienen mit Ausnahme der äußersten Spitze
lebhaft gelbrot; Tarsen schwarz. Die anliegende zarte Behaarung
der Schenkel ist teils gelb, teils schwarz und zwar so, daß an den
beiden vorderen Beinpaaren die Hinterseite, an den Hinterbeinen
die Oberseite gelb behaart ist; an den Schienen ist die Behaarung
fast ausschließlich goldgelb. An den Vorder- und Hinterbeinen
sind die Metatarsen und die nächst folgenden Tarsenglieder mit
dichter, gelbroter Bürstenbehaarung versehen. Die Beborstung
der Beine ist ausschließlich schwarz; die Vorderschenkel sind an
ihrer Unterseite lang beborstet, an den Mittelschenkeln stehen
namentlich an der Vorderseite sehr zahlreiche und kräftige Borsten.
"Krallen schwarz, Empodialborste und Pulvillen lebhaft gelb.
Die Flügel sind an der Spitze und dem gesamten Hinterrande
in großer Ausdehnung durch mikroskopische Behaarung, die sich
keilförmig mehr oder minder weit in die einzelnen Zellen fortsetzt,
kräftig gebräunt, ebenso die Randzelle; auch die 4. Hinterrandzelle
besitzt einen braunen Kern. Adern schwarz.
Long. corp. & 22 — 2 27 mm, long. al. d 14 — 2 19 mm,
Neoitamus rubripes n. sp. 9.
_ Ein einzelnes 2 aus Taihorinsho (Oktober), in der Sammlung
des Deutschen entom. Museums Berlin.
Die Art entfernt sich zwar in einigen Punkten von den eigent-
lichen Neoitamus-Spezies, nichts destoweniger trage ich kein
Bedenken, sie schon wegen des typischen Baues der Legexöhre
hier einzureihen.
Kopf. Gesicht graugelb bestäubt, der Höcker auffallend klein,
nur die untere Hälfte des Gesichts einnehmend, Knebelbart
bleichgelb, nur oben und am seitlichen Mundrande mit einigen
schwarzen Borstenhaaren. Stirne und Ozellarhöcker gelb bestäubt,
5. Heft
293 Prof. Dr. F. Hermann:
dieser mit gelber, jene mit schwarzer Behaarung. Das gelb-
bestäubte Hinterhaupt seitlich gelb behaart, die nach vorne um-
gebogenen Haare hinter der oberen Augenecke jedoch schwarz,
Backenbart weißlich. Fühler dunkelbraun, die äußerste Wurzel
des 3. Gliedes und die Spitze des 2. schmal rotgelb gesäumt, Be-
haarung schwarz. Rüssel dunkelbraun mit weißlichen Haaren, die
dunkelbraunen Taster schwarz behaart.
Thorax. Mesonotum in seiner ganzen Ausdehnung ockergelb
bestäubt, so daß die im übrigen vollkommen deutliche dunkelbraune
Striemenzeichnung sich nicht so scharf abhebt wie gewöhnlich.
Die vorne verbreiterte Mittelstrieme, durch eine gelbe Mittellinie
in ganzer Länge geteilt, bricht als solche kurz hinter der Ouernaht
ab, findet aber durch einen schmalen braunen Streifen ihre Fort-
setzung bis zum Schildchen. Die Seitenstriemen sind durch die
Ouernaht in zwei große Flecken getrennt, denen sich nach hinten
noch ein keilförmiges Fleckchen anschließt. Die schwarze Be-
haarung ist weniger dicht und lang, zeigt aber sonst die gewöhnliche
Anordnung; Borsten schwarz. Schildchen graugelb bestäubt, mit
zarter gelber Behaarung und zwei schwarzen Randborsten. Pleuren
oben gelb, nach abwärts ebenso wie die Hüften weißgrau bestäubt,
mit zerstreuter lichter Behaarung; Metapleuralschirm lebhaft gelb.
Die Seiten des grauen Metanotum lichtgelb bestäubt und behaart,
Schwinger gelbbraun.
Abdomen dunkelbraun mit gelber Bestäubung, die die
beiden ersten Segmente gleichmäßig bedeckt, sich an den folgenden
aber mehr auf die Seiten- und Hinterränder beschränkt, so daß
eine freilich nicht scharf ausgeprägte Bindenzeichnung entsteht.
Die gesamte Behaarung und Beborstung gelb. Die Legeröhre
glänzend schwarzbraun mit der gewöhnlichen abstehenden schwar-,
zen Borstenbehaarung.
Beine ganz gelbbraun, nur die Trochanteren, die Knie, die
Spitzen der Hinterschienen und die Enden der Tarsen geschwärzt.
Die anliegende Behaarung ist auf der Oberseite sämtlicher Schenkel
sowie an den Hinterschienen gegen die Spitze schwarz, im übrigen
gelb. Auch die Borsten sind gelb, nur an den Tarsen, namentlich
der Hinterbeine vorwiegend schwarz. Krallen schwarz, Pulvillen
gelb.
Die bräunlich tingierten Flügel sind an der Spitzenhälfte
und dem ganzen Hinterrande durch mikroskopische Behaarung
in großer Ausdehnung getrübt. Diese Trübung setzt sich in der
Subkostal- und der vorderen Submarginalzelle schweifförmig über
die kleine Querader basalwärts fort, auch die 4. Hinterrandzelle,
die Spitze der Analzelle und in geringem Grade auch die Diskoidal-
zelle besitzen dunkle Zellkerne. Die äußerste Flügelspitze ist
saumartig kräftig gebräunt, ebenso die Kostalzelle in der Gegend
der Einmündung der Hülfsader. Adern schwarzbraun.
Long. corp. 20 mm, long. al. 16 mm.
H. Sauter’s Formosa- Ausbeute: . Asilidae.
DO
e]
Neoitamus fraternus Macq.
Ein einzelnes Q2 aus Koshun (Oktober) stimmt gut zu der von
v. d. Wulp (Sumatra-Expedition, Diptera pag. 25) gegebenen
ausführlicheren Wiederbeschreibung der Art, immerhin wird die
Bestimmung mit einiger Reserve aufgefaßt werden müssen.
Von echten Neoztamus-Arten der orientalischen Fauna kommt
nur in Frage:
Neoitamus angusticornis Lw.,
von dem ich einige Stücke aus Japan besitze.
Dagegen konnte ich durch die Untersuchung eines ausgedehn-
teren Materiales feststellen, daß die bisher hierzu gerechneten
orientalischen und wohl auch indomalayischen Arten vorwiegend
dem Genus
Astochia Becker
zugeteilt werden müssen.
Diese Gattung ist von Becker (Persische Dipteren aus den
Expeditionen des Hr. N. Zarudny, Annuaire du Museum zool. de
l’Academie imper. des science, Petersburg 1913, 538) auf Grund
einer paläarktischen Spezies errichtet worden und es genügt auch
die gegebene Beschreibung vollständig, um die dazu zu rechnenden
Formen zu identifizieren und, von den nahe verwandten N eostamus-
Arten zu trennen. Als typische Art ist
Astochia metatarsata Becker
zu betrachten.
Nach meinen Erfahrungen ist aber die Gattung über die Länder
Asiens weit verbreitet, so daß sie mir in einer größeren Reihe von
Arten bekannt geworden ist. Ich darf daher auf einige Merkmale
aufmerksam machen, die Herr Becker nicht genügend berücksich-
tigte und die für die Differentialdiagnose gegenüber den N eostamus-
Arten bequem benutzbar sind.
Mit Recht fiel Becker die Breite des Kopfes und des Ge-
sichtes bei Astochia auf. Ich gebe in den beiden Taf.-Fig. 1 u. 4eine
Gegenüberstellung der Kopfform von Neoitamus und. Astochra bei
Betrachtung von vorne, die den beträchtlichen Unterschied ein-
wandfrei erkennen läßt. Dagegen kann die Angabe Beckers, daß
der schwache Knebelbart eigentlich nur auf den Mundrand be-
schränkt sei, kaum als generisches Merkmal betrachtet werden;
richtig ist nur, daß der Knebelbart meist nur den unteren Gesichts-
teil einnimmt, oder schärfer ausgedrückt, daß er unter allen Um-
ständen mindestens das obere Drittel der Gesichtshöhe freiläßt.
Dagegen darf das Verhalten der Hinterkopfbehaarung für die Diffe-
rentialdiagnose der beiden Gattungen als sicheres Merkmal benutzt
werden. Bei Neoitamus (Taf.-Fig. 2) ist der obere Rand des Hinter-
hauptes mit langen, nach vorne umgebogenen Borstenhaaren dicht
besetzt, während sich bei Astochia (Taf.-Fig. 5) stets hinter deroberen
Augenecke eine Gruppe sehr derber, starrer Borsten vorfindet. Für
das Mesonotum möchte ich angeben, daß bei Asiochia sich die kurze,
5. Heft
94 Prof. Dr. F. Hermann:
zerstreute Behaarung gleichmäßig auch über das von der stets sehr
deutlichen Striemenzeichnung eingenommene Areal ausbreitet,
während dieses bei Neoitamus völlig kahl ist. Sehr charakteristisch
für Asiochia ist weiterhin der eigentümliche Bau des Hypopygiums,
wie er aus beistehender Taf.-Fig. 6 erkannt werden kann, die das
Genital von Astochia Philus WIk. = Neoitamus dipygus Schin. dar-
stellt. Die Angabe Schiners: ‚von der Seite besehen, erscheinen
die oberen und unteren Klappen jede für sich angeheftet und die
Genitalien daher doppelt“, wird durch die Figur völlig bewahr-
heitet. Das typisch gleiche, wenn auch nicht so stark ausgespro-
chene Verhalten läßt sich bei allen mir bekannt gewordenen
Astochia-Arten feststellen. Endlich darf ich noch darauf hinweisen,
daß bei einer größeren Anzahl hierher gehöriger Arten die Tarsen
und der stets verbreiterte Metatarsus der Vorderbeine bei den d&
beiderseits mit eigentümlichen, zierlich geknöpften Borsten ver-
sehen ist.
Von Astochia-Arten der asiatischen Fauna im weiteren Sinne
sind mir folgende bekannt geworden:
Astochia Philus WIk.
syn. Itamus dipygus Schin. 1868.
Asilus Philus Wlk. 1849.
1 Q aus Kankau (August) in der Sammlung des Deutschen
entomol. Museums Berlin, 1 d2 2 aus Assam und Sikkim in meiner
eigenen Sammlung.
Die Art läßt die für die Gattung charakteristischen Merkmale
wohl am reinsten erkennen; ich bemerke dabei, daß die Vorder-
tarsen des $ mit geknöpften Borsten besetzt sind.
Astochia longistylus Wied.
syn. Asilus longistylus Wied.
— Jlatro Doleschell.
1 83 2 aus Perak und Java in meiner eigenen Sammlung,
3 2 aus Eugano, Süd-Celebes, Batjan, in der Sammlung des k. k.
Hofmuseums Wien,
Die Art ist, trotzdem ihr eine gewisse Variabilität in dem gegen-
seitigen Verhältnis der roten und schwarzen Färbung der Beine
eigen ist, kaum zu verkennen. Knopfförmige Borsten an den
Vordertarsen der & fehlen.
Wiedemann erwähnt in seiner Beschreibung von Aszlus
longistylus ein &, an dem alle bei dieser Spezies ‚goldenen Teile
messinggelb“ und außerdem ‚‚der fünfte und sechste Abschnitt
des Hinterleibes schneeweißhaarig‘“ waren. Auch mir sind solche
Exemplare bekannt geworden; ihre nähere Untersuchung zeigte,
daß es sich dabei nicht wohl um eine bloße Varietät handeln kann,
da gewisse plastische Differenzen vorliegen. Es ist unter diesen
Umständen völlig gerechtfertigt, daß sie v. d. Wulp als neue
Spezies unter dem Namen Itamus melanopygus beschrieben hat,
den ich in
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Asilidae. »5
Astochia melanopygus v. d. W.
abändere.
483% aus Celebes (Toli-Toli, Patunuang, August— Januar)
und Java (Sumbawa) in meiner Sammlung, einige weitere Stücke
in der Sammlung des k. k. Hofmuseums Wien, ebenfalls aus Celebes.
Die Art besitzt bei flüchtigem Ansehen eine nicht zu verken-
nende Ähnlichkeit mit gewissen Promachus-Arten der bifasciatus-
Gruppe. Die v. d. Wulp’sche Beschreibung genügt vollkommen
zur Identifizierung der Spezies, so daß ich mich auf einige ergänzende
Bemerkungen beschränken kann, die auf Grundlage eines besser
konservierten Materials gemacht werden. Das gelbgrau bestäubte
Hinterhaupt gelb behaart, die groben Borsten hinter der oberen
Augenecke schwarz. Mesonotum grau, vorne mehr gelb bestäubt,
die schwarze Striemenzeichnung sehr ausgedehnt, die Seiten-
striemen mit der Mittelstrieme streckenweise verschmolzen.
Abdomen mattschwarz mit teilweise lichteren Segmenträndern.
Das 1. Segment ist an seinem Rande durch lange, bleichmessing-
gelbe Haare gefranzt, das 2. Segment trägt nahe dem Hinterrande
eine in der Mitte ganz schmal unterbrochene Binde langer, büschel-
artiger und von der Mitte seitwärts gekämmter Haare von
gleicher Farbe; die sämtlichen Haare sind äußerst zierlich ge-
kräuselt. Das 3. und 4. Segment rein schwarz, dicht behaart, das
5. Segment an den Seiten, das 6. in größerer Ausdehnung weiß
bestäubt, beide mit kurzer, anliegender, weißlicher Behaarung;
die folgenden Segmente glänzend schwarz und schwarz behaart.
Die Gestalt des glänzend schwarzbraunen, an Unterseite und Spitze
lang weiß behaarten Hypopygium ist in der v. d. Wulp’schen
Zeichnung (Taf. 5, Fig. 7) ganz befriedigend gegeben. An dem ein-
farbig schwarzen Bauche ist nur das 6. Segment größtenteils
weiß bestäubt, das 5. trägt nahe seinem Hinterrande eine auf-
fallende Flocke weißlicher Haare. Die Behaarung der beiden
vorderen Beinpaare entspricht der Grundfarbe, an den Hinterbeinen
ist sie vorwiegend dunkelbraun, nur die Unterseite der Hinter-
schenkel ist mit sehr dichter, abstehender, etwas gekräuselter
weißlicher Behaarung versehen. Die Vordertarsen des sind beider-
seits teilweise mit exquisit geknöpften Borsten besetzt. Die vierte
Hinterrandzelle der Flügel besitzt einen großen braunen Zellkern,
der der nahe verwandten spec. longistylus Wied. fehlt.
Das 2 unterscheidet sich, wenn man davon absieht, daß ihm
die weiße Bestäubung auf dem 5. und 6. Segmente fehlt, im all-
gemeinen kaum von dem $. Immerhin sind mir 2 bekannt geworden,
bei denen die Haarbinde des 2. Segmentes kürzer und dunkler gelb
ist und auch der Hinterrand des 3. Segmentes gelbe Behaarung
trägt. Solche Exemplare besitzen dann eine ziemlich weitgehende
Ähnlichkeit mit den @ von A. longistylus Wied. Man wird aber,
guten Konservierungszustand vorausgesetzt, auch dann die beiden
Arten bei einiger Aufmerksamkeit zu trennen vermögen, wenn man
berücksichtigt, daß sp. melanopygus v.d. W. im ganzen dunkler
5. Heft
96 A Prof. Dr. F. Hermann:
gefärbt ist als sp. longistylus Wied. und daß bei letzterer die
Thoraxstriemen deutlich voneinander getrennt, bei ersterer stets
+ miteinander verschmolzen sind. Vor allem aber ist die dunklere
Färbung der Flügel bei sp. melanopygus deutlich, auch das 2 be-
'sitzt einen dunklen Zellkern in der 4. Hinterrandzelle, der, wenig-
stens nach meiner Erfahrung, der sp. longistylus fehlt. Eine Ver-
wechselung der dg dürfte nach obigem völlig ausgeschlossen sein.
Astochia grisea Wied.
syn. Asilus griseus Wd.
2 82 aus Ceylon in meiner Sammlung, 2 Q aus Tonkin in der
Sammlung des k. k. Hofmuseums Wien.
Ein Vergleich der mir vorliegenden Exemplare mit der Be-
schreibung Wiedemanns und der Wiederbeschreibung von v. d.
Wulp (Tijdschrift voor Entomologie, XV, 1872) läßt den Verdacht
aufkommen, daß v. d. Wulp kaum den wahren Asslus griseus
Wiedemann’s vor sich gehabt hat. Schon der Unterschied in der
Größenangabe (10%/,”’ v. d. W. gegen 8” Wd.) wirkt etwas
befremdend, dazu werden aber noch von v. d. Wulp da und dort
Merkmale angegeben, die weder mit der allerdings kurzen Original-
beschreibung, noch aber mit den Objekten selbst, die dieser völlig
entsprechen, übereinstimmen wollen. Unter diesen Umständen
halte ich es für geeignet, durch ausführlichere Angaben die
Originalbeschreibung zu ergänzen und dadurch den Artbegriff der
sp. grisea Wied. festzulegen.
Die Art ist im ganzen lichter gefärbt als alle mir bislang
bekannt gewordenen Astochra-Arten.
Kopf. Gesicht und Stirne weiß bestäubt, der weißliche Knebel-
bart besteht nur am Mundrande aus kräftigeren Borsten, während
er oben und seitlich nur von schwächeren, relativ kurzen Haaren
gebildet wird. Die Behaarung der Stirne, des Rüssels und der
Taster, des weiß bestäubten Hinterhauptes, sowie der- Backenbart
ebenfalls weißlich. Die derben Borsten hinter der oberen Augen-
ecke gelb. Fühler dunkelbraun mit weißlicher Behaarung der
Basalglieder.
Thorax. Mesonotum weißgrau bestäubt mit dunkelbrauner
Striemenzeichnung. Die vorne etwas verbreiterte, durch eine gelbe
Mittellinie geteilte Mittelstrieme bricht wenig hinter der Quernaht
ab, vor dem Schildchen findet sich eine dunkelgrau bestäubte
dreieckige Makel, die aber mit der Mittelstrieme nicht in Verbin-
dung steht. Die vorne beträchtlich verkürzten Seitenstriemen sind
durch die helle Bestäubung in drei Flecken, zwei ungefähr recht-
eckige und einen keilförmigen, getrennt, die medial durch einen
dunkelgrau bestäubten Hof gesäumt sind. Die kurze, fast borsten-
artige Behaarung ist in den vorderen Arealen durchaus schwarz,
hinten wird sie länger und weicher und ist gelblich. Auch die
Beborstung ist vorwiegend bleichgelb, nur die praesuturalen
Borsten sind meist schwarz. Das graue Schildchen ist gelblich
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Asilidae. 97
behaart und am Rande mit ca. 6 ziemlich schwachen bleichgelben
Borsten besetzt. Pleuren und Hüften weißgrau bestäubt und weiß
behaart; Metapleuralschirm bleichgelb, Schwinger gelbbraun.
Abdomen. Die dunkelbraune Grundfarbe verschwindet
allenthalben unter lichter Bestäubung; diese ist an den Seiten
und am Hinterrande der Segmente weiß, in der Mitte mehr ocker-
gelb, wodurch eine gewisse Flecken- und Bindenzeichnung entsteht,
die sich jedoch lediglich bei von vorne einfallender Beleuchtung
deutlicher geltend macht. Die kurze und zarte anliegende Behaa-
rung ist gelblich, nur auf den drei letzten Segmenten wenigstens
in der Mitte schwarz. Die abstehende Seitenbehaarung, die nur
auf dem 1. Segmente länger ist, weißlich, die Seitenborsten dieses
Segmentes bleichgelb. Hypopygium glänzend dunkelbraun, an
der Basis mit schwarzer, im übrigen mit weißer Behaarung. Lege-
röhre glänzend dunkelbraun mit bräunlicher, an der Spitze gelber
Behaarung.
Beine durchaus gelbrot, gebräunt sind nur die Schenkel-
wurzeln der beiden vorderen Beinpaare an ihrer Innenseite, die
Knie und die äußersten Schienenspitzen. Die Tarsen sind rotbraun.
Die zarte Behaarung ist durchaus gelblich, nur aufden letzten Tarsen-
gliedern schwarz. Die Borsten ausnahmslos schwarz, ebenso die Kral-
len, Pulvillen gelb. Die Vordertarsen des d ohne geknöpfte Borsten:
Flügel sehr glashell; trotzdem wird man bei näherem Zu-
sehen an Spitze und Hinterrand eine ziemlich ausgedehnte, aber
äußerst blasse Trübung nicht vermissen. Dieselbe erstreckt sich
in der Subkostal- und Submarginalzelle schweifartig ziemlich weit
basalwärts, füllt die Gabelzelle, die distale Hälfte der 1. Hinterrand-
zelle, die 2., 3. und 5. Hinterrandzelle zum größeren Teil aus, fehlt
aber der 4. Hinterrandzelle völlig. Adern an der Wurzel und einem
Teil des Vorderrandes gelbbraun, im übrigen dunkelbraun. Die
kleine Querader steht annähernd über der Mitte der Diskoidalzelle,
Long. corp. & 19, 2 22 mm, long. al. $ 9, 2 12 mm.
See sealaris n. sp. 8%.
4 $ 89 2 aus Taihoku, Tainan, Pilam, Kankau, Chipun,
Bu Koshun, Anping (Mai—-September, Januar).
Kopf. Gesicht weißlich bis messinggelb bestäubt, am seit-
lichen Mundrande meist etwas lichter; Knebeibart bleichgelb,
namentlich oben und seitlich aus relativ feineren Haaren bestehend.
Stirne graugelb bestäubt, der schwarzen Behaarung sind in der
Höhe der Fühlerwurzel einige gelbe Haare beigemengt. Hinter-
haupt weißgrau bestäubt, Behaarung ebenso wie der Backenbart
weißlich, dagegen die Haare in der Scheitelgegend sowie die derben
Borsten hinter der oberen Augenecke schwarz. Rüssel und Taster
schwarz mit vorwiegend bleichgelber Behaarung. Fühler schwarz-
braun, die Basalglieder schwarz behaart.
Thorax. Die Striemenzeichnung hebt sich von der weißlichen
oder aschgrauen Bestäubung des Mesonotum ungemein scharf ab.
5. Heft
98 Prof. Dr. F. Hermann:
Die durch eine lichtere feine Mittellinie halbierte Mittelstrieme
bricht zwar etwas hinter der Quernaht ab, wird jedoch durch eine
dunkel aschgrau bestäubte, stumpf dreieckige Makel bis zum
Schildchen fortgesetzt; die breiten Seitenstriemen sind durch die
licht bestäubte Quernaht in zwei Flecken aufgelöst, deren hinterer,
spitz zulaufend, das Schildchen nicht ganz erreicht. Die dichte
Behaarung ist mit Ausnahme der Hinterecken, wo sie gelblich ist,
durchaus schwarz, ebenso die Beborstung. Schildchen aschgrau
bestäubt mit schwarzer Behaarung und ca. 6 langen Randborsten.
Pleuren hell aschgrau bestäubt und weißlich behaart, die Meso-
pleura ist mit einer oblongen, dunkler bestäubten Makel versehen
und hauptsächlich schwarz behaart. Metapleuralschirm gelblich,
aus gekräuselten, relativ feinen Haaren bestehend. Hüften grau
bestäubt, der weißlichen Behaarung sind einige schwarze Borsten
beigemengt. Schwinger hellgelbbraun.
Abdomen matt schwarzbraun, das erste Segment gleichmäßig
grau bestäubt, die übrigen Segmente sind an den Seiten in großer
Ausdehnung mit weißer Bestäubung versehen, die sich auf die
Hinterränder fortsetzt, und so deutliche, in der Mitte etwas ver-
schmälerte Hinterrandsbinden erzeugt. An dem 7. und 8. Segmente
ist die Bestäubung weniger ausgedehnt, weniger dicht und mehr
gelb. Die Behaarung ist ausnahmslos weißlich und besitzt an dem
Seitenrande erhebliche Länge. Randborsten des 1. Segmentes
schwarz. An der Bauchfläche sind die ersten drei Segmente asch-
grau bestäubt, etwas schillernd, so daß bei seitlicher Beleuchtung
die dem Lichte abgekehrte Seite dunkelbraun erscheint; die übrigen
Segmente matt dunkelbraun mit helleren Segmenträndern. Hy-
popygium schwarz, der ventrale Abschnitt deutlich von den For-
cepsarmen getrennt. Die Ventralklappen an ihrem Ende domartig
zugespitzt, das Fulcrum penis hornbraun; die Forcepsarme an der
abgerundeten Spitze lang weiß behaart, der Supraanalfortsatz sehr
lang und mit langer, pinselartiger, bräunlicher, an der Spitze weißer
Behaarung besetzt. Legeröhre glänzend schwarz, in üblicher Weise
schwarz behaart.
° Beine. Schienen und Schenkel lebhaft rotgelb, die letzteren
jedoch in größerer Ausdehnung geschwärzt und zwar so, daß die
Wurzel, die Ober- und teilweise die Vorderseite dunkel sind; an
den Hinterschenkeln ist diese Schwärzung am meisten ausgedehnt.
Knie, äußerste Wurzel und Spitze der Schienen gleichfalls gebräunt,
Tarsen sehr düster rotbraun. Die anliegende Behaarung ist an den
Schenkeln größtenteils weißlich, außerdem finden sich an der Unter-
seite vor allem der Hinterschenkel sehr lange, abstehende weiß-
liche Haare, jedoch keine gröberen Borsten. An den Schienen ist
die anliegende Behaarung vorwiegend gelb. Das erste eigentliche
Tarsenglied der Vorderbeine besitzt bei dem d an seiner Innenseite
eine Flocke kurzer weißlicher Haare. Die gesamte Beborstung
der Beine ist schwarz, an den Vordertarsen der & teilweise exquisit
geknöpft. Krallen schwarz, Pulvillen hellgelb.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute:' Asilidae. 29
Flügel fast glashell, an Spitze und Hinterrand durch mikro-
skopische Behaarung deutlich grau getrübt. Diese Trübung er-
streckt sich schweifartig in der Subkostal- und vorderen Submar-
ginalzelle bis in die Gegend der kleinen Ouerader, füllt die Gabel-
zelle fast vollständig, die apikale Hälfte der 1. Hinterrandzelle,
die 2., 3. und 5. Hinterrandzelle zum größeren Teil, auch die
4. Hinterrandzelle besitzt einen kleinen Trübungskern. Die relativ
schwachen Adern sind an der äußersten Wurzel gelbbraun, im
übrigen schwarz.
Erwähnenswert scheint es mir, daß ich auch an dem sehr. aus-
gedehnten Untersuchungsmaterial keine irgendwie in Betracht
kommenden Varianten in der Färbung beobachten konnte.
Long. corp. & 25—? 29 mm, long. al. d 11—2Q 17 mm.
Astochia inermis n. sp. 3%.
27 Exemplare aus Koshun, Takao und Tainan (Mai, Juli—
August) in der Sammlung des Deutschen entom. Museums Berlin.
Kopf. Gesicht weißgrau bestäubt, der buschige Knebelbart,
der oben und seitlich aus schwarzen, unten aus weißlichen Borsten-
haaren besteht, läßt nur das obere Drittel der Gesichtsfläche frei,
die gelbgrau bestäubte Stirne ist ebenso wie der Ozellarhöcker
vorwiegend mit langen schwarzen Borstenhaaren besetzt. Fühler
schwarz, die beiden Basalglieder schwarz beborstet. Das gelbgraue,
an den Orbitalrändern fast weiß bestäubte Hinterhaupt trägt unter
dem Scheitel eine große, querliegende, braun bestäubte Makel, die
Behaarung ist ebenso wie der Backenbart weiß, die hinter der
oberen Augenecke stehenden derben Borsten jedoch schwarz. Rüssel
und Taster dunkelbraun, letzterer gelb, der Rüssel weiß behaart.
Thorax. Mesonotum mit aschgrauer, vorne gelbgrauer Be-
stäubung bedeckt mit schwarzer Striemenzeichnung. Die vorne
verbreiterte Mittelstrieme ist durch eine graue Mittellinie breit
getrennt und endet eine Strecke weit hinter der Ouernaht, wird
jedoch von hier durch eine feine dunkelgrau bestäubte Linie
gewissermaßen bis zum Schildchen fortgesetzt. Die Seitenstrieme
ist durch die Bestäubung in drei Flecken zerspalten, deren hinterster
keilförmiger, in einiger Entfernung von dem Schildchen abbricht.
Schulterbeulen braun bestäubt. Die Behaarung und Beborstung
ist durchaus schwarz. Das grau bestäubte Schildchen ist an den
Seiten gelblich behaart und mit zwei schwarzen Randborsten
bewehrt. Pleuren und Hüften aschgrau bestäubt mit lichter Be-
haarung; Metapleuralschirm bleichgelb, Schwinger gelbbraun.
Abdomen tief dunkelbraun, matt, teilweise mit mehr gelb-
braunen Segmenträndern. Die weißgraue Bestäubungszeichnung
besitzt den gleichen Charakter wie bei der sp. scalarıs, nur ist sie
weniger ausgedehnt und namentlich die Hinterrandbinden sind
in der Mitte stets mehr oder weniger breit unterbrochen; auf dem
6. Segment beschränkt sie sich lediglich auf den Seitenrand, dem
7. und 8. Segment fehlt sie völlig. Die zarte anliegende Behaarung
3. Heft
50 | Frof. Dr. F. Hermann:
ist auf der Mitte schwarz, an den Seiten und den Hinterrändern
weißlich, auf dem 6. und 7. Segment vorwiegend hell, auf dem
8. Segment durchaus schwarz. Die abstehende Behaarung am
Seitenrande des Abdomen ist durchaus weißlich, an dem 5. Seg-
ment besonders lang und von fast büschelartiger Anordnung.
Die Seitenborsten des 1. Segments schwarz. Hypopygium
glänzend schwarz und ebenso behaart, nur am Hinterrande der
Forcepsarme, sowie an der Wurzel der Ventralklappen weiß; der
lange Supraanalfortsatz ist dicht mit kurzen, gelbbraunen Haaren
bewimpert. Legeröhre glänzend schwarz, mit relativ dichter
schwarzer, an den Endlamellen gelber Borstenbehaarung.
Die Beine im ganzen schwarz; die bei den Astochia-Arten
gelbrote Färbung der Schienen findet sich nur an der Vorderseite
der vorderen und der Außenseite der mittleren Schienen, auch die
Metatarsen sind größtenteils gelbbraun. Die zarte. anliegende
Behaarung ist teils weißlich, teils schwarz, die abstehende, nicht
besonders lange Behaarung auf der Unterseite der Schenkel,
namentlich der Hinterbeine ist weißlich. Die Beborstung der Beine
ausnahmslos schwarz; die Vordertarsen der & ohne geknöpfte
Borsten.
Flügel glashell, mit der gleichen durch mikroskopische Be-
haarung erzeugten, nur weniger intensiven Trübung an Spitze und
Hinterrand wie bei sp. scalarıs. Ihre Ausdehnung ist nur etwas
größer, insofern als sie die ganze 1. Hinterrandzelle, die übrigens in
ihrer Mitte stark verengert ist, einnimmt, und sich als kleine Zell-
kerne auch in die Diskoidalzelle und die Spitze der Analzelle
fortsetzt. Adern schwarz; die kleine Ouerader steht über der Grenze
des distalen Viertels der Diskoidalzelle.
Long. corp. 19 mm, long. al. 11 mm.
Astochia annulipes n. sp. 9.
3 2 aus Ceylon (Paradenija) in der Sammlung des k. k. Hof-
museums Wien.
Kopf. Gesicht und Stirne gelbgrau bestäubt, der Knebelbart
besteht nur am Mundrande aus bleichgelben Borsten, oben und
seitlich aber aus weicheren, relativ kurzen, gleichgefärbten Haaren,
die nur das obere Drittel der Gesichtsfläche freilassen. Der schwar-
zen Behaarung der Stirne sind neben der Fühlerwurzel gelbe Haare
in wechselnder Menge beigemischt. Das dunkelgrau, am hinteren
Augenrande weißlich bestäubte Hinterhaupt ist gelblich behaart,
die hinter der oberen Augenecke stehenden Borsten schwarz.
Der Backenbart und die Behaarung des Rüssels weißlich, die
schwarzen Taster gelb beborstet. Fühler schwarz mit gleichfarbiger
Behaarung der beiden Basalglieder.
Thorax. Mesonotum hellaschgrau-, vorne gelb bestäubt.
Die tief dunkelbraune Mittelstrieme ist durch eine sehr breite graue
Mittellinie halbiert und endet eine Strecke weit hinter der Quer-
naht; in ihrer ganzen Ausdehnung wird sie von einem ebenfalls
H. Sauter’s Formosa Ausbeute: Asilidae. 31
‘grauen Saum eingefaßt, der sich nach rückwärts bis fast zum
Schildchen fortsetzt. Die Seitenstriemen sind durch die lichte
Bestäubung in drei Flecken gespalten. Die dichte Behaarung ist
schwarz, nur an dem Postalarhöcker gelb, die Borsten ausnahmslos
schwarz. Das grau bestäubte Schildchen ist mit ziemlich langer,
abstehender, gelber Behaarung bedeckt, der Rand trägt ca. sechs
vorwiegend schwarze lange Borsten. Pleuren und Hüften graugelb
bestäubt mit gelblicher Behaarung, auch der Metapleuralschirm
bleichgelb. Schwinger gelbbraun.
Abdomen matt dunkelbraun mit weißer, an den Seiten mehr
'gelblicher Bestäubung. Das 1. Segment ist fast vollkommen
weißlich bestäubt, das2. Segment besitzt eine ziemlich breiteVorder-
randbinde, im übrigen breitet sich die lichte Bestäubung an den
Seiten und dem Hinterrande der einzelnen Segmente aus und zwar
so, daß sie am Hinterrande wenigstens der mittleren Segmente in
der Mitte eine dreieckige Stelle freiläßt, wodurch die Hinterrands-
binden eingekerbt erscheinen. Die dunklen Mittelfelder der Seg-
mente sind zum Teil mit dünner ockergelber Bestäubung bedeckt;
diese und die ziemlich dichte anliegende gelbe Behaarung bewirkt,
daß das Abdomen bei seitlicher Beleuchtung an der dem Lichte
abgewendeten Seite einen gewissen helleren Schimmer erhält und
sich auch die Spur einer lichteren Mittellinie bemerkbar macht.
Die nur an den beiden ersten Segmenten längere Seitenbehaarung
"ist bleichgelb, an dem 1. Segmente sind ihr zwei meist schwarze
Borsten beigemengt. Die glänzend schwarze Legeröhre ist weit-
läufig schwarz behaart.
Beine. Die schwarzen Schenkel der Vorder- und Hinterbeine
besitzen nahe der Kniegegend ein breites, scharf abgesetztes gelb-
rotes Ringband, an den Mittelschenkeln ist die gelbe Färbung
weiter ausgedehnt. Die Schienen sind mit Ausnahme ihrer Spitze
rotgelb, die Tarsen schwarz. Die feine anliegende Behaarung ist
auf der Oberseite der Vorderschenkel schwarz, im übrigen fast
ausnahmslos schwarz. An den Vorderbeinen sind die Tarsen an
ihrer Oberseite mit längerer Behaarung von fast weißer Farbe
dicht besetzt. Borsten der Beine sämtlich schwarz, ebenso die
Krallen; Pulvillen ‚gelbbraun.
Die bräunlich tingierten Flügel mit sehr ausgebreiteter
Trübung. Diese füllt die Subkostal-, die beiden Submarginalzellen,
sämtliche Hinterrandzellen fast vollkommen, erstreckt sich aber
auch schweifartig durch die Diskoidalzelle bis in die vordere Basal-
zelle und außerdem in die Spitze der Analzelle. Die Adern schwarz,
nur an der Wurzel braun. Die kleine Ouerader steht annähernd
über der Grenze des distalen Drittels der Diskoidalzelle.
Long. corp. 24 mm, long. al. 14 mm.
Astochia triehura SQ n. sp.
2 8 1 2 aus Ceylon ex coll. Hermann.
Kopf. Gesicht mit lebhaft gelber Bestäubung bedeckt, die
sich ziemlich auf den Mundrand beschränkenden groben Borsten
5. Heft
32 Prof. Dr. F. Hermann:
des Knebelbartes, sowie die über diesen stehenden schwächeren
Haare goldgelb. Stirne fahlgelb bestäubt u. gelb beborstet ; dagegen
die Borsten des Ozellarhöckers schwarz. Hinterhaupt fahlgelb
bestäubt mit gleichfarbiger Behaarung, die nur abwärts in den
goldgelben Backenbart übergeht; die Borsten hinter der oberen
Augenecke schwarz. ‚Rüssel u. Taster schwarz, die letzteren teils
schwarz, teils gelb behaart, die Behaarung des Rüssels und der
Kinngegend goldgelb. Die Fühler schwarz, teilweise grau bereift,
mit schwarzer Borstenbehaarung der beiden Basalglieder.
Thorax. Mesonotum mit lichtgrauer, nach vorne mehr
bleichgelber Bestäubung bedeckt, von der sich die schwarze
Striemenzeichnung sehr bestimmt abhebt. Die vorne etwas ver-
breiterte und hier durch eine keilförmige, fahlgelbe Mittellinie
geteilte Mittelstrieme bricht wenig hinter der Ouernaht zugespitzt
ab, wird aber durch eine breite olivbraun bestäubte Makel bis fast
zum Schildchenrand fortgesetzt. Die Seitenstriemen stehen vorne
mit den braun bestäubten Schulterbeulen in Verbindung, erreichen
aber mit ihrem zugespitzten Hinterrande das Schildchen nicht.
Die sehr kurze borstenartige Behaarung ist schwarz, und nur über
der Flügelwurzel finden sich auch gelbe Haare; die kräftigen Borsten
sind durchaus schwarz. Pleuren gelblich bestäubt und gleichfarbig
behaart, auch der vor den gelben Schwingern stehende Meta-
pleuralschirm ist gelb. Die Seitenhöcker des braunen Metanotum
lichtgelb bestäubt u. behaart, der Borstenkranz des Collare
schwarz. Hüften graugelb bestäubt mit lebhaft goldgelber Be-
borstung.
Abdomen mattschwarz, nur die Segmentränder zum Teil
gelbbraun. Sämtliche Segmente sind am Seitenrande durch gelb-
graue Bestäubung gesäumt, die sich auf dem 2. Segmente zu einem
ansehnlichen dreieckigen Vorderrandflecken verbreitert ; außerdem
finden sich an sämtlichen Segmenträndern ziemlich breite, durch
gleichfalls gelbgraue Bestäubung gebildete, in der Mitte + unter-
brochene Hinterrandbinden. Die zarte, anliegende Behaarung
entspricht in der Färbung im allgemeinen dem Untergrunde.
Das 7. Segment ist gleichmäßig ockergelb bestäubt u. licht behaart.
Seitenborsten des 1. Segmentes gelb. Das schwarze, typisch ge-
baute Hypopygium ist mit sehr langer, teilweise angepreßter
Behaarung versehen, die an den Forceps weiß, an den Ventral-
klappen schwarz ist.
Die kräftigen Beine schwarz, nur die Vorderschienen an ihrer
Vorder-, die Schienen der beiden hinteren Beinpaare an der Hinter-
seite mit einem schmalen, licht gelbbraun gefärbten Längsband.
Die ganzen Beine sind mit sehr dicker, angepreßter, fast messing-
gelb schimmernder Behaarung versehen, die nur an der Innenseite
der Schienenspitze u.dem Metatarsus der Hinterbeine durch lebhaft
goldgelbe Bürstenbehaarung ersetzt ist. Die gesamte, an den
Tarsen sehr kräftige Beborstung ist schwarz. Krallen schwarz,
Pulvillen braun.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute (Diptera). 33
Die Flügel sind gleichmäßig mit sehr schwacher, bräunlicher
Trübung versehen, die in der Gegend der Flügelspitze am wenigsten
intensiv ist, u. in der 4. Hinterrandzelle schmale Adersäume, in
der Analzelle u. dem Flügellappen größere Areale völlig freiläßt.
Die Adern sind nur an der äußersten Wurzel gelb, im übrigen braun.
Das ® unterscheidet sich nur sehr wenig vom &. Die Bestäu-
bung des Gesichts ist matt graugelb, an den Schienen gewinnt die
gelbbraune Färbung größere Ausdehnung, die Beine erscheinen
dadurch, daß die messingschimmernde Behaarung kürzer und
weniger dicht ist, kahler als bei dem $. Die Legeröhre ist schwarz
mit gleichfarbiger weitläufiger Behaarung.
Long. corps. 17—18 mm, long. al. 8—9 mm.
Von sonstigen ostasiatischen resp. indomalayischen Spezies,
die in der Literatur beschrieben und in dem Kertesz’schen Cata-
logus bei Neoitamus aufgeführt sind, können folgende mit Sicher-
heit dem gen. Astochia beigezählt werden.
Astochia virgatipes Coquillet. Japan.
syn. Itamus virgatipes Coq.
Die Art scheint sehr nahe verwandt mit A. scalaris zu sein,
die Beschreibung paßt aber zu wenig auf diese, um eine etwaige
Identifizierung zu gestatten. Ich bemerke, daß das $ von sp.
virgatipes (l. c.) an den Vordertarsen geknöpfte Borsten besitzt.
Astochia spinicauda v. d. Wulp. Nord-Celebes.
syn. Itamus spinicauda v. d. W.
Durch das Entgegenkommen des Herrn Dr. Kertesz war
es mir möglich, die Type v. d. Wulps aus dem Kgl. National-
museum in Budapest zu untersuchen. Die Art muß trotz des etwas
aberranten, von v. d. Wulp (tab. V, fig. 9) richtig wiedergegebenen
Baues der Legeröhre zu dem gen. Astochia gezählt werden. Das $
ist anscheinend noch unbekannt.
Astochia rutilans v. d. W. &
syn. Heligmoneura (Mochtherus) rutilans v. d. W.
Die Untersuchung der v. d. Wulp’schen Type aus dem k.
ungar. Nationalmuseum in Budapest ergab, daß die Art mit dem
gen. Heligmoneura nicht das Mindeste zu tun hat, sondern vielmehr
auch dem gen. Astochia zugehört.
Astochia dentipes v. d. Wulp. Salawati.
syn. Itamus dentides v. d. W.
Vielleicht dürfen auch die beiden australischen, von Schiner
(Novarareise) beschriebenen Arten
Itamus planiceps Schin. Sydney und
Itamus melanopogon Schin. Aukland hierher gestellt werden.
Völlig unklar bin ich mir über die Stellung der Walkerschen
Spezies: Neoitamus (Asilus) involutus Wlk. Batjan-Salawati,
er 8 normalis Wlk. Ternate,
r N Alcetas Wlk. Vandiemensland,
af 3 Bulbus Wlk. New-Seeland,
e ih varius Wlk. New-Seeland,
Archiv für Naturgeschichte } £
1916, A. 5. 3 5. Heft
34 Prof. Dr. F. Hermann:
ja ich hege nach den Beschreibungen sogar Zweifel, ob diese Arten
überhaupt der Neoitamus-Gruppe eingeordnet werden können.
Dasselbe gilt wohl auch für die spec. Neostamus sydneyensis Macq.
Die Angabe in der wie gewöhnlich völlig unzureichenden Beschrei-
bung: ‚alis subdilatatis‘“ spricht jedenfalls nicht sonderlich für
die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe.
Im Anhange gebe ich noch die Beschreibung einer neuen
Art, die der paläarktischen Fauna angehört:
Astochia caspica n. sp. 3%.
1 $92 aus Lenkoran (Westufer des Kaspischen Meeres) in
meiner Sammlung.
Kopf. Gesicht und Stirne grau bestäubt ; der weißliche Knebel-
bart besteht nur am Mundrande aus kräftigeren bleichgelben
Borstenhaaren, oben und seitlich aber aus feinerer Behaarung, die
kaum das obere Drittel der Gesichtsfläche freiläßt. Stirne gelblich
behaart, nur die Ozellarborsten bei dem @schwarz. Das licht gelb-
grau bestäubte Hinterhaupt ist bei dem & ausschließlich gelblich
behaart und beborstet, bei dem 9 sind die hinter der oberen Augen-
ecke stehenden derben Borsten schwarz. Backenbart, Behaarung
des Rüssels und der Taster weißlich. Fühler schwarz, das 1. Segment
mit bleichgelber, das 2. mit vorwiegend schwarzer Behaarung.
Thorax. Das schmutziggrau, vorne ockergelb bestäubte
Mesonotum mit brauner Striemenzeichnung. Die vorne etwas ver-
breiterte, durch eine ockergelbe Mittellinie geteilte Mittelstrieme
endet wenig hinter der QOuernaht, die vorne verkürzten Seiten-
striemen sind durch helle Bestäubung in drei Flecken zerlegt. Die
verhältnismäßig lange und dichte Behaarung ist auf der eigentlichen
Rückenfläche schwarz, am ganzen Rande, namentlich rückwärts
gelblich; bei dem ® herrscht die schwarze Farbe vor. Borsten
schwarz. Das grau bestäubte Schildchen trägt lange gelbe Be-
haarung und am Rande ca. 6 vorwiegend schwarze Borsten. Pleuren
und Hüften gelbgrau bestäubt, mit dichter Behaarung, die ebenso
wie der vor den gelben Schwingern stehende Metapleuralschirm
gelblich ist.
Abdomen dunkelbraun mit ausgedehnter gelbgrauer Bestäu-
bung an den Seiten und den Hinterrändern, auch die dunklen
Mittelfelder sind. teilweise mit braungrauer Bestäubung bedeckt;
es entsteht dadurch eine gewisse Bindenzeichnung, die aber, na-
mentlich bei den 9, wenig deutlich ist. Die kurze anliegende Be-
haarung ist auf den dunklen Arealen schwarz, im übrigen gelblich,
die abstehende bleichgelbe Seitenbehaarung besitzt nur an den
vier ersten Segmenten erheblichere Länge; auch die Seitenborsten
des ersten Segmentes hell. Hypopygium glänzend dunkelbraun
mit vorwiegend schwarzer Behaarung, die Legeröhre schwarz mit
gleichfarbiger zerstreuter Behaarung.
Beine im allgemeinen lebhaft rotgelb. Die Schenkel der beiden
vorderen Beinpaare sind an den Knien rundum, außerdem an der
H. Sauter’s Formosa-Ausb ut» (Diptera). 35
Unterseite der Wurzel fast schwarz, an den Hinterschenkeln breitet
sich die Bräunung an der Oberseite der Knie weiter aus, an der Unter-
seite ist die Wurzelhälfte mit einem scharf abgesetzten schwarzen
Längswisch gezeichnet. Die rotgelben Schienen sind an sämtlichen
Beinen an der Spitze geschwärzt. Das & besitzt an den Mittel- und
Hinterbeinen düster rotbraune Tarsen, an den Vorderbeinen sind
sie an der Außenseite rotgelb, bei dem ® sind die Vordertarsen
sehr lichtgelb. Die anliegende, sehr dichte Behaarung ist ausnahms-
los weißlich, auch an den Tarsen. Die gleichfarbige abstehende
Behaarung ist an den Unterseiten der Schenkel und Schienen sehr
lang, ihr sind bei dem @ an den Hinterschenkeln einige schwarze
Haare beigemengt, außerdem findet sich an deren Unterseite bei
dem 9 eine eigentümliche aus teils schwarzen, teils goldgelben
Haaren bestehende Flocke unmittelbar vor der Kniegegend. Die
Beborstung der Beine ist ausschließlich schwarz, an den Vorder-
tarsen des & finden sich keine geknöpften Borsten. Krallen schwarz.
Pulvillen dunkelbraun.
Flügel nur sehr wenig graulich tingiert, mit deutlicher, aber
nicht besonders intensiver Trübung der Spitze und des Hinterrandes,
Diese Trübung setzt sich schweifartig in die Subkostal-, die beiden
Submarginal- und die 1. und 2. Hinterrandzelle fort. In letzterer,
sowie der 3. Hinterrandzelle beschränkt sie sich jedoch nur auf den
Flügelrand. Adern schwarz, an der Wurzel hellbraun. Die kleine
Querader steht etwas distal von der Mitte der Diskoidalzelle.
Long. corp. 20 mm, long. al. 12 mm.
Abgeschlossen 6. Dezember 1916.
(Fortsetzung folgt.)
Über das Abändern der Rippenkonfiguration
im Genus Parnassius Latr.
Beiträge zur Entwicklung des Rhopalocerengeäders.
Von
Felix Bryk
(Stockholm).
(Mit 1 farbigen und 1 schwarzen Tafel sowie 11 Textfiguren. )
Wenn irgend ein Tierformenkreis geeignet ist, deszendenz-
theoretische Spekulationen überzeugend mit anschaulichen Belegen
zu bestätigen, wenn irgend eine Tiergruppe imstande ist, uns über
den rezenten Werdegang sich in Umwandlung befindender Arten
auffällig zu unterrichten — ohne daß wir dabei erst zu Unter-
suchungen über ihren embryonalen, larvalen oder subimaginalen
Zustand uns flüchten müßten — wenn in irgend einer Unterfamilie
3* 5. Heit
36 Felix Bryk;
nicht nur Art-, sondern Gattungsmerkmale von einer spottenden,
jeden Systematiker in Verlegenheit bringenden Dehnbarkeit un-
beständig sind, so sind es vor allem die Vertreter der Parnassiiden.
Dabei habe ich nicht so sehr die fast unbegrenzlich erscheinende
Variationsamplitude der Zeichnungsanlagen innerhalb einer Art
im Auge, daß wir förmlich kontinuierliche Formenübergänge von
einer Art zur anderen verfolgen können; vielmehr denke ich dabei
an etwas mehr Fundamentales, Konstruktives, in die Konstitution
des Organismus Eingreifendes: ich meine das leider fast von allen
Forschern vernachlässigte Abändern der Rippenkonfiguration.
Wie oberflächlich sich der Forscher überhaupt mit dem Geäder
der Papilioniformia bisher beschäftigte, zeigt allein der Um-
stand, daß es mir gelungen ist, von den Papilioniden (s. auct.)
— also einer der meist untersuchten und beliebten Schmetterlings-
familien — eine eigene Familie abzutrennen. Unsere jetzigen
Ausführungen werden nun zeigen, daß mit Ausnahme der Sub-
kostalrippe und zweiten Axillaris des Vorderflügels und der ersten
Axillaris des Hinterflügels alle übrigen Längsrippen im Genus
Parnassius Latr. mehr oder weniger auffallenden metathetischen,
peroneuren, plethoneuren oder schließlich atrophen Um-
bildungen unterliegen können.
Wir beginnen nun mit der Demonstration aller uns bisher
bekannten individuellen Abänderungen jeder einzelnen Rippe,
wobei wirszum übersichtlichen Vergleiche das typische Verhalten
jeder einzelnen Rippe fett gedruckt anführen:
Rippen des Vorderflügels.
Die Subkostalrippe, frei aus der Wurzel, mündet, ein Drittel
vor dem Apex sich allmählich dem Vorderrande nähernd, in den
Vorderrand.
Erste Radialrippe (R,) verläuft parallel zur Subkostale in
den Vorderrand mündend. Unter den Papilioniformia ist es
nur Baronia brevicornis, bei der diese Rippe insofern rück-
gebildet ist, daß sie sogar mit der Subkostale verwächst (1).
Die erste Radialrippe ist eine der am meisten fixierten Rippen
im Genus Parnassius, und es ist mir bisher nur bei einem Exemplare
gelungen, eine Peroneurose (Fig. 1)*) beziehungsweise völlige Atrophie
dieser Rippe (Fig. 2) festzustellen. Es handelt sich um ein im Freien
gefangenes © von Parn. Apollo L. aus Norköping, das ich bereits
im „Archiv f. Naturgesch.‘“ 1914, A. 8, p. 150, T. III, f. 12 (2)
eingehender besprach. Auf Fig. 1 sehen wir gleichzeitig, daß der
erste Radius mit dem folgenden in der Nähe des Apex anasto-
mosiert, was im Genus Parnassius (sensu nostro) allein schon zur
größten Seltenheit gehört; in der Mitte ist R, plötzlich abgebrochen.
Was verkündet die Peroneurose einer Rippe? Daß eine völlige
Atrophie derselben möglich ist. Der andere Vorderflügel desselben
*) Die Geäder-Figuren 1—23 siehe unsere schwarze Tafel.
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 37
Weibchens zeigt uns (Fig. 2) tatsächlich, daß R, bereits verloren
ging = f. baroniides.
Zweiter Radius (R,) fehlt den echten Parnassiinen; bei den
Zerynthiinen ist er noch erhalten; schon aus diesem Grunde muß
Archon Hübn. zur letzten Subfamilie zugeteilt werden.
Der dritte Radius (R,) mündet in den Apex, parallel zum R,
verlaufend, vor der Zellecke entspringend. Bei den Vertretern der
nahe mit Parnassius verwandten Kailasıus Bryk und oft bei
Tadumia Bryk sind die Rippen R, und R, verwachsen.
Ausnahmsweise geht auch im Genus Parnassius R, mit R,
in eine Anastomose ein, wie Fig. 1 belehrt. Diese seltene Geäder-
form benannte ich f. symplectus (5: V.z7, p. 71); sie ist mir bisher
bloß beim Apollo (2: A. 8, p. 150), Parn. mnemosyneL. (3: p. 204)
und Parn. Stubbendorfi Men. (4) aufgefallen. Wie sich einerseits R,
dem Radius R, derart nähern kann, daß er mit ihm verwächst
(= symplectus), so verschiebt sich wieder andererseits R, derart
saumwärts, daß er anstatt vor der Zellecke zu entspringen mit dem
gemeinsamen Stiel des gegabelten Rippenpaares R,+ R, verwächst,
was ein Gattungsmerkmal von Karlasıus Bryk und der Zerynthiinen-
gattungen Archon, Zerynthia, Luehdorjia, Armandıa ist. Dieses
metathetische Verhalten von R, benannte ich t. Enderleini. Ich ent-
deckte bisher f. Enderleini bei Parnassiusmnemos‘yne (5: vol. 27,p.50),
Parnassius apollo (2: A. 8, p. 150), Parnassius Bremeri (6: p. 75,
Fig. 1), Parnassius Jacquemonti (7: p. 2), Parnassius Stubben-
dorfi Men. (4). Fig. 23b zeigt uns einen Übergang zu i. Enderleini,
indem R, an der Zellecke mit den beiden übrigen Radialrippen
und der verschobenen ersten Mediana verwächst. Atrophie von
R, habe ich bisher nicht beobachtet.
Vierter Radius (R,) bildet den vorderen Arm des gegabelten
Rippenpaares, dessen gemeinsamer Stiel aus der vorderen Zellecke
entspringt; er mündet in den Seitenrand als vorderste Rippe
hinter dem Apex.
Der basale Teil von R,, ist peroneur (Fig. 3) bei einem Exemplar
von Parn. mnemosyne (c. m.) oder sein distaler Teil verläuft
peroneur (11: p. 17; 2: A. 8, p. 173; 10: p. 684) wie bei Apollo
peroneurus; fällt R, ganz aus, wie bei der bisher in einem Exemplar
bekannten f. Charlesi (2: A. 6, p. 165, Fig. 25), eines e. !. Apollo,
so bekommt das Geäder eine ganz merkwürdige Fazies. Auch
ım Wytsman’s Gen. Insect. Parnassiinae fasc. 58me p. 9, Fig. 2,
ist ein ähnlicher Ausfall von R, fixiert (bei Parn. mnemo-
syne), aber der Autor hat seiner Unkenntnis ein Denkmal gesetzt,
indem er den übrig gebliebenen Radius als R, + ,(!) bezeichnete.
Fünfter Radius (R,;) bildet den hinteren Arm der radialen
Rippengabel.
Ich besitze ein Exemplar von Parn. mnemosyne (Fig. 4),
wobei der basale Teil von R, peroneur ist; der Rest ist noch einmal
unterbrochen. Ein heteropteres Q von Parn. actius hat einen
plethoneuren Gabelast (15: p. 7, Fig. 2).
ö, Heft
38 Felix Bryk:
Erste Medianrippe (M,) entspringt beim Typus von Parnassius
(Pa. apollo L.) in der Regel aus der vorderen Zellecke und mündet
in den Seitenrand.
Da als typischer Gattungsvertreter von Parnassius Latr.
unser beliebter Apollo gilt, so müssen wir das typische Verhalten
von M, bei Parn. apollo L. als die typische M, für alle übrigen
Vertreter von Parnassius Latr. postulieren, gleichviel ob sich
dieses Verhalten von M, bei anderen Parnassius als bloß aberrativ
erweisen sollte oder nicht. Aber selbst bei gewissen Apollorassen
(beispielsweise v. rubidus Fruhst.) ist das eben von uns fixierte
Verhalten von M, nicht mehr typisch, indem M, anstatt aus der
Zellecke zu entspringen, mit dem gemeinsamen Stiele der Radial-
gabel verwächst (Fig. 5, 1, 3, 4, 10, 13, 23a, 23b), was wir f. Latreiller
benannten (8: p. 9). Dieser Latreillei-Zustand ist ein Artmerkmal
von ‚„Parnassius‘“ mnemosyne (9: p. 35), Stubbendorfi (4), Bremeri
(6: p. 75) und anderen Parnassius, weshalb ich mich veranlaßt
sah, von wissenschaftlicher Pedanterie verleitet, sogar Gattungs-
formen einzuführen, wie beispielsweise: Parnassius Latreillei
mnemosyne etc. (8: p. 9), weil eine Trennung von Parnassius wie
die Gattung Doritis Moore!) schon aus diesem Grunde unhaltbar
ist, da hiernach so nahe stehende Arten wie Parn. Apollo oder
Parn. (Latreillei) Bremeri zu zwei verschiedenen Gattungen ge-
hören müßten. Natürlich ist wieder die Entfernung der Anasto-
mosierungsstelle der M, mit R,+ R, von der Zellecke variabel,
sodaß dadurch die betreffende Rippenkonfiguration verschiedenes
Aussehen erhält, je nachdem M, sich mehr oder weniger von der
Zellecke entfernt. Am extremsten sieht dieser Latreillei-Zustand
bei einem & von Parn. Bremeri aus (8: p. 75, Fig. 1), wobei durch _
eine Kombination dieses Zustandes mit f. Enderleini eine ganz
fremde Geäderfazies entsteht, diestark an ein aberratives Zerynthia-
geäder, das in ,‚Wytsman“ (Fasc. 59, p. 6) abgebildet wird, erinnert.
BeidieserseltenenZerynthraform entspringen R,undM ‚aus derselben
Stelle (natürlich der eine vorne, die andere hinten), was den Eindruck
hervorruft, als brauchte die dritte Radialrippe eine besondere Stütze
noch von hinten. In sehr seltenen Fällen entspringt M, direkt
aus der Zellquerrippe (=f. Bosniackir) ohne mit R,+R, zu
verwachsen, wie es für die verwandten Genera Katlasius, Tadumia,
Luehdorfia, Archon, Hypermnestra oder Armandia typisch ist.
Bisher liegen mir Formen von f. Bosniackii bloß von Parn. ApolloL.
(2: A. 6, p. 161, Fig. 16), Parnassius mnemosyne (9: p. 36; 5: vol. 28,
p. 23, f. 40) vor. Schließlich fällt M, ganz aus; eine sehr große
Seltenheit, die ich bloß bei einem Exemplar von P. mnemosyne
(Fig. 6) beobachtete M, kann auch eine überschüssige Rippe
erhalten, worüber uns Fig. 8 von einem $ vom Tyroler P. apollo
(c. m.) überzeugt. Diese überschüssige Rippe verwächst saumwärts
mit dem distalen Teile von R,, wodurch zwischen R, und M,
!) Vgl. Moore: Lep. Ind,, Vol. V, p. 123 (1902).
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 39
eine ungewöhnliche überzählige Zelle entsteht. Fig. 9 zeigt an-
schaulich als Übergang den Prozeß, wie durch eine Querschnürung
mittels einer überschüssigen Ouerrippe das anormale Geäder
von Fig. 8 entstehen konnte (= f. Haudeanus).?)
Bisweilen verwächst bei Tadumia delphius M, mit R,+R,
an der Zellecke bezw. der Stiel der Radialgabel und M, entspringen
aus der vordersten Zellecke. Dieses echt aberrative Verhalten
‚von M, benenne ich f. meth. parnassica Bryk (Type 1 2 von v.
infernalis aus Karagatai; Koll. Stockh. Riksmuseum).
Fig. 24. Fig. 25.3
Fig. 26. Fig. 27. Fig. 28.
Zweite Mediana (M,) entspringt frei vor der hinteren Mittel-
zelleeke und mündet in den Seitenrand.
M, nur rudimentär, indem ihr basaler Teil peroneur erhalten ist,
wie Type von Parn. apollo f. Ferdinandi zeigt (2: A. 6, p. 164,
Fig. 24). M, und M, aus einem gemeinsamen Stiele homolog zu
R,+R, (Fig. 7a, 7b).®2) Nicht unerwähnt darf ich den pletho-
2) Bei der Aufstellung von f. Haudeanus in „Int. ent. Zeitschr.‘ (v. 8,
pp. 35 [1914]) gab ich irrtümlich als Diagnose „überschüssige Rippe, die
aus letzter Radialrippe entspringt“ an. Tatsächlich entspringt die ple-
thoneure Rippe aus der obersten Mediana (M,), wie ich später in
„Arch. f. Naturgesch.‘‘, A. 8, p. 151 (Nota) angegeben habe, ohne jedoch den
früheren Irrtum zu berichtigen.
®) Der Kritiker könnte ja, nicht ganz ohne Grund, einwenden: unsere
Deutung sei falsch. Es könnte nämlich wie bei Fig. 6 M, überhaupt aus-
gefallen sein, so daß wir die überschüssige vordere gabelbildende Rippe
auf 7a, 7b als plethoneures. Gebilde ansprechen müßten; oder daß M,
| (Fortsetzung S. 40.)
5. Heft
40 Felix Bryk:
neurischen Fall von Parnassius mnemosyne auf Fig. 10 lassen,
wo sich zwischen M, und M, ein überschüssiges peroneures Rippen-
fragment, das direkt aus der Querrippe entspringt, einstellt.
(Ein analoges Geäder zu unserem Diskobolusmonstrum (Fig. 7b)
zeigt die höchst mysteriöse Papilioniformia (?) der fossilen Thaites
Scudd., bei der uns ebenfalls ein Paar gegabelter Rippen auffallen,
die freilich zum radialen System gehören.)
Die dritte Mediana (M,) frei aus der hintersten Mittelzellecke
(Qu,) und mündet in den Seitenrand.
Aberrativ findet eine Metathesis von M, statt, indem sie sich
zur M, nähert und mit ihr an der Basis verwächst (= f. Verity:i),
was ich bisher bloß bei Parnassius Apollo L. (2: A. 8, p. 151; A. 6,
p. 162, Fig. 17) und ParnassiusmnemosyneL. (5:V.27,p.53; 3: p.206)
bemerkte. Auch peroneur kann M, sein, wie uns die Type von
Parnassius apollo f. Ferdinandı (2: A. 6, p. 164, Fig. 24) zeigt.
Bisweilen tritt eine überschüssige Rippe auf, die nahe dem Flügel-
rande aus M, entspringt (= f. Schulzer) ; ich fand diesen Zustand
wiederholt bei Parn. mnemosyne v. Ugrjumovi Bryk (3: p. 205,
Fig. a), bei Parn. apollo v. Linnaei Bryk entdeckten wir sogar eine
Neubildung, die an der Wurzel mit M, verwächst (10: p. 683,
Fig. 5). M, verwächst mittels peroneurem Ripplein mit M, (4:
p. 1); nur einseitig bei Parn. glacialis festgestellt.
Die obere Kubitalrippe (Cu,) verläuft frei aus der Zelllängsrippe
in den Seitenrand.
Cu, neigt sich bisweilen zu Cu, (10: Fig. 5, p. 683); beim
gotländischen Apollo und (15: p. 32, Fig. 2) bei Parn. actius
beobachtet. Cu, verläuft peroneur (Fig. 11); Cu, verwächst me-
thatetisch mit Cu, jenseits der Zelllängsrippe (Fig. 7b, Fig. 12);
Cu, entspringt direkt aus Cu, (= f. Seitzi) (Fig. 11), was wir auf
Gotland, in Mähren und Schweden bei Parn. apollo beobachteten
(10: Fig. 3, p. 683; 2: A. 6, f. 19, f. 162). Auch die Abbildung
einer Kotype von Tadumia v. acconus Fruhst. bei Verity (16:
T. XVII, Fig. 33) läßt einseitig rechts f. Seitzı erkennen. Cu, hat
überschüssiges Ripplein (Fig. 7b, Fig. 8), das peroneur ist (10:
p. 683, f. 6). Cu, gabelt sich an der Basis (15: p. 32, Fig. 2) (Parn.
actius), Cu, mittels einer Ouerrippe mit Cu, geschnürt (10: Fig. 4,
p- 683), beieinem Q von P. apollonius v. gloriosus Fruhst. beobachtet.
Schließlich fällt Cu, völlig aus (= f. Jordani (part.)), was wir
wiederholt auf Gotland beobachteten (10: p. 683, f. 2).
Die untere Kubitalrippe (Cu,) verläuft frei parallel zu Cu,
aus der Zelllängsrippe in den Seitenrand.
atrophiert wäre und die hintere gabelbildende Rippe auf 7a, 7b ein pletho-
neurer Ableger von M, wäre. Demgegenüber möchten wir an den rudimen-
tären basalen Teil eines peroneurisch aus der hinteren Zellecke (Fig. 7b)
entspringenden Rippenfragmentes erinnern, der uns wie eine Reminiszenz
von M, erscheint. Trifft diese Deutung zu, dann wäre bei der Anatomose
von M,-+M, eine Metathesis erfolgt. Der gemeinsame Stiel der gegabelten
M,-+-M, hätte also eine Verschiebung erlitten, was ja oft eine Begleit-
erscheinung der Anastomose ist.
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus; Parnassius Latr. 41
Ich besitze ein & von P. apollo, bei dem Cu, ihre subimaginale
Lage beibehalten hat, also in den Hinterrandwinkel mündet (2:
3 8,.p: 159).
Die bei Besprechung von Cu, erwähnte f. Seitzi zeigt, daß die
obere Kubitalrippe (Cu,) derart mit Cu, anastomosieren kann,
daß sie als oberer Gabelast des dichotomisch gegabelten Kubital-
rippenpaares auftritt (Fig. 11).
Einen besonders bemerkenswerten Fall von Plethoneurose
zeigt Fig. 13, den ich einseitig bei einem 2 von Parn. mnemosyne
v. hassica Pagenst. entdeckte; wir bemerken parallel zwischen
beiden Kubitalrippen eine überschüssige Rippe (t. antintereubitalis
(nom. nov. pro intercubitalis part... (Da ich eine analoge
Hinterflügelform (Fig. 27) ebenfalls intercubiialis benannte, so
will ich zur besseren Unterscheidung der analogen Vorderflügel-
form antintercubitalis die des Hinterflügels postintereubitalis
benennen [3: p. 206])
Bevor wir uns noch zu den beiden Axillarisrippen wenden,
wollen wir noch die Mittelzelle eingehender besprechen. Die
Mittelzelle wird vorn von der gemeinsamen R,, R, R, + R, tra-
. genden Radialrippe DR begrenzt; hinten umarmt sie die beide
Cu, + Cu, tragende Kubitalrippe (DCu), die schließlich seitwärts
von einer mehr oder weniger stark wurzelwärts eingeknickten
Querrippe (Qu) abgeschlossen wird, die sich von der Basis von M,
gewinkelt in kubitaler Richtung bis zur M, Basis fortsetzt, wo sie
mit DCu verwächst. Die Mittelzelle ist bei Parn. apollo krältig
in die Breite gezogen, ausnahmsweise sehr stark; bei anderen
Parnassieren, beispielsweise Parn. Bremeri Feld. (6: p. 75) ist die
Mittelzelle viel gedrungener. Die Entfernung von der Wurzel
bis zur vorderen Zellecke und von der Wurzel bis zur hinteren
Zellecke ist sich bei Parnassius fast gleich. Es kommen aber Exem-
plare von Apollo (12: p. 58) vor, bei denen die hintere Mittelzellare
kleiner ausfällt. Bisweilen ist zwischen R, und R, in der Mittel-
zelle ein kleines, peroneur verlaufendes Rippenfragment bemerkbar
(= f. Spuleri) (2: A. 6, p. 160), wie wir es bei Parnassius mnemosyne
(5)\ und apollo wiederholt feststellten (Fig. 7a). Die Zellquerrippe
Ou,ist bei der Einknickungsstelle bisweilen rückgebildet, besonders
bei Parn. Stubbendorfi (4: p. 1). Ich besitze auch ein & von Parn.
mnemosyne, das den Bosniacktii-Zustand darstellt, und das die
Zellecke zwischen R,+ R, und M, nicht geschlossen, also
offen hat (9: p. 2). Schließlich besitze ich noch ein @ von Parn.
Szubbendorfi, das ein vor Cu, entspringendes, in der Mittelzelle
sich verlierendes (peroneures), kurzes Rippenfragment zeigt
(= 1. Hofjmanni) (4: p. 1). Die übrigen Rippen des Vorderflügels
bilden vom Standpunkt der Variabilität nichts interessantes.
Die Analrippe (A) ist nur als Falte deutlich erhalten.
Die vordere Axillarrippe (Ax,) mündet aus der Flügelwurzel
in den Hinterrandwinkel. Ä
5. Heft
42 Felix Bryk:
Ax, mündet in einem Falle (Parn. apollo) infolge Verschiebung
der Cu,-Lage. nieht in den Hinterrandwinkel, sondern in den.
Hinterrand (2: A. 8, p. 155). .
Ax, verläuft peroneur, indem sie die Hinterrandsecke nicht
erreicht (Fig. 6). Bei Parnassius mnemosyne, Parnassius apollo
und Parn. actius sehr selten beobachtet (2: A. 8, p. 151; 15: p. 34,
Fig. 2; 10: p. 694).
Die hintere Axillarisrippe (Ax,) entspringt zusammen mit
Ax, aus der Flügelwurzel und mündet in den Hinterrand in un-
mittelbarer Nähe der Wurzel.
Aberrativer Verlauf von Ax, ist mir unbekannt.*)
Die Rippen des Hinterflügels.
In der Benennung der Hinterflügelrippen bin ich konventionell,
da ich nur infolge der Unsicherheit in der Deutung, welche Radial-
rippen (bezw. ob auch die obere Medianrippe) atrophierten, über
die Zugehörigkeit einzelner Rippen noch nicht ganz im klaren bin.
Die Subkostale S ist stark reduziert und mit der obersten
Radialrippe zu einer Rippe verwachsen. Ihr Praekostalsporn (P)
entspringt aus ihrem Scheitel; er ist einfach, der Vorderflügelwurzel
gewandt und verläuft peroneur, stumpf gekerbt ohne jede Biegung..
Einseitig ging Praekostalsporn (P) verloren (Fig. 14), was ich
bisher bloß bei einem 2 von Parn. Bremeri Feld. beobachtet
habe (6: p. 75).
Fig. a.. Fig. a..
Fig. a,. Praekostalsporn von Sericinus telamon Donovan.
Fig. a. Praecostalsporn von Parnassius Eversmanni f. Donovani Bryk
(Type).
...Naehwort. Während der Drucklegung entdeckte ich im Reichs-
museum von Stockholm einen Parnassius mit einem Praekostal-
sporn wie er für das Genus Sericinus Donovan typisch ist.
*) Das Vorhandensein von Ax, ist das am meisten auffallende Merkmal
aller Papilioniformia, sozusagen das Adelswappen aller Equwites.. Nur beim
Herrn Stichel gibt es Papilioniden, die keine Ax, besitzen! Der T'haitites
hat Herr Stichel. nämlich in Wytsman, Gen. Ins., Fase. 59 keine Ax,
hineingezeichnet; auch bei Charakterisierung der Gattung
Zerynthia wird mit keinem Worte Ax, erwähnt (vgl. ibid. p. 7).
Ax,, für die dieser entomologische Dilettant überhaupt keine wissenschaft-
liche Bezeichnung: kennt, heißt bei ihm bald Nebenast (sie!) (vgl. p. 13),
Nebenader (p: 17), Nebenzweig (p. 20). Mit Ignorierung von Ax,, des wich-
tigsten Familienmerkmals der Papilioniden (sensu- auet.), doku-
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 4%
Der Praekostalsporn ist zweiästig, der knotenartige Stumpf ist
wurzelwärts gerichtet, der längere, spitz verlaufende zielt. zum
Vorderrande. Diesen merkwürdigen Rückschlag belege ich mit:
einem besonderen. Namen Donovani; Type: 1 2 von Parnassius
Eversmanni aus Nikolajewsk in der Schausammlung des Stock-
holmer Reichsmuseums. Gleichzeitig will ich auf meinen Befund
aufmerksam machen, daß der Praekostalsporn von Armandia
thaidina, der bloß einästig wurzelwärts gebogen ist, einen rück-
gebildeten Nebenast als Verdickung unweit seines Endes zeigt.
Die Humeralzelle entsteht durch Gitterung der an der Wurzel
nieht mit S verschmolzenen, schwach betonten obersten Radialrippe,
ist daher bloß rudimentär erhalten, weshalb sie bei Spuler, Grote,
Schatz (2: A. 6, p. 158) einfach übersehen werden konnte. Nach
makrophotographischen Aufnahmen dieser Humeralzelle von
Parn. Stubbendorfi, die Watson (13: Taf. VI, Fig. 5) abbildete,
scheint der vordere Teil (saumwärts) stark rückgebildet zu sein.
Die vordere Radialrippe R. verläuft, mit S verwachsen, ne
sanft gebogen in die gerundete Vorderrandsecke.
Nahe der Wurzel entsteht infolge Plethoneurose eine unan-
sehnlich kleine Radialzelle, die wir bei einem Diskobolusmonstrum
beiderseitig entdeckten (F ige. 7a—7b) (5: V.27, p.72). Oder es gabelt
sich eine überschüssige Rippe ab, die auf der Wölbung entspringt
und schräg den Vorderrand erreicht, was sehr anschaulich die Type
von f. Kunzianus (Fig. 15) zeigt (9: p. 37); bisher bloß beim
P. apollo entdeckt, einmal symmetrisch, das andere Mal einseitig
(14: p. 27, £. 2). Der Parnassius ohne Praesubkostalsporn zeigt
unter der Radialrippe ein kaum bemerkbares, loses, peroneures
Rippenstück (Fig. 14).
Die untere Radialrippe (Rp) entspringt aus dem vorderen Teile
der Mittelzelle und verläuft in sanftem Bogen fast parallel zu Ra
in den Seitenrand.
Bisweilen neigt sich Ra zuRg (Figg. 17,23b, 28, 20) oderistsogar
sehr stark (3: Fig. d, p. 205) genähert. Rg zeigt eine überschüssige
Rippe, die sich vorn peroneur wurzelwärts (Fig. 19) oder stark
saumwärts peroneur gabelt (Fig. 20). Außerdem stellt sich eine
parallel zwischen Ra und Rg verlaufende überschüssige Inter-
radialrippe ein, die beiderseits peroneurisch ist (Fig. 16). Schließlich
entspringt wohl eine gleiche überschüssige Rippe direkt aus der
Mittelzelle, zwischen beiden Ra und Rp peroneur verlaufend (Fig. 17)
ei Strandianus; 2:A.7, p159) oder sogar Rg derart schneidend,
daß der Endteil dieser überschüssigen Rippe hinter Rg liegt, wo-
mentierte der Schöneberger Eisenbahnbeamte seine Unkenntnis vor der
ganzen deutschen Wissenschaft. Ich rate Herrn Stichel daher, anstatt mir
militaristisch vorzuschreiben, wie ich meine Artikel verfassen soll, ob im
trockenen „wissenschaftlichen‘“ Stile oder im gedrechselten Alexandrinen,
sich lieber gründlicher zu bilden. Ich spreche schon aus diesem Grunde
Herrn Stichel jedes Recht ab, im Namen der „deutschen Wissenschaft‘
meine Untersuchungen abzulehnen oder auch zu akzeptieren. (Unter Ver-
antwortlichkeit des Verfassers!)
5. Heit
44 Felix Bryk:
durch eine kleine Scheinzelle entsteht (Fig. 18). Ra verläuft peroneur;
Par. actius (15: p. 32, Fig. 2). Atrophie von Rg habe ich einseitig
auch wiederholt bei Parnassius apollo beobachtet (Fig. 22) (2:
T. X, £. 77, £. 78, p. 159, im Heft A. 7). Wie nun Ra zu Rg sich
neigen kann, so nähert sich Rg bisweilen zu Ma (2: A. 6, Fig. 22,
p. 164), bis er schließlich mit M«o anastomosiert, mehr oder weniger
von der Mittelzelle entternt, sich aus Ma gabelnd (Fig. 21; 2:
A. 6, Fig. 23, p. 164) (=f. Ruhmannianus).
Als Übergang zur t. Ruhmannianus mag wohl die Gitterung
iniolge einer überschüssigen Querrippe von Rg und Ma. gelten,
wie ich sie beim Discobolusmonstrum (Fig. 7a) abbildete (= ab.
clathratus).. Bisher war mir dieser Zustand bloß öfters beim
Stubbendorfiapoll aufgefallen (4: Fig. 17, p. 1). (Auch im Stock-
holmer Riksmuseum steckt ein Parn. v. glacialis, der auf die er-
wähnte Art gegittert ist.) Der andere Hintertlügel des Discobolus-
monstrums zeigt zwei spornartige Überbleibsel peroneur über-
schüssiger Rippen. Peroneuren überschüssigen Gabelast besitzt
Parn. uctius 2 (15: p. 32, Fig. 2).
Die vorderste Medianrippe M. entspringt frei parallel zu Rz
aus dem vorderen Winkel der Mittelzellquerrippe, in den Seitenrand
mündend.
Wie bereits erwähnt, anastomosiert sie mit Rg. Ma atrophiert;
nur einseitig bei Parn. discobolus (Fig. 7b) beobachtet. Mu gabelt
sich an der Wurzelzelle, wodurch eine unbedeutende Zelle entsteht.
(2: Fig. 21, p. 163).
Die mittlere Medianrippe M, entspringt frei aus dem Scheitel
der gewinkelten Mittelzellquerrippe ; mündet in den Flügelrand. M,mit
M, verwachsen (Fig. 21) (= forma Rebeli part.) (2: A. 6, Fig. 17,
p. 162); bei gezüchteten Apollostücken aus Schweden und bei der
zentralasiatischen mnemosyne (3: V.27, p.53) beobachtet. M, hat ple-
thoneuren Gabelast (Fig. 7a) nahe dem Flügelrande (4: p. 1) oder
sein plethoneurer Gabelast gittert sich mit M, + Cu, (Fig. 26).
Zwischen M, und Ma eine plethoneure aus der Mittelzelle ent-
springende Rippe, die peroneur verläuft (2: A. 7, Fig. 34, p. 157).
Auch Stichel bildet einen Parn. v. delius (nec sacerdos!) in Berl.
Ent. Zeitschr.“ (Vol. LIV, T. I, Fig. 1 (1900)) ab, der eine gleiche
überschüssige Rippe zeigt. Öfters kommt bei Parn. apollo diese
plethoneure Rippe fast zur Unkenntlichkeit rückgebildet vor.
(=f. Reuter) (2: A. 8, p. 150; 10: p. 688) (vgl. Fig. 23b). Auf
Fig. 23a sehen wir den Stummel dieser überschüssigen Rippen
ganz isoliert von der Mittelzelle. Findet eine Methatesis nach hinten
von der plethoneuren intermedianen Rippe statt, so entspringt
dieses Rippenfragment nicht direkt aus der Mittelzelle, sondern
aus der mittleren Mediana, was ich f. reuteriides benannte
(5:, 14: V. 28, — M, atrophiert völlig. Beiderseitig bei einem
gezüchteten 2 von Parn. apollo entdeckt (2: A. 6, p. 164,
Fig. 24, Taf. XXXV, Fig. 159; ibid. A. 8, p. 151) (=f. Ferdi-
nandı).
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 45
Die hinterste dritte Medianrippe (M,) entspringt frei aus dem
hintersten Winkel der Mittelzellquerrippe, in den Seitenrand
mündend.
M, verwächst mit einem plethoneuren Gittergabelast von M,
(Fig. 26); bei einem Apollo aus Jelabuga (v. democratus Krul.,
c. m.). M, besitzt einen überschüssigen Rippengabelast, der
peroneur ist Fig. 7b) und (2: A. a Fig. 23, p. 164). M, entspringt
aus Cu, (2: A. 6, Fig. 21, p. 163), M „ verläuft peroneur (10: p. 684).
M,„ atrophiert (10: p. 684).
Die vordere Kubitalrippe (Cu,) verläuft frei aus der hinteren
Mittelzellrippe in den hinteren Teil des Seitenrandes mündend.
M. anastomosiert metathetisch mit Cu, (=f. Kerteszi) (2:
A. 6, p. 163, Fig. 21). Bei Parn. v. delius entdeckt. — Cu, ver-
wächst nahe dem Seitenrande mit M, (Fig. 26), wobei nicht aus-
geschlossen ist, daß die von uns angesprochene M, (Fig. 26) sich als
Fortsetzung des plethoneuren M, Gabelastes erweisen könnte.
Cu, peroneur (2: A. 6, p. 164, Fig. 23) bei Parn. apollo in einem
Exemplare. Cu, atrophiert (= forma Embrik:i) , beim gotländischen
und schw edischen Apollo verhältnismäßig häufig (2: A. 7, p. 157,
Fig. 33a—33b; A. 8, p. 151; 10: p. 685). Zwischen Cu, und Cu,
eine vollständig ausgebildete plethoneure Rippe; größte Seltenheit.
Nur einseitig in einem Exemplare beim schwedischen Apollo fest-
gestellt (Fig. 27 = Postintercubilalis) (2: A. 8, p. 150; A. 6, p. 165;
3: p. 206). Schließlich verwächst Cu, mit Cu,, aus letzterer ent-
springend. Hierbei kann der basale Teil von Cu, peroneur erhalten
bleiben (15: p. 32, Fig. 2) bei einem @ von Parn. actius, oder Cu,
entspringt direkt aus Cu, (10: p. 683) bei einem $ von P. apollo
v. Linnaei.
Die hintere Kubitalrippe (Cu,) entspringt frei aus der Mittel-
zelle, knapp vor der Rundung der Hinterrandsecke in den Hinterrand
mündend.
Von Cu, gabelt sich nach hinten ein plethoneures Ripplein
ab (Fig. 7b), ee bei Parn. v. Ugrjumovi festgestellt (= f. Kru-
likowskyi) (3: p. 205, Fig. b). Fig. 28 zeigt einen Übergang zur
f. Krulikowskyi, wobei sich die plethoneure Rippe gespaltet hat;
bei einem $ von Parn. slacialis läßt sich ein kaum bemerkbarer
Fortsatz als Rest eines Rippchens enträtseln (4: p. 1) Cu, atro-
phiert (?) (10: p. 684).
Die Mittelzelle ist geschlossen. An der Wurzel anastomosiert
sie mit der Humeralzelle. In der Reihenfolge von vorn nach hinten
entspringen ihr R$6, Ma, M,, M,, Cu,, Cu,. Sie wird aus der radialen
Mittelzellrippe (DR), der dreimal gewinkelten On (Qu)” und
kubitalen Querrippe (DCu) gebildet.
Bei einem $"von Parn. apollo’L."von der"Insel Nagu as
einseitig ausnahmsweise Ra mit der vorderen Mittelrippe (DR)
nahe der Wurzel vermittels einer plethoneuren Querrippe, wodurch
eine ansehnliche überschüssige Wurzelzelle entsteht (2: A. 8,
p. 155).
5. Heft
46 Felix Bryk:
Das Entspringen einer plethoneuren interradialen Rippe aus
der vorderen Mittelzellrippe (DR) wurde bereits (p. 43) erwähnt
(vgl. Fig. 17, 18).
Die Mittelzelle zwischen Ra und Mau ist offen: in dem
vordersten Ouerrippenteil atrophierte Qu,; symmetrisch bei einem
& von Parn. mnemosyne v. Ugrjumovi Bryk beobachtet (= f.
Sergeji) (3: p. 205, Fig. c).
Die Mittelzelle bleibt zwischen M, und M, offen,
indem der unterste Teil der Ouerrippe atrophierte, in der offenen
Stelle läßt sich ein fast unbemerkbares Ouerrippenrudiment fest-
stellen; auch jenseits M, setzt sich nach vorn ein Teil der Mittel-
zellrippe fort (Fig. 24); einseitig bei einem 9 von Parn. clarius
im Berl. Museum für Naturkunde entdeckt. Auf Fig. 26 ist zwar
die Mittelzelle geschlossen, aber wir bemerken trotzdem in der
Zelle einen kleinen Fortsatz zwischen M, und M, aus dem hin-
tersten Teile von Rippe Ou,, der stark an dem eben beschriebenen
anormalen Rippenverlauf der Mittelquerrippe erinnert (vgl.
Figg. 24, 26). Schließlich seien noch die beiden rippenartigen
Gebilde, die nicht so robust wie eine Parnassiusrippe ausgebildet
sind, auf Fig. 25 erwähnt; parallel zur kubitalen Mittelzellrippe
sehen wir eine peroneure Längsrippe, eine zweite trifft die Mittel-
zellquerrippe Ou zwischen M. und M,. Nicht so ausgeprägt ist
ein ähnliches Auftreten so einer Scheinrippe bei jenem praekostal-
spornlosen @ von Parn. Bremeri (Fig. 14).
Die Falte der rückgebildeten Analrippe (A) ist undeutlich.
(Bei der Gattung Euryades ist die Analfalte sehr stark betont.)
Die obere Axillarrippe (Ax,) entspringt frei aus der Wurzel
und mündet in die Hälfte des Hinterrandes.
Die untere Axillarrippe (Ax,) fehlt und kommt unter den
Papilioniformia nach unserem Befunde bloß bei Baronia brevi-
comnis (1: Fig. 1) vor.
Zu erwähnen wäre noch das von Haude abgebildete monströse
Hinterflügelgeäder eines $ von Apollo rubidus Fruhst. (17; 2: A. 6,
Fig. 26, p. 165) mit überzähligen Rippen, die eine förmliche Anhang-
zellenkette formen. Die Beschreibung bezw. Deutung der Kubitalen-
rippen auf jenem Flügelteile ist recht verzwickt. Cu, ist zweifellos
jene Rippe, die aus der kubitalen Mittelzellrippe zuhinterst ent-
springt; sie ist normal.
In kubitaler Richtung setzt sich von der Cu,-Basis Cu, fort,
der jedoch nicht normal verläuft, sondern sich in zwei Abzwei-
gungen spaltet; die hintere Rippe davon ist peroneur, der vordere
Gabelzweig erreicht den Flügelrand. Zwischen Cu, und Cu,
ist die postinterkubitale Rippe deutlich erkennbar;
sie verläuft peroneurisch. M, gabelt sich ebenfalls wie bei Fig. 7b
oder 2: A. 6, p. 165, Fig. 23 oder Fig. 26. Der plethoneure Ast
von M,verwächst mit Cu, durch eine überzählige Quer-
rippe, viel näher dem Saume als bei unserer Apollomonstrosität
auf Fig. 26. M, und Cu, formen auf diese Weise eine auffallende
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 47
Anhangszelle. Diese Anhangszelle wird durch eine plethoneure
Rippe, die von der Zellecke zur Mitte des Cu, zieht, in eine weitere
Zelle eingeteilt. Ganz nahe der Einmündungsstelle dieser Rippe
in Cu, findet eine Schnürung (Verbindung durch eine Ouerrippe)
statt, wodurch neuerdings ein unansehnliches Zellchen entsteht.
Da mir leider dieses interessante Monstrum ‚in natura‘ nicht
vorliegt, so läßt sich aus der freilich vorzüglichen Abbildung der Ver-
lauf der normalen mittelzellformenden Rippen nicht apodiktisch
erkennen. Viel Wahrscheinlichkeit hat es jedoch, daß die an der
Basis von Cu, sich abzweigende Zellrippe faktisch dem mittleren
Teile der normalen DCu entspricht. Im großen gesehen, stellte
unser Monstrum eine Kombination dar: von f. postintercubitalis
mit einer dichotomisch geteilten M,, wenn wir von den anderen
paar plethoneuren, die Klarheit verwirrenden Bildungen absehen.
Von diesen plethoneuren Bildungen müssen wir als bisher von uns
bei anderen Stücken nicht beobachtete plethoneure Gabelung
von Cu, auch auf dem Hinterflügel (NB. wenn unsere Deutung
zutrifft) besonders erwähnen.
Die Type von Parnassius v. dis Gr. Gr. (Verity 16: p. 313,
Taf. LXIII, f. 16) läßt ebenfalls ein asymmetrisches monströses
Geäder erkennen. Nach der Abbildung ist rechts auf dem Vorder-
flügel R, atrophiert, an Stelle dessen sprießt aus R, eine kleine
Randgabel zum Saume; dort wo der tatsächliche R, entspringen
sollte, verläuft ein minimales Ästchen peroneurisch. M,, vor der
Zellecke peroneur, verwächst mit M, nahe dem Saume, wo sich
beide nochmals unbedeutend gabeln. Aus der Mitte der Ouerrippe
(Q,) eine plethoneure Neurippe in der Art der Fig. 10, Kubitus 1
(Cu,) — oder ist es eine Neurippe von M „, während Cu, atrophierte ?
— entspringt in unmittelbarer Nähe von M, und verläuft schräg
nach hinten in den Flügelrand. Hinterflügel rechts: die Abbildung
läßt nicht genau erkennen, ob die Mittelzelle zwischen Cu, und M,
offen blieb. Cu, atrophierte, M, nahe dem Saume karg gegabelt. —
Linker Vorderflügel: M, an der Zellecke doppelästig. Aus Cu,
ein plethoneures, peroneur verlaufendes Ästchen, das in Richtung
nach Cu, zieht. Cu, verläuft vor der Zelllängsrippe peroneur.
Rechter Hinterflügel: Verity beschreibt dieses Geäder mit folgenden
Worten: ‚la nervuulation irvegulaire et asymelrique prove qu’il
s’agit d’une forme düe a un developpement defectueux.‘“
* *
*
Fassen wir nun kurz unseren Befund zusammen.
Nach dem uns vorliegenden Material haben wir folgende
anormale Rippenverlaufe festgestellt :>)
®) atr.=Atrophie, pl.=Plethoneurose, meth. =Metathesis, meth.+
= Anastomose, pr.=Peroneurose, neopl.=Neoplethoneurose (ist Auftreten
ein er selbständigen überschüssigen Rippe zwischen zwei bekannten Rippen);
elpl. = Clathroplethoneurose (ist Neoplethoneurose in Querrichtung, wodurch
Gitterung entsteht).
5. Heft
48 Felix Bryk:
Vorderflügel, Hinterflügel.
(I) a) R, pr. (XL) a) P. atr.
IT) ß) R, atr. (XLI) a) Ra pl.
(XLII) ß) Ra meth.
II) a) R, meth. + R,
IV) ß) R,meth+ (R,+R,) (XL a ER Reg = pr.*) (Fig. 19)
V) a) R, pr (XLIV) f), R
vn ß) R, atr (XLV) y) Rß u Pe Ou,+DR)
VII) od) R, pr. (XLVI) ö) Rp meth.
VII) ß) R, pl. (XLVII) e) Rg meth. + Ma
X) a) M,meth. + (R, + R,) (XLVI e) Ra clpl. + Mo
& ) ß) M, meth. (= neopl. Ou,) (XLIX) n) R$ pl. pr.*) (Fig. 20)
(
XT) y) N, atr. (L) ö) Ra + neopl.
XII) ö) M, pl. DR*) (Fig. 18)
(XIII) ©) M, meth. +M, (LT) a) neopl. pr. (Ra—R;)
(meth. ?) (LII) a) Ma + Ra meth.
(XIV) er M, pr. (LIIT) 8) Ma clpl. + Ra
(XV) ß) M „mern. ?)+M,meth. (LIV) y) Ma pl. + Ou,
(XVTI) y) M,+M, meth. (LV) a) M,+M, meth.
(= Qu, tr) = Ne atr.)
(XVII) 6) M, clpl. +M, (LVI) f) M, pl.
(XVIII) a) pr. neopl. (M,—M,) (LVII) ») M, clpl. + M,
(XIX) a) M, meth. + M, (LVIII) ö) M, pl. pr. (= meth:
(=" Qu, atr) neopl. p. (M,—M,)
(XX) ß) M, En (LIX) ) M, atr.
(XXI) y) M, (LX) a) neopl. (Ma—M,)
(XXII) 6) M, Fan ta A neopl. pr. (Ma—M,)
(XXIII) a) Cu, meth. (LXII) a) M, + M, cIpl.
(XXIV) ß) Cu, meth.+Cu, (XLIII £) M, meth. +M,
(= DCu, meth.+DCu,) — (Our aben
(XXV) y) Cu, celpl. + Cu, (LXIV) y) M, pl. pr.
(XXVT) ö) Cu, pr. (LXV) ö) M, pr.
(DIXVIT) 8) Cu,tatt (LXVI) &) M, atr.
(XXVIII) a) Cu, + Cu, meth. (LXVIT) 2) M, meth. + Cu,
(='DCu, mern, De (LXVIII) a) Cu, + M, meth.
(XXIX) ß) Cu, + Cu, meth. % (LXIX) ß) Cu, meth. + M, (?)
(+ Cup pr.) (Pig. 11) (am Flügelrande)
(XXX) y) Cu, + Cu; clpl. (LXX) y) Cu, pr.
(XXXT) ö) Cu, meth. (LXXT) ö) Cu, atr.
(XXXII) a) neopl. (Cu,—Cu,) (LXXI) e) Cu, meth. + Cu,
(XXXIII) a) DR, pl. pr. (LXXIII) e) Cu, meth. + Cu,
(XXXIV) n Guss M, mei, (+ Cu, pr.)
(XXXV) pP) Qu, atr. (LXXIV) a) Cu; + Cu, meth.
(XXXV]) = 03 (=M,+M, (LXXV) ß) Cu, atr. (?)
meth.) (LXXVI) y) Cu; pl.
(XXXVII) a) Qu, pl. pr. (LXXVII) «) neopl. (Cu, — Cu,)
(XXXVIII) a) DCu, meth. (LXXVIII) a) neopl. DR (+ Rp)
(XXXIX) Pf) Axı pr. (LXXIX) ß) neopl. pr. DR.
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 49
Hinterflügel.
BRRRTN DR 00, (=R, atr)
(LXXXI) a) Qu, +DR (=R, atr.)
(LXXXII) ß) Qu, atr. pr.
(LXXXII) «) Qu, + Qu, meth. (=M,-+ M, meth.)
(LXXXIV) a) Qu, meth. + Qu, (=M, + M, meth.)
(LXXXV) 8 Qu, atr. (+ Ou, pr.)
(LXXXVI) y) Ou, pl. pr. (im Diskus)
(LXXXVII) «) DCu, meth. + DCu, (= Cu, meth. + Cu,)
(LXXXVII) ß) DCu, + DCu, meth. (= Cu, meth. + Cu,)
Diese übersichtliche Tabelle der von uns festgestellten Geäder-
labilität, die sich künftig lange noch nicht als erschöpft erweisen
wird, zeigt uns vor allem in krassen Gegensätzen: einerseits das
Auftauchen in der Parnassiusimago unbekannter Rippen,
andererseits den völligen Verlust bekannter. Als Übergänge
zu einem der beiden Abänderungsextreme kommen dann Ver-
schiebungen, Gitterungen oder überzählige Gabelungen einzelner
Rippen vor; wir fanden:
Neoplethoneurose im Vorderflügel: zwischen M, und M,
ein peroneures Ripplein (XVIII), — zwischen Cu, und
Cu, eine völlig ausgebildete Rippe aus DCu (XXXII).
Neoplethoneurose im Hinterflügel: aus Ra eine völlig aus-
gebildete Rippe (LXXIX), — zwischen Ra und Rg
aus DR (LI), — zwischen Cu, und Cu, aus DCu (LXX VII).
Atrophie im Vorderflügel: R, (ID, —R, (VD), —M, (XT),
— Cu, (XXVI), — Qu, (XXXIV).
Atrophie im Hinterflügel: P., (XL), — Reg (XLV), —
Cu, (LXXT), — Cu, (LXXV) (?), — Qu, (LXXXII), — Qu,
(LXXXV).
Metathesis im Vorderflügel: meth. R,+ R, (III), — meth.
R3;+(R,+R,) (IV), — meth. M‚+ (R, + R,) (IX),
— meth. M, (X), — meth. M,+ M, (XIII), — meth.
M,-+M, (XIX), — meth. Cu, (XXIII), — meth. Cu,
+ Cu, (XXVII), — meth. Cw (XXXT),, — meth.
DCu, (XXXVI).
Metathesis im Hinterflügel: meth. Ra (XLII), — meth. Ra
(XLVI), — meth. Ra+ Ma (XLVII), — meth. M,+M,
(LXIII), — meth. M,+ Cu, (LXVII), — meth. Cu, + Cw
(LXXII).
Kombinationen.
Wir haben bisher das Verhalten jeder Rippe an und für sich
besprochen, ohne Rücksicht darauf, ob die Peroneurose, Metathesis,
Plethoneurose oder Atrophie sich mit ähnlichen Zustandsmög-
lichkeiten anderer Rippen, sei es auf demselben Flügel, sei es auf
Vorder- und Hinterflügeln, vergesellschaftet.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 5. 4 5. Heit
50 Felix Bryk:
Wir wollen daher von diesem Standpunkte unsere ‚Monstra“
untersuchen.
Atrophie im Vorderflügel und Hinterflügel.
Cu, im Vorderflügel und Cu, im Hinterflügel (= forma
Jordani); tritt auf Gottland konstant auf (10: p. 683, Fig. 2). —
Im Vorderflügel ist M, fast atrophiert, M, peroneur, im Hinter- .
flügel M, verschwunden (2: A. 6, p. 164, Fig. 24, Taf. XXXV,
Fig. 152). — Cu, im Vorderflügel (und Ax, peroneur); M, im
Hinterflügel (10: p. 684).
Metathesis im Vorder- und Hinterflügel.
M, verschiebt sich nach vorn und anastomosiert an ihrer
Basis mit M. auf beiden Flügeln (2: A. 6, p. 162, Fig. 17; 5; 10:
p. 688). Es läßt sich diese Anastomose auch mit anderen Worten
umschreiben: der unterste Teil der Mittelzellquerrippe (Ou,)
atrophierte gleichzeitig auf beiden Flügeln.
Cu, und Cu, im Vorderflügel durch eine Ouerrippe gegittert;
Cu, gabelt sich aus Cu, auf dem Hinterflügel (10: p. 683, Fig. 4, 7),
bei einem 9 von Parn. apollonius entdeckt.
Peroneurose auf Vorder- und Hinterflügel.
R, M,, Cu, (links auch Cu,) im Vorderflügel und Rp und Cu,
im Hinterflügel peroneur (11: p. 17).
R, und Rp auf Vorder- und Hinterflügel peroneur (2: A. 8,
p. 173) (konstant bei Parn. apollo v. beroneurus Bryk).
Plethoneurose auf Vorder- und Hinterflügel.
Aus M, entspringt ein peroneures Ripplein auf dem Vorder-
flügel (rechts) und aus dem Hinterflügel links (also kreuzweise)
(4: p. 1).
Cu, plethoneur auf Vorder- und Hinterflügel (3: p. 205).
Außer diesen gleichzeitig auf Vorder- und Hinterflügeln auf-
tretenden Geäderabänderungen kommen Kombinationen innerhalb
ein und desselben Flügels auf, die nicht unwesentlich die Geäder-
fazies verändern, ich erinnere bloß an gleichzeitiges Auftreten
auf dem Vorderflügel: Atrophie von R, mit Metathesis von M,
(= f. Charlesi + f. Bosniackit) (2: A. 6, p. 165, Fig. 25); gleich-
zeitiges Auftreten von Metathesis von M, (=f. Bosniackt) und
Atrophie von Cu(,) (9) oder von Metathesis von R, und M, (= f.
Enderleini + f. Latrellei) (6: p. 75, Fig. 1}; plethoneures Auftreten
auf M, gleichzeitig mit Metathesis von Cu, (2: A. 6, p. 18, Fig. 18),
Plethoneurose von M, und Cu, (Fig. 8).
Auf dem Hinterflügel: Anastomose von Ra meth. mit. Ma
(= f. Ruhmannianus) und Plethoneurose von M, (2: A. 6, Fig. 23,
p. 164); oder Anastomose von Ra meth. mit M.« und Metathesis
von M, (=f. Ruhmannianus + f. Rebeli) (part.)), wovon uns
Fig. 21 anschaulich überzeugt.
Über das Abändeın d. Rippenkonfiguration 'm Genus Parnassius Latr. 51
Wir erwähnten hierbei bloß die allereinfachsten, da wir
verzwickte Kombinationen wie beispielsweise (p. 45—48) eigens
behandeln möchten.
* *
Gestatten nun die hier angeführten Beispiele von der Varia-
bilität einzelner Rippen eine positive Schlußfolgerung, die für die
Ontogenie oder Phvlogenie des Lepidopterengeäders von irgend-
welcher Erkenntnis wäre ’?
Vergleichen wir zunächst das Geäder des Subimaginalflügels
(2: A. 6, p. 159, Fig. 14) einerseits mit dem des imaginalen, ander-
seits mit den von uns eingehend besprochenen Rippenveränderungen.
Der Vorderflügel: Die Subkosialrippe (S) bleibt bei der
Subimago und Imago im wesentlichen völlig unverändert.
R, verbleibt im wesentlichen ebenfalls unverändert: a) R,
ist peroneur. ß) R, atrophiert (= f. hbaroniides) — v) R, verwächst
mit R, nahe dem Apex, gabelt sich aber dann los (= f. symplectus).
R,, der bei Papilio (nach Spuler) im Subimaginalstadium in
den gebogenen apikalen Teil mündet, fehlt allen Parnassiinen
(sensu nostro).
R, entspringt bei der Subimago als hinterer Gabelast des
zweimal gegabelten Radialrippensystems aus dem gemeinsamen
vorderen dichotomisch gegabelten Radialstiele. Bei der typischen
Imago von Parnassius verhält sich R, fast gleich, es findet bloß
eine Metathesis dem Vorderrande zu statt, wodurch R, sich mehr
R, nähert, was dem Vorderrand insofern zugute kommt, daß er
ihn stützt. Bei dieser Metathesis verhält sich der basale Teil von
R, fast konservativ wie in der Subimago, was in einer mehr oder
weniger starken Winkelung von R. in der Mittelzelle resultieren
mußte. Die vordere Mittelzelllängsrippe DR wird sohin gegliedert
in den bedeutend längeren Teil, der gemeinsam zu R,+R;,
gehört (= DR,) und den kürzeren, der zu R, gehört (DR,). —
a) R, verwächst nahe dem Vorderrande mit R, (= symßlectus)
setzt sich aber dann frei im Vorderrande fort; dieser aberrative
Zustand im Genus Parnassius Latr. ist ein Merkmal von Kailasıus
Bryk, bisweilen auch von Tadıumia Bryk. ß) R, verschiebt sich
allmählich, daß er mit (R, + R,) verwächst (f. Enderleini), was
wir eingehender nach erfolgter Besprechung von R, und R,
behandeln wollen.
R,.. Bei der Subimago entspringt R, als vorderer Ast der
hinteren Radialgabel bedeutend näher dem Seitenrande als R, und
mündet in den Seitenrand, bei der Imago verhält sich R, ähnlich.
Nur der basale Teil der hinteren Radialgabel ging beim Verwachsen
mit R, und R, im Imaginalflügel verloren. Bloß ein Rudiment
des basalen Teiles winkelt sich unbedeutend von der Mittelzell-
querrippe DR, ab, wodurch als Fortsetzung von DR, + DR;
als dritte Endgliederung DR(,+,) entsteht. Bei der f. Enderleinv
liegt folglich die verschobene DR(,+;) jenseits des Zellenschlusses.
— a) R, ist peroneur. $) R, atrophiert.
4* 5. Heft
59 Felix Bryk:
R, als hinterster Gabelast des Radialsystemes der ne:
bleibt bei der Imago unverändert. — «) R, ist peroneur. ß) R
ist plethoneur.
M, als vorderster des dreiastigen Mediansystems entspringt
bei der Subimago als vorderster Gabelast hinter ihren beiden
Geschwisterrippen sanft gebogen in den Seitenrand mündend.
Eine ähnliche Lage nimmt M, bei der Imago ein, nur ihr basaler
Gabelteil wie der den drei Medianen gemeinsame
Rippenteil atrophierte, wobei sich M, radialwärts derart
verschob, daß sie mit dem Stiele von R, at R, verwächst. Diese
mediane Metathesis ist eine moderne Errungen während die
nächsten Verwandten von Parnassius, also Kailasıus, Tadumia, ferner
Hypbermnestra, Avchon, Luehdorfia, oft Zerynthia, schließlich Seri-
cinus, Armandia noch nicht so vorgeschritten sind, indem M,mitR,
+R, nicht verwächst, sondern frei entspringt, wodurch zwischen
R, ie R, und M, ein mehr oder weniger deutlicher freier Raum
entspringt, der = dem vordersten Teil der Mittelzellquerrippe
Ou, mit DR (,+,) gewinkelt sich gittert. Bei Baronia, Papilio,
Eurvcus ist Qu, viel stärker entwickelt. — a) M, nimmt meta-
thetisch ihre mehr ursprüngliche Lage ein, indem sie direkt aus
der Querrippe entspringt (= forma Bosniackii). 8) M, nimmt
eine völlig radiale Lage ein, indem sie mit dem gemeinsamen Stiele
von R, + R, anastomosiert (=f. Latreille). y) M, atrophiert
(Fig. 7a). 6) M, plethoneur, indem sie sich gabelt {f. Haudeanus).
M,‚,, die mittlere des dreiastigen Mediansystems, entspringt
bei der Subimago als hinterer Gabelast aus dem gemeinsamen
Gabelstiele von M, + M,, sanft gewinkelt in den Seitenrand
mündend; bei der Imago verhält sich M, ähnlich, sie entspringt
direkt aus der mittleren Zellquerrippe (Ou ,), die sich leicht als stark
gewinkelter, verschobener Schaft von M, deuten läßt. — a) M,
atrophiert fast, nur Rudiment als peroneures Fragment sichtbar.
ß) M, plethoneur, indem sich vorn eine ansehnliche Rippe gabelt
(Fig. 7b).
M,, als hinterste des Mediansystems, entspringt bei der
Subimago als vorderste aus dem gemeinsamen, dreimal sich ästeln-
den Medianrippenstiel und mündet im hintersten Drittel des
Seitenrandes; bei der Imago ist M, mehr nach vorn radialwärts ver-
schoben, wodurch sie viel höher als bei der Subimago in den Seiten-
saum mündet, etwa in der Saummitte; sie verläuft frei aus der
Mittelzelle, indem ihr basaler Teil mit dem Kubitus verwächst,
wodurch das hinterste Glied (Ou,) der Mittelzellquerrippe (Qu)
entsteht. — a) M, verwächst metathetisch mit M,, wodurch Qu,
atrophiert (= f£. Verityi). ß) M,ist peroneur. y) M, ist plethoneur.
Cu, verläuft bei der Subimago als oberste Rippe des drei-
astigen Kubitalsystems, analog zu M,, in den Seitenrand. Bei der
Imago verschiebt sich Cu, mehr nach vorn und entspringt frei aus
der Mittelzelllängsrippe (DCu,) in den Seitenrand. — a) Cu,
metathetisch, indem sich seine Wurzel zu Cu, neigt. ß) C, upero-
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 53
neur. y) Cu, atrophiert (=f. AURIVILLII). Herrn Prof. Aurivillius
zum Zeichen meiner Hochachtung und Verehrung gewidmet;
Benennung erfolgt nach einem 2 von Parn. apollo v. Linnaei
(10: p. 684). ö) Cu, plethoneur (10: p. 683, Fig. 6).
Cu, als hinterer Gabelast des Kubitalsystems mündet,bei der
Subimago in die apikale Rundung. Bei der Imago ist Cu, mehr
nach vorn gegangen, weshalb er noch in den Seitenrand mündet;
er verläuft trei aus der hinteren Mittelzelllängsrippe DCu,, die aus
dem gemeinsamen Stiele der im Subimaginalstadium gegabelten
Cu, + Cu, entstand. — a) Cu, verwächst mit der verschobenen
Cu, hinter DCu, (= 1. Seitzi). — P) Cu, verschiebt sich derart, daß
er ın den Hinterrandswinkel mündet.
A ist bei der Subimago als zu vorderst entspringender hin-
terster Zweig mit dem Kubitalsysteme verwachsen und mündet
in den Hinterrand. Bei der Imago ist er insofern atrophiert, daß
er bloß als Falte erhalten ist, die in die Rundung des Hınterrandes
vor der Hinterrandsecke mündet. — a) A ist bisweilen aberrativ,
indem sie plethoneur erscheint, jedoch entzieht sich unserem
Scharfblicke eine genauere Präzisierung dieses sich schwer verfolgen
lassenden Verlauts.
Ax, verläuft bei der Subimago nach hinten gerichtet, mündet
sohin in den Hinterrand; bei der Imago mündet er in die Hinter-
randsecke. — Ax, metathetisch nimmt seine subimaginale Lage an,
' indem er in den Hinterrand mündet.
Ax, ist bei der Subimago mit Ax, an seiner Wurzel verwachsen
und mündet in den Vorderrand in der Nähe der Flügelwurzel;
bei der Imago verhält sich Ax, ähnlich, sie ist bloß im Längen-
verhältnis zur subimaginalen Länge kürzer.
Im ganzen gesehen unterscheidet sich das Subimaginalgeäder
von Imaginalgeäder vor allem dadurch, daß das Radialsystem,
Mediansystem und Kubitalsystem ais gesonderte Einheiten auf-
treten, die sich bei der Imago durch Metathesis aller Rippen und
Atrophie des medianen Rippenschafts zusammenschließen, eine
geschlossene Mittelzelle formend. — a) Mittelzelle ist vorne offen,
indem Qu, atrophiert (=f. BEMMELEN]I). Herrn Prof. Dr. van
Bemmelen zugeeignet. (Type ein Parn. mnemosyne var. bohemien
Bryk, c. m.)
Es erübrigt sich noch jener plethoneuren, selbständig auf-
tretenden Rippenbildungen zu gedenken, die uns im Subimaginal-
stadium nicht auffielen.
a) Zwischen R, und R, wächst wurzelwärts aus DR, ein
peroneures Rippenfragment in longitudinaler Richtung in die
Zelle hinein (f. Spuleri). Ich habe früher in Unkenntnis des sub-
imaginalen Geäders von Parnassius dieses plethoneure Gebilde
als Rückschlagserscheinung der bei den Parnassiinen verloren ge-
gangenen zweiten Radialrippe R, angesprochen; sie scheint mir
aber nach Überlegung viel eher als ein Teil der basalen, in der
Mittelzelle rückgebildeten gabeltragenden (R,+ R,) (6: A. 6, p. 160.
5. Heft
54 Felix Bryk:
ß) Zwischen Cu, und M, wächst aus der Mittelzellquerrippe
Qu, wurzelwärts in die Zelle hinein ein peroneures Rippengebilde
f. Hoffmanni), dasich analog f. Spuleri als basalen Teil des drei-
ästigen rückgebildeten Medianschafts ansprach (4: p. 1).
y) Zwischen M, und M, entspringt aus der OQuerrippe O,
eine peroneure Rippe (Fig. 10).
ö) Zwischen Cu, und Cu, verläuft direkt an DCu, eine Rippe,
die den Seitenrand erreicht (= antintercubitalıis).
Schließlich kämen noch die Gitterrippen in Betracht. «) R,
und M, werden durch eine plethoneure Gitterrippe überbrückt
(Fig. 9). Ein Vergleich ‘dieser plethoneuren Schnürung mit der
überschüssigen M, auf Fig. 8, die der andere Vorderflügel desselben
Exemplares zeigt, überzeugt uns, daß diese Gitterrippe, dem
Werte nach, zu einer Gabelrippe von M, werden kann. — ß) Cu,
und Cu, wird von einer Gitterrippe eingeschnürt.
Beiträge zur Biomechanik der Rippensystembildung.
Nachdem wir nun die Topik der Vorderflügelrippen besprochen
haben, vergleichen wir nun die Rippenkonfiguration von Parnassius
mit anderen generibus der Papilioniformia.
Beim Vergleich fällt uns sofort die bei Parnassius prononzierte
radiale Verschiebung des Medianastammes in die Augen.
M,, die bei Papilio und Baromia stark vom Radialsysteme
durch eine ausgeprägte Ouerrippe (Ou,) noch getrennt erscheint,
ist bei Parnassius völlig radial geworden, indem sie mit R,+ R,
verwächst, so daß bei typischem Parnassius (sensu nostro) Qu,
atrophierte. Ja, bei der f. Latresllei, die zu einem Gattungs-
merkmale der meisten Parnassius wurde, ist M, jenseits der Zelle
mit R,+ R, verwachsen (Fig. 1), wodurch es den letzten Halt
medianaler Selbständigkeit aufgab und zum hintersten Aste einer
dreiastigen ‚Radialrippe‘‘ wurde. Homologe Metathesis von M,
läßt sich bei den Pieriden verfolgen. Während M, bei Teracolus
sich wie beim typischen Parnassius verhält, also aus der vorderen
Zellecke anastomosierend entspringt, ist M, mehr oder weniger
übertrieben mit den Radialrippen jenseits der Zelle verwachsen:
bei Aporia, Pieris, Euchloe, Colias, Gonepteryx. Die Gattungen
Sericinus, Luehdorfia, Archon, Armandia, Kailasius, oft Zerynthia
und Tadumia und Parnassius f. Bosniackii zeigen die allmähliche
Evolution von einer papilioechten, noch median gelegenen M, zu
einer parnassischen radialen M,.®)
°) Es ist unbegreiflich, wie Verity, der im Verhältnis zu seiner ein-
gehenden Behandlung oft oberflächlicher Artmerkmale und überschwäng-
lichen Manie ‚Serien‘ abzubilden das Geäder ganz stiefmütterlich behandelt,
behaupten kann, die erste Diskozellulare (=Qu,) fehlte dem Parnassius
völlig (‚la premiere discocellulaire dans le genre Parnassius ou elle manque
tout a fait‘) (16: p. 2), dabei bildet er, ohne es im Texte hervorzuheben,
selbst die ab. Bosniackii von Parn. apollo ab (16, Pl. B, Fig. 17). Diese im
dilettanthaften Studium der Lepidopteren wurzelnde Behauptung Veritys
ist noch mehr bezeichnend für seine oberflächlichen Untersuchungen, weil
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 55
Schon das labile Verhalten von R, deutet dahin, daß der
parnassische Wille danach strebt, den apikalen Flügelteil im Sinne
der verschobenen M, kräftig zu stützen. R,, der im Gegensatze
zu Papilio nicht aus der vorderen Mittelzellecke, sondern vor der
Zellecke, wie auch bei Hypermnestra, entspringt, verschiebt sich
ebenfalls zu R, + R, metathetisch. Erst noch ganz papiliomäßig
(Fig. 1, 23b) bis er schließlich völlig in die Figuration von R,+R5,
eingreift, indem er aus deren gemeinsamen Stiel entspringt (= f.
Enderle:ni), wie es für die nächstverwandten Karlasius, Luehdorfia,
Zerynthia, Archon, Armandia oder weiteren verwandten Teino-
balpus und Leptocircus charakteristisch ist. Nicht genug damit!
als wollte gleichzeitig R, den im Genus Parnassius (und Hyper-
mnestra) verloren gegangenen R, kompensieren, verwächst R, mit
R,, um den Außenrand noch kräftiger zu stützen. Dieser Sym-
plectuszustand ist für Karlasius und teilweise für Tadumia charak-
teristisch. Bei Parnassius haben wir ihn aberrativ festgestellt. -
Auch M, ist bei Parnassius, Hypermnestra, Kailasius, Tadu-
mia mehr dem Radialsystem genähert als es beim typischen Papilio
der Fall ist, nimmt er doch fast eine ähnlich ‚‚radiale‘“ Lage bei
Parnassius ein, wie bei Papilio M,; die Funktion von M, bei Par-
nassius entspricht sohin fast der von M, bei Papilio. Die Querrippe
Ou, ist bei Parnassius intolge radialer Verschiebung von M, nicht
so stramm gespannt wie bei Pafilio oder Baronta, sondern wie bei
Kailasıus, Tadumia, Hypermnestra, Archon mehr oder weniger
wurzelwärts eingebogen oder sogar eingeknickt (Figg. 4, 5, 8). In
aberrativen Fällen kann jedoch Ou, auch bei Parnassius stramm
gespannt verlaufen, worüber uns Fig. 7a, 7b überzeugen. Diese
Spannung ist wohl auf die kubitale Verschiebung von M,, die mit
M, zusammenwächst, zurückzuführen.
Als Begleiterscheinung des ‚radialen Kurses‘ beim parnassischen
Mediansystem verschiebt sich M, ebenfalls mehr nach vorn als es
bei Papilio Usus ist. Auf diese Weise erscheint Qu, bei Parnassius
schwach gewinkelt, während Cu, bei Pafılio, Eurycus und Baronia
als Fortsetzung von DCu in einer geraden Linie verläuft.
Das Unikum auf Figg. 23a, 23b zeigt am anschaulichsten
diesen Prozeß der radialen Tendenz beim parnassischen Median-
system. M, ist sehr stark radialwärts heraufgekrochen und mit
R,+ R, verwachsen (=f. Latreillei); die anderen beiden M,,,
ja Verity zum Gen. Parnassius auch Kailasius, wie man es bisher tat, mit-
rechnet, sohin einen Parnassius (sensu auct.), bei dem ja das Vorhandensein
von Qu, ohnehin zum Gattungsmerkmale wurde; auch bei Tadumia ist
Qu,, wenn nicht so betont wie bei Karilasius, immerhin in den meisten
Fällen erhalten, was sogar Verity (16, Taf. B, Fig. 19) bei 7. (Parn.) imperator
im Bilde festhält. Noch einen schlimmeren Schnitzer begeht Verity, wenn
er die bloß bei Papilio vorhandene, bei Teinopalpus bereits im Auflösungs-
zustande sich befindliche Kubitalquerrippe zwischen Cu, und Ax, auch bei
anderen Papilioniden (sensu auct.), mit Ausnahme Sericinus, Thais, Doritis,
Parnassius, feststellt (16: p. 2). Wir haben weder bei den Baroniiden noch
bei Luehdorfia, Armandia, Hypermnestra diese Querrippe jemals auffinden
können,
5. Heft
56 Felix Bryk:
M,, die beiderseits symmetrisch mit M, zusammengeschnürt sind,
sind derart kausal zusammengebracht, daß wir keinen besseren
Beleg zur Stützung unserer Behauptung uns wünschen könnten.
Die von M, wurzelwärts sich verlierenden Rippenschnörkel, die
auffallend genug auf beiden Seiten fast symmetrisch auftreten,
sind noch nicht rückgebildete Überbleibsel jenes Verwachsungs-
rozesses, der sich bei Ausbildung des Imagogeäders abspielt.
ereleichen wir Fig. 23b mit 7b und der Schlüssel zur Deutung
des ‚„plethoneuren‘‘ Gabelastes vonM, ergibt sich von selbst, ohne
tieferes Nachdenken. Stellen wir uns bloß vor: der basale Teil
von M, auf Fig. 23b atrophierte bis zur Schnürungsstelle, — und
wir werden später ähnliches Atrophieren vom basalen Teile des
Cu, nachweisen —, so entsteht eine gegabelte M,, deren vorderer
Gabelast M, ist. Gerade wie auf Wunsch stellt sich uns ein.solcher
Fall auf Fig. 7b ein. Die plethoneure vordere, aus M, sich gabelnde
Rippe ist sohin keine schlechtweg überschüssige Rippe, sondern
die metathetische mit M, anastomosierte M,. Das zwischen M,
und M, peroneur aus Cu, entspringende Rippenrudiment fasse
ich hierbei nicht etwa als Neugebilde, sondern einfach als Über-
bleibsel des basalen Teiles von M, auf, da ja M, bei metathetischer
Anastomose mit M, sich radialwärts ein wenig verschob, dabei mit
der Basis von M, verwuchs. Das Verschieben von M, medianwärts
zu M, ist sehr selten, ich habe es außer in diesen beiden erwähnten
und abgebildeten Fällen nicht weiter anderswo beobachtet. Vom
ontogenetischen Standpunkte läßt sich behaupten, daß in diesen
eben angeführten Fällen M, fast seine ursprünglichesubimaginale
Lage beibehielt. Als auffallendste radiale Tendenz des Median-
systems ist die Anastomose von M, mit M,, indem Ou, atrophiert
(= f. Verity:). Schauen wir uns diese sonderbare Rippenkonfigura-
tion näher an (2: A. 6, Fig. 17, p. 162), so haben wir vor uns die
extremste Parnassiusform in seiner radialwärts gerich-
teten Bestrebung des Mediansvstems: von der Querrippe
ist bloß der mittlere Teil Qu, erhalten, während Ou, + Qu, atro-
phierten!
Die übertriebene radiale Tendenz des Mediansystems, das seiner
ganzen Anlage nach eher zum Kubitalsysteme gehört, aber zum
Radialsysteme strebt, bezeichneten wir als spezifisch Parnassisches
und wir versuchten diese Tendenz mit dem Willen, dem Vorderrand-
teile kräftigere Stütze und der Mittelzelle größere Spannkraft zu
verleihen, in kausalen Zusammenhang zu bringen. Vom Stand-
punkte der Mechanik kann eine Spannung nur dann erfolgen,
wenn wenigstens zwei Stützpunkte oder Pole vorhanden sind.
Wissen wir nun, daß durch die radiale Tendenz des Mediansystems
dem vorderen Mittelzell- und Flügelteile eine kräftige Stütze
zugute kam, so können wir a priori nach dem Gesetze der Mechanik,
dem auch jeder organische Vorgang zu allererst und -letzt unter-
liegt, eine der radialen entgegengesetzte Tendenz postulieren.
Das Kubitalsystem übernimmt nun diese postulierte Rolle, indem
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. Ya
es das Takelwerk der Rippenkonstruktion nach hinten zieht,
spannt, der Mittelzelle dadurch vor allem den anderen Stützpunkt
zu ihrem gewollten In-die-Breite-Spannen verleiht. Als Reaktion
gegen die radiale Tendenzdes Mediansystems, (das übrigensschon
im Subimaginalstadium viel näher dem Radialsystem als bei
Papilio gerückt ist und das im Verwachsen der radialwärts ver-
schobenen M, mit M, (= f. Verityi) gipfelt), stellt sich nun das
übertriebene antagonistische kubitale Verlangen von Cu, nach hinten
sich zu verschieben, bezw. seine ursprüngliche subimaginale
Stellung auch im Imaginalstadium weiter beizubehalten. Wir
besitzen eine förmliche Serie von Exemplaren, die dieses Verschieben
von Cu, zu Cu, stufenweise veranschaulichen. Zunächst neigt sich
ihr basaler Teil zu Cu, (10: p. 685, Fig. 5), {ferner verwächst er an
der Basis von Cu, mit Cu,, weiter gabelt er sich direkt aus seiner
Zwillingsrippe (2: A. 6, p. 162, Fig. 19; 10: p. 683, Fig. 3), bis er
schließlich ganz übertrieben fast eine Saumfeldgabel, einem der
vielen plethoneuren Rippengebilde gleich, formt (Fig. 11). Mit
einem Worte: Cu, nimmt auch bei der Imago aberrativ seine
ursprüngliche subimaginale lage als vorderer Gabelast von Cu,
ein. In dieser Hinsicht ist Fig. 7 a besonders lIchrreich, weil sie uns
einen Einblick in das hartnäckige wie auch auffallende subimaginale
Zusammenhalten von Cu, mit Cu, auch im Imaginalstadium ge-
stattet und uns gleichzeitig über den unserer direkten Beobachtung
sich entziehenden Vorgang der Anastomose des basalen Medianteils
mit dem Kubitus, die im Hervorbringen der hinteren Mittelzell-
längsrippe (DCu) resultiert, Aufklärung gibt. Einen ähnlichen Fall
des Vorganges der subimaginalen Umwandlung des Mediana- und
Kubitalsystems infolge Anastomose zur hinteren Mittelzelllängs-
rippe (DCu) hat die Imago von Fig. 12 festgehalten. Wir können
bei dieser ‚‚unfertigen‘ Mittelzelllängsrippe den Vorgang des all-
mählichen Verwachsens förmlich sich vor unseren Augen abspielen
sehen. Ob die dabei zum Vorschein gekommene peroneure, zu
Cu, parallele Rippe ein Teil der bei der Subimago erhaltenen, bei
der Imago jedoch rückgebildeten Analrippe A ist, wage ich nicht
apodiktisch zu behaupten; ausgeschlossen scheint es mir jedoch
nicht, daß wir vor uns eine Rück-
schlagsform mit peroneurisch
erhaltener A haben.
Schließlich sei noch das ein-
zig in seiner Art in der Text-
figur a abgebildete monströse
Geäder von Parn. Bremeri zu
erwähnen, wo wir das geradezu
gewaltsame Sich-verziehen des Fig. a. Monströses Geäder von
Mediansystems radialwärts soan- f@rmassius Bremeri Feld. 3
schaulich, wie es nur möglich sein kann, verfolgen können. Die
drei Medianrippen M,, M,, M, sind wie zusammengeschnürt
und werden von einer Querrippe (die wohl der Basalteil der
5, Heft
98 Felix Bryk:
drejästigen Mediana ist), nach vorn zum Radialsysteme hin-.
gerissen. Wir haben hier sohin eine Papilioniformia mit
primitiver Stellung des Mediansystems, da doch M,.
sonst mehr oder weniger radialwärts verschoben ist, ja bei Par-
nassius schon ganz extrem dem Radialsystem zugehört, Die kleine
Querrippe, die Cu, mit Cu, verknüpft und dadurch eine kleine
Zelle bildet, dürfte wohl aer plethoneuren Querrippe von 10:
Fig. 4, p. 683, adäquat sein.
Nachdem Cu, durch metathetische Anastomose mit Cu, an
dem Spannen der Mittelzelle sich direkt nicht mehr beteiligt,
erweist er sich im Haushalt der Parnassiernatur überflüssig ... .
und atrophiert (= f. Aurivillii). Cu, muß offenbar ein derartiges
Übergewicht in seiner Spannkraft besitzen, daß er — ohne die
Spannungsfläche des Flügelgerippes dadurch irgendwie negativ
zu beeinträchtigen —, schließlich auch auf das bischen Stütze,
das Cu, als Gabelast nun dem Seitenrande gewährte, verzichten
konnte. Cu, atrophierte sohin völlig! Die Formen Aurivilli
und Seıtzi sind die gewöhnlichsten Geäderformen, die im Vorder-
flügel von Parn. apollo L. vorkommen, deren verhältnismäßig
häufiges Auftreten ich auf Gotland, dem schwedischen Festlande,
und in Mähren mit allen ihren Übergängen nachweisen konnte.
Es scheint sohin, daß nach vollzogener Atrophie von R, bei den
Parnassiinen von allen Rippen der obere Kubitus Cu, im Genus
Parnassius das Schicksal von R, vor allen anderen Rippen teilen
wird. Die akut gewordene Tendenz bei Parnasstus Cu, rückzu-
bilden, die niemand ernst leugnen wird, vermag ich sonst auf keine
andere Weise zu erklären. Ist nun die Tendenz Cu, zu atrophieren
als gegeben zu betrachten, so läßt sich der Rückbildungsprozeß
einer jeden anderen Rippe a posteriori nach dem vorbildlichen
Verhalten des uns stufenweise erhaltenen Atrophiervorganges von
Cu, aus ähnlichen Rückbildungsmomenten schließen. Eine Serie
von Parn. apollo in meiner Sammlung mit Übergängen vom nor-
malen Cu, über f. Seitzi zur f. Auvivillii würde sich in folgendem,
den Rückbildungsvorgang veranschaulichenden Stufengange an-
ordnen lassen: «) Cu, ist mit der Mittelzelllängsrippe DCu noch
nicht verwachsen, entspringt also mit Cu, aus gemeinsamem Stiele
(Fig. 7a). 5) Cu, ist bereits derart DCu genähert, daß er stellen-
weise mit DCu verwächst (Fig. 12). y) Cu, ist normal. ö) Cu,
verliert sich peroneur im Flügelteile. e) Cu, neigt sich metathetisch
bei DCu zu Cu,. £) Cu, verwächst durch Querschnürung mit Cu,
(10: Fig. 4, p. 683), wodurch indirekt Cu, ins Machtbereich von
Cu, tritt und aus Cu, entspringt. n) Der Basalteil von Cu, rück-
bildet sich bei der Anastomosierungsstelle mit Cu,, wird peroneur
und verliert jeden Kontakt mit Cu, (Fig. 11). ®) Dieser letzte
Stumpf des selbständig aus DCu entspringenden Cu, atrophiert
(= f. Seitzi), wobei die beiden Gabeläste Cu, und Cu, sich har-
monisch gabeln und ihr gemeinsamer Stiel sich mehr oder weniger
derart verschiebt, daß er eine Mittelstellung zwischen. beiden
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 59
Gabelästen einnimmt (2: A. 6, Fig. 19, p. 162; 10: Fig. 3, p. 683).
ı) Schließlich atrophiert Cu, völlig (= t. Aurivillir), als Endschritt
seines labilen Verhaltens.
Der geschilderte Verkümmerungsvorgang von Cu, stellt uns
vor die Tatsache, daß sich für Parnassius die Funktion von Cu,
mit der Zeit überflüssig erweisen kann. Daher kann auch die
Atrophie auf viel kürzerem Wege als erst auf Umwegen metathe-
tischer Anastomose mit Cu, erfolgen, nämlich direkt durch all-
mähliche Peroneurose von Cu..
Das dem Radialsysteme, (das an sich nicht nur das Median-
system, sondern wie im eben angeführten Falle (vgl. auch Fig. «)
sogar die labile Cu, hinreißt), antagonistische Entgegenarbeiten
seitens des Kubitalsystems, dessen Opfer schließlich die unde-
zidierte hin- und hergerissene Cu, wurde, manifestiert sich auch
durch Verschiebung von Cu, nach hinten, indem sie in die Hinter-
randsecke mündet (2: A. 6, p. 155); natürlich verschob sich gleich-
zeitig als Begleiterscheinung Ax, noch mehr nach hinten, so daß auch
sie in den Hinterrand mündet. Ganz unerklärlich überrascht uns
angesichts des labilen Verhaltens von Cu,, die zur Atrophie strebt,
das Auftauchen einer uns in der Ontogenie nicht aufgefallenen
Rippe, die parallel zwischen Cu, und Cu, verläuft (= antınter-
cubitalis) (Fig. 13). Wir werden auf diese Rippe später zurück-
kommen. |
Mit den aus dem Verhalten von Cu, gewonnenen Erfahrungen
vor Augen wollen wir nun von Neuem das Parnassiusgeäder des
Vorderflügels genauer betrachten. Beim Hinreißen des ganzen
Rippensystems nach vorn ging bereits der sich als überflüssig er-
wiesene R, verloren. Bei Baronia ist es wahrscheinlich R,, den ein
gleiches Schicksal ereilte (1). Infolge des weiteren Drängens der
übrigen Rippen wird R, derart in Mitleidenschaft gezogen, daß es
einerseits mit S anastomosiert, wie es bei Baronia der Fall wurde,
andererseits im distalen Teile mit R, verwächst, wie es für Katlasıus
und oft für Tadumia typisch ist. Fig. 1 ist eine Analogieform zu
Fig. 11, dort der Basalteil von R,, hier von Cu,, der sich im Rück-
bildungsstadium befindet; dort wie hier Metathesis des Restes,
so daß R, wie Cu, gegabelt erscheinen. Fig. 2, die die andere
Flügelseite desselben Tieres darstellt, zeigt bereits völlige Atrophie
von R, (= baroniides). Sohin verkündet uns auch hier die Meta-
thesis von R, (der Symplectuszustand) einen Übergang zur Atrophie.
Das metathetische Lavieren von R,, der bald echt parnassisch vor
der Zellecke entspringt, bald knapp vor der Zellecke entspringt
wie bei Eurvcus”), bald mit ihr mehr oder weniger anastomosiert,
wie bei Pabilio, oder schließlich mit R, und R, verwächst, be-
sprachen wir eingehend und deuteten dieses Verhalten nicht als
Schwächeanzeichen, sondern als Kompensation für den Rippen-
?) Befund nach 3 Exemplaren im Königl. Riksmuseum: 2 gg aus
Bellendenker, 2 Yarrabath Nord Queensland (leg. Mjöberg).
5. Heft
en Felix Bryk:
verlust von R,. Bei Baronia ging wahrscheinlich diese Rippe
verloren, weshalb R, seine Rolle übernehmen konnte. Bei Par-
nassius ist R, eine der am meisten ihre Funktion erfüllenden
Rippen, weshalb sie unentbehrlich wurde; wir konnten auch von
R, bisher weder Peroneurose noch Atrophie feststellen. Nur noch
die Atrophie von R, und M, haben wir bisher feststellen können,
was auch nicht gerade als Belege für die Dezidiertheit jener Rippen
aufzufassen wäre. Der Latreilleizustand ist an und für sich schon
nach unserer Theorie ein Vorbote einer Atrophie von M, (Fig. 6),
können wir doch bei M, ein ähnliches Wackeln wie oben bei Cu,
feststellen. Wir bemerken nämlich auf Fig. 7a beim Ausfall von
M, als Kompensationserscheinung ein plethoneures Sprießen eines
Gabelastes aus M, nahe dem Saume. Der andere Vorderflügel
desselben Exemplares (Fig. 7b) zeigt eine M, mit einer schon stark
betonten überschüssigen Gabelrippe, die wir ohne Bedenken als
metathetisch anastomosierte M, wieder erkennen (Analogie zur
f. Seitzi) ; ihr gemeinsamer Stiel hat sich dabei radialwärts, wie bei
der typischen f. Seitzi verschoben, weshalb wir das zwischen M,
und M, zum Vorscheine kommende Rippenrudiment als Rest von
M, bezeichneten. Ist nun hiernach das überschüssige Ripplein
von M, auf Fig. 7a bloß als eines der unzähligen plethoneuren
Gebilde aufzufassen oder als stark saumwärts verschobene, mit
M, anastomosierte M,?
Vergleichen wir nun das plethoneure Gebilde von Fig. 8, 9
mit einem Übergange zu f. Seitzi. Ist nicht Fig. 9 ein Gegenstück
zu unserem eingehend besprochenen Apolloniustlügel mit der Quer-
schnürung von Cu, mit Cu,? Aus Fig. 8 allein könnte niemand
erraten, daß der plethoneure, aus M, entspringende, mit R, am
Saume anastomosierte, nicht unansehnliche Gabelast dem bio-
mechanischen Werte nach einer Ouerschnürungsrippe entspräche.
Ein Blick auf Fig. 9 des anderen Vorderflügels desselben Exemplares
überzeugt uns sofort über die Anpassungsfähigkeit und Verschie-
bungsmöglichkeit eines plethoneuren Gebildes. Die plethoneuren
Rippen neigen daherauchmehroder wenigerzueinerMeta-
thesis. Den plethoneuren hinteren Gabelast von Cu, auf Fig. 7b
möchte ich daher als nichts anderes als die verschobene, mit Cu, ver-+
wachsene Antintercubitalis-Rippe ansprechen (vgl. 10: p. 685, Fig. 6).
Mit der kleinen Randgabel von Cu, auf Fig. 8 verhält es sich nun
ähnlich wie mit der Randgabel von M, auf Fig. 7a. Wir lassen
auch hier die Frage offen, ob dieses Rippenplus der Antinter-
cubitalisrippe gehört oder nicht. — Bevor wir vom Vorderflügel
Abschied nehmen, wollen wir noch das plethoneure Rippengebilde
von M, (= f. Schulzei) besprechen. Diese unansehnliche Randgabel
von M, (3: p. 205, Fig. a) wäre uns ganz unverständlich wie die
Randgabeln von Cu, (Fig. 8) oder M, (Fig. 7a) hätten wir nicht zum
Glücke einen Apollo erbeutet, bei dem eine völlig ausgebildete,
bloß im distalen Teile peroneure Rippe mit M, in der hinteren
Zellecke entspringt! (10: Fig. 5, p. 685). Dürfen wir auch nicht
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 61
hier annehmen, daß sich diese überschüssige Neurippe metathe-
tisch aus M, zu gabeln vermag ? Interessant ist, daß das Auftreten
der überschüssigen Rippe von M, mit der metathetischen Neigung
von Cu, und Cu, zusammenfällt, was ich aber bloß als einen zu-
fälligenUmstand halte und nicht als eine im kausalen Zusammenhang
stehende Begleiterscheinung aufgefaßt haben möchte; habe ich
doch sonst bei den unzähligen Exemplaren von f. Seitzi oder f.
Aurivillii mit ihren Überhängen keine überschüssige M,-Rippe
entdecken können.
* *
*
Bei der Besprechung des Hinterflügelgeäders sind wir
vomVergleich desselben der Subimago mit dem der Imago enthoben,
weil uns leider bisher das Subimaginalgeäder des Hinterflügels
unbekannt ist. Mit Hilfe der genauen Kenntnis des Vorderflügels
und der von uns entdeckten Hinterflügelgeäderformen jedoch
glauben wir dennoch auch ohne das Subimaginalgeäder dem Ver-
ständnisse des parnassischen Hinterflügels näher als bisher zu
kommen.
Der an Rippen ärmere Hinterflügel unterscheidet sich zunächst
von seinem Vorderflügel durch Mangel der hinteren Axillaris
(Ax,), die wir unter den Papilioniformia bloß bei den Baroniiden
noch vorfinden konnten, ferner durch die Reduktion des Radial-
systems. Welche Radialrippen atrophierten bezw. anastomosierten
miteinander ?
Der Präkostalsporn ist bei Parnassius und bei Katlasius und
Tadumia einfach, aber nicht so spitzig wurzelwärts gebogen wie
bei Eurycus, Zerynthia, Armandia, Archon, sondern stumpf, leicht
gekerbt. Bei Pafilio und Hypermnestra ist er ebenfalls einfach,
aber in entgegengesetzter Richtung, distal spitzig gekrümmt.
Bei Baronia, Tadumia imperator, Luehdorfia®), Teinopalpus und
Sericinus ist er zweiästig. Der Präkostalsporn von Parnassius nimmt
sohin eine intermediäre Stellung ein, weil sein stumpfes, leicht ge-
kerbtes, bisweilen sogar gespaltenes Ende auf eine Rückbildung eines
zweiästigen Spornes in der Art von Baronia schließen läßt. Schon
bei Sericinus und Luehdorfia läßt sich der Rückbildungsprozeß
eines der beiden Spornäste verfolgen; bei Sericinus des hinteren,
bei Luehdorfia des vorderen. Die parnassische Atrophierungs-
manie läßt ferner sogar auch den Präkostalsporn nicht unberührt,
wie ein spornloses @ von Parn. Bremeri (c. m.) (Fig. 14) zeigt.
Die Humeralzelle, die bei Baronia, Eurycus, Papilio, Teino-
palpus, Armandia und Sericinus deutlich ausgeprägt ist, ist bei
Parnassius kaum bemerkbar. Eine dünne Rippe, die im distalen
Teile stark rückgebildet erscheint, vergittert in unmittelbarer
Nähe von der Ra-Wurzel Ra mit DR (13). Auch bei den übrigen
8) Die Abbildung von Luehdorfia (Doritites) Bosniackii Reb. zeigt
einen einfach distal gekrümmten Praekostalsporn, während Luehdorfia
zweiästigen Praekostalsporn besitzt. Dieser”Unterschied allein berechtigt
noch nicht die Etablierung der neuen Gattung Doritites Reb.
5. Heft
62 Felix Bryk:
Parnassiiden außer Aymandıa und Sericinus, also bei Kailasius,
Tadumia, Hypermnestra, Archon und Zerynthia ist die Humeral-
zelle ähnlich rückgebildet.
Welche Tendenz charakterisiert den Hinterflügel? Wie auf
dem Vorderflügel ist es vor allem M,, die ihre ausgesprochene
kubitale Stellung aufzugeben sich bestrebt und sich radial ver-
schiebt (Fig. 23a, 23b), bis sie schließlich an der Wurzel ganz an
der Einmündungsstelle von M, mit M, verwächst (Fig. 21). Ich
habe diesen Zustand bisher allein, ohne daß andere Rippen auf
dem Vorderflügel oder Hinterflügel in Mitleidenschaft gezogen
worden wären, nicht beobachtet, weshalb ich ihn nicht benennen
darf, so praktisch sich auch die Einführung eines Namens erweisen
könnte.?) Während f. Verityi zwar selten aber immerhin dochauftrat,
konnte ich eine ihr analoge Form allein auf dem Hinterflügel nicht
feststellen. Hingegen zusammen habe ich den gleichen Zustand
auf beiden Flügeln symmetrisch beobachtet und diese Kombination
als f. Rebeli eingeführt (2: A. 6, p. 162, Fig. 17). Eine’ andere
Kombination ist die f. Jordani, die ich in einigen Exemplaren auf
Gotland (10) erbeutete. Gleichzeitig mit dem Atrophieren von
Cu, auf dem Vorderflügel, atrophiert auch Cu, auf dem Hinter-
flügel oder viceversa. Die Form ohne Kubitus 1 auf den Hinter-
flügeln, die vorwiegend, merkwürdig genug, nur einseitig auftritt,
ist die gemeinste unter allen Geäderformen von Parnassius apollo;
ich benannte sie f. Embriki. Das gleichzeitige Auftreten von forma
Embriki und Aurivillii (= f. Jordanı) ist eine Parallelerscheinung
zu f. Rebeli, indem gleichzeitig analoge Rippen auf Vorder- und
Hinterflügeln Umbildungen erleiden. Von der forma Embriki
besitzen wir ebenfalls wie von der f. Aurivillii verschiedene Ab-
stufungen über Peroneurose von Cu,, metathetisches Verwachsen
mit Cu, (analog zur f. Seitzi), was zwar sehr selten vorkommt
(10: p. 683, Fig. 7), bis zum schließlichen Ausfall von Cu,, der
hingegen, wie eingangs erwähnt, verhältnismäßig gemein ist.
Einen weiteren einwandfreien Fall von harmonischer gleichzeitiger
Abänderung auf Hinter- und Vorderflügel bietet ein @ von P.
apollonius (10: p. 683, Fig. 4, 7), bei dem zwar der Sestzi-Zustand
nur durch eine Gitterung markiert wird, dessen Hinterflügel aber
ein der f. Seitzi homologes Verwachsen von Cu, mit Cu, zeigt.
Auch das 9 von Parn. actius (15: p. 32, Fig. 2) zeigt auf Vorder-
und Hinterflügel metathetische Anastomose von Cu, mit Cu,.
(Zu erwähnen wäre, daß sich auf Vorderflügel R, und HinterflügelM,
je eine plethoneureRippe abgabelt und daß Ax, auf dem Vorderflügel
und Ra auf dem Hinterflügel peroneurisch verlaufen.) Nicht
immer kommt aber das innere Bestreben, Hinterflügel und Vorder-
?) Bei Zerynthia ist M, oft M, genähert, eine Verschiebung von M,
nach M, u. Anastomosieren mit M, an ihrer Einmündungsstelle gehört
auch nicht zu den Seltenheiten. Ich nenne diese Form zum Andenken an
Grote GROTEI. Type: 1 8 von v. Deyrollei, bei der M, und M, sogar etwas
gestielt anastomosieren, im Riksmuseum zu Stockholm.
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 63
flügel gleichzeitig homolog abzuändern, harmonisch zum Vorscheine.
Die vier einzelnen Flügel eines P. aßollo können in dieser Beziehung
alle möglichen Kombinationen von Übergängen zur f. Jordani
vereinen, wie beispielsweise ein $ von der Torsburg (10: p. 685).
Linker Vorderflügel gehört zur f. Seitzi, auf der Rechten ist bloß
Cu, proximal der Wurzel von Cu, genähert (trans. ad f. Seitzi),
beide Hinterflügel stellen f. Embrikı dar. Die Hinterflügel sind
in diesem Falle — was ja in der Regel zu erwarten ist —, vorge-
schrittener, indem Cu, ausfiel, während er auf den Vorderflügeln
erst bei einer Metathesis stehen blieb. Wenn unsere Theorie,
„daß Vorder- und Hinterflügel für das Insekt ein und
dieselbe Extremität wären“ (10: p. 688) nicht trügt, so hätten
wir im letzterwähnten Fall einen unumstößlichen Beweis für unsere
andere Annahme, daß die Metathesis von Cu, als Vorbote
seiner Atrophie aufzufassen wäre. Im Vorder- und Hinter-
flügel hätte sohin derselbe Wille Cu, zu atrophieren bestanden,
sei aber bloß im vorgeschritteneren Hinterflügel zur-Ausführung
gelangt. Wir sehen sohin in diesem Falle, daß das homophore
Wirken (im Sinne Semon’s ‚„Mneme‘“) nicht immer harmonisch
zum Ausdrucke zu kommen vermag, was sich in asymmetrischen
oder heteropter-asymmetrischenGeäderabänderungen dokumentiert.
Einen anderen lehrreichen Fall von ‚‚heterogener Homophorie“
bietet ein @ von Parn. apollo v. Linnaei Bryk (c. m.) (10: v. 684):
Beide Vorderflügel gehören zur f. Aurivilli, die obere Axillaris
(Ax,) ist bei beiden Vorderflügeln insofern peroneur, indem sie
in unmittelbarer Nähe des Hinterrandswinkels in der Membrana
verschwindet. Der rechte Hinterflügel .ist normal; dem linken
atrophierte M,.. Es ist der einzige Fall, daß ich überhaupt den
Ausfall von M, beobachtete. Daß aber gerade die Atrophie von
M, auf dem Hinterflügei gleichzeitig mit der Atrophie von Cu,
auf dem Vorderflügel zusammenfällt, läßt die Vermutung zu, daß
beim homophoren Wachsen bezw. Rückbilden im Hinterflügel M,
anstatt Cu, das Schicksal der Atrophie ereilte. In diesem Falle
wäre die Atrophie von M, als homophore Kompensationserschei-
nung für den Rippenverlust von Cu, auf dem Vorderflügel aufzu-
fassen. Das zwischen M „und Cu, überhaupt genetische Beziehungen
auch im imaginalen Zustande bestehen, darüber überzeugt uns
unter anderem das Geäder von Charaxes, wo Cu, und M „gemeinsam
aus der Zellecke entspringen. M, macht dort völlig den Eindruck
einer Kubitalrippe, ja bei einem © von Charaxes protoclea sind sogar
Cu, und M, an der Zellecke gestielt miteinander verwachsen. !®)
(Vgl. auch Verhalten von M, bei Saturnia, Textfigur b, c.) Auch
die merkwürdige Geäderform von Parn. clarius mit offener Mittel-
zelle des Hinterflügels (Fig. 24) zeigt ganz deutlich die ursprüng-
liche Zusammengehörigkeit von M, zum Kubitalsystem; und man
y a Jordan & Rothschild: Monogr. of Charaxes (Nov. Zool. p. 557,
ig. 13).
5. Heft
64 Felix Bryk:
möchte hiernach kaum glauben, daß sich M, schließlich derart
von Cu, zu emanzipieren imstande wäre, um mit M, zu atrophieren
(Fig. 21). Auf Fig. 26 und (2: A. 6, Fig. 26, p. 165) spielt M,
eine intermediäre Rolle, indem wir dort genau verfolgen können,
wie sie zu M, und Cu, durch eine plethoneure Ouerrippe gezogen
wird.
Daß auch plethoneure Bildungen homophor auf allen vier
Flügeln gleichzeitig entstehen können, hierüber überzeugt uns ein
aberratives Geäder von SaturniapavoniaminorL., das mir geschlüpft
x 7 zu u?) Ed
Fig. c. Geäder von Saturnia pavonia
minor L. ab. pleth.
Fig. b.
ist (Textfigur c). Ein Vergleich dieses Geäders mit dem typischen
(Textfigur b) zeigt einen überschüssigen interkubitalen Gabelast
von Cu,. Er ist nur auf dem linken Vorderflügel völlig ausgebilcet,
während er auf den anderen drei Flügeln mehr oder weniger
peroneur verläuft!!.) Hinterflügel links versucht der plethoneure
Gabelast mit Cu, zu anastomisieren ; linker Vorderflügel ist zwischen
M, und R, doppelt gegittert. Ich darf dem Vererbungsforscher
nicht unerwähnt lassen, daß unter vier geschlüpften Faltern aus
Deutschland bezogenen Puppen drei mit plethoneurem Geäder
vorkamen, der vierte war normal. Außer dem hier abgebildeten 9
schlüpfte mir ein zweites ®, dessen Vorderflügel normal waren,
auf dessen Hinterflügel auf einer Seite Cu, einen peroneurisch
plethoneuren Gabelast aufweist, auf dem andern Hinterflügel Cu,
sich ganz nahe dem Flügelrande unbedeutend gabelt. Beim 3
'!) Auch bei Parnassius gelang es uns, auf Vorder- und Hinterflügel
eine der Saturnia analoge isoneure Form festzustellen, beim Parn. Ugrjumovi
(3, p. 203).
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 65
gabelt sich ganz unbedeutend bloß Cu, auf einem Vorderflügel,
während die anderen Rippen normal verlaufen.12)
Wie nun Karschs Isoneura (19) und die von uns auch auf
den Hinterflügeln von Baronia nachgewiesene Ax, (1) Spulers An-
nahme, daß Vorder- und Hinterflügel ursprünglich gleich waren,
bestätigen, so zeigen unsere eben besprochenen isoneuren Rippen-
formen der Atrophie (f. Jordan:), der Metathesis (f. Rebeli)1)
und der Plethoneurose von P. mnemosyne und Saturnia (Text-
figur b), ferner das nachgewiesene, wenn auch bisher gesondert
auftretende Vorkommen einer Interkubitalrippe auf Vorder- und
Hinterflügel, daß auch homologe rezente Verschiebungen, Ausfall
von Rippen, ja sogar Neubildungen als Ausdruck gleicher Wachs-
tumstendenzen im Hinter- und Vorderflügel sich manifestieren
vermag.
Um diesen Befund nun reicher an Erkenntnis, wollen wir uns
von neuem den Hinterflügel anschauen.
Wir bezeichneten die Radialrippen nicht mit Ziffern, sondern
mit Buchstaben des griechischen Alphabetes, weil wir der bei
vielen Autoren eingenisteten Unsitte, Unsicheres als Sicher-
erkanntes auszugeben, nicht folgen wollten. Die Autoren sind in
der Numerierung des Rippensystems oft ganz gewissenlos, wie es
einem paßt, wird ohne jede Begründung ein Radialast bald als
atrophiert, bald als vorhanden bezeichnet ; die verschiedene Nume-
rierung des Radialstammes von Parnassius bei verschiedenen
Autoren mag bloß als Beispiel angeführt werden“.) Wir versuchen
12) Während der Drucklegung erhalte ich von Dr. P. Schulze (Berlin)
eine photographische Abbildung eines $& von Saturnia pavonia minor, das,
wie die Textfigur zeigt, auf allen vier
Flügeln in der Mittelzelle je zwei
Längsrippen zeigt, die ich für den ba-
salen Teil des im Imagogeäder rück-
gebildeten subimaginalen Medianstam-
mes halte. Diese höchst interessante
Form benenne ich forma SCHULZEI,
inErkenntlichkeit für dieentgegenkom-
mende Freundlichkeit seitens Herrn
Dr. Schulze, mir das Tier zur Beschrei-
bung anvertraut zu haben (Type: 18;
Patria: Berlin, Koll. Schulze).
13) Das typische Verhalten von
M, und Cu, auf Vorder- und Hinter-
flügel bei Limenitis sibylla (Grote: !
Schmett. fauna Hildesheim, T. II, f. 13) Saturnia pavonia minor d
kann hier ebenfalls als Beispiel an- f. Schulzei Bryk.
geführt werden.
14) Wie willkürlich die Numerierung des Radialstammes ist, zeigt ein und
derselbe Flügel von Attacus atlas L. bei Grote. In seiner Arbeit über die
Tagfalter heißt die erste Rippe R,, dieselbe in seiner Saturniidenarbeit
R,-+3 (nach Enderlein ist es R,); die zweite Rippe heißt bei Grotes Tagfalter
R,, bei Grotes Saturniiden-Arbeit R, (laut Enderlein R,), die nächstfolgende
heißt (bei Tagfaltern) R,, bei Sat. R, (laut Enderlein fehlt sie), schließlich
heißt die letzte Radialrippe bei Grotes Tagfaltern R,+,, bei den Saturniiden
R,; (laut Enderlein R,).
Archiv für Naturgeschichte
1916. A.5.
5 5. Heit
66 Felix Bryk:
nun auf spekulativem Wege aus unserer Theorie des parnassischen
Homophorismus und aus den von uns beobachteten Geäder-
formen die etwaigen Radiusziffern hypothetisch herauszu-
bekommen, weil uns leider das Subimaginalgeäder des Hinter-
flügels, das uns die Lösung der Frage beträchtlich erleichtern
könnte, bisher unbekannt ist.
Ein oberflächlicher vergleichender Blick allein schon auf
Vorder- und Hinterflügel überzeugt uns, daß die Funktion der
Vorderflügelrippen eine andere sein muß als die des Hinterflügels.
Während der Vorderrand des Vorderflügels außer von der ro-
busten Subkostalrippe noch von zwei (bei Papilio, Baronia, Teino-
‚ palbus, Eurycus, Euryades und Zerynthianen sogar von drei)
Radialrippen gestützt wird und der Rest der Radialrippen mit der
ersten Mediana die Mittelzelle nach vorn ziehend ausspannte,
bedarf der Hinterflügelvorderrand, der sich ja an den Vorder-
flügel anlehnen kann, sohin keiner so komplizierten Rippen-
stütze. Er begnügt sich mit einer Rippe, wenn wir vom Präkostal-
sporn und der reduzierten Humeralzelle absehen dürfen, die ja
nur den Wurzelteil stützen kann. Hingegen übernimmt auf dem
Hinterflügel vor allem das Mediansystem die Funktion, die Mittel-
zelle in die Länge zu ziehen, und dieser Tendenz extremer bild-
licher Ausdruck dürfte nicht zu allerletzt die Schwanzbildung bei
Papilio, Sericinus, Luehdorfia, Armandia sein. Der Funktion
von M, scheint die stärkste Spannkraft zuzukommen.
Ihre Stellung ist bei Parnassius noch primitiv geblieben, indem
sie ihre Zugehörigkeit zu Cu,, Cu, nicht aufhob (vgl. Fig. 24, 26,
A. 6, p. 165, Fig. 26). Doch die Natur ruht nicht. Die f. Gyotei bei
Zerynthia und das Zusammenwachsen von M, mit M, bei Parnassius
(= f. Rebeli (part) Fig. 21) belehrt uns, daß in der Gattung anta-
gonistische Strömungen danach streben auch M ‚vom Kubitalsystem
loszureißen und mehr nach vorn zu verschieben. Daß sich im
Hinterflügel von Parnassius der Ansatzpol der spannenden Kräfte,
im Gegensatz zum Vorderflügel, in der Region von M,, die ich
hier als Resultante der antagonistischen Strömungen betrachte,
konzentrieren vermag, spricht für die untergeordnete Rolle des
Radialsystems im Hinterflügel. Die Funktion der Radialrippen
unterlag bei den Papilioniformia der des Kubitalsystems, daher
mußten die Radii eine Verschiebung nach hinten mitmachen.
R, neigte sich zu Mu, bis sie aus der gestielten Ma sich gabelte
(= f. Ruhmannianus) (Fig. 21)"). In Analogie zur f. Seitzi wissen
wir, daß eine derartige metathetische Anastomose als Schwäche-
zeichen aufzufassen sei, daß sohin die entsprechende Rippe der
Atrophie preisgegeben werde. Auch eine Querrippe, die wir als
Übergang zur f. Seitzi bezeichneten, konnten wir auf dem Hinter-
flügel feststellen (= clathratus). Tatsächlich atrophiert auch Rß;
15) Auch Leptidia sinapis und Nemeobius lucina zeigen ein analoges
Gabeln von Rß mit Ma (vgl. Grote: Schmett. fauna Hildesheim, T. II,
2.20; 7. IV, 228),
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 67
bei Parnassius apollo verhältnismäßig nicht so selten (Fig. 22).
Auf ähnliche Weise atrophierten im rezenten Papilioniformia-
Geäder jene Radialrippen, die uns in Ziffern näher zu bezeichnen
vorläufig schwer fällt. Nehmen wir unsere Theorie des homo-
phoren Wachsens zu Hilfe, so dürfen wir hiernach mit aller Wahr-
scheinlichkeit annehmen, daß es R, ist, der im Hinterflügel jeden-
falls atrophierte, weil er auch im Vorderflügel von Parnassius
verloren ging. Unseren griechischen Buchstaben dürfen wir sohin
in keinem Falle mit ‚2° ersetzen. Fig. 17, 18, 16, zeigen eine
überschüssige Rippe zwischen Ra und R7. Sie entspringt auf
Fig. 18 ungefähr im selben Abstande aus der Mittelzellrippe (DR)
wie bei Pap. xenocles Rg!%). Ihr Halt ist derart gering, daß sie
Ra zu sich ziehen konnte, mit dem sie auch anastomosierte.
Bildet sich der basale Teil dieser überschüssigen Rippe zwischen
DR und R5 zurück, daß bloß sein distaler übrigbleibt, analog zur
Fig. 11, so haben wir eine Rippengabel in der Art, wie sie Fig. 20
veranschaulicht, und die wir ohne Fig. 18 uns nicht erklären
könnten. Die auf Fig. 16, 17, 18 beobachtete überschüssige Rippe
halte ich als einen der im Genus Parnassius verloren gegangenen
Radius. Da Rp hinter ihm aus der Zellrippe entsprießt, so muß
R; als hinterer unbedingt eine höhere Ziffer als dem Rückschlags-
radius-zukommen. Entspricht Rz dem fünften Radius R,, so
kann der Rückschlagsradius nur R, oder R, sein! Wir werden
aber sehen, daß Ra dem R, nicht entsprechen kann.
Die überschüssige Rippe, die aus Ra entspringt (f. Kunzianus),
Fig. 15, möchte ich auch nur als einen Rückschlagsradius an-
sprechen; die gleiche Rippe verwächst bisweilen wieder mit Rß,
bildet in diesem Falle eine winzige Zelle (Fig. 7a, 7b). ObesR,
oder R, ist, der f. Kunzianus eigen ist, wage ich nicht zu ent-
scheiden. Fehlt R, überhaupt schon der Subimago, wie ihrem
Vorderflügel, dann kann die überschüssige Rippe bloß R, sein.
Er hätte sich sohin an seiner Basis getrennt von der Subcosta (S)
gehalten, wodurch die Humeralzelle entstanden wäre, wäre dann
mit S anastomosiert und schließlich am Scheitel als überschüssige
Rippe noch einmal zum Vorscheine gekommen. In diesem Falle
müßten wir Ra auf diese Weise schreiben: ($+R,). Schauen wir
' uns nun das aberrative Verhalten von Ma an: daß es sich Rg zu
ziehen vermag und mit ihm verwächst, haben wir bereits be-
sprochen. Schon dieser Umstand ist für die Richtigkeit der Be-
zeichnung von Ma als Mediana recht bedenklich. Waren wir doch
im Vorderflügel nicht daran gewöhnt, daß M, zu sich einen Radius
hinreißen könnte! Ferner fanden wir, daß bisweilen eine über-
schüssige Rippe zwischen Ma und M, aus der Zelle auftaucht
(f. Reuteri), die sich auch metathetisch zu M, verschieben kann und
mit ihr verwächst (=f, reuteriides). Schließlich konnten wir, freilich
bloß in einem Falle, feststellen, daß M, atrophieren kann (Fig. 7b).
16) Ich lasse es vorläufig dahingestellt, ob unsere überschüssige Rippe
‘der xenoclesischen dem Werte nach entspricht.
5* 5. Heft
68 Felix Bryk:
Die zwischen M. und M, auftauchende Rippe halte ich eben-
falls für einen Rückschlag. Welche Rippe kann es nun sein, die
in der Ontogenie vorkommt und vor M, liegt? Nur M, kann es
sein! Ich neige daher zu der Ansicht, daß M, im Parnassius-
hinterflügel atrophierte. Unsere konventionelle Bezeichnung von
M. wäre sohin falsch; was wir ‚Ma‘ bezeichneten, wäre faktisch
eine Radialrippe. Sohin würde jeder Hinterflügel von Parnassius
der Vorderflügel- Rippenfiguration von Fig. 6 sehr nahe kommen
(natürlich wenn wir von Ax, und den vorderen Radialrippen
absehen). Auch auf dem Vorderflügel von Fig. 6 kommt sofort
nach dem Radialsystem M,! Noch näher käme ein Vorderflügel-
geäder dem des Hinterflügels, wenn der Verlust von M, (Fig. 6)
auch vom Rippenverluste eines Radialgabelastes in der Art der
f. Charlesi (2: Fig. 25, p. 165) begleitet wäre. M. müßte man sohin
R, (+ M,) schreiben, womit gleichzeitig bezeichnet wäre, daß
M, bei ihrer Atrophie mit R, völlig anastomosierte. Ob man von
diesem Gesichtspunkte aus den bisweilen auftretenden über-
schüssigen Rippengabelast von „Ma“ (15: p. 32, Fig. 2) als rück-
gebildeten Rückschlag von der wirklichen M, betrachten soll, lasse
ich auch hier offen.
Kehren wir nun zu Rg zurück. Da wir Ma als R, (+ M,) de-
maskiert zu haben glauben, so kann nun R$ unmöglich als letzter
Radius gelten.
Entspricht Rg nun dem Radius 4? oder R,? Im ersten Falle
wäre der Rückschlagsradius (Fig. 18) als R,, im anderen als R,
aufzufassen. Wir postulierten aber, in Analogie mit dem Vorder-
flügelgeäder, die Atrophie von R,. Sohin kann Rß bloß dem
vierten Radius R, entsprechen. Aus unserer Spekulation, die
ich nur als solche aufgefaßt zu haben wünsche, erfolgt, daß das
Hinterflügelgeäder in dieser Reihenfolge zu schreiben wäre:
„SIHR,), Rı(+ 3), Rz(+M}), M, etc.
Noch bleibt uns das Verhalten von M, zu besprechen. Wir
sahen sie bei der seltsamen Form f. Ferdinandi atrophieren (2: A. 6,
Fig. 24, p. 164, T. XXXV, Fig. 152). Im Vorderflügel atrophierte
gleichzeitig fast völlig M, (nur als peroneurer Rippenstummel er-
halten), während noch M, peroneurisch verläuft. Es ist der einzige
Fall, daß wir auch auf dem Vorderflügel die Rückbildung von
M, beobachteten, und dies gerade im Zusammenhange mit der
homologen Rippenatrophie im Hinterflügel. Keine bessere Be-
stätigung unserer Theorie des homophoren Rückbildungsvorganges
können wir uns wünschen!
Als schönen Beleg für isoneure Neubildungen muß schließlich
in diesem Zusammenhange nochmals das zwar bisher gesondert
beobachtete Auftreten der Interkubitalrippe auf Hinter- (Fig. 27)
und Vorderflügel (Fig. 13) besonders hervorgehoben werden. Diese
Rippe’ist"uns in der Ontogenie nicht aufgefallen. Im Subimaginal-
flügel fanden wir zwar den Kubitus dreiästig vor, aber wir folgten
mit gutem Gewissen den Angaben anderer Autoren, indem wir
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 69
den hintersten des subimaginalen, dreiästigen Kubitus als Anal-
tippe bezeichneten. Ob nun die uns rätselhafte Interkubitalrippe
oder die im Vorderflügel beobachtete intermediane Rippe (Fig. 10)
als rückschlägige Kompensationserscheinung für die Rückbildung
von R, oder sogar A, aufgefaßt werden darf, ist eine Frage, die
ich offen lasse. Als hypertrophische Bildung, gleichwertig einem
überschüssigen Randgabelaste, möchte ich sie keineswegs an-
sprechen. jedenfalls spricht ein Vergleich des Radialsystemes,
dem Rippen im rezenten Geäder atrophierten, mit dem Kubital-
systeme, bei dem sich sogar die Einschiebung einer Neurippe in
aberrativen Fällen als ratsam erweisen kann, undeutlich dafür,
daß beim biomechanischem Problem der Zellenbildung im Kubitus
die Tendenz zum Ausdrucke kommt, mit allen Krätten gegen ein
Losreißen der Mediana vom Kubitus nach vorne entgegenzuarbeiten
und sei es sogar mit Hilfe einer überschüssigen Rippe. Die Cu;,-
lose f. Jordani scheint zwar auf den ersten Blick unsere eben aus-
gesprochene Vermutung über die biomechanische Funktion des
Kubitalsystems zu widerlegen, wenn sogar eine Kubitalrippe sich
den Luxus erlauben kann, zu atrophieren, aber eine nähere Be-
trachtung des Tatbestandes stützt im Gegenteil unsere Ver-
mutung. Weil gerade Cu, in seiner Labilität bald hin-, bald her-
gerissen wird, muß Cu, um so mehr die Rolle übernehmen, mit
allen Kräiten die Zelle in entgegengesetzter Richtung nach hinten
anzuspannen, und sollte dabei im Kampfe ums Gleichgewicht die
hin- und hergezogene Cu, wegtallen. Gleichviel nun, ob sie als Rück-
schlagserscheinung oder als Neubildung autgetaßt werden darf, illu-
striert in scharfem Kontraste zum reduzierten Radialsysteme die
Interkubitalrippe ‘die biomechanische Aufgabe und das potenzierte
Streben des Kubitus bei der Herausditterenzierung der Mittel-
zelle. Von der Interkubitalrippe kann aber auch jeder Autor, der
bloß die Rippen, ohne Rücksicht darauf, welcher Kategorie sie an-
gehören, gedankenlos nacheinander numeriert, etwas profitieren.
Nehmen wir Fig. 27 aufs Korn. Aus der Abbildung ist es wirklich
schwer zu erkennen, welche Rippe überschüssig ist. Auf den
ersten Eindruck möchte man die plethoneure Interkubitalrippe
als Cu, ansprechen, während Cu, als die etwaige überschüssige,
zwischen Cu, und M, hineingeschobene Rippe erscheint. Aber
die Zeichnungsverhältnisse des betreffenden Apolloflügels lassen
uns keinen Moment über die Richtigkeit unserer Angabe, daß die
Neurippe zwischen Cu, und Cu; sich einschaltet, im Zweifel. Die
Zeichnung des Schmetterlingsflügels muß daher oft bei unsicherer
Bestimmung einer Rippe zu Rate gezogen werden. Beispielsweise
Fig. 7 b; atrophierte auf den HinterflügelnM, oderR,(+M,) (=Mo) ?
Aus dem Geäder auf Fig. 7b läßt sich diese Frage nicht apodiktisch
entscheiden. Ein Blick aber auf die kolorierte Zeichnung Tafel-Fig.
1a, 1b überzeugt uns sofort, daß die atrophierte Rippe nur die sonst
die Medianzelle vorne einschränkende Rippe R,(+M.) sein kann.
Wir wollen diesmal die Abhängigkeit der Zeichnung vom anor-
5. Heit
70 Felix Bryk:
malen Geäder nicht eingehender besprechen; wir behalten uns dies
für eine andere Arbeit, die wir unter der Feder haben, vor. Zweck war
bloß, hinzuweisen, daß der Rippenzähler bei Beurteilung einer Rippe
nicht aufs Geratewohl loszählen darf, daß er auch oft mit der Zeich-
nung sich beraten muß, ehe einer eine anormale Rippe bestimmt.
* e *
Fassen wir das Mitgeteilte in aller Kürze zusammen: im
Genus Parnassius lassen sich auf Vorder- und Hinterflügel der
Imago anormale Rippenbildungen oder Rippenumbildungen ver-
folgen. Es findet eine Metathesis, Anastomose, Plethoneurose,
Clathroplethoneurose, Neoplethoneurose, Peroneurose oder schließ-
lich eine Atrophie gewisser Rippen statt. In einigen Fällen gelang
es uns, nachzuweisen, daß das anormale Geäder als Rück-
schlagsform aufgefaßt werden kann (beispielsweise f. Sitran-
dianus), in anderen Fällen, daß es die Facies primitiverer
Formen annahm (beispielsweise f. Bosniackii), oder daß gewisse
Rippen ihre subimaginale Stellung auch in der Imago
beibehielten (offene Mittelzelle).
Die Atrophie gewisser Rippen, die eine Erwerbung der Imago
ist, versuchten wir mit der Auslese der biomechanisch zweckmäßig-
sten Rippen und Ausschaltung der überflüssig sich erwiesenen im
kausalen Zusammenhang zu bringen; hierbei glaubten wir im.
biomechanischen Vorgang der Bildung des rezenten Flügelgerippes
zwei antagonistische Tendenzen erkannt zu haben: die
radiale und kubitale. Die Lage der zwischen diesen beiden
Rippenkomplexen liegenden labilen medianen Rippen cha-
rakterisiert jedesmal als Resultante diesen antagonistischen
Wachstumsvorgang, ist sohin gleichzeitig ein bildlicher Aus-
druck jenes entgegengesetzten Strebens beider Rippenpole. Schließ-
lich konnten wir gleichzeitigesAbändernhomologerRippen
(Atrophie, metathetische Anastomose, Metathesis und Pletho-
neurose) auf Vorder- und Hinterflügel nachweisen. Mit Hilfe
dieser isoneuren Rippenabänderungen die Rippenverhältnisse des
Vorderflügels mit denen des Hinterflügels vergleichend, scheinen
wir auf spekulativem Wege die bisher unsicher bestimmten
Rippen des Hinterflügels näher erkannt zu haben. Letztem
Befunde messen wir jedoch, solange er empirisch nicht bestätigt
wird, bloß hypothetischen Wert bei.
Mögen nun die hier und da etwa vorgekommenen Trugschlüsse
in unserer spekulativen Beweisführung das Gesamtbild unserer
Untersuchungen verzerrt haben, die mitgeteilten und abgebildeten
Rippenabänderungen bleiben als rein empirischer Tatbestand be-
stehen. Sollten andere Autoren bei Nachprüfung unserer Befunde zu
grundaus verschiedenem Schlusse gelangen, so. würden sie uns zum
größten Danke verpflichten, wenn sie ihre Kritik veröffentlichen
wollten. Nur auf diese Weise ist ein Fortschritt denkbar, wenn An-
sicht gegen Ansicht steht. Die Auslese der mehr oder am meisten über-
zeugenden bedeutet gleichzeitig einen Schritt näher der Wahrheit.
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr. 71
Nachwort.
Die Frage über die Vererbung von Geäderformen, die
wir seinerzeit (10) lüfteten, mußten wir bis aufs Weitere unbeant-
wortet lassen. Jedenfalls ist es bezeichnend, daß gewisse Geäder-
formen bisher bloß in gewissen Lokalitäten oder nur bei gewisser
Art auftreten. Als Beispiele sei nur angeführt, daß der Clathratus-
Zustand bei Stubbendorfi oft (bei der mit ihr verwandten asia-
tischen Mnemosyne bloß einmal) festgestellt wurde!”), und daß die
f. Jordani auf allen vier Flügeln bisher bloß beim gotländischen
Apollo beobachtet wurde, wenn es sich auch nicht leugnen läßt,
daß Übergänge hierzu wie f. Embriki oder Aurivillii auch auf dem
schwedischen Festlande!®) auftreten; die f. Seitzi kommt außer
beim schwedischen Parnassius apollo auch in Mähren vor. (Verity
bildet eine Tadumia (Par.) v. acconus Fruhst. ab, die einseitig
f. Seitzi gehört.) Bloße metathetische Neigung von Cu, zu Cu,
konnte ich bei Parn. mnemosyne v. silesiacus Fruhst. und Karlasius
v. Romanovi Gr. Gr. (10: p. 687) beobachten. Die f. Sergeji wurde
bisher bloß bei Parn. Mnemosyne nachgewiesen. Auch die Pero-
neurose gewisser Rippen ist für den Amasiaapoll (v. deroneurus
Bryk) bezeichnend. Wir ersehen daraus, daß bei verschiedenen
Parnassiern verschiedene Rippenabänderungen konstant auf-
treten, die bei anderen bisher nicht beobachtet werden konnten.
Ja sogar verschiedene Rassen ein und derselben Art zeigen eine
verschiedene Entwickelungsrichtung im Abändern des Geäders.
Sohin fällt R,(+ ;) bei der Apollo-Rasse v. suevicus, Phonolithi und
rubidus aus; f. Ruhmannianus tritt bei der v. imperialis Bryk auf;
f. Jordani wurde einwandfrei, wie bereits hervorgehoben, auf Gott-
land nachgewiesen. Ich habe drei Jahre nacheinander auf Gott-
land gesammelt, bin aber heute nicht in der Lage, das numerische
Verhältnis der Rippenformenfrequenz anzugeben, weil ich mich
von meiner Sammlung leider auf die Kriegsdauer trennen mußte.
1?) Nur noch beim Parn. discobolus-Monstrum (Fig. 7a) konnten wir
die Clathratus-Rippe entdecken.
18) Anläßlich einer Unterhaltung mit Dr. Wahlgren im Stockh. Riks-
museum über die Vererbung von Rippenformen brachte er mir einen Suple-
mentkasten mit schwedischen Apollo. Zu unserem Erstaunen ergab eine
genaue Untersuchung, daß darunter 1 ? aus Stockholm (geflogen, nicht e. 1.)
rechts f. Aurivillii gehörte (bloß distaler Teil von Cu, rudimentär erhalten).
Ferner daß 1 heteropteres $ aus Stockholm im linken Vorderflügel peroneuren
Cu, zeigte, während als Kompensationserscheinung M, am Flügelsaume sich
gabelt; 15 aus Mauritzberg 1913 (e. l.) links f. Embriki (nur im proxim.
Teile rudimentär erhalten), rechts Vorderflügel Cu, peroneur in Mitte abge-
brochen (sohin kreuzweise isoneure Atrophie!). 1 2 Mauritzberg 1913 (e. l.)
rechts f. Jordani, links f. Embriki. 1 2 Mauritzberg 1913 (e. 1.) Vdflgl. links
M, peroneur, rechts Cu, kaum bemerkbar peroneur. 1 2 Mauritzberg
1913 (e. 1.) Vorderflügel rechts Cu, peroneur, links f. Aurwili (Cu, nur
rudimentär als Rippenstümmel erhalten). 1 2 aus Mauritzberg geflogen,
rechts Cu, fehlt fast, links f. Seitzi. 1 2 Mauritzberg (e. l.), Ax, peroneur.
1 2 Mauritzberg geflogen, Cu, einseitig stark peroneur. 1 $ Mauritzberg
(e. 1.), rechts Ax, peroneur. 1% (e. 1.) Mauritzberg f. Embriki. 1 3 ibidem
(e. 1.), M, plethoneur. 1 $ ibidem (e..1.), Cu, peroneur.
5. Heit
73 Felix Bryk:
Aus demselben Grunde kann ich auch nicht die Exlarva-Rippen-
formen, die in Mauritzberg in unglaublicher Anzahl auftreten
(darunter f. C'harlesi, Rebeli, Ferdinand:i), deren Geschwister ich
in der Fußnote 18 (p. 71) erwähnte, eingehend besprechen.
Schließlich sei noch in Kürze der morphologische Bau
einer Rippe zu streifen. Die Rippen liegen auf der Unterseite
des Schmetterlingsflügels und sind bei Parnassius derart robust,
daß sie im Hauptteile von einer Schuppenbekleidung nicht über-
zogen werden. Wie die Flügelmembrana, so besteht auch der
Rippenkörper aus zwei Lamellen: aus der oberen und un-
teren. Wir besitzen einen Apollo, auf dessen Hinterflügel einseitig
beideMembranalamellen verschoben sind, wodurch sich beide
Ränder nicht decken. Rippenkörperspaltungen erwähnten wir
bereits bei Aporia crataegı L. und Kailasius v. Bryki Haude
(2: A. 6, p. 176, T. XXXVIIL Fig. 147). Die Rippe vermag sich
sohin in ihre ursprünglichen Chitinblätter teilen, in di&”Öbere und
untere. Uns scheint es von diesem Gesichtspunkte aus wahr-
scheinlich, daß die die Humeralzelle saumwärts abgrenzende
feine Rippe bereits die eine Lamelle (Ober- oder Unterseite)
atrophierte. Stimmt diese Vermutung, so wäre der erste Schritt
zur Atrophie einer Rippe in der Rückbildung einer ihrer Lamellen
zu suchen. Die Faltenrippen wären dann als eine Rückbildung
beider Lamellen aufzufassen. Die f. elumata Spengel vom Schwalben-
schwanz und die f. neurochola Bryk (15: p. 26, T. I, F. 1) von
Zerynthia wären als Extreme dieser Rippenrückbildungsart an-
zusprechen. Die auf Fig. 25 abgebildeten feinen Rippenreste
in der Mittelzelle spreche ich sohin als ‚geteilte‘ Rippen an;
als ihnen entsprechende Falten lassen sich hiervon homologe
„Rippen“ im Hinterflügel von Tadumia Szechenyi Friv. nachweisen.
Die feinen, in der Vorderflügelmittelzelle von Papilio, Eurycus
vorkommenden Faltenrippen vermissen wir ebenfalls bei den Par-
nassiern. Das stark ausgeprägte Mebranatal, das die Mittel-
zelle und die zwischen M, und M, gelegene Saumzelle durchzieht
und unterseits den betreffenden Flügelteil gewölbt erscheinen läßt,
wie die kolorierte Tafelfig. 2b übertrieben zeigt, dürfte die Funktion
des Flügels entsprechend bei Bildung der Zelle auf biomechanischem
Wege entstanden und beim Schwebefluge von Nutzen sein. Auch die
einzelnen Saumzellen, besonders des Hinterflügels, sind unter-
seits ausgewölbt, so daß ein Querschnitt des Hinterflügelsaum-
teiles eine schöne Bogenlinie ergeben würde, die jedesmal auf den
einzelnen Bogenscheiteln noch einmal einen bedeutend kleineren
Bogenscheitel aufweist, da jede Saumzelle wieder in ihrer Mitte
oberseits gefurcht, unterseits gewölbt erscheint.
Wie durften die Membranaplastik nicht unerwähnt lassen
da sie vielleicht bei Erwägungen über plethoneure Bildungen
künftig in den Kreis unserer Betrachtungen eingezogen werden
kann.
#
Über das Abändern d. Rippenkonfiguration im Genus Parnassius Latr.
13
Verzeichnis der neu aufgestellten Formen.
1. Parnassius apollo L. f. Aurivili Bryk . ...... p. 53
2. Parnassius mnemosyneL. f. antintercubitalis Bryk nom.
nv. "Pro intekeubmahis (patt.) an ui. 1a een . p. 41
3. Parnassius apollo L. £. postintercubitalis Bryk nom. nov.
Bio intereubiiahs part]. a ne. El RE a.
4. Parn. mnemosynef. Bemmeleni Bıyk .........P 53
Suzeryniha v. Deyrollei't, Grotei Biyk . . . . :. av. p. 62
6. Parnassius Eversmanni f. Donovani Bryk. .... . p. 43
7. Tadumia delphius £. parnassica Bryk. ... ...- .- p- 39
8. Saturnia pavonia minor f. Schulzei Bryk ...-.. p- 65
Figurenerklärung.
(Die Figuren 1—23 siehe auf der schwarzen Tafel, Figg. 24—28 p. 39!)
Fig. 1: Anormaler Rippenverlauf von Parn. apollo L. $ (aus
Westergötland; c. m.); rechts. Fig. 2: Anormaler Rippenverlauf
desselben Exemplares (= f. baroniides Bryk) (Type; c. m.). Fig. 3:
Peroneurer Rippenverlauf von Parnassius mnemosyne L. (c. m.).
Fig. 4: Peroneurer Rippenverlauf von Parn. mnemosyne L. (c..m.).
Fig.5: Parnassius apollo f. Enderleini Bryk (c. m.). Fig. 6: Anormaler
Rippenverlauf von Parn. mnemosyne L. (c. m.). Fig. 7a, 7b:
Anormaler Rippenverlauf von Parn. discobolus Staud. 2 (Koll.
Staudinger). Fig. 8: Anormaler Rippenverlauf von Parnassius
apollo $ aus Atzwang (f. Haudeanus; Type; c. m.). Fig. 9: Anor-
maler Rippenverlauf desselben Exemplares (rechter Vorderilgl.;
c. m.). Fig. 10: Anormaler Rippenverlauf von Parnassius mnemo-
syne L. (c. m.). Fig. 11: Rippenverlauf von Parnassius apollo L.
(= f. Seitzi Bryk) aus Westergötland (c. m.). Fig. 12: Monströser
Rippenverlauf von Parn. mnemosyne L. Fig. 13: Rippenverlauf
von Parnassius mnemosyne L., f. antintercubitalis Bryk (Type;
c. m.). Fig. 14: Anormaler Rippenverlauf von Parn. Bremeri Men.
(c. m.). Fig. 15: Rippenverlauf von Parnassius apollo f. Kunzianus
(Type; c. m.). Fig. 16, 17, 18, 19: Anormaler Rippenverlauf von
Parn. mnemosyne L. aus Zentralasien (c. m.). Fig. 20: Anormaler
Rippenverlauf von Parn. mnemosyne L. (c. m.). Fig. 21: Kombi-
nation von f. Rebeli Bryk + f. Ruhmannianus Bryk von Parn. apollo
L. 2 e. 1. (aus Westergötland; c. m.). Fig. 22: Anormaler Rippen-
verlauf von P. apollo L. (c. m.). Fig. 23a, 23b: Monströser Rippen-
verlauf von Parn. epaphus (Koll. Bang-Haas, Blasewitz).
Fig. 24: Anormaler Rippenverlauf von Parn. clarius Nordm.
(Koll. Kgl. Museum f. Nat. Berlin). Fig. 25: Anormaler Rippen-
verlauf von Parn. apollo L. (c. m.). Fig. 26: Monströser Rippen-
verlauf von P. apollo L. aus Jelabuga 2 (c. m.). Fig. 27: Mon-
ströser Rippenverlauf von Parn. mnemosyne L. (c. m.). Fig. 28: cfr.
p. 43 u. 45! Die Erklärung der Figuren der pp. 42, 57, 64 und 65 siehe
daselbst. Kolorierte Tafelfiguren: Fig. 1a: Asymmetrische Zeich-
nung von Parn. discobolus;, Fig. 1b: (subtus) (Koll. Staudinger, Bla-
5. Hett
74 Felix Bryk: Über d. Abändern d. Ripponkonfig. im Gen. Parn. Latr.
sewitz). Fig. 2a: Parn. ebaphus Monstrum (Koll. Bang-Haas,
Blasewitz). Fig. 2b: Monströser Vorderflügel von Parn. apollo v.
democratus Krul. (c. m.). — Del. F. Bryk; alle Abbildungen in
natürlicher Größe mit Ausnahme von Fig. 24, die vergrößert ist.
Literaturnachweis.
(1) Bryk, Einteilung der Papilioniden etc. (‚‚Archivf. Naturgesch.“
1913,. A. 2, .p. 114—119).
(2) — Über d, Abändern von Parnassius Apollo L. (‚Archiv f.
Naturgesch.' 1914, A. 5, 6, 7, 89,79)
(3) — Parnassius mnemosyne L. v. Ugrjumowi (,Berl. Ent.
Zeitsch.‘“ 1913, V. LVIII, p. 201—210).
(4) — Abändern des Stubbendorfiapolls (‚‚Int. ent. Zeitschrift“
1914, V. 8, No. 1).
(5) — Prolegomana zur Synopsis der asiatischen Mnemosyne
(‚„Soc. ent.“ V.' 27, V. 28, 1912 1913).
(6) — Über die Variabilität von Parnassius Bremeri Feld.
(„Ent Mitteil.” 1914, V 723.200}
(7) — Neue Parnassiiden-Formen etc. (‚Archiv f. Nat.‘“, Jahrg.
19,,191 A. 0%
(8) — Noch einmal über den Linneschen Apollo L. (,,Soc. ent.“
1914, Vol. 29, p. 9).
(9) — Neue Parnassier für den Junkschen Katalog (,,Int. ent.
Zeitschr. 1914, W393, 'p. 25)
(10) — Mutation von Parnassius Apollo L. auf Gotland (,,Arch.
. f. Rassen-Gesellschaftsbiolog.‘‘ 1912, V. 9, H. 6).
(11) — Vornehme Parnassiusformen (,, Jahrb. Nass. Ver. f. Natur-
kund.“, Wiesbaden 1912, Vol. 65).
(12) — Über zwei Formen fennoskand. Lepidopteren (,‚Meddel.
Soc. pro Fauna Flora fenn.‘ 1913, H. 39).
(13) Watson, On Calinaga, the single genus etc. (,‚Mem. proc.
Manchester lit. philosoph. Soc. 1899, V. 43, part. IV).‘“
(14) Bryk, Der falsche Pamirapollo (,,Soc. ent.‘ 1913, Vol. XXVTIII).
(15) — Neue Parnassiiden (,Mitteil. Münch. ent. Ges.“ Vol. 5,
p. 26—34).
(16) Verity, Rhopalocera palaearctica. 1907—1912.
(17) Haude, Parnassius-Aberrationen, Varietäten und Monstrosi-
täten: („„Soc. ent.“ 1913, Vol. XXYIL, Nosısr
(18) Bryk, Über den böhmischen Schwarzweißapollo (,Lotos‘
1914, Vol. 62, p. 153—155).
(19) Karsch, Gibt es ein System rezenter Lepidopt. phyl. Basis ?
(,‚Ent. Nachr.‘“ Vol. XXIV, No. 19).
E. Strand: Übers. d. in Gistel’s „820 neue od. unbeschr. wirbell. usw. 75
Übersicht der in GISTEL’s „Achthundert
und zwanzig neue oder unbeschriebene
wirbellose Thiere“ (1857)
behandelten Insekten.
Von
Embrik Strand.
Vor uns liegt (aus der Bibliothek des Deutschen Entomolog.
Museums) ein kleines entomologisches Büchlein, das, trotzdem es
Beschreibungen von 820 Insekten enthält und also in nomenkla-
torischer Hinsicht von großer Bedeutung ist, ganz oder fast ganz
in Vergessenheit geraten ist. Es heißt auf dem Titelblatt: ‚Acht-
hundert und zwanzig neue oder unbeschriebene wirbellose Thiere.
Charakterisirt von Doctor Johannes Gistel. Straubing, 1857.
Verlag der Schorner’schen Buchhandlung. Druck von ]J. F.
Rietsch in Landshut‘. Auf der ersten Textseite findet sich als
Überschrift ‚‚Achthundert und zwanzig neue und unbeschriebene
Insekten‘, was eine zutreffendere Fassung des Titels ist, denn in
der Tat sind darin nur Insekten behandelt und zwar bei weitem
größtenteils Coleoptera. Das Buch ist 94 Seiten stark; Format
20x13 cm. Es ist eigentlich eine Sonderausgabe aus dem zweiten
Bande, p. 513—606, des in demselben Verlage und in demselben
Jahre erschienenen zweibändigen Werk ‚„‚Vacuna“ Gistel’s, was
aber nicht angegeben ist, wohl aber hat Hagen, Bibliotheca Ento-
mologica, darauf aufmerksam gemacht. Ob beide Ausgaben genau
gleichzeitig erschienen sind, läßt sich wohl nicht mehr feststellen
und spielt auch wohl keine Rolle, jedenfalls datieren diese Gistel-
schen Arten vom Jahre 1857; ich zitiere im folgenden die Pagi-
nierung der Separatausgabe, weil ich ‚„Vacuna‘“ nicht habe be-
kommen können. *)
Wie gesagt, ist diese Schrift in Vergessenheit geraten; man
findet die darin aufgestellten Arten nicht in den Katalogen, die
Gattungen nicht in den Nomenclatoren. Schuld daran sind, soweit
die Coleopteren in Betracht kommen, in erster Linie Gemminger
& Harold, die in ihrem bekannten Katalog willkürlicherweise alle
Gistel'schen Namen absichtlich nicht aufgenommen haben, weil,
wie sie sich im Vorworte ausdrücken, ‚mit einer sonst seltenen
Einstimmigkeit das gesammte wissenschaftliche Publikum sein
Verdikt‘ über Gistel „ausgesprochen hat“. Daß Gistel in Verruf
gekommen ist, stimmt schon; wer die Menschen kennt, weiß aber,
- daß Neid und Nichtswürdigkeit in erster Linie die Leute ‚in
Verruf‘“ bringen, die es am wenigsten verdient haben, und dass
*) Nachher habe ich „Vacuna‘“ aus der Bibliothek in München be-
kommen, (Anm, bei der Korrektur.)
5, Heit
76 Embrik Strand:
„die Einstimmigkeit des gesammten wissenschaftlichen [gemeint ist
wohl: entomologischen] Publikum“ sich manchmal insbesondere
in Irrtümern zeigt. Wer nicht die von gewissen Seiten neuerdings
eifrig betriebenen Bestrebungen in nomenklatorischen Fragen,
das strenge Prioritätsgesetz beseitigen zu wollen, unterstützen
will, kann jedenfalls nicht in Zweitel darüber sein, daß Gistel’s
Namen ebenso berücksichtigt werden müssen wie diejenigen anderer
Autoren, und daß es Zeit ist, das nachzuholen, was in der Beziehung
unterlassen worden ist. Durch die folgende systematische Übersicht
-hoffe ich nicht bloß auf die vorliegende Arbeit Gistels aufmerksam
zu machen, sondern auch ihre Benutzung erleichtern zu können;
die 820 Arten sind nämlich im Original 'ganz bunt untereinander
gemischt, weder systematisch noch geographisch geordnet, so daß
der Spezialist das ganze Buch durchblättern muß, um die vorhan-
denen, ihn interessierenden Arten finden zu können. Einige nötig
gewordene Neubenennungen habe ich dabei vorgenommen; er-
gänzende oder erklärende Namen und Bemerkungen meinerseits
stehen in eckigen Klammern. Die neuen Gattungsnamen Gistel’s
und meine Neubenennungen sind fett gedruckt. Innerhalb der
Familien sind die Gattungen alphabetisch angeordnet.
Die, soweit mir bekannt, einzigen neueren Autoren, welche die
einschlägigen Arten der vorliegenden Arbeit berücksichtigt haben,
sind W. Horn und S. Schenkling in ihren Bearbeitungen der
Cicindeliden bezw. Lymexyloniden in Genera Insectorum bezw.
Coleopterorum Catalogus.
Zu bemerken wäre noch, daß Gistel sich zum Teil „Gistl“
geschrieben hat.
COLEOPTERA.
Cieindelidae.
Cicindela dentex p. 80. Schweiz.
j; vernalis p. 85. Bayern.
R hadenia p. 89. Schweiz.
5; bennina p. 68. Schweiz.
eF cephalica p. 32. Senegal.
petrobia p. 65. Schweiz.
Megacephala infuscata p. 43. Ostindien.
Carabidae.
Abax carpathicus p. 35. Karpathen.
Abaxodes |n. 8.], Type: Argutor abaxoides Dej. p. 31.
Kr nigrescens p. 33. Sardinien.
& Dejeani p. 31. Ost-Pyrenäen.
Agonum [Anchomenus] feronoides p. 35. Kolumbien.
F Lebasii p. 35. Ebenda.
Amara palustris p. 4. Steiermark. [Für A. palustris Baudi 1864
schlage ich den neuen Namen A, sardiniensis Strand vor.]
Amara audax p. 4. Ebenda.
Übers. d. in Gistel’s „820 neue od. unbeschr. wirbell. Thiere‘“ beh. Ins. 77
Anabolus [n. g.], Type: Cychrus viduus Say p. 90. TAnabolus Bonv.
1871 nenne ich Anabolina Strd. n. n.] Nordamerika.
Anchomenus azureus p. 44. Kolumbien.
Y, cursorius p. 60. Schweiz. _
Anisodactylus chlaenioides p. 28. Barbaria.
Antizoum [n. g.] convexum p. 91. Java. [Die Art ist nach Gistel’s
eigener Angabe gleich Trechus convexus Mac Leay, also nicht
neu. ]
Brachynus femoralis p. 66. Bayern.
4 fumator p. 86. Deutschland ‚‚etc.‘.
Calathus severus p. 83. Tirol, Schweiz.
hr rugulosus p. 76. Epidania.
n idiota p. 68. Tirol.
T tribtolemus p. 70. Hessen.
Carabus microcebhalus p. 49. Barbaria.
& affinis (Meg.) p. 50. München.
scolecaster p. 58. Schweiz.
veris p. 59. Deutschland.
2 laniarius p. 76. Tirol.
e sylvinus p. 81. Tirol.
H; iybhonius p. 82. Kaukasus.
A, dryas p. 82. Saloniki.
Celia |Amara] sylvatica p. 71. West-Tirol. |
rugulosa p. 82. Schweizer Alpen. [In Reitter’s Catal. Coleopt.
(1906) p. 76 steht als Synonym zu Amara erratica Duft.:
„rugulosa Heer Fn. Helv. I, 89‘; Heer hat aberl. c. den Namen
überhaupt nicht unter Amara.]
„ tvophina p. 86. Schweiz.
„ xenechthum p. 70. Schweizer Alpen.
„ solitaria p. 63. Alpes glaceiferae.
„ mivina p. 67. Die höchsten Schweizer und Tiroler Alpen.
Chlaenius cinguliger p. 28. Barbarla. |
Charipogonus [n. g.] tricolor p. 33. Algarbia.
Derebrachynus [n. g.] Picidennis p. 32. Algarbia.
Diabatus [n.g.], Typen: Anthia macilenta Dej. und A. gracihis De].
p. 36. Kapland.
Dromius insulanus p. 78. West-Schweiz.
Mr rhizobius p. 85. :West-Schweiz.
Dyschirius apicius p. 12. Steiermark.
A tardipes p. 80. Deutschland.
Encrates hypericı p. 39. München.
[Die Art ist schon in Gistel’s Faunus I, p. 131 als Lebia hy-
derici beschrieben worden (1832), die Gattung in seiner Natur-
geschichte 1848.] [Für Encrates Först. 1868 schlage ich den neuen
Namen Enerateola Strand vor.]
Eurysoma [n. g.] splendidum p. 47. Brasilien.
[Schon in Isis 1829, p. 1068, No. 18 aufgestellt, gibt Gistel
hier an, in der Tat nennt er die Gattung 1829 aber Eurosoma, ohne
5. Heft
„
18 Embrik Strand:
sie zu beschreiben (nur: ‚Die Sippe stößt zunächst an Cychrus‘‘)
und ohne Angabe zugehöriger beschriebener Arten; er sagt
darüber: ‚„Cychrus rutilans, aus Brasilien, eine eigene Sippe, die
ich mit dem Namen Eurosoma bezeichne. Zwey Arten kenne ich
davon: E. splendidum Gistl und E. punctato-striatum Gistl“. Die
beiden letzteren Namen waren 1829 jedenfalls nomina nuda, in
der uns beschäftigenden Arbeit wird (also 1857) E. splendidum
beschrieben, welche Art Gistel übrigens schon 1831 in Isis p. 303
beschrieben hatte, dagegen wird punctato-striatum weder 1831 noch
1857 nicht einmal ‚erwähnt. ‚‚Cychrus rutilans‘‘ wird, so weit ich
verstehen kann, auch ein nomen nudum einer Art sein (also hätte
„Eurosoma‘‘ denn doch 3 Arten, was Gistel auch 1831, aber also
nicht 1829, ausdrücklich sagt!) und somit kann Eurosoma eben-
falls nur als nomen nudum gelten und wäre jedenfalls nicht als
Homonym zu Eurysoma anzusehen. Letztere Gattung muß also
von 1857 datieren; daß sie in Scudder’s Nomenclator als von Gistl
1829 aufgestellt figuriert, ist offenbar aus Agassiz abgeschrieben,
der wiederum aus Gistel 1857 abgeschrieben hat, ohne Gistl 1829
genau zu vergleichen, wenn er auch die Ableitung des Wortes
Eurysoma so wie Gistl 1829 angibt. Wenn Eurysoma Gistel aber
von 1857 datiert, so ist der Name wegen Eurysoma C. L. Koch
1840 unhaltbar und muß ersetzt werden: Eurysomides Strand n.n,,
während der Arachnidenname Eurysoma €. L. Koch 1839 nicht
mehr als nomen praeoccupatum gelten kann, wohl aber wie bisher
als Synonym zu ‚„Acrosoma Perty 1833 (ad part.)“ und auch zu
Hypognatha Gu£r. ; ob letzterer Name, der vom April 1839 datiert,
wirklich die Priorität hat, bleibt dabei leider etwas fraglich, wenn
auch sehr wahrscheinlich und zwar aus folgendem Grund: Auf dem
Umschlag des ersten Heftes des 7. Bandes von: C. L. Koch,
Die Arachniden, wird als Erscheinungszeit ‚, Juli 1839 angegeben,
nebst folgender Mitteilung seitens des Verlegers: „Dem Wunsche
des Herrn Verfassers zufolge lassen wir diese Hefte, welche in un-
unterbrochener Reihenfolge die Gonyleptiden enthalten, etwas
früher als die letzten Hefte des sechsten Bandes erscheinen“, nun
ist aber Eurysoma C. L. Koch in dem letzten oder vorletzten Heft
des 6. Bandes erschienen (p. 117, nicht 177, wie es im Inhalts-
verzeichnis steht), muß also nach dieser Mitteilung später als
Juli 1839 und also auch später als Hypognatha erschienen sein.
(Die Umschläge zu dem 6. Bande kann ich leider nicht einsehen,
weil sie nicht mit eingebunden sind, und ich kann also nicht
daraus die Erscheinungszeit feststellen.)]
Harpalus praedatorius p. 76. Schweiz.
r tybhonius p. 77. „In Monte Döle Jurassi‘.
7 lutarius p. 89. Lombardische Alpen.
A foliarius p. 63. Europ. Türkei.
5. minorita p. 72. Aosta.
& polychrous p. 60. Tirol.
bi solaris p. 62. Schweiz, Lombardei.
Übers. d. in Gistel’s , 820 neue oder unbeschr, wirbell. Thiere‘‘ beh. Ins. 79
Lebia collina p. 67. Bayern.
Leistus femoratus p. 82. West-Schweiz.
Leja [Bembidium] limnobia p. 44. Algarbia.
Lionychus lacustris p. 63. West-Schweiz.
Matulus nigripennis (Dolichus, Auctor.) p. 16 u. 44, München.
[Aufgestellt ist die Gattung Matulus in Gistel’s ‚„Naturge-
schichte“ (1848).]
Metabletus paludicola p. 52. Algarbia.
Molops albestris p. 17 u. 43. Bayerische Alpen, Salzburger Alpen.
[Molops alpestris Dej. 1828 ist offenbar dieselbe Art. |
Nebria custodians p. 88. Tirol.
arbustorum p. 89. Tirol.
maculaticornis p. 84. Tirol.
pectoralis p. 26. Barbaria.
fuscipes p. 26. Bayern. [Dürfte von N. Hellwigi Pz. v.
fuscides Schaum 1860 verschieden sein; letztere möge V.
podifera Strand n. n. heißen]
„ gamasıfex p. 72. Schweiz.
„. vupestris p. 75. Tirol.
„ hiemalis p. 77. Tirol.
Omaseus stagnatılis p. 73. Schweizer Alpen.
Ophonus fimeticola p. 53. Patria ?
F hittoralis p. 87. ‚Ad lacum benacum [Lago di Garda]
legi.““
Pangus speciosus p. 43. Brasilien. [Schon in der Isis 1831, p. 309
aufgestellt, aber sdeciosus Dej. 1829 muß die Art heißen.
Parthenius [n. g.], Type: Anchomenus haemorrhous Pty. p. 44,
Brasilien.
Pasimachus missuricus p. 27. Missouri (Ver. Staaten).
Peryphus tricolor p. 19 u. 42. Oberbayern. [Dürfte von Peryphus
tricolor F. verschieden sein, in welchem Falle eine Neube-
nennung nötig werden könnte: P. Gisteli Strand n. n.]
Peryphus arenicola p. 59. Tirol.
Poecilus metallifer p. 20. Steiermark.
3 ethnicus p. 78. Epidaniae Alpes.
Procrustes melancholicus p. 37. Smyrna. [Soll schon 1848—50 In
Gistel u. Bromme’s Naturgeschichte beschrieben worden sein. ]
Prosebus [n. g.], Type: Scarites indus Oliv. p. 50. Ostindien.
Pterostichus piniphilus p. 88. Schweiz.
” umbricola p. 87. Schweiz.
5; comßtorius p. 64. Tirol.
5 umbralis p. 67. Tiroler und Schweizer Alpen.
$ atratus p. 21. Oberbayern.
he infaustus p. 62. Epidaniae Alpes.
Scales (Scaleus) fischeri p. 29. Südrußland.
[Gistel verweist hier auf die Mem. Soc. Nat. Moscou V, p. 468,
wo die Gattung Scales von Fischer beschrieben ist, der auch die
typische Art beschrieben hat, aber ohne sie zu benennen, indem der
’
)
»»
>}
9. Heft
80 Embrik Strand:
Artname offenbar durch irgend einen Lapsus ausgefallen ist.
Demnach wäre Gistel berechtigt, der Art einen Namen zu geben.
Aber auf der zugehörigen Tafel XVI, Fig: B, welche die Fischer’sche
Art darstellt, ist letztere als Scales pilosus Fisch. bezeichnet, was
Gistel übersehen haben wird, trotzdem er die Tafel und Figur
zitiert. Der Name fischeri Gistel ist somit hinfällig, was übrigens
auch mit Fischers Namen, Gattungs- wie Artnamen, der Fall ist,
indem das Tier Licinus silphoides Rossi (agricola Ol.) heißen muß.
Scaphinotus grandıs p. 52. [Patria] ?
Stenocantharus, Type: C’vchrus debilis Eschs. p. 92. Nordamerika.
[Die Gattung ist in Isis 1829, p. 1068 [nicht 1086!) No. 17
aufgestellt, allerdings ohne Beschreibung, aber mit Angabe der
Type.]
Synuchus vehemens p. 72. Schweiz.
Syntelestes [n. g.], Type: Epomis carbonarius Dej. aus Senegal, p. 30.
Thoracolobus [n. g.], Typen: Anthia maxillosa Fabr. und A. tho-
racıca Ol., p. 50.
Thoracolobus maxillosus p. 50. Kapland.
thoracicus $ p. 50. Kapland. [Dazu als Synonym:
Anthia fimbriata Schönh. 9].
Trechus alpinivagus p. 25: Steiermark.
„ meleoricus p. 25. Steiermark.
„ humifex p. 75. Schweizer Alpen.
Haliplidae.
Haliplus votundatus p. 13. München.
Dytiseidae.
Graphoderus [recte: Graphoderes) rivulorum p. 13. Steiermark.
Hydroporus arcufer p. 14. München.
r batrachinus p. 75. Schweiz, Tirol.
Plateocolymbus [n. g.]), Type: Colymbetes lineatus Redt. p. 9.
Kaschmir.
Gyrinidae.
lea stagnalis p. 87. Frankreich.
Staphylinidae.
Aleochara ammonia p. 3. Steiermark.
r deformis p. 3. Niederbayern.
gs urnatrix p. 3. Steiermark.
e graminicola p. 4. Steiermark.
A perspicua p. 27. Bayern.
„ vallıgena p. 45. Bayern.
1 speluncaria p. 60. Deutschland.
Ei myrmecina p. 82. Deutschland.
thelebhori p. 88. Schweizer und Tiroler Alpen.
Anthobium aucupariae p. 4. Steiermark. [Wenn 4. aucubariae
Kiesw. 1866 verschieden ist, so möge sie pseudaucupariae m.
heißen. ]
Übers. d. in Gistel’s „820 neue od, unbeschr, wirbell. Thiere‘ beh. Ins. 84
Anthobium carpophagum p. 40. Deutschland.
Anthophagus advena p. 89. Lombardei.
u Hanfii p. 4. Niederbayern.
K variegatus p. 5. Steiermark.
gj% bellicanus p. 74. Tyrol.
\; vehemens p. 85. Tyrol.
Autalia nardivora p. 86. Deutschland.
Bolitobius fagineus p. 5. Steiermark.
$ seniculus p. 24. Steiermark.
y migriceds p. 78. Deutschland.
Bledius bubalus p. 18 u. 49. Korfu.
ni westerhauseri p. 58. Tyrol.
Yy chimerinus p.. 73. Tirol.
Bolitochara excentricornis p. 5. Bayern.
” laeta p. 62. Deutschland.
Conurus lichenor p. 9. Steiermark.
Coproceramius [n. 8.], Type Aleockara impressifrons Mannh. p. 9.
Bayern, Finland ‚,‚etc.“
Cryptobium pallıdum.p. 84. "Schweiz.
Deleaster .dryophilus p. 11. Steiermark.
Emus sorobegus p. 67. Schweiz (Bern).
„ figulus p. 69. Chamouny.
Falagria pyrrhonota p. 4. Niederbayern.
&% proletaria p. 4. Steiermark.
Goörius petricola p. 71. Tiroler Alpen.
2 viaticus p. 72. Tirol.
Gyrophaena hymenomycetorum p. 75. Deutschland.
Homalota cricetus p. 83. Monte baldo.
” alpıgena p. 83. Berner Alpen.
Fr macrocera p. 84. Deutschland.
Op» plutonia p. 4. Steiermark.
„ sylvilla p. 45. Bayern.
” crataegi p. 66. Deutschland.
2 vesperis p. 78. Schweiz.
umbralis p. 79. Salzburgische Hochalpen.
Lathrimaeum coryleti p. 71. Tirol.
Laihrobium scybalarıum p. 14. Steiermark.
kb elytrale p. 86. Bayern.
Mesostenus lanarius p. 29. Algarbia.
Myrmedonia polydorina p. 17. Steiermark.
Ocalea polyporobia p. 47. Bayern.
Olophrum fimosum p. 34. Deutschland.
Omalium amicale p. 86. Hessen.
#7 hilare p. 30. Steiermark.
u hypsibioticum p. 30. Steiermark.
Pr noricus siehe X ylodromus!
Oxypoda aguaria p. 79.. Schweiz.
3 bucco p. 84. Schweizer Alpen.
Archiv Nenn, 6 5. Heft
82 Embrik Strand:
Oxytelus humilis p. 18. Steiermark. [Nec Heer 1838—1842; O0.
styricola Strand n. n.]
Othius proximus p. 25. Bayern, Schweden.
„ castaneidennis p. 69. Tirol.
„ casarum p. 79. Alpen der Schweiz, Tirol und Salzburg.
Philonthus nemorosus p. 89. Bayern.
I sosditalis p. 37. Bayern. i
iS coenicola p. 23. Bayern.
M olfactorius p. 19. Steiermark.
e" cumicularius p. 80. Bayern.
is putridarius p. 19. Steiermark.
" heinlii p. 23. Bayern.
H aprilinus p. 61. Französische Alpen.
4 onthomanes p. 84. Bayern.
picnocara p. 61. Schweiz.
” amnicola p. 62. Rhaetia.
RR: subnivalis p. 65. Schweizer Alpen.
is scansor p. 70. Tirol.
iR gylienhali p. 74. Deutschland ‚‚etc.“.
[Als Synonym dazu angegeben: Staphylinus earbonarius
Gyllienh. Ins. Su. IX, p. 310.]
Philonthus htiorinus p. 75. Schweizer Alpen.
eremus p. 79. Schweiz.
Platysteihus ryattus p. 50. Bayern.
Proteinus hibernus p. 65. Bayern.
Rugilus salicetorum p. 73. Bayern.
Staphylinus sapphirinus p. 35. Brasilien. [Schon in der Isis 1881,
p. 305, aufgestellt !).
Stilicus memalideus p. 19. Niederbayern.
Stenus variator p. 23. Steiermark.
hr subimpressus p. 23 u. 41. Bayern. [Nec Erichs. 1839;
St. gistelianus Strand n. n.]
Stenus oceodromus p. 23. Steiermark.
„. saxatılıs p. 66. Schweiz.
[Anm. Für Thomasia Rübs. 1910 und Thomasia Wils.
1910, beide nicht = Thomasia Poche 1908, schlage ich
die neuen Namen bezw. Thomasiniana und Thomasiniellula
m. vor.]
Tachynus [recte: Tachinus] vattus p. 85. Deutschland.
Kr gamasifex p. 81. Deutschland, Schweiz.
* ergates p. 24. Steiermark.
% cunicularius p. 52. Bayern.
scandens p. 58. Schweiz.
Tlchyrisa hiemalis p. 26. Patria ?
Tachyporus corybantes p. 48. Bayern.
R putridarius p. 64. Deutschland, Schweiz.
# februarii p. 88. Schweiz.
Übers. d. in Gistel’s „820 neue od. unbeschr, wirbell. Thiere“ beh. Ins. 85
Thanatomanes Zenebricola p. 24 u. 45. Bayern.
" lumbricivorus p. 45. München. [Thanaiomanes ist
n. n. für Quedius; Gründe für diese Neubenennung gibt Gistel
aber nicht an.]
Trichophyus [recte: Trichophya] foina p. 36. Deutschland.
Xantholinus humidicola p. 25. Steiermark.
occultans p. 25. Ebenda.
gastraeus p. 60. Schweiz.
X ylodromus (Omalium) noricus p. 68. Alpes noricae. [Deutschl.,
zwischen Donau und den Alpen. ]
,
Pselaphidae.
Bryaxis |wohl = Brachygluta] querguetulana p. 21. Steiermark.
Bythinus vadicicola p. 20. Steiermark.
Euplectus putrefactorius p. 20. Steiermark.
h faginetorum p. 20. Steiermark.
Seydmaenidae.
Cryptoglyptus [n. g.] subterraneus p. 10. Steiermark.
Scydmaenus inquietus p. 22. Steiermark.
% thoracicus p. 22 u. 42. München.
2 faginetorum p. 22. Steiermark.
© autumnalıs p. 23. Ebenda.
Silphidae.
Catops anachoreta p. 7. Steiermark.
„ vernalis p. 7. Steiermark.
Oxelytrium [n.g.], [Typen:] Necrodes brasiliensis Dej. (Oxel. aequi-
noctiale Gist.) und Necr. cayennensis Dej. (Ox. occidentale
Gist.) p. 33. Brasilien bezw. Cayenne. [Sowohl die Gattung
als die beiden Gistelschen Arten sollen in seiner Naturgeschichte
des Thierreiches (1848) zuerst aufgestellt, die Gattung aber
als „‚Oxelytron‘“ bezeichnet sein.]
Necrodes pronotatus p. 94. Süd-Brasilien.
Necrophorus lunatus p. 52. Nordamerika. [Nach Gistel’s eigener
Angabe hätte er aber das Tier schon früher unter dem Art-
namen lumulatus in seiner „Naturg. d. Thierr.‘“ beschrieben;
eventuell wäre Zunatus wegen lunatus Fisch. neu zu benennen. ]
Necrophorus pulsator p. 52. Nordamerika.
“ cadaverinus p. 53. München.
Mi quadricollis p. 53. Mexiko.
r basalis p. 53. Bayern? [Ob von basalıs Fallen.
verschieden ?]
Necrophorus interruptus p. 53. Spanien. [Wohl von interruptus
Steph. verschieden und möge daher neubenannt werden:
interruptiolus Strand n. n.]
Necrophorus maritimus p.53. Sittcha: Amer. bor. ross. [Mit dem
Zitat: „Necroph. aleuticus Gistel, Naturg. d. Thierr. 1848°°.]
6* 5. Heft
84 Embrik Strand:
Necrophorus marginaius p. 53. Nordamerika. [Mit dem Zitat:
„N. requiescator Gistel in Naturg. d. Thierr. 1848“.
In den beiden letzten Fällen wären die hier gegebenen Namen
natürlich hinfällig, wenn die Zitate Gistels richtig sind, was ich
nicht nachprüfen kann. Nach Angabe p. 54 hätte er aber in der
Naturgeschichte auch noch Pulsator, quadricollis, basalis und eine
Art namens olfactor beschrieben; letztere soll aus Spanien sein und
ist vielleicht das, was er hier inierrwdtus nennt! Zu den Namen
cadaverinus, basalis und interrupius führt er als Synonyma dieselben
Namen mit Fragezeichen und ‚‚Dej.‘‘ als Autorangabean. Der Name
marginatus ist schon seit Fabricius vergeben. ]
Necrobhorus proserpinae p. 59. Schweiz.
4 hadenius p. 63. Tirol.
Liodidae.
Agathidium salutatorium p. 82. Bayern.
Anisotoma tardipes p. 31. [Patria ?]
Cyrtusa ? macularis p. 59. Bayern.
Liodes graminis p. 4. Steiermark.
„ dueifuga p. 42. Deutschland.
Corylophidae.
Cryptocara |n. g.] cossyphoides p. 10. Steiermark. [Bei Clypeaster !]
Triehopterygidae.
Gleopterium [wahrscheinlich = Trichoßteryx] jerrugineum p. 8,
Bayern.
4 fuscum p. 8 u. 29. Oberbayern.
microscoicum p. 8 u. 27. Bayern.
[Cleopterium scheint n.n. für ‚Piilium Auct.‘“ zu sein; auch
Scudder führt Gistel als Autor von Cleodterium auf.)
Ptilopterium [n. g.] Zateonotum p. 21. Bayern.
” xanthoceras p. 21. Bayern.
% ferrugeneum p. 27. [Patria ?] [Soll schon 1848—50 in
Gistel und Bromme’s Naturgeschichte beschrieben worden sein
und zwar’auch die Gattung, die gleich Trichobteryx Kby.
sein dürfte. ]
Hydrophilidae.
Cercyon vufipennatum p. 84. Deutschland.
„ vaccinarium p. 61. Deutschland.
„ agyrlinum p. 62. Deutschland.
i monachus p. 7. Steiermark.
dyselum p. 58. Deutschland.
Crybtopleurum hesperinum p. 80. Deutschland.
cıcatricum p. 82. Ebenda.
Helochares charadrius p- 60. Wallıs.
Hydrobius submergus p. 64. Brasilien.
fallax p. 75. Brasilien.
Hydrophilus amphibius p. 80. Kuba.
Übers. d. in Gistel’s „820 neue oder unbeschr. wirbell. Thiere‘‘ beh. Ins. 85
Philhydrus [Philydrus] laccusculus p. 57. Deutschland.
». Anser p. 62. Deutschland.
ie saxicola p. 78. Bayern.
Saprus [n. g.] humifex p. 22 u. 46. München. [Bei her 2
[Für Saprus Blackb. 1904 schlage ich Sapriniana Strand vor.)
Sphaeridium ‚sospitale p. 65. Österreich.
X fimosum p. 70. Deutschland.
is haematopterum p. 86. Deutschland.
Histeridae.
Dendrophilus chersonesi p. 11. Taurien.
B saxtcola p. 41. Taurien.
Heiaerius coriicinus p. 14. Steiermark.
Hister jabricii p. 67. Deutschland.
„ castaneidennis p. 64. [Patria ?]
„ ericeticola p. 35. Spanien.
„ noctambulus p. 76. „Epidania‘.
„ vesdertinus p. 81. Deutschland.
indicator p. 86. Deutschland.
Saprinus talba p. 85. Schweizerische Jura.
Cantharidae.
Callianthia [recte: Chauliognathus]) xanthomelas p. 25. Brasilien.
[Schon in Isis 1831, p. 307 publiziert ; Perty’s Beschreibung ist
später. Also ist Gistel der Autor der Art.]
Callianthıa anaema p. 65. Brasilien.
Charactus |Calopteron] hemichromus p. 89. Brasilien.
Chauliognathus interruptus p. 92. Brasilien.
Dices matutinalis p. 34. Calabrien.
Eliychnia |Photinus]) marginicollis p. 47. Mexiko.
Epicauta |Cantharis] severa p. 70. Brasilien.
R intricaria p. 70. Brasilien.
Malachius myiotherus p. 16. Steiermark.
Malthinus anthracinus p. 16. Niederbayern.
x gentilis p. 16. Steiermark.
” schaumi p. 16. Niederbayern.
umbrosus p. 16. Steiermark.
Malthodes phaeus p. 16. Niederbayern.
Photuris fatuus p. 58. Brasilien.
Telephorus [Cantharis] cephalicus p. 24. Niederbayern.
Br vorax p. 24. Steiermark.
sticticus p. 24. [Patria ?]
Troglops pronotalis p. 49. [Patria ?]
Cleridae.
Clerus vermivorus p. 32. Bayern.
» funebralis p. 46. Aegypten.
Necrobia lugubris p. 34. Spanien.
5. Heit
S6 Embrik Strand:
Nitidulidae.
Brachypterus autumnalis p. 62. Deutschland.
is solarıs p. 65. Epidania alpina.
& pelusius p. 70. Schweiz.
N collinus p. 78. Deutschland.
Cercus |recte: Cateretes] uliginosus p. 79. Deutschland.
„. nectarineus p. 66. Deutschland.
Cychramus tenebrio p. 24. Ungarn.
Meligethes Kelchi p. 18. Bayern.
% pratincola p. 88. Deutschland.
Nitidula polyporina p. 30. Steiermark.
5 heterochroa p. 30. Bayern.
A vaccımii p. 30. Steiermark.
Omosita viana p. 75. Deutschland.
Pocadius tenebrio p. 40. Ungarn.
Rhizophagus quercus p. 22 u. 27. Bayern.
scoriaceus p. 77. Bayern.
Stryehnobia [n. 8.] p. 61, Type: Nitdula dulcamarae Tlig.
Thalycra (Nitidula) aridosa p. 78. Deutschland.
Cueujidae.
Laemophloeus vernus p. 71. Bayern.
orophilus p. 81. Bayern.
Platycantharus In. 8.] cucujiformis p. 29. Brasilien. [Ist schon 1831
in Isis p. 308 aufgestellt worden. ]
Silvanus westerhauseri p. 23 u. 32. München. [Die Art figuriert,
als nom. nudum, in Gistels „Enum. Col. Agri Monacensis‘“
(1829) p. 30 und ist von ihm zum erstenmal in Isis 1831, p. 309
beschrieben, was er 1857 aber nicht erwähnt. ]
Cryptophagidae.
Atomaria lateralis p. 11. Bayern.
h, dactylıa p. 11. Bayern.
ir parasıtica p. 86. Mitteldeutschland.
Cryptophagus redtenbacheri p. 10. Bayern.
Ephistemus fungifex p. 62. Deutschland.
Paramecosoma blattina p. 11. Steiermark.
N statuaria p. 11. Niederbayern.
Erotylidae.
Saccomorphus [Morphoides] terrestrıs p. 74. Brasilien.
Triplax violacea p. 53. Österreich.
Phalaecriidae.
Olibrus laichartingüi p. 85. Bayern.
Lathridiidae.
Corticaria melanocara p. 73. Bayern.
Latridius [recte: Lathridius] herbaceus p. 15. Steiermark.
R subterraneus p. 15. Ebenda.
Übers. d. in &istel’s ‚320 neue öd. unbasehr. wirb>ll. Thier«“ beh. Ins. 87
Latridius herborisans p. 15. Ebenda.
en Iignarius p. 15. Ebenda.
Mycetophagidae.
Mycetophagus cısalpinus p. 17. Steiermark.
N corticalis p. 17. Ebenda.
” querquetinus p. 17. Ebenda.
„ parasıtus p. 69. Deutschland.
Cioidae.
Cis sebtembris p. 8. Steiermark.
„„ Jjamilharıs p. 57. Bayern.
„ polypori p. 75. Deutschland.
Rhopalodontus gyllenhalı p. 69. Bayern.
Colydiidae.
Bothroderes [recte: Bothrideres] gyllenhali p. 6 und 45. München.
Ditoma unicolor p. 12. Bayern.
Drimones [n. g.] antricola p. 38. Algarbia. ‚„Locus systematicus
ad Sarrotrium‘“.
Euditomum [Scheint n. n. für „Ditoma auct.‘ zu sein] wnicolor
p. 26. München.
Endomychidae.
Cerylus populi p. 7 und 47. Bayern. [Cerylus scheint n. n. für
„Cerylon auctorum‘‘ zu sein. ]
Coeeinellidae.
Adalia adscendens p. 81. Alpes Epidaniae summae.
Chilocorus caeruleus p. 42. Brasilien.
Coccinella panormitana p. 8. Sizilien. [Ist p. 45 nochmals als
Coccinella phalerata beschrieben, dazu als Synonym: „Epi-
lachna panormitana Gistel prius in lit“ [!], aber kein Hinweis
auf seine p. 8 gegebene Beschreibung!]
Epilachna transatlantica p. 87. Surinam.
Scymnus vulgatus p. 83. Bayern.
Dryopidae.
Parnus macropus p. 19 u. 48. Ungarn.
sr riparius p. 73. Oberbayern.
Georyssidae.
Georyssus frigidus p. 13. Steiermark.
Heteroceridae.
Heterocerus sigma p. 14. Bayern.
Heterocorus [wohl = Heterocerus!) affinis p. 69. Bayern.
Dermestidae.
Attagenus subdiurnus p. 5. Steiermark.
urbicola p. 67. Deutschland.
er quisquiliorum p. 71. Deutschland.
5. Heft
88 : ı Embrik Strand:
Byrrhidae.
Byrrhus genetta p. 60. Deutschland.
ir tardigradus p. 68. Schweizer und Tiroler Alpen.
R“ myops p. 81. Rhätische Alpen.
a sirix p. 6. Steiermark.
® viator p. 7. Steiermark.
subnivalis p. 58. Tiroler Alpen.
Limnichus poecilochrus p. 15. Niederbayern.
Morychus spinosus p. 6. Steiermark.
5 hypobrius p. 6. Steiermark.
pratensis p. 7. Ebenda.
Syncalypta hystrix p. 6. Bayern.
Phylloceridae.
RITOEINE nigripennis p. 29. Sizilien.
Elateridae.
AlErBOIeE oreas p. 3. Steiermark.
11 dehiscens p. 3. Steiermark.
Ampbedus {= Elater L.) nigrotinctus p. 4 u. p. 36. Bayern.
„ Durpureus (Schrank) [also nicht als neu!] p. 39. Bayern.
Athous alnicola p. 12. Bayern.
„. roralis p. 40. Patria? [Jedenfalls einheimisch!]
,, dimidiatus (Sturm) p. 51. München: [Nec a 1820;
A. liliputanus Strand n. n.]
Cardiophorus undinarum pP. 7. Steiermark.
Corymbites kiesenwelteri p. 12. Niederbayern, Österreich.
Cratonychus [Melanotus) abietinus p. 43. Deutschland.
Cryptohypmus advena p. 40. München.
niphe p. 40. Deutschland.
Cylindroderus sanguineipenis INB. nicht -pennis!] p. 43. Brasilien.
Pyrophorus urian p. 64. Kuba.
Euenemidae.
Hypocaelus nigmaticus p. 36. Oberbayern.
Buprestidae.
Acmaeodera malvina p. 45. Ost-Pyrenäen.
Agrilus aurichalceus p. 3 u. 40. Patria? [Nec Redtb. 1849;
A. exilistis Strand n. n.]
Ancylochira [recte: Buprestis] nidhe p. 49. München.
Conognatha tomyris p. 88. Süd-Brasilien.
? soropega p. 69. Brasilien.
Dicerca sahlbergi p. 12 u. 42. Bayern.
Phaenops summifex p. 6. Bayern.
amica p. 38. Patria ?
Psiloptera anılıs p. 70. Brasilien.
* variabilis p. 51. [Ohne Diagnose, aber mit der Angabe,
daß die Art von Gistel in der Isis 1831, p. 307 aufgestellt ist,
wo sie als Buprestis variabilis figuriert.]: Brasilien.
Übers. d. in Gistel’s ‚‚820 neur od. unbaschr. wirb>ll. Thiere“* beh. Ins. 89
Ptosima volucris p. 70. Europ. Türkei.
Trachys arbustorum p. 25. Bayern.
in vehemens p. 43. Deutschland.
Lymexylonidae.
Hylecoetus aestivalis p. 14. Bayern.
n aprilinus p. 14. Steiermark.
YA nyciturgus p. 25. Bayern.
\ Bostrychidae.
Apate perniciosa p. 5. Steiermark.
Piinidae.
Ptinus pubescens p. 21. München.
Anobiidae.
Dryophilus excelsus p. 12. Steiermark.
Oedemeridae.
Anoncodes zimmermanni p. 71. Bayern.
Pythidae.
Pvtho eremicola p. 21. Bayern. [P. 48 ist dieselbe Diagnose unter
/ dem Namen Pytho erotis!!]
Saldingus Putredinis p. 65. Deutschland.
Meloidae.
Mylabris [= Zonabris Har. nec Laria Sc.) deserticola p. 17 u. 33.
Taurien. |
5 magica p. 31. Barbaria. [Soll schon 1848—-50 von Gistel
„in dessen und Bromme’s Naturgeschichte, Stuttg. 1848 und
1850, 8%“ aufgestellt sein. |
Rhipiphoridae.
Metoecus pictus p. 17 u. 48. Bayern.
„.. trieolor p, 48. München.
Mordellidae.
Mordella venatoria p. 64. Deutschland.
» . Dungens p. 89. Deutschland.
Melandryidae.
Dircaea coniferorum p. 58. Deutschland.
Eustrophus pronolalis p. 66. Bayern.
Hallomenus polyporinus p. 88. Deutschland.
Orchesia fungivora p. 82. Deutschland.
Lagriidae.
Statyra exsculpla p. 47. Brasilien. [In Isis 1831, p. 308 als hie
‚ aufgestellt. ]
Alleculidae.
Allecula ledturoides p. 42. Griechenland.
Omophlus ventralis p. 43. Algarbia.
5. Heft
90 Embrik Strand:
Tenebrionidae.
Acropteryx [n. g.] rujfides p. 39. Brasilien. [Schon in Isis 1831,
p. 308 aufgestellt. Für Acroßteryx Rag. 1890 schlage Acrop-
pterygella Strand n. n. vor.]
Adeps [n. g.], Type Amarygmus? paykulli Dalm., p. 63. [Nec
Adeps Gistel 1848; Adepsion Strand n. n.)
Amarygmus orientalis p. 36. Java.
Catapiestus heldii p. 39. Java. [Schon in Isis 1829, p. 1131 und
1831, p. 304 von Gistel beschrieben und zwar als Cucujus;
als Synonym führt er hier Cat. piceus Perty 1831 auf, was
richtig sein wird. Die Art muß also Cat. Heldii Gistel heißen.]
Diaperis cornigera p. 12. Ungarn.
Goniadera sulcatopunclata p. 28. Brasilien. [Ist schon 1831 in Isis
p. 305 als Helops sulc. aufgestellt.)
Helops lapidicola p. 14 u. 37. Krim.
Hoplocephala cornuta p. 42. Ungarn.
Opatrum politum p. 51. Krim. [Von folitum Besser (= iriste Stev.),
ebenialls aus Taurien, wohl nicht verschieden. |
„. glabrum p. 18. Taurien.
„ erassum p. 44. Algarbia.
lutosum p. 47. Portugal.
Phylax crenatus p. 26. Dalmatien. | Ph. crenatus Dej. wird als frag-
liches Synonym angeführt und ist wahrscheinlich dieselbe Art. ]
Piatydema pabulina p. 60. Kuba.
pronotata p. 78. Brasilien.
Stenochia [Strongylium] paradisı p. 62. Brasilien.
Tagenia dubia p. 49. Malta.
Toxicum bicorne p. 28. Java. [Nec Sturm 1843; nenne Gistel’s Art
T. javanibia Strand n. n.)
Cerambyecidae.
Acanthoderus [recte: Acanthoderes] meteoricus p. 79. Kuba.
Agapanthia velox p. 48. Algarbia.
Amphionycha |recte: Hemtilophus) leucomelaena p. 68. Brasilien.
A clathraia p. 38. Brasilien. [Laut p. 55 ist aber die
Art schon früher aufgestellt worden, nämlich ‚von J. Gistel
in dessen und Bromme’s Naturgeschichte, Stuttg. 1848 und
1850, 8°“.] [Nec Dej. 1833; A. elathratella Strd. n. n.]
Batocera hector p. 48. Java. [Auch J. Thomson’s Beschreibung
seiner Batocera hector aus Java ist vom Jahre 1857.]
Callidium lucorum p. 7. Steiermark.
P tauricum p. 47. Krim.
Callimation venustum p. 36. Madagaskar. [Mit Guerin’s gleich-
'namiger Art identisch !
Ceroplesis trivittata p. 53. Java. [Wäre aber schon 1848—50 in
Gistel u. Bromme’s Naturgeschichte aufgestellt. ]
Chrysoprasus [Chrysoprasis] tardus p. 63. Brasilien.
diademarius p. 78. Brasilien.
Übers. d. in Gistol’s „820 neue od. unbeschr. wirbell. Thiere‘“ beh. Ins. 91
Clytus cabricornu p. 69. Kuba.
Cosmisoma eudromia p. 63. Brasilien.
Epoptes [n. g.], Type: Saperda asphodeli Latr., p. 93.
Gerania Boscir (Milothris) p. 50. Patria? [Die Art ist schon von
Fabricius beschrieben, die Gattung Gerania von Serville 1835,
Milothris von Dejean 1833. ]
Isarthrum monacense p. 38. München.
Leptura inconstabilis p. 15. Steiermark.
„» mgalis p. 15. Ebenda.
Molorchus crabroniformis p. 30. Ostindien. [Soll schon 1848—5U
von Gistel in: Gistel u. Bromme, Naturgeschichte, beschrieben
sein. ]
Monohammus [Monochamus) okenianus p. 49. Schefitlarner Tal.
Phymasterna ornator p. 31. Kapland.
Phymatosterna [|Phymasterna] dendrodromia p. 84. Kapland.
Phytoecia fumigata p. 46. Nordgriechenland. [Soll schon in Gistel
u. Bromme’s Naturgeschichte 1848—50 beschrieben sein. ]
Purpuricenus festivus p. 46. Frankreich.
Polyarthron aegydtiacum p. 26. Ägypten. [Ob von aegydtiacum
Guer. verschieden ?]
Purrus [n. g.], Type: Prionus brachypterus Gebler, p. 68. [Brachy-
prionus Jakowl. muß durch Purrus Gistel ersetzt werden.]
Stenura [Lepiura] bicolor p. 41. Ägypten.
Laridae.
Bruchus [recte: ? Bruchidius) umbellatarum p. 6. Steiermark.
Chrysomelidae.
Agrosteomela [n.g.], Type: Chrysomela cashmirensis Redt. Kaschmir.
Adiseus [n. g.], Type: Phaedon nigromaculatus Redt. Kaschmir.
Alitene [n. 8.?] nasturtii p. 35. München. [Wäre mit Phaedon
.aymoraciae L. verwandt. Die Art ist p. 19 als Phaedon
nasturtii beschrieben!]
Aulacophora hemichroa p. 28. Java.
Amasıis laricina p. 28. Algarbia.
Aphthona agrostidis p. 5. Steiermark.
Abteropeda crassina p. 80. Bayern.
Botanochara [recte: Poecilaspis] grossificationes p. 60. Brasilien.
nobilitata p. 67. Brasilien.
Camptolenes [Zachnaea] speciosus p. 85. Kapland.
Cassida frondescentiae p. 82. Brasilien.
hi roralis p. 76. Brasilien.
Chalcoplacis plutonia p. 59. Brasilien.
Chelymorpha florescentiae p. 72. Brasilien.
Chrysomela campicola p. 64. Europ. Türkei.
mariannae p. 83. Bayern.
Coptocycla hespera p. 67. Kuba.
Crepidodera arbustorum p. 9. Steiermark.
Cryptocephalus transmontanus p. 10. Steiermark.
5. Heft
99 Embrik Stränd:
Crybtocephalus betulinus p. 10. Bayern.
“ semidophilus SQ p. 10. Steiermark.
* caducus p. 32. München.
y graminetalis p. 58. Kuba.
erh, epiledticus p. 77. Kuba.
Discomorpha transfuga p. 82. Brasilien.
Donacia latonae p. 74. Deutschland.
Donacocia aenea p. 12 u. (als Donacia!) p. 51. Bayern. [Donaecoeia
scheint n. n. für „Donacia, auctorum‘ zu sein; die Art wird
zu „D. discolor‘‘ hingestellt, danach wäre Donacocia gleich
Plateumaris Ths. 1859 und hätte die Priorität.]
Doryphora figurata p. 39. Brasilien.
Genioctena jrecte (?): Gonioctena) aucupariae p. 13. Steiermark.
— Dazu var. Jenisoni.
Gynandrophthalma alpıgena p. 8. Steiermark.
Haltica sinuata p. 52. München.
„. .Jugax p. 88. Bayern.
Lema atra p. 15 u. 33. München.
Lina alnetorum p. 8. Bayern.
„ custodians p. 30. Bayern.
Longitarsus vallıgenus p. 87. Westschweiz.
Oedionychus phyllophila p. 26. Brasilien.
Orestia styriae p. 18. Steiermark.
Pachnephorus campestris p. 18. Steiermark.
Pachybrachys fera p. 71. Brasilien.
Phaedon gisteli Dej. [i. 1.?] p. 46. Chile.
„. . nasturtiüi „(Alitene Gistel)‘“ p. 19. Bayern.
Phylloireia sinuata p. 13. Bayern. [Der Name sinuata ist auf alle
Fälle vergeben. Es wird in der Beschreibung von einer ‚„Decken-
binde, die durch eine äußere Einbuchtung erweitert oder wie
abgeschnitten erscheint‘, gesprochen, was keinen Sinn hat:
statt ‚erweitert‘ müßte es wohl eher ‚‚verschmälert‘ heißen. |
Platyphora [n. 8.], Type: Doryphora histrio, p. 52. [Für Platyphora
Verr. 1877 schlage ich den neuen Namen Platyphorella Strand
vor.]
Psylliodes eubiotes p. 13. Bayern.
asllie brachybiotes p. 27. Bayern.
Sagra odontopus p. 37. Java. [Schon in der Isis 1831, p. 309
beschrieben !]
„ cyanea p. 44. Senegal.
Sphaeratrix [soll aber schon früher (1848) in der „Naturgeschichte“
beschrieben worden sein!] latrifrons p. 34. Fazoglou [am
oberen Nil]. f
Teinodactyla [Longitarsus] bryozoa p. 24. Steiermark.
Theone [n. g.]), Type: Galeruca silphoides Dalm. p. 74. „‚Iberia ?
Caucasus?“ [Für Theone Desv. 1863 schlage Theonioides
Strand vor.] |
Thyamis [Longitarsus) scutellata p. 24 u. 37. Bayern.
Übers. d. in Gistel’s „820 neus od. unbeschr,. wirbsll. Thiere‘“ beh. Ins. 93
Timarcha macropa p. 25. Steiermark.
Uroplata sesostris p. 81. Brasilien.
Zygogramma ceris p. 76. Brasilien.
. tropica p. 84. Brasilien.
Cureulionidae.
Acalles rhizobius p. 3. Steiermark.
„ alpinus p. 11. Aachental in Tirol.
Apion agyrtinum p. 29. Bayern.
Bagous paludicola p. 85. Bayern.
Baridius |= Baris Germ.] coelestinus p. 5. Steiermark.
5 striatobunctatus p. 28. Krim.
Barynotus pedemontanus p. 16. Piemont. [Für B. v. pPedemontanus
Dan. schlage ich den neuen Namen pedemontanellus m.
vor.]
hyles p. 17. Steiermark.
a cuprifer p. 36. Karpathen.
Y arıdicola p. 44. Piemont.
Byachonyx pini p. 64. Deutschland.
“ coniferarum p. 88. Deutschland.
Centrinus nobilis p. 45. Brasilien.
Coeliodes johannita p. 9. Steiermark.
2 serratulae p. 9 u. 44: Gistel 1831, in Isis p. 306. Bayern.
Cryptorhynchus sterleri p. 11 und 26. Bayern.
Eusomus phytonius p. 13. Steiermark.
Gastrodus [Liophloeus] schach p. 13. Taurien. [Auch p. 35!]
Heilipus gisteli de Jenison [i. 1.] p- 50. Kolumbien.
Hybera orobia p. 14. Steiermark. Y.
Larinus marginicollis p. 31. Krim.
Liophloeus schach p. 35. Krim. [Auch p. 13!]
Lixus noctis p. 15. Sizilien.
u» .„poßularıs p. 16 u. 49. Ebenda.
„ nocturnus p. 41. Sizilien.
Magdalinus [Magdalis] ilicis p. 42. Krim.
Merus [n. g.], Type: Lixus fasciatus Redt. p. 94. Kaschmir.
Mesites edituus p. 9. Taurien.
» Dallidipennis p. 38. Taurien.
. [Bei Pallidipennis steht als Synonym: „Cossonus edituus
Gistel in lit.“ und die Beschreibungen stimmen soweit überein, daß
die Identität beider ‚Arten‘ zieralich sicher ist. Der Name dalli-
dipennis ist aber schon von Boheman in Schönherr 1838 gegeben
und bezieht sich gewiß auf die gleiche Art, zumal sowohl Schönherr
als Gistel die Art aus Taurien und von Parreys g gesammelt kennen
(das Material von Parreys bei Schönherr stammte allerdings aus
Kaukasus). ]
Metallites |Polydrosus] adonis p. 17. Steiermark.
Nanophyes suavis p. 17. Bayern.
5. Left
94 Embrik Strand:
Nanodes villaticus p. 34. Bayern.
E triptolemus p. 34. Patria ?
Omias antiquarius p. 18. Steiermark.
Otiorhynchus civicus p. 6. Karpathen.
% sciaßhilus p. 6. Steiermark.
N pityophilus p. 18. Steiermark.
gelidus p. 18. Steiermark.
Phyllobius harlachingensis p. 19 u. 28. Bayern.
Poephagus suffriani p. 20 u. 37. Bayern. [Den Gattungsnamen
Poephagus finde ich in den Nomenklatoren nur für Mammalia
angegeben. Die Angabe: „Zwischen P. nasturti und disym-
briv‘‘, dürfte beweisen, daß Poophagus Schh. gemeint ist.)
Polydrosus solidarius p. 20. Steiermark.
M almiarius p. 20. Ebenda.
7a neris p. 20. Ebenda.
’ festalis p. 20. Ebenda.
Rhinoncus graminosus p. 21. Steiermark.
Rhynchites auronitens p. 22. Bayern.
% bicolor p. 22. Bayern.
vugosus p. 72. Bayern.
Rhyncolus absconditus p. 82. Bayer. Alpen.
h schranckiı p. 86. Oberbayern.
Stones maculatus p. 23. München.
» piliger p. 71. München.
anaöheii [Magdalis] tristarius p. 21. Steiermark.
7 tlicıs p. 21. Taurien.
Ipidae.
Bostrychus [= Dryocoetes ?] pinetarius p. 5. Steiermark.
.s eudromius p. 33. Bayern.
. parenchymatıs p. 41. Deutschland.
N westerhauseri p. 73. Bayern.
Hylesinus simson p. 28. Brasilien. [Soll schon 1848—50 von
Gistel (in Gistel u. Bromme, 1. c.) aufgestellt sein.]
Ibs lignifex p. 81. Deutschland.
Platypus nitidicollis p. 29. Brasilien.
Lueanidae. ’
Careinomius [n. g8.), Type: Lucanus cancroides F. „Ad genus
Dorcum“ p. 59.
Dorcus paniscus p. 46. Java.
„,, goliathus p. 49. Java. [Schon 1831 aufgestellt.]
Pholidotus eximius p. 35. Brasilien.
Platycerus [Lucanus] calamophilus p. 66. Deutschland.
Scarabaeidae.
Amisoplia pascuorum p. 61. Wallis.
3 Incıfex p. 70. Westschweiz.
% solstitica p. 62. Schweiz.
Übers. d. in Gistel’s „‚S20 neue od. unbeschr. wirbell, Thiero“ beh. Ins. 95
Anomala subalpina p. 64. Tirol.
rugipennata p. 67. Schweiz.
Sturmi p. 73. Deutschland.
animosa p. 85. Senegal.
Anthipna[wohl Anthybnagemeint]caeruleap.72. Italienische Schweiz.
Aphodius stercoris p. 62. Deutschland.
ei faecis p. 63. Deutschland.
N Zurficola p. 64. Schweiz.
y equinarius p. 65. Deutschland.
ER scodharum p. 65. Deutschland.
porcellus p. 67. Deutschland [A. porcellus Friv. 1879
nenne ich hungarieus Strand n. n.)
8 chimarius p. 69. Schweizer Alpen.
„ capbybara p. 76. Schweiz.
N hesbericus p. 77. Deutschland.
%, festinans p. 69. Deutschland.
v caprarum p. 70. Deutschland.
r hivcinus p. 72. Deutschland.
Y bovinus p. 74. Ebenda.
R rusticus p. 74. Ebenda.
* hypocoprus p. 75. Ebenda.
% oreophilus p. 75. Tiroler und Schweizer Alpen.
MN fimetivorus p. 76. Schweiz.
ee /oenellus p. 61. Deutschland.
u casarum p. 5. Steiermark.
‘ hirundinarius p. 57. Schweiz.
Y onthobius p. 58. Tirol.
a lachypus p. 58. Schweizer Alpen.
y vitulinus p. 59. Deutschland.
2 pillularis p. 59. Deutschland.
N discoidahis p. 77. Deutschland. [Nec Boh. 1857, A.
Gisteli n. n. Strand.]
M vertumnus p. 77. Schweizer Alpen.
i analis p. 78. Deutschland. [Nec A. analis F. 1787;
A. pseudanalis Strand n. n.]
ii fimetifex p. 78. Schweiz.
L squalidissimus p. 79. Deutschland.
h, panzeri p. 79. Deutschland.
o“ rupestris p. 80. Höchste Schweizer Alpen.
. hibernus p. 81. Höchste Tiroler Alpen.
Y hyleus p. 83. Deutschland.
y, coriarius p. 83. Deutschland.
# boum p. 84. Deutschland.
5 ambulans p. 84. Schweizer Alpen.
7 Putridicola p. 86. Deutschland.
£ fossorius p. 87. Deutschland. ;
M hypocophus p. 87. Deutschland. [Nec Heer 1841;
A. hypocophinus Strand n. n.]
ee)
)
5. Heft
96 Embrik Strand:
Aphodius lutigradus p. 87. Deutschland.
IR matutinalis p. 89. Europäische Türkei.
bertinens p. 90. Deutschland.
Ateuchus |recte: Scarabaeus L.] brahminus p. 65. Ostindien.
Ceraspis niveipennis p. 91. Brasilien.
Cetonia epidanica p. 79. Epidania.
protensa p. 7. Sizilien.
„ gallica p. 8. Toulon.
„ burmeisteri p. 8. Sardinien.
„.. sdonsa p. 37. Senegal.
"u. fidelissima p. 69. Wallis.
„ oliviers p. 72. Australien u. Senegal. [Soll = Cet. stolata
Ol. sein.]
„, ewsii p. 80. Schweiz. [Nec Motsch. 1845; C. eirsiana
Strand n. n.] |
„ neclarinia p. 84. Tirol.
„ jamosa p. 87. Wallis.
psammobia p. 87. Sennaar.
Copriodes [n. 8.]), Type: Onthophagus fimbriaius Kl. p. 91.
Copris jenisonianus p. 74. Schweiz.
„ gistelianus de Jenison fi. 1.] p. 75. Deutschland.
Coprobius [Canthon] divinator p. 61. Brasilien.
A candens p. 77. Brasilien.
Coprurgus |[n. g.], Type: Scarabaeus chorinaeus F. p. 51.
Coryphocera diezehi p. 92. Kaschmir.
rl ulrıchi p. 93. Kaschmir.
iR redtenbacheri p. 90. Kaschmir.
jenisoni p. 92. Kaschmir.
Diabroctis In. g.]), Type: Phanaeus mimas F. p. 92. Süd-Amerika.
Eueoprieus [n. g.], Type: Phanaeus columbi iso Leay p. 94.
Geocharessa [n. g.], Typen: „Diplognatha albobunciata et geotru-
pina Gory et Percheron“ p. 94.
Geotrupes salvator p. 65. Europ. Türkei.
# sulzeri p. 57. „Epidaniae Alpina“.
R timotheus p. 59. Epidania alpina et subalpina.
> cetra p. 80. Tirol.
Gymmopleurus deserti p. 59. Sennaar.
transp yrenaeus p. 83. Portugal.
Homaloplia populi p. 68. Schweiz.
Hoplia argyrea p. 69. Schweiz, Deutschland.
„ collina p. 86. Schweiz.
Melolontha nigripes p. 16 u. 31. Bayern. [Wird Mel. hippocasianı
v. migripes Comolli 1837 sein.]
Lignarius [n. g.], Type: Cefonia micans Herbst. p. 9. Senegal.
[Wenn auch nicht in vorliegender Schrift darauf hingewiesen
ist, dürfte doch diese Gattung schon 1848 in Gistel’s „Natur-
geschichte des Thierreichs, Für höhere Schulen bearb.‘“ p. XIII
aufgestellt sein, was ich jetzt nicht nachprüfen kann. ]
Übers. d. in Gistel’s „820 neue od. unbeschr. wirbell. Thiere‘ beh. Ins. 9
ns |
Onthophagus confluens p. 61. Deutschland.
” glareanus p. 65. Deutschland.
x lictor p. 74. Chamouny, Wallis.
Onthurgus [n. g.], Type: Phanaeus carnifex (L.), p. 9.
Pelidnota fallax p. 80. Brasilien.
Psammodius [Psammobius] schmidtii p. 85. Deutschland.
Rhizotrogus emeritus p. 83. Schweiz.
Rutela caesarea p. 29. Kolumbien.
Scarabaeus andicola p. 66. Cuba ‚etc.‘
Strombodes [n.g.], Type: Phanaeus festivus Ol. p. 90. [Die Gattung
Gistel’s möge Gisteliodes Strand heißen, denn Sirombodes ist
seit 1820 vergeben. Für Strombodes Sjöbring 1904 schlage
Strombodia Strand vor.]
Stegopterus ? arator p. 74. Kapland.
Strigodermum suleidenne p. 41. Mexiko. [Dürfte mit der fast gleich-
namigen Art (Strigoderma suleidenne) in Burmeister’s Hand-
buch IV, 1, p. 316 identisch sein und von Gistel in seiner
Naturgesch. 1848—50 als Adoreta pretiosa beschrieben sein.]
Thallerophagus In. g.], Type: Onthophagus angulatus Redt. p. 90.
Kaschmir.
Trichius susurrans p. 89. Schweiz.
E fabricii p. 76. Deutschland „etc“. [Als Synonym:
„Ir. fasciatus Fabr. S. El. II. 131 (sed non linnaei)“.]
Zophoseomorpha [n. g.] barbarica p. 46. Barbaria. „Locus syste-
maticus ad Ancylonychae genus“. [Nach Angabe p. 54 wäre
aber die Gattung früher von Gistel aufgestellt, nämlich in „dessen
und Bromme’s Naturgeschichte, Stuttg. 1848 und 1850, 8°;
dabei wird p. 54 als einzige Art „mauritanica Gistel. Barbaria‘
angegeben, eine Art, die wohl mit der hier beschriebenen barbarica
identisch sein wird !]
HYMENOPTERA.
Apidae.
Andrena occipitalis p. 28. Bayern.
4 phaeoptera p. 37. Italien.
Anthophora ornata p. 31. Patria ?
“ tunicata p. 31. Italien.
„ subterranea p. 42. Dalmatien. [Gleiche Bemerkung
wie unter Cerceris gigantea. Nec A. subterranea Germ. 1826;
A. dalmatiensis Strand n. n.]
Bombus sericeus p. 40. Ungarn. [Gleiche Bemerkung wie unter
Cerceris gigantea!)
„ . thoracicus p. 42. Brasilien. [Für Bomb. thoracicus Sich.
1862 wird wohl der Name B. corsicus D. T. 1882 eintreten
können, während B. corsicus Schulth. 1886 einen neuen Namen
bekommen muß: B. eorsicola Strand n. n.]
Bombus lucullus p. 85. Deutschland.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 7 5. Heft
98 Embrik Strand:
Coelioxys italica p. 31. Italien.
R minuta p. 36. Italien. [Für Coel. minuta Smith 1879
schlage ich den neuen Namen C. minutissima Strand vor.]
Colletes nigricans p. 39. Bayern.
Dasypoda vudis p. 48. Algarbia (Portugal).
e heliocharis p. 53. Ebenda.
Eucera cincta p. 26. Italien.
% scapularis p. 29. Italien.
Rn bicolor p. 47. Italien. [Nec Lep. 1841; E. biehroma
Strand n. n.]
Megachile quingueannulata p. 32. Italien.
5 laeta p. 52. Algarbia. [Nec Smith 1853; M. algarbi-
ensis Strand n. n.]
Megilla |Anthophora] excelsa p. 27. Algarbia. [Für Anth. excelsa
Fedtsch. 1875 schlage M. exeelsior Strand vor.]
Meliturga vernalis p. 34. Algarbia.
Osmia fusca p. 25. München. [Nec O. fusca (Chr.) Pz. 1806;
O. monachiensis Strand n. n.]
Sphecodes nodicornis p. 42. Bayern.
Stelis nemorosa p. 48. Algarbia (Portugal).
Xylocoba virescens p. 29. Italien. [Nec X. virescens Lep. 1841;
X. virescentis Strand n. n.]
Crabronidae.
Ammophila grandis p. 45. Triest.
Bembex wagleri p. 33. Algarbia (Portugal).
Cerceris gigantea p. 50. Dalmatien. [Ist laut Angabe p. 56 schon
1848—1850 von Gistel ‚in dessen und Bromme’s Natur-
geschichte, Stuttg. 1848 und 1850, 80“ beschrieben worden. ]
Crabro montanus p. 26. Deutschland. [Für Crabro montanus Cress.
1865 schlage ich den neuen Namen montivagans Strand vor. ]
Larra mediterranea p. 52. Jonische Inseln.
Sphex aurulenta p. 38. Westindien. [Da Fabricius 1787 eine
Sphex aurulenta beschrieben hat, so möge Gistel’s Art $.
Gisteli Strand genannt werden.]
Stizus ocellatus p. 49. Patria?
Pompilida».
Entomobora [n. £.' aestivalis p. 51. Algarbia.
Pompilus annulatus p. 43. Dalmatien.
35 apvaster p. 68. Deutschland.
s brutalis p. 88. Deutschland.
»» glareanus p. 80. Deutschland.
[Für Pompilus annulatus Gistel nec Dahlb. 1832 möge der
neue Name gistelanus Strand eintreten.)
Seoliidae.
Scolia vabax p. 46. Süd-Frankreich.
„ interrupta p. 34. Ungarn. [Nec F. 1781! Se. interruptana
Strand n. n.]
Übers. d. in Gistel’s „820 neue od. urbeschr. wirbell. Thiere“ beh. Ins. 99
Mutiliidae.
Myrmosa [Mutilla?] psammodes p. 30. Algarbia.
? muscifex p. 37. Algarbia (Portugal).
Mutilla citigrada p. 35. Algarbia.
» Dulverifex p. 37. Algarbia.
» Dyriformis p. 40. Italien.
„ Zaurica p. 41. Taurien. [Für M. taurica Rad. 1865 schlage
M. erimeae Strand n. n. vor.]
» Dertyana p. 44. Algarbia (Portugal).
„». defunctatrix p. 45. Ebenda.
» Westerhauseri p. 46. Sizilien.
africana p. 48. Afrika. [Gleiche Bemerkung wie unter
"Cerceris gigantea! Mutilla africana D. T. 1897 möge den
neuen Namen afrieanibia Strand bekommen. |
Chrysididae.
Chrysis chrysothemis p. 72. Deutschland.
„. aetherea p. 77. Ebenda.
„ vehemens p. ‚89. Ebenda.
Elampus sterleri p. 36. Algarbia (Port.). iGistel’s Schreibweise des
Gattungsnamens mit einem „1“ ist die ursprüngliche und
also richtige.]
Ichneumonidae.
Gelis westerhauseri p. 43. Algarbia.
Mesostenus lanarius p. 29. Algarbia (Portugal).
DIPTERA.
Tachinidae.
Gonia theriophila p. 38. Algarbia (Port.).
Trixa familiaris p. 29. Algarbia (Portugal).
| Asilidae.
Leptarthrus obscoenus p. 43. Algarbia.
Earomyza [n. g.] meridionalis p. 32. Algarbia (Portugal). [Bei
Laphria).
[Anm. Für Earophila Semenow 1903 nec Gumpbg. 1890
schlage ich den neuen Namen Earophilina Strand vor.]
Dexidae.
Melanophora urnae p. 40. Algarbia.
h: tombae p. 40. Algarbia.
Empidae.
Pachymeria pagana p. 41. Algarbia.
Ephydridae.
Ochthera ateuchi p. 27. Portugal.
Myeetophilidae.
Mycetomyza eguina p. 26. Algarbia (Port.).
1& 5. Heft
100 E.Strand: Übers. d. in Cistel’s ‚820 neue od. unbeschr. wirbell. usw.
LEPIDOPTERA.
Eupterotidae.
Pachyelea In. g.|, Type: Gastropacha ? cashmirensis Koll., p. 91
[Der Gattungsname Apona WIk. 1856 hat die Priorität.]
Noetuidae.
Tryachea kolları p. 91. Himalaya.
Papilionidae.
Papilio protensor p. 90. China, Java „etc.“. [,P. sarpedon
affinis‘‘]
„ amnae p. 91. Himalaya. [,,Machaoni proxim.‘]
Pierididae.
Rhodocera |?, als Rhodovera!! mahaguru p. 93. Himalaya.
Lyeaenidae.
Lycaena hügelii p. 93. Kaschmir. [,,L. amyntae Fabr. valde affinis‘]
RHYNCHOTA.
Lygaeidae.
Lygaeus ? perhibernans p. 83. Deutschland.
E ? cunicularius p. 68. Deutschland.
Cimieidae.
Cimex ? umbralis p. 74. Deutschland.
» ? avenicola p. 57. Deutschland.
„ Scansor p. 66. Deutschland.
Capsidae.
Capsus gramineti p. 73. Deutschland.
Phytocoris ? Galii cum var. arvensis p. 58. Deutschland.
A upupa p. 60. Deutschland. |
? voralis p. 73. Deutschland.
Corixidae.
Corixa charadrina p. 70. Deutschland.
„» pipiens p. 61. Deutschland.
Cieadidae.
Cicada ? cicatrix p. 76. Deutschland.
„ spumatrix p. 60. Deutschland.
„ salicetalis p. 63. Deutschland.
„ campestris p. 64. Deutschland.
„ pagana p. 67. Deutschland.
„ sepicola p. 71. Deutschland.
„. calamophila p. 79. Deutschland.
» .? aphidifex p. 81. Deutschland.
„». pyrobola p. 86. Deutschland.
F. Borehmann: H. Sauter’s Formosa-Ausbeute. 101
Cercopidae.
Cercopis arbustoria p. 83. Deutschland.
Jassidae.
Jassus velox p. 76. Deutschland.
Delphaeidae.
Delphax caloboma p. 88. Deutschland.
Flatidae.
Flata fruticicola p. 71. Deutschland.
ORTHOPTERA.
Blatta masulata p. 47. ‚„Indica or“.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute:
Alleculidae und Othnidae (Col.).
Von
F. Borchmann, Hamburg.
(Mit 12 Textfiguren.)
In Supplementa Ent. I (1912), p. 12 führte ich unter den Alle-
culidae der Sauterschen Formosa-Ausbeute Czstelomorpha rufina
Fairm. auf, von welcher 6 Stücke von Taihorinsho VIII. 1909 und
Kosempo VII. 1909 und VI. 1911 vorlagen. Die Bestimmung war
irrtümlich. Ich habe die Type von €. rufina Fairm. gesehen. Die
erwähnten Tiere, von denen mir seitdem eine große Anzahl von
verschiedenen Orten von Formosa vorgelegen haben, gehören zur
Gattung Cistelina Seidl. und bilden eine neue Art.
Cistelina Seidl.
Seidl. Nat. Ins. Deutschl. V, 2, 1896, p. 195.
Die Gattung unterscheidet sich von Cisielomorpha Redtb. nur
durch das 6. Hinterleibssegment in beiden Geschlechtern. Die
Hinterhüften ragen über die Fläche des Hinterleibes hervor und
sind hinten stumpfkantig. Diese Merkmale sind schwach; es gibt
vermittelnde Formen. Das 6. Hinterleibssegment ist einziehbar
und daher oftmals unsichtbar. Auch das 2. Merkmal ist trügerisch.
Die neue Art mag eingeführt werden als
Cistelina trieolor n. sp. (Figg. 1a—1c). — Länge 14—17 mm.
— Langoval, gewölbt; kurz, gelb, seidenartig behaart ; schwefel-
gelb, Flügeldecken und oft der ganze Bauch, meistens nur die
letzten Segmente orangerot, Augen, Fühler mit Ausnahme des
braunen 1. Gliedes, die Knie, Schienen und die Füße mit Aus-
nahme der braunen Klauen schwarz, Kiefertaster braun, gegen
die Spitze dunkler. Kopf stark gestreckt; Oberlippe quer, nach
5. Heft
102 F. Borehmann:
vorn schwach verengt, weitläufig und grob punktiert, zwischen
der Punktierung fein lederartig gerunzelt, Vorderrand bogen-
förmig ausgeschnitten; Clypeus so lang wie breit, skulptiert wie
die Oberlippe, aber etwas dichter punktiert, von der Stirn durch
eine gebogene Furche abgesetzt, Vorderrand gerade, in größerer
Ausdehnung glatt; Stirn gewölbt, dicht punktiert; Augen quer,
stark ausgerandet; Schläfen viel kürzer als ein Auge; Endglied
der Kiefertaster messerförmig, 2. Glied fast so lang wie die
folgenden Glieder zusammen. Endglied der Lippentaster drei-
eckig, Außenkante am längsten; Mentum so lang wie breit, am
Grunde etwas verengt, Seiten fast gerade, Vorderecken abge-
stutzt; Unterlippe quer, stark behaart, vorn stark ausge-
randet; Mandibeln schlank; Fühler schlank, die Körpermitte er-
reichend, Glieder sehr gestreckt, 2. Glied etwas länger als breit,
3. Glied deutlich länger als das 4., Endglied mit der typischen
Fig. 1a.
Cistelina tricolor m. Fig. 1b. Fig. lc.
Ausrandung, so lang wie das 10. Glied. Halsschild leicht quer, viel
breiter als der Kopf mit den Augen, mäßig gewölbt, fein und sehr
dicht punktiert, allseitig gerandet, Basis deutlich zweibuchtig,
Hinterecken fast rechteckig, Seiten nach vorn bogenförmig ver-
engt, Vorderecken abgerundet, Vorderrand fast gerade; Schild-
chen dreieckig, Spitze abgerundet, dicht punktiert. Flügeldecken
etwas breiter als der Halsschild, mit deutlichen Schultern, Spitzen
leicht einzeln gerundet, Epipleuren fast vollständig, allmählich ver-
engt, jede Flügeldecke mit 9 vertieften Punktstreifen und einem
Scutellarstreifen, die mit Ausnahme des 1. und letzten Streifens
die Spitze nicht erreichen, Zwischenräume leicht gewölbt, sehr
fein und sear dicht punktiert. Unterseite sehr fein und sehr dicht
punktiert; Vorderbrust vorn schräge; Vorderhüften durch einen
gerandeten Fortsatz des Prosternums getrennt, der hinten steil
abfällt; Hinterbrust in der Mitte mit tiefer Längsnaht; Fortsatz
des 1. Abdominalsegmentes ziemlich breit dreieckig; Segmente an
den Seiten uneben, 5. an der Spitze leicht zweibuchtig, am Hinter-
rande leicht flach gedrückt, 6. Segment an der Spitze beiderseits
stumpf erweitert und mit je einem starken Borstenbüschel ver-
sehen, Hinterrand sehr deutlich zweibuchtig, fast glatt (4). Beine
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute (Alleculidae), 103
schlank, die schwarzen Teile schwarz und grau behaart, Schienen
gerade, mit zwei kräftigen Enddornen, Füße so lang wie die
Schienen, 1. Glied der Hinterfüße länger als die 2 folgenden Glie-
der zusammen. Beim 2 sind die Fühler etwas kürzer und dicker;
6. Hinterleibssegment klein, Spitze gerundet; Flügeldeckenepi-
pleuren etwas kürzer.
Kosempo VI. 1909, 1911; Taihorin 1911; Fuhosho V. 1909;
Banshoryo-Distr., Sokutsu 1912.
Viele Stücke im Deutschen Entomologischen Museum und in
meiner Sammlung.
Die Art ist der rufina Fairm. sehr ähnlich und nach der Be-
schreibung nicht zu unterscheiden. Sie ist aber kleiner und viel
schlanker; die Flügeldecken sind viel lebhafter rot, der Vorder-
körper ist gelb, die Mundteile sind braun, das letzte Hinterleibs-
segment ist nicht schwarz, das 5. Hinterleibssegment ist bei Zricolor
m. g deutlich zweibuchtig.
Außerdem ist mir später noch eine 2. neue Art aus der Sauter-
schen Ausbeute zu Gesicht gekommen:
Cistelina erassieornis n. sp. (Fig. 2). — Länge 10—11 mm. —
Länglich, etwas breiter und gewölbter als fricolor, mi äßig glänzend;
schwefelgelb, Fühler mit Ausnahme der 3 Grund-
glieder, Schienen, Füße und die beiden letzten
Hinterleibssegmente schwarz, Hinterleib leicht
gerötet, Endglied der Kiefertaster gebräunt.
Der ganze Käfer kurz, anliegend gelb behaart.
Kopf gestreckt; Oberlippe quer, vorn aus-
gerandet, zerstreut und grob punktiert; Cly-
peus so lang wie breit, nach vorn verengt, punk-
tiert wie die Oberlippe, von der Stirn durch
einen tiefen, bogenförmigen Eindruck getrennt;
Stirn vor den Augen jederseits mit einem Längs-
eindruck, in der Mitte mit seichter Längsfurche, Kopf hinter den
Augen quer eingeschnürt ; Schläfen sehr kurz; Augen stark gewölbt,
gewöhnlich; Fühler kurz und kräftig, lange nicht die Körpermitte
erreichend, schwach gesägt, 3. Glied viel länger als das 4., End-
glied nicht länger als das vorletzte. Halsschild fast halbkreis-
förmig, viel breiter als der Kopf mit den Augen, etwas flach, mit
sehr seichter Mittelrinne, dicht und mit mäßig feinen Nabel-
punkten besetzt, allseitig gerandet, Hinterecken rechteckig, Vorder-
ecken abgerundet, Seiten von der Mitte ab bogenförmig gerundet,
Hinterrand leicht zweibuchtig. Schildchen gewöhnlich. Flügel-
decken etwas breiter als der Halsschild, mäßig dicht und sehr
fein punktiert, mit 9 Punktstreifen und einem Scutellarstreifen,
Zwischenräume gewölbt, abwechselnd schmäler, Schultern deut-
lich, Spitzen leicht gerundet. Unterseite glänzender, dicht und
fein punktiert; Fortsatz des Prosternums wie bei Zricolor m.,
ebenso die Hinterbrust; 5. Hinterleibssegment des d an der Spitze
abgerundet und eingedrückt, 6. sehr klein, am Hinterrande deutlich
Fig. 2.
crassticornis Mm.
5. Helt
104 F. Borehmann:
zweibuchtig, Abdominalfortsatz wie bei /ricolor m.; Beine schlank,
Metatarsus der Hinterfüße bedeutend länger als die 2 folgenden
Glieder zusammen.
2 Stücke in meiner Sammlung, eins aus dem Banshoryo-
Distr., Sokutsu 1912 und eins von Kanshirei, 2.—14. VI. 1908
und mehrere Exemplare von Sokutsu im Deutschen Entomo-
logischen Museum.
Übersicht der nächtsverwandten Arten.
1’ Augenabstand auf der Unterseite des Kopfes größer als ein
Augendurchmesser.
2’ Unterseite mit Ausnahme der roten Vorderbrust, Kopf, Fühler,
Beine und Schildchen schwarz, Halsschild und Flügeldecken
blutrot. Länge 13 mm. Mongolei. Davidis Fairm. (Fig. 3)
Unterseite hell, höchstens die letzten Hinterleibssegmente dunkel.
Oberseite einfarbig.
Fühler und Beine gelb. Der ganze Körper gelb. Abdomen dicht
seidenglänzend behaart; Länge 12 mm.- China. sulphurea Seidl.
EG
“
mn
Fie.3 Fig. 4. Fig. 5.
Davidis Fın. Fruhstorferi Pic rufina Fm,
4, Fühler wenigstens teilweise, Knie, Schienen und Füße schwarz.
5° Nur das 1. Fühlerglied heller.
6’ 3. Fühlerglied ebenso lang wie das 4. Oberseite gelb, Spitze
des Abdomens rötlich, Fühler länger als der halbe Körper;
Unterseite glatt, -Scehnkel mit den Knien hell. Länge 13—
14 mm. Tonkin. Fruhstorferi Pic (Fig. 4)
6, 3. Fühlerglied deutlich länger als das 4. Oberseite rötlich,
seidenartig behaart, Mundteile, Fühler und Beine mit Ausnahme
der Schenkel schwarz. Unterseite glatt. Länge 17—18 mm.
Tonkin. rufina Fairm. (Fig. 5)
3, Oberseite mehrfarbig. Vorderkörper hellgelb, Flügeldecken
orangerot. tricolor n. sp. (Fig. 6)
3, Die 2 Grundglieder der Fühler hell, 1. gelb, 2. gebräunt. Fühler,
Knie, Schienen und Füße schwarz, Kiefertaster gelb, Endglied
schwarz, vorletztes Glied gebräunt; der übrige Körper mit
Ausnahme des leicht geröteten Hinterleibes gelb. 13—17 mm.
China. apicipalpis Fairm. (Fig. 7)
1, Augenabstand auf der Unterseite des Kopfes viel geringer als
ein Augendurchmesser.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute (Alleculidae). 105
7’ Oberseite einfarbig.
8’ Flügeldecken einfach behaart, nur mit anliegenden, gelben
Haaren bedeckt. Schwefelgelb, Fühler mit Ausnahme der
3 Grundglieder, Kiefertaster mit Ausnahme des gebräunten
Endgliedes, Schienen, Füße und die beiden letzten Hinterleibs-
segmente schwarz, Hinterleib leicht gerötet. Fühler kurz,
kräftig, leicht gesägt. 10—11 mm. Formosa.
i crassicornis n. sp. (Fig. 2)
8, Flügeldecken doppelt behaart, mit anliegenden gelben und auf-
rechten schwarzen Haaren besetzt. Schwefelgelb, Fühler mit
Ausnahme der beiden Grundglieder, die beiden letzten Hinter-
leibssegmente, die Schienen und die Füße schwarz; 3. Fühler-
glied etwas länger als das 4. ; die abwechselnden Zwischenräume
der Flügeldecken schmäler. Länge 11 mm. China.
melanopyga Fairm.
7, Jede Flügeldecke in der Nähe der Spitze mit einem schwarzen
Fleck. Schwefelgelb, Augen, Fühler mit Ausnahme der 2 Grund-
Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8.
tricolor m. apieipalpis Fm, bina Fm.
glieder (1. gelb, 2. gebräunt), die beiden letzten Hinterleibs-
segmente, die Schienen und die Füße schwarz; 3. Fühlerglied
etwas länger als das 4. Länge 9 mm. Formosa.
bina Fairm. (Fig. 8)
Aus der Gruppe der Alleculina sah ich mehrere Stücke von
Allecula formosana Pic aus Kankau (Koshun) IV. 1912.
Othniidae.
Sauter sammelte zahlreiche Othniiden, die alie der Gattung
Othnius Lec. angehören und 3 neue Arten darstellen, die mir
bisher nur von Formosa bekannt geworden sind. Die Angehörigen
der Gattung scheinen keineswegs selten zu sein, sind in den Samm-
lungen aber recht spärlich vertreten. Die Arten sind wegen ihrer
äußerst veränderlichen Zeichnung sehr schwer zu unterscheiden.
Nach Mitteilung des Herrn J. B. Corporaal, der Othnius delusus
Pasc. bei Preanger auf Java in großer Anzahl sammelte, lebt
diese Art auf gefälltem Holze nach Art mancher Cleriden, indem
sie geschäftig im Sonnenschein umherläuft und wahrscheinlich
die im Holze lebenden Larven der Platypus-Arten verfolgt.
5. Heft
106 F. Borehmann:
Othnius formosanus n. sp. (Figg. 9a—9c, 12). — Länge
3—6 mm. — Schlank, mäßig gewölbt, mäßig glänzend; Kopf und
Halsschild wenig dicht, Flügeldecken und Unterseite dichter an-
liegend goldgelb oder weißlich, die dunklen Zeichnungen dunkler
behaart; schwarz, Schenkelbasis und Spitze, Basis und Spitzen
der Schienen und die Füße rötlich, Fühler dunkel rostrot, Keule
schwärzlich, Endglied der rötlichen Kiefertaster schwärzlich,
Vorderkörper dunkel bronzefarbig. Kopf dicht und grob, nach
vorn feiner und weniger dicht punktiert; Oberlippe kurz, schwach
der Länge nach gekielt, Clypeus vorn gerade, Seiten mit den
Wangen stumptwinklig zusammenstoßend, von der Stirn schlecht
getrennt; Stirn mit einem undeutlichen Längseindrucke; Augen
Fig. 9b. Fig. 9a. Fig. 9ec.
Othnius formosanus m.
stark gewölbt; Fühler bis zur Mitte des Halsschildes reichend,
Glied 9 und 10 quer, 10 innen spitz, Endglied spitz, fast so lang
wiefdie 2 vorhergehenden Glieder zusammen. Halsschild quer, in
&
der Mitte etwas breiter als der Kopf mit den Augen,
sehr grob und sehr dicht punktiert, vor der Basis mit
sehr schwachem Quereindrucke, Vorderrand hinter den
Augen fast gar nicht ausgerandet, Basis in der Mitte
kräftig zweibuchtig, bedeutend kürzer als der Vorder-
rand, Seiten gerundet, vierzähnig, Zähne von der Spitze
zur Basis an Stärke zunehmend, Vorderecken abgerun-
det, Hinterecken rechtwinklig, fast spitzzähnig; Schild-
chen quer. Flügeldecken etwas breiter als die Mitte
des Halsschildes, Schultern etwas vorstehend, Seiten
nach hinten verengt, Scheibe bedeutend feiner und zer-
streuter punktiert als der Kopf, gelb, Basis, Naht und
Seitenrand mehr oder weniger breit, von der Basis aus ein läng-
licher Fleck der Naht etwas genähert und 3 stark gezähnte Quer-
binden dunkelbraun, vor der Spitze ein gelber, runder Fleck,
Spitzen zusammen abgerundet; Behaarung auf dem Halsschild
und den Flügeldecken sehr schräge nach außen gelagert. Pygidium
größtenteils unbedeckt. Beine kräftig.
Fig. 12.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute (Othniidae). 107
Viele Exemplare von Taihorin 7. VII. 1911; 7.‘VIII. 1911;
22. VIII. 1911. — Fuhosho VIII. und IX. 1909. — Kosempo 1912.
— Hoozan 1909—1910. — Sokutsu, Banshoryo-Distr. 1912.
Die Art unterscheidet sich von simtlis m. durch die scharfen
Hinterecken des Halsschildes und seine feine Punktierung, von
delusus Pasc. durch die ungleichmäßige Punktierung des Hals-
schildes und die Form des Schildchens, die bei delusus Pasc. ‚long
and narrow““ sein soll, hier aber kurz und breit ist.
Othnius similis n. sp. (Fig. 10). — Länge 4!/,—5!/, mm. —
Form und Behaarung wie bei formosanus; schwarzbraun, Hüften,
Knie, Schienen und Füße, Vorder- und Hinterrand des Halsschildes,
ein kleiner Fleck am Rande des Kopfschildes, vor den
Augen, die Taster und die Fühler bis auf die dunkle
Keule rotbraun, Flügeldecken braungelb mit folgenden |
dunklen Zeichnungen: um das Schildchen längs der |
Naht ein dunkler Fleck, in der Mitte des Vorderrandes
und schräg dahinter neben der Naht 2 Flecke, außer-
dem 3 stark gezackte dunkle Ouerbinden, die Spitze und
ein Fleck vor derselben an der Naht hell, 1. Binde am
Seitenrande fast bis zur Schulterbeule aufsteigend;
Oberseite mäßig glänzend, mit sehr schwachem Metall-
glanze. Kopf gewöhnlich; Fühler kaum die Mitte des
Halsschildes erreichend, Glied 9 und 10 quer, 11 doppelt
so lang wie 10; Oberlippe vorn fast gerade, Kopf mäßig dicht und
mäßig grob punktiert, Punkte größer als die Zwischenräume;
Stirn schwach eingedrückt; Augen gewöhnlich. Halsschild so
breit wie der Kopf mit den Augen, quer, nach der Basis verengt,
ziemlich grob punktiert, Punkte größer als die Zwischenräume,
Ränder mit 4 + deutlichen Ausbuchtungen, Zähne scharf,
Hinterecken stumpf, Scheibe an der Basis mit flachem OQuer-
eindrucke, Hinterrand zweibuchtig; Schildchen kurz, punktiert
dunkel. Flügeldecken zusammen etwas breiter als der Halsschild,
Form gewöhnlich, schwach glänzend, etwas querrunzlig punktiert,
Punkte etwas feiner als die des Halsschildes. Unterseite glänzend,
Vorderkörper grob, Leib fein punktiert, fein behaart. Beine ge-
wöhnlich. Metatarsus der Hinterfüße fast so lang wie die folgenden
Glieder zusammen.
9 Exemplare von Fuhosho V., VI., VIL, VIII. und 7. IX.
1909; Taihorin 1911 und V. 1912; Hoozan IX. 1910; Tainan
V. 1912; Banshoryo-Distr. Sokutsu 1912 und Kankau (Koshun)
1912.
Vielleicht ist diese Art nur eine stark abweichende Varietät
der vorigen.
Othnius rugieollis n. sp. (Fig. 11). — Länge 5 mm. — Form
gewöhnlich. Braunschwarz, Hüften, Knie, Schienen und Füße,
1. Fühlerglied und. die Taster rotbraun, Oberseite dunkelbronze-
glänzend, Flügeldecken gelbbraun mit dunkler Basıs und Naht,
Fig. 10.
5, Heft
108 F. Borehmann: H. Sauter’s Formosa-Ausbeute (Othniidae).
an der Basis neben der Naht ein runder Fleck und ein Wisch am
Seitenrande, 3 zackige Binden, deren 1. in 3 Flecke aufgelöst ist
(einer an der Naht, ein kleiner dicht daneben und ein großer am
Rande) und deren letzte die ganze Spitze einnimmt,
dunkel braunschwarz, die äußerste Spitze ein wenig
heller; Behaarung gewöhnlich; ziemlich glänzend. Kopf
gewöhnlich, mäßig grob, nicht dicht punktiert; Stirn
ohne deutliche Eindrücke, Oberlippe und Clypeus mit fast
geradem Vorderrande, Clypeus durch eine flache Furche
von der Stirn getrennt; Fühler kurz, 3. Glied etwas länger
als die beiden folgenden Glieder zusammen, 11. etwas
kürzer als 9 und 10 zusammen; Augen gewöhnlich. Hals-
schild quer, etwas schmäler als der Kopf mit den Augen,
Vorderrand ziemlich stark vorgezogen, Hinterrand zwei-
buchtig, Seiten gerundet, nach der Basis hin eingezogen,
mit 4 kleinen, stumpfen Zähnchen, Vorder- und Hinterecken
gerundet, Scheibe sehr grob und dicht punktiert, jederseits nahe
der Basis mit einer undeutlichen Grube. Schildchen rundlich,
stark punktiert, behaart. Flügeldecken etwas breiter als der
Halsschild, Form gewöhnlich, nach dem 1. Viertel flach quer ein-
gedrückt, viel feiner und. weitläufiger punktiert als der Halsschild.
Unterseite wie bei der vorigen Art. Beine normal. Metatarsus
der Hinterfüße etwas kürzer als die folgenden Glieder zusammen.
Die Art unterscheidet sich von den vorhergehenden Arten
unter anderem leicht durch den schmalen, grob punktierten, Hals-
schild. 1 Exemplar von Taihorin, 7. VII. 1911.
Fig. 11.
Übersicht über die nächstverwandten Arten.
1’ Halsschildrand nur mit 3 Ausbuchtungen. Halsschild etwas
schmäler als der Kopf mit den Augen, sehr grob und dicht
punktiert. rugicollis n. SP.
1, Halsschildrand mit 4 deutlichen Ausbuchtungen.
2’ Hinterecken des Halsschildes scharf rechtwinklig. Ausbuchtung
neben der Hinterecke kaum kleiner als die folgende; Halsschild
an der Basis viel dichter und gröber punktiert als auf der Scheibe,
mit undeutlichen Gruben vor der Basis formosanus n. SP.
2, Hinterecken stumpf oder abgerundet. Halsschild mäßig fein
punktiert, vorn mit sehr schmaler glatter Mittellinie, etwas
quer. similis n. SP.
M. P. Riedel: H. Sauter’s Formosa- Ausbeute. 109
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute:
Nematocera polyneura (Dipt.). I1.?).
Von
M. P. Riedel, Frankfurt (Oder).
(Mit 3 Textfiguren).
Limnobiinae.
1. Dieranomyia nigrithorax Brunetti
Fauna Brit. India, Dipt. Nemat., 385, 277 (1912). 48322.
Formosa: Taihoku, 7. XI. 1912. — Gleicht unserer Dicranomyia
morio F.
2. Dieranomyia tenella de Meij.
Tijdschr. v. Entomol., LIV, 27. 7. (1911). 5 $4 9. Formosa:
Taihoku, 7. XI. 1912. — Stirn und hintere Augenränder stark
silberglänzend.
3. Dieranomyia convergens de Mejj.
Tijdschr. v. Entomol., LIV. 24. 3. (1911). 1 3. Formosa:
Taihoku, 7. XI. 1912. — Pleuren mit Silberschimmer; die hell-
braunen Flügelflecke, besonders auch an der Flügelspitze, schärfer
umrissen als die Abbildung Tafel 1, 3 der Type zeigt; Flügelgeäder
mit der Zeichnung übereinstimmend.
4. Dieranomyia punctulata de Mejj.
Tijdschr. v. Entomol., LIV. 26. 5. (1911). 1 9. Formosa:
Taihöku, 7. XI. 1912. — Cerci dünn, spitz, aufwärts gebogen;
Styli schmal lanzettlich. Im übrigen mit der Beschreibung und
Abbildung übereinstimmend.
9. Dieranomyia pleurilineata n. sp.
Gelbbraun; Pleuren mit brauner Binde; Flügel ohne auffallende
Zeichnung; Hypopyg von der gewöhnlichen Form nicht abweichend.
&: Länge 4—5 mm, Flügel 7 mm; @: Länge 7 mm, Flügel 7 mm.
&: Rostrum und Palpen braun; Fühler braun, zweimal so lang
wie der Kopf; Geißelglieder länglichrund, perlschnurförmig, unter
sich gleich lang. Stirn, Scheitel und Hinterkopf graugelb. Augen
grob fazettiert.
Thoraxrücken matt, gelbbraun; in der Mitte mit 2 zu-
sammengeflossenen, dunkelbraun glänzenden Streifen; die
kürzeren Seitenstreifen nur angedeutet. Schildchen heller gelb,
mit dunkleren Seiten. Pleuren gelbbraun, mit dunkelbrauner
Binde vom Pronotum zu den Schwingern. Schwinger ziemlich
lang, mit gelbem Knopf. Beine hellbraun, Enden der Schenkel
und Schienen dunkler; die letzten Tarsenglieder schwärzlich.
1) I. Suppl. Entomol., Berlin-Dahlem, I, 26 (1912); II. Entomol,
Mitteil., Berlin-Dahlem, Il. 272 (1913).
5. Heft
110 M. P. Riedel:
Flügel schwach graulich, lebhaft irisierend; Stigma gelblich, nicht
auffallend; Subkostalquerader mit dunklerem Schatten. R,
entspringt gegenüber der Mündung von Sc; erster Abschnitt
— Praefurca — nicht ganz Y, mal so lang wie der zweite; Diskoidal-
zelle länglich viereckig; hintere Querader gerade, vor der Diskoidal-
zelle. Hinterleib gelbbraun; Hypopyg heller; äußere Form die bei
Dicranomyra übliche.
281%. Formosa: Taihoku, 7. XI. 1912, 1 & Taihoku-Distr.:
Okaseki, VI. 1914.
Die Art steht Dieranomyia zonata, incisuralis usw. Skuse nahe.
6. Thrypticomyia saltans Dol.
1 & Formosa: Taihoku-Distr. Gal-So-Kai, V. 1914; 1 2
Taıhoku. 7. XL 1912.
7. Geranomyia pulchripennis Brun.
Fauna Brit. India, Dipt. Nemat., 393, 284 (1912). 1 $ Formosa:
Taihoku-Distr. Maruyama, 500 F. XI. 1912. — Ich stelle das
einzige vorliegende & bis auf weiteres zu dem als Type beschriebenen
Q, obgleich es nicht völlig mit der Beschreibung und Abbildung des
Flügels übereinstimmt. Die braunen Flecke sind zwar ähnlich
geformt und liegen auch in der Hauptsache in der gleichen An-
ordnung, es umschließen jedoch die drei ersten Subkostalflecke
weiße Kerne; der Fleck am Ursprung von R, hängt unten nicht
mit dem über die Subkostalquerader ziehenden Fleck zusammen,
das Band vor der Flügelspitze zieht sich bis in die 4. Hinterrand-
zelle hinab; ferner fehlen die Wische in der hinteren Basalzelle.
Die hintere Ouerader läuft nicht als Verlängerung von M,, sondern
mündet senkrecht in die Diskoidalzelle, wenig hinter deren Ursprung.
Das Hypopyg besteht im wesentlichen aus zwei großen länglich
eiförmigen Klappen.
8. Geranomyia argentifera de Meij.
Tijdschr. v. Entomol., .LIV, 29..2. (op aese:
Taihoku, 7. XI. 1912; 1 2 Taihoku-Distr. Maruyama, 500 F.
XI. 1912; 1 2 Taihoku-Distr. Jushifun. VI. 1914.
9. Limnobia xanthopteroides n. sp.
Glänzend gelb; Flügel gelb; Schenkel mit hellgelbem Ring.
d&: Länge 9,5 mm, Flügel 12 mm.
&: Kopf, Rüssel, Palpen dunkelbraun; Fühler braun, die
Geißelglieder rundlich, die letzten länglicher; oberseits mit je 2
langen Wirtelborsten, die unteren kürzer. Augen mit groben
Fazetten.
Thorax gelb; Rücken mit zwei weit auseinanderliegenden Mittel-
und zwei kürzeren Seitenstreifen. Schildchen und Metanotum
heller, an den Seiten gebräunt. Pleuren gelb, das Metathorakal-
stigma schwarz. Schwinger gelb mit gelbem Knopf, Stiel unterseits
mit abstehenden, fast borstenartigen Haaren. Hüften, Schenkel-
ringe und Basalteil der Schenkel gelb, sonst dunkelbraun; Schenkel
mit breitem, auffallendem, gelben Ring im letzten Viertel. Flügel
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute (Nemat. polyneura). lt
gelb, glänzend. Kosta dunkler; ein einzelner tiefbrauner dreieckiger
Fleck am Ursprung des Radius (R,); Mündungen der Subkosta,
der Kosta und das Randmal dunkler braun; an letzteres schließt
sich ein im Gabelwinkel vonR,(+,) undR, (+,) stehender brauner
Fleck an. Flügelspitze und Queradern ein wenig braun gesäumt.
R, entspringt rechtwinklig und biegt in fast rechtem Winkel zur
Flügelspitze ab; am Beugungswinkel ein kleiner, nach unten ge-
richteter, wenig auffallender Aderanhang. Diskoidalzelle länglich
fünfeckig, nach vorn verbreitert; hintere Ouerader gerade, in der
Verlängerung des hinteren Abschlusses der Diskoidalzelle ver-
laufend. Axillarader etwas geschwungen.
Hinterleib braun, an den Einschnitten heller. Hypopyg
hellbraun; Appendix der Lam. bas. inf. stielförmig, sie verjüngt
sich nach der Spitze zu. Die plumpen Haltzangen in hornige,
gekrümmte Krallen spitz auslaufend. Das ganze Hypopyg dicht
gelb behaart.
1 & Formosa: Toa Tsui Kutsu, V. 1914.
Die Art steht unserer Limnobia bifasciata Schrnk. (xanthoptera
Meig.), den ostasiatischen Zrimaculata, indica Brun. und den nord-
amerikanischen Zriocellata O-S. usw. nahe.
10. Limnobia reetangularis n. sp.
Hellgelb, Flügel gefleckt.
d: Länge 8 mm, Flügel 9 mm; Q Länge 7,5 mm, Flügel 8,5 mm.
d: Kopf einschließlich Rostrum und Palpen schwarzbraun;
Fühler gelb, so lang wie der Thorax; Geißelglieder länglich rund,
perlschnurförmig. Hinterkopf schwarzbraun. Augen grob fazettiert.
Thorax gelb; die schwarzbraune Farbe des Hinterkopfs setzt
sich als breite Linie von derselben Farbe über Pronotum bis etwa zur
Diskusmitte des Thorax fort; sie verschwindet vor der Quernaht.
Schildchen gelb. Schwinger gelb mit braunem Knopf. Beine
schwarzbraun; Hüften und Schenkel am Grunde gelb. Flügel
durchsichtig; Adern braun. FR
Braune Flecke befinden sich
am Ursprung von M, und Cu,
von R,, über der Ouerader
Sc+ R,(+,); ferner sind %
alle auf- und absteigenden
Adern und die Adernenden
braun gesäumt; dies tritt um die vordere Querader und bei dem
oberhalb von ihr rechtwinkelig aufgesetzten Teil von R, fast fleckig
auf. Sc schließt mit der Marginalquerader ab; R, entspringt vor
der Flügelmitte rechtwinkelig aus R, und biegt in einem runden
Bogen zum Flügelrande ab; R,(+,) bildet mit R, (+,) fast eine
gerade Linie, da R,(-+,) über der vorderen Querader fast recht-
winkelig gebrochen ist. Diskoidalzelle länglich, fünfeckig. (Abb. 1.)
Hinterleib gelb; Hypopyg von der gewöhnlichen Form nicht
abweichend.
Q wie das Männchen; Cerci feinspitzig, Styli lanzettlich.
5. Heft
Abb. 1. Limnobia rectangularis n.!sp. 2
112 M. P. Riedel:
2 81 2 Formosa: Macuyama VI. 1914, 1 2 Taihoku-Distr.:
Gal-So-Kai V. 1914.
11. Limnobia umbrata de Meij.
Tijdschr. v. Entomol., LIV. 25. 4. (1911). 2 & Formosa:
Taihoku, 7. XI. 1912.
Antochiinae.
12. Rhamphidia unicolor Brun. _
Fauna Brit. India, Dipt. Nemat., 419, 304 (1912). 2 & Formosa:
Taihoku, 7. XI. 1912.
13. Liponeura gracilis Skuse
1 8 Formosa: Macuyama, V.—VI. 1914. — Die Haltzangen
des Hypopygs laufen in zwei Enden aus; das obere ist länger als
das untere und an der Spitze mit langen, steifen, schwarzen Haaren
besetzt; das untere entsendet einen stielförmigen, stumpfen Fort-
satz, der das obere Ende beträchtlich überragt. Der untere Teil
der hypopygialen Bildung trägt an der Basis einen mit langen
Haaren besetzten Höcker und ist oben in eine kurze Spitze aus-
gezogen; zwei lange, dünne Fortsätze, die in eine hakenförmige
Spitze enden, fallen besonders auf. — Die Bestimmung des vor-
liegenden einzelnen $ kann nur als vorläufige gelten, da von
gracilis nur das @ beschrieben ist.
Eriopterinae.
14. Taseocera fragilicornis n. sp.
Graubraun; mit sehr langen Fühlern; Flügel braun gewölkt.
&: Länge 3 mm, Flügel 4 mm, Fühler 6,5 mm.
d: Rostrum und Palpen schwarz; Fühler: Basalglieder gelb,
Geißelglieder gelbbraun. Letztere dünn und lang, dicht abstehend,
ziemlich lang behaart. Ihre Bildung ist von derjenigen der Taseo-
cera gracilicornis, die Skuse abbildet, verschieden und dürfte sich
tennicornis Skuse nähern. Die einzelnen Geißelglieder sind einfach
zylindrisch und gleichmäßig, nicht büschelig, behaart. Die ersten
beiden Glieder zusammen nur wenig länger als das dritte; das dritte,
vierte und fünfte unter sich gleich lang, die letzten Glieder kürzer.
Hinterkopf grau bestäubt.
Thoraxrücken graubraun; in der Mitte eine glänzendere,
braurie Strieme, ebenso zwei Seitenstreifen angedeutet. Schildchen
und Metanotum von der Färbung des Tho-
rax. Pleuren braun. Schwinger mit hell-
braunem, langen Stiel und dunkelbraunem
Knopf. Beine dunkelbraun, zart. Flügel
Abb. 2, Taseocera braun gewölkt, von weißen Stellen schach-
fragilicormis n..sP. d brettartig durchbrochen. Das Flügelgeäder
(Abb. 2) weicht von dem der bisher zu Taseocera gestellten Arten
— gracilicornis Skuse, tennicornis Skuse und minutissima Edw.?)
2) Von den Seychellen. The Percy Sladen Trust Exped. to the Indian
Ocean in 1905. Transact. Linn. Society IV.—XIV. 210, 22 (1912).
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute (Nemat. polyneura). 11:3
erheblich ab; vielleicht ist /ragilicornis m. der Vertreter einer
eigenen Gattung; da mir aber nur dieses einzige. Tier vorliegt,
möchte ich von weiterem absehen. Hinterleib graubraun; die
mäßig langen, dunkelbraunen Haltzangen des Hypopygs enden
in einen kurzen, gelben, stumpfen, abwärts gebogenen Stachel;
weitere Bildungen sind an dem zusammengetrockneten Hypopyg
nicht erkennbar.
1 & Formosa: Macuyama, V.—VI. 1914.
15. Erioptera flava Brun.
Fauna Brit. India, Dipt. Nemat., 455, 328 (1912). 131%.
Formosa: Taihoku, 7. XI. 1912. — Die Tiere stimmen mit der
Beschreibung gut überein; sie gleichen kleinen Zrioptera lutea Mg.
16. Gnophomyia nigra Brun.
Fauna Brit. India, Dipt. Nemat., 494, 356 (1912). — Gleicht
der Gnophomyia tristissima O-S. aus Nordamerika, doch sind die
Fühler länger und die einzelnen Geißelglieder gestreckter. Das
Flügelgeäder des vorliegenden Tieres stimmt mit der von Brunetti
gegebenen Abbildung genau überein. Auf den Zwiespalt zwischen
Beschreibung und Abbildung — Vorhandensein der Marginal-
querader — weist schon Alexander hin.°)
1 2 Formosa: Taihoku-Distr. Gai-So-Kai V. 1914.
17. Gnophomyia strenua Brun.
Fauna Brit. India, Dipt. Nemat., 492, 353 (1912). 1.8 For-
mosa: Toa Tsui Kutsu, V. 1914.
Das &, das ich zu dem bisher beschriebenen 9 stelle, stimmt mit
der Beschreibung und der Abbildung, Tafel IX, 19, gut überein.
Die gelbe Farbe an den Schultern ist nur angedeutet. Von den
Fühlern sind nur 7 und 9 Glieder vorhanden. Die vorhandenen
Geißelglieder sind rundlich, eiförmig. Hypopyg zusammen getrock-
net; die bei gewissen Gnophomyia-Arten, z. B. tribudians Bergr.,
vorhandenen langen stachelförmigen Appendices der Haltzangen
scheinen nicht vorhanden zu sein.
18. Gonomyia metatarsata de Meij.
1 2 Formosa: Macuyama, VI. 1914.
19. Trentepohlia trentepohli Wied.
1 Exemplar ohne Abdomen, anscheinend $. Formosa: Taihoku-
Distr. Jushifun, VI. 1914.
20. Trentepohlia albogenieulata Brun.
Fauna Brit. India, Dipt. Nemat., Appendix, 569 (1912).
21. Mongoma pennipes O.-S.
1 2 Formosa: Taihoku-Distr.: Gai-So-Kai, V. 1914.
22. Conosia irrorata Wied.
1 Exemplar ohne Hinterleib, wahrscheinlich 9, Formosa:
Taihoku-Distr.: Gai-So-Kai, V. 1914; 1 2 Tsaihoku, 7. X. 1912.
®) The Tipulidae in Brunetti’s „Fauna of British India; Diptera Ne-
matocera‘‘; Inseceutor Inscitiae Menstruus, Vol. I, 9, 120 (1913).
Archiv für Naturgeschichte
1916. A.5. 8 5. Heft
114 M. P. Riedel:
Triehocerinae.
23. Limnophila ineoneussa Alexander
Report on a collection of Japanese Crane-Flies. Canadian
Entomol. XLV, 10. 315.
5 &2 2 Formosa: Taihoku-Distr.: Gai-So-Kai, V. 1914.
24. Eriocera sauteriana End.
Stud. Tipul. Zool. Jahrbücher, XXXII, 1.42, Jena (1912).
3 d Formosa: Taihoku-Distr.: Gai-So-Kai, V. 1914; 2 $ Macuyama,
vi. 1914.
Dolichopezinae.
25. Nesopeza®) graeilis de Meij.
Tijdschr. v. Entomol., LIV, 60. 1 (1911).
1 2 Formosa: Taihoku-Distr.: Okaseki, VI. 1914.
Die Type — d — stammt aus Java (Wonosobo); Alexander
erhielt 1 2 aus Java (Tokyo).
26. Oropeza Sauteri n. sp.
Hellbraun; dem Pachyrhinen-Aussehen sich nähernd; von der
Färbung abgesehen, kleinen Exemplaren von Pach. cornicina L.
ähnlich; Fühler verlängert; Flügel mit deutlichem, punktförmigen
Randmal.
d: Länge 8 mm, Flügel 9.5 mm; @: Länge 12 mm, Flügel 11 mm.
d: Rostrum und Palpen hellbraun; Basalglieder der Fühler
gelb, Geißel braun; Fühler bedeutend länger als Kopf und Thorax
zusammen, bandförmig; erstes Geißelglied fast so lang als das zweite
und dritte zusammen, die folgenden unter sich gleich lang, die
Endglieder kürzer. Stirn, Scheitel, Hinterkop! hellbraun.
Thoraxrücken matt hellbraun, mit einer undeutlichen dunkler
braunen Mittellinie; die braunen Seitenstriemen sind nur ange-
deutet. Schildchen, Metanotum, Pleuren hellbraun. Beine —
nur ein Vorderbein vorhanden — verlängert, braun, an der Basis
heller; Metatarsus lang und dünn. Schwinger gelb, mit schwarzem
Knopf. Flügel leicht hellbräunlich tingiert; Randmal groß, braun
und auffallend; hintere Querader und Kubitus ein wenig gebräunt.
Die Adern dunkelbraun. Diskoidalzelle vorhanden, länglich fünf-
eckig. Das Flügelgeäder stimmt mit der Zeichnung, die Johnson
von Orobeza sayı Johns. (= Tipula annulata Say) in Proc. Boston
Society of Natural History, Vol. 34, 5, Tafel 15, 3 gibt, überein,
nur die zweite Hinterrandzelle ist etwas länglicher und die Axillaris
gestreckter.
Hinterleib gelbbraun, die Einschnitte dunkler. Hypopvg
heller gelb; im allgemeinen ist sein Bau von der üblichen Form —
zu vergl. die Abbildungen der Oropeza-Hypopygs von Johnson —
nicht abweichend; Appendices superae durch dunkelbraune Färbung
abstechend, Adminikulum deutlich.
*) Alexander, Report Jap. Crane-Flies; Canad. Entomol. XLVI, 5,
157 (1914).
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute (Nemat. polyneura). 145
©: Fühler kürzer. Cerci lanzettlich, wenig spitz.
181%, verölt und anscheinend nicht völlig ausgefärbt. For-
mosa: Taihoku-Distr.: Okaseki, VI. 1914.
Ctenophorinae.
27. Pselliophora etenophorina Ried.
Entomol. Mitteil. II, 9, 274, 6.
1 & 1 2 Formosa: Toa Tsui Kutsu, V. 1914.
28. Pselliophora Taprobanes Walk.
2&3 2 Formosa: Toa Tsui Kutsu, V. 1914.
Tipulinae.
29. Tipula fumifaseiata Brun.
Fauna Brit. India, Dipt. Nemat., 308, 209 (1912).
1&2 2 Formosa: Taihoku-Distr.: Gai-So-Kai, V. 1914; 1 {8
Macuyama VI. 1914.
Durch den weißen Wisch in der 1. Hinterrandzelle auffallend
gekennzeichnet. Die Flügelzeichnung ist derjenigen von Tipula
bella Lw. aus Nord-Amerika ähnlich.
30. Tipula yamata Alexander
Report on a collection of Japanese Crane-
Flies. Canadian. Entomol. XLVI, 6, 208.
3 & 1 2 Formosa: Gai-So-Kai, V. 1914;
1:& Taihoku-Distr.: Okaseki VI. 1914; 1$ 192
Macuyama VI. 1914; 12 Taihoku 7. XI. 1912.
Das Hypopyg (Abb. 3) ist durch breite,
messerförmige App. intermed. ausgezeichnet; die
in Alexanders Abbildung — Tafel XIX, 3—-mit ‚‚t“
(Tergit) bezeichneten Bildungen sind tiefschwarz.
Von der Seite gesehen sitzt das Hypopyg als fast
gleichschenkliges Dreieck dem Hinterleib auf. Abb. 3. Tipula
31. Tipula nigrorubra n. sp. yamata Alex. d.
Thorax samtschwarz, a, rotbraun; SIE RD:
Flügel schwäfrzlich.
& Länge: 12 mm Flügel, 16 mm.
d: Kopf nebst Rüssel, Palpen und Fühlern, Thorax (Pleuren,
Schildchen, Metanotum) samtschwarz. Fühler kurz, etwas länger
als Kopf mit Rüssel; Geißelglieder zylindrisch, an der Basis wenig
verdickt.
Schwinger schwarz. Beine kräftig, schwarz. Eineet durch-
sichtig, schwärzlich tingiert; Randmal gelb, wenig auffallend;
Diskoidalzelle fünfeckig; 2. Hinterrandzelle gestielt, Stiel so lang
wie der Durchmesser der Diskoidalzelle.
Hinterleib rotbraun; erster Ring zum Teil, der letzte, vorletzte
Ring und das Hypopyg ganz schwarz. Letzteres, soweit an dem
mir vorliegenden einzigen gut erhaltenen $ erkennbar, wenig
gegliedert. Der obere gegen den unteren Teil durch einen weit
8* 5. Heit
116 M.P. Riedel: H. Sauter’s Formosa-Ausbeute (Nemat. polyneura).
klaffenden Raum geschieden; dicht mit graugelblichen Haaren
besetzt; Adminikulum deutlich sichtbar.
3 $ — davon 1 $ schlecht erhalten und mit zum größten Teil
zerstörten Flügeln und Hinterleib —. Formosa: Toa Tsui Kutsu,
V. 1914.
Die durch die Färbung auffallende Tipula hat eine entfernte
Ähnlichkeit mit gewissen Pachyrhinen, etwa erythrophrys Willist.
aus Nord-Amerika, castellana Strobl aus Spanien oder vossica Ried.
aus Rußland.
32. Pachyrhina palloris Coquill.
3d& 2 2 Formosa: Toa Tsui Kutsu, V. 1914; 1 $ Daitotai,
V.—VI. 1914; 1 $ Taihoku; 2 @ Macuyama V.—VI. 1914.
Die dunkelbraune Färbung der Kostal- und Mediastinalzelle
ist bei vollständig ausgereiften Tieren sehr auffallend; sie verblaßt
bei unreiferen Tieren und verschwindet bei einigen Exemplaren
ganz. Es ist dann die braune Säumung der Flügelspitze, der hinteren
Ouerader und des Kubitus kaum wahrnehmbar. Die Mitte des
Metanotum ist meist auffallend beingelb. Eine Abbildung des
weiblichen Flügels gibt Alexander in ‚Japanese Crane-Flies‘“.
Die Fühler des $ sind wenig länger als Kopf und Thorax zu-
sammen; sie gleichen in der Bildung denjenigen von P. scurra Mg.
oder xanthostigma Lw. Aus dem Hypopyg ragen die gelblichweißen
App. sup. hörnchenförmig hervor; Lam. term. sup. mit tiefem,
halbkreisförmigen Eindruck; Lam. term. inf. mit reichlicheren,
goldgelben Härchen, besonders am Rande, besetzt.
39. Pachyrhina virgata Coquill.
181% Formosa: Toa Tsui Kutsu, V. 1914; 1 Taihoku-Distr.:
Okaseki, VI. 1914.
34. Pachyrhina serrieornis Brun.
Fauna Brit. India, Dipt. Nemat., 341, 244 (1912).
2&5 2 Formosa: Toa Tsui Kutsu, V. 1914.
Die Beschreibung der anscheinend sehr zur Abänderung
neigenden serricornis läßt sich ohne Zwang auf die vorliegenden
Tiere beziehen. Die rotbraune Färbung ist samtartig ohne Glanz.
Die Pleuren sind heller gelb ohne schwarze Zeichnungen. Die
Diskoidalzelle ist länglich und fast viereckig; die zweite Hinter-
randzelle bei allen Tieren ungestielt. — Die vorliegende Art dürfte
auch der nach einem einzelnen $ aus Java beschriebenen P. im-
maculata v. d. Wulp nahestehen.
Die vorstehenden Arten befinden sich im Deutschen Ento-
mologischen Museum zu Berlin-Dahlem.
' Sigm. Schenkling: H. Sauter’s Formosa- Ausbeute. 117
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute:
Cleridae II (Col.).
Von
Siem. Schenkling, Berlin-Dahlem.
Unter dem Cleriden-Material, das Herr H. Sauter noch nach-
träglich einsandte, finden sich mehrere Arten, die in meiner ersten
Zusammenstellung (Ent. Mitteil. I, 1912, p. 321—330) nicht ver-
treten sind.
Cladiseus terminalis Schklg.
Das 1. c. p. 322 beschriebene Exemplar ist ein Männchen.
Ein zweites Exemplar von Kankau (Koshun), VI. 1912, ist ent-
schieden das Weibchen dazu. Die Flügeldecken sind am Ende
abgestutzt, das Nahtende ragt stumpf zahnförmig hervor — ein
Merkmal, das vielleicht allen Weibchen der Gattung zukommt, bei
den Männchen sind die Flügeldecken hinten abgerundet, ohne vor-
tretenden Nahtzahn, das vorletzte Abdominalsternit halbkreis-
förmig ausgeschnitten. — Die schwarze Färbung der Deckenspitze
ist hier auf das äußerste Ende beschränkt, die Fühler sind braun.
Tillus notatus Kl.
2 Exemplare Kankau (Koshun), VI. und VIII. 1912.
Eine in Ostasien weit verbreitete Art.
Gastrocentrum nitidum nov. spec.
Rufo-brunneum, nitidum, dense longe tlavo pilosum, capite
pronotoque parce minutissime punctulatis, elytris flavo-brunneis,
ad apicem usque seriatim punctatis, pectore abdomineque basi
brunneo-nigris, antennis pedibusque flavo-brunneis, femoribus
mediis et posticis subtus nigricantibus.
Long. 9 mm. — 1 Ex. Banshoryo-Distrikt, Sokutsu, VII. 1912.
Kopf glänzend rotbraun, die Spitze der Mandibeln schwarz,
Oberlippe gelb, Stirn äußerst fein und sparsam punktuliert. Hals-
'schild 11% mal so lang als breit, rotbraun, lebhaft glänzend, auf
der Scheibe wie der Kopf punktuliert, an den Seiten (seitlich
gesehen) mit sehr schwachen Querrunzeln, im vorderen Drittel
mit einem seitlichen Quereindruck, der fast bis zur Mitte reicht,
dahinter mit großem, tiefem Eindruck, vor der Basalfurche neben
der Mittellinie mit 2 kleinen runden Grübchen, auch hinter dem
Vorderrande jederseits der Mitte befindet sich ein größerer, flacher,
grubenartiger Eindruck. Flügeldecken mit regelmäßigen Reihen
von Punkten, die nach hinten kleiner werden und dichter stehen.
Beine gelbbraun, die Mittel- und Hinterschenkel auf der Unterseite
mit schwärzlichem Längswisch.
Die Art hat das Aussehen eines Tillus, stimmt aber in allen
wichtigen generischen Merkmalen mit Gastrocentrum dux: Westw.
5. Heft
118 Sigm. Schenkling: H. Sauter’s Formosa-Ausbeute (Cleridae).
und zmicolor White überein, von denen sie durch die geringere
Größe und die Färbung abweicht.
Orthrius cearinifrons Schklg.
23 Ex. Banshoryo-Distrikt, Sokutsu, VII. 1912.
Von Japan bekannt.
Stigmatium pilosellum Gorh.
7 Ex. Fuhosho, VIII. 1909; Kankau (Koshun) IV. und VI.
1912; Banshoryo-Distrikt, VII. 1912.
Von Japan beschrieben.
Stigmatium diversipes nov. spec.
Niger, elytris antice fortiter seriatim punctatis, fere ad
medium usque rufis, fasciis duabus flavido-albis, pectore, abdominis
segmento primo, femoribus anticis et mediis rufis, femoribus
posticis basi flavıs.
Long. 7 mm. — 1 Ex. Hoozan, III. 1910.
Kopf und Halsschild schwarz, fein punktiert, lang schwarz
(ersterer vorn auch weiß) behaart, aber trotzdem ziemlich glänzend,
die hintere Einschnürung des Halsschildes rot, Fühlergeißel
rötlichbraun, die fünfgliedrige Keule schwarz. Flügeldecken vorn
bis fast zur Mitte hellrot, dann schwarz, am Ende des roten Teiles
eine nach vorn geschwungene schmale, vor der Spitze eine breitere
gerade Binde aus gelbweißen Haaren; im roten Teil regelmäßige
Reihen von großen Punkten, diese Punkte setzen sich auch auf
die schwarzen Hinterhälften fort, sind aber hier viel kleiner und
undeutlich und erlöschen vor der geraden Deckenbinde ganz.
Mittel- und Hinterbrust sowie das erste Abdominalsternit rot, der
übrige Teil des Hinterleibes schwarz. Vorder- und Mittelschienen
rot, die Hinterschenkel an der Basis gelb, alle Schienen und Tarsen
schwarz, das Klauenglied rötlich.
Gehört in die Gruppe Si. mutillaecolor-birmanıcum, durch die
Form der Deckenbinden und die Färbung der Unterseite und‘
Beine deutlich unterschieden.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute:
Lymexylonidae (Col.).
Von
Sigm. Schenkling, Berlin-Dahlem.
Atractocerus niger Strohm.
In der Sauter’schen Ausbeute befand sich ein Exemplar
dieser Art, das mit dem Strohmeyer’schen Typus gut überein-
stimmt. Es weicht nur in der Größe ab, insofern es 30 mm lang ist,
während Strohmeyer nur 11—18 mm angibt. Gerade bei den
Lymexyloniden finden sich aber ganz bedeutende Differenzen
zwischen den einzelnen Individuen derselben Art: ein Exemplar
L. Oldenberg: H. Sauter’s Formosa- Ausbeute. 119
von Atractocerus brevicornis L. in der Dahlemer Museumssammlung
mißt 41 mm in der Länge, ein anderes 11 mm; das größte Weibchen
von Hoylecoetus dermestoides L. ist 19 mm lang, das kleinste
Männchen 6 mm! Es mag hier noch bemerkt sein, daß Stroh-
meyer die Färbung der Beine nicht richtig beschreibt. Stroh-
meyer sagt „pedibus nigro-piceis“; dagegen sind bei dem Sauter-
schen Exemplar wie auch bei dem Strohmeyer’schen Typus
die Hüften und die Innenseite der Schenkel, Schienen und Füße
deutlich gelbbraun. Die schwärzlichen Flügeldecken tragen bei
beiden Exemplaren in der Mitte nach dem Außenrande zu einen
braungelben Wisch.
Ein Exemplar dieser Art, gleichfalls von Sauter auf Formosa
gesammelt, befindet sich auch in der Sammlung. des Museums
Leiden; im Britischen Museum steckt ein solches von Nilgiri Hills.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute:
Eine Agathomyia aus Formosa (Dipt.).
y Von
L. Oldenberg in Berlin.
Agathomyia nigriventris n. sp. 9. Type im D. E. Mus. Dahlem.
1 2 aus Hokuto, Formosa, von H. Sauter XII. 1912 gefangen.
In der Größe und den plastischen Eigenschaften der Ag. antennata
Zett. ähnlich, doch fehlen dem Hinterleib graue Fleckenzeichnungen,
Kopf schwarz, grau bestäubt, hinsichtlich der Beborstung und
Behaarung mit antennata ziemlich gut übereinstimmend. Das
dritte, schwach pubeszente Fühlerglied nicht viel breiter als das
zweite, sonst ungefähr wie bei ant. gestaltet. Stirn unten weniger
als Y, der Kopfbreite erreichend, nicht weit über den Fühlern kurz
winkelig eingekerbt. Das kahle Gesicht ist oben enger als die Stirn,
die Ränder weichen nach unten ziemlich weit auseinander. Die
kurzhaarigen Taster gebräunt.
Der dunkle Thorax ist ganz oben bräunlichgrau, mehr seitlich
lichter grau bestäubt und läßt zwischen den a und dc zwei schmale
Mittelstriemen, besonders vorn, sehr schwach hervortreten. Seitlich
zeigen sich, namentlich an den Schulterecken, Spuren rostbrauner
Färbung. Beborstung fast ganz wie bei aniennata. Die hinterste,
isolierte de groß. Vor der Flügelwurzel in schräger Reihe 4 Borsten.
Schildchen vierborstig, von der Farbe des Thoraxrückens, unten
roströtlich durchscheinend. Schüppchen braun mit rostfarbiger
Wimperung. Schwinger nebst Stiel dunkel gelbbraun.
Hinterleib oben samtschwarz, nur ganz vorne mit geringer,
grauer Bereifung, hier auch mit etwas längerer, dichterer Behaarung,
sonst ganz spärlich und kurz behaart; am Ende mit einigen Börst-
chen, die unterseits länger und stärker sind als oben. Bauch
blasser, grau bestäubt.
5. Heft
120 C. Rengel: H. Sauter’s Formosa- Ausbeute.
Beine gelbbraun, Schenkel etwas verdunkelt, Tarsen vom
Ende des zweiten Gliedes ab zunehmend dunkler braun, besonders
an den Hinterrändern. Behaarung und Beborstung fast wie bei
antennata; auch die Borsten oberseits vor der Mitte, sowie der
Endsporn sind an den Mittelschienen vorhanden. Die Präapikal-
borste der Hinterschenkel ist schwächer, als bei anf. und tritt aus
mehreren dort befindlichen Haaren nıcht so deutlich hervor.
Vorder- und Hinterschenkel, letztere auffälliger, tragen obenauf
eine Härchenreihe. An den hinteren Fußpaaren sind die Tarsen-
glieder 2 bis 4 unter sich fast gleich lang und ein wenig verbreitert,
das vierte ist hinten nach außen dreieckig zipichs vorgezogen, das
fünfte dagegen schmal und klein; Glied 2 bis 5 zusammen annähernd
so lang wie das erste, gestreckte; Mittelfersen recht dünn (ähnliche
Ausbildung der hinteren ‘Beine findet sich übrigens auch bei
antennata u. a.).
Flügel klar mit gelbbraunen Adern, deren Verlauf dem von
antennata entspricht.
Körperlänge etwa 2%, mm.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute:
Die Gattung Vespa.
Von
C. Rengel, Berlin.
Die vorliegenden Stücke /Besitz des Deutschen Entomolo-
gischen Museums Berlin-Dahlem) zeigen nur geringe Abweichungen
in der Färbung gegenüber den aus Indien und China stammenden
Vertretern ihrer Arten. Plastische Differenzen waren nicht vor-
handen.
1. Vespa ducalis Smith, var. soror Buysson.
19 2 und 9 aus Kosempo, 3 9 aus Taihorin, 1 $ aus Anping.
Bei fast allen Stücken ist das Gelb durch Rostrot verdrängt.
2. Vespa magnifica Smith.
1 2 aus Kosempo.
Die beiden ersten Hinterleibsringe tragen an der Basis je
zwei braunrote, undeutlich begrenzte Flecken.
3. Vespa nigrans Buysson.
2 9 aus Taihorin.
4. Vespa basalıs Smith.
3 9 aus Taihorin.
Vespa auraria Smith, var. nigrithorax Buysson.
10 $ aus Kosempo, 2 % aus Suisharyo, 2 $ aus Taihorin, 1 ie)
aus Taihorinsho.
a
Stein: Einige Verbesserungen z. meiner Arbeit „Die Anthomyiden Eur. 121
| Die von Buysson aufgestellte Varietät unterscheidet sich von
der Stammform nur durch abweichende Färbung. Die Stücke
von Formosa entsprechen nicht ganz der Beschreibung von var.
migrithorax Buysson, stehen vielmehr zwischen dieser Varietät und
der typischen Vespa auraria Smith. Die Oberseite des Kopfes
und der Prothorax sind zwar dunkelbraun, aber doch nicht schwarz.
Bei einzelnen Tieren sind auf dem sonst schwarzen Mesonotum
schwache Andeutungen zweier roter Längslinien zu erkennen.
Die Oberseite der Fühler ist schwarz, die Unterseite rostfarbig.
Hier und da greift die Rostfarbe der Unterseite an den distalen
Enden der Fühlerglieder nach oben herum.
Mit den genannten Wespen aus Formosa erhielt das Deutsche
Entomologische Museum von Herrn Sauter auch eine Anzahl
Vertreter der Gattung Vespa, die von der Umgebung der Stadt
Kagoshima auf Kiusiu stammen.
1. Vespa mongolica Edm. Andre.
1 ©.
2. Vespa ducalis Smith, var. ulchra Buysson.
12.
Einige Verbesserungen zu meiner Arbeit
„Die Anthomyiden Europas“
im Archiv für Naturgeschichte 1915 A, Heft 10.
17. Z.2 v. u. statt aenea Zett. lies fuscidennis v. Ros.
158 Z.4 v. o. statt aenea Meig. lies fuscidennis v. Ros.
26 Z. 24 v. u. statt sp. nov. lies Strobl.
87 Z. 6v. u. streiche 44 und setze diese Nummer vor Zeile 2v. u.
102 Z. 15 v. u. statt glauca lies montana.
.138 Z. 13 v. o. hinter ‚‚gelb‘“ füge zu „bei coarctata oft fast
ganz dunkel‘.
.192 Z.4 v. o. statt Paregle lies Egle.
. 204 Z. 16 v. u. statt bilineella Zett. lies 13a u. schiebe vor 14
ein: 13a Bauchlamellen blaßgelb und stark verlängert
mollicula Fall.
Bauchlamellen anders gefärbt und wenig verlängert
bilineella Zett.
nn wunnnn
S. 205 Z.2 v. o. statt 22 lies 23.
S. 205 Z. 23 v. o. streiche diese und die 3 folgenden Zeilen voll-
ständig.
P. Stein, Treptow a. R.
5, Heft
122 Zimmermann: Saut. Form.-Ausb. — Roubal: Eine neue Leptusa usw.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute:
Gyrinidae.
Von
A. Zimmermann, München.
Die Ausbeute in Gyriniden ist sehr arm; sie enthält nur
2 Arten:
Dineutes Mellyi Regb. Findet in Formosa wohl die südlichste
Grenze seiner Verbreitung.
Dineutes australis F. In Indien, auf den Sundainseln und den
Philippinen, in Australien, Neu-Guinea, Neukaledonien und Neu-
seeland überall gleich häufig und wahrscheinlich auch auf allen
sonstigen melanesischen, mikronesischen und polynesischen Inseln
heimisch. Trotz der riesigen Ausdehnung der geographischen
Grenzen ändert die Art in den verschiedenen Gebieten nur wenig
oder gar nicht ab und bleibt sowohl in Form und Größe, als auch
in der Bildung der einzelnen Charaktere, besonders auch in der
Färbung sehr konstant. Wie bei allen anderen metallisch gefärbten
Dineutes-Arten verlieren ältere Tiere an Glanz der Oberseite und
nehmen eine dunklere oder ganz schwarze Färbung an.
Eine neue Leptusa
und zwei neue Athetenaberrationen.
Von
Prof. J. Roubal.
Leptusa Storkäni n. sp.
Körper oblong, infolge der starken Chagrinierung mäßig
glänzend, spärlich, ziemlich lang und dünn pubeszent; dunkel-
braun, die Halsschildränder, Basis und Ende des Hinterleibes
mehr oder weniger lichter, der Mund, die Wurzel der braunen
Fühler und die Beine gelbbraun, die Taster gelb.
Kopf ziemlich groß, so lang als breit, nach hinten verschmälert,
die Augen mäßig groß, etwas vorspringend, die Schläfen 2 mal
so lang als diese. Oben ist der Kopf dicht, aber sehr seicht punk-
tiert. Die Fühler lang, verdickt; Glied 1—3 allmählich schwächer,
alle länger als breit, Glied 3 so lang wie das 2.; Glied 4-6 alle
länger als breit; 7—9 so lang als breit; Glied 10 kaum quer;
Glied 11 eiförmig, scharf zugespitzt.
Halsschild wenig breiter als lang, gewölbt, breiter als der Kopf,
hinter dem ersten Drittel am breitesten, nach vorne mäßig, nach
hinten sehr auffallend, fast ausgeschweift verschmälert, die Hinter-
J. Roubal: Eine neue Leptusa und zwei neue Athetenaberrationen. 123
ecken stumpfwinkelig, gut wahrnehmbar. Vor dem Schildchen
ein sanftes Quergrübchen, von da nach vorn eine ganze Furche.
Die Punktierung dicht, sehr seicht, fast etwas undeutlicher als
jene des Kopfes.
Die Flügeldecken sind weit enger aber nur sehr wenig kürzer
als der Halsschild, die Seiten nach hinten divergierend, bei den
Außenecken hinten ausgebuchtet, ziemlich grob und dicht rauh-
punktiert, jede Decke mit einer schiefen Depression zwischen dem
Seiten- und Hinterrande.
Abdomen hat den dritten Tergit nach hinten stark, den vierten
etwas weniger, den fünften fast nicht erweitert, den sechsten
schwach, den siebenten stark verschmälert. Die Punktur sehr
fein und spärlich, zur Spitze fast verloschen. Die Sternite gleich-
mäßig fein punktiert.
Die Beine lang, schlank.
Länge 2,50 mm.
Ein Exemplar, wahrscheinlich ein Weibchen, ohne besondere
äußere Geschlechtsauszeichnungen. Caucasus occid.: Krasnaja
Poljana, von mir subalpin VII. 1910 gefunden und Herrn Lehrer
J. Storkän-Pribram freundschaftlichst gewidmet.
Eine Pisalia Rey, die von Fawveli Epp. z. B. schon durch
Fühlerbildung, Punktierung etc., von Merkli Bernh. außer an-
derem durch nicht queres 4. Fühlerglied, chagriniertes Abdomen
etc., von anderen kaukasischen Arten durch die Färbung, die
ziemlich großen, vorragenden Augen, den breiten Halsschild etc.,
von Lederi Epp., die auch in Betracht kommen dürfte, durch sehr
fein und spärlich punktierten Hinterleib etc. verschieden. Es ist
die zweite neue Leplusa, die ich bei Krasnaja Poljana gefunden
habe (die andere ist L. subnivalis m., in Casopis, 1911, p. 13—15).
Atheta triangulum Kr. ab. latepieta n. ab.
Die Decken fast ganz schwarz, indem die schwarzen Seiten-
makeln und jene trianguläre auf der Naht sich fast über die ganzen
Decken ausbreiten und dem Tiere ein sehr fremdes Aussehen ver-
leihen. Asia min.: Adana, 1907, 2 Exemplare in meiner Sammlung.
Atheta chefsurica Epp. ab. eolorata n. ab.
Die Decken bräunlichgelb mit sehr schwach angedunkelter
Schildchenumgebung, Naht und Außenecken, während die No-
minatform „die Flügeldecken schwarz oder düster schwarzbraun‘
(Eppelsheim, Verh. zool.-botan. Ges. Wien 1879, p. 461) besitzt.
Caucasus borealis: T&berda VI. 1912.
5. Heft
124 J. Weise:
Über australische Chrysomelinen.
Von
J. Weise.
Bei der Bearbeitung der Chrysomelinen für den kürzlich er-
schienenen 68. Teil des Coleopt. Catalogus mußte eine neue Ein-
teilung der Gruppe gegeben und die schwierige Verteilung aller
Paropsis-Formen in ihre entsprechenden Gattungen versucht
werden. Zu diesem Zwecke erhielt ich aus dem Königl. Zoologischen
Museum in Berlin einzelne mir nötige Gattungs-Repräsentanten
und den größten Teil des Paropsis-Materiales übersandt, und es
ergaben sich bei der Sichtung des letzteren die folgenden Be-
merkungen und Beschreibungen, zu denen sich die Belegstücke
ausnahmslos im genannten Museum befinden.
1. Chalcomela hexaspila n. sp.
Ovalis, convexa, dilute ferruginea, nitida, prothorace minus
dense punctulato ad latera parce punctato, elytris striato-punc-
tatis, punctis brunnescentibus, singulo elytro maculis trıbus
pellucidis flavescentibus punctis serierum concoloribus, obsolete
signatis. — Long. 7 mm. Australien.
Die am hellsten gefärbte Art, oval, gewölbt, glänzend und
lebhaft hell rostrot, jede Flügeldecke mit drei wenig hervorstechen-
den, durchscheinenden, wässerig gelben Makeln: die erste an der
Basis, groß, quer-oval, innen etwas schmaler als außen, reicht
von der abgekürzten bis zur neunten (ganzen) Punktreihe; die
zweite, unmittelbar hinter der Mitte, klein, länglich-oval, zwischen
der ersten und dritten Punktreihe; die dritte groß, in der Spitze
und am Außenrande, lang-oval, reicht an der siebenten Punkt-
reihe am weitesten nach vorn und zieht dann in schwachem
Bogen bis an die Naht vor der Spitze.
Kopf und Thorax sind nicht dicht, aber sehr fein punktiert,
die Linien, die das Kopfschild absetzen und die Mittellinie der
Stirn darüber sind fein eingedrückt. Am Seitenrande des Hals-
schildes liegt eine fast regelmäßige Punktreihe, über derselben
ein schmaler Streifen unregelmäßiger, ziemlich starker Punkte,
von denen einzelne grubenförmig sind, während der übrige Teil
der Scheibe dicht und sehr fein punktiert ist. Die Flügeldecken
sind in regelmäßigen Reihen punktiert, deren Punkte auf dem
dunkleren Teile außerhalb der Makeln braun gefärbt sind, so daß
sie Streifen zu bilden scheinen.
Das einzelne Exemplar hat keine nähere Fundortsangabe.
2. Rhaebosterna n. gen.
Corpus alatum ovale, convexum. Acetabula antica aperta.
Palpi maxillares articulo ultimo apicem versus valde dilatato,
truncato, securiformi. Antennae filiformes dimidio corporis parum
breviores. Frons lata, clypeo haud separata. Elytra brunneo
Über australische Chrysomelinen. 125
striato-punctata, epipleuris horizontalibus, glabris. Prosternum
sat angustum et elevatum, convexum, postice deplanatum, dila-
tatum, truncatum. Unguiculi simplici.
Durch den Körperbau, die Form der Fühler und Maxillar-
taster, sowie die Farbe und Skulptur einer der kleinen Paropsis-
Formen, z. B. einer Procris oder der Paropsisterna intertincta Clark
ähnlich, jedoch zu den Phaedoninen hinter Carystea gehörig, weil
die Flügeldecken außen nicht zu einem Seitendache verlängert
sind, sondern horizontale Epipleuren besitzen, die vorn nur mäßig
breit, neben der Hinterbrust etwas verengt, aber bis zur Spitze
deutlich und am Innenrande kahl sind. Der Körper ist geflügelt,
oval, hoch gewölbt und blaß gefärbt, glänzend. Kopf breit, mit
nierenförmigen, fein facettierten Augen und einer fast ebenen
Stirn, die ohne Grenze in das Kopfschild übergeht. Maxillartaster
schlank, das dritte Glied nach der Spitze etwas erweitert, das
vierte sehr breit, beilförmig. Fühler fast so lang als der halbe
Körper, Glied 1 das längste, die Endglieder schlank und nur
unbedeutend stärker als die mittleren Glieder. Halsschild mehr
als doppelt so breit wie lang, vorn wenig schmaler als hinten, an
den Seiten leicht gerundet, die Vorderecken etwas vorgezogen,
spitzwinkelig, am Ende abgerundet, Hinterecken stumpfwinkelig,
alle Ecken einfach, ohne Pore und Tastborste. Flügeldecken an
der Basis kaum breiter als das Halsschild, hinter der Mitte ge-
rundet-verengt, auf der Scheibe in zehn regelmäßigen Reihen
punktiert, von denen die erste sehr kurz, die vierte und fünfte
in 3% der Länge, die sechste und siebente weiter hinten abgekürzt
oder verbunden sind, während die siebente bis neunte aus gemein-
samer Basis auf der leicht angedeuteten Schulterbeule entspringen.
Das Prosternum bildet eine gewölbte, nach vorn und hinten ab-
fallende mäßig hohe Leiste, die sich hinter den Hüften verbreitert,
abflacht, am Ende gerade abgestutzt ist und die Seitenstücke
nicht berührt, so daß die vorderen Gelenkhöhlen offen bleiben.
Die Klauen sind einfach.
Rhaebosterna seiola n. sp.
Dilute rufo-testacea, prothorace, scutello elytrisque albido-
flavis, nitidis, prothorace punctulato, lateribus punctatis, disco
macula M-formi rufescente notato, elytris striato-punctatis, punctis
brunneis basi, ante et pone medium parum dilatatis. — Long.
4,5 mm. Australien.
Hell rötlich gelbbraun, Thorax, Schildchen und Flügeldecken
weißlichgelb, glänzend, eine M-förmige Makel des Halsschildes,
von der Basis bis nahe an den vVorderrand ausgedehnt,
blaß rötlich-gelbbraun, die Flügeldecken mit 10 feinen braunen
Punktreihen, in denen die Punkte sehr dicht stehen. Diese Reihen
beginnen mit Ausnahme der sechsten hinter der Basis und sind
am Anfange, sowie vor und hinter der Mitte etwas verbreitert,
wodurch an diesen Stellen drei Querbinden leicht angedeutet
5 Heft
126 J. Weise:
werden. Kopf und Halsschild sind fein punktiert, mit feineren
Pünktchen in den Zwischenräumen; auf dem Thorax werden die
Punkte nahe den Seiten größer. Die Zwischenstreifen der Flügel-
decken (auch der letzte am Seitenrande) sind eben und äußerst
fein punktiert.
Ich erhielt das Tier seinerzeit ohne näheren Fundort.
3. Die Gattung Dicranosterna Motsch. ist in Oueensland zu
Hause, nur Picea Ol. und semipunctata Chap. verbreiten sich bis
N.-S.-Wales und die häufigste Art, immaculata Marsh. dringt
südlich bis Victoria vor. Bei der letzteren Species liegt hinter
der Basis an der Naht der Flügeldecken ein ziemlich großer gemein-
schaftlicher, länglich- oder quer-viereckiger glatter Raum, der
sich allmählich verkleinern kann, bis zuletzt in seltenen Fällen
die Gegend an der höchsten Stelle der Flügeldecken etwas spar-,
samer und feiner als die Umgebung punktiert ist. Eine Ausnahme
macht die ab. punetatissima, bei welcher die Gegend an der Naht
gleichmäßig, unbedeutend feiner als außen, aber dichter und un-
regelmäßig gereiht-punktiert ist.
4. Ob ein Exemplar meiner früheren Sammlung, ohne näheren
Fundort, auf den Flügeldecken bedeutend feiner als bei oblonga
Chap. punktiert, noch zu Dieran. subovalıs Chap. gehört, wage ich
nicht zu entscheiden. Es ist viel gestreckter als smmaculata, ober-
seits ziemlich matt, fettig glänzend, schwarz, eine Scheitelmakel,
der Thorax, ein Seitensaum der Flügeldecken und die Schenkel
bräunlich rot, Fühlerbasis, Taster und Schienen heller, gelblich,
Flügeldecken ziemlich dicht, nicht besonders tief punktiert, auf
der inneren Hälfte, namentlich nahe der Naht feiner als außen,
die Zwischenräume dicht punktuliert, diese Pünktchen schon bei
schwacher Vergrößerung deutlich. Auf dem Fortsatze des Pro-
sternum liegt eine längliche Grube.
5. Dieranosterna septentrionalis n. sp.
Subhemisphaerica, nigra, nitida, antennis infuscatis basi cum
palpis et tarsis ochraceis vel ferrugineis, prothorace medio sub-
laevi, basi apiceque plus minusve crebre subtiliter-, ad latera
minus dense fortiter punctato, interstitiis punctulatis, elytris
parce-, supra lateribus densius punctatis. — Long. 10—12 mm.
Somerset (Albertis); Cap York (Daemel); Thursday Insel, 10 Ex.
Bedeutend kleiner als die am nächsten verwandte aeraria
Chap. und von dieser sofort durch das nicht metallisch grün ge-
färbte Halsschild zu unterscheiden, welches am Hinter- und be-
sonders am Vorderrande mit einem Querbande von zahlreichen
feinen Punkten besetzt ist. Mit ?icea Ol. verglichen ist die vor-
liegende Art kürzer, breiter gebaut, rein schwarz, also viel dunkler
gefärbt, und läßt sich durch die viel sparsamer punktierten und
stark glänzenden Flügeldecken schon bei oberflächlicher Ansicht
trennen.
Über australische Chrysomelinen. 127
6. Trochalodes Ws.
Die hierhergehörigen Arten zeichnen sich durch einen ge-
rundeten, auffällig gewölbten, ungefähr halbkugeligen Körper aus
und besitzen gewöhnlich zwischen der verworrenen Punktierung
der Flügeldecken einige (höchstens 5) schmale, jederseits von
einer ziemlich regelmäßigen Punktreihe begrenzte Längsstreifen,
die allerdings in den kleineren Arten, den Verwandten von hastata
und coccinelloides, ziemlich verschwinden. Die innere Kante der
Epipleuren ist dicht bewimpert. Blackburn betrachtete diese
Tiere in der Revision, Proc. Linn. Soc. N.-S.-Wales 1901, p. 160
u. 180, als einen Teil seiner 2. Gruppe, welche aus Angehörigen
der verschiedensten Gattungen (Dicranosterna, Chrysophtharta,
Paropsides etc.) zusammengesetzt ist. Die meisten Trochalodes-
Arten sind Seltenheiten.
Trochalodes Circe Stäl läßt sich von den übrigen größeren,
bräunlich gelben Arten durch die große, gerundete und scharf
begrenzte schwarze Humeralmakel der Flügeldecken unterscheiden;
außerdem ist das Schildchen sowie der Vorder- und Nahtrand
der Flügeldecken fein schwarz gesäumt, und an den lebhaft gelblich
roten Beinen sind die Knie, die Spitze der Schienen und die Tarsen
schwarz. Die Größe schwankt zwischen 10 und 12,5 mm.
Zwei Exemplare meiner früheren Sammlung (wahrscheinlich
aus ÖOueensland stammend) bilden die ab. fuseopunetata, bei
welcher die Punkte der Flügeldecken schwärzlich, daher stärker
als bei der hellen Form erscheinend, und die Schienen auf dem
Rücken oder völlig schwarz gefärbt sind; das Schildchen ist
breit schwarz gesäumt, oder einfarbig schwarz.
7. Trochalodes bipunetieollis Chap.
Ist sehr kenntlich durch die Zeichnung der Flügeldecken.
Dieselben sind gelblichgrau, schwärzlich punktiert, die Nahtkante
und ein breiter Seitensaum gesättigt rotbraun, 5 linienförmige
Längsbinden auf jeder blaßgelb. Die erste von diesen, an der
Naht, ist in der Mitte gewöhnlich undeutlich oder dort weit unter-
brochen, an der Basis mit der 2., 3. und 5., und vor der Spitze
mit der 2. und 5. verbunden; die zweite ist auch ganz, nähert
sich nach hinten der ersten merklich, biegt aber vor dem Ende
leicht winkelig nach außen; die dritte beginnt an der Basis, nähert
sich nach hinten ebenfalls der zweiten und hört in etwa 3 der
Länge, vor der Biegung der zweiten auf; die vierte läuft der dritten
parallel und ist beiderseits abgekürzt; sie fängt weit hinter der
Schulterbeule an und endet, genau auf die Vereinigung der 2.
und 5. gerichtet, wenig weiter hinten als die dritte; die fünfte ist
ganz, biegt unterhalb des Schulterhöckers nach hinten und läuft
am Außenrande der Scheibe fort. Auf dem Thorax sind 3 bis 5
verloschene und nur wenig dunkler als die Scheibe gefärbte Ma-
keln angedeutet, eine kleine vor dem Schildchen, 2 größere, nach
vorn divergierende davor und öfters noch eine größere jederseits
5 1left
128 J. Weise:
von diesen vor dem Hinterrande. Ähnliche verloschene‘ Makeln
finden sich beim größten Teile der Trochalodes-Arten, dagegen
habe ich von brPuncticollis bisher kein Stück mit zwei schwarzen
Diskuspunkten gesehen.
8. Trochalodes prolixa n. sp.
Subhemisphaerica, rufo-testacea, nitida, elytris dilutioribus,
testaceo-tlavis, vittis tribus in singulo obsoletis, griseo translucen-
tibus ornatis, sutura picea, antennis apicem versus infuscatis,
prothorace antrorsum angustato, alutaceo, subtilissime-, latera
versus evidenter punctato, elytris dense punctatis, lineis non-
‚ nullis laevibus. — Long. 10 mm Australia.
Größe und Körperform der vorigen Art, gerundet, aber etwas
länger als breit, hoch gewölbt, rötlich gelbbraun, die Flügeldecken
heller, mehr gelb, glänzend, die fünf letzten Fühlerglieder schwärz-
lich, fünf verloschene Makeln des Thorax rötlich, die Flügeldecken
an der Naht fein pechschwarz gesäumt, nahe dem Außenrande
bräunlich, jede mit dreischwach ausgeprägten, nur durchschimmern-
den blaß grau gefärbten Längsbinden, die vorn ziemlich breit,
am Ende schnell verengt und dann, ein Stück vor der Spitze,
mit einander verbunden sind. Die erste beginnt etwas hinter
der Basis, läuft der Naht fast parallel und wird von ihr durch
einen Streifen getrennt, welcher breiter als die Binde ist; die
zweite ist eben so lang, aber vorn breiter und bedeckt hier mit ihrem
äußeren Teile die Schulterbeule; die dritte ist kürzer, da sie
erst hinter dem Schulterhöcker beginnt. Der Thorax ist stark
quer, nach vorn fast geradlinig verengt, äußerst fein gewirkt und
mit größeren und kleineren flachen Pünktchen bedeckt, die über
dem Seitenrande bedeutend stärker werden; die Hinterecken sind
verrundet, die Vorderecken rechtwinkelig, abgerundet. Flügel-
decken ziemlich dicht unregelmäßig gereiht-punktiert, jede mit
vier kaum erhöhten glatten Längslinien, die von je zwei regel-
mäßigen Punktreihen begrenzt werden; die ersten 3 Linien liegen
in den 3 dunklen Längsbinden, die vierte am Innenrande des
Seitendaches, welches stärker als die Scheibe punktiert ist.
9. Troehalodes limbata n. sp.
Subhemisphaerica, nigra, nitidula, antennis basi labroque
antice rufescentibus, linea media frontis lateribusque prothoracis
et elytrorum sat anguste lateritiis; clypeo obsolete separato fronte-
que crebre subtiliter punctatis, vertice sublaevi; prothorace for-
titer transverso, antrorsum sensim angustato, dorso sat crebre
subtiliter-, latera versus fortius punctato, prope marginem la-
teralem subruguloso; elytris fortiter creberrimeque ruguloso-
punctatis, lineis tribus convexiusculis (duabus exterioribus aegre
perspicuis) instructis. — Long. 8 mm. W.-Australia: Murchison
Distrikt.
Unserer Chryvsomela sanguinolenta L. ähnlich, durch den
schmalen, ziegelroten Seitensaum des Halsschildes und der Flügel-
Über australische Chrysomelinen. 129
decken (den inneren, wagerechten Teil der Epipleuren aus-
geschlossen), die sehr dichte, starke, runzelige Punktierung der
Flügeldecken und die fast geradlinigen Thoraxseiten von den ver-
wandten Arten, namentlich der größeren lateralis Blackb. leicht
zu unterscheiden.
10. Trochalodes vexabilis n. sp.
Breviter ovata, convexa, coccinea, nitida, fronte utrinque
parce punctulata, prothorace sublaevi ad latera sat subtiliter
punctato, elytris subtiliter punctatis, maculis tribus communibus
et tribus in singulo elytro (2, 1) nigris. Long. 7” mm. Australia
(Cumming).
Der Troch. hastata Chap. am ähnlichsten, aber die Unterseite
hell gefärbt, auf der Stirn fehlt der schwarze Schrägfleck neben
jedem Auge, ebenso der Fleck jederseits in der Mitte der Thorax-
scheibe, und die Flügeldecken sind ganz abweichend gezeichnet.
Jede besitzt nämlich drei gemeinschaftliche, nach außen in der
Regel verschmälerte Quermakeln (in Y,, 2, Länge und in der
Spitze) sowie drei Scheibenmakeln. Die erste von diesen, auf der
Schulterbeule, ist gerundet, die zweite quer, etwas schräg, innen
breiter als außen, liegt wenig hinter der ersten und nach innen
von ihr, die dritte, hinter der Mitte und wenig vor der zweiten
Nahtmakel, ist die größte von allen, quer, aus 2 Flecken zusammen-
gesetzt, innen in eine Spitze nach hinten verlängert, welche fast
die 2. gemeinschaftliche Makel berührt, bei andern Stücken viel-
leicht mit ihr verbunden ist.
11. Bei Paropsis confusa Blackb., die mit Thyone Blackb.
und ?rrorata Chap. eine ganz unregelmäßig schwärzlich punktierte
Gruppe bildet, ist das lebende Tier auf Brust und Bauch lebhaft
schwefelgelb gefärbt. Ich erhielt davon eine Anzahl frischer
Stücke, die Herr Jung bei Yorktown in S.-Australia gesammelt hatte.
12. Paropsis hebes n. sp.
Breviter ovata, valde convexa, lutea, subopaca, antennis di-
midio corporis vix superantibus, apicem versus brunnescentibus,
prothorace sat dense punctulato, ad latera late impresso et rugu-
loso-punctato, lateribus bisinuatis, elytris creberrime brunneo
subruguloso punctatis, interstitiis convexiusculis. — Long. 9,5—
11 mm. S.-Australia: Yorktown (Jung).
| Dem Q von carnosa Baly in Größe, Körperform und Wölbung
ähnlich, aber auf den Flügeldecken viel dichter punktiert, die
Punkte selbst wenig kleiner, jedoch nur blaß braun gefärbt, die
leicht erhabenen körneligen Zwischenräume viel kleiner, unter
sich ziemlich von gleicher Größe; sie geben der Oberseite ein
mattes, stumpfes Aussehen, während die größeren, zu ausgedehnten
Runzeln vereinigten Zwischenräume der carnosa den Flügel-
decken einen deutlichen Glanz verleihen.
Kurz oval, mit der größten Breite hinter der Mitte der Flügel-
decken, blaß gelb, ziemlich matt, die Flügeldecken durch die
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 5. 9 5. Heft
130 J. Weise:
bräunlichen Punkte schmutzig gelb erscheinend, die Fühler mit
Ausnahme der ersten Glieder gebräunt, die Spitze der Mandibeln
pechbraun. Kopf ungleichmäßig äußerst fein und flach punktiert.
Thorax etwa dreimal so breit als lang, nahe der Mitte am breitesten,
von hier nach hinten fast geradlinig, nach vorn gerundet-verengt
und zweimal tief ausgeschnitten, die Scheibe mäßig querüber ge-
wölbt, ungleichmäßig ziemlich dicht und sehr fein punktiert, mit
einzelnen Pünktchen in den größeren Zwischenräumen, hinter
jedem Auge mit einer weiten Vertiefung, die den stärker und etwas
runzelig punktierten Seitenstreifen begrenzt. Flügeldecken an
der Basis etwas breiter wie der Thorax, vor der Mitte am höchsten,
nach vorn stärker, nach hinten allmählicher abfallend und leicht
abgetlacht, das Seitendach doppelt so stark als die Scheibe punk-
tiert. Prosternum mäßig breit,. mit hohen, parallelen Seitenleisten.
Beim & ist das erste Tarsenglied an den 4 Vorderbeinen mäßig
erweitert und viel schmaler als beim $ von carnosa; der Penis
ist verhältnismäßig groß, bedeutend länger und breiter wie der
von carnosa, in der Mitte weit und sanft verengt, am Ende breit
abgerundet und in eine sehr kurze, stumpfe, leicht aufgebogene
Spitze ausgezogen. Die Öffnung nimmt etwas mehr als Y, der
ganzen Länge ein und ist annähernd kreisförmig, während die von
carnosa ein Oval beschreibt.
Die vorliegende Art läßt sich nicht auf mutabilis Blackb.
beziehen (die ebenfalls von der Halbinsel York stammt), da Kopf
und Halsschild der letzteren ziemlich dicht, stark, und die Flügel-
decken dicht und stark punktiert angegeben sind.
13. Paropsis inguinata n. sp.
Subrotundata, valde convexa subgibbosa, obscure flavo-
testacea, subopaca, elytris maxima parte nigro-maculatis, creber-
rime- profunde ruguloso-punctatis et verrucosis, capite subtilis-
sime- prothoraceque magis fortiter densissime punctatis, hoc in
lateribus bisinuato. — Long. 11 mm. Queensland: Cooktown
(Staudinger).
Mit der mir unbekannten convexa Blackb. jedenfalls am näch-
sten verwandt, viel breiter gebaut, matter, der größte Teil der
Flügeldecken von schwarzen Makeln bedeckt.
Sehr breit oval, länglich-halbkugelig, etwas buckelig gewölbt,
da die Flügeldecken vor der Mitte am höchsten sind und nach
vorn und hinten allmählich abfallen. Der Körper ist rötlich
gelbbraun, oberseits matt, unten ziemlich glänzend, Brust und
Bauch mehr gebräunt und bedeutend dunkler als die Beine, die
Flügeldecken mit großen schwarzen Makeln bedeckt, welche in
3 schräg von außen nach hinten und innen laufenden Ouerreihen
geordnet sind. In der ersten Reihe liegen 3 mäßig große, gerundete
Makeln, die länger als breit sind, eine auf der Schulterbeule, die
beiden andern in gleichem Abstande zwischen dieser und der
Naht. Die zweite Reihe hat 4 Flecke, der äußere ist eine kurze
Über australische Chrysomelinen. 131
Längslinie in der Rinne unter der Schulterbeule, die 3 andern
liegen genau hinter denen der ersten Reihe, der innere, neben der
Naht, ist klein, länglich, die beiden andern sind groß, lang, wisch-
artig. Die dritte Querreihe besteht aus 2 kleinen Längstlecken,
einer über dem Seitendache, der andre in der Mitte, näher der
Naht als der Spitze. Zwischen beide zieht sich das Ende der dritten
Makel der zweiten Reihe.
Kopf dicht und sehr fein punktiert, Fühler dünn, kaum halb
so lang als der Körper. Thorax dreimal so breit wie lang, eben-
falls sehr dicht, aber doppelt so stark wie der Kopf, fast gleich-
mäßig punktiert, nur auf dem Streifen an den Seiten, der innen
durch eine sehr leichte Vertiefung begrenzt wird, werden die
Punkte größer und stärker. Der Seitenrand hat zwei kleine,
tiefe Ausschnitte. Flügeldecken vorn kaum breiter wie das Hals-
schild, bis hinter die Mitte sanft erweitert, sodann in gleich-
mäßigem Bogen verengt, oben sehr dicht, tief, querrunzelig
dunkel punktiert; die kleinen Zwischenräume sind auf dem
Basaldreiecke wenig gewölbt, dahinter bilden sie Körnchen von
ziemlich gleicher Größe, ähnlich, aber merklich kleiner wie die
von reliculata.
14. Parodsisterna nigerrima Germ. ist eine über das ganze
südliche Australien verbreitete Art und wird durch scharf ein-
gestochene, regelmäßige Punktreihen der Flügeldecken charak-
terisiert, deren Punkte zwar ziemlich fein, aber vielmals größer
sind wie die beim & sehr deutlichen, beim @ mehr verloschenen
Pünktchen der Zwischenstreifen. Der Körper ist tief schwarz,
ein kleiner Scheitelfleck rot und öfter auch die Unterseite der
3 oder 4 ersten Fühlerglieder rötlich gelbbraun (nigerrima), oder
die abwechselnden Zwischenstreifen der Flügeldecken teilweise bis
gänzlich rot oder blaßgelb, das Halsschild völlig schwarz, oder
rot, mit einer Querreihe von 3 schwarzen Flecken, bis einfarbig
rot, der Kopf schwarz bis rot oder rötlichgelb. Zuletzt sind die
ersten zwei oder drei hellen Zwischenstreifen jeder Decke hinter
der Basis, sowie der 2. und 3., und der 4. und 5. hinter der Mitte
durch helle OQuerflecke miteinander verbunden (ab. alternata
Germ.). Wenn diese hellen Flecke allein übrig bleiben und die
sonstigen Teile der hellen Längslinien dazwischen verschwinden,
entsteht die ab. orientalis m. Bei ihr bildet der vordere Querfleck
eine ganze, oder in zwei Teile aufgelöste Binde von der abgekürzten
bis zur fünften (ganzen) Punktreihe, die hintere innere Makel ist
langgestreckt und liegt zwischen der 2. und 4. ganzen Punktreihe,
während die äußere aus 3 freien oder verbundenen kurzen Längs-
strichen auf dem 7. bis 9. Zwischenstreifen zusammengesetzt ist,
das Seitendach kann schwarz, wie die Scheibe, oder rotgelb sein;
der Thorax ist entweder völlig rot, oder zwischen den Seitengruben
gebräunt, angedunkelt, pechbraun bis schwarz und äußerst fein
punktiert. Von dieser südöstlichen Form, die Blackburn un-
bekannt blieb, stecken im Berliner Zoolog. Museum 8 Exemplare
9* 5. Heft
132 J. Weise:
aus Victoria; die ähnlich gezeichnete ab. picta Chap. aus West-
Australien hat nach der Diagnose den Thorax ‚‚dense et fortiter
punctato“.
15. Von Paropsisterna conjugata Chap., einer Blackburn un-
bekannten Art, befindet sich ein von Chapuis selbst als conjugata
var. bezetteltes Stück im Berliner Zoolog. Museum. Es erinnert
in Größe, Körperform und dem starken Glanze der Oberseite
an das $ von morio F., ist aber etwas kürzer gebaut, höher gewölbt,
fast einfarbig gelbbraun, und an den Punktreihen der Flügeldecken
zu erkennen, welche einander ziemlich stark paarig genähert sind,
so daß die geraden Zwischenstreifen ungefähr halb so breit als die
ungeraden sind. Obwohl die Flügeldecken auf dem Rücken weniger
gewölbt sind als an den Seiten, so dürfte doch die Angabe ‚,‚elytris
in dorso subdepressis‘ eine falsche Vorstellung erwecken, noch
mehr aber die Bezeichnung: ‚‚profunde punctatostriatis“, die durch
subtilissime et obsolete striato-punctatis zu ersetzen wäre, da die
Punkte eigentlich nur dunkel durchscheinend und kaum ein-
gestochen sind. Von den schmalen Intervallen ist das erste und
vierte am Ende gebräunt.
16. Paropsisierna variabilis Chap. Ein © meiner früheren
Sammlung ist viel weniger gewölbt als normal und hat auf dem
Halsschilde eine ziemlich große und tiefe Grube jederseits nahe
dem Basalrande, etwas von dem stärker punktierten und flach
eingedrückten Seitenstreifen entfernt, und die Vorderecken nicht
rechtwinkelig, mit abgerundeter Spitze, sondern bogenförmig aus-
gerandet. Dieses Tier betrachte ich vorläufig als eine sehr ab-
weichende Form von variabilis, die ich als var. erosula bezeichne.
Paropsisterna S-maculata Marsh. wurde in 2 Exemplaren und
Paropsis ornata Marsh. in einem Stücke in Neu-Guinea bei Port
Moresby von Finsch gefangen.
17. Paropsisterna aequalis Chap. stellte Blackburn, Proc.
N.-5.-Wales 1898, p. 223 u. 235 zu stygia Chap., sie kann aber
unmöglich dazu gehören, da Chapuis ausdrücklich angibt: ‚„‚punctis
striarum, interstitiorum et marginis lateralis aequalibus‘“, worauf
auch der Name hindeutet, während szygia gerade durch die stär-
keren Punkte auf dem Seitendache der Flügeldecken, im Gegen-
satze zu den äußerst feinen Punkten der Scheibe, ausgezeichnet
ist. Ich habe daher beide als verschiedene Arten angeführt. Die
Beobachtung Blackburns, daß die Flügeldecken von stygia stets
zwei weite, durch eine Ouerfalte getrennte Gruben auf dem Seiten-
dache hinter der Schulter haben, trennt die Art leicht von den
ähnlichen und bestätigt zugleich, daß Zrivittata Chap. wirklich nur
eine Farbenvarietät davon sein kann.
Paropsisterna intertincla Clark besitzt ein auffällig gebautes
Prosternum, welches vor den Hüften eine schmale, scharfe und
sehr hohe Leiste bildet, die plötzlich senkrecht abfällt, ohne den
Vorderrand zu erreichen.
Über australische Chrysomelinen. 133
18. Chrysophtharta Ws.
Die Kenntnis dieser Arten ist durch die Bearbeitung von
Blackburn, der sie an vier verschiedenen Stellen unterbrachte und
zum Teil nach den metallischen Zeichnungen der Oberseite, die
nach dem Tode völlig verschwinden, gruppierte, meiner Meinung
nach nicht gefördert worden; ich konnte im Coleopt. Catalogus
pars 68, p. 163—165, auch nur eine Anzahl seiner Spezies ohne
rechte Sicherheit unter Chrysophtharta anführen und habe dabei
sogar noch Chrysophth. vittata Blackb., Proc. Linn. Soc. N.-S.-
Wales XXIV, 1899 (1900), p. 489, 508, vergessen. Jedenfalls
muß der nächste Entomologe, der sich an diese enorm schwierige
Gattung heranwagen sollte, vor allen Dingen versuchen, ihre
Arten nach den verblaßten Sammlungsexemplaren zu unter-
scheiden und zu ordnen.
Chrysophtharta basalis Chap. Ein vom Autor bestimmtes
Stück aus West-Australien ist nicht nur durch die ganz regel-
mäßigen, ziemlich tief und kräftig punktierten schwärzlichen
Streifen der Flügeldecken ausgezeichnet, die nahe der Basis
plötzlich feiner werden, die rostrote Körperfarbe annehmen und
scheinbar verschwinden, sondern auch durch das Seitendach über
den Epipleuren, welches vom Seitenrande bis an die zehnte Punkt-
reihe (innen feiner als außen) doppelt punktiert ist, wodurch die
11. Punktreihe, die bei den meisten ähnlichen Arten sichtbar und
durch einen glatten Zwischenstreifen von der 10. getrennt wird,
völlig verschwindet. Der Basalstreifen der Flügeldecken, auf dem
die Punktreihen nicht mehr dunkel gefärbt sind, leuchtet, nebst
einer Längsbinde zwischen dem 8. und 10. Punktstreifen, beim
ausgereiften lebenden Tiere wahrscheinlich intensiv kupferrot.
19. Chrysophtharta pictipes Chap. ist unterseits zum Teil
schwarz gefärbt, namentlich besitzt die obere Hälfte der Schenkel
und die Spitze der Schienen nebst den Tarsen diese Farbe, die
stark von der rötlichgelben Grundfarbe absticht. Bei einer Varietät,
ab. impietipes, sind die Beine einfarbig rötlichgelb.
20. Trachymela corrugata Chap. 1877 ist der ältere Name für
Paropsis tvansversalis Blackb. 1897, einer wenig glänzenden und
dunkel gefärbten Art, welche sich durch den auffällig breiten, von
der Schulter bis etwas hinter die Mitte ausgedehnten Quereindruck
der Flügeldecken auszeichnet, der vorn und hinten durch eine
fast regelmäßige Reihe von gerundeten, schwarzen und glänzenden
Tuberkeln begrenzt und etwas hinter seiner Mitte von einer starken
Querleiste durchsetzt wird. Diese Leiste reicht in der Regel vom
Seitenrande bis in die Nähe der Naht. Der Eindruck ist nur in
Reihen punktiert, während der Basalraum der Scheibe und ziemlich
die hintere Hälfte derselben mit schwarzen Tuberkeln besetzt ist.
21. Trachymela ingloria n. sp.
Late ovata, valde convexa, subtus nigra, antennis bası testa-
‚ceis, supra obscure brunneo-rufa, sat opaca, capite prothoraceque
5, Heft
134 J. Weise:
densissime punctulatis, elytris creberrime sat subtiliter subruguloso-
punctatis, singulo lineis quinque convexiusculis sublaevibus in-
structo. — Long. 9 mm. S.-Australia: Yorktown (Jung) 32.
In der Form und der Wölbung des Körpers der Trach. vomica
Blackb. am ähnlichsten, wenig schmaler als diese, und von den
übrigen Gattungsgenossen (auch von der nicht näher verwandten
creberrima Blackb.) durch die ziemlich gleichmäßige äußerst dichte
und verhältnismäßig feine Punktierung der matten Oberseite weit
verschieden.
Kurz oval, hoch gewölbt, unterseits entweder einfarbig
schwarz, oder die Beine, wenigstens die Schienen, rötlich pechbraun,
die ersten 5 bis 6 Fühlerglieder rötlich gelbbraun. Oberseite dunkel
bräunlichrot, matt, mit geringem Fettglanze. Kopf und Hals-
schild sind etwa halb so stark als die Flügeldecken und äußerst
dicht und sehr fein punktiert, das Halsschild ist gleichmäßig von
einer Seite zur andern gewölbt, und die Punkte desselben werden
auf dem Seitenstreifen, der durch eine kaum merkliche weite
Vertiefung von der Scheibe getrennt wird, wenig größer. Jede
Flügeldecke ist von 5 leicht erhöhten Längslinien durchzogen,
die mit einer nicht ganz regelmäßigen, äußerst feinen Punktreihe
versehen undam Rande durch die Punktierung der breiten Zwischen-
streifen angegriffen sind. Auf letzteren bilden die Punkte 4 bis
6 unregelmäßige, zart gerunzelte Reihen; die Punkte auf dem
abschüssigen Seitendache sind unbedeutend stärker wie die der
Scheibe.
Beim & ist das erste Tarsenglied an den 4 vorderen Beinen
erweitert und an den Vorderbeinen ziemlich so breit als das
dritte Glied, an den Mittelbeinen schmaler; beim @ befindet
sich auf den Flügeldecken in der Mitte zwischen je 2 Längs-
linien eine leicht zu übersehende Reihe von kleinen, sehr flachen
Höckerchen.
Die Gattung Trachymela umiaßt eine große Zahl sehr ähn-
licher Arten, deren Übersicht durch die Einteilung Blackburns,
Proc. Linn. Soc. N.-S.-Wales XXI u. XXII, 1896—97, kaum
besser geworden ist.
22. Paropsides Motsch., durch das annähernd trapezförmige
Halsschild ausgezeichnet, welches in jeder Ecke eine ziemlich
große Pore mit langer Tastborste trägt, ist von Baly, Chapuis,
Duvivier und Blackburn!) nicht erkannt worden. Letzterer be-
schrieb z. B. meine Paropsides. sinuata als Paropsis nitidissima
und stellte sie neben Trochalodes hastata Chap., mit der sie un-
vefähr so nahe verwandt ist wie Hund und Katze.
!) Da Blackburn höchst selten angab, wo er eine Art veröffentlicht
hat, so war es mir nicht möglich, die ursprüngliche Beschreibung seiner
Paropsis Froggatti, nitidissima, insularis, gibbosa, confusa und mimula auf-
zufinden; ich konnte bei ihnen daher nur die späteren Be.
Ü bersichten von 1901 anführen, in denen sie aufgezählt sind.
Über australische Chrysomelinen, 135
Paropsides Kuntzeni n. sp.
Breviter ovalis, convexa, nigro-aenea, nitida, antennis gra-
cilibus, dimidio corporis parum brevioribus, testaceis, articulis
quinque vel sex ultimis infuscatis, fronte minus dense subtiliter
punctata, interstitiis parce punctulatis; prothorace antrorsum an-
gustato, lateribus vix arcuatis, dorso crebre sat subtiliter punrtato,
punctis latera versus fortioribus; elytris crebre modice subtiliter
subseriatim punctatis, seriebus primariis 5 vel 6 exterioribus e
punctis fortioribus formatis impressis. — Long. 5 mm. Deutsch-
Neuguinea: Schraderberg (13. VI. 1913, Kaiserin Augustafluß
Expedit. Bürgers).
Die Flügeldecken besitzen von den normalen Punktreihen
nur die äußeren 5 bis 6, die von außen nach innen allmählich feiner
werden, ihre Zwischenstreifen und ungefähr das innere Drittel
jeder Decke sind dicht und gleichmäßig mit ziemlich feinen und
sehr feinen ‚unordentlich gereihten Punkten bedeckt, von denen
die stärkeren etwas größer als die auf der Mitte des Halsschildes sind.
Ich erlaube mir, diese Art Herrn Dr. Kuntzen, Assistent am
Königl. Zoolog. Museum in Berlin, zu widmen, welcher mir das
Paropsis-Material des Museums zusammensteckte und zur Durch-
sicht übersandte.
23. Paropsides Kolbei n. sp.
Breviter ovalis, convexa, flavo-albida, nitidissima, antennis
subtestaceis, fronte prothoraceque sublaevibus, hoc ad latera
parce punctato, elytris laevibus, striato-punctatis, punctis pone
medium evanescentibus, limbo angusto basali limboque latiore
suturali postice attenuato brunneis. — Long. 6,5 mm. Küste
von Deutsch-Neuguinea (Marquardt).
Herrn Professor H. Kolbe in Berlin gewidmet.
24. Paropsides laetabilis n. sp.
Sat breviter ovalis, dilute ferruginea, nitida, elytris magis
flavescentibus, striato-punctatis, punctis serierum sat fortis, minus
dense dispositis, pone medium subtilioribus. — Long. 5,8 mm.
Deutsch-Neuguinea: Berg Sapik, 1570 m (L. Schulze).
Der Par. monticola Ws., Verh. Brünn, vol. 48, 1910, p. 37,
am nächsten verwandt, kleiner, schlanker gebaut und etwas
heller, auf den Flügeldecken mehr gelblich gefärbt, Kopf und
Thorax sparsamer punktiert und die Punkte in den regelmäßigen
Reihen der Flügeldecken stärker, weitläufiger hintereinander
gestellt.
25. Faex Ws. Außer der Schienenbildung ist die Gattung
noch durch das Prosternum ausgezeichnet, welches weit über die
Hüften erhöht und nach vorn stark und meist in eine Kante ver-
engt ist; Kiellinien fehlen oder sind nur nahe der Basis vorhanden
und vereinigen sich dann in der Nähe der Mitte.
Faex subfasciata Chap. Diese Art hat regelmäßig gestreift-
punktierte Flügeldecken, auf denen sich zwei gemeinschaftliche,
5. Heft
136 J. Weise:
nach hinten convexe Ouerbinden (in und hinter der Mitte) von
schwarzen Längsfleckchen befinden, die in den Streifen liegen:
Die vordere ist kurz und reicht seitlich nur bis in die vierte Punkt-
reihe, während sich die zweite bis in die achte ausbreitet. Ofter
verschwindet diese Zeichnung völlig (ab. unicolor), oder die Punkte
in den Streifen werden dunkel und die Fleckchen der abwechseln-
den Reihen verbinden sich zu kleinen viereckigen Quermakeln,
außerdem kann noch ein schwarzer Schulterfleck und auf dem
Thorax eine aus zwei Bogen bestehende braune Zeichnung, von
der Basis bis vor die Mitte ausgedehnt, hinzutreten (ab. macularis) ;
endlich kommt noch eine Form vor, bei der die dunkel punktierten
Reihen der Flügeldecken einander paarig genähert sind und die
erste Fleckenquerreihe aus 6, die zweite aus 8 kurzen Längs-
strichen besteht, die in den Reihen liegen, die Schulterbeule ist
schwarz (ab.. geminata).
Bei dem ausgereiften lebenden Tiere leuchtet der zweite
Zwischenstreifen vor der ersten schwarzen Makel punktförmig,
sodann zwischen der ersten und zweiten Makel und hinten bis
zur Spitze, der dritte Zwischenstreifen (vorn und hinten wenig
abgekürzt) nebst dem ganzen neunten Zwischenstreifen lebhaft
metallisch weißlichgelb.
Die Art ist über S.-Australia und Victoria verbreitet; Black-
burn stellt, Proc. Linn. Soc. N.-S.-Wales XXIII, 1898 (1899),
p. 683, noch eine var. planior aus Tasmanien dazu, deren Körper
etwas flacher wie bei der Festlandsform sein soll. Dieselbe ist in
meinem Col. Catal. der Chrysomelinen, p. 171, nachzutragen.
26. Faex notatipennis Chap., von Blackburn nur als Ab-
änderung von subfasciata angesehen, ist wenig kleiner, aber be-
deutend flacher als diese, in den Zwischenstreifen der Flügeldecken
stärker punktiert und in der Zeichnung der Decken sicher zu
trennen. Der äußere Teil der zweiten Ouerreihe von schwarzen
Makeln besteht nämlich nicht aus einem oder zwei kleinen Flecken,
sondern bildet einen langen Strich, der auf dem achten Zwischen-
streifen von hinter der Mitte bis ans Ende reicht.
27. Faex coadnuta Chap. ist die einzige Art, auf welche die
ältere Beschreibung der signata Boisd. bezogen werden kann, und
ich halte mit Blackburn die Vereinigung beider für praktisch.
Auf den hell rötlich gelbbraunen, stark glänzenden Flügeldecken
sind die Punktreihen einander paarig genähert und aus dunklen
Punkten gebildet, so daß die Decken braun liniiert erscheinen. In
den schmalen Zwischenstreifen liegen folgende braune bis schwärz-
liche Flecke: im ersten ein kleiner, länglich viereckiger Fleck in
etwa %4 Länge neben der Naht; im dritten ein langer Fleck, von
/, der Länge bis zur Mitte oder von Y, bis hinter die Mitte aus-
gedehnt; im vierten je ein kürzerer Längsfleck an der Schulter
und hinter der Mitte. Die dritte bis sechste Punktreihe verlaufen
nicht geradlinig, sondern sind hier und da geschlängelt und ihre
Über australische Chrysomelinen. 137
Zwischenstreifen haben nicht überall die gleiche Breite. Pro-
sternum hinten lang-dreieckig, mit leichten Seitenkielen, vorn
leistenförmig.
28. Faex Boisduvali n. sp.
Oblongo-ovalis, convexiuscula, sordide testaceo-flava, supra
subnitidula postice fere opaca, metasterno utrinque infuscato,
vertice nigro; prothorace medio crebre subtilissimeque punctulato,
lateribus punctato, elytris geminatim striato-punctatis, seriebus
fuscis, intermediis subflexuosis, intervallis angustioribus postice
fusco-maculatis. — Long. 4mm. Queensland: Cooktown (Staudinger).
Der vorigen nahe verwandt und sehr ähnlich, aber viel
. schlanker gebaut, flacher, blaß gefärbt und wenig glänzend, die
Flügeldecken hinter der Mitte ziemlich matt, in den dunklen Punkt-
reihen, die ähnlich wie bei signata verlaufen, viel feiner punktiert,
außerdem durch die ganz abweichende dunkle Zeichnung gut zu
trennen. Auf den ersten drei schmalen Zwischenstreifen liegt je
ein kleiner dunkler Fleck in ungefähr %, Länge, wodurch eine etwas
nach hinten gebogene gemeinschaftliche Ouerreihe entsteht, der
vierte Zwischenstreif ist gänzlich dunkel gefärbt, und hinter ihm
liegt neben der Naht ein dunkler, punktförmiger und sehr be-
ständiger Fleck. Zugleich sind noch die inneren 6 dunklen Punkt-
reihen in einer Querreihe nahe der Mitte eine Spur verbreitert.
Der Kopf ist von normaler Bildung, fein doppelt punktiert,
und hat auf dem Scheitel eine zweilappige, schwarze Quermakel.
Thorax kurz, an der Basis fast dreimal so breit als über die Mitte
lang, nach vorn ziemlich stark in schwachem Bogen verengt, die
Vorderecken vorgezogen, auf der Scheibe dicht und fein punktu-
liert, auf den durch einen leichten Eindruck abgesetzten Seiten-
streifen stärker punktiert. Schildchen glatt. Flügeldecken vorn
so breit als der Thorax, bis hinter die Mitte unbedeutend ver-
breitert, hinten ähnlich wie der Körper vorn abgerundet, die Naht-
kante im letzten Drittel durch den vertieften ersten (ganzen)
Punktstreifen leistenförmig emporgehoben. Die Scheibe ist vorn
etwas glänzend und in den Zwischenstreifen dicht punktuliert;
hinter der Mitte verschwinden diese Pünktchen völlig und die
Zwischenstreifen werden ziemlich matt. Das breite abschüssige
Seitendach hat eine unregelmäßig verdoppelte Punktreihe.
Bei der fünften Faex-Art, transversomaculata Clark aus W.-
Australien, der subfasciata und notatipennis ähnlich, sollen die
Punkte in den Reihen der Flügeldecken weitläufiger gestellt sein.
29. Pyrgo trieosa n. sp.
Oblonga, convexa, dilute flava, nitida, antennis apice infus-
catis, elytris leviter inordinatim striato-punctatis, limbo suturali
vittisque duabus approximatis in singulo elytro brunneis, piceis
vel nigris. — Long. 3, 8—4,5 mm. Adelaide (Schomburg).
In der Zeichnung einer kleinen, sehr gestreckten orphana Er.
ähnlich, jedoch nur mit Zerplexa Chap. nahe verwandt, aber
5, Heft
138 J. Weise:
bedeutend kleiner und auf den Flügeldecken noch verworrener
punktiert. Von den Punktreihen sind die drei inneren und die
beiden äußeren hinter der Mitte einfach, jedoch nicht geradlinig,
sondern etwas geschlängelt, vor der Mitte nebst den ganzen mitt-
leren Reihen unregelmäßig verdoppelt, außerdem in den Zwischen-
räumen noch sparsam sehr fein punktiert.
Lang oval, ziemlich hoch gewölbt, oben weißlichgelb, der
Scheitel rötlich oder bräunlich, ein Nahtsaum und zwei Längs-
binden auf jeder Decke braun bis schwarz. Der gemeinschaftliche
Nahtsaum ist vorn so breit wie das Schildchen, in etwa Y, Länge
plötzlich oder bis dahin allmählich erweitert, hinter der Mitte
auf die Nahtkante selbst beschränkt. Die Binden liegen in der
Mitte jeder Decke dicht neben einander, auf dem größten Teile
des Raumes, den die verdoppelte dritte bis sechste Punktreihe
einnimmt, beginnen bald hinter der Basis und endigen, hinten
selten miteinander verbunden, hinter %, der Länge, oder die innere
ist in der Mitte weit unterbrochen und ihr hinterer Teil reicht bis
nahe an die Spitze, ist hier aber nicht mit der hinten abgekürzten
zweiten Binde, sondern unter spitzem Winkel mit einer weiter
außen hinziehenden kurzen dunklen Schrägbinde zwischen der
8. und 9. Punktreihe vereint. Der helle feine Streifen, der beide
Mittelbinden trennt, ist etwas vor der Mitte verengt oder ganz
unterbrochen und beiderseits etwas erweitert.
Kopf ziemlich groß, sehr breit, mit kleinen, länglich nieren-
förmigen, fein facettierten Augen, vor denen die Seiten des Kopf-
schildes stark konvergieren und geradlinig zum breit abgestutzten
Vorderrande laufen. Die Stirn ist dicht und sehr fein punktiert,
unten feiner als oben. Halsschild stark quer, dicht und etwa so
stark wie der Scheitel punktiert (die Punkte von verschiedener
Stärke), an den Seiten mit viel weitläufigeren kräftigen Punkten, die
Pore in den Hinterecken klein und die Tastborste mäßig lang.
Flügeldecken wenig breiter als der Thorax, hinten gemeinschaft-
lich breit abgerundet, die erste (ganze) Punktreihe ist hinter der
Mitte vertieft, die Nahtkante daselbst leistenförmig. Unterseite
hell bräunlichgelb, Beine mehr roströtlich, Fühler schlank, bis
hinter die Schulter reichend, Glied 5 und 6 etwas, die folgenden
stärker erweitert und auf der Ober- und Unterseite leicht an-
gedunkelt. Prosternum schmal, wie bei Perplexa gebildet, nämlich
vorn abgeflacht, dahinter jederseits mit einer feinen Längsleiste
versehen, die Klauen haben einen äußerst kleinen, dornförmigen
Basalzahn.
30. Pyrgo notala Ol. Blackburn vermutet in dieser Art,
Proc. N.-S.-Wales XXIII, 1898, p. 263, eine Farbenabänderung
seiner Chrysophtharta Atalanta; aber im Zoolog. Museum Berlin
steckt als nofata eine Pyrgo mit einer deutlichen Tastborste in
den verrundeten Hinterecken des Halsschildes, die mir besser auf
Oliviers Beschreibung zu passen scheint. Sie ist 5 mm lang, kurz
eiförmig, ziemlich gewölbt, einer Chrysophtharta ähnlich gebaut,
Über australische Chrysomelinen, 139
blaß bräunlichgelb, glänzend, auf den Flügeldecken in durchaus
regelmäßigen, vor der Mitte leicht vertieften Reihen punktiert,
mit folgender schwärzlicher Zeichnung auf der Scheibe: eine
Ouerreihe von 3 bis 4 kleinen Makeln läuft schräg hinter der Mitte
fort; die innere dieser Makeln liegt etwa in der Mitte neben der
Naht, die äußere weiter nach hinten, außen die vorletzte Punkt-
reihe berührend. Dahinter liegen eine Anzahl ähnlich gefärbter
Punkte unregelmäßig über die Zwischenstreifen verteilt (in Form
und Größe denen von Paropsisterna madida Blackb. gleichend),
aber neben der Naht und besonders nahe dem Außenrande der
Scheibe dichter gestellt, so daß die Zeichnung beider Decken
ungefähr einem Kreise ähnelt, der jederseits winkelig ausgezogen ist.
31. Die von mir in der Fauna S.-W.-Australiens II, 1, 1909,
p. 9, erwähnte, Blackburn ganz unbekannte Farbenabänderung
von Pyrgo suturalis Germ., mit einer roten Längsbinde in der
Mitte jeder Flügeldecke bezeichne ich als ab. rufovittata, um die
spezifische Verschiedenheit der Art von orphana Er. auch in der
Zeichnung schärfer hervortreten zu lassen.
32. Pyrgo vertiealis n. sp.
Breviter ovalis, convexa, rufotestacea, nitida, antennis apicem
versus infuscatis, vertice nigro-bimaculato, prothorace brevissimo
disco sublaevi, lateribus crebre subtiliter punctato, elytris striato-
punctatis, maculis sat parvis, subobsoletis, fuscis, circiter sex in
singulo (1, 2, 2, 1) notatis. — Long. 3,2 mm. Australien.
Neben hamadryas Stäl gehörig und an dem gewölbten, sehr
breit eiförmigen Körper, welcher vorn breiter abgerundet als
hinten ist, dem sehr kurzen Halsschilde, sowie den beiden, einem
Kreissegmente ähnlichen schwarzen Makeln zu erkennen, die sich
dicht nebeneinander auf dem Scheitel befinden.
Rötlich gelbbraun, stark glänzend, die Fühler vom fünften
Gliede ab verdickt, Glied 5 bis 8 im oberen Teile, die drei End-
glieder gänzlich angedunkelt, jede Flügeldecke etwa mit 6 ver-
loschenen, zuweilen ganz verschwindenden schwärzlichen Makeln.
Von diesen ist die erste länglich und liegt bald hinter der Basis
am Anfange des Zwischenstreifens, welcher die vorn miteinander
verbundene dritte und vierte (ganze) Punktreihe trennt. Makel 2
und 3 bilden eine wenig nach vorn gebogene gemeinschaftliche
Ouerreihe dahinter, 2 ist klein, gerundet, zwischen der ersten
und zweiten Punktreihe, 3 strichförmig, schräg von vorn nach
hinten und innen gerichtet, zwischen der siebenten und fünften
Punktreihe; Makel 4 ist einem Querstriche ähnlich, der zwischen
der zweiten und sechsten Punktreihe unmittelbar hinter der Mitte
liegt und aus mehreren nebeneinander befindlichen Fleckchen
zusammengesetzt ist; Makel 5, nach außen und hinten von 4,
besteht aus 1 oder 2 kurzen Längsstrichen zwischen der 7. und
10. Punktreihe; Makel 6 endlich ist ein leicht gebogener Ouer-
strich zwischen der Naht und Reihe 6 vor der Spitze.
6. Heft
140 J. Weise: Über australische Chrysomelinen.
Augen klein, Stirn breit, fast eben, dicht und äußerst fein
punktiert. Thorax etwa dreimal so breit als lang, nach vorn ver-
engt, auf der Scheibe fast glatt, ein breiter Streifen längs des
Seitenrandes dicht und fein punktiert. Flügeldecken an der Basis
so breit wie das Halsschild, bis zur Mitte leicht verbreitert, dann
verengt und an der Spitze mäßig breit gemeinschaftlich abgerundet,
auf dem Rücken in regelmäßigen, schwach vertieften Reihen
punktiert, das breite abschüssige Seitendach zart punktuliert,
mit 3 bis 4 unregelmäßigen stärkeren Punktreihen in der äußeren
Hälfte.
2 Ex. im Zoolog. Museum Berlin ohne näheren Fundort.
33. Pyrgo brevifrons n. sp.
Breviter-ovalis, convexa, sordide rufo-testacea, nitidissima,
antennis articulis septem ultimis crassioribus, brunnescentibus,
fronte brevissima, dense-prothoraceque paullo minus dense punc-
tulatis, hoc latera versus punctato, elytris subtiliter striato-
punctatis, intervallis uniseriatim punctulatis. — Long. 2,6—3 mm.
West-Australia.
Eine der kleinsten Arten, an dem kurz ovalen, fast runden,
sehr fein punktierten und hell rötlich gelbbraunen Körper, sowie
der kurzen Stirn kenntlich. Letztere ist mehr als doppelt so breit
wie lang, dicht und äußerst fein punktiert, und reicht kaum weiter
nach vorn als der Unterrand der Augen. An den Fühlern sind die
sieben Endglieder verbreitert und dunkler als die Basalglieder
gefärbt. Der Thorax ist mehr als doppelt so breit wie lang, nach
vorn stark gerundet verengt, auf der Scheibe ähnlich wie die
Stirn, aber etwas weitläufiger punktuliert, an den Seiten kräftiger
punktiert. Die Flügeldecken sind an der Basis wenig breiter als
das Halsschild, erweitern sich bis hinter die Mitte und sind dann
in starkem Bogen verengt, auf dem Rücken fein in regelmäßigen,
nicht vertieften Reihen punktiert, deren Punkte auf dem Ab-
falle zur Spitze etwas stärker werden. Ähnlich starke Punkte
besitzt auch das Seitendach.
34. Mit Pyrgo mansueta Ws., Arch. f. Naturg. 1901, p. 174,
ist Paropsis chlorotica Blackb., Proc. Linn. Soc. N.-S.-Wales XXIII,
1899, p. 663 u. 698, identisch, höchst wahrscheinlich auch chlorotica
Boisd., Voy. Astrol. 1835, p. 568, ‚„minuta, pallide lutea, laevis,
elytris seriatim punctatis‘“; dagegen gehört die viel größere und
auf den Flügeldecken ganz anders punktierte chlorotica Ol. 1807
„media, elytra punctulata, punctis inordinate seriatis‘“ sicher zu
Chrysophtharta. Auch der fragliche Bezug von viridula Chap. auf
Blackburns chlorotica ist grundlos, denn viridula, von der 2 Exem-
plare meiner Sammlung im Berliner Zool. Museum stecken, ist &
mit Niobe Blackb. am nächsten verwandt, etwas flacher als diese
und durch die feineren, viel undeutlicheren Punktreihen der Flügel-
decken leicht zu unterscheiden. Chapuis bezeichnete sie mit Recht
als ‚„‚oblonga, subconvexa‘“, so daß sie mit der viel mehr gerundeten
Dr. Anton Krausse: Hexapodologische Notizen. 141
und ziemlich hoch gewölbten mansueta nichts zu tun haben kann.
Letztere wurde von mir nach einer hellen Form beschrieben;
später erhielt ich von Sydney noch hellere, einfarbig bräunlich- bis
blaß-gelbe Stücke (zum Teil noch nicht völlig ausgereift), die
mit mansuela zu verbinden sind, daneben aber noch zwei dunkle
Formen. Die eine von diesen, die ich ab. cinctibennis nenne,
ist rötlichgelb, Mittel- und Hinterbrust, Bauch und Flügeldecken
(diese mit Ausnahme eines Seitensaumes) schwarz, oder außer-
dem noch der Scheitel und eine saumförmige Ouermakel an der
Basis und Spitze des Halsschildes, zuletzt zu einer Längsbinde
vereint, schwarz. Die andere Form, ab. Zristicula, ist schwarz,
Taster, Fühler, der größte Teil der Vorderbeine, die übrigen
-Schienen nebst Tarsen, sowie ein schmaler Seitensaum des Thorax
(oft auch noch die Oberlippe) gelb.
Hexapodologische Notizen.
(III: 38—5l)
Von
Dr. Anton Krausse, Eberswalde.
(Mit 4 Textfiguren).
(38.) Hym. (Form.) — Herr Professor Emery zu ‚Bologna war
so freundlich, mir seine sehr interessante Arbeit über die Ameisen
der italienischen Inseln zu übersenden: ‚‚Contributo alla conos-
cenza delle formiche delle isole italiane; descrizioni di forme medi-
terranee nuove 0 critiche“ in: Annali del Museo Civico di Storia
Naturale di Genova, Serie 3a, Vol. VI (XLVI), 1915. Dazu möchte
ich mir einige Bemerkungen erlauben.
Zu der neuen Gattung Edimyrma Emery gehörten außer der
typischen Art Kraussei Emery noch E.Corsica Emery und E. Ravouxi
E. Andre. Die letztgenannte Art wurde bei Leptlothorax uni-
fasciatus gefunden, und Prof. Emery meint: ‚€ verosimile che le
altre specie (E. Kraussei und E. Corsica) siano parimente formiche
mirmecofile o parassite‘“. Hier ist nun interessant, daß ich EPr-
myrma Kraussei — und zwar ein Weibchen und zwei Arbeiterinnen
— merkwürdigerweise für sich allein fand, in einer winzigen
ausgenagten Höhlung unter morscher Rinde eines mir unbekannten
Strauches (bei Sorgono auf Sardinien).
Von Sardinien hatte ich Tetramorium caespitum ferox var.
diomedaea Emery angeführt (Arch. f. Naturgesch.). Diese Form
streicht Prof. Emery in der vorliegenden Publikation aus der
Liste der sardischen Ameisen. Ich hatte diese Form aufgenommen,
weil Herr Prof. Emery selber einige Exemplare als diomedaea
determiniert hatte.
5. Heft
142 Dr. Anton Krausse:
(39.) Lep. (Geom.) — Hinsichtlich Macaria liturata Cl. heißt
es bei Judeich-Nitsche (Lehrb. der mitteleurop. Forstinsektenk.,
1895; p. 971): ‚Auf jeden Fall scheint sicher die Puppe zu über-
wintern.““ In diesen Worten ist immer noch ein leiser Zweifel
ausgedrückt, obschon Ratzeburg die Überwinterung der Puppe
dieser Art ohne Zweifel festgestellt hat. — In einer Spanner-
puppen-Probesammlung aus der Kgl. Oberförsterei Kielau, West-
preußen, fanden sich auch 3 Exemplare der Liturata. Diese schlüpf-
ten am 7. April, während die ersten [weiblichen] Exemplare von
Bupalus piniarius L. erst am 11. April auskrochen; im geheizten
Laboratorium. — Diese drei Exemplare zeichnen sich aus durch
hellrostrote Querstreifen, die nur am Flügelrande dunkelbraun sind.
- -(40.) Lep. (Pyral.) — Einige Imagines der Ephestia Kuehniella Z.
fand ich Anfang März im Zimmer. (Eberswalde). Anfang April
entdeckte ich Eier, Raupen, Puppen und Imagines in einem
Papier mit Grieß. Die ziemlich
großen Tiere sind durch ihren
eigenartigen Habitus leicht kennt-
lich. Ein Weibchen legte (am
11./12. April) innerhalb ca. 24 Stun-
den 50 Eier, die vereinzelt ab-
gelegt wurden. Die Form der
Eier ist charakteristisch, Fig. 1
zeigt sie im Umriß. ‘ Spuler er-
wähnt rosenfarbene und wachsgelbe
Fig. 1. [Ein Teilstrich—=100..] Raupen, ich sah auch zart grün
gefärbte. — Ein Exemplar des
Schädlings fing Herr Prof. M. Wolff in Bromberg. — Herr Prof.
Petry fand ihn in Nordhausen am Harz in einem Hause, in dem
sich ein Kaufladen befand; doch fing er auch ein Stück im Freien
an einem hohlen Kirschbaume bei Rottleben (Kyffhäuser).
(41.) Lep. (Tortr.) — Die Harzgallen der Evetria resinella L.
— zu Ratzeburgs Zeiten verwendete man sie zur Gewinnung von
Kienruß (1840) — enthalten soviel Harz, daß es sich vielleicht
lohnt, sie zurzeit zur Harzgewinnung heranzuziehen.
Einige hier bei Eberswalde gesammelte Gallen wogen:
20 Gallen (roh, mit Rindepartikelnetc.): 25 g; 1 Galle also: 1,25 g
andere
20 ” „» ” PR) „ 27 g 1 „ „> 1,35 g
andere
20 Pr] PR] Pr] „ „ 21,581 ER} , 1,075 12
Von 50 Gallen, die ich einzeln wog, wogen 4 Stück ziemlich
genau 1 g; 33 Stück mehr als 1 g; und 13 Stück wogen etwas
weniger als 1 g.
Im Durchschnitt wiegt danach 1 Galle rund 1 g.
20 Gallen löste ich in Chloroform, durch Abgießen entfernte
ich dann aus der Lösung die größten Verunreinigungen (Rinden-
Hexapodologische Notizen. 143
stückchen, Raupenkot); nach Verdunsten des Chloroforms blieb
ein Rückstand von 18,25 g Harz; aus 1 Galle demnach 0,9125 g.
‚Andere 20 Gallen, in Essigäther gelöst, sonst wie vorher be-
handelt, ergaben 17 g; von 1 Galle also 0,85 g.
Nimmt man 0,8 g Harz aus 1 Galle an, so würde man 1250
Gallen brauchen, um 1 kg Harz zu erhalten.
Da in manchen Gegenden die schädlichen Gallen scheffel-
weise gesammelt werden können, wie es heißt, und heute Kolo-
phonium und Terpentin sehr teuer sind, würde sich das Sammeln
der Gallen vielleicht lohnen.
Der Schädling würde außerdem zugleich dadurch dezimiert.
40 Gallen würden ungefähr soviel.Kolophonium ergeben, wie
ich es hier — 1916 — für 15 Pf. für den Violinbogen kaufte.
(42.) Technisches. — Gelegentlich der Reproduktion einiger
Mikrophotogramme im ‚Archiv für Naturgesch.‘“, 81. Jahrg., 1915
(‚Beiträge zur Biol. von Myrm. europaeus M. L.‘“ u. ‚Eine neue
Milbe von Eberswalde‘) habe ich schon bemerkt, daß allzu grobe
Raster verwendet worden sind; weit empfehlenswerter würden
folgende Raster sein: der Levy-Glas-Raster, diagonal oder im
Winkel von 30° gekreuzt, 60 Linien auf den Zentimeter oder
200 Linien auf den Zoll; oder Levys Vier-Linien-Raster. — Viel
bessere Abbildungen würden zu erzielen sein, wenn man statt
der Autotypie das Tiefdruckverfahren bei der Reproduktion der-
artiger Mikrophotogramme anwenden würde; gerade hier ist die
Autotypie, bei der die Fläche durch die Linien des Rasternetzes
zerrissen wird, sehr unangebracht, beim Tiefdruckverfahren da-
gegen stören die feinen Netzlinien (die der sonst in die Vertiefungen
federnden Rakel wegen stehen bleiben müssen) nicht, da sie mit
dem bloßen Auge nicht wahrzunehmen sind. — Ganz besonders
hervorzuheben ist, daß Mikrophoto-
gramme beim Autotypieverfahren
nicht verkleinert werden sollen.
(43.) Eier von. Spondylis. Col. —
Am 21. Juli erhielt ich Eier von
einem Weibchen von Spondylis bu-
brestordes L. Sie wurdenan Kiefern-
rinde abgelegt, einzeln wie auch meh-
rere aneinander geklebt. Ich zähltevon
diesem Weibchen 87 Stück. Ihre Form
und Größe ergibt sich aus Fig. 2. Sie RR EURE
zeigen eine sehr feine Netzstruktur. re
(44.) Teehnisches. — Oft will
man Lepidopteren in größerer An-
zahl, a. e. Individuen einer Art, längere Zeit aufbewahren, bei
denen es speziell auf die Flügel ankommt. Alle zu nadeln und zu
spannen würde unverhältnismäßig große Mühe und ev. Kosten
verursachen. In solchem Falle befestige ich die Lepidopteren —
Fig. 2.
5. Heft
144 Dr. Anton Krausse:
kleinere Arten ganz, von großen, dickleibigen nur die Flügel —
zwischen zwei Glasplatten. Man klebt die Flügel mit etwas Kanada-
balsam oder dgl. ausgebreitet auf und kann so die Tiere geschützt
aufbewahren. Betrachten von beiden Seiten ist möglich. Zur
Aufbewahrung und bequemen Handhabung habe ich für diese
Glasplatten besondere Rahmen anfer-
tigen lassen, handliches rechteckiges For-
mat. Der Rahmen besteht aus zwei
Teilen, so daß er leicht auseinander-
genommen werden kann, Fig. 3 veran-
schaulicht die beiden Teile und ihre Ver-
fertigung. Ander längeren Rechteckseite
ist eine Rinne, so daß die Rahmen in
ein Schränkchen mit entsprechenden
Falzen eingescho-
ben werden kön-
nen; an der kür-
[2 j1/X. Zeten See ein
Knopf zum An-
fassen beim Ein-
und Ausschieben.
Zwischen den bei-
den Glasplatten am Rande liegt ein Streifen von Pappe, auf
eine der Glasplatten aufgeklebt, der die Glasplatten ein wenig
auseinanderhält, daß die Tiere resp. die Flügel nicht gequetscht
werden. Im Schnitt ergibt sich also folgendes Bild (lange
Rechteckseite mit der Rinne zum Einschieben in den Schrank),
Fig. 4: a = Rahmen aus Holz; bei d die Rinne zum Einschieben
in den Schrank; c, = obere, c, = untere Glasplatte; d = Papp-
streifen zwischen den Glasplatten. — Diese Methode erlaubt auch eine
Bestimmungssammlung — als Ersatz von Tafeln —, zumal wenn
man nur die Flügel einer Seite aufklebt, auf engstem Raume
unterzubringen. — Diese Rahmen stellte nach meinen Angaben
Herr Gustav Wolff, Entomolog. Spezialtischlerei in Zirlau bei
Freiburg in Schlesien, in feinster Ausführung zum Preise von
1,65 Mk. für das Stück her, gebrauchsfertig, inklusive Glasplatten;
Größe 18 x 24 cm; der Rahmen ist 22 mm dick.
(45.) Lep. Kiefernspinner-Fraß. — Bei seinen Berechnungen
zur Prognosestellung (,Die Technik des Forstschutzes gegen
Tiere“, 1915; p. 166) nimmt Herr Prof. Eckstein das Gewicht
von 600 Kiefernadeln zu 35 g an; mit Recht relativ hoch. Die
Resultate einiger gelegentlich ausgeführter Wägungen von 600
Kiefernadeln — von verschieden alten Kiefern, frisch und mehr
oder weniger trocken — seien hier notiert. 600 Kiefernadeln
wogen (+ 0,5 g):
1. aus der Spitze eines ca. 100 jährigen, frischgefällten Baumes,
nicht ausgewählt, am 7. März 4 p. m.: 14,5 g;
Fig. 3. Fig. 4.
Hexapodologische Notizen. 145
2. dieselben 600 Nadeln, im geheizten Zimmer aufbewahrt,
am 11. März 4 p. m.: 11,58;
. aus der Spitze desselben Baumes, unausgewählt, vom
7. III.—11. III. kühl aufbewahrt: 19,5 g;
. dieselben, am 13. III., 4 p. m., vom 11. III. an im geheizten
Zimmer aufbewahrt: 10,5 g;
. dieselben am 15. III., 4 p. m., bis dahin weiter im geheizten
Zimmer aufbewahrt: 9 g;
. dieselben am 16. III., 4 p. m., bis dahin weiter im geheizten
Zimmer aufbewahrt: 8,5 g;
. dieselben am 18. III., 4 p. m., bis dahin weiter im geheizten
Zimmer aufbewahrt: 7,5 g;
. dieselben am 20. III., 4 p. m., bis dahin weiter im geheizten
Zimmer aufbewahrt: 6,5 g;
. 600 Nadeln aus der Spitze einer 80jährigen Kiefer (auf
schlechtem Boden), 1 Tag im geheizten Zimmer gelegen;
13, Dez : 6,5, 8;
10. 600 Nadeln aus der Spitze einer ca. 120jährigen Kiefer
(auf schlechtem Boden), 1 Tag im geheizten Zimmer ge-
legen; 13. Dez.: 16 g.
(46.) Hym. — Gegen Hymenopterenstiche, speziell gegen
Wespenstiche, besonders an den Lippen, an der Zunge, an den
Schleimhäuten des Mundes, des Halses, wie sie inden Weinbaugegen-
den gar nicht selten sind, hat man in der französischen Schweiz und
im angrenzenden Savoyen ein Mittel, das sehr gut sein soll, nämlich
den Knoblauch. Die Stellen werden mit Knoblauch eingerieben,
bei tiefer liegenden Stichen läßt man zerquetschten oder zer-
riebenen Knoblauch schlucken. Die Geschwulst soll sofort ver-
schwinden, so daß eine eventuelle Erstickungsgefahr beseitigt
wird. Nach einem Bericht in den „Blättern für Alle‘, 9. Jahrg.,
Nr. 20, Stuttgart, wurde auf diese Weise von Prof. Mermod ein
schwerer Fall mit Erfolg auf die angegebene Weise behandelt, es
handelte sich um einen Patienten, der infolge eines Wespenstiches
im Kehlkopf eine nußgroße Geschwulst hatte, so daß Erstickungs-
gefahr vorhanden war, der Betroffene wurde nach der Knoblauch-
behandlung sehr schnell gesund.
(47.) Rhaphid. — Die Larve einer Rhaphidiaart, bei Ebers-
walde gefangen, hatte ich in ein winziges Glasröhrchen getan und
dieses mit Watte verschlossen, am 25. Juli (1916). Das Glas-
röhrchen war vergessen worden und kam mir erst am 18. No-
vember (1916) wieder vor Augen. Ich vermutete, die so schlecht
behandelte Rhaphidialarve würde tot sein. Das war indes nicht
der Fall, sondern sie zeigte deutliche Bewegungen der Beine. Ich
setzte sie auf feuchte Watte und legte ihr 4 Larven von Anobium
abietis daneben, 114, a. m. Nachmittags 3% sah ich die Rhaphidia-
larve an einer der Anobiumlarven fressen, an der Unterseite des
Thorax; ihr Abdomen war wieder mehr rundlich, vorher war es
Archiv a e uee
oT re TER SER
10 5. Heft
146 Dr. Anton Krausse: Hexapodologische Notizen.
ganz platt, zusammengeschrumpft. Am 22. Nov. fand ich sie
sehr lebendig und flink, mit prallem Abdomen, eine Anobiumlarve
war ausgefressen. Am 24. Nov. waren weitere zwei Anobiumlarven
stark befressen, die Rhaphidialarve läuft flink auf der angefeuch-
teten Watte umher. Das fast viermonatliche Hungern und die
Trockenheit haben ihr anscheinend nicht im geringsten geschadet ;
eine erstaunliche Leistung. — P. S. Zwei Monate später, am
18. Januar, ist die Larve, die inzwischen nichts weiter erhalten
hat, flink und munter (im geheizten Zimmer).
(48.) Form. (Hym.) — In Eberswalde und seiner allernächsten
Umgebung begegneten mir bisher an Ameisen die folgenden:
Lasius niger (L.); L. niger alienus (Foerst.); L. niger brunneus
(Nyl.), Arbeiter Anfang April (1916) im Zimmer, an Zucker usw. ;
L. umbratus (Latr.); Formica rufa L.; F. exsecta Nyl.; F. fusca
Latr.; F. fusca cinerea (Mayr), häufig in der Stadt; Myrmica rubra
laevinodis Nyl.; M. rubra ruginodis Nyl., Formicoxenus nitidulus
(Nyl.); Leptothorax tuberum corticalis (Sch.), gesiebt; Tetramorium
caespitum (L.); Myrmecina graminicola (Foerst.).
(49.) Lep. — Den übermäßigen Drang der Nachtfalter nach
dem Lichte illustriert folgende Beobachtung. Am 3. August (1915),
nachts, kam eine Bryodhila Perla F. ins Zimmer nach meiner
Azetylenlampe geflogen. Sie setzte sich einen Augenblick auf
das Tischtuch, ich stülpte ein großes Cyankaliglas darüber, die
Cyankalischicht war also oben. Da das Tischtuch starke Falten
hatte und deshalb das Glas unten bequeme Gelegenheit zum Ent-
schlüpfen bot, glaubte ich, das Tier würde diese benutzen, aber
es flog fortwährend nach oben, dem Lichte und auch dem Cyankali
zu und war bald betäubt.
(50.) Dipt. — Syrphidenlarven sind bekannt als Feinde der
Aphidoiden (Blattläuse), ebenso als Vernichter von Thenthre-
dinoidenlarven, eine Art wurde auch beim Aussaugen einer
Schmetterlingsraupe, und zwar einer Tortricidenraupe, beobachtet
(vide: Enslin, Beiträge zur Kenntnis der Tenthredinoiden II [1915]
und III (1916j, in den Entomol. Mitteilungen des Deutschen
Entomol. Museums); ich konnte eine Syrphidenlarve als Feind
auch von Psylliden (Springläusen) beobachten. Eschen aus Belgard
a. d. Persante waren stark von Psyllodsis fraxini L. befallen. Bei
genauerer Untersuchung fand ich innerhalb der Blattrollungen,
ganz bedeckt mit dem von Psyllodsis ausgeschiedenen Wachs-
material, Syrphidenlarven, die eifrig auf die Springläuse Jagd
machten; die von dem Wachs bedeckten Fliegenlarven konnte
man leicht übersehen. Sie verpuppten sich auch auf den Eschen-
blättern, teilweise von Wachs umgeben. Die erste Imago erhielt
ich am 11. September, Herr Professor Stein war so gütig, das Tier
zu bestimmen, es handelte sich um Syrphus auricollis Meigen. —
Kurz erwähnt hatte ich diese Tatsache in einer Arbeit ‚Zur Syste-
matik und Naturgeschichte der Psylliden (Springläuse) und speziell
Paul Minck: Einfl. d. Kult. auf d. Daseinsbeding. d Nashornkäfers usw. 147
von Psyllopsis fraxini L.‘“ im Centralbl. für Bakteriologie, Parasiten-
kunde u. Infektionskrankheiten, II. Abt.; 46. Band, 1916.
(51.) Lep. — Raupen von Cochlidion limacodes Hufn. hatte
ich im Herbst 1915 in größerer Anzahl eingetragen. Die Tiere
standen ununterbrochen im — im Winter geheizten — Labora-
torium. Die Schmetterlinge schlüpften zum Teil im Sommer 1916
und zum Teil im Januar 1917. Irgendwelche Parasiten erhielt
ich nicht.
Der Einfluß der Kultur auf die Daseins-
bedingungen des Nashornkäfers (Oryctes
nasicornis L.) in Deutschland.
Von
Paul Minck, Berlin.
In den weitaus meisten Fällen wird der Oryctes nasicornis L.
heute in Deutschland an Orten gefunden, die mit der Kultur in
mittelbarer oder unmittelbarer Beziehung stehen.
Die Beurteilung der natürlichen Verbreitung und der Bezie-
hungen zu anderen Arten erfordert daher auch eine Prüfung, ob
die natürliche Kontinuität der Verbreitung durch Kultureingriffe
in irgendeiner Weise gestört worden ist, und seit wann und aus
welchem Grunde der Nashornkäfer die ursprünglichen mit den
heutigen Aufenthaltsorten vertauscht hat.
In der Literatur sind genaue Fundorte zum erstenmal bei
Frisch!) und bei Swammerdamm?) verzeichnet, von denen
Swammerdamms Beobachtungen aus der Zeit um das Jahr 1673
stammend, die älteren sind. Allerdings sind sie erst 1737 ver-
öffentlicht worden; sie entsprechen etwa den heutigen Verhältnissen.
Aus der bis zum Jahre 1593?) zurückgehenden Literatur über
den Nashornkäfer, auf die ich am Schlusse der Arbeit zurückkomme,
geht nicht hervor, wo der Käfer sich aufhält. Dagegen kann man
aus dem Text entnehmen, daß man es zu damaliger Zeit mit einer
auffälligen, der volkstümlichen Auffassung ungewohnten Er-
scheinung zu tun hatte.
Sprachliche. Überlieferungen, die auf eine ältere Bekanntschaft
mit dem Tiere schließen lassen könnten, fehleiı.*)
Wenn man dagegen die frühen Erwähnungen und volks-
tümlichen Namen anderer auffälliger Insekten, wie etwa des
Hirschkäfers, des Mistkäfers, der Grille, der Hornisse u. a. in Betracht
zieht, sollte man meinen, daß ein Insekt von der Größe und auf-
fälligen Gestalt des Nashornkäfers, dessen Aufenthaltsorte heute
meist in leicht erreichbarer Nähe menschlicher Wohnstätten liegen
10* 5. Heft
148 Paul Minck:
und den Gerbern, Gärtnern usw., die häufiger Gelegenheit haben,
mit dem Käfer in Berührung zu kommen, wohlbekannt sind,
unter gleichen Verhältnissen unbedingt früher hätte Beachtung
finden müssen.
Nun will ich zugeben, daß das Fehlen vieler Angaben vor der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf die Übernahme der antiken
Zoologie und die an anderer Stelle (Zool. Ann. im Druck) von
mir erörterten Gründe zurückzuführen ist, es ist aber doch auffällig,
daß auch noch lange Zeit nach dem Wiedererwachen der wissen-
schaftlichen Betätigung genauere Nachrichten, die auf eine nähere
Bekanntschaft mit ihm schließen lassen, fehlen.
Auf welche Gründe mag nun die späte Erwähnung des Nas-
hornkäfers zurückzuführen sein, ist er zu damaliger Zeit weniger
häufig und bekannt gewesen, oder ist er infolge anderer Daseins-
bedingungen weniger mit den Menschen in Berührung gekommen
und dadurch der Beobachtung entzogen gewesen ?
Larven und Käfer leben hauptsächlich von faulem Eichenholz,
aber auch von anderen vegetabilischen Stoffen, die sich schon in
sehr vorgeschrittener Fäulnis befinden, und in verrottetem Dung.
Man findet sie daher in den Haufen verbrauchter, faulender Eichen-
lohe, in nicht zu frischen Komposthaufen, in Mist- und Lohbeeten
der Gärtnereien, in den Straßenkehrichthaufen in der Nähe großer
Städte, wenn die Haufen bereits längere Zeit gelegen haben, und
die in ihnen enthaltenen Stoffe genügend in Zersetzung überge-
gangen sind, sowie, wo Laubhölzer namentlich Eichen geschnitten
werden, in den faulenden, in dicken Schichten lagernden Sägespänen
der Sägewerke, mitunter in großer Anzahl nahe bejeinander.°)
Selten findet man sie heute im Walde in vermulmten Eichen-
stümpfen, hohlen Bäumen usw. Faule Nadelhölzer werden nicht
angegangen, dagegen ist mir ein Fall bekannt, wo sie in Nußbaum-
holz gefunden wurden.
Wenn man davon ausgeht, daß die Erzeugung des faulen Holzes
in seiner ursprünglichen Form an das Vorhandensein von Bäumen,
allgemein genommen Wald gebunden ist, die Erzeugung und An-
häufung des faulen Holzes an den verschiedensten anderen Orten
jedoch erst durch die Tätigkeit des Menschen bewirkt wurde, die
Nahrungsstoffe aber die gleichen blieben, ergibt sich ein Wechsel
in den Daseinsbedingungen des Nashornkäfers nach seinem heutigen
Vorkommen, der auf die Entwicklung der Kultur zurückzuführen
ist. In der Entziehung und Beschränkung der natürlichen und
Schaffung neuer Nahrungs- und Aufenthaltsorte zeigen sich
die Eingriffe in die Daseinsbedingungen des Nashornkäfers, denen
sich die Art im Laufe der Zeit angepaßt hat.
Durch die Eigenart der Nahrung ist der Käfer einerseits an
eine relativ versteckte Lebensweise®) gebunden, andererseits in
seiner Bewegungsfreiheit außerhalb der Nahrungsstätten be-
schränkt, und der Aufenthalt von der Lage derselben abhängig.
Einfluß d. Kultur auf d. Daseinsbeding. d. Nashornkäfers i. Deutschl. 149
Wenn nun dem Käfer bis in das 17. Jahrhundert genügend
natürliche Aufenthaltsorte außerhalb der menschlichen Tätigkeit
und des ständigen Gesichtskreises zugänglich, die heutigen Fundorte
dagegen noch nicht vorhanden oder noch nicht geeignet waren, ihm
eine Existenz zu ermöglichen, so ließe sich aus dem Fehlen genauerer
Nachrichten in der Literatur bis zu dieser Zeit schließen, daß das
Tier der damaligen primitiven Naturbeobachtung, die sich im all-
gemeinen nur auf die nähere Umgebung beschränkte, mangels
häufigerer Begegnung entgangen sein könnte. Danach müßte sich
auch der ungefähre Zeitpunkt des Aufenthaltswechsels ergeben.
Wegen ihres reichlichen Nahrungsvorrates ist einer der ergie-
bigsten Fundorte die faulende Eichenlohe, wie sie sich in der Nähe
von Gerbereien oder auch in Gärtnereien (Lohbeete) häufiger findet.
Die in einzelnen Werken?) der coleopt. Literatur angegebene
Bezeichnung ‚,Gerberlohe‘“ ist ein sehr weiter und daher ungenauer
Begriff. Der Gerber versteht unter ‚„Gerberlohe‘“ in erster Linie
das unverbrauchte Material, das noch den Gerbstoff enthält.
Dieses kommt aber für den Nashornkäfer nicht in Frage, da er in
‚den Gerbereien nicht in der Weise lebt, wie etwa die Schabe oder
ähnliche ‚„Hausgenossen“ in den Bäckereien usw., auch nicht wie
jene auf weitere Entfernungen hin durch den Menschen verschleppt
werden kann.?)
Es handelt sich Kier nur um die verbrauchte Lohe, die ihren
Zweck bereits erfüllt hat und die, falls sie nicht nach entsprechender
Vorbereitung als Brennmaterial unterdem Namen ‚„Lohkuchen‘‘®)
benutzt wird, abseits auf einen Haufen geworfen, bald zu faulen
beginnt und später als Düngemittel Verwertung findet.
Andererseits wird Lohe nicht nur aus Eichenrinde, sondern
neben anderen Stoffen!®) häufig aus Nadelholzrinde (Kiefer, Tanne,
Fichte) hergestellt, in welcher der Käfer sich nicht aufhält.)
Die Anhäufung verbrauchter Lohe in größerem Umfange
konnte erst zu einer Zeit erfolgen, als die Lohgerberei sich zu einem
eigenen Gewerbe entwickelt hatte, das sich lediglich mit der Dar-
stellung des Leders auf dem Wege der Loh- oder Rotgerberei
befaßte.12)
Schon aus dem Altertum ist die Existenz von Gerbereien be-
kannt, so soll es um 1880 v. Chr. Bierbrauereien und Gerbereien
in Ägypten gegeben haben, !®) auch soll um 320 v. Chr. in Griechen-
land er Rinde der Aleppo-Kiefer als Gerbmittel gebraucht worden
sein.!# |
Auch in Germanien war das Gerben der Felle und Häute schon
sehr früh üblich, !5) ebenso ist die Bereitung und Verwendung von
Lohe sehr lange bekannt,!) jedoch gehörte die Lederbereitung zur
Hausarbeit.1?) Aus der Zeit der Völkerwanderungerhaltene kunstvoll
verzierte germanische Lederschuhe zeigen bereits ein großes
Geschick in der Anfertigung derselben.!®)
Mit dem Wachsen des Bedarfs bildete sich ein eigenes Knechts-
gewerbe, das-des Lederarbeiters. Dieser hatte sowohl die rohen
5. Heft
150 Paul Minck:
Häute zu gerben, wie auch das Leder weiter zu verarbeiten. Aus
einer Erwähnung des 6. Jahrhunderts wissen wir, daß der Leder-
arbeiter nicht nur für seinen und den Bedarf des Dienstherren
arbeitete, sondern daß die fertigen Lederwaren auch weiter ver-
kauft wurden.!?) Nochim 10. und 11. Jahrhundert?) kauften Schuh-
macher auf den Märkten rohe Häute, um sie zu verarbeiten?!), und
noch lange nachher hatte der Schuhmacher auf dem Lande das
Recht, sich die Lohe zum Gerben der von ihm gekauften rohen
Häute von Baumstümpfen und den zum Bau gefällten Baum-
stämmen zu schälen. ?2)
Mit der Gründung und dem Ausbau der Städte?) im 10. und
11. Jahrhundert erfolgte nach und nach eine schärfere Arbeits-
teilung, weil die Einwohner bei der Eigenart des Stadtlebens mehr
und mehr gezwungen wurden, den Ackerbau, den sie bisher auf
dem Lande neben dem Hausgewerbe betrieben hatten, **) aufzugeben,
und als Ersatz zur Beschaffung des Lebensunterhaltes eine den
Verhältnissen entsprechende Tätigkeit aufzunehmen. Wie sich das
Gewerbe mit dem späteren Mittelalter entsprechend der Ausdeh-
nung der Städte immer mehr vervollkommnet,?5) entwickelt sich
auch die Gerberei. Die wachsenden Ansprüche bedingen schließlich
eine Trennung der verschiedenen Arten der Lederbereitung, die
besonders bezeichnet werden. Diese aus der genauen Bezeichnung
der verschiedenen Ausübungsmethoden hervorgehende Teilung
findet sich bereits in Urkunden des 14. Jahrhunderts,?°) so werden
in Nürnberg um das Jahr 1363 fünfunddreißig Gerber, gesondert
in Weißgerber, Lohgerber, Löscher und Ircher erwähnt.?”) .
Mit diesem Zeitpunkt wird auch auf das Vorhandensein von
Haufen verbrauchter Lohe zu rechnen sein. Wenn vorher sich das
verbrauchte Material mehr verteilte, auch bald in der nebenher
betriebenen Landwirtschaft Verwendung gefunden haben mag,
also sich nicht in dem Maße anhäufen konnte, um dem Nashorn-
käfer geeignete Brutstätten zu bieten, waren die Verhältnisse jetz
andere. f |
Mit dem Wachsen der Städte brachte auch der Handel dem
Gewerbe reichliche Beschäftigung, ?®) so daß sich der Verbrauch des
zur Herstellung erforderlichen Materials entsprechend steigern
mußte. Da die Lohgerberei auf einen bestimmten Ort beschränkt
war und nicht mehr wie früher je nach Bedarf allerorten ausgeübt
wurde, wodurch sich der Materialverbrauch verteilte, andererseits
die gewerblich tätige städtische Bevölkerung sich mit der Land-
wirtschaft nicht mehr befaßte, mußte sich die verbrauchte Lohe
entsprechend anhäufen, bis die Menge des angehäuften Materials
den durch die Wegschaffung entstehenden Zeitverlust und die
weitere Verwendung lohnte.
Lohmühlen,?°) zum Mahlen der Rinde, sowie Scheunen (Losta-
del),3°) zum Aufbewahren derLohe, lassen erkennen, daß der. Lohe-
verbrauch ein stärkerer geworden ist. Ebenso weisen die an 'vielen
Orten erlassenen Verbote, Bäume zur Lohgewinnung zu schälen, und
Einfluß d. Kultur auf d. Daseinsbeding. d. Nashornkäfers i. Deutschl. 151
die in diesen Verboten für Baumschäler angedrohten schweren Stra-
fen darauf hin.) Nicht allein nurstehende Bäume betraf das Schäl-
verbot, sondern stellenweise war es auch verboten, die stehenbleiben-
den Stümpfe der gefällten Eichen zu schälen, so in der Ordnung des
Grafen Ernst August zu Ysenburg u. Büdingen vom Jahre 1663.°?)
Allerdings ließ man die Stümpfe früher bedeutend länger als heute.
Welche Stoffe hauptsächlich zur Herstellung der Lohe®?)
dienten, läßt sich schwer sagen. Allgemein wird Eichenrinde als
dasjenige Material angesehen, welches dazu genommen wurde, es
ist jedoch möglich, daß die Beurteilung hierbei von den Verhält-
nissen, wie sie sich nach Einführung des Schälwaldbetriebes ent-
wickelt haben, beeinflußt worden ist.
Nach den Untersuchungen Koberts, die er an einer Anzahl
zur römischen Kaiserzeit in Germanien hergestellter Lederstücke
vorgenommen hat, sind diese mit Tannen- oder Fichtenrinde
gegerbt worden.) Am Schlusse seiner Ausführungen sagt er, daß
die Übertragung des den Kelten entlehnten Wortes tann, welches
im Keltischen die Eiche als Gerbstoff spendender Baum bezeichnet,
in Germanien auf den Ersatzbaum, die Tanne, verständlich wird,
wenn schon zu römischer Zeit in Germanien Fichten- bezw. Tannen-
rinde das gewöhnliche Gerbmittel war.
Eine vereinzelte Glosse des 11. Jahrhunderts sagt quercus
tanna,®) aus der zuschließen wäre, daß das althochd. tanna die
Bedeutung von Eiche hätte und Eichenlohe zur Verwendung kam.
Hoops®) sagt dazu, daß die Bedeutung des Wortes tanna-
Eiche ohne Beleg ist. Tannen-, Kiefern- und Fichtenrinde enthält
nicht viel weniger Gerbsäure als Eichenrinde und wird und wurde
neben dieser allgemein zur Gewinnung der Lohe gebraucht. Das
französische tan oder das ihm zugrunde liegende althochdeutsche
tanna bedeutete ursprünglich Tannen- und Eichenrinde,
Eichenlohe, in zweiter Linie dann Lohe im allgemeinen. tanna
in Verbindung mit quercus soll daher soviel heißen wie Lohe-
Eichenlohe.
Infolge der bereits erwähnten Schälverbote, die durch das
Wachsen der Bevölkerung und des Bedarfs, sowie durch den
Rückgang des Holzüberflusses bedingt wurden, war man, ab-
gesehen von der heimlichen Beschaffung der erforderlichen Rinde,
auf den Rindenanfall von gefällten Bauhölzern, Baumstümpfen,
wintfall, zagelholz?”) usw. 'angewiesen. zagelholz, after-
zagel usw. war stellenweise auch Ausmärkern zugänglich.3°)
Die Eiche, ebenso wie die Buche, wurde als Hartholz (blum-
ware)3®) und als Mastlieferantin vor allen anderen Holzarten, dem
Weichholz (duftware), hochgeschätzt, sie wurde geschont, gepflegt
und im Verbrauch sehr sparsam behandelt.?0)
Größeren Umfang wird der hauptsächliche Gebrauch der
Eichenrinde daher erst nach der gegen Ende des 16. Jahrhunderts
erfolgten allgemeineren Einführung des Schälwaldbetriebes an-
genommen haben.*!)
5. Heft
152 Paul Minck:
Die Waldverhältnisse, die für die Beschaffung der Lohe in
Betracht kommen, die Verteilung des Nadelholzes im Verhältnis
zum Laubholz in der Nähe der Städte, entwickelten sich in der
Weise, daß ursprünglich, solange der natürliche Wettbewerb der
Baumarten bestand, das Nadelholz das Laubholz überwog. Infolge
der zu damaliger Zeit ausschlaggebenden größeren Nutzungswerte
der Laubhölzer (Schweinemast, Bienenzucht usw.) wurde das
Nadelholz im Laufe des Mittelalters mehr und mehr verdrängt,
so daß im Mittelalter im größten Teil Deutschlands, namentlich
in der Nähe bewohnter Orte die Laubhölzer dominierten.
Stellenweise, so in vielen Gegenden Süddeutschlands fehlte
Nadelholz fast ganz. Diese Vorherrschaft des Laubholzes zu da-
maliger Zeit trifft auch für viele Gegenden zu, so Teile der Mark,
in denen die Nadelholzbestände heute bei weitem überwiegen.
Andererseits sind auch weite Nadelholzgebiete aus dieser Zeit
bekannt, so soll z. B. der Schwarzwald vom frühesten Mittelalter
bis in die Gegenwart vorwiegend mit Tannenwald bedeckt, der
Spessart noch im 13. Jahrhundert mit Nadelholzwaldungen be-
standen gewesen sein.
Im allgemeinen war ein mehr oder weniger ausgesprochener
Mischwald die gewöhnliche Formation, nicht aber eine Scheidung
der reinen Bestände in einer scharfen Abgrenzung des Nadelholzes
vom Laubholz. Je nach den Eingriffen in die natürlichen Verhält-
nisse überwog das eine oder andere.
Nach und nach begann man mit Nadelholz-Aufforstungen, so
in Nürnberg bereits um 1368, und im Laufe des 15. Jahrhunderts
beginnt dann in der Waldverteilung ein Umschwung zugunsten
des Nadelholzes in Deutschland einzutreten.*)
Solange die den deutschen Boden bedeckenden ungeheuren
Waldungen*?) — auch über die Zeit der großen Rodungen des Mittel-
alters hinaus — noch nicht den dauernden, auf eine rationelle
Holzerzeugung und -Verwertung hinzielenden Eingriffen unter-
worfen waren, sondern aus ihrem urwüchsigen Reichtum an Holz
und anderen Erträgnissen nur die Bedürfnisse einer relativ spär-
lichen Bevölkerung zu befriedigen hatten, war die Faulholzbildung
eine weit stärkere als es heute im Walde unter den Augen einer
geregelten Forstwirtschaft möglich ist.
In den nicht im bestimmten Besitz befindlichen, also herren-
losen Waldungen“) waren die natürlichen Verhältnisse und eine
entsprechende Faulholzbildung von selbst gegeben. Aber auch in
den im Privatbesitz befindlichen Wäldern, in den Markwaldungen®)
usw., die später zumeist in den Besitz der Landesherren über-
gingen, weisen später erlassene, in ihrer Gesamtheit mittelbar oder
unmittelbar dagegen wirkende Verordnungen darauf hin.
Die Ordnung der Holzungsrechte, wie sie z. B. in den Weiß-
tümern, den Markordnungen‘‘) usw. gegeben waren, bezog sich nur
auf die Zuteilung der einzelnen Anrechte an den Walderträgnissen,
die Holzart usw. und den Schutz derselben gegen fremde Eingriffe.
Einfluß d. Kultur auf d. Daseinsbeding. d. Nashornkäfers i. Deutschl. 153
Die Holzentnahme erfolgte mit Genehmigung des Märkermeisters
oder der Märkerversammlung,*? vom Standpunkt der Verwen-
dungsmöglichkeit zum vorgesehenen Zweck, im regellosen Plenter-
betrieb.?”) Eine Regelung der Zuwachsabnutzung dagegen oder
eine Verpflichtung zur Aufarbeitung bezw. Verminderung des über-
ständigen und auf natürliche Weise zugrunde gehenden Holzes
bestand nicht. Die Förster hatten bestimmte Anrechte an minder-
wertiges Holz für ihren eigenen Bedarf.
Die Mastnutzung, die bis in das 18. Jahrhundert den Haupt-
ertrag des Waldes bildete,28) begünstigte das Überaltern der Bäume
(hohle Bäume). *?)
Aber auch beider Fällungsmethode wurde viel Holz dem Ver-
faulen preisgegeben. Spätere Verordnungen richten sich gegen eine
zu beträchtliche Höhe der Stöcke.°%) Daraus läßt sich entnehmen,
daß die Bäume vor dem Erlaß der Verordnungen in einer beque-
men Höhe, also ungefähr in Brusthöhe, gefällt wurden.5!) Ebenso
werden die verschiedenen Berufe (Zeidler, Bastmacher, Wagner,
Rindenschäler, Schüsselmacher usw.), die sich im Walde be-
tätigten,??) sowie die gegen heute bedeutend zahlreicher ver-
tretene Tierwelt (Reiherhorste, Insektenschäden usw.) gleichfalls
zur Faulholzbildung beigetragen haben.
Die fortschreitende Verschiebung der Eigentumsverhältnisse,
der mit dem Wachsen der Bevölkerung steigende Bedarf, anderer-
seits die Verminderung der Waldflächen machten zur Sicherung
der Walderträgnisse eine Einschränkung des Verbrauches erforder-
lich, die man zunächst nur durch Festlegung der rechtlichen und
Schutzmaßnahmen gegen unrechtmäßige Eingriffe angestrebt hatte.
Als der Einfluß der Landesherren mit dem Ende des Mittelalters
sich mehr und mehr auch auf die nicht zu ihrem unmittelbaren
Besitz gehörigen Waldungen ausdehnte, nahmen Verordnungen
der Landesherren’®) und entsprechende Maßnahmen der in ihrem
Dienst stehenden Beamten darauf Bedacht, zum Schutze des
Waldes die Eingriffe selbst, in einer den Waldbestand am wenigsten
schädigenden Weise zu regeln und für eine möglichst weitgehende
Verwertung des erzeugten Holzes Sorge zu tragen.°)
Diese mehr und mehr zum Ausdruck kommende Berücksich-
tigung der waldwirtschaftlichen Interessen führte zur allgemeineren
Entwicklung der Forstwirtschaft im 16. Jahrhundert, deren nach-
haltige Einwirkungen auf die Waldverhältnisse den Nashornkäfer
in seinem, an das faule Holz im Walde gebundenen, ursprünglichen
Vorkommen mehr und mehr beschränkte.
Hand in Hand mit der Entziehung bezw. Verminderung der
Möglichkeit einer anderweitigen Holzversorgung geht die Ent-
wicklung des Holzhandels und der Sägewerke, letzterer namentlich
dadurch, als die Umwertung des Bedarfes in einen bestimmten
Geldbetrag sehr bald die zu kaufende Menge auf ein Mindestmaß
reduzierte und infolgedessen eine dem Bedürfnis der Käufer ent-
sprechende Bearbeitung der Rundstämme erforderlich machte.
5. Heft
154 Paul Minck:
Der Holzhandel findet sich im Schwarzwalde bereits im
13. Jahrhundert als geordnetes Gewerbe, auch war dort bereits
eine geregelte Flößerei vorhanden.) Schwappach a. a. O. p. 17
erwähnt den ersten eigentlichen Holzverkauf in Form eines Ab-
stockungsvertrages aus dem Jahre 1289 zwischen der Stadt
Freiburg im Breisgau und 2 Holzkäufern, und daß im 14. und 15.
Jahrhundert häufiger Holzverkäufe stattfanden.
Sägewerke werden nach Moriz Heyne, das altd. Handw.
p. 45, erst im späteren Mittelalter als gewöhnliche Einrichtungen
genannt. Genauere Nachrichten über den Zeitpunkt ihrer Ent-
stehung fehlen. Nach Schwappach, Forstgesch. p. 15, stammen
die ältesten Nachrichten über Sägemühlen aus dem Oberelsaß, wo
sie schon im Jahre 1303 als bereits längere Zeit bestehend, erwähnt
werden. In den österr. und bayr. Alpen werden sie gegen Ende des
14. Jahrhunderts genannt. Mit dem Anfange des 15. Jahrhunderts
soll der Sägemühlenbetrieb größere Verbreitung gewonnen haben.
Vor der Einrichtung der Sägemühlenbetriebe wurden Bretter und
Latten mit der Axt oder der Handsäge hergestellt.
Nach Feldhaus®®) entwarf Leonardo da Vinci schon im
Jahre 1494 Sägewerke mit nebeneinander befindlichen Säge-
blättern (sogen. ‚‚Gatter‘“), im Jahre 1575 bestand ein Gatter-
sägewerk in der Nähe von Regensburg an der Donau.
Die Anlage von Komposthaufen ist nach Fraas, Gesch. d.
Landbauwissensch. p. 54, eine französische Erfindung, die den
Deutschen im Jahre 1588 zum erstenmal in dem in Straßburg
erschienenen praedium rusticum des Straßburger Arztes
Melchior Sebizius empfohlen wurde.
Ich habe das Werk in der Kgl. Bibliothek Berlin eingesehen,
der Titel lautet:
Fünfzehen Bücher Vom Feldbaw, vnnd recht
vollkommener wolbestellung eines bekömmlichen
Landsitzes, vnd geschicklich angeordneten Meyer-
hofes oder Land-Guts, sampt allem was demselben
Nutzes und Lusts halben anhängig.
Etwann von Carolo Stephano vnnd Johanne
Liebhalto, der Artzney Doctorn, Frantzösisch be-
schrieben.
Dann seines hohen nutzes halben, gemeynem
Vatterland zu lieb, von dem Hochgelehrten Herren
Melchiore Sebizio Silesio, der Artzney Doctore, ins
Teutsch gebracht. Jetzt aber, mit vielfältigen Hoch-
nützlichen Zusätzen vermehret, mit Figuren durch-
zieret, vnd Registern, von den begriffenen Materien
vnd Arztneymitteln versehen.
Getruckt zu Straßburg bei Bernhart JobinM. D. ik
- XXX. VII. (1587).
Im IX. Kapitel Seite 576 des Buches, das Von dem Mist
handelt, steht die Anweisung zur Kompostanlage:
Einfluß d. Kultur auf d. Daseinsbeding. d. Nashornkäfers i. Deutschl. 155
Oder man soll ein grosse vnd tieffe grube machen,
vndallerhand Aesche, Stro vnd Sprewer, Menschenkat
auß den heimlichen gemachen: Item allerhand Hauß-
fäget vnd Grützet darein führen vnd werffen, vnd
also mit einander verfaulen lassen. Damit aber die
Schlangen oder sonst andere vergifftige Thier nicht
darein kommen, oder einnisten können, so soll man
mitten inn die gruben ein Eychen pfal schlagen
lassen:
Die Verwendung des eichenen Pfahles ist von besonderem
Interesse, weil die Anziehungskraft des Komposthaufens dadurch
für die in Frage kommenden Insekten gewinnen mußte.
' Für den Entomologen sind in diesem Buche noch die gegen
schädliche Insekten empfohlenen Mittel bemerkenswert. Unter
den Käfern, die nach ihrer Anwendung gleich ‚in Klumpen“ ab-
fallen sollen, sind wohl wahrscheinlich die Maikäfer zu verstehen.
Dagegen konnte ich nichts finden, was in dem Buche auf die
Verwendung verbrauchter Lohe und den Nashornkäfer hinweisen
könnte.
In der ersten Beschreibung des Nashornkäfers in der 1593 in
Neapel erschienenen Historia naturale des Ferrante Imperato
werden Lebensweise und Fundort nicht angegeben. Sie kämen
auch hier nicht in Betracht, weil die Daseinsbedingungen des
Käfers zu damaliger Zeit in Italien von einem anderen Standpunkt
beurteilt werden müssen. Unstreitig ging von dieser ersten Be-
schreibung die Kenntnis von der Existenz und die Anregung zur
Beachtung des Nashornkäfers aus.
Aldrovandus, De anim. ins. (1602) p. 450 geht über den
Text des Imperato nicht hinaus. 'Moufet ins. theatr. (1634)
bezieht sich auf ein Exemplar des Carolus Clusius in ‚‚cuius
agro frequens est‘. Eine nähere Angabe fehlt. Ich halte es für
sehr wahrscheinlich, daß das Tier während der Flugzeit auf dem
Felde gefangen wurde. Ähnlich Worm, mus. (1655) p. 242, der
nur sagt, daß der Käfer im Sommer 1641 ‚in unseren Gärten“ (in
Lund) häufig war.
Olearius bringt in der Gottorf. Kunstkammer die Abbildung
des Nashornkäfers und sagt im Text, das Tier sei unbekannt.
Bartholinus, Thomas, De unic. obs. nov. (1645) basiert im
allgemeinen auf den früheren Autoren. Ausdrücklich hebt er die
große Seltenheit des Nashornkäfers im Gegensatz zum Hirschkäfer
hervor. Dieser Hinweis auf die Seltenheit findet sich auch in
früheren Angaben, so bei Moufet, mit dem Zusatz, daß die Art
sehr schön sei. Ich schließe daraus, daß man von der Existenz des
Tieres durch die Literatur wußte, sich auch bemüht hatte, es zu
erhalten, sonst könnte die Feststellung, daß es selten sei, nicht ge-
macht worden sein. Nach dem Zusatz Moufets zu schließen, mag
das Tier wegen seiner auffallenden Form ein gewisses Interesse
erregt haben. Wenn nun zu damaliger Zeit der Nashornkäfer
5. Heft
156 Paul Minck:
bereits in der Gerberlohe oder richtiger gesagt in verbrauchter
Eichenlohe zu finden gewesen wäre,?”) die doch innerhalb oder
mindestens in unmittelbarer Nähe der Stadt, entsprechend der Lage
der Gerbereien, sich befinden mußte, so bot sich Gelegenheit, dem
Tier zu begegnen. Ich kann mir nicht denken, daß den der Natur
fernerstehenden und daher für diese sehr empfänglichen Städtern,
namentlich dem jungen Nachwuchs, dieser große, auffällige Käfer
entgangen wäre.
Wenn der Käfer sich dagegen zu damaliger Zeit nur oder
hauptsächlich an geeigneten Orten im Walde aufhielt, so lag die
Möglichkeit einer Begegnung viel ungünstiger, denn einerseits
hatten die Leute, die im Walde zu tun hatten, ihre Beschäftigung
und keine Veranlassung, das faule, halb vermoderte Holz durch-
zusuchen, andererseits wird man bei der Popularität der Hornissen
allen größeren Insekten, die im Fluge eine entfernte Ähnlichkeit
mit diesen hatten, geflissentlich aus dem Wege gegangen sein.
Beim Nashornkäfer wird die Kenntlichkeit erschwert, weil er
hauptsächlich erst nach Einbruch der Dämmerung schwärmt.
Ich glaube daher annehmen zu können, daß der Nashornkäfer
bis etwa zu Anfang des 17. Jahrhunderts auf den Wald beschränkt
war, teils weil derselbe ihm bis zu dieser Zeit genügend Nahrungs-
und Brutstätten bot, teils weil die heutigen Orte seines haupt-
sächlichen Vorkommens, im Verhältnis zu den natürlichen, zu seinem
Aufenthalt noch nicht geeignet waren.5®)
. Die Waldverhältnisse in der Nähe der Städte sprechen zwar
für eine leichtere Beschaffung der Eichenlohe, doch läßt sich nicht
beurteilen, wie weit der Bedarf an Lohe in den Städten, die für
eine literarische Verwertung der Naturbeobachtungen in Frage
kamen, durch käuflich erworbene Nadelholzrinde, wie es etwa durch
den alten sehr weit reichenden Holzhandel des Schwarzwaldes
geschehen konnte, in größerem Umfange gedeckt wurde.
Die Einführung des Schälwaldbetriebes zu Anfang des 17.
Jahrhunderts läßt die Schwierigkeiten und die Notwendigkeit der
Beseitigung derselben in der Beschaffung der Gerberlohe unmittel-
bar erkennen, über die Rindenart, die vorher zur Verwendung
kam, läßt sich jedoch, wie aus meinen Ausführungen hervorgeht,
mangels geeigneter Unterlagen ein zuverlässiger Schluß nicht ziehen.
Wenn mir daher ein Beweis, daß der Nashornkäfer zu dieser
Zeit in der Gerberlohe sich nicht aufhielt, nicht möglich ist, so
werde ich in meiner Ansicht bestärkt durch die Angabe Koberts
Arch. f. d. Gesch. d. Naturw. u. Techn. VII. Heft 5/6, daß die
Gerberinnungen in früherer Zeit so hoch im Ansehen standen,
daß in einzelnen Städten, so in Bern, Grundbesitzer, Ärzte, Geist-
liche usw. die Mitgliedschaft käuflich erwarben. In den Gerber-
innungen waren die Rotgerber im allgemeinen besonders stark
vertreten, man sollte doch meinen, daß von den Ärzten, deren
Interesse für die Zoologie aus der häufigen literarischen Betätigung
hervorgeht, einer oder der andere bei den geselligen Zusammen-
Einfluß d. Kultur auf d. Daseinsbeding. d. Nashornkäfers i. Deutschl. 157
künften oder anderer Gelegenheit von dem Vorhandensein des
Nashornkäfers in der Gerberlohe erfahren mußte.
Auch die heutige relative Häufigkeit des Nashornkäfers
gegenüber der in der alten Literatur erwähnten früheren Seltenheit
spricht an sich gegen sein Vorkommen in der verbrauchten Gerber-
lohe zu damaliger Zeit. Wo die Gerberlohe sich als Brutstätte
findet, ergibt sich eine gewisse Anhäufung von selbst, sie bietet
daher eine sehr ergiebige und nachhaltige Nahrungsstätte und eine
entsprechend starke Vermehrung. Ich habe häufiger Gelegenheit
gehabt, mich von der großen Anzahl der an solchen Orten zu fin-
denden Larven und der relativ starken Schwarmtätigkeit in der
Nähe dieser Orte während der Flugperiode zu überzeugen.
Auch Swammerdamm, der die Orte, wo der Nashornkäfer
zu finden ist, genau angibt, erwähnt noch nicht die Gerberlohe,
diese Angabe findet sich erst bei Frisch, sondern er sagt ‚im
Schmack der Gerbereien“, es ist möglich, daß damit die Blätter
des Gerbersumachs gemeint sind. Zimmerhöfe, wie Swammer-
damm angibt, kommen heute als Fundorte kaum noch in Betracht,
da wegen der Wertsteigerung des Eichenholzes heute hauptsächlich
Nadelhölzer als Bauholz verwendet werden.
Seit wann die anderen in Betracht kommenden Aufenthalts-
orte dem Nashornkäfer zugänglich waren, läßt sich aus dem Zeit-
punkt ihrer Entstehung nach meinen Ausführungen ersehen.
Nach diesen komme ich zu dem Schluß, daß die Veränderung der
Daseinsbedingungen und der Wechsel der Aufenthaltsorte sich in
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vollzogen haben.
Die geographische Verbreitung kann durch diesen Wechsel
nur mittelbar berührt worden sein, weil er nur die Höhe der In-
dividuenzahl innerhalb des Verbreitungsgebietes beeinflußt haben
kann. Ein Nahrungswechsel ist nicht erfolgt, auch steht die
Existenz des Tieres nicht in unmittelbarer Abhängigkeit zu den
Produkten menschlicher Tätigkeit. Das Vorkommen darin ist
vielmehr ein zufälliges, weil diese Produkte seinen Nahrungs-
bedürfnissen entsprechen und in natürlicher Weise seinem Anflug
im Freien ausgesetzt sind.
Infolge des Krieges ist man notgedrungen in Deutschland auf
eine stärkere Verwendung von Eichenlohe angewiesen, doch wird
nach dem Kriege die Eichenlohe als Aufenthaltsort für den Nashorn-
käfer in nicht allzuferner Zeit ausscheiden, da man sich bemüht,
die bisher geübte Methode durch ein besser geeignetes chemisches
Verfahren zu ersetzen.
Anmerkungen.
!) Joh. Leonhard Frisch, Beschreibung von allerley Insekten
in Teutschland, T. III. Berlin 1721.
2) Johann Swammerdamm, Biblia naturae Leyden, 1737—38
(Bibel der Natur, Leipzig 1752).
2) Ferrante Imperato, Historia naturale, Napoli 1593.
9. Heft
158 Paul Minck:
. 4) Die Bezeichnung hornobero-Hornträger, die auf den Nashorn-
käfer recht gut passen würde, bedeutet wie hornuz, hornaz usw.
crabro, die Hornisse, nach dem Geräusch beim Fliegen. —
Vgl. O. Schade, Altdeutsches Wörterbuch (Halle a. S. 1872—82)
I, p. 418.
5) Dr. Ohaus berichtete mir gelegentlich, daß er Larven und
Käfer zu Tausenden in der Nähe Hamburgs in verfaulten Kaffee-
hülsen beobachtet habe.
6) Während man die $g des Hirschkäfers, in der Flugperiode
häufiger am Tage, namentlich in den Vormittagsstunden im
Freien finden kann, kommt dies beim Nashornkäfer selten vor.
Wie das faule Holz den Blicken meist entzogen ist, bleibt vielmehr
auch der in diesem lebende Nashornkäfer verborgen. Er.muß daher
an den betr. Orten erst aufgesucht werden.
?) So bei Kuhnt, Best.-Tab. d. Käfer Deutschl., p. 412;
Seidlitz, Fauna transsylvanica, p. 156 u. a.
8) Von gelegentlichen Verschleppungen einzelner Larven und
Käfer bei der Verwendung der Lohe als Dung sehe ich ab. Es
handelt sich dabei im allgemeinen nur um kurze Entfernungen,
die !ür die geographische Verbreitung, Art- und Rassenbildung
kaum von Bedeutung sind. Ein unmittelbarer Anschluß an den
Menschen, wie wir ihn z. B. auch unter den Tenebrioniden finden,
hat jedenfalls nicht stattgefunden.
?) J. Loth, Encycl. d. Wissensch. v. Ersch u. Gruber, T. 60,
pP: 326.
10) Mangrovenrinde (Rizophora, Ceriops, Brugiera, Lagun-
cularia), Gerbhölzer (EBkastanie, Quebracho usw.), unter der Be-
zeichnung ‚„Schmack“ seit alter Zeit die Blätter des Gerbersumach
(Rhus coriaria), dann Eicheln, Gallen usw. Kobert, Arch. f.d.
Gesch. d. Nat. u. Techn., Bd. VII, Heft 4, p. 189 u. £.
11) Darüber berichtet schon Roesel von Rosenhof, Insecten-
Belustigung II. (1749).
12) Ob abgesehen von der Einführung der Schnellgerberei im
Jahre 1769 durch den Dubliner Arzt David Maebride (F. M. Feld-
haus, Die Technik der Vorzeit, der geschichtl. Zeit u. d. Natur-
völker, Leipzig 1914, p. 614) das Verfahren der Lohgerbung wesent-
lich länger dauerte und der Materialverbrauch dementsprechend
ein anderer war, konnte ich nicht ermitteln. Luegers Lexicon d.
ges. Technik, Bd. VI, p. 95 sagt nur, daß mit der ursprünglichen
Methode die vollständige Durchgerbung schwerer Häute erst nach
115—2 Jahren erreicht wird; in manchen Gerbereien habe man
dagegen den Gerbprozeß zuweilen auf 4—5 Jahre ausgedehnt.
13) Ludw. Darmstaedters Handbuch z. Gesch.” d. Naturw.
u. Techn. Berlin 1908, p. 2.
1) .Ders.,B;,18.
15) Nach J. Hoop’s, Reallexik. d. Germ. Altertumskunde II,
p. 108, schon in der älteren Steinzeit unter Anwendung primi-
tiverer Methoden.
Einfluß d. Kultur auf d. Daseinsbeding. d. Nashornkäfers i. Deutschl, 159
16) Nach Moriz Heyne, Fünf Bücher deutscher Hausaltertümer
III, p. 209, wahrscheinlich von den Kelten übernommen.
17) Moriz Heyne, D. H. A. III, p. 210 sagt, daß man bei der
Bearbeitung der Felle und Häute in den altgermanischen Zeiten
alle Aufmerksamkeit der Fleischseite zuwandte, während die
Haarseite unberührt blieb. Bei Moorfunden zeigte die Bekleidung
des Körpers und der Füße behaartes Rindsleder. Noch im 5. Jahr-
hundert trägt das wahrscheinlich burgundische Gefolge des könig-
lichen Jünglings Sigismer den groben behaarten Schuh, der bis
zu den Knöcheln reicht, wie der Gote den von Roßleder. An solchen
Zeichen erkennt man die Hausarbeit.
18) R. Kobert, a. a. O.
19) Moriz Heyne, das altdeutsche Handwerk, p. 32, erwähnt
die vorgeschrittenen Verhältnisse in westlichen Teilen Deutsch-
lands auf altem römischen Boden, und daß es bei den Burgunden
unfreien Handwerkern von ihrem Herrn erlaubt war, für Fremde
zu arbeiten: Die Lex Gundobada bestimmt, daß der Herr für
den Schaden, den der Besteller durch einen solchen Arbeiter er-
leidet, haftet. Auch Lederarbeiter werden darunter erwähnt.
20) Zu dieser Zeit soll im allgemeinen nach Heyne bereits
eine Arbeitsteilung erfolgt sein, indem der Gerber sich nur noch
mit der Lederbereitung, der Lederarbeiter mit der weiteren Ver-
arbeitung des Leders befaßte.
21) Moriz Heyne, D. H. A. III, p. 211, Anm. 14: Uhibos 14.
sutores sordidi: 53. (Grimm u. Schmeller, lat. Ged. d.10.u.11. Jahrh.,
„>: 356, 360.)
22) Jacob Grimm, Weisthümer I, 498 u. f. Wysunge des mey-
gerichts des wiltbannes in der Dryeiche (a. d. Jahre 1338 — Dreieich,
alter königlicher Bannforst zwischen Frankfurt, Hanau und
Darmstadt im Ysenburgischen). Auch so sall er weren rinden
slyszen, an eynem schuchart, der in der margk sytzet der sall sye
slyssen von stucken under synem knyehe, ader von tzimerholtz, das
er ader sin nachburen gehauwen heiten tzu buwe, davon sall er sin
ledder lowen, das er davon sinen nachburen schuwe gemache.
23) Moriz Heyne, D. H. A. I. 148. Im 10. Jahrhundert war
die deutsche Stadt noch ein recht dürftiges Gemeinwesen.
24) R. Kobert, Arch. f. d. Gesch. d. Natw. u. Techn. VII.
Heft 5, p. 273. In Süddeutschland wurde an manchen Orten die
Gerberei nur im Herbst, Winter und Frühling betrieben. Da im
Sommer die Gefahr der Zerstörung der Häute beim Schwitzen
zu groß war, versah man in dieser Zeit die Landwirtschaft. Haare,
Hautabfälle und verbrauchte Lohe fanden als brauchbare Dünge-
mittel Verwendung.
2) Bi Heyne, D. H. A. 1. p. 20 uf:
26, Chron. d. Deutschen Städte 17, 15 u. f., der Stadt
Mainz vom 24. November 1332 erwähnt bei der Aufzählung der
Handwerker: die loher und ir genoßen, die wißgerber u. i. g., die
5. Heft
160 Paul Minck:
schuchmecher of dem Lichhof (Laichhof an der Südseite des Domes)
u. 1. 8. USW.
27) Moriz Heyne, Das altdeutsche Handwerk, p. 151 u. Anm. 77.
— R. Kobert, Arch. f. d. Gesch. d. Naturw. u. Techn. VII, Heft 5/6,
p. 326 berichtet, daß sich in Rostock bereits kurz vor dem Jahre
1258 die Rotgerber von den Weißgerbern getrennt haben sollen,
auch spricht er vom Blühen des ‚‚Gerberhandwerkes im 13. Jahr-
hundert. — Im übrigen möchte ich auf die genauen Ausführungen
Koberts und die von ihm gegebenen Daten der Entwicklung der
Gerberei verweisen, da ich mich auf eine allgemein gehaltene,
kurze Übersicht beschränken muß.
28) Chron. d. deutschen Staedte 26. 400. 27., aus einer
Urkunde der Stadt Lübeck vom Jahre 1406: Vortmer als gyschriwen:
„Leven erbaren vrunde. wy amtlude de sick bergen van der vuware,
klagen, dat wy grot beschediget werden van den vorkobern in de
Holstenstraten, de enen jewelicken amie vorwange sin vor allen doren
der stat, das de menen borgere, sunderlicken wy amte, als lore (Loh-
gerber), schomakere, rotlescher (die Löscher verarbeiteten nach
Kobert a. a. ©. p. 328 Elchfelle zu rotem Leder), Darmentiger,
kortzenwerter, buntmaker, remensnider, budelmaker, wullenwever. grot
beschediget werden. des sin wi begerende, dat de vorkoders nen gut
en koben, dat van der see gekamen ıs, it en hebbe 3 dage legen tho der
koplude behof unde der vorschrewen amte usw.
29) Jacob Grimm, Weisthümer V. 666. 4. Weiszthumb_ desz
gerichts zue Mannweiler (a. d. Alsenz zw. Alsenz u. Rockenhausen)
a. d. Jahre 1519. — $ 4. Item weisent auch die schöffen mit recht,
das u. gn. herrn haben ein lowmühl in ihrem gericht. — Nach Heyne,
D. altd. Handw., p. 45, werden Lohmühlen erst im-späteren Mittel-
alter als gewöhnliche Einrichtungen genannt.
®) Chron. der Deutschen Städte I. 415. 5 aus dem
Jahre 1445 ‚‚do etwa ein lostadel stund‘“.
31) Jacob Grimm, Weisthümer IV. 679. 7, Weisthum zu
Hasserode (urspr. Hartesrode, dann Harsrode, an der Holzemme
westlich von Wernigerode) nach d. Jahre 1410. IZ. dar wart forder
gefraget, eftme fünde eynen lo riter, efte eynen aschenbarner, wu de
me panden schol, dat me ohn recht, neyn unrecht dho? It. dor ward
vp to rechte gefunden, den lo riter sholme denden vmme eyne hant,
vmme eynen vol den aschenbarner vumme lif und gudt. — Oberurseler
Weisthum vom Jahre 1410. Auch abe imant einen baum schelete,
wird der betreden, so sal man ime einen darm uß sinem libe ziehen
u. den an den baume binden u. ine umb den baume füren so
lange der darme ußgeet. Ähnlich lauten die Eichelberger
Markordnung, Wendshagener bauernr., Altenhaslauer
W. u. a. — Grimm, Rechtsaltertümer II. 39.
») Grimm, Weisth. V. 278. 35. So einem Eichenholz gegeben
würd, so soll kein loher die stumpf, darauf solch holz gestanden hat,
schelen bei straf I fl., so of einer erfunden wird.
33) J, Loth a. a. ©. p. 525 erwähnt, daß außer Eichen- und
Einfluß d. Kultur auf d. Daseinsbeding. d, Nashornkäfers i. Deutschl. 161
Nadelholzrinde (Kiefer, Tanne, Fichte) auch Lärchen-, Weiden-
und Ellernrinde, sowie die Blätter von Heidelbeeren zur Loh-
bereitung genommen werden.
3%) R. Kokert, a. a. ©. p. 271. Lederproben von folgenden
Fundorten: 1. aus dem Schlamm des Bonner Berges, 2. von Aus-
grabungen auf dem Kaiserplatz in Mainz (Rindleder), 3. aus
einem Brunnen des Kastells Zugmantel. i
3) Steinmeyer u. Sievers, Althochd. Glossen III. 651, 1.
36) J. Hoops, Waldbäume und Kulturpflanz. im germanischen
Altertum p. 115 u. f. — vergl. auch Kobert a. a. O. p. 264. —
M. Heyne D. H. A. III. p. 209 u. f£.
3”) Grimm, D. Rechtsalt. II. 25 wintfall, gefall, wintbläse,
wintwerf, windbrüchte, windwehen usw. Holz das der Wind gefällt
hat; afterzagel, zagel, zeil, afterschläge, zagelholz, abholz, endholz,
sprokware, gipfel u. wipfel, stecken dürre Aste oder Späne die
beim Hauen der Stämme liegen bleiben.
38) Grimm, D. Rechtsalt. II. 23. 12. blumware = Frucht-
bäume (Eicheln, Eckern), duftware, ohrholz = unfruchtbare Bäume.
®) Grimm, D. Rechtsalt. II. 33 u. f. Die Burgunden gestatteten
sogar jedermann, Weichholz oder Duftware für sein Bedürfnis
in dem Walde eines anderen zu hauen, nicht aber hartholz oder
blumware.
40) Fraas, Gesch. der Land- u. Forstwirtschaft. p. 502.
Die Eiche wird überhaupt auch außerhalb des Waldes vermehrt
und gepflegt. Eichen müssen da und dort an Wegen und Feld-
rändern gesäet und gepflanzt werden. — Hoops. Waldb. u. Kultur-
pfl. p. 227 erwähnt die größere Häufigkeit und weitere Verbreitung
der Eiche in früheren Zeiten, namentlich in der Nähe der Dörfer
wegen der Schweinemast.
#1) Schwappach Forstgesch. p. 32 (Handb. d. Forstwissensch.
v. Chr. Wagner). ‚Trotz des hohen Alters der Niederwaldbe-
triebes dauerte es doch ziemlich lange, bis man mit ihm auch eine
regelmäßige Gewinnung der Rinde verband, erst gegen das Ende
des 16. Jahrhunderts scheint der Schälwaldbetrieb allgemeiner
eingeführt worden zu sein, denn die kurpfälzische Holzordnung
von 1605 eifert noch dagegen und will ihn nur im Neckartal und
der Pfalz in beschränktem Umfang zulassen. Vorher und vielfach
auch noch später war das so oft und streng verbotene Schälen
stehender Bäume mit Vorliebe benützt, um die notwendige l.oh-
rinde zu beschaffen“. — Auch die Verwendung von Fichtenrinde
zum Gerben wird erwähnt.
42) Vergl. die darauf bezügl. Ausführ. bei Hoops Waldb. u.
Kulturpfl. p. 228, 248, 143 usw.
43) Grimm, D. Rechtsaltert. II. 9. 4. Ungeheuere Waldungen
erstreckten sich burch die meisten Teile des Landes ‚an manchen
Stellen lief das Eichhörnchen sieben Meilen über die Bäume“,
. 4) Grimm, D. Rechtsaltert. II. 10. Während die Wälder
mäßiger ‘Größe im Gesamteigentum der Mark standen, müssen
Archiv für Naturgeschichte
1916, A, 5. 11 5. Heit
162 Paul Minck:
die großen Urwälder, ehe siespäter Regal wurden, als unokkupierter
Grund betrachtet werden, den sich einzelne oder mehrere Ge-
meinden zusammen durch Niederlassung aneignen durften.
#5) Grimm, D. Rechtsaltert. II. 16. 8. Die meisten großen
Waldungen Deutschlands mögen früher gemeines Markgut ge-
wesen sein, doch gab es schon in frühester Zeit auch verteiltes
Waldeigentum, Privatbesitz in den Händen der Edeln und Freien.
— Mark (Almende) gemeinschaftl. Eigentum der Markvereine
(Märker).
#6) Grimm, D. Rechtsaltert. II. 15. Weisthümer wurden erst
als das Mittelalter vorüber war aufgeschrieben, wahrscheinlich
ist von ihnen nur ein geringer Teil erhalten u. bekannt gemacht.
Zu dieser Armut der Ouellen tritt die geographische Unsicherheit.
Die meisten Weisthümer stammen aus Westfalen, vom Rhein,
aus der Wetterau und dem nördlichen Teile Frankens. Es ist
damit nicht gesagt, daß nicht in Gegenden, aus denen in den
Weisthümern überlieferte Bezeichnungen nicht bekannt geworden
sind, gleichartige Einrichtungen bestanden haben.
#2) Schwappach a. a. O. p. 15.
47) Schwappach a. a. ©. p. 17.
48) Schwappach a. a. O. p. 16.
49) Ich erinnere hier an die bereits erwähnte aus den Be-
zeichnungen zu entnehmende Popularität der Hornissen in früheren
Zeiten. Ich führe sie auf die größere Häufigkeit der Eichen und
nicht zuletzt auf diese Nutzungsart zurück.
50) Sehwappach a. a. O. p. 39. Bestimmung gegen eine zu
beträchtliche Höhe der Stöcke (Ansbach 1531). Später häufiger
wiederholt. — Fraas Gesch. d. Land- u. Forstwirtsch. p. 501.,
nicht über einen Schuh hoch (um 1560) — Grimm, D. Rechts-
altertümer II. 30. Hämeler holzger. Ein Herr, der in der Mark
Holz hauen läßt, soll den Stamm dritthalb Schuh über der Erde
hauen und alsdann 14 Schuh lang nehmen, das übrige gehört als
Urholz den Märkern. — Bei der ziemlich mühseligen und nament-
lich bei starken Bäumen langwierigen Arbeit des Stockrodens
möchte ich bezweifeln, das diese Stöcke sehr begehrt waren.
Es kommt hinzu, daß auch die Zerkleinerung das Stockholzes
schlecht von statten geht.
51) Dr. Ohaus berichtete mir gelegentlich, eine dieser ent-
sprechende Fällungsart auf seinen Reisen in Südamerika be-
obachtet zu haben.
52) Fraas a. a. O. p. 502. |
53) Fraas a. a. OÖ. p. 497 führt die Land- und Forstordnungen
der Reihe nach an, beginnend mit der Landesordnung des Herzogs
Ernst und Herzog Albrecht zu Sachsen.
34) Vergl. dazu Sehwappach a. a. O. p. 23, die Entwicklung
der Forsthoheit gegen Ende des 15. Jahrh., dann die an verschie-
denen Stellen seiner Ausführungen sich findenden Angaben über
Einteilung in Schläge (p. 18), Aufarbeitung des Windbruchs,
Einfluß d. Kultur auf d. Daseinsbeding. d. Nashornkäfers i. Deutschl. 163
Fällung zopftrockner Eichen (p. 31 u. f.), Aushieb des Altholzes
aus Anflugshorsten (p. 33), die Vorläufer der Durchforstung v.
J. 1514 u. 1519 (p. 37) u. v. a. m. Bemerkenswert ist auch die
Angabe (p. 47), daß in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts die
Durchforstung allgemein bekannt war. Auch Fraas p. 501 er-
wähnt u. a. die Aufarbeitung des überständigen Holzes vor dem
jungen.
55) Hoops, Waldb. u. Kulturpfl. p. 143.
5) F. M. Feldhaus, die Technik p. 892.
57) Wenn verbrauchte Gerberlohe sich in genügender Menge
angehäuft hatte, so mußte sie doch schließlich mal entfernt wer-
den und man mußte bei der Gelegenheit auch auf den Käfer und
die Larven stoßen. Nach meinen Erfahrungen kennen die beim
‚Abfahren oder Abkarren dieser Lohe tätigen Leute die Larven
und Käfer sehr genau und nehmen die Larven, ‚„Butten‘ wie
ich sie nennen gehört habe, häufig als Hühnerfutter.
58) Infolge ihrer Größe beansprucht die Larve an sich schon
eine relativ große Nahrungsmenge, die Existenzbedingungen
müssen also auch von diesem Standpunkt aus beurteilt werden.
Literaturverzeichnis.
Die Chroniken der Deutschen Staedte vom 14.—16. Jahrh., Bd.
1—29, Leipzig 1862—1906.
Ludwig Darmstaedter’s Handbuch zur Geschichte d. Naturw.
u. Techn. Berlin 1908.
F. M. Feldhaus: Die Technik der Vorzeit der geschicht]. Zeit u.
d. Naturvölker. Leipzig 1914.
C. Fraas: Geschichte d. Landbau- u. Forstwissensch. München
1865. -
Jacob Grimm: Deutsche Rechtsalterthümer, Bd. 1 und 2.
Leipzig 1899.
Jacob Grimm: Weisthümer, Bd. I—VII. Göttingen 1840-78.
Moriz Heyne: Fünf Bücher deutscher Hausalterthümer, Bd. I
—IlI. Leipzig 1899—1903.
Moriz Heyne: Das altdeutsche Handwerk. Straßburg 1908.
I. Hoops: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. II.
Straßburg 1913/15.
I. Hoops: Waldbäume und Kulturpflanzen im germanischen
Altertum. Straßburg 1905.
R. Kobert: Geschichte d. Gerbens und d. Adstringentien. (Archiv
f. d. Gesch. der Naturw. u. Technik, Bd. VII. — 1916 —
Heft 4—6).
I. Loth: Gerben Thierischer Häute. (Encyclop. d. Wissensch. v.
Ersch u. Gruber, Teil 60. Leipzig 1855).
O. Schade: Altdeutsches Wörterbuch. 2 Bde. Halle a. S. 1872-82.
A. Schwappach: Forstgeschichte. (Handbuch d. Forstwissensch.
v. Chr. Wagner, Bd. IV. Tübingen 1913.)
11* 5. Heft
164 Strand:
Steinmeyer u. Sievers: Althochdeutsche Glossen. Berlin
1879— 98.
Imperato, Ferrante: Historia naturale. Napoli 159.
Aldrovandus, Ulisses: De animalibus insectis etc. Bononiae
1602.
Moufet, Thomas: Insectorum sive Minimorum Animalium
Theatrum, olim ab etc. Londini 1634.
Worm, Olaus: Museum Wormianum seu Historia etc. Amstelo-
damae 1659.
Bartholinus, Thomas: De unicornu observationes novae.
Patavii 1645. -
Olearius, Adam: Gottorffische Kunstkammer, worinnen usw.
Schleßwig 1666. Bi
Swammerdamm, Johann: Biblia naturae. Leydae 1737/38
(Bibel der Natur. Leipzig 1752.)
Frisch, Johann Leonhard: Beschreibung von allerley Insekten
in Teutschland, T. III. Berlin 1721.
Roesel von Rosenhof, August Johann: der monatl. heraus-
gegeb. Insecten-Belustigung zweiter Teil. Nürnberg 1749.
Rezensionen.
Nur Schriften, die zu dem Zweck an die Redaktion des Archivs für Natur-
geschichte eingesandt werden, können hier besproehen werden. Außerdem
werden sie in den Jahresberichten behandelt werden. Zusendung von
Rezensionsschriften erbeten an den Herausgeber des Archivs:
Embrik Strand, Berlin N. 4, Chausseestr. 105.
Voss, Andreas. Der Botanikerspiegel von 1905 und 1910 un-
wissenschaftlich und zweckwidrig, weil weder denk- noch folge-
richtig. Eine Erinnerungsschrift zur 10. Jährung des Todes-
tages (27. Januar 1907) Dr. Otto Kuntzes. Mit seinem Bildnis
und dem von ihm sinngemäß verbesserten Nomenklatur-
Gesetz, dessen Grundlage vor 50 Jahren geschaffen worden.
84 pp. gr. 8°. Vossianthus-Verlag (Andreas Voss). Berlin W. 57
Potsdamerstr. 64. 1917. Preis 2 M.
Voss, Andreas. Wettervorhersage füf jedermann, sowohl der
Jahreszeiten als auch für 5 Tage voraus. Neue, überraschende
Aufschlüsse und Vorhersage für 1915. Sonderabdruck aus
den ‚Mitteilungen der deutschen Dendrologischen Gesellschaft
1914“. 16 pp. gr. 8°. Preis M. 1.50. 1914. Verlag wie vorige
Arbeit. — Dazu folg. Ergänzungen: Andreas Voss’ Wetter-
vorhersage für 1916 mit Ausblick auf 1917. 37 pp. Preis
M. 1.80. 1915. Andreas Voss’ Wettervorhersage für 1917.
4 pp. Preis 40 Pf. 1916.
Rezensionen. 165
Da die zoologischen und botanischen Nomenklaturgesetze
der Hauptsache nach dieselben sind, so wird erstere der obigen
Schriften, trotzdem sie rein botanischen Inhalts ist, die botanischen
Nomenklaturregeln diskutiert, für Zoologen fast ebenso viel Interesse
wie für Botaniker haben und kann beiden bestens zum gründ-
lichen Studium empfohlen werden. Möge man auch der Ansichten
des Verfassers nicht immer sein, so werden seine Ausführungen
dennoch als anregend und befruchtend anerkannt werden müssen,
und manche der von ihm hervorgehobenen Gesichtspunkte ver-
dienten in der Diskussion auch der zoologischen Nomenklatur-
regeln mehr als bisher berücksichtigt zu werden. — Die Wetter-
vorhersagen mögen auch unter uns Zoologen die verdiente Be-
achtung finden, denn sie behandeln ein jedermann interessierendes
Gebiet und können für den im Freien, als Sammler und Beobachter
arbeitenden Zoologen sehr nützlich werden. Die obigen Schriften
des Herrn Voss zeichnen sich übrigens durch die erfreuliche Offen-
heit und Schärfe, womit er das in der Botanik und Meteorologie
herrschende Cliquenunwesen bekämpft, aus; auch in der Beziehung
mögen die Zoologen sich mit seinen Arbeiten bekannt machen,
denn die ‚Clique‘ macht sich in der Zoologie gewiß ebenso breit
und wirkt ebenso unglücklich wie in anderen Naturwissenschaften.
Embrik Strand
Hirt, Walter. Ein neuer Weg zur Erforschung der Seele. München.
Verlag von Ernst Reinhardt. 23 Originalfiguren. 246 pp. 8°.
1917. Preis broschiert 6 M., geb. 7.50 M.
Der Verfasser, dessen erste Arbeit ‚Das Leben der anorgani-
schen Welt“ s. Z. hier besprochen wurde (im Archiv f. Naturg.
1914. A. 9.) nennt vorliegende Arbeit eine psychologische Skizze,
was gewiß richtig ist, wenn er auch manche Gebiete berührt,
die nicht, streng genommen, rein psychologisch sind. Vom zoo-:
logischen Standpunkt hätten wir das „die Seele des Tieres‘“ be-
handelnde Kapitel (p. 184—192) gern etwas ausführlicher gehabt,
da aber Verf. zudem Ergebnis kommt, daß die Seele des Menschen
nicht im Gegensatz zu der des Tieres steht, so würden also die
gewonnenen Resultate im großen Ganzen für beide Seelen Geltung
haben. Eine ganz besonders wichtige Entdeckung will Verf. da-
durch gemacht haben, daß er festgestellt hat, daß die langsam
fortschreitende Vergrößerung des Schädelbinnenraumes beim
Menschen vorwiegend auf altruistischer Basis beruht. Die Methode
des Verf. ist die Synthese, während der bisherige Weg zur Er-
forschung der Psyche bekanntermaßen in der Analyse bestand.
Dabei setzt er das voraus, was er in seinem ersten Buch zu be-
weisen versuchte, nämlich, daß auch die anorganische Welt lebt.
In diesem Sinne ist also vorliegende Arbeit die Fortsetzung der
ersten. Bei dem Versuch, aus den gewonnenen Grundformeln die
Psyche aufzubauen und zu erklären, sind, teils als Vorarbeiten
und teils als Nebenprodukte eine ganze Reihe neuer Gesichts-
punkte entstanden, ‚welche das ideale Ziel aller Wissenschaft, die
5 Heit
166 - Strand:
Gewinnung einer zusammenhängenden Weltanschauung, nahe
rücken.‘ — Möge man mit dem Verf. einig sein oder nicht, jeden-
falls wird man seine Arbeit als interessant und anregend bezeichnen
müssen, und daher ist es zu hoffen, daß sie die verdiente Berück-
sichtigung finden wird. Strand
Stadler, Hermann. Albertus Magnus, de animalibus libri XXVI.
Nach der Cölner Urschrift. Mit Unterstützung der Kgl.
Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München, der
Görresgesellschaft und der Rheinischen Gesellschaft für
wissenschaftliche Forschung herausgegeben von Hermann
Stadler. Erster Band: Buch I—XII enthaltend. Münster i. W.
1916. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung. I—XXVI +
892 pp. gr. 8°. Preis geheitet M. 28.75.
Dies Werk bildet den XV. Band der von Clemens Baeumker
in Verbindung mit Georg Graf von Hertling, Franz Ehrle, Matthias
Baumgartner und Martin Grabmann herausgegebenen ‚‚Beiträge
zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters. Texte und Unter-
suchungen.“
Die Geschichte der Zoologie, vor allen Dingen die ältere Ge-
schichte, wird unter den Zoologen vom Fach viel zu wenig be-
achtet. Wir systematische Zoologen haben uns so an den Ge-
danken gewöhnt, daß die Zoologie bis und mit Linne zurückgeht,
daß wir im allgemeinen um die zoologischen Leistungen früherer -
Zeiten uns nicht kümmern und bei den Morphologen und Biologen
wird die alte Literatur noch weniger berücksichtigt. Dies gilt
vor allen Dingen für die Literatur des Mittelalters, während da-
gegen die Anfänge der zoologischen Wissenschaft, wie sie uns in
den Schriften von Aristoteles erhalten sind, eifrig studiert wurden,
wenn auch wohl weniger von seiten der Fachzoologen als von
philologischem und geschichtlichem Standpunkte aus. Daß aber
auch im Mittelalter zoologisch gearbeitet wurde, beweist z. B. der
uns vorliegende stattliche Band, trotzdem er nur die Hälfte der
Naturgeschichte der Tiere von Albertus Magnus enthält. Und
dies Werk ist immer noch nicht nur von geschichtlichem Interesse.
Mögen die zoologischen Anschauungen des alten Albertus uns in
vielen Fällen sonderbar, ja lächerlich vorkommen, so sind sie
dabei in anderen Fällen derartig, daß die Lektüre der betreffenden
Kapitel auch für moderne Zoologen direkt anregend und belehrend
sein kann. Auch wenn das Werk bloß wegen des historischen
Interesses geschätzt wird, ist es zum Studium den Zoologen zu
empfehlen; wer sich für sein Fach lebhaft interessiert, wird sich
auch dafür interessieren, was ein Autor aus der Zeit von etwa
1260 auf dem Gebiet geleistet hat. So können wir allen Fach-
genossen das Werk bestens empfehlen; die auf das Studium des-
selben verwendete Zeit ist wirklich nicht verloren. — Die Aus-
stattung ist ausgezeichnet und der Preis daher sehr billig. Möge
auch der zweite Band bald erscheinen! Embrik Strand
Rezensionen. . 167
C: S. Larsen. Fortegnelseover Danmarks Microlepidoptera.
Separatabdruck aus ‚Entomologiske Meddelelser“ II: ®.,
2,xHelt...p.128--319: (1916):
Über die Kleinschmetterlinge Dänemarks hat Bang- -Haas
1875 ein Verzeichnis veröffentlicht, wozu v. Hedemann 1894 und
Gudmann 1897 Ergänzungen geliefert haben. Da seit der Zeit
von verschiedenen Seiten fleißig weiter gesammelt wurde, so waren
so viele neue Materialien zur Mikrolepidopterenfauna des Landes
zusammengebracht, daß ein neues Generalverzeichnis über diese
Fauna- berechtigt, ja nötig wurde. Auf Grund seiner eigenen
Sammlung, derjenigen des Zoologischen Museums in Kopenhagen
und vieler Privatsammlungen, sowie der Literatur hat C.S. Larsen
in der vorliegenden Arbeit ein solches Verzeichnis geliefert, und
man muß zugeben, daß die Resultate der fleißigen Tätigkeit der
dänischen Entomologen auf diesem Gebiete sehr schön sind;
auch die kleinsten und schwierigsten Formen sind reich vertreten,
so z. B. Nepticula mit 47, Coleophora mit 67, Elachista mit 30 Arten.
Über Fundorte, Flugzeit, Sammler, Nahrungspflanzen, Lebens-
weise, die ersten Stände usw. werden ausführliche und genaue
Angaben gemacht, und auch die Nebenformen finden Berück-
sichtigung; eine neue Form, ab. lemvigiana, von Acalla hastiana L.
wird aufgestellt. — Eine Bemerkung zu dieser wie zu den meisten
derartigen faunistischen Zusammenstellungen möchte Ref. machen:
Bei den biologischen Angaben, die jedenfalls nicht sämtlich auf
Autopsie beruhen werden, hätte in allen Fällen hervorgehoben
sein sollen, was eigene Beobachtungen sind im Gegensatz zu dem,
was aus der Literatur geholt ist; dadurch würde das Originale
noch mehr zu seinem Recht kommen, und das Weiterschleppen
von alten Irrtümern würde weniger leicht vor sich gehen. —
Die Bezeichnung ‚‚Microlepidoptera“ wird im alten Sinne gebraucht.
— Von jedem, der europäische Kleinschmetterlinge studiert,
müßte diese Arbeit berücksichtigt werden.
Verf. beschreibt ganz kurz, ohne sie zu benennen, folgende
Varietäten der Gattung Acalla: Von A. cristana F. eine einfarbig
graue Form, auf welche Ref. den Namen ab. profanana (F.) Desv.
(cfr. Desvignes, Zoologist 3, p. 840—4 [1845]) beziehen möchte,
und eine einfarbig hellbräunliche Form, die Ref. ab. Larseni Strand
nennt; ferner eine ganz blauschwarze Form von A. variegana
Schiff., die ab. caeruleoatrana Strd. genannt werden kann, und
eine einfarbig dunkel rotbraune Form von A. schalleriana L.,
die ich nach dem Fundort ab. faaborgensis Strd. nenne.
Embrik Strand
Fr. Berger. Von Biene, Honig und Wachs und ihrer kultur-
historischen und medizinischen Bedeutung. (Sonderdruck aus:
Schweizerische Apotheker-Zeitung 1916). 102 pp., 16 mo.
Preis M. 1.—. Verlag: Art. Institut Orell Füssli, Zürich.
Verf. teilt etwas aus der Geschichte der Bienenzucht mit,
bespricht die Wechselbeziehungen zwischen Bienen und Pflanzen-
3..l4efil
168 Strand:
welt, die Bienenkrankheiten, Bienenstich und dessen Heilkraft,
die’Biene in der Volksheilkunde und im Volksglauben, den Honig,
seine Entstehung und Gewinnung, seine Verwendung als Lebens-
mittel und als Arznei in alter und neuer Zeit, seine Verwendung
bei religiösen Zeremonien, die Giftigkeit des Honigs, Kunsthonig
und Honigfälschungen, Honiggetränke, Entstehung, Gewinnung
und Verwendung von Wachs in alter und neuer Zeit. Also ein
so reicher Inhalt, daß nicht nur Imker und Entomologen, sondern
auch Mediziner und Kulturhistoriker ihn interessant finden werden.
Strand
Franee, R.H. Die Natur inden Alpen. Mit zahlreichen Natur-
aufnahmen von H. Dopfer, Dr. G. Dunzinger, H. Iseli. 11.—
29. Tausend. Leipzig, Verlag von Theodor Thomas. 1910.
84 pp. 8°. Mit 'koloriertem Umschlagsbildl. Preis 1 M.,
gebunden 60 Pf. mehr.
Die Alpen, das Hochgebirge, welcher Naturfreund interessiert
sich nicht dafür? Wer erst einmal dagewesen, der sehnt sich wieder
dahin; wenn er dazu nicht Gelegenheit hat, so kann er einen ge-
wissen Ersatz dafür durch die Lektüre des vorliegenden Buches
finden, dessen Darstellung in Wort und Bild der entzückenden
Alpennatur einen wahren Genuß bietet, dabei aber gleichzeitig
zu unseren Kenntnissen, schon auch durch die vielen und offenbar
sehr gelungenen Originalabbildungen, wesentlich beiträgt, auch
wenn die Alpennatur durch Autopsie und durch die Literatur
uns längst nicht mehr fremd ist. Daß das Hauptgewicht auf die
Botanik gelegt ist, die Zoologie dabei zurücktritt, hätte Ref. zwar
umgekehrt haben wollen, jedoch hat die Flora in jenen Regionen
auch für den Zoologen eine verhältnismäßig größere Bedeutung
als im Tieflande, so daß deswegen kein Grund vorliegt, dies Buch
von zoologischer Seite unberücksichtigt zu lassen. Im Gegenteil,
es möge jedem Naturfreund bestens empfohlen werden, und wer
nicht schon einer ist, der wird durch die Lektüre dieser Schilde-
rungen einer werden. Ausstattung ausgezeichnet, Preis billig.
Embrik Strand
Deegener, P. Wesen und Bedeutung der Metamorphose
bei den Insekten. Eine.gemeinverständliche Einführung in
die Insektenwelt. Mit 27 Abbildungen nach Original-Zeich-
nungen und koloriertem Umschlagsbild. Leipzig, Verlag von
Theodor Thomas. 1910. 8°. 78 pp. Preis 1 M., geb. M. 1.60.
Daß aus den Larven vollkommene Insekten werden, weiß
schließlich auch jeder Laie, das Wesen und die Bedeutung der
Metamorphose der Insekten sind dagegen auch manchem entomo-,
logischen Fachmann so ziemlich unbekannt geblieben, trotzdem
sie eine so große Rolle spielt, daß es ganz berechtigt ist, wenn4Verf.
eine” Darstellung der Metamorphose als eine Einführung in die
Insektenwelt überhaupt bezeichnet. Die zahlreichen FreundeTder
Entomologie, die sich ausschließlich oder wenigstens hauptsächlich
Rezensionen, 169
als Sammler betätigen, mögen sich mit diesem Buch bekannt
machen, dann werden sie die Insektenwelt und das Insektenleben
ganz anders verstehen und kennen lernen und ihre Lieblings-
beschäftigung wird dadurch mehr Sinn bekommen, noch mehr
Befriedigung bringen und von größerer Bedeutung für die Wissen-
schaft werden können. Andererseits dürfte mancher, der sich
bisher um Insekten gar nicht gekümmert hat, durch die Lektüre
dieser Arbeit angeregt werden, sich die hier geschilderten Objekte
auch einmal in der freien Natur anzusehen und schließlich Sammler
und Beobachter werden, ihm selbst zum Vergnügen, der Wissen-
schaft zum Nutzen. Bei der eleganten Ausstattung ist der Preis
als billig zu bezeichnen. Strand
France, R.H. Die Kleinwelt des Süßwassers. Ein Lehr- und
Lesebuch. Mit 322 Figuren auf 50 Tafeln und Textabbil-
dungen sowie koloriertem Umschlagsbild. Leipzig. Verlag
von Theodor Thomas. 1910. 8°. 160 pp. Preis 2 M., geb.
M. 2.80.
Die Kleinwesen unserer heimischen Gewässer sind allmählich
in der letzten Zeit zu verdientem Interesse gekommen, und damit
meldete sich das Bedürfnis nach einem Lehr- und Lesebuch auf
diesem Gebiet. Ein solches hat Verf. hier geliefert, und zwar es
so ausgestaltet, daß es nicht nur Anregungen bringen kann, sondern
auch den Charakter eines Praktikums der Mikrotechnik und nament-
lich des Rädertierstudiums trägt. Auf Grund der Erfahrungen
seiner zwanzigjährigen mikrologischen Praxis und des in dem unter
seiner Leitung stehenden Biologischen Institut praktisch Erprob-
ten ist der Verf. in der Lage, geeignete Bestimmungstabellen und
technische Winke und Rezepte zu geben, die für das Studium auf
diesem Gebiet sehr förderlich sein werden, durch reiche und aus-
gezeichnete Illustration, die zum großen Teil original ist und da-
durch auch direkt wissenschaftlichen Wert hat, gewinnt die Dar-
stellung in jeder Beziehung sehr und ermöglicht jedem, auch ohne
besondere Voraussetzungen, sich auf diesem Gebiet leicht zu
orientieren und einarbeiten. Daß der Verf. auf diesem Gebiet
wirklich zu Hause ist, viele neue und originale Beobachtungen
mitteilt und also eine Arbeit liefert, die viel mehr als nur Kompi-
lation ist und also auch als rein wissenschaftliche Leistung be-
achtenswert ist, merkt man sofort. Die vom Verf. ausgesprochene
Hoffnung, das Buch möge ein Plätzchen in den Sympathien der
Leser und nicht nur auf ihrem Arbeitstisch und in ihrer Bibliothek
finden, wird gewiß in Erfüllung gehen. — Bei der eleganten Aus-
stattung und reichen Illustration ist der Preis als sehr billig zu
bezeichnen. Strand
Sokolowsky, Alexander. Aus dem Seelenleben höherer Tiere.
Mit 10 Kunstbeilagen von Tiermaler W. Heubach in München.
Leipzig. Verlag von Theodor Thomas. 1910. 8°. 74 pp.
Preis 1 M., geb. M. 1.60.
5. Heft
470 Strand:
Diese Arbeit ist nicht nur für Zoologen, sondern auch für
Menschenpsychologen beachtenswert; Verf. hat den Beweis er-
‘ bracht, daß die Tier- wie die Menschenpsychologie nur Aussicht
auf wissenschaftlichen Erfolg bei ihren Forschungen haben kann,
wenn sie dabei von biologischer Basis ausgeht. Verf. hatte aus-
gezeichnete Gelegenheit, das Seelenleben höherer Tiere zu stu-
dieren, weil er damals zoologischer Assistent in Carl Hagenbecks
Tierpark in Stellingen war; seine Arbeit ist daher reich an origi-
nalen Beobachtungen und folglich von wissenschaftlicher Be-
deutung, dabei jedoch allgemeinverständlich geschrieben. Er hat
sowohl die direkte Beobachtung wie das Experiment zur Er-
gründung der psychischen Erscheinungen bei Tieren herangezogen
und ist auf Grund seiner Erfahrungen in der Lage, manche be-
achtenswerte Anregungen betreffend psychologische Forschungs-
methoden zu geben. Sein Buch wird zweifellos die weitesten
Kreise interessieren und möge dem Laien wie dem Forscher
bestens empfohlen sein. Strand
v. Berlepsch, H. A. Die Alpen in Natur- und Lebensbildern.
Mit 1 Abbildung und einer biographischen Skizze des Verf.
von F. v. Berlepsch. (Als Nr. 11 der Serie ‚Natur-Bibliothek“,
herausgegeben von R. H. France.) 78 pp. Preis 25. Pig.
Leipzig. Theodor Thomas Verlag.
Sehaubach, A. Naturbilder aus den Alpen. (Die deutschen
Alpen I.) Mit einer Einleitung und Anmerkungen von R. H.
France. (Als Nr. 37/38 derselben Serie in demselben Verlag.)
134 pp. Preis 50 Pfg.
Roßmäßler, E. A. Das Süßwasser-Aquarium. Eine Anleitung
zur Herstellung und Pflege desselben. Mit 50 Abbildg. Mit
Einleitung und Anmerkungen von R.H. France. (Als Nr. 6/7
derselben Serie, in demselben Verlag.) 96 pp. Preis 50 Pfg.
Die ‚‚Natur-Bibliothek‘ umfaßt illustrierte Neudrucke von
klassischen gemeinverständlichen und wissenschaftlichen Werken
der Naturwissenschaft und Technik. Sie erscheint in Nummern
zum Preis von 25 Pfg. und jedes Heft ist einzeln käuflich. Der
Abonnementspreis einer Reihe von 25 Nummern beträgt M. 5.50. —
Eine Empfehlung der vorliegenden Hefte erübrigt sich, denn es
handelt sich um klassische, allgemein geschätzte, ältere Werke,
die jetzt im Buchhandel höchstens nur noch antiquarisch zu haben
waren und deren Neudruck daher einem Bedürfnis entspricht.
Erstere Schrift bringt ausgewählte Abschnitte aus der 3. Auflage
(1866) des gleichnamigen Werkes v. Berlepsch; auch aus dem
1845—1847 in fünf Bänden erschienenen, bis jetzt so ziemlich ver-
schollenen Werk Schaubachs, der klassischen Schilderung, durch
die zum erstenmal die Alpenwelt den deutschen Naturfreunden
erschlossen wurde, wird hier nur etwas Ausgewähltes geboten, was
insofern ein Vorzug ist, als manches in dem Originalwerk jetzt
natürlich als veraltet bezeichnet werden muß; dagegen wird die
Rezensionen. 171
Roßmäßlersche Schrift (1857), das klassische Werk der gesamten
Aquarienkunde, unverkürzt gebracht, wenn man von einigen,
heute völlig gegenstandslos gewordenen Bezugsangaben absieht.
— Der sehr billige Preis möge dazu beitragen, diesen guten alten
Werken eine weite Verbreitung zu sichern. Embrik Strand
* *
%*
Die fünf folgenden Werke des Verlags Theodor Thomas in
Leipzig, Königstr. 3, gehören zu der Serie „Der Naturforscher.
Thomas’ Sammlung von Anleitungs-, Exkursions- und Bestim-
mungsbüchern‘. Jeder Band ist einzeln käuflich, der Preis beträgt
in biegsamem Leinenband M. 2.75 bis 3.75 pro Bd. Format und
Ausstattung sind so, daß die Bände auf Exkursionen bequem mit-
genommen werden können.
Kammerer, Paul. Das Terrarium und Insektarium. Mit 87 Ab-
bildungen. 209 pp. 8°. Preis gebunden M. 3.75. Leipzig.
Theodor Thomas Verlag.
Aquarien zu halten, ist eine Modesache geworden, Terrarien-
halter dagegen gibt es. nur wenige. Die Gründe dieser Tatsache
sind verschiedene, die jedoch alle wenig berechtigt sind. Die
Terrarienhaltung zu größerer Beliebtheit zu bringen und ihre
wissenschaftliche Bedeutung zu heben, das ist das Ziel des Verf.,
der Zweck des Buches. Es wird über Einrichtung, Instandhaltung
und Verwendung des Terrariums, über die pflanzlichen und tie-
rischen Bewohner desselben, über ihre Zucht, Überwinterung,
Fang, Transport etc. berichtet und durch eine große Anzahl
Literaturhinweise erfährt der Leser, wo er sich noch eingehender
unterrichten kann. Hervorzuheben als von wissenschaftlicher Be-
deutung sind die vielen photographischen Originalabbildungen
von lebenden Tieren. — Die Arbeit möge bestens empfohlen
werden. Strand
Huhn, P. Der Käfersammler. Mit 117 Abbildungen. Leipzig.
Theodor Thomas Verlag. 153 pp. Preis gebunden M. 3.—
Verf. will dem jungen Käferfreunde nicht nur eine kurze,
aber möglichst umfassende Anleitung zum Käferfang und An-
legen einer Sammlung geben, sondern auch Bestimmungstabellen,
die ihm die Möglichkeit geben, die häufigsten und verbreitetsten
deutschen Käfer (etwa 1150 Arten) systematisch selbst zu be-
stimmen. Zu dem Zweck ist das Buch zweifellos sehr geeignet,
denn die Bestimmungstabellen sind klar und heben die Gegen-
sätze der Merkmale scharf hervor, und die zahlreichen instruktiven
Textfiguren ergänzen die wörtliche Darstellung in der glück-
lichsten Weise. Strand
Berg, Alfred. Naturwissenschaftliches Wanderbuch für
die Nordsee und die Nordseeküste. Mit 104 Abbildungen
.und 2 Karten.® 255 pp. Leipzig. Theodor Thomas Verlag.
Preis gebunden M.. 3.75. | Ih
5. Heft
172 : 8trand:
. Die üblichen Reisehandbücher sind bekanntermaßen mehr
oder weniger nur für den geschrieben, der als vergnüglich wandernder
und bequem rastender Tourist die Gegenden durchzieht, sie
bringen genaue Wegebeschreibungen, zählen Sehenswürdigkeiten
auf und sind mit Karten und Plänen ausgestattet. Aber. ihre
wissenschaftlichen Bemerkungen sind einseitig, da sie fast nur
die Geschichte und die Kunstgeschichte berücksichtigen. Im
Gegensatz dazu wird hier der Versuch gemacht einen naturwissen-
schaftlich - geographischen Führer zu schaffen, der alle Natur-
verhältnisse ausführlich in der bekannten Routenform für den
wandernden Naturfreund darstellt. Auf geographischer Grund-
lage soll die naturwissenschaftliche Seite einer Landschaft nach
Bodenbau, Pflanzen- und Tierleben eingehend behandelt werden.
Dabei soll die Technik nicht zu kurz kommen. Diesem Plan ent-
sprechend wird zuerst eine allgemeine Übersicht über die Geo-
graphie, Geologie, Botanik und Zoologie der deutschen Nordsee-
küste gegeben, dann werden einschlägige Karten, Bücher, Vereine,
Museen und wissenschaftliche Anstalten angegeben und endlich
im letzten, speziellen Teil des Buches 20 verschiedene Routen
eingehend behandelt. Ref. findet, daß die Zoologie einen zu
bescheidenen Platz im Buche einnimmt, aber sonst ist letzteres
sicherlich für seinen Zweck sehr geeignet, und es wäre zu wünschen,
daß es in die Hände jedes Wanderers an der Nordseeküste ge-
langen möchte. Strand
Knauer, Friedrich. Der Zoologische Garten. Entwicklungs-
gang, Anlage und Betrieb unserer Tiergärten und deren
erziehliche, belehrende und wissenschaftliche Aufgaben. Mit
122 Abbildungen. 250 pp. Leipzig. Theodor Thomas Verlag.
Preis gebunden M. 3.75.
Die Tatsache, daß auch von pädagogischer und fachzoologi-
scher Seite der Bedeutung der Tiergärten vielfach lange nicht
die verdiente Würdigung zuteil geworden ist. hat den Verfasser
veranlaßt, die vorliegende Schrift zu verfassen um zur Anbahnung
eines besseren Verständnisses für die Aufgaben der heutigen
Tiergärten beizutragen. Dabei mußte auf die verschiedensten,
damit zusammenhängenden Fragen historischer, technischer und
zoologischer Art eingegangen werden, auch von kaufmännischem
Standpunkt mußte die Sache betrachtet werden, und eine Schil-
derung der den Tiergärten in verschiedener Weise gewordenen
Beihilfe gehörte mit zur Aufgabe des Verfassers. Im speziellen
Teil des Werkes werden die Tiergärten zu Amsterdam, Berlin,
Budapest, London, Paris, Stellingen und Wien ausführlich be-
sprochen, und dann wird ein kurzer Überblick über die anderen
zoologischen Gärten der Welt gegeben. Dabei hat das Buch
natürlich nicht den Zweck die bestehenden ‚Führer‘ der ver-
schiedenen Gärten zu ersetzen, sondern diese nur zu ergänzen;
auch wird auf die wichtigste der sonstigen einschlägigen Literatur
Rezensionen. 173
hingewiesen. Einen bleibenden Wert haben insbesondere die
vielen Abbildungen nach Aufnahmen lebender Tiere in den Gärten;
daß unter diesen Abbildungen von ‚Tieren‘ auch drei von lapplän-
dischen Personen sich befinden, gefällt dem Ref. nicht (ein viertes
Bild von einem Lappländer hat insofern seine Berechtigung als
es gleichzeitig ein Renntier darstellt) und dasselbe gilt von dem
Bild von Miß Krao (p. 199). Sonst ist nur zu wünschen, daß
das Buch und dadurch auch die Tiergärten viele Freunde finden
mögen. Strand
Schlenker, Georg. Lebensbilder aus deutschen Mooren.
Einführung in das Studium der heimischen Tier- und Pilanzen-
welt. Mit 124 Abbildungen. Leipzig. Theodor Thomas
Verlag. 8° 164 pp. Preis gebunden M. 2.75.
Daß die Moore ein sehr reiches und interessantes Pflanzen-
und Tierleben aufzuweisen haben, ist schon längst bekannt, und
deren Studium ist daher sehr empfehlenswert. Auch wer nicht
leicht ein größeres Moor erreichen kann, wird doch in seiner Um-
gebung einen See, Weiher, Sumpf, das Altwasser eines Flusses
oder einen Wiesengraben zur Verfügung haben, also ein Gewässer,
das am Rande mehr oder weniger Vermoorung zeigt, und das,
mangels eines größeren Moores, ihm als Studienobjekt dienen
kann, wenn auch das Leben im eigentlichen Moor sich freilich
noch interessanter abspielt. Studienobjekte auf diesem Gebiete
kann sich also jedermann leicht besorgen, und in dem vorliegenden
Buch findet man einen geeigneten Leitfaden, wodurch man sich
leicht orientieren und einarbeiten kann, sowie Hinweise auf weitere,
ein eingehenderes Studium ermöglichende Literatur. Möge man
sich vorzugsweise für Systematik oder für Biologie interessieren,
das Studium der niederen Lebensformen der Moore wird für jeden
lohnend sein. Möchten doch die vielen Entomophilen, die jetzt
Zeit und Mühe auf das Zusammenraffen von lepidopterologischen
oder coleopterologischen ‚Schaustücken‘“ verschwenden, sich lieber
dem Studium unserer heimischen Moore zuwenden! Dann würden
sie der Wissenschaft sehr nutzen können und selbst die Befrie-
digung haben, etwas von bleibendem Wert geleistet zu haben.
Möge das vorliegende Buch eine recht weite Verbreitung finden
und der Moorkunde zahlreiche neue Freunde zuführen! — Um
die Hauptzüge des Inhalts kurz anzuführen: Entstehung eines
Torfmoors, am Ufer des Moorweihers ; das Leben an der Oberfläche,
Züge aus dem Plankton und aus dem Leben am Grunde des Moor-
weihers; Ernährungsverhältnisse und Ernährungsgenossenschaften
im Moorweiher; Bedeutung der Moore für den menschlichen Haus-
halt, systematische Übersicht der wichtigsten Mikroorganismen
unserer Moorgewässer, Sammelanweisungen etc. — Der Preis ist
billig. Embrik Strand
Monotypesatz und Druck von, Jul, Brandstätter (G. Neumann) Leipzig.
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Archiv für Naturgeschichte, 82. Jahrg. 1916. Abt. A. Hermann.
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Bryk: Rippenkonfiguration im Genus Parnassms Latr.
Archiv für Naturgeschichte 82.Jahrg . 1916, Abt. A.
ARCHIV
NATURGESCHICHTE.
GEGRÜNDET VON A. F.A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W. F.ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER unD E. STRAND.
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ZWEIUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1916.
Abteilung A.
6. Heft.
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN).
==
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
Berlin.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Oudemans. Notizen über Acari, 25. Reihe. (Trombidiidae, Oribatidae,
Phthiracaridae.) (Mit 1 Tafel und 132 Textfiguren.) . . . 1
Bernhauer. Neue Arten der Tribus Quediini aus Süd-Amerika
(19. Beitrag zur südamerikanischen Staphylinidenfauna) . . 84
Arldt. Die Ausbreitung der Lurche . . . 2 2 2 2 2 2 2.9
Strand. Beßensionen. ..'.. 2 = ‚2121279 NEE ER El
Notizen über Acari, 25. Reihe.
(Trombidiidae, Oribatidae, Phthiracaridae.)
Von
Dr. A. C. Oudemans, Arnhem.
(Mit 1 Tafel und 132 Textfiguren.)
Trombidium pygiaeum Koch 1837.
(Fig. 1—13.)
Trombidium pygiacum Koch 1837, Deu. Cru. Myr. Ara.,
LI. 0:0:
Trombidium pygiacum Koch 1847, Ueb. Ara. Syst.,v. 3., p. 47.
Trombidium pyriacum Kirehner 1864, in Lotos, v. 14, p. 75.
Trombidium pygiacum Oudemans 1917, in Ent. Ber., v. 4,
n. 93 p. 342.
Adultus. Maße. Länge des ganzen Tieres mit den Palpen
2100 u, ohne dieselben 1875 u, des Idiosoma 1650 u, des Gnatho-
soma 383 u, des Propodosoma oder der Crista 422 u. Hysteroso-
ma in der Medianlinie 1450 u, seine größte Länge 1550 u, Breite
an den Schultern 1100 u. Länge des 1. Beines ohne Coxa und
ohne Krallen 1546 u, des 4. Beines ebenso 1333 u. Gestalt etwas
schlanker als die des Trombidium holosericeum, rimosum oder la-
tum. Farbe der drei Spiritus-Exemplare zwischen scharlachrot
und saturnrot. —
Rückenseite. Das Propodosoma ist niedrig-gleichschenkelig
dreieckig (Fig. 1 und 2), das Hysterosoma typisch Trombidium-
artig (Fig. 1), mit hervorragenden gerundeten Schultern, seichten
seitlichen Einbuchtungen und ziemlich tiefen hinteren Einschnit-
ten. Die Behaarung des Propodosoma sieht man in Fig. 2, sie ist
ziemlich spärlich; man gewährt die nackte Haut zwischen den
Haaren; diese sind kurze, ziemlich starke, behaarte Borsten. Die
Behaarung des Hysterosoma ist gänzlich davon verschieden: in
Fig. 4 habe ich einen Teil des rechten Schulters abgebildet.
Hier sieht man keine Spur von nackter Haut; die Keulen oder
Kolben stehen so dicht, daß man nicht einmal sehen kann, ob sie
wohl, wie bei den anderen Arten auf kurzen zylindrischen Sockeln
eingepflanzt sind. Nur kann man spüren, daß die sehr dicken
Stiele der Keulen etwas behaart oder bestachelt sind. Die Köpfe
der Keulen sind nicht stachelig, wie bei den anderen Arten, son-
dern knorrig, rauh, holperig, buckelig, und dabei einseitig und
zwar immer nach hinten mehr entwickelt, schief gewachsen, um-
gebogen. Die Crista (Fig. 2) ist vorn, am Rande des Propodo-
soma T-förmig, mit nach hinten geknickten Querbalken des T’s.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 6. 1 6. Heft
2 Dr. A. C. Oudemans:
Die gleich daran sich schließende Areola ist fünfeckig, mit einer
der Ecken nach hinten. Die Pseudostigmata sind klein; die Stig-
malhaare ziemlich kurz, anderthalb mal so lang wie die Augen-
stiele, zwei Drittel der Länge der Crista, vollkommen glatt, ohne
Spur von Nebenästchen, starr und farblos. Gleich hinter der Areola
ist die Crista fast so breit als die Areola und nimmt nach hinten
allmählich ab. Die Crista ist jederseits von 12 Haaren umgeben,
welche nach hinten an Länge zunehmen und wie eine Haube nach
oben und nach hinten gerichtet sind. Die Augen sind langgestielt,
übrigens von gewöhnlicher Gestalt und 153 u lang.
Bauchseite. (Fig. 3). Die Behaarung ist mehr wie die
des Propodosoma, oder
der Beine, also borsten-
förmig; die Borsten sind
aber feiner als die der
,'....) Beine und selbst mehr
55, behaart. Sie stehen dich-
© teralsam Propodosoma-
ts Ne) Züelsen sin der Hase a ist
ZINSEN N ‚nur die Richtung, nicht
die Zahl angegeben. Die
Genitalöffnung ist groß,
wohl ein Beweis, daß wir
2 hier mit einem Adultus
\ zu tun haben; ihre Vor-
\ & dergrenze fällt auf einer
11. Linie mit den Vorder-
grenzen der Coxae IV.
Die Analöffnung, besser
vielleicht der Uroporus,
ist sehr klein und nur
seine eigene Länge vom
Hinterrande des Ein-
schnittes entfernt.
Gnathosoma. Die Mandibeln sind von gewöhnlicher Ge-
stalt, 333 u lang (Fig. 7); der Digitus fixus gänzlich durchsichtig,
häutig, dreieckig (Fig. 9), an der Schneide kaum gekerbt; der Di-
gitus mobilis fast unsichtbar gesägt. Die zwischen den Mandibeln
eingeklemmten Stigmata sind groß (Fig. 11) 44 u lang, 30 u breit,
anscheinend von einer Membran geschlossen. Die Peritremata
von gewöhnlicher Gestalt, vielkammerig, ziemlich kurz; der Teil
hinter dem Stigma mißt nur 44 u. Weder ein Längsschlitz, noch
‘eine terminale Öffnung war wahrzunehmen. Von der Bauchfläche
gesehen sind die Maxillae, oder besser ihre Coxalteile, ziemlich
lang (Fig. 3) von der Seite deutlich zweiteilig (nicht zweigliedrig!
Fig. 8). Der dorsale Teil des hinteren Abschnittes ist vorn schief
abgestutzt; dieser Teil ist das Palparium. Die in der Figur
angegebenen Haare müssen alle behaart gedacht werden. Die
Notizen über Acari, 25. Reihe... 3
Palpen sind in den Figuren 6 und 10 abgebildet ; die erstere zeigt
die Außenseite des rechten, die untere die Innenseite des linken
Palpus. Alle Haare sind in der Figur angegeben, nur muß man sie
behaart denken. Die Innenseite ist also am ganzen Trochanter, an
der Basis des Femur und an der Basis des Genu unbehaart. Die
Außenseite (Fig. 6) ist nuran der Basis des Genuetwas unbehaart.
Diese behaarten Haare gehen am Rücken aller Glieder (außer des
Tarsus) fast plötzlich über in kürzere, lanzettförmige Borsten mit
gesägtem Rande, wie die in Fig. 5 abgebildet sind. Zwischen Tro-
chanter und Femur gibt es wohl eine Scheidelinie, aber sie sind
übrigens vollständig mit einander verwachsen. Die Tibia mit
normaler Kralle; der Tarsus (das Appendiculum) normal, keulen-
förmig, an der Vorderseite mehr gerade als an der Hinterseite,
ohne weitere Eigentümlichkeiten.
Die Beine zeigen nichts Erwähnenswertes. In Fig. 12 habe
ich die Innenseite des linken Beins I und in Fig. 13 die Innenseite
des rechten Beins IV abgebildet, um das Verhältnis von Länge zu
Höhe der einzelnen Glieder zu zeigen. Für die Systematik werden
gewöhnlich diese Maße der zwei letzten Glieder angegeben; nach
meiner Erfahrung muß man in der Beurteilung dieser Werte etwas
vorsichtig sein. Selbst nur wenige Individuen derselben
Lokalität zeigen schon Unterschiede. Die Maße beim ab-
gebildeten Individuum lauten: Länge der Tibia I 280 u, ihre größte
Höhe, ohne die Behaarung, 133 u; des Tarsus I 437 u; seine größte
Höhe 140 u. — Länge der Tibia IV 266 u, ihre größte Höhe 106 u;
Tarsus IV 320 u; seine größte Höhe 80 u. — Wie schon gesagt,
sind die Haare alle behaart. Wie bei den Palpen gehen die Haare
an der Dorsalseite fast plötzlich über in kurze, lanzettförmige Bors-
ten (Fig. 5 zeigt das Genu dexter dorsal) mit gesägtem Rande.
Noch muß ich eine Eigentümlichkeit melden. Tarsus I zeigt
(Fig. 12) an den Seiten nur sehr feine Härchen und runde Grüb-
chen (?), offenbar Sinnesorgane.
Habitat, Patria, Tempus, Repertor. Meine vier In-
dividuen wurden Mai 1901 von Herrn C. E. Klugkist in seinem
Garten in Celle i. H. erbeutet.
Dinothrombium purpureum Koch 1837.
(Fig. 14—22.)
Trombidium purpureum Koch 1837, Deu. Cru. Myr. Ara.
va, 20,:10.
. Trombidium purpureum Koch 1842, Ueb. Ara. Syst. v. 3.
p- 47.
Dinothrombium purpureum Oudms. 1917 in Ent. Ber. v. 4.
n. 93 p. 341.
Nympha. Maße. Länge des ganzen Tierchens, mit Palpen
1305 u, ohne den Palpen 1107 u, des Idiosoma 1000 u. des Propo-
dosoma oder der Crista 100 u; des Hysterosoma 900 u. Größte
Breite hinter den Schultern 660 u. Länge des 1. Beines ohne Coxa
1* 6. Heft
4 Dr. A. ©. Oudemans: -
und ohne Krallen 770 u, des 4. Beines ebenso, 666 u. Gestalt
typisch Trombidium-artig, jedoch ohne hinteren Einschnitt oder
Kerbe. Farbe prächtig purpurn oder karmin.
Rückenseite. Propodosoma niedrig gleichschenkelig drei-
eckig, aber die Spitze ist stark gerundet (Fig. ‘14 u. 15). Hystero-
soma mit runden Schultern, fast keine Einbuchtung hinter diesen,
was jedoch auch die Folge des Deckglasdruckes sein kann; hinten
gerundet. Behaarung. Propodosoma mit ziemlich langen be-
haarten Borsten, wie die des bekannten Allothrombium fuliginosum
Herm. ; die Haare weit auseinander, was wohl die Nymphe ver-
rat (Fig. 15.) Hysterosoma viel dichter behaart (Fig. 17). Die
Haare sind über den größten Teil des Rückens kurze Borsten, selbst
wieder behaart (Fig. 17) aber nach dem Umriß des Hysterosoma
zu gehen sie allmählich über in stabförmige Gebilde (Fig. 18 u. 19).
Die Länge der Haare sowohl im Mittel des Rückens als am Hinter-
rande beträgt ungefähr 30 u. Im Mitten des Rückens kann man mit
starker Vergrößerung die Haut zwischen Haaren sehen. Mit schwa-
cher Vergrößerung geht es schwieriger, und am Rande stehen die
Borsten ziemlich dicht gedrängt. Koch sagt von den Haaren:
„Die Hautpapillen klein, dicht stehend, daher kaum bemerkbar,
und nur wenig, aber einen sanften seidenartigen Schimmer her-
vorbringend“. Dieser Schimmer kann nur durch die Behaarung
der Borsten hervorgebracht worden sein. Crista am Vorderrande
des Propodosoma T-förmig; der Ouerbalken des T’s fast gerade,
der Stiel des T’s dringt zwischen die Pseudostigmata. Diese sind
kleine Ellipsen mit der Längsachse nach außen und wenig nach
hinten gerichtet. Ihre Öffnung und die Stigmalhaare daher nach
vorn und außen gerichtet. Diese sind lang, dreimal länger als die
Augenstielen, fast zweimal länger als die ganze Crista, ohne Spur
von Ästchen, glatt, glänzend, starr und farblos. Die Areola ist
dreieckig, mit der Spitze nach hinten, wo sie allmählich in den Stiel
übergeht. Die Augen sind proximal dünn, distal dick, kurz; über
die Frontlinse erhebt sich ein kleines dreieckiges Spitzchen; sie
sind 64 y. lang.
Bauchseite. Die Behaarung ist vollkommen dieselbe wie
die der Rückenseite. Die Geschlechtsöffnung ist ziemlich klein,
was auf eine Nymphe deutet. Der Anus, oder besser der
Uroporus, sehr klein, fast dreimal seine Länge vom Hinterrande
entfernt.
Gnathosoma. Die Mandibeln sind von der gewöhnlichen
Gestalt, eine, welche unter Trombidiiden so konstant ist, daß
eine Erwähnung derselben wohl zu den Überflüssigkeiten gehört.
Von den Maxillen kann folgendes gesagt werden. Von der Seite
betrachtet (Fig. 20) bieten sie nichts merkwürdiges, ventral flach,
ohne Einbuchtung im Gegensatz zu Trombidium Pygiacum (Fig. 8),
auch keine Abgliederung eines Palpariums. Grenze zwischen Tro-
chanter und Femur sehr deutlich, offenbar doch keine bewegliche
Gliederung, Tibia mit etwas schmächtiger Kralle und langer
Notizen über Acarı, 25. Reihe. 5
steifer glatter Borste, welche vor der Kralle eingepflanzt ist und
über dieselbe ragt. Tarsus ebenfalls etwas schmächtig, vorn fast
gerade, hinten mit auffallender proximaler Einbuchtung, distal
mit zwei Riechhaaren (oben in der Figur), außen mit feiner Borste
(ebenso). Im allgemeinen ist die Behaarung der Maxillen und
Palpen dürftig, was wieder auf eine Nymphe deutet. Die
Haare sind lang, dünn und selbst wieder fein behaart. —
Beine. Was Koch von den Beinen meldet, kann hier wört-
lich wiederholt werden: ‚Die Vorder- und Hinterbeine nicht so
lang als der Körper, doch länger als die Breite über die Schultern,
vorwärts sich allmäh-
lich verdickend’’ (dies
betrifft selbstverständ-
lich nur das 1. Bein!);
„das längere Endglied
der Vorderbeine nur
wenig dicker und läng-
lich oval.” In Fig. 21
habe ich die Innenseite A
deslinken Vorderbeins 7245
. “ . : Er IE IMARK AR
undinFig.22dieInnen- %/ % HE RL BT,
: . WERSTIEE IR 4 44 “
seite der 4 letzten Glie- GLREREE So aan
der (Telofemur usw.) 7747 RL BE
des rechten 4. Beines ıT. Wr ı
abgebildet. Man kann
damit Objekte verglei-
chen, muß aber nicht X Peg
zu streng auf absolu- RT Sen
ten Verhältnissen acht |’
geben, wie ich oben, S$. 3, schon auseinander gesetzt habe. Am
Vorderbein fällt folgendes auf: Telofemur und Genu sind fast
gleich lang; die Tibia nur wenig länger; der Tarsus am Rücken
nicht ganz gerade, an der Unterseite hat es die Biegung der
Schärfe eines Skalpells, dorso-distal erhebt sich eine kurze Tast-
borste; keine Spur von Pulvillum. Am 4. Beine ist die Tibia
beträchtlich länger als die beiden vorhergehenden Glieder, gut
gesehen selbst länger als der Tarsus. Dieser hat mächtige
Krallen und die Haare, welche die Krallen umgeben, imitieren
ein Pulvillum zum Verwechseln; alle Haare des Tarsus sind über-
haupt auffallend lang. Alle Haare der Beine sind fein, und selbst -
wieder behaart. Im allgemeinen sind die Beine nicht dicht behaart,
was wohl auf eine Nymphe hindeutet.
Vom abgebildeten Individuum messen die für die Systematik
oft benutzten Glieder folgende Werte: Tibia I 133 u; ihre größte
Höhe 59 u; Tarsus I 230 u; seine größte Höhe 74 u, und diese fällt
sowohl vor als hinter der Mitte.
Habitat. Auf feuchten Wiesen (Koeh); in Gartenerde
(Klugkist).
6. Heft
6 Dr. A. C. Oudemans:
Patria: Bayern, Hannover.
Tempus: Mai.
Repertores: Koch und C. E. Klugkist.
Bemerkungen. Haller’s purpureum gehört nicht hierher,
da es sitzende Augen besitzt. Koch spricht von Gruben und Quer-
falten am Rücken, bildet sie auch ab. Bekanntlich sind diese nach
innen springende Hautfalten, Ansetzungsstelle für Muskeln,
speziell Atemmuskeln. Man sieht sie beim lebenden Tiere auch
verschwinden und zum Vorschein kommen. Von diesen Gebilden
gewahrt man bei Spiritus-Exemplaren, speziell wenn die Konser-
vierungsflüssigkeit dabei mittelst Essigsäure noch angesäuert ist,
keine Spur. Gruben und Falten sind, ebenso oft auch die Farbe,
nicht zuverlässig. —
Ich meine im Obenstehenden wirklich die echte Durpureum
Koch’s gefunden und beschrieben zu haben. Andere mögen an-
derer Meinung sein, müssen aber dafür ihre Gründe bekannt machen.
Jedenfalls bin ich davon überzeugt, daß Koch’s furpureum,
wovon er in einem Kreiselchen die natürliche Größe angibt, welche
ich mittelst Mikrometer auf 900 u feststellte, dieselbe ist als meine
obenbeschriebene Art. Zugleich habe ich dadurch festgestellt,
daß es eine Nymphe ist. Der Adultus ist selbstverständlich
in allen Teilen größer, übrigens werden wohl alle Einzelheiten
genau übereinstimmend, außer die beim Adultus immer dichtere
Behaarung. —
Dinothrombium klugkisti Oudms. 1917.
(Fig. 23—34).
Dinothrombium klugkisii OQudms. 1917, in Ent. Ber. v.4n. 93.
p: 341].
Adultus. Aus der großen Geschlechtsöffnung und der dichten
Behaarung des Körpers, der Palpen und Beine schließe ich, daß
ich es mit einem Adultus zu tun habe. Maße. Länge des ganzen
Tierchens mit den Palpen 2000 x; ohne die Palpen 1875 u; des
Idiosoma 1750 u; des Propodosoma oder der Crista 240 u; des Hys-
terosoma 1510 u; seine größte Breite 1116 u. Länge des 1. Beines
1380 u, des 4. 1145 u. Gestalt (Fig. 23) für ein Trombidium dick,
breit, hoch, nicht flach, obwohl dies die Folge sein kann vor jahre-
langen Liegenbleiben im angesäuerten Spiritus, hinten gerundet,
an den Seiten sehr seicht eingebuchtet. Beine verhältnismäßig
"kurz. Farbe karminrot mit gelbem Untergrund, Beine heller.
Rückenseite. Propodosoma (Fig. 25) halbkreisförmig,
aber zum größten Teil”so vom überhängenden Vorderrande des
Hysterosoma bedeckt (Fig. 23), daß es nötig war, das Tier zu sezie-
ren, um einen ganzen Blick des Propodosoma oder der Crista zu
bekommen. Die Behaarung ist ziemlich spärlich zu nennen; die
Haare sind nicht lang, dünn, selbst wieder behaart, symmetrisch
angeordnet wie folgt: jederseits der Crista eine geschlossene Reihe
von je 10 ausstrahlenden Haaren, eine Strecke davon entfernt je-
Notizen über Acari, 25. Reihe. 7
derseits eine Haube von zwei Längsreihen von je 6 Haaren, welche
nach hinten gerichtet sind und zueinander als ob dazu gezwungen,
weil zwischen den beiden Reihen eine Grube sei. Jederseits des
vorderen Endes der Crista zwei bis drei schiefen Reihen von je
vier bis acht Haaren, alle ausstrahlend, als ob dazu gezwungen
durch eine zwischen ihnen liegende Erhöhung, oder Buckel. Die
Crista ohne T-förmiges Vorderende. Areola fast in der Mitte
der Crista, fast rautenförmig, mit einem medianen kurzen Kiele
und breiten Rändern, sodaß der Raum für die beiden Pseudostig-
mata sehr eingeengt ist. Vor und hinter der Areola schwillt die
Crista ein wenig an, bevor die Spitze erreicht ist. Die Pseudo-
stigmata klein, gerade nach oben blickend. Die Stigmalhaare
ziemlich kurz, nach vorn und außen gerichtet. Denkt man sie
nach vorn gerichtet, so überragen sie die vordere Cristaspitze,
nach hinten dagegen kaum das hintere Cristaende. Die Augen
sind sonderbare Gebilde, wie ich sie noch nie bei Trombidien
antraf. Eigentliche Corneae gibt es nicht, wohl dunkle Chitini-
sationen; sie machen den Eindruck als seien die Corneae verhornt,
als sei das Tier blind. Quer über den ‚‚Stiel” sieht man weiter
ein schmales chitinöses Band, das den ‚Stiel” teilt; auch dieses
Band ist etwas neues in der Trombidiumwelt! In alter teleolo-
gischer Richtung denkend, fragt man sich unwillkürlich: wozu ?
Mit schmaler Basis angeheftet nehmen die Augen regelmäßig an
Dicke zu, sind in der Mitte am breitsten, nehmen dann wieder ab,
bis fast an das spitze Ende, so daß sie kurz-spulförmig, fast rauten-
förmig erscheinen. Hysterosoma dicht behaart von dicken,
37 u langen, sparrig behaarten Borsten (Fig. 26), welche am Vor-
derrande allmählich dünner und länger werden (Fig. 27) und in
die Propodosomahaare (Fig. 25) übergehen. Die Borsten stehen
auf kurzen zylindrischen Sockeln.
"Bauchseite (Fig. 24). Die Behaarung ist in der Mitte die-
selbe wie die des Propodosoma, nach den Seiten zu verdicken sich
die Haare, um am Rande wieder so dick zu sein, wie sie auf der
Rückenseite sind (Fig. 26). — Geschlechtsöffnung nicht so
groß als erwartet werden konnte, doch zu groß für eine Nymphe.
Uroporus nicht sehr klein, zweimal seine Länge vom Hinter-
rande entfernt.
Gnathosoma. Die Gestalt der Mandibeln ist die normale.
Der Digitus fixus ist distal gerundet (Fig. 29); der Digitus mobilis,
so weit ich entdecken konnte, ohne Zähnchen. Undeutlich war
die Sehne des Adduktors digiti mobili zu sehen (oben in der Figur),
deutlicher die Sehne des Abduktors, welche selbst über eine knotige
Chitinisation als über einen kleinen Flachenzug verläuft (unten
in der Figur). Hinten sehen wir noch den Levator mandibuli
(m. 1. md.). — Hinten und teilweise zwischen den Mandibeln be-
finden sich die Stigmata und Peritremata (Fig. 25, 29, 32),
welche einer Besprechung wert sind. Bei kleiner Vergrößerung
zeigen sich die Stigmata als elliptische, hinten offene Ringe (Fig.
6. Heft
8 Dr. A. ©. Oudemans:
95), bei stärkerer Vergrößerung und von der Seite gewahrt man
vor dem Stigma eine Spitze (Fig. 29 und 30); die inneren Chiti-
nisationen der Peritremata sind nicht deutlich (Fig. 29). Von
oben gesehen (Fig. 32) sehen wir, daß die Chitinisationen schwach
sind, aber sehr lehrsam: ‚‚Die Kämmerchen” sind nicht geschlossen,
man sieht nur eine sehr geschlängelte Linie, man begreift nun,
wie die bei anderen Trombidien so verwickelten Kämmerchen
entstanden sind! In
Fig. 29 habe ich auch
die zwei nach unten
sich fortsetzenden Tra-
cheenstämme gezeich- -
net. Eine wirkliche
Atemöffnung sah ich
nicht: auf mich machte
es den Eindruck als
warendie Stigmata und
die Peritremata von
einer Membran ge-
schlossen. Eine weitere
Eigentümlichkeit ist,
‚daß die beiden Peri-
tremata inihrerganzen
Längeals wieaufeinem
längsgefalteten Luft-
sacke lagen (Fig. 30). —
AuchdieMaxillaezei-
gen etwas besonderes.
Wie bei allen Trom-
bidium-Arten sind sie
zusammen gewachsen
und bilden sozusagen
einen Schlitten (Fig.
30), worin die Mandi-
beln, die Stigmen und die Peritremata geborgen sind. Der
proximale dorsale Rand dieses Schlittens ist wulstig chitini-
siert, was in Fig. 25 wiedergegeben ist. Ventral zeigen sie
keine Einbuchtung, stimmen darin überein mit der vorigen Art
(Fig. 20), weichen aber ab von Trombidium Pygiacum. (Fig. 8).
Trochanter und Femur sind deutlich von einander abgegrenzt,
nämlich durch einen Chitinstreifen (Fig. 30 und 31) nicht durch
ein Gelenk. Das Femur ist auffallend hoch, das Genu ebenfalls;
die Tibia hat eine ziemlich schwache Kralle, an ihrer Außenseite
eine starke glatte Borste (Fig. 31), an ihrer Innenseite dagegen
8 dergleichen (Fig. 30, mittelst + + angedeutet). Das Genu zeigt
ventral ebenfalls eine solche: Der Tarsus reicht an der Krallen-
spitze vorbei, ist plump, nicht bestimmt keulenförmig, mehr
zylindrisch zu nennen. Alle übrigen Haare sind behaart.
Notizen über Acari, 25. Reihe. 9
Beine kurz, speziell II, III und IV. Von oben gesehen (Fig.
23) sind I auffallend dick, ihre Glieder nehmen an Dicke distad
zu, das Endglied ist auch das höchste (Fig. 33), seine Sohle ist-sehr
dicht von kurzen feinen behaarten Härchen besetzt. Tibia IV und
Tarsus IV sind gleichlang. Alle Haare der Beine sind dünn und
selbst wieder behaart.
Habitat. Im Garten, vermutlich zwischen Gras, wo sie auf
Beute lauern.
Batnta- ;Celle,i.:H.
Tempus. Mai.
Repertor. Herr Dr. C. E. Klugkist.
Bemerkungen. Wegen der sonderbaren Augen, die fremd-
artigen Peritremata, der abweichenden Stelle der Areola in der
-Crista, des Besitzes von glatten Borsten (Spinae!) an der Palp-
tibia, wird diese Art wohl einmal Typus einer neuen Gattung
werden. —
Camisia palliatus Koch 1839.
(Fig. 35—38.)
Ich hatte Gelegenheit einige Larvae und Protonymphae zu
untersuchen. Da davon bis jetzt keine Beschreibungen und Ab-
bildungen vorlagen, publizierte ich diese in der Tijdschrift
voor Vergelijkende Geneeskunde, v. 1, p. 173—182, weil
siein den Krusten von Acarus-caprae-Krätze bei Ovis aries gefunden
waren.
Ohne meine Abbildungen hier zu reproduzieren, will ich doch
die Beschreibungen wiecergeben, da obengenannte Zeitschrift
zu den wenig zugänglichen gerechnet werden kann.
Larva. Ich konnte nur ein einziges Exemplar und eine Haut
untersuchen; beide waren durch absichtlichen Druck des Deck-
gläschens stark beschädigt. Das einzige Exemplar war dabei
schon tot, bevor es präpariert wurde, was bewiesen wird durch
zwei Arten von Basidio-Hyphen, welche es durchziehen, wäh-
rend in den Tarsen Basidio-Sporen angehäuft sind. Das Häutchen,
wovon die Rede war, enthielt eine Protonymphe, welche durch
absichtlichen Druck des Deckgläschens aus dem Häutchen, welches
quer entzwei borste, zum Vorschein trat.
Maße. Länge 350 u; größte Breite ungefähr 165 u. Länge
des Propodosoma 130 u; Länge der Beine einschließlich die Coxae
und Krallen 190 resp. 155 und 165 x.
Gestalt. Im allgemeinen länglich eiförmig, mit der Spitze
nach vorn; hinten abgestutzt und selbst ein wenig konkav; zwischen
den Beinen I etwas eingeschnürt, daher mehr oder weniger fla-
schentörmig, wobei man im Auge behalte, daß das einzige Exem-
plar stark mutiliert ist, diese Beschreibung also „rekonstruiert’’
ist, die Gestalt des Idiosoma also vermutlich nicht ganz richtig
wiedergegeben ist. Beine dick und stark; der sichtbare Teil der-
selben kürzer als die größte Breite des Idiosoma.
6: Heit
10 Dr. A. C. Oudemans:
Farbe. Beine und Propodosomaschild sind braunocker-
farbig (Faber 44) oder hellisabelfarbig (Saccardo 8); übrigens
farblos.
Rückenseite. Propodosoma gänzlich von einem Schilde
bedeckt, welches viel härter ist als die Haut des Hysterosoma.
Der mediane Teil dieses Schildes ist stärker chitinisiert als die Sei-
tenteile und von leistenförmigen Erhabenheiten von den letzten
geschieden. Die Leisten, welche sich von den Lamellarhaaren
nach den Interlamellarhaaren erstrecken, kann man also füglich
echte Lamellen nennen, und die Leiste zwischen den beiden La-
mellarhaaren eine Translamella. Hysterosoma lederartig, d. h.
sein Chitinüberzug ist dick, zäh, biegsam, voll Falten. Die Skulp-
tur des Propodosoma ist in den lateralen Teilen und ganz vorn
glatt. Die hintere Partie des medianen Teils ist ziemlich grob
porös; ein zentraler Flecken zeigt zehn seichte Grübchen, in drei
Querlinien von je 3, 4 und 3. Das Hysterosoma ist lederartig,
stark quergefaltet, voll deutlichen, seichten, meist liegend-ellip-
tischen Grübchen. Behaarung. Rostralhaare kurz, gebogen,
dick, äußerst fein behaart, ein wenig hinter dem Vorderrande auf
dem Rücken eingepilanzt! Lamellarhaare mehr als dreimal län-
ger, übrigens ebenso gebaut. Interlamellarhaare etwas kürzer,
sehr fein, glatt, schlaff. Zur Seite der größten Breite von dem, was
man die Nackenplatte nennen konnte, befindet sich ein Härchen,
das wir bald behandeln werden, wenn von den Pseudostigmata
die Rede sein wird. Am Hysterosoma zwei gebrochene Querrei-
hen von je 6 Haaren und eine von 4; alle diese Haare sind gleich
lang, nicht länger als die Entfernung zweier Reihen, glatt und
schlaff. Dann folgen noch drei Paare; das vorderste ist submargi-
nal, dicker, steifer und steht auf Warzen; das zweite dicht beim
Hinterrande, viel kürzer, sehr dünn und schlaff. In den Ecken
des abgestutzten Hinterrandes das letzte Paar, ebenso auf Warzen,
so lang wie die meisten Rückenhaare, dick, steif, beim einzig
untersuchten Individuum gerade (normal wahrscheinlich nach
innen gebogen), selbst äußerst fein behaart. An bekannter Stelle,
ganz hinten, die sehr deutlichen, von dicken Chitinrändern um-
gebenen Poren der Ol-(Stink-)drüsen. Pseudostigmata schein-
bar nicht vorhanden, in Wirklichkeit aber schon rudimentär vor-
handen: Seitlich nämlich der größten Breite von dem, was man die
Nackenplatte nennen konnte, befindet sich ein Härchen „oder
winzige Borste, gerade an der Stelle, wo man das Pseudo-
stigma und das Stigmalhaar erwartete.
Bauchseite. Eigentliche Schilder gibt es nicht; wohl
biegt sich das dorsale Propodosoma-Schild ventral um, faßt also
das Gnathosoma ein, und ist der Raum zwischen dieses und die
Coxae I nicht fein gerunzelt, jedoch glatt, ist also ‚Bauchschild’’,
wenn man es als solches ansehen will. Die Skulptur ist weiter
wie folgt: zwischen den Coxae ist die Haut fein längsgerunzelt,
hinter den Coxae allmählich übergehend in einen mehr lederar-
Notizen über Acari, 25. Reihe. ll
tigen, mehr oder weniger längsgefalteten, mit runden oder ei-
förmigen Grübchen versehenen Teil. Die Analklappen sind glatt.
Behaarung. Jede Analklappe hat in der Mitte der Hinterhälfte
eine dicke, einseitig feinbehaarte Borste, welche seitwärts gerich-
tet ist. Anus groß, mit geräumigem, glatten längsgefalteten
Hof”, welcher vorn von einer brillenförmigen Figur abgeschlos-
sen wird.
Gnathosoma. Ein Epistom sah ich nicht. Das Labrum
ist ziemlich kurz, hoch-gleichschenkelig-dreieckig, distal abge-
rundet, mit etwas welligen Seiten. Von der Epipharynx konnte
ich die Stily nicht bemerken, wohl aber die Paralabra, welche
aus einer länglichen, distal runden Platte und zwei externen
feinen Schleifen besteht. Die Mandibula haben die gewöhn-
liche Gestalt, sind kurz, dick, mit kurzer dicker Schere, wovon
der Digitus fixus oder die Tibia drei Zähne trägt, während der
Digitus mobilis oder der Tarsus ebensoviel zählt. Genuale Haare
oder Sinnesorgane sah ich nicht, obwohl sie bei frischem Materiale
gewiß gefunden werden würden. Maxillae. Die Coxae tragen
je zwei kurze Borsten, eine auf dem proxinalen Teile (Procoxa ?),
die andere auf dem distalen Blatte, welches vor dieser Borste
eine scharfe Kerbe hat und distal in einem scharfen und vier
stumpfen Zähnen endet. Der Trochanter kurz; das Femur dick,
extern mit Börstchen; das Genu kurz; die Tibia kurz, mit ex-
ternem Börstchen; der Tarsus mit dorsalem Buckelchen, wo-
rauf ein Dörnchen, davor ein Riechhaar, und am distalen
Teile mit 5 kurzen, dicken Tastbörstchen. Hypopharynx drei-
eckig, in zwei feine, spitze kleine Schleifen endend.
Beine. Gestalt und Farbe sind schon oben beschrieben. Die
Coxae sind aneinander gereiht, vollkommen glatt, fein porös
getüpfelt; die Coxae I sind die größten. Die Trochanteres alle
kurz; die Femora als das längste aller freien Glieder, dorsal mit 1,
resp. 3 und 0 Börstchen. Die Genua und Tibiae alle mit zwei
dicht nebeneinander stehenden PBörstchen, verschieden dick;
das dickere wahrscheinlich eine Tast-, das feinere eine Riech-
borte. Die Tarsi I und II gleich bewaffnet, mit zwei Börstchen,
zwei längere Tasthärchen und 3 bis 4 Riechbörstchen. Tarsi III
mit 8 Tastbörstchen von verschiedener Länge. Alle freie Bein-
glieder sind mehr oder weniger uneben, holperig, obwohl weiter
ohne Skulptur. Alle Tarsi mit kräftiger, gebogener Kralle.
Urstigma. Zwischen den distalen Enden der Coxae I und
II befindet sich ein Urstigma; es ist vollkommen rund. Genauer
betrachtet enthält es zwei stark lichtbrechende Organe, welche
ziemlich Öl- oder Fettkugeln ähneln, und wovon eine klein und
rund, die andere größer und elliptisch ist. Durch seitlichen Druck,
auf diesem Urstigma ausgeübt, treibt man ein kurz-kolbenför-
miges Organ daraus. Das Urstigma selbst ist also offenbar eine
runde ziemlich tiefe Grube,‘ aus deren Boden dieses Organ sich
aufrichtet. Das Organ ist nur wenig länger als die Grube tief,
6. Heit
12 Dr. A. ©. Oudemans:
sodaß dessen kugelförmiges Köpfchen kaum über den Gruben-
rand hinausragt. Aber das Merkwürdigste ist, daß dieses Organ
alle Eigenschaften besitzt, welche von einem nor-
malen einfachen Auge, einem Ocellum gefördert werden;
eine stark lichtbrechende Cornea und ein ebenfalls stark licht-
brechender Kristallkörper!
Protonympha. Das Material, welches für untenstehende
Beschreibung benutzt wurde, war glücklicherweise größer als das
der Larva; ich bin nämlich im Besitze von 6 Individuen; eins ist
schon oben erwähnt, es ist aus einer Larva hinausgepresst; zwei
andere sind verstümmelt, es fehlten ein oder mehr Beine daran;
die drei anderen sind ziemlich ganz; aber allesechs hatten schreck-
lich gelitten unter dem absichtlichen Druck des Deckgläschens.
Maße. Länge 425 u, größte Breite ungefähr 215 u. Länge
des Propodosoma 170 u. Länge der Beine, mit Coxae und Krallen,
275, resp. 225, 250 und 275 u.
Gastalt. Propodosoma fast dreieckig, Hysterosoma läng-
lich viereckig, mit abgerundeten Ecken. Beine dick und stark;
der sichtbare Teil deren kürzer als die Breite des Hysterosoma.
Farbe. Beine und Rückenschild dunkler als bei der Larva,
hell umber (Faber 51, Saccardo 9); Coxae sehr hell umber; übri-
gens ist der Leib farblos.
Rückenseite. Wie bei der Larva (cf. S. 10). Die Skulp-
tur des Hysterosoma ist aber von der der Larva verschieden ;
in der vorderen Hälfte ist der Rücken voll runden Erhaben-
heiten, also granuliert, was auch deutlich am Rande zu sehen ist;
in der Hinterhälfte mehr flach, aber mit zahlreichen runden
Grübchen versehen, welche kleiner sind als bei der Larva. Be-
haarung. Rostral-, Lamellar- und Interlamellarhaare wie bei der
Larva. Das Härchen zur Seite des letzteren ist hier auch anwe-
send. Auf dem Hysterosoma erst eine Querreihe von 6 Borsten,
steifer als bei der Larva; dahinter drei Paare submedianen und
drei Paare submarginalen Borsten, welche nicht mit den subme-
dianen Querreihen bilden, und auf Warzen eingepflanzt sind, üb-
rigens dieselbe Gestalt haben. Dicht beim Hinterrande zwei weit
von einander entfernte Borsten und am Hinterrande selbst noch
vier Borsten. Die letzten sechs Borsten sind dicker als die schon
genannten, nach innen und nach unten umgebogen, sind selbst
wieder von äußerst feinen Härchen versehen und stehen auf
Warzen. Die deutlichen, von einem dicken Ringlein umgebenen
Poren der Öl-(Stink-)drüsen befinden sich an gewöhnlicher Stelle.
Die rudimentären Pseudostigmata mit ihren Stigmalhärchen
stehen ebenfalls an ihrem gewöhnlichen Platze.
Bauchseite. Den Teil hinter dem Gnathosoma konnte man
ein Jagularschild nennen: es ist hart und glatt. Zur Seite des
Gnathosoma biegt sich das Propodosoma-Schild ventral um und
verwächst mit dem Jugularschilde. . Die Skulptur ist weiter
wie folgt: zwischen den vier Coxenpaaren ist die Haut längsge-
Notizen über Acari, 25. Reihe. 13
runzelt; die Runzeln weichen vor der Genitalöffnung auseinander
und gehen hinter den Coxae allmählich in einen mehr lederarti-
gen, mehr oder weniger längsgefalteten, mit runden oder ellip-
tischen Grübchen versehenen Teil über. Die Genital- und Anal-
klappen sind glatt. Behaarung. Jede Genitalklappe hat ein
einziges Härchen oder Börstchen; jede Analklappe hat deren
zwei; alle sechs sind glatt. Beim Hinterrande befinden sich noch
vier Borsten, zwei externe glatte und zwei interne fein behaarte;
alle vier stehen auf Warzen und sind nach innen und dorsad ge-
bogen. Genitalöffnung wie gewöhnlich schon angedeutet,
aber geschlossen und sehr klein, zwischen den Hinterseiten der
Coxae IV. Bei tieferer Einstellung des Mikroskops sieht man
nur ein Paar Saugnäpfe. Analöffnung’ groß, mit geräumigen,
glatten längsgefalteten Hofe.
Gnathosoma. Das Epistoma konnte ich nicht finden —
wenn es überhaupt existiert. Das Labrum ist nicht so spitz
wie bei der Larva, es ist mehr breit elliptisch zu nennen. Von
der Epipharynx waren die falzbeinförmigen Styli bei dem aus
der Larvenhaut gepreßten Individuum sehr gut wahrnehmbar;
sie liegen dorsal von den Paralabra und sind wahrscheinlich wohl
lateral davon an ihnen befestigt, aber das konnte ich nicht kon-
statieren. Die Paralabra sind den der Larva ähnlich. . Die Man-
dibula sind wie bei der Larva, aber natürlich größer, und ich
konnte hier deutlich das Genualorgan sehen in der Gestalt einer
hinter dem Digitus fixus eingepfilanzten Borste. Die Maxillae
wie bei der Larva; aber ich konnte hier an den Kauladen sehr
deutlich die Kämme von sehr feinen Geschmackhärchen wahr-
nehmen. Hypopharnynx wie bei der Larva.
Beine. Gestalt und Farbe sind schon oben beschrieben.
Die Coxae sind aneinander gereiht, vollkommen glatt, fein porös
getüpfelt; die Coxae I ist die größte. Die Trochanteres sind
kurz; die Trochanteres I sind die kürzeste; die des IV. Beines
die längste und dickste. Die Femora sind an allen Beinen das
längste der freien Glieder. Die Genua sind beinahe viereckig
zu nennen; die Tibiae kürzer und schmäler; die Tarsi wieder
schlank, konisch, alle mit kräftiger, gebogener Kralle. — Coxa
I mit drei feinen Härchen am Hinterrande; Coxa Il mit einem
feinen Härchen in der proximalen Hinterecke; Coxa III ebenso
und ein Härchen bei der Mitte des Vorderrandes; Coxa IV mit
nur einem Härchen bei der Mitte des Hinterrandes. Trochanteres
ohne Härchen. Femur I mit einer dorsalen nach außen geboge-
nen Borste, und zwei laterale nach vorn gerichtete Borsten;
Femur II mit einer dorsalen nach außen gerichteten Borste und
einer externen; Femur III mit nur einer externen; Femur IV
kahl. Genua und Tibiae I und II mit zwei dorsalen, ungleichen
und zwei lateralen Borsten; III mit nur einer externen; IV
kahl. Tarsi wie bei der Larva. Alle freie Beinglieder sind noch
holperiger als bei der Larva, übrigens glatt.
6. Heft
14 Dr. A. ©, Oudemans:
Die Deutonympha ist mir unbekannt; gewiß steht sie in allen
Eigenschaften zwischen der Proto- und der Tritonympha.
Tritonympha. (Fig. 35—-38). Maße. Länge des Idiosoma
810 u, des Propodosoma 225 u, des Hysterosoma 585 u. Größte
Breite des Propodosoma 320, u des Hysterosoma 460 u. Länge
der Beine ohne Coxa, aber mit Kralle 370 resp. 330, 330 und
390 u. Gestalt mehr oder weniger eiförmig, mit der Spitze nach
vorn; wohl ist das Hysterosoma weniger hoch als breit, ist selbst
platt zu nennen, aber die lederartige Beschaffenheit der Haut und
die Rundung der Hinterleibsränder ist doch Ursache, daß man
das Tier dick und fett oder aufgeblasen nennen will. Beine dick.
Farbe. Im allgemeinen ockerfarben, bei jüngeren Individuen
heller als bei älteren. Die Beine viel dunkler, bis kastanienbraun,
wie auch‘ das Propodosomaschild.
Rückenseite. (Fig. 35). Vorderrand rund; jederseits, vor
den Trochanteres I, ein viereckig hervorspringender Teil mit här-
teren dunkleren Rändern: die Rudimente der Tectopedia I. Das
Schild oder die Nackenplatte mit dunklen Rändern, nämlich:
vorn eine deutliche Translamella, seitlich die beiden Lamellae,
von den Lamellarhaaren nach den Pseudostigmata verlaufend,
und sich hinter diesen noch ein wenig fortsetzend, nach innen
gerichtet. Das Hysterosoma zeigt eine Anzahl obwohl sehr undeut-
liche Querfalten. Die Grenze zwischen den beiden Abteilungen
ist scharf, auch durch die dunklere Farbe des Hysterosoma-Vor-
derrandes fällt sie auf. Die Skulptur ist überall granulös; die
Körner sind am deutlichsten indem medianen Längsfelde; schwach
hinter der Nackenplatte. Die Pseudostigmata sind bei der
Tritonympha endlich doch zu verspüren als eine sehr kleine
Grube jederseits der Interlamellarhaare (Fig. 37). Die Stigmal-
haare (man lese was ich darüber sagte bei der Larva und der Pro-
tonympha) sind als solche schon kennbar: sie entspringen aus
dem Boden des Pseudostigma, richten sich erst nach außen, um
dann plötzlich nach vorn umzubiegen. Behaarung. Merk-
würdig ist die Stellung der Rostralhaare am Vorderrande! Man
vergleiche sie mit denen der Larva und der Protonympha. Sie sind
kurz, dick, glatt, ein wenig einwärts gebogen. Lamellarhaare an
den Spitzen der Lamellae, lang, dick, rauh. Interlamellarhaare
noch etwas länger, borstenförmig, glatt (Fig. 37). Stigmalhaare
schon erwähnt. Exostigmalhaare sehr klein, borstenförmig (Fig.
37). Auf dem Hysterosoma ganz vorn eine Querreihe von sechs,
dann eine submediane Reihe von drei Paaren; jederseits drei sub-
marginale. Die neun Paare sind glatte und etwas dicke Borsten.
Am Hinterrande noch zwei submarginale und acht marginale,
welche einseitig fein behaart sind, und gebogen oder gekrümmt
sind. Bei der hintersten glatten submarginalen Borste gewahrt
man die Poren der Öl- oder Stinkdrüsen.
Bauchseite. (Fig. 36). Das Gnathosoma ist gänzlich in
das Propodosoma versunken. Der dorsale Propodosomarand
Notizen über Acari. 25. Reıhe. 15
biegt sich ventral um, faßt das Gnathosoma ein, und verwächst
mit einem wahren Jugularschilde Die Coxalplatten sind nicht
aneinandergeschlossen, lassen schmale Binden körniger Haut
zwischen sich. Die Skulptur der Haut zwischen den Coxae ist
fein längsgestreift, gerade vor der Genitalöffnung quergestreift,
übrigens gekörnt und zwar sehr fein im Analhofe, sehr grob am
Hinterrande und zwischen den Coxalplatten, übrigens fein.
Behaarung. Coxae I jemit zwei Härchen, Coxae II je mit einem;
Coxae III je mit vier; Coxae IV je mit drei. Jede Genitalklappe
mit einer Längsreihe von sieben strahlenden feinen Haaren. Jede
Analklappe mit zwei Härchen hintereinander. Jederseits der
Genitalöffnung noch zwei Härchen; jederseits des Anus noch
drei. Im grobkörnigen Hinterrandsfelde noch zwei glatte Borsten-
paare. Bei tiefer Einstellung des Mikroskops sieht man die drei
Paare Genitalsaugnäpfe (Fig. 38).
Gnathosoma, nicht
näher untersucht, aber
wohl wie bei der Proto-
nympha (siehe auch meine
genauen Abbildungen in
der obengenannten hol-
ländischen Zeitschrift).
Beine. Sofort fällt die
warzige Beschaffenheit
der Beine auf. Jedes Här-
chen, jede krumme Borste
steht auf einer Warze.
Außerdem alle Femora
und die Trochanteres III
und IV dorsal areolär
skulptiert. Beine I und
II sind gleich dick, dicker
alsIIIundIV. JedeKralle
wird von vier Tasthär-
chen begleitet.
Bemerkungen. Ich habe obenstehende Beschreibungen
der Larva und der Protonympha nicht ohne Absicht hier wieder-
holt. Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein,
daß ich so viel Nachdruck legte auf die Beschreibung des Pseudo-
stigmata und sein Organ. Hier sehen wir sozusagen die Onto-
genie dieser Organe. Anfänglich ein ganz gewöhnliches Härchen,
ändert es sich allmählich in das Stigmalorgan, das, es ist wahr,
hier von ziemlich gewöhnlicher Gestalt bleibt, bei anderen Arten
und Genera dagegen solche bizarre Formen annehmen kann.
Und das über- und überall vorkommende chitinöse Ringlein,
das alle Haargebilde an der Basis begleitet, sehen wir allmählich
sich umwandeln in eine Vertiefung, eine Grube, ein Becher, oft
mit aufstehenden Rändern und geschlängeltem Verlaufe nach
6. Heft
16 Dr. A. C. Oudemans;
innen, in das wunderbare Pseudostigma. Daß dieser Name gut
gewählt ist, wissen wir jetzt: mit Atmung hat es gar nichts zu tun.
Aber auch ontogenetisch ist jetzt wohl festgestellt, daß es ein
Hautgebilde ist, den Haaren analog, also ein Sinnesorgan! Aber
welches ? Dieses mit solcher Bestimmtheit ein Gehörorgan zu
nennen, wie es Dahl tut (vergl. Physiol. Morph. Spin. 1913,
p. 25), finde ich mindestens ‚etwas gewagt“. Daß Spinnen hören
können und selbst ‚‚musikalisch gebildet“ sind, das wissen wir;
in solchem Falle suchen wir nach dem Gehörorgan, resp. Organen,
und wir finden äußerst feine Haare, welche in ein Becherchen
eingepflanzt sind; wir sehen sie unter dem Mikroskop beim Her-
vorbringen von Lauten zittern; wir haben jetzt einen Halt — — —
allerdings einen noch problematischen Halt, aber doch einen Halt
— — — für unsere Meinung die Gehörorgane gefunden zu
haben! — Wenn wir nun bei anderen Tieren — bleiben wir nur
bei Arthropoden — solche Gebilde finden — z. B. beim Floh
die sogenannte Sinnesplatte mit 12 bis 40 solcher Haare! — dann
sind wir zu gerne bereit auch darin Gehörorgane zu sehen! Das
ist ja eine gefährliche Deduktion. Was müssen die Flöhe denn
hören? Das Huschen ihrer Artgenossen durch die Haare oder
Federn ihrer Wirte? Oder die gegenseitigen Liebeserklärungen ? —
Und bei den Acari? Ja es gibt — z. B. bei Trombidium-Arten,
wo die Sinnesorgane den ‚„Hörhaaren‘ der Spinnen täuschend
ähnlich sind, aber in den meisten Fällen sind die Stigmalhaare
so verändert, umgebildet, bis zur Unkenntlichkeit, daß die Mei-
nung, sie seien trotzdem Hörhaare, mir mindestens — — — ge-
wagt vorkommt. Mit ebenviel Recht und Aussicht auf Zustim-
mung konnte ich den Satz verteidigen, es seien Gleichgewichts-
oder Orientierungs-Organe.
Das Urstigma. Bei allen Larvae von Tyroglyphinae
befindet sich an der Bauchseite zwischen den proximalen Enden
der Coxae I und II ein paar kurze Stäbchen, oder Kolben, welche
frei nach unten hängen und nach allen Richtungen beweglich
sind. Sie sind zuerst von Claparede (1868, in Zeitschr. wiss.
Zool. v. 18, p. 493) entdeckt, später auch von Robin (1873) und
M6gnin beschrieben, doch zuerst von letzterem (in Journ. Anat.
Physiol., 1874, p. 237) als respiratorisch erklärt: ‚‚c’est un tube
qui donne issue ä des gaz“. — Henking nannte sie, 1882, wahr-
scheinlich von M&gnin beinflußt: ‚Urstigma““.
Hier und dort findet man in der Literatur Vermutungen über
Verwandtschaft zwischen Tyroglyphinae und Oribatidae
ausgesprochen, vornehmlich basierend auf der Ähnlichkeit ihrer
Larvae. Die Vermutungen bekamen mehr Sicherheit, als ich,
1906 (in Ent. Ber. v. 2 n. 30. p. 97) publizierte, dieselbe ‚‚Urstig-
men‘ an den Larven von Oribata geniculata (L), O. clavipdes
(Herm.) und O. aurita (C. L. Koch) gefunden zu haben und
darin (l. c. p. 98) eine Bestätigung dieser Vermutungen zu sehen
meinte. —
Notizen über Acari, 25. Reihe. 367%
Es gibt jedoch noch mehr! In 1906 wies ich (in Ent. Ber.
v. 2 n. 29. p. 81) schon auf die, obwohl ferne Verwandtschaft
zwischen Prostigmata (Baellidae sensu lato + Trombidiidae sensu
lato) einerseits und Oribatidae + Tyroglyphinae andererseits hin,
nicht nur durch den Besitz von Urstigmen zwischen den Coxae I und
II, sondern auch durch die Anwesenheit von Pseudostigmata. Spä-
ter, 1910 (in Bull. Ent. Research, v. 1, p. 116) gab ich nochmals
einige Betrachtungen darüber zum Besten.
Wie groß war meine Verwunderung als ich im Februar 1915
Tyroglyphinae, von Herrn Dr. Konrad Guenther lebend in der
verdauenden Nepenthes-Flüssigkeit in Zeylon gefunden, unter-
suchte und dabei bei einer Larve zwischen den distalen Enden
der Coxae I und II dieselben Urstigmen fand, als bei den Larvae
der Trombidiidae sensu lato! Es befindet sich nämlich dort ein
ziemlich großer Chitinreif, worüber eine Membran gespannt ist.
Und siehe da, da finde ich bei den Camisia-Larven dasselbe Ur-
stigma auf demselben Platze! Sofort suchte ich in meiner Samm-
lung nach Präparaten von Oribatidenlarven, und wahrhaftig
finde ich bei den Larvae von Ameronothrus bilineatus Mich. und
Murcia trimaculata Koch dieselben Urstigmen!
Ich glaube jetzt genug gesagt zu haben, sodaß man an eine
Verwandtschaft der Prostigmata, Cryptostigmata und Astigmata
nicht mehr zweifeln kann.
Noch mehr. Jene sonderbaren Klöppel-ähnlichen Gebilde,
welche bei den Larvae von Tyroglyphinae gefunden werden, und
als „Urstigmen‘“ angedeutet werden, machen den Eindruck, als
wären sie metamorphosierte Haare. Nun finden wir bei den Deuto-
nymphae hypopiales derselben Gruppe, genau an derselben Stelle
bisweilen klöptelförmige Gebilde, welche von einem starken Chi-
tinring umgeben sind (Tyroglyphus mycophagus Megnin), bei
anderen genau an derselben Stelle gewöhnliche Haare (T'yrogly-
phus novus Oudms.) bei wieder anderen (die Mehrzahl) soge-
nannte Saugnäpfe. Nun, deduzierend: Haare = Klöpfel =
Saugnäpfe = klöpfelförmige Urstigmen = Urstigmen als Reif
mit Membran.
Und was sahen wir hier oben? Wenn man das Urstigma
der Camisia-Larve von der Seite preßt, springt daraus eine dicke
Birne, welche auf dem Boden einer Grube befestigt war, und in
dieser Gestalt wie zwei Tropfen ein Stigmalorgan in seinem Pseu-
dostigma ähnelt. Also auch hier: dieser Urstigma ist ein umge-
formtes Haar. Auch bei der Larva von Murcia trimaculaia Koch
ist das Urstigma eine ovale Grube, auf dessen Boden ein Kolben-
oder Birnen-förmiges Organ (Haar) mit etwas kompressem
‚„Kopfe” hervorragt.
Summa Summarum. Wir wollen den Namen ‚,Urstigmen‘
für alle diese ventralen Gebilde behalten, und ‚Pseudostigmen“
für alle solche dorsalen Gebilde, aber „Stigmen‘“ sind es nicht,
sondern Sinnesorgane.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 6. 2 6. Heit
18 Dr. A. C. Oudemans:
Wie der hervorragende F. C. Donders, mein Lehrer an der
Universität in Utrecht, sagte: „bei Beantwortung einer Frage
werfen sich immer zwei neue auf, das hält uns wach und wacker‘“‘.
Warum haben einige Larvae ‚„Urstigmen‘“ in der Gestalt
von Klöpfeln zwischen den proximalen Enden der Coxae, andere
in der Gestalt eines Reifens mit Membran zwischen den distalen
Enden der Coxae, wieder andere zur selben Stelle eine Grube
mit Birne?
Welcher Zusammenhang besteht zwischen den ventralen
Urstigmen und den dorsalen Pseudostigmen außer dem worauf
ich hingewiesen habe, nämlich, daß beide umgeformte Haare
sind ?
:Cymbaeremaeus eyelops Oudms. 1915.
(Fig. 39—44.)
Cymbaeremaeus cyclops Oudms. 1915 in Ent. Ber. v. 4.
1. 842.408.
Adultus,. Maße. Länge 310 u, größte Breite 167 u, Länge
des unter dem Propodosoma verborgenen Gnathosoma (Fig.44)
74 u, des Propodosoma 92 u, des Hysterosoma 218 u. Gestalt
im allgemeinen eiförmig mit der Spitze nach vorn; Propodosoma
fast gleichseitig dreieckig; Hysterosoma breit elliptisch; das ganze
Tier sehr flach. Farbe gelblichbraun, also dieselbe der europä-
ischen €. cymba Nie.
Rückenseite (Fig. 39). Der Rand des Hysterosoma ist
etwas nach oben gebogen; da der Rücken etwas gewölbt ist, so
liegt die Grenze zwischen Rücken und Rand in der Tiefe. Die
Grenze zwischen Propodosoma und Hysterosoma ist scharf.
Propodosoma vorn schön gerundet mit fast unmerklicher,
medianer Einkerbung; über die Trochanteres I und II flügel-
artig erweitert; diese Flügel tief ausgeschnitten; die dadurch ent-
standenen Tectopedia I und II scharfspitzig; die Tectopedia I
seicht S-förmig, nach vorn gerichtet; die Tectopedia II --förmig,
nach außen gerichtet. Von den drei breiten Längsfeldern ist das
mediane flach und hoch und die beiden Seitenfelder tief und aus-
gehöhlt. Der Vorderrand des Hysterosoma folgt im allge-
meinen dem elliptischen Umriß desselben, nur an den Schultern
ist er ein wenig nach außen und vorn umgebogen. Das Mittel-
feld ist, wie schon gesagt, etwas gewölbt. Die netzförmige Skulp-
tur des Rückens ist undeutlich; sie scheint größtenteils von
iner alveolären vertreten zu sein. Die Alveolen oder runden und
ovalen Gruben sind am deutlichsten im Mittelteile des Mittel-
feldes des Propodosoma, weniger deutlich im Mittelfelde des Hys-
terosoma. Die Skulptur des Randes ist verwischt. Di: Psetdo-
stigmata sind untief, offen und löffelförmig (Fig. 41). Die pseudo-
stigmatischen Organe waren von schwarzen Hautfetzen über-
zogen, sodaß es fast unmöglich war sie zu entziffern; doch glaube
ich sie mittelst Immersionssystem enträtselt zu haben. Sie be-
Notizen über Acari, 25. Reihe. 19
stehen aus einem sehr kurzen Stiele und einem kugelförmigen
Kopfe, welche in der distalen Hemisphäre warzig ist (Fig. 40).
In dieser Figur habe ich die schwarzen Hautfetzen weiß gelassen.
Woher stammen diese Fetzen? Ich glaube, daß wir hier mit der-
selben Erscheinung zu tun haben wie bei Oribata, Liacarus, Ca-
misia etc. Es sind Reste der tritonymphalen Häutung. Augen.
Im vorderen Teile des Hysterosoma befindet sich ein wahres
Auge, mit stark sich hervorwölbender Kornea. Behaarung.
Die Rostralhaare sind kurze, glatte, etwas divergierende Borsten;
wahrscheinlich sind die Lamellarhaare, die abwesend waren,
aber wovon man die zwei Basalringlein sieht, ebenfalls kurze
glatte Borsten; von Interlamellarhaaren keine Spur! Ebenfalls
von Exostigmatalhaaren keine Andeutung. Auf dem Hystero-
somarande fünf Paare von sonderbar gestalteten, nämlich reh-
geweihförmigen oder trockene teeblätterähnlichen, tief schwarz-
braunen Borsten; wovon ein paar in den Schultern, vier ganz
hinten. Auf dem Hysterosoma ebenfalls fünf Paare derselben
Art Borsten, fast alle submarginal, wovon zwei kurz hinter den
Schultern und drei mehr nach hinten. Schwer zu unterscheiden
sind noch vier Paare vollkommen durchscheinender kurzer Borsten,
wovon ein Paar hinter dem Auge, zwei Paare auf einer Querlinie
hinter dem Trochanteres IV, und ein Paar ganz hinten auf einer
Linie mit dem Genua IV. Poren etc. Auf einer Linie, welche
durch den Trochanteres IV geht, sieht man zwei längliche Ovale
oder Ellipsen, mit einem feinen Schlitze in deren Längsachse.
Dergleichen Ovale gewahrt man auch zwei jederseits im Rande
auf einer Linie mit den distalen Enden der Femora IV. Etwas
davor, nicht im Rande, sondern im Rücken befinden sich die
kleinen Öffnungen der Öldrüsen (Stink ?drüsen). Vier runde, fein
porierte Flecken fallen im hinteren Teile desRückens sofort auf;
vermutlich sind diese zu vergleichen mit den mondkraterförmigen
2* 6. Heft
20 Dr. A. C. Oudemans:
Gebilden der Eremaeus, Galumma etc. Noch sind zwei länglich
rautenförmige Figuren im hinteren Rande zu erwähnen.
Bauchseite (Fig. 44). Merkwürdig ist, daß die Grenze
der miteinander verwachsenen vier Paare Coxalplatten und
Sternum hinter der Genitalöffnung verläuft, daß diese also in
der großen — lassen wir sie nennen — Podosomatalplatte
aufgenommen ist. Die Grenzen zwischen den Coxalplatten I und
II sind jederseits von den Epimeren (4 und +-) gut angegeben.
Ebenfalls die Grenzen zwischen den Coxalplatten II und III.
Aber zwischen den Coxalplatten III und IV gibt es keine Gren-
zen, m. a. W.: die Coxalplatten III und IV sind vollständig mit
einander verwachsen. Mittels Tüpfellinien habe ich die durch
den Coxalplatten schimmernden Acetabula trochanterina und
Trochanteres angegeben. Die Skulptur ist glatt, hier und da
sind fast viereckige Areola, seichte Vertiefungen, ziemlich sym-
metrisch angelegt. Behaarung. Auf den Coxalplatten I je zwei
kurze Härchen; auf dem Sternum vier Paare Härchen; auf der
Ventralplatte des Opisthosoma fünf Paare Härchen, wovon ein
Paar hinter der Analöffnung. Poren. Jederseits der Vorderecken
der Analöffnung eine schlitzförmige Pore wie die des Rückens.
Die Genitalöffnung ungefähr in der Mitte des Abstandes zwi-
schen Gnathosoma und Hinterleibsrande, ungefähr zwischen d
Trochanteres IV, trapezoidal, länger als breit, vorn breiter als
hinten, mit gerundeten Ecken; auf jeder Klappe sechs Härchen.
— Analöffnung von der Genitalöffnung weniger entfernt
als die kleinste Breite der Genitalklappen, pentagonal mit einer
Ecke nach hinten, länger als breit, vorn schmäler als hinten,
länger als die Genitalöffnung, und von gleicher Breite; die
Klappen je mit etwa zwei Längsleisten und zwei Härchen. ı
Gnathosoma. (Fig. 44). Die miteinander verwachsenen
Maxillicoxae je mit einem Härchen; die Malae deutlich zwei-
gliedrig; das hintere Glied derselben mit einem Härchen. Von
den Maxillipalpi sind die Glieder gut sichtbar: Trochanter, Femur, \
Genu, Tibia, Tarsus; das Femur am längsten, die übrigen vier
fast gleichlang; Femur, Tibia und Tarsus je mit ein kleines Här-
chen. —
Beine. Von allen Beinen fehlten die Tibiae und Tarsi. Merk-
würdig sind folgende Einzelheiten: die Trochanteres IV sind ganz
frei, also nicht teilweise in einem Acetabulum verborgen (Fig. 44);
die Femora I bis III besitzen dorsal je eine kleine Porenplatte
(Fig. 39); die Genua sind proximal ausgeschweift (Fig. 39 und 44).
Habitat offenbar nicht immer auf dem Boden zwischen
Moos und dürrem Laub, sondern auch auf Gesträuch (siehe unten
bei Bemerkungen).
Patria. Ceylon.
Tempus. Januar 1911.
Repertor. Dr. Konrad Guenther (siehe unten bei Bemer-
kungen).
Notizen über Acari, 25. Reihe. Di
Bemerkungen. Im Archiv für Naturgeschichte v. 79,
Abt. A., Heft 10, p. 43—45. (20. März 1914) besprach ich die Mög-
lichkeit des Vorkommens eines medianen Auges bei den Oribatidae
„in dem Sinne, daß es ein lichtempfindlicher Flecken ist, oder noch
besser, daß ’&... ... auch bei anderen Oribatidae! ...... eine
Hautpartie ist, welche Licht zum Gehirne durchläßt, welches
sich gerade unter diesem Flecke befindet ? Unstreitig ist das
Gehirn ektodermalen Ursprungs, muß also wohl aus diesem Grunde
allein etwas lichtempfindlich sein. “
Wer beschreibt mein Staunen und meine Freude, als ich die
oben beschriebene Oribatide fand mit einem gut entwickelten
medianen Auge, gerade auf dem angedeuteten Platze!
Dr. Konrad Guenther sammelte in 1911 alles Material aus
verschiedenen Nepenthes-Becher, suchte daraus alle möglichen
Insekten und Myriopoden, und sandte mir den Überschuß, worin
nach seiner Meinung sich nur Anoetus guentheri Oudms. in zahl-
reichen Individuen befanden. Bei sorgfältiger Durchmusterung
des Detritus fand ich jedoch noch zwölt andere Arten von
Acari, welche aber offenbar alle zufällig in den Nepenthes-Becher
verirrt, verdaut und nur als Chitinmasse übrig geblieben waren. —
Von der in der Nedenthes-Flüssigkeit lebenden Anoetus guentheri er-
schien am 31. Okt. 1915 in der Zeitschr. f. wiss. Insektenbiologie
eine kurze Diagnose.. Ausführlicher werde ich die Beschreibungen
und Abbildungen, vielleicht in dieser Zeitschrift, veröffentlichen. —
Von den anderen 12 Arten von Acari ist Cymbaeremaeus
cyclops (nur 1 &!). wohl die merkwürdigste. Die Beschreibungen
der elf anderen: Cultroribula diversa, Carabodes reticulatus, €.
taprobanae, C. alveolatus, Zetorchestes saltator, Murcia indica,
M. insularis, Oribatella ceylanica, Galumna oceanica, G. colossus
und Frischia elongata folgen hier unten.
Hypoehthonius luteus Oudms. 1917.
(Hierzu keine Figur).
Hypochthonius luteus Oudms. 1917 in Ent. Ber. v.4.n.93 p. 343.
Die im Archiv für Naturgeschichte v. 1913, A Heft 10,
p. 24—25, t. 16, f. 16—19 (erschienen März 1914) unter dem Namen
Hypochthonius rufulus beschriebene und abgebildete Tritonympha
gehört zu einer bis jetzt noch nicht beschriebenen Art, welche ich
luteus nennen will.
Sie wurde in nur einem Exemplare in einem Maulwurisneste
in Valkenburg, Niederländisches Limburg, am 5. September 1912
von Herrn F. Heselhaus S. J. erbeutet.
Nachdem ich vor kurzem in der Lage war, eine Protonympha
und eine Tritonympha der Hypochthonius rufulus zu finden und
zu untersuchen, bemerkte ich meinen Irrtum und beeile mich,
diesen zu beseitigen und Michael Recht zu geben. |
Wohl habe ich ihn nicht der Ungenauigkeit beschuldigt, denn
ich sagte 1. c. „Von dieser Art sind die Nymphae noch nicht be-
6. Heft
29 Dr. A. €. Oudemans:
schrieben, noch auch abgebildet worden.‘“, was wahr ist, denn
Michael sagt von den Nymphen buchstäblich:
„Is practically similar to the adult, but is very much paler
in colour“ (British Oribatidae, v. 2, 1888, p. 536).
Hypochthonius rufulus C. L. Koch.
(Fig. 45—50).
Deutonympha (Fig. 45—47). Maße. Länge des Idiosoma
480 u; größte Breite hinter der Querteilungslinie des Hystero-
soma 274 u; Länge des Propodosoma 150 u; des Hysterosoma
330 u; dessen Vorderteil 163 „u; dessen Hinterteil 167 u; des 1.
Beines einschließlich der Kralle 214 u; des 4. Beines ebenso 230 u.
Gestalt die des Erwachsenen, im allgemeinen breit - eiförmig,
mit der Spitze nach vorn. Da der Vorderrand des Hysterosoma
konvex über das Propodo-
soma reicht, so ist dieses
scheinbar gleichschenkelig-
dreieckig, und zwar schein-
bar selbst höher als an der
Basis breit; in Wahrheit ist
es gleichseitig dreieckig. Das
Hysterosoma ist etwas vier-
eckig zu nennen, da die
Schulterecken fast 90° be-
tragen, jedoch sind alle Kan-
tenetwas konvex, speziell die
Hinterkante. Das Hystero-
soma besitzt einen wahren
flügelförmigen Seitenrand, also etwas wie die Pteromorphae der
Pterogasterinae, obwohlder Randhierschmal ist ; siebeträgt imMittel
nur 14 u. Merkwürdig ist auch, daß hinter diesem flachen Rande
jederseits noch über eine kleine Strecke ein dergleicher Rand sicht-
bar ist, eine Fortsetzung also der Pseudo-Pteromorphae. Denkt
man sich diesen freien Rand auch ganz hinten fortgesetzt, so ent-
steht ein freier Rand rings um den Hysterosoma, wie ich es am
Genus Frischia Oudms. 1915 beschrieben habe. Wenn man von
diesen vier frei hervorragenden Randstücken vom Hysterosoma
absieht, dann ist es elliptisch zu nennen, jedoch so, daß der vor-
dere Teil der Ellipse fehlt. — Farbe ‚‚hell-ocker-gebrannt‘‘ (Fa-
ber 43), aber hell, mit deutlich dunkler Lamellae, und dunklen
Rändern am Propodo- und Hysterosoma.
Rückenseite (Fig. 45). Der Vorderrand des Propodosoma,
zwischen den Palpen, fein gesägt. Der Vorderrand des Hysterosoma
nach vorn konvex; von den Seiten- und Hinterrändern war hier
oben schon die Rede. Hysterosoma mit deutlicher Querteilung,
welche nur wenig nach hinten konvex verläuft. Propodosoma
mit seicht welligen Seitenrändern, kaum wahrnehmbarer Trans-
lamella hinter den Rostralhaaren; die Lamellae, welche so-
\
Notizen über Acari, 25. Reihe. 95
genannt fehlen, sind dennoch mehr oder weniger deutlich an-
wesend, strecken sich von der Translamella nach hinten bis ge-
rade vor den Pseudostigmata aus. Etwas vor ihrer Mitte sind
sie ein wenig einwärts gebogen. Binnen den Hinterteilen der La-
mellae gibt es noch zwei etwas dunklere Stellen, wie stärker chi-
tinisierten Erhabenheiten, wie man sie so oft bei Xenillus unter
den Eremaeinae antrifft. — Hysterosoma im allgemeinen flach. —
Skulptur abgesehen von den sehr seichten Erhabenheiten am
Propodosoma (Translamella, Lamellae, etc.) spiegelglatt. Die
Pseudostigmata sind fast halbkugelförmige Vertiefungen oder
Höhlen ohne erhabene Ränder; die Stigmalhaare seitwärts ge-
richtete, dicke, glashelle, seicht-S-iörmige geschlängelte, einseitig
verästelte Gebilde, vollkommen die der Adultigleich. Behaarung.
Die kurzen, feinen Rostralhaare sind eine Strecke vom Rande
entfernt. — Die zweimal längeren ebenfalls haardünnen Lamellar-
haare befinden sich in der obenerwähnten Knickung der Lamellae.
Die noch längeren, ebenfalls haardünnen Interlamellarhaare
stehen auf einer Linie mit den Pseudostigmata. Noch sind zu
erwähnen die zwei von mir entdeckten sehr kurzen Exostigmal-
härchen (cf. Arch. Nat. v. 79, 1913, A. 10, p. 28) und die zwei
noch weiter nach außen, in den Hinterecken des Propodosoma
liegenden Härchen, welche ich Angularhärchen nennen will.
Am Vorderrande des Hysterosoma vier winzige Härchen, nämlich
die zwei bekannten Skapularhärchen und zwei mehr nach innen.
Weiter gewahrt man die schon von Michael erwähnten vier sub-
medianen Paare, fünf submarginalen Paare, und das zwischen
diesen Reihen stehende Paar etwas vor der Ouerlinie.
Bauchseite (Fig. 46). Wie man sofort gewahrt, biegt sich
die Rückenplatte bauchwärts um, und nimmt fast zwei Drittel
der Bauchtläche ein; scharf zeichnen sich ihre Grenzen ab und
klemmen die ventrale Seite mit den Beinen und den Genital-
und Analplatten zwischen sich ein. Die Grenzen zwischen den
Coxalplatten I und II resp. III und IV sind als kurze, schwarze
Linien wahrnehmbar. Viel deutlicher ist die Grenze zwischen
den zwei Bauchplatten, deren die vordere aus den Coxalplatten
I und II und einem medianen Sternum, die hintere ebenfalls aus
den vier hinteren Coxalplatten und einem medianen Sternum zu-
sammengesetzt sind. Eigentlich berühren die genannten Bauch-
platten einander gar nicht: eine Binde weicher Haut befindet
sich zwischen ihnen. Der Leib ist dort biegsam, obwohl nicht zu-
sammenklappbar wie bei den Phthiracarıdae (Ptyctima Oudns.
1906). Eine mediane Längslinie im hinteren ‚Sternum‘‘ und im
da hinter gelegenen ‚,Ventrum‘ läßt vermuten, daß diese Abschnitte
je aus zwei symmetrischen Platten verwachsen sind. — Die Tro-
chanteres der Beine sind an den Coxae gelenkt wie bei den T'yro-
glyphinae, also nicht in Einsenkungen oder Acetabula. — Die
Skulptur ist überall glatt. Die Behaarung ist wie folgt: auf
den Coxae I je zwei Härchen, auf dem Sternum dazwischen ein
6. Heft
»
94 Dr. A. €. Oudemans:
Paar, auf den Coxae II je eins, auf den Coxae III je zwei Här-
chen, auf dem Sternum dazwischen ein Paar, auf den Coxae IV
je eins und auf dem Sternum dazwischen ein Paar. Auch hinter
den Coxae IV ein Paar. Weiter, auf der ventrad umgebogenen
Rückenplatte neben dem Anus jederseits zwei Härchen hinter-
einander; auf den Genitalklappen je fünf und den Analplatten
je drei. Sowohl Genital- als Analöffnung sind klein zu nennen
im Vergleich mit den der Adulti; sie sind noch deutlich geschieden.
Fig. 47 gibt uns ein Bild der zwei Paare sogenannten Genital-
Saugnäpten, wenn man das Mikroskop tiefer einstellt, der abso-
lute Beweis, daß wir mit einer Deutonympha zu tun haben.
Gnathosoma. Die Mandibeln habe ich nicht näher unter-
sucht, geben wohl nichts besonderes zu bemerken. Die Maxillen
kann man in Fig. 46 sehen, wie sie vollständig, ohne Naht, ver-
wachsen sind, und an ihrem Coxalteile je drei Härchen tragen.
Die Palpen sind deutlich fünfgliedrig, mit sehr kurzem Trochanter.
Die „Laden“, dunkel gefärbt, distal zweispaltig. Median die noch
deutlich doppelte Hypopharynx.
Beine ziemlich schlank; alle Glieder deutlich, und von
normaler Gestalt und Länge. Dorsal (Fig. 45) die Femora,
Genua und Tibiae je mit Borste, welche an den Tibiae I in einer
kolossalen Tastborste umgewandelt ist. Tarsi je mit vier bis fünf
feinen Härchen. Intern jedes Glied je mit einem, die Tarsi aber
je mit zwei dergleichen. Ventral die Femora I je mit zwei, die
Tibia I je mit einem, die Tarsi I je mit drei; die Femora II je mit
drei, die Tibia II je mit zwei, die Tarsi II je mit drei; die Femora
III und IV je mit einem, die Tibiae III je mit einem, die Tibiae
IV je mit zwei, die Tarsi III und IV je mit vier Härchen. Krallen
monodactyl, kräftig, stark gebogen.
Tritonympha (Fig. 48—50). Maße. Länge des Idiosoma
577 u; größte Breite, hinter der Querteilungslinie des Hystero-
soma, 340 u; Länge des Propodosoma 185 u; des Hysterosoma
392 u; dessen Vorderteil 185 u; dessen Hinterteil 207 u; des 1.
Beines mit Kralle, 266 u; des 4. Beines, ebenso, 318 p. Gestalt.
Wie bei der Deutonympha; der flügelförmige Rand ist entschie-
den breiter, im Mittel 18 u, an den Schultern selbst 26 u. Farbe
dunkler als die der Deutonympha, mehr ins rötliche ziehend,
also mehr wie die der Adulti. |
Rückenseite (Fig. 48) wie bei der Deutonympha. Ich hebe
hier nur die Unterschiede hervor. Translamella etwas weiter
nach hinten. Die Lamellae sind als dunklere Streifen bemerk-
bar, seicht S-förmig gebogen; sie laufen nicht auf den Pseudo-
stigmata zu, sondern mehr nach außen. Die zwei dunkeln Strei-
fen oder Leistchen, welche binnen den Hinterteilen der Lamellae
auch hier anwesend sind, befinden sich hier gerade vor den Pseu-
dostigmata. Die Pseudostigmata sind, obwohl untief, doch deut-
lich ‘becher- oder glockenförmig; der dorsale Rand der Glocke
ragt schon etwas hervor. Behaarung. Die Lamellarhaare stehen
Notizen über Acari, 25. Reihe. 95
nicht auf den Lamellae, sondern innerhalb dieser? Die Exostig-
mal- und die Angularhärchen sind etwas stärker entwickelt.
Die Skapularhärchen sind zu Borsten geworden. Alle Rücken-
haare sind stärker als bei der Deutonympha.
Bauchseite. (Fig. 49). Auch hier ist die ventralwärtse
Umbiegung der Rückenplatte deutlich! Die Grenzen zwischen
den Coxalplatten I und
II sind weniger scharf
markiert: man sieht nur N
ein kleines s-förmiges \y
Strichelchen. Ebenso die
Grenzen zwischen den N
CoxalplattenIIIundIV. N,
Die obenerwähnte me- ER
diane Längslinie teilt fen
hier auch das vordere
„Sternum’’ in zweisym-
metrische Teile. Die Tro-
chanteres II bis IV sind €
stärker entwickelt. Be- 4’
haarung: Hinter den 7
Coxae IV, wovon die
Hintergrenze etwas ver-
wischt ist, also auf dem
‚ Ventrum‘ zwei Paare Härchen. Auf den Genitalklappen je sechs
Härchen, welche anders geordnet sind als beider Deutonympha. Ge-
nital- und Analöffnung sind verhältnismäßig größer. Fig. 50 zeigt
uns die drei Paare von sogenannten Genitalsaugnäpfen, welche bei
tieferer Einstellung des Mikroskopes sichtbar werden. Diese sind ein
sicherer Beweis, daß das Individuum entweder eine Tritonympha
oder aber ein Adultus ist.
Gnathosoma. Die Mandibeln sind als zwei schlanke Scheeren
deutlich sichtbar. Die Maxillae tragen an ihren Coxalteilen je vier
Härchen. Vor den Maxillenladen gewahrt man die beiden Para-
labra.
Die Beine besitzen nur an wenigen Gliedern ein oder (an
den Tarsen) zwei Härchen mehr als bei der Deutonympha.
eo
A
ER
r
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INSE
Cosmochthonius gemma (Oudms.) 1909.
(Fig. 51 und 52.)
Hypochthonius gemma Oudms. 1909 in Ent. Ber. v. 2, n. 47,
p. 319, 320.
Cosmochthonius gemma Oudms. 1917 in Ent. Ber.’ v. 4, n. 93,
p. 343.
Adultii. Maße. Länge 268 u, größte Breite 190 u. Länge
des Propodosoma 85 u, größte Breite desselben 103 u. Länge
des Hysterosoma 183 u. — Gestalt im ganzen genommen sehr
breit eiförmig mit der Spitze nach vorn, oder beutelförmig; Pro-
6, Heft
96 Dr. A. C. Oudemans:
podosoma im allgemeinen dreieckig; Hysterosoma in großen
Zügen rund. Der ganze Körper sehr flach. — Farbe des Spiritus-
exemplares farblos; im Leben vielleicht rosa oder hell steinrot.
Rückenseite (Fig. 51). Die Grenze zwischen Propodo-
und Hysterosoma ist scharf. Das Propodosoma ohne weitere
Einteilung; das Hysterosoma von drei OQuerlinien in vier Quer-
felder geteilt (Genus Cosmochthonius Berlese 1910.) Die Skulptur
grob-netzförmig, wobei die Maschen erhabene Leisten sind. Be-
haarung. Es gibt am Rücken zwei Arten von Haaren, nämlich
gewöhnliche und T-förmige; beide sind aber gefiedert, wobei die
Borsten der Fahnen selbst wieder bäumchenförmig sind; jedes
Haar ist also ein kompliziertes Gebilde. Von den T-förmigen ist der
Stiel des T’s sehr kurz, während der QOuerbalken dagegen lang ist.
Man findet zuerst folgende T-förmige Haare. Die Rostralhaare
sind nicht am Rande, sondern ein wenig vom Rande entfernt
auf dem Rücken eingepflanzt. Rostral,- Lamellar- und Inter-
lamellarhaare fast gleichgroß und in gleicher Entfernung von
je ihrem Partner. Exostigmalhaare groß, sehr ins Auge fallend.
Auf dem Hysterosoma, im vordersten Querfelde, jederseits drei
T-förmige Haare, wovon zwei gerade am Rande. Im zweiten
Ouerfelde am Hinterrande vier kleinere Haare; im dritten Quer-
felde ebenfalls am Hinterrande wieder vier derselben Haare,
und endlich am Hinterrande des vierten und letzten Querfeldes
nochmals vier derselben Haare. Von den gewönlichen Fieder-
haaren findet man am Rücken nur zwei Paare, nämlich im ersten
.‚Querfelde vorn submedian ein Paar, und im vierten Querfelde
hinten und submarginal ein Paar. Pseudostigmata füllhorn-
förmig, nach außen und hinten gerichtet. Die Organe prächtig
federförmig, lang, nach außen gerichtet.
Bauchseite (Fig. 52). Merkwürdigerweise ist nur ein Teil
der Bauchseite beschildet, ein Teil weich, Am Propodosoma
sieht man jederseits einen Teil des Rückenpanzers ventrad um-
Notizen über Acari, 25. Reihe. 27
gebogen; am Hysterosoma (vergleiche mit Hypochthonius, Fig.
46 und 49) ebenso, aber der ventrale Teil ist hier in drei Teile
zerfallen, einen lateralen Lappen, ein Schulterläppchen und
ein zwischen den lateralen Lappen und dem Genitianalfelde, welchen
man füglich eininguinales nennen kann. Diese zwei gehen hinter
dem Anus in einem postanalen über und hängen dort offenbar
mit dem Rückenpanzer zusammen. Die Skulptur aller dieser
ist wie die des Rückens. Dann sind noch zu vermelden zwei schmale
Längsschilder, welche den Anus flankieren; zusammen bilden
sie wohl das Analfeld, denn von einem Genitianalfelde kann be-
schwerlich die Rede sein. Die Skulptur dieses Feldes ist feiner,
aber übrigens dieselbe wie die der anderen Schilder. Behaarung.
Auch hier finden wir die zwei Haarformen der Rückenseite zurück:
so stehen jederseits des Anus drei Federhärchen, im Hinterteile
des Analfeldes zwei T-förmige Federhärchen und in den Hinter-
teilen der Inguinalschildchen jederseits zwei T-förmige Feder-
härchen.
Genitalöffnung fast fünfeckig mit einer Ecke nach vorn;
alle Ecken sind mehr oder weniger abgerundet; sie ist von zwei
Klappen geschlossen, deren Skulptur wiederum maschig ist,
wobei aber in jeder der dadurch entstandenen Rauten eine, zwei
oder drei Poren hinzukommen; jede Klappe mit drei glatten
Härchen, zwei in der Mitte und eins hinten. Anus zweimal län-
ger als die Genitalöffnung, schmal, von zwei skulpturlosen Klap-
pen geschlossen, welche je vier hintereinander stehende glatte
Börstchen tragen.
Gnathosoma (Fig. 52). Die mangelhafte Konservierung
ließ keine nähere Untersuchung der Trophi zu, aber man kann
wohl folgende Einzelheiten melden: Die Mandibelscheren schim-
mern deutlich durch die häutigen Maxillenmalae Die Palpen
sind dick, deutlich fünfgliedrig; Femur und Tarsus sind am läng-
sten; letzterer ist distal stumpf gerundet und trägt vier Härchen.
Beine. (Fig. 52.) Diese sind Hermannia-artig, kurz, dick,
mit kräftigen Krallen; wenig behaart, mit körniger Skulptur.
Merkwürdigerweise konnte ich keine festen Coxalteile entdecken,
aber dies kann die Folge sein der mangelhaften Konservation.
Wir bekommen den falschen Eindruck, als wären die Beine, wie
bei den Phthiracaridae, in der weichen Haut eingelenkt. Frisches
Material wird wohl das Rätsel lösen. Auch fällt auf, daß nur
Femur I ventral und distal einen Höcker besitzt, welcher ein
T-förmiges Härchen trägt, das einzige an den Beinen.
Habitat. Das Exemplar ward auf Mus. jerdonı Blyth. ge-
funden. Scheinbar ist das Zufall, aber in Wirklichkeit nicht,
seit wir wissen, daß Hybochthonius-Arten in Maulwurfsnestern
vorkommen. Wenn gewisse Tiere in unterirdischen Säugetier-
höhlen gemein sind, so ist die Möglichkeit, daß sie auf den höhlen-
bewohnenden Säugetieren vorkommen, nicht allein sehr groß,
sondern es ist sogar ziemlich sicher.
6, Heft
98 Dr. A. €. Oudemans:
Patria. Semarang (Java).
Tempus.. Juli 1906.
Repertor. Edw. Jacobson.
Bemerkungen. Die Art ist offenbar am meisten mit Hy-
pochthonius lanatus Michael, Cosmochthonius Pplumatus Berlese
und €. emmae Berlese verwandt, unterscheidet sich davon nur
durch die netziörmige Skulptur, welche an Sphaerochthonius
Berlese erinnert, und durch die viel kürzeren Haare.
Mir ist keine andere Or:batidenart bekannt, welche eine so
sonderbare Verteilung des Bauchpanzers hätte, wie unsere gemma.
Besitzen die obengenannten Arten auch solche ventrale Platten ?
Weder Michael noch Berlese melden solche.
Genus Cosmochthonius Berlese 1910.
Berlese vereinigte die drei hier gleich obengenannten Arten
(in Redia, v. 6. 1910 p. 218 und 221) in ein neues Genus Cosmo-
chthonius, welches folgende Diagnose trägt: (p. 218) ‚ Unguis pedum
singulus; sulci abdominis vere transversi, rectilinei; abdomen
ovale; setulae abdominis in dorso in seriebus trarısversis (saltem)
duabus maximae, varie fabricatae, abdominis latitudinem valde
superantes.“ und p. 221: „Abdomen (ovatum) in partes saltem
quatuor lineis transversis divisum. Pars postrema maior, saltem
dimidium abdominis sistens. Ad lineas transversas ultimam et
penultimam (aliquando etiam praecedentem, ut est in subgen.
Heterochthonius) appendices setuliformes vel barbatae aut aliter
conformatae utrinque duae permagnae, usque post extremum ab-
domen posticum productae, erectiles adsunt. Uncus pedum unicus.
Organa pseudostigmatica perconspicua. “
Prüft man sorgfältig unsere neue Milbe an der Hand der
Berlese’schen Diagnosen des neuen Genus, so kommt man zu
dem Schluß, daß es in manchen Einzelheiten davon abweicht,
denn 1. ist das Abdomen nicht gerade ‚‚oval‘ zu nennen, und 2.
sind die Haare nicht ‚‚maximae‘‘, ‚abdominis latitudinem valde
superantes“, 3. ist der hinterste Teil des Hysterosoma nicht un-
bedingt ‚‚maior, saltem dimidium abdominis sistens“.
Also, entweder die neue Art gehört zu einem neuen Genus,
oder die Diagnose des Genus Cosmochthonius muss geändert
werden.
Oder gehört unsere Art zum Genus Sphaerochthonius Berlese ?
Die Diagnose dieses lautet Il. c. p. 218: ‚„Unguis pedum singulus;
sulci abdominis vere transversi, rectilinei; abdomen subsphaeri-
cum‘ und p. 223: „Abdomen globosus, (saltem) ‘in partes duas
tantum transverse divisus. Derma crasse reticulatum. Pili cor-
poris barbatuli, quisquiliis induti. Tarsi ungue singulo armati.
Rostrum absconditum. “
Als ich 1909 die kurze Diagnose meiner Milbe gab, waren
Berlese's Beschreibungen und Abbildungen der. ersterwähnten
Arten noch nicht erschienen, und war es selbstverständlich, daß
Notizen über Acari, 25. Reihe, 29
ich damals schrieb: ‚‚het naast verwant aan Hypochthonius splen-
didus Berlese (Redia, v. 2, 1904, fasc. 1, p. 26, t. 2, f. 37)“. Diese
Art wurde 1910 von Berlese in ein neues Genus Sphaerochthonius
untergebracht. Auch jetzt muß ich gestehen, fällt viel dafür zu
sagen, meine Art ins Genus Sphaerochthonius unterzubringen.
Der allgemeine Leibesumriß, die netzförmige Skulptur sprechen
dafür. Andererseits ist das Hysterosoma in vier Teile geteilt
und gar nicht ‚„globosum‘‘ sondern so flach wie denkbar ist!
Summa summarum glaube ich jetzt gut zu tun, wenn ich
hierbei die, Diagnose des Genus Cosmochthonius zu ändern und
es so zu fixieren vorschlage:
Genus Cosmochthonius Berlese 1910 (in Redia, v. 6, p. 218
und 221): ‚‚Ungues monodactyli; hysterosoma lineis transversis
tribus in partes quatuor divisum‘.
Dann kann meine Art, und werden in der Zukunft noch
viele Arten darin untergebracht werden.
Hafenrefferia gilvipes (Koch) 1839.
(Fig. 53—57).
Oribates gilvipes Koch 1839. Deu. Cru. Myr. Ara. v. 30.n 14.
In Waldungen, gerne an der faulen Rinde von liegenden Bäumen
und Baumstöcken, auch unter Baummoos. Regensburg.
Oribates gilvipes Koch 1842, Ueb. Ara. Syst. v. 3. p M.
nom. nud.
Oribata gilvibes Grube 1859, in Arch. Nat. Liv. Ehst. Kurl.
Sn u, 1,.D.! 468... Eivland:
Oribates gilvipes Anderson 1863, in Oefv. K. Vet. Ak. Forh.
p. 187. Skäne, Lund, under nedfallna blad.
Oribates gilvipes Kirehner 1864, in Lotos v. 14. p. 74. Auf
Baummoos, Böhmen.
Oribata gilvipes Michael 1898, in Das Tierr. v. 3. Orib. p. 13.
Bessere Beschreibung. ‚Germany, Sweden‘.
Notaspis gilvides Oudemans März 1905, in Abh. Nat. Ver.
Brem. v. 18. 1904, p. 202, 203, 249. Unter Steinen. Bremen:
Hafenrefferia gilvipes OQudemans 1906, in Ent. Ber. v. 2, n. 28,
p. 62. Nov. gen.
Hafenrefferia gilvides OQudemans 1915, in Ent. Ber. v. 4, n. 83,
p. 188. An Liacarus verwandt!
Adult. Maße. Länge 950 u, des Propodosoma 180 w, des
Hysterosoma 770 u; größte Breite (diese fällt hinter der Mitte)
680 u; Länge der Beine I (ohne Coxa) 500 u, der Beine IV eben-
falls 500 u. Gestalt breit eiförmig, mit der Spitze nach vorn,
an Notaspis erinnernd, am Hinterrande median bisweilen menisk-
förmig hervorwölbend. Farbe pechschwarz; die Flügel durch-
sichtig, gelblichbraun, nicht farblos, wie Koch sie abbildet.
Rückenseite (Fig. 53). Grenze zwischen Propodo- und
Hysterosoma scharf. Propodosoma fast spitzbogenförmig, die
Spitze (das Rostrum) ist jedoch abgestutzt und trägt median
6. Helft
30 Dr» A, ©. Oudemans:
eine winzige fast halbkreisförmige Verlängerung. Die Lamellae
sind für die Hälfte ungefähr mit breiter Basis angeheftet, teil-
weise aneinandergewachsen, für ein Drittel frei hervorragend,
selbst in der Mitte am breitesten, distal fast spitz. Der Inter-
lamellarraum fast dreieckig, mit eingedrückten Schenkeln. Hys-
terosoma mit durchsichtigen „Flügeln“ oder ‚Blätter‘ an den
Schultern; jene sind ungewöhnlich groß, weit frei nach vorn
ragend, dort spitz, weit angeheftet nach hinten ragend, gänzlich
unbeweglich, sind also keine Pteromorphae im Sinne Michael’s,
wie sie bei den Pierogasterinae vorkommen, sondern nur Schul-
terblätter, wie sie, obwohl viel kleiner, bei den genera Liebstadia
und Oribatula zu finden sind. Pseudostigmata schief becher-
förmig, nach vorn und außen gerichtet (Fig. 54). Stigmalhaare
' ziemlich lang, distad nur wenig dicker werdend, distal nicht spitz,
eher etwas abgerundet, in der distalen Hälfte von winzigen Här-
chen oder Dörnchen etwas rauh. Behaarung. Rostralhaare
kurz; Lamellarhaare ebenfalls, in der vorderen Spitze der Lamellae
eingepflanzt; Interlamellarhaare etwas länger, steif, borsten-
förmig, etwas divergierend.. Hysterosoma glatt, vollkommen
haarlos.. Poren. Wo das Hysterosoma die größte Breite hat,
gewahrt man jederseits zwei größere und eine winzige Pore, nahe
am Rande. Im Felde zwischen diesen beiden Porendreizahlen
zwei Paare Poren. Beim Hinterrande eine Gruppe von etwa ein
Dutzend Poren, oder kraterförmige Flecken; ein wenig davor
wieder zwei Paare Poren. —
Bauchseite (Fig. 56). Die Grenzen der Coxalplatten wer-
den durch die durchschimmernden Apodemata angegeben. Ver-
gebens sucht man nach den Grenzen zwischen Coxalplatten IV
und Opisthosoma. Die Acetabula I und II sind unsichtbar, wäh-
Nötizen über Acari, 25. Reihe, 3
rend sie den III. und IV. Beinpaaren deutlich sind. Die Skulptur
ist spiegelglatt. Behaarung. Ich sah keine anderen Haare als
die in Fig. 56 angegebenen sechs Paare winziger Härchen auf
den Genitalklappen. Wohl sind noch punktförmige Andeutungen
von zwei Paaren auf den Analklappen und drei Paaren daneben
zu sehen, aber Härchen selbst sah ich nicht. Auch Poren wiesen
sich nicht auf. Die Genitalöffnung ist ein abgerundetes Fünfeck,
kleiner als die ebenfalls fünfeckige Analöffnung. Eiıstere ist
so weit nach vorn gerückt, daß sie fast die Apodemata zwischen
den III. und IV. Coxalplatten berührt. Letztere ist eine kleine
Strecke vom Hinterrande entfernt. — Wie man gewahrt, biegt
sich der Rückenpanzer ziemlich viel ventrad um.
Gnathosoma (Fig. 56). Die Maxillicoxae sind ohne Naht
aneinander gewachsen und tragen die zwei Härchen. Die Malae
sind lang, dreieckig, ohne Zweiteilung; die Palpen deutlich fünf-
gliederig; Femur und Genu tragen ventral je ein langes feines
Haar.
Beine (Fig. 53). schlank, viel kürzer als die größte Breite
des Hysterosoma; mit ziemlich wenigen, feinen, glatten Härchen;
bemerkenswert sind die langen Tasthaare am Genu I, an allen
Tibien und an allen Tarsen, welche in ihren distalen Hälften auch
noch je eine gekämmte, ventrale Borste tragen, sowie am Krallen-
stück (Fig. 55 und 57) vier etwas gewellte, distal dorsad umge-
bogene subunguinale Härchen. Die Krallen sind sehr hetero-
daktil und stark gebogen. |
Habitat. An faulender Rinde, auf und unter Baummoos,
unter faulenden Blättern, unter Steinen; auch an Polyporus.
Patria. PBaiern, Livland, Schweden, Böhmen, Bremen;
auch in Oosterbeek bei Arnhem (Niederlande).
Tempus. Juni
Repertores: Koch, Grube, Anderson, Kirchner, Voigts;
auch Dr. Mae Gillavry.
Bemerkungen. In 1915 habe ich schon darauf hingewie-
sen, daß diese Art gar nicht im Genus Notaspis (früher Oribates)
hingehört, sondern mit Liacarus verwandt sei.
Xenillus speeiosus Piers. 1895.
(Siehe die Tafel, Fig. 58—64).
Notaspis speciosus Piersig 1894, in Zool. Anz. n. 449 p. 215
(nomen nudum).
Notasbpis spec. Piersig 1895, in Zool. Anz. n. 466. p. (7).
Xenillus sbeciosus OQudemans 1914, in Arch. Nat. v. 79. A.
10. p. 44.
Im Archiv für Naturgeschichte sprach ich nur über
das Auge, resp. Doppelauge, dieser Art. Jetzt will ich sie be-
schreiben.
Der Name Notaspis speciosus Piers 1894 ist ein nomen nu-
dum, also unbrauchbar.
6. Heft
9 Dr. A. C. Oudemans:
In 1895 nannte Piersig die Art: Notaspis spec. Hätte er sie
nicht vor einem Jahre mit vollem Namen schon erwähnt, so hätte
Jedermann diese Suffix ‚spec.‘ für das Abstraktum ‚‚species‘‘
erklärt, jetzt müssen wir in den Buchstaben ‚spec.‘ ohne Be-
denken annehmen, Piersig hat damit sdeciosus andeuten wollen.
In 1914 sagte ich buchstäblich: „daß die Art ein Xenillus
ist“. Hiermit ist wohl bewiesen, daß ich gemeint habe: ‚ich nenne
die Art: Xenillus sdeciosus Piersig 1895.‘
Im Archiv für Naturgeschichte teilte ich schon mit,
daß ich im Aug. 1906 meinen leider zu früh verstorbenen Freund
Piersig bat, mir ein Präparat oder Alkoholmaterial dieser Art zu
senden, damit ich sie studiere. Piersig sandte mir aber nur seine
Zeichnungen, mit der Bitte, diese baldigst nach Gebrauch zurück-
zusenden. Ich habe diese Zeichnungen absolut getreu kopieren
lassen. Jetzt will ich sie publizieren, da es mir vorkommen will,
daß die sdeciosus eine sehr seltene Art ist, welche bis jetzt nur
von Piersig, wahrscheinlich in der Nähe von Annaberg, Sachsen,
erbeutet wurde.
Adultus. Maße gänzlich unbekannt, da die Vergrößerun-
gen nicht angegeben waren; da die nächstverwandte Xenillus
confervae Sehrank 1781 ungefähr 500 x Länge mißt, so werden
wohl die Maße der sdeciosus nicht viel von denen der confervae
abweichen. Die Gestalt ist schlanker als die der Vergleichsart,
speziell das Hysterosoma ist elliptischer zu nennen. Bei confervae
z. B. messe ich das Verhältnis von Länge zu Breite des Hystero-
soma wie 100:81, während es bei der Zeichnung Piersig’s 100:75
mißt. Dazu kommt noch, daß das Propodosoma bei’der neuen
Art nicht fünfeckig, sondern dreieckig ist. Die Beine scheinen
mir bei beiden Arten ähnlich zu sein.
Die Farbe ist unbedingt viel dunkler zu nennen. Schon
mit bloßem Auge sind die Confervae-Individuen hell kastanien-
braun zu nennen; die Zeichnung Pier:ig’s gibt ein dunkelkas-
tanienbraunes Tier zu sehen, das an den Rändern selbst schwarz-
braun ist. Die Lamellae schwarz; das Auge (Doppelauge?) gelb
in der Mitte, rot zu beiden Seiten.
Rückenseite (Fig. 58). Die Grenze zwischen Propodosoma
und Hysterosoma scharf, schön gerundet. Das Propodosoma
dreieckig, die Seiten nur sehr wenig konvex, die Vorderkante
abgerundet. Die Lamellae sind als ziemlich schwarze, schmale,
stark convergierende Leistchen sichtbar; (sie sind in der Figur
zwischen den zwei tiefschwarzen Tectopedia I zu finden). —
Das Hysterosoma fast elliptisch, zeigt einen helleren Innen-
rand oder einen helleren submarginalen Ring. Dieser wird be-
stimmt nicht verursacht durch eine Grenze zwischen zwei Platten
oder Schilder, weder durch einen aufstehenden Rand des Rücken-
schildes, jedoch durch einen Lichteffekt, sowohl bei auffallendem
als bei durchfallendem Lichte (das Bauchschild paßt auch bei
confervae nicht an das ventrad umgebogene Rückenschild). Die
Notizen über Acari, 25. Reihe, 33
Skulptur des Propodosoma scheint mir zu glatt und glänzend zu
sein, das des Hysterosoma, bei confervae skulpturlos, scheint hier
ein feines Netzwerk zu besitzen, sowohl in der Hauptfigur (Fig. 58)
als im Detail (Fig. 63) von Piersig wiedergegeben, also wohl ein
auffallendes Merkmal (obwohl ich es für die inwendigen Hypo-
dermzellen ansehe!). Die Pseudostigmata und die Stigmalhaare
scheinen dieselben zu sein wie bei confervae, nämlich erstere kurz
becherförmig mit ovalem dicken Rande, die letztere kurzgestielt
mit kugelförmigem Kopfe. Das ist in Fig. 58 nicht gut zu sehen,
im Original sind sie jedoch mit etwas hellerer Farbe ziemlich
deutlich. Das Auge habe ich im Archiv für Naturgeschichte
schon ausführlich besprochen. Es ist jedoch besser von einem
Augenflecken zu reden; der bekannte mediane hellere Fleck beim
Vorderrande des Hysterosoma bei so vielen Oribatıdae kann be-
kanntlich so perfektioniert werden, daß er wirklich ein Auge wird
(cf. Ent. Ber. v. 4.n. 84. p. 193 und oben S. 19.) Behaarung. An-
gegeben sind nur die beiden Rostralhaare und vier Hinterrandshaare.
Erstere sind lang S-förmig und stark divergierend, was bestimmt
bei confervae nicht der Fall ist. Die vier Hinterrandhaare sind so
lang wie bei den Finländischen confervae-Individuen (cf. Tijds.
Ned. Dierk. Ver. s. 2. v. 7. p. 78, 1901), aber weiter vonein-
ander als bei der Vergleichsspezies. Übrigens hat speciosus selbst-
verständlich dieselbe Haarverteilung wie confervae.
Die Tectopedia I sind schon oben beiläufig erwähnt. Ich
sehe wenigstens die zwei tiefschwarzen, breiten Leisten (besser
blattförmige Gebilde), welche an der Rückenseite des Propodo-
soma nach vorn konvergieren, für die Tectopedia I an, obwohl
ich davon bei confervae nichts sehe. Die Lamellae sind es höchst-
wahrscheinlich nicht: Piersig zeichnet nämlich binnen diesen tief-
schwarzen Gebilden noch zwei kürzere, weniger schwarze, stärker
konvergierende Leistchen; diese, welche genau wie bei confervae
verlaufen, sehe ich für die Lamellae an. Die blattförmigen Tecto-
pedia I verlaufen von den Pseudostigmata, außer den Lamellae
konvergierend nach vorn, sind an der Innenseite, wo sie am Pro-
podosoma offenbar befestigt sind, gerade, an der Außenseite
(dem freien Blattrande) ein wenig konvex. — Die Tectopedia II,
III und IV stehen an den gewöhnlichen Plätzen. Die Tectopedia II
unterscheiden sich von den gleichnamigen der confervae, daß sie
mehr an das Propodosoma angedrückt sind, nach vorn Konver-
gieren. Die Tectopedia III weisen ebenfalls mehr nach vorn;
bei confervae richten sie sich mehr nach außen, divergieren also
mehr. Die Tectopedia IV haben dieselbe Richtung wie bei con-
fervae, sie sind aber an ihrer Außenseite gerade, während die von
confervae dort ein wenig eingedrückt sind, zum Empfang der
Trochanteres III.
Bauchseite (Fig. 62). Vergleicht man die von Piersig ge-
gebene Bauchseite mit der, welche ich in das Tijds. Ent. v. 39,
t. 10, f. 3, 1897 von confervae publizierte, so fällt auf, daß die
Archiv für Naturgeschichte :
1916. A. 6. 3 6. Heft
34 Dr. A. C. Oudemans:
Coxalplatten ziemlich dieselbe Gestalt haben; dennoch sind die
Coxae IV etwas abweichend: ihre Vorderkante verläuft bei con-
fervae nach außen und ein wenig nach hinten, während sie bei
speciosus wagerecht sind; die Breite ist bei der vorliegenden Art
größer; die Hinterkante viel mehr konvex. Piersig scheint die
Acetabula II, III und IV nicht bemerkt zu haben; sie sind
nicht angedeutet. Die Skulptur ist, wie bei confervae, spiegel-
glatt. Behaarung nicht eingezeichnet; wohl dieselbe wie bei
confervae. Die Genitalöffnung und die Analöffnung scheinen
mir zu rund wiedergegeben zu sein; die Dimensionen aber gut;
nur bemerke ich, daß der Abstand zwischen den beiden Öffnungen
bei confervae nur wenig größer ist als die Länge der kleinen Geni-
talöffnung, während er bei sdeciosus größer scheint als die Länge
der größeren Analöffnung.
Gnathosoma. Das Mandibulum ist in Fig. 64 zu sehen.
Ob es eine naturgetreue Abbildung ist?‘ Mir kommt der Digitus
mobilis zu lang vor. Der Palpus zeigt (Fig. 59) meines Erachtens
keine auffallenden Unterschiede mit dem von confervae.
Beine. Der Hydrachnologe Piersig hat — — — wer nimmt es
ihm übel — — — die Anheftung der Beine am Rumpfe nicht natur-
gemäß wiedergegeben! So ist Bein I (Fig. 62) an der Hinterseite
der Coxae I, und sind die Beine II und III an derselben Coxae III
befestigt! Das wird wohl in der Natur anders sein! In Fig. 60
ist offenbar das 3. rechte Bein von der Dorsalseite betrachtet,
gezeichnet. Mir scheint das Femur etwas zu dick, sonst hat das
Bein ziemlich dieselben Eigenschaften wie das gleichnamige. der
confervae. Frage: sind die Tibia und der Tarsus wirklich so schlank ?
Von inwendigen Organen gibt Piersig uns in Fig. 61 den
Ovipositor zu sehen; sein Exemplar war also ein Weibchen; aus den
Mitteilungen Piersig’s kann man nicht schließen daß, der Anna-
berger Gelehrte mehr als ein Individuum erbeutete. — In der Fig.
62 bemerkt man beiderseits des Anus einen runden helleren Fleck.
Das sind wohl die Öldrüsen; merkwürdig ist wohl, daß ich dieselben
an confervae niemals sah, obwohl ich mehrere Dutzend untersuchte.
So sieht man: die Unterschiede sind so viele, daß man wohl
berechtigt ist die sdeciosus als eine „gute Art‘ zu betrachten.
Habitat: in Süsswasser.
Patria: im Sächsischen Erzgebirge.
Tempus: ? |
Repertor: R. Piersig.
Bemerkung. Obwohl der Ovipositor abgebildet ist, ist es
möglich, daß die Fig. 62 die Bauchseite eines Männchen darstellt,
denn die Genitalöffnung ist für ein Weibchen zu klein.
Xenillus subtrigonus Oudms. 1900.
(Fig. 65—66.)
Gen.? sp.? Oudemans 1896 in Tijds. Ent. v. 39, p. 57,
no 66. Im Moos, Zutphen.
=
Notizen über Acari, 25. Reihe, 35
Eremaeus subtrigonus Oudemans 1900 (Sept:) in Tijds. Ent.
v. 43, p. 156, no 37. Im Moos, Zutphen; p. 166, kurze Diagnose,
t. 9. f. 7. Ziemliche Abbildung des Propodosoma.
Eremaeus subtrigonus OQudemans 1900 (Nov.), in Tijds. Ent.
v. 43, Verslagen, p. 71. Nomen nudum.
Frisches Material nötigt mich, bessere Zeichnungen zu pu-
blizieren.
Adultus. Maße ungefähr; denn die Individuen sind nicht
mikrometrisch genau in ihren Dimensionen! Länge des ganzen
Tierchens 262 u, des Propodosoma 103 u, des Hysterosoma 159 u;
Breite des Propodosoma bei der Anheftung der Beine I 74 u, eben-
daselbst aber mit den Tectopedia II 94 u, des Hysterosoma 141 u.
Länge der Beine ohne den Coxae aber mit den Krallen 173 resp.
131, 160 und 188 u. Gestalt an die von Xen. longilamellata Mich.
erinnernd: länglich, mit fast kugelförmigen Hysterosoma, läng-
lichem Propodosoma und Beinen mit stark angeschwollenen
Gliedern. Farbe. Goldocker mit gebrannt-ockerigen Rändern
sowohl an den Beingliedern als am Hysterosoma; auch die gril-
ligen Leisten des Propodosoma und die Pseudostigmata sind von
derselben Farbe. Das ganze Tierchen ist dadurch sehr zierlich
ornamentiert.
Rückenseite (Fig. 62). Die Grenze zwischen Propodo-
und Hysterosoma ist deutlich und gerade. Das Propodosoma
ist länger als breit. Seinem fast gerade abgestutzten Vorder-
rande :entspringt eine Art Nase nach vorn. An den Ecken des
abgestutzten Vorderrandes befindet sich ein Höckerchen, wo-
durch die Ecken noch auffallender hervorspringen. Diese Eigen-
schaften besitzt auch die Miehaelische Art Zrigona (die Nase macht
dabei die dritte Ecke). Da meine Art sehr an die genannte ver-
wandt ist, nannte ich sie subirigonus. Hinter den genannten
Höckerchen an den Ecken zeigt der schiefe Außenrand noch
drei solcher, so daß man auch sagen kann, dieser sei gesägt. —
Das Propodosoma ist von Chitinleistchen und -Warzen schön
ornamentiert. Vor dem ringförmigen Pseudostigmata sehen wir
je ein drei- bis vierzackiges Krönchen. Außer dem Pseudostig-
mata ist der Rand von vielen kleinen Warzen besetzt; hinter
dem Pseudostigmata finden wir je eine nach außen gerichtete
Öse; innen derselben je eine geschlängelte Leiste; diese zwei ver-
einigen sich, konvergierend, vornin ein niedriges Türmchen. Hiervor
sehen wir zwei mediad etwas konvexe und stumpfgezähnte Leisten;
offenbar repräsentieren diese die Lamellae. Vor den erwähnten
Krönchen gehen diese Lamellae über in zwei andere ebenfalls
nach vorn etwas konvergierende dreimal gekerbte Leisten, welche
nur mit Tectopedia I zu vergleichen sind. Nach vorn verlängern
die Lamellae sich in stark nach außen gebogenen, dann in den
Seiten der ‚Nase‘ verlaufenden niedrigen Leistchen. — Hier muß
ich ausdrücklich hervorheben, daß die Ornierung des Pro-
podosoma nicht bei allen Individuen absolut dieselbe
3* 6. Heft
36 Dr. A. €. Oudemans:
ist; kleine Teilchen können mangeln oder etwas anders konfi-
guriert sein, aber im großen Ganzen ist sie dieselbe. — Das Hys-
terosoma ist braun umrandet; der Rand ist innen mehr
oder weniger gezähnelt. Die Skulptur des Propodosoma ist
außer den geschilderten Leisten, glatt; die Nase ist deutlich ge-
tüpfelt; das runde Feld hinter der Nase undeutlich fein poriert.
Die Tectopedia I habe ich schon erwähnt; die Tectopedia II
sind hornförmig; die Tectopedia III klein, von oben unsichtbar
(an der Ventralseite, Fig. 66, als seitlicher Höcker hinter Bein II
sichtbar); die Tectopedia IV groß, flügelartig. Die Pseudo-
ER stigmata groß, rund,
\ un mit schwerem Chitin-
\ LT? rande; die Stigmalhaare
In stark, lang, proximalge-
[ rade, dann nach vorn
und nachinnengebogen,
distal breit, spulförmig,
innen und unten glatt,
außen und oben von
zahlreichen Dörnchen
besetzt, und in eine
Borste endigend. Be-
haarung. Die Rostral-
haaresindander Außen-
seite der „Nase“ einge-
pflanzt, in der proxi-
malen Hälftedick, wage-
recht ausstehend, dann
nach vorn gebogen, an
der Hinter- und Aussen-
seite gekämmt, in der distalen Hälfte borsten- oder haarförmig.
Die Lamellarhaare winzig, vor dem obengenannten Türmchen,
nicht am Ende der Lamellae, sondern binnen diesen und sehr
weit nach hinten gerückt, also wie bei der Tritonympha von
Hypochthonius vufulus (Fig. 48). Die Interlamellarhaare sind
ebenfalls winzig, aber am Platze, d. h. auf einer Linie mit dem
Pseudostigmata. Exostigmal- und Angularhärchen (cf. S. 23)
sah ich nicht. Auf dem Hysterosoma fünf Paare ziemlich
starke mittelmäßig lange Borsten in zwei Längsreihen, welche
ziemlich die Mitte halten zwischen der Medianlinie und dem
Außenrande, und am Hinterrande vier kürzere nach außen ge-
bogene Borsten.
Bauchseite (Fig. 66). Die Grenze zwischen dem Gnatho-
soma und der Coxalplatte I ist von einem braunen Bande ange-
geben. Ebenso zwischen Coxalplatte I und II, auch zwischen
III und IV, und zwischen Coxalplatte IV und dem Opisthosoma.
Aber zwischen den Coxalplatten II und III sah ich keine Be-
grenzung, diese beiden Platten sind also zu jeder Seite zusammen-
Notizen über Acari, 25. Reihe. 37
gewachsen. Die zu jeder Seite sich befindlichen Grenzen zwischen
Coxalplatte IV und dem Opisthosoma laufen vor der Genital-
öffnung ineinander über, wodurch zugleich eine Grenze entsteht
zwischen Prosoma und Opisthosoma. — Die Coxalplatten jeder
Seite bilden eine geschlossene Reihe, sind kontigü; zwischen
diesen zwei Plattenkomplexen befindet sich ein Teil, den wir
als Sternalplatte ansehen müssen, welche mit kaum angedeuteter
Linie von den Coxae geschieden ist. In der Zeichnung habe ich
nur die Acetabula IV angegeben, sie sind untief und schmal,
enthalten knapp den Stiel des Trochanteres IV. Von den Trochan-
teres I und II sind nur die distalen Enden eben sichtbar. Vor
der Einpflanzungsstelle der Beine Isieht man eine deutliche untiefe
Einsenkung, worin wahrscheinlich bei Zusammenziehung der
Beine bei Gefahr, das Femur I teilweise zu liegen kommt. Der
gezähnelte Chitinrand vor der Einsenkung sollte dann das Tecto-
pedium I sein. Ist dies wirklich der Fall, dann ist die Interpre-
tation der Tectopedia I hier oben falsch. Die Skulptur der
ganzen ventralen Leiste ist spiegelglatt; die Coxa IV sind etwas
„marmoriert” wahrscheinlich durch äußerst seichte auswendige
Gruben, oder durch sehr schmale inwendige Leisten zur Anhef-
tung von Muskeln. Behaarung: Auf jeder Coxae I zwei winzige
feine Härchen; in den proximalen Ecken der Coxae II und III
je ein Härchen; so auch der Coxa IV. Auf der Ventralplatte
fünf Paare längere Borsten; das erste Paar weit voneinander;
das vorletzte jederseits des Anus; das letzte hinter denselben.
Die Genitalöffnung kleiner als der Anus, vorn gegen die braune
Grenze des Pro- und Opisthosoma angedrückt, fast fünfeckig,
mit der runden Spitze nach vorn; jede Klappe mit sechs Här-
chen. Analöffnung abgerundet viereckig; jede Klappe mit
zwei Härchen.
Gnathosoma (Fig. 66). Die Mandibeln sind sonderbar zu
nennen, jedenfalls sah ich bei den Oribatidae noch nie
solche. Wie zwei bräunliche Hörner erstrecken sie sich der Rostral-
spitze vorbei. Von der Seite gesehen sind beide Digiti der Schere
lang, ungezähnt, ähneln vollkommen der beiden Blätter einer
Schere des Schneiders. Der obere Digitus fixus ist das breite,
vorn etwas stumpfe Blatt; der Digitus mobilis das schmale vorn
spitze Blatt. — Die Maxillenladen sind ebenso gestaltet: jede
ähnelt dem breiten Blatte einer Schneiderschere. Der Coxal-
teil trägt zwei feine Borsten, jeder Laden eine; die Palpen sind
lang, schlank, distad sich allmählich verjüngend; viergliedrig:
ich konnte, selbst mittelst Immersion keinen Trochanter ent-
decken. Auch hierin weicht diese Art also von den anderen ab.
Beine (Fig. 65 und 66). Außer den Trochanteres I und II
(welche fast unsichtbar sind) sind alle Glieder etwas aufgeblasen,
am wenigsten die Genua. Dorsal (Fig. 65) ist zu erwähnen:
Genua I und II und Tibia I tragen distal ein starkes Tasthaar;
während Tibia II distal von einem stumpfen (Riech-?) Haare
6. Heft
38 Dr. A. ©. Oudemans:
versehen ist. Ungewöhnlich lang, daher auffallend, ist auch das
Riechhaar des Tarsı I. Tarsi II tragen auf derselben Stelle je
ein feines Tasthärchen. Genu III und Tibia III distal je mit
einem kurzen stabförmigen Härchen; Genu IV und Tibia IV
dagegen mit einem kurzen Tasthärchen. — Ventral (Fig. 66):
Tarsi I, II und III je mit drei Paaren gefiederten Härchen. Tibia IV
mit einem Sporne, Tarsus IV mit zwei solchen. Alle Krallen stark.
Habitat. Faulende Blätter, Moos. Patria. Zutphen (Nieder-
lande), Bonn. Tempus. Juli, August. Repertor. Ich selber.
Bemerkungen. Wozu solche schneiderscherenförmige Man-
dibeln ? Bei Oribatidae, welche ausnahmslos (? cf. unten, Xenillus
blattarum) Pflanzenfresser sind, kommen, so weit wir es wußten,
drei Arten von Mandibeln vor; nämlich kurze, dicke, mit kurzer,
dicker, starker Schere oder Zange, zur Zermalmung harter Teile,
z. B. Holz, Blattnerven oder lederartige Blätter geignet. Oder
lange, schmale, hervorschnellbare mit winziger, schwacher Schere
oder Zange (Pelops). Diese standen in Verdacht, tierische Nahrung
zu genießen. Drittens die vorschnellbare Säge von Serrarius.
Und nun finden wir da eine vierte Art von Mandibeln, welche
vollkommen einer Schneiderschere ähnelt. Was schneidet diese
Oribatide damit ?
Sehen wir einmal nach, ob dergleichen Scheren auch irgend
anderswo vorkommen. Dann finden wir bei Uropodidae ungefähr
dieselbe Mandibelform wie bei Pelops. Und doch müssen wir
annehmen, daß Uropodidae Pflanzensaft saugen. Mit den her-
vorschnellbaren, von einer winzigen Schere versehenen Mandibeln,
welche außerdem vor dem Digitus fixus meistens einen dolch-
förmigen Fortsatz tragen, durchbohren sie weiche Pflanzenteile,
wie die Blattläuse mit ihrem Rüssel tun, oder wie die Stechmücke
Epidermis und Corium der Säugetiere. Halten wir dies vor
Augen, dann begreifen wir, wie Pelopbs und Serrarius ebenso
mit ihren vorschnellbaren Mandibeln Pflanzenteile (sehr wahr-
scheinlich nur modernde) anbohrt. So können wir auch begreifen,
wie Xenillus subtrigonus mit den Scheren, welche, wenn sie ge-
schlossen sind, wie Dolche wirken, Pflanzenteile anbohren. Viel-
leicht sind es immer modernde, denn, wenn es lebendige waren,
so sollten wir Clorophyl im Darmtractus finden. Soviel ich weiß,
ist aber noch niemals ein Xenillus gefunden mit Clorophyl im
Innern. — Wohl fand ich Clorophyl bei Camisia (cf. Tijds. Verg.
Geneesle rn. 9.180);
Xenillus paolii Oudms.
(Fig. 67—76.)
Eremaeus pectinatus Oudemans 1900, in Tijds. Ent. v. 45,
p. 155, no 38. In faulenden Blättern, Haarlem. (non ?ectinatus
Michael!)
Xenillus paolii Oudemans 1913, in Ent. Ber. v. 3, n. 71,
p. 375, Kurze Diagnose.
Notizen über Acari, 25. Reihe. 39
Adultus. Maße. Länge des Idiosoma 400 u, des Propodosoma
133 u, des Hysterosoma 267 u; größte Breite des Propodosoma
ohne den Tectopedia 123 u, mit demselben 150 u; des Hystero-
soma 225 u; Länge der Beine ohne die Coxalplatten aber mit den
Krallen 230 resp. 184, 184und 238u. Gestalt wie die der Xenillus
complicatum Paoli (in Redia, v. 5, t. 3, f. 6), gedrungen; Propodo-
soma fast gleichseitig dreieckig, Hysterosoma breit eiförmig,
Beine kurz. Farbe wie die fast aller Xenillus-Arten goldockerig
mit gebrannt-ockerigen Rändern an Soma, Coxae und Beingliedern.
Rückenseite. (Fig. 69). Die Grenze zwischen Propodo-
und Hysterosoma ist scharf und gerade. Propodosoma vorn
mit einer ‚Nase‘, d. h. zur Seite der Spitze etwas konkav; vor
diesen Konkavitäten ragt eine Leiste mit drei Zähnchen hervor,
wie bei der vorigen Spezies; hinten am Rande, vor dem Tecto-
pedia II etwas wellig, mit zwei winzigen Zähnchen; hinter der
Rostralspitze erhebt sich ein Buckel, der die Nase imitiert. Von
der Innenseite der Pseudostigmata verlaufen je nach vorn und nach
innen die kräftigen Lamellae. Diese sind hinten breit, stark
chitinisiert, dunkelfarbig, vorn schmal, niedrig, hellfarbig. Vor
den Pseudostigmata richtet sich je eine gerade kurze Leiste nach
vorn; diese sind wohl die Tectopedia I. Außer den Pseudo-
stigmata ist das Propodosoma holperig, und die Höcker sind stark
rotbraun granuliert. Vom Hysterosoma ist nichts zu sagen.
Die Tectopedia II treten stark hervor; die Tectopedia III sind
verschwunden (Fig. 68), die Tectopedia IV nur als kurze ge-
bogene Häkchen hinter den Trochanteres III bemerkbar (Fig.
68). Die Skulptur der ganzen Rückenfläche ist, außer der
oben beschriebenen Granulation, glatt. — Die Pseudostig-
mata sind nach außen und vorn gerichtete sehr niedrige
ß. Heft
40 Dr.:A. ©. Oudemans:
Näpfe; man betrachte auch die acht Einzelfigürchen 69—76.
Die Stigmalhaare sind lang, proximal fadenförmig, im Mittel
lanzettlich mit einzelnen Astchen am Vorderrande, distal haar-
dünn; sie richten sich plötzlich nach außen und distal nach...?
(Bei meinen acht Individuen richten sich die distalen Enden der
linken Stigmalhaare nach hinten; siehe die acht Einzelfigürchen ;
die acht rechten dagegen nach vorn. Ist dies Zufall?) Behaarung.
Die Rostralhaare sind kräftige Borsten, welche etwas vom
Rande entfernt auf der Rückenfläche der Propodosomaspitze
stehen. Die Lamellarhaare sind Borsten, am Ende der Lamellae
eingepflanzt. Die Interlamellarhaare sind auf gewöhnlichem Platze
nach hinten gerichtet. Die Exostigmalhaare sind ziemlich kurze,
feine, S-förmig gekrümmte Härchen. Auf dem Hysterosoma drei
Ouerreihen von starken Borsten.
Bauchseite (Fig. 68). Die Zeichnung ist angefertigt nach
einem alten Präparate mit acht Individuen, welche jedoch alle
mit der Rückenfläche nach oben eingeschlossen sind. Die Bauch-
fläche konnte ich, da alle Individuen gut durchsichtig sind, gut
sehen, aber auf die Wiedergabe der sich dort befindlichen Här-
chen mußte ich verzichten. — Unmittlich fällt auf, daß von einem
Sternum keine Spur da ist; alle Coxalplatten treffen in der
Medianlinie zusammen! Auch sind alle Coxalgrenzen scharf, dick,
braun und wagerecht. Welch ein Unterschied von den beiden
vorhergehenden Spezies! Die Acetabula IV sind nicht seitlich,
sondern ventral! Die Skulptur ist glatt. Von der Behaarung
sah ich nur zwei Härchen seitlich von dem Vorderrande der Anal-
öffnung' und zwei hinter derselben; letztere sind eingepflanzt im
ventrad umgebogenen Rande des Rückenschildes. Die Genital-
und die Analöffnungen sind sehr groß, sodaß sie fast anein-
ander stoßen, schwer chitinös umrandet. Erstere ist fast fünfeckig,
mit einer Ecke nach vorn, und mit runder Kante nach hinten;
letztere fast zweimal größer, breiteiförmig mit der Spitze nach vorn.
Gnathosoma. Die Mandibeln sind von der gewöhnlichen
Gestalt, kurz; von der Maxillae bilden die zusammengewachsenen
Coxae eine sehr breite fünfeckige Platte mit wagerechter gerader Vor-
derkante, auf welcher die beiden ‚Laden‘ und Palpen gelenkig sich
erheben. Ersteresind groß, vorn kaum zweizähnig; letztere deutlich
fünfgliedrig, mit zwei Härchen am Femur.
Beine (Fig. 67). Außer den Trochanteres I und II und allen
Genua, sind die Glieder alle etwas angeschwollen, am meisten
die des ersten Paares, weniger die des zweiten Paares, am min-
desten die der letzten zwei Paare. Dorsal sind erwähnenswert:
am Femur I, am Genu I, an allen Tibiae und am Tarsus IV je
eine lange Tastborste; an den Genua II und IIl je ein ziemlich langes
Riechhaar; so auch am Tarsus Il. Federchen findet man an der
Außenseite des Femurs I, an beiden Seiten des Genu I, des Femurs II,
des Tarsus II, und an der Innenseite (=Ventralseite) des Tarsus III
und Tibia IV, und zwei befiederte Sporne am Tarsus IV.
Notizen über Acari, 25. Reihe. 41
Habitat. In faulenden Blättern.
Patria. Die Niederlande.
Tempus. Mai, August.
Repertor. Ich selber.
Bemerkungen. Als ich 1913 meinen Fehler bemerkte, die
Art in 1900 falsch determiniert zu haben, widmete ich sie meinem
Freunde Paoli, der schon so manche schöne Monographie von
winzigen Acari publizierte.
Die Granulation zur Seite der Pseudostigmata hat diese Art
mit Xenillus dissimile Paoli gemein. Auch die Gestalt der Stig-
malhaare ähnelt der der genannten Art, aber sie sind vorn, nicht
hinten, von Ästchen versehen.
Wenn wir die großen Unterschiede, speziell der Bauchseite,
bei den verschiedenen Spezies betrachten, kommen wir zu dem
Schlusse, daß binnen kurzem die Gattung Xenillus notgedrungen
in verschiedene Untergattungen, oder neue Gattungen zerfallen
muß.
Xenillus blattarum Oudms. 1911.
(Kie. "77—79.)
Xenillus blattarum Qudemans 1911, in Ent. Ber. v. 3..n. 61.
p. 171. Auf einer Blattide: Panesthia javanica Serv., Banjuwangi
(Java). Kurze Diagnose.
Xenillus blattarum Oudms. 1912, in Tijds. Ent. v. 55, Vers-
lagen, p. XXVIII. — Idem.
Adulti. Maße. Länge des Idiosoma 240 u, des Propodosoma
80 u, des Hysterosoma 160 u. Breite des Propodosoma ohne den
Tectopedia 73 u, mit denselben 96 u. Länge der Beine ohne den
Coxalplatten 147 resp. 117, 121 und 176 u. Gestalt. Etwas
stämmig. Propodosoma breit dreieckig, nur wenig länger als
breit; mit den Tectopedia aber breiter als lang. Hiysterosoma
breit elliptisch. Farbe wie die der meisten Xenillus-Arten gold-
ockerig mit dunkleren Rändern an den Beingliedern und am
Leibe, namentlich umgibt ein breiter dunkler Bogen das Hyste-
rosoma vorn.
Rückenseite (Fig. 77). Die Grenze zwischen Propodo-
und Hysterosoma scharf, nach vorn konvex. Propodosoma
ziemlich breit, im Umriß fast bienenkorbähnlich, mit der Spitze
nach vorn; neben der Spitze eine seichte Einbuchtung, wodurch
eine Nase entsteht. An den Seitenrändern je zwei nach vorn ge-
richtete Zähne. Zur Seite der Pseudostigmata drei Längsreihen
von scharfen, nach außen gerichteten Zähnchen, wie eine Raspel.
Die Lamellae sind zwei niedrige, geschlängelte, weit voneinander
stehende, nur wenig nach vorn konvergierende Leistchen. Vom
Hysterosoma ist nichts zu sagen. Die Tectopedia I sind
offenbar ganz an Rand gerückt, wo sie als die zwei. Seiten-
zähne, oder nur als der vordere Zahn (siehe auch Fig. 79),
sichtbar sind (auch die Lamellae sind ungewöhnlich weit von
6, Heit
49 Dr. A. €. Oudemans:
einander gerückt. Die T. II stark, etwas nach außen gerichtet.
Die T. Ill als zwei nach vorn konvexe, etwas nach vorn gerichtete
vertikale Blättchen (in Fig. 79 auf ihre Kante gesehen) sichtbar.
Die T. IV nur wenig nach außen verbreitet, vogelschnabelähnlich
nach hinten gerichtet. Die Skulptur der ganzen Rückenseite,
außer den beiden Raspelchen, glatt und glänzend. Die Pseudo-
stigmata sind kurze nach außen gerichtete Röhrchen. Ihre
Stigmalhaare ziemlich lang, nach außen gerichtet, in der proxi-
malen Hälfte etwas geschlängelt, fadenförmig, in der distalen
Hälfte palettenförmig, schlank, an den Rändern mit steifen Ästen,
\\ welche distad an Länge zunehmen,
| mit trübem fetten, körnigem Inhalt.
Behaarung. Die Rostralhaare
sind kurze, gewöhnliche Borsten,
weit voneinander und am Rande,
auf den ‚„Nasenflügeln“. Die La-
mellarhaare sind kürzer auf der ge-
wöhnlichen Stelle, aber nicht an
der Spitze der Lamellae. Die Inter-
lamellarhaare sind länger, feiner,
auf dem gewöhnlichen Platze und
nach hinten gerichtet. Keine Exo-
} stigmal-, keine Angularhärchen. Am
Hysterosoma sechs Paare feiner
Härchen; die vier vordersten Paare
aber anders geordnet als bei den
vorigen Spezies.
Bauchseite (Fig. 79). Die Grenze zwischen den Coxal-
platten ist wieder eine andere als bei den vorhergehenden Spezies!
Zwischen Gnathosoma und Coxae I ein brauner, vorn offener
Ring. Zwischen Coxae I und II je eine seicht S-förmige Chitini-
sation (inwendige Leiste). So auch zwischen Coxae II und III
eine seicht gebogene, vorn konkave Leiste. Aber keine Grenze
zwischen den Coxae III und IV. Zwischen den beiden lateralen
Coxenreihen ein deutliches offenes Feld: ein Sternum. Die
Grenzen zwischen den Coxae IV und das Opisthosoma laufen
ineinander über, bilden eine Linie aus zwei nach vorn konkaven
Leisten bestehend. Die Acetabula auf den gewöhnlichen Plätzen,
namentlich ganz seitlich. Die Skulptur durchaus glatt und
glänzend. Behaarung: Jede Coxae I proximal mit einem Här-
chen, jede Coxae II ebenso; jede Coxalplatte (III—IV) ebenfalls.
Auf dem Opisthosoma jederseits, weit voneinander ein Härchen, und
zwei hinter dem Anus. Die Genitalöffnung klein, abgerundet
trapezoidal, hinten breiter als vorn; jede Klappe mit nur zwei
Härchen. Analöffnung größer, abgerundet trapezoidal, vorn etwas
konkav, hinten breiter als vorn; jede Klappe mit zwei Härchen.
Gnathosoma (Fig. 79). Die Mandibula kurz. Die Maxillae
ohne Grenze zwischen den proximalen Teilen der. Coxae und den
Notizen über Acari, 25. Reihe. 45
distalen internen (den Malae). Diese sind distal nur einzähnig.
Die Palpen haben die gewöhnliche Gestalt; ihr Trochanter sehr
kurz, von der Coxa bedeckt.
Beine. Obwohl die Beine (Fig. 77) kräftig genannt werden
können, sind die Glieder doch nicht auffallend geschwollen. Fe-
mur I lang; Tarsi I und IV ebenfalls auffallend verlängert. Auf-
fallende Tasthaare befinden sich am Femur I, Genu I, Tibia I,
Femur II, Genu II, Tibia Il, Femur III, Femur IV, Tibia IV und
Tarsus IV. Riechhaare findet man am Tarsus I, Tarsus II, Genu III,
Tibia III. Federchen: an der Innenseite der Femora I, Genua I,
Tibiae I, weiter an allen Tarsen. Femur IV ist proximal typisch
kurzgestielt und plötzlich nach außen verbreitet.
Habitat. Dreiundzwanzig Exemplare waren nebst zahl-
losen anderen Pseudoparasiten an einer Panesthia javanica SerV.,
einer Blattide angehettet.
Patria. Genannte Blattide war in Banjuwangi, Ost Java,
erbeutet.
Tempus?
Repertor. Ich erhielt die Panesthia von Herrn Dr. D. Mac
Gillavry in Amsterdam.
Bemerkungen. Parasitierten diese Xenillus auf der Blattide ?
Es ist schwer anzunehmen. Ebensowenig kann man an auxiliarem
Parasitismus denken, da die Oribatidae Vegetarier sind. Möglich
ließen sie sich von der Blattide befördern, wie so viele Parasıtidae,
Urobodidae, Tarsonemidae und Tyroglyphidae. Jedenfalls ist der
Fall erwähnenswert, da so etwas noch nie wahrgenommen wurde.
Oribatula exilis Nie. 1855.
(ohne Figur.)
Eremaeus exılis without cusps Oudms. 1900, in Tijds. Ent.
n43.:P: 162.
Eremaeus varıus Oudms. & Vgts. 1904, in Zool. Anz. v.
27..p. 656.
Eremaeus varıus Oudms. & Vgts. Abh. Nat. Ver. Brem. v.
18. p. 202, 203, 204, 248.
Obenstehende Synonymen betrachte ich jetzt als Synonymen
von Oribatula exilis Nie. 1855, da zwischen Individwen ohne und
solchen mit Lamellarspitzen sich so viele Übergänge finden, daß
eine Scheidung in zwei Spezies nicht mehr haltbar ist.
Nur muß ich die Bemerkung machen, daß die von Nicolet,
Michael und Berlese gegebenen Abbildungen zu dicke Stigmal-
haare zeigen. Solche kommen jedenfalls in den Niederlanden
nicht vor. Doch glaube ich, daß meine Bestimmung: exilis Nie.
1855 richtig ist.
Oribatula frisiae Oudms.
(Fig. 80—84).
Eremaeus frisiae OQudemans Sept. 1900, in Tijds. Ent., v. 48,
p. 155, n.-33; in Moos; -Sneek; April; p. 163, kurze Diagnose. —
6. Heft
44 Dr. A. ©. Oudemans:
Eremaeus frisiae Oudemans Nov. 1900, in Tijds. Ent.,
v. 43, Verslagen p. 71. nom. nud.
Adultus. Maße. Länge des Idiosoma 437 u, des Propodosoma
118 u, des Hysterosoma 319 u, der Beine ohne Coxae 204, resp.
213, 223 und 260 u. Da das einzige Exemplar etwas zerdrückt
ist, sind die folgenden Breitenmaße etwas zu groß: Breite des
Propodosoma ohne Tectopedia 130 p, mit denselben 172 u, des
Hysterosoma 288 u. Gestalt. Kurz und breit, dieselbe als von
Eremaeus burrowsii Michael 1890; das Propodosoma fast gleich-
seitig dreieckig, das Hysterosoma fast kreisrund. Farbe, die
gewöhnliche goldockerige von so vielen kleineren, durchsichtigen
Arten von Xenillus, Oribatula etc.
Rückenseite (Fig. 80). Die Grenze zwischen Propodosoma
und Hysterosoma scharf, nur wenig nach vorn gebogen; der Vor-
derrand des letzteren ragt, so weit wahrnehmbar selbst, obwohl
sehr wenig, frei über das Propodosoma. Propodosoma fast
gleichseitig dreieckig, mit abgerundeter Vorderspitze. Die Seiten
etwas konvex, nur mit sehr seichter Einbuchtung zwischen Spitze
und Rostralhaaren, sowie hinter den letzteren. Lamellae kräftig,
überall gleichbreit, blattartig, mit stumpfem, freien Rande, welcher
vor dem Pseudostigmata eine starke Einbuchtung aufweist.
Translamella etwas nach hinten konvex, kräftig, überall gleich-
breit und nur wenig schmäler als die Lamellae, in diese ohne
Grenze übergehend. Hysterosoma stark gewölbt, im Umriß
fast kreisrund, Vorderrand in der Mitte nur wenig nach vorn
konvex. Tectopedia I kaum bemerkbar als eine Doppellinie
zwischen Propodosoma und Tectopedia II, welche flügelartig
hervortreten, mit etwas gebogener, nach vorn gerichteter Außen-
spitze. Tectopedia III als zwei stumpfe Dornen an der Bauchseite
(Fig. 82) sichtbar. Tectopedia IV kurz, blattartig, mit gekerbtem
Rande Skulptur der ganzen Rückenfläche spiegelglatt. Zur
Seite der Pseudostigmata ist ein Teil mit winzigen schwarzen und
braunen Körnchen besetzt; auch unter den Pseudostigmata
findet sich ein kleiner Querstreifen von solchen Körnern (siehe
auch Fig. 81). Mir scheinen all diese Körner inwendig zu sein;
man findet sie auch in den Stigmalhaaren. Hinter dem Vorder-
rande des Hysterosoma sieht man eine schwache brillenförmige
Figur. Außer den vier deutlichen mondkraterförmigen Drüsen-
feldern an gewöhnlicher Stelle gibt es noch sechs undeutliche;
sie bilden eine Reihe nahe dem Hinterrande. Die Pseudostig-
mata werden, wie es scheint, von den proximalen Teilen der
Lamellae umschlungen (Fig. 81); welche teilweise vom Vorder-
rande des Hysterosoma bedeckt sind; sie sind ziemlich klein,
und offenbar nach oben und nach innen gerichtet (!). Die Stig-
malhaare richten sich deshalb ebenfalls proximal erst nach oben
und nach innen, um sich dann plötzlich über dem Rande des
Pseudostigma nach außen und nach vorn zu begeben. Behaarung.
Die Rostral-, Lamellar- und Interlamellarhaare sind ziemlich
Notizen über Acari, 25. Reihe. 45
starke, steife, deutlich behaarte Borsten; erstere sind die kürzesten
und am Rande eingepflanzt zwischen zwei seichten Konkavitäten,
auf einem kleinen Vorsprunge. Die Lamellarhaare sind auf der
Außenspitze der Lamellae (und der Translamellae!) eingepflanzt.
Die Interlamellarhaare sind eine Strecke nach vorn verschoben,
nicht auf eine Linie mit den Pseudostigmata. Die Exostigmal-
haare sind sehr fein, kurz und glatt, aber auffallend, da sie nach
außen gerichtet sind. Auch alle Hysterosomahaare sind ziemlich
kurz, fein und glatt. Ich zähle deren 24. Die zwei Schulterhaare
bilden, wenn man will, mit den zwei dahinter stehenden eine nach
hinten stark konvexe Querreihe; die folgende Ouerreihe von vier
liegt gleich dahinter und ist weniger gebogen; die dritte Querreihe '
von vier, stark gebogen weit mehr nach hinten; die vierte ebenso;
die fünfte und die sechste bilden zusammen eine gebogene Reihe
von acht Härchen beim Hinterrande. Man kann also auch von
vier Längsreihen von je sechs Härchen reden, deren die zwei
äußeren Längsreihen nicht weit vom Rande, die zwei inneren
weit von der Medianlinie entfernt liegen. Die Schulterblätter
sind kaum angedeutet, obwohl bei größerer Vergrößerung bestimmt
anwesend (Fig. 81). Gerade vor dem zweiten Paare Drüsenfelder
sieht man je eine feine schlitzförmige Pore.
Bauchseite (Fig. 82). Das Sternum, der Raum zwischen
den jederseitigen Coxenplatten, ist groß. Seine Grenzen sind
aber gänzlich verschwunden. Die Grenzen, die Apodemata,
zwischen den Coxalplatten I und II, resp. III und IV sind deutlich,
während die Grenzen zwischen den Coxalplatten II und III,
resp. IV und dem Opisthosoma verwischt sind. Die Acetabula
sind ziemlich kurz (nicht in der Figur angegeben). Die Skulptur
der ganzen Bauchfläche ist spiegelglatt. Wohl zeigt das Sternum
6. Heft
46 Dr. A. ©. Oudemans:
Kreiselchen, welche zusammen eine zierliche an Arabesken er-
innernde Zeichnung bilden, aber diese sind .wohl Umrisse von
inwendigen Gruben, Anheftungsstellen von Muskeln. Behaarung.
Auf dem Sternum, zwischen den Coxae I, resp. II und III je
ein Paar weit voneinander stehende Haare; auf den Coxae I und
IV je ein Haar; auf der Grenze zwischen den Coxae II und III,
nahe am Rande, je ein Härchen; am Opisthosoma vor dem Anus
ein Paar weit voneinander stehende Haare, und hinter demsel-
ben eine OQuerreihe von vier Härchen. Jederseits am Außen-
rande der zusammengewachsenen Tectopedia gewahrt man vier
etwas S-förmig gebogene, nach vorn gerichtete Haare, und da-
hinter eine nach außen gerichtete, etwas nach hinten gebogene
Borste. Die Genitalöffnung, verhältnismäßig klein, rundlich-
fünfeckig, ist von einem breiten inwendigen Chitinringe umgeben;
auch die beiden Klappen haben starke Chitinränder und tragen
je vier Härchen, wovon das vorderste auffallend stark .ist. Die
Analöffnung, fast kreisrund, wird von je zwei Härchen tragenden
Klappen geschlossen. Inwendig schimmern der Ovipositor und
ein Ei durch, wodurch die weibliche Natur dieses Adultus verraten
wird.
Gnathosoma breit (Fig. 82); die Maxillencoxae vollständig
verwachsen, ihre Laden kräftig, je mit zwei Härchen und vier
nach innen gerichteten Zähnchen; ihre Palpen mit kurzen Tro-
chanter, Genu und Tibia (Fig. 83); Femur mit deutlicher Crista
und zwei Borsten, welche einseitig Ästchen tragen; Tarsus krumm,
ventrad gebogen mit zwei feinen Tasthärchen, zwei Riechhärchen
und zwei Häkchen (Funktion ?); Tibia mit zwei langen Tast-
und einem langen Riechhaare.
Beine (Fig. 80) gewöhnlich, nicht auffallend lang oder kurz,
dünn oder dick. Merkwürdig sind nur folgende Eigentümlich-
keiten: Die Länge der Beine nimmt von vorn nach hinten zu:
Bein I ist also das kürzeste! Femur I hat auffallend dünne proxi-
male Teile (‚‚Stiele‘“), einen internen Buckel, eine dorsale: Crista.
und eine ventrale distale Crista; Genu I mit feinem Tasthaare;
Tibiae I—IV mit langem Tasthaare; Tarsi I—IV ebenso, und mit
verschiedenen einseitig von winzigen Ästchen versehenen Borsten
(Fig. 84). Krallen tridactyl, die mittlere ungefähr zweimal dicker
als die seitlichen. Femora II, III und IV ventral mit Crista über
die volle Länge.
Habitat. Im Moos.
Patria. Sneek (Provinz Friesland, Niederlande).
Tempus. April.
Repertor. Ich selber.
Bemerkungen. Die Art ist gewiß mit Eremaeus burrowsii
Michael 1890, welche von Algerien, Italien und Winnipeg-See
(Canada) bekannt ist, verwandt. Sie unterscheidet sich aber
namentlich in den folgenden Eigenschaften: feinere Haare; Fe-
mora 1, II und III sind schlanker; die Haare an den Beinen sind
Notizen über Acari, 25. Reihe, 47
glatt; die Tibiae tragen alle distal ein Tasthaar, welches so lang
ist wie der Tarsus oder länger als derselbe; die Lamellae sind über
halbe Propodosomalänge.
Cultroribula diversa Oudms. 1915.
(Fig. 85—87.)
Cultroribula diversa Oudemans 1915, in Ent. Ber. v. 4, n. 84,
p. 193; kurze Diagnose, im verdauenden Magensafte von Nepenthes
destillatoria, Zeylon.
Adultus. Maße. Länge des Idiosoma 233 u, des Propodosoma
48 u, des Hysterosoma 185 u, der Beine unbekannt, da alle Glieder
an den Genua vorbei fehlten; Breite des Propodosoma ohne den
Tectopedia II 72 x, mit demselben 100 u. Gestalt. Fast breit
elliptisch, vorn dachartig. Farbe ockerig.
Rückenseite (Fig. 85). Die Grenze zwischen Propodo-
und Hysterosoma scharf, fein, nur wenig nach vorn konvex.
Propodosoma zweimal breiter als lang, dreieckig, mit ge-
raden Rändern, mit Ausnahme der Tectopedia II, welche als
eine Spitze hervorragen. Submarginal verläuft jederseits eine
feine Leiste, wohl die Tectopedia I, welche hinten in die Tectopedia
II übergehen. Sie sind halbwegs von einer Chitinleiste unter-
stützt, (daher die Figur wie ein Zelt mit Mittelpfeiler), welche pro-
ximal breit, unter den Lamellae sichtbar ist und von denselben
entspringt. Die Lamellae selbst sind breit, blattförmig, entspringen
je einer. schweren gebogenen Chitinleiste, den Lamellenbases,
welche, etwas S-förmig gebogen, vorn allmählig in die bogen-
förmige Translamella übergehen. Die Lamellae je mit großer
Cuspis. Zwischen den Interlamellarhaaren sieht man zwei liegende
Ovale. — Das Hysterosoma hat am Rande, hinter den Schultern,
eine winzige \aber typische Kerbe, und ist hinten etwas spitz
gerundet. Die Tectopedia I sind schon beschrieben; die Tecto-
pedia II haben einen ziemlich untief eingebogenen . Vorderrand.
Die Skulptur der ganzen Rückenfläche spiegelglatt. Die Pseudo-
stigmata sind außergewöhnlich groß, kelchförmig (Fig. 87),
schwer chitinisiert, halb unter dem Hysterosomarande verborgen;
ihre Stigmalhaare lang, in der proximalen Hälfte haardünn, in
ihrer distalen Hälfte dick-spulförmig, überall ölglatt. Behaarung.
Die Rostralhaare stehen dicht beieinander, submarginal, sind
borstenförmig, glatt; die Lamellarhaare stehen vorn an den langen
Lamellarspitzen, sind länger und kräftiger; die Interlamellarhaare
sind sehr fein, ziemlich weit nach vorn gerückt, nahe den Mitten
der Lamellae. Das Hysterosoma ohne Schulterhaare; oder sind
dieselben beim stark mutilierten Exemplare abgefallen und standen
sie vormals in den Schulterkerben ? Übrigens mit vier Ouer-
reihen von je vier feinen Härchen; die vordere dieser Reihen etwas
nach vorn konkav, die drei anderen stark nach vorn konvex,
«bis selbst die vier hinteren Härchen in einem Vierecke zu stehen
kommen. Man kann auch sagen, daß es vier Längsreihen gibt,
6. Heit
48 Dr. A. ©. 'Oudemans:
zwei submarginale von je drei und zwei submediane von je fünf
Poren. Wo das Hysterosoma am breitesten ist, befinden sich
jederseits eine schlitzförmige Pore von einem Chitinrande um-
geben. Hinten, von den vier in einem Vierecke stehenden Här-
chen, vier in einer nach vorn gebogenen Ouerlinie liegende Drü-
senfelder. Die ganze Skulptur der Rückenseite ist spiegelglatt.
Bauchseite (Fig. 86). Grenzen. Die Grube, worin das
Gnathosoma eingesenkt ist, wird. hinten von einer bogenförmigen
inwendigen Chitinleiste umgeben. Sanft S-förmig gebogen, aber
schwer chitinisiert sind die Apodemata zwischen den Coxalteilen I
und II. Schwerer chitinisiert ist eine sanft nach hinten konvexe
Ouerleiste zwischen Pro-
podosoma und Hystero-
soma. Noch breiter und
stärker chitinisiert ist eine
Ouerleiste zwischen Pro-
soma und Opisthosoma;
sie ist in der Mitte sanft
nach vorn, an den Enden
sanft nach hinten konvex.
Starke Chitinleisten um-
geben auch die riesigen
Genital- und Analöff-
nungen. Alle diese so auf-
fallende starke Leisten
charakterisieren wohl das
Genus. Von einem Ster-
num oder von geson-
derten Coxalteilen keine Spur. Der Vorderrand der Tectopediall,
scharf eckig nach hinten einspringend, setzt sich fort in eine feine
Linie, welche den Rand des Propodosoma folgend, sich nach vorn
verliert. Die Tectopedia IIIsind als kleine spitze Dreiecke zwischen
Trochanteres II und IIIsichtbar, während die Tectopedia IV als eine
kurze Platte mit einem Ausschnitte zwischen Trochanteres III und
IV hervorragt. Von der Hinterecke der Tectopedia II verläuft eine
gebogene Linie nach hinten als eigentliche Grenze der flachen Bauch-
fläche, wo sie plötzlich abhängt. Die Acetabula I sind verhält-
nismäßig klein, die anderen normal in Tiefe, aber abnormal in
Gestalt; sie sind nämlich eiförmig oder elliptisch, nicht S-förmig.
Die Skulptur der ganzen Bauchfläche ist spiegelglatt. Am
Sternalteile und den proximalen Enden der Coxalteile sieht man
Kreiselchen, welche diese Teile hübsch ornamentieren und wohl
nichts anders sind als die Ränder der inwendigen Gruben, Ansatz-
stellen von Muskeln. In der Mitte, vor der Genitalöffnung eine
knopfförmige Figur. Behaarung. Am Sternalteile vier sub-
mediane Paare feiner Härchen; die Coxalteile IV je mit einem
feinen Härchen; das Opisthosoma mit 3 Paaren hintereinander
stehenden feinen Härchen, die bei großen Öffnungen flankierend.
7
Notizen über Acari, 25. Reihe. 49
Die Genitalöffnung enorm groß, größer als die Analöffnung, an-
nähernd fünfeckig, mit einer Ecke nach vorn, hinten fast die Anal-
öffnung berührend; jede Klappe mit vier winzigen Härchen,
drei submedian und einem ganz lateral. Die Analöffnung sehr
groß, annähernd sechseckig; jede Klappe mit nur zwei Härchen.
Gnathosoma. Die Maxillicoxae ohne Naht miteinander
verwachsen. Die Malae je mit einem nach vorn gerichteten Dorne
oder Haken.
Beine. Allen Beinen fehlten die Tibiae und Tarsi. Dorsal
(Fig. 85) besitzen die Femora I und II je zwei Härchen. Lateral
sind alle Genua jederseits von einem Härchen versehen. Ventral
iR 86) sieht man an den Femora I je eine gebogene Crista und
‘,, Härchen, an den Femora II je zwei Härchen, an den Femora III
aa IV je ein Härchen. Die Trochanteres I sind sowohl dorsal
als ventral teilweise sichtbar. Die Trochanteres II sind ganz ver-
steckt. Die Trochanteres III und IV besitzen ventral eine nach
hinten gerichtete distale Fortsetzung, welche die Anheftung der
Femora bei ventraler Betrachtung bedeckt.
Habitat. Vermutlich sowohl in faulenden Blättern, als im
Moos und auf lebendem Gesträuch. Nur 1 Ind. verm. 9.
Patria. Zeylon.
Tempus. Januar.
Repertor. Herr Dr. Konrad Guenther.
Bemerkungen. Siehe oben bei Cymbaeremaeus cyclobs,
Sal.
Carabodes alveolatus Oudms.
Fig. 88—-95.)
Carabodes alveolatus Oudms 1915, in Ent. Ber. v. 4. n. 84.
p. 194.
Tritonympha. Maße. Länge des Idiosoma 475 u, des Propo-
dosoma 140 u, des Hysterosoma 335 uw, der Beine ohne Coxal-
platten 200, resp. 175, 187 und 212 u. Breite des Propodosoma
ganz hinten 137 u, des Hysterosoma hinten 220 u. Getalt wie
die der Tritonympha von Murcia lucasii Nieolet 1855, aber die
Lamellarhaare stehen dicht beieinander. Farbe. Milchweiß
mit etwas ockerigen Beinen; zwei dunklere inwendige Ballen
(siehe die getüpfelten Felder in der Figur 88) deuten auf einen
gefüllten Magen und einen Kotballen; zwei dunklere submargi-
nale inwendige Längsröhren sind wohl die Malpighischen Gefäße
(bei auffallendem Lichte weiß!). Auch die Öldrüsen sind als braune
Gebilde deutlich sichtbar.
Rückenseite (Fig. 88). Grenze zwischen Propodo- und
Hysterosoma eine feine gerade Querlinie. Propodosoma mit
runder Schnauze und drei seitlichen seichten Einbuchtungen.
Die Lamellae sind als kurze Leisten (siehe auch Figur 90) an-
gedeutet, vom Pseudostigma nach vorn und innen verlaufend.
Ausser dem Pseudostigma gewahrt man eine Leiste, welche als
hintere und äußere Verlängerung der Lamellae angesehen werden
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 6. 4 6. Heft
50 Dr. A. ©. Oudemans:
kann; parallel an dieser Verlängerung befindet sich hinter den
Pseudostigmata eine gleichgestaltete Leiste, welche als Inter-
lamella bezeichnet werden kann. — Die Pseudostigmata
sind mehr oder weniger urnenförmig, Fig. 90. Ich machte diese
Abbildung, als das Tierchen noch undurchsichtig in Spiritus lag;
jetzt, nun es durch Glycerin fast ganz durchsichtig daliegt, sehe
ich, daß der Urnenboden sich nach vorn biegt, wie beim Adultus
(siehe Figur 94). Das Hysterosoma ist vorn schmäler als hinten,
an den Schultern deutlich eckig, hinten abgerundet. Deutlich
sind auch die Öffnungen der Öldrüsen. Die Skulptur der ganzen
Rückenfläche ist glatt. — Behaarung. Die Rostral-, Lamellar-
und Interlamellarhaare
folgen einander in gleich-
mäßigen Entfernungen
auf. Sie sind alle steife
Borsten mit, verschwin-
dend kleinen Astchen(Fig.
91). Erstere sind die kür-
zesten, letztere die läng-
sten, erreichen aber die
Schnauzenspitze nicht.
Erstere stehen ziemlich
dicht beieinander eine
Strecke vom Rande ent-
‚ fernt. Die Lamellarhaare
ebensoweit von einander.
Die Interlamellarhaare
viel weiter voneinander
und ziemlich weit nach
vorn. DieStigmalhaare
(Fig. 90) ziemlich lang,
in dem proximalen zwei
Drittel haardünn, im di-
stalen Drittel ziemlich
dick spulförmig, vollkommen glatt; der Stiel folgt den Biegungen
des Pseudostigma (siehe oben). Am Hysterosoma sind fünf Quer-
reihen von kleinen Borsten zu erkennen. Die erste Reihe ganz
vorn ist ziemlich gerade; ihre Endborsten sind etwas länger als
die beiden inneren, und sind an die eckigen Schultern geheftet.
Die zweite Reihe ist etwas nach vorn konvex, die drei übrigen
dagegen nach hinten konvex; von allen vieren sind die äußeren
Borsten zwei- bis dreimal kürzer als die inneren. Man kann auch
von vier Längsreihen sprechen von je fünf Borsten, aber dann wird
weniger auf die ursprüngliche Segmentation geachtet.
Bauchseite (Fig. 89). Die Grenze zwischen Gnathosoma
und Idiosoma ist deutlich, obwohl nur eine feine Querlinie. Die
Grenzen zwischen den Coxae gegenseitig sind ebenso scharf,
selbst kann man behaupten, daß die Coxalplatten IV noch frei
Notizen über Acari, 25. Reihe. 51
sind: gut gesehen, berühren sie die Coxalplatten III nicht. Und
da auch der Innenrand aller Coxae mehr oder weniger sichtbar
ist, kann gesagt werden, daß die Sternalregion deutlich
abgegrenzt ist. Die Skulptur der ganzen Bauchfläche ist
glatt. Behaarung. Sofort fällt ins Auge, daß die drei submedi-
anen Paare Härchen Sternalhaare sind, wie bei den Parasi-
tidae und Uropodidae! Coxae I und IV je mit einem Härchen,
Coxae III je mit zwei, Coxae II nackt. Die Genitalöffnung
klein, noch geschlossen, inwendig mit drei Paaren sogenannten
Saugnäpfen; also ist es eine Tritonympha! Analöffnung groß,
flankiert von drei Paaren Härchen; jede Klappe mit zwei in der
Mitte dicht beieinander stehenden Härchen.
Gnathosoma (Fig. 89). Die beiden Mandibeln sind als
gewöhnliche zu erkennen; ihre Scheren sind als kurze kräftige vor
den Maxillenladen sichtbar. Diese sind dreizähnig und wirken
offenbar zusammen als Kauorgane; jede trägt ein Härchen. Zwi-
schen ihnen ist das zungenförmige Labrum sichtbar. Die Coxal-
teile der Maxillae lassen einen deutlichen Raum zwischen sich,
berühren einander in der Medianlinie nicht; sie tragen je ein
Härchen. Ihre innere Grenze liegt in der Verlängerung der inneren
Grenzen der Coxae der genannten Beine Deshalb müssen
wir auch annehmen, daß der Raum zwischen ihnen ho-
molog ist mit dem Raume zwischen den Beinencoxae,
also Bauchfläche ist. Nun wissen wir, daß der medio-dorsale
Teil des Gnathosoma = der vorderste Teil des Carapax oder des
Rückenpanzers = das Epistom ist. Hier sehen wir unzweideut-
lich, daß der medio-ventrale Teil des Gnathosoma =
der vorderste Teil der Bauchfläche = der Hypostom
ist. Leider können wir eigentlich den Ausdruck „Hypostom“
nicht gebrauchen, denn hiermit wird gewöhnlich, jedenfalls bei
den Acarologen, der ganze ventrale Teil des Gnathosoma ohne
Palpen angedeutet. Dieser Raum zwischen den Maxillar-
coxae ist offenbar identisch mit der Rima hyposto-
matis Berlese's, sodaß meine Auffassung, als gehöre
dieser Raum, diese Rima, nicht zu den Maxillarcoxae,
sondern zu der Hypopharynx (besser sollte Hypostoma
sein!) (cf. Tijds. Ent: v. 57, 1914, Verslagen p. XXV—XXV]),
dadurch sehr unterstützt, wenn nicht bewiesen wird.
Die Palpen bestehen aus den bekannten fünf Gliedern.
Beine. Alle Beinglieder, außer den Tarsen, sind zylindrisch ;
diese sind konisch zu nennen. Die Femora zeigen schon proximal
einen dünneren Teil, den Stiel. An der Dorsalseite (Fig. 88) sind
folgende Eigentümlichkeiten erwähnenswert. Genua I und II
und Tibia I und II mit Höcker, worauf ein langes Tasthaar ent-
springt. Die Tasthaare der Genua sind kurz und fein, die der
Tibiae lang und borstenförmig, speziell die der Tibia I. Tarsi I
mit nach aussen gerichtetem Riechhaare. Von der ventralen
Seite ist nur zu erwähnen, daß die Tarsen alle, speziell aber I und II
4* 6. Heft
52 Dr. A. €. Oudemans:
je von zwei Tasthaaren und von vier bis acht „gefiederten‘ anderen
Haaren versehen sind.
Adultus. (Fig. 92—95). Maße. Länge des Idiosoma 560 y,
des Propodosoma 187 u, des Hysterosoma 373 „u, des Beines Il ohne
Coxa 195 u. Breite des Propodosoma ohne den Tectopedia, ganz
hinten, 150 u, mit denselben 170 u, des Hysterosoma in der Mitte
315u. Gestalt die des Carabodes elongatus Mich., aber die Lamellae
und Translamella sind nur niedrige Leisten. Farbe des gänzlich
verdauten Exemplares, also nur der Chitinhülle, hell kastanien-
braun.
Rückenseite (Fig. 92). Die Grenze zwischen Propodosoma
und Hysterosoma scharf, fein, gerade. Propodosoma länglich,
etwas trapezoidal, vorn etwas gerundet; die Seiten fast gerade,
scheinbar etwas eingebuch-
tet, was durch die Lamellae
verursacht wird, oder auch
die Erweiterung vor dem
Ursprung der Beine I. Die
Lamellae sind nur nied-
rige Leisten, welche sub-
marginal sind, ganz hinten
bei der Grenze zwischen
Propodo- und Hysterosoma
anfangen, mit einem Buckel
nach außen biegen, dann
mit seichter Einbiegung
sehr weit nach vorn verlau-
fen, fast ganz vornsich ein-
wärts biegen, und als nach
vorn konvexer Transla-
mella ineinander über-
gehen. Die Pseudostig-
matasind unsichtbar, ver-
borgen unter den ‚Buckel‘
der Lamella ; beim aufgehellten Präparate (Fig.94) etwas urnenförmig,
mit scharfen, nicht hervorragenden Rändern, in der Tiefe nach vorn
und außen gerichtet, sodaß der ‚Boden‘ wieder die Lamella erreicht.
Von Tectopedia I kann eigentlich die Rede nicht sein, denn der
Propodosomarand, obwohl vor dem Ursprung der Beine I etwas
hervorspringend, kann nicht als Tectopedium angedeutet werden.
Tectopedia II hakenförmig hinter Femur‘ I hervorspringend.
Tectopedia III ebenso hinter Femur II, aber kürzer und mehr
nach außen gerichtet. Interlamellae (siehe oben S. 50) sehr
kurz, aber wie im obenerwähnten Falle der Lamella parallel ver-
laufend. Binnen diesen Interlamellae sehen wir nochmals ein
Paar Leisten auftreten, welche wieder den beiden vorhergehen-
den parallel sind, Intimalamellaegenannt werden können. Diese
sind etwas länger als die Interlamellae, vermischen sich vorn in
[4
Notizen über Acari, 25. Reihe. 93
der alveolären Ornamentierung, biegen sich hinten mediad um,
um dann noch, obwohl für eine ganz kurze Strecke, nach vorn und
nach innen zu verlaufen, also hinten eine — bildend. Der hintere
Balken dieser Figur ist etwas nach vorn konvex (hinten konkav)
und wird von uns sogleich wieder erwähnt. Das Hysterosoma
ist eine fast vollkommene, vorn abgestutzte Ellipse. Sonder-
barerweise befinden sich gleich hinter der Vordergrenze zwei
A-förmige frei in der Luft hervorragende Leistchen oder Höcker,
welche über die Vordergrenze schweben und offenbar mit den
soeben erwähnten -——-förmigen Leisten des Propodo-
soma ein Organ bilden, das in großen Zügen an Schnell-
organ der Elateridae erinnert. Wir können uns sehr gut vor-
stellen, wie das Tierchen, auf seinen Rücken gefallen, mit den
—-förmigen Leistchen gegen die Höcker stemmt, wie ein Elateride
mit seinem Prothorakaldorn gegen den Rand der Mesothorakal-
grube, um dann plötzlich genannte Leistchen unter den Höckern
(oder die Höcker über die Leistchen) zu verrücken. Hierdurch
muß der Vorderteil des Propodosoma mit einem Schlage den
Untergrund treffen, sodaß die Milbe emporgeschleudert wird.
Bekanntlich ist der Prozeß des Sprunges der Elateridae ein ganz
anderer. (cf. Naturwissenschaftliche Wochenschrift, 1915,
v. 30, p. 635). — Skulptur. Das Propodosoma ist außer den
Lamellae, vor der Translamellae, in der vorderen Hälfte des
Raumes hinter der Translamella, und im Mittelfelde der hinteren
Hälfte zwischen den Lamellae, mit ziemlich regelmäßig gestellten
runden Grübchen (daher der Speziesnamen alveolatus). Hinter
den zwei Interlamellarhaaren sind die Grübchen je in drei Längs-
reihen gestellt, wovon die zwei äußeren am Abhang nach außen
gerichtet sind, in der Zeichnung also mittelst halbe Kreiselchen
angegeben sind. Das ganze Hysterosoma ist, außer einem sub-
marginalen Streifen, von dergleichen Grübchen übersäet, welche
nahe dem Rande diesem parallel, im Mittelfelde unregelmäßiger
stehen. Genannter submarginaler Streifen : wird gebildet von
einer Reihe von ‚mondkraterförmigen Gebilden‘, oder ‚Drüsen-
feldern“. Neun dergleichen haben sich auch in drei Ouerreihen
von zwei, resp. 3 und 4 ganz hinten aufgestellt, und zwölt in zwei
submedianen Längsreihen von je 6 in der hinteren Hälite des
Propodosoma. — Behaarung. Die zwei Rostralhaare am Rande,
sehr weit voneinander, stark, borstenförmig, etwas nach innen
gebogen. Die Lamellarhaare, obwohl ungewöhnlich weit nach
vorn, auf ihren Plätzen, d. h. am Ende der Lamellae. Die Inter-
lamellarhaare ungewönlich weit nach vorn, fast in der Mitte
des Propodosoma. Die Stigmalhaare (Fig. 94) in ihrer sicht-
baren proximalen Hälfte haardünn, in ihrer distalen Hälite
keulenförmig, mit etwa 6 winzigen Dörnchen oder kurzen Härchen
am fast abgestutzten Ende; der Inhalt der Keule körnig. Am
Hysterosoma fünf Querreihen von je vier, und eine von nur
2 .Haaren. Die vorderste Reihe gerade, wovon die äußeren die
6. Heft
54 Dr. A. €. Oudemans:
Schulterhaare sind (siehe oben bei der Nymphe). Die zweite
Reihe stark, die dritte schwach nach hinten konvex, die vierte
und fünfte stark nach vorn konvex. Der Adultus hat also am
Hysterosoma 2 Haare weniger als die Tritonympha. Alle Haare,
außer den Stigmalhaaren, sind. gerade, steife Borsten, rauh von
spärlichen winzigen Ästchen (Fig. 95). Poren. Am Hysterosoma
vier Paare von schlitzförmigen submarginalen Poren.
Bauchseite (Fig. 93). Die Grenze zwischen Gusto
und Idiosoma kaum angedeutet; die Grenzen zwischen den Coxae
I und II jederseits scharf, von drei Querlinien gebildet, offenbar
das Tierchen in Stand setzend diese zu biegen; sie strecken sich
wie man sieht auch aus über dem Sternalteile. So ist es auch mit
den Grenzen zwischen den Coxae II und III jederseits. Die Bieg-
samkeit steht unzweifelbar in Verband mit dem Schnellapparat
am Rücken. Die Grenzen zwischen den Coxae III und IV jeder-
seits kaum angedeutet als eine vogelschnabelähnliche Chitinisation
(Apodema). In der Medianlinie befinden sich ebenfalls ein Apo-
dema und zwar im Segmente der Beine I und II. Die Grenze
zwischen Prosoma und Opisthosoma ist als nach vorn stark kon-
vexer, vor der Genitalöffnung verlaufender Linie schwach an-
gedeutet. Das Sternum (Raum zwischen den lateralen Coxen-
reihen, siehe bei der Tritonympha, Fig. 89) ist als solches verschwun-
den. Die Tectopediall, III sind tief ausgehöhlt, sodaß sie zwei-
spitzig, oder doppelt erscheinen; in der Aushöhlung ist das Bein
I resp. II eingelenkt. Tectopedia IV sind stumpf dreieckig. Skulp-
tur. Wie die Rückenfläche, so ist auch die Bauchfläche von Alveo-
len besäet; die Coxalplatten sind dagegen frei davon; auch
findet man zur Seite der Genitalöffnung keine Behaarung.
Coxae I und IV je mit einem Härchen; Coxae II nackt; Coxae III
je mit zwei feinen Härchen; Tectopedia III je mit einer star-
ken Borste; der Sternalteil trägt nur 2 Paare feiner Härchen.
Zur Seite der Genitalöffnung je ein feines Härchen; übrigens
am Opisthosoma 4 Paare von starken Borsten hintereinander,
wovon 2 zur Seite des Anus. — Poren. Zur Seite des Vor-
derrandes des Anus gewahrt man je eine schlitzförmige Pore,
wie sie acht am Rücken zu finden sind. Die Genitalöffnung
ziemlich klein, weit nach vorn, selbst an den Beinen IV
vorbei, von einem Hofe umgeben; annähernd länglich viereckig,
vorn gerundet; jede Klappe mit 3 Härchen, glatt. Analöffnung
ziemlich groß, abgerundet länglich viereckig, ganz hinten, den
ventral umgebogenen Rand des Rückenpanzers fast berührend.
nicht von einem Hofe umgeben; jede Klappe mit 2 Borsten, mit
Alveolen besäet. — Eine steife gerade Ovspositor verrät, daß
das Exemplar ein Weibchen ist.
Gnathosoma (Fig. 93). Die Mandibeln waren bei geeig-
neter Einstellung des Mikroskopes als ziemlich kleine, aber ge-
wöhnliche ‚zu sehen. Die Maxillae haben je ein ziemlich großes
Basalstück, das mit etwa 6 Längsreihen von kleinen Grübchen
Notizen über Acari, 25. Reihe. 55
orniert ist, und einen gewaltigen Laden mit zwei schwarzen
Zähnen, wovon einer groß und wie ein Boothaken nach hinten
gerichtet ist.
Beine. Die Trochanteres I und II sind unsichtbar, in ihren
Acetabula verborgen; die Trochanteres III fast kugelförmig,
ihr Stiel w-förmig im Acetabulum verborgen; die Trochanteres IV
etwas gestreckt, ihr w-förmiger Stiel nur proximal verborgen.
Die Femora I und II deutlich gestielt, keulen- bis spulförmig ge-
schwollen, ventral-distal tief ausgeschnitten. Femora III und IV
fast ungestielt, auf der Dorsalseite der respektiven Trochanteres
eingepflanzt. Femora I, III und IV, je ventral mit niedriger
Crista. Tibia und Tarsus II zusammen spulförmig, anscheinend
nur sehr wenig beweglich gelenkig verbunden. Tibia II dorsal-
distal mit Tastborste; Tarsus II distal, sowohl dorsal als ventral,
mit je zwei distal gebogenen, in eine Verdickung oder Knospe
endigenden Härchen (Klebehärchen ?). Kralle monodactyl, stark.
Habitat. Sicher in Moos, auf dem Boden, vermutlich auch
an Baumrinde, faulendem Holze etc.
Patria. Ceylon. Nur 1 Individuum.
Tempus. Januar (1911).
Repertor. Dr. Konrad Guenther.
Bemerkung. Siehe oben bei Cymbaeremaeus cyclops, S. 21.
— Man wird mich fragen: mit welchem Rechte ich die Trito-
nympha und den Adultus, beide in vielleicht weit voneinander
entfernten Nepenthes-Becher gefunden, für eine und dieselbe
Art erkläre. Meine Antwort lautet: weil sie so viele Eigentümlich-
keiten gemein haben, und weil die glänzenden Untersuchungen
Michaels dafür sprechen. Obwohl ich die Tritonympha mit der
von Murcia lucasii verglichen habe, ist es bekannt, daß die Trito-
nympha von der mit Carabodes verwandten Banksia tegeocranus
Herm. 1804 ungefähr dieselbe Gestalt hat. Da sowohl meine
Tritonympha als der Adultus das so scharf begrenzte Hypostoma
mit Banksia tegeocranus gemein haben, so schließe ich, daß die
Tritonympha jedenfalls eine ist einer Carabodes oder einer Banksia.
Mit dem Adultus hat weiter die Tritonympha gemein: das Hypo-
stoma, das Pseudostigma, das Stigmalhaar, die Behaarung, die
Art der Borsten, die fast feste Gelenkung der Tibia und Tarsus,
die Schulterhaare, die Lamellae und Interlamellae, die Borste am
Tectopedium III. —
Carabodes retieulatus Oudms.
(Fig. 96 und 97.)
. Carabodes veticulatus Oudms. 1915 in Ent. Ber. v. 4, n. 84,
p. 194. In Nepenthesflüssigkeit, Zeylon.
Adulti. Maße. Länge des ganzen Tierchens 225 u; Länge
des Propodosoma 75 u; des Hysterosoma 150 u; Breite des Propo-
dosoma mit Einschluß der Pseudostigmata 94 u, mit Einschluß
der Tectopedia III 120 u; Breite des Hysterosoma 147 u. Gestalt
6. Heft
56 Dr. A. ©. Oudemans:
sehr kurz und gedrungen, mit fast kugelförmigem Hysterosoma
und dreieckigem Propodosoma. Farbe. Kastanienbraun.
Rückenseite (Fig. 97). Die Grenze zwischen Propodo-
und Hysterosoma ist scharf, gerade und dunkel. Das Propo-
dosoma ohne die Tectopedia dreieckig, augenscheinlich so hoch
wie breit, mit sehr seicht konvexen Schenkeln und etwas stumpfer
Spitze (Rostrum). Die Lamellae sind dicke Leisten, welche von
der Vorderinnenecke der Pseudostigma nach vorn und innen ver-
laufen und einen seichten Knick zeigen. Eine Translamella ist
nicht vorhanden. Die Pseudostigmata sind groß, mit der Öffnung
nach vorn und außen; ihr Innen- und Hinterrand sind sehr stark
chitinisiert, dunkelbraun. Es ist als gebe es jederseits zwei Tecto-
pedia I. Von der Lamella aus, kurz nachdem diese das Pseudo-
stigma verlassen hat, zweigt sich eine Chitinleiste ab, welche erst
nach außen und vorn, dann bald vorn und endlich nach innen
verläuft, um sich hinter das Rostralhaar zu verlieren. Aber auch
sofort vom Pseudostigma richtet sich eine kürzere Chitinleiste,
welche sich im Außenrande des Propodosoma verlieren kann.
Die Tectopedia II und III sind ungefähr gleichgebaut, stark-
wändig, braun; die Tectopedia IV sind nur an der Bauchseite
als hervorspringendes Dreieck zwischen den Trochanteres III
und IV zu sehen (Fig. 96). Hysterosoma. Hiervon ist nichts
zu erwähnen. Skulptur
des Propodosoma spiegel-
glatt. Zwischen den Pseu-
dostigmata gewahrt man
zwei liegende Ovale, wie
z. B. auch bei Cymbaere-
maeus cyclops (Fig.39) und
Cultroribula diversa (Fig.
85). Weiter sind im Mittel-
felde Tüpfelreihen zu sehen,
welche längliche geschlos-
sene elliptische Figuren
machen. Sie sind ziemlich
symmetrisch gelegen und
nach vorn konvergierend. Das Hysterosoma ist wabig; die Zellen in
der Regel sechseckig; sie gehen nach dem Rande allmählich in ovale
über; der Rand ist daher wiegezähnt. Behaarung. Die Rostralhaare
stehen weit auseinander, kurz hinter diesen stehen die etwas längeren
Lamellarhaare, gerade vor dem Lamellarende eingepflanzt ; zwischen
dem Pseudostigmata sind auf ihrem Platze die noch längeren Inter-
lamellarhaare zu finden. Auf dem Hysterosoma zählen wir drei
Ouerreihen von je 4 und eine (ganz hintere) Querreihe von nur
zwei Haaren. Alle diese Haare sind ziemlich lang, steif, stab-
förmig und in der distalen Hälfte äußerst fein behaart. Pseudo-
stigmataalhaare, Exostigmalhaare, Angularhaare und Scapular-
haare konnte ich nicht ausfinden. Poren. Am Hysterosoma
Notizen über Acari, 25. Reihe. 57
können wir 4 Paare von deutlichen Poren sehen; sie begleiten
ziemlich wohl die submarginale Reihe von Stabborsten.
Bauchseite (Fig. 96). Der Hinterrand der Vertiefung,
in welche das Gnathosoma eingesenkt ist, ist stark chitinisiert;
die Grenze zwischen den Coxae I und II, so auch zwischen den
Coxae II und III, sind durch den inwendigen Apodemata deutlich
angegeben. Nicht jedoch zwischen den Coxae III und IV, sowie
zwischen Coxa IV und dem Opisthosoma. Wohl sind die dunklen
Acetabula dort sichtbar, wo man die Grenze erwartete. Das Ster-
num ist wohl nicht scharf abgegrenzt, sondern doch gut sichtbar,
weil es eine andere Skulptur hat als die Coxae. Skulptur. Diese
ist glatt am Sternum, zur Seite der Genitalöffnung und vor der
Analöffnung; punktiertt an den Epimeren oder Coxalplatten;
und grob areoliert an der großen Ventralplatte, welche vom ventrad
umgebogenen Rückenschilde umgeben ist. Die Genitalklappen
sind glatt; die Analklappen längsgestrichelt. Behaarung. Im
Sternalteile 3 Paare Härchen; im Mitten der Coxae I je ein Här-
chen; auf der Coxalplatte III + IV je ein Härchen; zur Seite
der Analöffnung je zwei Härchen; jede Genitalklappe mit 4, jede
Analklappe mit zwei Härchen. Poren sah ich nicht. Die Geni-
talöffnung ist ziemlich klein, sehr nach vorn gerückt, zwischen den
Coxae IV, länglich trapezoidal, mit abgerundeten Ecken, vorn
breiter als hinten. Die Analöffnung mag von normaler Größe
genannt werden, ist fast viereckig, mit abgerundeten Ecken.
Gnathosoma (Fig. 96). Von einem deutlichen Hypostom
(siehe oben S. 51) ist keine Spur. Das Coxalfeld der Maxillae ist
quergestreift und trägt zwei Härchen; die Laden sind groß, trape-
zoidal und tragen distal je ein Härchen, sowie ein externes vier-
eckiges Läppchen. Davor sind die gezähnelten Digiti der Man-
dibelscheren sichtbar. Von den Palpen sah ich nur 4 Glieder;
das Femur ist länger als die übrigen 3 distalen Glieder zusammen.
Beine. Von allen Beinen fehlten die Glieder vorbei den
Genua. Die Trochanteres I sind in ihrem Acetabula sichtbar
(Fig. 97). Die Femora I und II sind deutlich gestielt; die Femora
III urd IV sind in die Rückenseite der Trochanteres III und IV
eingepflanzt. Alle Femora sind etwas aufgeschwollen. Skulptur
aller Beine glatt.
Habitat wohl in faulenden Blättern, aber auch im Gesträuch
kletternd, denn das einzige Exemplar ist in der Flüssigkeit der
Nepenthes-Becher gefunden.
Patria. Zeylon.
Tempus. Januar. 1911.
Repertor. Dr. Konrad Guenther.
Carabodes taprobanae Oudms.
(Fig. 98—107.)
Carabodes tabrobanae Oudms. 1915 in Ent. Ber. v. 4 n. 84
p. 194. In der Nepenthes-Flüssigkeit. Zeylon.
6. Hefi
Be
n
Dr. A, €. Oudemans:
Adultus. Maße. Länge des ganzen Tierchens 168 u; Länge
des Propodosoma 39 u; Länge des Hysterosoma 129 u; Breite
des Propodosoma mit dem Pseudostigmata 54 u, mit dem Tecto-
| pedia III 75 u; Breite des
Hysterosoma 108 u. —
Gestalt. Kurz, gedrungen,
Hysterosoma breit-oval;
Propodosoma fast fünf-
eckig. — Farbe. Dunkel
ockerfarbig.
Rückenseite (Fig.
98). Die Grenze zwischen
Propodo- und Hysterosoma
fein aber deutlich, sehr
stark nach vorn konvex.
Propodosoma _ beider-
seits nach hinten ver-
längert, immer breiter wer-
dend, in das Hysterosoma
übergehend. Die Lamellae
sind ‚„blattförmig“, d. h.
brettförmig, mit einer
Kante des Brettes am Pro-
podosoma für zwei Drittel
angeheftet; übrigens ist
also das ganze Brett frei; sie verlaufen von dem Pseudostigmata
schief nach vorn und innen (für ein Drittel), biegen sich dann etwas
mehr nach vorn; das zweite Drittel ist, wie gesagt, an die Kante
geheftet (siehe auch Fig. 101); das letzte Drittel schwebt als
Spitze (‚‚Cusp‘) frei in der Luft, scheint mir zu distad mehr zylin-
drisch zu werden. Zwischen dem zweiten und dritten Drittel
sieht man jederseits einen mediad. gerichteten Fortsatz. Diese
beiden Fortsätze werden von der Translamella, offenbar nur eine
Leiste, verbunden. Die Pseudostigmata (siehe auch Fig. 100)
sind stark chitinisierte kurze Zylinder; ihre Öffnung ist nach außen
und ein wenig nach vorn gerichtet. Aus den Lamellae zweigt
sich am Ende das 1. Drittel eine nach außen und vorn verlaufende
Leiste, das Tectopedium I ab. Trotzdem hat das Propodosoma
jederseits auf derselben Höhe noch eine seichte Vertiefung, worin
das Femur I bei Zurückziehung ruht. Die Tectopedia II werden
in Fig. 98 von dem kugelförmigen pseudostigmatischen Organe
überdeckt, man sieht sie besser in Fig. 99; es sind halb-becher-
förmige dickwändige Gebilde. Die Tectopedia III ragen als drei-
zähniges Läppchen zwischen den Trochanteres II und III hervor.
Von Tectopedia IV keine Spur. Hysterosoma. Augenschein-
lich bilden sie nach hinten Verlängerungen des Propodosoma
die ‚Schulter‘ des Hysterosoma. Skulptur. Der interlamellare
Teil des Propodosoma,. seine seitlichen Verlängerungen nach
4105. A400. All.
Notizen über Acari, 25. Reihe. 59
hinten und das ganze Hysterosoma sind granuliert, was vorzüg-
lich an den Rändern gewahr wird (siehe auch Fig. 100 und 101).
Auch der geheftete Teil der Lamellae ist spärlich granuliert. Der
übrige Teil des Propodosoma ist glatt. Behaarung. Die Rostral-
haare (siehe auch Fig. 101) sind noch am meisten borstenförmig,
je mehr man aber von diesen nach hinten fortschreitet, je mehr
die Haare blatt-(weidenblatt-)\förmig oder lanzettlich werden.
Die Lamellarhaare und Interlamellarhaare fast gleichlang, erstere
an der Spitze der Lamellae eingepflanzt, letztere kurz hinter
der Translamella, also sehr weit nach vorn gerückt. Keine Spur von
Exostigmalhaaren und Angularhaaren (S. 23). Am Hysterosoma
gewahrt man fünf Ouerreihen von je 4 Haaren, als 1.: die beiden
Schulterhaare und die vorderste der submedianen bilden zusammen
eine nur wenig. nach hinten konvexe Reihe. 2. Eine stärker
konvexe Reihe. 3. Eine weniger konvexe Reihe, 4. eine desgleichen,
wovon die submedianen beinahe am Hinterrande stehen und
5. eine wovon die medianen am Hinterrande eingepflanzt sind
und wohl dreimal kürzer scheinen als die übrigen, weil sie ventrad
umgebogen sind. Alle diese Gebilde sind an ihrer „Rückenseite‘“
ziemlich regelmäßig winzig bestachelt, an ihrer ‚Ventralseite‘
glatt. Man sehe die Abbildungen 102 bis 107. — Das Stigmal-
haar erfordert eine spezielle Besprechung. Es ist in Gestalt nicht
so merkwürdig, weil diese Form mehr vorkommt: kurz-keulen-
förmig (Fig. 100), in Fig. 98 mehr kugelförmig weil ihr „Kopf“
mehr nach dem Beschauer gerichtet ist; der Stiel ist kürzer als
der Kopf und dieser eiförmig. Seinen Überzug kann man ein Mittel-
ding nennen zwischen kurzen Stacheln und Granulation. Aber das
Merkwürdigste ist, daßsein Ende einem Auge imitiert,
oder wirklich ein Auge ist. Anfänglich klingt dies sonderbar, aber
wenn man die Mühe sich getrosten willzulesen, was ich bei Camisıa
palliatus von Urstigmen und Pseudostigmen gesagt habe (S. 15—18),
dann wird man doch wohl erkennen müssen, daß ein Auge am
Ende eines pseudostigmatischen Organes kein Unding
ist: außerdem sind beide Hautgebilde! Poren. Die Öffnung der Öl-
oder Stinkdrüsen .ist offenbar schlitzförmig; man findet sie vor
den dritten submarginalen Haaren des Hysterosoma.
Bauchseite (Fig. 99). Die Grenzen zwischen den Coxal-
platten oder Epimera (Coxae) sind gut durch inwendige starke
Chitinisationen (Apodemata) angegeben. Außerdem finden wir
ein gerades queres Apodema zwischen den vordersten Coxal-
Apodemata I—II. Ein medianer Teil des Sternums vor der Geni-
talöffnung ist stark chitinisiert und vereinigt die drei anderen
Apodemata-Paare. Offenbar ist das Sternum vorn breiter als
hinten. Die Acetabula IV habe ich mittelst Tüpfel angegeben;
diese beiden Acetabula werden von starken Chitinbalken ver-
einigt, welche in dem Mitteldrittel nach vorn, in dem Seitendrittel
nach hinten ein wenig konvex ist und zugleich die Grenze bildet
zwischen Pro- und Opisthosoma. Die Skulptur ist über die
6, Heft
60 Dr. A. €. Oudemans:
ganze ventrale Seite glatt, wobei man ins Auge faßt, daß der
granulierte Teil die ventrad umgebogene Rückenplatte ist. Be-
haarung. Alle Härchen sind winzig und glatt. Man sieht drei
Paare Sternalhaare, eins auf jeder Coxa I, eins auf jeder Coxa III
und ein Paar hinter der Analöffnung; vier auf jeder Genital- und
zwei auf jeder Analklappe. Poren. Jederseits der Analöffnung
meine ich eine schlitzförmige Pore zu sehen. Die Genitalöffnung
ist ziemlich groß, auf gewöhnlichen Platze, fast viereckig, vorn
breiter als hinten, mit gerundeten Ecken. Die Analöffnung ist
eine, wie ich noch nie sah: länglich, eiförmig, mit der Spitze des
Eies nach vorn, näher der Genitalöffnung als des Hinter-
randes. Von den Tectopedia III ab sieht man noch hinten jeder-
seits eine feine Linie; diese gibt die Grenze an zwischen der flachen
Ventralfläche und ihren seitlichen Abhängen.
Gnathosoma (Fig. 99). Deutlich sieht man das mediane
„Hypostom‘ (siehe S. 51), die seitlichen echten Maxilicoxae, je
mit einem Härchen, die beiden länglich dreieckigen Laden, je
mit einem Härchen, davor die Spitzen der Mandibeln. An den
Palpen ist kein Trochanter wahrnehmbar; das Femur ist sehr
stark und wie aufgeblasen; das Genu und die Tibia sind so kurz
wie breit; der Tarsus ist zurückgebogen, länger als die beiden
vorhergehenden Glieder zusammen, schmächtig und distal spitz.
Beine. Von allen Beinen fehlten die Teile vorbei den Genua.
Die Trochanteres I und II sind nicht wahrnehmbar; die Tro-
chanteres III und IV, kurzgestielt, fast kugelförmig. . Die Femora I
sind die stärksten, gut gestielt, wie aufgeblasen, ventral mit Längs-
crista. Die Femora II, III und IV sind fast gleichgroß, kurz,
kurzgestielt, aufgeblasen. Die Femora III und 1V außerdem an
die Rückenseite der Trochanteres III und IV eingelenkt. Alle Genua
gleichgroß und fast so lang wie breit. Alle Glieder sind poliert-
glatt.
Habitat. Ganz bestimmt in faulenden Blättern; aber bis-
weilen auch auf Gesträuch, sonst ist das Vorkommen, obwohl
des einzigen 3, in der Nepenthes-Flüssigkeit unerklärlich.
Patria. Zeylon.
Tempus. Januar 1911.
Repertor. Dr. Konrad Guenther.
Typus in der Sammlung Oudemans. —
Zetorchestes saltator Oudms.
(Fig. 108—116).
Zetorchestes saltator Oudms. 1915, in Ent. Ber. v. 4, n. 84,
p. 194. In Nepenthes-Flüssigkeit. Zeylon.
Adultus. (2) Maße. Länge des ganzen Tierchens 420 u;
Länge des Propodosoma 125 u; Länge des Hysterosoma 295 u.
Breite des Propodosoma mit dem Pseudostigmata 210 p, mit
den Tectopedia III 225 u; Breite des Hysterosoma 310 u. Länge
der Beine ohne die Coxae 225, resp. 205, 245 und 340 u. Gestalt
Notizen über Acari, 25. Reihe. 61
die gewöhnliche von Zetorchestes, d. h. sehr breit oval, mit den
Hinterbeinen am längsten; ein typisches Springbein. Farbe
dunkelkastanienbraun; Rand des Hysterosoma, Lamellae und
Rostralwarzen schwarz; Rostralhaare rauch-olivenfarbig.
Rückenseite (Fig. 108). Die Grenze zwischen Propods-
und Hysterosoma scharf, gerade, namentlich zwischen den Bases
der Lamellae, denn diese und die Pseudostigmata scheinen sich
teilweise über das Hysterosoma zu erstrecken. — Propodosoma.
Das Feld. zwischen den Lamellae ist außerordentlich breit, sodaß
die Lamellae fast an den Seiten des Propodosoma angelangt
sind. Die Lamellae sind brettartig und mit einer der Kanten
fast in voller Länge angeheftet. Sie umgreifen proximal die Pseu-
dostigmata intern und sind an der Rückenseite des Hysterosoma
angeheftet. Halbwegs ihrer Länge besitzen sie an der freien Außen-
kante einen Auswuchs, und distal eine freie Spitze (‚‚cusp‘‘). Keine
Translamella. Die Pseudostigmata sind ungefähr halbkugel-
förmig (siehe auch Fig.
109 und 114). Die Tec-
topedia I, II und III,
welche bei dorsaler An-
sicht (Fig. 108) vor den
Anheftungsstellen der
Beine I, II und III sich
befinden, sind ungefähr
gleich gebaut, ohren-
förmig; sienehmennach
hinten im Umfang
ab. Bei ventraler Be-
schauung (Fig. 115) ge-
wahrt man nur die
Spitze der Tectopedia
I zur Seite des Propodo-
soma; die beiden an-
deren sind jedoch in
voller Länge sichtbar,
ja selbst sehen wir noch
ein kleines Tectopedium
IV. Bei lateralen An-
blick (Fig. 109) sieht
man die vier Tectopedia
sich als blatt oder brett-
förmige Gebilde (wie‘
Lamellae!) entpuppen, \ £
selbst das scheinbar 44. 16.
kleine IV setzt sich bis
an die Gelenkpfanne des 4. Beines fort. — Hysterosoma. Die
Ausbuchtung, von den Lamellae und den Pseudostigmata in das
Hysterosoma verursacht, besitzt diese ‚Schulter‘, obwohl keine
6. Heft
62 Dr. A. C. Oudemans:
‚„„Schulterblätter‘‘. Ganz hinten sieht maneineeigenartige Erhöhung,
welche eine Abdominalspitze imitiert; dieselbe ist auch bei seit-
licher Betrachtung deutlich wahrnehmbar (Fig. 109). Skulptur.
Scheinbar ist das Tierchen ‚‚granuliert“, in Wirklichkeit ist es
vollkommen glatt und sind die Granulae nichts als Exsudat-
körnchen, was daraus hervorgeht, daß 1. die Stellung und Grup-
pierung derselben nicht genau symmetrisch ist, u. a. sieht man
deren am Femur und Genu II links und nicht an anderen Bein-
gliedern; 2. daß die Granulation bei verschiedenen Individuen
verschieden war; und 3. schließe ich diese Meinung aus einige
Masse, welche bei einigen Individuen an Beingliedern und am
Pseudostigmatalorgan kleben und nur aus diesen Körnchen und
einem braunolivenfarbenen Leimstoff bestehen. Behaarung. Die
Rostralhaare sind distal gegabelte, etwasgeschlängelte, zylindrische,
ölglatte, raucholivengrün-farbene, dennoch durchscheinende Ge-
bilde (Fig. 110), welche je auf einer schwarzen Warze stehen und
nicht immer gerade nach vorn gerichtet sind, sondern auch ventrad
anfangen (Fig. 109). Die Lamellarhaare sind ganz feine steife
Borsten, an den Enden der Lamellarspitzen eingepflanzt; die
Interlamellar- und Hysterosomahaare sind wieder anders be-
schaffen; es sind, wie bei der vorhergehenden Spezies, sehr dünne,
lanzettförmige, ‚oben‘ etwas kurzbestachelte, ‚unten‘ glatte
vollkommen durchsichtige und daher schwer wahrnehmbare
Haare (Fig. 112), welche schlaff sind, daher in verschiedener
Richtung gebogen. Am Hysterosoma fehlen die Schulterhaare
und noch ein Paar, sodaß die 5 Ouerreihen von je 4 Haaren nicht
ganz sind. Auch sind die übrigen Haare teilweise verschoben,
sodaß die Rekonstruktion der Reihen nicht leicht ist. Deutlich
ist nur die letzte Reihe, hinter dem sonderbaren Buckel. — Die
Stigmalhaare (Fig. 114) sind ziemlich lang, fast gerade, distad
gleichmäßig in Dicke zunehmend, keulenförmig und in der dis-
talen Hälfte von winzigen Stäbchen versehen. Poren. Gerad
vor dem Hinterleibsbuckel zwei ovale mondkraterförmige Poren-
felder.
Bauchseite (Fig. 115). Die Vertiefung im Propodosoma,
worin das ganze Gnathosoma versunken ist, ist kreisrund. Da-
hinter sieht man eine stark chitinisierte Querlinie, welche die
freien Enden der Tectopedia II verbindet. Dann folgen beider-
seits die Coxalapodemata I—II und II—III. Andere „Grenzen“
sind nicht zu verspüren. Das Sternalfeld ist sehr breit, aber ab-
solut nicht begrenzt. Die tiefen Acetabula III und IV habe ich
mittelst Tüpfel angegeben; speziell die des 4. Beinpaares sind
sehr tief; sie scheinen sich noch tiefer dorsad auszustrecken, denn
die durchschimmernden Trochanteres IV (nach hinten gebogene
feine Tüpfellinie) greifen noch tiefer in das Soma hinein. Skulptur
wie die des Rückens, also spiegelglatt, aber hier und dort granuliert,
namentlich nahe den Rändern. Behaarung. Die Härchen
winzig und glatt. Die 3 Paare Sternalhaare im Sechseck. Die
ee A
Notizen über Acari, 25. Reihe. 63
Coxalplatten I und III je mit einem Härchen. Um die Genital-
öffnung 3 Paare. Jede Genitalklappe mit 4 Härchen. Poren
sah ich nicht. — Genitalöffnung zwischen den 4 Beinen, ziem-
lich klein, trapezoidal, vorn breiter als hinten, mit gerundeten
Ecken, fast gegen die Analöfinung stoßend (siehe auch Fig. 109).
Diese ist ziemlich groß, trapezoidal, vorn viel schmäler als hinten,
mit abgerundeten Ecken. Beide Öffnungen sind von starken Chitin-
ringen umgeben. Ovipositor (Fig.109) vongewöhnlicher Gestalt wie
bei den Eremaeinae. Ei (Fig. 111) eiförmig, 145 u lang, 74 u breit.
Gnathosoma (Fig. 115). Die Mandibeln habe ich nicht
näher untersucht. Die Maxillen, nur teilweise sichtbar, denn
ihre Palpen sind gänzlich versteckt, schließen die runde Öffnung
im Propodosoma fast genau ab. Ihr Basalteil hat eine undulierte
Vordergrenze; sein Mittelfeld ist deutlich ein ‚sternaler‘ Teil,
ein Hypostom (siehe oben S. 51); es trägt die beiden Härchen;
die Seitenteile oder Maxillarcoxae tragen keine Härchen, auch
nicht die dreieckigen zahnlosen, vorn stumpfen Laden.
Beine (Fig. 108). Die Trochanteres I und II sind unsicht-
bar, klein, in den Acetabula I und II versteckt. Die Femora I
und II deutlich gestielt, fast zylindrisch, sie tragen je dorsal distal
ein Riechhärchen. Die Genua I und II sind etwas länger als ge-
wöhnlich bei den Eremaeinae der Fall ist. Die Tibiae I sind etwas
länger als die Tibiae II; alle vier tragen auf einem Höcker eine
Tastborste, welche bei I mehr als zweimal länger ist als der Tarsus 1.
Die Tarsi I und Il sich gleichgestaltet, aber verschieden armiert;
die I tragen proximal 1 Riechhaar und 1 Tastborste; die II zwei
Riechhaare. — Der Trochanter III ist langgestielt (siehe das tiefe
Acetabulum, Fig. 115), distal stark geschwollen; es trägt auf
einem Höckerchen eine feine Tastborste. Das Femur III ist un-
gestielt, am distalen Ende des Trochanter III eingelenkt. Die
übrigen Glieder dieses Beines sind wie die der Beine I und II ge-
staltet, aber weniger behaart. — Das 4. Bein, der Springapparat,
ist gänzlich anders gebaut. Der Trochanter ist sehr lang gestielt;
siehe in Fig. 115 das tiefe Acetabulum und der lange Stiel (ge-
tüpfelt); die distale Hälfte angeschwollen; das Femur ist mittelst
starkem aber sehr kurzen Stiele am distalen Ende des Trochanters
eingelenkt, ist selbst etwas geschwollen und trägt dorsal eine starke
Crista. Das Genu ist lang, distad breiter werdend, und trägt
dorsal ebenfalls eine starke aber nicht hohe Crista. Die Tibia ist
breit angeheftet, trägt proximal extern einen nach vorn (also
' proximal) gerichteten Höcker mit kurzer Tastborste, und distal-
intern-ventral (siehe Fig. 113) einen starken Stachel. Der Tarsus,
offenbar fast unbeweglich mit der Tibia verbunden, ist seicht S-
förmig gebogen und trägt ventral (siehe Fig. 113) drei starke
Stacheln, einen kleineren fast am Ende. Diese 4 Stachelnsind beim
Sprung als Hemmungsorgane beim Ausgleiten zu erklären. —
Noch habe ich mitzuteilen, daß gerade vor der monodactylen
Kralle die Armatur der Tarsi I, II und III verschieden ist von
6. Heft
64 Dr. A. C. Oudemans:
der des Tarsus IV. Jene tragen je (Fig. 116) dorsal zwei messer-
förmige Härchen, wie man an alten Hellebarden antrifft; dieser
nur zwei feine Härchen (Fig. 113).
Habitat bestimmt zwischen faulenden Blättern, aber ebenso
bestimmt auch auf Gesträuch; denn wie sollten anders 4 @ und
1 Z in die Nepenthes-Flüssigkeit gelangt sein ?
Patria. Zeylon.
Tempus. Jan. 1911.
Repertor. Dr. Konrad Guenther.
Typus in der Sammlung Oudemans.
Bemerkungen. Die Beinglieder scheinen bei diesen sprin-
genden Tierchen viel fester aneinander gelenkt zu sein als bei
anderen Oribatiden; sie waren bei allen 5 Individuen noch gänz-
lich intakt, obwohl alle Weichteile verdaut waren. |
Mureia indiea Oudms.
(Fig. 117—119.)
Murcia indica Oudemans 1915 in Ent. Ber. v. 4 n. 84 p. 194.
In Nepenthes-Flüssigkeit. Zeylon. 8 9.
Adulti. Maße. Die 8 Weibchen messen durcheinander 550—697 u
Länge und 370—422 u Breite, woraus erhellt, daß das Verhältnis
zwischen Länge und Breite nicht immer dasselbe ist, denn dann
sollte die größte Breite 428 u sein, eine bekannte Erscheinung.
Gestalt die der Murcia lucasi Nie. Farbe kastanienbraun mit
etwas helleren Beinen.
Rückenseite. Die Grenze zwischen Propodo- und Hystero-
soma ist scharf; eine feine nach vorn konvexe Linie, welche sich
nicht weiter erstreckt als bis an eine Stelle unter dem Pseudo-
stigmata. Die Lamellae gehen also ohne Grenze in die Ptero-
morphae über. Propodosoma ungefähr dreieckig. Die Lamellae
sind blattförmig; richten sich von den Pseudostigmata nach der
Rostralspitze; ihre Länge beträgt aber nach Schätzung ungefähr
vier Siebentel dieses Abstandes; sie sind über ihre ganze Länge
an einer Kante angeheftet, bilden also keine Spitze (Cuspis);
distad scheinen sie sich zu verdicken, so daß die messerscharfe
freie Kante dort stumpf wird. Keine Translamelle. Die Pseu-
dostigmata sind zum größten Teil unter dem Übergang von
Lamella zu Pteromorpha versteckt, haben mehr oder weniger
die Gestalt einer runden Schachtel mit sehr dicken Wänden
(Fig. 119). Als Tectopedia I betrachte ich die messerscharfen
Kanten des Propodosoma, welche die Beine I fast berühren;
sie enden nach vorn wie abgeschnitten, imitieren hierin die Lamellae;
es scheint als ob der Propodosomarand dort eine Kerbe hat; die
Tectopedia II sind ohrenförmig; nur ihre Vorderhältte ist sichtbar.
Hysterosoma. Die Pteromorphae sind mittelmäßig, strecken
sich nach vorn nicht weiter als die Pseudostigmata aus, sind dort
abgerundet und über ihre ganze Länge am Hysterosoma geheftet.
Wenn sie weit geöffnet sind, befindet sich ihre eigene größte Breite
. s
En u Un
Notizen über Acari, 25. Reihe. 65
gerade hinter den Pseudostigmata, während die des Hystero-
soma ungefähr zusammenfällt mit der Mitte der Femora IV bei
gestreckten Beinen. In dem freien Außenrande ist eine sehr seichte
Einbuchtung zwischen dieser größten Hysterosomabreite und den
gerundeten Vorderecken der Pteromorphae. Auch gewahrt man
eine sehr seichte Einbuchtung zwischen der größten Hystero-
somabreite und das gerundete Hinterleibsende; diese seichte
Einbuchtung fällt zusammen mit dem Hinterende der Ptero-
morphae Skulptur der ganzen Rückenfläche spiegelglatt.
Behaarung. Die: Rost-
ralhaare sind am Vorder-
ende der Tectopedia I
eingepflanzt. Die fast
zweimal längeren Lamel-
larhaare am Vorderende
der Lamellae und die noch
längeren Interlamellar-
haare an gewöhnlicher
‚Stelle, eine kleine Strecke
vor dem Vorderrande des /]
Hysterosoma, und eben- “
soweit von den Lamellae
entfernt, gerade wo diese
einen kleinen nach innen &»
gerichteten Vorsprung "N
machen. Zwei weit vonein- nn 19.
ander stehende Punkte, now
etwas hinter dem Mittel- u
punkte des Hysterosoma, deuten wohl auf ein verschwundenes
Paar winziger Härchen. Die Stigmalhaare (Fig. 119) sind
ziemlich kurz, mit distad sich verdickendem Stiele und dick-
spindelförmigem Kopfe; der sichtbare Teil des Stieles ist etwas
länger als der Kopf, dessen größte distale Hälfte mit winzigen
Kügelchen gefüllt ist; mittelst Immersion sieht man, daß dieser
Teil mit verschwindend kleinen Härchen besetzt ist. Poren.
Dem Hinterrande entlang gewahrt man etwa 30 winzige Poren-
felder.
Bauchseite (Fig. 118). Rund um das Gnathosoma befindet
sich eine hufeisenförmige inwendige Chitinisation; die Schenkel
des Hufeisens enden in den hervorspringenden Enden der Tecto-
pedia I (siehe Fig. 117). Die Apodemata zwischen den Coxal-
platten I bis IV sind ebenfalls sichtbar; sie strahlen aus; die zwi-
schen I und II sind nämlich schräg nach hinten und innen gerichtet;
die zwischen II und III ebenso und fast den vorigen parallel;
während die zwischen III und IV wagerecht verlaufen; es gibt
keine Apodemata zwischen den Coxalplatten III und das Opistho-
soma. Das Sternalfeld hat in der Medianlinie einen viel stärkeren
Chitinbalken. Genital- und Analöffnungen sind ebenfalls von
Archiv ae
5 6. Heft
66 Dr. A. ©. Oudemans:
schweren Chitinringen umgeben. Von den hervorspringenden
Eckchen neben der Rostralspitze ab nach hinten kann man jeder-
seits eine feine Linie verfolgen, welche selbst vorbei den gestreckten
Femora IV verlaufen; diese Linien deuten den Beginn der Ab-
hänge an, welche mit den Pteromorpha die Schachtel bilden
für die bei Gefahr zurückgezogenen Beine. Das Sternalfeld. ist
ziemlich eng. Dem Hinterrande entlang sieht man die Grenze des
ventrad umgebogenen Randes des Rückenschildes. Alle vier
Tectopedia sind hier sichtbar, die I als schmale Dreiecke neben .
dem oben besprochenen ‚Hufeisen‘; die IV als ohrenförmige
Flügel zwischen den Femora I und II; die Vordergrenze dieser
Tectopedia II sind nach innen bis an das ‚‚ Hufeisen‘ zu verfolgen.
Die Tectopedia III sind als länglich viereckiges Blatt' zu erkennen
zwischen Femora II und Trochanter III; die Tectopedia IV als
etwas runde Ausbuchtung zwischen den Trochanteres III und IV.
Die Acetabula I und II habe ich mittelst Tüpfel angegeben; man
sieht, wie tief sie hier eindringen und sich nach vorn richten; hier-
aus erhellt zugleich wie lang eigentlich die unsichtbaren Trochan-
teres I und II sind, und daß die Beine I und II sich eigentlich
anfangs nach hinten richten, um beim Gelenk zwischen Trochanter
und Femur sich nach vorn zu biegen. Skulptur spiegelglatt;
die Figürchen an den Coxalplatten und Sternum sind inwendig.
Behaarung. Alle Härchen sind kurz und fein und nach vorn
gerichtet außer das hinterste der Genitalklappen und das postanale
Paar. Die drei Paare Sternalhaare submedian; die Coxalplatten
I und III je mit einem, die Coxalplatten IV je mit 2, die Genital-
klappen je mit 4 Härchen; hinter der Genitalöffnung und vor
der Analöffnung je ein Paar weit auseinander; jede Analklappe
mit zwei Härchen; schließlich zwei postanale weit voneinander
entfernt. Poren sah ich nicht. Genitalöffnung ziemlich klein,
zwischen den Coxalplatten IV, trapezoidal, vorn nur sehr wenig
breiter als hinten, mit ‚abgerundeten Ecken und Vorderkante.
Analöffnung groß, fast viereckig, mit abgerundeten Ecken, fast
den Hinterrand berührend.
Gnathosoma länglich; nur seine ventrale Fläche ist sichtbar;
diese schließt vollkommen die Öffnung in das Propodosoma ab,
und besteht aus einem medianen Sternalteile (das Hypostom,
siehe oben S. 51) und die Maxillen, von denen nur die Coxae und
die Laden sichtbar sind; letztere sind länglich dreieckig und
zahnlos.
Beine. Nur die merkwürdigen Einzelheiten will ich hier
erwähnen. Die Tibia I sind dorsal distal nach vorn zugespitzt
und dieser Höcker trägt ein kurzes Tasthaar. Ein längeres Tast-
haar besitzt proximal die Außenseite der Tarsi I. Die Tibiae II
haben distal ein längeres Tasthaar. Die Genua III sind schwach
gekrümmt; so auch die Tarsi III. Die Genua IV sind stärker
nach innen gekrümmt; die Tibiae IV und Tarsi IV sind sehr seicht
s-förmig gebogen. Alle Krallen sind stark heterodactyl. Ventral
Notizen über Acari, 25. Reihe. 67
zeigen die Femora I eine Andeutung einer Crista, während die
übrigen Femora je eine schwere Crista besitzen. Alle Beinhaare sind,
ausgenommen die Tasthaare an den Tibiae und Tarsi, fein behaart,
„barbatulae‘““.
Habitat. In faulenden Blättern, aber gewiß auch im Ge-
sträuch, denn sonst ist die Anwesenheit von 8 QQin der Nepenthes-
Flüssigkeit unerklärlich.
Patria. Zeylon.
Tempus. Januar 1911.
Repertor. Dr. Konrad Guenther.
Typus in der Sammlung Oudemans.
Mureia insularis Oudms.
(Fig. 120—124).
Murcia insularıs Qudemans 1915 in Ent. Ber. v. 4 n. 84
p. 194. In Nepenthes-Flüssigkeit. Zeylon. 8 ex.
Adulti, @ und d. Maße. Die Länge der 4 $ variierte zwischen
298 und 400 u, ihre Breite zwischen 194 und 240 u. Die Länge
der 3 2 zwischen 353 und 444 u, ihre Breite zwischen 232 und
271 u. Im allgemeinen haben also die Q größere Dimensionen.
Das Verhältnis der Länge zur Breite beträgt bei den 4 J als 100:60
bis 67, und das der 3 Q als 100:60 bis 67. Es gibt 9, welche schlan-
ker sind (Fig. 134) als &, aber im allgemeinen haben sie dieselbe
Gestalt. Unsere Figuren 120 und 122sind nach einem kleinen Männ-
chen, unsere 124 nach einem größeren Q genommen. Gestalt breit
oval, wie die der Murcia lucası Nie. Farbe braun, mit dunkel-
braunen Lamellae und Hysterosoma-Grenzen.
Rückenseite (Fig. 120). Die Grenze zwischen Propodo-
soma und Hysterosoma fein aber deutlich, zwischen den Pseudo-
stigmata nach vorn konvex; sie.hört hinter dem Pseudostigmata
auf, sodaß die Lamellae dort in den Pteromorphae übergehen.
Propodosoma dreieckig, höher als breit, mit dunkelbraunen
blattförmigen Lamellae und durchscheinender blattförmiger Trans-
lamella. Erstere divergieren von dem Pseudostigmata nach vorn
mehr als die Richtung nach der Rostralspitze; ihre eigene Breite
nimmt bis zur Hälfte ihrer Länge wenig zu, danach distad ab,
bleibt aber beträchtlich breit; sie sind über ihre ganze Länge an
der Innenkante befestigt; da aber ihre Außenkante, obwohl sehr
wenig, doch länger ist als die Innenkante, so wird eine nach außen
gerichtete kleine Spitze (cuspis) gebildet. Die Translamella
ist nicht gerade, sondern aus zwei nach vorn konvexen Hälften
zusammengestellt: —_. Davor gewahrt man noch eine äußerst
feine ähnlich gestaltete Linie. Die Pseudostigmata sind zum
größten Teil unter dem Übergang von Lamella nach Pteromorpha
versteckt, kelchförmig (Fig. 121), dickwändig. Die Tectopedia I
sind, soweit wahrnehmbar, nur in ihrem distalen Teil angedeutet,
man sieht nämlich vor den Lamellen noch zwei stabförmige Leisten-
enden. Die Tectopedia II sind von gewöhnlicher Gestalt. Hys-
5* 6. Heit‘
68 Dr. A. ©. Oudemans:
terosoma. Die Pteromorphae strecken sich nach vorn nicht der
vorderen Hysterosomagrenze vorbei, bleiben selbst hinter ihr zu-
rück, sind vorn abgerundet, und zwar so, daß die ganze Vorder-
linie von Hysterosoma und Pteromorphae dreimal nach vorn
konvex ist. Die freien Seitenkanten sind, wie bei Murcia gracilis
Mich. zweimal, obwohl nur sehr wenig, nach innen gebogen, sodaß
an diesen Stellen bei dorsalen Anblick die Pteromorphae zwei
seichte Einbuchtungen zeigen. Hinter diesen gewahrt man noch
eine; das ist die Stelle, wo sich das hintere Ende der Pteromorphae
befindet, die über ihre ganze Länge am Hysterosoma angewachsen
sind. Skulptur der ganzen Rückenfläche glatt. Behaarung.
Die Rostralhaare sind borstenförmig, selbst spärlich äußerst fein
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IA
behaart, etwas konvergierend, so lang wie die Strecke zwischen
den beiden Lamellarenden. Die Lamellarhaare sind von der-
selben Gestalt, so lang wie die Lamellae, in den Lamellarenden ein-
gepflanzt intern der Spitzen. Die Interlamellarhaare fehlten an
allen 7 Exemplaren, sind vielleicht noch länger und von derselben
Gestalt, obwohl dies nicht notwendig ist. Ganz vorn auf den
Pteromorphae sieht man je ein Kreiselchen, auch bei der zweiten
seitlichen Einbuchtung. Vielleicht gibt es auf dem Rücken noch
mehrere, aber das konnte ich nicht bestätigen. Ich betrachte
diese Kreiselchen als rudimentäre Ansatzstellen so vieler Härchen.
Stigmalhaar kurz, kurzgestielt, mit dickem spulförmigem Kopfe.
Stiel und Kopf sind gleichlang; letzterer mit zahllosen Körnchen
gefüllt, mittelst stärkerer Vergrößerungen deutlich von äußerst
feinen Härchen spärlich bedeckt. Poren. In der Mitte des Rückens
vier größere Poren im Viereck, darum hin, größtenteils sub-
marginal einen Kreis von etwa 60 kleinen ovalen Porenfeldchen.
Bauchseite (Fig. 122 und 124). Über den proximalen Teil
des Gnathosoma verläuft die feine Vordergrenze der Tectopedia II,
dahinter die Vordergrenze der ‚„Bauchplatte“, etwas stärker
Notizen über Acari, 25. Reihe. 69
chitinisiert, dahinter die 3 Paare Apodemata, welche dieselben
Richtungen, Längen und Konfiguration darstellen wie bei der
vorhergehenden Art. Auch die Ränder der Genital- und Anal-
öffnungen sind stark chitinisiert. Der Sternalteil ist schmal;
seine Hinterhälfte besitzt inwendig eine Y-förmige Chitinisation.
Kein Apodemata zwischen Coxae IV und Opisthosoma. Die
Tectopedia II sind beim ä$ mehr ohrenförmig (Fig. 124) als beim 9
(Fig. 122) (ob immer?). Die Tectopedia III und IV wie bei der
vorhergehenden Spezies. Auch hier sind die Acetabula I und II
sehr tief und S-förmig nach vorn gebogen, die Acetabula III
und IV kurz. Die Skulptur ist überall glatt; die Figürchen
sind inwendig. Behaarung. Drei Paare Sternalhärchen. Coxae I
je mit einem Härchen, das kräftiger ist als alle übrigen. Coxae III
und IV je mit einem Härchen. Zur Seite der Genitalöffnung je ein
Härchen; zwischen Genital- und Analöffnung ein Paar; um die
Analöffnung 4 Härchen im Viereck. Die Genitalklappen je mit 4,
die Analklappen je mit 2 Härchen. Poren sah ich nicht. Geni-
talöffnung beim { (Fig. 122) fast rund (hinten etwas stumpf),
beim 2 (Fig. 124) mehr trapezoidal, länger als breit, vorn breiter
als hinten, Vorderecken und Vorderkante gerundet. Analöffnung
beim & mehr gerundet als beim 9, wo es mehr viereckig ist, und
vorn breiter als hinten. Ovipositor (Fig. 124) lang. Ei (Fig.
123) 125 u lang, 53 g breit.
Gnathosoma. Deutlich ist in Fig. 122 die linke geöffnete
Mandibelschere sichtbar und die Spitze der rechten. Zwischen
den beiden Maxillicoxae ist der Sternalteil (das Hypostom)
bemerkbar, auch die zwei Härchen. Bisweilen befinden sich
diese am Sternalteile (Fig. 115), bisweilen aber auch an den Coxal-
teile (Fig. 36, 44, 49, 66, 93, 99). Hieraus erhellt, daß diese Här-
chen sich erlauben zu verschieben, zu wandern. Wozu gehören
sienun? Mich dünkt, das müssen wiran denLarven und Nymphen
erfragen, und dann kommen wir zu dem Schluß: zu den Coxae
(Fig. 89). Die Laden sind groß, dreieckig, dreizähnig, tragen je
ein Härchen. Der Trochanter Palpi ist winzig, das Femur länger
als die übrigen drei Glieder zusammen.
Beine. Die Trochanteres III und IV sind kurzgestielt und
fast viereckig. Die Femora I und II sind deutlich gestielt; der
Stiel ist sehr gekrümmt, der übrige Teil proximal mehr geschwollen
als distal. Die Femora III und IV sind an die Ventralfläche
der Trochanteres eingelenkt. Die Genua III sind anderthalb,
IV selbst zweimal länger als I und II. Die Femora I besitzen
ventral eine Andeutung einer Crista, die Femora II, III und IV
und die Trochanteres IV eine starke Crista.
Habitat. Bestimmt in faulendem Laub, aber auch im Ge-
sträuch, sonst würden nicht 7 Individuen in den Nepenthesbecher
angelangt sein.
Patria. Zeylon.
Tempus. Januar 1911.
6. Heft
70 Dr. A. ©. Oudemans:
Repertor. Dr. Konrad Guenther.
Typus. In der Sammlung Oudemans.
Bemerkung. Bei der Auslese mittelst dem Präpariermikro-
skop hatte ich eine Oribatide mit „Schwanz“ abgesondert und,
als vermutlich neue Spezies kam sie mit Spannung jetzt an die
Reihe. Zu meiner Erstaunung war es gar keine ‚nova‘, sondern
ein d von 400 u Länge und 240 u Breite der Murcia insularis!
Das war einerseits eine große Enttäuschung, denn solche eine
Oribatide mit postanalen Anhang würde etwas besonders sein,
aber andererseits lehrsam, denn der Anhang war nur ein zwischen
den Analklappen eingeklemmtes dickes Haar von derselben Farbe
wie die Oribatide Die Fragen dringen sich auf: wie kam das
Haar dort? Hat das Tierchen eine Reise gemacht auf einem
anderen Insekte? Oder klemmte es das Haar im Todeskampfe
fest, als es in die verdauende Flüssigkeit fiel? (Das Haar war
in diesem Falle in den Saft da, was nicht unmöglich ist, denn die
Zahl der eingefangenen Insekten, Spinnen und Myriopoden ist
Legio). Und wenn so, wie ist es dann möglich, daß die Analklappen
es nach dem Tode der Oribatide, so fest hielten, daß es dazwischen
blieb, trotz der vielfachen Manipulationen der Untersucher (Dr.
Guenther, ich, und wahrscheinlich andere) ? —
Oribatella ceylaniea Oudms.
(Fig. 125, 126).
Oribatella ceylanica Oudms, 1915 in Ent. Ber. v.4 n. 84 p. 195.
In Nepenthes-Flüssigkeit, Zeylon. 1 2
Adultus. 2 Maße. Länge des Idiosoma 238 u, des Propodo-
soma 46 u, des Hysterosoma 192 u. Größte Breite bei geöffneten
Pteromorphae 171 u. Gestalt wie bei O. quadricornuta Mich.,
im ganzen breit oval. Farbe im Leben wahrscheinlich schwarz
(mit rötlichem Augenfleck ?), am' gänzlich verdauten Individuum
braun; keine Spur vom Augenfleck!
Rückenseite (Fig. 125). Die Grenze zwischen Propodo-
und Hysterosoma ist scharf, mit doppelter Linie, nach vorn konvex,
setzt sich in den Vorderkanten der Pteromorphae fort; auch diese
biegen sich, obwohl nur wenig, nach vorn; so entsteht eine Linie,
welche für sich ebenfalls nach vorn konvex ist. Propodosoma.
Im Mitten: der dreieckige Raum zwischen die Lamellae; die
Schenkel dieses Dreiecks sind so geschlängelt, daß zwei Aus- und
eine Einbuchtungen da sind, und die Spitze des Dreieckes abgerundet
erscheint. Die Lamellae selbst sind blattförmig, breit, vorn
breiter als hinten, nicht über die ganze Länge angeheftet, sodaß
der geschlängelten, doppelten Anheftungslinie vorbei noch ein
freies zweispitziges Blatt in die Luft ragt. Die Lamellae berühren
einander in der Medianlinie nicht ; ihre beiden Spitzen sind ungleich
lang; die interne ist kürzer, dabei etwas extrad gebogen, sodaß
es scheint, als ob von jeder Lamella die beiden Spitzen einander
zugebogen sind. Von einer Translamella keine Spur. Die
Notizen über Acari, 25. Reihe. “Er
Pseudostigmata haben so ungefähr die Gestalt eines Schaukel-
bades; sie sind größtenteils unter dem Vorderrande des Hystero-
soma versteckt; ihre Öffnung ist gerade nach vorn gerichtet.
Das Rostrum ist dreispitzig; die scharfen Seitenspitzen überragen
die stumpfe Mittelspitze. Die Tectopedia I sind blattförmig,
besitzen vorn eine freie Spitze, sodaß sie wie eine Lamella gestaltet
sind; sie bilden zugleich den Seitenrand des Propodosoma. Die
Tectopedia II sind mehr oder weniger ohrenförmig, aber eckig.
Hysterosoma. Die Pteromorphae strecken sich nach vorn nicht
weit aus; im Gegenteil bleiben sie eine Strecke hinter dem Vorder-
rande des Hysterosoma zurück. Nach hinten gehen sie ebensoweit
wie bei den vorhergehenden Species, d. h. bis auf drei Viertel
der Länge des Hysterosoma. Ihr Umriß ist überall gerundet,
aber, da sie stark ventrad gebogen sind (Fig. 126) scheint es, als
hätten sie vorn extern eine Ecke, was nicht der Fall ist. Hinter
dieser Ecke ist selbst bei Betrachtung von gewisser Richtung
eine seichte Einsenkung (Fig. 125 beiderseits; Fig. 126 links).
Von einem Augenflecke keine Spur. Die Skulptur der ganzen
Rückenfläche ist glatt. Behaarung. Die Rostralhaare sind
sehr lang, sehr fein und
dabei gekämmt; sie sind
an den Enden der Tecto-
pedia I eingepflanzt, in
der Ecke zwischen Propo-
dosomarand und Spitze des
Tectopediums. Die Lamel-
lar- und Interlamellarhaare
sind sehr lang, dick,
zylindrisch, stark lichtbre-
chend und extern von
winzigen Härchen ver-
sehen (alsoauch gekämmt).
Die ersteren sind eingepflanzt in die ventrale Oberfläche des
frei nach «vorn hervorragenden Blattes jeder Lamella; man
kann selbst sehen, wie tief sie darin eingepflanzt sind, und daraus
schließen, daß die Lamellae doch eine gewisse Dicke haben müssen.
Die Interlamellarhaare scheinen mir in der dorsalen Oberfläche
der Lamellae eingepflanzt zu sein, gerade vor dem Vorderrande
des Hysterosoma, nicht also im Interlamellarfelde des Propodo-
soma. Am Hysterosoma können wir fünf Querreihen von Härchen
unterscheiden. Die erste wird nur von zwei (Schulter-)Härchen
gebildet; die submedianen sind nicht da; die zweite und dritte
ist nach vorn ein wenig konvex; die vierte nach hinten sehr stark
konvex; die fünfte besteht aus vier winzigen ventral verschobenen
Härchen. — Das Stigmalhaar ist kurz, kurzgestielt, großköpfig,
keulenförmig; der sichtbare Teil seines Stieles ist zweimal kürzer
als der Kopf, welcher vollkommen glatt ist und inwendig gekörnt ;
das Organ ist gerade nach vorn gerichtet. Poren. Im hintersten
6. Heft
72 Dr. A. C. Oudemans:
Fünftel des Hysterosoma befinden sich zwei sehr deutliche und
acht weniger deutliche Porenhäufchen.
Bauchseite (Fig. 126). Die Außenecken der Tectopedia II
werden voneinerfeinensymmetrischgeschlängelten Linie verbunden.
Hinter dem Gnathosoma befindet sich ein dunkler inwendiger
Chitinring und zwischen den Coxalplatten Apodemata; diese
sind zwischen III und IV lateral und kurz; die Coxalplatten III
und IV sind also teilweise verwachsen. Auch zwischen Pro- und
Opisthosoma sieht man einen stark nach vorn konvexen Chitin-
balken. Hinten kann man die ventrad umgebogene Rücken-
platte sehen, und dabei, wie die Außenkante der Pteromorphae
übergeht in die (jetzt ventral verlegene) Hinterkante der Rücken-
platte. Das Sternum ist breit und trägt die typischen 3 Paare
Härchen hintereinander. Die Coxalplatte I ist längsgestreift.
Die Tectopedia II und III sind hier als freie Blättchen zwischen
den Trochanteres II und III resp. III und IV sichtbar. Erstere
sind etwas viereckig, extern gerundet und nach vorn gebogen;
letztere länglich und kurz. Von den Acetabula habe ich nur Nr. 4
abgebildet; es ist sehr kurz. Die Skulptur der ganzen Bauch-
fläche ist glatt. Behaarung. Außer den schon erwähnten 3 Paaren
Sternalhärchen treffen wir folgende an: auf jeder Coxa I ein
Härchen, am externen Rande der Tectopedia ein gekämmtes
Härchen, auf jeder Genitalklappe 4 Härchen, auf jeder Anal-
klappe ein Härchen, hinter jeder Analklappe ein Härchen. Poren.
Auf jeder Genitalklappe zwei Poren. Genitalöffnung trape-
zoidal, vorn viel breiter als hinten, mit gerundeten Ecken und
Vorderkante. Analöffnung trapezoidal, kaum größer als die
Genitalöffnung, von derselben Gestalt, aber umgekehrt. Ovi-
positor kurz.
Gnathosoma (Fig. 126). Zwischen den Maxillicoxae ist
kein Hypostom zu bemerken; jede Maxillicoxa trägt ein Här-
chen. Die beiden Malae sind dreieckig, ungezähnt, nach vorn
stark verjüngt; das Gelenk zwischen ihnen und die Coxa nach vorn
konkav: —. Das Trochanter Palpi sehr kurz; das Femur länger
als die übrigen drei Glieder zusammen; Genu und Tibia je kürzer
als breit; Tarsus kurz, distal breiter und abgerundet. Von den
Mandibeln sieht man nur die (schwarzen) Spitzen. Zwischen
diesen befindet sich ein lanzettliches Gebilde, das mittelst Ein-
stellung des Mikroskopes deutlich dorsal der Mandibeln sich
befindet, also die vordere Spitze des Epistoms sein muß.
Beine. Femora I sehr dünn gestielt, vorn gerade abgestutzt.
Femora II dorsal vorn gerade abgestutzt (Fig. 125), ventral aber
distal zugespitzt (Fig. 126). Trochanter III sehr dünn gestielt
(Fig. 126 rechts). Trochanter IV und Femur IV ventral mit
starker Crista.
Habitat. Bastimmt in faulenden Pflanzenteilen, aber auch
im Gesträuch, denn das Individuum wurde in Nepenthes-Flüssig-
keit gefunden.
Notizen über Acari, 25. Reihe. ER
Patria. Zeylon.
Tempus. Januar 1911.
Repertor. Dr. Konrad Guenther.
Typus in der Sammlung Oudemans.
Vorbemerkungen zu allen folgenden Mitteilungen.
In den Ent. Ber. vom 1. Sept. 1915, 1. Nov. 1915 und 1. Jan.
1916 publizierte ich eine: „Overzicht der tot 1898 beschreven
Phthiracaridae‘‘. Dabei stützte ich mich bisweilen auf mangel-
hafte Beschreibungen und Zeichnungen; unabwendbar werden
dadurch Fehler gemacht. Sehr dankbar ist man dann, wenn man
später selber solche Fehler beseitigen kann. Dafür bin ich Herrn
J. Jablonowski, Direktor der königlichen Ungarischen Entomo-
logischen Station zu Dank verpflichtet, der mir die alten Präparate
Szanislo’s und Karpelles’ und. einige neuere von ihm selber zur
Bestimmung sandte. Die Präparate waren die folgenden:
1. Karpelles’sches Präparat. Zettel: Hoplophora arctata
Riley. Tehertempl 21. 11. 1880. — Es enthält die sehr gut kon-
servierten Individuen von Tritia ardua C. L. Koch. —
3. Jablonowski’sches Präparat. Zettel: Hoploderma lentula
Koch (canestrinii Michael), Szatymaz 1916. I. 1. — Nach brief-
licher Mitteilung geschah seine Bestimmung mit Hilfe Berlese’s
bekannten Hauptwerkes. In diesem Falle ist sie gut, denn Koch’s
lentula ist eine andere Art, während Berlese’s ‚lentula Koch‘
—= Michael’s canestrinii = Tritia ardua C. L. Koch. Das Präparat
hielt wirklich diese Art ein.
3. Karpelles’sches Präparat. Zettel: Hoplophora ferruginea
C. L. Koch, Kassa 22. 7. 1881. — Es enthält einen Teil des Chitin-
skelettes eines Individuums der von $Szanislö 1880 abgebildeten
sonderbaren Acaride (t. 5. f. 6, 7), welche ich 1. Nov. 1915 „, Phthir-
acarus szanisloi‘“ benannt habe, jedoch mit fehlerhafter Angabe
der Synonymen (siehe unten).
4. Karpelles’sches Präparat. Zettel: Hoplophora ferrugınea
C. L. Koch, Buda 8. 6. 1882. — Schönes Exemplar derselben Art
wie 3.; Rücken nach oben.
5. Szanislösches Präparat. Zettel: Hoplophora longulus
Koch 32. 17. Sojäden, Ungarn. — Es ist ein unausgefärbtes 2 der-
selben Art wie 3; es liegt auf seiner linken Seite mit hinausge-
streckten Ovipositor; ich habe es teilweise abgebildet (Fig. 129!).
6. Jablonowski’sches Präparat. Zettel: Szatymaz, 1916, Il, 1.
— Es enthält drei tadellose Exemplare von derselben Art, wie 9.
Alle liegen mit dem Rücken nach oben. Eine derselben habe ich
abgebildet (Fig. 127 und 128). |
7. Jablonowski’sches Präparat. Zettel: Szatymaz, 1916, II, 1. —
Fünf wahrscheinlich absichtlich zertrümmerte Exemplare derselben
Art; 4 mit dem Rücken, 1 mit der ventralen Fläche nach oben. —
Die sogenannte Phthiracarus szanisloi Oudms. erwies sich sofort
als nicht zu Phthiracarus Perty 1830 gehörig. Nach sorgfältiger
6. Heft
74 Dr. A. ©. Oudemans:
Untersuchung kam ich zu der für mich freudigen Entdeckung,
daß wir es hier zu tun haben mit einer neuen Gattung, welcher ich
den Namen Lesseria gebe (siehe unten), welche selbst in eine neue
Familie untergebracht werden muß und dabei Merkmale besitzt,
welche keine anderen Oribatidae, ja selbst Acari, aufweisen können!
Sofort fertigte ich Abbildungen von dieser sonderbaren Art an,
soviel dies für mich möglich war, denn erstens war kein einziges
Exemplar mit der ventralen Seite nach oben gerichtet, und zwei-
tens verhinderten die dicken Deckgläschen mich mittelst Immer-
sion-System zu arbeiten. Das abgebildete Exemplar war aber
durchscheinend genug um mittelst schwächeren Trockensystemen
eine ziemlich genaue Abbildung der ventralen Fläche herzustellen.
Nach Beendigung der Untersuchungen sandte ich Ende Januar
1917 die ganze Sendung der Ungarischen Entomologischen Station
dem Herrn Direktor Jablonowski dankbar zurück, mit der Bitte
mir viel frisches Material zuzusenden, sodaß ich alle Entwickelungs-
stadien studieren konnte, dabei auch die der zwei anderen von
Szanislö abgebildeten Arten: Tritia ardua C. L. Koch, und der
weißen Milbe welche von Szanislö für Jugendstadien angesehen
werden, von Haller aber für T'yvoglyphus megnıni (=Hypopus
spinitarsus Herm. 1804) erklärt werden. Ich wollte mich nämlich
von dieser Bestimmung persönlich überzeugen. — Herr Jablonowski
antwortete mir, daß der Frost den Boden (genannte 3 Arten sind
nämlich furchtbare Beschädiger der Rebenwurzeln) so hart ge-
macht hat, daß von einer Sendung frischen Materials abgesehen
werden mußte bis die Wärme den Boden wieder aufgeweicht hatte;
außerdem würde es wohl besser sein bessere Zeiten abzuwarten. —
Ich bin aber zu ungeduldig, um meine Resultate so lange ruhen zu
lassen, weshalb ich sie jetzt schon mitteile.. —
Ptyetima und Aptyetima Oudms. 1906.
In den Abh. Nat. Ver. Brem. v. 19. 1906 p. 47 bis 66 publi-
zierte $. A. Poppe ein Verzeichnis von Acari aus der Umgebung
Bremens, welches größtenteils von mir aufgestellt wurde; sein
Material ist außer den „Avicolae’”’ (= Dermaleichidae Haller’s)
durch meine Hände gegangen und von mir determiniert worden.
In diesem Verzeichnisse stellte ich S. 51 und 58 die Namen Adtyc-
tima und Piyctima auf (N. B. In Folge ungenauer Korrektur
lautet es dort Aptyetima!), jedoch ohne Diagnose hinzuzufügen. —
In der Tijds. Ent. v. 50, 1907, p. XLVIII, habe ich schon darauf
hingewiesen, aber wieder vernachlässigte ich es, eine Diagnose
zu geben. — Das will ich jetzt tun.
Aptyctima sind Oribatoidea, bei welchen das Proterosoma
meist unbeweglich, bisweilen aber nur sehr wenig beweglich,
mit dem Hysterosoma verbunden ist. Ist letzteres der Fall,
dann bilden die Coxae I und II nebst einem Sternalteile eine
Platte, so auch die Coxae III und IV nebst einem Sternalteile
eine zweite Platte. Beide diese Platten sind von weicher Haut
Notizen über Acari, 25. Reihe. 75
geschieden, z. B. bei Hypochthonius (Fig. 46, 49, 52) und. beim
neuen Genus Lesseria (Fig. 128). Diese Tierchen sind dadurch
im Stande, das Proterosoma nicht nur ein wenig gegen das Hystero-
soma hin und wieder zu bewegen, sowohl vertikal wie horizontal,
sondern auch ein wenig in das Hysterosoma zurückzuziehen
(Fig. 129). In keinem Falle können sie aber den Körper doppelt
falten; sie sind unfaltbar (&-nwwxuuos). Die Coxae sind ‚im
Körper aufgenommen und nur als Coxalplatten teilweise äußer-
lich sichtbar. Ein oder zwei Ventralplatten. —
Ptyctima sind Oribatoidea, bei welchen Proterosoma und Hys-
terosoma so beweglich miteinander verbunden sind, daß die
Tierchen sich doppelt falten können, wobei zugleich die Beine
zwischen beiden Körperteilen eingeklemmt und für Beleidigung
geschützt werden. Sie sind also faltbar (nrvxuuos). — Die Coxae
sind freie, zylindrische Beinabteilungen; die Beine der Piyctima
haben also einen Abschnitt mehr als die Aptyctima. Keine Ventral-
platte. Palp dreigliederigt).
Jedenfalls fällt die Gruppe der Apterogasterinae Michael 1884
oder Adterogasterea Michael 1898 auseinander, weil sie nebst fünf
anderen Familien auch die der Phthiracaridae einschloß, welche
gar nicht mit jenen verwandt sind, außer.daß sie Oribatoidea sind.
Der Name Pierogasterinae Michael 1884 kann als Synonym mit
Notaspidinae (sensu Oudms. non Mich.) bestehen bleiben.
Di-, Mono- und Agastropeltae.
Durch den Fund der Lesseria können, nein müssen die Oriba-
toidea in drei Abteilungen gespalten werden, welche, wissenschaft-
lich gesprochen, gleichen Wert haben. Die eine ist dieselbe wie die
Ptyctima Oudms. 1906 = Phthiracaridae, oder besser enthält
dieselben Arten. Da diese keine Ventralplatte besitzen, nenne
ich sie Agastropellae, von d = kein, 7) yaorje — der Bauch und
17 nehm = das Schild.
Die zweite Gruppe enthält alle jetzt bekannten übrigen
Oribatoidea. Sie bilden entschieden eine natürliche Gruppe, welche
außer vielen gemeinsamen Merkmalen sich durch den Besitz von
nur einer Ventralplatte unterscheidet. Ich nenne sie daher Mono-
gastropeltae; wovos = ein.
Die dritte Gruppe enthält momentan nur die neue Art Lesseria
szanislöi Oudms. 1915, welche in vielen Punkten so von allen
anderen Oribatoidea abweicht, daß sie eine selbständige Gruppe
repräsentiert, für welche ich den Namen Digastropeltae gewählt
habe. Aıs = zwei.
Es gibt aber keine einzige Beschwerde, die beiden Gruppen
der Mono- und Digastrobeltae in eine zu vereinigen, weil sie unfalt-
bar sind; sie gehören also zu den Aptyctima Oudms.. 1906. —
Und so gelangen wir zu der folgenden Einteilung der Oribatoidea.
!) cf Oudemans in Ent. Ber. v. 4. n. 88. p. 264. 1. März 1916.
6. Heft
76
Dr. A. ©. Oudemans:
Einteilung der Oribatoidea.
A. Protero- und Hysterosoma sind nicht zusammenklappbar;
die Beine haben 5 freie Glieder; eine oder zwei Ventral-
platten, Palp 2 oder 5-gliedrig. Gruppe Adtychima Oudms.
1906.
. Nur eine Ventralplatte, welche Genital- und Analöffnung
umschließt. Meist mit Lamellae etc. und Tectopedia;
Femora länger als Genu und Tibia zusammen; Genu
meist kürzer, selbst viel kürzer als Tibia; Tibia und Tar-
sus meist fast gleichlang; 1, 2 oder 3 Krallen; Palp fünf-
gliederig. Untergruppe Monogastropeltae Oudms. 1917.
Zugleich Fam. Oribatidae.
C. Hysterosoma ohne Pteromorphae (Asterogasterinae
Michael 1884 partim.)
D. Die Beine sind Laufbeine und bilden eine Gruppe
von 4 Paaren, oder zwei von je 2 Paaren.
E.. Mandibel scherenförmig.
F. Beine kurz und dick. Fam. Camisiinae.
FF. Beine lang und dünn. Subfam. Oribatinae.
FFF. Beine kurz und dünn. Subf. Eremaeinae.
EE. Mandibel sägeförmig. Subfam. Serrariinae.
DD. Das 4. Beinpaar zum Sprung gebaut und weit von
den vorderen 3 Paaren getrennt. Subf. Zetor-
chestinae.
CC. Hysterosoma mit Pteromorphae. Subfam. Notaspi-
dinae — Pterogasterinae Michael 1884.
BB. Zwei Ventralplatten hintereinander, je mit hinterem
Ausschnitte, welcher die Genital- resp. Analklappen
umfaßt; keine Lamellae etc.; keine Tectopedia; die
letzten vier Beinglieder fast gleichlang; eine Kralle; Palp
zweigliedrig. Untergruppe Digastrobeltae Oudms. 1917.
Zugleich Fam. Lesseriidae nov. fam.
B
AA. Protero- und Hysterosoma zusammenklappbar; die Beine
haben je 6 freie Glieder; Ventralplatte fehlt; Palp drei-
gliederig. Gruppe Piyctima Oudms. 1906. Zugleich Unter-
gruppe Agastropeltae OQudms. 1917, zugleich Familie Phthira-
caridae.
Bemerkungen zu obiger Tabelle.
Zu A und AA. Wenn wir die Superfamilie der Oribatordea
wie oben einteilen, dann müssen die Aptyctima zuerst genannt
werden, weil sie m. E. phylogenetisch die älteren sind. Die Eigen-
schaft der Piyctima, sich zusammenklappen zu können, die wieder
frei gewordenen Coxae, der Verlust der Ventralplatte sind sekun-
däre Erscheinungen.
Zu B und BB. Der Besitz von zwei Ventralplatten bei den
Digastropeltae ist m. E. sekundär, denn die ältesten Land-Arachno--
idea, die Arthrogasira besitzen zwar mehrere Ventralplatten,
Notizen über Acari, 25. Reihe. 77
aber keine vor der Genitalöffnung. Auch ist die Stellung der
Genitalöffnung so weit nach hinten sekundär (bei den Arthro-
gastra etc. gleich hinter den Coxae IV). Der Nichtbesitz von
Lamellae und Tectopedia, sowie der Besitz von nur einer Kralle
ist primär, kann aber auch sekundär sein, wie bei unseren graben-
den Lesseriidae. Die gleichlangen Beinglieder kann ich bei Lesseria
nur als primär betrachten, wie bei Parasitidae; (vergl. auch Scor-
piones mit Phalangidae!), obwohl die Gattung Camisia, teilweise
degenerierte Formen, auch fast gleichlange Beingtieder besitzen.
Ich glaube daher, bei der Anordnung der Gruppen B und BB
keinen Fehler gemacht zu haben.
Zu C und CC. Die geflügelten Noiaspidinae sind bestimmt
phylogenetisch jünger als die ungeflügelten Eremaeinae, womit
sie nächst verwandt sind.
Zu D und DD. Laufbeine sind primitiver als Springbeine.
Zu E und EE. Sägeförmige Mandibeln sind gewiß sekundär.
Zu F, FF und FFF. Ich achte die Gattung Camisia, weil
die 8 Beine eine Gruppe bilden wie bei den Scorpiones, primitiver
als die anderen spezialisierten, obwohl sie in anderen Eigenschaften,
z. B. im Panzer, degeneriert ist. Und die Eremaeinae höher organi-
siert als die Oribatinae.
Was nun die Michael’schen Gruppen unter D bis DD betrifft,
so glaube ich, daß sie wohl bald umgeändert werden müssen,
weil ihr Inhalt zu heterogen ist
Ich bitte daher meinen Leser die Tabelle mehr als eine
Bestimmungstabelle zu betrachten, aber zugleich als einen ernsten
Versuch, eine Einteilung zu machen, welche auf phylogenetischen
Gründen stützt.
Noch ein Geständnis. Man kann mir vorwerfen, daß die
Benennungen von Di-, Mono- und Agastrodeltae überflüssig
seien, weil ich sie selber mit den Familien der Lesseritdae, Oribatidae
und Phthiracaridae gleich stelle Dafür habe ich aber meine
Gründe. Die ‚Familien‘ der Lessertidae und Phthiracaridae sind.
bis jetzt noch nicht in ‚‚Unterfamilien‘“ teilbar oder aufgebrochen,
was aber bei der gewaltigen Zunahme von neuen Arten bald ge-
schehen kann, aber die Oribatidae werden schon in sechs ‚‚Unter-
familien‘ geteilt und werden bald wohl in mehrere zerfallen. Und
zweitens sehen andere Acarologen meine ‚‚Unterfamilien‘ für
„Familien“ an. In diesem Falle fällt mein Begriff von ‚Familie
der Oribatidae‘‘ weg, während meine ‚Untergruppe Monogastro-
peltae‘‘ dadurch gerade an Wert steigt und größeres Recht
bekommt.
Tritia aretata Riley.
Von den Synonymen (siehe Ent. Ber. 4. m. p. 246
1. Jan. 1916) fällt Hoplophora arctata Haller 1881 ni re diese
dieselbe als arctata aus Ungarn ist, folglich = Tritia ardua C.
L. Koch; siehe unten.
6. Heft
78 Dr. A. ©. Oudemans:
Tritia ardua C. L. Koch 1841.
Den Synonymen, in den Ent. Ber. v. 4. n. 87. p. 246. 1. Jan.
1916 aufgezählt, seien zuzufügen:
Hoplophora arctata Szanislö 1880 in Ann. Oen. v. 8. p. 307 —
314, t. 5. f. 10—11. An Rebenwurzeln, Siebenbürgen, Ungarn.
Hoplophora arctata Haller 1881, partim. In: Mitt. Schw.
Ent. Ges. v. 6. n. 4. p. 147. An Rebenwurzeln. Baden.
Hoplophora arctata Kapelles 1893 in Math.-Nat. Ber. Ung.
v. 11. p. 90. In faulenden Rebenwurzeln. Ungarn.
Phthiracarus ferruginea C. L. Koch. '
Von den Synonymen, in den Ent. Ber. v. 4. n. 85. p. 215.
1. Sept. 1915. vermeldet, fällt weg: Hoplophora ferruginea
Karpelles 1893, weil diese sich mir ergab als Lesserıa szanıslöi
Oudms. 1915 zu sein. Siehe oben S. 73.
Fam. Lesseriidae.e. Oudms. 1917.
Vorläufig ist die Diagnose dieser Familie dieselbe als von den
Digastropeltae Oudms. 1917 (siehe oben S. 76). Sobald aber mehr
„Familien“ zu dieser ‚‚Untergruppe‘ hinzugefügt werden, wird.
die Diagnose wohl geändert werden müssen im Verband mit der
der neuen Familien.
Lesseria nov. gen.
F. C. Lesser publizierte 1735 sein Werk: ‚,De sapientia,
omnipotentia et providentia divina, ex partibus Insectorum
cognoscenda, epistola ad A. Sebam.‘‘ 4%"Nordhusae, 1735. — Hierin
werden auch Acari besprochen. — Nach ihm will ich das neue
Genus Lesseria benennen.
Lesseria gehört zu den Oribatordea, wäre es nun allein weil
das ganze Gnathosoma in einer ventralen Vertiefung des Propo-
dosoma eingezogen ist.
Das Protero- ist gegen das Hysterosoma ein wenig beweglich
(Fig. 128), wie bei Hypochthonius (Subf. Camisiinae) (Fig. 46, 49),
aber dabei kann es selbst darein ein wenig zurückgezogen werden
(Fig. 129); sie können aber nicht ventrad zusammengeklappt
werden. Lesseria gehört also zu den Aptyctima.
Sie weicht aber von den bis jetzt bekannten Aptyctima so
ab, daß eine neue Gruppe oder Untergruppe zu schaffen notwendig
ist, wie ich oben auseinandersetzte. (S. 75, 76.)
Aber auch in anderen Merkmalen ist sie etwas Ungekanntes.
Sie hat die Gestalt von Hermannia nana Nie. (Subfam. Camı-
siinae) aber auch von einigen Eremaeinae (Fig. 88). Die Ein-
lenkung der Beine ist wie bei Oribata (Subfam. Oribatinae, olim
Damaeinae), nämlich die 4 Vorderbeine ohne, Cie 4 Hinterbeine in
sehr kleinen Acetabula, und dabei alle 8 an den Seiten (Fig. 128).
Die Gestalt der Beinglieder erinnert aber am meisten noch an
die der Eremaeinae (Fig. 65, 67, 77, 80). —
Notizen über Acari, 25. Reihe, ; 79
Lesseria szanislöi Oudms. 1915.
(Fig. 127—138.)
Hoplophora arciata Szanislö 1880 in: Ann. Oen. v. 8. n. 4.
p. 307. t.5. f. 5—9. An Rebenwurzeln, Siebenbürgen, Ungarn. —
(non fig. 1—4 = Hypopus spinitarsus Herm. 1804 = Rhizoglyphus
echinopus Rob.; non fig. 10, 11 = Tritia ardua C. L. Koch; fig. 12
Ei ??)-N.B. Szanislö bildet in Fig. 1 eine Larva ab mit zwei
Paaren Genitalsäugnäpfen!!!)
Hoplophora longulus Szanislö 1880. ibidem p. 313 (siehe
unten bei Bemerkungen).
Hoplophora arctata Haller 1881 in Mitt. Schw. Ges. Ent.
v. 6. n. 4. p. 147 (Kritik des Obigen).
Hoplophora ferruginea Karpelles 1893 in Math. Nat. Ber.
Ung. v. 11. p. 91. t. 18. f. 2, 2a. In faulenden Rebenwurzeln,
Ungarn. (N. B. nicht Hoplophora arctata Karpelles, wie ich in
den Ent. Ber. v. 4. n. 86. p. 232. 1. Nov. 1915 angab.)
Phthiracarus szanıslöi Oudms. 1. Nov. 1915 in Ent. Ber.
v.4.n. 86. p. 232. N. B. Die von mir hier gegebene kurze Diagnose
ist falsch, weil sie der Beschreibung von Hoplophora arctata Kar-
pelles entnommen ist, welche sich jetzt entpuppt als = Tritia
ardua zu Sein.
N. B. Die kurze Diagnose dieser Art, die einzige des Genus
Lesseria, ist vorläufig dieselbe als die des Genus, siehe oben S. 78.
Adulti. Unter den zertrümmerten Individuen (siehe hier oben
S. 73) befanden sich zwei d. Soviel ich bemerken konnte unter-
scheiden sie sich auswendig nicht von 9. Maße. Länge des Idio-
soma 525 u; wenn das Proterosoma ‚eingezogen‘ ist (Fig. 129)
natürlich kürzer; so mißt das abgebildete Exemplar nur 474 u.
Länge des Propodosoma 200 u, des Hysterosoma 360 u. Größte
Breite des Propodosoma 136 u, des Hysterosoma 204 u. Länge
der Beine ohne Coxae, inkl. Krallen 200 resp. 182, 212 und 274 u.
Gestalt wie die der Hermannia nana Nie., aber noch etwas ge-
streckter. Farbe. Kupferrot bis kastanienbraun; die Beine etwas
heller.
Rückenseite (Fig. 127). Von einer Grenze zwischen Propodo-
und Hysterosoma kann eigentlich die Rede nicht sein, denn diese
zwei Teile schieben ineinander wie die zwei Teile eines Opernglases.
Wir melden also, daß der Hinterrand des Propodosoma (in der
Fig. getüpfelt) und. der Vorderrand des Hysterosoma beide scharf
begrenzt sind. Aber zwischen zwei solchen beweglichen Körper-
teilen muß sich selbstverständlich eine sehr dünne Bindehaut
(Conjunctiva) befinden; dieselbe ist auch bei gestreckten Körper
sehr gut als ein hyaliner Kragen wahrnehmbar, selbst bei zurück-
gezogenem Propodosoma (in der Fig. 129 getüpfelt) als inwendige
Membran. Propodosoma mehr oder weniger mützenförmig,
von oben gesehen mehr oder weniger dreieckig mit gerundetem
Gipfel. Die Oberfläche ist aber ein wenig wellig, sowohl an den
Seiten (Fig. 127) als am Rücken (Fig. 129). Von Lamellae, Trans-
6. Heft
80 Dr. A. C. Oudemans:
lamella oder anderen Chitinstäben und Tectopedia keine Spur.
Nur die Pseudostigmata sind als Höckerchen oder Kräterchen
über die Oberfläche erhoben. Das Rostrum ist einfach gerundet.
Hysterosoma vorn beträchtlich schmäler als hinten, wo es
kreisrund endet. Auch
hier sind die Seiten,
speziell der vorderen
Hälfte, etwas wellig,
aber nicht am Rücken
(Fig. 129), wodurch
„Sschulter‘‘ entstehen.
Die Skulptur ist über-
all spiegelglatt. Be-
haarung. Die Rostral-
haare ziemlich kurz,
weit vom Rostrum nach
hinten verschoben, dicht
beieinander; die Lamel-
larhaare etwas länger,
ungefähr in der Mitte
der Länge des Propo-
dosoma, weit voneim-
ander; die Interlamel-
larhaare wieder etwas
länger, noch weiter von-
| einander, selbst etwas
hinter den Pseudostig-
mata eingepflanzt; die
Exostigmalhaare vor den Pseudostigmata, so lang wie die
Rostralhaare, nach außen gerichtet; die Angularhaare äußerst
klein, sehr nach vorn gerückt, sodaß sie außen den Pseudo-
stigmata zu stehen kommen (auch in Fig. 129 gut wahrnehm-
bar), glatt. Alle übrigen Haare sind in ihrer distalen Hälfte behaarte
Borsten (Fig. 136). Am Hysterosoma sind 6 Querreihen zu zählen,
alsoeine Reihe mehr alsbeiallenanderen Oribatiden. Die
vorderste Reihe von 4 ist ein wenig nach vorn konvex; die zweite
Reihe von 4 stark nach hinten konvex; die dritte Reihe von 4schwach
nach hinten konvex; die vierte Reihe ist wagerecht und. zählt
6 Borsten, wovon zwei ventrad verschoben und winzig, neben
den Öldrüsenporen sichtbar sind (auch in Fig. 129); die fünfte
Reihe ist stark nach hinten konvex, zählt ebenfalls 6 Borsten,
wovon zwei ventrad versteckt, hinter den Öldrüsenporen (auch
in Fig. 129 zu sehen); die sechste Reihe von 4 ist fast gerade;
ihre zwei Außenborsten sind aber ebenfalls ventral eingepflanzt. —
Alle diese Hysterosomahaare sind in ihrer distalen Hälfte behaarte
Borsten (Fig. 136), wie die des Propodosoma, außer die winzige der
4. Reihe bei den Öldrüsen. — Die Pseudostigmalhaare (Fig. 135)
sind lang, seitwärts gerichtet, in der ersten Hälfte glatt, in der
Notizen über Acari, 25. Reihe. 81
distalen spulförmig verdickt und dabei behaart, Szanisl6 hat sie
abgebildet wie die der Tyıtıa ardua, nämlich haardünn und in
der distalen Hälfte gekämmt, was falsch ist. — Poren. Die beiden
ventrad verschobenen Öldrüsenporen habe ich schon erwähnt. —
Bauchseite (Fig. 128). Auch hier kann man nur zur Not
von einer Grenze zwischen Propodo- und Hysterosoma reden.
Der hyaline Kragen, und davor selbst ein ventraler Teil der Kon-
junktiva, sind deutlich. An der Ventralseite gewahrt man vier
Platten (die größte
Zahl war bis jetzt
drei: Hypochthonius)
und zwar 1. eine Pro-
podosoma-, 2. eine Me-
tapodosoma-, 3. eine
Genital- und 4. eine
Analplatte.e. — Ich
zweifle nicht daran:
die Propodosoma-
platte ist vom Gna-
thosoma gut geschie-
den; ich konnte es
aber nicht feststellen.
Sie besteht aus den
4 Coxalplatten (Epi-
meren) I und II und
einem Sternalteile, alle
miteinander verwach-
sen. Die Grenze zwi-
schen diesem und den
beiden Coxae I ist
deutlich durch inwen-
dige Apodemata an-
gedeutet, nicht aber mit den beiden Coxae II; wohl die Grenzen
zwischen den Coxae I und II jeder Seite. In der Medianlinie hinten
ein kurzes Apodema.— Die Metapodosomaplatte besteht aus den
4 Coxalplatten III und IV und einem Sternalteile; alle miteinander
verwachsen. Keine Grenzen zwischen diesen und den beiden Coxen-
. plattenpaaren. Inwendig sind Apodemata zwischen den Coxenplatten
I und II jeder Seite sichtbar und ein langes medianes. Die Platte
ist scharf von der dritten abgegrenzt, alsonicht damit verwachsen. —
Die Genitalplatte, obwohl stark an die Ventralplatte der
Parasıtidae erinnernd, kann nicht als solche erkannt werden,
denn sie ist vor der Genitalöffnung gelegen, besteht aus nur einem
Stücke, welches knapp an der Metapodosomaplatte paßt, jedoch
soviel ich beurteilen kann, nicht damit gelenkt ist. Sie ist hinten
viereckig ausgeschnitten und in diesem Ausschnitte befinden sich
die zwei Genitalklappen. Selbstverständlich schließen diese eine
Öffnung ab, was ich aber nicht sehen konnte. — Endlich ist noch
Archiv für Naturgeschichte
1916, A. 6.
6 6. Heft
82 Dr. A. ©. Oudemans:
eine Analplatte zu erwähnen. Ich habe diese so benannt, weil sie
die Analöffnung umfaßt. Ob sie aber mit der Analplatte oder mit
der Ventralplatte der Parasitidae homolog ist, kann nicht fest-
gestellt werden, denn ‚Übergänge‘ zwischen diesen und Oriba-
toidea gibt es nicht. Und in Erwägung, daß die beiden Platten
der Lesseria sekundäre sind, ist die Analplatte bestimmt mit der
der Parasitidae analog, nicht homolog. Sie ist im großen und
ganzen dreieckig oder besser umgekehrt bienenkorbähnlich, um-
gekehrt spitzbogenähnlich, liegt ganz frei in der weichen Bauch-
haut, und ist hinten fast oval-viereckig ausgeschnitten, sodaß die
hintere Spitze verschwunden ist. In diesem Ausschnitte befinden
sich die beiden großen Analklappen. — Auch an der Bauchseite
des Tierchens ist keine Spur von Tectopedia zu verspüren.
Wie schon oben, S. 78 erwähnt, gibt es keine Acetabula I und II,
nur ganz kleine Acetabula III und IV, wie bei den Oribatinae. —
Die Skulptur ist überall spiegelglatt. Behaarung. Alle Här-
chen sind sehr klein und glatt. Ein Paar auf dem Vordersternum;
zwei Paare auf dem Hintersternum; zwei auf jeder Coxa I; eins
auf jeder Coxa II, III, IV; drei Paare auf der Genital-, ein Paar
auf der Analplatte; 6 auf jeder Genitalklappe, drei auf jeder Anal-
klappe. — Poren keine. — Bei einem der 10 untersuchten Exem-
plare war der Ovipositor hinausgestreckt, von gewöhnlicher
Gestalt, wie in Fig. 109; es war No. 5, von Szanislö. Bei zwei war
kein Ovipositor zu verspüren; das waren also Männchen; ein
chitinöses Penisgerüst konnte ich aber ebensowenig ausfindig
machen. Bei 7 anderen (wobei zertrümmerte) war der einge-
stülpte Ovipositor sehr gut wahrnehmbar; sie war natürlich zwei-
mal kürzer als der ausgestülpte der No. 5 von Szanislö, und dabei
kurz zu nennen, wie in Fig. 126. —
Gnathosoma. In Fig. 130 habe ich den Umriß des Protero-
soma des Karpelles’schen Exemplares abgebildet, teils weil dabei
die Mandibeln so gut von oben gesehen sichtbar waren, teils weil
man die Abbildung Karpelles’ mit der meinigen vergleichen kann.
Bei meiner Abbildung habe ich den Umriß der beiden Digiti
mobiles etwas deutlicher angegeben (vergl. mit Fig. 129, wo
ebenfalls die Mandibel eingezeichnet sind). Denken wir nun
hinter diesen einen schwarzen fast wagrechten Streifen (als hintere
Grenze der Maxillae oder besser des ganzen Gnathosoma), dann
finden wir in unserer Figur die Abbildung Karpelles’ sofort wieder.
Er hat aber seine Abbildung (p. 132) erklärt als: ‚‚Tectum‘‘, wie
Michael dargetan hat, ein problematisches Organ. Man sieht aber
in den beiden Figuren — nach dieser meiner Erklärung — große
Übereinstimmung. Auch habe ich in Fig. 134 eine Maxillenlade
mit Palpe abgebildet, um sie zu vergleichen mit der Karpelles’schen
Figur 2. Übereinstimmung gibt es, aber ....am Palpe zeichnet er
zwei Glieder zu viel, und die Maxillenzähne zu groß und zu schief;
so, daß man über die Identität gerechte Zweifel aussprechen kann;
wir brauchen aber die Tafeln Karpelles’ nur zu beschauen, um zum
Notizen über Acari, 25. Reihe, 83
Schluß zu kommen, daß alle Figuren sehr schlecht sind! und
daß wir also keinen hohen Wert daran beizulegen brauchen;
außerdem, sein Präparat ging durch meine Hände! — Labrum
zungenförmig (Fig. 131), vermutlich an seiner Oderfläche fein
behaart. — Mandibeln von gewöhnlicher Gestalt (Fig. 129,
130, 132); der obere Finger oder der Digitus fixus mit großem
Schneidezahn und drei kleinen stumpfen Molaren; der Digitus
mobilis mit weniger großen Caninus und drei kleinen stumpfen
Molaren. Das genuale Sinnesorgan borstenförmig, glatt. — Pa-
ralabra (Fig. 133) distal gegabelt und mit Außenmembran,
welche eine Ecke von + 90° aufweist. Styli (Fig. 133) messer-
förmig, distal etwas ventrad gebogen. An den beiden Maxillen
konnte ich (Fig. 128) keinen Sternalteil wahrnehmen, nur die
Coxalstücken, die Laden und die Palpen. In Fig. 134 habe ich
eine Lade und einen Palp etwas mehr vergrößert abgebildet.
Die Lade ist ungefähr länglich viereckig, mit fast gerader Innen-
kante und vier Zähnen an der Vorderkante, nämlich einen stum-
pfen Außenzahn (kaum Zahn zu nennen), und drei kurzen stum-
pfen Innenzähnen. Der Palpus trägt nur zwei Glieder; das erste
lange Glied ist offenbar ein Trochantero-femoro-genu-tibia; es
‘weist noch eine kaum merkbare Andeutung einer distalen Glie-
derung auf; das distale Stück sollte dann nach meiner Meinung
eine Genutibia sein, in Rücksicht auf seine Länge. Das kleine
Stück ist bestimmt nur Tibia. —
Beine (Fig. 127—129). Wie schon oben hervorgehoben,
sind die 4 Vorderbeine nicht in Acetabula, die 4 Hinterbeine aber
in kleinen Acetabula eingelenkt. Die Trochanteres I und II sind
daher fast ungestielt, die Femora I und II distad in Dicke zu-
nehmend; die Genua und Tibiae geschwollen, der Tarsus hat die
gewöhnliche Gestalt. — Die Trochanteres III und IV sind distal
und dorsal zugespitzt und länger als die übrigen Glieder, welche
alle fast zylindrisch zu nennen sind. Am 3. Bein sind die letzten
4 Glieder gleichlang, am 4. Bein ist das Genu das kürzeste, dann
folgen Tibia, Femur und Tarsus, welche zwei letztgenannte wohl
gleichlang genannt werden können. Merkwürdigkeiten an den
Beinen sind ein stabförmiges Härchen, das an der Dorsalseite
der Coxa I zu finden ist (Fig. 127 und Fig. 129), die gleichlangen
Tastborsten an den Genua I und II, den Tibiae I, II und IV, die
zwei Riechhaare an den Tarsi II (Fig. 138), die drei verschieden
langen Riechhaare an den Tarsi I (Fig. 137), die zwei ventralen
Stachel an der Tibia IV und dreian den Tarsi IV (Fig. 139). An
letzterer sieht man auch noch distal neben der Kralle ein falzbein-
förmiges Haar mit Endkamme und ein Haar, das wie ein krummer
Säbel beschaffen ist. Alle Tarsen tragen je eine kräftige Kralle.
Habitat. An Rebenwurzeln, woran sie nagen, aber auch
durch die Rinde bohren, um am Holzteile oder Grundgewebe
der Wurzeln zu fressen; auch auf dem Stocke selbst, auf morschen
Wurzelteilen und vermoderten Rinden.
6* 6. Heft
84 Dr. Max Bernhauer:
Patria. Bis jetzt nur Ungarn.
Tempus nach brieflichen Mitteilungen des Herrn Direktor
Jablonowski das ganze Jahr hindurch.
Repertores. Bis jetzt nur Szanislö, Karpelles und Jablo-
nowski.
Bemerkungen. Bei den Synonymen erwähnte ich auch
Hoplophora longulus Szanislö, weil Szanislö’s Präparat unter
diesen Namen ein Exemplar der scanıslöi enthielt, und nach aller
Wahrscheinlichkeit Szanislö also alle unausgefärbten Exemplare
für longulus Koch ansah. — Die Milbe scheint durch ganz Ungarn
sehr allgemein zu sein. Selbstredend würde sie absolut unschädlich
sein, wenn sie nur von modernden Bestandteilen lebte. Wenn es
aber festgestellt ist, daß sie sich auch von lebendigen inwendigen
(denn die auswendige ‚‚Rinde‘ ist wohl immer totes Kork) Grund-
gewebe und Holzteile ernährt, mtuß sie als schädlich angesehen
werden. — Hier in Holland werden mir und dem ‚‚Instituut voor
Phytopathologie” in Wageningen massenhafte Murcia humeralis
Herm. 1804 zur Untersuchung angeboten, immer auf Äpfel- und
Birnbäumen gefunden, wo sie buchstäblich rotbraune Überzüge
bilden, aber auch immer mußte ich konstatieren, daß sie nur die
tote äußerste Borke und was sich darauf befindet: Algen, Schim-
melhyphen und -sporen fressen, kein lebendiges Kambium, Bast
oder Holz. Ausgemacht ist jedenfalls, daß drei verschiedene
Arten von Acari an Rebenwurzeln (tote oder lebendige?) nagen:
Hypopus spinitarsus Herm. 1804, Tritia ardua Koch 1841 und
Lesseria szanisl6i Oudms. 1915. Welche von diesen Acari die
schlimmste ist? —
Arnhem, 9. Januar 1917.
Neue Arten der Tribus Quediini
aus Süd-Amerika
(19. Beitrag zur südamerikanischen Staphylinidenfauna)
von
Dr. Max Bernhauer
k. k. Notar, Horn (Nied.-Österr.)
Anläßlich der Neuaufstellung meiner Sammlung hinsichtlich
der Tribus Quediini haben sich nachfolgende neue Arten fest-
stellen lassen:
Heterothops grandiceps nov. spec.
Dem Heterothops exilis Er. durch die großen Augen etwas
ähnlich, jedoch gut verschieden. Doppelt so groß und viel breiter
Neue Arten der Tribus Quediini aus Süd-Amerika. 85
pechbraun, die Fühlerwurzel, die Taster und ‚Beine hellgelb. Kopf
viel größer, breiter als lang, mit stärker vorgequollenen größeren
Augen. Die Fühler robuster, gegen die Spitze schwach verdickt,
die vorletzten Glieder bei breitester Ansicht etwas breiter als
lang. Halsschild robuster, in der Gestalt und Punktierung kaum
verschieden. Flügeldecken kürzer, fast kürzer als der Halsschild,
kräftiger punktiert. Länge: 3,5 mm.
Die Art wurde von Eppelsheim für Heterothops exilis Er.
gehalten. Ich bin jedoch der Überzeugung, daß die Kopf- und
Fühlerbildung im Verein mit der größeren, breiteren Körpergestalt
die Aufstellung einer neuen Art durchaus rechtfertigen.
Brasilien: Blumenau (gesammelt von Hetschko). In der
Sammlung des K. k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien und
in meiner eigenen.
Heterothops basicornis nov. spec.
Dem Heterothops nigritulus Sahlb. ziemlich nahe verwandt,
von ihm durch größere Augen, kürzere Schläfen, hellere Fühler-
wurzel und kürzere Flügeldecken, sowie durch die Stellung des
Stirnpunktes: verschieden. Die Augen sind groß, die Schläfen
hinter denselben nur ein Viertel so lang als der Längsdurchmesser
der Augen, der Stirnpunkt steht dem Hinterrande der letzteren
fast näher als der Halseinschnürung, während er bei nigritulus
Sahlb. der Einschnürung viel näher ist als dem Augenrande. Die
Flügeldecken sind deutlich kürzer, nicht oder nur wenig länger
als der Halsschild. In der Färbung sind die beiden Arten einander
sehr ähnlich, jedoch sind die drei ersten Fühlerglieder sowie die
Beine heller rötlichgelb. Im übrigen sind die beiden Arten ein-
ander sehr ähnlich. Länge: 3,5—4 mm.
Bolivien: Yuracaris.
Heterothops basicornis Fauv. i. 1.
In der Sammlung des zool. Museums in Hamburg und in
meiner eigenen.
Heterothops flavicornis nov. spec.
Von der vorigen Art, dem die neue infolge der Augenbildung
am nächsten steht, durch die einfarbig hellgelben Fühler, schmä-
leren und längeren Kopf und Halsschild, viel längere, stärker
und weitläufiger punktierte Flügeldecken und viel weitläufiger
punktierten Hinterleib leicht zu unterscheiden. Der Kopf ist
schmal oval, länger als breit, in der Stellung des Stirnpunktes
sowie in den Längenverhältnissen der Schläfen und Augen mit
basicornıs übereinstimmend. Die Flügeldecken sind viel länger
als der Halsschild, scharf und weitläufig punktiert. Der Hinter-
leib ist mäßig fein und weitläufig punktiert. Länge: 4 mm.
Bolivien: Yuracaris.
Heterothops flavicornis Fauv. i. 1.
In denselben Sammlungen wie der vorherige.
86 Dr. Max Bernhauer:
Heterothops Thaxteri nov. spec.
Durch die Fühlerbildung sehr ausgezeichnet. Von Heterothops
jormicetorum Bernh., mit welcher die neue Art die kleinen Augen
gemeinsam hat, leicht durch kleinere und viel schlankere Gestalt
und die Fühlerbildung zu unterscheiden. Winzig klein, sehr schmal,
rötlichbraun mit dunklerem Kopf, auch der Hinterleib ist außer
den hellen Hinterrändern dunkel, die Fühler rostfarbig, in der
Mitte etwas angedunkelt, die Beine hellgelb. Kopf schmal, oval,
länger als breit, nach rückwärts unmerklich erweitert mit zwei
hintereinander stehenden Punkten am Innenrand der Augen, von
denen der hintere etwas vom Auge abgerückt erscheint, und rück-
wärts nahe der Halseinschnürung mit einem dritten Borsten-
punkte. Fühler dünn und zart, die 2 ersten Glieder verdickt, fast
wie bei Sciocharis, die folgenden lang, viel länger als breit, gegen
die Spitze fast verschmälert, allmählich etwas kürzer werdend, die
vorletzten jedoch noch immer länger als breit. Halsschild rück-
wärts so breit als die Flügeldecken, nach vorn stark und gerad-
linig verengt, in den Rückenreihen mit 2 schief gestellten Punkten,
von denen der vordere am Vorderrande steht, sonst außer dem
großen Seitenrandpunkte unpunktiert. Flügeldecken etwas kürzer
als der Halsschild, nach rückwärts erweitert, mäßig fein und
ziemlich dicht punktiert. Schildchen sehr fein punktiert. Hinter-
leib mäßig fein und ziemlich dicht, hinten weitläufiger punktiert,
daselbst stark glänzend. Länge: 3,2 mm (bei stark ausgezogenem
Hinterleib). Normal präparierte Stücke dürften eine Länge von
nur 2 bis 2,5 mm besitzen.
Ich besitze von dieser Art nur ein einziges Stück aus Argen-
tınien, welches ich nach dem Entdecker Prof. Thaxter, dem
ich dieses Stück verdanke, benenne.
Heterothops apieicornis nov. spec.
Dem Heterothops nigritulus Sahlb. nahe verwandt und von
ihm durch andere Färbung, etwas gestrecktere Fühler, viel längeren
und schmäleren Kopf und durch den seitlich stärker gerundeten
Halsschild und vollkommen verrundete Hinterecken desselben
verschieden. Im übrigen ist die Ähnlichkeit eine außerordentlich
große, insbesondere kann ich einen Unterschied in der Punktierung
nicht feststellen. Der Käfer ist tiefschwarz, das erste Fühlerglied
und die Hinterleibsspitze von dem breiten Hinterrande des
7. Tergites angefangen lebhaft rotgelb, die zwei letzten Fühler-
glieder blaßgelb, von den vorhergehenden, tiefschwarzen Gliedern
stark abstechend, die Taster und Beine rötlich, etwas angedunkelt.
Der Kopf ist lang und schmal, viel länger als breit, die Augen
wie bei nigritulus viel länger als die Schläfen hinter ihnen. Länge:
4,5 mm.
West-Kolumbien: Umgebung von Cali am Rio Cauca
(St. Antonio, 2000 m über dem Meere), entdeckt von Fassl.
Ein einziges Stück. De:
Neue Arten der Tribus Quediini aus Süd-Amerika. 87
Heterothops quadriceps nov. spec.
Durch die Kopfform mit Heterothops praevia Er. nahe ver-
wandt und dadurch von den übrigen südamerikanischen Arten
bedeutend abweichend. Der Kopf ist viel breiter und kürzer als
bei fraevia, fast quadratisch, die Hinterecken stumpf angedeutet,
die neben dem Innenrande der Augen bis zur Halseinschnürung
gehende Punktreihe besteht nicht wie bei Zraevia Er. aus vier,
sondern aus drei Punkten. Der Halsschild ist nach vorn weniger
stark verengt, die Hinterecken mehr verrundet. Endlich ist der
Hinterleib deutlicher und weniger dicht punktiert. Die Färbung
ist ähnlich der der Stammform fraevia Er., schwarz, die Flügel-
decken bräunlich, die Hinterränder der Tergite, die Fühlerwurzel
und die Beine dunkel rötlichgelb. Länge: 4,5 mm.
Argentinien: Prov. Tucuman. Ein einziges Stück.
Heterothops paralleliceps nov. spec. |
Der vorherigen Art am nächsten verwandt, aber fast doppelt
so groß, durch den vollkommen parallelseitigen Kopf, kleinere
Augen und viel längere Flügeldecken leicht zu unterscheiden.
Der Kopf ist viel länger und schmäler, an den Seiten vollkommen
geradlinig und hinten deutlich stumpfwinklig, die flachen Augen
klein, ihr Längsdurchmesser viel kürzer als die Schläfen hinter
ihnen, innerhalb des Augeninnenrandes mit einer Längsreihe von
drei Punkten, von denen der mittlere etwas seitlich hinter dem
Hinterrande des Auges und der hintere vor der Halseinschnürung
eingestochen ist. Dergroße Schläfenpunkt ist weit vom Hinterrande
des Auges weggerückt, hinter ihm befinden sich einige feine Punkte.
Fühler ziemlich robust, die vorletzten Glieder bei breitester Ansicht
deutlich quer. Halsschild hinten etwas schmäler als die Flügel-
decken, so lang als breit, nach vorn stark, fast geradlinig verengt,
vorn so breit als der Kopf, außer den Randpunkten nur mit den
gewöhnlichen 2 Scheibenpunkten. Flügeldecken sehr lang, nach
rückwärts schwach erweitert, viel länger als der Halsschild, sowie
das Schildchen mäßig fein und dicht punktiert. Hinterleib schwach
irisierend, mäßig fein und wenig dicht punktiert. Länge: 5 mm
(bei etwas eingekrümmtem Körper).
Ein einziges Stück vom Quindici Paß (3600 m) bei Linia
in West-Kolumbien, aufgefunden von Fassl. |
Leptoparius nov. gen.
Eine interessante neue Gattung, welche systematisch zu
Heterothops zu stellen, da sie gleich diesem ein pfriemenförmiges
Endglied der Kiefertaster besitzt. Im übrigen zeigt sie ebenfalls
nahe Verwandtschaft zu dieser Gattung, unterscheidet sich aber
von ihr außer dem eigenartigen Habitus durch flache, nicht beulen-
artig erhobene Vorderbrust und nur mäßig umgeschlagene Seiten
des Halsschildes hinlänglich.
Der bisher einzige Vertreter der neuen Gattung ist durch
den langgestreckten gleichbreiten Kopf und kurze Flügeldecken
6. Heft
88 Dr. Max Bernhauer:
habituell leicht kenntlich. Kopf kaum halb so breit als der Hals-
schild an der breitesten Stelle, schmal, viel länger als breit, mit
fast parallelen Seiten, hinten nur wenig eingeschnürt, der Hals
daher nur wenig deutlich abgesetzt. Die Augen sind flach und
klein, die Schläfen sehr lang, wohl viermal so lang als der von
oben sichtbare Augen-Längsdurchmesser, unten in der rück-
wärtigen Strecke scharf gerandet, die Randungslinie nach vorn
ganz erloschen. Die Fühler sind dünn und langgestreckt, das
erste Glied verdickt und fast so lang als die zwei folgenden zu-
sammengenommen, das 3. Glied etwas länger als das 2., die folgen-
den mehr als doppelt so lang als breit, allmählich an Länge ab-
nehmend, die vorletzten etwas länger als breit, das Endglied wenig
länger als das vorletzte. Oberlippe deutlich zweilappig. Kiefer kurz,
gegen die Spitze schwach gekrümmt. Kiefertaster kurz, das dritte
Glied gegen die Spitze keulig verdickt, das Endglied lang, viel
schmäler als das vorletzte, pfriemenförmig. Kinn sehr breit und
sehr kurz, dreimal so breit als lang. Lippentaster kurz, das vor-
letzte Glied gegen die Spitze stark verdickt, ziemlich kurz, das
Endglied langgestreckt, sehr schmal, pfriemenförmig, kaum ein
Drittel so breit als das vorletzte. Halsschild rückwärts breiter
als die Flügeldecken am Grunde, nach vorn sehr stark, fast gerad-
linig verengt, nur rückwärts schwach gerundet, am Vorderrande
nur so breit als der Kopf, am Hinterrande flach verrundet. Die
Epipleuren bei seitlicher Ansicht teilweise sichtbar. Flügeldecken
viel kürzer als der Halsschild, nach rückwärts etwas erweitert.
Hinterleib gestreckt, nach rückwärts nur wenig verengt. Vorder-
brust kurz, zwischen den Vorderhüften dreieckig verrundet,
längs der Mittellinie nicht gekielt, ziemlich flach. Epimeren der
Vorderbrust fehlen, die Stigmen sind sehr deutlich ausgebildet.
Beine ziemlich kurz, die Schienen kurz und spärlich bedornt.
Die Gattung ist bisher nur durch die im Folgenden beschriebene
Art vertreten.
Leptoparius paradoxus nov. spec.
Eine höchst eigentümliche, durch die Form des Kopfes sehr
ausgezeichnete Art, die wohl mit keiner bisher bekannten Art der
Tribus Quediini verwechselt werden kann.
Der ganze Habitus, die Färbung, die kleinen Augen und die
kurzen Flügeldecken deuten auf eine unterirdische, alpine Lebens-
weise hin. Tatsächlich wurde die Art auch in einer Meereshöhe
von 3600 m aufgefunden.
Bräunlichrot, die Fühlerwurzel und die Beine heller, die Flügel-
decken mit leichtem Erzschimmer. Kopf sehr schmal, lang und
gleichbreit, am Innenrande mit dem normalen Borstenpunkte,
unmittelbar hinter der Verbindungslinie der Hinterränder der
Augen sind etwas nach innen gerückt zwei schief hintereinander
stehende Punkte und in kurzer Entfernung vor der Halseinschnür-
ung zwei weitere quergestellte Punkte, von welchen der äußere etwas
Neue Arten der Tribus Quediini aus Süd-Amerika. 89
weiter nach vorn gerückt erscheint und als hinterer Stirnpunkt an-
gesprochen werden muß. Auf den Schläfen ist ganz hinten ein
größerer Borstenpunkt sichtbar, hinter welchem sich eine Anzahl
feiner Punkte knapp vor der Einschnürung befinden. Halsschild
fast etwas breiter als lang, mit stumpf angedeuteten Hinterecken,
die Rückenreihen bestehen aus je zwei Punkten, von denen der
innere mehr gegen die Mitte gerückt ist, seitlich ist ein weiterer
Punkt jederseits vorhanden, welcher fast in der verlängerten
Verbindungslinie der hinteren Rückenreihenpunkte eingestochen
erscheint. Der große Seitenpunkt ist ganz an die Seitenrandlinie
gerückt. Flügeldecken viel kürzer als der Halsschild, fein und
weitläufig punktiert, die Punkte nicht scharf eingestochen. Hinter-
leib sehr fein und spärlich punktiert, wie der übrige Körperglänzend.
Flügeldecken und Hinterleib sind spärlich behaart. Länge: 6 mm.
Ein einziges Stück des merkwürdigen Käfers wurde von
A. Fassl in West-Kolumbien: Linia, Quindici-Paß in einer
Seehöhe von 3600 m aufgefunden.
Quedius (Ediquus) prominens nov. spec.
Durch die gleichbreite Gestalt, die Färbung, den großen und
langen, gleichseitigen Kopf sowie die matten chagrinierten Flügel-
decken gleich ausgezeichnet und mit keiner anderen Art zu ver-
wechseln. Tiefschwarz, Kopf und Halsschild mit schwachem bläu-
lichen Schimmer, die Tarsen mehr oder minder rötlich, das Endglied
der Taster rostgelb. Kopf fast so breit als der Halsschild, um ein
gutes Stück länger als breit, fast gleichbreit, die Augen klein, flach,
die Schläfen hinter ihnen fast viermal so lang als der Augendurch-
messer, am Innenrande der Augen vorn mit dem gewöhnlichen
vorderen Stirnpunkt, knapp hinter den Augen gegen innen zu
mit 4 einander stark genäherten großen Punkten, von denen drei
in einer schief nach innen gerichteten Längsreihe und der vierte
zwischen dem zweiten und dritten Reihenpunkte an der Innen-
seite stehen, der große hintere Stirnpunkt weit nach rückwärts
gerückt, im letzten Drittel der Entfernung des Augen-Innenrandes
von der Halseinschnürung eingestochen, die Schläfen fast unpunk-
tiert, außer dem großen Schläfenpunkt nur mit 2 oder 3 feinen
undeutlichen Pünktchen- knapp hinter diesem besetzt. Fühler
mäßig gestreckt, das 3. Glied länger als das 2., die folgenden nicht,
die vorletzten ziemlich stark quer, das Endglied viel länger als
das 10. Halsschild fast so breit als die Flügeldecken, um ein gutes
Stück breiter als lang, hinter der Mitte am breitesten, von da
nach vorn geradlinig, nach rückwärts schwach ausgeschweift ver-
engt, in den Rückenreihen mit 2 Punkten, von denen der vordere
am Vorderrande, der hintere schief gegen die Mitte zu in ziemlicher
Entfernung eingestochen ist, an den Seiten ist außer dem großen
Seitenpunkte nur ein einziger Punkt vorhanden, welcher mit den
Punkten der Rückenreihe ein gleichseitiges Dreieck bildet. Da
dieser Punkt jedoch auf der rechten Seite des bisher einzigen
& Heft
90 Dr. Max Bernhauer:
Stückes fehlt, ist es immerhin möglich, daß derselbe auf der linken
Seite überzählig ist. Flügeldecken viel länger als der Halsschild,
gleichbreit, grob chagriniert, matt und überdies fein und spärlich
punktiert. Hinterleib fein und weitläufig, längs der Mitte nur
einzeln punktiert. Länge: 12 mm.
Das einzige bisher bekannte Stück wurde von Fassl in den
Hoch-Kordilleren Kolumbiens: Paramo delMonte Tolima
ım Jänner 1910 in einer Meereshöhe von 4500 m in der Nähe der
Schneegrenze in einem faulen Pflanzenstengel aufgefunden.
-
Quedius speeiosus nov. spec.
Dem Quedius viridulus Er. sehr nahestehend, in der Gestalt
sehr ähnlich, etwas kleiner und in nachfolgenden Punkten ver-
schieden: Der Kopf ist vielschmäler, um ein gutes Drittel schmäler
als der Halsschild, kurz eiförmig, etwas länger als breit, die Augen
im Verhältnis zu den Schläfen größer, diese nur wenig länger als
der Längsdurchmesser der Augen, hinten viel flacher gerundet,
die Hinterecken viel weniger angedeutet. In der Punktierung des
Kopfes und Halsschildes sowie in der Fühlerbildung kann ich
einen Unterschied nicht feststellen. Auch die Gestalt des Hals-
schildes ist dieselbe. Dagegen sind die Flügeldecken viel kürzer,
nur sehr wenig länger als der Halsschild, um die Hälfte weit-
läufiger punktiert. Das Schildchen besitzt nur einige wenige
Punkte. Der Hinterleib ist wohl dreimal spärlicher, nur ganz
vereinzelt punktiert, glänzend. Die Färbung ist schwarz mit
schwachem düsteren Erzschimmer, der Vorderkörper nicht grün-
lich, die Flügeldecken bronzefarbig mit lichtem Purpurschimmer,
bei seitlicher Ansicht schwach grünlich glänzend. Länge: 8,5 mm.
Die Geschlechtsauszeichnung des & ist wesentlich verschieden
von der des viridulus Er. Während bei diesem das 6. Sternit nur
sehr schwach und flach ausgebuchtet erscheint, ist dieses bei der
neuen Art ziemlich tief und schmal, scharf dreieckig ausgeschnitten,
die Seiten vorgezogen, so daß das Sternit zweilappig erscheint.
. "Die reizende Art wurde von Herrn FasslinWest-Kolumbien
am Monte Socorro in den West-Kordilleren ineiner Seehöhe von
3600 m im Juli 1909 in einem einzigen Stücke aufgefunden.
Quedius (Euryquedius) Germaini nov. spec.
Infolge des vom Kopfe oben nicht abgesetzten Halses in die
Untergattung Euryquedius zu verweisen, in welche wahrscheinlich
auch Quedius triangulum Fauv. zu stellen ist.
Von dieser und der europäischen Art crassus Er. ist die neue Art
schon durch die Färbung: sofort zu unterscheiden. Schwarz, die
Flügeldecken dunkel grünlich erzfarbig, der Hinterleib stark
regenbogenschimmernd. Kopf beim d mäßig, beim 9 viel schmäler
als der Halsschild, glänzend glatt, fast ohne Punktierung, nur
vorn am Innenrande der Augen mit einem Porenpunkte und innen
neben dem großen Stirnpunkte, welcher ziemlich in der Mitte
Neue Arten der Tribus Quediini aus Süd-Amerika. 91
zwischen dem Hinterrande der Augen und dem Halse sich befindet,
mit einem kleinen Punkte, sonst nur noch hinter den Augen mit
einem Borstenpunkte. Die Augen sind mäßig groß, ihr von oben
sichtbarer Längsdurchmesser ungefähr so lang als die Schläfen.
Fühler mäßig kurz, ihre vorletzten Glieder bei breitester Ansicht
fast so lang als breit. Halsschild dem des crassus Er. ähnlich,
jedoch viel weniger kurz, fast um die Hälfte breiter als lang, mit
starkem gelblichem Seidenglanze, die Rückenreihen sind auf je
einen vom Vorderrande ziemlich weit entfernten Punkt beschränkt,
seitlich mit einem einzelnen Punkte, welcher viel weiter nach
hinten gerückt ist als der innere Punkt. Flügeldecken länger als
der Halsschild, fein und ziemlich dicht punktiert. Schildchen
ebenfalls dicht und sehr fein punktiert. Hinterleib mäßig fein
und weitläufiger als die Flügeldecken punktiert. Länge: 8—8,5 mm.
Bolivien: Yuracaris. In der Sammlung des Hamburger
zoologischen Museums und in meiner eigenen.
Quedius (Euryquedius) eolumbinus nov. spec.
Von kleiner Gestalt, tiefschwarz, der Hinterleib in den Regen-
bogenfarben stark glänzend, von denen besonders die blaue Farbe
sehr hervortritt, der letzte Hinterleibsring ist blaßgelb. Der Kopf
ist viel schmäler als der Halsschild, fast kreisrund, die Augen groß,
die Schläfen hinter ihnen kaum ein Drittel so lang als der Längs-
durchmesser; der hintere Stirnpunkt steht dem Augenhinterrande
ziemlich nahe, seitlich ist gegen die Mitte zu je ein weiterer größerer
Punkt eingestochen, die Schläfen hinter den Augen sind nicht
punktiert, auf der Unterseite nur rückwärts gerandet. Die Fühler
sind mäßig kurz, das 3. Glied kaum länger als das 2., die folgenden
länger als breit, allmählich an Länge abnehmend und breiter wer-
dend, die vorletzten mäßig quer, das Endglied oblong. Halsschild
so breit als die Flügeldecken am Grunde, die Hinterwinkel voll-
ständig verrundet, nach vorn ziemlich stark verengt, ohne Rücken-
reihen und außer einigen Randpunkten ohne Punktierung. Die
Rückenreihen sind lediglich durch je einen vom Vorderrande ab-
gerückten Punkt angedeutet. Flügeldecken um ein Stück länger
als der Halsschild, ziemlich gewölbt, fein und ziemlich weitläufig
punktiert. Hinterleib sehr stark glänzend, ziemlich kräftig und
weitläufig punktiert, am ersten freiliegenden (dritten) und an dem
Hinterrande des siebenten Tergites geglättet. Länge: 5,5—7 mm.
Beim & ist das 5. Sternit sehr flach, das 6. ziemlich tief bogen-
förmig ausgeschnitten.
Ein Stück aus West-Kolumbien: Pacho, in den Ost-
Kordilleren, in einer Meereshöhe von 2000 m, Oktober 1910
(entdeckt von Fassl). Diese Art befindet sich auch in der Samm-
lung des k. k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien mit dem
Zettel: Venezuela, (Dr. Moritz, 1858).
Quedius (Euryquedius) aurofaseiatus nov. spec.
Eine merkwürdige, durch die hellgoldige Haarbinde auf den
6. Heft
99 Dr. Max Bernhauer:
Flügeldecken von allen übrigen mir bekannten Arten leicht zu
unterscheidende Art, welche zugleich einen deutlichen Übergang
von den Arten der Untergattung Eur'yguedius zu den übrigen Unter-
gattungen vermittelt. Es ist nämlich bei der neuen Art die Hals-
einschnürung auf der Oberseite zu beiden Seiten der Mitte, wenn
auch nur äußerst schwach, so doch erkennbar zu sehen. Da dieses
Merkmal aber doch nicht deutlich ausgeprägt und in der Mittel-
partie gar nicht vorhanden ist, stelle ich die Art in die Unter-
gattung Euryyuedius, zumal ihre habituelle und sonstige Ver-
wandtschaft sie in die unmittelbare Nähe der vorhergehenden
Art verweist. Tiefschwarz, die Beine pechfarben mit hellgelben
Schenkeln, eine breite, an der Naht nach vorn gezogene dichte
Haarbinde lebhaft goldig. Der Kopf ist ähnlich punktiert wie bei
venezolanus, jedoch sind der hintere Stirnpunkt und der Schläfen-
punkt dem Augenhinterrande noch näher gerückt, die Augen sind
noch viel größer, nehmen fast die ganzen Kopfseiten ein, die
Schläfen sind ungefähr ein Sechstel so lang als der Augenlängs-
durchmesser. Halsschild fast kürzer, die Rückenreihen nur durch
einen nahe dem Vorderrande eingestochenen Punkt angedeutet,
sonst außer den Vorderrandpunkten und einem großen Seitenrand-
punkte unpunktiert. Schildchen geglättet, kaum punktiert.
Flügeldecken wenig länger als der Halsschild, die unter der Be-
haarung nicht deutlich sichtbare Punktierung ist fein und weit-
läufig. Hinterleib fein und weitläufig punktiert, in der Mitte der
vorderen Tergite breit geglättet. Länge: 5,5 mm.
Venezuela (Dr. Moritz, 1858). In der Sammlung des k. k.
naturhistorischen Hofmuseums in Wien und in meiner eigenen.
Quedius (Prionidus) sparsiventris nov. spec.
Der zweiten Art der Untergattung: Iheringi Bernh. in Größe,
Gestalt und Färbung täuschend ähnlich, jedoch mit ganz ver-
schiedener Punktierung. Der Kopf besitzt eine wohl dreimal
größere Anzahl von Punkten. Ebenso ist der Halsschild dichter
punktiert, die Rückenreihen besitzen meist 8—10 etwas unregel-
mäßig gestellte Punkte, seitlich ist eine Anzahl von 4 bis 5 Punkten
in einer unregelmäßigen Schrägreihe zusammengestellt. Dagegen
sind die Flügeldecken nur halb so dicht punktiert als bei Zheringi.
Am auffallendsten ist die Verschiedenheit in der Punktierung
des Hinterleibes. Während dieser bei /heringi sehr dicht punktiert
und matt ist, erscheint er bei der neuen Art dreimal weitläufiger
punktiert und dadurch glänzend. Die Punktierung ist nur sehr
weitläufig und fein und treten zwischen den feinen Punkten die
Ouerreihen stärkerer, schwarze Borsten tragender Punkte hervor.
Länge: S—9 mm.
Brasilien: Ypiranga. In der Sammlung des Museums in
S. Paulo und in meiner eigenen.
Quedius nov. subgen. Cyrtoquedius.
Iım tropischen Amerika ist eine Anzahl von Quedius-Arten
Neue Arten der Tribus Quediini aus Süd-Amerika. 93
einheimisch, welche sich durch sehr große, fast über die ganzen
Kopfseiten ausgedehnte, stark vorgequollene und gewölbte Augen
und glänzend glatte, nur mit wenigen reihenweise angeordneten
Punkten besetzte Flügeldecken auszeichnen und in ihrer Gestalt
einzelnen Cyriothorax-Arten ähnlich werden. Ich begründe für
diese Arten die neue Untergattung: Cyrtoquedius.
In diese Gruppe gehören nebst den im folgenden beschriebenen
3 neuen Arten aus Amerika noch die Arten: Zabiatus Er., frenatus Er,
clypealis Sharp, basiventris Sharp, jocosus Sharp, graciliventris
Sharp, concolor Sharp, arrogans Sharp, flavicaudus Sharp, rufi-
nasus Sharp, mexicanus Sharp, verecundus Sharp, Protensus Sharp.
Quedius (Cyrtoquedius) flavinasus nov. spec.
Durch die Färbung allein leicht kenntlich. Glänzend, fast
unbehaart, schwarz, der vordere Teil des Kopfes, der Halsschild
bis auf einen breiten Mittelstreifen, die Flügeldecken, die breiten
Hinterränder der Hinterleibsringe, die Fühler, Taster und Beine
lebhaft rötlichgelb. Kopf viel schmäler als der Halsschild, fast
kreisrund, glänzend glatt mit den zwei gewöhnlichen Punkten
am Innenrande der Augen, die ganz kurzen Schläfen unpunktiert,
unten vollkommen gerandet. Fühler kurz, kaum länger als der
Kopf, gegen die Spitze verdickt, das 3. Glied viel länger als das
2., die folgenden nicht quer, allmählich kürzer und breiter werdend,
die vorletzten stark quer, das Endglied breiter und viel länger als
das vorherige. Halsschild wenig schmäler als die Flügeldecken,-
so lang als breit, mit verrundeten Hinterecken, nach vorn mäßig
verengt, außer den Randpunkten unpunktiert, ohne Rückenreihen.
Flügeldecken deutlich länger als der Halsschild, glänzend glatt,
neben der Nahtreihe mit einer Reihe von 2 Punkten, einer Rücken-
reihe von 5 bis 6 Punkten und einer Seitenreihe, zwischen dieser
und dem Seitenrande mit vereinzelten Punkten. Hinterleib spär-
lich punktiert, stark glänzend. Länge: 6,5 mm.
lIatahy (Goyaz), von Donckier erhalten. Ein einzelnes Stück.
Quedius (Crytoquedius) ochropygus nov. spec.
Dem Quedius labiatus Er. nahe verwandt, aber fast doppelt
so groß, durch andere Färbung, breiteren Halsschild, breitere
Flügeldecken und etwas weniger stark punktierten Hinterleib
leicht zu unterscheiden. Tiefschwarz, lackglänzend, die größere
Hälfte des 7. und das ganze 8. Tergit und die entsprechenden
Sternite lebhaft rotgelb, die Fühler, Taster und Beine pechschwarz.
Kopf sehr stark quer, fast um die Hälfte breiter als lang, mit
außerordentlich großen, stark hervorgequollenen Augen und fast
geschwundenen Schläfen, mit denselben Punkten wie labiatus Er.
Fühler kaum verschieden. Halsschild von dem des labiatus Er.
in der Gestalt und Punktierung kaum verschieden, jedoch etwas
breiter und kürzer. Flügeldecken viel gröber und weitläufiger
punktiert, zwischen der Naht- und Rückenreihe befinden sich
6. Heit
94 Dr. Th. Arldt:
nur zwei sehr große, tief eingestochene in einer Längslinie stehende
Punkte. Hinterleib etwas wenigerstark und weniger dicht punktiert.
Länge: 7,5—-8,5 mm.
Bolivien: Mapiri (Bang-Haas) in meiner Sammlung,
Yuracaris. Die Stücke aus Yuracaris waren von Fauvel als
ochropyzus Fauv. bezettelt und befinden sich in der Sammlung
des naturhistorischen Museums in Hamburg und in meiner eigenen.
Quedius (Cyrtoquedius) laeviventris nov. spec.
Von der vorigen Art durch etwas andere Färbung, viel weniger
kurzen und breiten Kopf, längeren Halsschild, viel weitläufiger
punktierte Flügeldecken und den fast ganz glatten Hinterleib
auf den ersten Blick zu unterscheiden. In der Färbung dem
vorigen sehr ähnlich, jedoch sind die Fühler gelb und nur die
3 ersten Glieder schwärzlich, das 7. Tergit ist nur an der äußersten
Spitze gelb. Der Kopf ist rundlich, nur wenig breiter als lang,
die Augen weniger groß, die Schläfen gut entwickelt, der Hals-
schild ist schmäler und länger, nur wenig breiter als lang, in der
Punktierung kaum verschieden, außer den Randpunkten un-
punktiert. Flügeldecken viel länger als der Halsschild, in den
Naht- und Rückenreihen viel spärlicher punktiert als die vorige
Art. In der Nahtreihe sind drei, in der Rückenreihe vier Punkte
eingestochen. Hinterleib nahezu glatt, nur in den Basalfurchen
mit einer Ouer-Punktreihe und am 7. und 8. Tergit spärlich und
fein punktiert. Länge 8 mm.
Ein einziges Stück aus West-Kolumbien: Umgebung
Cali am Rio Cauca (St. Antonio, 2000 m), entdeckt von A. Fassl.
Die Ausbreitung der Lurche.
Von
Dr. Th. Arldt, Radeberg.
Unter den Klassen der Wirbeltiere nehmen die Lurche in
vieler Beziehung eine Sonderstellung ein. Sie sind entschieden
eine Tiergruppe, die über den Höhepunkt ihrer Entwickelung
längst hinweg ist, ein Seitenzweig, der in der Jetztzeit wie in der
jüngsten Vergangenheit verhältnismäßig formenarm neben den
reicheren Ästen der Säugetiere, der Vögel, der Reptilien oder auch
der Fische steht. Aber auch in den früheren geologischen Perioden,
in denen die Amphibien eine reichere Entwicklung gehabt haben
müssen, sind wir über sie nur sehr spärlich unterrichtet. Aus
ganzen großen Formationen ist uns nicht ein fossiler Rest von
ihnen erhalten, so daß wir über ihre ältere Geschichte und
Die Ausbreitung der Lurche,. 95
über die Geschlechter, die damals die Erde bewohnten, noch fast
ganz im Dunkeln tappen. Den anderen Landwirbeltieren gegen-
über sind eben die Lurche mit ihrer geringeren Skelettentwick-
lung und ihrer Körperkleinheit wenig zur fossilen Erhaltung
geeignet. Beim Vergleiche mit den Fischen kommt dagegen in
Frage, daß die vorwiegend dem Süßwasser angehörenden Lurche
viel weniger leicht in Lagen kommen können, bei denen ihr Körper in
Absätze irgend welcher Art eingebettet wird und in ihnen fossilisiert
wird. Immerhin läßt sich auch bei den Amphibien aus der Ver-
breitung der lebenden Formen mancher Schluß über ihre ver-
gangene Geschichte tun und diese Schlüsse werden durch die
Beachtung der, wenn auch spärlichen, so doch vorhandenen fossilen
Reste ergänzt. Dabei ist bemerkenswert, daß die lebenden Lurch-
ordnungen ein ganz verschiedenes Verhalten zeigen. Denn während
die Urodelen eine entschieden nördliche Ordnung bilden, sind die
Cäcilier ganz auf den Süden beschränkt, während die Anuren
beiden Erdhälitten gemeinsam sind. |
I. Stegokephalen.
Eine Sonderstellung nehmen unter den Amphibien die vor-
wiegend paläozoischen Stegokephalen!) ein, die wir wohl
besser mit Jaekel als eine besondere Klasse der Wirbeltiere
betrachten oder gay auf mehrere selbständige Klassen verteilen
müssen, aus denen sich dann nach verschiedenen Richtungen
hin die Reptilien einerseits, die Lurche andrerseits entwickelt
haben. Die Ansichten über die systematische Stellung und die
Einteilung haben ja im Laufe der Zeit außerordentlich gewechselt.
Cope stellte 1881 die Embolomeren in Gegensatz zu den eng
an die Batrachier angeschlossenen Stegokephalen und Gano-
kephalen?), 1882 fügte er als neue Unterordnung die Rhachitomen
hinzu?). 1884 führte er aus, daß die primitivsten Formen diese
Rhachitomen seien. Aus ihnen seien die Embolomeren und Stego-
kephalen hervorgegangen, von denen wieder eine Linie zu den
Anuren führt, eine zweite zu den Proteiden. Aus diesen sind nach
der einen Seite die Trachystomaten entsprossen, nach der andern
die Urodelen mit der Weiterbildung zu den Gymnophionen.?).
Schon 1885 modifizierte er aber diese Meinung wieder etwas und
leitete die Trachystomaten direkt von den Stegokephalen ab,
während er Rhachitomen und Embolomeren auf die noch primi-
tiveren Ganokephalen zurückführte, die die Familien der Trimero-
!) Th. Arldt, Die Stegocephalen und ihre Stellung unter den Wirbel-
tieren. Naturw. Rundsch. XXIV, 1909, S. 353—355. — Die ältesten Land-
wirbeltiere. Natur VI, 1914, S. 41—44, 64—68.
2) E. D. Cope, Catalogue of the Vertebrata of the Permian Formation
of the United States. Am. Nat. XV, 1881, p. 162— 164.
SR E. D. Cope, The Rhachitomous Stegocephali, Am. Nat. XVI, 1882,
p-
*) E. D. Cope, The Batrachia of the Permian Period of North America.
Am. Nat. XVIII, 1884, p, 26— -39,
6, Heft
96 Dr. Th. Arldt:
rhachiden und Archegosauriden umfaßten.?) Die Stegokephalen
waren also jetzt in vier Gruppen gegliedert®), die Cope auch
weiterhin beibehielt, indem er 1889 neben den Ganokephalen,
Rhachitomen und Embolomeren die Mikrosaurier unterschied’).
Dagegen faßte Zittel die beiden mittleren Gruppen zu einer
zusammen und unterschied nach der Wirbelverknöcherung Stereo-
spondyle, Temnospondyle und Lepospondyle®), eine Einteilung, die
sich lange Zeit als herrschend behauptete. Doch stellte Hay?)
die Mikrosaurier den anderen Stegokephalen gegenüber, die er
als Apoecospondylen bezeichnete. Damit wurde zum ersten Male
eine entschiedene Zweiteilung der Stegokephalen angebahnt.
Noch schärfer tritt uns diese bei Schwarz und Jaekel ent-
gegen. Schwarz!) stellt den Temnospondylen die Holospondylen
gegenüber, allerdings nur mit dem Range von Ordnungen. Zu
den letzteren gehören die Mikrosaurier und Aistopoden. Jaekelt!)
kommt zu einer ganz entsprechenden Zweiteilung, sieht aber in
seinen Teilen besondere Klassen. Bei den Hemispondylen sind
die Wirbel nur in Teilstücken verknöchert. Es sind das im wesent-
lichen die Zittelschen Temnospondylen, d. h. die Rhachitomen
und Embolomeren, aber auch die Branchiosaurier und die Laby-
rinthodonten. Ihnen stehen als Holospondyle die Panzerlurche
entgegen, deren Verknöcherung eine hohle Hülse bildet (Lepo-
spondyle). Sie werden von ihm als Mikrosaurier bezeichnet.
Später hat Jaekel diese Ansicht etwas modifiziert!?.) Er sieht
jetzt die Hemispondylen nach wie vor als besondere Klasse an.
Die Mikrosaurier vereinigt er dagegen als Unterklasse mit den
Cotylosauriern zu der Klasse der Miosaurier.
Zu einer Dreiteilung der Stegokephalen kommt Moodie??).
Stereospondylen und Temnospondylen bilden die Unterklasse der
eigentlichen Stegokephalen. Eine zweite Unterklasse repräsen-
tieren die Holospondylen, Jaekels Mikrosaurier. Dagegen werden
5) E. D. Cope, On the Evolution of the Vertebrata, progressive and
retrogressive. Am. Nat. XIX, 1885, p. 140—148, 234—247, 341—353.
°) E. D. Cope, Systematic Catalogue of the Species of Vertebrata
found in the Beds of the Permian Epoch’in North America, with Notes and
Desceriptions. Am. Phil. Soc. Trans. XVI, 1886, p. 285— 297.
”) E. D. Cope, Synopsis of the Families of the Vertebrata. Am. Nat.
XXIII, 1889, p 849— 877.
®) K. v. Zittel, Handbuch der Paläontologie. 1. Paläozoologie III,
1887 — 1890.
°») O. P. Hay, Bibliography and Catalogue of the fossil Vertebrates
of North America. Bull. N. S. Geol. Survey, Nr. CLXXIX, 1902,
10) H. Schwarz, Über die Wirbelsäule und die Rippen holospondyler
Stegocephalen (Lepospondyli). Beiträge zur Paläontologie und Geologie
Osterreich-Ungarns und des Orients XXI, 1908, 8. 63.
11) O0. Jaekel, Über die Klassen der Tetrapoden. Zool. Anzeiger
XXXIV, 1909, S. 193— 212.
12) O. Jaekel, Die Wirbeltiere. Berlin 1911, S. 106—121.
13) R. L. Moodie, Ancestry of Caudate Amphibia. Am. Nat. XLII,
1908, p. 361—373. — The Microsauria as Ancestors of the Reptilia. Geol.
Mag. 5, ser. VI, 1909, p. 216—220,
Die Ausbreitung der Lurche, 97
die Branchiosaurier direkt zu den echten Lurchen (Euamphibien)
gestellt als vierte Ordnung neben den Apoden, Caudaten und
Salientiern.
Aus diesen Arbeiten, denen wir noch besonders solche von
Broili!®), Case) und Williston!*) anreihen könnten, geht deut-
lich hervor, daß die Stegokephalen zum mindesten zu zwei scharf
voneinander geschiedenen Linien gehören. Von diesen sind die
Hemispondylen ihrem Bau nach entschieden besonders primitiv.
Doch sieht Jaekel diesen Zustand nur als sekundäre Anpassung
und holospondyle Formen als älteste Landwirbeltiere an. Es
wiederholt sich hier der gleiche Unterschied der Auffassung, wie
bei den Urodelen, bei denen man auch die Kiemenmolche früher
als die ursprünglich auf das Wasserleben beschränkt gebliebenen
Stammformen ansah, während man jetzt eher geneigt ist, in ihnen
nachträglich ins Wasser zurückgekehrte Nachkommen echter
Landsalamander zu sehen. Eine sichere Entscheidung ist freilich
bei den karbonischen Stegokephalen sehr schwer, können wir
uns doch bei der Lückenhaftigkeit der paläontologischen Über-
lieferung auch auf das geologisch nachweisbare Alter der einzelnen
Gruppen nicht allzusehr verlassen.
Ebenso unsicher wie dieses ist auch unsere Kenntnis von der
geographischen Verbreitung der verschiedenen Stegokephalen-
gruppen. Die weitaus meisten Reste kennen wir aus Europa und
Nordamerika, dem Gebiete der paläozoischen Nordatlantis. Nur
ganz wenige Funde stammen aus anderen Festländern. Damit ist
natürlich noch nicht bewiesen, daß die Stegokephalen aus der
Nordatlantis stammen, aber bis auf weiteres ist das doch entschieden
der nächstliegende Gedanke, zumal auch die diesen Panzer-
molchen am nächsten verwandten Fische aus der Gruppe der
Crossopterygier im Gebiete der Nordatlantis zahlreiche fossile
Vertreter aufzuweisen haben.
Wenden wir uns nun den einzelnen Stämmen der Stego-
kephalen zu, so zeigen unter diesen, wie schon erwähnt, die Hemi-
spondylen den primitivsten Bau. Zweckmäßig unterscheiden wir
unter ihnen aber mit Moodie zwei selbständige Hauptgruppen,
die primitiveren Branchiosaurier und die spezialisierteren Sklero-
kephalen oder Stegokephalen im engeren Sinne, über die sich nach
Jaekel noch die Trematokephalen als besonders hoch entwickelte
Stufe erheben. Die Branchiosaurier sind bisher ganz aus-
14) F, Broili: Permische Stegocephalen und Reptilien aus Texas.
Paläontographica LI, 1904, S. 1—120.
15) B, C. Case, Description of Vertebrate Fossils from the Vieinity of
Pittsburgh, Pennsylvania. Ann. Carneg. Mus. IV, 1908, p. 234—241. —
Revision of the Amphibia and Pisces of the Permian of North America.
Carneg. Instit. Publ. CXLVI, 1911. ,
16) S. W. Williston, Faunal Relations of the Early Vertebrates.
Journ. Geol. XVII, 1909, p. 389—402. — New or little known Permian
Vertebrates. Trematops, new genus. Ebend. p. 636—658. — American
Permian Vertebrates. Chicago 1911, p. 9— 14.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 6. 7 6. Heft
98 Dr. Th. Arldt:
schließlich aus dem Gebiete der Nordatlantis bekannt, deren Süß-
wasserbecken ihre meist kleinen, salamanderähnlichen Formen in
großer Zahl belebt haben müssen. Im Karbon waren die Branchio-
sauriden besonders in Nordamerika zu finden (Amphibamus,
Micrerpeton, Batrachiderpeton, Eumicrerpeton). Im Perm kennen
wir sie dagegen in noch größerem Reichtum aus Europa, so be-
sonders den artenreichen Branchiosaurus, sowie Pelosaurus, Pro-
triton, Apateon, Pleonura, Dawsonia und Sparodus, an die sich
weiterhin die Melanerpetontiden, Diskosauriden und Akantho-
stomiden als weitere rein europäische Branchiosaurierfamilien an-
schließen. Es hat hiernach den Anschein, als wären die Branchio-
saurier ganz auf die Nordatlantis beschränkt gewesen. Indessen
müssen wir bedenken, daß es sich meist um wenig gut erhaltungs-
fähige Tiere handelt, wie dies ja auch in noch sicherem Grade von
den jüngeren Molchen gilt. Die Branchiosaurier könnten also recht
gut auch auf den anderen Festländern, auf der Angaris Nordasiens
und der Gondwanis der tropischen Gebiete gelebt haben, ohne
daß uns bisher Spuren von ihren zarten Skeletten in die Hände
gefallen sind.
Ausden Branchiosauriern haben sich nun sicherlich diejüngeren,
mehr krokodilartigen Sklerokephalen entwickelt, in denen der
Stamm der Stegokephalen den Höhepunkt der ihm eigentümlichen
Entwicklung erreichte, um dann, unmittelbar nach erreichtem
Gipfel, unvermittelt und ohne Nachkommen zu hinterlassen, ab-
zubrechen. Nach den uns vorliegenden Funden ist der Gedanke
-naheliegend, daß auch diese Entwicklung in der Nordatlantis
stattfand. Hier mögen sich zuerst temnospondyle Formen ent-
wickelt haben, vom Typus der Trimerorhachiden, wie er uns in
der permischen Gattung Trimerorhachis in Nordamerika und den
verwandten Zatrachys und Tersomius entgegentritt. Aus ihnen
gingen dann die typischen Rhachitomen hervor, in zahlreiche
Familien gespalten, wie in die nordamerikanischen Eryopiden,
Dissorophiden, Trematophiden und Aspidosauriden und die
europäischen Archegosauriden und Sklerokephaliden, die alle
zumeist der Permzeit angehören. Diese Rhachitomen blieben
nun aber nicht auf die Nordatlantis beschränkt, sondern gelangten
von der Nordatlantis aus schon im Perm nach Südafrika. Hier
hat man in Schichten des mittleren Perm den den amerikanischen
Eryopiden nahestehenden Rhinosuchus gefunden,!”) sowie den ver-
wandten Myriodon, eine der nicht wenigen Beziehungen zwischen
der permischen Fauna Nordamerikas und Südafrikas, die wahr-
scheinlich durch über Südamerika erfolgte Wanderungen zu er-
klären sind, da die betreffenden Gruppen in der ziemlich reichen
Permfauna Europas nicht bekannt sind.
17) R. Broom, On a new Labyrinthodont (Rhinosuchus whaitsi) from
the Permian beds of South Africa. Ann. South Africa Mus. IV, 1908,
p. 373— 378,
Die Ausbreitung der Lurche, 99
. An diesen vereinzeltenRhachitomen Südafrikas schließt sich nun
eine ganze Familie an, die ganz auf die Länder der alten Gondwanis
beschränkt ist, und die wir daher mit ziemlicher Sicherheit als für
diese bezeichnend ansehen dürfen. Es sind das die triadischen
Mikropholididen mit den afrikanischen Gattungen Micropbholis
und Petrophryne, dem indischen Brachyops und der Gattung
Bothriceps, von der zwei Arten B. huxleyi und B. major der
oberen Trias Südafrikas angehören, während B. australis in Au-
stralien gefunden worden ist. Diese Funde sind von großer paläo-
biogeographischer Bedeutung, zeigen sie uns doch, daß die Stego-
kephalen tatsächlich weltweit verbreitet waren, denn wenn wir
auch aus Südamerika noch keine Reste von ihnen kennen, so haben
sie doch ohne Zweifel auch dort gelebt. Wenn sich aber die Rhachi-
tomen soweit verbreiten konnten, dann dürfte das wohl auch für
mindestens einige der anderen zu unserer Klasse gehörigen Gruppen
gelten.
Die viel weniger formenreichen Embolomeren sind uns nur
aus der Nordatlantis bekannt, Diplovertebron aus dem obersten
Karbon Europas, Cricotus und Cricotillus aus dem Perm von
Nordamerika. Sie stellen möglicherweise einen ausschließlich nord-
atlantischen Seitenzweig der Temnospondylen dar. Als dritten
Zweig schließt schließlich Case noch die Gymnarthren an, drei
nordamerikanische Familien aus dem Perm umfassend, die Crosso-
teliden, Gymnarthriden und Pleuristiontiden, deren Zugehörigkeit
zu den Stegokephalen nicht ganz sicher ist. Case hatte Gymnar-
thrus ursprünglich zu den Reptilien gestellt,%) während Broom
ihn als Amphibium betrachtete.!?)
Aus den Rhachitomen leitete schon Cope die Stereospon-
dylen ab, die hauptsächlich die Labyrinthodonten umfassen.
Von diesen steht Plagiosternum aus der europäischen Trias nach
Jaekel noch auf einer relativ sehr niedrigen Entwicklungsstufe,
die sich nur wenig über die der Branchiosaurier erhebt. Besonders
hat es einen ganz auffällig breiten Kopf und stellt vielleicht
einen speziellen Entwicklungszweig der Stereospondylen dar. Im
übrigen treten die Stereospondylen bereits im Karbon mit einer
ganzen Anzahl von Gastrolepidotiden auf, sowohl in Nordamerika
(Taphetes, Eosaurus) wie in Europa (Loxomma, Megalerpeton,
Anthracosaurus, Pholiderpeton). Im Perm sind sie dann nur aus
Europa bekannt (Porierpeton, Stereorhachis, Macromerion, Platyops).
Bisher scheinen also die Stereospondylen ganz auf die Nordatlantis
beschränkt. In der Trias zeigen sie dagegen in den Labyrintho-
dontiden außerordentlich weite Verbreitung. Die Mehrzahl der
Gattungen ist freilich in Europa heimisch. Aber von hier erstreckt
18) E, C. Case, New or little known Reptiles and Amphibians from
the Permian ( ?) of Texas. Bull. Am. Mus. Nat. Hist. XX VIII, 1910, p. 177.
12) R. Broom, A Comparison of the Permian Reptiles of North America
2: ano of South Africa. Bull. Am. Mus. Nat. Hist. XXVIL, 1910,
p- :
7% 6. Heft
100 Dr. Th. Arldt:
sich der Verbreitungsbereich von Capitosaurus, Tyematosaurus
und Cyclotosaurus?®) bis Südafrika, wohin sie jedenfalls in der
unteren Trias über die das westliche Mittelmeer durchkreuzende
Landbrücke gelangt waren. Capitosaurus war auch nach Indien
gelangt, wie auch der gewaltige Mastodonsaurus. In Indien hatten
sich als endemische Gattungen schon in der Untertrias Pachygonia
und Gonioglyptus entwickelt, letzterer dem Trematosaurus nahe-
stehend. Ebenso hatte auch Südafrika seine charakteristischen
Gattungen in Rhyditosteus und Syphonodus entwickelt. Wieder
andere Formen wandten sich nach dem Norden, wo Wiman vier
neue Gattungen, Aphaneramma, Lonchorhynchus, Lyrocephalus
und Peltosteea aus der Trias von Spitzbergen beschrieben hat.*!)
Diese Labyrinthodonten sind aber keine reinen Landtiere mehr,
sondern sind zum Leben im Meere übergegangen. Ziemlich spärlich
sind demgegenüber die Labyrinthodontiden in Nordamerika ver-
treten. Den 19 altweltlichen Gattungen stehen nur fünf nord-
amerikanische gegenüber, Eupelor, Pariostegus, Dictyocephalus,
Anaschisma Metoposaurus, die außerdem zumeist nur eine Art
aufzuweisen haben, gegen sieben Arten bei Cafitosaurus, sechs
bei Mastodonsaurus, fünf bei Cyelotosaurus. Es ist hiernach nicht
unwahrscheinlich, daß sich die Labyrinthodontiden im östlichen
Teile der Nordatlantis im Perm entwickelt und von hier erst in
der unteren Trias ebenso nach Nordamerika ausgebreitet haben
wie nach Spitzbergen, Indien und Südafrika. Unsicher ist, ob sie
auch Australien erreicht haben, eher dürften sie nach Südamerika
gekommen sein, das damals ja mit Afrika verbunden war. Ziemlich
sicher werden wir das Vorhandensein dieser wichtigsten Amphibien-
gestalten im angarischen Asien annehmen können.
Die zweite Hauptlinie der Stegokephalen, die in ihrer Weiter-
entwicklung nach den Reptilien hinführte, bilden die Mikro-
saurier Jaekels, die Holospondylen von Schwarz, die Lepo-
spondylen von Zittel. Ihre primitivste Gruppe sind die Haplo-
saurier, salamander- oder eidechsenähnliche Formen, in denen
Jaekel die ältesten Stegokephalen überhaupt sieht. Sie gehören
fast ganz dem Karbon an und lebten in diesem in über
vierzig Gattungen in der ganzen Nordatlantis, besonders zahlreich
in Nordamerika. Nur die beiden Gattungen Keraterdeton und
Ichthyerpeton sind zu beiden Seiten des Atlantischen Ozeans ge-
funden worden, sonst sind die Gattungen in beiden Festländern
durchaus voneinander verschieden.
Aus den Haplosauriern haben sich die weiteren Unterord-
nungen entwickelt. Von diesen sind zwei ebenfalls auf die kar-
bonisch-permische Nordatlantis beschränkt. Hier lebten die fuß-
2) R. Broom, On a new South African Labyrinthodont (O'ycloto-
saurus albertyni). Rec. Albany Museum 1904, p. 178
21) C. Wiman, Ein paar Labyrinthodontenreste aus der Trias Spitz-
bergens. Bull. Geol. Inst. Upsala IX, 1908, S. 39. — Über die Stegocephalen
aus der Trias Spitzbergens. Ebend. XIII, 1914, S. 25—28.
Die Ausbreitung der Lurche. 101
losen, schlangenartig langgestreckten Aistopoden mit den rein
amerikanischen Molgophiden (,Molchschlangen‘‘) und den in
beiden Hälften des alten Festlandes gefundenen Dolichosomiden
(„Langleibern‘‘), letztere vorwiegend in Europa vertreten. Sehr
gleichmäßig über die Nordatlantis verteilt sind die drei Familien
der Urosaurier. Diese umfassen eidechsenartig schlanke Formen
mit seitlich zusammengedrücktem Ruderschwanze, lebten also
offenbar im Süßwasser. Jede ihrer Familien hat je eine europäische
und eine nordamerikanische Gattung aufzuweisen. Bei den Ophid-
erpetontiden sind dies Ophiderpeton und Thyrsidium, bei den
Urocordyliden Urocordylus und Ptyonius, dem aber neuerdings
zwei Arten aus dem Unterperm Europas angereiht werden, bei
den Scincosauriden Scincosaurus und Oestocephalus.
Auch die ganz zum Wasserleben übergegangenen Nektridier
sind zumeist aus der Nordatlantis bekannt. Nur Nordamerika
gehörten im Perm die Keraterpetontiden und Diceratosauriden
an, im Perm die Crossoteliden, wenn diese nicht mit Case zu
den Gymnarthren zu stellen sind. Weitere Verbreitung zeigen
nur die Diplocauliden. Im Perm lebte Diplocaulus in den süßen
Gewässern der ganzen Nordatlantis. Bis zur Trias hatte sich
seine Familie aber auch nach Südafrika ausgebreitet, wo Broom
die Gattung Batrachosuchus aus der obersten Trias beschrieben
hat.22)
Von den genannten Gruppen der Stegokephalen sind die
Temnospondylen und Stereospondylen, die Urosaurier und Nek-
tridier ganz sicher, ohne Nachkommen zu hinterlassen, erloschen.
An die Haplosaurier müssen wir mit Jaekel die primitivsten
Reptilien anschließen, Cotylosaurier von der Art der Pareiasaurier.
Aus den Branchiosauriern lassen sich mit Moodie die echten
Molche herleiten und an die Aistopoden hat man die Gymno-
Phionen anschließen wollen. Möglicherweise haben wir aber auch
sie als einen erloschenen spezialisierten Seitenzweig der Mikro-
saurier anzusehen, dessen Ähnlichkeit mit den Blindwühlen nicht
auf Stammesverwandtschaft, sondern auf parallele Anpassung an
ähnliche Lebensweise zurückzuführen ist.
1lI. Urodelen.
Von den fossilen Panzermolchen, den gemeinsamen Vor-
fahren aller lebenden Landwirbeltiere, wenden wir uns nunmehr
den modernen Amphibien zu und unter ihnen wieder der Ordnung,
die sich am sichersten und direktesten an die alten Formen an-
schließen läßt. Es sind dies die Molche. Ihre Heimat können wir
ziemlich sicher in der Nordatlantis suchen. Einmal sind die Branchio-
saurier, aus denen die Caudaten oder Urodelen hervorgegangen
sein müssen, ganz auf dieses alte Festland beschränkt, wie wir
22) R. Broom, On a new Stegocephalian (Batrachosuchus browni) from
the Karreo Beds of Aliwal North, South Africa. Geol, Magaz. XL,
1903. p. 499-501.
6. Heft
102 Dr. Th. Arldt:
schon oben erwähnt haben. Dann ist die geographische Verbrei-
tung der lebenden Molche eine derartige, daß für sie auf jeden Fall
nur eine nordische Heimat angenommen werden kann, so daß also
neben der Nordatlantis nur die nordasiatische Angaris in Frage
kommen könnte, aus der wir aber gar keine fossilen Stegokephalen-
reste kennen, so daß alle Schlüsse in der Luft schweben. Endlich
ist aber auch auf dem Boden der Nordatlantis der älteste fossile
Urodele in der nordamerikanischen Permgattung Lysorodhus ge-
funden worden. Allerdings ist dessen systematische Stellung nicht
ganz unbestritten. Cope beschrieb ihn 1877 und reihte ihn unter
die Amphibien neben Cricotus (Embolomere), Diplocaulus
(Nektridier) und Eryods (Rhachitome) ein.) Case beschrieb
1902 weitere Reste von ihm, die ihn als Reptil erscheinen ließen?®).
Broili stellte ihn ganz entschieden zu den Reptilien und sah ihn
als alten Rhynchokephalen an.?®) Er stellte ihn zunächst in eine
besondere Familie der Paterosauriden und glaubte, daß sich durch
ihn ein Teil der Reptilien direkt von den Fischen herleitete, während
ein anderer durch die Cotylosaurier an die Stegokephalen an-
geschlossen sei. Als Case in einer späteren Arbeit Lysorophus
wieder als Amphibium ansprach,?®) stellte Broili in seiner Er-
widerung die Gattung zu den Eidechsen in die Nähe der Amphis-
baeniden.?”) Dagegen führte gleichzeitig Williston unabhängig
von Case den Beweis, daß Lysorophus ein Amphibium sei und stellte
die Familie der Lysorophiden auf, die nach seiner Ansicht den
Ichthyoiden anzuschließen ist.??} Damit schied die Auffassung
der Gattung als Stegokephale endgültig aus. Case trat dieser
Meinung schließlich vollständig bei?”) und Jaekel®) sieht die Lyso-
rophen als besondere Ordnung der modernen Amphibien an, aus
der Urodelen und Gymnophionen hervorgegangen sind. Hier-
nach dürfte Lysorophus tatsächlich als ältester echter Molch zu
betrachten sein, im Sinne von Williston und Case, aber doch
wohl im Jaekelschen Sinne, wenn auch vielleicht nicht eine be-
sondere Ordnung, so doch eine den Salamandrinen und Ichthyoiden
22) E. D. Cope, Descriptions of extinet Vertebrata from the Permian
- Triassie Formations of the United States. Proc. Am. Phil. Soc. XVII,
1877. 9. 187.
24) E. C. Case, Paleontologival Notes. Lysorophus tricarinatus. Journ.
Geol. X, 1902, p. 256— 261.
25) F. v. Broili, Permische Stegocephalen und Reptilien aus Texas.
Paläontographica LI, 1904, S. 94. — Stammreptilien. Anatom. Anzeiger
XXV, 1904, S. 585.
26, E. C. Case, Notes on the Skull of Lysorophus tricarinatus. Bull.
Am. Mus. Nat. Hist. XXIV, 1908, p. 531—533.
®?) F. v. Broili, Systematische und biologische Bemerkungen zu der
permischen Gattung Lysorophus. Anat. Anz. XXXIII, 1908, S. 290— 298.
22) S. W. Williston, Lysorophus, a Permian Urodele. Biolog. Bull.
XV, 1908, p. 229— 240.
2°) E. C. Case, Revision of the Amphibia and Pisces of the Permian
of North America. Carn. Inst. Publ. CXLVI, 1911, p. 143.
»») OÖ. Jaekel, Die Wirbeltiere. Berlin 1911, 8.128, ---
Die Ausbreitung der Lurche. 103
gleichwertige Unterordnung bilden. Auch Case hält übrigens die
Zugehörigkeit zu den Ichthyoiden nicht für erweisbar. Diese
spärlichen Reste einiger Schädel und Wirbel sind das einzige,
was uns von diesen ältesten Molchen Kunde gibt, deren Schädel
noch in seiner Geschlossenheit an die alten Panzermolche erinnert,
deren nach vorn gerichtete Augen und wahrscheinlich gliederloser,
schlangenartiger Leib den Blindwühlen ähnelt, während sie sonst
ganz molchartig waren. Zweifellos sind sie damals weit formen-
reicher und wohl auch weiter verbreitet gewesen, zum mindesten
in der Nordatlantis.
Danı: klafft aber wieder eine gewaltige Lücke. Weder aus der
Trias noch aus dem Jura kennen wir den geringsten fossilen Rest
eines Urodelen. Erst am Beginne der Kreidezeit begegnet uns im
europäischen Wealden Hyaelohatrachus und im nordamerikanischen
Senon folgen ihm Scapherpeton und Hzmitrvpus, alle drei Gattungen
von unsicherer systematischer Stellung, aber alle drei auf dem
Boden der Nordatlantis. Wann die Urodelen die Angaris erreicht
haben, wissen wir nicht. Doch dürfte dies schon früh der Fall
gewesen sein. Hing doch Nordasien vom oberen Perm bis zur Mitte
der Jurazeit mit Europa und damit der Nordatlantis zusammen,
so daß kaum anzunehmen ist, daß sich die Urodelen nicht nach
ihm hätten verbreiten sollen, zumal in beiden Festländern doch die
klimatischen Verhältnisse einigermaßen die gleichen gewesen sein
müssen. Im Oberjura und in der unteren Kreide war dann die
Angaris isoliert, um in der oberen Kreide von neuem zugänglich zu
werden. Damals haben sicher die Urodelen schon alle drei Nord-
erdteile bewohnt.
Wenn wir uns nun ihren lebenden Familien zuwenden, so
stützen wir uns bei ihnen, wie bei den anderen rezenten Amphibien
hauptsächlich auf die Arbeit von Gadow?!). Die Ichthyoiden oder
Perennibranchiaten wurden, wie schon erwähnt, früher als ältere
stammesgeschichtliche Entwicklungsstufe betrachtet, während man
sie neuerdings lieber als sekundäre Anpassung an das reine Wasser-
leben betrachtet, als Formen, die einen bei den typischen Molchen
embryonalen Zustand das ganze Leben hindurch beibehalten.
Dann brauchen die Ichthyoiden aber keine genetische Einheit zu
sein, wenn sie auch eine ganz gute systematische Einheit bilden.
Sie können nicht als einstämmig entstanden angesehen werden,
sondern es ist garnicht einzusehen, warum sich der Zustand der
Neotenie nicht in verschiedenen Linien selbständig hätte sollen
herausbilden können. Ja, wir können nicht einmal mit voller Sicher-
heit feststellen, ob nicht auch die Familien eine mehrstämmige
Entwicklung erfahren haben. Das würde natürlich die Verbrei-
tungseigentümlichkeiten sehr leicht zu erklären gestatten. Vor der
Hand scheint es uns aber doch zweckmäßiger zu sein, die Familien
noch als Einheiten zu betrachten.
s1ı) H. Gadow, Amphibia and Reptiles. Cambridge Natural History
VIII, London 1901.
6, Heft
104 Dr. Th. Arldt:
\
Die größte Familie unter den ziemlich formenarmen Ichthyoiden
bilden die Amphiumiden. Von ihren lebenden Gattungen [indet
sich Amphiuma im Mississippigebiete, ebenso Cryblobranchus.
Megalobatrachus lebt in Gebirgsgewässern von China und Japan.
Dazu kommt der berühmte Andrias im Miozän der Schweiz und
von Bonn, in dessen zuerst gefundenem Reste man einen vorsint-
flutlichen Menschen entdeckt zu haben glaubte. In der Mitte der
Tertiärzeit waren also die Aalmolche über alle drei Norderdteile
verbreitet. Es fragt sich nur, in welchem ihre eigentliche Heimat
zu suchen ist. Für Simroth kommt auf Grund seiner Pendulations-
theorie ohne weitere Untersuchung nur Europa dafür in Frage.
Von hier soll sich die Familie westwärts nach Nordamerika, ost-
wärts nach Ostasien verbreitet haben, und zwar erst im Jung-
tertiär®?). Das erstere ist nun nach den paläogeographischen Fest-
stellungen ganz unmöglich. Im Jungtertiär hat sicher keine direkte,
für die Amphiumiden gaugbare Brücke mehr zwischen Europa
und Nordamerika bestanden, am allerwenigsten in den südlichen,
mediterranen Breiten. Dazu kommt, daß die europäische Miozän:-
gattung durchaus keinen ursprünglichen Charakter aufweist.
Schon ihre stattliche Größe spricht dafür, daß es sich nicht um eine
Stammform, sondern um eine Seitenlinie handelt, die in Andrias
ihren Gipfel der Entwicklung erreichte. Entweder handelt es sich
bei ihr um den letzten Rest einer alten nordatlantischen Fauna,
der daın schon bis zum Alttertiär über die nordatlantische Brücke
von Nordamerika nach Europa gelangt sein müßte. Oder Andrias
war im miozänen Europa ein ganz junger Einwanderer, der daın
nur von Asien hergekommen sein könnte, das am Anlange des
Miozän durch die Trockenlegung des obischen Meeres mit
Europa zu einem großen eurasischen Festlande verschmolzen war.
Wir sind geneigt, die letztere Möglichkeit als wahrscheinlicher an-
zusehen, hauptsächlich deshalb, weil Andrias dem ostasiatischeu
Megalohatrachus ganz besonders nahe steht, so daß manche Zoologen
sogar eine völlige generische Identität angenommen haben. Damit
würde dann Europa als Heimat dieser Familie ausscheiden, und die
Wahl könnte nur zwischen Nordamerika und Asien schwanken.
Für letzteres spricht die zentralere Lage. Die Amphiumiden hätten
sich hier in der jurassisch-kretazeischen Isolierung entwickeln und
dann in der oberen Kreide nach Nordamerika ausbreiten können.
Auf jeden Fall hat sich das Wohngebiet der Amphiumiden in Nord-
amerika im Laufe der Tertiärzeit erheblich ausgedehnt, denn
beträchtliche Teile davon waren im Alttertiär noch von den Fluten
des amerikanischen Mittelmeeres bedeckt, während die nördlichsten
im Quartär von den nordischen Inlandeismassen bedeckt wurden.
Sehr wünschenswert wäre es, wenn wir von dieser Familie etwas
mehr von fossilen Resten kennten, um die Frage der asiatischen
oder nordamerikanischen Heimat sicherer entscheiden zu können:
”) H. Simroth, Die Pendulationstheorie. Leipzig 1907, 8. 228— 229.
Die Ausbreitung der Lurche. 105
Leider ist wenig Aussicht dafür vorhanden, daß die Zukunft uns
wesentlich reichere Funde bringt als die Vergangenheit.
Die Amphiumiden sind unter den Ichthyoiden diejenigen, die
am wenigsten embryonalen Charakter zeigen. Fehlen ihnen doch
im erwachsenen Zustande die Kiemen. Dafür ist bei ihnen der
Oberkiefer erhalten und bezahnt wie bei den typischen Molchen.
Nur die Augenlider sind auch bei ihnen schon rückgebildet. Eine
Stufe weiter rückgebildet sind die Proteiden, die den Oberkiefer
verloren haben, aber noch die Bezahnung des Zwischen- und
Unterkiefers besitzen, und im Unterschiede von den vorigen die
äußeren Kiemen im ganzen Leben beibehalten. Ihnen gehört in
den Karstländeru Europas der bekannte Olm (Proteus) an, im
östlichen Nordamerika bis Kanada herauf der Furchenmolch
(Necturus), in texanischen Brunnen Z'’yphlomolge, der aber auch
zu den Salamandriden gestellt wird. Morphologisch steht die
texanische Höhlengattung der illyrischen entschieden sehr nahe,
doch kann diese Ähnlichkeit sehr leicht nur durch die ähnliche
Lebensweise in den lichtlosen Gewässern der Tiefe bedingt sein.
Auch Proteus und Necturus gehen ja stammesgeschichtlich aut
auf hoher Stufestehende Molche zurück, und gerade bei dieser Familie
ist daher die Möglichkeit der Mehrstämmigkeit von der künftigen
‚Forschung ganz besonders ins Auge zu fassen. Ist die Ähnlichkeit
zwischen Proteus und MNecturus nicht nur morphologisch, nicht
durch parallele Anpassung verursacht, sondern bilden beide wirklich
eine stammesgeschichtlich einheitliche Gruppe, daun könnte diese
nur in der Nordatlantis heimisch sein. Ihr heutiges Wohngebiet
haben aber alle drei Gattungen sicher erst im Jungtertiär erreicht,
denn sowohl Texas und die östlichen Küstenländer Nordamerikas,
wie Krain, Istrien, Dalmatien und die Herzegowina waren vorher
vom Meere bedeckt. Auf alle Fälle muß Proteus von Salamandriden
abstammen, die im Osten der Nordatlantis lebten, Necturus von
solchen der westlichen Nordatlantis. Ob der Verlust der Oberkiefer
und Augenlider und das Ausdaueru der äußeren Kiemen sich in
beiden Gebieten selbständig einstellten oder schon in einem mitt-
leren Gebiete erfolgte, ob also die Ausbreitung über die Nord-
atlantis erfolgte, als bereits der Proteidentypus ausgebildet war
oder vorher, macht schließlich in paläobiogeographischer Beziehung
wenig aus. Auch in letzterem Falle waren die Proteiden ein nord-
'atlantischer Typus, nur viel jünger, weil sie dann etwa erst im
Miozän entstanden sein müßten, während sie sonst schon im Eozän
ausgebildet gewesen sein müßten, allerdings nicht bis zu der ex-
tremen Anpassung an das Höhlenleben, die wir bei Profeus und
Typhlomolge finden. Diese müssen wir unbedingt mit Gadow als
parallele Anpassung ansehen, während Simroth an engere Be-
ziehungen zu glauben geneigt ist, aber wir können doch unmöglich
annehmen, daß Höhlentiere derartig weite Wanderungen hätten aus-
führen können. Dazu fehlen doch.alle Vorbedingungen, besonders alle
auf so weite Ausdehnung hin zusammenhängende Höhlengebiete.
6. Hefi
106 Dr. Th, Arldt:
Am weitesten zurückgebildet sind die Sireniden, bei denen
auch Zwischen- und Unterkiefer noch zahnlos und wie bei Kaul-
yuappen mit einem Hornschnabel bekleidet worden sind. Bei
ihnen liegen die geographischen Verhältnisse anscheinend besonders
einfach, insofern die beiden lebenden Gattungen Siren und Pseudo-
branchus ganz auf das südöstliche und südliche Nordamerika
beschränkt sind. Man könnte sie hiernach als eine rein nordameri-
kanische Familie einschätzen. Nun ist ihnen aber auch die fossile
Gattung Orthophyia aus dem Obermiozän Europas anzureihen.
Dadurch werden sie ebenso wie die Proteiden zu einem nordat-
lantischen Elemente gestempelt, mögen sie nun aus einer einmaligen
oder mehrmaligen Anpassung an das Leben im Wasser hervor-
gegangen sein. So scheinen uns demnach zwei Familien der Ich-
thyoiden von der Nordatlantis ausgegangen, eine von der Angaris,
was man von vornherein als wahrscheinlicher bezeichnen muß als
die Aunahme, daß alle drei Gruppen genau die gleichen Ausbrei-
tungswege gegangen wären.
Bedeutend formenreicher als die Ichthyoiden, deren lücken-
hafte Verbreitung also vielleicht mehr durch lokale Aupassung
als durch hohes Alter bedingt ist, sind die Salamandriden. Bei
ihnen treten uns die geographischen Beziehungen infolgedessen
viel durchsichtiger entgegen. Von ihren vier Unterfamilien sind
nur die Salamandrinen in Europa fossil vertreten. Sie erscheinen
hier bereits im Unteroligozän mit der Gattung Megalotriton in
Frankreich. Im Untermiozän folgen dann Archaeotriton von
Böhmen, Polysemia und Heliarchon von Bonn, Chelotriton von
Zentralfrankreich, nebst den lebenden Gattungen Molye. und
Salamandra, die in allen drei Gebieten gefunden worden sind. Da
nun außerdem auch die lebenden Salamandrinen ganz vorwiegend
Europa angehören und nur in sehr wenigen Arten außerhalb von
dessen Grenzen vorkommen, so können wir diese Unterfamilie mit
großer Sicherheit als ursprünglich europäisch ansprechen. Bei ihr
werden wir uns also im wesentlichen an Simroths Ausführungen
über die Verbreitung der Molche anschließen können, ®®) nur müssen
wir eben die unerweisbare Pendulation als Triebkraft bei den
Wanderungen außer Betracht lassen.
Die Hauptgattung der Unterfamilie ist Molge (Triton), die
über zwanzig verschiedene Arten besitzt. Da die fossilen Arten
bis ins Untermiozän zurückreichen, kann diese Gattung nicht erst
im späteren Tertiär entstanden sein, wie Simroth annimmt,
dagegen dürfte er recht haben, wenn er sie von Landsalamandern
ableitet. Aus einer ersten Stammform entwickelten sich nach ihm
zunächst der Teichmolch (M. vulgaris s. Punctata) und der Leisten-
molch {M. palmata s. kelvetica). Der letztere hat sich hauptsächlich
in Westeuropa ausgebreitet. Er wohnt im nördlichen Spanien, in
Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, im Rheingebiete
”#) H. Simroth, Pendulationstheorie. S. 223—228, 230-231.
Die Ausbreitung der Lurche. 107
bis zur Schweiz, im hessischen und westfälischen Berglande, sowie
an der oberen Weser, vereinzelt noch im Harze und im Thüringer
Walde. Nach Simroth ist er auch bis Portugal vorgedrungen.
Das Verbreitungszentrum des Leistenmolches ist also entschieden
Frankreich, ohne daß dieses deshalb unbedingt die Heimat der Art
sein müßte. Viel weiter verbreitet ist der Teich- oder Streifenmolch.
Er bewohnt ganz Europa vom nordöstlichen Spanien bis zum
Kaspischen Meere und vom mittleren Norwegen und Schweden
bis zum Mittelmeere. Auch in Westasien ist er zu finden. Das
mittelmeerische Gebiet hat er offenbar erst später erreicht. Hier
haben sich zwei besondere Varietäten entwickelt. In Illyrien,
Dalmatien und der Herzegowina finden wir M. v. mertdionalis und
von Süddalmatien bis Griechenland M. v. graeca. Auch in West-
asien wird er dann erst später eingewandert sein. Seine Heimat
lag wohl etwas östlicher als die des Leistenmolches, wohl auch in
flacherem Gebiete, da er in der Ebene wie im Mittelgebirge gleich
häufig ist, während der Leistenmolch die Ebene meidet. An die
genannten Molche schließen sich noch eine Reihe von Lokalformen
an. In Süditalien lebt M. italica, in den Karpaten von Mähren
über Galizien bis Siebenbürgen und Rumänien der Karpatenmolch
(M. montandoni), in Spanien und Portugal M. boscai. Alle stimmen
im Besitze eines Rückenkammes überein. Die eigentliche Heimat
dieser ganzen Gruppe dürfte in Mitteleuropa zu suchen sein, dessen
wechselveller Bau mit Hochgebirgen, Mittelgebirgen und Ebenen
recht gut geeignet zur Ausbildung eines so weitverbreiteten Zweiges
war. Der Teichmolch war hier wohl speziell heimisch, und aus ihm
oder-ihm nächst stehenden Formen gingen dann nach Südwesten
hin der Leistenmolch und weiterhin M. boscai, nach Süden bin
M. italica, nach Südosten der Karpatenmolch, M. meridionalis
und M. vraeca hervor.
Eine zweite wichtige Gruppe bilden nach Simroth der
Kammmolch (M. cristata) und der Marmormolch (M. marmorala),
die beide miteinander Bastarde bilden (M. hlasit), die man in der
Bretagne freilebend findet. Der Marmormolch ist in Frankreich
und auf der Pyrenäenhalbinsel heimisch. Der Kammmolch bewohnt
fast ganz Europa südlich des 60. Breitengrades, selbst Irland hat
er erreicht und fehlt nur im äußersten Südwesten auf der Pyrenäen-
halbinsel. Dafür ist er nach Südosten bis Transkaukasien und
Persien vorgedrungen. Seine Heimat muß also entschieden weiter
im Osten gesucht werden, als die des Teichmolchs. Dafür spricht
auch der Umstand, daß er die höheren Gebirge meidet. Wenn wir
die Heimat des Teichmolches etwa im gebirgigeren westlichen
Deutschland suchen könnten, dann die des Kammmolches im
östlichen, flacheren. Wie alt die Arten sind, ist schwer festzustellen.
Weiter als bis in das jüngere Pliozän dürften sie aber kaum zurück-
reichen. Transkaukasien und Persien können jedenfalls erst spät im
Quartär erreicht worden sein, da bis dahin das sarmatische Binnen-
meer, das sich vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meere erstreckte,
6. Heit
108 Dr. Th. Arldt: °
den Molchen den Weg hierhin versperrte. Dagegen stand der Weg
nach den andern Ländern ihnen ständig offen. Selbstverständlich
sind die Molche in den nördlicheren Teilen Mitteleuropas wie in
Großbritannien und Skandinavien als Rückwanderer anzusehen,
da sie hier unmöglich die Eiszeit überdauert haben können. Die
Hauptausbreitung dieser Arten fällt also zum mindesten für diese
Gebiete entschieden in das Spätquartär.
Als dritte alte mitteleuropäische Form möchten wir mit Sim-
roth den Alpenmolch (M. albestris) ansehen, dessen Verbreitungs-
zentrum die Alpen bilden, doch reicht er von hier aus auch über
das ganze Mittelgebirgsland von Deutschland bis zum Rande der
Tiefebene, über die belgischen Ardennen, Ostfrankreich, Nord-
italien und über Osterreich-Ungarn bis zur Balkanhalbinsel. Die
Ausbreitung dürfte entsprechend dieser Verbreitung vom süd-
lichsten Deutschland oder auch dem alpinen Gebiete erfolgt sein.
Von weiteren Arten ist der Bandmolch (M. vittata) in Kleinasien,
Syrien und am Kaukasus heimisch. Da wir nach dem vorherge-
hendes die Heimat der Gattung Molge auch in Mitteleuropa
suchen müssen, so sind die Vorfahren der Bandmolche sicher in
vorquartärer Zeit zwischen dem Mittelmeere und dem sarmatischen
Binnenmeere hindurch über die heutige Balkanhalbinsel und die
ägäische Landbrücke nach Kleinasien gelangt, in dem wir die
spezielle Heimat des Bandmolches suchen möchten.
Eine ganze Anzahl von besonderen Arten von Molge treffen
wir im Mittelmeergebiet. In den Pyrenäen und in den Gebirgen
Spaniens ist M. aspera heimisch. In Südspanien schließt sich der
Rippenmolch (M. waltlii) an, auch als besondere Gattung Pleu-
rodeles aufgelaßt, der auch in Marokko vorkommt. Hier haben wir
den deutlichsten Hinweis auf die Ausbreitungswege der Molche.
Sie sind von Spanien nach Nordafrika gelangt, als noch nicht die
Straße von Gibraltar beide Länder voneinander schied, also etwa
im oberen Pliozän. In Algerien sind aus dem Rippenmolch die
Zwergformen der M. hagenmülleri und M. poireti hervorgegangen.
Andere Molche haben das alte tyrrhenische Land erreicht, für
das M. montana von Korsika und M. vrusconii von Sardinien charak-
teristisch sind. Auch diese Ausbreitung möchten wir noch in das
Pliozän setzen, denn wir müssen annehmen, daß sich die Tyrrhenis
damals vom Festlande abgetrennt hat. Da sich Korsika und Sar-
dinien erst im Quartär voneinander geschieden haben, so dürften
die beiden Arten als solche auch nicht älter als quartären Alters sein.
Alle diese Arten gehören ganz entschieden zur alten europä-
ischen Fauna. Nur ganz wenige begegnen uns in größerer Ferne.
In Ostasien leben M. pyrrhogastra und M. sinensis. Sie können nur
von Europa hergeleitet werden. Ihre Vorfahren sind im Miozän
nach dem Verschwinden des obischen Meeres nach Nordasien und
durch dieses nach Ostasien gelangt. Die Aufstauung der Hoch-
gebirge Hochasiens, die damit zusammenhängende Bildung ge-
waltiger Länderstrecken mit trockenem, für Wassermolche un-
Die Ausbreitung der Lurche. 109
geeignetem. Klima und die Kältewirkung des Ouartär in Sibirien
isolierten dann die ostasiatischen Arten völlig von ihren euro-
päischen Verwandten.
Endlich haben zwei Molge-Arten auch Nordamerika erreicht.
M. viridescens und M. torosa, letztere auf Kalifornien beschränkt.
Auch sie müssen von Europa stammen und entweder im Jungtertiär
über Asien oder schon im Alttertiär direkt über die Nordatlantis
in ihre jetzige Heimat gelangt sein. Da sich die Gattung Molge
zunächst nur bis zum Untermiozän zurückverfolgen läßt, in dem
eine direkte Verbindung zwischen Europa und Nordamerika nicht
mehr angenommen werden kann, hat die erstere Annahme mehr
Wahrscheinlichkeit für sich. Man hat übrigens diese nordameri-
kanischen Arten auch als besondere Gattung Diemyctylus zu-
sammengefaßt.
An Molge schließen sich eineAnzahl von kleinen Lokalgattungen
an, die offenbar als Abzweigungen vom gleichen Stamme zu be-
trachten sind. Dem Mittelmeergebiete gehört Bradybates an. Als
miozäne Einwanderer in Asien sehen wir Pachytriton an, der in
China heimisch ist, sowie T'ylototriton, der in Birma und Yunnan,
aber auch auf den Liukiuinseln lebt. Beide schließen sich also etwa
südwärts an die obengenannten ostasiatischen Molge-Arten an.
Anzunehmen, daß diese Formen etwa schon vortertiär nach Asien
gelangt wären, liegt gar keine Veranlassung vor, zumal sie nur
mäßig von Molge abweichen, mit der Simroth T'ylototriton am
liebsten verschmelzen möchte. Die von ihm betonte Ähnlichkeit
mit dem Rippenmolche möchten wir allerdings nur als konvergente
Anpassung auffassen. Daß die spitzen Rippenenden seitlich durch
die Haut durchtreten können, ist doch eine Anpassung, die leicht
an verschiedenen Stellen selbständig erworben werden konnte.
Keinesfalls liegt irgend eine zwingende Veranlassung vor, mit
Simroth anzunehmen, daß diese Anpassung in Europa unter dem
„Schwingungskreise‘“ erworben worden sei, und daß dann erst die
Gattungen bis nach Marokko und nach Ostasien auseinander
gewichen wären. Ä
So zeigen die Wassermolche und ihre Verwandten auf eine
von Europa aus erfolgte Ausbreitung hin. Das gleiche gilt erst recht
von den Landmolchen, den eigentlichen Salamandern, die ganz
auf das europäische Gebiet beschränkt sind. Die Hauptgattung
Salamandhra tritt, wie erwähnt, im Untermiozän von Böhmen und
im Obermiozän von Frankreich fossil auf, war also damals über
ganz Mitteleuropa verbreitet. Heute zeigt besonders weite Ver-
breitung der Feuersalamander (S. maculosa). Er wohnt von
Deutschland über Belgien, Frankreich und die Pyrenäenhalbinsel
und über die Schweiz und Italien bis Nordwestafrika, über Öster-
reich-Ungarn und die Balkanhalbinsel bis Kleinasien. Alle anderen
Salamanderarten sind lokal beschränkt, der Alpensalamander
(S. atra) auf das alpine und oberschwäbische Gebiet, den Karst
und die Herzegowina, S. corsica auf Korsika, S. luschani auf Klein-
6. Heft
110 Dr. Th. Arldt:
asien und S. caucasica auf den Kaukasus. Der letztere ist hiernach
wohl über Kleinasien, nicht über Südrußland erreicht worden. Die
Ausbreitung der Gattung dürfte also auch der ägäischen Landbrücke
gefolgt sein und südlich um das sarmatische Becken herumgeführt
haben. Als Zeit der Ausbreitung haben wir wohl das Pliozän
anzunehmen.
Aus Salamandra sind die anderen Landsalamandergattungen
lokal hervorgegangen, in Oberitalien der Stummel- oder Brillen-
salamander (Salamandrina), auf der Pyrenäenhalbinsel der Gold-
streifsalamander (Chioglossa). Die Heimat des letzteren in Mittel-
europa zu suchen, wie das Simroth tut, liegt nicht die geringste
Veranlassung vor. Die morphologische Ähnlichkeit mit S. caucasica
ist doch keinesfalls ein hinreichender Grund für diese Annahme.
Weder die Ausbildung der kupferglänzenden Flecken, noch die
Lebensgewohnheiten, das engere Gebundensein an das Wasser,
sind Merkmale, die eine gemeinsame Entwicklung beider Formen
nötig machten. Gerade der Übergang zu einem mehr aquatischen
Leben ist doch im Bereiche der Molche sicher in breitester Front
vollzogen worden.
Ganz andere geographische Beziehungen zeigen die anderen
Unterfamilien der Salamandriden. Während die Salamandrinen
in Nordamerika beinahe ganz fehlen, sind die Desmognathinen
fast vollständig auf dieses Festland beschränkt und können darum
als nearktischer Parallelzweig der europäischen Salamandrinen
betrachtet werden, der sich hier während der ganzen Tertiärzeit
gleichmäßig weiter entwickeln konnte. Beide Unterfamilien ge-
hören gemeinsam der alten Nordatlantis an. Dafür spricht schon
der Umstand, daß die Desmognathinen für den Osten der Union
charakteristisch sind. Hier lebt die Hauptgattung Desmognathus
in weiter Verbreitung, Leurognathus lokal in Nordkarolina, während
T yphlotriton in die Höhlen von Missouri vorgedrungen ist. In spät-
tertiärer Zeit ist dann die Gruppe ein wenig nach Südwesten vor-
gedrungen und hier hat sich im neotropischen Mexiko die Gattung
Thorius entwickelt.
Vorwiegend amerikanisch sind heute auch die Plethodon-
tinen, die den Desmognathinen ziemlich nahe stehen, aber im
Gegensatz zu ihnen und den Salamandrinen amphicoele Wirbel
besitzen wie die Ichthyoiden. Ihre bei weitem formenreichste und
weitest verbreitete Gattung bildet Spelerpes. Nicht weniger als
15 Arten sind im nearktischen Gebiete heimisch, vorwiegend in
dessen Osten. Von hier haben sie sich im Jungtertiär auch nach
Südwesten vorgeschoben. Nicht wenige Arten sitzen im nearktischen
Mexiko, wie S. belli, S. leprosus, S. orizabensis, S. chiropterus, 5.
variegatus. Noch etwas weiter südlich kamen bis in das neotropische
Mexiko S. lineolus, bis Kostarika S. subpalmatus und S. uniformis,
bis Kolumbien S. darvipes, bis ins Amazonenbecken nach Nordperu
S. altamazonicus, während S. infuscatus Haiti erreichte. Die letztere
Ausbreitung ist ziemlich auffällig, da Spelerdes weder von Kuba
Die Ausbreitung der Lurche. 111
noch von Jamaika bekannt ist, über die er von Nordamerika bezw.
von Mittelamerika aus am leichtesten hätte nach Haiti gelangen
können. Die Gattung muß wohl ursprünglich auf den Antillen
weiter verbreitet gewesen sein, was auch Scharff?®) annimmt.
Wahrscheinlich ist sie dann von Mittelamerika her nach West-
indien gelangt, da beide Gebiete unbedingt im Jungtertiär in enger
Verbindung miteinander gestanden haben. An eine vortertiäre
Ausbreitung zu denken, liegt keine Veranlassung vor. Scharff
zieht eine solche in Erwägung, um das Vorkommen des isolierten
Höhlensalamanders S. fuscus zu erklären, der auf Sardinien und
den Gebirgen wohnt, die den Golf von Genua umgeben, also ein
Einwohner der alten Tyrrhenis ist. Daß er auf Korsika fehlt, kann
nur auf nachträgliches Erlöschen zurückzuführen sein. Scharff
meint nun, daß Söelerpes schon in vortertiärer Zeit über eine
mittelatlantische Landbrücke nach Südeuropa gelangt sei. Aber
einmal läßt sich diese Landbrücke überhaupt nicht erweisen und
.dann ist es doch sehr zweifelhaft, ob wir eine lebende Molchgattung
soweit zurückdatieren dürfen. Die fossilen Nachweisungen von
Salamandra und Molge sprechen jedenfalls nicht dafür, und andere
Gattungen sind erst recht nicht so alt. Daher scheint uns Gadows
Ansicht glaubhafter, der Spelerpes sich über die nordatlantische
Landbrücke, etwa im Oligozän, ausbreiten läßt.36) Daß Spelerpes
heute in Nordamerika nur bis Maine nordwärts reicht und in Europa
nur bis Südfrankreich, beweist nichts gegen diese Annahme, haben
sich doch im Tertiär sehr viele Formen nachweislich viel weiter
nach Norden erstreckt als heute, was auch von vornherein aus dem
damaligen wärmeren Klima folgt. Daß aber in Europa keine
fossilen Reste von Spelerpes gefunden worden sind, kann uns bei
der geringen Erhaltungsfähigkeit der Salamander nicht weiter
verwundern. So sehen wir also Spelerdes als einen alttertiären
Einwanderer in Europa an, der bis zum Pliozän bis zur Tyrrhenis
vorgedrungen war, und dann wahrscheinlich im Quartär in Korsika
ebensogut wieder erlosch, wie in den nordwestlichen Ländern
Europas und im nördlichen Nordamerika.
Diese Ausbreitung der Plethodontiden nach Europa läßt es
möglich erscheinen, daß ihre Heimat zwischen der der rein ameri-
kanischen Desmognathinen und der der europäischen Salaman-
drinen gelegen war. Doch übertrafen sie erstere außerdem auch
an Ausbreitungsenergie. Dann neben Söelerpes ist noch eine zweite
Gattung nach Südamerika vorgedrungen und zwar noch weiter
als jene Gattung. Plethodon gehört nämlich mit seinen meisten
Arten den Vereinigten Staaten an. Dazu kommt aber die verein-
zelte Art P. dlatense von Argentinien, die Simroth fälschlich von
u) I F. Scharff, Distribution and Origin of Life in America. [London
p. 281.
85) Ebenda p. 221.
36) H. Gadow, The Distribution ‚of Mexican Amphibians and Rep-
tiles. Proc. Zool. Soc. London II, 1905, p. 244.
6. Heft
112 Dr: Th. Arldt: .
Nordperu angibt; durch eine weite Strecke von allen ihren Ver-
wandten getrennt. Scharff möchte deshalb seine alttertiäre, von
Mexiko über die Galapagosinseln nach Chile führende Landbrücke
zur Erklärung heranziehen. Aber auch hier erfordert dies ein für
eine lebende Gattung viel zu hohes Alter. Nicht zu den vortertiären
Einwanderern der Sparassodontierschicht dürfen wir Plethodoa
stellen, sondern nur zur jungtertiären Felidenschicht, die im Pliozän
über Mittelamerika nach Südamerika kam. Das OQuartär mit
seinem mehrmaligen Wechsel von kalten und warmen, von feuchten
ınd trockenen Zeiten konnte recht wohl Plethodon im nördlichen
Südamerika wie in Mittelamerika wieder zum Erlöschen bringen.
Jedenfalls ist aber Plethodon früher nach Südamerika gelangt als
Spelerpes, der viel geschlossenere Wohnsitze aufweist und weniger
weit verbreitet ist. Es erklärt sich das am einfachsten durch die
Annahme, daß Plethodon in der Nordatlantis weiter westlich
heimisch war als Spelerpes und daher früher und weiter in Süd-
amerika eindringen konnte, während Spelerpes leichter nach
Europa gelangte.
An beide Hauptgattungen schließen sich kleinere und lokalere
Gattungen an. So steht dem Plethodon die Gattung Autodax nahe,
indem bei beiden die Zunge bis vorn angewachsen ist. Sie lebt in
Kalifornien, ebenso wie die dritte hierher gehörende Gattung
Batrachoseps. Auch das stimmt zu der Annahme einer mehr
westlichen Heimat der Plethodon-Gruppe. Eine ringsherum freie,
vorschnellbare Zunge besitzt wie Spelerpes auch der Zwergsala-
mander Manculus, der im Südosten der Union heimisch ist. Andere
Gattungen in Nordamerika sind Gyrinophilus, Stereochilus, Hemi-
dactylium und Heredia.
Während die bisher erwähnten drei Unterfamilien nur von der
Nordatlantis ausgegangen sein können, weisen die Amblysto-
matinen oder Ouerzahnmolche ebenso entschieden nach Asien.
Ihre meisten Arten sind in diesem Festlande heimisch. In Sibirien
wohnt vom Ural bis zum Amurlande die kleine Salamandhrella, die
selbst bei Werchojansk, also am kältesten Punkte der bewohnten
Erde vorkommt. Auch die Gattungen /sodactylium, Pachytriton
und Ranidens werden in Sibirien gefunden. Fünf Gattungen
schließen sich in Ostasien an. In China, Korea und Japan findet
man die Gattung Hynobius. Japanisch ist der Krallenmolch
(Onychodactylus), in dem Simroth die altertümlichste Molch-
gattung sieht, denn die Zehenbewaffnung hat unmittelbar als
Reptilrest zu gelten.3”) Das ist natürlich eine nicht haltbare An-
nahme, denn unmöglich können wir die Molche als Nachkommen
echter Reptilien ansehen, denn die fossilen Funde schließen sie ja
in einwandfreier Weise an die paläozoischen Panzermolche nach
der Art der Branchiosaurier an. Immerhin können die Krallen
eine Erinnerung an einen alten Zustand darstellen, wie wir ihn
3”) H. Simroth, Pendulationstheorie. $. 222.
Die Ausbreitung der Lurche. 113
sonst unter den Amphibien nur bei ein paar zungenlosen Fröschen
wiederfinden. Ostasiatisch sind weiter Batrachyperus, Geomolge
und Ellipsoglossa, durchweg wie alle Asiaten, monotype Gattungen
und offenbar von ziemlich hohem Alter. Auch Nordamerika hat
in Chondrotus, Linguelapsus und Dicamptodon kleine formenarme
Gattungen aufzuweisen. Dazu kommt aber noch die artenreiche
Gattung Amblystoma. Sie ist in Kanada, den Vereinigten Staaten
und dem nearktischen Mexiko weit verbreitet. Merkwürdigerweise
schließt sich aber an diese 15 nearktischen Arten eine einsame Art
in Siam an, A. dersimile, die beweist, daß diese Hauptgattung der
Unterfamilie früher auch in Ost- und Nordostasien gewohnt und
sich über das Gebiet der Beringstraße ausgebreitet haben muß.
Schwieriger ist die Richtung dieser Ausbreitung festzustellen. Die
zahlreichen monotypen Gattungen sprechen bei der Unterfamilie
unbedingt dafür, daß sie sich in Asien verzweigt hat und von hier
aus erst nach Nordamerika gelangt ist. Die Heimat von Ambly-
stoma könnte aber dann doch trotzdem in Nordamerika liegen und
die Gattung von hier nach Asien zurückgewandert sein. Wahr-
scheinlicher ist es aber wohl, daß sie sich etwa im Beringgebiete
entwickelt hat und von hier nach beiden Seiten südwärts vorge-
schoben hat. Merkwürdig ist nur ihr Verschwinden in Ostasien,
wo man der Verbreitung nach die monotypen Gattungen für jünger
halten möchte, während sich in Nordamerika Amblystoma entschie-
den als der jüngste lebenskräftigste Zweig der Unterfamilie er-
kennen läßt.
So bietet die Verbreitung der Salamandriden noch vieles Un-
sichere. Das gilt auch von der Entwicklung der Familie im ganzen.
Daß diese in einem der Norderdteile erfolgt ist, kann keinem
Zweifel unterliegen, ob aber in der mesozoischen Nordatlantis
oder Angaris, ist sehr schwer zu entscheiden. Daß die meisten
Unterfamilien der Nordatlantis zugehören, spricht natürlich für
diese. Die Amblystomatinen müßten dann im Mesozoikum nach
Asien gelangt sein. Vergleichen wir sie mit den anderen Unter-
familien, so besitzen sie wie die Plethodontinen amphicoele Wirbel,
die Desmognathinen und Salamandrinen opisthocoele. Die Gaumen-
zähne stehen in QOuerreihen im Gegensatz zu den Salamandrinen.
Dagegen stimmen die Amblystomatinen mit diesen in der Zahn-
losigkeit des Parasphenoids überein. Im ganzen stimmen sie aber
entschieden am meisten mit den Plethodontinen und nächstdem
mit den Desmognathinen überein, und auch dies bestätigt unsere
aus der Verbreitung der Unterfamilie gefolgerte Annahme von
einer nordpazifischen Ausbreitung. Es heißt, um einer Hypothese
willen den Tatsachen Gewalt antun, wenn man bei diesem Befunde
mit Simroth die Unterfamilie, wie die Familie im ganzen von
Europa herleiten will und gar annimmt, daß auch Amblystoma von
hier über eine atlantische Brücke nach Nordamerika und über
Westasien und Indien nach Siam gewandert sei.
Über die mesozoischen Molche sind wir so gut wie nicht unter-
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 6. 8 6 Heft
114 Dr. Th. Arldt:
richtet. Daß die Salamandriden aber bis in den unteren Jura und
selbst in die Trias zurückreichen müssen, dürfte aus dem oben
Gesagten zur Genüge hervorgehen. Auch der Übergang zum reinen
Wasserleben, die Ausbildung der ichthyoiden Typen muß etwa
um diese Zeit erfolgt sein, hat sich aber sicherlich zu wiederholten
Malen vollzogen. Der Übergang von Molge ins Wasser, der erst
im Tertiär erfolgt sein dürfte, ist vielleicht als der erste Schritt
zu der Ausbildung eines neuen ichthyoiden Typus zu bewerten.
III. Anuren.
Außerordentlich viel formenreicher und besonders auch viel
ausbreitungskräftiger als die Urodelen zeigen sich die Anuren, in
denen wir den Entwicklungsgipfel der rezenten Amphibien zu
sehen haben. Sie haben allein unter deren Ordnungen alle überhaupt
von höherenLandtieren erreichbaren Regionen zu besiedeln vermocht.
Sie sind offenbar auch die entwicklungsgeschichtlich jüngste Gruppe
der ganzen Klasse der Amphibien. Lange Zeit konnte man sie
auch für geologisch sehr jung ansehen. Ihre fossilen Reste gehörten
alle der Tertiärzeit an, und auch ihre geographische Verbreitung
machte es nicht nötig, ihnen ein höheres Alter zuzuschreiben, als
ein Zurückreichen bis zur mittleren Kreidezeit. Ein glücklicher
neuer Fund oder vielmehr eine bessere Deutung eines älteren
Fundes hat uns aber auch hier gezeigt, daß die wahre Lebensdauer
der Ordnung beträchtlich größer ist, als man dies früher annahm.
Es ist nämlich von Moodie®®) im obersten Malm von Nordamerika
ein fossiler Frosch Eobatrachus agilis nachgewiesen worden. Also
schon im oberen Jura gab es zum mindesten in der Nordatlantis
schon echte Frösche, ja sie waren damals wohl schon in einzelne
Familien geschieden, läßt sich doch dieser Urfrosch schon ziemlich
sicher in die Familie der Kröten einreihen. Solange nicht andere
Funde uns zu einer Änderung in unserer Ansicht zwingen, können
wir annehmen, daß sich die Frösche in der Nordatlantis aus älteren
Molchen entwickelt haben, indem u. a. der Schwanz rückgebildet
wurde und die Hintergliedmaßen sich zu Springbeinen entwickelten.
Die Zungenfrösche haben sich dann wahrscheinlich nicht vor der
oberen Kreide über die anderen Kontinente ausgebreitet, wenigstens
ist eine andere Annahme als diese nicht notwendig, wenn auch
selbstverständlich nicht vollkommen ausgeschlossen.
Eine Sonderstellung nehmen die sogenannten Zungenlosen
(Aglossen) ein. Sie zeigen in mancherlei Merkmalen primitive
Züge. So besitzen sie durchweg opisthocoele Wirbel, wie wir sie
bei vielen Molchen antreffen und haben an jeder Seite ein Kiemen-
loch aufzuweisen. Von den anderen Froschlurchen unterscheiden
sie sich einmal durch das Fehlen einer Zunge und dann durch die
unpaare Ausmündung der eustachischen Röhren in der Mittellinie
des Schlundes. Es ist recht wohl möglich, daß die Zungenlosen
88) R. T Moodie, An American Jurassie Frog. Am. Journ. Seience
XXXIV, 1912, p. 286— 288.
Die Ausbreitung der Lurche. 115
eine selbständige Weiterbildung. des Lurchtypus darstellen, daß
sie nicht zusammen, sondern parallel mit den Zungenfröschen sich
aus den älteren Molchen entwickelt haben, in vieler Beziehung die
gleichen oder ähnliche Umwandlungen erfahrend wie jene, in
manchen aber auch entgegengesetzte Wege einschlagend, wie z. B:
in der Entwicklung der Zunge, die ja bei den Molchen wohl ent-
wickelt, ja teilweise herausklappbar ist wie bei den Zungenfröschen.
Wenn die Zungenlosen sich selbständig aus Molchen entwickelt
haben, dann kann dies nur innerhalb der Südatlantis geschehen
sein. Auch wenn sie aber mit den Zungenfröschen gemeinsamen
Ursprung besitzen sollten, ist ihre weitere Entwicklung in dem
gleichen Kontinente erfolgt, in den sie dann schon früh gelangt
sein mußten, wohl kaum erst am Ende der Kreidezeit. Nun war
aber die Südatlantis in der unteren Kreide, im ganzen Jura und
in der oberen Trias durch das breite Mittelmeer von der Nordatlantis
geschieden. Die ältesten Zungenlosen hätten also dann schon in
der älteren Trias im Süden einwandern müssen. Sonst gehörte
dagegen dieser Zeit wohl die Einwanderung der Molche an, aus der
sich im Süden die Zungenlosen entwickelten.
Ob auch die Spaltung der Zungenlosen in ihre Familien schon
sehr alt ist, läßt sich bei dem vollständigen Fehlen von fossilen
Resten und den wenigen lebenden Formen nicht mit einiger
Sicherheit feststellen. Auf jeden Fall sind die neotropischen
Formen scharf von den äthiopischen geschieden. Diese Scheidung
könnte natürlich seit der in der Mitte der Eozänzeit erfolgten
Trennung beider Festländer durchgeführt worden sein. Da es
sich aber um eine derart isoliert stehende und ziemlich lückenhaft
verbreitete Gruppe handelt, sind wir geneigt, die Differenzierung
in eine frühere Periode zurückzudatieren. Schon in der Mitte der
Kreidezeit waren Südamerika und Afrika einmal voneinander
getrennt und damals könnten sich recht wohl schon die Unter-
schiede beider Familien herausgebildet haben.
In Südamerika entwickelten sich die Wabenkröten (Pißiden).
Die Zahnlosigkeit ihrer Kiefer, die Verschmelzung des ersten und
zweiten Wirbels, die Ausbildung der Fingerfortsätze und besonders
die eigenartige Brutpflege sind spezielle jüngere Anpassungen.
Wir könnten ihre Entwicklung als eine gewisse Parallele zu der der
Ichthyoiden ansehen, deren Entwicklung ja auch schließlich bei
den Sireniden zu vollständiger Zahnlosigkeit führt. Auch die
Pipiden sind ja, wie die Aglossen überhaupt, vollständig zum
Wasserleben übergegangen. Heute sind die Pipiden ganz auf
Guayana beschränkt, d. h. auf das Land zwischen dem Orinoko
und dem Amazonenstrome. Es kann keinem Zweifel unterliegen,
daß sie in früherer Zeit weiter verbreitet gewesen sind, wahr-
scheinlich über das ganze atlantische Südamerika, da sich nur so ein
Anschluß an die äthiopischen Zungenlosen über die südatlantische
Landbrücke gewinnen läßt. Später sind sie dann in ihre heutigen
Wohnsitze zurückgedrängt worden, wahrscheinlich durch die Ein-
8* 6. Heft
116 Dr. Th. Arldt:
wanderung der nordischen Zungenfrösche am Ende der Kreidezeit.
Viel besser vermochten sich die Aglossen in Afrika zu behaupten,
das erst in zweiter Linie von den Phaneroglossen überflutet wurde.
Einmal bewohnen sie noch heute das äthiopische Afrika in seiner
ganzen Ausdehnung von der Wüste bis zum Kaplande und dann
haben sich hier zwei selbständige Familien erhalten. Von diesen
sind die Hymenochiriden entschieden die spezialisierteren, die
auf etwa der gleichen Entwicklungsstufe stehen, wie die Pipiden.
Wie diese, besitzen sie keine Zähne und die beiden ersten Wirbel
sind auch bei ihnen verschmolzen, je in der Wirbelverschmelzung
sind sie sogar noch ein Stück weitergegangen, indem bei ihnen
auch der Kreuzbeinwirbel mit dem Steißbein verwachsen ist.
Dagegen besitzen die Hymenochiriden ein primitiveres Merkmal
in den hornigen Krallen der drei Innenzehen. Die Verbreitung der
Familie ist auf das westliche und mittlere Afrika beschränkt, auch
umfaßt die Familie nur die monotype Gattung Hymenochirus. Viel
artenreicher und über die ganze äthiopische Region verbreitet sind
die Spornfrösche (Xenopodiden), mit der einzigen Gattung
Xenopus oder Dactylethra, von der besonders X. laevis über Süd-
west-, Süd- und Ostafrika weit verbreitet ist. Sie stellen im ganzen
eine ältere Entwicklungsstufe dar, die noch bezahnte Oberkiefer
und normale unverschmolzene Wirbel besitzt. Die Innenzehen
tragen Krallen, den Fingern fehlen die bei Hymenochirus vor-
handenen Schwimmhäute. Primitiv ist auch der lange Fühler
unter jedem Auge der Larven, der bei den erwachsenen Tieren
als Stummel ausdauert, kommen doch solche Fühler auch bei
Molchlarven vor. Auch in Südamerika dürften früher neben Pipa
solche ursprünglichere Formen gelebt haben, doch sind sie dort
eben dem Wettbewerbe der Zungenfrösche vollständig erlegen.
Die Zungenfrösche (Phaneroglossen) zerfallen wieder in
zwei Hauptabteilungen, indem bei den einen die beiden Hälften
des Schultergürtels nicht fest verbunden sind, sondern einander
überlagern, im Gegensatz zu den andern. Die ersteren, die Schiebe-
brustfrösche (Arciferen) sind natürlich die älteren, bei denen
die Anpassung an das Springerleben noch weniger weit fortge-
schritten ist. Zu ihnen gehört auch der jurassische Eobatrachus,
unter ihnen finden wir auch die meisten sonstigen fossilen Reste.
So gehören zu ihnen als vollständig fossile Familie die Paläo-
batrachiden, die ausschließlich aus dem Oberoligozän und Unter-
miozän Europas bekannt sind, in dem Palaeobatrachus in nicht
weniger als elf Arten vertreten ist, während der monotype Proto-
belobates einen zweifelhaften Rest darstellt. Diese Familie ist also
ein speziell nordatlantischer Zweig der Arciferen, dessen Heimat
vielleicht weniger das Festland als die großen Inseln waren, die
in Europa dem nordatlantischen Festlande vorgelagert waren.
Vorwiegend nordisch sind auch die Scheibenzüngler (Disko-
glossiden), die am zweiten bis vierten Wirbel kurze Rippen
besitzen und deren Wirbel opisthocoel sind," Zeichen für eine noch
Die Ausbreitung der Lurche. 117
wenig fortgeschrittene Entwicklung. Auf alle Fälle gehören die
Scheibenzüngler zu den ältesten Froschlurchen, was sich auch
anıhrer Verbreitung erkennen läßt, ist es doch ihnen allein gelungen,
nach dem schon in vortertiärer Zeit isolierten Neuseeland zu ge-
langen. Sehen wir uns nun die räumliche und zeitliche Verbreitung
der Gattungen im einzelnen an. Die ersten fossilen Diskoglossiden
erscheinen im Untermiozän Europas. In diesem findet sich eine
Art des noch lebenden Feßlers (Alytes). Im Obermiozän folgen ihm
die beiden fossilen Gattungen Laionta und Pelophilus, letzterer
der Unke nahe stehend. Der eben erwähnte Alyies wohnt vom
Harz und Thüringerwald über Westdeutschland, die Niederlande,
Belgien, die Schweiz und Frankreich bis Spanien und Portugal,
wo sich ihm Ammoryctes anschließt. Diese Gattung ist also ent-
schieden europäisch und ihre Heimat könnte recht wohl in Mittel-
europa liegen, wie das Simroth annimmt. Die deutliche Aus-
bildung des Trommelfells wie die komplizierte Brutpflege lassen
diese Gattung als ein spezialisierteres Glied der Familie erscheinen.
Weit primitiver ist die Gattung Discoglossus, die mit ihrer
einzigen Art ebenfalls dem Westen Europas angehört, wo sie südlich
von Alytes heimisch ist. Sie zieht sich von Südfrankreich über die
Pyrenäenhalbinsel nach Nordafrika, wo sie von Marokko über
Algerien bis Tunis lebt, findet sich dann weiter auf Sizilien, Malta,
Sardinien und Korsika, fehlt aber auf dem festländischen Italien.
Hiernach ist Discoglossus nach Nordafrika sicher über Spanien
gelangt. Daneben muß bei seiner Verbreitung die alte Tyrrhenis
eine bedeutende Rolle gespielt haben. Diese hat ja nach ihrer Tier-
und Pflanzenwelt sicher einerseits über Sizilien mit dem Atlas-
gebiete, andererseits aber wohl auch mit Ligurien und Südfrank-
reich in Verbindung gestanden, während Mittelitalien damals vom
Meere überspült war. Die heutige Verbreitung von Discoglossus
geht so wohl mindestens bis auf die Miozänzeit zurück. Daß sich die
Gattung später, als die Tyrrhenis zeitweilig mit Italien in Ver-
bindung trat und dieses mit Europa verschmolz, nicht auch nach
der Apenninhalbinsel ausbreitete, ist bei einer derart altertüm-
lichen Gattung nicht weiter verwunderlich.
Im Gegensatz zu diesen beiden lokal westeuropäischen Gat-
tungen ist die Unke (Bombinator) von Mitteleuropa bis an die
Gestade des Großen Ozeans verbreitet. Die Tieflandsunke (B.
igneus) bewohnt die Ebenen von Südschweden, Dänemark, Nord-
deutschland, Niederösterreich, Ungarn, Rumänien und Rußland
zwischen 47 und 56° N. Südlich von ihr ist im Hügellande und
Gebirge die Bergunke (B. $achypus) heimisch, von Frankreich
bis Unteritalien und über Süd- und Mitteldeutschland, Ungarn und
die Balkanhalbinsel bis Rumänien und Mittelgriechenland. Dazu
kommen zwei Arten’ aus Ostasien. B. orientalis bewohnt Korea,
die Mandschurei und Nordchina, B. maximus die Provinz Yunnan.
Auch die Unken müssen wir als wenig spezialisierte Formen be-
zeichnen. Das Trommelfell fehlt ihnen, die Öffnungen der eusta-
6. Heft
kan
118 Dr. Th. Arldt;
chischen Röhren sind sehr klein. Sie führen uns in geographischer
Beziehung zu den beiden letzten Gattungen der Diskoglossiden.
Im Yellowstone-Nationalpark Nordamerikas hat man einen
Scheibenzüngler Ascaphus gefunden, der eine” Anzahl. von primi-
tiven Merkmalen aufweist, so einen ausdauernden Larvenschwanz®”).
Seine Einwanderung in Nordamerika läßt sich zeitlich kaum sicher-
festlegen, doch braucht sie durchaus nicht sehr früh erfolgt zu sein.
Endlich ist, wie schon erwähnt, eine Gattung Liobelma von
Neuseeland bekannt, ein merkwürdiger Umstand, da die Familie
in Hinterindien und Australien, wie auf den malaiischen und
melanesischen Inseln vollkommen fehlt. Trotzdem kann sie nur
von Asien her nach Neuseeland gelangt sein. Dies könnte nun in
zwei weit voneinander getrennten Zeiten erfolgt sein, nämlich im
Pliozän über die Inselbrücke, die den Tieren der Muridenschicht
den Weg in die australische Region wies oder bereits bis zur Mitte
des Mesozoikums zusammen mit den Vorfahren der Monotremen.
Im ersteren Falle müßten die Diskoglossiden zu den frühesten
Einwanderern dieser Schicht gehört haben, auch dann bliebe aber
die Erreichung Neuseelands und das vollständige Verschwinden
in einem so weiten Gebiete immerhin höchst auffällig. Freilich ist
auch ein mittelmesozoisches Alter der Familie wenig gesichert,
aber doch nach der Auffindung des Eobatrachus durchaus möglich.
Die Gattung steht in vieler Beziehung Bombinator nahe und besitzt
z. B. wie die Unken und Discoglossus eine dreieckige Pupille,
während Alytes eine senkrechte Pupille zeigt. Trommelfell und
eustachische Röhren fehlen der Gattung noch ganz.
Wo ist nun die Heimat unserer Familie zu suchen? Simroth
sucht sie seiner ganzen Auffassung der Entwicklungsgeschichte
nach in Europa. Von hier soll Ascaphus auf der atlantischen Land-
brücke nach Westen ausgewichen sein, *°) ja er glaubt, daß sogar
alle einzelnen Arten, wie der iberische Alytes, die chinesische Unke
und das neuseeländische Liopelma als solche aus Mitteleuropa
stammen.*!) Diese extreme Ansicht muß man auf das entschie-
denste ablehnen. Eine derart weite Verschiebung von Arten ohne
umfassendste Veränderungen müssen wir als absolut unmöglich
bezeichnen. Auch Scharff ist übrigens geneigt, die Heimat der
Scheibenzüngler in Südeuropa zu suchen®?), von wo sie sich schon
früh ausgebreitet hätten. Dagegen sieht Stejneger ihre Heimat
in der Gegend des Himalaja bezw. südwestlich von diesem, von
wo sie sich in vorkretazeischer Zeit nach Neuseeland ausgebreitet
hätten). Die letztere Ansicht hat entschieden viel für sich, nur
39) J, van Denburgh, Notes on Ascaphus, the Discoglossid Toad
of North America. Proc, Calif. Acad. Scienc. III, 1912. p. 259— 264.
20) H. Simroth, FPendulationstheorie. S. 593.
#1) Ebend. 8. 234.
#2) R. F. Scharff, Life in America, p. 204.
43) L. Stejneger, A resume of the Geographical Distribution of the
Discoglossoid Toads, in the Light of ancient Land Connections. Bull
Am, Geogr. Soc. XXXVIT, 1905, p. 91—93, BEBEer.
Die Ausbreitung der Lurche. 119
möchten wir uns nicht entschieden auf südasiatische Gebiete fest-
legen. Aber Asien würde als Heimat der Familie deren Verbreitung
entschieden am einfachsten erklären. Im Jura konnte von hier
aus die australische Region erreicht werden, im Miozän Europa.
Ob auch Nordamerika erst während des Tertiärs besiedelt wurde
oder schon in der Kreide, ist kaum zu entscheiden. Der untere Jura
kommt dagegen für diese Einwanderung wohl keinesfalls in Frage.
Auch die Pelobatiden sind in die australische Region ein-
gedrungen, aber nur bis Neuguinea. Das ist eine Verbreitung, die
für eine junge Einwanderung mit der Muridenschicht spricht.
Die Verbreitung der Familie ist ebenfalls ziemlich lückenhaft, ein
Zeichen für ihr relativ hohes Alter. Ein erstes Wohngebiet liegt
in Europa. Hier lebt die Hauptgattung Pelobates bereits seit dem
Untermiozän, primitiv durch das Fehlen des Trommelfells und
die kleinen eustachischen Röhren. Sehr weit verbreitet ist die
Knoblauchkröte (P. fuscus), die von Südschweden und Jütland
bis Oberitalien und von Belgien und Nordfrankreich bis über den
Ural und nach Nordwestpersien reicht.
In Südwestfrankreich und auf der Pyrenäenhalbinsel schließt
sich der Messerfuß (P. cultripes) an; in Kleinasien und Syrien
P. syriacus. Die Heimat dieser Gattung dürfte also wohl in Europa
zu suchen sein, wie das Simroth annimmt, und die südwestliche
wie die südöstliche Art sind offenbar Abzweigungen der im Norden
so weit verbreiteten. |
Höchst lückenhafte Verbreitung zeigt die Gattung Pelodytes,
die ebenfalls dem europäischen Bezirke angehört. Von ihren beiden
Arten lebt P. Sunctatus in Frankreich und auf der Pyrenäen-
halbinsel und P. caucasicus im Kaukasus. Simroth ist geneigt,
auch hier eine alte Stammart in Mitteleuropa anzunehmen. Sicher-
lich kann er damit recht haben. Es ist aber auch möglich, daß
die Ausbreitung weiter im Süden erfolgt ist, und daß die Gattung
dann im Alpen- und Balkangebiete wieder verschwunden ist. Auf
alle Fälle möchten wir die Heimat von Pelodytes südlich von der
des Pelobates suchen.
Dem Pelobates steht die amerikanische Gattung Scaphiopus
außerordentlich nahe, so daß beide wohl aus einem Stamme ent-
sprossen sind, der dann der Nordatlantis angehört haben dürfte.
Nur das Brustbein ist bei dieser amerikanischen Gattung ganz
knorpelig, im Gegensatz zu allen anderen Pelobatiden. Von den
Arten von Scaphiopus leben zwei im Osten der Union, die anderen
in Mexiko, wo sie bis in dessen neotropischen Teil südwärts reichen,
(S. multiplicatus).
. Das dritte Gebiet der Pelobatiden liegt in Südasien. Hier ist
die Hauptgattung Leptobrachium, froschartig und mit freien Zehen
versehen wie: Pelodytes. Besonders formenreich ist die Gattung
in Hinterindien und auf den malaiischen Inseln. Einzelne Arten
sind ziemlich weit verbreitet, wie L. hasselti über. Hinterindien,
Malakka, Sumatra, Java, Borneo und Palawan. Diese Art muß also
6. TTeft
120 Dr. Th. Arldt:
entschieden bis in die Zeit zurückreichen, in der alle diese Inseln noch
mit dem asiatischen Festlande verbunden waren, also bis an den
Anfang des Quartär. Jünger ist wohl L. gracile von Malakka und
Borneo. Ähnliche Verbreitung zeigt auch die Gattung Megalo-
öhrys, von der M. montana auf den malaiischen Inseln und Ceylon
zu finden ist. Die Wirbel sind bei dieser Gattung im Unterschiede
von fast allen Pelobatiden opisthocoel, während sie bei diesen vorn
ausgehöhlt sind. An diese beiden indischen Gattungen schließen
sich schließlich Ranaster, Batrachopsis und Asterophrys nach Osten
hin an, letztere auf Neuguinea lebend und wie Megalophrys mit
opisthocoelen Wirbeln versehen und auch sonst besonders primitiv.
Suchen wir diese Verbreitung biotogenetisch auszudeuten, so
kommt auch hier die Angaris als Heimat der Familie in Frage.
Die geringere Ausbreitung nach Australien hin macht es aber
wahrscheinlich, daß sie nördlicher lag als die der Diskoglossiden.
Während aber diese wohl von Asien her das westliche Nordamerika
erreichten, muß bei den Pelobatiden der Weg über Europa nach
dem östlichen Nordamerika geführt haben. Diese Ausbreitung
kann dann natürlich nicht erst im Miozän erfolgt sein, denn in
diesem bestand ja die Nordatlantis nicht mehr. Dann kann die
Einwanderung der Pelobates-Gruppe in die Nordatlantis nicht nach
der oberen Kreide erfolgt sein. Aus damals in die Nordatlantis-
gelangten Formen haben sich hier jedenfalls etwa im Altertiär die
beiden Gattungen Pelobates und Scaphiopus entwickelt. Die
Gruppe des Pelodytes und Leptobrachium weist dagegen auf einen
asiatischen Ursprung. Dann könnte die europäische Gattung erst
im Jungtertiär eingewandert bzw. aus damals eingewanderten
Formen in Südeuropa hervorgegangen sein. Die lückenhafte Ver-
breitung macht kein höheres Alter notwendig. Die zeitweilige
Untertauchung Italiens, wie die fortschreitende Gebirgsauffaltung
sind möglicherweise für die Spaltung des alten Verbreitungs-
gebietes der Gattung verantwortlich zu machen. Die primitivste
Gruppe mit opisthocoelen Wirbeln endlich ist ganz auf Südostasien
und seine Nachbarländer beschränkt und spricht ebenfalls für eine
asiatische Heimat der Familie.
Wir kommen nun zu den großen und formenreichen Familien
der Froschlurche, die zumeist über alle Regionen verbreitet sind.
Als erste sind die echten Kröten, die Bufoniden zu erwähnen.
Da ihnen, wie schon erwähnt, jedenfalls der jurassische Eobatrachus
angehört, so müssen sie ebenfalls bis in die Mitte des Mesozoikums
zurückreichen. Da sie damals in der Nordatlantis lebten, so ist
es höchst wahrscheinlich, daß sie sich auch auf der Nordatlantis
entwickelt und von ihr aus ausgebreitet haben. Sowohl die Süd-
kontinente, wie die Angaris können von den Bufoniden erst spät
erreicht worden sein. Dies zeigt schon das Fehlen der Kröten auf
den meisten australischen Inseln, selbst auf Tasmanien und Neu-
guinea, wie auch auf Madagaskar. Fossile Reste sind auch von
dieser Familie sehr spärlich. Im Miozän Europas kennen wir die
Die Ausbreitung der Lurche. 121
fossilen Protophrynus und Platosphus, schon im Unteroligozän die
lebende Bufo, deren Alter aber vielleicht noch etwas höher ist.
Wenigstens sprechen einzelne Verbreitungstatsachen dafür. Die
Heimat müssen wir wohl im Norden suchen und ganz sicher auf
der atlantischen Erdhälfte, da die Gattung in Australien voll-
kommen fehlt. Von den beträchtlich mehr als hundert Arten ist
freilich nur eine kleine Zahl in den ehemaligen Teilen der Nord-
atlantis zu finden, doch finden wir ja auch sonst vielfach die Tat-
sache, daß sich Formen gerade in neubesiedelten Gebieten in
besonders zahlreiche Arten spalten. Keinesfalls können wir das
Entwicklungszentrum mit Gadow deshalb nach Südamerika ver-
legen, weil dort die meisten Arten (etwa 45) zu finden sind. Wir
müßten dann enge Beziehungen zwischen Südamerika und Afrika
erwarten, die aber nicht vorhanden sind. Außerdem zeigen be-
sonders die eurasischen Arten viel weitere Verbreitung, was auch
ein recht gutes Kriterium für die Feststellung der Heimat einer
Gruppe ist.
Unter den Krötenarten nennen wir an erster Stelle unsere
Erdkröte (B. vulgaris).. Diese bewohnt ganz Europa südlich von
65° N, abgesehen von Irland und einigen Mittelmeerinseln, wie
den Balearen, Sardinien und Korsika. Von Spanien ist sie auch
nach Nordwestafrika übergegangen. Im Osten hat sie sich quer
durch das ganze gemäßigte Mittelasien bis China und Japan aus-
gebreitet und steigt im Himalaja bis 3000 m Höhe empor. Diese
Ausbreitung nach Asien dürfte etwa im Pliozän erfolgt sein, kaum
später, da dann doch das innerasiatische Hochland der Ausbreitung
eine schwer überschreitbare Schranke entgegengestellt haben
würde. Viel höheres Alter möchten wir aber dieser Art auch
wieder nicht zuschreiben. Auffällig ist sicher ihr Fehlen auf Irland,
das sie an sich hätte müssen ebensogut auf dem Landwege erreichen
können wie Nordafrika, hat sich doch Irland sicher auch_erst im
Ouartär von Schottland abgetrennt, kaum früher als die Bildung
der Straße von Gibraltar erfolgte, wie dies Scharff anzunehmen
geneigt ist.*4) Auf alle Fälle muß aber Irland schon von Schott-
land getrennt gewesen sein als die Erdkröte nach Großbritannien
kam, denn sie bewohnt dieses in seiner ganzen Ausdehnung. Wenn
die Kröte hiernach wohl ganz Großbritannien ziemlich spät er-
reicht hat, dürfte ihre Heimat nicht in den unmittelbar benach-
barten Gebieten Europas zu suchen sein. Dann lag sie aber wohl
mehr im Osten, denn wenn auch Scharff angibt, daß B. vulgaris
in Syrien fehle, so gibt sie doch Kobelt*) nach Böttger*°) so-
wohl für dieses Land wie für die Insel Cypern an. Die Heimat
4) R. F. Scharff, European Animals, their Geological History and
Geographical Distribution. London 1907, p. 63.
45) W. Kobelt, Studien zur Zoogeographie II. Wiesbaden 1898,
S. 189, 190.
#6) O. Böttger, Reptilien und Amphibien aus Syrien. Jahresber.
Senckenberg. Naturforsch. Ges. 1878—1879, S. 57.
& Heli
2a Dr. Th. Arldt:
suchen wir nach der Lebensweise des Tieres wohl eher im Mittel-
gebirgslande als in der Ebene, also vielleicht in der Gegend des
böhmischen Massivs, von wo sie sich nach allen Richtungen
hin bequem ausbreiten konnte. Nach Süden fand sie ja den Weg
schon während der Eiszeiten frei, während sie Schweden wie auch
Großbritannien erst nach dem Abschmelzen der großen Inland-
eismassen erreichen konnte.
Weniger weit ist die Wechselkröte (B. viridis s. variabıls)
verbreitet. Sie ist besonders in Westeuropa seltener zu finden,
wo sie besonders der Pyrenäenhalbinsel fehlt, auf der sie aber
durch die Abart B. v. balearica vertreten wird. Ebenso fehlt sie
in Mitteleuropa westlich der unteren Weser und des mittleren
Rhein und ebenso natürlich in Großbritannien. Dagegen hat sie
Nordafrika erreicht und dringt sogar bis in die nördlichen Oasen
der Sahara vor. Sie kann hierher nur über Italien gelangt sein.
Ihr Hauptgebiet ist entschieden Osteuropa, von wo aus sie auch
über das westliche Asien bis Syrien und Tibet vorgedrungen ist.
Ihre Heimat lag hiernach ersichtlich östlicher als die von B. vulgaris,
etwa in den Gebieten der Ukraine. Sie hat sich dann im Süden
der gemeinen Kröte hauptsächlich nach Süden und Südosten hin
ausgebreitet, wie diese nach Westen, Osten und Norden.
Die dritte mitteleuropäische Art, die Kreuzkröte (B. calamita)
‘ wohnt von Portugal bis zur Weichsel und von Dänemark bis zur
Straße von Gibraltar hauptsächlich im Flachlande und im niederen
Mittelgebirge. In den Alpen, in Österreich-Ungarn und in Italien
scheint sie vollständig zu fehlen. Dagegen hat sie nicht bloß
Schottland sondern auch Irland erreicht. Scharff sieht in ihr
hier ein lusitanisches Element,*”) und es kann keinem Zweifel
unterliegen, daß wir ihre Heimat südwestlich von der der ersten
beiden Arten zu suchen haben. Deshalb braucht sie aber noch
nicht über eine tertiäre Landbrücke von Spanien aus direkt nach
Irland gekommen sein. Ebensogut möglich ist auch, daß ihre
Heimat in Frankreich lag. Jedenfalls hat sie Großbritannien
früher erreicht als die gemeine Kröte und mag in Irland wenigstens
die letzte Eiszeit, wenn auch vielleicht nicht die Haupteiszeit
überdauert haben.
So bilden die drei Hauptarten Europas eine geographische
Reihe, indem auf die westeuropäische B. calamita die mittel-
europäische B. vulgaris und die osteuropäische B. viridis folgen.
An die nach Nordafrika gelangten Arten schließen sich nun zu-
nächst eine größere Anzahl von afrikanischen Formen an. Im
Atlasgebiete treffen wir auf B. mauretanicus. Von Syrien zieht
sich über Ägypten bis zum tropischen und südlichen Afrika.-die
Pantherkröte (B. pantherinus) hin. Die Verbreitung zeigt uns
noch deutlich den Weg, auf dem diese Art aus dem paläarktischen
Gebiete im Pliozän oder im Frühquartär nach Afrika gelangt ist.
“) R. F. Scharff, Europesn Animals, p, 49.
Die Ausbreitung der Lurche. 123
Eine ziemlich große Anzahl von Bufo-Arten gehört der äthiopischen
Region ausschließlich an, meist deren Osten wie B. carens, Pentont,
arabicus, dodsoni, vittatus und Süden wie B. angusticeps, vertebralis,
granti. Diese Arten dürften ebenfalls von Formen abstammen,
die über Syrien nach Afrika gelangten. Dies ist natürlich auch
bei den westafrikanischen Arten möglich, wie bei DB. freussi von
Togo, B. superciliosus und B. tuberosus von Kamerun, doch könnten
sich diese auch im Westen Nordafrikas südwärts vorgeschoben
haben. In den quartären Pluvialzeiten haben jedenfalls die Kröten
den Wüstengürtel hier ebensogut kreuzen können wie im Osten.
Eine Sonderstellung kommt unter den äthiopischen Arten
B. andersoni zu, die auch aus der orientalischen Region angegeben
wird. Dies spricht für eine Einwanderung der Art von Indien her.
Dies führt uns zu den asiatischen Bufo-Arten. Zunächst haben
sich solche durch Mittel- nach Ostasien verbreitet, auf den gleichen
Wegen wie B. vulgaris und B. viridis. Innerasien gehört B. latastei
an, Ostasien B. raddei und B. formosus. Über Iran hat sich ein
anderer Zweig ausgebreitet, dem B. surdus von Beludschistan
angehört. Dann folgen zahlreiche orientalische Arten im ganzen
festländischen Indien und auch auf Ceylon (B. kelaarti) und aut
den malaiischen Inseln bis zu den Philippinen und Celebes. Auf
den ersteren treffen wir B. breviceds, B. philippinicus und B.
muelleri, auf Celebes B. celebensis und den auch über die malaiische
Unterregion und Hinterindien weit verbreiteten B. biporcatus.
Die Ausbreitung von Bufo im Gebiete der Sundainseln scheint
also immerhin schon im Pliozän erfolgt zu sein, aber doch wohl
später als die anderer Lurche, die auf dem gleichen Wege bis Neu-
guinea und Australien gekommen sind, wo Bufo, wie schon er-
wähnt, vollkommen fehlt.
Nordamerika hat nur wenige Bufo-Arten aufzuweisen, wie
B. cognatus, lentiginosus, alvarius, Punctatus, debilis, die aber den
Kontinent in ziemlich weiter Verbreitung besiedeln. Bewohnen
sie doch noch den ganzen Süden von Alaska und das ganze Gebiet
der Großen Seen vom Großen Bärensee bis nach Kanada. Wir
müssen in diesen nordamerikanischen weitverbreiteten Arten Reste
der alten Fauna der Nordatlantis sehen ebenso wie in den ähnlich
weitverbreiteten Formen Europas. Von Nordamerika aus konnte
‚Bufo seit dem Pliozän auch nach Südamerika vordringen, wo die
Gattung selbst bis zum Feuerlande gekommen ist und zahlreiche
Arten entwickelt hat. Auch die westindischen Inseln sind von
ihnen, jedenfalls von Mittelamerika her erobert worden. Merk-
würdigerweise fehlt aber Bufo ganz auf Jamaika. Barbour glaubt
deshalb, daß die Einwanderung der Kröten in Westindien von
Mittelamerika her über Kuba erfolgt sei,*8) doch ist diese Erklärung
nicht ganz sicher. Die Verbreitung der Landschnecken West-
4) Th. Barbour, Notes.on the Herpetology of Jamaica. Bull. Mus.
Comp. Zool. Harvard LIT, 1910, p. 277— 286,
6, Heft
194 Dr. Th. Arldt:
indiens ist jedenfalls nicht derart, daß eine besonders frühe Iso-
lierung von Jamaika angenommen werden könnte. Es müssen
da jedenfalls noch andere Gründe mitgewirkt haben, die der Gat-
tung das Eindringen in Jamaika verwehrten bzw. sie hier wieder
verschwinden ließen.
Endlich wird noch eine Art B. dialofus von Hawaii angegeben.
Auch diese Verbreitung läßt sich paläogeographisch recht gut er-
klären. Am Anfange der Tertiärzeit muß aus den mannigfachsten
Gründen eine Landmasse angenommen werden, die sich von
Hawaii in der Richtung nach Mexiko hin erstreckte und mit der
Landbrücke in Verbindung stand, die von Nordmexiko westlich
des heutigen Mittelamerika etwa über die Gegend der Galapagos-
inseln nach Südamerika führte. Auf diesem Wege, der allerdings
im Tertiär wohl schon an einer oder auch an mehreren Stellen
unterbrochen war, konnten Elemente der Fauna und Flora der
Nordatlantis die jetzt so einsam liegenden Inseln erreichen, auf
denen man sie nach den heutigen Verhältnissen in der Verteilung
von Land und Meer keinesfalls erwarten sollte. Allerdings müßte
dann Bufo mindestens schon im Eozän vorhanden gewesen sein,
was an sich schon sehr leicht vorstellbar ist, da ihre fossilen Reste
bis ins Unteroligozän zurückreichen, erst recht aber, weil die
Bufoniden im ganzen ganz sicher noch weit ältere Bewohner der
gesamten Nordatlantis sind.
Die anderen Gattungen der Bufoniden sind ziemlich formen-
arm und meist wenig weit verbreitet. Eine Ausnahme bildet nur
Nectophryne. Die meisten Arten von ihr gehören den malaiischen
Inseln an. Dazu kommen Arten von Südindien (N. tuberculosa),
von Kamerun (N. darvipalmata und N. afra) und neuerdings von
Deutsch-Ostafrika (N. tornieri). Früher reihte sich die Gattung
den zahlreichen Formen an, die enge tiergeographische Beziehungen
zwischen Westafrika und dem Osten der orientalischen Region
aufweisen, Beziehungen, die man nur durch die Annahme erklären
kann, daß einst die Waldländer der beiden Gebiete durch ähnliche
Wälder miteinander verbunden waren, die die heutigen offenen
Gelände von Ostafrika und Vorderindien bedeckten. Die Auf-
findung der deutsch-ostafrikanischen Art läßt diese Beziehung
weniger rein hervortreten, zeigt aber doch ebensogut die indisch-
äthiopischen Beziehungen an und beweist, daß Nectoßhryne im
Pliozän mit der Antilopidenschicht von Indien her nach Afrika
gelangt sein muß. Andere indische Gattungen sind Calohyla,
Cophobhryne von Sikkim und Necies von den Sundainseln, alle
offenbar in ihren heutigen Gebieten einheimisch und in ihnen aus
etwa im Miozän eingewanderten Formen entwickelt. Wenn Nectes
dabei vollständig zum Wassertiere geworden ist, so möchten wir
hierin ebenso wie bei den ichthyoiden Molchen eine sekundäre
Anpassung sehen.
Zwei weitere Gattungen haben sich im Norden der neotro-
pischen Region entwickelt. Da Rhinophrynus dem neotropischen
Die Ausbreitung der Lurche. 1925
Mexiko angehört, so lebt er auf einem Boden, der schon vor dem
Pliozän mit Nordamerika verbunden war, kann sich also noch
beträchtlich früher entwickelt haben. Engysiomops kommt aber
außer in Mittelamerika auch in Ecuador vor. Wir sehen deshalb
in ihr eine inMittelamerika entwickelte Gattung, die seit dem Pliozän
auch ein Stück in Südamerika eingedrungen ist. Daß sie schon
der vortertiären Sparassodontierschicht angehören sollte, ist nach
ihrer Verbreitung wenig wahrscheinlich. Auf der anderen Seite
liegt aber der Gedanke sehr nahe, daß auch über die oben erwähnte
Galapagosbrücke Bufoniden schon einmal nach dem Süden vor-
gedrungen sind. Dafür spricht einmal das hohe Alter der Familie
und dann besonders auch ihr Vorkommen auf Hawaii. Direkte
Spuren von solchen alten neotropischen Bufoniden kennen wir
allerdings nicht, wohl aber scheinen auch die Bufoniden Austra-
liens auf sie hinzuweisen.
Hier kennen wir die drei Gattungen Pseudophryne, Notaden
und Myobatrachus, alle ausschließlich auf dem Festlande vor-
kommend und selbst auf Tasmanien fehlend. Notaden besitzt noch
Gaumenzähne, als einzige aller Bufonidengattungen, und ist in
dieser Beziehung entschieden altertümlich. Wenn aber daraus
Simroth den Schluß zieht, als altertümlichste Gattung sei sie
eben am weitesten nach Osten abgedrängt worden, so widerspricht
dem doch ganz das auffällige Fehlen der Bufoniden auf Neuguinea
und den Molukken, über die allein die Kröten hätten nach Austra-
lien gelangen können, wenn wir uns Simroths Annahme anschließen
wollten. Auch sind die beiden anderen Gattungen durchaus nicht
in gleichem Maße primitiv. Das Fehlen der Bufoniden im Zwischen-
gebiete der orientalischen und australischen Region erscheint uns
hier als ein ursprüngliches, so daß also die indischen Formen von
Asien, die australischen nur von Südamerika hergekommen sein
könnten. Dann müssen aber eben auch Bufoniden vor dem Tertiär
nach Südamerika gelangt sein.
Eine ganz andere Verbreitung nach Zeit und Raum wie die
Bufoniden zeigen die Laubfrösche, dieHyliden. Während jene seit
dem Jura in der Nordatlantis relativ reichliche fossile Reste hinter-
lassen haben, fehlen solche von den Hyliden vollständig. Während
jene im papuanischen Gebiete eine grundsätzliche Verbreitungs-
lücke besitzen, fehlen die Hyliden im äthiopischen Gebiete so gut
wie ganz. Während jene in Südamerika erst spät heimisch ge-
worden sind, besitzen die Hyliden hier eine ganz überragend viel-
seitige Entwicklung. Nächstdem sind die Hyliden in Australien
häufig. Hieraus geht mit ziemlicher Sicherheit hervor, daß sie
nicht aus der Nordatlantis stammen. Auch die Angaris kommt
als ihre Heimat nicht in Frage. Die Südatlantis im ganzen kann
sie aber wegen ihres Fehlens in Afrika ebensowenig beherbergt
haben. Am besten paßt zu ihrer Verbreitung die Annahme, daß
sie sich im südlichen Südamerika entwickelt haben, in der
v. Jheringschen Archiplata, die. mehrfach. von der eigentlichen
6. Heft
126 Dr. Th. Arldt:
Südatlantis durch einen Meeresarm getrennt war. Von hier haben
sie sich dann erst nach dem Mitteleozän über das übrige Süd-
amerika ausgebreitet, als dieses bereits von Afrika durch den
südatlantischen Ozean geschieden war. Im Pliozän wurde dann
auch Nordamerika erreicht.
Fast alle kleineren Gattungen sind heute auf Amerika be-
‘schränkt. Ausschließlich südamerikanisch sind die monotypen
Amphignathodontiden von Ecuador, die auch im Unterkiefer
Zähne tragen und darin primitiver sind als die nur im Oberkiefer
bezahnten Hylinen. Dafür ist die Bruttasche des Amphignathodon
wieder eine spezielle Erwerbung. Unter den Hylinen stimmt
Nototrema mit der genannten Gattung in dem Besitze eines dorsalen
Brutsackes überein, der aus seitlichen Hautfalten durch Empor-
wachsen gebildet worden ist. Die Gattung ist im tropischen Süd-
amerika ziemlich verbreitet, noch weiter Phyllomedusa, die im
Norden bis Mexiko, im Süden bis Argentinien geht. Ersteres Land
kann erst seit dem Pliozän erreicht worden sein. Die senkrechte
Pupille läßt diese Gattung von den meisten anderen Laubfröschen
abweichen und schließt sie an den Diskoglossiden Alytes, an die
Pelobatiden und an die australische Kröte Myobatrachus an. Wir
sehen hieraus, daß dieses Merkmal kaum irgendwelche genetische
Bedeutung besitzen dürfte, da diese Gattungen durchaus nicht
als besonders primitive Formen ihrer Familien anzusehen sind,
im Gegenteil, wie wir z. B. bei den Diskoglossiden sahen. Auch
Phyllomedusa ist als hochspezialisierte Gattung zu betrachten.
Es sei in dieser Beziehung besonders an die eigenartige Eiablage
an Blättern erinnert, von denen herab die sich entwickelnden
Larven ins Wasser fallen, sodaß wir diese Gattung als eine der ex-
tremsten Anpassung der Frösche an das Leben im Laubmeere
der Bäume bezeichnen müssen.
Viele andere Gattungen sind reine Lokalformen. Corythomantıs
und Thoropa sind beide in Brasilien heimisch, Diaglena in Ecuador.
Letztere Gattung ist durch den Besitz von Zähnen am Para-
sphenoid und an den Gaumenbeinen als primitiv gekennzeichnet.
Ihr schließt sich durch Parasphenoidzähne auch Triprion von
Yukatan an, der auch dadurch mit Diaglena und Corythomantıs
zusammengehört, daß bei allen dreien der Schädel eine knöcherne
Kapsel mit breiter flacher, spatelförmiger und weit vorspringender
Schnauze bildet.50%) Auch Piernohyla von Mexiko zeigt eine ähn-
liche Kopfbildung, die in ihrer Lebensweise aber darin stark von
den anderen Hyliden abweicht, daß sie eine Bodenform ist. Be-
sonders die Parasphenoidzähne bei Triprion und Diaglena sind
von besonderem Interesse, da sie sich sonst bei keinem anderen
Anuren, außer bei einem Cystignathiden, finden. Mittelamerikanisch
ist weiter Agalychnis mit einer vertikalen Pupille wie Phyllomedusa,
50) F, Werner, Das Tierreich, III. Reptilien und Amphibien. Leipzig
1908, 8. 168.
Die Ausbreitung der Lurche. 127
sonst aber Hyla sehr ähnlich. Chlorophilus besitzt eine Art in
Peru, sieben im nearktischen Nordamerika. Wie er, ist auch der
rein nearktische Heuschreckenfrosch (Acris) eine Bodenform, die
nicht vor dem Pliozän Nordamerika erreicht haben kann, ebenso
wie Smilisca.
Von großem biogeographischen und biotogenetischem Interesse
ist der Umstand, daß mehrere Gattungen australisch-neotropische
Beziehungen aufzuweisen haben. Nyctimantis besitzt eine Art in
Ecuador (N. rugiceps), die zweite auf Neuguinea (N. Papua).
Von Hylella leben vier Arten im tropischen Amerika, z. B. H. parvula
in Brasilien, zwei in Australien, so H. bicolor. Auch Litoria wird
als australisch-neotropische Gattung angegeben. Alle diese Gat-
tungen sprechen dafür, daß die Hyliden sich von der Archiplata
aus über die ozeanische Landbrücke nach Australien ausgebreitet
haben.
Alle anderen Hyliden gehören der großen Gattung Hyla an,
die über 160 Arten umfaßt. Davon gehören etwa 107 der neo-
tropischen Region, 44 der australischen an, nur 7 der nearktischen,
3 der paläarktischen, je eine der orientalischen und äthiopischen.
Nicht weniger als 93% aller Arten leben also zu beiden Seiten des
südlichen pazifischen Ozeans. Auch hier spricht also alles dafür,
daß die Laubfrösche sich im südlichen Südamerika entwickelten.
Freilich fehlen sie, wie überhaupt die Hyliden, in dessen äußerstem
Süden, südlich vom 40. Breitengrade. Dies kann aber nichts
gegen eine Heimat in der Archiplata beweisen, da ja die quartäre
Klimaverschlechterung auch hier viele Formen äquatorwärts
zurückdrängen mußte. Sonst hat sich der Laubfrosch aber über
die ganze neotropische Region ausgebreitet, ohne freilich die
isolierteren Inseln, wie die Galapagosinseln, zu erreichen. Dafür
hat er ganz Westindien besiedelt und ist im Pliozän auch weit
nach Nordamerika vorgedrungen.
Weit früher, vor oder am Anfange der Tertiärzeit muß Ayla
über die südpazifische Landbrücke Australien erreicht haben, wo
besonders das Festland zahlreiche Arten aufzuweisen hat. Aber
auch im papuanischen Gebiete sind sie nicht selten, kommen sie
doch sogar auf den Salomonen vor (HM. thesaurensis). Zwei der
papuanischen Arten reichen auch in die orientalische Region
herein. H.dolichopsis bewohnt den Bismarckarchipel, Neuguinea,
die Molukken und Java, und ähnliche Verbreitung zeigt H. caerulea.
Sie zeigen uns den Weg der Ausbreitung der Hyliden an. Ihnen
schließt sich im nördlichen Hinterindien H. annectens an. Dann
folgt in Ostasien H: stefeni. Eine einzige Art ist nach Europa
gelangt, unser bekannter Laubfrosch H. arborea. Er bewohnt ganz
Mittel-und Nordeuropa, Nordwestafrika, West-und Ostasien von den
Kanarischen Inseln und Portugal bis Japan und von Südschweden
bis zum Mittelmeer, fehlt aber in Mittel- und Südasien, in Nord-
rußland, fast ganz Skandinavien und in ganz Großbritannien und
Irland. In diesem weiten Gebiete haben sich einige Unterarten
6. Heft
128 Dr. Th. Arldt:
herausgebildet, H. a. chinensis in China, H. a. savignyi auf Sar-
dinien sowie in Asien und H. a. meridionalis auf den Kanarischen
Inseln, in Nordwestafrika und Südwesteuropa, also durchweg an
der Südgrenze des Verbreitungsgebietes von Hyla arborea. Nach
der sonstigen Verbreitung der Hyliden müssen wir in unserem
Laubfrosch unbedingt einen späten Einwanderer sehen. Auch
Simroth sieht ja Hyla als aus wärmerem Klima stammend an
und sucht die Heimat des Laubfrosches wenigstens südlich der
Alpen. Doch kann diese Annahme noch kaum genügen. Ganz
besonders kann die Gattung nicht von dieser Gegend ausgegangen
sein, denn dann blieben die australisch-neotropischen Beziehungen
vollständig unerklärt. Wir können doch unmöglich annehmen,
daß sich Gattungen wie Nycfimantis bereits in Europa fix und
fertig entwickelt haben und dann über ganz Asien bis Neuguinea
und über Nordamerika bis Ecuador gewandert seien, ohnesich dabei
wesentlich zu verändern und ohne in den Zwischengebieten die
geringsten Spuren zu hinterlassen. Selbst für die Art H. arborea
ist ein europäischer Ursprung nicht sehr wahrscheinlich, der sie
ganz abseits aller anderen Hyliden stellen würde. Da der Laub-
frosch auch in Asien weit verbreitet ist, möchten wir seine Heimat
eher hier, im Anschlusse an die anderen Arten suchen. Die Gattung .
Hyla wäre dann etwa am Anfange der Pliozänzeit von Australien
nach Hinterindien gelangt, hätte sich dann über Ostasien und
Nordasien nach Europa ausgebreitet, das noch im Pliozän erreicht
worden sein muß, da die Kanarischen Inseln bereits in diesem
isoliert wurden. Mitteleuropa ist damals vielleicht auch schon
besiedelt worden, endgültig aber sicher erst nach dem Rückgange
der nordischen Eismassen.
Es kommt aber noch eine andere Ausbreitungsmöglichkeit
ernsthaft in Frage. Die Hyliden fehlen vollständig in ganz Vorder-
indien, im größten Teile von Hinterindien, auf Sumatra, Borneo,
Celebes und den Philippinen. Es klafft also eine breite Verbreitungs-
lücke zwischen den paläarktisch-hinterindischen Arten und den
sundanesisch-australischen. Während man die letzteren nur zu den
neotropischen Arten in Beziehungen setzen kann, könnte man
die ersteren vielleicht auch von den nearktischen Arten herleiten
und annehmen, daß solche im Pliozän über das Beringstraßen-
gebiet nach Asien gelangt wären. Freilich hätten dann die Arten
von Hyla ım Pliozän den riesigen Weg von Mittelamerika über die
Beringstraße, Sibirien und ganz Europa bis zu den Kanaren zurück-
legen müssen, bei unserer ersten Annahme nur von den Molukken
aus, ein Weg, der kaum halb so lang ist. Darum ist uns das nach-
trägliche Verschwinden von Hyla in den indischen Gebieten doch
wahrscheinlicher. In gewissen Gebieten ist ja Ayla sicherlich
wieder verschwunden. Das beweist die neue Art, die Nieden in
Abessinien entdeckt hat. Sie zeigt uns, daß der Laubfrosch auch
5') Nieden, Sitzungsber. Gesellsch. Naturf. Freunde Berlin 1911.
Die Ausbreitung der Lurche, 129
einen Vorstoß gegen Afrika unternommen hat, wahrscheinlich in
einer quartären Pluvialzeit, nach der er sich nur in dem regen-
reicheren Gebirgslande erhielt, in den austrocknenden Ländern
Arabiens, Irans und Vorderindiens aber wieder verschwand.
Trockenheit ‚könnte nun freilich in Hinterindien und Indonesien
kaum das Verschwinden der Laubfrösche bedingt haben. Aber
vielleicht ist dieses doch nur scheinbar und auch hier wird noch
einmal eine Art gefunden wie im tropischen Afrika, das bis vor
kurzem als vollständig frei von allen Hyliden galt. Selten sind ja
die Hyliden in ganz Eurasien sicher immer gewesen, so daß sie
auch recht gut allen bisherigen Untersuchungen entgangen sein
könnten.
Während die Hyliden und Bufoniden in allen Regionen vor-
kommen, wenn auch in ihnen sehr verschieden stark vertreten,
sind die Pfeiffrösche (Cystignathiden) ausgesprochen süd-
pazifisch, d. h. fast ganz auf die australische und neotropische
Region beschränkt, so daß wir in einer von diesen die Heimat der
Familie suchen müssen. Bei näherer Betrachtung kommt dafür
nur Südamerika in Frage und zwar wohl ein Gebiet nördlich der
Heimat der Hyliden im eigentlich tropischen Teil der Region.
Einmal stehen die Cystignathiden den in Südamerika entstandenen
Hyliden ziemlich nahe, weisen allerdings auch Beziehungen zu
den Bufoniden und Pelobatiden auf, so daß wir sie wohl am ehesten
als Parallelzweig zu den Hyliden aufzufassen haben. Dann sind
von den drei Unterfamilien zwei ganz auf Südamerika beschränkt.
Die Hemiphraktinen, durch den Besitz von Unterkieferzähnen
als ursprünglich gekennzeichnet, leben in Brasilien (Amphodus),
Ecuador (Ceratiohyla) und Columbien (Hemiphractus). Die erste
Gattung besitzt sogar noch Parasphenoidzähne, wie wir sie sonst
nur bei zwei Hylidengattungen kennen. Auch haben alle Gattungen
opisthocoele Wirbel. Sind diese Tiere als ursprünglichste Cystigna-
thiden zu betrachten, so die Dendrophryniscinen von Brasilien
(Dendrophryniscus) und Peru (Batrachophrynus) als die speziali-
siertesten. Haben sie doch alle Zähne verloren und sind vollkommen
ins Wasser übergegangen.
Auch bei den nur im Oberkiefer bezahnten Cystignathinen
leben die meisten Gattungen in Südamerika, nämlich 23 von 32,
von denen einige auch ein wenig nach Nordamerika hinübergreifen.
8 Gattungen sind australisch und dazu kommt eine neuerdings in
Südafrika gefundene Gattung Heleophryne®?), die ganz besonders
scharf darauf hinweist, daß Südamerika allein das Entwicklungs-
und Ausbreitungszentrum der Familie gewesen sein kann, die von
Australien niemals hätte Afrika auf direktem Wege erreichen
können.
3) J. Hewitt, A Comparative Review of the Amphibian Faunas of
South Africa and Madagaskar with Suggestions regarding their former
Lines of Dispersal. Ann. Transvaal Mus. 1911, p. 3.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 6% 9 6. Heft
130 Dr. Th. Arldt:
In Südamerika sind die Cystignathinen bis zur Magellan-
straße zu finden und haben in der patagonischen Unterregion in
Hylorhina auch eine endemische Gattung aufzuweisen, die mit
ihrer einzigen Art in Chile lebt. Die großen Gattungen, wie Leöio-
dactylus, Paludicola, Hylodes sind zumeist sehr weit verbreitet.
Auch Westindien ist von den Cystignathinen erreicht worden, so
von Leptodactylus und Hylodes. Lückenhafte Verbreitung zeigt
Calyptocephalus mit je einer Art in Chile (C. gay:) und bei Panama
(C. testudiniceps). Tiefer nach Mittelamerika ist Leptodactylus vor-
gedrungen. Auch Nordamerika hat Hylodes erreicht, offenbar
ım Pliozän über Mittelamerika nach Nordmexiko, vielleicht auch
von Westindien her bis Südflorida.
Schon vor dem Mitteleozän sind die Cystignathiden nach
Afrika gelangt, wo ihnen die schon oben erwähnte Gattung Aeleo-
phryne angehört. Andere Formen haben den Weg nach Australien
gefunden, wahrscheinlich über Ozeanien, doch wäre auch eine
Ausbreitung über die Antarktis denkbar. Auf alle Fälle werden
wir annehmen dürfen, daß die Cystignathiden, wie die Hyliden
und Bufoniden die Antarktis im Alttertiär von Südamerika aus
erreicht haben, da sie bei dem damaligen wärmeren Klima doch
sicher weiter polwärts gereicht haben als heute. Dagegen ist es
in höchstem Grade zweifelhaft, ob sie von der Antarktis aus hätten
Australien erreichen können. Freilich ist auch bei einer Benutzung
der ozeanischen Brücke der Umstand auffällig, daß die Cystigna-
thiden in Melanesien vollständig fehlen, durch das sie dann doch
hindurchgewandert sein müßten. Daß aber die Cystignathinen
von Südamerika her nach Australien gelangt sind, zusammen mit
den anderen Tieren der ‚‚Marsupialier“-Schicht, und nicht von Indien
her, kann kaum einem ernsthaften Zweifel unterliegen, fehlt es
doch nicht an direkten Beziehungen zwischen beiden Festländern.
So steht die australische Gattung Chiroletes dem obenerwähnten
Calyptocephalus von Chile und Panama besonders nahe. Man
kann solche Beziehungen doch unmöglich von Europa her er-
klären wollen. Auch die anderen australischen Gattungen sind
streng auf das Festland einschließlich Tasmanien beschränkt, wo
sie zum Teil außerordentlich häufig sind wie Limnodynastes.
Betrachten wir nun die Arciferen noch einmal im ganzen, so
müssen wir die Heimat der Cysthignathiden und Hyliden in der
westlichen Südatlantis sehen, die der Bufoniden und Paläoba-
trachiden in der Nordatlantis, die der Pelobatiden und Disko-
glossiden in der Angaris. Da die Entwicklung der Bufoniden
mindestens bis zum Jura zurückreicht, müssen die primitiveren
Familien der Angaris noch älter sein, und auch die südatlantischen
Familien sind sicherlich nicht viel jünger, da sie sich sonst nicht
hätten von Südamerika nach Australien ausbreiten können. Ihre
Vorfahren müssen spätestens in der mittleren Kreide nach Süd-
amerika gelangt sein. Es ist aber recht wohl möglich, daß diese
Familien genau soviel älter sind, als es jetzt den Anschein hat, wie
Die Ausbreitung der Lurche. 131
das bei den Bufoniden nachgewiesen worden ist. Dann müßten
die Vorfahren der Hyliden und Cystignathiden bereits in der
unteren Trias nach der Südatlantis gelangt sein, was durchaus im
Bereiche der Möglichkeit liegt. Die Arciferen im ganzen
stammen wohl sicher aus dem Norden, auf den die Molche so
ausschließlich beschränkt sind. Daß die primitiveren Familien auf
die Angaris hinweisen, läßt diese auch als Heimat der ganzen
Unterordnung am ehesten in Frage kommen.
Vollkommener als Springtiere und damit genetisch jünger als
die Arciferen sind die Starrbrustfrösche (Firmisternier), bei
denen die beiden Hälften des Brustgürtels in der Mittellinie fest
miteinander verbunden sind. Von ihren beiden Familien müssen
wir die Engmaulfrösche (Engystomatiden) entschieden als süd-
liche Familie betrachten. Keine ihrer Unterfamilien besitzt mehr
volle Bezahnung. Bei den Dyscophinen sind Zähne nur im Ober-
kiefer vorhanden. Ihr Hauptgebiet ist heute die madagassische
Region, leben doch auf Madagaskar nicht weniger als acht ver-
schiedene Gattungen, meist monotyp mit Ausnahme von Dys-
cophus. Weiterhin hat man neuerdings in Südafrika Cacosternum
als endemische Gattung nachgewiesen. Dazu kommen noch drei
artenarme Gattungen im Osten der orientalischen Region. Von
Pegu kannte man schon länger Calluella guttulata. Eine zur gleichen
Gattung gehörige Art (C. falcata) wurde dann auf der Insel Nias im
Westen von Sumatra gefunden. Auf Sumatra selbst ist Dyscophina
volzi heimisch, auf Borneo Colpoglossus brooksi. Diese Verbreitung
läßt sich am besten erklären, wenn wir in den Dyscophinen alte
Bewohner der östlichen Südatlantis oder auch der Lemuris sehen.
Nach Indien könnten sie im Pliozän oder auch schon während der
Kreide gelangt sein. Im ersteren Falle wären sie über Südarabien
und Vorderindien gewandert, im letzteren über die lemurische
Landbrücke. Es kommt schließlich darauf an, in welche Zeit wir
die Einwanderung oder Entwicklung der Engystomatiden setzen
wollen. Sie hätten in der Kreide von der Nordatlantis her nach
Südamerika und Afrika gelangen können, und dann könnten sie
Indien sicher erst im Pliozän erreicht haben. Es ist aber auch
möglich, daß die Einwanderung der Familie im unteren Jura von
der Angaris her erfolgte, die damals über Westasien mit Afrika
zusammengehangen hat. Dann wäre die Ausbreitung der Dysco-
phinen über die Lemuris bereits im Mesozoikum möglich gewesen.
Hinterindien und die Malaiis hätten allerdings auch erst im Jung-
tertiär erreicht worden sein können. Die letztere Annahme ist
schließlich etwas wahrscheinlicher, zumal wenn wir auch noch
die Verhältnisse bei den Raniden in Betracht ziehen, deren einer
Zweig, wie wir noch sehen werden, ebenfalls als südatlantisch an-
gesehen werden muß und daher nicht nach der oberen Kreide
nach der Südatlantis gekommen sein kann, aber wahrscheinlich
doch in ihr ein jüngerer Bewohner als die Engystomatidenist. Wenn
auch für sich allein nichts beweisend, so ist doch im Zusammenhang
9%* 6 Heft
132 Dr. Th. Arldt:
damit beachtenswert, daß die lemurischen Dyscophinen primitiver
sind als die westlicher heimischen Engystomatinen.
Die Engystomatinen entbehren der Zähne vollkommen
und sind dadurch von allen Unterfamilien unserer Gruppe am
weitesten spezialisiert. Sie zeigen die Verbreitung der ganzen
Familie. Eine Anzahl von Gattungen ist auf die neotropische
Region beschränkt; so Brachycephalus (Brasilien), Orephrynella,
Atelopus (auf Mittelamerika), Rhinoderma, Stereocyclops, Dermato-
notus. Nordamerika wurde sicher erst: im Pliozän erreicht und
ausschließlich über Mittelamerika, denn sie fehlen in Westindien
überhaupt ganz. Bis Nordmexiko, Texas und Louisiana sind
die neotropischen Engystoma, Phryniscus und Hypopdachus vor-
gedrungen. Eine höchst merkwürdige Verbreitung zeigt die
Gattung Phrynella, die von Peru und von der Halbinsel Malakka
und Sumatra angegeben wird. Dies spricht für eine Ausbreitung
der Engystomatinen über die ozeanische Landbrücke, die sie
unter Vermeidung von Australien über Neuguinea nach dem
malaiischen Inselgebiete führte.
Andere Engystomatinen breiteten sich in der östlichen Süd-
atlantis aus. Hiervon zeugen der allgemein äthiopische Hemisus
und der süd-und ostafrikanische Breviceps, sowie diemadagassischen
Rhombophryne und Scaphiophryne. Zwei Gattungen zeigen weitere
Beziehungen. Calophrynus besitzt zwei Arten auf Madagaskar
und weitere in Indien bis nach Neuguinea. Dies ist eine Ver-
breitung, die man als lemurisch bezeichnen möchte, und die nach
dem oben. Gesagten recht wohl auch durch die kretazeische Le-
muris erklärt werden könnte. Noch eigenartiger ist Phrynomantis
verbreitet. Von dieser Gattung leben zwei Arten, P. bifasciata
und P. microßs, im äthiopischen Afrika, P. fusca auf der Molukken-
insel Amboina. Hier ist eine lemurische Verbreitung wenig wahr-
scheinlich, da die Gattung auf Madagaskar fehlt. Eher käme schon
eine pliozäne Verbreitung über Südarabien und Indien in Frage.
Das Aussterben einer Gattung in diesen Zwischengebieten ist ja
in vielen anderen Fällen auch anzunehmen. Es kommt aber
noch eine andere Möglichkeit in Frage. Die Engystomatiden
könnten sich schon im Jura im südlichen Asien entwickelt haben
und von hier einerseits nach Afrika, andrerseits in die Malaiis
gelangt sein, so ähnlich wie dies Ortmann für die Süßwasser-
krebs-Familie der Parastaciden ausgeführt hat5®). Für eine Gattung
erscheint uns aber doch das jurassische Alter zu hoch, so daß
wir hier lieber die Annahme einer pliozänen Ausbreitung vor-
ziehen möchten. Auch hätten wir dann wohl für das jurassische
Indien eher bezahnte Engystomatiden als zahnlose Engystoma-
tinen ‚anzunehmen.
5) A. E. Ortmann, The Geographical Distribution of Freshwater
Decapods and its Bearing upon ancient Geography. Proc. Am. Phil. Soc.
Philadelphia XLI, 1902, p. 291— 29.
EEE ETER
Die Ausbreitung der Lurche, 133
An die beiden genannten Gattungen schließt sich eine ganze
Reihe von orientalischen Gattungen an. Vorderindisch ist z. B.
Cacobus, südindisch Melanobatrachus. Im Irawadidelta ist G/ypho-
glossus heimisch. Über die ganze orientalische Region hat sich
Callula verbreitet, die bis Celebes vorgedrungen ist. Hier findet
sich C. baleata, eine Bewohnerin ganz Indonesiens einschließlich
der Philippinen, auf denen allein C. dicta heimisch ist. Bis in das
malaiische Gebiet und selbst bis zu den Molukken ist auch Miecro-
hyla vorgedrungen. Nordwärts schließt sich in China Cacopoides
an, auf Celebes Sphenophryne. Endlich leben noch zahlreiche
Gattungen auf Neuguinea, wie Xenobatrachus, Xenorhina, Steno-
bhryne, Callulops, Liophryne, Mantophryne. Diese Gattungen sind
wohl zumeist an die orientalischen Gattungen anzuschließen und
dann wohl im Pliozän in die papuanische Unterregion eingewandert.
Freilich ist es auch nicht ausgeschlossen, daß einzelne von ihnen
auf Formen zurückgehen, die mit Phrynella von Südamerika her-
gekommen sind.
An die lemurischen Dyscophinen und die südatlantischen
Engystomatinen schließen sich endlich die papuanischen Genyo-
phryninen an, mit ihrer einzigen Art Genyophryne thompsoni auf
die Südostinsel zwischen Neuguinea und den Louisiaden beschränkt.
Man könnte nach der Verbreitung allein auf den Gedanken kommen,
daß sich diese aus in der Kreide von Südamerika her eingewanderten
Engystomatiden entwickelt hätten. Doch ist dies nicht wohl
möglich, wenigstens könnten diese Formen keine Engystomatinen
gewesen sein. Denn die Genyophryninen sind in mehrfacher Be- .
ziehung primitiver. Während jene gänzlich zahnlos sind, besitzen
diese Zähne am Gaumen und am Unterkiefer, wenn auch nicht
im Oberkiefer wie die Dyscophinen. Sonst sind sie den Engy-
stomatinen ziemlich ähnlich. Eine horizontale Pupille haben von
diesen z. B. der afrikanische Breviceds und der neotropische Ate-
lopus, eine Hautfalte quer über den Gaumen der amerikanische
Engystoma und der äthiopisch-molukkische Phrynomantıs, ein ver-
borgenes Trommelfell Engystoma, dem auch die Präcoracoide
fehlen. Wir treffen also Beziehungen zu Genyophyrne in allen
wichtigeren von Engystomatinen bewohnten Gebieten, am meisten
allerdings bei Engysioma. Wenn nun auch Genyophryne nicht von
Engystomatinen abstammen kann, so könnten doch deren noch
bezahnte Stammformen über die ozeanische Landbrücke nach
Neuguinea gelangt sein und sich hier zu der neuen Unterfamilie
entwickelt haben. Eine zweite Möglichkeit wäre die oben schon
angedeutete, daß sich die Engystomatiden schon in Südasien ent-
wickelt hätten und von hier im Jura wie nach der Südatlantis
so auch nach Papuasien vorgedrungen wären. Man kann diese
Annahme nicht als unmöglich bezeichnen. Wahrscheinlicher ist
aber wohl die erstere.
Die letzte Familie der Anuren, die der Raniden, hat eben-
falls drei Unterfamilien aufzuweisen. Die Familie im ganzen ist
6, Heft
134 Dr. Th. Arldt:
sicher nordisch, doch müssen schon in der oberen Kreide Angehörige
von ihr von der Nordatlantis aus nach Südamerika gelangt sein
und sich von hier über die ganze Südatlantis ausgebreitet haben.
Es sind dies die Dendrobatinen oder Baumfrösche, vollständig
zahnlos und in dieser Beziehung spezialisierter als alle anderen
Raniden. Ihre Verbreitung ist ganz ausgesprochen südatlantisch.
Vom Amazonasgebiet bis Mittelamerika lebt Dendrobates, 'n West-
afrika Cardioglossa, auf Madagaskar finden wir Mantella und
Stumpfia. Gadow ist hier geneigt, an konvergente Züchtung zu
denken und Dendrobates von dem in Columbien und Ecuador
heimischen Raninen Prostheraßis, Mantella von_dem äthiopisch-
madagassischen Megalixalus__herzuleiten. Diese Annahme ist
möglich, aber nicht notwendig. Simroth läßt alle Gattungen
gemeinsam aus den südlichen Mittelmeerländern stammen. Von
hier soll Cardioglossa direkt südwärts gewandert sein, Dendrobates
über eine mittelatlantische Brücke nach Südamerika, Mantella
über Indien und die Lemuris nach Madagaskar. Die einfachste
Annahme ist aber entschieden die, daß sich die Unterfamilie in der
Südatlantis entwickelt hat, auf die sie vollständig beschränkt er-
scheint.
Sind die Dendrobatinen ihrer Bezahnung nach am weitesten
spezialisiert, so stellen die Ceratobatrachinen ebenso ent-
schieden die ursprünglichste Gruppe der Raniden dar, denn sie
tragen am Ober- und Unterkiefer, wie am Pflugscharbein Zähne.
Sie sind mit ihrer einzigen Art Ceratobatrachus guentheri auf die
Salomonsinseln beschränkt, also lokal papuanisch, wie die Genyo-
phryninen. Auch hier könnte man an eine jurassische Einwanderung
von Asien her denken; doch ist es ebensogut möglich, daß die be-
zahnten Raniden zunächst der Fauna der Angaris angehörten und
erst im Pliozän nach Papuasien gelangten, wenn auch vielleicht
als eine der ersten Wellen der damals in die australische Region
flutenden Muridenschicht, denn nach Analogie der anderen Unter-
familien können wir ihnen kaum ein jurassisches Alter zuschreiban.
Als Heimat der Raninen, bei denen der Unterkiefer seine
Zähne verloren hat, möchten wir die Nordatlantis ansehen, in
der sie sich seit dem Beginne der Tertiärzeit entfalten konnten,
wie die Dendrobatinen in der Südatlantis, die Ceratobatrachinen
in Asien. Im Untermiozän von Böhmen tritt uns der fossile
Osphaerion entgegen, dem sich als zweifelhafte Firmisternier im
Obermiozän Bufavus und Ranavus, im Untermiozän Batrachus,
im Oberoligozän Amphirana anreihen. Der lebende Wasserfrosch
(Rana) geht sogar bis ins Unteroligozän fossil zurück und hat
neun fossile Arten in Europa aufzuweisen.
Rana ist mit ihren über 160 Arten in allen Regionen zu
finden, dringt aber in die australische und neotropische nur wenig
weit ein, während sie in Afrika und Madagaskar sehr artenreich
vertreten ist. Dies spricht für eine Heimat der Gattung in der
östlichen Nordatlantis, von der sich die Gattung vorwiegend ost-
Die Ausbreitung der Lurche. 135
wärts ausgebreitet hat; gehören doch nur 16 Arten Amerika an,
während 66 in Europa und Afrika und 81 in Asien und Australien
zu finden sind. Besonders weite Verbreitung besitzt der Wasser-
frosch (R. esculenta). Er reicht etwa von 60° N bis 30° N vom
Atlantischen bis zum Großen Ozean über den größten Teil Europas,
mit Ausnahme von Irland, über Nordafrika, Kleinasien, Syrien
und Transkaspien und dann wieder über die Mongolei, Mandschurei,
China, Japan und Indochina, fehlt aber in Hochasien, wo die
spätpliozäne Erhebung nachträglich das Verbreitungsgebiet der
Art auseinandergerissen hat. In den beiden so getrennten Gebieten
haben sich aus dem Wasserfrosch zwei Varietäten entwickelt, in
Ostasien R. e. chinensis, in Europa der größere Seefrosch (R. e.
ridibunda), der von Mittel- über Südeuropa bis Nordwestafrika,
Westasien und Turkestan reicht. Dieser fehlt aber in Dänemark,
Großbritannien, Nordfrankreich, am Rhein und in Italien, so daß
das Wohngebiet schon teilweise lückenhaft geworden ist. R. e.
lessonae lebt von Nordfrankreich bis Ungarn nördlich der Alpen
sowie in Oberitalien, R. e. typica von Südschweden bis Italien.
Von den drei europäischen Varietäten ist also die letzte die nörd-
lichste, die erste die südlichste, und entsprechend mögen ihre
engeren Heimatgebiete gelegen gewesen sein. Die Ausbreitung
der Art müssen wir sowohl der Erreichung Ostasiens wie der
Überschreitung des Gebietes von Gibraltar wegen ins Pliozän
setzen.
Fast noch weiter verbreitet ist der Grasfrosch (R. temporaria,
s. muta s. fusca), allerdings nur nach Norden, denn nach Süden
ist er kaum in das Mittelmeergebiet eingedrungen, indem er nur
die Pyrenäen, Alpen, Bosnien und Dalmatien erreichte.
Dafür hat er Irland erreicht, ist im Norden bis zum Nordkap,
also über den 70. Grad vorgedrungen und reicht auch im Osten
bis Sachalin und Japan. Er könnte hiernach mit dem typischen
Wasserfrosch verglichen werden, ist aber eher noch weiter. nördlich
heimisch als dieser. Ihm steht der Moorfrosch. (R. arvalis) nahe.
Sein Gebiet erstreckt sich vom Rhein, vom Elsaß und der Schweiz
über Mittel- und Osteuropa bis tief nach Asien hinein, bis Mittel-
sibirien, vielleicht bis an den Großen Ozean, geht aber nicht über
den 60. Breitengrad hinaus und zuch im Süden nur bis zu den
bayrischen Alpen und bis zur Donau. Die Verbreitung ist derart,
daß wir die Heimat dieser Art wohl eher in Ost- als in Mitteleuropa
zu suchen haben.
\ Eine südlichere Heimat ist wieder für den Springfrosch
(R. agilis) anzunehmen. Er lebt in Frankreich, Elsaß-Lothringen,
am Kaiserstuhl, in Bayern, der Schweiz, Italien, Österreich, Böhmen,
Schlesien, Ungarn, Südrußland, der Balkanhalbinsel und Nord-
kleinasien. Nach Deutschland scheint er am Rhein abwärts und
an der Donau aufwärts vorgedrungen zu sein. Das zentrale Gebiet
seiner Verbreitung sind hiernach die mittleren Donauländer, also
etwa Ungarn. Denn sicher ist er von einem ebenen trockenen
6, Heft
136 Dr. Th. Arldt:
Lande ausgegangen, da er noch heute trockenen Boden bevorzugt
und nicht ins höhere Gebirge eindringt.
An die vier genannten, weitverbreiteten paläarktischen Haupt-
arten schließen sich im Süden eine ganze Anzahl von lokaleren
Arten an. Auf der Pyrenäenhalbinsel ist aus dem Springfrosch
R. iberica, in Oberitalien R. lataster hervorgegangen, letzterer im
Süden bis Florenz, im Norden in die südliche Schweiz und Südtirol,
nach Osten in Ilyrien eingedrungen. Auf der dinarischen Hälfte
der Balkanhalbinsel suchen wir die Heimat der aus dem Gras-
frosch hervorgegangenen R. graeca, die außer in Griechenland,
Montenegro, der Herzegowina und Bosnien auch in Mittel- und
Süditalien vorkommt, südlich von R. latasteı. Da R. graeca in
Oberitalien wie im Karstgebiete fehlt, ist sie kaum nördlich um
das Adriatische Meer herum nach Italien gekommen. Ihre Ver-
breitung erinnert vielmehr an zahlreiche Pflanzen und auch Tiere,
die auf das Vorhandensein einer alten Landbrücke hinweisen, die
im Jungtertiär von Albanien über Unteritalien und Sizilien nach
Nordafrika führte. Auf dieser Landbrücke ist offenbar auch
R. graeca nach Italien gelangt. Andere mediterrane Arten sind
R. macrocnemis, camerani, ehrenbergi, cyanophyctis. In Nordasien
haben sich R. cruenta und R. dybowskii entwickelt, gegen 14 Arten
in Ostasien, darunter R. japonica, die ebenfalls dem Springfrosche
nahesteht und diesen in Ostasien ersetzt.
Nordamerika wird fast in seiner ganzen Ausdehnung von der
Gattung Rana bewohnt, auch das Mackenziegebiet und Südalaska,
wo sie so ziemlich mit ihren Gattungsgenossen von Nordostasien
zusammenstößt. Einmal dieser Umstand, dann aber auch die
verhältnismäßig so geringe Entwicklung der Raninen in Nord-
amerika machen es wahrscheinlich, daß die Gattung von Asien
her über das Beringgebiet eingewandert ist, wenn auch einzelne
Arten der alten Fauna der Nordatlantis entstammen könnten.
R. silvatica steht dem europäischen Springfrosch nahe, aber auch
der R. japonica. Da nun die Art für das westliche Nordamerika
charakteristisch ist, scheint sie uns zu den asiatischen Einwanderern
zu gehören, die im Obermiozän das Festland erreicht haben könnten.
Eher könnte auf eine europäische Einwanderung im Alttertiär
der Ochsenfrosch, R. catesbyana, hinweisen, der dem Osten der
Vereinigten Staaten angehört. Auch bei R. clamata und R. pa-
lustris kommt eine solche Einwanderung in Frage. Sie reichen
beide aus der Union bis nach Kanada. Dagegen sind mutmaßlich
asiatischen Ursprungs die nordmexikanischen Arten R. Dalmibes,
montezumae, halecina, pustulosa. Auch der Leopardenfrosch,
R. virescens, ist ihnen vielleicht anzuschließen, der über Mexiko
bis Mittelamerika vorgedrungen ist. R. chrysoprasina ist eine in
Costarika heimische Art. Ein paar weitere sind in das nördliche
Südamerika bis zum Amazonenstrom vorgedrungen.
Außerordentlich zahlreich sind die in der orientalischen Region
lebenden Arten. Sie sind hier besonders in Hinterindien und
u Die Ausbreitung der Lurche, 137
Indonesien häufig, fehlen aber auch westlich des Meerbusens von
Bengalen nicht. Zwei Arten, R. corrugata und R. greenei, sind für
Ceylon charakteristisch, 14 für das festländische Südindien, drei
für das Indusgebiet. In Indonesien lassen sich sowohl einige
lokale, wie manche weiter verbreitete Arten hervorheben. Zu den
ersten gehören R. nicobariensis von den Nikobaren, die, schon
im Miozän isoliert, wohl nur transmarin erreicht werden konnten,
R. similis, R. luzonensis von den Philippinen, R. celebensis, modesta,
macrods, mocquardi, microtympanum von Celebes. Von den weiter-
verbreiteten Arten geht der auch auf dem Festlande weitverbreitete
Tigerfrosch (R. tigrina) nur bis zu den Sundainseln, ohne Celebes
oder die Philippinen zu erreichen, ebenso die auch Japan erreichende
R. limnocharis. Dagegen ist R. kuhli auch auf Celebes gelangt.
R. everetti, R. varians und R. leytensis sind Borneo, den Philippinen
und Celebes gemeinsam. Wir möchten deren Heimat in Borneo
sehen, von wo die beiden anderen Gebiete im Pliozän noch erreicht
werden konnten. R. palavanensis zeigt ganz ähnliche Verbreitung,
ist aber von Borneo außer nach Celebes nurnach Palawan gekommen,
ohne die Philippinen selbst zu erreichen. Diese Art ist tiergeogra-
phisch wie paläogeographisch besonders wichtig, zeigt sie doch,
daß die Sarasinsche Annahme nicht ohne weiteres allgemein
gültig ist, daß Borneo mit Celebes keine Art gemeinsam habe, die
nicht zugleich auch auf den Philippinen oder auf Java lebte und
die deshalb alle solche Verbreitungen durch Wanderungen über
eine Philippinen- bzw. Javabrücke zu erklären sucht und das
Vorhandensein einer alten Verbindung zwischen Borneo und
Celebes scharf ablehnt®%). Bei unserer Art kann nicht wohl von
einem Vorkommen auf den Philippinen und einer Benutzung der
Philippinenbrücke die Rede sein. Hier muß unbedingt an eine
direkte Ausbreitung von Borneo nach Celebes gedacht werden,
‚wie auch bei der oben erwähnten R. kuhli, bei R. erythraea, die
von Hinterindien oder R. microdisca, die von der malaiischen
Unterregion bis Celebes reicht.
Aus Indonesien sind die Raniden im Pliozän auch in die
papuanische Unterregion vorgedrungen. Beiden gemeinsam ist
R. novaebritanniae, heimisch hauptsächlich auf dem Bismarck-
archipel und Neuguinea, aber auch aus dem malaiischen Gebiete
angegeben. R. papua, arfaki, guppyi, opisthodon leben dann weiter
auf Neuguinea, R. krefftii auf den Salomonen, über die die Gattung
nicht hinausgekommen ist.
Wie diese Arten von Indien nach Südosten führen, so weisen
andere von dort nach dem Westen. R. cyanophlyctis ist nicht bloß
in der ganzen festländischen orientalischen Region bis Malakka
verbreitet, sondern auch durch Iran bis in das äthiopische Arabien
und deutet so den Weg an, der wie so viele andere Tiere auch die
54) P. u. F. Sarasin, Über die geologische Geschichte der Insel Celebes
auf Grund der Tierverbreitung. Materialien zur Naturgeschichte der Insel
Celebes III. Wiesbaden 1901, S. 97,
6 Heil
138 Dr. Th. Arldt:
Raniden im Pliozän von Indien nach Afrika geführt hat. Auch
der äthiopische R. occipitalis steht dem indischen Tigerfrosch
nahe und dürfte daher von Indien herstammen. Indessen ist dies
wohl nicht bei allen äthiopischen Arten der Fall. R. mascareniensis
z. B. kommt außer im ganzen tropischen Afrika und auf Madagaskar
auch in Agypten vor, was auf eine Einwanderung aus dem öst-
lichen Teile des Mittelmeergebietes, also aus Syrien entlang des
Nil hinweist. Außer dieser ist noch eine zweite Art Afrika mit
Madagaskar gemeinsam. Sonst hat diese große Insel noch 15 ende-
mische Arten aufzuweisen, fast so viel wie das ganze Festland
Amerika; dies zeigt uns, daß die Raninen in Afrika kaum ganz
junge Bewohner sind und nicht alle erst im Pliozän hierher gelangt
sind, wie die oben erwähnten Arten. Einzelne Formen sind sicher
schon mit der Viverridenschicht an der Grenze vom Oligozän zum
Miozän von Europa nach Afrika und durch dieses nach Mada-
gaskar gelangt, das damals noch mit dem Festlande verbunden
war. Dagegen sind die äthiopisch-madagassischen Arten vielleicht
erst transmarin über die im Pliozän noch weit schmälere Straße
von Mozambique nach Madagaskar gelangt, ebenso wie Wasser-
schwein und Flußpferd.
Wenden wir uns nun den anderen Gattungen der Raninen
zu, so hat die Holarktis nicht eine von ihnen aufzuweisen. Für
alle müssen wir eine südliche Heimat und teilweise Rückwanderung
nach dem Norden annehmen. Die fünf neotropischen Gattungen
können dann nur auf eine pliozäne Einwanderung zurückzuführen
sein. Von ihnen hat sich Phyllobates von Guayana aus nach
Trinidad und Westindien ausgebreitet. Prostherapis, Colostethus,
Phyliodromus und Hylixalus gehören in der Hauptsache Colum-
bien und Ecuador an.
Dagegen können die äthiopisch-madagassischen Gattungen
z. T. schon auf miozäne Einwanderer zurückzuführen sein. Dies
möchten wir besonders für die auf Madagaskar stark entwickelten
Gattungen annehmen. Auf dieses ist Mantidactylus beschränkt,
ebenso der monotype Sooglossus auf die Seychellen. Letzterer
steht dem westafrikanischen Dimorphognathus von Kamerun und
Gabun und der Gattung Arthrolepis nahe, die außer acht vor-
wiegend westäthiopischen Arten auch eine Art auf Madagaskar
besitzt, die wir deshalb ebenfalls der Viverridenschicht einreihen
möchten. Auch bei Rappia (Hyperolius) kommt diese Annahme
als höchstwahrscheinlich in Frage, eine Gattung, die Mantidactylus
nahesteht. Sie besitzt neben 18 äthiopischen auch sechs madagas-
sische Arten. Äthiopisch-madagassisch ist auch die Gattung
Megalixalus und daher wohl ebenfalls seit dem Miozän im Süden
heimisch.
Während alle diese Gattungen außerhalb Afrikas fehlen,
‚zeigt der Ruderfrosch Rhacophorus weitere Verbreitung. Diese
nächst Rana artenreichste Gattung, die gegen 80 Formen umfaßt,
bewohnt mit der reichlichen Hälfte ihrer Arten die äthiopische
Die Ausbreitung der Lurche. 139
und die madagassische Region (24 bzw. 18 Arten), so daß wir
das Entwicklungszentrum dieser Gattung wohl in Afrika suchen
müssen. Die zahlreichen Arten der orientalischen Region müssen
dann erst in der Pliozänzeit nach Indien gekommen sein. Mehr als
zehn Arten sind der Insel Ceylon eigentümlich, ebenso besitzen
die Philippinen (Rh. appendiculatus, hecticus, surdus) und Celebes
(Rh. edentulus, monticola, georgii) endemische Arten. Rh. Pardalıs
ist von Borneo nach den Philippinen vorgedrungen. Am weitesten
verbreitet ist Rh. leucomystax, der die ganze orientalische Region
und auch Ostasien bewohnt, wo Rh. schlegeli als endemische Art
Japan bewohnt.
Rhacophorus betrachten wir als einen ursprünglich afrika-
nischen Zweig von Rana, der die Gattung sehr ähnlich ist. Ihm
steht Chiromantis sehr nahe. Bei den anderen äthiopischen Gat-
tungen ist es nicht leicht festzustellen, ob wir sie als schon im Miozän
von Europa her eingewandert anzusehen haben, oder ob sie erst
im Pliozän ins Land gekommen sind, in welchem Falle haupt-
sächlich Indien als Ursprungsland in Frage kommt. Nichts sicheres
können wir über Hylambates, Gampsosteonyx, Trichobatrachus (S.
Astylosternus) und Cassina sagen, die im tropischen Afrika zum
Teil mit ziemlich zahlreichen Arten weiter verbreitet sind. Wir
sind aber mehr geneigt, für sie eine spätere Einwanderung anzu-
nehmen, noch mehr bei dem ostafrikanischen Phrynoßsis von
Mozambique und erst recht bei Rothschildia von Abessinien, ge-
hören doch die auf dieses beschränkten Formen fast durchweg der
letzten Einwandererwelle an.
Andere Gattungen zeigen deutliche Beziehungen zu indischen
Formen.. Der äthiopische Phrynobatrachus steht dem orientalischen
Ixalus nahe. Beiden fehlen die Gaumenzähne, wie übrigens auch
Megalixalus. Petrobedates aus Westafrika schließt sich durch die
eigentümliche Gestalt seines Omosternums, das mit gegabeltem,
knöchernem Stiel den Präcoracoiden aufsitzt, an die Gattung
Cornufer an, die ebenfalls in Kamerun eine Art besitzt (€. johnston:),
aber sonst ganz orientalisch-papuanisch ist. Diese Gattungen
können nur von Indien her nach Afrika eingewandert sein.
Von den indischen Gattungen, die seit dem Miozän von
Europa her eingewandert sein oder besser aus von dort einwandern-
den Formen sich entwickelt haben müssen, ist zunächst I/xalus
in zahlreichen Arten weit verbreitet. Er hat Ceylon ebenso gut
erreicht wie die Philippinen (I. acutirostris, bimaculatus), wird aber
von Celebes nicht angegeben. An ihn schließen sich zahlreiche
Gattungen an. Oxyglosus und Micrixalus sind etwas weiter ver-
breitet, letzterer über Südindien, Borneo und die Philippinen,
also in Vorder- und Hinterindien offenbar nachträglich wieder
verschwunden. Dagegen ist Nannophrys auf Ceylon beschränkt,
Nannobatrachus und Nyciibatrachus leben nur im Süden des
Dekhan, Chirixalus und: Phrynoderma in Hinterindien, Oreoba-
trachus auf Borneo. Ihnen reiht sich noch Nyctixalus an. Daß
6, Heft
140 Dr. Th. Arldt:
diese‘ Gruppe Celebes nicht erreicht hat, spricht dafür, daß sie
zu den jüngeren Einwanderern in der orientalischen Region gehört,
und darum ist wohl auch Phrynobatrachus verhältnismäßig spät
nach Afrika gekommen.
Viel weiter ist Cornufer nach Südosten vorgedrungen. Er
fehlt direkt dem festländischen Indien, wo er doch schon der west-
afrikanischen Art wegen unbedingt früher gelebt haben muß.
Er ist hier anscheinend durch die später einwandernde /xalus-
Gruppe ebenso verdrängt worden, wie zum größten Teile aus der
äthiopischen Region. Sein Gebiet beginnt im wesentlichen bei
den Philippinen und reicht von hier tief nach Papuasien herein.
Selbst eine Art €. corrugatus reicht von den Philippinen bis Neu-
guinea und zum Bismarckarchipel, und andere Arten sind weiterhin
bis zu den Salomonen (C. salomonis) und selbst bis zu den Fidschi-
inseln (EC. vitianus) vorgedrungen. Cornufer ist hier das einzige
Amphibium und abgesehen von dem Scheibenzüngler Liodelma
überhaupt der am weitesten nach Südosten vorgedrungene Lurch.
Wir müssen wohl annehmen, daß diese Ausbreitung transmarin
erfolgt ist, denn in der Zeit, in der die Fidschi-Inseln landfest mit
Neuguinea verbunden waren, höchstens bis zum Eozän, können
die Raninen unmöglich von Asien her nach Melanesien gelangt
sein, da damals ein breites Meer an der Stelle der malaiischen
Inseln den Indischen mit dem Großen Ozean verband. Eine der-
artige Annahme steht auch mehr in Einklang mit der auffälligen
Isoliertheit des Fidschi-Cornufer. Ein Zufall hat ihn hierher ver-
schlagen, als einzigen aller Frösche und auch nur gerade nach
dieser Inselgruppe, während Neukaledonien und die Neuen He-
briden nicht erreicht wurden, die sich doch sicher auch nicht
früher von dem alten melanesischen Lande abgetrennt haben.
Auf den Salomonen treffen wir schließlich noch den monotypen
Batrachylodes vertebralis, den wir natürlich ebenso gut wie Cornufer
und Ceratobatrachus der pliozänen Muridenschicht zuzählen, nur mag
er nach dem Grade seiner Differenziation zwischen diesen beiden
Gattungen eingewandert sein, nach Ceratobatrachus und vor Cornufer.
Die Heimat der Raninen hatten wir in der Nordatlantis an-
genommen, und hier könnten sich auch die Raniden im ganzen
entwickelt haben, ebensogut aber auch in der Angaris. Aus dieser
müssen jedenfalls die Vorfahren der Engystomatiden stammen,
wenn diese schon im Jura nach der Südatlantis gelangt sind.
Dann ist aber die Herausbildung des Firmisterniertypus jedenfalls
auch in der Angaris erfolgt, und diese hat in der Entwicklung der
phaneroglossen Anuren eine ganz hervorragende Rolle gespielt.
Ob freilich der Firmisterniertypus genetisch einheitlich ist, läßt
sich nicht sagen. Er könnte recht wohl auch durch parallele Ent-
wicklung zustandegekommen sein.
IV. Apoden.
Als letzte Ordnung der Lurche bleiben uns nun noch die
Apoden, Gymnophionen, Pseudophidier, Peromelen oder Coecilier
Die Ausbreitung der Lurche. 141
übrig, die Blindwühlen, die von Molchen und Fröschen stärker
abweichen als diese voneinander. Daß man sie von den paläo-
zoischen Aistopoden hat ableiten wollen, wurde oben schon er-
wähnt, ebenso, daß wohl nur eine konvergente Anpassung an die
wühlende Lebensweise vorliegt. Auf alle Fälle haben sich aber
. die Blindwühlen in den ihrer Haut eingelagerten Kalkschüppchen
Reste der alten Stegokephalenpanzerung erhalten. Auch sonst
lassen sie sich deutlich als ein besonderer Zweig der Amphibien
erkennen und sind nicht von den Urodelen abzuleiten. Das Alter
der Ordnung muß hiernach sehr hoch sein und reicht vermutlich
bis ins Perm, wenn nicht gar bis ins Karbon zurück. Ob sie früher
weiter verbreitet waren als jetzt, läßt sich nicht feststellen. Jeden-
falls liegt aber die Heimat der lebenden Familie sicher in der
Südatlantis, wofür auch R. v. Jhering eingetreten ist.)
Fast alle Blindwühlen leben auch heute noch im Bereiche der
alten Südatlantis, die meisten in deren amerikanischer Hälfte.
Hier treffen wir Rhinatrema in Guayana und Ecuador, Coecilia
außerdem in Columbien und bei Panama, Typhlonectes von Bra-
silien über Venezuela bis Columbien, Chthonerbeton im Amazonas-
gebiete, Siphonops in Brasilien, Guayana, Ecuador und Peru,
während Gymnophis von Guayana bis Costarika und Guatemala
nordwärts vorgedrungen ist.
Zu diesen endemisch neotropischen Gattungen kommen zwei
weitere mit ausgesprochen südatlantischen Beziehungen. Von
Dermophis leben drei Arten in Peru und Bolivia (D. crassus) in
Ecuador (D. albiceps), Mittelamerika und Südmexiko (D. mexicanus),
zwei in Ostafrika (D. gregorii) und auf der westafrikanischen
Insel Sao Thome& (D. thomensis). Von Herpele aber ist H. ochro-
cebhala bei Panama zu finden, HZ. squalostoma aber ist dem tro-
pischen Südamerika mit Westafrika gemeinsam. Dazu kommt
schließlich noch eine neuerdings in Assam gefundene Art.
Westäthiopisch ist Geofrypetes von Lagos, ostäthiopisch sind
Boulangerula, Scolacomorphus vom Nyassagebiet und Baellophis
aus Deutsch-Ostafrika. Hypogeophis ist in der äthiopischen Region
(H. guentheri von Sansibar) und auf den Seychellen (H. rostratus,
alternans) zu finden, auf denen der monotype Cryptopsophis multi-
plicatus endemisch ist. Auf Madagaskar sind die Blindwühlen
dagegen noch nicht nachgewiesen worden, ein ziemlich auffälliger
Umstand, da die Seychellen nur über diese Insel mit Afrika land-
fest verbunden waren. Wir müssen wohl annehmen, daß es einst-
mals auch auf Madagaskar'Coeciliiden gegeben hat.
Die Blindwühlen sind schließlich auch noch in die orientalische
Region gelangt. Zwei Gattungen sind dieser mit der äthiopischen
Region gemeinsam. Eine ist die) bereits erwähnte Herpele von
Assam, die andere die Gattung Uraeotyphlus mit U. seraphini
von Kamerun und U. oxyurus und U. malabaricus von Südindien.
55) R. v. Jhering, Os Amphibios do Brazil. 1. Ordem. Gymnophiona.
Rev. Mus. Paulist. VIII, 1910, p. 89-111. |
6, Heft
142 Dr. Th. Arldt:
In Südindien ist weiter Gegenophis carnosus endemisch, während
sich Ichthyophis über die ganze orientalische Region bis Java
und Borneo ausbreitet. Diese ganze Fläche bewohnt die Haupt-
art I. glutinosus, während I. monochrous auf Südindien, Borneo
und Java beschränkt ist. Weder die Philippinen noch Celebes sind
von den Blindwühlen erreicht worden, ebenso erst recht nicht
Australien, wie sie auch in Südamerika demalten Archiplata fehlen.
Nach Indien können sie ihrer ganzen Verbreitung nach nur
von Afrika hergekommen sein, entweder im Pliozän über die ara-
bische Landbrücke oder schon in der Kreide über die Lemuris.
Nach dem hohen Alter der Familie möchte man das letztere ver-
muten, indessen sprechen doch verschiedene Umstände mehr für
die erstere Annahme, so die engen Beziehungen zwischen West-
afrika und dem Osten der orientalischen Region, wie sie uns bei
Uraeotyphlus und Herpele entgegentreten, die geringe Entwick-
lung der Familie in der südlichen Lemuris, ihre geringe Verbreitung
im indischen Archipel. So scheinen tatsächlich die Blindwühlen
im Mesozoikum und Tertiär auf die Südatlantis beschränkt ge-
wesen zu sein. Merkwürdig bleibt dann freilich ihre spättertiäre
Ausbreitung, die durch ganz besonders günstige Bedingungen
veranlaßt worden sein muß.
V. Zusammenfassung.
Wir fassen nun auch bei den Amphibien, wie bei früher unter-
suchten Tiergruppen, unsere Resultate noch einmal übersichtlich
zusammen. Zunächst trennen wir die nordischen von den südlichen
Formen, dabei die fossilen Gruppen durch ein } bezeichnend!3®).
Nordische Formen Südliche Formen
1. Sklerokephalen.
+Trimerorhachiden (Nordamerika) P +Micropholididen (Gond-
+Eryopiden (Nordamerika) P, wanis) T
auch Südatlantis
'tDissorophiden (Nordamerika) P
+Trematophiden (Nordamerika) P
tAspidosauriden (Nordamerika) P
tArchegosauriden (Europa) P
1Sklerokephaliden (Europa) C P
tCricotiden (Nordatlantis) C P
+Crossoteliden (Nordamerika) P
+Gymnarthriden (Nordamerika) P
+Pleuristiontiden (Nordamerika) P
tPleurosterniden (Europa) T
fGastrolepidotiden (Nordatlantis) C P
56) Dabei bedeutet C: Carbon, P: Perm, T: Tries, J: Jure K: Kreide,
E: Eozän, O: Oligozän, M: Miozän, Pl: Pliozän.
Die Ausbreitung. der ‘'Lurche, 145
tLabyrinthodontiden (Holarktis) T,
auch Südatlantis.
9. Mikrosaurier.
tMicrobrachiden (Nordatlantis) C P
tOphiderpetontiden (Nordatlantis) C
tUrocordyliden (Nordatlantis) €
tScincosauriden (Nordatlantis) C
+Dolichosomiden (Nordatlantis) €
}Molgophiden (Nordamerika) C
tDiceratosauriden (Nordamerika) C
tCeraterpetontiden (Nordamerika) C
+Diplocauliden (Nordatlantis) P,
auch Südatlantis T
‘3. Branchiosaurier.
tAcanthostomiden (Europa) P
tDiscosauriden (Europa) P
tMelanerpetontiden (Europa) P
tBranchiosauriden (Nordatlantis) GP
4. Urodelen.
-- ‚tLysorophiden (Nordamerika) P
Salamandrinen (Europa)
Desmognathinen (Nordamerika)
Plethodontinen (Nordatlantis)
Amblystomatinen (Angaris)
Amphiumiden (Angaris)
Proteiden (Nordatlantis)
Sireniden (Nordatlantis)
5. Aglossen.
Xenopodiden (Afrika)
Hymenochiriden (Afrika)
Pipiden (Südamerika)
6. Arciferen.
tPaläobatrachiden (Europa) OM Amphignathodontinen (Süd-
Discoglossiden (Angaris: Süden) amerika)
Pelobatiden (Angaris: Osten) Hylinen (Archiplatis)
Bufoniden (Nordatlantis), seit J Hemiphractinen (Archa-
Cystignathinen ma-
Dendrophyniscinen J zonis)
7. Firmisternier.
Dyscophinen (Lemuris)
Genyophryninen (Papuasien)
Engystomatinen (Südatlantis)
6, Heit
144 Dr. Th. Arldt:
Ceratobatrachinen (Angaris) Dendrobatinen (Stdatlantis)
Raninen (Nordatlantis)
8. Apoden.
Coeciliiden (Südatlantis).
Hiernach gehören die Sklerokephalen, Mikrosaurier, Branchio-
saurier und Urodelen dem Norden an, die Aglossen und Apoden
ebenso sicher dem Süden und nur die beiden Abteilungen der
Phaneroglossen verteilen sich in ihrer Entwicklung auf beide Erd-
hälften. Bei den Arciferen überwiegt dabei etwas der Norden, bei
den Firmisterniern der Süden. Die Heimat von beiden Gruppen
müssen wir aber im Norden suchen. Von den großen Gruppen der
Amphibien bleiben also nur die Apoden als südlichen Ursprungs
übrig, während die Anuren wie die Urodelen vom Norden stammen.
Die Entwicklung der Anuren scheint dabei in der Angaris eingesetzt
zu haben, die der Urodelen eher in der Nordatlantis.
Wir verteilen nun die Amphibiengruppen für die einzelnen
Regionen auf die verschiedenen für diese anzunehmenden Schichten:
I. Australische Region.
N: Neuseeland, H: Hawaii, F: Fidschi, P: nur Papuasien, * in der
Region entstandene Gruppen.
Perm (von Südafrika): 1 Micropholididen u. a.
Jura (von Indien): 6 Discoglossiden: *Liopelma N
Obere Kreide (von Südamerika): 6 Bufoniden: Bufo dialofus H,
Notaden u. a.; Hylinen; Cystignathinen, 7 *Genyophryninen,
Engystomatinen: }Phrynella.
Unterpliozän (von Indien): 7 *Ceratobatrachinen P
Mittel-Pliozän (von Indien): 6 Pelobatiden P, 7 Engystomatinen
P; Raninen: *Batrachylodes P
Ober-Pliozän (von Indien): 7 Raninen: Cornufer P F, Rana P.
II. Neotropische Region.
M: nur Mittelamerika.
Perm (von Nordamerika): 1 (tEryopiden), (fMicropholididen),
8 Coeciliiden.
Untertrias (von Nordamerika) :5 Pipiden, 6 Amphignathodontinen,
Hylinen, Hemiphractinen, Cystignathinen, Dendrophrynis-
cinen.
Trias (von Afrika): 1 (*}Labyrinthodontiden), 2 (*tDiplocauliden).
Jura (von Afrika): 7 Engystomatinen.
Obere Kreide (von Nordamerika): 6 Bufoniden, 7 Dendrobatinen.
Pliozän (von Nordamerika): 4 Desmognathinen: *Thorius M;
Plethodontinen: Plethodon (älter), Spelerdes (jünger), 6 Pelo-
batiden: Scaphiopus M; Bufoniden: Bufo, *Engystomops,
*Rhinophrynus M, 7. Raninen.
III. Madagassische Region.
S: nur Seychellen.
Perm (von Afrika): 1 (*tRhachitomen), 8 Coeciliiden ?
Trias (von Afrika): 1 (*}Labyrinthodontiden), 5 Aglossen ?
Die Ausbreitung der Lurche. 145
Jura (von Afrika): 7 Dyscophinen.
Kreide? (von Afrika): 7 Engystomatinen.
Alttertiär (von Afrika): 7 Dendrobatinen: *Mantella, *Stumpfia,
8 Coeciliiden: Hypogeophis S, *Cryptopsophis S
Miozän (von Afrika): 7 Raninen: Rana?, Rappia, *Sooglossus 5,
*Mantidactylus, Arthroleptis, Rhacophorus, Megalixalus.
Pliozän (von Afrika): 7 Raninen: Rana mascareniensis.
IV. Aethiopische Mr
W: nur Westafrika, S: nur Südafrik
Perm (von Europa ?): eraphoeliien S: *tMieropholis, *7.Bo-
thriceds, *}Petsophryne.
— (von Südamerika): 1 tEryopiden S: *f Rhinesuchus, *}M yriodon.
Untertrias (von Europa): 1 fLabyrinthodontiden S: TCapito-
saurus S, tTrematosaurus, tCyclotosaurus, *}Rhyiidosteus,
*+Syphonodon,; 2 }Diplocauliden S: *tBatrachosuchus.
Trias (von Südamerika): 5 Xenopodiden, Hymenochiriden;
8 Coeciliiden: *Geotrypetes W, *Uraeotyphlus W, * Baellobhis,
*Scolacomorphus, * Boulangerula.
Unterjura (von Asien): 7 Dyscophinen *Cacosternum S; Engy-
stomatinen.
Untereozän (von Südamerika): 6 Cystignathinen, *Heleophryne
S, 7 Dendrobatinen: *Cardioglossa W , 8 Coeciliiden: Dermoßhis,
Herpele W.
Miozän (von Europa): 7 Raninen: Rana, * Rapia, *Dimorpho-
gnathus W, *Arthrolebtis, * Rhacophorus, *Chiromantis, *Me-
galıxalus.
Pliozän (von Indien): 6 Bufoniden: Bufo andersoni, Nectophr'yne;
7. Hyliden: Hyla; Raninen: *Phrynobatrachus, Cornufer W,
* Petrobedetes W, *Phrynopsis, *Hylambates u. a.
— (von Europa u. Westasien): 6 Bufoniden: Bufo; 7 Raninen:
Rana mascareniensis, * Rothschildia ?
V. Orientalische Region.
P: auf Philippinen, C: auf Celebes, M: nur auf Molukken.
Perm (von Nordatlantis): 1 fRhachitomen: *tGondwanosaurus;
+Micropholididen: tBrachyops,; +Labyrinthodontiden: *tPachy-
gonia, *tGonioglyptus
Trias (von Nordatlantis): 1 tLabyrinthodontiden: Mastodonaurus,
tCapitosaurus.
Jura (v. Asien): 4 Amblystomatinen: Amblystoma; 6 (Discoglossi-
den), Pelobatiden.
Kreide (von Lemuris): 7 Dyscophinen: *Calluella, *Colpoglossus,
*Dyscophina; Engystomatinen: Calophrynus.
Miozän (von Europa): 6 Bufoniden: *Neciophryne, *Nectes,
| *Calohyla, *Cophophryne, Bufo andersoni; 7 Raninen: *Ixalus
| P, *Micrixalus P, *Cornufer P, Rana? PC
Pliozän (von Asien): 4 Salamandrinen: * Tylototriton; 6 Bufoniden
Bufo P C, 7 (Ceratobatrachinen?), 7 Raninen: Rana P C
Archiv fir a aInIE chlehle
E
10 6. Heft
146 Dr. Th. Arldt:
— (v. Afrika): 7 Engystomatinen:, Phrynomantis M, *Callula PC,
*Microhyla, *Sphenophryne C, *Cacopus, *Glyphoglossus,
* Melanobatrachus,; Raninen: Rhacophorus P C; 8 Coeciliiden.
— (von Australien): 6 Hyliden:Ayla; 7 Engystomatinen: Phrynella.
Holarktische Region.
N: nearktisch, P: paläarktisch.
Alteinheimisch: 1 fTrimerorhachiden N, fEryopiden N, fDisso-
rophiden N, fTrematopsiden N, tAspidosauriden N, tArche-
gosauriden P, +Sclerocephaliden P, fCricotiden N P, fCrossc-
teliden N, tGymnarthriden N, fPleuristiontiden N, tPlagic-
sterniden P, tGastrolepidotiden N P, Labyrinthodontiden
N P, 2 tMicrobrachiden N P, tOphiderpetontiden N P, tUro-
cordyliden N P, Scincosauriden N P, tDolichosomiden N P,
tMolgophiden N, tDiceratosauriden N, Ceraterpetontiden N,
tDiplocauliden N P, 3 tBranchiosauriden N P, fMelaner-
petontiden P, fDiscosauriden P, tAcanthostomiden P; 4
tLysorophiden N, Salamandrinen N P, Desmognathinen N,
Plethodontinen N P, Amblystomatinen N P, Amphiumiden
N P, Proteiden N P, Sireniden N + P; 5. Paläobatrachiden P,
Discoglossiden N P, Pelobatiden N P, Bufoniden N P; 7
(Ceratobatrachinen P); Raninen: Rana N P, }Osphaerion P.
Pliozän (von Südamerika): 6 Hyliden: Hyla N; Cystignathinen:
Hylodes N; }Engystomatinen: Engystoma N, Phryniscus N,
Hypopachus N.
— (von Australien über Indien): 6 Hyliden: Hyla P.
— (von Äthiopien über Indien): 7 Engystomatinen: Cacodoides P;
Raninen: Rhacophorus P.
An diese zoogeographischen Tafeln schließen wir nun paläo-
biogeographische an, um die Verbreitung der Amphibien noch
mehr im einzelnen zu zeigen.
Devon.
Nordatlantis: 2 Mikrosaurier.
Angaris, Holonotis: —
Karbon.
Nordatlantis: 1 Rhachitomen, Embolomeren; (Plagiosterniden),
Gastrolepidotiden; 2 Microbrachiden, Ophiderpetontiden,
Urocordyliden, Scincosauriden, Dolichosomiden; 3 Branchio-
sauriden.
Nearktis: 1 (Rhachitomen); (Embolomeren), Gastrolepidotiden;
2 Microbrachiden, Ophiderpetontiden, Urocordyliden, Scinco-
sauriden; Dolichosomiden, Molgophiden; Diceratosauriden,
Ceraterpetonliden; 3 Branchiosauriden.
Angaris, Holonotis: 1 Sklerokephalen, 2 Mikrosaurier, 3 Bran-
chiosaurier ?
Perm.
Nearktis: 1 Trimerorhachiden, Eryopiden, Dissorophiden, Tre-
matopsiden, Aspidosauriden, Cricotiden, Crossoteliden, Gym-
narthriden, Pleuristiontiden; 2 Diplocauliden; 4 Lysorophiden.
Die Ausbreitung der Lurche, 147
Skandis: 1 Sklerocephaliden, Archegosauriden, Cricotiden, (Pla-
giosterniden), Labyrinthodontiden; 2 Microbrachiden, Diplo-
cauliden; 3 Branchiosauriden, Melanerpetontiden, Disco-
sauriden, Acanthostomiden.
Angaris: 1 Sklerokephalen, 2 Mikrosaurier, 6 Arciferen.
Holonotis: 1 Eryopiden, Micropholididen, 8 Coeciliiden.
Trias.
Nordatlantis: 1 Labyrinthodontiden, 4 Salamandriden, 6 Bu-
foniden.
Eurasien: 1 Plagiosterniden, Labyrinthodontiden, 6 Disco-
glossiden, Pelobatiden.
Südatlantis: 1 Micropholididen, Labyrinthodontiden, 2 Diplo-
cauliden; 5 Aglossen; 6 Hyliden, Cystignathiden, 8 Coeciliiden.
Gondwanis: 1 Micropholididen.
Jura.
Nordatlantis: 4 Salamandrinen, Desmognathinen, Plethodon-
tinen, 6 Bufoniden: Eobatrachus;, 7 Raninen.
Angaris: 4 Amblystomatinen, Amphiumiden; 6 Discoglossiden,
Pelobatiden, 7 Ceratobatrachinen. _
Südatlantis: 5 Propipiden (W), Xenopodiden (O), 6 Hyliden (W)
Cystignathiden (W), 7 Engystomatinen; 8 Coeciliiden.
Lemuris: 5 Aglossen?, 7 Dyscophinen, 8 Coeciliiden ?
Australien: 6 Discoglossiden.
Untere Kreide.
Nordatlantis: 4 Salamandrinen, Desmognathinen, Plethodon-
tinen, Proteiden; 6 Bufoniden: Bufo; 7 Raninen.
Angaris: 4 Amblystomatinen, Amphiumiden, 6 Discoglossiden,
Pelobatiden, 7 Ceratobatrachiden.
Südatlantis: 5 Pipiden (W), Xenopodiden (OÖ), Hymenochiriden
.(©), 6 Amphignathodontinen (W), Hylinen (W), Hemiphrac-
tinen (W), Cystignathinen (W), Dendrophryniscinen (W);
7 Engystomatinen; 8 Coeciliiden.
Lamuris: 7 Dyscophinen; 8 Coeciliiden ?
Australien: 6 Discoglossiden.
Mittlere und obere Kreide.
Nordatlantis: 4 Desmognathinen, Plethodontinen, Amblysto-
matinen (W), Amphiumiden (W), Proteiden, Sireniden;
6 Discoglossiden: Ascaphus (W) ?; Bufoniden: Bufo; 7 Raninen.
Eurasien: 4 Salamandrinen (W), Amblystomatinen (0), Amphi-
umiden (OÖ), 6 Discoglossiden, Pelobatiden: Leplobrachium
(O), Pelobates (W); Bufoniden: Bufo (W); 7 Ceratobatrachinen
(O), Raninen.
Australien: 6 Discoglossiden, Bufoniden, Hylinen, Cystignathinen.
Ozeanis: 6 Bufoniden: Bufo (Hawaii), Hylinen, Cystignathinen,
7 Genyophryninen, Engystomatinen: Phrynella.
10* 6% Heft
148 Dr. Th. Arldt:
Südamerika: 5 Pipiden (N); 6 Bufoniden; Amphignathodontinen,
Hylinen; Hemiphractinen, Cystignathinen, Dendrophrynis-
cinen; 7 Engystomatinen, Dendrobatinen; 8 Coeciliiden.
Afrika: 5 Xenopodiden, Hymenochiriden; 7 Dyscophinen:
Cacosternum S, Engystomatinen, 8 Coeciliiden: Geotrybetes,
Uyaeotyphlus u. a.
Lemuris: 7 Dyscophinen, Engystomatinen: Calophrynus.
Alttertiär.
Nordamerika: 4 Desmognathinen, Plethodontinen, Amblysto-
matinen, Amphiumiden, Proteiden, Sireniden, 6 Discoglossiden:
Ascaphus, Pelobatiden: Scaphiopus, Bufoniden: Bufo, 7
Raniden: Rana.
Europa: 4 Salamandrinen, Plethodontinen, Proteiden, Sireniden,
6 Paläobatrachiden: Palaeobatrachus, Pelobatiden: Pelobates,
Bufoniden: Bufo, 7 Raninen: Rana.
Asien: 4 Amblystomatinen, Amphiumiden; 6 _Discoglossiden,
Pelobatiden: Leptobrachium, 7 Ceratobatrachinen.
Südamerika: 5 Pipiden (N), 6 Bufoniden?, Amphignathodon-
tiden, Hylinen, Hemiphractinen, Cystignathinen, Dendro-
phryniscinen, 7 Engystomatinen, Dendrobatinen, 8 Coeciliüiden,
Dermophis, Herpele, Coecilia, Siphonops, Gymnophis u. a.
Afrika: 5 Xenopodiden, Hymenochiriden, 6 Cystignathinen:
Heleophryne; 7 Dyscophinen: Cacosternum; Engystomatinen;
7 Dendrobatinen: Cardioglossa,; 8. Coeciliiden: Dermophis,
Herpele, Geotrybetes, Uraeotyphlus u. a., Hypogeophis.
Madagaskar: 7 Dyscophinen; Engystomatinen: Calophrynus,
Rhombophryne, Scaphiophr'yne.
Seychellen: 8 Coeciliiden: Hypogeophis, Cryptopsophis.
Dekhan: 7 Dyscophinen, Engystomatinen: Calodhrynus.
Melanesien: 6 Hylinen: Hyla, Nyctimantis, 7 Genyophryninen;
Engystomatinen: Phrynella.
Australien: 6 Bufoniden: Notfaden u. a.; Hylinen: Hyla, Hylella,
Litoria, Cystignathinen.
Neuseeland: 6 Discoglossiden: Liodelma.
Hawaii: 6 Bufoniden: Bufa dialofus.
Miozän.
Nordamerika: 4 Salamandrinen: Molge; Desmognathinen; Ple-
thodontinen, Amblystomatinen, Amphiumiden, Proteiden,
Sireniden; 6 Discoglossiden: Ascabhus; Pelobatiden: Sca-
phiobus. Bufoniden: Bufo.
Europa: 4 Salamandrinen: Molge, Salamandra, Plethodontinen:
Spelerpes, Amphiumiden: Andrias; Proteiden; Sireniden:
Orthobhyia; 6 Paläobatrachiden: Palaeobatrachus, Protopelo-
bates; Discoglossiden: Alytes, Pelobhilus, Latonia, Discoglossus;
Pelobatiden: Pelobates, Pelodytes; Bufoniden: Platosphus,
Protophrynus,. Bufo; 7 Raninen: Rana, Osphaerion.
Die Ausbreitung der Lurche. 149
Asien: 4 Salamandrinen: Molge, Pachytriton; Amblystomatinen,
Amphiumiden; 6 Discoglossiden: Bombinator; Pelobatiden:
Leptobrachium; Bufoniden: Bufo,;, 7 Raninen: Rana.
Südamerika: 5 Pipiden (N); 6 Amphignathodontinen, Hylinen,
Hemiphractinen, Cystignathinen, Dendrophryniscinen; 7 En-
gystomatinen, Dendrobatinen :Dendrobates ; 8Coeciliiden :Dermo-
phis, Herpele, Coecilia, Siphonops, Gymnophis u. a.
Afrika: 5 Xenopodiden, Hymenochiriden, 6 Cystignathinen:
Heleophryne (S); 7 Dyscophinen: Cacosternum; Engystoma-
tinen, Dendrobatinen: Cardioglossa; Raninen: Rappia, Dimor-
phognathus, Arthroleptis, Chiromantis, Rhacophorus, Rana,
Megalıxalus; 8 Coeciliiden: Dermophis, Herpele, Geotrypetes,
. Uraeotyphlus, Hypogeophis.
Madagaskar: 7 Dyscophinen, Engystomatinen: Calophrynus,
Rhombophryne, Scaphiophryne; TDendrobatinen: Mantella,
Stumpfia; Raninen: Rapßia, Mantidactylus, Arthroleptis,
Rhacophorus, Rana, Megalixalus.
Seychellen: 7 Raninen: Sooglossus; 8 Coeciliiden: Hypogeophis,
Cryptopsophis.
Dekhan: 6 Bufoniden: Bufo andersoni, Nectophryne u. a.; 7 Dys-
cophinen, Engystomatinen: Calophrynus; Raninen: Ixalus,
Micrixalus, Cornufer.
Hinterindien: 7 Amblystomatiden: Amblysioma; 6 Pelobatiden:
Leptobrachium, Megalophrys, 7 Ceratobatrachinen, Raninen:
Ixalus, Micrixalus, Cornufer.
Melanesien: 6 Hylinen: Hyla, N yctimantis, 7 Genyophryninen,
Engystomatinen: Phrynella.
Australien: 6 Bufoniden: Notaden u. a.; Hylinen: Hyla, Hylella,
Litoria; Cystignathinen.
Neuseeland: 6 Discoglossiden: Lriopelma.
Hawaii: 6 Bufoniden: Bufo dialofus.
Pliozän.
Nordamerika: 4 Salamandrinen: Molge; Desmognathinen;
Amblystomatinen: Amblystoma u. a.; Amphiumiden: Cryöto-
branchus, Amphiuma; Proteiden: Typhlomolge, Necturus;
Sireniden: Siren, Pseudobranchus; 6 Discoglossiden: Ascaphus;
Pelobatiden: Scaphiopus; Bufoniden: Bufo, Hylinen: Acris,
Chlorophilus, Smilisca, Hyla; 7 Engystomatinen: Engystoma,
Phryniscus, Hypopachus,; Raninen: Rana.
Europa: 4 Salamandrinen: Molge, Bradybates, Salamandra, Chio-
glossa, Salamandrına; Plethodontinen: Spelerpes; Proteiden:
Proteus; 6 Discoglossiden: Discoglossus, Bombinator, Alytes,
Ammoryctes; Pelobatiden: Pelobates, Pelodytes; Bufoniden:
Bufo; Hylinen: Hyla; 7 Raninen: Rana.
Asien m. Indien: 4 Salamandrinen: Molge, Tylototriton (S),
Pachytriton (0); Amblystomatinen: Amblystoma (S), Hynobius
(O), Salamandrella (N) u. a., Amphiumiden: Megalobatrachus ;
6. Heft
150 Dr. Th. Arldt: Die Ausbreitung der Lurche.
6 Discoglossiden: Bombinator, Bufoniden: Bufo, Nectophryne,
(S), Cophophryne (S), Calohyla (S); Hylinen: Hyla; 7 Dysco-
phinen: Callulla; Engystomatinen: Callula (S), Cacobsis (S).,
Glyphoglossus (S), Melanobatrachus (S), Cacoßsides (0);
Raninen: Nannophrys, Oxyglossus u. a., Micrixalus, Rha-
cophorus (S O), Rana; 8 Coeciliiden: I chthyophis (5); Uracoly-
phlops, Herpele, Gegenophis.
Südamerika: 4 Desmognathinen: Thorius; Plethodontinen:
Plethodon, Spelerpes; 5 Pipiden (N); 6 Pelobatiden: Scapdhiopus ;
Bufoniden: Bufo, Engystomops, Rhinophrynus, Amphignatho-
dontinen, Hylinen, Hemiphractinen, Cystignathinen, Dendro-
phryniscinen; 7 Engystomatinen: Engystoma u. a., Dendro-
batinen: Dendrobates; Raninen: Prostherapis u. a., Rana;
8 Coeciliiden (siehe Miozän).
Afrika: 5 Xenopodiden, Hymenochiriden, 6 Bufoniden: Bufo,
Nectophryne; Cystignathinen: Heleophryne,;, 7 Dyscophinen:
Cacosternum; Engystomatinen: Hemisus, Breviceps, Phryno-
mantis,; Dendrobatinen: Cardioglossa,;, Raninen: Rappia,
Dimorphognathus, Arthroleptis, Phrynobatrachus, Cornufer,
Petropedetes, Chiromantıs, Rhacophorus, Rana, Megalixalus,
Hylambates u. a., Rothschildia; 8 Coeciliiden (siehe Miozän).
Madagaskar: 7 Dyscophinen: Dyscophus u. a., Engystomatinen:
Calophrynus, Rhombophryne, Scaphiophryne; Dendrobatinen:
Mantella, Stumpfia; Raninen: Rappia, Mantidactylus, Arthro-
lebtis, Rhacophorus, Rana, Megalıxalus.
Seychellen: 7 Raninen: Sooglossus; 8 Coecilüden: FEED:
Cryptopsophis.
Malaiis: 6 Pelobatiden: Lediobrachium, Megalophrys; Bulöhrden:
Bufo, Nectophryne, Nectes; Hylinen: Hyla; 7 Dyscophinen:
Colpoglossus, Dyscophina ‚ Engystomatinen: Calodhrynus,
Callula, Microhyla,' Chaperona, Phrynella; Raninen: Ixalus,
Oreobatrachus, Micrixalus, Rhacophorus, Rana; 8 Coeciliiden:
Ichthyophis.
Philippinen: 6 Bufoniden: Bufo; 7 Engystomatinen: Callula;
Raninen: Ixalus, Micrixalus, Cornufer, Rhacophorus, Rana.
Celebes u. Molukken: 6 Bufoniden: Bufo; 7 Engystomatinen:
Phrynomantis, Callula, Microhyla, Sphenobhryne; Raninen:
Cornufer, Rhacobhorus, Rana.
Neuguinea: 6 Pelobatiden: Ranaster, Asterophrys, Batrachopsis,
Hylinen: Hyla, Nyctimantis,; 7 Genyophryninen, Engysto-
matinen: Calophrynus, Callulobs, Xenobatrachus u. a.; Raninen:
Cornufer, Rana.
Salomonen: 6 Hylinen: Hyla; 7 Ceratobatrachinen; Raninen:
Cornufer, Rana, Batrachylodes.
Australien: 6 Bufoniden, Cystignathinen: Pe Notaden,
Myobatrachus; 6 Hylinen: Hyla, H ee Litoria.
Fidschi: 7 Raninen: Cornufer.
Embrik Strand: Rezensionen. 151
Neuseeland: 6 Discoglossiden: Liopelma. |
Hawaii: 6 Bufoniden: Bufo dialofus. -
Wir sehen, daß sich die biotogenetische Entwicklung der Lurche
ziemlich bis in Einzelheiten verfolgen läßt, fast durchweg bis zu
den Gattungen, teilweise bis zu den Arten herunter. Selbstver-
ständlich ist auch hier noch manche Einzelheit dunkel, auf ver-
schiedenem Wege zu deuten. Aber in den weitaus meisten Fällen
sehen wir doch schon ziemlich klar und erkennen, wie auch bei den
Amphibien fast alle größeren Landmassen eine Rolle als Entwick-
lungszentren gespielt haben. Nur in Australien hat sich keine grö-
ßere Amphibiengruppe herausbilden können; nur kleine äußerst
formenarme Abteilungen sind auf melanesischem Boden (Genyo-
phryninen), keine einzige auf dem Festlande von Australien heran-
gewachsen, während z. B. Madagaskar die Dyscophinen, Afrika die
Xenopodiden, Hymenochiriden und Engystomatiden entstehen sah
und Südamerika, Nordamerika, Europa und. Asien zahlreiche Fa-
milien und Unterfamilien aus sich hervorgehen ließen. Uns erscheint
eine derartige Entwicklung viel natürlicher als die Annahme, daß
alle Familien aus dem gleichen Entwicklungszentrum hervor-
gegangen seien, mag man dieses nun in den Nordpolargegenden, in
Europa oder sonst in irgend einem anderen Festlande suchen.
Ebenso ist es aber auch keinesfalls nötig, bei Gruppen mit zer-
streutem ‚Verbreitungsgebiete wie den Dendrobatinen die Formen
der einzelnen Gebiete aus diesem Grunde als durch konvergente
Züchtung entstanden anzusehen. Immerhin müssen wir bei manchen
Gruppen mit der Möglichkeit rechnen, daß sie nur morphologisch,
nicht genetisch begründet sind, daß sie nicht einer einzigen Stamm-
linie angehören, sondern Entwicklungsstufen darstellen, die quer
über mehrere Stämme hinweg verlaufen, wie dies die Paläontologie
nun schon für eine ganze Anzahl von systematischen Gruppen
gezeigt hat.
Rezensionen.
Nur Schriften, die zu dem Zweck an die Redaktion des Archivs für Natur-
geschichte eingesandt werden, können hier besprochen werden. Außerdem
werden sie in den Jahresberichten behandelt werden. Zusendung von
Rezensionsschritten erbeten an den Herausgeber des Archivs:
Embrik Strand, Berlin N. 4, Chausseestr. 105.
Aries, Elisabeth. Die rentable Ziegenzucht. Aus der Praxis
für die Praxis. Mit 15 Abbild., 52 pp. Aus der Sammlung
von Einzeldarstellungen ‚Haus und Hof‘ des Volksvereins-
Verlags G. m. b. H., M. Gladbach. 1915. Preis 80 Pfg.
— Die rentable Nutzgeflügelzucht. Mit 76 Abbild., 100 pp.
Aus derselben Sammlung und demselben Verlag. 1915.
Preis M. 1.20.
6, Heit
152 | Strand:
/
Tendam, Ludwig. Die Kaninchenzucht des kleinen Mannes.
Eine Anleitung zur Anlage einer gewinnbringenden Ka- .
ninchenzucht.. Dieselbe Sammlung und derselbe Verlag. Mit
21 Abbild., 50 pp. Preis 60 Pfg. 1914.
— Die ländliche Hühnerzucht. Derselbe Verlag. 16 pp.
Preis 5 Pfg.
Indem wir auf diese kleinen, für die Praxis verfaßten und be-
sonders in diesen Zeiten Beachtung verdienenden Schriften emp-
fehlend hinweisen, möchten wir hervorheben, daß sie auch vom
zoologischen Standpunkt gesehen gar nicht wertlos sind, im
Gegenteil! Z. B. in der Schrift über die Kaninchenzucht werden
22 Rassen beschrieben und durch 21 ausgezeichnete Bilder er-
läutert, über die Biologie ist, ebenso wie in den drei übrigen
Schriften, vieles enthalten etc. ; die ‚Nutzgeflügelzucht‘“ beschreibt
uns 41 Rassen und gibt dazu 69 gute photographische Abbil-
dungen, die Ziegenzucht enthält 15 Abbildungen mit zugehörigen
Beschreibungen von Ziegenrassen, berichtet über Körperbau,
Lebensweise, Abstammung, Wesen, Krankheiten etc. der Ziegen,
alles Dinge, die auch den rein wissenschaftlich arbeitenden Zoo-
logen angehen. Embrik Strand
Tendam, Ludwig. Seidenraupenzucht nach alter und neuer
Zuchtmethode. Mit 8 Abbild., 31 pp. Aus der Sammlung
„Haus und Hof“ des Volksvereins-Verlags G. m. b. H,,
M. Gladbach. 1915. Preis 60 Pf.
Apistieus, Anton. Die Bienenzucht. Anweisung zur Behand-
lung eines Bienenvolkes nach moderner Betriebsweise. Mit
26 Abbild., 86 pp. Aus derselben Sammlung und demselben
Verlag. 1915. Preis 80 Pfg.
Hintz, August. Jeder Landwirt ein Bienenwirt! Anleitung zu
einer volkstümlichen Bienenzucht für landwirtschaftliche
Betriebe. Mit 2 Abbild. Derselbe Verlag. 54 pp. Preis 45 Pig.
1916.
Von diesen Schriften gilt dasselbe wie für die vier vorher-
gehenden desselben Verlags, daß sie zwar für die Praxis ge-
schrieben, aber auch wissenschaftlich beachtenswert sind, was
auch mit folgender Arbeit der Fall ist:
Sander, August. Deutschlands Kampf mit dem Kartoffel-
käfer. Mit 6 Abbildungen, 46 pp. Aus der Sammlung ‚Haus
und Hof‘ des genannten Verlags. Preis 60 Pf.
Es wird das wiederholte Auftreten des Käfers in Europa aus-
führlich besprochen, über die mit ihm in Amerika gemachten Er-
fahrungen und sein Verschleppen nach Deutschland berichtet,
seine Entwicklung, seine Feinde, seine einstige und jetzige Bös-
artigkeit geschildert und somit die erste Voraussetzung für eine
erfolgreiche Bekämpfung, nämlich den Feind zu kennen, ge-
Rezensionen. 153
schaffen. Besonders verwertet werden die bei dem Auftreten des
Käfers in Stade 1914 gemachten Erfahrungen. Embrik Strand
Wagener, Clemens. Natur und Heimat. Eine praktische Ein-
führung in die Natur und Heimatpflege. 184 pp. 8°. Volks-
vereins-Verlag G. m. b. H., M. Gladbach 1913. Preis M. 1.20.
— Naturschutz und Heimatpflege. 16 pp. Derselbe Verlag.
1910. Preis 5 Pfg.
Von ersterem Werk interessiert uns insbesondere das die
heimatliche Natur behandelnde zweite Kapitel. Es wird hier über
das Wandern und die Heimat, über allgemeinen Landschaftsschutz,
über Reklameunfug, Landschaftsgärtnerei, Pflanzenschutz und
Tierschutz gesprochen. Wenn man auch im Speziellen manchmal
mit dem Verf. nicht einig sein kann, so ist doch die Tendenz des
Buches, das Verständnis weiter Kreise für die Natur und Heimat-
pflege zu fördern, sehr zu begrüßen, und es wäre auch aus wissen-
schaftlichen Gründen zu wünschen, daß seine beiden Schriften
Beachtung finden möchten. Strand
* * *
Zur Psychologie der Ameisen. Nach einem arabischen Manu-
skript von Abdul Latif al Kermani, übersetzt von Prof. Jhr.
Dr. Mr. Batavus Onnoselman, Delft. 15 pp. -gr. 8°. Rotterdam.
Verlag W. L! & ]J. Brusse. 1915. Preis 35. Cents.
Der Herausgeber hatte auf seiner letzten Reise im Innern
Afrikas den ‚‚wegen seiner großen Gelehrsamkeit und Deutsch-
freundlichkeit berühmten arabischen Priester Abdul Latif al
Kermani‘“ kennen gelernt und von ihm das Manuskript zu der
vorliegenden Schrift bekommen. Es sollen die dortigen arabischen
Priester auf dem Gebiete der Entomologie ‚ganz Großartiges“
geleistet haben, ja der Herausgeber behauptet, daß es denselben
„auch gelungen sein muß, sich in irgend einer, noch unerforschten
Weise mit den ziemlich hoch kultivierten Ameisen in Verbindung
zu stellen [!], und die Geschichte von etwa zwei Dutzend zum
großen Geschlechte der Termes nemorosus gehörenden Ameisen-
familien [sic!] in der bei Mpwepwe gelegenen Wüste zu erforschen“.
Der Übersetzer erklärt zum Schluß seines Vorwortes: ‚Ich habe
diese kleine Schrift nicht in meiner holländischen Muttersprache,
sondern in der hochdeutschen Sprache abgefaßt, weil in Holland
für wissenschaftliche Zwecke überhaupt nur noch letztere in Be-
tracht kommt.“ [??] | Strand
| * *
*
Günther, Hanns. Das Mikroskop und seine Nebenapparate.
(Handbuch der mikroskopischen Technik, I. Band.) Stuttgart:
Geschäftsstelle des ‚Mikrokosmos“, Franckh’sche Verlags-
handlung. 1917. Mit 107 Abbildungen. 94 pp. gr. 8%. Geh.
M. 2.25, geb. M. 3.—.
6. Heit
154 Strand:
Die große - Bedeutung, ja vielfach Unentbehrlichkeit des
Mikroskops nicht bloß für Wissenschaftler, sondern auch in manchen
praktischen Berufen ist allgemein bekannt, leider haben die
Mikroskopiker sich nicht immer mit Bau und Handhabung ihres
Instruments so vertraut gemacht, daß sie damit die bestmöglichen
Resultate erzielen können. Ein Lehr- und Handbuch, das über
die Eigenschaften des Mikroskops, seine optischen und mechani-
schen Teile, das Messen, Zählen und Zeichnen mikroskopischer
Gegenstände erschöpfend Bescheid gibt, ist daher ein Bedürfnis,
und das vorliegende Werk möge jedem Mikroskopiker oder den-
jenigen, die es werden wollen, bestens empfohlen sein; auch der
erfahrene Mikroskopiker wird darin manches finden, das er bisher
nicht gewußt oder nicht beachtet hat. Embrik Strand
Dünenbuch, Werden und Wandern der Dünen, Pflanzen und Tier-
leben auf den Dünen, Dünenbau, bearbeitet von Prof. Dr.
F. Solger, Prof. Dr. P. Graebner, Dr. J. Thienemann,
Dr. P. Speiser und Prof. F. W. O. Schulze. Mit 3 Tafeln
und 141 Textabbildungen. 404 Seiten. 8°. Verlag von Ferdi-
nand Enke in Stuttgart, jetzt aber in den Besitz von der
Verlagsbuchhandlung Offenstadt & Fellheimer in Nürnberg,
Hochstraße 32, übergegangen. Preis broschiert M. 10.—, ge-
bunden M. 11.20, der Verlag würde aber den Abonnenten
des Archivs für Naturgeschichte das Werk zu dem Vorzugs-
preis mit 50% Rabatt liefern.
Die Geologie der Dünen (p. 7—179) von Solger, das Pflanzen-
leben (p. 181—296) von Graebner, das Tierleben (Allgemeines
und Vertebraten) (p. 299—352) von Thienemann, das Insekten-
leben (p. 355— 373) von Speiser, der Dünenbau (p. 377—404) von
Schulze, das ist in Kürze der Inhalt dieses Dünenbuches, das uns
also mit der ganzen Naturgeschichte der Dünen bekannt macht
und außerdem noch mit dem in praktischer und ökonomischer
Beziehung so wichtigen ‚„Dünenbau“, worunter man teils die
Erzeugung und Pflege einer regelmäßigen, ununterbrochenen, am
Seestrande gelegenen ‚„Vordüne‘ und teils die Befestigung, durch
Bepflanzung und Aufforstung, der hohen oder ‚„Wanderdüne‘“
versteht. Wo kein Dünenbau stattfindet, die Dünen also sich selbst
überlassen bleiben, ist die Folge so viele schädliche Wirkungen
derselben, daß schon deswegen Aufklärung über die Dünen und
was damit in Verbindung steht, von großer nationalökonomischer
Bedeutung ist oder werden kann, das Erscheinen des vorliegenden
Buches also schon aus dem Grunde sehr zu begrüßenist. Vomrein
wissenschaftlichen Standpunkte ist die naturgeschichtliche Be-
arbeitung der Dünen eine verdienstliche Aufgabe, denn auf diesem
Gebiet war und ist noch sehr viel zu tun; an der Hand der in
diesem Buche gegebenen Zusammenfassung werden aber
künftige Forscher erfolgreich die Bearbeitung fortsetzen können,
weil ihnen hier eine Grundlage dafür geboten ist, die bisher gefehlt
a ee
Rezensionen. 155
hatte. Die rein wissenschaftliche naturgeschichtliche Bedeutung
des Werkes liegt aber ebenso sehr oder noch mehr in dem vielen
originalen Stoff, neuen Beobachtungen und Untersuchungen der
Herren Bearbeiter, wodurch unsere Kenntnis des dortigen und
damit überhaupt des einheimischen Tier- und Pflanzenlebens er-
heblich gefördert worden ist. Wer hiernach gründlich irgend einen
Teil der einheimischen terrestrischen Fauna überhaupt studieren
will, darf dies Dünenbuch nicht unberücksichtigt lassen, auch
nicht, wenn das dabei hauptsächlich im Auge behaltene faunistische
Gebiet mit Dünen nichts zu tun hat. Man lese z. B. das die Verte-
braten behandelnde Kapitel, und man wird sich überzeugen können,
daß darin manche interessante Angaben enthalten sind, die man
in der übrigen Literatur vergebens suchen würde. Einen besonderen
Wert haben sodann die ausgezeichneten Abbildungen, die größten-
teils original sind, darunter zwei prächtige kolorierte Tafeln, die
Vegetation der weißen und der grauen Dünen darstellend. Über-
haupt ist die ganze Ausstattung des Buches elegant und der Preis
daher nicht hoch. Möge das Dünenbuch viele Freunde finden.
Embrik Strand
Entomologisches Jahrbuch. 26. Jahrg. Kalender für alle
Insekten-Sammler auf das Jahr 1917. Herausgegeben von
Dr. Oskar Krancher, Leipzig. Mit Original-Abbildungen
und Inseraten-Anhang. Leipzig, 1917, Frankenstein & Wagner.
208 pp. Preis geb. M. 1.80.
Trotz schwerer Zeit liegt wieder ein Jahrgang des so beliebten
Entomologischen Jahrbuches vor. Er zeichnet sich gleich seinen
Vorgängern durch große Reichhaltigkeit und durch allseitige Ge-
diegenheit des Inhalts aus, so daß wir ihn gern allen Entomologenzur
Benutzung empfehlen können. Schon die Titeltafel, Ohrwürmer
darstellend, ist gelungen. Die monatlichen Sammelanweisungen
behandeln in trefflicher Ausführlichkeit die Schmetterlinge und
Raupen, wie sie in den einzelnen Monaten zu sammeln und zu
behandeln sind. Die Reihe der größeren Beiträge ist so mannig-
faltig, daß dies Bändchen so ziemlich allen Insekten-Ordnungen
gerecht wird, so daß jedem der verschiedenen Sammler für sein
Spezialstudium etwas geboten wird. Eine ganze Anzahl Neu-
erscheinungen auf dem entomologischen Büchermarkte werden
besprochen und viele kleinere vermischte Notizen sind eingestreut.
Möge das Bändchen eine weite Verbreitung finden. Strand
Haberlandt, Michael. Völkerkunde. I. Allgemeine Völkerkunde.
3. vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 39 Abbildungen.
138 pp. (Sammlung Göschen, Nr. 73.). G. J. Göschen’sche
Verlagshandlung in Berlin und Leipzig. Preis geb. 1 M.
Zum dritten Male erscheint der vorliegende Abriß der Völker-
kunde vor der Öffentlichkeit. Die zehn Jahre, die seit dem Er-
scheinen der zweiten Auflage vergangen sind, haben unsere Kennt-
nisse bezüglich der meisten Völkergruppen der Erde erheblich ver-
6. Heit
156 Strand:
tieft und erweitert. Um diesem großen wissenschaftlichen Fort-
schritt auch in dem engen Rahmen dieses Werkchens Rechnung
tragen zu können, wurde dieser Rahmen beträchtlich erweitert,
was am zweckmäßigsten durch eine Zweiteilung des Werkes zu
erreichen war: I. Allgemeines, II. Beschreibende Völkerkunde.
Im einzelnen sind die von den Fachgenossen vorgebrachten Wünsche
und Einwände gewissenhaft berücksichtigt worden. Dabei ist der
Charakter des Werkchens als der einer ersten und mühelosen Orien-
tierung in diesem Wissensstoffe unverändert geblieben.
Strand
* *
*
Kinderaugen in der Natur. Von Arabella B. Buckley (Mrs.
Fisher), einzige autorisierte Übertragung aus dem Englischen
von Prof. Dr. Fritz Kriete und Dr. Otto Rabes. I. Buch:
Tiere und Pflanzen in Wald und Feld. Mit 8 bunten Voll-
bildern und 16 Textfiguren. Zweite Auflage, 48pp. — II. Buch:
Am Teich- und Flußufer. Mit 8 bunten Vollbildern und 9 Text-
figuren. 49 pp. — IV. Buch: Aus dem Leben unserer Vögel.
Mit 8 bunten Vollbildern und 16 Textfiguren. 68 pp. —
VI. Buch: Aus dem Leben der Insekten. Mit 8 bunten Voll-
bildern und 24 Textfiguren. 71 pp. — Verlag von Hermann
Gesenius in Halle a. S. Preis jedes Bändchens 60 Pfg.
Eine Naturgeschichte in belehrend-unterhaltender Form für
Kinder liegt uns hier vor, die in ihrer Art einzig dastehend ist und
aufs beste empfohlen werden kann. Die Stoffe aus dem Tier- und
Pflanzenleben sind gut gewählt, die Darbietung ist etwa so, wie
es der naturkundige, liebevolle Vater machen würde, wenn er
Hand in Hand mit seinem Kinde am Sonntag in die freie Natur
hinauswandert, die zahlreichen und ausgezeichneten Bilder, die
vornehme Ausstattung, der billige Preis — alles Vorzüge, wegen
der diese Büchlein für jede Jugendbibliothek angeschafft zu werden
verdienten. Daß jeder einzelne Abschnitt ein in sich abgeschlossenes
Ganze bildet und so durchgeführt ist, daß er die kleinen Leser zu
eigenen Beobachtungen anregt, sei noch hervorgehoben. Strand
Lohrenz, Kuno. Nützliche und schädliche Insekten in Garten und
Feld. Mit 250 Textfiguren und 16 nach der Natur gezeichneten
kolorierten Tafeln, sowie als Anhang: Gesetz, betreffend die
Bekämpfung der Reblaus vom 6. Juli 1904. 100 pp: 8°.
Verlag von Hermann Gesenius in Halle a. S. Preis broschiert
M. 2.60, in Leinwand gebunden M. 3.20. 1905.
— Nützliche und schädliche Insekten im Walde. Mit 194 Text-
figuren und 16 nach der Natur gezeichneten kolorierten Tafeln.
117 pp. 8°. Verlag von Hermann Gesenius, Halle a. S. Preis
broschiert M. 2.80, gebunden M. 3.50. 1907.
In volkstümlicher, allgemeinverständlicher Darstellung in
Wort und in musterhaften Bildern wird man hier mit den in
RE
Rezensionen. 157
Garten, Feld und Wald nützlich oder schädlich auftretenden In-
sekten bekannt gemacht, lernt ihre Entwicklungsstadien, Lebens-
weise, Vorkommen etc. kennen und erfährt, wie man die schäd-
lichen am zweckmäßigsten vertilgen, die nützlichen hegen kann.
Die beiden Bände haben aber nicht bloß für Praktiker ihren großen
Wert, sie bilden gleichzeitig eine geeignete Einführung in die
Insektenkunde im allgemeinen und die der wichtigsten einhei-
mischen Insekten im besonderen und können somit jedem Natur-
freund, möge er land- und forstwirtschaftlich interessiert sein
oder nicht, bestens empfohlen werden. Der Preis ist trotz der zahl-
reichen Abbildungen ein sehr billiger. Embrik Strand
Roß, H. Die Pflanzengallen Bayerns und der angrenzenden
Gebiete. Mit 325 Abbildungen von G. Dunzinger. Heraus-
gegeben mit Unterstützung der Kgl. Bayer. Akademie der
Wissenschaften. Jena: Gustav Fischer. 1916. 4°. 104 pp.
Preis M. 2.50.
Die Resultate einer fast 20jährigen planmäßigen Tätigkeit
auf dem Gebiete der Erforschung der Gallenbildungen Bayerns
liegen in dieser Arbeit vor, und zwar nicht nur seitens des Ver-
fassers allein, sondern es ist ihm auch gelungen, über 100 Mit-
arbeiter in fast allen Teilen des Landes zu bekommen. Das Buch
kann aber auch außerhalb Bayerns mit Nutzen verwendet werden,
da fast alle in Deutschland und in einem Teile von Österreich vor-
kommenden häufigen Gallen hier aufgeführt und zum großen
Teil auch abgebildet sind. Die Wirtspflanzen sind nach Gat-
tungen gruppiert und diese in alphabetischer Reihenfolge; die
zu jeder Gattung gehörenden Gallen (mit Angabe des Gallen-
erregers) werden in einer Bestimmungstabelle charakterisiert, wenn
es sich um Gattungen mit zahlreichen und schwierigen Gallen han-
delt, und in allen Fällen werden die Gallen kurz beschrieben;
dabei wurde von Literaturangaben abgesehen um Platz zu sparen.
Die Gallenerreger werden nur genannt, höchstens findet sich eine
kurze Angabe über die Färbung der betreffenden Larve. Die Dar-
stellung in Wort und Bild der Gallen ist jedoch so klar und exakt,
daß auch Nicht-Botaniker danach die Gallen meistens leicht
werden bestimmen können und dadurch auch gleich auf den
Namen des Erregers kommen werden. Das Werk ist für jeden
Erforscher europäischer Gallen, möge er hauptsächlich Zoologe
oder Botaniker sein, unentbehrlich und wird hoffentlich Interesse
für die Gallenkunde in weiten Kreisen erwecken. Der Preis ist,
bei der eleganten Ausstattung und reichen Illustration, als sehr
billig zu bezeichnen. Embrik Strand
Dahl, Friedrieh. Die Asseln oder Isopoden Deutschlands. Mit
107 Textfiguren. 90 pp. 8°. Jena: Gustav Fischer. 1916.
Preis broschiert M. 2.80.
Verf. hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Buch zu schreiben,
das auch dem Neuling in dieser Tiergruppe ein leichtes und zugleich
6, Heit
158 Strand: Rezensionen.
sicheres Bestimmen der Asseln Deutschlands ermöglicht. Er
wählt dabei ausschließlich Merkmale, die auch der Anfänger be-
nutzen kann, also in erster Linie Unterschiede nach Zahl und Maß,
dann Unterschiede im Habitus; wenn irgend möglich, sind Merk-
male benutzt worden, die am ganzen, unzerlegten Tiere erkennbar
sind, ferner solche, die schon beim jungen, wenigstens beim halb-
wüchsigen Tiere erkannt werden können; aufgenommen sind alle
mit Sicherheit in Deutschland und in der Nähe der deutschen
Küsten im Meere gefundene Arten; die gewöhnliche Anfügung
des bloßen Namens des ursprünglichen Autors wird unterlassen,
statt dessen werden aber 1—3 Literaturstellen, die Verf. für
wichtig hält, angefügt; Synonyma werden nur gegeben, soweit
sie sich auf die Fauna Deutschlands beziehen; alle ‚‚Arten‘, von
deren Konstanz Verf. sich nicht hat überzeugen können, werden
in die Synonymie gestellt, Namen von Varietäten werden nur ge-
geben soweit, als der Anfänger die Varietäten für Arten halten
könnte. — Die Kennzeichnungen werden in Form von Bestimmungs-
tabellen und Kontourzeichnungen gegeben; auch nach der Art des
Vorkommens wird eine Bestimmungstabelle zusammengestellt.
Es werden zwei neue Arten (/dothea cretaria n. sp. und Porcellio
verhoeffi n.n. [aus Italien]) und eine neue Gattung (Porcellium n. n.)
benannt. — Zum Schluß über die geographische Verbreitung der -
Asseln in Deutschland und die Art ihres Vorkommens, sowie ein
Verzeichnis der wichtigsten Literatur. Strand
Rosenius, Paul. Min Jakt med Kamera. Stockholm: Aktiebolaget
Ljus 1912. 165 pp. 4%. 57 Tafeln. Preis Kr. 4.—.
Verf. teilt uns die Ergebnisse seiner Jagd mit der Kamera
mit und zwar in Form von 57 Tafeln, die photographische und
somit gänzlich naturgetreue Abbildungen von, mit einer Ausnahme,
Vögeln nach Aufnahmen in der freien Natur bringen, und dazu
Text, der in geradezu poetisch schönen und formvollendeten
Schilderungen uns mit den Erfahrungen und Beobachtungen des
Verf., soweit sie nicht schon in den Bildern niedergelegt sind, bekannt
macht. Jeder Naturfreund wird an Text wie an Bildern seine
helle Freude haben, und wenn das Buch auch in erster Linie für
das große Publikum bestimmt ist, so wird doch auch ein Ornithologe
vom Fach daraus Belehrung schöpfen können. Es kann am besten
mit Meerwarth & Soffel’s bekanntem und geschätztem Werk
„Lebensbilder aus der Tierwelt“ verglichen werden, behandelt aber,
von einem Elchkalb abgesehen, nur Vögel und zwar nur schwedische
Vögel. Die Ausstattung ist in jeder Beziehung die eines Pracht-
werkes, und der Preis von 4 Kronen ist daher entschieden als
billig zu bezeichnen. Embrik Strand.
Archiv für Naturgeschichte 82.Jahrg.. 1916, Abt. A. Oudemans
Aerillus speciosus (lters.)
AH Hoiserlith_Arst, Neukolır.
Oudemans :Notizen über Acani.
ARCHIV
NATURGESCHICHTE.
GEGRÜNDET VON A. F.A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W. F.ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER unD E. STRAND.
ZWEIUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1916.
Abteilung A.
7. Hett.
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN).
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNGR. STRICKER
Berlin.
FR
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Huber. Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung
Basels.
Binleitung . '-.! “= lee 1
Die wärmeliebenden Elemente unserer Faun:
Die Kolonien wärmeliebender Tiere . . . 2. 2 202. 34
Die xerothermische Periode: ..:.. . 2 2 Ser ar ee 93
Die Herkunft der wärmeliebenden Tierwelt . . . 2. ....103
Zusammenfassung - “ «. ns. Ce
Literatur verzeichnis Bunte 107
Fruhstorfer. Erebia Alecto Rediviva. (Mit einer farbigen
Doppeltafel und einer schwarzen Tafel) . . . 2. 2... 121
Die wärmeliebende Tierwelt
der weitern Umgebung. Basels.
Von
Albert Huber, Basel.
Einleitung.
Im Jahre 1901 veröffentlichte Stoll (262) eine Studie über die
xerothermischen Relikten in der schweizer Fauna der Wirbellosen,
worin er auf Grund umfassender und sorgfältiger Literaturverarbei-
tung und eigener faunistischer Forschung die Frage einer der Eis-
zeit folgenden wärmeren und trockeneren Periode, der Xerotherm-
zeit, in bejahendem Sinne beantwortete. Diese Frage war durchaus
nicht neu, hatten doch schon vorher zahlreiche Biologen eine zu-
stimmende oder ablehnende Stellung dazu eingenommen (siehe
Kapitel 3, Seite 141). Stoll stellte in der zitierten Arbeit eine
Reihe von Tierformen zusammen, die durch ihre Verbreitung in
Mitteleuropa und durch ihre Verwandtschaft ‘oder Identität mit
mediterranen oder pontischen Arten als Stützen der Theorie
gelten konnten, die sich also bei uns als letzte Zeugen jener alten
Xerothermzeit als Xerothermrelikten erhalten haben. Da, be-
sonders in den letzten Jahren, von botanischer Seite die Existenz
einer solchen Xerothermperiode als unnötig zur Erklärung. der
heutigen Verbreitung der Florenelemente erkannt wurde, stellte
mir Herr Professor Dr. Zschokke, mein hochverehrter Lehrer, im
Herbst 1912 die Aufgabe, auf Grund erneuter Literaturstudien
und eigener Durchforschung unseres Faunengebietes die Xero-
thermtheorie nochmals zu prüfen. Es sollte ohne jede Vorein-
genommenheit für oder gegen die Theorie die ganze Frage wieder
durchgearbeitet werden, um, wenigstens für unser Faunengebiet
und für die niedere Tierwelt, die Haltbarkeit oder Einschränkung
der von Stoll aufgestellten Ansichten nachzuweisen.
Basel ist durch seine natürliche Lage zur Lösung dieser Frage
in ungemein hohem Maße geeignet, da einerseits die klimatisch
begünstigten Juragelände der West- und Zentralschweiz, anderer-
seits die nicht weniger ausgezeichneten Vorhügelzonen des Schwarz-
waldes und der Vogesen leicht erreichbar sind. Die oberrheinische
Tiefebene mit ihrem Steppencharakter bietet ebenfalls ein wert-
volles Arbeitsfeld.
Im Sommer 1913 konnte mit der exkursionsmäßigen Durch-
arbeitung des Gebietes begonnen werden. Schon die ersten Ex-
kursiönen zeigten mir den Reichtum an wärmeliebenden Formen,
zeigten mir aber auch, daß es sich um außerordentlich langwierige
Untersuchungen handeln mußte. Jede Lokalität mußte unter
ständiger Kontrolle gehalten und möglichst oft besucht werden,
Archiv für Naturgeschichte
1916, A. 7. 1 7. Heft
2 Albert Huber:
da besonders die leichtbeflügelten Insekten — und die kommen
ja vor allem in Betracht — in ihrem meist kurzen Leben von zahl-
reichen und oft unberechenbaren Faktoren abhängig sind. Trotz
größter Aufmerksamkeit auf den Exkursionen war es für einen
einzigen Bearbeiter ungemein schwer, alle die Tiergruppen, die
unsere niedere Fauna zusammensetzen, und die sich durch oft
sehr heterogene Lebensweise voneinander unterscheiden, in gleicher
Weise zu berücksichtigen. Ich wandte meine besondere Auf-
merksamkeit den Gruppen zu, deren exkursionsmäßige Bearbeitung
weniger durch klimatische Faktoren gehemmt war (Mollusca),
oder deren Kenntnis für unsere Umgebung noch wenig gefördert
war (Isopoda, Rhynchota, Orthoptera, Neuroptera). Die übrigen
Ordnungen (Lepidoptera, Hymenoptera, Coleoptera) erfuhren eine
weniger eingehende Berücksichtigung, da für sie schon gute Studien
in unserer Umgebung vorlagen. Trotzdem konnten auch für diese
Gruppen einige neue wertvolle Funde verzeichnet werden. Die
Bestimmungen wurden für alle Ordnungen von mir selbst aus-
geführt. Ich halte es für die spätere Tätigkeit eines Naturforschers
unumgänglich notwendig, daß er sich die Kenntnis der in seinem
Arbeitsgebiet lebenden Fauna durch eigene, oft allerdings müh-
same Kleinarbeit verschafft, und dazu ist nichts besser geeignet,
als die selbständige Durcharbeitung des Exkursionsmaterials. —
Nicht berücksichtigt wurden in vorliegender Studie die Dipdtera
und Odonata, da über die zoogeographische Verbreitung der ersten
Ordnung noch zu wenig bekannt ist, als daß sie zur Lösung vor-
liegender Fragen etwas hätte beitragen können, und da die Ver-
wendung der Odonata, wie ich a. ©. (Seite 30) ausgeführt habe,
ebenfalls wenig geeignet ist.
Die angefangenen Studien sollten im Sommer 1914 fortgesetzt
werden. Durch den Ausbruch des Krieges wurden mir jedoch die
wertvollsten Teile meines Arbeitsgebietes verschlossen. Die Vo-
gesen, der Kaiserstuhl und Istein wurden unzugänglich. Statt der
vielversprechenden Durchforschung der oberrheinischen Tiefebene
und ihrer Randzonen mußte ich mich auf den weniger günstige
Verhältnisse bietenden Jura beschränken. In den Sommern 1914
und 1915 wurde der Südabfall dieses Gebirges zwischen Neuenburg
und Aarau exkursionsmäßig besucht.
Neben der eigenen Exkursionstätigkeit mußte bei dem Cha-
rakter der Arbeit dem Literaturstudium ganze Aufmerksamkeit
geschenkt werden. Dem Spezialentomologen eines räumlich be-
schränkten Gebietes mußten notwendigerweise Tierformen be-
kannt sein, die mir bei der Vielseitigkeit der auf den Exkursionen
zu lösenden Aufgaben entgangen sein konnten. Die Zusammen-
tragung der vielen zerstreuten Notizen war eine zeitraubende
Arbeit. Trotzdem alle Veröffentlichungen und Zeitschriften der
mir zunächst liegenden entomologischen und allgemein natur-
wissenschaftlichen Vereine und Gesellschaften auf das Genaueste
durchgesehen wurden, ist es wohl möglich, daß mir die eine oder
€
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 3
andere einschlägige Bemerkung vorläufig unbekannt geblieben ist.
Auch in der Literaturbeschaffung spielte mir der Krieg verhängnis-
voll mit, indem die hiesige Universitätsbibliothek den außer-
schweizerischen Bücherverkehr einstellte. Es wurden mir dadurch
einige Werke unzugänglich. Es sei mir an dieser Stelle gestattet,
allen den Herren, die in irgendeiner Weise mir ihre Hilfe zuteil
werden ließen, meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Vor
allem gebührt dieser Dank meinem hochverehrten Lehrer, Herrn
Professor Dr. Zschokke, der mir die weitgehendste Unterstützung
und Beratung, besonders bei der Beschaffung der Literatur, ge-
währte. Der Leiter der vergleichend anatomisch-zoologischen
Anstalt beider Hochschulen in Zürich, Herr Professor Dr. Hescheler,
erlaubte mir die Durchsicht einer hier nicht erhältlichen Zeitschrift.
Die Herren Dr. E. Baumberger und Dr. A. Binz gaben mir wert-
volle Ratschläge, besonders Herr Dr. Baumberger unterstützte
meine Arbeit durch unermüdliches Interesse, durch Verschaffung
von Literatur und Material. Die Herren Privatdozenten Dr. P.
Steinmann und Dr. C. v. Janicki, sowie Herr Assistent Dr. R.
Menzel gewährten mir ebenfalls ihre Beihilfe. Allen genannten
Herren sei nochmals bestens gedankt.
Eine Frage von vorliegender Art kann durch die Arbeit
weniger Jahre unmöglich vollständig und unbedingt gelöst werden.
Dazu gehört fortdauernde, unaufhörliche Durchsuchung des Ge-
bietes, eine Durchsuchung, wie sie nur unter Mithilfe zahlreicher
Lokalfaunisten und Spezialentomologen möglich ist. Der Reichtum
unserer Tierwelt an wärmeliebenden Formen will durch meine
Studie noch durchaus nicht erschöpfend zusammengestellt sein.
Jede neue Exkursion kann uns, wie zahlreiche Beispiele zeigen,
bisher noch nicht beobachtete Formen liefern. Es ist eine dankbare
und aussichtsreiche Aufgabe der nächsten Jahre, die hier auf-
gerollten Probleme weiter zu verfolgen. Von einer eingehenden
zoologischen Erforschung des noch fast unbekannten Kaiserstuhls
verspreche ich mir großen Gewinn für die Xerothermfrage. Ich
hoffe, daß es mir nach Rückkehr geordneter Verhältnisse möglich
sein wird, die jäh unterbrochenen Studien wieder aufzunehmen.
Ein Blick auf die Karte läßt uns erkennen, daß das Unter-
suchungsgebiet in drei scharf getrennte Zonen zerfällt: im Süden
der Stadt treffen wir den Jura, dessen ganzer Südhang von Genf
bis Schaffhausen der Besiedlung durch wärmeliebende Formen
günstige Verhältnisse bietet, und über den zerstreut wir hier und
dort Einzelkolonien dieser Faunenbestandteile auffinden können
(Schleifenberg bei Liestal, Landskron, Pfeffinger Schloß, Hofstetter
Köpfli, Dornacher Schloßhügel). Im Norden der Stadt stoßen wir
auf den heißen Rheintalgraben, an den’ sich im Osten und Westen
ein Tertiärhügelland anschließt, unterbrochen von Abstürzen aus
harten Jurakalken (Istein, Rufach) oder Ablagerungen der Trias
(Hornfelsen). Und draußen in der Rheinebene bei Freiburg steht
1* 7. Heft
4 Albert Huber:
isoliert der vulkanische Stock des Kaiserstuhls, auf dem sich die
wärmespeichernden Faktoren auf ein Maximum steigern.
Wenn wir im Jura die wärmeliebende Fauna in ihrer größten
Fülle, in ihrem Formenreichtum studieren wollen, so wenden wir
uns in den südwestlichen Teil des Gebirges. An den sonnexponierten
warmen Rebgeländen und Fluten des Neuenburger und Bielersees
treffen wir die mächtigste Entwicklung xerothermen Lebens. Im
östlichen Jura von Olten an werden die Lebensbedingungen durch
Überhandnahme des Waldes wieder ungünstiger. Einem Besucher
der westschweizerischen Seen muß vor allem eine Zone auffallen,
die sich zwischen das Rebgebiet und den Wald einschiebt. Diese
Mittelzone ist besiedelt von einer eigentümlichen, fremdartigen
Pflanzengenossenschaft, die von Baumberger (11) als Felsen-
heide bezeichnet wird. Diese Felsenheide bekleidet die heißen,
trockenen Hänge, die Felsköpfe und Steinhalden und enthält
nach Christ (52) und Baumberger (11) manchen Vertreter
einer südlichen Pflanzenwelt. Wenn der Zoologe dieser Felsen-
heide seine Aufmerksamkeit widmet, so nimmt er wahr); daß sich
hier eine eigentümliche Tierwelt aufhält, eine Tierwelt, die eben-
falls viele Formen aufweist, die außerordentlich hohe Anforde-
rungen an Temperatur und Trockenheit stellen und deren Heimat
ebenfalls im Süden zu suchen ist. Baumberger erklärt uns, daß
das Areal der Felsenheide früher ausgedehnter war, daß sie den
Rebenanlagen des Menschen weichen mußte und heute nur noch
an wenigen, für den Menschen wertloseren Stellen zu finden ist
(Steilhalde beim Schützenhaus Twann, Trämelfluh, Steilhalden
zwischen Twann und Biel, Pavillon Felseck, Bötzingen). Die Tier-,
welt steht aber dieser einschränkenden Tätigkeit des Menschen
selbständiger gegenüber: sie dringt in die Rebberge ein, sie be-
siedelt die lichten Waldgebüsche am obern Rand der Felsenheide,
wenngleich die streng xerothermen Formen diese Waldbesiedlung
deutlich vermeiden; die xerophilen Arten jedoch können auch dort
nachgewiesen werden. Je weiter wir dem Jurafuß nach Osten
folgen, um so spärlicher wird die xerotherme und xerophile Tier-
welt, der Wald beginnt sich stärker auszubreiten. Wo aber der
Wald sich nicht ansiedeln kann, an Flühen und Felshalden, oder
wo der Mensch künstlich in das Waldkleid eingreift, da siedeln
sich Pflanzen und Tiere an, wie wir sie in der typischen Felsenheide
getroffen haben. Solche Gebiete treffen wir an der Grenze zwischen
Wald und Kulturland, an der Ravellenfluh, in der Klus bei Oen-
singen und bei der Bechburg. Noch einmal erwacht die wärme-
liebende Pflanzen- und Tiergesellschaft zu neuem Leben in den
Steilhalden und Weinbergen der Lägernkette. Weit in den schwä-
bischen Jura hinein dringt nach Knörzer (157) und Geyer (115)
ein Strahl des warmen südlichen Lebens.
Klimatisch gehört der Südabhang des Jura mit zu den wärmsten
und geschütztesten Gebieten der Schweiz. Wir treffen überall auf
Jahresmittel von 9,5—9,7° (Neuenburg, Olten), wozu außer dem
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 5
direkten Schutz vor Nordwinden in der Westschweiz auch die re-
flektierende Wirkung der Seen beitragen wird.
Den warmen Jurahängen vergleichbar, sie in thermischer
Hinsicht sogar noch überragend, gehört die oberrheinische Tief-
ebene zu den wärmsten Gegenden Deutschlands (siehe die Tabelle
auf Seite 6). Da zugleich die Bodenverhältnisse der Entwicklung
einer wärmeliebenden Tier- und Pflanzenwelt günstig sind, finden
wir hier eine Xerotherm- und Xerophilgenossenschaft, die ungleich
mannigfaltiger und reichhaltiger ist als diejenige am Jurafuß. Oro-
graphisch lassen sich in der oberrheinischen Tiefebene verschiedene
Zonen erkennen:
1. Die Schotterebenen zu beiden Seiten des Stromes. Auf
den trockenen, heißen, steppenartigen Kies- und Sandfeldern,
die sich von Basel bis Mainz erstrecken, treifen wir eine dürftige,
aber nach Herkunft und Verwandtschaft um so interessantere
Pilanzendecke (Binz, Jännicke 147). Zahlreiche Pflanzen, die
an solchen Stellen bei uns wohl gedeihen, weisen nach den
Steppen Südosteuropas. Auch die Tierwelt ist wenig mannigfaltig,
enthält aber ebenfalls viele Formen unter Mollusca, Hymenoptera
und Lepidoßtera, deren verwandtschaftliche Beziehungen nach
Süden und Osten weisen. Der Steppencharakter bleibt im ganzen
Rheintal bis zur Mainmündung ziemlich derselbe, nur daß an
Stelle der groben Schotterfelder des Südens im Norden feinere
Sedimente zur Ablagerung gelangen. Das interessanteste Gebiet
der oberrheinischen Schotterebenen in nächster Nähe der Stadt
ist die Rheinhalde, der Abfall der nagelfluhartig umgeformten
Niederterrasse zwischen Basel und Grenzach zum Rhein. Be-
wachsen mit lichtem Wald, bietet diese Rheinhalde fremdartigen
Gästen, darunter Lacerta viridis, Aufenthalt. Leider wurde die
Durchforschung dieser Xerothermkolonie par excellence unmöglich,
nachdem sie Naturschutzreservat geworden war, kann jedoch
jetzt wieder aufgenommen werden.
2. Aus den Schotterebenen des Rheintals erheben sich links-
und rechtsrheinisch tertiäre, mit Reben bepflanzte Hügelzonen.
Aus diesen Hügeln steigen unvermittelt klotzartige Kalkklippen
auf, in Baden die Malmstöcke des Isteiner Klotzes und des Schaf-
berges, am Südrand des triadischen Dinkelbergplateaus der
Hörnliabsturz, auf elsässischer Seite die Kalkfelsen von Rufach.
Weisen schon die trockenen Tertiärhügel viele fremde Elemente
auf, so werden die Kalkgebiete zu förmlichen Brennpunkten
südlichen Lebens. In Flora (Binz) und Fauna finden wir
dasselbe auffallende Bild. Arten des Mittelmeergebietes erfreuen
sich hier besten Gedeihens und machen uns durchaus nicht
den Eindruck kümmerlicher Reliktkolonien. Buxus semper-
virens, Quercus pubescens, Coronilla emerus schmücken die Kalk-
felsen Badens, während auf elsässischer Seite die Flora noch reicher
ist an südlichen Arten. In den Faunenlisten des 2. Abschnittes
sind viele xerotherme und xerophile Formen dieser Zonen namhaft
7. Heit
6 Albert Huber:
gemacht. Manche dieser Pflanzen und Tiere erreichen an der
Linie Kolmar—Freiburg die Nordgrenze ihrer Verbreitung.
3. Das denkbar beste Gebiet zum Studium einer extrem xero-
thermen Tierwelt ist der Kaiserstuhl, der sich inselartig aus der
oberrheinischen Tiefebene erhebt. Der basaltische Grundstock des
Gebirges ist in einen mächtigen Lößmantel eingehüllt, aus dem
nur die Gipfel über 400 m herausragen. An einigen wenigen
Stellen am Achkarrener Schloßberg und bei Rotweil ist der Löß-
mantel gestört. Die Wege sind tief in den Löß eingeschnitten
und an ihren senkrechten, von Gebüsch überwachsenen Wänden
tummeln sich zahlreiche wärmeliebende Tierformen oder legen
dort ihre Nester und Wohnungsröhren an. Von einer dünnen
Grasvegetation bedeckt sind die lößfreien Stellen und Steinbrüche.
Hier erreicht die Sonne ihre intensivste Wärmewirkung und über
die'wärmsten Nachmittagsstunden ist die Exkursionsarbeit dadurch
sehr erschwert. Die Austrocknung des Bodens, die Erhitzung der
obersten Bodenschichten und die direkte Insolation erreichen hier
ein Maximum. Aus diesen Gründen ist auch das Tierleben ungemein
mannigfaltig und enthält (Abschnitt 3) viele südliche Elemente.
Verteilung der Temperatur in der oberrhein. Tiefebene,
[Etwas modifizierte Zusammenstellung nach Knörzer (156,
157), woraus die günstige klimatische Stellung des Gebietes ohne
weiteres ersichtlich ist. Der wärmste Ort Deutschlands ist nach
Knörzer Ihringen am Südwestfuß des Kaiserstuhls.]
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Mai | 14,3 | 14,0 | 14,1 | 13,9 | 14,6 | 13,6 | 13,9 | 13,5 | 14,8
Juni 18,0 | 17,8 | 17,8 | 17,6] 18,4 | 17.4 | 17,5 | 17,2] 18,7
Juli | 19,4 | 19,5 | 19,2 | 19,6 | 20,5 | 19,1 | 19,5 | 19,3 | 20,8
Ks 18,8 | 18,8 | 18,5 | 19,1 | 19,6 | 18,7 | 18,6 [18,81 19,7
September | 15,4 | 15,3 | 15,1 | 15,7 | 16,0 | 15,3 | 15,2 | 15,3 ] 16,3
Öktober 110,2 [10,1 | 10,2] 10,5 |10,4| 9,9] 9,9 10,3] 10,8
November 4,1| 4,4| 50| 49| 47| 4#5| 43] 45| 50
Dezember 0,71:11]°33] 3282| 10] OITOET TE
Jahr | 9,8] 9,91 10,0]10,1/10,4| 9,8] 9,7] 9,7110,7
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 7
Berechnung der Orte 1—8:
7h+2h +2.9h
4
Berechnung bei Ort 9:
Max. + Min.
2
Ähnliche Lebensbedingungen und klimatische Verhältnisse
treffen wir auch in anderen Gegenden Mitteleuropas. In der
Schweiz sind mit Ausnahme der insubrischen Gebiete gleichgestellt:
das Nordufer des Genfer Sees, das Unterwallis und viele der nord-
alpinen Föhntäler, auch einige Quertäler Graubündens (Domleschg,
Albulatal). Die Schotterfelder der Donau und die steppenartigen
Strecken um Wien, das Donautal um Passau und die Hänge des
deutschen Jura, das Moseltal mit einem Jahresmittel von 9,7°,
der französische Westabfall der Vogesen, das mährische Hügel-
land, das Elbsandsteingebirge und die Sandfelder Norddeutsch-
lands sind alles Gebiete mit hoher Sommerwärme. Die faunistische
Durchforschung hat an all diesen Orten Kolonien wärmeliebender
Elemente nachgewiesen. Eine genauere Durchsuchung Mittel-
europas würde uns höchst wahrscheinlich mit vielen neuen An-
siedlungen bekannt machen.
Von größter Bedeutung für die Verbreitung von Fauna und
Flora außer dem Gesamtklimacharakter des Landes sind aber die
klimatischen Verhältnisse der kleineren und kleinsten Wohn-
bezirke der einzelnen Individuen, die Sonderklimata ihrer Um-
gebung. Nun bieten, wie zahlreiche Bodenuntersuchungen gezeigt
haben, die nach Süden und Südwesten geneigten Halden die
günstigsten thermischen Bedingungen. Hier treffen wir nach
Kerners Untersuchungen (150) die höchsten Jahresmittel einer
Gegend, hier fließt das Wasser rasch ab, es wird der Boden rasch
trocken, hier endlich bleibt im Frühjahr der Schnee am wenigsten
lange haften. Nun hängen die Temperaturverhältnisse in hohem
Maße von der Bodenzusammensetzung ab (vgl. darüber die um-
fangreiche, von der schweizerischen Zentralanstalt für das forst-
liche Versuchswesen veröffentlichte Literatur, z. B. 136, 44). Von
einschneidender Bedeutung für die Tier- und Pflanzenwelt ist die
Temperatur der obersten Bodenschichten. Auf allen meinen
Exkursionen wurden darüber Messungen ausgeführt. An sonnigen,
windstillen Tagen ergaben sich zur Zeit der größten Insolation
Bodentemperaturen von 40—45°, während die gleichzeitige Luft-
temperatur 30—35° betrug. Mit fallender Sonne kühlte sich der
Boden rasch ab, und das reiche Insektenleben läßt schon um
4 Uhr nachmittags eine merkliche Abnahme erkennen. Die gün-
stigste Zeit für das Studium der Xerothermfauna sind die Monate
höchster Sommerwärme (Juni—August). In den Wintermonaten
7. Heit
8 Albert Huber:
wagen sich die Xerothermelemente kaum aus ihren Verstecken
hervor. — Bewölkte oder gar regnerische Tage haben ebenfalls
eine stark reduzierende Wirkung auf das Leben an den Südhalden
zur Folge. Die xerothermen Tiere sind in hohem Maße von der
strahlenden Wärme abhängig. — Die Ansprüche an die Feuchtig-
keit sind sehr gering. Es beteiligen sich nun aber an der Zusammen-
setzung der Südhaldenfauna auch Elemente, deren nächste Ver-
wandte hohe Anforderungen an die Feuchtigkeit stellen (Mollusca,
Isopoden). Die xerothermen Mollusken und die xerophilen Iso-
poden zeichnen sich vor ihren Verwandten meist durch hellere
Farben aus. Die Mollusken haben zumeist blendend weiße Ge-
häuse, während schon bei den xerophilen Formen dunklere Farben
auftreten. Auch die xerophilen Asseln bieten andere Farben,
mehr gelbliche und bräunliche Töne dar, als ihre Verwandten.
Viele Südhaldentiere zeigen eine auffallende Anpassung an die
Farbe des Untergrundes, vor allem die Orthopteren haben solche
Schutzfarben, unter ihnen vielleicht in höchstem Grade die Oedıpoda-
Arten. Auch viele Rhynchota zeigen uns dasselbe, während aber
andererseits gerade in dieser Ordnung die schreiendsten Farben-
kontraste auftreten: Lygaeus, Graphosoma. Ein allgemein gültiges
Gesetz über die Färbung der Südhaldentiere läßt sich also nicht
aufstellen.
Die wärmeliebenden Elemente unserer Fauna.
Die Aufgabe, aus unserer niedern Fauna Tierformen heraus-
zufinden, deren Verbreitung in Mitteleuropa eine ausschließliche
Vorliebe für thermisch begünstigte Orte erkennen läßt, oder die,
aus südlichen Gegenden stammend, im Begriffe sind, das Bürger-
recht bei uns zu erwerben, stößt auf große Schwierigkeiten. Das
Tier hat im Gegensatz zur Pflanze die Möglichkeit, frei zu wandern;
man wird also häufig an Südhalden Elemente antreffen, die rein
zufällig dorthin verschlagen wurden, die aus ganz andern Lebens-
bedingungen kommen und die nur vorübergehend hier Aufenthalt
genommen haben. Ein großer Teil der Südhaldenfauna setzt sich
aus Formen zusammen, die überall fortkommen können, die keine
Vorliebe für diese warmen Lokalitäten bekunden. Daneben ist
nun aber allerdings den Südhalden eine Tiergenossenschaft eigen,
die hier ihr Lebensoptimum findet. Diese wärmeliebenden Tiere
‚lassen sich wieder in 2 Gruppen einteilen. Die erste Gruppe umfaßt
‘die Formen, die ausschließlich und mit ausgesprochener Konsequenz
diese thermisch ausgezeichneten Orte bewohnen. Diese Formen
bezeichne ich als xerotherme Arten. Der ungemein praktische und
vielsagende Ausdruck wurde von Briquet (32) eingeführt. Er
bezeichnete damit die auf die Eiszeit folgende, warme Periode,
‘er gebrauchte ihn (s. 206 der zitierten Arbeit) „pour designer la
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 1%)
periode postglaciaire a climat continental sec et chaud“. Xero-
therme Elemente unserer Flora sind demnach solche, die als Re-
likten aus dieser Xerothermzeit auf unsere Zeit übergekommen
sind. In gleichem Sinn verwendet Stoll (262) den Ausdruck zur
Bezeichnung entsprechender Faunenelemente. Ich gebrauche
die Bezeichnung ‚xerotherm‘“ ohne jede hypothetische Grundlage,
nur zur Benennung der Tierformen, die ausschließlich an den
klimatisch günstigen trockenen und warmen Süd- und Südwest-
halden wohnen. Zur 2. Gruppe stelle ich diejenigen Arten der
Südhaldenfauna, die hauptsächlich, aber nicht ausschließlich an
diesen Orten wohnhaft sind, die auch etwa in die Gebüsche der
Randzonen eindringen, die also nicht zu hohe Anforderungen an
die Thermik ihres Wohnortes stellen. Diese Arten nenne ich
xerophil.
Um in jedem einzelnen Fall die Frage entscheiden zu können,
ob wir es mit einem typischen Südhaldentier zu tun haben, und ob
wir es den xerothermen oder den xerophilen Arten zuzurechnen
haben, müssen wir die Lebensweise der einzelnen Formen möglichst
genaustudieren. Inallen Faunenlisten und in den meisten Museums-
sammlungen wird darauf noch viel zu wenig Rücksicht genommen.
Es ist für den Biologen ungleich wertvoller, die Bedingungen, unter
denen das Tier gefunden wurde, kennen zu lernen, als den Namen
der Ortschaft, bei der die Form nachgewiesen wurde. Allein die
mir bekannten Faunenlisten sprechen sich in den meisten Fällen
darüber nicht aus. —
Im folgenden soll aus der großen Zahl der zentraleuropäischen
Tierarten eine Anzahl zusammengestellt werden, die hauptsächlich
oder ausschließlich an thermisch begünstigten Orten leben, die
also die Bezeichnung xerophil oder xerotherm verdienen. Es
wurden hauptsächlich Tierformen gewählt, die in meinem engern
Exkursionsgebiet zu Hause sind, außerdem aber auch solche Arten,
die durch ihre geographische Verbreitung oder durch biologische
Eigentümlichkeiten Beiträge zur Lösung der Xerothermfrage
liefern können. Jede solche Zusammenstellung hat aber nur vor-
übergehenden Wert, da die genaue Durchforschung des Gebietes
die Zahl der in Betracht zu ziehenden Formen wiederum erhöhen
kann.
1. ARTHROPODA.
a) Crustacea.
Isopoda.
Hayuptliteratur: Carl, J., Monographie der schweizer. Isopoden.
1908.
Eine kleine und interessante Gruppe wärmeliebender Formen
stellt die Crustaceenordnung der /sopoda. Diese Isopoden verlassen
das ihren Verwandten gewohnte feuchte Erdreich und halten sich
mit Vorliebe unter sonnerhitzten Steinen, unter dürrem Laub, ja
sogar an Rebbergmauern und Felsen auf. In den Lößgebieten am
7. Heft
10 Albert Huber:
Kaiserstuhl suchen sie sich Öffnungen in den Lößwänden als Auf-
enthaltsorte auf, also ebenfalls Örtlichkeiten, die der Sonnen-
wirkung stark ausgesetzt sind. An Felsen am Bielersee konnte ich
Porcellio pictus angeheftet finden, den Sonnenstrahlen also in ganz
extremer Weise ausgesetzt. Carl (46) betont das Vorkommen
dieser gleichen Jsopodengruppe in den Xerothermkolonien des
Wallis, als Gesellschafter ausgesprochen xerothermer Tiere. Diese
Asselkolonie möchte ich aber nicht den Xerothermelementen zu-
teilen, sondern sie in die Gruppe der xerophilen Formen stellen.
An den meisten Fundorten konnte ich 3 dieser wärmeliebenden
Asseln auffinden, ja ich konnte aus dem Vorkommen der einen’ Art
auch auf das Vorhandensein der übrigen schließen. Ein aufmerk-
sames Durchsuchen des Ortes lieferte mir denn auch zumeist die
3 Formen. — Es gibt also eine kleine Genossenschaft xerophiler
Isopoden, die sich ausschließlich an thermisch begünstigten Orten
aufhalten und die, die Lebensgewohnheiten ihrer Verwandten ver-
lassend, sich der Wärmewirkung aussetzen. Zu diesen xerophilen
Isopoden rechne ich folgende Arten: |
1. Porcellio pictus Brdt.
2. Cvlsticus convexus de Geer
3. Armadıllidium vulgare Latr.
4. Armadillidium pictum Brdt.
Außer diesen 4 Arten finden sich natürlich auch hie und da noch
andere an Südhalden. So konnte häufig auch Porcellio scaber und
Porcellio monianus beobachtet werden; diese leben aber nur aus-
nahmsweise hier, während die 4 xerophilen Formen zur Seltenheit
an andern Orten gefunden werden.
Familie Oniseidae.
Oniscinae.
1. Porcellio pictus Brdt.
Porcellio pictus Brdt ist ziemlich über die ganze Schweiz ver-
breitet und steigt auch hoch ins Gebirge hinauf. Die Art ist jedoch
streng an die Gebiete mit extrem warmem Sommerklima gebunden
und gehört dort zu den häufigsten Isopoden: sie bewohnt die alpinen
Hochtäler (Unterengadin, Oberes Bergell, Südhänge des mittlern
Rhonetales). Am Nordufer des Genfer Sees und in der Umgebung
von Genf (Saleve) wird Porcellio pictus häufig gefunden. Er folgt
weiter dem Jurafuß, ist gemein in den Rebbergen und der Felsen-
heide am Bieler See: Twann, Schützenhaus Twann, Pavillon Felseck
Biel. Weiter östlich, an den Jurahängen zwischen Olten und Aarau
konnte ich die Art bis jetzt noch nicht auffinden.
Auch in den Vogesen ist Porcellio pictus weit verbreitet und
bewohnt auch hier mit Vorliebe die Rebbergmauern und die
Unterseite von Steinen an Südhalden. Ich traf die Form in den
Reben bei Gebweiler (‚Heiße Pfanne‘), Westhalten und Rufach.
Rechtsrheinisch fand ich Porcellio pictus an der Rheinhalde, in den
Rebbergen am Hörnli und wieder überall in den Reben von Basel
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 41
bis Freiburg (Istein, Bellingen, Auggen). Im Kaiserstuhl bewohnt
die Art als eine der verbreitetsten Isopoden gleich den folgenden
Arten die Lößwände und Reben von Bötzingen bis Ihringen, von
Ihringen wiederum bis Rotweil.
2. Cylisticus convexus de Geer
Auch Cylisticus convexus de Geer hat eine sehr weite Ver-
breitung. Er dringt weit nach Nordeuropa vor und erscheint auch
wieder in Nordamerika. Gleich Porcellio pieius bewohnt auch diese
Art die ganze Schweiz, hält sich aber ebenfalls gern an warmen
Hängen auf. Im Wallis, am Nordufer des Genfer Sees, um Genf
(Saleve) ist Cylisticus convexus nicht selten und konnte auch am
Jurafuß bei Neuenburg und Biel nachgewiesen werden. Aus der
nähern Umgebung von Basel kenne ich die Form vom Schleifen-
berg bei Liestal und von den Vorhügeln der Vogesen, wo sie in
den Reben von Sennheim, Gebweiler, Westhalten, Uffholz und
Rufach sehr häufig gefunden wurde. Auch auf dem rechten Rhein-
ufer gehört Cylisticus convexus zu den gemeinen Arten. Ich traf
sie am Rheinbord von Basel bis Grenzach, im Rebareal am Horn-
felsen und bei Herten, ferner in den Reben um Auggen. Im Kaiser-
stuhl bewohnt sie gleich der vorigen Art die Lösswände, besonders
häufig in der Umgebung von Rotweil und am Burgberg.
Armadillinae.
3. Armadillidium vulgare Latr.
Auch Armadillidium vulgare Latr. bewohnt bei uns mit Vor-
liebe thermisch begünstigte Orte: wiederum das Rhonetal, das
Nordufer des Genfer Sees und die Umgebung von Genf (Saleve).
Auch diese Form folgt dem warmen Jurafuß, hält sich am Bieler
See in der Felsenheidezone auf (Umgebung von Twann, Pavillon
Felseck bei Biel) und ist auch im östlichen Jura, in der Grenzzone
zwischen Wiese und Wald nicht selten (Dottenberg bei Olten,
Rebfluh bei Aarau). Im Basler Jura kenne ich Armadtıllidium
vulgare vom Landskronhügel (Ruinenschutt). An der Rheinhalde,
am Hornfelsen und auf den Vorhügeln und in den Reben bei Auggen
und Bellingen, ebenso im Kaiserstuhl (Bötzingen, Reben bei
Ihringen, Jechtingen) und in den elsässischen Rebbergen (Rufach)
ist die Assel gemein.
4. Armadillidium pictum Brdt.
Armadillidium pictum Brdt. ist viel seltener als die vorige
Form. Die Art bewohnt hauptsächlich den Jurafuß. — Der einzige
Fundort, den ich verzeichnen konnte, ist eine thermisch exponierte
Halde am Dottenberg. — Ob Armadillidium pictum auch in der
Rheinebene vorkommt, ist mir nicht bekannt ; auf meinen bisherigen
Exkursionen in Baden und im Elsaß habe ich diese Isopodenart
noch nicht getroffen, und auch die Literatur bot mir keinen An-
haltspunkt über ihre Verbreitung in Südwestdeutschland.
7. Heft
12 Älbert Huber:
b) Myriapoda.
Chilopoda.
Scutigera coleoptrata L.
Die ursprüngliche Heimat der Spinnenassel ist im Mittelmeer-
gebiet, in Südeuropa und Nordafrika zu suchen. Mit der Ausbrei-
tung des Weinbaus nach Mitteleuropa wanderte auch die Spinnen-
assel mit und wird hie und da bei uns gefunden. Sie hält sich in
Mitteleuropa auch heute noch fast ausschließlich in Rebbergen auf;
ich fand sie nie außerhalb der Rebberge. Mit besonderer Vorliebe
bewohnt sie die Fugen und Ritzen der Rebbergmauern. Entdeckt,
sucht sie mit unglaublicher Schnelligkeit zu entwischen und kann
bei der Gewandtheit, mit der sie jede Spalte benützt, sogar einem
geübten Fänger Schwierigkeiten bereiten.
Ihr Vorkommen in Baden (um Freiburg) war schon länger be-
kannt. An eigenen Fundorten notierte ich den Südhang des Kaiser-
stuhls, die Rebberge um Ihringen und Burkheim. Ganz neuerdings
wurde die Spinnenassel nach Döderlein (69) auch im Elsaß ent-
deckt und zwar von einem Herrn Mayer in einem Steinbruch bei
Türkheim. Auch im Elsaß kam mir die Spinnenassel verschiedent-
lich zu Gesicht: in den Reben der ‚heißen Pfanne‘ bei Gebweiler
und in den Reben um Rufach. In der Schweiz wurde die Art nach
Godet (118) hie und da am Neuenburger See beobachtet, einmal
jedoch nachweisbar eingeschleppt mit einer Sendung aus Süd-
europa. Dem hiesigen zoologischen Institut wurde die Art auch
durch die Desinfektionsanstalt des Basler Bürgerspitals über-
mittelt, wo sie durch einen italienischen Arbeiter eingeschleppt
wurde. Im Tessin und in Oberitalien ist Scutigera coleoptrata L.
ebenfalls heimisch. Herr cand. phil. F. Wacker übermittelte mir
ein Exemplar von Ascona; am Comer See konnte ich die Art selbst
nachweisen. Aus dem Wallis ist mir kein Fundort bekannt, ich
zweifle jedoch nicht daran, daß sich dieser seltsame Rebberg-
bewohner auch dort noch finden wird.
c) Inseeta.
1. Orthoptera.
Mantodea.
1. Mantis religiosa L.
Die Heimat der Gottesanbeterin ist Südeuropa. Sie bewohnt
das Mittelmeergebiet und ist bekannt von Spanien, Südfrankreich,
wo sie nach Schoch (245) die Wiesen bevölkert, Italien und der
Balkanhalbinsel. Hier ist sie gemein in Bulgarien (Frey-Gessner
100) und in Griechenland. Über die südrussischen Steppen er-
reicht sie Westasien und wird weiter verzeichnet vom Hindustan
und Java. In den afrikanischen Randländern des mittelländischen
Meeres, in Algerien und Marokko und den Steppengebieten Nord-
und Zentralafrikas ist Mantis religiosa ebenfalls heimisch. Überall
ist sie eine Bewohnerin dürrer, kurzrasiger Grashalden und bleibt
auch in Mitteleuropa dieser Vorliebe treu.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 13
Von Südfrankreich aus dringt Mantıs veligiosa weit nach
Norden vor, sicher bis Fontainebleau, wahrscheinlich bis zur Seine-
mündung. Durch das Rhonetal aufwärts wandernd, erreicht sie
Genf (Salve) und den Genfer Jura. Im Wallis finden sich Kolo-
nien auf den Rasenhügeln um Sitten (Frey-Gessner 98, 99) und
Siders. Von Oberitalien aus besiedelt sie die südlichsten Gebiete
des Kantons Tessin (Monte-Bre: Meyer-Dür 200). In Südwest-
deutschland, im Gebiet der oberrheinischen Tiefebene, ist die
Gottesanbeterin heute noch ziemlich häufig. Nach Döderlein
(64, 67, 69) ist sie bekannt vom Hügelland des Elsaß (Türkheim,
Rufach: Bollenberg); sie bewohnt exponierte Lokalitäten im
Kaiserstuhl (Froehlich 105) und den Schloßberg bei Freiburg
(Froehlich 105, Döderlein 64). Hier und im Elsaß soll sie be-
sonders im Herbst nicht selten sein. In Deutschland ist die Gottes-
anbeterin weiter bekannt von Frankfurt a. Main, Würzburg und
aus dem Donautal bei Passau (Tümpel 271). Das Donautal wurde
sehr wahrscheinlich von Ungarn aus besiedelt, denn es finden sich
Kolonien bei Budapest und Wien und im mährischen Hügelland. Nach
neuerer Nachricht Doederleins (66) soll sie heute um Freiburg,
Frankfurt und Würzburg ausgerottet sein.
Acridiodea.,
‚Familie Tryxalidae.
9. Stenobothrus stigmaticus Ramb.
Stenobothrus stigmaticus Ramb. ist zerstreut durch Mittel-
europa. und aufdürren Grashalden, auf magern, trockenen Wiesen
und auf Heideboden nicht selten. Die Nordgrenze seiner Ver-
breitung verläuft von Belgien durch Nordfrankreich, den nördlichen
Teil der oberrheinischen Tiefebene, fällt dann rasch südwärts,
erreicht bei Wien die Donau und trifft in Serbien die Ostgrenze.
Aus Südeuropa wird die Art erwähnt aus Spanien (Sierra nevada,
Sierra de Pennalara), ist nach Frey-Gessner (100) selten in
Italien und auf der Balkanhalbinsel und fehlt dem östlichen Mittel-
meerbecken ganz. In Mitteleuropa wurde Stenobothrus stigmaticus
an wenigen Orten beobachtet, so von Meyer-Dür (199) an einer
dürren Grashalde bei Visp im Wallis, von Brunner von Watten-
wylhäufig um Wien. Letzterer Autor rechnet die Art zur Steppen-
fauna der unteren Wolga. In der oberrheinischen Tiefebene ist sie
im Herbst zu finden auf den Vorhügeln der Vogesen und des
Schwarzwaldes (Pierrat, 220); Doederlein (67) konnte sie im
Elsaß jedoch nirgends antreffen.
3. Stenobothrus rufipes Zett.
Das Verbreitungsareal von Stenobothrus rufipes Zett. reicht
von den Küsten des Mittelmeeres bis nach Südschweden; nach
Norden werden jedoch die Fundorte sehr selten und aufgelöst. —
‘ Bei uns bewohnt die Art wiederum trockene Wiesen und dürre
Hänge. Sie ist häufig zu treffen am Nordufer des Genfer Sees,
.im Unterwallis und am Jurafuß von Genf bis Schaffhausen. Auch
7. Heft
14 Albert Huber:
im Elsaß und in Baden gehört Stenobothrus rufipes zu den charak-
teristischen Bewohnern dürrer Grasplätze.
4. Stenobothrus haemorrhoidalis Charp.
Zerstreut und nicht gerade häufig in Mitteleuropa, bewohnt
auch Stenobothrus haemorrhoidalis Charp. gleich den vorigen und
in Gesellschaft der vorigen Arten Grashänge und Heideboden.
Südlich der Alpen wird er ersetzt durch den eng verwandten
Stenobothrus petraeus Bris. Aus der Schweiz wird er erwähnt vom
Genfer See und vom Unterwallis, ist selten im Elsaß (Illkirch,
La Vancelle, Bastberg, Nationalberg) und auf den Vorhügeln des
Schwarzwaldes (Freiburg 105). Brunner von Wattenwyl (43)
rechnet die Art, diein der Umgebung von Wien wiederum auftritt,
ebenfalls der pontischen Steppenfauna zu. Mit dieser Wiener Kolonie
wird auch das von Knörzer (157) erwähnte Vorkommen um Passau
zusammenhängen.
5. Stenobothrus nigromaculatus H.-Sff.
Diese den Steppen Osteuropas angehörende Art ist sehr selten
in Mitteleuropa. Sie wurde gefunden von Brunner von Watten-
wylals Glied der Wiener Steppenkolonie und wiederum in neuester
Zeit nach Kneucker (154) von Dr. H. A. Krauss am Kaiserstuhl.
6. Epacromia tergestina Meg.
Die Heimat von Epacromia tergestina Meg. liegt in Südeuropa,
wo das Tier z. B. um Triest und in Dalmatien nicht selten ist.
In Mitteleuropa wurde die Art bis jetzt nur an 2 Orten aufgefunden:
im Wallis bei Visp und um Siders und von Schulthess-Schindler
(250) im Domleschg als Glied der dortigen Xerothermkolonie.
Familie Oedipodidae.
7. Oedipoda miniata Pall.
Oedipoda miniata Pall. bewohnt Südeuropa von Südfrankreich
durch Oberitalien, die Balkanhalbinsel, wo sie nach Fre y-Gessner
(100) in Bulgarien verbreitet ist und hoch in die Gebirge empor-
steigt, bis in die Steppen Südrußlands. Auch nördlich der Alpen
hat sie eine weite Verbreitung, bekundet aber eine ausgesprochene
Vorliebe für trockene, steinige und fast vegetationslose Hänge und
Halden. Ihre nördliche Verbreitungsgrenze wird bezeichnet durch
die Punkte Paris, Würzburg, Jena, Thüringen, ja sogar Mecklen-
burg. In den Alpen steigt Oedipoda miniata ziemlich hoch hinauf,
nach Brunner von Wattenwyl (42) bis Obergestelen und Gut-
tannen; im Albulatal konnte ich sie ziemlich häufig an heißen
Schutthalden zwischen Filisur und Bergün (1500 m) und auf den
öden Sandfeldern des Ducantales in 2000 m antreffen. Während
sie im schweizerischen Mittelland selten ist, zählt sie an den Süd-
halden des Jura von Genf bis Schaffhausen zu den häufigsten
Orthoptera. Ihr graubraunes Kleid paßt außerordentlich gut zu
dem felsigen Boden, auf dem sie sich mit Vorliebe aufhält; wenn
sie, ihre leuchtenden Flügel zusammengefaltet, ruhig dasitzt, ist
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 15
sie ungemein schwer zu erkennen. Am Bieler See besiedelt sie die
Grasbänder der Felsenheide um Twann, die Steinbrüche zwischen
Twann und Biel, die Steilhalde beim Pavillon Felseck Biel. Aus
dem östlichen Jura kenne ich Oedipoda miniata vom Dottenberg,
von der Eckfluh und von der Lägern. In den Rebbergen um Aarau
war sie früher häufig, wird jedoch mit dem Verschwinden der
Reben seltener. Sie besiedelt aber auch weiter nordostwärts alle
ihren thermischen Ansprüchen passenden Lokalitäten bis zur
Schweizer Grenze und sehr wahrscheinlich darüber hinaus den
schwäbischen Jura. In der oberrheinischen Tiefebene gehört
Oedipoda miniata wiederum zu den charakteristischen Orthopteren;
sie hält sich sowohl auf den heißen Schotterfeldern von Neudorf,
wie an den Rebhügeln und Felsen der badischen und elsässischen
Rheinseite auf. Doederlein (67) führt sie an vom Bastberg,
Zabern, Karlsprung, Straßburger Festungswälle, Sulzbad, National-
berg, Rappoltsweiler, Strangenberg, Bollenberg, Drei Ähren,
Heiligenstein.
8. Oedipoda coerulescens L.
Gleich der vorigen Art ist auch Oedipoda coerulescens L. im
Mittelmeergebiet heimisch. Sie ist sehr häufig in den Rebgebieten
Südfrankreichs. Sie dringt aber etwas weiter nach Norden vor als
ihr Gattungsgenosse. Die Nordgrenze ihrer Verbreitung liegt in
Belgien und Norddeutschland; die Schweiz fällt also ganz in ıhr
Areal. Bei uns ist Oedipoda coerulescens die häufigere Form. Sie
bewohnt nicht nur die Halden und Rebberge am Jura, sondern
auch die Mittellandflußtäler, wo sie sich auf den heißen Sand- und
Schotterfeldern aufhält. Sie folgt dem Jurazug auch weit nach
Deutschland hinein (Knörzer 157). In der oberrheinischen Tief-
ebene treffen wir sie in Neudorf, und wiederum auf den elsässischen
und badischen Vorhügeln nach Doederlein (67) fast an denselben
Fundorten wie die vorige Art. — Beide Oedipodaarten vergesell-
schaften sich sehr gern; besonders die seltenere Oedipoda miniata
kommt fast immer an Orten vor, wo man auch die gemeinere
Oedipoda coerulescens auffinden kann.
9. Pachytylus cinerascens Fabr.
Die ursprüngliche Heimat von Pachytylus cinerascens Fabr.
ist im westlichen Mittelmeergebiet zu suchen. Die Art ist gemein
in Spanien und Südfrankreich. Im östlichen und mittleren Medi-
terrangebiet finden wir sie in Italien, Dalmatien, Griechenland und
in Nordafrika. In Asien ist sie bekannt von Java, Japan und den
Philippinen und dringt einzeln bis Neuseeland vor. In Mitteleuropa
ist sie nur von wenigen Orten bekannt, vom Unterwallis, von der
Umgebung von Lausanne, vom Jurafuß bei Murten und weiter
ostwärts bis über Aarau hinaus. Im Mittelland scheint sie sehr
selten zu sein, sie wird erwähnt von Bern und von Burgdorf, wo sie
nach Meyer-Dür (199) im Jahre 1858 sehr häufig war, seither
aber wieder verschwunden ist. Als einzigen Fundort in Deutsch-
7. Heft
16 Albert Huber:
land konnte ich Passau finden, wo sie von Knörzer (157) an-
geführt wird. :
10. Pachytylus nigrofasciatus de Geer
Pachytiylus (= Oedalus) nigrofasciatus de Geer ist eine weit-
verbreitete Orthoptere des Mittelmeergebietes. Sie ist wieder
sehr gemein in den Rebbergen Südfrankreichs. Außerhalb ihrer
Heimat ist sie nur von wenigen Orten bekannt. Brunner von
Wattenwyl (43) erwähnt sie als Mitglied der Wiener Steppen-
genossenschaft und weiter (42) aus Ungarn und Südrußland. In
der Schweiz lebt Pachytylus nigrofasciatus de Geer im heißesten
Unterwallis, an trockenen, steinigen Stellen. In Deutschland ist
sie sicher nur von Hüningen bekannt, wo sie nach Meyer-Dür
(199) von Fischer auf dürrem Heideboden gefunden wurde.
Knörzer (158) vermutet, daß sich die Art’ auch auf den Vogesen-
vorhügeln nachweisen lassen wird. Die Angabe von Rudow über
ihr Vorkommen in Mecklenburg wird von Knörzer (158) dahin
gedeutet, daß es sich nur um ein einzelnes verschlepptes Exemplar
handle. |
| 11. Sphingonotus coerulans L.
Das Genus Sphingonotus ist südeuropäisch und hat im Mittel-
meergebiet und auf den Steppen Südrußlands eine weite Ver-
breitung. Auch Sphingonotus coerulans L. hat sein Schwergewicht
in Südeuropa; er bewohnt Spanien, Portugal, Italien, die Balkan-
halbinsel, wo er, nach Frey-Gessner (100), sich mit Vorliebe an
sandigen Flußufern aufhält, weiter Westasien (Syrien) und Nord-
afrika von Ägypten bis Algerien und Madeira. In Mitteleuropa
selten, besiedelt er steinige, sonnige Halden und Flußanschwem-
mungen. Die nördliche Verbreitungsgrenze geht von Paris über
Mannheim— Erlangen bis Schlesien. In der Umgebung Wiens ist
er nach Brunner von Wattenwyl in Gesellschaft der Steppen-
formen. Die Fundorte in der Schweiz sind sehr zerstreut: Unter-
wallis, Umgebung des Genfer Sees, Geschiebebänke der Aare,
Urserental und nach Schulthess-Schindler (250) im Domleschg.
Auch in der oberrheinischen Tiefebene scheint die Form aufzu-
treten; ich konnte jedoch keine genauen Angaben finden.
Familie Acrididae.
12. Caloptenus italicus L.
Caloptenus italicus L. ist in Mittel- und Südeuropa heimisch.
Er bekundet hier wie dort eine Vorliebe für kurzrasige, sonn-
exponierte Wiesen und Hänge und unterscheidet sich dadurch
nicht von den übrigen Arten des Genus, das vor allem in Südeuropa,
Nordafrika und Westasien heimisch ist. Er kann in Südeuropa
(Süditalien und Griechenland) durch sein massenhaftes Auftreten
großen Schaden anrichten. — Caloptenus italicus L. ist gemein in
den Rebbergen Südfrankreichs (Schoch 245), in ganz Italien, auf
der Balkanhalbinsel (Frey-Gessner 100) und in Serbien (Schult-
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 17
hess-Rechberg 249). Er dringt in einzelnen Kolonien weit nach
Nordeuropa vor (Mecklenburg, Livland). In der Schweiz bewohnt
die Art hauptsächlich das Unterwallis in erdrückendem Individuen-
reichtum (Umgebung von Sitten und Siders). Im schweizerischen
Mittelland sehr selten, erscheint sie wieder im Jura, wo sie die
steinigen, sonnigen Halden und vegetationsarmen Gebiete bevölkert.
Am Bieler See ist sie häufig um Twann und Biel, im östlichen Jura
am Dottenberg und an der Lägern. Nach Dietrich (62) bewohnt
sie in Gesellschaft mit Oedipoda coerulescens die Kiesgruben im
Bülacher Wald. Isoliert steht der von Schulthess-Schindler
(250) nachgewiesene Fundort in der Xerothermkolonie des Dom-
leschg.
In Süddeutschland erscheint Caloptenus italicus wieder un-
gemein häufig in der oberrheinischen Tiefebene. Sowohl die
warmen Hänge und Waldlichtungen des Vogesenvorlandes: Geyer-
stein, Molsheim, Nationalberg, Barr, Gutleutrain, Rappoltsweiler,
Strangenberg, Bollenberg, Vendenheim (Doederlein 67), als auch
die Reben von Istein bis Freiburg und der Kaiserstuhl bieten ihm
günstige Lebensbedingungen. Von Knörzer (157) konnte die Art
auch um Passau nachgewiesen werden, wo sie, analog ihren
Lebensgewohnheiten, die untern Talhänge besiedelt. Sehr wahr-
scheinlich läßt sie sich aber auch noch für den schwäbischen Jura
nachweisen.
Locustodea.
Familie Phanopteridae.
13. Phanoptera falcata Scop.
Phanoptera falcata Scop. bewohnt Südeuropa und die süd-
lichen Gebiete von Mitteleuropa. Überall sucht sie dürre und
steinige Halden auf und bildet bei uns ausgesprochene Kolonien.
In Südeuropa ist sie bekannt aus Südfrankreich, Oberitalien, Süd-
österreich, Ungarn, Südrußland und reicht von hier weit nach
Westasien hinein. Ihre Verbreitung in der Schweiz ist auf wenige
Punkte beschränkt: Zürich, wo sie nach Dietrich (62) 1860 häufig
am Zürichberg gefunden wurde, seither aber verschwunden sein
soll, Baden, Rheinau, Glattfelden, Sargans, Aarau und Interlaken.
In der oberrheinischen Tiefebene ist sie nicht selten in lichten und
sandigen Gebieten beiderseits des Rheins, auf den Rebenhügeln
des Elsaß: Wasselnheim, Bischweiler, Straßburg, Wanzenau,
Nationalberg, Barr, Gutleutrain, Strangenberg nach Doederlein
(67), und Badens und sowie im Kaiserstuhl.
14. Phanoptera quadripunctata Brunner
Phanoptera quadripunclata Brunner ist eine exquisite Medi-
terranform, die als große Seltenheit nordalpin gefunden wird. Sie
bewohnt Südfrankreich, Italien, Dalmatien. Im Elsaß wurde
früher einmal ein Exemplar in einem Weinberg bei Barr gefunden;
erst neuerdings wurde nach Doederlein (67, 69) auf dem Zimmer-
berg bei Sulzmatt eine ganze Kolonie entdeckt.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 7. 2 7. Heft
18 Albert Huber:
Familie Conocephalidae.
15. Conocephalus mandibularis Charp.
Auch Conocebhalus mandibularis Charp. ist eine reine Medi-
terranform (Istrien), die aber auch hie und da weit nach Mittel-
europa vordringt. So wurde sie um Paris beobachtet, wohin sie jeden-
falls aus Südfrankreich zugewandert war, außerdem in der Schweiz
um Lachen, Feldbach, Aftoltern a. Albis und nach Tümpel (271)
um Bregenz. In der Südschweiz wurde sie um Lugano nach gewiesen.
Familie Decticidae.
16. Platycleis grisea F.
Obwohl Platyecleis grisea F. über einen großen Teil Europas
verbreitet ist, bekundet sie bei uns eine ausgesprochene Vorliebe
für magere Grashänge und Brachfelder, also Lokalitäten, die sich
durch besondern thermischen Charakter auszeichnen. Platycleis
grisea bewohnt Europa vom äußersten Süden (Spanien, Süditalien,
Südrußland) bis weit nach Norden (Südschweden). Auch in bezug
auf die Vertikalverbreitung ist sie durchaus nicht wählerisch: man
kann sie sowohl am Fuß des Jura als auch auf den Hochweiden
antreffen. Die Art besiedelt als allgemein verbreitete Form die
steinigen, trockenen Jurahänge, die warmen Lehnen der Rebhügel
im Schwarzwald und in den Vogesen, besonders im südlichen Teil
des Gebiets: Weglenburg, Bastberg, Geyerstein, Wasselnheim,
Bischenberg, Hochfeld, Barr, Gutleutrain, Mönkalb, Hohkönigs-
burg, Rappoltsweiler, Weißer See. Strangenberg, Bollenberg,
Lautenbach, Belchen, Landskron (Doederlein 67).
17. Platycleis tessellata Charp.
Plat’ycleis tessellata Charp. ist beheimatet auf den Brachfeldern
und in den Distelgestrüppen des Mittelmeerbeckens von Portugal
bis Dalmatien und Südgriechenland. Auch in Nordafrika wird sie
häufig angetroffen. Durch das Rhonetal aufwärts wandernd, wird
das Seinebecken erreicht (Umgebung von Paris) und durch die
burgundische Pforte das Oberelsaß, wo Platycleis tessellala nach
Doederlein (69) von Dr. Schirch in der Umgebung von Thann
nachgewiesen wurde. In der Südwestschweiz scheint die Art zu fehlen.
18. Gampsocleis glabra Herbst.
Gampsocleis glabra Herbst ist eine Steppenform Südosteuropas.
Sie bewohnt die Steppen am Ural und an der Wolga und sendet
Einzelkolonien weit nach Mitteleuropa vor. Sie konnte nachge-
wiesen werden in den Steppen Ungarns, in Serbien, in Istrien und
in der Steppengenossenschaft um Wien (Brunner von Watten-
wyl 43), ferner in Norddeutschland in der Umgebung von Berlin,
in der Lüneburger Heide, in Thüringen, Schlesien und in der Um-
gebung von Frankfurt. Aus der Schweiz ist die Art bis jetzt un-
bekannt; sie erscheint jedoch auf den Hochwiesen der Vogesen, wo
sie nach Pierrat (220) 1865 in 2 Exemplaren um Gerbamont
gefunden wurde.
Die wärmeliebeude Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 19
Familie Ephippigeridae.
19. Ephippigera vitium Serv.
Ephippigera witium Serv., der Vertreter eines großen, fast
ausschließlich auf die Mittelmeerländer beschränkten Genus, erreicht
Mitteleuropa nur an wenigen Stellen. In den Rebgebteten Süd-
frankreichs (Schoch 245) und in den südlichen Alpentälern liegt
seine ursprüngliche Heimat. Dem Alpenzug folgt er bis nach
Ungarn, Siebenbürgen, Serbien und Bulgarien, wo er nach Frey-
Gessner (100) wiederum die Rebberge bewohnt. Von Ungarn
aus wandert die Art donauaufwärts und ist in der Umgebung Wiens
nicht selten anzutreffen. In der Schweiz findet sich EPhippigera
vitium im südlichen Tessin, im Jura von Genf und im Rhonetal.
Im warmen Becken Südwestdeutschlands ist sie sehr häufig,
sowohl in den Rebgebieten des Elsaß (nach Doederlein 67:
Nationalberg, Barr, Gutleutrain, Mönkalb, Andlau, Hohkönigs-
burg, Rappoltsweiler, Kienzheim, Strangenberg. Bollenberg), als
auch in den Weinbergen um Freiburg und Istein (Froehlich 105).
Man kann beobachten, daß die Form heute in den Nebentälern des
Rheins aufwärts zu wandern beginnt. Sie bewohnt nach Le Roi
(177) das Nahetal.
Gryliodea.
20. Oecanthus pellucens Scop.
Oecanthus pellucens Scop. ist in Südeuropa weit verbreitet;
besonders häufig ist die Art in Südfrankreich, den südlichen Alpen-
tälern, Südungarn, Serbien, Bulgarien (nach Frey-Gessner 100)
und Südrußland.
In Mitteleuropa wurde sie nur an wenigen klimatisch günstigen
Stellen aufgefunden, in der Schweiz im Unterwallis, im südlichen
Tessin und in der Umgebung von Genf, in Süddeutschland im
Kaiserstuhl (Knop 155) und, nach Jung (148a), im Elsaß in Ge-
sellschaft mit Mantis veligiosa am Bollenberg und bei Türkheim,
außerdem allein auf dem roten Rain bei Sulz, nach Doederlein
(67) bei Straßburg, Barr, Gutleutrain.
”
2. Neuroptera.
Familie Ascalaphidae.
In der Benennung der Arten des Genus Ascalaphus herrscht
eine große Verwirrung. Ich schließe mich im folgenden der Art-
unterscheidung von Knörzer (158) und Meyer-Dür (202) an.
1. Ascalaphus coccaius Schifferm.
Obwohl das Genus Ascalaphus in Südeuropa heimisch ist,
wandern die beiden Arten ziemlich weit nach Mitteleuropa hinein.
Ascalaphus coccaius Schifferm. bewohnt Spanien, Südfrankreich,
Italien, Griechenland.
In der Schweiz ist die Art recht häufig im Wallis, wo sie außer
im Haupttal auch in den Nebentälern gefunden wird; besonders
2* 7. Heft
20 Albert Huber:
die thermisch günstigern Täler der Berner Alpen benutzt sie zum
Anstieg in Höhen von 13—1400 m. Am Genfer See, am Fuß des
Jura und an den Juraflühen ist Ascalaphus coccaius ungemein
verbreitet. Außerordentlich ergiebige Exkursionen konnte ich in
den ersten Sommermonaten, im Juni und Juli, ausführen, wo der
Bold in Hunderten von Individuen die Reben und Felsenheide am
Bieler See bevölkerte und in den schwülen Nachmittagsstunden
träge an Gräsern angeheftet saß. Als besonders ergiebige Fundorte
notierte ich die Steilhalde beim Pavillon Felseck (Biel), die Trämel-
fluh ob Twann und die Halde beim Schützenhaus Twann. Im
östlichen Jura konnte ich Ascalaphus coccaius nachweisen bei Solo-
thurn, am Südhang des Dottenberges zwischen Olten und Aarau,
nach Stoll (262) bei Zürich und am Albis. Meyer-Dür (202)
erwähnt, daß die Art früher um Burgdorf häufig war, seit Jahren
sich aber nicht mehr nachweisen lasse. Auch im Basler. Jura wird
sie häufig angetroffen, um die heißen Fluhwände flatternd. Ich
fand sie hier am Schleifenberg, an der roten und weißen Fluh bei
Liestal, am Hofstetter Köpfli und beim Pfeffinger Schloß. Letztere.
beiden Fundorte wurden mir auch durch eine mündliche Mitteilung
von Herrn Dr. Binz bestätigt. Herr Professor Zschokke teilte mir
ferner die Fundorte Ramsach, Südabhang der Schafmatte und Bär-
schwiler Tälchen mit, Herr Dr. Steinmann den Fundort Staffelegg.
Im Schwarzwaldvorland konnte ich Ascalaphus coccaius bis
jetzt noch nicht finden, allerdings stand mir eine zu kurze Beob-
achtungszeit zur Verfügung. Da jedoch die Art sehr häufig ist auf
den Vorhügeln der Vogesen und im Kaiserstuhl, so wird sie sich
auch hier noch nachweisen lassen. Im Kaiserstuhl ist besonders
die Umgebung von Ihringen durch ihren Reichtum an Ascalaphus
coccaius bemerkenswert (Knop 155). In den Rebbergen des Elsaß
ist er gemein und scheint nach Jung (148a) gerade in letzter Zeit
sein Areal zu vergrößern durch Wanderung nach Norden und Ein-
dringen in die Nebentäler des Rheins (Münstertal). — Knörzer
(157) erwähnt Ascalaphus coccaius ferner aus dem schwäbischen
Jura (Urach, Eichstädt) und aus dem Isartal (Pullach).
Ascalaphus coccaius hat eine große Vertikalverbreitung. Im
Albulatal traf ich ihn häufig in Gesellschaft mit Oedipoda miniata
an steinigen, sonnigen Halden zwischen Filisur und Bergün in
1300—1600 m Höhe.
2. Ascalaphus macaronius Scop.
Auch die Heimat von Ascalaphus macaronius liegt im Süden
unseres Erdteils, in Spanien, Italien, Südfrankreich, Südrußland.
Hier vor allem liegt der Schwerpunkt der Verbreitung, die ur-
sprüngliche Heimat der Form. Während Ascalaphus coccavus eine
westmediterrane Art ist, ist Ascalaphus macaronius ein Südost-
europäer, ein pontisches Element unserer Fauna.
In der Schweiz ist Ascalaphus macaronius sehr selten. Er
bewohnt das Rhonetal im Unterwallis. Außer dieser Kolonie er-
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basel». 4
scheint er selten in der Nordschweiz. Ich konnte ihn als Seltenheit
beim Pavillon Felseck bei Biel nachweisen. Nach einer mündlichen
Mitteilung von Herrn Dr. Baumberger war ihm die Existenz
dieser zweiten Ascalaphusart am Bieler See schon längere Zeit
bekannt: Ascalaphus macaronius soll in der Felsenheide um Twann
nicht besonders selten sein. In der Ostschweiz wurde er gefunden
bei Glarus (Schoch) und am Irchel (Meyer-Dür teste Huguenin)
Nach Stoll (262) bedürfen aber letztere Angaben erneuter Bestä-
tigung. Ich halte nach den Funden von Dr. Baumberger und
eigenen Erfahrungen das Auftreten dieser Art in der Ostschweiz
durchaus nicht mehr für so zweifelhaft.
In Deutschland scheint Ascalaphus macaronius sehr selten
zu sein. Knörzer (158) erwähnt ihn von Liliental am Südhang
des Kaiserstuhls und fügt bei, daß ihm dies der einzig bekannte
Fundort in Deutschland sei.
Aus dem Wallis werden noch folgende Arten angeführt:
3. Myrmeleon tetragrammicus Fabr.
Wallis, Locarno — Umgebung von Wien.
4:"Acanthaclisis occitanica WVill.
Wallis — Südfrankreich, Ungarn, Ostpreußen.
. Eine größere Verbreitung hat wieder
5. Myrmeleon formica-lynx F.
Wallis, Weißenburg, Zürich — Wien.
3.. Diptera.
Bei dem gegenwärtigen Stand der Dipterenkenntnis war es
unmöglich, Faunenlisten aus meinem Studiengebiet zu erhalten.
Die Diptera sind leider in tiergeographischer Hinsicht noch durch-
aus unbekannt. Wohl lassen sich auch hier viele xerotherme
Arten aufstellen (Anthrax, Bombylius),; allein es besteht kaum
die Möglichkeit, ihre Einwanderungsstraßen zu erkennen, da
heute weitaus die meisten Formen über das ganze Gebiet ver-
breitet sind.
4. Odonata.
Auch die Odonata sind für das Studium der Xerothermfrage
wenig geeignet, da sie stark von der Verbreitung des Süßwassers
abhängen. Außerdem spielen gerade in dieser Gruppe die spora-
dischen Wanderungen eine ungemein wichtige Rolle, wodurch
dann häufig Formen in Gegenden angeführt werden, wo sie durchaus
nicht heimisch sind. Stoll bemerkt darüber (262, pag. 174): ‚Bei
auffälligen Vorkommnissen dieser Art wird die Entscheidung, ob
es sich um eine sporadische Einwanderung oder aber um eine
ständige, bisher bloß übersehene Form handle, in Gegenden, deren
Fauna noch nicht eingehend bekannt ist, schwer oder selbst
unmöglich“. ri
7, Heft
2% \ Albert Huber:
5. Hymenoptera.
Frey-Gessner, zahlreicheLokalstudien (LiteraturverzeichnisSeite111)
1. Familie Apidae.
1. Xylocopa violacea L.
‚Von den 6 europäischen Arten des Genus Xylocoda kommen
3 nur im Mittelmeergebiet vor, eine (X ylocopa cyanescens Brulle)
findet sich nur in den südlichsten Teilen Mitteleuropas (Bozen,
Siders, Sitten, Martigny, Ungarn), die beiden andern aber auch
weiter. im Norden. Besonders Xylocopa valga Gerst. dringt an
besonders günstigen Stellen bis zur Ostsee vor und bewohnt in
der Schweiz das Unterwallis, das Nordufer des Genfer Sees und
den südlichen Tessin.
Ein besonderes Interesse verdient Xylocopa violacea L., die
aus ihrer mediterranen Heimat weit nach Mitteleuropa vorstößt.
Im Wallis und um Genf erscheint sie jedes Jahr, in der Nord-
schweiz dagegen nur zeitweise; so beobachtete sie Wegelin (280)
einmal bei Frauenfeld. Im Jura wurde sie von Herrn Professor
Zschokke wiederholt in einem südexponierten Garten bei Aarau
gefunden. Im Oberrheintal ist sie nicht selten und bewohnt hier
sowohl die elsässischen als auch die badischen Rebenhügel und
den Kaiserstuhl. Auch in Basel wurde sie in einem Garten an der
Missionsstraße gefunden und mir das Exemplar durch gütige Ver-
mittlung von Herrn Prof. Zschokke übergeben. In Nassau ist sie
nach Schenk (236) nicht selten und dringt gegenwärtig in den
Nebentälern des Rheins vor: Maintal bis Bamberg, Lahntal bis
Gießen. Am Niederrhein wurde sie bei Bonn gefunden.
2. Chalicodoma muraria F.
Auch das Genus Chalicodoma dringt nur mit wenigen Arten
aus dem Mediterrangebiet nach Mitteleuropa vor. Chalicodoma
sicula Rossi macht schon im Trient halt, Chalicodoma pyrenaica Lep.
erreicht die südlichen Alpentäler, und Chalicodoma baelica Gerst.
erscheint außer in Spanien im heißesten Unterwallis um Sitten
und Siders.
Chalicodoma muraria F. ist über die ganze Schweiz ziemlich
verbreitet. Sehr häufig ist sie wiederum im Unterwallis, erscheint
aber auch in der Nordschweiz nicht selten und ist in den warmen
Tälern undam Jurafuß überall zu finden. Sie kann auch bedeutende
Höhen erreichen, nach Frey (98) bis 2000 m. In Süddeutschland
ist Chalicodoma muraria jedoch wenig verbreitet. Sie wurde von
Friese (104a) um Straßburg nachgewiesen. In Thüringen ist sie
nach Schmiedeknecht (244) stellenweise recht häufig.
3. Melecta luctuosa Scop.
Von 4 mitteleuropäischen Arten des Genus Melecta sind 2
auf die südlichsten Gebiete beschränkt: Melecta funeraria Sm.
dringt bis Budapest vor, Melecta plurinotata Brull& nur bis Süd-
ungarn. n
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 23
Melecta luctuosa Scop. wurde auch im nördlichen Mitteleuropa
hie und da beobachtet. Die Art bewohnt in der Schweiz das
Unterwallis, das Nordufer des Genfer Sees und ist in der Um-
gebung von Genf noch recht häufig. In der Nordschweiz ist sie
selten. Sie wurde von Blösch um Laufenburg, von Meyer-Dür
bei Burgdorf gefunden. Friese (104a) beobachtete sie im Elsaß
um Straßburg, wo sie sich mit Vorliebe an Lößwänden aufhält.
4. Melecta armata Panz.
Obwohl Melecta armata Panz. durch die ganze Schweiz ver-
breitet ist, macht sich trotzdem eine Bevorzugung der wärmern
Talgegenden bemerkbar. Im Unterwallis, am Genfer See und
um Genf noch verbreitet, wird sie, dem Jurafuß entlang wandernd,
im Norden seltener. Rühl konnte sie an der Lägern nachweisen.
Im Mittelland wurde sie von Meyer-Dür um Burgdorf verzeichnet.
— Um Basel erscheint sie hie und da; Knörzer (158) gibt an,
daß sie von Kesenheimer am Bollenberg bei Rufach in den
Nestern von Anthophora Pilides gefunden wurde; auch Friese
(104a) erwähnt sie aus der Umgebung von Straßburg.
5. Sphecodes fuscipennis Germ.
Die Heimat der großen Sphecodesart liegt in Südeuropa, Nord-
afrika, Westasien (Syrien, Kleinasien). Vom Mediterrangebiet aus
wird Mitteleuropa erreicht und der südliche Tessin, die Umgebung
Genfs und das Unterwallis besiedelt. In der Nordschweiz tliegt
Sphecodes fuscipennis sehr selten. Er wurde nachgewiesen von
Walter Schmid um Bern und Basel. Wegelin (280) bezeichnet
die Art als ziemlich häufig um Frauenfeld. —- Nach Friese (104a)
kommt die Art um Straßburg und um Oppenau in Sandgruben vor.
6. Sphecodes ephippius L.
Sphecodes ephippius L. ist aus Mitteleuropa bekannt aus dem
Wallis (Umgebung von Siders, Vercorin, Pfynwald, Chandolin bis
1800 m), außerdem vom Saleve und aus dem Südtessin (Lugano).
v. Schultheß erwähnt ihn von Zürich, und Friese (104a) wiederum
aus Süddeutschland: Straßburg und Oppenau.
7. Halictus costulatus Kriechb.
Wiederum hauptsächlich aus Südeuropa bekannt, ist 7 alle
costulatus Kriechb. auch in einem größern Teil der Schweiz nach-
gewiesen worden. Er bewohnt jedoch mit Vorliebe die untern
warmen Talstufen (Wallis, Genf, Südtessin), wurde jedoch auch
gefunden um Basel und an mehreren Punkten Süddeutschlands
und Österreichs: von Friese (104a) bei Oppenau, von Kriech-
baumer um München und von Schletterer in Tirol.
8. Halictus xanthopus K.
Bekannt von Genf, vom Genfer See (Lausanne) und vom
Unterwallis. Wegelin (280) erwähnt die Art auch von Frauenfeld
7. Heft
24 Albert Huber:
und Friese (104a) entdeckte sie 1888 im Elsaß (Umgebung von
Straßburg).
9. Colletes daviesana Sm.
Colletes daviesana Sm. ist beschränkt auf die wärmsten Gegen-
den Mitteleuropas; sie findet sich im Unterwallis (Sitten) und im
Südtessin (Locarno). Sehr selten erscheint sie in der Nordschweiz
(nach W. Schmid um Basel) und in Süddeutschland (nach Friese
[104a] an den Lößwänden bei Achenheim und Oberhausbergen).
10. Colletes fodiens Kirby
Die Verbreitung von Colletes fodiens Kirby ist ähnlich der der
vorigen Art. Sie wird in Mitteleuropa gefunden in der Umgebung
von Genf, im untern Rhonetal um Bouveret und Siders und nach
Paul um Susten. W. Schmid erwähnt sie aus der Umgebung
von Basel, und Friese (104a) entdeckte sie 1887 in einigen Exem-
plaren in der Umgebung von Straßburg.
11. Andrena carbonaria L.
Von ihrer südeuropäischen Heimat aus erreicht Andrena car-
bonaria L. die Umgebung von Genf, ist recht häufig im heißen
Unterwallis (Siders) und wurde im nördlichen Teil der Schweiz
um Basel und um Rheinau nachgewiesen. Friese (104a} fand die
Art auch einmal (1887) um Straßburg.
12. Andrena thoracia Fabr.
Auch Andrena thorasia Fabr. ist eine ausgesprochen südliche
Form, die in Mitteleuropa auch im Unterwallis, im Tessin und
sehr selten in der Umgebung Basels gefunden wird. Von Friese
(104a) wird sie (1887) einmal aus der Umgebung Straßburgs
angegeben.
13. Andrena taraxaci Giraud
Ebenfalls eine südliche Form, die aber in Mitteleuropa eine
engere Verbreitung hat als die vorige Art. In der Schweiz wurde
sie nachgewiesen in der Umgebung von Genf und um Basel.
14. Rhophites canus Eversm.
Bekannt von Basel und aus dem Elsaß: Friese (1887), um
Straßburg. — Die nahverwandte Form Rhophites quinguespinosus
Spin. im Unterwallis (Siders), um Genf und im Südtessin (Lugano,
Locarno).
15. Ceratina cucurbitina Rossi
Ceratina cucurbitina Rossi ist sehr häufig in Südeuropa und
noch in der Südschweiz: Genf, Wallis, Südtessin. Sie ist weiter
bekannt aus dem Rheintal bei Heidelberg (Brauns) und Bonn.
16. Ceratina cyanea Kby.
Wiederum in Südeuropa verbreitet, bewohnt Ceratina cyanea
Kby. in der Schweiz die Umgebung von Genf, das Rhonetal und den
Südtessin um Locarno und Lugano. In der Nordschweiz erscheint
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 25
sie an wenigen Stellen, so nach Wegelin (280) um Frauenfeld.
Aus dem Rheintal ist sie bekannt von Heidelberg (Brauns).
17. Eucera interrupta Baer.
Das Genus Eucera ist heimisch in den Steppengebieten Süd-
und Südosteuropas, und auch Eucera interrup!a Baer wird haupt-
sächlich in Südeuropa gefunden und ist in Mitteleuropa sehr selten.
In der Schweiz wurde sie am Saleve, im Unterwallis und im Süd-
tessin nachgewiesen. Friese fand sie am Kaiserstuhl.
18. Anthophora fulvitarsis Brulle
Von den 300 Arten des Genus Anthophora bewohnen nur
etwa 25 mitteleuropäischen Boden und darunter wieder viele, die
auf den äußersten Süden, das heiße Unterwallis, Südtessin und
Südtirol beschränkt bleiben. So sind z. B. Anthophora pubescens
Fabr., A. erinipes Smith, A. mucida Grib., A. yuadristrigata Dours
bis jetzt nur aus dem Unterwallis, vom Genfer See und dem Süd-
tessin bekannt. Die eine oder andere der zitierten Arten wird sich
aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch im Rheingebiet Süd-
deutschlands nachweisen lassen.
Obwohl auch Anthophora fulvitarsis Brull& ihre Heimat in
Südeuropa hat, ist sie auch in Mitteleuropa an verschiedenen
Orten entdeckt worden. Sie lebt um Genf und im Rheintal von
Basel bis Bonn, wo sie von Dr. Imhoff um Basel gefunden wurde
und nach Friese (104a) um Heidelberg und an Lehmwänden um
Straßburg, Achenheim, Lampertheim und Hausbergen lebt. Die
Nordgrenze im Rheingebiet erreicht sie bei Bonn.
19. Anthophora quadrifasciata Vill.
Von Südeuropa her dringt Anthophora quadrijasciala nur an
wenigen Punkten nach Mitteleuropa vor: sie bewohnt hier das
Haupttal des Wallis, den Südtessin und die Umgebung von Basel.
Über Deutschland ist sie sehr zerstreut und wird erwähnt von
Nassau, Thüringen, Schlesien und Mecklenburg.
20. Anthophora acervorum IL.
Obgleich Anthophora acervorum L. (= A. pilipes F.) über einen
großen Teil Europas verbreitet ist, sucht sie bei uns meist heiße
Hänge zum Aufenthalt aus. Sie ist im ganzen Rheingebiet Süd-
deutschlands verbreitet. Nach Knörzer (158) lebt sie in Baden
um Freiburg, im Elsaß am Bollenberg bei Rufach.
91. Osmia cornuta' Eatr.
Die südeuropäische Art ist zerstreut über Mitteleuropa. In
der Schweiz ist sie, besonders in den tiefern Lagen, noch häufig:
Wallis, Genfer See. Auch aus dem Mittelland wird sie verzeichnet:
Burgdorf, Zürich, Frauenfeld (Wegelin) und von Chur. Im
Rheintal ist sie recht verbreitet um Basel und, nach Friese, um
Straßburg.
7. Heft
96 Albert Huber:
22. Osmia andrenoides Spin.
Südeuropa. — Aus der Schweiz bekannt aus dem Unterwallis
(Martigny, Siders) und dem Jurafuß am Neuenburger und Bieler
See: Neuenstadt (Jacob), Twann (Steck), Bötzingen. Schmiede-
knecht führt Osmia andrenoides Spin. nur aus Thüringen (Schön-
berg bei Gumperda) als deutschem Fundort an.
23. Osmia gallarum Spin.
Osmia gallarum Spin. ist eine ganz ausgesprochen süd-
europäische Form, die in Mitteleuropa selten angetroffen wird.
Sie ist erwähnt von Genf (Saleve) und aus dem Wallis, wo sie
um Siders bis 2000 m emporsteigt. In Süddeutschland fand sie
Dr. Sagemehl um Heidelberg.
24. Megachile apicalis Spin.
Das Genus Megachile erfährt seine Hauptverbreitung in den
Tropen und Subtropen (Mittelmeerländer). — Auch Meyachile
apicalis Spin. gehört vorwiegend dem Süden an und ist in Mittel-
europa auf wenige Punkte beschränkt. So wurde sie in der Schweiz
gefunden um Genf, im Unterwallis (Siders) und im Südtessin.
Friese (104a) führt die Art 1888 aus der Umgebung von Straßburg
an. Sie wird außerdem an wenigen Punkten Deutschlands bis
_ı Mecklenburg hinauf angeführt. (nach Schmiedeknecht 244).
25. Megachile rotundata F.
Südeuropa, in Mitteleuropa nur lokal: um Genf, im Unter-
wallis (Sitten, Siders), Südtessin, Umgebung Basels und nach
Friese (104a) um Straßburg.
26. Anthidium interruptum F.
Südeuropa. — In der Schweiz im Wallis (Sitten und Siders)
und nach W. Schmid (243) in der Umgebung von Basel.
2. Familie Sphegidae.
27. Sceliphron destillatorius Il.
Die Gattung Sceliphron ist in den Tropen weit Verka,
Mit 3 Arten reicht sie nach Mitteleuropa hinein; eine jedoch,
Scelibphron femoratum F., die im Mittelmeergebiet weit verbreitet
ist, erreicht nur noch Südtirol (Bozen). Auch Scelidhron destilla-
torius IU. ist in Südeuropa heimisch. Aus Mitteleuropa ist sie be-
kannt aus dem Unterwallis (Martigny, Siders), aus der Umgebung
von Basel und von Wien. Ob die Art auch in Süddeutschland
vorkommt, erscheint nach Schmiedeknecht (244) zweifelhaft;
es ist jedoch wohl möglich, daß sie von Basel aus rheinabwärts
vordringt.
28. Bembex integra Panz.
Auch das Genus Bembex ist weit verbreitet in heißen :ändera
und hat in Mitteleuropa nur wenige Vertreter. Alle Bembexarten
bewohnen sandige, trockene Halden. Von unsern einheimischen
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 97
Arten ist von besonderem Interesse Bembex integra Panz., die in
Südeuropa und Westasien weit verbreitet ist, aber auch. weit
nach Norden vordringt. Aus der Schweiz ist sie bekannt vom
Saleve, aus dem Wallis, wo sie im Haupttal (Martigny, Siders)
und in den Nebentälern (Saartal) hoch hinauf steigt. Im Norden
wird sie selten, wird jedoch hie und da noch in Süddeutschland
gefunden.
3. Familie Vespidae.
29. Eumenes unguiculus Vill.
Eumenes ist eine in den Tropen verbreitete Gattung. Mit
zahlreichen Arten reicht sie ins Mittelmeergebiet. In Mitteleuropa
erscheinen 3 Arten; eine, Eumenes arbusiorum Panz., erreicht nur
die südlichsten Grenzen in der Südschweiz und in Südtirol, eine
zweite, Eumenes coarclatus L., ist weit über Europa zerstreut. Von
besonderem Interesse ist Eumenes unguiculus Vill., deren Heimat
in Südeuropa und Nordafrika zu suchen ist. Aus der Schweiz
wird sie erwähnt aus dem Unterwallis (Siders, nach Schmiede-
knecht 244) und dem Südtessin. Sehr selten erscheint sie in
der Nordschweiz (Zürich, Laufenburg, Umgebung von Basel). Im
Elsaß ist Eumenes unguicwus Vill. nicht selten. Sie wurde zuerst
nach Doederlein (69) an den Lößwänden von Achenheim ent-
deckt und in neuerer Zeit durch Pfarrer Fettig bei Matzenheim
und der Straßburger Orangerie nachgewiesen. Über das Vor-
kommen der Art in Baden "konnte ich keine Angaben erhalten.
4. Familie Chrysididae.
30. Parnopes grandior Pall.
Parnopes grandior Pall., eine bei Bembexarten schmarotzende
Form, bewohnt mit diesen Südeuropa, Nordafrika, Westasien und
dringt mit ihren Wirten nach Mitteleuropa vor. Sie ist bekannt
aus dem Unterwallis (Siders), der Umgebung von Bern und aus
Süd- und Mitteldeutschland (Halle!.
5. Familie Scolidae.
f 31. Scolia quadripunctata F.
Auch für die Gattung Scolia finden wir das Schwergewicht
der Verbreitung in den Tropen. Mit 3 Arten reicht sie nach Mittel-
europa hinein, 2 machen allerdings schon wieder an der Südgrenze
halt: Scolia flavifrons F. aus Korfu und Bozen, Scolia hirta Schrank
aus Bozen, dem Unterwallis (Siders) und dem Südtessin.
Nur Scolia quadripunctata F. reicht weiter nach Norden, ob-
wohl auch bei ihr ihr Hauptgebiet in Südeuropa zu suchen ist!
‘Sie bewohnt in Mitteleuropa das Unterwallis und den Südtessin.
Schmiedeknecht (244) erwähnt sie aus Thüringen, wo sie auf
Sandfeldern häufig anzutreffen war; in den letzten Jahren soll
sie aber dort seltener geworden sein. Im Elsaß und in Bayer
scheint sie zu fehlen.
7. Heft
28 Albert Huber:
6. Familie Mutillidae.
Die Mutillidae entfalten ihren größten Körmeiireich in
den amerikanischen Tropen, sind aber auch in Südeuropa in statt-
licher Zahl vertreten. Während Mukilla europaea L. und Mutilla
rufides F. weit nach Nordeuropa dringen, halten sich Mautilla
distincta Lep. und Mutilla maura F. nur noch im Unterwallis und
am Nordufer des Genfer Sees auf. Besondere Erwähnung durch
ihre Verbreitung verdient
32. Mutilla scutellaris Latr.
Mutilla scutellaris Latr., in Südeuropa. beheimatet, findet sich
in der Schweiz am Nordufer des Genfer Sees (Nyon) und im Unter-
wallis. In Deutschland wird sie nur aus dem Rheintal erwähnt,
wo sie bis Nassau nach Norden vorstößt. Sie hält sich wie alle
Mutilliden gern in Sandgegenden aul.
7. Familie Trigonalidae.
33. Trigonalys hahni Spin.
Über Europa zerstreut, ist Trigonalys Hahni Spin. aus der
Schweiz bekannt aus dem Unterwallis (Siders, Peney), aus Bern
und vom Irchel. Auch in Süddeutschland wurde sie an einigen
Punkten aufgefunden und scheint nach Schmiedeknecht (244)
in Thüringen nicht selten zu sein.
Die Gattung Trigonalys ist außer in Europa auch in Süd-
amerika zu Hause.
8. Familie Formicidae.
34. Camponotus marginatus Latr.
Camponotus marginatus Latr. ist heimisch in den Mittelmeer-
ländern; in Mitteleuropa ist er bis jetzt nur an wenigen Orten ge-
funden worden: um Straßburg, in der Märk, am Kaiserstuhl
(nach Adam, 1, um Rotweil) und von Krieger (173) in Sachsen
(Diesbar). Er hält sich gern an trockenen Ästen und Stämmen
auf, wurde auch schon zwischen den Wänden von Bienenkörben
beobachtet (Mark, Rotweil).
35. Camponotus marginatus Latr. r. aethiops Mayr
Camponotus marginatus Latr. r. aethiops Mayr ist weit ver-
breitet im Mittelmeergebiet: von Spanien über Südfrankreich
(hier gemein), Italien und die Balkanhalbinsel bis nach Westasien.
Von Südfrankreich aus wird Mittelfrankreich erreicht, durch das
Rhonetal die Umgebung von Genf besiedelt: Saleve. Kolonien
finden sich bei Vaux am Nordufer des Genfer Sees und im Unter-
wallis um Siders. Erst in den letzten Jahren konnte die Form auch
in der oberrheinischen Tiefebene nachgewiesen werden. 1906 fand
sie Escherich (80) an den warmen Kalkfelsen bei Rufach und
ungefähr gleichzeitig Adam (1) am Achkarrener Schloßberg im
Kaiserstuhl. Neuerdings konnte ich Camponotus marginatus. T,
aethiods auch am Schafberg bei Istein auffinden. Nach Adam
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 29
und nach eigener Erfahrung hält sich die Ameise am liebsten
unter sonnerhitzten Steinen auf. — Aus Oberitalien muß der süd-
liche Tessin seine Kolonien erhalten haben; aus der Balkan-
halbinsel oder Südösterreich werden sich die Funde um Wien
herleiten lassen.
36. Camponotus lateralis Ol.
Auch Camponotus lateralis Ol. ist in Südeuropa verbreitet
(Spanien). In Mitteleuropa waren wiederum schon länger bekannt
die Kolonien am Sal&ve, bei Vaux und im Unterwallis. Auch der
südliche Tessin beherbergt Camponotus lateralis Ol. Escherich (80)
konnte auch diese Art an den Kalkhügeln bei Rufach entdecken,
während sie aus Baden bisher noch nicht nachgewiesen wurde.
Nach Le Roi (177) kommt die Art im Nahetal vor.
37. Plagiolepis pygmaea Latr.
"Plagiolepis pygmaea Latr. hat ihre Heimat im Mittelmeer-
gebiet, wo sie in Spanien, Südfrankreich, auf der Balkanhalbinsel
(Türkei) gemein ist. Auch in Nordafrika (Tunis, Algerien) und
auf Madeira wurde sie aufgefunden.
In Mitteleuropa besiedelt sie nur wenige Punkte. Wiederum
lange bekannt war sie vom Sal&ve, Vaux, aus dem Wallis und dem
Tessin. Auch diese Form konnte Escherich bei Rufach auf den
Felsen nachweisen. Adam (1) führt sie aus dem Kaiserstuhl an,
wo sie ziemlich häufig ist. Sie hält sich besonders in den Löß-
schluchten am Westhang auf und legt ihre Nester häufig unter
Steinen in Rebbergen an, sonst in Felsspalten und trockenen
Halden. Schenk gibt die Art auch von Nassau (Weilburg) an.
38. Aphaenogaster subterranea Latr.
Aphaenogaster subterranea Latr. ist gleich der vorigen Art im
Mittelmeergebiet weit verbreitet. Sie ist bekannt aus Nordafrika
(Tunis, Algerien), Kleinasien und Südeuropa. In der Schweiz
erscheint sie wieder als Glied der Ameisengenossenschaften am
Saleve, bei Morges (Vaux) und häufig im Wallis und im Tessin.
Adam (1) konnte auch diese Art am Achkarrener Schloßberg im
Kaiserstuhl auffinden, wo sie sich mit Vorliebe unter flachen
Steinen aufhält. Schenk gibt sie von Nassau, v. Siebold aus
Preußen und Schilling aus Schlesien an. Nach Forel ist nur
die Schenksche Angabe zuverlässig.
39. Solenopsis fugax For.
Solenopsis fugax For. gehört einer Gattung an, die vorzugs-
weise in den wärmeren Strichen verbreitet ist. Auch Solenopsis
fugax For. bewohnt das Mittelmeergebiet und Westasien, ist aber
auch in Mitteleuropa nicht selten. In der Südschweiz ist sie häufig,
in der Nordschweiz bekannt von Solothurn und Zürich. In Baden
ist Solenopsis fugax For. am Kaiserstuhl, in den Vogesen auf den
Vorhügeln und in den Wäldern von Neuhof und Greßweiler ge-
funden worden. In Nassau, um Weilburg, legt sie ihre Nester an
7. Heft
30 Albert Huber:
exponierten Stellen und an warmen Hängen an; Krieger (173)
entdeckte sie um Leipzig.
9. Familie Chalcididae.
40. Leucospis gigas Fab.
Das Genus Leucospis ist durch 3 Arten (Leucospis gigas Fab.,
Leucospis dorsigera F. und Leucospis Biguetina Jur.) im heißen
Unterwallis, im Tessin und Südtirol vertreten. v. Schultheß-
Schindler hat Leucospis gigas Fab. auch vereinzelt bei Zürich
gefangen.
10. Familie Lydidae.
41. Megalodontes Klugii Kirby
Die Gattung Megalodontes ist durch das ganze Mittelmeer-
gebiet und weit nach Westasien hinein verbreitet. In Mitteleuropa
nimmt die Artenzahl gegen Norden zu stark ab. — Megalodontes
Klugii Kirby erscheint nur sporadisch in der Schweiz und konnte
von Stoll (262) an exponierten Halden in der Umgebung Zürichs
(UÜtliberg, Wehrenbachtobel) gefunden werden.
Sehr groß ist die Zahl der Hymenoptera, die außer in Süd-
europa im Unterwallis und im Südtessin vorkommen. In der
Familie der Apidae wurden einzelne solcher Formen namhaft ge-
macht, aber auch die übrigen Familien könnten uns Beispiele
dieser Art liefern. Da aber diese Arten in Mitteleuropa, speziell
im Forschungsgebiet, nicht auftreten, verzichte ich auf deren
‚Anführung.
6. Rhynchota.
a. Heteroptera.
1. Familie Phymatidae.
1. Phymata crassipes Fab.
Die Heimat von Phymata crassides Fab. liegt in Süd- und
Mitteleuropa. Bei uns lebt die Wanze überall an sonnigen, heißen
Grashalden und Berglehnen. In der Schweiz bewohnt sie das
Nordufer des Genfer Sees, das Wallis und den Jurafuß bis Schaff-
hausen. Im Mittelland ist sie selten. — Aus Südwestdeutschland
wird die Art von Meeß (195) vom Hohentwiel und von Grötzingen,
von Reiber (224) auf den Vorhügeln der Vogesen (Illkirch, Venden-
heim und um Straßburg) erwähnt. Knörzer gibt Phymata crassı-
bes Fab. aus dem schwäbischen Jura an.
2. Familie Reduvidae.
2. Harpactor iracundus Scop.
Harpactor iracundus Scop. ist in Südeuropa verbreitet (Kor-
sika, Spanien) und auch in den südlichen Teilen Mitteleuropas
nicht selten. In der Schweiz wird er vor allem aus den südwest-
lichen und südlichen Kantonen (Waadt, Wallis, Tessin) erwähnt.
Auf den trockenen, steinigen Jurahängen von Genf bis Schaff-
hausen und weiter im schwäbischen Jura ist er nicht selten. Aus
Deutschland wird die Art sonst wenig erwähnt. Meeß (195) gibt
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 31
als Fundorte den Hohentwiel, Untergrombach und Speier an.
Nach Schumacher (251) ist sie sehr selten in Norddeutschland;
sie findet sich dort nur in einzelnen Wärmeinseln. Reiber (224)
führt sie an von Nancy (?) am Westhang der Vogesen.
3. Harpactor haemorrhoidalis Fab.
Südeuropa, in Mitteleuropa nur an wenigen besonders gün-
stigen Orten: Umgebung Genfs, an trockenen Geröllhalden im
Wallis. In Süddeutschland nach Knörzer (157) in den Tälern
Württembergs mit ausgedehntem Weinbau, ferner nach Reiber
(224) im Elsaß.
4. Harpactor erythropus IL.
Harpactor erythropus L. wird sehr selten aus mitteleuropäischen
Orten gemeldet. Meeß (195) führt ihn vom Isteinerklotz, Reiber
vom Schwarzachberg (Elsaß) und von Nancy an.
5. Harpactor annulatus [L.
Obwohl Harpactor annulatus L. über ganz Europa verbreitet
ist, liegt sein Schwergewicht dennoch im Süden. Auch. werden in
Mitteleuropa nur sonnexponierte Orte besiedelt. — Die Verbreitung
dieser Art im großen läßt sich auch im kleinen an der Nord-Süd-
Verteilung der schweizerischen Fundorte erkennen. Häufig im
Süden und Südwesten, werden ihre Standorte im Norden auf heiße
Jurahalden beschränkt. Harpactor annulatus L. wurde auch im
Engadin beobachtet. Meeß (195) verzeichnet ihn in Baden vom
Todtnauberg, Reiber (224) im Elsaß von Barr, Rappoltsweiler,
Walburg und Vendenheim, außerdem als selten in Lothringen
(Metz). Auch in der Pfalz wird er verzeichnet (Speyer). Gleich
Harpactor iracundus Scop. ist auch diese Art sehr selten in Nord-
deutschland und ebenfalls an Wärmeinseln gebunden (Schu-
macher 251). |
6. Pirates stridulus Fab.
In Südeuropa heimisch, ist Pirates stridulus Fab. auch noch
in der Südschweiz an trockenen Hügeln und Lehnen gemein:
Südtessin, Genf, St. Prex, Genfer See (Nyon), seltener im Norden:
Wysler (Baselland), Dübendorf und im Graubünden. — Reiber
(224) erwähnt die Art als nicht selten auf den Vogesenvorhügeln
(Vendenheim), selten jedoch in Lothringen (Metz).
Bi 3. Familie Lygaeidae.
7. Lygaeus apuans Rossi
Lygaeus abuans Rossi bewohnt sonnige, felsige Orte in Süd-
und Mitteleuropa. Er ist bei uns an trockenen Straßendämmen
nicht selten. Die größten, schönsten Individuen sollen auf Dolden-
pflanzen an heißen Geröllhalden im Wallis vorkommen. Die Art
ist ferner bekannt vom Nordufer des Genfer Sees und von den
Schutthalden des Jura von Neuenburg bis zur Lägern. Im süd-
westlichen Deutschland fand ich Lygaeus apuans Rossi im Kaiser-
7. Heft
32 Albert Huber:
stuhl, wo er an Lößwänden zwischen Bötzingen und Ihringen
ziemlich verbreitet ist. Reiber (224) erwähnt ihn aus dem süd-
lichsten Elsaß und als selten in Lothringen um Metz,
8. Lygaeus familiaris Fab.
Lygaeus familiaris Fab. bewohnt in Südeuropa Geröllhalden
und Grashügel. Die Schweiz wird längs den sonnigen Jurahalden
des Westens besiedelt; außerdem konnte er um Basel beobachtet
werden.
9. Lygaeus equestris I.
Obgleich Lygaeus equestris L. über einen großen Teil Mittel-
europas verbreitet ist, führt er überall ein streng wärmebedürftiges
Leben. Er hält sich ausschließlich an thermisch begünstigten
Orten, Steinhalden, Felsköpfen und Grashügeln auf. Die größten
Exemplare erscheinen wiederum an den heißen Geröllhalden im
Rhonetal. In der Nordschweiz wird Lygaeus equestris seltener und
bevorzugt die Jurahalden vom Bieler See zur Lägern. In Baden
fand ihn Meeß (195) am Dumberg bei Durlach, und im Elsaß ist er
nach Reiber (224) in der Ebene gemein. Sehr selten ist er in
Norddeutschland, er wird hie und da in Brandenburg in warmen
Strichen gefunden (Schumacher, 251).
10. Lygaeosoma punctatoguttata Fab.
Gleich den vorigen Arten ist auch Lygaeosoma Punctato-
guttata Fab. ein typischer Bewohner öder Geröllhalden und sonn-
durchglühter Felsköpfe. Sie bewohnt das Rhonetal bis Visp und
die Juraflühe bei Aarburg, Aarau und an den westschweizerischen
Seen. Auch im Elsaß werden mit Voriebe die Feisen besiedelt
(Sultzbach) ; sonst ist die Art hier selten (Remiremont). Nur im
Unterwallis, auf Schutthalden um Siders, erscheint außerdem
Lygaeosoma reticulata H. S.
11. Henestaris spinolae Costa
Henestaris spinolae Costa ist eine reine Mediterraniorm, die
nur einmal um Basel gefunden wurde.
4. Familie Coreidae.
12. Enoplops Scapha Fab.
Enoplops scapha Fab. bewohnt in Südeuropa und im südlichen
Mitteieuropa sonnige, lichtbewachsene Geröllhalden. In der
Schweiz besiedelt sie das Wallis, die Umgebung von Genf, die
Jurahalden bei Aarau, das Mittelland bei Zürich (Dübendorf).
Sie ist ferner bekannt von Ragaz, aus dem Kanton Graubünden
und der Umgebung von Basel. In Baden erwähnt sie Meeß (195)
von Fahrnau und Ettlingen; nach meinen Erfahrungen ist sie
nicht selten im Kaiserstuhl: Bötzingen, Ihringen, Jechtingen.
Reiber (224) führt sie als selten an aus dem Elsaß (Vogesen,
Straßburg) und aus Lothringen (Metz).
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 5
13. Coreus hirticornis Fab.
Mittel- und Südeuropa, weit häufiger im Süden. Schweiz:
Genf, Wallis, Tessin und Geröllhalden des Jura bis Basel. Im
Elsaß sehr zerstreut, an den einzelnen Orten jedoch nicht selten.
14. Loxocnemis dentator Fab. |
Loxocnemis denlator Fab., eine südeuropäische Art, ıst nur‘
in den wärmsten Gegenden Mitteleuropas (Wallis, Tessin) gefunden
worden und ist auch hier sehr selten; außerdem wird sie erwähnt
als um Basel vorkommend.
15. Stenocephalus neglectus Scop.
Stenocephalus neglectus Scop., eine südeuropäische Art, ist
in Mitteleuropa sehr selten. Sie kommt hier um Genf, am Genier
See und im Unterwallis vor, außerdem im Elsaß, auf den Hügeln
um Rufach, Vendenheim, Illkirch und in Lothringen um Metz.
16. Camptopus lateralis Ger.
Südeuropa, Ungarn. — In der Schweiz an warmen Halden
des Südwestens ‘Genfer See, Wallis) und an Flühen des Jurazuges
bis Aarau, hier sehr selten. — Im Elsaß nach Reiber (224) im
Val de Ville.
17. Chorosoma Schillingi Schml.
Zerstreut durch ganz Europa in sandigen Gegenden, besonders
im Süden, in Weinbergen im Unterwallis. Aus Baden erwähnt
von Meeß (195) von Friedrichsfeld.
18. Rhopalus truncatus Ramb.
Die südeuropäische Art ist bekannt aus dem Unterwallis,
ferner aus der Umgebung von Burgdorf.
19. Brachycarenus tigrinus Schill.
Durch ganz Europa zerstreut, besonders wiederum im Süden
(Wallis, Waadt), selten in der Nordschweız (Burgdorf, Basel).
5. Familie Macropeltidae.
20. Piezodorus Degeeri Fieb.
Piezodorus Degeeri Fieb., eine südeuropäische Art, ist auch
in Mitteleuropa nicht selten. In der Schweiz bewohnt sie den
äußersten Süden (Lugano, Sal&ve bei Genf, Unterwallis) und
dürre Halden und Waldschläge im Jura. Aus dem Mittelland wird
sie erwähnt von Burgdorf. — In der oberrheinischen Tiefebene ist
sie verbreitet auf den Vorhügeln der Vogesen und wurde nach
Meeß (195) auch im Murgtal beobachtet.
21. Rhaphigaster nebulosa Pod.
Rhaphıgas'er nebu!osa Pod. ist eine südliche Art, die in Nord-
deutschland erst zweimal beobachtet wurde, und zwar, wie Schu-
macher (251) ausdrücklich bemerkt, nicht als verschleppt, son-
dern als dauernd angesiedelt. Ihre Heimat muß in Italien, Spanien
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 7. 3 7. Heft
34 Albert Huber:
und Südfrankreich liegen. In der Schweiz erwähnt sie Frey-
Geßner (95) aus dem Tessin; sie bewohnt die Umgebung von
Genf, das Nordufer des Genfer Sees, das Unterwallis (Sitten).
In der Nordschweiz wurde sie an sonnigen, trockenen Halden des
Jura gefunden (Aarau), selten um Dübendorf und um Basei.
Im Elsaß soll sie nach Reiber (224) gemein sein; Meeß (195)
führt sie aus dem Wiesental und von Istein an.
92. Racostethus lunatus Fieh.
Süd- und Mitteleuropa, hier nur an sonnigen, trockenen Orten.
Schweizerische Fundorte werden angeführt aus dem Unterwallis
und von Jurahalden bei Solothurn und Aarau. Auch im Elsaß
werden nur besonders exponierte Stellen besiedelt, die Hügel um
Rufach, Türkheim und Sultzbach. Meeß (195) erwähnt Raco-
stethus lunatus Fieb. aus dem Kaiserstuhl von Achkarren. Nach
meiner Erfahrung ist er auch um Ihringen und Bötzingen nicht
selten, wo er sich mit Vorliebe im Gebüsch an den Lößwänden
aufhält.
23. Strachia picta H.-S.
Die süd- und mitteleuropäische Art hält sich bei uns mit
Vorliebe an exponierten Halden auf. Sie wird aus der Schweiz
verzeichnet aus der Umgebung Genfs, ist nicht selten an heißen
Jurahängen und Felsen am Neuenburger- und Bieler See und
weiter ostwärts bis Aarau und Lägern; im Mittelland kommt sie
vor um Burgdorf, ferner um Basel. Im Kaiserstuhl fand ich die
Art auf dürrer Halde in einem Steinbruch bej Jechtingen.
6. Familie Cydnidae.
24. Brachypelta aterrima Forst.
Süd- und Mitteleuropa, hier fast ausschließlich an sonnigen,
steinigen Halden. Sehr häufig im Wallis, ist die Art im Norden
seltener und wird erwähnt von Aarau, Zürich und der Sissacher
Fluh.
25. Macrocytus brunneus Fab.
Heimat: Küstenländer des Mittelmeeres, nur einmal von
Bremi bei Zürich gefunden.
7. Familie Tetyrae.
26. Eurygaster hottentottus Fab.
Die Verbreitung von Eurygaster hottentottus Fab. läßt eine Vor-
liebe für Südeuropa und die südlichsten Gebiete Mitteleuropas
erkennen. In der Schweiz bewohnt er grasige, sonnige Halden
des Südwestens; in Baden wurde er gefunden um Karlsruhe und
Heidelberg (Meeß, 195). Nach Reiber (223) kommt er auch
hie und da im Elsaß vor, überall jedoch selten.
27. Eurygaster maura C.
Etwas weiter verbreitet ale vorige Art, findet sich auch
Eurygaster maura C. nur an steinigen, heißen Grashalden, in Baden
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 35
bei Istein, Freiburg, Rastatt und Karlsruhe, im Elsaß hie und da
auf den Vorhügeln der Vogesen.
28. Graphosoma lineata L.
Der Schwerpunkt der Gattung Grapdhosoma liegt im Mittel-
meergebiett. Obwohl Graphosoma lineata L. weit über Mittel-
europa zerstreut ist, dürfen wir sie dennoch den südlichen Ele-
menten unserer Fauna zuzählen. Einmal ist sie im Süden Mittel-
europas noch ausgiebig verbreitet, im Norden aber sehr selten,
und dann bewohnt sie bei uns Lokalitäten, die entschieden für
xerotherme Gewohnheiten sprechen: die Felsbänder und Felsen-
heidestreifen am Bieler See (Twann), die Kalkfelsen bei Istein,
die Lößwände bei Ihringen im Kaiserstuhl. Auch im Elsaß wird
sie, wenngleich selten, hie und da gefunden.
b. Homoptera.
1. Familie Cercopidae.
1. Triecphora vulnerata Illig.
Obwohl auch Triecphora vulnerata Nllig. ziemlich weit nach
Mitteldeutschland verbreitet ist, möchte ich sie trotzdem den
Xerothermelementen unserer Fauna zuteilen, da sie ausschließlich
an thermisch begünstigten Orten zu finden ist. Im Südtessin, am
Genfer See, an den Jurahalden und in den Rebbergen des Jura-
fußes am Neuenburger und Bieler See, an Felsenheidenstreifen
und auf den öden Geröllhalden bis zur Lägern ist sie ungemein
häufig. Auchin den Alpenhatteich mehrfach Gelegenheit, Triecphora
vulnerata 1llig. unter extremen Bedingungen zu beobachten (Albula-
tal zwischen Filisur und Bergün, in Gesellschaft mit Ascalaphus
coccaius und Oedipoda-Arten).. Um Basel ist sie verbreitet am
Schleifenberg und dann vor allem in den Rebbergen von Istein,
Klein-Kems, im Kaiserstuhl und im Elsaß von Thann bis Kolmar.
2. Familie Fulgoridae.
2. Dictyophora europaea 1%
Südeuropa, jedoch auch weitverbreitet durch Mitteleuropa
(Österreich, Deutschland), obwohl meist nur stellenweise, dort
aber gewöhnlich häufig, so in der Schweiz im Wallis, um Meilen
und Elgg. Auch im Elsaß wurde Dictyophora europaea L. nur an
wenigen Orten gefunden, in Waldschlägen bei Illkirch, Blüth und
Vendenheim.
3. Familie Cicadidae.
3. Tettigia orni ll. .
Heimat: Mittelmeerländer, Südtirol, Umgebung von Wien.
Aus der Schweiz bekannt vom Südtessin und Wallis und einmal
von Dr. Ris in Zürich gefunden. Döderlein (69) hält die Ent-
deckung dieser Art bei Rufach für nicht unwahrscheinlich.
4. Cicada plebeja Scop.
Die Heimat von Cicada plebeja Scop. liegt in Südeuropa
(Melichar a): Aus der Schweiz und aus Österreich wird sie
3* 7. Heft
36 Albert Huber:
nur aus den südlichsten Gebieten erwähnt. Sie kommt nach
Hagen (129) in Frankreich bis zum 48° vor. Auch im Elsaß wurde
sie aufgefunden, von Fettigan einem heißen Abhang des Chälmont,
in Gesellschaft anderer südlicher Tiere; Scherdlin entdeckte sie
in einer Sendung Pfirsiche aus Rufach und fing sie daselbst am
Bollenberg in 2 aufeinanderfolgenden Jahren (Döderlein 69).
5. Tibicina haematodes Scop.
Südeuropa, Westasien. — Tibicina haematodes Scop. trittin
Mitteleuropa nur sporadisch auf, so um Paris und in nächster
Umgebung im Oberelsaß in den Rebbergen bei Rufach. Nach
Döderlein (69) steht jedoch die Ausrottung der dortigen Kolonie
bevor, da der Cicade von Händlern nachgestellt wird. Auch in
den Weinbaugebieten des Maintales (Frankfurt, Würzburg) und
des Neckartales ist die Form nicht unbekannt. Die Nordgrenze
erreicht sie nach Hagen (129) bei Würzburg. Weiter wird sie
gemeldet von Innsbruck, Wien und dem Südtirol (Bozen).
6. Cicadetta montana Scop.
Cicadetta montana Scop. ist außer in Südeuropa auch weit
nach Mittel- und sogar Nordeuropa verbreitet. Das Schwer-
gewicht des Genus liegt jedoch in Süd- und Südosteuropa. — In
der Schweiz kommt Cicadelta montana Scop. allerdings nur spo-
radisch an sonnigen Halden, Waldrändern und Rebgeländen vor.
An den westschweizerischen Seen, um Twann, ist sie nicht sehr
selten. Sie wird von Stoll (262) ferner erwähnt aus der Umgebung
Zürichs, von Pirminsberg, Pfäffers, St. Gallen und Buchs. Herr
Dr. Schenkel fand die Art als Larve an sonnigem Waldrand
bei Arlesheim. In Süddeutschland besiedelt sie die Weinberge
um Türkheim (Döderlein, 69); Meeß gibt sie aus Baden (Walds-
hut, Brandeck) an, Reiber (224) als nicht sehr selten in Lothringen
(Metz) und Kirchbaum (152) aus Hessen. i
6. Lepidoptera.
Wichtigste Lokalliteratur: Christ, H., Übersicht der um Basel
gefundenen Falter und Sphinges. Reutti, K., Übersicht der
Lepidopterenfauna des Großherzogtums Baden. Macker, Catalo-
gue des Lepidopteres d’Alsace 1860—94.
1. Familie Papilionidae.
1. Papilio podalirius L.
Papilio podalirius L. ist nach Staudinger (254) verbreitet
in Zentral- und Südeuropa, in Westasien (Armenien) bis Altai
und Tarbagatai. Auch in der Schweiz ist die Art nicht selten; sie
bewohnt das Wallis, das Nordufer des Genfer Sees und alpine
Hochtäler (Davos, Urserental). In Baden ist sie nach Reutti-
Spuler (229) über die ganze Vorhügelzone zerstreut, seltener in
der eigentlichen Ebene, häufig an der Bergstraße und in Nassau
(Rößler, 233) und den Weinbautälern Württembergs‘ (Knörzer
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 37
157). de Peyer-Imh off (187) erwähnt sie als verbreitet im Elsaß,
so in La Chapelle sous Rougemont an der burgundischen Pforte,
auch weiter im Norden, in der Rheinpfalz, kommt sie noch vor.
2. Familie Nymphalidae.
2. Epinephele pasiphae Esp.
Staudinger (254) gibt als Heimat an: Spanien und Süd-
frankreich. Die Art, die der Schweiz und Baden fehlt, wurde ein-
mal von Winter bei Thann gefangen (de Peyer-Imhoff, 187).
3. Epinephele Lycaon Rott.
Epinephele Lycaon Rott. ist eine pontische Art. Ihre Heimat
liegt in Südosteuropa, im östlichen Mittelmeergebiet und West-
und Zentralasien: Armenien, Altai, Alatau, Tianschan, Tarbagatai.
In der Schweiz ist der Falter häufig im Wallis, im Tessin und am
Genfer See, seltener nördlich der Alpen, so im Jura nach Christ
(51) bei Biel, Iustistal, weiter am Randen. Reutti-Spuler (229)
erwähnt ihn aus Baden von Heuberg, Baar und aus dem Käferholz.
Knörzer (157) führt die Art weiter an aus den Weinbaugebieten
Württembergs und von Passau. Im Elsaß scheint sie zu fehlen.
4. Satyrus arethusa Esp.
Satyrus arethusa Esp. ist durch Zentral- und Südeuropa ver-
breitet; so ist er bekannt aus Zentralfrankreich, Süddeutschland,
Österreich-Ungarn, Zentralspanien, Schweiz, Südosteuropa, weiter
aber auch in West- und Zentralasien: Armenien, Pontus, Altai
und Alatau. — In der Schweiz erscheint er ganz vereinzelt und
selten: Wallis (Anniviers), Moutier, Champ du Moulin. Reutti-
Spuler (229) bezeichnet die Art als nicht selten am Isteiner Klotz
und am Kaiserstuhl, über das Elsaß weit zerstreut und in manchen
Jahren stellenweise gemein (Kastenwald bei Kolmar). Als Fund-
orte im Elsaß werden verzeichnet: Türkheim, Ingersheim, Kolmar,
Breisach, Fronholz, Tannenwald bei Mühlhausen. Die Raupe
hält sich an dürren, trockenen Hügeln auf.
5. Satyrus Briseis L.
... . Allgemeine Verbreitung nach Staudinger (254): Deutschland,
Österreich-Ungarn, Schweiz; in nahverwandten Abarten in Süd-
europa, Kleinasien, Nordafrika und weit nach Asien hinein. —
In der Schweiz ist Satyrus Briseis L. nicht selten an dürren Hängen
des Südwestens: Genf (am Saleve), Waadt, am Neuenburger See
bei St. Blaise sehr häufig, Bieler See und zwischen Biel und
Bötzingen, Bechburg. Im Basler Jura nach Christ (51) auf
Weiden am Blauen, Gempen, Wiesenberg, Farnsburg und bei
Zeglingen. Wenig häufig ist die Art im Mittelland (Bern). — Aus
Baden wird sie nur aus dem Norden verzeichnet: Odenwald,
Wertheim, im Rheingau (Hessen). de Peyer-Imhoff (187):
heimisch auf dürren Felshügeln um Kolmar, Sulzmatt, Sulzbad,
ÖOberbergheim, Barr, Mühlhausen, Straßburg, Geiersheim, Marlen-
7. Heit
38 Albert Huber:
heim. Nach Knörzer (157) ist sie im schwäbischen Jura nicht
selten. Sie bevorzugt als Wohnplätze kahle, trockene Kalkhänge.
6. Argynnis pandora Schiff.
Argynnis Pandora Schiff. ist eine pontische Form, deren
Heimat in Südosteuropa und Westasien (Kleinasien, Armenien,
Syrien) zu suchen ist. Von hier aus dringt sie nach Westen vor:
Südostdeutschland, Nordwestfrankreich, Oberitalien, Schweiz,
Nordafrika bis Kanaren. Aus Asien ist sie bekannt von Kleinasien,
Armenien, Syrien, Transkaspien, Fergana, Nordindien, Tienschan,
Sarawschan. — In der Schweiz ist sie sehr selten in der Talsohle
des Wallis und in Waadt und Graubünden. — Standfuß fand
die Art bei Mühlheim im Isteiner Klotz-Gebiet.
7. Eumenis statilinus Hufn.
var. allionia F.
Südfrankreich, Süditalien, Südbalkan, westliches Kleinasien.
Vor langer Zeit wurde diese Varietät am Neuenburger See bei
St. Blaise gefunden und dann 1910 wieder bei Ballaigues.
var. onosandrus Fruhst.
Wallis von Martigny bis Brig.
8. Limenitis camilla Schiff.
Heimat: Südeuropa und Mitteleuropa bis ca. 51” n. Br.,
Kleinasien, Syrien, Kurdistan, Westarmenien. — Die Schweiz
wird nur in den tiefern Lagen, im Hügelland, bewohnt, besonders im
Südwesten (Saleve). Auch in Baden wird die Hügelregion bevorzugt
(Kaiserstuhl); nur selten fliegt sie in der Ebene (Karlsruhe). In
Nassau und Württemberg wurde sie ebenfalls gefunden. Im Elsaß
ist sie wiederum sehr selten in der Ebene, etwas häufiger am Ein-
gang der Vogesentäler, wo sie die untern, warmen Hänge besiedelt.
3. Familie Lycaenidae.
9. Thecla ilicis Esp.
Thecla ilicis Esp. ist nach Staudinger (254) beheimatet in
Mittel- und Nordeuropa (Dänemark, Livland, Südschweden), dann
aber in Südosteuropa, Westasien (Pontus, Kleinasien) und Nord-
afrika (Marokko). — In der Schweiz wird die Westschweiz bevor-
zugt; der Schmetterling lebt hier zerstreut in der Waadt, an den
Hängen am Neuenburger und Bieler See, Bechburg, Aargauer
Jura, Gyslifluh. In der Ostschweiz ist sie selten: Zürich, St. Gallen,
Utzwil, in Graubünden im Bergell und um Igis. Im Mittelland
wird sie erwähnt von Burgdorf, um Basel von Christ von
Ramsach, Liestal und aus dem Oristal, von Courvoisier (61)
von Rheinfelden, der Ruine Pfeffingen und dem Rämel. Auf den
Vorhügeln und in der Rheinebene Badens ist sie nicht selten:
Courvoisier (61) führt sie von Istein an. Im Elsaß verzeichnet
sie de Peyer-Imhoff (187) aus der Ebene, den Vogesenvorhügeln
und den Vogesen selbst. Nach Knörzer (157) ist sie weiter be-
kannt vom schwäbischen Jura und aus dem Donautal um Passau.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 39
10. Theclä acaciae Fab.
Heimat in Zentral- und Südeuropa, in Abarten in Kleinasien,
Armenien, Syrien, Nordostpersien, Mesopotamien. — Thecla acaciae
Fab. bewohnt in der Schweiz vor allem die heißen Jurahalden:
Genf, Neuenburger See, Bieler See (Weinberge zwischen Magg-
lingen und Twann, Twannberg), Bechburg, Ravellenfluh, Oftringen,
Aarburg und weiter ostwärts die Umgebung von Zürich. Um
Basel ist sie an trockenen Halden nicht selten: Schleifenberg
bei Liestal, Dornacher Ruine, Pfeffinger Schloß. Aus Südwest-
deutschland wird sie erwähnt von Reutti-Spuler (229) vom
Isteiner Klotz, um Freiburg und Karlsruhe. Rößler (233) be-
obachtete sie an heißen Hängen in Hessen (Königstein) und im
Rheingau. Im Elsaß verzeichnet sie de Peyer-Imhoff (187) von
Straßburg, Kolmar, Florimont, Hohlandsberg, Mülhausen, Obernai,
Rangen (hier 1893 häufig über der Rebenzone) und Lutterbach.
Auch um Passau und im schwäbischen Jura kommt sie nach
Knörzer (157) vor.
11. Polyommatus baeticus L.
Staudinger (254) führt Polyommatus baeticus L. an aus
Mittel- und Südeuropa, Zentral- und Nordwestfrankreich, Kanaren,
Madeira, Nordafrika bis Ägypten, Westasien, ferner aus Zentral-
und Südafrika und aus Australien. — In der Schweiz ist der Falter
nur im Süden wohnhaft und auch dort selten: Unterwallis (Aigle,
Martigny, Sitten, Siders). In der übrigen Schweiz erscheint er
in heißen Jahren als große Seltenheit: Lausanne, Basel, Hottingen,
immer aber nur in vereinzelten Stücken. Aus Süddeutschland ist
er nur sicher bekannt von den Vorhügeln der Vogesen, wo auch
seine mediterrane Futterpflanze Colutea arborescens L. (bei West-
halten!) vorkommt; da nun dieser Strauch auch im Kaiserstuhl
und nach Binz bei Auggen gefunden wird, so vermutet Reutti-
Spuler (229), daß sich auch der Falter hier nachweisen lassen wird.
12. Lycaena escheri Hb.
Die Heimat von Lycaena escheri Hb. liegt in Südeuropa
(Spanien, Südfrankreich, Norditalien, Balkan). Eine Abart (var.
dalmatica Spr.) bewohnt Dalmatien und Griechenland. — In der
Schweiz im. Wallis an heißen, steinigen Halden im Haupttal und
in den Nebentälern, im südlichen Tessin (Maggia- und Tessintal)
und im falterreichen Albulatal (Tiefenkasten, Filisur, Schmitten,
Wiesen, Schyn). In Süddeutschland sehr selten; so nach de Peyer-
Imhoff (187) 1890 bei Matzenheim und später nochmals am’ selben
Ort.
13. Lycaena meleager Esp.
Lycaena meleager Esp. bewohnt Süd- und Ostdeutschland, die
Schweiz, Südfrankreich, Italien, Südosteuropa, Kleinasien, Ar-
menien, Syrien und Kurdistan. — Aus der Schweiz ist sie nur
von wenigen Orten, besonders im Süden und Südwesten bekannt:
7. Heft
40 Albert Huber:
Wallis (Haupttal und Nebentäler), Südtessin, Tarasp. In Süd-
deutschland soll die Art früher am Odenwald und bei Weinheim
beobachtet worden sein; Spuler (229) hält es jedoch nach Durch-
sicht zahlreicher Sammlungen für unwahrscheinlich; sie fehlt. im
Elsaß, kommt jedoch in der Pfalz vor und nach Knörzer (157)
auch im Donautal bei Passau.
14. Lycaena orion Pall.
Zentral- und Südeuropa, Kleinasien, Armenien, Südsibirien,
Amurländer. Aus der Schweiz ist Lycaena orion Pall. nur bekannt
aus dem Wallis und dem Südtessin. In Süddeutschland ist sie
selten und zerstreut. Courvoisier (61) erwähnt sie aus dem
Wiesental, Reutti-Spuler (229) als vereinzelt bei Freiburg,
Heidelberg und noch weiter nordwärts an felsigen Orten, Knörzer
(157) von Passau und aus dem schwäbischen Jura. Im Elsaß
wurde die Art bisher noch nicht angeführt.
15. Tarucus telicanus Lang
Südeuropa, Nordafrika, Westasien, selten in der Schweiz:
Wallis, Genf, Südtessin, von hier aus fliegt die Art sporadisch
jedes Jahr in die Nordschweiz, fehlt jedoch ganz in Süddeutschland.
4. Familie Sphingidae.
16. Celerio vespertilio Esp.
Nach Staudinger (254) in den Alpentälern, im Wallis, Süd-
frankreich, Österreich, Zentralitalien, Armenien. — In der Schweiz
ist Celerio vespertilio Esp. weit verbreitet, besonders im warmen
Südwesten. Von Genf folgt die Art einerseits dem Genfer See ins
Wallis, andererseits dem Jurazug: Neuenburger See, Bieler See,
Lenzburg. Weiter ist sie bekannt von Zürich, Wülflingen, Winter-
thur, Bern, Wimmis, Engelberg, Chur, Bergün, Bergell, Umgebung
Basels (Wiese, Hüningerkanal nach Christ, 51).
In Baden wird sienichtjedes Jahr beobachtet. Reutti-Spuler
(229) erwähnt sie von Lörrach, Freiburg und einmal (1889) sogar
vom Feldberg. Außer der Angabe von Christ (Hüningerkanal) ist
sie im Elsaß unbekannt. Knörzer (157) führt sie jedoch wieder
an aus den Rebgebieten Württembergs.
17. Celerio hippophaös Esp.
‚Staudinger (254) gibt Celerio hippophaes Esp. aus den süd-
lichen und südwestlichen Alpentälern, Zentralitalien, der Moldau (?)
und Armenien an. In der Schweiz folgt die Art von Genf her dem
Genfer See ins Wallis, findet sich hier im ganzen Tal bis Visp,
besiedelt die Hänge des Jura (Colombier, Neuenburg) und wird
von Ragaz erwähnt. In Baden bewohnt sie die Rheininseln bei
Istein, Klein-Kems und Breisach und die Umgebung von Walds-
hut. Auch im Elsaß bekannt von den Rheininseln bei Hüningen.
Für das nördliche Elsaß ist der Schwärmer eine zweifelhafte Form,
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 41
5. Familie Saturnidae.
18. Saturnia pyri Schiff.
... Saturnia Pyri Schiff. bewohnt die Weinbautäler Württembergs,
Österreich-Ungarn, die Schweiz, Frankreich, weiter aber Süd-
europa, Kleinasien, Syrien, Armenien und Persien. — In der
Schweiz ist sie vereinzelt im warmen Südwesten und Süden:
Wallis, Tessin, Ufer des Neuenburger- und Murtensees. In Baden
und im Elsaß wurde sie bisher noch nicht beobachtet, wohl aber,
und zwar erst kürzlich, an verschiedenen Punkten Deutsch-
Lothringens (Moseltal, Umgebung von Metz), wo die Art früher
noch nicht gefunden wurde, und wohin sie wahrscheinlich aus
Frankreich zugewandert ist. |
6. Familie Noctuwidae.
19. Dianthoecia magnoli B.
Staudinger (254) gibt das Areal von Dianthoecia magnolı B.
folgendermaßen an: Ost- und Südosteuropa und Westasien (Fer-
gana über Syrien und Mesopotamien, Nordostkleinasien, Armenien),
Südrußland, Dalmatien, Südtirol, Österreich, Italien und Süd-
frankreich. — Dianthoecia magnoli B. ist in der Schweiz eine
Seltenheit an sonnigen Kalkfelsen, besonders im Jura: Neuen-
burger See (St. Blaise), Bieler See (Neuenstadt, Twann, Biel),
Bechburg, Lenzburg, Othmarsingen, Oftringen, Chur, Tarasp,
Bergün, Bergell, Stilfser Joch, häufig im Wallis, ferner im Gadmen-
tal und Freiburg. — In Baden und im Elsaß wurde die Art bisher
nicht verzeichnet. Vorbrodt (278) stellt sie zu den Xerotherm-
relikten, ich möchte sie, gestützt auf ihr heutiges Areal ale pontische
Form bezeichnen.
20. Cucullia argentea Hufn.
Cucullia argentea Hufn. hat nach Staudinger (254) folgende
Verbreitung: Zentralasien, Süd- und Mittelrußland, Ungarn,
Mittelösterreich, Norddeutsche Sandfelder, Skandinavien. Es
handelt sich um eine typische Steppenform, deren Raupen auf
Artemisia campestris leben. — In der Schweiz ist sie sehr selten;
sie wurde einigemal um Zürich beobachtet, heimisch ist sie jedoch
im Kaiserstuhl (Oberschaffhausen, Küchlinsbergen) und auf den
Sand- und Schotterfeldern der nördlichen Rheinebene (Karlsruhe,
Mannheim, Eingang ins Maintal). Im Elsaß fehlt sie bis jetzt. —
Es scheint, als ob Cucullia argentea gegenwärtig im Begriff steht,
ihr Areal nach Westen hin zu verbreiten und daß es sich bei den
derzeitig bekannten Fundorten um vorgeschobene Posten handelt.
Vorbrodt (278) nennt sie einen zufälligen Einwanderer; dem
steht aber das von Reutti-Spuler (229) erwähnte dauernde
Vorkommen im Rheintal und am Kaiserstuhl gegenüber. Bei
allen Standorten wird die Bemerkung ‚häufig‘ oder „verbreitet“
gesetzt.
7. Heit
42 3 Albert Huber:
91. Caradrina Selini B. var. iurassica R.-St.
Die Stammform Caradrina Selini B. hat eine weite Verbrei-
tung: Kleinasien, Südrußland, Griechenland, Mittel- und Nord-
kleinasien, Korsika, Spanien, Nord- und Nordostdeutschland. Die
var. iurassica R.-St., die weißlich gefärbte, an die heißen Kalk-
felsen angepaßte Abart, ist bekannt vom Bieler See, der Bechburg,
Onsingen, Tramelan und Besangon. Neuerdings wurde sie auch
im Elsaß bei Thann nachgewiesen (de Peyer-Imhoff, 187).
22. Caradrina pulmonaris Esp.
Verbreitung: Deutschland, Österreich-Ungarn, Galizien, Süd-
frankreich, Nord- und Zentralitalien, Griechenland. In der Schweiz
ist Caradrina pulmonaris Esp. selten und vereinzelt (im Aargau
um ÖOftringen, ferner um Tramelan.). Im Elsaß wird gerade noch
die burgundische Pforte (Belfort) erreicht, wohl von Südfrankreich
her.
23. Caradrina exigua Hb.
Areal nach Staudinger (254): Südeuropa, England, frie-
siısche Inseln, Nordafrika, Madeira, Kanaren, mittleres Afrika,
Kleinasien, Syrien, Armenien, nördliches Mesopotamien, Trans-
kaspien, Fergana, Ussuri, Japan, Nordchina, Indien (?). — In
der Schweiz nur vereinzelt und selten: Wallis (von Martigny bis
Simplon), Alpentäler (Erstfeld, Landquart-Chur, Davos, Tarasp),
Jura (Lenzburg), Mittelland (Büren, Bern), Umgebung von Basel.
24. Plusia gutta Gn.
Staudinger (254) gibt die Verbreitung von Plusia gutta Gn.
wie folgt an: Südeuropa und südliches Zentraleuropa, Syrien,
westliches Kleinasien, Nordostpersien, Zentralasien und durch Ost-
sibirien zum Amur. — In der Schweiz ist die Art von der Ebene
bis ins Gebirge verbreitet. Sie bekundet eine ausgesprochene Vor-
liebe für sonnexponierte Halden. Um Basel wird sie erwähnt von
Liestal (Seiler, 251b: Sichtern, Hurli), aus der übrigen Schweiz
von Bern, Engelberg, Wartburg, Goffersberg, Lenzburg, Brem-
garten, Pfäffers-Ragaz, Rheintal bei Chur, Unterwallis (Siders).
Plusia gutta Gn. ist durch ganz Baden verbreitet, aber überall
selten, besonders im Norden; aus dem Elsaß wird sie angeführt
von Kolmar, wo sie 1906 sehr häufig war, in den folgenden Jahren
wieder fehlte; ziemlich häufig ist sie um Kientzheim, Frankenberg,
Mülhausen und La Chapelle sous Rougemont. — Plusia gutita Gn.
wird von Vorbrodt (278) als Relikt der Steppenzeit betrachtet.
25. Plusia ni Hb.
Für Plusia ni Hb wird von Staudinger (254) folgende Ver-
breitung festgestellt: südliches und südöstliches Zentraleuropa,
England, Umgebung Wiens, Schweiz, Nordafrika, Kanaren, west-
liches Kleinasien, Syrien, Pontus, Armenien, Nordostpersien,
Transkaspien, Arabien, Indien (?), China (?). — Von Südeuropa
her wird auch die Schweiz erreicht; dauernd ist aber erst. das
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 43
Wallis besiedelt, während die übrigen schweizerischen Fundorte
(Bechburg, Bern, Zürich, Gadmental, Albulatal, Ilanz, Basel)
wahrscheinlich als nur zufällig oder vorübergehend bezeichnet
werden müssen.
26. Catocala dilecta Hb.
Catocala dilecta Hb. bewohnt hauptsächlich das Mittelmeer-
gebiet (Südfrankreich, Nord- und Mittelitalien, Südtirol, Griechen-
land, Rumänien); in Mitteleuropa (Schweiz, Südwestdeutschland,
Wien, Ungarn) ist sie immer selten. Aus Asien ist sie bekannt aus
Armenien und Südostpersien. — Aus der Schweiz wird sie als
Seltenheit erwähnt von Engelberg, Oftringen, Bern und aus dem
Tessin. Auch in Baden nur selten, wird sie genannt von Istein
und Lörrach. Sie soll auch in der Pfalz und in Württemberg hie
und da fliegen. Aus dem Elsaß wird sie bisher nicht erwähnt, ob-
wohl die dortige Lepidopterenfauna schon ziemlich genau ver-
zeichnet ist.
27. Polia rufocincta H.-G.
Verbreitung nach Staudinger (254): Kleinasien, Syrien,
Balkanhalbinsel, Italien, Sizilien, Ostungarn, Südtirol, Wien, die
var. mucida Gn. mit der Stammform hie und da (Balkan, Jura). —
Die Stammform ist bekannt vom Genfer See und aus dem Wallis,
ferner von den heißen Halden am Neuenburger und Bieler See, an
der Bechburg, im Aargauer Jura, an der Lägern, um Liestal
(selten) und im Graubünden (Engadin, Thusis). Die Varietät
mucida Gn., eine Anpassung an Kalkstandorte, lebt mit der
Stammform besonders am Jurafuß (Neuenburger und Bieler See,
Bechburg, Wallis, Engadin). Die Stammform wurde 1893 von
Spuler auch in Baden beobachtet; im Elsaß wird sie erwähnt
von Kolmar, Türkheim, Bad Sulz, La Chapelle sous Rougemont,
St. Hippolyte.
98. Polia flavicincta F. var. meridionalis B.
Heimat der Varietät: Korsika, Kastilien und Andalusien;
zweifelhaft ist ihr Vorkommen in der Schweiz (Pontresina), jedoch
wird sie von de Peyer-Imhoff (187) aus dem Elsaß erwähnt:
St. Pierre-Bois.
29. Polia suda H.-G.
Heimat im Wallis und Südjura, in einer Abart in den pon-
tischen Gebirgen. — Im Jura an den untersten Stufen, an heißen
Hängen um Olten, Bönigen, dann um Bern und im Wallis. —
Vorbrodt (278) betrachtet die Art als Xerothermrelikt.
30. Eutelia adulatrix Hb.
Staudinger (254) gibt folgende Verbreitung an: Südeuropa,
Nordafrika, Teneriffa, Wallis, Südtirol, Krain, Ungarn, Krim,
Armenien, Kleinasien, Syrien, Fergana. — Aus der Schweiz nur
bekannt von heißen Südhängen im Wallis (Gampel, Turtmann),
hier jedoch häufig. Nördlich der Alpen wurde die Art nach de
Peyer-Imhoff (187) einmal im Elsaß um Mülhausen gefunden.
7. Heft
44 Albert Huber:
31. Mamestra cavernosa Ev.
Steppenform: Steppen Zentralasiens und Südostrußlands,
Ungarns, Umgebung von Wien, Italien, Schweiz. — Aus der
Schweiz nur erwähnt von Chur und Landquart. Die Art fehlt in
Süddeutschland. Auch Mamestra cavernosa Ev. wird von Vor-
brodt (278) als Steppenrelikt. bezeichnet.
32. Agrotis saucia Hb.
Agrotis saucia Hb. ist verbreitet über Dänemark, Süddeutsch-
land, Österreich, östliches und südliches Zentraleuropa, Nord-
afrika, Madeira, Canaren, Kleinasien, Armenien, Syrien, Nord-
und Südamerika. Die ursprüngliche Heimat ist Südamerika und
Zentralamerika; von hier aus hat sich das Tier über alle wärmeren
Erdstriche verbreitet und wandert auch jedes Jahr nach Mittel-
und Nordeuropa ein. Im Wallis wird der Winter überdauert,
nördlich der Alpen bis jetzt noch nicht. — Von Genf folgt Agrotis
saucia einerseits dem Genfer See ins Wallis, andererseits den Jura-
halden nach Norden: St. Blaise, Bechburg, Lenzburg, ferner ist
sie bekannt aus Liestal, Seiler 251b: vereinzelt, (Brunnmatt),
Basel, dem Reußtal (Göschenen), Haslital, Graubünden (Chur,
Tarasp, Thusis, Lostallo). In der oberrheinischen Tiefebene um
Gengenbach, Pforzheim, Speier, in Nassau (St. Goarshausen,
Wiesbaden) und im Elsaß bei Kienzheim, Mortzweiler, Lapoutroie
und La Chapelle sous Rougemont.
33. Agrotis trux Hb.
Wallis, Tirol, „Südfrankreich, Italien, Katalonien, Dalmatien,
Nordafrika und Kanaren. — In der Schweiz ist Agrotis trux Hb.
fast ausschließlich im Jura (nach Seiler 251b um Sissach) und
im Wallis zu finden, selten im Mittelland und in den warmen
Alpentälern. In Baden 1894 einmal am Todtnauberg, auch schon
im Elsaß, jedoch ohne Ortsangabe.
34. Agrotis vallesiaca B.
Lokalform der heißen Rhoneebene des Wallıs.
35. Agrotis crassa Hb.
Staudinger (254) umschreibt das Areal von Agrotis crassa Hb.
folgendermaßen: Deutschland, Frankreich, Spanien, Ungarn,
Nordbalkan, Südrußland, Altai, Pontus, Tyrus, Abarten in Sizilien,
Sardinien, Nordafrika, Dalmatien, Griechenland und Westasien.
— In der Schweiz tritt die Art nur vereinzelt und selten auf, be-
sonders im Unterwallis, an den westschweizerischen Seen und am
Fuß zentraler und östlicher Juraberge, ferner um Sissach (Seiler
251b) und Bern. — Auch in Baden nur selten von Freiburg bis
Mannheim, im Nassauischen bei Mombach um 1880. Für das
Elsaß ist das Vorkommen der Art fraglich.
36. Calophasia platyptera Esp.
Calophasia platyptera Esp. findet sich nach Staudinger (254)
An
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 45
in Südeuropa (ausgenommen Griechenland ?), Nordafrika, Steier-
mark, Krain, Wiener Becken, Südwestschweiz, England, Kreta,
westliches und südliches Kleinasien, Syrien, Mesopotamien. —
In der Schweiz nur an heißen Stellen des Südwestens: Umgebung
von Genf (Saleve), Genfer See (Nyon), Wallis (Sitten, Siders),
Neuenburger See (St. Blaise), Bieler See (Biel), Weißensteinrisi.
37. Hypena obsitalis Hb.
Südeuropa, nördliches Kleinasien, Zypern, Syrien, Armenien,
Nordafrika, Madeira, Kanaren, Ägypten, Krain, England. —
Hypena obsitalis Hb. wird in der Schweiz nur selten beobachtet:
Wallis, Tessin (Locarno, Morcote), Neuenburger und Bieler See
(St. Blaise, Biel). Nach Reutti-Spuler (229) soll die Art auch
im Elsaß vorkommen, was von elsässischen Autoren bezweifelt
wird.
38. Hypenodes costaestrigalis Stph.
Staudinger (254) gibt für Hypenodes costaestrigalis Stph.
folgende Verbreitung an: Zentraleuropa bis Dänemark und Liv-
land, Südfrankreich, Andalusien, Kanaren, Madeira, Syrien,
Armenien. — Während die nahverwandte Hypenodes taenialis Hb.
in der Schweiz nur im Wallis vorkommt, wurde H. costaestrigalis
Stph. auch im nördlichen Teil des Landes gefunden und zwar
an der Bechburg, Zürich, Vivier. In Baden ist sie nach Reutti-
Spuler (229) über die Hügelzone zerstreut von Freiburg bis Karls-
ruhe, überall jedoch selten. Im Elsaß wurde sie bisher noch nicht
beobachtet.
7. Familie Geometridae.
39. Acidalia punctata Fr.
Verbreitung: Süd- und Westfrankreich, Nordspanien, Nord-
und Zentralitalien, Ural, Nordgriechenland, Armenien, Amur,
Ussuri, Korea, Niederösterreich, Alpentäler. — In der Schweiz
wird Acidalia punctata Fr. erwähnt vom Genfer See, aus dem
Unterwallis, stellenweise bis zum Simplon, vom Jurafuß (Bieler
See, Bechburg, Aargau), von Zürich, St. Gallen, Weißbad, Chur,
“auch um Liestal nach Seiler (251c) nicht selten. — Auch in
Baden ist die Art nicht selten (Freiburg, Lahr), im ganzen Elsaß,
besonders auf den Vorhügeln und in der Ebene ebenfalls heimisch.
40. Acidalia caricaria Reut.
Südtirol, Deutschland, Schweiz, Österreich-Ungarn, Süd- und
Westfrankreich, Zentralitalien, Rumänien, Westrußland. — Acı-
dalia caricaria Reut. zeigt eine Vorliebe für feuchte Wiesengebiete,
bewohnt daher die Umgebung unserer Schweizer Seen. Nur
einmal bei Liestal: 251c. In Baden und im Elsaß bevorzugt sie
die Ufersümpfe, besonders am Rhein (faule Waag, westlich vom
Kaiserstuhl) und verschwindet mit deren Trockenlegung. Es
handelt sich durchaus nicht um eine Xerothermform; ich führe
sie lediglich an als Beispiel einer Mediterranart auf mitteleuropä-
ischem Boden.
7. Heft
46 Albert Huber:
41. Sterrha sacraria Hb.
Die Heimat von Sterrha sacrarıa Hb liegt nach Staudinger
(254) in Südeuropa, Nordwestafrika, Kanaren, Madeira, Agypten,
Kleinasien, Westasien, Issykkul, Fergana, Indien und England. —
Die außerordentlich wanderlustige Art ist auf mitteleuropäischem
Boden bis jetzt nur in zugeflogenen Stücken gefangen worden:
so in der Schweiz um Genf und Chur, an der burgundischen Pforte
bei La Chapelle sous Rougemont.
42. Hemerophila nychthemeraria H. G.
Südfrankreich, Portugal. — In der Schweiz wurde diese west-
mediterrane Art nur im Südwesten beobachtet, am Salve, im
Unterwallis (Sitten, Siders) und am Bieler See (Neuenstadt).
43. Hemerophila abruptaria Thunbg.
Westliches und südwestliches Zentraleuropa, Nordafrika,
Italien, Balkan, Rumänien, Südosteuropa, Nordkleinasien, Süd-
schweden (?). In der Schweiz um Genf (Saleve, Petit Sacconnex),
Oberwallis, Misox, Goeschenen. Auch in Baden und im Elsaß ist
die Art selten: Freiburg, Pforzheim, Windensohlerwald.
44. Larentia fluviata Hb.
Larentia fluviata Hb. hat nach Staudinger (254) eine weite
Verbreitung; sie ist zerstreut über das ganze paläarktische Gebiet,
besonders in den südlichen Teilen: Südeuropa, Madeira, Kanaren,
Korea, Japan, China, Indien, Nordamerika. — Jedes Jahr werden
auf geeigneten Zugstraßen Vorstöße nach Norden unternommen,
ohne daß es der Art bis jetzt gelungen wäre, unseren Winter zu
überdauern. Aus der Schweiz wird sie erwähnt von Lausanne,
Leuk, Pontarlier, Bern, Büren, Zürich, Siselen, aus dem Elsaß
von der burgundischen Pforte (La Chapelle sous Rougemont).
45. Lithosia caniola Hb.
Südeuropa, Westdeutschland, Krain, Südtirol, Schweiz, Süd-
england, Ungarn, Nordafrika, Kleinasien. — Bei uns selten an
warmen Halden im Jura von Genf bis zur Bechburg (Biel, Neuen-
stadt), im Unterwallis und im Tessin, ferner um Bern und Gadmen.
Im Rheintal erwähnt sie Rößler (233) von St. Goarshausen.
8. Familie Arctiidae.
46. Arctia casta Esp.
Staudinger (254) erwähnt Arctia casta Esp. von Südwest-
deutschland, Niederösterreich, Ungarn, Sarepta, Wallis, Süd- und
Mittelfrankreich, Ostpyrenäen. — In der Schweiz kommt sie nur
im Südwesten des Gebietes vor, im Wallis. Im südlichen Teil der
Rheinebene ist sie nicht selten um Istein und Lörrach; im Elsaß
wurde sie noch nicht gefunden. Seltener ist sie im nördlichen Teil
der Rheinebene, wo sie 1852 um Frankfurt entdeckt wurde.
‚Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 47
##.Aretia aulica L.
Arctia aulica L. ist eine osteuropäische Form; ihr Verbreitungs-
gebiet reicht weit nach Asien hinein: vom östlichen Mitteleuropa
und Schweden durch Rußland, den Pontus, Armenien, Altai, Süd-
ostsibirien bis zum Amur. — In der Schweiz um Arlesheim; in
Baden sehr selten: Überlingen, Engen, Baar. Rößler (233)
führt die Art aus dem nördlichen Rheintal von Königstein und
Goarshausen und von Wetzlar an, de Peyer-Imhoff (187) von
Kolmar. Auch aus der Pfalz ist sie bekannt und nach Knörzer
(157) aus dem Donautal (Passau). -
48. Deiopeia pulchella L.
Nach Staudinger (254) ist Deiopera Ppulchella L. bekannt
aus Südeuropa, Madeira, Kanaren, Afrika, Kleinasien, Armenien,
Zentralasien, Indien, Australien; in Mitteleuropa seltener. —
Vorbrodt (278) hält die Art als nicht einheimisch; er betrachtet
sie als Zuwanderer, der bald häufig, bald selten bei uns auftritt.
Hie und da allerdings soll sie sich auch bei uns entwickeln.
Rößler (233) steht auf demselben Standpunkt. Er schreibt ihre
Verbreitung Luftströmungen zu. Als Beleg für seine Ansicht führt
er die Tatsache an, daß Deiopera Pulchella L. auch weit im Norden
vorkommt, in Dänemark und den Östseeprovinzen, wo sie unter
klimatischen Verhältnissen lebt, die ihr einen dauernden Aufent-
halt kaum erlauben würden. —In der Schweiz wurde der Schmetter-
ling an den verschiedensten Orten beobachtet: um Genf, Büren,
im Gadmental, um Davos, in der Umgebung Basels. Im Rheintal
ist sie sonst selten: Reutti-Spuler (229) führt sie an von Frei-
burg, Lahr, Karlsruhe, Heidelberg, Frankfurt, de Peyer-Imhoff
(187) von Hüningen, Mülhausen, Straßburg, Matzenheim. Nach
Knörzer (157) findet sich Deiopera Dulchella L. weiterhin an den
Berghängen im Donautal um Passau und Regensburg.
49. Nola cicatricalis Tr.
Staudinger (254) gibt als Heimat an: Niederösterreich,
Ungarn, Süddeutschland, Südostfrankreich, Zentralitalien, Süd-
rußland, Taurus, Syrien, Amurländer. — In der Schweiz tritt
Nola cicatricalis Tr. nur lokal und selten auf: Wallis (Martigny,
Sierre), Jura (Bechburg, Lenzburg), hie und da im Mittelland
(Burgdorf, Zürich) und um Basel (Grenzacher Horn). In Baden
bekannt von Freiburg und Karlsruhe, im Elsaß von La Vancelle.
50. Heterogynis penella Hb.
Rein südeuropäische Art: Krain, Istrien, Norditalien, Süd-
frankreich, Zentral- und Nordspanien, Herzegowina. — Nord-
afrika. Aus Mitteleuropa ist Heterogynis denella Hb. nur bekannt
von den heißen Kalkhügeln um Kolmar, Türkheim, Rufach
(Bollenberg) und den Hängen am Eingang des Gebweiler Tales.
7. Heft
48 Albert Huber:
9. Familie Syntomidae.
51. Dysauxes punctata F.
Südeuropa (ausgenommen Zentral- und Südspanien), west-
liches Kleinasien, Armenien. — In der Schweiz nur im Wallis und
im untern Bergell, in Süddeutschland im Oberelsaß. ’
52. Dysauxes ancilla L.
Deutschland, Österreich-Ungarn, Belgien, Frankreich, Italien,
Südosteuropa. — In Mitteleuropa hält sich Dysauxes ancılla L.
an heißen Kalkfelsen auf, so in der Schweiz im Wallis, an den
Jurahängen, am Neuenburger und Bieler See, an der Bechburg
und im Aargau. Selten ist die Art in Baden: Isteiner Klotz, .
Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, in Hessen und im Elsaß (hie
und da am Vogesenrand: Königsburg). Auch aus Württemberg
wird sie erwähnt.
53. Syntomis phegea L.
Deutschland, Österreich-Ungarn, Niederlande, Belgien, Süd-
und Mittelfrankreich, Südeuropa, Kleinasien, Pontus, Armenien,
Altai. — In der Schweiz im Wallis und Südtessin, in Südwest-
deutschland, in der Pfalz und in Nassau.
10. Familie Zygaenidae.
54. Zygaena carniolica Scop.
Staudinger (254) umschreibt das Wohngebiet von Zygaena
carniolica Scop. wie folgt: Süd- und Südosteuropa (Spanien,
Ungarn, Wiener Becken), Nordafrika, Kleinasien, Armenien,
Persien bis Zentralasien; in Mitteleuropa nur zerstreut. — In der
Schweiz steigt die Art im Wallis bis 1800 m empor, besiedelt das
Nordufer des Genfer Sees und folgt den warmen, trockenen Halden
des Jura: Neuenburger und Bieler See (St. Blaise, Neuenstadt,
Biel), Juraflühe am Hauenstein, Gysli- und Wasserfluh, Bechburg
und ostwärts bis Schaffhausen, nach Christ (51) auch um Ram-
sach. Im Mittelland ist sie seltener (Bern, Thun, Bremgarten,
Zürich, Winterthur). — In der Rheinebene ist sie häufig auf
den Vorbergen des Schwarzwaldes, des Odenwaldes und der
Vogesen, aber auch in der Ebene, so auf badischer Seite verbreitet
im Kaiserstuhl, auf reichsländischer um Hüningen, Mülhausen
und Scharnachberg. Auch im nördlichen Rheintal und um Wies-
baden wurde die Art gefunden.
55. Zygaena cynarae Esp.
Süd- und Westdeutschland, Böhmen, Galizien, Ungarn, Süd-
tirol, Piemont, Südrußland. — In Süddeutschland auf heißen
Sandebenen am Mittelrhein (Schwetzingen, Heidelberg, Mann-
heim) und in der Pfalz.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 49
56. Zygaena angelicae O.
Östliches Mitteldeutschland, Bayern, Österreich, Mähren,
Galizien, Ungarn, Griechenland, Krain, Dalmatien, Piemont. —
In der Schweiz um Stäfa, Schaffhausen, Malix, Engadin und im
Calancatal und Biasca. Knörzer (157) erwähnt die Art aus dem
Donautal (Passau). Nach Reutti-Spuler (229) ist es nicht un-
wahrscheinlich, daß sie auch in Baden gefunden werden kann.
57. Zygaena fausta L.
Zentral- und Südwestdeutschland, Schweiz, Süd- und Zentral-
frankreich, Nordwestitalien, Ungarn. — In der Schweiz vor allem
an den Felsen und Flühen des Jura, auch um Basel verbreitet
(Blauen, Gempenfluh, Weiße Fluh bei Liestal, Paßwang, Weißen-
stein: Christ, 51). In Baden ebenfalls an Kalkfelsen (Isteiner
Klotz, Höhgau, Baar). Im Elsaß fehlend, wurde die Art auch in
der Pfalz, in Nassau und Württemberg nachgewiesen.
58. Zygaena ephialtes L. var. peucedani Esp.
Deutschland, Österreich-Ungarn, Dalmatien, Rumänien, Pie-
mont, Mazedonien, mittleres Westkleinasien, Rhodus, Nordost-
persien. — Die Art ist häufig im Schweizer Jura von der Döle
bis zum Randen an sonnigen Kalkhängen, auch in den Alpentälern
(Kalfeisental, Schmitten, Pfäffers). Christ (51) erwähnt sie vom
Bieler und Neuenburger See (Bötzingen, St. Blaise) und aus der
Umgebung Basels (Arlesheim). In Baden kommt sie nach Reutti-
Spuler (229) vor bei Grenzach, am Isteiner Klotz, von Durlach
bis Weinheim, Wertheim, und in Nassau. Im Elsaß ist sie selten
an trockenen Orten, an Hohlwegen und in Waldlichtungen (Kolmar,
Kalkhügel um Molsheim, im Tannenwald bei Mülhausen,
Schwarzachberg), im Norden auch noch in der Pfalz.
59. Aglaope infausta L.
Nord- und Zentralitalien, Spanien, Südfrankreich, westliches
Zentraleuropa. — In der Schweiz findet sich Aglaope infausta L.
nur in den heißesten Gegenden des Wallis und des Tessin. Sehr
häufig ist sie im Elsaß um Thann an sehr exponierten Halden.
Auch in der Pfalz kommt sie noch vor. Reutti-Spuler (229)
hält es für sehr wahrscheinlich, daß sie auch am Kaiserstuhl noch
gefunden werden kann.
11. Familie Pyralididae.
60. Plodia interpunctella Hb.
Zentral- und Südeuropa, Kleinasien, Kanaren, Australien,
Süd- und Nordafrika. — In der Schweiz nicht selten im Wallis,
weiter bekannt von Olten, Zürich, Basel. — Plodia interpunctella Hb.
ist bei uns wahrscheinlich aus Südeuropa eingeschleppt ; so wurde
sie in Baden, wo sie jetzt allgemein verbreitet ist, im Jahre 1857
zuerst beobachtet. Auch in Nassau, im Elsaß, in der Pfalz und in
Württemberg kommt die Art vor.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. Ts. 4 7. Heit
510) Albert Huber:
61. Mecyna polygonalis Hb.
Südwestschweiz: Wallis, Neuenstadt.
62. Pionea ferrugalis Hb.
Nach Staudinger (254) ist Prionea jerrugalis Hb. beheimatet
in Zentral- und Südeuropa, Kleinasien, Syrien, Nordafrika, Ka-
naren, Madeira, Indien und Japan. — In der Schweiz ist sie selten
an warmen trockenen Orten: Südtessin (Chiasso), Genfer See
(Lausanne), Wallis (Martigny), Bieler-- und Neuenburger . See
(Dombresson, Neuenstadt), Zürich, Otelfingen, St. Gallen, Bergün.
— In Baden hier und da von Freiburg bis Karlsruhe, in Nassau
in einzelnen Jahren häufig, sonst selten.
63. Pyrausta sanguinalis L.
Europa, ausgenommen im Norden, Nordafrika, Kanaren,
Madeira, Kleinasien, Armenien, Indien. Die Schweiz wird vor
allem im Süden und Südwesten bewohnt, wo sich Pyrausta san-
guinalis L. gerne an sonnigen Hängen aufhält, so im Wallis,
am Genfer See (Lausanne), am Bieler See, in der Ostschweiz,
seltener um Tarasp, Glarus, Zürich. — In Baden nicht selten
auf den dürren Sandflächen des Rheins zwischen Schwet-
zingen und Friedrichsfeld, Karlsruhe, am Schloßberg bei Frei-
burg. Auch in Nassau auf Sandfeldern, in Württemberg und
der Pfalz.
12. Familie Tortricidae.
64. Commophila rugosana Hb.
Zentral- und Südeuropa, Nordafrika. — Commophila rugosana
Hb. ist selten in der Süd- und Westschweiz: Lausanne, Unterwallis,
Bieler- und Neuenburger See (St. Blaise, Neuenstadt), Schüpfen,
Basel. — In Südwestdeutschland nur hier und da: Baden (Walds-
hut, Breisach, hier am Schloßberg sehr häufig, Karlsruhe), Nassau,
Württemberg.
65. Commophila schreibersiana Fröl.
Süd- und Mitteleuropa, westliches Kleinasien. — In der
Schweiz nur im Wallis (Martigny, Salgesch), am Bieler- und
Neuenburger See (St. Blaise, Neuenstadt), um Basel.
13. Familie Aegeridae.
66. Sesia affinis Stgr.
Südwestdeutschland, Schweiz, Niederösterreich, Südtirol, Un-
garn, Rumänien, Dalmatien, Piemont, Südfrankreich und Spanien.
— In der Schweiz sehr selten an heißen Stellen: Gondo, Wallis,
Neuenburger und Bieler See (St. Blaise, Twann, Biel). In Baden
bekannt aus Überlingen, Karlsruhe, Maxau und Bruchsal, aus
dem Elsaß von Thann und Staufen, aus der Pfalz und dem Donautal
von Passau.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 51
7. Coleoptera.
1. Familie Cicindelidae.
1. Cicindela campestris L.
Das Genus Cieindela L. lebt vor allem in warmen Erdstrichen
(Mittelmeergebiet). Seine Vertreter bekunden eine ausgesprochene
Vorliebe für sandige, trockene Gebiete, was sich übrigens auch
schon im Larvenleben offenbart. Die Larven der Sandläufer be-
wohnen enge Röhren in Sandgruben, in Hohlwegen, an Löß-
wänden (Kaiserstuhl). Die ausgewachsenen Käfer halten sich an
denselben Ortlichkeiten auf und sind besonders während der
heißen Tageszeit ungemein flink und beweglich.
Cicindela campestris L. hat in Europa und darüber hinaus
eine weite Verbreitung. Im Mittelmeergebiet ist die Art durchaus
häufig und verbreitet. Sie ist bekannt aus Portugal, Spanien,
Italien, von der Balkanhalbinsel und den tyrrhenischen und grie-
chischen Inseln. Uber die Türkei besiedelt sie die Steppen Süd-
rußlands und Westasiens. In Nordafrika wird sie durch sehr nah
verwandte Arten ersetzt: Cicindela maroccana Fabr. in Algerien
und Marokko.
Weit über Mitteleuropa zerstreut, bekundet Cicindela cam-
pestris bei uns eine Vorliebe für heiße, trockene Halden, für Weg-
ränder und Steinbrüche. An allen thermisch günstigen Orten ist
die Art gemein, am Jurafuß von Biel bis Aarau, Twann, Dotten-
berg, Eckfluh, an sandigen Halden an der Albiskette (Sihltal),
an der roten und weißen Fluh und am Weideli bei Liestal. In der
oberrheinischen Tiefebene bewohnt sie die Schotterebenen (Neu-
dorf), die Reben und Halden am Hornfelsen, bei Istein, am Kaiser-
stuhl und auf den Vorhügeln der Vogesen.
9. Cicindela silvticola. Latr.
Cicindela silvicola Latr. ist ebenfalls heimisch in Süd- und
Mitteleuropa; ihre Verbreitung ist aber viel beschränkter als die
der vorigen Art. Sie bewohnt auch ausschließlicher als Cicindela
campestris heiße, kahle Abhänge und hält sich in ihrer Vertikal-
verbreitung mehr an die Talböden und untern Talhänge. Im
Rheintal kommt sie mit ihrer Verwandten zusammen vor (Hörnli,
Istein, Kaiserstuhl, elsässisches Hügelland); sie übersteigt aber
die Rebenzone selten. Auch am Südfuß des Jura bevorzugt sie
die unterste Region (Bieler See, Dottenberg).
2. Familie Carabidae.
3. Calathus luctuosus Dej.
Calathus luctuosus Dej. ist eng beschränkt auf Südwesteuropa
(Südfrankreich, Pyrenäenhalbinsel). In Mitteleuropa erscheint die
Art sehrselten. Sieist nach Favre (82) bekannt aus dem Wallis.
Bourgeois (26) gibt sie auch aus dem Vogesenvorland von Re-
miremont an.
4* 7. Heit
52 Albert Huber:
4. Lebia scabularis Fourc.
Auch Lebia scabularıs Fourc. (= turcica Fabr.) ist im Mittelmeer-
gebiet beheimatet, wo sie bekannt ist aus Nordafrika (Algerien),
Südfrankreich, Italien, der Balkanhalbinsel und Südrußland.
In Mitteleuropa ist sie etwas häufiger als vorige Art, bevorzugt
aber ebenfalls nur die wärmsten Gebiete. So wird Lebia scahu-
larıs Fourc. verzeichnet aus dem Südtessin (Macugnaga), wohin
sie wahrscheinlich aus Italien hingelangte. Durch das Rhonetal
wurde die Umgebung von Genf und das Ufer des Genfer Sees und
weiterhin das Unterwallis (Bex, Martigny, Sitten, Siders) erreicht.
Claudon (54) erwähnt die Art als sehr selten auf den Vorhügeln
der Vogesen bei Türkheim und Wettolsheim, wo sie auf Clematis
vitalba gefunden wurde.
5. Lebia cyanocephala LT.
Von Südfrankreich über Italien, Sizilien, Südrußland und
Westasien verbreitet, ist Lebia cyanocedhala L. auch in Mittel-
europa. nicht gerade sehr selten und dringt bis Südengland nach
Norden vor.
In der Schweiz bewohnt die Art besonders den Südwesten,
das Unterwallis von Martigny bis Siders. Im Elsaß ist sie sehr
selten an trockenen Stellen um Schlettstadt; sie ist auch bekannt
vom Westhang der Vogesen (Nancy). Über das Vorkommen in
Baden ist mir nichts bekannt.
6. Harpalus sulphuripes Germ.
Heimat: West- und Südeuropa. Dirnböck (63) führt Har-
palus sulbhuripes aus Dalmatien an; er ist weiter bekannt aus
dem südlichen Österreich.
In der Schweiz wurde die Art verschiedentlich beobachtet in
der Umgebung von Genf, im untern Rhonetal (Aigle), im Berner
Oberland und um Dübendorf. Aus dem Elsaß wird sie erwähnt
von Kolmar.
3. Familie Scarabeidae.
7. Rhizotrogus maculicollis Villa
Rhizotrogus maculicollis Villa, dessen Heimat in Südeuropa
(Italien, Südfrankreich) liegt, ist auch in Mitteleuropa nicht selten.
Er lebt in der Südwestschweiz, am Nordufer des Genfer Sees
und im Unterwallis (Sitten und Siders). Dem Jurafuß folgt er
bis Schaffhausen und ist bekannt von den westschweizerischen
Seen (Neuenburger See). In Südwestdeutschland ist die Art
ebenfalls heimisch: sie ist ziemlich häufig im Kaiserstuhl und auf
den Vorhügeln der Vogesen (Molsheim, trockene Felsen bei Mutzig,
Dorlisheim, Ingersheim, hier durchaus häufig, Hohlandsberg,
Gebweiler). Reitter (227) erwähnt sie aus Bayern.
8. Rhizotrogus aequinoctialis Fabr.
Rhizotrogus aeguinoctialis Fabr. ist eine ostmediterrane Art,
das Schwergewicht ihrer Verbreitung liegt in Griechenland, Ungarn
‘ Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 53
und Südösterreich. In Mitteleuropa ist sie nach Knörzer (157)
im untern Maintal und im Rheintal bekannt. Sehr wahrscheinlich
lebt sie auch auf den Vorhügeln der Vogesen und des Schwarz-
waldes.
9. Anoxia villosa F.
Die in Italien und Südfrankreich heimische Art ist in Mittel-
europa selten. Sie wird angegeben aus der Südwestschweiz (Genf,
Waadt, Wallis, hier sehr selten um Sitten). Auch aus Süddeutsch-
land liegen nur wenige Angaben vor: Elsaß, in der Ebene um
Straßburg und Hagenau. Knörzer (157) führt diese südliche Art
auch aus dem untern Maintal an.
10. Anisoplia fruticola Fabr.
Die Heimat von Anisoplia fruticola Fabr. liegt in Südost-
europa, wo die Art sandige Gegenden bewohnt. In der Schweiz
besiedelt sie nur den Südwesten: Genf, Waadt, Wallis (das ganze
Rhonetal). Die heißen Hänge des schwäbischen und fränkischen
Jura, die Umgebung von Straßburg und Colmar werden als deutsche
Fundorte erwähnt. Nach Bourgepis (26) bedürfen die letztern
Standorte der erneuten Bestätigung.
11. Hoplia coerulea Drury
Die in Südfrankreich und Oberitalien heimische Art ist in
Mitteleuropa sicher nur vom Saleve bei Geni bekannt. — Wenker
und Silbermann (281) geben sie als selten auf den Kalkhügeln
der Vogesen an. Bourgeois (26) schlägt auch bei dieser Art
die vorläufige Streichung vor bis zur erneuten Bestätigung der
Wenkerschen Angaben; auch Reitter (227) schließt sich ihm an.
Knörzer (157) will jedoch die Existenz des Käfers in Süddeutsch-
land nicht verneinen, gestützt auf die Schweizer Fundorte.
12. Anomala oblonga Er.
Südfrankreich, Oberitalien, Südösterreich, Südrußland. —
Anomala oblonga Er. ist gemein in der Südschweiz (Wallis, Tessin,
Puschlav). Aus Süddeutschland ist sie bekannt vom untern Maintal
(Aschaffenburg: Knörzer 157) und aus der Rheinebene. Kieffer,
Wenker und Kampmann erwähnen sie von den Vorhügeln der
Vogesen. Nach Bourgeois (26) wären letztere Angaben zu
streichen. Da jedoch die Art auch weiter rheinabwärts und nach
Reitter (227) in Bayern und Ostdeutschland gefunden wurde,
gewinnen die Angaben wieder an Wahrscheinlichkeit.
13. Potosia affinis Andersch
Vom Kaukasus duch Südrußland, Ungarn, Tirol (nach
Reitter 227 hier auf blühenden Kastan’enbäumen), Obecritalien
bis Südfrankreich. — Von Oberitalien aus wird in der Schweiz
der südliche Tessin besiedelt. Häufiger erscheint Potosia affinis
Andersch in Süddeutschland. In Württemberg ist sie ziemlich
verbreitet und bewohnt nach Knörzer (157) die Täler mit aus-
7. Heft
54 Albert Huber:
gedehntem Weinbau. In Nassau wird sie von L. v. Heyden (142)
erwähnt, in der Pfalz von Medicus (194). Im Elsaß fand sie
Kampmann und Wenker um Straßburg und Kolmar. Bour-
geois (26) zweifelt letztere Angaben mit der Bemerkung ‚Medi-
terranform“ an; ich glaube aber mit Unrecht, da die Art nach
Reitter (227) auch noch in Mitteldeutschland vorkommt, hier
allerdings selten.
14. Potosia angustata Germ.
Dalmatien, Südtirol. — Aus der Schweiz bekannt aus dem
Tessin und von Ragaz, aus Süddeutschland von Rufach und
Buchsweiler. Auch diese Angaben sind nach Bourgeois (26)
sehr zweifelhaft ; es soll sich in allen diesen Fällen um Bestimmungs-
fehler handeln. Auch Reitter (227) erwähnt die Art als fehlend
in Deutschland.
15. Potosia viridis F.
Südösterreich, Ungarn und nach Reitter (227) selten in
Böhmen und Mähren. — Die Angabe Kolmar ist nach Bourgeois
(26) vorläufig zu streichen (siehe Angaben zu obiger Art).
16. Potosia morio F.
Spanien, Italien, Griechenland, Tirol (hier nach Reitter,
227, häufig). — In der Schweiz im Südtessin und am Simplon,
in Süddeutschland wieder am Osthang der Vogesen: Mülhausen,
Schlettstadt, Kolmar, Straßburg.
17. Potosia speciosissima Scop.
Verbreitet von Spanien durch Südfrankreich, Italien, Dal-
matien, Griechenland bis Südrußland, Syrien. Seltener in Ungarn
und Mitteleuropa. — Potosia speciosissima Scop. ist noch ziemlich
häufig in der Südschweiz: Genfer See, Unterwallis, Südtessin
(Mendrisio), weiter um Lenzburg und Schaffhausen. Während
die Art in Deutschland sonst selten ist, findet sie sich an einigen
Orten der Rheinebene als verbreitet: von Istein bis Freiburg und
im Kaiserstuhl, auf den Vogesenvorhügeln von Türkheim, Kolmar
bis Hagenau und im nördlichen Teil der Rheinebene bis Mainz.
18. Gymnopleurus Sturmi Mac Leay
Küstenländer des Mittelmeeres, Tirol (Reitter 297). Im
Straßburger Museum sind 2 Exemplare mit der Bezeichnung
„Elsaß“, was Bourgeois wohl sehr mit Recht anzweifelt.
19. Gymnopleurus cantharus Er.
Istrien, Dalmatien, Tirol, Südmähren. — In der Schweiz nur
in der Umgebung von Genf, in Süddeutschland hie und da: im
Elsaß auf den Kalkvorhügeln (Bad Sulz, Sigolsheim, Bollenberg),
in Baden um Heidelberg (Froehlich), im nördlichen Teil der
Rheinebene (Bingen, Grünstadt, Mainz) und im untern Maintal
(Knörzer), außerdem nach Reitter in Bayern.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 55
20. Gymnopleurus pilularius L.
Gymmnopleurus pilularius L. hat eine weite Verbreitung: im
Mittelmeergebiet von Spanien durch Italien, Sardinien, Dalmatien,
Illyrien, Türkei, Österreich (bis Böhmen). — In der Schweiz folgt
die Art dem Jurafuß von Genf bis Biel, dem Genfer See (Nyon)
ins Wallis und erscheint auch hie und da im Mittelland (Bern).
Gleich der vorigen Art ist G. Pilularius L. nicht selten auf den
heißen Vorhügeln der Vogesen (Sulz, Kolmar, Hagenau);; sie wird
erwähnt aus dem Moseltal (Metz), aus der fränkischen Schweiz
und von Regensburg. — G. Pilularius L. ist eine pontische Art.
21. Onthophagus amyntas Oliv.
Südeuropa, Türkei, Südrußland und Westasien (Syrien, Klein-
asien). — Selten am Saleve bei Genf und im Wallis von Siders
bis zum Simplon. Die Angabe Elsaß ist nach Bourgeois neu zu
bestätigen, Reitter erwähnt die Art aus Bayern, Württemberg,
ÖOst- und Westdeutschland.
22. Bolboceras unicorne Schrank
Südösterreich, Ungarn. — In der Schweiz im Tessin und um
Basel, im Elsaß einmal gefunden im Tannenwald bei Mülhausen.
Nach Reitter auch in Bayern, jedoch selten.
23. Epicometis squalida L.
Südirankreich, Italien, Istrien, Ungarn. — Auch im Elsaß
soll die Art vorkommen; Bourgeois verlangt jedoch vorläufige
Streichung.
24. Sisyphus Schaefferi L.
Südeuropa, Türkei, Südrußland, Syrien, Marokko. In der
Schweiz vor allem im Südwesten (Genf, Waadt, Wallis), über das
Mittelland zerstreut (Bern, Thun, Arth, Malans, Domleschg,
Basel). Im Elsaß häufig auf den Vorhügeln der Vogesen und
nach Knörzer (158) auch noch im Maintal. Auch Reitter
(227) betont das Vorkommen der Art in wärmeren Gegenden
Deutschlands.
4. Familie Staphylinidae.
95. Proteinus limbatus Maeklin
Südeuropa: Istrien, Oberitalien, Korsika, Frankreich. —
Nach Hartmann (132) im Rheingenist bei Klein-Kembs.
5. Familie Sıldhidae.
25. Catops meridionalis Aube
Sizilien. — Fehlt der Schweiz, wurde jedoch schon im Elsaß
beobachtet. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, daß es sich hier
lediglich um eine einmalige Verschleppung handelt, da auch
Reitter (227) die Art nicht erwähnt.
7. Heft
56 Albert Huber:
6. Familie Cucujidae.
97. Airaphilus geminus Kr.
Airaphilus geminus Kr. lebt in Südeuropa und zerstreut über
Mitteleuropa. Im Unterwallis ist sie selten auf Sandfeldern der
Rhone: Sitten, Martigny, Siders. Auch in Südwestdeutschland
nur hie und da: auf den Vorhügeln der Vogesen um Kolmar, in
Hessen, Nassau und in Lothringen (Metz). Nach Reitter auch
aus Böhmen bekannt.
7. Familie Dermestidae.
28. Attagenus verbasci L.
Südfrankreich, Oberitalien. — In der Schweiz im heißen
Unterwallis von Siders bis Aigle, in der Umgebung von Genf. In
Süddeutschland sehr selten: in der Rheinebene um Straßburg, hie
und da in den Vogesen, in Württemberg und Westfalen (Reitter).
8. Familie Buprestidae.
29. Coraebus fasciatus Villers
Coraebus fasciatus Villers (= C. bifasciatus Oliv.) ist eine Medi-
terranform (Südfrankreich, Oberitalien, Südtirol). — In Mittel-
europa ist sie sehr selten: Umgebung von Genf, Vogesenvorhügel
um Kolmar und Katzenthal (Florimont), sonst in Deutschland
fehlend.
30. Coraebus amethystinus Oliv.
Spanien, Südfrankreich, Sizilien. — In der Schweiz um
Dübendorf und um Basel, im Elsaß um Kolmar, Florimont auf
sonnexponierten Hängen, außerdem nach Reitterin Württemberg.
31. Coraebus elatus F.
Südeuropa: Dalmatien, Montenegro. — In Mitteleuropa hie
und da in der Schweiz um Genf und im Tessin, im Elsaß selten,
nach Leprieur (176) 1861 häuüg um Kolmar. Reitter (227)
erwähnt die Art als nicht selten.
32. Coraebus rubiL..
Von Spanien durch Südfrankreich, Oberitalien, Illyrien und
Dalmatien. — In der Schweiz sehr selten im Südtessin und im
Wallis (Martigny). In Süddeutschland nach Wenker in den
Vogesen, nach Knörzer im Maintal. Nach letzterem Autor
wandert die Art durch die mährische Pforte der Elbe entlang
nach Norden.
33. Coraebus undatus F.
Frankreich, Italien. — In der Schweiz selten: Genf, Wallis.
In Süddeutschland und Böhmen (Mähren) zerstreut, so im Vogesen-
vorland (Hagenau, Kolmar, Mülhausen), am Westhang der Vo-
gesen (Epinal), im Maintal (Knörzer 157) und stellenweise noch
in Mitteldeutschland (Reitter, 227).
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 57
34. Agrilus pseudoc yneus Kiesew.
Südösterreich. — Im Elsaß auf Rheininseln (Bourgeois 26)
und nach Reitter (227) in Deutschland an den Ufern der Ostra-
witz bei Paskau.
35. Agrilus Solieri Cast.
Südfrankreich, Griechenland. — Aus Mitteleuropa nur aus
dem Elsaß bekannt (nach Bourgeois 26 von Bitsch). Reitter
erwähnt ebenfalls nur ‚Elsaß‘.
36. Agrilus Reyi Bauduer
Südfrankreich. — Im Elsaß um Kolmar, weiter rheinabwärts
in Nassau.
37. Agrilus sinuatus Oliv.
Obwohl weit über Südeuropa verbreitet, ist Agrilus sinuatus
Oliv. auch in Mitteleuropa, besonders in den südlichen Teilen, nicht
sehr selten. In der Schweiz bewohnt er alle Kantone des Mittel-
landes, wenngleich der Schwerpunkt seines Vorkommens mehr im
Südwesten (Genf, Waadt) zu suchen ist. Auch in der Umgebung
Basels ist die Art nicht selten und findet sich rheinabwärts auf
den exponierten Weinhügeln um Thann, Türkheim, Matzenheim,
am Westhang der Vogesen bis Metz und zerstreut über Süd-
deutschland. In Norddeutschland fehlt Agrilus sinuatus Oliv.
völlig.
S 38. Agrilus subauratus Gebl.
Südfrankreich. — Aus der Schweiz nur bekannt vom Saleve
bei Genf, im Elsaß jedoch nicht selten von Mülhausen bis Zabern,
vor allem verbreitet um Kolmar und Türkheim.
39. Agrilus cinctus Oliv.
Spanien, Frankreich. — Weit verbreitet über das südliche
Mitteleuropa, jedoch überall sehr selten. Am Osthang der Vogesen
bei Thann, Sulzbach, Walburg, Wertheim, Hagenau, am Westhang
bei Epinal. Durch das mährische Hügelland wandert die Art ins
Elbtal und bis nach Sachsen.
40. Agrilus derasofasciatus Lac.
Weinbergform, auf Rebpfählen in Südeuropa und Frankreich.
— Auch in Mitteleuropa erscheint Agrilus derasofasciatus Lac.
hie und da ebenfalls in Rebbergen: in der Schweiz in Genf, Waadt
und Wallis, im Elsaß in der Umgebung von Kolmar, Türkheim,
Matzenheim, in Lothringen um Metz.
41. Anthaxia manca Fbr.
Frankreich, Österreich, Süddeutschland. — In der Schweiz
nur im Südwesten (Genf); in Süddeutschland sehr selten in der
Rheinebene: Kolmar, Straßburg, Matzenheim, Barr, auf badischer
Seite um Weilburg, Heidelberg. Am Westhang der Vogesen er-
reicht die Art nordwärts wandernd die lothringischen Ebenen.
7. Heit
58 Albert Huber:
42. Anthaxia fulgurans Schrk.
Südeuropa. — In Mitteleuropa um Genf und im Wallis, in
der Rheinebene um Kolmar, Weilburg, Heidelberg, am Vogesen-
westhang bis Metz.
43. Anthaxia cichorii Oliv.
Von Südfrankreich über Italien, Dalmatien bis Südrußland;
in Mitteleuropa selten in der Schweiz: Tessin, Genf, Schaffhausen.
Gemeiner ist Anthaxia cichorii Oliv. in der Rheinebene auf den
Vogesenvorhügeln (Türkheim, Kolmar, Barr, Reichsweiler, Kientz-
heim), auch weiter rheinabwärts bis in die Rheinprovinz und dem
Main entlang bis Aschaffenburg. Am Westhang der Vogesen wird
die Umgebung von Metz erreicht.
44. Lampra festiva L.
Südfrankreich, Italien, Südtirol. — Lampra festiva L. ist
sehr selten in der Schweiz: Genf, Wallıs. Aus Süddeutschland
ist sie nur aus der oberrheinischen Tiefebene bekannt, aus den
Vogesen und von Hagenau. Auch Reitter (227) führt nur diese
Standorte für Deutschland an.
45. Lampra decipiens Munh.
Siüdösterreich, Südrußland. — In der Schweiz sehr selten:
Weißbad, Ragaz, auch im Elsaß nur hie und da (Chalampe),
nach Reitter auch in Ostdeutschland und Schlesien; es muß sich
hier wiederum um eine pontische Art handeln.
46. Lampra rutilans L.
Lampra vutilans L. ist in Süd- und Mitteleuropa weit ver-
breitet. In der Schweiz bewohnt sie den Südwesten: Genf, Waadt,
Wallis, ist aber auch bekannt von Schafthausen, Zürich, St. Gallen
und aus dem Rheintal. Häufig ist sie in der Rheinebene um®#asel
und in der elsässischen Hügelregion (Thann, Türkheim, Straßburg).
Knörzer (157) führt die Art auch aus dem deutschen Jura an.
47. Ptosima undecimmaculata Herbst
Ptosima undecimmaculata Herbst ist verbreitet in den Küsten-
ländern des Mittelmeergebiets. Sie bewohnt in der Schweiz nur
den Süden (Genf, Wallis, hauptsächlich den untern Teil, Südtessin
unyLugano). In Süddeutschland wird sie erwähnt von den Hügeln
des Elsaß: Thann, Türkheim, Barr, aus dem untern Teil der
oberrheinischen Tiefebene (Bingen), aus Österreich nach Reitter
(227) von Böhmen und Mähren.
48. Eurythraea austriacal.
Deutschland, Schweiz, verbreitet, aber überall sehr selten,
häufiger in Südösterreich und Bosnien. — In der Schweiz im Süd-
tessin und um Zürich, im Elsaß um Hagenau, Straßburg, Kolmar,
weiter rheinabwärts bis zur Mainmündung und nach Knörzer (157)
im Maintal aufwärts wandernd, außerdem hie und da im östlichen
Süddeutschland.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels, 59
49. Dicerca berolinensis Fab.
Südeuropa. —- In der Schweiz beschränkt auf die heißesten
Gebiete: Genf, Wallis (Siders, Turtmann, Olton), Südtessin (Lo-
carno). In Deutschland im schwäbischen Jura, außerdem an den
Hängen der Vogesen (St. Marie aux Mines, Epinal, Darney, Metz).
10. Familie Eucnemidae.
50. Drapetes equestris Fab.
Osteuropa, Ungarn. — In Mitteleuropa selten, an sonnexpo-
nierten Stellen im Unterwallis und im Elsaß (Hagenau) und den
Vogesen (Darney, Epinal).
11. Familie Elateridae.
51. Betarmon ferrugineus Scop.
Südeuropäische Art, die jedoch weit über Mitteleuropa zer-
streut ist, ohne jedoch irgendwo häufig zu sein. — Aus der Schweiz
ist sie bekannt aus dem Unterwallis, der Umgebung von Genf
und Freiburg; im Elsaß wird sie angegeben von Hagenau, Straß-
burg und Ingesheim, in Süddeutschland aus Hessen, in Mittel-
deutschland aus dem Allergebiet und Schlesien, in Österreich aus
Böhmen und Mähren.
12. Familie Cantharidae.
52. Ebaeus thoracius Oliv.
Südeuropa, Frankreich. — In der Schweiz im Unterwallis
und hie und da im Mittelland (Berner Oberland, Schaffhausen),
ferner in der Umgebung Basels. Im Elsaß um Thann, Türkheim,
Kolmar, Hagenau und nach Wenker in den Vogesen.
53. Dolichosoma lineare Rossi
Häufig in Südeuropa und Frankreich, jedoch auch in Mittel-
europa nicht selten. In der Schweiz gemein im Wallis, seltener
um Basel, Dübendorf, Schaffhausen. Im Elsaß auf den Vorhügeln
der Vogesen im Osten und Westen: Türkheim, La Vancelle, Plix-
burg, Hagenau.
54. Haplocnemus montivagus Rosenh.
Spanien. — Nach Claudon (54) wurde die Art einmal im
Elsaß auf dem Hohlandsberg gefunden; es soll sich aber nach
Bourgeois (26) bei dieser und der folgenden Art um Bestimmungs-
fehler handeln. Auch Reitter (227) übergeht beide Arten in
seinem Käferverzeichnis.
55. Haplocnemus pulverulentus Küst.
Dalmatien, Türkei. — Nach Claudon (54) im Elsaß, was
von Bourgeois (26) angezweifelt wird (siehe obige Art).
7. Heit
60 Albert Huber:
13. Familie Oedemeridae.
56. Mycterus curculionoides Illig.
Die Heimat von Mycterus curculionoides 1llig. legt in Süd-
europa (Italien, Frankreich); die Art stößt auch weit nach
Norden vor, ist jedoch bei uns und in Süddeutschland überall
selten; in Norddeutschland fehlt sie ganz. — In der Schweiz be-
wohnt sie das Unterwallis, dringt im Haupttal bis Fiesch vor; sie
ist ferner bekannt aus der Umgebung von Basel. Im Elsaß ist sie
auf wenige Punkte beschränkt: Hagenau, Türkheim. — In West-
europa dringt Mycterus curculionoides Ulig. durch Frankreich bis
Südengland vor.
57. Mycterus umbellatarum Fbr.
Mycterus umbellatarum Fbr. ist eine ausgesprochene Medi-
terranform. Sie bewohnt Südfrankreich, Nordafrika, Sizilien,
ferner Ungarn. In der Schweiz ist sie selten im Rhonetal von
Siders bis Visp, in der Umgebung von Genf und um Schaffhausen.
Wenker und Kampmann (281) erwähnen sie aus dem Elsaß
(Hagenau); diese Angabe wird von Bourgeois (£6) bezweifelt,
da es sich um eine typische Mittelmeerform handle; Reitter (227)
hält jedoch die Angabe aufrecht und gibt als Heimat auch
Bayern an.
14. Familie Anthicidae.
58. Notoxus cornutus Fbr.
Südfrankreich, Oberitalien, Ungarn. — Über Mitteleuropa
zerstreut und nicht sehr selten, wird die Art bis nach Südschweden
hinauf angegeben. In der Schweiz bewohnt sie das Wallis und
zwar die Haupt- und die Nebentäler, besonders im Unterwallıs.
Im Vogesenvorland wird sie verzeichnet von Straßburg, Cha-
lampe, Kolmar; ferner ist sie bekannt aus dem Moseltal.
59. Notoxus brachycerus Fald.
Frankreich, Südrußland. — In Mitteleuropa ist Notoxus
brachycerus Fald. viel seltener als obige Art und auf die südlichen
Gebiete beschränkt; sie fehlt in Norddeutschland völlig. In der
Schweiz ist sie bekannt aus dem Wallis, wo sie um Siders an den
Berglehnen emporsteigt, ferner von wenigen Punkten im Mittel-
land. Auch im Elsaß selten und von wenigen Stellen bekannt
(Straßburg, Türkheim, Contrexeville).
60. Anthicus Schmidtii Laf.
Spanien, Südfrankreich, Südtirol. — Selten im Unterwallis:
Martigny, Fully, Aigle, im Südtessin und um Aarau. In der Rhein-
ebene häufig um Straßburg.
61. Anthicus transversalis Villa
Südeuropa: Küsten der Adria. — Im Elsaß sehr selten
(Kolmar, Türkheim, Mülhausen). Reitter (227) erwähnt die Art
als fehlend in Deutschland.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 61
62. Mecynotarsus serricornis Panz.
Frankreich, Oberitalien,' Ungarn. — In der Schweiz sehr
selten-im Unterwallis auf sandigen, trockenen Feldern (Sitten und
Chippis), ferner im Südtessin. In Deutschland zerstreut und selten
auf Flußgeröll, so im Elsaß (Hagenau, Straßburg), in Bayern,
Thüringen, Magdeburg, Brandenburg, Böhmen und Ostdeutschland.
15. Familie Meloidae.
63. Melo& hungarus Schrank
Osteuropa. — Sehr selten in Westdeutschland: Baden, Nassau,
Elsaß (Umgebung von Kolmar) und Mähren.
64. Melo& cicatricosus Leach
Frankreich. — In der Schweiz sehr selten: Genf, Zürich.
In Süddeutschland im Elsaß: Hagenau, Kolmar, Mülhausen und
im Maintal (Aschaffenburg: Knörzer 157), ferner in Hessen-
Nassau und Thüringen.
16. Familie Mordellidae.
65. Scraptia dubia Oliv.
Südeuropa, Frankreich. — In der Schweiz um Genf und in
der Waadt, in Süddeutschland selten, bekannt aus Württemberg,
Nassau, Brandenburg und dem Elsaß (Hagenau, Straßburg).
Auch am Westhang der Vogesen (Nancy).
66. Scraptia fuscula Müll.
Südeuropa: Spanien, Portugal, Frankreich. Im Elsaß nur
um Mülhausen und Straßburg und am Westhang der Vogesen bei
Nancy.
17. Familie Alleculidae.
67. Omophlus rugosicollis Brulle
Südeuropa von Österreich bis Griechenland. In der Schweiz
im Wallis (Susten) und in der Umgebung von Genf, in den Vogesen
am Westhang und nach Wenker in den Vogesen selbst.
18. Familie Tenebrionidae.
68. Asida grisea Oliv.
Südfrankreich, Italien, österreichisches Küstenland (Dirn-
böck 63). — Aus der Schweiz ist Asida grisea Oliv. nur aus den
südlichen Gebieten bekannt, aus dem Unterwallis und dem Tessin.
Um Genf lebt die var. helvetica. Auch in Süddeutschland ist dieser
einzige Vertreter einer Mediterrangattung in Mitteleuropa ebenfalls
nicht häufig. Er lebt auf den Vorhügeln der Vogesen (Bad Sulz,
Türkheim, Sigolsheim), im nördlichen Rheintal bis Koblenz, an
der Mainmündung, von wo aus er gegenwärtig das Maintal aufwärts
dringt (Knörzer 157). Auch in Bayern wurde die Art nach
Reitter (227) beobachtet. Außer in Südwestdeutschland konnte
sie auch am Westhang der Vogesen nachgewiesen werden.
7. Heft
62 Albert Huber:
69. Helops coeruleus L.
Die Gattung Helops gehört vorwiegend warmen Erdstrichen
an. Auch Helops coeruleus L. hat seine Heimat im Mittelmeergebiet.
— In der Schweiz ist die Art selten und nur bekannt aus den süd-
lichen Teilen: Südtessin, Genf, Nordufer des Genfer Sees, Unter-
wallis (Martigny). Helops coeruleus L. bewohnt außer Südfrank-
reich auch die Umgebung von Lyon; dadurch ergibt sich ein Zu-
sammenhang zwischen dem Hauptareal und den mitteleuropäischen
Vorposten. Bis jetzt ist die Art noch nicht bekannt aus Deutsch-
land; ich konnte sie in einem Exemplar in den Reben bei Istein
auffinden, wo sich das Tier auf blühendem Weißdorn aufhielt.
70. Helops assimilis Küst.
Südfrankreich, Italien. — Nach Kampmann soll die Art
auch im Elsaß vorkommen; Bourgeois beantragt vorläufige
Streichung. Auch Reitter gibt sie für Deutschland nicht an.
71. Helops striatus Fourc.
Helops striatus Fourc. hat eine weitere Verbreitung als vorige
Art. In der Schweiz ist sie wiederum nur bekannt aus dem Unter-
wallis, dem Nordufer des Genfer Sees und der Umgebung Genfs,
in Süddeutschland (Elsaß) jedoch nicht selten.
72. Helops lanipes L.
Frankreich, Italien. — Gleich der vorigen in Süddeutschland
nicht selten: Molsheim, Kolmar, St. Marie-aux-Mines, Darney,
Metz. — Epinal, Celles, Nancy.
19. Familie Cerambycidae.
73. Purpuricenus Koehleri L.
Purpuricenus Koehleri L. ist im Mittelmeergebiet beheimatet,
wo er von Südfrankreich über Italien (Lombardei bis Sizilien),
Dalmatien, Griechenland bis Südrußland verbreitet ist. — Aus
der Schweiz ist er bekannt von Genf, aus dem Wallis (ganzes Tal),
dem Tessin, Ragaz und aus der Umgebung Basels. Im Elsaß ist
die Art häufig in den Weinbergen der Vorhügel und in der Ebene,
also an thermisch begünstigten Orten (Türkheim, Rufach, Thann,
Kolmar, Sulz, Mülhausen), in Baden an den Hängen um Freiburg
und am Kaiserstuhl (Naegele 209). Auch in den weinbautreibenden
Tälern Württembergs (Knörzer 157) und andern Punkten Süd-
deutschlands und Mitteldeutschlands (Reitter 227) ist Purpuri-
cenus Koehleri L. zu finden.
20. Familie Chrysomelidae.
74. Chrysomela americana L.
Südeuropa. — In der Schweiz im Unterwallis, in der Umge-
bung von Genf (Saleve) und um Basel. In Deutschland vor allem
im Süden: Elsaß (Winzenheim bei Türkheim, Phalsburg), Bayern,
Lothringen, Hessen, Thüringen, in Österreich in Mähren.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 63
75. Chrysomela rufoaenea Suffr.
Südosteuropäische Art, die auch in Hessen und im Elsaß
gefunden wurde.
76. Chrysomela Rossia Ill.
Südeuropa. — In der Schweiz im Tessin, in Süddeutschland
selten im Elsaß (Hagenau), Bayern und Thüringen.
77. Chrysomela Banksi F.
Chrysomela Banksı F. ist verbreitet an den Küsten des Mittel-
meeres, von Algerien bis Südgriechenland. In Mitteleuropa findet
sie sich hie und da (bis England und Schottland), ist aber überall
selten. — Aus der Schweiz ist sie bekannt aus dem Tessin und der
Umgebung Basels. Claudon (54) fand die Art einmal in der
Umgebung Kolmars; sie fehlt sonst völlig in Deutschland.
78. Chrysomela lepida Oliv.
Südfrankreich. — Fehlt der Schweiz und wurde in Deutsch-
land nur einmal von Claudon (54) um Kolmar gefunden.
79. Cryptocephalus sexmaculatus Oliv.
Südeuropa. — In der Schweiz im Unterwallis, im Elsaß hie
und da (elsässischer Jura, Pfirt, Val de Moustier). Reitter (227)
führt sie auch als allerdings zweifelhafte Form aus Württemberg an.
80. Cryptocephalus ilicis Oliv.
Mittelmeergebiet, Kleinasien, Südösterreich. — Im Elsaß um
Kolmar, was jedoch von Bourgeois (26) angezweifelt wird.
81. Lachnaea longipes F.
Von Südfrankreich über Italien, Ungarn bis Südrußland. —
In Mitteleuropa hie und da, so in der Schweiz im Wallis, Waadt,
Genf, Umgebung Basels, im Elsaß auf den Gemüsefeldern' von
Straßburg, Kolmar, Türkheim. Auch am Westhang der Vogesen
wurde die Art nachgewiesen (Nancy). Sie ist nach Reitter (227)
weiter bekannt aus Böhmen und Mähren. In Mitteleuropa ist sie
mit Ausnahme des Elsaß überall selten.
82. Labidostomis cyanicornis Germ.
Österreich, Ungarn, Wolhynien, Südfrankreich. In der Schweiz
nur im Südtessin und im Misox, im Elsaß und am Westhang der
Vogesen bei Mutzig, Gebweiler, Pfirt, Epinal, Darney, Metz,
außerdem in Westfalen, Württemberg und Ostdeutschland
(Reitter 227):
83. Labidostomis taxicornis Fabr.
Südeuropa, Südtirol. — Im Elsaß auf den Vorhügeln (Rufach,
Sulzmatt, Mutzig), außerdem ohne Ortsangabe in den Vogesen selbst.
84. Labidostomis humeralis Schneid.
Südeuropa, Südösterreich, über Mitteleuropa zerstreut, überall
jedoch nur einzeln und selten. — In der Schweiz im südlichen
7. Heit
64 Albert Huber:
Tessin, an den Vogesenvorhügeln hie und da, jedoch sehr selten:
Türkheim, Kolmar, Plixheim, Straßburg, La Vancelle, St. Marie-
aux-Mines. Im Schwarzwald nach Hartmann (132) an der Hohen
Möhr. — Am Westhang der Vogesen bei Nancy und Remiremont.
85. Labidostomis lucida Germ. var. axillaris Lac.
Die Stammform in Südeuropa von Südfrankreich durch
Ungarn, die Türkei bis Südrußland, hier in den Steppen besonders
häufig (= L. sareptana Kr.). Die Varietät im Wallis (Sitten) und
im Elsaß (Kolmar, Sennheim, elsässischer Jura).
86. Malacosoma lusitanica L.
Von Südfrankreich durch ganz Italien, Sardinien. — In der
Schweiz recht häufig im Wallis, im Elsaß selten: am Bollenberg
bei Rufach. Am Westhang der Vogesen wandernd, erreicht die Art
Lothringen Metz).
87. Malacosoma collaris Hum.
Südrußland. — Die Form soll auch im Elsaß vorkommen
(Bitsch), doch wird diese Angabe von Bourgeois (26) bezweifelt.
88. Bulaea Lichatschovii Hum.
Heimat im östlichen Mittelmeergebiet (Türkei) und Südrußland.
— In der Schweiz im Wallis und um Genf, nach Schilsky auch in
den Vogesen, was von Bourgeois (26) wiederum bezweifelt wird.
91. Familie Curculionidae.
89. Baris analis Oliv.
Südfrankreich. — Aus der Schweiz bekannt aus dem Unter-
wallis und der Umgebung von Genf. In Süddeutschland sehr
selten, einerseits nachgewiesen bei Straßburg, andererseits vom
Kaiserstuhl.
90. Baris lepidii Germ.
Südeuropa und zerstreut über Mitteleuropa auf Gemüse-
feldern. — In der Schweiz bei Genf, Neuenburg und in der Um-
gebung Basels. Häufiger findet sich -Baris lepidii Germ. auf den
Gemüsefeldern des mittlern Elsaß: Hagenau, Straßburg, Holzheim.
Am Westhang der Vogesen ist sie bekannt von Epinal und Nancy.
91. Baris coerulescens Scop.
Die Heimat von Baris coerulescens Scop. liegt in Südeuropa
und Nordafrika, es hat jedoch die Art auch in Mitteleuropa größere
Verbreitung. Aus der Schweiz wird sie angeführt aus dem Unter-
wallis (Sitten, Aigle), von Gent, Schaffhausen, Bern und Basel.
Im Elsaß ist sie häufig um Straßburg, Kolmar, Türkheim, in Baden
ist sie bekannt von Fahrnau und Istein. Vom Westhang der Vo-
gesen wird sie von Nancy angegeben.
92. Baris cuprirostris Fabr.
Umgebung von Genf, Basel. Im Elsaß selten um Straßburg,
Türkheim, in Lothringen um Metz.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 65
93. Minyops variolosus Fabr.
Südfrankreich. — In der Schweiz im Unterwallis (Martigny,
Sitten, Siders), häufig um Genf. Dem Waadtländerjura folgt die
Art bis an die westschweizerischen Seen (Neuenburg, Murten).
Im Berner Oberland hie und da, ferner in der Umgebung Basels.
Im Elsaß ist sie häufiger von Mülhausen bis Hagenau, in Loth-
ringen um Metz und im schwäbischen Jura.
94. Minyops carinatus I.
Südeuropa (Pyrenäenhalbinsel, Südfrankreich. — In der
Schweiz nur um Genf und sehr selten im Rhonetal bei Aigle und
am Jurafuß. Im Elsaß in Gesellschaft mit voriger Art nicht selten.
95. Sciaphilus parvulus Fabr.
Das Genus Sciaphilus bewohnt hauptsächlich das Mittel-
meergebiet und nur wenige Arten dringen bis Mitteleuropa vor.
Sciaphilus parvulus Fabr. ist nicht bekannt aus der Schweiz, fehlt
auch im Elsaß, konnte jedoch von Hartmann (132) im Kaiser-
stuhl nachgewiesen werden (bei Neunlinden).
96. Sciaphilus setulosus Germ.
Illyrien, Istrien. — Nach Wenker und Silbermann (281)
auch in den Vogesen. Nach Bourgeois (26) ist diese Angabe
vorläufig zu streichen.
97. Chlorophanus pollinosus Fabr.
Südeuropa: von Sizilien durch Italien bis Südösterreich.
Im Unterwallis und im obern Rhonetal stellenweise sehr häufig:
Martigny, Batiaz, Sitten, Visp. Am Jurafuß hie und da: Aarau,
Schaffhausen, am Rhein bei Laufenburg und um Basel. Im Elsaß
bekannt von Straßburg, in Baden von Istein und Kehl.
98. Chlorophanus graminicola Schönh.
Südosteuropa: von Krain durch Ungarn bis Wolhynien. —
Im Wallis ebenfalls nicht selten und, gleich der vorigen Art, um
Aarau und um Basel. Im Elsaß wiederum um Straßburg, in Baden
um Kehl. — Beide Chlorophanusarten wurden von Bourgeois
(26) als Glieder der elsässischen Fauna angezweifelt; ihr Nachweis
in Baden durch Hartmann (132) spricht jedoch für ihr Vorkommen
auch im Elsaß.
99. Allodactylus exiguus Oliv.
Frankreich, Österreich. — In der Schweiz im ganzen Wallis
häufig, besonders um Siders, dann um Genf, Neuenburg und Schaff-
hausen. Auch im Elsaß ist die Art ziemlich verbreitet: Türkheim.
In Baden fand sie Hartmann (132) am Isteinerklotz und am Kaiser-
stuhl. Am Westhang der Vogesen wandert sienach Norden bis Nancy.
100. Bradybatus subfasciatus Gerst.
Südeuropa, Österreich. — In der Schweiz selten: Wallis,
Aarau, Schaffhausen, Umgebung von Basel. Im Elsaß fehlt die
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 7. 5 7. Heft
66 Albert Huber:
Art, ist aber nach Hartmann (132) in Baden bekannt vom
Isteinerklotz und von Viernheim.
101. Tychius medicaginis Ch. Bris.
Südfrankreich. — In der Schweiz bekannt von Genf und
Schaffhausen, aus Baden vom Kaiserstuhl.
102. Tychius junceus Reich
Südfrankreich. In der Schweiz um Genf und im Wallis (Siders,
Isörables, Martigny), im Südtessin, Schaffhausen und Zürich.
Im Elsaß ist die Art seltener, bekannt von Straßburg, Holzheim,
Wendersheim, Türkheim. Hartmann (132) fand sie in Baden um
Istein und im Kaiserstuhl. In Lothringen kommt sie vor um Metz.
103. Gymnaetron villosulum Gylh.
Mittel- und Südeuropa. — In der Schweiz ist Gymnaetron
villosulum Gylh. gemein im Wallis, seltener in der Umgebung von
Basel und Schaffhausen. Im Elsaß selten (Neuhof), in Baden bei
Istein (Hartmann 132) und in Lothringen wiederum um Metz.
104. Mylabris affinis Froel.
Südfrankreich, Österreich, Süddeutschland. — In der Schweiz
um Genf, in der Waadt und um Schaffhausen; im Elsaß selten:
Thann, Zabern. In Baden am Isteinerklotz, im Kaiserstuhl und
um Fahrnau (Hartmann 122).
d) Arachnoidea.
Wichtigste Lokalliteratur: Müller, Fr. und Schenkel, E.
Verzeichnis der Spinnen von Basel und Umgebung 1895.
1. Familie Atypidae.
1. Atypus piceus Sulzer
Südeuropa. — Auch in der Schweiz nicht selten: von Genf
dem Genfer See folgend ins Wallis, an der Albula und um Ragaz.
Um Basel nach Müller-Schenkel (208) im Bruderholz, am
Hörnli, bei Haltingen. Im Rheintal an wenigen Orten, an sonnigen
Hängen und Feldern: Sporeninsel bei Straßburg (Bösenberg 23),
ferner in der Rheinprovinz, um Nürnberg, in Nassau.
3. Familie Eresidae.
2. Eresus cinnabarinus Oliv.
Von Südfrankreich bis um Paris, hier allerdings selten, in
Italien, Osterreich-Ungarn, Balkanhalbinsel, Südrußland. — Aus
der Schweiz nur bekannt aus dem Unterwallis (Sitten, Leuk),
jedoch hie und da im Elsaß: Molsheim, Münster (hier von Jung
148a an sonnigen Felsen am Narrenstein in mehreren Exemplaren
gefunden). Auf rechtsrheinischer Seite an exponierten Hängen
an der Bergstraße. Müggenburg (205) fand die Art am Porphyr-
'elsen um Bernburg (Sachsen).
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 67
3. Familie Drassidae.
3. Prosthesima aenea Simon
Simon (252) gibt als Heimat von Prosthesima aenea Sim. an:
Südfrankreich, Pyrenäen, Spanien. — Müller und Schenkel (208)
fanden die Art um Basel am Hörnli und am Hüninger Rheinufer.
Bösenberg (23) erwähnt sie nicht unter den deutschen Spinnen.
4. Prosthesima vespertina T. Thor.
Mittelmeerländer: Frankreich, Italien, Spanien. Auch diese
Art wurde durch Müller-Schenkel (208) für die Umgebung
Basels nachgewiesen: Hörnli. Sie fehlt ebenfalls sonst in
Deutschland.
4. Familie Theridiidae.
5. Theridium nigrovariegatum Simon
Heimat: Mittelmeergebiet (Spanien, Südfrankreich, Syrien),
Ungarn. — Aus der Schweiz bekannt vom Saleve bei Genf, aus der
Waadt (Lavigny) und dem Wallis (Salvan, Saviese, Zinal). Auch
um Basel hier und da: Reinacher Heide, Ruine Tschäpperli, Hörnli
und Isteinerklotz.
6. Theridium denticulatum Walcken.
Auch Theridium denticulatum Walck. hat ihre Hauptver-
breitung im Mittelmeergebiet (von Spanien durch Italien bis Syrien,
nördliches Afrika: Algerien, Marokko). — Über Mitteleuropa ist
die Art weit verbreitet; ihr Areal umfaßt ganz Frankreich. Über
Deutschland ist sie zerstreut, aber nirgends häufig. Auch um Basel
ziemlich überall zu finden.
7. Episinus lugubris Sımon
Südeuropa, Korsika. In Frankreich nur von wenigen Punkten
bekannt, besonders im Süden (Gironde, Basses Alpes), Morbihan.
In der Schweiz um Genf und in der Waadt: Lavigny, ferner im
Wallis (Saviese) und wieder um Basel (Käferhölzli, Istein). In
Deutschland sonst nur in Nassau und bei Godesberg am Rhein.
8. Dipoena nigrina Simon
Südfrankreich, jedoch nur an wenigen Punkten: Pyrenäen,
Basses Alpes. — In Deutschland selten in Nassau, häufiger in der
Rheinprovinz. In der Schweiz am Salve, bei Lavigny und um
Basel in der Rheinebene auf trockenen, kurzrasigen Feldern und
Hängen: Rosenau, Neudorf, Rheinhalde, Wyhlen, Käferhölzli,
Reinacher Heide.
5. Familie Argiopidae.
9. Argiope Bruennichii Scop.
Die Heimat von Argiope Bruennichii Scop. liegt im Mittel-
meergebiet, wo sie von Spanien durch Südfrankreich, Italien,
Dalmatien und Griechenland, durch die südrussischen und west-
asiatischen Steppen verbreitet ist. Sie bewohnt auch Nordafrika
5*+ 7. Heft
68 Albert Huber:
(Ägypten, Algier) und die Inseln des Mittelmeers. In Frankreich
dringt sie bis Mittelfrankreich, ja bis Paris und Fontainebleau vor.
Sie ist hier nach Simon (252) in wärmern Jahren (1872) häufiger
als in kältern. Durch das Rhonetal wandert die Spinne bis ins
Unterwallis (Aigle, Bex, Sitten); zwischen Genf und dem Wallis
wurde sie bei Lausanne aufgefunden. Recht häufig ist aber Argiope
Bruennichii im Rhonetal erst von Lyon an. Aus der Schweiz wird
sie weiter erwähnt von Bremgarten (Pavesi) und vom Ütliberg
(Stoll), aus dem Südtessin und dem Misox. Um Basel ist die Art
ziemlich häufig. Nach Müller und Schenkel (208) ist sie bekannt
von Neudorf, Kannenfeld, Allschwylerweiher, Inzlingen, Herten,
Weil. Im Norden der Rheinebene nachgewiesen um Straßburg.
10. Cyclosa oculata Walcken.
Südfranzösische und korsische Art. — In Mitteleuropa selten
auf sonnigen trockenen Sandfeldern, so um Basel bei Neudorf,
Efringen, Käferhölzli, rheinabwärts bei Bonn, in Deutschland ferner
um Nürnberg und in der Lausitz.
11. Araneus circe Simon
Mediterranform. — Aus der Schweiz bekannt von Les Devens
(Waadt), St. Maurice, Salvan, Nicolaital, Gondo, Südtessin,
Bergell und Bremgarten. In Deutschland im Rheintal (Bonn),
was von Bösenberg (23) bezweifelt wird.
12. Gonatium nemorivaga Simon
Spanien, Korsika, Italien, Algerien, in Frankreich selten. —
Um Basel einmal bei Langenbruck (Müller-Schenkel 208), sonst
nirgends in Mitteleuropa.
6. Familie Mimeltidae.
13. Ero aphana Walcken.
Südfranzösische Form; häufig in Südfrankreich und Spanienauf
Wiesen; in Nordfrankreich selten (Paris, Morbihan, Gironde). Inder
Schweiz im Südwesten ziemlich verbreitet: Genf, Versoix, Lavigny,
Bex, Saviese. Hier und da auch um Basel: Rheinhalde, Isteinerklotz,
Reinacher Heide. In Deutschland selten (Nassau, Pforzheim).
7. Familie Thomisidae.
14. Heriaeus hirsutus Walcken.
Mittelmeerländer, Ungarn. — Nach Pavesi (cit. 181) im
Tessin gemein, nach Müller-Schenkel (208) am Isteinerklotz,
nach Bösenberg (23) am Rhein (Rochusberg, Scharlachkopf).
8. Familie Salticidae.
15. Philaeus chrysops Poda
Gemein im Mittelmeergebiet. Bei uns selten, nach Lebert”
(175) im Aargau, Zürich, Bergell, Waadt, nach Pavesi (cit. 181)
häufig im Tessin. Um Basel bei Istein. Auch in Deutschland ver-
breitet (Preußen, Schlesien, Nürnberg, Lausitz, Norddeutschland,
Bonn).
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 69
2. MOLLUSCA.
Wichtigste Lokalliteratur: Bollinger, Gottir. Zur Gastro-
podenfauna von Basel und Umgebung 1909.
1. Familie Helicidae.
1. Fruticicola strigella Drp.
Das heute von Fruticıicola strigella Drp. besiedelte Areal um-
faßt fast ganz Europa bis Dänemark (Steenberg 255), Süd-
schweden und Norwegen (Martens 189). Sie:stellt geringere An-
forderungen an die Thermik als die typischen Xerothermiormen,
was sich auch in der Vertikalverbreitung ausprägt: im Jura steigt
sie bis 600 m empor (Godet 119), in den Alpen (Tirol) bis 1200 m
und in Siebenbürgen gar bis 2200 m. — Die schweizerischen
Fundorte sind über das ganze Land zerstreut, besonders in den
untern Talstufen der Alpen und Voralpen und in den Föhntälern
ist sie zu finden (Wallis, Rheintal, Prätigau, Bergell). Auf den
Schotterebenen um Basel (Neuallschwyl, St. Johannbahnhotf:
Bollinger 22), im Kaiserstuhl und auf den Ebenen im Elsaß ist
sie häufiger. — Fruticicola strigella bekundet eine Vorliebe für
steppenartige, sonnexponierte Hänge, sie kommt aber auch, wie
Eder (75) für das untere Tessintal nachweist, an trockenen,
schattigen und sogar an feuchten Orten vor. Nordalpin wurde sie
unter letztern Lebensbedingungen noch nicht aufgetunden. Fru-
ticicola strigella darf nicht als xerotherme Art bezeichnet werden,
ich stelle sie nach ihren bis jetzt bekannten Lebensansprüchen in
die Gruppe der xerophilen Formen. — Fruticicola strigella ist im
nordalpinen Pleistozän weit verbreitet.
2. Xerophila ericetorum Müller
Das Genus Xerophila ist typisch für das Mittelmeergebiet.
In individuenreichen Gesellschatten werden hier die trockenen
Grashänge und Felsen besiedelt. Nur wenige Arten übersteigen
die Alpenschranke und bewahren auch bei uns eine ausgesprochene
Vorliebe für warme, besonnte Orte. — Was Xerophila ericetorum
Müller speziell betrifft, so handelt es sich hier um eine westmedi-
terrane Art. Sie bewohnt Spanien, Frankreich, England, West-
deutschland und dringt in einzelnen Kolonien bis Dänemark vor.
Südlich der Alpen wird sie nur von wenigen Fundorten erwähnt.
Eder (75) sucht diese durch passive Verschleppung oder durch die
Reliktentheorie zu erklären. In die Schweiz muß, wie aus Fossil-
funden hervorgeht, Xerophila ericetorum von Westen eingewandert
sein. — Die Art bekundet bei uns eine sehr ausgeprägte Anhäng-
lichkeit an trockene Rasenhänge, Straßendämme und Weinberge,
also Orte, die der Insolation in hohem Maße ausgesetzt sind.
In bezug auf die Bodenform ist sie wenig wählerisch, sie besiedelt
Kalk und Molasse in gleicher Weise und ist auch imstande, größere
Höhen zu erreichen (bis 1000 m), obwohl allerdings ihr Hauptgebiet
in der Hügelzone liegt. Hier lebt sie in volkreichen Kolonien. —
7. Heft
70 Albert Huber:
Im Jura bewohnt sie hauptsächlich den Südfuß. Von Genf bis
zur Lägern findet sich eine zusammenhängende Kolonie, von der
aus Vorposten bis auf die Juraweiden vorgetrieben werden. Sie
bewohnt an den westschweizerischen Seen das Rebgelände und die
Felsenheidebänder. Auch im östlichen Aargauerjura ist sie nach
Hofer (145) an allen Grashalden, an Eisenbahndämmen und
Straßenrändern zu finden. Die Lägernkette bildet ebenfalls einen
ihr zusagenden Bezirk. Über den Baslerjura ist sie in einzelnen
Kolonien zerstreut: Hofstetter Köpfli, Landskronhügel, wo sie
sich mit Vorliebe im Schutt der Ruine aufhält, Dornacher Schloß-
hügel, Schleifenberg. Bollinger (22) führt sie weiter an vom
Blauen, Pfeffinger Schloß, Hauenstein, Belchen, Passwang, Fringeli,
überall vor allem auf der Südseite. — Am Dinkelberg tindet sich
eine Kolonie, die sich vom Grenzacherhorn bis zur Kalkgrenze bei
Degerfelden erstreckt. Die größten Exemplare liegen mir vor aus
den Muschelkalksteinbrüchen bei Herthen. Auf den Kalkklötzen
des westlichen Badens (Schafberg, Isteinerklotz) bis zur Grenze
meines Untersuchungsgebietes (Freiburg) ist Xerophila ericetorum
ungemein verbreitet, ihr Areal fällt ziemlich mit dem Rebgebiet
zusammen. Die wichtigsten Fundorte sind: Schafberg, Istein,
Klein Kembs, Auggen. — Besonders reichhaltig an großen Exem-
plaren (bis 1,8 cm Gehäusedurchmesser) sind die Kolonien am
Kaiserstuhl. Die Art besiedelt hier wahllos den Lößboden und die
Steinbrüche im vulkanischen Gestein. Die große Sonnenhitze der
Nachmittagsstunden überdauert sie angeklebt an Gräsern. —
Die heißen Schotterflächen beiderseits des Rheins bieten ihr sehr
günstige Existenzbedingungen, sie ist hier überall verbreitet:
Rheinhalde, Neudorf, Birsfeld. — In den Vogesen und auf den
Vorhügeln ist die Art stellenweise sehr selten, was mit den petro-
graphischen Verhältnissen zusammenhängt. Auf den Kalkfelsen
von Westhalten bis Rufach kommt sie merkwürdigerweise nur in
kleinen Exemplaren vor. Von den Kalkhügeln und den Reb-
gebieten steigt sie in die Rheinebene hinunter.
3. Xerophila candidula Studer
Auch Xerophila candidula Studer ist ein Glied der südwest-
europäischen Fauna. Ihr Areal ist aber bedeutend enger, als das
der vorigen Art. In Spanien beginnend, reicht es bis Mittelfrank-
reich, umfaßt die Nordschweiz und Süd- und Mitteldeutschland
bis zum Harz. Südlich der Alpen kommt Xerophila candıdula in
Oberitalien vor, wandert von hier aus in den südlichen Teil des
Kantons Tessin und folgt dem Kalkalpenzug bis nach Steiermark
und Krain. — Die Besiedlung der Schweiz erfolgte auch bei dieser
Art von Westen her; die Erklärung der vereinzelten ostschwei-
zerischen Fundorte stößt gegenwärtig auf größere Schwierigkeiten.
Für sie könnte eine östliche Einwanderung möglich sein. — Der
Vertikalverbreitung nach ist Xerophila candidula eine ausgespro-
chene Talform. Im Jura vermeidet sie ein Aufsteigen über die
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 71
Hügelzone, während sie in den Alpen stellenweise bedeutende
Höhen erreicht (nach Bollinger 1350 m bei Tschiertschen, 1500 m
am Gotthard, 1900 m im Tirol. — Der Lebensweise nach handelt
es sich hier um eine exquisit wärmeliebende Form, eine typische
Bewohnerin dürrer Grashalden. Eder (75) bemerkt, daß seine
sämtlichen Tessiner Fundorte an stark besonnten Südhalden
liegen. Interessant ist eine Beobachtung Piagets (218), nach der
die Walliser Kolonien einen sehr wechselnden Bestand auiweisen.
In einzelnen Jahren sind sie sehr volkreich, in andern wieder
individuenarm. In den letzten Jahren scheint sich das Areal der
Art im Wallis zu vergrößern, vorläutig werden allerdings nur kleinere
Vorposten vorgeschoben. Ob ein Relikt wohl in der Weise vorgehen
könnte? Es scheint mir dies fraglich. Am Jurafuß von Genf bis
zur Lägern ist Xerophrla candıidula häufig. In der westschweize-
rischen Felsenheidezone bewohnt sie gerne die trockenen Gras-
bänder. Im Gegensatz zu voriger Art aringt sie nicht weit in den
Jura hinein; es sind daher nur wenige und zerstreute Kolonien im
Berner und Basler Jura bekannt: Südhalde Benken. — Am Hörnli
wurde die Art noch nicht beobachtet, sie ist jedoch wieder häutig
bei Istein, Klein Kembs, Auggen. Die indiviauenreichsten Ansied-
lungen nördlich des Juraiußes traf ich im Kaiserstuhl, wo sich die
Xerophilen mit Vorliebe auf Grashängen mit {elsiger Unterlage
‘(entsprechend der Felsenheide!) auihalien: Bötzingen bis Burk-
heim. — Aus den Vogesen ist mir Xerophila candıdula bis jetzt
noch unbekannt. — Auf den heißen, dürren Schotterilächen der
Rheinebene, an den Abiällen der Schotterterrassen ist sie ver-
breitet: Rheinhalde, Neudorf, Herthern.
4. Xerophila striata Müller
Xerophila striata Müller ist nur von wenigen mitteleuropäischen
Fundorten bekannt und bewohnt hier trockene, magere Heiden
und Grashalden: Kaiserstuhl (Clessin 59). In Südeuropa wird
sie durch zahlreiche, sehr eng verwandte Arten vertreten. —
Bollinger (22) kann in der äußeren Struktur keinen ‚‚prinzipiellen
und durchgreifenden Unterschied‘ finden zwischen den Gehäusen
von Xerophila candidula und Xerophila striata.
5. Xerophila obvia Hartm.
Xerophila obvia Hartm. ist eine osteuropäische Form und in
ihrer Heimat weit verbreitet: von den Ostalpen über den Karst,
die Balkanhalbinsel, Ungarn bis ans schwarze Meer. Nach, Westen
besiedelt sie Oberitalien, Mittelitalien, die östliche Schweiz. Von
Ostdeutschland aus erreicht sie den schwäbischen und bayrischen
Jura, den Harz und das Erzgebirge. Vorposten sind bekannt in
der Nordwestschweiz (Ramsen, Neuenburg, Basel: Allschwil,
Rheinebene bei Neudorf, Klein Hüningen, letztere Fundorte nach
Bollinger 22), die übrigen schweizerischen Standorte (Engadin,
Albulatal) stehen mit dem Hauptareal in näherem Zusammenhang.
Ebenso isoliert sind die Fundorte von Frankfurt a. M., am Taunus,
7. Heit
72 Albert Huber:
in der Rheinprovinz, der RtÖn, Potsdam, Mecklenburg und
Christiansvaern in Norwegen. — Xerophila obvia ist eine exquisit
wärmeliebende Form und bewohnt gleich den vorigen trockene
Halden und Grasflächen. — Bollinger (22) betrachtet die Art als
bei uns (um Basel) eingeschleppt. Xerophila ericetorum und X. obvia,
das eine eine südwesteuropäische, das andere eine osteuropäische
Form, schließen sich an ihren Wohnorten meist gegenseitig aus,
nur auf schmalem Streifen finden sich beide Arten. Die West-
grenze der einen fällt mit der Ostgrenze der andern zusammen. Es
hat den Anschein, als ob Xerophrla obvia gerade in den letzten Jahren
energisch nach Westen vorzustoßen beginne, wodurch den isolierten
Fundorten in Westdeutschland eine erneute Bedeutung zukommen
dürfte Geyer (115) rechnet die Xerophilien zu den ‚‚jüngern
xerothermen Zuwanderern (mit Duliminus detritus, Chondrula
tridens) des schwäbischen Jura.“
6. Carthusiana carthusiana Müller
Carthusiana carthusiana Müller ist eine charakteristische
Mediterranform, die die Küsten von Spanien bis Kleinasien be-
wohnt und nach Osten den Kaukasus noch erreicht. Die Schnecke
hat ausgesprochene Tendenz nach Norden zu wandern und benutzt
die klimatisch günstige französische Westküste, um bis Belgien und
England vorzustoßen. Die Schweiz wird besiedelt durch das
Rhonetal. Bei Genf teilt sich die Wanderstraße in 2 Äste: der eine
Weg führt dem Genfer See entlang (Lausanne), der zweite folgt
dem warmen Jurafuß bis zum Neuenburger See. Der Bieler See
scheint noch nicht erreicht zu sein, wenigstens haben weder Baum-
berger (11) noch ich die Art bis jetzt dort auffinden können.
Durch die burgundische Pforte wird das Rheintal der Besiedlung
erschlossen. Hier finden sich Kolonien bei Großhüningen, Neudorf,
Neu-Breisach, Mülhausen. Bei ihrer ausgesprochenen Vorliebe für
tiefere Lagen steigt Carthusiana carthusiana an den Vogesen-
vorhügeln wenig hoch empor (Kolmar, Rufach). Rechtsrheinisch
bewohnt sie die Hänge von Istein bis Freiburg, besonders um
Klein-Kems, Neuenburg bei Mühlheim. Verbreitet ist sie an den
trockenen Hängen des Kaiserstuhls. — Carthusiana carthusiana
gehört ihrer Lebensweise, Herkunft und Aufenthalte nach zu der
Gruppe der xerothermen Formen. Sie bewohnt ausschließlich die
heißen, trockenen Schotterfelder und Hänge des Rheintals, die
magern Grasbänder im südwestlichen Jura. Im Rheintal wird
Bonn als weiterer Fundort angegeben, wohin sie möglicherweise
durch das Moseltal eingewandert sein kann.
9. Familie Buliminidae.
7. Buliminus detritus Müller
Das Areal von Buliminus detritus Müller ist außerordentlich
ausgedehnt. Sein Schwergewicht liegt im Mittelmeergebiet. Von
Kleinasien her erstreckt sich das Verbreitungsgebiet über die
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 73
nördliche und mittlere Balkanhalbinsel, umsäumt das adriatische
Meer (Karst), folgt dem südlichen Alpenfuß, ohne jedoch den
Tessin zu erreichen (Eder 75), umfaßt die Apenninenhalbinsel,
Südfrankreich, Nord- und Ostspanien (hier vor allem die var.
yadiatus). Von diesem Hauptgebiet aus werden Vorstöße nach
Norden unternommen: von Südfrankreich aus bis nach Belgien,
über die Auvergne durch das Rhonetal in die Schweiz, das Rheintal,
durch Lothringen in die Rheinlande. Dem Kalkzug des schwäbi-
schen und fränkischen Jura folgt die kalkstete Form bis nach
Mitteldeutschland und sendet einige Vorposten weit nach Norden
(Harz, Thüringerwald, Sachsen, Riesengebirge). Die Standorte
am Harz bei Aschersleben sollen allerdings heute erloschen sein
(A. Schmidt). Von Südungarn und Siebenbürgen aus folgt sie
den Flußtälern bis Steiermark, Kärnten. Sie findet sich ferner in
Tirol und in Graubünden. — Buliminus detritus macht durchaus
nicht den Eindruck einer Art, die bei uns ihr Areal mühsam halten
kann, im Gegenteil, sie sucht es energisch zu vergrößern und be-
nutzt alle ihr vom Menschen gebotenen Möglichkeiten: Bahndämme,
Straßenränder, Waldlichtungen, Weinberge, die ihr die gewohnten
Lebensbedingungen (Trockenheit, Hitze) bieten können, werden
meist rasch besiedelt. Daß es dabei auch zu Rückstößen kommen
kann (Aschersleben) ist begreiflich; sie bleiben aber gegenüber den
mir bekannten Vorstößen in unserer näheren und weiteren Um-
gebung sicherlich zurück. — In bezug auf die Vertikalverbreitung
ist Buliminus detritus sehr wählerisch. Nur selten steigt die Art
über die Hügelregion hinauf (Abruzzen, Engadin bis 1500 m). Im
Jura konnte ich sie nur in der Fußzone des Gebirges antreffen. —
Die weitere Umgebung Basels fällt ganz in ihr Verbreitungsgebiet.
Auf diesem engen Raume können wir eine auffallende Eigenschaft
des nordalpinen Areals studieren: die Zerrissenheit, die Auflösung
in einzelne Kolonien. — Die Rebenzone am Jurafuß bis Biel und
die anschließende Felsenheide beherbergen eine ungemein volk-
reiche Kolonie, besonders in der Felsenheide hält sich das. Tier
gerne auf und belebt mit seinen blendendweißen Gehäusen die
Grasbänder. Am frühen Morgen steigt es an den Halmen der
Gräser empor und setzt sich der mittäglichen Sonnenwirkung aus.
Von Biel bis Baden finden wir einige zerrissene Kolonien bei Solo-
thurn, am Hauenstein, am Südhang des Dottenberges. Bei Balstal
findet sich sehr häufig die var. radiatus (Baumberger). Im öst-
lichen Aargauerjura ist Buliminus detritus nach Hofer (145) ein
typischer Bewohner der Grashänge, hält sich aber mit strenger
Konsequenz nur auf Kalkboden auf und ist außerhalb der Jura-
ketten selten anzutreffen. Blühende Kolonien stehen am trockenen
Südfuß der Lägern und am Randen. In der Ostschweiz ist die
Art sonst seltener. Vom Randen aus setzt sich das Verbreitungs-
gebiet den Hängen des schwäbischen Jura folgend nach Mittel-
deutschland hinein fort. Im nördlichen Jura sind mir nur einige
sehr zerstreute Fundorte bekannt: Schleifenberg, Schloß Birseck,
7. Hei
74 Albert ‚Huber:
Reinach. — Am Südhang des Dinkelbergplateaus ist die Art sel-
tener. Ich konnte sie am Hörnli nachweisen, wo sich die Individuen
an der Buchsbaumhalde authielten. Sehr häufig und in teilweise
riesenhaften Exemplaren (bis 24 mm) findet sie sich auf den Kalk-
klippen und in den Rebbergen von Istein bis Freiburg. Im Mai
1914 waren die Rebberge um Klein Kems förmlich übersät mit den
Gehäusen von Buliminus detritus. Im Kaiserstuhl ist die Schnecke
verbreitet an den Lößwänden und den Grashängen am Süd- und
Südwestrand des Gebirges. Auch in den Rebbergen erscheint sie
hier ebenfalls als ständiger Bewohner. Im linksrheinischen Gebiet
werden ausschließlich Örtlichkeiten mit Kalkboden besiedelt, vor
allem die Kalkklötze zwischen Ruiach und Westhalten. Von hier
aus dringt die Art auch in die Ebene vor; man iindet sie außer in
Anschwemmungen, wo ihre Herkunft zweifelhaft ist, unter Laub,
in Hecken und an Straßenrändern. Nur in kleinen, scheinbar ver-
kümmerten Exemplaren konnte ich sie an den Hängen am Eingang
ins Gebweilertal (heiße Pianne) auffinden, wo ihr offenbar die
petrographische Zusammensetzung des Bodensnnicht zusagt, denndie
physikalischen Bedingungen (Trockenheit, Hitze) steigern sich
gerade hier auf ein Maximum. In der Rheinebene bevölkert
Buliminus detritus die Schotterfelder an der Rheinhalde, Leopolds-
höhe, Birsielden und St. Jakob. — Für den Rheindamm Bierburg
gibt Bollinger (22) die var. radiatus an, die auch im Jura hie und
da auftritt: Solothurn (Stoll 262), Balstal (Baumberger); die
var. corneus, die im Wallis vorkommt, scheint hier ganz zu fehlen.
Buliminus detritus ist in der Wahl seiner Wohnorte exquisit xero-
therm. Hohe Anforderungen werden auch an den Kalkgehalt des
Bodens gestellt; auf Sandstein und Molasse verkümmert die Art.
Das Gehäuse ist meist dickschalig, milchweiß, Eigenschaften, wie
sie auch bei anderen xerothermen Schnecken vorkommen.
8. Chondrula tridens Müller
Das Hauptgebiet von Chondrula tridens Müll. liegt im Mittel-
meerbecken und in Südosteuropa. Vom Kaukasus (Simroth.cit.
75) und Südrußland (Retowski cit. 75) ausgehend, umfaßt es
Siebenbürgen, Südungarn, die Länder der nördlichen Balkanhalb-
insel, diesüdlichen Ostalpen, die Apenninenhalbinsel, Südfrankreich
und Nordostspanien. Von diesem Areal aus werden Vorstöße ausge-
führt nach Nordfrankreich, der Schweiz, Süd- und Mitteldeutschland,
Nordösterreich und Nordungarn. Die Fundorte nördlich der Alpen
sind jedoch sehr isoliert und erwecken besonders in Mittel- und
Norddeutschland den Eindruck eines mühsamen Sichhaltens.
Bollinger (22) schreibt auf S. 96 darüber: ‚man gewinnt den
Eindruck, die Art mühe sich nördlich der Alpen umsonst ab, früher
schon besessenes und wieder verloren gegangenes Land zurück-
zuerobern‘“. Tatsächlich reichte ihr früheres Areal bis zu einer
Linie, die durch die Orte Regensburg, Würzburg, Weimar, Harz,
Frankfurt, Mähren bezeichnet werden kann. — Ein Überschreiten
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 75
der Hügelzone wird sehr selten gemeldet: nach Bollinger (22)
bis 800 mim Jura (St. Imier), bis 1500 m in Tirol. — Da die Ein-
wanderung in die Schweiz sicher durch das Rhonetal erfolgte,
treffen wir zerstreut kleine Kolonien am Genfer See (Morges) und
im Wallis (Aigle, Bex, Sitten, Orsieres), ferner an den Rebbergen
am Neuenburger See (Neuenburg). Am Bieler See konnte ich
Chondrula tridens bis jetzt noch nicht auffinden, sie wird auch von
Baumberger (11) nicht angegeben. Sie ist allerdings keine auf-
fallende Form, sondern führt ein verborgenes Leben im Wurzelwerk
der Gräser. Im nördlichen Jura nur wenige zerstreute Kolonien
(St. Immertal), Liestal (nach Studer, weder von Bollinger noch
von mir wieder aufgefunden), Südhalde Benken. Aus der Schweiz
ist sie weiter bekannt von Bern (Schoßhalden: Studer) und aus
dem Südtessin, wohin sie nach Bollinger (22) und Eder (75) von
Süden und Westen her eingewandert ist. — Das Rheintal wurde
besiedelt durch die burgundische Pforte. Auf dem trockenen
Schotterboden der Rheinebene trifft die Art zusagende Lebens-
bedingungen; sie findet sich hier nach Bollinger bei Leopoldshöhe,
an der Hegenheimerstraße und zwischen Allschwil und Schönen-
buch. Im Elsaß ist sie nach Haguenmüller (130) selten zwischen
Rufach und Kolmar, wo sie sich auf dürrem Grasboden, unter
Hecken im Moos aufhält. Mir ist sie dort bisher noch nicht zu
Gesicht gekommen.
9. Chondrula quadridens Müller
Das Verbreitungsgebiet von Chondrula quadridens Müller ist
dem der vorigen Art ähnlich: von Nordspanien durch Südirank-
reich, Ober- und Mittelitalien, die italienischen Inseln, die südlichen
Alpentäler (Tirol) zur Balkanhalbinsel und nach Kleinasien. Von
diesem Hauptareal aus werden Vorposten ausgeschickt nach Mittel-
und Nordfrankreich, durch das Moseltal und die burgundische
Pforte ins Rheintal, durch das Rhonetal in die Westschweiz, aus
Oberitalien in den Tessin, wo sie nach Eder (75) talaufwärts bis
Airolo gefunden wird. Etwas isoliert stehen die Fundorte in Grau-
bünden (Brigels, Schuls), Sargans und den Alpentälern von Kärnten
und Steiermark. — In der Schweiz teilt sich die lemanische Ein-
wanderungsstraße. Ein Ast folgt dem Genfer See (Morges, Lau-
sanne) ins Wallis (Sitten) und in die Täler von Ormont und Villars,
der zweite Ast führt dem Jura entlang an die westschweizerischen
Seen. Am Neuenburger und Bieler See ist Chondrula quadridens
ein charakteristischer Bewohner magerer Graspolster und über-
hitzter Felspartien. Die schönste Entwicklung erfährt sie in der
thermisch bevorzugten Umgebung von Twann, wo sie die Felsen-
heidegebiete mit großem Individuenreichtum bevölkert. Aus dem
Mittelland werden Kolonien erwähnt von Murten, Belp, Bern.
Aus Baden gibt sie Gysser (128) von Klein Kems an. Weder
Bollinger noch ich haben sie dort wieder aufgefunden. Ungemein
zahlreich ist die Art jedoch am Südrand des Kaiserstuhls. Sie
7. Hefi
76 Albert Huber:
bewohnt dort die Lößwände, wo sie, mit Löß bedeckt, dem Auge
schwer sichtbar ist. Auffallend ist der Reichtum an schönen
Exemplaren zwischen Bötzingen und Eichstetten, in den Rebbergen
und an Rebbergmauern, in Steinbrüchen bei Burkheim. Haguen-
müller (130) vermutet, daß sich Chondrula quadridens auch noch
auf den vorgeschobenen Kalkklippen der Vogesen (Rufach!) nach-
weisen lasse. Meine bisherigen Nachforschungen haben ein nega-
tives Resultat ergeben. — Le Roi (177) führt sie aus dem Nahetal
an, wo sie sich in Gesellschaft wärmeliebender Arthropoden vor-
indet. Beide Chondrulaarten bekunden eine Vorliebe tür magern
Grasboden, Halden mit dünnem Buschwerk, also Gebiete, die
physikalisch extrem-xerotherme Lebensbedingungen zu bieten
vermögen. Beide Arten erreichen heute in der oberrheinischen
Tiefebene die Nordgrenze ihrer Entfaltung, wenngleich besonders
Chondrula tridens noch in wenig zahlreichen Vorposten bis Mecklen-
burg vordringt.
3. Familie Pupidae.
10. Pupa frumentum Drp.
Für Pupa frumentum Drp. liegt der Schwerpunkt der Verbrei-
tung im Mittelmeergebiet. Von den Pyrenäen folgt die Art dem
ganzen Küstensaum bis zur Balkanhalbinsel, unternimmt von hier
aus energische Vorstöße nach Norden: von Südfrankreich aus wird
Nordfrankreich und Südbelgien erreicht, durch die burgundische
Pforte wird das Rheintal, durch das lemanische Tor der Jurazug
bis Mitteldeutschland und die Südschweiz besiedelt. Das südliche
Tessintal und die südlichen Ostalpentäler werden von Italien aus
bevölkert. — In der Schweiz bewohnt Pupa frumentum das Nord-
ufer des Genfer Sees (Vaux bei Morges) und das Unterwallis (Bex,
Sitten). Im Jura verläßt die Schnecke die Reben- und Felsen-
heideformation selten, ist hier aber am Bieler- und Neuenburger See
überall häufig. Sie heitet sich mit Vorliebe an Kalkfelsen an, um
gegen Abend die letzten Sonnenstrahlen aufzufangen; tagsüber
liegt sie im Gras, in Felsritzen und unter den Blättern des südlichen
Farns Ceterach officinarum. Im östlichen Jura wird sie von Hofer
(145) erwähnt von Geisberg und Gyslifluh, verbreitet ist sie wieder-
um am Südhang der Lägern. Im nördlichen Jura finden sich Ko-
lonien am Hotistetter Köpfli, Landskronhügel (Ruinenschutt),
Dornacher Schloßhügel, Reinach. Über das Mittelland zerstreut
werden folgende Fundorte erwähnt: Glattfelden, Zürich, Elgg,
Rheinau, Steckborn (Stoll), Schleitheim, Eglisau, Fisibach, Bern,
Mammern. — In den Vogesen ist sie häufig auf den Kalkfelsen bei
Rufach, den Mauern der Rebberge zwischen Rufach und Gebweiler.
Von den Hügeln steigt die Art in die Rheinebene hinunter und
hält sich dort unter Laub am Fuß von Mauern und an Mauern auf
(nach Haguenmüller 130 an den Festungsmauern von Neu-
breisach). Eder fand Pupa frumentum am Hornfelsen bei Basel.
Verbreitet ist die Form wieder an Rebbergmauern und Felsen
NS
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 77
(Schafberg) von Istein bis Freiburg und an den Lößwänden im
Kaiserstuhl, wo sie um Burkheim und Ihringen zu den verbreitet-
sten Schnecken gehört. Auf den Schotterfeldern der Rheinebene ist
sie bekannt von Hüningen, Neudorf, St. Jakob und der Rheinhalde.
— Pupa frumentum ist ein ausgesprochenes Südhaldentier und lebt
nurantrockenen, exponierten Stellen. Die Kolonien sind inselförmig
mit großen Lücken über das Gebiet zerstreut, dringen doch einzelne
en bis in den Thüringerwald, den Harz und die Rhön vor.
11. Pupa secale Drp.
Die Verbreitung von Pupa secale Drp. ist sehr ähnlich der-
jenigen der vorigen Art, nur dringt diese Art in größere Höhen
und weiter nach Norden vor. Sie ist auch durchaus nicht einseitig
an exponierte Standorte gebunden und darf nicht den xerothermen
Formen zugezählt werden. Ich stelle sie in die Gruppe der Xero-
philen. — Am Bieler See ist sie allerdings ein ständiger Bewohner
der Felsenheide, dringt aber auch in die lichten Wälder und in die
Schluchten (Twannbachschlucht) hinein, was bei Pupa frumentum
niemals der Fall ist. Im östlichen Jura wohnt sie an der Lägern
an Rebbergmauern. — Pupa secale ist fraglos ein mediterraner
Zuwanderer, der aus Südwesteuropa dem Jura entlang bis nach
Mitteldeutschland vordringt. Ihre Doppelnatur als Südhaldentier
und Bewohner feuchter Wälder ergibt sich auch aus den Fundorten,
die Bollinger (22) und ich für Südwestdeutschland und das
Schweizergebirge um Basel angeben können: Reben von Istein
bis Klein-Kems, Kaiserstuhl (seltener als Pupa frumentum), daneben
aber auch das schattigfeuchte Kaltbrunnental.
12. Pupa granum Drap.
Pupa granum Drap. ist eine Mediterranform von großer süd-
europäischer Verbreitung. Sie bewohnt auch noch Nordafrika und
Westasien. — Aus Mitteleuropa ist sie nur aus dem Wallis (Sitten,
Evolena, Ardon) bekannt.
13. Modicella avenacea Brug.
Gleich Pupa secale führt auch Modicella avenacea Brug. ein
Doppelleben als Südhaldentier (Istein—Klein-Kems, Lägern, Baden,
Geisberg, Gyslifluh) und Bewohnerin kühler Standorte. Die Zu-
wanderung erfolgte auch hier aus dem Hauptverbreitungsgebiet in
Südeuropa. Es ist auch Modicella avenacea ein südliches Element
unserer Fauna, das jedoch wiederum keineswegs den Xerotherm-
formen beigezählt werden darf: es ist höchstens eine Xerophilform.
14. Torquilla variabilis Drp.
Ausschließlich mediterrane Art (Heimat am Südhang der
Pyrenäen, Südfrankreich: Nizza, Mentone, Agen, Montpellier,
Aix), Oberitalien, illyrischer Karst: Triest). In der Schweiz be-
wohnt sie nur den Südwesten: Unterwallis, Nordufer des Genfer
Sees (Morges) und Umgebung von Genf (Salev e). Auch aus dem
Südtessin wird die Art nicht erwähnt.
7. Heft
78 Albert Huber:
15. Pupilla cupa Jan.
Pupilla cußa Jan. entstammt den ÖOstalpen und breitet
sich von da gegen Westen: aus Süddeutscher Jura. Bollinger
fand die sehr wärmeliebende Art, die sich im Wurzelgenist xero-
philer Gräser und im Gesteinschutt aufhält, am Isteiner Klotz
und am Dinkelberg (Isteiner Bachrand).
4. Familie Cyclobhoridae.
16. Pomatias septemspirale Razoum.
Pomatias seblemspirale Razoum. bewohnt nicht ausschließlich
exponierte Halden, sondern ebenso oft die Wälder des Jura und
der Alpen. Es ist die einzige mitteleuropäische Art eines fast aus-
schließlich mediterranen Genus. Die Einwanderung nach Mittel-
europa erfolgte längs des Jura; am Oberrhein (Dinkelberg, Istein —
Klein-Kems, Kaiserstuhl, Hagenau, Neustadt in der Pfalz) macht
die Form halt. Ich stelle Pomatias septemspirale Razoum. eben-
falls in die Gruppe der xerophilen Formen, auch sie findet sich
an den westschweizerischen Seen sowohl in der Felsenheide als
auch im Wald.
5. Familie Cyclostomatidae.
17. Ericia elegans Müller
Ericia elegans Müller ist beheimatet in den Küstenländern
des Mittelmeergebiets: von Portugal, Spanien, Südfrankreich,
Italien, den italienischen Inseln zur Balkanhalbinsel und ans
Schwarze Meer und Syrien. In Nordafrika bewohnt sie Algerien,
Marokko und die Inselgruppe der Kanaren. Von diesem Zentrum
aus erfolgen Vorstöße nach West- und Mitteleuropa. Von Süd-
frankreich aus werden ganz Frankreich, Belgien und die Niederlande
besiedelt. Auch Südengland und Irland enthalten Ericia elegans.
Vom Rhonetal aus folgt die Schnecke einerseits dem Schweizer
Jura, andererseits dringt sie durch die burgundische Pforte ins
Rheintal, das sie auch weiter nordwärts durch das Moseltal er-
reicht. Im Oberlauf von Weser, Elster, Unstrut, in der Sächsischen
Schweiz, ja sogar in Dänemark tritt sie auf. In Schleswig-Holstein,
wo sie heute noch nicht lebend gefunden wurde, kam sie in Grab-
hügeln vor (Kreglinger). Sie erreicht den Bodensee, nicht aber
den schwäbischen Jura. Von Oberitalien aus besiedelt sie den
südlichen Tessin (Eder 75), wandert von Ungarn durch das
Donautal bis Wien. Vielleicht lassen sich die Fundorte um Wien
auch erklären durch Übersteigen der Alpen von Südtirol, Krain
und dem Küstenlande aus. — In bezug auf die Vertikalverbreitung
ist Ericia elegans sehr anspruchsvoll; die Schwankungen in der
Höhenverbreitung sind nur gering. Ihre obere Grenze liegt bei
800 m bei Sigriswil; im Jura, Schwarzwald und Vogesen erreicht
sie höchstens 500 m (Bollinger). — Vom Rhonetal aus folgt
Ericia elegans dem Jurafuß, besiedelt am Neuenburger und Bieler
See das Rebengebiet und die Felsenheide Auch am Jolimont
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 79
und am Murtensee finden sich vorgeschobene Kolonien. Am Bieler
See ist sie häufig bei Twann, wo sie bis gegen die Trämelfluh an-
steigt (bis etwa 500 m); gegen Biel zu wird sie seltener, um jedoch
wieder die Halde beim Pavillon Felseck bei Biel zu bevölkern.
Bei Twann und Tüscherz ist die var. violacea recht verbreitet. Im
östlichen Jura wurde sie bisher noch nicht aufgefunden. Ulrich
(272) erwähnt sie jedoch von Weinfelden. Recht isoliert steht der
Fundort am Schleifenberg bei Liestal. Bollinger vermutet, daß
diese Kolonie durch Reben eingeführt wurde. Sicher ist, daß sie
heute ihr Areal zu vergrößern trachtet, die Reben Frenkendorf
und die Hardt können doch wohl nur von hier aus erreicht worden
sein (letztere Angabe nach mündlicher Mitteilung von Herrn
Dr. A. Binz). In der Schweiz bewohnt sie noch das Thunerseeufer
(Thun, nach Martens, 189, der östlichste Schweizer Fundort,
vgl. jedoch die Angaben von Ulrich 272, und Sigriswil).
Im Schwarzwald erscheint sie am Südhang des Dinkelbergplateaus
(Hörnlireben, Südhalde Bettingen) und auf den vorgelagerten
Schotterebenen (Herten, Lange Erlen-Weil. Am Hörnli ist sie
jedoch nicht sehr häufig: mit Ausnahme des Südwesthanges
konnte ich sie nirgends auffinden. Sehr individuenreich ist die
Kolonie, die sich von Istein bis gegen Freiburg hinzieht, besonders
im Rebengebiet am Isteiner Klotz, am Schafberg und zwischen
Istein und Klein Kems. Von hier an nordwärts wird sie seltener.
Verhältnismäßig wenig reiche Kolonien finden sich im Kaiserstuhl.
Nur zwischen Ihringen und Burkheim war das Rebareal etwas
dichter besiedelt. Auf den Vorhügeln und in den Rebbergen des
Elsaß ist Ericia elegans gemein, besonders um Rufach und von
hier nordwärts bis gegen Zabern.
Ericia elegans hält sich mit Vorliebe an exponierten Südhalden
mit wenig Vegetation auf. Als solche Ortlichkeiten mit trockenem
Boden erscheinen nun vor allem die Rebberge: E. elegans ist eine
typische Weinbergform, so kennzeichnend, daß ich die Annahme,
die Bollinger zur Erklärung der Schleifenbergkolonie machte,
auch auf weitere mitteldeutsche Fundorte ausdehnen möchte.
Die Ausbreitung des Weinbaues hat sicherlich auch für manche
Lebewesen (Tiere und Pflanzen) neue Lebensgebiete erschlossen.
Die Tätigkeit des Menschen darf aber nicht ausschließlich für die
Verbreitung dieser Form verantwortlich gemacht werden; sie
kommt auch schon fossil (im Pleistozän) an verschiedenen nord-
alpinen Orten vor: Veltheim, Blösheim, Salzhemmendorf, Mainz.
Durch die Vorstöße der Gletscher wurde ihr Areal jeweilen wieder
auf Südeuropa beschränkt, und erst in neuerer Zeit wandert sie
wieder bei uns ein. Ericia elegans darf nicht als Relikt aufgefaßt
werden; ich muß die Ansicht Eders (75), der auf Grund von
Gehäusevergleichen zwischen süd- und nordalpinen Funden für
ein rasches Nordwärtswandern eintritt, unterstützen. Eine jahre-
lange Kontrolle unserer nächsten Kolonien wird uns noch deut-
licher eine Vergrößerung des Areals zeigen, obschon sich dies auch
7. Heft
s0 Albert Huber:
heute schon erkennen läßt. Ericia elegans ist durchaus nicht
streng xerotherm, auch sie muß zu den xerophilen Mollusken ge-
stellt werden. Es betonen dies schon Bollinger (22) und Eder (75).
Am Bieler See und am Kaiserstuhl dringt die Art in lichte Wälder
ein; ihr Vorkommen im Hardtwald spricht auch nicht für extremes
Wärmebedürfnis. — Die Einwanderung in unsere Umgebung er-
folgte, soweit sie natürlich ist, durch das Rhonetal an den Jura,
durch die burgundische Pforte in die oberrheinische Tiefebene.
3. VERTEBRATA.
Reptilia.
Familie Lacertidae.
1. Lacerta viridis Laur.
Die Heimat der Smaragdeidechse ist im Mittelmeergebiet zu
suchen. In den Randländern und am Ufer des Schwarzen Meeres
ist sie verbreitet. Vom Mittelmeergebiet dringt sie weit nach
Asien hinein vor: von Kleinasien, Palästina und Syrien aus bis
Nordpersien. An den afrikanischen Küsten (Tunis, Algerien)
wird sie durch nahverwandte Arten vertreten. — Über die Pyrenäen-
halbinsel ist Lacerta viridis Laur. sehr unregelmäßig verbreitet,
in einzelnen Gebieten ist sie häufig, in andern fehlt sie völlig. Süd-
frankreich wird sehr dicht besiedelt, und von hier aus werden
Vorposten bis weit nach Norden vorgestoßen: Bretagne, Umgebung
von Paris. Durch das Moseltal wird die Umgebung von Trier
erreicht, durch das Rhonetal die Südwestschweiz und durch die
burgundische Pforte das Rheintal. Durch das Seinetal wird die
nördliche Verbreitungsgrenze festgelegt. Die ursprüngliche Heimat
sollnach Dürigen (74) auf der Apenninenhalbinsel zu suchen sein,
wo sie von Ober- bis Süditalien und Sizilien überall anzutreffen
ist. Auf Sardinien und Korsika fehlt sie wieder völlig. Von Ober-
italien aus werden die südlichen Alpentäler besiedelt. In Tirol
dringt Lacerta viridis weit ins Etschtal hinauf und kommt noch
in Höhen bis 1200 m vor. Im Drau- und Iseltal, in der Umgebung
von Graz ist die Smaragdeidechse nicht selten. Von den Ostalpen
aus dringt sie durch Kroatien-Slavonien bis nach Serbien, Süd-
ungarn, der Donau entlang bis Niederösterreich, ja sogar bis
Passau und nordwärts bis Mähren. An der adriatischen Küste,
auf dem Karst, in Istrien und Dalmatien finden sich die farben-
prächtigsten und größten Exemplare (bis zu 66 cm Länge). Auch
Griechenland wird besiedelt. Vom Nordufer des Schwarzen Meeres
aus wird durch die Bukowina Galizien erreicht. — Die südschweize-
rischen Alpentäler (Tessin, Puschlav, Bergell) erhielten ihre Kolo-
nien aus Öberitalien, während die westschweizerischen Standorte
von Südfrankreich aus durch das Rhönetal besiedelt wurden.
Von Genf aus folgt Lacerta viridis dem Nordufer des Genfer Sees
und dringt im Wallis bis 1300 m Höhe hinauf. Dem Jura zwischen
Basel und Genf scheint die Echse zu fehlen, ich finde in der Literatur
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 1
keine Angaben über ihr Vorkommen an diesen ihr gewiß zusagenden
Hängen; auch ist mir diese Art nirgends begegnet. Die Standorte
um Basel müssen durch Einwanderung durch das Saönetal und
die burgundische Pforte erklärt werden. Als Beweis für die Existenz
dieser Wanderstraße können Kolonien in der Freigrafschaft an-
geführt werden. Die Smaragdeidechse scheint früher um Basel
häufiger gewesen zu sein. Es wurde ihr von Sammlern hart zu-
gesetzt. Sie findet sich noch um Basel an der Rheinhalde. Diese
Kolonie ist nun geschützt; es wird sich also nach einigen Jahren
mit Leichtigkeit erkennen lassen, ob sich die Form bei uns halten
kann und was ihren Rückgang wirklich verursachte. Ebenfalls
selten geworden ist die Smaragdeidechse am Grenzacher Horn
und in den Reben ob Wyhlen. Vom Isteiner Klotz aus folgt sie
den Vorbergen des Schwarzwaldes. Ich konnte sie auffinden in
einem Steinbruch bei Auggen; sie ist ferner bekannt von Müllheim,
aus der Umgebung von Freiburg und vor allem aus dem Kaiser-
stuhl. Auch die Rebhügel im Elsaß wurden von der burgundischen
Pforte aus besiedelt. Die Einwanderung scheint erst in den letzten
Jahren erfolgt zu sein: Dürigen (74) erwähnt in der 1897 er-
schienenen Arbeit ihr Fehlen im Elsaß, während sie Escherich (79)
aus dem südlichen Elsaß (Bollenberg, Haardtwald) kennt. Nun
handelt es sich hier um eine Tierform, die durch ihre seltsame
Erscheinung unbedingt sogar dem Landbewohner auffallen müßte
und auch andernorts aufgefallen ist. Es ist also sehr wohl möglich,
daß wir hier einer neuen Einwanderung gegenüberstehen, um so
mehr, als die Smaragdeidechse noch überall als selten verzeichnet
wird. Rheinabwärts ist sie bekannt aus der Umgebung von Worms.
Auch in Norddeutschland wird sie von einigen Orten angegeben:
Rüdersdorfer Kalkberge bei Berlin, Stralsund, auf Rügen noch
bis 1850, Thorn a. W. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, daß die
Art hier in Norddeutschland ausgesetzt wurde und sich jeweilen
nur wenige Jahre zu halten vermag. — Lacerta viridis hält sich
mit Vorliebe in der Hügelzone auf. ‘Sie steigt selten über 600 m
empor. Die angeführten Höhenzahlen (1200 und 1300 m) müssen
als seltene Ausnahmen betrachtet werden. Auch in den Ostalpen
geht sie selten über 1000 m (Tirol bis 1100 m). — Lacerta viridis
ist ein typisches Glied unserer Xerothermfauna. Sie bewohnt
steile, mit etwas Gebüsch bewachsene und der Sonnenwirkung aus-
gesetzte Halden. An heißen Rebbergmauern hält sie sich sehr
gerne auf: — Daraus, daß die in unserer Umgebung erwähnten
Kolonien in den letzten Jahren nicht mehr so recht gedeihen wollen,
dürfen wir nicht den Schluß ziehen, daß die Smaragdeidechse ein
aus unserer Fauna allmählich verschwindendes Relikt sei. Ich
habe schon darauf hingewiesen, daß die Schuld am Aussterben
höchstwahrscheinlich nur dem Menschen zuzuschreiben ist, der
ja auch andern interessanten Gliedern unserer Fauna (Mantis
religiosa) in ähnlicher Weise zusetzt. Gegen den ‚Reliktenstand-
punkt“ würde auch das neuerliche Erscheinen im Oberelsaß
Archiv ER ae
6 7. Heft
82 Albert Huber:
sprechen. Die Akten über die Bedeutung des Vorkommens von
Lacerta wiridis sind durchaus noch nicht geschlossen. Es ist also
mindestens verfrüht, das Auftreten der Smaragdeidechse als Stütze
der Reliktentheorie zu verwenden.
9. Lacerta muralis Laur.
Auch Lacerta muralis Laur. gehörte ursprünglich der Medi-
terranfauna an. Gleich der vorigen Art hat sie ihr Gebiet immer
weiter nach Norden ausgedehnt, und es ist ihr gelungen, ein
größeres Areal zu besetzen, als es die Smaragdeidechse inne hat.
Nach Dürigen (74) soll sie alle Länder am Mittelmeer gleichmäßig
besiedeln, während Werner (282) die Ansicht ausspricht, daß
Nordafrika (Marokko, Algerien und Tunis) von sehr eng verwandten
Arten bewohnt wird. Lacerta mwuralis zeigt überhaupt große
Neigung zur Varietätenbildung. Dürigen (74) führt deren 34 an.
Fast jede Insel des Mittelmeers, jeder Küstenstreifen beherbergt
verschiedene Farbabweichungen. Lacerta muralis bewohnt lücken-
los die Pyrenäenhalbinsel, ist gemein in den südlichen und mittleren
Teilen Frankreichs. Nach Norden dringt sie bis Belgien, in einigen
Vorposten bis in die Niederlande und bis nach England vor. Von
Italien aus, das ganz ihr Heimatsgebiet ist, besiedelt sie die süd-
lichen Alpentäler (Puschlav, Misox, Bergell, Tessin). In Tirol
schiebt sie Vorposten bis über die Paßscheide des Brenner ins Inntal,
hält sich aber im übrigen von hier an am Südhang der Alpen.
Zahlreiche, nach Farbe und Größe wechselnde Varietäten werden
im Küstenland und in Istrien ausgebildet. Der dalmatinischen
Küste folgt sie bis Griechenland, bewohnt die griechischen Inseln
und die Türkei. Auf asiatischem Boden ist sie bekannt aus Klein-
asien und Syrien. Dem Südrand der Alpen entlang wandert sie
nach Ungarn hinein und sendet von hier aus, wie Lacerta viridis,
Vorposten donauaufwärts bis Mähren und Wien, erreicht Sieben-
bürgen, an dessen trockenen, sonnigen Hängen sie bis zu 1000 m
emporsteigt. Sie folgt der Dönau bis zu ihrer Mündung, umwandert
das Schwarze Meer, sendet Vorposten aus bis zum Kaspischen
Meer und nach Persien. — In der Schweiz ist Lacerta muralis
häufig im Westen. Durch das Rhonetal einwandernd, folgt sie
einerseits dem Genfer Seeufer ins Wallis, wo sie stellenweise bis
1700 m emporsteigt, andererseits wandert sie dem Jura entlang
nach Norden. Im Rebengebiet, an den Rebbergmauern des Bieler
und Neuenburger Sees ist sie noch häufig, fehlt jedoch einem großen
Teil der Ost- und Zentralschweiz. Nur aus St. Gallen und aus
der Umgebung von Chur wird sie erwähnt. Um Basel lebt sie an
der Rheinhalde, am Hörnli, bei Wyhlen und am Schleifenberg
(Müller 206). — In Deutschland ist sie beschränkt auf das Rhein-
gebiet. Sie bewohnt in der Rheinebene die Vorhügel des Schwarz-
waldes von Istein bis Freiburg. Über ihr Vorkommen im Kaiser-
stuhl konnte ich keine Angabe finden und dort die Art auch nicht
selbst beobachten. Es scheint mir jedoch sehr wahrscheinlich, daß
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 83
sie daselbst vorkommt, um so mehr als sie rheinabwärts bis nach
Hessen wandert. Den Rheinzuflüssen folgt sie in den Schwarzwald
und dem Neckar in die Weinbaugebiete Württembergs, wo sie
sich nach Klunzinger gerade in den letzten Jahren stark aus-
gebreitet haben soll. Im linksrheinischen Gebiet bewohnt Lacerta
muralis die sonnigen Rebgelände der Vogesenvorhügel. Sie hält
sich auch hier gerne an den warmen Rebbergmauern auf. Während-
dem sie im Süden (von Rufach bis Kolmar) noch sehr häufig ist,
wird sie gegen Norden (in der Pfalz) seltener. Verbreitet ist sie
jedoch wieder im Weinbaugebiet am Niederrhein (Rüdesheim,
Bingen). Sie scheint hierher durch das Moseltal eingewandert zu
sein. — Auch Lacerta muralis benutzte zur Einwanderung nach
Mitteleuropa die Flußtäler (Rhonetal, Burgunderpforte, Moseltal).
Familie Viperidae.
3. Vipera aspis L.
Das Verbreitungsgebiet der Viper ist ein sehr beschränktes:
von Südwestfrankreich durch Oberitalien nach Bosnien. In Frank-
reich wandert sie bis Mittelfrankreich und am Westhang der
Vogesen bis in die Umgebung von Metz. — In der Schweiz ist sie
eine typische Schlange der Ebene. Sie ist beschränkt auf die
westlichen Teile. Ihren östlichsten Punkt erreicht sie nach Müller
(207) am Geißberg bei Brugg. Nach Studer kommt sie auch im
Berner Oberland vor. Die Einwanderungsstraße ist auch für die
Viper das Rhonetal; sie benutzt die Rebenhügel am Genfer See
als Stützpunkte zur Einwanderung ins Wallis, wo sie dem Süd-
hang der Berneralpen bis zum Rhonegletscher folgt. In der
Sammlung der Basler zoologischen Anstalt steht ein Exemplar
von Champex (über 1600 m). Am Neuenburger und Bieler See
ist sie sehr häufig und hält sich hier in der warmen Felszone
auf (Neuenstadt, Twann). Interessant ist die Beobachtung,
daß die Viper, um ihrem Wärmebedürfnis zu genügen, sich über
die sonnerhitzten Eisenbahnschienen legt. Im nördlichen Jura
und um Basel ist sie nicht selten: Birstal, Wartenberg, Mönchen-
stein, Reichensteiner Schloß, Schleifenberg, Helfenberg (letztere
Angaben alle nach Müller 207). In Süddeutschland ist sie sehr
selten. Sie wurde 1867 bei Thiengen nachgewiesen. Ich fand ein
junges Exemplar in einem Steinbruch zwischen Auggen und Klein-
Kems, ohne es leider zu konservieren. Es stimmt dieser Fund
überein mit den Angaben von Foerster (92), wonach nach
Berichten Einheimischer die Viper hie und da am Isteiner
Klotz vorkommen soll; ein Holzsammler am Dinkelberg sei
von einer Schlange gebissen worden, wobei es sich nur um die
Viper habe handeln können. Im Elsaß wurde die Viper bisher
noch nicht beobachtet. Sie ist jedoch nach Knörzer (157) in
den Weinbautälern Württembergs nicht selten. Von Oberitalien
aus besiedelt sie die südlichen Alpentäler: Südtessin, südliche
Bündtner Täler.
6* 7. Heft
84 Albert Huber:
In Mitteleuropa, jedoch nicht in der Umgebung Basels, finden
sich noch folgende südliche Schlangenarten:
1. Coluber longissimus Laur.
Südtessin, Genfer See, Wallis. —In Deutschland bei Schlangen-
bad (einziger Fundort).
2. Tyopidonotus tesselatus Laur.
Tessin, Wallis. — Ems (Badeorte der Römer), Lahntal bis
Nahegebiet, Moseltal.
3. Tropidonotus viperinus Latr.
Tessin, Wallis, Genfer See.
4. Zamenis gemonensis Laur.
Genf, Wallis, Tessin, Misox.
Die Kolonien wärmeliebender Tiere.
Im Laufe meiner Untersuchungen habe ich eine Anzahl
Lokalitäten zu allen Zeiten des Jahres besucht. Es ergab sich
bald, daß die günstigste Zeit zum Studium der niederen Tierwelt
die Hochsommermonate Juni bis August waren, während in der
übrigen Zeit, speziell in den Wintermonaten, das Ergebnis jeweilen
unbedeutend war. Zur Hochsommerzeit entfaltete also das Tier-
leben sein Maximum nach Arten und Individuenzahl. — Alle die
durchforschten Gebiete zeichnen sich durch folgende Eigen-
schaften aus. Die Bodenunterlage ist meist von steiniger Be-
schaffenheit und daher überaus trocken. Die Vegetation ist dürftig,
was einerseits mit der Bodenunterlage zusammenhängt, anderer-
seits bieten aber diese warmen trockenen Hänge dem Menschen
günstige Weinbaugelegenheit. Der Mensch greift also vernichtend
in die natürliche Pflanzendecke ein. Die untersuchten Hänge sind
meist geneigt (‚‚Halden‘“) und daher der Insolation in hohem Grade
ausgesetzt.
.. Ein Besuch der durch diese Eigenschaften ausgezeichneten
Örtlichkeiten bietet dem Faunisten sofort ein auffallendes Bild.
Allen ist nach Stoll (262, Seite 191) ‚ein gewisser faunistischer
Grundstock gemeinsam, dessen einzelnen Gliedern man immer
wieder begegnet, und an den man sich so gewöhnt, daß man, wenn
man an einer neuen Lokalität ein einziges Glied dieser Tiergesell-
schaft findet, man mit einer gewissen Sicherheit erwarten kann,
eine Reihe der übrigen zu finden“. Die ‚Südhalden‘ beherbergen
also eine besondere Tiergenossenschaft, deren sämtliche Glieder
unter denselben äußern Lebensbedingungen stehen. Ich stelle im
folgenden Listen der einzelnen Lokalfaunen der Südhalden zu-
sammen, aus denen sich mit Leichtigkeit ein allen gemeinsamer
Grundstock erkennen läßt. Die eigenen Funde hebe ich durch
* hervor.
Bo
(11
we.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 85
1. Bieler See.
Einzellokalitäten: Twann (Schützenhaus, Trämelfluh, Kapt,
. Isopoda.
* Porcellio pictus Brdt.
* Armadıllidium vulgare Latr.
>. Orthoptera.
*Oedipoda miniata Pall.
*Caloptenus titalicus L.
* Platycleis grisea F.
. Neuroptera.
* Ascalaphus coccaius Schitterm.
. Hymenoptera.
Chalicodoma muraria F.
. Rhynehota.
*Lygaeus apuans Rossi
* Phymata crassıipes Fab.
Racostethus lunatus Fieb.
*Triecphora vulnerata Hlıg.
. Lepidoptera.
Epinephele Lycaon Rott.
Thecla acaciae Fab.
Dianthoecia magnoli B.
Polia rufocincta H.-G.
Agrotis crassa Hb.
Hypena obsitalis Hb.
Hemerophila nychthemerariaH.G.
Lithosia caniola Hb.
Zygaena ephialtesv. peucedaniEsp.
Mecyna polygonalis Hb.
Pyrausta sangwinalis Fr.
Dysauzxes ancılla 1.
Sesia affinis Stgr.
. Coleoptera.
*Cicindela campestris L.
Rhizotrogus maculicollis Villa.
. Mollusea.
* Xerophila ericetorum Müll.
* Buliminus detritus Müll.
*Chondrula quadridens Müll.
* Pomatias septemspirale Raz.
9. Reptilia.
*Tacerta muralis Laur.
Straße nach Biel), Biel (Steilhalde beim Pavillon Felseck). Bötzingen
(Rebareal).
*Oyhsticus convexus de Geer
*Oedipoda coerulescens L.
*Stenobothrus rufipes Zett.
* Ascalaphus macaronius Scop.
*Graphosoma lineata L.
Harpactor iracundus Scop.
Strachia picta H.-Schäft.
*Cricadetta montana Scop.
Satyrus Briseis L.
Celerio vespertilio Esp.
Caradrina selini v. iurassica
R.-St.
Agrotis saucia Hb.
Calophasia platyplera Esp.
Acıdalia punctata Fr.
Zygaena carniolica Scop.
Pionea ferrugalis Hb.
Commophila rugosana Hb.
Dysauxes Schreibersiana Fröl.
*Crcindela silvicola Latr.
*Xerobhila candıdula Müll.
* Pupa frumentum Drap.
*Pupa secale Drp.
*Fricia elegans Müll.
*Vrdera aspis L.
Am Jurazug zwischen Biel und Aarau werden die Lebens-
bedingungen für xerotherme Tiere etwas ungünstiger: der Wald
7: Heft
S6 Albert Huber:
gewinnt an Ausdehnung. Nur an wenigen günstigen Stellen, an
Südhalden, Felshängen und in Waldschlägen treffen wir den
Formen- und Individuenreichtum des Westens.
2. Jurahalden zwischen Solothurn und Aarau.
Lokalitäten: Bechburg, Dottenberg, Rebfluh, Eggberg.
1. Isopoda.
* Armadillidium vulgare Latr. * Armadillidium pictum Brdt.
2. Orthoptera.
Phanoptera falcata Scop. *Oedipoda miniata Pall.
*Oedipoda coerulescens L. Pachytylus cinerascens L.
*Caloptenus italicus L. Platycleis grisea F.
*Stenobothrus rufipes Zett.
3. Neuroptera.
* Ascalaphus coccaius Schifferm.
4. Hymenoptera.
Chalicodoma muraria F.
5. Rhynchota.
Phymata crassipes Fab. Enoplops scabha Fab.
Harpacior iracundus Scop. Camptopus lateralis Ger.
*Lygaeus apuans Rossi Piezodorus Degeeri Fieb.
Lygaeosoma punctatoguttata Fab.
* Racostethus lunatus Fieb. *Strachia Ppicta H.-Schäft.
*Triechhora vulnerata 1llig.
6. Lepidoptera.
Thecla ilieis Esp. Thecla acacınae Fab.
Dianthoecia magnolı B.
Caradrina selini B. var. iurassica R.-St.
Caradrina pulmonarıs Esp. Plusia gutta Gn.
Polia rufocincta H.-G. Polia suda H. G.
Agrotis saucia Hb. Agrotis crassa Hb.
Caradrina exigua Hb. Calophasıa platyptera Esp.
Plusia ni Hb. Hypenodes costaestrigalis
Stph.
Acıdalia punctata Fr. Lithosia caniola Hb.
Zygaena carniolica Scop. Nola cicatricalis Fr.
Dysauxes ancılla L.
7. Coleoptera.
*Cicindela campestris L. *Cicindela silvicola Latr.
Rhizotrogus maculicollis Villa Potosia speciosissima Scop.
Chlorophanus pollinosus Fabr. Chlorophanus graminicola
Schönh.
Bradybatus subfasciatus Gerst. Anthicus Schmidtii Lat.
8. Mollusea.
Fruticicola strigella Drp. *Xerophila ericetorum Müll.
*Xerophila candidula Stud. * Buliminus detritus Müll.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 87
* Bul. detritus var. radiatus *Pupa frumentum Drp.
*Pupa secale Drp. * Pomatias septemspirale
Razoum.
9. Reptilia.
Vibera aspıs L.
Als Beispiel einer isolierten Kolonie wärmeliebender Tiere im
nördlichen Basler Jura erwähne ich die Tiergenossenschaft am
Schleifenberg, einer nach Südwest geneigten Halde ob Liestal und
nach Norden zu ob Frenkendorf. Früher war das ganze Gebiet
mit Reben bepflanzt, heute nimmt diese Kultur nur noch einen
beschränkten Raum ein (bei Frenkendorf), während der übrige
Teil heute der Wiesenkultur zurückgegeben wurde. Aus dem
Wiesen und Waldareal erheben sich die wärmespeichernden, weithin
sichtbaren Inseln der weißen und roten Fluh.
3. Schleifenberg, Reben ob Frenkendorf.
* Xerophila ericetorum Müller * Buliminus detritus Müller
*Ericia elegans Müller *Pupa secale Dip.
* Pomatias septemspirale Raz.
*Cylisticus convexus de Geer
* Ascalaphus coccaius Schifterm.
Thecla tlicis Esp. Thecla acaciae Fab.
Plusia gutta Gn. Polia vufocincta H. G.
Agrotis saucia Hb.
*Cicindela campestris L.
*Triechhora vulnerata 1llig.
Der nach Süden geneigte, ielsige, von Wald entblößte und
größtenteils mit Reben bewachsene Hang des Dinkelbergplateaus
zwischen Basel und Herten, besonders der Hornfelsen, beherbergt
ebenfalls eine starke Kolonie xerothermer und xerophiler Tier-
‘formen.
4. Hornfelsen.
* Xerophila ericetorum Müll. * Buliminus detritus Müll.
Izrupe frumentum Drp. * Pomatias septemspirale Raz.
*Ericia elegans Müll.
ee bictus Brdt. * Armadillidium vulgare Latr.
*Cylisticus convexus de Geer.
Argiope Bruennichtii Scop. Atypus piceus Sulzer
Theridium nigrovariegatum Sim. Dipoena nigrina Sim.
Theridium denticulatum Walck. Prosthesima vespertinaT. Thor
*Cicindela campestris L.
*Triecphora vulnerata 1llig.
Zygaena ephialtes var. peucedanı Esp.
*Lacerta viridis Laur
e.. muralıs Laur
Das beste Gebiet zum Studium der wärmeliebenden Fauna
in nächster Nähe Basels ist die Hügelzone, die dem Schwarzwald
7. Heft
88
Albert Huber:
im Westen vorgelagert ist und aus der sich die Kalkklippen des
Isteiner Klotzes und des Schafberges erheben.
soweit zugänglich). Klein-Kems (Reben)
5. Efringen-Müllheim.
Lokalitäten: Schatberg. Istein (Reben und Isteiner Klotz,
Auggen-Müllheim
/
(Reben).
1. Isopoda. |
* Porcellio pictus Brdt. *Cylisticus convexus de Geer
* Armadillidium vulgare Latr.
2. Orthoptera.
Ephippigera vitium Serv. *Oedipoda miniata Pall.
*Oedipoda coerulescens L. *Caloptenus italicus L.
*Stenobothrus rufibes Zett. Stenobothrus stigmaticus
Ramb.
3. Hymenoptera.
*Camponotus marginatus Latr. r. aethiops Mayr
4. Rhynchota.
Harpactor erythropus 1. *Graphosoma lineata L.
Eurygaster maura ”. Rhaphigaster nebulosa Pod.
*Triechhora vulnerata lllig
5. Lepidoptera.
Satyrus arethusae Esp. Argynnis pandora Schiff.
Plusia gutta Gn. Catocala dilecta Hb.
Thecla ılicis Esp. Thecla acaciae Fab.
Arctia casta Esp. Celerio hippophaes Esp.
Plodia interpunctella Hb. Dysauxes ancılla L.
Zygaena ephialtes L. var. peucedani Esp.
6. Coleoptera.
*Cicindela campestris L. *Cicindela silvicola Latr.
Potosia speciosissima Scop. Chlorophanus pollinosus
Fabr.
Allodactylus exiguus Olıv. Bradybatus subfascıatus
Gerst.
Tychius junceus Reich. Gymnaetron villosulum Gylh.
Mylabris affinis Froel. *Helops coeruleus L.
Proteinus limbatus Maeklin
Baris coerulescens Scop.
7. Arachnoidea.
Cyclosa oculata Walcken. Ero aphana Walcken.
Theridium nigrovariegatum Sim. Episinus lugubris Sim.
Theridium denticulatum Walcken. Heriaeus hirsuius Walcken.
8. Mollusea.
Carthusiana carthusiana. Müller *Xerophila ericetorum Müll.
*Xerobhila candıdula Stud. * Buliminus detritus Müll.
Chondrula quadridens Müller *Pupa frumentum Drp.
*Pupa secale Dip. *M odicella avenacea Burg.
* Pomatias seblemspirale Raz. *Ericia elegans Müll.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 89
9. Reptilia. B
*Lacerta viridis Laur. *Lacerta muralis Laur.
*Vipera aspis L.
Die Umgebung Freiburgs i. Br. beherbergt ebenfalls zahlreiche
wärmeliebende Elemente, die sich vor allem in den Rebbergen
(Schloßberg) aufhalten. Aus den mir zugänglichen Faunenlisten
erwähne ich:
Scutigera coleoptrata L.
Mantis veligiosa L. Ephippigera vitium Serv.
Oedipoda miniata Pall. Oed:poda coerulescens L.
Calobtenus italicus L.
Potosia speciosissima SCOp. Purpuricenus Koehleri L.
En bisbimaculatus Schönh.
Thecla acaciae Fab. Lycaena orion Pall.
Celerio vesperzilio Esp: Agrotis crassa Hb.
ıHypenodes costaestrigalis Stph. Acıdalia punctata Fr.
| Temerophila abruptaria Thunb. Deiopeia pulchella L.
De ferrugalis Hb. Pyrausta sanguinalis L.
Nola cicatricalis Tr. Dysauxes ancılla L.
Der Kaiserstuhl bietet den wärmebedürftigen Organismen
aus Tier- und Pflanzenreich besonders günstige Lebensbedingungen.
An den Lößwänden, auf den dürren Basaltfelsen finden wir eine
ungemein reichhaltige südliche Lebensgenossenschaft, reichhaltig
nach Individuen und Artenzahl.
6. Kaiserstuhl.
Lokalitäten: Lößwände bei Oberschafihausen und Bötzingen.
Reben zwischen Ihringen und Achkarren. Steinbrüche und Felsen
zwischen -Burkheim und Jechtingen.
1. Isopoda.
* Porcellio pictus Brdt. *Cyhsticus convexus de Geer
* Armadillidium vulgare Latr.
2. Myriapoda.
*Scutigera coleoptrata L.
3. Orthoptera.
Mantis rveligiosa L. *Oedipoda coerulescens L.
*Oedipoda miniata Pall. Phanoptera jalcata Scop.
*Calobtenus italicus L. Oecanthus pellucens Scop.
*Stenobothrus rufipes Zett. Stenobothrus stigmaticus
Rumb.
Stenobothrus wigromaculatus Stenob. haemorrhoidalis
H.-Sff. Charp.
4. Neuroptera.
* Ascalaphus coccaius Schitferm. Ascalaphus macaronıus Scop.
9. Hymenoptera.
Camponotus marginatus Latr.
Camponotus marginatus Latr. r. aethiops Mayr
7. Heit
90
Plagiolepis pygmaea Mayr
Solenopsis fugax For.
Xylocopa violacea L.
6. Lepidoptera.
Satyrus arethusae Esp.
Celerio hippophaes Esp.
Hypenodes costaestrigalis Stph.
Zygaena carniolica Scop.
Plodia interbunctella Hb.
7. Rhynchota.
*Lygaeus apuans Rossi
* Racostethus lunatus Fieb.
Eurygaster maura C.
Albert Huber:
Aphaenogaster subterranea
Latr.
Eucera interrupta Baer.
Polyommatus baeticus L. (?)
Cucullia argentea Hufn.
Acıdalia punctata Fr.
Aglaope infausta L.
Commophila vugosana Hb.
*Enoplops Scapha Fab.
*Strachia picta H.-Schäff.
*Graphosoma lineata L.
*Triecphora vulnerata Illig.
8. Coleoptera.
*Cicindela campestris L.
Rhizotrogus maculicollis Villa
Purpuricenus Koehleri L.
Sciaphilus parvulus Fab.
Tychius junceus Reich.
M ylabris affinis Froel.
9. Mollusea.
Fruticicola strigella Drp.
*Xerophila ericeiorum Müll.
Xevophila striata Müll.
*Chondrula quadridens Müll.
*Pupa secale Drp.
* Pomatias septemspirale Raz.
10. Reptilia.
Lacerta viridis Laur. Lacerta muralis Laur. (?)
Auf der Vorhügelzone der Vogesen, die ähnliche Lebens-
bedingungen bietet wie der Kaiserstuhl, lebt eine sehr reiche
Fauna, die besonders auf den Kalkfelsen um Rufach extrem xero-
thermen Charakter aufweist. An gleichen Stellen findet sich auch
eine an südlichen Elementen reiche Flora. — Von großer Be-
deutung und in allen Faunenverzeichnissen wiederkehrend, sind
die Ortschaften Giromagny und La Chapelle sous Rougemont an
der burgundischen Pforte, ausgezeichnet durch einen seltenen
Reichtum an südlichen Faunenelementen.
7. Vogesenrandzone.
Lokalitäten: Thann, Sennheim, Steinbach, Uffholz, Watt-
weiler, Hartmannsweiler, Gebweiler, Westhalten (Bollenberg),
Rufach; überall die Rebgelände, um Rufach die Kalkklippen.
1. Isopoda.
* Porcellio pictus Brdt.
* Armadillidium vulgare Latr.
Cicindela sılvicola Latr.
Potosia speciosissima Scop.
Barıs analıs Oliv.
Allodactylus exiguus Oliv.
Tychius medicaginis Ch. Bris.
Carthusiana carthusvana Müll.
*Xerophila candidula Studer
* Buliminus detritus Müll.
* Pupa frumentum Drp.
*M odicella avenacea Brug
*Fyicia elegans Müll.
*Cylisticus convexus de Geer
DD
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels.
. Myriapoda.
*Scutigera coleoptrata L.
. Orthoptera.
Mantis veligiosa L.
Oediboda miniata Pall.
Oecanthus pellucens Scop.
Platycleis grisea F.
Pachytylus nigrofasciatusGeer ?
Stenobothrus stigmaticus Ramb.
. Neuroptera.
* Ascalaphus coccaius Schifferm.
. Hymenoptera.
Camponotus marginatus Latr. r.
Camponotus lateralis Ol.
Solenobsis fugax For.
. Lepidoptera.
Epinephele pasiphae Esp.
Satyrus Briseis L.
Thecla acaciae Fab.
91
Ephippigera vitium Serv.
*Oedipoda coerulescens L.
*Calobtenus italicus L.
Platycleis tessellata Charp.
*Stenobothrus rufides Zett.
aethiops Mayr
Plagiolepis Pygmaea Mayr
Xylocopa violacea L.
Satyrus arethusae Esp.
Thecla ilicis Esp.
Polyommatus baeticus L.
Caradrina Selini B. var. iurassica R.-St.
Plusia gutta Gn.
Acıidalia punctara Fr.
Arctia aulica L.
Plodia interpunctella Hb.
Sesia affinis Stdg.
Polia rufocincta H.-G.
Deiopeia Pulchella S.
Aglaope infausta L.
Heterogynis penella Hb.
Agrotis saucia Hb.
Zygaena ephialtes 1.. var. peucedani Esp.
. Rhynehota.
Phymata crassipes Fab.
Lygaeosoma punctatoguttata Fab.
Stenocephalus neglectus Scop.
* Racostethus lunatus Fieb.
*Graphosoma lineala L.
*Triecphora vulnerata 1lllig.
Cricada plebeja Scop.
Cicadetta montana Scop.
. Coleoptera.
*Cicindela campestris L.
Rhizotrogus maculicollis Villa
Potosia affinis Andersch
Potosia viridis F.?
Potosia speciosissima Scop.
Coraebus amethystinus Oliv.
Coraebus undatus F.
Agrilus sinnatus Ol.
Agrilus cinctus Ol.
Anthaxia fulgurans Schrk.
Anthaxia cichorii Oliv.
*Lygaeus abuans Rossi
Piezodorus Degeeri Fieb.
Eurygaster maura C.
Tettigia Orni L.
Tibicina haematodes Scop.
*Cicindela silvicola Latr.
Anisoplia fruticola Fabr.
Potosia angustata Germ. ?
Porosia morio F.?
Coraebus bifasciatus Olıv.
Coraebus elatus F.
Agrilus Reyi Bauduer
Agrilus subauratus Gebl.
Agrilus derofasciatus Lac.
Anthaxıa manca F.
Lampra vuiilans L.
Ptosima undecimmaculataHerbst Eurythraea austriaca L.
7. Heft
9% Albert Huber:
Airaphilus geminus Kr. Purpuricenus Koehleri L.
Chrysomela Banksi F. Chrysomela lebida Ol.
Lachnaea longipes F. Labidostomis cyanicornis
Germ.
Labidostomis taxicornis F. Labid. lucida var. axillarıs
Lac.
Malacosoma lusıtanica L. Baris coerulescens Scop.
Minyops varıolosus Fabr Minyops carınatus L.
Mylatris affinis Froel. Meloe hungarus Schrank
Melo& cicatricosus Leach Helops lanipes L.
Notoxus cornutus F.- Anıhicus transversalis Villa
Asıda grisea Ol. Harpalus sulphuripes Germ.
Gymnopleurus cantharus Er. Gymmnopleurus pilularius L.
Sısybhus Schaefferi L. Osphya bipunctata F.
Tachys Focki Hummel
9. Mollusea.
Fruticicola strigella Drp. Carthusiana carthusianaMüll.
*Xerophila ericetorum Müll. * Buliminus detritus Müll.
Chondrula tridens Müll. *Chondrula quadridens Müll.
*Pupa frumentum Dip. *Ericia elegans Müll.
10. Reptilia.
Lacerta virıdis Laur. *Lacerla muralis Laur.
Vergleichsweise sei nach Geyer (115) und Knörzer (157) noch
eine Faunenliste aus dem schwäbischen Jura zusammengestellt:
Xerophila candıdula Studer Xerophila obvia Hartm.
IXerophila striata Xerophila ericetorum Müller
Buliminus detritus Müller Chondrula tridens Müller
Pupa frumentum Drp.
Ir ‚DBriseis L. Limenitis camilla Schift.
Thecla ılicis Esp. Thecla acaciae Fab.
Lycaena orion Pall.
Epicometis hirta Poda Sısyphus Schaefjer L.
|Anisoptia segetum Hbst. Trichodes alvearius Fabr.
Lampra rutılans L. Lachnaea longipes Scop.
|Dicerca berolinensis Fab. Liparus dirus
Ascalaphus macaronius Scop. (wohl coccaius Schitferm., nach 158)
gOedipoda miniata Pall. Oedipoda coerulescens L.
\Psophus stridulus
es arpactor iracundus SCOp: Asopus dumosus
Syrtis crassipes Fab. = Phymata crassipes Fab.
Eine Vergleichung der aufgestellten Faunenlisten läßt uns
mit Leichtigkeit einen ganz bestimmten iaunistischen Grundstock
erkennen, zu dem sich an den einzelnen Lokalitäten noch weitere
wärmeliebende Elemente gesellen. Zu diesem immer vorhandenen
Grundstock rechne ich die im folgenden zusammengestellten Arten,
eine Liste, die nur momentanen Wert besitzt und die durch jede
neue Exkursion erweitert werden kann.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 93
1. Isopoda.
Porcellio pictus Brdt. Cylisticus convexus de Geer
Armadillidium vulgare Latr.
. 2. Orthoptera.
Oedipoda mintata Pall. Oedipoda coerulescens L.
Calobtenus italicus L. Stenobothrus rufipes Zett.
Phanopßtera falcala Scop.
3. Neuroptera.
Ascalaphus coccaius Schitferm.
4. Lepidoptera.
Satyrus Briseis L. Thecla acaciae Fab.
Polia rufocincta H. G. Acidalia punctata Fr.
Zygaena carniolica Scop. Nola cicatricalis Tr.
Dysauxes ancilla L.
5. Rhynehota.
Lygaeus apuans Rossi Graphosoma lineata L.
Racostethus lunatus Fieb. Strachia pieta H. Schäft.
Triechhora vulnerata 1llig.
6. Mollusea.
Fruticicola strigella Dry. Xerophila ericeiorum Müll.
Xerophila candıdula Stud. Buliminus detritus Müll.
Chondrula guadridens Müll. Pupa frumentum Dip.
Pupa secale Drp. Modicella avenacea Brug.
Pomalias seplemspirale Raz Ericia elesans Müll.
Die xerothermische Periode.
Bei der Bearbeitung eines historischen Überblicks der Xero-
thermfrage müssen auch die botanischen Schriften in möglichst
weitgehender Weise mit berücksichtigt werden. Die Pflanze mit
ihrer beschränkten Wandermöglichkeit ist zur Beantwortung ver-
schiedener einschlägiger Fragen weit besser geeignet als das Tier.
Die Pflanze wird nur durch die Veränderung physikalischer Lebens-
bedingungen oder durch die Konkurrenzverhältnisse zum Auf-
geben ihres Areals veranlaßt. Das aktivere Tier jedoch kann meist
schon als Individuum den Aufenthaltsort wechseln, kann die ihm
passendsten Wohngebiete selbst aufsuchen, kann ihm ungeeignete
jederzeit verlassen; die Pflanze jedoch wird unter ungünstigen
Lebensverhältnissen viel eher als Individuum untergehen. Auch
unter den Tieren treffen wir bodenständige und exquisit wander-
fähige Formen. Zu ersteren gehören Mollusken und Isopoden, zu
letzteren die flugfähigen Insekten. Aus der heutigen Verteilung
und Verbreitung der niederen Tierwelt Beweisformen für die
Existenz einer ‚„Xerothermperiode‘“ herausfinden zu wollen, ist
mit weit größeren Schwierigkeiten verbunden als dies bei der Ver-
wendung der heutigen Pflanzenverbreitung der Fall ist. Neuere
botanische Autoren verhalten sich der Reliktentheorie gegenüber
zumeist ablehnend.
7. Heft
94 Albert Huber:
In eingehender Weise beschäftigten sich nordische Botaniker
(Blytt 14; Andersson 2, 3; Engler 78) mit der Frage post-
glazialer Klimaänderungen im Gebiete der ehemaligen nordischen
Vergletscherung durch Vergleichung der Fundorte subfossiler
Pflanzen mit den gegenwärtigen Lebensansprüchen und der gegen-
wärtigen Verbreitung der entsprechenden Arten, ohne jedoch zu
völlig übereinstimmenden Ansichten zu gelangen.
Interessanterweise ist noch von keiner Seite der Versuch ge-
macht worden, die nordischen Klimaschwankungen mit den mittel-
europäischen, von denen im folgenden Abschnitt die Rede sein
soll, zu parallelisieren. Speziell über den Zustand des Nordens
zur hypothetischen ‚Xerothermzeit‘“ Mitteleuropas schweigen sich
alle Autoren aus.
Der Begründer der Hypothese postglazialer Klimaänderungen
auf zoologischer Grundlage in Mitteleuropa ist Nehring (212),
der: die Ansicht vertritt, daß auf die Eiszeit eine Steppenzeit folgte.
Die Grundanschauung, auf die sich seine Hypothese aufbaut, ist
die, daß diejenigen Tierarten, welche heute bestimmte Erdräume
und Lebensbezirke charakterisieren, auch für die Vorzeit als
Charaktertiere entsprechender Formationen gelten können, falls
nicht weitgehende Abweichungen des Körperbaues dagegen
sprechen. Diese Anschauung wird um so wahrscheinlicher, je mehr
sich die Betrachtungenstatt auf einzelne Arten, auf ganze Genossen-
schaften ausdehnen lassen, denn für eine solche ist die Wahrschein-
lichkeit, daß sie ihre Lebensgewohnheiten geändert habe, außer-
ordentlich klein. Die von Nehring auf mitteleuropäischem post-
glazialem Boden konstatierten Tierformen (Nager, Pferde) sind
nun allerdings Feinde geschlossener Waldgebiete, Bewohner
offener, steppenartiger Zonen. Die Hänge und Bergzüge Mittel-
europas können nach Nehring trotzdem mit Wald bestanden
gewesen sein, der sich aus den Gebieten, wohin er sich während
der Eiszeit zurückgezogen hatte (Böhmen, Mähren), al!mählich
wieder auszubreiten begann. Daß auch die Riesendickhäuter zeit-
weise die Steppenzone belebten, ist wohl möglich. Der Beweis
für die Existenz einer postglazialen Steppenzeit liegt für Nehring
einmal auf geologischem Gebiet (zur Entstehung der Löße und
lößartiger Ablagerungen bedürfe es eines Steppenklimas mit Wind,
Staub und Flugsand. Nach Richthofen ist der Löß ja eine sub-
aerische Bildung, entstehend unter Einfluß eines Steppenklimas,
daneben gibt es allerdings auch fluviatile und lakustrische Löße
(Lauterborn [174b], Brockmann 351), dann aber auf paläozoo-
logischem. Die Existenz der Steppenpferde und Steppennagerspricht
für einen trockenen, heißen Sommer. Auch konnte das Abschmelzen
der Gletscher nur unter einem gletscherfeindlichen Klima erfolgen,
und ein solches ist das Steppenklima. Besonderes Gewicht legt
Nehring auf das postglaziale Vorkommen des Hamsters in Frank-
reich, wo er heute fehlt. Er sagt darüber: „Man muß bedenken,
wie hartnäckig der Hamster das von ihm eingenommene Terrain
en
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 95
behauptet und wie schwer er auszurotten ist, so wird man erkennen
müssen, daß sein Verschwinden aus Frankreich mit wesentlichen
Veränderungen des Klimas und der Vegetation zusammenhängt.“
Daraus leitet er eine Klimaänderung seit jener Postglazialzeit her
und sucht auf Grund der Annahme einer Steppenzeit die damalige
Gestalt Europas herzuleiten. Die Steppenzeit beginnt zwischen
den letzten Eiszeiten und überdauert die letzte Vergletscherung.
Erst allmählich macht die Steppenfauna der gegenwärtigen Wald-
fauna Platz, an einigen günstigen Stellen Reliktkolonien zurück-
lassend. Auf denselben Wechsel der Faunen kommt Nuesch (215)
durch Untersuchungen im Schweizersbild. Von anderer Seite
(Studer, Penck, Brückner) wird jedoch darauf hingewiesen,
daß diese Faunen nicht scharf getrennt werden können, daß sie
nicht nacheinander, sondern miteinander gelebt haben, oder, was
dasselbe aussagt, Tundra, Steppe und Wald haben nebeneinander
existiert. Die'Xerothermzeit mußaberin diesem Fallals unmöglich ge-
strichen werden. Ich kann mich nicht weiter in die auf paläozoolo-
gischer Basis aufgebauten Theorien einlassen, da mir die Methoden
dieses Arbeitsgebietes zu weit abliegen; ich mußte sie aber erwähnen,
da sie ebenfalls zur Stütze der Xerothermtheorie angeführt werden.
Die Hypothesen Nehrings bieten der Kritik zahlreiche
Angrifispunkte, die teilweise von Wollemann (284) heraus-
gefunden worden sind. Nach seiner Ansicht ist die Lößfauna keine
echte Steppenfauna, sondern von der heutigen Waldfauna sehr wenig
verschieden. Sie umfaßt größtenteils Formen, die die Steppen
meiden und deren Verwandte heute in waldigen Gegenden leben.
Echte Steppenformen sollen im Löß bisher nicht nachgewiesen
worden sein. Das Untersuchungsgebiet Nehrings liegt in einer
Zone, wo die letzte Eiszeit nicht mehr hinreichte, wo also Inter-
und Postglazial nicht getrennt werden können. Die untersuchten
Ablagerungen können teilweise dem Postglazial entstammen; ein
zwingender Grund zu dieser Annahme liegt aber nicht, vor. Die
Beweiskraft der Nehringschen Funde für eine postglaziale
Xerothermzeit ist also jedenfalls gering. — Die Funde am Schweizers-
bild sind nach Penck (217) sicher postglazial.
Auch die Bearbeitung der Knochenfunde von Vöklinshofen
durch Doederlein (68) ergab die Existenz einer Mischfauna und
nicht von 3 scharf getrennten Tiergenossenschaften (Nehring),
sondern auf ausgedehntem Areal ein Nebeneinanderleben von
Tundren-, Steppen- und Waldfauna. Mit dieser Anschauung
stimmen die von botanischer Seite (Brockmann-Yerosch 36, 35)
gewonnenen Resultate überein, wonach den Gletschern am nächsten
eine armselige alpine Vegetation lebte, während äußere Gürtel
von anspruchslosen Bäumen bewohnt wurden. Ich bin der chrono-
logischen Entwicklung damit vorausgeeilt. Es schien mir jedoch
wichtig, die Kritiker der Nehringschen Steppentheorie im Zu-
sammenhang zu Worte kommen zu lassen. Damit hat die von
Nehring begründete Theorie viel an Halt und Bedeutung verloren.
7. Heft
96 Albert Huber:
Sie fällt mit der Annahme des gleichzeitigen Auftretens der ver-
schiedenen Faunen.
Der Botaniker E. Löw (185) kam durch pflanzengeographische
Studien in Norddeutschland, wo er über das ganze Gebiet zerstreut
Kolonien von Steppenpflanzen fand, die, die Flußtäler der alten
Urstromtäler benutzend, aus Südosteuropa eingewandert waren,
ebenfalls auf die Existenznotwendigkeit einer besonderen Steppen-
zeit. Durch den Nachweis des pontischen Rhododendron ponticum
in der diluvialen Höttinger Breccie wurde auch R. v. Wettstein
(283) auf die Annahme einer wärmeren Periode während der
Bildungszeit dieser Ablagerungen geführt, während welcher das
heute zerrissene Areal der pontischen Alpenrose (Spanien, Pontus)
ein geschlossenes sein mußte. Auf umfassenden Studien der
Diluvialfloren der Ostalpen basieren die theoretischen Erörterungen
Kerners von Marilaun (150). Die Grundlage seiner Entwick-
lungen bildet die Annahme, die auch Blytt, allerdings in etwas
anderer Form ausgedrückt hat, daß, wenn wir Pflanzen fern von
ihren Artgenossen finden, sie nur auf 2 Arten an den Fundort ge-
langt sein können. Sie wurden entweder durch Stürme oder
wandernde Tiere verbreitet, oder aber sie gehörten einer Flora an,
die früher größere Verbreitung hatte und die durch Klimaände-
rungen veranlaßt wurde, sich zurückzuziehen in Gebiete, die ihren
thermischen Ansprüchen gerecht werden konnten. Die letzten
Reste dieser Flora besiedeln bei uns nur noch Zonen, die ihrem
Wärmebedürfnis am weitesten entgegenkommen. Soll eine Ver-
schleppung wahrscheinlich gemacht werden, so darf es sich nur um
einzelne Arten handeln. Durch eine Klimaänderung werden jedoch
ganze Genossenschaften getroffen; es müssen sich ganze Relikt-
gruppen nachweisen lassen. Kerner wies die Reste einer südlichen,
der ‚aquilonaren Flora“, nach und zeigte, daß heute noch an
trockenen Lehnen Relikte dieser Flora vorkommen. Diese post-
glaziale Ostalpenflora bringt Kerner in Zusammenhang mit der
südrussischen Federgrassteppe und muß zur Erklärung ihrer
Existenz in Mitteleuropa zur Annahme einer seitherigen nam-
haften Abnahme der Sommertemperatur greifen: „zwischen die
Periode der diluvialen Talgletscher (Würm) und die Gegenwart
schiebt sich eine Periode mit warmem, trockenem Klima ein...,
in welcher Periode in den östlichen Alpen klimatische Verhältnisse
geherrscht, wie sie derzeit in der Umgebung des Schwarzen Meeres
beobachtet werden.“ Als Stütze seiner Anschauungen führt
Kerner auch zoologische Tatsachen an: es kommen in der Um-
gebung von Innsbruck zahlreiche Hymenopteren vor, die erst
wieder in südlichen Breiten angetroffen werden. Die Fundstellen
dieser Hymenopteren fallen zusammen mit den Fundstellen der
Florenrelikte. Als weitere Beispiele südlicher Tierformen in der
Umgebung Innsbrucks werden erwähnt:
Cicada haematodes (dringt heute nur bis Boaeı und Brixen)
vgl. dagegen Seite 36.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 97
Dorcynium decumbens.
Eresus sangwinolentus (= E. cinnabarinus: Südtirol, Seite 103).
Scorpion, Perdix saxatılis (Küsten des Mittelmeeres).
Kerner weist auch auf die Existenz der Riesendickhäuter in dieser
„Federgrassteppe‘“ hin und hält es für ausgeschlossen, daß sie in
einem während des größten Teils des Jahres verschneiten Gebiet
leben konnten. Selbst der dickbehaarteste Elefant (Elephas primi-
genvus) müßte einem neunmonatigen Winter durch Hunger unter-
liegen. — Der zeitliche Charakter der Höttinger Breccie ist durch-
aus nicht ganz klar. Er wird von Beck (nach Schröter 247)
als interglazial bestimmt. Um sich nun die von Kerner konsta-
tierten Kolonien wärmeliebender Pflanzen nach den Ansichten
Kerners erklären zu können, müßte außer der Steppenzeit, in
der die Breccie entstand, eine weitere, postglaziale Wärmeperiode
angenommen werden; denn das Gebiet der Höttinger Breccie war
sicher zur letzten Eiszeit klimatisch nicht für Steppenpflanzen
geeignet.
Brunner von Wattenwy] (43) entdeckte in der Umgebung
Wiens einige faunistische Inseln, die eine Genossenschaft von Heu-
schrecken beherbergen, deren Artverwandte weit draußen in den
Steppen Südosteuropas angetroffen werden können. Diese Tier-
genossenschaft setzt sich aus folgenden Arten zusammen:
Oedipoda variabilıs (Heimat: Steppen Rußlands).
Gampsocleis glabra (‚außer diesem Fundort nicht nördlich der
Alpen“, vgl. jedoch S. 18).
Platycleis montana (auch auf den Hügeln des Wiener Waldes).
Stenobothrus nigromaculatus.
Stenobothrus lineatus Ubiquisten auf Heideboden
Stenobothrus stigmaticus | S. 14.
'Stenobothrus haemorrhoidalıs
Gomphocerus biguttatus.
Oedalus nigrojascietus (S. 16).
Sphingonotus coerulans (‚nördlich der Alpen selten“, S. 16).
Stethophyma flavicosta (hier und an anderen Orten um Wien).
Stauronotus brevicollis } Steppen von Sarepta.
Gomphocerus biguttulus
Saga servata.
Bugnion (82) schließt ebenfalls auf Grund zoologischer
Studien auf die Existenznotwendigkeit einer Xerothermzeit. Er
findet unter den Coleopteren des Wallis ‚une certaine proportion
d’especes frangaises (mediterraneennes) qui ont remonie la vallee
du Rhöne apr£s le retrait des glaciers et dont quelques unes ont
disparu des iors du bassin du Leman tandis qu’elles se sont con-
servees dans la region chaude du Valais.“ A. O. sagt er über die
"postglaciale Xerothermzeit: „La presence en Valais de nombreuses
especes qui apparticnnent en propre ä& la faune mediterrandenne
semble prouver que cette faune e&tait autrefois plus largement
repandue dans notre pays. Les alpes pennines formant une barriere
Archiv für Naturgeschichte
1916. A, 7. 7 7. Heft
98 Albert Huber:
infranchissable (sauf pour les petites especes ailees entrainees par
les vents), des insectes telque Capnodis tenebrionis, Omophlus curvipes
Dendarus tristis, la cigale, la mante religieuse etc., n’ont pu p@netrer
en Valais que par la gorge de St. Maurice; il est donc probable
qu’ils ont remonte la vall&e du Rhöne et ont occup& A une certaine
Epoque tout le bassin du L&man. L’expansion de ces especes dans
notre pays a dü se produire apres l’epoque glaciaire, car il est
impossible d’admettre qu’elles l’aient habite a une Epoque oü le
glacier du Rhöne le recouvrait entierement et oü le climat de
l’Europe centrale &tait plus froid qu’aujourd’hui; leur migration
doit avoir coincide plutöt avec une ElEvation de la temperature au
dessus de nos moyennes actuelles. Des lors un nouvel abaissement
de la temperature aurait fait disparaitre ces insectes de nos contrees,
a l’exception d’un petit nombre, qui se serait maintenu dans le
Bas-Valais, en raison de son climat exceptionnel.“
Briquet (31—34) schreibt den Pflanzen nicht die Möglichkeit
einer sprunghaften Verbreitung zu (,‚le transport a petite distance
est la regle; la migration a grande distance ne s’opere que par
courtes &tappes successives“ 34; S. 196). Von den von ihm unter-
suchten Florenelementen kommen sehr wenige in Betracht, denen
es gelungen wäre, aus ihrer Heimat, dem Mittelmeergebiet, durch
schrittweises Wandern das Unterwallis und die Xerothermkolonien
im savoyischen Alpengebiet zu erreichen. Er nimmt zu der Er-
klärung des Vorhandenseins der Kolonien südlicher Elemente im
Unterwallis und im Alpengebiet Savoyens: die Existenz einer
wärmeren Periode an, für die er den Ausdruck Xerothermperiode
(= La periode xerothermique) wählt. Sie folgt auf die Glazial-
periode (= la periode glaciaire) und wird gekennzeichnet ‚par
un climat continental, sec et chaud en &t& et de plus en plus froid
en Hiver, au fur et & mesure qu’il s’agissait de regions plus septen-
trionales. Les tundras (der Glazialperiode, der Verf.) se sont donc
graduellement transformees en steppes, tandis queles parties boisees
prenaient graduellement un caractere plus merio dional. Alors
que les fossiles animaux abondent dans les loess correspondant &
l’'horizon xerothermique, les fossiles vegetaux y sont presque in-
connus (fragments indeterminables de bois et de graminees). Ce
fait prouve, a cöte de bien d’autres, le caractere continental du
climat.‘“ Die folgende Waldperiode (= la periode silvatique)
brachte die Steppenvegetation zum Verschwinden:. „Les restes
de cette flore ne sont donc autre chose que nos colonies vegetales
xerothermiques actuelles, que l’on peut qualifier de fossiles vi-
vants... la composition et la distribution des colonies vegetales
xerothermiques cadrent entierement avec la composition et la
distribution des depöts paleozoologiques.‘‘
Naegeli (211) hat den Nachweis geführt, daß die in größeren °
Gebieten der Ostschweiz heimischen Kolonien pontischer Arten
ein geschlossenes Areal aufweisen, daß abgesprengte Standorte
nicht vorkommen. Es darf daher nicht auf ein früheres größeres
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 99
Areal geschlossen werden. Er hält es für schwer, aus der ost-
schweizerischen Steppenflora den Beweis einer postglacialen
Wärmeperiode herauszufinden und neigt eher der Ansicht zu, daß
diese Elemente bei einem klimatischen Zustand einwanderten,
der von dem jetzigen nie stark verschieden war.
Auf umfassender Basis stellte Stoll (262) Untersuchungen
über die Verbreitung der niedern Tierwelt an thermisch günstigen
Orten an und wird durch die Existenz xerothermischer Kolonien
im Wallis, am Genfer See und zerstreut in der nördlichen Schweiz
zur Annahme der ‚„Xerothermzeit‘“ geführt, wenigstens spricht
er sich so aus, ‚daß bis jetzt keine zoogeographischen Daten vor-
liegen, die gegen die Existenz einer besonderen xerothermischen
Klimaperiode sprechen, wohl aber eine Reihe von Tatsachen, die
eine solche höchst wahrscheinlich machen“.
In neuester Zeit macht sich besonders von botanischer Seite
ein Widerstand gegen die Annahme der Xerothermzeit geltend.
Vor allem Brockmann-Yerosch (36) tritt der Xerothermtheorie
mit außerordentlich plausibeln Gründen entgegen, mit Gründen,
die ich teilweise direkt auch für die niedere Tierwelt als gültig er-
achten kann. Die als Steppenrelikte angesehenen Arten gedeihen,
und darauf weist auch Kelhofer (149a) hin, an ihren Standorten
unter den gegenwärtigen klimatischen Bedingungen recht wohl
und vermehren sich. Von einem Rückgang der Flora läßt sich
gar nichts bemerken. Gegen die Annahme, daß es sich hier um
Reliktkolonien handelt, spricht auch der Umstand, daß diese so-
genannten Reliktkolonien nicht verarmen, wie man es doch er-
warten sollte, da sie ja des Zusammenhangs mit ihren übrigen
Posten beraubt sind. Sie bleiben aber nicht einmal stationär,
sondern suchen sich nach Areal und Artenzahl beständig zu er-
weitern. Die Durchsuchung der oberrheinischen Tiefebene in den
letzten Jahren bewies ein energisches Vorwärtswandern zahlreicher
Elemente der ‚„Reliktenfauna“. Nach Jung (148a) dringt Asca-
laphus coccaius in letzter Zeit rasch nach Norden vor und beginnt
in die Seitentäler des Rheins einzuwandern, wobei allerdings auch.
die Möglichkeit vorliegen könnte, daß dieses ‚Vordringen“ nur
auf genauerer Durchforschung des Gebietes beruht. Ich halte
dies jedoch bei dieser auffallenden Form für ausgeschlossen.
Gerade diese Art kann uns auch so recht beweisen, daß die „Re-
likten“ ein blühendes Leben an den thermisch günstigen Orten
zu führen vermögen. Eine Frühsommerexkursion an den Bieler
See oder den Südhang des Kaiserstuhls legt uns das nachdrücklich
nahe. Auch die Spinnenassel (Scutigera coleoptrata) hat sich nach
ihrer mutmaßlichen Einschleppung den Lokalverhältnissen gut
angepaßt; sie begegnete mir im Elsaß und im Kaiserstuhl nicht
selten, während sie von Doederlein (69) noch als Rarität erwähnt
wird. Die Art wird allerdings nirgends als Relikt angesprochen,
zeigt uns aber immerhin die Fähigkeit des tierischen Organismus,
sich auch veränderten äußeren Lebensbedingungen anzupassen.
7° 7. Heft
100 Albert Huber:
Dieselbe aktive Ausbreitung zeigen uns zahlreiche Lepidoptera .
und Coleoptera (siehe S. 101). Knörzer betont, daß viele wärme-
liebende Formen, besonders Coleoptera, heute das Maintal auf-
wärts wandern. Überall also Verbreitung des Areals, blühendes,
volles Leben statt Rückgang und Tod! — Daß allerdings gegen-
wärtig wieder andere Formen im Schwinden begriffen sind, so
Mantis rveligiosa, Lacerta viridis, darf nicht zugunsten des Relikten-
standpunktes angeführt werden: gerade diese Arten erfahren durch
den Menschen als Sammler eine Verfolgung, die über die Ver-
mehrungsmöglichkeit hinausgeht ; sie müssen bei dieser Verfolgung
notwendig unterliegen. Die nah verwandte, nicht verfolgte
Lacerta. muralis wandert in den Weinbautälern Württembergs und
im Rheingebiet unangefochten vorwärts.
Von den Anhängern der Relikttheorie wird mit Nachdruck
auf das inselartige Vorkommen der wärmeliebenden Elemente hin-
gewiesen und als eindringlichstes Beispiel das Unterwallis und die
Xerothermkolonien am Genfer See angeführt. Nun läßt sich aber,
wie im folgenden Abschnitt ausgeführt wird, die inselartige Ver-
breitung zahlreicher Tierformen durch das ihnen zukommende
aktive Wandervermögen erklären. Häufig aber beruht das schein-
bar inselartige Vorkommen auf mangelnder Erkenntnis, auf un-
genügender Durchforschung des Landes. Die Mediterranameisen
am Genfer See und im Unterwallis galten lange als die nördlichsten
Kolonien ihrer Art, und erst jetzt sind nach genauerer Durch-
suchung des Rheintales noch nördlichere, oft sogar noch reich-
haltigere Kolonien durch Adam (1), Escherich (80) und den
Verfasser bekannt geworden. Daß man tatsächlich nie vor Über-
raschungen sicher sein kann, beweisen außer den Funden dieser
südlichen Ameisen die Ergebnisse der Verhoeffschen Diplopoden-
und Chilopodenforschungen (274a), wodurch im Elsaß zwei hier
bislang unbekannte südliche Myriapoden bekannt wurden (Schizo-
dhyllum rutilans C. K. und Chaetechelyne veswviana), der Nachweis
der Spinnenassel an mehreren Fundorten, des Käfers Helops
coeruleus bei Istein durch den Verfasser. Erst durch genaue Kennt-
nis kleiner Faunengebiete wird es möglich sein, die Zahl der „Inseln“
bedeutend herabzusetzen und die einzelnen Verbreitungsareale zu
mehr oder weniger kontinuierlichen zu machen.
Die hypothetische Xerothermzeit wird unmittelbar hinter die
Eiszeit gelegt, also vor das Eindringen der Wälder. Wie können
nun aber bei uns Glazialrelikte existieren, und solche werden doch
nicht nur vom Zoologen, sondern auch vom Botaniker angenommen
(Kelhofer 149a).? Durch das Steppenklima müßten sie doch
wohl allgemein den Untergang gefunden haben. Diese Frage muß
von anderem zoologischen Arbeitsgebiet aus gelöst werden (vgl.
Thienemann 267a, 267b).
Nachdem durch vorgehende Ausführungen die wichtigsten
Kritikpunkte der Xerothermtheorie namhaft gemacht worden
sind, soll im folgenden der Versuch unternommen werden, die
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Bases. 101
Existenz der Xerothermkolonien auf andere Weise zu erklären.
Zu einer befriedigenden Erklärung kommt man durch die Annahme
einer sprunghaften Verbreitungsmöglichkeit. Während von bota-
nischer Seite teilweise noch Widerstände gegen diese Annahme
vorliegen, ist dies von zoologischer viel weniger der Fall.
Es muß nun allerdings ein einschneidender Unterschied ge-
macht werden, ob es sich um eine Verschleppung durch den Men-
schen oder um eine selbständige Wanderung handelt. Brock-
mann-Yerosch (36) und Krause (167) weisen dem Menschen
die Hauptschuld bei der Verbreitung und Ansiedlung südlicher
Florenelemente in Mitteleuropa zu. Erst in historischer Zeit hat
diese Verschleppung ihren Anstoß erhalten durch wandernde
Horden (Krause) oder durch die Handelsbeziehungen der Römer
(Brockmann). Wenn dann solche Elemente zufällig in ein ihren
Lebensansprüchen zusagendes Gebiet kamen, so können sie sich
dort bis heute so ausgebreitet haben, daß ihr Ursprung nicht mehr
zu erkennen ist. Allerdings betont Brockmann, daß ein wirk-
licher Beweis für die Einschleppung durch den Menschen heute
nicht mehr erbracht werden kann. Ißler (148) kommt durch
botanische Untersuchungen zur Ablehnung dieser extremen „Ver-
schleppungstheorie‘‘; für das zoologische Gebiet schließe ich mich
ihm hierin völlig an. Es können wohl einige Arten, kaum jedoch
ganze Lebensgenossenschaften verschleppt werden. Auch für die
niedere Tierwelt komme ich zum Resultat, daß wohl für ein-
zelne Arten, niemals aber für ganze Kolonien eine
Verschleppung aus ihrer südlichen Heimat angenommen
werden darf. Selbst bei dem mächtigen Verkehr der Gegenwart,
der doch die Verschleppung in hohem Maße begünstigt, handelt
es sich nur um wenige Formen, die auf diesem Wege zu uns ge-
langen. So wird Ericia elegans und Scutigera coleoptrata durch den
Weinbau verbreitet worden sein. Ein Exemplar letzterer Tierart
wurde dem hiesigen zoologischen Institut aus der Desinfektions-
anstalt des Spitals übergeben, wo es durch einen zugereisten
Italiener eingeführt wurde. Bekannt ist hier auch die seinerzeit
aufsehenerregende Einführung der südlichen Helix adspersa, wahr-
scheinlich durch Gemüsesämereien. Aber immer handelt es sich
nur um vereinzelte Formen.
Von ganz anderer Bedeutung ist die selbständige aktive Ver-
breitung. — Für flugfähige Formen läßt sich die Möglichkeit der
sprunghaften Verbreitung ohne weiteres als richtig annehmen.
Vorbrodt (9278) zeigt, wie viele Schmetterlingsarten alljährlich
aus dem Süden zufliesen und sich bei uns aufhalten. Es gelingt
nun der Nachweis, daß viele Formen, die früher ebenfalls nur
sporadische Zuwanderer waren, heute zu den Einheimischen zu
zählen sind und sich an thermisch besonders günstigen Orten
Mitteleuropas (Wallis, Kaiserstuhl, Vogesenhügelland) dauernd
aufhalten. Unter den Lepidopteren gehören Plodia inlerdunctella,
Deiopeia pulchella, Larentia fluviata, Plusia ni hierher. Die Faunen-
7. Heft
102 Albert Huber:
liste führt zahlreiche Coleoptera und Hymenoptera an, die von
Zeit zu Zeit, besonders in warmen Jahren, in der oberrheinischen
Tiefebene häufig sind, in anderen trotz gründlichem und ein-
gehendem Nachforschen nicht wieder aufgefunden werden können,
um dann plötzlich wieder zu erscheinen. Wir bezeichnen diese
Arten als zufällige Zuwanderer. Könnte aber nicht dieses ‚‚zufällige
Zuwandern‘“ den Versuch einer Arealsvergrößerung bedeuten, der
nicht beim ersten, auch nicht beim zweiten Male Erfolg hat,
aber schließlich doch zu dauernder Besiedlung führen kann.? Was
wir in kurzer Beobachtungszeit sehen können, hat sich im Laufe
langer Perioden wiederholt abgespielt; unsere Fauna hat seit der
Eiszeit auf diese Weise eine Bereicherung erfahren.
Während für die flugfähigen Arten eine sprunghafte, und
zwar größtenteils aktive Verbreitung als zwanglose Annahme
gelten kann, ist diese Frage für die seßhafteren Formen (Mollusken,
Isopoden, Spinnen, flügellose Insekten) viel weniger leicht zu be-
antworten, wenngleich sich die Anzeichen mehren, daß auch sie
sich sprunghaft verbreiten können. Unter den Mollusken hat be-
sonders Buliminus detritus ein großes Wandervermögen. Aus der
Umgebung der Stadt ist mir aus verschiedenen Fällen bekannt,
daß die Art sofort künstlich geschaffene Wanderstraßen (Weg-
ränder, Dämme) benutzt, um ihr Areal zu vergrößern. Nach münd-
licher Mitteilung von Herrn Dr. Baumberger fand er in einem
Waldschlag bei Balstal ebenfalls Buliminus detritus in Gesellschaft
mit Xerophila ericelorum neu angesiedelt und getrennt durch un-
bewohnbares Gebiet von ihren Artgenossen. Gleichzeitig wurde
die Beobachtung gemacht, daß sich gleichenorts auch die Felsen-
heideflora anzusiedeln beginnt. Auch Eiicia eleyans zeigt uns ein
Auswandern aus ihren ursprünglichen Wohngebieten, den Reb-
bergen, und Eindringen in die Buschwälder des Bieler Sees, Herab-
steigen in die Ebene (Rheinebene). Bollinger (22) wurde eben-
falls zur Überzeugung geführt, daß den Schnecken aktives Wander-
leben zukommt. Er vergleicht die Besiedlung einer günstigen,
aber isolierten Lokalität mit der Besiedlung einer Insel, wo so und so
viele Individuen den Tod durch Ertrinken finden und verhältnis-
mäßig wenige den sicheren Boden erreichen. Wir müssen also
auch den Mollusken, den bodenständigsten aller Arten, die Möglich-
keit zuschreiben, ihr Areal aktiv zu vergrößern, wobei es auch zu
Sprüngen in der Verbreitung kommen kann. —- Für die Spinnen
dürfen wir in vielen Fällen eine Verbreitung durch den Wind an-
nehmen, wenn die Tiere an leichten Fäden sich festheftend durch
die Luft flattern. Für Myriapoden hält Verhoeff die aktive,
wenn auch langsame Verbreitung ebenfalls als unbedingt sicher.
Wenn sich nun für die so bodenständigen Mollusken ein selbstän-
diges, sprunghaftes Wandern bemerkbar macht, wie um so viel
mehr bei den ungleich beweglicheren Insekten.
Es ist nach meiner Überzeugung zur Erklärung der Existenz
der Kolonien wärmeliebender Tiere in unserer Fauna durchaus
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basel. 103
nicht notwendig, eine „Steppenzeit“ anzunehmen. Wie wir heute
noch südliche Einwanderung nachweisen können, so wird sich je
und je günstigen Wanderwegen entlang ein Eindringen südlichen
Lebens in unser Gebiet vollzogen haben. Die Gebiete, die noch
heute durch ihre physikalischen Eigenschaften Brennpunkte der
klimatischen Sonderstellung sind (Kalkflühe, Schotterfelder,
Lößterrassen), haben diese Eigenschatt von jeher besessen; von
jeher waren die Südhalden begünstigte Lokalitäten. Wie sie heute
' der südlichen Fauna und Flora den Weg nach Norden weisen, so
muß es seit der Entblößung des Landes von den Gletschern der
Diluvialzeit gewesen sein.
Die Herkunft der wärmeliebenden Tierwelt.
Sehr schwierig und in weitaus den meisten Fällen recht un-
sicher ist die Aufgabe, unsere Faunenelemente nach ihrer Herkunft
zu gliedern. Aus der Zusammenstellung der einzelnen Gruppen
auf Seite 8—84 ergibt sich, daß sowohl mediterrane als auch
südosteuropäische Glieder der Xerothermfauna angehören. Die
pontischen Arten erreichen im Untersuchungsgebiet größtenteils
ihre Westgrenze in der oberrheinischen Tiefebene. Zahlreiche
Mediterranformen dringen hier bis zu der Linie Kolmar-Freiburg
nach Norden vor. Hier tritt also eine enge Mischung beider Ele-
mente ein, und für die meisten Arten läßt sich die Herkunft nicht
mehr genau angeben.
Mit einiger Sicherheit der pontischen Bolakıe zugewiesen
werden folgende Arten: 3
Xerophila obvia Hartm. Gymnopleurus Pilularius L.
Gampsocleis glabra Herbst Malacosoma collaris Herm.
Stenobothrus nigromaculatus H. |Bulaea Lichatschovii Hum. 7
Stf.
Stenobothrus stigmaticus Ramb. Chlorophanus graminicola
Schönh.
Stenobothrus haemorrhoidalis Drapetes equestris Fab.
Charp.
acnerlns nigrofasciatus Geer Melo& hungarus Schrank
Sphingonotus coerulans L. Osphya bipunctata F.
Arsynnis pandora Schift. Ascalabhus macaronius Scop.
[Eher Lycaon Rott.
Satyrus arethusae Esp.
Cucullia argentes Hufn.
Mamestra cavernosa Ev.
In ihrer reichhaltigsten Zusammensetzung tritt diese pon-
tische Kolonie in den wärmsten Teilen der oberrheinischen Tief-
ebene auf. Der warme Südfuß des Jura beherbergt nur einzelne
Arten dieser Genossenschaft. Wenn wir gleichartige Faunen-
Gate = maenoli B.
7. Heit
104 Albert Huber:
inseln auffinden wollen, müssen wir dem Donaulauf folgen: um
Passau, ja auch teilweise an den Hängen des schwäbischen Jura,
vor allem jedoch um Wien tritt uns dieselbe pontische Lebens-
genossenschaft entgegen, dort noch vermehrt um zahlreiche Arten,
denen es bisher noch nicht gelungen ist, das Donautal zwischen
Wien und Passau zu durchwandern. In Ungarn entwickelt sich
dann diese für offene Grasfluren charakteristische Fauna zu höchster
Blüte. Vereint mit dieser Fauna dringen zahlreiche Florenelemente
aus den Steppen Ungarns durch das Donautal in Deutschland ein
und bewohnen bei uns vor allem wiederum die heißen Schotter-
und Sandebenen am Oberrhein (Jännicke 147, Ißler 148).
Viel reicher ist der Strom südlicher Zuwanderer, die aus dem
Mittelmeergebiet, aus Südwesten, unsere Umgebung besiedelt
haben und denen als Wanderstraße das Rhöne- und Saonetal zur
Verfügung stand. Auf die hohe Bedeutung der Flußtäler als vor-
gezeichnete Leitlinien für die Ausbreitung von Tieren und Pflanzen
wird erst in letzter Zeit so recht hingewiesen (Christ 52, Ißler
148). Zu den südwesteuropäischen Zuwanderern können wir
folgende Arten rechnen: |
Carthusiana carthusiana Müll. Attagenus verbasci L.
Xerophila candidula Studer Dicerca berolinensis Fab.
Xerophila ericetorum Müll. Potosia angustata Germ.
Chondrula yuadridens Müll. * IChrysomela lepıda Ol.
Chondrula tridens Müll. Gymnopleurus Sturmi Mc Leay
Ericia elegans Müll. Baris analıs Oliv.
Epinephele pasiphae Esp. Baris coerulescens Scop.
Satyrus briseis L. Minyops variolosus Fabr.
Lycaena Escheri Hb. Minyops carinalus L.
Celerio vespertilio Esp. Sciaphilus parvulus Fabr.
Celerio hippobhaes Esp. Tychius medicagynis Ch. Bris.
Eutelia adulatrix Hb. Tychius junceus Reich.
Agrotis trux Hb. Melo& cicatricosus Leach
Hemerophila nychthemerariaH.G. |Helops coeruleus L.
Aglaope infausta L. Helops striatus Fourc.
Commophila rugosana Hb. Helops assimilis Küst.
Polyommatus baeticus L. Helops lanipes L.
Arctia casta Esp. Anthicus Schmidtii Lat.
Eutelia adulatrıx Hb. Scraptia dubia Oliv.
Rhizotrogus maculicollis Villa Scradtia fuscula Müll.
Calathus luctuosus Dej. Asida grisea Ol.
Anoxia villosa Fabr. Catops meridionalis Aube
Hoplia coerulea Drury Dolichosoma lineare Rossi
Coraebus amethystinus Oliv. Ascalaphus coccaius Schifferm.
Agrilus Solieri Cast. (Harpactor iracundus Scon.
Agrilus cinctus Oliv., Harpactor haemorrhoidalis Fab.
Agrilus derofasciatus Lac. Harpactor erythropus L.
Lampra festiva L. Lygaeus apuans Rossi
Ptosima undecimmaculata Herbst !Lygaeus familiaris Fab.
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basels. 105
Lygaeus equestris L.
Lygaeosoma punctatoguttata
Fab.
Graphosoma lineata L.'
Tibicina haematodes Scop.
Mantis veligiosa L.
Ephibpigera vitium Serv.
Phanottera quadrıpuncdala
Brunner
Pachytylus cinerascens F.
Caloptenus italicus L.
Sphingonotus coerulans L.
Camponolus marginatus Latr.
C. marginatus r. aelhiops Mayr
Camponotus lateralis Ol.
Plagiolepis Pygmuea Latr.
Aphaenogaster subterranea Latr.
Solenobsis fugax Latr.
Eumenes ungwiculus Vill.
Scolia quadrıpunctala F.
Xylocoba violacea L.
Melecta luctuosa Scop.
Melecta armara Panz.
Andrena carbonaria L.
Andrena thoracia Fabr.
Andrena taraxacı Giraud
‚Ceratina cucurbitana Rossi
Ceratina cyanea Kly.
Osmia yallarıım Spin.
Mutilla scutellarıs Latr.
Scelibhron destillatorius ZU.
Argiope Bruennichii Scop.
Cyclosa oculata Walcken.
Araneus circe Simon
Atypus piceus Sulzer
Ero abhana Walcken
Gonatium nemorivaga Simon
Episinis lugubris Simon
Dipoena nigrina Simon
Scutigera coleoptrata L.
Lacerta muralis Laur.
[da viridis Laur.
Chalicodoma muraria F. Vipera aspis L.
Für alle die angeführten Formen muß das Rhonetal zweifellos
als Einwanderungsstraße gelten. Bis Lyon gehören fast alle zur
lusitanischen Fauna. Bei Lyon teilt sich der Einwanderungsweg:
ein Teil folgt weiter dem Rhonetal bis Genf, wo wieder eine Tren-
nung eintritt und wiederum eine Straße am Nordufer des Genfer
Sees entlang ins Wallis führt, die andere den warmen Jura-
halden bis zur Lägern und in den Kanton Schaffhausen, ja darüber
hinaus in den deutschen Jura hinein. Von Lyon an können die
wärmeliebenden Tierarten saöneaufwärts dringen und erreichen
durch die burgundische Pforte das Rheintal oder, am Westhang der
Vogesen nordwärts wandernd, das Moseltal und Lothringen. Welch
bedeutende Rolle die burgundische Pforte spielt, erhellt daraus,
daß die Orte Giromagny und La Chapelle sous Rougemont be-
sonders viele südliche Elemente an den Hängen ihrer Umgebungen
beherbergen.
Bei vielen, ja bei den meisten Artenläßtsich die Einwanderungs-
straße kaum mehr mit Sicherheit angeben. Einige werden wohl
von Südwesten und Osten zugleich das mitteleuropäische Faunen-
gebiet besiedelt haben.
Knörzer (157) gibt als weiteren wichtigen Einwanderungsweg
nach Deutschland den Übergang über das mährische Hügelland
und durch das Elbtal nach Sachsen an und belegt diese Behauptung
durch Angabe zahlreicher Beispiele.
Überblicken wir schließlich nochmals die Wege, die der
wärmeliebenden Fauna zur Besiedlung Mitteleuropas zur Ver-
fügung standen, so ergibt sich folgendes Bild:
7. Heit
106 Albert Huber:
1. Südpontisches Ursprungsgebiet.
Donaustraße durch Ungarn, hier Teilung in den Weg über
das mährische Hügelland ins Elbtal oder weiter donau-
aufwärts nach Bayern, Süddeutschland und sehr wahr-
scheinlich in die Täler Graubündens.
2. Westmediterranes Ursprungsgebiet.
Rhonestraße, an den Genfer See, das Wallis, die Jurahänge
bis Süddeutschland, durch das Saönetal und die burgun-
dische Pforte ins Rheintal, durch das Saöne- und Moseltal
bis Lothringen.
Zur genauen Festlegung dieser Straßen müssen noch weitere
Bausteine zusammengetragen werden. Viele, bisher noch un-
bekannte Kolonien pontischer und mediterraner Formen werden
sich in Mitteleuropa noch nachweisen lassen. — Es kann und will
vorliegende Studie kein abschließendes Bild über die wärmeliebende
Fauna geben. Der Verfasser hat seinen Zweck erreicht, wenn es
gelungen ist, das bisher Bekannte zusammenzufügen und mit
seinen eigenen bescheidenen Exkursionsergebnissen zu vereinigen,
um ein möglichst vollständiges Bild unserer heutigen Kenntnis
der Verbreitung wärmeliebender Fauna in Basels weiterer Um-
gebung zu geben.
Zusammenfassung.
1. An den thermisch begünstigten Orten Mitteleuropas (Stein-
halden, Schotterfelder, Kalkhügel) lebt eine Fauna, die sich mehr
oder weniger aus wärmebedürftigen und wärmeliebenden Arten
zusammensetzt. An der Zusammensetzung dieser Fauna nehmen
teil: vor allem Mollusken und Arthropoden, daneben auch einige
Vertebraten, aus folgenden Gruppen: .
1. Isopoda 8. Rhynchota
2. Chilopoda 9. Lepidoptera
3. Orthoptera 10. Coleoptera
4. Neuroptera 11. Arachnoidea
5. Diptera 12. Mollusca
6. Odonata 13. Vertebrata.
7. Hymenoptera
‚2. Diese wärmeliebende Fauna zerfällt wiederum in 2 Gruppen:
die xerothermen Arten leben mit ausgesprochener Ausschließlich-
keit nur an den unter 1. erwähnten Orten, die xerophilen Formen
wenigstens mit Vorliebe.
3. Über die tiergeographische Bedeutung dieser Kolonien
wärmeliebender Tiere stehen sich 2 Anschauungen gegenüber.
Nach der einen handelt es sich um Relikten einer einst weit-
verbreiteten Fauna, wobei zur Erklärung der Möglichkeit eines
größeren Wohngebietes eine Steppenzeit mit wärmerem Klima
angenommen wird. Nach der anderen Anschauung sind es Kolonien
Die wärmeliebende Tierwelt der weitern Umgebung Basek. 107
von Tieren, die heute noch, sowie in der Vergangenheit bei uns
einwandern. Nach extremer Ansicht soll hauptsächlich der Mensch
diese Einwanderung veranlaßt haben durch Verschleppung, nach
gemäßigterer hat jedoch das Tier von sich aus die Fähigkeit zu
wandern und zwar, damit wird die erste Ansicht eingeschränkt,
sprungweise zu wandern. Eine warme, postglaciale Periode wird
von den Anhängern der Einwanderungstheorie entschieden ab-
gelehnt.
4. Gegen den Reliktstandpunkt sprechen folgende Tat-
sachen: Die als Relikten bezeichneten Arten gehören bei uns teil-
weise zu den häufigsten Bewohnern der unter 1. angeführten
Ortlichkeiten. Sie zeigen in weitaus den meisten Fällen in neuerer
Zeit keinen Rückgang des Areals, sondern breiten sich, wie durch
viele Beispiele belegt wurde, aktiv weiter aus, ein Beweis, daß
das heutige Klima ihnen durchaus zusagt. Ich komme durch
meine Untersuchungen an der niederen Fauna zur Ablehnung der
Relikttheorie und damit der der Eiszeit folgenden Xerotherm-
periode.
5. Für viele Arten lassen sich die Einwanderungsstraßen noch
bestimmen. Die aus Südrußland stammenden, die pontischen
Arten, folgten der Donau, die aus dem westlichen Mittelmeergebiet
kommenden, die mediterranen, der Rhone.
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Inhaltsverzeichnis.
I Seite
A. Emleitung. ... . . @rani ef a as
B. Die wärmeliebenden Elemente unserer Fauna „re
L. Isopoda \ «1%. :. . el. N Me
2. Chilopeda . :%.:..%. 11°»... 12° eo
8. Orthoptera ,’. .'. .... „u. sr 2 2ı
4. Neuroptera . ... . „vn... 2 2
5: Dipter2 ..:.. 2.2 8. 82 10 20.2 VE
6. Odonata ... . 7.1. 2a 2 02. 22 Ve
7. Hymenöptera ... in 22%... ee
8. Rhynchota.-.: ..... „2°... U PEscHeEEE
9. Lepidoptera '..... . 11:.%. 32.2 \n01..7 | Se:
10. Coleoptera ..\. u 2 u cnta.ca..2 Pr a
11. Arachnoidea... :. 2.1.0.0 a 2
12. 'Mollusca: : . .7 +1... 2.022 u 22 VE 69
13: Vertebrata”.. 3:0 a EN
C. Die Kolonien wärmeliebender Tiere ep ee
D. Die Xerethermpeniode 7.7...) DE RE WAR
E. Die Herkunft der wärmeliebenden Tierwelt Fu en RE
F. Zusammenfassung . x... 2... 2.2. 2
G. Literaturverzeichnis - : -. . un”: .... Ve 107
jan
. Inhaltsverzeichniss ..'. „en. .... 20 00 Ve 120
Erebia Alecto Rediviva. 121
Erebia Alecto Rediviva.
Von vr
H. Fruhstorier.
(Mit einer farbigen Doppeltafel und einer schwarzen Tafel.)
Weite Welt und breites Leben,
Langer Jahre redlich Streben,
Stets geforscht und stets gegründet,
Nie geschlossen, oft geründet,
Aeltestes bewahrt mit Treue,
Freundlich aufgefasstes Neue,
Heitern Sinn und reine Zwecke:
Nun! man kommt wohl eine Strecke.
YY Goethe,
Das _ herrliche Material an Erebien aus den Balk-ästaaten,
welches mir Herr Otto Leonhard in Dresden zur Ergänzung
meiner Sammlung einsandte, gab Veranlassung Vergleiche mit
den verwandten Arten anzustellen und von diesen verlockten
besonders einige Rassen der Erebia melas-Gruppe, sich mit
ihnen zu beschäftigen.
Da ich mich jedoch nicht damit zufrieden geben wöllte; die als
neu erkannten Formen einfach zu beschreiben, so mußte zunächst
die überreichlich vorhandene Literatur berücksichtigt werden.
Das Aufschürfen des seit über einem Jahrhundert angehäuften
Stoffes förderte jedoch einander so widersprechende‘ Angaben
zu Tage, daß aus ihm logische Schlussfolgerungen nicht. ge-
zogen werden konnten. Da blieb kein anderer Ausweg als das
vorhandene als nicht existierend zu betrachten und wieder von
vorne zu beginnen.
In den Rahmen der Betrachtung aufgenommen wurden zu-
nächst folgende Formen, deren Artrecht mehr- oder minder als
gesichert galt und es auf Grund neuen Materials auch wirklich ist:
a) E. hewitsoni Lederer 1864. Kaukasus.
b) E. melas Herbst 1796. Balkanstaaten.
c) E. nerine Freyer 1834. Süd-Abhang der Alpen.
d\) E. alecto Hübner 1804. Alpen.
e) E. lefebvrei Dup. ea. 1830. Pyrenäen.
Es ist jedoch ziemlich gewiß, daß alle Formen derselben
Wurzel entsprossen sind, Zweige eines Stammes, die sich erst im
Laufe der Zeit so modifiziert haben, daß wir sie in ihrem jetzigen
Zustand als gesonderte Arten betrachten.
Aber dennoch ist es schwierig eine lineare Serie der Erebien
der melas-Gruppe herzustellen, weil das Verhalten einer Form
(alecto) ein Hindernis bildet. Anatomisch sind nämlich die Formen
der alecto-Serie ziemlich scharf von der melas-Kette geschieden,
doch ist andererseits zu bedenken, daß gerade diese. Formenserie
ein ausgleichendes Element enthält in der vielumstrittenen nschollz,
deren innere Organe zwar im engsten Connex .mit alecto stehen,
7. Heft
1 H. Fruhstorfer:
deren äußeres Kleid aber die koloristischen Merkmale der E. melas
in einer Weise wiederholt, daß sich frühere Autoren durch sie
täuschen ließen und nicholli als Lokalrasse von melas erklärten.
Alle 5 Arten aber haben seit etwa 20 Jahren die Aufmerksamkeit
unserer ersten Autoren auf sich gelenkt, so daß allein 4 größere
und 2 kleinere Arbeiten hervorzuheben sind:
1. Über Erebia glacialis Esp. insbesondere var. alecto und melas
Herbst von H. Calberla, Iris 1896, IX. p. 378—393 mit
1 Tafel Handzeichnungen.
2. A Review of the Genus Erebia by T. A. Chapman, Tr. Ent.
Soc. London 1898, p. 209—239 mit 11 Tafeln.
3. Erebia glaciahis Esp. und ihre Formen in den Hochalpen
Österreichs von Dr. Carl Schawerda, Verh. Zool. Bot.
Gesellschaft 1910,11 p. 29—40.
4. Revisione di una specie di Erebia, Attı Soc. It. Scienze Nat.
Pavia 1914 p. 1—49 von Grafen Emilio Turati.
5. Bethune-Baker, Erebia lefebvrei on Canigou, The Entom.
Record 1914, .P.777-—81:
6. Chapman, Erebia lefebvrei on Canigou, 1. c. p. 105—106
mit 5 Tafeln, Genitalorgane und Geäder darstellend.
Als Bahnbrecher ging Calberla 1896 voran, der zuerst alle
heute auch von mir in’s Auge gefaßten Spezies ın seinen Unter-
suchungen berücksichtigte, um sich über die nicholli von der
Brenta ins Reine zu kommen. Ihm ist die Entdeckung der Unter-
schiede der Klammerorgane von E. alecto, melas, hewitsoni und
lefebvrei zu danken, doch hat Calberla sonderbarerweise nerine
Freyer nicht behandelt —
Calberlas geographische, geologische und biologische An-
gaben sind höchst wertvoll, während seine nomenklatorischen
Explikationen nicht immer zutreffen. Die Absicht aber zu beweisen,
daß die sogenannte melas von der Brenta zu glacialis gehört und
daß melas von Ost- und melas von Westeuropa zwei Arten VOor-
stellen, hat Calberla auf wissenschaftlicher Grundlage erreicht.
Über der Nomenklatur der Gruppe aber schwebt ein Unstern,
denn schon Hübner hat 1804 eine Mischart geschaffen. Wir stehen
demnach zunächst vor der Aufgabe zu ermitteln, wer die Hübner-
sche Mischart zuerst aufgeteilt hat, um den nomenklatorisch
gültigen Namen festzustellen.
Ob diese Aufteilung dann bewußt oder unbewußt erfolgt
ist, ändert an dem Ergebnis nichts. Die Aufteilung ist jedoch
bewußt erfolgt, allerdings erst in den dreißiger Jahren des vorigen
Jahrhunderts, aber dann durch zwei Autoren ziemlich gleich-
zeitig.
Ochsenheimer betrachtete 1807,1808 Vol. I., la p. 279 die
beiden Hübnerschen Figurenreihen noch als zusammengehörig,
wenngleich er schon als Erster die Esperschen Formen atratus,
Erebia Alecto Rediviva. 1°5
glacialıs, pluto, tisiphone als conspezifisch damit vereinigte. Wir
stoßen dann chronologisch zunächst auf Boisduval, der im Ind.
Meth. p. 23 im Jahre 1829 registriert:
la H. O. God? Summ. Alp. Jul. Aug.
glacialıs, tisiphone.
Versus, pluto Esp.
nerine Fr.
(slir Esch. Zollikofer. Alp. Carinth.
Es ist jedoch zu beachten, daß Boisduval sich noch nicht
auf die Hübnerschen Figuren bezieht, vermutlich, weil sein Zeit-
genosse Freyer 528,529 bereits als besondere Art erkannt und in
nerine umgetauft hatte.
Treitschke akzeptierte 1834 ebenfalls den Freyer-Boisduval-
schen Namen nerine und. gibt vol. X p. 49 außer einer Beschrei-
bung zugleich den gesamten Verbreitungsbezirk cer nerine von
Kärnten bis zur Schweiz bekannt. Treitschke kam es aber nicht
zum vollen Bewußtsein, daß alecto Hb. 528.529 identisch mit
nerine sei, sonst hätte er pag. 51 nicht schreiben können: ‚Man
hat die Hübnersche Abbildung des 2 von alecto 528/529 zu evias
rechnen wollen, wohin sie durchaus nicht paßt”.
Wir gelangen zeitlich dann nochmal zu Boiscduval, der Gen.
et. Ind. Meth. 1840 p. 28 unter Nummer 214 den Namen in giltiger
Form auf Erebia alecto Hübner 528 überträgt.
Die E. alecto 515 Hübner aber zieht Boiscuval zu scipro Boisd.
jetzt als Synonym. Letzteres ist natürlich ein Fehler, hat jedoch
keinen Einfluß auf cie Einteilung cer Kollektivspezies, die Bois-
duval 11 Jahre früher bereits mit größerer Sicherheit vollzogen
hatte. Mit derselben Unbestäncigkeit als Boiscuval hat auch
Staudinger die alecto-Frage zu lösen versucht. Im Katalog 1861
folgte Staudinger seinem Vorgänger und kopierte folgerichtig
Boiscuvals Zitate vom Jahre 1829; im Katalog II 1871 und III
1901 aber verdrängt Staucinger den Namen alecto, um ihn zur
Lokalrasse von glacialis Esp. herabzudrücken. Staudinger beging
sogar noch einen zweiten Fehler und zieht 1901 beide Hübnersche
Figurenreihen zu alecto und, verdarb damit nicht allein was
er früher geschaffen, sondern verdrehte auch noch ins Gegenteil
alles was die Literatur in cer alecto-Frage seit 1829 ans Licht
gebracht hatte.
Eine weitere Fehlerquelle bildet der Butlersche Katalog of
Diurnal Lep. Satyr. Brit. Museum 1868.
Dort wird, angeführt:
No. 8. Oreina pluto Esp. 1777 Russia (!)
var. tissiphone Russia !
No. 9. Oreina glacialis Esp. 1777 sic!
var. alecto Hb. f. 528, 89. 1805. Germany (!)
No. 1. Erebia alecto Hb. f. 515,16.
var. scipio Boisd. South France, Pyr.
var. nerine Bsd. Freyer. Spain (!)
7: Heft
194 H. Fruhstorfer:
No. 4. Erebia. maurus. Esp.
var. lefebvrei Bsd. (!) Pyr.
var. nelo Hb. (!)' Pyr. (!)
var. melas Hbst. Sweden (!)
var. melas Dup. Spain (!)
Damit ist glücklicherweise der Gipfelpunkt der Konfusion
erreicht, denn zu den nomenklatorischen Verkehrtheiten wurden
auch noch ganz unmögliche falsche Vaterländer (welche Butler
nur auf Händler-Etiketten aufgebaut haben konnte) eingeführt.
Glücklicherweise hatten. die Butlerschen. Irrtümer kurze
Beine und demnach keine unheilvollen Folgen, weil der geniale
Kirby schon 1871 das Chaos wenigstens teilweise aufklärte. Bei
ihm finden wir von den heute behandelten Spezies:
p.. 61. No. 25. Maniola nelo Hb. (= .melas Hbst.)
P- er No. 26. Maniola morio Giorna 1791.
Maniola petrosus Pruner 1798.
. (pluto Esp. 1806? tissiphone Esp. 1806).
var: a). glacialis Esp. 1800?
var. b) erynis Esp. 1806.
var. c).alecto::Hb. 528, 529.
pag. 62 No. 27. Maniola alecto Hb. 515/516.
= scipio Bsd. 1832 = gorge Godt. 1823.
Ochsenheimer hat 1807 sowohl morio wie Petrosus mit E.
manto pyrrha in Verbindung gebracht, während sie Boisduval
Icones 1832 mit E. manto caecıilia vereinigte, also eine komplette
Übereinstimmung, was die Kollektivspezies angeht. Petrosus
wird ohnedies am besten als nom. nudis behandelt, denn die
Diagnose ‚‚Alis integerrime fusco atris, mas et foemina aequales.
Alpibus invenitur mensibus Mai et Juni frequens” ist so nichts-
sagend und was die Flugzeit angeht so verschieden von jener
der Formen der E. alecto-Gruppe (Juli bis September) daß schon
deshalb peirosus nicht zu irgend. einer alecto oder glacialis-Rasse
gehören kann.
Neuerdings hat sich auch Rowland-Brown, der ‚selbst in
Piemont gesammelt hat, eingehend mit der E. morio-Frage (Ent.
Record 1914 p. 47) beschäftigt und seine Untersuchungen be-
stätigen, daß morio in keinem Konnex mit E. alecto steht. Giorna
hat nämlich 1791 den Fundort „Exilles, Piemont” bekannt gegeben
— eine Station, auf welcher alecio wegen ihrer tiefen Lage nicht
mehr vorkommen kann. Rowland Brown traf aber dort E. manto
in großer Menge neben anderen subalpinen' Erebien wie E. ligea,
E. stygne, E. cero etc., so daß auch er der Überzeugung ist, daß
E. morio nur als eine E. manto-Form aufgefaßt werden kann,
was vor ihm schon Duponchel, Suppl. Hist. Nat. Lep. d’Europe
1832 vol. I.p. 298,299 feststellte.
Von neueren Autoren ist noch Rebels Auffassung zu beachten,
der die alecio-Frage wiederholt berührt hat und zwar zunächst
1899 in den Verhandlungen c.er Zool.-Botan. Gesell., wo die Bren-
Frebia Aleeto Rediviva. 125
tarasse. nicholli erstmals abgebildet wurde, welche Rebel als Erebia
glacialis var. alecto Hüb. 515,516 2 registrierte.
Wie weit Rebel für die Angaben im Staudingerschen Katalog
1901 verantwortlich ist, vermag ich nicht zu entscheiden, doch
wird, wie ja schon angegeben, dort. glacialis als Hauptart und
alecto als Aberration und. Varietät behandelt. Im Berge dagegen
hat Rebel vermutlich durch seit 1901 angestellte .bibliographische
Erkundungen alecto als Kollektivspezies und. glacialis als Neben-
form behandelt.
Eiffinger in engster Anlehnung an den Staucingerschen
Katalog wendet aber wieder das Bild und läßt im Seitz gelten:
glacialis Esp.
alecto Hb. = persephone Esp. (sic!) = nicholli Obthr.
pluto Esp. = tisiphone Esp.! = duponcheli Obthr.!
Wir kommen dann zu Dr. Schawerda, der 1910 als glacialıs
behandelte, was in der Tat als alecto zu gelten hat und zu Graf
Turati, der als alecto auf den Schild erhob, was zu nerine gehört.
Übrigens schien die Frage der Priorität noch schwieriger zu
lösen als cie rein nomenklatorische, weil alle namhaften Autoren
und Katalogkomponisten einem Zickzackkurs folgten und. bald
glacialis, bald. alecto als Namenstypus erwählten. Die Unbestän-
digkeit läßt sich ja dadurch erklären, daß die Autoren sich dar-
über im Unklaren waren, ob Hübners Figuren oder Hübners Text
maßgebend sei. Im Text seines Werkes gibt aber Hübner p. 38 an:
Papilio alecto, Pap. 528,529 Mas.
515,516 Foem.
Alpen des Tirols und der Schweiz.
Hübner legte somit selbst das Hauptgewicht auf Fig. 528, 529,
die tatsächlich ein $ vorstellen und die er zuerst zitiert. Es ist
nun allerdings zu beachten, daß die Tafeln mit den von Hübner
erwähnten Abbildungen. schon ein oder zwei Jahre früher er-
schienen sind, denn im Text spricht Hübner im Jahre 1805 bereits
davon, daß die Abonnenten seines Werks zu den Tafeln auch
Beschreibungen wünschten und daß Hübner nunmehr (1805)
bereit. sei, solche herauszugeben.
Nach den Internationalen Nomenklaturregeln Paris 1905 sind
die. uninominalen Tafelaufschriften Hübners sowohl nach Artikel 2
als auch Paragraph 25b ungiltig.
Es ist somit klar, daß wir dem Text den bestimmenden Wert
zu geben haben.. Anders läge der Fall, wenn kein Text von Hübner
existieren würde, was ja für alle Figurennummern von 692 an
gilt, über welche textliche Angaben nicht vorhanden sind.
Kompliziert wird die Frage dann noch durch Esper, der gleich-
zeitig mit Hübner sein Lieferungswerk herausgab. Wie wir fest-
gestellt haben zitiert schon Ochsenheimer 1807 p. 279:
Papilio glacvialis Esper t. 116 f. 2. p. 116.
».Nach Hagen Bibl. Ent. gehört die Tafel 116 zum en
Supplementband, der 1805 erschienen sein soll.
7. Heft
126 H. Fruhstorfer:
Hübners Text und Esper’s Figur (und. Text?) sind somit
vermutlich im selben Jahr in Umlauf gesetzt worden.
Wer hat nun die Priorität ?
Doch sicher Hübner, weil dieser den Namen alecto ganz be-
stimmt 1804 (wenn nicht schon früher ?) auf seiner Tafel 104 an-
gebracht hat und nach Fernald ‚‚On the dates of Jacob Hübner
Samml. Eur. Schmett. Amherst 1905” wurden die Tafeln 97” —114
bereits 1804 publiziert.
Der Name alecto ist demnach ein Jahr älter als Espers glacvalıs,
was auch Goc.rt, der Zeitgenosse hübners 1823 in Encycl. Meth.
p. 534 gelten ließ, welcher cen Hübnerschen Namen dem Esper-
schen glacialis den Vorzug gab.
Wenn nun auch cie Bezeichnung alecto vom Jahre 1804 für
sich allein keine gesetzliche Giltigkeit hat, so cient sie in ciesem
Fall doch zu beweisen, daß Hübner’s Autorrecht als das gesichertere,
weil ältere betrachtet werden darf.
Aber wir sind noch nicht am Ende unserer Streitfrage, denn es
ist auch noch atratus Esper zu beachten. Es ist cies eine Bezeich-
nung, cie sich auf eine schwarze mit roten lanzettförmigen Flecken
der Veflgl. versehene Erebia bezieht, von welcher Esper als
Heimat ‚Sarcinien” angibt. Eine damit kongruente Form der
heute bekannten Erebien existiert jedoch nicht. Es ist somit
anzunehmen, daß Esper entweder eine verdorbene oder eine
künstlich veränderte Erebia vor sich hatte. Da zudem auf Sar-
dinien, woher atratus gekommen sein soll, eine Erebia überhaupt
nicht vorkommt, so ist anzunehmen, daß Esper getäuscht wurde.
Aus diesen Gründen ist es am besten dem Namen atratus
keine Bedeutung beizulegen, was ja auch bereits Ochsenheimer
1807!) und Boiscuval 1829c urchführten. Auch Kirby hat 1871in An-
lehnung an alte Quellen den Namen atratus mit Erebia ceto in
Verbincung gebracht. Es bleibt nun noch das glänzende Expose
des Grafen Turati vom Jahre 1914 zu wiederlegen, der auf Anraten
Puengelers den Stier bei den Hörnern zu fassen versuchte, wie
Turati p. 11 seiner Monographie selbst erzählt., Turati geht von
der Ansicht aus, das Hübners Figur und Namen, der sich auf
515/516 bezieht, die Priorität über 528/529 zuzusprechen sei,
sowie daß die Hübnersche Type nicht von Lermoos stamme, wie
ihr Autor angibt, sondern aus der südlichen Schweiz.
Der erstere Einwand wird, abgesehen davon, daß Freyers
und Boisduvals Aufteilung der Hübnerschen Mischart von einem
späteren Autor nicht verneint werden darf, auch schon dadurch
abgewiesen, daß dem nackten Namen Hübners, eine nomen-
klatorische Gültigkeit nicht zusteht. Daß aber Hübners 515 tat-
sächlich aus Lermoos und. nicht aus der Schweiz oder Südtirol
stammen kann, hat Dr. Schawerda ]l. c. p. 34 eingehend erörtert
!) Schon Hübner hat 1805 im Text p. 35 seiner Europ. Schmetter-
linge atratus Esp. als zu Pap. pyrrha Hübner gehörig erklärt.
Erebia Alecto Rediviva. 427
und erwiesen. Nach Schawerda ist nämlich die Lösung dieser
Frage sehr einfach: ‚515 ist ein & der damals noch nicht bekannten
Art nerine. Das Tier war vermutlich frisch gekrochen und hatte
einen vollen Leib, außerdem hatte es Sartori etwas tiefer ge-
sammelt, weil ja nerine erwiesenermaßen in Lermoos verkommt.
Den Namen alecto aber müssen wir für die sichere 528 lassen“.
Damit hat Schawerda Recht, wenngleich seine weiteren
Folgerungen, daß nerine in alecto umzutaufen sei ‚‚wenn die Frage
sicher gestellt wäre‘ aus nomenklaturgesetzlichen Gründen nicht
zutrifft.
Ob es nun mir geglückt ist dem seit 112 Jahren hin und. her-
geschleuderten Namen alecto einen Ruhepunkt zu verschaffen ?
Tabelle der anatomischen Differenzialcharaktere der Erebien
der E. aleeto-Gruppe.
®.. Unterschiede der ventralen Partien
der Klammerorgane.
A. Erebia hewitsont.
Valve einfach — das distale Ende abgerundet, verdickt,
mit kleinen Zähnen und einem warzigen Polster.
B. Erebia melas. (Taf. 1I fig. 1 u. 2.)
Valve einfach — distal mit wenigen scharfen Zähnen bewehrt.
Lamellen mit Knötchen oder manchmal einem kleinen
Dorn besetzt.
C. Erebia nerine. (Tef. II fig. 3—5.)
Valve einfach — distal mit weniger robusten, aber zahlreicheren
Zähnen als bei melas bewehrt. Lamellen dorsal glatt, seltener
mit einer Reihe von Stacheln.
D. Erebia lefebvrei. (Taf. II fig. 6.)
Valve einfach — die distale Partie noch mehr als bei melas ver-
jüngt — die mediale mit hohen scharfen Doppelzähnen.
EB. Erebia: alecto.. (Taf, IT fig: 7 u. 8.)
Valve kompliziert — deren Lamellen brettartig verbreitert —
das distale Ende je nach der Lokalität variierend, dorsal
hoch aufgeworfen mit je nach dem Fundort wechselnder
derber (Dolomiten) oder zierlicherer Bedornung. (Wallis)
ß. Unterschiede der dorsalen Partien
der Klammerorgane (Tegumen).
A. Evebia hewitsoni.
Tegumen mit kurzem, stark verdickten Uncus und. kleinen
lateralen Spangen.
B. Erebia melas. (Tztf. II fig. 1 u. 2.)
Tegumen mit kurzem, mäßig verdickten Uncus und un-
gewöhnlich kleinen, lateralen Spangen.
C. Erebia nerine. (Taf. II fig. 3—5.)
Tegumen mit langen — bei einigen Rassen verdicktem
Uncus — die lateralen Spangen erheblich länger und robuster
als bei melas.
7. Heft
128 HA. Fruhstorfer:
D, Evrebia lefebvrei, (Taf. II fig. 6.) -
Tegumen mit kurzem derben Uncus und zierlich geschwunge-
ner Apophyse lateralis, welche sich in der Größenentwick-
lung der nerine nähert.
E. Erebia alecto. (Taf. II fig. 7—8.)
Tegumen mit erheblich verlängertem Uncus — die Apophyse
lateralis derber als bei E. nerine.
Erebia hewitsoni Led.
E. hewitsoni Ld., Wien. E. Mts. 1864, p. 167,t.3, 1.6, 7. Imeretien.
E. hewitsoni Stdgr., Horae Ross. 1870, p. 66. Varietät von
evias (sic).
E. hewitsoni Rühl, Pal. Groß-Schm. 1895, p. 49.
E. hewitsoni Calb., Iris 1896, t. 8, f. 10. genit.'
E. hewitsoni Chap., Tr. E. S. 1898, p. 14, f. 42. genit.
E. melas var. hewitsoni Stdg., Catalog II, 1871, p. 25. Ar-
menien (!).
Diese interessante Spezies zeigt mit ihrem prächtigen Kolorit
große Ähnlichkeit mit E. lefebvrei, während ihr anatomischer Auf-
bau auf die engste Verwandtschaft mit der geographisch benach-
barten E. melas schließen läßt. Mit evias, womit sie Staudinger
bereits 1870 als eventuelle ‚‚darwinistische Form‘ anzureihen
versuchte, ist keine morphologische Affinität zu konstatieren.
Die Zeichnungen der Valve, welche Calberla 1896 und Chapman
1898 vorführen, differieren erheblich unter sich, dennoch ergibt
sich aus beiden die kurze gedrängte Gestalt der Valvenlamelle
der schlankeren melas gegenüber. Auch verbreitert sich die Basal-
partie der Valve und das Endstück derselben erscheint je nach der
Darstellung entweder fein gezähnelt (Calberla), oder breit kolbig
und abgerundet (Chapman).
Über cie Lebensweise und Jugendstadien der : Art, welche
durch ihre luxuriante Ozellenbildung (selbst der Ober- und Unter-
seite der Htflgl.) alle Vicarianten Ebert ist nichts bekannt.
Patria: Kaukasus (Coll. Fruhstorfer), Armenien und Nord-
Persien (Staucingers Katalog), Armenien, Juni— Juli. (Rühl).
Zwei Lokalrassen verdienen Erwähnung:
a. E. hewitsoni hewitsoni Ld. Kaukasus, Imeretien, bei. Abbastuman
entdeckt.
ß. E. hewitsoni sideris subspec. nova. Aımenien, Nordpersien.
(E. hewitsoni Spuler, Eur. Schmett., t. 10, f. 4 2. Prächtige
Figur, Armenien.)
(E. hewitsoni Seitz, 1907, p. 104. Armenien, Nord-Persien.)
Kleiner als die kaukasische Form, heller in der Gesamtfärbung
— das rotbraune Submarginalgebiet von geringerer Ausdehnung —
die Ocellen trotz der Kleinheit der Exemplare noch markanter.
Erebia melas Herbst 1796..
Pap. melas Hbst., Natursystem, Schmett. 1796, -vol. 8, t. 210,
f. 4—7. 88.
Erebia Alecto Rediviva. 129
Pap. maurus Esp., p. 75, t. 167, f. 3 8, 4 schwarzes 9, p. 9,
t. 110, f. 4 normales 2,. ca. 1798 —1800.
Pap. nelo Hb:, Europ. Schmett. I, t. 45, f. 105, 106, p. 39.
Ungarn. Sehr schlechte wertlose Abbildung.
Pap. melas O., Schmett. von Europa I, p. 277 „Von Hoffmans-
egg bei Meadia entdeckt. 2 graubraun mit einer rostfarbenen
Binde auf beiden Seiten der Vflgl.“
Evebia melas Herr.-Schäff. Syst. Bearb. 1843, f. 65—68, Ef.
467, 468, 1850.
Satyrus melas Godt., Enc. Meth. IX, p. 534, 1823; Hongrie
ep, Kranee IL, 1.17, f. 1.2.1822.
Satyrus melas God. et Dup., Suppl. 1832, t. 39, f. 1—4. Vor-
zügliches Bild, keine Patria.
Erebia melas Bsd., Icones 1832, p. 166 ‚Meadia‘“.
Erebia melas Calb., Iris IX, t. 8, £f. 6, 7, genit. 1896.
Erebia melas Hormuz., Iris 1901, p. 366, Siebenbürgen, Turn-
Severin. |
Erebia melas Seitz I, p. 102, t. 37, 1907. Kleines 3 mit obsoletem
rotbraunen Vorhof der Apikalozelle der Vflgl. ;
Erebia melas Chap. Tr. E. S. 1908, t. 8, 1.2 d,t. 9, f.2,3 8,
2410, 2.2.8. Ober,und. Unterseite; ;. Ent Rec 1914,.p. 106, t. 11,
f. 13-—15. Genita. — alle mit dorsalem Zahn der Valve, t. 12,
f. 4, 5. Struktur. Herkulesbad.
Ervebia melas var. hungarica B.-B., Ent. Rec. 1914, p. 80. Varia-
bilität analog E. lejebvreı.
Erebia melas Rebel im Berge 1910, p. 41, t. 16, £. 11.
Erebia melas Spul., Schmett. Europ. 1908? p. 37, t.10, 8.3 8.
Von Kärnten (?) bis Siebenbürgen und Rumänien ?
Erebia melas Steiner, Int. E. Ztg. Guben 1916, p. 106, Gebirge
von Kroatien.
maurus der Mohr, melas der Fluß des schwarzen Schlammes,
nelo oder neilos der Nil, ein anderes Wort für denselben Fluß,
klangvolle Namen für den schwärzesten der Schwärzlinge! Wort-
spiele, mit denen sich die alten Autoren gegenseitig überboten!
Ja es sind sogar mit Absicht und Vorsatz geschaffene Synonyme,
um der Mihisucht zu fröhnen, die damals mehr als heutzutage
herrschte, weil die Naturgeschichte in jener Zeit über die unterste
Stufe, die der einfachen Beschreibung sich noch nicht erhoben
hatte. Es ist gar kein Zweifel, daß sowohl Esper als auch Johann
Jakob Hübner den Herbs’schen Namen smelas kannten, als
sie ihre maurus Esp. und nelo Hb. schufen. Brachte doch
sogar Hübner nur eine ganz verfehlte Kopie der Herbs’schen
ursprünglichen Figur, um seine nelo zu illustrieren. Eitler Ruhm,
den der scharfsinnige Ochsenheimer und. später der fleißige Godart
das frühe und verdiente Ende bereiteten.
Übrigens ist jetzt auch die „Gattung“ melas, wie man zu
Hübners Zeiten mit süddeutschem, heute noch bestehendem
Provinzialismus die ‚‚Art‘“ bezeichnete, eine gefallene Größe. Ihr
Archiv für Naturgeschichte
1916. A.7. 9 7. Heit
130 H. Fruhstorfer:
Verbreitungsgebiet ist um vieles geringer als Kirby 1871, Stau-
dinger 1901, ja sogar noch Rebel 1910 annehmen. E. melas bewohnt
ausschließlich Südost-Europa, aber nicht die Iberische Halbinsel,
was Rebel annimmt, trotzdem Calberla schon 1896 die scharfe
Trennung der östlichen melas und von der westlichen lefebvrei
anatomisch erläutert und beantragt hatte.
Abgesehen von den äußerst sinnfälligen morphologischen
Differenzen der Genitalorgane wird wmelas charakterisiert durch
die Fühler, welche in der gesamten Gruppe nur bei ihr eine ganz
schwarze Kolbe tragen. Außerdem hat melas im männlichen Ge-
schlecht schwarze Palpen und Beine, während sich solche
bei nerine 93 ins Rostbraune, bei den nerine PP sogar ins Graue
verfärben. Endlich sind bei E. melas auch noch die weißen
Augensterne der Hflgl. näher dem Außenrand gestellt, als bei
E. nerine.
Die Jugendstadien von E. melas sind noch unbekannt, denn
was Rebel im Berge als solche beschrieb, bezieht sich auf E. lefebvrei,
— eine Art, welche Rebel trotz Calberla und Chapman noch hart-
näckig mit melas konfrontiert oder konfundiert, um mich im
Rebel’schen Kanzleistil auszudrücken.
Dagegen sind. wir über die Lebensweise der E. melas genau
orientiert, und zwar schon durch den Entdecker der Spezies,
den weitgereisten Grafen Hoffmannsegg, der ja auch die prächtige
und seltene Euchloe tagis Esp. auffand. Hoffmannsegg schrieb
schon 1794 ‚‚daß die Falter hohe Felsen über dem Flecken Pec-
senesca bewohnen. Dort sind sie manchmal zwischen 8 und 9 Uhr
morgens zu Hunderten anzutreffen, später aber, wenn die Sonne
höher steigt, verlieren sie sich, gehen tiefer ins Tal hinab und sind
dann schwierig und nur selten rein zu erbeuten.‘‘ An ihren südlicheren
Standorten aber findet sich melas zumeist in den Dolinen der
Karstformation, wo sie von Mitte Juli bis in den August zwischen
1200 und 1700 m als einer der Charakterschmetterlinge des Ge-
bietes anzutreffen ist.
Das Verbreitungsgebiet der E. melas zerfällt in zwei Provinzen:
a) die pannonische mit vorherrschend rot ornamentierten 92
(Ungarn, Banat.)\; b) die illyrisch-thrazische mit entweder ganz
schwarzen 22 (Velebit) oder nur ausnahmsweise gering rotbraun
übertünchter Apikalzone der Vflel. (Krain, Bulgarien).
E. melas melas Hbst.
(E. melas Reb., Ann. Hoim: 1911,’ p.. 235%
(E. melas hungarica Obthr. Etud. 8, p. 22 nom. nu, recte
melas melas Hbst.)
Im allgemeinen ist die melas-Rasse von Herkulesbad größer,
augenreicher und beim ® viel bunter als Stücke aus den Baikan-
'ländern. @ ganz ohne rostrote Färbung der Vilgl, wie es Herr.
Schäff. Bild 467—468 darstellt, ist mir nicht bekannt geworden,
kommt aber im Karstgebiet nicht selten vor. (Rebel)
Erebia Alecto Rediviva. 131
‘ Eiffinger im Seitz nennt Ungarn nicht als Heimat der melas,
dagegen führt er den andererseits nicht bestätigten Fundort
„Südrußland‘ ein, der vermutlich auf einer Verwechslung mit
Erebia afer F. beruht.
Bethune-Baker, Ent. Record 1914, p. 80, schreibt: ‚‚melas
var. humgarica (!) ist durchaus ein Äquivalent der E. lejeborei-
Type. Die größere Gestalt (Exemplaren der Balkanstaaten gegen-
über) mit ihren großen und prominenten Ozellen scheinen ganz
analog mit Boisduvals Type der Hohen Pyrenäen. DieVariationsreihe
der beiden Erebien melas und. lejelwrei folgt zwei parallelen Linien.“
Exemplare, wie sie bereits Esper, t. 107, f. 4 und Herrich-
Schaeffer abbildeten, scheinen doch häutiger aufzutreten, wenn-
gleich sie Prof. Rebel, dem auch die Espersche Abbildung un-
bekannt war, nicht gesehen hat. Ich besitze 1 & mit leicht an-
gedeutetem, aber lebhaft glänzendem, dunkelrotbraunen Vorhof
der Vilgl-Ozellen, der sich auch unterseits wiederholt, ferner 1 9,
bei dem kaum noch eine Spur des rostroten Anflugs zu erkennen
ist. Auch die Unterseite der Vflgl. ist verdunkelt, während die
Htilgl. ziemlich normal geblieben sind. Es handelt sich also um
eine häufiger auftretende Form, welche ich als carbonaria bezeichnen
möchte. Meine Stücke tragen das handschriftliche Etikett:
„Mehadia 21. August 1897“, während Herr Piarrer Hauri mehrere
22 aus Orsova in seiner Sammlung besitzt. Namentlich das 2
bildet einen interessanten Übergang zu 92 aus Bulgarien und
Krain, ist aber doch erheblich größer und schöner geaugt als diese.
Übrigens ist auch melas Q sehr variabel, von 8 Individuen meiner
Rn eleicht keines dem andern, während die Form leonhardı
und die Rasse der Herzegowina doch recht beständig sind.
Patria: Ungarn, Mehadia.
Prof. Steiner, I. Ent. Ztg. Guben 1916, p. 106 erwähnt melas
vom Snijeznik- Gebirg ge ca. 1000 m. Ich vermute, daß diese Form
bereits zu E. melas leonhardi vom Velebit überleiten dürfte.
E. melas leonhardi subspec. nova (Taf. I. Fig. 3 [8] 4 [Q]).
(Erebia melas Reb., Stud. Il, p. 165. Krain.)
d durch große weiße Flecken der Vflgl. der melas von Ungarn
näherstehend als schawerdae, auf den Htilgln. sind durch bei
einigen Exemplaren vorhandene weiße Punkte noch Beziehungen
zu melas vorhanden. Die Unterseite ist gleichfalls nicht wesentlich
ditferenziert, doch scheinen Exemplare mit rotbrauner Submarginal-
aufhellung, wie sie bei melas auftreten, bei leonhardi entweder
gar nicht oder nur selten vorzukommen.
Das 9 hat aber keinerlei Ähnlichkeit mit melas, weil. der
rotbraune Ozellenvorhof der Vflgl. gänzlich fehlt oder auf einen
unmerklichen rotbraunen Schimmer dicht am Apikalauge beschränkt
ist. & und Q@ außerdem bedeutend kleiner als melas aus Ungarn.
Das Qsteht wiederum unterseits dem schawerdae-Q aus der Herzegowi-
na näher als dem melas-9. Es differiert aber von schawerdae-2 durch
9* 7. Heft
132 H. Fruhstorfer!
größere Ozellen aut beiden Seiten der Htflgl. und von melas durch
die fast schwärzliche Unterseite. Das ausgedehnte fahle Orange-
gelb von melas ist zu einem unbedeutenden rotbraunen Vorhof
der Apikalozellen reduziert. Die Htilgl. haben jede weißlichgraue
Beimischung verloren und schließen sich in ihrem bräunlichen
Gesamtton der schawerdae an.
Patria: Velebit, Ostaria, M. Hilf 1910 3 32 leg. Eine große
Serie in der Sammiung Leonhard. Es sind mir nur 3 oberseits
völlig geschwärzte 2% bekannt.
Erebia melas nanos subspec. nova. (Tafel I, Fig. 1 [8] 2 [Q]).
E. melas Chapm., Ent. Rec. 1914, p. 106, Carniolia, Gorizia,
t/ 1% -1.39..14.° Valve'gezahnt-
Eine hochinteressante Transition von leonhardi zu der
bulgarischen Rasse. $ in der Regel mit noch größeren Apıkalo-
zellen der Vflgl. als bei leonhardi. Die Unterseite durch ein
vorwiegend bräunliches Kolorit mehr der schawerdae genähert.
Das © gleicht in seiner rotbraunen Form am meisten den
rotbraunen bulgarischen 92. Das schwarze © nähert sich den
melanotischen 92 der Okkupationsländer. Soweit mein Material
reicht, übertrifft aber das nanos-Q sowohl schawerdae-Q wie acoris-Q
durch die sehr großen Apikalozellen der Vflgl. Nanos ist noch da-
durch ausgezeichnet, daß sich bei den ?2 keine Ozellen der Htilgl.
ausbilden, wodurch »anos im stärksten Kontrast mit der luxu-
rianten leonhardi steht.
Unterseite schließt sich die helle 9-Form etwas mehr an
melas von Ungarn an, ohne jedoch jemals das helle Grau der Httlgl.
der melas zu erreichen; auch fehlen gerade melas gegenüber die
Ozellen der Htfl2l.-Unterseite. |
Patria: Krain, Berg Nanos. 3 d3 2 22 Coll. Frubstorler.
Istrien (Rebel-Berge 1910, p. 41).
Vom ® sind beide Formen in meiner Sammlung.
Erebia melas acorissubspec. nova. (Taf.], Fig.7[3]8[2]; Tai.II,Fig.1.)
& kaum von schawerdae aus Bosnien und der Herzegowina
zu unterscheiden, doch macht sich bei einigen Exemplaren eine
&raubraune Beschuppung bemerklich, welche schawerdae fehlt.
Das Q ist jedoch sofort von schawerdae zu trennen, durch die kleinere
Gestalt, die unbedeutenderen Apikalozellen der Vflgl., die ın
der Regel in einem undeutlichen rotbraunen Vorhof stehen. Auf
der Unterseite ist dagegen das Rotbraun von acoris auf eine schmä-
lere und schärfer abgegrenzte Submarginalzone beschränkt. Die
Htilgl. führen eine schwächere schwärzliche Medianbinde. Als
Seltenheit treten oberseits fast ganz schwarze 99 auf, welche aber
von den schwarzen 99 aus Bosnien und der Herzegowina durch
die kleineren Ozellen der Vflgl. leicht zu unterscheiden sind.
Patria: Bulgarien, Rhodope, August 1908 (M. Hilf leg.) 2 38,
Rila Planina 1900 m, Kaloverski Balkan 1700 m Juli, (Drenowski
leg.) Coll. Fruhstorier.
Erebia Aleeto Rediviıva. 133
Von den beiden 29 meiner Sammlung gehört eines der durch-
aus geschwärzten, das zweite der rotbraun auigehellten Färbungs-
type an.
Erebia melas schawerdae nomen novum. (Taf. I, Fig.5 [8] 6 [$];
Taf. II, Fig. 2.)
E. melas Reb,, Stud. II 1904, p. 165. Stud. III 1913, p. 296.
In der alpinen Region zwischen 1200 und 1700 m, bevorzugt
die Karstformation, wo sie in den Dolinen mit Vorliebe fliegt.
Einzelnen Gebirgszügen Bosniens fehlt sie. En von Mitte
Juli ab bis in den August.
(E. melas var. hercegowinensis Schawerda Veh Zool. Bot. Ges.
1912, p. 139.)
E. melas B.-B., Ent. Rec. 1914, p. 80. Herzegowina.
Der Name hercegowinensis ist bereits durch E. george herce-
gowinensis Rebel 1903 Stud. I, p. 175 und 1904, p. 166 präokkupiert.
Eine ausgezeichnete Lokalrasse nennt Schawerda mit Recht
diese geographische Form, welche durch ihre oberseits matt braun-
schwarzen QQ sich so erheblich von der Namenstype aus Ungarn
differenziert hat.
Patria: Herzegowina 7 8 4 22, Bosnien 1 2 Coll. Fruhstorier,
in großer Anzahl in Coll. Leonhard. Montenegro (Rebel) am
Lovcen ca. 1100 m. Durmitorgebiet zwischen 1500 und 1900 m.
Die 5 22 meiner Sammlung gehören der oberseits monoton
schwärzlichen Färbungsrichtung an. Die Rasse schawerdae und
die ihr sehr nahestehende griechische Form fielen auch Bethune-
Baker auf, der Ent. Record 1914, p. SO darüber schreibt: ‚‚Erebia
melas der gesamten isthmischen Halbinsel, den Balkan ein-
geschlossen, ist analog der E. lefebvrei var. Pyrenaea in ihren zwei
Hauptvarietäten. Jene von Griechenland ist die mattere und
hellere Varietät, während die Form der Herzegowina schwärzer
und kleiner und so nahe der E. lefebvrei astur Obthr., daß ich an-
nahm, sie könnten E. melas vera sein. Doch hat Dr. Chapman fest-
gestellt, daß die Genitalien verschieden sind.“
E. melas subspec. nova.
(Rebel im Berge 1910, p. 42.)
Patria: Dalmatien.
Erebia melas subspec. nova.
(E. melas Reb. A. Hof. 1911, p. 295.)
(E-“melas' Steiner, TI. Ei Z. iron 2. 106. Snijesnik-Gebirge
ca. 1000 m.
Patria: Serbien (Sucha-planina, Hilf leg.), Kroatien (Steiner).
Erebia melas sigeion subspec. nova.
E. melas Stdgr. Hovae Ross. 1870, p. 65. Veluchi.
E. melas Rühl., Groß-Schm. 1895, p. 493. Veluchi-Gebirge.
Südwest-Rußland (3%
E. melas Calb., Iris 1896, p. 380, t. 8, f. 7. Valve.
E. nerine var. melas Chap., T. E:S.Lond. 1898, t. 12, £. 318. Valve.
7. Heft
134 H. Fruhstorfer:
E. melas hungarica (sic) Obthr., Et. 8, p. 22. Grece.
E. melas Chap. Ent. Rec. 1914, p. 106, t. 1,0225
d unten einfarbiger als melas-$3, das seltene ® ohne Spur
eines Ozellenvorhofes der Vflgl. Htflgl. oberseits nur manchmal
mit weißen Augen. Die Unterseite stets ohne Augenflecke (Stau-
dinger 1. c.). Exemplare etwas größer als solche der Herzegowina,
aber nicht so ansehnlich als melas aus Ungarn, auch weniger
prominent weiß gekernt. Grundfarbe iahler als bei E. melas melas
und selbst bei E. melas schawerdae.
Patria: Griechenland 2 33 Coll. Leonhard. Nach Staudinger
nur im Veluchi-Gebirge.
Erebia nerine Frever
Die phylogenetischen Beziehungen dieser Art zu melas sind
jedenfalls sehr nahe. Beide düriten sich erst in allerjüngster Zeit
separiert haben, und wir können mit einiger Wahrscheinlichkeit
annehmen, daß die äußerst variable nerine das jüngste Glied vor-
stellt, welches aus der beständigeren, also vielleicht konsolidier-
teren älteren Art melas hervorgegangen ist. Morphologisch be-
trachtet bilden hewilsoni, nerine, wie auch melas eine Untergruppe,
welche durch primitive !ormlose Geschlechtsorgane auffallend
kontrastiert gegenüber der alecto-leiebwrei-Gruppe mit ihren hoch-
entwickelten Greiforganen. Die anatomische Differenzierung von
nerine der E. melas gegenüber, besteht nur aus an sich unwesent-
lichen Details im Aufbau des Tegumen, so daß Chapman weder
1898 noch 1914 die Unterscheidungsmerkmale erkannte. 1898
schrieb Chapman, daß ‚‚die östliche melas eine Form der nerine
sei und die morula genannte Abart stehe bereits sehr nahe melas.
Zudem habe er in Cortina ein Exemplar gefangen, das nur schwer
von melas zu unterscheiden sei. Es scheint, daß nerine ostwärts
kleiner und dunkler wird, bis sie keine normalgefärbten Stücke
mehr aufweist und dann effektiv melas wird.‘“ Selbst 1914 vertritt
Chapman noch dieselbe Auffassung, wenngleich er auf Tafel 11
drei Mikrophotographien von melas Organen, neben einem solchen
von nerine stellt, und diese Photographien die Unterschiede in
der Konfiguration des Tegumen und der Valve deutlich zum Aus-
druck bringen. Aber Chapman erklärt nochmals, daß nerine in
der Tat keine distinkte Spezies, sondern nur eine geographische
Rasse der melas sei. Er glaubt aber, das Umgekehrte würde der
Wahrheit näher kommen, jedoch sei melas der ältere Name.
Anfangs erschien es auch mir ganz natürlich, alle nerine-
Formen der zuerst beschriebenen melas anzugliedern, aber ich
wurde dadurch stutzig, daß wir an einer bestimmten Lokalität
in Krain melas und nerine nebeneinander antreffen. Vom rein
geographischen Standpunkt aus ist es somit logischer, beide als
Arten nebeneinander bestehen zu lassen, wenngleich die fraglichen
Rassen nur dort aufeinanderstoßen, wo melas den Endpunkt ihres
westlichen und »erine jenen ihres östlichen Vorkommens erreicht.
Frebia Aleeto Rediviva. 135
Beide begegnen sich somit an ihrer Peripherie, eine Erscheinung,
die wir auf europäischem und tropischem Boden zwar nicht häufig,
aber dennoch hin und wieder konstatieren können. (Man denke
an Cethosia, Parthenos.) Dabei ist noch ins Auge zu fassen, daß
der Berg Nanos mit seinen 1300 m nicht hoch genug ist, um etwa
melas als alpine und nerine als Talform zu produzieren, ganz ab-
gesehen davon, daß diese beiden Arten im Gegensatz zu alecto
und lefebvrei nur in geringeren Erhebungen auftreten und keine
etwa 1800 m Höhe überschreitet.
Nachdem die geographische Vergleichsmethode somit Ver-
anlassung gab, die von Chapman noch als spezifische Einheit be-
trachteten Abzweigungen eventue]l als Arten zu betrachten, war
es ein leichtes sukcesive eine ganze Serie Unterschiede aufzu-
decken, als deren glänzendster das Vorhandensein von An-
drokonien der Vflgl. zu gelten hat, welche bisher noch
keinem Autor auffielen, und heute zum ersten Male erwähnt
werden.
Die anatomische Differenzierung dagegen liegt hauptsächlich im
Tegumen, das einen schlankeren Unkus und längere, etwas robustere
laterale Apophyse aufweist, während die Valve nur zahlreichere
aber dafür schwächere distale Zähnchen führt, als die einfacher,
aber schärfer bewehrte melas. Abgesehen von den anders gestal-
teten Klammerorganen kommt dann die Färbung der Fühlergeisel
in Betracht, welche bei wer’ne bisher von keinem Autor untersucht
wurde, nachdem auch Calberla nur die Fühlerdifferenzen zwischen
melas und. alecto ans Licht gezogen hatte. Die Fühler von nerine
tragen eine Tostrote Spitze, während die Fühlerkeule von melas
oberseits durchaus schwarz bleibt. Weiterhin sind die Palpen der
dg von nerine rostrot, jene der 99 weißgrau; bei melas SS aber
bleiben die Palpen ganz schwarz und beim 2 dunkel rostfarben.
Die Tibien von nerine sind beim & unten rötlich, bei melas schwarz,
beim nerine-Q hellgrau, jene von melas jedoch rotbraun. Am aller-
leichtesten aber dürfte werine noch durch die Stellung der weißen
Punkttlecke der Htflgl. von melas zu trennen sein, weil diese bei
nerine viel weiter als bei melas nach innen gerückt sind. Die Affi-
nität der beiden Arten dokumentiert sich, wenn wir alles zusammen-
fassen, somit fast nur durch das weibliche Kleid. Die weibliche
Tracht ist also auch in diesem Fall die konservativere, während
die SS sich anscheinend leichter und entschiedener modifiziert
haben und den neuerworbenen Habitus energischer bewahren.
Und wenn auch morula vorkommen, wie sie Chapman ins Feld
führt, und wie sie namentlich im Grödenertal ziemlich häulig sind,
welche den roten Vorhof der Ozellen verloren haben, so ist doch
zu konstatieren, daß morula SS vielmehr Analogie mit geaugten
alecto-$& besitzen als mit melas-$$. Nun sind aber gerade die
anatomischen Unterschiede zwischen nerine und alecio die denkbarst
schärfsten, so daß uns also deren scheinbare äußerliche Überein-
stimmung nicht täuschen darf.
7. Heft
136 H. Fruhstorfer:
Wenn wir eroßes Material betrachten, linden wir, daß die
Rassenbildung bei »werine noch in vollem Flusse sich belindet und
nur wenige Splitter derselben lassen sich wirklich auf den ersten
Blick erkennen, wie 2. B. morula, triglites und reichlini, während
sowohl die übrigen südlichen Formen, wie auch die Gebirgsbewohner
soviel Übergänge produzieren, daß deren Merkmale kaum abzu-
‚grenzen sind. Übrigens haben die einzelnen Formen von nerine durch
Turati eine liebevollere und eingehendere Bearbeitung erfahren, als
jene irgend einer anderen Erebienart.
Nomenklatorisch aber steht der Freyersche Name nerine,
abgesehen von dem kühnen Versuche Turatis, denselben zu ver-
schieben, völlig unangefochten. Das Prioritätsrecht Freyers ist
sonnenklar, während sich über alecto und glacialis immer noch
rechten läßt.
Als Verbreitungsgebiet von nerine kann der Südfuß der
Alpen vom Como- und Luganosee an bis Istrien gelten, mit einem
Kulminationspunkt an Häufigkeit und Rassenentwicklung in Süd-
tirol. Damit geht parallel eine seltenere nördliche Form, die vom
Algäu über die Ostalpen bis zu den Karpathen vorgedrungen ist.
Die größte Erhebung erreicht nerine im Engadin, ca. 1800 m, am
Stilfser Joch und in den Karawanken ca. 1900 m.
Erebia nerine nerıne Frever
E. nerine Fır., Neue Beiträge 1831, p. 26, t. 13, 1. 3, 4. Götz,
Oberkrain an Felsen im Aug. /Septbr.
E. nerıne Dup. I, p. 228 Carinthie. Die Abbildung gehört
zu einer anderen als der Krainer Form. ca. 1834.
E. nerine Treitschke 1834, X, p. 49 pro parte (Kärnthen,
Krain). Aug. Septbr.
E. nerine Rühl, Groß-Schmett. 1895, p. 489 part. Krain.
E. nerine Stdgr., Iris 1895, p. 286, Oberkrain.
E. nerine Reb., J. E. V. Wien 1905, p. 57, Triglav, Ende
Juli bis 16. Sept. 1910, p. 120. Crna Post 1400 m.
E. nerine Seitz 1907, t. 37a, & Oberseite, nec. 9, nec. &
Unterseite.
E. nerine Galvagnil. c. 1909 p. 154. Karawanken. ca. 1900 m.
E. nerine Hoftm. J. W. E. V. 1910 p. 81. Rumberg, Grenze
von Steyermark u. Krain ca. 600 m.
E. nerine Rebel im Berge 1910 p. 42. Kärnten, Predel. Am
häufigsten in 1600 m Höhe. 4
E. nerine Turati 1. c. 1914 p. 41. Carinth. Carniolia sup.
E. herzegovinensis Tur. 1. c. p. 41. pro parte ‚Flische Clause’’.
Freyer bildet Exemplare ab mit schmaler Submarginalzone
und zwei präapikalen weiß pupillierten Augen. Htflgl. nur mit
drei intramedianen, roten, relativ kleinen Ozellen. Unterseite
der Htflgl. mit drei weißen Punkten.
2 Vflgl. mit sehr breiter rotbrauner Zone, zwei Apikalaugen
auf beiden Seiten. Htflgl. mit mäßig breiter gelblichbrauner Sub-
Erebia Alecto Rediviva. ıSy4
marginalregion und zwei sehr kleinen weißgekernten, schwach
schwarz umringelten Augen. Unterseite verwaschen grau, mit
drei bis vier kleinen, weißen, schwarz geringelten Ozellen.
Die Verbreitungszone von E. nerine nerine ist noch nicht
genau bekannt, und es wird sehr schwierig sein, selbe gegen die
luxutiantere Zuratii Fruhst. abzugrenzen. Im allgemeinen kann
der Name nerine in Nordkrainer E xemplare bestehen bleiben
und wahrscheinlich für alle Fundorte der julischen Alpen, der
Karawanken, während die aus Kärnthen und der steyerischen
Grenze - vermeldeten Individuen entweder zu gyrione oder zu
reichlini überleiten dürften.
Erebia nerine turalii nom. nov. (Taf. I, Fig. 15 [39]; Taf. II,
Fig. 3).
(E. nerine herzegowinensis Tur. 1. c. p. 41. Istrien, Nanos.)
E. nerine Chap, Tr. E. S. 1898 t. 12. 31 c. Valve, Istria.
E. nerine Wheel. Butt. Switz. 1903 p. 133, Tolmein im Isonze-
tal;, Juni:
E. nerine Rebel im Berge 1910 p. 42. Istrien.
E. nerine Rebel J. W. E. V. 1990 p. 120. Moistrana, sehr
schöne stark geäugte 9%.
Turatii ı5t diejenige nerine Rasse, wele he das ausgedehnteste
Rotbraun in der Submarginalzone der Oberseite beider Flügel führt.
‚Die Augentlecken, namentlich jene der Htilgl. noch prägnanter
als bei der orobica. Auch die Ozellengarnitur der Unterseite der
Htilgl. beider Geschlechter ansehnlicher als selbst bei Zriglites
und orobica. Turati schreibt, daß er ‚„stupendi esemplari’’ von
Herrn Leonhard empfangen habe, und dasselbe gilt auch für eine
herrliche Serie, welche mir der Erforscher der Höhlenfauna der
Balkanstaaten für meine Sammlung überließ. Turatıi, die glanz-
vollste Rasse der Kollektivspezies, überbietet in der Anlage der
hellgelbbraunen Zone und die luxurianten Ozellen beider Flügel
selbst orobica und. triglites. Besonders fallen die Augensterne
der Unterseite aui, welche sich von einem reich violett unter-
mischten, ungewöhnlich hellem Untergrund abheben. Turatıt,
die habituell ansebnlichste »erine, bildet zugleich den am weitesten
nach Süden vorgeschobenen Ausläufer der Gesamtart. Da der
Fundort besonders entwickelter Exemplare (der Berg Nanos)
kaum 10 geographische Meilen von der Heimat der Namenstype,
der nerine nerine entiernt liegt, darf Zuratii als eines der frappan-
testen Beispiele der territorialen Modifizierung gelten. In jenen
südlichen Gebieten aber beginnen alle Tagfalterarten schon auf kurze
Entfernung ihr Aussehen zu verändern, ungefähr so wie die tro-
pischen Arten des indo-australischen Gebiets, wenn sie sich Neu
Guinea nähern.
Auch über die Verbreitung dieser Rasse sind wir noch nicht
orientiert, es gilt noch festzustellen wo sie in orobica übergeht
und wo sie sich in. Oberkrain mit nerine vermischt.
7 Heft
138 H. Fruhstorfer:
Patria: Krain, Berg Nanos, Isonzotal, Moistrana am Fuße
des Triglav ca. 650 m. Österreichisches Küstenland, Fucine Flug-
zeit Juli und August.
Erebia nerine orobica Turati. (Taf. I, Fig. 14 [8%]; Taf. II, Fig. 4.)
E. nerine Rühl, Groß-Schmett. 1895, p. 489. Berge bei Rego-
ledo, Lombardei.
E. nerine Chap., Tr. E. S. L. 1898, p. 226, 1. 12,231 B7Cerma;
Valve.
E. nerine Reb., V. Z.-B. G. 1899, p. 162. Im Sarchetal bis
nach Campiglio, von 900—1800 m Höhe, die verbreitetste Erebia
an Felsen. Einzelne 3 von Campiglio gehören zu morula. Das
seltene @ variiert stark in der Breite der roten Binde und in der
Zahl der Augenpunkte.
E. nerine Wheel., Butt. Switz. 1903, p. 133. Riva bis 5000 Fuß,
Croda di Lago, Sorapiss.
E. nerine Seitz 1907, t. 37 a & Unterseite, prächtige Figur der
Trientiner Riesenform, t. 37 a Z Oberseite, normale Form.
E. alecto Tur. pr. parte l. c., p. 41. Bergamasco, Trentin.
Wenn wir den Verbreitungsbezirk gelten ließen, den Graf
Turati seinem Patenkinde als Wohnort angewiesen hat, würde
der Rassencharakter der herrlichen Form außerordentlich be-
einträchtigt. Exemplare vom Mendelpaß, auf welchem nach Turati
orobica vorkommen soll, sind in ihrer absoluten Mehrheit durchaus
nicht von stelvrana Curo zu separieren. Eifrige Kritiker in Berlin
und Wien könnten demnach mit einem Schein von Recht orobica
zu einem Synonym von stelviana herabdrücken. Orobica in ihrer
reinen Form ist aber dennoch eine herrliche Rasse, die zudem trotz
der Verweisung vom Mendelpaß, welche sie heute erfährt, ein
noch ausgedehnteres Gebiet bewohnt als Turati auf Grund seines
Materials 1914 voraussetzen konnte. Es ist sogar Grund zur
Annahme vorhanden, daß orobica alle südlichen Alpentäler der
Lessinischen und Venetischen Alpen bewohnt und erst in den
Julischen Alpen von nerine nerine abgelöst wird. Nach Westen
geht orobica dann jenseits des Beckens des Comosee in Zriglites,
nach Osten auf istrischem Boden in Zuratii über. Orobica in ihrer
typischen Form stammt aus dem Val Camonica am Südfuß des
Adamello. Damit sind nahezu völlig identisch noch Exemplare
aus dem Val di Canali, sowie Prachtstücke der Trientiner Alpen
meiner Sammlung. Die Seitz’sche Figur t 37a gibt eine gute Vor-
stellung dieser Riesenform. Sehr häufig tritt orobica dann noch
im Ampezzotale auf, besonders bei Cortina, von woher mir etwa
50 dd und 35 22 zum Vergleich vorliegen. Aber Ampezzaner
orobica bilden bereits eine Abschwächung und wenn auch die 9%
den Rassencharakter noch ziemlich hartnäckig bewahrt haben,
verlieren die JS bereits an Größe und der Ausdehnung des rot-
braunen Feldes der Vilgl. Bei beiden Geschlechtern varilert
übrigens alles: Größe, Grundfarbe, Zahl und Form der Augen,
Frebia Aleeto Rediviva. 139
natürlich auch das Kolorit der Unterseite. Aber dennoch läßt
sich gerade bei einer großen Zahl von Individuen aus der schein-
baren Unbeständigkeit das Beständige, also der Rassencharakter
ausscheiden und erfassen. Keines der dd erreicht weder die
großen weißen Pupillen der istrischen Zuratit, noch die unscheinbare
Punktierung der sielviana. (Ganz dunkle Stücke, wie sie Chapman
ale Übergang zu melas (?) oder morula betrachtet, fehlen mir —
wenngleich einige meiner Ampezzaner orobica in der Gesamt-
färbung kaum von sielviana aus dem Sarntal oder der Mendel
zu trennen wären, wenn — ja wenn sie eben solch kleine Augen-
flecke als szelviana besitzen würden. Das 9 neigt, weil es ohnedies
bunter erscheint, noch mehr als die dS zur Veränderung. Die
Binde beider Flügel kann bei ihm relativ schmal sein, manchmal
ebenso eng als bei sZelvrana, häufiger jedoch erreicht sie die Aus-
dehnung schmalbindiger Zuratii. Das Kolorit der Submarginal-
zone wechselt von ockergelb, bei etwas geflogenen Stücken —
bis zum satten Braungelb der ganz frischen Exemplare. Das
dunkle Kastanienbraun der Zriglites wird niemals erreicht, auch
nie das helle Lederbraun der Zuratii. Die Zahl der Augen der Vflgl.
schwankt von 2—5, jene der Htflgl. wechselt zwischen 3 und 4,
nur in seltenen Fällen gewahren wir noch ein Komplementärauge
im Analwinkel. Die Größe der Zriglites und Zuratii Augen aber
erreicht keine meiner vielen orobica. Die Submargınalbinde ist
zudem niemals so scharf abgeschnitten als bei der Tessiner Vika-
riante. Die Unterseite ist szelviana gegenüber jedoch schwieriger
abzugrenzen und ganz klein geaugte orobica sind von SS der
Mendel überhaupt nicht zu separieren. Die Gesamtfarbe der
Unterseite der Htflgl. der 22 zieht von dunkelgrau bis zu rein weiß-
grau, und die Medianbinde kann mehr oder minder breit braun
oder braungrau beschattet sein. In der durchweg lichteren Sub-
marginalzone sind die Ozellen in der Regel nur angedeutet, nur
bei einem ® bleiben sie sehr kräftig, ohne indessen die Prominenz
oder Schönheit der Zurati-Augen zu erreichen. Die Vflgl. tragen
meist nur die Apikalozelle, gelegentlich auch ein Analauge und
vielfach 2 oder 3 nicht pupillierte Intramedianpunktflecken.
Orobica mit ebenso schön weiß verwaschenen Htilgl., wie sie
bei Zuratii die Regel sind, oder ganz so dunkel schiefer- oder eisen-
graue wie bei Zriglites, liegen nicht vor. Gibt es aber nicht solche
oder Transitionen dazu? Sehr wahrscheinlich — aber nur an
Lokalitäten, die noch nicht erforscht sind. Je größer also das
Material sein wird, das uns die nächsten Jahrzehnte bringen,
desto mehr werden sich die Rassencharaktere vermischen. Da
drängt sich nun die Frage auf — hat es in dieser Voraussicht dann
überhaupt Zweck die heute bekannten Fragmente einer Kollektiv-
spezies mit Namen zu belegen? Ja und Nein. Ja, weil eine nerine
von Cortina oder Lugano eben doch etwas ganz anderes vorstellt
als eine nerine aus Krain oder Reichenhall. Ja, weil wir noch
keinen Ausweg wissen, bestimmte Individuenreihen, welche an
7. Heft
140 H. Fruhstorfer:
eine isolierte Lokalität, wie z. B. das Engadin gebunden sind —
zu bezeichnen. Nein, weil die Namen in Zukunft doch fallen werden,
oder weil noch ein Modus entdeckt wird, die geographische Ab-
stufung zu umschreiben. Nochmals ja aber, weil die heutigen Ento-
mologen zoogeographisch nicht erfahren genug sind, zu wissen,
daß eine nerine von Reichenhall eben ganz anders sein muß
als nerine vom Berg Nanos oder dem Monte Generoso und eine
nerine trigliies vom Tessin nicht verwechselt werden kann und darf
mit morula aus dem Grödnertal.
Erebia nerine stelviana Curo. (Taf. I, Fig. 10—12.)
Boll. 5. E. 17.1871: P. AT.
E. nerine Killias, Lep. Graubünden 1881, p. 33. Bormio.
‘. nerine var. stelviana Rühl, Großschm. 1895, p. 491. Bormio.
E. nerine var. stelviana Stdgr., Iris 1895, p. 286.
©, nerine Chapm., T. E. S.1898, t. 12, f. a, Tegumen, Mendelpaß.
E. nerine Seitz 1907, t. 37b Q@ nec d; als stelviana p. 101.
©. nerine Chapm., Ent. Rec.1914, t.11, f.16 Genit. Valve zahnlos.
E. nerine var. stelvoiana Wheel., Butt. Switz. 1903, p. 134 und
var. reichlini Wheel. Bormio.
E. alecto stelviana Cur., 1. c., p. 41. Alto Valtellina, Bormio,
Stelvio, p. 29 Forno.
E. nerine Seitz pro pte. t. 37 b, 2 (nec' 3).
E. alecto orobica Tur. pro pte. Mendel.
S. nerine stelviana Reb. im Berge 1910, p. 42. Bormio.
FE. nerine rveichlini Schaw., V. Z. b. G. 1909, p. 329 forma
nıgra. — Mendel.
E. nerine Spuler 1908, t. 10, fig. 1a £.
E. nerine italica Vorbr., Schmett. Schw. 1911, p. 79. Puschlav,
Bormio, Stelvio.
E. nerine morula Vorbr., 1. c., p. 80. Gemmi (?)*, Stilfser Joch.
Eine äußerlich wenig ansehnliche Rasse, die wie schon Stau-
dinger 1895 bemerkte, nicht gut abgegrenzt ist. Ihre Verbreitungs-
zone ist gleichfalls nur ungenau bekannt — aber wahrscheinlich
größer als bisher angenommen wurde. Typische Exemplare von
Bormio sind mir unzugänglich geblieben — doch glaube ich, daß
selbe von solchen aus dem Puschlavtal des Museum in Zürich und
jenen vom Stelvio meiner Sammlung kaum differieren werden.
Im allgemeinen macht sielviana den Eindruck einer montanen
Form, wenngleich sie auch in tieferen Tälern gefunden wird. Von
reichlini, der stelviana am nächsten steht, differiert sie durch die
lebhaftere und heller rotbraune Binde der Oberseite, sowie die auf
den Htflgl. stets vorhandenen, wenn auch nur kleinen Augenflecken.
Die Apikalozellen der Vflgl. etwas größer als bei veichlint, die
rotbraunen Flecken der Htilgl. zu einer Binde vereinigt, nur selten
im Anklang an reichlini völlig isoliert. Das @ besitzt leuchtendere
Augensterne als reichlini und gleicht in vielen Punkten bereits
*) Anmerkung: Vermutlich zu Zrech. enias eurykleia Fruhst. gehörig,
Erebia Aleeto Rediviva. 141
abgeschwächten verdunkelten orobica-?9. Nach Dr. -Schawerda
kommen auf der Mendel ganz dunkle Exemplare vor, welche Ähn-
lichkeit mit morula Spr. haben.
Als neuer Standort wird. hier der Südabhang des Simplon
bekannt, wo Ingenieur Roth aus Cannstadt stelviana entdeckt
und mir in mehreren Exemplaren zugesandt hat.
Patria: Veltlin (Bormio), Puschlav, Bergell (?), Stelvio,
Sarntal, Landeck (Stange leg.), Mendel, Meran, Laquintal (Coll.
Fruhstorfer), Fassatal (Gumppenberg), Macugnaga, Fornotal
1600 m (Turatı).
Evebia nerine gyrtone subspec. nova.
E. nerine Gumppbg., St. E. Z. 1888, p. 387. Pfitschertal,
Tirol, Zirl im OÖberinntal.
E. nerine und var. rveichlini Rühl., 1895, p. 489 und 490.
Glockner, Raıbl in Kärnten.
E. nerine veichlini Seitz 1, 1907, p. 101 p. parte, Glockner-
gebiet.
E. nerine morula Reb. im Berge 1910, p. 42 pro pte. Glockner-
gebiet; Tirol.
E. nerine Hormz., Iris 1901, p. 366. Marmarosch, Transsylv.
E. alecto styx Tur., 1914, 1. c., p. 42. part. Glocknergebiet.
E. nerine gyrtone steht im selben Verhältnis zu nerine von
Krain und reichlini von Salzburg wie morula zu stelviana, d. h.
sje stellt eine verdunkelte montane Form dar, bei welcher die
Rostfleckung in hohem Maße in der Rückbildung begriffen ist:
Aber während bei morula der Farbenmelanismus mit einer Re-
duktion des Habitus parallel geht, übertrifft gyrfone den Durch-
schnitt der reichlini. Die Htflgl. tragen beiderseits wohlausgebildete
Ozellen im Gegensatz zu reichlini, jedoch im Anschluß an »erine.
Gyrtone setzt in Tirol dort ein, wo sich stelviana verliert,
also in der Umgebung von Innsbruck. Wie weit die Form nach
Osten geht, ist noch zu ergründen. Es ist nicht unwahrscheinlich,
daß nerine der Karawanken, vom Triglav ev. selbst jene der Kar-
pathen eine größere Affinität mit gyrione als mit nerine bekunden.
Patria: Großglockner, Gebirge bei Innsbruck, Zirl (Coll.
Fruhstorfer), Piitschertal (Gumppenberg), Karpathen?, Marma-
rosch, Hunyader Comit. Nagyag, Transsylv (?) (Hormuzaki).
Erebia nerine morula Speyer
E. morula Spr., Stett. E. Z. 1865. ‚Seißer Alp.
E. nerine var. morula Rühl, 1. c., p. 490, 1895. Seißer Alp.
E. nerine var. morula Stgr., Iris 1895, p. 286. Kleine alpine
Form der nerine.
E. nerine Chap., Tr. E. S. 1898, t. 12, f. 31d und e. Valve.
E. nerine morula Wheel., Butt. Switz. 1903, p. 134. Grödner-
joch.
E. nerine morula Schaw. V. Z. B. G. 1909, p. '328 iorma
nigra, Grödnertal.
7. Heft
142 H. Fruhstorfer:
E. alecto morula Tur., 1. c., p. 42. Grödnertal, Seisser-Alp.
E. nerine movula Seitz 1907, p. 101. Seisser Alp.
E. nerine var. morula Spul., Eur. Schmett. 1908 (?), p. 37.
Südl. Ostalpen.
E. nerine var. morula Rebel im Berge 1910, p. 42, part.
Südtirol.
E. nerine var. morula Schaw., V. Z. B. G. 1911, p. 90. Ei mit
16 Längsrippen. |
Das melanotische Extrem der Kollektivspezies — eine ty-
pische alpine Form, welche sich als nigristische Enklave zwischen
die farbenreiche und lichte orobica sowie stelviana einerseits und
die dunkle eyrione und reichlin: andererseits einschiebt. Ihre
Verbreitungszone ist eine sehr eng begrenzte, nur wenige Stellen
der Dolomiten. z. B. die Seisser Alp, Tierser Alp, Grödnertal.
Nach den Exemplaren meiner Sammlung sind die meisten
morula auf den Htflgl. schwach geäugt. Von der rostfarbenen
Binde sind gelegentlich nur Rudimente vorhanden, manchmal
aber tragen die Vflgl. eine schmale, kurze, deutliche, scharf um-
grenzte Binde von jenem Umriß, wie er für das Submarginalband
der südlichen E. aethiops charakteristisch ist. Die Apikalozellen
der Vflgl. markanter als bei veschlini. Das 2 führt eine schmale
rotbraune Submarginalzone, in welcher drei wohlentwickelte
Augen stehen. Unterseite der Htilgl. gleichmäßig rauchbraun,
dunkler als bei reichlini und namentlich bei orobica und stelviana.
Patria: Dolomiten, Seisser, Tierser Alp, Grödnertal, ca.
2000 m (Coli. Fruhstorfer), Regensburger Hütte (H. Fruhstorfer
leg.). Im Grödnertal traf Dr. Schawerda auf 1400 m Erhebung
bereits Exemplare, welche fast alles Rotbraun der Oberseite ver-
loren haben, eine auch bei anderen Erebien vorkommende Zustands-
form, welche mit dem Namen nigra Schawerda belegt wurde.
2 forma ladinia forma nova. (Taf. I, Fig. 13.)
Diese Form steht einstweilen noch so isoliert, daß sie sich
wahrscheinlich als natürliches Kälte- oder Hitzeprodukt erweisen
dürfte. Oberseits ist eine gewisse Ähnlichkeit mit E. nerine try-
bhaera vorhanden, durch die matte, verwaschene an E. oeme 92
zgemahnende dunkel rotbraune Submarginalzone beider Flügel.
Die Unterseite der Ht{lgl. erinnert etwas an kleinpunktige monoton
fahlgraue orobica-Q2.
Es ist mir nur ein 9 bekannt, daß Herr Prof. Stange bei
Colfuschg im Gader- oder Enneberger Tal auf 1700 m am 2. Aug.
1907 gesammelt hat. Der Fundort liegt östlich, aber so nahe dem
Grödnertal, daß an eine Lokalrasse einstweilen nicht gedacht
werden kann.
Es wird eine dankbare Aufgabe für tiroler und österreichische
Sammler sein, das & zu dieser isolierten Form zu erbringen, die
ziemlich gewiß unter ganz abnormen klimatischen Verhältnissen
entstanden ist.
Patria: Südtirol, Colfuschg.
Erebia Alecto Rediviva. 143
Evebia nerine veichlini Herr.-Schäff. (Taf. I, Fig. 9.)
© E..alecto Hb., f. 515, 516 ($ nec 2!): :Lermoos!
E. veichlini Herr.-Schäff., Corres. Ins. No. 1, p.
E. nerine H.-Sch., Europ. Schmett., vol. I, p. 47, aa 69/70 8,
f. 71/72 und 73/74 0.
E. reichlini Rühl, Groß-Schmett. 1895, p. 490, part. Reichen-
hall.
E. reichlini Stdgr., Irıs 1895, p. 285.
E. nerine var. reichlini Rebel, V. Z. B. G. 1905, p. 272, am
Oetscher. (??)
E. nerine reichlini Seitz, 1907, p. 101, pro parte Bayr. Alpen,
Fernpaß, Scharnitztal, Reichenhall.
E. nerine Pieszczek, J. Bericht W. E. V. 1909, p. 89. Gössen-
berg, Steiermark.
E. nerine var. reichlini Spuler, Schmett. Europ. 1908?,
p- 37. Bayer. Alpen, Süd. Östl. Karpathen ? t. 10, 1.1b 2.
E. nerine var. reichlini Rebel im Berge 1910, p. 42. Reichen-
hall, Salzburg, Tirol.
E. alecto styx Tur., 1. c., p: 42.
E. s»oante H.-S., 1. c., vol. I, f. 171/172.
Die erste Beschreibung dieser ausgezeichneten Rasse brachte
bereits Hübner. Er sagt zu Fig. 515 und 516 (9) folgendes: ‚Die
Flügel oben fast schwarz, rotbraun bandiert und ordentlich ge-
äugt, unten auswärts braungrau gemengt, die oberen im inneren
Raume rostfärbig, wie oben geäugt, ihre Fransen durchaus gleich-
färbig braun. Heim die Alpen Tirols und der Schweiz. Ein junger
feuriger Naturliebhaber namens Sartori, der im Jahre 1802 dem
Herrn Pfeifier zu Liebe einen Alpenbesuch unternahm, brachte
in der Gegend bei Lermoos (Nordtirol) außer noch anderen
Schmetterlingsgattungen auch diese in stufenweiser Änderung bis
zur einiarbig schwarzen Abweichung.“
Calberla meint, daß dieses Weibchen (515) nicht aus Lermoos,
sondern aus einem von Sammlern nicht mehr begangenen Teil
Südtirols stamme, da die Brenta damals noch nicht besucht war.
‚Schawerda aber bemerkt mit Recht: ‚Wie hätte aber Hübner
dann von der stuienweisen Änderung der Lermooser Erebien
sprechen können, wenn das 9 nicht aus Lermoos war?
Außer dem Flügelschnitt, der nicht zu glacialis paßt,
weist Fig. 515 und 516 auch eine Ober- und Unterseite auf, die
nicht zu 2 der glacialis-Rassen passen. Die Außenbinde der Unter-
seite der Hinterflügel ist in Bild 516 viel breiter als bei den Brenta-
Weibchen, mehr grau und viel schwächer geäugt. Man sieht
nur einen schwachen weißen Kern, während die Brenta-Weibchen
stark geäugt sind. Die Lösung ist sehr einfach. Fig. 515 (deren
Unterseite 516) ist überhaupt kein Weibchen. Man sieht dies
sicher in Fig. 516. So sehen die Erebien-Weibchen dieser Gruppe
unten nie aus. Die Vorderflügelunterseite ist zu rotbraun, die
Hinterilügelunterseite in ihrem dunklen Kolorit ebenfalls nicht
7. Heft
144 H. Fruhstorfer:
weiblich. Es ist ein Männchen der damals noch nicht bekannten
Art nerine, die Freyer erst 1831 beschrieb. Das Tier war
wahrscheinlich frisch gekrochen und hatte einen vollen Leib.
Sartori hatte es etwas tiefer gesammelt. Nerine kommt ja
erwiesenermaßen in Lermoos vor. Es ist aber auch keine
typische nerine.‘“
Turati gibt dem Namen siyx Fr. den Vorzug und betrachtet
reichlint H.-Sch. als die jüngere Umschreibung derselben Rasse.
Wenn wir aber Freyer aufschlagen, erfahren wir, daß Freyer seine
styx von Escher in Zürich empfangen, und daß Freyer siyx selbst
iür eine Abweichung von ?ronoe gehalten hat und auch seine
Zeitgenossen styx mit E. pronoe vereinigten, so Boisduval Gen.
et Ind. Meth. 1840, p. 28, der sie unter Nr. 215 zwischen Pronoe
und ?ithe einschiebt, ein Verfahren, das Kirby 1871 wiederholte.
Auch Staudinger brachte im Katalog 1., 1861 die Freyersche siyx
in Verbindung mit fronoe. Ich selbst möchte dagegen annehmen,
daß styx eine goante-Form sein dürtte, weil ich 1916 im Maderaner-
Tal 22 fing, welche ganz mit Freyers Bild harmonieren. Aber
ganz gleich, ob wir söyx der dronoe oder der goante unterordnen —
ein Synonym bleibt sie auf alle Fälle — allerdings nicht von
E. nerine veichlini, als welche sie Staudinger 1901 fehlerhait pro-
klamierte. Der Name veichlini aber muß wieder in seine Rechte
eingesetzt werden.
Das Verbreitungsgebiet der reichlini geht von Voralberg
(Lermoos) und dem Algäu bis Reichenhall. Auch Exemplare
vom Achtal in Tirol gehören dazu, ob indessen nerine von Steier-
mark zu reichlini oder gyrtone zu zählen sind, mögen die Besitzer
der betreftenden Formen entscheiden. z
Patria: Algäu, Oberaudorf, Reichenhall, Salzburg, Achtal
(6 dd, 3 22 Coll. Fruhstorfer).
Erebia nerine tryphaera nom. nov.
(E. nerine Bsd. Icon. Hist., p. 154 t. 31, f. 6, 7, 1832, Grisons
Echer-Zollikofer] leg.)
E. styx Escher, nec Freyer, teste Meyer-Dür, Tagfalter 1851,
p. 166. Helvetia ?
E nerine var. italica Frey, Lepid. 1880, p. 39. Graubünden.
E. nerine var. italica Rühl. Groß-Schmett. 1895, p. 490.
Walliser Alpen (!).
E. nerine var. stelviana Wheel., Butt. 1903, p. 134. Grau-
bünden.
E. nerine Killias, Lep. Graub. 1881, p. 33. Graubünden.
M. nerine italica Vorbr., Schmett. 1911, p. 79. Graubünden.
M. nerine stelviana Vorbr., p. 80. Unter-Engadin.
E. alecto Tur., 1. c., p. 41, part. Unter-Engadin.
Boisduvals Figur paßt vorzüglich auf die mir aus dem Engadin
zugänglichen Exemplare. Die rotbraune Zone der Vflgl. sehr schmal,
scharf abgegrenzt — Htflgl. mit drei elliptischen intramedianen und
Erebia Alecto Rediviva. 145
einem runden Analfleck, von welchem jeder eine kleine, weiß
zentrierte Ozelle umschließt, die sich unterseits wiederholt.
iryphaera stellt nächst morula die farbenärmste bisher bekannte
Rasse vor — eine typische alpine Form, deren $® sich viel mehr
der reichlini nähern, als der geographisch benachbarten szelviana Curo
vom Ortlergebiet und den tiefer gelegenen Tälern des Puschlav und
Veltlin. $ mit äußerst schmaler, scharf abgesetzter, dunkelrotbrauner
Binde. Htflgl. häufig sogar augenlos — nur auf den Vflgl. zwei kleine
Ozellen, welche etwa jenen besonders kleinaugiger reichlini ent-
sprechen. 9 entschieden dem reichlini ? verwandt — die rotbraune
Binde aber noch in weiterer Rückbildung. Ozellen der Vflgl. wie auch
namentlich die drei Augen der Htflg. wenn vorhanden, sehr klein.
Unterseite stark verdunkelt — die rostfarbene Zone der Vflgl.
scharf umgrenzt — äußerst schmal. Htflgl. ohne Augenfleckchen.
Patria: Engadin 9 Coll. Fruhstorfer. Eine kleine Serie in
Coll. Vorbrodt und Lütschg in Bern.
Zu irybhaera gehören jedenfalls alle werine, welche aus”den
Tälern: Muranza, Fraele — ferner aus dem Unter-Engadin von
Zierfs und Zernetz durch Killias, aus dem Val Tuors und Vals
durch Vorbrodt vermeldet werden. Münstertal (?) (Frey).
Erebia nerine triglites subspec. nova. (Taf. 1, Fig. 16 [8] 18 [9].
Taf. II, Fig. 5.)
E. nerine Frey, Lep. 1880, p. 39. Monte Grigna oberhalb
Lecco, sonst tief hinab bis zum Comersee (Curo).
E. nerine Wheel., Butt. Sw. 1903, p. 134.
M. nerine Vorbr., Schmett. Schw. 1911, p. 79. Tessin, Fusio. (?)
M. nerine italica Vorbr., Nachtrag 2, p. 612. Generoso 1914.
E. alecto Tur., A. S. St. Sc. Nat. Pavia 1914, p. 41. Mte. Ge-
neroso, Lugano. Como, Brianza (?).
Diese luxurianteste der Schweizer Rassen hat Turati als die
Namenstype aufgefaßt und als E. alecto alecto Hb. umschrieben,
sowie mit der heutigen iryphaera und. Fragmenten der orobica Tur.
verschmölzen. Zriglites differiert von orobica und sogar Zuratii durch
die fortgeschrittene Ausbildung der kastanienbraunen, satt rötlich-
gelben Submarginalzone der Oberseite beider Flügel der dd —
deren Ozellen sind zudem prominenter weiß gefleckt. Auch scheint
die kastanienfarbene Region schärfer als bei orobica abgegrenzt zu
sein. Der Zuratii gegenüber aber sind die Augen der Htflgl. geringer
weiß pupilliert. Die Unterseite der 92 ist zudem dunkler als bei
turatii — gesättigter grau auch als bei orobica. Turati hebt hervor,
daß von den Exemplaren seiner Sammlung solche aus Lugano
identisch seien mit jenen vom Monte Generoso — und diese wiede-
rum mit solchen vom Valsassina, das vom Comosee ausgeht.
“ Patria: Monte Generoso, Ende August, Georg Krüger leg. in
Anzahl in Coll. Fruhstorfer und Leonhard. Insubrische Alpen;
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 7. 10 7. Heft
146 H. Fruhstorfer:
Brianza, Bergamasker Berge, Comosee (Turati). Nach Vorbrodt
merkwürdig helle Exemplare bei Fusio (Ereb. goarte?). e)
Erebia aleeto Hübner
Unter diesem Namen, der heute wieder in seine alten Rechte
eingesetzt wird, finden sich alle jene Vikarianten vereinigt, welche
in der Regel unter dem populären, aber um ein Jahr jüngeren
Namen E. glacialis in den Sammlungen verwahrt werden. Alle
alecto gehören nächst den Parnassiern zu dem gesuchtesten Edel-
wild, nur sind sie um vieles schwieriger als diese zu erbeuten, so
daß es nur einigen Auserlesenen geglückt ist, große Individuen-
serien der scheuen, fluggewandten Art zu erbeuten.
Geographisch ist das Verhalten der Spezies höchst interessant
— sehr beständig an ihrer südlichen und westlichen Peripherie —
varliert sie am meisten im Zentrum ihres Vorkommens. Wirklich
häufig scheint sie nur an einigen bevorzugten Standorten der Schweiz
(Dent du Midi, Gornergrat, Windgälle) zu sein und allenfalls in Tirol
— wenigstens in der engeren Heimat der Namenstype bei Lermoos.
An der Peripherie verliert sie sich rasch und sie ist dort so selten,
daß ihre östlichsten Flugplätze sogar erst im letzten Jahrzehnt er-
schlossen wurden. Auch im Westen wird sie spärlich und in den
Basses- und Hautes Alpes wurden selbst von einer Schar von
Berufssammlern im Laufe von etwa 30 Jahren nur etwa 250 Exem-
plare aufgebracht — also kaum soviel als Muschamp in ein paar
Wochen in einer einzigen Saison am Dent du Midi einheimste.®) Nur
im Zentrum ihres Vorkommens, also auf Tiroler Gebiet, zeigt sich
E. alecto außerordentlich veränderlich — aber schon auf Schweizer
Boden verliert alecto ihre Gestaltungsfähigkeit, und während wir
von den Östalpen drei bis vier gute Rassen kennen, lassen sich
in der Schweiz nur mit Mühe noch zwei geographische Formen
auseinanderhalten. Von den Hochgipfeln der Dauphine und ‚der
Seealpen sind koloristische Modifikationen bisher überhaupt nicht
bekannt.
Eigentümlich und durchaus unvermittelt sind auch die Grenz-
marken der Art. Nach Westen bildet die Rhöneniederung von
Lyon bis Arles und das Tal der Garonne eine natürliche Barriere,
über welche auch die Cevennen alecto nicht weiterleiten konnten,
weil deren Erhebungen die von alecio geforderte Höhe nicht er-
reichen. So kommt es, daß wir auf den spanischen und franzö-
sischen Pyrenäen alecto nicht mehr vorfinden, sondern die äußerst
protistische E. lefebvrei. Nach. Osten aber bildet der Triglav den
Grenzstein, jenseits dessen alecio verschwindet, um der E. melas
Platz zu machen.
Calberla nimmt an, daß E. alecto in ihrem Vorkommen an das
Vorhandensein von Kalkflora gebunden ist, weshalb sie in der
) GeorgYKrü er bestreitet das Vorkommen von E. nerine bei Fusio.
. Am Fuße des Windgällengletschers fing ich im Juli 1917 an einem
Tage 90, Exemplare.
Erebia Alecto- Rediviva, 147
krystallinischen Zentralzone der Alpen nur sehr selten beobachtet
wird. Findet sie sich dennoch, so ist anzunehmen, daß sedimentäre
Gesteine aufliegen und somit Kalkflora vorhanden ist — wie im
Ortlergebiet, im Engadin und dem Albulapaß.®) Es bleibt eine dank-
bare Aufgabe der Zukunft, Material für oder gegen die Calberlasche
Theorie zu sammeln — mir liegt das Gebiet zu fern, um mich
darüber zu äußern.
Der Ozellenbildung ven E. alecto wurde von früheren Autoren
die größte Bedeutung geschenkt — man trennte darnach die Rassen
und was. Schweizer Gebiet angeht, sicher mit Recht. Neuere Ent-
deckungen aber beweisen, daß im Ötztale völlig augenlose und reich
geaugte Individuen, wenn auch nicht nebeneinander, sc doch Erz
einander vorkommen.
Die Schweizer Formen aber lassen sich ohne weiteres von
alecto separieren, weil hier alecto mit ganzen Ozellenreihen wie bei
E. alecto forma iurbo oder E. alecto nicholli überhaupt nicht vor-
kommen. Das Maximum an Ozellenbildung in der Schweiz: be-
schränkt sich immer nur auf einige kleine, weißgekernte Augen
der Vflgl., wie dies ja auch Vorbrodt erwähnt. Auch Prof. Standfuß
erzählte mir, daß er auf Schweizer Boden geaugte Stücke nicht
beobaichtete — wohl aber am Stilfser Joch.
Die ersten Autoren legten auch großen Wert auf das Vi Aa
sein oder Fehlen der rotbraunen Binde der Oberseite. So wurde
schon von Esper E. Pluto und E. glacialis auseinandergehalten,
‘ während der Vollender des E sperschen Werkes eine vermittelnde
Form als Zisiphone Charpentier gleichfalls als Art einführte.
Bei alecto befindet sich, ebenso wie bei den meisten paläark-
tischen Melitaeen alles im Fluß — nur in ganz seltenen Fällen
gewahren wir einige Beständigkeit — wie z. B. bei der Abruzzen-
form, weil diese dort isoliert geblieben ist. Aber gleichwie bei
E. nerine trägt auch bei alecto "fast jeder Neufund dazu bei, die
Differenzialcharaktere der bisherigen guten Rassen zu verderben.
Die ursprünglich als maßgebend aufgefaßten Merkmale werden
dadurch entwertet und ebensowenig wie für die zahlreichen E. ne-
rine Formen lassen sich für alecto die Rassenkennzeichen tabella-
risch darstellen.
Erebia alecto duboncheli Obthr.
Sat. alecio Dup., t. 38, f. 14. &9.
E. duponcheli Obthr., Bull. S. E. Fr. 1897, p. 290—292.
E. glacialis duponcheli Obthr., Lep. Comp. 3, p. 304; 1. c., 1910
t. 46, f. 379 8, 385 2.
E. alecto ab. pluto Wheel., Butt. Switz. 1903, p. 128. $ kleiner
als der $ von glacialis alecto (!) der Schweiz. © Unterseite der
Htflgl. hauptsächlich am Außenrand wie vergoldet oder versilbert.
Oberthür schreibt, daß E. duboncheh an den Orten, welche sie
bewohnt, nicht selten ist, daß aber die Berge sehr wenig besucht
*) Auch auf der Windgälle. (Eruhstorfer).
10* 7. Heft
148 H. Fruhstorfer:
werden und man sich großen Anstrengungen aussetzen muß, um auf
die von duboncheli bevorzugten Gipfel zu gelangen. Obertbür besitzt
etwa 250 Exemplare, welche von Berufssammlern eingebrachtwurden.
Patria: Basses Alpes, Col de Lure, Mont Pelat, Enchastrayes,
Cheval Blanc, Alpes Maritimes, Digne (Wheeler).
Erebia alecto plutonides subspec. nova.
(E. alecto Bsd., Icones 1832, t. 32, 1.4,5&1.6 72.)
E. glacialis alecto Obthr., Lep. Comp. 3, p. 308.
E. alecto Tetley, E. Rd. 1913, p. 80, Dauphine.
E. glacialis Chap., E. Rd. 1914, p. 3. Col de Galıbier.
Boisduval hat im Jahre 1825 auf dem Gipfel des Galibier
Exemplare gefangen, von denen der $ sich Pluto aufs engste an-
schließt, d. h. oben und unten ganz schwarz bleibt. Das @ führt
aber oberseits geringe Spuren eines roten Anflugs und ist unter-
seits durchweg rötlich überhaucht. Ein von Tetley am Col d’Ery-
chauda, der ins Vallouise überführt, gefundenes Qhat einen schwa-
chen «ubapikalen Flecken — während Chapman auf beiden Seiten
des Galibier vorwiegend ganz schwarze, zeichnungs- und augen-
lose Stücke in Anzahl vorfand.
Patria: Dauphine, Maurienne, Col de Galibier ca. 2000 m.
(Boisduval leg.). Vallouise (Tetley). Letzterer beobachtete, daß
die 22 von plutonides ihre Eier auf Steine ablegen.
Erebia alecto beelzebub Costa
? Beelzebub Costa, Eserc. Acad. II, p. 27t.2f., 1,2 vor 1871.
Abruzzen.
E. glacialis ab. Pluto Calb., Iris I, p. 135. Gran Sasso; 1. c.
1896, 9: 39, 8,8, 3, Gent.
E. glacialis und ab. pluto Rühl, p. 496. Gias del Ortiga,
Mte. Faschia, Abruzzen.
E. glacialis ab. Pluto Wheel., Butt. Switz. 1903, p. 128. Monte
Faschia, Gias del Ortiga.
Eine interessante Form, welche anatomisch viel schärfer als
rein äußerlich differenziert ist. Die Exempl. variieren nur un-
bedeutend — sind überwiegend schwarz, wenn auch als Seltenheit
einige den Schein oder die Spur einer rötlichen Binde auf der
Vflgl.-Oberseite tragen. Die 92 führen eine verwaschene braune
Binde auf allen Flügeln, die Vflgl.-Unterseite ist jedoch schwarz.
Ein Exemplar zeigt zwei ungemein kleine Augen der Vflgl. Die
pluto-Bildung kommt also bei beelzebub auch beim ? zum Ausdruck.
Beelzebub ist in den Abruzzen isoliert geblieben und variiert
deshalb sehr wenig. Nach Norden zu finden sich keine über 2000 m
hohe Gebirgsstöcke, so daß sie mit den Rassen der französischen
und Schweizer Alpen nicht in Connex treten konnte; doch nimmt
Calberla an, daß sie früher über den ganzen Apennin verbreitet
war, weil in den französischen Alpen die Form #/uto genau in der-
selben Gestalt auftritt wie bei beelzebub. i
Frebia Alecto Rediviva. 149
Patria: Abruzzen, Gran Sasso 2000-2200 m — gelegentlich
vom Winde bis 1600 m herabgedrückt. Monte Faschia bei Certosa
di Pesio 7000-8000 Fuß (Wheeler).
Erebia alecto glacialis Esp. (Taf. Il, Fig. 8.)
P. glacialis Esp. 1805, p. 117 t. 116 Cont., 71f. 2 2 nec &.
Chamonix.
E. glacialis Frey, p. 40. Walliser Alpen. 1880.
E. glacialis Rühl, 1895, p. 496. Walliser Alpen.
E. glacialis Favre, Lep. du Valais 1899, p. 44. 2000—2700 m.
Walliser Alpen.
E. alecto var. glacialis Wheel., Butt. Switz. 1903, p. 128. Die
häufigste Form der W.- u. SW.-Alpen.
E. glacialis Spul., 1908, p. 37 t. 10 f., 5. Q.
E. glacialis Obthr., Lep. Comp. 1909, p. 303. Gornergrat.
E. glacialis Musch., Bull. Soc. Lep. Geneve 1909, p. 255.
Die Mehrzahl sehr dunkel — selbst ein Pluto-2.
E. glacialis Schaw., Verh. Z. B. G. 1910, p. 37. Savoyen,
Gornergrat.
M. glacialis Vorbr., Schm. Schw. 1911, p. 80. Wallis. Rp.
vom Gornergrat.
E. alecto Freyer, Neue Beiträge, part. t., 49f., 49. ‚‚Schweizer-
alpen‘.
2 E. alecto Herr.-Schäff., Europ. Schmett., p. 173, 174.
E. alecto var. glacialis Keynes, Ent. Rd. 1906, p. 175. Kalt-
wassergletscher, Simplon — häufig.
Esper beschreibt seine Glacialis folgenderweise: ‚Die Grund-
farbe der Außenseite ist nebst den Borten dunkel rötlichbraun, die
Vorderflügel haben eine breite, unrein rotgelbe, auf der Unterseite
mehr in die Fläche verlorene Binde. Auf der Oberseite der Hinter-
flügel ist sie noch um vieles breiter; hinten hat die Unterseite eine
ganz schwarzbraune Grundfarbe und nur eine schmale, durch die
schwarzen Sehnen geteilte, lichtgraue Binde. Es kommt dieser
Falter mit einer anderen Gattung, die ich unter dem Namen
Tisiphone in den nächsten Tafeln vorzustellen habe, nahe überein,
der aber außer anderen Veränderungen diese Binde mangelt.
Fundort: ‚Gletscher von Chamonix“.
Herr Wallner entdeckte diesen Falter auf den höchsten Alpen,
wo er sich zwischen den Klüften der Geschiebse von Kieselsteinen,
durch welche sich die von den Gipfeln der höchsten Alpen herab-
fließenden Wasser seihen, verbarg. Er fand ihn einzig auf dem
Col de Chalenton, an dem Weg, der auf den Berg Buät in Faucigny
tührt. Er hat einen sehr schnellen Flug, er ist daher mühsam zu
erbeuten und an sich sehr selten.
Der Col de Chalenton (2500 m), welchen Esper erwähnte,
heißt heute ‚Col de Salenton‘. Er ist vun Valorcine aus leicht zu
erreichen. Ich selbst war in seiner Nähe, als ich 1908 mich in der
Montblanc-Gruppe aufhielt und den Bu&t bestieg. Einsetzendes
7. Heft
150 H. Fruhstorfer:
Regenwetter verhinderte leider längeren Aufenthalt und den Rück-
weg. nach Samo@ns über den Col d’Anterne, welcher reiche Aus-
beute verspricht. Die herrlichen glacialis-Formen, welche Esper
abbildete, verdankte er insgesamt seinem Korrespondenten Wallner
in Genf, einem begeisterten Alpinisten, der Berge beging, welche
heute kaum noch besucht werden. Wallner ist ja auch die Ent-
deckung des Parn. delius zu verdanken, der ihn laut Esper V. p. 111
am Col Ferret, „welcher das Walliserland von Piemont Br #
auffand.
forma tisıphong Charpentier, Suppl. 1830, p. 29, t. 122, Cont. 77,
ds als „tissiphone‘“.
Oberseite braun, ohne Augen und Binden, Unterseite: Vflgl.
mit schmalem schwarzen Distalsaum und breit ausgeflossener rot-
brauner Submarginalzone. Htflgl. im Discus mit zarten violetten
Flecken und ebensolchen Adern.
Mit zisiphone Charpent. haben wir eine Türcheik ‚namens-
berechtigte Form vor uns, welche ebensowenig wie Pluto auf das
Montblanc-Gebiet beschränkt ist. E. tisidhone wiederholt sich bei
allen alecto-Rassen von anteborus an bis zur Zriglavensis. Auf
Schweizer Boden begegnen wir ihr in ganz vollendeter Entwick-
lung, z. B. auf den Höhen über dem Leukerbad.
.Am Gornergrat scheint forma #luto selten zu sein — Oberthür
kannte sie nicht von dort, während. Wheeler sie vom Dent de Midi
wie auch vom Gorner erwähnt.
glacialis ist eine in den Sammlungen sehr seltene Lokalform,
die anscheinend auf die Hochalpen südlich des Rhönetales be-
schränkt ist und nur vom Montblanc an bis zum Matterhorn resp.
Gornergrat vorkommt. Vom letzteren besitze ich ein $, das unter-
seits. fast vollkommen mit Espers Figur (Volkart fec.) überein-
stimmt und oberseits nur etwas schmälere rotbraune Binden führt.
Die Abbildungen der einzelnen Ausgaben von Esper differieren
unter sich übrigens ganz erheblich. Bei dem weniger sorgfältig
kolorierten Exemplar des Genfer Museums z. B. hat ‚glacialıs fast
nochmal so breite Binden (Sturm pinx.) als bei meiner von Volkart
hergestellten — vermutlich naturgetreueren Figur — auf welche
ich mich hier beziehe.
Die Unterseite der d$ vom Gornergrat meiner Sammlung
differiert in der Weise, daß einige unterseits durchweg rostrot
überflogene Vflgl. zeigen, während bei der Mehrzahl nur eine
scharf abgesetzte Binde vorhanden ist —- genau wie sie Esper
darstellt.
Von Esper selbst sind bereits zwei Farbenänderungen der
glacialis abgebildet, von welcher die eine (P/uio) sehr bekannt
wurde, während die von dem Vollender seines Werkes, Charpentier,
beschriebene tsidhone nur geringe Beachtung fand.
forma Pluto Esp.
Paf. BAR Esp., a im Supplemenkpail p. 19, % 121,
Conti Tb, tal -&
T
ei
Erebia Alecto Rediviva. 151
„An diesem Falter hat Cie Natur sehr wenige Verzierungen
verwendet. Die Grundfarbe ist dunkel schwarzbraun, ohne die
mindeste Binden oder Flecken, doch in schräger Lage spielt es
in ein glänzendes Braungelb.‘“ (Esper.)
Muschamp, Bull. Soc. L&p. Geneve 1909, p. 255, meldet, daß
er in der Dent du Midi-Gruppe nahe dem Gipfel des Dent de
Barmaz auch ein #luto-Q gefangen habe. Außerdem das erste
glacialis-$ am 15. Juli nahe dem Gipfel der Dents Blanches.
Oberthür Lep. Comp., p. 303, erwähnt, daß er glacialis niemals
bei Chamonix beobachtet, daß er sie am Gornergrat auf un-
gefähr 3000 m und darüber wiederholt längs der Schneefelder an-
getroffen, und daß dortige Exemplare stets die rote Binde führen.
Außerdem haben alle ihm bekannten Exemplare der Schweiz, von
Savoyen und der Basses Alpes keine Ozellen.
Patria: Zugänge zum Mont Buät, Col de Salenton, Savoyen,
Dent du Midi, alle Gipfel der Bergmassive vom Val d’Anniviers
bis zum Gornergrat, am Rossbodengletscher des Simplon, sehr
häufig am Dent du Midi. Eine geaugte Form erwähnt Favre
vom Gornergrat, luto von der Riffelalp und den Moränen des
Kaltwassergletschers am Simplon. Was die rote Bänderung der
Oberseite angeht, so scheint selbe wirklich beständig nur bei der
Form vom Gornergrat und Mattmark aufzutreten. 2 dd, 2 2%
meiner Sammlung, 3 dd, 7 22 vom Gornergrat und Mattmark
des Museums in Bern tragen eine nicht allzu breite scharf abgegrenzte
lebhaft rotbraune Submarginalzone der Oberseite beider Flügel.
Am Dent du Midi im Wallis verschiebt sich dieses Verhältnis
bereits wesentlich. „Unter 75 glacialis von dort zeigen nur noch
7 83 und 12 22 schöne rotbraune Binden, alle übrigen sind ober-
seits schwarz. 4 d& von La Lousine sur Fully meiner Sammlung
sind größer als Gornergrat-Exemplare, was sehr natürlich ist,
weil sie 1400 m tiefer als Gornerstücke erbeutet wurden. Nur
eines der S& führt eine relativ breite, aber bereits verdunkelte
Binde, und bei den übrigen ist sie nur bei günstiger Beleuchtung
zu erkennen.
Erebia alecto anteborus subspec. nova. (anteborus, nach Norden
zugekehrt).
E. alecto Meisner, Anzeiger 1818, p. 78. „Selten auf der
Gemmi. Niemals Augenpunkte, noch weniger gleicht sie Hübners
515, die ganz und gar etwas anderes ist.“
E. alecto Heer in Blumer & Heer, Kanton Glarus 1846... Aut
der Tschingelalp bis 8000.
E. alecto Meyer-Dür 1851, p. 168. Berner und Glarner Alpen.
Oberhasli (mit Augen).
E. glacialis Frey., 1880, var. alecto und var. Pluto. Expl. mit
Augen sehr selten am Piz Umbrail auf 9340”.
E. glacialis Killias, Lep. Graubünden 1881, p. 33. Vom
Rheinwald bis zum Stelvio. ab. alecto p. 34. Parpaner Rothorn, -
7. Heft
152 H. Fruhstorfer:
Albula, Val Fain u. Piz Umbrail auf der Schweizer Seite. ab. Pluto
Parpaner Rothorn, Rheinwald.
E. glacialis Rühl 1895, p. 496. Pilatus, Albula, Berner-Grau-
bündner Alpen. var. alecto und Pluto ohne neuere Angaben.
E. alecto Wheel., Butt. Switz. 1903, p. 127. Auf der Schweizer
Seite des Stelvio. ab. Dluto, p. 123 Brienzer Rothorn.
E. glacialis ab. alecto Musch., Ent. Recd. 1913, p. 243. Glär-
nisch bei der Clubhütte.
E. alecto glacialis Vorbr. 1911, p. 80. Urkantone, Graubünden.
alecto selten, Graubünden. Zluto im ganzen Gebiet. Rp.
Nach dem Material, welches mir zugänglich war, bildet das
Hauptcharakteristikum der Ostschweizer alecio eine durchaus ver-
dunkelte Oberseite. Der überwiegenden Mehrzahl der $& fehlen
rote Binden, oder es sind nur ganz leichte Anzeichen eines rost-
farbenen Apikalfleckes vorhanden. Das 2 ist kenntlich an einem
relativ großen, dunkel rotbraunem, verwaschenen Apikalfleck, der
sich gelegentlich zu einer Binde verlängern kann. Als Seltenheit
erscheinen dann Exemplare mit relativ deutlichen Binden, welche
an typische glacialis erinnern, oder besser gesagt, einen Übergang
zu diesen bilden.
Sonderbarerweise ist bei einer so dunklen Rasse /uto-Bildung
auffallend selten. Eine Pluto in ihrer reinsten Form, wie sie mir
in Anzahl von Tirol vorliegt, kenne ich nur vom Brienzer Rothorn,
sonst nur Übergänge dazu vom Sustenpaß und der Umgebung
von Davos, während Vorbrodt besonders schöne, fast schwarze
Exemplare vom Gadmentale hervorhebt. Auffallend sind ferner
alecto von La Lousine sur Fully überm Rhönetal -- sie zeigen
sämtlich die schon von Meyer-Dür beobachtete Anhäufung roter
Schuppen zu einer verloschenen Binde, die nur gelegentlich deut-
licher hervortritt und in letzterem Fall den Anschluß an glacialis
vom Gornergrat vermittelt.
Außer den obengenannten 92 mut rostfarbenem Apikalfleck
treten auch 92 in Erscheinung mit Anfängen einer rotbraunen
Submarginalbinde, die nach den Dokumenten meiner Sammlung
aber stets breiter ausgeflossen, matter und verwaschener aus-
sieht als bei elacialis. Es lohnt sich vielleicht, alle 3 und 22 mit
rotbrauner schwach entwickelter Binde unter dem Namen aeolia
zusammenzufassen, soweit die Binde auf die Vflgl. beschränkt ist.
Dehnt sich diese auch auf die Htflgl. aus, ein Fall der vielleicht
nur bei den 22 vorkommt, dann haben wir den schönen Namen
entaenia Schaw. Die Form aeolia scheint noch nirgends abgebildet
zu sein, während wir von entaenia-? eine gute Darstellung durch
glacialis Seitz, t. 37, 6, Figur 5 besitzen.
Die erste Beschreibung dieser Rasse hat der von mir wegen
seiner anschaulichen Darstellung der Lebensweise Schweizer Tag-
falter hochgeschätzte Meyer-Dür geliefert, dem übrigens nur die
Östschweizer Form bekannt war, weil er über alecto der Waadt-
länder, Walliser und Bündner Alpen sich nicht einmal auf sichere
Frebia Alecto Rediviva. 153
Angaben verlassen konnte. Er sagt: ‚alecto varliert sehr in der
Anlage und Ausdehnung der rostfarbigen Vtlglbinde. Bei den
meisten dd aus Oberhasle ist diese Binde auf der Oberseite ganz ver-
schwunden, und dann sind die Falter im frischen Zustand sammt-
schwarz mit einem herrlichen blaugrünen Schiller. Sie stimmen
oben mit Freyers f. 3, t. 49, aber auf der Unterseite der Vflgl. ist
bei allen unseren Exemplaren die Rostbinde mehr zusammen-
hängend und einwärts in die ganze Flügelfläche verwaschen.
Freyers alecto-? hat beidseitig so scharf begrenzte braungelbe
Binden, wie sie wohl selten vorkommen. Die Exemplare von der
Gemmi haben schon merklich mehr Rostrot, das sich auf der Ober-
seite zu einer verloschenen Binde anhäuft. Alecto mit Augen-
flecken sind äußerst selten, kommen indes doch vor, was ein
aus Oberhasle beweist, mit einem sehr fein weißgekerntem Auge
in jeder Vflglspitze und ein 9, das sogar in einem schwachen ver-
waschenen Rostschimmer 2 kleine weißgekernte Äugelchen auf
jeder Seite führt.“
Über die Verbreitung der Rasse anteborus herrschte bis in die
neueste Zeit ziemliche Unwissenheit. Frey kolportierte noch 1880
die Angaben Meyer-Dürs und von dela Harpe, daß alecto den
Waadtländer Alpen ganz fehlt. Auch Rühl 1895 weiß noch nichts
darüber, und es blieb Wheeler vorbehalten, 1903 sich auf Sammel-
notizen seines Freundes Blachier verlassend, den Dent de Morcles
und Grand Mouveran als Flugorte zu publizieren. Auch meldet
er, daß am Allalin-Gletscher anteborus bereits am 21. Juni be-
obachtet wurde und an einer Stelle bei Godessart E. alecio und
pluto durch das schwarze Netz eines Sammlers angelockt in ziem-
licher Anzahl erbeutet wurden. Außerordentlich große Stücke
wurden am Piz Languard am 5. Aug. 1901 gefangen, welche den
schönsten velocissima vom Stelvio gleichkommen. Als höchsten
Flugort in der Schweiz bezeichnete mir Prof. Standfuß Firn-
inseln auf 3257 m Höhe am Finsteraarhorn, während sie Rowland-
Brown (Tr. Ent. Soc. Lond. 1904, p. 26) nahe dem Gipfel des
Besso über Zinal auf ca. 3600m noch beobachtete und annimmt,
daß glacialis durch warme Talwinde auf diese Höhe hinaufgetragen
wurde.
Die Forma tisidhone Charp. besitze ich von den Gipfeln über
dem Leukerbad und in großer Anzahl von der Windsgälle.
Patria: Sustenpaß (Type), Gipfel über dem Leukerbad, Sa-
netschpaß (Jullien), La Lousine (Rehfous), Umgebung von Davos
(Hauri), Piz Umbrail, Albula, Gemmi (Meisner, M.-D.), Glarner-
Alpen (Heer, Muschamp), Oberhasle (M.-D.), Pilatus (Frey, Rühl),
Piz Umbrail (Frey), Allalin (Wheeler), Waadtländer Alpen (Wheeler),
Urkantone, Graubünden von 1800—3200 m (Vorbrodt).
Die Gemmi dürfte die Übergangsstation bilden von E. anteborus
zu E.alecto glacialis. Beide stoßen dort zusammen, doch scheint es,
daß die überwiegende Anzahl der Gemmi-Individuen noch zu
anteborus gehört. ‘Ähnlich liegen die Verhältnisse in Graubünden,
7. Heft
154 H. Fruhstorfer:
wo es auch noch zu keiner entschiedenen Rassenbildung-gekommen
ist. Material, welches mir von der Umgebung von Davos und
vom Albula vorliegt, schließt sich (was durchaus natürlich ist)
bereits den Formen vom Piz Umbrail und vom Ortler an. Am
schwärzesten sind Stücke aus dem nördlichen Graubünden und
der Scesaplana, welche selbst von den dunkelsten glacialis vom
Dent du Midi noch durch die etwas mehr verdüsterte Unterseite
der Vflgl. abweichen.
Diesen Sommer hatte ich zum erstenmal Gelegenheit E. alecto
zu beobachten und zwar Ende Juli auf der Moräne des Gletschers
der Großen Windgälle im Kanton Uri, etwa zwischen 2100 und
2300 m. Der fast vequem zu nennende Fangplatz war bisher für
die Art und Lokalrasse anteborus noch unbekannt. Die Falter fing
ich an den wenigen regen- und wolkenfreien Tagen, welche während
diesem nassen Sommer dem Maderanertal und seinen Hochgipfeln
beschieden waren. anteborus erwacht erst so recht, wenn das
Tagesgestirn sich dem Zenith nähert, also etwa gegen 10 Uhr.
Sie sind dann äußerst lebhaft, gewandt, vorsichtig und scheu.
Sie lieben es weite Strecken zu durchmessen, sich aber stets recht
nahe dem Erdboden zu halten. Sie setzen sich nur selten und dies
nur für kurze Zeit und zwar fast immer in den Moränenschutt,
der dort aus Kalk- und Windgällenporphyrtrümmern besteht.
Sie heben sich stets scharf vom weißlichgrauen Untergrund ab,
sind aber leichter im Fliegen zu erhaschen, als wenn sie im Geröll
sitzen. Die recht spärlichen 22 (20 22 auf 100 JG) sind etwas
träger als die JS und daran zu erkennen, daß sie ihre Oberseite
in der Sonne spiegeln --—- während die Sg stets mit geschlossenen
Flügeln ruhen. Sie 92 setzen sich auch manchmal auf die Blüten
der vielleicht einzigen Pflanzen, welche in diesen in der Regel von
Sturm und Regen gepeitschten oder nebelumwallten Höhen noch
vegetieren — Linaria alpina Müll. und Doronicum glacialıs.
Auf den Doronicumblüten, welche wie blanke Goldstücke aus dem
grauen Gestein hervorleuchten, treffen die alecto mit den taglıe-
benden und schnellfliegenden Spannern Dasydia tenebraria Esp.
zusammen, welche die alecto übrigens sofort angreifen und neidisch
verjagen. Dennoch sind diese zarten Spanner, mit denen sich die
Erebien streiten, die Veranlassung, daß alecto nur selten dazu
kommen, vom Blütenhonig zu saugen. Gegen 1 Uhr beginnen die
anteborus äußerst unruhig zu werden — sie sind dann noch schwie-
riger als vorher zu fangen, auch begegnet man dann meist abgeflo-
genen Exemplaren. Sowie die glacialis jedoch aufhören, die Moräne
zu beleben, ihre weiten Kreise zu ziehen oder sich bereits in den
Schutz mächtiger, breiter, vom Eise glatt geschliffener Felsplatten
oderim Lapiaz zu verstecken, werden sie allerdings auf etwa 100. m
tiefer gelegenen Flugplätzen ven Evebia gorge abgelöst. Diese
schweben mit Vorliebe der scheidenden Sonne entgegen und
scheinen sich in der Zeit von 4—5 Uhr am behaglichsten zu fühlen
und sind dann auch am leichtesten zu erbeuten.
n Au
Erebia Alecto Redivıva. 155
Unter den etwa 150 Exemplaren von der Windgällenmoräne
(soweit selbe jetzt gespannt sind), befindet sich nur ein g, das auf
den Vflgl. in einer ganz schwach angedeuteten dunklen Mahagoni-
binde ein kaum kenntliches Auge besitzt. Auf der Unterseite er-
scheint die Ozelle, welche zwischen den Radialen steht, schön
weiß gekernt und von einem winzigen Nebenauge vor der ersten
Mediana begleitet. Auch erweitert sich hier der rotbraune Vorhof
der Augenfleckchen. Unter 60 gespannten Exemplaren zeigen 18
pluto-Bildung der Oberseite. Die weitaus größte Mehrzahl der JS
aber zeigt alle Übergänge vom zartesten rotbrauner Hauche bis
zur deutlich ausgebildeten, relativ breiten Submarginalbinde der
Vaflgl., Spuren eines rotbraunen Schimmers der Htflgl., also die
Anfänge der eutaenia-Bildung, sind nur bei 4 SS vorhanden. Auf
der Unterseite der Vflgl. erhält sich das tiefschwarze Pluto-Kolorit
nur bei 2 Exemplaren, während 16 d& bei geschwärzter Oberseite
unten alle Abstufungen einer unbedeutenden schwachen, rot-
braunen Binde bis zu einem zur Flügelwurzel ausgeflossenem
Mahagonifeld aufweisen, also zur forma tisiphone Charp. gehören.
Die forma aeolia Fruhst. mit beidseitiger rotbrauner Binde aber
scheint somit die häufigste zu sein — eutaenia und Pluto SS sind
gleich selten. |
Von 7 22 weisen sechs oberseits eutaenia-Bildung auf, keines
der 99 jedoch so scharf wie die $9. der glacialıs vom Gornergrat.
Eines der @ ist oberseits durchaus grauschwarz. Unterseits aber
sind alle 92 gleichartig gefärbt dadurch, daß der rotbraune Anflug
die gesamte Fläche der Vflgl bis zu deren Basis überzieht. Auch
die Htflgl. bleiben durchaus übereinstimmend mit dunkler Basalzone
und lichter grauem Randgebiet. Eine schwärzliche, dünne, stark
gebrochene, submarginale Linie trennt beide Regionen... Dieses
Bindchen ist dem Außenrand näher als bei den Tiroler alecto alecto
und alecto anthracıites. Die 22 der Windgälle zeigen oberseits un-
gefähr dieselbe Facies als jene von Davos und von Leuk im Wallıs,
bleiben etwas heller als jene vom Sustenpaß, dagegen dunkler als
glacialis QQ vom Gornergrat. In der Größe nähern sie sich mehr
jenen von Leuk, dem Susten und von Davos, bleiben aber weit
hinter den velocissima 92 vom Ortler und selbst den anthracites 92
von den Tiroler Kalkalpen zurück. Der Großteil der dg aber ist
weniger ansehnlich als besonders die $$ von La Lousine im Wallis,
auch kleiner als die $&$ vom Susten und Davos, sie nähern sich
vielmehr jenen vom Gornergrat ohne natürlich die entschiedene
Mahagonibinde der glacialis zu erreichen. Anfänge einer Rassen-
bildung sind demnach vorhanden, der anteborus-Typus aber so
entschieden bewahrt, daß an eine Absplitterung einstweilen nicht
zu denken ist.
Erebia alecto alecto Hb. e)
Pa. alecto Hb., Europ. Schm.I, p. 38, f. 528/529. 3.. Lermoos.
E. alecto Freyer, Neue Beiträge, partim p. 99, t. 49, f. 3. Ö.
Tiroler Alpen, Lermoos.
7. Lleft
156 H. Fruhstorfer:
E. glacialıs, alecto et Pluto Rühl, Gross- Schmett. 1895, p. 496,
Algäuer Alpen.
E. alecto Calb., Iris 1896, p. 378, t. 8, f. 1A—-B, 5A. Genit.
Lermoos.
E. glacialis Chapm., Tr. E. S. 1898, p. 222, t. 10, f. 22. Inns-
bruck.
E. glacialis alecto Schaw. V. Z. B. G. 1911, p. 37. Nord-
tiroler Kalkalpen.
E. alecto Reb. im Berge 1910, p. 42. Lermoos.
E. alecto Seitz, Gro:s-S:hmett. 1907, p. 102, t. 37 b. 32.
Über alecto RR Hübner:
Papilio alecto. Düsterbrauner Falter.
Pap. 528, 529 Mas; 515, 516 Foem.
Die Flügel oben fast schwarz, rostbraun bandiert und ordent-
lich geäugt; unten auswärts braungrau gemengt, die oberen im
inneren Raume rostfärbig, wie oben geäugt, die unteren düster
bandiert, kaum merklich geäugt, ihre Fransen durchaus gleich-
färbig braun.
Heim: Die Alpen des Tyrols und der Schweiz.
Der Abbildung nach präsentiert sich die Oberseite fast schwarz.
Auf der Unterseite der Htflgl. stehen außerhalb der breiten rost-
farbenen Binde, welche bis zur Zelle vordringt, zwei kleine, weiß-
gekernte Ozellen. Nach den Figuren Freyers beurteilt, existieren
auch JS mit unmerklicher, ganz schmaler rotbrauner Submarginal-
binde. Das 9, welches Freyer vorführt, gehört vermutlich nicht
zu alecto alecto, sondern vielmehr zu glaciahs — schon wegen der
breit ausgeflossenen Binden der Oberseite, welche auf den Vflgl.
zudem wie bei glacialıs vom Gornergrat scharf begrenzt ist. Auch
gibt Freyer nur das traditionelle Vaterland, ‚, Liroler- m. Schweizer
Alpen“.
Die erste Beschreibung des wirklichen alecto-Q verdanken wir
somit Calberla, der angibt:
„2 Augen der Vflgl.stets vorhanden, wie bei den dd verschieden
in Form und Größe — auf den HtflgIn. fehlen sie gelegentlich —.
Vflgl. mit rotbrauner Färbung, meist ausgedehnter als bei den
dd, oft verwaschen bindenförmig. Die Htflgl. sind entweder
monoton oder führen eine verwaschene Binde. Vflgl. in der Regel
mit einem dunkleren Basalteil und einer äußeren hellen Binde,
die ineinanderfließen oder deutlich begrenzt sein können. In der
Binde stehen die hier etwas größeren Augen. Die Vflgl. unten
schwarzgrau oder braungrau, der breitere Basalteil dunkler als
das schmälere Saumfeld, das gelegentlich rötlich schimmert und
mit Augen verziert sein kann. Solche Stücke bilden dann den
Übergang zu nicholli.‘“ (Calberla)
Bei alecto erreicht die Variationsmöglichkeit der Art ihren
Gipfelpunkt. Alle von den Schweizer und savoyischen Rassen be-
kannten Farben- und Bindenabweichungen wiederholen sich bei
x
Erebia Alecto Rediviva. 157
ihr. Dazu treten dann noch alle denkbaren Kombinationen in
der Ozellenbildung. Diese scheint bei Exemplaren von besonders
hochgelegenen Fundorten ihr Maximum zu erreichen. Alecto ist
keine reine Rasse — sondern durch Zwischenstufen sowohl mit
den Formen südlicher Fundorte (dolomitana — nicholli) wie auch
mit jenen der Westalpen verbunden (glacialis — anteborus). Doch
scheint alecto geographisch sehr empfindlich zu sein und schon
auf kurze Entfernungen, wenigstens in den Tiroler Alpen, ihren
Habitus zu ändern. Während z. B. Calberla unter 36 dd von Ler-
moos nur einige ungeaugte Exemplare, die er zu Pluto rechnen
durfte, vorfand, sind unter 10 Exemplaren vom Schnalsertal
8 vollkommen augenlos.
Nach Calberla waren alle 10 von ihm bei Lermoos erbeuteten
92 mit Ozellen geschmückt, welche wie sich bei den SS verschieden
groß und geformt entwickelt zeigten, ja sich sogar auf den Htflgl.
fortsetzten. Zwei von drei 99 aus dem Schnalsertal aber sind nicht
nur ohne Zellen geblieben, sondern oberseits auch fast ohne Binden
und somit farbloser als meine dunkelsten «anteborus-Q? aus der
Schweiz.
Ein mir vom Krottkopf in den Lechtaler Alpen durch die
Güte des Herrn Prof. Stange vorliegendes & bildet einen Übergang
zu aeolia vom Wallis durch das Fehlen der Augen und die Anfänge
einer rostroten Binde der Vflgl., die sich unterseits erheblich er-
weitert. Auch Calberla hat ähnliche beobachtet, weil:er p. 392
vermeldet: alecio nimmt nach Westen zu einen etwas anderen
Charakter an, indem auch bei den $& die rostbraune Färbung auf
der Unterseite der Vflgl. vorherrscht und die Oberseite meist die
Gestalt einer trüben, verwaschenen Binde zeigt. Diese Form
scheint an der Grenze beider Alpengebiete auf den Algäuer und
Graubündener Alpen häufig zu sein, und vor allem ist sie es im
Ortlergebiet.
Nach dem geringen Material, welches mir vorliegt und den
seit Calberlas Berichten sehr dürftigen Mitteilungen ist es zurzeit
unmöglich, das Verbreitungsgebiet von alecto alecto zu umgrenzen.
Unter anderem muß ich die Frage offen lassen, ob die alecto der
von Rühl aus dem Algäu erwähnten Flugorte mit den Lermooser
alecto in Verbindung stehen oder einer besonderen Lokalform an-
gehören. Ich vereinige solche jedoch einstweilen mit der Namens-
form.
Nach einer frdl.brieflichen Mitteilungdes Herrn Prof. Seitz befan-
den sich in der von ihm erworbenen Sammlung Eiffinger drei E.alecto,
alle bezeichnet: Algäu, Nebelhorn 11. VII. 1889. Davon ist Nr. 1
das t. 37b, das als alecto-$ im Seitz abgebildete Stück. Es ist
dadurch bemerkenswert, daß bei ihm die beiden sehr deutlichen
Augen der Htilgl. in einem rotbraunen Felde stehen. Es ist dies
der einzige mir bekannte Fall, daß bei alecto alecto die eutaenia-
Bildung auch beim $ in Erscheinung tritt — und wie dies die Ab-
bildung zeigt, auch noch in Kombination mit prächtiger Ozellen-
7. Heft
158 H. Fruhstorfer:
entwicklung. Die übrigen dd vom Nebelhorn dagegen bilden wieder
einen Rückschlag zu normalen alecto. Das zweite von dort stam-
mende & hat auf den Vflgl. je zwei Subapikalaugen, auf den Htiflgi.
keinerlei Ozellen. Auf der Unterseite der Vflgl. zwei Augen —
jene der Htflgl. zwei schwarze blinde Ozellen. Das 2 vom Nebel-
horn hat zwei blinde Punktflecken der Vflgl.,. Die Htflgl. sind
ungeäugt.
Patria: Nordtiroler Kalkalpen, Lermoos (Hübner, Calberla,
Schawerda), Nebelhorn, Rappenseehütte, Mädelegabel, Wildes
Männle der Algäuer Alpen, im Juli und August (Rühl), Krottkopt,
Lechtaleralpen, 2300 m (Stange leg.), Nebelhorn, 11. Juli 2 3&,
1 21Coll. Seitz).
Erebia alecto anthracıtes subspec. nova.
&Q oberseits dunkel schwarzbraun — vollkommen an ——
und nur selten mit Anfängen einer verwischten, kurzen, nach
vorne verbreiterten Submarginalbinde. Unterseite der Vflgl. bei
3 dd mit Spuren einer rostroten relativ schmalen Binde, bei einem
d mit rostrotem Anflug, der sich bis nahe an die Flügelwurzel er-
streckt. @ mit rostrotem Basalfeld und etwas lichterem Sub-
marginalgebiet der Vflgl. Die Htflgl. basalwärts gleichfalls ver-
dunkelt — das Saumgebiet etwas aufgehellt und deshalb a re
lichter grau bestäubt.
Patria: Schnalsertal 4 $d, 2 22. Coll. Fruhstorfer.
Die 9? sind ungewöhnlich groß — ansehnlicher als meine
größten anteborus-Q2 von Schweizer Fundorten.
Erebia alecto turbo forma nova. (Taf. I, Fig. 21 [8] 22 [9].)
E. alecho Reb.,:V. Z. B! G: 1899, P. 168
Herrn Stange ist es gelungen, 2 alecto-3& im Pitztal auf dem
Wege zur Braunschweiger und Taschachhütte am 25. Juli 1897 in
ca. 2200 m! Höhe zu erbeuten. Diese stimmen ganz mit Brenta-
stücken überein (sic!!). Rebel. ©
E. alecto Rebel im Berge, p. 41. Pitz- und Ötztal. 1910.
E. alecto Schawerda, V. Z. B. G. 1910/1911, p. 31.
Zwei d$ vom Soj-Joch im Martelltal, die der nicholli Ob.
schon sehr nahe kommen. Ein Falter gleicht mit Ausnahme der
rotbraunen Vorderflügel unterseits ganz den Brentatieren, der
andere hat auch oberseits bräunliche Aufhellung und ein wenig
kleinere Augen der Htflel. Ein drittes $ ebendaher gleicht wieder
mehr einer dolomitana. Alle drei sind von der velocissima aus dem
angrenzenden Ortlergebiete schon durch die Größe verschieden.
Ein gewiß interessanter Umstand. Noch interessanter ist der ander-
weitige Unterschied zwischen diesen Tieren und der angrenzenden
velocıssima und die Ähnlichkeit mit den Pitz- und Ötztaler und
sogar den Brentafaltern. (Schawerda)
E. alecto Kitt, V. Zool. Bot. Ges. 1912, p. 347— 349.
„Exemplare, welche Professor Stange bei der Braunschweiger
Hütte nächst dem Pitztaler Joch, ferner am Rande des Gurgel-
Erebia Alecto Rediviva. 159
gletschers und am Ramoljoch gesammelt hat, bilden einen Über-
gang von alecto Hb. zu nicholli Obthr. Stücke des Hofmuseums
stehen nicholli aus der Brenta recht nahe.
Professor Hellweger hat ein Exemplar, vom Hochjochhospiz,
gegen das Hochjoch zu aus 2900 m Höhe, ein kleines dunkles 3
im August gefangen, empfangen, das vielleicht ein wenig schärfer
geäugt als die vollkommen typischen alecto der Nordtiroler speziell
auch Lermooser Kalkalpen.” (Kitt)
Außerdem eine Serie in der Sammlung des Herrn Ober-
rechnungsrat Effenberger, Wien, im Juli 1911 auf dem Niederjoch
(Ötztal) gefunden. Die Exemplare gehören fast sämtlich zu alecto
— einige auch zu glacialis eutaenia Schaw. Auffallend geäugte
Stücke und ab. Pluto befanden sich nicht darunter. Außerdem
hat Herr Schwingenschuß alecto am Taschach, ferner im oberen
Pitztale erbeutet. (Kitt)
Mit dem Namen Zurbo — der Wirbelwind — möchte ich die
vielbesprochene Form des Ötztales bezeichnen, welche Herr Prof.
Stange erschlossen hat. Die berühmten Originale befinden sich
durch die Liebenswürdigkeit ihres Entdeckers in meiner Samm-
lung. Das £ (Taf. I, Fig. 2 [9] 22 [2]) stammt von Gurgl, 2800 m,
3. August, das 2 vom Ramoljoch aus 3000 m, 19. Juli 1904.
& Oberseite schwarzbraun. Die Augen der Vflgl. größer als
beim dolomitana-Q, aber kleiner als beim Durchschnitt der nicholli-
dd. Hitflgl. mit 3 weißgekernten, sehr kleinen Pupillen. Neben
diesem geaugten d von Gurgl existiert ein anderes $, Oberseite
ohne Augenflecken, Unterseite einfarbig schwarzbraun, nur die
Vflgl: mit einer leichten Aufhellung der Submarginalregion. Beim
geaugten $ sind die Apikalozellen der Vflgl. auch auf der Unter-
seite deutlich vorhanden. Sie stehen in einer ziemlich scharf ab-
gegrenzten, etwas heller grauen, bandartigen Submarginalzone, da-
gegen sind die Augen der Htflgl. nur noch als undeutliche schwarze
Spuren vorhanden.
Q Vflgl. Oberseite dunkel braungrau mit einer verwaschenen,
aber dennoch gut erkennbaren, kupfrigen Submarginaizone beider
Flügel. Auf den VilgIn. 2 sehr deutliche prächtig weißgekernte
Subapikalflecken, darunter etwas weiter nach außen zwei kleinere
Augen zwischen den Medianen. Htflel. mit 3 kleinen, weißgekernten
Ozellen.
Unterseite: Vflgl. dunkelbraun mir sehr breiter, fahl rot-
brauner Submarginalbinde. Htflgl. schwärzlichbraun mit grau-
brauner Zone. Die Apikalaugen sehr deutlich, von den Median-
augen ist nur das hintere erhalten. Auf den HtflgIn. wiederholen
sich die drei Ozellen der Oberseite, verkleinern sich aber wesentlich.
Die Frage, ob Zuwrbo nur als Höhenform der alecto oder anthra-
eites aufzufassen ist, oder ob ihr der Rang einer Lokalrasse zu-
kommt, wird die Zukunft lösen —- ebenso die Entscheidung, ob
die von Dr. Schawerda erwähnten Exemplare des Martelltales im
Örtlergebiet besser hierher oder zu dolomitana gebracht werden.
7. Heft
160° H. Fruhstorfer:
Patria: Ötztal, Pitztal — vermutlich ausschließlich auf Er-
hebungen über 2800 m beschränkt. Soj-Joch im Martelltal (Tran-
sition zu nicholli), Niederjoch im Ötztal (Transition zu alecto).
Erebia alecto nicholli Obthr. (Taf. II, Fig. 7.)
E. melas nicholli Obthr., E. M. Mag. 1896, p. 3. Brenta.
E. nicholli Obthr., Lep. Comp. 1909, p. 305, spec. dist. (sic!).
E. alecto Calp., Iris 1996, 1. c;,. Genit., 1.83%
E. glacialis nicholli Schaw., V. Z. B. G. 1911, p. 30, p. 37.
E. nicholli Schaw., 1. c., 1912, p. 175. Tuckettpaßhütte,
2000 m, 1 & mit blinden Ozellen.
E. glacialis var. alecto Reb., 1. c., 1899, p..160t.4f. 18
2 9. Rp.! Groste-Paß, nach Mitte Juli.
E. alecto Reb. im Berge 1910, p. 42. Hohe Brenta.
„gg zeigen einen lebhafteren bläulichen oder grünlichen
Schiller als glacialis anderer Lokalitäten. Im Gegensatz zu alecto Hb.
variieren sie kaum. ® Grundfarbe der 92 zieht mehr ins Braune,
daher ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern bei nicholli
augenfälliger als bei alecto von Lermoos. Die Augen der Vflgl.
auf beiden Seiten ungemein groß, oval, ihre Pupillen auffallend,
leuchtend. Die rotbraune Färbung der Oberseite bildet eine mehr
oder weniger deutliche, auf den Vflgl. breitere Binde oder fehlt
fast vollkommen (Analogon zu den melas-Rassen!). Die Unter-
seite der Vflgl. im Basalteil meistens dunkel, die der Htflgl. bräun-
lichgrau, das Saumfeld jedoch nie so hellgrau als bei alecto.‘
(Calberla.)
„Die Brentarasse steht einzig da — nur im Farbenton der 92
und in der Zahl der Vflglaugen (2—4) aberriert nicholli — sonst gar
nicht. Keine eutaenia und keine pluto-Bildung. In der Brenta
hat sich die reich geäugte 'Urrasse ungemischt erhalten.‘ (Scha-
werda.)
Daß}nicholli in der Brentagruppe in einer so auffallenden,
nicht variierenden Form, im übrigen Alpengebiet aber in so ver-
schiedener Gestalt auftritt, erklärt sich Calberla in folgender Weise:
„Die Art war, als ihre bis jetzt unbekannt gebliebene Futter-
pflanze durch veränderte klimatische Verhältnisse zur Ansiedlung
in größerer Höhe geführt wurde, genötigt, derselben zu folgen und
blieb dort oben isoliert und außer Möglichkeit, sich mit ihren
Verwandten aus andern Lokalitäten zu vermischen, so daß sich
ein eigener Typus bilden und halten konnte. Eine Isolierung der
Art auf der Brenta erscheint mir möglich, weil glacialis ein Tier
der Kalkflora ist, dessen untere Fluggrenze heute bei etwa 2000 m
Höhe verläuft, und weil die Brenta einerseits nach Süden nur mit
Kalkbergen in Verbindung steht, deren Spitzen allerdings 2000 m
überschreiten, die aber keine Gebirgsstöcke von dieser Höhe bilden
und andererseits nach Osten, Norden und Westen von Urgestein
umgeben ist, auf dem sedimentäre Auflagerungen nicht vorzu-
kommen scheinen und sich daher die Futterpflanzen des Insekts
Erebia Alecto Rediviva. 161
nicht halten können. Auf dem mächtigen, westlich gelegenen
Adamello-Presanella-Massiv ist wenigstens glacialis bisher nicht
gefunden worden, und östlich und nördlich erreichen die die
Brenta umgebenden Gebirge ebenfalls nicht die erforderliche Höhe
für ihre Existenz. Die nächsten bekannten Flugplätze liegen
westlich im Ortlergebiet, östlich in den Dolomiten, nördlich bei
Innsbruck. Alecto flog auf der Brenta bei 2400—2500 m. Mit
Vorliebe hält sie sich auf den steilsten Geröllen auf und schwebt
bei Sonnenschein in geringer Höhe über den Steinen oder setzt
sich mit ausgebreiteten Flügeln nieder, häufiger auf jene, als auf
Blumen; das geringste Geräusch herabgleitender Steine und die
Annäherung des Menschen scheucht sie auf. Tritt ein länger an-
dauernder Wolkenschatten ein, so verbirgt sie sich im Geröll und
ist dann selbst mit der Hand zu greifen, vorausgesetzt, daß man
sich die Stelle, wo sie sich niedergelassen, genau gemerkt hat und
bei dem Abheben der Steine nicht andere nachrutschen und das
Tier bedecken.“
Patria: Brenta-Gruppe, Groste-Paß, Tuckett-Paß, in Anzahl
in Collection Fruhstorfer.
In Etudes Lep. Comp. 1909, p. 305, verteidigt Oberthür von
neuem das Artrecht seiner nicholli, die nach seiner Ansicht mit
glacialis (recte alecto) in keinem Konnex steht. Ihr Aussehen
nähert sie dermaßen der melas, daß nur die Genitalien sie von
dieser zu trennen scheinen. Nicholli kann nach Oberthür nur eine
distinkte spezifische Einheit vorstellen! Dies alles, trotz Calberla
und Chapman, die einwandfrei die anatomische Zugehörigkeit zu
alecto bewiesen haben! Oberthür legt somit mehr Wert auf die
zwei oder drei weißen Punkte der Oberfläche der Flügel, als aui
die starren Formen der Genitalien. Oberthür will nicht zugeben,
daß die inneren Organe bestimmenderen Wert haben als die un-
bedeutenden Punktdifferenzen und Schuppenhäufchen der Flügel-
oberfläche. Dabei ist es gänzlich ausgeschlossen, daß nicholli mit
ihrer phantastisch gezähnten Valve sich jemals mit E. melas oder
E. nerine mit ihrer glatten Valve zu paaren vermöchte. Die Natur
hat in diesem Falle, wie dies Dr. Kraatz zuerst erkannte, ‚einen
Riegel vorgeschoben, um Kreuzungen zu verhindern.“ E. alecto
nicholli ist übrigens gegenwärtig nicht mehr so isoliert wie es
1896 den Anschein hatte, denn durch die Entdeckung der dolomi-
tana und der turbo haben wir alle gewünschten Übergänge zur nörd-
licheren E. alecto.
Erebia alecto dolomitana Schaw. (Taf. I, Fig. 19 [$] 20 [2].)
E. glacialis Calb., Iris 1896, p. 391. Tierser Alpe in den Dolo-
miten (nach Stentz-Gredler). (Ob mit nerine morula verwechselt ?)
E. glacialis dolomitana Schaw., 1. c., p. 31,35, 38.
E. alecto Keynes, Ent. Record 1914, p. 131. Karersee.
„g oben und unten schwarz mit (wie bei alecto) schwächer als
bei nicholli geäugten, weiß gekernten Apex, Hinterflügel in beiden
Archiv für Naturgeschichte
1916. A, 7. Il 7. Heit
162 H. Fruhstorfer:
Geschlechtern fast immer augenlos. Pluto seltener darunter. Zahl-
reicher die wenigstens auf der Unterseite der Vflgl. geäugten
Exemplare.
Anläßlich einer Hochtour auf den Sass Rigais und einer an-
deren auf die große Tschierspitze in den Dolomiten (Geisler- und
Puezgruppe) am 30. Juli und 2. August erbeutete ich in einer
Höhe von 2200 bis 2400 m 11 & und 4 ? der Rasse, die ich dolomi-
tana nenne. Stange fing sie am Chiampatsch-See in der Puez-
gruppe und in der Sellagruppe. Die Männchen sind oben und
unten völlig schwarz und haben auf den Vorderflügeln je zwei
gut weißgekernte Apikalaugen, welche schon schwach werden und
auch ganz fehlen können. Die Htilgl. sind völlig augenlos. Dadurch
unterscheidet sich diese Rasse sofort von der stärker und auch
auf den HtflgIn. geäugten (nie schwach oder ungeäugten) nicholli
aus der Brenta, aber auch von den viel mehr geäugten Faltern
Stanges aus dem Pitz- und Ötztale. Ebenso von der Lermooser
alecto, die auf den HtflgIn. meistens in Zelle 2 bis 4 blinde oder
weißgekernte, sehr kleine Augen hatten. Auch die Weibchen
meiner dolomitana sind auf.den Hinterflügeln weder oben noch
unten geängt.
Eines der Weibchen ist auf der Oberseite fast ebenso schwarz:
braun als die Männchen, während die anderen etwas lichter sind
und um die Augen einen braunen Bindenrest besitzen.
Calberla erwähnt (was auch in Hübners Bild 529 zu sehen
ist), daß die Unterseite der männlichen Vflgl. der alecto eine rost-
braune Färbung aufweist. Dies ist bei meinen oben und unten
gleichmäßig schwarzbraunen $ von Sass Rigais und der Tschier-
spitze nie der Fall. Auch Exemplare mit Binden auf der Ober-
oder Unterseite fing ich nicht. Einige Männchen sind oben und
unten ganz schwarz (pluto Esp.). Die meisten haben aber auf der
Unterseite die Apikalaugen erhalten. Die sind auf den Vflgln. ober-
und unterseits stark geäugt, zeigen mit Ausnahme eines auch
unten dunkleren © eine rotbraune Färbung der Vflgl. und braune
ungeäugte Htflgl., die eine lichtere Randbinde haben. Von der
nicholli unterscheidet sich die dolomitana also außer durch das
Fehlen der Augen auf den HtflgIn. durch das Auftreten schwächer
geäugter Formen und der ganz augenlosen Pluto. Von alecto aus
Lermoos differiert dolomitana durch das Fehlen des rostbraunen
Wisches auf der Unterseite der Vflgl., sowie der Augen auf den
Htflgl.““ (Schawerda) |
Außer der Namenstype vom Sass Rigais d und 2 22 von
der Gr. Tschierspitze, welche mir Herr Dr. Schawerda zur An-
sicht.sandte, liegen mir noch. vor: 1 3 Corvara-Ciampatch, 2200 m,
30. VII. (Prof. Stange leg.) & Etwas kleiner als die Type. . Die
beiden Augenflecke der Vflel. blind, ohne die weißen Punkte der
dolomitana Schaw. Die Augen auch unterseits blind, sonst vom
pluto-Charakter. Htflgl. nicht punktiert und dadurch von meinen
nicholli der Brenta verschieden. 2 Corvara, 2200 m, Anfang
t.
Erebia Alecto Rediviva. 163
August 1908 (Prof. Stange). Beiderseits von Augen entblößt —
und 9 Corvara, Sass Songet 2300 m, 30. Juli — mit 2 Pupillen,
die etwas größer sind als bei der Type und in einem kaum kennt-
lichen rotbraunen Vorhof stehen. Unterseite beider 29 mit matt
rostroter Basis der Vilgl. Die Htilgl. und der Apex der Vilgl. grau
bestäubt. Htflgl. ohne Augen und dadurch außerordentlich leicht
von nicholli-?2 und selbst Zurbo-22 zu separieren. Dolomitana er-
weist sich somit in beiden Geschlechtern als spezialisiert und
durchaus namensberechtigt.
- Patria: Sass Rigais, Große Tschierspitze (Geisler und Puez-
gruppe), Schlern (forma #luto, Kitschelt), Jochscharte (Scha-
werda schreibt Jochenpaß), Corvara (Ampezzaner Dolomiten,
Tierser Alpe (?) (sec. Stentz-Gredler-teste Calberla, ob mit nerine
verwechselt ?), Saile (Andreis teste Calberla) 2 3&$ 3 22 Coll. Fruh-
storfer. Karersee (Keynes) 3.—6. VII.
Exemplare aus der Umgebung von Karersee scheinen einen
Übergang von dolomitana zu anthracites zu bilden. Keynes fand
alecto dort häufig und unter 19 SS gehören 16 zu Pluto — ohne
Mahagori-Anflug und ohne Apikalauge (Kennzeichen der anthra-
cites Fruhst.) 3 JS zeigen weiße Flecken der Vflgl., aber selbst bei
diesen hebt sich der schwarze Ring der Angen nur undeutlich vom
matteren Untergrunde ab. (Kennzeichen der dolomitana Schaw.)
Erebia alecto velocissima nom. nov.
E. glacialis stelviana Schaw. V. Z.-B. G. 1911, p. 39.
E. glacialis var. alecto Frey, Schmett. Schw. 1880, p. 40.
Stelvio.
E: glaciahs Rühl., Groß-Schm. 1895, p. 496. Stilfser Joch.
Vilgl. ohne Augen.
E. glacialis var. alecto Rühl, 1. c. Vilgl. geäugt.
E. alecto Wheel., Butt. Switz. 1903, p: 127. Ost-Stelvio-
Exempl. viel größer als Schweizer Individuen.
Er glacialis Seitz,.1907,; t. 37.b, SP.
WE. alecto var. glacialis Reb. im Berge 1910, p. 42. Ortlergebiet.
E. alecio Keynes, Ent. Record 1914, p. 131. Trafoi, Sulden.
.„Größer als alle andern österreichischen Rassen. Von etwas
hellerer- Grundfarbe‘ mit breiten leuchtend rostbraunen Binden.
Auf den Vorderflügeln gewöhnlich zwei (seltener stark) weiß ge-
kernte Augen. Hinterflügel oft geäugt.
' Eutaenia und Pluto nicht selten.‘ (Schawerda.)
Die Exemplare meiner Sammlung entsprechen ım allgemeine n
der Abbildung bei Seitz. Zwei derselben sind kleiner als meine
kleinsten Stücke vom Gornergrat und kaum größer als das kleinste
& meiner Sammlung (Davos). Nur 1 2 ,aus ‚,Teriolis alp. “;. 31:7.
1870 (Stentz leg.) übertrifft meine Schweizer Serie ganz erheblich.
Es ist ‘ausgezeichnet durch einen ziemlich lebhaft rotbraunen
riesigen Subapikalflecken der Vflgl., der nach hinten sich in eine
kaum noch kenntliche Binde verliert und im allgemeinen an
11* 7. Heft
164 H. Fruhstorfer:
meine 2@ vom Sustenpaß erinnert. Der Htilgl. zeigt keine Binden-
fragmente, dessen ganzer Discus und das Saumfeld aber lebhaft,
beinah leuchtend kupferig schimmernd. Abgesehen von diesem
Prachtweib, das vom ÖOrtler stammen kann, zeigen die übrigen
die mattesten und verwaschensten Binden aller Exemplare meiner
Sammlung.
Nach Calberla, Iris 1896, p. 392, ist alecto im Ortlergebiet
häufig — dessen Kalkschicht über die Münstertaler Alpen und den
Albula sich zu den Algäuer Alpen hinzieht und die Nordtiroler
Kalkalpen bei Landeck fast erreicht. Der Falter hat dadurch
Gelegenheit, mit seinen Verwandten aus Tirol und der Schweiz
in Verbindung zu treten — wie es sich in der Färbung und Zeich-
nung der velocissima auch tatsächlich ausprägt. Geaugte und augen-
lose Exemplare kommen ziemlich gleichhäufig vor — nebenbei
auch einzelne Pluto.
Der Name sielviana Schaw. hat zu fallen, weil wir seit
dem Jahre 1871 bereits eine Erebia nerine stelviana Curo kennen.
Patria: Ortler-Gebiet, Stilfser Joch, über Sulden und bei der
Edelweiß-Hütte (2500 m).
Keynes fing oberhalb Tratoı und Sulden etwas über 50 E. alecto
velocissima. Die Mehrzahl von ihnen hatte Augenflecke auf Ma-
hagonibändern. Die Binden waren zumeist nur auf den Vflel.
vorhanden und wechselten in der Intensität und Ausdehnung.
Einige Stücke zeigten keine Augen der Htflgl. Außerdem fanden
sich 7 Exemplare, welche als glacialis zu bezeichnen sind, mit
Mahagonibinden aber ohne Augen, außerdem zwei Pluto mit weißen
Pupillen in schwarzen Ringen. (Übergang zu dolomitana.) Unter
5 292 gehörten drei zu alecio, eines zu glacialis und ein weiteres
trägt einen weißen Fleck ohne schwarzen Ring.
Erebia alecto subspec.
E. alecto var. glacialis Wheel., p. 128, 1903. Heiligenblut.
E. alectovar. glacialis Rebel im Berge, p.42. Groß-Glockner.1910.
E. alecto Schaw., V. Z.-B. G., 1910/1911, p. 40. (fa. Pluto
und eutaenia).
E. alecto Anger, V. Z.-B. G. 1911, p. 77. Dachstein 2300 m.
E. alecto Kitt, 1. c. 1911, p. 92, am Karlseisfeld, Dachstein
1 2 am 31. Aug.
Exemplare vom Groß-Glockner sind nirgendwo beschrieben
oder abgebildet. Ich vermute, daß die durch Schawerda vom
Steinernen Meer, der Hofpürglhütte und vom Karlseisfeld er-
wähnten alecto mit Übergängen zu der Namensform und zu dolo-
mitana viel näher der noch zu erforschenden Rasse des gesamten
Tauerngebiets stehen werden, als den Formen von Lermoos und
den Dolomiten. Ein von Anger am 6. Aug. gefundenes ? zeigt auf
den Htilgln. oberseits nur schwache Spuren einer rostroten Binde.
Patria: Groß-Glockner, Steinernes Meer, Radstädter Tauern,
Dachstein.
Erebia Alecto Rediviva. 165
Mit Ausnahme des Groß-Glockner haben wir es hier mit erst
in diesem Jahrzehnt erschlossenen Fundorten zu tun. Überall ist
alecto außerordentlich selten, so daß die Art auf dem Wege nach
Osten immer spärlicher auftritt, was auch für die westlichen
Standorte der französischen Hochalpen und Seealpen gilt, so daß
alecto glacialis recht eigentlich nur in Tirol und den Schweizer
Alpen zu Hause ist.
Erebia alecto triglavensis Schaw. (Taf. I, Fig. 23 [9] 24 [Q1.)
E. glacialis Calb., Iris 1896, p. 392, 2 sehr klein, mit schwacher
brauner Binde und 2 sehr kleinen Augen. Triglav.
E. glaciahs v. pluto Reb., J. W. E. Ver. 1905, p. 57. Ende
Juli, 2200—2500 m. Klein, auch ein ® oben stark verdunkelt.
Rebel-Berge 1910, p. 42 als ab. ?luto vom Triglav.
E. glacialis triglavensis Schaw., V. Z.-B. G. 1911, p. 31 u. 38.
Triglav.
g oberseits wie dolomitana. Auf der Unterseite der Vflgl. mit
einem rotbraunen Bindenrest. Q wie bei dolomitana. Etwas kleiner.
Pluto darunter. Wieder die auf der Unterseite der Vilgl. geäugten
Exemplare häufiger als die ganz ungeäugten luto.
ö viel mehr der E. alecto und E. alecto aeolus genähert als
der Rasse der Dolomiten. Vor allem fehlt der eigentümliche
Bronzeschimmer der Oberseite, den dolomitana mit nicholli ge-
meinsam hat. Ein ungeäugtes 2 hat Spuren einer schmalen, ver-
düsterten, verwaschenen rotbraunen Binde der Htflgl., wie wir
sie bei glacialis-QQ von Davos gelegentlich beobachteten. Das
geäugte 9 ist von dolomitana-2 der Großen Tschierspitze weder
ober- noch unterseits zu differenzieren. Der Rassencharakter liegt
entgegen der Diagnose ihres Autors demnach ausschließlich bei
den 3. Triglavensis vereinigt ein durchaus alectoiden $ mit
einem durchweg dolomitaniformen 9. Das & bildet somit einen
Atavismus zur Namenstype, das Q leitet dagegen zu nicholli und
dolomitana über. Das mir vorliegende $ schließt sich unterseits
durchaus einem alecto alecto-$ der Lechtaler Alpen meiner Samm-
lung an — besonders durch eine deutliche, wenn auch schmale
rotbraune Submarginalbinde, welche meinen dolomitana-SS sowie
nicholli-35 durchaus fehlt. Auch sagt Dr. Schawerda, p. 36;
selbst, daß alle Triglav-4$ einen rostbraunen Bindenrest wie
Hübner: alecto 529 haben, welcher den dolomituna fehlt.
Erebia lefebvrei Dup. Bdv. (Taf. II, Fig. 6.)
Satyrus lefebvrei Dup., 135, f. 3, 4,t. 39, f.5,6 ($sehr dunkel,
Q mit mattbraunem Ozellenvorhof.)
Satyrus lefebvrei Bsd., Ind. Meth. 1829, p. 28.
E. lefebvrei Bsd., Icones t. 33, f. 1, 2, 1832. (Ein fast ganz
schwarzes &.)
E. lefebvrei Herxr.-Schäff., f. 280—282, 375.
E. lefebvrei Calb., Iris 1896, t. 8, f. 8 u. 9. Genit.
E. lefebvrei Obthr., Etud. 8, p. 21.
7. Heft
166 -H. Fruhstorfer:
E. lefebvrei Rühl, Groß-Schm. 1895, p. 498. Franz. West-
pyrenäen.
E. lefebvrei Chap:; Tr. E..S. :1898; p.:225, AS E50 af.
werk Sehr nahe E. pronoe besonders in der Form der Valve. —
‚.1908,:p. 37-311, 1. 8,1.1.&t. 9, f. 19.2.0, € Ö. Ober-
rn Unterseite. 2.
. E. lefebvrei Obthr., Lep. Comp. 3, Juni 1909, p: 299 302.
lLep. Comp. 4, 1910, f. 362—364. Kor
E:*lefebvrei' B. B., Eüt. Rec., April 1914, p. 77-80.
E. lefebvrei Chapm., 1. c., p. 105—106, t. 8—10, Genit., t. 12,
neurat. Im Geäder ein leichter Unterschied zwischen melas und
lefeburei. i
E. melas lefeburei Seitz I, p. 102, t. 37a, 1907.
a) Erebia lefebvrei lefebvrer Dup.
Patria: Hautes Pyrendes, Pic du Midi, Cirque de Gavarnie,
Mont Monue. Ansehnl. Größe als b).
b) Erebia lefebvrei pyrenaea Obthr. 1883.
“ . (Etudes 8, B 20; Lep. Comp. 3, Juni 1909, p. 299. Pyr. Orient.)
Lep. Comp. ‚4, f. 369-372: 39.
E. lefebvrei = -B., Ent. Rec. 1914, p. 78. Häufig an Canigu.
E. lefebvrei Chapm., l. c., p. 105. Von den Genitalien nicht
zwei einander gleich. Dre
. melas var. Dyrenae« Rühl, 1. c., p. 493.
. melas v. pyrenaea Staud., Reb. Cat. 1901, p. 46.
. melas v. pyrenaea Seitz, 1. c., 1907.
. melas Chret., Le Natur 1892, p. 211. Metamorphos.
. melas Reb. im Berge 1910, p. 42. Metamorphosis, Spuler
1918, p. 37.. Metamorphosis teste er
E. melas Rühl, Groß-Schmett., 491/492. Metamorphosis.
. da. intermedia Obthr. Cambres- MV -Ase, Montlouis.
U E. intermedia Obthr., Lep.- Comp. 1910, t, 26,5. 00B 00%
E. lefebvrei ab. intermedia B.-B., 1. c., p. 80. Die seltenste
Aberration. Canigu (Gavarine?). il
fa. astur Obthr. Picos-de-Europa.
.. E. astur Obthr., Lep. Comp. 1909, von 1900 m bis zum Gipfel
des Picos ;.1910,.t. 46,.£. 367, 2. Chapm,, 1. c. 1914 TI
Picos-de-Europa. Genit. ’ FR
Patria: Pyr. Orientalis. -
E. lefebvrei täuscht bei vielen $S das Kolorit der melas-?
vor, und wir finden ;manchmal sögar die breite rotbraune Sub-
marginalzone, welche sonst E. hewitsoni auszeichnet, bei ihr mit
den Augensternen dieser Spezies und: jenen von melas vereint, so
daß sich bei dieser interessantesten Art der Gruppe die östlichen
Kolorittendenzen’bei der westlichsten Spezies wiederholen, während
sich dazwischen die habituell meistens zwar viel größere, aber
farbenarme E. alecto einschiebt, _E. lefebvrei ist somit einer der
glänzendsten--Beweise- der geogräphischen Isolierung .und Zer-
splitterung einer Artengruppe, die an ihrer Peripherie:in reich
any
Erebia Alecto Rediviva. 167
geaugten Formen auftritt, während sich in ihreni Verbreitüngs-
zentrum.eine fast augenlose Spezies (alecto) findet. Dennoch aber
steht Zefebvrei in der Fühlerbildung, den Klammerorganen in engerer
Beziehung mit E. alecto als mit E. melas, womit sie Kirby 1871
zuerst in Verbindung brachte, eine Mesalliance, aus welcher sie
trotz der. wissenschaftlichen Beweisführung Calberlas (1896) und
Chapmans (1898) nicht mehr zu befreien war. Besonders Stau-
dinger und Rebel hielten hartnäckig daran fest, lefebvrei “zur
Unterart von E. melas herabzudrücken und ihnen folete in skla-
vischer Abhängigkeit Eiffinger im Seitz. Es sind also auch: hier
wieder wie bei E. alecto nicholli die weißen Augensterne,: welche
hypnotisierend auf die Anhänger und Nachbeter der Staudinger-
schen anatomielosen Schule einwirkten. Dabei sind aber gerade
bei E. lefebvrei die weißen Ozellen noch mehr dem Flügelsaum
genähert als bei melas, so daß sogar ein äußerlich von IE Laien
zu erfassender Differentialcharakter gegeben ist.
E. lefebvrei stellt das protistische Endglied der E. alecto- En
dar. Ihre gesamte Verbreitung ist noch nicht genau ermittelt.
Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, daß E. lefebvrei auf allen hohen
Berggipfeln der Haute Garonne, sowie im Departement Ariege
und in der Republik Andorra vorkommt —- wie auch auf fast
allen jenen spanischen Pyrenäen, deren Erhebung über dem Meere
der Entwicklung der Art zusagt.
Eine Form der spanischen Pyrenäen bringt bereits Oberthür
zur Darstellung. Selbe ist so verschieden von E. lefebvrei pyrenaea
Oberth., daß sie bier als
c) Erebia lefebvrei myrialda subspec. nova eingeführt wird.
(E. dyreneea Obth. Lep. Comp. 1 v. t.46 f. 2 369—371 3 1. 373 9)
dä sehr klein, entweder ganz schwarz oder mit zwei kleinen
weißen Punkten, oder mit vier schwarzen, weiß gekernten Ozellen
der Vflgl. Das 9, welches Oberthür seinen drei myrialda 33 zugibt,
ist höchst apart, fraglich ist nur, ob es wirklich zu lefebvrei gehört,
weil es viel mehr einem neoridas oder pronoe Q als einem 2 der
alecto-Gruppe gleicht. Vflgl. mit fahlrotbrauner Binde, Htflgl. mit.
drei kleinen Ozellen. Die Unterseite der Htflgl. mit weißlichgrauer,
ziemlich breiter und scharf abgegrenzter Randzone.
Patria: Pyren. orientalis, Ull de Ter (Type in Coll. Oberthür).
Die heutige Studie möchte ich nicht abschließen, ohne dem
berühmten Erforscher der Fauna der Balkanländer Herrn Otto
Leonhard in Dresden-Blasewitz nochmal zu danken, nicht allein
für sein herrliches, in liberalster Weise zur Verfügung gestelltes
Material, sondern besonders auch für den namhaften Beitrag zur
Illustrierung der neuen Formen.
An zweiter Stelle gebührt meine Erkenntlichkeit Herrn Prof.
Stange in Friedland in Mecklenburg, der mir seine schon so oft
erwähnten, hochinteressanten Funde in den Tiroler Hochalpen in
seltener Generosität zur Bearbeitung und für meine Sammlung
7. Heft
168 H. Fruhstorfer:
überließ. Auch die Herren Oberstleutnant Vorbrodt, der Ver-
fasser des meisterhaften, alles Vorhandene weit übertreffenden
Werkes ‚Die Schmetterlinge der Schweiz‘, Herr Geh. Hofrat Prof.
Dr. Rückert in München sowie Pfarrer Dr. J. Hauri in Davos,
endlich Herr Dr. €. Schawerda in Wien unterstützten mich in
dankenswertem Entgegenkommen mit Material. Herr Dr. The-
odor Steck und mein verstorbener Freund Prof. Dr. Standfuss
in Zürich öffneten mir den Zugang zu den Schätzen der Museen
ın Bern und Zürich, so daß ich nächst den Erebien des Museums
in Genf alle größeren Sammlungen der Schweiz auf die Formen
der alecto-Gruppe zu überblicken Gelegenheit hatte. Zusammen
mit den Serien meiner eigenen Sammlung, welche allein ca. 150
Exemplare vonder Großen Windgälle umfaßt, dieichim Sommer 1917
dort einheimste, dürften mir etwa 600—700 alecto vorgelegen haben.
Herr Prof. Dr. J. Reverdin in Genf hat mir wie immer seine
erprobte hilfreiche Hand geboten im Herstellen von mikrosko-
pischen Präparaten, wodurch es mir möglich war, die ersten
Mikrophotographien sämtlicher mitteleuropäischer und östlicher
Arten anfertigen und bildlich vorzuführen. Herr Oberbibliothekar
Dr. Steck verpflichtete mich zudem in stets entgegenkommender
Weise durch Zusendung mir fehlender Bücher, so daß ich mit Aus-
nahme jener in Herrich-Schäffers Europ. Schmetterlingen alle
Literaturzitate aus den Quellen schöpfen konnte. Herr H. Stichel
ın Berlin stand mir mit seinem bewährten Rat in Prioritätsfragen
zur Seite und zerstreute noch meine letzten Bedenken inbezug auf
die Wiedereinführung des Namens E. alecto. Herr Dr. Embrik
Strand kopierte mir einige Zitate aus seltenen Werken und scheute
ebensowenig wie der Verlag keine Mühe, um trotz der Schwierig-
keiten, welche die politische Lage entgegenstellte, den Druck und
die Veröffentlichung der Monographie zu beschleunigen.
(senf, abgeschlossen am 1. Dezember 1917.
Übersicht der in dieser Arbeit aufgeführten Hauptformen.
Erebia hewitsoni Led. .. 198 Erebia alecto Hb. . . 146
„ hewitsoni siderisFruhst. 128 ,, alecto duponcheli Obthr. 147
Erebia melas Herbst... . 128 ,, alecto plutonides Fruhst. 148
‚„. melas leonhardi Fruhst. 131 ,, alecto beelzebub Costa. 148
melas nanos Fruhst. . 132 ,‚, alecto glaciahs Esp. . 149
melas acoris Fruhst. . 132 ,, alecto anteborus Fruhst. 151
melas schawerdaeFruhst. 133 ,, alecto anthracites Fruhst.158
melas sigevon Fruhst. ..133 ,‚, alecto turbo Fruhst: 7158
Erebia nerine Freyer . . . 136 ‚, alecto nicholli Obthr. . 160
„ nerine twratii Fruhst. . 137 ‚, alecto dolomitana Schaw. 161
„ nerine orobica Tur. . . 138 ,, alecto velocissimaFruhst. 163
nerine stelviana Curo . 140 alecto triglavensis Schaw. 165
nerine gyrtone Fruhst. 141 Erebia lefebvrei Dup. . . 165
nerine morula Speyer. 141 ‚, lefebvrei pyrenaeaÖbthr. 166
Pag.
Erebia nerine reichlini H.Schäff. 143 Erebia lefebvrei myrialda 167
»)
’,
»)
EB}
Erebia Alecto Rediviva. 169
Pag.
nerine trybhaera Fruhst. 144 Fruhst.
nerine triglites Fruhst. 145
Erklärung der Figuren der kolorierten Doppeltafel 1.
ee
Fig. D: Erebia melas nanos Fruhst. & \ et
ni K „.. -leonhardi ‘ ,, . \ Velebit.
e: “ „.schawerdaz 5 | Herzegowina.
a 2 z @coris 2 & Bulgarien.
9. „ nerine reichlini &. Oberaudorf.
10. 3 # stelviana Curo 2. Stilfserjoch.
e G . e 67 e) 1 Sarntal, Südtirol.
13. „»... morula ab. Q. Colfuschg, Südtirol.
14. Re oyrobica Turati. &Q. Primiero, Südtirol.
15. e Zuratii Fruhst. 89. Krain.
16- 8 nerine trighies ,, d. Mte. Generoso.
17. 2 evias eurykleia ,, d. Torrentalp, Walls.
18. „.. nerine trightes ,, Q. Mte. Generoso.
19. 4, alectö dolomitana Schaw. & \ Sass Rigais,
20. : r “ er Dolomiten.
21. > „ f. turbo Fruhst. &. Gurgl, 2200 m, Octztal.
22. x DOREEN AA: 9. Pamoljoch, 3000 m.
Fi Hl » triglavensis ET ' Triglav.
Erklärung der Figuren der schwarzen Tafel II.
Genitalien von:
Fig. melas acoris Fruhst: Bulgarien.
melas schawerdae Fruhst. Bosnien.
nerine turatiı Fruhst Fucine.
nerine orobica Tur. Pergine.
nerine triglites Fruhst. Monte Generoso
lefebvrei Dup. Pyrenaeen.
. alecto nicholli Obrthr. Dolomiten.
. alecto glacialis Esp. Gornergrat.
7. Heft
Archiv für Naturgeschichte 82.Jahrg. 1916 Abt. A.
Fruhstorfer : Neue Rhopalo«|
I
Fruhstorfer
us der Sammlung Leonhard.
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Aacty für Nammrgeschichte, 82. Jahre. 1916. AbEA. Fruhstorfer Tafel Il.
Fruhstorfer: Erebia Alecto Rediviva.
ARCHIV
NATURGESCHICHTE.
GEGRÜNDET VON A. F.A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W. F.ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
-E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER unD E. STRAND.
ut
= ger
ZWEIUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1916.
Abteilung A.
8. Heft. _
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN).
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
Berlin.
HR
2.
Inhaltsverzeichnis.
: Seite
Obenberger. Holarktische Anthaxien. (Beitrag zu einer Mono-
graphie der Gattung.) (Mit 1 Tafel und 55 Textfiguren)
L Allgemeiner Teil . .". .2...002 00 ee 2
II. Spezieller Teil:
Analytische Übersicht der holarktischen Arten PAS N N 19
Bemerkungen zu den einzelnen Arten . . . 2: 2... 87
Anhang: Übersicht der Arten der anderen Regionen . 174
Arbeit aus dem Zoologischen Institute der böhmischen
Universität in Prag.
Holarktische Anthaxien.
Beitrag zu einer Monographie der Gattung.
(Mit ı Taf>l und 55 Textfiguren.)
Von Dr. Jan Obenberger in Prag.
Vorwort.
Schon vor einigen Jahren habe ich mich entschlossen, eine
monographische Bearbeitung der Buprestidengattung Anthaxia zu
schreiben. Die Hauptursachen zu diesem Entschluß waren folgende:
1. Es lag seit Cem Jahre 1865 (Marseul: Monographie des
Buprestides) keine umfangreichere, ausführlichere Bearbeitung der
genannten Gattung, deren Artenzahl sich seit dieser Zeit vervielfacht
hat, vor.
2. Die Zahl der Arten hatte sich besonders durch die Studien
des Abeille de Perrin ebenso wie durch meine eigene, auf Grund
von Revision zahlreicher Sammlungen entstandene Arbeiten stark
vermehrt.
Diese Tatsachen und die Notwendigkeit einer ganz veränderten
Einteilung cer Arten im Rahmen der Gattung, ebenso wie manche,
ganz mocernisierte Anschauungen haben mich zu dem genaueren
Studium zuerst der palaearktischen und dann allen Formen dieser
Gattung gezwungen. Ich wollte mich zuerst, nach dem alten Muster
dereuropäischenColeopterologie, auf diepalaearktischenFormen
beschränken; aber schon da bin ich zu der Überzeugung gekommen,
daß uns manche Formen (aus Sibirien z. B.) ohne der Kenntnis
der nearktischen Formen unverständlich wären und umgekehrt.
Dasselbe gilt jedenfalls auch für die übrigen sogenannten Exoten;
da aber unsere Kenntnisse dieser Faunen sich nur auf das in den
Sammlungen sehr sporadisch vorkommende, stichprobenartig
gesammelte und daher höchst unvollständige Material beschränken,
mußte ich darauf verzichten, eine genaue Monographie der Gattung
im ganzen Umfange zu verfassen und mußte mich mit der hol-
arktischen Fauna begnügen, zu der ich im Anhang alle die mir
besser bekannten Exoten in einer dichotomischen Übersicht bei-
gefügt habe.
Als Grundlage lag meinen Arbeiten zuerst meine Buprestiden-
sammlung vor, dann Sammlungen von mehreren Museen (Wien,
Prag, Berlin, Agram etc.), mehreren Firmen (Staudinger, Plason,
Winkler, Wagner, Pazourek, Heyne etc.) und dann zum Teile
sehr schönes Material meiner entomologischen Freunde im In-
und Auslande.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 8. 1 & Heft
u}
Jan Obenberger:
Ich nenne an der ersten Stelle meinen liebenswürdigen Lehrer,
Herrn Generalstabsarzt Dr. Pe£irka, dem ich so manche kostbare
Winke beim Studium der Coleopterologie verdanke. Ebenso
wertvoll waren für mich Studien der Sammlungen der Herren
Curti (Wien), Dr. Hille (Wien), Pıiiginskij (Sebastopol), Kniz
(Wien), Oberstabsarzt MUDr. Grabowski (Mostar), Regimentsarzt
Dr. Jurelek (Prag), MUDr. Karaman (Spalato), Dr. Holdhaus
(Wien), PhDr. Rambousek (Prag), Baron Hoschek v. Mühl-
heim (Graz), Paganetti (Vö.lau), etc. etc. Zu ganz besonderem
Danke bin ich dem Herrn Hofrat Prof. Dr. Vejdovsky in Prag
verpflichtet, unter dessen liebenswürcigen Leitung ich viele neue
Anschauungen in der Zoologie kennen gelernt habe, wodurch es
mir ermöglicht wurde, an diesem Werkchen mit besonderer Freude
zu arbeiten; ich erachte es daher als eine liebe Pflicht
der Dankbarkeit, diese meine Arbeit meinem hoch-
geehrten Lehrer, Herrn Hofrat Prof. Dr. Vejdovsky in
Prag zu widmen.
Diese Arbeit wurde eigentlich schon im Jahre 1912 verfaßt.
Ich habe sie später vervollständigt und umgearbeitet. Die Ungunst
der Zeit und der gigantische, unerwartete Krieg, der mich auf eine
andere Bahn geführt hat, hat das Erscheinen der ‚Anthaxien“
bis zum heutigen Tage verschoben. So mußten hier und da kleine
Korrekturen und Vervollständigungen gemacht werden. Umfang-
reichere Nachträge werden wir erst später, in den glücklichen
Friedenszeiten, wo uns alle Gegenden der Welt mit allen ihren
Naturschätzen wieder eröffnet werden, bringen können.
Prag, Febr. 1917.
Dr. Jan Obenberger
k. u. k. Leutnant i. Res.
—
pr l. Allgemeiner Teil.
Systematisches über die Anthaxien.
Alle bisherigen Bearbeitungen cieser Gattung sind heute schon
sehr veraltet. Das gilt besonders von der Marseulschen Bearbeitung
(Abeille 1860), ebenso wie von der in viel kleinerem Umfange ver-
faßten Arbeit Kiesenwetters im IV. Bande der ‚‚Naturgeschichte
der Insecten Deutschlands“. Spätere Arbeiten, die diese Gattung
in ihrem Ganzen orcnen sollten, fehlen vollkommen, nur ein Teil
der Arten, die Cratomeren, wurde von dem verewigten Ganglbauer
bearbeitet. Also es ist eine, auf neueren Anschauungen und auf
reichlicherem Materiale, als allen diesen Herren vorliegen konnte,
gebaute Ausarbeitung der Arten dieser ziemlich schwierigen
Gattung nicht unnötig.
Ich wollte zuerst alle bekannten Arten bearbeiten, aber diese
Arbeit war mir nicht durchführbar; es fehlten mir immer einige wich-
tige Arten dieser Gattung, deren, sicher sehr zahlreiche exotische
Holarktische Anthaxien. 3
Spezies, nur in einigen einzelnen Beschreibungen in der Literatur und
innoch vielmehr vereinzelten Exemplaren indenSammlungen enthal-
tensind. Die Ursachen, warum ich auch cie Nordamerikaner in den
Rahmen meiner Arbeit aufgenommen habe, sind mehr zoogeogra-
phischen Charakters und sind in betreffendem Absatze näher
aufgeklärt. In der Systematik entstanden in Frankreich und auch
bei uns zwei Richtungen, die sich durch einen ausgeprägten Anta-
gonismus auszeichnen.
Die erste Schule ist die der Varietisten — nach denen fast
jedes abweichende Individuum einen besonderen Namen tragen
soll, also Namengeber, deren Domäne außer der Entomologie noch
in der Malakozoologie und Ornithologie liegt, und dann die andere
Richtung, für welche nur ‚‚die Arten‘ existieren, hält alle niedrigere
Kategorien für fast nicht achtenswert, — nicht aber die höheren,
die Gattungen etc., welche oft für felsenfest gehalten werden.
Nach meiner Meinung soll das heutige System eine
Fixation der heutigen systematischen und verwandt-
schaftlichen Verhältnisse in der Natur vorstellen.
Als relativ fixeste Kategorie für Systematik ist sicher die Art.
Um die Umwandlung einer gegebenen Art in eine andere zu kon-
trollieren, sind größere Zeitepochen nötig, die unser ephemeres
Leben, ebenso wie das der unsrigen nächsten Nachkommen stark
überragen. Es sind Jahrtausende nötig, damit sich ein Punkt auf
dem Halsschilde einer Atheta verändert. So können wir und auch
müssen wir aus praktischen Gründen die Art als relatives Fixum
annehmen. Und noch etwas zwingt uns dazu. Jede Art hat eine
Tendenz, sich in Zukunft durch verschiedene neue Charaktere oder
durch das Verlieren von den älteren zu überbilden. Jede Art ent-
steht aus einer anderen, sie bildet sich aus, sie kulminiert ; manchmal
stirbt sie aus. Allen diesen Stadien, für welche immer andere
Normen gelten, begegnen wir in der Systematik. In den Anthaxien
begegnen wir nur zwei Typen: den sich jetzt nur ausbildenden
Anthaxien und den ‚‚kulminierenden“.
Die sich ausbildenden Arten sind meist sehr variabel, geo-
logisch jung; sie können sich auf einen oder mehrereÄste der älteren
Arten, die jetzt ‚kulminieren‘“, die nur wenig variieren und die
eine Menge von konstanten systematischen Charaktern aufweisen,
zurückziehen. Ein konkretes Beispiel: fast alle unsere paläarktischen
Arten, besonders die breiten, die bei starker Ozellierung der
Fläche des Halsschildes lang tomentiert sind, sind als solche zu
betrachten, die sich eben in der regerer Evolution befinden — wie
wenig konstant sie sind, das zeigt uns die nähere Systematik der
Arten. Solche Arten bilden auch die ‚‚Achillesferse‘‘ der Systematik.
Als die jetzt kulminierenden, also archaistischeren Arten, sind
solche zu betrachten, die anstatt einer Ozellierung
eine aus mehr oder minder groben, grubigen hohen
Reticulen oder scharfen eingestochenen Punkten be-
stehende Halsschildstruktur aufweisen. Es sind die
1* 8. Heft
4 Jan Obenberger:
meisten südamerikanischen Arten, auch einige Afrikaner
(aegyptiaca etc.); es ist erwähnenswert, daß die australische Gattung
Anillara meist eine ganz ähnliche Skulptur aufweist.
Es sind. zwei solche Gattungen, deren Vertreter meistens als
Anthaxien beschrieben wurden und welche wahrscheinlich mit
dieser Gattung sehr nahe verwandt sind.
Es sind zuerst Cie Anillaren und Pseudanillaren aus
Australien. Gestalt, Färbung, Form etc. kurz gefaßt, fast alles
wie bei Anthaxien; sie entfernen sich von ihnen wichtiger nur durch
einen Charakter: Cie ersten zwei Segmente des Abc.omens sind fast
verschmolzen; cie Naht ist fast undeutlich, wie Kerremans in
„Genera Ins.“ sagt. Aber schon das Wort ‚‚fast‘‘ zeigt, wie es re-
lativ, für jede Spezies incivicuell ist. Ich selbst besitze nur sehr
wenige Arten cieser Gattung, aber auch auf ciesen habe ich
konstatiert, wie diese Verschmelzung, cie bisweilen ebensolche ist
wie bei den Anthaxien, variiert. Das erste Ventralsegment soll auch
ebenso kurz wie cas zweite sein; aber auch hier habe icheine starke
Variabilität konstatiert, bei den Anthaxien ebenso wie bei den
Anillaren. Ebenso variieren die Längseindrücke der Ventral-
segmente (Pseucanillaren!). Auch Cie manchmal etwas buchtige
Basis des Halsschildes, wie sie bei den Anillaren vorkommt, wieder-
holt sich hie und da bei den Anthaxien. Es ist nach meiner Meinung
eine uralte Gruppe der Anthaxien. IM
Vielleicht ist es ebenso auch bei den Agrilaxien, die haupt-
sächlich durch ihre sehr verlängte Form von den Anthaxien diver-
gieren. Ich habe nur sehr wenige Arten dieser jetzt noch ziemlich
seltenen Gattung gesehen, aber hier habe ich wieder die Haupt-
charaktere der Struktur eiriger Anthaxien konstatiert. Wäre es
nur eine Konvergenz? Solche vielfache Konvergenz ist aber,
wenn sie sich wiederholt, sehr verdächtig. — Aber das alles berührt
nicht unmittelbar die Gattung Anthaxia. —
Jetzt werden wir die Subgenera der Anthaxien ein wenig
nachprüfen. Zuerst ist es der Cratomerus Sol.
Schon Kerremans hat konstatiert, daß diese Untergattung
wenig berechtigt ist. Diese Untergattung ist etwa folgendermaßen
charakterisiert: (Marseul) ‚Verlängert,zylindrisch. DieFlügel-
decken sind an den Schultern am breitesten, zur
Spitze verlängert, sehr fein granuliert. Der Halsschild
ist parallelseitig, eben, ohne Eindrücken. Die Flügel-
decken sind einfarbig, grün oder blau, glänzend. Der
Halsschild ist mit zwei mehr oder minder dunkeln
Längsbinden geschmückt. Die Schenkel der dd sind
manchmal verdickt“. — Es kann dazu noch etwas zugefügt
werden: die Fühler sind manchmal eigenartig verdickt.
Und jetzt werden wir diese Charaktere nachprüfen.
1. Verlängert, zylindrisch. — Auch eine Menge von Nicht-Craio-
meren (Semiramıs etc.).
2. Die Flügeldecken sind auf den Schultern am breitesten etc. —
"Holarktische Anthaxien. 5
Auch z. B. bei millefoli:.
. Sie sind verlängert, sehr fein granuliert —auch bei anderen Nicht-
Cratomeren —, cie sehr feine Granulierung ist auch bei den
Cratomeren selten!
3. Sie sind einfarbig, grün oder blau, glänzend. — Nicht wahr.
Dives gehört auch bierher und ist zweifarbig! Grün oder
blau, glänzend, sind mehrere ähnliche ‚Arten, z. B. pleuralis!
4. Die Längsbinden auf dem Halsschilde fehlen bisweilen indi-
viduell! (Bonvoulosr:).
5. Die Schenkel — sind manchmal verdickt, aber manchmal
auch nicht! (Siehe die Tabelle der Arten!)
6. Die Fühler — ebenso variabel wie die Hinterschenkel der
- Männchen.
Ich hoffe, daß ich hier genügend gezeigt habe, wie es utopisch
wäre, eine Untergattung auf cie manchmal existierende, aber
manchmal nicht existierenden Unterschiede zu bilden! Und noch
etwas dazu. Es existiert eine Menge von Übergängen, denen
man in der Tabelle begegnet.
Eine zweite Untergattung ist Haplanthaxia Rtt. (Fauna
germanica III). „Der Seitenrand der Flügeldecken ist
hinter den Schultern mit einer ausgeschweiften Aus-
randung versehen, von da zuı Spitze stark verengt,
daselbst die Seitenränder des Bauches unbedeckt und
von oben sichtbar. Die Fühler sind einfach, vom 3.
oder 4. Gliede ‘an nach außen schwach sägeartig er-
weitert, die Glieder sind an der Oberkante aneinander
gefügt. Die Hinterschenkel sind auch beim & nicht
verdickt. Der Seitenrand der Flügeldecken ist gegen
die Spitze samt den letzteren sehr fein zähnchenartig
gekerbt, nicht glattrandig.“
Ich bemerke nur, daß diese Diagnose vielleicht auf die
mitteleuropäischen Arten ziemlich gut paßt, nicht aber,
wenn wir die Arten der ganzen Welt in Betracht ziehen.
1. Die Ausrandung der Flügeldecken wiederholt sich bei den
Cratomeren überall, die Seiten des Bauches sind nicht immer
sichtbar! Die Fühler sind nicht immer einfach — meine clavata
gehört ganz bestimmt hierher und hat so starke Fühler wie kein
Cratomerus!
2. Die Hinterschenkel sind auch nicht immer einfach (Arabs) etc.
Die Ausschweifung der Flügeldecken ist zwar bei dieser Gruppe
sehr markant, aber auch sehr variabel! Wenn wir z. B. die
pleuralis mit der viridifrons oder quercata vergleichen, dann sehen
wir schon, daß dieses Merkmal nicht haltbar ist; oder Pleuralıs
mit der Kollari, obockiana oder mit der südafrikanischen Thunbergi
etc. etc. Und doch gehören alle diese Artep, wıe wir es begründen
können, alle zusammen; kurz gesagt: Wenn wir alle Arten der
Welt in Betracht nehmen, können wir nicht sagen,
wo die Cratomeren enden und wo die Haplanthaxien
8. Heft
=>
6 Jan Obenberger:
beginnen und wo diese enden und wo die breiten
Anthaxien sstr. beginnen.
3. Zwischen den Haplanthaxien und Cratomeren, die ich im Texte
kurz ‚‚cratomeroide‘‘, d.h. schlanke, zylincrische Arten nenne, liegt
eine polyphyletische Gruppe, aus der Verwandtschaft der Proteus
bis deleta etc., deren Arten teils cratomeroiden Charakter, teils den
der echten Anthaxien aufweisen! — Also es sind solche undeutlich
begrenzte Untergattungen überflüssig und sie sollen nicht eingeführt
werden. Wenn wir so die gesamten Anthaxien der holarktischen
Zone überblicken, so können wir sie auf folgende Artengruppen
verteilen:
A. Cratomeroide Anthaxien:
‚ hungarica-Gruppe (frühere Cratomeren).
. Aegyptiaca-Gruppe (aegybtiaca — Iris) — eigentümliche
Halsschildstruktur, den Chalcogenien ähnlich.
. Kiesenwetteri-Gruppe (Kollari bis kabyliana) — ver-
schiedenfarbig, groß.
. milefolvii-Gruppe (millefolii bis inculta) — klein, charakt.
Halsschilds.ruktur.
. stupida-Gruppe (binotata bis Minerva).
. cichorii-Gruppe (Schach bis Olivier) — überall ozellierte
Hlsch.
. olympica-Gruppe (truncata bis olympica).
B. Übergangsgruppen:
8. mundula-Gruppe (mundula bis afghanıca).
9, flammifrons-Gruppe (flammifrons Sem.). — Einzeln
stehende Art.
10. Malachitica-Gruppe (malachitica bis persuperba) — (die
Form der Flgd. und die des Halssch.)
C. Anthaxien sstr. (‚‚Breite‘ oder ‚‚abgeflachte‘“ Arten).
11. aurulenta-Gruppe (aurulenta bis superba) | Rötte der
=] [er sı\ H> [6 De
12. Passerini-Gruppe (Passerini Peicch.) bunten ab-
13. Grabowskii-Gruppe (Grabowskri Obenb.) geflachten
14. vittula-Gruppe (vittula — rutilipennis) (weich be-
15. candens-Gruppe (lucens —candens) haarten)
16. salicis-Gruppe (Croesus — kurdistana) Anthaxien
17. fulgurans-Gruppe (dimidiata — M yrmidon)
18. nitidula-Gruppe (Türkı — discicollis).
19. anatolica-Gruppe (Anatolica Chevr.).
20. funerula- Gruppe (sericea bis Cleopatra)
21. Sedilloti-Gruppe (Strangulata bis Reitter:)
22. Tomyris-Gruppe (Tomyris Obenberger) Rotte der
23. morio-Gruppe (Plicata bis castılrana) dunkel
24. Carmen-Gruppe (Carmen bis corynthia) gefärbten
25. helvetica- Gruppe (kurkestanica bis ussuriensis) | Anthaxien.
26. guadripunctata- Gruppe (Sternalisbis quadri-
punctata)
Holarktische Anthaxien. T
Zur Erleichterung der Bestimmung und zur Vereinfachung
der Berützung cer großen Tabelle gebe ich hier eine Tabelle der
Artengruppen.
1’ Gestrecktere, mehr zylincrische, nur selten chagrinierte Arten.
1%
S
Die Stirnbehaarung, wenn vorhanden, dünn, weißlich. Die
Klauen sind meist einfach. Die Struktur des Halsschildes
besteht nie aus chagrinierten, niedrigen Reticulen. Der Hals-
schild ist. gewölbter.
Die Halsschilcstruktur besteht aus groben, hohen, glänzenden
Reticulen ocer aus tiefen, eingestochenen Punkten
2. Aegyptiaca-Gruppe.
Die Halsschildstruktur besteht aus Ozellen, cie manchmal in
der Mitte unceutlicher und mehr körnig oder runzelig sind.
Große Arten; blau ocer grün, selten rötlich gefleckt, cie Fühler
sind oft verbreitet, ebenso wie oft cie hinterschenkel der
Männchen. 1. hungarica-Gruppe.
Meist kleinere, verschiecenartig gefärbte Arten, mit meist
einfachen Fühlern und Hinterschenkeln.
Größer, mehr gestreckt, einfärbig, auf dem Rücken oft mehr
abgeflacht. Die Halsschilcstruktur in cer Mitte oft etwas
runzelig. 3. Kiesenwelteri-Gruppe.
Mehr zylincrisch, mehr konvex, kü.zer.
Die Halsschilcstruktur ist auf der ganzen Fläche gleichmäßig
gebildet; sie besteht aus runden Ozellen; cie Flügelcecken sind
selten zweifarbig, cie Ozellen sind rund, nicht eckig.
Größere Arten. Meist golcig bis kupferig, stark glänzend. Auf
dem Halsschilde oft zwei dunkle Längsbinden vorhanden. Die
Hinterwinkel des Halsschildes sind meist scharf rechteckig,
oft ragen sie etwas vor. Stets einfarbig. Arten aus Nordafrika
und Ostmediterranea. 5. stupida-Gruppe.
Kleinere Arten, meist sexuell dimorph (anders gefärbt). In
den niedrigen Halsschildozellen ist das etwas -vortretende
Zentralkörnchen sehr deutlich, punktförmig.
6. cichorii-Gruppe.
Die Halsschildstruktur ist in der Mitte oft körnig, undeutlicher,
verworren. Die Arten haben oft zweifarbige Flügeldecken und
dann etwas eckige, oft etwas grübchenartige Ozellen oder
Reticulen.
Die Arten-sind minder bunt, mit vor der Mitte körnig ver-
worrener Halsschilästruktur. Grün, messingfarben bis kupferig.
4. millefolii-Gruppe.
Die Arten sind bunter, mit zweifarbigen Flügeldecken. Diese sind
karminrot oder braun, mit einer blauen ocer grünen Skutelar-
makel. Die Ozellen oder Zellen des Halsschildes- sind meist
eckig. 7. olympica-Gruppe.
Kleine Arten. Der Halsschild ist oft vor der Basis eingewürgt,
konvex, in der Mitte ohne Struktur, nur chagriniert oder
glänzend, eckig retikuliert, mit zwei tiefen Eindrücken vor
3. Heft
8 Jan Obenberger:
der Basis, oder chagriniert und. retikuliert dabei. Die Form
der Flügeldecken erinnert teils auf die Arten der mallefoli-
Gruppe, teils sind diese konvex, parallelseitig, gewölbt, glänzend.
8’ Der Halsschild ist konvex, vor der Basiseingewürgt, chagriniert,
ohne andere Skulptur in der Mitte. Die Flügeldecken sind
parallelseitig, konvex. Grüne oder olivengrüne Arten aus
Nordafrika. 10. malachitica-Gruppe.
8° Der Halsschild ist vor der Basis nicht plötzlich eingewürgt;
mehr depresse Arten.
9” Der Halsschild ist ähnlich wie die Flgd., im Grunde glänzend,
gleichmäßig ozelliert. Die Ozellen sind eckig; die Flgd. sind
ziemlich depress, etwas auf die der Sedilloti-Gruppe erinnernd.
9. flammifrons-Gruppe.
9’ Der Halsschild ist matt, chagriniert; die Struktur be-
steht aus Reticulen mit undeutlichen Körnchen, selten
aus Ozellen. Die Klauen sind oft gezähnt. Olivengrüne bis
dunkelbraune Arten von Norcafrika, Asien und Norcamerika.
Nur selten sind cie Räncer ces dunklen Halsschildes auf den
Seiten golcig. Die Arten sind ziemlich depreß und erinnern
auf cie der nitidula-Gruppe. 8. mundula-Gruppe.
1’ Breite Arten, mit oft unebenen, flachen Flügeldecken. Weiß,
braun bis schwarz behaart ocer kahl.
11’” Größere, bunt gefärbte breite Arten. Die Behaarung ist lang,
weich, nur selten (salicis-Gruppe) fehlend.
12” Die Flügeldecken sind einfarbig ocer nur andersfarbig gesäumt ;
große breite Arten mit lang behaarter Stirn und Vorcerpartien
des Halsschildes. 11. aurulenta-Gruppe.
12° Die Flügeldecken sind zweifarbig.
13” Die Halsschildstruktur ist ozellig, in den Runzeln oft quer-
runzelig, aber nie mit zweirundlichen Runzelgruppen
vor der Basis.
14’ Längliche Arten mit grünlichen oder goldigen Flügeldecken,
die streifig gezeichnet sind. 14. vittula-Gruppe.
14’ Breitere Arten mit rötlichen Flügeldecken.
15°” Die Flügeldecken sind. zinoberrot mit einem grünen Skutellar-
triangel. 12. Passerini-Gruppe.
15° Die Flügeldecken sind karminrot, mit einer großen schwarzen
Löffelmakel. 15. candens-Gruppe.
13’ Der Halsschild ist vor der Basis mit zwei, mehr oder minder
feinen und deutlichen, rundlichen Runzelgruppen versehen.
Die Flügeldecken sind meistens rot, oft mit einer angedeuteten
Löffelmakel versehen, weich behaart. 16. salicis-Gruppe.
11” Kleinere bunte Arten, deren Stirn kahl oder kaum bemerkbar
weißlich behaart ist.
16° Der Körper ist größer, dem der helvetica-Gruppe ähnlich.
13. Grabowskiti-Gruppe.
16’ Ta ist kleiner, schlanker, oft dem der mundula-Gruppe
ich.
Holarktische Anthaxien. 9
17’ Die Flügeldecken sind bunt gefärbt, oft zweifarbig; oft sexuell
dimorph. Der Halsschild ist im Grunde glatt, glänzend,
beiderseits tief eingedrückt. Die Fühler sind. oft zweifarbig.
17. fulgurans-Gruppe.
17’ Die Flügeldecken sind einfarbig. Der Halsschild ist nicht
eingedrückt.
18° Die Flügeldecken sind. nicht chagriniert, schlank, ohne eine
Reihe von groben Punkten vor der Spitze 18. nıtidula-Gruppe.
18° Die Flügeldecken sind chagriniert, mehr depreß, mit einer
Reihe von groben Punkten auf dem apikalen Außenrande.
Bunter gefärbt 19. anatolica-Gruppe.
11’ Meist einfarbige, dunkel, braun bis schwarz, nur sehr selten
dunkelblau oder olivengrün gefärbte Arten.
19’ Kupferige bis dunkelblaue Arten mit unbehaarter Stirn. Der
apikale Außenrand der Flügelcdecken ist oft mit einer groben
Punktreihe versehen. Die Flgd. sind nicht auffallend reihig
skulptiert. 20. funerula-Gruppe.
19’’ Deutlicher behaarte Arten, ohne den Punktreihen auf den
Flügeldecken.
20°’ Ziemlich flache Arten. Die Stirnbehaarung ist glänzend weiß.
21’ Kupferig oder braun, meist glänzend, oft chagriniert, mit oft
reihig behaarten Flügelcdecken.
22’ Braun. Die Flügelcdecken sind flach, grob skulptiert, der Hals-
schild ist vor der Basis plötzlich verengt, mit eigenartigen, aus
feinen Runzeln gebilceier Struktur. 22. Tomyrıs-Gruppe.
22° Glänzendere, meist kleinere, auf den oft chagrinierten und
reihig behaarten Flügeldecken feiner skulptierte Arten.
21. Sedilloti-Gruppe.
21’ Schwarze Arten. 23. Morio-Gruppe.
20° Plumpere, gewölbtere, robustere Arten mit weißer oder brauner
bis schwarzer Behaarung; selten kahl. Kupferig.
24. Carmen-Gruppe.
20° Die Stimbehaarung ist braun bis schwarz. Kupferige. oft
zweifarbig glänzende, bis schwarze Arten.
25. helvetica-Gruppe.
19’ Die Stirn ist kahl. Schwarze, nur selten kupferige Arten;
dann ist aber der Halsschild auf den Seiten chagriniert und
die Flgd. sind auffallend reihig skulptiert.
26. quadripunctata-Gruppe.
Zu der Morphologie der Gattung bemerke ich noch folgendes:
Es ist in der Halsschildstruktur zwischen den Nabelpunkten,
die oft, obwohl unrichtig, Ozellen genannt werden, ein Unter-
schied zu statuieren. (Die Ozellen sind einfache Augen am Vertex
oder auf der Stirn der Insekten, wie sie manche Hymenopteren etc.
von den Käfern z. B. einige Dermestiden besitzen). Sie sind stets
mit einemZentralkörnchen versehen, rund oder eckig, sie schauen
also etwa so © oder so <-> aus. Als Reticulen oder Zellen be-
8. Heft
10 Jan Obenberger:
zeichne ich die Ozellen, deren Mittelkörnchen fehlen; Sie
schauen also so () oder so Ü aus. Das Fehlen oder das Vorhanden-
sein von Mittelkörnchen in cen Ozellen ist von großer systematischer
Wichtigkeit. Die Ozellen sind meistens runclich, cie Reticulen
sind meist eckig, oft fünfseitig; beice wercen besoncers auf cen
Seiten ces halsschilces ceutlich.
Noch ein Wort über cie Varietäten. Von jeder Art werden
abweichende Incivicuen gefuncen. Es ist eine besoncers im Kreise
der Entomologen gewöhnte Unsitte, caß solche Incivicuen als
Repräsentanten von selbstäncigen Aberrationen ocer ‚Varietäten
beschrieben werden. Ich erwähne hier nur cie Coccinellicen, die
Varietäten der Yamina, Buprestis. Acmaeocera etc.
Wenn Incivicuen abweichencen ungewöhnten Charakters
gefunden werden, ‚über welche wir nicht klar sind, ob sie eine
Aberration bilcen können, wercen ciese als eine Form (f.) be-
zeichnet. Ebenso sind alle Insekten, ceren Veräncerung nur curch
ein Klima verübt wird, zu bezeichnen; z. B. cie hochgebirgigen
kleinen Varietäten des Cychrus und Carabus, Cie nur Curch
ihre Kleinheit von der Stammform abweichen — z. B. Cychrus
rostratus hat eine solche Form Pygmaeus, Cie uns heute. keine Rasse
oder Varietät vorstellt — Gie Nachkcmmen eines Pärchens echter
pygmaeus werden in etwas niearigerer Lage Sicher wieder nur
rostratus f. typ. sein.
Wenn sich ein Charakter mehrfach, aber wie es scheint nicht
erblich, sondern nur aurch Mutation oder Saltation wiederholt,
dann sprechen wir voneiner Aberration. Diese bildet sich im Laufe
der Zeit in eine erbliche Varietät um, die wieder eine Fähigkeit
besitzt, Aberrationen durch Mutation und Variation auszubilden.
Eine sehr alte Varietät, die in einer ziemlich entfernten Epoche
von der Stammform deriviert hat, und die oft nicht mehr fähig ist,
mit der Stammform Nachkommen zu erzeugen, heißt auch Rasse
oder Subspezies. Sie wird durch veränaerte klimatische oder
geographische Verhältnisse oder bloß durch den sehr alten Ursprung
durch Derivation von der Stammform hervorgerufen.
Für jeden, der sich ein richtiges Bild einer Gattung’ vorstellen
will, ist es absolut nötig, auch diese Kategorien kennen zu lernen;
aus diesen Gründen halte ich das Bagatelisieren dieser Begriffe
von einem Teile der Entomologen für sehr verfehlt. Aber es ist
leider schon so — aus einem Extreme fällt man so gerne ins andere.
Darum muß man sehr vorsichtig vorgehen, wenn man eine Form
beschreiben will, ob man wirklich mit einer Varietät oder nur mit
einer Aberration zu tun hat. Bei der Systematik der paläarktischen
Anthaxien. weil mehrere von ihnen sich in reger Evolution
befinden und dadurch noch die Systematik komplizieren, ist es
besonders empfehlenswert.
Ein ziemlich gutes Kriterium für die systematische Stellung
der Anthaxien bilden die Ozellen. Die jüngsten Arten (für solche
Holarktische Anthaxien. 11
halte ich jene Arten, die sehr stark wie gesetzlos variieren und so
eine Richtung zu suchen scheinen, in cer sie sich in der Zukunft
ausbilcen möchten) cer breiten Anthaxien sind ozelliert; die
Ozellen sind oft mehr runclich, gekerbt. Bei älteren Arten sind
diese Ozellen schon in Reticulen umgeäncert; cie ältesten, für
die ich cie archaistischen Arten der süclichen Halbkugel halte,
haben eine entwecer aus tiefen, grubigen Reticulen, oder aus
eingestochenen, tiefen Punkten gebilcete Halsschilcstruktur.
Das erste Stadium stellen uns z. B. cie Arten cer helvetica-Gruppe
vor; cas zweite cie Arten der mundula (Abeille)-Gruppe, das critte
die südamerikanischen Arten der verecunda-Gruppe oder in einem
anderen Sinne die aegypliaca-Gruppe.
Verwandtschaftliche Beziehungen der einzelnen
Gruppen.
Zwischen den Gruppen Hungarica, Kiesenwetteri, millefoli,
mundula, nitidula und quadripunctataexistiert eine direkte verwandt-
schaftliche Beziehung. Je näher zur guadripunctata, desto kürzer
wird der Körper, er wira robuster; aus der cratomeroiden Form
kommen wir hier direkt zu einer breiten, niecergedrückten Form
der Anthaxien s. str. Die Beziehungen zwischen den Gruppen
hungarica und Kiesenwetterı sind. sehr eng, ebenso wie zwischen
dieser und der mallefolii. Einige Arten der polymorphen mundula-
Gruppe erinnern sehr auf aie Arten der millefoli-Gruppe und
stehen mit ihr sicher in näheren Verwandtschaftsbeziehungen. Das
gilt besonders von der mundula und Proteus. Sehr interessant ist,
wie sieh die Arten dieser Gruppe in Amerika ‚‚verbreiten‘ und
„verflachen‘“. Daß die nordamerikanischen Anthaxien, mindestens
die dieser Gruppe, von Sibirien und Ostasien ihren Ursprung ge-
nommen haben, scheint mir unzweifelhaft. Diese Arten sind in der
Gestalt bald mehr den Cratomeroiden, bald den breiten Anthaxien
ähnlich. Ein Relikt vielleicht noch aus der Zeit, wo noch Nord-
amerika mit dem Europa verbunden war, scheint mir die Türki
zu sein. Diese habe ich schon in die Gruppe der nitıdula eingereiht,
obwohl sie auch sehr gut bei den amerikanischen Arten der mundula-
Gruppe stehen könnte. Das zeigt uns wieder, wie es schwierig und
fast unmöglich ist, diese zwei Gruppen, mundula (mehr cratome-
roide) und nitidula (fast ausschließlich breit), voneinander zu
trennen. Daß beide Gruppen zusammen gehören und daß auch
die betreffenden Arten hier mit Recht eingereiht sind, das zeigen
uns verschiedene Merkmale zwar unauffallenden Charakters, aber
dennoch von großer systematischer Wichtigkeit, wie die (oft mit
hier und da stehenden zerstreuten, feinen Körnchen versehene)
Struktur der Flügeldecken etc. In der nitidula-Gruppe sehen wir
schon die Anläufe zur Bildung eines seltsamen Charakters: einer
groben Apikalreihe von Punkten auf den Flügeldecken. Ob es sich
in allen, dieses Merkmal aufweisenden Gruppen um eine enge
Verwandtschaft handelt, oder ob uns dieses so auffallende
8. Heit
12 Jan Obenberger:
Merkmal nur eine Art von systematischer Konvergenz zeigt,
das kann ich jetzt noch nicht feststellen. Im allgemeinen ist es
sichergestellt, daß zwischen funerula — anatolica — nitidula
wirklich verwandtschaftliche Beziehungen existieren. Ärger ist
es mit der /ulgurans-Gruppe, einer der homogensten, die
sich durch eine Reihe von wichtigen Merkmalen von den
übrigen entfernt. Vielleicht wird das Stucium der exotischen
Artengruppen aus dieser Verwandtschaft mehr Licht in diese
Frage eintragen. 3
Einige Arten der mundula-Gruppe zeigen eine große Ähnlich-
keit mit der quadripunctata. Ich erwähne hier nur aie viridifrons
und viridicornıs, welche einigen Arten der erwähnten Gruppe sehr
ähneln. Nach meiner Meinung können wir die 4-Dunc-
tata-Gruppe von der mundula (über nitidula-Gruppe) ab-
leiten. Dafür sprechen auch cie Verhältnisse der Stirnbehaarung.
Diese ist in cieser Evolutionsreihe stets weißlich; cie Arten der
hungarica-Gruppe sind öfters lang behaart, ebenso die der Kiesen-
wetterı. Bei aer millefolii-Gruppe ist die Behaarung schon sehr
kurz, fast unsichtbar, noch mehr bei der mundula; auch bei der
nıtidula-Gruppe. Die Arten der guadripunctata-Gruppe sind kahl;
aber wenn leicht behaart (ein Atavismus??), wie z. B. cie guadri-
Dunctala aus den wüstigen Gebieten Mittelasiens öfters zu sein
pflegen, dann ist die Behaarung weißlich, ebenso wie bei der
mundula-Gruppe. Einige Gruppen gehören indirekt zu derselben
Evolutionsreihe. Es ist zuerst die bisher schwer zu erklärende
Gruppe der aegyptiaca, die, isoliert stehend, einige Beziehungen mit
der hungarıca und Kiesenwetteri-Gruppe aufweist. Mit der millefolii-
Gruppe sind zwei wichtige Artengruppen verwandt — die der
eichorii-Gruppe und die der Stupida. Die Arten der cichorii-Gruppe
sind viel homogener als die der stupida; einige Arten der stupida
stehen ‚gleichzeitig in ziemlich engen Beziehungen mit der Kiesen-
wetteri-Gruppe (zZ. B. Semiramis m.). Deshalb sind hier sehr mannig-
fache Moditikationen der Form etc. möglich, umso mehr, daß diese
Gruppe direkt noch mit der cichorii und einem merkwürdigen syste-
matischen Auslaufe der Anthaxien, der malachitica-Gruppe, ver-
wandt ist. Diese Gruppe zeichnet sich durch merkwürdige für sie
charakteristische Einzelheiten aus; sie bietet, weilsieauch mehrere
Charaktere der verwandten Gruppen zusammenhäuft, ein dank-
bares Feld für die Variation und Mutation dieser Eigenschaften; aus
dieser Gruppe sollen demnach noch mehrere ‚nova‘ erwartet werden.
Einen ähnlichen systematischen Auslauf wie die malachitica-Ver-
wandtschaft tietet uns die sehr interessante flammifrons- Gruppe,
die einige wohl konvergente Charaktere mit der fulgurans zu-
sammen hat. Die beschränkte Verbreitung der isolierten Art in
dem sehr altertümlichen Gebiete der Altaiden hat die Wichtigkeit
dieser rätselhaften Art noch erhöht. Als ein Auslauf des direkten
verwandtschaftlichen Astes der hungarica — quadripunctata-Reihe
ist auch die ziemlich homogene und alte Gruppe der olympica zu
Holarktische Anthaxien. 13
betrachten, deren einige Arten hier mehr den breiten, hier mehr
den Arten der cichorii-Verwandtschaft ähneln. Aber in diesem
Falle meine ich, daß es sich bloß um Konvergenzerscheinungen
‚handelt.
Aus der gwadripunctata-Gruppe können wir die übrigen
„schwarzen“ Arten herleiten. Die Arten der Carmen-Gruppe
zeichnen sich oft C.urch eine ähnliche Strukturaus; siesind weißoder
braun behaart. Dann folgen cie braun bis schwarz behaarten Arten
der helvetica-Gruppe, Cie sich Curch Cie ussuriensis (cie heller be-
haart ist) auf Cie Ganglbaueri der Morio-Gruppe anschließen. Mit
dieser Gruppe eng verbuncen ist Cie Tomyrıs, deren Bindeglieder
zu der funerula zwar bisher fehlen, aber sicher vorhanden sind. Die
Arten cieser Gruppen, besonders der helvetica und Sedilloti-
Gruppe weisen eine Menge von Charakteren, cie einer starken
Variabilität fähig sind, auf. Deshalb und auch darum, daß
besonders mehrere Untergruppen cer Gruppe cer helvetica eben
eine rege Evolution durchleben, sind hier noch viele ‚‚neue“
Arten zu erwarten, besonders in Hochasien und angrenzen-
den Ländern.
Der Ursprung und die Beziehungen der breiten Arten der
viitula- bis aurulenta-Gruppe ist noch ziemlich fraglich. Es ist sicher,
daß sie mit der morio-Gruppe verwanct sind. Es ist nicht zufällig,
daß sich zwischen mehreren einfarbigen, dunklen Arten der morio-
Gruppe eine mehrfarbige (hoploptera) befindet! Diese Art weist auf
die Verwandtschaft mit bunten Arten zu, ebenso wie Ciemehrfarbigen
Arten der funerula-Gruppe sich auf Cie bunte Gruppe der anatolica
anschließen! Diese Polychromose halte ich für eine attavistische
Erscheinung, um so mehr, daß diese Arten einzeln stehen und daß
sje archaistischen Charakters sind.
Eine der fraglichsten Gruppen bildet die Grabowskii m. Diese
Art erinnert so auf die schwarzen Arten der helvetica-Gruppe,
und auf die helvetica selbst, daß ich wirklich in Verlegenheit
bin, wie sie zu placieren. Die Beziehungen dieser Art zwischen
der helvetica-Gruppe sind viel größer als zwischen der auru-
lenta-Gruppe.
Als einen Ast der candens-Gruppe betrachte ich auch die salicis
Gruppe, deren merkwürdige Halsschildstzaktur sich durch eine
Konvergenz in der Gruppe der morio wiederholt. Das sind die
breitesten Arten der Gattung. Die lucens-Gruppe ist schon viel
schlanker, noch mehr die verwandte viZtula-Gruppe, die sich durch
eine konvergente Umbildung in der Form mehr den cratomeroiden
Arten aus der Verwandtschaft der Kiesenwetteri nähert. Ebenso wie
‚ Passerini-Gruppe, die in der Färbung zwar ziemlich stark auf die
salıcıs-Gruppe erinnert, aber die in der zugespitzten obwohl breiten
Form als eine basale Gruppe der breiten Anthaxien zu betrachten
ist. Ihre Beziehungen mit der viztula-Gruppe sind dabei ziemlich
gering; sie steht zum Teil isoliert da. Eine graphische Skizze der
Verwandtschaftsbeziehungen folgt.
8 Heft
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14
Holarktische Anthaxien. 15
Die Zoogeographie der Anthaxien. -
Über die geographische Verbreitung der Anthaxien die sehr
interessant ist, existiert bisher keine umfangreichere Literatur. Ob-
wohl unsere Kenntnisse der exotischen Arten bisher sehr gering sind,
dennoch können wir uns auf Grund der bisher bekannten Arten ein
ziemlich genaues Bild der Verbreitung dieser Gattung bereiten.
Schon in der vorhergehenden Partie dieser Arbeit habe ich
hervorgehoben, daß die australischen und südamerikanischen Arten
große morphologische Ähnlichkeiten aufweisen. Es sind wohl sehr
alte Arten, die sich. parallel aus denen gebildet haben, die das
problematische große Festland der südlichen Halbkugel, die
Gondwäna, bewohnt haben. Dafür spricht auch die Verbreitung
der Anillaren, deren Vertreter in beiden diesen Kontinenten
leben; ferner auch sehr zahlreiche Beispiele aus allen Gebieten der
‚Zoologie; von den Buprestiden sind es besonders die Vertreter der
altertümlichen, sehr homogenen großen Unterfamilie Siigmoderint,
deren Vertreter beide diese jetzt isolierten Kontinente beleben.
. Sehr interessant sind die verwandtschaftlichen Beziehungen dieser
Gondwänen-Gruppen zu den übrigen.
Auf der australischen Seite existieren wirklich Übergänge von
den australischen Arten zu denen des malayischen Archipels, wie
dafür die Beschreibungen der betreffenden Arten sprechen. Es ist
merkwürdig, daß die wenigen australischen Anthaxien von der
Nordostküste stammen, die vielfache Beziehungen mit der neu-
guineischen Fauna aufweist. Sonst bedürfen alle australischen
Vertreter der Gattung, die nur selten zum Vorschein kommen,
einer genaueren Nachprüfung, besonders wegen ihrer Beziehungen
zu den Anilaren und Neocuris. Aus dem Kaplande kenne ich
bisher keine Arten, die den altertümlichen Charakter der ggndwänen
Arten aufweisen könnten; doch ist es gar nicht ausgeschlossen,
daß sich hier solche Arten in der Zukunft auffinden werden.
Unsere Kenntnisse dieser großen Territorien sind bisher noch sehr
gering und wir können schon auf Grund der vorhandenen Typen
aus Afrika annehmen, daß die Artenzahl der süd- und auch zentral-
afrikanischen Anthaxien nicht geringer wird als jene vom Eurasien.
Sehr interessant und wichtig sind die Verwandtschatts-
beziehungen und die Verbreitung der südamerikanischen Arten.
Diese Arten gehören vorherrschend den breiten Anthaxien an. Sie
weisen mit mehreren Gruppen der europäischen Anthaxien ziemlich
große Ähnlichkeiten auf, doch müssen wir alle solche Erscheinungen
nur als eine Konvergenz bezeichnen. Einige Arten (z. B. verecumda,
Redtenbacheri m. etc.) ähneln sehr den europäischen Arten der
aurulenta-Gruppe, doch sind sie viel älter als diese, viel mehr ent-
wickelt und bilden eine selbständige Gruppe. Ebenso weist die
concinna-Gruppe (aus Chili) auf einige Paläarkten — z. B. auf die
Julgurans-Gruppe zu.
Es ist nicht unmöglich, daß durch das im älteren Tertiär eine
fast direkte Verbindung zwischen Südamerika und Nordafrika
& Heft
16 Jan Obenberger:
darstellende Festland oder Archipel, welches meist Atlantis
genannt wird, einige Gruppen der südamerikanischen Arten mit
denen von Nordafrika und dadurch auch von Eurasien ver-
bunden waren und daß sie auf die rezente Entfaltung der be-
treffenden Artengruppen einen Einfluß ausgeübt haben, doch
ist diese Annahme noch sehr hypothetisch und es sprechen dafür
nur wenige Beweise.
Aber in einem anderen Sinne ist die Verbreitung der ameri-
kanischen Anthaxien sehr wichtig.
Wenn die südamerikanischen Anthaxien mit den
paläarktischen wenigstens einige durch Konvergenz
hervorgerufene Eigenschaften zeigen, gilt es keines-
wegs von den nearktischen Arten.
Wieich auf Grunddersosehrzahlreichen Materialien
dieser Gattung, wie sie wohl bis jetzt noch keinem Bu-
prestologen vorlagen, konstatieren konnte, müssen wir
dienordamerikanischen Anthaxiennuralseinenamerika-
nischenAbzweig derpaläarktischen, respektivesibirisch-
asiatischen Arten betrachten. Diese Nordamerikaner,
die mit den Paläarkten so starke Affinitäten aufweisen,
daß einige Arten aus Amerika nur sehr schwierig von
denen aus Asien zu trennen sind (fallaciosa — strigala),
stehen mit den Südamerikanern in keiner systemati-
schen Verbindung. Und wirklich sind uns aus Zentralamerika
und Mexiko keine Arten dieser Gattung bekannt. Es
treten hier nur wenige Agrilaxien vor, die sicher eingewandert sind.
Diese interessante Tatsache ist aus den geologischen Verhält-
nissen von Amerika erklärlich. Diese Wissenschaft lehrt uns, daß
noch im Tertiär zwischen Zentralamerika respektive zwischen dem
Auslaufe des Kalifornisch-mexikanischen Festlandes und zwischen
Südamerika eine breite Meeresenge existierte, die genug breit
dafür war, um auch solchen Fliegern, wie die Buprestiden es sind,
die weitere Verbreitung unmöglich zu machen. Die Anthaxien
— wenn sie dort existierten — waren wahrscheinlich auf den
Ufern dieser Enge nicht zu gemein, weil sie mehr Bewohner von
Gegenden mit milderem Klima sind.
Daß die nordamerikanischen Anthaxien mit den sibirischen in
enger Verbindung stehen, dafür spricht auch die geogra-
phische Verbreitung und die statistische Zahl der
Lokalitäten in Nordamerika, die uns lehrt, daß die
westlichen Staaten, besonders Kalifornien, die beste
Lokalität für diese Gattung vorstellen.
Für die Anthaxien müßten wir mehrere Entwicklungszentren
annehmen; ich werde diese nur kürzlich besprechen. Eines liegt
in Südamerika, in den südlichen Kordilleren; aus diesem haben
sich alle südamerikanischen Gruppen entfaltet. Ein anderes liegt
in Nordaustralien, eines vielleicht im Kap. Das sind die gond-
wänischen Zentren mit den altertümlichen Arten.
Holarkt:sche Anthaxien. 17
Die Zentren für die teils auch sehr archaisch gebildeten afri-
kanischen Arten sind zwei; das eine liegt in den Gebirgen von
Abessynien. Aus diesem Zentrum haben sich wahrscheinlich alle
zentralafrikanischen und fast alle südafrikanischen Arten ent-
wickelt. Es ist eine Lokalität von sehr archaistischen (aegydtiaca-
Gruppe) oder sehr eigentümlichen Arten (Semiramis etc.). Das zweite
Zentrum liegt in Nordwestafrika, in Marokko, Algier und Tunis,
wo die Anthaxien in sehr vielen Arten ausgebildet sind. Aus diesem
Zentrum hat ein Teil der mediterranen und westeuropäischen Arten
ihren Ursprung genommen. Dieses Zentrum liegt auf den Grenzen
der paläarktischen Zone und darum zeigt sich sein Einfluß ebenso
in den paläarktischen wie in den exotischen Arten.
Weitere Zentren liegen 1. in der Umgebung des Schwarzen
Meeres (pontisches Zentrum), dessen Arten sich besonders nach
Westen entfaltet haben; ein Teil der Mediterranern gehört hierher,
ebenso wie die Mitteleuropäer und ein Teil der Zentralasiaten.
2. Altaisches Zentrum mit sehr altertümlichen Arten (Tomyris,
fHlammifrons, dives etc.), die das gebirgige Zentralasien, vielleicht
ein Teil von Sibirien, Iranische Länder bis Nordhimalaya belebt
haben. 3. Ostasiatisches Zentrum, wovon Ostasien, die Amur-
länder, Japan, die Mongoleiund Nordamerika ihre Artengenommen
haben.
Ein weiteres Zentrum liegt wahrscheinlichst imDekangebirge
in Indien, wovon sich die indischen, birmanischen, sundaischen und
vielleicht auch südchinesischen Arten entwickelt haben.
Es sind also neun Zentren, die freilich als Zentren in zweiter
Reihe zu betrachten sind, als Zentren, zu denen uns die Systematik
führt. Das einzige, ursprüngliche Zentrum dieser Gattung ist
nach unseren heutigen Kenntnissen, beim Mangel von Familien,
unbekannt. Die spezielle Zoogeographie dieser Gattung ist sehr
interessant. Die Arten sind fast nie auf eine ganz kleine Zone
beschränkt; sie sind sehr gute Flieger und Pflanzenbewohner, die
meistens die Verbreitung der Pflanzen verfolgen. Also geographische
Rassen, wie sie z. B. bei den Molusken oder bei anderen Käfer-
gruppen, z. B. Carabiden, Tenebrioniden, Dorcadien etc. häufig
vortreten, sind hier unmöglich.
Einige Arten besitzen sehr große Areale der Verbreitung. Das
gilt besonders von der quadripunciata L., die von Spanien bis in
Östsibirien reicht und die auch als nördlichst lebende Art zu be-
trachten ist. Sie reicht fast bis zu 60° der Nordbreite. Als die ab-
gehärtesten Arten dieser Gattung müssen wir die schwarzen Arten
aus den Gruppen der helvetica und quadripunctata betrachten;
davon zeugt ihre sehr weite, nördliche, horizontale und beträchtliche
vertikale Verbreitung.
Wie gesagt, sind alle Arten der Familie Buprestidae sehr gute
Flieger; weil so ihre Verbreitungsfähigkeit im Verhältnis zuanderen
Familien stark erhöht ist, können wir hier wohl nirgends oder nur
ausnahmsweise von geographischen Rassen sprechen. Wenn
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 3. 2 8. Heft
18 Jan Obenberger:
ähnliche Formen, die wir Rassen nennen, hervortreten, dann müssen
wir solche meist nur als durch ein verändertes Klima, Nahrung
etc. hervorgerufene Erscheinungen annehmen.
Als Relikte bin ich geneigt drei Formen anzunehmen: die
Anthaxia Türki, die mehr mit den nordamerikanischen Arten als
mit den Europäern verwandt ist; die ganz isolierte, und wie
es scheint, sehr seltene Anthaxia Grabowskii und vielleicht die
A. albina. Mehrere Arten besitzen sehr ausgedehnte Verbreitungs-
areale; ich weise nur auf die anatolica auf, die von Algier und Nord-
ostmediterranea bis in Buchara, Zentralasien und Afghanistan
reicht.
Eine Tatsache ist sehr bemerkenswert. Es existieren sehr viele
Arten, die sich in Algier, Europa, Kleinasien und Syrien wieder-
holen, die aber in dem Saume von Nordafrika zwischen Algier
und Syrien fehlen.
Es ist ein weiterer Beitrag dazu, daß wir die Fauna der Atlas-
länder als eine mit der der übrigen von Nordafrika nicht homologe
betrachten müssen. Wenn wir nach den usuellen Elementen die
paläarktischen Arten der Gattung Anthaxia nach ihrem Ursprung
zerlegen, kommen wir zu folgenden Resultaten:
1. Westmediterrane Arten: Bonvouloiri (nur in Algier), kabyliana,
bleuralis, v. robustior, mil. v. smaragdifrons, domina,
fulgentidennis, paralella, ignipennis, Vejdovskyi, dimidiata
(vikariierende Art der bicolor), sericea, cyanescens, Bedeli,
Marmotlani, Ganglbaueri, Carmen, nigritula, confusa, Cho-
bauti, Martini.
2. Senegalische Arten: binotata, anea.
3. Ostmediterrane Arten: zlustris, Eugeniae, nupta, sponsa,
scorzonerae (griechisch-italienische Art), Kiesenwelteri, Ram-
bouseki?, tenella, berytensis, truncata?, praeclara, Israelta,
mundula, platysoma, Passerini, vutilipennis, vittula, lucens,
semilimbata, brevis, hellenica, bicolor, discicollis, amasina,
plicata, corynthia, obesa, cupriventris, nigrojubata, Escalerae.
4. Aethiopische Arten: Diana, Abyssinica, Aegvdtiaca, Pharao Isıs,
Congregata, Avabs, Hauseri, clavala, Semiramis, stupida,
bumilla, malachitica, cavthaginiensis, Gastonis, persuperba,
Cleopatra, Salammbö, glabrifrons, nigrofusca, Pulex, Sedilloti,
Fritschi, obockiana.
5. Pontische Arten: diadema, fariniger ?, olympica (vom Kaukasus,
reicht entlang der Donau bis nach Wien!), Hackeri ? ?
6. Zentralasiatische Arten: dives, fariniger (?), Fedtschenkoi,
Kollari, Starki, illiensis, Schach, flavicornes, serena (?),
bivulnerata, afghanica, flammifrons, ephippiata, Kurdistana,
anthochaera, strangulata, transcaspica, uniformis (?), Reitters,
Tomyris, Danieli, aeneopicea, turkestanica, Condradti, cani-
frons, Heydeni, Demaisoni, hemichrysis, Obenbergeri.
7. Cireummediterrane Arten (mit der Ausnahme des Saumes
zwischen Tunis und Syrien): hungarica, millefoli, inculta,
Holarktische Anthaxien. 19
cichorii, hypomelaena, viminalis, Croesus, fulgurans, grammica,
Thalassophila, Myrmidon, anatolica, funerula, rugicollis.
8. Mitteleuropäische Arten: aurulenta, manca, candens, salicis.
morio, helvetica, sebulchralis.
9. Ostsibirisehe Arten: Psiliacina, fallaciosa, acutiangula, ussu-
riensis, Potanini.
10. Westnearktische Arten: Caseyı, Drasina, aenescens, nanula,
simiola, californica.
11. Nearkten: Viridicornis, viridifrons, deleta, cyanella, quercata,
bensylvanıca, strigalta, aeneogaster.
12. Emdemiten: Olivieri (Rhodos), Proteus (Japan), mancatula
(Araxen), superba, permira, seminuta, hirticollis, carmelita,
hyrcana, Mascheli, v. Togata, v. Veselyi, corsica, senilis.
13. Relikte: Grabowskii, Türki, aldina.
14. In der ganzen pal. Zone: guadridunctata.
Die Verbreitungsverhältnisse sind bei jeder Art einzeln ge-
geben; ich habe, weil ich auf tausenden Exemplaren studierte,
ziemlich ausführliche und viel genauere Angaben zusammen-
gehäuit, als es bisher möglich gewesen.
II. Spezieller Teil.
a) Analytische Übersicht der holarktischen Arten.
Verzeichnis der gebrauchten wichtigsten Literatur.
Akeille de Perrin: Diagnoses de Coleopteres presumes nouveaux.
Bulletin de l!’Academie de Marseille 1900.
Buprestides palaearctiques nouveaux. Bull. Soc. Ent. Fr. 1895.
Buprestides nouveaux. Bull. Madrid 1904.
Nouveau suppl&ment aux Buprestides d’Europe et circa. Reviz
d’Entomologie 1893, pg. 127 etc.
Contribution aux Buprestides palearctiques. Revue d’Ento-
mologie 1891.
Ferner mehrere kürzere Abhandlungen, meistens mit Neu-
beschreibungen von Buprestiden, in ‚les Annales de la Soc. Ent.
de France“, ‚Revue d’Entomologie‘“, ‚Bulletin de la Soc.
Ent. Fr.‘ etc.
Mollandin de Boissy: Notes biologiques sur quelques Buprestides
frangais. Bulletin de la Soc. Ent. Fr. 1903.
Brisout de Barneville: Eine Polemik betreffs der Anth. Marmottani
und Martini mit Marseul. In: Bull. Soc. Ent. Fr. 1884.
Ferner kurze Abhandlungen im Bull. Fr. oder in Revue
d’Entomologie (TI. !).
H. Bickhardt: Kleinere Beiträge zur Kenntnis der Koleopterenfauna
von Corsica (mit der Beschreibung der milefolii v. Budtzi).
Entom. Blätter 1908.
Castelnau & Gory: Monographie des Buprestides (1836). Und
die „Supplements“ von Gory (1841).
2% & Heft
20 Jan Obenberger:
Th. Casey: Contributions to the Descriptive and Systematic
Coleopterology of North America. 1884.
Csiki, E.: Dritte asiatische Forschungsreise des Grafen Eugen Zichy.
Budapest 1901.
Ferner: Seine Revision der Buprestiden von Ungarn (Rovar-
tani Lapok) und einige Neubeschreibungen in den Annalen des
ungarischen Nationalmuseums.
Cviji6: Beobachtungen über die Eiszeit auf der Balkanhalbinsel,
in den Südkarpaten und auf dem mysischen Olymp. Zeit-
schrift für die Gletscherkunde, 1908.
K. Daniel: Einige Neubeschreibungen in der Münchener Col.
Zeitschrift, ebenso wie einige synonymische Bemerkungen
ebenda.
Desbrochers de Loges: Kurze Bemerkungen und eine Diagnose in
„Le Frelon“ (1902 — Anth. Gastonis).
De Martonne: Trait€ de ie Geographie physique; Paris 1910, mit
wichtigen palaeogeographischen Angaben.
Ferner einige glacialistische Arbeiten in „Bulletin de la
Societe geologique de la France“ und in „Revue de Geographie
annuelle‘“.
Fauvel: Faune analytique des Col&opteres de la Nouvelle Caledonie.
Revue d’Entomologie 1904.
Fleischer: Einige Notizen und Neubeschreibungen in Wiener Ent. Z.
H. Deyrolle: Description des Buprestides de la Malaisie, recueillis
par M. Wallace. 1864.
Fairmaire: Einige Neubeschreibungen in den ‚Annales de la Soc.
Ent. du Belgique‘ und in ‚‚Bulletin de la Soc. Ent. de France.“
Heyden: Einige Neubeschreibungen in der ‚Berl. Ent. Zeitschr.‘“,
ebenso wie einige faunistische Verzeichnisse ebenda.
K. Holdhaus: Untersuchungen über die Zoogeographie der Kar-
pathen, Jena 1910.
Horn: Revision of the species of some genera of Buprestidae. In
den Transactions of the Amer. Ent. Society 1882. Eine ziemlich
schlechte und oberflächliche Bearbeitung der nordameri-
kanischen Arten.
Kerremans: Monographie des Buprestides (allgemeiner Teil)
[Sternocera bis Sphenoptera!.
Genera Insectorum-Buprestidae (Wytsmann). 1902—1903.
Ferner mehrere Abhandlungen, besonders Neubeschreibungen
von Exoten enthaltend; davon sind in folgenden auch Anthaxien
(auch Anillaren oder Agrilaxien) erwähnt:
Additions aux Buprestides des Indes orientales. (Annales Soc.
Ent. Belg. XXXVIL)
Buprestides Indo-malais III. (M&moris Soc. Ent. B. VII.)
Buprestides de Sumatra (Contribution & l’Etude de la Faune
entomologique de Sumatra) (M&moirs Soc. Ent. Belg. VII.)
Buprestides des environs du lac Tchad (Annales Belg. 1907).
Buprestides du Congo et des Regions voisines (Annales Belg. 1898).
}
Holarktische Anthaxien. pil
Buprestides de l’Afrique @quatoriale et de Madagascar (Annales
Belg. 1899).
Contribution & l’Etude de la faune intertropicale ame£ricaine.
(Ann. Belg. 1899. — Eine Anzahl von Agrilaxien.)
Voyages de M. E. Gonnelle au Bresil. Buprestides. (M&moirs
Belg. VI. — Eine Anzahl von Agrilaxien.)
Buprestides nouv&aux de l’Australie et des regions voisines.
Annales Belg. 1898). Mit Neubeschreibungen von Anillaren
und Anthaxien.
Buprestides d’Orient. Deutsche Ent. Z. 1911. etc. etc.
Kiesenwetter: Naturgeschichte der Insecten Deutschlands. IV.
Neue Anthaxiaarten. (Ent. Monatsblätter 1880).
Lewis: [Bemerkungen über die Japanes. Buprestiden in Journ.
Linn. Society Lond. 1892].
Marseul: Monographie des Buprestides. 1865 (L’abeille II.).
Einzige austührlichere Bearbeitung der palaearktischen Arten.
Ganglbauer: Revision der Anthaxien der Cratomerus-Gruppe.
(Deutsche Ent. Z. 1885).
Insecta a cl. G. N. Potanin in China et in Mongolia novisime
lecta VII.
Ferner einige Neubeschreibungen in Wiener Ent. Z.
Obenberger: Neubeschreibungen und Revision der vwminalis-Gruppe
in Coleopt. Rundschau 1912, 1913. — 1917.
Neubeschreibungen in W. E. Z. und in Casopis Cesk& Spole&nosti
entomologick& 1912, 1913 etc. — 1917.
Me. Leay: Beschreibungen der australischen Anthaxien in ‚The
Transactions of the Entomological Society of the New South
Wales‘ 1873.
Reitter: Fauna Germanica III. Fo
Ferner einige Neubeschreibungen in der Wiener Ent. Z. und
eine „Übersicht der mit Anthaxia grammica Lap. verwandten
Arten‘. (Wiener Ent. Zeitung 1894).
Rey: Remarques en passant. L’Echange 1891. Kurze Notizen und
Varietätenbeschreibungen.
Saunders, E.: Descriptions of Buprestidae collected in Japan by
George Lewis, Esqu., in Journal of the Linnean Society, X1.
A Revision of the Australian Buprestidae described by the Rev.
F. W. Hope, 1868.
Seidlitz: Fauna transsylvanica 1891.
Semenov: Neubeschreibungen in den Horae ‚Soc. Ent. Rossicae
(‚Coleoptera asiatica nova‘ und ‚‚Coleoptera nova Rossiae
europeae Caucasique‘‘).
Schuckert, Ch.: Palaeogeography of North America 1910.
Xambeu: Moeurs et metamorphoses d’Insectes. (Revue d’Ent.
1892. — Larvenbeschreibungen von verschiedenen Arten.)
Ferner kleine Absätze oder einzelne Beschreibungen und Notizen
von Blackburn, Philippi, Roth, Klug, Kirsch, Redtenbacher,
Rosenhauer, Schigdte, Thomson etc.
8. Hei
22 Jan Obenberger:
Aus verschiedenen Lokalverzeichnissen (Lokay, Bodemeyer,
Heyden etc.) habe ich einige Verbreitungsangaben genommen.
Tabelle.
Die sehr umfangreiche Gattung Anthaxia wurde von den älteren
Autoren in zwei Hauptabteilungen geschieden: in die Cratomeren
und die Anthaxien s. str. In cer neuesten Zeit hat Herr kais. Rat
E. Reitter dazu noch eine dritte Untergattung, Haplanthaxia zu-
gefügt. In der Wirklichkeit existieren aber zwischen allen ciesen
Abteilungen keine so wichtigen und konstanten Unterschiede*),
die uns dazu berechtigen könnten, sie subgenerisch zu trennen.
Es existieren sehr zahlreiche Übergänge, ganze Übergangsgruppen,
die eine solche Trennung unmöglich machen; dabei haben cie
Autoren auch einen großen Fehler gemacht, daß sie den exotischen
Formen gar keine Achtung gewidmet hatten. Die Anthaxien zer-
fallen der Form etc. nach in zwei große Gruppen, die ich Anthaxiae
cratomeroides und Anthaxiae planibennes nenne. Es existiert aber
eine ganze Anzahl von Arten, die mannigfach cie wichtigsten
Charaktere beider Gruppen verbinden, und die zwischen beicen
großen Gruppen stehen müssen; sie könnten mit derselben Be-
rechtigung in beide Hauptabteilungen eingereiht werden.
Als Material zu meinen Stucien ciente meine in cieser Gattung
sehr reiche Sammlung und die mir zur Revision anvertrauten
Sammlungen einiger Firmen (Staucinger & Bang-Haas, Paganetti,
Winkler & Wagner etc.), Museen (Wiener Hofmuseum, Deutsches
Ent. Museum etc.) und mancher Coleopterologen des In- und
Auslandes. Allen, die mir die Publizierung meiner Arbeit ermög-
licht haben, bin ich zu bestem Dank verpflichtet.
Analytische Tabelle der Arten.
a’’’ Zylindrische, parallele, gestrecktere Arten. Die Struktur des
Halsschildes ist mehr einförmig, aus Ocellen oder Zellen,
selten auch aus Runzeln bestehend. Die dd sind oft an-
ders gefärbt und mit Tibien-, Schenkel-, oder Fühlerauszeich-
nungen versehen. Die Behaarung ist stets hell (Cratomerus
Sol., Haplanthaxia Rtt.)
Anthaxiae Cratomeroides.
1°” Die Hinterschenkel der $d sind verdickt, oder die Fühler
der dd sind stark verbreitert (manchmal zweifarbig!). Die
Flügeldecken sind seidengrün bis blauviolett. Oft geschlecht-
lich dimorph gefärbt (Cratomerus auct.).
I. Gruppe der A. hungariea Sc.
2” Der Halsschild ist ziemlich kurz und breit, an den Seiten mäßig
”) Siehe den I. Allgemeinen Teil.
Holarktische Anthaxien. 23
stark gerundet erweitert; die Stirn ist kurz behaart. —
Siehe A. nupta Ksw.! (= Krübperi Gnglb. = duo Sem.).
2° Der Halsschild ist auf den Seiten nur wenig oder unauffällig
gerundet, in der hinteren Hälfte meistens ziemlich parallel, zu
den Vorderwinkeln mehr verengt.
3’ Die Struktur des Halsschildes besteht auch in der Mitte aus
normalen, keine Querrunzeln bildenden Ocellen; die
nabelpunktigen Netzmaschen fließen also auf der Scheibe
nicht ineinander. (Siehe auch Scorzonerae var. Iuno Obenb.!)
4’ Die Stirn ist deutlich behaart.
5° Die Außenseite der Vorderschenkel der dd mit einer glän-
zenden, purpurrotem Makel entlang des Innenrandes des
Schenkels. Nordafrika.
6°’ Grün; ohne schwärzlichen Längsbinden auf der Scheibe
des Halsschildes. 7. Bonvouloiri Ab. $
6’ Der Halsschild ist mit zwei, mehr oder weniger deutlichen,
schwärzlichen Längsbincen versehen. Der Seitenrand der
Flügelcecken und cie Naht ist blau gefärbt. Die Unterseite
ist so wie cie Oberseite grün. 7. Bonvouloiri Ab. 2
6° Die Unterseite ist ähnlich wie die Stirn und cie Seiten des
Halsschilces glänzend purpurrot. Die Mitte des Hals-
schilces ist rötlich, jedoch heller und mehr goldig. Beide
schwärzliche Längsbincen des Halsschildes sind nur wenig
düster als die Fläche der Flügelcecken gefärbt, grünlich.
Die Seitenräncer der Flügelcecken, ähnlich wie cie Naht,
sind wie normal bläulich gefärbt. Fünf Stücke aus Algier
(Teniet el Haad) in meiner Kollektion. Die rote Färbung
ist ein wenig variabel; sie wird manchmal ziemlich hell, rot-
golciger. 7. Bonvouloiri Ab. 2 var. amabilis Obenb.
5° Die Außenseite der Vorderschenkel des & ist ohne einer
purpurroten Makel. Die Stim ist kurz und spärlich
gelb tomentiert. Die Fühler sind kurz und dick, dunkel-
grün. Schmal, länglich; die Grundfarbe der Flügeldecken ist
mehr kupferbraun. (Auf einer anderen Stelle wird ihr
wiederholt gedacht!) 13. Fedtschenkoi Semenov
4’ Die Stirn ist kahl, ohne einer Spur vom Toment, in der Mitte
flach eingedrückt.
7” Die Halsschildstruktur ist fein, die Ocellen zeigen in der
Mitte eine Neigung zur Bildung von Querrunzeln.
Der Halsschild ist manchmal mit zwei schwärzlichen Längs-
binden versehen; die Behaarung der Brust und der Bauch-
segmente ist sparsam und nicht auffallend.
8° Die Hinterschenkel sind verdickt. Einfarbig grün. Die Flügel-
decken sind mehr verengt. Die Hintertibien sind kurz und
in distalem Fünftel gebogen; auf der apikalen Außenhälfte
sind sie kurz und dicht tomentiert, auf der apikalen Innen-
seite mit einigen Kerbzähnchen versehen.
11. diadema Fischer &
$. Hait
24 Jan Obenberger:
8° Die Hinterschenkel sind nicht verdickt. Die Unterseite des
Körpers und die Seiten des Halsschildes sowie die Stirn sind
schön purpurfarbig. Die Flügeldecken sind robuster und
plumper. Die Hintertibien sind eng und nicht gebogen, in
der apikalen Innenhälfte ohne Kerbzähnchen.
11. diadema Fischer 2
‘ Der Halsschild ist mit deutlichen Nabelpunkten versehen,
weniger fein als bei diadema punktiert, ohne schwarzen Längs-
binden; die Flügeldecken sind weniger deutlich verengt als
bei diadema d&; auf der Brust und auf den Ventralsegmenten
viel dichter und stärker behaart. 12. fariniger Kraatz
3’ Die Ocellen des Halsschildes verfließen mindestens in der
Mitte in mehr oder minder deutliche Querrunzeln.
9” Die Stirn ist nicht tomentiert, grübchenartig vertieft.
10°’ Grün; der Halsschild ist mit zwei schwarzen Längsbinden
versehen. Auf den Seiten und in der Mitte häufig rotgoldig.
Auch die Seiten des Abdomens sind goldig. Die Seiten der
Flügeldecken sowie die Naht sind blaugrün; die Naht selbst ist
hinter der Mitte schwärzlich. 10. seorzonerae Friw. SQ
10” Die Flügeldecken und das Schildchen sind blau. Der Hals-
schild mit Ausnahme der zwei schwarzblauen Längsbinden
und die Unterseite sind rotgoldig. Amasia.
10. 2 var. Euphrosyne Ganglb.
10’ Ähnlich wie RN gefärbt; der Halsschild ist jedoch
auch in der Mitte dunkel blaugrün, der Scheitel ist dunkel-
blau, die Stirn ist wie bei Euphrosyne rotgoldig. Auf dem
Halsschilde ist die schöne rotgoldige Färbung nur in den
Hinterwinkeln stärker verbreitet. Die Flügeldecken dunkel-
blau. Die Halsschildstruktur besteht aus gleichen,
keine Runzel bildenden Ocellen. Anatolien (Ak-Che£hir).
10. 2 var. Juno Obenb.
=]
9° Die Stirn ist deutlich tomentiert.
11’ Die Struktur des Halsschildes ist in der Mitte zu mehr oder
weniger gedrängten und feinen Querrunzeln verflossen. Die
Fühlerglieder sind meist vom 3. oder 4. Gliede an stark
quer; die Oberseite der Flügeldecken ist einfarbig oder
zweifarbig.
12’ Smaragdgrün. Die Fühler sind vom dritten Gliede an quer.
Einfarbig. (Kerremans i. coll. ?) 1. Diana m.
12°’ Smaragdgrün. Die Fühler sind erst vom vierten Gliede an
. . verbreitet. Einfarbig oder zweifarbig.
13” Grün; auf den smaragdgrünen Flügeldecken befindet sich
hinter der Mitte der Länge eine große, zinnoberrote Quer-
makel. Turkestan. 2. dives Obenb.
13° Einfarbig smaragdgrün. 2. dives a. unicolor Obenb.
12° Vollkommen goldig-bronzefarben. Auf den Ventralsegmenten
befinden sich auf den Seiten dichte tomentierte Makel.
- 12.5.mm. 3. abyssiniea Thery
Holarktischo Anthaxien. 95
11’ Die Struktur des Halsschildes ist normal ausgebildet; die
Querrunzeln treten hier und da stärker vor, aber in der Regel
die Körnchen zwischen ihnen sind deutlich. Die Fühler nicht auf-
fallend verbreitert ; die Oberseite der Flügeldecken stetseinfarbig.
14” Die Hinterschenkel der d& sind (in der Regel) verdickt.
Große Arten.
15’ Größer (Long. 10—15 mm), schlanker gebaut. Die Fühler-
glieder sind stark quer und stark verbreitet; die letzten Fühler-
glieder des $& haben eine orangerote apikale Innenecke.
a) Grün. Der Halsschild mit zwei schwärzlichen Längs-
binden. Die Hinterschenkel sind stark vercickt.
4. hungariea Sc. &
b) Ebenso gefärbt. Die Hinterschenkel sind einfach
4. Q var. sitta Küster
c) Grün. Die Seitenstücke des Halsschildes und die Unter-
seite des Körpers sind schön purpurfarbig.
4. hungarica Sc. 2
d) Schön blauviolett. Der Raum zwischen beicen schwärz-
lichen Längslinien des Halsschildes ist grün bis blau. Die
Unterseite, die Stirn und. die Seitenstücke des Halsschildes
sind herrlich feuerrot. Algerie (Terni), Syria (Mts. Amanus).
4. a. 2 subviolacea Obenb.
e) Männchen, deren Schenkel nicht verdickt und deren letzte
Fühlerglieder ungefleckt sind; die Fühler sind grün. Die
Oberseite ist bisweilen violett. Diese, wie es scheint hoch-
interessante Varietät aus Nordafrika kenne ich in natura
leider nicht. 4. v. S simplieipes Rey
f) Abeille de Perrin hat zur A. hungarica als eine Varietät
eine mir in natura unbekannte Form gestellt, die von
hungarica folgendermaßen abweichen soll:
1. Sie ist kleiner als die typische hungarica; nur 6%—
—8% mm lang.
. Die Hinterschenkel des Männchens sollen nur fast un-
sichtbar verdickt sein.
. Die Fühler sind grün und nicht blau.
. Die rotgefärbten Partien des Körpers beim Weibchen
sollen weniger deutlich (weniger feurig) gefärbt sein.
. Die Tibien des Weibchens sollen schlanker und weniger
gekrümmt sein. Meiner Ansicht nach eher eine Eugeniae-
Varietät oder eine selbständige Art. Syrien.
4. v. iuvenilis Ab.
15° Kleiner (8.5 mm lang, 3.25 mm breit), robust; breiter als
hungarica. Die Fühler sind beim Männchen schlank, einfach;
die letzten Fühlerglieder sind ungefleckt, grünlich. Das intra-
marginale Leistchen der Flügeldecken ist deutlich ausgebildet.
Mir unbekannt. Kleinasien. 5. illustris K. Dan.
14° Die Hinterschenkel der dd sind nicht deutlich verdickt.
Kleinere Arten,
a
3% Heft
96 Jan Obenberger:
16°” Die Außenseite der Vorderschenkel der d& ist mit einem
purpurgolcigen Streifen längs des Innenranaes versehen. Die
apikalen Fühlerglieder schon vom vierten oder fünften an
mit rötlicher Innenecke versehen. Die Schienen sind in der
Mitte etwas verbreitet und daselbst cCeutlich gekerbt-gezähnelt.
17’ Die Oberseite, die Unterseite, ebenso wie meistens aie Fühler
sind grün. Die Naht der Flügeldecken ist grün.
6. Eugeniae Ganglb. 3
17’ Der Kopf, die Seitenstücke des Halsschilces und cie Unter-
seite sind purpurgoldig. Der Scheitel, cie Vorcerbrust, cie
Fühler, die Beine una cie Flügelcecken sind blaugrün bis
blau. 6. Eugeniae Gnglb. 2
17’ Wie das Männchen gefärbt, golcgrün. Die Naht der Flügel-
decken ist schwärzlich. 8&—9 mm lang. Smyrna, Amasia.
6. @ v. Thalia Gnglb.
16° Die Außenseite der Vorderschenkel ist mit keinem Spiegelfleck
versehen. Die Fühler sind einfarbig metallisch gefärbt. Das
letzte Abdominalsegment ist beim Weibchen normal geformt,
unausgerancet.
18’ Die Scheibe des Halsschildes mit feinen, ineinanderfließen-
den Netzmaschen, deren Intervalle mit feinen Nabelpunkten
besetzt und geglättet sind. Die cichte Struktur der Flügel-
decken bildet unregelmäßige, ähnlich geglättete Querrunzeln.
19’ Grün; auf dem Halsschilde mit zwei schwarzen Längsbinden;
cie Seiten des Halsschilces sind golcig (8); cie Q sind mehr
golcgrün, sonst aber wie cie & gefärbt. 8. nupta Kiesw.
19’ Das Schildchen und die Flügelcecken sind blau, die Fühler
und die Beine sind blaugrün; auch die schmale, grüne Mittel-
binde am Halsschilde und die Unterseite ist grün. Die Seiten-,
stücke des Halsschildes sind rotgolaig, der Kopf ist golc.grün.
Smyrna. 8 Q@ v. aglaia Ganglb.
18° Der Halsschild ist auf der Scheibe mit groben, querrunzelig
ineinanderfließenden Netzmaschen versehen. Zwischen den
Runzeln überall grobe Nabelpunkte. Die Flügeldecken sind
rauh runzelig punktiert. Die Naht ist oft auffallend ge-
trübt, schwärzlich.
20°’ Die Unterseite sowie die Oberseite ist grünlich 9. sponsa Kiesw.
20’ Die Vorderbrust ist blau oder blaugrün, die übrige Unter-
seite ist purpurgoldig. Die Flügeldecken sind grün.
9. sponsa Kiesw. 2
20° Weibchen, die ähnlich wie die Männchen gefärbt sind.
9. Q var. Adaliae Gnglb.
1” Die Hinterschenkel und die Fühler der $& sind einfach.
Ziemlich abgeflacht, die Struktur des Halsschildes ist scharf,
die Mitte des Halsschildes ist fast vollkommen punktfrei,
geglättet, glänzend, diese Struktur besteht auf den Seiten
aus mehr oder minder deutlichen kleinen Ocellen, diese ver-
ändern sich zur Mitte in scharfe, eingestochene Punkte und
Holarktische Anthaxien. 97
in der Mitte verschwinden sie vollkommen. Die Naht ist in
einem ziemlich langen und breiten Streifen hinter dem Schild-
chen geglättet, fast punktfrei. Die Flügeldecken oft mit
angedeuteten Längsrippen. Nordafrika.
II. Aegyptiaca-Gruppe.
21” Größer, 12.25 mm lang, glänzend, smaragc.grün. Die Naht ist
golcig. Die Unterseite ist smaragcgrün. Oberägypten.
14. aegyptiaca Obenb. .
21° Kleiner, dunkler gefärbt. Die Unterseite ist aunkel messing-
farben.
22’ Ganz braunschwarz; Cie Unterseite ist heller. Auf den Flügel-
decken, zur Spitze, sind einige mehr oder minder gut pronon-
cierte Längsrippen ceutlich. Oberägypten. 16. Isis Obenb.
22° Zweifarbig. Die Unterseite ist Cunkel kupferig, glänzend, die
Mitte ces Halsschilces und cie geglättete Naht der Flügel-
decken ist ebenso gefärbt. Die gekörnten Seiten der Flügel-
decken sowie Cie punktierten Seitenstücke ces Halsschildes
sind. rötlich kupferig. 15. Pharao Obenb.
1° Die Einterschenkel cer dd ebenso wie Cie cer QQ sind in der
Regel normal gebilcet. (Siehe Arabs Mars.!) Die Mitte des
Halsschilces ist immer ocelliert oder chagriniert. Die Fühler-
gliecer sind immer einfarbig.
23° Die Ocellen cer Oberfläche des Halsschildes sind in der vor-
deren Partie zu mehr weniger deutlichenkörnigen Quer-
runzeln, die dicht gereiht sind, verflossen. (Eine
Ausnahme: obockiana Fairm.) Manchmal sind an der vorderen
Partie des Halsschildes keine Ocellen mehr bemerkbar. Der
Grund des Halsschildes ist aber immer mehr weniger glatt, die
Ocellen sind niemals im Grunde chagriniert. Die
Zentralkörnchen der Ocellen auf der Fläche sind
meistens verschwunden.
24°” Der Halsschild ist nur schwach oder mäßig gewölbt. Die
Flügeldecken sind länglich, die ganze Oberseite ist meistens
dunkel gefärbt, einfarbig. Größere Arten.
III. Kiesenwetteri-Gruppe.
25° Der Halsschild ist auch auf der vorderen Partie gleichmäßig
ocelliert, die Ocellen sind also in keine Granulation verflossen.
Die Stirn ist gelblich behaart. Der Halsschild ist 1% mal so
breit alslang, vor den Hinterecken seicht und breit eingedrückt.
Große, gestreckte, braunschwarze Art. 9 mm lang. Die
Seiten des Abdomens sind mehr kupferig; wie die ganze
Unterseite braungelb tomentiert. Obock. 21. oboekiana Fairm.
25° Die Struktur des Halsschildes ist auf der Vorderpartie in eine
Granulation umgewandelt. (Siehe auch Fedischenkoi Semenov!)
26° Die letzten Tibien des & sind sehr gekrümmt; die Vorder-
tibien sind auf der apikalen Außenseite mit einem starken
8. Heft
28
26°
Jan Obenbaerger:
Zahn bewehrt. Die Schenkel des $ sind verbreitet. Die
Seiten der Brust und aie des Abdomens sind weiß tomentiert.
(10 mm lang.) Arabien. 24. Arabs. Mars.
Die hinterschenkel und die Hintertibien sind normal; die
Vordertibien sind einfach. Kleinere Arten.
27‘ Der Halsschild ist mäßig gewölbt.
8 ’‚
28°
29 [2
33”
Die Stirn trägt drei weißliche, quere Tomentbinden. Die
Fühler sind fast länger als der Halsschild. Eine größere,
kupferige Art. 8 mm. Ambukohl. „ 20. eongregata Klug
Die Stirn ist einfach tomentiert.
Die Fühler sind kurz und stark; sie reichen nicht bis an die
Hälfte des Halsschildes. Pronotum ist fast quacratisch, auf
der Fläche auch vor der Mitte noch deutlich ocelliert; vor
den Hinterecken seicht eingecrückt. Die Gruncfarbe ist
grünlich bronzefarben, an den Flügeldecken mehr kupferig. Soll
in die vorhergehende Artengruppe der ‚‚Cratomeren‘ gehören;
mir unbekannt. Turkestan. 13. Fedtschenkoi Semenov
Die Fühler sind länger und schlanker. Die Ocellen sind wenig-
stens in der Mitte des Vorderrandes zu deutlichen Quer-
runzeln verflossen. Anders gefärbt.
Bronzefarben. Zwei dunkle Längsbinden auf dem Halsschilde.
Der Halsschild in der Mitte mit einer mehr weniger deutlichen
Mittelrinne; er ist mit zwei dunkeln Längsmakeln, die in der
Mitte oblong werden, versehen; in dem vorderen Drittel ein
wenig verrundet erweitert. Die Flügeldecken sind zum Ende
verlängert. Die Fühler sind grün. Mesopotamia.
17. Kollari Mars.
Der Halsschild ist ohne einer Mittelrinne, mit einem seichten
Eindruck innerhalb der Hinterecken. Sonst (der Beschreibung
nach!) vollkommen wie die vorhergehende Art gebaut; viel-
leicht nur eine Varietät der Kollari oder mit ihr identisch.
Schiraz. 18. Stareki Ganglb.
Der Halsschild einfarbig. Die Flügeldecken tragen ganz kleine,
aber gut sichtbare (besonders gegen die Naht), sparsame
Härchen. Düster gefärbt.
Violett. Die Fühler sind blaugrün. Epistom ist grün. Die
Augen sind groß, auf dem Scheitel ziemlich genähert. Die
Hinterecken des Halsschildes sind eingedrückt. Die Ober-
seite ist ziemlich flach. Die Flügeldecken sind auf der Hinter-
seite deutlich gezähnelt. 6 mm. Syrien. 19. eupriventris Mars.
Die Oberseite ist schwarz. (Manchmal mit einem violetten
Anfluge.)
Kleiner (5—5.6 mm), schlanker. Die Struktur des Hals-
schildes ist ziemlich grob, verhältnismäßig gröber als bei
der folgenden, größeren Art, sehr deutlich. Sie besteht
aus stark entwickelten Ocellen, die auf der Scheibe in starke
Querrunzeln, zwischen welchen keine Ocellen bemerkbar sind,
verfließen. Das Schildchen ist leicht konvex. Die Flügel-
39°
2
27°
24’
Ey
Holarktische Anthaxien. 29
decken sind verhältnismäßig feiner granuliert als bei Kresen-
wetteri. Vielleicht nur eine kleine, nördlichere Rasse der
folgenden Art. 23. Rambouseki Obenb.
Größer (9.5—11 mm), robuster. Die Struktur des Hals-
schildes ist ziemlich fein, verhältnismäßig feiner als bei
Rambouseki; die Ocellen sind. auch in der Mitte gut bemerkbar;
die Querrunzeln sind nicht auffallend erhöht; der ganze Hals-
schild hat ein feineres, gleichmäßigeres Aussehen. Die Flügel-
decken sind robuster, gröber granuliert, das Schildchen ist
konkav. Griechenland. 22. Kiesenwetteri Mars.
Der Halsschild ist ziemlich stark gewölbt, vor den Hinter-
ecken, vor der Basis seicht eingedrückt. Die Flügeldecken
ebenso wie die Unterseite sind gewölbt, die Fühler sind blau,
lang, schlank. Der Vorderrand des Halsschildes ist nur sehr
seicht ausgebuchtet, die Stirn ist gewölbt, weißlich behaart.
Der Halsschild ist auf den Seiten mäßig gerundet, der Hinter-
rand ist geglättet; vor dem Schildchen befindet sich eine ganz
kleine, zum Kopfe gewendete, mit dem übrigen geglätteten
Hinterrande verbundene, glatte triangelförmige Stelle. Die
Oberseite sowie die Unterseite ist hell kupferig gefärbt, wenig
glänzend. 25. illiensis Obenb.
Der vorhergehenden Art ähnlich, die Stirn ist mehr verengt,
die inneren Augenränder auf dem Scheitel mehr konvergierend,
der Halsschild ist gestreckter, parallel, die Struktur ist viel
schärfer; im Grunde sehr glänzend; die Runzelung ist
höher und weniger dicht. Die viel glänzendere Oberseite
ist hell messingfarben, mit grünlichen Reflekten. Viel kleiner,
auf die wnculta v. aerea Rey etwas erinnernd.
| 26. kabyliana Obenb.
Der Halsschild ist gewölbter; die Gestalt ist kürzer, manch-
mal robuster, die Flügeldecken sind auf der Spitze niemals
lang zugespitzt.
IV. millefolii-Gruppe.
Konstant grün oder goldgrün. Die Epipleuren der Flügel-
decken sind verhältnismäßig breit unddick. Die Unterseite
des Körpers ist auf den Seiten weiß, makelförmig tomentiert.
Algier.
Die Oberseite und die Unterseite sind gleich grün gefärbt;
das Abdomen ist normal, flacher gewölbt. 27. pleuralis Fairm.
Die Oberseite ist grün, die Unterseite goldig. Das Abdomen
ist sehr robust, sehr gewölbt. Algier (Lambessa).
27. pleuralis v. robustior Obenb.
In der Färbung variabel — grün bis violettschwarz; die
Epipleuren sind enger, normal.
36’ Das letzte Ventralsegment ist beiderseits mit tiefen Ein-
drücken versehen.
a) Größer. ' Pronotum ist parallel, ohne gut prononcierten Ein-
&. Ilelt
30 Jan Obenberger
drücken. In der Färbung variabel, aber immer nur ein-
farbig gefärbt. 28. millefolii Fab.
b) Größer. 5%—6 mm lang. Der Kopf und die vorderen
Partien des Halsschildes sind fast schwarz, der übrige
Körper ist dunkel bronzebraun. (= var. a. Marseul’s.)
28. ab. Budtzi Bickh.
c) Mittelgroß. Halsschild ist manchmal eingedrückt —
manchmal eben. Die Oberseite ist grünlich gefärbt, die
Färbung auf den Flügeldecken geht in eine bronzefarbige
über (= Marseul’s var. b). 28. ab. polychloros Ab.
d) Klein, nur 4 mm lang. Der Halsschild ist zur Basis ein
wenig verengt; die Hinterecken sind eingedrückt. Der
Kopf ist smaragdgrün oder violettrot.
28. v. smaragdifrons Marseul
e) Der Halsschild ist von % der Länge zur Basis parallel,
nach vorne zu stark verengt, gewölbt. Die Stirn ist ge-
wölbt, schwärzlich, ebenso wie der Halsschild. Kleinasien:
Taurus. 28. var. seutellaris Obenb.
36° Das letzte Ventralsegment ist nicht eingedrückt. Hellgrün,
der a. polychloros ähnlich. 5 mm. Weil der erwähnte
Charakter ziemlich variabel ist, so ist er höchstmöglich
nur eine Form der maillefoli. 29. rossiea K. Dan.
36° Das letzte Ventralsegment ist auf der Spitze einfach ein-
gedrückt. Konstant bronzefarben; die Stirn ist so wie die
übrige Oberseite gefärbt. Auf den Flügeldecken sehr fein,
gleichmäßig skulptiert.
37° Robust, dick, weniger glänzend. 30. ineulta Germ.
37° Schlanker, mehr parallel, glatter, glänzender; die Halsschild-
struktur ist verworrener, deutlicher. Dunklere Form.
30. v. aerea Rey
23° Die Ocellen der Oberfläche des Halsschildes sind auch in
der Mitte der Vorderhälfte des Halsschildes deut-
lich; bisweilen sind sie ganz erloschen (dumilla Klug!). —
Dann ist die Fläche des gewölbten Halsschildes sehr fein gra-
nuliert chagriniert. Die Ocellen bilden keine Querrunzeln; sie
selbst sind im Grunde nicht chagriniert, glänzend.
38° Der Kopf ragt mehr oder weniger empor. Die Hinterwinkel
des Halsschildes sind mehr oder weniger rechteckig bis spitz-
winkelig. Kupferig oder goldig gefärbte, meist nordafrika-
nische Arten.
V. Stupida-Gruppe.
39’ Goldgrün.
40’ Etwas größer. Der Halsschild ist 11% mal so breit als lang,
die Ocellen sind rundlicher. Die inneren Ränder der Augen
konvergieren auf dem Scheitel. Der Kopf ist breit. Die Naht
ist ziemlich glänzend, aber nicht geglättet. 5 mm. Senegal.
31. binotata Chevr.
40’ Etwas kleiner. Der Halsschild ist fast zweimal so breit als
Holarktische Anthaxien. 31
lang, die Ocellen, besonders zur Basis, werden eckig und stark
quer dabei. Die Naht ist hinter der Mitte geglättet, auf dieser
ziemlich breiten Stelle messingfarben; sonst ist der Käfer
smaragdgrün. Die Ocellen des Halsschildes sind fünfeckig,
mit feinen Körnchen. 4.5 mm. Nordostafrika.
32. Hauseri m. (Kerr. i. 1.)
39’ Kupferige Arten.
41’ Die Fühler sind auffallend stark, robust, die einzelnen Glieder
sind stark quer, verbreitet. 7 mm. Erythraea.
34. elavata Obenb.
41’ Die Fühler sind normal, nicht auffallend verbreitet, kürzer.
49” Die Ocellation ist im Grunde körnig, chagriniert, sehr niedrig,
wie erloschen, aber dennoch deutlich; infolgedessen ist der
Halsschild matt; er ist 11% mal so breit als lang. 5 mm.
Mesopotamien. 35. Semiramis Obenb.
43’ Die Ocellation ist viel deutlicher, scharf, im Grunde glatt,
der Halsschild ist daher im Grunde glänzend.
43° Der Halsschild ist zur Basis nicht auffallend verengt. Die
Struktur des Halsschildes ist auch auf der Fläche mehr oder
weniger deutlich.
44’ Größere afrikanische Arten, deren Hinterwinkel am Hals-
schilde nicht auffallend spitzig hervorragen.
45’ Der Halsschild ist zweimal so breit als lang. 6.5 mm. Senegal.
33. aenea Cast. G.
45° Der Halsschild ist nur 11% mal so breit als lang, zum Vorder-
rande ziemlich verengt, die Hinterecken sind spitzig recht-
winkelig. Große Art. Algier. 36. stupida Mars.
44° Kleiner. 3.5—5.5 mm lang. Die Stirn ist grün, breit. Die
Augen ragen ziemlich empor. Die Seiten des Halsschildes
sind parallel, die Hinterecken sind scharf rechteckig, in den
Winkeln selbst eingedrückt und abgeflacht. Griechenland —
Athen. Siehe auch die A. Winkleri.. 37. Minerva Obenb.
43° Der Halsschild ist zur Basis verengt, ohne Reticulationen
auf der Scheibe. Ägypten. Diese Art ist mir unbekannt;
weil ich über ihre richtige Stelle noch einige Zweifel bewahre,
so wird diese Art auf anderem Platze wiederholt.
38. pumila Klug
38” Der Kopf ist normal. Grüne, goldige, schwarzblaue oder ein-
farbige Arten. Die Flügeldecken sind einfarbig, ohne eines
besser abgegrenzten Scutellartriangel. In den Hinterecken des
Halsschildes liegt oft eine flache, selten schärfere (berytensis!)
Depression. Die Zentralkörnchen der Ocellen treten meist
sehr scharf vor. Mittelgroße Arten.
VI. Ciehorii-Gruppe.
46’ Die Flügeldecken sind hinter der Mitte etwas verbreitet.
Grünlich bronzefarben. Der Halsschild mit vier Eindrücken.
Die Trochanteren der Füße sind mit einem konischen Dorn
bewehrt. 43. spinosa Ab.
8 Hefi
32 'Jan Obenberger:
46’ Die Flügeldecken sind hinter der Mitte nicht verbreitert, mehr
zugespitzt, die Gestalt ist schlanker, weniger robust. Sie
sind metallisch gefärbt, glänzend; der Halsschild ist meistens
einfarbig, ohne rötlicher Querbinde. Die Trochanteren sind
einfach.
47’’ Stark verlängert, schlank, goldgrün, glänzend. Die Flügeldecken
sind mehr oder minder feuerrot, mit der Ausnahme der Basis.
Persien. 39. Schach Abeille
47’ Minder verlängert, robuster.
48” Die Stirn ist gelblich tomentiert, in der Mitte flach vertieft.
Die Fühler sind schwärzlich grün; die Oberseite ist goldig,
sehr glänzend. Die Behaarung der Außenseite der Hinter-
tibien ist glänzend gelblich.
a) Vollkommen goldig grün. Das Männchen soll nach Abeille
rötlicher werden; meine drei Männchen sind aber voll-
kommen goldgrün. Die. Unterseite ist grün.
40. flaviecomes Abeille
b) Die Flügeldecken, die Seitenstücke des Halsschildes sowie
. die Unterseite sind sehr schön rotglänzend; nur die fast
glatte Stirn und die Fläche des Halsschildes ist goldengrün.
Eriwan. 40. v. (9?) eriwana Obenb.
48° Die Stirn ist weiß tomentiert. Im allgemeinen matter,
minder glänzend.
49’ Die Mitteltibien sind am Ende gekrümmt und dicht tomentiert.
Die Skulptur des Körpers, besonders die des Halsschildes ist
erloschener. Sonst der cichorii ähnlich. (3) Kleinasien. Mir
unbekannt. 41. serena K. Dan.
49’ Die Mitteltibien sind einfach. Die Struktur des Körpers ist
normal.
50° Der Kopf ist sehr breit, sehr gewölbt, die Augen sind sehr
groß. Rötlich bronzefarben. Mähren (???). Mir unbekannt.
42. laticeps Abeille
50° Der Kopf und die Halsschildstruktur ist normal gebildet.
51” Massiver, mehr goldig, mehr seidenglänzend. Die Ocellen
sind wenig deutlich; manchmal ist der Halsschild goldiger.
Das Männchen hat gekrümmte Vordertibien; das letzte
Ventralsegment des & hat herabgebogene Seitenränder und
die Spitze; die Spitze des Analsegmentes ist tief ausgerandet.
Algier (Monts Aures). Mir unbekannt. 43. domina Abeille
51’ Schlanker, minder :eidenglänzend; die Halsschildstruktur ist
nicht erloschen. Minder robust. Das Männchen hat normale
Vordertibien und das letzte Ventralsegment. 44. eiehorii Oliv.
a’ Die Hintertibien sind auf der Außenseite deutlich dunkel
tomentiert. Mehr oder minder matt.
a’ Ziemlich robust, die Flügeldecken sind ziemlich lang-
gestreckt, aber dennoch ziemlich .. breit, deutlich kurz
weiß tomentiert. Auf dem Scheitel ist: eine sehr deut-
liche vertikale Linie erkennbar. Die Flügeldecken sind
Holarktische Anthaxien. 33
messingkupferig oder grün; größer, glänzender und
robuster ais die Stammform. Persia, Astrabad (1899
Hauser). 44. eiehorii var. parthica Obenb.
Weniger robust, mehr gestreckt und zugespitzt.
. Männchen. Grün auf der Oberseite sowie auf der Unter-
seite; manchmal bläulicher. 44. eichorii & Oliv.
y. Weibchen. Die Flügeldecken sind dunkel rotbronze-
farben, der Halsschild und die Umgebung des Schild-
= SEN
chens sind zum Teil grünlich. 44. eiehorü 2 Oliv.
ö. Weibchen. Auf der Oberseite wie auf der Unterseite
grünlich. 44. eiehorii 2 a. chamomillae Mnnh.
&. Der Halsschild ist gewölbter, glatter, auf der Vorderseite
glänzender. Die Unterseite ist bronzeschwarz. Lyon.
44. eiehorü v. gibbicollis Rey
a’ Die Hintertibien sind auf der Außenseite deutlich hell
tomentiert. Glänzend. Der Halsschild ist auf der Fläche
schwarzblau, das Schildchen ist blauviolett, der Scheitel
ist blau. Ak-Che£hir. (Anatolia.)
44. eiehorii v. nigrithorax Obenb.
46° Die Flügeldecken sind fast bis hinter die Mitte parallel;
(die Arten machen darum einen Eindruck der nächstfolgenden,
flachen Anthaxiengruppen.) Die Seiten des Halsschildes sind
ziemlich gerundet, in den Hinterecken flach eingedrückt.
Diese Gruppe bildet einen Übergang zu den breiten Anthaxien
und wurde bisher auch unter dieselben gezählt, obwohl sie
phyllogenetisch mit den cratomeroiden Anthaxien verwandt
ist. Die Trochanteren sind einfach.
52” Die Flügeldecken sind violettblau, länger, mehr zugespitzt.
Neben dem Vorderrande ist der Halsschild mit einer schwarzen
Ouerbinde versehen. Die Hinterecken des Halsschildes sind
eingedrückt. Syrien. 45. berytensis Abeille
52’ Die Flügeldecken sind grün.
53” Der Halsschild ist so wie die Stirn rot oder goldig, mit einer
schwarzen Quermakel neben dem Vorderrande.
46. hypomelaena Ill.
53° Der Halsschild ist einfarbig. 46. hypomelaena a. nitidicollis Lap.
52’ Die Flügeldecken sind violettschwarz bis blauschwarz, sehr
dunkel, der Halsschild ist auf der Fläche schwarz und matt,
nur auf den Seiten ziemlich schmal glänzend goldgrün oder
goldgelb gesäumt. Der Kopf ist goldgelb oder goldgrün.
Rhodos. 47. Olivieri Lap.
38’ Der Kopf ist normal. Der Halsschild ist manchmal nur mit
einer sehr deutlichen, ziemlich groben, mit keinen Zentral-
körnchen versehenen, scharf begrenzten Reticulation be-
setzt (z. B. bei frasclara Muh.). Die Oberseite ist immer
zweifarbig, die Flügeldecken sind purpurrot bis braunrot,
der Halsschild ist schwarzblau oder blau, manchmal mit
schwarzen Makeln; manchmal ist eine mehr oder minder
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. & 3 8. Heft
. 34
54’
55°
99°
54
56”
7“
97°
58”
Jan Obenberger:
heller, mehr oder minder schari begrenzte grüne
oder blaue Scutellarmakel vorhanden. Pronotum ist
auf den Seitenstücken manchmal blau oder rosafarben ge-
säumt.
VII. Olympica-Gruppe.
Die netzartige Struktur des Halsschildes besteht aus mei-
stens scharf vortretenden Polygonen, die vier- oder fünf-
eckig sind. Der Halsschild ist im Grunde sehr glänzend. Die
Flügeldecken sind kurz, oft mit angedeuteten Punktreihen, der
Scutellartriangel ist nur angedeutet. u;
Der Kopf ist ziemlich gewölbt, mit einer deutlichen feinen
Mittelrinne auf der Stirn. Die Seiten des Halsschildes sind
verrundet;; die Hinterwinkel sind abgerundet; der Halsschild
selbst ist sehr kurz, sehr breit, mit großen und breiten Poly-
gonen, die nicht ocelliert sind, besetzt. Der Vorderkörper
ist dunkelgrün, die Flügeldecken sind bronzefarben, kurz, ge-
wölbt, auf der Basis grünlich; die Oberseite der Flügeldecken
ist sehr gleichmäßig skulptiert. ‚Orient‘. Mir unbekannt.
Bull. Mars. 1900. 48. truncata Ab.
Der Kopf .ist breit, ziemlich flach, ohne einer Mittelrinne. Die
Seiten des Halsschildes sind normal, zur Spitze verengt, bis
über die Mitte ziemlich parallelseitig, der Halsschild ist mäßig
kurz, 12/; mal so breit als lang, mit fast rechtwinkeligen
Hinterecken. Der Kopf und der Halsschild ebenso wie die
Basis der Flügeldecken und eine kurze Makel längs der Naht
sind grün. Der Halsschild ist auf der Fläche durch zwei mehr
oder minder deutlich prononcierte Längstlecke getrübt. Die
Flügeldecken sind rotbronzefarben, mit Spuren von läng-
lichen Punktreihen. 49. praeelara Minh.
Die Struktur des Halsschildes besteht aus kleineren, runden
Ocellen, die sehr oft, besonders am Vorderrande zusammen-
fließen. Der Halsschild ist im Grunde häufig matt. Die Flügel-
decken sind länger, ohne Andeutung von Längsreihen. Die
Augen ragen weniger stark empor.
Der grüne Scutellartriangel ist sehr regelmäßig, von der roten
Grundfarbe deutlich, ohne farbigen Übergängen abgegrenzt; er
bedeckt nicht die ganze Basis der Flügeldecken. Diese sind
länglich, schön karminrot gefärbt, glänzend.
Der Scutellartriangel ist sehr lang, er nimmt eine Hälfte der
Flügeldeckenlänge ein; er ist schön goldgrün, mit goldigen
Rändern. 5.25 mm lang. Cashmire. 50. bivulnerata Obenb.
Der Scutellartriangel ist kurz.
Das Schildchen ist immer grün, die mittlere Längsbinde des
Halsschildes ist breiter; die Stirn ist häufig goldgrün mit
einem kupferigen Anfluge. Die Ocellen des Halsschildes sind
besonders an den beiden schwarzen Halsschildflecken (die
auch kleiner sind als bei der folgenden Art) deutlich, Am
Vorderrande des Halsschildes ist die Struktur vollkommen
58°
39 [Z
Holarktische Anthaxien. 35
erloschen. Die & sowie die Q@ besitzen gleichgeformte Füße.
Syrien. 51. isra@lita Abeille
Das Schildchen ist normal schwarz. Die grüne Mittellängs-
binde des Halsschildes ist enger; beide schwarze Makel des
Halsschildes sind groß. Die Stirn ist häufig ganz schwarz.
Die dd besitzen stark gekrümmte vordere und hintere Tibien.
Der Halsschild ist im Grunde matter; die Ocellen sind kleiner,
weniger deutlich; die Farben des Körpers sind düster. Der
60°
61”
61’
62
62°
60°
69
Basaltriangel der Flügeldecken ist immer sehr deutlich ab-
gesetzt. Die Form ist ziemlich gewölbt und schlank.
52. viminalis Lap.
Der Halsschild ist im Grunde glänzend, glatt. Die Farben
des Körpers sind prächtiger. Der Scutellartriangel ist minder
deutlich abgesetzt. Die Unterseite ist hellgrün; das Schildchen
ist metallisch schwarz. Die beiden schwarzen Makel auf dem
Halsschilde sind hinten verengt und lassen vor den Hinter-
ecken ein grünes Quadratchen frei.
52. viminalis var. diteseens Abeille
Das Scutellardreieck fließt mit der übrigen Flügeldeckenfarbe
zusammen, es ist undeutlich begrenzt, düster; es nimmt die
ganze Halsschildbasis ein. Die Struktur des Halsschildes be-
steht aus massiveren, meistens höheren und mehr zusammen-
gedrückten Ocellen als bei den vorigen Arten.
Die Struktur des Halsschildes geht in der Mitte in mehr oder
minder deutliche Querrunzeln über. Die Ocellen sind grob,
klein und massiv. Die Struktur des Körpers ist im allgemeinen
gröber als bei den folgenden Arten; die Farben des Körpers
sind düster.
Der Halsschild ist an den Seiten ähnlich wie in der Mitte ge-
tärbt (grün, blau oder schwarzblau). Die Scutellarmakel ist
undeutlich, beiderseits des Schildchens nur wenig ausgedehnt.
Sonst der A. olympica ziemlich ähnlich. Schlanker.
53. fulgentipennis Ab.
Seitenrand des Halsschildes ist normal kupferig, rosafarben,
glänzend. Die Scutellarmakel ist beiderseits des Schildchens
mehr ausgedehnt. Die Flügeldecken sind mehr Aue
minder schlank, mehr körnig.
Der Halsschild ist eben, ohne punktförmige Eindrücke.
54. paralella Lap.
Der Halsschild besitzt vier, ähnlich wie bei Anthaxia 4-Punctata
L. gestellte Eindrücke. 54. f. notaticollis Rey
Die Struktur des Halsschildes ist gleichförmig gebildet, sie
geht in der Mitte in kleine deutliche Querrunzeln über. Die
Granulierung der Flügeldecken ist feiner. Die Arten erinnern
in der Färbung an viminalıs Lap.
Größer, robuster, bunter gefärbt. Das Schildchen ist blau-
schwarz, sehr glänzend. Der Kopf ist mit längerem, deut-
licherem Toment besetzt. Die Halsschildstruktur ist meistens
3* 8 Heft
56 Jan Obenberger:
niedrig, wie niedergedrückt, halb erloschen, besonders in der
Mitte minder deutlich. 55. ignipennis Abeille
63’ Verhältnismäßig kleiner, durchschnittlich auch düster ge-
gefärbt, das Schildchen ist grün oder schwarzblau bis schwarz,
es ist immer stark chagriniert und deswegen matt; der Kopf
ist mit kürzerem, schwieriger sichtbarem Toment besetzt.
Ostmediterranea. | 56. olympica Ksw.
23’ Die ganze Oberseite, die Flügeldecken ebenso wie der Halsschild
sind meistens matt, nur selten glatt und glänzend, meistens
mehr oder minder stark chagriniert. Der Körper ist stets
ziemlich depress, zugespitzt, ziemlich flach, dem der
nitidula L. ähnlich. Die ursprüngliche Ocellation oder Reti-
culation des Halsschildes ist oft durch einen Chagrin vertreten;
in dieser feinen Chagrinierung wird die ursp. üngliche Reticu-
lation nur angedeutet. Die Klauen sind oft an der Wurzel
verdickt oder gezähnt, selten einfach. [Die Arten dieser
Gruppe bilden einen Übergang zu den breiten Anthaxien; es
ist empfehlenswert, auch die betreffenden Artengruppen der
discicollis, quadripunctata etc. zu achten!] Wenn die Reti-
culation des Halsschildes deutlicher ist, bildet sie nirgends
Querrunzeln oder Längsrunzeln. Die Färbung ist vor-
herrschend grünlich bis braun. Asiatische und nordamerika-
nische Arten.
Die Übergangsgruppen.
VII. mundula-Gruppe.
64°’ Die Arten sind mehr oder minder deutlich chagriniert. Die
Netzstruktur des Halsschildes und der Flügeldecken ist ziem-
lich fein oder sehr fein. Die Flügeldecken sind auf den Seiten
nicht deutlich ausgeschweift, gewölbter. Die Hintertibien der
dd normal.
65” Der Halsschild ist zur Basis nicht deutlich oder mindestens
nicht auffallend verengt; nur selten eingewürgt, aber dann
sind die Flügeldecken zweifarbig.
66” Die größte Breite des Halsschildes liegt unweit der Basis; grüne,
olivengrüne bis braungrüne Arten mit einfarbigen Flügeldecken.
67” Der Halsschild ist bis über die Mitte fast parallelseitig, dann
nach vorne verengt. Die Seiten des Halsschildes und die Stirn
sind manchmal golden. Der Halsschild ist auf der Fläche fein,
aber deutlich reticuliert. Die ganze Oberseite ist chagriniert.
Die Flügeldecken sind normal gekerbt. Die Hinterecken des
Halsschildes sind rechtwinkelig; dieser ist 1% mal breiter
als lang. Syrien. Eine ganz grüne, helle Form aus Bulgarien
ist ab. Purkyn&i m. (Siehe Anhang!) 57. mundula Ksw.
67° Die Flügeldecken sind fein granuliert, dunkelgrün. Die grüne
Färbung geht oft in eine olivengrüne über. Die Klauen sind
einfach, nicht gezähnt. Der Halsschild ist breit, zur Basis nicht
verengt, die Seiten sind leicht gerundet, manchmal in der
66
68”
69’
69
’
,
72’
65°
73%
73
-
Holarktische Anthaxien. 37
Mitte gerade und an der Basis und am Vorderrande schwach ver-
runcet; cie Fläche ist eben oder beiderseits der Mitte leicht
eingecrückt. Sie ist chagriniertt. 4—5 mm lang. In Nord-
amerika; nach Horn vcm Coloraco bis nach Nevada und
Californien verbreitet. 58. deleta Le C.
Die Arten sind entweder Cunkel, braunschwarz, braun bis
dunkelblau, stets einfarbig, ocer heller grün bis braun, dann
aber mit zweifarbigen Flügelcecken. Amerikaner.
Die Färbung ist blau ocer schwarzblau.
Der Halsschild ist 11% mal so breit als lang, sehr fein skulptiert.
62. Caseyi Obenb.
Der Halsschild ist zweimal so breit als lang, gröber skulptiert.
63. eyanella Gory
Die Färbung ist grün, dunkelbraun bis schwarz, cie Seiten des
Halsschildes sind bisweilen goldig; die Flügeldecken oft
zweifarbig.
Die Flügeldecken sind einfarbig braun oder braunschwarz.
Größere Art. Die Stirn und die Seitenstücke des Halsschildes
sind kupferig oder goldgrün, die übrige Oberseite ebenso wie
der Scheitel aunkel. 5—6.5 mm. 60. viridieornis Gory
Kleinere, einfarbige Art. Die Stirn ist manchmal grün, der
Körper ist mehr kupferig gefärbt, die Flügelcecken feiner
skulptiertt. 4—5 mm. 61. viridifrons Gory
Die Flügeldecken sind grünlich oder grün mit kupferigen,
braunen Längsmakeln.
Die Flügeldecken und der Halsschild sind im Grunde glän-
zend; dieser ist zweimal so breit als lang, mit im Grunde
vollkommen glatten Zellen. Die Flügeldecken sind dunkel-
braun mit einem langen, breiten Scutellarmakel.
67. pennsylvanica Obenb.
Die Flügeldecken und der Halsschild sind im Grunde chagri-
niert, daher matter. Der Halsschild ist nur 1% mal so
breit als lang, hinter der Mitte etwas eingewürgt.
66. quercata Say
‚Der Halsschild ist zur Basis deutlich verengt.
Der Halsschild ist hinter der Mitte am breitesten.- Auf der
Stirn befindet sich ein kleiner, aufgehobener, glänzencer
Punkt, der hinten in eine kleine aufgehobene Linie übergeht.
Die Flügeldecken haben eine gehobene Basis, sie sind hinten
quer eingedrückt, mit scharfen Schultern, sehr dicht punk-
tiert; einer undeutlichen Vertiefung wegen erscheint die vor-
dere Partie der Flügeldecken in der Mitte mehr gehoben. Die
Vertiefung vergeht von den Schultern bis zur Mitte. Ex Heyden.
64. psittacina Heyden
Der Halsschild ist in oder vor der Mitte am breitesten, zweimal
so breit als lang. Die Flügeldecken sind fein chagriniert,
zugespitzt, gleichmäßig gewölbt. 4 mm. Japan, Himalaya.
65. Proteus E. Saund.
2. Heit
38
' Jan Obenberger:-
Ei Nicht chagriniert. Die polygonale Netzstruktur des Hals-
64”
schildes ist ziemlich stark. Der Halsschild ist fast zweimal
so breit als lang, auf den Seiten leicht gerundet; die größte
Breite liegt vor der Mitte; von der Mitte zur Basis sanft,
fast geraclinig verengt; cie Flügelcecken sind flach, hinter
den Schultern flach, undeutlich eingecrückt, auf den Seiten
sehr sanft und schwach, aber dennoch deutlich ausgeschweift.
Die flacheste und- verhältnismäßig auch breiteste Art dieser
Gruppe — ein Übergangsglied zwischen den Cratomeroiden
und echten Anthaxien. himalaya. 68. afghaniea Obenb.
Klein, glänzend, die Oberseite ist nicht chagriniert, cie Ocella-
tion des Halsschildes ist ziemlich gleichmäßig und stark,
stets deutlich, niemals körnig. Die Stirn ist ocelliert, kurz
weiß behaart, smaragdgrün. Die Hintertibien der dd sind
am apikalen Innenrance in @/, der Länge mit einem Zahn
versehen und hinter ihm zur Spitze sanft ausgeschweift.
= 75—5 mm. Von der Form der nitıdula L. Algier.
59. Vejdovskyi Obenb.
IX. Gruppe.
a”’ Kleine, etwa 4 mm lange Art. Die Flügeldecken sind bis in
*4/, der Länge parallelseitig, ziemlich gewölbt, glänzend
glatt, nur mit einer fast vollkommen erloschenen
Struktur, fast unsichtbar sehr kurz und spärlich weiß
tomentiert; sie sind hell kupferbraun. Der hHalsschild ist
etwa zweimal so breit als lang, zum Vorderrande gleich
wie zum Hinterrande verengt, auf der Fläche bleigrau,
die Basis ist ebenso wie die Flügeldecken gefärbt; der Hals-
schild ist im Grunde sehr glatt und glänzend, überall mit
großen, sehr deutlichen, ocellierten Polygonen be-
setzt. Der Kopf ist sehr schön feurigrot, der Scheitel ist
dunkel schwarzgrau. Vor den Hinterecken ist der Halsschild
beiderseits tief, sehr deutlich eingedrückt. Diese Art
verbindet sehr interessant mehrere Gruppen der Anthaxien;
ihre richtige Stelle ist aber jetzt noch wohl sehr unsicher;
darum habe ich sie auch isoliert gestellt. Auf einem anderen
Platze wird. sie wiederholt, um einen eventuellen Fehler bei
Determination zu vermeiden. Zentralasien.
69. flammifrons Semenov
a) Groß, parallel, die ganze Oberseite und Unterseite ist
feurigrosafarben. Die Gestalt ist länger als die dertypischen
Art. 69. flammifrons v. ignea Obenb.
b) Kleiner. Die Flügeldecken sind kürzer, etwas gröber
skulptiert. Olivengrün; nur die Fläche des Halsschildes
ist schwärzlich;; die eingedrückten hinteren Halsschildecken
- sind. goldig. 69. flammifrons v. kuldjensis Obenb.
Cylindrisch, stark gewölbt, oft chagriniert. Der Halsschild.
ist nach hinten eingewürgt. Die Fläche des stark gewölbten
S
“
3
S
3
Holarktische Anthaxien. 39
Halsschildes ist chagriniert, nicht ocelliert. er oder grün.
_ Nordafrikanische Arten.
X. malachitieca-Gruppe.
Bronzefarben, kupferig.
Bronzefarben, kupferig. Die größte Breite des asien
liegt vor cer Mitte. Der Halsschild ist in den Hinterecken
eingedrückt. Die Flügeldecken sind fein gekerbt.
38. pumila Klug
Bronzefarben mit einem leichten grünen Anfluge. Die Fläche
des sehr gewölbten Halsschilces ist sehr fein und gleichmäßig
„chagriniert, chne andere Skulptur; auf cen Seiten ist der
>
47
De
Hr
Er
er}
S
Halsschild fast unsichtbar reticuliert. Das Schildchen ist
konkav. Die Flügeldecken sind am Ende mit kleinen, rudi-
mentären Dornchen versehen.
70. malachitica ab. eupreovirens Abeille
Grüne oder golcige Arten.
Größere (4—5 mm lange) Arten, die sehr glänzend sind.
Gewölbt, mit grünlichen Tarsen. Der Halsschild ist zur Basis
und zum Vorderrande verengt, seine größte Breite liegt in
der Mitte. Er ist 14 mal so breit als lang. Der Kopf ist
smaragdgrün, der Scheitel ist goldig. Die Naht der Flügel-
decken ist zur Spitze schon von cer Mitte der Länge gerandet.
Die Basis der Flügelcecken ist nicht deutlich gerandet; die
Stirn ist sehr glänzend reticuliert. 74. persuperba Obenb.
Die Flügeldecken sind ein wenig depress. Die Tarsen sind
schwärzlich. Die Stirn ist gekörnelt punktiert, minder glän-
zend. Die Naht der Flügeldecken ist erst von einem Drittel
der Länge zum Ende gerandet. Die Basis der Flügeldecken
ist beiderseits sehr fein und schmal gerandet.
73. Gastonis Desbrochers
Kleinere (2.5—83 mm lange) Arten, die manchmal weniger
glänzend und schmutziger grün gefärbt sind.
Kleiner — nur 2.5 mm lang, glänzend grün. Der Halsschild
ist auf der vorderen Partie etwas erweitert. Die Fläche ist
sehr gewölbt, sehr gleichmäßig, regelmäßig chagriniert, an
den. Seiten fast unsichtbar reticuliert. Das Schildchen ist
konkav. Die Rugositäten der Flügeldecken sind regelmäßig;
in der Mitte dieser Rugositäten beobachtet man manchmal
. sehr kleine, faSt unsichtbare Punkte, die reihig geordnet sind.
Tunis. 71. malachitica Abeille
Etwas größer — 3 mm lang; minder bunt gefärbt, matt,
graugrün oder schwarzolivengrün. Der Halsschild ist wie
bei malachitica gebaut, jedoch matt, die Seiten des Hals-
schildes sind ziemlich parallel; die Flügeldecken sind verhältnis-
mäßig grob skulptiert; sie sind mincer glänzend, viel matter;
die Reihen sind schlecht angedeutet — aber wo sie angedeutet
sind, dort bestehen sie immer aus hier und da reihig geordneten
& Hedt
40 Jan Obenberger:
Rugositäten. Der ganze Körper ist nur verhältnismäßig
schwach gewölbt. Tunis. 72. carthaginiensis Obenb.
a’ Die Flügelcecken sind abgeflacht, oft stark uneben. Der
Halsschild ist verschiedenartig skulptiert, sehr oft auf den
Seiten mit länglichen Runzeln, sehr selten uniform reticuliert
oder ocelliert, depress, breit, flach. Bunte bis schwarze Arten,
von mehr depressem Körper. Die Flügeldecken sind nach
hinten nicht so länglich verengt wie bei den ‚A. cratomeroiden.“
Anthaxiae planipennes.
7” Bunte, mehrfarbige Arten, mit oft mehrfarbigen Flügeldecken,
mit verschiedenartig skulptiertem Halsschilde. Der Kopf ist
selten kahl, meistens mehr oder minder lang weiß, nur aus-
nahmsweise schwarz tomentiert.
8’ Größere Arten mit einfach ocelliertem Halsschilde; die Struk-
tur besteht selten aus gleichförmigen, polygonalen Ocellen,
die auch in der Mitte keine Runzeln bilden (flammifrons
Semenov); meistens verfließen die Ocellen in der Mitte in
einige Querrunzeln; Ciese bilcen aber niemals zwei mehr oder
minder kreisförmige, aus sehr feinen Runzeln gestellten Bil-
dungen vor der Basis.
9’ Die Struktur des Halsschildes bildet keine quere und bogige
Runzeln; niemals mit einem schwarzen, der Länge nach fein
gestricheltem Flecke auf der Scheibe.
Die Gruppen der XI. aurulenta, XII. Passerinii, XII. Grabowskii,
XIV. vittula, XV. candens.
10° Die Stirnbehaarung ist weiß oder sie fehlt vollkommen.
11” Die Seiten des Halsschildes und die Stirn sind sehr lang weiß-
lich tomentiert.
12” Die Flügeldecken sind rot gesäumt. Die Seiten des Hals-
schildes sind von der breitesten Stelle zur Basis in sehr flachen,
verrundeten Linien verengt. Die Scheibe des Halsschildes
ist in der Regel nicht gefleckt. Die Pubeszenz der Flügeldecken
. ist länger, minder dicht.
13’ Schön smaragdgrün. Die Flügeldecken sowie die Halsschild-
ränder sind. rötlich gesäumt 74. aurulenta F.
13’ Bronzefarbig; immer obne Makeln auf dem Halsschilde.
74. aurulenta v. senieula Schrnk.
13° Bronzefarbig. Die Flügeldecken sind düster bronzefarbig,
rötlich gesäumt. Bei einem Exemplar ist der Halsschild in
der Mitte mit zwei Längsbinden, wie bei manca versehen.
Die Seiten des Halsschildes sind bei einem Exemplar hinter
dem vorderen Drittel der Länge etwas seicht winkelig aus-
gerandet, wie es auch bei der manca der Fall ist. Der manca
ungemein ähnlich, aber nach der Form und Behaarung der
aurulenta zugehörig. 74. aurulenta v. intermedia Obenb.
12° Die Flügeldecken sind einfarbig, dunkel bronzefarben, die
Pubeszenz der Flügeldecken ist ziemlich. dicht.
Holarktische Anthaxien. 41
14” Groß (7”—11 mm lang), breit. Die Skulptur der Flügeldecken
7
16°
18%
18’
19’
ist normal. Die Zähnchen auf der apikalen Außenseite der
Flügelcecken sind zahlreich und klein. Mitteleuropa.
75. manca F.
Klein (6 mm lang), schlanker. Die Skulptur der Flügeldecken
ist viel gröber, cie Zähnchen auf der apikalen Außenseite
der Flügelcecken sind mincer zahlreich und stärker. Das
letzte Ventralsegment des & ist nicht ausgerandet; mehr ver-
längert und mehr gestreckt. Kaukasus. 76. maneatula Abeille
Die Seiten des Halsschildes und die Stirn sind entweder gar
nicht oder nur mäßig lang tomentiert.
Die Stirnbehaarung ist deutlich, mäßig lang.
Die Flügeldecken sind ebenso wie der Halsschild einfarbig,
grün.
Der Halsschild mit keinen gut prononcierten, schwarzen
Makeln. Diese sind aber oft angedeutet, sie sind, dann normal
geformt, denen der manca ähnlich. Die Schultern ragen
ziemlich empor. Die Schenkel sind. nicht verdickt. Der Käfer
ist flach, prachtvoll smaragdgrün, 7—9 mm lang. Ungam.
77. Hackeri Friw.
Der Halsschild ist auf der Fläche mit zwei schwarzen, breiten
Bändern versehen. Die Skulptur der Flügeldecken ist dicht;
die Schulter ragen nicht empor. Die Schenkel sind. leicht
verdickt. Halsschild ist auf den Seiten bis zum vorderen
Drittel gerundet; von dieser Stelle verengt er sich zur Basis.
Smaragagrün. Long. 6—8 mm. (Hackeri var.??)
78. platysoma Abeille
Die Oberseite ist mehrfarbig.
Die Flügeldecken sind einfarbig, höchstens etwas auf der
Fläche schwarz getrübt. Goldbronzefarben, sehr glänzend;
die Fläche der Flügeldecken ist schwarz getrübt; die Form
ist mäßig niedergedrückt ; die Frontalpubeszenz ist kurz, weiß.
Der quere, parallelseitige, wenig zum Vorcerrande verengte
Halsschild mit rechtwinkeligen Hinterecken ist mit einer
tiefen und breiten Längsdepression in der Mitte versehen; im
Grunde ist er grün — er geht in die braune Grundfarbe über.
Vor den Hinterecken ist eine breite Depression vorhanden.
Die Fläche ist mit starken und undichten Wellenrunzeln be-
setzt; diese werden auf der Scheibe quer; auf den ‚Seiten,
wo sie stärker und zusammengedrängter werden, werden sie
vertikal. 7 mm lang. Araxes. Mir unbekannt.
79. superba Abeille
Die Flügeldecken sind zweifarbig. Anders gefärbt. Der Hals-
schild ist anders skulptiert.
In der Nähe des Schildchens befindet sich ein glänzender
grüner Triangel. Die Flügeldecken sind zinnoberrot, der
Halsschild ist grün, auf der Fläche mit zwei schwarzen Längs-
binden versehen. Die Struktur des Halsschildes besteht aus
& Heft
42
Jan Obenberger:
einem System der gegen den Vorderrand gewandten halbkreis-
21 „”
21’
39%
22°
237
förmigen, undichten Runzeln, cie auf cen Seiten vertikal
werden. Auf den Seiten sind einige deutliche Ocellen erkennbar.
Der Halsschild und cie grüne Partie cer Flügeldecken sind
sehr, die roten der Flügelcecken sind nur minc.er glänzend.
80. Passerinii Peichiol.
Es ist kein Scutellartriangel auf den Flügelcecken vorhan-
den; wenn ein solcher vorhanden, da ist er mit der übrigen
Flügeldeckenzeichnung, die niemals so einfach ist, in grö-
Berer oder kleinerer Ausdehnung verschmolzen. |
Auf den purpurroten Flügelcecken ist eine glänzende, löffel-
förmige, schwarzblaue, große Makel vorhanden. Auf dem
Halsschilde befinden sich meistens zwei schwarze Längs-
binden; cieser ist blau, grünlichblau bis schwarz.
Groß. Die Runzeln auf cer Oberfläche des Halsschildes sind
verhältnismäßig gedrängter und niedriger. Der Halsschild ist
zweimal so breit als lang; die große Löffelmakel nimmt
höchstens % der-Flügelceckenlänge an; die Makel ist sehr
breit rot gesäumt, die Spitzen der Flügeldecken sind in größerer
Ausdehnung, so wie die Flügeldeckenränder karminrot.
85. Candens Panz,
Kleiner. Die Runzeln auf der Oberfläche des Halsschildes
sind verhältnismäßig deutlicher, glänzender, höher und mehr
voneinander entfernt. Der Halsschild ist 11, mal so breit
als lang. Die große Löffelmakel nimmt über % der Flügel-
deckenlänge ein; sie ist ziemlich gleichbreit und nur ziemlich
schmal rot gesäumt. Der Saum ist überall ziemlich gleich-
breit (auch auf der Spitze).
Der Kopf und der Halsschild ist grün oder blaugrün, mit zwei
breiten, gemeinschaftlichen schwarzen Längsbinden. Ein
blaugrüner Scutellartriangel ist vorhanden; dieser ist von
der schwarzen Löffelmakel deutlich abgegrenzt. |
84. lucens Küster
Der Kopf und der Halsschild ist einfarbig metallisch schwarz
mit violettem Schimmer; auf den goldig purpurroten Flügel-
decken erscheint der Scutellarfleck nicht gesondert, sondern
die große Nahtmakel ist gleichfarbig schwarzblau mit grünem
Schimmer. Die Unterseite ist blau. Von Appel bei Beyrut
gefunden. 84. lucens var. foeniea Ganglb.
Die urens Ab., die gleichzeitig beschrieben wurde, ist mit
dieser Varietät wahrscheinlichst ein Synonyme.
Die Flügeldecken sind anders gefärbt, ohne einem Löffelmakel
und ohne einem purpurroten Saum. An den Seiten des Hals-
schildes befinden sich sehr deutliche Ocellen, die auf der Scheibe
in Querrunzeln übergehen.
Groß — 7 mm lang. Die Flügeldecken sind grün, auf den
Seiten goldig gesäumt. - Zwischen der grünen Färbung, die
längs der Naht bis zur Spitze der Flügeldecken reicht und
23°
247
24’
, Höläiktische' Änthaxien. 43
zwischen dem goldigen Saume befindet sich ein schwärzlicher,
ebenso länglicher, getrübter Längsstreifen, der bisweilen weniger
deutlich wird. Die Unterseite ist grün. Die Fühler sind grün.
Die hHintertibien sind gekrümmt. 83. vittula Ksw.
Kleiner — 5—6 mm lang. Die Flügeldecken sind schön kupfer-
golcig, Cie Basis und cie Naht und cer Seitenrand von der
Basis bis zur Mitte sind ziemlich breit blau. Die Unterseite
ist glänzend blaugrün. Die Fühler sind blau, cie Hintertibien
sind nicht gekrümmt. Syrien. 82. rutilipennis Abeille
Die Stirnbehaarung fehlt vollkcmmen ocer sie ist sehr kurz,
nur als Spuren vorhancen, sehr schwer sichtbar.
Vollkcmmen unbehaart, glänzend, kupferig; cie Scheibe des
Halsschilces mit cer Ausnahme cer Basis und der Kopf ist
Cunkel, metallisch grau; cie Stirn ist glänzend karminrot;
die Unterseite ist kupferschwarz. Der halsschild ist überall
sehr gleichmäßig, ziemlich grob reticuliert. Die Reticulierung
ist in der Mitte ebenso wie auf den Seiten stark; die Zentral-
körnchen in cen Polygonen fehlen vollkommen. In den Hinter-
ecken ist der Halsschild tief eingedrückt. Eine kleine (44
—6 mm lange), sehr merkwürcige zentralasiatische Art.
(69. flammifrons Semenov)
Größer — 7.5 mm lang. Die Flügeldecken sind glänzend;
die Stirn ist feurig orangegoldfarben, die Färbung geht am
Vertex in eine grünliche über. Der Halsschild ist um eine
Hälfte breiter als lang, an den Seiten ist er deutlich ocelliert;
die Ocellen verflossen in der Mitte zu deutlichen, voneinander
ziemlich entfernten, breiten Querrunzeln. An den Seiten ist
der Halsschild flach und. seicht eingedrückt, jederseits der
nur in der hinteren Hälfte deutlichen Mittelrinne befinden
sich zwei deutliche, seichte Eindrücke. Der ganze Halsschild
ist kahl, zum Vorderrande viel stärker als zum Hinterrande
verengt, an den Seiten in der Mitte fast gerade; die Seiten-
stücke sind schön goldgrün,- in der Mitte des Seitenrandes
goldgelb, an der Fläche düster bronzefarben, mit einem grünen
Anfluge. -Die Flüge!decken sind dunkel schwarz olivgrün, mit
dunkel violettblauem Anfluge längs der Seiten. Die Unter-
seite mit der Ausnahme des smaragdgrünen Prosternums ist
feurig kupferrot. Bi$ina (Herzegowina). 81. Grabowskii Obenb.
Anm. Diese sehr merkwürdige, -seltsame Anthaxia steht von
den übrigen bekannten Arten, ebenso wiedie vorhergehende Art,
ganz isoliert; auch mit der vorhergehenden Art, in deren Nähe
sie nur zur Erleichterung der Determination gestellt wurde,
hat sie wahrscheinlichst keine nähere phyllogenetische Be-
ziehungen.
Die Stirnbehaarung ist schwarz. Die Grundfarbe des Körpers
ist dunkel, die Oberseite ist mehr oder minder metallisch grün
oder rot. Diese Gruppe ist phyllogenetisch mit den schwar-
- zen Anthaxia-Arten aus der Gruppe der sepulchralis sebr
8. Heft
44
On
25°
Jan Obenberger:
verwandt; von den vorhergehenden Arten weit entfernt.
Siehe auch die schwarz behaarten schwarzen Anthaxia-
Arten!
Der Kopf und der Halsschild sind glänzend metallisch grün;
die Flügeldecken sind metallisch rötlich kupferig. Die Grund-
farbe ist dunkel. Der Halsschild ist breit, gewölbt, auf den
Seiten ocelliert; die Ocellen verfließen auf den Seiten zu
länglichen, verworrenen Wellenrunzeln; die Fläche ist mit
sehr feinen Querrunzeln besetzt. Die Flügelcecken sind
ziemlich gewölbt, die Unterseite ist kupfergrün. Turkestan.
Anm. Siehe auch Obenbergeri und die sepulchralis-Gruppe !
149. hemichrysis Abeille
Die Oberseite ist grünlich; der Grund ist mehr oder minder
dunkel. Eine seltene nordamerikanische Art. Mir unbekannt.
Trans. Amer. Ent. Soc. 1882, pg. 108. Siehe die sepulchralis-
Gruppe. 153. prasina Horn
XVI. Salieis- Giupner
Der Kopf und der Halsschild ist smaragdgrün, lang und
spärlich weiß behaart. Die Fühler sind grün. Der Kopf ist
etwas schmäler als der Halsschild, die Augen sind groß, die
Stirn ist vorne mit einer flachen Mittelrinne versehen. Die Ober-
lippe ist grün. Der Halsschild ist stark quer, mehr als doppelt
so breit als lang, die Seiten sind gerundet, hinter der Mitte
eine stumpfe Ecke bildend, die Winkel sind stumpfkantig,
der Vorderrand ist doppelbuchtig, die Basis ist fast gerade,
jederseits undeutlich gebuchtet, an den Seiten rundlich flach
genetzt, die einzelnen Netzzellen sind genabelt, in der Mitte
mit einer Längsfurche und daneben fein, quer und bogig ge-
_ strichelt, die Scheibe jederseits mit einem schwarzen Flecken,
96 „
dieser ist der Längenachfeingestrichelt. Die Flügel-
decken sind schwarz, mit schwachem Erzglanze, sehr uneben,
mit kurzen, geneigten, schwärzlichen Haaren besetzt, fein
runzelig, an den Seiten und gegen die Spitze zu dichter und
etwas körnig punktiert, parallel, zur Spitze schnell verengt;
die Unterseite ist kupferig grün, die Unterseite des Hals-
schildes und die Beine sind lebhaft grün. 87. permira Reitt.
Große, sowie kleinere Arten mit manchmal rund gestellten
Runzeln auf dem Halsschilde; der Halsschild ist manchmal im
Grunde glatt und inden Hinterecken deutlich flach eingedrückt,
manchmal sind die Flügeldecken mit einer Porenpunktreihe am
hinteren Außenrande versehen; die Flügeldecken sind auch
manchmal chagriniert.
Ziemlich matte Arten, die meist sehr flach und depress sind.
Die Halsschildstruktur ist sehr eigentümlich: die Ocellen am
Seitenrande bilden nächst der Mitte einige schiefe Run-
zeln, dann in der Mitte einige quere Runzeln und jederseits
vor der Basis zwei, mehr oder weniger kreisförmige
Dur
27°
98 „
28°
29’
30”
31 „
Holarktische Anthaxien. 45
Bildungen mit meist quer gerunzelter Mitte. Sehr oft
sind diese Bildungen in ein System sehr feiner, seidenartig
schimmernder, filigraner Runzeln, die schon durch
ihren Glanz von der übrigen Oberseite des Halsschildes ab-
weichen, umgewandelt; in einigen Fällen sind cie Runzeln
grob — dann erkennt man die hierher zugehörigen Arten
nach den schiefen Runzeln beiderseits der Mitte und nach einigen
in Kreis gestellten, stets, obwohl manchmal recht schwer deut-
lichen Runzeln vor der Basis. Die Flügeldecken sind meistens
mit einer löffelartigen, mehr oder minder dunkeln oder deut-
lichen Längsmakel versehen. Die salcıs-Gruppe s. str.
Große Art, 10 mm lang. Die Stirn und die Vorderpartien des
Halsschildes sind lang weiß behaart. Die Flügeldecken sind
purpurrot, mit einem großen, schwarzblauen, glatteren Löffel-
makel an der Naht. Hinter dem Schildchen befindet sich eine
große, pfeilartige, goldige Makel, die von der dunklen Löffel
makel sehr deutlich und scharf getrennt ist. Diese Makel
ist mit der Spitze zum Schildchen gewendet. Der Hals-
schild ist dunkelblau, mit zwei undeutlich abgetrennten
schwarzen Längsmakeln, mit einem System von gedrängten
feinen Runzeln; die für diese Gruppe so typischen Kreischen
sind hier fast nicht mehr deutlich. 86. Croesus C. G.
Kleinere Arten. Die pfeilartige Makel ist niemals vorhanden.
Die Seiten des Halsschildes sind nicht gerundet, die Ver-
tiefungen auf demselben sind ganz flach, ohne einer Mittel-
rinne. Die Flügeldecken sind mit stark entwickelter Schulter-
beule versehen; deren Spitze ist etwas schräg abgestutzt.
Die ganze Unterseite und der Halsschild ist goldgrün, auf
dem Halsschilde beiderseits der Mitte befindet sich ein blauer _
Streifen. Die Flügeldecken sind purpurrot, die ganze Naht
und die Flügeldeckenbasis ist grün eingesäumt. Unterhalb
der Schulterbeule wendet sich ein grüner Streifen vom Seiten-
rande nach innen bogenförmig ab, erweitert sich und endet
vor der Mitte der Flügeldecken. Mir unbekannt; nach der
Angabe des Autors ist sje mit brevis Lap. zunächst verwandt.
Amasia. 88. semilimbata Fleischer
Die Seiten des Halsschildes sind mehr oder minder gerundet;
anders gefärbt.
Der Kopf ist deutlich, mehr oder minder lang, weiß tomentiert.
Der Kopf und. die Seiten des Halsschildes in der vorderen
Hälfte sind sehr lang weiß tomentiert. (Siehe auch sakcıs
var. hirticollis Rey!)
Am Vorderkörper sehr lang tomentiert. Der Halsschild ist
goldgrün mit blauem Anfluge. Die Flügeldecken sind schwarz,
zum Ende bronzefarben. Die Unterseite und die Füße sind
grün, der Bauch ist auf den Seiten goldig. Nach einem in
Lenkoran von Dr. Martin gesammelten Exemplare beschrieben.
5 mm lang. 89. semiusta Ab.
&. Heft
46 Jan Obenberger:
31’ Anders gefärbt. Breit, niedergedrückt, der. Salicıs ähnlich.
Die Flügeldeckenbasis ist nicht vollkommen mit der grünen
triangelförmigen Makel bedeckt. Der Halsschild ist an den
Seiten nicht verbreitet, hinter der Mitte etwas eckig, auf den
Seiten regelmäßig gerundet, in der Mitte mit einem Längs-
eindruck versehen, grün, mit zwei breiten schwarzen Makeln.
Die Flügeldecken sind dreimal so lang als der Halsschild;; die
Skulptur der Flügeldecken wird zur Spitze immer feiner; sie
sind dunkelrot mit einer triangelförmigen, blaugrünen Makel
neben dem Schildchen. Die Außenseiten der Schultern sind
grünlich.
32” Größer (6—7 mm lang). Das Schildchen ist blauschwarz,
der Scutellartriangel ist breiter, die Flügeldeckenstruktur ist
feiner, die Flügeldeckenreihen sind wenig angedeutet. Breiter.
Cypern, Syria. 90. hirtieollis Abeille
32’ Kleiner (5 mm lang). Das Schildchen ist schwarz, der Scutellar-
triangel ist mehr verengt, die Flügeldeckenstruktur ist gröber,
deutlichere Längsreihen bildend. Schlanker. Cypern.
90. hirtieollis v. eypraea Abeille
30° Der Kopf und der Halsschild ist mäßig lang tomentiert.
33’” Die Flügeldecken sind glänzend, hell purpurrot bis braunrot,
niemals auf der Fläche löffelförmig getrübt.
a) Groß (5-9 mm lang). Die Farben des Körpers sind satt,
bunt. Die größte Breite des Halsschildes liegt hinter der
Mitte. Die Flügeldecken sind schön purpurrot, mit einer
breiten, halbkreisförmigen Makel neben dem Schildchen. Der
Halsschildist blaugrün bis blauviolett mit gemeinschaftlichen
zwei schwärzlichen Makeln auf der Fläche. 92. salieis Fab.
b) Der Halsschild und der Kopf ist schwarzviolett, die Seiten
des Halsschildes sind grün gesäumt, die Flügeldecken sind
mehr oder minder düster kupferfarben, mit einer schwarz-
violetten Basalmakel, die manchmal grünlich schimmert;
hinter dieser Makel liegt eine mehr purpurfarbige Zone,
die diese Makel umkreist; die Partien der Flügeldecken
neben dieser Zone sind bläulichgrün. Eine südlichere
Aberration der salicis; aus Ungarn beschrieben.
92. salieis a. speeiosa Csiki
Kleiner. Die Farben des Körpers sind minder bunt. Der
Halsschild ist gewöhnlich nur grün, seine größte Breite
liegt vor der Mitte. Die Scutellarmakel ist grün, triangel-
förmig. 92. Salieis var. Croesus Villers
Kleiner. Vollkommen wie v. Croesus gebildet, aber auf
dem Halsschilde und auf dem Kopfe mit einem langen
weißen Toment versehen. 92. Salieis a. hirtieollis Rey
e) Groß. Der Halsschild ist stärker gerundet, an den Seiten
mehr verflacht, der Kopf, der Halsschild und die große
Scutellarmakel ist blau. Frankreich, Corsica.
92. Salieis var, amplexus Rey
@)
—
=
33 „
397
Holarktische Anthaxien. 47
Die Scutellarmakel ist von der übrigen Oberseite scharf ab-
gesetzt. Die Seiten des Halsschildes sind goldig gesäumt, die
Flügeldecken sind rotgoldig. Die breite Löffelmakel ist ge-
glättet, blauviolett, ebenso wie der Halsschild und der Kopf.
Auf den Seiten des Halsschildes ist die Struktur im Grunde
fein chagriniert, flach, sie besteht hier aus scharfen, wie ein-
gerissenen Längslinien. Die Flügeldecken sind auf dem roten
Teile körnig. 95. ephippiata Redtb.
Die Flügeldecken sind. matter, düster gefärbt, auf der Fläche
mit einer mehr oder minder deutlichen Scutellarmakel ver-
sehen, einfach skulptiert.
34’ Größer und breiter (6—7 cm lang). Die Flügeldecken sind
34”
34’
=
29’
39”
30
36”
breiter, die Löffelmakel ist minder deutlich. Der Halsschild
ist auf den Seiten mehr gerundet, breiter und kürzer, viel
feiner skulptiert. 93. brevis Lap.
Schlanker, kleiner, etwa 5 mm lang. Die löffelförmige Naht-
makel ist sehr deutlich. Der Halsschild ist länger, minder
breit, gröber skulptiert, auch die Flügeldeckenskulptur ist
gröber. 94. helleniea Obenb.
Lebhaft erzgrün; die Fühler sind, ebenso wie die Tarsen stahl-
blau; der Halsschild. ist mit zwei schwärzlichen Makeln ver-
sehen; die Flügeldecken, die Seiten des Abdomens und das
Analsegment sind braun erzglänzend. Der Kopf ist auf der
flachen Stirn mit einer weißlichen Behaarung versehen. Der
Halsschild ist doppelt breiter als lang; an den Seiten vor der
Mitte ist er gerundet, Cie Hinterwinkel sind stumpf; hinten
ist er jederseits leicht ausgebuchtet.. Die Mitte der Basis ist
grübchenartig vertieft, auf der hinteren Hälfte jederseits flach
niedergedrückt. Die Flügeldecken sind 1% mal so lang als
zusammengenommen breit, die Naht ist hinter dem Schildchen
und vor der Spitze gemeinschaftlich eingedrückt; der Basal-
rand ist von der Schulterecke bis zum Schildchen aufgeworfen
und nach hinten von einem tiefen Quereindruck begrenzt;
mit zerstreuten grauen Härchen bekleidet, verworren runzlig
punktiert, die Zwischenräume der Punkte nach der Spitze
hin erhabener, endlich fast körnig. 6 mm lang. Astrabad.
96. hyreana Kirsch
Der Kopf ist sehr kurz oder ganz undeutlich tomentiert.
Die Stirn ist sehr kurz weiß tomentiert ; die Struktur der Stirn
besteht aus großen, oberflächlichen Punkten. Die Stirn ist
‚gestreckt; der Kopf ist gewölbt. Sonst der A. salicis var.
Croesus ähnlich; die Flügeldecken sind rot. Syrien.
91. Carmelita Abeille
Der Käfer ist anders gefärbt, die Stirn ist nicht tomentiert
(ob auch bei Mascheli?) oder nur kaum wahrnehmbar behaart.
Die Stirn ist goldglänzend. Der Halsschild ist mehr als
doppelt so breit als lang, mit ungleichmäßig schwach gerun-
deten Seiten, nach vorn wenig, nach hinten etwas mehr ver-
& Heft
36°
77
37
38”
Jan OÖbenberger:
engt, an den Seiten vor der Basis mit einer stumpfen Ecke,
in der Mitte mit einer flachen Längsfurche. In und neben
cieser Furche mit ziemlich feinen, fast quer verlaufenden,
leicht konvergierenden Runzeln; der übrige Teil des Hals-
schildes ist grob und weitläufig maschig gerunzelt. Der
Seitenrand ist kupferig, mit nabelpunktigen Maschen ver-
sehen. Die Flügelcecken sind nach dem Außenrande und nach
der Seite zu gröber granuliert, kupferig, ziemlich flach, längs
der Naht mit einem grünlich schwarzen, am Schildchen und
hinter der Mitte stark erweiterten Fleck. Die Verbreiterung
hinter dem Schilcchen entspricht einer flach beulenartig ge-
wölbten, spärlich und unceutlich punktierten runden Stelle.
Der erweiterte Fleck ist hinter der Mitte flach beulenartig
und ungleichmäßig aufgetrieben. Die Unterseite ist schwärz-
lich. Mir unbekannt. Kaukasus. 97. Mascheli Kiesenwetter
Die Stirn ist kahl, mit nur einigen fast undeutlichen Härchen,
blaugrün bis blau. Der Halsschild ist nach vorn ebenso wie
nach hinten verengt; in der Mitte parallelseitig, ohne einer
Längsfurche in der Mitte; zweimal so lang als in der
Mitte breit; auf den Seiten metallisch; auf der Fläche
liegt beiderseits ein schwarzvioletter Makel. Neben der
Mitte ist der Halsschild schräg, ziemlich grob gerunzelt, vor
dem Schildchen verändern sich beiderseits die schrägen Linien
in ein rundes, aus konzentrischen Runzeln bestehendes Kreis-
chen. Der Halsschild ist auf der Fläche im Grunde matt,
an den Seiten ist er glänzender, pupilliert. Die Flügeldecken
sind auf der Löffelmakel feiner granuliert ; in der Form erinnert
diese Art ziemlich an ephipfiata, sie ist gleichmäßig gerundet.
Die Löffelmakel ist schwärzlich, mit rosafarbenem Umkreise
und mit rosafarbigen Reflekten, die Seiten der Flügeldecken
sind blaugrün mit goldenem Glanze. Kurdistan.
98. kurdistana Obenb.
Die ganzen Flügeldecken sind schwärzlich, die Seiten der
Flügeldecken sind grünlichblau mit dunkelviolettem Glanze..
Es ist keine Löffelmakel mehr sichtbar — diese ist mit der
übrigen dunklen Farbe unerkennbar verschmolzen. Die
Seitenstücke des Halsschildes sind blaugrün. Kurdistan.
98. kurdistana var. obseurior Obenb.
Anm. Hinter dieser Art, vor die nachfolgende Gruppe gehört
die mir leider nur in einer nicht genauen Diagnose bekannte
Anthaxia permisa Abeille; diese Art wird später berücksichtigt.
Der Halsschild ist normal skulptiert, ohne zwei eigentüm-
lich rundlich gestellten Runzelgruppen vor der Basis. Die
Flügeldecken sind glänzender, einfarbig oder mehrfarbig,
stets ohne einer länglichen Löffelmakel an der Naht.
Der Halsschild ist meistens im Grunde glänzend glatt,
ohne jeder Runzelung oder Granulierung, in den
Hinterecken tief eingedrückt; die Struktur besteht aus Ocellen;
Holarktische Anthaxien. 49
diese bilden manchmal verschiedene Runzeln; diese Runzeln
sind dann breit, glänzend glatt, flach, scharf ab-
gesetzt. Bei einigen Arten dieser Gruppe erscheint auch auf
den Flügeldecken am hinteren Außenrande eine Reihe von
groben Punkten, ein Charakter, cer cCiese Gruppe mit den
nachfolgenden verbindet. Die Flügeldecken sind oft zwei-
farbig. Die Fühler werden bei beiden Geschlechtern oft ver-
schiedenartig gefärbt; die Arten zeigen eine Neigung zur Bil-
dung von blauen (‚‚cyanescenten‘‘) Varietäten.
XVII. Fulgurans-Gruppe.
39’ Die Flügeldecken sind normal in beiden Geschlechtern leb-
haft purpurfarbig oder kupferig; die bläulichen Varie-
täten treten jedoch vor. Größere Arten. Die letzteren Fühler-
glieder der d& sind rot, die der 92 sind schwarz.
40° Die Flügeldecken sind, neben der grünen Triangelmakel noch
auf den Schultern bläulich oder grünlich, makelartig gefärbt.
Groß, die Stirn ist getrübt, die Flügeldecken sind schön
karminrot. Der Scutellartriangel ist grün, die grüne Färbung
verbreitet sich bis an die Schultern. Diese sind mit einer
breiten, länglichen, dunkelblauen Makel versehen. Diese Makel
ist gegen die Flügeldecken mit einem grünen Saum um-
geben. Die Abdominalsegmente sind auf den Seiten schön
karminrot gesäumt. 99. dimidiata Thunb.
40’ Die Flügeldecken besitzen nur einen grünen Scutellartriangel.
Schulterzeichnung fehlt vollkommen. Die Basis der Flügel-
decken ist in Cem Scutellartriangel lebhaft grün gefärbt.
Das Schildchen ist schwarz oder dunkelblau. Die Flügel-
decken sind breit, flach, ohne Spuren von einer Längsreihe
grober Punkte vor der Spitze der Flügeldecken. Kaukasus.
41°” Grünlichblau, die Flügeldecken sind karminrot.
100. bicolor Fald.
41” Vollkommen grünlichblau. 100. bicolor v. Veselyi Obenb.
41’ Der Körper ist minder breit; die Scutellarmakel ist gestreckter.
Der Kopf ist minder stark, der Halsschild ist stärker ein-
gedrückt. Syria. 100. bicolor v. togata Abeille
39’ Die Flügeldecken sind höchstens in einem Geschlechte lebhaft
purpurfarbig, die Fühler sind dann immer vollkommen schwarz.
Kleinere Arten.
49’ Die Fühler sind schwarz. Die Flügeldecken sind an der
Spitze neben dem Seitenrande mit sehr groben Punkten durch-
setzt. Die dd sind grün, beim 9 sind die Flügeldecken lebhaft
purpurfarbig; der längliche grüne Nahtfleck ist ziemlich
schmal und lang. Siehe Anhang! 101. fulgurans Schrnk.
a) Die Oberseite ist bläulich bis blauviolett.
101. fulgurans a. azurescens Lap.
b) Der Halsschild ist schwarz, nur in der Mitte metallisch,
die Flügeldecken sind dunkelviolett; die Scutellarmakel
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. & 4 8. Heft
50
49 [20
42’
437
44”
44°
43°
38
45 [7
46’
47"
48’
Jan Obenberger:
ist rotgoldig mit feurigen Reflekten.
101. fulgurans a. nigricollis Ab.
Der fulgurans Schrnk. sehr ähnlich, cimorph gefärbt, länger.
Die grüne Scutellarmakel des Weibchens ist kleiner und reicht
nicht bis an die Mitte der Flügeldeckenlänge, die Makel ist
nicht so scharf begrenzt wie bei fulgurans Schrnk., aber größer
und markanter als bei grammica Lap.; Cie grüne Färbung von
dieser Makel fließt allmählich mit der Grundfarbe der Flügel-
decken zusammen. Die Spitze der Flügeldecken ist zwar auf
der Außenseite mit Punkten besetzt, cCiese sind aber mehr
oder minder undeutlich. 102. thalassophila Abeille
Der Scutellartriangel ist ganz klein. Das Ende der Flügel-
decken weist keine besondere Skulptur aus. Die letzten Fühler-
glieder der dd sind orangegelb; die der QQ sind einfarbig schwarz.
Größer, cimorph. Die Zellen des Halsschildes bilden auf den
Seiten quer verbundene glänzende Kreischen und Längs-
runzeln dabei.
Grün. Die 22 besitzen metallisch braune Flügeldecken mit
schlecht begrenzter Scutellarmakel. 105. grammica Lap.
Blaugrün, blau bis dunkelblau, violettschwarz.
103. grammica a. eyanifulgens Obenb.
Kleiner. Auf den Seiten des Halsschildes bilden gie Runzein
keine Kreischen, alle Runzeln sind dort vertikal, richt ver-
bunden. In beiden Geschlechtern gleich gefärbt: der Kopf
ist grün, der Halsschild ist mit beiden gemeinschaftlichen
Makeln versehen, die Flügeldecken sind bräunuich, mit schlecht
begrenzter, blaugrünen Scutellarmakel. 104. Myrmidon Abeille
Der Halsschild ist im Grunde nicht glatt und glänzend, in den
Hinterecken nicht breit und tief eingedrückt. Meist kleinere
Arten, deren Oberseite mehr oder minder fein granuliert oder
auch chagrinie rt ist. Grün oder blau, seltener dunkel, dann
auf den Seiten des Halsschildes goldig. Mehrere Arten be-
sitzen auf dem Ende der Flügeldecken auf der Außenseite
einige reihig geordnete, grobe tiefe Punkte.
Die Flügeldecken sind deutlich gerunzelt, nicht chagriniert.
XVII. Nitidula-Gruppe.
Die Struktur der Oberseite, besonders der Flügeldecken, ist
feiner. Der Halsschild ist an den Seiten flach, mehr oder
minder tief eingedrückt. Die Ocellen sind nur auf den Seiten
bemerkbar, die Scheibe ist entweder mit feinen, gleichmäßigen
Querrunzeln gefüllt oder fein gerunzelt mit undeutlicher
anderer Struktur.
Die Flügeldecken sind grün ar blaugrün bis blau. Die Arten
sind breiter.
Der Scheitel und der Halsschild ist mit einer breiten, metallisch
purpurbraunen, nach außen erloschen begrenzten Mittel-
binde versehen. Der Kopf und der Halsschild ist grün (g),
Holarktische Anthaxien. 51
goldgrün oder messingfarben ($), die Flügeldecken sind ganz
grün oder an der Basis grün und nach hinten erzfarbig (4)
oder ganz blaugrün (?). 4—6 mm lang. Umgebung Wiens.
105. Türki Ganglb.
48° Der Halsschild und der Scheitel sind mit keiner breiten Mittel-
binde versehen. Die Flügeldecken sind immer einfarbig.
49’ Ganz grün. 106. nitidula $ Linne
49” Der Halsschild, der Kopf und die Unterseite sind rotgoldig,
cie Flügeldecken sind grün. 9. 106. nitidula 2 Linne
49’ Männchen, cie ebenso wie cie Weibchen gefärbt sind. (Der
Kopf und der Halsschild sind schön goldigrot, die Flügeldecken
bläulichgrün.) Deutschland, Böhmen.
106. nitidula var. gynaecoides Obenb.
49” Die Flügeldecken sind dunkelblau bis blauviolett. 32.
106. nitidula a. eyanipennis Lap.
49° Der Halsschild ist auf der Vorderseite der Scheibe mit 2 dun-
keln schwärzlichen Flecken versehen.
106. nitidula a. signaticollis Kryn.
47’ Die Flügeldecken sind dunkelbraun bis schwarzbraun, der
Halsschild ıst auf der Fläche schwarzbraun, auf den Seiten,
ebenso wie der Kopf, schön goldgrün gesäumt. Die Flügel-
decken sind schlanker. Die Struktur des Halsschildes ist in
der Mitte fast erloschen, in ziemlich feine Granulation um-
gewandelt. Die folgende Art ziemlich erinnernd, viel feiner
skulptiert. Nordamerika. 60. viridieornis Say
46° Die Struktur der Oberseite, besonders der Flügeldecken ist
gröber. Düster gefärbt — dunkel olivengrün bis indigoblau.
Auf der Fläche des Halsschildes befindet sich eine dunkle,
schwärzliche Zentralmakel, die die ganze Oberfläche vom Vor-
derrande bis zur Basis einnimmt und die noch auf dem Schei-
tel angedeutet ist.
50’ Die Seiten des Halsschildes sind so wie die Stirn grün oder
goldig, die Oberseite ist dunkel olivengrün. 107. diseisollisCast.
Die Seiten des Halsschildes sind ebenso wie die Stirn purpur-
rot, die Oberseite ist dunkel indigoblau. Turkestan etc.
107. diseieollis var. kanaanita Obenb.
45° Die Flügeldecken ebenso wie die ganze Oberseite sind glatt,
nur äußerst fein chagriniert. Auf dem Hinterrande der Flügel-
decken befindet sich eine kurze Reihe von sehr gut pronon-
cierten, grubigen Punkten. Hierher eine ziemlich variable, in
den wärmeren Partien Südeuropas, Nordafrikas und Zentral-
asıens weit verbreitete Art.
XIX. Anatolica-Gruppe.
51° Grün. Der Halsschild auf der Fläche mit zwei schwärzlichen
Längsmakela versehen; zwischen ihnen grünlich, an den
Seiten rotgoldig: die Makel sind manchmal dunkelblau,
die Oberseite ist smaragdgrün, die Seitenstücke sind grün-
4% & Heft
52
ol
594
53 [22
54’
55”
56’
=
n
Jan Obenberger:
licher; manchmal sind diese Makel minder deutlich; auf den
Seiten des Halsschildes bemerkt man oft eine deutliche hexa-
gonale oder pentagonale Netzung. 108. anatolica Chevrier
Bläulich. Der Halsschild ist eberso gefärbt, jedoch sind. die
Seitenpartien und die Stirn golcig purpurrot. Die Mitte ist
bläulich; manchmal sind die Längsmakel mit der blauen
Farbe der Mitte zu einem breiten caunkeln Fleck zusammen-
geflossen. In der Skulptur ebenso veränderlich wie die ty-
pische Form. 108. anatolica var. lueidiceps Gory
Anm. Hinter diese Art gehört cie A. auricebs Mem., die mir
in natura unbekannt ist; der Beschreibung nach bin ich zu
einer Ansicht geneigt, daß es sich hier nur um eine Aberration,
wenn nicht um ein Synonyme der weitverbreiteten anatolica
Chevr. handelt.
Meist einfarbige, schwarze oder mehr oder minder dunkel-
kupferige Arten. Nur selten ist der Halsschild auf der Fläche
mit zwei mehr oder minder deutlichen Makeln versehen; die
Flügeldecken sind gerunzelt bis sehr fein chagriniert, dunkel
erzfarben, bronzefarben bis schwarzblau, manchmal durch
einen Längseindruck, der von den Schultern längs der Naht
vergeht, ziemlich uneben; der Halsschild ist nur ausnahms-
weise zweifarbig. Siehe auch A. hemichrysis Abeille und
prasina Lec.!
Die Arten sind meistens fein chagriniert; nur ausnahms-
weise sind cie Flügeldecken nicht chagriniert, (wie es z. B.
bei Reitteri Obenb. der Fall ist). Flachere Arten, manchmal
mit einigen Längseindrücken auf den Flügeldecken.
Die Behaarung ist, wenn vorhanden, stets sehr dünn,
weiß, auf der Stirn niemals steif. Die Flügeldecken
sind am apikalen Außenrance oft mit einigen reihig ge-
ordneten Punkten versehen. Die Flügeldecken sind oft
reihig behaart, immer nur fein skulptiert, niemals
gröber granuliert.
Die Flügelcecken sind sehr kurz kaum bemerkbar behaart
oder vollkommen glatt. (Siehe auch ?ulex Abeille!) Die
Stirnbehaarung, wenn vorhanden, ist weich und dünn.
Die Flügeldecken und der Halsschild sind mehr oder weniger
stark chagriniert, daher mehr oder weniger mat1 (siehe
auch glabrifrons Ab.!)
XX. Funerula-Gruppe.
Sehr dunkel gefärbt; schwarzblaue oder schwarze Arten.
(Siehe auch funerula var.)
Mehr paralle], schwarz mit bläulichen Reflekten. Die Stirn
und die Vorderecken des Halsschildes sind grün. Die
Seiten des Halsschildes sind zum Vorderrande verbreitet, zur
Basis ziemlich plötzlich verengt, mit verrundeten Hinter-
ecken; die Fläche ist mit sehr feinen Querrunzeln be-
Holarktische Anthaxien. 53
setzt; auf den Seiten ocelliert, mit einer gut prononcierten
Mittelrinne. Die Flügeldecken sind sehr fein chagriniert, mit
einigen Längsrunzeln zur Spitze, mit großen, grubigen Punkten
auf cem Seitenrande neben cer Spitze der Flügelcecken. Die
Unterseite ist bronzefarben. Algerie. 109. sericea Abeille
56° Der Halsschild ist zweimal so breit als lang, zur Basis beider-
seits flacheingedrückt. Die Struktur ist der Chagrinierung
wegen kaum erkennbar — sie besteht aus mehr oder minder
eckigen Polygonen, Cie sehr niecrig, wie erloschen sind und
nur auf cen Seiten deutlicher hervortreten. Der Halsschild
ist dunkel schwarzblau; cie Flügeldecken sind nur wenig
glänzend, matt, fein chagriniert, mit Spuren von Längsreihen
von Punkten auf der Fläche und mit zwei Reihen von gru-
bigen Punkten neben dem Seitenrande aut der schrägen
Partie der Flügeldecken. Minder parallel. 110. eyanescens Gory
55° Kupferfarben oder olivenfarben, weniger cunkel gefärbt.
57’ Kopf mit einem Längseindruck. Halsschild auf den Seiten
sehr verrundet erweitert, die Hinterwinkel deutlich; die
Fläche ist mit feinen Querrunzeln besetzt; auf den Seiten
ist der Halsschıld seidenartig chagriniert. Mit zwei groben
Punktreihen auf der Spitze am Außenrande der Flügeldecken.
Bronzefarben, mit grünlichen Reflekten bis olivengrün.
41/), mm. Algerie. Der cyanescens sehr ähnlich.
111. Bedeli Abeille
57° Der Kopf ist konvex, mit keiner Mittelrinne.
58°’ Verhältnismäßig sehr robust. Die ganze Oberfläche ist sehr
fein und sehr deutlich chagriniert. Der Kopf ist gewölbt, ohne
.Mittelrinne, chagriniert, mit angedeuteter Netzung auf der
Stirn. Der Halsschild ist ziemlich parallelseitig, zum Vorder-
rande mäßig, zum Hinterrande schwach, verrundet verengt,
gewölbt, fein und gleichmäßig chagriniert, ohne Spur von
einer anderen Struktur, höchstens auf den Seiten sind.
einige Spuren von einer Netzung bemerkbar. Auf der Fläche
in cer Mitte mit einer sehr seichten, schwer sichtbaren Mittel-
rinne, in den Hinterwinkeln schwach eingecrückt. Die Flügel-
decken sind gewölbt ; ohne einer anderen bemerkbaren Struktur.
Der Kopf und der Halsschild sind metallisch grauschwarz, die
Flügelcecken sind mehr kupferig; das hohe, gewölbte Ab-
domen ist dunkel grauschwarz. Die robusteste Art dieser.
Gruppe, ihrer Struktur wegen sehr leicht kenntlich. In der
Gestalt erinnert sie ziemlich an einige Arten aus der Ver-
wandtschaft der confusa. 5.5 mm lang. Persien.
| 112. anthochaera Obenb.
58” Klein, flach oder ziemlich gewölbt, wenig lang gestreckt, der
Halsschild ist seitlich gerundet, meist abgeflacht, nur bei
amasına gewölbt.
59°’ Kurz, konvex, in der Körperform auf die anthochaera er-
innernd. Der Halsschild ist ziemlich gewölbt, mit in der Mitte
8. Heft
54
59’
59°
98°
Jan Obenberger:
undeutlicher Skulptur, auf den Seiten nicht abgeflacht, in
der Mitte ein wenig winkelig, hier ziemlich parallel und am
breitesten, zur Basis und zum Vorderrande kurz, gerade ver-
engt. Die Flügeldecken sind zylindrisch, stark gewölbt, cha-
griniertt. Die Oberseite ist schwarz kupferig, aie Stirn ist
smaragdgrün. Kleinasien. 113. amasina K. Daniel
Weniger konvex. Die Stirn ist bei der Stammform kupferig.
Der Halsschild ist schwacher herzförmig, seine größte Breite
liegt hinter dem vorderen Drittel oder in der Mitte. Mehr.
oder minder dunkel kupferig.
a) Die Stirn ist kupferig. Der Hinterrand der Flügeldecken
ist mit keinen groben Punkten versehen. Der Halsschild
ist minder breit. F 114. funerula Ill.
b) Die Stirn ist grünlich. Der Hinterrand der Flügeldecken
ist wie bei der Stammform. Der Halsschild ist mehr als
zweimal so breit als lang, eingedrückt. (viridifrons m.)
114. funerula a. viridieeps Obenb. n.
c) Sehr groß, mehr kupferig, mit groben Punkten auf dem
Außenrande der apikalen Partie der Flügeldecken.
114. funerula var. confundatrix Obenb.
Schwärzlich. Der Halsschild ist sehr breit, so wie die
Flügeldecken chagriniert, ohne jeder anderen erkennbaren
Struktur, dunkel schwarzbraun. Marokko.
114. funerula var. Hesperiea Obenb.
Flach, niedergedrückt. Die Stirn ist ganz kahl, der Hals-
schild ist mehr als zweimal so breit als lang, zum Vorderrande
stärker als zur Basis verengt, überall fein reticuliert. Diese
Reticulation wird in der Vorderhälfte des Halsschildes in
u
-der Mitte undeutlicher. Die Reticulen sind groß, breit, im
Grunde chagriniert, mit schwach angedeuteten Reihen, ohne
den großen Punkten auf dem apikalen Außenrande. Dunkel
kupferig. 5 mm. 115. alpina Obenb.
a) Klein, schlanker; die Mitte des Halsschildes ist deutlich
chagriniert, ohne schiefe Längseindrücke vor den Hinter-
ecken. Der Halsschild höchstens zweimal so breit als lang,
stark herzförmig, an den Seiten gerundet. Der Kopf ist stark
gewölbt. Der halsschild ist höchstens so breit als die Flügel-
decken, vor den Hinterecken deutlich eingedrückt. Die Hals-
schildstruktur besteht aus Polygonen mit matt chagriniertem
Grunde, die auf der Fläche in deutliche feine, ziemlich ent-
fernte Querrunzeln verfließen. Tripolis. 116. Cleopatra Obenb.
b) Kürzer. Der Halsschild ist breiter, auf den Seiten etwas
deutlicher skulptiert (undeutlich reticuliert), in der Mitte über-
haupt ohne einer deutlicheren Struktur, äußerst fein granuliert,
wie chagriniert. In den Hinterecken mit einem ziemlich
langen, etwas schiefen, vertieften Längseindruck. Halsschild.
etwa vor der Mitte am breitesten, zur Basis um etwas mehr
als zur Spitze verengt. Ägypten. 116 a) Nephthys Obenb.
Holarktische Anthaxien. 55
54° Die Flügeldecken und der Halsschild sind feiner oder sehr
fein chagriniert, die Oberseite ist daher glänzender.
Die Chagrinierung cer Oberseite, besoncers der Flügelcecken,
ist manchmal wie abgeglättet oder abgelöscht, die Oberseite
ist daher oft sehr glänzend.
XXI Sedilloti-Gruppe.
60’ Die Flügeldecken sind gewölbt, sehr gleichmäßig chagriniert,
ohne Eincrücken auf cer Fläche; der Unterkörper ist lang
weich tomentiert; glänzend bronzefarben; cie Stirn ist
lang weißlich behaart. Der Kopf und der Halsschild ist
sehr fein. chagriniert, cie Seiten ces Halsschildes sind regel-
mäßig geruncet, zur Basis verengt, cie Einterwinkel sind
fast rechteckig. Mir unbekannt; cer unsicheren Stellung
wegen wird ciese Art auf ancerer Stelle wiecerholt.
117. strangulata Abeille
60° Die Flügeldecken sind meist minder gewölbt, flach quer oder
länglich eingecrückt; cie Stirn ist entwecer kahl ocer kurz
(ebenso wie cie Unterseite) behaart.
61” Der kalsschilc. ist schr gewölbt, mit regelmäßig verrunc.eten
Seiten, cer Vorcerrana, ces halsschilies ist eben, nicht aus-
gerancet. Siche A. ?ulex Abeille!
61° Der halsschil« ist ancers gebaut.
62’ Gewölbtere Arten; besoncers «ie Flügelcecken sind kürzer und
gewölbter. (Siche auch A. Winkler: im Anhang!)
63°” Robuster, ziemlich gewölbt. Der halsschil.. ist glänzend, an
den Seiten ceutlich, in cer Mitte kaum wahrnehmbar chagri-
niert, mit einer polygonalen Netzung; cie Polygonen sind
auf den Seiten sehr ceutlich, in keine Runzeln verflossen;
auf der Scheibe werden sie kleiner und feiner und bilden
einige ziemlich unceutliche Querrunzeln. Der Halsschild ist
auf den Seiten gerundet, zur Spitze kaum mehr als zur Basis
verengt, robust, gewölbt, vor den Hinterecken seicht flach
eingecrückt. Der Kopf ist kupferig, deutlich genetzt und
unceutlich chagriniert, mit unausgerandetem Epistom. Die
Flügeldecken sind ebenso breit wie der Halsschild, fein cha-
griniert granuliert, mit einer “flachen seichten länglichen
Querdepression, die von den Schultern, die ziemlich empor-
ragen, bis etwa zur Spitze vergeht. Etwa ein Fünftel der
Flügeldeckenlänge von der Spitze wird sie undeutlicher und
verschwindet vollkommen. Die Stim ist kahl. Die Struktur
des viel höheren Halsschildes ist viel niedriger, erloschener.
Algerie. 118. Salammkö Obenb.
63’ Bronzefarben, wenig glänzend, dick und gewölbt. Der Kopf
ist wenig gewölbt, beim & grünlich, die Oberseite ist genetzt.
Der Halsschild ist gewölbt, zum Vorderrande verbreitet, zur
Basis verengt; auf der Basis ist er-ein wenig eingewürgt; auf
der Rläche mit einer Längsrinne versehen; Cie Hinterecken
8. Heil
56
63°
62’
64”
59°
Jan Obenberger:
sind abgerundet; auf den Seiten eingedrückt, deshalb uneben.
Die Struktur besteht aus gekerbten Ocellen auf den Seiten,
aus Querrunzeln in der Mitte. Die Oberfläche der Flügel-
decken ist quer gekerbt, gewölbt, bei den Schultern beiderseits
eingedrückt, dann mit gemeinschaftlicher Längscepression
längs der Naht versehen; diese beginnt von den Schultern.
Der Halsschild ist minder breit, die Halsschildstruktur ist
viel höher und scharfer. Algerie. 119. glabrifrons Abeille
Der Halsschild ist zweimal so breit als lang. Die Struktur
(Reticulen!) ist auf den Seiten sehr deutlich, in der Mitte
vollkommen erloschen. Die Chagrinierung der Flügel-
decken ist schwach; die Flügeldecken sind sehr glänzend.
Die Stirn ist ocelliert. Die Seiten des Halsschildes sind parallel.
Siehe auch A. Winkleri m. im Anhang! 120. transeaspieaObenb.
Flachere Arten mit breiteren, flacheren Flügeldecken.
Bronzefarben, ziemlich glänzend, breit, niedergedrückt. Der
Kopf ist matt, mit kleinen, dichten Zellen bedeckt. Der Hals-
schild ist im vorderen Drittel, wo er fast winkelig ist, sehr ver-
breitet, von da zur Basis regelmäßig verengt. Die Oberseite
ist sehr eben, mit fast unsichtbarer Mittelrinne, chagriniert,
mit Ocellen besetzt; diese sind in der Mitte verschmolzen;
auf den Seiten sind sie vertikal und stärker. Die Flügeldecken
besitzen eine etwas erhöhte Nahtlinie, sie sind kurz, auf der
Spitze kurz verengt, im ersten Drittel wie niedergedrückt;
die Oberseite ist chagriniert. Araxes. Mir unbekannt.
121. uniformis Abeille
Dunkel bronzefarben, sehr glänzend, breit, niedergedrückt,
überall fein chagriniert. Die Stirn ist mit Spuren von einer
Längslinie. Der Halsschild ist im vorderen Drittel am brei-
testen, zur Basis verengt; vor den Hinterecken ist er deutlich
eingedrückt, uneben, mit Spuren von einer sehr seichten, fast
unsichtbaren Längsrinne; er ist überall sehr fein chagriniert,
auf den Seiten deutlich, ziemlich stark genetzt; die Zellen
verfließen vor den Basaleindrücken in ziemlich starke Längs-
runzeln. Auf der Fläche ist der Halsschild glatt, chagriniert,
mit spärlichen, sehr feinen, sehr wenig erhöhten, glänzenden
Ouerlinien. Die Flügeldecken sind zwischen cem feinen
Chagrin fein, spärlich punktiert, sehr uneben, mit zwei seichten,
aber sehr deutlichen Längseindrücken; mit einem, der von
den Schultern fast bis zur Spitze, und einem anderen, der
schräg etwa in die Mitte der Flügeldeckenlänge vergeht; mit
einigen mehr oder minder deutlichen feinen Quererhebungen
und Depressionen auf der Fläche der Flügeldecken. Die
Oberseite ist fast unsichtbar, sehr kurz behaart. .Algerie.
122. nigrofusca Obenb.
Die Flügeldecken sind deutlicher oder sehr deut-
lich, meist gereiht behaart. (Siehe auch nigrofusca
Obenb. !)
Holarktische Anthaxien. 57
65’ Die Struktur des Halsschildes ist normal, ohne kreischen-
bildende Runzeln oder sehr feinen, sehr dicht gereihten,
seicenschimmernden queren Runzelgruppen. Kleinere, ge-
strecktere, ziemlich kurz behaarte Arten von Nordafrika.
66°” Der Halsschild ist auf der vorderen Partie stark gewölbt, mit
66’
66”
regelmäßig verrunceten Seiten; die Behaarung der Oberseite
ist sehr kurz, fast unsichtbar; bronzefarben, mit einem leichten
grünlichen Anfluge. Der Kopf ist mit sehr niedrigen Ocellen
bedeckt. Der Halsschild ist quer, auf dem Vorderrande fast
eben, nicht ausgerancet, die Seiten sind wenig verrundet,
fast eben; im vorceren Viertel am breitesten, sehr gewölbt,
auf der Fläche ohne jeder Mittelrinne; fein chagriniert. Die
Reticulation ist verschmolzen; man bemerkt nur einige Zellen
und Längsrunzeln an den Seiten; auf der Scheibe ist die
Struktur fast vollkommen verschmolzen. Die Flügeldecken
sind ziemlich kurz, parallel, eben, chagriniert. Kairo. Mir
unbekannt. 123. pulex Abeille
Anm. Die Beschreibung, die ich oben wörtlich wiedergab,
macht auf mich einen Eincruck, daß es sich hier mehr um
eine Art hancelt, cie in cie Nähe der malachıtica Abeille etc.
gehört, und. die wahrscheinlichst diese auf den ersten Blick
so weit voneinander entiernten Artengruppen verbindet.
Ein weiterer Beitrag zu cen ungewöhnlich komplizierten
Verwandtschaftsbeziehungen bei den Anthaxien!
Der Halsschild ist gewöhnlich gewölbt, fein chagriniert; die
Struktur ist auf der Fläche, wo nur einige glänzendere Längs-
linien deutlicher hervortreten, fast verschmolzen; auf den
Seiten ist sie deutlicher genetzt. Die Zellen bilden dort einige
deutliche Längsrunzeln. Der Halsschild ist zur Basis herz-
förmig verengt; die Behaarung der Flügeldecken ist sehr
deutlich, auch cie Stirn ist deutlich, obwohl nur kurz, behaart.
Die Flügeldecken sind einigen Längseindrücken wegen ziem-
lich uneben. Tunis. 124. Sedilloti Abeille
Die Stirn ist kurz weiß behaart. Der Halsschild ist auf den
Seiten verrundet, vor der Mitte ist er am breitesten, die
Hinterwinkel sind auf der Spitze scharf; der Vorderrand des
Halsschilces ist in der Mitte winkelig vorgezogen, auf der
Scheibe unceutlich, länglich vertieft; cie Struktur der Fläche
besteht aus mehr ocer minder parallelen, etwas erhöhten
Querrunzeln, cie durch glänzende Punkte unterbrochen sind;
auf den Seiten ist der Halsschild genetzt, vor den Hinter-
winkeln ist er tief eingedrückt; in und vor cCiesem Eincrucke
verfließen cie Zellen ces Halsschilces in einige Längsrunzeln.
Die Flügelcecken sind cdepreß, chagriniert, unceutlich reihig
punktiert, weiß tomentiert; zwischen dem Schildchen und
den Schultern erhöht, neben der Naht länglich eingecrückt;
von den Schultern vergeht zur Mitte der Flügeldecken eine
zweite Längsvertiefung. Die Spitze der Flügeldecken ist ein-
8. Heft
58 Jan Obenberger:
fach, ohne groben Punkten auf der Spitze. Djebel Hadid.
125. Fritschi Heyden
65’ Die Struktur des Halsschildes besteht auf cen Seiten aus
einigen Ocellen, auf der Fläche aus sehr cicht gestellten,
feinen Runzeln, cie vor cer Basis zwei kreischenförmige,
seicenglänzende Figuren bilcen. Diese bestehen aus sehr
gecrängten und cünnen, feinen, meistens quergestellten
Runzeln; auf aieser Partie ist cer hHalsschild violettbraun
getrübt. Eine große, lange Art, cie sehr lang, fast zottig,
cünn behaart ist. Sehr glänzend. Die Flügelcecken sind breit,
flach una uneben; auf ceren Fläche befin.en sich einige mehr
ocer mincer unceutliche Quercepressionen, eine kurze, neben
dem Schilc.chen liegence Längscepression und eine längliche,
cie etwa in cer Mitte cer Flügellecken beginnt und vor cer
Spitze encet. Die Oberseite ist nicht chagriniert, sie ist ziem-
lich fein punktiert gerunzelt, unkel bronzefarben. Die Unter-
seite ist dunkel kupferig. Chinesischer Turkestan.
126. Reitteri Obenb.
52° Die Arten sind meistens gröber skulptiert, granuliert, meistens
schwarz, selten zweifarbig; wenn sie kupferig sina, ist cie
Stirnbehaarung steif; Ciese ist im allgemeinen schwarz,
braun, weiß oder fehlt vollkommen. Die apikale
Außenpartie der Flügelcecken ist niemals mit reihig
georaneten Punkten versehen.
67” Die Stirn und manchmal auch cie Flügeldecken und die
halsschilcseiten sind ziemlich lang, weiß, grau, schwarz oder
braun behaart.
68°” Schwarze ocer dunkelkupferige, ziemlich flache Arten (nur
confusa ist gewölbter!) Die Stirnbehaarung ist glänzend
weiß oder gelblich weiß, dünn, minder steif. Der Hals-
schild ist oft eigenartig, stellenweise manchmal sehr fein
skulptiert.
XXI. Tomyris-Gruppe und XXIII. Morio-Gruppe.
69’ Dunkel bronzefarben. Die Stirn, ebenso wie die Füße sind
goldgrün; die Stirn ist spärlich, lang weiß behaart. :Der Hals-
schild ist am Vorderrande tief ausgeschnitten; im hinteren
Drittel der Länge sind die Seiten absolut parallel; von da
zum Vorderrande sind sie plötzlich, aber mäßig stark ver-
rundet, so daß der parallele Basalteil des Halsschildes auf
den Seiten scharf abgesetzt erscheint; die größte Breite
liegt so im ersten Drittel. Die Ocellen sind nur auf den
Seitenrändern noch bemerkbar; die Fläche ist sehr gleich-
mäßig mit vollkommen gleichbreiten, sehr feinen
Runzeln besetzt. Diese Gruppen gehen von der Mitte aus
auf verschiedene Seiten; von der Basissind sie in zwei kreischen-
förmige, aber sehr undeutliche Figuren geordnet. Die Fühler
sind grün, schlank und lang. Von allen Arten mit zwei
69°
70
71 ”
IL.
12
12’
Holarktische Anthaxien. 59
kreischenförmigen Bildungen auf der Basis des Halsschildes
ist diese sehr auffallenae Art curch die gleiche Stärke der
sämtlichen Runzeln ces Halsschilces weit verschieden. Die
Flügelcecken sind flach, breit (etwa sowie der Halsschild
in seiner größten Breite), denen der canifrons Ab. ähnlich.
Turkestan. 127. Tomyris Obenb.
Ganz schwarze Arten, deren Halsschild ancers gebilcet ist.
Die Ocellen bilcen an den Seiten des Halsschildes mehr oder
mincer deutliche Längsrunzeln, auf der Fläche über-
ändern sie sich in gut prononcierte Querrunzeln,
die jederseits vor der Basis ein mehr oder minder
deutliches Runzelkreischen ausbilden. Die Flügel-
decken sind einigen schrägen ocer queren Eincrücken auf
der Fläche wegen oft ziemlich uneben; sie sind sehr deut-
lich weiß ocer gelblich behaart, oft hier glatter, hier
rauher granuliert.
Groß, cie Flügeldecken ohne geglätteten Längserhaben-
heiten. Der Kopf und cie Seiten ces Halsschilces sind golcig
mit grünlichen Reflekten, lang weiß behaart. Die Struktur
des halsschilces besteht auf cen Seiten aus großen Ocellen,
diese überäncern sich vor der Basis in zwei seicenglänzende,
runcliche, aus queren Runzeln zusammengestellte Runzel-
gruppen. Der Halsschild ist auf cen Seiten gerundet, mit
einer kleinen Ausschweifung in cer Mitte, zum Vorcerrande
mehr als zur Basis verengt. Die Flügeldecken sind breit,
flach, mit einer kurzen Skutellar- und einer langen Humeral-
depression, denen der morio ähnlich. Die Unterseite ist
golcig, Prosternum ist grün, Abdomen purpurfeurig. 9 mm.
Turkestan. 130. hoploptera Obenb.
Kleiner, einfarbig. Auf den Flügeldecken befinden sich einige
etwas erhöhte, geglättete Stellen.
Die Runzeln auf der Scheibe des Halsschildes sind sehr deut-
lich, die Kreischen treten deutlich empor; die Runzeln selbst
sind fein, linienförmig. Die ganze Oberseite ist fein weiß
behaart. Der Halsschild ist stark quer, seine größte Breite‘
liegt im ersten Drittel der Länge, von da zur Basis stark verengt.
Die Art ist schlanker und kleiner. Ostmediterranea.
128. plicata Ksw.
Die Runzeln auf der Scheibe sind sehr stark, grob, die Kreis-
chen treten nicht deutlich empor; auf der Scheibe sind meistens
nur grobe quere Runzeln bemerkbar. Der Halsschild ist viel
breiter als bei der vorhergehenden Art; seine größte Breite
liegt im hinteren Drittel der Länge, auf den Seiten ist der
Halsschild stark winkelig. Die ganze Oberseite ist gelblich
tomentiert. Die Flügeldecken sind breiter, minder uneben;
es wechseln auf ihnen bald dichter gerunzelte, bald glattere
Partien. Breitere und robustere Art. Westmediterranea.
129. Marmottani Bris.
& Heft
60 Jan Obenberger:
70° Die Ocellen bilden auf der Fläche keine kreischenförmige
Runzelbändchen; cie Struktur des Halsschildes ist normal,
sie besteht aus mehr oder minder deutlichen Ocellen auf den
Seiten, cie auf der Fläche in Querrunzeln verflossen sind. Die
Flügeldecken sind. meistens flach, gleichmäßig granuliert,
normal skulptiert.
73’ Die Flügelcecken sind breit, wenig parallel, die Stirn ist
meistens lang weiß behaart (mit Ausnahme der Potanini!)
74’ Der Halsschild ist normal ohne vier Grübchen auf der Fläche
oder nur mit einer Anceutung von Solchen. Die Struktur
des Halsschildes besteht aus Ocellen, Cie auf der Scheibe sehr
deutliche Querrunzeln bilcen; cie Stirn ist lang weiß behaart.
75” Länglich, gestreckt. Die Unterseite ist glänzender, mehr
kupferig. Die Stirn ist gewölbt; der Halsschild ist zweimal
‚so breit als lang, hinter der Mitte am breitesten, zur Basis
schwach verengt, auf den Seiten deutlich winkelig, auf der
Fläche ziemlich konvex, in der Mitte schwach aber gut er-
kennbar länglich eingedrückt, mit schwachen Spuren von vier
Grübchen, cie quergestellt sind, mit einem ziemlich deut-
lichen Eincrücke beicerseits in den Hinterecken; caie Basis
des Halsschildes ist wie bei morio geglättet. Die Flügeldecken
sind an der Basis mehr als bei morio niedergedrückt, sonst
wie bei dieser Art skulptiert, mehr als zweimal so lang als
breit. Die Unterseite ist stets dunkel kupferig. Die Hinter-
winkel sind scharf, zugespitzt, ein wenig emporragend. Mir
unbekannt. 131. acutiangula Motsch.
75° Breiter, minder gestreckt. Die Unterseite ist kupferig oder
grünlich. Die Stirn ist flacher, die Hinterwinkel des Hals-
schildes sind. normal. |
76° Die Unterseite ist grünlich. Die Runzeln auf der Scheibe des
Halsschildes sind minder regelmäßig, meistens schräger zur
Mittellinie gestellt. Die Basis ist- in größerer Auscehnung
geglättet. Der Vorderrand ist fein gerandet, deutlich, obwohl
schwach, zweifach ausgerandet. Die Flügeldecken sind in der
Mitte am breitesten; der Halsschild ist manchmal mit vier
Grübchen versehen, ohne deutlicher Mittelrinne.
77’ Mäßig (”—8 mm) lang und breit. Die Struktur des Hals-
schilues ist gröber, höher, deutlicher. 132. morio F.
78° Sehr groß (10 mm lang). Die Struktur des Halsschildes ist
minder deutlich, niedriger, mehr zusammengedrückt. Turin.
132. Morio f. meridionalis Obenb.
76° Die Unterseite ist kupferig. Die Runzeln auf «er Scheibe des
Halsschildes sind regelmäßiger, deutlich quer; der Vorder-
rand des Halsschilces ist ziemlich tief, einfach ausgerandet.
Die Flügelcecken sind in der Mitte der Basis am breitesten,
zur Spitze mehr verengt; die Flügeldecken sind mehr uneben;
die Umgebung des Schildchens ist geglättet. Algier.
133. rugieollis Lucas
Holarkt'sche Anthaxien. 61
74” Der Halsschild ist mit vier quergestellten Grübchen, ähnlich
14’
173°
wie bei guadripunctata L. versehen. Die Struktur wie bei
quadripunctata, aber feiner und seichter; sie ist also aus
Ocellen gebildet, die in der Mitte dichter werden und hier in
eine sehr cichte und feine Granulation übergehen. Dunkel-
bronzefarbig; die Stirn ist sehr breit, flach gewölbt. Die
Seiten des Halsschildes sind vor der Basis stumpfwinkelig
erweitert, zum vorceren Drittel wenig, von diesem zur Spitze
stark konvergierend. Die Flügelcecken sind etwas länger
als bei guadripunctata, sehr fein rauhkörnig, an der Basis mit
einigen äußeren größeren und tieferen und einem kleineren
und schwächeren, inneren Quereindruck. Die Stirn ist kurz,
weiß behaart. Sze-tzschuan. Mir unbekannt.
169. Potanini Ganglb.
Diese interessante, nach einem aus Mongolien stammenden
Exemplare der Potaninschen Ausbeute beschriebene Art ge-
hört sicher in Cie Nähe der guadripunctata L. Die weiße Stirn-
behaarung ist hier nur ein Konvergenzcharakter.
Klein; cie Stirn ist ziemlich lang weiß behaart. Schwarz.
Die Struktur des Halsschildes ist cieselbe wie bei sepul-
chralis, welcher (schwarz behaarten!) Art sie sehr ähn-
lich ist. Sie besteht aus ziemlich unregelmäßigen, mehr-
eckigen Ocellen mit starken Körnchen, cie in der Mitte etwas
feiner werden. Hinter der Mitte der gerundeten Seiten des
Halsschildes befindet sich ein kleiner, einspringender Winkel,
Schwarz, cie Seiten des Halsschildes sowie die Unterseite
mehr kupferig. Die Flügeldecken sind fein und kurz, reihig
weiß behaart. 5.75 mm. [Siehe auch 164. ussuriensis Obenb.!]
135. Castiliana Obenb.
Die Flügeldecken sind mehr parallel, flach skulptiert, durch
_ einen länglichen, neben dem Seitenrande gelegenen Eindruck
und cCurch einen kürzeren, zwischen den Schultern und dem
Schildchen liegenden, ziemlich unebenen Eindruck.
73a) Gewölbter. Die Flügeldecken sind mehr zylincrisch, schwarz-
violett. Die Unterseite ist violettkupferig. (Sie wird noch
auf einer anderen Stelle wiederholt!) 134. Confusa Lap.
b) Flacher. Die Flügeldecken sind, weniger zylincrisch, grau-
schwarz. Die Unterseite ist grünlich oder goldiggrün, cie Stirn
ist grün. 135a.) Baudii Obenb.
Anm. Der etwas variablen Behaarung wegen wird diese Art
wiecerholt!
68” Kupferglänzend oder schwarz mit einem mehr oder minder
kupferigen Glanze, mit weißen bis mehr oder weniger dunkel-
braunen Behaarung; bei den meisten Arten dieser Gruppe ist
die Struktur der Flügeldecken wie abgeflacht; die Arten
scheinen des Glanzes wegen zweifarbig oder metallisch;
manchmal kurz und gedrungen (siehe cakfornica m., hemi-
chrysıs Abeille, venerabilis Mars. und frasina Lec.!). Die
8. Heft
62 Jan Obenberger:
Stirnbehaarung ist stets vorhanden — nur bei A. canifrons v.
bucharica Obenb. fehlt sie vollkommen.
78” Kurze, dicke, robuste Arten (nur aeneopicea ist länger).
XXIV. Carmen-Gruppe.
79” Die Stirmbehaarung ist glänzend weiß; die Struktur des
Halsschildes besteht aus Ocellen, die keine Runzeln bilden.
Westeuropäische Arten und eine Art aus Hymalz ya.
80° Große, gewölbte, hohe, robuste Art. Der Kopf ist stark ge-
wölbt, ocelliert; der stark gewölbte Halsschild ist auf der
Vorderseite gleichmäßig ausgerandet, zweimal so breit als
in der Mitte lang, auf der ganzen Oberseite, auch an der
Fläche, fein und gleichmäßig ocelliert. Der Hinterrand des
Halsschildes ist geglättet, glänzend. Auf der Oberseite be-
finden sich vier seichte Eindrücke; Cie ziemlich deutlich sind;
alle liegen in einer Linie. Mehr parallel, länger, feiner granu-
liert. Die Schulter ragen empor. Spanien. 135. Carmen Obenb.
80° Kleiner, minder robust; der Kopf ist normal gewölbt. Der
Halsschild ist stark gewölbt, hinter der Basis am breitesten,
fein und deutlich, ziemlich gleichmäßig ocelliert. Der Hinter-
rand ist nicht geglättet, die Fläche ist gleichförmig gewölbt,
in der hinteren Hälfte am breitesten, von da nach vorne
gleichmäßig verrundet verengt; die Flügeldecken sind schwächer
parallel, kürzer, gröber granuliert.
81” Der Halsschild ist ohne Eindrücke, normal gewölbt.
137. Corsiea Reiche
81° Der Halsschild ist mit vier Grübchen versehen. Sonst mit
der Stammform übereinstimmend.
137. Corsiea a. 4-foveolata Rey.
80° Ziemlich verlängert, die Seiten des Halsschildes sind ziemlich
verbreitet; der Kopf ist lang weiß behaart. Der Halsschild
ist körnig, ocelliert; in den Hinterwinkeln flach eingedrückt.
Die Flügeldecken sind ziemlich eben, kömig. Bronzefarben,
die Unterseite ist viel dunkler. 5.5 mm. Cachemere.
138. aeneopicea Kerr.
79’ Die Stirnbehaarung ist weiß, braun oder dunkel. Die Struktur
des Halsschildes besteht aus Ocellen, die auf den Seiten längs-
runzelig, auf der Scheibe quer- oder schrägrunzelig zusammen-
fließen.
82’ Gewölbter. Der Scheitel ist breiter, die Stirn ist heller be-
haart. Der Halsschild ist auf den Seiten mehr oder minder
deutlich ocelliert, die Ocellen überändern sich auf der Scheibe
in sehr dichte und gedrängte, ziemlich feine Runzeln,
zwischen welchen hier und da noch einige Ocellen bemerkbar
sind. Dunkel schwarzbronzefarben, fein granuliert.
139. obesa Abeille
82° Schwächer gewölbt. Der Scheitel ist enger; die Stirn ist dunkler
behaart. Der Halsschild ist auf den Seiten so wie auf der
18°
83 „
83°
84”
86
>
Holarktische Anthaxien 63
Fläche ocelliert; die Ocellen bilden auf der Fläche nur hier
und da einige grobe schräge oder quere Runzeln. Messing-
farben oder schwärzlich kupferig, gröber granuliert. (Anm.
Siehe auch die nigrojubata und sepulchralis mit ihren Varie-
täten!) 140. Corynthia Reiche
Längere, gestrecktere Arten.
Die Stirnistnursehrkurzweißlichbehaart (deswegen wird
diese Art bei den unbehaarten Arten noch einmal wiecerholt).
Bronzefarben, die Stirn und. cie Vorderecken des Halsschildes
sind manchmal grünlich. Die Stirn ist parallelseitig, der
Scheitel zwischen den Augen ist auch parallel; der Halsschild
ist zweimal so breit als lang, vor den Hinterecken mit einer
Depression, die Struktur besteht aus Ocellen,- deren Grund,
besonders auf den Seiten, deutlich, ziemlich grob chagriniert
wird. Die Ocellen verfließen auf der Scheibe in einige ziemlich
spärliche feine quere oder schiefe Runzeln; die Ocellen und
die Runzeln sind niedrig und fein. Die Flügeldecken sind
parallel, mit ziemlich ceutlich angedeuteten Längsreihen; die
Ocellen des Halsschildes bilden manchmal auf dem Seiten-
rande einige vertikale Runzeln. Algier. (168. Martini Bris.)
Die Stirn ist deutlicher behaart. Die Ocellen des Halsschildes
sind im Grunde nicht chagriniert.
Der Halsschild ist nicht so breit als die Flügeldecken. Schwarz,
mit schwarzbraunem, metallischen Glanze. Der Halsschild
ist fast zweimal so breit als in der Mitte lang, der Vorderrand
ist doppelt ausgeschnitten; die größte Breite liegt hinter dem
ersten Drittel der Länge. Auf seiner größten Breite ist er
nicht so breit als die Flügeldecken; er ist mit verhältnismäßig
sehr groben und großen Ocellen bedeckt; diese Ocellen sind
auch auf der Fläche und in der Mitte ziemlich deutlich;
sie bilden einige ziemlich vorragende Querrunzeln auf der
Fläche. Die Struktur der Flügeldecken ist geglättet, flach;
der Kopf und die Flügeldecken sind braun behaart. Turkestan.
141. turkestaniea Obenb.
Der Halsschild ist so#breit oder fast so breit als die Flügel-
decken.
Die Oberseite ist einfarbig, mehr oder minder hell kupferig, nicht
selten mit grünen Reflekten, aber niemals vollkommen grünlich.
Das Schildchen ist glänzend glatt. Der Halsschild ist in den
Hinterecken breit eingedrückt; er ist erweitert, quer, auf den
Seiten grob breit ocelliert. Zu den Ecken verengt. Die
Hinterecken sind fast rechtwinkelig; die Seiten der Flügel-
decken sind hinten fein gezähnelt; die ganze Oberseite sowie
die Stirn ist sehr lang weiß tomentiert. Canarische Inseln.
Mir unbekannt. 142. senilis Wollaston
Das Schildchen ist normal, fein chagriniert oder granuliert.
Die Stirn und die Flügeldecken sind nicht auffallend lang
weiß behaart. Die Behaarung ist meistens braun.
& Heft
64 Jan Obenberger:
87’ Glänzend bronzefarben; die Stirn ist lang weiß behaart. Der
Kopf und der Halsschild ist sehr fein chagriniert; die Seiten
des Halsschildes sind regelmäßig gerundet, zur Basis verengt;
die Hinterwinkel sind fast rechteckig. Die Flügeldecken sind
sehr gewölbt, sehr gleichmäßig chagriniert, ohne Eindrücken
auf der Fläche. Die Unterseite ist lang weißlich behaart.
Turkestan. Mir unbekannt. 117. strangulata Abeille
87° Die Flügeldecken und der Halsschild sind nicht chagriniert;
die Stirn ist nicht lang weiß behaart.
88” Der Scheitel ist sehr breit, die Augen sind stark abständig,
die flache Stirn ist braun behaart. Der Halsschild ist vor
der Mitte allmählich erweitert, leicht gerundet, vor den
Hinterwinkeln fast unsichtbar gewinkelt; die Fläche ist sehr
fein und dicht granuliert; beiderseits vor der Basis ist der
Halsschild breit eingedrückt;, die Basis ist geglättet. Tur-
kestan (Alaj). Mir unbekannt. 143. Conradti Semenov
88° Der Scheitel ist nur mäßig breit, der Halsschild ist in den Hinter-
ecken nicht breit eingedrückt. Der Körper ist anders gebaut.
89’’ Die Struktur des Halsschildes besteht aus Ocellen, cie oft
schwer sichtbar werden und auf der Fläche oft verschwinden;
sie bilden manchmal auf der Fläche einige Querrunzeln; dann
sind aber auch einige Längsrunzeln auf den Seiten vorhanden.
Der Seitenrand der Flügeldecken, Cie Stirn und die Oberseite
ist heller, weiß bis braun behaart. Die Seiten des Halsschildes
sind oft winkelig. Glänzendere glattere Arten aus Kaukasus
und Zentralasien.
90°” Depreß, ziemlich breit, länglich oval, kupferig; die Stirn ist
weißlich bis bräunlich behaart. Der Halsschild ist breit, quer,
an den Seiten im hinteren Viertel winkelig. Die Struktur
besteht aus Ocellen, Cie nur auf den Seiten hier und da sicht-
bar werden. Die Ocellen überäncerten sich auf der Fläche
in cichte, feine, niecrige Granulation. Die Stirnbehaarung
ist weißlich bis braun.
a) Die Stirn ist sehr deutlich behaart. 144. eanifrons Abeille
b) Die Stirn ist vollkcmmen kahl.*Sonst mit der Stammform
übereinstimmend. Buchara.
144. eanifrons var. buchariea Obenb.
90’ Depreß, parallel, kupferig, glänzend, cicht granuliert. Der
Halsschild ist quer, auf den Seiten vorne gerundet, nicht
winkelig, zur Basis ein wenig verengt, in der Mitte länglich
eingedrückt, auf cer Scheibe deutlich ocelliert. Die Flügel-
decken sind parallel, auf Cen Seiten nur schwer sichtbar ge-
zähnelt. Die Struktur der Flügeldecken ist minder stark als
bei der vorhergehenden Art, der Halsschild ist anders skulp-
tiert, ohne Winkel auf den Seiten. Die Stirn ist weißlich be-
haart. 145. Heydeni Abeille
90° Der canifrons ähnlich. Bronzefarben; Cie Stirn ziemlich lang
braun behaart. Der Halsschild ist braun tomentiert, stark
m
077
85°
91 [77
JE)
99’
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. &.
Holarktische Anthaxien. 65
gerundet, in der Mitte am breitesten; ein kleiner Winkel in
zwei Dritteln der Länge; die Oberseite des Halsschildes ist
ocelliert, auf der Fläche überändern sich die Ocellen in deut-
liche Querrunzeln; auf den Seiten sind sie in einige Längs-
runzeln umgewandelt. Die Flügeldecken sind ziemlich uneben,
hinter den Schultern sind sie eingedrückt, auf der Fläche
sind sie fein, an der Basis, auf den Seiten und auf der Spitze
stark gerunzelt. 146. eaueasica Abeille
Die Struktur des Halsschildes besteht aus gut prononcierten,
großen Ocellen, mit groben Zentralkörnchen, die auch auf
der Fläche sehr deutlich sind und die auf der Fläche einige
Querrunzeln bilden. Zum Vorderrande werden die Ocellen
kleiner und dichter, ähnlich wie bei helvetica. Die Stirn ist
ziemlich lang schwärzlich behaart. Die Flügeldecken sind
zweimal so breit als lang, cie Oberseite ist ziemlich hell
kupferig, die Unterseite ist mehr messingfarben. Der Scheitel
ist ziemlich schmal, aber auch ziemlich parallelseitig.
Die Seiten des Halsschildes sind nicht gewinkelt. Die großen
Ocellen des Halsschildes bilden auf der Fläche einige mehr
oder minder deutliche Querrunzeln. 5 mm lang.
(140. eorynthia Reiche)
Oval, parallel, grünlich bronzeschwarz, schwach glänzend.
Die Stirn ist braun behaart, mit einer Andeutung von einer
Mittelrinne. Die Fühler sind in der Mitte etwas verdickt.
Der Halsschild ist auf den Seiten verrundet, zur Basis ziem-
lich verengt, hinter der Mitte winkelig, auf der ganzen Ober-
seite gleichmäßig ocelliert, dunkelgrün gesäumt; mit einer
Mittelrinne und einem runden Grübchen in der Mitte bei den
Seiten versehen. Die Flügeldecken sind zweimal so lang als
breit, ohne Eindrücken, fast eben, ziemlich grob granuliert-
punktiert. 147. venerabilis Marseul
Die Oberseite ist zwar mehr oder minder dunkel schwarzbraun
gefärbt, sie ist aber mit einem grünlichen oder rötlichen, mehr
oder minder starken Schimmer versehen, so daß die Arten
manchmal grünlich oder zweifarbig ausschauen. Die Stirn-
behaarung ist steif und dunkel. Einige Arten dieser sehr
schwierigen Gruppe werden auf anderen Stellen wiederholt.
Die Oberseite ist grünlich. Nordamerika. (153. prasina Lec.)
Die schwärzliche Oberseite wird des grünen und. rötlichen
Glanzes wegen zweifarbig. Der Halsschild ist grünlich, die
Flügeldecken sind rötlich.
Depreß, glänzend, vollkommen mit einem dunkeln Toment
versehen; auf dem Kopfe ist dieser ziemlich lang und dicht.
Der Kopf ist kupferig mit einigen regenbogenfarbigen Re-
flecten. Der Halsschild ist kupferig grün, quer, auf den
Seiten nur auf der vorderen Partie gerundet, hinter
der Mitte ausgerandet, zur Basis verengt. Die
Hinterwinkel sind offen und stumpf; in der Mitte der Basis
5 8. Heft
66
92’
93 [24
Jan Obenberger:
befindet sich eine längliche Vertiefung. Die Oberseite ist
mit einer Reticulation bedeckt, die auf der Fläche
quer und leicht kreischenförmig geordnet ist, auf den
Seiten ist sie in einige Längsrunzeln verändert. Die- Seiten
sind zu den Hinterwinkeln ein wenig abgeflacht. Die Flügel-
decken sind kupferig, die Oberseite ist- mit einer starken
Granulation bedeckt. Die Unterseite ist goldgrün,
glänzend. (148. Demaisoni Abeille)
Der Halsschild ist anders gebildet, unausgerandet; in der
Mitte der Basis ist keine längliche Vertiefung vorhanden;
die Reticulation bildet keine kreischenförmigen Formen. Die
Seiten sind nicht abgeflacht.
Die Stirn ist zwischen cCen Augen mehr verengt, etwa wie es
bei sepulchralis der Fall ist; cie Augen sind am Scheitel
- schiefer zum Halsschilce gestellt.
94”
94’
Der Halsschild ist auf dem cunklen Grunde sehr hell blau-
grün glänzend, die dunklen Flügeldecken sind karminrötlich
glänzend. Die Ocellen bilden an den Seiten des Halsschildes
längliche Runzeln; in der Mitte des Halsschildes ist Cie Struk-
tur erloschen, etwa wie bei canıfrons. Der Hinterrand des
Halsschildes ist golcglänzend geglättet. Die Stirn zwischen
den Augen ist breit, parallel, mäßig lang steif dunkelbraun
tomentiert. Die Flügeldecken sind ziemlich fein, etwa wie
es bei canifrons der Fall ist, granuliert. Turkestan. Der Hals-
schild ist zweimal so breit alslang. (149. hemichrysis Abeille)
Die Stirn ist am Scheitel noch mehr verengt; cie Halsschild-
struktur ist auch in der Mitte deutlich. Die Oberseite ist
schwärzlich; der Halsschild ist nur sehr schwach grünlich,
ebenso wie die Flügeldecken nur schwach rötlich sind. Der
Halsschild ist um etwas mehr als zweimal so breit als lang.
Der Kopf ist schwärzlich. Die größte Breite des Halsschilces
liegt vor der Mitte der Länge; cie ziemlich grobe Struktur
des Halsschildes besteht aus großen, nicht sehr hohen Ocellen,
auf den Seiten — auf der Fläche überändern sich ciese in
einige. ziemlich voneinander entfernte Querrunzeln. Die
Struktur des Halsschilc.es wird zum Vorcerrande undeutlicher.
Die Flügeldecken sind etwa zweimal so lang als breit, ziemlich
‘ rauh körnig. Auf den Seiten des Halsschilces bilden cie Ocellen
nur sehr undeutliche Längsrunzeln. 5.5 mm lang. Persien.
(150. Obenbergeri var. Parysatis Obenb.)
Die Stirn zwischen den Augen am Scheitel ist breit, Cie Augen-
ränder mehr parallel zum Scheitel gestellt, etwa wie es bei
helvetica der Fall ist. Im allgemeinen ist Cie Stirn mehr als
bei helvetica verengt. Die Skulptur des Halsschildes ist ziem-
lich fein, viel feiner als es bei helvetica gewöhnlich, mehr an
dieselbe dercanifronserinnernd. Die Seiten des Halsschildessind
besondersauf der vorderen Seite deutlich cunkelbehaart. Sie sind
gleichförmig verrundet, nicht winkelig. Die Struktur besteht
Holarktische Anthaxien. \ 67
auf den Seiten aus deutlicher, scharfer, aber niedriger Ocella-
tion, die Ocellen besitzen meistens minder deutliche, runzelige,
kleine Zentralkörnchen. Auf der Fläche wird die Struktur
(besonders zum Vorcerrande) viel Cichter, erloschener, mehr
runzelig, körnchenartig. Die Ocellen sind auf der Fläche
nicht mehr sichtbar; dort, besonders zum Hinterrande
sind mehr oder minder deutliche Querrunzeln vorhanden.
Vorden Hinterecken ist der Halsschild leicht seicht eingecrückt.
Die Flügeldecken sind, schwärzlich, mit kupferigem Glanze,
ziemlich fein, Stellenweise wie körnchenförmig granuliert.
Eine durch cie flache, körnchenartige Struktur des Halsschildes
sehr ausgezeichnete Art. Die Flügelcecken sind 21, mal so
lang als breit. Kaukasus, Algier. (150. Obenbergeri Roubal)
Die Stirn ist schwarz tomentiert, die Arten sind meist schwarz,
höchstens dunkel kupferig; dann sind sie aber ziemlich oder
sehr rauh skulptiert (besonders auf den Flügeldecken). Sie
sind stets schwarz behaart. Die Stirn ist dunkel — nur aus-
nahmsweise ist sie grünlich. Paläarktische sowie nearktische
Arten. Nur ausnahmsweise ist die Oberseite grünlich! Nur
ausnahmsweise ist Cie Stirnpubeszenz braun mit seidenartigem
Schimmer (sternalis, ussuriensis), dann ist aber der Käfer
dunkel bis schwarz gefärbt, mit einer der sepulchralis ähn-
. lichen Halsschildstruktur. Siehe auch vorhergehende Arten!
95a.
g5b.
95”
'XXV. Helvetica-Gruppe.
Die Fühler sind sehr schlank, Abdomen ist auf den Seiten
kupferig gesäumt. Die Oberseite ist braunschwarz. Der
helvetica ähnlich. Albanien. 164a. Sturanyi Obenb.
Die Fühler sind normal, nur in seltenen Fällen (ussuriens:is)
schlanker. Das Abdomen ist stets gleichfarbig.
Die Struktur besteht aus Ocellen, die vor der Basis beiderseits
. der Mittelrinne eine zerzausene Gruppe von mehr oder minder
kreischenförmig gestellten Runzeln bilden. Diese sind stets
- grob, unregelmäßig; die Figur besteht meistens aus schiefen
96”
Runzeln, die von der Mitte des Halsschildes zur Mitte der
Basis gerichtet sind.
Der Halsschild ist an den Seiten mehr gerundet, die Ocellen
des Halsschildes sind nur an. den Seiten gut ausgebildet, neben
dem Seitenrande bilden sie mehrere sehr deutliche Ouer-
runzeln; am Vorderrande des Halsschildes ist die Struktur
sehr undeutlich, in eine Granulierung umgewandelt; die’
Stirn ist zwischen den Augen etwas enger. Ostturkestan.
151. fallaciosa Obenb.
Der Halsschild ist minder gerundet, die Ocellen des Hals-
schildes sind von den Seiten bis fast in die Mitte deutlich, sie
sind stark, mit starken Zentralkörnchen versehen. Die Run-
zelung ist in der Mitte meistens quergestellt; sämtliche Run-
zeln sind stark. Die runde Form der zweiten Figur ist kaum
5* 8, Heit
68 Jan Obenberger:
wahrnehmbar. Die Ocellierung ist am Vorderrande des Hals-
schildes noch erkennbar. Var. imperfecta de C. ist mehr
depreß, mit breiten Ocellen des Halsschildes und feiner sklup-
tierten Flügeldecken. Nordamerika. 152. strigata Le C.
95’ Die Struktur des Halsschildes bildet keine zerzausene Figuren
an der Basis.
97’ Arten aus Nordamerika.
98’ Die Oberseite ist grünlich. 153. prasina Le C.
98° Die Oberseite ist bronzefarben oder vollkommen schwarz.
99’ Die Oberseite ist kupferig. Der Halsschild ist vollkommen
gleichmäßig ocelliert. Die Stirn ist breit, kurz behaart, aber
die inneren Augenränder konvergieren ziemlich stark auf dem
Scheitel (bei helvetica viel mehr parallel!); der Körper ist
hoch, parallel, stark gewölbt, dem der helvetica ähnlich,
aber robuster. Die Halsschildocellen sind ziemlich rund, mit
sehr großen Mittelkörnchen. 161. ealiforniea Obenb.
99’ Weniger gewölbt. Die Ocellation ist entweder ungleichmäßig,
teils in Runzeln umgeändert, oder sie ist gleichmäßiger, aber
dann ist der Käfer kleiner, mehr depreß, heller gefärbt,
mit oft angedeuteten Reihen auf den Flügeldecken, und die
Ocellen sind dann auch größer, minder regelmäßig.
100° Die Ocellation des Halsschildes ist, besonders an den Seiten,
in eine feine, gleichmäßige Granulierung umgewandelt. Die
Ocellen sind auf der Fläche nicht mehr deutlich.
a) Die Fläche des Halsschildes ist eben.
154. aeneogaster Cast. G,
b) Der Halsschild ist mit vier tiefen Eindrücken versehen.
154. aeneogaster f. foveicollis Lec.
c) Der Halsschild ist neben der Granulation noch mit einer
feinen Reticulation versehen.
154. aeneogaster var. ? retifer Lec.
100’ Die Ocellation ist nicht oder mindestens nicht in so großem
Umfange in eine Granulation umgewandelt. Die Ocellierung
und andere Skulptur ist gut erkennbar.
101” Glänzend bronzefarken. Die Seiten des Halsschildes sind
hinter der Mitte ausgerandet; der Halsschild ist mehr als
zweimal so breit als lang. Die Flügeldecken sind minder grob
granuliert, glatter. Die Ocellation des Halsschildes ist breit;
sämtliche Ocellen sind viel breiter, überall auf der Fläche
deutlich. In der Nähe der Mitte des Halsschildes befinden
sich zwei kleine Eindrücke, vor der Basis befindet sich eine
deutliche, schmale Längsdepression. 155. aenescens Casey
101’ Die Ocellen sind minder breit, minder deutlich. Es sind
keine Längsdepressionen vorhanden.
102’ Schlank, mehr :parallel, dunkel bronzefarben. Die größte .
Breite des Halsschildes befindet sich vor der Mitte; der Hals-
schild ist mehr als zweimal so breit als lang, auf den Seiten
ziemlich stark gerundet. 156. nanula Casey
Holarktische Anthaxien. 69
102° Breit, niedergedrückt, dunkel bronzefarben; der Halsschild
ist zweimal so breit als lang, hinter der Mitte am breitesten,
am Vorderrande seicht ausgerandet. 157. simiola Casey
97’ Arten aus der paläarktischen Zone.
103” Große, der morio ähnliche Art. Die Stirn und die Seiten des
Halsschildes sind steif, abstehend behaart; der Halsschild. ist
ziemlich flach, zweimal so breit als lang; die Struktur besteht
aus sehr deutlichen, nicht auffallend großen Ocellen, die auch
am Vorderrande der Seiten gut bemerkbar sind; auf der
Fläche vereinigen sie sich in starke, sehr gut prononzierte,
quere Runzeln. Der Seitenrand des Halsschildes ist in der
vorderen Partie verrundet, in der Mitte ist er deutlich, obwohl
schwach, winkelig; von da zur Basis glattrandig, nicht to-
mentiert; zum Vorderrande mehr als zur Basis verengt. Die
Flügeldecken sind ziemlich flach, etwas uneben, gleichmäßig,
ziemlich rauh gekörnelt. In der Gestalt zunächst an morıo
erinnernd, mit Chobauti zunächst verwandt; von dieser durch
dichtere, feinere Querrunzelung, feinere Ocellierung, sehr
steife Tomentierung der Stirn, deutlich winkelige Seiten des
kürzeren Halsschildes, der nicht so breit ist wie die Flügel-
decken und durch länglichere Gestalt zu unterscheiden. Es
ist nicht ausgeschlossen, daß es sich hier um eine östliche
Rasse der Chobauti handelt; was noch an reichlicherem
Materiale untersucht werden soll. 160. Esealerae Obenb.
103° Gewölbtere, kürzere, der sepulchralis ähnliche Arten. Die
Flügeldecken sind nicht breiter als der Halsschild. Die Struk-
tur der Flügeldecken ist anders gebildet.
104” Die Stirn ist ziemlich lang behaart, grünlich. Die Seiten
des Halsschildes sind schwach winkelig. Die Struktur des
Halsschildes besteht aus Ocellen, die auch auf der Fläche
gleichmäßig vortreten; sie wird zum Vorderrande gedrängt,
‘ minder deutlich. Die Stirn ist wie bei sepulchralis breit,
enger als bei helvetica. In der Skulptur des Halsschildes mehr
der helvetica ähnlich. Die Oberseite ist schwarz, mehr oder
minder stark bräunlich glänzend. Der Halsschild ist zweimal
so breit als lang. Die Ocellen bilden auf dem Halsschilde
nur wenige, wenig deutliche Querrunzeln. Die Seiten des
Halsschildes sind in der Mitte ein wenig schwach eckig.
Die Flügeldecken sind flach, gleichmäßig, ziemlich dicht
granuliert, hinter den Schultern mit einem seichten Eindrucke.
Siehe auch venerabilis Mars. und corynthia! Kaukasus.
158. nigrojubata Roubal
104’ Die Stirn ist schwarz oder schwarzbraun.
105° Prosternum ist normal gebildet.
106° Der Halsschild ist in der Mitte deutlich quergerunzelt. Der
Körper ist ziemlich abgeflacht; die Seiten des Halsschildes
und des Abdomens sind kupferig. Der Scheitel ist wie bei
sebulchralis geformt, also ziemlich eng, die Augen sind zum
8. Heft
70 Jan Obenberger:
Vertex mehr schief gestellt. Der Halsschild, ist hinter der
Mitte schwach winkelig. Auf den Seiten, besonders in der
vorceren Hälfte, ist er so wie die Stirn, ziemlich lang, ab-
stehend, schwarz behaart. Die Stirn ist kupferig, sehr deut-
lich ocelliert. Die Unterseite ist grünlich schwarz; die Flügel-
decken sind ziemlich flach und uneben. Algier.
159. Chobauti Abeille
106° Der Halsschild ist in der Mitte nicht oder nur undeutlich
quergerunzelt, die Ocellen bedecken gleichmäßig die Fläche
des Halsschildes; sie wercen manchmal zum Vorderrande
dichter und minder deutlich.
107” Der Scheitel ist breiter; die inneren Seiten der Augen am
Scheitel, die von oben ge.ehen Leicer.eits den Scheitel be-
grenzen, sind mehr parallel. Die Suirn ist meist nur kurz
behaart.
108° Die Stirn ist länger abstehend behaart. Der Käfer ist dunkel
schwarzbraun, die Flügeldecken sind etwas rötlich, der Hals-
schild ist grünlich schimmernd. Die Seiten des Halsschildes
sind gleichmäßig verrundet. Siehe: 150. Obenbergeri Roubal
108’ Die Stirn ist kurz abstehend behaart.
109’ Der Halsschild ist mehr als zweimal so breit als lang. Die
Stirnbehaarung ist braun, seidenglänzend, fein, ziemlich dünn.
Die Struktur des Halsschildes besteht aus einer breiten Reti-
culation, die Reticulen sind nur hier und da, besonders vor
der Mitte, deutlicher ocelliert. Die Flügeldecken sind viel
länger als bei helvetica, parallelseitig, flach, viel feiner skulp-
tiert, mit ganz kleinen eingestochenen Pünktchen zwischen
den Granulen (wie bei canifrons Ab.!!). Die Oberseite ist
dunkel braunschwarz, die Unterseite ist schwarzgrün. 5 mm.
164. ussuriensis Obenb.
109’ Viel breiter, kürzer, die Flügeldecken sind minder lang, ge-
wölbter. Die Struktur des Halsschildes besteht aus einer
sehr deutlichen Ocellation.
110°’ Die Stirn ist abstehend behaart. Die Oberseite ist ae
rauh granuliert, die Flügeldecken sind einfach skulptiert ; die
Ocellen des Halsschildes bilden in der Mitte einige grobe,
unregelmäßige Querrunzeln; der Halsschild ist sehr oft mit
vier Grübchen versehen, mäßig breit.
a) Braunschwarz, ziemlich rauh skulptiert. 162. helvetiea Stol.
b) Blauschwarz, minder grob granuliert.
162. helvetica a. nigroeyanea Rey
110’ Ganz schwarz, klein, feiner skulptiert. Der Halsschild ist,
besonders im Verhältnis mit dem Kopfe, sehr breit und kürzer;
der Kopf ist kleiner als bei der typischen Form. Die Flügel-
decken sind normal skulptiert. Südtirol.
162. helvetica var. teriolensis Obenb.
110° Der Kopf ragt empor, der Halsschild ist mäßig breit, auf
den Seiten verrundet, ocelliert; die Ocellen sind sehr groß;
Holarktische Anthaxien. 71
zur Mitte überändern sie sich in einige zur Basis schräg ge-
gestellte, wenig auffallence Runzeln. Die Struktur des Hals-
schildes in der vorceren Partie wird verwaschen und gedrängter,
die veitlichen Ocellen verkleinern sich unan.ehnlich zum Vorder-
rande. Braun:chwarz, grob, rauh granuliert, matter als die
S.ammform; die Stirn ist gewölbter als bei der Stammform;
die Flügeldecken sind gewölbt, ohne Spuren von Eindrücken,
rauh granuliert, mit schwach angeceuieten Längsreihen. Der
Halsschild ist von den Hinterecken leicht eingedrückt. Bul-
garien: BaCkovo. 162. helvetiea var. bulgariea Obenb.
110° Die Stirn ist vollkommen kahl. Sonst in der Siruktur
des Halsschildes und der Form der Siirn mit der typischen
Form übereinstimmend. In Gebirgen: Bulgarien, Schle.ien.
162. helvetica var. Pı&i:kai Obenb.
107’ Der Scheitel ist zur Basis mehr verengt, er ist mincer breit,
die Seiten Cer Augen, die cen Schei:el Leicer.eits Legrenzen,
sind (von oben ge.ehen) zur Bari» schräger getellt. Ziemlich
flach, nicht selten grünlich schimmernd.
a) Die Stirnkehaarung ist lang. Die Ocellierung des Hals-
schildes ist fein, in der Mitte sind die verhältnismäßig
kleinen Ocellen zu deutlichen, ziemlich starken Quer-
runzeln verilossen. Die Gestalt ist viel breiter und ilacher.
163 sepulchralis Cast.
b) Die Stirnkehaarung ist kurz. Die Ocellen des Halsschildes
sind groß, in der Mitte bilden sie fast keine Runzeln aus.
Der Halsschild ist nur zweimal so breit als lang, seitlich
fast vollkommen geruncet, ohne ein;pringenden Winkel.
Die Ge:talt ist mehr länglich, mehr paralleleitig. Die
Seiten ces Halsschildes und die Stirn sind kupferglänzend.
Abdomen ist schwarzgrün, die Seitenstücken «ind kupferig.
5 mm lang. Vielleicht eine Art? In meiner Sammlung.
. 163. sepulehralis var. mysteriosa O.enb.
105’ Die Stirn ist braun Lehaart, der Halsschild ist sehr breit und
kurz, die Seiten sind zum Vorcerrande stark verruncdet, mit
einem kleinen Winkel, der etwas hinter der Mitte gelegen ist;
die Oter:eite ist ocelliert, die Ocellen veräncern sich in der
Mitte in deutliche Querrunzeln; teiderseits der Mittellinie
ist der Halsschild durch zwei Eindrücke tief eingedrückt.
Die Flügeldecken sind ziemlich flach, mit etwas reihig an-
geordneter Skulptur. Das Prosternum ist sehr stark gerandet.
In der Form und in der Färbung der Zraticola ähnlich. Mir
unbekannt. Syria-Abbes. (1 Ex.) 165. sternalis Abeille
67’ Die Stirn ist vollkommen kahl oder nur kurz, sehr undeutlich
weißlich behaart. (Siehe auch Martini Abeille! und helvetica
var.!)
XXVI. Quadripunctata-Gruppe.
111” Die Struktur des Halsschildes ist ziemlich rauh. Die Flügel-
‘decken sind meistens vollkommen schwarz, schwach glänzend.
8. Heft
72 Jan Obenberger:
Die Struktur des Halsschildes besteht aus mehr oder minder
deutlichen Ocellen, die auch auf der Scheibe ziemlich oder
sehr deutlich vortreten.
112” Die Ocellen auf dem Seitenrande des Halsschildes sind groß,
eckig, gut prononciert, im Grunde deutlich chagriniert. Die
Flügeldecken sind: reihig granuliert, deutlich hell reihig be-
haart; der Vorderrand des Halsschildes ist ziemlich oder sehr
fein gerandet. Der Halsschild ist meistens ohne vier Eindrücken;
die Stirn ist am Vorderrande manchmal kurz weiß behaart.
113” Kupferig, äußerst kurz behaart. Der Halsschild ist zwischen
den Ocellen am Seitenrande im Grunde chagriniert ; algerische
Art. 167. Martini Bris
113’ Schwärzliche Arten.
114” Größer, breiter, kupferiger; der Kopf ist breiter; der
Halsschild ist mehr als zweimal so breit als lang, fein gerundet;
der Toment der Flügeldecken ist minder deutlich. Der Hals-
schild ist auf den Seiten flach eingedrückt, ebendaselbst auch
kupferig. Die Struktur besteht aus Ocellen, die im Grunde
chagriniert sind und deren Zentralkörnchen sehr deutlich
vortreten. Die Ocellen verfließen auf der Scheibe in ein System
von undeutlichen, gedrängten Querrunzeln. Die angedeuteten
Reihen der Flügeldecken sind zahlreicher und enger als bei
der nachfolgenden Art. Westeuropa. 166. nigritula Ratzb.
114’ Schlanker, schwärzlicher, kleiner. Der Kopf ist enger; der
Halsschild. ist nur zweimal so breit als lang; die Struktur be-
steht aus Ocellen, die auf den Seiten sehr deutlich sind, deren
Mittelkörnchen nicht so auffallend hervortritt; die Ocellen
verkleinern sich zu der Scheibe; aber hier werden sie dennoch
deutlich; sie bilden keine deutlichen Runzeln. Die Struktur
der engeren Flügeldecken ist gröber, der Toment ist deutlicher,
die angedeuteten Punktreihen sind minder zahlreich, gröber,
nicht so gleichmäßig wie bei fraticola, voneinander weiter
entfernt. Osteuropa.
a) Braunschwarz. 168. tenella Ksw.
b) Blauschwarz. 168. tenella a. insularis Obenb.
112’ Die Ocellen sind im Grunde meistens nicht chagriniert, die
Flügeldecken sind ohne angedeutete Reihen, ebenso wie
die Stirn vollkommen unbehaart.
115” Glatt glänzend. Die Stirn ist vollkommen kahl. Der Hals-
schild ist breit, auf den Seiten mehr oder minder deutlich
bis stark winkelig ausgerandet, auf der Fläche mit normalen
vier quergestellten mehr oder minder tiefen Punktgrübchen
versehen. Die Oberseite des Halsschildes ist ziemlich rauh,
reticuliert ocelliert, die Ocellen werden zum Vorderrande
kleiner, sie sind nur auf den Seiten mit deutlichen Zentral-
körnchen versehen. 170. 4-punetata L.
a) Halsschild auf den Seiten stark winkelig. |
170. 4-punctata f. angulata Küst.
Holarktische Anthaxien. 73
b) Eine abnorme, individuelle Form, mit sehr stark winkelig
ausgerandetem Seitenrande des Halsschildes.
170. 4-punetata f. angulieollis Küst.
Kleiner, die Punktgrübchen sind seicht oder fehlen voll-
kommen, gewölbter, die Ocellen sind breit und flach, be-
sonders auf den Seiten deutlich chagriniert. Der Seiten-
rand des Halsschildes ist nicht deutlich winkelig, verrundet.
Der Grund des Halsschildes ist matt.
170. 4-punetata ssp. Godeti Lap.
6) Sehr Eleine, leicht bläulich glänzende Individuen; sonst
mit der vorhergehenden übereinstimmend.
170. 4-punetata a. granulata Küst.
- c’”’ Der Halsschild ist von hinten nach vorne, ebenso wie in
der queren Richtung sehr gewölbt. Die Flügeldecken
sind im Gegensatze dazu sehr abgeflacht, eben. Seitlich
ist der gleichmäßig ocellierte Halsschild uneingedrückt,
sanit verrundet, ohne einspringenden Winkel. Oliven-
grauschwarz. Dinara planina.
170. 4-punetata var. Frankenbergeri Obenb.
115’ Die Stirn ist ein wenig gewölbt, auf der vorderen Partie ein
wenig eingedrückt. Der Halsschild ist zweimal so breit als
lang, im vorderen Viertel am breitesten; von diesem Punkte
zum Kopfe plötzlich verrundet. Die Vorderwinkel des Hals-
schildes ragen ziemlich empor. Der Seitenrand ist zur Basis
sehr leicht verengt, mit der Basis bildet er einen rechten
Winkel; die Hinterecken sind verrundet. Der Vorderrand
des Halsschildes ist ziemlich stark, der Hinterrand nur sehr
leicht zweibuchtig. Die Fläche ist schwach gewölbt, dicht
reticuliert, mit einer feinen Rinne in der Mitte, die nicht bis
zum Vorderrande reicht und mit vier quergestellten Punkt-
grübchen; von diesen sind die seitlichen nur angedeutet und
nicht parallel mit dem Seitenrande bis fast in die Vorderecken
verflacht, wie es bei guadripunctata der Fall ist. Die Flügel-
decken sind stärker als bei quadripunctata, der Halsschild ist
feiner und gedrungener granuliert gerunzelt, die Flügeldecken
sind mit mehr angedeuteten Reihen versehen. Die Unterseite
ist dichter chagriniert und minder glänzend als guadridunctata.
Sibirien. 170. quadripunetata ssp. quadrifoveolata Solsky
108° Die Struktur der Flügeldecken ist depreß, glatter, wie nieder-
gedrückt. Die Oberseite ist bronzefarben. Siehe auch Ael-
vetica Strl. und obesa Abeille!
144. eanifrons var. buchariea Obenb.
Anm. In dieser Übersicht fehlen folgende und nicht genügend
beschriebene Arten: Ludovicae Ateille, eylindriea Abeille, Bodoani
Kerremans, permisa Abeille, dentieulata Roth, Apolloni Ballion,
auriventris Ballion; retieulata Motsch. blieb mir unbekannt.
E
* * n
=)
—
8. Heft
74
Jan Obenberger:
Eine kurze Tabelle der nordamerikanischen Arten.
1’ Die Stirn ist mehr oder minder deutlich dunkel, steif be-
a
>
5’
5
7%
haart, selten unbehaart. Breitere, meist dunkel gefärbte
Arten. Die Zellen, aus denen die Halsschildstruktur besteht,
sind meist eckig, meist mit ceutlichen Zentralkörnchen ver-
sehen; sie fließen auf den Seiten und in der Mitte sehr häulig
ineinander. Die Flügelcecken sind zum Ende weniger zu-
ge.pitzt.
Die Oberseite ist grünlich. 153. prasina Horn
Die Oberseite ist schwarz oder dunkel kupferig bis messing-
farben.
Tiefschwarz. Die Ocellen auf den Seiten des Halsschildes sind
im Grunde chagriniert; dort sind keine ocer sehr unceutliche
Längsrunzeln au.gebilcdet. Die Netzung ist in der Mitte fast
erloschen; es sind hier meistens nur einige quere Runzeln vor
der Basis sichtbar. Die Zentralkörnchen in «en Zellen fehlen.
Halsschild uneingedrückt. 154. aeneogaster Cast. G.
Halsschild mit vier Eindrücken.
154. aeneogaster f. foveicollis Le C.
Schwarz oder kupferig. Die Netzung ist gleichmäßiger —
oder ist der Käier viel kleiner, heller gefärbt. Auf den Seiten
des Halsschildes und in der Mitte sind meistens einige Runzeln,
die vor der Basis oft eine zerzausene Figur bilden, ausgebildet.
Hoch und gewölbt. Die breite Stirn ist mit einer ziemlich
kurzen Behaarung versehen. Die Ocellation des gewölbten,
auf den Seiten fast vollkommen verrundeten Halsschildes ist
gleichmäßig, aus fast gleichgroßen und starken, mit einem
Zentralkörnchen versehenen Ocellen, die nirgends zusammen-
fließen, bestehend. Dunkelbronzefarben. 161. ealiforniea Obenb.
Die Ocellen sind auf den Seiten zu länglichen, vor der Basis
zu schrägen oder queren Runzeln verilossen, oder sind sie
gleich; dann ist aber der Käfer flacher, kleiner und heller
gefärbt.
Die Stirn ist unbehaart.
154. aeneogaster var. ? inornata Randall
Die Stirn ist behaart.
Größer, flach, dunkel kupferig, fast schwarz behaart. Die
Stirnbehaarung ist lang, steif, auf zwei Seiten gekämmt. Die
Stirn ist oben zwischen den Augen ziemlich eng. Die Ocellen
bilden vor der Basis des Halsschildes eine zerzausene Figur.
152. strigata Le C.
Kleiner, heller gefärbt. Die Zellen des Halsschildes sind
breiter, in der Mitte oft undeutlich.
8’ Der Halsschild ist vor der Mitte am breitesten.
0%
Die Zellen des Halsschildes sind scharf, mit einem Zentral-
körnchen versehen. Dunkler, kupferig, größer.
156. nanula Casey
9’
8
12°
15.
Holarktische Anthaxien. 75
Die Zellen des Halsschildes sind tlach, ohne Körnchen, die
Flügelcecken sind caeutlich längsreihig skulptiert. Die Färbung
ist hell kupierig, mit grünlichem Scheine. 155. aenescens Casey
Breiter. Der Halsschild ist hinter «er Mitte am breitesten,
zweimal so breit als lang. Dunkel bronzeiarben.
157. simiola Casey
Die Stirn ist sehr lang weiß behaart. Vor der Basis des Hals-
schilaes sind zwei runaliche Kunzeliiguren vorhanden. Der
Halsschila und eıne trıangeliörmige Swurellarmakel sind blau-
grün, die Flügelvecken karminrot, weiß behaart, breit.
92. salieis F.
Die Stirnbehaarung ist weiß, kurz oder sehr unceutlich,
manchmal iehlt sıe vollkommen. Die Flügeldecken sind
{ein skulptiert, zum Ence zuge:pitzt. Die Halsschildstruktur
ist sehr iein, im Gruncge meisten» chagriniert. Schlankere Arten.
Lebhaft grün bis olivengrün, einiarbig. Die ursprüngliche
genetzte Struktur des Halsschildes ist sehr schwach; sie ver-
schwindet fast in der Chagrinierung. 58. deleta Le C.
Zweiiarbig oder dunkel geiärbt.
Die Färbung ist blau oaer blauschwarz.
Der Halsschild ist 1%, mai so breit als lang, sehr fein skulptiert.
Der Scheitel ist zwischen den Augen ziemlich verengt. Die
Flügelcecken sind sehr fein granuliert. Die kleinen Zellen
aut der Stirn sind mit großen Körnchen eingefüllt; die Stirn
ist gewölbt. Schwarz mit bläulichem Seidenglanz.
62. Caseyi Obenb.
Der Halsschild ist zweimal so breit als lang, gröber skulptiert.
Der Scheitel ist zwischen den Augen viel weniger verengt.
Die Flügeldecken sind gröber granuliert, viel glänzender. Die
größeren Zellen auf der Stirn sind im Grunde glatt, glänzend,
ohne Körnchen, die Stirn ist in der Mitte länglich eingedrückt.
Blau bis schwarzblau, glänzender. 63. eyanella Gory
Anders’ gefärbt.
Die Flügeldecken sind einfarbig dunkelkupferig.
Größere Art. Die Stirn und die Seitenstücke des Halsschildes
sind kupferig oder goldgrün; die übrige Oberseite sowie der
Scheitel ist dunkel. 5—6.5 mm lang. 60. viridieornis Gory
Kleinere, einfarbige Art. Die Stirn ist manchmal grün, der
Körper ist mehr kupferig gefärbt, die Flügeldecken sind feiner
Skulptiert. 4—5 mm. 61. viridifrons Gory
Die Flügeldecken sind grünlich oder grün mit kupferigen,
braunen Längsmakeln.
Der Halsschild ist mehr als zweimal so breit als lang, die
Zellen des Halsschildes im Grunde glatt; der Käfer ist stark
glänzend. Die Flügeldecken sind dunkelbraun mit einer
langen breitengrünen Skutellarmakel. 67. pennsylvaniea Obenb.
Der Halsschild ist nur 14, mal so breit als lang, hinter der
Mitte etwas eingewürgt. Die Zellen des Halsschildes sowie die
8. Haft
76
Bo we
Jan Obenberger:
Stirn und die ganze Oberseite im Grunde stark chagriniert,
daher viel matter. 66. quereata Say
a) Eine gut begrenzte längliche Makel auf jeder Flügeldecke.
66. quereata var. bivittata Gory
b) Anthaxiae
generis regionis holareticae conspectus systematieus.
Diana Kerremans (in coll. ? ?), Obenberger hic. — D.-Ost-Afr.
. dives Obenberger (= dives K. Daniel in coll.) — Ost-Buchara.
ab. unicolor Obenberger. — Ost-Buchara.
. abyssiniea Thery, Bull. Soc. Ent. France 1896, 107. — Abyssinia.
. hungariea Scopoli, Observ. Zool. 1772, pg. 104: — Ga. G. m. I.
Al
g-
— Gmelin, Syst. Nat. 1778, pg. 1940. — As. m. Syr. Turk.
Syn.: Q trochilus Fabric., Genera Ins. 1777, 236, Herbst. Col.
T..9, 1801. — Pers. etc.
elegantula Schrank, Insecta Austr. 1781, 195.
Stephanellii Petagna, Insecta Calabr. 1787, 2. —
- Medit. occ., or. As. c.
& femorata Villers, Entom. 1789, T. 1, p. 338.
& cyanicornis Fabr., Spec. Ins. 1781, 278, 1.
— Olivier, Ent. 1790, Castelnau & Gory, Mon. II. 1839.
— Kiesenwetter, Nat. G. der Ins. D. IV. 79. Marseul
Mon. (Abeille 1865 II.) 210.
exaltata Fabricius, Ent. Syst. scep. 1798.
sardoa Ganglb. in coll. — Sard.
var. Q sitta Küster, Käfer Europas XXIV, 75. — Pers, Kauk.
Turk.
var. & simplieipes Rey, L’echange 1890, pg. 172. — Alg.
var. invenilis Abeille, Bull. Soc. Ent. France 1895. — Syria.
ab. subviolacea Obenberger, Col. Rundschau 1913, No. 4. —
Alg. Syr.
. llustris K. Daniel, Münchener Col. Z. 1902. — As. m.
. Eugeniae Ganglbauer 1885, D. E. Z. pg. 318. — Syr. As. m. Gr.
var. Thalia Ganglbauer 1. c.
. Bonvouloiri Abeille, Annales Soc. Ent. Fr. T. IX, 1869, 401.
— Alg.
var. amabilis Obenberger. — Alg.
. nupta Kiesenwetter, Nat. G. der Ins. D. IV. 82. — R. As. m.
Ca. HR. Gypfr.
— Marseul, Monographie (Abeille 1865), 213.
Syn.: Krüperi Ganglbauer, D.E. Z. 1885, pg. 317. — As. m. Ca.
duo Semenov, Horae Soc. Ent. Ross. XXXI. 599. — Ca.
var. @ Aglaia Gnglb. 1. c.
. sponsa Kiesenwetter, 1. c. IV. 82, Marseul l. c. 213. — Syr. As.
260 OR
ab. eyanescens Marseul, 1. c. 213.
var. 2 Adaliae Ganglbauer, 1. c.
10.
11.
Holarktischs Anthaxien. 77
Scorzonerae Friwaldzsky, Col. Balk, 1828, 21 (partim). —
Hu. Thess. Bulg. Mac.
— Kiesenwetter, Kol. Monatsbl. IV, 128.
— Ganglbauer, 1. c. 319. — T. As. m. Ital.
Syn.: Artemis Dan.
var. Euphrosyne Ganglbauer, I. c. — As. m.
var. Juno Obenberger, Col. Rundschau 1913, No. 4. — As. m.
diadema Fischer, Ent. Ross. II. 1823, 196. — S. Cypr. As. m.
er Rusm...Ca,
— Kiesenwetter, 1. c. 1857, 81, Marseul, 1865, 1. c. 212. —
Turkest. Gr. Bulg.
— Ganglbauer, 1. c. 320.
Syn.: adoxa Küster, Käfer Europas XXIV, 76.
? var. divina Reiche, A. 1856, 415.
‚ fariniger Kraatz, Deutsch., Ei Z,:1882,.T.,XXV]L 314. —
Samarkand.
. Fedtsehenkoi Semenov, Horae Soc. E. Ross. — Turkestan.
* *
*
. aegyptiaca Obenberger (= suturalis Mc. in coll.), Wiener E.
Z. 1914. — Agp. sup.
. Pharao Obenberger (= incarnata Mc. in coll.), 1. c. — Agp. sup.
. Isis Obenberger (= BR var. al in coll.), 1. c. — Agp. sup.
. Kollari Marseul, Monographie pg. 214. — Mesopotania.
. Starki Ganglbauer, D. E. Z. 1886, 87. — Persia.
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Syn.: melancholica Kraatz, Berl. E. Z. 1862, 121.
. Rambouseki Obenberger, Casopis Cesk& Spol. Ent. (Acta Soc.
Ent. Boh.) 1912. — Bulg.
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. Iliensis Obenberger, Wiener E. Z. 1914. — Ili.
Syn.: slliensis Semenov in coll.
. kabyliana Obenberger, Col. Rundschau 1914. — Tunis.
. pleuralis Fairmaire, Comp. R. Soc. Ent. Belg. XXVII.157. — Alg.
var. robustior Obenberger, Col. Rundschau 1913, No. 4. — Alg.
. millefolii Fabricius, Syst. Eleutherat. II. 1801, 215, Herbst,
Col TX. 1801, 240. — Eur. m. c., Mediterranea.
— Cast. Gory, Mon. II. 1839, 29, Kiesenwetter, l. c. 1857, 84.
— Marseul, Mon. 1865, 221.
Syn.: moesta Steven in litt. (Kerr. Kat. 1892).
chlorocephala Luc. (partim).
ab. Budtzi Bickhardt, Entomologische Blätter 1908. — Corsica.
ab. polychloros Abeille, Bull. Soc. Ent. Fr. 1894, 64. — Eur. m.c.
Syn.: umbellatarum auct. [Mediterranea.
8. Heft
78
29.
30.
31.
46.
47.
Jan Obenberger:
ab. Phryne Ohenb., Col. R. 1917, 38. — Hi. (vide Appendix).
var. smaragdifrons Marseul, Mon. — Alg. Hi. m.
var. seutellata Obenberger, Col. Rundschau 1914, No. 1. — As.m.
var. protactipennis Obenberger, Afr. vor. str.
rossieca K. Daniel, Münchener Kol. Z. 1908, p. 252. — R. m.
ineulta Germar, Reise Dalmat. 1817, 217, Castelnau & Gory,
Mon II. 39, Kiesenwetter, N. G. der Ins. D. IV. 1859,
83, Marseul, Mon 224. — Eur. m., Mediterranea.
Syn.: ? umbellatarum Fabricius, Mantissa Ins. 1787.
euphorbiae Dahl in litt.
var. aerea Rey, L’Echange 1891, 4. — Ga. Hi. Bis: etc.
binotata Chevrolat, Silb. Rev. Ent. V, 1838. — Senegal, Afr.sept.
Syv.: aurata Cast. Gory, Monogr. 1839.
stupida Dejeau, Catal. IIIe ed. 1838.
troglovytes Dejeau, 1. c.
. Hauseri Kerremans, Annales de la Soc. Ent. Belg. 1900. —
Afr. or. Sept.
. aenea Castelnau & Gory, Mon. 1839. — Afr. occ. sept., Senegal.
Syn.: trivialis C. G.,, Mon. sup. IV. 1841.
. elavata Obenberger, Col. Rundschau 1914, No. 1. — Erythraea.
. Semiramis Obenberger, Casopis Cesk& Spol. Ent. (Acta Soc.
E. B.) 1913, No. 3. — Mesopotamia.
. stupida Marseul, Mon. 1865, 224. — Alg. Ag
yp.
Syn.: augustibennis Klug, Symb. Phys. I. 1829, 36.
. Minerva Obenberger, Col. R. 1913, No. 4. — Gr.
. pumilla Klug, Symb. Phys. I. 1829, 37, Mars. Mon. 226. —
"Dongola, Agp.
. Sehach Abeille, Boll. Madrid 1904. — Persia.
. Hlavicomes Abeille, Acad&mie de Marseille 1900, pg. 7. — Araxes.
var. eriwana Obenberger, Col. Rundschau 1913, No. 4. — Eriwan
. serena K. Daniel, Münch. Col. Z. 1902. — As. M.
..Jaticeps Abeille, Academie Marseille 1900, 8. — Moravia.-
. spinosa Ab., I. c. — Caspia.
. domina Abeille, 1. c. — Alg.
. eiehorii Olivier, Ent. II. 32, Herbst, Coleopt. IX. 1801, 268.
Castelnau & Gory, Mon. II. 1839, 20, Kiesenwetter,
l. c., 1857, 86. — Eur. m. Medit.
Syn.: auridennis Sturm, Cat. 1826, 104.
chlorocebhala Lucas, Expl. Alg. 1846, II. 155 (partim).
ab. 2 ehamomilae Mann., Bull. Morc. 1837, 90. — Medit.
var. parthiea Obenberger. — Pers.
var. gibbieollis Rey, l’Echange 1891, 4. — Ga.
var. nigrithorax Obenberger, Col. Rundschau 1913, No. 4.
— As. m.
berytensis Abeille, Bull. Soc. Ent. France 1895. — Syria.
hypomelaena Illiger, Mag. II. 252, Cast. Gory, 1. c. 23, Kiesen-
-„wetter, 1. c. 86, Marseul 1. c. 240. — Medit.
Syn. macullicollis Dejean, Cat. IIle Ed. -1838, 30:
48.
49.
50.
91.
92.
98.
54.
9.
96.
IT.
98.
Holarkt'sche Anthaxien. 79
annulicollis Sturm, Cat. 1843, 62.
autica Erichson in litteris.
ab. nitidieollis Castelnau & Gory, 1. c. 287, Mars. 1. c. 240.
Olivieri Castelnau & Gory, 1. c. 28, Kiesenwetter 1. c. 86,
Marseul, Mon. 219. — Rhodos.
truneata Abeille, Acad. Marseille 1900. — ‚Orient“.
praeelara Mannerheim, Bull. Moskau 1837, 87. Kiesenwetter,
l. c. 86. Marseul l. c. 220. — S. As. m. Eur. m. or.
Syn : variipennis Küster, Käfer Europas XXIII. 1851.
bivulnerata Obenberger, Col. R. 1913. — Cachemerere.
var. Spliehali Obenberger, C. R. 1914. — Himalaya.
Israelita Abeille, Bull. Soc. Ent. France 1882, No. 16. — Syria.
viminalis Castelnau & Gory, Mon. 1839, 14, Marseul 1865,
929. — Mediterranea.
Syn:: Croesus Kiesenwetter, 1. c. 83, nec Villers Ent. I, 1789, 339.
scutellarıs Gene, Memoirs Acad. Turin 1839, 52.
semireducta Pic, Ech. 1911.
var. diteseens Abeille, Bull. Soc. E. Fr. 1872, 42, Col. Cavern. —
GaArEr
fulgentipennis Abeille, Bolletin Soc. Ent. Madrid 1904, 215. — Alg.
Syn.: fulgididennis Marseul, Monographie 218.
paralella Cast. Gory, Mon. 1839, 15. Kiesenwetter, 1. c. 86.
Marseul, 1. c. 1865, 219. — Medit. occ.
Syn.: fulgidipennis Lucas, Expl. Alg. 1846, 155.
basalis Küster, Käfer Europas IX. 29.
f. notatieollis Rey, l’Echange 1891, 4. — Medit. occ.
ignipennis Abeille, Bull. Soc. E. Fr. 1882, 146, Boll. Madrid
1909, 216. — Ga. Hi.
Syn.: flammeola Ab. 1907.
olympiea Kiesenwetter, Kol. Monatsblätter Bl. II. — Ca.
Gr. Bulg. D., A. i.
mundula Kie. ‚enwetter, Nat. G. der Ins. D. IV, 1865, 993. —A.m.
var. Purkynäi Obenberger, Wiener Ent. Z. 1916, 259 (Vide
appendix!). — Bulg.
58a. Lgockii Obenb., Col. R. 1917, 38 (obsoleta Rtt. i. coll.) Ca.
99.
60.
61.
62.
693.
64.
(Vice appendix!)
deleta Le Conte, Bull. United States geol. Survey, IV. 459,
Horn, Trans. Amer. Soc. X. 1882, 109. — U. S. A.
Vejdovskyi Obenberger. — Alg.
viridieornis Say, Journal Ac. Phil. III. 1823, 162, Trans.
Amer. Soc. 1836, 161, Horn, ibidem, 1882, 110. — U. S. A.
viridifrons Gory, Mon. sup. IV. 1841, 284. Horn. c. 109. U. S. A.
Syn.: viridicornis Cast. Gory, Monogr. II. 1839, 19.
subaenea Le Conte, Transactions of Amer. Phil. Soc.
II. ser. III. 1859, 216.
Caseyi Obenberger, Entomologische Blätter 1914. — California.
eyanella Gory, Monogr. sup. -IV. 1841, 285, Horn, Trans.
Amer. Ent. Soc. X. 1882, 110. — U. S. A.
&% Heft
80
69.
66.
67.
68.
69.
70.
ge
72.
73.
74.
75.
76.
77.
78.
Jan Obenberger:
Syn.: scoriacea Melsh., Proceedings of Acad. Phil. II. 1846, 148.
psittacina Heyden, Deutsche Ent. Z. 1887, 303. — Amur.
Proteus E. Saunders, Journal of Lineen Society XI. 1873, 511.
— Japan.
quereata Fabricius, System. Elentherat. II. 1801, 216, Schoen-
herr, Syn. Ins. 1817, 263, Castelneau & Gory, Monogr.
II. 1839, Horn, Trans. Amer. Ent. Soc. 1882, 110. — U.S.A.
Syn.: viridicornis var. Say, Trans. Amer. Phil. Soc. IV. 1834,
161.
cuneiformis Gory, Monogr. Sup. IV. 1841.
Achilleae Schreibers in litt.
var. bivittata Gory, 1. c. 292.
pensylvanica Obenberger, Entomologische Blätter 1914. —
Pennsylvania.
afghanica Obenberger, Casopis Ceske Spol. Ent. (Acta) 1913.
— Kaschemir.
*
*
flammifrons Semenov, Horae Soc. Ent. Ross. XXV. 1890, 337.
— ‘Turk; chm,
var. ignea Obenberger, Casopis Cesk& Sopl. Ent. (Acta) 1913.
— Gobi.
var. kuldjensis Obenberger, 1. c. — Kuldja.
* *
*
malachitiea Abeille, Revue d’Entomologie 1893, 129. — Ale.
ab. eupreovirens Abeille, ibidem. — Alg.
carthaginiensis Obenberger, Wiener E. Z. 1912. — Tunis.
Gastonis Desbrochers, l’Echange. — Alg.
persuperba Obenberger, W. E. Z. 1912. — Alg.
aurulenta Fabricius, Mantissa Insect. 182 etc. — Ga. m. G.
Hu. A. 1. etc,
Syn.: deaurata Gmelin, Syst. Nat. 1788, pg. 1984.
auricolor Herbst, Col. IX. 1801, p. 88, Cast. Gory,
Monogr. II. 7, Kiesenwetter, 1. c. 88, Marseull. c. 226.
var. senieula Schrank, Ent. Beob. Naturf. XIV. 85. —E. c. m.
Syn.: Hanaki Küster, Käfer Europas XXIII. 1851, 18.
parmensis Cristof. in litt.
var. intermedia Obenberger, Col. Rundschau 1913, No. 4. — Pers.
manca Linng, Syst. Nat. XII. Ed. 1067, Fabricius, Spec. ins. I;
981, Herbst, Col. IX. 1801, Olivier, Ent. II. 1790, 72,
Castelnau & Gory, Monographie II. 1839, Kiesenwetter,
Deut. Ins. IV. 1857, 89, Marseul, Mon. 1865, 227. — E.c.m.
Syn.: bistriata F., Syst. Ent. 222.
elongatula Schrank, Col. Austr. 369.
yubina Fourcroy, Ent. Paris I. 1785, 33.
mancatula Abeille, Acad&mie Marseille 1900, pg. 5. — Araxes.
Hackeri Friwaldzsky, Termezsetrajzi Füzetek 1884, pg. 5. _
— Hu, Tr.
86.
87.
88.
89.
90.
91.
92.
93.
94.
Holarktische Anthaxien. 81
. platysoma Abeille, Revue d’Entomologie 1891.— Syria (Amanus).
. superba Abeille, Acad. Marseille pg. 6.
. Passerinii Peicchioli, Ann. de la Soc. Ent. France 1837, 446.
Araxes.
Castelnau & Gory, Mon. 1839, 10, Kiesenwetter 1. c. 90,
Marseul 1. c. 232. — Bal. Ca. etc. Medit. or.
Syn.: $urpurea Abeille, Revue d’Entömologie 1891. — Syr.
(Amanus).
. Grabowskii Obenberger, Casopis Cesk& Spol. Entomologicke
(Acta Soc. Ent. Boh.) 1912. — Herzegowina.
. rutilipennis Abeille, Revue d’Entomologie 1891. — Syria
(Amanus).
. vittula Kiesenwetter, Deutsch. Ins. 1887, IV. 91, Marseul
l. c. 235. — Gr.
. Iueens Küster, Käfer Europas XXIV. 1852, 66, Kiesenwetter,
D. Ins. IV. 92, Marseul l. c. 234. — Gr. D. It. As. m. etc.
Syn.: candens Castelnau & Gory, Monographie II. 9.
urens Abeille, Bulletin de la Soc. Ent. de France 1882,147.
var. phoeniea Ganglbauer, Wiener Ent. Z. I. 1882, 68. — Syria.
eandens Panzer, Fauna Germ. I. 1789, 9, Fabricius, Ent. Syst.
(app.) 1789, 451, Herbst, Col. 1801, IX. 12, Marseul
l. c. 233. —E. c.
Syn.: fulminans Schrank, Naturf. [1789], XXIV.
fulminatrix Herbst, Col. IX. 297.
Croesus Castelnau & Gory, Monogr. II. 1839, 16, Marseul
l. c. 229. — H. Ga. Istr. Cro. Herz.
Syn.: Midas Kiesenwetter, Deutsch. Ins. IV. 1857, 90.
permira Reitter, Wiener Ent. Z. 1898, 120. — Talysch.
semilimbata Fleischer, Wiener Ent. Z. XI. — Amasia.
Semiusta Abeille, Bull. Soc. Ent. Fr. 1895, 117. — Len Koran.
hirticollis Abeille, Revue d’Entomologie 1893, 129. — Cyprus,
Syria.
var. eypraea Abeille, Acad. Marseille 1900. — Cyprus.
carmelitaAbeille, Acad. Marseille 1900. — Mt. Carmel.
salieis Fabricius, Genera Ins. 1781, 237, Olivier, Ent. II. 108,
Herbst, Coleopt. IX. 1801, 240, Cast. Gory, II. 1839, 11,
Kiesenwetter, D. Ins. IV. 1857, 94, Marseul, 1. c. 1865,
231, Horn, Transactions of Amer. Ent. Society 1882, 107.
— Eur., Amer. sept.
Syn.: Jacqueti Pic, Echange 1909.
ab. speeiosa Csiki, Annales Musaei Hung. 1905, 581. — Hu. Tr.
var. semieuprea Küster, Käfer XXIII. 21. — A. E. m. Boh. etc.
Syn.: Croesus Villers, Ent. I. 339, Boll. Madrid 1907, pg. 217.
ab. hirticollis Rey, l’Echange 1891, 5. — Ga.
var. amplexus Rey, l’Echange 1891, 4. — Cors.
brevis Lap. Gory, Mon. II. 18, Marseul, 1. c. 230, Kiesenwetter,
D. Ins. IV. 90. — Ca. Gr. As. m.
95. hellenica Obenberger, Col. Rundschau 1914, No. 1. — Ca. Gr.
As...
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 8. 6 8. Heft
82 Jan Obenberger:
Syn.: brevis auct. ex parte.
ephippiata auct. ex parte, nec Redtb.
96. ephippiata Redtb., Denkschriften der Akad. Wien, 1850, 47,
Marseul l. c. 530. — Araxes, Persia.
Syn.: Edithae Reitter, Wiener Ent. Z. 1890, 194.
97. hyreana Kirsch, Entom. Monatsblätter 1880, No. 19, pg. 121.
— Astrabad.
98. Maschelli Kiesenwetter, Entom. Monatsblätter II. 130. —
Astrabad.
99. Kurdistana Obenberger, Col. Rundschau 1912, V. — Mardin.
var. obseurior Obenberger Il. c. — Mardin.
* *
*
100. dimidiata Thunberg, Nov. Spec. Ins. Disc. V. 1789, 91. —
—- Medit. occ., C.
Syn.: saliceti Illiger, Mag. II. 1803, 254. Castelnau & Gory,
Mon. II. 1839, 13. Lucas, Ins. Alg. 1846, 7. Kiesen-
wetter, D. Ins. 1857, 97. Marseul 1. c. 236.
101. bicolor Faldermann, M&m. Moscou. IV. 1835, 149. Castelnau
& Gory, Mon. 1839, 13. Kiesenwetter, D. Ins. IV. 1857.
Marseul, Mon. 1865, 236. — Medit. or.
Syn.: nitidula var. $ Schoenherr in, litt. (teste Kerremans).
taurica Cristofer in litteris (teste Kerremans).
var. Veselyi Obenberger, Cas. Ces. Spol. Ent. (Acta Soc.
Ent. Boh.) 1912. — Araxes.
var. togata Abeille, Bull. Soc. Ent. Fr. 1882, 188. — Syria.
102. fulgurans Schrank, Ent. Beobacht. Naturf. XXIV. 1789. —
Eur m. ©, Asıım etc.
Syn.: bipunctata Olivier, Entom. II. 1790, 81.
nitida Rossi, Faun. Etr. Mant. 1790, 63. Herbst,
Col. 242, 147. Kiesenwetterl.c. 97. Marseul, Monogr.
1 Day
lucidula Fabr., Ent. Syst. IV. 1794, 451.
formosa Thomson, Trad. Hung. 1797, 466.
nitens Fabricius, Syst. Elenth. 1801, 215. Castelneau
de 'Gory, Mon... 11. 1839, 16:
foveolata Herbst, Col. IX. 233.
fulgens Herbst, Col. IX. 298.
dorsalis Castelnau & Gory, Mon.' 18.
Echii Dahl in litteris (teste Kerremans).
ab. azurescens Cast. Gory, Monosr. £0.
ab. nigrieollis Abeille, Bull. Madrid 1904.
103. thalassophila Abeille, Acad. Marseille 1900, pg. 6. — Medit.c., or.
104. grammieca Castelnau & Gory, Mon. 1839, 19. Kie enwetter,
Nat. 'G. Ins. D.’IV: 98. Marseul 1: ic. 2387 2 ZUETrar
or, Ga, El.
Syn.: Dodolica Mannerheim, Bull. Mon. 1837, 89.
tauria Pareys in litt. (teste Kerremans).
106.
107.
108.
109.
110.
LM.
112.
113.
114.
115.
Holarkt'sche Anthaxien. 853
ab. tristieula Obenberger, Wiener Ent. Z. 1916, p. 261. — Krim.
ab. eyanifulgens Otenterger, Casopis C. Spol. Ent. (Acta
Soc. Ent. Boh.) 1912. Herz., Alp.
. Myrmidon Ateille, Revue d’Entomologie 1891, 201. —
Syr. Hi., Medit. or.
* X *
Türki Ganglbauer, D. W. Z. 1886, 87. — Austr. inf. /Galiz.
nitidula Linne, Syst. Nat. X. Ed. 1758, 410. Fabricius,
Genera Ins. 1777. Olivier, Entom. II. 1790. Castelnau
& Gory, Mon 1839, 24. Kie.enwetter l. c. 95. Marseul
hc» 239.03 Eur m, !C.
Syn.: laeta Fabr., Syst. Ent. 1775, 123. Olivier, Ent. Il.
1790, 32. Cast. G., Monogr. II. 1839, 22.
styria Voet, Catal. Col. I. 1806, 95.
var. & gynaecoides Obenberger, Ent. Mitteilungen 1913. —
Eur..c,
ab. eyannipennis Cast. Gory, Mon. sup. IV. 286. — Eur. m.
ab. signatieollis Krynicki, Bull. Mosc. 1832, 92. — Eur. m., C.
diseicollis Castelnau & Gory, Mon. II. 25. Marseul l. c. 244.
— Gr. As. m. Turk.
var. kannanita Obenberger, Cas. C. Sp. Ent. (Acta Soc. Ent.
Boh.) 1912. — Gr. As. m. Turk.
anatolica Chevr., Silb. Red. Ent. V. 75. Marseul 1. c. 241.
— Medit. or., occ., As. m. As. c. Afghan. etc.
Syn.: ferulae Gene, M&m. Acad. Turin, 1839, 53. Castelnau
& Gory, Monogr. II. 34. Kiesenwetter, Deutsch. Ins.
91. Marseul 1. c. 241.
frenicollis Dejean, Cat. IIIe Ed. 1838, 91.
vittaticollis H. Lucas, Rev. Zool. 1844, 89.
? auriceps Menetries, Lehm. 29, 216 (Mem. Acad.
Petr. 1849). Marseul l. c. 242. — Agathma.
Gerneti Morawitz, Horae Soc. Ent. Ross. IV. 1866, 35.
— Aral.
ab. lueidieeps Gory, Mon. IV. 289. Kiesenwetter 1. c. 91.
Marseul 1. c. 244.
Syn.: Mulsanti Marseul 1. c. 243.
hilaris Muls. Ac. Lyon. 1855, 7.
sericea Abeille, Revue d’Ent. 1893, 127. — Alg.
eyaneseens Gory, Mon. Sup. IV. 294, 1841. Kiesenwetter
l. c. — Medit. occ.
Syn.: luctuosa Lucas, Expl. Alg. 1846, 157.
aeneiventris Küster, Col. 1851, 31.
coerulescens Dejean, Cat. 1838, 91.
Bedeli Abeille, Revue d’Entomologie 1893, 127. — Alg. Hi.
anthochaera Obenberger, Ent. Mitteilungen 1913. Persia.
amasima K. Daniel, Münchener Col. Z. — As. m. Gr.
funerula Illiger, Mag. II. 1803, 251. Castelnau & Gory, Mon.
6* 8. Heit
84
134.
Jan Obenberger:
II. 1839, 34. Kiesenwetter l. c. 100. Marseul 1. c. 246.
— Eur. mer.
Syn. : $ygmaea Brull., Exp.Moree 1832, 134. Cast. Gory, Mon.35.
Chevrieri Cast. G., Mon. 33.
Spinolae Cast. G., Mon. 36.
banatica Gory, Mon. sup. 1841, 297.
aerea Dahl in litt. (teste Kerremans).
ab. viridieeps Obenterger, Col. Rundschau 1912.
var. eonfundatrix Okenterger |. c.
var. Hesperiea Obenberger I. c. |
alpina Obenterger, Col. Rundschau 1914, No. 1. — Ti. m.
Cleopatra Obenberger, Col. Rundschau 1912.
Nephthys Otenterger, Wiener Ent. Z. 1916, 261 (Vide
Aprendix!). — Ägypt.
Cleopatra Obenberger, Col. Rundschau 1912. — Tripolis.
strangulata Abeille, Acad. Marseille 1900. — Turkestan.
Salammkö Obenberger, Col. Rundschau 1912. — Alg.
. glabrifrons Abeille, Acad. Marseille 1900. — Laghuat.
Winkleri Obenberger, . — Syria.
. turana Obenberger (furana K. Daniel in coll.), W. E. Z. 1914.
— Transc. (Iranscaspica Obenb. i. litt.)
. uniformis Abeille, Acad. Marseille 1900. — Araxes.
Syn.: araxana Jakobs.
. nigrofuseca Obenberger, Col. Rundschau 1912. — Alg.
. pulex Abeille, Revue d’Entomologie 1893, 128. — Agp.
. Sedilloti Abeille, Revue d’Entomologie 1893, 128. — Tunis.
. Fritsehi Heyden, D. E. Z. 1887, 446. — Mogador.
. Reitteri Obenberger, Col. Rundschau 1912.
Syn.: bactriana K. Daniel in coll.
inaequalis Rtt. in coll.
. Tomyris Obenberger, Ent. Mitt. 1913. — Issyk-Kul.
. plicata Kiesenwetter, Berl. E. Z. 1859, 58. Marseul l. c. 252.
— Serb. T. etc.
Syn.: Magdalenae Fairmaire, Bull. Soc. E. Fr. 1883, 145.
biimperesa Marseul l. c. 248. ex parte.
, Marmottani Brisout de Barneville, Bull. Soc. Ent. Fr. 1884, 22.
— Medit. occ. etc.
Syn.: biimpressa Marseul l. c. 248. ex parte.
. hoploptera Obenberger, W. E. Z. 1914. — Transc.
Syn : hoploptera K. Daniel in coll.
. acutiangula Motsch., Schr. Reise 1860, 108. — Sib. or.
morio Fabricius, Ent. Syst. II. 1792, 210. Herbst, Col. EM
235. Cast. Gory, Monogr. II. 1839, 31. Kiesenwetter,
l. c. 102. Marseul 1. c. 249. — Eur. m. c.
Syn.: similis Saunders, Cat. Bupr. 1881, 54. — Bohem.
f. meridionalis Obenberger, Col. Rundschau 1912. — Turin.
rugieollis H. Lucas, Expl. Alg. Insect. 1896, 156. Marseull. c.
951. — Hi. Bal. Alg.
135.
Holarktısche Anthaxien. 55
eonfusa Gory, Mon. Sup. IV. 1841, 256. Kiesenwetter I. c.
99. Marseul l. c. 251. — Ga. m. C.
135a. Baudii Obenberger, Col. Rundschau 1914 (juniperi Baudi
136.
137.
138.
139.
140.
141.
142.
143.
144.
145.
146.
147.
148.
149.
150.
151.
152.
153.
154.
155.
156.
157.
158.
in coll.).. — Sard. Cors. Ga. m.
Castiliana Obenberger (castiliana Ganglb. in coll.), W. E. Z.
1914. — Hi.
Carmen Obenberger, Coleopt. Rundschau 1912. — Hi. Ga.
Corsieca Reiche, Ann. Soc. Ent. Fr. 1861, 206. Marseul I. c.
9254. — Corr. Hi ?
ab. binotata Rey, l’Echange 1891, 5. — S.
aeneopicea Kerr., M&moirs Belgique VII. pg. 71. — Cachemere.
obesa Abeille, Acad. Marseille 1900, 9. — Gr.
var. earens Obenb. — As. m.
eorynthia Reiche, Ann. Soc. Ent. Fr. 1856, 414. Marseul
l. c. 247. — Medit. or.
Syn.: griseocuprea Kiesenwetter 1. c. 94.
ıstriana Rosenhauer, Beitr. Käf. Eur. I. — Istria, Herc.
turkestaniea Obenberger, Col. Rundschau 1912. — Turkestan.
senilis Wollaston, Col. Canar. 1864, 208. Marseul Il. c. 257.
— Canarias.
Conradti Semenov, Horae Soc. Ent. Ross. XXV. 1890, 337.
— As. centr.
eanifrons Abeille, Bull. Soc. Ent. Fr. 1893, CCCLI etc. —
Alai, Pamir, Turk. Buch.
var. buchariea Obenberger, Col. Rundschau 1912. — Buchara.
Heydeni Abeille, Bull. Soc. Ent. Fr. 1893, CCCLI etc. — Alai,
Turkestan.
eaucasica Abeille, Acad. Marseille 1900. — Ca. arm.
venerabilis Marseul, C. H. V. 1869, 122. — ? Gr.
Syn.: verecunda Mars. Monogr. 256.
Demaisoni Abeille, Bull. Soc. Ent. France 1895. — Pers.
hemichrysis Abeille, Bull. Soc. Ent. France 1893. — Turk.
Obenbergeri Roubal, Col. Rundschau 1913. — Alg. Ca.
var. Parysatis Obenberger, Col. Rundschau 1913. — Pers.
fallaeiosa Obenterger, Col. Rundschau 1913. — Ostturkestan.
strigata Le Conte, Transactions of Amer. Phil. Soc. XI. 1859,
215. — Amer. bor.
Syn.: aeneogaster auct. ex parte.
? imperfecta Le C. Trans. Amer. Phil. Soc. 1859, 215.
prasina G.Horn, Trans. Amer. Ent. Soc.1882.— Yosemite (Calıf.)
aeneogaster Castelnau & Gory, Mon. II. 1839, 32. Horn,
Trans. Amer. Ent. Soc. 1882. — Amer. bor.
var. ? inornata Randall, Boston Journ. II. 1839, 4.
var. -? retifer Le Conte l. c.
f. foveieollis Le Conte 1. c.
aenescens Casey, Contrib. II. 1884, 175. — California.
nanula Casey 1. c. — California.
simiola Casey l. c. — California.
8. Heft
86
159.
160.
161.
162.
169.
164.
164a.
165.
166.
167.
168.
169.
170.
17E
Jan Obenberger:
nigrojubata Roubal, Col. Rundschau 1913, 1. H. — Ca. Syr.
Chobauti Abeille, Bull. Soc. Ent. France 1894. — Alg.
Escalerae Obenberger, Col. Rundschau 1912. — Syr.
ealifornica Obenberger, Ent. Blätter 1913. — Calif.
helvetiea Stierlin, Mitt. Schw. Ent. Gesellschaft, II. 1868, 345.
— Eur. Austr. centr. mer. mont.
Syn.: sepulchralis auct. ex parte.
ab. nigroeyanea Rey, Echange 1891, 5. — Ga.
var. teriolensis Obenberger, Col. Rundschau 1912. — Ti.
var. bulgariea Obenberger |. c. — Bulg.
var. Pe&irkai Obenberger I. c. — Eur. c., m.
sepulchralis Castelnau & Gory, Mon. II. 1839, 34. Kiesen-
wetter 1. c. IV. 101. Mairseull. e. 9537 2 Escaaer
Syn.: umbellatarum Olivier, Ent. II. 1790.
Sturanyi Obenb. C. Rund. 1914. — Alb,
var. mysteriosa Obenberger. — Gr.
ussuriensis Obenberger, Wiener Ent. Z. 1914. — Ussuri.
sternalis Abeille, Revue d’Ent. 1895. — Syr.
nigritula Ratzeb,, Forstinsektenk. I.. 5% Küster,Käfer
RALN.7e: m.
Syn.: umbellatarum N: & Gory, Mon. 1. 1839.
praticola La Ferte, Rev. Zool. 1841, 49. Kiesenwetter
l. c. IV. 105. Marseul 1. c. 255.
Martini Brisout de Barneville, Revue d’Entomologie 1883, 82.
— Alg.
tenella Kiesenwetter, B. 1858. Marseul l. c. 256. — Gr.
var. insularis Obenberger. — Enboea.
Potanini Ganglbauer, Coleoptera a Potanin in Mong. lecta
1892. — As. c.
quadripunetata Linne, Systema Nat. X. T. 1, 1758, 410.
Fabricius, Syst. Ent. 1774, 222. Olivier, Ent. T. 2, 1790,
32. Herbst, Col. IX. 1801, 236. Castelnau & Gory,
Monogr. I. 1839. Kiesenwetterl. c. 103. Marseull. c. 153.
— Palaearctis.
Syn.: dunctata Ponza, M&m. Acad. Turin 1805, 81.
4-impressa Motschulski, Mem. Biol. Acad. Petr. III.
1859, 226.
maura Megerle in litt. (teste Kerremans).
{. angulieollis Küster, Käfer Europas XXIII. 28.
f. angulata Küster, 1. c. 50.
ssp. Godeti Castelnau & Gory, — Palaearctis mont.
ab. granulata Küster, Käfer Europas XXIII. 27.
var. Frankenbergeri Obenberger, Col. Rundschau 1914. Dalm.
ssp. quadrifoveolata Solsky, Horae Soc. Ent. Ross. 1870, 359.
Holarktische Ani haxien. 87
172. retieulata Motschulski, Schrenk’s Reise 1860, 108. — Dauria.
173. Apolloni Ballion, Bull. Mon. XLIII. 1871, 349. Turkestan.
174. auriventris Ballion 1. c. — Turke;>tan.
175. dentieulata Roth (siehe Anhang!). — Abess.
176. Ludovicae Ateille (63a.), Acad. Marseille 1900. — Alg.
177. eylindriea Abeille (63b.) 1. c. — As. m.
178. permisa Abeille, Boll. Madrid 1904. — Persia.
179. Bodoani Kerremans, Deutsche Ent. Z. 1912. — As. m.
II.
ec) Bemerkungen zu den einzelnen Arten.
1. Anthaxia Diana Kerremans
Länge 7.5 mm. Eine sehr ausgezeichnete exotische Art. Die
Stirn ist mit einer ziemlich scharien Mittelrinne ver.ehen, kurz
gelblich behaart, die Augen sind am Scheitel ziemlich genähert,
die inneren Seitenränder der Augen sind zum Vorderrande des
Halsschildes sehr schief (in einem Winkel von etwa 55°) gestellt.
Besonders bemerkenswert sind die Fühler, die einzelnen Fühler-
glieder vom dritten an sind stark verbreitert, das dritte Glied
ist am breitesten; die Fühler sind überall glänzend grün. Der
Halsschild ist etwa 11% mal so breit als lang, im vorderen Drittel
am breitesten, schön smaragdgrün. Die Seiten sind fast bis zu
2/; der Länge (von der Basis) gerade, von der breitesten Stelle
nach vorne schwach verrundet. Auf der Fläche beiderseits der
Mitte und zwar auf der Vorderhälfte des Halsschildes befinden
sich zwei rundliche, ziemlich kleine blauschwarze Makel. Die
Hinterecken des Halsschildes sind scharf, zur Flügeldeckenbasis
sehr deutlich vorgezogen. Die Struktur besteht aus Ocellen, die
auf den Seiten sehr deutlich sind; in derMittesindsieingedrängte,
verhältnismäßig sehr feine Querrunzeln überändert,
zwischen welchen keine Ocellen mehr bemerkbar sind. Am Vorder-
rande des Halsschildes, in der Mitte, wird die Struktur undeut-
licher. Die Flügeldecken auf den Schultern mit einer
punktförmigen Vertiefung; sie sind besonders zum Hinter-
rande sehr schön smaragdgrün, die Skulptur wird zum Ende viel
feiner — darum werden sie auf der Spitze auch glatter und glän-
zender. Auf den Seiten werden sie etwa von 2%, der Länge ziemlich
stark, scharf gezähnelt. Ein so bezetteltes Exemplar habe ich
vom Staudinger gekauft; die Beschreibung konnte ich in der mir
vorhanden stehenden Literatur nicht auffinden. (N. me in coll. ?)
Geographische Verbreitung:Deutsch-Ostatrika ;siekommt
vielleicht noch in Nubien und in Aegypten vor.
- 2. Anthaxia dives Obenberger (Fig. 1).
Länge 7—8 mm. Smaragdgrün. Kopf ocelliert, Stirn ziemlich
breit, lach eingedrückt, weißlich behaart. Halsschild 11% mal so
8. Heft
88 Jan Obenberger:
breit wie lang, an den Seiten hinter der Mitte parallel, von der
Mitte dem Vorderrande zu sanft verengt, in der Mitte mit einer
feinen, oberflächlichen, seicht vertieften Mittellinie. Die Ocellen
nur an den Seiten sichtbar, sie sind spärlich,
unauffällig; die ursprüngliche Ocellation ist auf der
Scheibe in ein System von ziemlich feinen Ouer-
runzeln verändert. Diese Struktur macht den Hals-
schild sehr auffallend. Auf der Fläche zwei dunker-
blaue Längsmakel, die stark variieren und bisweilen
fehlen. Die Fühler sind einfarbig blau, vom vierten
Gliede an verbreitet. Die Flügeldecken sind ziemlich
schlank, in den Schultern etwas eingedrückt, auf
der Spitze einzeln abgerundet und gezähnelt, ziemlich
rauh skulptiert. Hinter der Mitte verbreitet sich
einegroße, in derGröße etwas variable Makel,
die schön zinnoberrot gefärbt ist.
Var. unicolor Obenb. Mit der typischen Form
identisch — nur die rote Flügeldeckenmakel fehlt
vollkommen. Auch die blauen Halsschildmakeln
sind stark reduziert oder fehlen. Ein typisches Exemplar zeigt
noch an der Naht einen roten Schein, der als letzter Rest der
roten Makel zu betrachten ist.
Diese prachtvolle Art unterscheidet sich von allen übrigen
Arten dieser Gruppe durch die Zweifarbigkeit. Darum habe ich
sie an die Spitze der Anthaxien gestellt. Die aus ziemlich feinen
Querrunzeln zusammengestellte Struktur des Halsschildes, die bei
der vorhergehenden Art noch besser ausgeprägt ist, ist sehr be-
merkenswert; diese Arten bilden so eine kleine, gut begrenzte
Gruppe an sich.
Geographische Verbreitung: Ostbuchara — Tischi-
tschantan (Hauser.). Die Typen dieser Art und Varietät befinden
sich im Wiener Hofmuseum.
Fig. 1.
3. Anthaxia abyssiniea Thery
Länge 12.5 mm. Vollkommen goldbronzefarben, mit der Aus-
nahme der dunkelblauen Fühler und der Füße, deren Tarsen und
Innenseite sind grün. Die Stirn ist breit, länglich gerinnt, weiß
behaart, ocelliert; Epistom ist triangelförmig ausgerandet, die
Fühler sind vom dritten Gliede an verbreitet und sägeartig; das
erste Glied ist ziemlich lang, das zweite ebenso lang als breit, das
dritte mit verrundeter Spitze, das vierte, fünfte und sechste gleich
geformt, die übrigen fast quadratisch und sehr dicht angereiht.
Der Halsschild ist zum Vorderrande ein wenig verengt, auf der
Basis gerade, auf den Seiten verrundet, mit verrundeten Hinter-
winkeln. Die Fläche ist mit einer Menge von queren feinen Runzeln
bedeckt ; längs der Seiten ist der Halsschild breit eingedrückt. Die
Flügeldecken sind sehr verlängert, fastschon vonder Basisan verengt,
vor der Mitte stark ausgeschweift, auf der Spitze gezähnelt ; längs
Holarktische Anthaxien. 89
der Naht sind sie geglättet; die Struktur ist aus kleinen körnigen
Runzelchen gebildet, die hier und da quer gestellt sind; die Spitze
der Flügelcecken ist leicht Lehaart. Die Unterseite ist sehr fein
punktiert, behaart; auf cen Seiten der Abdominalsegmente ist
diese Behaarung auch fleckig verdichtet. Prosternum ist lang
weißlich Lehaart.
Geographische Verbreitung: Abyssinien (Ex Thery).
Die..e sehr Lemerkenswerte Art wurce nach einem einzigen Exem-
plare be,chrieten. Von cen verwandten Arten ist sie schon durch
die Größe, Färbung, Fühlerbildung, Eehaarung der Unterseite
etc. etc. sehr leicht zu unterscheiden.
4. Anthaxia hungariea Scopoli
Länge 9—15 mm. Eine der bekanntesten Anthaxien; durch
ihre Gestalt, durch die Fühler des 3, durch das Vorhandensein von
einem Spiegelileck, durch die verdickten Schenkel des $ und durch
die Skulptur des Halsschildes sehr leicht kenntlich. Die Struktur
des Halsschildes besteht aus Ocellen; diese verbincen sich auf der
Fläche hier und da und ihre Ränder bilden einige Querrunzeln; aber
die Ocellen sind zwischen ihnen stets deutlich. Die Sirn dieser
Art ist lang weiß behaart.
Die 2? der Nominatform sind polychrom; diese Polychromie
zeigt sich durch die rötlichen Seiten des Halsschildes, durch die
rötliche Stirn und Abdomen und durch die bläulichen Seitenränder
der Flügeldecken. Im allgemeinen ist die Polychromose
der Weibchen für die zum früheren Subgenus Crato-
merus gehörigen Arten charakteristisch.
Neben der Nominatform existieren noch drei Varietäten und
eine (cyaneszente) Aberration. Die Aberration, subviolacea Oben-
berger, gehört zu der Nominatform; sieist durch dunkle, schwärzlich
blauviolette Färbung charakterisiert. Dann kennen wir noch drei
Varietäten: v. Q sitta Küster, v. & simplicibes Rey und var. vuve-
nilis Abeille.
Die v. 9 sitta Küst. sind Weibchen, die ebenso (also monochrom)
wie die Männchen gefärbt sind; die algierische & simplicides besitzt
grüne Fühler und nicht verdickte Schenkel. Durch diese Merkmale
erinnert sie an die folgende Varietät. Es bleibt nur die vuvenidıs
Abeille übrig; sie entfernt sich von der hungarica durch so viele
wichtige Merkmale, daß ich zu einer Meinung geneigt bin, daß es
hier um eine andere Art geht. Die Stirnpubeszenz dieser Form soll
sehr lang sein, ein glänzender Spiegel ist hier vorhanden; das letzte
Ventralsegment des Weibchens ist fast eben; die Seiten der Anal-
segmentesind auf der Spitze nicht herabgebogen. Der Beschreibung
nach meine ich, daß es sich hier mehr um eine Eugeniae-Varietät
als um eine hungarica handelt. Leider ist mir diese Varietät in
natura unbekannt.
Als var. sardoa Ganglb. stecken in den Sammlungen des
Wiener Hofmuseums drei Exemplare, die mit der Stammform
8. Heft
90 Jan Obonbergor:
vollkommen übereinstimmen; ein @ ist auf der Unterseite mehr
goldig (Sardinien 85 — Sikora).
Die Variabilität. Die:e zeigt sich bei den zu hungarica
gehörenden Anthaxien durch Fehlen oder Verkürzung oder wieder
durch das Vorhandensein von zwei schwärzlichen Makeln auf
dem Halsschilde; dasselbe gilt auch von den Varietäten, besonders
von der Sıtta. Bei den 22 waren diese Makel, wie ich konstatieren
konnte, öfters vorhanden.
Geographische Verbreitung: 1. hungarica Scopoli: Medi-
terranea: Frankreich, besonders Südfrankreich, Spanien (San
Basilio, P. Valencia etc.), Algier (Terni häufig, Teniet el Haad
häufig etc.), Syria (häufig), Kleinasien, Kaukasus (z. B.
Piatigorsk [R.] Mcchet [V.] Kubra Rbl), Südrußland, Bul-
garien (Slivno), Türkei (Konstantinopel, Skutari etc. häufig),
Griechenland (Olymp), Italien (z. B. Aquila (O.) etc.), Alpes
Maritimes (P.), Tirol (z. B. Riva, Tobole etc.). Sonst noch in
Ungarn (seltener), auch in Südmähren (Pälavsk& vrchy — Herr
I. V. S.ejkal) etc., dann auch in Niederösterreich; auch in den
Karstläncern wird sie nicht fehlen. Au, Deutschland hate ich noch
keine Exemplare gesehen; sie kann wohl mit anderen panonischen
Tyren in Bayern aufge/unden werden. Ostwärts geht sie bis in
Persien (Alla-Dagh-O ), wo sie ziemlich zahlreich zu sein scheint.
Genauere Begrenzung in Rußland ostwärts ist nicht bekannt. Sie
kommt auch in Turkestan vor.
2. a. subviolacea Okenberger: Algier (Terni),, Syrien:
Monts Amanus.
3. v. Q sitta Küster besitze ich aus Persien (Ala-Dagh) und
Kaukasus (Mcchet [Dr. Ve ely], Derbent, Novorossijsk, Somchetien
Daghestan); sie scheint aui die Kaukasusländer und auf die an-
grenzenden Gebiete beschränkt zu sein.
4. v. S simplicipes Rey: Algier.
5. ? v. duvenilis Abeille: Syrien (Akbes, Liban, Antiliban).
5. Anthaxia illustris K. Daniel
Die.e vom Herrn Autor nur sehr kurz beschriebene Art ist
mir unbekannt. Länge 8.5 mm.
Geographische Verbreitung: Kleinasien.
6. Anthaxia Eugeniae Ganglbauer
Länge 8—9 mm. ä Auf den Vorderschenkeln befindet sich
ein purpurgoldiger Spiegelfleck; die Vorderhüften sind normal
gefärbt. Die Oterseite ist grün; die Fühler sind grün; schon vom
vierten oder fünften an werden die einzelnen Glieder mit einer
rötlichen Innenecke versehen. Der Halsschild ist mit gewöhnlichen,
variabelen zwe! Längsmakeln versehen. Die Struktur besteht
aus Ocellen, diee ‘ließen auf der Scheibe querrunzelig
ineinander; der mittlere Zwischenraum zwischen beiden Makeln
auf dem Halsschilde ist breiter als bei hungariea. Die Hinter-
Holarktisch» Anthaxien. 91
schenkel sind nicht verdickt, die Schienen erweitern sich
etwas in der Mitte, siesind deutlich gezähnelt. Die rötliche Färbung
der Fühlerglieder ist variabel.
Q Die Vorderbrust ist blaugrün, die übrige Unterseite
sowie die Seiten des Halsschildes und der Kopf sind purpurgoldig.
Der Scheitel ist wie bei hungarıca blaugrün. Die Flügeldecken,
Fühler und Beine sind blaugrün oder blau. Die Mittelbinde des
Halsschildes ist goldiggrün bis blaugrün.
var. @ Thalia Ganglbauer ist ebenso wie das & gefärbt. Die
Naht der Flügeldecken ist schwärzlich. Es ist eine der hungarica
var. 9 Sılta Küster ganz analoge Form; der sponsa Ksw. sehr ähnlich.
Das Auftreten von Weibchenvarietäten, die ebenso
wie die einfach gefärbten Männchen gefärbt sind, Yet
für die cratomeroiden Anthaxien charakteristisch (cf.
A. cichorii v. chamomillae!).
Geographische Verbreitung: Kleinasien (Smyrna,
Amasia, Ak-Chehir, Külek), Syrien (Akbes), Griechenland
(Euboea, Attica).
Bemerkung. Auf einigen Exemplaren dieser Art habe ich
die Zweifarbigkeit der letzten Fühlerglieder konstatiert. Die
Weibchen sind manchmal denen der sonsa Ksw. sehr ähnlich und
von ihnen nur schwer zu trennen. Die Männchen unterscheiden
sich von hungarica sehr leicht durch die viel schwä.her verdickten
(fast unverdickten) Hinterschenkel und durch die eigentümliche
Form der Hinterschienen (siehe Abbildung). Sonst erinnert diese
Art in der Gestalt etc. ziemlich an hungarica.
7. Anthaxia Bonvouloiri Abeille
Länge 7—11 mm. Diese Art ist durch mehrere Merkmale sehr
leicht kenntlich ; sie ist robust, etwa von der Gestalt der hungarica,
aber nicht so breit. Auf dem Halsschilde befinden sich zwei manch-
mal undeutlich begrenzte, mehr oder minder dunkle Makel, aber
öfters ist der Halsschild vollkommen ungefleckt. Die Weibchen
sind leicht kenntlich durch ihre mehr goldige Färbung des Ab-
domens und durch blaugrüne Besäumung der Flügeldecken und
der Naht derselben. Die 2 sind auch öfters mit den zwei Hals-
schildmakeln versehen. Die Stirn ist weißlich behaart, retikuliert ;
aber in einzelnen Zellen befindensich hierund da auch
mehr oder minder deutliche Zentralkörnchen. Die
Hinterschenkel und Hinterschienen der dd sind einfach. Die Art
ist smaragdgrün — ich besitze aber auch kupfergrüne Exemplare.
Diese Art ist besonders durch die Skulptur des Halsschildes
charakteristisch — diese besteht aus Ocellen mit starken
Zentralkörnchen, die überall gleich sind und auch in
der Mitte keine Querrunzeln bilden.
Die var. amabilis Obenberger ist durch ihre bunte Färbung
leicht kenntlich.
8. Heft
99 Jan Obenberser:
Geographische Verbreitung: Algier, wo sie sehr zahl-
reich zu sein scheint. Böne, Lambessa, Teniet-el-Haad, Terni,
Milianah, Mahadid, Batna etc. etc.
8. Anthaxia nupta Kiesenwetter
Länge 4.5—9 mm. Diese Art ist der nachfolgenden sehr ähn-
lich; von dieser Art unterscheidet sie sich durch folgende Merkmale:
Sie ist etwas kürzer, feiner skulptiert, der Halsschild ist auf den
Seiten stärker, ziemlich auffallend gerundet. Die Stirn ist sehr
spärlich, kurz bis undeutlich behaart. Sie erinnert etwas an die
Arten der Cichorii-Gruppe. Die Flügeldecken sind nach hinten
nicht so verschmälert wie kei sdonsa, mehr quergewölbt; der
Seitenrand ist deutlicher, etwa wie bei der nıtidula abgesetzt. Die
Färbung ist variabel, sie ist smaragdgrün bis messingtarken; auch
die Form des Halsschildes variiert Leträchtlich. Die Struktur
besteht aus eckigen, sehr deutlichen aker ziemlich feinen Ocellen,
die in der Mitte nur wenig quer ineinander fließen. Die Stirn ist
eckig ocelliert mit deutlichen Zentralkörnchen, seicht länglich ver-
tieft. Die Fläche der Flügelcecken ist fein skulptiert.
Bemerkung. Aus den Mitteilungen des Herrn Dr. K. Daniel
in Münch. Col. Zeitschrift geht hervor, daß es fast ausgeschlossen
ist, die duo Sem. und Krüperi Gnglb. für zwei verschiecene Arten
zu halten, eine Anschauung, der ich mich gerne anschließen will.
In den Sammlungen des Wiener Hofmuseums hate ich aber kon-
statiert, daß Krüperi Gnglb. Type nur ein Exemplar der variablen
nupta ist, also daß wir hier anstatt drei nur eine Art haben. Dabei
habe ich auch konstatiert, daß das von Ganglbauer als eine „Type“
bezeichnete Exemplar gar keinen so sehr auffallenden Thorax be-
sitzt, wie es Ganglbauer angibt; die Seitenrandung ‘des Hals-
schildes ist hier gar nicht so groß. So habe ich hier also alle
drei Formen zusammengezogen. Weil ich aber das typische Exem-
plar der duo Sem. nicht gesehen habe, gebe ich hier vorsichtshalter
alle drei Diagnosen wieder. .
Anth. Krüperi Ganglbauer
Länge 2? 6 mm. Eine durch die Form des Halsschildes sehr
ausgezeichnete Art. Die dd sind noch nicht bekannt, das ® ist
grün mit Goldschimmer, mit der Länge nach eingedrückte Stirn,
diese ist rotgoldig. Zwei Längsbinden auf dem Halsschilde und
das Schildchen ist schwarz. Das leizte Abdominalkegment hat
stark aufgebogene Seiten und ist mit einem kleinen dreieckigen
Ausschnitt an der Spitze versehen. Diese so wichtige Art ist mir
leider untekannt.
Die.e sowie die nachfolgende Art ist für die Kenntnis der
Anthaxien von großer Wichtigkeit; wie bekannt besitzen alle
cratomeroiden Anthaxien, und besonders die, die früher das Sub-
genus Cratomerus gebildet hatten, einen ziemlich parallelseitigen,
bei den Cratomeren nur sehr seicht in den Hinterecken des Hals-
schildes, bei den übrigen (früheren Haplanthaxien) auch hier und
Holarktische Anthaxien. 95
da auf der Fläche eingedrückten Halsschild. Man könnte denken,
daß die Form des Halsschildes von subgenerischem Werte ist —
die Krüperi zeigt aber sehr deutlich, daß es unmöglich ist. Einen
in den Hinterecken mehr eingedrückten Halsschild besitzt auch
die Scorzonerae Ksw. — diese Art ist wohl mit diesen zwei ersteren
Arten näher verwandt.
Geographische Verbreitung: Smyrna (Type), Kaukasus
(Mlokossevi@], Kasikoporan [Staudinger]; beide letztere Angaben
nach K. Daniel.
Anth. duo Semenov
Länge 2 5,75—7 mm. Diese mir ebenso unbekannte Art
betrachtet Herr K. Daniel als ein Synonym der Krüberi Ganglbauer,
Die Unterschiede beider Formen scheinen wirklich nur sehr gering
zu sein; ich beschränke mich hier bloß auf eine Wiederholung von
wichtigeren Charakteren der duo nach der Originalkteschreibung.
g Ziemlich klein, mäßig verlängert, im hinteren Drittel mehr
verengt; metallischgrün, wenig glänzend, mehr oder minder goldig
schimmernd (besonders am Kopfe). Der Kopf ist ocelliert sehr
kurz und fein weißlich behaart. Dei inneren Seitenränder
der Augen konvergieren hinten ein wenig. Der Halsschild ist
ziemlich breit und kurz, um etwa ein Sechstel breiter
als lang, auf den Seiten ziemlich stark verbreitert ver-
rundet, in oder kurz vor der Mitte am breitesten, die Hinter-
winkel ragen nicht empor. Der Halsschild ist in der vorderen
Partie mehr gewölbt, hinten leicht quer eingedrückt und jederseits
in den Hinterwinkeln breit eingedrückt, überall gedrängt granuliert-
retikuliert; in der Mitte ist die Struktur stärker, die Ocellen
fließen aber nicht ineinander; der Halsschild ist überall aber
sehr sparsam und sehr kurz tomentiert ; zu den Hinterwinkeln wird
der Seitenrand des Halsschildes scharf, auf der vorderen Partie
ist er bloß umgebogen. Die Flügeldecken sind bis Zweidrittel der
Länge parallel, dann zur Spitze plötzlich ziemlich kurz verengt;
auf der Fläche sind sie nur sehr wenig gewölbt, sehr gedrängt,
gleichmäßig punktiert-gerunzelt. Das letzte Ventralsegment ist
länglich triangelförmig, auf der Spitze verrundet, bei dem apikalen
Rande tief eingedrückt; die Spitze ist nicht ausgerandet. Die
Schenkel sind nicht verdickt, die Vorderschenkel sind mit keinem
Spiegelfleck versehen.
$ Das letzte Ventralsegment ist kürzer als beim $; auf der
Spitze ist es sehr leicht ausgerandet.
Nach der Bemerkung des Autors ist diese Art in der Form der
sponsa Kie.enwetter ähnlich, besonders soll sie mit der dem Autor
unbekannten Krüperi Ganglbauer verwandt sein. Doch Krüperi
soll durch einen kürzeren und breiteren Halsschild, schwarzes
Schildchen und durch andere Bildung des letzten Ventralsegmentes
des 2 vom duo spezifisch verschieden sein.
Ich bemerke dazu nur, daß die Form des Halsschildes, besonders
ob sie mehr oder minder quer ist, bei dieser Gruppe (Cratomeren)
8. Helt
94 Jan Obenberger:
ziemlich variiert, ebenso die Form des letzten Abdominalsegmentes
in bezug auf die größere oder geringere Ausrandung und in der
Größe und Schärfe etc. der Vertiefungen auch ziemlich variabel ist,
was man sehr schön auf größeren Serien, z. B. der A. millefoli
beobachten kann.
Geographische Verbreitung der duo Sem.: Transcaucasia,
Kachetia orientalis: Elcdar, beim Flusse Jora (Provinz Tiflis)
[Mlokossevi& V. 1895].
Vier Exemplare, 3 & 1 2 befinden sich in den Universitäts-
sammlungen von St. Petersburg.
Geographische Verbreitung der nuptla: Kleinasien
(Smyrna), Türkei, Cypern, Kaukasus (Mlokossevi& 1893),
‘Rußland (Taurien-Sievers 1894).
9. Anthaxia sponsa Kiesenwetter
Diese Art scheint im Orient sehr verbreitet zu sein. Neben der
Nominatform kennen wir eine Aberration (Cie zur Nominatform
gehört) und eine 2 Varietät — Adaliae Ganglbauer, Cie wieder
den Varietäten Sitta (hungarica), Thalia (Eugeniae) und der nupta
2 entspricht.
Die Aberration (a. cyanescens Marseul) zeichnet sich durch
kleinere Gestalt, curkh blaue Färbung der Oberseite und cCurch
breitere schwärzliche Längsbincen, cie voneinancer minder entfernt
sind, aus. Sie ist von Athen beschrieben.
Länge 6.5—9.5 mm. Meine zahlreichen Exemplare, besonders
die 9, zeigen ziemlich interessante Variabilität; in meiner Kollektion
sind nämlich alle Übergänge von cer var. @ Adaliae bis zu den $Q
der Stammform vorhanden. Die Weibchen, cie Cie v. Adaliae
bilden, zeigen öfters auf den Seiten des Abdomens eine golcigere
Färbung, cie sich bei den ebenso gefärbten Männchen niemals
befindet. Ich besitze auch ein sehr kleines Exemplar 9, das ebenso
wie Cie Adaliae gefärbt ist, aber der ganze Bauch ist purpur-
goldig. Dieses Exemplar stammt aus Ordubad, wo es von meinem
Freunde Dr. Vesely gesammelt wurde. Ein weiteres Exemplar,
auf derselben Lokalität von Dr. Javürek gesammelt, ist größer,
die purpurige Färbung des Bauches ist sehr feurig und auch die
Halsschildränder sind sehr fein rotgoldig gesäumt.
Die Stirn des ersten Exemplares ist golden, cie des zweiten mehr
purpurfarben. Dann kommen folgendermaßen gefärbte Weibchen:
Kopf, die Seiten des Halsschildes sowie cie Mitte sind goldig, die
‘ Flügeldecken sind smaragcgrün (Syria-Amanus), — Kopf und die
Seiten des Halsschildes sind rot purpurfarbig, Cie mittlere Binde
zwischen den sehr scharf vortretenden Binden ist blaugrün — die
Flügeldecken sind ebenso gefärbt (Ak-Chehir). Weitere Weibchen
von derselben Lokalität sind dann bis dunkelblau. Ebenso variieren
die d& in der Form, Breite und mehr oder minder dunklen Färbung
von beiden Längsbinden des Halsschildes, die auch vollkommen
fc} !n können. Auch der grüne mittlere Raum ist hier breiter —
Holarktischo Anthaxien. 05
hier enger. — Die Naht der Flügeldecken ist öfters dunkelblau
oder schwarz, sehr fein gesäumt. Die Stirn ist sehr ceutlich
behaart. Längere, gröber skulptierte Art.
Dieser Art sind. mehrere ‚‚Cratomeren‘ recht ähnlich, besonders
Cie scorzonerae Kiesenwetter und Eugeniae Gnglb. ähnelt ihr
merkwürcig. Scorzonerae hat eine ganz unbehaarte Stirn, diese
ist bei sdonsa stets sehr deutlich behaart; der Halsschild der
scorzonerae ist mincer breit (nur 1% mal so breit als lang), indem
er bei sdonsa viel mehr quer ist (12/, mal so breit als lang); die
Stirn ist bei scorzonerae stets nur retikuliert (das heißt
die Ocellen sind mit keinem Zentralkörnchen versehen), die Stirn
der scorzonerae ist auch in der Mitte stets eingedrückt — die
Stirn der sdonsa ist stets ocelliert, niemals eingedrückt.
Auch cie Struktur des Halsschildes ist eine andere; sie ist bei
Scorzonerae etwas matter, runzeliger, gröber. Sonst sind. beide
Arten ziemlich ähnlich.
Diadema 9, cie mit der sdonsa vielleicht verwechselt werden
kann, unterscheicet sich neben der Form noch durch cie Skulptur
des Halsschilces, Cie bei cCieser Art aus gleichmäßigen, auch in
der Mitte nicht zusammenfließenden Ocellen besteht.
Geographische Verbreitung: Syrien: Akbes, Mts. Amanus
(de la Escalera) zahlreich, Kleinasien — häufig (Acalia, Ak-
Chehir, Külek, Smyrna, Tschakit etc.), Kaukasus (Orcubad,
Mcchet, Elisabetpol etc.), Griechenland (Athen etc.). Vielleicht
noch in cer Türkei zu erwarten.
10. Antkaxia scorzonerae Friwaldzsky (Kiesenwetter)
Länge 7 mm. Diese hübsche Art unterscheidet sich sehr genau
von allen übrigen Arten durch ihre unbehaarte, retikulierte,
in cer Mitte tief eingedrückte Stirn; sonst in der Gestalt
erinnert sie sehr an die sdonsa, die Flügeldeckennaht wird bei ihr
ebenso wie bei cer letztgenannten getrübt.
Es sind von cieser Art zwei Varietäten bekannt: Euphrosyne
Ganglbauer und Juno Obenberger. Juno ist neben der Färbung
auch curch zwei flache seichte Eindrücke in den Hinterecken des
Halsschilces charakterisiert.
Geographische Verbreitung: Ungarn (Friwaldzsky!),
Thessalien, Bulgarien (Sliven — Dr. Rambousek), Mazedo-
nien (Saloniki), Türkei, Kleinasien (z. B. Amasia), Italien.
v. Euphrosyne Ganglbauer: Kleinasien (Amasia).
v. Juno Obenberger: Anatolien (Ak-Ch£hir).
Meine Varietät Juno ist auch aus anderer Hinsicht sehr inter-
essant. Indem die Struktur des Halsschilces bei der typischen Form,
ebenso wie bei der v. Q Euphrosyne aus Ocellen besteht, die schon
an cen Seiten quer verbunden sind (in der Mitte des Hals-
schildes sind deutliche Querrunzeln ausgebildet, zwischen welchen
einfache Ocellen gut sichtbar sind), besteht die Struktur meiner
Varietät aus einfacher, gleichmäßiger, nirgends Querrunzeln bil-
dender Ocellation (also wie bei Bonvonloir:). Juno stimmt in anderen
8. Heit
96 Jan Obenberger:
Merkmalen (Form und Skulptur von Stirn, Gestalt, Füßen etc.)
mit scorzonerae so überein, cCaß ich sie spezifisch abzutrennen nicht
wage. Jedenfalls ist eine solche Varietät von einer Art sehr bemer-
kenswert.
Die Art scheint sehr selten zu sein, sie erinnert (besonders die
Varietäten) an cie breiteren Anthaxien, besonders an solche
(Euphrosyne!) aus der discicollis-Verwanctschaft; sie bildet auf
einer Seite einen wirklichen Übergang zwischen den cratomeroiden
Anthaxien und denen s. str.
11. Anthaxia diadema Fischer
Länge 7—8 mm. Diese höchst interessante Art wird durch
mehrere Charaktere leicht kenntlich. Von der Bonvouloiri-Art
kann man sie leicht unterscheiden schon durch die Form der Stirn-
struktur; diese besteht wie bei scorzonerae aus rundlichen
Zellen, an deren Grunde keine Zentralkörnchen be-
merkbar sind. Die Stirn ist immer kahl, in der Mitte
mehr oder minder tief eingedrückt. Die Schenkel der d&
sind stets verdickt, Cie Hinterschienen sind ein wenig nach
innen gebogen, am apikalen Außenrande cicht schwärzlich tomen-
tiert, am apikalen Innenrande mit einigen zähnchenartigen Ker-
bungen versehen. Der Halsschild ist (manchmal ziemlich undeutlich)
mit zwei Längsmakeln versehen. Die Weibchen unterscheiden
sich leicht durch ihre Färbung und durch ihre plumpere, robustere
Gestalt. Diese, wie es scheint, ziemlich häufige Art wird öfters
verkannt, ihre Verbreitungsareale sind sehr weit.
Geographische Verbreitung: Syria (Mts. Amanus-
Escalera! Bazouft etc.), Cypern, Kleinasien (Sultan-Dagh,
Ak-Chehir, Tschakit), Kaukasus (Ordubad etc), Turkestan
(Samarkand, Ferghana), Kirgisensteppe (Keles-Steppe, Kara-
Sul, Sussamyr-Geb., Ketmen Tjube), Südrußland (Sarepta etc.),
Grieehenland (Athen etc.), Bulgarien (Kalofer, Monastir).
Aus der europäischen Türkei ist sie mir nicht bekannt, doch wird
sie dort sicher nicht fehlen.
12. Anthaxia fariniger Kraatz
Länge 9 mm. Diese nach einem d Exemplare beschriebene Art
ist mir in natura nicht bekannt. Dr. Kraatz sagt von ihr folgendes:
fariniger ist der größten diadema an Größe gleich, der Halsschild
mit deutlichen Nabelpunkten, also weniger fein punktiert, ohne
jede Spur von schwarzen Längsbinden, cie Flügeldecken hinten
weniger deutlich verengt als bei diadema $, Cie Behaarung der
Brust und der Bauchsegmente ist viel dichter und stärker als bei
dieser Art.
Ich kann dazu etwas bemerken: In der Deutlichkeit der
Struktur variieren Cie diadema sehr ; aber Cie Struktur der diadema
ist eher ‚‚minder fein“ als ‚‚fein‘, wie sie Dr. Kraatz nennt. In
der Struktur des Halsschildes, besonders was ihre Stärke anbe-
Holarktische Anthaxien. n 97
langt, sind die cratomeroiden Anthaxien im allgemeinen ziemlich
variabel. Daß die diadema-Struktur nicht als eine fixe gelten kann,
das zeigt auch der Umstand, daß diadema auf dem Halsschilde
öfters mit zwei oder vier Eindrücken versehen ist, auch
in diesem Umstande zeigt diadema seine nähere Beziehung mit
folgenden Gruppen von Anthaxien. Die schwarzen Längsbinden
müssen wir als ein labiles Merkmal betrachten (cf. hungarica, sponsa,
Bonvouloiri, diadema etc.). Die Behaarung der Brust und der
Bauchsegmente wäre ein besserer Charakter, der aber minder von
systematischem als von ökologischem Werte ist. Fast alle
Steppen- oder Wüstenbuprestiden oder alle solche, die
in warmem und dabei dürrem Klima leben, zeigen eine
solche mehr oder minder gut ausgesprochene Pubeszenz.
Die in Wurzeln, Ästen oder Bäumen lebenden Formen sind aus-
genommen (Sphenopteren — bei diesen aber auch oft bei sog.
Chrysoblemmen etc., einige Trachys etc. und Chrysobothrys, die
anstatt einer Pubeszenz eine äußerst feine Bestäubung zeigen).
Geographische Verbreitung: Bisher nur aus Samarkand
bekannt.
13. Anthaxia Fedtschenkoi Semenov
Länge 8,5 mm (9). Nach einem einzigen Exemplare beschrieben
— mir in natura nicht bekannt. Das einzige ($) Exemplar ist
grünlich kupferig, auf der Oberseite ziemlich dunkel; die Flügel-
decken sind zur Spitze mehr braunkupferig. Die Fühler sind dunkel-
grün, die Füße sind. grünlich kupferig. Die Oberseite ist spärlich,
schwer sichtbar, die Unterseite ist länger und minder spärlich gelb-
lich behaart; die Seiten der Brust und. der Abdominalsegmente sind.
schmutzig weißlich tomentiert. Die Fühler sind kurz und dick.
Der Kopf ist retikuliert-punktiert; die Stirn ist kurz und fein
gelblich behaart. Der Halsschild ist nur 1!/, mal breiter als lang,
quadratisch, die Seiten sind. leicht bogig verrundet, in der Mitte
am breitesten, zum Vorderrande um etwas mehr als zur Basis
verengt; die Fläche des Halsschildes ist dicht, regel-
mäßig ocelliert, jederseits vor den Hinterecken breit ein-
gedrückt. Die Flügeldecken sind an der Basis am breitesten, zum
Ende stark verengt, zweimal so lang als breit. Die Hinterschenkel
(3) sind nicht verdickt. a
Diese Art ist manchen Charakteren wegen sehr interessant,
sie bildet sicher einen wirklichen Übergang zu den nächstfolgenden
Anthaxien, wie es auch schon Herr v. Semenov erkannt hatte.
Nach seinen Merkmalen sind wir ebenso berechtigt sie zu den
„Cratomeren“ zu stellen, so wie es auch bei den ‚„Haplanthaxien“
möglich ist; ein weiterer Beitrag zum Beweise, wie unnatürlich die
Subgenera der Anthaxien, in diesem Falle der ‚‚Cratomerus“ sind.
Geographische Verbreitung: Turkestan.
* *
Archiv für Naturgeschichte
1916. A, S. 7 8. Heft
98 Jan’OÖbenberger:
14. Anthaxia aegyptiaca Obenberger (Fig. 2).
Länge 12. 25 mm. Eine große Art. Lang, auf den Seiten
ziemlich verrundet, auf dem Rücken ziemlich verflacht. Die
Struktur des Kopfes besteht aus einer verworrenen Runzelung, aus
der hier und da einige grübchenartige Ocellen zu bemerken sind.
Die Stirn ist weißlich behaart. Der Scheitel ist mit einer kurzen
Linie versehen. Die Struktur des Halsschildes besteht auf den
Seiten aus einer, der des Kopfes ähnlichen Runzelung, zur Mitte
überändert sie sich inscharfe, einfache, tiefein-
gestochene Punkte oder kurze Quereindrücke, die
je näher zur Mitte, desto feiner, kürzer und einzelner
werden. Die Mitte ist also in einem breiten Um-
fange fein skulptiert, geglättet und deshalb
stark glänzend. Der Halsschild ist etwa zwei-
mal so breit als lang, von der Basis in sanfter Run-
dung zum Vorderrande verengt. Die Flügeldecken
sind ebenso wie der Halsschild smaragdgrün. Auf
den Seiten sehr rauh skulptiert, ‘ein ziemlich breiter
Nahtsaum ist, besonders hinter dem Schildchen,
stark geglättet und kupferig gefärbt. Die
Unterseite ist smaragdgrün, die Klauen sind lang,
einfach. Die Fühler ?
Ein altes und stark beschädigtes Exemplar im
Wiener Hofmuseum, das als ‚‚suturalis M. C.“ — ein
Fig. 2. Name, der nicht bei den beschriebenen Arten exi-
stiert — bezeichnet ist.
Diese Art bildet mit den zwei nächstfolgenden eine natürliche
Gruppe, in die wohl auch die denticulata Roth aus Abessynien gehört.
Die aus eingerissenen Punkten bestehende Struktur des Halsschildes
ist etwas Neues für die Anthaxien der holarktischen Zone — es
ist ein Charakter, der mehreren südamerikanischen Arten (z. B.
verecunda Er., Redtenbacheri Obenb.) eigen ist und der ferner an
die Gattung Chalcogenia erinnert.
Geographische Verbreitung: Oberägypten.
15. Anthaxia Pharao Obenberger
Länge 7 mm. Der Kopf ist runzlig skulptiert, auf dem Scheitel
besteht die Skulptur aus eingestochenen Punkten. Der Halsschild
ist ähnlich wie bei der vorhergehenden Art gebildet, jedoch ist
die Struktur in der Mitte noch erloschener, einzelner, feiner und
diese Stelle wird darum viel glänzender. Die Flügeldecken sind auch
ähnlich gebaut, feiner gezähnelt, die Naht ist in ziemlich breitem
Umfange stark geglättet. Die gerunzelte Partie des Halsschildes
und der Flügeldecken ist rötlich kupferig, die geglättete Naht der
Flügeldecken und die Mitte des Thorax sind dunkelbraun, schwarz-
lich. Zur Spitze wird die dunkle Naht von der punktierten Oberseite
durch eine ziemlich gut prononcierte Längsrippe abgegrenzt. Die
Holarktische Anthaxien. 99
Klauen sind lang, einfach. Diese Art wird durch ihre Zweifarbigkeit
leicht kenntlich.
Ein älteres Exemplar, das als ‚‚incarnata M. c.‘“‘ bezettelt ist,
befindet sich in der Kollektion des Wiener Hofmuseums. Den
Namen ‚‚incarnata‘‘ konnte ich weder in älteren Katalogen noch
in meinen eigenen Bemerkungen nicht auffinden, es handelt sich
hier wahrscheinlichst nur um einen Namen ‚,‚in coll.“.
Geographische Verbreitung: Oberägypten.
16. Anthaxia Isis Obenberger.
Länge 9 mm. Der vorhergehenden Art sehr ähnlich, von ihr
durch größere Gestalt, schwarzbraune, einfarbige Oberseite und
rıppige Flügeldecken verschieden.
Ein Exemplar dieser Art befindet sich in den Sammlungen
des Wiener Hofmuseums unter dem fraglichen Namen ‚opaca ?
var. Klug.“.
Geographische ‘Verbreitung: Oberägypten.
* *
*
17. Anthaxia Kollari Marseul (Fig. 3).
Länge 7.5—8 mm. Diese in den Kollektionen sehr seltene Art
scheint wenig bekannt zu sein. Ich besitze nur ein Exemplar ohne
Patriaangabe. In der Form ist die Art ziemlich einigen
dd diadema ähnlich, jedoch sind die Flügeldecken
flacher. Die Färbung ist dunkelkupferig, auf dem
Halsschild befinden sich zwei dunkle längliche
Makeln. Nach der Beschreibung Marseuls sollen
sie schwer sichtbar sein, bei meinem Stück sind, sie
gut prononciert. Der Halsschild soll in der Mitte mit
einer Längsrinne und auf den Seiten mit einem
breiten Eindrucke versehen sein (Marseul). Mein
Exemplar ist zwar auf den Seiten flach, seicht ein-
gedrückt, aber die Mitte ist ziemlich eben und die
Mittelrinnen sehr flach. Ich halte dennoch mein
Exemplar für eine typische Kollari, weil diese Ein-
drücke bei dieser Gruppe so wie beimanchen
folgenden ziemlich variieren (siehe auch
Starcki!). Die Halsschildstruktur besteht auf den
Seiten aus ziemlich groben Ocellen, die sich in der
Mitte in ziemlich unregelmäßige Querrunzeln über-
ändern. Die Füße sind kupferig, die Fühler sind schmutzig schwarz-
grün. Diese Art schließt sich unmittelbar an die ‚‚Cratomeren‘ an.
Geographische Verbreitung: Mesopotannia.
Fig. 3.
18. Anthaxia Stareki Ganglbauer
Diese Art wurde nach fünf Exemplaren aus Persien beschrieben.
Die typischen Exemplare, die ich im Wiener Hofmuseum unter-
sucht habe, sind der Kollari sehr ähnlich; es ist ja gar nicht aus-
7 8. Heft
100 Jan Obenberger:
geschlossen, daß es sich hier nur um eine und dieselbe Art handelt.
Ich wage jedoch nicht beide Arten zusammenzuziehen, weil ich nur
sehr wenige Exemplare beider Arten untersuchen konnte. Die Art soll
in der Skulptur, in der Behaarung und im Habitus mit Kresenweltteri
übereinstimmen — sie wäre dann gewölbter als Kollari, die Stirn
und auch die Oberseite wäre spärlich fein weißlich behaart und sie
wäre nicht so zugespitzt zum Ende wie Kolları. Sie ist dunkel
erzfarbig, der Halsschild mit zwei schlecht begrenzten schwarzen
Längsbinden und einem seichten Eindruck innerhalb der Hinter-
ecken versehen (siehe Kollari!\, die Flügeldecken sind länger als
bei Kiesenwetteri, gegen die Spitze viel mehr verengt und stärker
gezähnelt als bei K. (das alles finden wir auch bei Kolları!). Die
Färbung der Fühler ist aber eine andere — Sie Sind
ebenso wie die Tarsen und wie die Hinterränder der
Abdominalsegmente grün oder blaugrün; diese Charaktere
können sich wohl als variable erweisen.
Geographische Verbreitung: Persia (Schiraz), Per-
sisch-Kurdistan.
19. Anthaxia eupriventris Marseul
Länge 6 mm. Diese kleinere Art ist ziemlich niedergedrückt,
schwarzviolett, auf der Unterseite glänzend violett, das Sternum
ist goldgrün. Die Fühler sind grünlichblau. Die Stimm ist fein hell
behaart. Der Halsschild. ist ziemlich flach, die Hinterwinkel sind
eingedrückt. Es ist leicht möglich, daß sie nur eine Form der
weitverbreiteten Kiesenwetteri darstellt.
Geographische Verbreitung: Syria.
20. Anthaxia congregata Klug
Länge 8mm. Diese Art ist ihrer Stirnbehaarung
wegen sehr interessant; die Stirn ist nämlich sehr
fein retikuliert, mit drei Ouerbinden, die aus
weißer Pubeszenz bestehen; die Fühler sind
fast länger als der Halsschild, hell purpur-
farbig, ebenso wie das braum. Der Halsschild soll
quadratisch sein, mit einer Impression jederseits auf
der Basis. Die Füße sind. kupferig.
Geographische Verbreitung: Nubia
(Ambukohl).
21. Anthaxia obockiana Fairmaire (Fig. 4).
Länge 8.5 mm. Es ist eine größere Art. Die
Stim ist dunkel kupferig, gelblich behaart, der
Halsschild ist dunkel kupferschwarz, mit rosa-
farbigen Reflexen, auf der Fläche durch zwei sehr
undeutliche dunkle Makeln getrübt, auf den Seiten
gerundet, in der Mitte am breitesten, vor den Hinter-
ecken beiderseits flach länglich eingedrückt. Die
Struktur besteht aus Ocellen, deren Zentral-
Holarktische Anthaxien. 101
körnchen nur an den Seiten deutlicher werden, deren
Seitenwände aber sehr eng sind und scharf vortreten.
So bemerkt man zur Fläche nur eine sehr scharfe Retikulation.
Die Ocellen, recte Zellen, bilden auch in der Mitte keine QOuerrunzeln,
sie verfließen nirgends ineinander. Die Flügeldecken sind braun-
schwarz, ihre größte Breite liegt hinter den Schultern, in den
Schultern sind sie seicht und kurz länglich eingedrückt; ein langer,
sehr flacher und seichter Längseindruck vergeht neben der Naht
auf der Hinterhälfte der Flügeldecken. Die Naht ist daselbst etwas
erhoben. Die unbedeckten Seiten des Abdomens sind ziemlich
lang gelblich behaart, die Unterseite und die Füße sind kupferig,
mit purpurvioletten Reflekten. Eine bisher nur wenig bekannte
Art, ich selbst besitze nur ein £.
Geographische Verbreitung: Abyssinien; vielleicht
auch in Ägypten aufzufinden.
22. Anthaxia Kiesenwetteri Marseul (Fig. 5).
Länge 6.5—11 mm. Diese auffällige Art wurde von de Marseul
in die Nähe der manca gestellt. Dieser Irrtum wiederholte sich
dann auch in dem Catalogus Reitter, Heyden & Weise von 1906.
Mit der manca sowie mit anderen ähnlichen Arten
hat diese Art keine Verwandtschaftsverbindungen ;
ihrer Körperform, Halsschildstruktur, Abdomen DE
etc. wegen gehört sie sicher hierher in die
cratomeroiden Formen. Diese Art ist violett-
schwarz, die Unterseite ıst violett, die Stirn ist
öfters grünlich, weiß spärlich fein und kurz be- n
haart; auch die Flügeldecken sind spärlich, kurz,
fein grauweiß behaart. Die Flügeldecken sind |
ziemlich breit fein skulptiert, ebenso wie der Hals-
schild. Die Struktur des Halsschildes besteht aus
Ocellen, die auf den Seiten sehr deutlich sind
und welche in der Mitte und am Vorderrande
öfters minder deutlich werden.
Von der nächstfolgenden Art unterscheidet
sich Kvesenwetteri durch feinere Struktur des Hals-
schildes,durch eine breitere Gestalt,gleichmäßigeres
Aussehen, gröber granulierte, viel robustere
Flügeldecken. Diese schöne Art scheint ziemlich Fig. 5.
selten zu sein.
Geographische Verbreitung: Kleinasien (Smyrna,
Küllek, Ak-Chehir), Griechenland (Athen etc.). Meine sieben
Exemplare stammen meistens aus Ak-Chehir in Anatolien, wo sie
von Korb gesammelt wurden. Balkan (Krüper), Dalmatien:
Spalato (Kaufmann), Ragusa.
23. Anthaxia Rambouseki Obenberger (Fig. 6).
Länge 5—5!/, mm. Diese kleine Art entfernt sich in mehreren
ziemlich wichtigen Punkten von der Kiesenwetteri, so daß ich sie
3. Hedi
102 Jan Obenberger:
als eine selbstäncige Art beschrieben habe. Sie ıst jedoch der
Kiesenwetteri, wie ich schon in der Originalbeschreibung bemerkt
habe, so ähnlich, daß es nicht ausgeschlossen ist, daß sie uns nur
eine nördlichere Subspezies dieser Art repräsentiert.
Sie ist viel schlanker, kleiner und parallelseitiger
als Kiesenwetteri — aber die Halsschildstruktur
ist viel gröber, was ziemlich widersinnig lautet.
Die Struktur ist viel verworrener, ‘etwa der
Kollari ähnlich, Die Grundfarbe ist braun-
schwarz. Das Schildchen, welches bei Kresenwetteri
konkav ist, ist hier leicht konvex; die Flügel-
decken sind aber feiner skulptiert als bei der
Kiesenwetteri. Die Unterseite ist auch mehr kupferig
etc. Bevor wir aber keine Übergangsformen vor
uns haben, muß sie als selbständige Art gelten.
Geographische Verbreitung: Bulgarien:
Rumelia (Sliven); es sind bisher nur zwei, von
Herrn Dr. Rambousek gesammelte Exemplare be-
kannt — das eine in meiner und das zweite in der
Kollektion des Herrn Zentraldirektor Sterba.
24. Anthaxia Arabs Marseul
Länge 10 mm. Diese Art repräsentiert mit der Kolları ein
Verbindungsglied zu den ‚‚Cratomeren“. Höchst bemerkenswert
ist hier der sexuelle Dimorphismus, der sich durch verdickte
Schenkeln & zeigt, ein Charakter, der früher als nur ein den Cra-
tomeren gehöriges Merkmal betrachtet worden ist.
Die Art ist bronzefarbig, wenig glänzend. Die Stirn ist weiß
behaart, die Fühler sind viel kürzer als der Halsschild, kupferig.
Der Halsschild ist 1?/, mal so breit als lang, auf den Seiten ein
wenig gerundet, auf der Fläche ocelliert, in der Mitte flach und
seicht gerinnt, vor den Hinterecken eingedrückt. Die Schultern
der Flügeldecken ragen sehr empor; die Flügeldecken selbst
sind drei Vertiefungen wegen ziemlich uneben. Zwei
solche Eindrücke vergehen schief von den Schultern, einer ist
länglich mit der Naht parallel. Auf den Seiten des Abdomens
befinden sich einige. weißliche Tomentflecke. . Das
Männchen hat verdickte Schenkel, die Vordertibien
sind vor dem Apikalende auf der Außenseite mit einem
starken, stumpfen Zahne versehen.
Geographische Verbreitung: Arabien.
25. Anthaxia illiensis Obenberger (K. Daniel in coll.) (Fig. 7).
Länge 6.25—7 mm. Kupferig, die Oberseite spärlich, die Unter-
seite deutlicher weiß behaart. Die Stirn auf dem ziemlich empor-
ragenden Kopfe ist breit, ocelliert, spärlich dünn weißlich behaart.
Der Halsschild ist fast zweimal so breit als lang, im vorderen Drittel
am breitesten, von da zum Vorderrande stärker, zur Basis schwächer
Holarktische Anthaxien. 103
verengt. Die Struktur besteht aus verworrener, runzeliger Ocella-
tion, die ziemlich undeutlich ist. Die Basis sowie eine kleine
triangelförmige Stelle vor dem Schildchen (auf der Basis)
geglättet, glänzend. Die Flügeldecken sind gestreckt,
ziemlich abgeflacht, ziemlich rauh körnig, auf der
Spitze einzeln abgerundet und gezähnelt. Abdomen
ist hoch. Die Füße sind schlank, kupferig, die Tarsen
sind grünlich, die Fühler (vom 2. Gliede an) sind bläu-
lich. Die Klauen sind einfach, lang.
Diese' Art steht ziemlich einzeln in dieser Gruppe.
Sie ähnelt etwas meiner Kabyliana, aber ist viel
schlanker, anders skulptiert etc.
Geographische Verbreitung: Provinz Kuldja
— oberer Illi-tal (Hauser). Die Typen befinden sich
im Wiener Hofmuseum.
26. Anthaxia kabyliana Obenberger (Fig. 8).
Länge 5.75 mm. Messingfarben mit grünlichen. Reflekten,
parallel, ziemlich gewölbt und robust. Die Stirn ist ocelliert, breit,
fast undeutlich weißlich behaart. Die inneren Augenränder laufen
auf dem Scheitel ziemlich stark zusammen (viel mehr als bei
illiensis m.). Der Halsschild ist 1%, mal so breit als lang, parallel-
seitig, gewölbt, von ®/, der Länge nach vorne verengt, im Grunde
glänzend. Die Struktur besteht auf den Seiten aus kleinen deut-
lichen, sehr scharfen Ocellen; diese werden zur Mitte quer und ihre
Zentralkörnchen werden hier undeutlich; so bemerkt man in der
Mitte nur quere, ziemlich breite Zellen auf glänzendem Grunde,
die einen Eindruck von Ouerrunzeln machen. Die
Flügeldecken sind gewölbt, ziemlich breit und kurz,
zur Spitze verengt, einzeln abgerundet, fast undeut-
lich sehr fein gezähnelt, mit schwach angedeuteter,
reihiger Struktur sehr kurz, einzeln und fein, reihig
weißlich tomentiert. Der Vorderrand und das Ende
des ersten Bandsegmentes sind auf den überragenden
Seiten deutlicher weiß tomentiert. Die Klauen sind
einfach, die Füße sind grünlich.
Diese Art hat mit illiensis einige Merkmale
zusammen — übrigens ist sie aber von ılliensis weit
entfernt durch eine Menge von Eigenschaften. Die
Struktur des Halsschildes, die Gestalt, die Form
des Abdomens, der hier deutlich die Flügeldecken
überragt (bei illiensis nur sehr schwach), lassen diese m, g
beide Arten mit Sicherheit voneinande trennen. Sie en
könnte viel eher mit der inculta var. aerea Rey, deren sie ziem-
lich ähnlich ist, verwechselt werden. Von dieser unterscheidet sie
sich durch die reihige, gröbere Struktur der Flügeldecken, durch
das überragende, gefleckte Abdomen, im Grunde glatten Hals-
schild mit einer anderen Struktur; dieser ist bei aerea viel breiter
Fig. 7.
Ss. lIlcht
104 Jan Obenberger:
und flacher. Die Stirn (von vorne gesehen) der aereaist viel breiterals
der kabyliana. Meine Art ist robuster, kürzer, vielmehr zugespitzt etc.
Geographische Verbreitung: Tunis: Ghardaia.
27. Anthaxia pleuralis Fairmaire
Länge 5—7 mm. Diese Art ist der millefolii, besonders ihren
Varietäten, recht ähnlich; weil sie aber ziemlich konstant ist, halte
ich sie für eine besondere Art. Von den grünen millefokii-Aber-
rationen unterscheidet man diese Art folgendermaßen:
1. Millefolii ist immer mehr seidenschimmernd, die
Struktur ist immer mehr erloschen, niedrig, der Käfer ist
matter, die kleinen Ocellen des Halsschildes werden
schon in der Mitte, vor der Basis undeutlich (besonders
ihre Zentralkörnchen). Basis des Halsschildes ist gleichmäßig
breit, sehr glänzend gerandet (bei etwas vorgezogenem
Halsschilde sehr gut sichtbar; der Käfer ist undeutlicher behaart;
die umgebogene Partie der Flügeldecken (Epipleuren) sind viel
enger (was besonders bei großen Exemplaren sehr deutlich ist).
9. Pleuralis hat einen um etwas engeren Halsschild, das
Schildchen ist gewölbter, die Struktur ist ziemlich konstant,
aber immer gröber, runzeliger, körniger; die Naht ist glatter.
Die Epipleuren der Flügeldecken sind verhältnismäßig vielbreiter,
robuster. Die Basis des Halsschildes ist geglättet, aber der glatte
Saum ist überall nicht gleich breit; vor dem Schildchen ist er
triangelförmig, in kleiner Ausdehnung vorgezogen. Die
Halsschildstruktur ist viel gröber, die Ocellen sind an der Basis
in der Mitte stets deutlich. Der Käfer ist stets smaragdgrün
— diese Färbung ändert sich nur selten in eine mehr kupferige —
in der Färbung ist diese Art im Gegensatze zu der proteischen
millefoliı sehr konstant.
\ Geographische Verbreitung: Algier (aus mehreren Lo-
kalitäten, besonders in Lambessa und Teniet-el-Haad), sehr häufig.
Synonyme: anthemidis auct. in coll.
Pleuralis var. robustior Obenberger
Es sind mir bisher nur drei Exemplare dieser bemerkenswerten
Varietät bekannt. Das eine steckt in der Kollektion des Berliner
Ent. Museums und stammt aus Algier — meine 2 anderen Exem-
plare sind mit einer Etikette „Lambessa, 23. VI. 86° versehen.
Diese Varietät unterscheidet sich von der typischen Form durch
viel höhere, robustere, größere Gestalt, durch etwas feiner skulp-
tierte Oberseite und durch die glänzend goldene Unterseite (bei
der typischen Form ist dieselbe stets grün). Vielleicht eine selb-
ständige Art.
28. Anthaxia millefolii Fabricius*)
Die.e Art unterscheidet sich leicht von der vorhergehenden
Art durch veränderliche Färbung, durch schmälere Epipleuren
etc. Siehe Dleuralis. Fairm.
-*) Siehe Anhang,
Holarktische Anthaxien. 105
Diese Art tritt in sehr verschiedenen Formen aui. Es sind mir
große, grüne, der Pleuralis täuschend ähnliche Exemplare aus Süd-
frankreich bekannt; ebenda kommen große, graphitgraue Exem-
plare vor. Manchmal sind die Exemplare dunkelbraun mit grüner
Stirn. Solche Stücke sind häufig falsch als smaragdifrons bezeichnet.
Als typische Form betrachte ich einfarbige, graubraun, braun
bis grünlichbraun gefärbte Exemplare.
Auf der Balkanhalbinsel sowie in Maroc., Spanien etc. kommen
häufig kleine, grüne, auf der apikalen Partie der Flügeldecken
braun getrübte Exemplare vor; diese wurden als ‚„smaragdifrons
var. Dolychloros‘‘ bezeichnet. In der Wirklichkeit handelt es sich
um keine Aberration der smaragdifrons, die eigentlich auch nur
eine gute Varietät der millefolii ist, sondern nur um eine sehr
schwache, bedeutungslose Aberration oder besser gesagt Form,
die mit der typischen millefoli durch eine Menge von Zwischen-
{ormen verbunden ist.
Smaragdifrons dagegen ist eine gute, mir nur aus Algier
bekannte und im allgemeinen seltene Varietät der millefolii. Sie
ist viel kleiner, glatter, schmäler, die Oberseite ist glänzender; der
Halsschild ist in den Hinterecken deutlich eingedrückt; er ist im
Grunde glatt, die Runzeln sind deutlicher, locker gestellt, scharf.
Es scheint mir, daß diese Varietät vielleicht eine lokale, auf West-
Nordafrika beschränkte Rasse der millefolii darstellt.
Die bisher nur aus Korsika bekannte var. Dudtzi Bickhardt
ist hauptsächlich nur durch die Färbung des Halsschildes ver-
schieden; dieser ist (ebenso wie der Kopf) schwarz getrübt, matt,
die Flügeldecken sind dunkelbronzebraun. Eine der häufigsten
Arten.
Geographische Verbreitung: 1. millefolii F.: Südeuropa,
Mitteleuropa. Frankreich, besonders im südlichen Teile zahlreich.
Italien: Calabrien (Paganetti), Aguila (Winkler), Lombardia, Sta.
Cristina (Winkler), Bologne etc. Spanien: Ponferrada (Paganetti),
Manzanal (Paganetti), Palencia (Paganetti), Sierra Legora, Andalu-
sia — zahlreich. Sizilien (Kraatz-Rottenberg-Berliner Ent. Mus.).
Portugalzahlreich. Ungarn minderzahlreich. Dalmatien (Boc-
ca di Cattaro etc., Sutorina, Krivo$ije, Spalato etc. zahlreich).
Istrien ebenso, Lovrana, Abazzia, Trieste etc. Rumänien:
Dobrudja (Macin, Comana Vlasca). Bulgarien: Varna, Sliven,
Rumelia etc.; von Herrn Dr. Rambousek sehr zahlreich gesammelt.
Bosnien seltener. Herzegovina: Mostar, Grebci etc., zahlreich.
Südrußland zahlreich, nirgends fehlend. Kaukasusländer:
Elisabetpol, Novorossijsk etc., seltener. Türkei: Constantinople
etc., zahlreich. Griechenland: Attica, Peloponnes etc. Von
Dr. Krüper zahlreich gesammelt. Saloniki. Westkreta — in der
Kraatzschen Koll. des Berl. Ent. Museum. Kleinasien seltener,
aber sicher nirgends fehlend. Syrien seltener, Akbes, Aleppo.
Algerien, wie es scheint, ziemlich zahlreich, von ebenda meist als
„smaragdifrons“ zugehend, St. Charles. Marokko seltener, Tanger.
% Heft
106 Jan Obenberger:
Nördlichere Verbreitung: Böhmen, von mir selbst in
dem warmen Tale von Karlik in Mittelböhmen erbeutet. Novä
Hut (Schiffner). Schlesien!-Acht so bezettelte Exemplare in der
Kraatzschen Sammlung. Deutschland: Bayern, Hessen, Rhein-
rovinz. Ober- und Niederösterreich (Umgebung Wiens etc.).
ee nel Alpenländer selten, nur in Südtirol häufig.
In der Schweiz sicher vertreten. Mähren ziemlich selten, nur im
südlichen, zu Österreich geöffneten Teile.
Die Verbreitungsgrenzen in Rußland, im östlichen Teile von
Kleinasien und Syrien sowie im Kaukasus (Lenkoran?) sind mir
unbekannt.
9. ab. polychloros Abeille. Diese Aberration begleitet immer
die Stammform. Sie hat dieselbe Verbreitung.
3. ab. Budtzi Bickhardt: Corsica (Bastia).
4. var. smaragdifrons Marseul. Mir nur aus Algier (St.
Charles etc.) bekannt. Nach Prof. Roubal auch in Sierra Nevada
in Spanien. Tunis (Teboursouk).
5. var. scutellata Obenberger (Fig. 9). Diese Form zeichnet sich
durch eine eigentümliche Form des Halsschildes aus: Der Thorax
ist mehr als zweimal so breit als lang, gewölbt,
bis etwa in 1, der Länge parallel, dann zum Vorder-
rande plötzlich verengt. Auch die Stirn ist viel
gewölbter, schwarz. Der Halsschild ist schwärz-
lich, die Flügeldecken sind olivenbrun. 6. Var.
protractibennis m. vide Anhang!
GeographischeVerbreitung:Kleinasien
(Cilic. Taurus).
29. Anthaxia rossica K. Daniel
Diese nur sehr kurz beschriebene Art scheint
mir ziemlich zweifelhaft; der Beschreibung nach
soll sie mit der,,dolychloros‘‘ vollkommen über-
einstimmen — „ab ea praesertim sulcis segementi
analis intramarginalibus deficientibus discedens“
— ‚„Rossia mer.‘ Ich habe zahlreiche millefohi,
auch mehrere, die zu der problematischen ‚, Varie-
tät‘ Dolychloros gehörten, bezüglich der Form des
Analsegmentes nachgeprüft und habe gefunden, daß auch dasselbe
sehr variiert — auf einem bulgarischen Exemplare, das sicher zu
millefolii gehört, habe ich sogar das Fehlen der schiefen Lateral-
eindrücke konstatiert. Südrußland.
Herr Autor macht keine Note über die Zahl der Typen. Wenn
er nur ein Exemplar vor sich hatte, so wird es sicher sein, daß
wir es hier nur mit einer individuellen Abnormität zu tun haben.
Fig. 9.
30. Anthaxia ineulta Germar
Länge 4—7 mm. Diese Art ist durch ihre robuste, zum Ende
verengte Gestalt und fein skulptierte Oberseite sehr ausgezeichnet.
Holarktische Anthaxien. 107
Sie ist immer hell kupferig, gleichmäßig gefärbt; diese Färbung
scheint mir konstant zu sein. Als v. aerea Rey werden bezeichnet
solche in culta, deren Flügeldecken auf den Seiten mehr parallel,
unausgeschweift sind, die mehr glänzend sind (die typische Form
ist meistens matt), deren Halsschildfläche sehr deutlich höher
skulptiert ist; die Zentralkörnchen sind bei aerea in der Mitte meist
verschwunden, es sind auf der Fläche einige Ouerrunzeln bemerkbar.
Diese Varietät ist in der Gestalt der millefolii täuschend ähnlich
und sie wird sehr oft nicht erkannt. Von dieser Art wird sie haupt-
sächlich nur durch die Färbung, den Glanz, meist deutlichere
Behaarung der Flügeldecken und durch etwas anderes System
der Halsschildrunzelung unterschieden.
Geographische Verbreitung: Südeuropa, Nordafrika.
Südfrankreich: Montpellier, Nimes, Avignon, Hyeres etc.
Spanien: Valencia, Andalusien, Alicante, Ponferrada. Deutsch-
land: Nassau, Rheinprovinz, selten (ex Rtt.). Italien (Lombar-
dien — sicher nirgends fehlend). Elba. Südtirol (Meran). Cor-
sika, Sizilien. Istrien, Dalmatien (Castel Vecchio, Spalato
etc... Ungarn, Niederösterreich, Südmähren (sehr selten).
Mazedonien, Türkei, Griechenland (Attica, Saloniki, Poros,
Peloponnes). Kleinasien (Tschakit, Smyrna etc... Tunis
(Chardaia). Algier (Biskra, Sebdou, Teniet etc.) häufig. Marokko.
In der Kollektion Kraatz des Berliner Ent. Museum befindet
sich auch znculta mit der Lokalität ‚Schlesien‘ ; diese, obwohl nicht
ganz unmögliche Provenienz soll sich jedenfalls noch bestätigen.
var. aerea Rey: Frankreich: Hyeres (Rey), Noyon, Avignon
(meine Koll.), Morriere (Var.). Sizilien (meine Koll.),. Spanien
(meine Koll. — scheint ebenda nicht selten zu sein). Bosnien
(Br&ka — meine Kollektion). Die Art lebt auf Hypericum Pperfo-
vatum.
31. Anthaxia binotata Chevrolat
Es ist eine etwa 5 mm lange, grünliche Art aus
Senegal; sie steht auch mit der Hauseri Kerr. in
einigen Beziehungen. Ihre Färbung sowie die zwei
mehr oder weniger deutlichen Längsmakeln am Hals-
schilde lassen sie sehr leicht von den verwandten
Arten unterscheiden. In Südmarokko und in Süd-
algier möglich.
Geographische Verbreitung: Senegal, West-
afrika.
32. Anthaxia Hauseri Kerremans (in litt. ?) (Fig. 10).
Länge 4.25 mm. Eine hübsche smaragdgrüne
Art. Der Kopf ist ocelliert; diese kleinen Ocellen Fic 10
sind rundlich. Der Halsschild ist etwa zweimal so Es
breit als lang, auf den Seiten gerundet. Die eigentümliche
Struktur besteht aus eckigen, hohen, fünfseitigen Ocellen, mit
&. Heit
108 Jan Obenberger:
ziemlich feinen Körnchen. Diese sind auf der Fläche quer-
gestellt. Die Flügeldecken sind fein sculptiert, hinter der Mitte
etwas ausgeschweift, smaragdgrün. Die Naht ist hinter der Mitte
etwas geglättet und dort etwas messingglänzend. Diese kleine
hübsche Art, zu der alle die ‚‚cichorii‘‘ aus Oberägypten und ein
Teil der ‚aenea‘‘ aus Nubien in den Kollektionen zu zählen ist,
wird besonders der scharfen, fünfeckigen, queren Ocellation wegen
sehr leicht kenntlich. Die Originaldiagncse ist mir unbekannt.
GeographischeVerbreitung:Ostafrika:Ikutha. Nubien.
33. Anthaxia aenea Castelnau & Gory
Länge 6.5mm. Eine große, an die nächstfolgende stupida Mars.
sehr erinnernde Art. Von stupida unterscheidet sie sich durch
breiteren, am Vorderrande zweifach ausgeschnittenen Halsschild,
der zu den Vorderecken nur sehr mäßig verengt ist; die Struktur
ist auch eine andere, indem bei s/upida sehr deutliche Ocellen mit
deutlichen Zentralkörnchen bemerkbar sind, bemerkt man hier nur
eine sehr feine, meistens erloschene Skulptur mit sehr kleinen, aber
auch deutlichen Zentralkörnchen und mit meistens erloschenen
Ocellenwänden. Die Stirn ist mehr goldig, auf der Vorderpartie
gelblich behaart.
Geographische Verbreitung: Senegal, Westafrika.
34. Anthaxia elavata Obenberger (Fig. 11).
Länge 6.25 mm. Kupferig, nur die Stirn, die Vordertibien
und Vordertarsen und die Fühler sind grün. Der Kopf ist normal,
die inneren Augenränder auf der Stirn und auf dem Scheitel
konvergieren ziemlich. Die Stirn ist in der Mitte flach länglich
gerinnt, die Struktur besteht aus kleinen runden
Kreischen ohne Mittelkörnchen. Die spärliche Stirn-
behaarung ist weißlich. Die Fühler sind sehr robust,
die Glieder sind vom dritten Gliede stark quer, vom
4. bis zum 10. Gliede viereckig, stark quer, das letzte
Glied ist klein, quer, zugespitzt. Der Halsschild
ist 11, mal so breit als lang, die Hinterwinkel
sind scharf, etwas nach hinten vorgezogen. Die
nächste Partie des Halsschildrandes ist gerade,
parallel; sie nimmt etwa ein Viertel der Seitenlänge
an. Von da nach vorne mäßig gerundet verengt,
die größte Breite liegt etwa in der Mitte. Die Struk-
tur besteht aus scharfen, etwas eckigen Ocellen, die
überall gleich sind. Das Zentralkörnchen ist überall
vorhanden sehr deutlich. Die Flügeldecken sind
Fig. 11. länglich, ziemlich flach, deutlich, ziemlich lang
weiß behaart. Die Unterseite ist mehr glänzend
und noch deutlicher behaart. Die Klauen sind einfach. Eine
der merkwürdigsten Arten dieser Gruppe. Durch die Form und
Struktur des Halsschildes gehört sie zu den mit studida verwandten
Holarktischs Anthaxien. 109
Arten; durch die Form der verlängerten und dabei flacheren Flügel-
decken nähert sie sich mehr zu den mit Kollari verwandten Arten
und bildet einen Übergang zwischen beiden Gruppen. Die sonder-
bare Umbildung der Fühler weist auf ihrenahen Beziehungen mit
den sogen. Cratomeren hin.
Geographische Verbreitung: Ira (Nordostafrika). Ery-
thraea.
35. Anthaxia Semiramis Obenberger
Länge 5.5 mm. Hellkupferig, zylindrisch, verlängert. Der Kopf
ist flach, kupferig, retikuliert, sehr kurz, fein und spärlich weiß
tomentiert. Der Halsschild ist etwa 1%, mal so breit als lang,
parallelseitig. Die Struktur des Halsschildes besteht aus gleichen
Ocellen, diese sind niedrig, im Grunde chagriniert, deshalb
matt; das Zentralkörnchen ist deshalb auch nur undeutlich. Die
Flügeldecken sind verengt, dabei aber besonders zur Spitze ziemlich
stark depreß. Das Ende der Flügeldecken ist einzeln abgerundet,
gezähnelt. Die Unterseite ist ebenso gefärbt wie die Oberseite
glänzender. Die Klauen sind einfach. Diese Art gehört systematisch
zu der stupida, durch die Form der Flügeldecken bildet sie aber
einen weiteren Übergang zu den mit Kollari verwandten Arten.
Die eigentümliche Skulptur des Halsschildes läßt sie sehr leicht
erkennen.
Geographische Verbreitung: Mesopotamien: Mossul.
36. Anthaxia stupida Marseul (Fig. 12).
Länge 6—8 mm. Eine große, in der Gestalt auf die ınculta
erinnernde, auf Nordafrika beschränkte Art. Von inculta wird sie
durch größere, mehr verlängerte Gestalt, durch
glattere Oberseite, mehr gewölbten Halsschild,
deutlichere Ocellation des Halsschildes, grünliche
Stirne und feiner Skulptur der glänzenden Flügel-
decken unterscheiden. Die einzelnen Halsschild-
ocellen sind im Grunde (mit einer scharfen
Reichert’schen Determinatorlupe beobachtet) sehr
fein, aber deutlich chagriniert. Die Unterseite ist
mit einigen weißen Tomentmakeln versehen.
Geographische Verbreitung: Nordafrika.
Algier: Biskra etc. Tunis: (häufig) Bled Thala.
Aegypten: Ambukohl.
37. Anthaxia Minerva Obenberger
Länge 4—6 mm. Diese kleine interessante Art
ist durch die Form des Halsschildes sehr leicht
erkenntlich. Die Hinterwinkel des Halsschildes
sind nämlich eingedrückt und etwas nach außen
vorgezogen. Die Flügeldeckenstruktur ist ziemlich geglättet.
Die Zentralkörnchen der Ocellen des Halsschildes sind. groß aber
flach, wie niedergedrückt. In der Gruppe der mit inculta verwandten
Fig. 12.
$. Heft
/
110 Jan Obenberger:
Arten ziemlich isoliert stehend. Die Arten dieser Gruppe zeigen
im allgemeinen eine Neigung zur Bildung von nach außen vorge-
zogenen Hinterecken des Halsschildes; diese Evolutionsrichtung
ist hier am deutlichsten.
Geographische Verbreitung: Griechenland (Athen,
Attica, Thessalia, Argaliki). Zahlreiche Exemplare im Wiener
Hofmuseum. Siehe Anhang!
38. Anthaxia pumila Klug
Länge 4 mm. Kupferig bronzefarben. Die Stirn ist gewölbt.
Der Halsschild ist ziemlich kurz, auf der Basis herzförmig ein-
gewürgt, gewölbt, auf den Seiten fast undeutlich retiku-
liert, gegen die Hinterwinkel mit einem Doppeleindruck. Der
Vorderrand des Halsschildes ist zweifach ausgerandet; die Mitte
des Vorderrandes ebenso wie die Vorderwinkeln ragen sehr vor.
Die Flügeldecken sind 21, mal so lang als der Halsschild, bis in
zwei Drittel der Länge parallel (ex Marseul). Nach meiner
Meinung gehört diese Art der Form des Halsschildes, ihrer Skulptur
und der Form der Flügeldecken wegen zu meinen carthaginiensis.
Geographische Verbreitung: Egypten: Ambukohl, Don-
gola. |
Die Gruppe der mit inculta verwandten Arten hat vielfache
Beziehungen — durch die inculta (siehe var. aerea!) ist sie mit der
Gruppe der millefolii verwandt; durch die binotata mit der exo-
tischen Gruppe der Hauseri; durch $umila mit der Gruppe der
Carthaginiensis etc. Diese Gruppe steht im allgemeinen der inculta-
Gruppe sehr nahe.
39. Anthaxia Schach Abeille
Länge 5.5 mm. Eine durch die Färbung und durch längliche,
schlanke Gestalt sehr markante Art.
Geographische Verbreitung: Persien: Suzen, Bazouft
(Karum).
40. Anthaxia flavicomes Abeille
Länge 5—5.5 mm. Eine sehr glänzende, hellgrüne, hübsche
Art. Von cichorii wird, sie durch ihren Glanz, durch feinere
Skulptur und durch die Behaarung leicht unterschieden.
Meine var. eriwana unterscheidet sich von der typischen Form
durch die schön rötlichen Flügeldecken und die Seitenstücke des
Halsschildes, die Unterseite ist ebenso gefärbt.
Geographische Verbreitung: Das warme Araxestal,
2. B. Eriwan. Vielleicht in Armenien und Persien weiter verbreitet.
Alle meine Exemplare stammen aus Eriwan.
41. Anthaxia serena K. Daniel
Länge 5—6 mm. Nach der leider sehr kurzen Beschreibung
ist diese Art der cichorii ähnlich, aber mit einer, besonders am Hals-
Holarktische Anthaxien. 111
schild viel erloschenen Skulptur. Die Mitteltibien sind am Ende
gekrümmt und dicht tomentiert. Mir unbekannt.
Geographische Verbreitung: ‚Asia Minor“.
42. Anthaxia laticeps Abeille
Länge 4.75 mm. Ziemlich kurz, rötlich bronzefarben. Auf der
Oberseite ebenso wie auf der Unterseite gefärbt. Der Kopf ist
sehr breit, sehr gewölbt, die Augen sind sehr groß, die Stirn ist
retikuliert, Epistom und die Fühler sind grün, die Fühler sind
lang. Der Halsschild ist quer, quadratisch, parallelseitig, die
Hinterwinkel sind scharf rechteckig. Die Oberseite ist mit Ocellen
besetzt, deren Körnchen besser hervortreten als die Wände der-
selben. Vor den Hinterwinkeln schwach eingedrückt. Die Flügel-
decken sind ziemlich glänzend, kurz, kurz verengt und einzeln
abgerundet auf der Spitze. Die Oberseite ist gleichmäßig cha-
griniert, in % der Länge ein wenig eingedrückt. Die Unterseite
ist glänzend, besonders der Abdomen. Das letzte Ventralsegment
ist in der Mitte eingedrückt, die Seiten desselben sind aufgebogen
(ex Abeille).
Geographische Verbreitung: ‚„Moravia“.
Eine sehr rätselhafte Art mit einer sehr problematischen
Provenienz.
43. Anthaxia spinosa Abeille
Länge 5 mm. Form und Gestalt der cichorii Ol. Grünlich
bronzefarben, auf den Flügeldecken matt, kahl. Der Kopf ist mit
gleichen Ocellen bedeckt; die Stirn ist in der Mitte eingedrückt,
die Fühler sind metallisch. Der Halsschild ist sehr gewölbt, auf
den Seiten vorne gerundet, dann etwas eingewürgt; die Hinter-
winkel sind rechteckig; die Oberseite ist mit in der Mitte ver-
worrener und auf den Seiten wenig deutlicher Ocellation bedeckt;
eine eingedrückte Medianlinie und vier wenig tiefe Eindrücke
auf der Scheibe; die vorderen Eindrücke sind genähert. Der Hals-
schild ist grün, gewölbt. Die Flügeldecken sind eben, nicht so breit
als der Halsschild, zuerst fast parallel, dann ein wenig verbreitert
und dann verengt und einzeln abgerundet; die Runzeln sind
schlecht prononciert. Die Unterseite ist grünlich, das Prosternum
ist körnig, ebenso wie das Abdomen; das letzte Segment ist auf
der Spitze eingedrückt ; die Ränder dieses Eindruckes sind gehoben.
Die Füße sind metallisch, die 6 Trochanteren sind mit einem kurzen,
breiten, konischen Dorn bewehrt. (Ex Abeille & Perrin).
Mir ist diese interessante Art unbekannt, sie scheint durch die
Form des Halsschildes und der Flügeldecken, ebenso wie durch
die eigentümliche Bewehrung der Trochanteren recht charak-
teristisch zu sein. Der Halsschildstruktur wegen habe ich sie in
die Nähe der domina Ab. und cichorii Ol. gestellt. Doch ist diese
Stellung nur provisorisch.
Geographische Verbreitung: ‚Caspia“ (Von Reitter
erhalten).
& Heit
112 Jan Obenberger:
44. Anthaxia domina Abeille
Länge 6 mm. Seidengrün, einfarbig oder der Halsschild ist mehr
goldig; in einigen Fällen ist die ganze Oberseite goldig. Der Kopf
ist granuliert. Die Granulen bilden gebogene Querreihen. Die
Fühler sind kurz und breit, grün. Der Halsschild ist quer,
paralellseitig, die Hinterwinkel sind rechteckig, die Oberseite
ist gewölbt, vollkommen mit feinen, kleinen regelmäßigen,
aber ziemlich undeutlichen Ocellen bedeckt. Die Flügel-
decken sind hinter den Schultern verengt; es sind auf ihnen manch-
mal einige angedeutete Längsreihen deutlich. Pygidium ist grob
punktiert, die Punkte sind unregelmäßig, grob. Sie setzen sich
bis auf die Spitze vor, mit einem länglichen Mittelleistchen. Die
Unterseite ist goldgrün. Die Vordertibien der Männchen sind ge-
krümmt.
Sie soll nach Abeille einer großen czchorii ähnlich sein; sie ist
aber mehr robust und massiv, mehr goldig, mehr seidenglänzend,
mit abweichendem Pygidium etc.
Geographische Verbreitung: Algier: Monts Aures.
45. Anthaxia eichorii Olivier
Länge 4—7 mm. Eine weit verbreitete, besonders in Südeuropa
häufige Art. Sie ist fast immer matter glänzend, durch die sehr
regelmäßige, überall gleiche, aus regelmäßigen Ocellen mit sehr
deutlichen Mittelkörnchen bestehende Struktur sehrleicht kenntlich.
Das letzte Ventralsegment ist auf der Spitze mit einem tiefen Grüb-
chen versehen; diesen Charakter hat sie mit mehreren Arten ihrer
» Gruppe gemein. Regelmäßig sind die Männchen grün, die Weibchen
zweifarbig, indem die Flügeldecken rotbraun und der Halsschild
goldgrün ist. In selteneren Fällen sind die Weibchen andromorph
— vollkommen grün —, diese bilden dann ab. Q chamomilae Mnnh.
Eine andere Varietät mit gewölbtem, glatten, auf der Vorder-
seite glänzenden Halsschilde ist die var. gibbicollis Rey.
Eine mehr robuste, längliche Varietät mit ziemlich langge-
streckten Flügeldecken etc. ist meine var. darthica, eine östlichste
Varietät der cichorii.
Alle diese Varietäten besitzen eine dunkle Behaarung auf der
Außenseite der Hintertibien; meine var. nigrithorax, die auch
durch die Färbung abweicht, hat eine hellere Behaarung.
Geographische Verbreitung: Südeuropa, ein Teil von
Mitteleuropa, Westnordafrika, Kleinasien bis Persien.
Südfrankreich: Hyeres etc.,- zahlreich. Italien: Aquila,
Lombardien etc. sicher nirgends fehlend! Südtirol: Meran,
Kitzbühel etc. Istrien: Lovrana etc. Krain, Niederösterreich
Mähren, seltener. Böhmen: Novä Hut, sehr selten. Im D.
Ent. Museum zahlreiche Exemplare mit der Bezettelung ‚‚Riesen-
gebirge‘“ (Rottenberg). Deutschland: Hessen, Rheinprovinz,
Thüringen (Blankenburg) ; in Bayern sicher nicht fehlend ; Württem-
berg. Ungarn: Mehadia etc., sicher nirgends fehlend. Croatien,
Holarktische Anthaxien. 113
Istrien, Bosnien (Jablanica etc.), Herzegowina (Mostar ete.).
Siebenbürgen. Dalmatien: KrivoSija, Spalato etc. gemein.
In Serbien sicher nicht fehlend. Volhynien, Südrußland
(Sarepta etc... Krim. Kaukasusländer: Araxes, Petrovsk,
Tiflis, Somchetia, Novorossijsk, Mcchet etc. Türkei: Scutari.
Bulgarien überall sehr häufig; in mehreren Hunderten von Dr.
Rambousek gesammelt. Griechenland: Olymp, Achaia, Creta,
Saloniki, Poros etc. Kleinasien: Adana, Tschakit etc., Smyrna
häufig. Syrien: Jaffa, Jericho, Carmel. Aus dem östlichen Teile
Nordafrikas besitze ich bisher keine Exemplare. Algier: überall,
ziemlich häufig; schön ausgefärbte Exemplare. Spanien: Pon-
ferrada etc., sicher nirgends fehlend.
In der Kraatzschen Sammlung des Berl. Ent. Museum befindet
sich auch czchorii aus Schlesien; diese Lokalität ist wohl möglich;
sie soll sich aber noch bestätigen, um so mehr, weil keine nähere
Provenienz angegeben ist.
Die Art wird auf verschiedenen Kompositen gelangen.
Die Varietäten:a. ?chamomillae Mnnh. : Bulgarien gemein,
Kaukasus.
var. Darthica Obenberger: Persien (Astrabad-Hauser).
var. gibbicollis Rey: Frankreich (Lyon).
var. nigrithorax Obenberger: Kaukasus: Eriwan.
46. Anthaxia berytensis Abeille
Länge 4—515 mm. Diese Art ist der nächstfolgenden sehr
ähnlich; sie scheint diese Spezies in Syrien zu ersetzen. Die Flügel-
decken sind blauviolett, minder kurz als bei hypomelaena, am
Ende zugespitzt. Der Halsschildist mehr verlängert, am Vorderrande
ist er minder ausgerandet als bei hypomelaena. Das Grübchen ist
auf dem letzten Ventralsegment mehr länglich
Geographische Verbreitung: Syrien: Beyrouth, nicht
selten.
47. Anthaxia hypomelaena Illiger
Länge4—5.5mm. Dieseder Färbung nach sehr leicht kenntliche
Art wurde bisher ganz falsch zu der mitidula L. gestellt. Warum
es geschah, weiß ich nicht; vielleicht war die etwas ähnliche
Färbung die Ursache dieses Mißverständnisses. Aypdomelaena
zeigt vollkommen die Struktur der der cichorii ähnlichen Arten;
solche Struktur wiederholt sich bei den ‚breiten‘ Arten nirgends;
nur bei den schwarzen Anthaxien (Carmen etc.) finden wir eine
ähnliche; diese weicht aber auch in mehreren Punkten ab. Wenn
schon eine ähnliche, aus regelmäßigen Ocellen bestehende Struktur
wie bei Carmen vortritt, dann ist der Halsschild niemals so gewölbt
und formiert wie bei der hydomelaena; die Ocellen sind dann meist
hochwandig etc. Die Form des letzten Ventralsegmentes der
hypomelaena spricht auch für ihre Stellung bei den mit cichorii
verwandten Arten. Sie stimmt mit ihnen im allgemeinen überein
. Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 8. 8 8. Heit
114 Jan Obenberger:
und unterscheidet sich von ihnen nur durch gleichbreite, von den
Schultern nicht deutlich verengte Flügeldecken. Es wäre aber
irrtümlich, wenn wir diesem Charaktere eine so kardinale Valenz
zuschreiben wollten, wie es bisher geschah. Abgesehen davon,
daß eine ganze Gruppe (der carthaginiensis m.) die Charaktere der
„breiten“ und ‚verengten“ Anthaxien zusammenfaßt, liegt hier
noch ein Fakt da, nämlich der, daß mehrere einzelne Arten, Aus-
läufer von einzelnen Gruppen der cratomeroiden Anthaxien, die
evident mit ihnen eng verwandt sind, allmählich in breitere Arten
übergehen!
So wird durch solche Arten z. B. die stupida-Gruppe mit der
„breiten“ Sedilloti-Gruppe, die cratomeroide mundula-Gruppe
mit der breiten nitidula-Gruppe einerseits und mit guadripunctata-
Gruppe!! andererseits verwandt. Dazu müssen wir freilich auch
die exotischen Arten in Betracht ziehen und uns nicht nur auf
die Paläarkten beschränken.
Im allgemeinen. sind die V erwändtschafte er der
Anthaxien so vielfach, so kompliziert, und es existieren so wunder-
bare, rätselhafte Übergangsarten zwischen einzelnen Artengruppen,
daß es uns nicht überraschen soll, daß wir solche von Jahrzehnten
angewöhnten systematischen Stellungen stören müssen.
Die Anthaxien sind jetzt noch nicht ausführlich bekannt; ich
weiß sehr gut, daß, wenn uns zahlreichere Materiale von bisher un-
genügend durchforschten Territorien zugehen werden (wie z. B.
aus Ozeanien, N.-Guinea, China, Oberannam, Tibet, Oberindus,
Zentralafrika etc.), daß wir mit noch mehr überraschenden syste-
matischen Komplikationen zu tun haben werden! Dasselbe, was
eben gesagt, gilt auch von der nächstfolgenden Art. Die Exemplare
mit einfarbigem Halsschild bilden die Aberration nilidicollis
Laporte.
Geographische Verbreitung: Südeuropa, Kleinasien.
Spanien (Calahora, Andalusia, Murgia etc.) gemein. Portugal.
Südfrankreich (Provence, Dröme, Var etc... Elsaß (nach
Schilsky). Schlesien (???) — in der Kraatzschen Sammlung!
In dem D. Ent. Museum in Berlin befindet sich ein Exemplar mit
der Etikette: ‚Wien‘, welche Angabe sich noch bestätigen muß:
Ein Exemplar als ‚Baden, N. ©.“ bezettelt auch in der Sammlung
Paganetti-Hummler. Dalmatien (Insel Pag, Spalato etc.). Corfu.
Griechenland (Athen — Attica, Saloniki, Parnass, Cycladen).
Bulgarien (Varna). Südrußland (Sarepta, Krim etc.) häufig.
Türkei. Kleinasien (Amasia, Angora) häufig.
48. Anthaxia Olivieri Castelnau & Gory (Fig. 13).
Länge 4.75—5.3 mm. Diese hübsche Art wurde vielleicht nur
der Färbung wegen zur lucidiceps Cast. Gory, mit welcher sie aber
in Wirklichkeit nichts zusammen hat, gestellt. Diese Art gehört
systematisch zu hypomelaena und steht wie diese Art ziemlich
isoliert. Die Halsschildstruktur besteht aus gleichmäßigen, etwas
Holarktische Anthaxten. 115
eckigen Ocellen, die bei einigen Exemplaren im Grunde chagriniert
sind. Die Oberseite sowie die Unterseite sind indigoschwarz. Der
Halsschild ist in der Mitteschwarz, matt; aufden
Seiten ist er ebenso wie die Stirne goldig oder
goldiggrün.
Alle meine ziemlich zahlreichen Exemplare
dieser interessanten Art stammen aus Rhodos;
sie scheint auf diese Insel beschränkt zu sein.
49. Anthaxia truncata Abeille
Länge 4 mm. Kurz, robust, gewölbt, dunkel,
der Vorderkörper ist grün, die Flügeldecken sind
bronzefarben. Der Kopf ist ziemlich gewölbt, mit
einer deutlichen Mittelrinne am Vertex versehen;
diese ist fein. Die Fühler sind grün, mit kurzen,
sehr breiten einzelnen Gliedern. Der Halsschild ist
kurz, sehr breit, auf den Seiten regelmäßig gerundet ;
auch die Hinterwinkel sind gerundet, sehr ge-
wölbt, mit großen und breiten Reticulen, die mit keinem
Zentralkörnchen versehen sind, besetzt. Das Schildchen ist
breit, grün. Die Flügeldecken sind auf der Basis etwas grünlich ;
sie sind kurz, gewölbt; die Oberseite ist sehr regelmäßig genetzt.
Die Unterseite ist grün glänzend, das letzte Ventralsegment ist
breit und viereckig abgestutzt. Die Füße sind. glänzend grün.
Nach 2 Exemplaren beschrieben.
Geographische Verbreitung: ‚Orient‘.
0. Anthaxia praeelara Mannerheim
Länge 4—6.5 mm. Diese Art ist ihrer Halsschild- und Flügel-
deckenstruktur wegen sehr leicht kenntlich. Im Grunde ist der
Halsschild stets glänzend glatt. Die Färbung ist ziemlich konstant,
nur die Flügeldecken werden bisweilen mehr goldig. Bei einem
sehr kleinen Exemplare meiner Sammlung, das aus Cypern stammt,
ist der Halsschild seitlich tief eingedrückt. Es werdensicher Exem-
plare aufgefunden werden, bei denen der Halsschild. mit vier Ein-
drücken versehen ist; bei dieser Gruppe tritt diese bei den Bu-
prestiden allgemein vorkommende Erscheinung deutlich hervor.
Geographische Verbreitung: Sizilien. Dalmatien:
Spalato (Dr. Karaman). Albanien: Merdita, Oroschi. Türkei.
Griechenland häufig: Parnass, Saloniki, Athen, Taygetos. Rume-
lien. Südrußland: Sarepta. Kleinasien: Tschakit, Adana,
Amasia, Smyrna, Ali Hotschatal (auf Achilea santolina — v. Bode-
meyer). Cypern häufig, zahlreich meine Exemplare Rhodos.
Syrien: Mt. Amanus, Beyrut etc., häufig.
51. Anthaxia bivulnerata Obenberger (Fig. 14).
Länge 5.25 mm. Diese schöne Art ist durch ihre Färbung
sehr ausgezeichnet. Die Halsschildstruktur ist der der israölita Ab.
recht ähnlich; der Halsschild ist beiderseits deutlich eingedrückt.
8* 8. Helt ®
Fig. 13.
116 Jan Obenberger:
Geographische Verbreitung: Bisher nur aus Cachemyre
und Poo bekannt. Siehe Anhang.
52. Anthaxia Isra@lita Abeille
Von der viminalis Lap. durch die Sexualcharak-
tere, Färbung etc. recht verschieden.
Geographische Verbreitung: Syrien. Meine
zahlreichen Exemplare stammen meistens aus Saida,
Jericho.
53. Anthaxia viminalis Lap.
Eine sehr ausgezeichnete, leicht kenntliche, süd-
liche Art. Der Skutellartriangel ist immer scharf
abgesetzt.
Die Varietät ditescens Abeille unterscheidet sich
von der Stammform durch feurigere Farben, durch
den Glanz des Halsschildes und durch die Färbung.
Geographische Verbreitung: Mediterranea. Tunis
(Suk el Arba — Winkler). Algiersehr häufig: Oran, Lalla Marghnia
etc. Spanien häufig: Pyrenaeen (St. Paul), Andalusia, Valencio,
Chiclana etc. Frankreich, Var. häufig: Nizza. Sardinia.
Sizilien: Girgenti, sehr häufig. Italien. Dalmatien: Spalato
(Dr. Karaman) etc. Serbien. Griechenland. Kleinasien
(Amasia). Aegypten (ex de Marseul!) In den Sammlungen des
Berliner Ent. Museums auch ein Exemplar aus Wien.
var. ditescens Ab.: Südfrankreich, Siebenbürgen (ohne
bessere Angabe — ein Ex. in meiner Sammlung).
Fig. 14.
54. Anthaxia fulgentipennis Abeille
Länge 5.5—7 mm. Diese Art unterscheidet sich von der
olympica, der sie ziemlich nahesteht, besonders durch die’in der
Mitte querrunzelige Struktur der Mitte des Halsschildes. Von
ignipennis unterscheidet sie sich (abgesehen von der Größe und
Färbung) durch dasselbe Merkmal; die Struktur der fulgentidennis
ist stets gröber, höher, indem die Struktur der ignipennis abgeflacht
und abgeglättet ist.
Geographische Verbreitung: Tunis: El Feidja (Wnkiler)
etc. Algier: Terni, Teniet, Philippeville, Margueritte, Oued.
Deurdeur. Marokko: Tanger.
55. Anthaxia paralella Laporte
Größe 5.5—7.5 mm. Diese Art ist in der Färbung ziemlich
variabel; manchmal ist der Halsschild ganz matt und dunkel und.
die Flügeldecken sind dunkelkupferig — in einigen Fällen wieder-
holt #aralella die Färbung der fulgentipennis Abeille. Solche
Exemplare sind dann von fulgentidennis schwer zu trennen. Normal
sind die Seitenstücke des Halsschildes immer kupferig bis rosa-
farben. Die Art ist stets etwas robuster als die vorhergehende Art,
Holarktische Anthaxien. 117
die Oberseite ist mehr körnig und sie besitzt deswegen einen anderen
Glanz. - |
Geographische Verbreitung: Marokko: Tanger. Algier:
Lambessa, Teniet el Haad, Terni, Batna etc., häufig. Portugal:
Barca d’Allorca (Roubal). Spanien: Molinicos, Valencia etc.,
Chiclana, Sierra Segura, Barcelona, Cadix, Cuenca, Castilia etc.
häufig. In Andalusien häufig. Südfrankreich: Nizza, Hyeres,
St. Raphaäl, Montpellier, Marseille etc.
Die (schwache!) Aberration nofaticollis Rey kommt auf eben-
solchen Lokalitäten vor.
56. Anthaxia ignipennis Abeille
Länge 6.5—7.5 mm. Diese Art unterscheidet sich leicht durch
ihre Größe, buntere Färbung und durch die eigentümliche Struktur
des Halsschildes von allen ihren Verwandten. Die Wände der
Ocellen sind nämlich sehr niedrig, geglättet, ilach ; deswegen kommt
die Färbung zum besseren Ausdruck.
Geographische Verbreitung: Südfrankreich: Pignairs,
Ries, Var, Apt, l’Esterel etc. Syrien! Ein Exemplar von Djebelit-
krab in meiner Sammlung; Akbes.
Anm. Im ‚Katalog 1906“ gibt der geehrte Herr Verfasser auch
Spanien für ein Verbreitungsbezirk dieser Art an; von ebenda habe
ich aber noch keine zgnipennis gesehen.
57. Anthaxia olympiea Kiesenwetter
Länge 4—7 mm. Diese Art ist ihrer Färbung und Struktur
wegen leicht kenntlich. Auch bei ihr werden oft die vier Grübchen
am Halsschilde angedeutet. Diese Art erstreckt sich ziemlich nach
Norden.
Geographische Verbreitung: Niederösterreich!! Möd-
ling bei Wien (teste Curti — 2 Ex. in meiner Sammlung) Prater
1879 (Mann), Wien (Türk), Bisamberg, Hinterbrühl. Mähren!!
(Kaufmann!). Italien: Magenta (Türk). Dalmatien: Spalato
etc. Slavonien: Pakrac (Apfelbeck). Ungarn: Orsova. Bul-
garien: Sliven etc. häufig. Südrußland: Novorossijsk, Theo-
dosia, Tauria (Roubal leg.). Griechenland (Getschmann, Krü-
per. Kaukasus: Mcchet (Sievers). Syrien: Jaffa, Jericho.
Kleinasien: Brussa.
58. Anthaxia mundula Kiesenwetter
Länge 3.5—5 mm. Diese Art führt eine besondere, bemerkens-
werte Gruppe ein. Sie ist der Färbung, Größe, Chagrinierung etc.
sehr leicht kenntlich. Die Arten der ‚„Mundula-Gruppe‘“ sind teils
mehr der cichorii oder muillefolii, teils einigen ‚breiten‘ Arten
ähnlich. In Wirklichkeit verbindet diese Gruppe die Cratomeroide
mit den ‚echten‘ Anthaxien; sie hat vielfache systematische und
verwandtschaftliche Beziehungen. Die Arten dieser Gruppe sind
mehr oder minder gestreckt, stets feinerskulptiert bis chagri-
niert, mit einfachen, ocelligen, manchmal halberlosche-
». Lieit
118 Jan Obenberger:
ner oder ganz erloschener Struktur des Halsschildes.
Die Flügeldeckenform variiert, die Flügeldecken sind entweder
‚‚cratomeroid‘ oder breiter bis breit. Es sind hier zahlreiche Über-
gänge vorhanden, die das Bestimmen sehr erschweren und die
mich gezwungen haben, einige Arten zu widerholen.*)
Die mundula und besonders die Proteus E. S. schließt sich eng
an die „Cratomeroiden‘“, aber schon die amerikanischen, hierher
gehörenden Arten bilden einen Übergang zu anderen Gruppen.
Sie entwickeln sich, wie ich bei meinem Materiale konstatieren kann,
nach zwei Richtungen. Ein Teil gestaltet sich in breitere Arten
mit gröberer Struktur der Flügeldecken und deutlicherer immer
mehr regelmäßiger Struktur des Halsschildes. Diese Gruppe
schließt sich an die wohlbekannte 4-Punctata-Gruppe!! Es sind
viridicornis und cyanella, die ebenso mit 4-Punctata wie mit mundula,
oder besser gesagt mit den nächsten Verwandten der mundula
verwandtsind. Ein zweiter Teil dieser Arten gestaltet sich in breite,
fein skulptierte Arten mit fein skulptiertem Halsschilde Die
Evolutionstendenz zielt hier zur Verbreiterung der
Flügeldecken und zur Erlöschung der Halsschild-
struktur. So schließt sich diese Gruppe eng an die Gruppe der
lucidiceps, durch diese Gruppe werden also diese Arten zu einer
Seite auch mit der nitidula-Gruppe, zu der anderen mit der fu-
neyula-Gruppe verwandt!
Ich wäre zum Beispiel ebenso berechtigt, die exdansa direkt
zur mundula-Gruppe zu stellen; es wäre ebenso richtig, wie ihre
Stellung bei nıtidula. Die amerikanischen Arten gehören fast aus-
schließlich dieser Gruppe an; ich habe sie nur darum in diese Arbeit
aufgenommen, weil ich näher demonstrieren wollte, daß eine Be-
gründung von Subgenera bei den Anthaxien außerordentlich schwer,
wenn nicht unmöglich ist. Nach einigem Studium können wir
gute, ziemlich gut abgegrenzte Artengruppen, Sektionen oder
Subsektionen unterscheiden; bei allen diesen Kategorien ist die
scharfe Begrenzung nicht Bedingung, wie bei einem Subgenus,
und schon daraus, daß dieAnthaxien in keine ganz scharf abgegrenzte
Kreise gespalten werden können, geht hervor, daß hier die Sub-
genera unmöglich sind. Ich weiß, daß es für die Systematik nur
willkommen wäre, sich das Beherrschen einer Gattung durch
Einführung von Subgenera zu erleichtern — hier kreuzt uns aber
die Natur und die Wirklichkeit selbst die Pläne.
Aus den paläarktischen Arten dieser Gruppe bemerkenswert
ist die ausgesprochen breite notattcollis Chevr. Diese schließt sich
auf einer Seite an die nächsten Verwandten der mundula —
andererseits ist sie mit mehreren exotischen, breiten Gruppen
verwandt. Mundula gehört der östlichen Mediterranea. —
Geographische Verbreitung: Griechenland! (Tieffen-
bach — ohne bessere Angabe — vielleicht Athen ? Für Europa neu.
Auch meine Sammlung.) Kleinasien: Smyrna — Krüper. Meine
*) Siehe Anhang. )
Holarktische Anthaxien. 119
Kollektion. Syrien (meine Koll.): Akbes. Cypern. Mesopo-
tamien; meine Kollektion).
59. Anthaxia deleta Le Conte
Durch die Form des Halsschildes der mundula nahestehend.
Länge 4-5 mm.
Geographische Verbreitung: Vereinigte Staaten von
Nordamerika. Colorado bis Nevada und California (Castle
Cray — ex FEnyes).
60. Anthaxia Vejdovskyi Obenberger (Fig. 15).
Länge 4.75—5.25 mm. In der Gestalt zwischen den millefoli
einerseits und nztıdula andererseits stehend. Hellgrün, glänzend.
Die Stirn ist ziemlich breit, zwischen den Augen parallelseitig, sehr
spärlich und kurz aber starr behaart, ocelliert:
Die Fühler sind normal, dunkelmetallisch. Der
Halsschild ist fast zweimal so breit als lang, am
Vorderrande beiderseits nur sehr leicht ausge-
buchtet, auf den Seiten bis zum ersten Drittel der
Länge fast parallelseitig, von ebenda nach vorn
etwas stärker verengt. Die Struktur besteht aus
rundlichen, überall deutlichen, etwas körnigen
Ocellen, die keine OQuerrunzeln bilden. Die
Zentralkörnchen sind ziemlich (auch auf der
Fläche zum Vorderrande!) deutlich. Die Flügel-
decken sind denen der nitıdula ähnlich, auf der
Spitze einzeln abgerundet, fein gezähnelt. Die
Füße sind dunkel gefärbt, die Klauen sind einfach.
dd: Die Hinterschienen sind am inneren
Apikalrande mit einem Zähnchen versehen, in
der äußeren Apikalhälfte mit einer Reihe von
dunkleren, starren Börstchen, sonst hell, dünn, ‚Fig. 15.
weich, spärlich weiß tomentiert. {
99: Die Hinterschienen ohne Zähnchen, außen sind die starren
Börstchen feiner und kürzer. Der pleuralis ähnlich. Diese hat aber,
ebenso wie mällefolii, schiefere innere Augenränder am Scheitel
— diese sind hier parallel; nitidula hat ebenso beborstete Hinter-
schienen, aber ganz andere Skulptur des Halsschildes. Ein
Zwischenglied zwischen den schlanken (cratomeroiden)
Anthaxien- und den breiten Arten, das uns wieder die
Absurdität des Subgenus Haplanthaxia Rtt. zeigt.
Meinem hochgeehrten Lehrer, Seiner Magnifizenz dem Herrn Hof-
rat Prof. Dr. Vejdovsky gewidmet.
Geographische Verbreitung: Algier: Hamman, Blidaetec.
61. Anthaxia viridieornis Gory
Länge 4.5—6.5 mm. Diese Art erinnert in der Form sehr an
die nitidula. Durch die Struktur und durch die Färbung des Hals-
schildes nähert sie sich ziemlich der Türki. Der Halsschild ist
8. Heft
120 Jan Obenberger:
vollkommen mit gleichen, feinen, etwas eckigen Ocellen
bedeckt; diese sind niedrig, ihre Wände sind eng, fein; im Grunde
sind sie deutlich chagriniert. Die Flügeldecken sind fein skulptiert,
chagriniert. Die Stirn ist smaragdgrün, ebenso wie die mehr goldige
Seiten des Halsschildes. Der Halsschild ist auf den Seiten goldig
bordiert; diese Färbung ist ziemlich variabel. Der Scheitel ist
dunkel. Die grünliche Färbung am Halsschilde bildet also nur
einen ziemlich engen Seitensaum beiderseits; aut der Stelle, wo
sie an den dunklen Saum grenzt, ist sie goldig. Eine leicht kennt-
liche Art.
Geographische Verbreitung: Vereinigte Staaten von
Nordamerika. Alle meine Exemplare stammen aus California
und Pennsylvania.
Diese hübsche Art hat eine recht problematische Stellung.
Sie stimmt mit mehreren Charakteren mit dieser Gruppe überein,
sie hat aber große Verwandtschaftsbeziehungen mit der Gruppe
der Cratomeroiden, mit der guercata, viridifrons bis mundula ver-
wandten Arten. Dasselbe gilt auch von der Türkı. Besonders
ähnlich ist sie manchmal, wenn abweichend. gefärbt, der vıridıfrons
Gory. Man kann hier bemerken, wie mit der allmählichen Ver-
breiterung der Flügeldecken und mit dem Nahen sich zu den breiten
Arten überändert sich auch die Struktur des Halsschildes. Die
echt cratomeroide Proteus hat eine ganz an cichorii etc. erinnernde
Gestalt; mundula ist schon ‚‚minder cratomeroid‘“. Die Halsschild.-
struktur bleibt noch immer charakteristisch ocellig. Die ameri-
kanischen Arten ‚breiten‘ sich. immer mehr und mehr — bei
mehreren wird die Struktur in der Mitte undeutlich, was uns ein
Übergangsstadium zum anderen Strukturtypus vorstellt. Virı-
dicornis hat eine noch ziemlich deutliche Struktur. Mehrere andere,
z. B. auch Türki haben eine nur undeutliche Runzelung oder Gra-
nulierung in der Mitte, oder sie sind hier nur einfach chagriniert.
Dann kommt das dritte Stadium — ganz breite, schon Arten mit
querrissiger oder querrunzliger Struktur in der Halsschildmitte —
z. B. nitidula. Es sei hier bemerkt, daß Türkı mehr mit den ame-
rikanischen Arten als mit den unserigen verwandt ist. Sie ist ent-
weder ein portrest oder ein Relikt.
Geographische Verbreitung: Vereinigte Staaten von
Nordamerika. In den mittleren und südlichen Staaten.
(Nach Horn.)
62. Anthaxia viridifrons Gory
Länge 4-—5.3 mm. Meist kleiner als die viridicornis Gory.
Der Körper ist dunkel bronzekupferig, meist einfarbig, die Unter-
seite ist glänzender. Die Seiteneindrücke in den Winkeln des
Halsschildes fehlen bisweilen. Die Stirn ist oft grünlich. Siehe auch
viridicornis!
Geographische Verbreitung: Vereinigte Staaten von
Nordamerika. In den mittleren, westlichen und südlichen
Holarktische Anthaxien. 121
Staaten. (Nach Horn.) California (Mt. Wilson), Pennsyl-
vania (Wiener Hofmuseum).
63. Anthaxia Caseyi Obenberger (Fig. 16).
Länge 4.5 mm. Blauschwarz, matt, fein skulptiert, nur die
Seiten des Halsschildes und seine Hinterwinkel sind smaragdgrün
und glänzend. Die Stirn ist fast undeutlich weiß, kurz behaart.
Ebenso gefärbt ist am Vorderrande und bei den Augen auch die
Stirn. Die Struktur des Kopfes besteht aus flachen, chagrinierten,
sehr feinen und niedrigen Ocellen mit etwas emporragendem Mittel-
körnchen. Die Struktur des Halsschildes besteht aus ebenso
feinen, überall deutlichen, niedrigen, im Grunde
chagrinierten Ocellen. Das Mittelkörnchen ist zwar Sr
sehr klein, aber stets deutlich. Der Halsschild. ist en
zweimal so breit als lang, bis zum vorderen Drittel
der Länge parallelseitig, von ebenda nach vorne Y
mehr verengt. Die Flügeldecken sind 'indigoschwarz,
sehr feinkömig und chagriniert. Die Füße sind
blauschwarz, die Tarsen blau, die Klauen sind an der
Wurzel etwas verdickt. ;Durch die Färbung, den
matten Glanz etc. von allen nahestehenden Arten \
der holarktischen Zone verschieden und recht charak-
teristisch. Sie könnte vielleicht nur mit der cyanella,
die aber glänzend und anders skulptiert etc. ist,
verwechselt werden. Ich habe sie vor Zeit aus Fig. 16.
Nordamerika als aeneogaster!, mit der sie nur die Dunkelheit der
Farbe zusammen hat, erhalten. Dem Herrn Dr. Casey, dem
Bearbeiter amerikanischer Anthaxien und anderer Buprestiden-
gattungen gewidmet.
Geographische Verbreitung: Vereinigte Staaten —
California.
64. Anthaxia cyanella Gory
Eine schon der Färbung wegen sehr leicht kenntliche Art.
Länge 4—5.75 mm. Die Oberseite ist dunkel indigoblau. In der
Färbung erinnert sie ziemlich an unsrige cyanescens. Sie ist
ziemlich parallel. Der Halsschild ist zweimal so breit als lang,
auf den Seiten ziemlich parallel, äußerst fein skulptiert, öfters mit
einigen Eindrücken in den Hinterwinkeln und auf der Fläche.
Die Unterseite ist schwarz. Eine der bekanntesten Arten.
Geographische Verbreitung: Vereinigte Staaten von
Nordamerika. Nach Horn in den mittleren, westlichen und
südlichen Staaten; bis in Texas verbreitet — auch in Cali-
fornia.
65. Anthaxia psittacina Heyden
Länge 3—3%, mm. Mir unbekannt. Herr v. Heyden selbst
erwähnt ihre Verwandtschaft mit der mundula. i
$. Heit
122 Jan Obenberger:
Geographische Verbreitung: Bisher nur zwei Exemplare.
die am Flusse Seyfun (Amurprovinz) gesammelt wurden, bekannt,
66. Anthaxia Proteus E. Saunders
Länge 4—4.5 mm. Eine kleine, in der Färbung recht ‚‚pro-
teische‘ Art, die bald grün, bald messingfarben bis kupferig ist.
In der Form erinnert diese Art ziemlich an nzllefolir. Zwischen dem
feinen Chagrin der Flügeldecken kann man hier und da einige
einzeln stehende Granulen bemerken. Die Halsschildstruktur
besteht aus ziemlich breiten Zellen, mit chagriniertem Grunde und
ohne Zentralkörnchen.
Geographische Verbreitung: Japan. Okayama, häufig
(Sauter). Es ist die einzige bisher bekannte Anthaxia Japans.
Cachemyre — Tal von Goorais, 7000 Fuß hoch (Kerremanns,
Mem. Soc. Ent. Belg. VI. 71).
67. Anthaxia quercata Fabricius
Länge 4—6.5 mm. Die Färbung ist dunkel. hinter dem
Schildchen ist eine mehr grünliche Längsmakel, in der Mitte sind
die Flügeldecken mehr kupferschwarz oder braunschwarz; an dieser
Stelle befindet sich bei var. brvittata Gory ein deutliches, braunes
Makel. In der Färbung variabel. Durch die Halsschildform sehr
ausgezeichnet.
G. H. Horn in seiner Arbeit über die nordamerikanischen
Anthaxien behauptet, daß vielleicht guercata nur ein Geschlecht
‚der cyanella bildet. Nach meinen Beobachtungen ist es ausge-
schlossen. Cyanella ist von guercata ziemlich weit entfernt, sie ist
in allen Hinsichten anders gebildet. Es ist wohl möglich, daß
unter dem Namen ‚‚gquercata‘‘ oder ‚cyanella‘‘ in den nordameri-
kanischen Sammlungen mehrere, vielleicht auch neue Arten der
Anthaxien paradieren; anders kann ich mir die Behauptung Horns
nicht erklären. Dasselbe wird vielleicht auch von der aeneogaster
gelten. Leider bekommt man trotz aller Bemühung nur sehr
geringe Materiale der Anthaxien aus Nordamerika und es wäre ver-
fehlt, beieinemgeringenVergleichungsmaterial solcheFragen zulösen.
Geographische Verbreitung: Vereinigte
Staaten von Nordamerika. Nach Horn in den mitt-
leren und südlichen Staaten bis in Texas. Meine
Exemplare stammen aus Carolina, Georgien und
Californien. Auch in Californien. IHR
68. Anthaxia pennsylvanica Obenberger (Fig. 17).
Länge 3.75—4 mm. Glänzend, parallel. Die Stirn
ist smaragdgrün, ocelliert, breit. Der Halsschild ist
mehr als zweimal so breit als lang, in der Mitte mit 2
ziemlich breiten und tiefen Eindrücken, auf den Seiten
mäßig gerundet, retikuliert, im Grunde chagriniert aber
stark glänzend, ohne eine Spur von den Mittelkörnchen,
Holarktische Anthaxien. 123
smaragdgrün, auf der Fläche gebräunt. Die Flügeldecken sind
chagriniert, aber glänzend kupferbraun, mit einem länglichen
grünen Skutellarfleck. Am Ende sind sie einzeln abgerundet,
undeutlich gezähnelt. Die Klauen sind. mit einem großen Zahn
versehen. Durch ihre Gestalt, Glanz, breiten Halsschild, breite
Stirn, Färbung etc. von der quercata recht verschieden, aber wie
es scheint, mit ihr sehr oft verwechselt.
Geographische Verbreitung: Vereinigte Staaten — Penn-
sylvanien.
69. Anthaxia afghanica Obenberger
Länge 5 mm. Diese Anthaxia ist in der Form des Kopfes und
des Halsschildes ihren mehreren Verwandten ähnlich, sie ist aber
von allen Arten dieser Gruppe durch die Form der Flügeldecken
verschieden. Die Flügeldecken sind breit, wenig zugespitzt, plump
einzeln abgerundet, mit einer Andeutung von einem Längseindrucke
auf der Fläche. Sie sind auch nicht chagriniert.
Geographische Verbreitung: Himalaya. Ein Exemplar
in meiner, ein anderes Exemplar (aus Simla) in der Kraatzschen
Sammlung des Berliner Entom. Museums (als ‚‚notatzcollis‘“ Chevr.
det.). Poo (Koll. Splichal).
* *
%*
70. Anthaxia flammifrons Semenov
Länge 4 mm. Eine höchst interessante Art, die ganz isoliert
steht. Ich habe sie ganz einsam gestellt, weil sie, obwohl in manchen
Beziehungen mit den cratomeroiden Anthaxien verwandt, dennoch
auch mehrere Merkmale mit den ‚‚breiten‘ Arten zusammen hat.
Man muß sie als einen systematischen ‚Auslauf‘ der Anthaxien
betrachten; es ist eine Art, die mit mehreren Gruppen verwandt
dennoch von allen ziemlich entfernt bleibt. Mit der vorhergehenden
Art ebenso wie mit den nächstfolgenden hat sie nach meiner Meinung
nichts zusammen. Ihre systematische Stellung wird. wohl noch
länger rätselhaft bleiben, um so mehr, weil die Art in den Samm-
lungen noch immer selten ist. Die Art ist im Grunde glänzend
glatt, nicht chagriniert oder granuliert. Die Stirn ist mit runden,
gleichmäßigen, etwas länglichen runden Zellen ohne Mittelkörnchen
versehen. Die postorale Partie der Stirn ist schön feurigrot, der
Scheitel und die angrenzende Partie der Stirn ist graphitgrau.
Der Halsschild ist ebenso gefärbt, nur an einem ziemlich engen
QOuerraume vor der Basis übergeht die Färbung in eine messing-
braune. Die Halsschildstruktur ist sehr bemerkenswert: sie besteht
aus fünf- oder sechseckigen, scharfen Zellen, mit voll-
kommen glattem Grunde und deutlichem Zentral-
körnchen. Der Halsschild ist quer, auf den Seiten leicht gerundet,
mit einem tiefen, sehr deutlichen, etwas länglichen
Eindrücken beiderseits in den Hinterecken. Die Flügel-
decken sind gewölbt, ziemlich gestreckt, aber auch ziemlich breit,
$, Heft
124 Jan Obenberger:
mit feiner, runzlig-rissigen Struktur, die halb erloschen ist. Fein,
kurz, spärlich, dunkel behaart. Die Flügeldecken sind hell kupfer-
messingfarben.
Geographische Verbreitung: Gobi: Takla Makan (Hauser
— meine Kollektion im Wiener Hofmuseum), zahlreich.
var. vgnea Obenberger. Von der Stammform durch die
größere, mehr parallele Gestalt und einfache kupferig rosafarbige
Färbung verschieden.
Geographische Verbreitung: Gobi: Takla Makan (Hauser).
var. kuldjensis Obenberger. Kleiner, olivengrünlich, die Fläche
des Halsschildes ist grau getrübt. Etwas rauher skulptiert.
Geographische Verbreitung: Chinesı DUB Turkestan:
Kuldja.
* %*
*
71. Anthaxia malachitica Abeille
Länge 2.5 mm. Glänzend grün, mit goldigen Reflekten,
vollkommen kahl. Der Vorderkörper ist chagriniert, die Flügel-
decken sind runzlig. Der Kopf ist am Vorderrande mehr goldig,
stark chagriniert mit sehr schwach angedeuteten Zellen. Die Fühler
sind vom vierten Gliede an etwas verbreitert. Der Halsschild ist
am Vorderrande stark zweifach ausgerandet, auf den Seiten nur
schwach verrundet; auf der Basis ist er plötzlich eingewürgt, die
Hinterwinkel sind rechteckig. Die Oberseite ist gewölbt, sehr gleich-
mäßig chagriniert, nur auf den Seiten fast unsichtbar retikuliert.
Das Schildchen ist konkav. Die Flügeldecken sind parallel. Die
Oberseite ist mit sehr regelmäßigen Rugositäten ver-
sehen, ın deren Mitte man manchmal sehr kleine,
fast unsichtbare Punkte, die reihig geordnet sind,
beobachtet. Die Tibien sind sehr schwach gekrümmt.
var. eupreovirens Abeille ist mit der typischen
Form identisch. Sie ist aber bronzefarben mit einem
leichten grünlichen Glanze. Ex Abeille, mir unbekannt.
GeographischeVerbreitung: Tunis: Feriana,
Oglet-el-Redua. var. cupreovirens: Tunis: Geryville.
72. Anthaxia carthaginiensis Obenberger (Fig. 18).
Länge 3 mm. Diese Art soll der vorhergehen-
den ziemlich ähnlich sein; sie ist jedoch größer, düster
gefärbt, matter, die Stirn ist ebenso wie der übrige
Körper gefärbt; die Ocellen sind. da deutlich ange-
deutet. Die Fühler sind normal. Der Halsschild ist
auf den Seiten ziemlich parallelseitig, das Schild-
chen ist eben. Die Flügeldecken sind mit geraden,
Fig. 18.
hier besser, hier schlechter angedeuteten, unregelmäßigen Reihen
versehen; am Vorderrande der Flügeldecken, hinter der Basis,
sind. sie hie und da querrissig, deswegen uneben; eine andere
Struktur ist nicht vorhanden.
Geographische Verbreitung: Südtunis: Bord Gouifla.
Holarktische Anthaxien. 125
73. Anthaxia Gastonis Desbrochers
Länge 4—5 mm. Hellgrün, die Tarsen sind schwärzlich.
Die Stirn ist runzlig punktiert. Die Fühler sind schlank. Der
Halsschild ist auf den Seiten gerundet, auf der Basis kurz eingewürgt;
die Hinterwinkel sind klein, spitzig, fein chagriniert mit spärlichen.
fast undeutlichen Punkten. Das Schildchen ist halbkreisförmig,
Die Flügeldecken sind auf der Basis beiderseits sehr fein gerandet;
die Naht ist erst vom letzten Drittel der Länge gerandet; die Flügel-
decken sind runzlig retikuliert, erloschen, unregelmäßig reihig
punktiert. Die Vordertibien sind, ein. wenig gekrümmt, auf der
Innenseite fein gezähnelt.
Herr Autor vergleicht mit dieser Art die ferulae. Nach meiner
Meinung gehört sie sicher in diese, so islierte, wenig bekannte
Gruppe der afrikanischen Anthaxien.
Geographische Verbreitung: Algier: Südoran.
74. Anthaxia persuperba Obenberger (Fig. 19).
Länge 4—4.75 mm. Hellgrün bis goldig, sehr glänzend,
gewölbt, die Tarsen sind grünlich. Der Halsschild ist auf den Seiten
ziemlich stark gerundet, auf der Basis verhältnismäßig ziemlich
lang eingewürgt; die Hinterwinkel sind rechteckig; das Schildchen
ist halbelliptisch, etwa herzförmig. Die Nervatur auf der Stirn
ist deutlich, fein. Der Kopf und der Halsschild ist im
Grunde sehr fein chagriniert, dieser ist nur auf den
Seiten sehr fein retikuliertt, ohne einer anderen
Struktur. Die Flügeldecken sind parallel, auf der
Basis nicht gerandet, nicht retikuliert, mit mehr oder
minder starken, bis an die Spitze, wo sie nur
schwächer sind, deutlichen, runzeligen Reihen.
Zwischen diesen hier und da querrissig.
Eine sehr hübsche Art; von mir irrtümlich mit |
Ludovicae Ab. verglichen, mit einer Art, die viel-
leicht isoliert steht. |
Geographische Verbreitung: „Algier“.
Einige Exemplare in meiner Sammlung ohne ge-
nauere Angabe.
Diese kleine Gruppe der Anthaxien steht ganz
isoliert. Sie hat größere Beziehungen, trotz den ıv
parallelen Flügeldecken ihrer Arten, mit den Fig. 19.
cratomeroiden Anthaxien als mit den breiten.
Dafür spricht besonders ihre ursprüngliche Struktur des Hals-
schildes. Eine solche Struktur beobachten wir bei keiner der echten
Anthaxien, sie kommt aber bei einigen ‚„Cratomeroiden‘ vor. Das
gilt besonders von der A. Zumila Klug, die vielleicht ein Verbin-
dungsglied sein wird, das diese Gruppe mit der siupida-Gruppe
verbindet. Die Arten dieser Gruppe bedürfen noch eines genaueren
Studium auf großen Materialen.
*
*
*
8. Heft
126 Jan Obenberger:
Zwischen die breiten und die cratomeroiden Anthaxien
gehören vielleicht noch diese zwei, ziemlich ungenau beschriebenen,
mir unbekannten Arten:
74a. Anthaxia Ludovicae Abeille (1900).
Länge 6.5 mm. ‚Schön goldgrün beim Männchen, bronzegrün
beim Weibchen. Sehr verlängt, sehr kurz weiß behaart. Die
Stirn ist fein und regelmäßig gerunzelt eben und etwas gewölbt,
die Fühler sind grün, schlank. Der Halsschild ist quer, parallel-
seitig, vor den Hinterwinkeln etwas verengt, regelmäßig,
gewölbt, mit sehr feinen queren Runzeln, die auf den
Seiten besser prononciert sind, besetzt. Die Flügeldecken
sind so breit wie der Halsschild, sehr lang, parallel, von den
zwei Dritteln der Länge verengt; das Ende jeder Flügeldecke ist
sehr fein zugespitzt ; die Flügeldecken sind sehrgleichmäßig gerunzelt
auf der ganzen Oberseite. Die Unterseite ist mehr grün, mehr seiden-
schimmernd, das letzte Ventralsegment ist beim Männchen ab-
gestutzt, beim Weibchen jederseits mit einer kleinen Depression.
Drei Exemplare dieser Spezies, die auf einige „Sphenopteren“
erinnern soll, sind aus Zedernästen, die aus Teniet-el-Haad
gebracht wurden, ausgekrochen“. Ex Abeille.
74b. Anthaxia eylindriea Abeille (1900).
„Länge 5 mm. Der vorhergehenden Art ähnlich. Grün,
zylindrisch, seidenschimmernd. Der Kopf ist ziemlich lang weiß
behaart, mit sehr regelmäßigen Ocellen versehen. Die Fühler sind
grün, mit verlängerten Gliedern. Der Halsschild ist auf den Seiten
sehr parallel, zur Basis etwas verengt, die Oberseite ist gewölbt,
sehr gleichmäßig, mit gleichen Zellen besetzt, auf den Seiten
ocelliert; vor den Hinterwinkeln befindet sich eine leichte De-
pression. Das Schildchen ist klein, gewölbt. Die Flügeldecken sind
lang, von der Basis zur Spitze verengt, auf der Spitze sind sie
einzeln abgerundet und ziemlich spitzig. Die Unterseite ist sehr
glänzend, das letzte Abdominalsegment ist beim Männchen aus-
gerandet.‘‘ Ex Abeille.
Geographische Verbreitung: Kleinasien: Amasia (von
. Reitter erhalten).
* *
*
75. Anthaxia aurulenta Fabricius
Länge 7.5—13 mm.
Geographische Verbreitung: Spanien, Valencia etc.
Ziemlich selten. Frankreich im südlichen Teile Italien.
Deutschland: Dessau, Magdeburg, in Schlesien: Ohlau, Breslau,
Jeltsch, Töppelwitz (Letzner). Sehr selten. Südmähren. Sehr
selten. Unterösterreich (Prater, Rabensburg etc.). Selten.
Ungarn, ziemlich häufig. Balkanländer: Türkei. Südruß-
land: Ljubpinskaja Guber. Krim. Rumänien: Bucaresti,
Holarktische Anthaxien. 127
Valachei. Griechenland: Athen etc. Kaukasus: Baku etc.
Turkestan: Chodschent, Kuruk-Kel, Ferghana; häufig. Süd-
östlich bis Persien. Algier: Böne, Tebessa, Constantine etc.,
häufig.
Die Var. Senicula hat dieselbe Verbreitung; sie ist in West-
europa und in Nordafrika zahlreicher als die Stammform. Die
Var. intermedia Obenberger stammt aus Persien, Astrabad 4. 99.
(Hauser).
76. Anthaxia manea Fabricius
Länge 7—11 mm. Sehr kleine Exemplare besitze ich aus
Rumänien.
Geographische Verbreitung: Süd- und Mitteleuropa.
Spanien: Kastilien, Sevilla, Cordoba etc. Frankreich überall,
manchmal häufig (Fontainebleau, Paris, Esterel etc.). Corsica:
Deutschland: Dessau (häufig), Schlesien: Breslau, Ohlau (Letz-
ner) etc., ziemlich selten. Schweden (Koll. Kraatz). Böhmen:
Celakovice an der Elbe, Holäsek, M&lnik, Brandys n. L., Reinwiese
etc. Selten, nirgends häufig. 1 Mähren selten. Österreich: Wien,
Prater, Rabensburg etc. Istrien: St. Daniel, Muggia. Dalmatien
Metkovic, Ungarn: häufiger, z. B. Neusiedlersee,
Herkulesbad, Pi$tany (Deubel 1892). Slavonien: Mitrovica.
Bosnien. Italien, besonders in Lombardien. Korfu häufig.
Rußland: Kyjed etc. Rumänien: Bucarestii Kaukasus
(Ulanovski leg.), Derbent.
77. Anthaxia mancatula Abeille
Länge 6 mm. Schlanker und kleiner als manca, mit gröberer
Flügeldeckenstruktur, mit minder dichter Zähnelung am Ende der
Flügeldecken. Das letzte Ventralsegment des ist mehr verlängert,
unausgerandet.
Geographische Verbreitung: Kaukasus: Araxestal.
78. Anthaxia Hackeri Friwaldzsky
Länge 8—9 mm. Eine schöne, smaragd- oder goldgrüne Art.
Der Halsschild ist öfters mit zwei dunkeln Makeln versehen, sie
fehlen aber bisweilen. Die Stirn ist lang weiß behaart. Der Hals-
schild. ist auf den Seiten dicht ocelliert. Die Ocellen sind dicht und.
klein; in der Mitte sind die Ocellen in quere, dichte, ziemlich un-
regelmäßige Runzeln verflossen. Die Flügeldecken sind gleich-
mäßig, ziemlich grob granuliert.
Geographische Verbreitung: Mittelungarn: Buda-
pester Komitat. Aus anderen Lokalitäten ist sie mir nicht bekannt.
Im Wiener Hofmuseum auch ein Exemplar mit der Lokalität:
Algier (Neuwerck), welche Angabe noch einer Bestätigung braucht.
79. Anthaxia platysoma Abeille
Länge 6—8 mm. In der Form der manca ähnlich, aber breiter.
Auf der Oberseite ist sie matt seidengrün; der Kopf und die Unter-
8. Heft
128 Jan Obenberger:
seite glänzend. Der Kopf ist mit großen Ocellen besetzt, die Fühler
sind grün. Der Halsschild ist wie bei manca skulptiert, zur Basis
ist er verengt. Die Hinterwinkel sind stumpfeckig, mit zwei
länglichen schwarzen Binden versehen. Die Flügeldecken sind
ziemlich kurz und breit. Die Schenkel sind leicht verdickt und
gekrümmt; die Tarsen sind grün. Es ist nicht unmöglich, daß diese
mir in natura unbekannte Art mit der Hackeri näher verwandt ist.
Geographische Verbreitung: Syrien: Mts. Amanus.
Anatolien: Ali Hotscha-Tal.
Nach v. Bodemeyers Mitteilung lebt sie auf den Heckenrosen.
80. Anthaxia superba Abeille
Länge 7 mm. Goldbronzefarben, sehr glänzend, die Fläche
der Flügeldecken übergeht ins Schwarze, mäßig niedergedrückt.
Der Kopf ist kurz weiß behaart, die Fühler sind schwärzlich. Der
Halsschild ist quer, parallelseitig, zum Vorderrande wenig verengt.
Die Hinterwinkel sind rechteckig, mit einer tiefen und breiten, im
Grunde grünen Mittelrinne, vor jedem Hinterwinkel befindet sich
eine breite Depression ; die Oberseite ist mit starken welligen Runzeln
besetzt. Das Schildchen ist mattschwarz. Die Füße sind gold-
kupferig, die Tarsen sind grün.
Geographische Verbreitung: Kaukasus: Araxestal.
81. Anthaxia Passerinii Peicchioli
Länge 6—9 mm. Diese herrliche Art steht in ihrer Gruppe
ziemlich isoliert. Sie ist aus mehreren Gründen sehr bemerkenswert.
In der Färbung erinnert sie etwas an salicis; jedoch ist der Basal-
triangel der Flügeldecken stets scharf abgesetzt und glänzend
smaragdgrün, ebenso wie der Halsschild, der mit 2schwarzen Makeln
versehen ist. Die Flügeldecken sind auf der Basis am
breitesten und dennoch breit. Die Struktur des Halsschildes
ist stark, sehr deutlich, regelmäßig. In der Färbung und in der
Struktur ist diese Art konstant.
Geographische Verbreitung: Italien: Toscana, Milano
etc. Istrien: Lovrana. Dalmatien: Ragusa etc. (Kaufmann).
Griechenland: Athen, Parnass. Türkei. Kaukasus: Elisabet-
pol (häufig), Kreis Nuccha, Araxes, Aresch etc. Kleinasien:
Konia, Tschakit, Külek, Bulghar-Maaden (Bodemeyer). Trans-
caspien: Saramsaklı.
82. Anthaxia Grabowskii Obenberger
Länge 7.5 mm. Oval, die Flügeldecken sind flach, bis zum
dritten Viertel der Länge parallel, schwach glänzend. Die Stirn
ist kahl, nur mit Spuren von kaum bemerkbaren Härchen, mit
einem seichten aber deutlichen Grübchen; zwischen den Fühler-
grübchen mit einem deutlichen Quereindruck! Die Stirn ist feurig
orangegoldfarben; der Scheitel ist mehr grünlich. Der Halsschild
ist um eine Hälfte breiter als lang; auf den Seiten ist er ocelliert;;
Holarktische Anthaxien. 129
auf der Fläche übergeht die Ocellation in deutliche, voneinander
ziemlich entfernte, breite Querrunzeln. Der ganze Halsschild ist
auch an den Seiten kahl. Die Seiten des Halsschildes sind schön
goldgrün, in der Mitte goldgelb; auf der Fläche düster bronzefarben
mit einem grünen Anfluge, diese Farben fließen allmählich unter-
einander. Die Flügeldecken sind dunkel schwarzolivgrün, mit
dunkel violettblauem Anfluge längs der Seiten, die Füße sind
smaragdgrün.
Geographische Verbreitung: Herzegowina: BiSina.
Diese prachtvolle rätselhafte Art wurde in einem Exemplare
von Herrn Oberstabsarzt MMr. Grabowski gefangen. Ihre syste-
matische Stellung sowie einige morphologische Eigenschaften sind
sehr wunderbar. Diese Art gleicht in der Form der Flügeldecken
(auch in deren Skulptur) einigen Arten der schwarzen Gruppe,
z. B. der helvetica oder sepulchralis. Der Färbung, Halsschildstruktur
etc. wegen muß sie aber zu den mit Hackeri, Manca etc. verwandten
Arten gehören; von diesen unterscheidet sie sich aber durch die
Gestalt und durch die Absenz der Behaarung so, daß sie eine ganz
besondere, isolierte Stelle in diesem Artenkreise einnehmen muß.
Auch die Lokalität ist sehr interessant, weil man solche Wunder-
arten eher irgendwo in Zentralasien als in der verhältnismäßig so
gut durchforschten Herzegowina zu erwarten bereit ist.
83. Anthaxia rutilipennis Abeille
Länge 5—6 mm.
Geographische Verbreitung: Syrien (Monts Amanus).
84. Anthaxia vittula Kiesenwetter
Länge 6.5—7 mm. Diese schöne, charakteristische Art ist in
der Färbung ziemlich unveränderlich, von den zwei vorhergehenden
Arten ist sie ziemlich weit entfernt; sie bildet eine Untergruppe
für sich. An diese Art erinnern etwa einige Vertreter der chilenischen
Anthaxien, wie z. B. die Anthaxia var. araucariae; diese gehört in die
südamerikanische Gruppe der concinna, die obwohl bunt gefärbt
und breit, dennoch zu der Verwandtschaft der mundula gehört ;
in der Körperform korrespondieren diese Arten ziemlich mit der
notaticollis Chevr.
Geographische Verbreitung: Griechenland (Athen,
Attika, Euboea etc., auch auf den Inseln). Kreta.
85. Anthaxia lucens Küster
Länge 6—-9 mm. Diese Art wird von der vorhergehenden
sehr leicht untersshieden durch die Absenz der grünen Färbung
oder durch eine sehr große Reduzierung derselben auf der Ober-
seite, durch den viel größeren Löffelmakel, der auf der Spitze der
Flügeldecken nur einen engen Saum der roten Färbung {rei läßt,
durch andere Skulptur des Halsschildes etc. Diese Art ersetzt, wie
es scheint, die candens im Süden von Europa und in der Mediter-
ranen Asiens.
Archiv für Naturgeschichte .
16. A. &. 9 8. Heft
130 Jan Obenberger:
Geographische Verbreitung: Südfrankreich (Koll.
Kraatz). Sizilien (Girgenti, sehr häufig). Italien (Gerace,
Calabria). Dalmatien (Zara, Ragusa, Clissa, Zengg, Spalato,
Lissa, Imotski, ziemlich häufig). Kephallinia (Paganetti legit).
Ungarn (auch im Innenlande). Türkei: Constantinopel, Scutari
etc. Griechenland: Attika, Parnass, Euboea, Poros. Creta.
Kleinasien: Tschakit, Brussa, Smyrna, Amasia, Konia etc.
Syrien.
Var. phoenica Ganglbauer kommt in Syrien (Beyrut, Aleppe)
und Kleinasien (Külek) vor.
86. Anthaxia eandens Panzer
Länge 7—11.5 mm. Die schönste mitteleuropäische Art.
Durch ihre Größe, andere Form des Halsschildes und durch andere
Färbung von der nächstfolgenden Art sofort zu unterscheiden.
Sie lebt auf Kirschbäumen.
Geographische Verbreitung: Frankreich, zerstreut.
Elsaß, ziemlich häufig. Süddeutschland und wärmere Ge-
genden von Mitteldeutschland (Erlangen, Meißen, Dessau etc.).
Böhmen in den Kirschgärten bei Prag, aber immer einzeln und
selten. Sonst in Roztoky, NebuSice, Pilsen, Rakovnik, Slabec,
Ji&in, Teplice, Erzgebirge etc. Mähren zerstreut, in Südmähren
häufiger (Pälavsk& Vrchy). Niederösterreich bei Wien, Wiener
Neustadt. Steiermark: St. Leonhard. Ungarn häufiger.
Dalmatien bis Montenegro. Rumänien (Koll. Kraatz). Türkei
(Koll. Kraatz.)
In südlicheren Partien von Südeuropa scheint sie durch die
folgende Art ersetzt zu sein. Sie kommt überall ziemlich sporadisch
vor. Wo sie häufiger vortritt, wie in Roztoky bei Prag, macht sie
in den Kirschalleen ziemlich großen Schaden.
87. Anthaxia Croesus Castelnau & Gory
Länge 8—10 mm. Diese prachtvolle Art beginnt die Gruppe
der mit salicis verwandten Arten. Alle diese Arten zeichnen sich
durch eine besondere eigentümliche Skulptur des Halsschildes aus.
Diese besteht nämlich auf den Seiten aus Ocellen, die sich in der
Mitte in mehr oder minder dichte Runzeln verwandeln. Diese sind
‘ aber nicht quer, wie bei manchen anderen Arten, sondern auf den
Seiten schief, in der Mitte mehr quer; vor der Basis beiderseits
bilden sie ein mehr oder minder breites und deutliches Kreischen,
dessen Mitte mit sehr feinen, queren Runzelchen erfüllt wird. Auf
dieser Stelle werden die Runzeln immer fein oder sehr fein, manchmal
seidenschimmernd,, manchmal ist die Grundform dieser Skulptur
erloschen — dann verriet aber gleich die Richtung der Runzeln
auf den Seiten bezw. der Seidenglanz der dicht gepreßten, feinen
Runzelchen, die hierher gehörende Art. Eine konvergente Er-
scheinung kommt bei einigen schwarzen Arten (Plicata etc.) vor.
Holarktische Anthaxien. 131
Diese Artengruppe zeigt eine Neigung zur Ausbildung eines
Löffelmakels auf den Flügeldecken. Die auffallendste Art, Croesus,
hat in Wirklichkeit eine solche. Bei Kurdistana m. tritt erauch vor,
aber ist weniger deutlich; bei edhippiata ist er noch schwächer,
bei brevis ist er sehr schwach, bei salicis ist er undeutlich. Durch
das Vorhandensein von einem Pfeilmakel steht in ihrer Gruppe
die Croesus ziemlich isoliert. Diese Art scheint sehr selten zu sein.
Geographische Verbreitung: Südfrankreich (Marseille,
Var). Italien (nach Marseul). Istrien. Dalmatien: Meleda.
Slavonien, Kroatien, Herzegovina (sehr einzeln).
838. Anthaxia permira Reitter
Länge 5—6 mm.
Geographische Verbreitung: Talysch bei Lenkoran
(Korb.).
89. Anthaxia semilimbata Fleischer
Länge 6 mm.
Geographische Verbreitung: Kleinasien: Amasia.
90. Anthaxia semiusta Abeille
Länge: 5 mm. Breit, niedergedrückt, auf den Flügeldecken
kürzer, weiß, anliegend, am Vorderkörper lang und steif behaart.
Der breite Kopf ist goldgrün, ocelliert; die Ocellen sind runzlig
und sehr dicht. Der Halsschild ist breit; auf den Seiten in der
Mitte ausgerandet, etwas eckig; etwa in der Vorderpartie am
breitesten. Auf den Seiten ist er ocelliert; auf der Fläche sind die
Ocellen in feine Runzeln, die rundlich gestellt sind, überändert.
Diese Runzeln sind sehr fein, länglich; auf den zwei schwärzlichen
Makeln auf der Fläche sind sie sehr dicht. Der Halsschild
ist goldgrün mit bläulichem Anfluge. Das Schildchen ist blau.
Die Flügeldecken sind schwarz; die schwarze Färbung geht am
Ende in eine mehr bronzige über; auf der Oberseite sind sie sehr
regelmäßig skulptiert.
Geographische Verbreitung: Lenkoran.
Obwohl diese Art anders gefärbt. ist als die meisten hierher
gehörigen Arten, dennoch habe ich sie hierher gestellt; für eine
solche ihre Stellung spricht die so eigentümliche Skulptur des Hals-
schildes; auch das Vorhandensein von einer seitigen Ausrandung
auf dem Halsschilde spricht dafür — so ausgerandete Halsschild-
seiten besitzen mehrere Arten der Salicis-Gruppe. In der Färbung
soll diese Art mit meiner kurdistana ziemlich ähnlich sein.
91. Anthaxia hirtieollis Abeille
Länge: 6—7 mm. Der salicis ähnlich; breit, niedergedrückt;
auf den Seiten ist der Halsschild nicht verbreitert; der Kopf und
der Halsschild sind sehr lang weißlich behaart; der Basalmakel der
Flügeldecken ist triangelförmig, und er nimmt nicht die ganze
9* 8. Heft
132 Jan Obenberger:
Flügeldeckenbasis ein. Der Halsschild ist sehr quer, in der Mitte
mit einem Eindruck versehen; goldgrün, mit zwei schwärzlichen
Makeln, auf der Fläche mit der typischen Struktur dieser Gruppe.
Die Flügeldecken sind dreimal so lang als der Halsschild;; die Struk-
tur wird zur Spitze feiner; dunkel rötlich, nit einem blauen
Triangelmakel, der goldig gesäumt wird.
Die var. cypraea Abeille ist kleiner (5 mm), mit schwarzem
Halsschilde; die Struktur der Flügeldecken ist gröber und mehr
reihig als bei der typischen Form.
Geographische Verbreitung: Syrien: Beyrut. Cypern.
Der v. cyraea Abeille: Cypern.
92. Anthaxia earmelita Abeille
Länge: 4 mm. Der salicis v. Croesus sehr ähnlich; kleiner;
der Kopf ist mehr gewölbt, die Stirnbehaarung ist sehr kurz; die
Stirn ist anders skulptiert.
Geographische Verbreitung: Syrien: Mt. Carmel bei
Caiffa.
93. Anthaxia salieis Fabricius
Länge: 5—9 mm. Eine der bekanntesten unsrigen Arten.
Diese Art ist überall in Mitteleuropa verbreitet; sie kommt aber
immer nur selten und einzeln vor. Sieentwickeltsichinalten Weiden.
In der Form der Halsschildseiten und in der Färbung ist sie ziemlich
veränderlich. Der Halsschild ist auf den Seiten etwas winkelig
ausgerandet. Die Größe, Form und Breite dieser Ausrandung ist
ungemein varlabel. Die normale Färbung ist: am Kopfe, Hals-
schilde und am Flügeldeckentriangel blaugrün, die Flügeldecken
karminrot. Das gilt von den mitteleuropäischen Stücken allgemein;
in südlichen Gegenden kommen aber Formen vor, bei denen die
blaugrüne Färbung durch eine dunkelviolette, die kKarminrote
durch eine goldrote ersetzt ist (Teniet!). Bei weiteren Formen
geht die blaue Färbung ins Schwarzblaue über und die Flügeldecken
sind dunkel braunrot etc. Die in höher gelegenen Gegenden vor-
kommenden Exemplare sind smaragdgrün-karminrot.
Auf die Form-, Färbung- und Behaarungsabweichungen
wurden mehrere Varietäten und Aberrationen aufgestellt; die
beste von ihnen ist die Croesus Villers; sie kann aber nicht als
eine selbständige Art gelten, wie es mehrere ältere Autoren an-
nahmen, weil sie mit der Stammform durch zahlreiche Übergänge
verbunden ist.
Geographische Verbreitung: Süd- und Mitteleuropa,
Mediterranea or., occ., sept.
Salieis f. typica: Algier: Teniet el Haad. Spanien: Anda-
lusien etc. Frankreich: Var, Beausset etc. häufig; im Elsaß
häufig. Italien: nördlichere Partie; Toscana. Deutschland:
überall, nirgends häufig. München, Baden, Sachsen, Schlesien
etc. In Kiesen (Letzner) häufiger. Böhmen: Beroun, Novä Hut,
Holarktische Anthaxien. 133
Kfivoklät, Loket. Sehr selten. Mähren selten; in Südmähren
häufiger. Schlesien. Österreich: Ulrichskirchen, Dornbach,
Bisamberg, Wiener Umgebung, Pressbaum etc. Ungarn: Neu-
siedlersee, Mehadia, Peczel, Herkulesbad etc.; Kronstadt. Dal-
matien und Istrien. Bosnien-Herzegowina; Bi$ina, Br£ka,
Sarajevo etc. Rumänien: Comana Vlasca, Dobrudja. Bulga-
rien: Sliven etc. Kaukasus (nach Marseul!),. Kleinasien:
Sultan Dagh, Goek Dagh. Syrien (Leuthner),. — Aus Süd-
rußland ist sie mir nicht bekannt; sie wird dort aber sicher nicht
fehlen. Die östliche und südöstliche Grenze dieser Art sind noch
nicht festgestellt.
Saliciıs var. sdeciosa Csiki: Mittelungarn. Frankreich:
Provence, meine Sammlung. Bulgarien: Sliven. — Es scheint
mir, daß diese Aberration individuell durch Einwirkung von
großer Wärme im heißeren Klima entstehen kann.
Salicis var. Croesus Villers: Elsaß häufig. Frankreich:
Var, Toulon, St. Baume, häufig. Basses Alpes; Deutschland:
hier und da mit der Stammform; im Mühlgart (Letzner) häufig.
Böhmen: Beroun, Krivoklät, Leitmeritz, Radotin, etc. Sehr selten.
Mähren: mit der Stammform;; sehr selten. Niederösterreich:
im Prater (Kaufmann), Rekawinkel etc. selten. Ungarn: mit
der Stammform, selten. Bosnien: Sarajewo, Konjica, selten.
Rumänien: Comana Vlasca. Griechenland: Attika, selten.
Rußland: Kasan. Kaukasus: Somchetia. — Sie scheint be-
sonders in den kälteren oder höher gelegenen Gegenden ver-
breitet zu sein.
Salicis a. hirticollis Rey: Frankreich: 1l’Esteral.
Salicis var. amplexus Rey: Frankreich: Cluny (Saöne et Loire).
94. Anthaxia brevis Laporte (Fig. 20).
Länge 6—7 mm. Durch ihre dunkle, nicht
auffallende Färbung mit grauem Glanze sehr
leicht kenntlich. Der Löffelmakel ist bei dieser
Art viel minder deutlich als bei der ephippiata;
der Körper ist viel mehr robust, breit, heller
als bei ephippiata gefärbt, der Halsschild ist
viel breiter und kürzer als bei ephippiata, auf
den Seiten viel mehr gerundet. Der Löffel-
makel ist von der übrigen Färbung nur un-
deutlich abgesetzt, die Stirn ist breiter etc.
Die Zusammenziehung dieser Art mit der
ephippiata, wie es z. B. Herr Kerremans ge-
macht hat, halte ich für unzulässig. Besonders
die Halsschildform! ist eine ganz andere; auch
andere hier erwähnte Merkmale sprechen für Fig. 20.
die selbständige Stellung beider Arten. Ephip-
. Piata steht zur brevisin demselben Verhältnis wie lucens zu candens
— es sind zwei zunächst verwandte, aber recht verschiedene Arten.
8. Heit
134 Jan Obenberger:
Geographische Verbreitung: Griechenland (Tieffen-
bach); auch im Wiener Hofmuseum. Südrußland (ex Marseul!).
Kaukasus: Tiflis, meine Sammlung. Kleinasien: Anatolien
(Biledjik-Bodemeyer).
95. Anthaxia hellenica Obenberger (Fig. 21).
Länge 4.5—5 mm. Siehe auch dbrevis Lap.!
Eine seltene Art, bis jetzt meist mit edhippiata
\ Rdtb. verwechselt.
Anne. Geographische Verbreitung: Griechen-
Yu, Hm land (Tieffenbach, ohne bessere Angabe, auch
E, Kaufmann; meine Sammlung). Kleinasien:
Amasia (meine Sammlung, Smyrna). Kaukasus:
Araxestal (Dr. Vesely legit, meine Sammlung).
Syrien: Jaffa.
96. Anthaxia ephippiata Redtenbacher (Fig 22).
Länge 6—6.5 mm. Diese Art wurde, wie es
scheint, seit Jahren unbekannt und mit der hellenica
m. nom. nov. verwechselt. Anstatt zwei Arten —
brevis und ephippiata — haben wir hier mit drei
Fig. 21. Arten zu tun. DBrevis ebenso wie ephippiata
scheinen mir sehr selten zu sein — alle auf diese
Arten aufgestellten Bemerkungen scheinen nur auf meine hellenica
zu passen. Von allen ähnlichen Arten dieser Gruppe ist die
ephippiata Redtb. vera, die ungenügend beschrieben ist und die
eine der schönsten Anthaxien vorstellt, weit verschieden. Im
Wiener Hofmuseum befindet sich ein Exemplar,
das mit Redtenbachers Handschrift als ephippiata
bezettelt ist; nach dem habe ich folgende Bemerkun-
gen gemacht. Ein weiteres Exemplar aus Persien
befindet sich in meiner Sammlung.
Die Stirn ebenso wie der Halsschild und der
Löffelmakel auf den Flügeldecken sind intensiv in-
digoblau, glänzend. Die Struktur des Halsschildes
besteht auf dem engen Seitensaume aus Ocellen;
aber dieser goldige Seitensaum ist nur sehr eng.
Dann zur Fläche sind schon keine Ocellen mehr
bemerkbar, sondern nur einige sehr scharfe,
Fig. 2. scharf eingerissene Längslinien. Noch weiter
vor der Basis befinden sich die 2 normalen Runzel-
kreischen, in der Mitte zum Vorderrande wird die Skulptur
undeutlicher. Die Flügeldecken sind auf jeder Farbe anders
skulptiert; die goldrote, ursprüngliche Grundfarbe bedeckt die
rauh skulptierten Stellen, der blauschwarze Löffelmakel ist
geglättet.
Geographische Verbreitung: Persien (Type, coll. mea).
Araxestal (Kaukasus).
Holarktische Anthaxien. 135
97. Anthaxia hyreana Kirsch (Fig. 23).
Länge 6 mm.
Geographische Verbreitung: Persien:
Astrabad (Christoph).
98. Anthaxia Mascheli Kiesenwetter
Länge ? Bei der Originalbeschreibung nicht
angegeben.
Geographische Verbreitung: Kaukasus.
99. Anthaxia kurdistana Obenberger (Fig. 24).
Länge 4 mm. Eine kleine, durch ihre Färbung
sehr auffallende Art. Die Stirn ist unbehaart — nur
bei der Varietät, vielleicht nur auf diesem Individuum
sind auf der Stirn einige niedergedürckte, eng
anliegende weißliche Härchen deutlich. Von
ebhippiata außer der Färbung und Größe unter-
scheidet sie sich durch unbehaarte bezw. sehr
kurz und dünn behaarte Fühler Die
Stammform ebenso wie die Varietät stammt von
derselben Lokalität.
GeographischeVerbreitung: Kurdistan:
Mardin.
100. Anthaxia dimidiata Thunberg
Länge 5—8 mm. Diese Art beginnt eine
andere Gruppe der mit bzcolor und fulgurans ver-
wandten Arten. Diese Gruppe wird durch den /
im Grunde sehr glatten, jederseits tief einge- Wi
drückten Halsschild scharf ausgezeichnet. u,
Dimidiata steht in enger Verwandtschaft mit der bicolor, von
der sie nur in der Färbung verschieden ist. Wie es scheint, vertritt
dimidiata in Westeuropa und Nordafrika die östliche bicolor, da
Marseul angibt, daß die Fühler dieser Art dunkel seien; in der
Wirklichkeit ist es nicht immer wahr. Die Männchen dieser
Art (ebenso wie die der nächstfolgenden) haben die
Hinterglieder der Fühler orangegelb. Die Stirn dieser Art
ist stets angedunkelt, indem sie bei bicolor stets glänzend, hell
smaragdgrün bleibt.
Geographische Verbreitung: Westliche Mediterra-
nea. Algier: Böne, Tebessa, Oreux, Feboussonte, Constantine
etc., häufig. Marokko: Tanger. Spanien (Letzner), Andalusien,
Pyrenaeen. Portugal. Balearen. Südfrankreich (Koll.
Roubal). Sardinien. Sizilien: Ficuzza. Italien.
101. Anthaxia bicolor Faldermann
Länge 5—8 mm.
Geographische Verbreitung: Türkei. Gitechailaml!
Athen, selten, Balkan (Krüper). Bulgarien (Koll. Roubal):
8. Heit
136 Jan Obenberger:
Varna (Peer 1897). Krim. Kaukasus: Araxestal, Titlis — sehr
häufig; Utsch Dere, Derbent. Somchetien, armenisch. Gebirge,
Elisabetpol etc. Kleinasien: Tschakit, Brussa. Syrien.
Var. Veselyi Obenberger: Kaukasus: Araxestal.
Var. Zogata Abeille: Syrien. Ein Bergbewohner.
102. Anthaxia fulgurans Schrank
Länge 5.5—6 mm.
Geographische Verbreitung: Nordafrika, Mittel- und
Südeuropa, Kleinasien. Algier (Böne etc... Spanien,
überall, Madrid häufig. Frankreich, Italien überall. Tirol
(Ala, Mte Baldo, Rovereto, Meran, Bozen etc.) häufig. Italien:
Florencia. Süd- und Mitteldeutschland ziemlich selten. Schle-
sien (Koll. Kraatz), Liegnitz (Letzner).. Böhmen: Die warme
Gegend am silurischen Substrat südlich von Prag, selten. Mähren,
in Südmähren ziemlich häufig. Ungarn, Siebenbürgen, Istrien,
Dalmatien, Bosnien, Herzegowina, überall sehr häufig.
Albanien: Merdita. Südrußland (Krim etc.) häufig. Serbien.
Rumänien: Dobrudja, Babadagh, Convurlui etc. Bulgarien:
Sliven — ungemein häufig, Sipka, Balkan. Türkei. Griechen-
land (Kraatz), Athen (Krüper). Kaukasus (Erivan etc., meine
Samml.). Kleinasien: Brussa, Taurus. Syrien (Kraatz).
Die Ab. nigricollis Abeille: Syrien: Beyrut.
Ab. azurescens Cast. G.: Niederösterreich, Istrien. Wohl
viel weiter verbreitet, aber verkannt.
103. Anthaxia thalassophila Abeille
Länge 4-5 mm. Die Artberechtigung dieser Art scheint mir
ziemlich problematisch. Abeille hat sie folgendermaßen beschrieben:
.elle... est intermediaire aux deux antres (fulgurans —
erammica); tres voisine de /ulgurans, elle est dimorphe, mais un
peu plus allongee qu’elle, la tache scutellaire, propre A la femelle, est
plus restreinte, n’atteint pas le milieu de l’elytre, n’est pas limitee
lateralement et se fond, des la suture, avec la couleur fonci£re:
enfin, le sommet de l’&lytre ne presente pas les gros points ronds
de fulgurans, mais n’est pas normal comme chez Podolica (= gram-
mica), la sculpture devient tourmentee et gä et lä, on observe des
enfoncements profonds sans forme nette.“
Im weiteren Absatze sagt Abeille, daß thalassophrla typisch
für Meeresküsten sein soll, indem die zwei anderen Arten Gebirgs-
bewohner sein sollen, was, nebenbei gesagt, unrichtig ist.
Ich hatte vor mir eine sehr große Anzahl beider Arten, von
welchen Abeille redet, nämlich grammica ebenso wie die fulgurans.
Auf diesen Arten, die auf unseren Küsten- und Karstländern so
häufig vortreten, konnte ich gut die Veränderlichkeit studieren.
Fulgurans und noch viel mehr grammica variiert ungemein in der
Färbung. Manchmal finde ich die grammica, die vollkommen so
gefärbt sind, wie es Abeille bei seiner Zhalassophila will — aber sie
Holarktische Anthaxien. 137
haben ganz normale Flügeldecken, oder finde ich diese Käfer mit
Flügeldecken, die ‚ne presentent pas les gros points, mais qui ne
sont pas auseri normal comme chez la grammica — aber dann sind
sie wieder ganz normal gefärbt; oder im dritten Falle finde ich sie
vollkommen so, wie sie Abeille haben will. Aus Frankreich habe ich
sie noch nicht beobachtet — es ist mir aber auch grammica aus
dieser Gegend noch nie vorgekommen. Alle Asiaten, die ich als
thalassophila erhielt, waren ganz gemeine grammica, anders zwar
gefärbt, aber andere Arten aus Süden sehen auch ganz anders aus,
als dieselben von uns und es sind keine anderen Arten. Jedenfalls
ist thalassophila sehr verdächtig und soll noch nach großen, auch
westeuropäischen Materialen nachstudiert werden.
Geographische Verbreitung: Frankreich: Hye£res. Spa-
nien: Mte Conero. Istrien: Lovrana. Italien. Gargano (Dr.
Holdhaus). Calabrien: Sta. Eufemia. Rumänien: Dobrudja.
Bulgarien: Sofia. Griechenland. Kleinasien: Konia, Sultan
Dagh, Bulghar-Maaden, Goek-Dagh.
104. Anthaxia grammica Castelnau & Gory
Länge 4.5—5 mm.
Geographische Verbreitung: Spanien: Madrid. Tirol:
Bozen, Trient, Rovereto etc. Korsika. Italien. Südwestliche
Alpenländer: Krain — häufig. Görz, Kärnten. Steiner Alpen.
Österreich: Wiener Gegend. Südostdeutschland. Dalma-
tien, Istrien (Lovrana, KrivoSija etc.). Bosnien — sehr häufig:
Plasa Planina, Bi$ina, Prenj planina, Jablanica, Nevesinje, Trebinje.
Kroatien: Porto Re. Korfu. Italien: Gerace, Sta. Eufemia.
Griechenland: Athen. Rumänien: Comana Vlasca. Bulga-
rien: Sliven, Balkan. Makedonien: Saloniki. Türkei. Kau-
kasus: Novorossiisk (Roubal leg.). Kleinasien: Tschakit,
Brussa, Smyrna. Rhodos.
Die Varietät cyanifulgus Obenberger kommt in Bosnien und
Herzegowina häufig vor (Mostar, Bi$ina, Plasa Planina); sonst ist
sie aus Dalmatien (KrivoSije-Paganetti) und Krain (Bled-
Heyrovsky). Istrien: Grado, Ungarn: Herkulesbad, Kaukasus:
Utsch Dere bekannt.
105. Anthaxia myrmidon Abeille
Länge 3.5—5 mm.
Geographische Verbreitung: Griechenland: Poros.
Kleinasien: Ak-chehir. Syrien: Akbes, Mts Amanus, Jericho
etc. Spanien: Madrid.
106. Anthaxia Türki Ganglbauer
Länge 4—6 mm. Diese hochinteressante Art ist der mıtıdula
sehr ähnlich; sie ist beim & vollkommen grün, beim 2 ist der Kopf
und Halsschild goldgrün oder messingfarben. Die Art unterscheidet
sich von nitidula sofort durch die Struktur des Halsschildes, indem
S. Heit
138 Jan Obenberseer:
bei der »itidula der Halsschild in der Mitte deutlich, mehr minder
grob quer gerunzelt ist, ist er bei dieser Art hier nur undeutlich
körnig granuliert. Der Scheitel ist geschwärzt; ebenso in der Mitte
des Halsschildes befindet sich ein breiter, nach außen erloschen
begrenzter Längsfleck; dieser ist dunkel purpurmetallisch. Von
vorne gesehen ist die Stirn dieser Art viel mehr quadratisch, minder
hoch als die der nitidula. Die Flügeldecken sind feiner skulptiert.
Der Halsschild ist minder breit als bei nıtıdula etc. Eine gute Art,
die uns vielleicht einen Relikt vorstellt. Sie beginnt die nitidula-
Gruppe.
Geographische Verbreitung: Niederösterreich: Prater.
Schlesien? Ein so bezetteltes Exemplar aus der Laferte’schen
Sammlung in meiner Kollektion.
107. Anthaxia nitidula Linne
Länge 4.5—7.5 mm. Überall verbreitet. Die interessante
Var. gynaecoides m. wird sicher noch auf mehreren Stellen aufge-
funden werden; sie wird erst nach Beobachten der Sexualunter-
schiede kenntlich. Sie stammt aus Böhmen und Krain.
Geographische Verbreitung: Europa überall. Von
Spanien verbreitet sie sich nach Norden bis in Schweden und
Rußland; die nordöstliche Grenze verschwindet irgendwo am Ural,
die östliche irgendwo im Gebiete der Inneren Kirghisenhorde. Sie
reicht bis an Kaukasus. In Afrika und Kleinasien findet sie sich
nicht. Var. cyanipennis kommt südlich vor: Von Tirol (Pustertal)
bis Kleinasien (Smyrna).
Ab. signaticollis hat eine südlichere Verbreitung. Sie tritt in
folgenden Ländern auf: Podolien. Ungarn (Orsova). Bulga-
rien: Sliven, Kniazevo etc. häufig, Sipka-Balkan. Rumelien:
Mangalia. Rumänien: Munteni, Dobrudja, Val du Berlatt
(Moldavia), Babadagh. Krim. Südrußland: Sarepta. Türkei:
Konstantinopel, Scutari. Mazedonien. Kaukasus: Novo-
rossijsk, Elisabetpol. Kleinasien: Goek Dagh etc. Nördlich bis
in Thüringen: Blankenburg.
108. Anthaxia diseicollis Castelnau
Länge 4—5 mm. Diese Art ist in der Gestalt der Nitidula
ziemlich ähnlich; sie ist von ihr durch die Färbung, Gestalt etc.
leicht zu unterscheiden. Meine kanaanıta muß ich als eine Varietät
zu dieser Art ziehen, da ich auf reicherem Materiale bemerkte, daß
die Halsschildstruktur,-auf die ich sie hauptsächlich als eine Art
aufstellte, ziemlich variiert; eine abweichende Färbung ist von
untergeordneter Wichtigkeit. |
Geographische Verbreitung: Östliche Mediterranea
bis in Syrien. Korfu (Paganetti). Türkei. Griechenland:
Attika. Mazedonien. Kaukasus: Araxes (Dr. Vesely legit).
Kleinasien: Ak-chehir, Brussa, Smyrna. Cypern ziemlich häufig.
Syrien ziemlich häufig. Transcaspia: Saramsakli. Eine ziemlich
seltene Art.
Holarktische Anthaxien. 139
Die Varietät kommt in Syrien und in Griechenland
(Attika), Kleinasien: Adalia, Ak-ch£hir, Brussa, Transcaspia:
Saramsakli und Mazedonien vor.
109. Anthaxia anatolica Chevrolat
Diese schöne, durch ihre glänzende grüne oder blaue Färbung
ebenso wie durch die feine Chagrinierung so leicht kenntliche Art
ist ziemlich weit verbreitet. Sie wurde mehrfach beschrieben und
sie paradierte in den Sammlungen unter den verschiedensten
Namen. Alle diese ‚‚Arten‘, ebenso wie ‚‚lucrdiceps‘“ habe ich zu-
sammengezogen, weil sie in gar keinen wichtigeren Merkmalen von
der ursprünglichen anatolica abweichen. Von der fraglichen auriceps
liegt mir nur cie Marseul’sche Beschreibung vor — sie paßt sehr
gut auf die unserige Art. Doch weil ich die Originalbeschreibung
(die ziemlich ungenau ist) nicht gelesen, so wage ich noch etwas,
die auriceps einfach mit anatolica zu identifizieren. Die Diagnosis
der Gerneti ist eine schöne ausführliche Beschreibung der anatolica.
Lebt auf der Scorodosma foetida und anderen Herakleen.
Geographische Verbreitung: Sardinien (Kraatz), Sizi-
lien. Süditalien ziemlich häufig. Spanien. Algier: Teniet-
el-Haad, Batna, Biskra, Oran etc, häufig. Tunis. Syrien. Klein-
asien: Smyrna. Turkestan: Taschkent, Keles-Steppe, Kerek-
Kul. Transkaspien: Merv. Afghanistan: Kuschke.
var. lucidiceps: Sizilien. Griecheniand: Athen, Parnass,
sehr häufig. Mazedonien. Syrien: Beyrouth, Jaffa. Klein-
asien. Turkmenien. Saramsakli, Merd. Turkestan bis
Buchara. Taschkent, Keles-Steppe. Afghanistan: Kuschke.
* *
*
Mit dieser Art enden die echten, mit nitidula verwandten
Anthaxien. Diese Gruppe ist aber durch mehrere Übergänge mit
den nächstfolgenden verbunden. Aus der nächsten Gruppe müssen
wir zuerst die bläulichen Arten und von diesen die zweifarbigen
als mit den eben besprochenen zunächst verwandten und deswegen
als einen Übergang bildende Spezies betrachten.
Die zunächst folgenden Arten habe ich in dieser Arbeit ihrer
Färbung wegen mehrfach ‚schwarze‘ benannt. Sie bilden eine in
mehrere Äste auslaufende, sehr große und auch sehr schwierige
Gruppe der Anthaxien; besonders die mit canifrons, sepulchralis
und hemichrysis verwandten Arten sind sehr schwierig zu deter-
minieren. Darum habe ich mehrere Arten zur Erleichterung der
Determination in der Tabelle wiederholt.
In diese Gruppe gehören die seltsamsten Arten. Aus dieser
Gruppe sind auch die meisten ‚‚Nova‘ zu erwarten. Diese Gruppe
fehlt in Südamerika, sie ist in der Paläarktischen Zone und in Nord-
afrika am meisten verbreitet; die nordamerikanischen Arten werden
sicher zahlreicher, da manche ganz entfernte Arten ohne alles
zusammengezogen wurden mit der aeneogaster und weil übrigens
diese Gruppe in Nordamerika wenig bekannt ist.
$. Heft
140 Jan OÖbenberger:
110. Anthaxia sericea Abeille
Länge 3—3.5 mm. Eine durch ihre Färbung sehr leicht
kenntliche Art. Sie bildet einen natürlichen Übergang von den
monoton dunkel gefärbten, fein chagrinierten Arten zu der Gruppe
der bunten, mit nitidula und anatolica verwandten Arten.
Geographische Verbreitung: Alg£rie: Margueritte.
111. Anthaxia cyanescens Gory
Länge 3.5—5.5 mm. Diese kleine Art ist durch ihre Struktur
und dunkle Färbung leicht erkennbar. Sie variiert bisweilen ins
Braune.
Die Art wurde irrtümlich (Katal. 1906) zwischen grammıca
und Türki gestellt —in der Wirklichkeit hat sie mit diesen Arten
nur wenig gemeinsam. Ihre nahe Zugehörigkeit zu der vorher-
gehenden Art ebenso wie zu der anatolica zeigen die groben Punkt-
reihen an den Flügeldeckenenden. Sonst bildet sie wie sericea
einen Übergang von den polychromosen zu den einfarbigen Arten
bezw. zu der funerula-Gruppe.
Geographische Verbreitung: Warmes Westeuropa und
Westnordafrika. Algier ziemlich selten. Spanien: Granada,
Carthagena, Toledo etc., ziemlich häufig. Sizilien. Süditalien
und Calabrien, ziemlich selten.
Im allgemeinen scheint die Art ziemlich selten zu sein.
112. Anthaxia Bedeli Abeille
Länge 4.5 mm. Diese Art erinnert sehr an die cyanescens, von
der sie hauptsächlich durch abweichende Färbung verschieden ist.
Der Kopf ist in der Mitte gerinnt ; die Färbung ist mattbronzefarben
mit grünlichen Reflekten. Die Flügeldecken sind
mit einer groben Punktreihe am Ende versehen.
Die Halsschildstruktur ist sehr fein; sie besteht
aus feinen Ocellen auf den Seiten; in der Mitte
sind diese in ein System von feinen, queren Run-
zeln umgewandelt. Im Grunde ist der Halsschild
ebenso wie die ganze Oberseite sehr fein chagriniert.
Geographische Verbreitung: Algier:
Misserghin, Isly. Spanien: Andalusien (apicalıs
Gnglb. in coll.).
113. Anthaxia anthochaera Obenberger (Fig. 25).
Länge 5.5 mm. Es ist eine höchst merk-
würdige, zu der funerula-Gruppe zugehörige, aber
hier ganz einsam stehende Art. Alle Arten der
erwähnten Gruppe sind mehr oder weniger
depreß (exklusive der amasina) — nur diese Art
ist stark gewölbt, sehr robust. Sie wird sehr
Fig. 25. leicht erkannt werden, weil sie aus mehreren
Holarktische Anthaxien. 141
Punkten sehr auffallend. ist. Auf dem Halsschild erkennt man
gar keine Struktur —.dieser ist nur fein gleichmäßig chagriniert.
Zwischen die Arten Bedeli und amasina (die beide zusammen eng
verwandt sind) hatte ich sie nur in der Not gestellt, weil es bei
unserer Schreibweise ganz unmöglich ist, solche isoliert stehende
systematische Ausläufe richtig einzureihen.
Geographische Verbreitung: Persien“. Bisher nur
ein Exemplar in meiner Kollektion.
114. Anthaxia amasina K. Daniel
Länge 3.75—4.5 mm. Die Originalbeschreibung dieser Art ist
sehr kurz: ‚A. funerulae Illig. proxime affinis, sed ab ea
corpore convexiore, maris fronte laete viridi fulgente
et rugositate retiformi in pronoti disco obsoleta
differt. As. m.
Diese kleine seltsame Art ist sehr bemerkenswert. Besondersauf-
fallend. ist sie durch ihre stark gewölbte Gestalt, durch welche
sje sich etwas meiner anthochaera nähert. Aber diese meine
Art ist viel mehr verlängert, anders gefärbt, größer etc. Der Kopf
der amasina ist fein gekörnelt, mit angedeuteter Reticulation. Der
Halsschild ist mehr als zweimal so breit als lang, in der Mitte
parallelseitig, nach hinten etwa so stark wie nach vorne verengt.
Nur auf den Seiten sind einige rudimentäre, schwache Reticulen
bemerkbar; auf der Scheibe ist die Struktur erloschen; hier sind
nur einige sehr schwache eingerissene Querrunzeln vor der Basıs
zu sehen. Das Schildchen ist quer triangelförmig (bei anthochaera
gleichseitig triangelförmig). Die Flügeldecken sind breit, ziemlich
kurz, zur Spitze ziemlich verengt. Schwarzkupferig, nur die
Stirn ist meist grünlich.
Diese Art hat, wie gesagt, nur mit der anthochaera einige Be-
ziehungen; von dieser Art unterscheidet sie sich durch folgende
Merkmale: Der Halsschild der anthochaera ist viel breiter, nach
hinten fast gar nicht verengt, also fast von der Basis bis ?/; der
Länge parallelseitig, von da nach vorne ziemlich schwach, ver-
rundet verengt. Die Struktur ist vollkommen erloschen, auf
der Fläche bemerkt man nur eine chagrinartige Granulierung —
also noch feiner skulptiert als amasina. Beiderseits in den Hinter-
winkeln seicht eingedrückt. Die Flügeldecken sind viel länger,
breit, mehr depreß, zur Spitze viel mehr verengt. Viel größer,
heller kupferig etc.
Geographische Verbreitung: Griechenland: Oeta
(Krüper). Türkei. Kleinasien: Bos Dagh, Amasia.
115. Anthaxia funerula Illiger
Länge: 3—5 mm. Diese allgemein bekannte Art ist besonders
ihrer großen Variabilität wegen sehr bemerkenswert. Abgesehen
von den zwei, wie es scheint seltenen Varietäten (Hesperica m.
und confundatrix m.) können wir zwei häufig vorkommende
8. Heft
142 Jan Obenberger:
Formen, d. h. die typische Form und die a. viridiceps m. n.
unterscheiden. (= virıdıfrons Obenb. 1912, ein vergebener Name).
a) Die typische Form.
DieStirn ist kupferig bis rot- |
kupferig, selten etwas grünlich,
feiner skulptiert.
Der Halsschild ist minder |
ı breiter, niedergedrückt, auf den
undeutlichen Eindrücken, beider-
mäßig abgerundet,
manchmal nur sehr schwach |
breit, gewölbter, seitlich nur mit
seits nur
gegen die Basis verengt. Die
Struktur ist stets fein, sehr
gleichmäßig, die Netzung ist
meistens in der Mitte er-
loschen.
Die Gestalt ist mehr zylin-
drisch, mehr parallel, eben.
b) A. viridiceps m.
Die Stirn ist grünlich, häufig
schön smaragdgrün, gröber
ı skulptiert.
Der Halsschild ist viel
Seiten vor der Basis deutlich
abgeflacht und flach eingedrückt
auf den Seiten mehr verrundet,
bisweilen stark herzförmig ver-
engt. Die Struktur ist gröber,
indem die Netzung auf dem cha-
grinierten Grunde schärfer vor-
| tritt.
Die Gestalt ist flach, breiter,
mehr uneben.
Es sind zwar nur feinere Unterschiede, aber wenn man vor
sich eine große Reihe beider Formen hat, da ist ihre Verschieden-
heit auffällig.
Geographische Verbreitung: a) forma typica: Algier:
Teniet etc. häufig. Marokko. Spanien: Molinicos, Cancas,
Valencia, la Nueva, Madrid, Chiclana etc. häufig. Asturia,
Castilia etc. Portugal: Barca d’allora. Frankreich: Var;
Beausset; Hyeres, Ardenay etc. häufig. Corsica (Letzner). Sar-
dinia (Letzner). Italien: Monte Baldo, Bazzano etc. Dalmatien
Spalato, Zara etc. Istrien: Pola. Südungarn: Bannat. Herze-
gowina: Mostar; ziemlich selten. Rumänien: Cumana Vlasca.
Rußland: Kyjev, Ljupinskaja Gub., Sarepta etc. Griechen-
land. Kleinasien: Smyrna.
b) A. viridiceps Obenb.: Algier: Maadhid.
EIER Spanien. ‚„Gallia“ (Kraatz). Italien: Bazzano.
Sicher weiter verbreitet.
c) var. confundatrix Obenb.:? Ein Exemplar ohne
jede Patriaangabe in meiner Sammlung.
\Y d) var. Hesperica Obenb.: Marokko.
116. Anthaxia alpina Obenberger (Fig. 26).
Länge: 5 mm. Der funerula Ill. ähnlich. Die
Stirn ist sehr breit, flach, kahl, reticuliertt. Der
Halsschild ist mehr als zweimal so 'breit als lang,
die Hinterecken sind rechtwinkelig; auf den Seiten
ist er mäßig gerundet, auf der Fläche beiderseits
seicht eingedrückt, mit einer seichten, aber ziemlich
deutlichen Mittelrinn. Die Struktur besteht aus
Fig. 26. ER
Reticulen mit chagriniertem Grunde. Diese sind
Holarktische Anthaxien. 143
besonders auf den Seiten breit, eckig, vorne, in der Mitte
werden sie erloschen. Die Flügeldecken sind breit, flach, chagri-
niert, ohne eine Punktreihe auf der Spitze, etwas reihig skulptiert,
zugespitzt. Die Färbung ist dunkelkupferig, die Unterseite ist
dunkler. Diese. Art ähnelt sehr der funerula, ist aber durch die
breite Gestalt, anders gebauten Kopf, mehr zugespitzte Flügel-
decken etc. von dieser Art spezifisch verschieden.
Geographische Verbreitung: Südtirol — Lavarone.
117. Anthaxia Cleopatra Obenberger
Länge: 3.75—4.25 mm. Die Art erinnert etwas an funerula,
der sie in der Größe gleicht. Der Halsschild ist minder breit,
konvexer, am Vorderrande minder stark ausgerandet, zur
Basis mehr verengt, die Struktur ist feiner und. niedriger; sie be-
steht auf den Seiten aus deutlicher Netzung; in der Mitte ver-
ändert sich diese in einige voneinander ziemlich entfernte Quer-
runzeln. Die Stirn ist feiner skulptiert. Die Flügeldecken sind
flacher und ungleichmäßig gewölbt; es sind auf ihnen zwei
seichte aber deutliche längliche Eindrücke, die von den Schul-
tern zur Spitze vergehen, bemerkbar. Hier und da bemerkt man
zwischen dem feinen Chagrin einige, jed.och sehr leichte und niedrige
Ouererhebungen. Die Färbung ist rötlich kupferig.
Geographische Verbreitung: Tripolis.
118. Anthaxia strangulata Abeille
Länge: 5.5 mm. Ich habe in der Tabelle diese mir unbekannte
Art in die Nähe der Salammböetc. gestellt; esist aber ganz möglich,
daß sie näher zu der canifrons-Gruppe zu stellen ist.
Geographische Verbreitung: Turkestan.
119. Anthaxia Salammbö Obenberger (Fig. 27).
Länge: 5 mm. Diese Art ist ebenso wie Cleo-
patra gefärbt, ziemlich robust. Der Halsschild ist
ziemlich quadratisch, mit einer sehr scharfen und
deutlichen Struktur; im Grunde fein chagriniert. Die
Flügeldecken sind sehr fein chagriniert. Von Cleo-
patra ist sie durch robuste, breitere und höhere
Gestalt, durch den am Vorderrande viel weniger aus-
gerandeten Halsschild, durch viel deutlichere Struk-
tur, seitlich viel mehr parallelen Halsschild, viel
breitere Stirn etc. recht verschieden. Die Stirn-
struktur ist aus Kreischen, nicht aus Ocellen gebildet.
Geographische Verbreitung: Algier: Biskra.
120. Anthaxia glabrifrons Abeille
Länge:5 mm. Die Stirnstruktur istausOcellen Fig. 27.
gebildet; die Stirn ist beim & grünlich.
Geographische Verbreitung: Algier: Laghouat.
144
Jan Obenberger:
121. Anthaxia turana Obenberger (turana K. Daniel in coll.) (Fig.28).
Länge: 5—5.25 mm. Kupferig, die Stirn ist smaragdgrün,
breit, ocelliert. Der Halsschild ist zweimal so breit als lang, parallel-
seitig, zum Vorderrande und zur Basis kurz verengt; auf den
Seiten besteht die Struktur aus stark chagrinierten
Ocellen, diese Struktur ist aber in der Mitte er-
loschen. So ist der Halsschild in der Mitte viel
' glänzender als auf den chagrinierten Seiten. Die Flügel-
decken sind länglich, ziemlich konvex, auf der Spitze
einzeln abgerundet und gezähnelt, glänzend, mit
kurzen, steifen, spärlichen, reihig geordneten, bisweilen
schwer sichtbaren weichen weißlichen Börstchen ver-
sehen. Auf den Schultern sind die Flügeldecken etwas
breiter als der Halsschild.
Diese hübsche Art wird besonders durch die
eigentümliche Skulptur des Halsschildes gleich kenntlich.
Geographische Verbreitung: Transkaspien:
Samarsakli (Hauser).
122. Anthaxia uniformis Abeille
Länge: 4.5 mm.
Geographische Verbreitung: Araxestal (Kaukasus).
123. Anthaxia nigrofusca Obenberger (Fig. 29).
Länge: 4.5—6.5 mm. Eine sehr auffällige,
sehr leicht kenntliche Art. Die Art ist überall
sehr fein chagriniert. Die Halsschildstruktur be-
steht auf den Seiten aus einer sehr deutlichen
scharfen Netzung, die einige Längsrunzeln aus-
bildet. Auf der Fläche ist die Struktur sehr
niedrig, halb erloschen; die OQuerrunzeln sind
meistens nur durch ihren Glanz bei der chagri-
nierten, daher matteren Umgebung deutlich. Die
Flügeldecken sind sehr uneben, hier
LER, und da kurz graubraun behaart.
Geographische Verbreitung:
Algier — mehrere Exemplare ohne
andere Angabe in meiner Sammlung.
124. Anthaxia pulex Abeille (Fig. 30).
Länge: 3 mm.
Geographische Verbreitung:
Cairo.
125. Anthaxia Sedilloti Abeille
Fig. 29.
Ägypten:
Länge: 4.5—5.5 mm. Diese zarte Art wird der
Fie. 30.
Flügeldeckenbehaarung wegen sehr leicht kenntlich.
Sie ist schlank, äußerst (besonders auf den Flügel-
)
Holarktische Anthaxien. 145
decken, die fast glatt. erscheinen) fein chagriniert; in der Mitte
des Halsschildes sind die Querrunzeln noch mehr abgelöst und
erloschen als bei nıgrofusca m.; sie sind daher viel weniger deutlich.
Geographische Verbreitung: Tunis (Bordj Gouifla).
126. Anthaxia Fritschi Heyden
Länge: 5.5 mm. Diese Art ist mit der vorhergehenden jeden-
falls ziemlich verwandt; sie unterscheidet sich von ihr leicht durch
die behaarte Stirn, durch die Form des Halsschildes, durch andere
Struktur etc.
Geographische Verbreitung: Marokko: Djebel Hadid..
127. Anthaxia Reitteri Obenberger
Länge: 5.5—7.75 mm. Diese große Art ist von anderen hierher
gehörigen Arten schon sehr entfernt; sie bildet einen Übergang
zu den nächstfolgenden Gruppen. Sie ist durch ihre Größe, Fär-
bung, sehr lange, dünne, weiße Behaarung leicht kenntlich; be-
sonders erwähnenswert ist aber die Struktur des Halsschildes, die
auf nahe Verwandtschaft mit den schwarzen Arten der morio-,
resp. der Tomyrıs-Gruppe aufweist. Sie steht vielleicht in einer
näheren Beziehung mit der Tomyris; doch es scheint mir, daß
uns noch einige Zwischenglieder zwischen dieser Art und Reitteri,
ebenso wie zwischen beiden diesen und der licata fehlen; diese
wären wahrscheinlich irgendwo in Zentralasien zu suchen.
128. Anthaxia Tomyris Obenberger (Fig. 31).
Länge 6 mm. Diese wunderbare Art steht systematisch in
ihrer Gruppe ziemlich isoliert. Sie ist mit Reitteri sicher ziemlich
nahe verwandt, jedoch ist diese Verwandtschaft
nicht eine unmittelbare, da uns sicher einige
systematische Glieder zwischen diesen beiden
Arten fehlen. Diese Art ist aus mehreren Grün-
den merkwürdig. Ihre schlanken Füße, schlanken
und langen Fühler, grünliche Stirn, die auf canı-
frons Ab. ziemlich erinnernde Struktur der Flügel-
decken machen sie leicht erkenntlich. Höchst be-
merkenswert ist die Form und Skulptur des
Halsschildes; der Halsschild ist nämlich zur Basis
ganz ungewöhnlich und seltsam eingewürgt. In
der Struktur kann man noch den ursprünglichen
Charakter der feinen zwei runden Liniengruppen
erkennen — die Struktur ist aber von der der
Reitteri sehr abweichend. Die sämtlichen Run-
zeln sind nämlich gleich stark, alle fein, viel
feiner als bei anderen Arten; die Runzeln der 2 Fi 4
Kreischen sind nicht abweichend und sie ver- mer
fließen in der übrigen Struktur nicht auffallend — so macht
die Fläche des Halsschildes einen Eindruck, als ob die
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 8. 10 8. Heft
146 Jan Obenberger:
Runzeln ganz regellos auf verschiedene Richtungen gestellt wären.
Systematisch bildet diese Art einen eigenartigen Auslauf, eine
höchst interessante primitive Form der Anthaxien. Es ist höchst
bemerkenswert, daß solche alte, meist archaistische Ausläufe in
Zentralasien und in Nordpersien vorkommen — ich nenne nur
Reitteri, Tomyris, anthochaera, flammifrons etc. Von Zentral-
asien werden sicher noch sehr viele interessante und wichtige
Nova geliefert werden.
Aus mehreren Gründen, ihrer einfachen Bildung, isolierten
Stellung wegen etc. halte ich diese Arten für sehr alt. Durch
.das Vorkommen Solcher eigentümlichen,archaistischen
Arten müssen wir Zentralasien und besonders die
riesigen Gebirgsmassen, die nördlich, nordwestlich und
westlich die Gobiwüste einschließen als ein Entwick-
lungszentrum dieser Gattung betrachten. Im all-
gemeinen können wir schon jetzt sagen, daß diese uralten Gebirgs-
massen die am meisten typischen und charakteristischen Formen
enthalten; die Fauna östlich von dieser Zone macht — sit renia
verbo — einen ziemlich nordamerikanischen Eindruck; das gilt
von allen ostsibirischen Käferfamilien und besonders auch von
Buprestiden. Uns Europäern erscheinen die nordamerikanischen
Arten so fremd — sie haben aber eine sehr große Ähnlichkeit mit
den Amurkäfern, Ostsibiriern und auch mit mehreren Japanesern.
Aus biogeographischen Gründen wäre es sehr wünschenswert,
die zentralasiatische Käferfauna noch mehr mit den turkmenischen,
nordpersischen, afghanischen und pamirischen Elementen zu ver-
gleichen. Diese Gegenden, die so viele systematische Rätsel ent-
halten — ich führe nur z. B. die Clema deserti Sem. an — sind
leider sehr ungenügend bekannt, obwohl nur dort der Schlüssel
zum Verständnis der hymalayischen und indischen ontogeogra-
phischen Verhältnisse liegt.
Geographische Verbreitung: Semirietschie: Issyk-Kul.
129. Anthaxia plieata Kiesenwetter
Länge: 4—4.5 mm. Diese kleine, zierliche Art wurde als ein
Synonym zu Marmottani gezogen. Dies geschah wohl nur nach
einem ganz oberflächlichen Studium von wenigen Exemplaren.
Beide Arten sind zwar sehr eng verwandt, sie unterscheiden sich
aber, wie aus der Tabelle klar wird, sehr leicht voneinander. Siehe
Abbildungen. Die etwas querwulstigen Erhöhungen auf den Flügel-
decken beider Arten bilden einen ganz besonderen Charakter,
der diese zwei Arten leicht kenntlich macht, und der sich meines
Wissens in einem solchen Grade nirgends wiederholt in der Gattung.
Diese Art gehört der östlichen Mediterranea an, indem Marmot-
tanı eine westliche Verbreitung besitzt.
Geographische Verbreitung: Östliche Mediterranea:
Serbien (Kiesenwetter), Türkei: Konstantinopel, Kadi-Keui etc.
Kaukasus: (Clermont).
Holarktische Anthaxien. 147
Die Marseulsche Angabe: ‚‚Smyrne‘ bei biimpressa (= Mar-
mottani) bezieht sich vielleicht auf diese Art. Ziemlich seltene Art.
130. Anthaxia Marmöttani Brisout
Länge 7—8 mm. Von der vorhergehenden Art durch robustere
Gestalt, andere Struktur und Form des Halsschildes, anders ge-
bildete Stirn etc. leicht zu unterscheiden. Eine westmediterrane
Art. Ein Typusexemplar der biimpressa Marseul, das sich in meiner
Sammlung befindet, ist mit Marmottani identisch. Es stammt
aus Algier (Atlas) aus der Dupontschen Sammlung.
Geographische Verbreitung: Algier: Teniet-el-Haad,
Atlas, Batna. Selten. Spanien: Cuenca. Syrien (?). Diese
Marseulsche Angabe soll sich jedenfalls noch bestätigen. Alle
meine zahlreichen Exemplare stammen aus Algier.
131. Anthaxia hoploptera Obenberger (Fig. 32).
Länge 9 mm. Die Stirn ist runzelig ocelliert, kuptergoldig,
lang weißlich behaart. Der Halsschild ist mehr als zweimal so
breit als lang, auf den Seiten stark gerundet, in der Mitte am
breitesten, auf den Seiten kupferig, in der Mitte
goldig, mit zwei großen schwarzen Längsmakeln.
Auf den Seiten ist er sehr deutlich ocelliert, lang
weiß behaart, in der Mitte auf dem grünlich goldi-
gen Boden sind schon quere Runzeln; auf den
zwei großen schwarzen Makeln ist die ursprüng-
liche Ocellierung in ein System von feinen,
queren, mehr oder minder in ein Kreischen ge-
ordneten Runzeln umgewandelt. Das Schildchen
ist grün. Die Flügeldecken sind schwarz, durch
einige längliche Depressionen ziemlich uneben,
weißlich behaart. Die Unterseite ist messingfarben,
das Prosternum ist grünlich, das Abdomen ist
feuerrot. Diese ebenso schöne wie auffallende
Art benannte eigentlich Dr. K. Daniel, der diese
Art in ;den Hauserschen Materialen zuerst als Fig. 32.
neu (ebenso wie einige andere Arten) erkannt
und als „hoploptera‘‘ bezettelt hat. Meines Wissens wurde sie
aber nie beschrieben und so muß die Daniebsche Bezettelung nur
‚als „in coll.“ gelten.
Geographische Verbreitung: Transkaspien: Samar-
sakli.
132. Anthaxia acutiangula Motschulsky
Länge 7.25 mm. Diese mir unbekannte sibirische Art soll
nach ihren scharfen, etwas vorspringenden Hinterwinkeln des
Halsschildes kenntlich sein.
Geographische Verbreitung: Sibirien: Irkutsk.
10* 8. Heft
148 Jan Obenberger:
133.-Anthaxia morio Fabricius
Länge 7—8 mm. Eine der bekanntesten unsrigen Arten.
Von unsern beiden schwarzen Arten ist sie durch die in Runzeln
geordnete Halsschildstruktur und durch die seidenschimmernde
weißlich behaarte Oberseite und die Stirn leicht zu unterscheiden.
Die Form meridionalis Obenberger, die aus der Lombardei
stammt, unterscheidet sich durch viel feinere Skulptur und durch
die sehr große Gestalt.
De Marseul in seiner Diagnose spricht wiederholt von den
vier Eindrücken auf dem Halsschilde. Diese sind, wie ich auf sehr
großen Materialen konstatieren konnte, nur sehr selten vorhanden;
es sind. nur die zwei seitlichen öfters und zwar schwach angedeutet
vorhanden. Auch die zweite Angabe Marseuls (Monogr. pg. 250),
daß sepulchralis ‚du reste n’a pas le pronotum foveole“ ist un-
richtig. Die Exemplare der sedulchralis mit vier grübchenartigen
Eindrücken sind sehr zahlreich; diese Angabe ist um so mehr
unrichtig, weil man im Jahre 1865, wann die Monographie ge-
schrieben wurde, die sedulchralis von helvetica nicht trennen konnte ;
de Marseul hatte also sicher sepulchralis mit helvetica: vermischt
vor sich; bei helvetica ist das Vorkommen von solchen Eindrücken
eine Regel.
Die Art wird auf verschiedenen Kompositen gefunden, wie
z. B. auf Leontodon oder Hieracium. In Böhmen kommt sie ziem-
lich häufig vor.
Geographische Verbreitung: Portugal; Spanien (Va-
lencia etc.). Frankreich: Var etc. Nord-Italien (Lombardei,
Fenestrelle etc.). Südtirol (Dr. Jurecek legit) ; Oetztal, Botzen etc.
Österreich: Kranichberg, Gaming, Lunz, Mödling, Dornbach
etc. Freistadt (A. S.). Alpen: Wechselgebirge. Böhmen: Cela-
kovice, Novä Hut’, Kfivoklät, Rilany, Kopanina, Rab$tejn,
Karlüv Tyn, Adolfov, Pisek, Bratronice, Dobii$, Klatovy, Chu-
denice etc. Ziemlich häufig. Deutschland: überall in Süd-
deutschland, aber einzeln. Auch bei Berlin (Rey), Frankfurt a. O.
Schlesien: Wohlau, Glogau. Rußland (Kraatz). Sicher in Polen,
Volhynien, Ukrajina und- in Nordbessarabien. Exemplare von
diesen Gegenden sind mir aber noch nicht zugekommen.
134. Anthaxia rugieollis H. Lucas
Länge 5.5—9 mm. Eine ziemlich große, variable, mit morio
sehr eng verwandte und von ihr ziemlich schwer trennbare Art.
Es müssen mehrere morio verglichen werden! Es ist möglich, wie
es schon Marseul erwähnt, daß sie nur eine Varietät der morio .
vorstellt; sie ist im allgemeinen ziemlich selten und. meine Exem-
plare dieser Art sind nicht so zahlreich, damit ich die Artvariabilität
und dadurch auch die Artberechtigung feststellen möchte. Rugı-
collis ist neben den in der Tabelle erwähnten Merkmalen auch
gewölbter und höher als die niedergedrückte morıo; zur Spitze
sind, die Flügeldecken in einer größeren Kurve verengt, sie sind
Holarktische Anthaxien. 149
also spitziger als bei morio. Die vorderen und die hinteren Tro-
chanteren sind unbewaffnet; diese sind bei morio mit einem Zahne
versehen. Synonym = Korbi Ganglb. in coll.
Geographische Verbreitung: Algier: Ain Ograb; Sidi
ben Abbas. Spanien: Andalusien — Sierra d’Alfacar; Arragonia,
Chiclana. Eine ziemlich seltene Art.
135. Anthaxia confusa Gory
Länge 5—7 mm. Diese Art wird durch ihre ziemlich hohe,
parallele Gestalt, eigenartige Struktur, flache, leicht länglich ein-
gedrückte Flügeldecken, fast einfach ausgerandeten Halsschild,
kupferige Unterseite und violettschimmernde, dunkle, matt-
glänzende Oberseite leicht kenntlich. Sie steht Syalamapisch in
dieser Gruppe wieder ziemlich isoliert.
Geographische Verbreitung: Portugal: S. Martinho PEN
Spanien: Molinicos etc. Frankreich: Var: Beausset; Dröme;
Gers Veaneluse; Basses Alpes, Alpes occ. etc. ziemlich häufig.
Corsica. Algier (Reitter).
136a. Anthaxia Baudii (Juniper: Baudi in coll.)
Länge 5.5—6.5 mm. Schwarz, die Unterseite ist messing-
farben, grünlich glänzend. Die Stirn ist fein ocelliert, grünlich,
weiß behaart. Die inneren Augenränder konvergieren auf dem
Scheitel. Epistom ist fein, rundlich ausgerandet. Der Halsschild
ist zweimal so breit als lang, vorne halbkreisförmig ausgerandet,
vollkommen gerandet. Dieser Rand ist grünlich. Seitlich ist der
Halsschild parallel, nach vorne mehr, nach hinten sehr wenig
verengt. Die Struktur besteht aus einer ziemlich groben, aber
regelmäßigen, netzartigen, eckigen Ocellierung auf den Seiten;
diese Ocellierung geht in der Mitte in eine ziemlich undeutliche,
quere Runzelung über. Die Flügeldecken sind flach, eben, mit einer
nur sehr undeutlichen Längsdepression, die von den Schultern zur
Spitze vergeht. Die fein gezähnelten Flügeldeckenspitzen sind
separat abgerundet. Die Füße sind grünlich.
Der castiliana m. und der confusa Lap. sehr nahestehend. Von
der ersteren durch andere Halsschildstruktur abweichend; der
confusa äußerst ähnlich, aber von ihr durch flache, grau schim-
mernde Gestalt, viel mehr depresse und flache Flügeldecken, grün-
liche Stirn, grünliche Unterseite (diese ist bei confusa violett!) etc.
verschieden. Meist mit der confusa verwechselt.
Geographische Verbreitung: Sardinien, Corsica, Süd-
frankreich.
136. Anthaxia eastiliana Obenberger (Gnglb. in coll.) (Fig. 33).
Länge 4.75—5 mm. Schwarz, flach. Die Stirn ist weißlich,
dünn behaart, breit, die inneren Augenränder sind parallel; der
Halsschild ist zweimal so breit als lang, in der Mitte am breitesten,
mit einem einspringenden Winkel hinter der Mitte. Die Struktur
8. Heft
150 Jan Obenberger:
ist der der sepulchralis sehr ähnlich, aus eckigen großen Ocellen,
die in der Mitte einige spärliche Runzeln ausbilden, zusammen-
gestellt. Die Körnchen sind in der Mitte undeutlich.
Die Flügeldecken sind rauh, etwas reihig skulptiert,
schwarz glänzend, kurz reihig weiß behaart, auf der
Spitze einzeln abgerundet. Diese merkwürdige, so
seltsam zwei weit entfernte Gruppen zusammenziehende
Art widme ich dem so früh verstorbenen Direktor
Ganglbauer, der sie zuerst als neu erkannte und in
den Sammlungen des Wiener Hofmuseums als ‚,n.
sp.“ bezettelte.
Geographische Verbreitung: Spanien:
Cuenca (Korb. 1887).
Fig. 33.
137. Anthaxia Carmen Obenberger
Länge 6.5 mm. Diese Art bildet mit der corsıca eine kleine
Gruppe. Von dieser Art, mit der sie mehrere Merkmale zusammen
hat, wird sie neben den angegebenen Merkmalen noch folgender-
maßen unterschieden: Die Stirn der Carmen ist viel breiter (am
Scheitel) als die der corsica; in der Mitte ist die Struktur der
Corsica meistens ziemlich undeutlich — die einzelnen Ocellen sind
hier und da quer verbunden. Bei Carmen ist es nicht der Fall;
die Ocellation ist hier äußerst regelmäßig, nur aus vollkommen
gleichen Ocellen gebildet. Am Vorderrande ist der Halsschild
meiner Art viel tiefer ausgerandet als der der Corsica; die Basal-
linie des Halsschildes der Corsica ist fast eben, indem sie bei Carmen
stark wellig ist; die Flügeldecken der Carmen sind noch mehr ver-
rundet und breit etc. Die Halsschildform meiner Art ist eine ganz
andere etc. Die Eindrücke auf dem Halsschilde dieser Art sind von
unter geordneter Wichtigkeit, da sie, analogisch wie bei anderen
Arten, variieren können. Bisher nur ein Exemplar dieser so charak-
teristischen Art bekannt.
Geographische Verbreitung: Frankreich: Gers: Sa-
matan (Clermont). Spanien: La Sagra; Cuenca; Sierra Segura
(Wiener Hofmuseum-Korb.)
138. Anthaxia corsiea Reiche
Länge 3.5—6 mm. Siehe auch Carmen! Diese Art besitzt
einen eigenartigen, seidenschimmernden Glanz; von allen übrigen
Arten wird sie durch die kurze Gestalt leicht unterschieden. Sie
variiert beträchtlich in der Struktur der Flügeldecken, die bald
feiner, bald gröber skulptiert sind. Ich besitze ein vielleicht mon-
ströses Exemplar aus Corsica, das sehr niedrig und flach ist.
Geographische Verbreitung: Corsica, hier scheint sie
sehr häufigzusein. Sardinien. Ostpyrenäen (?) Nach Marseul;
diese Angabe, die sich leicht auf Carmen beziehen kann, muß sich
noch bestätigen.
Holarktische Anthaxıen. 151
139. Anthaxia aeneopicea Kerremans
Länge 5.5 mm. Oblong, abgeflacht, braun, bronzefarbig,
ziemlich glänzend, stark gekörnt; die Unterseite ist mehr dunkel.
Ziemlich ähnlich der Pinguis Ksw. aus Griechenland, aber ein
wenig mehr verlängert, die Seiten des Halsschildes sind mehr ver-
breitert, die Granulierung ist deutlicher, mehr regelmäßig. Der
Kopf ist sehr dicht und fein ocelliert, lang grau tomentiert. Der
Halsschild ist runzelig, ocelliert; die Seiten des Halsschildes sind.
vorne gerundet, hinten gerade, die Hinterwinkel sind abgerundet;
beiderseits auf der Fläche, zur Seiten, flach eingedrückt. Die Flügel-
decken sind ziemlich flach — ‚‚couverts d’une ponctuation sem-
blable & celle du pronotum“, wie Kerremans angibt, welche Angabe
aber sicher unrichtig ist. Auf der Spitze sind die Flügeldecken
breit zusammen abgerundet. Die Unterseite ist körnig. Mir in
natura unbekannt.
Geographische Verbreitung: Kaschemir-Himalaya.
140. Anthaxia obesa Abeille
Länge 3.5—5.5 mm. Eine Art mit gut gewähltem Namen.
Diese Art wird, von der nächstfolgenden durch die runzlige Hals-
schildstruktur, breitere Gestalt und gewölbtere, robustere/ Gestalt
leicht unterschieden. Es existieren vier Anthaxiaarten, die nach
diesem Typus gebildet sind und die schwer determinierbar sind;
es sind folgende Arten: obesa Abeille, corynthia Reiche, istriana
Rosenhauer und nigrojubata Roubal. Ich werde im folgenden
ihre Unterschiede hervorheben. Obesa ist eine robuste Art mit
feiner, runzliger Skulptur der Halsschildfläche und. mit breiter
Stirn — von den drei folgenden wird sie leicht unterschieden; sie
ist eine feste, gute Art.
Die übrigen drei Arten sind untereinander sehr eng verwandt
und — corynthia ausgenommen — sind es nur sehr schwache Arten,
die vielleicht nur in die Varietäten- oder Formenreihe der corynthia
gehören.
Nigrojubata Roubal hat die Struktur einer Sedulchralis,
auch ihre Färbung, grüne Stirn, die (von oben gesehen) am Scheitel
sehr eng und die (von vorne gesehen) parallelseitig ist. Von
sepulchralis unterscheidet sich diese Art hauptsächlich durch
. minder breiten Halsschild, auf zwei Seiten gestellte, starre Stirn-
behaarung und durch die grüne Stirn; von obesa ist sie durch
mehrere Charaktere sehr leicht zu unterscheiden; von corynthia
unterscheidet sie sich durch größere Gestalt, dunklere Färbung
und durch die Struktur des Halsschildes;; bei corynthia sind immer
einige deutliche Runzeln in der Mitte ausgebildet; die Stirn-
behaarung ist feiner, nicht in zwei Gruppen gestellt, feiner, gleich-
mäßiger skulptiert und gewölbt. Beim Studium von großen
Reihen der corynthia meiner Kollektion bin ich aber zu einem
Resultat gekommen, daß betreffs der Feinheit und, Grobheit der
Struktur, Größe und Länge der Stirnbehaarung corynthia variiert,
8. Heit
152 Jan Obenberger:
und daß sich einige Ausläufe dieser Variationsreihe an die n2gro-
jubata sehr eng anschließen. Dasselbe habe ich auch beim Studium
von südlichen (griechischen und bulgarischen) Materialen der pro-
teischen sedulchralis bemerkt. Man könnte also sagen, daß nigro-
jubata eine Verbindungsart zwischen corynthia und sepulchralis ist.
Ich habe aber konstatieren müssen (ex typis), daß zwei meiner
Typi so große Unterschiede zwischen sich haben, daß es sich
nach meiner Meinung höchstmöglichst um eine Bastardation han-
deln kann. Von zwei Typen (ex autore) der nigrojubata meiner
Kollektion steht die eine (aus Syrien) der corynthıa, die zweite
der sepulchralis nahe. Die Stirnstruktur, auf welche der geehrte
Herr Autor einen Nachdruck gestellt hatte, ist bei beiden Exem-
plaren etwas verschieden ausgebildet. Es bleibt also die Art-
berechtigkeit dieser mir vom ersten Momente rätselhaften Art
noch immer unsicher. Zur Lösung dieser Frage wären mir
große Reihen der sepulchralis aus den Balkanländern und be-
sonders aus der Türkei und aus Griechenland sehr wünschenswert.
Jetzt bleibt nur corynthia und istriana. Corynthia ist eine
ziemlich weit verbreitete südliche Art, die, wie es scheint, in
Griechenland und in Kleinasien, mindestens teilweise die Rolle
der unsrigen sedulchralis spielt. Sie ist durch ihre kupferige Fär-
bung, seitlich ungewinkelten Halsschild, feine Struktur des Hals-
schildes, ziemlich niedergedrückte Gestalt, nicht lange, bräunliche
Stirnbehaarung etc. leicht kenntlich. Es ist wieder eine gute Art,
an welche sich die nächstfolgende und vielleicht auch die eben
besprochene sehr eng anschließen.
Die zstriana ist wieder eine sehr problematische Art. Ich be-
sitze nur zwei Exemplare dieser ‚Art‘ aus Lovrana und aus
Rui$te in Herzegowina. Eine sepulchralis (wie es im Catalogus
Col. 1906 steht) ist es sicher nicht ; sie ist klein, ebenso wie corynthia
ausgebildet und von ihr nur durch etwas (von vorne gesehen) mehr
verengte Stirn verschieden. Das scheint mir von sehr geringer
Wichtigkeit, um so mehr, weil, wie es schon wiederholt gesagt
war, die Anthaxien in solchen Kleinigkeiten (z. B. sepulchralis,
helvetica etc.!) sehr variieren. Ich hoffe also, daß es nicht verfehlt
werden wird, wenn ich sage, daß sie nur ein Synonym der corynthia
repräsentiert. Ihre Verbreitungszone wäre sehr interessant und
sie möchte ebenso wie die Olympica am Mödling ein Zeuge der
Durchdringung der balkanischen Elemente in unsere Fauna sein.
— Im allgemeinen ist diese Gruppe der schwarzen, dunkel
behaarten Anthaxien eine der schwierigsten Käfergruppen, der
ich in meiner entomologischen Tätigkeit begegnete. Die lokalen
geographischen und klimatischen Bedingungen haben hier einen
großen Einfluß auf die oberflächliche Ausbildung und Gestalt des
Körpers dieser Arten; so müssen wir uns die verworrene, kom-
plizierte, vielfache Variabilität dieser Arten zu erklären suchen;
und je mehr eine Art variiert, desto schwieriger ist sie determinier-
bar, man muß ganze Serien der verwandten Arten vergleichen,
Holarktische Anthaxien. 153
um sicher zu bestimmen. Dazu kommt noch der Umstand, daß
diese Arten nicht nur auf zwei oder mehreren Lokalitäten ungemein
variieren können, sondern auch, daß sie auf einer und derselben
Lokalität in großem Maße variabel sind, so daß zwei Exemplare
derselben Art aus derselben Lokalität ganz anders ausschauen. Man
hat einen Eindruck, als ob diese Arten jetzt erst alle systematischen
Richtungen versuchen, bevor sie sich in einer Richtung definitiv
ausbilden.
Die Arten dieser Gruppe sollen auch mit venerabilis verglichen
werden!
Geographische Verbreitung der obesa: Griechenland
(ex Abeille!. Syrien: Akbes, häufig. Kleinasien: Amasia,
Smyrna.
Var. carens Obenberger unterscheidet sich von der typischen
Form durch das Fehlen der Stirnpubeszenz; der Kopf ist voll-
kommen kahl. Kleinasien.
141. Anthaxia eorynthia Reiche
Länge 4.5—6 mm. Siehe Nr. 124!
Geographische Verbreitung: Istria: Lovrana; Kroatien:
Fiume. Herzegowina: Ruiste Griechenland: Attica, häufig;
Euboca, Olymp, Parnass. Kleinasien: Konia, Ak-Ch£hir, Amasia,
Smyrna, häufig. Syrien: Akbes; seltener; mit obesa. Cypern.
142. Anthaxia turkestaniea Obenberger
Länge 5.25 mm. Diese Art, von der bisher nur ein Exemplar
bekannt ist, gehört in die Verwandtschaft der canifrons Abeille.
Von dieser Art unterscheidet sie sich durch die niedergedrückte,
ziemlich flache Gestalt, eigentümlich geformten Halsschild und
durch dessen Struktur. Bei canifrons sind die Ocellen am Hals-
schilde nur auf den Seiten, und zwar ziemlich undeutlich bemerkbar,
die Zentralkörnchen fehlen fast regelmäßig. In der Mitte wird die
Struktur in eine niedrige, meist verschmolzene und verworrene
Runzelung verflossen. Bei meiner Art ist die Ocellation sehr deut-
lich; die seitlichen Ocellen sind groß, eckig, mit sehr deutlichen
Mittelkörnchen; zur Mitte werden sie kleiner und niedriger, sie
sind aber bis zur Mitte sehr deutlich ausgeprägt; nur eine ganz
enge längliche Zone in der Mitteist undeutlicher skulptiert. Auch die
Flügeldeckenstruktur ist eine andere. Beim scharfen Betrachten
bemerkt man auf den Flügeldecken der canifrons zwischen den
kleinen runzligen Erhabenheiten, die die Struktur der Flügeldecken
bilden, hier und da sehr kleine, aber scharfe und deutliche Pünkt-
chen. Diese fehlen bei meiner Art vollkommen.
Geographische Verbreitung: Turkestan. Ein Exemplar
ohne nähere Angabe in meiner Sammlung.
143. Anthaxia senilis Wollaston
Länge 5.3 mm. „Parallelseitig, niedergedrückt, bronze-
schwarz oder kupferschwarz, dicht quergerunzelt, nicht punktiert;
S. Heit
154 Jan Obenberger:
besonders auf dem Kopie mit feinen, grauen, langen und dichten
Härchen besetzt. Der Halsschild ist verbreitert, quer, auf den
Seiten gröber, gerunzelt und retikuliert ; die Hinterecken sind recht-
winkelig, mit einem breiten Eindrucke. Die Flügeldecken sind
ziemlich (besonders auf der Basis) uneben, die Naht und der Rand
ist leicht verdickt. Das Schildchen ist ohne Runzelchen und sehr
glänzend.“ Ex de Marseul.
Diese mir unbekannte Art soll durch ihre lange Flügeldecken-
behaarung, glattes Schildchen etc. leicht kenntlich sein.
Geographische Verbreitung: Grande Canarie: Saint
Barthelemy; sie soll auf Cistus Monspeliensis und vagans gefunden
werden.
144. Anthaxia Conradti Semenov
Länge 7.25 mm. Diese Art ist mir unbekannt. Sie wurde
nach einem Exemplare beschrieben. Die Diagnose ist auf einigen
Stellen unvollständig; sie macht auf mich den Eindruck, als ob
es sich um eine canıfrons handeln möchte. Wenn sich diese meine
Annahme bestätigen möchte, dann hätte Conradti, die im Jahre
1890 beschrieben wurde, vor der canifrons (1893) die Priorität.
Ziemlich breit, stark depreß; die Oberseite ist dunkel-
kupferig, ziemlich glänzend, die Unterseite ist metallisch, mehr
glänzend. Der Kopf ist dicht retikuliert-punktiert, die Stirn ist
sehr breit, nicht gewölbt; ziemlich lang bräunlich be-
haart; der Scheitel ist breit, die Augen sindsehr von einander
entfernt; der Halsschild ist quer, fast zweimal so breit als lang,
auf den Seiten vor der Mitte verbreitet, leicht gerundet, zum Vorder-
rande ziemlich stark verengt, vor den Hinterwinkeln sehr leicht
winkelig; die Fläche ist sehr fein und dicht gekerbt
granuliert, beiderseits vor den Hinterwinkeln breit ein-
gedrückt; an der Basis ist auch die Mittellinie angedeutet; der
Basalrand ist geglättet. Die Flügeldecken sind parallelseitig,
auf der Spitze einzeln und zusammen abgerundet.
Die Momente, die uns zu der Zusammenziehung der canıfrons
wichtig erscheinen, habe ich durch Unterschiede hervorgehoben.
Geographische Verbreitung: Alai (Turkestan).
145. Anthaxia eanifrons Abeille
Länge 4—9 mm. Diese Art ist eine der meistens typischen
und wichtigen Arten der Gruppe. Sie variiert, was besonders
hervorgehoben werden soll, in der Färbung der Stirnbehaa-
rung — diese ist bald weißlich, bald bräunlich bis fast schwärzlich.
Auch die Länge dieser Behaarung ist variabel; meine var. bucha-
rica unterscheidet sich von der typischen Form durch die voll-
kommene Absenz der Stirnbehaarung. Die Art, variiert auch sehrin
der Größe, wie aus der Längeangabe deutlich wird. Die Färbung
ist ziemlich konstant, ebenso die Flügeldeckenstruktur. Im Gegen-
satze dazu ist die Förm der Halsschildseiten und die Halsschild-
Holarktische Anthaxien. 155
struktur sehr variabel. Bei typischen Exemplaren bemerkt man
hinter der Mitte der Seiten eine leichte Ausschweifung (siehe
Conradti!); diese wird aber bisweilen ganz undeutlich, und der
Halsschild wird infolgedessen ganz regelmäßig gerundet. Alle
Übergänge dazu sind vorhanden. Die Struktur des Halsschildes
besteht aus meist sehr feinen verworrenen Runzeln; dieses Stadium
müssen wir als ein sekundäres betrachten; die primäre Struktur,
nämlich seitliche Ocellation, die in deutlichere Querrunzeln in
der Mitte übergeht, wird aber bisweilen auch deutlich. Unter
dem Namen ‚‚ferghanensis‘“ ‚Conradti‘‘ etc. habe ich solche etwas
abweichende, aber sonst vollkommen mit der canıfrons überein-
stimmende Exemplare schon mehrfach erhalten. Unter dem
Namen ‚‚nudifrons‘“ habe ich meine ‚„bucharica‘“‘ erhalten. Ein
zwar nur sekundäres Merkmal, das aber sehr konstant bleibt, ist
die Mikroskulptur der Flügeldecken, die die Zugehörigkeit eines
Exemplares zu dieser Art sehr zahlreich verriet. Zwischen den
feinen runzeligen Erhabenheiten, aus welchen die Elytralskulptur
gebildet wird, bemerkt man (mit einer sehr starken Lupe!) hier
und da zerstreute, höchst feine, aber auch sehr scharfe Pünktchen.
Wie schon bei Conradtı gesagt, ist höchstmöglich diese Art mit
canifrons identisch, wie es aus der Beschreibung hervorgeht ; diese
Annahme muß sich jedoch auf den Typen bestätigen.
Geographische Verbreitung: Die gebirgigen Gegenden,
die nordwestlich bis südwestlich die Gobiwüste begrenzen und die
ihnen angrenzenden Gebirgsketten; Alai, Margelan, Thian-
Shian, Issyk-Kul (Semirietschie), Tischkan, Ferghans,
Buchara etc.; Samarkand, Karlyk-Tag, Dsungarei, Alai,
Utsch-Kurgan; Turkestan: Ghisar.
var. bucharica: Buchara, Issyk-Kul (Semirietschie) Tscha-
rın, Tischkan; Mts. Ghisar.
146. Anthaxia Heydeni Abeille
Länge 4 mm. Diese Art steht der vorhergehenden sehr nahe,
aber die Flügeldeckenstruktur ist feiner, die Fläche des Halsschildes
ist minder runzelig, die Netzungzellen sind breiter, minder ver-
worren und. runzelig; vorne sind die Halsschildseiten mehr ver-
rundet, ohne einer winkeligen Ausschweifung auf den Seiten.
Geographische Verbreitung: Turkestan; Alai.
147. Anthaxia eaucasiea Abeille
Länge 5.5 mm.
Geographische Verbreitung: Kaukasus: Russisch-
Armenien.
Anm.: Unter den Namen Heydeni, canifrons oder caucasica
bekommt man im Tausche häufig eine ganz andere Art, die Oben-
bergeri Roubal. Diese Art wird durch ihre leicht zweifarbige Ober-
seite und den seßulchralis ähnlichen Habitus etc. gleich auffallend.
Ich selbst habe eine canifrons aus Kaukasus noch nie gesehen;
S. lieit
156 Jan Obenberger:
alle meine sehr zahlreichen Exemplare stammen aus Zentral-,
asien, ebenso wie alle Stücke dieser Art, die ich in verschiedenen
Privatsammlungen gesehen habe.
148. Anthaxia venerabilis Marseul
Länge 5 mm. Sie soll der Zenella und fraticola ähnlich sein;
von ihnen wird sie durch mehr grünliche Färbung, durch die aus
breiten Ocellen bestehende Struktur des Halsschildes, die auf der
ganzen Oberseite gleich sind, durch den zur Basis mehr verengten
Halsschild, durch die minder unebenen Flügeldecken, die granu-
liert punktiert und stets ohne angedeutete Punkt- oder Härchen-
reihen sind. Eine echte venerabihis habe ich noch nicht gesehen;
alles was mir mit solch einer Angabe zuging, war entweder eine
abweichende, grünliche Corynthia oder eine Zenella mit minder
deutlicher Flügeldeckenstruktur.
Geographische Verbreitung: ‚Orient‘.
149. Anthaxia Demaisoni Abeille
Länge 5 mm. Diese persische Art unterscheidet sich von
beiden nächstfolgenden Arten durch die Form und Struktur des
Halsschildes.
Geographische Verbreitung: Persien.
150. Anthaxia hemichrysis Abeille
Länge 6 mm. Diese Art wird durch ihre Färbung und Struk-
tur sehr leicht kenntlich. Von der nächstfolgenden Art unter-
scheidet sie sich folgendermaßen:
hemichr ysis Obenbergeri
Die Gestalt ist flacher. | Die Gestalt ist viel ’ge-
{ wölbter.
Die Struktur des Hals-- | Die Struktur des Hals-
schildesist vielfeiner, inder Mitte | schildes ist viel gröber, in der
wie abgerieben, halb erloschen.
Die Wände der einzelnen Ocellen |
sind fein und eng. Der Hals-
schild erscheint daher
glatter und glänzender.
Der Halsschild ist mehr als
zweimal so breit als lang, flacher,
seitlich mehr gerundet — seine
größte Breite liegt etwa in der
Mitte; er ist sehr deutlich blau- |
ı skulptiert.
grün gefärbt, feiner skulptiert.
Die Flügeldecken sind
deutlich rotkupferig, feiner
skulptiert, mehr depreß.
viel
‚ sind sie mehr runzlig; der Hals-
' schild erscheint . daher
' Mitte nur um etwas feiner als
auf den Seiten, ziemlich stark,
die Wände von einzelnen Ocellen
sind dicker, stärker; im Grunde
mehr
runzliger und gröber.
Der Halsschild ist zweimal
so breit als lang, viel gewölbter,
' seitlich in dem ersten Drittel
etwas winkelig; stets dunkel,
undeutlich goldig gefärbt, grob
Die Flügeldecken sind
dunkelschwarz mit kupferigen
Reflekten, gröber skulptiert,
mehr gewölbt. :
Holarktische Anthaxien. 157
Geographische Verbreitung: Transkaspien (Saram-
sakli); persische Nordgrenzen.
151. Anthaxia Obenbergeri Roubal = cupreofulgens K. Dan. in
coll. (Bartim?). |
Länge 5.5—7.5 mm. Diese Art wird durch ihre gewölbtere
Gestalt, Färbung, Struktur etc., wie es bei der vorhergehenden
Art angegeben ist, von ihren Verwandten leicht unterschieden.
Sie wird wiederholt als ‚,canifrons Abeille‘ bestimmt.
Ihr Hauptverbreitungsbezirk scheint ‘Kaukasus
zu sein.
Geographische Verbreitung: Kaukasus:
Utsch Dere; Armenisches Gebirge, Elisabetpol
(häufiger). Algier! Ein typisches altes Exemplar
in meiner Kollektion.
Die Varietät Parysatis m. (Fig. 34) stammt
aus Persien.
152. Anthaxia fallaeiosa Obenberger (Fig. 35).
Länge 5.25 mm. Eine der sirigata recht ähn- A
liche Art aus Östturkestan. Fig. 34.
Geographische Verbreitung: Ostturkestan. Zwei so
bezettelte Exemplare meiner Sammlung.
153. Anthaxia strigata Le Conte
Länge 4.5—6 mm. Diese amerikanische Art erinnert sehr
an unsere sedulchralis; sie hat ebenso schief gestellte innere Augen-
ränder, ebenso engen Scheitel und auch ähnliche Gestalt. Sie
unterscheidet sich von ihr sehr leicht durch die
flachere, kurz behaarte Stirn und durch die gleich-
mäßiger, etwas feiner skulptierte, gewölbtere Ober-
seite. Diese Art wäre vielleicht für: ein: detailes
Studium ebenso interessant wie unsere sedulchralis,
mit welcher sie sicher in naher Verwandtschafts-
verbindung steht. Die Varietät imperfecta Le Conte
ist viel flacher, der Halsschild ist minder breit als
die Flügeldecken; die Ocellen des Halsschildes sind
breit, eckig; auf den Seiten verfließen sie je nach
zwei oder drei zusammen, wobei sie einige läng-
liche Runzeln ausbilden. Die Flügeldecken sind
mehr depress, etwas weitläufiger skulptiert, beider-
seits mit einem deutlichen, länglich von den Schul-
tern verlaufenden Längseindruck. In Nordamerika
sicher sehr weit verbreitet; zum Studium der
Variabilität wären uns die Exemplare aus den südwest-
lichen Staaten sehr erwünscht. Horn hatte in seiner Arbeit
über die nordamerikanischen Anthaxien sirigata als ein Synonym
zu der aeneogaster zugereiht. Das scheint mir vollkommen verfehlt
8, Heft
158 Jan Obenberger:
zu sein. Aeneogaster ist sicher eine ganz besondere Spezies, die
mit dieser Art nicht in einer zu nahen Verwandtschaft steht. Sie
ist stets schwarz; auch der Scheitel ist schwarz; die Augen sind
braun; die inneren Seitenränder der Augen (von oben gesehen)
konvergieren nicht so sehr am Scheitel wie bei s/rigata; der Scheitel
ist breiter; die Struktur des Halsschildes ist eine ganz andere.
Der Scheitel ist nämlich im Grunde chagriniert oder fein gerunzelt;
auf den Seiten, wo bei sirigata die größten Ocellen und Längslinien
ausgebildet sind, ist hier meistens keine Struktur deutlich;
nur auf den Rändern bemerkt man in der Runzelung einige kleine
“rundliche Ocellen, meist ohne Mittelkörnchen. Der Halsschild
ist auch viel breiter als bei sirigata, am Vorderrande noch feiner
und seichter ausgeschnitten. Die Struktur ist auch in der Mitte
fein; sie ist hier wie erloschen; auf dem feinkörnigen Untergrunde
sind in der Mitte nur einige quergestellte Linien, die Überreste
von quer zusammengeflossenen Ocellen sichtbar. Es sind bei
aeneogaster häufig vier quergestellte Eindrücke (wie bei unsrigen
4-bunctata) vorhanden; die Gestalt ist viel länger, die Färbung ist
stets dunkel.
Geographische Verbreitung: Vereinigte Staaten von
Nordamerika und Kanada; von California, Oregon, Idaho,
Nevada, Utah, Colorado,Wyoming, östlich bis Maine,
nördlich bis Hudson; gemeinere Art. In Californien häufig:
Miami, Passadena, Mts. Wilson (Fenyes).
154. Anthaxia prasina G. Horn
Länge 5.5—6 mm.
Geographische Verbreitung: Vereinigte Staaten: Cali-
fornien: Josemite Valley.
155. Anthaxia aeneogaster Castelnau Art
Länge 4—7 mm. Siehe sirigata!
Geographische Verbreitung: Vereinigte Staaten von
Nordamerika, Kanada. Origon, Arizona bis Maine und südlichere
Hudsonsche Kanadaregionen @ S. Colorado, Nevada (W. Hof-
museum).
156. Anthaxia aenescens Casey
Länge 4.8 mm.
Geographische Verbreitung: Californien.
157. Anthaxia nanula Casey
Länge 4.2—5 mm.
Geographische Verbreitung: Californien.
158. Anthaxia simiola Casey
Länge 4.8 mm.
Geographische Verbreitung: Californien.
Alle diese Arten, aenescens, nanula, prasina, simiola, strigata
und. aeneogaster wurden häufig als ‚„‚aeneogaster‘‘ bestimmt. Der
Holarktische Anthaxıen. 159
bekannte nordamerikanische Entomologe Casey hatte die Art-
rechte der sirigafa zuerst erkannt; nach seiner Meinung soll auch
die inornata Randall, deren Stirn unbehaart sein soll, eine be-
sondere Art darstellen. Ein solches Exemplar ist mir noch. nie
zugekommen; ich habe diese Art provisorisch zur aeneogaster ge-
stellt; es werden uns nur große Suiten dieser Art aus den östlichen
Staaten diese Fragen zu lösen ermöglichen. Nach meiner Meinung
ist die nordamerikanische Anthaxienfauna nicht so artenarm wie
es scheint; es ist höchstwahrscheinlich, daß unter dem Namen
aeneogaster oder strigata noch sehr zahlreiche, vielleicht auch neue
Arten paradieren. :Die Arten dieser Gruppe wurden in Amerika
häufig sehr oberflächlich studiert und determiniert.
159. Anthaxia nigrojubata Roubal
Länge: 6 mm. Diese Art erinnert sehr an unsere sepulchralis
und verbindet diese Art mit der corynthia. Siehe corynthia.
Geographische Verbreitung: Syrien (meine Sammlung
— 1 Type). Nordkaukasus: T&berda Griechenland: Par-
nassos (teste Roubal!)
160. Anthaxia Chobauti Abeille (Fig. 36).
‚Länge: 5—7 mm. Diese algerische Art erinnert sehr an die
sepulchralis, von der sie ziemlich schwer zu trennen ist. Sie hat
immer einen dunkel kupferigen Schein — sedulchralis ist stets
schwarz oder höchstens mit grünlichen oder grünlichkupferigen
Reflekten, immer etwas seidenglänzend — dieser
Glanz fehlt der Chobauti vollkommen. Von vorne
gesehen sind die inneren Augenränder auf der Stirn
bei Chobauti zum Scheitel etwas schiefer gestellt als
es bei sedulchralis der Fall ist; die Stirn erscheint
also mehr verengt. Die Stirnbehaarung ist steif,
aus ziemlich spärlichen steifen Härchen, die zwei
Härchengruppen bilden, gestellt; sie sind nämlich
von der Mitte nach außen gekämmt; von den
inneren Augenrändern wieder nach innen. Sie sind
etwas länger als bei sepulchralis. Der Scheitel hat
ebensolche Form wie bei sedulchralis — das heißt,
er ist ziemlich eng. Wichtige Unterschiede liegen
in der Form des Halsschildes. Dieser ist bei sedul-
chralis stets viel breiter — etwa 24421, mal ig. 36.
so breit als lang — bei Chobauti ist er stets
nur etwa zweimal so breit als lang. Die Ocellierung bei
sepulchralis ist stets feiner, da die Ocellen (auf den Seiten) kleiner
und meist rundlich sind; sie sind auch in der Mitte
stets bemerkbar, besonders vor der Basis; die Querrunzeln sind
bei sepulchralis nur fein und mit Ocellen durchgemischt. Bei
Chobauti sind die seitlichen Ocellen sehr grob und groß, mit großen
Mittelkörnchen. In der Mitte sind sie in sehr deutliche, ziemlich
8. Heft
160 Jan Obenberger:
grobe, quergestellte Runzeln umgewandelt. Zwischen diesen Run-
zeln sind keine Ocellen mehr bemerkbar. Der Halsschild
erscheint also viel gröber skulptiert; er hat, besonders auf der
Basis, einige kupferige Reflekte. In dem letzten Drittel ist er etwas
winkelig. Die Unterseite ist grünlichschwarz, dunkler als bei
sepulchralis. Ich halte diese Art für recht spezifisch verschieden —
es sprechen dafür besonders die wichtigen Unterschiede des Hals-
schildes, der auch viel deutlicher, abstehend auf der Fläche be-
haart ist. Es soll hier auch bemerkt werden, daß ein sehr charak-
teristisches „Merkmal“ der sedulchralis deren ungemeine Varia-
bilität in allen Richtungen ist — im Gegensatze dazu ist Chobauti
ziemlich konstant; sie varliert etwas in der Größe, wie alle An-
thaxien, und in der Form der seitlichen Halsschildlinie; aber in
der Form, in der Skulptur und in der Färbung ist sie konstant,
| wie aus dem Studium von größeren Reihen von
Exemplaren hervorgeht. Ich habe eine sehr große
Suite der C'hobauti aus Tenierel-Haad — alle diese
Exemplare weichen voneinander nur sehr wenig
ab; meine ebenso große Reihe der sepulchralis
aus den Alpen ist ein gutes Pendant dazu — kein
einziges Exemplar gleicht einem anderen!
Geographische Verbreitung: Algier:
Teniet-el-Haad, Lambessa etc. Sie scheint ziem-
lich häufig zu sein.
161. Anthaxia Esealerae Obenberger (Fig. 37).
Länge 7 mm.
Geographische Verbreitung: Syrien:
Mts. Amanus (Mr. de la Escalera). |
162. Anthaxia ealiforniea Obenberger (Fig. 38).
Länge: 4.5—5 mm. Dunkel schwarzkupferig.
Die Stirn ist breit, kurz schwarz, steif, abstehend be-
haart, ocelliert. Die inneren Augenränder konvergieren
aber auf dem Scheitel. Der Halsschild ist gewölbt,
robust, seitlich ziemlich stark gerundet, zweimal so
| breit als lang, überall mit rauhen, groben, eckigen,
großen Reticulen mit meist undeutlichen Mittelkörn-
chen versehen. Die Flügeldecken sind breit, gewölbt,
rauh skulptiert, auf der Spitze zusammen abgerundet.
Diese Art ist unserer helvetica ziemlich ähnlich,
bei dieser sind die inneren Augenränder am Scheitel
parallel, der Halsschild ist viel mehr depreß, der
Körper ist viel mehr niedergedrückt, breiter, die
Flügeldecken sind einzeln abgerundet, die Wände der Ocellen
sind hier viel höher, diese sind viel runzeliger, kleiner, minder
regelmäßig, mit deutlichen Zentralkörnchen, indem bei californıcam.
besonders die Regelmäßigkeit der viel feineren Struktur ins Auge
Fig. 38.
Holarktische Anthaxien. 161
fällt. Vielleicht vertritt diese Art in den Gebirgen Californiens
unsere helvetica.
Geographische Verbreitung: Vereinigte Staaten von
Nordamerika: Californien.
163. Anthaxia helvetiea Stierlin (Fig. 40).
Länge: 5—8 mm. Diese Art blieb längere Zeit verkannt. Nach
einer langen Periode hat sie zuerst Herr Kaiserlicher Rat Reitter
in seiner „Fauna Germanica‘“ wieder anerkannt. Er hat das Haupt-
gewicht auf ihre kurze Stirnbehaarung und auf die Halsschild-
struktur gelegt. Es existieren aber im allgemeinen noch weitere,
viel konstantere Merkmale als die hier variable Stirnbehaarung etc.
Diese Art scheint ein Relict zu sein. Sie kommt immer nur in den
höher gelegenen, besonders Alpengegenden vor. In der Ebene fehlt
sie meines Wissens vollkommen, in niedrigeren Gebirgen ist sie
durch sedulchralis vertreten und kommt hier nur sehr selten vor.
Im allgemeinen ist die Verbreitung der schwarzen Anthaxien
im Verhältnisse zu den Höhenbedingungen ziemlich interessant.
Auf den höchsten Punkten trifft man nur die helvetica;, etwas
niedriger lebt sepulchralis — aber diese Art geht schon nicht in
die Ebene. Ich habe aus den ebenen, flachen, niedrig gelegenen
Gegenden keine sepulchralis gesehen. In solchen „,, 39
Gegenden, die zwar niedrig liegen, aber dennoch er
ziemlich uneben sind, lebt bei uns die morio am lieb- PEN
sten. Ein Bewohner aller dieser Lokalitäten mit Aus- .
nahme der höchsten ist dann unsere guadripunctata,
die sonst auch in beträchtliche Höhe steigt. Als EN
eine eminent subalpine Form der helvetica müssen wir E
die nigrocyanea Rey betrachten. Es ist im allge- Fig. 40.
meinen sehr interessant, daß die schwarzen (und
vielleicht auch andere!) Anthaxien auf beträchtlichere Höhe durch
einen blauen Anflug auf der Oberseite reagieren.
helvetica (Fig. 40). sebulchralis (Fig. 39).
Der Scheitel (von oben ge- Der Scheitel (von oben ge-
sehen) ist sehr breit. Die inneren | sehen) ist eng. Die inneren
Augenränder konvergieren am | Augenränder konvergieren am
Scheitel nur sehr schwach, so | Scheitel viel mehr, so daß dieser
daß dieser ziemlich palellelseitig | stark verengt zum Halsschilde
erscheint. erscheint.
Die Stirnbehaarung ist Die Stirnbehaarung ist
kurz bis fehlt sie vollkommen. | länger oder sehr lang, steif, auf
zwei Seiten gekämmt.
Die Halsschildstruktur Die Halsschildstruktur
besteht aus Ocellen, die viel | besteht aus mehr eckigen, un-
gleichmäßiger auf der Oberseite | gleichmäßigeren Ocellen, die zur
besetzt sind; die Ouerrunzelung | Mitte mehrere Ouerrunzeln, zwi-
in der Mitte ist ziemlich redu- | schen denen meist keine Ocellen
ziert. Der Falsschild ist oft mit ı bemerkbar sind, ausbilden. Der
Archiv Fur a er
11 8. Heft
16 Jan Obenberger:
zwei bis vier Punktgrübchen | Halsschild ist gleichmäßig ge-
versehen. Auf der Vorderpartie | wölbt, nur sehr selten mit
des Halsschildes in der runzligen | einigen punktartigen Ein-
Partie fehlen manchmal die | drücken.
Zentralkörnchen in den Ocellen.
Die Färbung ist stets dunkel Die Färbung ist dunkel,
braun bis schwarz (mit Aus- | seidenglänzend, meist mit grün-
nahme der var. nigrocyanea) ohne lichen Reflekten auf den Seiten
Seidenglanz, gröber granuliert. und am Kopfe.
Die Gestalt ist viel gewölb- Die Gestalt ist viel flacher,
er, besonders auf den Flügel- | besonders auf den Flügeldecken.
decken; robuster gebaut. |
Die Flügeldeckenbehaa- Die Flügeldeckenbehaa-
rung ıst äußerst kurz, fast un- _ rung ist länger, ziemlich deutlich.
deutlich.
Herr Reitter sagt, daß bei sepulchralis die 2, bzw. 4 Eindrücke
„oft“ vorkommen — nach meinen Studien kann ich es nicht be-
stätigen. Diese Erscheinung gehört hier ebenso wie bei morio zu
einer Seltenheit. Die Länge der Stirnbehaarung ist nur von einem
relativen W lare der sepulchralis zeigen in
diesem Merkmale eine solche Variabilität, daß ich diesen Charakter
erst in zweiter Reihe zu benutzen pflege. Im Gegensatze dazu
bildet die Form der Stirn ein gutes Merkmal, da sie nur wenig
variiert.
Geographische Verbreitung:
1. helvetica t. tyPica: Spanien: Andalusien, Macurraga.
Norddeutschland-Schlesien: Altvater, Flinsberg; Bayern;
Hanau (Reitter!); Böhmen: Turnhütte, Schachtelei (Böhmer-
wald), Riesengebirge, Rab$tejn, Marienbad; Mähren (Kraatz!);
Österreich: Bachergebirge, Schneeberggebirge, Gutenstein, Lunz
etc.; Österreichisches Alpengebiet: Aflenz
(Steierm.), Mokri Studenec, Engadin, Sulden (Tr.)
Seewiesen (Steierm.), Engadin, Rovereto, Wechsel-
gebirge, Dobratsch, Wolkenstein (Tirol), Savin. Alp.,
Kranska Gora etc.; Kroatien: Stirova@a; Bosnien:
Glamod — häufig, Plasa plan. ; Herzegowina:
Vrabac planina, Cvrstnica planina; Bulgarien: Rila,
Camkorija, Ba&kovo (Dr. Rambousek); Südrußland
(Kraatz!); Krim (Sievers).
2. ab. nigrocyanea Rey: Französische Alpen:
Aix les Basses; Steiermark: Aflenz; Böhmen:
Schneeberg (Glatzerg.). 3. var. Zeriolensis Obenb.
(Fig. 41): Südtirol.
Fig. 41. 4. var. bulgarica Obenb.: Bulgarien: Backovo
(Dr. Rambousek leg.).
5. var, Pecirkai Obenb.: Schlesien: Klettendorf; Kärnten:
Wiesenau; Bulgarien: Camkorija.
Holarktiısche Anthaxıen. 165
164. Anthaxia sepulchralis Castelnau & Gory
Länge: 5—8 mm. Siehe auch helvetica, hemichrysis und Ver-
wandte und. Chobauti! Die Seitenrandlinie des Halsschildes und
besonders die Form der winkeligen Ausrandung variiert bei dieser
Art ungemein.
Geographische Verbreitung: 1. Typische Form:
Frankreich Var., ziemlich selten; Spanien: Pyrenäen, selten;
Andalusien. Italien: selten — Lombardei. Deutschland: im
Schwarzwalde, Harz etc. und in gebirgigen Gegenden ziemlich
häufig. Rußland: selten; in den nordwestlichen Gubernien
häufiger. Österreichische Alpenländer: Wien, Kaltenbach,
Mödling, Lunz, Edlach, Hainfeld, Schnelberg, Mittewald, Do-
bratsch, Rekawinkel, Graz etc. häufiger. Böhmen — sehr selten
— im Böhmerwalde und vielleicht im Riesengebirge. Schlesien:
Altvater. In dem Karpathenzuge sicher nicht fehlend. Bosnien:
Wrabac planina, Stambul£i& etc. selten. Griechenland: Athen,
Saloniki, Oeta, Doris, Taygetos, Olymp. Bulgarien: Rila,
amkorija. Türkei: Konstantinopel, selten. Kleinasien: Smyrna
Tschakit; Cilic. Taurus: Namerun. Kaukasus. Syria: Jaffa,
Jericho. — Die Amannsche Angabe ‚Oetz‘‘ möchte sich wohl auf
die helvetica, die Marseulsche ‚‚Algerie“ wohl aut die Chobauti
beziehen.
2. var. mysteriosa Obenb.: Griechenland: Athen (Raymond).
165 a. Anthaxia Sturanyi (Apfelbeck in coll.).
Länge: 6 mm. Aus der Gruppe der helvetica Stol. Braun-
schwarz; die Unterseite ist schwarzgrün. Die Stirn ist schwarz
mit grünlichem Glanze, ocelliert, schwarz behaart. Die Behaarung
ist mäßig lang, abstehend. Der Scheitel ist breit, die inneren
Augenränder konvergieren auf dem Scheitel ziemlich stark. Die
Fühler sind sehr schlank, verhältnismäßig sehr lang, viel
länger als bei helvetica Stol. oder sepulchralis Cast. Einzelne Fühler-
glieder sind sehr schlank, erst vom sechsten Gliede an werden sie
deutlich triangelförmig, grünlich. Der Halsschild ist zweimal so
breit als lang, im hinteren Drittel am breitesten, von ebenda nach
vorne stärker als nach hinten verengt, kurz, abstehend schwarz
behaart. Die Struktur besteht aus eckigen Ocellen, die nur auf
den Seiten einige Runzeln ausbilden; diese Ocellen sind in der
Mitte feiner, gleichmäßiger, auf den Seiten werden sie größer, und
sie bilden einige wenige Längsrunzeln aus. Die Flügeldecken sind
kurz schwärzlich behaart, flach, in der Nähe des Schildchens und
der Schulter seicht eingedrückt. Abdomen ist grünschwarz, die
Seiten der Segmente sind eng kupferig gesäumt.
Den sepulchralis und helvetica äußerst ähnlich; diese Art unter-
scheidet sich von beiden durch die Färbung der Seiten des Ab-
domens; sie hat fast so breite Stirn wie helvetica, aber schräge
innere Augenränder und lange Behaarung der sepulchralis. Die
Fühler sind verhältnismäßig sehr schlank, viel länger und schlanker
10* 8. Heit
164 Jan Obenberger:
als bei den Arten dieser Gruppe; nur ussuriensis Obenb. hat ähnlich
schlanke Fühler. Sie wurde unter dem Namen Sturanyı Apf. ver-
breitet, aber nicht beschrieben.
Geographische Verbreitung: Albanien.
165. Anthaxia ussuriensis Obenberger (Fig. 42).
Länge: 5—6 mm. Braunschwarz, sanft skulptiert und ge-
baut. Die Stirn ist breit, auf dem Scheitel sind aber die inneren
Augenränder nicht präzis parallel; die Stirnbe-
haarung ist sehr dünn und kurz, braun; weil sie
auch manchmal grau wird, so ist es empfehlenswert,
auch auf die Ganelbaueri m. zu achten. Der Hals-
schild ist mehr als zweimal so breit als lang, auf
den Seiten gerundet, nach vorne mehr als nach
hinten verengt; die Struktur besteht aus eckigen
Ocellen, die sehr regelmäßig zusammengestellt sind,
mit deutlichen Körnchen; nur zum Vorderrande
wird die Struktur mehr körnig, und die Ocellen ver-
kleinern sich wesentlich. Die Flügeldecken sind breit,
aber dabei auch lang, viel länger als bei helvetica,
auffallend regelmäßig, obwohl ziemlich grob skulp-
tiert. Diese Art erinnert etwas durch die Struktur
Fig. 422. des Halsschildes an die helvetica,;, die Struktur
ist aber bei helvetica viel mehr körnig, der Körper
ist viel mehr breit, indem er hier bei aller Breite auch viel
schlanker ist. Die Flügeldecken sind hier auch länger als bei
helvetica. Die Halsschildocellen ähneln viel mehr als denen der
helvetica denen der californica m., doch ist hier die Stirn noch viel
breiter, anders gebildet, und der ganze Körper ist regelmäßiger
skulptiert, flacher, die Flügeldecken sind länger etc.
Geographische Verbreitung: Amurgebiet: Ussuri.
166. Anthaxia sternalis Abeille
Länge 4—5 mm.
Geographische Verbreitung: Syrien. Nach einem ein-
zelnen Exemplare beschrieben.
167. Anthaxia nigritula Ratzeburg
Länge 3.5—5 mm. f
Geographische Verbreitung: Algier; Spanien: Anda-
lusien, Sierra Segura, Molinico, Barcelona, Guadarrama, Chiclana,
Castilia (Cuenca) etc. Portugal: S. Martinho. Frankreich:
Paris, Var, Landes, St. Guillaume, Hyeres etc. Corsica (Kraatz).
Elsaß. Süddeutschland: Württemberg, Mark Brandenburg
(Reitter EN GIHI.N)SchlesienstReitter)).
168. Anthaxia Martini Prisout (Fig. 43).
Länge: 3.5—4.5 mm. Eine leicht kenntliche algierische Art.
Sie hat große Ähnlichkeit mit der nigritula, abgesehen von der
Holarktischa Anthaxien. 165
Färbung; sie unterscheidet sich von dieser Art durch minder
breiten, seitlich minder gerundeten, feiner skulptierten Halsschild,
einfache Stirn, diese ist immer ohne Andeutung von
einer Linie oder von einem Eindrucke und durch N__Q
anders skulptierte Flügeldecken. Auf den Flügel-
decken sind nämlich mehrere Reihen angedeutet;
diese sind bei migritula sehr zahlreich, indem sie f
bei Martini minder zahlreich sind; deswegen sind die
Zwischenräume bei dieser Art viel breiter.
GeographischeVerbreitung: Algier (mehrere
Lokalitäten — besonders Batna und T£niet-el-Haad.)
169. Anthaxia tenella Kiesenwetter
Länge 3.5—5 mm.
GeographischeVerbreitung:Griechenland: Fir. 43
Athen, Aegina, Taygetos Veluchi etc. Corfu; Klein- Base
asien: Smyrna. Die Varietät inswarıs stammt aus Euboea.
var. insularis Obenb. Bei dieser Form ist die Färbung blau-
schwarz bis indigoblau. Sie kommt auf Euboea vor.
170. Anthaxia Potanini Ganglbauer
Länge 5 mm. Diese Anthaxia scheint mir der Beschreibung
nach mit der guadripunctata sehr verwandt zu sein. Sie unter-
scheidet sich hauptsächlich nur durch die Struktur der Flügel-
decken und durch die weißliche Stirnbehaarung. Diese Struktur
variiert sehr und der zweite Charakter ebenso. Ich habe in den
Materialien des Herrn Winkler aus Wien einige 4-Punctata aus
Zentral- und Ostasien gesehen, bei denen die Stirn zwar sehr fein,
aber dennoch deutlich weiß behaart ist. Wenn wir auf größeren
Vorräten aus Zentralasien eine größere Umbildungstendenz in
diesem Sinne bei 4-functata konstatieren werden, da wird die Art-
berechtigkeit der Potanini sehr problematisch sein. Es ist wohl
keine Anthaxia bezüglich der Variabilitätsfähigkeit der Struktur
und Form so wunderbar wie die guadripunctata, und es wäre gar
keine Unmöglichkeit, wenn Potanini nur eine 4-Punctata-Form
darstellen möchte.
Es ist eine allgemeine Tatsache, daß die Buprestiden in
trockenen Steppen- oder Wüstengegenden mehr tomentiert
werden — mit einer solchen Erscheinung haben wir es vielleicht
auch hier zu tun.
Geographische Verbreitung: Sse-tschuan.
171. Anthaxia 4-punetata Linne
Länge 4—8 mm. Diese Anthaxia bildet die gewöhnlichste
unsrige Art. Sie ist in bezug auf ihre Größe und Form, besonders
der des Halsschildes, äußerst variabel. Die Halsschildstruktur be-
steht aus rundlichen Ocellen, meist ohne Zentralkörnchen; diese
verkleinern sich zum Vorderrande Diese kleine Gruppe von
8. Heft
166 Jan Obenberger:
schwarzen Anthaxien (lenella, nigritula, Martini, Potanini und
quadripunctata) steht unter den schwarzen Arten ziemlich isoliert
— 'wie es schon auf einer anderen Stelle gesagt, hat sie nähere
Beziehungen mit den Anthaxien aus der Verwandtschaft der
viridicornis etc., die eine Übergangsgruppe zwischen den Crato-
meroiden und ‚breiten‘ Anthaxien vorstellen. Die systematische
Stellung der yuadripunctata-Gruppe ist also eine ganz besondere;
in der Vergangenheit kommunizierten die Vorfahren dieser Gruppe
über Sibirien; hier lag vielleicht das Haupzentrum beider Gruppen.
Von ebenda müssen wir auch die interessantesten Zwischenglieder
zwischen beiden Gruppen erwarten.
Die Halsschildform dieser Art variiert ungemein. Beim
Studium der Anthaxien begegnete ich hier allen möglichen Formen,
die mich vollkommen überzeugt hatten, daß es unmöglich ist, die
als Varietäten geltenden angulicollis und angulata als solche weiter
zu halten. Sie repräsentieren bloß einfache und nicht die auf-
tallendsten Formen dieser proteischen Art.
Geographische Verbreitung: Von Algier bis nach
Sibirien, überall häufig. Algier, häufig. Spanien (Huejar,
S. Nevada, S. Segura etc.). Portugal, seltener, Frankreich,
Deutschland bis Schweden häufig; Schlesien, Böhmen,
Österreich-Ungarn sehr häufig; Tirol, Kärnten, Italien,
Karstländer, häufig. Bulgarien: Rilo Dagh; Griechenland,
seltener: Saloniki, Athen etc. Syrien, seltener. Anatolien:
Zanapa; Rußland. Kaukasus: Elisabetpol. Ural centr.:
Sojmonovsk. Zentralasien: Turkestan, hier seltener, im Chine-
sischen Turkestan (Ak-su, Barkul Chami, Thian Shian etc. häufiger).
Dsungarei: Karlyk-Tag. Transbaikalien: Selenga. Sibirien:
Krasnojarsk), hier mehrdie Rasse 4-foveolala Solsky. Ussuri: Altai.
Ssp. Godeti: InBöhmen ziemlich gemein — VSenory, Dilsy,
N. Hut, Revnice, KrC etc. Kärnten: Dobratsch (Dr. Holdhaus).
var. Frankenbergeri Obenb. Diese, durch die gewölbte Form
des Halsschildes, und dabei flache Flügeldecken, olivengraue Fär-
bung, vollkommen gerundeten Seiten des Thorax und dessen regel-
mäßige Ocellierung, die im Grunde chagriniert ist, ausgezeichnete
Art habe ich mit meinem lieben Freunde, MUDr. Zden&k Franken-
berger, Konchyliologen, auf der Dinara-planina in Dalmatien in
einer Höhe von 1500 m gesammelt.
> Ar 2
Einige Arten, die mir in natura unbekannt geblieben, wurden
ziemlich unsicher oder ungenügend beschrieben. Ich lasse hier
einige solche Originaldiagnosen folgen:
172. Anthaxia Bodoani Kerremans (Deutsche Ent. Z. 1911, 632).
„Long. 5, larg. 2 mm. Large, Ecourte, applani, subparallele
sur les cötes, arrondi et subacumine en arriere, tete obscure, opaque,
verdätre parfois, avec l’eEpistome et le bord des yeux vert clair:
Holarktische Anthaxien. 167
pronotum presque noir, opaque, les angles posterieurs et les bords
verts; elytres pourpres, etroitement bord&es de vert ä la base, la
nuance verte s’etalant plus ou moins autour de l’ecusson; dessous
obscur, noirätre ou verdätre, un peu terne. La tete est large, tres
finement granuleuse; le front vaguement deprime; les yeux sail-
lants en dehors et depassant les cötes du pronotum; celui ci est
court, un peu convexe sur le disque, deprime dans les angles
posterieurs qui sont aigus et tres legerement saillants en dehors,
les cötes arques en avant et subsinueux en arriere; les elytres sont
courts et tres rugueux, ä series de gros points formant comme des
stries avec les interstries granuleux; la marge laterale posterieure
avec une serie de points plus Epais mais inegaux limitant un
rebord saillant,; le dessous plus finement ponctu& que le dessus.
— Asie Mineure: vall&e du Tschakit (Bodemeyer).‘
Bei der Beschreibung dieser wohl interessanten Art hatte
der Herr Autor ein sehr wichtiges Detail vergessen: die Struktur
des Halsschildes.. Obwohl die Beschreibung ziemlich ausführlich
ist, dennoch kann man nicht aus ihr ein gutes Bild von der syste-
matischen Stellung und Verwandtschaft gewinnen, um so weniger,
weil der Herr Autor diese Art mit keiner der bekannten Anthaxia-
arten vergleicht.
173. Anthaxia Apolloni Ballion (Moskau 1871).
„Oblonga, sublaevis, nitida violacea; capite, lateribus pro-
thoracis laete aureis; prothorace antice, linea media, scutello sutura-
que elytrorum viridiaenea; pectore pedibusque aureis. Long. 5 mm,
lat. 2 mm.
Bei Chodschent von Hl. Apolonius Kuschakiewitsch entdeckt.“
174. Anthaxia auriventris Ballion (Moskau 1871).
„Oblonga, subnitida; capite, antennis pedibusque viridiaeneis;
prothorace nigro-aeneo, subtiliter rugoso punctato et aeque a
capite cinereo pubescens; elytris nigro-aeneis, ruguloso-punctatis;
abdomine viridi-aeneo, segmento ultimo aureo. Long. 8 mm,
lat. 34, mm.
Bei Kapal gefunden.“
Wieder zwei Beispiele von fast nichtssagenden Beschreibungen.
Die systematische Stellung der ersten Art, wo weder die Struktur
noch die Behaarung etc. erwähnt ist, bleibt ganz unsicher;
sie gehört in die breiten Anthaxien und vielleicht (der Färbung der
Flgd. nach) irgendwohin zur viltula oder rutilidennis. Aber das
alles sind nur Hypothesen. Es ist merkwürdig, daß im Jahre
1871, wann anderseits schon tüchtig wissenschaftlich gearbeitet
wurde und wann anderseits die Anthaxien meisterhaft beschrieben
wurden, sich ein solcher Entomologe wie Ballion nicht be-
nachrichtigt hatte, daß die Färbchen auf den Käfern das letzte sind,
was beschrieben werden soll; seine Beschreibungen ähneln denen
der Dilettanten in den exotischen Käfern, deren unpräzise, ober-
$. Heft
168 Jan OÖbenberger:
flächliche und unwissenschaftliche Beschreibungen uns das syste-
matische Studium beim Fehlen von typischen Exemplaren —
die so oft inzwischen zugrunde gegangen sind — So erschweren.
Littera scripta manet — von den Typen, bei unsriger Konservierung
und in der Entomologie besonders — kann davon wohl keine
Rede sein.
Die zweite Anthaxia (auriventris) gehört der Beschreibung
nach zu den breiten, schwarzen Anthaxien. Hier möchte sie viel-
leicht in die Nähe der Reitteri m., das heißt zwischen die mehr
kupferige, fein chagrinierte Arten (Sedilloti etc.) und zwischen die
plicata- und morio-Gruppe eingereiht werden. Die Struktur des
Halsschildes ist aber rätselhaft; die rauhere (ruguloso-bunctatis)
Flügeldeckenstruktur ist ebenso bemerkenswert wie die auf-
fallende Färbung des letzten Abdominalsegmentes.
175. Anthaxia dentieulata Roth
„Long. 3%4g—4%4 lin. Obscure aenea, punctatissima, elytris
nervosis, denticulatis, antennis, tarsis segmentisque dorsalibus
viridiaeneis. Abessynia.‘“ Siehe pg. 173!
Auf Grund dieser so spartanisch kurzen wie wissenschaftlich
nichtssagenden Diagnose kann man über die Stellung und Ver-
wandtschaft dieser Art kein Urteil geben. Vielleicht gehört sie
zu der afrikanischen Thunbergi-Gruppe, die ebenso gefärbt und
groß ist, und bei denen das erwähnte Merkmal (elytra Be
oft mehr oder minder stark angedeutet hervortritt.
178. Anthaxia permisa Abeille, Bull. Madrid 1904.
„Long. 4.3 mm. Mi-verte et mi-feu. Corps €largi, comme chez
saliceti. Te&te large, verte, brillante, ä mailles läises, irregulieres;
front tachet@ de noir, une impression en avant, antennes noires, &
base doree. Corselet A cötes peu arrondis, & peine Elargis en avant,
ä angles posterieurs rentrants, ä& mailles tres largues et ombiliquees
pres des angles posterieeurs, a rides longitudinales, faibles pres
des angles anterieurs; & rides tres serr&ees et s’epanouissant en
gerbe au milieu et sur les taches noires qui viennent maculer de
chaque cöte, la couleur fonciere qui est bleue un peu doree. Ecusson
noirätre. Elytres d’un dor&-rouge feu, sauf sur plus de tiers ante-
rieur, qui est d’un beau vert un peu bleuätre comme le corselet;
cette tache est echancree dans sa moitie qui avoisine la suture et
coupee A peu pres droit de la aux cötes. Ventre et pattes d’un
vert bleu. Sur tout le corps on remarque des traces plus ou moins
fugaces de pubescence blanche. Bazouft, dans le Haut Karoum
(Perse) — rapporte par M. Escalera. N’a absolument de rapports
qu’avec saliceti ‚(das ist ein Synonym der dimidiata! Obenb.), qui
est plus grand, a sculpture thoracique tout autre et A grande tache
sombre laterale sur chaque etui resortant sur la grande bande d.oree.‘
Abeille spricht kategorisch, daß diese Art ‚‚n’a absolument de
rapports qu’avec saliceti‘‘. Nach meiner Meinung sind diese ‚‚rap-
Holarktische Anthaxıen. 169 -
ports“ nur sehr wenige — im allgemeinen nur cie Färbung! Die
Stirnstruktur, thorakale Struktur, Flügeldeckenbildung und. ihre
Behaarung — das alles spricht gegen die Zureihung cieser Art zur
saliceti; und. Cas alles sind viel wichtigere Merkmale als Cie, manch-
mal in ganz heterogenen Gruppen so analog ausgebildete Färbung.
Auf Grund einer solchen möchte man z. B. ‚‚ganz leicht‘ die
viminalis zur salicıs oder bicolor einreihen!“
Nach der ziemlich ausführlich beschriebenen Struktur des
Halsschildes, nach cer Struktur der Stirn, nach der so charak-
teristischen weißlichen Behaarung der Flügeldecken und. zuletzt
auch nach der Form gehört diese Art ganz sicher zu der sakcis-
Gruppe, wo sie ziemlich isoliert stehen soll. Mit der saliceti, zu
welcher sie nur auf Grund der hier so irrelevanten Färbung zu-
gereiht wurde, hat sie nichts zu tun.
Anhang.
Mit cen Determinanden und durch die Anhäufung des Mate-
riales sind mir inzwischen einige paläarktische, in dieser Arbeit noch
nicht erwähnte Formen gekommen, die ich nachträglich beschreibe:
1. Anthaxia millefolii var. protraetipennis m.
Diese Form ist sehr glänzend, sie wiederholt die Färbung der
A. polychloros Abeille, ist aber noch glänzender, die Struktur ist
schärfer, die Halsschildrunzelung ist deutlicher, die Gestalt ist
viel schlanker. Das Ende jeder Flügeldecke ist nicht ziemlich
breit abgerundet, wie es bei der typischen Form der Fall ist, sondern
es ist viel schlanker, nach hinten etwas vorgezogen. Diese
— freilich ganz kleine, vorgezogene Partie ist abgeflacht, was mit
einer sehr starken Lupe zu betrachten ist.
Ich halte diese Varietät für eine norawestafrikanische Rasse
der mallefolir Ol.
Geographische Verbreitung: Marokko, Algier, Tripolis
(Quedenfeldt).
2. Anthaxia bivulnerata var. Splichali m.
Größer als die typische Form — 7.5 mm lang, viel heller ge-
färbt. Der Halsschild ist viel breiter als es bei der typischen Form
der Fall ist, bis in ?2/;, der Länge nach vorne geradlinig, von eben da
nach vorne verengt (bei bivulnerata typica forma gleichmäßig ver-
rundet). Auch die Struktur ist stark abweichend — bei der typi-
schen Form besteht sie aus breiten, unpunktierten, nicht ocelligen
Zellen, bei dieser Varietät ist sie aus kleinen, mehr eckigen Zellen
gebildet, die besonders auf der Basis und auf den Seiten sehr deutlich
ocelliert sind. Weil diese Form durch die Struktur des Halsschildes
einen ganz eigentümlichen systematischen Auslauf der typischen
Art bildet (ähnlich wie bei der scorzonerae v. Juno Obenb.), müssen
wir sie als eine sehr starke Varietät betrachten.
Geographische Verbreitung: Westhimalaya: Poo.
Dem Herrn Splichal in Wien zu Ehren benannt.
8. Heft
170
Jan Obenberger: “
3. Anthaxia Winkleri m. (Fig. 44).
Länge 4—4.5 mm. Diese sehr interessante neue Art wiederholt
vollkommen den Umriß meiner A. Minerva, die sonst in eine ganz
andere, entfernte Gruppe gehört. Durch die Form des Abdomens
und durch die Bildung des Halsschildes und der Flügeldecken
gehört sie aber in die Gruppe der mit Zurana m. verwandten Arten.
Der Kopf ist breit, die Stirn ist flach, breit, die Augen ragen
seitlich empor. Auf dem breiten Scheitel sind die inneren Augen-
ränder voneinander weit entfernt, sie konvergieren etwas zur Mitte.
Die Stirn ist stets dunkel kupferig gefärbt, ebenso wie der übrige
Körper, nur selten etwas heller. Die Struktur des Kopfes besteht
aus kleinen, regelmäßigen, wie abgeriebenen oder
ARE erloschenen, also sehr niedrigen und flachen Ocellen,
deren Wände sehr niedrig, fast unsichtbar sind.
u Der Kopf ist nur wenig gewölbt. Der Halsschild
ist fast zweimal so breit als lang (also viel kürzer als
bei der Minerva!), ziemlich flach, niedergedrückt,
die Hinterwinkel ragen gar nicht nach hinten vor.
Im vorderen Drittel ist er am breitesten, von
ebenda zur Basis und zum Vorderrande fein und
schwach, gleich stark verengt. Die Hinterwinkel
sind rechteckig. Die Struktur des Halsschildes ist
gleichmäßig; sie besteht aus niedrigen, denen des
Kopfes ähnlichen Ocellen; diese sind halberloschen,
sehr.. fein, nur‘ das Zentralkörnchen ragt etwas
deutlicher empor, die. Wände der ÖOcellen sind
fast erloschen. Die Flügeldecken sind flach,
ohne Eindrücke, fein granuliert, nicht chagriniert, dunkel kupferig,
auf den Schultern etwas breiter als der Halsschild, nach hinten
einzeln zugespitzt und abgerundet. Die Fühler und die Beine sind
etwas dunkler.
Diese neue Art ist auf den ersten Blick, besonders durch den
breiten Kopf, Färbung und die Struktur des Kopfes und Hals-
schildes der Minerva Obenb. sehr ähnlich. Diese Ähnlichkeit ist
aber nur eine oberflächliche Konvergenz; in der Wirklichkeit sind
beide Arten voneinander sehr weit entfernt. Es ist leicht möglich,
daß man beim Determinieren dieser schwierigen Gattung mit
dieser Art in die Nähe der Minerva kommt; darum gebe ich hier
noch einmal die Scheidungsmerkmale wieder.
Fig. 44.
Minerva Obenb.
Der Kopf ist zweifarbig oder
einfarbig, gewölbter.
Der. Halsschild.> ist. ge-
wölbter, die Hinterwinkel sind in
der Spitze eingedrückt, sie ragen
ein wenig nach hinten vor.
Winkler! Obenb.
Der Kopf ist einfarbig,
flacher.
Der Halsschild ist flacher,
breiter, die Hinterwinkel sind
nicht eingedrückt, einfach. Sie
ragen gar nicht nach hinten vor.
Holarktische Anthaxien. 171
Die Seiten des längeren | Die Seiten des kürzeren
Halsschildes sind etwa in der | Halsschildes sind im ersten
Mitte am breitesten, nur winzig | Drittel am breitesten, von eben-
gerundet, fast geradlinig. da nach vorne und hinten be-
deutender, obwohl schwach ver-
engt.
Die Flügeldecken sind ge- | Die Flügeldecken sind fla-
wölbter; der Körper ist mehr | cher, der Körper ist mehr depreß.
walzenförmig und. Konvex.
Die Fühler sind vom dritten Die Fühler sind vom vierten
Gliede an verbreitert. Gliede an verbreitert.
Geographische Verbreitung: Syrien: Aleppo.
Einige Exemplare cieser interessanten Art befinden sich in
der Sammlung des Herrn A. Winkler in Wien, dem ich mir diese
neue Spezies zu widmen erlaube.
mn
Weil die feste geographische Abgrenzung jener Zone, die ich
in dieser Arbeit respektiert habe, nicht gut durchführbar ist, da
uns immer einige ee übrigbleiben, und da es
auch aus den rein systematischen Gründen mehr als empfehlenswert
ist, halte ich es für notwencig, auch die exotischen Arten in Ver-
gleichung zu den unserigen kurz zu besprechen.
Diese Arbeit ist schwieriger als man glauben kann, da einerseits
eine Mehrzahl von Arten für die Sammlung unerreichbar ist und
andererseits, da mehrere Originalbeschreibungen sehr kurz, ober-
flächlich oder ungenügend verfaßt wurden. Das erklärt auch den
Umstand, caß ich nicht imstande bin, über eine Anzahl der
Arten die Klarheit zu gewinnen.
Da uns der übriggebliebene Teil der Erde, dessen Anthaxien
ich in meiner Arbeit nicht bearbeitet habe, mehr oder minder gut
abgegrenzte zoogeographische Einheiten vorstellt, werde ich die
Exoten je nach den Zonen besprechen.
Es sind vier Zonen, die ich nicht berücksichtigt habe. 1.
die indische Region, 2. australozeanische Region, die in
a) australische und b) ozeanische Region zerfällt, 3. die
afrikanische Region, die wieder in a) afrikanische s. str.
und b) madagassische Region zerfällt, und 4. dieneotropische
Region.
Dazu werde ich einige Arten zufügen aus den Übergangszonen
zwischen den paläarktischen und den angrenzenden Territorien.
Solche ‚‚Halbexoten‘“ sind im zoogeographischen Sinne schwierig
zu plazieren — wir zählen sie bald zu den Exoten, bald zu den
Paläarkten, je nach den Verwandtschaftsumständen.
$. Heft
172 Jan Obenberger:
I. Arten aus deu Übergangszonen.
1. Anthaxia chinensis Kerremans
Länge 5.5 mm. Oval, länglich, wenig gewölbt, schwarzgrün,
dunkel; die Seiten des Halsschildes sind feurig oder goldgrün,
sehr glänzend. Die Unterseite ist glänzend golciggrün.
Hongkong.
Diese Spezies erinnert durch ihre Form auf die A. discicollis
Cast. Gory aus Ostmeciterranea, sie ist aber minder robust und.
mehr dunkel gefärbt. Der Kopf ist fein granuliert. Der Halsschild.
ist breiter als lang, vorne etwas breiter als hinten; die Struktur
besteht aus einer Netzung, die auf den Seiten aus breiteren und
in der Mitte aus kleineren Zellen besteht; die Intervalle in dieser
Retikulation sind sehr fein granuliert (chagriniert ??); der Vorder-
rand des Halsschildes ist stark zweifach ausgebuchtet mit vor-
gezogener Mittelpartie; die Seiten sind stark gerundet, die größte
Breite liegt im ersten Drittel der Länge; die Basis ist gerade ab-
gestutzt. Die Flgd. sind matt, chagriniert. Die Unterseite ist fein
granuliert und punktiert (Ex Kerremans).
Diese Art gehört der Beschreibung nach in die Übergangs-
gruppe der mundula. Von der discicollis, die chon eine kombinierte
Halsschildstruktur aufweist, ist sie ziemlich weit entfernt.
2. Anthaxia Lameyi Thery
Länge 4.75 mm. Schwarz, glänzend. Eine feine Bordur auf
der Basis der Flgd., hintere Partien des Kopfes, die Fühler, die
vorderen Partien der Seiten des Halsschildes, die Epipleuren der
Flgd., ein Teil der Vorder- und Mittelfüße hellgrün.
Die Augen ragen ziemlich empor, die Fühler sind kurz, mit
gedrängten Gliedern. Der Halsschild ist quer, auf den Seiten in
der Mitte verbreitert, ebenda breiter als die Flügeldecken; auf den
Seiten gerundet; die Basis ist gerade abgestutzt; die Fläche ist
in den Hinterecken stark eingedrückt. Die Struktur besteht aus
einer Netzung von kleinen Zellen und Punkten (einer Ocellation ? ?),
die auf den Seiten nicht sehr stark ist. Die Flügeldecken sind auf
der Spitze einzeln abgerundet und sehr fein gezähnelt; längs der
Naht und des Hinterrandes zur Spitze sind sie eingedrückt; die
Oberseite ist fein gekörnelt und behaart, die Naht ist im hinteren
Viertel gehoben. Die Seiten des Abdomens überragen seitlich die
Flügeldecken; die Unterseite ist fleckig behaart.
Geographische Verbreitung: Hä-Lang (Tonking Nord) (Ex
Thery).
Diese Art gehört wahrscheinlich auch in eine Übergangsgruppe
zwischen den breiten und cratomeroiden Anthaxien; doch ist die
Struktur des Halsschildes und andere Detaille nicht so präzis
beschrieben, damit ich hier Klarheit gewinnen Könnte.
Holaılstische Anthaxien. 173
3. Anthaxia dentieulata Roth
„Long. 3%, —4%4 lin. — Obscure aenea, punctatissima, elytris
nervosis, denticulatis; antennis, tarsis segmentisque dorsalibus
viridiaeneis. Abyssinia (Ex Roth)“. Siehe pg. 168!
Es ist schwierig, aus einer so ungenügenden Diagnose zu be-
urteilen, wohin diese Art gehört. Vielleicht ist es die Gruppe der
mit Pharao m. etc. verwandten Arten, wo auch ‚‚elytra nervosa‘
vorkommen und. wohin diese Art systematisch gehört.
4. Anthaxia exsul Obenberger (Fig. 45).
Länge 4.75—6 mm. Gehört in die Übergangsgruppe der mit
mundula verw. Arten. Klein, ziemlich parallel und flach. Die
Stirn ist schön smaragdgrün, unbehaart, nur mit äußerst kurzen
und undeutlichen Spuren einer weißen Pubeszenz, ziemlich breit;
der Kopf ist ziemlich gewölbt. Die inneren Augenränder kon-
vergieren auf dem Scheitel. Der Halsschild. ist zweimal so breit
als lang, vorne fast einfach ausgerandet, die Vor-
derwinkel sind (von oben gesehen) s@harf. Auf den
Seiten ist der Halsschild fein flach gerundet, nach
vorne nur um wenig mehr als nach hinten verengt;
die Grundfarbe ist smaragdgrün, auf der Fläche ist
der Halsschild etwas angedunkelt. Auf den Seiten
ist er seicht und flach, nicht auffallend eingedrückt.
Die Struktur besteht aus feinen eckigen, niedrigen,
im Grunde, besonders auf der Fläche, chagrinierten
Reticulen, in welchen aber hier und da, besonders
auf den Seiten, ein kleines Mittelkörnchen ange-
deutet ist. Die Flügeldecken sind. denen der deleta
ähnlich, ziemlich parallel, ohne Eindrücke, fein
granuliertt und im Grunde chagriniert, olivengrau;
auf der Spitze sind, sie einzeln abgerundet, kaum
wahrnehmbar, äußerst fein gezähnelt. Die Füße, Fühler und
die Unterseite sind smaragdgrün.
Var. Satanella Obenberger
Die ganze Oberseite, mit Ausnahme der Stirn, der Vorder-
ecken und der einzigen Saumlinie am Vorderrande des Halsschildes,
die goldgrün sind, ist schwarz.
Geographische Verbreitung: ?? Patria ignota! Vielleicht
stammt diese Art aus China.
Diese Art gehört in die Übergangsgruppe der mundula. Sie
erinnert in der Form besonders auf die deleta aus Nordamerika;
sie ist aber breiter und etwas robuster.
Anthaxia sordidata Gestro (aus Cormoso) ist mir unbekannt.
Im folgenden werde ich kurze Tabellen der exotischen Arten,
je nach den Verbreitungszonen wiedergeben. Es ist selbstver-
ständlich, daß mir eine große Anzahl von diesen, noch immer sel-
8. Heit
174 Jan Obenberger:
tenen Spezies unbekannt geblieben; in manchen Fällen mußte
ich mich also nur auf die Beschreibungen beschränken. Es ist merk-
würdig, wie unwissenschaftlich die kleinen exotischen Buprestiden
und besonders die Anthaxien (bei den Agrilen und Trachyden ist es
nicht besser) auch von sonst vorzüglichen Autoren beschrieben
wurden. In den Beschreibungen sind meist solche Charaktere
erwähnt, denen man beim oberflächlichsten Blicke begegnet;
dabei haben die Autoren vollkommen vergessen, daß, wenn wir
einzelne Arten aus Gegenden beschreiben, wovon wir noch sehr
viele Neuigkeiten aus derselben Gattung erwarten müssen, wir die
Arten sehr sorgfältig diagnostizieren und auch auf die geringsten
Detailmerkmale, wie auf die Struktur etc., achten müssen.
Dann kommt es so weit, daß solche Beschreibungen in der Zukunft
auf mehrere ähnliche Arten passen werden, die sich durch Detail-
merkmale voneinander leicht trennen könnten.
Und eben diese Detailmerkmale sind für die heutige Syste-
matik sehr wichtig; sie erklären uns manchmal nicht nur die Ver-
wandtschaftsbeziehungen von Arten, aber auch ganzen Gruppen
und wir sollen sie nicht unterschätzen. Darum wird man mir
verzeihen, daß ich mich auf systematische Einreihung von nur
wenigen Arten beschränken muß — es ist nach den meisten Be-
schreibungen, wo keine deutlicheren Notizen über die Stirnbehaa-
rung, Form der Stirn, Halsschildstruktur etc. erwähnt sind,
einfach unmöglich.
Hier beim Studium der Exoten wäre es am empfehlenswertesten
mehr strenge Zoologie als leeren Sport in die Entomologie einzu-
führen.
2. Indische Region.
1” Die Flügeldecken lassen die Seiten der Abdominalsegmente
frei, unbedeckt.
2’ Kupferig. Der Kopf ist rotkupferig, der Halsschild ist auf den
Seiten depreß, fein ocelliert, ein wenig breiter als lang, nach
vorne und nach hinten leicht verengt. 5mm. Indien: Belgaum.
rudis Kerr.
2’ Dunkel bronzefarben, leicht violett. Der Halsschild ist fast
so breit als lang. 3.5 mm. Indien: Belgaum.
subviolacea Kerr.
1’ Die Flügeldecken decken vollkommen das Abdomen.
3” Die Flügeldecken sind auf derSpitze auffallend breitabgerundet.
Birma. birmaniea Thery
3° Die Flügeldecken sind auf der Spitze normal abgerundet.
4” Die Struktur des Halsschildes besteht aus Ocellen, Reticulen,
Zellen oder aus einer einfachen Granulierung; der Halsschild
ist auf der Fläche niemals quergerunzelt. Die Oberseite ist
selten violett.
5” Die Flügeldecken sind einfarbig.
6” Die ganze Oberseite ist dunkel, einfarbig.
fr
10
10°
la
19%
12°
Holarktische Anthaxien. 175
Die Struktur des Halsschildes besteht aus sehr deutlichen
Ocellen. Auf den Seiten ist der Halsschild quer eingedrückt,
gerundet. Dunkelbronzefarben, wenig glänzend. 4 mm.
Borneo. sarawakensis Deyr.
Die Struktur des Halsschildes besteht aus einer Granulation:
der Halsschild ist kurz weißlich behaart, ebenso wie die
Flügeldecken. 4 mm. Indien. morosa Kerr.
Die Oberseite ist zwei- oder mehrfarbig oder hell gefärbt.
Die Stirn ist goldgrün, der Halsschild ist quadratisch, die
Flügeldecken sind grün. 4 mm. Bengale: Barway.
aurieollis Kerr.
Der Halsschild ist goldgrün, die Flügeldecken sind kupferig,
die Unterseite ist schwarz. Der Halsschild ist länglich reti-
kuliert, in den Hinterecken eingedrückt. 3.5 mm. Indien:
Belgaum. virescens Kerr.
Die Flügeldecken sind mehrfarbig.
Grün. Der Kopf ist blau, die Stirn ist mit einem, der Hals-
schild mit zwei schwarzblauen Makeln versehen. Die Flügel-
decken sind rot, auf der Naht beim Schildchen grünlich.:
5.5 mm. Indien. Baconis Thoms.
9’ Violettbraun. Die Vorderwinkel des Halsschildes und die
Flügeldecken auf der Basis und auf der Naht in der Nähe des
Schildchens sind hellblau. Die Seiten des Halsschildes sind
stark gerundet, mit dem Kopfe fast einen Halbkreis bildend.
Borneo. heliophila Therv
Die Struktur des Halsschildes besteht mindestens in der Mitte
aus Runzeln, die quer oder rundlich oder auf verschiedene
Seiten gestellt sind; niemals ist die Halsschildstruktur voll-
kommen gleichmäßig. (Ob auch bei wrolaceiventris und occr-
pitalis ? ?)
Der Kopf ist groß. Die Augen ragen seitlich stark empor.
Der Halsschild. ist quer gerunzelt. Grün, der Halsschild ist
mit zwei dunkeln Makeln, die Flügeldecken sind auf der
Naht mehr kupferig. India. capitata Kerr.
Der Kopf ist normal, die Augen ragen nicht auffallend empor.
Die Flügeldecken sind. einfarbig.
Der Kopf und Halsschild ist feurig rot, die Flügeldecken sind
schwarz. Der Halsschild ist auf den Seiten ebenso skulptiert
wie auf dem Kopfe (ocelliert ?), auf der Fläche ist er quer-
gerunzelt. Diese Runzeln sind, wellig und sehr unregelmäßig.
In den Hinterwinkeln ist der Halsschild eingedrückt. 4.5 mm.
Indien: Belgaum. collaris Kerr.
Die Oberseite ist schwarz olivengrün, die Seiten des Hals-
schildes sind goldig, die Stirn und, die Unterseite sind gold-
glänzend. Parallel, verlängert, matt. Die Flügeldeckenstruktur
besteht aus kleinen Runzeln, die eine eigenartige Figur bilden.
5.25 mm. Birma: Ci-lang. D vagabunda Thery
S. Heft
176 Jan Obenberger:
11’ Die Flügeldecken sind mehrfarbig, mindestens an der Basis
anders gefärbt als auf der übrigen Fläche.
13” Die Flügeldecken sind bronzefarben, parallel, nur auf der Basis
grünlich. Ebenso die Halsschildbasis ist grünlich. Die Hals-
schildstruktur besteht aus queren Runzeln. 3 mm. Sumatra.
Weyersi Kerr.
3° Die Flügeldecken sind violett, beim Schildchen in größerer
Ausdehnung anders gefärbt.
14°’ Grün. Der Halsschild ist mit zwei großen schwarzen Makeln
versehen. Die Flügeldecken sind dunkelviolett, vorne schwarz.
Die Basis, das vordere Viertel der Flügeldecken und eine ge-
krümmte Linie auf den Flügeldecken, die von den Schultern
ausgeht, sind schön grünlich. 7.5 mm. Malakka: Singapur.
miranda Deyr.
14” Der Kopf ist grünlich, hinten violett, der Halsschild ist
schwärzlich, in den Vorderwinkeln grün, in den Hinterwinkeln
goldig, in der Mitte bläulich. Die Flügeldecken sind. bronze-
violett, auf den Seiten schwarz, auf der Basis und im vorderen
Viertel der Länge grün. Eine feine Linie, die den schwarzen
Seitensaum umschreibt, und die von den Schultern bis in
die Nähe der Mitte der Länge vergeht, ist grün. Die Unter-
seite ist blau; die Unterseite des Halsschildes und der vier
Abdominalsegmente ist violettbronzefarben. 6 mm. Borneo.
oceipitalis Deyr.
14’ Violett. Die Mitte des Seitenrandes des Halsschildes, die
Basis des Halsschildes und der Flügeldecken und diese auf der
Naht, bis in ein Viertel der Länge sind blaugrün. 4.5 mm.
Malakka: Singapur. violaeieventris Deyr.
In dieser Übersicht fehlt die mir unbekannte humilis Gory
aus Indien.
Die Anthaxia Baconis Thoms. wiederholt in der Färbung
ziemlich meine bivulnerata. Darum lasse ich hier die Original-
beschreibung folgen:
„Patria: India. — Long. 5.5 mm, lat. 2 mm. — Viridi metallica,
caput cyanescens, frons macula caeruleo-nigra rotundata; prothorax
maculis 2 ovalibus coeruleis nigris; elytra purpurea, antice prope
suturam viridia
Caput granulosum. Prothorax basi utrinque modice ex
cavatus, rugosiusculus. Elytra squamigera, lateribus posticis
modice denticulata apiceque rotundata. Corpus subtus laeviter
squamulosum. Pedes quasi laeves.
Obs.: Resemble ä l’A. nitida Rossi, mais elle est plus allonge,
plus etroite, la t&te est plane, lögerement granuleuse, le prothorax
est A peine excav& et non striole, les Elytres sont squameuses, et
le dessous du corps est finement squameux.‘‘ Ex Thomson.
Trotz der Länge ist diese Beschreibung ungenügend; weil
hier ater niemals gesprochen wurde von dem für meine Art so
Holarktische Anthaxien. 177
eigentümlichen, scharf abgesetzten langen Skutel-
larmakel, von den breit abgerundeten Flügel-
decken, die kaum wahrnehmbar (ebenso wie die
Unterseite) behaart sind, von einer so deutlichen
Retikulation des Halsschildes etc., halte ich meine
Art für recht verschieden.
3. Australische Region.
1” Die Struktur des Halsschildes besteht aus
einfachen, eingestochenen Punkten. Die Ober-
seite ist nirgends runzelig, sehr glänzend. Die
Stirn ist ohne Spuren von einer Behaarung.
Die Flügeldecken sind auf der Spitze breit
verrundet.
2’ Einfarbig olivengrau, metallisch. Die Unter-
seite ist grünlich. 5 mm. Australien.
nitidipennis Obenb. (Fig. 46).
2’ Mehrfarbig. Der Kopf ist smaragdgrün, der
Scheitel ist schwarz, der Halsschild ist blau-
schwarz, auf den Seiten mehr goldig, die %
Hinterecken sind purpurrot. Die Flügeldecken
sind blauschwarz, hinter dem Schildchen mit
einem kleinen, engen purpurgoldenen Makel
auf der Naht und einem kurzen ebensolchen
schrägen Strich auf den Seiten hinter den
Schultern. Die Unterseite ist smaragdgrün;
alles ist stark glänzend. 7 mm. Australien.
poecilograpta Obenb. (Fig. 47).
1’ Die Struktur des Halsschildes ist anders ge-
bildet. Mattere, mehr runzlig skulptierte Arten.
2’ Die Basis des Halsschildes ist fast eben, ge-
. rade abgestutzt.
3’ Braunschwarz bis grünschwarz granuliert,
matt, dicht punktiert. Die Stirn ist metallisch
grün, weiß behaart. Der Halsschild ist zwei- >
mal so breit als lang. 4.5 mm. Gayndah. ee
obseura Mac Leay
3° Dunkel schwarzpurpurfarben, seidenglänzend.
Die Stirn ist unbehaart, ebenso gefärbt wie
der übrige Körper. Der Halsschild ist mehr
als zweimal so breit als lang. 5.5—6 mm.
Australien. pagana Obenb. (Fig. 48),
2’ Die Basis des Halsschildes ist zum Schild-
chen vorgezogen. also gekrümmt.
4’ Schwarz, matt, punktiert; der Halsschild ist
purpurfarbig. Weißlich behaart. Die Unterseite
ist messingfarben. 4.8 mm. Gayndah.
purpureicollis Mc Leay Fig. 48.
=
Arehiv für Naturgeschichte
1916 A. & 12 8. Heft
178 Jan Obenberger:
4’ Arten mit einfarbiger Oberseite. je;
5’ Größer. Grünschwarz, punktiert, matt, weiß behaart. Der
Halsschild ist fast zweimal so breit als lang. Die Unterseite
ist in der Mitte grün, auf den Seiten und auf der Spitze kupferig.
7.2 mm. Gayndah. eupripes Mc Leay
5° Kleiner. Schwarz, schlank, weißlich behaart. 4.3 mm.
Gayndah. nigra Mc Leay
Die Anthaxien nitidipennis m. und Poecilograpta m. betrachte
ich als die ältesten Vertreter dieser Gattung. Die eigentümliche
Halsschildstruktur, die hier aus eingestochenen, wie mit einer
Nadel gemachten Punkten besteht, ist sehr bemerkenswert. Es
ist ein Typus der archaistischen Struktur. Diese wiederholt sich
zum Teil auf den sicher auch sehr alten Arten der neotropischen
Zone und auf einigen Afrikanern. Die älteste Stufe ist also eine
eingestochene Punktur, die jüngere ist eine aus grubigen Punkten
bestehende Struktur, die noch jüngere eine Reticulation, dann eine
rundliche Ocellation der schlanken Arten; jüngste Stadien sind die
Ocellation auf den Seiten und verworrene Querrunzelung‘ oder
ähnliche Skulptur auf den Seiten.
Die Anthaxien Purpurascens Mc Leay aus Distr. of King
und uniformis Mc Leay von ebenda sind mir unbekannt.
4. Ozeanien.
Aus Ozeanien sind bis heute zwei Arten bekannt, von welchen
die erstere vielleicht zu den Anillaren gehört. Sie sind vom Spezial-
kenner der Neucaledonischen Coleopterenfauna, Herrn Albert
Fauvel, beschrieben. Ich habe diese Arten niemals gesehen und
darum beschränke ich mich auf Wiederholen von kurzer Tabelle
des Autors.
1” Der Halsschild ist sehr herzförmig. Die Flügeldecken sind
uneingedrückt. Tonghoue, ziemlich selten. eordieollis Fauv.
1’ Der Halsschild ist mehr parallel. Die Flügeldecken sind zur
Mitte beiderseits eingedrückt. Coutio-Kou6ta; ziemlich selten.
excavata Fauv.
5. Neotropische Region.
1” Größere Arten. Die Struktur des Halsschildes besteht min-
destens in der Mitte aus eingestochenen Punkten oder einge-
rissenen Runzeln, auf den Seiten aus Punkten oder tiefen,
grubigen, punktartigen Zellen.
2’ Schwarzgrau, der manca F. ähnlich. Die Seiten des Halsschildes
sind schön breit rosafarbig gesäumt. 8—11 mm. Chili.
verecunda E.
2’ Kupferfarben; nur auf der Naht etwas messingglänzend. Die
Halsschildstruktur besteht aus stark erhöhten, glänzen
y/
3
Holarktısche Anthaxien,
Reticulen. Die Flügeldecken sind breit, uneben.
11.5—12 mm. Chili.
Redtenbacheri Obenb. (Fig. 49).
’ Kleinere Arten. Die Struktur des Halsschildes
besteht aus einer Reticulation oder aus grubi-
gen, breiten, zellenartigen Punkten.
Der Halsschild ist dunkelblau mit drei grünen
Längsmakeln; der Kopf ist purpurfarben, die
Flügeldecken sind violett, auf der Basis, an der
Naht bis unter die Mitte und auf den Seiten
hinter den Schultern grün. Die Halsschildstruk-
tur besteht aus einer sehr feinen Reticulation.
8 mm. Brasilien. Vielleicht eine Agrilaxia!
violaceipennis Thoms.
Die Grundfarbe ist blau oder grün, der Hals-
schild ist gröber skulptiert.
Matt, dunkel olivengrün, mit violetten Reflekten,
lang gestreckt, die Flügeldecken mit vier gegen
die Spitze stärker vortretenden Längsrippen;
die Halsschildstruktur besteht aus überall gleich
großen feinen, kleinen fünfeckigen Zellen.
7.23 mm. Chili. costifera Obenb. (Fig. 50).
Kleinere Arten, ohne Längsrippen auf den Flgd.
Olivengrün, matt, im Grunde chagriniert. Der
Kopf und die Seiten des Halsschildes sind
rosafarben; die Mitte des Halsschildes ist ge-
dunkelt. Zwischen dem feinen Chagrin der
Flügeldecken bemerkt man einzelne, ganz
kleine, glatte, zerstreute Granulen. Der Hals-
schild ist matt, fein reticuliert. 4-5mm. Chili.
eupriceps Frm. (Fig. 51).
Nicht chagriniert, einfach gerunzelt. Die Struk-
tur des Halsschildes besteht aus gröberen
Reticulen. Die Flügeldecken sind der Länge
nach, von den Schultern nach hinten, einge-
drückt. In der Färbung sehr variabel, da manch-
mal die blaue, manchmal die schwarzviolette
Färbung auf den Flügeldecken überherrscht.
4—6 mm.
a) Blau, die Mitte des Halsschildes ist blau
oderblauviolett, ebenso wie die Flügeldecken;
ein langer und breiter Saum auf den Flügel-
decken, längs der Naht, ist schwarzviolett
und sehr variabel. Chili. eoneinna Mann.
b) Der Halsschild mit Ausnahme des Seiten-
randes und der Kopf ist schwarz, der
Flügeldeckenmakel ist schwarz, die Partie
der Flügeldecken hinter dem Schildchen
180 Jan Obenberger:
goldiggrün oder gelb. Der Halsschild ist gewölbter, ohne
Eindrücken in den Hinterecken. Chili.
coneinna var. araucariae m.n. (auct. in coll.)
In dieser Übersicht fehlen: canaliclatata Kerr. und maculicollis
Kerr. aus Uruguay, obscurata Reed und Paulsen! Frm. aus Chili
und sudbsinuata Gory aus Kuba.
Verecunda Er. und Redtenbacheri Obenb. HaheB einen Charakter
mancher Paläarkten; besonders verecunda erinnert auch durch die
Verteilung der Färbung sehr auf unsere manca F. Aber diese beiden
Arten, die in Wirklichkeit voneinander stark entfernt sind, sind
viel älter, archaistischer als unsere Arten aus der Gruppe der
manca; diese oberflächliche Ähnlichkeit ist nur eine Konvergenz-
erscheinung.
6. Aethiopische Region.
1” Fühler sind dick und stärk. Grünblau. Die Seiten des Hals-
schildes und die Flügeldecken sind grünlich, die Mitte der
Flügeldecken ist blau. Der Halsschild ist ocelliert, die Unter-
seite ist blau, glänzend. 7.2 mm. Massai. amplithorax Kerr.
Die Fühler sind normal, nicht verdickt.
' Flügeldecken sind auf dem äußeren Apikalrande mit keiner
Reihe von größeren, auffallenden Punkten versehen.
3” Der Körper ist zylindrisch. Manchmal sind die Seiten des
Abdomens neben dem Außenrande der Flügeldecken von oben
sichtbar. Die Struktur des Halsschildes besteht aus Zellen,
Ocellen oder aus einer Granulation, nur selten ist die Struktur
in der Mitte querrunzelig umgebildet. Hellgefärbte, goldige,
grüne oder blaue, selten lade Arten. Die Flügeldecken
sind niemals lang behaart.
4’’ Die Struktur des Halsschildes besteht auch in der Mitte aus
deutlichen, runden oder eckigen Ocellen.
5° Die Oberseite ist einfarbig blau oder grünblau.
6” Blau. Der Halsschild ist mit einer eckigen,
gleichmäßigen Ocellation bedeckt, auf den Seiten
ziemlich stark gerundet. Kein schwarzer Makel
auf dem Halsschilde. Die Basis des Halsschildes
ist gerade. Die Flügeldecken lassen auf den Seiten
nur einen ganz kleinen Teil des Abdomens unbe-
deckt. Gewölbte Art. 5—7 mm. Südafrika.
Holubi Obenb. (Fig. 52).
6° Blaugrün. Der Halsschild ist auf der Fläche mit
zwei dunkelblauen Makeln versehen. Flachere
Art. Die Stirn ist breit. Die Basis des Hals-
schildes ist ein wenig gebogen, nicht gerade. Fig. 52.
Die Flügeldecken lassen auf den Seiten die
laterodorsalen Partien der Abdominalsegmente frei. 6.2 mm.
Natal. nigrieornis Kerr.
Ve
= N
Holarktische Anthaxıen. 181
5° Die Seiten des Halsschildes sind purpurrot oder goldig. Die
Ocellation ist rund, sehr deutlich. 5 mm. Südafrika.
marginata Thunb.
4’ Die Struktur des Halsschildes besteht aus Ocellen, die entweder:
in der Mitte erloschen sind, oder die hier in eine quere Granu-
lation übergehen.
7’ Der Halsschild ist der Breite nach flach, aber deutlich vertieft.
Die Flügeldecken lassen die Außenseiten des Abdomens frei.
Die Reticulen des Halsschildes sind sehr fein. Die inneren
Augenränder sind auf der Stirn parallel.
8” Grün. Der Kopf ist blaugrün, der Thorax ist smaragdgrün,
die Flügeldecken sind mehr olivengrün. 4—5 mm. Zanzibar.
ealliehroa Obenb. (Fig. 53).
8’ Der Kopf und der Halsschild sind schwarz, die Hinterwinkel
des Halsschildes sind goldig, die Flügeldecken sind dunkel-
violettblau. eallichroa var. lepidoptera Obenh.
7’ Der Halsschild ist der Breite nach gewölbt.
9” Robuste, grüne oder blaue Art. Die Ocellen sind
in der Mitte in eine quere Granulation verändert.
5—7.5 mm. Südairika. splendida Gorv
9’ Minder gewölbt, mehr runzelig, die Seiten des
Halsschildes sind mehr gerundet und verbreitert.
Hellgrün, die Seiten des Halsschildes sind grün,
die Mitte des Halsschildes ist mit 2 bläulichen
Makeln versehen. 4—5 mm. Senegal.
senegalensis Kerr.
3” Der Körper ist nach vorne und nach hinten
stärker verengt, die Halsschildstruktur besteht
fast immer aus zwei Elementen —- aus Ocellen
auf den Seiten und aus einer Runzelung oder
eingestochenen Punktur in der Mitte. Die Flügel-
decken sind manchmal nach hinten stark verengt, olt ziemlich
lang bräunlichrot behaart. Pronotum ist breit, vorne meist rund-
lich ausgerandet, auf den Seiten stark gerundet. Eineselbständige
Gruppe, die zu den cratomeroiden Anthaxien zu zählen ist.
10” Die Flügeldecken sind ziemlich lang braunrot behaart.
11” Die Flügeldecken sind grünlich, der Halsschild und der Kopf
ist kahl, grünschwarz. Der Halsschild ist quer gerunzelt, die
Runzeln sind sehr klein. 7.5 mm. Congo: Moero. dispar Kerr.
11’ Die Flügeldecken sind mehr oder minder bronzefarbig, der
Halsschild ist ebenso wie die Flügeldecken anliegend behaart.
12” Hell bronzefarben. Die Mitte des Halsschildes ist dunkel.
Die Unterseite ist bronzefarben. Der Halsschild ist ebenso
skulptiert wie der Kopf, mit einer eingestochenen Punktur
versehen. 7.5 mm.. Congo: Moero. pilifrons Kerr.
12° Dunkel bronzefarben. Der Halsschild ist in der Mitte fein
quergerunzelt, auf den Seiten ocelliert. Diese Ocellen sind
Fig. 53.
8. Heft
182 Jan Obenberger:
fein, klein und rundlich. 7”—S mm. Zanzibar.
lasioptera Obenb. (Fig. 54, 54 bis).
10° Die Oberseite ist nicht so auffallend behaart.
Die Flügeldecken lassen auf den Seiten oft
einen Teil des Abdomens unbedeckt.
13” Bronzefarben bis schwarz, nach hinten minder
stark verengt. Vorderrand des Halsschildes
istineinem Halbkreis ausgerandet. 5.6—7 mm.
Moero, Moliro. Duvivieri Kerr.
13° Purpurbronzefarben, mit zwei länglichen
Makeln auf dem Halsschilde. Die Unterseite
ist dunkel goldgrün. Nach hinten mehr ver-
engt. Die Halsschildstruktur besteht aus einer
sehr feinen Granulation. 7.5 mm. Usambara.
fossieollis Kerr.
3° Dunkle, zylindrische oderziemlich breite Arten. |
Die Färbung ist schwarz, nur selten mit
einem helleren Anfluge.
14°” Schlanker, mehr gewölbt und zylindrisch.
Der Kopf ist au dem Scheitel mehr verengt.
Die Flügeldecken und der Halsschild sind
uneben. Eine seitliche Partie des Abdomens
bleibt bisweilen unbedeckt.
15°” Große Art. 7--9 mm. Der Halsschild ist
auf den Seiten längsrunzelig und ocelliert,
in der Mitte quergerunzelt, zweimal so breit
als lang. Die Stirn ist fast unsichtbar, kurz
weiß behaart. Schwarzbraun. Capland.
Thunbergi C. G. (Fig. 55).
15° Kleinere Art. 5 mm. Schwarz; die Stirn und
der Vorderrand des Halsschildes sind weiß-
lich, kurz behaart; minder robust, die Flügel-
decken sind mehr runzelig, minder uneben.
Der Halsschild ist nur um etwas breiter als
lang. Zanguebar. nigritorum Kerr.
14’ Klein, schwach gewölbt, schwarz. Die Seiten
des Halsschildes und die Spitze der Flügel-
decken sind leicht bronzefarben. Die Struktur
des Halsschildes besteht aus einer feinen
Granulation; die Oberseite ist hier und da
nur schwach uneben. 4.5 mm. Zanzibar.
Zanzibarica Kerr.
14’ Breite Art. Tiefschwarz, mit leichtem bläu-
lichen Anfluge; die eingedrückten Partien
sind leicht purpurfarbig oder violett. Die
Unterseite ist hell bronzefarben; grauweiß
behaart. Die Stirn ist breit. Der Halsschild
ist in der Mitte mit einer Rinne versehen, auf
u
\
Fig. 54 bis. |
Linke Hinter- |
tibie von |
A. lasioptera m.
Fig. 55.
Holarktische Anthaxien. 183
den Seiten ist er eingedrückt. Die Struktur besteht auf den
Seiten aus ÖOcellen, in der Mitte aus feinen Ouerrunzeln.
6.5 mm. Capland. aterrima Kerr.
2° Die apikale Außenseite der Flügeldecken ist mit einer Reihe
von eingestochenen, groben Punkten versehen. Oval, kurz,
parallel, schwach gewölbt, oben bronzefarben, die Stirn ist
hell gefärbt, glänzend, der Halsschild ist matt (chagriniert ?),
die Flügeldecken sind glänzend und dunkel, die Unterseite ist
glänzend schwarzgrün. 4.2 mm. Capland. ceapensis. Kerr.
In dieser Übersicht fehlen: melancholica Gory (Senegal),
twiangularıs Gory (Cap.), callicera Gerstaeker (Kilimandjaro),
facialis Er. (Angola), recticollis Ouedenteldt (D. Südostatfr.) und
tenuicauda Bog. (Nolagi).
Die afrikanische Anthaxienfauna ist sehr interessant. Es
werden sich hier im Laufe der Zeit sicher sehr zahlreiche neue Arten
auffinden, aber schon das vorhandene Material ist von großer
Wichtigkeit. Amplthorax Kerr. gehört zu den sog. Cralomeren;
in Ostafrika kommt noch eine andere Art vor: Diana Kerr. (in
coll. ?), von der sie leicht schon durch die Halsschildstruktur,
Fühler etc. zu unterscheiden ist.
Die blauen und hell gefärbten Arten von Holubi m. bis zur
Senegalensis stehen in näheren Beziehungen, die wir jetzt noch
nicht imstande sind genauer zu erklären, zu den cichorii-, stupida-
und mundula-Gruppen Wenn man diese Arten vor sich hat,
dann sieht man sehr bald, wie das Hauptmerkmal, das die Unter-
gattung Haplanthaxia Rtt. bilden sollte, nämlich die Tatsache,
daß eine Partie des Abdomens von den Flügeldecken unbedeckt
bleibt, variiert, ebenso wie die breitere oder schlankere Körper-
form. Dann muß man einsehen, daß ich mit Recht die Olivier:
und hypomelaena zu der cichorii zugereiht habe.
Dispar bis fossicollis bilden eine ziemlich homogene, ganz
selbständige, durch ihren charakteristischen Habitus, lange rote
Behaarung etc. ausgezeichnete Gruppe.
Thunbergi und nigritorum steht mit der Obockiana und durch
diese mit der Kiesenwetteri-Gruppe in verwandtschaftlichen Ver-
hältnissen. Weil aber dennoch beide, Arten voneinander ebenso
wie von obockiana ziemlich entfernt stehen, können wir erwarten,
daß sich hier noch mehrere intermediäre Arten auffinden werden,
die diese große Intervalle ausfüllen möchten.
Zanzibarica ist eine Art, die vielleicht zu der mundula-Gruppe
gehört; aterrima gehört wahrscheinlichst zur morio-Gruppe. Wohin
die ungenau beschriebene capensis gehört, kann ich schwierig er-
kennen; vielleicht ist es die /unerula-Gruppe oder ist es ein merk-
würdiger Vertreter der Gruppe der grammica.
184 - Jan Obenberger:
‘. Madagaskar.
Die a Buprestiden hat Herr A. Thery sehr
schön bearbeitet. Ich beschränke mich auf Wiederholung‘ seiner
Anthaxiatabelle, die nur auf meine Schlüsselform überführt wurde.
1’ Größer als 6 mm.
2” Halsschild ist in den Hinterwinkeln mit einem behaarten
Grübchen versehen. Die Spitze der Flügeldecken ist fein ge-
zähnelt. (Bronzefarben, das Schildchen und die Spitze des
Pygidiums sind goldig, die Tarsen sind grün.) 6—8 mm.
Androy. ventricosa Thery
2° Prothorax ist mit keinem Tomentgrübchen versehen. Die
Spitze der Flügeldecken ist nicht gezähnelt. (Violettbraun;
soll an die A. millefolii erinnern.) 6 mm. nitidiventris Frm.
1’. Kleiner als 6 mm; die Gestalt ist nicht größer als 4 mm. .
3” Der Halsschild und die Seiten des Abdomens ohne anliegende
. Behaarung.
4’' Einfarbige Arten.
5’ Hell bronzefarben. hydropica Ihery
5’ Schwarz, matt. scabra Thery
4’ Mehrfarbig. (Purpurviolett, sehr dunkel, auf dem Halsschilde
mehr purpurfarben; dieser ist vorne grünlich gesaumt, die Stirn
ist hellgrün, der Scheitel ist goldkupferig.) hova Thery
Halsschild und die Seiten des Abdomens sind mit weißen Haar-
flecken versehen. (Der Halsschild ist dunkelblau, die Flügel-
decken violett, blau gesaumt.) episcopalis Thery
Leider vergißt Herr Thery bei seinen Diagnosen fast voll-
kommen die Struktur des Halsschildes, so daß man nicht imstande
ist, Klarheit über die richtige systematische Stellung dieser sicher
höchst interessanten Arten zu gewinnen.
os
x
Verzeichnis der im Anhang erwähnten Arten.
1. ehinensis Kerremans, Annales de la soc. Ent. Belgique 1898,
i p- 132. — Hong- kong.
2. Lameyi Thery, Me&moirs de la Soc. Ent. de Belgique 1910,
.p. 35. — Tonkin Nord.
3. dentieulata Roth, Archiv f. Naturgeschichte I. 1851, 119. —
Abyssinie.
4. exsul Obenberger, hic! — Patria? China ?
var. satanella Obenberger, hic! — Patria? China’?
>. sordidata Gestro, Ann. Mus. Stor. Genova 1895. — Cormoso.
2 3 x
6. aurieollis Kerremans, Genera Insect.: Buprestidae. — Bengale.
“7. Baeonis Thomson, Typi Buprestidarum Mus. Thoms. App.
1879. — India.
S. birmaniea Thery, M&moirs de la Soc. Ent. de Belgique 1910,
p. 34. — Birma.
Holarktische Anthaxien, 185
. eapitata Kerremans, Annales de la Soc. Ent. de Belgique,
RXXXVI — India.
. eollaris Kerremans, Annales de la Soc. Ent. de Belgique,
T. XXXVII — Bengale.
. heliophila Thery, I. c. — Kinabalu.
. humilis Gory, Mon. Sup. IV, 1841, Tab. 49, {. 288, p. 293. —
India.
. miranda H. Deyrolle, Annales de la Soc. Ent. Belg. 1864. —
Malakka.
. morosa Kerremans, Annales de la Soc. Ent. de Belgique XXX VI.
— Bengale.
5. oeeipitalis H. Deyrolle 1. c. 1864. — Borneo.
. rudis Kerremans, Annales de la Soc. Ent. Belg. XXXVII. —
Bengale.
. sarawakensis Deyrolle, 1. c. — Borneo.
. subviolacea Kerremans, 1. c. XXXVII. — Bengale.
vagabunda Th£ry, 1. c. Birma.
violaceiventris H. Deyrolle, 1. c. — Malakka.
viresceens Kerremans, ]. c. XXXVII. — Bengale.
Weyersi Kerremans, M&moirs de la Soc. Ent. Belgique, T. VII.
— Sumatra.
* *
*
. eupripes Mac Leay, Trans. Ent. Soc. New South. Wales,
II, 1872. — Gayndah.
. nigra Mac Leay, 1. c. 1872. — Gayndah.
5. nitidipennis Obenberger, Coleopter. Rundschau 1914. —
Australia.
. obseura Mac Leay, 1. c. 1872. — Gayndah.
. pagana Obenberger, Copleopter. Rundschau 1914. — Australia.
. poeeilograpta Obenberger, Coleopter. Rundschau 1914. —
Australia.
29. purpurascens Mac Leay, Proceedings Linn. Soc. N. S. Wales
1888. — Delr. King.
. purpureicollis Mac Leay, 1. c. 1872. — Gayndah.
. uniformis Mac Leay Proc. 1888. — Gaynadh.
* r *
. Cordieollis Fauvel, Revue d’Entomologie, 1891. 171. —
N. Caledoniä.
. exeavata Fauvel, I. c. 1891. — N. Caledonia.
| * *
. ”*
. amplithorax Kerremans, Genera Insectorum: Buprestidae. —
Massai.
. aterrima Kerremans, Genera Insectorum: Buprestidae. —
Cap.
35. eallieera Gerstaecker, Jahrb. wiss. Anst. Hamb. 1884. —
Kilimandjaro.
8. Heit
186
Jan Obenberger:
37. eallichroa Obenberger, Coleopterologische Rundschau 1913. —
Zanzibar.
var. lepidoptera Obenberger, I. c. — Zanzibar.
. eapensis Kerremans, Genera Insectorum: Buprestidae —
Cap Bon. Sp.
39. dispar Kerremans, Annales de la Soc. Ent: Belg. 1898. —
Congo.
. Duvivieri Kerremans, 1. c. 1898. — Congo.
. faeialis Erichson, Arch. f. Naturgeschichte 1843. 224. —
Angola.
. Tossieollis Kerremans, Annales de la Soc. Ent. Belg. 1899. —
Usambara.
3. Holubi Obenberger, Coleopterologische Rundschau 1113. —
Africa mer.
. lasioptera Obenberger, Coleopterologische Rundschau 1914.
Zanzibar.
. marginata Thunberg, Mus. Acad. Upsala, IV. 1787, p. 52. —
Cap. Bon. Sp.
Syn.: coerulea Thunberg, Nov. Insect. Sp. V. 1789. p. 91.
perplexa Dejean, Catal. IIle Ed. 1838, p. 91.
hilaris Gory, Monographie (Supplementa) IV. 1841, 293.
;. melancholiea Gory, Monographie (Supplementa) 1841. IV. 283.
— Senegal.
. nigrieornis Kerremans, Annales Soc. Ent. Belg. 1898. — Natal.
. nigritorum Kerremans, l. c. — Zanguebar.
. pilifrons Kerremans, 1. c. — Congo.
. reeticollis Quedenfeldt, Deutsche Entom. Zeitschritt, 1886. 3.
— Deutsch Ost-Afr.
. senegalensis Kerremans, 1. c. — Senegal.
. splendida Chevrolat, Gilb. Revue Entomol. V. 1838. 76. —
Cap. Bon. Sp.
Syn.: marginata Castelnau & Gory, Monogr. II. 1839.
viridis Castelnau & Gory, ]. c
. tenuicauda Boheman, Oetvers. Vetenskaps. Akad. Forhandl.
1860. — Nolagi.
. Thunbergi Castelnau & Gory, Monographie, 1839, II. —
Cap. Bon. Sp.
. triangularis ER: Monographie spp. 1841. 294. — Cap. Bon. Sp.
zanzibariea Kerremans, ]l. c. — Zanzibar.
* *
*
. nitidiventris Frm. Revue d’Entomologie 1901. — Madagaskar.
. ventriecosa Thery, Revision des Buprestides de Madagascar
1905. — Madagaskar.
. hydropiea Thery, Il. c. — Madagaskar.
. episcopalis Thery, Il. c. — Madagaskar.
61.
62.
scabra Thery, 1. c. — Madagaskar.
hova Thery, 1. c. — Madagaskar.
* *
*
“
&
Bi u a" u
69.
64.
Holarktische Anthaxien. 187
canalieulata Kerremans, C. R. Soc. Ent. Belgique 1887. —
Uruguay.
coneinna Mann., Bull. Moscou 1837, 88; Castelnau & Gory,
Monographie II. 1839. — Chili.
Syn.: optata Gory, Monographie (Supplementa) IV. 1841.
var. araucariae Obenberger (auct. in litt.). — Chili.
. eostifera Obenberger, Coleopterologische Rundschau 1913. —
Chili.
. eupriceps Fairmaire & Germain, Ann. Soc. Ent. France 1858. —
Chili.
. maeulieollis Kerremans, 1. c. — Uruguay.
. obseurata Reed, Annales Univ. Chil. XXXVIII. 1873. — Chili.
. Paulseni Fairmaire & Germain, Rev. Zool. 1860, 268. — Chili.
. Redtenbacheri Obenberger, Coleopterologische Rundschau 1.
— Chili.
. subsinuata Gory, Monographie (Supplementa) IV. 1841. —
Cuba.
. vereeunda Erichs., Nova Acta Leop. Carol. 1834, supp. — Chili.
Syn.: marginicollis Solier, Gay, Hist. du Chili 1851.
. Violaceipennis J. Thomson, Typi Buprestidarum, Appendix,
Brasilia 1879, p. 27.
* *
*
Anmerkung.
Es fehlen hier die Arten: A. Gunningi Kerr. u. ventralis Kerr.
aus Transwal. (A. Mus. Pretoria 1908), A. nyassica Obst (Nyassa)
A. Belg. 1908 und die inzwischen beschriebenen: A. Delagoana
Obenb. u. colonialis Obenb. aus Zentralafrika (E. Bl. 1917. 86,
87), A. millefolii ab. Phryne m. aus Spanien, A. Lgockii m. aus
Caucasus (Col. R. 1917. 39).
$. Heft
Archiv für Naturgeschichte, 82. Jahrg. 1916 Abt. A. Obenberger.
]J. Obenberger pinxit.
Fig. 1. Anthaxia plicata Kiesw. 2. A. Marmottani Bris. 3. A. Reitteri
Obenb. 4. A.scorzonerae Kiesw. 5. A Croesus Cast G. 6. A. Minerva
Obenb. 7. A. Cleopatra Obenb. 8. A. Proteus E. Saund. 9. A. flammi-
frons Semen.
A Rechte Flügeldecke: a) einer Anthaxia millefolii F. f. typica aus Bulgarien,
b) der var. protractipennis aus Marokko, z die abgeflachte Partie des Seiten-
randes. — B Anthaxia pleuralis v. robustior Obenb.
Ausgegeben im ‚August 1917.
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NATURGESCHICHTE
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FORTGESETZT VON
WRERICHSON, CH TROSCHEE;
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ZWEIUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1916.
Abteilung A. |
5. Heft.
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Jeder Jahrgang besteht aus 2 Abteilungen zu je 12 Heften.
Abteilung A: Original-Arbeiten, Abteilung Bı Jahres-Berichte.)
Jede Abteilung kann einzeln abonniert werden.
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Anordnung des Archivs.
Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich zoologischen
Inhalts, besteht aus 2 Abteilungen,
Abteilung A: Original-Arbeiten
Abteilung B: Jahres-Berichte
Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich.
Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist
für sich paginiert und einzeln käuflich.
Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange die im
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische
Literatur.
Die mit * bezeichneten Arbeiten waren dem Referenten nicht
zugänglich.
Die mit } bezeichneten Arbeiten behandeln fossile Formen.
Honorar für Jahresberichte. . 50,— M. pro Druckbogen.
7 „ Originalarbeiten . 25,— M. „, Mr
oder 40 Separata.
Über die eingesandten Rezensionsschriften erfolgt regelmäßig
Besprechung nebst Lieferung von Belegen. Zusendung erbeten an
den Verlag oder an den Herausgeber.
Der Verlag: Der Herausgeber:
Nicolaische Embrik Strand,
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Berlin N. 4, Chausseestr. 105
Berlin W., Potsdamerstr. 90.
Inhalt der Jahresberichte.
Heft:
1. I. Mammalia.
ED H.. Aves.
3. III. Reptilia und Amphibia.
4. IV. Fisces:
5. Va. Insecta. Allgemeines.
b. Coleoptera.
6. c. Hymenoptera.
2: d Lepidoptera.
8. e. Diptera und Siphonaptera.
f. Rhynchota.
9. g. Orthoptera—Apterygogenea.
10. VI. Myriopoda.
VII. Arachnida.
VIII. Prototracheata.
IX. Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Giganto-
it. . Teseite [straca, Pyenogonida.
XI. Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophora.
XII. Brachiopoda.
XIII. Bryozoa.
XIV. Vermes.
12. XV. Echinodermata.
XVI. Coelenterata.
XVII. Spongiae.
XVIII. Protozoa.
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Berlin W. 57, Potsdamer Str. 90. 3%
Archiv für Nafurgeschichfe
zahlt für
Original-Arheiten 2:32: Honorar von 25,- M.
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Man wende sich an den Herausgeber
Der Verlag:
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Berlin W. 57, Potsdamer Str. 96
Der Herausgeber: |
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über die wissenschaftliehen Leistungen im Gebiete der PR
Entomologie
1838-1862 25 Jahrgänge je 10M. = 250 M., einzeln je 35 Mm. HR
1863-1879 10 „ „20 „= 200 „ 2) „ 25 ” = je
1880-1889 10 > 80,800... ns
1890-1899 10 „ „ 0 ,= 40 „ „ „ 45 ss g' Er
1900-1909 10 ns „100 „ = 1000 „ 2 A
1910 „ 156 |
1911 „198 „
Die ganze Sammlung 2550 M. i
Der Bericht enthält Arbeiten von:
Erichson, Schaum, Gerstaecker, F. Brauer, Bertkau, von Martens, |
Fowler, Hilgendorf, Kolbe, Stadelmann, Verhoeff, Wandolleck, R. Lucas, nr
von Seidlitz, Kuhlgatz, Schouteden, Rühe, Strand, Ramme, La Baume,
Hennings, Grünberg, Stobbe, Stendell, Nägler, Illig. Ye
Buchdruckerei Julius Brandstätter (G. Neumann), Leipzig
E Ausgegeben im: Dezember 1917. 5
nn annnna IST DEUTET ER IE ON CH EC EHE LITE DEERIIEDNENDRERTTERT INNE murı
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: Abteilung A. F
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bteilung A: Original-Arbeiten, Abteilung Bı Jahres-Berichte.)
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Der Verlag: Der Herausgeber:
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Heft:
11.
12.
Inhalt der Jahresberichte.
XII.
XI.
XIV.
XV.
XVl.
XVI.
XVIN.
Mammalia.
Aves.
Reptilia und Amphibia.
Pisces.
Insecta. Allgemeines.
Coleoptera.
Hymenoptera.
Lepidoptera.
Diptera und Siphonaptera.
Rhynchota.
Orthoptera—Apterygogenea.
Myriopoda.
Arachnida.
Prototracheata.
Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Giganto-
Teen, [straca, Pycenogonida.
Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophore.
Brachiopoda.
Bryozoa.
Vermes.
Echinodermata.
Coelenterata.
Spongiae.
Protozoa.
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Archiv für Nalurgeschichte.
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1890-1899 10 Nr 4; |
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Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist
für sich paginiert und einzeln käuflich.
Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange die im
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische
Literatur.
Die mit * bezeichneten Arbeiten waren dem Referenten nicht
zugänglich.
Die mit } bezeichneten Arbeiten behandeln fossile Formen.
Honorar für Jahresberichte. . 50,— M. pro Druckbogen.
iR „ Originalarbeiten . 25,— M. „, Pr
oder 40 Separata.
Über die eingesandten Rezensionsschriften erfolgt regelmäßig
Besprechung nebst Lieferung von Belegen. Zusendung erbeten an
den Verlag oder an den Herausgeber.
Der Verlag: Der Herausgeber:
Nieolaische Embrik Strand,
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Berlin N. 4, Chausseestr. 106.
Berlin W., Potsdamerstr. 90.
Inhalt der Jahresberichte.
Heft:
1, I. Mammalia.
2. II. Aves.
= III. Reptilia und Amphibia.
4. IV. Pisces.
5. Va. Insecta. Allgemeines.
b. Coleoptera.
6. c. Hoymenoptera.
: d. Lepidoptera.
8. e. Diptera und Siphonaptera.
f. Rhynchota.
9. g. Orthoptera—Apterygogenea.
10. VI. Myriopoda.
. VII. Arachnida.
VIII. Prototracheata.
IX. Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Giganto-
11. 3. Fanisafe, [straca, Pyenogonida.
XI. Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophore.
XII. Brachiopoda.
XIII. Bryozoa.
XIV. Vermes.
12. XV. Echinodermata.
XVI. Coelenterata.
XVII. Spongiae.
XVIII. Protozoa.
Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker,
Berlin W, 57, Potsdamer Str. 90.
Archiv für Nalurgeschichle
zahlt für
Original-Arheiten 2%: Honorar von %.- M
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Man, wende sich an den Herausgeber
Der Verlag:
Nicolaische
Verlags-Buchhandlung R.Stricker
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 90
Der Herausgeber:
Embrik Strand
Berlin N.4, Ch ausseestr. 105° BE
über die wissenschaftlichen Leistungen im Gebiete, der
Entomologie
1838-1862 25 Jahrgänge je 10M. = 250 M., einzeln je 15 m a
1863-1879 10. ,..50,- 20,...0 \
1880-1839.10 -,. „20, - 00, 000
1890-1899 10 „ u 40 u 400 & RN h & Ä 4
1900-1909 0 „ „10, =-10, yon
1910
1911
Die ganze Sammlung 2350 nie
Der Bericht enthält Arbeiten von:
von Seidlitz, Kuhlsate; Schouteden, Rühe, Siraakl" Ramme, Le Baumo,
Hennings, Grünberg, Stobbe, Stendell, Nägler, ig
Buchdruckerei Julius Brandstätter (G. Neumann), Leipzig
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ARCHIV
NATURGESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A. FF. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.F. ERICHSON,F.H.TROSCHEL,
E.VONMARTENS, F.HILGENDORF,
W. WELTNER UNDE STRAND.
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ZWEIUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1916.
Abteilung A.
8. Heft.
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HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN).
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R. STRICKER
Berlin.
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E "u Jeder Jahrgang besteht aus 2 Abteilungen zu je 12 Heften.
ne A: Original-Arbeiten, Abteilung B: Jahres-Berichte.)
Jede Abteilung kann einzeln abonniert werden.
am
Anordnung des Archivs.
Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich zoologischen
Inhalts, besteht aus 2 Abteilungen,
Abteilung A: Original-Arbeiten
Abteilung B: Jahres-Berichte
Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich.
Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist
für sich paginiert und einzeln käuflich.
Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange die im
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische
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Berlin W., Potsdamerstr. 90,
N
SE
Heft:
11.
12.
Inhalt der Jahresberichte.
Mammalia.
Aves.
Reptilia und Amphibia.
Pisces.
Insecta. Allgemeines.
Coleoptera.
Hymenoptera.
Lepidoptera.
Diptera und Siphonaptera.
Rhynchota.
Orthoptera—Apterygogenea.
Myriopoda.
Arachnida.
Prototracheata.
Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Giganto-
Phescdtes [straca, Pycnogonida.
Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophors.
Brachiopoda.
Bryozoa.
Vermes.
Echinodermata.
Coelenterata.
Spongiae.
Protozoa.
| Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, |
Berlin W, 57, Potsdamer Str. 90.
Archiv für Nalurgeschichte
zahlt für
Original-Arheiten 7°". Honorar von 25,-M.
40 Separate
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Berlin W. 57, Potsdamer Str. 90
—— Bericht ——
über die wissenschaftliehen Leistungen im Gebiete der
Entomologie
1838-1862 25 Jahrgänge je 10M. = 250 M., einzeln je 5M.
1863-1879 10 > 207,200; is „ 25... vo
1880-1889 10 us .'80.,5.:== 800-5, 2 „ 85 u See
1890-1899 10 „ „ |) „= 400 „ ”„ „ 45 ”„
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Die ganze Sammlung 2350 M. |
Der Bericht enthält Arbeiten von:
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Erichson, Schaum, Gerstaecker, F. Brauer, Bertkau, von Martens, Ber
Fowler, Hilgendorf, Kolbe, Stadelmann, Verhoeff, Wandolleck, R. Lucas,
von Seidlitz, Kuhlgatz, Schouteden, Rühe, Strand, Ramme, La Baume,
Hennings, Grünberg, Stobbe, Stendell, Nägler, Illig. Be
Buchdruckerei Julius Brandstätter (G. Neumann), Leipzig
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