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Full text of "Archiv Für Hygiene 69.1909 U Michigan"

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o 


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UNIVERSfTY OF MICHIGAN 





(BEGRÜNDET VON MAX T. PETTENKOFER) 


UNTER MITWIRKUNG 

VON 

Prof. Dr. 0. BOLLLNGER, München; Prof. Dr. BONHOFF, Marburg a. L.; Prof. Dr. R. EMMERICH, 
München; Prof. Dr. F. ERISMANN, Zürich; Prof. Dr. HEIM, Erlangen; Prof. Dr. F. HUEPPE, 
Prag; Prof. Dr. KABRHEL, Prag; Prof. Dr. F. KRATSCHMER, Wien; Prof. Dr. K. LEHMANN, 
Würzburg; Prof. Dr. A. LODE, Innsbruck; Prof. Dr. L. PFEIFFER, Rostock; Prof. Dr. 
W. PRAÜ8NITZ, Gras; Prof. Dr. F. RENK, Dresden; Prof. Dr. SCHOTTELIUS, Freiburg i. B.; 
Generaloberarzt Dr. A. SCHUSTER, München; Prof. Dr. M. SILBERSCHMIDT, Zürich; Prof. 

Dr. WERNICKE, Posen. 


HERAUSGEGEBEN 

VON 

J. FÖRSTER, M. GBUBER, FB. HOFMANN, M, BUMER, 

0. 0. PROFESSORIN AN DU UNITERSITiTIN 10 

STK ASSBURG MÜNCHEN LEIPZIG BERLIN. 


NEUNUNDSECHZIGSTER BAND 
Mit 2 Tafeln and 16 Abbildungen 



MÜNCHEN und BBHLIN 
DRÜCK UND VERLAG VON R. OLDENBOURG 

1009 


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I n, h a, 11. 


Seite 


Über die hygienische Bewertung verschiedenfarbiger Kleidung bei in* 
tensiver Sonnenstrahlung. Von Privatdozent Dr. P. Schmidt, 

I. Assistenten am Institut. Mit Tafel I und II. (Aus dem Hygie¬ 
nischen Institut der Universität Leipzig. Direktor: Geheimrat 

Prof. Dr. Franz Hofmann) . 1 

Über Immunisierung per os. Von Eijiro Yoshida. (Aus dem Hygie¬ 
nischen Institut zu Tübingen). 21 

Welche Antikörper spielen bei der Komplementbindung eine Rolle? 

Von Dr. H. Toyosumi, Tokio, Japan. (Aus dem Hygienischen 
Institute der deutschen Universität in Prag. Vorstand: Prof. 

F. H u e p p e). 38 

Eine neue Methode der bakteriologischen Luftuntersuchung. Von Prof. 

Dr. M. Ficker. (Aus dem Hygienischen Institut der Universität 
Berlin. Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. M. Rubner) .... 48 

Über die Bedeutung indifferenter Stoffe bei der Salizylkonservierung. 

Von Prof. Dr. M. Ficker. (Aus dem Hygienischen Institut der 
Universität Berlin. Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. M. Rubner) 54 
Untersuchungen über den diagnostischen Wert einiger Nährböden für 
den Nachweis von Typhusbazillen in Fäzes. Von Dr. med. F. 

W. Werbitzki. (Aus dem Hygienischen Institut der Kgl. Uni¬ 
versität zu Berlin. Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. M. Rubner) 71 
Über die hämotoxischen Stoffe der Organe. Von Privatdozent Dr. Ulrich 
Friedemann, Assistent am Institut. (Aus dem Hygienischen 
Institut der Universität Berlin. Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. 

Dr. Rubner) .105 

Ein neuer Nährboden zum Nachweis der Typhusbazillen in Fäzes. Von 
Dr. med. F. W. Werbitzki. (Aus dem Hygienischen Institut der 
Universität Berlin. Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Rubner) . 191 

Beitrag zum Studium der Präzipitine. Von Dr. Donato Franceschelli 
aus Neapel. (Aus dem Hygienischen Institut der Universität 
Berlin. Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Max Rubner) . . . 207 


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982S9 


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IV Inhalt. 

Seite 

Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl in Negenborn (Kreis 
Holzminden). Von Sanit&tsrat Dr. Niemann, Herzogi. Physikus, 

Holzminden. 228 

Untersuchungen über den Tuberkelbazillengehalt des Blutes, des 
Fleisches und der Lymphdrüsen tuberkulöser Schlachttiere. Von 
Obertierarzt J. Bongert, Leiter des bakteriologischen Labora¬ 
toriums. (Aus dem Bakteriologischen Laboratorium des städt. 


Schlachthofes zu Berlin).268 

Eine neue Methode zur Sterilisation chirurgischer, insbesondere schnei¬ 
dender Instrumente aus Metall. Von Privatdozent Dr. H. Herzog, 

Berlin. (Aus dem Hygienischen Institut der Universität Berlin) . 869 

Untersuchungen über Dysenterie und verwandte Fragen. Mutations¬ 
versuche. Von M. Mühlmann (M. Millman). (Aus der Prosektur 
des Krankenhauses Balachany).401 


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Über die hygienische Bewertung verschiedenfarbiger 
Kleidung bei intensiver Sonnenstrahlung. 

Von 

Privatdozent Dr. P. Schmidt, 

I. Assistenten am Institut. 

Mit Tafel I und II. 

(Aus dem Hygienischen Institut der Universität Leipzig. Direktor: Geheimrat 
Prof. Dr. Franz Hof mann.) 

ln meinen »experimentellen Beiträgen zur Frage der Ent¬ 
stehung des Sonnenstichsc, Arch. f. Hygiene, Band 64, habe ich 
die Vermutung ausgesprochen, dafs sich unter den dünnen, gut 
luftdurchlässigen Sommerstoffen dunkelfarbige besser tragen 
dürften als helle unter der Voraussetzung, dafs die Kleidung 
weit genug ist. Von den dickeren Stoffen nahm ich an, dafs die 
hellfarbigen unter allen Umständen sich günstiger verhielten als 
die dunkleren. Ich habe diese Fragen mittlerweile experimentell 
näher verfolgt, und zwar in zweifacher Weise. Einmal prüfte 
ich mit der in der obengenannten Arbeit näher bezeichneten 
Methode die Durchlässigkeit und Reflexionsfähigkeit verschiedener 
Stoffe mittels Thermosäule und Galvanometer (Du Bois-Rubens) 
und übertrug die mit Bogenlicht gewonnenen Resultate rechne¬ 
risch auf das Sonnenspektrum, so dafs ich die durchgehende und 
reflektierte Energie der Sonnenstrahlung in Kalorien angeben 
konnte, ebenso natürlich die vom Stoff absorbierte Wärmemenge. 
Sodann machte ich des weiteren eine Anzahl Versuche mit ge- 

Arehlv tfir Hygiene. Bd. LXIX. 1 


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2 Über die hygienische Bewertung verschiedenfarbiger Kleidung etc. 


schwärzten Trommeln aus Eisenblech, die mit verschiedenen 
Stoffen überzogen wurden und deren innere Lufttemperatur mit 
luftdicht eingesetzten Thermometern gemessen wurde (Zylinder 
von 20 cm Länge und 10 cm Durchmesser). Und zwar führte 
ich diese Trommelversuche in 2 Modifikationen aus. Bei der 
einen Versuchsreihe überzog ich die Trommeln ohne weiteres mit 
dem Stoff; bei der andern überspannte ich dieselben zunächst im 
Abstand von 1 cm ringsum mit einem Drahtnetz, welches sodann erst 
mit dem Stoff bekleidet wurde. Die Unterlage bildete überall 
dünner Trikotstoff. Die Trommeln wurden mit dem Längs¬ 
durchmesser senkrecht zur Sonnenstrahlung in der Mittagszeit 
exponiert. — Im Anschlufs au diese Stoffuntersuchungen unter¬ 
suchte ich die Reflexionsfähigkeit weifser und schwarzer Haut am 
Lebenden, bei der weifsen Haut zur Gewinnung eines guten 
Durchschnittswertes auch an der Kadaverhaut. 

Im folgenden sind zunächst einmal alle durchgehenden und 
reflektierten Energiemengen e , bestimmt bei den Wellenlängen 
1,0 fi (ultrarot); 0,80 u (dunkelrot, nicht sichtbar); 0,75 fi (rot); 
0,55 fi (grün) und 0,47 fi (blau) und bezogen auf die Werte von 
der Energie der Sonnenstrahlung 

r , Konstante _ 

E= ° ‘ T 

tabellarisch zusammengestellt. Die Berechnung geschah nach der 
Gleichung 

e = E ■ d, 

6 

wobei 6 = - ß also der Quotient aus der durchgehenden bzw. 

reflektierten und der auffallenden Wärmestrahlung. Bemerkt sei, 
dafs bei der Prüfung der Reflexion zum Vergleich ein Spiegel 
mit Silberbelag, der rund 98 °/ 0 aller auffallenden Energie reflek¬ 
tiert, herangezogen wurde. Die Spiegelreflexe konnten also ge¬ 
trost 100 °/ 0 angesetzt werden. — Der Apparat zur Prüfung der 
Reflexion war ein dreikantiges Kästchen. Die eine, der Licht¬ 
quelle zugekehrte Fläche trug eine Mattglasscheibe, um das ein- 


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Von Privatdozent Dr. P. Schmidt. 


3 


fallende Licht diffus zu machen, die zweite den Spiegel bzw. den 
Stoff und die dritte die Thermosäule. Es war dafür gesorgt, dafs 
die Thermosäule kein direktes Licht treffen konnte. Für die 
Versuche mit der Haut war vor die Thermosäule eine Glasscheibe 
gesetzt, um die störende Einwirkung der dunklen Eigenstrahlung 
des Körpers auszuschalten. Es folgen sodann die zugehörigen 
Kurven und ihre mit einem Amslerschen Planimeter aus¬ 
gemessenen Integralwerte; ferner eine übersichtliche Zusammen¬ 
stellung der bei den Stoffen und bei der Haut gefundenen Werte, 
auf die Solarkonstante = 1 g Kalorie bezogen und in Prozenten 
ausgedrückt neben der Angabe der Luftdurchlässigkeit (Flanell = 1 
gesetzt) und der Dicke des Stoffes. Zum Vergleich mit diesen 
Werten wurde durch die genannten Stoffe nebst einer Reihe 
anderer direkt auf Aristophot-Papier photographiert; die Art des 
Stoffes, seine Farbe etc. sind auf den Photogrammtafeln be¬ 
zeichnet. 

Von besonderem Interesse ist der starke Lichtdurch¬ 
gang bei dem dichten, weifsen Köper im Gegensatz zu dem 
blauen; anderseits die kräftige Abdämpfung durch eine doppelte 
Lage des dünnen schwarzen Battist, die etwas geringere bei 
einer Kombination von weifsem Battist aufseu und schwarzem 
innen. Das günstige Verhalten des blau gefärbten Assolar- und 
Solarostoffs beweist, dafs die rote Unterlage durchaus keine 
elektive Wirkung ausübt, sondern dafs eine dunklere Farbe (wie 
natürlich) noch mehr beschattet. Ferner sei betont, dafs die 
Photographien mit Quecksilberdampflicht (sehr reich an ultra¬ 
violetten Strahlen) durchaus keine qualitativen, sondern nur 
quantitative Unterschiede ergeben hat. 1 ) 


1) Sämtliche Stoffe lieferte die hiesige Firma August Pölich. In jüng¬ 
ster Zeit konnte ich des weiteren neue Sommer- und Tropenstoffe unter¬ 
suchen, die eine deutsche Fabrik (Bruhms Söhne in Gera) fertigt. Der Licht¬ 
durchgang dieser aufsen hellfarbigen, innen dunklen Stoffe verhielt sich 
wie bei dem englischen Solaro (für Jagdkostüme in den Tropen), während 
ihre Luftdurchlässigkeit fast das Doppelte wie die des Solaro betrug. Sie 
zeigten von allen Tropenstoffen, die mir zur Verfügung standen, das hygie¬ 
nisch günstigste Verhalten. 

1 * 


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4 Über die hygienische Bewertung verschiedenfarbiger Kleidung etc. 


Durehlissigkeitswerte e = E S. 

(Dieselbe Webart, derselbe Stoff und dieselbe Dicke.) 


Köper weife: Köper blau: 


I. ultrarot 

. 0,0088 

I. ultrarot 

. 0,0050 

£L dunkelrot 

. 0,0184 

II. dunkelrot 

. 0,0097 

m. rot . . 

. 0,0230 

HL rot . . . 

. 0,0081 

IV. grün 

. 0,0303 

IV. grün . . 

. 0,0121 

V. blau . 

. 0,0263 

V. blau . . 

. 0,0055 

Battist weifs: 

Battist schwarz: 

I. ultrarot 

. 0,0307 

I. ultrarot 

. 0,0284 

IL dunkelrot 

. 0,0507 

II. dunkelrot. 

. 0,0199 

HE. rot . . 

. 0,0462 

III. rot . . . 

. 0,0166 

IV. grftn 

. 0,0782 

IV. grün . . 

. 0,0251 

V. blau . 

. 0,0258 

V. blau . . 

. 0,0284 

Flanell weifs: 

Flanell schwarz: 

I. ultrarot 

. 0,0118 

L ultrarot 

. 0,0115 

II. dunkelrot 

. 0,0259 

II. dunkelrot 

. 0,0241 

m. rot . . 

. 0,0183 

III. rot . . . 

. 0,00127 

IV. grün 

. 0,0229 

IV. grün . . 

. 0,0012 

V. blau . 

. 0,0104 

V. blau . . 

0 


Reflexlonswerte (reflektierte Energie beim Spiegel = 100 °/ 0 gesetzt). 


Köper weifs: 


I. ultrarot 

. 0,0409 

II. dunkelrot 

. 0,0614 

in. rot . . . 

. 0,0344 

IV. grün . . 

. 0,0990 

V. blau . . 

. 0,0947 

Battist weifs: 

L ultrarot 

. 0,0249 

n. dunkelrot 

. 0,0442 

DI. rot . . . 

. 0,0387 

IV. grün . . 

. 0,0516 

V. blau . . 

. 0,0447 


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Köper schwarz: 


I. ultrarot 

. 0,0229 

n. dunkelrot 

. 0,0261 

ffl. rot . . . 

. 0,0245 

IV. grün . . 

. 0,0119 

V. blau . . 

. 0,0084 

Battist schwarz: 

I. ultrarot 

. 0,0161 

n. dunkelrnt 

. 0,0034 

in. rot . . . 

. 0,00444 

IV. grün . . 

. 0,0039 

V. blau . . 

. 0,0027 


Original fram 

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Von Privatdozent Dr. P. Schmidt. 


5 


Flanell 

weifs: 

Flanell sch 

warz: 

I. ultrarot 

. . 0,0189 

I. ultrarot 

. 0,0229 

U. dunkelrot 

. 0,0384 

n. dunkelrot 

. 0,0358 

IH. rot . . 

. . 0,0327 

in. rot . . . 

. 0,0246 

IV. grün 

. 0,0436 

IV. grün . . 

0 

V. blau 

. . 0,0255 

V. blau . . 

0 


Reflexion der Haut. 

Weifße Haut (Durchschnitt aus lebender und Kadaverhaut): 


I. ultrarot. 0,0083 

II. dunkelrot .... 0,0079 

HI. rot.0,0129 

IV. grün.0,0188 

V. blau.0,0111 

Schwarze Haut (lebend, tiefschwarzer Kruneger): 

I. ultrarot. 0,0028 

H. dunkelrot .... 0,0051 

IH. rot. 0,0040 

IV. grün. 0,0059 

V. blau.0,0014 


Integralausme88ung mit Planimeter. 


Stoffe Integralwerte 


Köper weifs .... 

16,0 

qcm 

Köper blau .... 

6,0 

> 

Flanell weifs .... 

13,0 

> 

Flanell schwarz . . . 

6,3 

» 

Battist weifs .... 

86,0 

> 

Battist schwarz . . . 

21,9 

> 

Battist weifs doppelt . 

21,3 

> 

Köper weifs .... 

48,0 

qcm 

Köper blau .... 

17,6 

> 

Flanell weifs .... 

23,2 

> 

Flanell schwarz . . . 

13,9 

> 

Battist weifs .... 

29,0 

> 

Battist schwarz . . . 

6,0 

» 

Haut weifs .... 

7,0 

> 

Haut schwarz.... 

3,0 

> 




Durchlässigkeit. 


Reflexion. 


Integral der Sonnenenergiekurve 1 ) == 138,6 qcm. 


1) S. meine »Experiment. Beiträge zur Frage der Entstehung des Sonnen¬ 
stichs«. Archiv f. Hygiene, Bd. 64, 8. 24. 


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6 Uber die hygienische Bewertung verschiedenfarbiger Kleidung etc. 


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Die Werte der durchgehenden, absorbierten und reflektierten Wärmemenge 
auf die Solarkonstante (= 1 g-Kalorie in unserer Breite) bezogen und in 

Prozenten ausgedrückt. 


, l.uftdurch- Dirke 

Durchgehend Absorbiert Reflektiert iläBsigkeit *) in 

Flanell = 1 ram 


Köper weife. 

12 

53 

35 

' */u 

0,35 

Köper blau. 

4 

83 

13 

Flanell weife. 

9 

74 

17 


0,80 

Flanell schwarz .... 

5 

85 

10 

1 

Battist weifs. 

26 

53 

21 


0,08 

Battist schwarz . . . . 

16 

80 

4 

7 

Battist weifs doppelt . . 

16 

63 

21 

3 


Battist weifs aufsen . . 
Battist schwarz innen 

} 12,6 

66,4 

21 

3 


Solaro englisch .... 




V. 

0,40 

Solaro deutsch . . . . 




7. 

0,40 

Offizierskaki. 




l / 

7 

0,75 

Waffenrock (Infanterie) . 




1' : 

12 

0,90 

Kaki (braun). 




7» 

0,50 

Sommerstoff. 




V. 

0,40 

Haut weifs. 



5 



Haut schwarz. 



2 



1) Die Durchlässigkeit 

für Luft 

wurde 

nach der in 

meiner 

früheren 


Arbeit »Über Sonnenstich und Schutzmittel gegen Wärmestrahlung«, Archiv 
für Hygiene, 47. Bd., beschriebenen Methode bestimmt. 


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IVrr//* für E //. r 


Von Privatdozent Dr. P. Schmidt. 


Hundertstel 



Kurve 1: Sonnenstrahlung (grofte Kurve). 

E = Kurve der strahlenden Energie der Sonne. 

e ~ Kurve der durch weLfsen Köper hindurohgehenden Energie, auf das Sonnen¬ 
spektrum bezogen. 

*1 — Dieselbe Kurve für blauen Köper. 


Kurve 2: Durchlässigkeit von Köper (e und e x ). 


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g Über die hygienische Bewertung verschiedenfarbiger Kleidung etc. 

Tiitra-viotett sichtbar ultra-rot 



Kurve 3: Durchlässigkeit von ßattist. 

«t = Battist weifs. e % = Battist schwarz « 4 = Battist weifs doppelt. 


Hundertstel 



O'V/JÜ 0,76 

Kurve 4: Durchlässigkeit von Flanell. 

§g = Flanell weifs. u — Flanell schwarz. 

ultra -viotett sichtbar ultra - rot 



Kurve 6: Reflexion von Köper. 

#7 == von weUfcem Köper reflektierte Energie. * 9 = blauer Köper. 


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Von Privatdozent Dr. P. Schmidt. 


9 


idtras-riolett sichtbar ultra-rot 



t 9 = von weLffeem Battist reflektierte Energie. 
e l0 = schwarzer Battist. 


ußras-violett sichtbar ultra-rot 



Kurve 7: Reflexion von Flanell. 
tu = von weifsem Flanell reflektierte Energie, 
«it = schwarzer Flanell. 


vltra-violett sichtbar 


ultra, rot 


2 



f. 


0,^7 o,ss 

O'VJLO 0,75fV 


Wellenlänge ■ 


2rOg, 


Kurve 8: Reflexion der Haut. 

«is = von weifser Haut reflektierte Energie, 
«u = schwarze Haut. 

Hieran siehe die Tafeln! 


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10 Über die hygienische Bewertung verschiedenfarbiger Kleidung etc. 


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Trommelversuche. 

Die Resultate der Trommelversuche sind kurz dahin zu¬ 
sammenzufassen : in allen Fällen, wo der Stoff der geschwärzten 
Trommelfläche direkt auflag, stieg die Temperatur der Luft in 
den Trommeln beim schwarzen Stoff immer höher als beim weifsen. 
Das gilt für Köper, Battist und Flanell, also Stoffe von stark 
differierenden physikalischen Eigenschaften. Für Schwarz 
und Weifs liegt derselbe Stoff von gleicher Dicke und Webart 
zugrunde. Ein darunter gelegter dünner Trikotstoff, das andere 
Mal ein weitmaschiger Netzstoff haben an den Resultaten nichts 
geändert. 

Bei den Trommeln mit Luftmantel (1 cm dick) waren die 
Resultate bei Köper und Flanell, also bei dickeren, weniger ven¬ 
tilierbaren dieselben: Schwarz immer höher als Weifs. Über¬ 
raschend war das Ergebnis jedoch bei Battistbekleidung 
und dem noch etwas dickeren Lüster. Hier zeigte sich 
in allen Versuchsreihen konstant, dafs die Trom¬ 
meln mit weifsem Stoff höher temperiert waren als 
die mit schwarzem überzogenen. Zu dieser zweiten Ver¬ 
suchsreihe mit Luftmantel ist hinzuzufügen, dafs die eine Stirn¬ 
fläche der Trommel zur besseren Ventilation offen gelassen war, 
sowie etwa die Ärmel eines Rockes nicht geschlossen, sondern 
offen gehalten sind. Die Möglichkeit der Ventilation war auf 
diese Weise auch bei minimaler Luftbewegung vorhanden. Das 
verschiedene Verhalten der Trommeln findet durch die ver¬ 
schiedenen Werte der Diathermanität und der Ventilation seine 
physikalische Erklärung. 


Zeltversuche. 

Im Anschlufs an diese Trommelversuche machte ich eine 
Reihe Versuche mit Miniaturzelten, welche mit denselben Stoffen 
überzogen wurden. Bei diesen Bestrahlungsversuchen zeigten 
zunächst die gewöhnlichen Quecksilberthermometer regelmäfsig 
auch unter dem weifsem Battist geringere Temperaturen als 


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UMIVERSITY OF MICHIGAN 



Von Privatdozent Dr. P. Schmidt. 


11 


unter dem schwarzen. Benutzte ich aber bei den Messungen 
Strahlungsthermometer (Vakuum), so zeigten die Battistzelte 
genau dasselbe Verhalten wie die mit Battist bekleideten Luft- 
mauteltrommeln, d. h. unter dem weifsen Battist stieg die Tem¬ 
peratur höher als unter dem schwarzen. Bemerkenswert war, 
dafs die mit dem gewöhnlichen Thermometer unter schwarzem 
Battist gemessenen Temperaturen je nach dem Luftzug stärker 
schwankten als unter dem anderen Stoffe. Beide Versuchsreihen 
wurden sodann noch dahin ergänzt, dafs die bekleideten Trom¬ 
meln und die Zelte mit einem elektrischen Ventilator gelüftet 
wurden; beim vollen LeistungsefEekt des Ventilators stellte sich 
schwarz und weifs überall annähernd gleich. 

Ergebnisse. 

Von besonderem Interesse ist das Verhalten von Battist 
gegenüber Köper. Bei doppelter Durchlässigkeit und etwas ge¬ 
ringerer Reflexion absorbiert eine Lage des dünnen weifsen Bat¬ 
tist doch ebensoviel Wärme wie der um ein vielfaches dickere 
weifse Köper. Die Durchläßigkeit vom schwarzen Battist ist um 
das vierfache gröfser als die vom blauen Köper. Flanell steht in 
seinem thermischen Verhalten in der Mitte zwischen beiden bis 
auf die Durchlässigkeit, die vermindert ist gegenüber Köper und 
Battist. 

Von grofser Wichtigkeit ist das Resultat der Untersuchung 
bei doppelter Lage weifsen Battists und bei Schichtung von Weifs 
aufsen und Schwarz innen. Es zeigt sich, dafs eine einzige Lage 
schwarzer Battist die gleiche Menge Wärme durchläfst wie eine 
doppelte weifs, dafs Schwarz noch etwas mehr absorbiert als 
doppelt Weifs, aber erheblich weniger reflektiert ( a / 5 ) bei der 
doppelten Ventilationsfähigkeit. Da nun der letztere Faktor 
zweifellos von viel gröfserer Wichtigkeit für die Abkühlung des 
Körpers durch Verdunstung von Schweifs ist als die Durch¬ 
lässigkeit für die Sonnenstrahlung (von der Kopfbedeckung 
natürlich abgesehen), leistet hygienisch eine Lage schwarzer 
Battist von der Dicke 0,08 mm annähernd dasselbe wie eine Lage 


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12 Über die hygienische Bewertung verschiedenfarbiger Kleidung etc. 

weifser Köper von der Dicke 0,35 mm und der genannten Ven- 
tilierbarkeit ( 1 / 7 von Flanell). Kombiniert man weifsen und 
schwarzen Battist, wobei Weifs aufsen zu liegen kommt, hat man 
einen noch besseren thermischen Effekt, wie unsere Versuchs¬ 
zahlen zeigen; allerdings wird die Veutilierbarkeit der doppelten 
Schicht auf die Hälfte reduziert. 

Diesem mittels Thermosäule und Galvanometer festgestellten 
Verhalten der Stoffe entspricht das auf den Trommeln und Zelten 
vollkommen, wenn man den isolierenden Einflufs des Luftmantels 
berücksichtigt. Da, wo die Stoffe der Trommel direkt anliegen, 
ist deren Erwärmung durch Leitung immer der gröfseren Ab¬ 
sorption proportional, so dafs bei den Trommelversuchen die 
mit schwarzem Battist und Köper überzogenen durchschnittlich 
um 6° höher temperiert waren als die weifsen, während Flanell 
schwarz und weifs nur 2 °C Differenz zeigten. 

Bei den Trommeln mit Luftmantel und weifsem Battist ist 
die höhere Erwärmung die Folge der stärkeren Durchstrahlung, 
während bei dicken Stoffen die gröfsere Erwärmung durch Ab¬ 
sorption je nach der Farbe und die sekundäre dunkle Selbst¬ 
strahlung entscheidend sind. 

Schlufsfolgerungen. 

Aus den vorliegenden Tatsachen ergeben sich folgende 
Schlulsfolgerungen: bei allen dickeren Stoffen, und zu dieser 
Kategorie gehört zurzeit noch ein grofser Teil unserer So mm er, 
und Tropenstoffe, ist Weifs unter allen Umständen thermisch 
günstiger als Schwarz. Dasselbe gilt für dem Battist nahestehende 
dünne Stoffe, Lüster u. a., falls dieselben dem Körper 
dicht anliegen; untergelegtes dünnes Trikotgewebe oder 
Netzstoff ändert an dem Verhalten nichts. Würde man eine 
Kleidung aus einem dem Battist an Dünne und Luftdurchlässig¬ 
keit nahestehende Stoffe herstellen und dafür Sorge tragen, dafs 
zwischen ihr und dem Unterkleid genügend weite Lufträume 
sich befinden, dafs jedenfalls nur geringe Flächen dem Körper 
anliegen, so würde eine dunklere Farbe zweifellos zweckmäfsifer 


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Original fro-m 

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Von Privatdozent Dr. P. Schmidt. 


13 


sein als weifs. Am vorteilhaftesten trüge sich ein dünner Stoff, 
der aufsen weifs, innen schwarz wäre unter der Voraussetzung, 
dafs seine Ventilierbarkeit unter dieser Doppelschichtung nicht 
wesentlich gelitten habe. Die äufsere weifse Lage könnte allen¬ 
falls durch eine gelbe (hellgelb) oder hellgraue ersetzt werden. 
Gelb reflektiert nächst weifs noch am meisten helle Wärme¬ 
strahlen, da das Maximum der Wärme Wirkung des Sonnenlichts bei 
Gelb liegt. Temperaturmessungen, die ich an verschiedengelärbten 
Flaschen (deckende Färbung) vornahm, haben diese starke ße- 



Kurve 9. 

Erwärmung von verschiedenfarbigen Flaschen (Temper, der eingeschlossenen Luft). 

flexion von Gelb erwiesen. Das hier abgebildete Diagramm ver¬ 
anschaulicht den Einflufs der Farbe auf die Erwärmung. 

Die Frage eines praktischen Absatzes solcher Stoffe nach 
Mode, Haltbarkeit etc. wird hier bei Besprechung der hygienischen 
Brauchbarkeit unberücksichtigt gelassen. 

Es ist nötig, hier mit einigen Worten auf den englischen 
Tropenstoff »Solaroc einzugehen, welcher neuerdings grofse Ver¬ 
breitung gefunden hat. Derselbe besteht aus einer äufseren Lage, 
die in allen möglichen Farben ausgewählt werden kann, und einer 
inneren roten Lage, die bei allen Sorten dieselbe ist. Der Stoff ist 
relativ dünn (0,4 mm) und von der Luftdurchlässigkeit etwa eines 
mittelstarken Flanells. Die rote Lage soll den Zweck haben, die 
chemisch wirksamen ultravioletten Strahlen des Sonnenlichts 


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14 Uber die hygienische Bewertung verschiedenfarbiger Kleidung etc. 


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vom Körper abzuhalten, da diese von dem Erfinder für die den 
Körper besonders schädigenden Strahlen angesehen werden' 

Dazu ist zunächst zu bemerken, dafs von einer tiefergehenden 
Schädigung des Körpers durch die ultravioletten Strahlen der 
Sonne nicht die Rede sein kann, auch in den Tropen nicht mit 
einer relativen Feuchtigkeit von 80 — 90 °/ 0 und der doppelten 
Solarkonstante. Das Erythema solare ist ja nur eine Oberflächen¬ 
wirkung und z. T. auch mit durch die helle Strahlung der Sonne 
veranlafst. Eine solche Wirkung des ultravioletten Anteils des 
Sonnenlichts auf tiefere Gewebsgebiete ist ja schon um des¬ 
willen ausgeschlossen, weil die Energie dieses Spektralgebiets 
in Meereshöhe infolge Absorption in der Luft minimal ist. Um 
das klinische Bild eines Sonnenstichs hervorzurufen, reicht sie 
keinesfalls aus. Die bisher mit viel intensiveren ultravioletten 
Lichtarten z. B. Eisenelektrodenlicht, vorgenommenen Bestrah¬ 
lungen von rasierten Meerschweinchenschädeln in allernächster 
Nähe der Quelle und unter Benutzung einer Quarzsammellinse 
(P. Schmidt, Möller) haben keinerlei tiefergehende Schädigung 
ergeben. 

Eine weitere Beobachtung widerlegt sogar diese Ansicht ohne 
weiteres. Alle Schädigungen, die ultraviolette Strahlen hervorrufen, 
haben eine Latenzzeit von mindestens 6 Stunden. Beim Sonnen¬ 
stich ist dagegen das oft sehr rasche Einsetzen der Erscheinungen 
nach kurzer Sonnenbestrahlung sattsam bekannt. 

Diese immer vorhandene Latenz der Symptome nuch ultra¬ 
violetter Bestrahlung betont neuerdings A. Birch-Hirschfeld 
auf Grund eigener Versuche und Beobachtungen am Auge, wo die 
Schädigung in erster Linie die vorderen Medien, nach Entfernung 
der fluoreszierenden Linse aber auch die Retina betreffen kann, 
falls die Lichteinwirkung stark und nahe genug war. (A. Birch- 
Hirschfeld : Die Wirkung der ultravioletten Strahlen auf das Auge, 
v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalmologie LVIII. Bd. 3. Heft.) 

Wenn diese äufserst empfindlichen Nervenelemente der Re¬ 
tina bei Anwendung konzentrierten ultravioletten Lichts und 
langer Einwirkungsdauer mit einer so langen Latenz reagieren 
so würde man bei den Nervenelementen der Hirnrinde, welche 


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Von Privatdozent Dr. P. Schmidt. 15 

unter dicken blutreichen Gewebsschichten liegen, zum mindesten 
eine gleiche Latenz erwarten müssen. 1 ) 

Ferner fragt es sich, hält denn diese rote Lage des »Solaro« 
wirklich die ultravioletten Strahlen in besonders hohem Mafse 
ab, wie versprochen wird? Von der Absorption roter Stoffe für 
reine ultraviolette Strahlen ist zunächst physikalisch noch nichts 
bekannt, wahrscheinlich gilt dieselbe nur für das helle Spektrum 
(blau und violett). Wie aber unsere Photographien gezeigt haben, 
absorbieren andere Farben die chemisch wirksamen hellen Strahlen 
naturgemäfs erst recht, vor allem schwarz. Glühlicht und stark 
ultraviolettes Uviollicht ergaben keinerlei qualitative Unterschiede. 
Dichtheit und Farbe des Gewebes bestimmen die Lichtdurchlässig¬ 
keit. (Beim Sonnenlicht identisch mit Wärmedurchlässigkeit.) 
Wenn der englische »Solaro« Schutz gegen Sonnenstich, oder 
sagen wir hier, wo es sich um Kleidung handelt, richtiger, gegen 
»Hyperthermie« (beide sind scharf zu trennen!) und vielleicht 
auch gegen das Erythema solare bieten sollte, so liegt es lediglich 
an der gröfseren Absorption der hellen Wärmestrahlen und 
chemischen Strahlen des Sonnenlichts durch die Dicht¬ 
heit des Gewebes bei relativ guter Lüftbarkeit. 
Dieser Erfolg würde aber noch besser statt mit Rot mit Schwarz 
erreicht. Jedenfalls hat eine dunkelfarbige untere Lage nur einen 
Sinn, wenn die obere Schicht weifs oder doch hellfarbig (gelb, 
hellgrau) und der ganze Stoff dünn und gut luftdurchlässig ist. 
Der Ventilationswert von »Solaro« beträgt, Flanell = 1, ’/si von 
einem gleichzeitig untersuchten deutschen Offizierskaki 1 j J , wobei 
der letztere aber noch weniger lichtdurchlässig ist, wie die Photo¬ 
graphie zeigte. Ein in Deutschland hergestellter Assolarstoff 
liefe etwas mehr Licht durch, war aber dagegen um ca. 30 °/ 0 luft¬ 
durchlässiger als der englische. 

1) Ferner verweise ich zur Orientierung aber die Tiefenwirkung ultra¬ 
violetten Lichts auf die vorzüglichen Arbeiten aus dem Finsen-Institut in 
Kopenhagen: 1. V. Maar, Ober die Tiefenwirkung der Finsen-Reyn-Lampe 
und der Kromayer-Lampe. Arch. f. Dermatologie u. Syphilis, XC. Bd., 1. u. 
2. Heft. _ 2. Q. Busck, Bemerkungen über die Quecksilberwasserlampe von 
Kromayer. Berl. klin. Wocbenschr., 1907, Nr. 28. 


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16 Über die hygienische Bewertung verschiedenfarbiger Kleidong etc. 


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Verhalten der Negerhaut 

Die Untersuchung der Haut mittels Thermosäule und Galvano¬ 
meter zeigt, dafs die Haut eines tiefschwarzen Negers nur etwa 
die Hälfte der Wärmemenge reflektiert wie die weifse. Daraus 
geht hervor, dafs der Neger unter den gleichen Bedingungen 
mehr Wärme in der Sonne absorbiert als der Weifse. Deshalb 
müfste er sich mehr in der Sonne erwärmen als der Weifse, 
wenn nicht besondere Reguliervorrichtungen gegen eine Hyper¬ 
thermie getroffen wären. Eine solche erblicke ich in der An¬ 
näherung der Absorptionszone für helle Strahlung an die Ober¬ 
fläche bei der pigmentierten Rasse. Wahrscheinlich vermag der 
Pigmentierte auch die Transpiration, ferner die Talgproduktion 
auf starken Lichteinfall hin besser zu regulieren. Eine mit 
Talg eingefettete Haut wird natürlich besser reflektieren als eine 
trockne. 

Um mir über die Funktion schwarzer Haut speziell bei Luft¬ 
bewegung und intensiver Strahlung eine klare Vorstellung zu 
machen, stellte ich Versuche mit Flaschen an, die z. T. durch¬ 
sichtig gelassen, z. T. aber auch schwarz angestrichen waren, 
und zwar die einen innen, die anderen aufsen, um den Einflufs 
der verschiedenen Oberflächenbeschaffenheit zu übersehen; die 
letzteren beiden verhielten sich gleich in der Sonne. Im übrigen 
erwärmten sich die schwarzen Flaschen wesentlich höher als die 
nicht angestrichenen. Wurden sie dann aber dem Luftstrom des 
elektrischen Ventilators bei fortdauernder Bestrahlung ausgesetzt, 
kühlten sich die schwarzen Flaschen noch mehr ab als die nicht 
angestrichenen. Die Erklärung dieses auffälligen Verhaltens liegt 
nahe: Die Wärme, welche bei den schwarzen Flaschen zunächst 
nur im Glase absorbiert wird, wird rasch wieder an die vorüber¬ 
streichende Luft abgegeben, während die Absorption der Strahlung 
bei den nicht angestrichenen Flaschen in der Tiefe am Thermo¬ 
meter, wo der Luftstrom natürlich unwirksam ist, stattfindet. 
Diese physikalischen Verhältnisse treffen bis zu einem gewissen 
Grade auch für die diathermane weifse und undurchsichtige 
schwarze Haut zu. 


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V 


Vergleichende Temperaturmessungen an Weifsen und Schwarzen 

in der Sonne. 

Ich versuchte nun weiter, das Verhalten der Körpertemperatur 
bei Weifsen und Schwarzen in der Sonne zu studieren und nahm 
bei 20 Weifsen und 3 Schwarzen unter gleichen Bedingungen in 
einem hiesigen Sonnenbad Temperaturmessungen vor (Achsel¬ 
höhle.) Ich bemühte mich, dabei auch festzustellen, ob Unter¬ 
schiede zwischen schon pigmentierten Weifsen, welche bereits 
länger badeten, und Anfängern vorhanden seien. 

Es traten im Laufe von 1 1 j 2 Stunden in allen Fällen bei 
körperlicher Ruhe-Temperaturerhöhungen von rund 0,5 bis 0,8 0 C 
ein, in einem einzigen Fall sogar um 1,3° C, bei einem völlig 
braun gebrannten alten Besucher des Sonnenbades (Germania¬ 
bades). 

Die 3 Pigmentierten reagierten folgendermafsen: 

1. Araber aus Aden, 11 Jahre schon in Europa. 

Erhöhung um 0,3° C. 

2. Neger aus Süd-Nigeria, 1 Jahr in Europa, tiefschwarz. 

Erhöhung um 0,8° C. 

3. Neger aus Liberia, 15 Jahre in Europa, tiefschwarz. 

Erhöhung um 0,6° C. 

Die Temperaturerhöhung war bei den Schwarzen also die 
gleiche wie bei den Weifsen. Unter den Weifsen waren kon¬ 
stante Unterschiede zwischen schon gebräunten und Anfängern 
nicht feststellbar, noch auch Beziehungen zwischen dem Mafse der 
Transpiration und dem Grade der Temperaturerhöhung. 

Ich habe bei diesen Messungen durchaus den Eindruck ge¬ 
wonnen, dafs die individuellen, offenbar auf verschieden zweck- 
mäfsiger Innervierung der Hautgefäfse und der Hautdrüsen be¬ 
ruhenden Unterschiede diejenigen Unterschiede, welche durch die 
physikalischen Verhältnisse der Absorption durch die Farbe be¬ 
dingt sind, vollständig verschwinden lassen. Je prompter jemand 
seine Hautgefäfse erweitert und transpiriert auf Lichteinfall, desto 
gröfser die Abkühlung. 

Archiv für Hygiene. Bd. LXIX. 2 


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18 Über die hygienische Bewertung verschiedenfarbiger Kleidung etc. 

Diese individuellen uervösen Unterschiede werden bei 
Schwarzen wahrscheinlich in ganz gleicher Weise vorhanden sein. 
(Siehe Araber und Neger beim Versuch), so dafs nur ein sehr 
grofses Beobachtungsmaterial von vielen hundert Personen eine 
einigermafsen zuverläfsige Kritik der Absorptionsverhältnisse aus 
den Temperaturmessungen zuläfst. Es wäre zu wünschen, dafs zur 
Förderung der Tropenphysiologie solche Messungen daheim und 
unter einer heifseren Sonne recht zahlreich ausgefübrt würden. 

Kurze Zusammenfassung. 

1. Unter den dickeren, wenig luftdurchlässigen Stoffen, wie 
sie zurzeit noch vielfach für unsere Sommer- und Tropen¬ 
kleidung verwandt werden, sind die weifsen hygienisch 
zweckmäfsiger als die dunkelfarbigen. 

2. Von dünnen Stoffen, die sich in ihrer Luftdurchlässigkeit 
etwa mittlerem Battist annähern (dünnem Lüster), verdienen 
die dunkelfarbigen unter der Voraussetzung den 
Vorzug, dafs die Kleidung keinesfalls dem 
Körper in gröfserer Fläche dicht anliegt, son¬ 
dern locker, beweglich mit grofsen Lufträumen herab¬ 
hängt (vorbildlich japanischer Kimono, Beduinenmäntel, 
römische Toga). .Bei dickem Stoff ist auch unter 
dieser Voraussetzung die dunklere Farbe un¬ 
günstiger. 

3. Es wäre zur Abhärtung gegen Luft und Sonne dringend 
zu wünschen, dafs die Mode der Sommer- und Tropen¬ 
kleidung zu wesentlich dünneren, luftigeren Stoffen über¬ 
ginge, und dafs eng anliegende Kleider ein für alle Mal 
verschwänden. Die Ventilation der Kleidung wäre aufser 
durch die Porosität des Gewebes durch weite Ärmel und 
Beinkleider, wenn möglich durch besondere Ven¬ 
tilationseinrichtungen (z. B. Koller bei Sportsanzügen) 
zu gewährleisten. Die ergiebige Ventilierbarkeit ist bei 
weitem die allerwichtigste hygienische Forderung die 
mindestens an eine Sommer- oder Tropenkleidung zu 
stellen ist. 


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Von Privatdozent Dr. P. Schmidt. 


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4. Bei intensiver Sonnenstrahlung wären dünne, gut luft¬ 
durchlässige Stoffe mit glatter, weifser, gelber oder doch 
mindestens hellfarbiger Oberfläche und dunklerer unterer 
Lage (braun, blau oder am besten schwarz) am zweck- 
mäfsigsten. Die dunkelfarbige untere Lage gestattet zu 
einer Dünne des Stoffes herabzugehen, die sonst bei Weifs 
durch allzu grofsen Lichteinfall bedenklich wäre. 

5. Der »Sonnenstich« wird nicht durch die ultravioletten, 
sondern durch die hellen Sonnenstrahlen, welche tief 
eindringen in den Körper und sich bei ihrer Absorption 
in Wärme um wandeln, hervorgerufen. 1 ) 

6. Der englische Tropenstoff »Solaro« mit roter unterer und 
beliebig wählbarer äufserer Lage kann keinesfalls ein 
spezifischer Schutz gegen Sonnenstich sein. Er bedeutet 
aber durch Abhaltung von hellen Wärmestrahlen bei 
relativ guter Ventilierbarkeit immerhin einen gewissen 
Fortschritt. Der in Deutschland hergestellte Assolarstoff 
ist um ein geringes lichtdurchlässiger als der englische, 
besitzt dafür aber den Vorzug gröfserer Porosität als 
dieser. 

7. Der Vorzug der farbigen Rasse in der Tropensonne vor 
der weifsen beruht darin, dafs die Pigmentschicht, ab¬ 
gesehen von der Verhütung einer Hautverbrennung 
(Erythema solare), die Absorptionszone für die Sonnen¬ 
strahlen in eine oberflächlichere Lage als beim Weifsen 
verlegt, wodurch die Abgabe der absorbierten Sonnen¬ 
wärme erleichtert wird. 

8. Bei der Wärmeregulierung des Körpers während inten¬ 
siver Sonnenbestrahlung bestehen grofse individuelle 
Unterschiede, die auf nervöse Einflüsse zurückzuführen 
sind (Gefäfserweiterung, Schweifs-, Talgsekretion). Diese 
individuellen Unterschiede scheinen bei der pigmentierten 


1) Die chemischen ultravioletten Strahlen der Sonne können höchstens 
eine oberflächliche Wirkung ausüben (Erythema solare). 


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20 Über die hygienische Bedeutung etc. Privatdozent Dr. P. Schmidt. 

und weifsen Rasse in gleicher Weise zu bestehen und 
sind so erheblich, dafs der Einflufs der Farbe der Haut 
schwer erkennbar wird. 

Am Schlüsse dieser Arbeit ist es mir eine angenehme Pflicht, 
meinem hochverehrten Chef, Herrn Geheimrat Hofmann, sowie 
Herrn Geheimrat Wiener, Direktor des Physikalischen Instituts 
der Universität und seinen Herren Assistenten für das meiner 
Arbeit entgegengebrachte Interesse verbindlichst zu danken, ganz 
besonders Herrn Privatdozenten Dr. H. Scholl, der mir bei 
meinen ^Studien fortgesetzt in liebenswürdigster Weise mit Rat 
und Tat zur Seite gestanden hat. 


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Über Immunisierung per os. 

Von 

Eijiro Yoshida. 

(Aus dem Hygienischen Institut zu Tabingen.) 

Die frühere Art der Behandlung von Infektionskrankheiten 
bestand lediglich darin, dafs man ihre einzelnen Symptome, die 
sie darboten, sobald sie einen bedrohlichen Grad erreicht hatten, 
zu bekämpfen suchte. Neben diätetischen Verordnungen die er 
erteilte, wendete der Arzt sein Hauptaugenmerk auf die Beobach¬ 
tung der Körpertemperatur. Gegen die eigentliche Ursache der 
Krankheit, die Krankheitserreger, aber war er so gut wie 
machtlos. 

In der Serumtherapie ist dem Arzt eine scharfe Waffe in 
die Hand gegeben worden, die er mit grofsem Erfolge verwendet 
um den erkrankten Körper vor der verderblichen Wirkung der 
Krankheitserreger zu bewahren. 

Leider ist die Serumtherapie nicht allen Infektionskrankheiten 
gegenüber gleich wirkungsvoll. Ihre hauptsächlichsten Triumphe 
feiert sie verwendet in Gestalt des antitoxischen Serums, das 
nicht die Krankheitserreger selbst in ihrer Lebenstätigkeit be- 
ei n flufst, wohl aber die von ihnen gebildeten giftigen Stoffwechsel¬ 
produkte unschädlich macht. Die Infektionskrankheiten, deren 
Erreger von dem primär befallenen Organ aus in die Körper- 
säfte des Menschen übergehen, von denen wir den menschlichen 
Körper nur durch Abtötung der Erreger befreien können, sind 
wir nicht in gleicher Weise zu unseren Gunsten zu beeinflufsen 
im stande. Das antibakterielle Serum wirkt als therapeutisches 
Mittel nicht ebenso schnell und sicher, wie das antitoxische. 


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Über Immunisierung per ob. 


Antibakterielle Schutzstoffe verleiben wir dem Körper mit besserer 
Aussicht auf Erfolg zum Zweck der künstlichen Immunisierung ein. 
Sei es, dafs wir aktiv immunisieren, d. h. abgetötete oder ab- 
geschwächte Krankheitserreger injizieren oder passiv, d. h. hierzu 
ein Immunserum verwenden: wir erreichen, dafs die Widerstands¬ 
fähigkeit des Körpers gegen eine bestimmte Art von eingedrun¬ 
genen Krankheitserregern erhöht wird. Diese unter dem Namen 
der Schutzimpfung bekannte Methode der spezifischen Immuni¬ 
sierung wird bei Cholera, Pest und Typhus mit sicherem Erfolge 
angewendet. Gewöhnlich verfährt man bei der Immunisierung gegen 
eine dieser ebengenannten Krankheiten in der Weise, dafs man 
die bei 60 bis 65 °C abgetöteten Cholera-, Pest- oder Typhusbazillen 
subkutan meist in der Gegend des Oberarms oder am Bauch in¬ 
jiziert. Der Körper reagiert auf diese Injektion mit Allgemein¬ 
erscheinungen, die in Temperaturerhöhungen, Kopfschmerzen und 
starkem Krankheitsgefühl bestehen. Die Allgemeinerscheinungen 
gehen rasch zurück, die Injektionsstelle bleibt noch einige Tage 
druckempfindlich. 

Will man bei Typhus sichere und auf längere Zeit hinaus 
bestehende Immunisierung erreichen, so mufs die Schutzimpfung 
mit gesteigerter Dosis wiederholt werden. Bei der ersten Imp¬ 
fung injiziert man gewöhnlich 2 Gramm abgetöteter Kultur, bei 
der zweiten 4 Gramm und bei der dritten 6 Gramm. 

Obgleich die Erscheinungen, die nach der Impfung beob¬ 
achtet werden, niemals bedrohlichen Charakter annehmen, so sind 
sie doch so lästig und unangenehm, dafs viele Personen sich 
weigern, wenn nicht schon die erste, so doch die zweite oder 
dritte Impfung ausführen zu lassen. Erfahrungen hierüber liegen 
vor bei Soldaten der deutschen Schutztruppe. 

Infolge zahlreicher Todesfälle, die die Schutztruppe in Süd¬ 
westafrika an Typhus erlitten hatte, wurde beschlossen, die 
Truppe möglichst noch vor ihrer Einschiffung in Deutschland 
nach dem Verfahren von Pfeiffer und Kolle zu impfen. Von 
100 Geimpften unterwarfen sich nur 18 dreimal, 52 zweimal und 
30 nur einmal der Impfung. Die meisten wollten also lieber die 
Gefahr später an Typhus zu erkranken auf sich nehmen, als 


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Von Eijiro Yoahida. 23 

zum zweiten und dritten Male die Reaktionserscheinungen nach 
der Schutzimpfung durchmachen. 

Es ist demnach die Schutzimpfung nach dem Verfahren von 
Pfeiffer und Kolle bei Typhus und Cholera und nach dem 
von Haffkin bei Pest noch keineswegs als das Ideal einer 
Schutzimpfung anzusehen. Vielmehr erscheint das Bestreben, 
den Organismus auf andere Weise als durch subkutane Ein¬ 
verleibung abgetöteter Krankheitserreger zu immunisieren, sehr be¬ 
rechtigt. Zu diesen neueren Bestrebungen gehören die Versuche 
über stomachale Einverleibung des immunisierenden Materials. 

Wenn man aus rein theoritischen Erwägungen heraus, ohne 
Kenntnis der bisher über Immunisierung per os angestellten 
Versuche, sich fragt, ob ein derartiges Verfahren Aussicht auf 
Erfolg bietet, so mufs man diese Frage unbedingt bejahen. 
Wissen wir doch, dafs die Art und Weise der Einverleibung des 
Impfstoffes von grofser Bedeutung ist für den späteren Infektions¬ 
modus. Tiere z. B., die nach dem Pasteur’schen Impfverfahren 
der subkutanen Einverleibung von abgeschwächten Milzbrand¬ 
bazillen selbst einen hohen Grad der Immunität gegen Impf- 
rnilzbrand erlangt haben, gehen häufig infolge von Fütterungs- 
mih-brand, namentlich mit Sporenmäterial, zugrunde. In gleicher 
Weise verhalten sich Meerschweinchen, die Schutzimpfungen 
gegen Cholera unterworfen wurden: Auch sie kann selbst eine 
starke aktive Immunität nicht gegen eine Darminfektion schützen. 

Immunisierungsversuche per os würden hiernach ganz be¬ 
sonders Aussicht auf Erfolg namentlich bei Krankheiten haben, 
deren Erreger mit dem Munde aufgenommen sich zunächst ira 
Darm festsetzen und dort Krankheitserscheinungen verursachen, 
Von diesen Krankheiten interessiert uns am meisten der Typhus. 

Am Menschen sind solche Versuche noch nicht gemacht 
worden, wohl aber am Tier. Löffler 1 ) versuchte, Mäuse gegen 
Mäusetyphus zu immunisieren. Seine diesbezüglichen Versuche 
sind vor allem deshalb so wertvoll, weil der Mäusetyphus eine 
Krankheit der Maus ist, die mit dem Typhus des Menschen die 
allergröfste Ähnlichkeit hat. Die Erreger des Mäusetyphus 
werden, wie die des menschlichen Typhus, mit der Nahrung 


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24 


Über Immunisierung per os. 

aufgenommen. IS ach mehrtägiger Inkubationszeit wird 

krank. Es treten diarrhöische Stühle auf, das Tier sitzt g g 
leichtere Reize ^unempfindlich, zusammengekauert da, ie ugen 
lider sind verkl^lot. Erst gegen das letale Ende hin treten einige 
Zuckungen auf, die das Tier auf die Seite werfen, in welcher 
Stellung es verendet. Die Tiere sterben, wie Kutscher und 
Mein icke 2 ) berichten, zwischen dem 4. und 14., nach Löffler 
zwischen dem 6. und 10. Tage nach der Fütterung. Bei der 
Sektion findet man neben den Erscheinungen des Erstickungs¬ 
todes. dunkelkirschrotes, flüssiges Blut im Herzen, starke Hyper 
ämie aller Organe, blutüberfüllte feinste Kapillaren, Milztumor 
und stark geschwollene Lymphfollikel des Darmes. Ihre Ver- 
gröfserung j st so erheblich, dafs sie nach der Aufsenseite des 
Harmes zu vorgebuchtet sind; der Darminhalt ist dünnflüssig, die 
Darmserosa gerötet. Das Blut ist mit Mäusetyphusbazillen 
überfüllt. 


In hohem. Grradö empfänglich sind für Mäusetyphus vor allem 
weifse Mäuse und .Feldmäuse. Natürliche Immunität dagegen 
kommt bei ihnen so gut wie nicht vor. Löffler, der Entdecker 
des Mäusetypfa us fon.g?'» 1 1 u9 - hat sie im Verlauf seiner vielen tausend 
Tierversuche, die er angestellt hat, höchstens bei grauen Haus¬ 
mäusen ab und zu- gefunden. Dies ist wichtig, denn man ist 
berechtigt, das ^lasl^leiben der Infektion nach Fütterung mit 
Mäusetyph U8 {j az j 22 öXi auf die vorausgegangene Behandlung zurück¬ 
zuführen. 


Za seinen I m j33.x3.^i s * erun 8 sversuc h e n verwendete Löffler zu¬ 
nächst Agar.AgÄrfc' t:, --^ tiaren der Mäusetyphusbazillen, die, nach 
Aufstreichen auf Grlaispl a ^ en im Exsikator über Chlorkalzium ge¬ 
trocknet. nach zwei ^-fciindigem Erhitzen auf 120° oder halbstün- 

tötet worden waren. üochsalzsuspensionen 
d im Mörser pulverisierten Bazillenmasse 

Das Pulver war 


... zwei* 
digem auf i 5oo a bg 

der abgekochten . 

wurde Feldmäuse n i»trapentioneal eingespritzt. -- 

sehr giftig. ]xr t -.rdlo I3ae ^ ir genommen, so gingen die 

Tiere unter sphwer© 11 Vergiftungserscheinungen ein. Nach drei 
Wochen wu r d e di« X***P fvl ™ e mi *. 1 I 10 Bazillensubstanz wiederholt, 

Uüd 18 Tage 


X -‘'«uuoittU/i W IGUtJ 

erfolgte die Fütterung m it lebenden. 


viru- 


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Von 




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■CIS0 -t j^x^husbaziWen. ^ ft9 ^ rgebnis war » dafs a ^e Tiere 
gegen Mäusetyphus waren also die Tiere nach 
_Vorbehandlung mit abgetöteter» Mäuaetyphus- 

j^fc ^worden. 

^ negative Erfolg wurde erzielt nach subkutaner 

Kt & > 13 ealer Vorbehandlung der Mäuse mit getrockneten 

0 .V <Z> rganteilen von Mäusen, die an Mäusetyphus ver¬ 

mach diesem Ergebnis stellte Löffler weitere 
xxi ihrer Virulenz abgeschwächten und abgetöteten 


^CD* 0 - 


o e 

W“ 


^\< e l 

e^ e ^cv© «.zillen an, die er den Tieren per os reichte. Die 

’^ e * a & ©VJ^ erfolgte durch Aufträufelung von a.bgeschwemmten 

auf Zuckerstücke, die Abtötung durch Erwärmung 
i^ 0, Die Tiere wurden nur zweimal vor der Darreichung 


My 




O. 


^^^^Yenten Materials mit abgeschwächten Bazillen gefüttert. 
Ae» "7 v on 4 vorbehandelten Tieren überlebten dio erste Fütterung, 
*r~ s von ihnen erlag der zweiten, die zwei Monate nach der 
e 'rsten» das andere der dritten Fütterung, die einen Monat nach 
< 3 .©r zweiten vorgenommen wui’de. Mit abgetöteten Bazillen 
wurden die Tiere längere Zeit gefüttert und zwar elfmal in 
j 5 "Tagen. Die Fütterung war für die Tiere nicht gleichgiltig. 
Vo*n 8 Mäusen starben 2 daran, offenbar, da die Organe frei von 
££ aÄ= illen waren, an Vergiftung. Die übriggebliebenen Tiere 
fft n—.den im Verlauf von weiteren 14 Tagen noch sechsmal mit 
a jjg—etöteten Kulturen gefüttert. Es starben von ihnen noch 2, 
g0 <f3afs, da die eine Maus am 14. Tag zwecks Prüfung der Aggluh- 
wsAÄon getötet worden war, dem eigentlichen Versuch nur 3 Mäuse 
xxtü^rworfen wurden. Von diesen starb die eine 11 Tage nach der 
Fütterung mit virulenten Mäusetyphusbazillen. Ihre Milz war 
klein. Mäusetyphusbazillen wuchsen aus dem Blut nicht aus. 
jyie beiden anderen Tiere blieben gesund, sie erlagen aber einer 
z weiten, 18 Tage der ersten nachfolgenden Fütterung mit viru¬ 
lenten Bazillen. 

Die Versuche Löfflers haben zu dem wichtigen Ergebnis 
geführt, dafs es möglich ist, mit abgeschwächten oder ab¬ 
getöteten Mäusetyphusbazillen Mäuse gegen Mäusetyphus zU 
immunisieren. 


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UNIVER 



26 


Über Immunisierung per os. 

f Das Verfahren Löfflers lärst immer noch etwas zu wünschen 

übrig; denn erstens ist die Vorbehandlung nichts weniger als 
ungefährlich: es starben im letzten Versuch die Hälfte der vor¬ 
behandelten Tiere, und zweitens ist die Immunität nur von ganz 
kurzer Dauer: schon nach 18 Tagen war sie nicht mehr imstande, 
die Wirkung einer erneuten Infektion abzuwenden. Aus diesem 
Grunde sind in der letzten Zeit von Herrn Professor Wolf Im¬ 
munisierungsversuche per os gegen Mftusetyphus ausgeführt 
worden. Diese Versuche sind inzwischen auszugsweise ver¬ 
öffentlicht worden 8 ). Ich folge aber gern einer Aufforderung 
des Herrn Professor Wolf, sie hier ausführlich wiederzugeben 
und sie in mehrfacher Hinsicht zu ergänzen. Die Vorbehand¬ 
lung der Mäuse geschah in den vorliegenden Versuchen mit 
Paratyphusbazillen. 

Tromsdorff 4 ) und Bonhoff 6 ) wiesen zuerst darauf hin, 
dafs Paratyphus- und Mäusetyphusbazillen identisch seien. 
Beiden kamen Fälle von Erkrankungen vor unter Personen, die 
mit Mäusetyphusbazillen versehene Brotwürfel auf das Feld ge¬ 
legt hatten zum Zweck der Bekämpfung der Mäuseplage. Aus 
den diarrhöischen Stühlen dieser Person konnten sie Mäuse¬ 
typhusbazillen züchten. Bonhoff gelangte zu der Ansicht der 
Identität von Mäusetyphus- und Paratyphusbazillen auf Grund 
von Labatoriumsversuchen. Er fordert das behördlicherseits zu 
erlassende Verbot der Bekämpfung der Feldmäuseplage mit dem 
L ö f f 1 e r’sehen Bazillus. 

Auch Schottmüller 6 ) kam zu dem gleichen Ergebnis wie 
Bonhoff. Er isolierte bei drei voneinander unabhängigen Fällen 
von Cholera nostras das »Bacterium enteritidis Gärtner«, und dieses 
war ebenso wie seine Kulturen des »Paratyphus B« für Mäuse 
bei Fütterung pathogen. 

Auch nach einer Arbeit von Smidt’) stimmen Mäusetyphus 
Bazillus parathyphi B und Bazillus suipestifer miteinander völlig 
überein und lassen sich mit Hilfe der gebräuchlichen Unter¬ 
suchungsmethoden nicht auseinanderhalten. 


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Von Eijiro Yoehida. 


Schliefslich haben wir noch die ausgedeh rjt 
von Kutscher und Meinicke zu erwähn ©^ 0 * 1 2 

die Identität der genannten Bazillengruppe e - * 

Kutscher und Meinicke gelang es f Is fQ r 

fütterung lebender Paratyphus- und Mäusetyp ^ e *\ <3nr c h 

schweinchen aktiv gegen beide Bakterienartejjwillen, Xr^° r ' 
seitig zu immuniseren. Beide Autoren verführet! T’ tJc ^ > we c ^ eer - 
dafs sie den zu immunisierenden Tieren eine 24 g * n < ^ 0r 

gewachsene Bouillonkultur mit Mohrrübenschnitze] Unc?Gn 
vorsetzten. Nach 4 Wochen erwiesen sich die Tier^h^ Ver,1,, Seh t ° 
gegen die intraperitoneale Infektion mit der tausend* ‘bis********' 1 
tausendfachen tötlichen Menge Paratyphus- und Mäus ety *?****- 
baziJlen und zwar auch wechselseitig. P 13 ® 

Während demnach Kutscher und Meinicke schon 
einmaliger Fütterung im Meerschweinchenkörper so reichti 0 j, 

Irnmutastoffe sich bilden sahen, dafs die Tiere gegen nachfolgende 
mtrapnritoneale Infektion geschützt waren, mufste löffle* w ® ir ®® 
und F*eldmäuse über eine lange Zeit hin füttern, 1110 s * e ^ ^ 
die Infektion per os zu schützen. 


E>ie vorliegenden Versuche sind mit 5 verscTal e ^ et ^^ eT \ e n- 
typhus B-stämmen ausgeführt worden. Sie gehör ©* 1 äUT -^atnen 
Sammlung des Hygienischen Instituts und tr »^ e1C1 
Hüuerunann, Schottmüller, Körte, Berlin, Idar. ‘ D ° c ^ a 

•^iese 5 verschiedenen Stämme sind weder 
bei Einverleibung per os für weifse oder Feldrr».^- Vise ^ 
th® Angaben über die Pathogenität der ParatyP^ U ^ 

lauten in der Literatur sehr verschieden. 

Kutscher und Meinicke ( 1 . c.) prüften diö a oh^^^^on 
Stämme durch intraperitoneale Infektion an 
Sie hatten 3 nichtpathogene, einen der das Tier © rst «.'V* 8 ® '^•üen* 
von V 10 Normalöse, einen der es bei % Nox-xaca W®*' 

anderseits 4, die den Erfog schon mit ^ooooo Norraca 
Substanz herbeiführt©. 

Nach Kurth 8 ) hatten bei einigen Paratyphues ^ & -xr & 
gezüchtete Kulturen ©in© Virulenz von 'Iwo 0 ® 6 fur & 
bei intraperition©a 1©r Infektion. 


?ara* 


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Original fram 

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28 


Über Immunisierung per ob. 


Di tizefU 


Die Virulenz der gelegentlich der Saarbrückener Paratyphus¬ 
epidemie isolierten Keime flünermanns 9 ) betrug ^io Öse für 
Kaninchen bei intraperitonealer Infektion. 

B. Fischer 10 ) tötete Meerschweinchen mit Viooo Ose seiner 
bei einer Paratyphusepidemie in Kiel isolierten Kultur. 

Aus diesen Angaben, die sich noch vervollständigen liefsen, 
ohne allerdings das Bild wesentlich zu ändern, geht hervor, dafs 
Paratyphusbazillen, selbst frisch von einem Krankheitsfall weg 
isoliert, sich in ihrer Virulenz Meerschweinchen gegenüber bei 
intraperitionealer Infektion sehr verschieden verhalten. 

Verfütterungsversuche an Mäuse und.Meerschweinchen sind, 
soweit in der Literatur gefunden werden konnte, nur von Kurth 
und Körte 11 ) ausgeführt worden. Die Tiere blieben sämtlich 
am Leben. Es war auch nicht möglich, durch diese Verfütterung 
Immunisierung zu erreichen. 

Die 5 Laboratoriumsstämme des hygienischen Institutes ver¬ 
halten sich also bezüglich der Möglichkeit, durch Verfütterung 
Mäuse krank zu machen, wie die von Kurth und Körte. Ihre 
Virulenz ist nur noch geringer, da es auch nicht möglich war, 


Mäuse mit den subkutan verimpften Bazillen zu töten. 

Mit diesen 5 Paratyphusstämmen sind folgende Versuche 
ausgeführt worden: 

Vier weifse Mäuse erhielten täglich als einziges Futter je 
einen Brotwürfel, der 5 ccm einer 24 Stunden bei 30° gewachsenen 
Paratyphuskultur aufgenommen hatte. 

Nach Beendigung der Vorbehandlung wurde der Brotwürfel 
statt mit Paratyphusbouillon mit Mäusetyphusbazillen getränkt 
Die Tiere stürzen sich meist gierig auf das nasse Brot um die 
Flüssigkeit von ihm abzulecken. Sie nehmen sofort grofse 
Mengen von Bazillen in sich auf. 6 

Bei der ersten Versuchsreihe wurde täglich mit dem Para 

typhusstamm gewechselt, so dats die Mäuse jeden der 5 Stämme 
mehrmals erhielten. ° 

Das Ergebnis des ersten Versuchs ist folgendes: 


^Google- 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 





Von Eijiro YoflWda. 

Maus 1 erhielt Mäusetyphus nach lötagelaiig Br> 

Kontrollmaus : t nac h 12 Tagen. 

Maus 2 erhielt Mäusetyphus nach 20 tage]** 

10 Tagen. -l?* 

Kontrollmaus: f nach 10 Tagen. 

Maas 3 erhielt Mäusetyphus nach 25 tagelang©* 

Kontrollmaus: f nach 5 Tagen. 

Maus 4 erhielt Mäusetyphus nach 30 tagelanj» G ^ * e bt. 

m m _ __ < 5 “* 


Ot t 


*ebt. 






**g 


21 Tagen. 
Kontrollmaus: f nach 9 Tagen. 


^(Ut 


«Hin 


g: f 




*«c i, 


Hierzu ist zu bemerken, dafs bei dieser Vers k 
und Kontrollmaus in demselben Behälter gelassen^ 8reibe 
wenn sich Krankheitserscheinungen zeigten, wurden beid 
trennt. Bei Maus 4 war das verabsäumt worden. Di© vereng 
Kontrollmaus wurde mit angefressenem Kopf aufgefunden. 
ist demnach höchst wahrscheinlich, dafs der Tod von Maus 4 
die 12 Tage vorausgegangene zweite Infektion mit dem Blut d or 

verendeten Kontrollmaus zurückzuführen ist. Denn es überleben, 
wie bereits erwähnt, ohne vorangegangene immunisatorische Be- 

emflussung mit Mäusetyphusbazillen gefütterte M &use 3 

*■> IS. Tag. . aetoem 

^ ei der zweiten Versuchsreihe wurde jede u9 einen 

gesonderten Behälter aufbewahrt, und es erhielt j e ^ e * 
einzigr eri Paratypbusstamm. 

■t-^ns Ergebnis dieses zweiten Versuches ist . tt6 t ^ oT " 

Er 15 tnfeSSOH 

° Weifse Mäuse erhielten mit 2 Kontrollmäusen na- 0 * 1 _ "in*- 


lag° ö 






V t VAUtviWU Uilt A - 

e ®*Uilung ]yfä UBe typ{ 1U8 bouilloii. Die Kontrollmftuse 
am 7 * Qnd «• Tage. rtller 

-«ach 7, 8 und 13 Tagen starben die mit Idar, Schott* 31 * t»oa- So*' 
vorbehandelten Mäuse, Körte und Hünermann blieben am Xv ® g0 &g& eX oftC U 
5 weifte Mäuse erhielten mit 2 Kontrollmäusen nach 
behandlung Mäusetypbusbouillon. Die Kontrollüere starbe»** Ä le . 

. Trt* 1 *- 

Nach 10 Tagen verendete die Maus Schottmüller, nao 
****** ^^ernaann und Berlin blieben am Leben. 


Die 20 Tage nach, der Infektion gestorbexx __^ A a®^ 


bietet um deswillen besonderes Interesse dar, w 
H. Tage krank, erst nach 9 tägigem Ringe» ullt 
gründe ging. 


r£ 0 & e 




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30 


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Über Immunisierung per os. 

Es ist dieses Verhalten ein deutliches Zeichen dafür, dafs 
durch die vorausgegangene 30 tägig© Fütterung Immunstoffe zwar 
gebildet worden, nicht aber in genügender Menge vorhanden 
waren, um die verderbliche Wirkung der Krankheitserreger fern¬ 
zuhalten. Es sei ausdrücklich erwähnt, dafs alle gestorbenen 
Mäuse seziert und genau mikroskopisch und kulturell auf das^Vor¬ 
handensein von Mäusetyphusbazillen im Blut untersucht wurden. 

Versuch 3. 

Die beiden aus der ersten Serie des Versuchs 2 überlebenden Mäuse 
erhielten 25 Tage nach der ersten Fütterung erneut Mäusetyphusbazillen 
per os. In der Zwischenzeit hatten sie gewöhnliches Futter erhalten. Die 
mit Hünermann vorbehandelte Maus starb am 9. Tage, die andere (Sorte) 
blieb leben. 

Der gleiche Versuch wurde angestellt ebenfalls 25 Tage nach der ersten 
Fütterung mit den 3 überlebenden der zweiten Serie des Versuchs 2. Von 
dieser starb Berlin nach 6 Tagen, Idar und Hünermann blieben am Leben. 

Yersueh 4. 

Die 3 überlebenden Mäuse aus Versuch 3 erhielten wiederum 25 Tage 
nach der zweiten Fütterung zum drittenmal Mäusetyphusbazillen. Sie blieben 
am Leben ohne irgendwelche Krankheitserscheinungen zu zeigen. 

Yersueh 5. 

Zur Beantwortung der Frage, wie lange die Vorbehandlung mit Para¬ 
typhusbazillen durchgeführt werden mufs, um die Tiere vor der nachfolgen¬ 
den Infektion per os mit Mäusetyphusbazillen zu schützen, wurden 10 weifse 
Mäuse täglich abwechselnd mit Körte und Hünermann gefüttert, danach er¬ 
hielt die erste nach 1, die zweite nach 2, die dritte nach 3 usw. Tagen Mäuse- 
typhusbazillen per 06 . 

Das Ergebnis des Versuchs ist aus der folgenden Zusammen- 


Stellung zu ersehen: 

Dauer der Vorbehandlung 
mit ParatyphuB 

Erfolg 

Sektionsbefund 

1 Tag .... 

t nach 10 Tagen 

Mäusetyphus 

2 Tage .... 

t > 10 » ... 

y 

3 > .... 

t > 10 > ... 


4 » .... 

t » ® V* » ... 

• > 

5 > .... 

lebt 


6 * .... 

t nach 26 Tagen . 

. vgl. unten 

7 » .... 

f > 27 > . 


8 > .... 

lebt . . 


9 * .... 

lebt 


10 » ... 

t nach 9 Tagen 

Mäueetyphu 


Google — 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 













Von Eijiro Yoebida. 

Die beiden, nach 6 und 7 tägiger Vo 
typhusbazillen, mit Mäusetyphusbazillen 

nen Mäuse hatten keine Bazillen im Blut ***** 

war an innerer Verblutung gestorben. Die le 


3i 


au, 


^ uc ,j 

Blut. Der Darm erwies sich frei von geschx» Ö **I© at> *>t© 


oder Geschwüren, sein Inhalt war dickflüssig- Fojj- V °B 

gröfserte Milz liefs auf Ausstrichpräparaten j Ce - ^ ie ettv as 
kennen. Die Ursache der Blutung konnte ni<^* e 
werden. Sicher aber wird man wohl sagen können^ au ^S' e hiu c ^ e ^' 
die vorausgegangene Infektion zurückzuführen iat°’ da/s Sie 
Auch bei der zweiten, 7 Tage vorbehandelten und 27 ,, 
nach der Fütterung mit Mäusetyphusbazillen gestorbenen 
war das Blut frei von Bazillen. Bei ihr fand sich aber eite*?**® 
Perikarditis und viele metastatische Eiterherde ‘ 

ivi _ _ 


'e Q 

tu/ 


Milz. 


Leber 


Und 


Aus dem Eiter im Perikard konnten Mäusetypbusbazili«^ 
isoliert werden. Die Pathogenität im Tierversuch erwies sie als 
solche. Dafs die Vorbehandlung auch in diesem Fall von Ei^ 

Aufs auf den Verlauf der Infektion gewesen ist, wird man mc t 
io A.fc»rede stellen können. . Q n mit 

^ei der nach 8 tägiger Vorbehandlung der 
Mäuse typhusbazillen nicht erlegenen Maus wurde ^ ie 
nach i>o Tagen und nach weiteren 28 Tagen wi e< ^ er ^ ^ezeifei* 

dafs die Maus irgendwelche Krankheitserscheir» Vlia ^ e 
hätte. 

Y ersuch 6. 

4 weifee Mäuse wurden in 10tägigen Zwischenräume*» u “" ^on 

^t I*aratyphu8 Körte, Berlin, Hünermann und Idar geir*»I > ^*' ' 1»^ 

Mänsetyphusbazillen per ob und starben Bämtli* 5 
hagren nach der Fütterung. v 

I>ie Wiederholung des Versuches konnte ebensof^eü aXX ^ 
Vergröfserung der Zwischenräume zwischen der* 
kutanen Impfungen auf 21 Tage das Ergebnis ir&*=**=* 


. sVX \*- vlWtt 
drei «'* 1 


Temeh 

Es gelang 2 subkutan in der gleichen Weise wie 
10 tägigen Zwischenräumen mit Paratyphus Körte und ^ 

Mäuse gegen die nachfolgende subkutane Imptung un 

schützen. 


rot*><L»\\et> 




iTS? 






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Goi gle 


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UNIVERSETY 0F MICHIGAN 



32 


Über Immunisierung P er US. 


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Versuch 8. 

4 weifse Mäuse wurden mit Typhusbazillen per os vorbehandelt und er 
hielten nach 15—30 Tagen Mäusetyphusbazillen per os. Alle Tiere starben 
innerhalb von 7—14 Tagen an Mäusetyphusinfektion. 

Versuch 9. 

Dasselbe war der Fall mit 4 Mäusen, die nach 15, 20, 25 und 30 tägiger 
Fütterung mit Paratyphus - A - Bazillen (I^aboratoriumskultur, Bezeichnung: 
Dr. Lentz, >Strafsburgt) Mäusetyphusbazillen erhielten. 

Versuch 10. 

4 weifse Mäuse wurden in 10 tägigen Zwischenräumen mit Typhus¬ 
bazillen subkutan geimpft. 2 starben nach der Fütterung, 2 nach subkutaner 
Impfung mit Mäusetyphusbazillen innerhalb 10 Tagen. 

Versuch 11. 

Das gleiche Ergebnis brachte die subkutane Vorbehandlung mit Para- 
typhus-A-Bazillen. Auch sie erzeugten nicht die geringste Immunität gegen 
nachherige subkutane Einverleibung oder Fütterung mit Mäusetyphusbazillen. 

Versuch 12. 

Innerhalb 25 Tagen wurden 4 Feldmäuse 18 mal mit Mäusetyphus¬ 
bazillen, die in Bouillon gewachsen und bei 65 ° abgetötet worden waren, 
gefüttert. 2 dieser Mäuse starben während der Fütterung am 10. und 14. Tag. 
Die andern erhielten am 26. Tag virulente Mäusetyphusbazillen Sie über¬ 
lebten die Infektion; die eine von ihnen widerstand auch der zweiten In¬ 
fektion mit lebenden Mäusetyphusbazillen nach weiteren 25 Tagen. Die 
andere aber ging am 24. Tag nach der ersten Infektion ein. Die Milz war 
klein; sie hatte keine Bazillen im Blut. 

Versuch 13. 

Die beiden nach 5 und nach 9 tägiger Vorbehandlung aue Versuch 5 
überlebenden Mäuse wurden beide 25 Tage nach der Fütterung mit Mäuse- 
typhusbazillen mit der gleichen Bakterienart subkutan geimpft. Die Kontroll- 
maue ging nach 4 Tagen ein. Von den beiden Versuchsmäusen verendete 
die eine 20 Tage nach der subkutanen Impfung, die andere blieb am Leben 
Bei der Sektion der erstgenannten zeigten sich nicht die für Mäusetynhus 
charakteristischen Veränderungen. Es blieb auch eine mit Blut in reich 
licher Menge subkutan geimpfte weifse Maus am Leben. ’ * 




2 weifse Mäuse wurden 15 Tage lang mit Paratvnhn* . 
und erhielten danach Mäusetyphusbazillen subkutan injiziert. ly* gefÜtter( 
maus starb 3 Tage, die eine Versuchsmaus erst 20 Taee a ™ r ° ntro11 

Die andere Maus blieb am Leben. Die verendete Maas bot t fQDg 


Google 


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UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



Von Eijiro Yoshida. 


lang Krankheitserscbeinurigen. Sj e magerfe sichtlich 
Laufen um. Bei der Sektion wurde die Milz kJ 




33 






steril mit der Platinöse nach Abschneiden der 
Herzblut wuchsen keine Bakterien aus. 

Aus diesen Versuchen ist zunächst zu er« k 
gelingt, durch Fütterung oder subkutane Verim^j- Gr *’ 
oder Paratyphus-A-Bazillen vveifse Mäuse geg eu v °n T* nio ht 

immunsieren. Um dies zu erreichen, mufs 

Bakterienart nehmen: also abgetötete MäusetvrÜ^* 1 <?i " e £/©/ *** 
Paratyphus-BBazillen. “ Us bazü./ eo 

Mit beiden Bakterienarten gelingt es nicht di u 
Vorbehandlung die Tiere gegen Infektion p er Qg ^ SU ^ lu «n e 
Es ist unbedingt nötig, ihnen das Material 2U verfüUern 
aber zst es möglich, durch subkutane Vorbehandlung mit pl** 1 
yp US- B-Bazillen die nachfolgende subkutane Infektion 
Mäusetyphusbazillen unschädlich zu machen. 

Vorbehandlung mit Paratyphus-B-Bazillen bat vor der 
Vorbehandlung mit abgetöteten Mäusetyphusbazillen das voraus, 
dafs S i e für die Tiere vollkommen ungefährlich ist. 1» AeT ge ' 
samten Versuchsreihe ist nicht ein Tier in der Vorbeb»»**®« 
veren<a ot oder auch nur erkrankt. Die Fütterung t»* 1, ab ?^ T \uste, 
äusetyphusbazillen hingegen bringt ziemlich erhehl 1 * 5 ^ 6 6 ^oter 
wie aus den Darlegungen Löfflers und aus dem obeu 
r- IS ausgeführten Versuche sich ergibt. ^ e \ den 

Es ist ferner darauf hinzuweisen, dafs die ein 
ntersUehungen verwandten Stämme verschieden io i^-* reX ' ^ 
sierenden Kraft sich erwiesen. Der Stamm »Schott xx* tiV.\e ^ e \\,eu 
keine nennenswerte Wirkung: die 30 Tage damit vo r ^ >e ^' 

Tiere sterben 10 Tage nach der Infektion. Am best©* 1 ^ c>6 
sich die Stämme Hünermann, Idar und Kort 0 
Die Dauer der Vorbehandlung ist wohl zweifellos 


a °f ^ en Grad der erlangten Immunität. Es gelingt 
die nur 5 Tage lang mit Paratyphusbazillen gefö-tt 
waren, gegen die nachfolgende Infektion zu schütz 0 
Aussicht, genügende Mengen von Schutzstoffen erhi 
und die nachherige Infektion zu überstehen, bak> € 
30 Tage lang vorbehandelten Tiere. 

Archiv für Hygiene. Bd. JXTX. 


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ab eT 


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34 


Über Immunisierung per ob. 


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Wenn wir uns schliefslich fragen, wie Immunität bei Fütterung 
zustande kommt, so ist L ö f f 1 © r der Ansicht, dafs es sich um 
eine Organimmunität, d. h. um eine neue Art von Immunität 
handelt, die auf das von der Infektion bedrohte Organ, den Dann¬ 
kanal, beschränkt ist. Er schliefst dies daraus, dafs in dem Blut 
der vorbehandelten Tiere Agglutinin nicht nachzuweisen ist. 

Die in dieser Hinsicht angestellten Versuche kamen zu dem 
gleichen Ergebnis. Zwei je 18 Tage vorbehandelte weifse Mäuse 
wurden getötet und das Blutserum auf Agglutination gegen Para¬ 
typhus- und Mäusetyphusbazillen untersucht. Das Ergebnis war 
folgendes: 


M&Ufi 

8emm- 

verdQnnung 

Agglutination 

Nr. 1 

1:20 

0 


1:60 

0 


1:200 

0 

Nr. 2 

1:20 

Andeutung 


1:60 

0 


1:200 

0 


Es ist demnach sicher, dafs Agglutinine gegen Mäusetyphus¬ 
oder Paratyphusbazillen im Körper der Mäuse nach Fütterung 
mit Paratyphusbazillen nicht gebildet werden. 

Trotzdem kann man im Zweifel darüber sein, ob bei der 
Immunisierung per os wirklich eine Organimmunität vorliegt. 
Es spricht hiergegen das Verhalten der infizierten Tiere. Diese 
bleiben nämlich nicht unbeeinflufst von der Infektion. Ungefähr 
vom 10. Tage ab sitzen sie zusammengekauert im Käfig, die 
Haare sind gesträubt, und die Tiere reagieren weniger als sonst 
auf äufsere Reize. Besonders aber läfst eine starke Injektion der 
feinsten Kapillaren, namentlich an den Ohrmuscheln darauf 
schliefsen, dafs Infektionsstoffe in den Körper übergegangen sind 
Dieser Zusand, der bei der reinen Infektion mit Mäusetyphus¬ 
bazillen me beobachtet wird, hält mehrere Tage an. Die Tiere 

gehen dann entweder zugrunde oder sie erholen sich und bleiben 
am Leben. 

, . ““V“ d " Tie ” 1&f8t darauf dal. ,i. 

trotz der Vorbehandlung m,t ParatjrphusbaziUen Ton der nach- 


Got 'gle — 


Original from 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 




Von Eijiro Y oßbida. 

folgenden Fütterung mit Mäusetyphusbazijj Q 
Die Vorbehandlung hat eine gewisse Meng- e 
dem Körper zugeführt, die zwar nicht so -Ti 


85 


__ ijj . 

unmöglich zu machen, wohl aber ihm die p- J<a /* uuj j nst °fT<* 0 
eiugedrungenen Infektionsstofife leichter zu (i 5 e *^^©it gibt**** 0 ** 
nicht vorbehandelteu Tiere. Eine bedeutende a/s ^ le 

Ansicht durch den Versuch 14. In ihm ist es * 2e Gr bä.lt c ^ Jt ® 
Vorbehandlung von weifsen Mäusen mit Parat^i^**^ 00 ’ d u ^ ee ® 
per os diesen so viele Schutzstoffe einzuverleib©^ * USß 
stände waren, die nachfolgende subkutane Inf ekti dafs . aiG * 
kommen zu überwinden, teils den KrankheitsverbTu/^ V ° iy ‘ 

hinau 8zuz iehen, dafs der Tod gegenüber dem Kontrolhiel 
14 Ta g© später eintrat. 

-Dieser Versuch kann nicht anders gedeutet werden, als 
hm, dafs durch die Fütterung mit avirulenten ParatyphusbaziJ 1©^, 
m dem Blut der Mäuse Stoffe angesammelt wurden, die den 
Mäusetyphusbazillen schädlich sind und ihre Ausbreitung 
hindern. Es handelt sich nicht um Organimmunität, sondern^ 
allgemeine Immunität, die durch die Vorbehaudluog P eT 

erreicht wird. 


ver¬ 
um 
os 


^liermit stimmen überein die Beobachtungen, ^^^^cberi. 


-- v*iv - - AftWV* 

ypans an den schutzgeimpften Mannschaften <l o1 .^t de» 
Schutztruppe gemacht hat. Die Schutzimpfung b at ^ d\® 8 ® 
Ausbleiben der Erkrankung zur Folge, wohl aber v ® r ^ ^et d® T 

viel mild er i2) Die Sterblichkeit der Nichtgeimpfter»- 

Geimpften verhält sich wie 11,1:4°/ 0 . Aufserdena -$\cbt' 

Geimpften viel seltener Komplikationen auf: 34,^ °/° 
geimpften gegen 20 °/ 0 der Geimpften, und die F* 


»tV* 1 


ve' 




\0°lo’ 


her 


Ajer* 


viel leichter; schwere Fälle wurden beobachtet bei G®' 
hei Nichtgeimpften 25,3%, leichte Fälle bei Geimt>^ töx:x 
Nichtgeimpften 42,3%. _ _ ö ^acb® 

Hiermit stimmt weiter überein, dafs der Pf© i ^ ^ods?^^ 

such, der mit dem gleichen Serum, wie die Agglutira.»-*'* 
angestellt wurde, positiv ausfiel. ^ 

Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit sind f° ^ 

zusammenzufassen: 


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Gt> igle 


Original fro-m 

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36 


Über Immunisierung per 08 . 

1. Durch Fütterung mit Paratyphus-B-Bazillen oder ab¬ 
getöteten Mäusetyphusbazillen können weilse Mäuse 
gegen die nachfolgende auf gleichem Wege erfolgte In¬ 
fektion mit Mäusetyphusbazillen geschützt werden. 

2. Die Fütterung mit Paratyphusbazillen ist für die Tiere 
ungefährlicher, als die mit abgetöteten Mäusetyphus¬ 
bazillen. 

3. Die Immunisierung auch gegen mehrmalige Infektion ist 
leichter zu erreichen mit Paratyphusbazillen, als mit ab¬ 
getöteten Mäusetyphusbazillen. 

4. Durch Fütterung mit Paratyphus-B-Bazillen erlangen 
weifse Mäuse Schutzstoffe auch gegen die nachfolgende 
subkutane Impfung von Mäuse typliusbazillen. 

Zum Schlufs sage ich meinem hochverehrten Lehrer, Herrn 
Professor Wolf, für die Überlassung der Arbeit und für die 
Unterstützung bei Abfassung derselben meinen besten Dank. 


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Go -gle 


Original fro-rn 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Von Eijiro YoBhida. 


37 


Literatur. 

1. F. Loeffler, Über Immunisierung per os. Leuth 

Bd.l. ° ici > 

2. Kutscher und E. Meinicke, Vergleichende Unters k ^ 

Paratyphuß-Enteritis- und Mäusetyphusbakterien und ihre 

sehen Beziehungen. Zeitschr. f. Hyg., Bd. S. 301. ******** 

3. K. Wolf, Immunisierung per os. Münch, med. Wochenechr., Nr. 6 

4. R. Tromsdorff, Über Mäusetyphusbazillen und seine Verwandf 0 ^ 

Arcb. f. Hyg., Bd. 55, 8. 279. ***** 

5. H. Uonhoff, Über die Identität des Bö f f 1 e rachen Mäaeetypht*^ 
bazillua mit dem Paratyphus des Typ us B- Arch. f. Hyg., Bd. 50, S. 222. 

6. Sch ottniüller, Münch, med. Wochenechr., 1904. 

7. H. Smidt, Zur Charakterisierung der Hogcholeragrupp©» Z«entra atti 
f- Bakt., Orig. Bd. 38, S. 24. 

8. K u rth, Deutsche med. Wochenßchr., 1901, Nr * 30 u. 31- 
^ 3 ü nermann, Bakteriologische Befunde bei einer 

Zeit^chr. f. Hyg., Bd. 40, S. 522. 

10. B_ Irischer, Kochs Festschrift. ** 

^ r - Körte, Ein Beitrag zur Kenntnis deB Paratyphus- 
Ba - 44, 8. 243. Ä \ty det ^ d . 9 , 

12. Beobachtungen über Ergebnisee der Typhus-Schutzimpf 013 YvyfP^ 0 ’ 
tru Ppe für Südwestafrika. Archiv für Schiffs- u. TroP 03 * 

S. 527. 


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Gck igle 


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UNIVERSETY 0F MICHIGAN 





Welche Antikörper spielen bei der Komplementbindung 

eine Bolle? 

Von 

Dr. H. Toyosumi, 

Tokio, Japan. 

(Aus dem Hygienischen Institute der deutschen Universität in Prag. 

Vorstand: Prof. F. Hneppe.) 

Die vielen experimentellen Arbeiten, betreffs der Natur der 
komplementbindenden Stoffe Klarheit zu erlangen, sind im 
grofsen und ganzen resultatlos verlaufen. Man kann nur mit 
Sicherheit behaupten, dafs für die komplementbindende Wirkung 
der bakteriellen Immunsera die bakteriziden Ambozeptoren 
derselben nicht in Betracht kommen, was zuerst Weil und 
Axamit und später Neufeld und Hüne behauptet haben. 

In neuerer Zeit haben Neufeld und Händel auf Grund 
von Versuchen die Ansicht ausgesprochen, dafs für die Kom¬ 
plementbindung ein mit den bekannten Immunstoffen nicht zu 
identifizierender neuer Immunkörper in Betracht komme, den sie 
mit dem Namen des Entdeckers der Komplementbindung »Bor- 
detscher Antikörper« belegt haben. Die Gründe, welche 
die beiden Autoren zu dieser Auffassung bewogen haben sind 
folgende: Bei der Untersuchung eines Vibrionen-Immuns’erums 
konnten sie feststellen, dafs dasselbe, obwohl es gegenüber 
Cholera Vibrionen „der bakteriolytisch noc h aggluti„. t „risch 
wirksam war, doeh deotlich komplementbindend wirkte Also 
konnten nach der Ansicht dar genannten Autoren weder'Agglu 



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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



39 


Welch© Antikörper etc. Von Dr, f-j ^ 

tinine noch Bakteriolysine di© Komplett *' 

Aufserdem konnten sie eine Differenz in 
absorption beider Antikörper (des bakterizide^, e ** 
des sog. Bordetschen Antikörpers) bei 0» 

Der Bordetsche Antikörper absorbiert bei 0® n Uj . 3^o *bid 

Komplement, nicht aber das bakteriolytische, 

Ambozeptor absorbiert bei 0° gar kein Komp] e ^ er kak*©^*?* 1 © 

bindet der Bordetsche Antikörper beide Kompl e ^° 6iat * ß ®i 

der bakterizide Ambozeptor nur das zugehörige (bakt 0 * 1 * 0 ’ WÄ 4r et , ° 

aber fremdes (hämolytisches) Komplement bindet, 

die beiden Autoren, dafs der Bordetsche Antikörj mr^ifh** 11 ** 3 ** 

Bau eines Ambozeptors besitzt, weil er wohl das KomplJ C?Gt * 
an sich reifst, aber nicht dessen Wirkung auf die Vibrionen^* 1 * 
mittel t. Gx ‘~ 

Wir haben es uns zur Aufgabe gestellt, die Experimente <* er 
genannten Autoren nachzuuntersuchen, um beurteilen zu können, 
inwiefern ihre Schlufsfolgerungen Berechtigung haben. Herr 
Prof. IST eufe ld hatte die Güte, uns sein Vibrio-6-Serutn 
von ihm verwendeten Vibrio-6- und Cholera-TASta® 10 veT \>ynA- 
fügung zu stellen, wofür wir ihm an dieser Stell e 
liehst©** Dank aussprecben. 

^vi nächst wurde untersucht, in welcher Weis® -pah©* 

Serum mit Choleravibrionen komplementbindend 
konnten vvir uns überzeugen, dafs in Übereinstimo»*' 1 *'^ 
feld und Händel das Vibrio 6-Serum mit ^ 

zusammen Komplement absorbierte, und zwar deutli 
normales Kaninchenserum, welches, wie auch aus d® f 

von Neufeld und Handel hervorgeht, eine \ Qtv eü . 

plementabsorbierende Wirkung gegenüber Cholera^* & 

weist - Zugleich konnten wir auch in unseren V e ^s 
stellen, dafs dieses Serum auf Cholera doch ^ ^ 

wirkte, wie auf Vibrio G. Gleichzeitig haben wir 
Bakterienextrakten, die auf die übliche Weise herge»s 
engestellt. Denn wir wissen durch die .eingeh©*~^ 

v °n Wassermann und seinen Schülern, dafs 
bakterien un d Bakterienextrakten eine qualitativ 


ich® 



N v 0 \V 
ih eU y, e \ 




•etv** 


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Go igle 


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UNIVERSETY 0F MICHIGAN 



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40 welche Antikörper spielen bei der Kompleinentbindung eine Rolle? 

Komplementbindungsversuchen nicht besteht. Obzwar an der 
quantitativ spezifischen Wirkung der Komplementbindung bei 
Bakterien nicht gezweifelt werden kann, so ist bekanntlich die 
Spezifität des Komplementbindungsphänomens nicht so scharf 
ausgedrückt, wie die der übrigen Immunit&tsreaktionen, wie ja 
die Untersuchungen von Schütze, Ballner und Reibmayr und 
Fritzsche u. a. gezeigt haben. Man mufs also bei der Beur¬ 
teilung des Befundes, dafs Vibrio-6-Serum mit Cholera die Hämo¬ 
lyse etwas stärker hemmt als ein normales Kaninchenserum, 
sehr vorsichtig sein. Wir haben nun zu dem Zwecke eine An¬ 
zahl von normalen Seris und verschiedenen Immunseris gegen¬ 
über Cholera und Vibrio 6 untersucht, und zwar mit folgendem 
Resultate. 


Versuch 1. 

Die Hammelblutkörperchen wurden mit der doppelt lösenden Ambozeptor- 


menge (0,002) sensibilisiert. 
Extrakt Chol. 74 -|- I.-S. Chol. Pfeiffer -f- Komplement 1 

o 

Sensib.-Bl.-K. 
nach 2 Stdn. bei 37' 

0,05 

0,1 

0,1 

o 

t"- 

vollst. Hemmung 

0,05 

0,05 

0,1 

CO 

» 

0,05 

0,02 

0,1 

* ‘3 

» 

0,05 

0 

0,1 

xi 

komplette Lösung 

0 

0,1 

0,1 


> 

0 

0 

0,1 j 


> 


Extrakt Chol. 74 
0,05 
0,05 
0,05 

0 


-j- I.-8. Typbus 

0,1 

0,05 

0,02 

0,1 


-f- Komplement 
0,1 
0,1 
0,1 
0,1 


8 ensib.-Bl.-K. 

0 nach 2 Stdn. bei 37 0 
c<5 vollst. Hemmung 
starke Hemmung 
ja schwach. Hemmung 
komplette Lösung 


Extrakt Chol. 74 -f I. - 8. Typhus -|- Komplement 1 


0,05 0,1 0,1 

0,05 0,05 0,1 

0,05 0,02 0,1 

0 0,1 0,1 


co 

ja 

xi 


Sen8ib.-Bl.-K. 
nach 2 Stdn. bei 37 0 
starke Hemmung 
> 

schwach. Hemmung 
komplette Lösung 


Extrakt Chol. 74 -f I.-S. Typhus 


0,05 

0,1 

0,05 

0,05 

0,05 

0,02 

0 

0,1 


+ Komplement 
0,1 
0,1 
0,1 
0,1 


o 


co 


<x> 

~Q 


Sensib.-Bl.-K. 
nach 2 Stdn. bei 37° 
vollst. Hemmung 
starke Hemmung 
komplette Lösung 
> 


Gck igle 


Original fro-m 

UNIVERSETY 0F MICHIGAN 



Von Dr. H. Toyoetimi. 


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Drei normale Kaninchensera, die V, Stande a „. 
wurden untersucht ; sie zeigten in der Konzentra 
Xiöeung. Ferner zeigte ein Typhusimmuneorum o} 
starke Hemmung. 


Versuch 2. 


Extrakt Vibr. 6 + I--S. Chol. Pfeiffer -f- Komplement 


0,05 

0,1 

0,1 

0,05 

0,05 

0,1 

0.05 

0,02 

0,1 

0,05 

0 

0,1 

e 

0,1 

o.i 

0 

l» 

0 ,1” 

Extrakt Vibr. 6 

-f- 1-8. Typhne 

_i_ Komplement 

0,06 

o.i 

0,1 

0,05 

0,05 

0,1 

0,06 

0,02 

0,1 

e 

0,1 

0,1 


Extrakt Vibr. 

6 -f- I.-S. Typhus 

-I- Komplement 

0,05 

0,1 

0,1 

0,05 

0,06 

0,1 

0,06 

0,02 

0,1 

e 

0,1 

0,1 

Extrakt Vibr. 

6 -f- I.-S. Typhus 

+ Komplement 

0,05 

0,1 

0,1 

0,06 

0,05 

0,1 

0,06 

0,02 

0,1 

0 

0,1 

0,1 


Extrakt Vibr. 6 -f Normales Kan.-S. + Komplement 
°,05 0,1 0,1 

°’ 05 0,05 0,1 

0.06 0,02 0,1 

0 0,1 0,1 


Extrakt Vibr. 6 -f Normales Kan.-S. -4- Komplement 


°.05 0,1 

°.06 0,05 

°.05 0,02 

« 0,1 


0.1 

0,1 

0,1 

0,1 


Gck igle 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



42 Welche Antikörper jspielen bei der 


gompleJ nent ^ D ^ nng 


eine 


B.oWfc*? 


CO 

'S 


Extrakt Vibr. 6 + Normales Kan.-S. + Komplement 
0,05 0,1 0,1 

0,05 0,05 0,1 

0,05 0,02 0,1 

e . 0,1 0,1 

Ein TyphuBimmaneerum zeigt© ohne Zusatz vom 
lieh Btarke Hemmung. 

Versuch 8. 

Vibrio Pfeiffer -f- I.-S. Chol. Pfeiffer + Komplement 


gensib.-SJf.-K. 
° nach 2 StdP- 


Tollst. 

kompl 0tt 


un g 
an g 


Extrakte ' ■ 


, Öse 


Vibrio Pfeiffer 

7 .o Öse 
> 

> 

6 

Vibrio Pfeiffer 
V.o Öse 


+ 


+ 


0,1 

0,05 

0,02 

0 

' 0,1 

0 

I. - S. Typhus 
0,1 
0,05 
0,02 
0.1 

I S. Vibrio 6 
0,1 
0,05 
0,02 
0,1 


0,1 

O.l 

0,1 

0,1 

0,1 

0,1 

-j- Komplement 
0,1 
0,1 
0,1 
0,1 

4- Komplement 
0,1 
0,1 
0,1 
0,1 


SeneUv-Y\.-^.. 
nach 2 

^©Ounö’’^ 


vollst. 


<v 


komplette Lös» 0 ? 


o 


-c 


eo 

"5 

-Q 


Vibrio Pfeiffer -f- Normales Kan.-S. + Komplement 

7,o Öse °> l °> 1 

0,1 


0,05 

0,02 

0,1 


0,1 

0,1 


CO 

‘S 

-Q 


Sensit>.-B 1 .*K. 

nach 2 Stdn. bei 37° 
vollst. Hemmong 
> 

starke Hemmung 
komplette Lösung 

Sensib.-BI-K. 

nach 2 Stdn. bei 37° 
vollßt. Hemmung 
starke Hemmung 
schwach. Hemmung 
komplette Lösung 

Sensihr-Bl.-K. 

nach 2 Stdn. bei 37 ° 
mäfsige Hemmung 

» 

komplette Lösung 


Zwei Typhusimmunsera zeigten ohne Zusatz von Vibrionen eine starke 

Hemmung. 

Diesen Versuchen entnimmt man, dafe auch andersartige 
fröoounsera gegenüber zwei Cholerastämmen und gegen Vibrio 6 
eine stärkere antikomplementäre Wirkung aufweisen als normale 
Kaninchensera. ^ ir “ ÖC . fi ^ g ! e,ch be *onen, dar s dieser Befund 
'o keiner Weise die • SpenßtÄt der Komplementbindungsreaktion 

wesantlicb beeiotr&chtigt. Wir wollen diesen Umstand vielmehr 


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43 


*roy° 8Umi - 

or. 

Vop f befere 

lS dafa die in nor- 

•Vlare**- rk oDa Djende »i Antikörper bei Im- 

• a "V ^ * *ünnk _ 


»”0^ 9 “a a tB 


Pl ,- ißsch^x“ Weise mit dem Auf- 
in D1 feör pe r eine Mi tSteigerung erfahren. 
Xö‘ IIlUn ll0 no alewei se in den Kaninchen- 

— -4i ß 11 -i ^ 


„.vierweise - t gpeZ 


j, «<i» er 
rf 

-iftscuo»' - 1 = 0 i-- 

uns, dafs iei»e otbilldend0r * Stoffe g e S enüber 
( n TiOnaP un isie ruD ^ mit Typhusbazillen in 
die Ir» 000 erö ieliniug erfahren haben. Sollte 


SO 


■uAoV** Weis® el °T«mei ltbil ' dende Wirkung des Vibrio 6- 

Vlb ^ 8p es' fi9cb ,- t die koroP 1 oic ljt hinreichend sein, so käme 
ni ! ^tk^^l nV etavibrio^ eI1 Betra cbt. Wir wissen, dals die 


t'ruif 9 ftU V loige° deS l ?a.rk ste ° ** prö - xi Pitierenden Serie aus- 
Se mr n«c b ft m s 10, ae diesem Grunde der Gedanke 

flV etl * Otxd es H egt #*optrolU> bei der Komplement- 

ge V° cbeD 'p r &^ oen Ps eotsP ricbt wie wir uns über- 

oabe. d6 ° I lS cbrei be0 ‘ *?. _ den Ang**.V>en V on Heufeld und 

bin 1 


ahe , de ° * aohreiben* *T. den - - — von ö u i c t u 

hmd”» 8 XOI tn, vo« 9 «®ff er u.» «T QtlbM Cholera nicht eicht 
jene 60 k °T’[» dos Vibrto- 0 ist a er einerseits da» Auftreten 
Handel. ® 4 «irbi- ^eio«r ™«i S « an das Auftreten der 

bar P T&Z ' V ^ e nto' na *^ ermann und Bruck), 

von & 0Öi J* p T aiipi taU ° n tft d© ^ el Ö '^ te,rien nicht bei Fehlen 
a \cbtf> aten v. an n t0aO . t „+; o o ftU * ^ Wesenheit von Präzipi- 

.oder»«“ n ?t e«pi» Dnte »Iso wo*a möglich „in, dato das 
4er 910 ...„Isen. ® e » te r CV>o' 9r •‘»■zipitine besitzt, welche 
tinen 8 ® „ ^ g e & e0 -. og en iC° n * eix **M;ion sich vorfinden, um 
Vibrio* 6 '. ^ et zu g e %xx treten, trotzdem aber würde diese 

jedocb ** ^tscbei^ . H in® ausreichend sein, um das Phä- 
sicbtba* der ?t bl0 dung bervorz Urufen Dafa die Präzipi- 

Ko a ^ t VLoW^rAtt überschreitet, wissen wir, und gerade 
oOCaGX \\e Spe^.^eaktiou * ird behauptet, dafa ihre Spezi- 

^'^^etV^ TroCse * ^upnik). 
vorv Are» ^ 8ebT g ^ tere Aufmerksamkeit darauf gerichtet, 
ftlöstabre' unsere ^ fl&nde\ gefundenen 'E.igenUimiich- 

^ XT ^ on ^eui® 1 . ^ Antikörpers auch den Präzipitinen zu- 
ob d ' e Bordet sC ac hst feststelleu, ch durch 'BehandVvmg 
*eVteu 688 ute n aber - ' ^ ' 

Vtonu 000 ’ 

des ^ 0I 


\)Ä 


-- w 

qo die von ^ ©uio\d uußt B.hude\ a». 


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B/oWe'! 


beider 
etiau 


I.-S. Chol, -f- Vibrio Chol. -\- Komplement \ 

t£ - 

Sensib.-Bl.-K. 

0,06 

>/ s Öse 

0,2 

® -5 

tuC 

«H s 

vollständige 

Hemmung 

0,03 

> 

0,2 

ß OC 

do. 

0,01 

> 

0,2 

£ 

•§£ s 

. c: ® a> 

starke Hem¬ 
mung 

0,06 

0 

0,2 

cc- 

cd C (S 
nc? ^ 

komplette 

Lösung 

0 

*/ s Öse 

0,2 

*5 

<=> e =t 

do. 

0 

Norm. K.-S. 

0 

0,2 

a> N 

•°:=3 
■C3 rp 

do. 

0,06 

Vs Öse 

0,2 

eo 

do. 


44 Welche Antikörper spielen bei der KornpI®m«ntbindangr elne 

gegebene Differenz in bezug auf die Absorptionsfähigk^^ 
Antikörper auftritt. Die Behandlung bei 0° nabm©° 
in der von beiden Autoren angegebenen Weise vor. 

Versuch 4 . . 

Se ° Bi nen^ 

vlb ö Ä'^ t 

^*br. 4 ire 01 ' 
8e Granula 
do. 
do. 

do. 


I.-S. Chol. 4- Extr. Chol. -(- Komplement 


0,06 

0,03 

0,01 

0 

Norm. K.-S. 
0,06 


0,2 

0.2 

0,2 

0,2 

0,2 


0,2 

0,2 

0,2 

0,2 

0,2 




vollständige 

11 1 * min u n g 
do. 

starke Hem 

nniing 

k ompl©tte 


Vibrionen -f- 
Oranula 
do. 
do. 

Vibrionen -f- 
wen. Granula 

do. do. 


Jedenfalls geht daraus mit Sicherheit l, ervor daft eilie voll¬ 
ständige Absorption des hämolytischen Komplementes bei 0« 
eintritt. Auch sehe, nt es, dats das bakterioly tisohe Komplement 
teilweise intakt bleibt; wir konnten doch llie so 8c harfe Aus- 
schlage bekommen, wie Neufeld und l Iände>1 , illdem wir 
doch den Eindruck bekamen dats auch ein Teil des bakterio- 
lyhscheu Komplementes bei 0 absorbiert wurde . wir müssen 

also die Frage,ob bei 0 eine Trennung zwischen bakterio- 
lytischen und hamoyt, sehen Kompl emeQteu wje die 

beiden Autoren mehrfach betonen, „ aeh unseren g Vers g uchell noch 
offen lassen. 

Ihr die Absorption des hämolytischen Komplementes bei O» « 


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Von Dr. H. ToyoBnmi. 


45 


^^^ezüglich der Versuchstechnik sei folgendes vorausgesetztest: 1 ccm 
Chole-^rairnmunserum, welches mit Kochsalzlösung 10 facti verdünnt war, 
*öit 10 ccm Choleraextrakt zusammen 2 Stunden lang auf 40° erhitzt, 
tritt deutliche Präzipitation auf. Das Präzipitat würde nach dem 
’^utrr^fugieren dreimal mit Kochsalzlösung gewaschen. Zu dem gewaschenen 
^*kz>Vpitate wurde 1 ccm frisches Meerschweinchenserum binzügesetzt. Nach¬ 
dem. das letztere 3 1 /* Stunden lang bei 0° gestanden hatte, wurde es im 
gekühlten Röhrchen zentrifugiert. Die überstehende Flüssigkeit wurde ge- 
einerseits mit dem sensibilisierten Hammelblutkörperchen, anderseits 
mi t den sensibilisierten Choleravibrionen versetzt. Zugleich wurde das 
Normale Meerschweinchenserum, welches in gleicher Weise hei 0° aufbewahrt 
^urde, als Kontrolle untersucht. Die Versuche wurden nur mit dem Cholera- 
P r &zipitate ausgeführt, da ein solches von Vibrio 6 nur sehr schwer zu er- 
* a *»gen war, weil das Vibrio 6 Serum selbst gegenüber dem Vibrio 6 -Extrakte 
^cht stark präzipitierend wirkte. 




it Chol.-Pr. 3 '/, Stdn. bei 
0* behandeltes M.-S. 
0,2 
0,1 
0,05 

Normales M.-8. 

0,2 

* 0,1 

0,06 


,, (J /^{jol-Pr. 3 l /* Stdn. bei 
4 fit ^ gehandeltes M.-S. 

o" 0,2 

0,1 

0,06 

^formales M.-S. 

0,2 

0,1 

0,05 


Versuch 5 a. 

Sensib.-Bl.-K. 
vollständige Hemmung 


komplette Lösung 


Versuch 5 h. 

Sensib.-Bl.-K. 
starke Hemmung 
vollst. Hemmung 


Sensfb.-Vibr. 

Vibrionen 

> 

» 

Granula 

> 

Granula ~h wenige 
Vibrionen 


Öensib.- Vibr. 
ca. V, Vibr. -f- V. Granula 
wenig. Granula mehr Vibr. 


komplette Lösung 


Granula 


starke Lösung Granula -f- wo^ig ' 0 


Vibr. 


Diesen Versuchen entnimmt man, dafs das mehrfach ge¬ 
waschene Präzipitat mit spezifischem Immunserum im stärksten 
Mafse die Fähigkeit besitzt, bei 0° das hämolytische lCoinpl enien t 
z u binden. Oft zeigte der Versuch, dafs das Präzipi*^ hei 0° 
auch das bakterizide Komplement vollständig gebunden hatte 
(Versuch 5a). Dies war doch nicht regelmälsiger Fall- 


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fcottfe** 


4$ Welche Antikörper spielen bei der Komplementbindong 

• w - *70 aneestellt, ui» zwar 

Ähnlich© Versuche haben wir bei 37 a g belJj 

einmal mit dem Präzipitat©, welches von spezifi 

immunserum und Choleraextrakte in der ob g J e rS> 

Weise hergestellt war, und andersmal mit dem vom Hl 

und Choleraextrakte. 


^•uni 


|Mit*ppez. Chol.-Pr. 1 Std. 
bei 37 0 behandeltes M.-S. 
0,2 
0,1 

0,05 

Normales M.-S. 


0,2 

0,1 

0,05 


Yersucli 6* 

Sensib.-Bl.-K. 
vollständige Hemmung 


komplette Lösung 
> 

fast kompl. Lösung 


Sensib/N^V 

VibTiQx^ 

> 


Gr a-uula 


> 


Yersuch 7. 


Mit dem von Chol-Extr. u. R. 8 . her- 
gestellten PrAzipitate 1 Std. bei 37 
behandeltes M.-S. 

0,2 

0,1 

0,05 

Normales M- 8 . 

0,2 

0,1 

0,05 


Sensib.-Bl.-K. 

starke HemmQQg 


böBODg 


komplette 

» 

schwach. Hemmung 


Sensib.-Vibr. 

Vibr. -f- wenige 
Granula 

do. 

do. 

Granula 

• 

Granula —|— wenig© 
Vibrionen. 


Bei dem Versuche 7 wurden 17 ccm von frischem Rinderserum und 
die gleiche Menge des Choleraextraktes benutzt. 


Wir sehen hieraus, dafs ebenso wie die im Immunserum 
erhaltenen komplementbmdenden Antikörper das gewaschene 
Präzipitat mit Binderserum und besser mit spezifischem Immun¬ 
serum bei 37° imstande ist, sowohl das hämolytische als auch 
das bakterizide Komplement vollständig zu absorbieren. 

Nachdem also jene Fähigkeit, welche dem Bord et sehen 
Antikörper zugeschrieben wurde, m vollem Mafse dem Bakterien- 
Präzipitate zukonumt und das Präzipitat seine Entstehung aber 
den Präzipitinen verdankt, so ist es wohl am natürlichsten für 


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Go«. igle 


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Von Dr. H. Toyoeumi. 47 

Äs.oinpiementabsorbierende Funktion bakterieller Immunsera 
^ Je fi^ r äzipitine verantwortlich zu machen. Demgegenüber könnte 
allerdings der Einwand gemacht werden, dafs sieb im Prä- 
^ipvt^te eben auch der Bord et sehe Antikörper befindet. Nun 
aber, wie wir gezeigt zu haben glauben, weder aus theo¬ 
retischen Gründen noch nach den experimentellen Feststellungen 
kein zwingender Grund zu dieser Annahme vor, so dafs trotz 
der experimentellen Feststellungen von Neufeld und Händel, 
die wir vollkommen bestätigen konnten, nicht die Notwendigkeit 
v Orliegt, die bis jetzt bekannten Immunstoffe noch um einen 
^euen Antikörper zu vermehren. 


Literatur- 

1. Ballner and Reibmayr, Berl. klin. Wochenschr., 1907, Nr. 26. 

2. Fritzsche, Archiv f. Hygiene, Bd. 65, Heft 2, 1908. 

3. Nenfeld and Hüne, Arbeiten a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt©, Bd. 25. 

4. Neufeld and Händel, Arbeiten a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt©, Bd. 28. 

5. Wassermann und Bruck, Med. Klinik, 1905, Nr. 65. 

0- Weil und Axamit, Berl. klin. Wochenschr., 1906, Nr. 52. 

7m ^upnik, Zeitschr. f. Hygiene, Bd. 49, 1905. 


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Eine neue Methode der bakteriologischen Luft- 
nntersuchung. 

Von 

Prof. Dr. M. Picker. 

(Aus dem Hygienischen Institut der Universität Berlin. Direktor: Oeli. Med.- 

Rat Prof. Dr. M. Rubner.) 

Die zur Zeit gebräuchlichen Methoden der bakteriologi scheu 
Luftuntersuchung besitzen einmal den Nachteil der Unbequem¬ 
lichkeit. Auch wenn man an Stelle der schwerfälligen Petri- 
schen Luftpumpe handlichere Aspirationsvorrichtungen wählt 
(Gummiballon, Pumpen nach Art der Pneumatikaufbläser), so 
müssen doch die abfiltrierteu Keime nun erst wieder auf Nähr¬ 
böden übertragen werden, bei welchen Manipulationen Ver¬ 
unreinigungen nie ganz auszuschliefsen sind. Zudem schliefsen die 
Petrischalen nicht keimdicht, was bei der Notwendigkeit der 
längeren Aufbewahrung der Luftplatteu auch ins Gewicht fällt. 

Die Methoden sind aber auch für manche Fälle gar nicht 
geeignet: sie geben uns nur Durchschnittswerte. Mit diesen 
können wir aber vielfach gar nichts anfangen, da das hygie¬ 
nische Interesse oft genug nur den Augenblickswerten zuzuwenden 
ist. Um solche zu finden, habe ich auf Veranlassung von Ge¬ 
heimrat Rubner in Anlehnung an die Wasserentnahme durch 
evakuierte Glasröhrchen und an die zum Zweck chemischer Ana¬ 
lyse in evakuierten Kolben erfolgende Luftentnahme versucht 
ob auch für die bakteriologische Luftprüfung sich luftleere Gläser 


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aeoe Hetlwie der bakfc. I.iifUjntftmu^uDg. Prof. Dr, M, Picker. 49 

v ©f«'e* v~sden iaasen Es hat sich gezeigt, dafs damit in der Tat 

^eijj obengenannten Mangel abgeholfen werden knurr. 

— C v benutze grör«ere;ileag0nzgl^ser aus gutem Ol&s, iw deren 
oVr^t^äVi Dritte! ehie Verjüngung an der Gebläaefl&Tnxxxe» angebracht 
Nv ^'^ Diese Gläser werden je nach der Gröise mit 1.0—20 ccm 
ri ^« tral er Nührgejatmo beschickt, isiit Wattestopfep versehen und 
at «ritisiert (AbhC J.). Danach wird unter Schr&gbalt©n 
der Wattestopfen entferoj0i$i.e J^Ö*fafehe»i»flndaDg ab- 
Seaengt und mit eineui steniööy einfach darchlbolirten 

^^djtgcjläfejsiojifeh vehpie^isfd» 4^ i^WchbcbrdiB^ steckt 
Glasrohr, das durch SättgseMauch mit einer Wasser- 
^ftahJlwftpumpe verbanden ist Zwi&chsn dieser und 
zu evakuierenden Kulhuglase ist ein Qoecks>ilt>er- 
^anometer eingeschaltet- Nachdem die Evakuierung 
\ ah? tQöglich getrieben ist, wird der Manometer- 

•\ahn geschlossen und das luftleere Glas an der Ver- 
jütigung zur Seit*© -iuageZGgen und abgösehmodzen. 

Nunmehr wird «n Wasserbad die Gelatine vertlüssfgt 
und im Röhrchen aasgerollt (Abb. 2). Für die Aus¬ 
führung einer bakteriologischen Lwfturdersuchung 
braiueht man mm nur ein Stück der sterilisierte« Spitze 
mit »sitietu sterilen Instrument äbvmsehlagen, das Röhr- 
tuit aieriletn Wattestopfet.! zw versehen und ici den 
daran k einzulegen oder un Dunkeln bei Zimmer- 
eratrir aufzubewahren. Die mit dem Luftstrocn 
^ * den Inneftraum eingeflogenen Jtf ikroorgahisroen 
/^e« sich aut de.r N&hrbodenflhche ab und entwickeln 
" *tl Kolonien. Dabei ist es von Vorteil, dafs das . 
peöbrchen [»ilzdicht ❖erschlossen und dafs die Mönduogr 
eine sehr kleine ist, so dafs nur ein geringes ÄbdatMft^o erfolgt, 
und das Auswachsen längere Zelt als hei der Plattenkwltirr - y.?r- 
folgt werden kann. 

Sterilieier«n der Ädhrcbenspitze vor der I 
macht sich nötig, weil in das Vakuum auch am Glfm« h.»|te»ide 
Bakterien und Glosspiitter mit hineingerissen werde*'* können. 
Wie die dahmgebenden Versuche zeigen, kann dureli 

A»WT fflr fljrgieq«, 8<f 1.50X. 4 


Go gle 


3 riginal ffo 




50 Eine neue Methode der bakteriologischen Luftuntersucliaiiizr- 




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gründliches Absengen der Spitze in der Bunsenflamm© Sterilität 
erzielen. 

Für das Eröffnen der Röhrchen empfiehlt sich ein 
scharfes Stahlglasschneidemesser, die Bruchfiäche wird damit 
gleich mäßiger, als wenn man irgend ein beliebiges Instrument 
zum Abschlagen der Spitze benutzt, und die Öffnung' lftfst sich 
dann bequemer und sicherer mit Watte verschliefsen. 



Abb. 2. Abb. S. Abb. 4. 


Da die Röhrchenspitzen beim Transport in der Tasche leicht 
abbrechen und das einfache Einwickeln z. B. in sterilisiertes 
Papier die Spitze auch nicht vpr Verunreinigung schützt so 
empfiehlt es sich, für Untersuchungen aufserhalb die zum Ge¬ 
brauch fertigen Kulturröhrchen in sterile, mit Wattestopfen ver¬ 
sehene größere Gläser oder aber in besondere sterilisierte 
Metallhülsen einzulegen (Abb. 3 u. 4). Damit während des 
Transports die Spitze des Glasrohres nicht durch Anstofsen an 
den Zylinderdeckel D bricht und damit ferner beim Eröffnen 
des Röhrchens zum Zwecke der Luftprüfung die Spitze, die man 
ja nicht anfassen darf, festhält und dem Stahlmesser nicht aus¬ 
weicht, wird das Glasrohr in der Hülse B durch 2 teleskopartig 


Gck igle 


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Von Prof. Dr. M. Ficker. 


51 


Ver ®ckxiebbare Halter fixiert: der eine, E, verschliefst die Hülse 
ö«ch ünten und nimmt als Boden das untere halbkugelige Ende 
C31asröhre auf. Der andere Halter C besitzt am oberen Ende 
^irve kreisrunde Öffnung zum Durchführen der Spitze des Glas- 
'rbhr-es. Da die beiden Halter fest in die Hülse passen, aber doch 
gut gleiten, so kann man durch leichten Druck auf C und E 
Glasrohr in jeder Lage fixieren. 

Will man den Apparat zum Transport fertig machen, so 
hebt man von dem sterilisierten Metallzylinder den Deckel D 
a ^» nimmt mit steriler Pinzette den oberen Halter C Heraus und 
S l bt eine ausgerollte evakuierte Glasröhre, deren Spitze abgesengt 
w urde, in den Metallzylinder von oben herein, so dafs der untere 
^il des Glasrohres auf dem Boden der Hülse, der vom Halter E 
i^bildet wird, ruht. Darauf steckt man über die Glasrohrspitze den 
"Valter C mit der kreisförmigen Öffnung nach oben und schiebt 
Drittels Pinzette diesen Halter so weit wie möglich nach unten. 
Die Glasrohrspitze hat immer tiefer zu liegen als die obere 
Mündung der Hülse B (Abb. 4). Nun schliefst man die Hülse 
durch den Deckel D: so kann das Kulturglas in jeder Lage 
transportiert werden. Will man eine Luftentnahme vornehmen, 
80 lüftet man unter Schräghalten des Metallzylinders den 
'^ >ec kel Z>, schiebt von unten her z. B. mit dem Daumen den 
E vor, der damit die Glasrohrspitze nach oben und aufsen 
, - nun setzt man das Glasschneidemesser, das an der oberen 
Wlk^ 0 en*nündung Halt findet, an und schlägt ab, die kleine öff- 
wird mittels Watte verschlossen, das Röhrchen durch Druck 
Hie obere Hülse C in den Zylinder zurückgeführt und der 
peckel aufgesetzt. — Man mufs also für die Ausführung einer 
6 olchen Untersuchung ein steriles Glasschneidemesser, sterile 
Watte und eine Pinzette zum Einführen des Wattestopf© ns * n 
den eröffneten Röhrchenhals an Ort und Stelle haben. Will 
man mehrere Untersuchungen vornehmen, so wird man die 
Schneide des Glasmessers vor erneutem Gebrauch absengen 
müssen. Damit man diese Utensilien auf eng©* 11 ® ,autn 
zur Hand haben kann, hat die Firma F. M. LautenscblÜg er ' 
Berlin, die auch die Glasröhrchen und Metallzylinder liefert, 


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Original fro-m 

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m 


Eine nooe .VTeiKrxJe 


,uf tn nter« ijchung. 


ilet bAkteriotog^Bcben Lu 

IIPIPH^JK mH mmm . v .. ^JUPIBL jpHi 

ein 3töiiiisierbiviM>§ Boateek susaminengestellfc (Abb. 5), das 
eine , Watte, : eine kleine Spiritus flu in me B, 

oinea •Meittlisejjiüssöi p r • zum Sehliöfsett der Bremmrecbraube, 
ein Olaemesser D und eine Pinzette E enthält 

Fertigt man .«ich die Kulturröbrnben selbst, so wird es erst 
bei einiger Übung gelingen,, daa obere Kode der evakuierten 
Röhrchen stu gleichinäfsig geformter Spitze auszimehen, da bei 
langsamem Arbeiten qu.d ungieiehmäfsiger Erwärumtig dtae Cila» 
in das Vakuum eingedrückt wird, die Eröffnung des JRöIxrcjbeßs 
stöfst daun awf 8chrterigkeit- Das Ausziehen gelingt aber mühe- 



4Ms;s. 

los, wenn man nach Sterilisieren der Kulturgläser o»jd vor der 
Evakuierung die im ..oberen Drittel befindliche verjüngte gtolln 
itt der Flamme zu enger Röhre auszieht; schmilzt ctiar, «ach 
erfolgter Luftentleerung an dieser engen Stelle ab, ao kommt ©a 
liier bei schneller und gleiehmäfsiger Erwärmung nicht zu Ein- 
traibutigen öde«* zur (ilasperforatipn. 

SuÜ die Methode quantitativen Aufgaben dienen, eo er¬ 
mittelt man das untersuchte Luftvolümen einfach, indem man 
nach Zählung der 'gewachsenen Kolonien den Raum des Röhr¬ 
chen« mit Wasser ans .einem Meßzylinder füllt. 

Die Methode ist • mannigfacher.Modifikationen, fähig; da,a 
LuftVJilumeu kann mau beliebig variieren uud wie bei der Luft - 
entnähme zu chemischen Analysen Glaskolben verwenden, die 
man dann mit entsprechender Deiatinemerage zu versehen hat. 


Go gle 


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Von Prof. Dr. M. Ficker. 


53 

^ as wVrd sich daun nötig machen, wenn man Momentbilder von 
dem ^Keimgehalt relativ reiner Luft erhalten will. Für meine 
zu publizierenden Versuche nehme ich Glasröhren von 
^und 80—100 ccm Luftraum. Es stöfst auf keine Schwierig¬ 
keit, sich Untersuchungsgläser von gleichheitlichem Inhalt herzu- 
8 teilen, so dafs man auch des schliefslichen Ausmessens ent¬ 
hoben ist. 

Auch den Nährboden kann man variieren je nach dem 
Zweck, den man verfolgt: so ist die Methode auch Ihr alle mög- 
heben qualitativen Prüfungen bei Verwendung geeigneter 
^ ea ter oder flüssiger Nährsubstrate brauchbar. 


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Über die Bedeutung indifferenter Stoffe bei der Salizyl- 

konservierung. 

Von 

Prof. Dr. M. Picker. 

(Aus dem Hygienischen Institut der Universität Berlin. Direktor : Geh. Med.- 

Rat Prof. Dr. M. Rubner.) 

In welcher Weise die Anwesenheit indifferenter Stoffe 
die Wirkung eines Desinfektionsmittels beeinflurst, ist bisher 
nur für einige wenige Fälle Gegenstand der Untersuchung gewesen. 
Selbst wenn hierbei Lösungsmedien wohlbekannter Art verwendet 
werden, stöfst die Beurteilung des Vorgangs auf erhebliche 
Schwierigkeiten. Zwar hat uns die Dissoziationslehre manche 
Erscheinungen dem Verständnis näher gebracht, wie z. B. die 
Verminderung der Desinfektionswirkung des Sublimats durch 
Beigabe von Kochsalz, indessen ist diese Theorie nur auf eine 
bestimmte Gruppe von Desinfektionsmitteln anwendbar und auch 
für diese liegen die Dinge nicht so einfach, wie man anfangs 
glaubte: die bisherigen Versuche können durchaus noch nicht 
als erschöpfend betrachtet werden. 

Gibt man Kochsalz zu anderen als den durch ihre Jonen 
wirkenden Desinfizientien hinzu, z. B. zu Phenollösuugen, die 
durch ihre nichtdissoziierten Moleküle wirksam sind, so er¬ 
hält man bekanntlich eine Verstärkung der Phenolwirkung, die 
die aller verschiedenste Deutung erfahren hat. Völlig unüber¬ 
sehbar aber werden die Verhältnisse, wenn man für die .Des¬ 
infizientien nicht Wasser als Lösungsmittel, sondern irgendwelche 
zusammengesetzten natürlichen Substrate benutzt. Hier bleibt 
zunächst weiter nichts übrig, als Tatsachen zu sammeln, bis dann 


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Go», igle 


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dW « Bedeutung indifferenter Stoffe etc. Von Prof. Dr. M. Ficker. 55 

später einmal Gesetzmäßigkeiten aus gröfserem Material ab¬ 
geleitetst werden können. 

Ss3'n weiteres Eindringen in diese Fragen hat ja auch prak¬ 
tische Bedeutung, nicht nur mit Hinblick auf die V emichtung 
Keimen bei Desinfektionen, sondern auch bei den Verfahren 
z Ur Konservierung z. B. von Nahrungsmitteln. Hier wird man 
Konservierungsmitteln nicht gerecht, wenn man sie nur 
v °m Standpunkte des Reagenzglasversuchs beurteilt, bei welchem 
nur auf die in einem bekannten Suspensionsinedium befind¬ 
lichen Bakterien ein wirken. Gerade in der Praxis der Nahrungs- 
^ittelkonservierung ergeben sich aus dem Nebeneinandersein 
v °n Desinfektions- oder entwicklungshemmenden Mitteln und 
^tQffen, die wir als indifferent anzusehen pflegen, di© verwickel- 
*^^ten Verhältnisse. 

Denkt man z. B. an indifferente Stoffe, wie Rohrzucker oder 
^^lyzerin, die neben einem Desinfiziens in einem zu konser¬ 
vierenden Substrate sich finden oder ihm beigegeben werden, 
so kann man vermuten, dafs solche Stoffe in schwächeren Kon¬ 
zentrationen, in welchen sie Nährmittel darstellen, eher eine hem¬ 
mende Wirkung auf das Desinfektionsmittel entfalten: in grölseren 
Dosen aber könnten sie die Wirkung des Desinfektionsmittels 
v Qrst&rken, z. B. schon dadurch, dafs sie Wasser entziehen, ent- 
\\’ß(jßr dem Protoplasma etwaiger zu konservierender vegetabi- 
oder animalischer Zellen, die damit zu trockenen, sterilen 
llSöt* Uöden werden könnten, oder indem sie das Bakterienplasma 
zum Schrumpfen bringen: hierin könnte aber u. U. sogar 
s 0 ^ Schutz für die Bakterien liegen, da diese ja im Zustande 
Trockenstarre weniger reaktionsfähig sein müßten. E® werden 
aber auch konservierende und indifferente Stoffe gegenseitig 
beeinflussen können, entweder schon beim bloßen Zusammen - 
bringen oder aber nach Umsetzungen, die sie in der zu konser¬ 
vierenden Substanz eingehen. Rechnet man hierzu noch, dafs 
auch durch die Umsetzung von Mikroorganismen Umlaf? erun ^ en 
der chemischen Bestandteile eintreten, so wird es nicht wunder- 
nebmen, dafs sich das schliefsliche Resultat unseren Berech¬ 
nungen völlig entzieht. 


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56 Über die Bedeutung indifferenter Stoffe bei der 8alizylkonBörviornng. 

Während es durch Versuche von Pettersson 1 ) bekannt ist, 
dafs durch eine Zugabe von Salpeter, Borsäure und Borax die 
konservierende Wirkung von Kochsalz verstärkt werden kann, 
liegen für die Salizylsäure bezw. deren Derivate ähnliche An¬ 
gaben nicht vor. Auf Veranlassung von Geheimrat Rubner 
habe ich eine Reihe von Versuchen angestellt, um die Beein¬ 
flussung der desinfektorischen oder entwicklungshemmenden 
Wirkung des Salizylsäuren Natrons durch Zugabe von Rohr¬ 
zucker, Glyzerin oder Kochsalz festzustellen. 


Tenaeh 1. 

Anordnung: Von einer aas einem Milchladen bezogenen Mager¬ 
milch worden je 50 ccm in kleine sterile Erlenmeyerkölbcben gegeben. 
Kölbchen 1 blieb ohne Zusatz, Kölbchen 2 erhielt 0,5% Natr. salicyl., Kölb¬ 
chen 3 und 4 erhielten 10 % Glyzerinzusatz, Kölbchen 5 und 6 20 % Glyzerin, 
Kölbchen 7 und 8 10% Rohrzucker. Aufserdem erhielten KOI beben 3, 5 
und 7 0,5% Natr. salicyl. Die Kölbchen blieben unter Watteverachlafs im 
Zimmer bei diffusem Tageslicht stehen. Keimzählung geschah mittels Pferde¬ 
fleischagarplatten nach Verdünnen von 0,1—0,2 ccm Milch in 50 ccm indiffe¬ 
renter Aufschwemmungsflüssigkeit. Züchtung bei 37*. Zählung nach zwei Tagen. 
Tab. S. 65. 

Es zeigt sich zunächst, dafs die Beigabe von 0,5 °/ 0 N a t r. 
salicyl. zur rohen Milch in der Tat eine konservierende 
Wirkung ausübt: während die Kontrollmilch ohne Natr. salicyl. 
nach 2 Tagen geronnen ist, befindet sich die Keimzahl der mit 
Natr. salcyil. versetzten Milch noch nach 5 Tagen in niederen 
Grenzen, die sogar noch unter der Anfangskeimzahl liegen. 

Der Zusatz von 10°/ 0 Glyzerin zur nichtsalizylierten Roh¬ 
milch schiebt die Gerinnung um 1 Tag, der von 2O 0 / o um 3 Tage 
hinaus. Gibt man aufser dem Glyzerin noch 0,5°/oNatr. salicyl 
zur Rohmilch hinzu, so wird die Gerinnung noch weiter verzögert • 
bei gleichzeitiger Anwesenheit von 20 °/ 0 Glyzerin -f- 0,5 °/ Q Natr 
salizyl. ist die Mich selbst nach 19 Tagen noch nicht geronnen 
Die Zugabe von 10°/ 0 Rohrzucker zur Milch begünstigt die Keim¬ 
vermehrung, beeinflufst aber die konservierende Wirkung des 
Salicylpräparates nur wenig. 

1) Pettersson A., Experimentelle Untersuchungen über das Konser¬ 
vieren von Fisch und Fleisch pait Salzen. Arch- f. Hyg., Bd. 37, 8. 171, 


Gck igle 


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Zahlen pro 1 ccm. 


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57 


i 

-4P ^ 

<D *2 o' O 
fl S O 55 
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° h 4--Ö 

l + s 

177 000 

112000000 

geronnen 

2»i?§ 

O " H H 

-L £ -J- ja 

+ I + S 

177 000 

495000 

72 700000 

1900000 

geronnen 

& fl 

©SS't 

5 38 S 

°ä+3 

55 

1 i 

i 

148 000 

600 000 

768000 

geronnen 

V* 

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1 's- 1 «! 

+ 5 + c 

fc 

148 000 

81000 

5 000 

217000 

nicht ge* 

rönnen 

160000 

7300000 

287 000000 

geronnen 

i — 

i 

ohne 

Natr. salicyl. 
+ 10% 
Glyzerin 

>t 

.* « o fl 
^•3 5*13 

S“ * s £ 

+ 5+3 
» 

160000 

73000 

1700 000 

1004000 

geronnen 

i 

o-| 

§1 

+ | 

Ä 

177000 

129000 

256 000 

| 92 000 

j geronnen 

1 

1 

| 

-! 

i • 

1 

177000 

60200000 

geronnen 

1' 


zu Beginn des 

Versuchs . 

nach 1 Tag . 

> 2 Tagen 

> 3 » 

» 5 > 

» 19 > 


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58 Uber die Bedeutung indifferenter Stoffe bei der Salizylkonservierung. 


o 

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B 

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Von Prot Dr. M. Ficker. 


59 


der II. Versuchsreihe (S. 56) wurde der Zusatz von Natr. 
aalia^-yl. auf 0,3% beschränkt und höherer Zucker- oder Glyzerinzusatz 
^blt. Versuchsanordnung im übrigen wie oben. 

Resultat: Die Rohmilch ohne Zusätze gerann nach 2, die 
M\\_ch mit 0,3 °/ 0 Natr. salicyl. nach 3 Tagen. Ein Zusatz von 
Glyzerin zur Milch hemmte die Bakterienentwicklung, die 
Milch gerann nach 5 Tagen; gleichzeitige Salizylierung hemmte 
stärker. Die Milch mit 30% Glyzerin gerann erst nacli 11 Tagen,, 
das salizylsaure Natron verzögerte die Gerinnung der mit 30°/ o 

Glyzerin versetzten Milch um weitere 8 Tage. - Selbst 40 0 j o 

Glyzerin allein — ohne Natr. salicyl. — hindert di© schliefslich© 
^srinnung nicht, während die gleichzeitig mit 0,3 °/ 0 Natr. salicyl. 
v ersehene Milch noch nach 4 Wochen sich ungeronnen zeigte. 
^— Es mag hervorgehoben werden, dafs die antiseptische Wirkung, 
^es Salizylsalzes in den mit 30 und 40% Glyzerin versetzten. 
Milcbproben in diesem Versuch erst nach dem 1. Tage sieh, 
geltend macht; in den ersten 24 Stunden verhält sieb die Keim¬ 
zahl in den Proben mit und ohne Salizylzusatz fast gleich. Schlief©— 
lieh aber wirkt in jedem Falle das Salizylpräparat in Verbindung 
mit dem Glyzerin stärker konservierend als jedes für sich. — 
Aus dem Rohrzuckerversuch geht hervor, dafs ein Zusatz 
Von 2O°/ 0 die Keimzahl nur wenig beeinflufst, die Milch gerinnt 
nUajjBO nach 2 Tagen wie die nicht mit Zucker versetzte. Hin - 
verzögert der Gehalt au 30 und 40% Rohrzucker die Ge- 
um einen Tag, in der letzteren Milch ist eine •Entwick¬ 
lungshemmung an der Keimzahl besonders deutlich zu kon- 
**tati©ren. Wie verhält sich nun die Milch beim Zusammen - 
Wirken von Rohrzucker und salizylsaurem Natron? Hi© r weist 
schon die mit 20% Rohrzucker versehene Milch eine solche 
Entwicklungshemmung auf, dafs sie erst nach 10 Tag© 0 g© nnn t, 
also 8 Tage später wie die nicht salizylierte und 7 Tag© später 
als die Salizylmilch ohne Zuckerzusatz. Von Interesse is** 
die Keimzahl in dieser Milch nach 24 Stunden zwar nicht di© 
Höhe der nichtsalizylierten Rohrzuckermilch erreicht, aber doch 
auch beträchtlich gestiegen ist, dafs aber in den nächsten Tagen 
diese Zahl auf annähernd gleicher Höhe bleibt, während der 


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Gck igle 


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ßO Uber die Bedeutung indifferenter Stoffe bei der SalixylkoB 

n ROß!' 

Keimzahlanstieg in der salizylierten Milcht vom höbe yy in 
Zuckergehalt (30 und 40°/ 0 ) gleichmäfsig erfolgt ist: »• ^ eß t- 
der Milch mit geringerem Zuckerzusatz macht ^^g^Yist * ur 
wicklungshemmende Wirkung des Salizylsalz.es zUT1 ^^ a \ten 
wenig geltend, um dann aber ebenso stark: und lang 6 Elchen» 
wie in den grölsere Zuckerquanten enthalteodlen Sab®y • ö ^ e - 
in denen schon am 1. Tage eine ganze beträchtliche V 
rang der Vermehrungsfähigkeit zur Beobachtung kom*» 1 - ^ 

Das Resultat beweist, was ja aus dem Vergleteh cb lag* 
nichtsalizylierten Proben schon hervorgebt, dafs das ^ uß8 t 
gebende für die längere Konservierung in dom Salby^ u8 f* ge 

dafs die Quantität des Zuckers aber die inner«*» f 8 

wesentlich beeinflufst. Während es sonst zur Regel ge * ^den 


die e 


ali- 


nach solchen, trotz Anwesenheit von Desinfizientien 
stärkeren Keimzahlanstiegen, wie sie nach einem Tag un g 
zylierte 20proz. Rohrzuckermilch zeigt, eine baldige A ^^ e der 
an das schädigende Agens erfolgt und’die Keimzahl b *\ laB g 
aufwärts sich bewegt, hält sie sich hier * w^n&chst ®° cbta JL. e r- 

auf etwa der nämlichen Höhe wie sie schon nach em eö \ g * Ver . 
reicht war. Es ist nicht unwahrscheina 1 i <^h, ^afs j e t: bei 

halten die entwickelte Säure verantwort! i aU macb stärkerer 
dem anfänglichen starken Keimanstieg: 68 ** b egüm 

Säurebildung, wodurch das Entstehen Salizyl^® s 

etf Z^i iDf0,ge daV ° n tritt Entwickl 
eme Zeit lang nachhält, weil ja damit 

zu sistieren braucht _ J m , 

s.ite der SJW 1 ' 
Seite r elat»v 

dafs schon re 

d' ^ „ s ervierende F»b.g' 

S*li*yl,».>u; p Z7z':l e ° »«gl ^ T 

der Kgl. Preufs. W ie .*» Medi«« 1 ' 

wesen betr. Verwende_ ^ lc -hen n___ -».«.tioD für y e rbin- 


Liags 


di® 

hemmung el °’ öicht 


Säurebild u ° g 


Für die Beurteilung der U ■ - 

Wirkung ist die Feststellung L ^ eaii 
niedrige Zaeke rfll . 02e * IOht 
teil dee S.iiryi prSp „ ates *• 


Verwendung ,c “®n XW-, 
* ' roi > Sai : 1 


1 ) Vierteijahrsschrift. * 

Bd, l«e, H. 2 , s aa «r 




ö - ÖJ 


oder ihr® 11 

Sanitateveeen, 


®. Folg«. 


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e 


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61 

dxmfceti Konservierungszwecke (Referenten ßubner-Abel) 

ausgelührfc wird, ist somit die Möglichkeit gegeben, dafs ein 
Sa\izy\zusa.tz den Nahrungs- und Marktwert z. B. von Frucht- 
s&ften vermindert. 

Für das weitere Eindringen in diese Fragen war es wünschens¬ 
wert, zu erfahren, wie Kochsalzzugabe die Salizylwirkung be- 
einflufst. Zum Vergleich wurde das Verhalten isotonischer 
Rohrzuckerlösungen geprüft. 


Yenaeh III. 

Milch ohne Zusätze, za Beginn 23000000 

nach 1 Tag 197 000 000 

> 2 Tagen geronnen. 
Milch mit 0,3 */ 0 Natr. salicyl. zu Beg inn 23000 000 

nach 1 Tag 14 900 000 
» 2 Tagen 10100 000 

> 3 > 4800 000 

> 5 » 23300000 

>6 > geronnen. 


—r 


| Ohne 

1 Natr. salicyl. 

il Mit 

Natr. salicyl. 

1 0,8% 

Kochsali 3,42°/ 0 


i' 

i 28000000 

1 28000000 


n. 1 Tag 

45600000 

j 9 400000 

; 

> 2 Tagen 

279000 000 1 

| 10400000 

j' 

> 3 > 

120000000 

14 700000 


>5 > 

113000 000 

10 200000 

ii 

j{ 

> 7 > 

geronnen 1 

n. 17 Tgn. geronnen 

* 5,18 V # f 

ii 


28000000 { 

28 000000 
./> nnn nr in 


6,84 % 


i Q- 1 Tag 
I » 2 Tagen 
>3 » 

» 5 > 

> 17 » 


n. 1 Tag 

> 2 Tagen 

> 3 > 

» 5 > 

» 20 , 


15800000 

44000000 

51000000 

14000000 

geronnen 

28000000 
7890000 
16 700000 
38000000 i; 
27000000 
geronnen 


9 100 000 
8430 000 
7 200 000 
geronnen 

33 000 00O 
6400000 
7 400000 
9 1O000O 
94 OOOOO 

^»rönnen 


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Go igle 


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62 


*er^ erUO ®' 

Über die Bedeutung indifferenter Stoffe bei der 8 &bcy^° p _ 

- 


r 

li 

u 

Ohne u 

Natr. salicyl. | 

VI tr 4 «* üc?l ‘ 

i 

Kochsalz 8,54 °/ c \ 

1 23 OOO OOO 

2800000 ° 

5850000 

n. 1 Tag 

| 6340 000 \i 

7 36 OOOO 

> 2 Tagen 

7 530 OOO 

i; 7 300000 

>3 i 

42 OOO OOO 

8800000 

>5 * 

' 78000 000 

1 ,mverft» dert ~ 

* 20 > 

dünnfltlssis 



Rohrzucker 20 °/ ( 



wässerig | 

23 OOO 000 

28 OOO OOO | 

al 600 000 

59 OOO OOO \ 

8100 000 

geronn en 1 

77 OOOOO 

- 

11 460 000 


23 OOO OOO 
177 OOO OOO 
geroi- 


23 C 

>00 OOO 

22 £ 

iOO 000 

g®*~< 

on nen 


Betrachtet man 
Wirkung, so zeigt sich i*? 8 * <*ie r0r 

beträchtlich konserviert- K °eh*Z 

2 Tagen gerann, i at die ' W& ^en d _ 
in diesem Zustande ’ 4pr <> 2 . i> , 

17 ^ «'• «,^"1 S .' 3 P C h 

' ^ »** ao 



gu> e> 

23000 00® 

9 960 000 
9000000 
6660000 
6900 000 

28000 000 
79OOOOO 

5900000 

7 96 O 000 

8 400000 

n. 12 Tg»- g eropnen 

23000000 

9 640000 
6 826000 
7440000 
6716000 


ICochsali- und Z “^ 00 

u nd iör aich M 
^uaattltew 

^ milch erat nach 1 Tag 

^abmilch iat erat «* 

^gen koaguliert. 



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Original frorn 

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Von Prof. Dr. M. Ficker. 


63 

lm V «^gleich hierzu sind die Rohrzuckermilchen von 20, 
30, 40, ja. sogar 5O°/ 0 schon nach 2 Tagen geronnen. Die ge¬ 
ringere konservierende Wirkung des Rohrzuckers bei diesem 
Versuch im Vergleich zu dem Rohrzuckerversuch II (S. 58) er¬ 
klärt sich wohl aus dem niedrigeren Anfangskeimgehalt der bei 
letzterem Versuch verwendeten Milch. — Trotzdem kann man 
auch hier unter Berücksichtigung der Keimzahlen eine zunächst 
hemmende Wirkung der höheren Rohrzuckerkonzentrationen fest¬ 
stellen. Es wird noch zu ermitteln sein, ob nicht die stärkeren 
Zuckerzusätze die Keimvermehrung beeinträchtigen, ohne die 
Zersetzung (Säurebildung) hintanzuhalten. 


Trotz des anfänglich höheren Keimgehaltes der Milch dieses 
Versuchs wirkt doch nun der Zusatz von 0,3 °/o Natr. salizyl. hier 
viel stärker konservierend als bei Vers. II: denn während in 
unserem Versuche bis zum 3. Tage die Keimzahl heruntergeht, 
um bis zum 5. Tage sich auf die anfängliche Höhe zu erheben 
und die Milch noch am 7. Tage flüssig ist, erfolgte bei Vers. IX 
in der Salizylmilch nach 1 und 2 Tagen stärkeres Wachstum, 
diese war trotz des Natr. salizyl. nach 3 Tagen geronnen. 

Man *mufs diese Unterschiede der Wirksamkeit eines und 
desselben Desinfiziens auf ein Nahrungsmittel unter den gleichen 
äufseren Bedingungen hervorheben: sie erklären uns die ver¬ 
schiedenen Resultate, die in verschiedenen Händen mit dem 
gleichen Mittel erhalten werden, und beweisen die Unzuverlässig¬ 
keit unter den Bedingungen der Praxis. _ Es kommen hier 

wohl nicht nur der Wechsel der chemischen Bestandteil©* sondern 
vor allem die verschiedene Zahl der Mikroben, di© durch das 
Desinfiziens bedingte Auslese, die Verschiedenheit der Flora in 
Betracht. Dafs die verschiedenen Keimarten von der Salizyl¬ 
säure in verschiedener Weise beeinflufst werden, bedarf kaum 
des Beweises. 


Der Zusatz 


Ton °.3% des Salizylsalzes zu allen Kocbzalz. 
und Rohrzuckermilchen drückt alle Keimzahlen herab: aer 
Unterschied in der stärkeren Waehstumsbeg« 08 *^““ 8 

gegenüber isotonischen J£e c 


durch 


m 

Rohrzucker 




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64 


Über die Bedeutung indifferenter Stoffe bei <i©r SalwT 1 * 00 


eroo»’ 


uto 


Aus¬ 


lösungen kommt hier zunächst in keiner "Wei 8 ® ypetbei 

_ . . . «. »i i*_ j_ __i _ * ßö -» 


druck, die Zahlen verhalten sich fast gleich. 


ig ereo 


oder 


f Keit^ en 

ÄS— aie 

Rohr®* 


gleichgültig, ob wir Kochsalz oder Zucker in 
stärkeren Konzentrationen nehmen. Nvir an 
der 6 Tage lang aufbewahrten Milchprohen eraeu*** t *uck©r 
stärkere Konservierung in den mit Kochsalz oder r piit 

versehenen salizylierten Milchen in Vergleich *u der uC ker- 

Natr. salizyl. versetzten. Schliefslich erfolgt, in allen .gaUsy 1 * 
Salizylmilchen die Gerinnung früher als in den Kochst 21 ' 

proben - a Rohr- 

Dies Verhalten äquimolekularer Kl o cbsal*' utia den 

zuckerlösungen mufs doch sehr auffallend erschein®«’ ng 
nichtsalizylierten Milchen die ausgesprochene Ge rin- 

durch Kochsalz und die Unfähigkeit dos Rohrzuckers, die ^ 

nung zu verzögern; andrerseits bei Zos«-te d ® 9 ^Vfforenten 
die ersten Tage ein fast vollständiger ^kn«gleich der dlBe bei 
Kochsalz- und Zuckerwirkung. Die inneren Vorgang® ive 
sind nur zu verstehen, wenn man eino eingehende q«* bier 
Baktenenuntersuchung der Proben vorn otnnen würde. ftUC b 
Änderungen eintreten, geht aufser aus an «ci «ron Beobachtung 
daraus hervor, dafs sich schon äufserli^fa sinnig 0 UeD 

schied zwischen den Kochsalz- und Zu« « rmilchp rob ®« = iß 

he * : “ *-'■ ze %te die Probe II, ^ Tft * ** p r0 be Vtt 

und IV und m den nächsten Tagen. «sonders di f eb ellt, 

eine auffallende Dünnflüssigkeit, die Milch erschien flaUre 
wässeriger und bläulich, dabei , <5Lie Proben s 

Reaktion. Dieselbe 7 b 1 zei gtG>™ späteren Ver 

suchen an Kochsalzmilch kor,n *'* 3 ’ un d wird G®g e °' 

stand weiterer Untersuchung ° b&Chtet W . örd , Pro tokolle zeig« 0 ’ 

tritt nach dieser Periode w S ® iö - Ä« dl ® • - “ ,n 

di. aber auffallend Koag 

nieif mit Kochsalz versetzt. °' ki « isi-, 

anatieg ganz gJeicl„ naft . " n Prob«,» *>*'■*’•' ... 

«00 cem Magern,;,,/' "*> tol ge 4 ö «- -Versuch 
sterilem Kolben n nt8r „. W ® r de U * a«. «•/.. »ad 


ulatioo e 10 - 

- - arie in den 

icht so fe ’ q«ure- 
verläuft der Säore 


aufbewahrt; eine 


W, 


atteve 





«-—nrs 

iloh ohne Kochsoh «r 


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65 


Von Prof. Dr. M. Ficker. 


\mteT %WvC5V»Bedingungen gehalten. Die Säuretifratiou mit 
"iSaOll Phenolphthalein) ergab für 50 ccm 


nach 

20 Stunden 

Kochsalz (6%) Milch 
4,4 ccm 

ohne Kochsalz 

6,3 ccm 

> 

40 > 

4,4 > 

16,4 > 

> 

3 Tagen 

nicht bestimmt 

geronnen 

> 

4 > 

7,9 ccin 


> 

5 > 

12,7 i 


> 

0 > 

16,4 > 


» 

7 > 

17,3 > 


» 

8 » 

geronnen. 


weiteren 

Versuchen 

wurde geprüft, 

wie sich bekanntere 


Milchbakterien in Reinkultur in steriler Milch unter ähnlichen 
Bedingungen verhalten würden; ich wählte B. lactis aärogenes 
und B. acidi lact. Hueppe. 


Versuch IV. 

Als Milch wird sterilisierte Magermilch verwendet. Alle Kölbchen er¬ 
hielten gleiche Mengen einer Aufschwemmung von B. lactis aörogenes 


eingesät. 

Milch mit B. lact. aör. 

ohne Zusätze. Zu Beginn 1 108 000 
nach 1 Tag 60000 000 
» 2 Tagen 343000 000 

Milch mit 0,3 % Natr. sa). Zu Beginn 110N 000 
nach 1 Tag 998 000 

» 2 Tagen 7 200 000 



+ 

+ 


30% 


40% 


n. 1 Tag 
» 2 Tagen 
> 6 » 
n. 1 Tag 
; » 2 Tagen 
|j » 7 » 

60 % ' n. 1 Tag 
j[ » 2 Tagen 
i » 9 » 


1108 000 
61000000 
175 000 000 
geronnen 
26500000 
84000000 
geronnen 
5500000 
14 000000 
geronnen 
4260000 
3800000 
geronnen 


1 1O8 000 
3 610 000 
11 800 000 
i n 18 Tt? D * g eronnea 

ß 800 000 

i 6 000 000 

■ ‘ 8T *“ 8 1” d “ 
3 900 000 

!i ö io° 000 

-»**■*• 

4 24‘>°^X 

. nooooo 


^rtblv für Hygiene Bd. LXII. 


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66 


o*er^ erQng ' 

Über die Bedeutung indifferenter Stoffe bei der Sali*y*°° 


Yersuch V. 

Mit B. acidi lactici Hueppe. Anordnung 


» • Vers uC ^ 

_____ _ _ wie bei ' ü 

Milch mit B. acidi lact. 

ohne Zusätze. Zn Beginn 8 

nach 1 Tag 3 950 000 

> 2 Tagen 763 OOO 000 

> 3 > geronnen. 

8 100 

23 000 

79 OOO 000 

g eronnen 


IV. 


Milch mit 0,3 °/ 0 Natr. aal. Zu Beginn 
nach 1 Tag 
> 2 Tagen 

>6 > 



1 

i 

Ohne | 

Natr. W _ 

+ 20°/ 0 Rohrzucker j 

! 

zu Beginn 

8 :xoo 


n. 1 Tag 

2 700 OOO \ 



+ 30% 


+ 40»/, 


n. 1 Tag 
* 2 Tagen 
» 4 » 


n. I Tag 
1 2 Tagen 
> 6 , 




176» 


g © 1 


ron nen 

8 XOO 
140 OOO 
OOO 
. nen 

3 1O0 

_OOO 

^30 OOO 
men 


dafs auch unter die-: 


lex 
er 


Man sieht, 

’ unter d 

konstant nachgewiesene Erhöhung de 
durch Kombination eintri tt R ö S , 
der Reinkultur des B. ]« ctis J r ^ 

cl 

:i: 

t 

m der mit der *i ei - , 20 Tag ert 

zylierten Milch. hen Zu c k e 


Hatr. 

8100 
23 000 

n 000 000 

Tgn.gero° oeD 
8100 
28000 
70000 

,3Tgn.8«'0““" 
8100 
14000 

140Ö0 

,l3Tg- 8«^ 

«ren die oben 

Bedingung Wirkung 

-enden >** 


n- 


stärker konservierend di 

gemiscb der Rohmilch b • *** iö 

zylierung bringt zunächst u • Vers ‘ 
mehrere Tage hindurch , . e ° Ux » 
Kombination des Roh gleich 

die Gerinn» 71 or nitfti. rzuc kers 



konservieren e0Ü ber 

' WeIt ’^hrauckerl*® 1 * 
I> roz ' „ Bak tenen- 

*31 natürlichen n ^ 

Die g' eich “‘ * 0 sind 

, x-scV.ieä, a,e be i der 

rslioh abet , rtp,» 1 

Io “ itd .T Taglepüier* 

: - U ;; s :Jen ■* 


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Von Prof. Dr. M. Ficker. 

Zam ^»*3hlufs füge ich noch 2 Versuche mit JReinkulfuren 
von B. co 1 i und Cholera an, von denen erstere in Bouillon, 
let7.tere in Ir^eptonwasser mit den genannten Stoffen in Berührung 
gebracht wurden. Diese Kehnarten kamen zur Wahl, weil ja 
B. coli durch Glyzerin in seinem Wachstum sehr günstig beein- 
flufst wird und zu den relativ impermeablen Zellen gehört und 
weil die Cholera Vibrionen als besonders leicht plasmolysierbare 
Bakterien zu gelten haben. 

Versuch YI. 

Neutrale Pferdebouillon in Reagenzgläsern, 5 ccm. Aufbewahrung bei 
Zimmertemperatur. B. coli, Suspension hergestellt von 24 Stunden alter 
Agarstrichkultur (37 °) 


Bouillon + 0,3% Natr. salicyl. Zu Beginn 2 900 000 

nach 1 Tag 2 900 000 
* 2 Tagen 4 980 000 


il 

Ohne 

Natr saliryl. 

1 Hit 

| Xatr aal!cyl. 0,B o/ 0 

+ Glyzerin 10% 

nach 1 Tag 

00 

4 000 000 



» 2 Tagen 

i 00 

3 300000 

+ » 

20 % 

» 1 Tag 

! 10 700 000 

|| 4 000 000 



> 2 Tagen 

00 

8200000 

+ 

25 7. 

1 » 1 Tag 

' 8 250 000 

4 000 000 



» 2 Tagen 

13000 000 

3 230 000 

+ » 

30% 

> 1 Tag | 

8000 000 

4000000 



> 2 Tagen 

3 700000 

2960000 

+ 

40% 

» 1 Tag 

3 600000 

2200 000 



> 2 Tagen 

3610000 

li 

1 930000 


Bei diesem Versuche fällt die relative Unempfindlichkeit von 
B. coli gegenüber Glyzerin auf: noch in der Bouillon mit 
30—40°/„ Glyzerin tritt Vermehrung ein. Auch gegenüber dein 
Salizylzusatz zu der glyzerinfreien Bouillon verhält sich B. coli 
widerstandsfähig, es vermehrt sich hier sogar nach 2 Tng en auf 
etwa das Doppelte. Bei gleichseitiger Eingabe von Gly zeri ° U “ d 
Netr. salicyl. macht sich die wachstumsbefordemde Wirk“”« 
10-30% Glyzerin zwar merkbar, aber nur wenig gelte* 0 ’ 


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68 Über di© Bedeutung indifferenter Stoffe boi der 


s»ii»y UtooserV ' eT,mg 

Yx\ e n den 

nicht an, denn schon nach 2 Tagen sind alle Kein 118, & ^ z yüerten 
salizylierten Glyzerinmilchen niedriger als die der 9 
glyzeriufreien Milch. 


Versuch mit Cholera. 


r,™« k tu. 8too d.n *»» 

Suspension bergesbellt von 

Choleraagarstrichkultur v 37°). Jedes Rdbrchen enthalt 5 ccm- * 
bei 22 °. 


Aussaat pro 1 ccm X25 000 

Peptonwasser allein, ohne Zusätze nach» 1 Tag 

» 2 Tagen 

Peptonwasser + 0,1 % Natr. salicyl , X Tag 
_ > 2 Tagen 


69 lOCOOOO 

llsoooooo 
888 000 
255000 


+ Glyzerin 10% 



+ > 

20% ; 

+ > 

30% ' 

+ > 

40% 

! 

+ Rohrzucker 10°/ 

IO 

~h » 

20% f 

1 

+ 

80% ' 

+ 

40% 


nach 1 Tag 
2 Tagen 

1 Tag 

2 Tagen 

1 Tag 

2 Tagen 

1 Tag 

2 Tagen 


nach 1 Tag 
’ 2 Tagen 

» 1 Tag 

* 2 Tagen 

* 1 Tag 

’ 2T *«en 


2 T, 


Tag 


a «e ü 


In den Glyzerin n 
Vibrionen noch bei 8Qv Pt ° n **** 

10 % Glyzerin schränkt Glyze rin 


I 

I 


20 xooooo 

38 800000 

i 065000 
i 270000 

2O2 000 

53000 

20 300 
6 300 


238 O00 000 
2 940000 

18 100000 
17 000000 

240 
377 000 

55 

45 


330 000 
510 000 

106 000 
24 000 



0 

0 

0 

0 

0 

0 


briouen gegenüber d «„, Z "' ar die 
gleichzeitige Zugabe Von 0 


1 % w. 


«tr. 


erj^ 

1 a 
e* ^ 

r ei .*= 

S a«- 1 


- eine Vermut»»* 

^ . Tag «aVt-ne 

eto rungeiah.gk«‘j ^ 

peptonwassel «' 

!. Mm 10pW.Gly“ 


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Von Prof. Dr. M. Ficker. 


69 


peptonwaas^ T vermag aber nicht die Vermehrungstendenz ganz 
zu beseitige o: es finden sich nach 2 Tagen hier mehr Vibrionen 
a\s in dem salizylierten glyzerinfreien Pepton wasser. Bei den 
höheren Glyzeriuzusätzen wirkt die Salizylzugabe stark deletär. 

An dem Rohrzucker versuch interessiert zunächst die Ver¬ 
mehrungsfähigkeit der Vibrionen in den 10—30 proz. 
Zuckerlösungen. Auffallend ist der starke Abfall der Keim¬ 
zahl in der 10 proz. Zuckerlösung von 238 Millionen auf 2 Millio- 
neri vom 1. zum 2. Tag, und im Gegensatz hierzu das Gleich¬ 
bleiben der Zahl in der 20proz. Lösung an den beiden Tagen, 
in der 30 proz. Probe die anfängliche weitgehende Aufhebung 
des Wachtums und die trotz der hohen Konzentration von 30 °/ 0 


Rohrzucker noch erfolgende starke Zunahme vom 1. zum 
2. Tage. Besonders w. lerstandsfähige Individuen ertragen selbst 
die hohe Konzentration von 40°/ 0 Rohrzucker, in welcher noch 
nach 2 Tagen entwicklungsfähige Vibrionen angetroffen wurden. 

Bei Zugabe von Natr. salicyl. vermögen nurin der lOproz. 
Zuckerlösung sich einzelne Individuen zu erhalten, am T a S 


ist diese Zahl noch gestiegen; in allen übrigen höherprozen- 
tuierten Zuckerlösungen ist infolge Beigabe des Salizyl- 
salzes die Entwicklungsfähigkeit erloschen, was ^©- 
sonders in der 20proz Zuckerlösung als eine ganz .bedeutende 
Leistung anzusehen ist: hier fanden sich nach 1 Tag 
nicht salizylierten Peptonwasser mit 20% Zucker 18 100000, in 
dem zuckerfreien salizylierten Pepton wasser 388 (XX) und * n 
salizyli er t en Zuckernährlösung keine Vibrionen: beide 

für sich allein gestatten in den angewandten ^ 

Sätzen noch Vermehrung, bei Kombinatio n er 
völlig 68 Ausbleiben der Entwicklung oder Abtö u 
Damit ist bewiesen, dafs auch bei anderen Kombinati° nen ’^^ 
denen jeder von beiden Stoffen an und für sich schon b erD 
oder tötend wirkt, die Resultante der vereinigten Wirk u f*^ r 
lediglich eine Summation sein kann. Die Deutung < b eS 


scheinung mufs weiteren Studien Vorbehalten bleiben- lenden 
Überblicken wir die praktische Seite der v ° rS *f jo dung 
Ergebnisse, so sehen wir, dafs die untersuchte Salizyl ver 


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70 Über die Bedeutung indifferenter Stoffe etc. 


„ M Fi«*® 1, 

Prof. !*• M * 

in manchen 


zwar zum Herbeiführen einer Entwicklungshemmung! ee ignet ist, 

Fällen wohl auch zur Tötung von Mikroorganism en v0 n der 
dafs diese Wirkung aber in starker Abhängigkeit s ^ in¬ 
gleichzeitigen Anwesenheit von Stoffen, die an nn de8 Sali* 
different sein und die entwicklungshemmende Wirkung ^ Mittel 
zylsalzes aufheben oder verstärken können. Der ®°'' Wirkung zxx 
manipulierende Fabrikant ist nicht imstande, die dar8 tellt, 
übersehen, die in jedem Falle eine Zo-standsändetunS-»ylierung 
wohl aber hat er es in der Hand, bei dreisterer »a 1 aU8 _ 

z. B. mit kleineren Zuckermengen bei «der Konservi© ^ a re 

zukommen, so dafs der Konsument eine minderwertig 
erhält. 

Anderseits ist au8 den hier nieders e\egtet. B« oba °“ b\- 
abzuleiten, dafs es auch bei Verwendung «“ d * ein« 
nation indifferenter Stoffe doch *•«<*«> ®”S herbei- 
ausgehende Konservierung bestimmter Nabronge® 1 “ 8 ioler . 

zu ü ren. Es wäre dringend wünsctienswcrti Ä 9 anstatt 
essierten Kreise hierauf ihr Aggioinerk richteten. . ora „gs- 
dem Satz von der Unentbehrlichkeit solcher K°n icho en 
mtttel, die der Hygieniker als gesura <3l aeitsseWtdl'n* b , es , 

und verwerfen mufs, zum Schaden <3 er- All gerne»*» 1 
zuhalten. 


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UMIVERSITY OF MICHIGAN 



Untersuchungen über den diagnostischen Wert einiger 
Nährböden für den Nachweis von Typhusbazillen in 

Fäzes. 

Von 

Dr. med. P. W. Werbitzki. 

(Ans dem Hygienischen Institut der Kgl. Universität za Berlin. Direktor: 

Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Max Rahner.) 

Wiewohl die Untersuchung der Fäzes von Typhuskranken 
seit der Einführung einfacher und leicht ausführbarer Methoden 
der bakteriologischen Blutuntersuchung ihre klinische Bedeutung 
beinahe gänzlich verloren hat, ist sie noch immer Gegenstand der 
Studien der Bakteriologen und Hygieniker geblieben. Dieses 
hervorragende Interesse für die Untersuchung thypböser Fäzes 
findet seine Erklärung in den neuesten Feststellung© 11 ^ er Epi¬ 
demiologie, nach welchen die Dejekte nicht nur von Typhus¬ 
kranken oder von Personen, die Thyphus überstanden hatten, 
sondern auch vollkommen gesunder Menschen, di© direkt oder 
indirekt in Berührung mit den Kranken treten, für di© Ausbrei¬ 
tung der Infektion in Betracht kommen. Es ist klar» daCß ein© 
rationelle Bekämpfung der Typhusinfektion in erster Linie m 
dem Auffinden und Ausrotten des Infektionsherdes beS e ön 
mufs. Während der Nachweis von Typhusbazillen ^^jeicht 

sie sich fast in Reinkulturen befinden, verhältnismäßig ihrem 
ist, stofsen wir leider bei der Untersuchung von ^ a 

Gehalt an den stärker wachsenden Keimen der Koli£ rUpP 
die bekannten Schwierigkeiten. 


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rböden 


di© 


72 Untersuchungen Ober den diagnostischen 'Wert ein'?®* ^ 

Die Versuche, Stoffe zu finden, di© imstana Yretö® en ’ 
begleitenden Mikroorganismen in ihrem Wachstum ^ beein- 
ohne die Entwicklung der Typhusbazillen wesenthc ^ geführt, 
trächtigen, hatten erst im Jahre 1903 zu. einem E r . ® Institut, 
als für diesen Zweck in einer Arbeit aus dem hi eS *S e ^ a \ a cliit- 
von Roth 1 ) das Koffein und sodann von Löf fl© r *) 
grün angegeben worden ist. des 

Die bemerkenswerten Eigenschaften des Koffeins « da8 
Malachitgrüns — nach ihrem Zusatz zu den I5^ rbö ent - 
Wachstum der Kolibakterien zu hemmen, ohne einen 
liehe EioHufa auf das Wachstum der 'TyphuabMi"®" 
üben hat die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich g baben 
Zahlreiche Untersuchungen »«schieden« AatOT ° w esenV 
gezeigt, dafa eine ganze Reihe von Be Ä lm*v.mst&nden ton * 
liehe» Bedeutung für die Wirkung dis M «'»^^'“räckaicb- 
Vor allem wäre die Qualität des _E»r».parates au be daa 
bgen. Das von Lüffler empfohlene M salachitgrün S* ^ ang 

Dextrin enthält und nicht immer die - 

hat, also auch in seiner Wirkung sch 

an ere, reinere Präparate verdrängt, xx&mu>“ — irhen einige 
gru.,exalatn„dM.laehitgrünchlorainkd 0 I>r-^«‘'t. WWelC D^Virk- 

Auioren (Lenehs«)) « tempore DextAn fainzufügten. D. 

«a « M »« versehierleneu Fabrilsz» 11 bezogenen ^ des 
ist aiemhch dieselbe (Lauchs, Vial*» - Ober den Ein ^ 

Alters das Farbstoffes sind die », re ctaie demn VerfM “ k ,W 

ganz einig; während einf«r» /r 6 Punkt© g ar K ® . 

Bedeutung be,messen, el^eite*“° hs) ^ T oTnsb) »« alW '’ J? 

sungen eine Verstärk» w ° an der© (Jor )) ,^ oVa ck 4 ). 

Furth 7 )) Sine Abaehwafh Wahr «n«i r» 001 *" Wirkung ^ 
gestellt an haben glauben* d » be t» xnenden W 

Ebenso unklar j„+ J . während 

Leuchs keinen wesentj ic , er ^Ttierten J° rDS 

und Furth ahm »eaen,1^®° ^fluL t*-«-*»* 1 ’ bonstatiert 

Wae die Nährbfldg 8 ^baeh^^^^-kwasairg- festet 

rhrtrhm olo j- n ank_ . . ^ _knn Sieb <* le 


echUgruk* - tzu ng 

S l«xche Zusa»“ ae durch 

ilcendist, alaC bitr 

ulich durch - 1 »■ 

»eisalz, zu we c 


Nährböden .1, die auTl 
STUnagar. äaai gste r , 


Lahen 




»n. 


besonders 


Malachit- 


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Von Dr. med. F. W. Werbitaki. 


73 


Tfc"I er 8tellen des letzteren spielt die Reaktion des Näfir- 
bodens eine wesentliche Rolle, denn das Malachitgrün ist schon 
ganz geringen Schwankungen dieser gegenüber sehr empfiqdlich. 

Dennoch gehen die Ansichten der Autoren hinsichtlich des 
Optimums der Reaktion ganz beträchtlich auseinander. So soll 
nach den Untersuchungen von Novack die günstigste Reaktion 
dem Gehalt von 0,8 % Normalnatronlauge unter dem Pheuol- 
phtaleinneutralpunkt entsprechen. Die meisten Forscher be¬ 
dienen sich bei ihren Untersuchungen einer neutralen oder einer 
schwach-alkalischen Lackmusreaktion. Lentz und Tietz 8 ) emp¬ 
fehlen nach ihren letzten Beobachtungen als die beste die schwach 
saure Lackmusreaktion.' 

In dieser Hinsicht ist die neueste Mitteilung von Peabody 
und Pratt 9 ) bemerkenswert, nach welcher das Optimum der 
Reaktion in jedem einzelnen Falle, je nach dem Säuregehalt des 
zur Verwendung gelangenden Malachitgrünpräparates, festgestellt 
werden inufs. 

Von den Bestandteilen des Agars schreibt Löffl© 1 " 10 ) eiue 
gewisse Bedeutung nur dem Gehalt an Nutrose (oder Pepton) 
und in neuester Zeit 11 ) auch der Galle zu. 

Aufser den oben aufgezählten Bedingungen, die einen Eia- 
flufs auf die Wirksamkeit des Malachitgrüns ausüben, gibt es 
noch andere Faktoren, deren jeweilige Bedeutung festzustellen 


nicht immer möglich ist. . 

Dazu gehört vor allem die verschiedene Empf* nC ^ lc 
keit der einzelnen Typhus- und Kolistäm 10 ® 
über Malachitgrün. — In den Untersuchungen von Novae 
schwankte der Prozentgehalt der auf Malachitgrünpl a ^ e ” 
wachsenen Typhuskolonien von Stämmen verschiedener -*-* , 2 . 

zwischen 3% und 29°/ 0 , in den Untersuchungen von U° e 
zwischen 0 und 70%. Man nimmt allgemein an phus- 

Löffler u. a.), dafs die frisch aus dem Körper isoliert en ^ gind 
bazillen am widerstandsfähigsten gegenüber dem Malachit 1 ** 1 ^ ( j er 

In noch weiteren Grenzen schwankt die EmpfindU 0 * 1 ® on 36 
verschiedenen Kolistämme gegenüber dem Malachitgrün ■ se kj- 
von Furth untersuchten Stämmen zeigten nur 1° 



Original from 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



74 Untersuchungen Ober den 


i« v 


VjJjf 

diagnostischen 'Werte\nig eT 

bitg rünagaT*, 

schwaches oder gar kein Wachstum auf eutw e ^ er 

auf die übrigen 26 Stämme wirkte das ‘Malacbttg 1 '* 
gar nicht oder nur ganz schwach. , eiüP^ 11 ^' 

Aufser den gegenüber dem Malachitgrün 8C ^ a ^ a 0 ^©rer Bau¬ 
lichen Kolistämmen gibt es noch eine ganze BciBe -u e n nicht 
terien, die in ihrer Widerstandsfähigkeit den Typh uS ^gcb-weTen. 
nachstehen und den Nachweis der letzteren Bedeut© 11 ^ getyphus', 
Hierzu gehören: B. paratyphi a und ß ; B. des beson- 

B. enteritidis Gärtner, B. fluorescens liqueiaciens nn jjffier). 
ders nicht selten in den Fäzes auftretende ü. alkalig©° eS i ^ obue 

Der Zusatz von Malachitgrün zum IST Sthrboden i ßt D ^ Zahl 

Einflufs auf die Lebensfähigkeit der Typhusbazdl© 11 • ber8 teigt 
der unter diesen Bedingungen gewachsenen Kolonie” “ j ogi . 
selten die Hälfte der Anssaat; die morplsologische» »»" d ie 
sehen Eigenschaften der Bakterien werden hierbei ge liche n 
Bakterien nehmen die Form von l a „ge«., schwach be 

oder völlig unbeweglichen Fäden an. w achen 

Trotz dieser ungünstigen Faktoren . «die P r » ' breit« 1 « 

des Verfahrens stark herabsetzen, htdiosca baldstarke A ortcher 
gefunden und hat „ach den üntosvachnng.» 

(K Inger’ 3 ), Jorns, Peabody und I» ratt, Via , ein ge- 

manche bedeutende Vorteile gegenüber «3®» andere “! Nachte« ä6S 
branchten Methoden (Drigalski, En <3 Bing r0 ^ p,i- 

M<doch.tgrünverf.hre„s i m Vergleich den Methoden 

fV E ”do besteht darf® d 7 fs <i as Erkennen der J 

eebrTZr'ieXr ag r * -r Behauptung-n^^ 

lag schon nach dem“ Breche“ “ ® “ ” ” '“w’, jfflersehen Mit»«“* 
der Gedanke nahe d«r. heir *en <f|öX- .. An dere n 

boden, welche die 'r T nh “ &c * iit grtla rknoden un ge3 tstt e ' 1 

zusammen zu zu 

Oie.-=-~„Ueo haben ^ 


rp. , ‘ Fro «aen rv 

Ti.tz zuerst «usge sp °’eee„ , 

fäzes ausge 8 triche n © n J ö - Si e * 
Aufenthalt im Brutsch. 
abzuschwemmen und k k 
Drigaiski-Conr arf . e,Qi ge Ö« Ph 
ad, scj, e r>, 8e ^ 



fei dien, die 
t,ten nach 


ctl 24stündig eI ” 
■gischer Kochsd^“ 
;S er AufschwemiQUig 
-tVbertragen. 


-1.01 


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75 

t>\eses 'Verfahren hat sehr gute Resultate bei diesen sowie 
bei den späteren Forschern ergeben; leider komplizierte es die 
Methodik und verzögerte die Diagnose, im Vergleich mit dem 
Verfahren von Drigalski und Endo, um 12—20 Stunden. Die 
zahlreichen Versuche, dies durch Zusatz von Malachitgrün zum 
Drigalski agar zu vermeiden (Reichschauer 16 ), Furth, Pea- 
body und Pratt), sind erfolglos geblieben. Denn obwohl die 
hemmenden Eigenschaften des Nährbodens hier Zunahmen, haben 
sich Schwierigkeiten bei der Differenzierung der Typhuskolonien 
ergeben. In der allerletzten Zeit sind zwei neue Abhandlungen 
erschienen, in welchen Malachitgrünnährböden empfohlen werden, 
die dennoch eine genaue Differenzierung der Typhuskolonien 
ermöglichen. 

Ausgehend von den Beobachtungen Marpmanns, ge¬ 
braucht Padlewski 17 ) für seinen Nährboden das mittels Na 2 So 4 
entfärbte Malachitgrün. B. coli zerlegt den im Nährboden 
vorhandenen Milchzucker und oxydiert das durch Nci? re¬ 
duzierte Malachitgrün; dadurch entsteht eine grüne Färbung, 
während die Typhuskolonien farblos bleiben. 

Besonders deutlich soll nach dem Verfasser der Unter¬ 
schied zwischen den Kolonien beider Bakterienarten bei Zusatz 
von Galle zum Nährboden hervortreten. Die Galle fördert die 
Lebenstätigkeit der Bakterien und die mit ihr verbundene Re¬ 
aktion. 

Unter diesen Umständen konnte Padlenski eine Typhus¬ 
kolonie auf 2700 Kolonien anderer Fäzeskeime mit Leichtigkeit 
finden. — Der andere Nährboden ist von K i n d b o rg '*) 
geben worden. Er beruht auf dem Vermögen der Typhusbazillen, 
Säurefuchsin bei alkalischer Reaktion des Nährbodens zu 
entfärben; diese Erscheinung soll nach Kind borg nait der Um¬ 
wandlung der Nitrate in Nitrite Zusammenhängen. B coh hat 
gleichfalls die Eigenschaft, die Nitrate in Nitrite zu vertan e n 
und folglich auch das Säurefuchsin zu entfärben, aber dvxcb ie 
Säure, welche beim Zerlegen des im Nährboden enthaltenen 
Milchzuckers frei wird, kommt die rote Farbe wieder z ° U ° frarb ' 
schein. (Es wird somit nach den Verfassern ein neuer 


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► als 
den 


safcrb»*«® etc ' 

76 Untersuchungen Aber den diagnostischen "Wert einig 61 

• zw. önX“ 

Stoff gebildet.) Da die Eigenschaft das Säurefucbai"^^ etc.^, 
färben, einigen anderen Fäzesbakterien eigen ist (B. P r . me z vi 
so setzt man dem Nährboden, um das Wachstum diese* ^ \jxn- 
hemmen, Malachitgrün hinzu. Berücksichtigt mau 'eiche »ah 
stand, so fällt es nicht schwer, die Typliuskolonien» ^ Yon 

helle Sterne auf purpurnem Grunde sich ahzeichoe«*’ 

Kolikolonien zu unterscheiden. — *. \ a chit- 

Der andere Stoff _ das in seiner Wirkung dem * se ine 
grün analoge Koffein - hat i m Gegensatz *u dieS ^ en ge - 
Anwendung hauptsächlich bei den flüssigen ^ brbÖ * un d 

‘v Die W,,kun g des Koffeins auf <lie Typhus bftZl ff . 

andere Fäzeskeime ist. nach R^n TTicker nnd ** 

_isv . . ’ nach K oth, voT-a Fick« ke ver- 

^aVtische /^ e ..._ 


systematisch untersucht und tör praktische 
wendbar gemacht worden. Die zah.reeiolweTn und 
Versuche dieser Verfasser bestätigten röUig die Behaupt”* ^ 
Roth Eingehende Prüfung , ler Bes ölteiie der Born»»® 

verschiedener Gemische aus Koffein u od anderen 

Kristelh-ielett n.a.) ergab a|g ^ eine Kombinat &0() 

N.01 D n r,Sla " Vi ° lett in Bouillon mit 61. Pe P t0 " “ «.„laugt 
unter R<Sakti ° n ~ V- Sendung 

N . hr . , ruenolphthalemneutralpuul^ fc - , in , s tand« 

Vorkultur waren die V Nasser 

Fäzeslreim. 8 „ " n,er 400( » und s «=» *s« r -«Ä- v ° 

"thode eehr P> 


Typhusfäzes ergab die L Z' 

Resultate und zeigte siet. * e,nanr eicti' 
ff.I.ki- Conrad/ b< S°\ dem 
Ficker sind durch died"'' üh erlfs. 

Künger. Reichschäun aUff °'«e« 
den. Besonders güIlsti r > ^Ub e ' 

fasser erhalten, inde m ' ? SÜ,ta ‘e ^ f e 

fahren einer Änderung das Uran . i frÜ che Ficke 

Ficker gemachten ßf ^^orfe^** - - — Von der sch 

13 Stunden nach der 4 *°^^ 
feins na chläfst Und Au ® s aat d f au 
schwieriger wird, sc h ,Z' hl » der V'“ 

St I-ub„» Nac 


der 


h e xtä 


.ngsmet L 

n Verfahren von 

n . Die Angab en 

. n Untersuchungen 

20 ) u . a. bestätig 

zuletztgenannte 

rsch^ 


^ V on — 
t end. dafs nach - 
ö nde Wirkung des 
der Typhusba 
nochmaligen L 


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77 


deT kwmcfk*-^rungsflüssigkeit nach einem 13 stündigen Aufenthalt 
iw Biulactfcxrank vor. Nach einer 26 stündigen Bebrütung wird 
die erste Avassaat der Anreicherungsflüssigkeit auf differenzierende 
Nährböden vorgenommen (Lubenau benützt anstatt des üblichen 
Drigalskiagars den Koffeinlackmusmolkenagar), dann wird 
nochmals Koffeinanreicherungsflüssigkeit zugesetzt und nach wei¬ 
teren 13 Stunden, mithin nach 39 Stunden, seitdem der Typhus¬ 
stuhl ausgestrichen wurde, werden geringere Quantitäten der Anrei¬ 
cherangsflüssigkeit zum zweiten Male auf Koffeinlackmusmolken¬ 
agar übertragen. Um das Absetzen der Stuhlkeime zu begün¬ 
stigen, benutzt Lubenau für die Anreicherungsflüssigkeit einen 
hohen and schmalen Glaszylinder und entnimmt die Proben 
für die Aussaat aus den obersten Schichten der Flüssigkeit. 
Nach diesem Verfahren gelang es Lubenau, Typhusbazillen 
unter 500000 und sogar 1000000 Stuhlkeimen nachzuweisen. 

Was die Nachteile des Koffeinverfahrens anbetrifft, so sind 
sie in den meisten Fällen dieselben, wie bei der Malachitgrün¬ 
methode: die Kompliziertheit der Methodik (Fried el 21 ))» die un¬ 
gleiche Empfindlichkeit der verschiedenen Stämme von Typhus 
und Koli (Courmont und Lacomme 22 )) und die Widerstands¬ 
fähigkeit mancher in Fäzes vorkommenden Bakterien dem Koffein 
gegenüber (B. pyocyaneus, B. alcaligenes, B. enteritidis Gärtner). 
Im allgemeinen haben diese Mängel auch hier wie hex em 
Malachitgrünverfahren keine sehr grofse praktische Bedeutung, 
und die Koffeinanreicherungsmethode gibt bei der Untersuchung 
der Typhusfäzes, wie es aus der Literatur ersichtlich * st ’ se r 


genaue Resultate. Koffein- 

Das einzige Verfahren, das in dieser Hinsicht mit der ® 
anreicherungsmethode wetteifern kann, ist das Malachi tg 1 * 1 ^ ^ 

fahren. In praktischer Beziehung erscheinen die neuesten 
bOden von Padlewski und Kindborg besonders vortei^» 
diese Nährböden geben, neben den Vorteilen des Heil¬ 

verfahrens, die Möglichkeit, die Typhusbazillen von ihJ * eI1 

tigen Konkurrenten — den B. coli — zu unterscheide** gjek 

Frage, welcher Nährboden als der beste anzusehen ist, ^ Unter- 
gegenwärtig aus Mangel an genauen vergleichender 1 




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78 Untersuchungen Ober den diagnostischen Wert einiger Nährböden etc. 


Buchungen nicht beantworten. In diese Lücke sollen bei der 
grofsen praktischen Bedeutung dieser Frage die folgenden Unter¬ 
suchungen eingreifen. 

Ich habe folgende Methoden Vergleichs weise geprüft: X. das 
Löfflersche Malachitgrün verfahren nach der letzten Vor¬ 
schrift des Verfassers (Deutsch, med. Wchschr. 1907), 2. die Kof- 
feinanreicherungsmethode mit den neuesten Abä.n derungen 
von Lubenau, 3. das Natriumsulfitgrünagar von Pad- 
lewski und 4. das Säurefuchsingrünagar nach Kindborg. 

Die Untersuchungsmethode war wie folgt: 

Bei der Herstellung der Nährböden habe ich die Vorschriften 
der betreffenden Autoren genau befolgt. 

Die festen Nährböden wurden in Erlenmeyerschen Kolben 
von 100 ccm Inhalt auf bewahrt und für den Gebrauch je ÖO ccm 
in grofse Drigalskischalen von 20 cm Durchmesser ausgegossen 
Die Schalen blieben bis zum Erstarren des Agars offen. 

Für die Koffeinanreicherungsflüssigkeit (Fickersche Bouillon 
Koffein + Kristallviolett) habe ich mich genau den Angaben 
von Lubenau gemäfs eines hohen Glasylinders von 300 ccm 
Inhalt bedient. 

Die in Betracht kommenden Farbstoffe: 


Malachitgrün chemisch rein (Chlorzinkdoppelsalz) ftir d' 
Nährböden von Löffler und Padlenski, Säurefuchsin Ortibl 
Malachitgrün Höchst Ia. für Kind borg und Kristall violett f-**' 
die Koffeinanreicherungsflüssigkeit sind von der Firma Al ” 
mann-Berlin bezogen worden. ** 

Das Koffein (chemisch rein) stammte von K. a h 1 b 
Berlin. Die Farbstofflösungen (in den von dem jeweilig eil 111 " 
angegebenen Verdünnungen) und eine I0°/ O ige Na z So 8 -Lö ° r 
wurden immer frisch (nicht über 7 Tage alt) verwendet SUn ^* 
stets unmittelbar vor dem Gebrauch der Nährböden z Un d 
(der verflüssigte Agar wurde vorher auf 60—65° a b s ®tzt 

Bei Herstellung der Koffeinanreicherungsflüssigkeit Wurd 
Koffein (welches ebenso wie die Farbstoffe auf einer 6 

chemischen Wage abgewogen wurde) der Fick ersehen ^ Gn ^ vierx 
direkt zugesetzt. Ich bemerke, dafs das Auflösen, den 111 Bon 


^gabei 



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7Ö 

von L üben au entgegen, ziemlich langsam vor sich ging. Die 
Galle für die Nährböden von Löffler und Padlewski wurde 
jedesmal von frischen dunklen Ochsenblasen unter aseptischen 
Kautelen gewonnen. 

Die Untersuchungen sind mit künstlichen Typhusfäzes aus¬ 
geführt worden. Diese sind deshalb besonders empfehlenswert, 
weil es so möglich ist, die Anzahl der Typhusbazillen im Stuhl 
und ihr Verhältnis zu der Anzahl der anderen Fäzeskeime genau 
zu bestimmen. Zur Herstellung solchen künstlichen Stuhles 
dienten Fäzes eines gesunden Menschen, die in einer Reibschale 
mit destilliertem Wasser zu einer dünnflüssigen Masse verrieben 
und dann durch Fliefspapier filtriert wurden. Zu diesem Brei 
setze man eine bestimmte Anzahl Typhuskeime hinzu. Die An¬ 
zahl der Typhusbazillen ist wie folgt bestimmt worden. Eine 
Normalöse einer 24 Stunden alten Typhusagarkultur wurde an der 
Innenwand eines mit 50 ccm steriler, indifferenter Aufschwem¬ 
mungsflüssigkeit gefüllten Tropfglases verrieben. Nach gleich- 
mäfsigem Schütteln sind einige Tropfen dieser Flüssigkeit in ein 
zweites Tropfglas mit 50 ccm indifferenter Aufscb wemmungs- 
flüssigkeit übertragen worden. Eine bestimmte Anzahl Tropfen 
aus diesem oder aus einem in gleicher Weise hergerichteten 
dritten Tropfglase ist einer vorher abgemessenen Menge des fil¬ 
trierten Stuhls zugesetzt worden. Gleichzeitig wurde zwecks 
Feststellung der Keimzahl dieselbe Zahl Tropfen auf Agar¬ 
platten (2) verarbeitet. 

Zur Bestimmung der Anzahl der ausgesäten Fäzeskeime 
kam ebenso eine bestimmte Menge des filtrierten Stuhles (0,2 
bis 0,5 ccm) in ein steriles Tropfglas mit 50—100 ccm indifferenter 
Aufschwemmungsflüssigkeit. Nach einem gründlichen Umschüt¬ 
teln sind aus diesem oder aus einem zweiten Tropfglase 0,2 bis 
0,5 ccm Flüssigkeit auf Agarplatten zwecks Keimbestimmung 
ausgesät worden. Bei meinen sämtlichen Untersuchungen habe 
ich Fäzes derselben Person und dieselben zwei Typhusstämme, 
den Laboratoriumsstamm Kr. G. und den von mir aus Typhus 
fäzes isolierten Stamm Coblenz gebraucht. 

Die Anordnung der Versuche war wie folgt: 


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§0 Untersuchungen Aber den diagnostischen Wert einiger Näh rböden etc. 


Alle vier zu untersuchenden Nährböden wurden gleichzeitig 
mit derselben Menge Typhusstuhls beschickt. Bei festen Nähr¬ 
böden wurde der Stuhl mittels einer in Vio ccm graduiertet» 
Pipette auf eine grofse a -Platte von 20 cm Durchmesser auf¬ 
getragen und mit dem Drigalskispatel gleichmäTsig verteilt; 
als ß- Platte diente eine kleine Schale von 9 cm Durchmesser. 
Die Platten standen so lange offen, bis alles angetrock.net war. 

Nach einer 20stündigen Bebrütung wurden die Platten 
(nach Löffler, Kindborg und Padlewsky) eingehend auf das 
Vorhandensein verdächtiger Kolonien untersucht. Icli befolgte 
hiebei genau die Vorschriften der genannten Forscher. Waren 
auf den Platten sehr viele verdächtige Kolonien vorhanden, so 
habe ich je 10 der am meisten verdächtigen von jeder Platte 
isoliert. Zur Identifizierung der verdächtigen Kolonien nach dem 
Überimpfen auf Schrägagar habe ich die charakteristischen 
Kulturen (1. Zuckeragarstich, 2. Rothberger-Neutralrotagar, 3. Pe¬ 
truse hky-Lackmusmolke, 4. Barsickows Trauben-und Milch¬ 
zucker, 5. Kartoffel und 6. Milch) angelegt und mit ICanirichen- 
immunserum vom Titer 1:5000 Agglutinationsreaktion an gewendet 
Hervorzuheben ist, dafs die orientierende Agglutination sehr 
oft keine sicheren Ergebnisse hatte, da Kolonien, die sieh bei 
nachträglicher Untersuchung als Typhus erwiesen, ein negatives 


Resultat ergaben. Nachdem die Typhuskolonien von der 


und 


en 


R-Platte isoliert waren (die Fälle, wo die Platten steril blieb 
oder nur ganz wenige Kolonien aufwiesen natürlich ausge ÖOrn 
sind die Platten von 8—10 ccm steriler physiologischer Koch 
Salzlösung abgeschwemmt und auf die Kante gestellt w /I 
Kurz darauf (1—3’) sind von der Oberfläche der Flüssigkeit * 
nach der Dichte der Schale 2—4 Ösen auf 2 grofse Schalen ^ 
Drigalskiagar und auf 2 gleiche Schalen mit End oag ar Dai t 
strichen worden. Nach einer 18—20stündigen Bebrütung 
den verdächtigen Kolonien eine orientierende Agglutination 

einem Typhusserum 1:100 vorgenommen und die positiven K i 

auf Schrägagar zwecks weiterer Nachprüfung überitnpf^ len 

Bei der Koffeinanreicherungsmethode wurde de»- j^ or <len. 

Ayphus- 

et *thaltenen 


stuhl direkt in 100 ccm der im hohen Mefszylinder 


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Anreicherungsflüssigkeit eingegossen. Nach einer 13 ständigen 
Bebrütung wurden dem Gemisch weitere 100 ccm der frischen 
Anreicherungsflüssigkeit (100ccm Fickerscher Bouillon -f 0,6°/ 0 
Koffein -f- 0,001 Kristallviolett) unter leichtem Umrühren mit 
dem Glasstab zugefügt. Nach einem weiteren 13stündigen Auf¬ 
enthalt im Brutschrank wurden aus den oberen Schichten der 
Anreicherungsflüssigkeit — 1 / 20 ccm entnommen und auf 2 Serien 
Platten mit Drigalskyagar und 2 Serien mit Endoagar aus¬ 
gestrichen. Darauf wurden zum zweiten Male 100 ccm der An¬ 
reicherungsflüssigkeit (100 ccm Fickerscher Bouillon -f- 0,9°/ 0 
Koffein -(- 0,0014 Kristallviolett) zugefügt und nach einer 
13stündigen Bebrütung eine neue Aussaat auf 2 Serien Platten 
mit Drigalskiagar und 2 Serien mit Endoagar vorgenommen. 
Die Isolierung und Identifizierung der verdächtigen Kolonien er¬ 
folgte in derselben Weise wie bei den festen Nährböden. 

Ich habe im ganzen 14 Versuche angestellt: IO mit sämt¬ 
lichen 4 Nährböden und 4 nur mit dem Löfflerschen Agar und 
mit der Koffeinanreicherungsmethode. Die Ergebnisse der Versuche 
sind aus den Tabellen (S. 82—94) ersichtlich. 

Wie aus den Versuchsprotokollen ersichtlich, ist es mir nach 
der Koffeinanreicherungsmethode gelungen, die Typhus- 
baziilen in 11 von 14 Fällen nachzuweisen. Das Verhältnis 
der Zahl der Typhusbazillen zu den Fäzeskeimen betrug im besten 
Falle 1:745,000. Mit dem Löfflerschen Nährboden habe 
ich bei 14 Fällen 10 positive Resultate erhalten. Der Nähr¬ 
boden von Padlewski ergab 6, der Nährboden von Kindborg 
5 positive Resultate bei je 10 Versuchen. Ich mufs allerdings 

bemerken, dafs die soeben angegebenen Resultate mit den Nährböden 
von Löffler, Padlewski und Kindborg bei der Anwendung 
der Abschwemmungsmethode nach Lentz-Tietz erhalten wurden. 
Bei geringer Anwendung der Malachilgrünplatten, entsprechend der 
Vorschrift der betreffenden Verfasser, wurden die Typhuskolonien 
bei dem Padlewskischen Nährboden 5mal bei insgesamt 10 Ver¬ 
suchen, bei dem Nährboden von Kindborg 3mal bei lOVersuchen 
und bei dem Nährboden von Löffler 5mal bei 14 Versuchen 

festgestellt. 

Archiv für Hygiene. Bd. LX1X. ® 


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82 Untersuchungen über den diagnostischen Wert einiger Nährboden etc 


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82 Untersuchungen über den diagnostischen Wert einiger Nährböden etc. 


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Vod Dr, med. F. W. Werbitzki 


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Digitizetf by Goi gle 


Original from 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 






j-.<»noBtiBcb« n Wert einiger Nährböden etc- 
qa Untersuchungen über den diag 

. . s jch daher der Nährboden von 
In dieser Hinsicht erW ® 18 ft da er die Möglichkeit bietet, 
Padiewski als besonders vor © J n0 ch bei einer Verhältniszahl 

die Typhusbazilien in den ^ ist die Unterscheidung der 

— 1 : bOOOO nachzuweisen. ^ 0( j en weitaus nicht so leicht, 

Typhuskolonien auf diesem ^j nters chied in der Färbung der 
wie Padiewski behauptet. e .^erzeugen die Gelegenheit hatte, 
Kolonien, der, wie ich IIUC ' Huren von Typhus und Koli sehr 
beim Verimpien von Rem ^ gänzlich beim Aussäen von 

deutlich ist, verschwindet ^ j^ a lachitgrünplatten aulser dem 

F&zes. Hier wächst au anderer Mikroorganismen (haupt- 

B. coli noch eine ganze 61 , alkalibildende Arten), die, gleich 

sächlich sind das beweglic j ar blose Kolonien bilden. Noch 

den Typhu sbaziUeu, vol s ^ j^olikolonien ist niclit immer 
mehr, die grüne Färbung^ ^ m j C ti durch Versuche aberzeugen 
deutlich ausgesprochen d er Färbung je nach dem Stamm), 

konnte, wechselt die * nt ®” d ^ g starkem Wachstum, bleibt die 
In einiger» Fällen, e8 ® n f maJ0 . unter gewachsenen Kolonien 

_ farblos, ohne dais m _ 


✓ 

konnte, wecuscu- bei starkem wacustum, bleibt die 

In einiger» Fällen, e8 ° T ^ d&[g marl unter gewachsenen Kolonien 
ganze Platte farblos, 0 ^ weisen kann- Eine weit geringere Be- 
eine Typ»** nskolonie n ^ krogkopisc be Aussehen und der mikro- 
deutung Hat das “ lcb war mehrmals in der Lage, 

skopische ° er welche sämtliche Eigenschaften, die nach 

Kolonien _ Ä ^. '^kolonien charakterisieren, besasen (gold- 
Padlewski die jV Durchsichtigkeit, bei schwacher Ver- 

gelbliche glänzende V, Stru ktur, ungleiche zackige Ränder, 
gröfserung schwac g verlaufen den zarten Linien, die auf eine 

mit den par ^ Kolonie hinzuweisen scheinen) und bei 

geschiehto-t« Untersuchung sich doch als Kolikolonien erwiesen, 
nachträglicher wie derholt Kolomen, die mikroskopisch 

Umgekehrt _ Tvphuskolonien aussahen, bei weiterer Nach¬ 
bar nicht lcbe erkannt werden. Unter aller Merkmalen, die 

Prüfung kennzeichnen, ist es nicht möglich, eins her- 

Thyphuskolo d&8 diegen stets zukommt und bei Kolonien 
auszufind^^» Serien nicht auftntt. Selbst die Gesamtheit aller 

anderer is0 hen Eigenschaften gibt nicht immer die Gewifa. 

sharakteri -^ein Fehler vorliegt. Auf Grund meiner Untersuch- 


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Original fn>m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Von Dr. med. F. W. WerbiUki. 96 

u Ogen ^ann ich mich der Meinung von P a<d ^ ® ^ s k- * ’ 

der Typhuskolonien aui diesem Nährboden ZtZr * 1 

leicht« .taaolLDrig.lski oderEndo.gar mcht «naehl,of 8eri 

W »nn auch die letzteren Nährböden einen größeren ^osen 8 «tz 
besonder, bei Anl&ngern geben, so ““«* und K^r 

»Wteristischen Merkmale der Kolonien vo*' L 

& dt diesen Nährböden konstanter un ® u Insbesondere t, ' 

®»e Unterscheidung ist somit hier viel eic • e n besj. 

«Mrt sich das Gesagte an! den Endonährboden .% ndo / « 
Padlewskische Nährboden von Dr.gals k > atark " 

^chtigen Vorteil, dafs er das Wachstum von * u£ld SOto - 

^ von B. typhi nur verhältnismäfsig wenig t ~ od e ist J 

die Diagnose wesentlich erleichtert. Diesem r p V rt>lauflba 2 il 2 eQ 

verdanken, dafs es mittels dieses Nährbodens rbft i t iiiszahl en 
DOCh unter so ungünstigen Bedingungen ( ei ^ w ©lchen dle 

vno 1 :40000bis 1:60000) nachzuweisen gelingt, « 0 u omögli cb 

. Sendung der Nährböden von Drigal ski un ba itniszahlen 

haben könnte. Bei noch ungünstigeren n dung der 

^ Verfahren von Padlewski selbst ber An derLöffler 
^G-wemmungsmethode negative Resultate, w r Nachweis 

Abscl» _^rboden {a8t gleicher Zusammensetzung _ l0 0000 und 
80 6 r rV PImßbazillen noch bei einem Verhältnis v rp a tsache mufs 
V °L* 1 = 300 000 gestattet. Die Erklärung für die8 p a d 1 e w s k i - 

8 °L in den schwächer hemmenden Eigenschaften , e w s k i s Agar 

^cben Nährbodens suchen. Die Platten ^hitgr“ ns < im VeI " 
r en trotz stärkerer Konzentration des Malach ß bel genau 

deicb mit den Löfflerschen Nährboden-Grünpl** plat ten mit 
gleicher Aussaat viel dichter bewachsen, wie 1 abr scheinlich 
Löffler schem Agar. Diese Tatsache hängt höchs unter 

mit den chemischen Umwandlungen des Mal& c 
der Elin wirkung von Na 2 So s zusammen. ki, was 

Nicht so zuverlässig wie der Nährboden von P ft ^ anbetrifft, 
die Unterscheidung der Koli- und Typhuskolot* 1 ^jjagar von 
sind die Nährböden von Kind borg und der G0,116 Typhus- 
Löffler» Meiner Ansicht nach ist das Erkenn© 1 ^ d«n 
kolonien auf dem Kindborgschen Nährboden 111 


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UNIVERSiTf OF MICHIGAN 



96 Untersuchungen über den diagnostischen Wert einiger Nährböden etc. 


unmöglich. Selbst beim Verimpfen von Reinkulturen ist der Unter¬ 
schied zwischen Typhus und Koli, namentlich während der ersten 
18—24 Stunden, nicht scharf ausgesprochen: die Typhuskolonien 
sind lange nicht in allen Fällen ganz farblos, andererseits hebt sich 
die blasse Farbe der Kolikolonien von dem allgemeinen purpur¬ 
roten Grunde des Nährbodens ab; weder makroskopisch noch mikro¬ 
skopisch läfst sich ein Unterschied zwischen ihnen nach weisen. 
Beim Aussäen von Typhusfäzes ist es aufserordentlich schwer, 
eine Typhuskolonie unter anderen, in grofser Zahl auf dem Kind- 
borg-Nährboden wachsenden Bakterien, trotz einer stärkeren Kon¬ 
zentration des Farbstoffes (fast 5 mal stärker als in den Unter¬ 
suchungen von Jörns mit derselben Sorte Malachitgrün), zu unter¬ 
scheiden, und der Fehler wird hier fast zur Regel. Andererseits ist 
die hemmende Kraft dieses Nährbodens, wahrscheinlich dank dem 
bedeutenden Peptongehalt und infolge der alkalischen Reaktion, — 
verhältnismäfsig gering. So kann man die ziemlich schlechten 
Resultate, die man auch bei der Anwendung der Abschwem¬ 
mungsmethode erhält, erklären. 

Der Gallegrünagar von Löffler eignet sich für die Unter¬ 
scheidung der Typhuskolonien nicht viel besser, als der frühere 
Löffle r sehe Agar, auf dem nach den Angaben der meisten Forscher 
(Novack, Neumann, Kiralyfi u. a.) das Erkennen der Typhus¬ 
kolonien unmöglich ist. Selbst wenn es in einer Anzahl Fälle 
gelingt, die Typhuskolonien von den Grünplatten direkt zu iso¬ 
lieren, so mufs man doch gestehen, dafs hier der Zufall eine 
grofse Rolle spielt, da die charakteristischen Eigenschaften, die 
Löf fl er den Typhuskolonien auf dem Gallenagar zuschreibt, lange 
nicht konstant sind und sich überdies nicht selten auch bei den 
Kolonien anderer Bakterien finden. Dagegen gibt der Löffler sehe 
Agar bei Anwendung der Abschwemmungsmethode und 
einer nachträglichen Überimpfung auf die Differenzierungsnähr¬ 
böden sehr gute Resultate und gestattet, die Typhusbazillen noch 
bei einer Verhältniszahl = 1:300000 aufzufinden (Versuch Nr. 12). 

Auch unter diesen Bedingungen kann man die Resultate 
nicht als völlig gesichert betrachten: so in dem Versuch Nr. 5, 
wo das Vorhandensein von Typhuskolonien unter anderen nicht 


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Gck igle 


Original fn>m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Von Dr. med. F. W. Werbitzki. 


97 

gewachsenen Kolonien feststaud (von IO abgestochen 
erwiesen sich 4 als Typhus), gelang es nicht, bei na^j^ 
^V^Vier Abschwemmung weder auf Drigal s k i - noch ^ 
d o agar Typhuskolonien zu erhalten. 

Ein analoges Verhalten zeigen die Versuche 3 und 5 ^ 
Padlewskischen Nährboden. Dies alles beweist, dafs 
A-bschwemmungsmethode nicht als unanfechtbar betrachtet wer^j 6 
^ a nn. Die Annahme von Lentz und Tietz, dafs unter dic, r Ü 
^^dmgungen die Kolikolonien fast unverletzt bleiben, best^ t - 
s ^ch in der Praxis nicht in allen Fällen. Ganz im Gegen t©j] 
^ie schon Neumann richtig bemerkte, erscheinen zuerst ’ 
^rofsen, saftigen, erhobenen Kolikolonien und dann erst die 
korngrofsen Typhuskolonien. Überträgt man daher aus der g&n Zeil 
grofsen Menge der Flüssigkeit nur einige Ösen auf den D ri e«is i; . 
°der Endonährboden, so müssen die Aussichten, Typh us ^o ttien 
ZU erhalten, bei ihrem seltenen Vorkommen auf den Grünp]atf en , 
verbältnistnäfsig gering ausfallen. Diese Unvollkommenheit der 
jvfethode erklärt, warum, während in einem Falle der Nachweis 
voa TyphusbaziUen noch bei einer Verhältnisz&hl = .1 *30 0000 
(Vez’tsvtch. Nr. 12) möglich war, ein anderes Mal bei einem Ver¬ 
hältnis von 1:80000 die Methode gänzlich versagte. Dieselbe Er¬ 
scheinung finden wir bei den Untersuchungen von Neumann, 
dem es einmal gelang, die Typhusbazillen bei einem Verhältnis 
von 1 : TÖ000 nachzuweisen, während ein anderes bei einem 

Verhältnis = 1:9000 der Versuch negativ ausfiel- 

Was die Koffeinanreicherungsmeth o d © betrifft, so 

müssen wir hinsichtlich ihrer Genauigkeit die erst© St©U© zuweisen: 
der Prozentsatz der positiven Befunde war bei dies er Methode am 
höchsten, und die Grenze, wo man noch TyphusbaziU en nachwei sen 
konnte, war hier am weitesten gezogen (1 Typhuskol orlie a “ f 745000 
Stuhlkeime). Leider hat die Koffeinanreicherung s ^ etb ° ,.." eben 

diesen Vorteilen bedeutende Mängel. Vor allem ist di© Austuhrung 
des KofEeinverfahrens, wegen des wiederholten Zusetzens der An¬ 
reicherungsflüssigkeit alle 13 Stunden, ziemlich b©s cl,we ? Ch > da 
man diese Manipulation nur entweder früh morgens ©der Sp&t 
abends machen kann. Aufserdem nimmt dieses Verfahren weit 

Archiv für Hygiene, fid. LXIX. * 


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9g Untersuchungen aber den diagnostischen Wert einiger Nährböden etc. 


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mehr Zeit in Anspruch, als die Lentz-Tietzsche Methode und 
verzögert das Resultat um 15—20 Stunden. Allerdings gelingt 
es in den meisten Fällen, die Typhuskolonien schon nach einer 
26 stündigen Bebrütung der Anreicherungsflüssigkeit nachzu¬ 
weisen, doch trifft dies leider nicht immer zu, und es kommt 
vor, dafs selbst bei verhältnismälsig geringer Zahl der Fäzes¬ 
bakterien die Typhusbazillen erst nach einem zweiten Zusatz 
der Anreicherungsflüssigkeit und einer 39 stündigen Bebrütung 
(Versuch Nr. 6) nachgewiesen werden können. Dagegen erfolgt ein 
positives Resultat in einzelnen Fällen (Versuch Nr. 4) erst nach einer 
26 stündigen Bebrütung, während nach Verlauf von 39 Stunden 
keine Typhusbazillen mehr gefunden werden können, wohl des¬ 
halb, weil in dieser Zeit die Fäzeskeime die Typhusbazillen 
bereits stark überwuchert haben. Schliefslich ist als ein Mangel 
dieses Verfahrens zu erwähnen — die Unsicherheit der Resultate: 
manchmal ist man imstande die Typhusbazillen noch bei einer 
Verhältniszahl von 1:745000 nachzuweisen, während in anderen 
Fällen sich bei Verhältniszahlen von 1:160 000 und 1:91000 negative 
Resultate ergaben. Das Verfahren von Lubenau erscheint daher 
nicht immer ganz genau und hängt von Zufälligkeiten ab; es 
ist ja nicht möglich, die Unsicherheiten wie die angeführten durch 
die Verschiedenheiten der Versuchsbedingungen zu erklären: 
bei allen von mir ausgeführten Versuchen waren die Bedingungen 
die gleichen. Dies Verhalten hat nichts Wunderbares an sich. 
Auch die Fäzeskeime vermehren sich unter diesen Bedingungen, 
wie die Untersuchungen von Lubenau zeigten und wie ich mich 
auch wiederholt überzeugt habe, weiter, wenn auch bedeutend 
schwächer als die Typhusbazillen. Bei einer reichlichen Aussaat 
von Fäzeskeimen und verhältnismälsig geringem Gehalt an 
Typhusbazillen bleibt ihr Zahlenverhältnis dauernd ungünstig. 
Entnimmt man der Anreicherungsflüssigkeit nur einige Ösen, 
so läuft man stets Gefahr, auf dem Dri gal ski- oder Endo agar nur 
wenige Kolonien zu erhalten, die dann infolge des dichten 
Wachstums anderer Bakterien nicht nachgewiesen werden können. 
Der glückliche Gedanke Lubenaus das Absetzen der Stuhlkeime 
durch Eingiefsen der Anreicherungsflüssigkeit in einen hohen, 


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Von Dr. med. F. W. Werbitzki. 

S ^töa\^n Zylinder zu befördern und durch die _ 

^ Flüssigkeit aus den oberen Schichten die 

Typhusbazillen nachzuweisen, zu erhöhen, beeregn et • 

dej- p_._ e _ 0 , . , ,_ j._„ in 


99 

Entnahme der 
begegnet 


Taxis grofsen Schwierigkeiten, da die meisten gegen 
^ l< ieT8tandsfähigen Bakterien gerade bewegliche formen si^^ 
umgekehrt die Beweglichkeit der Typhusbazillen durch 
^^ichtung auf koffeinhaltigem Nährboden leidet. 

Übrigens spielt diese Unsicherheit des Verfahrens hur 
e * sehr keimreichen Bakteriengemischen und geringem Gep^^ 
Typhusbazillen eine Rolle. Für praktische Zwecke wäre ej Jle 
ereinfachung der komplizierten und beschwerlichen 

Koffeinanreicherungsverfahrens, die eine weitgehende V" er , 
Breitung dieser sichersten aller Methoden verhindert, Äu ^ s ©rsf 
Wünschenswert. 

Aufser den bereits besprochenen Versuchen mit künstli C £, en 
Typhusf&zee habe ich Versuche mit Reinkulturen angeatellt, ^ 
hemmenden Eigenschaften einiger Nährböden den ’i'yphtts- 
and Kolibakterien gegenüber zu vergleichen. Dies erschien u m 
go wicht iger, als angesichts der Tatsache, dafs, wie schon er 
wähnt* bei gleicher Aussaat die Padl ewski sehen pGatten viel 
dichter ausfielen, als die Platten mit dem Lö f f 1 e r sc4ie ” ^£ ar > 
trotz einer viel stärkeren Konzentration des Malachitgrüns bei 
dem Nährboden von Padlewski, bei fast gleicher Zusammen¬ 
setzung beider Nährböden. — Nach dieser Seite hin habe ich aufser 
den Nährböden von Löffler und Padlewski di© Nährböden von 
Gaethgens 28 ) (Endoagar + Koffein), Reichschatier (Koffein¬ 
kristallviolettagar) und von Leuchs 24 ) untersucht- Als Versuche, 
das Koffeinanreicherungsverfahren zu vereinfachet 1 » verdienen 
alle diese Nährböden besonderes Interesse. 

Bei der Herstellung und Bemessung der Reaktion d ® 8 Nähr¬ 
bodens habe ich stets die Vorschriften der Verfasser g e “ au be¬ 
folgt; für den Leuchs sehen Nährboden (Koffein m * 4 \/ Zerm ‘ 

phosphorsäurenatron) wurde neben der Lackmusueutralbouill 0n 

die Fick ersehe Bouillon verwendet. Die Versuchsanor nung 
war bei festen Nährböden im wesentlichen dieselbe ™ bei 
Novack, bei dem Nährboden von Leuchs wie bei^ ic ke r . 


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100 Untersuchungen über den diagnostischen Wert einiger Nährböden etc. 


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Bei den ersteren wurden von 18—24 Stunden alten Bouillon¬ 
kulturen von Typhus (Stamm Kr. G. oder Coblenz) und Koli 
(Stamm B) mittels Tropfgläser Verdünnungen mit steriler in¬ 
differenter Aufschwemmungsflüssigkeit hergestellt und mit gleicher 
Tropfenzahl je zwei Schalen (9 cm im Durchmesser) mit gewöhn¬ 
lichem Agar und dem zu untersuchenden Nährboden beschickt. 
Aus dem Vergleich der Zahl der ausgewachsenen Kolonien wurde 
darauf das Verhältnis von Aussaat zur Ernte (in °/ 0 ) bestimmt. 
Bei den Versuchen mit dem Leuchsschen Nährboden wurden die 
Typhus- und Koliverdünnungen in 20 ccm, der zu untersuchenden 
L e u c hs sehen Bouillon hineingebracht; nach 24stündiger Bebrütung 
sind, ebenfalls mittels Tropfgläser, Verdünnungen hergestellt und 
die Anzahl der Bakterien pro 1 ccm Nährboden bestimmt worden. 
Zu Beginn des Versuches wurden gleichzeitig mit dem Eingiefsen 
der Typhus- und Koliverdünnungen in die Bouillon auch Misch¬ 
platten zwecks Keimzahlbestimmung angelegt. 

Die Ergebnisse dieser Versuche sind in folgender Tabelle 
zusammengestellt. Sie enthält Mittelwerte aus mehreren gleich¬ 
artigen Bestimmungen. 


Typhusstamm Kr. G. Kolistamm B. 


Nährboden 

1 Aussaat 

li 

Ernte 

! 

Aussaat 

Ern 

t e 



11 


Nach 

48 Std. 

°/o i 

1 Nach 
| 24 Std. 

% 

Nach 
48 Std. 

°/o 

Loeffler . . . . 

;; 2518 

204 

8 

244 

9 

7668 

96 

1,2 

107 

1,4 

Padlewski . . . 

i; 2518 

1016 

40 

1604 

63 

7668 

632 

8 

696 

9 

Padlewski -j- 3°/ 00 
Koffein . . . 

i| 

: 2518 

302 

12 

818 

32 

7668 

i 

74 

0,9 

77 

1,0 

Gaethgens . . . 

2518 j 

1830 

: 72 

2030 

80 

7668 ! 

!! 874 

11 

937 

12 

Reichschauer . . 

; 2518 

2030 

80 

2404 

95 

7668 i 

j 1492 

19 

1624 

21 

Leuchs (auf 1 ccm 
berechnet) . . 

I 1 12500 

ii 

26350140 

— 

— 

— 

8420 

5759962 

— 

— 

— 



| Typhusstamm Coblen*. 


Kolistamm B. 


Nährboden 

i 

Ernte 


E 

r n 

t e 



Aussaat ; 

Nach 

24 Std. 

o/o 

Nach 
48 Std. 

; Aussaat 

% i; 

Nach 
, 24 Std. 

°lo 

Nach 
48 Std. 


Loeffler .... 

3834 

564 

»v 

809 

21 4574 

27 ' 0,6 

46 

1 

Padlewski . . , 

3884 

1542 

37 

1852 

48 4574 

219 

4,8 

256 

5,5 

Padlewski -f- 3 °/ 00 
Koffein . . . 

3834 

896 

23 

1012 

26 4574 

16 

0,34 

28 

0,5 

Gaethgens . . . 

! 3834 

2756 

71 

2791 

71 4574 

439 

9.6 

510 ! 

IO 

Reichschauer - . 

j 3834 

3084 

80 

3624 

94 4574 ; 

918 

20 

1284 

27 

Leuchs (auf 1 ccm 
berechnet) * . 

119200 - 

180071900 

i — 

i 

; :j 28754 I 

98236475 


1 

— 


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Von Dr. med. F. W. Werbitzki. 


'V?'™ aus der Tabelle ersichtlich, ist die h. e m m ende Wj 
des Malachitgrüns gegenüber den Tyjplmsbaziilen ,-J 
©na Gallegrünagar bedeutend stärker, als in dem frühem 


l Oi 


in 

en 

bei 


O-O- -- - ' - 

"fl er sehen Agar mit Malachitgrün Nr. 120. Während 
^ e nc* letzteren, wie die Tabelle von Döbert angibt , die 

zu 82°/ 0 der Aussaat ausmacht, beträgt sie liier, selbst ^ ? 
irisch isolierten und folglich besonders resistenten Stflmrta en 
*ücht mehr als 14—2O°/ 0 . In dieser Hinsicht nähert sich mi • 

Löfflersche Agar dem Extraktagar von N o vack, 
demselben Präparat von Malachitgrün, jedoch bei einer Z , W6i ' bi s 
Viermal so starken Konzentration. Diese Ähnlichk® 1 ! der Wj> 
^sung trotz grofser Differenz in der Konzentration des 
grüns läfst sich am besten durch Anwesenheit von Gall e ef 
klären, die das Wachstum der Typhusbazillen fördert. Auch 
düs B. coli scheint der Gallegrünagar stärker bakterizid zu wirken, 
ßjs der frühere Löfflersche Agar. Bei meinen Versuchen ent- 
wickelten sich die Kolibakterien auf diesem Agar entweder g ar 
nicht oder nur ganz schwach (Maximum 1,9%), während bei den 
fauchen von Doebert der Prozentsatz der ausgewachsenen 
Kolilcolonien bis zu 42°/ 0 betrug. Es ist schwer anzunehmen, 

^fg ein so starker Unterschied von der Eigentümlichkeit des 
Stammes allein abhängt. Zu den günstigen Eigenschaften des 
neuen Löfflerschen Agars gehört die bedeutend gröfsere 
Stabilität der Wirkung im Vergleich mit dem früheren Agar, bei 
dem die Resultate, wie sich aus den Tabellen von Ooebert er¬ 
gibt, selbst bei einem und demselben Stamme io ziemlich weiten 
Grenzen schwanken. Weniger vorteilhafte Resultate erhält man 
mit dem Nährboden von Padlewski. Der Prozentsatz der aus¬ 
gewachsenen Typhuskolonien ist hier zwar bedeutend größer 
(im Durchschnitt 40%), dafür wachsen aber auch d,e ^ oli ~ 
bakterien viel besser (6-10%). Dafs die hemmend K ™ hler - 
trotz der stärkeren Konzentration des Malachitgrün**, sChw ^her 
ist als bei dem Löfflerschen Nährboden, ist schwer durch die 
Zusammensetzung des Nährbodens oder durch sein 0 Ke akti on 


. ~ -~ —vuci UUlbi* j |» 

• lern zu erklären, denn in dieser Hinsieht int ei" W f 1 ' Ch 
Unterschied nicht vorhanden. Es bleibt nur die Ao oaW " ubr ig, 


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103 Untersuchungen über den diagnostischen Wert einiger Nährboden etc. 

dafs die bakterizide Kraft des Malachitgrüns infolge der redu¬ 
zierenden Wirkung des Naj S0 3 abnimmt. Diese Annahme wird 
zum Teil durch folgenden Versuch bestätigt. Eine vergleichende 
Untersuchung des Nährbodens von Padlewski und eines Nähr¬ 
boden von derselben Zusammensetzung und Reaktion, jedoch 
ohne Na 2 S0 8 ergab eine viel stärkere hemmende Wirkung des 
letzteren. So betrug im ersteren Falle der Prozentsatz der aus- 
• gewachsenen Typhusbazillen 34, der Kolikolonien 6,3; im letzteren 
Falle aber 21 und 1,9. 

Hierdurch erklärt sich auch der Mifserfolg meines Versuches, 
Malachitgrün mit dem Nährboden von Endo zu kombinieren: 
uuter diesen Bedingungen verschwindet nämlich die hemmende 
Wirkung des Malachitgrüns beinahe gänzlich, und die Koli¬ 
bakterien wachsen zu einem bedeutenden Prozentsätze aus. Er¬ 
folgreicher war der Versuch, die hemmende Wirkung des Pad¬ 
le wskischen Nährbodens durch einen Zusatz von Koffein (3 °l 00 ) 
zu erhöhen. Die Ergebnisse sind günstiger als die mit dem 
Löfflerschen Nährboden erhaltenen: die Typhusbazillen wachsen 
auf solchem Nährboden sehr stark, während das Wachstum 
der Kolibakterien fast völlig gehemmt wird. Die hemmende 
Wirkung anderer Nährböden gegenüber dem B. coli, unter denen 
der Nährboden von Gaethgens, der die Vorteile des Endo- 
nährbodens mit der hemmenden Wirkung des Koffeins in sich 
vereinigt, besonderes Interesse verdient, ist verhältnismäfsig 
gering. Beachtet man, dafs die Anwendung der Nährböden von 
Leuchs und Reichschauer für die Untersuchungen der 
Typhusfäzes gröfsere Schwierigkeiten als das gewöhnliche Platten¬ 
verfahren nach Drigalski und Endo darbietet, so wird klar 
sein, dafs diese Nährböden keine besonderen Vorteile bieten. 
Die Kombination von Endoagar und Koffein mufs dagegen, trotz 
ihrer verhältnismäfsig geringen hemmenden Wirkung (die nichts¬ 
destoweniger die hemmende Wirkung des Nährbodens von 
Cpnradi-Drigalski übertrifEt), als sehr zweckmäfsig angesehen 
werden. Sie mufs den einfachen Conradi-Drigalskischen 
Agarplatten vorgezogen werden. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Von Dr. med. F. W. Werbitzlci- 


103 


Zusammenfassung. 

1. Das Koffeinanreicherungsverfahren 


der '>!»„ 


Us- 


a gs- 


Fick 

ist die sicherste Methode für den Nachweis 
Bazillen in den Fäzes. 

2. Diese Methode in ihrer jetzigen Gestalt ist indes , 

ihrer Kompliziertheit für praktische Zwecke nicht 0 

©üt 

geeignet. 

3. In dieser Hinsicht erscheinen die einfachen und I^j c ^ 
auszuführenden Methoden von Padlewski und 

ge ns als besonders vorteilhaft. Sie stehen a ^ et% ^itig 8 
was Genauigkeit anbetrifft, der KofFeiuanreiche 
methode bedeutend nach. 

4. Das Gallegrünagar von Löffler gibt sehr güte Resu 
nur bei gleichzeitiger Anwendung der Absch wemttlt, ng. s . 
methode nach Lentz-Tietz, da die XJhter schei<} Un g. 
der Typhuskolonien auf diesem Nährboden mit Schwierig, 
keiten verbunden ist. 

5- Der Nährboden von Kind borg steht, was präkti sche 
Bedeutung anbetrifft, den erwähnten nach, da bei ihm 
das Erkennen der Typhuskolonien schwin^l» und die 
hemmende Wirkung nicht scharf genug a.nsgö s P roc ben ist. 

Herrn Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Rubn© r sp re che ich 
für die Erlaubnis, im Institut zu arbeiten, soWi® _ errtl ^fof. 
pr. Ficker für die Anregung zu dieser Arbeit und as meinen 


Versuchen gezeigte Interesse meinen ergebensten 


J>ank aus. 


Literaturverzeichnis. 

1. Roth., Versuche Ober die Einwirkung des Trimetbyl*® 11 *^ g das 

Bacterium typhi and coli. Hygien. Rundschau 1903, ***• 1 ’ ‘ Und 

Inaug.-Diss. Berlin 1904. ... h » 

2. Loeff ler, Deutsche med. Wochenschr. 1908, Nr. 36, Wochen «u 

3. Leuche, Über Malachitgrünnährböden. Deutsch© ®° ed ' Ilr -> 

1906, Nr. 53. 

4 N^h h ? b6r VerW@ndbarkeit Gemisch reiner MalacbHgr^^^^ als 
Nährbodenzusatz bei der Üntersuchung von TVpb« 0stöH1 
Rundschau 1907, Nr. 12. 


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Original fram 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



104 Untersuchungen über den diagnost. Wert etc. Dr. med. Th. Werbitzki. 


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5. Jorns, Über die Brauchbarkeit des Malachitgrünnähragars zum Nach 
weise von Typhusbazillen. Hygien. Rundschau 1904, Nr. 15. 

6. Novack, Über die Grenzen der Verwendbarkeit des Malachitgrünagare 
zum Nachweis der Typhusbazillen im Stuhle. Arch. f. Hygiene, Bd. 54. 

7. Furth, Uber den Wert des Leuchsschen Malachitgrünagars zum Nach¬ 
weis von Typhus und Paratyphusbazillen. Zentralblatt f. Bakter., 1908, 
BH. 46. 

8. Lentzu. Tietz, Weitere Mitteilungen über die Anreicherungsmethode 
für Typhus und Paratyphusbazillen. Klin. Jabrb., 19Q5, Bd. 14. 

9. Peabodyu. Pratt, Über den Wert von Malachitgrünnährböden zur 
Differenzierung von Typhus- und Kolibazillen. Zentralbl. f. Bakteriol, 
1908, Bd. 45, S. 550. 

10. Loeffler, Der kulturelle Nachweis der Typhusbazillen in Fäzes etc. 
Deutsche med. Wochenschr., 1906, Nr. 8. 

11. Derselbe, Zum Nachweis und zur Differentialdiagnose der Typhus- 
bazillen. Deutsche med. Wochenschr., 1907, Nr. 39. 

12. Doebert, Wachstum von Typhus und Kolireinkulturen auf verschiede¬ 
nen Malachitgrünnährböden. Arch. f. Hyg., Bd. 59, S. 370. 

13. Klinger, Über neuere Methoden zum Nachweis des Typhusbazillus in 
den Darmentleerungen. Arbeit, a. d. Kais. Gesundheitsamt, 1906, Bd. 24, 

S. 35. 

14. N e u m a n n, Über die Untersuchung von Typhusstühlen mittels Malachit¬ 
grünnährböden. Arch. f. Hyg., Bd. 60, S. 1. 

15. Kiralyfi, Über den Wert der Malachitgrünnährböden zur Differenzie¬ 
rung der Typhus- und Kolibazillen. Zentralbl. f. Bakteriol. Abt. I Orig. 
Bd. 42, S. 276. 

16. Reichschauer, Über den Nachweis von Typhusbazillen in den Darm- 
entleerungen mit Verwendung der neueren Untersuchungsmethoden. 
Zentralbl. f. Bakt., 1905, Bd. 39, S. 116. 

17. Padlewski, Über neue Anwendungsmethode des Malachitgrünagars 
zum Nachweis von Bazillen der Typhusgruppe. Russki Wratsch 1908, 
Nr. 12, und Zentralbl. f. Bakt., 1908, Bd. 47, H. 4. ' 

18. Kind borg. Über eine neue Farbenreaktion zur Erkennung des Typhus¬ 
bazillus und verwandter Arten im Plattenausstrich. Zentralbl. f. Bakt., 
Abt. I Orig. Bd. 46, H. 6, 1908. 

19. Ficker u. Hoffmann, Weiteres über den Nachweis von Typhus¬ 
bazillen. Arch. f. Hyg., Bd. 49. 

20. L u b e n a u, Das Koffeinanreicherungsverfahren zum Typhusnachweis im 
Stuhl. Arch. f. Hygiene, Bd. 61. 

21. Friedei, Zeitschr. f. Medizinalbeamt. 1905. 

22. Courmont et Lacomme, Journ. de Physiologie et de pathol. g6n6- 
rale, 1904, Nr. 2. 

23. Gaethgens, Über die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Endo- 
schen Fuchsinagars durch den Zusatz von Koffein. Zentralbl. f. Bakt., 
Bd. 39, S. 639. 

24. Leuchs, Untersuchungen über elektive Züchtung des Typhusbazillus. 


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UNIVERS1TY OF MICHIGAN 



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UNIVERSfTY OF MICHtGAN 



Stoffphotogramme Glübltcht ; Expos IG Sekunden 



Vrcliiv für Hygiene, Bd. LXIX 



11 /. 

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I 



1 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 





xp 

0 


Über die hämotoxischen Stoffe der Organe. 

Von 

Privatdozent Dr. Ulrich Friedemann, 

A Baistent am Institut. 

^'Vu8 dem Hygienischen Institut der Universität Berlin. Direktor :* Geh. 

Prof. Dr. Rubner.) 

Die Lehre von der Entstehung einzelner Krankheiten 
Autointoxikation hat in der Medizin eine sehr wGchaolnde -tfc 0 ;j e 
gespielt. Unverkennbar aber ist, dafs sich auf Grund de** ^ 
rungenschaften der Immunitätslehre und im besondern <j er 
6[yiofcoxinforschung, das Interesse diesen Fragen wieder 
ZUg0 wan di hat. Da die chemischen Verfahren der» liier zu Ver 
pjatenden komplizierten Substanzen gegenüber vorläufig vo]]- 
jt&odig versagen, so war man in der Tat berechtigt, an eine 
Wiiode grofse Hoffnungen zu knüpfen, die, wie die biologi 8c jj e 
a UC t» ohne die Kenntnis der chemischen Natur eintw Stoffes 
diesen in seinen biologischen Eigenschaften scharf zU c harakte- 
risieren und quantitativ zu bestimmen gestattet. Besonders auf 
dem Gebiet der Bluterkrankungen sind Versuche zur Auffindung 
von Giftstoffen gemacht worden und bieten hier auch der experi¬ 
mentellen Bearbeitung die günstigsten Bedingung© 11 ’ c ^ a W1 f un * er 
den Cytotoxinen gerade über die hämolytischen Gif* 0 die An¬ 
gehendsten Kenntnisse besitzen. Experimentelle unC * klinische 
Erfahrungen haben gerade auf diesem Gebiete di© Vorstellung 
eines Vergiftungsprozesses besonders nahe gelegt, -— das Experi¬ 
ment, indem es zeigte, dafs eine Reihe bekannter Bl^gi« 6 auch 
im Tierkörper das Blutbild der Anämie hervorzuruf©» * erma g, 
die kliniech e Beobachtung, der in der Bothrioceph aluS ' AUänaie 

AamerknngwahrendderKorrektur: Da die vorlio«®“^ 
bereite im Februar 1908 bei der mediriniechen Faknltftt der V * ,lve £Uät 
BwUn als Habilitationsschrift eingereicht wurde so konnte ^he 

>pa rrr H T er Arbeiten ^ ^ den 8 

Arehlv für Hygiene. Bd. LUX. s ° 


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UNIVERSUM OF MICHIGAN 



106 


Über die hftmotoxischen Stoffe der Organe. 


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ein von der Natur unternommenes klassisches Experiment einer 
toxischen Anämie zur Verfügung stand. 

Ich übergehe hier die älteren Arbeiten, in denen bei den 
verschiedensten Erkrankungen toxische Stoffe für Menschenblut, 
Agglutinine und Lysine im menschlichen Serum gesucht wurden, 
da sie zu eindeutigen Resultaten nicht führten. Die positiven 
Befunde von I9 0 - und Autolysinen wurden zum Teil mit einer 
Methodik gewonnen, die wir heute nicht mehr als ein wandsfrei 
bezeichnen können, und exakt ausgeführte Nachprüfungen führten 
zu negativen Resultaten. Häufiger wurden Isoagglutinine beob¬ 
achtet, doch auch deren Wert für die Pathologie wurde durch 
die Feststellung Landsteiners 1 ) sehr herabgemindert, dafs 
auch normale Seren häufig Isoagglutinine enthalten, denen gegen¬ 
über sich die Blutkörperchen einzelner Individuen sehr ver¬ 
schieden empfindlich zeigen. Es ist daher kaum möglich, heute 
aus der Litteratur ein Urteil darüber zu gewinnen, ob die iso¬ 
agglutinierenden Eigenschaften des Blutserums hei Erkrankungen 
eine Veränderung erfahren. 

Dagegen ist bei einer sehr interessanten Krankheit das Auf¬ 
treten von Autohämolysinen nicht nur sichergestellt, sondern 
auch als die Ursache des Krankheitsbildes anzusehen, nämlich 
bei der paroxysmalen Hämoglobinurie. Diese Entdeckung ge¬ 
lang Donath und Landsteiner 2 ), indem sie gleichsam einen 
hämoglobinämischen Anfall im Reagenzglas hervorriefen. Läfst 
man nämlich das Serum von Hämoglobinurikern in der anfalls¬ 
freien Zeit auf menschliches Blut in der Kälte einwirken und 
bringt es dann in eine Temperatur von 37° zurück, so erfolgt 
Hämolyse; durch eine eingehende Analyse liefs sich feststellen, 
dafs im Serum der Kranken ein Amboceptor vorhanden ist, der 
nur in der Kälte gebunden wird, dann aber bei Blutwärme 
durch frisches Serum (das auch von Gesunden oder von Tieren 
stammen kann) komplettiert wird. Diese Beobachtungen wurden 

1) Zentralbl. f. Bakteriol., Bd. 27, S. 361. — Wiener klin. Wochenschr., 
1901, Nr. 46. 

2) Münchener med. Wochenschr., 1904, Nr. 86. — Zeitochr. f. klin. Med., 
1906, Bd. 68. 


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UMIVERSITY OF MICHIGAN 



Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedemam 


107 


von Vidal und Rostaine 1 ), Langst©! n, Easo^« 
doch nehmen Vidal und Rostaine an, dafs bei 
P ft tCix-y8malen Hämoglobinurie kein neuer Stoff im Serum auft^^ 
8o *dem nur ein Antilysin fehlt, welches ein auch im norm^j^’ 
^*Vkm vorhandenes Autohftmolysin paralysiert. 


iCs kann 


111 Oht 


R^löugnet werden, dafs die Auffassung von Vidal und R 0s 
^ a ine viel Wahrscheinliches hat, wenn sich auch di© Entdeoj^gj. 

Phönomens ihr in einer neueren Arbeit nicht anschliefg^ 
^Qsonders steht sie mit einer Beobachtung Lan d steiners 

Einklang, dafs auch die Blutkörperchen normaler Tiere si c jj 

ihrem eigenen Serum nach Abkühlung häufig" auflösen. 

Von grofsem Interesse ist es, dafs nach den Untersuchuu^ 
v on Donath und Landsteiner die paroxysmal© H&rnoglofc*^. 
'irie bei einer Erkrankung besonders häufig auftritt, bei der rrj atl 
&ücb sonst die Bildung von Autoantikörpern vermutet bat, 
progressiver Paralyse. Allerdings ist es im höchsten Grade zvvejf e j 
hsft geworden, ob die StofEe, welche mit der Wasser m an n sehen 
Xvuesreaktion im Serum von Luetischen, Paralytikern und^rabjlc ern 
va.chg G wi esen wurden, wirkliche Antikörper sind- ^ a aber 
<fas i3©rum dieser Kranken mit lipoiden Stoffen (Lecithin, Seife) 
reagiert, so ist es nicht ausgeschlossen, dafs es auch auf die 
roten Blutzellen schädigend wirken kann. Über ganz Ä nliche 

Befunde wie bei der Lues berichten Landsteiner, üller 
un d Pötzl«) bei Tieren, die mit .Trypanoserum infiziert sind, 
und wahrscheinlich gehörte hierher auch die Beobachtung Cen- 
tannis 4 ), dafs das Serum von Schafen, die an \Vistromatose 
leiden, im Leberextrakt Trübung hervorruft und mit diesem °m- 
plementablenkung gibt. 

Danach mufs man wohl mit der Möglichkeit rechnen, dafs 
bei einzelnen Infektionskrankheiten neben den spezi sehen 
Reaktionsprodukten auch Stoffe im Serum auftreten, we c 6 auf 
die eigenen Körperzellen schädigend wirken. 

1) C. R. loe. Biol., 1905, T. 68. 

2) Joorn. of path. and bacter., 1906, Bd. XI. 

3) Wiener klin. Wochenschr., 1907, Nr. 50. 

4) Zentralbl. f. Bakter., 1907. g* 


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UNIVERSÖT 0F MICHIGAN 



I 


*08 


t*ber die hftmotoxischen 


Stoffe der Organe. 


ZU 


„„riieeenden Beobachtung«,,, ^ 

S1 " d Betrachtung der Pathog9o ese ^ ^ 


»e,. ! ""' rhi n 
VOrej ö2eJf 


zu 


Überha. 


upt hat gegen das Suchen von Autolysi nen im Serum 


SC f° fl ^ AX i^h nat , ^Tn^sehr^bemerkenswerte kritische Bedenken 
Selten^ ^ejö ao t , a6 * darauf hin wies, dafs derartige Stoffe, 

büitf H ' enn **i« vorhanden eind, von den Blutojerchen ge- 
bUDd » »eca <ä ad „ roh dem Nachweis entzogen w^ien müaaen. 
^udem ist; «« wohl sehr unwahrscheinlich, dafs die sup- 
ponierten t 6 • ° - ‘ 


M&ngen ab« 


emo weit ra. 
deletärerer e 
Krankheit^ 
, der iö 
&,T 

fed %het t 

5Uci>e ».' vfc 

auf d « c 

“ u/ d« t‘* 

sondern 
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"ormafc, 

Blute a 
">eohani saie 
deöJ WW 

Ufld ao ^ 
i,c ifceii der 

ö6er Giften 
VJeie _Mögbcb 
2 > 


Lore, 




i sehen Stoffe überhaupt ins Serum m solchen 
-«lien dafs sie durch einfache Reagensglasversuche 
erden können. Denn dann müfste die Blutzerstörung 
der klinische Ablauf der Erkrankungen ein 
Gerade der ungemein chronische Verlauf dieser 
-ufs zu der Vorstellung führen, dafs die Wirkung 
l «r Blutbahn nur eine geringe sein kann. Über- 
«, 8 i m Hinblick auf klinische und pathologische 
Isiaum angängig sein, die Ursache der Anämie 
er intravaskulären Zerstörung der Blutzellen zu 
akir werden wir auch mit schädlichen Einwirkungen 
oetischen Organe rechnen müssen. 

Gründen mufs es weit aussichtsreicher erscheinen, 
ndensein toxischer Substanzen nicht im Blut, 
ren Bildungsstätten in den Organen zu fahnden, 
laus denkbar, dafs bei den Vorgängen der Blut- 
Organismus nicht neue Stoffe entstehen, sondern 
e gebildete durch pathologische Prozesse mit dem 
Irrung treten. Bei den zahlreichen Regulations- 
’welche dem Organismus zur Verfügung stehen, 
sjiiel antagonistischer Substanzen, hämolytischer 
Jütischer Stoffe, bei der schwankenden Empfind¬ 
lutzellen in verschiedenen Lebensstadien gegeu- 
Xdobragift und Arachnolysin (Sachs) sind so 
aiten einer Störung der physiologischen Verhält- 

_ 'Wochenschr., 1901, Nr. 4. — Fortschr. d. Med., 1904, Nr 30 


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Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedemann. 

log 

nisse gegeben, dafs es vorläufig unmöglich erscheinen muf s • 
einzelnen Fall bestimmte Vorstellungen über die Ursachen i- ^ 
Bluterkrankung zu gewinnen. Einer experimentellen Bearbeit»**** 
ist dagegen die Frage zugänglich, ob im Organismus tiberhau ^ 
Stoff® gebildet werden, welche durch ihre Fähigkeit, das eig e 
Blut zu zerstören, für die Pathogenese der Bluierkrankung-en ^ 
Betracht kommen können, nur die positiv© Beantwortung di ee * Ü 
Frag® kann als Grundlage für weitere Spekulationen dieo e ^ r 
Es schien mir daher vor allem nötig, zunächst die Organe ' 
normalen Organismus auf das Vorhandensein von toxisch ^ 
Prinzipien, welche auf die eigene Zellart wirken, zu untersuch** 
ikx*o "Verbreitung und Eigenschaften näher zu studieren, jjj * 
solche Untersuchung scheint auch am ehesten geeignet za «ei ° 
auf <lie Wirkungsweise und Zusammensetzung der Imraaasa^' 
stanzen einiges Licht zu verbreiten. Da das in der analytische^ 
Chemie allgemein übliche Verfahren, durch stufen weisen Abbau 
die .Konstitution eines Stoffes zu ermitteln, auf die Hämoly 8 i Jle 
bisher* nicht anwendbar ist, so können wir vielleicht hoffen, ao 
ihren Bildungsstätten Vorstufen oder Abbauprodukte zu finden, 
die einen Einblick in ihre Zusammensetzung gestatten. Aus 
diesem Gesichtspunkt besitzen die Organhämolysine ein grofses 
Interesse für die Immunitätslehre auch dann, wenn sie nicht in 
allen Eigenschaften mit den Serumhämolysinen übereinstimmen. 

Die bisherigen Arbeiten über Organhämolysine haben teil¬ 
weise zu recht widersprechenden Resultaten geführt. Die älteren 
stammen aus der ersten Zeit der Hämolysinforschung und ver¬ 
folgten das Ziel, die Organe zu ermitteln, in denen die immuni¬ 
satorisch erzeugten Hämolysine gebildet werden. Die Be¬ 
ziehungen zu pathologischen Prozessen werden darin zunächst 
nicht berührt. Der erste, welcher in den Organen hämolytische 
Stoffe nachwies, war Metschnikoff x ). Er ging von der Beob¬ 
achtung aus, dafs Gäuseblutkörperchen, welche in die Meer¬ 
schweinchenbauchhöhle eingebracht werden, daselbst von den 
Makrophagen aufgenommen und innerhalb derselben verdaut 


1) Annal. de llnstitut Pasteur, 1899. 


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Ho . ■ Stoffe der Organe. 

Üb M die bämotoxxscben 

JT e " ien Er soK , , ,„ aus dafs diese Zelle- preteojyt^, Pef . 

b eaär dar “" t ’ den Hämolysinen (lisch Mettcbni- 

oh° f/ Wissen) id^i'flzierte und betrachtete daher die makro- 
der^'enn Organe als die Statte der Hämolysinbilduag. In 
terial,“ bn nte er feetstellen, dafs Extrakte von Netz, Meaen- 
wirtj' '^fttsen and Milt in Kochsalzlösung hämolytiaeh 
erwies": Leber und Knochenmark sich als unwirksam 

au Ohl r ” gleicher Weise wie die Serumhämolya, ne wurden 
Allerd, Ow- Ä anertrakte durch Erwärmen auf 66" inaktiviert. 

.erawgs Metschn ikoff Beobachtungen mit, welche 

ZT°!f Ch machen muteten. Es stellte sich nämlich heraus, 

dle au8 Organen immunisierter Tiere durchaus 

hl k f ärke *- hämolytisch wirkten als normale Organe. Ferner 
obachtete JS^Ml ötschnikoff, dafs bei der intrazellulären Ver- 
^Ähre ^j ^ _ : ^ il vitkörperchen auch die Kerne aufgelöst wurden, 

Hämo ] Her Serumhämolyse einfach ein Austritt von 


i;« »nnl« 

* ärßfl Q/ / 

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*® ««rakS 
irrrteam. ^ 

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"‘»'Etc, 4 “ 
«franiiontn, 

Gr uber s r 

dafa die g * 
Möglicher ^ 

U Aoo a i 

2 -> 

4 ) W/eoe/ 



<^x-folgt. Die Untersuchungen von Metschni- 
in gröfserem Umfang von dessen Schüler 
t ch 1 ) fortgesetzt. Im wesentlichen wurden die 
3.‘täte bestätigt, nur fand Tarassöwitsch auch 
<üer Verdauungsdrüsen und des Pankreas stark 
arch Erwärmen auf 56° wurden die Hämolysine 
Ort, in anderen Fällen abgeschwächt, selten blieben 
ch Tarassö witsch ist der Ansicht, dafs die 
Lue mit den Serumhämolysinen identisch sind. Im 
>u übereinstimmenden Resultaten gelangten Shi- 
•<i Klein 1 *), der einige interessante Beobachtungen 
- ö ich bei Besprechung meiner eigenen Versuche 
werde, während' Doemeny 4 ) in einer unter 
ung ausgeführten Arbeit den Verdacht ausspricht 
gren hämolytischen Wirkungen der Organextrakte 
s« auf Serumbeimengungen zu beziehen seien. 

1'Institut Pasteur, 1902. 

— Bacter., Bd. 30, S. 760. 

Wochenachr., 1901, Nr. 52. 

Wochenschr., 1902, Nr. 40. 


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J 


Von Privatdozent Dr. Ulrich Friede mann . 


1 11 


"Während die bisher erwähnten Autoren durchweg die O 
Hämolysine zu den Serumhämolysinen in Beziehung brachten 
treten Morgenroth und Korschuni) auf Grund ihrer 
mehr zu besprechenden Versuche einen durchaus abweichend 10 
Standpunkt 2 ). Zunächst konnten sie die Behauptung von Tara** 1 2 
s & vv i tsch, dafs nur die makrophagenhaltigen Organe bämolytisV 
wirke 11 ' nicht bestätigen, fanden vielmehr im Pankreas, in 
Schleimhaut des Magens und Darms fast konstant H&molyai^* 
ebenso in der Nebenniere; bei Milz, Mesenterialdrüsen, Nieren 
waren die Befunde wechselnde. Durchaus abweichend von d 
Servncnhttmolysinen verhielten sich die Organhämolysine dar*'^ 
jafs sie auch die Blutkörperchen der gleichen Spezies auflöst ’ 

In t>ezug auf das Verhalten gegen Wärme kamen die Auto^**' 
z xji einem Resultat, das den Beobachtungen von lVf © ts chnijfQ^.* 1 
und Tarassö witsch direkt widersprach. In ihren Versu C h Gft 
erwiesen sich die Hämolysine nämlich als resistent gegen 
wÄrmung auf 62° und wurden selbst durch stundenlanges Kochen 
nicht zerstört. Sie machten dabei die merkwürdige Beobachtung 
dafs die beim Kochen entstehenden Flocken das gesamte Hämo¬ 
lysin. enthalten, während das Filtrat der gekochten Extrakte un¬ 
wirksam ist, und sprechen die Vermutung aus, dafs Metschni- 
koff und Tarassöwitsch durch Nichtberücksichtigung dieser 
Koagula getäuscht, die Organextrakte für thermolabil gehalten 
hätten. Sehr wichtig ist nun die weitere Feststellung, dafs die 
hämolytischen Stoffe sich aus den Organextrakten quantitativ 
mit Alkohol extrahieren lassen, ein Umstand, der ohne weiteres 
"beweist, dafs es sich nicht um Stoffe handelt, die mit den Serum¬ 
hämolysinen identisch sind. Es zeigte sich ferner, dafs sich spezi¬ 
fische Antikörper mit diesen Substanzen nicht erzeugen lassen, 
während das normale Serum bereits eine starke hemmende 
Wirkung entfaltet. Korschun und Morgenroth kommen 
daher zu dem Schluls, »dafs es sich hier um Substanzen handelt, 

1) Berliner klin. Wochenschr., 1902, Nr. 87. 

2) Kurz vorher waren auch Donath und Landeteiner (Zeitschr. f- 
Hygiene, 1903, Nr. 43) bereits für eine Abtrennung der Serumhftmolysine von 
den Oiganh&molysinen eingetreten. 


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*12 

die 


. „ Stoffe der Organe. 

XJber die hamotoxiscb* 

g=r , • «n des Serums völlig ^Schieden sind 

Hämolysinen d von hämolytisch wh* endeu 

‘ .. <rM1 K dabei offen, ob diese Sab - 


. v °° den 
0rid di© 

Stoffe^ e,Qe *“ eigenartigen 

jst rX— - - ««- 

~ rÄS ~ wa- doch einige Wid«, 
Vor J,° 8r e«bn,,„ der andern Autoren b.eher mcht geklärt. 

° r aiJe *> lc ÄIln die V on Korschun und Morgenroth ge¬ 
gebene ßrfclÄrune für die verschiedenen Resultate bei der Er- 
WArnrnng * ui beIrie digen. Ee iet da» Verdienet Leva- 

V 1 “ 9i °er wichtigen, merkwflrdigerwe.ee aber m der ganeen 
späteren hifc öratur weni berücksichtigten Arbeit zur Klärung 
dieser V e , hfifci-#--— zu haben. Levaditi griff die 
Vermutung, 
bämoljrtisßij^ ä ä 


eine 

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stehen UQ<J 
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wurden. & a 

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^geklärt, üh 
JQ den Org afi 

™rh a * 
stehen. Di e ' 

^en Sfoff e * 

^hse auch • 

Annal. 



isse beigetragen zu haben, 
tr Morgenroth und Korschun auf, dafs die 
Stoffe möglicherweise erst bei der Autolyse ent- 
»rglich daher Extrakte, die ganz frisch aus den 
rganen hergestellt wurden, mit solchen, die durch 
azeration der Organe bei Blutwärme gewonnen 
’fc.esllte sich in der Tat heraus, dafs nur letztere 
IfcxÄmoly tische Wirkung entfalteten. Derartige be¬ 
sehe Extrakte können durch Erwärmen nicht 
rt werden. Setzte er hingegen frische Organ- 
gen einer Temperatur von 56° 1 Stunde lang 
ön diese auch bei längerem Stehen keine hämo- 
x schäften. Damit war also der Widerspruch 
chnikoff und Tarassd witsch einerseits, Kor- 
orgenroth anderseits in befriedigender Weise 
Xievaditi schliefst aus seinen Versuchen, dafs 
ein thermolabiles, wie er glaubt, typisches Fer¬ 
nst, mit Hilfe dessen die hämolytischen Stoffe ent- 
© chemische Untersuchung ergab, dafs die hämoly- 
absolutem Alkohol, Äther und in geringem. 
<HJhloroform löslich sind. Die alkaholischen Ex- 

istitot Pasteur, 1908, S. 187. 


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Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedem 


ann. 


113 

trakte erwiesen sich ferner als N-haltig. Levaditi glaubt >, 
dafür allerdings Beweise zu erbringen, dafs die hämolytisch. 116 
Stoffe ein Gemisch von Aminosäuren und Fettsäuren seien ^ 
daher mit den Immunkörpern gar nichts zu tun haben. Neb* 1 * 1 
diesen Substanzen sollen in den Organen aber noch riebt* 611 
Kloroplemente vorhanden sein, welche sensibilisierte Blutkörr»*^' 6 
c jj eö zu lösen vermögen. Per- 

Mit diesen Untersuchungen schien das Interesse dieser St 
für <3ie Immunitätslehre erschöpft zu sein. Jedenfalls ersciiiej-, 6 
bis i 11 allemeueste Zeit keine Arbeiten, die sich mit 11 

«^Identischen Natur dieser Hämolysine weiter beschäftigten. 
gegen wären aus dieser Zeit die Untersuchungen von 
Engels, Kullmaun 2 ), Donati und Micheli 8 ) zu erw&h Q ^ 
welche das Vorkommen ganz ähnlicher hämolytischer Stoff e .**> 
zerfallenden Karzinomen nachwiesen. Nach den eingehender^ 

LJ ntersuchungen von Kuli mann kann wohl kein Zweifel dar äQ 
bestehen, dafs die hämolytischen Stoffe der Karzinome mit den 
v-on Korschun und Morgenroth studierten Substanzen iden¬ 
tisch sind. Bard wies ferner nach, dafs diese Hämolysine mtra 
vitam gebildet werden, denn er fand, dafs die hämorrhagischen 
Exsudate bei Karzinose der Pleura auf Menschenblut hämolytisch 
wirken. 

Nach dem Erscheinen meiner ersten Mitteilung 4 ) in dieser 
Frage wurden von Tallqvist 6 ) und Noguchi®) Versuche 
publiziert, die zu einer sehr einfachen Lösung des chemischen 
Problems zu führen scheinen. Auf verschiedenen Wegen ge¬ 
langen diese Forscher zu der Ansicht, dafs die Organhämolysine 
nichts weiter als Ölsäure und Seifen dieser Säure seien. Tall¬ 
qvist ging in seiner sehr umfangreichen Arbeit von dem Studium 
der Bothnocephalusanämie aus und versuchte aus der Leibessub- 

1) 8emaine mddicale, 1901. 

2) Berliner klin. Wochenachr 1904 Nr. 8. — Zeitschr. f. klin. Medizin, 

Bd. 58, 1904. 

8) Reform med. 1903, Nr. 38. 

4) Deutache med. Wochenachr., 1907. Nr. 16. 

6) Zeitschr. f. klin. Med., 1907, Bd. 61. 

6) Biochem. Zeiteehr., Bd. 6 (14. Okt. 1907). 


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UNIVERSfTY 0F MICHIGAN 



I 14 Stoffe der Organe. 

. Ü b er die h»motoxiachen 

" de, b . einen hämolytischen „ nd ^ 

S1 «« 0(ieij Bandwurm der Tal fand er, da/ „ & , u , 

£° ne " d*BanH r dTr h&molytieoh wirken, jedoch war die 

V ^"*“»S in, “^•wom'ghederh ^hr geringe und wurde eist 
“Ehrend d w * nsohen Z “ 3 ‘f" Aa ge erkennbaren antolytisel,en 
hTbs dea B andl» deutlich. Diese Auflösung und mit ihm 
oder TrZ° l} ' 9& lassen sich durch Verdauung mit Pepsinsalastture 
selbst ^ 1 ”'" *» «schleunigen. Es konnte auch in dem Bandwurm 

öst ein pj*ote 0 i vt : gc ij e 8 Ferment nacbgewiesen werden, welches 
d °“ autol 7tis<5lfc ^ <ör4 y Zerfalleinleitet Tallqvist glaubt aber nicht, 

se^ T fische Stoff erst bei der Autolyse entsteht Nach 

einer Ansicfc*-*- ^ ird er dadur ch vielmehr aus den umhüllenden 
Unveifsstoffec* l^efreit Diese Feststellungen sind nach Tall- 

VOn gr^»X-s« r Bedeutung für die Pathogenese der Bothrio- 
epnalusanütn* ; denn sie ma chen es verständlich, warum nicht 
Jeder Bothri^ «-<0 i>balus zu einer Anämie führt. Offenbar mufs 
*ur^ St i dUrch - nd welche Umstände ein Absterben von Band- 

ieder n Ix -erbeigeführt worden sein. 


Pr* Dle We ite 
f aa °'mn i Ä 

fmsteu da 8 

n r^ cire °süfc 8 

^ 0007 - 0 ,oJj 
Wvoc. Jn J 

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C/ioie s / 

Ortung *»»= 

dteseihe^ 01 

!!' f “*c, d* 
d,e «ntsprecb 

v «% Wi>C 

Sehr i, H( 

Injektion 

1) Arcij. f 




chemische Untersuchung ergab nun, dafs das 
Alkohol und in Äther löslich ist. Die durch Ver- 
Tiers erhaltene Substanz beträgt Vio der gesamten 
z des Bandwurms und ruft in der Menge von 
g totale Hämolyse von 8 ccm 2% Pferdeblut 
einschaft mit Faust hat Tallqvist 1 ) weiter 
Konstitution dieses hämolytischen Stoffes auf¬ 
rat und gelangt zu der Ansicht, dafs er einen 
«ster der Öl säure darstellt. Die hämolytische 
■fc der Ölsäure zu und zwar bringen die Autoren 
>x* ungesättigten Bindung in Zusammenhang, da 
3 Akrylsäure stark hämolytisch wirkt, während 
<3e gesättigte Verbindung, die Hydrakrylsäure 
os ist. 

3sant sind die Versuche von Tallqvist, durch 
'V erfütterung der hämolytischen Substanz bei 

;»exim. Pathol. u. Pharmakol., Bd. 57, H. 5 u. 6. 


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UMIVERSITY OF MICHIGAN 



U 5 


Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedemann. 

Hunden und Kaninchen das Krankheitsbild der Anämie 
zeugen. Au! beiden Wegen einverleibt rief die Substan^ ^ 
längerer Zufuhr Veränderungen des Blutbildes hervor, die * 
wiegend in einer Verminderung der Zahl der Erythrozyten ^ 
standen, daneben aber Vergröfserung des Färbeindex und h* ^ 
logis clie Veränderungen, die durch den Autor auf eine re Ißt °' 
j-^torische Tätigkeit des Knochenmarkes hindeuten. p a ^* eile ' 
glaubt Tallqvist in der Tat das Gift gefunden zu 

elches bei der Bothriocephaluserkrankung die schweren Anft^ ^ 


©n 

Off 


w 

erzeugt, zumal es nicht gelang, aus Tänien einen ähnlichen jg" 
zU extrahieren. 

Ermutigt durch diese Untersuchungen ging nun Taijq^. 
auch an die Erforschung der Stoffe, welche die kryptogenen'©^*®* 
Formen der Anämie hervorrufen. Es war naheliegend, 
bereits genauer geschilderten hämolytischen Stoffe der norm a ; e 7e 
O rgane und Karzinome zu denken und ausgehend von der p- 11 
Stellung, dafs diese mit dem von ihm aus dem Bothrioceph a j üs 
<3. »nrgestellten Lipoid identisch sein müfsten, extrahierte Tal], 
q v ist Darmschleimhaut, Pankreas und Karzinome mit Äther 
vixxd gewann so Stoffe, deren hämolytische Wirkung zwar ein© 
unsichere war, die aber doch in vitro und in vivo ähnliche 
"Wirkungen zeigten, wie das Bothriocephaluslipoid. Nach seiner 
Ansicht sind daher auch die Organhämolysine Ölsäure oder 
Derivate derselben. 

Ganz besondere Aufmerksamkeit schenkt Tallqvist den 
hämolytischen Stoffen der Magen- und Darmschleimhaut, da 
©r die von vielen Klinikern vertretene Ansicht teilt, dafs die 
perniziöse Anämie durch primäre Prozesse in diesen Organen 
bervorgerufen werde. Bei derartigen lokalen Erkrankungen 
könnten die hämolytischen Stoffe in Freiheit gesetzt werden und 
in das Blut übertreten. Um diese Möglichkeit zu erweisen, wurden 
Fütterungsversuche mit ölsaurem Cholestearin angestellt, wobei 
im Chylus ölsaure Seifen nachgewiesen wurden. 

Zu dem gleichen Resultat wie Faust und Tallqvist, dafs 
nämlich die Organhämolysine ölsaure Seifen seien, gelangt No- 


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UNIVERSfTY OF MICHIGAN 



*16 

eru 


• Ken S*> ffe der Organe. 

die hamota»ecben 

nderu Wege. Während jp 
r «"9v is 7 r Qem g “ Z „rtn g Uchen Frage der 
= wi »ct en 0 2U der ursp g d serumbämolysinen gar t J ü8 
® te "»ng ^^nfatoely»«“ Beeultate Wohl aacb aa 

^“. er \ U "' J “ Uf h ° de „ten. kommt Noguchi gerade 
“ Uf °ruod s e i„ eilh ‘ ng ü .mitren über die chemische Natur der 
er uoiha ni , ® r n8C f j n OrganhfimolysinCD Seifen zu rer- 

»,, A „ Vtmuebis atebt im Zusammenhang 
eUtuti“”“ '^««fase“der g Anechaaongeo über die »^mische Kon- 
“ der ««xumhamolyeine. die eich m den leisten Jahren 

vollzogen hat, fahrend man nämlich früher ganz allgemein 

dle ^hittiolysine und vor allem die labilen Komplemente 
als iochko ffit>li5sierte Eiweifskörper betrachtete, deren chemische 
Erforschung ^ ölli aussichtslos erscheinen mufste, sind m neuerer 
7*1* von Verschiedenen Seiten Vermutungen geäufsert worden, 

. afs dle selb ecfc 1 i jpoide Substanzen seien. Angeregt wurden diese 

» Entdeckung von Kyes 2 ), dafs beim Kobragift 
»finierter, zu den Lipoiden gehöriger Stoff, das 
olle des Komplementes zu übernehmen vermag, 
achtete Kyes, dafs gewisse Blutarten von einer 
IKobragift und Lezithin gelöst werden, wahrend 
sich unwirksam sind. Seit dieser Zeit hat man 
ofien beim Studium der Hämolyse ein ganz be- 
; se geschenkt. Pascucci 2 ) suchte den Nachweis 
der Angriffspunkt der hämolytischen Gifte in 
on Lipoiden der Stromata gelegen sei, die nach 
ixungen zu 30 % aus Lezithin und Cholestearin 
>ox Tat konnte er nach weisen, dafs Seidenmem- 
-fc diesen Stoffen getränkt waren, durch hämo- 
i« Saponin, Solanin, Kobragift, Tetanusgift für 
rdilässig wurden. Landsteiner 4 ) und seine 


fdeen durch 
r C,n che **i8ch 

tf Ubia ' He 

„*'« fall, iec 
Mischung Vn 
beide St 0 Q e 

/ 6Q Hpoicl eil 

°ndere 8 i nt 

? ü f *hre th f1 
ert Zell etl j* 
deinen Gut 

^e hei r^ 

brauen, di(j 

fische Gif fe 
Mämogiobi« d 



*) a. a. o 
?-> Zerliaer u. 

V Ei Bl 


l . Wochenacbr., 1907, Nr. 38 u. 39. 

3 rs Reche., Bd. 6, 8. 543. 

Lener klin. Wocbenachr., 1905. Zentralbl. f. Bakt., 
^eitr.. 1907, Bd. 9, 8. 43. 


1905. 


“Smgle 


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Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedemann. 


117 


Mitarbeiter sowie Bang und Forssman 1 ) konnten sogar 
Ätberextrakten aus Blutkörperchen spezifische Hämolysin© ^ 
zeugen. Ob nun diese Untersuchungen die Vermutung re ^ 
fertigen, dafs auch die hämolytischen Stoff© selbst lipoider N^t 
sein möfsten, kann als sehr zweifelhaft bezeichnet werden. j e Ur 
fall 9 sind dadurch interessante Beziehungen zwischen der X*o ^ 
und dem Gebiet der Lipoidchemie ungebahnt 
welche auch die einfachen lipoiden Hämolysine der Organe n e eQ> 
Q-esichtspunkten unterordnen. e ° 


Unabhängig voneinander kamen nun v. JLiieberm©^ 




*ho. 


und Nog uchi®) auf den Gedanken, dafs das wirksame h$ 
ly tische Prinzip der Komplemente in den Seife© ^ 

S e rums zu suchen sei. Sie gingen von der Tatsache e ® 
dafs im Blutserum Mengen von Seifen enthalten sind, di e S ’ 
sich zur Hämolyse vollständig ausreichen und fragten sich ©©^ Ö 
-warum diese hämolytische Wirkung im Serum nicht zur Geiti©, * 
kommt. Es stellte sich heraus, dafs Serum schon in ganz g G 
ringen Mengen die Hämolyse durch Seifen aufzuheben ver¬ 
mag; Gemische, welche einen geringen Überschufs von Seifen 
enthalten und infolgedessen hämolytisch wirken, können 
d urch Erwärmen auf 56° inaktiviert werden. Die Analogie 
geht aber nach Noguchi noch weiter, indem derartige für 
normale Blutkörperchen unwirksame Serumseifengemische sensi¬ 
bilisierte Blutkörperchen zu lösen vermögen. Allerdings ist dieser 
Versuch nur möglich, wenn eine zur Hemmung gerade aus¬ 
reichende Serummenge genommen wird, und auch dann ist die 
Hämolyse eine sehr langsame. Dieses experimentum crucis der 
Anschauung Noguchis hat nun allerdings einer Nachprüfung 
H © c k e r s 4 ) in einer aus dem Frankfurter Institut für experi¬ 
mentelle Therapie hervorgegangenen Arbeit nicht standhalten 
können und es ist danach unwahrscheinlich, dafs die Serum- 


1) Da atwitz, Hofm. Beitr., Bd. 8, S. 238. 

2) Arch. f. Hygiene, 1907. Bd. 62. 

3) a. a. 0. 

^ Arbeit aus dem Kgl. Institut f. experim. Therapie zu Frankfurt «• 

lw7, 


M.> 


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*18 

Jiil 


_ riechen Stoffe der Organe. 

Hk>er die hftmotoxiec 


l ^ die un-La*- 

^^ol yae . Vorgang i«*. wie Nogu chi es ver . 

' MUtel . a„oh ~ ei " ,aC d ‘r Granda D BChauu„g et*a, R ioh(i 

„ ^ das Z r Z?- “ ^ Thema ist von Wichtigkeit, d(ds 

; a Tj "“"««hnTch dirOrganhamolysine als Seifen MMehl 

^ dafQ r den _ imö ntfillen Beweis glaubt erbringen zu 

E© 


töonen. 

03 Jt Jdenfc 


auch die cf rg»*»«-— - , 

>ö experimentellen Beweis glaubt erbringen zu 

0i ® hämolytischen Stoffe der Organextrakte wären so- 
und *. Kh toi t dem wirksamen Prinzip der Serumkompiemente, 
ma l" '«t^^eeep, zu se hen, wie der Nachweis der verhältni». 
Ort» 1 "“'»Chen chemischen Konstitution der hämolytischen 
mnt^ 6 r ar,<at «ile, der diesen jegliches Interesse für die Im- 
” " ““'eW. rauben schien, nunmehr gerade wieder das 

verbindende CJ lied bildeti da8 zu den Hämolysinen des Serums 
nmtiberfü]^ 

f Cb iaLw«. die Resultate von Tallqvist und Noguchi 

betf t Wa *-i»re„d wiedergegeben. Auf eine Kritik dieser Ar- 

Aflj ]q * . __ ^ w»U 4 a««% flHftf mftinfi Oirranan 


^ersuche, 


richtet 


du 


hübet 


dato dfe ? 

c bonuec4e n 
«eben die , 
dieser g>; 4 " 

telöeen, k ei 
«hen Ver 4 „ 6 
*e alferreret 
“<*e, Toxinn/ 
Aer «ar niei,, 

01,4 verschi M 
Ste ^e ü au e ^ 

;<l 68 80 ^ 



©nd wieaergeg««^^. -— - — 

erst eingehen, nachdem ich über meine eigenen 
um Teil zu einem andern Ergebnis führten, be- 
■erde. 

II. Experimenteller Teil. 

■tiergehenden gegebene historische Übersicht zeigt, 
Ibisse der verschiedenen Autoren keineswegs eine 
TÜ bereinstimmung aufweisen. Sowohl über die 
^j.r der Organhämolysine wie über ihre Entstehung 
i < 3 liten weit auseinander. Wenn wir den Ursachen 
zen nachgehen wollen, so müssen wir uns ver- 
dais die Eigenschaft, die roten Blutscheiben auf- 
egs geeignet ist, einen Stoff nach seinem chemi- 
zu klassifizieren. Vielmehr wissen wir, dafs 
^«lensten Substanzen (Äther, Chloroform, Glyko- 
O hämolytische Fähigkeiten besitzen. Es ist da- 
t.wendig, dafs die in den einzelnen Organen und 
•eil Methoden gefundenen hämolytischen Sub¬ 
chemischen Sinne etwas Einheitliches darstellen • 
von vornherein wahrscheinlich, dafs in dem 


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Von Privatdowmt Dr Ulrich Friedemann. 


119 
n ament- 
e mit 


komplizierten chemischen System, welches die Zelle und 
lieb die abaterbende, darstellt, die verschiedensten Stoffe 
hamolytiacher Wirkung entstehen werden. Da nun die A utoy™ 1 * 
soweit mir die Literatur bekannt ist, die Eigenschaften der yj*’ 
ihr»® 11 gefundenen hämolytischen Stoffe stets nur an einzeln^ 0 
Prftp waten studierten und ihre Schlüsse sodann auf das ga-ug 
Q. e k>i e t- ausdehnten, schien mir die Gefahr gegeben, dafs möglich * 
we j s e ganz verschiedene Dinge miteinander verglichen wttj.^ 
un d eine Einigung daher unmöglich sei. 611 

Es könnte nach dem Vorhergehenden die Frage aufgew 0r ^ 
werden, ob die zusammenfassende Betrachtung dieser Stoffe 
dem Gesichtspunkt der Hämolysinwirkung überhaupt eine wi Sj3 ör 
scti.ältliche Berechtigung besitzt, und vom rein, chemischen St©^^' 
punh ist dieser Zweifel vielleicht nicht unbegründet. ' 

ich trotzdem den Versuch unternommen habe, die Fra ge ^ 

O r^janhämolysine noch einmal einer eingehenden experimentell^ 
Prüfung zu unterziehen und dadurch über die bestehenden 
Meinungsverschiedenheiten Klarheit zu schaffen, so geschah diea 
im Hinblick auf das biologische Interesse, welches diese Stoffe 
cLvurch die Fähigkeit, die Blutkörperchen des eigenen Körpers 
stufzulösen, besitzen. Für die Betrachtung pathologischer Pro¬ 
bleme schien es mir vor allem nötig, zunächst über die im nor¬ 
malen Organismus vorhandenen Hämolysine, ihre Eigenschaften, 
Wirkung und Entstehungsweise sichere Kenntnis zu gewinnen. 

Ich habe mich um so mehr veranlafst gesehen, diese Unter¬ 
suchungen fortzusetzen, als ich schon bei den ersten Versuchen 
auf bisher unbekannte Stoffe stiefs, die mir für die Theorie der 
Hämolysine von Interesse zu sein scheinen, und auf andere, die 
ebenfalls innerhalb des Organismus bisher nicht bekannt waren 
und geeignet sind, ein theoretisch sehr gut durchgearbeitetes 
Gebiet der Immunitätslehre zur menschlichen Physiologie und 
Pathologie in nähere Beziehung zu bringen. 

Der Gang der Untersuchung war durch die vorhergehenden 
Erörterungen vorgezeichnet. Zunächst durfte sich das Studium 
der Eigenschaften der Hämolysine nicht auf ein einzelnes Organ 
beschränken, sondern nxufste auf möglichst alle in Betracht 


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der Organ«. 


Stoffe 

über die bttD °° w erden. Sodann schien mir 

kommenden Organe ausgedehnt oden komplizierten Verh&lt- 
®. 6r eiö Eindringen i» die ° _ möglich war, durch Anwendung 

1886 ^aussichtsreich. wenn .. einzelnen wirksamen Kompo- 
ersc hiedezxGi- Lösungsmittel dl besonders sah ich mich aber 

rr.-einana, zu scheidet^ ^ en genötigt, auf den Ein- 

co einigen orientierenden V ^ Augenmerk zu richten. 

Us der au fcoljytischen Prozesse sc bon der zur Anstel- 

Ä DHcb den Versuchen von f en thalt im Brutschrank we- 

ung der ffamolyse notwendige eign et ist, so mufste vor 

aentliche Änderungen hervorzuru en ^ diesenEinflufs genau 

vor allem ei n. JMethode gefunden we ge übte Verfahren, 

verfolgen lc«nnen. Das von rnjente zu zerstören, mufste 

durch Erhitasen die autolytiscben wer den, da dadurch mög- 

für die vorl i «»^s^ronde Frage v©s*w° en .^nzen zerstört werden 
lieber weise n il-» andere thermo a 

konnten. 


J ch bin 
T f er entnom 
frischem 2 U _ 

? rft ^ohot 
dann bei Qj - 

auf »einen 

? U °* d <* ^ 
des Al4r oi)o 

ioioj g 8f « 
«Iheru atesiic^ 

v orgenomm eo 

Schlachthof k 




dafs ich die dem getöteten 
*.ber so vorgegang verkle inert und dann teils in 

nen 0rgane längerer oder kürzerer Autolyee 

ade, teils, naCh E>et g alkoh olische Extrakt wurde 
gefällt habe _ verdampft und der Rückstand 

ö ^d!li!Ther angestrebt. Der Alkoholnieder- 
Masse der Ei weifskörper enthält, wurde mit Al- 
Man erhält so 3 Fraktionen, die 

aber alkohollösliche , und die alkoholunläehche. 
n gen wurden aum groreen Teil an Hundeorganen 
Bisweilen wurden aber auch die ganz frisch vom 
jogenen Organe vom Rind verwendet. 


Als ioh df 
Wartung, di e , 
Stoffe zu h Qd 



ie alkohollösliche Org anbftm olyae. 

i sehen Organe mit Alkohol extrahierte, in der Er- 
Korschun und Morgenroth beschriebenen 
machte ich die überraschende Beobachtung, 



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l£l 


Von Privatdowmt Dr. UHch Friedenum*. 

dafs aus den meisten Organen überhaupt keine hämolytisch 
Stoff© in den Alkohol übergingen. Die Extrakte von Mil z j®” 
ber, »iew und Pankreas erwiesen sich als wirkungslos, nur’ ^ 
wollen zeigten Leber- und Nierenextrakte eine ganz sehwa^h" 
hannolytische Wirkung, (s. spätere Versuche). Abweichend 
hielt«» sich hingegen Magen und Darm. 

Versieh I, 

Einern Hunde wird sofort nach dem Tod der Magen entnommen. ^ 
( j er freute eines geschliffenen Objektträgers wird die Schleimlmat abgeki-^* ** 
and die etwa 3 g betragende Masse mit 9 ccm Alkohol, absol. gefällt. 
alfeol^olieche Lösung wird abgesaugt, bei 37° abgedampft, der Röckstaa<| , e 
- ——* Kochsalzlösung aufgenommen. *** 


5 ccm 




Tabelle I. 


-- 

Lösung 
des Rück¬ 
standes 

Hundeblut 

4% 

11 Lösung 
!: des Rück- 
I Standes 

Hondeblut 
4 °/o 


1 ccm 

1 ccm 

r” ~" ti 

0 i: 0,062 

X ccm 

S pürchen 

0,5 

1 > 

komplett 0,031 

1 > 

; 

0,25 > 

i > i 

> 0,016 

1 > 

0 

0,125 > 

1 * i 

> ; — 

1 » 

0 


Versuch II. 

J3er frisch entnommene Magen eines gröfseren Höndes wird in der 
gleichen Weise behandelt; es resultieren etwa 26 g Schleimhaut, die mit 
76 com Alkohol, absol. gefällt werden. 10 ccm des alkoholischen Extraktes 
werden verdampft and in 6 ccm Kochsalzlösung anfgonommen (A). 30 ccm 
werden ebenfalls verdampft (bei 37°). Der Hockstand mit Äther extrahiert 
I>er dabei verbleibende Rückstand (B), sowie der Rückstand der ätherischen 
ng (C) in je 16 ccm Kochsalzlösung aufgenommen. 

Tabelle H. 


„ .. Hundeblut 

4% 

i A 

i 

i 

B 

c 

1 1 
1 1 ccm 

komplett 

0 

komplett 

0,6 

> 

0 

> 

0,26 

> 

0 

> 

0,126 

> 

0 

> 

0,062 

> 

0 

fast komplett 

0,081 

Spur 

0 

Spur 

0,016 1 

0 

0 

0 

0,008 

0 

0 

0 

— ■ > 

0 

0 

0 


Archiv für Hygiene. Bd. LXJx. 


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122 


üb 


»er 


. Stoffe der Organe, 

die hftmotoxisc 


Vers«®* 1 Ul- 

f**»«* ^ a deoa <>t>«ren Teil deB J * j g“b^mbaut abgeschabt. Di e ^twaäTg 
^rtgende ff ®* c *»»itten und d,e L a bsol. extrahiert. l 0 ccm des Ex-; 

ff**«®* »erd« * M *®® mit 75 ccm AlKoi* • Koch8ate iösung angenommen (A). 

ferner tv er , ö ^*>sedampft und m Rüc kstand mit Äther verrieben, der 

t*al öaIich ö 30 ccm verdampf * an fgenommen (B), der Äther ver- 

^ der d 16 CCm K °f,r ’ uT& ccm*Kochsalzlösung verrieben 

aer Rtickatand ebenfalls mit 1» 

Tabelle III- 


(C). 


xr k t 

|| Hundeblut 
44,0 

A 


JL_- 

! ! 1 ccm 

O 

o,ö 

> 

O 


> 

komplett 

o, X 

> 


o,oe2 

■» 

> 

0,031 

1 > 

mftfsiK 

0,0X6 

i 

> 

0 

0^008 

1 > 

O 


ll y 1 

O 


I» 


komplett 

fast komplett 
0? 

0 

0 

o 

0 

0 

0 


komplett 


mäfsig 

0 

0 

0 


-Bezui 


ehrten ^ 

tol gt in 


«ritt, 



; on 

*srz^ 

4nsioil V 0 „ 

; n de » wL 

;; ,oe »«*,£ 

/ SJDe erst j, 

Ör a77e C 

achtu^ V0Q _ 

Sc hleimhaut rj 
^be dah 6t . 
u öd ,,, 

Sme der *V, 



Die Hftmolyse verlauft ziemlich langsam, sie setzt in den 
xxach einer Inkubationszeit von ca. V*—1 Stunde ein and 
»rn Röhrchen erst nach Ablauf von 8 Standen. 

teilten Versuche erweisen, dafs die Schleimhaut 
d Darm i m Gegensatz zu den andern untersuchten 
■fcs in frischem Zustande Hämolysine enthält und 
Äther löslich sind. Damit mufs zunächst die 
evaditi eine Einschränkung erfahren, welcher 
tischen Organen (Netz, Mesenterialdrüsen, Milz) 
ringen angestellt hatte und in diesen die Hämo- 
cler Autolyse auftreten sah, diesen Befund aber 
verallgemeinerte. Dagegen kann ich die Beob- 
allqvist vollständig bestätigen, dafs die Darm- 
'ch Äther extrahierbare Hämolysine enthält. Ich 
«-eh den exakten chemischen Untersuchungen von 
=■_ 1 lqvist annehmen zu können, dafs die Hämoly- 
— -und Darmschleimhaut seifenartige Verbindungen 


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Von 'Privatdozent Dr. Ulrich Friedemax» xx. 

12 3 

der Ölsäure sind; nur mufs ich: hier sogleich bemerken, h 
diese Feststellung keineswegs, wieTallqvist ohne weiteres * * 
aituTXXt, für andere Organe Geltung besitzt. Denselben unberech 
ligteti Scliluls zieht auch Nogüchi, der durch Darstellung 
Bleiseilen ebenfalls für die Fettsäurenatur der Hämolysine des 
Da rI118 einen Beweis erbrachte und dann für das Pankr© as 
gleichen Verhältnisse annahm. Auf die Beziehungen, 
jj e Tallqvist die Hämolysine der Magen- und Damischie*,^ 
jj ftU t zur perniziösen Anämie bringt, werde ich später 
gehen haben. 

Bei der Untersuchung der übrigen Organe stiefs ich zuo# c ^ 
ftli £ sehr wechselnde Resultate, da mir zu Beginn meiner \r S * 
svx<5k»e der Einöufs der Autolyse auf die Hämolysinbilduug n 0c ^ 
nicht bekannt war, die Unregelmäfsigkeit der Ergebnisse Ojei JJe 
\ n f-merksamkeit vielmehr zuerst auf diesen Punkt lenkte, j 
folgenden sei zunächst auf das Verhalten eines lymphatisch©,, 
Organes, der Milz, eiugegangen. 


Versuch IV. 

Von einer frisch entnommenen Hundemilz werden 26 g zu einem feinen 
Brei, zerstampft, der mit 76 ccm Alkohol, absol. extrahiert wird. 10 ccm 
verdampft, Rückstand in 6 ccm Kochsalzlösung aafgenommen (A) 30 ccm 

verdampft. Rückstand mit Äther extrahiert. (Rückstand B). Der Äther ver¬ 
tagt (Rückstand (C). B und C werden in je 16 ccm Kochsaislösung ver- 
rieben. 


Tabelle IV. 


Hundeblut 
4 % 1 

A 

i 

B 1 

c 

1 

1 ccm 

0 ? 

fast komplett 

0 

0,5 

» 

0 ? 

wenig 

0 

0,25 

> 

0 ? 

0 

0 

0,126 

> 

0 ? 

0 

0 

0,062 

> 

1 0? 

0 | 

0 

0,031 

> 

0 ? 

o I 

0 

0,016 

> 

0 ? 

! o 

0 

- 

> 

0 

; o 

0 


>i i 


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UNIVERSITY 0F MICHIGAN 




*34 




00 »«r. 


* atoife d^r 0if»o6. 
ßb« di« ba»®*o*tocb« 

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bdotn h- , rp-j.« der Auto ly»« b ® 1 ^* ””*£** "^«tor Aber- 

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KOeZ,;^ 

P ^kreas -** 
ac hloasen ^ * 
Bfotreichtu^ * 

°p«*kL Aat *« 



<üi e Mü z j m frischen Zustand keine hämolytischen 
«sitzt, sind also nach der Aütolyse stark wirksame 
-fcaatieren, die alkohol- und ätherlöslich sind. Soweit 
rr»nchungen auf die Milz (und wahrscheinlich auf 
2 k»en Organe überhaupt) beziehen, kann ich also 
v^on Levaditi bestätigen, glaube nach den Ver- 
-A^utors auch, dafs die hämolytischen Substanzen 
ü Fettsäuren sind, womit der Befund nähere Be¬ 
elen Resultaten von Tallqvist und Noguchi 
aber auch diese Verallgemeinerung unstatthaft 
3ie nunmehr zu besprechenden Versuche an der 
a~4ise, Leber und liiere. 

atersuchungen am Pankreas benutzte ich zuerst 
Ösen vom Rinde, die vom Schlachthof bezogen 
jedoch wechselnde Resultate. Da bei der ge- 
en Jahreszeit und der schnellen Autolyse im 
tzungen während des Transportes nicht ausge- 
da ich ferner über den Fütterungszustand und 
geschlachteten Tiere nicht die nötigen Kennt- 

»runlöslichen hämolytischen Stoffe komm« ich «pater 


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Yon. Privitdözsnt Dr. Ulrich Fri«d«mann. 

12* 

n isse besä f 8, bescblofs ich, an Hunden systematische Untei* 
cbungen über den Einflufs dieser Faktoren atzf die Hätuoljr s ^ 

bildong anzustellen. m ' 


▼ersieh TI. 

Bin fetter Terrier erhalt am 17. IV. 1907 am IO Uhr früh ca. 2 qo 
pferdeAüwh und wird V» 8 tunde spater durch Erhängen getötet. r>o 0 * 
«rleicb entnommene and gesäuberte Pankreas wiegt 38 g. Davon . 8o * 

_j.8 g mit der Pi eher sehen Maschine serklei nert und sofort mit lo Sa 

Qr v«« alzlOanng und 140 ccm Alkohol absol. versetzt. Am nächsten Tag 
alfcohol. Losung abgesaugt und 10 ccm davon abgedunstet, der Rnck^* 
jn 2 ccm Kochsalzlöaang aufgenommen. (Extrakt I.) ' **d 

Der andere Teil der Bauchspeicheldrüse (ca. 16 g) steht Ober Nacht . 
geller, wird am folgenden Tag zerkleinert, mit 10 ccm .Kochsalzlösung ve»^ **** 

n 1 _a steht so 1'/« 8tunden im Brutschrank. Die weitere Verarbeitung sfe 

rr-g tjakt II. (Extrakt IL) Beide Extrakte werden in ihrem Verhalten an« 

K^«inchenblut geprüft. 6 °4 


Tabelle VI. 


Extrakt 

i 

. V ? 

Kaninchen- 
Wut b% 

" •' '■ * 

Extrakt I 

- - • - — 

Extrakt II 

1 ccm 

i 1 ccm 

wenig 

komplett 

0,5 


> 

» 

0,25 » 

» 

Spar 

> 

0,126 » 

> 

0 

> 

0,062 > 

> 

0 

> 

0,081 > 


0 

» 

0,016 > 


0 

0 

0,008 > i 

i > 

0 1 

0 


3 8tunden bei 37°. 

Während also der Extrakt der frischen Pankreas¬ 
drüse selbst in der Menge von 1 ccm nur wenig löst, 
ruft der Extrakt II, welcher etwa 20 Stunden später 
au 8 der s eiben Drüse her gestellt wurd e, schon in Menge 
von 0,031 ccm (also l /») komplette Hämolyse hervor. 


Versieh VII. 

Ein mittelgrofser Terrier erhält am 17. IV. 07 gegen 9 Uhr morgens 
h0 g Fleisch, hungert dann und wird am 18. IV. 07 um 3 Uhr nachmittags 
stranguliert. Pankreas 22 g. t>j e Hälfte wird sofort verarbeitet, der andere 
Teil stebt einen Tag im Reifer un d i»/ 4 Stunden im Brutschrank. Der Bk«* 


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126 


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Über die htanotoxiBchen 8to£fe der Org«Ja«- 

wird mit 6 ccm Kochsalzlösung und 95 ccm Alkohol, absol- versetzt 10 ccm 
im Vakuum verdampft, der Rückstand mit 2 ccm Kocfas-J*™ 8ang aufge- 


nommen. 


Tabelle VII. 


Extrakt 


Kaninchen- 
blnt 6 % 


Extrakt I Extr»Jrt D 


0,6 

0,26 

0,126 

0,062 

0,081 

0,016 


1 ccm 


O 

0 

0 

0 

0 

0 


o 

o 

o 

o 

o 

o 


BeidemhungerndenHund istalsowederder frische 
noch der ältere Extrakt hämolytisch wirks ÄI3Q - 


Versuch VULI. 

Der Hund erhalt 200 g gekochtes Fleisch, wird »/. Stunden darauf durch 
Strangulieren und Entbluten getötet. Das sogleich taerau*»g en0inmene Pan 
kreae (16 g) wird zerkleinert, mit 8 ccm KochsalslOsang verrohrt und in2 Teile 
geteilt. 

L wird sofort mit 80 ccm Alkohol absolut versetit, 

II. steht 8 Standen bei 37° und wird dann mit 80 ccm Alkohol absolut 
versetst. 

Die Hälfte der alkoholischen Extrakte wird im Vakuum eingedunstet, 
die Rückstände werden in 3 ccm Kochsalzlösung auf genommen. 


Tabelle VTTT 


Extrakt 


Kanlnchen- 
blnt 5 % 


Extrakt I 


Extrakt II 


1 

0,6 

0,26 

0,126 

0,062 

0,081 


1 ccm 


0 

0 

0 

0 

0 

0 


komplett 


8 pur 


Auch ans diesem Versuch beim gefütterten Tier 

gehtals°k ervor > dals im frischen Organ keine Hämo¬ 
lysin« nachweisbar sind, während nach einigem 
Stehen der Extrakt kräftig hämolytisch wirkt Oer 


Gck igle 


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UNIVERSSTY 0F MICHIGAN 




s 

e 


Von PrivfttdoBent Dr. Ulrich Friedei o*®* 1 ' „ ^ 

Rolle 

g Organs scheint dabei keine wes eI ^ 1 . ( ;eg ^ ^ 

tthteebaV*’ ^ u ch nach der Entblutung die Entstehn 11 ^ 0rJjl av , ^ 

• e \eni ^ wescbwächter ^ e * 8e nachweisbar &* r ’ aU f dies^-^. 
wätvs Va vollständige Entfernung des b l mark^^ 

nftt^rVicb öl möglich ist. Immerhin hätte man doch - 0 t eS > 

VJege - e j e erwarten müssen. Sehr interes 0 ** 1 ^,^»» 

tete V3nter sc ^ en Tier auch in dem gelagerte» > a wlo ^ ^ 

be i dem nmä gto g e nachweisbar waren. Da wir s t*i* er Wei **<e 
h&mo\y tisC hü ier Untersuchungen wissen, in * ie r ;^ahruu^>^ 
und seiner ° c * ion in der Pankreasdrüse von ^©*»»»8 
die Ferme» . ist) muls man wohl an eine pj e Tatsache, 

aufnahme a zur Fermenttätigkeit denke»• ^, o< j e aus der 

Hämolysine»* 9 er3 t einige Zeit nach det ^. g z o der V 0r - 

dafs die Hämo y gönnen, führt ja ob« 6 ^ cb autolytische 

Drüse gewonnen ^ fermentative, wahrscbe lß ^ Den Resultat©, 

Stellung, dafs sie Bekräftigung der ge »'' 011 an Rinder- 

Prozesse entstehen. ^ /J entgprechende Beobachtungen 

mögen noch e1 ^® t iU werden. 

Pankreasdrüsen mitge 

r Ycrsncli IX. ^ 3 tho! bezogen, werden 

, rfteen vom Bi“ d > friBch V ° m f C «lrst.eüung vergehen etwa 
3 pankrea*^ i0ch en Schlachten und H ® i werten Drüsen liefern 

• ),nrarheitet. __or* r Pocr DlA löfK*- _ ■_ 


XVlbU, iriovu im"- - 

3 Panhreaadrösen ScWachten und Hers. ^ ^- 

sogleich verarbeite • T wa rmer Tag. Die *®r ^.^„etzt und durch ein 

2 Stunden. 18t roit 125 ccm Kocbsalxlöaang ^, erden i n 3 Teile ge- 

etwa 350 ccm Brei, reaa lüerenden 250 ccm Bre Tei) j wird Bofort 

Tuch koliert wir • ^ ßOO ccm Alkohol verse > * Standen (im Keller), 

teilt, von denen 1 ® 6 stunden, Teil III nac je 200 ccm im Vakuum 

verarbeitet, Teil i ko holi 8 chen Extrakten we ösling aufgenommen. 

*>. >» i* 10 Kocb “' 

eingedampf ) Tabelle IX. ^__ i^g—e—— 



0,5 
0,25 
0,125 
0,062 
0,031 
0,016 
0,003 
0,004 
0,002 


Digitized b) 


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Original frn-m 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



m 


Übei' die h&mdtoil sehen Stöße dör Oi'fcÄxfcÄ- 

Diese Versuche werden in genüg ö d ol er Weise 
seinen, dafs auch beim Rind in der fri s chen Drflse 
kein oder nur sehr wenig Hämolysin v o z* i* «Dden ist, 
dieses vielmehr erst postmortal, wahrscheinlich auf 
autolytischem Wege entsteht. 

Die Weiteren Untersuchungen ergeben nun, da-fs die in der 
Pankreasdrüse bei der Autolyse auftretenden H&molysin« ganz 
anderer chemischer Natur sein müssen, als diej©*' i:, l? en > die in 
Hilz, Darm und Magen gefunden wurden. Während die aus der 
frischen Drüse hergestellten hämolytisch unwirks« 10 ® 11 alkoho¬ 
lischen Extrakte bei Ätherzusatz nur eine durch den Wassergehalt 
des Alkohols bedingte feine Trübung zeigen, lassen die von auto- 
lysierten Drüsen stammenden Extrakte bei Mischung mit Äther 
einen sehr reichlichen, in frisch gefülltem Zustand w©ifs®n kristal¬ 
linischen Körper ausfallen, der schon in kleinsten Mengen hämo¬ 
lytisch wirkt. 

Allerdings bekam ich anfangs sehr wechselnde Resultate, 
indem die Fällung mit Äther bald sehr reichlich, bald minimal 
ausfiel. Durch viele Versuche gelang es mir jedoch, die Ursache 
dafür auf?ufinden und die optimalen Bedingungen für die Aus¬ 
füllung des Hämolysins festzustellen. Es ergab sich n&mlich, 
dafs die Füllung um so unvollständiger wird, je wasserreicher die 
Lösung ist, aus der die Fällung stattfindet. In diesem Fall bildet 
sich bei Ätherzusatz eine zweite wäfsrige Phase, welche den hämo 
lytischen Stoff zum gröfsten Teil gelöst enthält. Auf der andern 
Seite ist düs Hämolysin auch in absolutem Alkohol schwer löslich, 
so dafs es notwendig war, i n zahlreichen Versuchen diejenige 
Konzentration des Alkohols ausfindig zu machen, welche genügend 
Hämolysin in Lösung gehen liefe, ohne die Ätherfällung zu stark 
zu hindern Es erwies sich schliefslich am zweckmäfsigsten, den 
Organbrei nnt dem doppelten Volum Alkohol zu extrahieren. 

Die folgenden Versuche mögen den Gang der Untersuchung illu- 
strieren. 


V ersuch 

Zur Verfügung stand ein alkol 
drtise, über deren Behandlung keine 


alkoholischer Extrakt einer ftinderpankreas- 

rtlk_ 1 - 


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Original fru-m 

UNIVERSSTf OF MICHIGAN 



Von >rft*tddsent T>r. 


it Einern Überschuß Von v y a 

Wft« Oin weifser Körper vorletzt, **** vä kuui , _ 

Wm Ag«oTS*?® l3< ,fert ein sehr hygro 8 kop i8 ^ D, ** er wirrf {fL* *««**>? 
trocknet wod eine 2°/ 0 Lösung hej-g^ e8 * ec h wzcb 8 e '* 

poYver, v 6 r» de*» «««teilt wird 

Tabell e x 



Lösung Rinderblut 
2 % 8 % 


0,5 

0,26 

0,136 

0,063 

0,081 

o,or6 

0,006 


1 ccm 


komplett 


fast komplett 


Oer auf die angegebene Weise dargeateilte Stoff wirkt f ° J *V »n 
der Menge von 0,0001 g hämolytisch und i W «r tritt di« Hämolyse, wie di*, 
für das Lexitbid des Kobragiftes charakteristisch ist, «oiort em. 

Die ätherische Lösung wird eingedunatet. Der Ptttckstand in Kochgal*. 

tösung aufgenommen, wirkt nicht hämolytisch. 

Versuch XI. 


2 Pankreasdrüsen vom Bind liegen einen Tag **- nf Kis, werden dann 
zerkleinert und verbleiben so noch einen Tag im Keller. Dann Zusatz von 
wenig Kochsalzlösung und Fällung mit dem mehrfach®* 1 Volum Alkohol. 

20 ccm Extrakt + 60 ccm Alkohol absol. Nied «rech lag A. 

Filtrat versetzt mit äther. Niederschlag B. Der ätherische Abguft wird 
bei 37« verdampft. Rückstand C. 

A, B und C werden in je 4 ccm Kochsalalüsnng ««^genommen und auf 


Rinderblut geprüft. 


Tabel 1 e 

XX 


Lötung 

Rinderblut 

8 % 

A 

1 

i B 

1 _ 

Lil' 

”1 - 1 

0,6 

0,25 

0,126 

0,062 

W»1 

0,016 

0,008 

0,004 

1 ccm 

: i 

> i 

i 

* 

» 

> 

> 

komplett 

> 

> 

mäfaig 

6 

0 

0 

■1 0 

0 

0 

; komplett 
> 

t 

{ » : 

» ! 

> faetkompl. 1 
Bpor 

Spürchen 

0 

0 

? 

? 

komplett 

> 

> 

> 

> 

wenig 

0 


Digitized b" 


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Original fro-m 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 




130 


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Über die h^ipotoxi scheu Stoffe der Or^»xie. 

Dieser Versuch zeigt, dafs aus der wässerigen alkoholischen Lösung 
das Hämolysin mit absolutem Alkohol fällbar ist. Ferrmor" Ist im Gegensatz 
zu dem vorigen Versuch die Ätherfällun^ eine sehr unvoll»«tndige. Es ] iefg 
sich leicht feststellen, dafs die unvollkommene Fällung durch den Wasser¬ 
gehalt des Alkohols bedingt ist. 

20 ccm des alkoholischen Extraktes werden abgedaco der Rückstand 

in absol. Alkohol aufgenommen, wobei ein Teil ungelöst bleibt Die alkoho¬ 
lische Lösung wird zu je 2 ccm in Röhrchen verteilt und eS -kommt dazu 
0,1, 0,2, 0,4 0,8 ccm Kochsalzlösung. Sodann wird mit S ccrxa Äther gefällt 
Eine deutliche Fällung tritt nur in absolutem Alkohol ein- Lösungen 

mit 95°/ 0 , 90°/ 0 , 80°/ 0 Alkohol geben eine abnehmende Trttto* 111 #» während in 
60% Alkohol überhaupt keine Fällung mehr erzielt werden kenn. 

Ich glaube auf Grund meiner Versuche, dafs äiis Organen, 
die bei der Autolyse keine F&ulniserscheinungen z&igt en und bei 
Einhaltung der richtigen Versuchsbedingungen das Hämolysin 
fast quantitativ durch Äther gefüllt werden kann. Boi der Fäulnis 
bilden sich anscheinend ätherlösliche hämolytische Stoffe, mög¬ 
licher Weise Fettsäuren, die aus einer Zersetzung Hes Lezithins 
hervorgehen mögen und vielleicht mit den in der Milz gefundenen 
hämolytischen Stoffen identisch sind. Von einer ausführlichen 
Wiedergabe meiner übrigen zahlreichen Versuche, welche alle 
zu demselben Ergebnis führten, möchte ich absehen und sogleich 
zu den an Leber und Niere erhaltenen Resultaten übergehen. 


Versuch XII. 

Ein Hand wird durch Äther getötet. Ein Stück der frisch entnommenen 
Leber wird sofort mit der F i c k e r sehen Maschine zerkleinert. 35 ccm J.eber- 
brei werden mit 140 ccm Alkohol absol. versetzt nach einem Tag wird die 
alkoholische Lösung abgeeaugt. (A.) Ein anderes Stück wird in aseptischem 
Gefftfs 24 Stunden der Autolyse überlassen. Die mikroskopische Prüfung 
ergibt Baktenenfreiheit. Behandlung wie bei 1. (B.) Ein drittes Stück au- 
tolysiert 48 Stunden. Der ausgeprefste Organsaft enthüll massenhaft Kokken. 
Im Innern ist a ® ° rgan i edoch mikroskopisch bakterienfrei. 28 ccm Organ¬ 
brei werden mi 112 ccm absolutem Alkohol versetzt. (C). 

016 W6rden Z ° io 20 ccm bei 36- verdampft, die Rück¬ 

stände m & ccm Kochsalzlösung aufgenommen 


Gck igle 


Original fro-m 

UNIVERSSTY 0F MICHIGAN 




0,031 

0,016 

0,008 

0,004 


Spur 

O 

0 


Spur 

0 

0 


Ans der frischen Leber ist der alkoholische Extrakt aufterordenn- 
schwach hämolytisch, während auch hier bei der Autolyse eine stark ' 01 * 
molysinbildung stattfindet. Das Hämolysin ist durch Äther fäJlbar a ii Hä ' 
unvollkommen. ’ ®*dings 

Versuch Xin. 

Ein Hund wird aus der Carotis vollständig entblutet x>ie r«i. 
tisch entnommen, 1 Teil sogleich zerkleinert, andere Stüok. . 


stacke d^ r ^ rd 


aseptisch 

lyse überlassen. ' -, ° r A,nto 

I. Portion 36 g Leberbrei -|- 72 g ccm Alkohol absoi. sofort 
II. Portion 32 g Leberbrei + 66 ccm Alkohol absoi. nach 

Autolyse bei 37° (aseptisch). Der ausgeprefste Organeafti 
mikroskopisch einige Kokken. 

EQ. Portion 48 8tnnden Autolyse wird wegen Fäulnis nicht k> 

Die alkoholischen Lösungen werden bei 37° eingedamnf* 
stände mit 6 ccm Kochsalzlösung auigüno mmen . 


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» 


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UNIVERSfTY 0F MICHIGAN 



ttbflr di« hAmoto*i sehen Stoff« d«r Ovj 


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ibs 


Tabelle XIV. 



Hundeblut 

s% ; 

A 

B 

0,125 

’ 1 ccm 

0 

kompl^*^ 

0,062 


0 

> 

0,031 

! 

0 

> 

0,016 

i 

0 

> 

0,008 

i 

> 

0 

m&fsigr 

0,004 

> 

0 

0 

0,002 

* 

0 

0 

— 

» 

0 

0 


{jenng B gibt mit Äther einen starken Nied*wcbls8>» Lösung A gibt 
keine Fällung. _ 

In diesem Fall wirkt der alkoholische Extrakt des frischen Organs, gar- 
nicht hämolytisch. Gleichseitig mit der Hämolysinbildun g tritt der mit Äther 
fallbare Körper anf. 


Versuch XIV. 

Die Nieren des Hundes werden aseptisch entnomno® n » die eine 
<1 uarssand sofort verrieben, die andere 24 Stunden de» asep tiscllen Antolyse 
überlassen. Die Organbreie werden mit der doppeltes Mdnge Alkohol ex¬ 
trahiert, die alkoholischen Extrakte zu je 10 ccm bei 37» abgedampft, die 
Rückstände in 6 ccm Kochsalzlösung aufgenommen. Ferner werden 10 ccm 
von Extrakt H mit einem Überschuß von Äther gefallt; der Niederschlag 
in 6 ccm Kochsalzlösung aufgenommen. 


Tabelle XV. 


Extrakt 


Hundeblut 

8% 


1 

0,5 

0,26 

0,125 

0,062 


1 ccm 


O 

O 

o 

o 

o 

o 



komplett komplett 


0? 

0 


0 

0 

0 


i 

Aac h der Machen Niere kein Hämolysin, Auftreten bei der Auto¬ 

lyse, P ftr * ,e m f t i^ rk ® ,t darch Ä-ther. Be^direkter Extraktion dea Alkohol- 

leben. w,y81Q 18t «Iso eröf.t.«.-,, . „„uwti*h. 


Gck igle 


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UNIVERSSTY OF MICHIGAN 



Von PrivntdoMnt Dr »», , 

.. ** man. 

-fit die Ergebnisse der _ 

Faa8eo bäm oi ine ZU8 ^ brauche über die 

lösten Org» ' . .^«Q, 8o he[g gich feststen*^ ' 

frischen 2;^ 


1. 




- und Darmschleimj la ^ t 


tA»d ätherlösliche Häna 0 j Ul ea thalten im 

tögon <W. (Pa^”“«- «h**-«- "*«** - 

2 . Die Mil* enthalt im frischet, z " , mmolrb»* 

dieselben entstehen vielmehr „ ^ t „lys« u,,* 

sind gröfßtenteils ätherlösljcj^ * bei der A ^ 

3. Die Hämolysine von Panferea* T , A Miere 6^*- 

ent W&hre "d ^rAumly«. sin d aber t ~ 
Äther unlöslich. J 

Damit dürften verschiedene in der Literatur vorhanden e 
Divergenzen zunächst in genügender Weise aufgeklärt sein. 4^ 
die chemische Natur der bisher nicht beobachteten ätherunl(j a 
liehen Hämolysine, die mir gerade vom Standpunkt der Imn^ 
nitätslehre das gröfste Interesse zu besitzen scheinen, kann i o}) 
erst eingehen, nachdem ich die hämolytischen Eigenschaften der 
alkoholunlöslichen Organbestandteile geschildert habe. 


B. Untersuchung der alkohol mu ö sl iol i 
auf Hämolysin®. 


Sektionen 


Nach den übereinstimmenden Untersuchungen von K 0r 
schun und Morgenroth, Levaditi, Tallqvist und N 
guchi schien es, als ob mit den alkohollöslichen Stoffen d ° 
Kenntnis der Organhämölysine erschöpft sei ; denn die a b ^ 
ebenden Resultate von Metschnikoff und TaragsAm,-, ex * 
waren anscheinend durch die Arbeit Levaditis in genüg? CD 
Weise aufgeklärt worden. Wenn ich trotzdem die allcoholvi 
liehen Fraktionen weiter untersuchte, so geschah dies in der 
nung, in den Organen Stoffe aufzufinden, die den aus de 
munitätslehre bekannten Serumhftmolysinen näherstehen und ^ Ett ‘ 
vielleicht für die Genese dieser Substanzen einige Auf» 
zu geben geeignet wären. Eis wurde dabei so verfahren <J 
vollständig mit Alkohol und Äther erschöpften Organe 
und dann mit dem 10—20 fachen Volum Aqua destill n^-^ 


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Über die hftmotoxischeii Stoffe der Örgfi 

hiert wurden. Diese Lösungen lieferten, mit A.lkohol gefallt, ein 
sehr leicht in Kochsalzlösung lösliches Pulver, von dem 5% 
Lösungen in Anwendung kamen. Ich prüfte 11 ®°^ dieser Me¬ 
thode Milz, Leber, Niere, Mesenterialdrö s e n, Thymus, 
Speicheldrüse, Knochenmark, Hoden, Gehirn, er¬ 
zielte jedoch an allen diesen Organen völ 1 1 g negative 
Resultate. Weder an sich, noch in Kombination mit Serum 
übten sie die geringste hämolytische Wirkung »ns. Dagegen 
gelang es im Verlauf von Untersuchungen, die ursprünglich einen 
andern Zweck verfolgten, im Pankreas in der Tat ein Hämo¬ 
lysin von complexer Wirkung aufzufinden, dessen eingehendere 
Analyse denn auch zur Aufklärung der ätherunlöslichen, alkohol¬ 
löslichen Orgauhämolysine führte. Aufser der liÄmolytischeu 
Fähigkeit prüfte ich nämlich auch die antih&tt»olytische Wir¬ 
kung der mit Alkohol und Äther erschöpften Organe, da ja 
v. Düngern 1 ), Hoke 2 ) u. a. in den Zellen des Organismus com- 
plementbindende Stoffe nachgewiesen hatten. Wahrend nun die 
Extrakte der oben erwähnten Organe keine oder ganz geringe 
antihämolytische Fähigkeiten zeigten, beobachtete ich. beim Pan¬ 
kreasextrakt ein gauz eigentümliches Verhalten, welches aus der 
folgenden Tabelle erhellt: 


Tabelle XVI. 


~ F 

Pankreas- 1 
extrakt 

. _ il 

1 

Meer¬ 

schwein¬ 

serum 

1 

Hammel- 

Wut* 

Kaninchen- 

immun- 

serum 

- 1 

Hammel“ 
blut fa°/o 


1 

0,5 

1 

0,1 ccm 

1 

0,005 ccm i 
, ! 

1 ccm 

% 

komplett 

> 


0,26 

0,126 

0,062 

0,031 


I 0 

! komplett 


1 


1 ) MOnch. med. Wochenschr., 1900. n,. on „ 

2 ) Zentralbl. f. Bakter., 1906. 


Go», igle 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 





Von Privatdosent Dr. 


PriedemaflO- 


*) wmag also in der 

Der 0 rnmen, wahrend bei gröfs^f® VOn °> 062 ccm Met tgen 

v0 \\ R ^tid\* * erfolgt ren und kleinerea ** 

t>\ette aMnoiy 9 

„ ^hsehen dev Literatur k. _,„(„») in rj_^ 

Beim - •° r ten Arbeit bereite im Jahr^iQi 6 ich ’ daA ^ .vriv«? Beobm. c -** 

eingangs « tie allerdinge für die Er 8 rk l9 ° 2 gan * die ^ fLrang *° 

tung machte, ohne ^«cheiivung eine Erkl* rL,IJ * 

Buchen. 

Der naheliegende Gedanke war natürlich daf* def F * ükr6t ^ 

extrakt auf die Haminelblutkörperchen selbst hämoly tisC ^t ^ 5 
doch konnte ich nuch überzeugen, dafs der E * tr akt *** *** 
den gröfsten Mengen Hammelblut nicht löste Weiterhin glaubt^ 

ich, dafs in dem Pankreasextrakt eine komplementartig wirken^ 
Substanz vorhanden sei; allem auch diese Annahme erwies s, otl 

als unrichtig, da der Extrakt zusammen mit spezifischem Amb 0 . 
zeptor Hammelblut nicht zu lösen vermochte. 


Tabelle XVü. 


-- il 

Hommel< 

Extrttk t Kaninchen- 

serum 


Hammel- 
Mut r»o/ 0 


0,5 ccm 
0,25 > 

0,125 * 

0,062 > 
0,031 > 

0,016 > 


0,002 ccm 


1 ccm 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


Dagegen trat die beobachtete Erscheinung der Hämoly^ M 
ein, als Pankreasextrakt und frisches normales Meerschwe 
(Komplement) dem Hammelblut zugesetzt wurde. 


1) Über diese Versuche wurde in kurzer Form bereits | n der- 

Med. Wochenschr. 1901 No. 16 berichtet. * 

2) ». ». O. 


Digitized b) 


Google 


Original frum 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 




Digitized by 


Über di* b*noto|ciscb«n Stelle der drK^.n«. 


Tabelle XVIII. 


Extrakt 

Meer¬ 
schwein- 
serum 

Hammel¬ 
blut 6 % 


0,5 

0,1 ccm 

1 ccm 

konöpte^ 

0,25 

> 


* 

0,125 


> 

> 

0,062 

j > 

> 

> 

0;081 

1 > 

> 

o 

0,016 


> 

wenig 

— 

i 

> 

Spur 

i 


Auffallehd war, dafs im Gegensatz zu den V'ersüchen mit 
Sbrümhänioly&ineü, die Hämolyse langsam verlink und erst nach 
2 Stunden begann. 

Damit war erwiesen, dars der Pänkreasextra kt die Stelle des 
A mboceptors bei der Häiriolyse vertritt. In oin^r werteren 
Reihe von Versuchen wurde nun festgestellt, dafs auch andere 
Blutarten (Meerschwein, Hund) in ziemlich gleicher Weise gelöst 
wurden. Von grolser Wichtigkeit war jedoch, dafs 
auch Ochsenblüt, also das Blut der gleieben Spezies, 
hftmolysiert wurde, womit der Nachweis eines nach 
Art der komplexen Hämolysine wirkenden Autoly¬ 
sins erbracht war. 

Der Nachweis dieses zunächst den Serumhämolysiuen durch¬ 
aus ähnlichen Stoffes war nur möglich durch die Fraktionierung 
der Organextrakte mit verschiedenen Lösungsmitteln, da er bei 
Anwendung der gesamten Extrakte notwendigerweise durch die 
alkohollöslichen Hämolysine verdeckt werden mufste. Trotzdem 
werde ich später zu zeigen haben, dafs einzelne Autoren die Wir¬ 
kungen dieses Stoffes bereits gesehen haben, wenn sie auch nicht 
in dar Lage waren, ihn zu isolieren und seine Eigenschaften fest- 
züstellön. 

Zunächst mufste nun untersucht werden, ob die hämoly¬ 
tische Substanz des Pankreasextraktes tatsächlich einen in den 
Organen gebi eten und noch nicht an das Serum abgegebenen 
Amboceptor darstellt oder ob 8 i e vielleicht in einzelnen Punkten 
abweichende Eigenschaften besitzt. Ein charakteristisches Ver- 


Go igle 


Original fru-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 





Von Privatdozent £> r 

. * lHch Frieden,»**. 4 

<=e*' i;irnamboce P toren ist i-. 

haUerv e r Wärme gegeben Zvin ächst fn ihr eIJ1 ^ f, 

« eg6 f^“per a tur ea von 66- 60. "f?« ^seihen im *",f 7* 

I hiervon Ausoahmen. So fc ‘ aUe ™ rt ^ de °'. « &1 ^ 

Neif ser un d Friede m k ° nnt en Sachs 1 ) b eim ^ 

serum, f en= U| an n 2 i. , , ,,>hen »et'i» ^ " 

nachweisen, dafs dessen normale A J h „ m “ eD fl it s bei 5 , *** 

^v, a w.r.h geschädigt werden. Ei„„ Oc eptoren b® r , A j 0 „ ^ 




erheblich geschädigt cn, le *-- ha ft, der 

Amboceptoren zum Teil ihren Narben v T Eige0 * C die , von <T* ^ 
empfindlichen Blutarten gebunden 2u erdank en, JS* daher J 0 ** 
boten, die hämolytische Substanz de s ^Thermolabil;?^ 

und Bindungsfähigkeit zu prüfen. kreas auf 


Tabelle XlX 


Kx tratet 

Mcer- 

«chivein- 

serum 

Rinderblut 
3o/ 0 ; 

Frischer 

Extrakt 

f »/, Stde. 

* auf 

: erwärmt 

0,5 

0,25 

l! 

0,05 ccm 

> 

“ J 

1 1 CCEU 

komplett 

> 

0 

0 

0,125 


1 

> 

i 0 

0,062 


> 

0 

0 

0,031 

> 


0 

0 

0,016 

> 

> 

0 

0 


» 

; 

> 

0 

0 


T 

abell e XX. 


Extrakt 

! Meer- | 
, schwel n- 
serum 

Hammel- j 
blutkörper- 1 
chen 4 °/ 0 j 

1 

Frischer 1 

Extrakt 

4 Stdn 
auf 450 
erwärm t 


0,5 0,05 ccm 

r 

1 ccm komplett 

0 

0,25 


, 1 

0 

0,125 


> j 

0 

0,062 

» 

f. kompl. 

0 

0,031 


0 

0 

0,016 

> 

0 

0 

— » 


0 

0 

1) Berlin, klin. Wochenschr., 

1902, 

Nr. 9 u. 10. 


2) Berlin, klin. Wochenachr., 

1902, 

Nr. 29. 



Axot&lT für Hygiene. Bd. LXIX. 


Digitized b) 


Google 


Original fram 

UMIVERSITY OF MICHIGAN 



138 


Digitized by 


Über die hämotoxi sehen Stoffe der Org^anö. 

Die Versuche zeigen, dafs die amboceptoröJi nli che Substanz 
im Paukreasextrakt sehr thermolabil ist und schon durch halbstün¬ 
diges Erwärmen auf 56° oder vierstündiges ErwÄrmen auf 45° 
zerstört wird. Sie verhält sich in dieser Hinsioti t entschieden 
anders als die bisher bekannten Amboceptoren; doch glaube ich, 
dafs damit noch nicht erwiesen ist, dafs sie mit diesen gar nichts 
zu tun hat; denn gerade das Verhalten gegen Wärme ist, so . 
lange nicht reine Substanzen vorliegen, sehr wenig' geeignet zur 
Charakterisierung eines Stoffes und kann, wie noch zu zeigen 
sein wird, schon durch geringfügige Änderungen des Milieus ganz 
erheblichen Schwankungen unterliegen. 

Der Beweis der Bindung kann in doppelter Weise geführt 
werden. 

Digeriert man den Extrakt einige Zeit mit roten Blut¬ 
körperchen und trennt die Flüssigkeit durch Zentrifugieren von 
dem Bodensatz der Zellen, so kann man untersuchen, ob die 
wirksame Substanz aus dem Abgufs verschwunden ist und ander¬ 
seits ob die Zellen die Fähigkeit angenommen haben, sich in 
frischem Meerschweinserum (Komplement) zu lösen. 


Versuch V. 

lccm 6 proz. Pankreasextrakt wird mit dem Sediment von 10 ccm 
Hammelblut V» Stunde bei Zimmertemperatur digeriert, zentrifugiert und die 
gleiche Prozedur wiederholt. Der Abgufs wird zu folgendem Versuch ver- 
wendet: 



■ 

Extrakt 

Meer- 

schwein- 

aerum 

Hammel- 
bim 6% 

-1 

i 

Abgufs 

! 

Kontrolle 

0,5 

0,25 

0,1 ccm 

1 ccm 

komplett 

komplett 

0,125 

> 

> 

0 

> 

0,062 

> 

> 

1 0 

1 

> 

0,031 

> 

> i 

| wenig 

> 

0,016 


> 

| f. kompl. 

1 ° 

— 


» 

| komplett 

1 wenig 



> 

i 

1 

Spur 


Nach der Absorption war also ^ 
liehen Hämolysins nachweisbar. Ich t^u AbgUf8 nUr noch . l/ ' 
meiner sehr zahlreichen diesbezügliche^ V ° D " elt * r ® n An,( * run 8 

»lieben Versuche Abstand nehmen, und nur 


Goi 'gle 


Original frn-m 

UNIVERSfTY OF MICHiGAN 







Von Privatdozent T) r . rn • „ 

ric ^ Priedemafl 11, -I 

durchweg das Resm tat a Aa r g erhebt: 

OT wäbtie® v «^^^^jlysins aus dein Abg U f a Ver ® ^ es teIIt wurde, 

Teile des ^eiteren Versuche wn r( j e C w * nc ^ en - ffBiawel- 

ln einet** 2 ßo/ # Pankreasextrakt Vp , nQn JG 1 ccm bei Zirn *c± * 

Rinderblut **** fl ]ten. Danach wird zentHf 61 * 1 Und werdea 

temperatur ß gewaschen und mit O l c u &’ er t, die 8edir° e ^ersetzt. 

“‘»“Tfwt komplette Httmolv.. «eereohwei»»»'-»»* * 

beiden F»Uon trat h - e e , n . 

I„ diesem Versuch lieh sich aIso Jn der Tat der 
ihhren, dafs die wtrksame Subst an2 de , PankreOS e*tr*kt zei 
den Blutkörperchen gebunden Werden kann. Allerd 1 “* 

„eitere zahlreiche Versuche, daf a dieses Resultat ke'» 
ist, indem die verschie,lenen Pritp arate sioh in dieser 
nicht gleichartig verhielten. In einzelnen Extrakten w r ei I:ie 
Beeinflussung der digerierten und gewaschenen Blutkörperchen 
überhaupt nicht zu konstatieren; i n anderen wiederum lösten si e | 1 
die gewaschenen Blutkörperchen i n Kochsalzlösung aI, e” 1 a U f ( 
jedoch auch in diesen Fällen wurde die Hämolyse durch Ser^ 
sehr beschleunigt und erfolgte in reiner Kochsalzlösung erst nach 

24 Stunden. Hingegen wirkte der Extrakt, wenn er nicht durch 
Zentrifugieren entfernt war, niemals hämolytisch, auch nicht nach 
langer Zeit. In diesen Fällen rnurste also in <äen Blutkörperchen 
unter dem Einflufs des Extraktes sich bereits eine Änderung 
vollzogen haben, die nur infolge hemmender Einflüsse des Ex¬ 
traktes selbst nicht in der Hämolyse zur Erscheinung kam. D a f s 
in der Tat der Extrakt auch ohne Komplement auf die Blut¬ 
körperchen einzuwirken vermag, ergab sich leicht durch den 
folgenden Versuch: 

Es wurden einmal Extrakt, Komplement und Blutkörperchen g\ eic R. 
zeitig gemischt, während in einem Parallel versuch der Extrakt vorher e 

Zeit au! die Blutkörperchen einwirken konnte. Stets ei^ab sich, <Ja, Csi - m 
letzteren Fall die Hämolyse wesentlich schneller verlief. 

Worauf die etwas abweichenden Resultate beruhen, li©f a 
nicht mit Sicherheit feststellen; offenbar liegt eben i n dem 
ein Gemisch der verschiedensten Stoffe vor, die das Er g , 
beeinflussen können und in ihrem gegenseitigen MengenverHn^s 
von postmortalen Veränderungen des Organs abhängen. J ^ 

falls kann festgestellt werde u , da s ie wi r k sa xxx «=* v>. 

IO*“ 




Digitized b) 


Go«. >gle 


Original frn-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



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Über die hamotoxischen Stoffe der OrgrÄD-ö- 

stanz wie die Seru ru am b oceptoren von den Blut- 
körperchen gebunden werden kann. 1 ) 

In den bisherigen Versuchen hatte als Kompletno*!t lediglich Meer- 
achweinserum, als das im allgemeinen wirksamste, gedient- ^ s war daher 
von Interesse, zu erfahren, in welcher Weise sich andere 'I'iersera in dieser 
Hinsicht verhalten. In der folgenden Tabelle sind die geringsten Mengen 
verzeichnet, in denen die Sera der verschiedenen Tiere xxoc vollständige 
Hämolyse im Verein mit dem Pankreasextrakt hervorrufen- < * e ® Extrakt 

wurde in allen Versuchen 0,25 ccm benutzt, als Reagens dient« o l t Rinderblut. 


Tabelle XXII. 

Kaninchen . . . 0,05 Hammel . • • 

Pferd. 0,025 Huhn . . 

Ziege. — Gans . . • • 

Rind. — 

Die verschiedenen Sera wirken sehr ungleich. 

Hammel sind unwirksam. Dagegen ist es auffa.llö n< ^> dafs die 
Vogelsera in so aufserordentlich geringen Mengen wirken, da im 
allgemeinen die Vogelkomplemeute für die Säugetieratn boceptoren 
wenig geeignet sind. Schon dieser Umstand mufste naifstrauisch 
dagegen machen, dafs die Sera ihre komplettierenden Fähigkeiten 
dem Gehalt an Komplementen verdanken, und dieser Zweifel 
erwies sich auch als durchaus begründet. 

Bekanntlich sind die Serumkomplemente aufserordentlich 
labile Körper, die schon beim Stehen, fast ausnahmslos aber 
beim Erhitzen auf 56—60° zugrunde gehen. Ich war daher 
sehr überrascht, als ich die Beobachtung machte, dafs die Akti¬ 
vierung des Pankreasextraktes auch nach Einwirkung dieser 
Temperaturen erhalten blieb, ja dars sogar Kochen die komplet¬ 
tierenden Eigenschaften nicht zu vernichten vermochte. 2 ) 


0,01 

0,006 

Rind, Ziege, 


l; AU*“»“““* wanrend der Korrektur: Es liegen wer uie 
Verhältnisse, offenbar ganz ähnlich wie beim Choleragift. Während Coca 
und v. Düngern (Mönch. Med. Wochenschr 1907) im Schlangengift eine 
amboceptorähnhche Substanz fanden, ist dieser Befund andern Autoren nicht 
gelungen. Es 18t das wahrscheinlichste dafs auch hier die einzelnen 

Tierärzte sich verschieden verhalten. ’ 

2) An Xnnl ng: l0h m ° Chte hi « eine Beobachtung anfflhren, die 
mit älteren Be den von Korschun und Moraenroth im Zusammen¬ 
hang au flteb °“ " emt \ Da8 gekochte Serum gibt mit dem Pankreasextrakt 
eine Fällung zei « t 8lch » dafs die hämolytische Wirkung lediglich in 

d „ n.«w J “ nioht lm m . 


Google 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 





Von Privatdozent D_ Tt , . 

• Ulr| ch 

X XIII . 


Friedem«^ 17 ' 



l/ * Stde. 

^Uf «50 


10 Hin¬ 
auf 100° 






kompiMt : komi ieit f kompiett 

'» ÄÄ 8 CCm «• 

aerum u«a 1 ccni o 

üm nun die chemische N atur d<!r k „ leltiere nrfc“ ®ub S t^ 
naher zu bestimmen wurden "* *>- 

Wendung gebracht. Dte Sera w urden z „ nächs , „,H Al*>™ 
fallt. Der Alkohol wurde im Vakuum verjagt u»<* der Ku eJf , 
stand in dem ursprünglichen Volum Kochsalzlösung aufgenomu^^ 

In einem anderen Teil der Fälle wurde der Rückstand des Au 
koholextraktes mit Äther aufgenommen und der ätherische 

trakt wie der Rückstand auf Komplementfunktio 11 ^©r 

Versuch ergab, dafs die komplettierende U 8 ^ a hz 
quantitativ in Alkohol und in Äther übergeht. 

Von grofsem Interesse ist es, dafs auch äiis dem im frische^ 
Zustande unwirksamen Rinder- und Hammelserum durch Al- 
koholextraktion sich komplettierende Stoffe gewinnen lassen. 

Der Gang dieser Untersuchungen erinnert sehr an den Weg, 
auf dem es Kyes 1 ) gelang, die komplettierenden Eigenschaften 
des Lezithins für Kobragift zu entdecken. Auch in jenem F a jj 
erwies sich das Komplement als koktostabil, alkohol- und äther- 
löslich, und es lag daher aufserordentlieh nah e, auch die kom¬ 
plettierende Substanz für den Pankreasextrakt im Lezithin zu 
vermuten. 

Ich machte deshalb Versuche mit dem im Handel Vorhan¬ 
denen Lezithinpräparat Agfa, konnte aber auch bei Anwep^g 
in den verschiedensten Mengenverhältnissen keine komplettierende 
Wirkung feststellen. Da ich vermutete, dafs möglicherw-^^ in 
dem ziemlich unreinen Rohprodukt ein die Hämolyse hernrv^^t 
Stoff vorhanden sein könnte, so stellte ich mir nach ein«=s x _ Qtv 
Bergell angegebenen Verfahren mit.Hilfe des Kadmiv»*-^ * e s 
ein gereinigtes Präparat her, erzielte aber auch mit dieserr» A. in* 
1) a. a. 0. 




Digitized b) 


Google 


Original frn-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Digitized by 


2^2 Über di© h&motoxiscfaen Stoff© der Organö- 

besseren Resultate. Es war nun weiter daran z« denken, dafs 
möglicherweise die Lezithine bei den verschiedenen Tierarten 
eine abweichende Zusammensetzung besitzen könnten. Es j S { 
ja bekannt, dafs bei den einzelnen Lezithinen grofse Verschieden¬ 
heiten in bezug auf die im Molekül vorhandenen Fettsäuren Vor¬ 
kommen können. Da die Schlangen als Reptiü^ 13 den Vögeln 
weit näher stehen als den Säugetieren, so war in Erwägung zu 
ziehen, ob nicht das Lezithin aus Eigelb (Lezittiin Agfa) blofs 
auf das dem Schlangenorganismus entstammende Kobratoxin, 
nicht aber auf den im Pankreas der Säugetiere vorhandenen 
Stoff einzuwirken imstande sei. Aus diesem Grunde prüfte ich 
auch noch ein Lezitbinpräparat aus Schafshirn, das mir von 
Herrn Prof. Sachs, Frankfurt a. M., freundlichst zur Verfügung 
gestellt wurde, fand aber auch dieses wirkungslos- Die obige 
Vermutung konnte ich auch dadurch widerlegen, dafs ich Al¬ 
kohol- und Ätherextrakte aus Eigelb herstellte, die völlig un¬ 
wirksam waren, während die in gleicher Weise bereiteten Ex¬ 
trakte aus Hühnerserum gut wirkten. 

Da nach diesen Versuchen das Lezithin die komplettierende 
Substanz nicht sein konnte, habe ich noch eine Reihe anderer 
Stoffe geprüft, Cholestearin, Mischungen von Cholestearin und 
Lezithin, Eierklar; alle jedoch mit völlig negativem Erfolg. Es 
blieb also nichts anderes übrig, als zunächst die komplettierende 
Substanz des Serums möglichst weitgehend zu isolieren, um ihre 
Eigenschaften näher bestimmen zu können. 


Versuch XV. 

lOOccm Hammelserum werden mit dem sechsfachen Volum Alkohol gefällt, 
das Filtrat im Vakuum bei 40® eingeengt. Es fällt dabei ein schneeweifeer 
kristallinischer Körper aus, der abgesaugt wird dieser ist löslich in heifeem, 
unlöslich m kaltem Alkohol, die kristallinischen Blättchen röten sich auf 
Zusatz von konzentrierter Schwefelsäure - doch färbt sich eine Lösung in 
Chloroform durch Schwefelsäure nicht rot’ sondern braun. Offenbar handelt 

'■ " c h z,zr D.?K? oi " ,eari " »•'«” 

Ester desseiD . uer Körper wird in ( -a 7 Alkohol unter Kochen gelöst 

- *—«£wÄ ——i— 

bildet. D weder hämolytisch noch vermag sie den Pankreasextrakt 


Gck igle 


Original fro-m 

UNIVERSSVf OF MICHIGAN 



Von Privatdozent Dj. Tt 

^ f . ^ r ich Priedemau^' 

^ Jtest wird der 10. Teil e 

Von ^ ^0 ccm Kochsalzlösung Ä1 ^ ttl0l3a öi©ii der Alkohol verjagt* 

BÄ**«** »*» * Uf «en 0lnn] ’ _ Alko bolextr*k t K 

AusfaUfc-örp®*- , , 

«r«rd eD ö ccm Hammelserur^ a 

tunt* d«» Filt rftt abgedampft, der 5“ 14 de *D siebenfachea V ° 1 “™ ^ 

geeilt, das ^lkoholextrakt. ack «ta nd in ß Ko che»l* löea °g 

genom®® 11. 




Q siebenfach eD *^ z i ö8a0 g" 

in 5 ccm Koch 

Tabelle XXIV. __ 

~ ^ C °^^iri|in1r t. 

kr 


% 


, A Ochsen- 
Extrftk ‘ blut 2,5% 


0,1 

0,f) 

0,25 

0,125 


1 ccm 


e *trak^ I P„ ^ 1 Ob* 1 * 

__ akt , p »nkrea8- p-xtr»“ 1 

--- extrakt 1 E xt _ 


> Crn i komplett 


»Spur 

0 


Sp^ ir 

o? 

o 

o 

o 


Tabelle XXV. _ A1koho I e x t r « k t ohue A ,t s f a 11 k rt rpe r . 


Extrakt 


^ Rinderblut Pankreas- ^ 


2 , 5 % 


Irak t 


Mit 

Extrakt 


< )line 

Extrakt 


-r 


^ * <Cm 1 cc *n komplett komplett 

^ ,r> i * » Spur 

0,2Ö I , 0 

0,12f) 5 0 

— 1 > 0 0 


Nach dem Ausfallen der Cholentearinverbindunr w . 
also der Extrakt stärker komplettierend und i n grör lr ** 
Mengen selbst hämolytisch. Es scheint also, a j s Q b * eTen 
den ausgefallenen Stoff eine Hemmung beseitigt Word C * Urc * 1 

Im weiteren suchte ich nun festzustellen, ob die komplettier 11 18t - 
stanz sich etwa vom Lezithin trennen läfst. Zu diesem Zwecke ^ub- 

alkoholische Filtrat noch stärker eingeengt und dann mit dem m ^ aB 

Volum Azeton gefällt, wobei ein reichlicher weifser ^oderschla 
der abgesaugt und in 50 ccm Kochsalzlösung gelöst wird. _ ^ 

schlag. e ^° 1: k>^\eder* 


ebe * X tft\\9 


Der Rückstand des im Vakuum verdampften Filtrates W] * rc j 
50 ccm Kochsalzlösung gelöst. — Azeton filtrat. 

Der Azetonniederscblag wirkte weder selbst hämolytisch, noch* 
er den Pankreassaft zu aktivieren. Di© Wirkung des Filtrate® 

gegen aus der folgenden Tabelle: bV^' 


Digitized b' 


Google 


Original from 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



144 


Über die hämotoxischen Stoff© der Organe. 


Digitized by 


Tabelle XXVI. — A zetonfi 1 trat. 


Filtrat 

! Pankreas- 

. — ( - 

Rinderblut | 

1 

Mit 

Ohne 

1 extrakt 

2,6 % 

Extrakt 

Extrakt 

0,25 

ii 

1 0,25 ccm 

1 

1 ccm | 

komplett 

| komplett 

0,125 

i > 

> 

» 

mäfsig 

0,0f>2 

> 

> 

stark 

0 

0,031 

» 

7 

o 

i 0 

— 

> 


0 | 

o 


Da Lezithin in Azeton unlöslich ist, die komplettierende Substanz da¬ 
gegen quantitativ eich im Filtrat vorfindet, so schien es zunächst, als ob 
auf diesem Wege eine Trennung des gesuchten Stoffes vom Lezithin gelungen 
sei. Dieser Schlufs erwies sieb jedoch als Täuschung. Als ich nämlich den 
Niederschlag und das Filtrat auf seine komplettierenden Eigenschaften für 
Kobragift prüfte, zeigte es sieb, dafs diese ebenfalls lediglich an dem Filtrat 
hafteten. Es mufste also das Lezithin in Lösung geblieben sein. Wir be¬ 
gegnen hier der auf dem Gebiet der Lipoidchemie so häufig beobachteten 
Erscheinung, dafs verschiedene Stoffe sich in ihren LöslichkeitsVerhältnissen 
gegenseitig beeinflussen. Die bekannten Löslichkeiten gelten daher nur für 
die reinen Stoffe. Dafs diese Vermutung für den vorliegenden Fall in der 
Tat zutrifft, liefe sich leicht durch eine kleine Modifikation des obigen Ver¬ 
suches beweisen. Als ich nttmlich den alkoholischen Extrakt vollständig 
abdampfte und den Rückstand mit Azeton behandelte, zeigte es sich, dafs 
nunmehr die wirksame Substanz und ““t ihr das Lezithin vollständig un¬ 
gelöst blieb. 

Vergleichen wir nun e ^ nze l nen Serumfraktionen, so er* 

gibt sich folgendes Bild: 

Das frische Serum b©s** z * keine komplettierende Funktion, 
ziemlich stark wirkt schon der alkoholische Extrakt, und nun 
folgen in wachsender Stark® ^ er alkoholische Extrakt nach Aus¬ 
fallen der Cholestearinverfc>i r,< * un £ un< ^ na °h Entfernung des 
Azetonniederschlages. j e weitgehender die unwirksamen 
Stoffe entfernt werd ö » um 80 8t ärker wirkt (im ur¬ 
sprünglichen Volu nx gelöst) die komplettierende 
Substanz. Es kann s % <s also bei der eingeschlagenen 
Methode nicht u m ei xx ® einfache Reinigung handeln, 
sondern es müssen gleichzeitig hemmende Stoffe 
entfernt worden sein I^och auffallender ist aber, dafs in 

dem Mafse, indem die Jrfceir*ig un g fortschreitet, die komplet¬ 
tierende Substanz auch oh cIen Pankreasextrakt hämolytische 
Eigenschaften gewinnt. W r £Lb reu ^ bei dem ursprünglichen alko- 


Goi igle 


Original from 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Von Privatdozent D r. Ulrich fri 0 " 

j^^isehen Extrakt das Vierfache der vollste* 1 ** 1 '# k .°^ Pletti ere„den 
ö ge nur Spuren von Hämolyse hervorrief, * irlcte »*oh Aas . 
® Q der CholestearinVerbindung und des >4 ge ton n ™ V os 
aa^ s 0 die doppelte Menge komplett hämolyt’ sch ] ' &t 

w So o*anz f^Ar» A ^ u • , u A O ** 


.je*’*"’ 


. _ * - - j fcb di© Ein - 

ganZ den Anschein > als ob J m gar keine 
^ S?e «bi| 1 f f deS Pankreasextr *ktes auf s tattfindet. 

^ 1 düng eines hämolytischen Stof fe baü den und 

6,1 18t offenbar h«roW 0 n V ° ^ 


*^>i 


e o 0 . ° -»luuiynschen Sto** - h anden und 

»eil ' 3t w ! “ b6rei ‘ S im a ° racn 'Tisch wirkende 

•%b 8 "" ? g J’“ r , d " r ° h ’ e durch A.„. 

w_ H «nzen verdeckt. Entfernt man <3 1 e , „ 

verschiedener Lösungsmittel od er zer ® rt 
g ie durch den Pankreasextrakt, so kommt die 
°ly tische Wirkung zum Vorschein. 

H^enn diese Vorstellung richtig war, so miiiste das nach 
rr' des P&nkreasextraktes auf das Serum entstehende 

& o^y s * n die gleichen oder ähnlich© Eigenschaft 60 besitzen 
die komplettierende Substanz des Serums selbst. Di@gg 
^hiufsfo^erung konnte nun Herr Dr. Dobrow olski in V er . 
suche«’ die er a. a. 0. in extenso publizieren wird, j 0 der T 
bestätigen, soweit wenigstens die Löslichkeit ©Verhältnisse ' *** 

iracht gezogen werden. Wird nämlich die Mischung Von s" ^ 
and Extrakt, nachdem sie etwa 4 Stunden gestanden hat mit Al 6rtlttl 
gefällt, so ergibt sich, dafs die gesamte HämoIys/ nwrjr ^ k °b°l 
den Alkohol übergeht. Der Rückstand des alkoholische 
trates läfst, in Methylalkohol aufgenommen, auf Ätherz ^ 
einen massigen weifsen Niederschlag ausfallen, der jedoch 
lytisch vollständig unwirksam ist. Vielmehr enthält der geri^° 
aus der ätherischen Lösung verbleibende Kü ckstand die gesanftl 
Hämolysinmenge. Wie die komplettierende 6 ttbslatvi des Serum« 
ist also auch die durch komplex© Wirku de 9 Fahkreasextrakte« 

„nd dee Serum, entstehende Substanz T , lö el ioV 

Durch die Untersn^u «tuen« ^ w\A ’Sjve^oer- 

oaann wissen wir nun A ^ u ^ en Von ^ og\i c 

Sie*, enthalten sind , ” , der Tat «n *S» 

hdutoiytieche Wirke"* G « ,talt d «*S 6ik „ V*' ^ 

StoflendieeeHemmun® dl "-' h Serum Sehaw ^ 

® h *ftet, ist nicht ^ , 


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UNIVERS 1 TY OF MICHIGAN 



146 


Über die h&motoxischen Stoffe der Organe. 


Wahrscheinlich sind daran sowohl die Eiweifskörper als auch 
die alkohollöslichen Stoffe beteiligt. Auf Grund der oben ge¬ 
gebenen Analyse der Versuche halte ich es für sehr wahrschein¬ 
lich, dafs auch die den Pankreasextrakt aktivierende Substanz 
des Serums zu den Seifen gehört. 

Welche Rolle spielt nun aber dabei der Pankreasextrakt ? 
Es ist wohl naheliegend, daran zu denken, dafs dem Ferment¬ 
gehalt des Extraktes hierbei eine grofse Bedeutung zukommt, 
und zwar mufste in erster Linie die tryptische und lipolytische 
Funktion in Betracht gezogen werden, welche das Präparat in 
sehr ausgesprochenem Mafse besitzt. Wir müssen uns jeden¬ 
falls vergegenwärtigen, dafs die Eiweifsstoffe und die Lipoide 
des Serums durch den Pankreasextrakt nicht unbeeinflufst bleiben, 
und ich halte es nach Berücksichtigung aller Tatsachen für das 
wahrscheinlichste, dafs die genannten StofEe unter dieser Ein¬ 
wirkung ihre hemmende "Wirkung gegenüber der Seifenhämolyse 
verlieren. Dieser Vorstellung entspricht auch der zeitliche Ver¬ 
lauf der Serum-Pankreashä.molyse, die im Gegensatz zur spezifi¬ 
schen Hämolyse stets erst nach einer Inkubationszeit von l l / 2 
bis 2 Stunden auftritt. Läfst man hingegen den Pankreas¬ 
extrakt erst längere Zeit auf das Serum einwirken und setzt dann 
die Blutkörperchen hinzu, 80 er folgt die Hämolyse sehr rasch. 

Gegen die Annahme eines fermentativen Prozesses könnte 
vielleicht die Bindungsfätußkeit der wirksamen Substanz an die 
Blutkörperchen angeführt w© r de n - Diese Bindung ist aber nicht 
so unerklärlich, weun wir uns ve rgegenwärtigen, dafs im all¬ 
gemeinen Fermente von ihren Substraten absorbiert werden, 
und ich brauche in dieser* wohl blofs an die Fixierung 

der tryptischen Fermente durch Fibrinflocken zu erinnern. Dafs 
in der Tat die tryptische .Funktion des Pankreasextraktes durch 
Digerieren mit Blutkörperet*® 11 e ' ue Abschwächung erfährt, konnte 
ich sogar direkt experime» n te>11 nachweise n. 

-Versuch XYl. 

0,25 ccm Pankreasextrakt -f" 1 ’ 75 CCa> Na 01 0 >85°/ 0 -|- 2 Tropfen gewasche¬ 
nes konzentriertes Meerschweix» ** t stehen 1 Stunde bei Zimmertemperatur und 
werden dann zentrifugiert. Der -A-t > £ ufs wird auf Rei » Verdauungevermögen für 
Thymolgelatine geprüft. Ale Kontrolle dient die gleiche Lösung ohne Blot. 


e 


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147 


Von Privatdozent Dr. Ulrich 
_ Tabelle 2 LXVTI- 


r 0flD‘ 


Abgufs 
1 ccm 


Null. 

0 , 85 % 


Thymol¬ 
gelatine 
7% 


1 : 512 jj 1 com 
1 :1024 
1 : 2048 
1 : 40 % 

I : Hl92 


1 or 



flüssig 

beinahe 

fest 

fest. 


*eiO» be 

fest 


> 

-m t>ift d-u , v.?« zum nächsten 

j Köhrchen wurden 3 Stunden bei 37® UB d dft nn D 
Keller gehalten. 

^ a s tryptische Ferment erfährt also durch <3i® Di£ er ' eruri g 
$jt Blutkörperchen eine gar nicht unerhebliche Abschwächung, 
L s * ck ^ a g e g en um eine wirkliche Bindung handelt, ist 

Qv da die mehrfach gewaschenen Blutkörperchen kein 

vermögen für Gelatine besahen. Wahrscheinlich ist das 

lr e rt** eIlt nur 80 locker absorbiert, dafs es durch öfteres Waschen 
nieder entfernt werden kann. 

Jedenfalls beweist dieser Versuch, dafs die experim 
erwiesene Binduugsfähigkeit des Hämolysins mit der An 
eines fermentativen Prozesses in keinem Widersprach^^ 
wenn es auch als wahrscheinlich gelten mufs, da fs die B' 
des Fermentes an die Blutzelle nicht wie die des Arabo ID ^ ün ^ 
bei der spezifischen Serumhämolyse als notwendige Vorbedi ^° rs 
des hämolytischen Prozesses anzusehen ist. ^ XiD S 

Es könnte den Anschein haben, als ob durch die eingehende 
Analyse der Serum-Pankreashämolyse dieser i ede Beziehung z Ur 

spezifischen Hämolyse und damit zur überhaupt 

genommen worden sei, dem ist aber tue t A- nS ^ v nacb nicht 
so. Die Vorstellungen, We i che wir fü ™ e zft*<** 
auf Grund der Ehrlicb» i. cs 8 V r \e YÄ.ixiaÄ'o., «wv4 

ja in der Tat geefJ et f*" ^^«*^°^<*** » 
gehendem M.fee gerech, e *Peri m V , Vv ^ w ^«av. 


werden, dais sie doch -T t-* L ?* 

Reaktion, solange e Xfik Uber den ei 8^ü\^ 

te chemisch© 




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148 


Über die bftjnotoxischen Stoffe der Organe. 


liegen, nichts aussagen können und daher die Möglichkeit be 
steht, dafs auch dort die Verhältnisse komplizierter liegen und 
im Rahmen der Ehrlichschen Vorstellungen fermentative oder, 
allgemein gesagt, Spaltungsvorgänge eine Rolle spielen. Haben 
doch in neuerster Zeit die unter Morgenroths Leitung aus¬ 


geführten Versuche von Ferrata 1 ), ferner die Arbeiten von 
Sachs und Teruuchi 2 ), Hecker 8 ), Brand 4 ), ergeben, wie 
aufserordentlich verwickelt allein der Vorgang der Komplement¬ 
wirkung ist. Wenn auch zwischen der Pankreas-Serumhämolyse 
und der spezifischen Hämolyse in vielen Punkten Unterschiede 
bestehen, so scheint mir doch die Aufklärung einer Reaktion, 
welche äufserlich vollständig nach dem Typus einer Amboceptor- 
Komplementhämolyse verläuft, auch für die weitere Erforschung 
der spezifischen Hämolyse Gesichtspunkte zu liefern. 

Ganz allgemein hat in neuester Zeit Neuberg mit seinen 
Mitarbeitern die Hämolyse mit fermentativen Vorgängen, und 
zwar speziell mit der Lipolyse, in Zusammenhang gebracht. 
Neuberg und Rosenb© r g 5 ) fanden nämlich, dafs eine Reihe 
von Substanzen, welche hämolytische oder agglutinierende Eigen¬ 
schaften für Blutkörperchen besitzen, auch Lipasen enthalten; 
wenigstens konnten sie dies Verhalten für Rizin, Krotin, Schlangen¬ 
gift und Bienengift feststell© n - Sie 9 P re °hen daher die Vermutung 
aus, dafs hämolytische ur»d lipolytische Eigenschaften stets zu¬ 
sammen Vorkommen wen n sie auch über den Zusammenhang 
zwischen beiden keine bestimmteren Vorstellungen äufsern. Bald 
nach dem Erscheinen aiei ner ersten Mitteilung fanden dann 
auch Neuberg und Re i c ^ er ^ unabhängig von mir im Pan¬ 
kreas ein Hämolysin „Jin® allerdings über den Mechanismus 
seiner Wirkung nähere zu Machen. War die theo¬ 
retische Voraussetzung Autoren richtig, so mufsten sich vor 

allem auch in den spezih &m °lytischen Immunseris lipo- 


1) Berlin, klin. Wochena^*»**" 

2) Ebenda. 

3) a. a. O. 

4) Berlin, klin. Wochen 

5) Berlin, klin. WochenacA» 

6) Zeitschr. f. Biochemie, J^ a 


1907. 


1907. 

1907, Nr. 2. 

IV, J. 2 u. 3, 1907. 


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UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



Von Priv«Ado*exxt, X>*-_ X 3 \rloh Friedemann. 149 

ß e0 lU verst -ä.x-lctem Grade uachweisen lassen, 
lytische W ir - s glauben 1SI e uberg und Reicher 1 ) in der 
und diesen B eW habeö . 

Tat erbracht ^rgscbe Ansictxt hat vom theoretischen Stand- 
Di® ^ eU ^ggtechende. Da wir durch die Untersuchungen 
punkt manches dafs die Fermente der Erythrozyten zu 

Pascuccis') gtoff en bestellen, so ist es durchaus verstand- 
30°/ 0 aus lipoi ^ 8C ke Fermente auf die Durchlässigkeit der 
lieh, wenn lip° y ^^ u j s s j n( j. Dafs daher im allgemeinen 
Zellmembran .ytisch un( j agglutinierend wirken können, 

Lipasen auch ^ie m an b j s zum B ewe ise des Gegenteils 

ist eine Möglich el ’ ^ aber auch das Umgekehrte richtig ist, 
wohl zugeben kal ^ &ro0 \y 3 e auftritt, wo Lipasen vorhanden sind, 
ob also nur dort aU j die zahlreichen hämolytischen StofFe 

mufs doch im Hi« Vonstitution stark bezweifelt werden. Vor 
von sehr einfacher g 6wa gt, die Wirksamkeit der hämo- 

allem scheint es r 01 ^ ^ ihrem Lipasegehalt in Zusammenhang 
lytischen Sera, einfac ^ go ein f ac he Vorstellung spricht schon 
zu bringen. Gegen ei ^ s eruin hämolyse und die Spezifität 
die komplizierte Natur ^ Annahme Neubergs keine Er¬ 
der Reaktion, die dur ° beJ . dürften die Experimente von Neu- 
kl&rung erha.lt. Dann geeigne t sein, die daraus gezogenen 
berg und Reicher n' c p enn die Autoren benutzen zu ihren 
Schihase au. rechtfertige»- nig9ten Fällen hämolytische Sera, 
V ersuchen, in den a ® j^rnunsera, die wie das Diphterie- 
m e\stens hingegen solc e ^ au j gerum gar keine hämolytischen, 
äerum das Schwein®* g-gensebaften besitzen. Wenn daher 

nicht einmal bakterizi j mt nunseris ein Unterschied im 

zwischen normalen Sens die Versuche von Neuberg 

hipasengehalt besteht, so ^i ese Lipasen mit den Im- 

und Reicher eher bewel8 f^ Dl0 iytischen, nichts zu tun haben, 
munkörpern, speziell den Rolle, welche die Fermente 

Dagegen g® stattet die m .\ e j n e Anknüpfung an die Vor- 
bei derPukreasMmolyee bP«' eD ' 

I) Uoocb- — d - W “ h “"“ l,r - 19< ”' 

^ a. «, 0 - 


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150 Über di© hfimotoxiacben Stoffe der Organe. 

Stellungen von Liebermann 1 ) und Nbguchi 2 ) über die 
Serumhämolyse, ja der Pankreasextrakt übernimmt sogar direkt 
die Funktion, welche die genannten Autoren dem Amboceptor 
zuschreiben: die inaktive Serumseifenmischung zu spalten und 
dadurch hämolytisch wirksam zu machen. Gerade wegen der 
erheblichen Verschiedenheiten, welche zwischen der Serum- und 
Pankreashämolyse nachgewiesen werden konnten, glaube ich je¬ 
doch, dafs bei der spezifischen Hämolyse die Verhältnisse denn 
doch so einfach nicht liegen, umsomehr, als das experimeutum 
crucis von Noguchi und Liebermann, die Hämolyse von 
sensibilisierten Blutkörperchen durch inaktive Serumseifen¬ 
gemische, in einer Arbeit aus dem Ehrlich sehen Institut von 
Hecker 8 ) nicht bestätigt werden konnte und auch mir nicht gelang. 

Möglicherweise liegt in dem Pankreashämolysin eine Vor¬ 
stufe der Serumamboceptoren vor 4 ), und damit würde sich viel¬ 
leicht das wechselnde Verhalten erklären, welches die verschie¬ 
denen Präparate gerade in bezug auf die Bindungsfähigkeit 
zeigten. Man würde so zu der Vorstellung gedrängt, die viel¬ 
leicht zunächst etwas frem<d ar ^g anmutet, eine besonders lebhafte 
Bildung von Amboceptore» gerade in der Bauchspeicheldrüse an¬ 
zunehmen. Wenn wir uns jedoch vergegenwärtigen, dafs für 
die Hämolysine kein einzig 03 Organ auch nur mit einem Schein 
von Berechtigung auf Grund experimenteller Untersuchungen 
als Bildungsstätte ang 0 Sp r ° c ^ en wef den kann, so liegt kein 
Grund vor, ein Organ d» s durch seinen Gehalt an den ver¬ 
schiedensten Fermenten d ^ 11 Beweis für die Lebhaftigkeit und 
feine Differenzierung seir» eS Zellstoff Wechsels erbracht hat, bei 
der Antikörperbildung Z \x ve rIiac ^ a 38 'S eD ' Vielleicht wäre auch 
daran zu denken, dafs <Ji ö starke Herabsetzung der natürlichen 
Resistenz, welche nach lereasexstirpation auftritt, mit einer 


1) a. a. O. 2) a. a. O. 3) **" ^ 

4) Anmerkung w»hr 0 n ^ <ler K - orrelttar: Ina Zusammenhang 
hiermit möchte ich bemerken neuerdings Friedberger und Seelig 

(Zentralbl. f. Bakt. 1908, Bd U- die e ' n f sehen Hämolysine der Kalt¬ 

blüter, die Toyolecithide und jco* xl * >lexei1 ® erutQ hätnolyaine in einen psylo- 
genetischen Zusammenhang bri**& 0a ' 


Go», igle 


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Von Privatdozent Dr. Ul rieb 


151 


Hkörperbildenden Funktion der Bauchspeicheldrüse in Z U - 
i^l^ßnhang stehen könnte. Doch bedarf eine solch© Annahme 
^lich weiterer experimenteller Begründung. 

/// .. 

Über die hämolytischen Eigenschaften des Pankreassaftes. 


Zugleich ein Beitrag zur Lezithidfragö. 

j^V^chdem in der Drüsensubstanz der Bauchspeicheldrüse ein 

0 ^y r sin nachgewiesen war, das nach seiner Wirklingsart den 
Hämolysinen zugeteilt werden mufs, war es natürlich 
^°ot* grofsem Interesse, zu untersuchen, ob diese Substanz auch 
dem nach aufsen entleerten Sekret der Drüse anzutreffen ist. 
Gerade bei dem vermuteten Zusammenhang zwischen fermen¬ 
tativer und hämolytischer Wirkung war die Entscheidung dieser 
Frage von besonderer Wichtigkeit. Aber auch von mehr ver¬ 
gleichend physiologischem Gesichtspunkt aus konnte ein© der¬ 
artige Untersuchung Interesse beanspruchen, nachdem bei aller¬ 
dings sehr fernstehenden Tieren, den Schlangen [Flexner und 
Noguchi 1 2 ), Calmette 3 ), Kyes 3 )] und den Bienen [Morgen- 
roth und Carpi 4 * )] in besonders umgewandelten Drüsen des 
Verdauungskanals hämolytische Stoffe nachgewiesen waren. In 
der Tat deckten die im folgenden mitzuteilenden Versuche ganz 
unerwartet nahe Beziehungen zwischen den Sekreten so ver¬ 
schiedener Provenienz auf. 

Der Pankreassaft stammte von einem Hund mit Pawlow- 
scher Fistel und wurde mir von Herrn Dr. Grafe freundlichst 
zur Verfügung gestellt; er stand bereits einige Zeit unter Toluol 
und besafs deutliche proteolytische Eigenschaften. Der folgende 
Versuch zeigt nun in Übereinstimmung mit älteren Beobach¬ 
tungen von Delezenne 6 ) und Matth es®), dafs der Saft allein 
keine oder eine sehr geringe Hämolyse herbeizuführen imstande 

1) Univ. of Penne, med. Bibi., Nov. 1902 und Juli, Augu*tl903. 

2) C. r. d© l’acad. des socidtds, 1902, Bd. 134, Np. 14. 

3) a. a. O. 

4) Berlin, klin. IVochenschr., 1906, Nr. 44. 

6) 0. r. d. la 8oc. de Biol., Bd. 65. 

6) Münch, med. Wochenschr., 1902, 8. 8 und S. 698. 


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l62 Über die h&motoxischen Stoffe der Örganö. 

ist. Dagegen läfst sich seine Wirkung durch Hinzufügen von 
0,05 ccm Meerschweinserum auf das 50 fache steigern. 


Tabelle XXVIII. 


Pankreas- 

saft 

Rinderblut 4 % 0,05 Meerschwefnserum 

0,5 

1 ccm 

komplett 

komplett 

0,25 

i * 

> 

0 

0,126 

1 

. i 

0 

0,062 


- 

» 1 

0 

0,031 


> 

0 

0,016 1 

> 

> 

0 

0,008 ! 

> 

fast komplett 

0 

- 1 

> 

: 

Nacb 3 1 

0 i 

1 

Stunden bei 37°. 

0 


Auch der Pankreasfistelsaft wirkt also nach Art der komplexen Hämo- 
lysine, und es schien somit, als ob diese am Fistelsaft gewonnenen Resul¬ 
tate nur eine Bestätigung und Wiederholung der Beobachtungen an dem 
Drfisenextrakt seien. Ein überraschendes Ergebnis trat aber nun zutage, 
als ich auch hier die Aktivierung durch Lezithin versuchte. 


-Tabelle XXIX, 

Abfallende Mengen Lezithin. Konstante Mengen Fistelsa 


Lezithin Tr 
Apha 0 , 1 % 

RincJertolut 

4 °/o 

+ 0,25 
Fistelsalt 

_ 

1 

9 

komplett 

! 

komplett 

0,6 

l ec»' 

> 

i 0 

0,26 

9 

> 

i o 

0,125 

> 


0 

0,062 

> 

> 

0 

0,031 

9 

0 

0 

— 

9 

0 

- 


rp a belle XXX. 


Pankreaseaft 


--- 

+ 0,25 ccm 
Lezithin 0,2 °/ 0 

i 


0,6 X & crn 

0,25 
0,125 
0,062 
0,031 
0,016 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


komplett 


stark 

0 

0 

0 


ft. 


2 ^t>ixn den bei 37°. 


Gck igle 


Original fru-m 

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Von Privatdozent Dr. Ulrich Frieden*^ Iß3 

* Wahrend beim Drösenex trflkt das Xjez ithin ver- 
findet hier wie beim Kobragift e j n © kräftige 
^Vierung durch Lezithin statt. 1 ) 

Vf können also in toxikologischer Hinsicht den Pankreas- 
^ er Säugetiere mit dem Giftsekret der Schlangen in Parallele 
J j. umsomehr als auch im Tierkörper, wie ich bereits in der 
Alitte ilung berichtete, die Wirkungen des Paukrea-sextraktes 
tyllT denen sind, die man durch Injektion des Crotalus- 

s erzielen kann. In beiden Fällen sterben die Mäuse unter 
Läbrnnngserscheinungen, und bei der Sektion findet sich Unter- 
havatzellgöwebe und Peritoneum von Blutungen durchsetzt. Eine 
sehr eigentümliche Wirkung hat der Pankreasextrakt auf die 
Haare. Auch bei Injektion unter die Rückenhaut beobachtet 
man einen totalen Haarausfall an der Bauchseite des Tieres, der 
sich auch in symmetrischer Weise auf die ventrale Seite der 
Extremitäten fortsetzt. 

War damit der Nachweis eines Toxolezithids ina Pankreassaft 
erbracht, so war es von Interesse zu untersuchen, ob dieses in 
seinen Eigenschaften mit dem von K y e s beim Kobragift be¬ 
schriebenen Körper übereinstimmt. Kyes hatte nämlich ge¬ 
funden, dafs bei der Einwirkung von Kobragift auf Lezithin ein 
neuer Stoff entsteht, der in vielen Eigenschaften völlig von den 
Ausgangsmaterialien abweicht und an dem die hämolyptische 
Wirkung haftet. Diesen neuen Körper hatte er als »Lezilhid des 
Kobragiftes« bezeichnet. Seine Darstellung gelingt, wenn eine 
Mischung von Kobragift und Lezithin nach mehrstündigem 
Kontakt mit Chloroform ausgeschüttelt und die Chloroform¬ 
lösung mit Äther gefüllt wird. Man erhält dann einen weilsen 
Niederschlag, der schon in den kleinsten Mengen hämolytisch 
wirkt. Bei wenig Material kann man nach den Angaben von 
Kyes auch so Vorgehen, dafs die Kobragift-Lezithinmischung 
zunächst mit Äthylalkohol versetzt und dieser nach Ahfiltrieren 


1) Durch vorsichtige Neutralisierung wurde feetgestellt, da.Cs 4\e Mkal®“* 
zenz bei der Hämolyse durch Pankreassaft keine Bolle spielt. Im Gegente' 
scheint das Alkali einen gewissen Schutz auszuüben. 

Archiv für Hygiene. Bd. r.-nr U 


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154 Über die hämotoxischen Stoffe der Organe. 

der albuminoiden Niederschläge mit Äther gefüllt wird. Leider 
hatte ich zur Zeit meiner ersten Mitteilung nicht Pankreassaft 
in genügenden Mengen zur Verfügung, um diesen Versuch aus¬ 
zuführen, und mufste mich daher mit dem Hinweis darauf be¬ 
gnügen. Kurz nachher wurde mir die Ausführung des Experi¬ 
mentes durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. Bial ermög¬ 
licht, welcher mir eine ausreichende Menge eines älteren, unter 
Toluol aufbewahrten Fistelsaftes überliefs. 


Versuch XVII. 

1. 2 ccm Pankreassaft —f- 2 ccm Lezithinlösung (20°/ 0 in Methylalkohol). 

2. 2 ccm Pankreassaft -f- 2 ccm Äthylalkohol. 

3. 2 ccm Kochsalzlösung + 2 ccm Lezithinlösung. 

Nachdem die Proben 3 Stunden bei 37° gestanden haben, Fällung mit 
20 ccm Äthylalkohol. Der sehr geringe Niederschlag wird abfiltriert. Die 
Filtrate werden mit dem mehrfachen Volumen Äther gefällt. Die Nieder¬ 
schläge werden in je 2 ccm Kochsalzlösung aufgenommen. 


Tabelle XXXI. 


Lösung des 

Niederschlags 

—- 7" 

Kaninchent>I ut , 
1 «% 1 

r 

Lösung I | 

Lösung II 

Lösung IQ 

1 

- j 

1 ccm 

r 1 

stark 

0 

0 

0,5 

mäfsig 

0 

0 

0,25 


Spürchen 

0 

0 

0,125 


0 

0 

0 

0,062 


0 

0 

0 

— 

> 

0 

1 o 

1 

1 0 


Der entstandene Niedereo 13 enthält also die hämolytische Wirkung, 
während Lezithin und Pan^ Jedes für sich in der gleichen Weiße 

behandelt, keine wirksamengot> 8tftnien liefern. 


uch XVIII. 

2,25 ccm Pankreassaft * CCm ^ P roz - methylalkoholischer 

Lezitbinlösung versetzt. 3 g tt »*»<3 eD bei 37 °* aber Nacht im Eisscbrank. 
Fällung mit 20 ccm Äthylalkot»** 1 ’ Ver86t f en des Filtrates mit Äther; Auf¬ 
nehmen dee entstandenen Nie«J-^*" ecbla8eS * n 2 ccm Kochsalzlösung. 


Go», igle 


Original from 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



Von Privatdozent t>r. Ulrich Frtedeca jgg 


Tabelle XXXtt 


Lezithid 

Kanlnchenblut 

5°/ 0 

^ -Lösung 

1 

t 1 
1 ccm 

komplett 

0,5 

> 

» 

0,25 

> 

stark 

0,125 

> 

Spürchen 

0,062 

> 

0 

0,031 

> 

0 

— 

> 

0 


Bald nach dem Erscheinen meiner ersten Mitteilung berichtete Wohl- 
eIö utb *) über Versuche, in denen er unabhängig von mir, auf Grund der 
von N’© u ^ er g vermuteten Beziehungen zwischen Lipolyse und Hämolyse 
zur Auffindung des Lezithids im Pankreassaft gelangt und dasselbe auch 
bereits nach der Kyesseben Methode darstellt. Ich kann in diesem letzten 
Punkt die Angaben des Autors also vollständig bestätigen. 

Bei der starken lipolytischen Wirkung des Pankreassäftes, 
der sich auch das Lezithin nicht entzieht, war es natürlich nahe¬ 
liegend, die hämolytischen Eigenschaften des Pankreasaftes mit 
seinem Lipasegehalt, die Lezithidbildung mit der Zersetzung 
des Lezithins in Zusammenhang zu bringen. Hierfür liefern auch 
die Versuche W ohlgemuths einen Anhalt, welcher die Hämo¬ 
lyse durch Pankreassaft sehr erheblich, durch ein die Lipose 
aktivierendes Salz, das Mangansulfat verstärken konnte. Eine 
derartige Annahme zieht aber auch für die Beurteilung des 
Kobralezithids wichtige Folgen nach sich, und ich mufs daher auf 
diesen Stoff, der nicht nur für die theoretische Immunitätslehre, 
sondern auch für Fragen der allgemeinen Physiologie grofses 
Interesse besitzt, näher eingehen. 

Kyes, der Entdecker der Kobragift aktivierenden Eigenschaften des 
Lezithins zweifelte nicht daran, dafs in dem Lezitkid eine chemische Ver¬ 
bindung zwischen einer Toxinkomponente des Kobragiftes und dem Lezithin 
vorliege. Die völlig neuen Eigenschaften, welche das Lezithid in bezug auf 
Löslichkeit und Giftwirkung gegenüber den AusgangsmateriaVveu, Kobragift 
und Lezithin, besitzt, bestimmten ihn zu dieser Ansicht ebenso sehr, wie 
die Möglichkeit, mit dem Kobralezithid durch Immunisierung amen spezifi¬ 
schen Antikörper zu erzeugen, wodurch der Toxincharakter de» K.obra\ezithidß 

1) Zeitschr. f. -Blochern 1907, Bd. IV, Heft 2 u. 3. 

W* 


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Go*, igle 


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156 


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Über die hämotoxischen Stoffe der Organe. 


erwiesen schien. 1 2 3 4 ) Die meisten Autoren haben sich dieser Ansicht ange¬ 
schlossen, wenn auch vielleicht die spezielle Auffassung des Kobragiftes a s 
Amboceptor und des Lezithins als Komplement nicht allseitig gebilligt worden 
ist. Morgenroth schlägt daher für die hämolytische Komponente des 
Kobragiftes die nichts präjudizierende Bezeichnung »Prolezitbid« vor, währen 
er die hämolytische Lezithin Verbindung »Toxolezithid« nennt; aber auc 


er hält das Toxolezithid für ein Toxin. 

Zweifel an der Richtigkeit der Kyesschen Ansicht wurden zuerst von 
Lüdeke») ausgesprochen, welcher unter der Leitung Willstätters das 
Kobralezithid einer chemischen Analyse unterwarf und dabei fand, dafs seine 
elementare Zusammensetzung mit der des Monostearyllezithins überein¬ 
stimmte, während für das Vorhandensein eines Toxinrestes sich in den 
Analysenzahlen keine Anhaltspunkte ergaben. Die abgespaltene Fettsäure 
liefs sich denn auch nach der Fällung der Chloroformphase mit Äther in 
diesem nachweisen und Lüdeke spricht daher die Vermutung aus, dafs 
das Kobragift aus dem Lezithin durch lipolytbische Spaltung das Lecitbid 
erzeuge, letzteres also Teile des Kobragiftes nicht enthalte, mithin zu den 
Toxinen überhaupt in keiner Beziehung stehe. Der Nachweis einer Lipase 
im Kobragift, welche Lezithin zu spalten vermag, wurde dann auch durch 
besondere Versuche in neuester Zeit durch Neuberg und Rosenberg 
erbracht. In einer kürzlich erschienenen Arbeit hält Kyes*) an seiner An¬ 
sicht fest und sucht mit dieser die Beobachtungen Lüdekes in Einklang 
zu bringen, indem er annimmt, dafs ein Toxinmolekül sich mit vielen Mono- 
stearyllezithinresten zu dem Hämolysin vereinigt und dadurch sich dem 
analytischen Nachweis entzieht. Aber das stringenteste Argument, welches 
er hierfür an führt, und das wenn es zurecht besteht, die Annahme Lüdekes 
allerdings unmöglich macht rzftiölich die Existenz des spezifischen Antilezi* 
tbids, wird von Coca und v- -Düngern 4 ) neuerdings bestritten. Diese 
Autoren kommen auf Grund ifcirer Untersuchungen ebenfalls zu dem Schlufs, 
dafs der wirksame Stoff j m jCob rft ^ ©ine Lipase sei, welche hämolytische 
Spaltprodukte des Lezithins 

Gegen diese Lipase lftfgt immunisatorisch eine Antilipase hersteilen. 

Bei der Kobralezithiddarstelliao^ £ eht nun > wie v * Dun g ern und Coca 

nachweisen konnten, die L* in das Chloroform über und Wird aus 

diesem durch den Äther • de^ 08 ^^ 611, Bei der Immunisieran 8 g e 8 en 

Kobralezithid handelt es sicti uxn die Erzeu 8 un g einer Antilipase und 

in der Tat versagt die Wirkuxx££ **° s Immun Berums, wenn das Lecithid zur 
Zerstörung der Lipase 3 Stund gekocht worden ist, wobei die hämolytische 

Wirkung nicht leidet. 


1) Das mit Kobragift her^ 00te ^ te Antiserum wirkt allerdings nicht auf 

das fertige Lezithid; dagegen 0 dRS Antilezitddd 8erum sowohl dem Lezi- 

thid wie dem genuinen Kobras 1 ** # egenüber anti toxische Eigenschaften. 

2) Zur Kenntnis des Lezitfc» i ** 0 und der G1 y zerin Phosphorsäure. München, 
Inaug.-Diss. 1905. 

3) Biochem. Zeitschr. 190*7- 

4) Münch. Med. W. 1907. 


Gck igle 


Original fro-rn 

UNIVER5ITY 0F MICHIGAN 



Von Privatdozent Dr. Ulrich Fnedem^^ 
Nach den Versuchen von Coca und v * * 


w ö tao zen hindurchlftfst, welche die Eigenschaft der Lipoidltfslichkeit be- 
Unter dieser Annahme bietet aber der Ein- und Austritt von höch¬ 
st «kul^ren Eiweifskörpern, Kohlehydraten, Aminosäuren, Salzen etc., der 

ü . _ nfAfHon TYlIlf*« 


157 

^ «acn aen versuchen von uou» l 8em können wir di© 

^tenz eines spezifischen Antilezithids nicht mehr als erwiesen betrachten, 
auch keineswegs alle diesbezüglichen Punkte durch die Experimente 
% Stören eine Aufklärung erfahren haben* Jedenfalls ist damit aber nur 
\ beweis für die Toxinnatur des Lezithins in Wegfall gekommen, im poai- 
Sinne ist eine Entscheidung über die Frage der chemischen Konstitu¬ 
ier Lezithide nicht herbeigeführt worden. 

QJq ^ine Aufklärung dieses Problems wäre aber umsomehr zu wünschen, 
v ißr Auffassung von Ky es eine über den engen Rahmen der theoretischen 
rJitätslehre hinansgehende allgemeine biologische Bedeutung zukommt. 

.. . den bekannten Untersuchungen von H. Meyer und Overton sind 

^len von einer Membrane lipoider Stoffe umgeben, die nur solche 

A\& ^ ------- . ' - 1 T *- 

Sv» 

doch als Vor bedingnng des Zellstoffwechsels angenommen werden mufs, 
e iuer theoretischen Betrachtung grofse Schwierigkeiten. Es wÄre daher ffir 
das Verständnis der Stoffwanderungen im Organismus von der größten 
Wichtigkeit, wenn sich der Nachweis erbringen liefse, dafe eiii in en en 

und namentlich in deren Membranen weit verbreiteter Stoff wie * a« in 

Bich mit einem Toxin zu einer lipoidlöslichen Verbindung vereinigen ann - 
Im chemischen Sinne mufs diese Frage als offen betrachtet wer en * rotz " 
dem ist, wie ich glaube, die grofse Bedeutung des Lezithins für c en Zell- 
Btoffwechsel durch die Versuche von Coca und v. Düngern nicht ersc ütteil 
worden, auch wenn die ursprüngliche Ansicht von Kyes shih als unrichtig 
herausstellen sollte. Denn auch die Befunde dieser Autoren sind nur unter 
der Annahme erklärlich, dafs das Kobralezithid die Lipase dos Schlangen¬ 
giftes absorbiert und dadurch in eine in Alkohol und Chloroform lösliche 
Form überführt. Ja diese Absorption mufs eine sehr vollständige sein, denn 
Kyes fand, dafs die Kobragift-Lezithidmiscbung nach der AusschütteJung 
mit Chloroform keinen durch Lezithin aktivierbaren Stoff mehr enthält. Die 
Lipase mufs also nach der Ansicht von Lüdeko und v. Düngern quanti¬ 
tativ mit dem Lezithid in die Chloroformphase übergehen. In der Tat konnten 
nun Reifs 1 ) und in neuerer Zeit L. Michaelis und Rona») zeigen, dafs 
Fermente mit Lezithin Verbindungen eingehen können, welche in Alkohol- 
Chloroform löslich sind. Offenbar handelt es sich hier aber um kolloidale 
Absorptionsverbindungen, denn L. Michaelis und Rona erhielten die 
gleichen Resultate, wenn sie an Stelle von Lezithin Mastix verwandten. 

Sehr interessant gerade im Hinblick auf den Zellstoffwechsel ist die Beob¬ 
achtung, dafs auch Albumosen derartige chloroformlösüche Verbindungen 
eingehen können. 

Nichts destoweniger ist es natürlich von grofser Wichtigkeit 
zu erfahren, ob wir das Kobralezithid selbst als eine solche 

*) Berl. klin. W. 1904 Nr. 45. 

’) Zeitechr. f. Biochem. 4. 11. 


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158 


Über die hämotoxisehen Stoffe der Organe. 


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Toxinlezithinverbindung oder aber nur als ein zufällig ent¬ 
stehendes Nebenprodukt zu betrachten haben. 

Vom rein chemischen Standpunkte wäre natürlich die An¬ 
nahme Lüdekes, nach welcher die lipolytische Spaltung des 
Lezithins direkt das Hämolysin erzeugt, die bei weitem ein¬ 
fachere, und man könnte sich ihr nach den Versuchen von 
v. Düngern und Coca rückhaltslos anschliefsen, wenn nicht 
gerade ein Vergleich der hämolytischen Eigenschaften des Kobra¬ 
giftes und des Pankreasaftes Bedenken erregen müfste. 

Rechnen wir die gefundenen Zahlen auf Trockensubstanz 1 ) 
um, so brauchte ich in meinen Versuchen 250000mal mehr 
Pankreassaft als Kobragift, um mit der gleichen Menge Lezithin 
komplette Hämolyse zu erzielen. Aber auch der sehr viel wirk¬ 
samere menschliche Pankreassaft von Wohlgemutb ist immer 
noch etwa 8000mal schwächer als das Kobragift. Es ist mir 
nach den vorliegenden Angaben ganz unwahrscheinlich, dafs die 
lipolytische Kraft des Schlangengiftsekretes so viel stärker sein 

soll als die des Pankreassaftes. 

Dazu kommt, dafs durchaus nicht alle Lipasen imstande 
sind, aus dem Lezithin hämolytische Lezithide zu erzeugen. Die 
Phytotoxine, Ricin, Albrin, Crotin, welche alle lipolytisch wirken 
(Neuberg un< j ß 08 en berg), werden durch Lezithin nicht 
aktiviert, ja sogar der Drüsenextrakt der Pankreas¬ 
drüse entbehrt, wie i c h bereits mitteilen konnte, im 
Gegensatz zum Pist©l sa ^ dieser Fähigkeit, obwohl er 
Olivenöl sehr intensiv spa-l*®* - Wenn man also mit der Lipolyse 
zur Erklärung auskommei» ^ iU ’ 80 mufs man schon zum mindesten 
ein besonderes Ferment »oD e ^ men ’ welches Lezithin unter Er¬ 
zeugung hämolytischer S to ^ e 8 P a ltet und in den einzelnen 
Fermentlösungen in ver 8 ol** e< ^ enen ^ en 8 en vorhanden ist. 

Eine sehr interessant^ £Llt ere Beobachtung von Delezenne 2 ) 
läfst daran denken, dafs o e ^ en ^er Lipase auch das proteoly¬ 
tische Ferment bei der J^Amolyse eine Rolle spielen könnte. 

1) Der Trockeneehalt J^nkreaseaftee zu etwa 13°/ 0 angenommen 

(Zawadeki n. Luciani Lehrb d- I’hyriologie). 

2) C. r.d. laeoc.de biol- & 


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Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedem^^ 


15 9 


1 


Aktiver Pankreasfistelsaft vom Hund© fWßjgg. n acbi den An- 
dieses Autors Kaninchenerythrocyteo nicht zu lösen ; ebenso- 
wirkt Saft aus einer Thiryschen Fistel hämolytisch, dieser 
Vielmehr nur Agglutination hervor. Wird hingegen Fankreas- 
^nd Darmsaft gemischt, so tritt im Verlauf einer halben Stunde 
^®ung der Blutkörperchen ein. Halbstündige Erwärmung des 
■kfeassaftes auf 66—68°, ebenso lange Einwirkung der Wärme 
fa/j TO —75° auf den Darrasaft hebt die Wirksamkeit auf. Nach 
, ^. e *-©rn Kontakt beider ist hingegen das Hämolysin durch Er- 

nicht mehr zu zerstören. Läfst man den Darmsaft 
^g^unden auf die Blutkörperchen einwirken, zentrifugiert und 
setzit dann Pankreassaft hinzu, so erfolgt ebenfalls Hämolyse. 
j^ e Ang a be über den aktivierenden Einflufs der Enterokinase 
auf den Pankreassaft habe ich nachgeprüft und kann sie, wie 
der folgende Versuch zeigt, bestätigen. 


Versuch XIX. 

Die Enterokinase wird hergestellt, indem die Schleimhaut von 1 m frischen 
Hnndedarms abgeschabt und in 50 ccm Kochsalzlösung aufg© sc 'bwemmt wird. 


Tabelle XXX. 


Pankreassaft 

; — 

Kaninchenblut 

ö°/o 


-f 0,26 
Enterokinase 

0,02o 
Lezithin 
1% 

0,5 

1 ccm 

0 

-1- 

Rehr stark 

komplett 

0,25 


0 

mäfsig 

7 

0,125 | 

» 

0 

wenig 

sehr stark 

0,062 

> 

0 

0 

deutlich 

0,031 

> 

o 

0 

Spur 

0,016 | 

* 

0 

0 

0 

0,008 1 

> 

0 

0 

0 

— 

> 

0 

0 

0 


Stände wirklich die Hämolyse mit der Aktivierung des 
tryptischen Fermentes, wie Delezenne vermutet, im Zusammen¬ 
hang, so würde dies zu der Annahme führen, dafs auch Eiweifs¬ 
spaltungsprodukte sich möglicherweise an dem Aufbau des 
Hämolysins beteiligen, wodurch wir uns wieder der esseben 
Ansicht nähern würden. Ohne eine eingehende An&bjse des 


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UNIVERSfTY OF MICHIGAN 




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160 Über die hftmotoxiscben Stoffe der Organe. 

Phänomens möchte ich jedoch gar keine Schlüsse daraus ziehen. 
Denn erstlich ist gar nicht erwiesen, dafs das Lezithin dabei eine 
Rolle spielt, und dann dürfen wir nicht die hämolytischen Stoffe 
vernachlässigen, die sich, wie im 1. Teil gezeigt wurde, aus der 
Darmschleimhaut mit Alkohol extrahieren lassen. Ich halte es 
für sehr möglich, dafs diese Substanzen durch die Einwirkung 
des tryptischen Fermentes in Freiheit gesetzt werden, eine An¬ 
nahme, die um so näher liegt, als auch Tallqvist durch Verdauung 
von Gliedern des Botliriocephalus latus hämolytische Stoffe er¬ 
hielt, die wahrscheinlich mit den Hämolysinen der Darmschleim¬ 
baut identisch sind. Leider war es mir nicht möglich, die Be¬ 
obachtung von Delezen ne eingehender zu analysieren, da ich 
nicht in der Lage war, mir Pankreassaft in ausreichenden Mengen 
zu verschaffen. Herr Dr. Nicolai, Assistent am Physiologischen 
Institut der Universität Berlin, hatte die grofse Liebenswürdig 
keit, mit mir eine Reihe von Hunden zwecks Anlegung einer 
Pa w low sehen Fistel zu operieren; es erwies sich jedoch nicht 
als möglich, die Hunde genügend am Leben zu halten, obwohl 
die direkten Folgen der Operation gut überstanden wurden. 

Da der Pankreassaft mir für weitere Studien nicht zugäng¬ 
lich war, habe ich mich» entschlossen, am Kobragift, von dem 
mir Herr Dr. Feld ein «r»d Prof. Morgenroth zwei Präparate 
in liebenswürdiger Weise üherliefsen, Versuche über die Lezithid- 
frage anzustellen. Der sichere Beweis, dafs die Lipolyse des 
Lezithins nicht zu r 18 -rung der Lezithidbildung ausreicht, 

mufste sich erbringen lass® 11 ’ wenn es gelang, eine der beiden 
Eigenschaften des Kobrö^*^ te8 ’ hämolytische oder die lipo* 
lytische zu zerstören oh»** 0 an< lere zu schädigen. 

Eine Möglichkeit (jjerz 11 schien mir die Beobachtung von 
Kyes und Sachs 1 ) zu bi e * en ' man Kobragift in salzsaurer 
Lösung längere Zeit kod’ 011 ^ ann ’ °^ ne dafs seine hämoly¬ 
tische Wirkung verliert N^ or S enr °fh hat dann später diese 
Tatsache durch seinen <r»ct>til er Eisemann 2 ) eingehend unter- 
“ % 

1) A. a. 0. 

2) Inaug.-Dissert, Berlin A 007 


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Von Privatdozent Dr. TJIrich 


161 


^hen und bestätigen lassen. Er selbst 1 2 3 * ) beu ufzte s ie, um das 
^niolysin des Kobragiftes wieder aus seiner Verbindung mit 
Antitoxin zu befreien, und führte damit den theoretisch 
bjwichtigen Nachweis, dafs das Toxin durch das Antitoxin 
^ zerstört, sondern neutralisiert wird. 


fof* bisher eine derartige Coctostabilität bei Fermenten meines 
nicht beobachtet wurde, so schien es mir nicht un- 
durch das angegebene Verfahren eine isolierte Zer- 
^es ^P°b 7 tischen Fermentes herbeizuführen. 


Versuch XX. 


3 ccm Kobragift 1 ) (2°/ 0 ) + 3 ccm HCl ~ 1 Stunde am Rückflufsrobr 

auf 100° erhitzt. Dann wird mit 3 ccm Na OH ± neutralisiert. l^Jsung A. 

Nunmehr werden die folgenden Mischungen angesetzt, die 7 Stunden 
bei 37 ° gehalten werden. Es werden sodann überall 20 ccm Alkohol absolut. 

binzugef ügt und mit jg alkoholischer Kalilauge gegen Phenolphthalein titriert. 


1 . 

2 . 

3. 

4 

5. 


10 ccm 2,5proz. Lezithinlösnng*) 
do. 


do. 

10 ccm Na CI 0,86 •/« 
do. 


-j- 3 ccm Na CI 0,85 %• 
-f- 1 ccm Kobragift 2% 

Na CI 0,85%. 
+ 3 ccm Lösung A- 
-J- 1 ccm Kobragift 2% 

Na CI 0,85%* 

-|- 3 ccm Lösung A. 


+ 2 ccm 


~h % ccm 


Die Titration ergab verbr. Lauge bei: 

1. 1,6 ccm 4. 0,4 ccm 

2. 2,6 ccm 5- 0,3 ccm 

3. 2,8 ccm. 

Gleichzeitig wurde die hÄmolytische Wirksamkeit von nativem Kobra¬ 
gift und Lösung A verglichen, indem überall eine konstante Menge Lecithin 
hinzogefügt wurde. 


1) Berl. klin. W. 1905 Nr. 60. 

2) Das Gift verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Proießs° r 
Morgenrotb. 

3) Die Firma >Riedel« stellte mir in entgegenkommenderen* 

»Lezithol Riedel« zur Verfügung. 


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162 


Über die bämotoxischen Stoffe der Organe. 


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Tabelle XXXI. 


Lezithol 

2,5% 


Rinderblut 

3°/o 


Kobragift 
nativ. 2/3 % 


Lösung A 


0,1 

0,05 

0,025 

0,0125 

0,0062 

0,0031 

0,0016 

0,0008 


0,0025 ccm 1 cern 


komplett ' komplett 
> sehr stark 

i- ( l ast komplett 

fast komplett sehr stark 


sehr stark 

» 

Spur 

0 

0 


Spur 

0 

0 

0 

0 


Versuch XXI. 

2 ccm Kobragift (2°/ 0 ) + 16 ccm Na01 0)85 °/° + 2 ccnl HC1 norm e,ne 
Stande bei 100° erwärmt. Dann wird mit 2 ccm Na OH norm, neutralisiert . 

Lösung A. 

Lösung B enthält 2 ccm Kobragift (2°/o) + 20 ccm Na CI 0,85 °/ 0 . 

Die folgenden Mischungen stehen 17 Stunden bei 37 °. 

Verbr. Lange 

1. 10 ccm Lezithol 2,6 % + 10 ccm Na 01 0,86 ®/ 0 1,2 

2. do. 10 ccm Lösung A 

3. do. 10 ccm Lösung B 

4. 10 ccm NaCl 0,85 °/ 0 f- 10 ccm Lösung A 

5. do. 10 ccm Lösung B 

Der hämolytische Versuch ergibt 


2,6 

2,7 

0,2 



Lezithol 
[ ‘ 2 ’ r >% 

Kinderblut 

1' 8 »Io , 

Lösung A 

Lösung K 

05 

0,00o ccm 

1 cctn 

komplett 

komplett 

0,25 

> 

i 


> 

0,125 

1 


> 

> 

0,062 

> 

> 

stark 

> 

0,031 


j 

wenig 

2- 

0,015 


t 

0 

stark 

0,008 


9 

0 

niftfsig 

0,004 



0 

0 

_ 



0 

0 


Diese beiden Versuche z©jg die hämolytische Wirkung nicht 

unerheblich, etwa um drei Viertel 6 ^b£ eI * omIDen < ** eser Befund im 

Widerspruch mit den Angaben von #? 00 uad öachs 8 t «ht, »o habe ich 


# 

Go igle 


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Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedemann. 


163 


V ivo 

ersuc habedingungen in jeder W«i OÄ „ .. . . , 

«fe**, Nation der Giftlösung als auch 7 ö ’ lnde “ ,ch sowohl die 

<e//^ ^ Reiche Ergebnis Ich werde 7m 7 , 7 flndert f> " rhie,t J ed ° ch 

welch« \xt-j . werde ,tn folgenden noch Versuche mit- 

jgnet sind 1 er8 ^ ruc ^ b ' 8 ZI] einem gewissen Grade aufzuklBren 


O 


- mteil eher «t UDg 7 durch das Kochen nicht abgenonanaen, ist im 
^•^^n möchte n r , 8 ^ egen > WOrauf ich jedoch keinen besonderen Wert 
.£^®V>h'eben ist lar t * ^ ° Ch das l'Polytische Ferment quantitativ erhalten 
^i der ziemlich *1 S1C 8U . 8 d,esen Versuchen nicht mit Sicherheit schliersen. 
geringe Ah„ “ ngen ^Wirkungsdauer ist es nicht ausgeschlossen, dafe 
7* *® kleinere M«n ^ 7® Fermentes nicht in Erscheinung tritt, da auch 
^^»ichtszustanrt« 86 Ä " 8reicht ’ um das Lezithin bis znr Erreichung des Gl e i ch . 
^ e i>i]dete n Sftur * au * U8 P a ^ n - Sehen wir uns daraufhin die Zahlen der 
ieai ee Saurem«! aD , , CCm Und 2 > 7 ccm > und vergleichen wir damit die- 
f^llezithin flvf 6 ’ W . eChe ent8tehen würde, wenn alles Lezithin in Mono- 
,c ht weit von«' 6rg r wdrde > 80 sehen wir, dafs diese Werte allerdings 
fc hin s inander liegen. Rechnen wir das Molekulargewicht des Lezi- 

^ ’ 80 könnten aus der angewandten Menge etwa 3,3 ccm i 

•tot* Überhaupt ist es nicht ganz leicht, aus der gebildeten 

W beid 8 - 8e a * U * ^ erilcien hnenge zu ziehen, da die Beziehungen 

<7P/iDcJ& £er© Verf^ 216 * 11110 - 11 verwickelt Leider ist das theoretisch be- 

9 expe . a ^ell, ^ten gleicher Sfturebildung zu messen (Bredig), 

h * **Z&*** Q Ghn r» J 1Dlente ^ en Bünden nicht gangbar. Wir wiesen aber aus den 

Cf er SpaTtnnÜ SC J hÜtZ> Bori!SOf , Pawlow, Glinsky, dafs die 
p XO p 0 rti £®P r °dukte ungefähr der Quadratwurzel aus der Ferment- 

flÄlinae^ des _IT ° Da ^ ^ emn ach würden also ziemlich erheblichen Ab- 
q ^^rsteheTkönne Q ° r 8efar geringfügige Änderungen der Sfturebildung 

das Mormof Un die Annahme > dafs das hämolytische Prinzip in 

Trot*^ '»»ad Hämolysin nn T\ 6,0611 genauen Parallelismus zwischen SBnre- 
eine v halte ich m.vt, ^ ten * der in den Versuchen nicht zutage trat, 

wiesen ^^chiedenheit des 7«‘ f , ür . berechti « t > **nf Grund dieses Experimentes 
die i„ erachten da Tn ^“ olyt,8chen un d lipolytischen Prinzips als er- 

: i-ürc 4n '“ d ” ng der ää 

66 c>^ l7T ee e SOgar 17 ccm - »• durch R? engen « efunden - deiner 

-> ~ 

bezogen werd© 11 * 


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164 


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Über die hftmotoxischen Stoffe der Organe. 

Versuch XXII. 

Zu diesem Versuche wurde ein anderes mir ebenfalls von Professor 
M orge nroth überlassenes Kobragift benutzt 

1 ccm Kobragift 2% + 0,1 ccm H CI norm, werden 1 Stunde bei lOO 
erwärmt. Dann wird mit 0,1 ccm Na OH norm, neutralisiert: Lösung A. 

Lösung B enthält 1 ccm Kobragift 2°/ 0 -f- 0,2 ccm Nall 0,86 °/ 0 . 

Verbr. Lauge 


1. 10 ccm 

Lezithol 2.5% 4 - 1 ccm Na 01 0,85 °/ D 

1,6 

ccm 

2. 

do. 

-}- 1 ccm Lösung B 

2,2 

ccm 

3. 

do. 

1 ccm Lösung A 

1.7 

ccm 

4. 

do. 

-|- 1 ccm Kobragift 2®/ 0 

1,8 

ccm 



(ohne Sfture gekocht) 



5. 10 ccm 

Nall. 

0,85 */„ + 1 ccm Lösung B 

0,2 

ccm 


Versuch XXIII. 

1 ccm Kobragift 2°/ 0 + 0,1 HCl norm, werden 1 Stunde bei 100° er¬ 
hitzt. Dann wird mit 0,1 Na OH norm, neutralisiert: Lösung A. 

Lösung B enthält 1 ccm Kobragift 2°/ 0 “t~ 0,2 Na CI 0,85 °/ 0 . 

Verbr. Lange 

1. 1 ccm Lezithol (20 °/ 0 ) 1 ccm 0,85 °/ 0 1 

2. do. 1 ccm Lösung B 2,4 

3. do. 1 ccm Lösung B 1,9 

Der hämolytische Versuch führte zu folgendem Resultat: 


Tabell® XXXIII. 


Giftlösung 

1/6 

Lezithol 

6°/o 

1 Kinderblut 

3% 

i 

Lösung B j 

Lösung a 

0,05 

0,01 ccm 

1 ccm 

komplett | 

komplett 

0,025 

> 

> 

> ; 

» 

0,0125 

j 

> 

» t fast komplett 

0,0062 

> 

> 

> 

wenig 

0,0031 

> 

? 

> 

Spur 

0,0016 

> 

7 

> 

o 

0,0008 


7 

fast komplett 

o 

0,0004 

> 


wenig 

0 

0.002 

> 

7 

Spur 

0 


Die Versuche mit de m n tfift * ei 8 en ebe nfall8, dafs die hämo¬ 
lytische durch Kochen in saurer T abgeschwächt wird, im Gegensatz 

zu den früheren Versuchen wird * die* em Gift aber &uch lypolytiscbe 
Ferment fast völlig zerstört. lD 


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Von Privatdozent Dr. tjlrich Friedemann. 


165 


[Versueh XXXIII. 

^iese Versuche wurden mit einem Gift angestellt, das ich der Liebens- 
rc **gkeit des Herrn Dr. Fuld verdanke. 

^ ccm Kobragift 2°/ 0 0,1 HCl ■—* 1 Stunde auf 100 ° erwärmt, dann 

^ ^>1 Na OH ~ neutralisiert: Lösung A. 

1 ccm Kobragift 2 °/ 0 + 0,2 ccm Na CI 0,86 Q / 0 : Lösung B. 

Verbr. Lange 

1* 1 ccm Nall. 0,85 °/ 0 + 1 ccm Lezithol 2 °/ 0 M ccm 

2. 1 ccm Lösung B do. 2,7 ccm 

3. 1 ccm Lösung A -f- do. 2,6 ccm 

Versuch XXXIV. 

4 ccm Kobragift 2 u / 0 + 0,4 HCl ^werden 1 Stunde bei lOO° erwärmt 

y ^ 

mit 0,4 Na OH -5- neutralisiert: Lösung A. 

2 

Lösung B ist ebenso zusammengesetzt, nur fällt die Erhitzung fort. 

Verbr. Lau g© 

2 ccm Lezithol (20°/o) + 2 ccm Lösung A 4,7 ccm 

“• do. + 2 ccm Lösung B 4,8 ccm 

3 - do. + 2 ccm Nall. 0,85 °/ 0 2,6 ccm 

4. 2 ccm Nall. 0,85° 0 + 2 ccm Lösung A 0,2 ccm 

5 . do. + 2 ccm Lösung B 0,2 ccm 

j>ie Mischungen stehen 4 Stunden bei 37° aber Nacht im Eisschrank 
Gleichseitig wird nun die Menge des gebildeten hämolytischen 
thid& ^ ac 5 der Kye eschen Methode bestimmt. 

I ccm Lösung A -f“ 1 ccm Lezithol (20 °/ 0 ) 

\ ccm Lösung B -|- do. 

4 Stunden bei 37° über Nacht im Eisschrank. fällt 

Die beiden Mischungen werden mit je 10 ccm Äthylalkohol 
^ B Filtrat mit Äther versetzt, die Ätherniederschläge werden in 5 ccm oc 1 
ajO* löeung äufgenommen. 

Tabelle XXXIIL 


Lexlthid 
1 : 820 


Binderblut 

3°/o! 


lösung B 


Lösung A 


1 ccm 
0,8 , 
0,6 > 
0,4 , 

0,3 > 

0,2 > 
0,1 > 


1 ccm 


komplett 


wohl komplett 
stark 
mäfsig 
0 
0 


komplett 


sehr stark 
stark 

ziemlich stark 
0 
ü 


Digitized by 


Gok igle 


Original from 

university of michsgan 




166 


Über die hämotoxiBchen Stoffe der Organe. 


Digitized by 


Versuch XXY. 

6 ccm Kobragift (0,4 °/ 0 ) + 0,25 ccm Hll norm, werden 1 Stunde bei 
100° erwärmt und neutralisiert: Lösung A. 

Lösung B enthält dieselben Bestandteile, wird aber nicht gekocht. 

Die folgenden Mischungen stehen 3 Stunden bei 37 0 und 3*/, Stunden 
im Zimmer; werden dann titriert. 

Verbr. Lauge 

1. 2 ccm Lezithol (20°/ 0 ) + 2 ccm Lösung A 3,6 ccm 

2. do. + 2 ccm Lösung B 8,6 ccm 

3 . do. + 2 ccm Nall. 0,85 °/ 0 2,2 ccm 

Gleichzeitig werden zur Hämolyse folgende Proben angesetzt: 

1 ccm Lösung A 1 ccm Lezithol 20 °/ 0 

1 ccm Lösung B —|— 1 ccm Lezithol 20 °/ 0 

Die Mischungen werden direkt auf Hämolyse geprüft. 


Tabelle XXXVI. 


Mischung i 

Rinderblut 

3°/ 0 

Lösung B 

Lösung A 

0,05 

1 ccm 

komplett 

komplett 

0,026 

> 

> 

* 

0,0126 

> 

> 

» 

0,0062 

5 

> 

» 

0,0031 

> 

> 

> 

0,0016 

» 

> 

fast komplett 

0,0008 

> 

sehr stark 

ziemlich stark 

0,0004 

> 

0 

0 

— 


0 

0 


Bei diesem dritten Gift schwäch ©* 1 Hämolysin und Lipase ungefähr 
in gleicher Weise, beide nur in sehr geringem Mafse ab. 

Übersehen wir nun die gesamten Versuche, so würde sich eine gewisse 
Divergenz der Ergebnisse in bezug auf Hämolyse und Lipolyse nur bei dem 
ersten Gift ergeben. Es seien aber nunmehr noch einige Versuche mitgeteilt, 
welche die Vermutung erwecken daf 8 auch jene ersten Experimente nicht 
eine Trennung des Hämolysins * von d er L * pase durcl1 Kochen in saurer 
Lösung anzunehraen gestatten. 

Setzt man zu der Kobragiftlösung Salzsäure und kocht, so beobachtet 
man eine Aufhellung der anfangs trüb®” IjöBan . g ' Wird . n «nmehr neutrali¬ 
siert, so kommt es zur AusfäU untt ein® 8 ziemlich ma8B »gen Niederschlages. 
In den bisherigen Versuchen wurde n» cb dem Aufsch(Uteln die trübe Lösung 
zur Prüfung auf Hämolyse und Lin i vS e benutzt. Es interessierte mich nun 
aber, zu erfahren, ob die wirksame gubs tanzen an . dem Ni ederschlag haften 
oder in der klaren Lösung vorhn„.f „ind. Aus diesem Grunde wurde der 
folgende Versuch angesetzt: ndeo 


Gck igle 


Original fru-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 




Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedemann. 


167 


Versuch XXVI. 

6 ccm Kobragift (2 0 /o) + 0,3 HCl norm, werden 1 Stande bei 100° ge- 
* ün d neutralisiert. Lösung A. Nach dem Neutralisieren wird ein Teil 
er Lösung zentrifugiert und Abgufs und Sediment getrennt geprüft. 

Xösung B enthält die gleichen Bestandteile, ohne dafs gekocht wird. 
1. 0,6 ccm Lezithol (20 °/ 0 ) + 0,5 ccm Lösung B 


2. 

do. 

+ 0,5 ccm Lösung A 

3. 

do. 

+ 0,5 ccm Abgufs 

4. 

do. 

0,5 ccm 8ediment. 


Die Mischungen stehen 2 1 /* Stunden bei 37° und werden dann auf 
^nolyse geprüft. 



per Versuch ergibt, dafs der Niederschlag sehr wenig Hämo 3^* ftQ( j 
-At; er lOhrt aber za dem überraschenden und zunächst ganz unv© 

Ucb en Resultat, dafs der Abgufs stärker hämolytisch wirkt als die 
tfübe Lösung. Da es natürlich ganz ausgeschlossen ist, dafs er ta diefl 
ein© gröfsere Menge des lezithidbildenden Stoffes enthält, so lAfstj si ^ 
Ergebnis wohl nur so deuten, dafs das beim Neutralisieren ausf» 1 dadurch 
agulierte Eiweifs sich mit dem fertigen Lezithid verbindet und © a n i c hts 
der Hämolyse entzieht. Eine derartige Annahme hat an sich durch* 00 Eitztes 
Gezwungenes, da wir durch Kyes wissen, dafs auch Lezithin er 

Bi weifa gebunden wird. Allerdings ergab eine Wiederholung des Ver 0 ^ ^ 
dafs das soeben geschilderte Verhalten kein konstantes, sondern durC 
ganze Art der Versachsanordnung bedingtes ist. 

Versuch XXX. 

Die Herstellung der Lösungen geschieht wie in Versuch 
hämolytische Versuch führte zu folgendem Resultat: 


Difitized 


Gck 'gle 


Original from 

UNIVERSfTY 0F MICHtGAN 



168 


Ober die häinotoxischen Stoffe der Organe. 
Tabelle XXXVIII. 


Difitized by 


Mischung 

1/6 

r" 

Rinderblut 

3% 

Lösung ß 

! 

Lösung A 

i ~ | 

- 1 

| Abgufs 

l 1 

Sediment 

-1 

0,05 ccm i 

1 ccm ! 

komplett 

komplett 

komplett 

mäfsig 

0,025 

1 

> 

> 

> 


0,0125 » 

» 

> 

> 

» 


0,0062 > 


> 

> 

» 


0,0031 > 


> 

> 

| wohl komplet i 

> 

0,0016 » 

* 

stark 

stark 

! mäfsig 

> 

0,0008 > 

> 

Spur 

wenig 

0 ? 

> 

0,0004 > 

> 

0 

0 

0 1 

> 

0,0002 > 

> 

0 

ü 

0 

> 

— > 

> 

0 

, 0 

0 1 

> 


In diesem Versuch hat eine Abnahme der hämolythischen Kraft durch 
das Kochen kaum stattgefunden. Hingegen ist der Abgufs etwas schwacher 
wirksam als die gesamte gekochte Flüssigkeit. Es liefe sich nun durch 
weitere Versuche feststellen, dafs die Zeit, während der Kobragift und Lezi¬ 
thin aufeinander eingewirkt haben, auf das Ergebnis des Versuches von 
grofsem Einflufs ist. Wird sofort nach der Mischung der hämolytische Titer 
bestimmt, so zeigt sich das gekochte Kobragift schwächer als das native und 
der Abgufs weniger wirksam als di© gesamte gekochte Flüssigkeit. Kann 
hingegen das Kobragift genügend lange auf das Lezithin einwirken, so werden 
die Unterschiede geringer und vor allem wirkt der Abgufs jetzt etwas stärker 
als die Gesamtflüssigkeit. Die Erklärung für dies Verhalten ist offenbar die, 
dafs durch Kochen etwas von dem wirksamen Stoff zerstört wird und auch 
der beim Neutralisieren entstehende Niederschlag etwas davon enthält. Bei kurz 
dauerndenVersuchen machen sich diese Unterschiede verhältnismäfsig stark 
geltend. Hat sich dagegen nach längerer Zeit eine maximale Lezithidmenge 
gebildet, so verschwinden die geringen Differenzen in der Menge des wirk¬ 
samen Stoffes und nunmehr spielt die Bindung des Lezithids an das ko¬ 
agulierte Eiweifs die überwiegende Rolle. Das geschilderte Verhalten mag 
noch durch den folgenden Versuch illustriert werden. 

Versuch XXXI. 

6 ccm Kobragift 2% + 0,15 ccm HU- norm - werden 1 Stunde bei 1( 0° 
erwärmt und neutralisiert: Lö SUn g a 

Ein Teil der erhaltenen trüben Flü 0eigkeit Wird zentrif ugiert. Lösung B 
enthält die Kontrolle mit unerhitrt*,« Kobragift. 

1. 1 ccm Lösung B + x ccm Le * it bin (20%) 

2. 1 ccm Lösung A -f- ( j 0# 

3. 1 ccm Abgufs -f- 

4. 1 ccm 8ediment -f- - 

Sofort nach der Mischung WerdeU je 0,1 ccm auf 1 ; 10 verdünnt und 
auf Hämolyse geprüft. ae 


Gck igle 


Original from 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



Von. Privatdcaent t)r. Ulrich Friedemann. 
Tabelle XLI. 


169 



0,05 

<*,025 

0,0125 

0,0062 

0,0031 

0,0016 

0,0008 

0.0004 

0,0002 


wenig 

Spur 

0 


wenig 

Spur 

0 

0 


mäfsig 

wenig 

Spur 

0 

0 

0 

0 


stark 

stark 

mäfsig 

Spur 

O 

O 

O 

O 

O 


Die Mischungen stehen nun 2 3 / 4 Stunden bei 37°, über Nacht im Eia- 
^chrank und werden am folgenden Tage auf Hämolyse geprüft- 

Tabelle XL1I. 


^ischiinir 
_ 1/10 

1 Rinderblut [ 

1 80/ ° 

Lösung B 

i 

Lösung A | 

! 

Abgufs 

Sediment 

0,05 

1 --—f 

I 1 ccm 

komplett 

komplett 

komplett 

0 

0.025 

1 , 1 

> 


> 

0 

0,0126 

» 

» 

> 

> 

0 

n 

0,0062 


> 

> 

> 

V 

0 

0,0031 

> 


> 

> 

i 

o 

0,0016 

> 

* 


> 1 

o 

0,0008 

T 


stark 

* 

1 . 1 

o 

0,0 004 

» 


Spur 

wenig 

o 

0,0002 



0 

0 

0 


Berücksichtigt man die Differenzen in den Versucbserge 
wissen, welche durch kleine Änderungen der Bedingung© 0 
Experimentes hervorgerufen werden, so wird man auf di© g erol S 
iügig en Unterschiede zwischen den Resultaten der hämoly 
und der lipolytischen Methode, welche bei dem ersten 
präparat beobachtet wurden, keinen allzugrofsen W©rt 
können und aus den Versuchen vielmehr den Schluß 9 zie 
müssen, dafs das hämolytische und das lipolytiselie PrinzJP 
dem Kochen in saurer Lösung gegenüber gleichartig v©rb a ’ 

wie dies ja besonders bei dem dritten Gift sehr auff&lbS ^ 
Erscheinung trat. 

IwUy für Hygien«. B d. Lxix. 12 


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J70 Über die hämotoxischen Stoffe der Organe. 

Die Versuche geben daher leider keinen Aufschlufs über 
die chemische Konstitution der Lezithide. Immerhin mufs es 
doch auf Grund der erwähnten Experimente als ziemlich sicher 
gestellt gelten, dafs die Lipolyse eine notwendige Vorbedingung 
der Lezithidbilduug ist, da anders die vollständig parallele Ab¬ 
nahme von lipolytischer und hämolytischer Kraft durch Kochen 
bei Gift II kaum erklärt werden kann. 

Wenn ich trotzdem über die Versuche hier eingehender be¬ 
richtet habe, so geschah dies, weil dieselben, wie ich glaube, zu 
einem andern wichtigen Resultat geführt haben. Es liegt m. W. 
hier die erste Beobachtung vor, dafs man ein F erment 
kochen kann, ohne seine Wirksamkeit zu zerstören. 

Wenn auch die Angaben über die Thermolabilität der ver¬ 
schiedenen Fermente etwas schwankende sind, so hat doch bisher 
die Labilität gegen Siedehitze stets als ein gemeinsames und 
sehr charakteristisches Merkmal aller Enzyme gegolten. Eine 
absolute Stabilität konnte auch ich allerdings in meinen Ver¬ 
suchen nicht konstatieren. Wird die gebildete Säure schon nach 
kurzer Einwirkung des Fermentes titriert, so kann man eine 
ganz geringe Abnahme der lipolytischen Kraft beobachten, und 
insbesondere scheint, wie eine Versuchsreihe, die hier nicht 
in extenso angeführt sei, zeigte, * u verdünnten Lösungen die 
Zerstörung eine etwas weitergehendere zu sein. Immer bleibt sie 
doch eine so geringfügige dafs das Verhalten ganz aus den 
Grenzen des bisher Bekannten beraustritt. Dafs so geringfügige 
Säuremengen im Stande sind di® thermischen Einflüsse auf das 
Ferment vollständig z U ändern, beweist, wie wenig diese Eigen¬ 
schaften zur Charakterisierung der wirksamen Substanzen selbst 
geeignet sind, wie sehr sie von dem Milieu abhängen. Es wäre 
jedenfalls interessant, zu untersuchen, ob die bei der Kobralipase 
gemachte Beobachtung einer Verallg etQeineruDg au£ andere Lipasen 
fähig ist; doch möchte ich darauf, als dem ei g en tlichen Thema 
fernstehend, hier nicht eingehen- 

Wenn man den Versuch einer theoretischen Deutung machen 
will, so wird man am ehesten einC salzarti S e Verbindung 
zwischen dem Ferment und der S& ure deoken können, die andere 


Go, igle 


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UNIVERSSTY OF MICHIGAN 



Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedemann. 1 

Ei 

v ^*^ l=ISc kaften besitzt als das freie Ferment. Auch bei den eiweifs- 
aue nden Fermenten machte Jakoby 1 ) in neuester Zeit auf 
ei gentümliches Verhalten gegenüber Säure und Alkali auf- 
das auf salzartige Verbindungen der Fermente hin* 
„ e ^- Von den durch Fibrinflocken fixierten Enzymen wird 

das Pepsin nur durch Alkali, das Trypsin nur durch 
gero^ a ^S e ^öst. Merkwürdigerweise wirken nun die Fermente 
j a i ln demjenigen Medium, in dem sie nicht gelöst sind, und 

de^ °ky sieht darin ein Hinweis, dafs die Enzymewirkung mit 
Heterogenität des Systems in Zusammenhang steht, eine 
die den neueren Anschauungen über die Fermente 
^^reiiaus entspricht. 

Wenden wir nun die am Kobragift gewonnenen Erfahrungen 
den Pankreassaft an, so können wir als wahrscheinlich an- 
^ ,lr, en, dafs die Lipase einen notwendigen Faktor für die 
^^’^dbildung darstellt. Dagegen müssen wir es offen lassen, 
i 8 j ^ ail eben etwa noch ein toxinartiges »Prolezithidc vorhanden 
’ Welches erst mit den Spaltprodukten des Lezithins das 

Hämolysin bildet. 

go wichtig es wäre, hierüber etwas zu erfahren, so glaube 
^ doch, bleibt das Interesse, welches die Lezithide für die 
^05ciiliche Physiologie Pathologie beanspruchen können, davon 
. ^ührt. Dieses beruht vielmehr auf dem Nachweis, dafs 
® jCörper Stoffe entstehen können, welche für die eigen® 11 
^ a tkörperchen (und wahrscheinlich auch für andere Zellen) 
^toxisch sind und deren Muttersubstanz ein im Or- 
g ft rv\smus weitverbreiteter Stoff, das Lezithin, darstellt. Nach¬ 
dem in den vorhergehenden Teilen gezeigt war, dafs nicht nur 
körperfremde, unter den künstlichen Bedingungen des Experi¬ 
mentes in den Körper eingeführte Stoffe, wie das Kobragift» dies® 
Umwandlung des Lezithins zu vollziehen im Stande sind, werden 
die nun folgenden Untersuchungen ergeben, dafs die Lezitbid 
bildung sich nicht auf den Pankreassaft beschränkt, sondern ein 
io vielen Organen des Körpers verbreiteter Vorgang ist. 


1) Zeitechr. f. Biochem. 1907 . 


12 * 


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172 


Ober die bftmotoxischen 8 toffe der Organe. 


IV. Ober die Entstehung von Toxolezithiden in den Organen. 

Wenn durch lipolytisehe Spaltung des Lezithins allein hämo¬ 
lytische Lezithide entstehen können, so mufste man erwarten, 
dafs bei der Anwesenheit des Lezithins in fast allen Organen 
und der Verbreitung lipolytischer Fermente, deren Wirkung bei 
der Autolyse vielfach beobachtet wurde, auch bei autolytischen 
Prozessen Toxolezithide entstehen. Aber auch wenn der Vorgang 
der Lezithidbildung ein komplizierterer sein sollte, war es wahr¬ 
scheinlich, dafs er sich nicht lediglich auf das Pankreassekret 
beschränken würde. 

Nun hatten wir bereits in autolysierenden Organen hämo¬ 
lytische Stoffe kennen gelernt, die nach ihren Löslichkeitsver¬ 
hältnissen wohl mit den Toxolezithiden identisch sein konnten; 
ich meine die alkohollöslichen, ätherunlöslichen Hämolysine, 
welche bei der Autolyse von Pankreas, Leber und Niere ent¬ 
stehen. Es sollen daher im folgenden diese Stoffe einer ein¬ 
gehenderen Untersuchung unterworfen werden. 

Zunächst mufsten die Löslichkeitsverhältnisse der mit Äther 
gefällten Hämolysine näher studiert werden. Es dienten dazu 
die im Vakuum getrockneten Präparate aus Rinderpankreas. 
Diese Substanz ist aufserordentlich leicht löslich in Wasser und 
Kochsalzlösung, ebenso löst sie sich ganz gut in Methylalkohol 
und wässrigem Äthylalkohol. D ft g e S en sie in absolutem 
Äthylalkohol unvollkommen löslich und löst sich nur sehr wenig 
in Chloroform. Sie unterscheidet sich darin allerdings von dem 
von Kyes zuerst dargestellten Kobralezithid, welches in abso¬ 
lutem Alkohol, Chloroform, Benzol und Toluol leicht löslich ist. 
Dagegen steht es sehr nahe ein em P r& P arat > das Kyes 1 ) neuer 
dings durch Anwendung einer geringeren Lezithidmenge erhalten 
hat und das er als inkomplettes Lezithid bezeichnet. Dieses 
ist ebenfalls in Chloroform unlöslich UQ d kann sogar durch 
Alkohol gefällt werden. Da in» Organismus wohl nie derartige 
Lezithinüberschüsse wie bei der er8tGn K y esse ben Methode zur 

1) Biochem. Zeitschr., ß d 4 ^ e ft 2/»• 


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Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedemann. 


173 


stehen, so ist es ja ohne weiteres zu verstehen, dafs 
e »ner etwaigen Lezithidbildung nur das inkomplette Lezithid 
eot «ehön kann. 

Kyes angegeben batte, dafs es möglich ist, gegen das 
^ r ^lezithid zu immunisieren, so habe ich auch mit dem aus 
h ^ T Bauchspeicheldrüse hergestellten Präparat anloge Versuche 
<j> ro stellt, bin aber zu einem völlig negativen Ergebnis gelangt. 

lange fortgesetzter Injektionen nahm das Serum von 
keine gegenüber dem normalen Kaninchenserum er- 
antihämolytischen Eigenschaften an. Dagegen besitzt das 
^niale Kaninchenserum bereits einen sehr erheblichen Schutz- 
gegenüber dem Lezithid aus Pankreas, wie das Kor sch un 
^ ^ ^° r &enroth bereits für die alkohollöslichen Organhämo- 

®ine und Kyes für das Kobralezithid festgestellt hatten. 

Da v. Düngern und Coca jetzt auch die Autilczithid- 

•duncr Koim KaoIhai f lro v\ /I Al< nörrüft Vft Ausfall 




ö g beim Kobragift bestreiten, kann der negative Ausfall 
ier Versuche nicht befremden. 

0©n wichtigsten Anhaltspunkt zur Beurteilung der chemischen 
Nfttlir der gefundenen Stoffe mufste natürlich die chemische 
& yy S e liefern. Nachdem die Substanz bei qualitativem Nach- 
sich als P-haltig erwiesen hatte, wurden quantitative Be- 
stifl 1 ** 1 ü°8 en vorgenommen 1 ); zur Untersuchung kamen 2 PrApa ra ^ e > 

£olg en d® 8 Resultat ergaben: 

die 

I. P = 3.16% 
n. P = 4.27 % 

Präparat I war gewonnen durch einfaches Fällen eines 
^obolischen Extraktes einer autolysierten Bauchspeicheldrüse rnl t 
Äther, Waschen mit Äther, Trocknen, Präparat II war mehrmals 
mit Äther aus methylalkoholischer Lösung umgefällt worden. 
Trotzdem möchte ich bezweifeln, ob Präparat II das reinere 
Es war aus einer Drüse genommen, die intensiver autoly s i er * 
war und bei der offenbar schon sekundäre Zersetzungen oin£, e 
treten waren, wenn es auch nicht zu stinkender Fäulnis g e 

^ Bestimmungen wurde ich in freundlichster Wei 0e ^ ll 

Herrn Dr. Nawiaski, früheren Assistenten des Instituts, unterstützt- 


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Gck .gle 


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174 


Über die hamotoxiechen Stoffe der Organe. 

kommen war. Der mit Äther entstehende Niederschlag war leicht 
rötlich-gelb gefärbt und nicht so schön kristallinisch wie in 
Präparat I. Dementsprechend war auch die hämolytische Wirkung 
eine geringere. Eine gröfsere Reihe von Präparaten mufste ver¬ 
worfen werden, da Fäulnis dabei nicht vermieden wurde. In 
diesen Fällen sind die Ätherniederschläge gelb gefärbt und 
schmierig. Die hämolytische Wirkung ist gering und dement¬ 
sprechend der P-Gehalt ein sehr niedriger. 

Ich möchte daher unter den von mir untersuchten Sub¬ 
stanzen Präparat I für das reinste halten. Es ist nun sehr 
interessant, dafs der P-Gehalt fast völlig mit dem von Kyes 
bei dem inkompletten Lezithid festgestellten übereiustimmt. 
Stellt man das Kobralezithid nach der ersten K y es sehen Methode 
dar und löst es in Kochsalzlösung, so fällt nach einiger Zeit 
ein Niederschlag aus, welcher die gesamte hämolytische Wirkung 
enthält, das sekundäre Lezithid. (Ky ® s.) Für dieses fand Lüdecke 
einen P-Gehalt von 3,16°/ 0 , der a ^ s0 dem von m * r gefundenen 
Wert außerordentlich nahe übereinstimmt. Leider war es wegen 
der geringen Menge des Materials nicht möglich, auch noch 
N-Bestimmungen auszufübren. Ich glaube jedoch, dafs diese 
Zahlen eine gute Bestätigung für die von mir vertretene Ansicht 
liefern. Fasse ich noch einmal die Gründe zusammen, welche 
mich veranlassen, die von mir dargestellten Hämolysine als 
Lezithide anzusprechen, so ergibt sich: 

1 . Die Möglichkeit der synthetischen Bildung aus Pankreas¬ 
saft und Lezithin. 

2. Die hämolytische Wirk un £ ’ n kleinsten Mengen ohne 

Inkubationszeit. 

3. Die Löslichkeit im dünnen Alkohol, Fällbarkeit durch 
Äther. 

3. Der P-Gehalt. 

Nach diesem Angaben ictl noch e ’ nDQ al auf die ab¬ 

weichenden Ansichten von <J> llc l vi st Und No S uc hi zurück¬ 
kommen. Die Befunde von T» llqvi8t dürften durch die im 
ersten Teil mitgeteilteu Verlud e * ne ^dedigende Aufklärung 


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Go», igle 


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Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedemann. 


^fahren haben. Die Hämolysine der Magen- und Darmschleim- 
sind eben keine Lezithide, sondern ätherlöslich© Stoffe, die 
Wa hr S cheinlich zu den Fettsäuren resp. Seifen in naher Beziehung 
n, £>i e Beobachtungen von Taliqvist sind also durchaus 
nicht zutreffend ist nur ihre Verallgemeinerung. Anders 
es hingegen mit den Versuchen von Noguch i, welcher aus- 
^^tcklich angibt, dafs er Magen, Darm und Pankreas bearbeitet hat. 
Noguchi extrahiert die Organe zunächst 8 Tage lang mit 
w ^kohol von 50°. Dann fällt er den Extrakt mit Äther. Der 
^ederschlag wird in Wasser gelöst, die Lösung mit Bleiazetat 


®^efällt, der getrocknete Niederschlag mit Äther extrahiert, wobei die 
^leiseifen in Lösung gehen. Nach Verjagen des Äthers und Auf- 
Lehmen im Wasser wird H 2 S eingeleitet. Die resultierende Lösung, 
Welche nur Fettsäuren, resp. nach Alkalizusatz Seif©* 1 enthält, 
^irkt nach Noguchi hämolytisch. Leider fehlen all© quanti¬ 
tativen Angaben darüber, in welchem Verhältnis die Menge des 
s ° erhaltenen Hämolysins zu der in dem ungereinigten Aus- 
S^hg8material vorhandenen steht. Einen wirklichen Beweis für 
Seine Ansicht könnte doch Noguchi nur erbringen, wenn die 
^^gbeute bei seiner Methode eine nahezu quantitative ist. Ich 
Yifttte es nämlich nicht für ausgeschlossen, dafs die hämolytisch 
tfjfk - en den Fettsäuren erst als Kunstprodukte bei der Herstellung 
t gereinigten Substanz entstehen. Jedenfalls dürfte die 8 Tage 
^^jg fortgesetzte Extraktion der Organe mit heifsem Alkohol 
^ a xim ohne Zersetzung des Lezithins möglich sein und bei dieser 
gössen wohl auch Fettsäuren entstehen. 

Aber auch bei dieser Annahme bleiben die Befunde N o 
guchis nicht ganz verständlich. Denn in der Magen- und Darm 
Schleimhaut finden sich überhaupt keine durch Äther fällbare 
Hämolysine. Andererseits habe ich meine durch schonend© Ex 
traktion mit kaltem Alkohol und Fällung der alkoholischen 
Lösuug durch Äther aus Pankreas erhaltenen Substanzen gen® 11 
nach der Vorschrift von Noguchi weiter verarbeitet und 
zuletzt resultierende Substanz, welche nach Noguchi © uS ^ et 

säuren besteht, in f lem gleichen Volumen Kochsalzlösung ^ 

wie das Ausgangsxuaterial. Das gereinigte »Hämolysin« entbe r t 


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Go«. igle 


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Über die bämotoxisehen Stoffe der Organe. 


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176 

aber, auch nach Neutralisieren mit Alkali, jeder hämolytischen 
Wirkung, während das Rohprodukt sehr kräftig wirksam war. 

Ich glaube daher, dafs die mit Äther fällbaren Organhämo¬ 
lysine in der Tat dem Kobralezithid analoge Stoffe (Toxolezithide) 
und keine Seifen sind. Besonders möchte ich noch auf die so¬ 
fortige Hämolyse durch Organhämolysine im Gegensatz zu der 
bei Anwendung kleinerer Mengen ziemlich langsam verlaufenden 
Seifenhämolysine hinweisen. 

Bei der aufserordentlichen Giftigkeit der Toxolezithide für 
das Blut müssen wir es als eine sehr zweckmäfsige Einrichtung 
betrachten, dafs dieselben intra vitam nicht gebildet werden, 
sondern erst in der absterbenden Zelle entstehen. Wir dürfen 
uns aber bei dieser teleologischen Betrachtung nicht begnügen, 
sondern müssen uns die Frage vorlegen, warum die Lezithid- 
bildung unterbleibt, da offenbar doch alle notwendigen Kompo¬ 
nenten vorhanden sind. 

Es war nun daran zu denken, dafs die Komponenten zwar 
existieren, aber in einer Form, welche sie zur Lezithidbildung 
nicht befähigt. Besonders war eine derartige Vermutung für das 
Lezithin wohl gerechtfertigt. Hatte doch Kyes bereits die An¬ 
nahme gemacht, dafs das Lezithin in den Blutarten, welche 
durch Kobragift allein nicht gelöst werden, in nicht disponibler 
Form vorhanden sei. 

Um nun diese Voraussetzung zu prüfen, habe ich die frischen 
und autolysierten Organe mit kaltem Alkohol extrahiert und den 
P-Gehalt dieser Auszüge bestimmt. Wird in der Tat durch die 
Autolyse gebundenes Lezithin in Freiheit gesetzt, so ist zu er¬ 
warten, dafs dies sich in einem erhöhten P-Gehalt der alkoho¬ 
lischen Extrakte zu erkennen gibt. 


v ersuch XXXII >). 

Die Uber eines Hundes wird sofort nach dem Tode in 3 Teile geteil 

e ; 7 t It de £ A er z . weite nach 24 h <■* *»■««*« 1 

(bei 37 ) mit der F.cker sehen Maschine zerkleinert und mit dem vier 

1. Die ^Bestimmungen wurden nach der Ne umann sehen Metbod« 
taebt.» V.™*h„ 8 «. 8 elühr t , die Pboepbo«»,. b»Üb»< 


Google 


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Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedemann. 


177 


j e 'Volumen absolutem Alkohol extrahiert. Zar P-Bestimmung dienen 

ccm des alkoholischen Extraktes. 

Extrakt I.wurde nicht untersucht. 

> II. P s 0 5 = 10,778 mg 

> III. P 2 0 6 = 10,9048 mg. 

Yersuch XXXIII. 

mit ^eber wird in der gleichen Weise wie in Versuch I behandelt, nur 

^em Unterschied, dafs die Extraktion nicht mit dem, 4 fachen, sondern 
da doppelten Volumen Alkohol erfolgt. Extrakt III wird nicht benutzt, 

^as Leberstück gefault war. 

Extrakt I.P s 0 5 = 16,99 mg 

> II.P t 0 6 = 18,639 mg. 

Versuch XXXIV. 

Einem Hunde werden sofort nach dem Tode die Nieren entnommen, die 
Niere sofort mit Seesand zerrieben und mit dem doppelten Volumen 
v 0 °k°* absolut extrahiert. Mit der anderen Niere wird dieselbe Proze ur 
genommen, nachdem sie 24 h der aseptischen Antolyse unterlegen a e. 


Extrakt I.Pj0 6 = 11,412 mg 

> II.P*0 5 = 11,412 mg. 


Versuch XXXV. 

Das Pankreas eines Hundes, welches 15 g wiegt, wird in ganz frischem 
pUßt&od zerkleinert und mit 30 ccm Alkohol absol. extrahiert. Oer gesam e 
^ fr s,jc t wird zur P-Bestimmung benutzt: 

P,0 8 = 16,484 mg. 

Diese Versuche zeigen, dafs der P-Gehalt der alkoholischen 
fä^trakte bei der Autolyse nur ganz unwesentlich oder g ar 
fcunitnnit. Jedenfalls mufs man auf Grund der erhaltenoo Resu 
täte annehmen dafs auch in den frischen Organen g en 
Lezithin zur Lecithidbildung vorhanden ist. Selbsverst&n 
wurden zur Kontrolle jedesmal hämolytische Versuche ang as e 
welche dartaten, dafs das Hämolysin erst im Verlauf d eV U 
lyse auftrat. 

Da also ein Mangel an disponibelm Lezithin nicht * ür 
Fehlen des Lezithids im frischen Organ verantwortlich ^ er °^ en 
werden kann, so ist wohl die Annahme am wahrschöi 11 ^*^ 18 ^ 
dals das lipolytische Ferment während des Lebens durch ir IS 


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178 


Über die hftmotoxischen Stoffe der Organe. 


welche Regulationsinechanismen an seiner Wirkung verhindert 
wird. Welcher Art diese Hemmung ist, wissen wir nicht, aber 
die Frage wird damit ein Teil eines viel allgemeineren Problems, 
welches durch das Ausbleiben der Autolyse während des Lebens 
der Forschung gestellt wird, ohne bisher eine befriedigende 
Lösung gefunden zu haben. 


E. Einig e chemische Betrachtungen. 

Mufs nach dem gegenwärtigen Stand unserer chemischen 
Kenntnisse der Begriff der toxischen Lezithide zunächst eine 
mehr biologische Umgrenzung erfahren, so ist doch kaum an¬ 
zunehmen, dafs diese Substauzen der chemischen Forschung 
ganz entgangen sein sollten, und es ist daher von Interesse, die 
in der Literatur vorliegenden Angaben von diesem Gesichtspunkt 
aus einer Prüfung zu unterziehen. Von Wichtigkeit scheint mir 
vor allem, dafs durch die autolytischen Prozesse das Lezithin 
umgewandelt wird und daher bei Anwendung gewisser Methoden 
und unter Nichtbeachtung notwendiger Kautelen dem Nachweis 
entgehen kann. Vor allem müssen alle die Verfahren, bei denen 
die Organe namentlich bei höherer Temperatur vor der Extraktion 
getrocknet werden, auf grofse Bedenken stofsen. An diesem 
belstand leidet aber eine der üblichsten Methoden zur Be¬ 
stimmung der fettartigen Substanzen, die von Ro senfeld 1 ) an- 
gege en wur e und darin besteht, dafs die zunächst getrockneten 
rgane mit einem warmen Chloroform-Alkoholgemisch extrahiert 
werden, dessen Rückstand sodann in Äther aufgenommen wird. 

a 16 ä™°y tischen Lezithide in Äther unlöslich sind, so 
wer en sie ei iesem Verfahren nicht mitbestimmt und können 
er einen geringeren Lezithidgehalt Vortäuschen. Diese Fehler- 
que e wir ei en einzelnen Organen je nach der Intensität 
und Geschwindigkeit der autolytischen Prozesse eine sehr ver¬ 
schiedene sein Beim Muskel dürfte sie, wenigstens nach unseren 

Kenntnissen über die Anfnlw»« • ,- ~ ,- 1 

__ Autolyse in diesem Organ, eine ziemlich 

1) Verh. d. 19. Kongr. f in« ilt ^ 

(1900) Nr. 89. — Verh. d. 20 Koa„ ed ' , 518 — Allg. Med. Zentral- 

• f - wn. Med. 236 (1902). 


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Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedomann. 


179 


ßeringfügjg e sein. Dagegen genügen bei der Bauchspeicheldrüse 
8c hon wenige Stunden eines Aufenthalts im warmen Raum, um 
erhebliche Lezithinmengen in Lezithid überzuführen, und 
auc h bei der Leber verläuft der Prozefs nicht so langsam, dafs 
er vernachlässigt werden kann. Welche Fehler daraus aber für 
Berechnung der Ätherextrakte entstehen können, erhellt 
den Arbeiten von Heffter 1 ), der die Ätherextrakte der 
k^undeleber zu 60—70°/ 0 aus Lezithin bestehend fand. Dunhain 2 ) 
"konstatierte in der Niere ebenfalls den hohen Lezithingehalt der 
•^Ätherextrakte, und Rubow 3 ) fand sogar, dafs die Fette des 
Herzmuskels fast ausschliefslich aus Lezithin bestehen. Bei 
Organen, in denen starke autolytische Prozesse vermutet werden 
Müssen, ist daher die Rubowsche Methode, nach der die frischen 
Organe zunächst mit Alkohol extrahiert werden, dem Rosen - 
fei d sehen Verfahren vorzuziehen. 

Einer der ersten, welche exakte Bestimmungen des Lezithins 
den Organen vornahm, war Heffter. Seine Versuche gingen 
der Frage der Herkunft des Fettes bei der fettigen De¬ 
generation aus und suchten insbesondere Aufschlufs darüber zu 
e wi nTien > inwieweit das Lezithin, welches ja Fettsäuren und 
^Glyzerin enthält, an der Fettbildung beteiligt ist. Zu diesem 
^ecke nahm Heffter Untersuchungen an den Lebern mit 
Phosphor vergifteter Tiere vor und fand in diesen m ^ er _ 
& \x\& Abnahme des Lezithins auf die Hälfte. Was aber aus em 
L,ezithin wird, darüber scheint sich Heffter keine sichere Meinung 
gebildet zu haben, denn er hebt selbst hervor, dafs es durc aas 
nicht immer die am stärksten verfetteten Lebern waren, 
den geringsten Lezithingehalt aufwiesen. Heute wissen wir, 
in der Phosphorleber neben der Verfettung höchstwabrschein 
schon intra vitam autolytische Prozesse ablaufen, und 
sammenhang mit den geschilderten Versuchen über Lesu 
bildung bei der Autolyse ist es wohl das Wahrscbeioli 0 ^ 58 ^^^ 
diese den Lezithinschwund zurückzuführen. Dafs danebeu a 

1) Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 28. 97 (1891X 

2) Berl. klin. J r . (1904) Nr. 28. 750. 

3) Arch. f. © xp> p ath u pharm. 52. 173 (1905). 


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, ao 

180 ohne weiteres auszu- 

Fett entstehen könnte, ist natürlich” jj^en datsKrebl 1 )^ 
schliefsen. Dieser Deutung wurde en ’ Ur8ache n (schwere 

V erfettungeu des Herzmuske s a Herzerkrankungen) 

Anämieen, Karzinom, Lungen u ’ konsta tieren konnte, 

eine Abnahme des Lezithmgehal eue rdings gegen die Krehl- 
Allerdings werden von Rub 0 * n den Ein Wendungen er¬ 
sehen Versuche aus methodischen ^ Herzverfettungen 

hoben, doch findet auch dieser Auto 

keine Abnahme des Lezithingehaltes. dann Waldvogel 2 3 4 ) 

ln sehr eingehender ^ ** 

und seine Schüler mit dem ® r a , konstante Resultat er * 
Autolyse beschäftigt. Es wurde dabei d ^ gtarke Ver¬ 
zieh, dafs das in Äther löslichei Lew g . nd ft ber des- 

minderung erfährt. Die Arbeiten W * ^ lnteresse , weil sie 

halb für die vorliegende Frage von g den Produkten 

sich auch mit den aus dem Lezithin <m Car bone s ) 

beschäftigen. In Bestätigung einer Anga en> Chole- 

glaubt Waldvogel dabei die Bildung von ^ au8 rein 

Stearin und Normalfett zu beobachten, w e ^ W elcher Weise 
chemischen Gründen schwer verständlic is > Daneben be- 

das Cholestearin aus dem Lezithin entste en j n teresse sind, 

schreibt er aber zwei Körper, die von gro Alkohol extra - 

Werden die autolysierten Organe mit warme ^bkühlen 

liiert, so fällt aus dem alkoholischen Extra Diese Be - 

ein Stoff aus, den W aldvogel für Protagon ^ gestritten, der 
laauptung wird nun allerdings von Meiner * ^ p v eaktio" ea 

di« zur Identifizierung von Protagon angewai ^ ^ \ )e scbri e ' 3eue 
für ungenügend erachtet und die von \Valdv° B ß j e a 0 cb 
-Substanz als Fett ansieht. Weit gröfseres Inter 

1) Arch. f. klin. Med. Bd. 52, S. 416. (1903). — Vircb. Arch ' 

2) Zentral bl. f. Stoffw. u . Verdauungskrankb 4, __ __ Dex ,tsch. Arcn_ 

77. 1 (1904) — Zeitechr. f. physiol. Chem. 42, 200 (1^^ Patho l. u. P»‘J 
felin- Med. 82, 437 (1905) u. Tintemann Zentralbl ^ ^ ^ Mttncn. 

ADa tom ' (1904) 97. _ Zeitschr. f.phyfliol. Chem. 47, V&> v - 

nca«« 3- Wochenschr. (1906) Nr. 9, 402. 

3) Arch. ital. de biol. Bd 26. S. 279. (1896). 

4) Zeitechr. f. physiol. Chem. Bd. 44, S. 371. 


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181 


Von {Vivatdement Dr. Ulrich Friedetaum: 


®dere Substanz, die nach -Extrahieren des aus dem ersten 
alkoWschen Extrakt erhaltenen Rückstandes mit Äther und 
absolutem Alkohol erhalten wird und durch Löslichkeit in Wasser, 
F‘ö.llfc>©rkeit durch Azeton ausgezeichnet ist. Waldvogel sieht 
dies© Substanz als Jekorin an und gründet seine Ansicht neben 
den I^öslichkeitsVerhältnissen auf die Ergebnisse der chemischen 
A-na-lyse und das Reduktionsvennögen. Die P-Werte dieser 
Präparate schwanken zwischen 2% und 4,5%, bewegen sich 
jedoch meist um etwas über 3%. Der H-Gehalt ist ziemlich 
konstant, während C- und N-Gehalt grofsen Schwankungen unter¬ 
liegen. Waldvogel nimmt daher an, dafs im Jekorinmolekül 
ein Grundstock vorhanden ist, an den sich C- und N-haltige 
Produkte anlagern zu können. Sehr auffallend ist nun, dafs es 
auch Jekorinp räparate gibt, welche nicht reduzieren, also die für 
das Jekorin charakteristische Kohlehydratgruppe nicht enthalten. 
Wal d v og e 1 ist daher nicht sicher, ob das Jekorin im chemischen 
Sinne eine einheitliche Substanz darstellt; es kann vielmehr nach 
seiner Ansicht Bruchstücke des Eiweifsmoleküls enthalten und 
ist ein »Sinterprodukt des Protaplasma«. Dieselben Substanzen 

konnte er auch erhalten, wenn er sterilen Lebersaft zu Lezithin 
setzte. 


waidvogel glaubt nun, dafs ganz die gleichen chemischen 
Umwandlungen des Lezithins auch bei der fettigen Degeneration 
atattfinden und bekämpft daher seit einer Reihe von Jahren 
le gegen wartige vielfach angenommene Lehre von der Ein¬ 
wan erung des Fettes bei der fettigen Degeneration. Ein weiteres 
rgument für seine Ansicht findet Waldvogel in der ja auch 
h 8n< ^ ereri Autoren (F. Kraus 1 ), Siegert 2 ) gemachten B®* 

, ^iaXs in autolysierten Organen mikroskopische BiU er 

äh ]*h D - Önnen > die d® 11 ® 11 bei der fettigen Degeneration sehr 
auf d' ^^ ann ^ ier natürlich nicht meine Aufgab© sein, 

rufenei* 6 o ^ Pathologischen Anatomie gehörende und von be- 
generatioo° * ausführlichst diskutierte Frage der fettig© 0 D ®' 
oanzugehen. Ich mufs jedoch her Vor heb© 0 ’ ^ 

2 ) aTf^. Path ‘ u - Pharm. 22,174 (1887). 

m * Beiträge 1. 114 (190O). 


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9 tJber die hftmotoxischen Stoffe der Org* 

182 , OT1 über fettige Degeneratio 

Waldvogel seine Untersuchung Tiere angestellt hat 

an den Organen mit Phosphor'’ g oermatseD eine grofs® 
und gerade in diesen die Autolye a oder Umtang 

Rolle spiel«, während wir über ^“eration wohl nicht genügend 

bei anderen Formen der fettigen Deg Uvoge l s würden 

unterrichtet sind. Gegen die Ansich könne u, welcher 

auch die Befunde Rubows angetuh d es Lezithin 

im fettig degenerierten Herzen eme Abnab 

nicht konstatieren konnte. „hämische Seite der Wald- 

Halten wir uns an die rem chem^be^ ^ ^ deffi 

vogelschen Untersuchungen, so m Identifizierung 

Schlufs gelangen, dafs eine g e “ a ^® beze i c hnet, zurzeit noch 
dessen, was der Autor als e 0 icber zu sein, dafs nac 
nicht möglich ist; das scheint “ ir a . ba f ten dieses Jekorin 
der Art der Herstellung und den Eig Gesichtspunkten 

die von mir beschriebenen und aus 10 °g» tbftlten mufs- Ich 

als »Toxolezithide« zu bezeichnende Matur dieser Stoff® 

will damit wiederum über die cbemisc e ^ nur au f ihre 

keine bestimmten Behauptungen aufste en, Eigenschaft ® 0 

mit dem Kobralezithid gemeinsamen toxischen 

hin weisen. 

_ -für di® 

F. "Crber die Bedeutung der Organh&mo y 

menschliche Pathologie. ^geteilten 

Die in den vorhergehenden AbschuR^ in den 

Untersuchungen haben zu dem Resultat fj n der zerstörende 
Organen hämolytische Stoffe Vorkommen, gemeinsam ist, 

jEinflufs auf das Blut des eigenen Organ istnus^^ cbe miscben 
die aber, was bisher nicht bekannt war, in bbcb differieren. 
^Konstitution und der Art ihrer Entstehung er ^ aufgefunden, 
HJnter ihnen wurden auch komplexe Häm° ySl rnboce ptoren auf- 
<110 teils gewisse Ähnlichkeiten mit den Serui» a skorpionen -und 
^©iscn, teils zu den bisher nur im Schlnng®** ’ sind. 

X3-1 onengift gefundenen Toxolezithiden zu zähl®*^ Qehmeü die 
Vom Standpunkt der Pathologie betrac ’ fem e ine be- 
BCÄrnolysine der Magen- und Darmschleimhft«* 


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Von Privatdoient Dp. Ulrich Friedemann. 183 

Stellung ein, als sie die einzigen sind, welche in der 
existieren und nicht erst während der Autolyse 
eiitst©! 1611, Dafs sie keine deletären Wirkungen im Körper ent- 
ialten, mufs seinen Grund wohl darin haben, dafs das Blutserum, 
t>ereits erwähnt wurde, ihre Wirkung aufhebt. Trotzdem 
8 \nd si^> in gröfseren Mengen in die ßlutbahn gebracht, keines¬ 
wegs indifferent. Tallqvist gelang es, durch lange fortgesetzte 
Injektionen dieser Stoffe Anämien bei Tieren zu erzeugen, und 
er glaubt in der Tat, die Substanzen, welche die perniziöse 
Anärnie verursachen, aufgefunden zu haben. Zu dieser Ansicht 
bewegt ihn allerdings nicht so sehr die ihm unbekannte Tatsache, 
dafs die übrigen Organliämolysine erst bei der Autolyse ent¬ 
stehen als vielmehr die bei Sektionen gemachte Erfahrung, dafs 
häufig schwere atrophische Veränderungen der Magen- und 
Duodenalschleimhaut die perniziöse Anämie begleiten. Diese 
Veränderungen hält Tallqvist für primär und nimmt an, dafs 
dabei die hÄmoly tischen Substanzen in Freiheit gesetzt würden. 

Es wird wohl weiteren Forschungen überlassen bleiben 
müssen, di© Richtigkeit der Tallqvistschen Hypothese zu 
prüfen. Jedenfalls aber liegt, glaube ich, kein Grund vor, die 
übrigen Organhämolysine bei der Betrachtung pathologischer 
Prozesse zu übergehen. Denn die Möglichkeit autolytischer Pro¬ 
zesse intra vitam ist zweifellos bei vielen Erkrankungen gegeben. 
Die Umwandlungen, welche sich dabei am Lezithin vollziehen 
und zur Bildung toxischer Produkte führen, scheinen mir dabei 
aber ein besonderes Interesse zu verdienen. 

Auch die "Wirkung der Toxolecithide wird durch Serum aU *' 
gehoben, und es könnte daher fraglich erscheinen, ob di© irn 
Reagenzglas beobachtete Giftwirkung im Tierkörper überhaupt 
zur Geltung kommen kann. Dieser Beweis ist nun auf Gruod 
des von mir erbrachten Nachweises von Toxolezithiden im 
msmus von Morgenroth und Reicher 1 ) für die L©z ittiide 
es Kobragiftes geliefert worden, indem sie mit denselb© 11 
anmc en experimentell Anämien erzeugten. A ü ^° reI1 

ma c ten ^dabei die sehr interessante und vielleicht mich ©i° er 

HB-tlcil». W. 1907, Nr. 88. 


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184 


Über, die bÄwotoxificheü Stoff« der Organe. 


praktischen Anwendung fähige Beobachtung, dafs die Kobra* 
lezithidanämie durch orale Darreichung von Cholestearin, welches 
auch in vitro die Hämolyse durch Lezithid hemmt, aufgehoben 
werden kann. Demnach müssen wir also die Möglichkeit, dafs 
die Toxolezithide Anämien erzeugen, als erwieseu betrachten. 

Die Gelegenheit intravitaler autolytischer Prozesse ist nun 
in hervorragendem Mafse bei den bösartigen Tumoren gegeben, 
und es wurde schon darauf hingewiesen, dafs die hämolytischen 
Stoffe, welche Engel, Bard und Kullmann in zerfallenden 
Tumoren fanden, nach dem Stand der heutigen Kenntnisse wohl 
als Toxolezithide betrachtet werden müssen. In der Tat sehen 
wir ja hämorrhagische Prozesse besonders häufig innerhalb und 
in der Umgebung bösartiger Tumoren, und Bard konnte nach- 
weiseu, dafs die Pleurasudate bei diesen Prozessen hämolytische 
Eigenschaften besitzen. Es erscheint mir daher sehr wahrschein¬ 
lich, dafs die sekundären Anämien, welche gerade die zerfallen¬ 
den Tumoren zu begleiten pflegen, mit diesen Substanzen in Zu¬ 
sammenhang stohen. 

Das klassische Beispiel intravitaler Autolyse ist jedoch die 
Phosphorvergiftung, und es mufste daher vermutet werden, dafs 
bei. dieser Erkrankung die Lezithidbildung eine Bolle spielen 
müsse. In der Tat ist schon durch die älteren Untersuchungen 
von A. Fr&nkel und F. Röhmann 1 ) festgestellt, dafs sich im 
Verlauf der experimentellen Phosphorvergiftung sekundäre Anä¬ 
mien einstellen, die sich oft in einem ganz rapiden Absinken 
der Eryt ozytenzahl dokumentieren. Auch die Befunde von 
Heffter, der bei der P-Vergiftung das Lezithin in der Leber 
schwinden sah und die bereits ausführlich erörterten Arbeiten 
Waldvogels stehen ja mit der Annahme einer Lezithidbildung 
in gutem Einklang. Es lag mir aber daran, für diese Ansicht 
auch experimentelle Beweise zu erbringen. 

U Zeitsehr. f. phyeiol. Chem. 1880, Bd. IV. 


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Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedemann. 


185 


Versuch XXXV. 

IS»** mittelgroßer Hund wird mit 2 ccm lproz. Phosphoröl subkutan 
vergift«** An » übernächsten Tag wird er durch Verbluten getötet, da er 
devxt-1 i o t» rank ist. Die Leber ist makroskopisch verfettet, die Niere zeigt 
mal«'Osl* 0 P ,8 ch keine Verfettung. Die Leber wird mit der Fickerseben 
JliBcbio® zerkleinert, die Niere mit Seeeand zerrieben. 40 g Leber werden 
mit, 80 ccm Alkoh. absol., 30 g Niere mit 70 ccm Alkob. absol. extrahiert. 
Je IO ccm der Extrakte werden verdampft, die Rückstände in 5 ccm Koch- 
salzlöeun/t angenommen. 


Tabelle LXIfl. 


Extrakt 

| Huudeblut 3°/ 0 

Niere 

Leber 

0,5 

1 ccm 

komplett | 

komplett 

0/25 

1 » 

> 

> 

0,125 

1 » 

> 

> 

0,062 

1 



0,031 

1 

0 

stark 

0,016 

1 v 

o 

0 

— 

1 

0 

0 


Versuch XXXVI. 

® in Hund wird 8 Tage hindurch mit ca. 0,5 ccm Phosphoröl subkutan 
äKich behandelt und dann durch Verbluten getötet. Die Leber ist nur 
m ®ig verfettet. Bereitung der Alkoholextrakte wie bei Versuch XXXI. 


Tabelle XLIV. 


Hundeblut 3% 

Niere 

Leber 

0,125 * 1 ccm 1 

komplett 

komplett 

0,062 1 

> 

> 

0,031 1 . 

> 

tnäl’sig 

0,016 1 » 

0 

0 

0,008 1 , 

0 

0 

0,004 1 

0 

0 

— 1 . 

0 

0 

Versuch XXXVII. 



auch 
während 
der Extrakte 


Bei der ««itT- ® r gle,chen Weise behandelt wie i^ vO rig 0t * 
id die Nri^. «on erweist sich die Leber makroskopisch ft i B verff 
trakte makroskopische Verfettung aufw e i Ben> B© reit 

Y fÜT ff w r» x_ 


Archiv für 

BO.LXIX. 


i:3 


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}gg Über die hämotoxischen Stoffe der Organe. 


Tabelle LXV. 


— — 

Hundeblut 3% 

1 Niere 

Leber 

0,125 

1 ccm 

komplett 

komplett 

0,062 

1 > 

> 

> 

0,031 

1 » 

> 

> 

0,016 

1 * 

0 

stark 

0,008 

1 * ! 

0 

0 

0,004 

i > 

0 

0 

— 

i » 

0 

i 

0 


Vergleichen wir mit den erhaltenen Resultaten die Befunde 
bei normalen Lebern, so ist zu bemerken, dafs bei einer nor¬ 
malen Leber (Tabelle XIX) der alkoholische Extrakt in der 
Menge von 0,062 Hämolyse herbeiführte. In den anderen Fällen 
waren die Extrakte aus frischen Lebern und Nieren völlig un¬ 
wirksam. Die Extrakte der Phosphororgane bewegen sich in ihrem 
hämolytischen Wert zwischen 0,062 und 0,031 ccm. 

Das geht jedenfalls aus den Versuchen hervor, dafs eine 
Lezithidbildung, wie wir sie künstlich post mortem durch Autolyse 
erreichen, sich bei der Phosphorvergiftung nicht erzielen läfst, 
was auch schon aus der mikroskopischen Betrachtung der Leber 
zu ersehen ist. Nun ist aber wohl in keinem der Versuche der 
Höhepunkt der Vergiftung abgewartet worden, da die Tiere stets 
getötet werden mufsten, um eine Trübung des Resultates durch 
postmortale Autolyse zu verhindern. Infolgedessen waren auch 
die makroskopischen Veränderungen keine sehr hochgradigen. 

Die Lezithidbildung war nicht viel stärker als in der am 
besten hämolysierenden normalen Leber, auffallend ist aber, dafs 
bei den Phosphororganen die hämolytischen Eigenschaften im 
Gegensatz zu den normalen durchweg deutlich zu konstatieren 
waren- Leide r ist man bei diesen Versuchen nicht in der Lage. 
Kontrollversuche mit den normalen Organen desselben Individu¬ 
ums auszuführen, und darum bleibt der Vergleich mit einigen 
Unsicherheiten behaftet. Wenn aber die Versuche von Heffter 
und Waldvogel, die eine Zerstörung des Lezithins im Ver¬ 
lauf der Phosphorvergiftung bewiesen, mit den Ergebnissen 
meiner Versuche verglichen werden, so ist wohl der Schlufs, 


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Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedemaaa. 18? 

dars der Phosphorvergiftung eine Lezithidbildung stattfindet, 

ger-ecl^tfertigt. 

Jedenfalls scheint mir die Prüfung der alkoho- 
• lis c t» 0 n Organextrakte auf Hämolyse eine sehr be- 
qaem e Methode zur Bestimmung des Umfanges der 
her©i* ß eingetretenen Autolyse zu sein, ein Ver- 
fall reo» das vielleicht über manche pathologische 
Pro z esse nicht unwich tige Aufschlüsse geb en könnte. 

So konnte ich bereits in Versuchen, die ich gemeinschaftlich 
mit Frau Dr. Lichtenstein zur Nachprüfung der Wasser¬ 
mann sehen Luesreaktion unternommen habe, nachweisen, dafs 
luetische Lebern im Gegensatz zu normalen eine grofse Menge 
von Toxolezi thiden enthalten, und es scheint mir nicht aus¬ 
geschlossen, dafs diese anämische Zustände herbeiführen können. 

Ich habe ferner Versuche darüber augestellt, ob sich das 
T oxolezithid etwa im Blutserum bei Phosphorvergiftung nach¬ 
weisen läfst, indem ich es mittels Alkohol zu extrahieren suchte. 
Schon L e v a d i t i i) und Wo e 1 f e 1 2 ) haben beobachtet, dafs im 
Blutserum alkohollösliche hämolytische Stoffe existieren; der 
Gehalt an diesen erwies sich jedoch im normalen Serum als so 
schwankend, dafs ein Vergleich mit den Seren der vergifteten 
Tiere nicht möglich war. 

Ein besonderes Interesse scheint mir der Nachweis der auto- 
ytischeu Entstehung toxischer Lezithide für die Theorie der 
adium- und. .RöntgenstrahlenWirkung auf den Organismus zu 
esitzen. Sch warz 3 ) war der erste, welcher auf eigentümliche 
eränderungen aufmerksam machte, die das Lezithin unter der 
a iuraein Wirkung erleidet. Wenn er Eier mit Radium t>e- 
s ra te, so konnte er an der Stelle der Einwirkung eine Koagu- 
a lon es Eiweilses beobachten, gleichzeitig aber einen intensive* 1 
eruc nach Trimethylamin. Er schlofs daraus auf eine ^ er * 
a es -Lezithins und konnte auch, wie er glaubte, ^ er 

erung es Lezithins bei Bestrahlung des chemischen pv&P 0, 
t) *• a. o. 

S £»■ <»* dis. 1905. 

Ug ' Bö. 100, 1903, S. 532. 

13* 


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188 


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tllaer die bämotoxischen Stoffe der Organe. 

rates beobachten. Werner 1 ) fand dann, dafs Lezithin bei 
Röntgenbestrahlung giftige Eigenschaften annimmt und ganz 
dieselben Wirkungen auf die Haut ausübt, wie die Röntgen 
strahlen selbst. Ähnliche Angaben machten Exner 2 ), Exner 
und Zdarek*), R- St. Hoffmann 4 ) und zwar bringen diese 
Autoren die giftige Wirkung des bestrahlten Lezithins mit der 
Bildung von Cholin in Zusammenhang, indem dieser Stoff die 
gleichen Giftwirkungen hervorrief. Auch Benjamin, Sluka 
und Schwarz 6 ) haben im Serum bestrahlter Kaninchen einen 
Stoff nachgewiesen, den sie als Cholin ansprechen, sind aber 
nicht der Ansicht, dafs in dem Cholin das »Röntgentoxin« zu 
erblicken sei. 

Wohlgemuth 6 ) prüfte die Versuche von Schwarz nach, 
konnte jedoch bei Radiumeinwirkung absolut keine Veränderung 
des Lezithins beobachten. Ich selbst habe Lezithinemulsionen 
den Röntgenstrahlen ausgesetzt, um dabei vielleicht hämolytische 
Stoffe zu gewinnen. Wenn nach v. Düngern das Lezithid 
wirklich nur ein Spaltungsprodukt des Lecithins ist, so mufste 
es im Hinblick auf die bereits erwähnten Versuche nicht aussichts¬ 
los erscheinen, auf diesem Wege eine Lezithidbildung zu erzielen. 
Die Experimente hatten! jedoch ein ganz negatives Resultat 7 ). 

Nun fand aber Wohlgemuth, — und vor ihm hatte schon 
Neuberg das gleiche bei Tumoren beobachtet, — dafs das 
Radium einen stark beschleunigenden Einflufs auf autolytische 
Prozesse ausübt. Da im Hühnerei sich autolytische Fermente 
nach weisen liefsen, so war damit die Zersetzung des Lezithins 
im Ei, Schwarz beobachtet hatte, erklärt. 

X) Zentralbl. f. Anorg. 1904, Nr. 43. — Deutsch, med. Wochenschr. 1905, 
Nr. 2, I 906 » Nr - 1 - 

2 ) Wien. klin. Wochenschr. 1904, 8 . 1366. 

3 ) ibid. 1905, Nr. 4. 

4 ) ibid. 1905, Nr. 36. 

5 ) ibid. 1906, Nr. 26. 

6 ) Berl. klin. Wochenschr. 1904, Nr. 26. 

7 ) Die Ausführung dieser Versuche wurde mir durch die Liebens¬ 
würdigkeit des Herrn Prof. Lese er und des Herrn Dr. Sch mit, Assi 
stenten am Lichtinstitut d. dermatol. Klinik, der die Bestrahlungen übernahm, 
ermöglicht, wofür ich beiden Herren hier meinen Dank abetatte. 


Go, igle 


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UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



Von Privatdozent Dr. Ulrich Friedenann. 189 

<3daneben eine direkte Einwirkung- auf das Lezithin statt- 
findet, ann auf Grund des vorliegenden Materials nicht als er- 
m&s**** betrachtet werden. Jedenfalls haben wir aber allen Grund, 
namentlich nach den Untersuchungen von Benjamin, Reufs 
uncl Sluka die Zerstörungen in den hämolytischen Organen, 
die nach Röntgenbestrahlungen auftreten, mit autolytischen Pro¬ 
zessen in Zusammenhang zu bringen. Seitdem jener gewaltige 
Einflufs bekannt wurde, den die Röntgenstrahlen auf die Zellen 
des Blutes, namentlich bei der Leukämie, ausüben, hat man ver¬ 
sucht, diese Zellzerstörungen mit dem Auftreten von Blutgiften, 
Leukotoxinen, zu erklären. Ich übergehe hier im einzelnen die 
bereits gewaltig angewachsene Literatur, um so mehr, als die 
Untersuchungen bisher gänzlich resultatlos verlaufen sind. 

Nachdem nun erwiesen ist, dafs aus dem Lezithin bei der 
Autolyse BJutgifte entstehen, und nachdem es sich gezeigt hat, 
dafs die ßön tgenstrahlen schon intravital autolytische Vorgänge 
hervorrufen, bei denen das Lezithin in hervorragendem Mafse 
beteiligt ist, scheint mir die Vermutung nicht ungerechtfertigt, 
dafs die »Leukotoxine« in den toxischen Lezithiden zu suchen 
sein könnten. Damit steht in guter Übereinstimmung, dafs, wie 
V ; R un g«rn kürzlich mitgeteilt hat, das Lezithid des Kobra¬ 
giftes auch weifte Blutkörperchen und Epithelzellen zu töten 
vermag. 

Ob allerdings dieses Leukotoxin im strömenden Blut zu 
n en sein wird, mufs als zweifelhaft erscheinen, da offenbar 
den vorliegenden histologischen Untersuchungen die Blut- 
Herr vorw iegend in dem hämopoetischen System stattfindet. 

r ' IsaÄC » Assistent am pathologischen Institut der U lU ‘ 
bestrahl aS °^’ hatte die Freundlichkeit, einige Kaninchen zU 
a en und mir die nach verschiedenen Zeiten entnorninö nen 
hnllnal^h eEl ZXX übersenden. Es liefsen sich aber keine aÜ 40 ' 
darin nlch^^sen*' ^ “ 1S Le ' M " de « edeutet "'«nlen kön» ,e "' 

" T ° r ’ dafS zu " ächsl in d<> " bft moI ,oetisc]> e ‘* 
*nn ein f v0 " Znllmaterial vor sic , [ eUt . de«' 


autolytischer Zerfall folgt, 


sich gel 
so wäre es durch*'»* 


v©r- 


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UNIVERSETY OF MICHIGAN 



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190 Über die bämotoxiechen Stoffe der Organe. Von Dr. U. Friedemann. 

ständlich, dafs dabei toxische Lezithide entstehen, die nun an 
Ort und Stelle zu einer weiteren Abtötung von Zellen führen 
und so zu einem progradienten Prozefs Veranlassung geben 
können. 

Es soll hier auf diese zunächst noch hypothetischen Aus¬ 
blicke nicht weiter eingegangen werden; Zweck der vorliegenden 
Untersuchungen war es, für die Heranziehung der Immunitäts¬ 
lehre zur Bearbeitung pathologischer Probleme experimentelles 
Material zu liefern. 


Gck igle 


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Ein neuer Nährboden zum Nachweis der Typhusbazillen 

in Fäzes. , 

Von 

Dr. med. P. W. Werbitzki. 

(Aue dem Hygienischen Institut der Universität Berlin. Direktor: 

Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. Rubner.) 

Bei Gelegenheit einer auf Anregung von Herrn Geheimrat 
Rubner von mir vorgenommenen Untersuchung einer Reihe 
neuer, von den Bayerscheu Farbwerken stammender Farbstoffe 
(Wollgrün, Benzogrün, Alkaliechtgrün, Benzodunkelgrün, Säure¬ 
grün extra u. a.) auf ihre Anwendbarkeit für Typhusnachweis in 
Fäzes begegnete ich einem Farbstoff, der in dieser Hinsicht allen 
bis jetzt vorgoschlagenen Stoffen überlegen ist. 

Dieser Farbstoff heifst Chinagrün und besteht aus glän¬ 
zenden smaragdgrünen Kristallen, die sich in Wasser leicht auf- 
lösen. Die Lösungen stärkerer Konzentration (0,1% und darüber) 
zeigen ein© dvinkelgrüne und die schwächeren Lösungen eine 
dankelblaue Farbe. 

Um die \Virkung des Chinagrüns möglichst eingehend zU 
studieren, bat»© ich eine Reihe von Versuchen mit Reinknltu ren 
von Typhus- und Kolibakterien angestellt. 

Die Versuehsanordnung war von derjenigen, der sich an<3 eie 
° r ,f n ^ ° v ac k> J° rn s, Doebert, Vial) beim Studin* 11 ^ eS 
aac itgni Iis i n diesem Institute bedienten, nicht verscl** 04 ^ 01 * 

® ou "' ontul,ur “ dw p r P hus8tan >>n e9 K r - G - ° a e e r - 

ct des Kohstammes B wurden mittele Tr 0 ^giäe eir ’ 


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192 Ein neuer Nährboden *um Nachweis der Typhusbazillen in Fäzes. 

dünnungen in steriler indifferenter Aufschwemmungsflüssigkeit 
hergestellt, und mit gleicher Tropfenzahl dieser Flüssigkeit wurden 
alsdann je 2 Schalen (ca. 9 cm Durchmesser) von gewöhnlichem 
Agar und Chinagrünagar gegossen. Ich habe mit zwei verschie¬ 
denen Lösungen von Chinagrün: vonO,2°/ o undO,O2°/ 0 experimentiert. 
Beiden Voruntersuchungen mit lackmusneutralem Agar hat sich 
als die zweckmäfsigste Konzentration des Farbstoffes, bei welcher 
die Kolibakterien fast gar nicht wuchsen, während die Typhus¬ 
bazillen noch sehr gut gediehen, eine Verdünnung von 1:41000 
bis 1:38000 erwiesen. Bei einem gegen Lackmus alkalisch reagie¬ 
renden Agar von derselben Zusammensetzung war diese Konzen¬ 
tration jedoch nicht ausreichend, um das Wachstum der Koli¬ 
bakterien zu unterdrücken. Es lag also nahe, anzunehmen, dafs 
die Reaktion des Nährbodens bei der Wirkung des Chinagrüns 
eine wesentliche Rolle spielt. Um das Optimum der Reaktion 
festzustellen, habe ich eine Reihe systematischer Versuche mit 
Agar von bestimmter Zusammensetzung und wechselnder Reaktion 
vorgenommen. Die Resultate dieser Versuche sind aus der fol¬ 
genden Tabelle zu ersehen: 


Tabelle I. 


Reaktion des Agars 

in % Normalnatron- 
lauge unter dem Phe- 
nolph taleinneutral- 

Typhu88tainm Kr. G. 

1 

Koliötamm 

B. 

- 

1 

j A ussaat 

| 

Nach 
24 Std. 

E r 

n t e 


j! Aussaat 

I 1 

li 

i 

Ernte 

punkt. i 

l 

--1 

% 

Nach 
48 Std. 

|% 

Nach 
24 Std. 

1 0/0 

Nach 
48 Std. 

! % 

1 

2,6 

Q ft 

i i 

' 3770 

826 

21 

1540 

h— 

4U 

j -1 

Jl 9612 

1465 

15 

2668 

27 

1 £ 

3770 

1852 

36 

1 1654 , 

43 

9612 

688 

6 

901 

9 

’o t: 

) 3770 

1314 

36 

1690 

44 

, 9612 

o ! 


0 


1,3 

3770 

1314 

36 | 

1654 ! 

43 

I 9612 

0 


0 


1,0 i 

3770 

1578 | 

41 

1992 

52 

! 9612 

o 


0 


°> 8 

/-» 11 

3770 | 

1465 

39 

1690 ! 

44 

I 9612 

0 i 


74 

0,8 

0,6 

3770 1 

1728 

46 

2555 ' 

67 

| 9612 

128 

1 . 3 ! 

209 

2 

0)4 

3770 

2292 

60 

2818 1 

74 

9612 ' 

2782 1 

28 1 

3007 

31 


,. s g em öervor, dafs die günstigste Re- 

fÜr , d “ 1 W,rkun e Chinagrttne eine gegen Uckmu« 
neutrale oder schwach alkalische Reaktion iat. Bei einer starker 


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Von Dr. med. F. W. Werbitzki. 193 

»Alg-Rechen Reaktion (0,6 0,7 unter dem Phenolphthaleinneutral- 
ist der Prozentsatz der ausgewachsenen Typhuskolonien 
gröfser; diese Reaktion begünstigt jedoch gleichzeitig das 
Äot*- s hina der Kolibakterien und erscheint deshalb unzweckmäfsig. 
3©i «Uen meinen späteren Untersuchungen habe ich deshalb einen 
\gar, dessen Reaktion 1,3°/o Norm.-Natronlauge unter dem Phenol- 
plitlaaleinneutralpunkt entsprach, benutzt. Die zweite Aufgabe 
war nun die Feststellung der günstigsten Konzentration des 
Farbstoffes für die Wirkung des Chinagrüns bei gleichzeiti¬ 
ger Anwendung des Reaktionsoptimums. Zu diesem Zwecke 
habe ich mehrere Versuche ausgeführt. Die Ergebnisse eines 
dieser Versuche sind in der folgenden Tabelle enthalten. 

Zum Vergleich gebe ich noch die Wirkung des Malachit¬ 
grüns unter denselben Bedingungen an. 


Tabelle II. 


TypbuBstamm Kr. G. Kolintairmi B. 


Konzentration des jf 
Farbstoffe* s 

-- 

Aussaat 

K r 

Nach ; 0/ 
j 24 Std. ■« 

ii t e 

Nach 
48 Std 

i % 

E r 

Aussaat | 

Nach , o/ 
,24 Std. ! 

n t e 

1 Nach 

I 48 Std. 

°/o 

Chinagrün 1 ; ÜOOOO 

2495 

r—t 

**« 

o 

SM 

o 

1598 

i - 

M 

TI-1 " 

' 36954 2170 5 

4830 

13 

> 

1 - 4 -^000 

2495 

1 988 139 

; 1352 

54 

36954 609 1,6 

742 

2 

» 

1 -- 41000 

2495 1 

754 1 30 

776 

31 

36 954 — — 

73 

0,2 

> 

1 : 38000 

2495 

555 | 22 

735 

,29 

36 954 i — — 

0 

— 

> 

Malachit- 

1 : 33000 

| 

2495 

45 '1,8 

: 169 

6 

36954 — — 

0 


prrtin . 1 

: lOOOOOi 

2495 i 

412 16 

626 

25 

36954 29 0,07 

81 

0,2 

> 

1 • 30 OOO 

2495 

214 8 

386 

15 

36 954 0 — 

0 


> 

1 = 50 OOO 

2495 

63 2,5 

135 

5 

36 954 0 — 

O 



Aus der Tabelle folgt, dafe die günstigste Konzentrat! 011 4 ” r 

Chntagrün 1 : 41,000 - I .-38,000 ist. Bei deren Konzen* 1 » 4 ! 0 ” 
noolu ©in beträchtlicher Prozentzatz der Typbusb 0 ^^ e 

cherer? r0ri<3 dl< \ Kolibakterien S ar nicht gedeihen. Bei scb ^ ä { 
ten Pl Or4zer * t:ration kann man, trotzdem die mit B. Coli £ eim ? 

liebe KoUfc, J Tr kr03k ° PiSCi ' St8ril erl,chienen ' m| troskopis c1 ' ” P er n 

Stehen di' T' ^ manchmal a,,s " ur Wenigen 

°* Ie Slc h in verschiedenen Richtungen ve rs c ^ ir ^ 


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194 Ein neuer Nährboden zum Nachweis der Typhusbazillen in Fäzes. 

entdecken. Bei Verwendung von Malachitgrün sind die Resul¬ 
tate viel ungünstiger; die Konzentration, die nötig ist, um das 
Wachstum der Kolibakterien zu unterdrücken, wirkt äufserst 
schädlich auf das Wachstum der Typhusbazillen. Aufserdem 
erleiden die morphologischen und biologischen Eigenschaften der 
Typhusbazillen auf dem Malacbitgrünagar stärker eingreifende 
Änderungen als auf dem Chinagrünagar, wo die Typhusstäbchen 
ihre Beweglichkeit und das Agglutinationsvermögen nur in ge¬ 
ringem Grade einbüfsen. 

Vergleichende Untersuchungen über die hemmende Wirkung 
des Chinagrünagars und anderer Nährböden gegenüber den Typhus- 
und Kolibakterien haben folgende Resultate ergeben: 


Tabelle III. 



!J Ty ph usst am m 

Kr. G 



Kolistamm B. 


Nährboden 



E r 

nie 


Aussaat 

Ernte 




Nach 
24 Std. 

l 0/ ° 

Nach 
48 Std. 

°/o 

Nach 
24 Std. 

°/o 

Nach 
48 Std. 

% 

Chinagrünagar. . 

2890 

1372 

47 

1554 

53 

4324 

12 

0,2 

29 

0,7 

Löfflerscher^Galle 








grünagar . . . 

Conradischer») Kri- 

2890 

l 

206 

6 

i 

273 

9 

! 

4324 

3 

0,07 

5 

0,1 

stallgrünagar 

Reichschauer») 

3®/oo Koffein i -|- 

2890 

1432 

1 

49 

1674 : 

| 

I 

57 ; 

4324 

621 

14 

937 

22 

Kr. Violett . 

2890 

2343 

81 

2362 

81 

4324 

917 

21 

962 

22 

4 °/ 00 Koffemi -f- Kr. 

Violett .... 

, 2890 

1216 

42 

1221 

42 

4324 

282 

6 

324 

7 


Somit übt das Malachitgrün im Löfflersehen Agar eine stark 
hemmende irkung auf das Wachstum der Typhüsbazillen aus; 
der Prozentsatz der auf ihm gewachsenen Kolonien übertrifEt nicht 
den zehnten Teil der Aussaat. Bedeutend weniger schädlich für 
das Wacb9b ““ der T yphusbazillen ist das Koffein, bei welchem 
die Ernte /o—90% der Aussaat erreicht, aber auch die hem¬ 
mende Wirkung gegenüber dem B. Coli ist hier viel schwächer 
ausgesprochen Bei stärkerer Konzentration des Koffeins sinkt 
der Prozentsatz der gewachsenen Kolikolonien bis auf 6% der 


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Von Dr. med. F. W. Werbitzki. 


195 


aber dafür ist auch der Prozentsatz der Typhuskolonien 
fast die Hälfte geringer. Bedeutend bessere Resultate erzielt man 
mit ^hinagrünagar, wo bei fast vollständiger Hemmung 
d ö & Wachstums der Kolibakterien die Ernte der 
T y phusbazillen fast die Hälfte der Aussaat ausmacht. 

Ungefähr dieselben Ergebnisse, soweit es sich um das Wachs- 
tum <ier Typhusbazillen handelt, liefert der neue Kristallgrün- 
n&tirboden von Conradi; seine praktische Bedeutung wird stark 
durch den Umstand beeinträchtigt, dafs B. Coli auf diesem Nähr¬ 
boden doch noch in nicht unbeträchtlichem Prozentsätze wächst. 
Von allen von mir geprüften Nährböden erwies sich somit das 
Chinagrünagar am günstigsten für den Nachweis der Typhus- 
baziiJen bei Anwesenheit von B. Coli. Da wir aber bei Fäzes¬ 
untersuchungen aufser den Kolibakterien noch anderen Mikro¬ 
organismen begegnen, welche die Typhusbazillen überwuchern 
können, so mufsten die Untersuchungen auch auf solche aus¬ 
gedehnt werden. Gleichzeitig wurden Malachitgrün (Löfflersches 
Gallegrünagar), Koffein mit Kristallviolett (Nährboden von Reich- 
schauer) und Kristallgrün (Nährboden von Conradi) auf ihre 
Wirkung Hin geprüft. (Tabelle S. 196.) 

Die Resultate meiner Untersuchungen zeigen, dafs die Wirkung 
aller vier Stoffe auf die verschiedenen Bakterien ganz ähnlich 
iat. Zu den ihnen gegenüber am meisten widerstandsfähigen 
Mikroorganismeu gehören: B. pyocyaneus, B. enteritidis Gärtner, 

B. paratypHi ß t Fluorescens liquefaciens, Fluorescens non lique- 
faciens; als weniger resistent sind: B. typhi und B. paratyphi « 
zu bezeichn©**. 


in dies©*- Hinsicht zeigen sich bei den einzelnen »totr 
gewisse Differenzen: so ist B. paratyphi A verhält® s® 013 ! 8 
pfindlicHer gegen Koffein, der Typhusbazillus gegen 

,. ^ erse lt , e Unterschied zeigt sich bei B. Coli und Proteus. 

• o i ist für Malachitgrün und Chinagrün stark e®pfi n< ^* C . j 

besser^ das Koffein und Kristallgrün Verhältnis® äfslg 

, Proteus wächst auf Malachitgrün üKprha^P^ ° n 

grünT,fd Oh“ 8eiV ' S3e Resistenz « e « enttbOT de » Koffein, ^^ist 
Ohunagrün. Was den B. alcaligenes 9 


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Tabelle IV. 


|96 Ein neuer 


Nährboden zum Nachweis der Typhusbazillen in Fäzes 



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197 


Von Dr. med. F. W. Werbiteki. 


sei» 0 Widerstandsfähigkeit gegenüber den geprüften Stoffen in 
liobeö“ Grade von dem Stamm abhängig. Während der Labora- 

allen vier Stoffen gegenüber sehr empfindlich war, 
wuchs der Stamm II, den ich aus Fäzes isoliert hatte und der 
sich v °oi Stamm I durch verzögerte Alkalibildung unterschied 
-Lackmusmolke begann nach 48 ständigem Aufenthalte im 
Brutschrank sich blau zu färben), in einem bedeutenden Prozent¬ 
sätze bei Koffein und etwas schwächer bei Chinagrün. Aufser 
dem S. alcaljgenes I. zeigten noch B. subtilis und B. dysenteriae 
(Schigra-Kruse sowie Flexner) auf den untersuchten Nähr¬ 
böden absolut kein Wachstum. Wie bekannt, wird als grofser 
Nachteil des Malachitgrüns und Koffeins der Umstand angesehen, 
dais die verschiedenen Typhusstämme verschiedene Empfind¬ 
lichkeit diesen Stoffen gegenüber zeigen [Klinger 4 ), Novack 5 ), 
Doebert 6 ), Courmont und Lacomme 7 )]. Leider ist dieser 
Nachteil, wie aus der folgenden Tabelle ersichtlich, auch dem 
Chioagrdn eigen. 


Tabelle V. 



Typhusstamm 

Aussaat 


Ernte 


nach 
l! 24 Stdo. 

| % 

I nach 

48 Stdn. 

°/o 

Typ ki 

us 2. 

10187 

297 

2,8 

i- 

642 

6 

> 

3. 

9 721 

1804 

18 

1 2105 

21 

> 

1 . 

12 422 

3044 

24 

4059 

32 


8 . 

14 246 

3728 

27 

4082 

28 

> 

"Witt .... 

12140 

4172 

34 

4697 

38 

> 

. 

9 232 

3633 

37 

3794 

38 

> 

K>. G. . 

12 405 

6766 

64 

6974 

66 

> 

Ooblenz . , 

9 456 

6321 

56 

i 5728 

60 

> 

Oharit^ I . . 

12 342 

7234 

68 

7321 

59 


Oharite II . . 

3688 

2282 

63 

2296 

63 


d i° SG Tabelle zeigt, schwankt die Empfindlichkeit der 

Grenzen 0 ^ busstämme gegenüber dem Chinagrün in 
Stämme '(]_ o oT'? re8istent waren die a,te * Laborftto^ 8 
aus Fäzes* i« ol il 1 8) ’ w,der8tan dsfähig 8 te u die vo« 

verschiedenen ^ w Stämme: Charit ^ I und I 1 D 

Jvolistämme waren gleichfalls sehr verscbi e< ^ eI1 


in 


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198 Ein neuer Nährboden zum Nachweis der Typhusbazillen in F&zes. 

ihrer Resistenz gegenüber dem Chinagrün. Leider war die Anzahl 
der Kolistämme, über die ich verfügen konnte, nicht sehr grofs. 

Tabelle VI. 


Ernte 


Kolistamm 

| Aussaat 

nach 
j 24 Stdn. 

°/o 

nach 

4H .Stdn. 

°/o 

■ 

Koli A (frisch isoliert) 

3972 

r 

22 

0.5 

29 

0,7 

> B (Laborat.-Stamm) 

4986 

0 1 

! - 

16 

0,3 

- C (frisch isoliert) . 

2318 

87 ! 

3,7 

107 ' 

4,6 

> D > 

6832 

14 

0,2 

28 ; 

0.4 


Von anderen Bedingungen, die die Wirksamkeit von China¬ 
grün beeinflussen, muls man das Sterilisieren erwähnen. 
Schon ein halbstündiges Erhitzen schwächt die hemmende Wirkung 
des Farbstoffes bedeutend ab. Ich habe ihn deshalb dem Nähr¬ 
boden stets erst kurz vor dem Gebrauch, wobei der Agar auf 
60°—70° abgekühlt war, zugesetzt. Nahezu ohne Bedeutung 
scheint dagegen das Alter der Farblösungen zu sein; bei Ver¬ 
wendung von 4 Wochen alten Farblösungen konnte ich eine nur 
unbedeutende Verstärkung der hemmenden Wirkung im Vergleich 
mit frischen Farblösungen konstatieren. 

Nachdem ich die Wirkung des Chinagrüns im Agar unter¬ 
sucht hatte, ging ich zu Versuchen mit flüssigen Nährböden, 
deren Anwendung in der Praxis grofse Vorteile bietet, über. 
Die Versuchsanordnung war im wesentlichen dieselbe wie bei 
Ficker. Von 24ständigen Bouillonkulturen des Typhusstammes 
Kr. G. und des Kolistammes B. wurden mittels Tropfgläser Ver¬ 
dünnungen in steriler indifferenter Aufschwemmungsflüssigkeit 
hergestellt. Eine bestimmte, in allen Fällen gleiche Anzahl 
Tropfen dieser Verdünnungen wurde alsdann in die zu unter¬ 
suchende Flüssigkeit sowie auf Agar zwecks Keimzahlbestimmung 
aufgetropft. Bei den Versuchen mit Chinagrünbouillon stiefs 
ich auf eine ganze Reihe Schwierigkeiten. Bei der Bestimmung 
des Optimums der Bouillonreaktion für die Wirkung des China¬ 
grüns ergaben drei Reihen vollständig analog durchgeführter 
Versuche nicht ganz gleiche Resultate. Im allgemeineu war eine 


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Von Dr. med. F. W. Werbitzki. 


199 


(mit Lackmus geprüfte) schwach sauere Reaktion (2,5—2,7 Norm.- 
Natronlauge unter dem Phenolphthaleinneutralpunkt) und be¬ 
sonders eine schwach alkalische (0,6—0,8 y Na OH unter dem 


Phenolphthalein - Neutralpunkt) für die Chinagrünbouillon im 
Gegensatz zum Agar sehr günstig, während eine neutrale Reak¬ 
tion in sämtlichen Versuchen sich als gleich ungünstig für das 
Wachstum der Typhus- wie Kolibakterien erwies. 

Bei der Bestimmung der günstigsten Konzentration hat 
es sich ebenfalls ergeben, dafs eine Konzentration, die ausreicht, 
um das Wachstum der Kolibakterien auf Agar zu hemmen, für 
Bouillon ungenügend ist. Bei den Versuchen mit Bouillon, deren 

Reaktion 0,7 y Na OH unter dem Phenolphathalein - Neutral¬ 
punkt entsprach, erwies sich eine Konzentration von 1 : 33000 — 

1 :30000 als die günstigste. Unter diesen Bedingungen ergaben 
die mit Koli- und Typhusbazillen angestellten Versuche sehr 
gute Resultate; die Kolibakterien wurden in den meisten Fällen 
auf ^ bis % in ihrem Wachstum gehemmt, die Typhusbazillen 
vermehrten sich 500—lOOOfach. Weniger beständig waren die 
Resultate, die ich mit Fäzeskeimen erhielt. In diesem Falle 
bekam ich nicht nur mit verschiedenen Stuhlgängen, sondern 
mit Fäzes derselben Person an verschiedenen Tagen ganz ver¬ 
schiedene Resultate. Die Ursache dieser Unbeständigkeit mufs 
man in den Schwankungen der Nährbodenreaktion suchen, die 
unter dem Einflüsse der Lebenstätigkeit der Mikroorganismen 
stark wechselt (L üben au) 8 ). 

Die Feststellung des Optimums der Reaktion für die China¬ 
grünbouillon erscheint bei der Unbeständigkeit der Fäzesflora' 
unmöglich. Einmal liefert die besten Resultate ein schwach alka¬ 
lischer, in einem anderen Falle ein neutraler Nährboden. Der 
Versuch, den Einflufs dieses Faktors durch Neutralisieren mit 
Soda anstatt mit Natronlauge (nach Ltf enau) au schwächen, 
hatte keinen grofsen Erfolg. In den m0 isten Fällen vermehrten 
sich die Fäzeskeime bedeutend schwächer” die Typhusbazillen, 

doch war der Unterschied nicht so g ro x s wi« bei det 


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200 Ein neuer Nährboden zum Nachweis der Typhusbazillen in IT&zes. 

von Reinkulturen von Typhus und Koli. Ebensowenig zuver¬ 
lässige Resultate ergaben die Versuche mit künstlichen Typhus¬ 
fäzes. Ich benützte hierbei 100 ccm Chinagrünbouillon als Vor- 
kultur und machte sodann Überimpfungen auf Drigalski- und 
Endoagar. Einesteils konnten Typhusbazillen bei einer Verhältnis- 
zahl von 1 : 100000 und sogar von 1 : 200000 noch nachgewiesen 
werden, anderseits ergaben Versuche mit einer Verhältniszalil 
von 1 : 12000 und selbst 1 : 7400 negative Resultate. In den 
meisten Fällen war dabei das Wachstum der Fäzeskeime nach 
20stündiger Bebrütung, besonders bei einer grofsen Menge Aus¬ 
saatmaterials sehr reichlich, was eine starke, manchmal sogar 
eine vollkommene Entfärbung der Chinagrünbouillon zur Folge 
hatte. Das Aussehen der Drigalski und Endoplatten, auf die 
geringe Mengen (2—6 Ösen) der Anreicherungsflüssigkeit aufge¬ 
tragen wurden, war nicht ganz gewöhnlich. Auffallend war der Reich¬ 
tum an blauen Kolonien auf dem Drigalski- und an farblosen auf 
dem Endoagar bei verhältnismäfsig geringer Zahl säurebildender 
Keime. Diese Kolonien liefsen sich schon makroskopisch durch 
ihre Gröfse und das saftige schleimige Aussehen von den Typhus¬ 
kolonien unterscheiden. Ihren morphologischen und kulturellen 
Merkmalen gemäfs schienen die so gewachsenen Bakterien dem 
B. enteritidis Gärtner am nächsten zu stehen. (Kurzes beweg¬ 
liches Stäbchen; Traubenzucker wird unter Gärbildung vergoren; 
Rothbergeragar fluoresziert; Mi Ich wird nicht geronnen, B a r s i c k o w s 
Milchzucker wird nicht verändert). Sie unterscheiden sich von 
den Gärtnerscheu Stäbchen durch ganz geringe oder gar keine 
Bildung von Alkali. (Die Lackmusmolke trübt sich, ändert aber 
die Farbe nicht; manchmal wird sie erst am 3. bis 5. Tage 
schwach blau). Die fraglichen Bakterien konnten weder mit 
einem Typhus- noch mit einem Paratyphus-A und B- Serum 
agglutiniert werden. Viel bessere Resultate bekommt man bei An¬ 
wendung von Chinagrünagar. Ich benutzte, uro die Technik 
der Untersuchung möglichst zu vereinfachen, den gewöhnlichen 
3proz. Agar (mit 1 °/ 0 Pepton und a / 2 °/ 0 Na CI), dem das China¬ 
grün in einer Konzentration von 1 : 33000—1 : 38000 zugesetzt 
wurde, da bei schwächerer Konzentration und gröfserer Menge 


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Von Dr. med. F. W. YVerbitzki. 


201 


des Aussaatsmaterials die Platten zu dicht bewachsen waren. 
Mit diesem Agar habe ich im ganzen neun Versuche mit künst¬ 
lichen Typhusfäzes, die auf übliche Weise hergestellt waren, aus¬ 
geführt. 

Die Versuchsanordnung war dieselbe, wie sie Novack bei 
Malachitgrünagar benutzte. 

Zwei grofse mit Fäzes beschickte Chinagrün platten (a und ß) 
wurden nach 20stündiger Bebrütung mit physiologischer Koch¬ 
salzlösung nach der Lentz-Tietzschen Methode abgeschwemmt. 
Darauf wurden je nach der Dichte der Schalen mehr oder weniger 
(1—4 Ösen) von der Abschwemmung auf 6 grofse Drigalski- 
agarschalen aufgetragen x ). 

In Tabelle VII (S. 202) sind die Resultate zusammengestellt. 

Wie aus der Tabelle ersichtlich, haben nur 2 von den 
9 Versuchen negative Resultate ergeben. Die Typhusbazillen 
konnten dabei in einem Fall noch bei einem Verhältnis zu den 
Stuhlkeimen von 1:415,000 nachgewiesen werden. Diese Resul¬ 
tate, verglichen mit den Resultaten der genauesten von den 
anderen Methoden, müssen als sehr gut bezeichnet werden. 
Novack konnte bei Verwendung des Malachitgrünextraktagars 
die Typhusbazillen nur bei einer Verhältniszahl von 1: 50,000 
nach weisen; Neu mann fand mit dem Lentz-Tietzschen 
Nährboden die Typhusbazillen bei einem Verhältnis von 1:75,000, 
Vial — mit dem Löfflerschen Agar — bei 1:200,000; ich 
konnte mit dem Nährboden von Padlewski die Typhusbazillen 
bei einer Verhältniszahl von 1 :50,000 und mit dem Gallegrün¬ 
agar von Löffler bei 1:300,000 die Typhusbazillen nach weisen. 
Das einzige Verfahren, das genauere Resultate liefert, — das 
Koffeinanreicherungsverfahren nach Lubenau — ist für prak¬ 
tische Zwecke wegen der komplizierten und schwierigen Technik 
wenig zweckmäfsig. Anderseits mul's man berücksichtigen, dafs 
die vorliegenden Untersuchungenden ersten Versuch, Chinagrün¬ 
agar für praktische Zwecke verwendbar ÄVl jachen, darstellen, 


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1) Versuche zuverlÄesige, charakteristische 
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202 Ein neuer Nährboden zum Nachweis der Typhusbazillen in Fäzes. 


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Tabelle VIII. 



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204 E>n neuer Nährboden zum Nachweis der Typhusbasillen in Fäzes. 

und dafs bei Verbesserung des Verfahrens vielleicht noch günsti¬ 
gere Resultate zu erwarten sind. 

Aber auch jetzt schon ist der Chinagrünagar für den Ge¬ 
brauch als Nährboden bei den Untersuchungen von .Typhus¬ 
fäzes durchaus geeignet. Diese Tatsache wird durch die von 
mir ausgeführten Untersuchungen mehrerer echter Typhusfäzes 
mittels des Chinagrünagars bestätigt. Die Untersuchungsmethode 
ist dieselbe wie bei Lentz und Tietz und ist unten näher be¬ 
schrieben. 

Die Tabelle VIII zeigt anschaulich, welche günstigen Be¬ 
dingungen für den Nachweis der Typhusbazillen in Fäzes von 
dem Chinagrünagar geschaffen werden. 


Zusammenfassung. 

Der Farbstoff Chinagrün Bayer, in einer gewissen Konzen¬ 
tration bestimmten Nährböden zugesetzt, bedingt eine nahezu 
vollständige Hemmung des Wachstums der Kolibakterien und 
stört verhältuismäfsig wenig das Wachstum der Typhusbazillen. 

In dieser Hinsicht ist das Chinagrün vorteilhafter als andere 
ähnlich wirkende Stoffe, da der Unterschied in der Wachstums¬ 
hemmung von Koli- und von Typhusbazillen auf dem China¬ 
grünnährboden bedeutend gröfser als auf anderen Nährböden ist. 

Agar mit Chinagrün versetzt liefert bessere und weniger 
schwankende Resultate als Chinagrünbouillon. 

Eine wesentliche Rolle bei der Wirkung des Chinagrüns 
spielt die Reaktion des Nährbodens; das Optimum der Reaktion 
des Chinagrüuagars entspricht 1,3 °/ 0 Normalnatronlauge unter 
dem Phenolphthalein-Neutralpunkt. 

Die verschiedenen Stämme von Koli und Typhus sind dem 
Chinagrün gegenüber verschieden widerstandsfähig. Die Wirkung 
des Chinagrüns auf andere in den Fäzes vorkommenden Mikro¬ 
organismen ist der Wirkung anderer analoger Stoffe (Malachit¬ 
grün, Koffein, Kristallgrün) sehr ähnlich. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Von Dr. med. F. W. Werbitzki. 


205 


Chinagrünagar kann mit grofsem Vorteil zum Nachweis der 
Typhuabazillen in Fäzes angewandt werden und gestattet, die 
Typhusbazillen in sehr keimreichen Bakteriengemischen, in denen 
das Verhältnis der Zahl der Typhusbazillen zu der Zahl der Be¬ 
gleitbakterien sehr ungünstig ist, aufzufindeu. 


Methode. 

500 g von Knochen, Sehnen und Fett befreites mageres Rindfleisch 
werden in der Hackmaschine zerkleinert und in einem Emailletopf mit 1 1 
dest. Wasser versetzt und verrührt. Das Gewicht von Topf -f- Deckel 
-|- Rührstab -f Inhalt wird festgestellt und dann das Ganze auf dem Gas¬ 
brenner unter fortwährendem Umrühren zum Kochen gebracht. Nach 
*/4 stündigem Kochen wird der Gewichtsverlust durch Wasserzugabe ersetzt. 
Nunmehr wird das Fleischwasser durch ein reines Koliertuch gegeben, die 
Kolatur im Mefszylinder gemessen, mit l°/ 0 Peptonum siccum Witte und 
0,5 °/ 0 Kochsalz versetzt. Das Gemisch wird dann nochmals zum Sieden ge¬ 
bracht, sodann der Topf mit dem Deckel in ein kaltes Wasserbad gestellt, 
der Inhalt durch Fliefspapier filtriert. 

Das Filtrat wird mit 3 °/ 0 Agar-agar versetzt und bis zur Losung im 
Dampftopf gehalten; danach mit Natronlauge neutralisiert. Die Reaktion 
soll einem Gehalt von l,3°/ 0 Normalnatronlauge unter dem Phenolphthalein- 
Neutralpunkt entsprechen; die ausfallenden Salze werden beim Erhitzen 
ausgeschieden, sodann wird die Lösung im Dampftopf filtriert auf Erlen- 
meyersche Kölbchen zu je 100 ccm abgefüllt und sterilisiert; direkt vor 
dem Gebrauch sind zu 100 ccm verflüssigten und auf 60—65° abgekühlten 
Agar 1,4—1,5 ccm 0,2 °/ 0 Chinagrünlösung zuzusetzen. 

II. Stuhleinsaat. 

Für eine Fäzesuntersuchung werden 2 grofse Glasschalen — von 
20 ccm Durchmesser — mit Chinagrünagar verwendet. Der zu untersuchende 
Stuhl wird je nach Bedarf mit 0,85 °/ 0 Kochsalzlösung zu einer dünnflüssigen 
Masse gut verrieben. Von diesem Brei werden je 0,1—0,3 ccm auf die 
beiden Platten mit dem Glasspatel ausgestrichen. Nach einem 20 stündigen 
Aufenthalt im Brutschrank bei 37° werden die Ohinagrünplatten mit 8 bis 
10 ccm physiologischer Kochsalzlösung abgeschwemmt: 1—3 Ösen (je nach 
der Wachstumsdichte) von der obersten Schicht der Aufschwemmung werden 
sodann auf eine Drigalski-Conradisehe Platte übertragen und mit G\ae 
spatel auf dieser und auf einer zweiten blauen Platte verrieben. 


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Original fro-rn 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



206 


Ein neuer Nährboden etc. Von Dr. med. F. W. Werbitzki. 


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Literatur. 

1) Löffler, Dteche. med. Woch. 1907, Nr. 39. 

3) Conradi, Münch, med. Woch. 1908, Nr. 29. 

3) Reichschauer, Zentralbl. f. Bakt. etc. Abt. I, Bd. XXXIX. 

4) Klinger, Arbeit aus dem Kais. Gesundheitsamte Bd. XXIV. 

5) Novack, Arch. f. Hygiene, Bd. 54. 

0) Doebert, Arch. f. Hygiene, Bd. 59. 

7) Courmont et Lacomme, Journ. de physiol. et de pathol. 
g^n^rale 1904, Nr. 2. 

8 ) Lubenau, Arch. f. Hygiene, Bd. 61. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Beitrag zum Studium der Präzipitine. 

Von 

Dr. Donato Franceschelli 

aus Neapel. 

(Aus dem Hygienischen Institut der Universität Berlin. 

Direktor: Geheimrat Prof. Dr. Max Rubner.) 

Seit der Entdeckung der spezifischen Präzipitation durch 
Kraus 1 2 * ), Bordet und T s c h i s t o v i t s c h 4 ) sind zahlreiche Arbeiten 
erschienen, welche dieselben Erscheinungen bei den verschie¬ 
densten Eiweifskörpern nachwiesen, die Spezifität der Reaktion 
im allgemeinen bestätigten und wichtige praktische Anwendungen 
von ihr machten. Hingegen sind unsere Kenntnisse über die 
bei der Reaktion beteiligten Substanzen wie über den Mechanis¬ 
mus des Vorganges nur sehr geringe. 

Die wichtige Frage, über die Beziehungen der präzipitogenen 
Substanz zu den Eiweifskörpern wird in einer anderen Arbeit 
erörtert werden. Im folgenden sollen einige Versuche mitgeteilt 
werden, welche sich mit dem Mechanismus der Reaktion be¬ 
schäftigen. 

Im allgemeinen wird die Präzipitinreaktion als die Bildung 
einer wenigstens teilweise unlöslichen Verbindung zwischen dem 
Präzipitin und der präzipitogenen Substanz auigeiafst; übet die 
Stärke der Affinität, mit der die spezifischen Substanzen sieb 
bei der Präzipitinreaktion binden, si a <J die Ansichten geteilt. 


1) Wiener kJin. Wochenschr. 1897. 

2) Ann. de l’inetitut Pasteur 1899. 

Archiv für Hygiene. Bd. LX1X. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



208 


Beitrag zum Studium der Bräzipitme. 


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Während Eisenberg 1 ) stets neben dem Präzipitat di© unver¬ 
bundenen Komponenten nachweisen konnte und daher ©ine un¬ 
vollständige Reaktion vermutet, führt v. Düngern 2 3 ) diese Er¬ 
scheinung auf Partialpräzipitine zurück und P. Th. Müller 8 ) 
gelang es überhaupt nicht, die Beobachtungen Eisenbergs zu 
bestätigen. Da durch die Arbeiten von Kraus 4 5 ), Landsteiner 
und Reich 6 ), P. Th. Müller 6 ) in neuerer Zeit der Nachweis 
erbracht wurde, dafs während der Immunisierung sich gerade 
die Affinitätskonstanten der Immunstoffe ändern, so wäre es 
möglich, dafs die abweichenden Befunde der Autoren dadurch 
zu erklären sind. 

Einen neuen Impuls empfing die Bearbeitung dieser Fragen 
durch das Studium der Kolloidchemie. Viele Analogien machen 
es zur Gewifsheit, dafs die Präzipitation eine kolloidale Gall- 
bildung darstellt, und insbesondere hat die Abhängigkeit der 
Niederschlagsbildung von einem optimalen Mengenverhältnis 
der reagierenden Komponenten, die in ähnlicher Weise bei der 
Präzipitation wie bei der gegenseitigen Fällung kolloidaler 
Lösungen vorhanden ist, dazu geführt, in der Präzipitinreaktion 
eine Fällung zwischen zwei Kolloiden zu erblicken. 

Diese Auffassung ist jedoch nicht die einzig mögliche. Schon 
P. Th. Müller 7 ) waren Analogien zwischen der Fällung der 
Milch durch Laktoserum und durch Lab aufgefallen; — so stellte 
er fest, dafs beide Vorgänge die Gegenwart von Kalksalzen er¬ 
fordern —, und er legte sich daher die Frage vor, ob nicht 
auch das Laktoserum das Kasein der Milch durch einen fermen¬ 
tativen Vorgang zur Ausfällung bringt. Auf Grund folgender 
Feststellungen gelangte er jedoch zu einem ablehnenden Resultat: 


1) Zentralbl f. Bakt, 1902. 

2) Ebenda 1903, S. 365. 

3) Zentralbl. f. Bakt. 1902, Bd. 32, 

4) Ebenda, Bd. 34, 1908, 8. 488. 

5) Ebenda 1904, Bd. 39, S. 712, 

6 ) Archiv f. Hygiene 1908, Bd. 64, S. 62. 

7) Archiv f. Hygiene, Bd. 14, 8. 126. Zentralbl. f. Bakt. 1902, Bd. 32. 


Gck igle 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Von Dr. Donato Franceschelli. 209 

1. Bei der Einwirkung von Laktoserum auf Milch wird 
kein Molkeneiweifs gebildet. 

2. Aus dem Präzipitat kann das Kasein in unveränderter 
Form wiedergewonnen werden. 

P. Th. Müller erblickt daher in der Laktoserumfällung 
lediglich eine Verbindung zwischen Präzipitin und Kasein, wobei 
dem Kasein der gröfsere Anteil zufällt. Diese letztere An¬ 
nahme steht jedoch im Widerspruch mit den übereinstimmenden 
Befunden von Pick 1 ), Moll 2 ) und Maragliano 3 ), nach denen 
das Präzipitat fast ausschließlich aus den Eiweifskörpern des 
Immunserums stammt, und kann daher keine Allgemeingültigkeit 
beanspruchen. 

Verschiedene Erwägungen haben Friedemann und Frie¬ 
denthal 4 ) zu der Vermutung veranlafst, dafs die Präzipitin¬ 
reaktion doch ein weit komplizierterer Vorgang sei. Vor allem 
sind für die gegenseitigen Fällungen kolloidaler Stoffe elektrische 
Ladungen, also im Gegensatz zu den Immunitätsreaktionen un¬ 
spezifische Faktoren ausschlaggebend. (Lottermoser 6 ), Bech- 
told 8 ), N ei fser und Friedemann 7 ), Biltz 8 ), Landsteiner 
und Jagic 9 ).) Sodann bedürfen aber einige Besonderheiten des 
Reaktionsverlaufes bei der Präzipitation einer Erklärung. Es ist 
höchst auffallend, dafs im Gegensatz zu allen andern Immuni¬ 
tätsreaktionen hier das Antiserum nur sehr wenig verdünnt 
werden kann, während das Antigen enorme Verdünnungen ver¬ 
trägt. Ferner zeigt sich eine sehr wesentliche Abweichung von 
den Kolloidreaktionen, indem die Fällung wohl bei Überschufs 
des Präzipitogens, niemals aber bei Überschufs des Präzipitins 


1) Hofm. Beitr., Bd. 1. 

2) Ebenda, 1903, Bd. 5, Heft 12. 

3) Berl. klin. Wochenschr., 1904. 

4) Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Therapie, 1906. 
6 ) Anorganische Kolloide. 


1904, 


6 ) Zeitschr. f. physik. Chem., 4. H., 8 . 385- 

7) Münch, med. Wochenschr., 1904, Nr ll 

8 ) Ber. d. d. ehern. Gesellsch. ( 1804 )’ 313 g 

9) Wiener klin. Wochenschr., 1904 V, ,‘ 

Nr. 27. ’ r ' d - 


vi. 19. 

_ Münch, tned. Wochenecht. 

15 * 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



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210 Beitrag zum Studium der Präzipitin^. 

ausbleibt. Aus diesen und anderen Erwägungen gelangen 
Friedemann und Friedenthal zu dem Schlufs, dafs das 
Präzipitin durch das Antigen (schon in sehr kleinen Mengen 1) 
so verändert wird, dafs es nunmehr mit den Ei weifskörpern des 
eigenen Serums eine kolloidale Fällung erzeugt. 

Um diese verschiedenen Ansichten auf ihre Richtigkeit zu 
prüfen, war es vor allem nötig, den quantitativen Verlauf der 
Präzipitinreaktion genauer, als dies bisher möglich war, zu ver¬ 
folgen. Nach dem Vorgang von Hamburger 1 ) und Nut all 2 3 * ) 
wird der Niederschlag in graduierten Röhrchen zentrifugiert und 
seine Menge nach der Höhe der Niederschlagssäule beurteilt. 
Arrhenius und Hamburger 8 ) haben mit den durch diese 
Methode erhaltenen Zahlen darzutun versucht, dafs das Massen¬ 
wirkungsgesetz eine Berechnung des quantitativen Reaktions¬ 
verlaufes gestattet. Eine weit genauere Messung müfste sich 
jedoch durch Bestimmung des im Niederschlage enthaltenen N 
durchführen lassen. Die N-Bestimmung wird nach der Kjel- 
d ah Ischen Methode ausgeführt. Schon P. Th. Müller hatte 
mit dieser Methode die Präzipitinreaktion studiert, doch sind die 
Resultate und die daraus gezogenen Schlüsse wohl nicht ganz 
zutreffend, da der Autor, dem damaligen Stand des Wissens 
entsprechend, den Niederschlag als wesentlich aus dem Antigen 
bestehend betrachtete. Folgende Fragen habe ich nun einer 
Prüfung unterzogen: 

1. In welcher Weise hängt die Niederschlagsmenge von den 
Quantitäten der reagierenden Komponenten ab ? 

2. Ein wie grofser Prozentsatz der Eiweifskörper des Im¬ 
munserums ist bei maximaler Niederschlagsbildung in 
dem Niederschlag enthalten? 

3. Besteht der Niederschlag nur aus Präzipitin und präzi- 
pitogener Substanz? Oder beteiligen sich noch andere 
Eiweifskörper an der Fällung? 

1) Folia haematologica, Bd. 2, Nr. 8, 1905. 

2) Blood immunitiy and blood relationship. cit., London 1904. 

3) Proc. of the meas. of the R. etc. of Sciences in Amsterdam 26 Mai 

1906. Ancbenins-Immnnochemie. Leipzig 1907. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



Von Dr. Donato Francescbelli. 


211 


Im Verlauf dieser Untersuchungen bot sich dann auch Ge¬ 
legenheit, der Frage näher zu treten, ob die Substanz im Im¬ 
munserum, welche zusammen mit dem Antigen Komplement¬ 
bindung gibt, mit dem Präzipitin identisch ist. 

Technik der Immunfeation. 

Die Einspritzungen machte ich in die Bauchhöhle. Die ersten 
drei erfolgten alle vier Tage, die vierte und fünfte alle acht 
Tage. Sechs Tage nach der letzten Einspritzung prüfte ich das 
Kaninchenserum auf seinen Präzipitingehalt; war die Reaktion, 
negativ, so machte ich eine neue Einspritzung, um nach sechs 
Tagen noch einmal auf Präzipitine zu prüfen und eventuell eine 
andere Einspritzung zu machen. — Wenn ich ein hochwertiges 
Präzipitinserum bekommen hatte, entblutete ich das Kaninchen 
von der Carotis aus und sammelte das Blut in sterilen Kölbchen, 
um das Serum ausscheiden zu lassen; das letzte bewahrte ich 
eingefroren in sterilen Flaschen. — Die Kaninchen wogen un¬ 
gefähr 3 kg und jedes Kaninchen gab 50—60 ccm Serum. 

Die Menge Antigen, welche ich jedesmal einspritzte, war 
1 ccm Rinderserum pro Kilogramm Kaninchen. Das Eiweifs, 
vom Dotter befreit, wurde in sterilen Gläsern gesammelt, mit 
einem sterilen Glasstab gut geschlagen und mit dem gleichen 
Volumen physiologischer Kochsalzlösung gemischt. Von dieser 
Emulsion bekam jedes Kaninchen 2 ccm pro Kilogramm. 

Frische Milch wurde zum Zweck der Sterilisation mit 
Chloroform geschüttelt, dann zentrifugiert und 2 ccm des Ab¬ 
gusses, nach halbstündigem Aufenthalt im Brutschrank, um das 
Chloroform zu entfernen, dem Kaninchen eingespritzt. Frische 
Leber, nach langem Waschen mit fliefsendem Wasser, wurde 
zweimal mit steriler Kochsalzlösung gewaschen, dann in sterili¬ 
sierter Zerreibmaschine zerrieben, mit dem gleichen Gewicht 
Kochsalzlösung emulsioniert und 1 ccm der Mischung pro Kilo¬ 
gramm dem Kaninchen eingespritzt. 

Im allgemeinen vollzog sich der Jrnxaumtationsptozefs sehr 

rasch mit Rinderserum, langsam mit J>» ebet ’ uoc ^ ^ aDg3ameT mlt 
Eiweifs und M ilch. 


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212 


Beitrag zum Studium der Präzipitine. 


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Bestimmung der Menge Antigens, mit welcher der gröfste 
Niederschlag bekommen wurde. 

Nachdem ich die Immunsera gewonnen hatte, handelte es sich 
darum, die Menge Antigens mit welcher der Antikörper das Maxi¬ 
mum des Niederschlags erzeugte, annähernd zu bestimmen. Die 
Antigene, welcher ich für die Reaktion mich bediente, wurden 
für Eiweifs und Rinderantisera nach der erwähnten Art vorbereitet. 

— Milch, statt mit Chloroform geschüttelt zu werden, wurde 
direkt zentrifugiert und der Abgufs für meinen Versuch benutzt. 

— Die Leber, nach der erwähnten Art vorbereitet, wurde mit 
physiologischer Kochsalzlösung im Porzellanmörser sehr fein zer¬ 
rieben und dann vielmals zentrifugiert, bis der Abgufs ganz 
klar war. 

Die Präzipitinproben machte ich in kleinen Spitzröhrchen, 
welche nach zweistündigem Aufenthalt im Brutschrank zu 37 0 C 
noch zwei Stunden im Eisschrank blieben. Die Resultate dieser 
vorläufigen Probe sind in Tabelle I gesammelt. 


Tabelle I. 


Nummer 

der 

Versuche 

Menge 
des Anti¬ 
körpers 

ccm 

.' 1 1 

Menge des Total - 

Antigens || volumen 
ccm ccm 



Resultate 

Fi Ische Leber 

Milch 

Eiweifs | 

Rinderserum ■ 

1 

0,2 

0,2 

0,4 

+ 

++ i 

44 

44 

44 

44 

2 

0,2 

0,1 

0,4 

i + + + 

4 4 4 - 

44 

44 

++ 

++ 

3 

0,2 

0,04 

0,4 



+ + 4 

44 



4 

0,2 

0,02 

0,4 

: + + 

44 1 

44+ 

444 

++ 

++ 

5 

0,2 

0,002 

0,4 

•1 -f 

44 ' 

4 + 

+++ 

+ 

4 

6 

0,2 

0,0002 

0,4 1 

! 0 

4 - ! 

4 

44 

0 

0 

7 

0,2 

0,00002 

0,4 

a 

a 

( 4 ) 

T 

a 

0 

8 

0,2 

0,000002 

0,4 

1 a 

a 

a 

a 

a 

0 

9 

0,2 

0,0000002 

0,4 

! a 

1 0 ? 

0 

a 

0 | 

0 


Aus der Tabelle geht hervor, dafs die Rinderpräzipitinsera 
gröfsere Werte als die anderen Präzipitinsera haben. Den gröfsten 
Wert der Niederschläge nahm ich als Grundlage meiner Bestim¬ 
mungen, also nahm ich für Rinderserum eine Verdünnung 
1 Antigen -f- 4 Kochsalzlösungen, für Milch und Eiweifs die Ver- 


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Von Dr. Donato Franceschelli. 213 

dünnung: 1 Antigen -|- 1 Kochsalzlösung, für frische Leber die 
Verdünnung: 1 Antigen + 9 Kochsalzlösungen. 

Bei diesen Versuchen stiefs ich auf das ja bereits durch 
Michaelis und Oppenheimer, P. Th. Müller u. a. längst 
bekannte Phänomen der Hemmung der Präzipitation durch 
überschüssiges Antigen. Ich möchte hier jedoch eine Beobach¬ 
tung mitteilen, die mir von grofsem theoretischen Interesse zu 
sein scheint Bisweilen ist nämlich die Hemmungszone besonders 
ausgesprochen bei hochwertigen Immunserum, d. h. wenn die 
Niederschlagsmengen beim Maximum besonders grofs ist. Das 
ist aber schwer zu verstehen, wenn die Präzipitinreaktion nur 
eine gegenseitige Fällung von zwei Kolloiden ist und die ver¬ 
schiedenen Sera sich nur durch ihren quantitativen Gehalt an 
Präzipitinen unterscheiden. 

Quantitative Bestimmung des Stickstoffes des Präzipitin¬ 
niederschlags. 

Bei den obenerwähnten Sera machte ich die Stickstoff¬ 
bestimmungen nach Kjeldahl, d. h. Oxydierung mit kon¬ 
zentrierter Schwefelsäure, NaS0 4 und Cu S0 4 , Destillierung des 

fl ... fl 

NHj in -j^-- Schwefelsäurelösung und Titrierung mit NaOH- 
Lösung. 

Ich machte zwei N- Bestimmungen für jeden Antikörper, 
für jede Bestimmung nahm ich 4 ccm Immunserum. 

Zwei N-Bestimmungen für jedes Antigen, und für solche 
brauchte ich 10—20 ccm Substanz. 

Nachdem ich den N-Gehalt des Antigens bestimmt hatte, 
verdünnte ich es mit physiologischer Kochsalzlösung in jenen 
Verhältnissen, mit welchen es das Maximum der Niederfällung 
mit dem Antikörper gab. — Um den N -Gehalt der Lösung gut 
berechnen zu können, geschah die V" er< ^ ianuiag S GnaueB 
Mafspipetten und Maiskölbchen. 

Endlich wurden 6 ccm Antike er Mafspipetten m 
Zentrifugenröhrchen von 15 ccm InbaJt^^^ 088611 ’ 6 ccmVetdÜX1Uten 


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214 


Beitrag zum Stadium der Präzipitine. 


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Antigens zugeführt und die Röhren gut verstopft, um die Ver¬ 
dunstung zu verhindern. Das Ganze liefs ich zwei Stunden im 
Brutschrank zu 37 0 C und 24 Stunden im Eisschrank. 

Nach Zentrifugieren bestimmte ich den N in zwei Teilen 
des Abgusses, jede von 5 ccm Volumen. Den Wert berechnete 
ich für 12 ccm der Mischung, und letztere subtrahierte ich von 
der bekannten Stickstoffmenge der Mischung. Die Differenz 
gab mir den N-Gehalt des Niederschlages. 

Tabelle II enthält solche Resultate. 


Tabelle II. 


I Kummer des Anti- 
1 serums 

Antigen 



| Antikörper 

" 11 

Mischung i N-Gehalt 

N-Gehi 

NiedeTS 

pro 

des N 
des 

Serams 

g 

ilt des 
chlagcs 
100 g 

Art 

6 § 

ccm 

N- 

Gelialt 

S 

! ß 

. <D 

j£| 

1 com 

N- 

Gehalt 

* 

a 

i o 

£f 

ccm 

N- Al>- 

Gehalt;! gufs 

g li g 

Nie- ! 
der- : 
schlag* 

g i 

des N 
des Glo¬ 
bulins 

g 

IX 

Rinder8erum 

i 

6 

0,012 

6 

0,082 

12 

i 

0,094 10,081 

0,013 

15,8 

I 26,7 

X 

1 > 

6 

0,012 

6 

0,075 

12 

0,087 0,055 0,022 

29,2 

1 49,8 

II 

Milch . . . 

6 

0,013 

6 

0,072 

12 

0,085 1 0,067:0,018 

25,0 

| 42,3 

IV 

j Eieiweifs 

6 

0,059 

j 6 

0,076 s 

12 i 

0,135: 0,111.0,024 

31,6 

53,5 

III 

x TTTT 

1 Frische Leber j 

i 

6 

0,008 

i 6 

0,0701 

j 12 I 

0,078 0,06310,015 

7 

21,4 

36,2 

VIII 

\ > > 

0 

0,008 

! 6 

0,080 1 

12 1 

0,088 ! 0,06010,028 

1 35,0 

1 59,3 


t qo^ 6 ^ 6 Ze *^’ dafs der Niederschlag im Durchschnitt 

etwa , 0 der Gesamteiweifsmenge des Serums enthält, die 

klems en und gröfsten Werte sind 15,8°/ 0 und 35,0%. Inder 

!f tZ *r< n ^ 6 Tabelle ist die Niederschlagsmenge nicht auf 

16 ., e ^ m 61Wei smer, g e des Serums, sondern dessen Globulin¬ 
gehalt bezogen. 


mmungen mittels der Euglobulinfraktion. 

Da P. Th. Müller p; , ~ 

T , . • > tick, Oppenheimer und Michaelis, 

Landsteiner und CrItt^ , , , , . 

j paiinncr a , u . Iv ° u. a. nachgewiesen hatten, dafs bei 

buUofraktio» ausfUl, ^ 

. ol i t «inen • ’ ° “ a ° e !ch auch Versuche darüber an- 

Fraktion hat. Dlb^^h AnteÜ der Niederschla « an dieS ! r 

gaben sich jedoch Schwierigkeiten für 



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UNIVERSITf OF MICHIGAN 







Von Dr. Donato Franceschelli. 


215 


su\klfc*^^ c * : ^ x::öun £> un d ich wählte daher an Stelle des Ammon, 
dessen 'tvX ögnesiumsiilfat als Fällungsmittel. Zunächst mufsten 

Et$^ ^-vangsgrenzen für das Präzipitin bestimmt werden. 

Mg Sq "handelte es sich darum, die Menge einer gesättigten 

das ^ SUD ^’ welche in einer gegebenen Serummenge 

Die "j> Präzipitin niederfällen konnte, zu bestimmen. — 

i war folgende: Mit physiologischer Kochsalzlösung 

in ^ eine gesättigte MgS0 4 -Lösung bei 35 ° C bereitet, sodann 
Reihe Zentrifu S enrö hrchen von ungefähr 15 ccm Inhalt 
Mengen der erwähnten Lösung gegossen, also 0 , 2 ö ccm 
^ ^ 0 ^ r ’ 0 >f )0 ccm im zweiten usw., bis das letzte 2 ccm 

s «a** u ^-Lösung bekam. Zu jedem Rohr fügte ich 0,5 ccm Immun. 

uud 80 v * e ^ Physiologische Kochsalzlösung hinzu, bis das 
^en 2,50 ccm betrug. Nach 24 ständigem Aufenthalt b©i 
^ ^ ^ertemperatur wurden die Niederschläge zentrifugiert, der 
gegen physiologische Kochsalzlösung dialysiert, bis kein© 
**-*yv-*' Magnesium in der umgebenden Flüssigkeit mehr nach- 
war, und das dialysierte Serum mit Antigen behandelt. 

2 ständigem Aufenthalt im Brutschrank bei 37 ° C und 
P findigem Aufenthalt im Eisschrank wurde der Niederschlag 

«achtet. 

g Mirabelle III (Seite 216) zeigt die Resultate für vier Sera.- 

£ j IX und X sind Antirindersera, II ist Laktoserum und IV 

fsserum. 

, Wie aus der Tabelle erscheint, ist das Präzipitin vom Rohr 6 

at> San» verschwunden. Um noch genauere Resultate zu bekom- 
habe ich eine andere Reihe von vier Röhren zwischen den 
5 und 6 eingestellt, so dafs der Unterschied zwischen 
N ebenröhren 0,05 ccm MgS0 4 -Lösung beträgt (s. Tabelle IV, 
^ 16 ). 

P^ie Menge bei 35° gesättigter MgS0 4 - Lösung, die nötig ist, 

^^-s ganze Präzipitin aus dem Serum zu entfernen, beträgt» 
a bs der Tabelle erscheint, ca. 1,5 Magnesiumlösuug ür 
'' 1 S** 0 * * comnae n für 100 ccm Präzipitinserum 3*1)0 ccm 

sal^ö .W fl0siumsulfat lösung + 100 Cc m physiologische K° c ‘ 


2 


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Original frorn 

UNIVERSETY 0F MICHIGAN 



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Beitrag ®ucd Studium der Präzipitine. 


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Von Dr. Donato Franceecbelli. 217 

die Fällungsgrenze des Präzipitins bestimmt war, 
300—4^ ccro Immunserum in ein grofses Zentrifugenrohr von 
zeichnet Inhalt gegossen und das Niveau der Flüssigkeit be- 

und 20' fögte ictl 60 ccm gesättigte MgS0 4 -Lösung von 35 0 C 

bgetn physiologische Kochsalzlösung hinzu. Nach vorsich- 

^ ^'ihü.tteln wurde die Mischung 24 Stunden bei Zimmer- 
eta -tux behalten, dann zentrifugiert, der Abgufs vom Nieder- 
getrennt und letzterer nach § 9 behandelt. 
e j nc ^^nn der Abgufs nicht ganz klar war, wurde er noch 
oder zweimal zentrifugiert, dann in zwei Teile getrennt, 
di ^ _^Xien der eine für die Stickstoffbestimmung, der andere für 
**^zipitinprobe und Komplementablenkung benützt würde. 
d. Xvei Kjeld ah Ische Kölbchen erhielten je 25 ccm Abgufs, 

n^. 0 -» “ ö ccm Serum vom Euglobulinpräzipitin befreit, und wurden 
der erwähnten Art oxydiert, destilliert und titriert. Der 
m jt 4 multipliziert, gab mir den N-Gehalt von 20 ccm 
ohne Euglobulinpräzipitin. Da ich schon den N-Gehalt 
unserums wufste, war die Differenz zwischen den beiden 
der N-Gehalt des Euglobulin-Präzipitins in 20 ccm 
(Tabelle V). 

Tabelle V. 


Se 



Menge 

des 

Serums 

ccm 

Stickstoff- 
geh&lt des 
Serams 

ll g 

Stickstoff¬ 
gehalt des 
Abgusses 

g 

Stickstoff- 
gehalt des 
Nieder¬ 
schlages 

g 

Stickstoff¬ 
gehalt des 
Nieder¬ 
schlags SU 
100 g N des 
Serams 

g 

Bemerkungen 

rsr \ 

IX 

V2£L 

20 

\\ 20 
\\ 20 

0,256 
| 0,242 

1 0,276 j 

0,204 

0,188 

0,203 

0,051 1 

0,054 

0,073 

20,1 

22,1 

26,3 

Ubgüft “ br ,"“ b trObe 
1 , *ienil' ch truu 

■ > ganz kl» r 


aU 8 den Bemerkungen hervorgeht, waren die 


ie _ 

nicht. ^.Xle klar, so dafs nicht übereinstimmende prozentig® V1 ^ en 
Süt üiö Niederschläge erhalten werden konnten. Wir 
später SGhe0> dafs der gute Wert jener des Serums V2>- * 

welche^ g-apz ^ ar war un< I keinen Präzipitin enthaltenden __ jtio- 
gab - w® ^fljxen also schliefsen, dafs die Euglobulin-Prä Äl P 


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2j g Beitrag mm Stadium der Präzipitine. 

fraktion 26,3% des gesamten Proteins nicht übertrifft, und 
da man weifs, dafs ein Serum au! 100 Teile Protein im Durch¬ 
schnitt 59 Teile Globulin enthält, sieht man sehr klar, dafs 
die Präzipitinfraktion des Globulins mit den s / 7 des Globulins 
niederfällt; auf 100 Teile Globulin kommen also 42,8 Teile 
Globulin-Präzipitin. 

Wenn wir die Resultate der oben erwähnten Tabelle mit 
jenen der Tabelle II vergleichen, sehen wir, dafs die Menge des 
Niederschlages, den wir mit Einwirkung der Präzipitinogen auf 
das Immunserum erhalten haben, im allgemeinen gröfser ist als 
der Niederschlag, welcher dem Euglobulin-Präzipitin entspricht. 
Der Antigenniederschlag mufs also nicht die Euglobulin-Präzipitine 
allein enthalten, sondern auch andere stickstoffhaltige Teile des 
Serums oder des Antigens. 

Eine Vergleichung der Tabelle II und V habe ich in 
Tabelle VI angestellt. 


Tabelle VI. 


1 Nummer des 

1 Antiserums | 

Antigene 

IX 

1 

Rinderserum . 

X 

> 

li 

1 Milch . . ' 

IV 

j, Eieiweifs 

HI 

Frische Leber 

VIII 

li 


N-Gehalt des Nieder¬ 
schlages pro 


f Iq 100 g des N des Serums 
}i sind 26,3 g Euglobulin* 
präcipitin N 


100 g N des 
Serums 

100 g N des ^ 
Globulins !■ 

plus N 

g 

minus 

g 

15,8 

- r 

26.7 j. 

_ 

16,1 

29,2 

49,8 !j 

7 

— 

25,0 

42,3 

— 

0,5 

21,5 

oJ,5 jj 

10,7 

— 

21,4 

36,2 ;! 

— 

6,6 

35,0 

1 59,3 j| 

16,5 j 



Drei Sera zeigen, mit Antigene behandelt, einen Nieder- 
schlag von geringerem N-Gehalt als er der Euglobulinfraktion 
des Immunserums entspricht. Bei den andern Seris ist der 

Eiweifsgehalt des Niederschlags gröfser als derjenige der Euglo¬ 
bulinfraktion. 


Es wurden nun Kontrollversuche angestellt, ob in den 
obigen ersuchen wirklich durch das Magnesiumsulfat die ge¬ 
samte räzipitinmenge ausgefällt war. Zu diesem Zweck wurden 


Goi >gle 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 







Von Dr. if-onato Praaceachelli. 


m 


die 

vollstia^^ < 3 . urch Dialyse gegen physiologische Kochsalzlösung 
Komp\^3“ v 0131 %S0 4 befreit und dann auf Präzipitation und 
^tx-tatolenkung geprüft. 

^•öaviltate der Präzipitinprobe sind folgende: 

Serum IV: mäfsiger Niederschlag, 

» II: Spur von Niederschlag, 

a-» * ^ : kein Niederschlag. 

Sera IV und II, welche trübe waren, enthielten noch 
* 'tine, während Serum IX ganz befreit von Präzipitinen war; 
^J^tinen daher den Euglobulin-Präzipitinwert für Serum IX 
ittelwert des Euglobulin-Präzipitins der Präzipitin-Sera 
solcher beträgt ca. 100 g Stickstoff des 

^■his 26,3g Euglobulin-Präzipitins. 

io Resultate der Komplementablenkungs-Probe finden sich 
helle VIII (s. § 11). 

^räzipitinprobe mit der Lösung der Euglobulinfraktion. 

^>iese Probe habe ich hergestellt, um zu sehen, ob das 
^^fculin-Präzipitin in Kochsalzlösung gelöst, noch die voll- 
Fähigkeit besitzt, mit Antigen niederzufällen, 
jj ^ls wurde eine Lösung von 60 ccm bei 35° C gesättigte 

-Lösung -f- 40 ccm Kochsalzlösung bereitet, welche der 
entsprach, aus welcher das Euglobulin - Präzipitin 
wurde (s. § 7). Dann wurde der Niederschlag von Euglo- 
— Präzipitin von 20 ccm Immunserum einmal mit dieser 
^ 51 **.:**^ gewaschen, gut geschüttelt, zentifugiert. Nach Trennung 
^^t»jgusses wurde der Niederschlag zu dem Volumen des Serums 
^«^xxx) in physiologischer NaCl-Lösung gelöst und die Lösung 
^ ^ 'Peile getrennt. Ein Teil von 10 ccm wurde in zwei 3^-3 e ^_ 
7^** sollen Kölbchen (5 ccm pro Kölbchen) für die Stickstoff- 
gegossen. Die Werte, mit 4 multipliziert, gab© 11 ^ en 
d" Euglobulin-Präzipitins in 20 ccm. , 

gjjdere Teil wurde nach der erwähnten Art in ^°? 
^/alysiert, 6 ccm der dialysiexten Flüssigkeit 
101 ® ccm >£ntigen in Zentrifugenröhrxilien gemischt 




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Original frorri 

UNIVERSETY 0F MICHIGAN 



220 Beitrag 2um Studium der Präzipitine. 

gepfropft, und nach 2 ständigem Aufenthalt im Brutschrank bei 
37 0 C und 24 Stunden im Eisschrauk wurden zentrifugiert und im 
Abgufs der Stickstoffgehalt bestimmt. 

Die Resultate sind in Tabelle VII zusammengestellt. 


Tabelle VII. 


l E 

Antigene 


Antikörper 

• Mischung 

N-Gehalt 

1 

Prozentiger 
N-Verluat des 

5 & 

® :C „ 

ls 

1 2 i 

II »' 

. . SS 

Art || 5> p 

N- 

Gehalt 

c 

0 

N- 

Gehalt 

c 

t a 

>% 
r— ' 

N- 

Gehalt 

Ab¬ 

gufs 

Nie¬ 

der¬ 

schlag 

Globulin¬ 
präzipitins im 
Niederschlag 

55 II 

|| ccm 

* 

crm 

8 

ccm 

g 

e 

g 

g 

!' 

IV 1 

Eiweifs . . . jj 6 

0,069 

6 

0,006 

12 

0,065 

0,063 

0,002 

66,6 

11 

Milch . . . 6 

0,013 

|| 6 

0,011 

12 

0,024 

0,018 

0,006 

45,4 

1X il 

Rinderserum . 1 6 

ll 

0,012 

ll 6 

II 

0,020 

121 

1 

0,032 

0,026 

0,007 

65,5 


Aus der Tabelle geht hervor, dals die Fällung nicht quanti- 
tativ ist, sondern dafs bis 66,6 °/ 0 des gereinigten Präzipitins 
durch das Antigen nicht gefällt werden. Vergleichen wir damit 
die vorher festgestellte Tatsache, dafs schon der gesamte N-Gehalt 
des Euglobulinniederschlages geringer war als der des spezifi¬ 
schen Präzipitates aus Vollserum, so ergibt sich, dafs mit der¬ 
selben Antigenmenge eine weit gröfsere Eiweifsmenge aus dem 
Vollserum als aus dem mittels MgS0 4 -Fällung gereinigten Prä¬ 
zipitin niedergeschlagen wird. Da die Arbeit aus äufseren 
Gründen unterbrochen werden mufste, so konnte ich nicht mehr 
zur Bearbeitung der folgenden sich nun ergebenden Fragen 
schreiten: 

1. Wird die Fällbarkeit des Prinzipitins durch die Behand¬ 
lung mit MgS0 4 herabgesetzt? 

2. Falls 1 verneint wird : Sind die mitgefällten Eiweifskörper 
nur im Immunserum vorhanden oder finden sie sich 

auch in normalen Seris derselben oder einer fremden 
Spezies ? 

Bis zur Erledigung dieser Fragen möchte ich mich daher 
noch theoretischer Erörterungen über die beobachtete Erscheinung 
enthalten. 


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Original frcm 

UNIVERSITY OF MICHIGAN * 





Voa Dr. X)ooato FjrunceachellS. 


22 





mit der KompJementablenkungsmethorfe 

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u . __ 1 -._. • • . • ■ , , n , nm i 1 : - i 

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Mil oh 
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IV 


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v\ . 

K 






nC'TaubelU Vin 2 e>gt, dafa auch die Abgüsse afceta ^ 

tcb gisübe jedoch nicht, dafs daraus eine ' ee *° ^«iü: 
W\t präüipjtierenden und ablenkeudeu Substanz de» * ö ^ t 

^/•yorgeiit- Vieiujehr nehme ich an. dat» ^ a8 

v». „ . _ .... i *■ 


-d.'Jö-v- ® ' ■ WJU1 r uuau ' ;UÄ,cll : L4 öT 

röet ho < j Q fodin gt ist, welche eben noch der MgS0 4 d ? äjl url 
ä riö qp$ ten des Pr&Äipitins nacbzvi^eiäe 11 gestattet. 


eJ 


D iqiti 


»nGo. gle 


Original from 

UNIVERSITY OF MIC 






Beitrag zum Studium der Präzipitine. 




Schlüsse. 

Aus meinen Versuchen kann ich folgende Schlüsse ziehen: 

1. Durch Einwirkung des Antigens auf das Präzipitin 
erhält man einen Niederschlag, welcher immer kleiner 
ist als der Globulingehalt des Präzipitinserums. 

2. Die ganze Prftzipitinmenge eines Serums kann von einer 
gesättigten MgS0 4 -Lösung zu 35° C ausgefällt werden; 
die Menge derselben ist für 100 ccm Serum + 100 ccm 
physiologische Kochsalzlösung 300 ccm. 

3. Der Abgufs des Euglobulinpräzipitin - Niederschlags hat 
noch die Eigenschaft, das Komplement zu binden, also 
sind noch Spuren von Präzipitin im Abgufs vorhanden, 
welche keine präzipitierende Reaktion mehr geben. 

4. Die Menge des Euglobulin - Präzipitins eines Serums 
beträgt nicht mehr als 26,3% der Proteine und 42,8% 
Globulinen. 

5. Der spezifische Niederschlag aus Vollserum kann doppelt 
so viel Ei weif s enthalten als die das gesamte Präzipitin 
einschliefsende Euglobulinfraktion. 

6. Die Euglobulinfraktion wird durch das Antigen nur teil¬ 
weise gefällt. 

Zum Schlufs fühle ich die Pflicht, Herrn Geh. Medizinalrat 
Professor Max Rubner, welcher mir erlaubt hat, in seinem 
Institut zu arbeiten, zu danken. 


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tlber Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl 
in Negenborn (Kreis Holzminden). 

Von 

Sanitätsrat Dr. Niemann, Herzogi. Physikus. 

Holzminden. 

^eit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat die 
^^.tur über Bleivergiftungen einen bisher sich steigernden Um- 
angenommen und durch den steten Hinweis auf die Ge- 
chkeit des Bleies für das Zustandekommen der zur Ver- 
l^^*“**~*g der Bleivergiftungen erlassenen Reichsgesetze der Jahre 
^ und 1887 als Vorbereitung und Grundlage gedient. 

-<f\ber auch nach dem Inkrafttreten derselben sind die Blei- 
^ rtungen nicht in dem beabsichtigten Mafse eingeschränkt 

denn recht grofs ist die Zahl der Bleikranken, welche 
immer die gewerbliche Beschäftigung mit Blei liefert. Sind 
in den preufsischen Krankenanstalten in dem Jahre 1900 
im Jahre 1901 1383 Bleikranke behandelt worden 1 ). 
_A_uch die durch bleihaltige Nahrungsmittel entstandenen 
^V^i^ öTg iftungen gehören nicht zu den Seltenheiten, da das Blei 
so vielfache und schwer kontrollierbare Verwendung findet, 
es mit Nahrungsmitteln in Verbindung bringt. 
t>er Grund hierfür liegt nicht etwa in einem Mangel 
liehen Böstimmungen, sondern in der Eigenschaf* f 8 
sd^' 08 schleicht sich unmerklich in den Körp er 
^ ^-Ufisert seine vernichtende Wirkung erst, wenn es 111 «hm 
”^ e hcJ ej . tfenge sich angesammelt hat. Der Körper bietet 1 m 
er *ll se jp0 -Eingangspforten dar. 

tar Bd LXUC - 


16 


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224 


Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl. 


Es entspricht der menschlichen Natur, dafs der Berufs¬ 
arbeiter, so lange er bei der fortgesetzten Berührung mit Blei 
eine schädliche Wirkung nicht merkt, die ihm lästigen und zeit¬ 
raubenden Schutzvorschriften zuweilen aufser acht läfst. 

Allein der Berufsarbeiter hat seine Vorschriften, er kennt 
die Gefahr, er kann sich schützen, ja, seine Gesundheit wird 
ärztlich überwacht. 

Anders steht es mit den Bleivergiftungen durch bleihaltige 
Nahrungsmittel. Hier kann das Gesetz nur die vielfachen Mög¬ 
lichkeiten der Vermischung des Bleies mit diesen im Auge haben 
und entsprechende Vorschriften erlassen. Enthalten die Nahrungs¬ 
mittel trotzdem Blei, so ist anfänglich ein Schutz fraglich. Das 
Blei wird ahnungslos mit den Speisen verzehrt, bis es erst nach 
längerer Einfuhr seine Giftwirkung zeigt. Aber auch für diese liegt 
die Ursache anfangs noch versteckt. Denn für ein Unbehagen im 
Magen, ja selbst für eine Kolik kann der fern von den Schloten 
der Bleihütte wohnende Arzt vorerst irgendeine andere Ursache 
in Betracht ziehen. Erst eine Mehrung der Fälle macht ihn auf 
ein gemeinsames Gift aufmerksam. So kann es kommen, dafs 
die Einwohner eines Ortes plötzlich in grofser Anzahl an Blei¬ 
vergiftung erkranken, ohne dafs es alsbald gelingt, die Ursache 
zu ermitteln. 


Als stellvertretender Physikus des Bezirks Stadtoldendorf 
hatte ich im Januar 1908 Gelegenheit, im Dorfe Negenborn durch 
bleihaltiges Mehl entstandene Bleivergiftungen zu beobachten, 
welc e is zum August des Jahres 1906 zurückreichen. Die 
Vergiftungen waren dadurch entstanden, dafs der Müller, der 
dortigen sog. Duhne-Mühle, die Löcher des Mühlsteins mit Blei 
ausgegossen atte. Über zwei Jahre hindurch waren durch den 
proze s ernste Teilchen von den Bleifüllungen abgescheuert 
und mit dem Brotmehl vermischt worden. 

17 t ^lorTona* .^" n * a * s zu den Ermittelungen bot mir am 

q, j. ,, , le ® e ^ e 6 en tliche Mitteilung des Herrn Dr. Zechel 

zu Stadtoldendorf, da Pa x T * 6 v u 

kolikartige Darm«kranknn N<,g “ bom 8614 1906 «fr“““ 1 “*' 

den Einwohnern auf vern^ 8 ®" VOrk&men ' deren En,8tehuDg ’T 

runreinigtes Wasser zurückgeführt werde. 


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Von Sanitätsrat Dr. Niemann. 225 

se\h% v nach käme das ßrotkorn in Betracht, da das- 

Tbst 1906 nafs eingefahren sei. 

Neget^ mich, dafs kurz zuvor eine Patientin aus 

g®Üel ^ tV1 ’ Frau Ripke, in das Holzmindener Krankenhaus ein- 

KranV^ ' WAr m,t dem Bemerken, sie Jeide an der »Negenbornex 
n *Wtc. 

t r ^ ^° n der Erwägung ausgehend, dafs für das gehäufte Auf- 
8^| vou Erkrankungen eine gemeinsame Ursache vorhanden 
^ tnüsse und dafs für die regelmäfsig entstehenden Koliken Blei 
betracht komme, schöpfte ich Verdacht auf Bleivergiftung, 
tags darauf vorgenommene Untersuchung der Frau Ripke 
folgendes Ergebnis: 




Dieselbe gab an, zuerst im Januar 1907 an heftigen Leifc>- 


VV- n gelitten zu haben, welche nach % —V 2 stündiger Dauer 

nachgelassen, aber nach einigen Stunden sich wiederholt 
Schmerzfrei sei sie auch in den Pausen nicht gewesen, 
habe eine hartnäckige Stuhlverstopfung bestanden. Diese 
seien im September und Dezember 1907 und im Januar 
in sich steigernder Heftigkeit aufgetreten. Auch in der 
^ i Zeit habe sie dauernd an Aufstofsen und Magenbeschwerden 
^^itten, gegenwärtig sei sie so schwach, dafs sie sich nicht 
'-*- ; f*^cht halten könne. 

Die Untersuchung der Brustorgane und des Leibes ergab 

Bemerkenswertes, Krankheiten des Bauches, welche Koliken 

^^x-®*.*ilassen könuen, waren äufserlich nicht aufzuweisen. Ber 

war weich, nicht druckempfindlich. Am Zahnfleisch be- 

vorn, oben und unten ein dunkler blaugrauer Saum» 

'Bleisäum erkannt wurde. Das Zahnfleisch war ulceriert, 

ker foetor ex ore. ^ 

TT. a wurde die Diagnose auf Bleivergiftung gestellt- 

gab an> dafs sämtliche in Negenborn befindlichen 

^ eichen Erscheinungen darböten. j n( j 

Bei Ausschlufs anderer Möglichkeiten — Bleifabrik®*^ __ 

ixnb^ aDnt ’ e * ne Wasserleitung besitzt Negenborn r ** c traC bt 

bori hte ß r m ^ c b nur das bereits verdächtigte Mehl iu ® nnte; 

(Völchem beim Mahlprozefs Bl e j beigemischt seit* ° 

) 16 * 


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226 


Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl. 


denn es war mir bekannt, dafs die Löcher der Mühlsteine zu¬ 
weilen gesetzwidrig mit Blei ausgegossen werden. Auf meine 
daraufhin gerichteten Fragen gab mir Frau Ripke völlige Auf¬ 
klärung : 

Die sog. kleinen Leute bringen das selbstgeerntete Korn 
fast ausschliefslich zur Duhne-Mühle zum Mahlen. Diese Mühle 
hat drei Mahlgänge: einen grofsen für das Verkaufsmehl, einen 
Schrotgang und den sog. kleinen Mahlgang. Auf letzterem wird 
das von den Leuten gebrachte Korn gemahlen. Da das Ver¬ 
kaufsmehl in der ganzen Umgegend Absatz findet und hier 
Erkrankungen nicht vorgekommen waren, auch Tiere durch 
Schrotfutter nicht krank geworden waren, so konnten der grofse 
Mahlgang und der Schrotgang ausgeschlossen werden. Es waren 
aber diejenigen ausnahmslos erkrankt, welche ihr Korn auf dem 
kleinen Mahlgange hatten mahlen lassen. So konnte in der 
Voraussetzung, dafs auch die in Negenborn aufgetretenen Krank¬ 
heiten Bleivergiftungen waren, angenommen werden, dafs der 
kleine Mahlgang der Duhne-Mühle in Negenborn Bleifüllungen 
enthalte. Die Tatsache, dafs die Erkrankungen im Herbst ein¬ 


traten und im Frühjahr abliefen, fand darin ihre Erklärung, dafs 
die Kornvorräte nur bis zum Frühjahr ausreichten. 

Nachdem ich am 19. Januar festgestellt, dafs die Erkran¬ 
kungen in Negenborn Bleivergiftungen waren, begab ich mich 
zur Duhne-Mühle und liefs den Läufer des kleinen Mahlgangs 
hochwinden. Hier fand ich, dafs die obere Fläche des Grund¬ 
steines so gehäufte Bleifüllungen verschiedener Gröfse, bis zu 
der eines Fünfmarkstücks, enthielt, dafs derselbe ein marmo¬ 
riertes Aussehen hatte. Ein aus dem Mühlsteine herausge- 
meifseltes Bleistück war blankgeschliffen und zeigte konzen¬ 
trische Riffelungen, aus welchen deutlich zu ersehen war, dafs 
Bleiteilchen durch den Mühlstein abgeschürft waren. 

Das am folgenden Tage auf Anordnung Herzoglicher Kreis¬ 
direktion o zminden aus dem Mühlstein entfernte Blei hatte ein 
Gewicht von 10'/ 2 Pfund, es waren auch die sog. Haue mit Blei 

ausge ü . er grofse Mahlgang war bleifrei, der Schrotgang 
enthielt einige Bleifüllungen. 


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Von Sanitatsrat Dr. Niemann. 227 

_ 

YM, vi'V^ s ,ver giftungen begannen im August und September 
e ' lie r Zeit, in welcher das geerntete Korn zur Mühle 
den ' wvlT ~ < ^ e > un d endeten im allgemeinen im März des folgen- 
19(y^ v ^ e>s - je nachdem der Vorrat reichte, um dünn im Herbst 
zu beginnen. Im Sommer waren die meisten ge- 
jg, ^ehl zu kaufen, und damit hatten die Vergiftungen ihr 
jc^. Einige Ungläubige, welche trotz der ihnen am 19. Januar 
^ gewordenen Aufklärung den Genufs des ßleibrotes fort- 
^*^n, wurden durch die noch im Februar 1908 aufgetretenen 
0 *'*hen bekehrt. 

j ^ Nachdem behördlicherseits die Verwendung des aus der 
'^ine-Mühle stammeuden Mehles zu Nahrungszwecken ver- 
**^n war, wurde das Mehl als Viehfutter verwandt, und es er- 
*^*lkten infolgedessen Schweine und Kühe, der Genufs der Milch 
^ solchen Kühen hatte bei Kindern Brechdurchfälle zur Folge 

der des Fleisches der erkrankten Tiere rief in Gemeinschaft 
j * t; dem ßleibrot ein schweres Krankheitsbild hervor. Das Blei- 
wurde darauf auf behördliche Anordnung vernichtet. 

* Während der Zeit vom 19. Januar bis 3. April 1908 habe 

in Negenborn 119 Fälle von Bleivergiftung festgestellt, von 
^ en ich 73 untersucht habe. Dazu kommen noch 35 blei- 
^^Hnke Männer, welche von der Gemeindeschwester ermittelt 
»'den sind. Nicht einbegriffen sind die Familienmitglieder der 

^^'tsfiteren, so dafs man wohl während der Jahre 1906 und 1907 
^Oo Bleivergiftungen unter 1096 Einwohnern annebmen kann. 

Um die Schädigungen zu ermessen, welche allem durch Ver- 
an Arbeitskraft entstanden sind, sei angeführt, dafs die 
I'dx~«.nkenkasse der »Administration der Sollinger Steinbrüc 
’V'Oxi. 57 in Negenborn beschäftigten Steinarbeitern seit Angus 
bis 15. Mai 1908 2122 Krankheitstage zu verzeichnen 

'Vi ut^t: o 

JJafs Bleivergiftungen durch bleihaltige Mühlsteine entS ^ e gl | ier 
,st allgemein bekannt. Meine Aufgabe könnte ^ ^ 
der Erwähnung obiger Befunde erledigt sein. We> IlU lC einer 
de hn 0c jj versuche, die Bleivergiftungen in Negenborn ^ ^ 

n ^he ^ ez3 Betrachtung zu unterziehen , so leitet micb 


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228 


Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl. 


sache, dals die durch metallisches Blei in Negenborn entstandene 
Massen Vergiftung an Zahl der Fälle die bisher in Deutschland 
vorgekommenen übertrifft. Zudem hat die Beobachtung derselben 
in wissenschaftlicher Beziehung zu Ergebnissen geführt, welche 
ein gewisses Interesse erhoffen lassen. 

Aus der Literatur habe ich folgende durch bleihaltiges Brot 
hervorgerufene Massen Vergiftungen feststellen können: 


I. In Frankreich: 


1. In der Umgebung von Chartres 1866 2 ) 350 Erkran¬ 
kungen mit 20 Todesfällen. Die Mahlfläche des Mühl¬ 
steins war mit Blei ausgegossen. In 100 g Mehl waren 
0,001 Blei. 


2. 70 Fälle von Bleivergiftung durch bleihaltige Brotwaren 
in Paris 8 ). Bleiasclie, stammend von im Backofen ver¬ 
branntem Holz, welches mit Bleiweifs angestrichen war. 
Die Asche war im Ofen liegen geblieben und so in die 
Backwaren gelangt. 


AU Deutschland: 

1. In der Umgebung von Giefsen 4 ) 15 Fälle. Die Füll- 
se des Mühlsteins bestand infolge Verwechslung mit 
aun aus Bleizucker. Das Mehl enthielt 0,055%, das 

■ 0,068 °/ 0 Blei. Andere Brotproben hatten 

einen Gehalt von 0,013% Blei. 

TVIp ? er "'ühnt 40 Erkrankungen mit einem 

• -ry -! Füllmasse des Mühlsteins bestand aus 

nifrc e? yzerin mit Bieigiatte - 
bleihaltiges Mehl g ,n ® ^ V ° D Ver « iftun ® en durch 
beamte von Sch V ° r()Sl19 )* Der Gewerbeaufsichts¬ 
jahresbericht Igo« ! D Und Neubur S schreibt in seinem 
Mühlsteinen 2Ur ln 155 Mühl werken Blei an den 

Haue in dem V Sendung komme. Es waren die 

allerdings im cL T*" L&a * er mit Blei ausgefüllt, was 
S m Geset * nicht verboten ist.« 


3. 


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Von Sanitätsrat Dr. Niemann. 


229 




:otersuchungen der Bleikranken in Negenborn hatten 
■f. «stzustellen: 




<1 






^Menge des bis zum Eintritt der manifesten Symptome 
^ er Bleivergiftung eingeführten Bleies. 

* ^as Vorkommen der beiden Hauptsymptome, Kolik und 
Bleisaum, und die mutmafsliche Ursache des Fehlens 
derselben bei Bleivergiftung. 

^ ■ Die übrigen nach Aufhören der Bleizufuhr noch vor¬ 
handenen Störungen und die Diagnose der Bleivergif¬ 
tung bei Fehlen der beiden Hauptsymptome. 

X)ie Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in nachfolgei*. 
Übersicht (S. 230—245) zusammengestellt. 

iSine gröfsere Anzahl der Fälle habe ich mit dem Herrn 
'^tdozent Dr. P. Schmidt aus Leipzig untersucht, welchen 
Xvissenschaftliches Interesse für die Negenborner Bleikrankheit 
^^Liergeführt hatte. Ich verdanke dem genannten Herrn manche 
^S'^rung auf diesem Gebiete. Herr Geheimrat Hof mann, 
jj- zig, war so liebenswürdig, die Ergebnisse der im Hygienischen 

jy-^^tiitut daselbst vorgenommenen chemischen Untersuchungen des 
^.^^^^►^nboroer Bleimehls mir zur Verfügung zu stellen. Die übrigen 
^ *> 3 iscfaen Untersuchungen verdanke ich dem Herrn Apotheker 
i ^ «hoff in Holzminden. Herr Dr. Langemey© r i° ^°^ z ' 
«den hat mich bei den Untersuchungen der Kranken wieder 
frenndlichst unterstützt. ^ 

j£a ist mir Bedürfnis, den genannten Herren an dieser e 
l h^irien Dank auszusprechen. 

Zu bemerken ist, dafs die mit fortlaufenden Nummern 
Sef y-aTten Bleikranken untersucht, die nicht mit Nummern 
^h^T^eu nur ermittelt worden sind. 


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230 


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über Vergiftungen mit bleihaltigem Brot mehl. 


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• Orifinarfrörn # ' ' * ji" 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Von Sanitätsrat Dr. Niem ann. 


231 


Kolik 






j^tome 

*xim 


Koliken 


äh den 
Unteren Vor- 
tl^rz&hnen 


'^n 


kein 


^r^CK 


*«Ql 


d e*s 


^1. 


leicht an den 
vorderen 
CJnterzäbnen 

kein 






bre( ^-K ■* 


*Ör- 




stark an den 
, vorderen 
Unterzähnen, 
j Oberzähne 
fehlen 


Kol« 




"NVai. 


KoWk^xi 


stark an 
U nterzähnen, 
schwach an 
Oberzähnen 
vorn 

stark an den 
0 vorderen 
Scbneide- 
\ zähnen 

1 stark an nnt. 

, Schneide- 1 
I ^flbnen and 
/ nfl^ren 
/ webten Mahl- 

/ <Su“‘ 

/ 

I 


I 


Hämoglob. 

°/o 


60 


60 


61 


70 


60 


60 


50 


Sonstige Krankhefts- 
erechelnungen, 
Befunde, Bemerkungen 


Befund am 21. Juni 


49 


| PeroneaIlähmung,Streok- 
I lähmung des III. u. IV. 
Fingers rechts 


im Fehr. 1907 im Kranken 
hause zu Stadtoldendorf 
behandelt 


Urin frei von Eiweifs 


rechts Venensausen 


55 j allgemeine Schwäche, Ab¬ 
magerung 


in 100 g Mehl 0,0179 g Blei. 
Von Haustieren erkrank¬ 
ten 1 Kuh, 2 Schweine, 
in der Kuhmilch Blei. 

M agenbesch werd en, 
Schwäche 


allgemeine Schwäche, 
Mnskelsch merzen 


schwacher Saum, 
Hauch, Peronea 
lähmung gehob 
Radiaislähmung 
steht 


kein Saum, Wol 
befinden. 


kein Saum, g e 
Aussehen 


desgleich ec 


desgleichen 


schwacher Saum 
den Unterzähnen, 
Schwäche, Gliede 
schmerzen 


schwacher Saum 

unten, Schwindel 
Mattigk elt * K °P f 

schmerzen 

stark unten ™ 

des Zahnfleische* 

Schwache, Mage 
besebwerden 
nicht gesehen 


Difitized b 


Google 


Original ffom 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



232 


Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl. 


Nr. 


Name 


1906 


Zeit der Erkrankungen 

1907 | 1908 


| Wann zuerst Blei¬ 
brot verzehrt? 


10 


11 


Marie Eilers 124; w. 
Tochter 

' | 

I 

2 Knechte jm. 

Sohn 13 m. 

Ww. Martin 38 w. 
Nr. 89. 


12 

13 

14 


Sept.: 

Magen - 
schmerzen 

Koliken, nicht 
bettlägerig 


Ende Sept.: 
bettlägerig, 
Koliken 


Aug. Martin 13 m. | Ende Sept: 

Durchfall, 


Sohn 

Frdr. Martin 5 m. 

Albert 15 m. 

Martin ! M - 


15 1 Robert 

Martin 

16 Heinrich 

Bertram 
Nr. 25 


32 


17 Minna Ber- 30 
tram, Ehe¬ 
frau 1 


m 


nicht krank, 
desgl. 


w, 


März: 

Kolik 


Jan. u. März 
Jan.: 

Erbr., Durchf., 


I 


: vom 28. Jan. bis 
Febr. 

| vom 10. Mai bis 
3. Juni 

vom 17. Juni bis 
17. Juli 


Koliken i, dauernd vom 

I August 06 bie 
Febr. 08 

desgl. desgl. 

Erbr., Durchf. j desgl. 


Bleibrot anfangs 
i Sept. 06 drei 
Wochen lang, 
darauf Mehl ge¬ 
kauft. 


desgl. 

desgl. 

von der blei 
kranken Mutter 
gestillt 

desgl. 


vom 27. Jan. bie | anfangs Jan. 07 
25. Febr. bis Juni 07, 
Koliken ti vom Juli b. Dez. 

07 kein Blei¬ 
mehl 

anfangs Jan. 08 
wied. Bleimehl 

Jan. u. Febr.: Magen- ^ Jan. bis Juni 07, 

Leibschmerzen beschwerden anfangs Jan. 08 


Frau Ber¬ 
tram, Mutter 

60 

w. 

_ 

Febr.: 

Erbr., Durchf., 
nicht krank 

Febr.: 

Erbr., Durchf., 
nicht krank 

Sohn Ber¬ 
tram 

1 

11 

I 

m. 

i 


desgl. 

Jan. u. Febr.: 
Durchfälle mit 
Leibschmerzen, 
nicht bettläger. 

Tochter 

7 

w. 

_ , 

desgl. 

1 

Erbr., Durchf. 1 

Bertram 1 

1 



l 

ii 

ü 


Jan. 07 
Jan. 08 


desgl. 


desgl. 


Digitized by 


Go igle 


Original from 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 






Von Sanitätsrat Dr. Niemann 


Digitized by 


Kolik 


Hauptsymptome 
| Saum 

! 


Hfimoglob. 

°/o 


Sonstige Krankheit^ 
erseheiman ^ 

Befunde, 


Koliken 


schwach an 
unteren 
Schneide- 
zähnen 


53 


blasse Schleim*,*^ 

starkes Venensaoaei 


Koliken 

leicht an 
unteren 
Schneide¬ 
zähnen 

Erbrechen 
u. Durchfall 

kein 

desgl. 

kein 

i 

— 

_ i 

— 

i 

Koliken | 

! 

stark an 
unteren 
Schneide¬ 

i 

i 

zähnen 

i 

leiche Kolik. | 

i 

stark an 
unteren 


Schneide¬ 

i 

zähnen 


55 


der Mann starb 1 r 
a^ 8 24 ar ^ iCtlt ' bl « ik ^ank 

am 24. November lSCi 
Zwillinge, von der Muttei 
gestillt. Ärmliche "Ver 
bältnisse. Bl utausstrich 

: Q inc * Oesichts 
felde 2—8 gekörnte Ery 
throzyten 


70 im Gesickitaf elde 2—3 ge 

j 1 körnte Erythrozyten 

70 !; desgleichen 

70 Druckschmerz am rechten 
1 Epicondylus , Glieder- 
| schmerzen , Schwäche, 

| 100g Mehl1 0,00384 g Blei 


55 1 Kind geboren am 2. März 

: 1907, Kind 66% Hämo- 
i globin, starke Kömnng 
j der Erytturoxyten 



Gck 'gle 


Original fro-m 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



234 


Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl. 


Digitized by 


Nr-jj Name 

Wi 

JB !| 


Zeit der Erkrankungen 

Wann zuerst Blei- 1 

< 

' cc 
© . 
o 

1906 

1907 

| 1908 

brot verzehrt? 

j| 

Tochter 

i 

5 

1 ,rf! 

I W.'l 


desgl. 

Erbr., Durchf. | 

Jan. 07 

!| Bertram 

1 

i |j 


j 

Jan. 08 

r Tochter 

3 

W..j 

— 

desgl. 

e desgl. | 

desgl. 


j Bertram 

18 Wilh. Loh 
mann 
ii Nr. 83 


19 j| Frau Loh¬ 
mann 


45 


20 


37 


H. Dörries 62 
Nr. 82. 


21 !j Karoline 50 
Dörries, 

Frau 


22 


Anna ! 

Dörries i 


17 w 


23 Lina Ripke, 23 w. 
| geb. Dörries 


'• i! ! 8 

24 i W. Twele ÜSO'm.ij 
1 Nr. 126. •* I 


,1 : ; H 

25 ;! Karoline ,.51 w. ; 
Twele, Frau || 


26 j Auguste i! 11 w. 

| Twele 1 | 

27 Aug. Twele ||l3 j w.|| 


20. Febr : 
Koliken 


vom 3. Jan. OS 
Bleimehl 


Febr.: 

Erbrechen 


Ende August: Jan: 

Koliken I Koliken 


vom 3. Jan. OS 


anfangs Aug. 07 
dauernd 


desgl. 
nicht bett- 
j lägerig 

desgl. 


Jan.: 

desgl. 

nicht bettläger. 


Fan., Sept., De/, j Jan. 

Koliken Koliken dauernd 


desgl. 


desgl. 


1 seit Herbst 0o 


Nov. 


desgl. 


Febr. 


desgl. 

Febr.: 

Magen - 


Ende Dez.: 

Magen- 

beschwerden, beschwerden 
nicht bettläger. 1 

Dez.: ! Febr.: 

Erbr., Durchf. Erbr., Durchf. 


desgl. 


desgl. 


Okt. 07 bis Jan. 
: 08 

i 

desgl. 


desgl. 

desgl. 


Go igle 


Original from 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 






Von Sanit&tsrat Dr. Niemann 


Digitized by 


Hauptsymptome 
Kolik | Saum 

Hämoglob. 

°/o 

Sonstige Krankheit«. 

ersehe! nunteen 

Befunde, H«ncrkuiu,p tl 

Koliken 

i 

i 

stark an 
unteren 
Schneide- 
Kähnen 

48 

| 

Ein vorstehender ob«™.. 
Schneidezahn hat de 
entsprechenden unt »k 

geschliffen, Zat^nfleiech 

rand fest, nicht verfärbt. 
Im Dnn kein Blei, Mehl 
0,01 g Blei * Meö1 

Erbrechen 

deegl. 

: 

51 

i 

blafs, Venensauaen, iir 

Harn kein Blei 

Koliken 

1 

I 

| 

; leicht an 
unteren 
! Schneide- 
zähnen 

1 

57 

Strecklähmung des III. 
IV. und V. Fingers bei 
der Hände, in lOO g Mehl 
0,0019 g Blei, in der 
Milch der an Bleiver¬ 
giftung erkrankten Kuh 
ist Blei qualitativ nach¬ 
gewiesen 

leichte 

1 Koliken 

desgl. 

60 

Schwäche, Magen¬ 
beschwerden 

Koliken 

f 

schwach an 
unteren Vor¬ 
derzähnen 

70 

schwach, blafs, Amenor- 
rhöe vom Sept. 1907 bis 
Januar 1908 

starke 

Koliken 

stark an vor¬ 
deren Unter¬ 
zähnen 

46 

im Januar 1908 im Kran¬ 
hause zu Holzminden, 
Regel alle IO Tage 


stark, rings¬ 
um unten u. 
oben vorn 

i 

50 

Magenbesch werden, 
Schw&che, lOO g Mehl 
enthalten. 0,013 g Blei 

Magen- 
besch werden 1 

stark unten 
vorn 

50 

Inter costalneuralgie, 

Schwache. Di© Schweine 
haben Bleikolik 

^ibrecben / 

! a. Durchfall / 

schwach 
unten vorn 

48 

Venensauaen 

Erbt., Dreht ' 

kein 

70 

I - 

n 


Gck igle 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 




236 


Über Vergiftungen mit bleihaltigem brotmehl. 


Nr. 


Name 


28 H. Twele, 
Frau Nr. 111 


Twele, 

Nr. 111 


Sohn Twele 
MinnaTwele 


29 

30 

31 

32 

33 


Karoline 
Albrecht 
Nr. 55 

Karl 
Albrecht 
Nr. 55 

Karl 

Albrecht 

Karoline 

Albrecht 


Wilh. 

Albrecht 


1906 


Zelt der Erkrankungen 

I 1907 


1908 


w. Dez.: 


Wann znent BW- 
brot verzehrt? 


Kolik 


m ! Dez.: 

i| Kolik u. Durch* 
I f&lle, nicht 
bettlägerig. 

m. Dez.: 

!} Erbr., Durch! 

w.' Dez.: 

J Erbr., Durch!, 

! 4 Wehn, krank 


Ende Okt. 06, 
darauf anderes 
Mehl 


deeg! 


44 w 


22 m. 


Okt.: 


Jan.: 


34l! Anna 
lj Albrecht 

351 Karl Deppe 
Nr. 22 


Sohn Deppe 

Anna Deppe 
Tochter 

361| Aug. 
Beinecke 
Nr. 61 

37 !| K. Reinecke 
Nr. 61 


m. 


w. 


Kolik. 

desgl. 

desgl. 


Kolik 


Jan.: 


desgl. 

desgl. 

desg! 


5|m. 


w. 


na. 


w. 


m.! 


August: 
Kolik und 
Durchfall 

August: 
Kolik 


desgl. 


Okt.: 


desg! 


Okt.: 


Jan.: 


Erbr., Durch!, j Erbr., Durch! 
nicht bettläger. 

desg! desg! 


Febr.: 

Kolik u. Durch! 

i 

desg! 
desg! 


desg! 

desg! 


j Sept. 07 
, dauernd Blei* 
mehl 

desg! 


desg! 

desg! 

desg! 


Febr.: 


m. Okt.: 

; leichte Koliken 


Kolik 


desg! 

I 

A.ug. 06 darai 
anderes Brot 

desg! 

desg! 

Sept. 06 häuf 
anderes Brot 

1 

i ; 

desg! 


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Go», igle 


Original from 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 









Erbrechen 
“• J^urchfaJ] | 


Koliken 


Koliken 


Erbrechen 

I «i-Darchfau 
deagl. 

i K n Üi \ n und 

Durchfall 


schwach 
j unten 

oben 

flchnracjj 

“nten stark 
nein, da 
»eine Zahne 
leicht unten 


kein 


56 


61 




in 


Eni, 


Beb 0^4 

blaaiu 


~ i^ssss’^r^i^ 


Alusk^ 


» 8chwä( 
***d Arn 

** ttaach, 
Glied 

Hauch, 

^fawäche 

-ixiräche 


Wohl befind, 


en 


Veot 

8ch\ 


-^^aueb, L* 
bessert. 


Kolik, 


en 


»chwach a n 
n terzähnen 

kein 


65 


versjfj^g V< ^ d *cJ 81 ®!' Il Verdis. 

mS.‘" ««w<ä| 

1 Rll_ **■ 


Ell_ 
recb 


6 


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Original fro-rn 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



238 


Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl. 


Nr. 


Name 


1906 


Zeit der Erkrankungen 

1907 i 


3908 


Wann zuerst Blei- 
brot verzehrt? 


38 

39 

40 

41 


H. Reinecke 
Nr. 61 

Minna 

Reinecke 

Frau 

Auguste 

Reinecke 

Herrn. 
Dehne Nr. 6 


Helene 

Dehne 


! 

33 m. 


60 w. 


Okt.: 

schwache 

Kolik 

Sept.: 
Übelkeiten, 
Erbrechen. 


24 m.jiSept : Erbr., 

! nicht bettl. 

13 m. - 


11 


Febr.: 

Kolik 


Dez.: 

Erbr., Durch f., 
nicht bettläger. 

Durchf., nicht 
bettlägerig 


Erbrechen 

Erbr., Durchfall 

leicht Durchf. 


8ept. 06, häufig 
anderes Brot 


desgl. 


desgl. 

vom Okt. 07 
dauernd 


desgl. 


42 


43 


44 


Schnepel 
Frau Nr. 124 


H. Balke 
Nr. 41 


27 w.i, Okt.: 

| Erbr. u. Ver¬ 
stopfung, 

I nicht bettläger. 

42 m. — 


H. Balke 
Frau 


43 w. 


Jan.: 

Erbr., n. bett¬ 
lägerig 

Jan.: 

starke Durch¬ 
fälle, nicht 

schwer krank 

Jan.: 

5 Wehn. Durch¬ 
fälle, nicht 
bettlägerig 


45 


Friedr. 

Balke 



desgl. 


Wilh. Balke 18 m. 

'■ ii 


! H. Brandt 

Ü Nr. 85 

|45 

m 

Okt.: ! 

Verstopfung, 
wechselnd mit 
Durchfällen u. 
Erbrechen 

H. Brandt 
Frau 

50 

w. 

Nov.: 

Magen¬ 
schmerzen, Er¬ 
brechen, nicht ! 
bettlägerig t 

H. Hesse 

Nr. 168 

140 

m. 

Nov.: 

Erbr., Durchf. 

H. Henze 

Nr. 64 

43 

1 

— 

Sept.: 

1 , Durchf., Erbr. 1 

\ i 


Jan.: 

Durchfälle, 
nicht bettläger. 


alle 14 Tage 


Sept. 06, dann 
anderes Mehl 


Dez. 06, dann 
anderes Mehl 


desgl. 


desgl. 


desgl. 


Sept. 06, hinter¬ 
her anderes 
Mehl 


desgl. 


Okt. 06, hinter¬ 
her wenig Brot, 
viel Milch 

Aug 06 b. Früh¬ 
jahr 07 


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Original fro-m 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 




Von Sanitttsrat Dr. Ni 


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i Kolik 

| Saum Häm ^ lob 

erscheinen 

Befunde, Be me f ku ^ or - 

Kolik 

i schwach — 

unten 

! allgemeine Schwach« 

Crbrechen 

1 desgl. ; — 

1 

» 

Erbrechen 
u. Durchfall 

j 1 

kein , — 

i 1 


Durchfall 

! ’ ! - 

— 

Erbrechen 

• i - j 

Schwäche 

Durchfall 

i 1 

’ - . 

, 

> 

> 

i 

> 1 — 

J 

r $ 

> — 


Durchfall u. 
Koliken 

i ! 

i 

_ l _ 

1 

; i 

leicht unten — 

i 

i 

Schwäche 

Erbrechen 
and Koliken 

I 

kein — 

— 

Erbrechen 
a. Durchfall 

J 

1 deßgi. j 

) 1 

> — 

— 

> — 

— 


Archiv für g rgtfa0 _ S<1. r^xjx. 


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Original frorn 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 



Über Vergiffcungeu mit bleihaltigem Brotoehl. 

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Oe b, 4a.rf«a? 

an4w«s Brot 


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UN , E"'.■ “ 0?> ; !G1H!6A>4 





Von Öanitätsrat Dr. Niem 


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ann. 


Kolik 


Hauptsymptome 
I Saum 


Ilflmoglob. ! 


Sonstige Kraiikh,.i.„ 

erwheinnnKen 

Befunde. Bemerk»» gon 


Koliken 

| leicht an 
j Oberzähnen 

:l 

Vom 10. — 20 _ , 

• ^ovemher 

in der Göttinger Klinik. 

Koliken 

stark an 
Unterzähnen 



> 

desgl. 

“ | 

_ il 

— 

Erbrechen 

kein 



Koliken 

Saum am 
linken 
unteren 
Eckzahn 

i 

1 

|j 

l 

__ |j 

| 

i 

Koliken 

stark an 
Unterzähnei i 

I 

l| 

— 

— 

1 

' 1 

i 

li 

im Februar 1907 gesundes 
Kind geboren 

1 

_ 

1 

j 

— 

Koliken 

| 

1 

j 

/ 

schwach 

unten 

| 

i 

70 

Kind geboren am 6 . Dez. 
1906, gestillt, gesundes 
Aussehen des Kindes, 
05 o/ o H&mogl., 2—3 Ery¬ 
throzyten im Qeeichts- 
feldej 


Gck 'gle 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 





242 


Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl. 


Nr. 


Name 


1906 


Zeit der Erkrankungen 

1907 


1908 


Wann zuerst Blei¬ 
brot verzehrt? 


57 j Grupe,Bahn ||27 jm. 
[I arbeiter 
i Nr. 52 


58 Aug. Ber- 
I tram Nr. 80 


26 m. 


59 

60 

61 

62 

68 


K. Kosse- j32 
behreNr.73 tj 

MarieBecker || 231 w. 
Vater, 

Matter und 
1 Schwester 


Lina 
Albrecht 
Nr. 55 


19i w. 


Sept.: 

Kolik 

Okt.: 

5 Anfalle 

Nov.: 

Kolik. 

Sept. u. Okt.: 
nicht wesent¬ 
lich krank 


desgl. 


bis Febr. 
Koliken 


Jan. 


Kolik 


Dez.: 


Jan. 


Aug. Twele ; 18 
Nr. 126. 


Karoline 49 |w. 
Schtine- 
mann | 

Tochter Al- 'Isolw 
wine 1 


Kolik 

desgl. 


i i! 

64 ,i Wilh. Twele 23 

Nr. 84 

II 

65 * Fritz Balke 29 

i Nr. 84 | 

66 j Franz ij 18 

Reinecke l ! 

*1 Nr. 21 


67 || Karl 
Schoppe 
Nr. 74 


28 


68 

69 

70 

71 


Wilh. Moos |28 
Nr. 89 


K. Brandt 


25 


K. Müller 32 
Nr. 107 S 


Aug. Brandt 
Nr. 100 


23 


m. 


m 


m. 


Okt.: 

leichte Koliken, 
nicht bettlftger. 

Okt.: 

Erbrechen 

desgl. 


Okt.: 

Kolik 

i Nov. u. Dez. 


Kolik 

desgl. 


Dez. 

Erbrechen 

Dez. 

Leibschmerzen, 
nicht bettlftger. 


Jan.: 

Erbrechen 

desgl. 

desgl. 


m. Okt.: 


m. 


Kolik 

desgl. 

desgl. 


Jan. 


Kolik 

desgl. 


i Jan.: 


Kolik 
desgl.. 


desgl. 


Sept. 06 b. Febr. 
07, dann ende 
res Mehl 

i Okt. 06 bis Jan. 

| 07 

anfangs Sept. 06 
bis Okt 06 


Sept. 06, dann 
anderes Brot 


seit Okt. 06 
i dauernd Blei- 
| brot 

| seit Okt. 07 
zwischendurch 
Weilsbrot 

desgl. 


seit Sept 06 
zwischendurch 
| Weifsbrot 

1 Sept. 06 
! desgl. 

| desgl. 


Sept 06 hinter¬ 
her anderes 
Brot 

Okt. 06 hinter¬ 
her anderes 
Brot 

Okt. 06 
desgl. 

vom 8 ept. 06 bis 
Jan. 08 

desgl. 


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Original from 

UNIVERSETY 0F MICHIGAN 





Von Sanitätsrat Dr. Niemann 


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Kolik 

Hauptsymptome 

Baum 

H&moglob. 
°/o ! 

1 

Sonstige Kranichnit» 

erecheinut»Slf lt8 ' 

Befunde, BemefkSWen 

Koliken 

> 

1 

unten 

schwach 

stark an 
Unterzähnen 


Strecklähm untr de« a . 

4- Fingers linker Hnn^ 
(linkshändi g) äand, 

Muskel schwäche 

> 

\ an Unter¬ 
zähnen vorn 

— 

Magenschmerzen, Schwfl 
cne 

leichte 

Koliken 

schwach an 
Unterxähnen 


-- 

Koliken 

Hauch unten 

■ 

— 

> 

kein 

— : 

Gliederactkmor^^n, Ma- 

genschmersen 

Erbrechen 

leicht unten 

— 

— 

leichte 

Koliken 

kein 

i i 

_ jj 

! i 

— 


> 

!l Magenschmerzen 

> 

schwach 

- i 

i 

— 

Koliken 

i 

kein 

| 

i 

; 

— 

» 

! leicht unten 

1 

" i 


> 

» 

> 

f 

j stark 

| 

— 

' 1 

i 

1 

> 

J 

i 


Gck igle 


Original fro-rn 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 




244 


Ober Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl. 


Nr 

1 Name 

: i 

i ^ 

■ © 

3 1 
© 1 

j Zeit der Erkrankungen | 

Wann zuerst Blei¬ 

\\< 

lJj 

1906 

1907 

1908 

brot verzehrt? 

72 

Karl Dörries 

Ü— 

|29 

m. 

Okt. bis Dez. 



Sept. 06 hinter¬ 



! 


Koliken 



her anderes 
i Brot 

l 

i 

, Dörries,zwei 

24 

w 

| Okt.: 

_ 

_ 

— 


' Schwestern 

'bis 

36 


Magen- 

1 besch werden, 


l 

i 





i 

Erbrechen, 
nicht krank 





Frau Dörries 

59 

W’J 

desgl. 

— 

— ; 

— 

73 

VV. Twele 

37 

m 

Okt. : 

Jan. 

— 

Sept. 06 dauernd 


Nr. 87 



Kolik 

Kolik 

t 

1 


Fr;iu u zwei 

' _ 

_ 

Okt.: 

desgl. 

_ 

desgl. 


| Kinder 


| 

nicht wesent- 
l lieh krank, 
i Magenschmerz. 

*■ » 



; 


I. Bestimmung der Menge des bis zum Eintritt der ersten 
Symptome eingefdhrten Bleies. 

Nach den im Hygienischen Institut in Leipzig vorgenom¬ 
menen Untersuchungen enthalten vier Proben des Negenborner 
Bleimehls 

in 100 g 0,01792 g metallisches Blei 
» 100 » 0,00384 > » » 

» 100 » 0,01696 » » » 

f 100 > 0,00130 » » . 

In einer fünften Probe fand Herr Apotheker Bischoff: 

0,019 g metallisches Blei. 

Die erheblichen Schwankungen des Bleigehalts beruhen auf 
dem jeweiligen Schärfen des Mühlsteins, wodurch jedesmal 
die Bleifüllung mehr hervortritt und demgemäfs mehr abge¬ 
schliffen wird. 

Durchschnittlich enthält das Mehl 

0,0138 metallisches Blei. 

Die manifesten Symptome der Bleivergiftung, insbesondere 
die Bleikolik, traten ein, nach dem 3—4 Wochen lang Bleibrot 
eingeführt war. Da der Bleigehalt aufserordentlich schwankt, 


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Original fro-m 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 



Von SanitÄterat Dr. Nietn 


ann. 


Kolik 

Hauptsymptome 

Saum | 

i 

| Hämoglob. 
% 1 

Sonstige Krankheit. 

ersehe i n un eilf 1 ta ~ 
Befunde, He me ?u"’„ Ken 

Koliken 

. . 1 
kein 

! i 

| 


Koliken 

oben und 
unten starteer 
Saum 

i 

Magenbeechwerden 

— 



7. Januar 1908 gesundes 
Kind geboren, lehnt die 
Untersuchung ab 


so kann zur Feststellung der täglichen Menge : 
schnittszahl berücksichtigt werden. Wenn nach S 
S. 779) der Bleigehalt des Brotes sich zu. dem des M 
zu 0,055 verhält, so würden 100 g Negenborner B 
Bleigehalt des Mehles von 0,0138 = 0,0170 m 
enthalten. 

Nimmt man nach Voigt als Tagesquantum 
wachsenen 750 g Brot an, so berechnet sich die i 
auf 0,1275 g. 

In 21 Tagen ergeben sich 2,6775 g, in 28 Tag 

Demnach haben in Negenborn 2,6775 bzw. 
Bleikolik hervorgerufen. 

Kobert nimmt mit Brouardel 7 ) an, dals 
Zufuhr von 1 mg Blei nach einigen Monaten 
führt. 

II. Die Hauptsymptome, Kolik und Bleis 
1. Die KLolik. 

Die beiden Hauptsymptome der Bleivergiftung 
Bleisaum, der Bleisaum kann fehlen. Tanquerel 
hat unter 200 Hallen von Bleilähmungen in 7°/, 



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246 


Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl. 


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gehenden Koliken gesehen ( 7 ) S. 203). In bezog auf die Kolik 
zeigt die Übersicht bemerkenswerte Unterschiede. 

Unter den Erwachsenen haben die Männer wochenlang 
Koliken mit Remissionen gehabt und ein schweres Krankheits¬ 
bild dargeboten. Weniger krank sind im allgemeinen die Frauen 
gewesen. Dagegen hat von den 14 von mir untersuchten 
Kindern im Alter von 5—16 Jahren, welche nachweislich Blei¬ 
brot in relativ gleicher Menge zu sich genommen haben, nur 
eins (Nr. 2) Koliken gehabt. 

Von den übrigen 13 Kindern hatten 8 Erbrechen und Durch¬ 
fälle, 4 nur Durchfälle, 1 nur Erbrechen. Dabei sind 4 Kinder 
(Nr. 2—5) 2—4 Wochen lang vorübergehend bettlägerig gewesen, 
sind aber von schweren Krankheitserscheinungen verschont ge¬ 
blieben. 

Bei den Untersuchungen boten sie im Gegensatz zu den Er¬ 
wachsenen kein charakteristisches Krankheitsbild. Auch von 
den 27 nicht untersuchten Kindern der Übersicht litten nach 
den Berichten der Angehörigen 22 an Erbrechen und Durchfall, 
5 davon klagten über Leibschmerzen und Verstopfung und 
hatten mehr Beschwerden, aber sie galten nicht als wesentlich 
krank. Wiederholt hörte ich von den hleikranken Eltern, dafs 
das eine oder andere Kind bei der Ernährung mit Bleibrot über¬ 
haupt nicht krank gewesen sei. 

Dieser milde Verlauf der Bleivergiftung bei den Kindern 
und die scheinbare Verschonung mancher von der Bleivergif¬ 
tung ist mit Immunität nicht zu erklären. Denn dafs es eine 
Immunität gegen Blei nicht gibt, darüber herrscht keine Mei¬ 
nungsverschiedenheit. 

Vergleicht man hiermit die bezüglichen Erfahrungen auf 
gewerblichem Gebiete, so kommen auch hier Fälle vor, in 
denen einzelne Familienmitglieder, welche unter gleichen äufseren 
Verhältnissen gelebt haben, verschont bleiben. »Allein diejenigen 
Fälle, welche als individuelle Disposition aufgefafst wurden, sind 
nach Lewin 8 ) nur als ein Fernbleiben von der Intoxikation 
anzusehen und betreffen Personen, die andauernd unter günstigen 


Gck igle 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Von Sanitfttorat Dr. Niemann 


Verhältnissen mit Blei arbeiten oder sich seihst 
unbewufst, gegen die Vergiftung schützen.« 


bewufst 



Auch Panieüski») erklärt das Verschontbleiben ei** 
damit, dafs dieselben mit der Zeit die Gefahren vor 
lernen; allein angesichts der Tatsache, dafs manche Blei**.*-*! 
Jahrzehnte bei schwerer gefährlicher Arbeit gesund hl 
während andere gleich im Anfänge ihrer Tätigkeit erkp 
nimmt derselbe auch eine individuelle Disposition an. 
sprechen sich aus: Pfeiffer und Proskauer 111 ), Elsä.s s 
und H. Schulz 12 ). 


<3 es 

^ V>«s D , 

L hen, 

^lich 


So sagt letzterer: »Von zwei Menschen, welch», 
selben Schädlichkeit ausgesetzt sind, erkrankt der eine 
als der andere.« Die Gründe kenne er nicht, sie lassen si 
durch Individualität erklären. 



Diese verschiedene Disposition wird durch das Altex* und 
das Geschlecht erklärt: Frauen und Kinder und Alkot*.«^►listen, 
kurz schwache oder geschwächte Personen sollen mehr y. «-» p Blei¬ 
vergiftung disponiert sein. So hält es Panienskia.a.O. fü p leicht 
verständlich, dafs jugendliche Individuen viel leichter döx- dele¬ 
tären Wirkung des Giftes erliegen als Erwachsene. 

Nicht ohne Bedeutung erscheine das Geschlecht. lasse 

sich annehmen, dafs Frauen, welehe gegen äufsere fca. ö^dlich- 

keiten empfänglicher sind als Männer, unter der BleierkTÄnkung 
mehr als letztere leiden. 

Auch M. Wolf 18 ) nimmt bei Frauen und Kindeine 
gröfsere Empfänglichkeit für Bleivergiftung an. 

Im Gegensatz hierzu macht W e g e n e r (a. a. 0.) die Er tarungi 

dafs diejenigen Arbeiter, welche als Pochjungen an^öfangen 
haben, es am längsten aushalten, * ebenso kenne ich IE*""* raneß' 

welche sehr lange die gefährlichsten Arbeiten verrichte't i»abe®' 

ohne bleikrank geworden zu sein. Eine besondere Emp>a m glich 
keit für Frauen möchte ich nur für die Zeit der Scha. '**’’'*>*' 


scbaft gelten lassen.« 

Aus diesen verschiedenen Beobachtungsergebnissö». i st ** 

ersehen, dafs die Gründe für das Verschontbleiben verscslfca.xede^. 
artige sein müssen, und dafs die Annahme, dafs Fraxx^n. 


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248 


t'ber Vergiftuogen mit bleihaltigem Brotmehl. 


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Kinder mehr zu Bleivergiftung disponiert seien, nicht immer 
den Beobachtungen entspricht. 

Was die Bleivergiftungen durch bleihaltiges Brot betrifft, so 
kann in den vorliegenden Fällen von einer Vermeidung der 
Gefahr nicht die Rede sein; denn die Kinder haben, wie das 
im Dorfe üblich ist, nicht etwa Weifsbrot, sondern regelmäfsig 
Schwarzbrot gegessen. Zudem ist festzustellen, dafs von den 
Erwachsenen sämtliche, die Bleibrot zu sich genommen hatten, 
auch bleikrank wurden, während die Kinder durchweg weniger 
heftig erkrankten. Diese Tatsache gewinnt eine gewisse Stütze 
durch die Beobachtungen, welche auf dem Gebiete der Ver¬ 
giftungen durch bleihaltige Nahrungsmittel sonst wohl gemacht 
wurden. 

So hebt Helwes 16 ) in seiner Übersicht von 29 Vergiftungs¬ 
fällen mit bleihaltigem Brunnenwasser ausdrücklich hervor, dafs 
zwei Kinder, welche am meisten Wasser getrunken hatten, nicht 
erkrankt waren. Auch Lesser 16 ) erwähnt die Vergiftung einer 
Försterfamilie mit bleihaltigem Leitungswasser, von der die 
17 jährige Tochter an Bleivergiftung starb, während der 11 jährige 
Sohn, welcher am wenigsten Wasser getrunken hatte, nur an 
einer mäfsigen Beeinträchtigung der Magen- und Darmfunktion 
gelitten hatte. Diese letztere Folgeerscheinung wird hier an¬ 
scheinend mit dem geringen Genufs von bleihaltigem Wasser 
begründet. 

Die auf beruflichem Gebiete gemachten Erfahrungen können 
als Erklärung für die hier in Frage kommenden geringeren 
Krankheitserscheinungen der Kinder nicht verwertet werden. 

Man mufs auch wohl zwischen beruflichen und den durch 
bleihaltige Nahrungsmittel, insbesondere durch Bleibrot, ver¬ 
ursachten Vergiftungen unterscheiden. 

Bei der beruflichen Bleivergiftung wird das Gift auf vielen 
Wegen zugleich, von Mund und Nase, Magen und Lunge, ja 
von der ganzen Körperoberfläche während der Dauer der Be¬ 
schäftigung mit Blei fast ununterbrochen und meist nur in 
kleinsten Mengen zunächst reaktionslos aufgenommen. Durch 
bleihaltiges Brot kommt das Blei in verhältnismäfsig grofsen 


Gck igle 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Von Sanitätsrat Dr. Nieman 


n. 


Mengen mit der täglich 3—4mal stattfind enden Aufnahm 

in den Magen. ^ 

Der abgestumpfte Magen des Arbeiters nimmt den 
Gast geduldig auf. Allein der Magen einer Frau und 
sonders der kindliche Magen verträgt die Ätzwirkung des 
die Salzsäure des Magensafts zum Teil gelösten Bleies ^ 
Die Magendarmschleimhaut reagiert darauf mit Erbreche»-^* 
Durchfall und scheidet auf diese Weise das Blei, darunteri- 
das nicht gelöste, gröfstenteils aus. Es kommt zu kein^j 
gemeinen Vergiftung; >denn das Blei ist bei anhaltend «Ein¬ 
führung kleiner Dosen viel gefährlicher (quoad vitam) 
einmaliger Einführung einer grofsen Dosis« 17 ). 

Man könnte diese Wirkung des Bleies mit der des 
sulfuricum vergleichen: häufige kleine Dosen werden ree 
und führen zur Vergiftung, eine grofse Dosis wird erfc»x 
da sie die Magenschleimhaut ätzt. 

Eine wie grofse Atzwirkung das gelöste Blei auf die 
und Darmschleimhaut ausübt, ergibt sich aus dem von O. T s 
gegebenen anatomischen Bilde eines Vergiftungsfalls mit 
acetic. >Die Magenschleimhaut war erheblich geschwoll« 
die ganze Darmschleimbaut zeigt eine in von oben naek 
abnehmender Intensität gleichmäfsige Rötung, die audra 
Submucosa hervortritt, c 

Die hier vorliegende Tatsache, dafs die mit Bleit 
nährten Kinder bis zum 15. Lebensjahre in gröfster An^sj 
den Koliken verschont blieben und weniger schwer als Er 
erkrankten, glaube ich daher dabin deuten zu sollen, 
eingeführten Bleimengen für den kindlichen Magen 
waren und deshalb durch Erbrechen und Durchfall gröXTä 
ausgeschieden wurden. 

Die Angaben mancher Angehöriger, dars Kinder, 
regelmäfsig Bleibrot zu sich genommen hatten, von <3 m 
Krankheit verschont geblieben seien, sind soweit einzusckz» 
dafs die Kinder schwere Krankheitserscheinungen nickt 
haben. 


49 

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Original frn-m 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 



250 


Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl. 

Gegen diese Schlufsfolgerungen kann eingewendet werden, 
dafs das 2 1 / 2 jährige Kind Hesse (Nr. 6 der Übersicht), welches 
bleikrank war, uuter den Erscheinungen der Encephalitis ge¬ 
storben ist. Allein N othnagel a. a. O. S. 210 sagt: »Mit der Dia¬ 
gnose encephalitis saturnina kann na an nicht vorsichtig genug 
sein, da die Encephalitis schon vorhanden gewesen und eine 
Steigerung erfahren haben kann.« 

Aber sollte auch die Bleivergiftung die Encephalitis hervor¬ 
gerufen haben, so kann das geringe Alter des Kindes, bei dem 
die Ausscheidung grofser Bleimengen nicht in dem Mafse, wie 
bei gröfseren Kindern, möglich war, als Erklärung dienen. 

2. Der Bleisaum. 

Häufig ist das erste charakteristische Symptom der Blei¬ 
vergiftung ein dunkler Saum des lockeren, meist geschrumpften 
Zahnfleisches, der aber auch fehlen kann. 

Er soll fehlen bei genügender Zahnpflege, am zahnlosen 
Kiefer und an Zahnlücken (Levin a. a. O. (S. 126) und bei ganz 
akuten Vergiftungen. 19 ) 

Verwechslungen finden statt mit Dunkelfärbung des Zahn¬ 
fleisches bei chronischer Vergiftung mit Quecksilber, Eisen und 
Silber, auch mit Dunkelfärbung durch Gebrauch von aus Linden¬ 
holzkohle bestehendem Zahnpulver (Nothnagel S. 197). 

Auf das Vorhandensein und Fehlen, die Beschaffenheit und 
die Veränderung des Bleisaums, je nach der Dauer des Bestehens¬ 
habe ich bei 71 Bleikranken geachtet. Es war hierbei wichtig, 
die frischen Fälle von denen zu trennen, bei welchen kürzere 
oder längere Zeit die Bleizufuhr aufgehört hatte. Die letzte 
Untersuchung fand am 21. Juni statt. Die Ergebnisse sind in 
nachfolgender Übersicht zusammengestellt: 

Übersieht. 

Unter 71 Bleikranken — die Falle 14 und 15 scheiden ans - war am 
11. und 15. März und 3. April 1908 der Bleisaum in 46 Fallen vorhanden 
und fehlte in 25 Fällen. 

Unter den 46 Bleisäumen waren 20 stark und 26 schwach ansgebildet 

Stark ausgebildete Bleisäume kamen bei Kindern nicht vor. Die 26 
schwachen Bleisäume betrafen vorwiegend das jugendliche Alter, und zwar 
m 9 Fällen das Alter von 11-27 Jahren. 


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UNIVERSETY OF MICHIGAN 



Von Sanitätsrat t)r. Niemanö. 


I« 38 Irischen Fällen, d. h. solchen, in denen das Bleibrot dauernd 
bis ximx* 19* J anuar *908, dem Tage der ersten Ermittelungen, oder auch noch 
darüber hinaus bis zum Februar 1908 eingeführt war, wurde 16mal ein 
starker und 13mal ein schwacher Bleisaum festgestellt. 

Unter den frisch erkrankten Kindern fand sich nur ein 11 jähriges 
Mädchen (Nr. 26), welches einen schwachen Saum an den unteren Vorder- 
zahnen aufwies. In 9 Fällen fehlte der Saum. 

Unter diesen befindet sich ein 52jähriger zahnloser Mann (Nr. 3j) 
Die tkbrdgen standen im Alter von 5—23 Jahren, und zwar: 

Nr. 27 = 13 Jahre alt, Nr. 41 = 11 Jahre »lt, 

> 33 = 5 > > > 53 = 12 > > 

> 34 = 13 > > > 62 = 18 » > 

> 40 = 13 * > > 64 = 23 > » 

5 Monate nach der Bleizufuhr hatten von 6 Kranken 

3 einen Bleisaum, 3 keinen BleisÄum, 

Nr. 1 = 46 Jahre alt, stark, Nr. 2 = 15 Jahre alt, keinen 
> 6 = 47 > » » »4=8» 9 9 

» 3 = 13 > > schwach, > 6 = 15 » 9 9 

In 24 Fällen, in welchen die Bleizufuhr 12— 18 Monate zurücklag, war 
der Bleisaum 2 mal stark und 10 mal schwach — der jüngste dieser Kranken 
war 18 J ahre alt (Nr. 66). 

In 12 Fällen fehlte der Saum. Unter diesen befinden sich 3 Kinder: 

Nr. 12 = 13 Jahre alt, 

> 18 = 5 > » 

> 45 = 14 > » 

Von 3 Kranken, bei welchen sich die Zeit der Bleizufuhr nicht be¬ 
stimmen lfifst, hatten 2 einen Saum, 1 keinen Saum. 

Am 21. Juni 1908 wurde festgestellt: Die Bleisäume waren 

4 1 /, Monate nach Aufhören der Bleizufuhr noch stark, 

6—8 » hinterher abgeschwächt, aber als solche deutlich 

erkennbar, 

13—16 * hinterher waren drei Zonen zu unterschm en. 

eine schmale, dunkelblaue am Zahnfleischrande 
befindliche, daran anschliefsend eine s ® e 

hochrote, welche in das bl ais-schief erfarbene ft 

fleisch überging, Tötung 

18—20 » hinterher war kein Saum, es bestand noch 

und Wulstung des Zahnfleischrandes. 

Nach Kunkel (a. a. O. S. 200) ist nach Aufhören der 
der Bleisaum noch Monate lang vorhanden. In diesen Fäll©» lB ® ^ 
völliges Verschwinden desselben im 18. bis 20. Monate feßtg® 0 ^® ‘ 
Nach Oliver 20 ) ist der Bleisaum in 72% der Falle 
Hier hatten von 71 Bleikranken 46 einen Bleisaum ^ 

Von 38 frischen Fallen hatten 29 einen Bleisaum = 


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252 


Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl. 


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a) Die Beschaffenheit des Bleisaums. 

Der Bleisaum war in allen Fällen so charakteristisch, dafs 
eine Verwechslung mit Dunkelfärbung des Zahnfleisches aus 
anderen Ursachen, wie durch Quecksilber, Eisen, Silber, Lindeu- 
holzkohle, auszuschliefsen war. 

In den frischen Fällen war das Zahnfleisch tief dunkelblau, 
gewulstet und blutete leicht. Zwischen den Zähnen und nach 
vorn bis zum Zahnfleischrande befand sich ein blaugrauer 
schmieriger Belag, der Atem war übelriechend. Bei manchen 
war das Zahnfleisch geschrumpft, und manche Zähne schienen wie 
emporgehoben. 

Die Zähne selbst waren mifsfarben und graublau. 

Der Bleisaum war regelmäfsig am stärksten ausgeprägt an 
den Vorderzähnen des Unterkiefers und befand sich meistens 
nur an dieser Stelle, weniger stark und seltener an den Vorder¬ 
zähnen des Oberkiefers. An den Backzähnen kam er nur ver¬ 
einzelt vor und betraf dann nur den oberen Rand des Zahn¬ 
fleisches. Im Falle 9 war er an dem Zahnfleischrande der rechts* 
zeitigen Backzähne, hier wurde vorwiegend gekaut. Am Ober¬ 
kiefer allein kam er nur bei fehlenden Unterkieferzähnen vor. 
Wo Zähne fehlten, war kein Saum. Wenn am Vorderkiefer 
nur ein Zahn vorhanden war, so bestand nur um diesen herum 
ein Saum. Die durch Fehlen eines Zahnes bedingten Zahnlücken 
waren frei von Saum bei sonst vorhandenem Sa um . Auch wenn 
der Saum aufsen sehr ausgebildet war, bestand in den meisten 
Fällen an dem entsprechenden inneren Zahnfleischrande kein Saum, 
nur zuweilen war ein schmaler bläulicher Hauch wahrnehmbar. 

In dem Falle Nr. 18 war der Bleisaum am unteren äufseren 
Schneidezahn unterbrochen, das Zahnfleisch lag dem Zahn fest 
an. Der entsprechende obere Schneidezahn stand aus der Reihe 
vor und berührte beim Kieferschlufs nur den oberen Rand des 
unteren Zahnes und schliff diesen ab. 

D) Das Fehlen des Blelsaiuns. 

ie Übersicht zeigt, dafs der Bleisaum bei Zahnlosen und 
hu Zahnlücken fehlte. Eine Zahnpflege hatte bei keinen, statt- 


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253 


gefund en - D 0r Saum wurde aber auch vermifst bei Kindern und 
jugendlich 011 Individuen, deren Zähne sehr gut erhalten waren. 

Von den frisch erkrankten 7 Kindern im Alter von 5 bis 
13 Ja-tuen hatten 6 keinen Bleisaum und eins nur einen Haueb 
Von denen, welche seit 5 Monaten kein Bleibrot zu sich g e _ 
nommen, hatten die Erwachsenen ausgeprägte Säume, ein 13 jäh¬ 
riges Kind einen swachen Saum, während 3 Kinder im Alter 
von 8 bis 15 Jahren einen solchen nicht aufwiesen. Auch unter 
den 13 Bleikranken, welche nach 12 bis 18 Monaten keinen 
Bleisaum hatten, befanden sich 3 Kinder im Alter von 5 big 
14 Jahren, bei denen es sich nicht ermitteln läfst, ob sie jemals 
einen solchen gehabt haben. 

Als Erklärung für diese auffällige Tatsache kann dienen, 
dafs die Kinder durch Erbrechen und Durchfall viel Blei aus- 
geschieden haben und dementsprechend weniger krank gewesen 
sind. Man mufs sie aber doch für bleikrank halten, denn manche 
sind bettlägerig gewesen und haben arg gelitten, und sämtliche 
haben, wie die Übersicht zeigt, eine Blutschädigung davon ge¬ 
tragen. Dafs Erbrechen und Durchfall das Zustandekommen des 
Bleisaums nicht völlig ausschliefsen, dafür sind Beispiele in der 
Übersicht vorhanden. ^Var doch auch in dem Fall© Zinn 22 ) nach 
dem Einnehmen von 15 g Bleioxyd starkes, wiederholtes Erbrechen 
eingetreten, und es hatte sich doch ein Bleisaum ausgebildet. Auch 
ist anzunehmen, dafs die Kinder trotz der Ausscheidungen bei 
der regelmäfsigen Zufuhr des Bleibrotes noch Blei im Körper 
hatten, welches zur Bildung des Bleisaums hätte führen müssen. 


Das Fehlen des Bleisaums bei Kindern erfordert daher eine 

andere Erklärung, welche sich aus der Art des Zustandekommens 

des Bleisaums ergibt. 

Im allgemeinen wird angenommen, dafs die Schwarzfärbung 

des Zahnfleisches durch Schwefelblei entsteht. Das gelöst® Blei 
soll ausgefällt werden durch Schwefelwasserstoff, welch® 0 
schlechter Mundpflege von den in der Umgebung der Zäh»® 
des Zahnfleisches befindlichen Bakterien geliefert wird. (»• ° Aea 

Schulz a. a. O. nimmt an, dafs das in den KapiU**® 11 
Zahnfleisches befindliche gelöste Blei durch den von 


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254 Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl. 

dieselben herantretenden Schwefelwasserstoff zu Schwefelblei um¬ 
gebildet werde, und verweist zum Vergleich auf die Darmschleim¬ 
haut, wo das Schwefelblei in mikroskopischen Körnchen um die 
Kapillaren der Darmzotten herumliegt. 

Bei vorhandenem Bleisaum sollen in der Epithel- und Binde- 
gewebsschicht des Zahnfleisches dunkle Körnchen liegen, be¬ 
stehend aus Schwefelblei (7 u. 8.) 

Davidsohn 28 ) hat solche Körnchen, welche allgemein als 
Ablagerung von metallischem Blei beschrieben werden, in den 
mikroskopischen Schnitten der tiefsten Schicht des geschichteten 
Plattenepithels des Bleisaums gefunden. Diese waren jedoch in 
bezug auf mikrochemische Bleireaktion negativ geblieben, da¬ 
gegen haben sie positiv reagiert auf Farbstoff von roten Blut¬ 
körperchen. Hiernach hält es Grawitz 24 ) für denkbar, dafs 
beides, Derivate der roten Blutkörperchen und Bleipartikel, vor¬ 
kommt. 

Ich bin nicht in der Lage, mit Ergebnissen mikrochemischer 
Untersuchungen aufzuwarten, aber ich habe die Bleisäume von 
fünf Bleikranken abgeschabt, auch einen lockeren blaugefärbten 
Zahn extrahiert, und nach Zerstörung der organischen Substanz 
ergaben die Lösungen beider Proben eine deutliche Bleireaktion. 
Das beweist zwar nur, dafs Blei im Zahnfleisch und im Zahn 
vorhanden war. 

Bei der Besichtigung der Bleisäume in Negenborn sind mir 
Zweifel darüber gekommen, ob die Bildung des Bleisaums auf 
die Ausfällung des in den Kapillaren kreisenden gelösten Bleies 
zurückzuführen ist und ob nicht in erster Linie eine rein me¬ 
chanische Ansammlung kleinster Bleiteilchen in den Lücken 
zwischen Zahn und Zahnfleisch in Frage kommt. Denn nach 
obiger Annahme läfst sich das Fehlen des Bleisaums bei Zahn¬ 
losen und das Auftreten desselben nur dort, wo Zähne sind, 
nicht erklären. Eine Lücke, ein Rifs im Zahnfleisch der Zahn- 
osen müfste doch irgendeinmal gegeben sein, in welchen 
c we e Wasserstoff eindringen könnte. Hiergegen könnte man 
einwenden, bei Zahnlosen fehlen die Bedingungen zur Bildung 

des Schwefelwasserstoffs. 



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255 


'Wie ist es aber dann zu erklären, dafs dort, wo ein Zahn 
fehlt, *>ei sonst ausgebildetem Bleisaum, ein solcher am Zahn¬ 
fleisch nicht entsteht, so dafs der Bleisaum hier wie unterbrochen 
aussielit* und dafs im Falle 18, bei sonst vorhandenem Bleisaum 
derseltr© am Zahnfleisch des unteren Schneidezahnes fehlte ? 

Wenn man daran festhält, dafs der Bleisaum nur dort auf- 
tritt, wo Zähne vorhanden sind, so ergibt sich daraus, dafs irgend¬ 
welche Beziehungen zwischen Zahn und Zahnfleisch vorhanden 
sein müssen, von denen das Auftreten des Bleisaums ab¬ 
hängig ist. 

Diese ergeben sich aus dem Verhalten des Zahnfleisches 
zum Zahn selbst. 

Wenn man das gegenseitige Verhältnis der Zahne und des 
Zahnfleisches der Erwachsenen mit dem des Kindes vergleicht, So 
findet man, ungenügende Zahnpflege vorausgesetzt, folgende 
Unterschiede : 

An den Zähnen des Erwachsenen sind zwischen den Zähnen 
und dem Zahnfleisch schmierige Beläge, die Zähne sind auch 
hftuflg defekt; Bakterien können sich reichlich entwickeln. Die 
Zähne der Dorfkinder sind frei von Belägen und fast durchweg 
gesund. 

Das Zahnfleisch des Erwachsenen bildet am Anheftungs¬ 


rande an die Schneidezähne einen leichten Wulst, in die hier¬ 
durch gebildete Rinne reicht der Zahnbelag hinein. Hier können 
Bleiteilchen ablagern und festgehalten werden. 

An der Innenseite der Vorderzähne sitzt das Zahnfleisch 
fester den Zähnen an. 

Das Zahnfleisch der Kinder stellt sich am Anheftungsrande 
als eine zarte dünne Haut dar, hier liegt kein Belag. An» Zahn¬ 
fleisch des Oberkiefers bleiben die Bleiteilchen naturgemäfs nicht 
so gut haften wie am Unterkiefer, zudem greifen die oberen 
Schneidezähne über die unteren und schieben die Bleite^ chen 
nach unten, der Zahnfleischrinne zu. 

Im Falle 18 traf der obere Schneidezahn beim K> ueD 
den oberen Rand dee enteren tangential. Der Zahnflei^ 1 ?” 8 
war hier echarf, ea wurde ihm kein Blei Mgeachob eo, 

Archiv für Hygiene. B<1. LXIX. geSCÜOD ^ 


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konnte auch sonst das Blei an dem scharfen Zahnfleischrande 
nicht haften bleiben. 

Wie das Eisen, das Silber und die Holzkohlen in der Rinne 
des Zahnfleisches sich ablagern und die Schwarzfärbung ver¬ 
anlassen, in ähnlicher Weise werden sich auch die Bleiteilchen 
dort festsetzen und dort verbleiben, so lange sie nicht entfernt 
werden, denn bei guter Zahnpflege kann der Bleisaum fehlen. 
Diese rein mechanische Ablagerung des Bleies ist nach den vor¬ 
liegenden Beobachtungen die erste Bedingung zur Bildung des 
Bleisaums, in zweiter Linie kommt die chemische Wirkung, 
welcher die Bleiteilchen sofort bei ihrer Anlagerung ausgesetzt 
sind. Das am Zahnfleischrande lagernde Blei reizt zuerst me¬ 
chanisch und — zum Teil im Speichel gelöst — auch chemisch 
das Zahnfleisch. Die Folge davon ist Rötung, Wülstung, Epithel¬ 
verlust, Geschwürsbildung. Das bereits vom Speichel und nun¬ 
mehr von der Geschwürsfläche selbst gelöste Blei kann durch 
Hinzutritt des von den Bakterien des Zahnbelags gebildeten 
Schwefelwasserstoffs ausgefällt werden. 

Wenn man von diesen Erwägungen ausgeht, dann findet 
das Vorhandensein und das Fehlen des Bleisaums eine zwang¬ 
lose Erklärung: 

Der Bleisaum ist bei erhaltenen Vorderzähnen regelmäfsig 
mehr am Unterkiefer als am Oberkiefer ausgebildet, weil oben 
die Bleiteilchen nicht so lange haften bleiben und weil die 
oberen Schneidezähne die Bleiteilchen den unteren zuschieben. 

An den Mahlzähnen ist er seltener, weil ein Übereinander¬ 
greifen derselben nicht stattfindet. An der Innenseite ist der 
Bleisaum deshalb seltener, und, wenn vorhanden, weniger als 
aufsen ausgeprägt, weil oben sowohl wie unten die Bleiteilchen 
von der Zunge entfernt werden. 

Am zahnlosen Kiefer ist das Zahnfleisch hart und glatt, 
hier haftet kein Blei, und die Zunge entfernt etwa liegengebliebene 
Bleiteilchen. 

Bei den bleikranken Kindern und jugendlichen Individuen 
kam der Bleieaum deshalb so häufig nicht zustande, weil der 
Zahnfleischrand den Zähnen fest anliegt, und weil selbst bei es 


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genügend©*" Zahnpflege Zahnbeläge überhaupt nicht oder nur im 
geringen. M&fse Vorkommen. 

A.uf einen gleichen Vorgang kann das Auftreten und 
Fehlen des Bleisaums bei solchen Bleivergiftungen zurückgefübrt 
werden, welche nicht durch bleihaltige Nahrungsmittel, sondern 
auf gewerblichem Gebiete, auch zufällig, durch Bleikäinme, durch, 
bleihaltigen Schnupftabak, durch im Körper steckende Blei¬ 
kugeln usw. entstanden sind. 

Das überall in den Gewebssäften, so auch i* 32 Speichel ge¬ 
löste Blei wird im Munde durch Produkte der Biweifsfäulr^i^ 
ausgefällt und in der Zahnfleischrinne abgelagert. 

Was die lösende Kraft des Speichels betrifft 80 
Fischer 26 ) dieselbe für sehr gering. (Blei, welches acht Ta.|> e 
lang bei Luftzutritt mit Speichel in Berührung kam, hatte kein ej ^ 
nachweisbaren Verlust.) 

Andere halten den Speichel für ein sehr gutes Lösung 
mittel (a. a. O.) 1A ).i Fletscher, Pouchet, Binel u. a. haben 
demselben Blei nachgewiesen. 

Bafs aber Blei von den Gewebssäften gelöst wird und jjj 
den Kreislauf kommt, das beweisen die Bleivergift un £ eI1, w ©Jche 
nach Schufsvervletzuugen von im Knochen bzw. Knochenmark 
nnd in der A'tuskulatur sitzen gebliebenen Bleikugeln und 
chrotkörnern her vorgebracht sind. 26 ) 

III. Die Übrigen nach Aufhören der Bleizufuhr 
noch vorhandenen Störungen und die Diagnose der Bleivergiftung 
bei Fehlen der beiden Hauptsymptome. 

An weiteren Störungen wurden nachgewiesen: 

W>r all era di e Blutschädigung. 

globin 10 }? 2 ? Daan nach Sahli als normalen Befund einen Hämo- 

an, 8 /; a 1 85 bis 90% bei Männern und 80% bei Frauen 

und Alter r -festzustellen, dafs in bezug auf das Geschlecht 

globingehalt*** Unterschied nicht bestand, dals aber der Hämo- 

9 Bei sämtlichen Bleikranken zum Teil wesentlich 

18 * 


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Über Vergiftungen mit bleihaltigem Brotmehl. 


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herabgesetzt war. Im allgemeinen schwankte derselbe zwischen 
48 und 65°/ 0 und erreichte nur in 5 Fällen die Höhe von 70%. 

Da nach Lewin 27 ) das Bleigift durch die Alkalien oder 
Chloralkalien des mütterlichen Blutes in die Frucht gelangt, 
habe ich das Blut von Kindern, deren Mütter zurzeit ihrer Ge¬ 
burt bleikrank waren, sowie auch das der Mütter auf Hämo¬ 
globingehalt und auf das Vorkommen basophil gekörnter roter 
Blutkörperchen, letzteres in mit Azur II Giemsa gefärbten Blut¬ 
ausstrichen, untersucht. 


Das Ergebnis ist folgendes: 


Fall 11. Die Mutter Ende September 1906 bleikrank, der Vater zur 
Zeit der Zeugnng nicht. Am 24. November 1906 Geburt von Zwillingen. 
Am 11- März 1908 bestand bei der Mutter noch Bleisaum, Kinder blafs, 
rhachitisch. Hämoglobingehalt des Blutes der Mutter 55%. der Kinder 
je 70%. 

Fall 17. Vater gesund zur Zeit der Zeugung. Mutter bleikrank Januar und 
Februar 1907. Geburt am 2. März 1907. Am 3. April 1908 noch starker 
Bleisaum. Hämoglobingehalt des Blutes der Mutter und des Kindes 55 % 
Fall 66. Mutter vom September 1906 bis Dezember 1907 bleikrank. 
Geburt 6. Dezember 1906. Am 3. April 1908 schwacher Bleisaum. Kind 
hat gesundes Aussehen. Hämoglobin der Mutter 70%, des Kindes 65%• 
Sämtliche Kinder sind von ihren Müttern gestillt. 

Sowohl in dem Blut der Mütter als auch in dem der Kinder 
liefsen sich gekörnte Erythrozyten in vermehrter Anzahl, im Ge¬ 
sichtsfelde 3 bis 4, nachweisen. 

2. Menstruationsstörungen wurden in zwei Fällen beobachtet. 
Im Falle 22 bestand 4 Monate lang Ammenorrhöe, im Falle 23 

profuse Menorrhagien und Nasenbluten. 

3. Aborte und Frühgeburten infolge von Bleivergiftung 
konnten nicht ermittelt werden. 

4. Erkrankungen der peripheren Nerven. 

Strecklähmungen des III. und IV. Fingers in 4 Fällen, und 

zwar, 3 mal bei Männern, darunter eine an beiden Händen, und 
eine bei einer Frau. 


Bei sämtlichen bestanden Atrophien der musc. inteross. 

^nrrorbZ neal i ä ^ mUng ’ 1 FaU ’ ^rcostalneuralgien, 2 Fälle, 

hi di h- n Cci P italn euralgien, in nicht bestimmbarer An- 
zahl, und Ischias, ein Fall 


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259 


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E>. Daneben bestanden unbestimmte Kopfschmerzen, 
tische Beschwerden, Muskelschmerzen, Schwindel, Muß en 
schmerzen und allgemeine Schwäche. Letztere bei sämtlichen 
Erwachsenen. Im Urin wurden bemerkenswerte Veränderungen 
nicht gefunden. Die Untersuchung auf Bleigehalt war negativ. 
Es waren nur Mengen von je 100 g untersucht. 

Icterus, Parästhesien, Anästhesien, epileptische Anfiill^ 
Lähmung der Kehlkopfmuskulatur (Nothnagel) kamen 
zur Beobachtung. 

Am 21. J uni wurde festgestellt: 

20 Monate nach Aufhören der Bleizufuhr bcst an< ^ 

Knaben, Nr. 12 und 13, noch eine Blutschädigung- Der 
globingehalt betrug 55 bzw. 60°/ 0 . 

7 Monate nach Aufhören der Bleizufuhr war di© ® tr Qck- 
lähmung- bei einer Frau gebessert, bei den Männern bestand <jj e 
selbe im gleichen Umfange fort. 

20 Monate hinterher und 3 Monate nach Verschwinden des 
Bleisaums wurde noch über allgemeine Schwäche und Mag en . 
druck geklagt. 

Nach den Erfahrungen, welche auf gewerblichem Gebiete 
vorliegen 27 ), sollte man annehmen, dafs infolge der gehäuften 
Bleivergifturag-en in Negenborn, die Zahl der Geburten eine sehr 
genüge und di© Sterblichkeit der Kinder eine sehr grofse sein 
roüsse. Alleji-j nachfolgende vom Standesamte in Negenborn mir 
ä erl^e Übersicht, welche die Zahl der Geburten, der Todes- 
ä ® ina all^ eri:ie j nen un d die Todesfälle der Kinder besonders 
angibt, erfüllt diese Voraussetzung nicht. 


1900 

1901 

1902 

1903 

1904 

1905 

1906 

1907 


Zahl der 

41 

42 
SO 
36 
40 
3 « 
B6 
34 


»t3TTrt©n der sämtlichen Todesfälle 
33 
28 
30 
22 
16 
29 
23 
18 


der Todesfälle der Kinder 

15 

18 

10 

8 

12 

17 

19 

4 


darunter 2 Totgeburten. 


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260 


Über Vergiftungen mit bleihaltigem BrotmehL 


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Zu bemerken ist, dafs die zwei Totgeburten nicht auf Blei¬ 
krankheit der Eltern bezw. des Vaters oder der Mutter zu be¬ 
ziehen sind. 

Nach der Übersicht ist die Durchschnittszahl der Geburten 
39% der Todesfälle der Kinder 12% 

Im Jahre 1907 blieb die Zahl der Geburten um 5 6 / 8 hinter 
dem Durchschnitt zurück, und die 4 bzw. 6 Todesfälle der Kinder 
bedeuten gegenüber der Durchschnittszahl von 12 % ©ine auf¬ 
fallend geringe Sterblichkeit. 

Auf Grund dieser Statistik müfste also das Bleijahr 1907 in 
Negenborn in bezug auf die Sterblichkeit der Kinder ein bevor¬ 
zugtes gewesen sein. 

Die Diagnose der Bleivergiftung ist bei Vorhandensein der 
beiden Hauptsymptome gegeben. Schwierigkeiten können ent¬ 
stehen, wenn dieselben fehlen. Diese Fälle betreffen Kinder, 
welche als einzige Erscheinungen der Bleikrankheit Gastroenteritis 
und Anämie darbieten können. Hier kann bei Fehlen anderer 
Anhaltspunkte die Diagnose sich nur auf die Blutuntersuchung 
stützen. In solchen zweifelhaften Fällen würde der Befund der 
zuerst von S. Askanazy in Königsberg 1893 nachgewiesenen 
und von Grawitz 28 ) und seinen Mitarbeitern Hamei 1899 29 ) 
und Büsing 1904 80 ) in gewisser Beziehung — bei Ausschlufs 
von Malaria, Krebskachexie, perniziöser Anämie, Darmfäulnis, 
Sepsis und Intermittens — als charakteristisch für chronische 
Bleivergiftung gedeuteten basophilen Körnung der roten Blut¬ 
körperchen einen Anhalt für bestehende Bleivergiftung dann dar- 

bieten, wenn die genannten Gebilde in vermehrter Anzahl vor 
kommen. 

Da jedoch, abgesehen Ton den obigen Ausnahmen, die 
»basophil gekörnten Blutkörperchen selbst im Blute anscheinend 
Gesunder Vorkommen und erst recht bei anämischen Zuständen 
irgendwelchen Ursprungs««), so legt P. Schmidt .erst einer 
bestimmten Menge solcher Gebilde einen diagnostischen Wert 
bei«. Durch vergleichende Untersuchungen der Blutproben von 
546 Ble.arbe.tern mit den Blutproben von 110 Personen aus 
anderen Betrieben kommt derselbe tu dem Schlafs, »dafs der 


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261 


Befund von über 100 basophil gekörnten roten Blutkörperchen 
in der Million eine äufserst wertvolle Stütze für die Diafef 0086 
der Bleivergiftung istc. 

A.uf beruflichem Gebiete ist das hierdurch möglich gewordene 
frühzeitige Erkennen der durch Blei hervorgebrachten Blutver- 
toderungen deshalb segensreich, weil die Betroffenen mögliclist 
früh den Gefahren entzogen werden können; bei Vergiftungen 
durch bleihaltige Nahrungsmittel gewinnt diese Blutuntersuchvxj-^g 
dadurch an Wert, dafs Bleivergiftungen Vorkommen könuQ^^ 
welche als einzige Symptome Magendarmkatarrb© und Anänc»i^ n 
darbieten, so besonders bei Kindern. 

In solcher», sonst nicht anfzuklärenden F&Ü en w ** rde der 
Blutuntersuchung die Entscheidung zufallen. 

In der Einleitung wurde auf die gegen die Bl e i ver ^^ u ü^ eß 
erlassenen gesetzlichen Bestimmungen hingewiesen. -^ as 
gcsetz vom 2ö. Juni 1887 untersagt das Ausfüllen der H(xh]. 
steine mit Blei. 

In Negenborn sind die Bleivergiftungen dadurch entstanden, 
dafs dieses Gresetz von dem Müller unbeachtet blieb. Die Ge¬ 
fährlichkeit des Bleies ist nicht genügend allgemein bekannt, 
und die Versuchung, Blei als Füllmaterial beim Mühlstein zu 
verwenden, liegt nahe, denn eine Bleifüllung macht den Mühl¬ 
stein dauerlra,£-t er als eine Füllung aus anderem Material. Dazu 
kommt, dafs, wenn der Mühlstein nicht zufällig hochgezogen ist, 
etwaige Bleif tillungen nicht erkennbar sind. Die Möglichkeit, dafs 
sin derartiger* verhängnisvoller Verstofs gegen das Gesetz sich 
wiederholt, ist: demnach nicht ganz auszuschliefsen. LJm diese aber 
aoch mehr einsam.schränken, ist eine alljährliche polizeiliche Unter¬ 
suchung der Ädltiidsteine auf etwaige Bleifüllungen zu empfehlen. 

vi nbedenklich ist auch die durch das Gesetz nicht 
Ha 0t j De ’ «diesem Falle nachgewiesene Ausfüllung d er 80g - 

sehliefs ^ steins mit Blei anzusehen. In dieser Beziehung 

über (J 86 ^ich den Ausführungen des Dr. H. Weber a- a. O. 

die Hau 861 ^ 5^ ö ^ enstand an > nactl wel °ben ein gesetzliches Verbot, 

Bl^i auszufüllen, wünschenswert erscheint. 


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262 Über Vergiftungen mit bleihalt. Brotmehl. Von Sanitätsrat Dr. Niemann. 


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Untersuchungen über den Tnberkelbazill eI 1 S e ^ a ^ 
des Blutes, des Fleisches und der Lymphdrüsen 
tuberkulöser Schlachttiere. 

Von 

Obertierarzt J. Bongert, 

Leiter des bakteriologischen Laboratoriums. 

(Ana dem Bakteriologischen Laboratorium des stftdt. Schlacbthofes zu ^ 


Einleitung. 

Nachdem die Mehrzahl der Autoren auf Grund der in <Jen 
letzten Jahren im grofsen Mafsstabe ausgeführteu Tuberkulose, 
forschungen, welche durch die Aufsehen erregende These R. Kochs 
Von ^ er Artverschiedenheit der Menschen- und Rindertuberku- 
ose veranlafst worden sind, sich für die Identität der beim 
eoschen und JRinde auftretenden Tuberkuloseformen und ihrer 
rreger eutachieden hat und auch von der Kochschen Schule 
16 i.^ er ^ ra St>arlceit der Tuberkulose vom Rinde auf den Menschen 
®r annt Worden ist, beansprucht die Frage, inwieweit das 
T ' 8ch uns ©rer schlaehtbaren Haustiere bei Ergriffensein von 
betra r ^ ü ^° a& B. x ) enthalten kann und als infektionsfähig zu 

starken^* 1 erhöhtes Interesse. Diese Frage, welche bei der 

scher 60 tun g der Rindertuberkulose sowohl in hygieni- 

ßedeut Wl ° Volkswirtschaftlicher Hinsicht von der gröfsten 

suchungen' kann trotz der zahlreichen experimentellen Unter¬ 
gestellt * von einer Reihe ausgezeichneter Forscher an- 

»mfangrli^^ 00 sind ’ als vollkommen gelöst nicht gelten. Auf die 
—- e J-.i-fcei-atur näher einzugehen, die über den T.B.- 

U T - B - 

-*^ut>erkelbazillen. 

18 ** 


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264 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengebalt des Blutes etc. 

Gehalt und die Gesundheitschädlichkeit des Fleisches tuberku¬ 
löser Tiere vorliegt, verbietet sich von selbst und ist auch wegen 
der widersprechenden Untersuchungsergebnisse nicht erforderlich. 
Ich verweise in dieser Beziehung auf die eingehende kritische 
Arbeit von Reifsmann 1 ), die den Stand unserer Kenntnisse 
und Anschauungen von der Gesundheitsschädlichkeit des Fleisches 
tuberkulöser Tiere bis zum Jahre 1896 wiedergibt, welcher noch 
jetzt der Hauptsache nach als mafsgebend anzusehen ist. Es kann 
sich für mich, bevor ich auf meine eigenen Untersuchungen 
eingehe, nur darum handeln, einen allgemeinen Überblick über 
die zahlreichen einschlägigen Untersuchungen zu geben und aus 
diesen die für die Praxis sich ergebenden Schlufsfolgerungen zu 
ziehen. 


Geschichtliche Entwicklung der Beurteilungslehre des Fleisches 

tuberkulöser Tiere. 

Im Jahre 1865 erklärte Villemin auf Grund seiner bahn¬ 
brechenden Übertragungsversuche die Tuberkulose für eine spezi¬ 
fische, vom Menschen auf die Tiere und von Tier zu Tier über¬ 
tragbare Infektionskrankheit. Die zahlreichen Impf- und Fütterungs¬ 
versuche, die zum Zwecke der Nachprüfung der V illeminschen 
Lehre zur Ausführung gelangten, hatten zunächst den Zweck, 
die Identität der Tuberkulose des Menschen und der Tiere und 
die allgemeine Übertragbarkeit der verschiedenen Tuberkulose¬ 
formen zu beweisen. Und als man erkannt hatte, dafs man durch 
Verimpfung und Verfütterung tuberkulöser Organteile und Pro¬ 
dukte von Menschen, von Rindern oder Schweinen bei anderen 
Tieren Tuberkulose erzeugen kann, zog man gleichzeitig aus 
diesen Versuchsergebnissen die Konsequenzen für die Nahrungs¬ 
mittelhygiene und suchte die wirtschaftlich und hygienisch gleich 
wichtige Frage zu lösen, ob auch durch den Genufs von Milch 


1) Reife mann. Der jetzige Stand unserer Kenntnisse und An¬ 
schauungen von der Geeundheiteecbädlicbkeit des Fleisches tnberk. Tiere. 
Hygienische Rundschau 1896, Nr. 18 rieiscu 

,le läG!7xk° at " re "* BU "- d * 1 ' A “ d ' 


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Von Obertierarzt J. Bongert. 26b 

und Fleisch tuberkulöser Tiere die Tuberkulose auf den Menschen 
übertragen werden kann. 

Die zur Entscheidung der Frage der Gesundheitsschädlichkeit 
des Fleisches tuberkulöser Tiere auszuführenden Fütterungsver 
suche stellte man mit dem Fleische hochgradig tuberkulöser Tiere 
an, und zwar aus dem naheliegenden Grunde, um überhaupt zu¬ 
nächst hierüber eine Gewifsheit zu erlangen. Es kann dah©x» 
nicht auffallend erscheinen, dafs man infolge der Verhältnis- 
mäTsig zahlreichen positiven Versuchsergebnisse zu Anfang in 
Beurteilung .des Fleisches tuberkulöser Schlachttiere we * t 
generell dasselbe für unbedingt infektiös erklärte und den 
schlufs solchen Fleisches von der Verwendung ©l s menschliche^ 
Nahrungsmittel forderte. Man stützte sich hierbei hauptsächli^ 
auf die Fütterungsversuche von Ger lach 1 ) mit dem FlöisoJj 
hochgradig tuberkulöser Tiere bei Schweinen, die fas* 
lieh tuberkulös wurden, und zwar aller Wahrscheinlich!^ 
nach deshalb, weil das Fütterungsmaterial, wi© auch Reip s 
mann (a. a. O. S. 12) annimmt, aus Fleisch mit Einschluß 
tuberkulöser Fleischlymphdrüsen bestanden hat. Diese An¬ 
nahme ist uni so mehr berechtigt, als es Gerlach darauf 
ankam, zu prüfen, ob das Fleisch des Konsums — wozu be- 
aontlich aufser der quergestreiften Muskulatur das diese durch¬ 
setzende Bi Ticloge webe und Fettgewebe mit den Blut- und 
ymphgefäfson sowie die vou ihr eingeschlossenen Lymphdrüsen 
und Knochen gehören — bei Verfütterung infektiös wirken kann. 

ne der Vorwurf der äufseren Verunreinigung mit tuberku- 
g S ^ m Virus » der gegen die Beweiskraft der Gerlachschen Ver- 
Sfimacht worden ist, ist an sich zutreffend, kann aber den 
^rselbeu nicht herabsetzen, wie auch Reifsmann mit 
hervorhebt, da beim Ausschlachten tuberkulöser Vieh- 

Fleisch einer oberflächlichen Verunreinigung und Infektion des 

f ast gte ^ tviberkulösem Material durch die Schläcbtergeräte 

fernzuha^ 1 re chnen ist. Diese Inf ektionsmögH cllkelt 
~. t e n und, wo sie gegeben und auch nicht zu 

Archiv f. W ja 3 a c h , Jahreeber, der Tierarzneiechule zu Hannover 1870— 73 - 
e ö8ch a f(i u. prakt. Tierheilkunde 1875, 


Wert 
Recht 
stücke mit 


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266 Untersuchungen über den Tuberkelbasillengehalt des Blutes etc. 

vermeiden ist, bei der Begutachtung in Betracht zu 
ziehen, ist eine wichtige Aufgabe der praktischen 
Fleischbeschau, die aber noch nicht die allgemeine Be 
achtung findet, die als selbstverständlich gelten sollte. 

Gerl ach hielt auf Grund seiner Fütterungsversuche das 
Fleisch tuberkulöser Tiere für unbedingt infektiös, wenn auch 
in geringerem Grade als die eigentlichen Tuberkelmassen. Je 
nach dem Grade der Tuberkulose soll das Fleisch mehr oder 
Weniger tuberkulöses Virus enthalten. Mit Rücksicht auf die in 
das landwirtschaftliche und volkswirtschaftliche Interesse tief ein¬ 
schneidende Wirkung eines allgemeines Verbotes der Verwendung 
des Fleisches tuberkulöser Tiere als menschliches Nahrungsmittel 
liefs Gerl ach diese Forderung sehr bald fallen und trat der 
Frage näher, ob das Fleisch tuberkulöser Tiere schon in der 
ersten Entwicklung der Tuberkulose als gesundheitsschädlich 
und deshalb als ungeniefsbar zu betrachten sei oder erst, nach- 
em der tuberkulöse Prozefs eine gewisse Ausdehnung erlangt 
un sich Körper weiter ausgebreitet habe. Im Hinblick auf 
©grenzte Entwicklung und das erfahrungsgemäfse langsame 
f” re ^ en tuberkulösen Prozesses entschied sich Gerlach 

ötztere und bezeichnete als entscheidend für die Be- 
d aF leisches tuberkulöser Tiere den Beginn 
d^ätetJche^f’ 8011 der Rückgang der Ernährung ohne 

Tuberkni rs &che als Zeichen dafür anzusehen sein, dafs d 

erst erken°nbar 0 r s ! titUti ° ne11 geworden seL Da die Abzehrung aber 

kann das Fleisch ’ 816 ein<m gewissen Grad erre * cht 1bat ’ 

Hohe Fio-o , Qach Ansicht Gerlachs schon gesundheitsschä 

einem ab.“ a,ten *. Tiere noch nicht in 

snäter der ; T &Serten Zustande befinden. Essei erwähnt, dafs 

TuberkuloHAlT rnati ° na * e Veterinfirkongrefs in Brüssel 1883 und die 

Paris im Jahre 1888 und 1891 für den 

stimmten USscl duf s des Fleisches sämtlicher tuberkulöser Tiere 

begründet später 0 F ° rderun g’ die als wissenschaftlich völlig an 

Nach G e i eine e iastimmige Abweisung erfuhr, 
als schädlich 2n ^ I8t das Fleisch tuberkulöser Schiachttiere 

u Zu betrachten: 


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Von Obertierarzt J ßonge 


1 . 


Von Obertierarzt •»- 

irn Bereiche der tuberkulös er _ 
»Wenn die Lymphdrusen rkuVös und s0 der 

krankten Organe ebenfa geivorden sind - Khe erste 

einer immer weiteren nf phbahnen; solange nlso 

Verbreitung erfolgt m infiziert und tuberhulös 

die näeMen ***** "*£ heine Verbreitung*^ 

degeneriert «*•?■ vermiedene,- LymphdrUs m 

aefunden. Bei Miterkrankung 

ist da, ganze Ujmghsyste» «*; statt gefu»den hat> 

a wenn schon käsiger ZerJ ■ Jungen hegen. 

, das Fleisch zu sein, Tuberkeln 

scheint aas J! y er hreitung der 

o wenn schon eine w 
' im Körper stattgefunden hat und 
4. wenn bereit, Abzehrung " bMeten Grade genüge, 

Eines von diesen Merkmalen m au g sbar *u erklären. 

. , tuberkulösen Tieren als g , pll Veterinäre 

das Fleisch von tuberKuw der französischen 

Au!dem II. nationalen Kongr's <1^ Ar lo.ng) em 

in Pari. «85 wurde ^^Xgmberku.üaer Schlacht- 

ähnlicher Standpunkt viandes , 

Ü6re ^"nterditdelivrerahco,.—^ d e tuher- 
,näm. de hello apparence, P-t d ‘ ub6rc „,euses d’un v.sc e 
culose, toutes les Mb ^ , se g 6 „äraliser, ct+*4 

ou cfun söreuse out organes. 

ont franchi les ganglions nt 6tre livrdes äla com 

Dans les cas <* h. vrandes, pourro ^isins serout 

sommation, les Organes tubercule« et les g 

dötruits.« — ^■u+io-nncr Gerlaoh doo 

Man hat mit einer gewisseu «« - Fleisches tuberkulöser 

wur! gemacht, dals seine zur Beurteilung des ^ über d as Mal* 

Tiere aufgestellten Grundsätze « ^ Beschlag- 

des unbedingt Notwendigen loa ^ die mit rein 1° ä e 

nähme bestgenährter Schlac itticre ku ^ ose behaftet seien- 

d. i. vollkommen bedeutungs oser, 

- ^oü 8 re. „ou, l’«ade >* 


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268 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 


Die Gegner der Gerl ach sehen Grundsätze führten nament¬ 
lich an, dafs bis dahin noch nicht ein einziger unzweifelhafter 
Fall der Übertragung der Tuberkulose auf den Menschen infolge 
des Genusses von Fleisch tuberkulöser Tiere konstatiert worden sei, 
während anderseits zahlreiche authentische Mitteilungen vorlägen, 
denen zufolge Fleisch und auch Milch tuberkulöser Kühe jahre¬ 
lang ohne bemerkbaren Nachteil von ganzen Familien genossen 
worden sei [(Göring 1 ), Bollinger und Bauwerker 2 )]. Dem¬ 
gegenüber stellte sich eine Reihe von Autoren, so z.B. Tous¬ 
saint 3 ), Chau veau 4 ), Semmer 6 ), Klebs 6 ), Zür n 7 ), Riwolta 
und Perroncito*)u. a., teils entschieden auf die Seite Gerlachs, 
teils nahmen sie einen vermittelnden Standpunkt ein. So hält 
Orth 9 ) die Übertragbarkeit der Rindertuberkulose auf den 
Menschen durch Fleisch- und Milchgenufs für nicht unwahrschein¬ 
lich. belbst Virchow 10 ), welcher wegen der Verschiedenheit im 
äufseren Auftreten der Menschen- und Rindertuberkulose die Art¬ 
verschiedenheit derselben betont hat und dieses auch durch die Be¬ 
zeichnung »Perlsucht«. mit Unrecht zum Ausdruck brachte, die nur 
ei e häufige Erscheinungsform der Tuberkulose beim Rinde be- 
eutet, aber auch beim Menschen und bei den übrigen Tieren 
eo achtet wird, mufste auf Grund von Fütterungsversuchen, 
unter seiner Mitwirkung von Schütz ausgeführt wurden, 
f .. , D8 so v ^ e l zugeben, dafs man nach Fütterung mit Fleisch 
ht i Binder eine gröfsere Anzahl tuberkulöser Tiere 

?? Rpf a f e ’ als wenn man die gewöhnlichen Erfahrungen und 
• rp n f den Kontrollieren berücksichtigt hätte. Ebenso 

__ urc ^ Fütterung mit Milch gewonnenen Erfahrungen 


2) BoUi^f ’ Deut8 che Zeitschr. f. Tiermedizin, Bd. IV u. VI. 
Ostertag 4 ® r u - Hauwerker, Handbuch der Fleischbeschau von 

o\ q, S. 661 

d) Toussaint r> 

4) C h a u y e a „ ’ ?° mpfc rend - 188L 

5) Semmer ’ . Journal de mdd. vdt. 1869, t. 25. 

6) Klebs a’ y irch °ws Archiv, Bd. 83. „ ,, 

7) Zürn, Zoo Ch exper - Pat hol. 1873, Bd. 1. Virch. Arch. 1868, Bd. 

31 Rivolta u P atb °logi e u. zoophys. Untersuch. 1872. 

9) Orth, Vir c v. err ° nc ' to > Rep. d. Tierheilkunde von Hering, 

10) R. Virch o w° WS Art ' hiv » Bd - 76, 8. 242. 

’ Ar chiv f. Tierheilkunde 1880, S. 352. 


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„t T Bongert. 269 

Von Obertierarzt *»• 

i . „htiffer* Rinder zu ©xkulpiei*en. 

. ht imstande, die Milch 'P erl8 “ C Grund der gc«"«er,, D 

wt o er auch nicht in der Lage *<**, ype rlsüchtig er< 

Mengen ein allgemeines ^ Musk e.sub stanz 

^re gerechtfertigt zu finden, ««1 d e e g ^ gchei e e s ihm 

tar *ixfus frei von Perlknoen » ‘“"Je, von „.eben T-Ie n 2U 
doch motiviert, den Senats de Neu bilduogen vorfär, den 

d , . an denen sich perlsuchtig Veränderung«^ 

verbieten, a , stellen, wo g ar kein j „für fehl* 

riK aas Fleisch an solchen btei , Qr . hä dlich sei, dafür lehlten, 

• Alle Autoren waren un Kft i ia ftete Organe 

Beweise. Alle au«. rr„K(trkulose ben» AV 

i r aamtliche mit Tubersui v om Kon- 

oini £T * dafs S»ni v y» w n £L 3 IttQ * 

als gesundheitsschädliche Nahrung ann in 

sume auszuschlie^phdrüsen tuberku 8 er 

den zugehÖn f ^“ e8t ellt werden. on GerUch zur 

&nd rdTwis»^ 

Beurteilung des diese von vornherein dm ^ ^ # . * 

Sätze hervorriefen, war Fraee, von weic 

gegeben. Es handelte sieh um Tiere als ,n 

88 , , -a ^as Fleisch tubersui 0 ch aktuell. 

punkt an ist da ^ Frage ist auch Jets 

ziert zu betrach Tnfekiionsgßf*^^ ■, 

Wie weit die Ansichten über die Xnfektionsg Rntdeokung des 

tuberkulöser Tiere damals m der 18g3) auseinander 

Tuberkelbaziilus durchi R- ^ ein „ ld er «••£“^utTchln 

- r r 

Gesellschalt für öfientl.che Gesu über tragbarkeit 

Ersterer erklärte, dals die «her d.e^be ^ vorh egenden 

der Tuberkulose des Rmdesj ^ ^ Annahme ^ ^ 

Erfahrungen nicht ausr * aus diesem Grun , 

steckungsgefahr für den ^ ensc Milch der betreffe» 

Verbot des Verkaufes von Fleisch 8ich di6 Deutsche 

Tiere zu rechtfertigen. Demgegenub P ^ ^ aie Resultate 

Gesellschaft für Gesundheitspflege Fleiach un d Mileh W b 

der Impf- and Fütterungsversuche m. 


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270 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 


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kulöser Rinder die Annahme einer Infektionsgefahr für den 
Menschen rechtfertigen. 

Eine Reihe von Jahren nach dem Befremden erregenden 
Beschluss des Deutschen Veterinärrates vertrat Siedamgrotzki 1 ) 
noch die Ansicht, dafs die Fütterungsversuche mit dem Fleisch 
tuberkulöser Tiere kein Resultat ergeben hätten, durch welches 
die Behauptung, es könne durch den Genufs des Fleisches 
tuberkulöser Rinder die Tuberkulose auf den Menschen über¬ 
tragen werden, eine positive Stütze erhalten hätte. Demgegen¬ 
über erklärte Johne 2 ) das Fleisch tuberkulöser Tiere für un¬ 
bedingt infektiös, obwohl in geringerem Grade als die eigentlichen 
Tuberkelmassen. Er geht aber in der praktischen Beurteilung des 
Fleisches tuberkulöser Tiere nicht so weit wie Ger lach. Der 
Zeitpunkt, von dem ab das Fleisch tuberkulöser Tiere als in¬ 
fiziert zu betrachten sei, liege nicht, wie Gerlach annimmt, 
schon in der Erkrankung und Verkäsung der Lymphdrüsen der 
benachbarten Organe, sondern für Johne ist mafsgebend 
die Generalisation der Tuberkulose, d. h., wenn aufser 
en primär erkrankten Organen noch andere, mit diesen nicht 
irektem Zusammenhang stehende, sondern nur auf dem Wegß 
, ofsen Blutkreislaufes zu erreichende Organe ebenfalls er 
JiT ^ UDd tuberk ulös sind. Der Nachweis der Generalisation 
bnl« ?z Ch ^°kne den positiven Beweis dafür, »dafs das tuber 
infiziert h^ 8 *** ^ en grofsen Kreislauf gelangt ist und das Fleisch 
rA . , a *' ® r st von diesem Zeitpunkt ab sind wir daher be 

vom K Un<1 Verpflichte t. das betreffende Schlachtstück unbedingt 
tri« auszus chliefsen.« Fehlt die Generalisation, d. h 

keinen « i Z** 08 ^ en ein. so kann auch das Fleisc 

Job U enthap en. 

Datholopin^K ^ at ^ a durch, dafs er den von Weigert in di« 
der sanität ° ^ natou3ie eingeführten Begriff der Generalisation 
zugrunde , S ^ >hxeilich en Beurteilung tuberkulöser Schiachttiere 
ÄÄL r- entscheidenden EMufs auf die w«« 

----*4- Frage der Gesundheitsschädlichkeit des h leis 

1) Siß dam 

2) Johne, q. ° zl£i » Archiv f. Tierheilkunde, Bd. VlU* 

«schichte der Tuberkulose 1883, S. 60 u- *■ 


1882. 


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UMIVERSITY OF MICHIGAN' 



Von Obertierarzt J. Bongert. 


271 


tuberkulöser Tiere ausgeübt. Der Begriff der Generalisation er¬ 
scheint im ersten Augenblick sehr einleuchtend, aber als ein 
so klarer Begriff, wie ihn Ostertag 1 ) hingestellt hat, kann 
er bei unserer heutigen Kenntnis von der Entstehung und Ver¬ 
breitung der Tuberkulose im Körper nicht mehr gelten. Es wird 
später ausgeführt werden, dafs der »zum Schlagwort« in der 
Fleiseb beschau gewordene Begriff der Generalisation der Tuber¬ 
kulose in seiner bisherigen praktischen Anwendung als folge¬ 
richtig nicht anzusehen ist, und es kann daher nicht wunderbar 
erscheinen, dafs er zu widersinnigen Verfügungen und Erlassen 
die Ursache war und einen Wirrwarr von Ansichten über die 
Geniefsbarkeit des Fleisches tuberkulöser Tiere veranlafste. 


Gewifs bedeuteten die von Johne für die Praxis der Fleisch¬ 
beschau aufgestellten Direktiven einen grofsen Fortschritt gegen- 
über den strengen Beurteilungsregeln Gerlachs. Aber auch 
der Johnesche Beurteilungsgrundsatz: »Bei reiner lokaler 
Tuberkulose ist das Fleisch unschädlich, bei genera li- 
sierter Tuberkulose dahingegen gesundheitsschäd¬ 
lich und unbedingt vom Konsume auszuschliefsen, * 
war zu weitgehend und hat ungezählte Verluste an wertvollem, 
gesundem Fleisch zur Folge gehabt. Dafs Johne 2 ) später in 
den für die Beurteilung der Geniefsbarkeit und Verwendung des 
Fleisches tuberkulöser Schlachttiere in Gemeinschaft mit Eber 
aufgestellten Grundsätzen bei auf die Eingeweide beschränkter, ab¬ 
gelaufener generalisierter Tuberkulose eine Verwendung des 


Fleisches im gargekochten Zustande zuliels, hat hieran wenig 
geändert, da der Erlös des gekochten Fleisches nur */ß ’*/* ^ es 

Rohfleischpreises beträgt (Reifsinann a. a. O. 45). Schio alu 
hat deshalb mit einer gewissen Berechtigung das Sterilisierungs- 
und Kochverfahren als eine Fleischvernichtuug bezeichnet. 

Die enormen Verluste an wertvoller Fleischnahrung ver ‘ 
anlafsten nach Entdeckung des T. B. die Wiederaufn&h me 
der Fütterungs- und Impfversuche, um die Frage, von welcbe m 
^de^der Tuberkulose ab das Fleisch als infektiös zu betrachten 


1) Oetertag, Handbuch der Fleischbeech 

2 ) Johne, Enzyklopädie von Koch 1898 
AJOhiy für Hygiene, Bd. LXDL 



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272 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 


ist, der Entscheidung näherzubringen. Die von zahlreichen 
Autoren in verschiedenen Ländern ausgeführten Untersuchungen 
haben in derselben Weise, wie die in der Zeit vor Entdeckung 
des T. B. ausgeführten, widersprechende Resultate ergeben, da 
das zu den Versuchen benützte Fleisch von verschiedengradig 
tuberkulösen Tieren stammte und die Mehrzahl der Fütterungs- 
wi€i Impf versuche nicht als einwandfrei anzusehen ist, weil 


sie nicht den Bedingungen entsprechen, die man an Ver¬ 
suche von solcher weittragenden Bedeutung stellen mufs. Auch 
fehlt bei den meisten Versuchen eine genaue Feststellung 
der Ausbreitung und der Beschaffenheit des tuberkulösen Prozesses 
von den Tieren, deren Muskulatur zu den Versuchen verwendet 
wurde, so dafs die Versuchsergebnisse bei der damaligen Ver¬ 
schiedenartigkeit der Beurteilung des Fleisches tuberkulöser Tiere 
nicht zu verwerten sind, jedenfalls einen Vergleich nicht gestatten. 

Bei der Mehrzahl der Fütterungs- und namentlich der Impf* 

, d * e Möglichkeit der äufserlichen Beschmutzung 

,. S ®* sc hes mit tuberkulösem Virus beim Ausschlachten durch 
achtgeräte und die Schlächtermesser nicht Rücksicht 
Desinf 1 ^- 1 wor< ^ en i und man hat unterlassen, eine äulsere 
durch • ^ er ZU den Versuchen benutzten Fleischstücke 

zunehm l8eitige8 ’ grtindliche8 Abbrennen der Oberfläche vor- 

des Dafs mit der Möglichkeit der Oberflächeninfektion 

rechnen ist ** tu k®rkulöser Schlachttiere mit T. B. stets zu 
geben de * a ° 6n dle Untersuchungen von Decker 1 ) er- 
Messern dir < ‘ afs “ den Schlachtgeraten and an den 

lente T. ß v v, Äck ter und der Fleischbeschauer sehr oft viru- 
in 2 Fällen ° rhanden sind. Bezüglich des Milzbrandes hat Verf. 
flächen mehr<^« Ch <? eWiesen ’ dafs eine Infektion der Kör P er0 ^ er ' 

hatte, weil n iT ^ Chlachttiere mit Milzbrandbazillen stattgefunden 
Rindes der Sehl*.**? 0 Schlachten ein es an Milzbrand erkrankten 

herige Desinfekt - er denselben Schlachtgeräten ohne vor- 

-_ «o n weiter geschlachtet hatte, Mit einer solchen 

1) Decker, ty k 

mit T. B. durch ni cHl . ® r ^ ie Verunreinigung des Fleische« gesnnder Tier« 
Inaug.-Diss., Bern 1900^° 8il *fisierte Schlacht- und Untersuch angeinstr amen 


DUgitizecLby 


Go gle 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Von Obertierarzt J. Bongert. 27 ä 

Oberfläolieninfektion mit T. ß. hat man auch beim Ausschlachten 
eines tuberkulösen Tieres stets zu rechnen, besonders bei vor¬ 
geschrittener Tuberkulose mit erweichten Käseherden. 

b>i© äufserliche Infektion mit tuberkulösem Virus macht sich 
namentlich bei den Impfversuchen mit Fleisch oder Fleischsaft 
tuberkulöser Tiere, weniger bei den Fütterungs versuchen, als 
Fehlerquelle geltend, da von der Subkutis oder dem Peritoneum 
aus wenige T. ß. genügen, um Tuberkulose bei kleinen Versuchs¬ 
tieren zu erzeugen, während vom Verdauungstraktus aus millionen¬ 
fach mehr T. ß. zur wirksamen Infektion erforderlich sind. 
Hierdurch ist es hauptsächlich zu erklären, dafs eine Reihe von 
Autoren (Nocard 1 ), Mac Fadyean 2 ), Ostertag 8 ) u. a.), die 
auf die Verunreinigung des Fleisches mit tuberkulösem Material 
in ihren Versuchsanordnungen Rücksicht nahmen , bei ihren 
Impfversuchen mit dem Fleischsaft selbst hochgradig (generell) 
tuberkulöser Tiere in einer grofsen Anzahl von Versuchen f as ( 
nur negative Resultate erhielten, während andere Autoren, 
Peuch 4 ), Stubbe 6 ), Arloing 6 ), in einer kleinen Zahl von 
Versuchen einen verhältnismäfsig grofsen Prozentsatz von positiven 
Impfergebnissen zu verzeichnen hatten. So z. B. hat Nocard 
je 1 ccm Muskelsaft von 21 Kühen, die mit genereller Tuber¬ 
kulose behaftet und zum gröfsten Teil ganz beschlagnahmt worden 
waren, mtraperitoneal auf Meerschweinchen verimpft; aber nur in 
einer Versuchsserie wurde eins von vier Meerschweinchen tuber¬ 
kulös. Kästner 7 ) unter Bollingers Leitung, Mac Fadyean 2 ), 
ebenso Perroncito 8 ) erhielten in grofsen Versuchsreihen nur 


1) Nocard, Congrfcs pour IVStude de la tuberculose 1888, p. 49 etc. 

culoeis il C T J? e virulence of the blood and muscles in tober- 

. Journal of comp. Pathology and therapeutics 1892. Vol. V, P- 22 - 
J. 8terta S> Handbuch der Fleischkunde, 4. Anfl., 1902, 8. 660. 
et la v and« ’ n C ° nta * ion de 1* tuberculose par le lait non bouilh 

5) StuhK 06 ' ^ P ° Ur r<5tude d « la tuberculose 1888, Pa ri8 ‘ 1Rg 

6) Arloi 6 eelainche, Revue de la tuberculose 1894, P- 

7 Ü e t n! ^ a " V6au * Con ^ P°ur l’4tude de la tub. 1888, P*T i8 ' P-^ 

-eh. zLna?bl% Ci Ba°kte?rpt e jL r T tU , ng d ~ von tub. Scblacht- 

® r ' Parawt enkunde 1892, Bd. XI S. 429. 

19* 


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Original ftom 

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274 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 


negative Impfresultate. Ostertag 1 ) impfte mit makroskopisch 
gesund erscheinenden Muskeln, Lymphdrüsen- und Milzstückchen 
von sechs Rindern, die mit trockenkäsigen Herden in den Gekrös- 
drüsen, in der Lunge, Leber und in der Milz behaftet waren, 
18 Meerschweinchen; keines der Impftiere wurde tuberkulös. 
Galtier 2 ) konstatierte bei der Verimpfung des Fleischsaftes von 
15 hochgradig tuberkulösen Rindern in der Menge von 4—12 ccm 
nur zweimal Tuberkulose der Versuchstiere. Galtier glaubt, 
dafs die Wahrscheinlichkeit der Infektion der Impftiere mit der 
Gröfse der Injektionen wächst, da 4 ccm Muskelsaft bei einem 
Meerschweinchen keine Tuberkulose hervorriefen, während 12 ccm 
das Impftier tuberkulös machten. Verfasser konnte bei seinen 


Untersuchungen dieselben Feststellungen machen, die darauf 
schliefsen lassen, dafs die Zahl der gelegentlich in der Muskulatur 
vorkommenden T. B. äufserst gering ist. Hierdurch erklärt sich 
auch die weitere Beobachtung Gal tiers, der zufolge im Moment 
des Schlachtens nicht alle Muskeln gleich virulent sind. In 
einem Pall© zeigte sich das Fleisch der Schultermuskulatur bei 
HVf infektiös, während die Schenkelmuskulatur ohne 

° g verirupft worden war und als T. B.-frei gelten konnte. 

, y, e ^j^ reri ^ r, ^^^ erun S sversu chenmitgrof8en Mengen Fleisch 

oc gradig tuberkulöser Tiere erhielten Nocard, Perroncito, 
, ^*' ec l a inche 8 ) stets negative Resultate auch 

, i , . ei1 ’ ln denen der Muskelsaft ausgesprochene Tuber 

qi 4 , e * < * en Impftieren hervorgerufen hatte. Auch van der 

hochgrad' ° nn ^ e ^ er kel durch massenhafte Fütterung mit Fleisch 
• ix. . ^ tuberkulöser Tiere nicht tuberkulös machen; er er- 
Fleische xr ani1 eirie Q positiven Erfolg, als er dem zu verfütternden 
künstliche v° e C ri? 8plitter ZUr Erleichteru ng der Infektion durch 
- v Setzungen zusetzte. 

2) Galtier^* ^^itschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene 1892, Bd. II, S.5. 
de m6d. v4tdr. jao, Virul ence de la viande des animauz tubercnleux. ^° lirD 
8. 76/77. Rec de ** Bericht über den Tub.-Kongrefe 18 88 zu PtflB ’ 

4) van der qi * iCevue de la tubercnlose 1894. 
tub. Tiere. Zeitschr brauche über die Schädlichkeit des Fleisc 0 

• *■ Fleisch- n. Milchhygiene 1900, Bd. X, s - 8 ' 


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275 


Von Obertierarzt J. Bongert 

G©S® n ^er den drei Versuchsserien von Kästner, Nocard 
und NdC a c Fadyean (a. a. O.) mit einer Totalsumme von 
50 Untersuchungen, die nur in einem Falle ein positives 
Ergebnis lieferten, hatten Peuch, Arloing und Stubbe 
in ihren drei Serien mit einer Gesamtsumme von nur 6 Ver¬ 
suchen vier positive Impfresultate. Zu diesen Versuchsserien 
mit hoher Zahl positiver Ergebnisse sind noch zu zählen die 
Versuche von Förster 1 ), der Kaninchen und Meerschweinchen 
mit fein gehacktem Fleisch von sieben verschiedengradig tuber¬ 
kulösen Hindern intraperitoueal impfte und in drei Fällen Impf- 
tuberkulöse erzeugte. 

Alle diese Untersuchungen geben keine Auskunft über die 
Frage, von welchem Zeitpunkt ab das Fleisch tuberkulöser Tiere 
als tuberkelbazillenhaltig und somit als gesundheitsschädlich an¬ 
zusehen ist. Sie haben diesen Zweck, wie bereits erwähnt, nicht 
erfüllt und widersprechende Resultate ergeben, weil sie von 
keinem einheitlichen Gesichtspunkt aus ausgeführt worden sind, 
das zu den Impfversuchen benutzte Fleisch von verschieden- 
gradig tuberkulösen Tieren stammte, und weil vor allen Dingen 
die Versuchsanordnung in den meisten Fällen nicht völlig ein¬ 
wandfrei war, die Fehlerquelle der äufserlichen Infektion des 
Fleisches mit tuberkulösem Material nicht ausgeschaltet wurde. 
Aber dennoch sind diese bei der fehlerhaften Versuchsanordnung 
erhaltenen positiven Impfresultate nicht wertlos, da sie die wirk¬ 
lichen Verhältnisse wiedergeben und die äufsere Infektion des 
Fleisches tuberkulöser Tiere als sehr beachtenswert erscheinen 
lassen. 

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dafs die Unter¬ 
suchungen über den T. B.-Gehalt der Milch tuberkulöser Kühe 
in ähnlicher Weise wie beim Fleisch tuberkulöser Tiere wider¬ 
sprechende Resultate ergeben haben, die ebenfalls durch Fehler¬ 
quellen in der Versuchsanordnung ihre Erklärung finden- Als 
man der Frage der Gesundheitsschädlichkeit der Milch tuber¬ 
kulöser Kühe nähertrat, auf die bereits Gerl ach hinge^ iesen 

1) Förster, Münchener med. Wochenschr. 1890. 


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276 Untersuchungen über den Tuberkelbarillengebalt des Blutes etc. 

hatte, erkannte man sehr bald, daTs bei der starken Verbreitung 
der Rindertuberkulose ein Ausschluss sämtlicher tuberkulöser 
Kühe von der Milchgewinnung in derselben Weise, wie ein 
generelles Verbot der Verwendung des Fleisches tuberkulöser 
Schlachttiere als menschliches Nahrungsmittel, aus wirtschaft¬ 
lichen Gründen undurchführbar ist. Man trat deshalb ebenfalls 
der Frage näher, bei welcher Form der Tuberkulose die Milch 
gesundheitsschädliche Eigenschaften annimmt. Als man nun in 
dem Tuberkulin ein brauchbares diagnostisches Mittel zur Fest¬ 
stellung latenter, d. h. klinisch nicht nachweisbarer Tuberkulose 
erkannte, lag es nahe, Untersuchungen darüber anzustellen, ob 
die lediglich auf Tuberkulin reagierenden Kühe infektiöse, 

* kotige Milch liefern. Die widersprechenden Resultate der 
Untersuchungen über den T. B.-Gehalt der Milch haben in der- 

en Weise wie die ähnlichen Untersuchungen des Fleisches 
die 6 <1 U ^ Sei * *^ ere lebhafte Kontroversen zur Folge gehabt, 

,, , arau ^ zurückzuführen sind, dafs einige Autoren aus dem 
eis von T. B. in der Milch einer Kuh den falschen Rück- 
Euter rnac k*' en , dafs die T. B. nun auch unbedingt durch das 
berückst h USSC k©i düng gelangt sein müfsten. Es wurde nicht 
auch bei* d ^ * d&fs nic ^ lt nur bei Eutertuberkulose, sondern 
unsauber ^ ai ^deren offenen Tuberkuloseformen, besonders bei 
Es wurd^ l * e !* in “ un « der Milch, T. B. in diese gelangen können. 
Milchviehb^st ««a mc ht in Betracht gezogen, dafs in verseuchten 
aufsen in K de *^ noc ^ auf vielfache andere Weise T. B. von 
durch findet 6 a ermolkene Mi l ch gelangen können. Hier¬ 

in der Milch U d * e ©Wachste Weise der Nachweis von T. B. 
die auf ein d V ° n . ganz gesunden Kühen seine Erklärung, und 
vollkommen erart ig©s Versuchsergebnis begründete Ansicht, dafs 
können^st alf 8Unde Kühe T. B. mit der Milch ausscheiden 

Ab erauch^ ad ° X zurückzuweisen. 

mit nicht * le Resultate der Milchuntersuchungen 
deshalb k e j ln Wan dfreier Versuchsanordnung sind 

sicheren Aufschlnr f j lls wertlos - Si © geben allerdings keinen 
die Milch einer k 8 • ar ^^ >er > bei welchen Graden der Tuberkulose 
©stimmten Kuh gesundheitsschädlich wird, woh 


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Von Obertierarzt J. Bongert. 277 

aber öber die Verhältnisse, wie sie in Wirklichkeit liegen: dafs 
nämlicl 1 wie beim Fleisch tuberkulöser Tiere, so 
auch bei der Milch derselben die äufserliche Infek¬ 
tion mit T. B. von grofser Bedeutung ist und durch 
Sauberkeit und sachgemäfse Vorsicht vermieden 
werden kann und soll. 

Aus den obigen Untersuchungen über die Infektiosität des 
Fleisches tuberkulöser Tiere geht hervor, dafs eine solche nur 
selten gegeben ist und nur bei Meerschweinchen-Impfung in die 
Erscheinung tritt, die keineswegs gleichbedeutend ist, mit der 
Möglichkeit einer Infektion vom Verdauungstraktus aus. Wenn 
man von den positiven Fütterungsversuchen van derSluy s ’ 
absieht, so sind, wie Reifs mann (a. a. 0.) angibt, alle neueren 
Fütterungsversuche negativ ausgefallen. In den früheren p os j. 
tiven Fütterungsversuchen ist in keinem Falle die gleichzeitige 
Verabreichung tuberkulöser Organteile (Lymphdrüseu) oder die 
Verunreinigung des verfütterten Fleisches mit tuberkulösen] 
Material mit Sicherheit ausgeschlossen (Leclainche a. a. 0.). 
Auch Martin 1 ) kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu 
dem Schlüsse, dafs das Fleisch tuberkulöser Schlachttiere nur 
durch äufsere Verunreinigung mit den klebrigen, käsigen Tuberkel¬ 
massen beim Zerlegen gesundheitsschädlich wird, und dafs die 
Gefahr der Beschmutzung um so gröfser wird, je weiter vor¬ 
geschritten die Tuberkulose ist. 

Ähnliche Impfresultate wie mit dem Fleisch oder Fleisch¬ 
saft erzielte man mit dem Blute tuberkulöser Tiere: Dasselbe 
zeigte sich bei hochgradiger genereller Tuberkulose in vereinzelten 
Fällen infektiös [Bang«), Hagemann 8 )]. 

Alle diese Untersuchungen über die Gesund- 
heitsscha dlichkeit des Fleisches tuberkulöser Ti® r ® 

flus a^ n ’ ® er * c * lt der engl. Kommission zur Erforschung de* ® 

Sehe “ Fle *® ch ® 8 ®uf die Gesundheit des Menschen. Bef. Berl- 
ließe Wochenschr. 1896, Nr. 25. 

1902,^. 658 118 ^ D ° 8t6rtag > Handbuch der Fleischbeschau, 4 - 

Di». 0bCT di « des Blutes tub. Riud« r - 


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278 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 

haben somit im Gegensatz zu der Johneschen Lehre 
ergeben, dafs nicht nur bei zweifelloser lokaler 
Tuberkulose das Fleisch unschädlich ist, sondern 
auch in vielen Fällen trotz voraufgegangener Gene- 
ralisation ganz unschädlich sein kann. 

Entscheidend für die weitere Entwicklung der Frage der 
Genufstauglichkeit des Fleisches tuberkulöser Schlachttiere waren 
die Untersuchungen und Feststellungen von Kästner und 
von Ostertag. Kästner stellte unter Bollingers Leitung 
Untersuchungen über die Infektiosität des Fleisches tuberkulöser 
lere an. Mit Rücksicht auf die Bedeutung der Kastnersehen 
ersuchsresultate erscheint ein näheres Eingehen auf diese Ver¬ 
suche, speziell auf die Versuchsanordnung, geboten, 

Kästner 1 ) hat zwei Versuchsreihen mit vollkommen ent- 
gegengesetztem Ergebnis ausgeführt. Er verwendete in seiner 
kulös* er ® ucbsre ibe Freibankfleisch von verschiedengradig tuber- 
von fl 0 ^* n< ^ ern ’ guten Nährzustand sich befanden und 

breitu UeU nur ^ as Fleisch von einem Tiere wegen starker Aus- 
ai r s ei d ^ r Tube rkulose konfisziert und von der Verwendung 

Wie Kas^ IC ^ les Nahrungsmittel ausgeschlossen worden war. 
namentlich ^ * * S ^ äter hervorhebt, waren die in den Organen, 
verkalkt den Lungen, Vorgefundenen tuberkulösen Herde 

und von versehi IT* Pleisch > im Gewicht von jedesmal 2 Pfd. 
unter den nöt - 6 enen Körperteilen stammend, bereitete Kästner 
Vorsichtsmaftre ^ Vorsichtsmaßregeln den Fleischsaft. Die 
benutzten Teil 6610 erstreckten sich auf strenge Desinfektion der 
Stelle erwähn^R- Glaser ’ Tücher, Messer, Spritzen. An anderer 

gewendet habe * * ** 6r ’ >daIs er alle Vorsichtsmafsregeln an- 

durch viele Hä ^ ° ^ derart *g en Versuchen, wo das Fleisch 
rührung mit p , Ü geht und ev - im Schlachthaus durch Be- 
stitut postmortal 8 ? 1C ^ lti S en Massen oder im pathologischen In- 
Abbrennen der werden kanD > geboten sind«. Ein 

- ei *flächen der zu den Versuch© 11 benutzten 

1 ) Kästner a 

'1er Infektiosität de B »i ° S ‘ 273 - ~ Ein weiterer Beitrag * ar Lehre von 
schrift 1892, Nr. 20. e,8 chee perlsüchtiger Rinder. Münch, »ed. Wochen- 


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Von Obertierarzt J. Bongert. 


279 


Fleisch stücke hat er aber nicht vorgenommen. Denn er würde 
gegebenenfalls dieses zur Ausschaltung der äufserliehen Infektion 
mit T. 15- praktikable Mittel nicht unerwähnt gelassen haben, da 
der selbstverständlichen Desinfektion der benutzten Geräte aus¬ 
führlich Erwähnung geschieht. Kästner schnitt das von der 
Freibank erhaltene Fleisch in sehr dünne Scheiben, wickelte 
das Ganze in ein leicht befeuchtetes Tuch und legte das so 
präparierte Fleisch in die Presse, die vor und nach jedesmaligem 
Gebrauch einer Desinfektion unterzogen wurde. Aus 2 Pfd. 
Fleisch erhielt Kästner 50 ccm Fleischsaft, von dem er je 
3—5 ccm auf ein und auch zwei Meerschweinchen intraperitoneal 
verimpfte. Sämtliche Meerschweinchen (im ganzen 16), die 
Kästner mit dem Muskelsaft von zwölf an Tuberkulose ver¬ 
schiedenen Grades erkrankten Rindern impfte, zeigten sich bei 
der acht Wochen nach der Impfung vorgenommenen Sektion 
frei von tuberkulösen Erscheinungen. Kästner folgert aus 
diesem Versuchsergebnis, dafs frisches, gut aussehendes 
Fleisch tuberkulöser Rinder selbst in ungekochtem 
Zustande als eine Quelle der Tuberkulose beim 
Menschen nicht anzusehen sei. 

Veranlafst durch die Versuche Steinheils 1 ), der bei der 
Verimpfung des aus den Psoasmuskeln von Phthisikerleichen 
gewonnenen Muskelsaftes in allen neun Versuchen Tuberkulose 
bei den Impftieren erzeugte, stellte Kästner eine zweite Ver¬ 
suchsreihe mit dem Fleischsaft von sieben tuberkulösen Rindern 
an, deren Fleisch — mit einer Ausnahme — wegen hochgr a di£> er 
tuberkulöser Erkrankung fast sämtlicher Organe konfisziert nnd 
zur technischen Verwertung bestimmt worden war. Bei di© sen 
tuberkulösen Rindern waren die in den Lungen und den übrig en 
Organen befindlichen tuberkulösen Herde nicht in Ver¬ 
kalkung, sondern in ähnlicherWeise wie beim phthisiscben 
Menschen in Verkäsung übergegangen. Von den zWÖ 
mit dem Fleischsaft der sieben tuberkulösen Rinder geimP ften 
Meerschweinchen wurden zehn tuberkulös; die beiden neg ft ^ v 

1) Stein heil, Münchener med. Wochensclir. 1889, Nr. 40 u- 4l * 


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280 Untersuchungen Ober den Tuberkelbazillengebalt dea Blutes etc. 


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Impfergebnisse lieferten die Tiere, welche mit dem Fleischsaft 
einer mittelschwer erkrankten tuberkulösen Kuh geimpft worden 
waren, deren Fleisch, wie oben erwähnt, zum menschlichen Genufs 
noch zugelassen wurde. In Übereinstimmung mit den Impfresultaten 
Steinheils erzielte somit Kästner in seiner zweiten Versuchs¬ 
reihe bei allen schweren Fällen von Tuberkulose, in denen die 
Herde das Bild des käsigen Zerfalles zeigten, nur positive Impf¬ 
resultate. Man geht jedoch nicht fehl in der Annahme, dafs bei 
der gemeinsamen oben erwähnten Versuchsanordnung die aus- 


schliefslich positiven Impfergebnisse von Kästner und Stein¬ 
heil teilweise auf das Unterlassen des Abbrennens der Fleisch¬ 
oberflächen zum Zwecke des Ausschaltens der kaum zu vermeiden¬ 
den sekundären Infektion mit T. B. zu beziehen sind, zumal da die 
späteren Untersuchungen mit einwandfreier Versuchsanordnung ein 
derartig eindeutiges Ergebnis nicht geliefert haben. So z. B. hat 
Leclainche 1 ) ebenfalls die Infektiosität der Muskulatur von 
acht an Lungenschwindsucht gestorbenen Menschen durch intra¬ 
peritoneale Verimpfung des Muskelsaftes auf 37 Meerschweinchen 
geprüft und nur drei positive Resultate erhalten. In einem 
a e wurden alle drei Versuchstiere tuberkulös, in zwei Fällen je 
68 T < i a - ZWe ' kzw. drei Impftieren, während in fünf Fällen alle 
S lieben. Erwähnenswert ist noch, dafs in drei Fällen die 

g pre sten Muskeln gehackt und dann erfolglos an Meer 
c en verfüttert wurden. Weiterhin haben Gratia und 
w , X ^ ^ en Muskelsaft eines an Tuberkulose gestorbenen 
Kuh mit 0 positiven, den einer geschlachteten tuberkulösen 

negativem Resultat auf Meerschweinchen verimpft- 

mit d«m ^er Ka s t n er sehen Versuchsresultate 

herdenboH ^x SC ^ Von hochgradig tuberkulösen, mit Erweichung« 
fall» lindem ausgeführten Impfversuche haben «hon- 

Prozentsat W6 Rer unten sehen werden, einen erheblich geringeren 
nicht zu v« u° aitiver Impfergebnisse geliefert. Aber dennoch ist 
nicWzu^erkenuen, dafs di * K astnerschen Versuche und » 


culeux. Compt. re J* * ^ Ur * a v * ru ^ ence des muscles 
2; Gratia et^T • C *° ** de Biologie 1896, p 

L1 ^ n a u x, Ann. belg. 1888, p. 640. 


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281 


Von Obertierarzt J. Bongert. 


sich, aus diesen ergebenden Schlufsfolgerungen einen grofsen 
Fortschritt in der Frage der Gesundheitsschädlichkeit des Fleisches 
tuberlcul öser Schlachttiere bedeuten und die Veranlassung dazu 
gegeben haben, dafs die Grenze, von der an das Fleisch tuber¬ 
kulöser Tiere als gesundheitsgefährlich zu betrachten ist, enger 
gezogen wurde. 

Auf die Verkäsung der tuberkulösen Herde führt Kästner 
den positiven Ausfall seiner zweiten Versuchsreihe zurück. Er 
nimmt an, dafs im Gegensatz zu den verkalkten tuberkulösen 
Herden aus den verkästen Herden eine Verschleppung von T. B. 
in die Lymph- und Blutbahn dadurch herbeigeführt wird, dafs 
die Ge Tafs Wandungen durch die tuberkulösen Massen arrodiert 
wurden. Kästner erklärt das Fleisch von Tieren mit käsigen 
Herden für gesundheitsschädlich, da dem Virus »Tür und Tor« 
geöffnet sind, und fordert, dafs das Hauptaugenmerk 
bei der Beurteilung der Gen u [stauglich kei t des 
Fleisches tuberkulöser Schlachttiere auf di© patho¬ 
logisch-anatomischen Verhältnisse zu richten ist. 

Den Versuchsergebnissen von Kästner ist von Ostertag 1 ) 
eine entscheidende Bedeutung beigelegt worden. Doch darf man 
nicht übersehen, dafs Kästner nur den experimentellen Beweis 
dafür erbracht hat, was auf Grund langjähriger Erfahrung und 
Beobachtung längst bekannt war, dafs nämlich eine Allg eme * n ' 
infektion um so leichter erfolgt, je mehr die tuberkulösen Herde 
verkäst und erweicht sind. Schon Gerlach erkannte bei seinen 
Fütterungsversuchen, dafs das tuberkulöse Virus in den regressiven 
Prozessen nicht zugrunde geht, sondern vielmehr in den käsig 
zerfallenen tuberkulösen Massen allem Anscheine nach in noch 
gröfserer Intensität vorhanden ist als in den frischen, nicht zer ‘ 
fallenen fibrösen und rein zelligen Knötchen. Auch Joh» e b ®' 
zeichnete es bereits 1883 als eine selbstverständliche, durch ^ 1 
mache Beobachtung hinlänglich bestätigte Tatsache, die f tir die 
Frage der Gesundheitsschädlichkeit des Fleisches tuberkn löser 


1) O s t e r t a g, Ist Generalisation der Tuberkulose immer gleichbedeutend 
mit Geeundheiteechadlicbkeit des Fleisches? Zeitechr f Fleisch- «• 
hygiene 1891, Bd. II, H. 1. - Handbuch der Fleischbeschau. 



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282 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengebalt des Blutes etc. 


Tiere von grofser Bedeutung ist, dafs eine Generalisation der 
Tuberkulose um so schwerer eintreten kann, je mehr die Tuberkeln 
den fibrösen Charakter annehmen und je rascher sie verkalken, 
während diese um so leichter erfolge, je mehr die tuberkulösen 
Massen verkäst und erweicht seien. Endlich hat Ostertag, 
der zur Erläuterung der Kästner sehen Versuche angibt, dafs 
Kästner unter Verkalkung die trockene, käsig-kalkige, viel¬ 
fach mörtelartige Metamorphose, unter Verkäsung dagegen die 
eitrig-käsige Einschmelzung verstanden habe, bereits vor Kästner 
darauf hingewiesen, dafs erfahrungsgemäfs »auch beim Rinde 
diejenigen Formen der Tuberkulose in bezug auf das Fleisch die 
gefährlicheren seien, bei welchen sich erweichte tuberkulöse Herde 
in den Organen vorfinden. Denn beim Vorhandensein umfang¬ 
reicher tuberkulöser Abszesse an den Eintrittspforten findet man 
gewöhnlich embolische Herde verschiedensten Alters in der Milz 
oder in den Nieren und häufig Abmagerung als Beweise, dafs 
entweder die Bakterien selbst oder ihre Stoffwechselprodukte un¬ 


unterbrochen Gelegenheit hatten, in die Blutbahn zu gelangen.» 
Die Erweichung der tuberkulösen Herde erklärt sich Ostertag 
durch eine Mischinfektion von T. B. mit Staphylokokken und 
Jiterstreptokokken entstanden, und durch die gewebelösende 
Eigenschaft der Eiterbakterien soll den T. B. der Einbruch in die 
u a xn ermöglicht und damit die Generalisation der Tuber 

kulose herbeigeführt werden. 


j | - *w Vl V4 vlii 

a be bereits an anderer Stelle 1 ) darauf hing ewiesen ’ 

POfro * i 


dafs 


* vft ^ri- 1 Gr Z * * n der Tierheilkunde noch herrschenden » 
’p, 16 ^stertag und Kästner vertreten, beim Ri° e 

r •r'v, 6 * C b U n g der tuberkulösen Herde fast aus 

R C ° n e Mitwirkung der eigentlichen pyogene» 

.. n ZUs tande kommt. Ich werde hierauf eingehen er 

eigenen ^ I 4 len, au ^ die Klarlegung dieser Verhältnisse mein 

sei bereite rSUCbungen sich erstrecken mufsten. Nur so viel 
Entwicklangder'p 6 '' S ‘ elle im Zusammeutang mit d * r 

- -—_ ^ ra ge der Gesundheitsschädlicbkeit des 


tieriirztl 


1) B °ngert, 


Beiträge zur Entstehung der Tuberkulose. 


Wochena/v. a * e zur 1 

hr ‘ 1906 » Jahrg. XIV, Nr. 21. 


Deutsche 


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283 


Von öbertierarzt J. Bongert. 

tuberk-ialöser Tiere hervorgehoben, dafs in der physikalischen 
Zustandsänderung der tuberkulösen Herde an sich, in ihrem 
Liquid ©werden, das man auf Grund nicht zutreffender Über¬ 
tragung der Verhältnisse beim phthisischen Menschen auf das 
Rind durch Mischinfektion mit Eiterkokken zustande kommend 
sich denkt, die besondere Gefahr für eine Allgemeininfektion 
nicht zu erblicken ist, sondern dafs, wie meine Untersuchungen 
ergeben haben, die vor fast vier Jahrzehnten ausgesprochene 
Ansicht Gerlachs zutreffend ist, der bereits feststellte, dafs in 
den lc&sig zerfallenen tuberkulösen Massen das tuber¬ 
kulöse Virus am wirksamsten enthalten ist. Wie dieses zu 
verstehen ist, werden wir weiter unten sehen. 

A.uf Grund der Untersuchungsergebnisse von Nocard, 
Bang, Perron cito, Kästner u. a. sowie seiner eigenen hat 
Oster tag 1 ) sein »wissenschaftlich motiviertes Verfahren mit 
dem Fleische von tuberkulösen Tieren« aufgestellt, das auch dem 
Reichsgesetz, betreffend die Schlachtvieh- und Fleischbeschau, 
vom 3. Juni 1900 als Grundlage gedient hat. Ostertag geht 
in der schonenden Beurteilung einen erheblichen Schritt weiter, 
als der bisher befolgte Johne sehe Beurteilungsgrundsatz vor¬ 
schreibt, und erklärt, dafs trotz voraufgegangener Generalisation 
das Fleisch tuberkulöser Tiere vollkommen unschädlich sein 
kann, da das Blut sich in kurzer Zeit der in demselben ent¬ 
haltenen T. B. entledige und die Muskulatur selbst als nahezu 
immun gegen Tuberkulose zu betrachten sei, weil selbst bei 
stärkster Überschwemmung des Blutes mit T. B. bei der akuten 
Miliartuberkulose die Muskulatur von tuberkulösen Herden fr 01 
zu sein pflegt, während meist sämtliche Eingeweide mit Tuberkeln 
übersät sind. Ostertag stützt sich hierbei auf die Versuche 
von Nocard und Mac Fadyean, die feststellten, dafs nac 
intravenöser Injektion von T. B. das Blut innerhalb sechs Tag® n 
seine infektiösen Eigenschaften einbüfst, und hieraus folg ert ® n ’ 
dafs die *1. B. entweder aus dem Körper ausgeschieden ® 
durch die bakterizide Wirkung des Blutes vernichtet werden. 

*> ° 8 tertag, Handbuch der Fleischbeschau, 4. Aufl., 8.667. 


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284 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengebalt des Blutes etc. 

Aus meinen Feststellungen und durch meine Versuche ergibt 
sich aber (s. w. u.), dafs diese hochwichtigen Versuche nicht 
einwandfrei und die aus diesen gezogenen Schlufsfolgerungen 
nicht vollkommen richtig sind. 

Obgleich die Muskulatur, der Hauptbestandteil des Fleisches 
im wirtschaftlichen Sinne, in der Regel frei von tuberkulösen 
Veränderungen ist, so darf dennoch nach Ostertags Ansicht 
das B leisch tuberkulöser Tiere trotz abgelaufener Generalisation 
nicht bedingungslos zum Konsum zugelassen werden, weil die 
übrigen Teile des Fleisches, die Lymphdrüsen in dem Fleische, 
die Lymphgefäfse und die Knochen tuberkulös erkrankt sein 
können. >In solchen Fällen ist das erkrankte Fleisch 
er tuberkulösen Tiere den tuberkulös erkrankten 
rganen in sanitätspolizeilicher Hinsicht gleich zu 
. , Zur Ermittlung derartiger Veränderungen im Fleische 

v b ^ ^ ntermus kulösen Lymphdrüsen zu untersuchen, die bei 
i . snsein von tuberkulösen Herden im Fleische sich er- 
j. p zei g e *i. Als »abgelaufen oder abgeheiltc sieht Ostertag 
T aW mm ^ i8ati ° n Wenn die embolischen Tuberkel in Lunge, 
haben \ Z ^* eren die Gröfse eines Hanfkornes überschritten 

ralisierf ~ ° Ur in den Fällen abgeheilter gene- 
TeweUe "k Uberkulose . die lediglich auf die Ein- 
Fleisch l 68chrällk t ist, beurteilt Ostertag das 
loser LoV Q n\ Un8chädlich iu gleicher Weise wie bei zweifel- 
tubTrkul^e^ 11 ^ 61 *^ 11 ^ 086 ' Hierbei ist Voraussetzung, dafs die 

heit besitzen 61 Qe rein käsi S e °der verkalkte Beschaffen- 

Ausdehnung ’ Vereitert (erweicht) sind. Bei star er 
zu behandeln Tuberk ulose ist das Fleisch als minderwertig 

Grade ver/s ^ e f Un dheitsschädlichkeit im hohen 

lokale Charalft ° tig ist das Fleisch anzusehen, wenn « 

Dieses ist r, ^ des tuberkulösen Prozesses zweifelha 1 is • 
tuberkulöser K anaent lich beim Vorhandensein umfangreic er 

bei beginnend^ 6 ^ 1611 * n bua g e > Leber und Gekrösdrüsen un 

dercrtig*““t; der Ernährung der M 

Erw «chun gaWd6ü auSi wie aufser den Vereuch« 


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285 


Von Obertierarzt j. Bongert. 


von K-astner die Erfahrung gelehrt hat, häufig ein Einbruch 
von T.B. in die Blutbahn stattfindet. Fleisch derartiger 
Herkunft kann nur nach vorheriger Sterilisation 
dem bedingten Verkehr übergeben werden. 

JZ>as Fleisch sämtlicher Tiere dagegen, welche die Zeichen 
einer akuten Miliartuberkulose erkennen lassen, ebenso 
das .Fleisch in allen Fällen von Generalisation mit tuberkulösen 
Veränderungen der Muskulatur, der Knochen, Gelenke und 
Flei sc hlymphdrüsen ist als gesundheitsschädlich zu betrachten 
und als untauglich von der Verwendung als menschliches 
Nahrungsmittel auszuschliefsen und nur technisch zu verwerten. 

A_ls hochgradig verdorben und nur zu techni¬ 
schen Zwecken verwendbar ist das Fleisch abgemager¬ 
ter, tuberkulöser Tiere ohne Ansehen des tuberkulösen Pro¬ 
zesses zu beurteilen, wobei jedoch der Unterschied zwischen Ab¬ 
magerung und Magerkeit wohl zu beachten ist. 

In einem Zusatz erklärt Ostertag das von Hartenstein 1 ) 
empfohlene Verfahren für zulässig, dafs nämlich bei tuber¬ 
kulöser Erkrankung einer oder der anderen Fleisch- 
lym phdrüse — nicht aber sämtlicher Körperlymphdrüsen — 
nur das Wurzelgebiet jener Lymphdrüsen vom Ver¬ 
kehr auszuschliefsen sei, z. B. bei Erkrankung einer Bug¬ 
drüse das betreffende Vorderviertel und bei Erkrankung einer 
Kniefaltendrüse das betreffende Hinterviertel. Aber im Gegen¬ 
satz zu Hartenstein, der die übrigen Fleisch viertel von 
tuberkulösen Tieren mit Erkrankung einer Fleischlymphdrüse 
nur im sterilisierten Zustande in den Verkehr geben will» weil 
»ein gewisser Verdacht« auf diesen ruhe, hält Ostertag die Ver¬ 
wendung der übrigen, von tuberkulösen Veränderungen freien 
Fleischviertel im rohen Zustande für zulässig, da eine genauere 
Untersuchung darüber Aufschlufs gebe, ob der Verdacht begründet 
ist oder nicht 1 


Ostertag, der anfangs den Aussch\u£s des ganz© 11 
körpere von der Verwendung als menschliches Nahrung 8 


Tier- 

mittel 


1) Hartenstein, Zur Frage der Freibanv Zeitscbr. t. Fl® l9cb ' u 
Milchhygtene 1890, 8. 98. 


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286 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 

bei abgelaufener generalisierter Tuberkulose, die zur Herderkran- 
kung in einer oder mehreren Fleischlyraphdrüsen geführt hat, 
fordern zu müssen glaubte, hat durch seine Anerkennung des 
von Hartenstein empfohlenen Verfahrens dazu beigctragen, 
dafs diese sog. Viertelbeurteilung mit der Zeit allgemein 
zur Anwendung kam. Als wissenschaftlich wird man das Ver¬ 
fahren einer verschiedenen Beurteilung der vier Viertel eines 
Tierkörpers wohl kaum bezeichnen können, schon aus dem Grunde 
ai^h fcf da das »sog. Viertele ein anatomischer Begriff nicht ist. 
Man hat, um aus der Schwierigkeit der Materie herauszukommen, 
und namentlich in dem Bestreben, die Massenbeanstandungen von 
eisch bestgenährter tuberkulöser Schlachttiere nach Möglichkeit 
za verringern, die wissenschaftliche Überlegung den gewerblichen 
sancen angepafst. Die verschiedene Beurteilung der einzelnen 
te . eines tuberkulösen Tieres bei tuberkulöser Lokalerkran- 
ung einer oder der anderen Fleischlymphdrüse mufste mit Rück- 
lr lft k^rechtigte Forderung, möglichst viel Fleisch tuber- 

iere dem Konsum zu erhalten, als »das Ei des Kolum* 
Soli ritt C e * nen ’ Bisses Verfahren bedeutet einen erheblichen 

^i\ymg°leaTleis h QT Erkenntnis ’ dafs man bisher “ 

sches tuberkulöser Tiere zu strenge gewesen war. 
DeklamH * er t e lbeurteilung bildete die Unterlage für die Posener 
betreffend Um P reu ^ 8 ^ sc ben Ministerialerlafs vom 26. März 1892, 
des Fleisch 16 Eeur ^ e ^ un g der Geniefsbarkeit und Verwertung 
Genehnaicuo™ P®rlsüchtigem Schlachtvieh. Durch die mit 
£ er beteiligten Ministerien erlassene Verfügung es 
Kgl- Regierungs rr K^: j 8. Juli 1898 - t ^; e 

BestimmuQv : ! V ° m 

des Fleische * a ^ 8 e * ne gösundheitsschädliche Beschaffen ei 
dann anzun \ V ° n P eids üchtigem Rindvieh in der Regel auc 
dahin erir t ! h “ 6n wen/das Fleisch Perlknoten enthalt., 

viertel bezifTh! W ° rden > dafs sie sich nur auf diejenigen Fleisch- 
dafs dagegen J- Welche tuberkulöse Veränderungen aufweisen, 
drüsen unvera. übrigen Viertel, deren intermuskuläre Lymi 
kehr gegeben ** er ^ s * n d, ohne Verkehrsbeschrftnkung in de Q 

w ®rden können. 


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Von Obertierarzt J. Bongert. 


287 


Auch io die Ausführungsbestimmungen zum Reichsfleisch- 
besetiaugesetz vom 3. Juni 1900 ist die Viertelbeurteilung auf- 
genommen worden nur mit dem Unterschied, dafs das ganze 
Fleischviertel, in welchem eine tuberkulös veränderte Lymph- 
drüse sich befindet, nicht wie bisher als untauglich zum 
menschlichen Genufs, sondern als bedingt tauglich anzü- 
sehen, d. h. nach vorheriger Sterilisation zum menschlichen Ole- 
nufs zuzulassen ist. Die übrigen Fleisch viertel, deren Lymph- 
driisen nicht tuberkulös sind, wurden im Anfang als tauglich, 
aber* im Nahrungs- und Genufswert erheblich herabgesetzt an¬ 
gesehen und unter Deklaration als minderwertig auf der Freibank 
verkauft. Jetzt aber werden diese Fleischviertel gemftfs einer 
MinisterialVerfügung als vollwertig dem uneingeschränkten Verkehr 
übergeben und nur bei gröfserer Ausdehnung der Tuberkulose 
als minderwertig erklärt. 

Dieses ist in grofsen Zügen die geschichtliche Entwicklung 
und der jetzige Stand der im Reichs-Fleischbeschaugesetz fest¬ 
gelegten Lehre von der Gesundheitsschädlichkeit des Fleisches 
tuberkulöser Tiere. 

Im Jahre 1904, kurze Zeit nach dem Inkrafttreten des Fleisch¬ 
beschaugesetzes, veröffentlichte Westenhoeffer 1 ) Untersuchun¬ 
gen über den T. B. - Gehalt des Fleisches tuberkulöser Rinder, 
auf Grund deren er eine weitergehende günstige Beurteilung des 
Fleisches tuberkulöser Schlachttiere für angebracht erklärte. 
Westenhoeff er bat im ganzen das Fleisch von nur 5 ver¬ 
schied engradig tuberkulösen Rindern durch subkutane Impfung 
von Meerschweinchen und Kaninchen auf das Vorhandensein 
von T. B. untersucht. Ein sechster Versuch mit der tuber¬ 
kulösen Inguinaldrüse eines auf dem Rücken mit einer verkästen 
Mesenterialdrüse eines Kindes geimpften Jungrindes, das 217 Tage 
nach der Infektion getötet wurde, kann nicht in Anrechnung 
kommen. Nur in einem Falle von akuter Miliartuber- 
kulose hatte Westenhoeffer bei 4 votv 7 lmp^ ieT0n 

t) Westenhoeffer, Über die Grenzen der Übertragbarkeit der T 
kulose durch Fleisch tuberkulöser Rinder auf Menschen. ® eT m 

Verlag August Hirschwald. 

Archiv fii r Hygiene. Bd. I.XIX, 


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288 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 

ein positives Impfergebnis. Aus seinen Versuchen zieht 
Westenhoeffer folgende Schlüsse: 

»Die von Robert Koch (auf der internationalen Tuberkulose- 
Konferenz in Berlin [1903]) aufgestellte Behauptung, dafs 
Fleische aller tuberkulöser Rinder T. B. Vorkommen, kann io 
dieser Verallgemeinerung nicht bestehen bleiben. Aus diesen 
Versuchen geht ferner, soweit man überhaupt aus solchen Ver¬ 
suchen Schlüsse ziehen kann, hervor, dafs das Fleisch von 
Rindern mit so starker allgemeiner Tuberkulose, 
dafs es nach den bestehenden Vorschriften der Ab¬ 
deckerei überwiesen werden mufste, entweder gar 
keine oder doch nicht so viel T. B. enthält, um, sub¬ 
kutan dem tuberkuloseempfänglichsten Tiere ein- 
verleibt, Tuberkulose zu erzeugen. Dagegen ist das 
Fleisch von einem Tiere mit akuter Miliartuber¬ 
kulose T. B.-haltig in so hohem Grade, dafs von 7 Ver- 
suc stieren 4, d. h. 59%, tuberkulös wurden.« 

ür wichtig und als Gegenbeweis der Kastnerschen 
Impfergebnisse und der aus diesen von Ostertag für die prak- 
, ,» ei ® c hbesch au gezogenen Schlufsfolgerungen siehtWesten 

i i u . en ne S a ^iven Ausfall seines zweiten Versuches an. s 

w * 6 . 81 u ch um eine mit hochgradiger Serosentuberkulose be- 

broncho Slebenjähri8e Kuh » bei der aufserdem in den Lungen 
handen ^ neumon ‘ sc he, weiche, käsige, tuberkulöse Herde vor 
den BroiTT^ (aU8gede hnte lokale Lungentuberkulose), und m 
verkalkte t 1 " Meseut ^ial- und retroperitonealen Lymphdrüsen 
LtkulU e ;t nachge -iesen wurden Die vier mit Zwerchfell¬ 
geimpften M Gllweise auch mit Zwischenfettgewebe derselben 
der Impfun r8ChWeinchen ^igten sich bei der 2% Monate nach 
Impfung vorgenommenen Tötung frei von Tuberkulose. 

ac Fadvl'lt 1 er Untersuchungsergebnisse von 


M 


^ an * Ustertag sowie seiner eigenen und unte^ 


Schmidt-Mü'lh 8 - ^ An8icbten von Gerlach, Ostertag 

SchlufsfoUmi^ k0mmt Westenhoeffer zu nachstehenden 


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Von Obertierarzt J. Bongert. 289 

1. Das Fleisch von Rindern mit lokaler oder abge* 
lauf ener generalisi erter Tuberkulose kan n nachEnt- 
fernung der erkrankten Teile dem freien Verkehr 
übergeben werden. 

H. Das Fleisch von Rindern mit akuter Miliar- 
tu t> erkulose oder überhaupt mit den Zeichen einer 
fris chen Generalisation istalsgesundheitsschädlieh 
zu "vernichten oder nur zu technischen Zwecken zu 
yer Arbeiten. 

III. Kö nnen Teile nicht so einwandfrei von den 
an ihnen haftenden tuberkulösen Erkrankung s- 
her den befreit werden, dafs entweder das Fleisch 
ve runreinigt oder durch die Präparation in seinem 
A.us sehen herabgesetzt wird, so wird derb e treffende 
Abschnitt dem Verkehr entzogen (z. B. bei Muskel-, 
Knochen- und Gelenktuberkulose). 

IV. Hat die Tuberkulose bereits zu auffälliger 
Abmagerung oder Veränderung des Fleisches ge¬ 
führt, so ist dasselbe ohne Rücksicht auf den all¬ 
gemeinen oder lokalen Charakter des Falles zu ver¬ 
nichten oder technisch zu verwenden. 

Den Schlufsfolgerungen Westenhoeffers ist jedoch nicht 
vollkommen beizustimmen. In einem Referat der Westen- 
hoe ff ersehen Arbeit hat bereits Henschel 1 ) darauf hinge¬ 
wiesen, dafs die Angaben über den Befund der Rinder, von denen 
das Fleisch zur Untersuchung entnommen wurde, einige Irr- 
tümer enthalten, die Westenhoeffer untergelaufen sind. Vor 
allen Dingen ist es nicht zutreffend, dafs jene 

Rinder mit so starker allgemeiner Tuberkulose be¬ 
haftet waren, dafs das Fleisch nach den bestehen¬ 
den Vorschriften der Abdeckerei überwiesen werden 
naufste. Das Fleisch von 2 Rindern, die Westenhoeff® r a ^ 8 
mit allgemeiner Tuberkulose behaftet bezeichnet (Fall I- un< ^ 
ist nach den amtlichen Obduktionsprotokoll® 11 niebt der 

V) Hyg. Rundschau 1905, S. 1147. 

20 * 


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290 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengebalt des Blutes etc. 


deckerei überwiesen worden, sondern es ist auf der Freibank 
zum Verkauf gelangt. Im Falle IV hätte das Fleisch nach vor¬ 
heriger Sterilisierung ebenfalls als menschliches Nahrungsmittel 
noch Verwendung finden können; es wurde aber zur technischen 

Verwertung bestimmt, da in Anbetracht der tuberkulösen Lokali¬ 
sationen in verschiedenen Rückenwirbeln und in den meisten 


Körperl y mphdrüsen nach Entfernung der betreffenden Fleiscb- 
teile mit den Wurzelgebieten und Adnexen, die als untauglich 
behandelt werden müssen, sich die Sterilisation des übrig- 
gebliebenen^ Fleisches kaum gelohnt haben würde. Das Rind 
Nr. II ist nicht der Lungentuberkulose wegen (vergl. o.) der 
Abdeckerei überwiesen worden, sondern weil es hochgradig ab- 


8UUJ "^“ una Kacnektisch war und das Fleisch eine wässerige 
Beschaffenheit zeigte. Ebenso war auch der Nährzustand des 
Rindes mit akuter Miliartuberkulose (Fall V), dessen Fleisch 
sich infektiös zeigte, in dem amtlichen Obduktionsbericht an¬ 
gegeben. Wäre der Nährzustand ein mittlerer gewesen, wie 
BBtenhoeffer angibt, so hätte das Fleisch nach vorheriger 
tion zum Konsum zugelassen werden müssen, da die 
fTV 0 , ® n ^Stimmungen über die Verwertung des Fleisches 
• , . * er r ^ ere m* 1 derartiges Verfahren bei Erscheinungen 

in a 6n ^ u tmf©ktion vorschreiben, vorausgesetzt, dafs diese 
oradivo AK* 1 Eingewei den und im Euter vorliegen und hoch- 

Weitr a8erUng nicU b9steht - 

tuberkulö« ^ ! 8t in betracht zu ziehen, dafs die Auswahl er 
Untersuch en Rlnder ’ de ren Fleisch Westenhoefferzu seinen 
punkte au Ungen benutzte » von einem ganz anderen Gesichts- 

bei bochgrldiee 80 ^ Er W ° Ute ex P erimente11 nachweisen ’ ° 
verkästen r ^ F ^ u i )ei ‘kulose eine retrograde Infektion von s 

- «« benachbarten Organe durch 

Vorschlag hi 8 ^^flusses der Lymphe stattfindet. Au mei 
mit L' e »"*• Westen/eefter in erster Linie Rn* 

auch solche "°. S6ntUWkulose dOT u " d 

als Material » 1 aua g e breiteter Lymphdrüsentuberk ose, u 
fellpfeiler U “‘«™chung auf T. B. wurden die 

’ d » s Zwerchten, die Herzmuskuiatur, M. *-!«“ * 


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Von Obertierarzt J. Bongert. 291 

gewählt, da diese Organe und Fleischteile, namentlich die Zwerch¬ 
fellpfeiler, welche zudem noch die hinteren Mittelfelldrüsen um- 
schliefsen, bei Tuberkulose der serösen Häute oder der benach¬ 
barten Drüsen von diesen aus retrograd infiziert werden müssen, 
wenn eine retrograde Infektion überhaupt möglich ist. 

Der eigentliche Zweck der Untersuchungen Westenhoeffers, 
der Nachweis der vermeintlichen retrograden Infektion war, geht 
auch aus seiner eigenen Darstellung der Versuchsanordnung her¬ 
vor. Er sagt: »Es wurden aus den allem Anscheine nach ge- 
fährdetsten Muskelabschnitten, fast immer vom Zwerchfell zwischen 
den erkrankten serösen Häuten oder aus der direkten Nähe 
tuberkulöser Lymphdrüsen, gröfsere Stücke ausgeschnitten, diese 
nach allseitiger Abbrennung mit sterilen Messern auseinander¬ 
geschnitten und aus dem innersten Kern ein Würfel von etwa 
Va ccm mit einem neuen sterilen Messer ausgelöst und ver- 
impft.« Bei <j em Versuch III erwähnt Westenhoeffer noch 
besonders: »In der nächsten Umgebung der betreffenden Muskel- 
absclinitte safsen verkalkte Lymphdrüsen. c Mit Rücksicht auf 
den experimentellen Nachweis deru. a. auch von Westenhoeffer 
vertretenen retrograden Infektion war er noch besonders bedacht 
darauf, dafs in dem verimpften Fleischwürfel etwas intermusku- 
läres Fett- und Bindegewebe enthalten war »in der Erwägung, dafs 
die liier verlaufenden Lymphbahnen ganz besonders leicht Tuberkel- 
bazill en enthalten könnten.« 

Die praktischen Schlufsfolgerungen aus dem negativen Er¬ 
gebnis dieser seiner experimentellen Untersuchungen über das 
^ °rlcorumen einer retrograden Infektion für die Fleischbeschau 
zu ziehen, hat Westenhoeffer nicht unterlassen; doch hat 
er cs begreiflicherweise vermieden, klipp und klar zu er ' 
klären, dafs die bisher von ihm als möglich angenommene und 
v ®rtretene retrograde Infektion durch seine eigenen experim© 11 ' 
bellen Untersuchungen eine Stütze nicht erfahren hat, dafs viel 
oaehr anzunehmen ist, dafs eine solche — wenigstens beim 
^-ind© — nicht vorkommt. 

Westenhoeffer führt auf S. 22 seiner Abhandlung folg© 13 ' 
des aus: »Meine Experimente beantworten auch die für die Fl©i öC ^* 


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292 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengebalt des Blutes etc. 


beschau ungemein wichtige Frage, die Reifem an n 1896, (a. a. 0., 
S. 39), da es an »Versuchen in dieser Richtung noch vollständig 
fehlt« offen lassen mufste, ob nämlich die an eine chronisch er¬ 
krankte Serosa angrenzende Muskulatur T.B. enthält oder nicht. 
In mehreren meiner Fälle lag das Zwerchfell zwischen dem 
tuberkulös erkrankten Peritoneum und der tuberkulösen Pleura. 
Aber die Versuche fielen trotz der reichlich hier vorhandenen 



ratuberkulose, natürlich wenn die Präparation (d. h. di 
Entfernung der erkrankten Pleura) gelingen kann, ohne dafs da 
Fleisch mit tuberkulösem Material beschmutzt wird.« Westen- 
oe fer weist hier auf das sog. Ausziehen der Pleura und des 
eritoneums hin, das in der praktischen Fleischbeschau bei reiner 
en tuberkulöse schon lange zur Anwendung gelangt. Diese 
sc onen e Behandlung des Fleisches bei lokaler, tuberkulöser Er- 
J &T \. . der 8erÖ8en Häute (Perlsucht), die eine besondere Eigen- 
• m ichkeit der Tuberkulose des Rindes darstellt, findet ihre 

tooh^ C digs!et h p r k e8, r ndUng “ dOT Tftt8ache ’ da ' 8 S6lb3 ‘ a“ 

darunter g i Erkrankung der Pleura oder des Peritoneums die 
muskulatur 6 ^felT d- TeÜe> Rippen ’ Interkostalmuskel, Bauch- 
tinuitatem zeigen n geringste Spur einer Erkrankung per con- 

nisch tuberkufö, u ® Westeohoeffer in der an f“ 6 
bei zweck« * erkrankte Serosa angrenzenden Muskulatur • 

n ht na oh .r ‘’ r60hender Auswahl des üntersuehuugsm.leri.1» 

“n ***•. war somit voo vornherein « 1 » sich« 

im Körper d«« r** Verlauf und die Ausbreitung der Tuberk ose 

retrograden Tr»f , \ ndes beweist eben das Nichtvorkommen einer 

als beso nd“ kti ° Q - Daf * aber die Versuche Westerhoeffers 

bedeutungsvoll^ 8 J" ewei ®end für seine hierauf begründeten 
die Auswahl d ** ^ esen anzusehen sind, ist mit Rücksic t au 
die geringe Zahl a Utersuchu ngsmaterials und im Hinblic au 
es Westeuho . er Versuche wohl kaum anzunehmen. r 
die Kastner-fi. 61 darau f angekommen, in erster Linie 
prüfen, So ? U U ntersuchungsergeb nisse nac zu 

de Unbedingt das Vorhandensein von E 


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293 


Von Obertierarzt J. Bongert. 

weichungsherden in gröfserem Umfange in den Organen der 
tuberkulösen Rinder für die Entnahme der auf T.'B.-Gehalt zu 
untersuchenden Fleischproben mafsgebend gewesen sein. Von 
den Westenhoeffersehen Rindern zeigte nur ein Tier 
(Fall II.) erweichte bronchopneumonische Herde, und dabei war 
die Erweichung noch nicht weit vorgeschritten, denn sonst müfste 
eine Erkrankung der retropharyngealen Lyinphdrüsen vorhanden 
gewesen sein, die von den erweichten, mit den Bronchien in 
Verbindung getretenen Lungenkavernen aus durch das expekto- 
rierte T.B. -haltige Lungensekret sekundär infiziert zu werden 
pflegen. Auf das negative Ergebnis dieses einzigen Falles 
die schwerwiegende These zu gründen, dafs nur bei akuter 
Miliartuberkulose die Muskulatur T.B. enthält und als gesund- 
heitsgefährlich anzusehen ist, dürfte wohl nicht angängig sein. 
Auch wird man mit mir unter Berücksichtigung der obigen Aus¬ 
führungen wohl kaum der Meinung W estenhoeffers zustimmen, 
dafs seine Versuchsresultate, »so eindeutig und so durch¬ 
sichtig sind, dafs es sich erübrigte, die Versuche 
D °ch weiter fortzusetzen oder die Methode zu 
^ Q< iern.« Aber dessenungeachtet ist den Westenboeffer¬ 
seben Versuchen nicht jeder Wert abzusprechen. Seine kriti¬ 
sch ©n Untersuchungen der bereits vorliegenden ein¬ 
schlägigen Arbeiten und Versuche, sowie seine hieraus gezogenen 
Schlufsfolgerungen sind sehr b eachtenswert, und wir werden 
weiter feststellen müssen, wie weit seine Ansichten zutreffend sind. 

Im direkten Anschlufs an seine Thesen (S. 36/37) führt 
^ e 8 tenhoeffer folgendes aus: 

»Wenn man die Kastnerschen Resultate gelten laß 8en 
^tll, so müfste man alles Fleisch, das von Tieren mit Kavernen 
stammt, genau so behandeln wie Fleisch von Rindern mit akuter 
Miliartuberkulose, denn in den Kastnerschen Fällen dies® 
Art waren ja alle Experimente positiv ausgefallen. Es ist 
n ieht angängig, sie auf dieselbe Stufe zu stellen mit dem Fleisc > 
dessen Lymphdrüsen tuberkulös sind, wie dies Ostertag 111 
ssinem 5. Satz tut, da ja in solchen Fällen die Impfung we er 
^ na > noch mir geglückt war. In meinem Fall von Broncho 


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294 Untersuchungen Uber den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 

pneumonie (Nr. II) war das Impfresultat negativ. Ich habe also 
keine Veranlassung, dieses Fleisch zu beanstanden. Noch weniger 
aber das Fleisch, dessen Fleischlymphdrüsen erkrankt waren. 
In diesen beiden Punkten hat Ostertag sich anscheinend von 
theoretischen Gründen leiten lassen, statt von den rein experi¬ 
mentellen Tatsachen, wie Reifs mann ganz richtig angedeutet 
hat. Dieses Zögern aber, das Ostertag hier zeigt, ist sehr be¬ 
greiflich. Wenn Lungenkavernen vorhanden sind, kann zu jeder 
Zeit eine Überschwemmung des Blutes mit T.B. stattfinden, 
sie kann es, und niemand kann wissen, ob nicht im Moment 
Schlachtung dieses Ereignis eingetreten war, zumal wir aus 
me lrfachen Untersuchungen an tuberkulösen Menschen und 
eren wissen, dafs im Blute T.B. gelegentlich gefunden werden 
nen.« Westenhoeffer fährt dann weiter unten fort: > Aber, 

, , , Wlr 80 ur teilen wollen, dann müssen wir noch zurück- 
. , e . r wer ^ en , indem wir uns sagen: Man kann überhaupt 
Blute p 18aeD ’ °k n * cbt Ina Moment der Schlachtung T. B. im 
lat /iio r61S ? n Und ^ am it auch im Fleische enthalten sind. Dann 
dem PaT* nZ1 ^T' ^° nse< I uenz die, dafs man, wie es Arloing auf 
haupt alles 1 uberkulos ekongrefs 1888 vorgeschlagen hat, über- 

nur in gekochtem 0 7 ^ tuberkulösen Rinderu konfisziert oder 
Weste V| u ®tand abgibt, usw.« 

tuberkulösen^ ° 6ffer 8*bt also selbst die Möglichkeit zu, dafs von 
mung des Ri un S en kavernen aus zu jeder Zeit eine Überscbwem- 

Bezugnahme' 1 »!, 8 ^ 11 ^ stattfiuden kann - Er hält eS aber ’ UI f er 

bei tuberkulöser negativen Ausfall seines ein eu Versuc es 

Fleisch d« r °nchopneumonie für nicht angängig, a es 
so zu behaut ?* 1 ^* eren mitKavernen stammt, genau 
Miliartubert . Wie Flei8 ch von Tieren mit akuter 
mungen des Pi ^ ° 8 e - Hierzu ist zu bemerken, dafs die Bestim 
ein milderes V lacbbesc baugesetzes bei akuter Miliartuberkulose 
seiner These Tt/^ ren zu lassen, als wie Westenhoeffer in 
Abmageru ne • ‘ fordert. Nur bei hochgradiger 

Tiere ohne R« V** das gesamte Fleisch tuberkulöser 
somit auch bei s * cR t auf die Ausdehnung der Tuberkulose 

^uter Miliartuberkulose - als untauglich 


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Von Obertierarzt J. Bongert. 295 

zum Genufs für Menschen anzusehen (§ 33). Besteht eine hoch¬ 
gradige Abmagerung nicht, so ist bei Erscheinungen einer 
frischen Miliartuberkulose, die sich nur auf die Eingeweide und 
das Euter beschränken, der ganze Tierkörper mit Ausnahme der 
erkrankten, als untauglich zu erachtenden Organe und Fleisch¬ 
teile als bedingt tauglich, d. h. nach vorheriger Sterili¬ 
sation , zum Konsum zuzulassen (§ 37. III. 1 b). Sind Er¬ 
scheinungen einer frischen Blutinfektion auch im Fleische 
(Fleisehlymphdrüsen) zugegen, so kann das Fett — und zwar 
kommt dieses fast nur bei Schweinen in Betracht — nach vor¬ 
heriger Sterilisation als menschliches Nahrungsmittel noch Ver¬ 
wertung finden, und der übrige Tierkörper ist als untauglich 

anzusehen; (§ 34. 1). 

Bei Vorhandensein von ausgedehnten Erweichungsherden 
ist auf Grund der Erfahrung, dafs solche Herde zu häufigen 
Knbrticlien von T.B. in die Blutbahn Veranlassung geben und 
1 1 a rtuberkulo8e oder die Bildung von embolischen Herden in 
den Organen und Fleisehlymphdrüsen zur Folge haben, die 
^üsation des Fleisches nach Beseitigung der erkrankten Teile 
vorgeschrieben (§ 37. III. la.), es sei denn, dafs ein schlechter 
ailrzi istand oder sonstige Veränderungen in der Zusammen- 
setz lang des Fleisches eine technische Verwertung erforderlich 
“oaclaeu. Für die Ansicht Westenhoeffers (a. a. 0. S. 14/15), 
a s Kästner und namentlich Ostertag aus dem positiven 
Ausfall sämtlicher Versuche des ersteren angenommen haben, 
als bei kavernöser, tuberkulöser Lungenentzündung oder bei 
°rhaudensein von tuberkulösen Erweichungsherden in anderen 
r ganen ständig T.B. im Blute kreisen, dafür findet sieb 
ein Anhalt. Vielmehr führt Ostertag in seinem Lehrbuch 
er Fleischbeschau IV. Aufl. S. 665 folgendes aus: 

£ *Als der Gesundheitsschädlichkeit in hohem 
lade verdächtig mufs das Fleisch angesehen und gleich 
der 0 erw * esen gosundheitsschädlichen behandelt werden, wenn 
fokal© Charakter des tuberkulösen Prozesses zweifelhaft 

leaes ist uam entlich bei Bildung umfangreicher Kavernen in 

e ü Lungen, in den Gekrösdrüsen oder in der Leber der Fall, 


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296 Untersuchungen über den Taberkelbasillengehalt des Blutes eie. 

weil aufser den Versuchen von Kästner die Erfahrung lehrt, 
dals beim Vorhandensein tuberkulöser Kavernen hftufig e Ein¬ 
brüche von T.B. in die Blutbahn statthaben, was leicht daraus 
zu ersehen ist, dafs in solchen Fällen im Gegensatz zu den 
übrigen, verschieden grofse und daher als verschieden alteng 
zu betrachtende Herde in der Milz oder in den Nieren aufzu 
treten pflegen.« 

Für noch weniger zulässig hält es Westenhoeffer, das 
Fleisch von tuberkulösen Tieren mit Kavernenbildung auf die¬ 
selbe Stufe zu stellen mit dem Fleisch, dessen Fleischlymph- 
drtisen tuberkulös sind, denn in solchen Fällen hätten weder er 
noch Ostertag positive Impfresultate zu verzeichnen gehabt. 
Dieses ist wohl für die Westenhoeffersehen Versuche be¬ 
sonders für den Fall IV. zutreffend, bei dem es sich um Tuber, 
kulose verschiedener Rückenwirbel und der meisten Fleisch- 
lymphdrüsen handelte. In denVersuchen Ostertags (vgl. S. 274) 
handelte es sich jedoch um abgelaufene, lediglich auf die 
in ge weide beschränkte Generalisation der Tuberkulose, 
™ ^ Grund dieser Versuche verlangte Ostertag, dafs ^ aß 

, ^1 * VOn r ^ eren m it abgelaufener, auf die Eingeweide be 
sc r nkter generalisierter Tuberkulose nach denselben allgemeinen 
Punkten zu beurteilen sei, wie bei lokaler Tuberkulose. 
weiUr e8teUh ° effer ««** a^o noch einen Schritt 

Tuberkni Wle ° stert *g, der nur bei abgeheilter generalisierter 

lichkeit des’pie- ^ * Uf ^ Eingeweide beschränkt, Unsc * 
das Ei! Fleisc bes annimmt, und erklärt ausnahmslos 
Tu Jk ’, SCh bei a ^gelaufener Generalis.üon der 

gesetzlich ° S<! * Ur unsch ädlich. Die allgemein übliche un 
krankunn V ° rg ® soh riebene Beurteilung des Fleisches be, » 

erkennt er 0 aU lei3ChlymphdräSeD bedingt ‘“^Westen- 

hoefier ni mmt Recht beB,ehe,:id nicht an. ^ 

ein und 7 i»i * lni Wese ntlicheu den Standpunkt von 

experimenteller ^ Sögt ’ V ° m rein wissensch ^ ft ^eteto Kon- 

sequenz: asxs S e wonnenen Standpunkte die 

’ Die Tuberkulosefrage in der Fleischbeschau. Köln 1» 


1 ) Stick 


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297 


Von Obertierarzt J. Bongert. 

»Mit Ausnahme des Fleisches vonTieren, die ab¬ 
gemagert oder mit akuter Miliartuberkulose be¬ 
haftet sind, ist alles Fleisch tuberkulöser Tiere 
nach vorheriger sorgsamer Entfernung der kranken 
Teile dem freien Verkehr zu überlassen.« 

Die geringe Zahl der Westenhoeffersehen Versuche und 
die aus diesen gezogenen bedeutungsvollen Schlufsfolgerungen 
haben mich veranlafst, im gröfseren Mafsstabe Untersuchungen 
über den T.B. - Gehalt des Blutes, des Fleisches und der Lymph- 
drüsen verschiedengradig tuberkulöser Schlachttiere anzustellen. 
Es war nachzuprüfen: 

Sind beim Vorhandensein von Erweichungsherden 
häufig T. B. im Blute , in der Muskulatur und in den Fleisch- 
lymphdrüsen enthalten, und ist demzufolge das Fleisch solcher 
Tiere als im hohen Grade gesundheitsgefährlich anzusehen, 
wie es allgemein jetzt geschieht f 

*2- Ist bei abgelaufener Generalisation auch bei Erkrankung 
der regionären Fleischlymphdrüsen die Muskulatur 
frei von T. B., wie Westenhoeffer annimmt, und ist daher 
eine gelindere Beurteilung derartiger Fleischviertel geboten ? 

V on diesen Gesichtspunkten aus traf ich die Auswahl der 
tuberkulösen Tiere, von denen ich das Untersuchungsmaterial 

entnah m Ich habe die umfangreichen Versuche kurz nach 
Erscheinen der Westenhoefferschen Arbeit im No- 
v ©rnber 1904 begonnen und im Sommer 1908 abgeschlossen. 
Jedoch habe ich in meinen bereits veröffentlichten Tuberkulose- 
^beiteu 1 ) mehrfach auf diese Untersuchungen Bezug genommen. 
Inzwischen sind zwei Arbeiten veröffentlicht worden, die eben* 
a s durch die Westenhoefferschen Versuche veranlafst wor- 
eri siud. Hoefnagel 2 ) verimpfte mit negativem Erfolge sub- 

D Bongert, Über die Entstehung und Verbreitung der Tuberkulose 
* Uö8 eren Haustieren Ref. für den VIII. Internat. Vet.-Kongrefa in B«da- 
Wo v, 1905 * Be ' trä i?e zur Entstehung der Tuberkulose. Deutsche tier&r® 1 • 
«benschr. 1906, Nr. 20 u. 21; 1907, Nr. 28 u. 29. 

) Hoefnagel, Tijdscbr. v. Veeartsenijk 1905, S. 397. 


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298 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 

kutan Muskel Stückchen von Rindern mit chronischer generali¬ 
sierter Tuberkulose auf 1 Kalb, 1 Ziege, 2 Ferkel und auf einige 
Kaninchen und Meerschweinchen. Auch in einem Falle von 
akuter Miliartukerkulose der Lunge ergab die Impfung von einem 
Kalb und 2 Kaninchen ein negatives Resultat. Von Hoef 
nagel wird noch besonders darauf hingewiesen, dafs das Impf 
material aus Muskelgruppen entnommen wurde, deren regionäre 
Lymphdrüsen erkrankt waren. 

Zu einem anderen Resultat kam Swiersta 1 ), der, augenschein 
lieh veranlafst durch den negativen Ausfall der Hoef nagelschen 
Versuche, eine gröfsere Versuchsreihe und zwar ebenfalls auf 
dem Schlachthofe in Utrecht ausführte. Er verimpfte den Mus 
kelsaft und auch den Lymphdrüsensaft von 18 Rindern und 8 
Schweinen, die sämtlich mit hochgradiger und zwar zum gröfs- 
ten Teil mit generalisierter Tuberkulose, verbunden mit Er¬ 
weichungsherden, behaftet waren und zum geringeren Teil aufser 
dem die Erscheinungen der akuten Miliartuberkulose darboten. 
Bei 4 Rindern und 2 Schweinen zeigte sich der Muskelsaft, bei 
3 Rindern der Lymphdrüsensaft virulent. Von den 7 Rindern, 
die ein positives Impfergebnis lieferten, zeigten 5 hochgradige 
Lungentuberkulose mit Erweichungsherden und vorgeschrittene 
Abmagerung, zwei waren mit akuter miliarer Lungentuberkulose 
behaftet. Auffälligerweise zeigte sich bei einer Kuh und bei 
einem Schweine mit akuter Miliartuberkulose der Muskelsalt 

nicht virulent. 

Die negativen Impfresultate von Westeuhoeiier undHoef- 
„agel fuhrt s wierata damuf daf , in den vemnpfe» 

Muskelstuckehen zu wenj T ß um die Versuchst.® 

selbst von der Subkutis aus zu infizieren. 

Swiersta kommt auf Qrund 3einer Versuche zu demScbW. 
dafs eme \ .rulenz des Fleisches tuberkulöser Tiere anznnehu .»*■ 

1) Swiersta, Kommen * „A in makroskopisch un¬ 
verändert erscheinenden t 11 ^ em Fleisch© 0X1 , Tieren Tuberkel' 

bazilien vor? Vorläufige MuTeU^g '**\ V ° n ^^^ETeiscb u. Milckhyg» 


1906, H. 2. 


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V on Obertierarzt J. Bongert. 299 

1. in allen Fallen von Tuberkulose die zu hochgradiger Ab¬ 
magerung geführt hat ; 

2. bei Tuberkulose mit Erscheinungen einer frischen Blutin¬ 
fektion, auch wenn nur die Lungen akut infiziert sind, 
und 

3. bei Tuberkulose mit ausgedehnten Erweichungsherden. 

In den Fällen 2 und 3 ist bei einigernmfsem gutem Nähr¬ 
zustand die Sterilisation zu empfehlen. 


Eigene Versuche. 

V ersuche anordnung. 

Zu meinen Untersuchungen benutzte ich Blut, ausgeprefsten 
Fleischsaft, Muskelstückchen und Lymphdrüsensaft hochgradig 
generell tuberkulöser Rinder und Schweine. Da es in erster 
Linie darauf ankam, nachzuweisen, ob beim Vorhandensein von 
Erweichungsherden T. B. in der Blutbahn und somit auch in der 
Muskulatur Vorkommen, wählte ich zunächst hochgradig tuber¬ 
kulöse Rinder mit Lungenkavernen. Auf die Abwesenheit von 
Erscheinungen einer frischen Blutinfektion (Miliartuberkulose) 
w urde selbstverständlich Rücksicht genommen, da bei dieser stets 
in der Blutbahn vorhanden sind, wenn auch nicht immer in 
^ er genügenden Zahl, um selbst bei dem hochempfänglichen 
^ eer schweinchen von der Subkutis aus Tuberkulose hervorzu- 
^ 6 u, wie die Versuche vonHoefnagel undSwiersta (a. a. O.) 
m überraschender Weise ergeben haben. 

In den ersten Versuchen verimpfte ich das bei den g e " 
schlachteten Tieren in den Axillarvenen zurückbleibende Blut, 
^ as ich unter sterilen Kautelen mit einer sterilen Pipette auf- 
8 °g- Da die auf diese Weise steril gewonnene Blutmenge m©i st 

5 ccm betrug und kaum zu einer Impfung reichte, so sah 
l °h mich gezwungen, um eine genügende Blutmenge von einem 
Mittele mit tuberkulösen Lungenkavernen zu erlangen, von einer 
gröfseren Anzahl augenscheinlich tuberkulöser Kühe intra vitam 
unter sterilen Kautelen mit der Aderlafskauüle Blut aus der 
u gularis zu entnehmen, in sterilen Flaschen aufzufangen un 


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300 Untersuchungen über den TuberkelbaziHengebftlt des Blutes etc. 

zu defibrinieren. Es wurde alsdann die signierte Blutprobe des¬ 
jenigen Tieres zu den Impfungen verwendet, das bei der Schlach¬ 
tung den gewünschten Grad der Tuberkulose und Erweichungs 

herde in gröfserem Umfange zeigte. 

Die Verimpfung von Blut wurde jedoch nur in den ersten 
13 Versuchen ausgeführt, da sich, wie nicht anders zu er 
warten war, sehr bald heraustellte, dafs bei Virulenz des Blutes 
auch der Fleischsaft infektiös ist. Aber noch ein anderer Grund, 
der des Interesses nicht entbehrt, war mitbestimmend, von der 
weiteren Verimpfung des Blutes Abstand zu nehmen, und zwar 
war das der häufige, vorzeitige Tod der Impfmeer¬ 
schweinchen infolge toxischer Wirkung des Rinder¬ 
blutes. Es zeigte sich nämlich in auffallender Weise, d e 
Meerschweinchen die subkutane und intraperitoneale Impfung mi 
Rinderblut sehr schlecht vertrugen im Gegensatz zu Kaninchen, 
die Dosen bis zu 30 ccm ausgezeichnet vertrugen. Es war mir 
dieses um so mehr überraschend, als ich vor einer Reihe von 
Jahren bei aetiologischen Untersuchungen der Brustseuche der 
Pferde habe feststellen können, dafs man Meerschweinchen m 
trapentoneal bis zu 15 ccm defibriniertes Blut von (brustseuc e 
kranken) Pferden auf einmal einverleiben kann, während 5—10 c< ® 
defibriniertes Rinderblut, subkutan oder intraperitoneal venmp«, 
häufig den Tod innerhalb 24 — 48 Stunden durch Toxinwirkung 
(Hämolysine) herbeiführt. Bei intraperitonealer Impfung von 

1CC ^ )0 “bl-t gehen grofse Meerschweinchen im Gewtc 

P iton^ g fa8t stets innerhalb 24 Stunden an diffuse 

Pe iis ein. Be i subkutaner Impfung von 5—7 ccm 
Hinterschenke] erfolgt ebenfalls gar nicht selten der Tod inne 
n erb alb wemger Tage. Es bildet sich eine starke, schmeiß 
Schwellung am gei mpften SchenkeJ die sich bis zum Bauch 

heraufzieht. Bleiben die Tiere länger leben, so tritt umfang¬ 
reiche Nekrose der Haut und der Muskulatur bis auf die Knoche 
em. Mitunter greift der noL- +• • a Prozefs auch auf di 
Bauchdecken ttber und TT t<>^ 

den Tod herbei. Die Per,t °“ b die nekroü*» 

Gewebeteile bis auf däe ao d.f. ndM* <* 


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301 


Von Obertierarzt J. Bongert. 

noch ein Beinstumpf übrig bleibt, der später verheilt. Wie 
gesagt, vertragen im Gegensatz zu Meerschweinchen Kaninchen 
die Impfungen mit grofsen Dosen Rinderblut ausgezeichnet. Es 
braucht also nicht stets, wie man angenommen hat, artfremdes 
Blut toxisch zu wirken. Auch vertragen Meerschweinchen aufser 
Pferdeblut auch Kaninchenblut in grofsen Dosen sehr gut. 

Jch hatte nun, um die aufserordentliche toxische Wirkung 
des Rinderblutes bei Meerschweinchen antihämolytisch zu 
parallelisieren, grofse kräftige Meerschweinchen durch Impfung 
mit steigenden Dosen Rinderblut zu immunisieren versucht. Nach 
dreimaliger Impfung (1, 2,5 und 5 ccm) — mehr vertrugen die 
Impftiere nicht — habe ich diese verbluten lassen und das aus 
dem aufgefangenen Blut sich abscheidende Serum in Dosen von 
* ccm den Meerschweinchen einen Tag vor der Impfung 

mit Rinderblut subkutan injiziert, aber keine schützende Wirkung 
davon gesehen. 

Der zu den Impfungen verwendete Muskelsaft wurde unter 
den erforderlichen Vorsichtsraafsregeln, welche die Fehlerquelle 
der Äufseren Beschmutzung des Fleisches mit tuberkulösem 
Virus mit Sicherheit ausschliefsen, hergestellt. Durch das bereit- 
*^M»e Entgegenkommen des Direktors der Schlachtviehver- 
sicherung auf dem städtischen Schlachthofe zu Berlin, Herrn 
Pre nzl 0w , dem ich auch an dieser Stelle hierfür danke, war 
es mir gestattet, aus den geschlachteten Rindern, die ich zu 
me iiien Versuchen für geeignet hielt, grofse Fleischstücke heraus- 
z usclineiden. Aus dem Vorderschenkel Iiefs ich aus der Anko- 
Qäengruppe, am Hinterschenkel aus dem Biceps femoris oder 
äucli aus den Kniescheibenstreckem (M. quadriceps femoris) 
ein grofses Stück im Gewicht von ca. 3—4 kg herausschneiden, 
dieses grofse, kompakte Fleischstück wurde mit Hilfe der 
^ e bläa e l a mpe (Wasserstrahlluftpumpe) allseitig gründlich abg e ' 
ra nnt, bis sich ringsum eine braunschwarze, dicke Brandkruste 
^bildet hatte. Alsdann entfernte ich von der oberen Fläch® 

e iuem sterilen Messer und unter Benutzung einer steril© 11 
inzette die Brandkruste, und aus dem freigelegten Kern des 
f^nfsen Fleischstückes schnitt ich dünne Scheiben ab, die sofort 


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302 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 

in die bereitstehende, zuvor im Autoklaven bei 120° C x / 2 Stunde 
lang sterilisierte und abgekühlte Fleiscbpresse mit einer sterilen 
Pinzette gelegt und in der nötigen Anzahl gleichmäfsig aufge¬ 
schichtet wurden. Der nach dem Zuschrauben der Presse ab- 
fliefsende Fleischsaft wurde in einer sterilen Doppelschale auf- 
gefangen und mit einer sterilen Spritze in der Menge von 
5—10 ccm subkutan oder intramuskulär am Hinterschenkel oder 
intraperitoneal auf Meerschweinchen verimpft. 

Auf die Impfung mit Muskelsaft reagierten die Meerschwein¬ 
chen bedeutend weniger heftig, wie auf die Blutimpfungen. Doch 
trat auch hier bei Verwendung gröfserer Dosen namentlich bei 
kleineren Tieren häufig vorzeitiger Tod infolge toxischer Schwel¬ 
lung und umfangreicher Nekrose ein. Diese üblen Zufälle konnten 
aber vermieden werden, wenn der subkutan oder intramuskulär 
eingeimpfte Fleischsaft durch Massage gleichmäfsig verteilt wurde. 

Aufser mit Fleischsaft wurden jedesmal auch mehrere Tiere 
mit steril entnommenen Fleischstücken von ca. 1 ccm Gröfse 
subkutan geimpft. 

Der Lymphdrüsensaft oder die Aufschwemmung von Lymph- 
drüsensubstanz wurde in der Weise gewonnen, dafs die Fleisch- 
lymphdrüsen zunächst allseitig abgebrannt und alsdann nach 
Abtragen der Brandkruste die Lymphdrüsenflüssigkeit und -Sub¬ 
stanz mit einem sterilen Messer abgeschabt und in einer sterilen 
Petrischen Schale mit Bouillon aufgeschwemmt wurden. Es 
gelangten nur solche Lymphdrüsen zur Verwendung, die 

nicht geschwollen waren und bei eingehendster makroskopischer 

Besichtigung tuberkulöse Veränderungen nicht zeigten. 

Die Fleischpresse desgleichen die Impfspritzen und Kanülen 
wur en vor und nach jedesmaligem Gebrauch gereinigt und im 
Auto aven eine halbe Stunde lang bei 120° C desinfiziert. 


V orversuche. 

Da für die Beurteilung des T. B-Gehaltes des Fleisches 
von grolser Bedeutung i st , zu wis8en wj lange in die Blutbabn 

blT uTabe 6 - K k' lm Blute nachzuweisen sind und wo sie 
bleiben, habe ich bei intravenös mit. «in.. Aufschwemmung von 


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303 


^°n Obertierarzt J. Bongert. 

T. B.R©ixi.litiltur bovinen Ursprunges infizierten Kauinchen, 
die 3—24 ^ a g© nach der Impfung durch Verbluten getötet 

wurden, Untersuchungen über den T. ß.-Gehalt des Blutes, der 
Muskeln, umd der Lymphdrüsen angestellt. Als mafsgebend und 
beweisen <3 galten bis jetzt allgemein die Untersuchungen von 
N o car <3 - 1 ) "und Mac Fadyean 2 ). Bei näherer Betrachtung dieser 
Versuche ergibt sich aber, dafs diese bei unserer jetzigen Kennt¬ 
nis über <3 äs Wesen der Tuberkulose und ihrer Verbreitung im 
Körper als beweisend nicht angesehen werden können. Nament¬ 
lich ist «3 i ä aus dem negativen Ausfall dieser Versuche gezogene 
Scblufsfol^erung, dafs die T. B. in der Blutbahn sehr bald zu¬ 
grunde gehen, zum Teil durch die Nieren zur Ausscheidung 
gelangen, nicht richtig. 

Auf <~3-rund des negativen Ausfalles seiner und anderer 
Autoren Impfversuche mit Blut und Fleischsaft generell tuber¬ 
kulöser K_‘Citie führt Nocard (a.a.O. S.55) aus: ^la gdndralisation, 
au sens propre du mot, est essentiellement passagbre, le sang 
et le suc musculaire cessant promptement d’ötre virulents.« 
Nocard hat nun, um experimentell nacbzuweisen, wie lauge 
das Blut vind das Muskelgewebe ihre Infektiosität bewahren, 
Kaninchen intravenös eine T. B. - Aufschwemmung eingespritzt, 
die Impftiere nach verschiedenen Zeitabschnitten getötet und 
dann Blut und Muskelsaft auf ihre Virulenz geprüft. Nocard 
glaubt, festgestellt zu haben, dafs das Blut in wenigen Stunden 
nach der Einführung von T. B. in die Blutbahn seine Virulenz 
verliert; er folgert dieses aus folgendem Versuche: In die 
Ohrvene eines Kaninchens wurde 1 ccm einer T. B. -Bouillon¬ 
kultur eingespritzt. Vier Stunden nach der Impfung entnahm 
Nocard unter sterilen Kautelen aus der freigelegten Jugularis 
des Kaninchens mit einer sterilen Pipette % ccm Blut und impfte 
hiermit einen Kolben mit Glyzerinbouillon. Dann entzog er 
mit einer Pravazschen Spritze aus der Jugularis 1 ccm Blut und 
spritzte dieses einem anderen Kaninchen in die Randvene des 
Ohres. 

1) Nocard, Bericht dea Tub.-Konkreases in Paris 1888, S. 55- 

2) Mac Fadeyan a. a. 0., S. 278. 

Archiv für Hygiene. Bd. LXIX. 21 


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304 Untersuchungen aber den Tuberkelbanillengehalt des Blutes etc. 


Der Bouillonkolben blieb steril, und das mit dem Blut ge 
impfte Kaninchen zeigte sich bei der drei Monate nach der 
Impfung vorgenommenen Tötung vollkommen frei von tuber¬ 
kulösen Veränderungen. 

Von der Kultur, die Nocard zu diesem Versuche und den 
folgenden benutzte, sagt er wörtlich folgendes: »Culture agde 
de 11 jours, extrömement riche en bacilles jeunes, non sporu- 
lds.c Mit dieser Kultur stellte erfolgenden Kontrollversuch an: 

1 ccm der T. B-Bouillonkultur wird mit 500 ccm Aqua 
sterilisata gemischt. Fünf Tropfen dieser Kulturverdünnung 
werden in einen Kolben mit Glyzerinbouillon übertragen und 
zwanzig Tropfen einem Kaninchen intravenös injiziert mit 
folgendem Erfolg: 

»Dös le huitiöme jour, le flacon ensemencd a cultivd 
abondamment le bacille tuberculeux,« und das Kaninchen starb 
19 Tage nach der Impfung an Tuberculose infectieuse, nachdem 
es 435 g an Gewicht verloren hatte. 

Die in gleicher Weise ausgeführten Untersuchungen des 
Muskelsaftes von Kaninchen, die mit 1 ccm jener T.B.- Kultur 
intravenös infiziert und nach verschiedenen Zeitabschnitten ge- 


. ’ er £ at> , dafs die Muskulatur bereits nach 6 Tagen 

ihre infektiöse Wirkung verloren hatte. Nocard folgert aus seinen 
Versuchen, dafs die T.B. durch das Muskelgewebe abgetötet werden, 
dafs _ nur die T. B. lebend bleiben und sich vermehren, 
welc e mit der Blutzirkulation in Organe gelangen, die für die 
Entwic ung und das Wachstum der T. B. besonders disponiert 
aind (Luoge, Über, Milz, Lymphdrüaen atc.). 

Aus der Beschreibung der T.B.-Kultur geht aber 
zweifellos hervor, dafs Nocard zu seinen Versuchen 

"Kultur, sondern eine Hühner- 
* NT U J enutzt **at, und dafs aus diesem Grunde 
die Nocardschen Versuche als maßgebend und be¬ 
weisend nicht länger mehr angesehen werden können, 
/^fsver^ daraUf hin S e wiesen, dafs die Widersprüche 

undMifsverständnisse, welche Ende der achtziger Jahre des vorigen 
1) Oornet, Handbuch .Di e Tuberkulose«, 2 . Aufl., 1907 . 


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Von Obertierarzt J. Bongert. 


305 


Jahrhunderts die aus dem Pasteurschen Institut hervorgegangenen 
Tuberkulose-Arbeiten hervorgerufen hatten, schliefslich zur all¬ 
gemeinen Befriedigung ihre Erklärung darin fanden, dafs N ocard 
und Roux, sowie auch die meisten übrigen französischen 
Autoren bei ihren Versuchen sich einer Hühner - T. B.-Kultur 
bedienten, die aus einem tuberkulösen Fasan isoliert worden war, 
während die deutschen T. B.-Kulturen sich auf menschliche 
Tuberkulose zurückführen liefsen. 

Was nun die ähnlichen Versuche von Mac Fadyean an¬ 
belangt, so benutzte dieser zu seinen Versuchen das Blut und 
den Muskelsaft von drei Pferden, bei denen durch intravenöse 
Einspritzung von 8 ccm T. B. - haltiger Aufschwemmung von 
tuberkulösem Eiter aus der Milz eiues tuberkulösen Pferdes die 
Verhältnisse einer akuten generalisierten Tuberkulose hergestellt 
worden waren. Das 24, 29 und 48 Stunden nach der Infektion 
aus der Jugularis entnommene Blut, ebenso auch der Fleisch¬ 
saft, der aus der Brustmuskulatur von den drei nach 10, 17 und 
21 Tagen getöteten Pferden gewonnen wurde, zeigte sich bei der 
Verimpfung auf Meerschweinchen angeblich als nicht virulent. 

Die Versuche von Mac Fadyean sind aber ebenfalls als 
beweisend nicht anzusehen, da die mit dem Blut und dem Muskel¬ 
saft geimpften Meerschweinchen viel zu früh, in einem Falle 
schon nach 21 Tagen, durchschnittlich nach vier Wochen, ge¬ 
tötet wurden, also zu einer Zeit, wo bei Verimpfung von wenig 
T. B. tuberkulöse Veränderungen noch nicht zur Entwicklung 
gelangt sein konnten. Auch haben Mac Fadyean und ebenso 
Nocard bei ihren Versuchen nicht berücksichtigt, dafs in die 
Blutbahn injizierte Bakterien zum weitaus gröfsten Teil im Kapillar¬ 
netz der Gewebe zurückgehalten werden und nur bei reichlicher 
Blutentnahme oder bei vollständigem Ausbluten mobilisiert werden 
und in dem ausströmenden Blute auftreten. Hiervon kann man 
sich leicht überzeugen bei Versuchspferden, die 2 um Zwecke 
der Immunserumgewinnung mit steigenden Dosen Bouillonkultur 
intravenös behandelt werden. Entnimmt man kurze Zeit nach 
der Impfung aus der Jugularis eine Blutprobe, so zeigt sich diese 

im Kulturversuch selbst bei reichlicher Aussaat steril. 

21 * 


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306 Untersuchungen Ober den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 


Meine Untersuchungen, die sich, wie bereits erwähnt, auf 
den T. B.-Gehalt des Blutes, der Muskulatur und der Körper- 
lymphdrüsen bei intravenös mit Rinder-T. B.-Aufschwemmung 
infizierten Kaninchen erstreckten, haben zu einem entgegen¬ 
gesetzten Resultat, wie Nocard und Mac Fadyean fest¬ 
stellten, geführt. Dieses veranlafste mich, die Arbeiten der beiden 
Autoren im Original nachzulesen, und ich erkannte als Ursache 
des negativen Ausfalles jener bisher mafsgebenden Versuche die 
oben dargelegten Verhältnisse der Versuchsanordnung. Auf die 
Untersuchungen des Blutes von intravenös mit T. B. infizierten 
Kaninchen habe ich bereits im Jahre 1905 in einem für den 
VIII. internationalen veterinärmedizinischen Kongrefs in Budapest 
erstatteten Referat kurz Bezug genommen. 

Ich injizierte acht Kaninchen in die Randvene des Ohres 


D/a ccm fein verriebene Emulsion einer Rinder- T. B.- Reinkultur. 
Die Impfdosis entsprach 1—2 mg feuchter Kulturmasse und 
hatte innerhalb 24—28 Tagen den Tod ausgewachsener Kaninchen 
an akuter Miliartuberkulose der Lungen zur Folge. Die in¬ 
fizierten Kaninchen wurden am 3., 6., 7., 12., 15. und 17. Tage 
nach der Impfung getötet; zwei Tiere starben 24 Tage nach der¬ 
selben. Die Kaninchen wurden vor der Tötung chloroformiert, 
die Karotiden oder auch die Schenkelarterie unter sterilen 
Kautalen in gröfserer Ausdehnung freigelagt und durchgeschnitten. 
Das ausströmende Blut wurde in einer sterilen Doppelschale auf 
gefangen mit einer sterilen Pravazschen Spritze aufgesogen und 
sofort auf Kaninchen und Meerschweinchen in Dosen von 4 - 10 ccm 
subkutan und intramuskulär verimpft. Aufserdem wurden steril 
entnommene Muskelstückchen und verschiedene Körperlymph- 
drusen sowie stenl gewonnener Fleischsaft subkutan und intra- 
muskulär und vereinzeit auch intraperitoneal verimpft. 

1C .. e m Pftiere sind, sofern sie nicht inter 
kurrent Vorzeit,g ,t„ben_ tuberkulfls rden> bis auf 

mehrere mit Muskel Stückchen geimp f teMeetschweiiv 

C en ’ Sektion er , 8 ~' 10 Wochen nach der Impfung vorgenom- 
menen Sektion nicht die Spur von tuberkulösen Venuderung® 

zeigten. D» Imptatelle war glatt verheilt das unter die HW 


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Von Obertierarzt J. Bongert. 


307 


am Hinterschenkel geschobene Muskelstückchen vollkommen 
resorbiert, die an der Impfstelle regionär gelegenen Lymphdrüsen 
waren intakt, und die Impftiere hatten bedeutend an Gewicht 
zugenommeu. In zwei Fällen wurde keines der mit Muskel¬ 
stückchen geimpften Meerschweinchen tuberkulös, während bei 
den mit Fleischsaft (4—5 ccm) subkutan geimpften Tieren eine 
von der Impfstelle ausgehende hochgradige Allgemeintuberkulose 
sich entwickelte. In den übrigen Fällen, in welchen die Ver¬ 
impfung der Muskelstückchen ein positives Ergebnis lieferte, 
wurden jedoch nicht sämtliche Impftiere tuberkulös, wie bei 
der Impfung mit Blut oder Fleischsaft; in einem Falle wurde 
von drei Meerschweinchen nur eins tuberkulös. Hierdurch ist 
bewiesen, dafs entgegen der Ansicht von Förster und von 
Westenhoeffer (a. a. 0.) die Verimpfung des ausgeprefsten 
Muskelsaftes zum Nachweis von T. B. im Fleisch zuverlässiger 
ist, als die von Muskelstückchen. Denn der T.B.-Gehalt der 
Muskulatur ist sehr gering, selbst im Experiment, wo in weitaus 
gröfserer Zahl T. B. in die Blutbahn eingeführt werden, als je 
unter natürlichen Verhältnissen in dieser Vorkommen, so dafs bei 
Verimpfung von Muskelstückchen, welche die Gröfse von 1 ccm 
kaum überschreiten können, in vielen Fällen nicht T. B. genug 
vorhanden sind, um eine wirksame Infektion herbeizuführen. 

In meinen Kaninchen versuchen habe ich bis zum 24. Tage 
nach der intravenösen Injektion von Rinder-T.B. diese im Blute 
und Muskelsaft nach weisen können. Die Versuche noch weiter 
fortzusetzen, um etwa zu sehen, wann die T. B. aus der Blutbahn 
und somit aus der Muskulatur verschwinden, mufste als aus¬ 
sichtslos erscheinen, da die Lungentuberkulose in der miliaren 
Form bei den Kaninchen nach Verlauf von vier Wochen einen 
derartigen Grad der Ausbreitung erreicht hatte, dafs von der 
Lunge aus ein ständiges Eindringen von T.B. in die Blutbahn 
als wahrscheinlich angenommen werden mufste. Ich glaube an¬ 
nehmen zu können, dafs bei Kaninchen nach wirksamer intra¬ 
venöser Injektion mit T. B. das Blut überhaupt nicht mehr T.B.- 
frei wird und somit bei diesen und bei Meerschweinchen bei vor¬ 
geschrittener Tuberkulose das Blut stets T. B. enthält, wenn auch 


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308 Untersuchungen Ober den Tuberkelbarillengehalt des Blutes etc 

nicht in der Zahl, dafs man von einer tuberkulösen Septikämie 
sprechen könnte. Die bei diesen für Tuberkulose hoch empfäng¬ 
lichen Tieren erhaltenen Versuchsresultate lassen sich daher auch 
nicht ohne weiteres auf das Rind übertragen, das der tuber¬ 
kulösen Infektion einen bei weitem grösseren Widerstand ent¬ 
gegensetzt. So viel glaube ich aber bewiesen zu haben, dafs die 
in die Blutbahn eingedrungenen T. B. nicht in so kurzer Zeit aus 
der Blutbahn verschwinden, wie man bisher auf Grund der Unter¬ 
suchungen von Nocard und Mac Fadyean angenommen hat. 

Zu demselben Resultat sind Neumann und Wittgen¬ 
stein 1 2 * ) gekommen, die im Weichselbaumschen Institut zu Wien 
Untersuchungen über das Verhalten der T. B. in den ver¬ 
schiedenen Organen nach intravenöser Injektion anstellten. Sie 
injizierten bei Hunden in die freigelegte Jugularis 2 ccm einer 
A ° aU S *° n einer T.B.-Reinkultur humanen Ursprunges 
im Ri + n 60 j - S ZUm ^ nach der intravenösen Injektion 

Organen 6 ^ Übngen zur Verimpfung gekommenen 

iX“ T B , “ b ’ re “«n. Es hat nun Ostertag") in der 

Irbeit lr , T Re,era ‘ Naumann-Wittgsnst inscbsn 

,t kL‘ H b ' ngewieam ’ das lange Verweilen der T.B. 

genannten Autoren ^u^h™ 11 v’"“ ErklärUng flndet ' dar ” die 
benutzt haben, auf deren lan“ y, er8UChen >menschliche T B -‘ 
tiere bei der Schutzimnf nges Verwe,| en im Körper der Haus- 

skopisch nachweisbare Tub * rkulose ' ° hna 

hingewiesen worden ist *J deru ngen zu erzeugen, schon amtlich 

snrunffs als ,«rtr ■, ßs können aber T.B. humanen Ur¬ 

sprungs ais »artfremde für n 

da die für Tuberkulose - Hund nicht bezeichnet werden > 

noch mit diesen infiziert e , m P fän 8 lichen Hunde am ehesten 

meine an Kaninchen mit !“. k f DDen - Anderseits aber stimmen 
resultate vollkommen mit Rmder * T - B- erhaltenen Versuchs- 
erzielten überein, so dar«, • ü" ““ Hunde mit Menschen-T.B. 
_ 8 m dem langen Verweilen im Blute und 

1) Neumann u. Witt* 

verschiedenen Organen nach .*? nilt0in . Dae Verhalten der T.B. in den 
schrift 1906. n ave nöser Injektion. Wiener klin. Wochen- 

2) Ostertag, Zeitachr. t p^- 

le,Soh - o- Milchhygiene 1906/07. 


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Von Obertierarzt J. Bongert. 


309 


in den Organen eine besondere Eigentümlichkeit der vom Menschen 
abstammenden T.B. nicht erblickt werden kann. 

Neuerdings sind Untersuchungen des Kaiserl. Gesundheits¬ 
amtes 1 ) über die Haltbarkeit der Menschen -T. B. im Rinder¬ 
körper veröffentlicht wordeu. Es war experimentell zu entscheiden, 
wie grofs die Gefahr einer Infektion des Fleisches bei Verwen¬ 
dung lebender Menschen-T.B. zum Zwecke der Immunisierung 
der Rinder gegen Tuberkulose ist, und wie lange sie besteht. 
In der Muskulatur der Versuchsrinder konnten noch ein Monat 
nach der Impfung mit Menschen - T. B. (Tauruman) diese durch 
Verimpfung von Muskelstückchen nachgewiesen werden. Im 
Blute dahingegen wurden T.B. schon nach acht Tagen nicht 
mehr gefunden. Auf Grund meiner Untersuchungen bin ich der 
festen Überzeugung, dafs in den Paralleluntersuchungen des 
Kaiserl. Gesundheitsamtes und des Pathologischen Instituts der 
Tierärztlichen Hochschule zu Berlin bedeutend länger und in 
eklatanterer Weise T.B. im Fleische und im Blute der »schutz¬ 
geimpften« Rinder nachgewiesen sein würden, wenn anstatt der 
kleinen Muskelstückchen Fleischsaft (5—8 ccm) und kurz vor 
dem vollkommenen Ausbluten entnommene Blutproben (2,5 ccm 
in jede Kniefalte) zur Verimpfung auf Meerschweinchen benutzt 
worden wären. 

Ich bin weit davon entfernt, wie oben bereits 
angegeben, meinen an Kaninchen erhaltenen Ver¬ 
suchsresultaten und ebenso den von den genannten 
Wiener Autoren bei Hunden erzielten eine all¬ 
gemeine Gültigkeit zu vindizieren. In Anbetracht 
der Untersuchungen des Kaiserl. Gesundheitsamtes 
lassen diese Versuchsergebnisse es aber als dringend 
erforderlich erscheinen, dafs ähnliche Versuche mit 
Rinder-T.B. bei Rindern und Schweinen zur Ausfüh¬ 
rung gelangen, damit die für die praktische Fleisch¬ 
beschau sowohlwiefürdieVerbreitungderTuberku- 

1) Tuberkulose • Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamt 1908, H. 9. 
Versuche über die Haltbarkeit der behufs Immunisierung eingespritzten 
menschlichen T. B. im Körper des Rindes. 


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310 Untersuchungen über den Taberkelbazillengehalt der Blutes etc. 


lose im Körper höchst wichtige Frage, wie lange 
nach Einbruch von T. B. in die Blutbahn diese im 
Blute vorhanden sind, ihre endgültige Erledigung 
findet. Allerdings werden im Experiment die Verhältnisse der 
natürlichen Generalisation der Tuberkulose nur unvollkommen 
wiedergegeben, worauf mit Recht N o c ar d (a.a. 0.) bereits aufmerk- 
sain gemacht hat. Xm Versuch wird nur einmal eine beträcht¬ 
liche Menge T. B. in die Blutbahn eingeführt, und durch die 
Filtration im Kapillarsystem der Organe werden diese allmählich 
zum gröfsten Teil dem zirkulierenden Blute entzogen. Dahin¬ 
gegen gelangen von gröfseren tuberkulösen Kavernen aus, die 
zum Einbruch in die Blutbahn geführt haben, wenn auch nicht 
fortgesetzt, so doch häufig kleinere Schübe von T. B. in das Blut, 
so dafs die Dauer der Gefahr der Infektiosität des Blutes und der 
Muskulatur bei progredienter, generalisierter Tuberkulose als eine 
gröfsere zu betrachten ist. 


er die Resultate der Untersuchungen der Körperlyinph- 
rüsen bei den intravenös infizierten Kaninchen habe ich bereits 
rü er ) berichtet. Ich konnte feststellen, dafs gewissermafsen 
i ufsammeln der in die Blutbahn eingeführten T. B. in 
den Körperlymphdrüsen stattfindet. Die T.B. werden in dem 
p System der Organe in die Lymphspalten abfiltriert, ge- 
g mi er Lymphe in die Lymphdrüsen und werden in 
lesen zuruc gehalten. Wenige Tage nach der intravenösen In- 

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Von Obertierarzt J. Bongert. 


311 


schweinchen zum Ausdruck. Während die Impfungen mit 
Blut, Fleischsaft und Lymphdrüsen des in den ersten drei Tagen 
nach der intravenösen Injektion getöteten Kaninchens noch 
keinen auffallenden Unterschied untereinander erkennen liefsen, er¬ 
gaben die Impfungen mit den Lymphdrüsen der später getöteten 
Kaninchen ein immer mehr abweichendes Resultat. Bereits nach 
14 Tagen liefsen die mit vollkommen intakt erscheinenden 
Lymphdrüsen (Axillar-, Kniefalten-, Kniekehldrüsen) geimpften 
Meerschweinchen nach Verlauf von 8—10 Tagen durch starke 
Schwellung der regionären Lymphdrüsen mit Geschwürsbildung 
an der Impfstelle eine manifeste Impftuherkulose erkennen, 
während die gleichzeitig mit Blut und Fleischsaft geimpften Tiere 
noch nicht die Spur von Tuberkulose zeigten. Dementsprechend 
gingen auch die Lymphdrüsen-Impftiere oft schon nach 4—5 
Wochen an hochgradiger Allgemeintuberkulose ein oder zeigten 
hei gleichzeitiger Tötung der mit Blut oder Muskelsaft geimpften 
Meerschweinchen eine bei weitem vorgeschrittenere Tuberkulose 
als letztere. Hieraus geht hervor, dafs die Zahl der T. B. im 
Blute und in der Muskulatur ständig abnimmt, in den Körper- 
lymphdrüsen aber zunimmt. 

Aus diesen Versuchsergebnissen folgerte ich, dafs die aus 
der Blutbahn in die Lymphspalten abfiltrierten T. B. in den 
Lymphdrüsen zurückgehalten werden und in diesen — nicht im 
Blute, wie man bisher angenommen hat — allmählich abgetötet 
werden und zugrunde gehen. Den experimentellen Beweis, dafs 
in der Tat in dem Lymphdrüsengewebe eine Abschwächung der 
Virulenz der T. B. bis zur vollständigen Avirulenz und schliefs- 
liehen Abtötung stattfindet, hat Bartel 1 ) geliefert. Nur in den 
Lymphdrüsen kommt es zur Entwicklung tuberkulöser Herde, 
in welchen die T. B. das Übergewicht über dieLymph- 
drüsenzellen erlangen. 


1) Jul. Bartel, Die Bedeutung der Lymphdrüse als Schatzorgan gegen 
die Tuberkuloseinfektion. Wiener klin. Wocbenscbr. 1905, Nr. 41. 


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12 Untersuchungen über den Tuberkelbasillengehalt des Blutes etc. 



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Von Obertierarzt J. Bongert. 


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UNIVERSETY OF MICHIGAN 





344 Untersuchungen über den Tuberkelbaiillengehalt des Blutes etc. 



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UNIVERSITY OF MICHIGAN 




Von Obertierarzt J. Bongert. 


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Original fram 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 



346 Untersuchungen über den Tuberkelbaaillengehalt des Blutes etc. 



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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 


Von Obertierarst J. Bongert. 347 

Die Untersuchungen über den T. B.-Gehalt des Blutes, des 

Fleisches nn<l ^ eT Fleischlymphdrüsen tuberkulöser Schlachttiere 
erstreckten sich auf 27 Rinder und 3 Schwei ne. Es Wurden 
zu diesen Versuchen 224 Meerschweinchen und 8 Kani öcheu 
verwendet, von denen 27 Meerschweinchen und 4 Kauiuch en 
tuberkulös wurden. Bei 13 Rindern und 1 Schwein wurden T. B. 
durch Verimpfung des steril entnommenen Untersuchung, 
materials nachgewiesen. Es zeigte sich somit in 46,06% der unter- 
suchten Falle» das Fleisch T. B.-haltig. Bringe ich aber die Ver . 
suche 14, 1&, 16, 19, 23 und 26 in Abrechnung, bei denen ich Von 
vornherein ein positives Impfergebnis nicht erwartete, so wurde 
in 58,33 ö/ 0 <ler Verdacht der Infektiosität des Fleisches bestätigt. 
Bei je 1 Rixide und Schwein (Versuch Nr. 20 und 28) wurden 
nur die Lymphdrüsen virulent befunden. In dem V er _ 
such Nr. bei dem nur mit Blut ein positives Impfergebnis 

erzielt sind die mit Muskelstückchen und Fleischsaft ge¬ 

impften M^^chweinchen vorzeitig gestorben. In den JWMte« 
der positiv ausgefallenen Untersuchungen, in welchen Blut, 
Muskulatur w d Lymphdrttsen zur Verimpfuug gel a 0 gte^ «.gt e n 
sich diese e*ucb infektiös, vorausgesetzt dafs die B‘““‘ * 

vorzeitig «t^arben. Nor im Veraueh Nr. 8 erwies der 

bei iutrap öxit onealer Verimpfung auf e.n Kamnche ^ ^ 
grofsen E><r» s is von 20 com ala nicht mfe iS Muskel- 

geimpftea IVIeerecbweicchen starben vorzeitig wahr ^ ^ 
satt und ^ „phdrüaen-Aufachwemmung Tuberkolo 
Impftiere»* ^„engten. In mehreren Fallen konnte eine V ^ 
von Fleiadaiymphdrtieen nicht vorgenommen «erden. ^ 

bereite bei de r amtUchen Voruntereuchung in feine 3 Lymph . 
schnitten ^en, wodurch eine sterile Gewinnung * 
drüsensaf-fc^, e unmöglich wurde, oder weil sie b 

UntersucVxwxng sich erkrankt zeigten. lieferte 

Di ® ^Verimpfung von Muskels 1 (akute Miliar¬ 
in aller*. "v er8 uchen bis auf Vers. Nr. 25 ( 
tuberkxa.1 ose) ein negatives Ergebnis. hungen 

. Wie U ereit l angegeben (S. 297), ^^densein 

m erster Ldjiie den Zweck, nachzuprüfen. 


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Original frorn 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 



348 Untersuchungen über den 'Tuberkelbatillengehalt des Blutes etc. 


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von tuberkulösen Erweichungsherden häufig T. B. im Blute, in 
der Muskulatur und in den Lymphdrüsen der Schlachttiere ent¬ 
halten sind und demzufolge solches Fleisch, wie es allgemein 
geschieht, als im hohen Grade gesundheitsgefährlich anzusehen 
ist. Diesen Versuchsbedingungen entsprechen die Versuche 1—7, 
10, 11, 12, 17, 18 und 27, d. s. im ganzen 13 Untersuchungen, 
von denen 5, und zwar 2, 6, 7, 10 und 18, = 38,46°/ 0 , ein 
positives Ergebnis beziigl. des Vorhandenseins von T. B. 
im Fleisch lieferten. 

Hierdurch ist in Übereinstimmung mit den Fest¬ 
stellungen von Kästner und Swiersta die Unrichtig¬ 
keit der von Westenhoeffer aufgestellten These be¬ 
wiesen, dafs nur bei akuter Miliartuberkulose das 
Fleisch tuberkulöser Schlachttiere als ge sundheits- 
schädlich anzusehen ist. 

Der hohe Prozentsatz, in welchem das Fleisch der mit Er¬ 
weichungsherden behafteten tuberkulösen Rindern aich infektiös 
erwies, rechtfertigt voll und ganz die Annahme der Gesundheits¬ 
gefährlichkeit des Fleisches in allen Fällen, wo ein derartiger 
Grad der Erkrankung und eine solche Beschaffen Heit der tuber¬ 
kulösen Herde vorliegt. Hierbei ist aber zu bemerken, dafs unter 
»ausgedehnten Einweichungsherdenc, bei deren Vor¬ 
handensein nach dem Fleischbeschaugesetz (§ 37 XII la) eine 
Gesundbeitsschädlichkeit als vorliegend anzunehmen ist, nicht 
nur grofse umfangreiche Herde und Kavernen zu ver¬ 
stehen sind, sondern auch viele kleine erwei c hte Herde, 
die, wie meine Untersuchungen (Vers. Nr. 10) lehren in der¬ 
selben Weise zu einer Infektion des Fleisches führen können, 
wie grofse Erweichungsherde. 

Worin ist nun die besondere Infektionsgefahr 
des Fleisches mit T.B. beim Vorhandensei n von tuber¬ 
kulösen Erweichungsherden begründet. 

Zur Erklärung dieser Erfahrungstatsache hat tn an die Ver¬ 
hältnisse bei der Lungenphthise des Menschen kritiklos auf das 
tuberkulöse Rind übertragen. In der Tierheilkunde nimmt man 
fast allgemein noch an, und es wird diese Ansicht auch in den 


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Original from 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



Von Obertierarst J. Bongert. 


&49 


mafsgebenden Lehrbüchern vertreten, dafs die Erweichu 
tuberkulösen Herde die Folge einer Mischinfektion mit St 
kokken und Streptokokken sei. Durch die gewebelösende*®* 
schaft dieser Eiterbakterien unterstützt, soll der tubert 
Prozeis auf die Wandung von Lungenvenen und gröfj* & 8e 
Lymphgefäfsen übergreifen und zu einem Einbruch von f re ° 
geringeren oder grölseren Zahl von T. ß. in die Blutbahn 
Wenige in die Blutbahn eingedrungene T. B. geben zur tub^ 
kulösen Herderkrankung in anderen Organen Veran] assu ^ r ' 
(chronische, generalisierte Tuberkulose), und Einbruch von vi e j ^ 

T. B. in den grofsen Blutkreislauf hat akute Miliartuberkuj 
zur Folge, die entweder zum Tode führt oder eine frÜhz e j tj - Se 
A-bschla.oht. nn g bedingt. Man sollte nun meinen, dafs we nigst efl J 
das eine oder das andere Mischinfektion oder Einbruch 
in ein grösseres Lungengefäls, in die Pfortader oder den Milch¬ 
brustgang — bakteriologisch bezw. pathologisch - anatomisch 
bei tuberkulösen Rindern oder Schweinen einwandfrei nachge¬ 
wiesen worden sei. Allein nichts Positives habe ich in der in- 
ünd ausländischen Veterinärliteratur gefunden, was für die weit¬ 
verbreitete Ansicht sprechen könnte, abgesehen von einer Unter¬ 
suchungsreibe (Oestern 1 ), die den Nachweis der Mischinfektion 
als Ursache der Erweichung tuberkulöser Herde zum Gegenstand 
batte, aber als b eweisend nicht angesehen werden kann. 

Gestern hat bei tuberkulösen Rindern den erweichten 
Inhalt tuberkulöser Herde auf die Anwesenheit von Misch¬ 
bakterien untersucht und die Bakterienflora in den tuberku¬ 
lösen Erweichungsherden sehr arm gefunden. Hauptsächlich 
bat ©r net>« n T. B. Staphylokokken nachgewi© sen * D iese 
fanden sich aber in den meisten Fällen ° ur 8 anz 
vereinzelt vor. In den mit dem eiterähnlichen Kavernen 
inhalt b© s ^t en Plattenkulturen gingen isolierte Stapbylnkokken- 
*oloni en i n der Anzahl unter 10 auf- I> ie stenle 

^nahrn© des Untersuchungsmaterials und ein Verarbeiten des- 
8 ^_^_J*ofort nach der Schlachtung vorausgesetzt — hierüber 

des °® s tern, Beitrag z. Kennte, d. Bakt.-Flora der erweichten tob. Herde 

Kmd °®- 2entr«dbl- f. Bakteriologie u. Parasitenknnde 1904, H. 2 


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UNIVERSETY OF MICHIGAN 



350 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 


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ist nichts angegeben, namentlich ist nicht erwähnt, dafs vor dem 
Einschneiden in die Erweichungsherde deren Oberfläche. gründ¬ 
lichstabgebrannt wurde —, beweist der Nachweis der Staphylo¬ 
kokken in der geringen Anzahl schon für sich, dals diesen für 
den Eintritt der Erweichung der tuberkulösen Herde eine ätio¬ 
logische Bedeutung nicht beizumessen ist. Dengewöhnlichen 
Eiterereger des Rindes und auch der übrigen Haus¬ 
tiere, den Bac. pyogenes bovis, hat Oestern in keinem 
Falle nachgewiesen. Die Kultivierung von Bakterien aus 
den Lungen kann für sich allein als Beweis für das Bestehen 
einer Mischinfektion nicht angesehen werden. Hs kommen gar 
nicht selten in gesunden Lungen Bakterien vor, in welche sie 
mit der Inspirationsluft gelangen. Es kann daher auch nicht 
überraschen oder als etwas Besonderes angesehen werden, wenn 
Sekundärbakterien in dem erweichten Inhalt von tuberkulösen 
Lungenherden, die mit den Bronchien in Verbind lang getreten 
sind, nachgewiesen werden. Die Besiedelung des Kavernen¬ 
inhaltes mit anderen Bakterien hat aber erst dann eine Misch¬ 
infektion zur Folge, wenn die Bakterien in die Kavernen wand 
eindringen, in dieser und dem nachbarlichen Gewebe Eiterungs¬ 
und Zerfallsprozesse und auch akute Pneumonie herbeiführen 
(Cornet 1 ) (Sata 2 ). Um eine Mischinfektion, als vor¬ 
liegend annehmen zu können, mufs der Nachweis 
gefordert werden, dafs den gefundenen Bakterien 
nach ihrer Lage und Verteilung im Geweb © und auch 
ihrer Menge nach eine pathogene Bedeutung zuzu¬ 
sprechen ist. Dieser Nachweis ist aber von Oestern nicht 
geführt, ja überhaupt noch nicht für die Rindertuberkulose er¬ 
bracht worden. Es kann dennach auch durch di© Untersuchung 
von Oestern als erwiesen nicht angesehen werden dafs die 
von ihm gefundenen Kokken mit der Erweichung <j er tuberku¬ 
lösen Herde beim Rinde in irgendwelcher Beziehung stehen. 
Vielmehr gelang es mir in einer Reihe von Fällen (vergl. auch 

1) Oornet, Handbach »Die Tuberkulose«. 

2) Sata, Über die Bedeutung der Mischinfektion bei der Lungen¬ 
schwindsucht. Jena, Fischer 1899. 


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UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



Von Obertierarzt J. Bongert. 


35 t 


die Versuchsprotokolle) aus erweichten tuberkulösen r 
herden, die beim Rinde iu der Regel in den hinteren UQ ^ en ' 
Lungenabschnitten ihre Lage haben, T. B.-Reinkulturen ntere °) 
winnen. Ich kann diese eiterähnlich * ' 


Winnen. Ich kann diese eiterähnlich eingeschmo] " 
tuberkulösen Lungenherde des Rindes empfehJejj 6 * 3613 
direkten Gewinnung von T. B.-Reinkulturen au s j 2Ur 
Rinde. (Bongert, Deutsche tierärztl. Wochenschrift 1906. 6/0 

und 21). Von dem Vorhandensein einer Mischinfektion habe ^ 
mich in den vielen Fällen von Lungentuberkulose des 
mit Kavernenbildung, die ich besonders hierauf untersu^^ * 
nicht überzeugen können. Ich will damit nicht in Abrede 
stellen, dafs gelegentlich auch bei einem tuberkulösen Hjade 
eine Mischinfektion Vorkommen kann, namentlich infolge V oq 

Fremdkörper- oder Verschluckpneumonie. Das sind aber immer 
Ausnahmen. Beim Rinde und auch beim Menschen (Ort^ij 
(Cornet a. a. 0.) können die T. B. ohne Mithilfe der eigent¬ 
lichen pyogenen Bakterien Erweichung der tuberkulösen Massen 
hervorrufen, und zwar geschieht das, wenn die T. B. in gröfserer 
Zahl allmählich absterben. Denn abgetötete T. B. erzeugen 
Eiterung Als Ursache der Erweichung nimmt v. Baumgarten 
e iu in den T. B. enthaltenes proteolytisches Ferment an. Beim 
Rinde ist der Zerfall und die Erweichung des tuberku¬ 
lösen Gewebes ohne Mitwirkung anderer Bakterien die 
Regel. Bei der Lungentuberkulose des Menschen spielen 
erfahrungsgemäfs die Sekundärinfektionen klinisch un d P a ^°' 
logisch ein« grofse Rolle. Doch kann auch die ulzeröse Lungen- 
phthise des Menschen, worauf Orth (a.a. 0.) zuerst hing eW i esen hat, 
ellein durol* den T. B. ohne Mitwirkung anderer Mikroorganismen 
zustande kommen und von Anfang bis zu Ende ft l ß e * n re ' n 
tuberkulöser Prozefs verlaufen. 

Die Verschiedenen Bakterienarten, die bei der Lungenphthise des 
enscherx nachgewiesen worden sind, modifizieren durch ihre Sto 
^echsel- und Zerfallsprodukte den tuberkulösen Prozefs. Durch diese 
Ö Ll öclärl>Qkterien (Staphylokokken, Streptokokken, Pneumo 

U Orth, Zur Histologie u. Ätiologie der Lungenschwindsucht. 

. ®®tiingftrtOD. 

24 

Uygi.ne, Bd. LXIX. 


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352 Untersachungen aber den Taberkelbazillengehalt des Blotes etc. 


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kokken, Tetragenus, Pyocyaneus, Influenzabazillen etc.) wird die 
rasche Einschmelzung des tuberkulösen Gewebes gefördert, ander¬ 
seits werden auch akute broncbitische und pneumonische Prozesse 
hervorgerufen. Der Phthisiker wirft infolgedessen ganz erheblich 
gröfsere Mengen Sputum aus, wie die bedeutend umfangreichere, 
tuberkulöse Rinderlunge liefert. Das tuberkulöse Sputum des 
Menschen und der Kavemeninhalt sieht auch anders aus, wie 
beim Rinde, ist mehr dünnflüssig, schleimig-eitrig und enthält 
Käsebröckchen und elastische Fasern als Zeichen des raschen 
Gewebszerfalles. Der Inhalt der tuberkulösen Lungenkaveraen 
beim Rinde ist mehr kopiös, von käsig-eitriger oder eitrig-schlei¬ 
miger Beschaffenheit. Die Verhältnisse bei der Lungen¬ 
schwindsucht des Menschen lassen sich, auf das 
Rind, bei dem die tuberkulösen Herde mehr zur Verkalkung 
und bindegewebigen Abgrenzung neigen, gar nicht <ibertragen. 
Nur in der Minderzahl der Fälle berechtigt der pathologisch- 
anatomische Lungenbefund tuberkulöser Rinder dazu, von einer 
Lungenphthise zu sprechen. Aber auch in solchen schweren 
Fällen von Lungentuberkulose habe ich das Vorhandensein einer 
Mischinfektion vermifst. 

Was nun den Einbruch von T. B. in di e Blutbahn 
anbelangt, den man sich infolge Durchbruches eines erweich¬ 
ten, tuberkulösen Herdes in ein gröfseres, anliegendes Blutgefäfs 
zustandekommend denkt, so habe ich bisher einen solchen bei 
akuter Miliartuberkulose des Rindes und Schweines trotz ein¬ 
gehendster Untersuchung nicht nach weisen können, und es ist 
auch in der tierärztlichen Literatur, so viel ich ersehen konnte, 
ein solcher Einbruch in ein Lungengefäfs als Ursache von Miliar¬ 
tuberkulose bisher nicht beschrieben worden. Eis ist auch an¬ 
zunehmen, dafs ein derartiger Durchbruch eines einem gröfseren 
Gefäfs anliegenden erweichten Tuberkuloseherdes ^ie Blut¬ 
bahn beim Rinde kaum eintreten kann, weil die Tuberkel bei 
den Rindern, und noch mehr bei Schafen, dmeL eine starke 
bindegewebige Abgrenzung ausgezeichnet sind. Hierauf ist es 
auch zurückzuführen, dafs bei der Tuberkulose <i er Rinder 
Lungenblutungen infolge Arrosion von gröfseren Lun en efäfsen 


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Von Obertierarzt J. Bongert. 


35 3 


Durchbruch der verkästen und erweichten Bronchialdr** 
die Trachea oder in einen Hauptbronchus sowie Perforation^ 1 ^ 10 
unter der Pleura gelegenen Lungenkaverne in den Bruatf 
mit den Folgeerscheinungen gar nicht Vorkommen. Eh© r ^ Sac ^ 
tuberkulösen Pferden und Hunden die Möglichkeit eines ^ bei 
bruches von tuberkulösen Herden in ein gröfseres ***ch~ 

Lymphgefäfs gegeben — es sind auch derartige Fülle beachri 
worden —, da bei diesen Tieren ausgedehnte, sarkomähnl' 
tuberkulöse Geschwülste entstehen, welche gröfsere Blutg e ^Jl e 
umschliersen, mit der Wand derselben verwachsen und schließ 6 
lieh zum Durchbruch und zur Entstehung akuter Mili artu ^ 
kulose führen können. Com et (a. a . 0. S. 368) gibt an ) 
bis 1896 102 Fälle allgemeiner, akuter Miliartuberkulose beh* 
Menschen in ihrem Ausgangspunkt aufgeklärt worden sind ent¬ 
weder durch den Nachweis der Durchbruchstelle eines tuber¬ 
kulösen Herdes in ein gröfseres Gefäls oder durch die Fest¬ 
stellung' von ulzerierenden Intimatuberkeln in noch offenen, funk¬ 
tionsfähigen Blutgefäfsen, besonders in Lungenvenen. Auch solche 
Gef&fstuberkel, die, entweder durch Übergreifen des tuber¬ 
kulösen Prozesses auf die Gefäfswand (Weigert 1 ) oder von innen 
heraus infolge Infektion durch das T. B.-haltige, zirkulierende 
ßlut entstehen (Benda 2 ), sind bisher bei akuter Miliar¬ 
tuberkulose der Rinder und Schweine nicht nach- 

gswieser* worden, mag sein, weil man bisher nicht eingehend 

genug in Fällen von akuter Miliartuberkulose nach Intimatuber¬ 
keln gesucht hat. Alles spricht aber dafür, dafs auch beim 
Rinde und Schweine ein solches Hineinwachsen der Tuberke 
111 eine kleine Vene oder in ein Lymphgefäfs bei progredienter 
Tuberkulose gelegentlich stattfindet und Miliartuberkulose zur 
Folge hat. Dafs aber hierbei noch andere Bakterien a s 
gleichzeitig wirksam angenommen werden sollen» ist 
v °llkona lauen überflüssig, auch findet sich für diese noc 

^ ° * gert, Virehows Archiv, Bd. 77, 8.269. . 

y e , a) Kasuistische Mitteilungen über Endangitia er ® . 

toWfc“ dl ‘ deutschen pathol. Gesellschaft, II.. 8. 335. b) Über akute Milia 

fe ulos e> Berl kün. Wochenachr. 1899. 


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354 Untersuchungen Aber den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 


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weit verbreitete Ansicht, wie oben ausgeführt, nicht der geringste 
Anhalt. 

In Übereinstimmung mit Westenhoeffer (a. a. O.) glaube 
ich annehmen zu müssen, dafs in vielen Fällen von Miliartuber¬ 
kulose, vor allen Dingen jedoch bei der sog. chronischen Allgemein¬ 
tuberkulose, die T. B. ihren Weg in das Blut durch die Lymph- 
bahnen, in letzter Instanz durch den Ductus thoracicus nehmen, 
und zwar hauptsächlich von den Bronchial- oder Mesenterialdrüsen 
aus, da die aus diesen abfliefsende Lymphe andere L>ymphdrüsen 
nicht mehr zu passieren hat, sondern durch die abführenden 
Lymphgefäfse direkt oder nach vorheriger Vereinigung mit dem 
Milchbrustgang in die vordere Hohlvene übergeleitet wird. In 
gleicher Weise, wie bereits Bergkammer 1 ) bei Miliartuber¬ 
kulose des Menschen hat nachweisen können, Ixabe ich in 
Schnittpräparaten aus der verkästen Bronchialdrüse eines Rindes 
mit Miliartuberkulose ein direktes Hineinwachsen der T. B. in 
die Lymphbahnen und auch in die kleinen Venen feststellen 
können. Man sieht Züge von T. B., die in den Lymphbahnen 
liegen und auch die kleinen Venen umschliefsen. Mitunter trifft 
man auch quer durchschnittene, scheinbar wandungslose Gefäfse, 
welche mit T. B. vollgepfropft erscheinen. Die kleinen Venen, 
auf welche der tuberkulöse Prozefs übergreift, obliterieren sehr 
rasch oder werden durch Thrombose verschlossen. Ir» den Lymph¬ 
bahnen aber findet ein ständiges Abschwemmen der T. B. statt. 

Nach den obigen Ausführungen wird man logisch»erweise mit 
einem Einbruch von T. B. in die Blutbahn um so eher zu 
rechnen haben, je T. B.-reicher die tuberkulösen Herde und je 
umfangreicher diese sind. Bei progedienter T v» h>erkulose 
mit sehr bazillenreichen Herden ist die G efahr des 
Einbruches von T. B. in die Blutbahn ständig ge¬ 
geben. Bei abgeheilter Tuberkulose mit isolierten, ver kalk ten 
und bindegewebig abgegrenzten Herden, in denen X B mikro¬ 
skopisch nicht mehr nachzuweisen sind, kann ein Einbruch in die 


1) Bergkammer, Kasuistischer Beitrag tur Verbreitung der Miliar¬ 
tuberkulose und Einwanderung der T. B. in die Blutbahn. Vixo^ows Archiv 
Bd. 102, 8« 897. 


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UNtVERSUY OF MICHfGAN 




Von Obertieraret J. Bongert. 


355 


Uüd 

*r 0 . 


in 


Blutbahn auch nicht mehr stattfinden. Solche Herde 
nur für das Individuum, sondern auch für das betreffend**^ ö * c ht 
nicht mehr infektionsfähig und gewissermafsen nur noct * 6 
Fremdkörper zu betrachten. Derartig stark T. ß l ein 
Herde sind nach meinen Feststellungen die ©r 
ten tuberkulösen Herde. In ihrem starken 7 
halt und nicht in der Erweichung, die nur ei ö © " Ge * 
kalische Zustandsänderung darstellt und auf eine Mischin/ 
nicht zu beziehen ist, ist die besondere Gefahr . * ,<>ö 
Einbruch von T. B. in die Lymph- und Blutbahu 11010 
zu der weiteren Verbreitung des tuberkulösen p 

zesses im Körper begründet. 

Hie Erweichung ist die Folge des starken T. B.-Gehajj 
sie tritt ein, wie nochmals hervorgehoben sei, wenn 7 ». g 6S ’ 
gröfserer Zahl zugrunde gehen. 

Oie Beobachtung Gerlachs 1 ), dafs in den käsig zerfal] enen 
(erweichten) tuberkulösen Massen das tuberkulöse Virus am wirk¬ 
samsten enthalten ist, ist vollkommen zutreffend. Das Virus 
,s t in solchen Herden am wirksamsten und »io gröfserer In¬ 
tensität < enthalten, "weil es am konzentriertesten sich darin vor¬ 
findet, in solchen Herden sehr viel T. B. enthalten sind im 
®©gensatz zu den verkalkten, kruden Tuberkelmassen. Bei den 
damaligen Kenntnissen von dem Wesen der Tuberkulose konnte 
Verlach die Ursache für die besondere Gefährlichkeit der er¬ 
weichten tuberkulösen Herde nicht angeben. Aber auch nach 
Entdeckung des T. B. hat man den wahren Grund hierfür nicht 
©rkannj. 

Bei nieinen Untersuchungen über den T. B-* 0 ©halt des 
Fleisches un d der Organe tuberkulöser Schlachttiere erkannte 
ich sehr* bald, dafs auf das mehr oder weniger zahlreiche Vor 
handensei» von T. B. in den tuberkulösen Herden »n den Em- 
“dtspforrton der Tuberkulose, das auch in dem progredienten 
Bharaktu*. des tuberkulösen Prozesses seinen Ausdruck findet, 
as Hauptgewicht bei der Untersuchung und Beurteilung tuber- 

^ ^ © r 1 ach a. a. 0., S. 267. 


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356 Untersuchungen Ober den Tuberkelbazillengehalt des Blotes etc. 


kulöaer Schlachttiere zu legen ist. Ich habe dieses bereits 1906 
in einer Tuberkulosearbeit 1 ) zum Ausdruck gebracht. Neben 
der Erweichung tuberkulöser Herde stellte ich nun eine zweite 
Erscheinungsform der Tuberkulose fest, die durch 
starken T. B.‘Gehalt ausgezeichnet ist und sehr oft 
zum Einbruch von T. B. in die Blutbahn Veranlassung 
gibt; das ist die strahlenförmige Verkäsung, die als 
tuberkulöse Infiltration aufzufassen ist und besonders 


häufig und charakteristisch in den Lymphdrüsen bei Rindern 
und Schweinen auftritt. Derartig tuberkulös erkrankte Drüsen 
sind stark geschwollen, fest und derb und zeigen auf dem Durch¬ 
schnitt ein gemasertes oder strahliges Aussehen (einem Rettich 
ähnlich), welches dadurch zustande kommt, dafs verkäste Ge- 
webszüge mit glasig geschwollenen, hyalin erscheinenden Ge- 
webssträngen abwechseln. Verkalkung tritt in der Regel nicht 
ein oder doch nur in unvollständigem Mafse. Diese strahlig 
verkästen, festen Herde erreichen oft Faustgröfse, können in 
einem späten Stadium zentral erweichen und sind, und das ist 
das wichtige, fast ausnahmslos stark T. B.-Haltig, nicht nur 
beun Rinde, sondern auch beim Schweine, bei dem sonst 
die tuberkulösen Herde äuferst arm an T. B. *u sein “ “ 


-- «uioiut arm an T. 15 . zu sein p' _ 

tti . D ® F ® tark ®. T ‘ B G ©halt und das augenscheinlich schnelle 

d * e8er tuberk ulösen Erkrankua^sf onn macht es er- 
führt und dahfi 1686 ° U ZnT Gen eraüsatio*x der Tuberkulose 

F ' h i f m &j eic her Weise, wie bei Vorhandensein von 

rweic ungs er en, eine eingehende Untersuchung des g aDze0 

kererTusd"? 0611 Flei8chl ^phdrüsen erfordert. Bei stär¬ 
kerer Ausdehnung der Tuberkulose in Formderln- 

filtration ist in jedem TToii j 

, J uerQ * alle wegen der Getane 

E.nbruch.s von T. B. in den alli^ öin en Krei-'»' 

elD Zul ““” de ' Fleisches s chli.b« 

snm nur nach vorheriger Sterili*?. i o xx 

ln den Vergehen Nr. 8. 9, 13 , 20 , w I 24 


1) Bongert, Beiträge z. Lehr» «_ 

Deutsche tierärztl. Wochenschr. 1906 Nr * 21 ^ Entst€slaUia8 


de t 


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Von Obertierarzt J. Bongert. 


357 


Rinder, deren Blut, Fleisch und Lymphdrüsen auf den Gehalt 
an T. B. untersucht wurden, tuberkulöse Infiltration verschie¬ 
dener Ausbreitung in den Lymphdrüsen (Bronchial-, Mesenteriäl- 
und Portaldrüsen) und auch zum Teil in Lunge und Leber. In 
sämtlichen 7 Versuchen erwies sich bei der Tier- 
impfung der Fleischsaft als virulent, ebenso auch das 
Blut und die Fleischlymphdrüsen in den Fällen, wo diese Zur 
Verimpfung gelangten und die Impftiere nicht vorzeitig starben. 
Die Infektionsgefahr des Fleisches bei ausgebreit© te r 
Tuberkulose in der infiltrierten Form ist daher au j 
Grund meiner Untersuchungen als erwiesen au Zu 
sehen. 

Im Versuch Nr. 25 handelte es sich um ein Rind mit akuter 
Miliartuberkulose, die sich makroskopisch nur auf die Lung e ef 
streckte. In diesem Falle zeigten sich auch die Nieren txi cbt 
erkrankt, in denen man sonst bei akuter Miliartuberkuj 0se 
die beim Rinde charakterististisch nur in den Lungen i n die 
Erscheinung tritt, vereinzelte Miliartuberkel antnfft. B ei 
akuter Miliartuberkulose im eigentlichen Si 0ne 
des Wortes oder, wie es im Fleischbeschaugesetz (§ 34. 1) 2Uni 
Ausdruck gebracht ist, bei »Tuberkulose ohne hochgradig© Ab¬ 
magerung, wenn Erscheinungen einer frischen Blutinfektion vor¬ 
banden sind und diese sich nicht auf die Eingeweide und das 
Euter beschränken«, ist nach diesem Gesetz der ganze Tier- 
körper zum Genufs für Menschen als untauglich anzusehen, 
ausgenommen das Fett, das nach Sterilisation zum Konsum zu- 
gelassen werden darf. Wenn Erscheinungen einer frischen Blut- 
ixxfsttion (akute Miliartuberkulose) jedoch nur in den Einge- 
w o i den und im Euter vorliegen (§ 37 III. 1), ist das Fleisch 
nao.h Beseitigung der erkrankten Teile als bedingt tauglich an 
zuseben. Ich habe auf diese Zweiteilung in der Beurteilung der 
sdsuten Miliar tuberkulose bereits auf S. 290 hingewiesen. Offen ar 
ging man bei der Aufstellung dieser zwei verschieden zu be au- 
delnden Formen der Miliartuberkulose von der V oraussetzu g 
avis, dato bei Miliartuberkulose, die sich augenscheinlich nur au 
die Eingeweide beschränkt, das Fleisch keine T. B. oder nie 


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358 Untersuchungen über den TuberkelbazillengehaJt des Blutes etc. 

iu gröfserer Menge enthält. Der Ausfall des Versuches Nr. 25 
beweist aber, dafs diese Ansicht nicht richtig ist, und dafs man 
bei frischer Miliartuberkulose auch nur eines Organs, z. B. 
der Lunge, mit dem Vorhandensein von Tuberkelbazillen im 
Blute und im Fleische zu rechnen hat. Wie neuere Unter¬ 
suchungen ergeben haben, passiert der gröfste Teil der in die 
ut ahn eingedrungenen T. B. die Lungenkapillaren und ge- 
angt in den grofsen Blutkreis und damit in sämtliche Organe, 
as in vielen Fällen, besonders beim Rinde, die Miliartuber- 
u ose auptsäclilich nur in den Lungen makroskopisch in die 
rsc einung tritt, liegt an der besonderen Disposition des Lungen- 
fchei Th * b “ ku!o " Erkrankung. Der Westenhoeffer- 

Fleisch v^V 18t daher als richtig zuzustimmen, und das 

schädlich °zu 'erachten Miliartuberkulo8e al » g«>undheite- 

verarbeiten. “ zu technischen Zwecken sc 

bei abgel^aenlTG'T P "°!' 8 meiner Untersuchungen: Ist 

der Fleischlymnhd “ eraI,satl °“ auch bei Erkrankung 
wie Westenhoelfer rUSen da “ Pleiaoil tr «> von T. B., 
lindere Beurteilnf a “ nimmt - “ad ist daher eine ge- 
kung der regir^V- vis r t ei bei 

Diesen VersuchnK a- ^ mphdriise n geboten? 

15, 16, 19, 23 und o 6 m ^ n ® en ents P rechetl <ü© Versuche Nr. U, 
selbst gut genährte Ri n( L ®. handelte sich um mittelm&fag m» 
Allgemeintuberklsff^1-ufener, chronischer 
Mit Ausnahme des V« 8tarker Ausbreitung behaftet war««- 
eine Fleischlymphd^ode V 19 

dem waren bei 4 Tieren nZ* Fere ^ttulöa erkrankt, 88 9 

Herderkrankungen In Z Z ^ 23 26) 

von F ^2 e u D a nur Vertag 

den Fleischvierteln heraus*^ 6 * 611 Flei8 cris tücke vfUrd61 ' uW 

Knochen tuberkulös w^en itteD> deröD Ly^phdruseu 

Trotz der zu jedem einzeln ^ a ft ten «ot* 

Zahl von Meerschweinchen n Versuche vor wen 

’ dl ® zum gr-£»iTstsen £ evV 


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359 


Von Obertierarxt J. Bongert. 

^Monate nach der Impfung zur Obduktion gelangten, sind in 
Tceinem einzigen Falle in den nach den bestehenden ge¬ 
setzlichen Bestimmungen als infiziert anzusehenden Fleisch¬ 
teilen durch die Meerschweinchenimpfung T. B. nachgewiesen 
worden. 

Auch bei den 3 Schweinen mit ausgebreiteter chronischer 
Allgemeintuberkulose bezw. abgelaufener Miliartuberkulose war 
das Ergebnis der mit Fleischsaft und Muskelstückchen geimpfter» 
Meerschweinchen ein negatives. Nur bei einem Schwein wurd© n 
die mit den markig geschwollenen Kehlgangslymphdrüsen 
impften Meerschweinchen tuberkulös, während die Verimpftu^g 
des Muskelsaftes und der Muskelstückchen, die aus nicht er 
krankten Teilen des mit ausgedehnter Muskeltub e ^ 
ku 1 ose behafteten Hinterschenkels dieses Schwein^ 
gewonnen und entnommen wurden, ein vollkommen negati Ves 
Ergebnis lieferte. 

Der überraschende negative Ausfall meiner Untersuchung, 
des Fleisches auf T. B. bei Schweinen mit hochgradiger, au 8 . 
gebreiteter Tuberkulose, die teilweise Miliartuberkulose zur Folg© 
hatte, findet meiner Ansicht nach in der fast ständigen Bazillen¬ 
armut der tuberkulösen Herde beim Schweine seine Erklärung. 

.Auch S wiersta (a. a. O.) hat bei Schweinen mit hochgradiger 
'Tuberkulose der Lungen, Leber und Milz und auch der Fleisch- 
]ymf>Lxdrüsen und Knochen nur in 2 von 8 Fällen den Muskel¬ 
saft virulent gefunden und, ebenso wie ich, in einem Falle von 
Miliartuberkulose beim Schwein ein negatives Impfergebuis zu 
verzeichnen gehabt. 

[Durch den negativen Ausfall meiner Untersuchungen über 
den T. B.-Gehalt des Fleisches in 8 Fällen von abgelaufener 
generalisierter Tuberkulose mit gleichzeitiger Erkrankung der 
Fleischlymphdrüsen und auch der Knochen ist in einwandfreier 
V? eis© bewiesen, dafs diese auf dem Wege des grofsen Blut 
Kreislaufes entstandenen tuberkulösen Herde einen durchaus 
loyalen Charakter besitzen und dem Fleische eine gesundheits¬ 
schädliche Beschaffenheit nicht verleihen. Die Generali- 
sation der Tuberkulose als solche, d. h. der Einbruo 


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360 Untersuchungen über den Tnberkelbazillengehalt des Blntes etc. 

von mehr oder weniger zahlreichen T. B. in die Blutbahn ist 
nichts Permanentes, wie man bisher angenommen hat oder 
glaubte annehmen zu müssen, sondern sie ist zeitlich be¬ 
schränkt. Generalisation der Tuberkulose ist kein 
Zustand, sondern ein vorübergehendes Geschahnis 
und hat die Entwicklung von neuen tuberkulösen Herden zur 
Folge, die durchaus den örtlichen Charakter bewahren und nur 
«ü seltenen Fällen, und zwar erst nach langer Zeit, zu einer all¬ 
gemeinen Infektion führen können. 

Dafs die in die Blutbahn eingedrungenen T. B. nicht in 
wenigen Tagen aus dem Blute und der Muskulatur ver¬ 
schwinden, wie man bisher auf Grund der Versuche von Nocard 
und Mc. F a y d e a n angenommen hat, habe ich bewiesen. Die 
T. B. verschwinden aber doch allmählich nach einiger 
Zeit aus der allgemeinen Blutzirkulation einesteils, weil ihnen 
eine außerordentlich langsame Vermehrungsfähigkeit eigentümlich 
ist, hauptsächlich aber, weil sie rein mechanisch in die Lymph¬ 
spalten abfiltnert werden, in den Bindegewebslücken der grofsen 
“Kr! T fe8tsetze n und unter günstigen Verhältnissen 
T B aber d t ® rzeu e en - größeren Teil gelangt die 

LllvmuhdT ^ Vi8 Ä ter *° Lymphstrom in die 

SÄ. und in Hwa - 

heit Metbe^ fU *K ltttUr dahin «egen ist den T. B. kaum Geleg®' 

u^lÄket feSteUS6tMn ' Z "der atergetfttta« 

auch alle“^ ^ 0n hiDZU ' durch welche die T. B. eb«» 
gelangen in di *® gelegentlich in die BtaW*" w "“ 

und in den re^onCf^pMrS^^^ert SriÄ 

sr..rü 

In den An sicht 

nach die angenommene T l0n6n 1 S Muskels^ 

stanz gegen die tuberkulö^Er^ ** ^ 

und somit ist andererseits das 
inneren Organen wirksamen . . len ei ^ 

n physiologisc 


ähnlichen, 

-Kreit als 


in J®* 
die (Ir- 


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361 


Von Obertierarzt J. Bongert. 

^Qache der Lokalisation der Tuberkulose in erster Linie in den 
^Weichlich mit Blut versorgten Brust- und Baucliorganen nach 
^Einbruch von T. B. in die Blutbahn anzusehen. 

Alles spricht dafür, dafs bei aktiver Tuberkulose häufig 
vereinzelte T. B. in die Blutbahn gelangen, aber in der Regel 
zu einer tuberkulösen Herderkrankung nicht führen, sondern 
durch die bakterizide Kraft der Gewebszellen unschädlich g e . 
macht werden. Gelangen T. B. in gröfserer Zahl in den grofsen 
Blu tkr eislauf, so läfst sich im voraus gar nicht bestimmen, 
welchen Organen tuberkulöse Herde zur Ausbildung gelang©© 
da die Verbreitung der Tuberkulose im Körper rein mech©. 
nisch geschieht. Doch kann man auf Grund der obigen Ans¬ 
führungen annehmen, dafs in den Organen, welche am meist©© 
mit Blut versorgt werden und ein weit verzweigtes, dichtes Q e _ 
füfsnetz besitzen, und in denen durch die hierdurch bedingte V© r . 
langsamung der Blutzirkulation ein Haften der T. B. begünstig 
Wird, auch am häufigsten tuberkulöse Lokalisationen zur Entwich, 
lung gelangen; und das sind die Lunge und die Leb©© 
Aus meinen Untersuchungen geht hervor, daf 8 
für die Beurteilung der Genufstauglichkeit des 
jrjei s ches tuberkulöser Schlachttiere entscheidend 
iat <i i e Feststellung: Handelt es sich um aktive, pro¬ 
grediente Tuberkulose oder ist der tuberkulöse Pro- 
2 efs zum Stillstand gekommen; sind die durch eine 
mchgem&fse Untersuchung festgestellten tuber¬ 
kulösen Organerkrankungen als abgeheilt zu be- 
tra chten? Ob diese letzteren als lokale Herde aufzufassen 
sind, oder auf dem Wege der Blutbahn entstanden sind, ist voll¬ 
kommen belanglos. Bei abgeheilter chronischer generalisierter 
Trat» ox-fculose a i Q d nur die tuberkulösen Herde infektionsfähig, 
di© gesunden Teile der tuberkulösen Organe sind nicht T. B.- 
ha.lt.ig, wie ich mich durch Verimpfung des normalen, gesund 
erscheinenden Gewebes von Fleischlymphdrüsen, die isolierte, 
t ro ©lcen-kä8ige Herde enthielten, mehrfach überzeugen konnte. 

In Bestätigung der Westenhoefferschen Versuche habe 
ich bewiesen, dafs das Fleisch bei abgelaufener gene- 


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362 Untersuchungen über den Tuberkelbazillengehalt des Blutes etc. 


ralisierter Tuberkulose selbst bei Erkrankung von 
Fleisch ly mph drüsen und Knochen nicht infektions¬ 
fähig ist. Es ist daher kein triftiger Grund vorhanden, ab¬ 
geheilte generalisierte Tuberkulose, die zu einer Lokalisation 
in irgendeiner Fleischlymphdrüse oder in einem Knochen ge¬ 
führt hat, strenger zu beurteilen, wie die chronische generali¬ 
sierte Tuberkulose, die nur auf die Eingeweide beschränkt 
ist. Die von Ostertag aufgestellte These, dafs bei 
einer Erkrankung einer Fleischlymphdrüse das betreffende 
h leisch viertel in sanitäts polizeilich er Beziehung einem tuberkulös 
erkrankten Organ gleich zu erachten ist, kann nicht länger 


aufrecht erhalten werden. Das Vorhandensein 




der 


kulösen Herden in den Fleischlymphdrüsen ist keineswegs - - 
Ausdruck dafür, dafs auch tuberkulöse Prozesse im Fleische zu¬ 
gegen sind. Bei den inneren Organen, namentlich hei Lunge 
und Leber, ist es immerhin als eine Ausnahme anzusehen, dafs 
die Organlymphdrüsen tuberkulös erkranken, ohne dafs in dem 
.Organparenchym selbst tuberkulöse Herde nachzuweisen sind. 

Bei der tuberkulösen Herderkran k ung der Fleisch 
lymphdrüsen ist es aber die Regel, dato ü* _»'• 
Wurzeigebiet derselben geltende Muskulat» 1 * ,ci ‘ 
1! i rt ! n Dieselbe gilt allgemein als nahezu immun geg® 
Tuberkulose. Dafs die inneren Organe, die in erster Linie pno»' 
und sekundär an Tuberkulose erkranken, als tuberkulös » be¬ 
trachten und unschädlich zu beseitigen sind, selbst «esc nur 

drs regionären Lymphdrüsen tuberkulös sind, ta»-"*** 

dem hygienischen Grundsatz , im Zweifele falle das Uogto»W» 
anzunehmen. Folge gebend, rechtfertigen Diese Verhüte®» * 
die Körpermuskulatur übertragen, künstlich, so ariel .Flete«'«“’ 

annehmen zu wollen, wie das Tier Viertel bah. dafür ist k«» * 
nagender Grund mehr anzngeben, da eine tvatos-kulöse^“ 
der Muskulatur selbst zu den größten «tetibeit«» gehört® 1 J " 
Unschädlichkeit des Fleisches bei Etkraok“"® ** 

Fleischlymphdrüsen und selbst der anlieg««dexa Knoche, 
frei bewiesen ist. Ein , nuegai» 

tuberkulöse Herde in einer ™ eh i rere erl > s 

emer Fleischlymph* 


.,-ofse, W# 

■beweis« 0 ® ttr 


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Von Obertierarzt J. Bongert. 


363 


-^3rüher einmal T. B. in der Blutbahn vorhanden waren, aber längst 
”*aus derselben verschwunden sind und zufällig in jener Drüse 
■^urückgehalten wurden und eine tuberkulöse Herderkrankung 
iervorgerufen haben. Bereits zur Entwicklung gelangte und zu 
^iner bestimmten Gröfse herangewachsene Lymphdrüsenherde sind 
nicht als Merkmale der Gesundheitsschädlichkeit des Fleisches 
aufzufassen: sie zeigen im Gegenteil an, dafs die Greneralisation 
bei der auch das Tier mehr oder weniger krank gewesen sein 
mag, längst vorüber ist Die einfache Lym phdrüs© n_ 
Schwellung, die direkte Folge des Einbruches v<>n 
T. B. in die Blutbahn, ist als suspekt für eine Q e 
sundheitsschädlichkeit des Fleisches anzusehen 
eicht aber die tuberkulösen Lymphdr ü senherd© * 
die mit Rücksicht auf ihre Gröfse und Beschaff 6tl ’ 
heit die Residien eines längst abgelaufenen Pr 0 . 
z ®sses darstellen. 


Nach den § 37 II. der Ausf.-Best. zum Reichsgesetz betreffend 
die Schlachtvieh- und Fleischbeschau vom 3. Juni 1900 , ist das 
ganze Fleisch viertel, in welchem eine tuberkulös veränderte 
X/yxnphdrüse sich befindet, soweit es nicht nach § 35 Nr. 4 als 
untauglich anzusehen ist, als bedingt tauglich zu beurteilen u n< j 
dementsprechend nur im sterilisierten Zustande zum menschlichen 
Konsum zuzulassen. Die übrigen Viertel mit nicht veränderten 
Fleisctlymphdrüsen werden dem freien Verkehr übergeben, sofern 
di® -A. usbreitung der Krankheit gering war. Es bandelt sich 
iu den meisten Fällen um gutgenährte Tiere, bei denen nur eine 
oder «die andere Fleischlymphdrüse tuberkulös erkrankt befunden 
'vi.rcj. Im Berichtsjahre 1907 sind auf dem Berliner Schlacht- 
als bedingt tauglich beurteilt worden: 


515 Viertel v. Ochsen, 

203 * > Bullen, 

161 > » Kühen, 

46 » » Jungrindern, 

50 » » Kälbern, 

900 » > Schweinen und 

2 » s Schafen. 


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364 Untersuchungen ober den TSiberkelbazillengehalt des Blutes etc. 


Zieht man nun noch in Betracht, dafs bei Erkrankung von 
mehr als 2 in verschiedenen Fleischvierteln gelegenen Lymph¬ 
drüsen der ganze Tierkörper sterilisiert zu werden pflegt, so 
wird man ermessen können, von wie weittragender Bedeutung die 
Feststellung ist, dafs die bisher gesetzlich vorgeschriebene Beur¬ 
teilung des Fleisches bei abgelaufener generalisierter Tuber¬ 
kulose, die zur Herderkrankung in Fleischlymphdrüsen geführt 
hat, zu strenge ist und einer gelinderen Beurteilung weichen 
mufs. Schon wenn der Rohverkauf der Fleischviertel mit Herd¬ 
erkrankung in den Lymphdrüsen auf der Freibank gesetzlich 
gestattet würde, würde viel Nationalvermögen durch diese bessere 
Verwertung des Fleisches tuberkulöser Schlachttiere gerettet 
werden. Es würde hierbei auch der berechtigten Forderung und 
Erwartung des Konsumenten, für teures Geld Fleisch von ge¬ 
sunden oder doch nur mit unerheblichen Krankheiten behafteten 
Schlachttieren zu erhalten, Rechnung getragen, anderseits aber 
auch das ängstliche Gewissen einiger Autoren beruhigt) die an 
nehmen, es könnte doch einmal im Fleische selbst, iu den 
intermuskulär gelegenen Lymphbahnen oder versteckt iu einem 
Knochen, ein tuberkulöser Herd vorhanden sein, der nur beim 
Zerlegen in kleinere Stücke, wie es beim Freibankverkauf ge¬ 
schieht, zu erkennen ist. Eine unbeschrankte Freigabe des 
Fleisches gut genährter Tiere mit abgroHeilter generalisierter 
Tuberkulose und gleichzeitiger HerderkraSamng in den 
lymphdrüsen mühte jedoch in geeigneten Fallen - selbst^ 
nach sorgsamer Beseitigung der tuberkulös«^ Teile - **** 

om n 


Ostertag führt in seinem Lehrbuofa. der FleisoU»*“ 
(4. Aua., B 47) aus, dals die Sanit&tspolizei in e«* 6 ' n 

Zweck verfolge gesundheitsschädliches Fl«*««* dem 

entstehen; nichtsdestoweniger dürfe aber dem 

mögen von dem durch die Schlachttiere reprW» WI *2( 

nicht tnete durch Konfiekation entzogen werden, * 

Beschaffung mügiiohsT ÄjTÄ 


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Von Cybertierarzt j. Bongert. 


&65 


^Schichten des Volkes. Bollinger 1 ) hat bereits vor Jahren 
^^olgendes ausgesprochen: »Wenn wir mit Zahlen nach weisen 
könnten, wie viel Menschen indirekt infolge ungenügender Er¬ 
nährung, insbesondere an mangelnder Fleischnahrung zugrunde 
gehen, so würden wir ein viel höheres Prozentverhältnis be¬ 
kommen, als es infolge des Fleisches tuberkulöser Tiere der Pall 
ist.« Die Gefahr der Übertragung der Tuberkulose auf den 
Menschen durch den Genufs des Fleisches tuberkulöser Schlacht¬ 
tiere wird mit Recht allgemein für nicht besonders hoch ©i^. 
geschätzt. Nur bei hochgradigster Tuberkulose ist das Fleia©^ 
infektiös. Hierbei ist noch zu berücksichtigen, wie Ostertag. 
hervorhebt, »dafs die Menge Tuberkelbazillen, welche bei intra- 
peritonealer Impfung Tuberkulose hervorruft, noch nicht hia- 
reicht, um auch auf dem Wege des Verdauungstraktus zu i ö . 
fixieren, dafs also ein positives Impfergebnis noch nicht gleich¬ 
bedeutend ist mit Gesundheitsschädlichkeit des Fleisches 

Genufs«. 

Weiterhin führen Nocard und Leclainch© 2 ) aus.- 
yi&n de des animaux tuberculeux n’est dangereuse que par 
exception ; eile lest toujours ä un faible degrd. L’ingestion p ar 
/'iaomme d’une viande crue ou insufdsamment cuite renfermant 
quelques bacilles serait inoffensive. II est essentiel de remar* 
<ju©jr qu’une circonstance dtiogdnique dominante, 1® rdpötition 
des infections, qui rend si redoutable la contagion P ar 1® 
fait ioi döfaut presque toujours.< Sie fahren dann weiter fort: 

«langer thöorique qui r&ulte de cette ingestion (sc. des 
vi&xxdes tuberculeuses) n’est gufcre plus considörable q ue ce ^ ui 
a*x«jvi©l s’exposent chaque jour des milliers d’individus en söjour- 
uant <jans des locaux infectds pars des phthisiques.« 


Alles dieses muls uns Veranlassung sein, zu verhindern, 
d&f8 die Beurteilung tuberkulöser Schlachttiere zu einer un- 
tt btigen Fleischvernichtung oder -Entwertung führt. 


1) Zitiert n. Kästner a. a. 0., 8. 278. 

2) Nocard etLeclainche Les Maladies mikrobiennes des Animaux 
1903, T. n, p. 146. 


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366 Untersuchungen Ober de» Teb.rkelbnsilleng.b.1. de. BI.« etc- 

bereit» Klagen laut geworden dafe durch die 
Fleischbeschau da» Fleisch verteuert wurde. UM n 

auf die eigentlichen Kosten der Ausführung der ordnu g ^ 

Fleischbeschau nicht beziehen, da dieselben den ru 
Pfennigs pro Pfund bergen. Was aber neben d» Koben 
Schutzzöllen für das aus dem Auslande emgefuhrte t 

und Fleisch zu einer Verteuerung des Fleisches *»tbeü ^ 
die gesetzlich strenge Beurteilung der abgeheilten u ^ 

der Schlachttiere, die, wie meine Untersuchungen , , en 

Westenhoeffer, Hoefnagel und Swiersta erge en 
einer gelinderen Beurteilung weichen kann. 

... j on Tuberkel- 

Auf Grund meiner Untersuchungen über oeu laggen 

bazillen-Gehalt des Fleisches tuberkulöser Scblachttiere^^^ 

sich für die sanitfttspolizeiliche Untersuchung und 

desselben folgende Normen auf stellen: 

, . f Vorhanden- 

1. Die Untersuchung der Schiachttiere auf ua ^ Orga°' 
sein von Tuberkulose hat sich auf sämtliche Organe 
lymphdrüsen, besonders auf die an den bek.au ene n, 
trittspf orten der tuberkulösen Inf ektion g e e p roaesse5 
zu erstrecken. Läfst die Ausbreitung des t.viberk.u\ös^^ ^ a \en 
und die Beschaffenheit der tuberkulösen Herde ^ g^t- 
Charakter der Tuberkulose zweifelhaft erscheinen, 80 
liehe Körperlymphdrüsen eingehend zu untersuebe"' 

TriAiscbes tu» 01 

2. Mafsgebeud für die Freigab & <ies h <fer 

kulöser Tiere zum Konsum sind guten abrzus ^ uU d 

augenscheinlich lokale Charakter de ** Tuber ^bolischeu 
in den Fällen, wo die tuberkulöse Erkranf^ T3ja ß zU ^ j n den 
Herden in den Bauch- und Brustorgane Vind f .,^ T t hftb deI 

Fleischlymphdrüsen und in den Knoche 0 g eW 
Nachweis der Inaktivität der Tut> « ^ °- lo8e '^ das 

_——* .“UAfV' 


-UOI J. U ^ — 

a) Bei gröfserer Ausbreitung H«**“ * r ' a ^ T in 
als tauglich anzusehende F 1 ö s ® W 
Nahrungs- und Genufswert erhet>J-* 43 * :x ^ et frei' 
sehen und als minderwertig: ***** 

verkaufen. 


jetzt ^ 
Hl 


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367 


Von Obertieranst J. Bongert. 

b) In den Fällen, in welchen die tuberkulösen Organe und 
Fleischteile sich nicht so entfernen lassen, dafs eine 
äufsere Infektion mit tuberkulösem Virus mit Sicherheit 
ausgeschlossen ist, oder wo eine solche Beschmutzung 
beim Ausschlachten bereits stattgefunden hat, ist das 
Fleisch als bedingt tauglich zu behandeln und nach vor¬ 
heriger Sterilisation zum Konsum zuzulassen. 

3. Bei ausgebreiteter, progredienter Tuberkul 0se 
in Form der tuberkulösen Infiltration (strahlige Ver¬ 
käsung) oder bei Vorhandensein einer gröfseren Zahl 
von tuberkulösen Erweichungsherden ist das Flei Sc k 
wegen des häufigen Vorhandenseins von Tuberkelbazill© n . 
Blute und im Fleische als gesundheitsgef äh r 1 i e h anz useh en 
und nur im sterilisierten Zustande als menschliches Nahrung 
mittel zu verwerten. 

4. Bei akuter Miliartuberkulose, auch wma d■« 
Erscheinungen einer frischen Blutinfektion nur in den grof SetJ 
Parenchymen (und nicht im Fleische) vorliegen, ebenso auch 
bei hochgradiger Abmagerung und s u b s t a nziel ] er 
Veränderung des Feisches ist der ganze Tierkörper als 

gesundheitsschädlich vom Konsum auszuschliefsen 
und technisch zu verwerten. 

Ebenso sind die tuberkulösen Organe und Fleisch teile mit 
ihren Adnexen als im hohen Grade gesundheitsschäd¬ 
lich» zu beseitigen event. technisch zu verarbeiten. 

Die Gefahren, welche der menschlichen Gesundheit durch 
den Genufs des Fleisches tuberkulöser Schlachttiere drohen, 
"wcrclen durch eine ordnungsmäfsige oblig a t°ri sehe 
F* lcischbeschau mit Sicherheit beseitigt. Voraus¬ 
setzung ist aber, dafs die ausführenden Organe der Fleisch¬ 
beschau mit der Lehre von der Entstehung und Verbreitung 
der Tuberkulose im Körper sowie mit der Erkennung und 
^iclatigen Deutung der tuberkulösen Prozesse vollkommen ver¬ 
traut sind. Solche Kenntnisse eines der schwierigsten 

Kapitel der Pathologie sind aber bei den nichttier- 

® 05 

Archiv für Hygiene. Bd. LXJX. 


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368 Untersuchungen ü. d. Tuberkelbazillengebalt etc. Obertierarat J. Bongert. 

ärztlichen Beschauern, die nach einem vierwöchigen Kursus 
an einem Schlachthofe das Fähigkeitszeugnis als amtlicher 
Fleischbeschauer erlangen können und denen auch eine Freigabe 
des Fleisches tuberkulöser Schlachttiere — allerdings mit einiger 
Einschränkung — überlassen ist, als vorhanden nicht an* 
zunehmen. Es dürfte somit angebracht sein, die Kompetenz 
der Laienfleischbeschauer in der Beurteilung tuberkulöser Schlacht¬ 
tiere einer Prüfung zu unterziehen und einzuschränken. 


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Eine aene Methode zur Sterilisation chirurgischer, 
insbesondere schneidender Instrumente aUs Metall. 

Von 

Privatdozent Dr. H. Herzog, 

Berlin. 

(Aas dem Hygienischen Institut der Universität Berlin.) 

Bekanntlich ist man sich von jeher darüber einig, <% a f g 
unsere schneidenden Instrumente bei der Sterilisierung durch 
Auskochen in Sodalösang qualitativ zum Nachteile verändert 
vrerden, indem sie — von mehr minder zufälligen mechanischen 
XrAsionen der Spitzen und Schneiden durch die hierbei erforder- 
lieilen Manipulationen, von der Entstehung von Beschlägen ab- 
gesehsn — hinsichtlich der besonders für den Ophthalmologen 
wesentlichen Eigenschaft, an ihrer Schärfe, einbülsen. » 

"Wie sehr wir auf eine tadellose Beschaffenheit der Schneiden 
z u b alten genötigt sind, beweist wohl am besten der Umstand, 
dafa -wir fast beständig auf der Suche nach zuverlässigen Schleif- 
st&tten sind, und nur wenige Firmen des In- und Auslandes unsere 
diesbezüglichen Ansprüche zu befriedigen in der Lage sind. Es 
dürfte aber hierin die Ophthalmochirurgie keine Sonderstellung 
i^e an sprachen können, und ist es in letzter Zeit bekanntlich 
® o bleich 1 ), der mit dem gröisten Nachdruck darauf hinweist, 
unendlich schneller und nicht infektiös die Verheilung von 
SÜÄtten, mit scharfen Instrumenten angelegten Schnittwunden 
erfolgt gegenüber gerissenen und gequetschten durch stumpfe, 
sagende Instrumente gesetzten Gewebstrennungen. 

Awblv für HjgUne. Bd. LXIX. ^6 


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3t0 Eine neue Methode zur Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 

Was nützt die sorgfältige Auswahl und Härtung der Stahl¬ 
sorten, was nützt die Kunstfertigkeit des bei Weifs in London 
tätigen Schleifgenies, wenn die Schneiden in kurzer Zeit durch 
unzuträgliche Sterilisierungsmethoden ruiniert werden? 

Es ist unter den heutigen Verhältnissen gar nicht möglich, 
die Güte des Schliffes eines schneidenden Instrumentes durch 
seine Brauchbarkeit bei der Benutzung zu kontrollieren, un¬ 
genügende Leistungen einer Schleifwerkstätte zurückzuweisen, 
wenn diese jederzeit den Einwand machen kann, dals die In¬ 
strumente bei der Ablieferung in bester Verfassung gewesen und 
erst nachträglich bei der Sterilisierung beschädigt seien; da eine 
Kontrolle durch Probierleder u. dgl. nur hinsichtlich der Schärfe 
der Spitze, dagegen nur unvollkommen hinsichtlich der Schärfe 
der Schneide möglich ist, und es weiterhin dem Operateur 
unmöglich zugemutet werden kann, die Schneiden seiner Messer 
unter dem Mikroskop zu kontrollieren, so wird durch ein zwischen 
Ablieferung und Benutzung eingeschobenes Sterilisationsverfahren, 
welches ein Intaktbleiben der Schneiden nicht absolut gewähr¬ 
leistet, em Faktor geschaffen, welcher allen Unzulänglichkeiten 
m A»Mdung und Ausübung der Schleif fcnnst Tür und Tor 
e . on einer Kritik der neben der A.nskochung m a 

lösung sonst in Anwendung gezogenen Sterilisierungsmethoden 

insbesondere durch Seifenspiritus, Alkohol kann hier Abstand 
genommen werden; die Praxis hat hier längst in abfällige« 
Sinne entschieden. 

d» SÜL2T f OUage «"«*• wohl all^emem, b—«■“ 
l“t lh l r l08en ' das grMete Intores«,, »ls vor, Gro.« 
etwa awei Jahren in mehrfachen Publikationen ■), *), *>• >' & 

Apparate, sog. Messersterilisationsrohro a.n«eKe ben ,rori “' 

neben einer absolut zuvAni* • nr6 ’ ^ S A i a instw®® 11 *® 

und entsprechend Wruierten" 


vor 


i:_jtize_ 


Go< >gle 


Original ftom 

UMIVERS1TY OF MICHIGAN 



371 


Von Priv»tdozent Dr. ft. Herzog. 

auch in der neuesten, die operative Technik in der Ophthalmo¬ 
logie auf lange Jahre festlegenden Neubearbeitung der Cze*r- 
maksehen Ophthalmochirurgie durch Elschnig 6 ) Aufnahme 
gefunden haben. 

Angesichts der hieraus ersichtlichen Bedeutung, die man 
den Grossescheu Sterilisationsprinzipien beilegt, rnufs es um so 
befremdender erscheinen, dafs man nicht vorher auch nur ein en 
Versuch machte, durch experimentell-kritische Untersuchungen 
sich ein Urteil über den wahren Wert dieser Sterilisationstheorie 
und der hiernach konstruierten Apparate zu bilden. 

Um so mehr, als alles, was Grosse zur wissenschaftlichen 
Begründung seines konstruktiven Vorgehens vorbringt, in denk- 
bar gröfstem Gegensatz steht zu den elementaren Grundlage 
unseres sonstigen Sterilisationsverfahrens. 

Die entschieden zeitgemäfse Aufgabe, Sterilisationsmethoden 
zu schaffen, die ein Intaktbleiben von chirurgischen Instrumenten 
aus Metall besonders hinsichtlich der Scharfe der Schneiden ge _ 
währleisten, veranlafste mich, nachdem ich im Herbst vorig eil 
Jahres 6 Originalmessersterilisationsrohre direkt vom Fabri¬ 
kate n bezogen hatte, in eine experimentelle Untersuchung der 
theoretischen und praktischen Grundlagen des Sterilisations- 
Verfahren nach Grosse einzutreten, insbesondere um zu prüfen, 
ob und inwieweit die mit seinen Rohren zu erzielenden Resul¬ 
tate den auf den ersten Blick bestechenden Ausführungen 
Grosses entsprechen, sodann um ev. neue Wege ausfindig zu 
machen, um zu dem gesteckten Ziele zu gelangen. 

A. Der erste Teil der vorliegenden Abhandlung ist somit 
der theoretischen und praktischen Untersuchung des Wertes der 
Sterilisationsmethode nach Grosse gewidmet. 

I. Kritische Betrachtung der von Grosse selbst mit seinen 
Röhren erzielten Ergebnisse (vgl. 8 ). 

Für den nicht näher orientierten Leser sei vorerst eine 
Vsurze Beschreibung der Sterilisationsrohre nach Grosse vor- 
axxageöchickt. Es handelt sich im wesentlichen um e * n e 


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372 Eine neue Methode znr Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 

sonders geräumiges und langes Reagenzglas aas gleichmftlsig 
dünnem Glase. In dieses Rohr wird ein Messerschlitten aus 
Metall, welcher mit den zu sterilisierenden Instrumenten beschickt 
wird, hineingeschoben und alsdann die Öffnung des Rohres 
mit einem besonders sorgfältig ausgewählten Korkstopfen ver¬ 
schlossen. Um ein Herausschleudern des Korkes durch die Er¬ 
wärmung und Ausdehnung der Luft im Innern des Rohres zu 
verhindern, wird der Kork durch eine um den Rand des Glases 
gelegte Drahtspirale unter Vermittlung einer Kette zurüek- 
gehalten. Zur Sterilisation der Instrumente wird das dergestalt 
beschickte und geschlossene Rohr in strömenden Dampf 
von 100° gebracht. 

Zunächst ist als schwerwiegende Unterlassung hervorzu 
heben, dafs auf eine Resistenzprüfung des als T est 
objekt verwendeten Milzbrandsporenmaterials ver 
zichtet wurde. Ob ein Milzbrandstamm mehr oder weniger 
resistent, wurde nicht auf dem üblichen Wege, etwa in der ao 
bequemen Weise mit dem 0hlmü 11ersollen App««*« vor f 6 '. 

nommen, sondern mit dem Apparat (Messersterilisationsrohr/ 

selbst, dessen Wirksamkeit auf die Vernich.tung der eingebracbten 
Keime erst noch festgestellt werden sollte- Ein MiUbrandstaram 
galt deshalb als ganz besonders resistent;, weil er imö r09 ® 
sehen Rohr auch nach 7—8 Minuten noch nicht abgetönt w ■ 

Em weiterer Einwand bezüglich der Beweiskraft der 
infektionsversuche Grosses richtet sich gen di© 
von Neusilberplättchen zur Antrocknung dos Staphylo* 0 “ ' 

bzw. Milzbrandsporenmateriales m 

Neusilber besteht zur Hälfte bis zu. =/* 
w.s»u dureh die Untersuchungen von Fiok.«1, *** * 
oligodynamischen (von Nägeli) WiAuttgeu des „ 
beeng auf d.e Hemmung des Wachst««*-» «xsd 
Keimen gmz snfeererdentlioh starke sind (W a-oHetut»*« 
Wirkung des in den Messinghähnen steh—«« 31011 ***** * 

Die mit der - teils feuchten teils 
beschickten Neusilberplättchen Wurden 

Desinfekti onsversuch in Bouill 


aa^ 

°n versenk'fc- 


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UMIVERSITY 0F MICHIGAN 



Von Privatdozent Dr. H. Herzog. 373 

Kontrolle andere Neusi Iberplättchen, ohne vorher in dem Messer- 
sterilisationsrohr der Einwirkung der Hitze und der »hygro¬ 
skopischen« Wasserdampfmenge ausgesetzt gewesen zu sein 
direkt in Bouillon verbracht wurden, so dürfte es klar sein, dafs 
von den im Rohre erhitzten und dem Wasserdampf von IOO® 
ausgesetzten Neusilberplättchen weit stärkere metallische 
Rückwirkungen auf die daselbst deponierten Kultunnassen Qr . 
folgen mufsten, als von den dem Desinfektions versuche nicht 
unterworfenen Neusilberblechstücken. Von ganz besonder©^ 
Interesse sind diesbezüglich die grundlegenden Untersuchung^ 
Rubners 8 ), nach welchen unter dem Einflüsse der hygj. 0 
skopischen Kondensation des Dampfes von 100° die hierbei 
bildeten Wärmemengen ausreichen, um in den organische^ 
Körpern chemische Umsetzungen zu bewirken, welche zur 
duktion von SH 2 -Dämpfen führen, in dem Mafse, dafs <} er 
z ur Untersuchung verwendete Kupferbehälter a 
gegriffen und durch Bildung von Schwefelkupj 
geschwärzt wurde. Es werden also auch bei der Verwen¬ 
dung von Neusilber chemische Umsetzungen stattfinden, Welche 
nach den über die Wirkungen der Kupferverbindungen vor¬ 
liegenden Erfahrungen für das Leben der auf den Plättchen 
angetrockneten Keime nicht gleichgültig sind. Es sind demnach 
in keinem Falle Neusilberplatten als indifferentes Material zu r 
Verwendung bei der Herstellung von Testobjekten anzusehen, und 
können deshalb die Gross eschen Resultate schon aus diesem 
Grrvi.r»de nicht als beweisend geltend für eine lediglich durch die 
Einwirkung des Dampfes in seinen Rohren erzielte Sterilisation. 

Betrachten wir nun die von Grosse mitgeteilten Versuchs- 
^v^ebnisse. Als Muster werden die Resultate von Versuch 56—57 
aT *g©führt. Hier, bei Milzbrand als Testraaterial, überall Sterilität. 
K>agegen auffallend Versuch 54—63: Bei sämtlichen mit 
^fi-ilzbrand bescbickten Plättchen nach der »Sterilisation« Aus- 
vracbsen der Keime in Bouillon in 2—3 Tagen. Grofse zieht 
kiieraus den Schlufs, dafs das Milzbrandmaterial durch die 
^ Minuten lang dauernde Behandlung in seinem Sterilisations- 
vohr so abgescbwächt worden ist, dafs Wachstum sich erst in 


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374 Eine neue Methode zur Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 

einigen Tagen zeigt. »Die zu diesem Versuche benutzten Milz¬ 
brandbazillen waren die resistentesten, die ich erhalten konnte. 
Bazillen resp. Sporen von zwei anderen Kulturen wurden schon 
nach 2 Minuten Sterilisationsdauer völlig abgetötet.« 

Hierzu mufs man sich wohl mit Recht fragen, woher denn 
Grosse, abgesehen von der Prüfung durch sein Sterilisations¬ 
rohr, die Kenntnis gewonnen hat, dafs seine Sporen besonders 
resistent gewesen sind. 


V« 

'rauche 

(Gr.) mit 

S taphylokc 

>kken 

(Vers. 61). 



1. Tag 

2. Tag 

3. Tag 

4. Tag 

2. 

Platte 

0 

0 

0 

+ 

8. 

» 

0 

? 

+ 

+ 

4. 

> 

0 

0 

0 

+ 

6. 

» 

0 

? 

+ 

+ 

6. 

> 

0 

? 

+ 

+ 



(+ = 

= Wachstum). 




razit: 


-... btaphylokokken nach 2 Minuten öteniiBttuuuo«'*— 

so abgeschwächt, dafs Wachstum sich erst nach einigen Tagen 
zeigte. (Grosse.) Endergebnis nach Grosse: Gleichgültig» oh 
das Kulturmaterial in feuchtem oder angetrocknetem Zustande 
zur Prüfung im Sterilisationsrohr verwendet wurde, zur Abtötung 
von Anthraxsporen genügte eine Sterilisationszeit von' 8 Minuten, 
von Staphylokokken von 3 Minuten. Bei 10 Minuten Einwir¬ 
kung unter allen Umständen sichere Keimfreiheit. 

. I f^ r sc k 6 * n t, mufs man einen ganz anderslautenden 

Sehlufs ziehen: & 

1. Dals gegen die Voraussetzungen, unter denen die Ver- 
suche erfolo+ör. _ . ® — .. j. „„ 


* «'^ööeizungen, uuwu wu 

süid 6 er ^°^ en ’ schwerwiegende Einwände 


zu 


erheben 


Dafs die von Grosso selbst mitgeteilten und vor»t«l» d 

zitierten Vsrsuchsergebnisse eine ganz andere De«*«»* 

ehren müssen, als es von seiner Seite geschehe» «*• 

Bei der genügen Zahl der von ihm mitgeteilten Ver 

»tun “(V slch in der Regel Abschwäohung, nicht 4 • 

Woch „ 61 > Für unsere Zwecke kann es «eh 

jedoch „„ „ m die 


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376 Eine neue Methode zur Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 

aufgestellten Satz: »Zur Abtötung (sc. von Bakterien) bei 90 
bis 127° genügt die Gegenwart zunächst unbekannter, aber 
jedenfalls kleiner Mengen hygroskopischen Wassers.« 


Hierauf ist zu erwidern : 

1. Dafs Hühners Ausführungen von Grosse vollständig 
irrtümlich verstanden sind. Unter »hygroskopischem Wassert 
ist uicht diejenige Wasserdajnpfmenge zu verstehen, die sich in 
freier Luft, etwa bei Zimmertemperatur — und demnach auch 
im Stprilisationsrohr bpi Beginn dps Versuches — befindet, 
sondern diejenige Wassermenge, welche — nach Art des Kristall- 
Wassers in kristallinischen Körpern — von sog. hygroskopischen 
Substanzen ev. bis zur Sättigung der hygroskopischen Affinität 
gebunden wird; ein ydrgapg, wplßhpr von Rubner (8,9) 
als >hygroskopische Kondensation« bezeichnet ist, UDd als einer 
der Hauptfaktoren bei dem Zustandekommen einer Desinfektion 
zu betrachten ist, wobei jedoch nicht volle Sättigung der hygro¬ 
skopischen -Affinität erforderlich ist, sondern schon geringe 
Mengen hygroskopiseben Wassers zur Abtötung genügen. 

Das nach Rubner selbst bei der Bindung von nur sehr 
geringen Mengen aufserordentlich wirksame, hygroskopisch« 
asser ist somit etwas durchaus Verschiedenes von der Feuch¬ 
tigkeitsmenge, die sich in dem Luftvolumen eines Sterilisations¬ 
rohres von Grosse bei Zimmertemperatur befindet. 

2. Bei einem auch nur halbwegs eingehenden Studium der 
Rubnersehen Arbeiten konnte es Grosse unmöglich entgehen, 

überalT df^N + Rubner gewesen ist, welcher von jeher pnd 
w ir Notwendigkeit der Sättigung des Dampfes betont 
, s gera e Rubner in den Fällen, in denpn es sich, wie 
bei den neuesten Versuchen (») um eine Desinfektion bei 

uTÄnXrr WdGlt ’ eie Sättigung mit Waaserdampi 

äs ; 

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378 Ein® neu© Methode znr Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 


verschieden erweisen wird, je nachdem die Röhre längere Zeit 
unbenutzt oder häufiger gebraucht war. Ist die Röhre längere 
Zeit aufser Gebrauch, dann ist der Kork zusammengetrocknet, 
die Poren zwischen der Korkmasse erweitert, und dringt dann 
der strömende Dampf direkt in das Rohr. Ist dagegen der 
Kork durch häufige Einwirkung von strömendem Dampf erweicht, 
aufgequollen, so ist wohl der Verschlufs ein dichterer, die Kork¬ 
masse ist jedoch selbst sehr wasserreich und gibt nun ihrerseits 
an die Innenluft, deren Sättigungspunkt für Wasserdampf ent¬ 
sprechend der Erwärmung des Rohres erhöht ist, Wasserdampf 
ab, der sich nachher entsprechend der Abkühlung der Glaswand 
durch die Aufsenluft an der Innenfläche des Rohres, gleichgültig, 
ob sich daselbst ein Messerschlitten aus Metall befindet oder 
nicht, niederschlägt. Selbstverständlich wird diese Kondensation 
noch schneller erfolgen, wenn die Rohr wand aus Metall statt 
aus Glas besteht, entsprechend dem relativ besseren Wärme- 
leitungsvermögen des Metalles. Durch die Verwendung von 
Kork als Verschlufsnaaterial sind somit vollkommen unkontrolüer 
bare und undosierbare Verhältnisse geschaffen, die einen konstanten 
Effekt hinsichtlich der Erzielung einer Sterilisation ausschlietsen. 


III. Es waren daher, Um ü b er die bei der Verwendung der 
Grosseschen Röhren in Betracht kommenden Verhältnisse ein 
klares Urteil zu gewinnen, eigene Versuche erforderlich. 
Dieselben erstreckten sich nach zwei Richtungen hin: 


1. Wie verhält sich die Sterilisation in Glasröhren, die 
durch Zuschmelzen an beiden Enden absolut sicher 

verschlossen sind? 

a) im Dampftopf, 

b) im Ohlmüll ersehen Apparat. 

O • t I;:r äUtl die SterilisatioD mit den Groseescl.«» 

Or,gmalröhren im Dampftopf? 

Bezüglich der Verauohe der ersten Gruppe (ad 10 »“ “ 
ja eigentlich von vornherein klar dafs e« sieb hier nU ' 
eme Sterilisation mit erw arm te r Luft handelte, und liege» 1‘ 


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380 Eine neue Methode zur Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 

Versuch 21 and 26. 

Wie 20. Vereuch; Aufenthalt im Ohlmaller-Rohr 16 Minuten. 
Resultat: Reichliches Auswachaen in Flocken. 

Y ersuch 22 and 24. 

Apordnung wie 20. und 21. Sterilisationsdaupr je 10 Minuten. Resultat 
nach 24 Stunden: Sehr reichlicher Flockensatz. 

Versuch 22. 

Wiederholung von Versuch 90. Sterilisationsdauer 5 Minuten. Resultat: 
Mächtige Flockenbildung. 

Gesamtresultat der Versuche 20—25 (Glasrpbr init Milzbrand- 
fäden beschickt, zugeschmolzen und in das Ohlmifllß r 'h' 0 hr 
bei 100° gebracht). Die Milzbrandsporen sind auch nach einer 
Sterilisationsdauer von 15 Minuten nicht abgetötet, vielmehr in 
derselben Reichlichkeit ausgewachsen, wie die Milzbrandfäden in 
den nicht sterilisierten Kontrollröhrchen. 


Versuch 26. 

Anordnung wie bei den Versuchen 20 bis 25, jedoch mit in das Ü1M ' 
rohr eingeschlossenem Cblorkalzium. Sterilisatiopsdauer im Ohlmüller- 
Apparat 25 M i n n t e n. Resultat: Reichliches Wachstum von Milsbrand- 
keimen. 


, , Versuch 28. 

Oh 1 „7u T S r 26> Ver8Uch CQlasrohr drei Milsbrandfaden, ChlorkaUium, 
Wachstum°' Sterili “«on 8 dauer 30 Minuten. Resultat: Sehr starkes 


Es ist also bei Miteinschlufs von Chlorkalzium auch bei einer 
Sterilisationsdauer von y a Stunde in keiner Weise Keimfreibeit 
erzielt. 


OU t***“'*’ 


»e.^Ä stell, von » 

tanlf«. Sehr «ichlltw W.cWnm! 

b) Versuche, bei denen die mit dem Sporenmaterial (Mifc 
brand. Meaentencus) mit und ohne Chorkadzium beschickten ““ 

"r bh T,r B :r h “ 0lMn - «laeröhreu der Steril»“« 0 “ >“> KM 
sehen Dampftopi unterworfen wurden 

Resultat der Versuche wie bei a Insbesondere aeigtt Ve 
such 30, be. welchem Meeentericuefsden der Prüfung Unterwerk 


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082 Ein© neue Methode zur Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 


Einige weitere Vorversuche ergeben, dafs im gut ver¬ 
schlossenen Rohr die Temperatur 100° erreicht, wenn das Rohr 
durchschnittlich 12 —15 Minuten im Dampftopf gehalten wird. 
Zu dem annähernd gleichen Resultat führt ein Versuch mit 
Phenanthren nach dem Stic her sehen Verfahren (Zentralbl. für 
Chirurgie 99, S. 1291): Nach einer Gesamtaufenthaltsdauer des 
Rohres im Dampftopf (100°) von 23 Minuten ist die im Innern 
des Rohres an einer Drahtöse aufgehängte Phenanthrenprobe 
zu 2 / s geschmolzen (23 — 10 = 13 Minuten.) 

Nach diesen Feststellungen konnte nunmehr zu den 
Sterilisationsversuchen mit dem Gross eschen Rohr unter Ver¬ 
wendung des diesem beigegebenen Korkstopfens übergegangen 
werden. Dieselben erfolgten in der Weise, dafs in die Branchen 
esii«r sterilisierten Gornet-Pinzette je zwei Leinwandläppchen, 
an welchen Milzbrandsporen von geprüfter Resistenz angetrocknet 
waren, eingeklemmt wurden, die Cor ne t- Pinzette in die Ein¬ 
schnitte des beigegebenen Messerschlittens eingefügt wurde, 
alsdann der so beschickte Messerschlitten in das Rohr hinein¬ 
geschoben, und letzteres mit dem Originalstopfen fest verschlossen 
wurde. Das Rohr kam dann wieder, befestigt an dem Helm 
des Dampftopfes, in strömenden Dampf von 100«. 


19 m,. W «• Versuch 31. 

Einbringen des ^>hres. H Te ^ ^ennometer zeigt 100°; Wechsel der Helme, 

nun ebl^Ils 7 !^' 1 ^««“ome^des zweiten Helmes ‘(mit Rohr) »eigt 

werden U “ d Öffne “ deS 

«hottet- Brutschrank 87“ d0r °°vnet-Pm*efcte in Btenle Boui 

Beseitet = der 3u,rili MUoa von 6 AI i n uten D a»er:Beiehllch«W«to» 

sen von Milzbrandkeimen. 

Wie 82; Sterilisation 15 ^ ^ Versuchen 31 

und 32 - Minuten. Resultat wie bei Vers 


T ywangegangenen Ver, 
«ultafc.- Reichliches Wachsturn 


’ «raueb« 


« l 11 ft» v ~ 


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384 Ein« neue Methode zur Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 

2. Ist dagegen der Korkverschlufs undicht oder gibt der¬ 
selbe \V asserdampf an das Rohrinnere ab, so liegen vollkommen 
unkontrollierbare und undosierbare Verhältnisse vor, welche die 
zu postulierende Sicherheit einer Sterilisation in keiner Weise 
gewährleisten. 

3. Dringen grölsere Dampfmengen (über 90° des Luftgehaltes) 
in das Rohrinnere oder werden dieselben an das Rohr abge¬ 
geben, so kommt wohl eine sichere Sterilisation zustande; das 
Verfahren unterscheidet sich dann aber in nichts von einer 
Sterilisation im freien, strömenden Dampf, un<l sind dann die 
Röhren überhaupt unnötig. 

Dafs es Grosse überhaupt nicht darauf ankommt, den 
Wasserdampf auszuschliefsen, bewbist der Umstand, däfs er es fflr 
die Sterilisation urologischet Instrumente empfiehlt 6 ), das Röhr 
nicht mit einem Korkstopfen, sondern mit einem Wattepropf 
zu verschliefsen. 


B. Das am Eingang aufgestellte Problem, das von Grosse 
in verdienstvoller Weise aufgenommen ist, ist somit dorch die 
von Ihm selbst konstruierten Apparate und die im Zusammen. 

hang hiermit entwickelten Theorien nicht als gelöst b» be ’ 
trachten. 

Seine Losung nrafste daher »ul der Basis neuer Konstrukt«»» 
pnnzipien versucht werden 


Hauptsache bei jeder Sterilieationsmethode ist es 
dafs der Operateur die beruhigende, seinem Verantwortlichkeit« 
rl ü „ h f r p r ende <*»*««»* gewinnt, dafs Frdh.it - 

lebensfähigen Keimen, gleichviel welcher Art, unter dien Um¬ 
ständen em.lt ist. Dafs die Anforderungen hinsichtlich dei 
Zuverlässigkeit auch bis auf die Abtönung von Spore« 

R ilfu aühn tW)U) ’ denen der sonst nicht pathog.« 

h * denen Aha* ” Dd ents Preohend die »IlfftUig im Bode " W 

ht^L^i^ret 6 ,! sohwerate Eiter r d ’: f: 

’ es st ellen offenbar di© Medien des 


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Methode zur Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 


386 Eine neue 


Zukunft für die Sterilisierung von in der Chirurgie benötigten 
Gegenständen aus Gummi, Kautschuk u. dergl. (Drainröhren, 
Gummi- und Seidenkatheter, Nähmaterial aus Seide und Catgut, 
Kautschukspatel und Löffel, Jägersche Hornplatten, Snellen- 
sche Blepharostaten mit Hornplatte usw.) in grolsen Betrieben 
von gröfstem Wert sein wird (vgl. 14, S. 241 bis 279). 

Wenn man indessen auch noch nicht von vornherein sagen 
kann, in welcher Weise häufige Erhitzungen auf 100° auf die 
Struktur des Stahles einwirken, so betrachtet man sie im all¬ 
gemeinen doch als gegenstandslos, und konnte man deshalb zu¬ 
nächst mit einem einfacheren Verfahren, auf der ausschliefslichen 
Verwendung des strömenden Dampfes von 100° beruhend, aus¬ 
zukommen suchen. 

Es führten nun folgende Erwägungen und Feststellungen 
zur Lösung des in Rede stehenden Problems: 

Eine Schädigung von Instrumenten, die Bildung der be¬ 
kannten Rostflecken unter der Einwirkung des Dampfes erfolgt 
stets dann, wenn der Wasserdampf auf niedriger temperierten 
Metallstellen in tropfbar flüfsiger Form zur Kondensation ge¬ 
langt. 


agege n behalten die FlÄchen eines In stumentes 
lichem Messerstahl ihren Metallglanz unverändert bei, wenn sich 
das Wasser während der ganzen Dauer seiner Einwirkung in 
vollkommen gasförmigem Zustande befindet. 

Dieses Verhalten beruht auf der bekannten Tatsache, dafs 
BOT in reinem Wasser unverändert bleibt. Wasser in Gasform 
nt aber ehenusoh rein, entsprechend der Idee des Destillats® 8 ' 
Prozesses, und vollzieht eich seine Verunreinigung erst dann, 
wenn bei der Kondensation des Wassers gleichzeitig vorhandene 
Kohlensäure und Luft von ihm absorbiert werden, und sind « 
bekanntlich _d.es, in Wasser gelösten Gase, welche die OzydsSsn 
bewirken. Ein rasches Verrosten von Gegenständen ans Essn, 
etwa- des in unseren Schränken und Kästen aofbewabrten 

i8 ‘ 8180 bei hob«» Feuchtigkeitsgehalt 

der Luft und Gegenwart von Kohlensäure nicht zu befiiichtsn, 
so lange urch Sinken der Temperatur bedingte Kondensationen, 


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588 Eine neue Methode zur Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 

F. & M. Lautenschläger helgestellten Versuchsmodell zur 
praktischen Durchführung. 

Dasselbe besteht 1. aus dem mit Wasserstandrohr, Thermo¬ 
meter und Dampfauslafsbahn (m) versehenen Dampfkessel (a), 
2. aus dem (provisorischen) Dampfüberleitungsrohr ( b ). Dasselbe 
ist versehen mit einem eingeschalteten Hahn (c), der den Dampf¬ 
entwickler (a) vom Sterilisierraum (e) abschliefst, und mit einem 
Ansatzrohr (d). Dieses Ansatzrohr ist verschliefsbar durch den 
Hahn (f) und dazu bestimmt, zur Aufhebung des Vakuums in (e) 
Luft einzulassen. Oberhalb des Hahnes {f) trägt das Ansatzrohr 



ne mi Watte zu füllende Hülse (g) um Hie einströmende Luft 
, Z n U *• Aus d ®“ Sterilisierraum (»), in welchen di. 

hi • h i° hlie Weiteres > bezw. auf Messerbänkchen gelagert. 

d« sSat W r äe “- Bei (h) befindet eich der Verachluradcckel 

dee Stenheationsrohrea, und wird die Abdichtung deaVerachtasas 

l ht: r d r“^« Versohl ufsdeikels ang.br.ch, 

echrTutünlT H ““° d “ seitlieb angebrach.en V* 

eia Bohretuteen^eingeia ?*" Boden des Verschlufadeckel^i. 

aation der^Dampf frei abataim^NMh'tore^BMndigung wirf 

d,„ 6r SterilWeC tZen<!in Stttck Vakuumschlauch gestreift, welch« 

den SteniinerrauiD mit e iner . _ j nicht aichtbuea 

Wasserstrahl-Luftpumpe in Verbifdu” l t ft. 


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und dementsprechend unabhängig voneinander eine verschiedene 
Einstellung der Heizflamme gestatten, a) als Heizflamme für 
den Dampfkessel, b) zur Erwärmung des Dampfüberleitungsrohres 
(b) t um in diesem eine Kondensation des Dampfes zu verhüten; 
zur Kontrolle der Temperatur des Überleitungsrohres war auch 
in den Deckel der Hülse (g ) ein auf der Fig. 1 nicht abge¬ 
bildetes Thermometer eingefügt, das mit seiner Quecksilberkugel 
auf den Metallboden der Hülse aufstiefs. 



c) Zur Vorwärmung und Konstanterhaltung der Temperatur 
der Wände des Sterilisationsraumes einschliefslich der dort unter¬ 
gebrachten Instrumente. Auch hier gestattet ein bei (l) einge¬ 
setztes Thermometer eine gesonderte Ablesung der Temperatur. 

Fig. 2 stellt einen medianen Längsdurchschnitt des Ver¬ 
suchsmodells dar. 

Es handelt sich also überall um möglichst einfache Ver¬ 
hältnisse, um einen klaren Einblick in die Natur der Versuchs¬ 
bedingungen zu gewinnen. 

Der Verlauf des Sterilisationsprozesses, so, wie er mit Hilfe 
des obenstehend beschriebenen und abgebildeten provisorischen 


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390 Eine neue Methode zur Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 

Versuchsmodelles durchgefiihrt werden kann, gestaltete sich 
praktisch in folgender Weise: 

Nachdem der Verschlufsdeckel bei h aufgesetzt war, wurden 
zuerst die Vorwärmungsflammen unter b und unter e angezündet 
und so lange gesondert reguliert, bis sich die Temperatur dort- 
selbst konstant auf etwa 102° hielt. Dann wurde der Deckel 
abgenommen und nach Einbringung der Instrumente, bzw. eines 
Messerbänkchens, auf welchem mit Hilfe einer sterilen Glimmer¬ 
platte eine Anzahl von Seidenffiden mit Milzbrandsporen von 
bekannter Resistenz deponiert war, möglichst schnell wieder auf¬ 
gesetzt. — Bei den hier vorliegenden Dimensionen des Sterili¬ 
sationsraumes, bei Einbringung eines Messerbänkchens, auf 
welchem ein Maximalthermometer von der Länge des Sterili¬ 
sationsraumes befestigt war, und. bei einer derartigen Einstellung 
der Flamme des Heizkörpers unter e, dafs sich die Temperatur 
im Innern des Sterilisationsraumes konstant auf ca. 102° hielt, 
dauerte es alsdann durchschnittlich ca. 4—6 Minuten, bis nach 
dem Wiederaufsetzen des Deckels die Temperatur des im Innen¬ 
raum befindlichen Maximalthermometers auf dem Messerbänkchen 
auf 102° angestiegen war. Inzwischen war auch - nach dem 
Öffnen des Hahnes bei m und Schliefsen der Hähne bei c und 
^ e i f ' d * e ^eizflamine unter a angezündet und deren Dimen¬ 
sionen so gewählt dafs nach Ablauf der vorerwähnten 5 Minuten 
im Kessel die Siedetemperatur erreicht war. 

Dara des Hahnes bei m und Öffnen des Hahnes 

be * r " ., * U der Aussicht genommenen Sterilisations- 

Mit , f e “ Vakuumschlauches bei i und Ingangsetzen 

d6r Wa»se^«Ul„f tpumpe öffnen de$ Hahnes « md 

^ a!,JeiJ n ne3 c bei C ' Späterhin wurde das umstand- 

1,0 A einer d “ Soh 'nuehes bei i vermieden durch Ein- 
Schaltung einer dreihalsigen W n « i < * i ™ . j \t d 

kuumschlauch als Kondenajmrä a“ t 2 

Hahn eingefitgt war, der W d o T , ! 

Erwärmung geschlossen war *** Stenll9ierung offen > bei der 

In längstens einer halb«» « 

bezüglichen Versuche ergab Minute war dann ’ wie die dies ' 

K et b bei Verwendung von zwei zu- 


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391 


Von Privatdosent Dr. H. Herzog. 

sammengekuppelten, mit Manometer versehenen und kräftig 
wirkenden "Wasserstrahlpumpen der Sterilisationsraum dampffrei 
gemacht. Darauf Offnen des Hahnes bei /, durch den die Luft 
in gewaschenem Zustande einströmt, Abnehmen des Deckels und 
Herausnahme der Instrumente. Das ganze Verfahren mit seinen 
3 Hauptphasen, der Vorwärmung, der Sterilisation und der Eva¬ 
kuierung, erscheint nach obiger Beschreibung etwas umständlich 
und viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit zu erfordern. Es dürfte 
jedoch klar sein, dals die Umständlichkeit nur eine scheinbare 
und durch die primitive Ausführung des Versuchsmodells bedingt 
ist, welche im Interesse der gröfstmöglichen Einfachheit der 
Versuchshedingungen geboten war. 

Es ist auch ohne weiteres ersichtlich, auf welche Abände¬ 
rungen sich die Verbesserungen der praktisch gebrauchsfähigen 
Apparate hinsichtlich einer leichteren, die Möglichkeit eines Ver¬ 
sehens ausschliefsenden Handhabung erstrecken werden. 

Zunächst handelte es sich nun darum, die praktische 
Brauchbarkeit des Verfahrens an dem beschriebenen Versuchs¬ 
modell, welches den Grundprinzipien des Verfahrens in ein¬ 
fachster Weise gerecht wird, zu erweisen. 

Von den zu diesem Zwecke angestellten Versuchen waren 
die ersten darauf gerichtet, den Nachweis zu erbringen, dafs die 
der Dampfdesinfektion in der hier beabsichtigten Weise unter¬ 
worfenen Stahlinstrumente tatsächlich unversehrt bleiben. 

Diesbezüglich ergaben, nachdem alle anfänglichen konstruk¬ 
tiven Mängel beseitigt waren, wie es bei dem abgebildeten Modell 
der Fall ist, die Versuche ein ganz und gar befriedigendes Re¬ 
sultat, und macht es einen geradezu verblüffenden Eindruck, die 
frisch aufpolierten Instrumente, auch wenn sie noch so häufig 
und noch so lange mit strömendem Dampf behandelt sind, nach 
der Beendigung der Sterilisation und Evakuierung des Stenlx- 
sationsraumes absolut trocken und ohne Spur von Rostflecken 
°der Beschlägen, vollkommen blitzblank und intakt vorzufinden, 
a ls wenn mit ihnen nichts geschehen wäre. 

Es war nun noch die Desinfektionskraft des Apparates zu 
Prüfen. Allerdings war es ohne weiteres klar, dafs bei Ver- 


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392 Eine neue Methode zur Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 

wendung von strömendem Dampf als Sterilisationsmittel ein 
Mi[serfolg ausgeschlossen sein mufste. Immerhin war die Mög¬ 
lichkeit zu Differenzen in seiner Wirksamkeit gegenüber der¬ 
jenigen des Koch sehen Dampftopfes oder des 0 hl müll er¬ 
sehen Apparates in folgenden Momenten gegeben: In den 
Koch sehen Dampftopf und in den O hl müll er-Apparat, bzw. 
den Hamburger Apparat werden die Objekte in kaltem Zu¬ 
stande eingebracht. Es äufsert sich demnach bei diesen Appa¬ 
raten an den Objekten neben der hygroskopischen Kondensation 
auch eine thermische Kondensation (vgl. Rubner, 14. Bd. 56, 
S. 214). Bei dem Ohlm ül 1 e r - Apparat werden ferner die 
Seidenfäden auf einem Tischchen, dessen Drahtgewebe abgekühlt 
ist, in den Dampfraum gebracht. Es ist also hier eine ganz be¬ 
deutende thermische Kondensation in Betracht zu ziehen. Dem¬ 
gegenüber werden bei meinem Versuchsmodell die Testobjekte 
lnfttrocken in den Sterilisationsraum gebracht, sie werden hier 
in dem Grade vorgewärmt, dafs nachher bei dem Einströmen 
des Dampfes jede durch thermische Kondensation bedingte Bil¬ 
dung von tropfbar-flüssigem Wasser unter allen Umständen ab¬ 
sichtlich vermieden wird. Es erhebt sich nun die theoretisch 
bedeutsame Frage, ob hierdurch bei meinem Apparat der Des- 
infektionsvorgang verschlechtert wird 

Die verdienstvollen Untersuchungen Rubners haben diese» 
Gebiet in sehr dankenswerter Weise in dem Mafse geklärt, dafs 
eine Beantwortung d.eser Frage ohne weiteres möglich ist. Im 
Gegensatz zu den Anschauungen von Sambuc u. nach 

welchen der Dampf- i m Geeensntw j , , , 

i, «gensatz zu dem kochenden Wasser- 

»wärm© r * wirken soll. dnroV. 

, n «nll a - wt ” seine Kondensation »die Wärmet 

Eindringen der' Wärme ^günsU-n ""if f ** 

eich mit Wasser füHe„ sollen V ’ T" P T 

welche die Wärme erzeugt Und K °ndansationswelle, 

Rubners Untersuchungen n’ Innere rScken 8o11 - h ‘ b “ 

der Dampfdesinfektion S. 725 T N&chweis geliefert 7 ), (ZurTheone 
Dafs die hygrosko * ^ 

Dampf ström und bei pi8ctle n Eigenschaften sich auch im 

Peiaturen weit über 100° äufsern. 


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393 


Von Privatdoxent Dr. H. Herzog. 

2. Ja, di© Geschwindigkeit, mit der das Wasser ge¬ 
bunden wird, erreicht im Dampf von 100° eine aufserordentliche 
Höhe. 

3. Dafs die Bindung des hygroskopischen Wassers als eine 
bedeutende Wärmequelle figuriert. (S. 726 a. a. O.) 

4 . Dafs die Wärmeerzeugung durch hygroskopische Bindung 
bei Objekten, welche vorgewärmt sind , eine noch weit 
erheblichere ist als bei einfach trockenen Stoffen: »Wenn in 
trockener Wolle die Temperatur in 20 Minuten 117° erreichte, 
war sie in Wolle, welche auf 88° vorgewärmt war, in 10 Minuten 
schon auf 134° gestiegen.« (S. 728 a. a. 0.) 

5) »Die Tötungsbedinguugen der Mikroben können vom 
physikalischen Standpunkte nur in bestimmten Wärmegraden 
und anderseits in dem Feuchtigkeitszustand der Dampfart und 
des Luftdampfgemisches liegen. Insofern freiliegende Mikroben 
dabei in Frage kommen, hat man wohl im allgemeinen ange¬ 
nommen, dafs mit der Tötung eine Kondensation von Wasser 
Hand in Hand geht. Diese Anschauung findet sich vielfach 

als selbstverständliche Voraussetzung unterlegt. 

Meine Beobachtungen lassen diese einfache Kondensationsbypo- 
these nicht mehr allgemein als haltbar erscheinen, wenn man 
sich über die physikalischen Eigenschaften trockener Mikroben 
eine Vorstellung bildet, kommt man nicht darüber hinweg, dafs 
auch sie, wie jedes unter der Dampftemperatur liegende Objekt, 
zwar zur Kondensation Veranlassung geben können, aber ebenso 
wohl auch nur mehr oder minder hohe Grade der kygrosko- 
pischen Sättigung aufweisen können. Eine Fundamentalfrage 
würde also meines Erachtens die sein, ob für den Akt der Tötung 
tropfbar-flüssiges Kondenswasser oder das chemisch gebundene 
hygroskopische Wasser hinreichend ist. Es befremdet die in 
der Literatur.immer wiederkehrende Unklarheit über 

Natur dieser beiden Vorgänge.« (Zur Theorie der Dampf¬ 

desinfektion, II, S- 323—324.) 

Weiterhin aus den eigenen nunmehr angestellten diesbezüg¬ 
lichen Versuchen (a. a. O. S. 327.): 


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394 Eine neue Methode zur Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 


Da die Sporenfäden in absolut trockenem Zustande einge¬ 
führt wurden, mufste die hygroskopische Anziehung eine maxi* 
male gewesen sein, und für die Erwärmung des Objektes mehr 
als ausreichen; es mufs daraus mit Bestimmtheit ge¬ 
schlossen werden, dafs nur hygroskopisches Wasser 
zur Tötung der Mikroben genügt. 

Ferner S. 329: »Für die endogenen Sporen kann man un¬ 
möglich annehmen, dafs sie keine hygroskopischen Eigenschaften 
besitzen. Die mit Sporen besäten, trockenen Seidenfäden werden 
sich raschestens mit dem Feuchtigkeitszustande des Dampfes ins 
Gleichgewicht zu setzen versuchen, und da wir trockenes Ma¬ 
terial (im vorgewärmten Raum, Verf.) an wandten, so kann es 
sich in allen Fällen nur um Aufnahme hygroskopischen Wassers 
gehandelt haben. Dieses genügt also zur Tötung.« 

Darauf (S. 332): Es ist naheliegend, wenn auch nicht gerade 
zwingend, die Veränderungen, welche zur Tötung führen, sich 
am Eiweifs ablaufend zu denken. Seine Wichtigkeit als Zell¬ 
bestandteil läl8t alle Veränderungen desselben besonders be¬ 
deutungsvoll erscheinen. 


S. 333. »In den vegetativen Formen hat man auch ko¬ 
agulierbare Eiweifskörper gefunden ... . Die bisher bekannt 

gewordenen Tatsachen sprechen dafür, dafs bei endogenen Sporen 
die Erwedsnatur dieselbe sein wird, wie bei den vegetativen 
Fennen, - sie entstehen, und dafa diese Umwandlung 

slch wesentheh durch Wasserabgabe vollzieht.. 

^“ralierbTr™«. über die Koagulationsbedingungen 

von koagulierbaren Eiweifsmasser» u * ^ , , Q «on 

zu dem Schlufs: en kommt nun Rubner ( S - 334 > 


v °n trockenem Eiweifs kann 


Die Koagulation 

, ^ nh in n«_ «. n-vcKenem jcuwens Kanu 

demnacn in Dampf an^v. i 

fronfbar fl«« • k °^ ne direkte Duchnässung 

mit tropioar nussigem W« . , 

Schon auf Grund ^ ^ vor sich gehen.« 

denen sich a. a. O. noch ein Darlegungen R « bners ; 

Dampf bei 1000 stattfindend gehende Erörterangen über d,e bei 

und deren Einflurs auf 0 r e *** chemischen Umsetzungen 
aus denen insbesondere , ganiScbl e Substanzen anschliefsen und 

e rvorgeht, dafs der Sauerstoff des 


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395 


Von Privatdozent Dr. H. Herzog. 

Wassermoleküls, der in der Bindung als hygroskopisches Wasser 
den durch Wärmebewegung gelockerten organischen Verbin¬ 
dungen naheliegt, eine aggressive Substanz darstellt, können 
wir also sagen: 

1. Dafs zum Zustandekommen einer Desinfektion tropfbar 
flüssiges Wasser, wie es bei der thermischen Kondensation zur 
Einwirkung kommt, nicht erforderlich ist. 

2. Dafs die Abtötung von Keimen wesentlich durch die 
hygroskopische Bindung der Wassermoleküle zustande kommt, 
Und zwar zum Teil auf dem Wege der Koagulation, welche im 
Dampf auch ohne direkte Durchnässung mit tropfbar flüssigem 
Wasser vor sich gehen kann, teils auf dem Wege chemischer Um¬ 
setzungen, wobei insbesondere der Sauerstoff der hygroskopisch 
gebundenen Wassermoleküle eine aggressive Rolle spielt. 

Es ist demnach nicht als ein Nachteil, nicht als eine Er¬ 
schwerung des Desinfektionsvorganges zu betrachten, wenn bei 
dem hier vorgeschlagenen Verfahren der Instrumentensterilisa¬ 
tion das Auftreten von tropfbar flüssigem Wasser im Interesse 
des Intaktbleibens der Instrumente prinzipiell von vornherein 
und während der Dauer der Sterilisation absolut ausgeschlossen 
wird. Ja, die Vorwärmung und dauernde Anwärmung ist prin¬ 
zipiell als ein die Sterilisation begünstigendes Moment zu be¬ 
trachten, insofern, als durch die Trocknung die hygroskopische 
Bindung, auf welcher im wesentlichen neben den Temperatur¬ 
einflüssen die Abtötung der Mikroorganismen beruht, unter kräf¬ 
tiger Wärmebildung (vgl. Rubners Versuch mit der auf 88° an- 
gewärmten Wolle) befördert wird. Inwieweit dieser Vorteil unter 
Umständen zum Teil wieder aufgehoben wird durch die Entstehung 
von überhitztem Dampf, wird noch unten bei der nunmehr er¬ 
folgenden Mitteilung der Sterilisationsversuche zu erörtern sein. 

Die letzteren anlangend, so wurden zur Prüfung des mit 
dem beschriebenen Versuchsmodell zu erzielenden Sterilisation s- 
offektes wiederum — aus den am Eingang (S. 384) angeführten Grün¬ 
den — an Seidenfäden nach der üblichen Vorschrift angetrocknete 
Milzbrandsporen verwendet. Aber während es sich bei den früheren 
Versuchen (zur Prüfung der Sterilisation mittels der Grosse 


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396 Eine neue Methode zur Sterilisation chirurgischer Instramente etc. 


sehen Rohre usw.) um frisches Sporenmaterial handelte, 
Abtötung im Ohlmüller-Apparat in s / 4 —1 Minute (cf. oben) 
zustande kam, gelangten jetzt 25 Tage alte, über Chlorkalzium 
getrocknete Milzbrandfäden zur Verwendung. 

In Übereinstimmung mit den Ergebnissen E. Neides (vgl. 
Heim, 15, S. 191) ergab es sich bei der Prüfung mit dem 
Ohlmüller-Apparat, dafs inzwischen die Resistenz dieses alten 
Sporenmaterials ganz erheblich gestiegen war. Nach 3 Minuten 
Dampfwirkung erfolgte noch regelmäfsig ein Auswachsen der 
Sporen, bei 4 Minuten Ohlmüller war das Verhalten schwan¬ 
kend, und erst 5 Minuten Dampfbehandlung ergaben gleich- 
mäfsige Sterilität der Bouillonröhrchen. Dementsprechend hatten 
die Sterilisationsversuche mit dem neuen Apparat ein völlig 
negatives Resultat als Sterilisationszeiten von nur 4 Minuten 
Dauer (Versuch 36 und 37) oder gar von nur 2,5 Minuten Dauer 
Versuch 38) verwendet wurden. 

Die Versuche wurden in der Weise angestellt, dafs nach 
Vorwärmung des Sterilisators und Anheizung des Kessels Messer¬ 
bänkchen in den ersteren eingeschoben wurden. Auf den Stegen 
der Messerbänkchen waren entsprechend zugeschnittene, durch 
Auskoc en in a zsäure, Auswässern und Sterilisation im Heifs- 
luftschrank sterilisierte Glimmerplatten befestigt; auf ihnen he- 
fand sich eine Anzahl Milzbrandfäden mit der relativ hohen, durch 
° hl m uiler ernnttelten Resistenz von 4 Minuten des Sporen- 

matenäls. Mach dem Aufsetzer» t-v , , , » 

„ „ »„„„ »«izen des Deckels wurde nun noch 

5 Minuten lang gewartet, bis «r»*o , , , . , 

mithineingeschobenen Maximal! 8 

auf 102° gestiegen war den '‘ hermometor3 . de8s e n Temperatur 

laug bindurchgelassen! dann D “ mpf d ‘ 6 beabsichli 8 le Z "‘ 

evakuiert, eine ■/, Minute sMter nt ', 1 “" 8 »“ 

Messerbänkchen mit den p»d» dOT D “ ke geölfnet und daS 

schienen, herausgezogeu. ’ Welche vollkommen trocken er- 

Es hatten nun die di 

2 5 _4 Minuten Sterilisation^* An angestellten Versuche bei 

indem reichliches Auswach 8d »uer ein völlig negatives Resultat, 

also die 5 Minuten lange V^ Sporen erfolgte - Es hatte 

° r Wärmung bzw. die während dieser 


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Von Privatdozent i)r. H. Herzog. 39? 

Zeit stattfindende Einwirkung trockener, heifser Luft nicht den 
mindesten Einflufs auf die Abkürzung der Abtötungsdauer. 

Das gleiche Ergebnis lieferten die Versuche mit einer Sterili¬ 
sationszeit von: 


10 Minuten (Versuch 43 und 44), 

9,5 

Minuten 

(Versuch 

46) 

T > C » 

47), 

6 

> 

( » 

48) 

7,5 » ( » 

51), 

8 

> 

( » 

52) 

6 » ( » 

53), 

8 

> 

( > 

54) 

8 » ( * 

55), 

10 

» 

C ’ 

56) 

£> > ( * 

57), 

5 

> 

( ’ 

58) 


Überall reichliches Wachstum. Dabei war in den Ver¬ 
suchen 46 (9,5 Minuten) und 47 (7 Minuten) die Vorwärmungs¬ 
zeit nach Einschiebung des Messerbänkchens versehentlich auf 
12,5 Minuten (Versuch 46) und 11 Minuten (Versuch 47) aus¬ 
gedehnt worden. 

Also auch hier wieder die Belanglosigkeit der heifsen Luft 
in trockenem Zustande. 

Ein voller Erfolg wurde erst erzielt, als die Sterilisations¬ 
zeiten auf 12 Minuten ausgedehnt wurden: 

Versuch 60 12 Minuten 1 

, 59 16 » Bouillon 

» 61 15 » > dauernd 

, 62 18 »I aterU 

> 64 20 » J 

Es ergibt sich somit gegenüber der Wirksamkeit des Ohl- 
m üllersehen Apparates bei dem Versuchsmodell eine Ver¬ 
längerung der erforderlichen Sterilisationsdauer um das 2%- bis 
3-fache. Diese Differenz ist indessen ohne weiteres verständlich 
bzw. durch folgende Momente zu erklären. 

1. An dem Versuchsmodell hat das Dampfzuleitungsrohr b ) 
im Verhältnis zu dem Volumen des Sterilisationsraumes einen 
sehr kleinen Durchmesser. Genau entgegengesetzt sind die Ver¬ 
hältnisse an dem zur Resistenzprüfung verwendeten Ohlmüller- 
schen Apparat. 

Hier bei diesem funktioniert als Dampfentwickler ein grofser 
Erlenmeyerscher Kolben mit weitem Halse, dessen Durch¬ 
messer bei der Durchleitung des Dampfes fast völlig abge- 


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Methode zur Sterilisation chirurgischer Instrumente etc. 


398 Eine neue 


sehen von der Gummischlauchverbindung — ausgenutzt wird. 
Dieser kolossalen Dampfmenge steht weiterhin beim Ohlmüller- 
sehen Apparat ein verhältnismäfsig kleines Volumen des Hori¬ 
zontalrohres, des Dampfrexcipienten, gegenüber. Es handelt sich 
also bei dem Ohlmüller-Apparat um ungleich höhere Energie¬ 
mengen; will man daher direkt vergleichbare bzw. überein¬ 
stimmende Resultate erzielen, dann sind bei dem Versuchsmodell 
zunächst die Dimensionen des Dampfzuführungsrohres und des 
Dampfentwicklers — gleiche Intensität der Heizquelle voraus¬ 
gesetzt — entsprechend zu vergröfsern. 


2. Bei der Erklärung der Verzögerung des Sterilisations¬ 
erfolges bei meinem Versuchsmodell ist ferner zu berücksich¬ 
tigen, dafs es sich vielfach um überhitzten, d. h. ungenügend 
gesättigten Dampf gehandelt hat, dessen ungenügende Wirkung 
allgemein bekannt ist. Es war nämlich bei der primitiven Be¬ 
schaffenheit der Heiz Vorrichtung des Sterilisationsraumes viel¬ 
fach nicht zu vermeiden, dafs während der Anwärmung und 
Vorwärmung das Thermometer bei e auf 108, 110°, bei Ver¬ 
such 36 sogar auf 131 0 angestiegen war — nichtsdestoweniger 
blieb die Resistenz durch diese hohe Temperatur an sich un¬ 
beeinflußt* Es erfolgte demnach bei dem Einströmen aus a 
eine Überhitzung des Dampfes, und mufste sich die hieraus 
resultierende ungenügende Sättigung des Dampfes um so mehr 
geltend machen bzw. steigern, als die Menge des zugeführten 
Dampf© 8 ® x “® re ativ geringe war (cf. ad 1) und dementsprechend 
sehr leicht überhitzt werden konnte. 

Es müssen also in Zukunft: 

^ „, ** 8 * ollen des Dampfrohres bei b und des Kessels 

vergröbert werden, 

^ Überschreit* 011 ® etro ® en werden, die eine nennenswerte 

Siedepunkttemperatur voo 1<X>« »„ 

Immerhin ist schon mitt^i ,. „ 

• „«liefert daTo - lels dieses Versuchsmodells der Be¬ 

bleiben der Mn«mgeb lacht “ ® desselben bel ab8olutem 

ö übjekte in 17,5 Minuten — vom 


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399 


Von Privatdozent Dr. H. Herzog. 

Beginn der Vorwftrmung ab gerechnet, 5' + 12' + %• 
= 17,5' — eine Sterilität zu erzielen ist gegenüber Milzbrand- 
sporen, deren Resistenz die durchschnittliche Resistenz solcher 
um das 2 1 / 2 - bis 4- und 5-fache übertrifft. 

Das am Eingang aufgestellte Problem ist somit als gelöst 
zu betrachten. 

Abgesehen von der Sterilisation der schneideuden Instru¬ 
mente wird die Methode auch überall da in Betracht kommen, 
wo die vollständige Entfernung des Wassers nach dem Aus¬ 
kochen mit Schwierigkeiten verbunden ist, also bei allen röhren¬ 
förmigen, besonders kompliziert gebauten, schwer auseinander 
zu nehmenden oder nach dem Auseinandemehmen nur mühe¬ 
voll wieder zusammensetzenden Instrumenten. 

Die fabrikmäfsige Herstellung der für den praktischen Ge¬ 
brauch bestimmten Modelle hat die Firma F- & M. Lauten¬ 
schläger-Berlin in die Hand genommen. 

Herrn Geh. Med.-Rat Prof. Dr. M. Rubner spreche ich 
für die gütige Aufnahme in seinem Institut meinen ergebensten 
Dank aus. 


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400 


Eine neue Methode etc. Von Privatdozent Dr. H. Herzog. 


Literatur. 


1. Schleich, Neue Methoden der Wundheilung 1900, S. 53. 

2. Grosse, Die Asepsis der Instrumente, Verbandmittel und Medikamente 
in der Augenheilkunde, Klinische Monatsblätter f. Augenheilkunde, 
Neue Folge, I. Bd., 1906, S. 219—228. 

3. Derselbe, Eine neue Methode der Sterilisation chirurgischer Messer. 
Arch. f. klm. Chir., Bd. 77, H. 2, 1905, S. 274—288. 

Derselbe, Ein neuer chirurgischer Universalsterilisator. Arch. f. klin. 
Chir., Bd. 77, 1905, S. 289—294. 

Derselbe, Weiteres über Kathetersterilisation. Monatsber. f. Urologie, 
Bd. X, H. 8, 1906. 

Elschnig-Czermak, l>ie augenftrztlichen Operationen. II. Aufl., 
1907, S. 73. 

Ficker, M., tJber Lebensdauer und Absterben von pathogenen Keimen. 
Zeitschr. f. Hyg., Bd. 29, 1898, S. 149 u. 66. 

Rubner, Zur Theorie der Dampfdesinfektion. I. Hyg. Rundschau, 
VIII. Jahrg. 1898, 8. 728, und derselbe. Zur Theorie der Dampf¬ 
desinfektion. II. Hyg. Rundschau, IX. Jahrg. 1899, 8. 335. 
Derselbe, Untersuchungen über die Erwärmung poröser Objekte 
durch gerttttagte Wasserdämpfe bei künstlich erniedrigter Siedetemperatur. 
Arch- f Hyg., Bd. 56, 1906, 8. 214 ff. 

10 ‘ Ba ® n «L n k r r "” d Silbe » c hmidt, Zur Ätiologie der Panophthalmie 
^ aC 2l7 H Ph VerletEUn8en ' Heidelberger Kongrefsbericht f. 1902, 

n . B a e nzinger, Silberschmidt und Kayser, Zentralbl. f. Bakt. 1903. 
12. A*© n > P««e e Bakteriologie des Auges. Handbuch der pathogenen 


4. 


5. 


6 . 


7. 


8 , 


9. 


13. 

14. 


15. 


Mikroorganismen von Kolle „«Jw- 6 

^ nhnt Über Hi« v ; nd Wa ssermann, III. Bd., 1903. 

bner, Die wia**™*?^*^**^ der Bin d©baut. Wiesbaden 1898. 

vereinigte Wirkung gesätog^W “ GrUndlagen ein6r DeBinfekti(m durch 
m ittel bei künstlich e i 8 > y a88erda mp*e und flüchtiger Desiiifektions- 

dngtem Luftdruck. Arch. f. Hyg., Bd. 56, 


1906, 8. 241. 

H ei». L. Lehrbach der Bakteriologie 


Stuttgart 1906. 


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Untersuchungen über Dysenterie und verwandte Fragen. 

Mntationsversnche. 

Von 

M. Mühlmann. 

(M. MUlman.) 

(Aus der Prosektur des Krankenhauses Balachany.) ') 

L 

Unter der Bevölkerung der bakischen Naphthaindustriegegend 
(in Balachany, Sabuntschi, welche bei Baku liegen) kommen 
Typhus- und Dysenterieerkrankungen das ganze Jahr hindurch 
vor und beide Krankheiten werden von den dortigen Ärzten mit 
Recht als endemische betrachtet. Im Krankenhaus© Balachany 
suchen jährlich 200—300 Typbuskranke und beinahe eben¬ 
soviel Dysenterische Hilfe. Die Sterblichkeit der ersteren beträgt 
ca. 17 %> die der anderen 8 %. Die Zahl der Kranken ist im 
Januar am geringsten, steigt monatlich immer mehr, um im 
Juli—August—September das Maximum zu erreichen, dann sinkt 
die Zahl allmählich. Das parallele Vorkommen dieser beiden 
Endenoien ist von grofsem wissenschaftlichen Interesse und prak¬ 
tischer Wichtigkeit nicht nur deshalb, weil bei beiden Krank¬ 
heiten der Injestinaltraktus die Eingangspforte darstellt und 
spezifisch angegriffen wird, sondern ganz besonders deshalb, 
weil die bakteriellen Erreger beider Krankheiten grofse Ähnlich¬ 
keit mit einander besitzen und der Kampf mit beiden vielleicht 
von denselben Gesichtspunkten auszugehen hat. 

I) An den Untersuchungen waren Frau Dr. A. Melikian, die Herren 
A. Krilow Dr. A. Okinschewitsch und Dr. C. Eabinowitsch 

mitbeteiligt 

Archiv IOr Hygiene. Bd. I.XIX. 28 


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402 


Untersuchungen über Dysenterie und verwandte (Vagen. 


Allerdings wird bezüglich der Dysenterie noch von vielen 
Seiten (Lentz, Kartulis, Kruse und Pasquale, Shiga) 
behauptet, sie sei ätiologisch keine einheitliche Erkrankung. Es 
soll nämlich zwei Dysenterieformen geben, von denen eine 
durch Amöben, die andere durch Bakterien hervorgerufen wird. 
Man will auch im klinischen Verlauf und im pathologisch¬ 
anatomischen Auftreten beider Formen Stützen zur ätiologischen 
Trennung beider voneinander sehen. Die Amöbenenteritis soll 
mehr endemisch, in warmen Ländern (tropische Ruhr), die bak¬ 
terielle Ruhr mehr epidemisch, im mälsigen und kalten Klima 
Vorkommen. Die Amöbenenteritis soll gröfsere Zerstörungen in 
der Darmwand hervorbringen als die epidemische Ruhr. Schliefs- 
lich wird auch auf die Komplikation der Amöbendysenterie mit 
Leberabszefs hingewiesen, welcher bei der bakteriellen Dysenterie 
so gut wie vermifst wird. 


Man Konnte mehrere Einwände machen, welche die Unzu¬ 
länglichkeit der Scheidung beider Dysenterieformen dartuu. 

Das eine und dieselbe Krankheit ebensogut endemisch wie 
epidemisch auftreten kann, wissen wir genügend yon der Cho¬ 
lera, der Pest. sie brauchen deshalb nicht verschieden in bezug 
auf die Atioogie zu sein. Spezielle diesbezügliche Erfahrung haben 
wir in der Naphthagegend mit dem Unterleibstyphus. Die Amöbe 

wird &1 ° °&' sc hes Moment bei der tropischen endemi¬ 
schen Ruhr au fgestellt? ^ ^ bekanntlich yielfach auch 

in den , ^ 6n ® r Kranken in sporadischen Fällen des 

rnäfsig © 11 und kalten Klimas (L«„>kn t , „ > 

„ . - 4 .; 2 \ l^osch 1 , Kemme: und Ucke 2 ), 

Maas J utm 2 ), Man as seKn 2 ) Ot-ow, 4 Tjr , 2 \ 

rx • und p A ^ramatschikow 2 , Kurlow 2 ), 

Ouin c una Koos^ fnii* , 7 

aber »och in epidemiaohen p.o Pioca ‘)' Arnberg*) u. », 

_ Füllen der mäfsigen Zone Uplavici 6 ) 


2 ) ZentraiDi. 


schritt 1902. 


ft -* **UU O 

3) Berliner kl. Wochenech m» 

4) Zentralbl. f. ßakt. 1395 Nr - 

5) Zentralbl. f. ßakt. 1902 ’ Bd * Xv H» 8 . 

6) Zentralbl. f. ß akt l8 * 


809. 


Bd - I- S. 537. 


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Von M. Mühlmann. 


403 


iu Prag , Vivaldi 1 ) in Padua, Celli und Fioca 2 ) in Italien) 
und in endemischen Fallen der mäfsigen Orte (Shiga 3 ) in Japan, 
Jäger 4 ) in Ostpreufsen) gefunden worden, welche letztere Fälle 
anerkannt bakteriellen Ursprungs sind. Ja, Amöben werden in 
den Dejektionen gesunder Leute nicht selten gefunden (Kruse 
und Pas quäle 5 ), Schuberg 6 ), Janowski 7 ), Celli und Fioca 8 ) 
Jäger 9 ) u. a. 

Die Dualisten (welche Amöben- und Bakteriendysenterie unter¬ 
scheiden) wollen die Amöben, welche bei gesunden Leuten und bei 
der bakteriellen Dysenterie gefunden werden, von denjenigen der 
Amöbendysenterie trennen und zu verschiedenen Unterarten einer 
Spezies zuzählen. Wenn man die Beschreibungen der Merkmale 
beider Amöbenarten liest, kann man aber schwer zur Überzeugung 
gelangen, dafs wir es wirklich mit zwei verschiedenen Organismen 
zu tun haben. Der einzige, welcher eine wissenschaftlich begrün¬ 
dete Differenz zwischen beiderlei Parasiten aufwies, war Schau- 
dinn 10 ). Er ging von der Verschiedenheit des Entwicklungs- 
modus beider Parasiten aus, und bezeichnet als harmlosen Schma¬ 
rotzer der menschlichen Dannwand die von Casagrandi und 
Bar bagallo 11 ) beschriebene Entamoeba coli (Lösch) und als 
dysenterieerregenden Parasiten die von Jürgens 12 ) näher 
untersuchten Entamoeba hystolitica. Aber die tüchtigen Proto¬ 
zoenforscher Doflein und Provaczek 18 ) scheinen durchseine 
Beweisführung nicht vollends aufgeklärt zu sein, indem sie eine 


1) Zentralbl. f. Bakt. 1896, Bd. XVffl, S. 17. 

2) Zentralbl. f- Bakt. 1895, Bd. XVII, 8. 309. 

3) Zentralbl. f. Bakt. 1898, Bd. XXIII und 1902, Bd. XXXU. 

4) Berliner kl. Wochenechr. 1902, Nr. 36 und Zentralbl. f. Bakt. 1902, 
B<1- XXXI. 

5) Zeitachr. f- Hyg. u. Infekt. 1894, Bd. XVI. 

6) Zentralbl. f- Bakt. 1893, Bd. XIII. 

7) Zentralbl. f. Bakt. 1897, Bd. XXI, S. 88. 

8) a. a. O. 

9 ) a. a. O. 

10) Zit. nach Kartulie. 

11) Zentralbl. t Bakt. 1896, Bd. XIX, Ref. _ iqn 9 

12) Veröffentlichungen aus dem Gebiete des Militär-Sanitätswesen 

13) Rolle u. Wassermanns Handbuch, Bd. I. 

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hy Google 


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404 


Untersuchungen Ober Dysenterie und verwandte Fragen. 


ausführlichere Arbeit Schaudiuns abzuwarten raten, um ein 
Urteil abgeben zu können, inwiefern die Amoeba hystolitica von 
Borman, Strong, Shiga, Jäger zu identifizieren sei. 

Kartulis 1 ), der eifrigste Verfechter der Amöbendysenterie, 
griff zu den Auseinandersetzungen Schaudinns, um die Amöben¬ 
theorie zu stützen. Die morphologischen und physiologischen 
Merkmale, welche vom ihm zur Trennung beider Amöbenarten 
voneinander aufgeführt werden, scheinen mir wenig überzeugend 
zu sein. Nach Kartulis ist die Amoeba hystolitica kleiner als 
die Amoeba coli Lösch, indem sie 12—30 fx mifst, während die 
letztere einen Durchmesser von bis 35 /x hat. Wer die grofsen 
Gestaltsveränderungen kennt, welche die Amöbe unter verschie¬ 
denen Bedingungen auf weist, wird wohl dem geringen Gröfsen- 
unterschied keine Bedeutung beimessen. Es wäre in dieser Hin¬ 
sicht vielleicht genügend auf die Gröfsen hinzuweisen, welche ver¬ 
schiedene Beobachter an der Amoeba coli Lösch fanden: Kruse 
und Pasquale 10—50^, Lösch 26—30^, Normand25//, 
Cunni ngham 8—25^, Grassi 8—22 ,u, Kartulis 12—BO//, 
Massjutm 6 30 (x, Schuberg 12—26 fx, Dock 12—30//, 

Peyrot und Roger 26 Quincke und Roos, Fajardo 
25 n etc. 2 ). 

Welche Verwirrung in der 8a< . he der gcheid einet D0 . 

:tr l : Amöbe ™ueich« *•. 

euchung von Sh.ga») der Amöbendysenterie io Formesa: nach 

’ndeT^ k m ° 6ba Lö3 <* ^ dysenterische, während 
eine andere Amoeba coli di« n - , . ,. 

k iriitre ist iiIqa , ’ aie ^©iner als die erste ist, die un- 

O e Be—f * ““Bekehrt wie bei Kartulis. 

1 Aieienigen der Am '*!* Dy3enter >eam5be sollen lebhafter sein 
als dx©3 eni g en Amoeba ooli T-a . . . Al _ 

wäre, muts eie mit genauen Enf?"* Angabe unb88trel,b " 
die vergleichende Untersuch*^uterungen begleitet werden, wie 

Lebhaftigkeit der Amöben^^ der Bewe g lichkeit geschah: die 
___ ewe gung hängt sehr von der Tein- 

1) Kolle u. WaesermaimB 

2) Doflein und Pro vao aix< '* :>ac h, I. Ergftnzangeband. 

Kolle »• Wassermann, Bd. x. * e k » Die Protozoen als Krankheitserreger. 

3) Zentralbl. f. Bakt. l 90 o 

’ Bd XXXII. 


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Von M. Mühlmann. 


405 


peratur, dem umgebenden Medium und dem Lebenszustande der 
Amöbe ab. Shigä bat z. B. die Amöbe, welche er für un¬ 
schuldig hielt, bei Dysenterischen in Japan beobachtet und die 
»Amoeba dysenteriaec in Formosa. Seine Angaben über den 
Unterschied in der Lebhaftigkeit der Bewegung sind von keinen 
Angaben über die Temperatur, Feuchtigkeit etc. begleitet. Weder 
beiKartulis noch bei den übrigen Dualisten finden wir etwas, 
was darauf hinwiese, dafs sie unter gleichen Umständen die ver¬ 
schiedenen Amöbenarten untersuchten, und ganz besonders bei 
gleicher Temperatur. Am heifsen Sommertag bewegen sich die 
Amöben lebhafter als bei kühlem Wetter. Nur bei Celli 1 ) 
finden wir die Angabe, dafs er die mikroskopische Unter¬ 
suchung der Amöben im Brutschrankmikroskope ausführte, und 
gerade Celli gehört zu den Gegnern der Amöbendysenterie. 
Celli operierte mit einem grofsen Material auch aus der ägyp¬ 
tischen Dysenterie, sah ständig im Stuhle der Kranken Amöben, 
unterscheidet verschiedene Spezies derselben und konnte nach 
verschiedenen Versuchen, auf welche wir noch zurückkommen, 
nicht die Überzeugung gewinnen, dafs Amöben die Ursache der 
dysenterischen Erkrankung abgeben. 

Es wird auch darauf hingewiesen, dafs bei der Entamoeba 
bystolitica das Ektoplasma vom Endoplasma auch im Ruhe¬ 
zustände der Amöbe zu differenzieren sei. Die Dysenterie, 
welche in Balachany einheimisch ist, hat alle Anzeichen der 
tropischen endemischen Ruhr, wie sie Kart ul is sondert: die 
klimatischen Verhältnisse, die Krankheitssymptome, das häufige 
Nachfolgen von Leberabszessen und die epidemiologischen Ver¬ 
hältnisse sind ganz dieselben, wie in Ägypten. Amöben werden 
in vielen Fällen massenhaft beobachtet, und wenn unsere Amöbe 
keine »Dysenterieamöbe« ist, so gibt es überhaupt keine Dysen¬ 
terieamöbe. Trotz sorgfältiger Beobachtung können wir dennoch 
Kartulis Behauptung nicht beistimmen, dafs das Ektoplasma 
von Endoplasma im Ruhezustände der Amöbe immer zu differen¬ 
zieren wäre. 

U a. a . O. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



406 


Untersuchungen über Dysenterie und verwandte Fragen. 


Als Experimentum crucis wird von Kartulis die Tatsache 
aufgestellt, dafs der amöbenhaltige bakterienfreie Eiter der dy¬ 
senterischen Leberabzesse nach Einführung in das Rektum der 
Katzen eine dysenterisch© Erkrankung hervorruft (Kruse und 
Pas quäle). Dieser Versuch ist von einem Experimentum 
crucis insoweit enfernt, als es noch nicht bewiesen ist, dals 
bakterienfreier Eiter der dysenterischen Leberabzesse ohne Amöben 


oder Eiter überhaupt nicht den hämorrhagischen Katarrh des 
Darms der Katzen hervorzubringen vermag. Mir ist es wenigstens 
gelungen bei zwei Kätzchen bei Einfuhr von solchem Eiter ins 
Rektum eine tödliche dysenterieähnliche Erkrankung hervor¬ 
zurufen. Celli stellte Versuche an zahlreichen Katzen an und 
fand, dafs der Mastdarm durch Bakterien und nicht durch Amöben 
ulzeriert wird, denn nach Einführung von amöbenhaltigem Mate¬ 
rial in das Rektum, die Amöben sehr bald darin verschwinden. 


Kruse und Pasquale 1 ) hatten recht, morphologische Unter¬ 
schiedsmerkmale zwischen gut- und bösartigen Amöben zu negieren. 

Was die pathologische Anatomie anbetrifft, so will man eine 
gering© Anteilnahme der inneren Darmwandschichten am Zer- 
Störungsprozesse bei der bakteriellen Ruhr beobachtet haben: 
nach 6 greift die Geschwürbildung selten über die Sub- 
mucosa us is in die Muskularis, wogegen bei der endemi¬ 
schen Ruhr die Wände stärker , „ n 

, . , . vr , owtrKer infiltriert seien und alle Darm- 

schichten in Nekrose verfallen t-«» t r , _ , 

, j nia rioa i auen können. Kruse und Pasquale 

fanden als das Charakteristische f« j • ^ n * • 

die stärkere Beteiligung der SnK endemische Dysenten 

hin dafs bei der Amöbendv b “ Ucosa - Kartulis weist darauf 

herrscht inHprn möbead ysenterie der intermittierende Prozefs 
vornerrscnx, indem er von An* o , , , w 

C08a sekundär mit einhe, Sub mucosa ausgeht und die Mu- 
Councilman Un d L af , 8011 Wlrd - Demgegenüber schreiben 

Dysenterie nur eine seknrfri«* ^ F ° Uikularabzessen bei der 

heit der Meinungen in <ji &re R ° lle zu> Welche Verschieden- 
der grofsen Arbeit von Sacbe herrscht, ist ausführlich in 

wo reichliche diesbezüglich* ** * - Und Paaquale wie dergegeben, 
Tatsache ist, dafs wir i n C n e ^iteraturangaben angeführt sind. 
1 ) L. f. H., 1894, Bd. XVI a ^ Ffillen von D y senterie > mögen sie 


□ igjtizBd 


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Original ftom 

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407 


Von M. MübJmann. 

im Äquator oder im Norden, epidemisch, sporadisch oder en¬ 
demisch auitreten, einen diphtheritischen Prozefs im Dickdarm vor 
sich haben. Die Intensität kann überall verschieden sein, und 
bei der epidemischen können dieselben Formen wie bei der en¬ 
demischen Vorkommen: von katarrhalischhämorrhagischer Ent¬ 
zündung bis zu brandiger Ruhr mit und ohne Follikularabzessen, 
mit und ohne Unterminierung. Die Zerstörung der Darmwand¬ 
schichten können in beiden Fällen gleich grofs sein. Zu diesem 
Schlufs bin ich nicht nur auf Grund eigener Erfahrungen ge¬ 
kommen; dasselbe bezeugt die reiche Dysenterieliteratur, nament¬ 
lich die Sektionsbeobachtungen bei der epidemischen und spora¬ 
dischen Ruhr (Rokitansky, Virchow, Orth, Vogt). Man findet 
dort Angaben, dafs die Zerstörungen der Darmwand bei diesen, 
»nicht durch Amöben hervorgerufenen Krankheiten« weit in die 
Muskularis bis zur Loslösung der Serosa sich erstrecken kann 1 ). 

Leberabzesse folgen der Dysenterie häufiger in den wärmeren 
Ländern. Sie werden unter den Tropen, in Ägypten, in Italien 
beobachtet. Das sind allerdings Länder, wo die Dysenterie meist 
endemisch auftritt und Amöben sowohl in Stühlen der Kranken 
als im Eiter der Leberabzesse gefunden werden. Es gibt aber 
Übergangsorte, wo Dysenterie endemisch nicht beobachtet wird 
u nd doch Leberabzesse als Komplikation oder vielmehr Folge¬ 
krankheit der Dysenterie Vorkommen. In Odessa z. B., welches 
in der mäfsigen Zone liegt, kommt Dysenterie epidemisch und 
sporadisch vor, und Leberabzesse werden dort nach der Dysen¬ 
terie nicht allzu selten beobachtet. Die Untersuchungen von 
^©poroschny, Skschivan und Stefansky haben die Tat¬ 
sache festgestellt, dafs die Dysenterie in Odessa dem Shiga- 
Kruseschen Bazillus seine Entstehung verdankt. 2 ) Ich habe im 
ßiter der Leberabzesse in Odessa niemals Amöben gefunden 
(»uitgeteilt von Marguliefs*). Die Leberabzesse können also 

1) Vgl. o r th, Lehrbuch der spez. pathol. Anatomie. 

2) Berliner Klin. WochenBchr. 1907. Kürzlich wurde übrigens von den 
beiden letzteren auch über Amöbendysenteriefälle in Odessa berichtet. Die 
Zahl dieser | B t aber gering und tritt gegenüber der Zahl der bazillären ä e 
zurück. Charkowski mediz. Journal 1908. 

3) Marguliefs* Chirurg. Jahresschr. J894 (russisch). 


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Original from 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



4 Qg Untersuchungen über Dysenterie und verwandte Fragen. 

auch nicht den Grund für die Trennung beider Dysenterieformen 

voneinander abgeben. 

II. 

Die Literatur, die Klinik und die pathologische Anatomie 
gibt uns viel Material, an der Verschiedenheit der Ätiologie der 
tropischen und nichttropischen Dysenterie zu zweifeln. Was be¬ 
sagen unsere Untersuchungen? 

Die Dysenterie kommt in Balachany endemisch vor. Sie 
greift hier hauptsächlich die ärmere Bevölkerung, die Arbeiter 
und Arbeitslosen, an und verdankt ihre Entstehung, abgesehen 
von sonstigen antisanitären Zuständen des Ortes, den miserablen 
Trinkwasserverhältnissen. Die Bevölkerung trinkt viel Wasser 
von Brunnen, die offen stehen und von jeder hygienischen Auf¬ 
sicht fern sind. Das klinische Bild der Dysenterie ist typisch. 
Die Erkrankung tritt meist plötzlich ein, ist von erhöhter 
Temperatur begleitet; Tenesmen, zuerst schleimiger mit Blut¬ 
beimischung, dann sehr bald blutiger und eitriger Stuhl sind 
die gewöhnlichen Symptome. Nach den Beobachtungen des 
Dr. G. Lasarian tritt am 6. bis 6. Tag ein lytischer Tempe¬ 
raturabfall ein. Das pathologisch-anatomische Bild ist sehr ver¬ 
schieden. Bei der Sektion wird immerhin meistens ausgedehnte 
ulzeröse Dyphtherie mit Gangräneszierung der Darmschleimhaut 
bachtet, wobei häufig sehr schwer nachzuweisen ist, ob die 
den ganzen Querschnitt des Darmes einnehmenden Geschwüre 
von olhkularabszessen ausgegangen sind oder nicht. Der Pro- 
26 8 esc hränkt sich nie auf die Schleimhaut allein, die Sub- 
mucosa und Muscularis wird gewöhnlich mit einbegriffen. Die 
der r) UC ° Sa ISt verbreitert * sulzig, eitrig infiltriert. Die Gangrän 
Her«n!rr and erreicht oft einen derartigen Grad, dafs bei der 
und ir* Dickdarms seine Wand unter den Fingern reifst 

welche sn n -e e8 u DarmS der Wand hängen bleiben. Irgend 
ich nicht t- 21 80 6 ^ eränderun gen an den Darmganglien konnte 

sLh 71 J 0nStatieren - D * Prozefs häufig bis zur Sero* 

vfefe Fidle rp ^ ’ etetere mit ® inb 6griHe n wird. » 

mi rörforationsperitonitis. Leberabszess ist k““ e 


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Original fram 

UNIVERSSTY OF MICHIGAN 





Von M. Mühlm ann 


409 


J ^0 b. 

fa* ODQ phkation. Die Krankheit trägt somit vollständig das 
der tropischen Dysenterie. 

Was die Lokalisation des Prozesses betrifft, so ist ja die 
Dysenterie dadurch charakteristisch, dafs ihr Gift eine spezifische 
Prädisposition zum Dickdarm zeigt. In der Tat bricht in den 
meisten Fällen der Prozefs scharf an der Bau hin sehen Klappe 
ab, und bei ausgedehntester Gangräne des Blinddarms samt dem 
ganzen Dickdarm findet man das Ileum intakt, ja blutarm. 
Indes konnte ich in den Jahren 1905—1908 unter etwa 100 Sek* 
tionen von Dysenteriefällen drei Fälle notieren, wo der Dünn¬ 
darm mit erkrankt war, und zwar waren die Follikel geschwollen, 
ulzeriert. In einigen Fällen ist aufserdem Hyperämie des 
Iloums verzeichnet. 

Bakteriologische Untersuchung der Fäzes und des Leichen¬ 
materials bei der tropischen Dysenterie wurde bis jetzt nur in 
geringem Mafs ausgeführt. Die ausführlichste Untersuchung der 
ägyptischen Dysenterie in bakteriologischer Beziehung gehört 
Kruse und I^asquäle. 1 ) Sie fanden in den Stühlen regel- 
mäfsig Amöben und Bakterien verschiedener Art: aufser Kokken, 

B. coli werden typhusähnliche Stäbchen genannt. Die Typhus¬ 
ähnlichkeit "war eine äufsere, denn die Bakterien unterschieden 
sich von typhösen wesentlich, indem sie unbeweglich waren 
und Indol bildeten. Die Untersuchung geschah noch vor der 
Entdeckung des Shiga-Kruseschen Bazillus: vielleicht hatten 
sie schon damals denselben in der Hand, konnten ihn noch 
nicht gut differenzieren. Dasselbe Schicksal hatten die Unter¬ 
suchungen der Ägyptischen Dysenterie von Celli 1 ), welcher die 
von ihm isolierten Bazillen noch nicht identisch mit Shiga- 
schen hielt, aber aus ihnen ein Toxin gewann, welches spezi- 
sch auf den -Dickdarm wirkte. Die übrigen Untersucher der 
^ropischen (eigentlich subtropischen, denn Ägypten ist ja auch 
^ , UDter ^ en Tropen) Dysenterie begnügten sich mit dem 
h 6 -. D , ron Axnö ben und glaubten darin den Erreger der Krank- 
ge ändert zu haben, zumal von Bakterien meist nur B. co ^ 


V «• a. o. 


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Original frum 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 



410 


Untersuchungen über Dysenterie and verwandte Fragen. 


gezüchtet wurde. Der einzige, welcher bei der tropischen Dysen¬ 
terie (in Manilla) den Dysenteriebazillus neben Amöben fand, 
war Fl exn er. 1 ) In den letzten Jahren fanden Drigalski, 
Rogers bei der tropischen Dysenterie neben Amöben auch die 
Shiga-Kruseschen Bazillen, und Rosenthal 2 ), von welchem 
ich diese Angabe entnehme, fügt hinzu, dafs somit Amöben- und 
tropische Dysenterie keine Synonyme mehr sind. 

Die Untersuchung der Faezes Dysenterischer in Balachany 
wurde von mir in den Jahren 1905—1908 ausgeführt. Im 
Jahre 1906 nahm an diesen Untersuchungen Herr Dr. C. Ra- 
binowitsch, im Jahre 1908 Frau Dr. A. Melikian teil. 
Als ich im Spätsommer 1905 die Untersuchungen begann, 
konnte ich in mehreren Fällen hintereinander nur B. coli kon¬ 
statieren. Ich gab deshalb bald die weitere Untersuchung auf 
(da mich damals nur der Befund von B. Shiga-Kruse interes¬ 
sierte) und registrierte die Fälle nicht ein. Nachdem ich dann 
aus den Organen eines an Dysenterie Gestorbenen das B. Shiga- 
Kruse gewann, wurde ich zum weiteren Suchen desselben auf¬ 
gemuntert und stellte die Untersuchungen systematisch seit 1906 
an. Ein Befund war schon auch im Jahre 1905 interessant. 
Namentlich, obwohl aus den Faezes das B. Shiga-Kruse nicht 
isoliert werden konnte, gab das Blutserum mehrerer Kranken 
positives Resultat bei der Agglutinationsprobe mit dem Kruse¬ 
stäbchen, allerdings, wie wir weiter unten noch sehen werden, 
ln geringem Mafs. 


in den Jahren 1906—1908 sind 66 untersuchte Fälle ein- 
registriert. Das Material wurde meistens von der Abteilung des 
e.rrn ßr ‘ ^«sarian, teilweise auch von Herrn Dr. Magalow 
ge le ert. Die Kranken, von welchen das Material herkam, boten 
dZ Bild der D ysenterie, wie ich es oben skizzierte, 

zwar w urde uns sofort nach der Entleerung geliefert, und 

Kranl^T 68 8tets der erste Stuhl nach der Aufnahme ins 
heitstatr • &U ^- ^ ran ^ en kamen gewöhnlich am 1 .— 2 . Krank 
- g J n8 Kranken haus. Der Stuhl ward unter direkter Auf- 

2 ) AWoIog^ ut/serotf 00 ’ Bd XXVm > I. 8. 625. 

otherapi© der Dysenterie, Moskau 1904 . 


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Go», 'gle 


Original fro-rri 

UMIVERSITY OF MICHIGAN . - - 



ßi h Von M. Mählm ann 411 

^ ßfaf ^ Chulter Ärztegehilfen in reinliche, desinfizierte, trockne 
UPJalSb entnommen. In mehreren Fällen wurde der Stuhl der¬ 
selben Patienten mehrfach untersucht. In einigen Fällen wurde 
die Untersuchung am Sektionsmateriale angestellt. 

Zuerst wurde die Reaktion des Stuhles festgestellt, dann 
eine Aussaat desselben auf drei Agarschalen, darauf wurden die 
Fäkalmassen mikroskopiert. Die auf den Petrischalen aus¬ 
gewachsenen Kolonien wurden mikroskopiert, im hängenden 
Tropfen beobachtet und die Kolonien, welche in Betracht kommen 
könnten, in Bouillon, Milch, Traubenzuckeragar und Lackmus¬ 
molke ges&t. Falls ein Stäbchen die Merkmale des Shig a _ 
Kruseschens Stäbchen zeigte, wurde die Agglutination mit einer 
24stündigen Kultur desselben geprüft. Die Agglutination wurde 
anfangs gegenüber dem Testserum, welches wir vom Berner 
Institut erhielten, angestellt. Im Jahre 1898 immunisierten wir 
einen Hammel durch je 5—6tägige Injektion in die Jugularvene 

einer bei 55-60° 1 Stunde lang getöteten Kultur vom Kranken 

Nr. 70, dessen dysenterische Natur durch Prüfung mit dem 
Testserum festgestellt wurde. Selbstverständlich ist in der 
folgenden Z visammenstellung der erhaltenen Befunde als Shiga- 
Krusebaasillus das Stäbchen bezeichnet, welches aufser den be¬ 
kannten Zeichen dieses Bazillus in bezug auf Morphologie, Be¬ 
weglichkeit , Kultur und chemisches Verhalten auch positive 
Agglutinabilität durch die obige Sera darbot: sie schwankte 
zwischen 200 -500 (das Testserum hatte den Titer 1 :500). 

Die Amöbe , welche wir fanden, hatte die Merkmale der 
Entamoeba bystolitica (s. oben). Falls sie zugegen war, war sie 
stets in grofser Anzahl. 

Folgende .Zusammenstellung gibt die Befunde der Unter¬ 
suchungen wieder. 

Bakterien 

Coli com¬ 
mune 
Shiga-KJUße 
S.-K. 

S.-K. 

C. 

C. 


Nr. 

1 

2 

3 

4 

5 

6 


Datum 
24. 10. 06 

28. 10. 

2 . 11 . 

3 . 11. 

4. 11. 

7. 11. 


Name 

Chruschtschow 

^Vlichailow 
^ r 8umianz 
^irnonik 
^ *>dalaga 


Reaktion 


Amöben 

+ 


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Gck igle 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



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412 


Nr. 


Untersuchung :© 11 über D J' 8enterie und verwandte Fragen. 


Datum 


07 


7 

7. 11- 

8 

16. 11. 

9 

6. 4. ' 

10 

12. 4. 

11 

17. 4. 

12 

30. 4. 

13 

2. 5. 

14 

23. 5. 

15 

25. 5. 

16 

10. 6. 

17 

> 

18 

> 

19 

12. 6. 

20 

15. 6. 

21 

i 

22 

> 

23 

18. 6. 

24 

* 

25 

23. 9. 

26 

29. 9. 

27 

2. 10. 

28 

11. 10. 

29 

15. 10. 

30 

19. 10. 

31 

> 

32 

23. 10. 

33 

20. 12. 

34 

30. 1. 08 

36 

20 5. 

36 

24. 5. 

37 

> 

38 

25. 5. 

39 

2. 6. 

40 

3. 6. 

41 

4. 6. 

42 

> 


43 

44 

45 

46 

47 

48 


6 . 6 . 
9 . 6 . 


13. 6. 
18. 6. 


Name 

Reaktion 

Amöben 

Bakterien 

Mamedogli 

— 

+ 

8.-K. 

Bagasianz 



Faecalis alc. 
et coli 

Filipenko 

alkalisch 

+ 

S.-K. 

Lustkow 

al. 


0. et Staph}*- 
lococcusaur. 

Kerwamischwili 

al. 

+ 

8.-K. 

Mamed II 

al. 

+ 

C. 

Oganowa 

sauer 

— 

C. 

Patianz 

al. 

— 

c. 

Beliaiew 

al. 

+ 

c. 

Pogossow 

s. 

— 

c. 

Manukow 

al. 

— 

S. K. 

Schach ali 

s. 

— 

c. 

Bar V Nr. 24 

al. 

+ 

c. 

Sagatelow 

al. 

— 

G. 

Perfiliew 

neutral 

+ 

C. 

Emabedogli 

amphoter 

+ 

C. 

Djafar 

al. 

+ 

') 

Kassumogli 

al. 

— 

c. 

Apakidse 

— 

— 

S.-K. ? 

(Milch +) 

Kaprielow 

al. 

— 

8.-K. 

Airapetow 

al. 

— 

S.-K. 

Goldin 

al. 

_ 

O. 

Seifulow 

neutral 

+ 

C.? (Milch—) 

Wartasan 

? 


C. 

Ribakow 

al. 

+ 

S.-K. 

Wedink 

al. 

+ 

C. 

Bar I Nr. 4 

? 


C. 

Kiknaze 

al. 


S.-K. 

Tersikjanz 

neut. 


S.-K. 

Petrossow 

al. 


S.-K. 


Karapetow 
Tereikjanz f 
Gasparogli 
Markarianz 
Kafargussein 
Kapolianz 
Minieiew 
Melchasian 
Mirsag afar 
Chaasametdinow 

Liapin 

Anamogli 


ampb. 

? 

Deut. 

al. 

al. 

s. 

al. 

•? 

? 

%> 

al. 

? 


?. 


C. 

c. 

S.-K. 

S.-K. 

C. 

C. 

C. 

S.*K. 

S.-K 

S.-K. 

C. 

C. 


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Original from 

UNIVERSSTY OF MICHIGAN 



l 

fr 

i«. «■ 

Von M. Mühlm anD 

Name Reaktion 

Amöben 

Bakterien 

4V 

Stepani&nz 

8. 

_ 

c. 

50 

* 

Oganessow 

al. 

_ 

c. 

51 

> 

Mus&far 

s. 

_ 

S.-K. 

52 

> 

Karapetow 

al. 

+ 

C. 

53 

> 

Sarkißsjanz 

al. 


c. 

54 

> 

Filatow 

8. 

— 

c. 

55 

24. 6. 

Iliaschkin 

8. 

— 

c. 

56 

3. 7. 

Tibalowa f 

? 

— 

S.-K. 

57 

23. 7. 

Kasparianz 

? 

— 

C. 

58 

26. 7. 

Kassimussa 

? 

— 

C. 

59 

29. 7. 

Mamed m 

? 

— 

C. 

60 

> 

Gemalutdinow 

? 

— 

C. 

61 

28. 9. 

Kladowa 

? 

+ 

S.-K. 

62 

29. 9. 

Markoeow 

? 

— 

c. 

63 

> 

Gurenkow 

? 

— 

c. 

64 

3. 9. 

Tschawtflchawadfle 

? 

— 

S.-K. 

65 

10. 9. 

Bruglow 

al. 

— 

S.-K. 

66 

» 

Sameshaiew 

al. 

— 

S.-K. 


Unter 65 Fällen wurden aus den den Dejektionen 40 mal 
B- coli, 2ö mal B. Shiga-Kruse, meist mit Beimischung von B. coli 
und Imal B. faecalis alcaligenes mit B. coli isoliert. Amöben 
wurden unter diesen 66 Fällen 23 mal gefunden, und in 41 Fällen 
konnten keine Amöben nachgewiesen werden. Unter 23 Fällen, 
wo Amöben gefunden wurden, wurde gleichzeitig 8 mal B. Shiga- 
Kruse und 14 mal B. coli comm. gezüchtet. In 41 Fällen, wo 
keine Amöben gefunden wurden, wurde 16mal B. Shiga-Kruse 
und 25 Mal B. coli comm. nachgewiesen. 

Dafs B. eoli Dysenterie nicht hervorzurufen vermag, ist ge¬ 
nügend bekannt: ich darf vielleicht hinzufügen, dafs in den 
meisten Fallen die Agglutinationsprüfung des Blutserums der 
Kranken gegenüber dem aus ihren Dejektionen isolierten B. coli 
ausgeführt wurde, meist mit negativem Erfolg: selten bekam ich 
eine Agglutinati ob 1:10, die ich auch bei gesunden Leuten nicht 
se ten konstatierte. Neuerdings Bekam ich einen Kolistamm von 
einem Kranken in die Hände, der plötzlich an heftiger Diarrhöe 
hältnis f 6 ' 86 ^ n ^utserum agglutinierte diesen Bazillus im Ver¬ 
so wohl Ich machte darauf einige Agglutinationsprobett 

stamm dem Dysenterinimmunserum und diesem Koli- 

zwischen dem Blutserum dieses Patienten und den 


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Original fro-m 

UNIVERSITY 0F MICHIGAN 



Untersuchungen über Dysenterie and verwandte Fragen. 

Kruse- und Kolistämmen unserer Patienten vom Juli-August 
1908 — mit negativem Erfolg. 

Es bleibt also die Wahl zwischen der Amöbe und dem Shiga- 
Krusebazillus, welche ja beide Dysenterie hervorzurufen imstande 
sein sollen. Unter 65 Dysenteriefftllen wurden nur 23 mal 
Amöben gefunden! Wenn wir die schon oben vorgeführten Tat¬ 
sachen in Betracht ziehen wollen, wonach unsere Dysenterie der 
kgyptischen (warmes Klima, endemisches Auftreten etc.) völlige 
Analogie zeigt und zu der tropischen Form zugezählt werden 
kann, wenn wir anderseits den schwachen Boden, auf welchem 
die Amöbentheorie der Dysenterie überhaupt ruht, berücksichtigen, 
so wird der Fund von Amöben in der Minderzahl der tropischen 
Dysenteriker zuungunsten der Amöbentheorie dienen. . Wichtig 
ist in dieser Hinsicht auch die Tatsache, dafs unter 23 Fällen, 
welche Amöben aufwiesen, 8 Fälle auch den B. Shiga-Kruse 
aus dem Darminhalte gleichzeitig isolieren liefsen. Soll das ein 
zufälliges Zusammentreffen von zwei verschiedenen Dysenterie¬ 
erregern sein? Wir glauben es kaum, denn die Agglutinations¬ 
verhältnisse des Blutserums unserer Kranken sprechen vielmehr 
dafür, dafs wir als den Dysenterieerreger in unseren Fällen 
den anerkannten B. Shiga-Kruse betrachten müssen und die 
Amöbeninvasion nur eine Komplikation der Krankheit darstellt. 

Beinahe in allen Fällen, wo das Blutserum unserer Patienten 
aU 8ein -^glutinationsvermögen gegenüber dem Krusestäbchen 
& P ' wurde, ist die Agglutination positiv ausgefallen, aber in 
abhä V6r8chie<Jenen Graden, was wohl von der Krankheitsperiode 

Intel ]' ü welcher das Blut entnommen ward. Di® geringe 
hftlrntrf' ^ Uü8erer Patienten läist schwer eine genaue Anamnese 
kann Weshalb man selten genau den Krankheitstag wissen 

Genesun^ V* 61 ** können die Patienten nach der beginnenden 
Prüfung g 1Ucbt lange im Krankenhaus behalten werden. Die 

weshalb deshaIb meist in der ersten Klrankbeitswocbe, 

bei sechs ri g6ring aua «chlug. I m Sommer 1905 habe ich 

geLdt ZZTTl P r* iente "' - Stuhl nur B. - 

gegenüber d«. 'n gglutmationsfÄhigkeit ihres Blutserum 

g* er dem %sen,erieba,m us , welchen ich ans der bei« 


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Original frorri 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 



,/ 4 


Von M. Mflhltnann. 


415 


1, Galle eines an Dysenterie gestorbenen Individuums 

^■^o/ierie, e Wso wie auch gegenüber einem Krusestamm aus 
"Krals Laboratorium in Prag, geprüft und fand es in allen 
Fallen, aber nur im Verhältnis 1 ; 10 und 1 : 20 sowohl am Ende 
der ersten Woche als am 8.—10. Kraukheitstag *). Aber dieses 
geringe Verhältnis ist nicht wertlos, da die Kontrollprüfung mit 

dem Blutserum nicht dysenterischer Kranken und gesunder Leute 

auch in dieser Verdünnung negativ ausfiel (trotz gegenteiliger 
Angaben Kruses). Im Jahre 1906 konnte ich mit dem Blut- 
serum des Pat. Nr. 3, bei welchem B. Shiga-Kruse aus den 
Fäzes isoliert wurde, eine Agglutination ihrer Bazillen höchstens 
1:1000 erhalten, bei Nr. 2, 4 und 7 war sie 1: 50. Im Jahre 
1907 war die Agglutinationskraft des Blutserums der Patienten 
gegenüber den aus ihrem Darminhalte isolierten Shiga-Kruse- 
baziiien bei Nr. 11 = 1 :100, bei Nr. 10 = 1 : 30, bei Nr. 26 
== 1:10. Im Jahre 1908 wurde die Prüfung des Blutserums 
sowohl der IPatienten, bei welchen B. Shiga-Kruse gefunden 
wurde als auch bei anderen, wo nur B. coli isoliert werden 
tonnte, gegen über dem Krusestamm gemacht. Unter den ersten 
war sie bei Nr. 34 und 35 = 1 : 200, bei Nr. 61, 64 und 65 
= 1 •• 50, bei Nr. 39 = 1: 30, bei Nr. 44 = 1 : 10, bei Nr. 46 = 0. 
Unter den ersteren war sie bei Nr. 63 = 1:200, bei Nr. 62 
^ 1:10. Ich darf vielleicht nochmals wiederholen, dafs das 
Blutserum dieser Patienten gegenüber dem aus ihrem Darm- 
Inhalt isolierten Kolistamm keine Agglutination zeigte (mit Aus¬ 
nahme von Nr. 62, wo sie = 1 : 10 war). 

Schliefsliob sei noch erwähnt, dafs einige gekreuzte Aggluti- 
nationsprüfu rigen zwischen dem Blutserum einiger Patienten und 
en Bazillen an d erer Patienten gemacht wurden, mit demselben 
Ergebnis, wie hei direkter Prüfung. 

Wir erhielten somit ein wichtiges Verhalten des Blutserums 
tille ^f* erscic '^ :itei1 Dysenterische®: wenn wohl nicht bei 
en er Dys ©nteriebazillus aus den Dejektionen is°' 

Bala chaa y i ^** er Ober im Bericht der Prosektur des Krankenhau 868 

1906. Baku 1907. 


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416 


Untersuchungen über Dysenterie und verwandte Fragen. 


liert wof^6H könnt©» ftgglutinicrte das Blutserum der¬ 
selben trotzdem den Dysenteriebazillus. 

Der Eiter der Leberabszesse wurde von mir mit Beteiligung 
des Dr. Okinschewitsch sowohl am Lebenden sofort nach der 
Operation als am Sektionsmaterial mikroskopiert und bakterio¬ 
logisch untersucht. Schon im Jahre 1893 habe ich mehrere Fälle 
von Leberabszessen in Odessa untersucht, darin keine Amöben ge¬ 
funden und meistens auch keine Bakterien daraus züchten können: 
aufser wenigen Fällen, wo B. coli und Streptococcus gefunden wurden, 
war der Eiter meist steril 1 ). Unter 17 in den Jahren 1905/07 in 
Balachany untersuchten dysenterischen Leberabszessen, sind in 
8 Amöben gefunden worden. Dabei war der Eiter in 6 Fällen steril 
und aus 2 wurden Streptokokken gezüchtet. Unter den übrigen 
drei Leberabszessen, wo keine Amöben gefunden wurden, war 
der Eiter in 6 Fällen steril, aus 2 wurde Streptococcus, aus 
1 B. Shiga-Kruse gezüchtet. Der letztere Fall gehört einem 
Sektionsbefunde. 


Die Organe der Dysenterischen wurden bei den meisten 
Sektionen im Jahre 1906 und 1907 der bakteriologischen Unter¬ 
suchung unterworfen. Bekanntlich konnte bis jetzt der Dysenterie¬ 
bazillus nur aus dem Darminhalte und den Mesenterialdrüsen 
gezüchtet werden. Ich habe ihn aus den Mesenterialdrüsen auch 
nach Verreibung derselben nicht bekommen. Dagegen gewann 
ich ihn einmal aus der Milz (1906) und zweimal aus der Leber 
und dem Leberabszefseiter derselben Leber (1906) und einmal 
aus der Leber und der Galle derselben Leber (1905). Von 
anderen Bakterien wurde der Streptococcus aus denselben Lebern, 
eren Abszesse denselben enthielten, gezüchtet. 

Die Beobachtungen lassen uns nicht zu denjenigen hinzu- 
gesellen, welche die Amöbe als den Erreger aer sog. tropischen 
Dysenterie anerkennen. Wir haben schon oben die Gründe vor- 
. . ’ w ®^ c he veranlassen, die hiesige Dysenterie der tropisch 00 
f?F«n UStellen ‘ Wir fanden Amöben aber nur 23mal unter 
-Darunter waren 8 Falle, wo gleichzeitig B Si“8* 


CBirur*. ^ Ijeee. 






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Von M. Mtihlmann. 




Von m. ^uülrnann. 417 

' , gefunden war, welcher Bazillus als Erreger der nicht 

t/OpiSdhexx Dysenterie allerseits anerkaunt ist. Aul'serdem sind 
noch. I*? Fälle verzeichnet, wo diese Bakterien aus den Dejektionen 
kultiviert werden konnten. Wenn wir noch die Tatsache berück¬ 
sichtigen, dafs das Blutserum der Dysenterischen, was für Befund 
in den Dejektionen auch war, den B. Shiga-Kruse zu aggluti- 
nieren vermag, so können wir nicht umhin, diesen Bazillus als 
den alleinigen Erreger auch der tropischen Dysenterie zu be¬ 
trachten. Wir haben ja im grofsen und ganzen bei allen unseren 
Patienten mit einer und derselben Krankheit zu tun, und fanden 
wir auch nur im dritten Teil der Fälle den bereits anerkannten 
Erreger der Dysenterie, so dürfen wir nicht ohne weiteres die 
übrigen Falle, wo B. Shiga-Kruse nicht gefunden wurde, 
einem anderen Erreger zuschieben, sondern müssen nachforschen, 
woher dieser Mifserfolg kam. Vielleicht liegt die Ursache der¬ 
selben in der Zeit der Untersuchung. Obwohl mau von einzelnen 
Fällen mitteilt, dafs der Dysenteriebazillus sehr lange im Darm 
schmarotzte *), ist doch im allgemeinen bekannt, dafs der Bazillus 
von kurzer Lebensdauer und eigentlich durch sein Toxin wirksam 
ist. Wenn auch bald nach der Ankunft der Patienten der Stuhl 
uns zuging- , so stammte er immerhin nicht vom Beginn der 
Krankheit, und das Verhältnis speziell der Flora des Darminhaltes 
unserer Patienten zur Lebensfähigkeit des Dysenteriebazillus 
ist nicht untersucht. 

Es fallt in die Augen der beinahe negative Befund der 
bakteriologischen Untersuchung des Eiters der postdysenterischen 
Leberabszesse nicht nur in bezug auf B. Shiga-Kruse, sondern 
in bezug auf Bakterien überhaupt. Die Abszesse entwickeln sich 
oft nach Abschluß des akuten Stadiums des dysenterischen Pro¬ 
zesses im Darm, und bei floriden Abszessen können im Dickdarm 
völlig in Vernarbung begriffene kleine Geschwüre häufig gefunden 
werden. Die -Abszesse entwickeln sich nicht bei den hiesig© 0 

Mahommedanern, sondern fast ausschliefslich bei anderen Nationen, 
haupts ächlich Russen. Der Unterschied hängt vielleicht mit dem 

w . «aed. Wochenachr. 1908 (Käster). - Deutsche med. 

Wochenachr. 19043 C-K r U8e ) 

A ^«TH Wo ne. Bu. MI x. 29 


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418 


Untersuchungen Aber Dysenterie und verwandte Fragen. 


Alkoliolmifsbraucb der letzteren zusammen, mit der geringeren 
Resistenz des Lebergewebes gegenüber toxischen Einwirkungen. 
Die verspätete Entwicklung der Abszesse scheint dafür zu sprechen, 
dafs sie infolge der Wirkung nicht direkt des Dysenterietoxins, 
sonderns eines Dysenterietoxons entstehen. Früher 1 ), glaubte ich 
dafs trotz bakteriellen Ursprunges der Dysenterie selbst, die 
postdysenterischen Leberabszesse doch mit Amöben in Zusammen¬ 
hang zu stehen scheinen, da immerhin in der Hälfte der Fälle 
Amöben in den Abszessen gefunden wurden. Ich glaube diesen 
Standpunkt verlassen zu müssen, da dieser Vermutung die Tat¬ 
sache eben der Entstehung der Abszesse während des Ablaufs 
der Dysenterie entgegentritt: niemals kommen sie im floriden 
Stad ium der Dysenterie vor. Wäre die Amöbe imstande, 
dasLebergewebezu vereitern, sohättesiedasfrüher 
tun können, als sie in gröfserer Zahl im Darm gedeiht, nach der 
Lehre der Dualisten virulent ist und als die Darmwand hochgradig 
zerstört ist. Ich glaube, dafs eben diese Tatsache, dafs die Amöbe 
im akuten Stadium der Dysenterie nicht imstande ist, in die Leber 
einzudringen und dieselbe zu nekrotisieren, auch noch ein Einwand 
gegen die Amöbenätiologie der Dysenterie ist, dafs sie nämlich 
auch im Darm keine Zerstörung von Geweben hervorzubringen 
vermag, sondern schmarotzen im bereits durch andere Ursache 
nekrotisierten Gewebe und invadieren die Leberabszesse durch 
die widerstandslose Gewebe bereits nach Bildung derselben. 

Eine Frage bleibt bei dieser Erklärung der Bildung der 
eberabszesse offen: warum Abszesse denn vorwiegend in den 
. üaer ® 11 Ländern der Dysenterie nachfolgen. Es bleibt uns 
mc ts übrig als unbekannten Umständen, die im Zusammenhänge 
imatischen Verhältnissen sind, die Bildung des Dysenterie- 
oxons zuzuschreiben. Die Invasion von Amöben in die Leber- 
r\ . 6 Wlf d durch zahlreichere Besiedelung derselben des 
nnlumens erklärlich. Dafs Amöben nicht unbedingt die Bildung 
er eberabszesse bewirken, zeigen die Untersuchungen von 
J5_avici2), welcher in 60 teils sporadischen, teils endemisch 


1) Ber. der Prosektur 

2) Zentralbl. f. Bakt., 


des Krankenhauses Btlacha.ny pro 
Bd. I, 1887, S. 537, Ref. 


1905. Baku 190t 


oogle 


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Von M. Mühlmani). 


419 


/r Öysenterieamöben in den Dejektionen fand, welche 

/^Ul* 3 iür spezifische hält, aber von Komplikation mit Leber¬ 
abszessen hören wir von Uplavici nichts. 

Indem wir unsere Befunde in dem Sinne deuten, dafs 
zwischen der bazillären und der Amöbenätiologie der Dysenterie 
der ersteren der Vorzug gegeben sein mufs, sind wir uns selbst¬ 
verständlich bewufst, dafs dies nur eine pure Vermutung unser¬ 
seits ist und alle Beweise dafür noch ausstehen. Die kolossale 
Menge von Amöbeu, welche wir manchmal im Dickdarm, 
besonders im Blinddarm fanden, kann unmöglich schadlos für 
den menschlichen Organismus vorübergehen. Seien die Amöben 
auch keine pathogenen Organismen, müssen doch diese Millionen 
von grofsen fressenden Zellen Nahrung vom Organismus ziehen 
und denselben erschöpfen. So bin ich denn geneigt, mit Lösch 
und Flexner die protrahierten Fälle der Dysenterie der Bei¬ 
wirkung <3 er Amöben zuzuschreiben und namentlich die 

Entstehung der sog. chronischen Dysenterie auf Kosten der 
Komplikation mit Amöben zu rechnen. 

Besondere Schwierigkeit für die Deutung bieten diejenigen 
Fälle, wo aus dem Stuhl nichts als B. coli commune gezüchtet 
wurde. Dürfen wir ohne weiteres annehmen, dafs die Unter¬ 
suchung nicfat im richtigen Moment der Erkrankung vorgenommen 
wurde, als <3 er wahre Krankheitserreger bereits verschwunden 
war? Oder kann B. coli doch unter gewissen Umständen die Fähig¬ 
keit bekommen, dysenterische Läsionen hervorzurufen? Oder wir 
hatten mit einer besonderen Abart des B. coli zu tun? 

Um diese alle Fragen beantworten zu können, wollen wir 
zunächst die Eig-enschaften des Dysenteriebazillus näher eruieren. 


III. 

Man ist bis jetzt noch nicht einig darüber, ob es einen 
oder mehrere f>^senteriebazillen gibt. Kruse glaubte, dafs der 
Erreger der japanischen Dysenterie artverschieden von dem der 
europäischen ist, weil der erster© beweglich ist, seiner dagegen 
unbeweglich s&i . Aber schon Shi g a gibt an, dafs die Beweglicbkei 

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420 


Untersuch ungen über Dysenterie and verwandte Fragen. 


des Bazillus eine geringe sei. Lentz meint, es sei eine starke 
Molekularbewegung. Ich habe mehrere Exemplare des Kruse¬ 
bazillus (von Kral in Prag) zu beobachten Gelegenheit gehabt 
und mufs sagen, dafs die Unbeweglichkeit derselben keine 
konstante Erscheinung darstellt. In den Bouillonkulturen ist er 
ganz unbeweglich, in Agarkulturen zeigt er nicht selten trage 
Bewegungen. Die Bewegungen sind stark oszillierend, geschehen 
sowohl um die eigene Achse als um einen Pol, sind mit einem 
geringen Ortswechsel verbunden, unterscheiden sich sowohl von 
der Typhusbazillusbewegung als auch von reiner Molekular¬ 
bewegung. Eine gewisse Autochtonität kann man dem Bewegungs¬ 
modus nicht absagen. Man mufs Shiga 1 ) recht geben, wenn er 
auf die geringen Wachstumsunterschiede sowie auf die Differenz 
zwischen seinen Angaben und denjenigen Kruses inbezug auf 
Beweglichkeit der Dysenteriebazillen kein Gewicht legt, da die 
wichtigsten Merkmale samt der Agglutination durch das Blutserum 
der Kranken, das Immunserum und dem Verhalten bei bakteriziden 
Reagenzversuchen zusammenfallen. Der von Flexner bei der 
Maniladysenterie isolierte Bazillus ist kulturell und morphologisch 
mit dem Shigaschen identisch, das gegenseitige Agglutinations¬ 
vermögen fehlt ihm aber (Kruse, Shiga, Lentz). Aber nachdem 
Shiga die Krusekultur lOmal hintereinander auf steriler Milch 
gezüchtet und zuletzt auf Agar-Agar übertragen hatte, zeigte 
dieser Milchstamm nicht mehr die Zone der Proagglutinoidreaktiou 
und bei wechselseitigen Versuchen verhielt er sich nicht mehr 
wie der Krusestamm, sondern vollständig wie der Flexnersehe. 

s wird sich wohl um die durch Klima, Boden beeinflutste Variation 
eines und desselben Organismus handeln. Das verschiedene 
ten bei der Agglutination sowie auch in Lackums-Mannit- 
agar gezüchteten Bazillen führt Krure 2 ) dazu, echte Dysenterie 
von seudodysenterie zu unterscheiden. Die echte ist diejenige, 
iTbriL 6 l 6 “ KrU8eb azillus gleiches Verhalten .zeigt, alle 
so ,vw * Zlllen ’ mö Sea sie morphologisch und kulturell noch 
Jdentisch mit demselben sein, aber verschiedenen Agglutmations- 


1) Zeitachr. f. Hygiene, Bd. Tr.r 1903 

^ Deuteche med. Wochenechr. 4907 und ZeitscUr. f. Hyg- 1907. 


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dk 


®hten oder verschiedenes Verhalten zu Zuckerarten zeigen, 
xtf&rdßn pseudodysenterische bezeichnet. Auf diese Weise unter¬ 
scheid®*’ er eine ganze Reihe von pseudodysenterischen Bazillen 
^ B,'C, D, E, F, G, H etc. Dazu gehört auch der Flexnersche 
Stamm, verschiedene bei Ruhrepidemien in Irrenanstalten isolierte 
Bazillen. Ja, Kruse steht nicht davon ab, die bei einer und der¬ 
selben Epidemie gefundenen Bazillen mit obigen Differenzen 
soweit voneinander zu trennen, dafs er meint, die betreffenden 
Individuen infizierten sich aus verschiedenen Quellen »So war 
einer der währeud einer Epidemie im Sommer 1904 im Bonner 
Husarenregiment befallenen Soldaten mit Pseudodysenterie B und 
einer der 1905 befallenen mit Pseudodysenterie F, hin und wieder 
auch ein Xnsasse der Anstalt mit einer anderen Abart als A 
behaftet, je bei den Kindern der Poliklinik fanden wir 1905 
neben der vorherrschenden Rasse D je einen Fall von A und F.« 

Zahllose Beobachtungen nicht nur bei Dysenterie sondern 
auch bei anderen Infektionen (z. B. Typhus, Cholera) besagen 
aber, dafs geringe Differenzen der Eigenschaften der Bakterien 
vom Medium abhängen können. Wir erinnern an den eben 
zitierten Versuch von Shiga, welcher Kruses Bazillus in 
Flexners umwandelte und die ursprünglichen Eigenschaften 
des erster© n. beeinflufste. Dafs man das Gewicht auf ein Merk 
mal, mag- es sogar die Agglutination sein, nicht legen darf, 
zeigt am schönsten die Tatsache, dafs Shiga 1 ) während einer 
Epidemie in Jap an aufser seinem Dysenteriebazillus noch einen 
Bazillus isolierte, der der chemischen Reaktion nach dem B. co i 
commune entsprach, aber dieselbe Agglutinabilität gegenüber 
dem dysenterischen Immunserum zeigte, wie der Dysenterie 
bazillus. Ebenso wie Kruse, ausgehend vom Verhalten zu 
Zuckerarten, unterscheidet Hifs 2 3 ) vier und Shiga) 

Amako 4 ) fünf Typen von Dysenteriebazillen , und zwar ^ 
txruppe, die blofs Dextrose fermentiert, zweite Gruppe Dex.tr 

1) Zentral b I _ f. Bakt. 1898 . 

2 ) Zit. nach Shig& 

3) Zeitachr. f. Bd . LX , 1908. 

*) übend a. 


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422 Untersuchungen über Dysenterie und verwandte Fragen. 

und Mannit, dritte Gruppe Dextrose, Mannit und Saccharose, 
vierte Gruppe Dextrose, Mannit, Saccharose, Maltose und Dextrin 
und schliefslich fünfte Gruppe, welche auf Mannitpepton zuerst 
sauer und dann alkalisch reagiert. Aber das Verhalten eines 
und desselben Stammes zu Kohlehydraten ist nicht beständig. 
Wir finden bei Kruse selbst hierfür ein ausgezeichnetes Bei¬ 
spiel: der »pseudodysenterische« Stamm Strong änderte inner¬ 
halb von zwei Jahren sein Verhalten zu Dissacchariden, indem 
»er sie früher unverändert liefs und jetzt kräftig angreift«. 1 ) 

Wenn die erwähnten bei Dysenterie gefundenen Bazillen 
nur gering voneinander abweicben, nahe Verwandtschaft zeigen 
und nach Kruse Spielarten einer und derselben Spezies sind, 
so mufs auch von Bazillen erwähnt werden, die als Dysenterie¬ 
erreger geschildert werden und gröfsere Abweichung zeigen. 
Namentlich Nakao Abe 2 ) fand bei einer Dysenterieepidemie 
in Satsuma nicht den Sh iga - Kruse sehen Bazillus, sondern 
in allen Dejektionen eine Abart von B. coli comm., welche von 
den Seris der Patienten ziemlich hochgradig agglutiniert wurde. 

Die Variationen in den Eigenschaften des Dysenteriebazillus 
sind für uns von grofsem Interesse, weil sie Hoffnung geben, 
nnäherungspunkte, Übergangsstadien zwischen ihm und dem 
yp pusbazillus zu finden und somit auf das beinahe gleich¬ 
zeitige Vorkommen beider Endemien in unserer Gegend Licht 
werfen. Die Variationen hängen von Umständen ab, welche 
stellt . Unbekannt sind - Diese Umstände zu erforschen, 
Shie* 1 Ir™ ZUm Zweck unse rer Untersuchung. Aufser dem 
wir teH ruseschen un d dem Eberthschen Bazillus mufsten 
einziehen 611 Bereich der Untersuchung auch den Colibazillus mit 

zweitens wüiTJw ® rsteren zur Coligruppe gehören, 

commune ™ StuhIe unserer -Dysenterischen häufig nur B. c oh 
UDe gezüchtet werden konnte. 

1) a. a. O. 

V Archiv für H ? gi ene , Bd 65 , 908 


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Von M. Mühlmann. 


423 


IV. 

pie erste Aufgabe, welche ich mir stellte, war die Unter¬ 
suchung des Einflusses verschiedener Grade von Alkaleszenz und 
Azidität auf die Eigenschaften der Bakterien. In dieser Hinsicht 
wurden schon mehrfache Versuche gemacht. Namentlich wollte 
man der Verwandtschaft des B. coli mit dem Typhusstäbchen 
durch verschiedene physikalische und chemische Einwirkungen 
auf das Colistäbchen und die Prüfung der dadurch hervorge¬ 
brachten Veränderungen näher kommen. Bei Escherich 
und Pfaundler 1 ) finden wir reichhaltige Literaturangaben über 
derartige Versuche, namentlich hat die Lyoner Schule (Rodet 
und Roux u. a.) eine typhöse Umwandlung des Colibazillus durch 
Zusatz chemischer Agentien zu dem Nährboden, durch Tempe¬ 
ratureinwirkungen erreichen wollen. Schmidt und Aschoff 
züchteten das Kolistäbchen in saurem und alkalischem Harne 
etc. Es wurden einige Veränderungen der Form, der kulturellen 
Eigenschafton, des chemischen Verhaltens erreicht. Von anderen 
Forschem wurden aber manche dieser Veränderungen als De- 
generationsp>hänomene gedeutet; die meisten Veränderungen 
haben sich als vergänglich erwiesen. Es ist aber nicht zu ver¬ 
kennen, dafs auch dauerhafte Veränderungen erzielt wurden, 
aber von einer Umwandlung des Colistäbchens in das Eberth 
sehe war keine Rede. 

Versuche mit B. coli commune. 

Die Ein Wirkung verschiedener Aziditätsgrade des Nä 
bodens auf B. ooli comm. wurden in meinem Laboratorium von 
Herrn Dr. C. R «binowitsch studiert. Die sauren Nährböden 
wurden für alle Versuche folgendermafsen vorbereitet: zu je 
lOO ccm neutralen Bouillons wurden 1, 2, 3, 4, 5 etc. Trop ,. 
konzentrierter Salzsäure hinzugesetzt, dementsprechend wurden w 
Bouillons numeriert. Das Bouillon wurde in Röhrchen zu ]e 
5 ccm verteilt und eine Öse B. coli Agarkultur in die R e «8 eo *‘ 
glfiserjfr. I, 2>, 3 etc. gesät, darauf nach je 1, 2 etc. Tag 

1) Koll e u_ W »BgermannB Handbuch, Bd. II. 


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4 24 Untersuchungen über Dysenterie und verwandte Fragen. 

je 3 Ösen saurer Bouillonkultur in dieselbe Nummer um- 
ges&t oder nach gleichen Intervallen in Agar-Agar erfrischt 
und dann wieder in den früheren Intervallen auf die sauren 
Nährböden gesät. Nach bestimmter Frist wurde der Bazillus 
auf seine Eigenschaften geprüft, indem aus der 24-stündigen 
Agarkultur in Milch, Traubenzuckeragar, Lackmusmolke und 
Bouillon (Indolprobe) gesät und die Beweglichkeit im hängen¬ 
den Tropfen geprüft wurde. Da die Ergebnisse negativ aus¬ 
fielen, so wird wohl überflüssig sein, hier über den Gang der 
Versuche näher zu berichten. Für diejenigen, die etwa die Unter¬ 
suchung fortsetzen wollten, will ich, um überflüssige Arbeit zu 
ersparen, mitteilen, dafs nachdem der Bazillus in den ersten drei 
Aziditätskonzentrationen ziemlich lang ohne Veränderung wuchs, 
wir die Aufmerksamkeit auf die sauren Bouillons Nr. 4 und 5 
lenkten. Im sauren Bouillon Nr. 4 wurden die Umsaaten je 
2 Tage gemacht; nach 3 Wochen starb der Bazillus; periodische 
Erfrischungen auf Agar-Agar halfen nicht. Im Bouillon Nr. 5 
konnten die Versuche höchstens 7 Tage fortgesetzt werden, 
länger hielt das Stäbchen nicht aus. 

Die Einwirkung verschiedener Alkaleszenzgrade des Nähr¬ 
bodens auf das B. coli commune wurde von HerrnDr. A. Krilow 
studiert. Die alkalischen Nährböden wurden in folgender Weise 
hergestellt. Zu je 100 ccm neutralisierten Peptonbouillon wurden 
2, 3, 4, 5 und 5 ccm 10®/ 0 Sodalösung hinzugesetzt und dann 
ebenso verfahren wie auf den sauren Bouillons. Die Bouillons 
wurden entsprechend numeriert. Nach längerer erfolgloser 
Züchtung in alkalischen Bouillons Nr. 1, 2, 3, auf welchen das 
' ^chen unbeschränkt lang wachsen kann, wurden die Ver- 
suc e auf Nr. 4, 5 und beschränkt, da das Stäbchen zu diesen 
viel empfindlicher ist. Die Umsaaten wurden täglich 
un zweitäghch innerhalb von U/ 2 — 3 Monate mit demselben 
lexemp ar gemacht und zeigten, dafs das Stäbchen sich leicht 
A k, ie k Stark aIkalische Reaktion gewöhnt und das zeitweilige 
us ej en irgendeiner Reaktion sich bald wieder einstellte, so 
8 im allgemeinen keine Veränderungen an den Kulturen 
nachgewiesen werden konnten. 


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Von M. Mühlmann. 


425 


Versuche mit 3. typhi abdominalis. 

Hierauf wurde nur die Wirkung saurer Nährböden geprüft 
Der Grund war der, dafs der wichtigste physiologische Unter¬ 
schied zwischen dem Typhus- und dem Dysenteriestäbchen j n 
der Beweglichkeit des ersteren besteht, welche unter dem Ein. 
flufs schwacher Säuren sistiert, ohne dafs das Stäbchen ubisu- 
sterben braucht. Indes hat die mehrmonatliche Züchtung j n 
sauren Nährböden, welche ebenso vorbereitet wurden, wie für 
das Kolistäbchen, zu keinem abschliefsenden Ergebnis geführt 
Ausführlich sind die Versuche im Bericht über die Tätigkeit der 
Prosektur des Krankenhauses Balachany im Jahre 1905 (Baku 
1907) mitgeteilt. Das Wesentliche wäre folgendes: Im sauren BouiJ. 
Ion Nr. 4 konnte das Typhusstäbchen bei je zweitägiger Umsaat, 
ebenso wie bei Erfrischungen auf Ager-Agar nach je zweitägigem 
Wuchs im sauren Bouillon Nr. 4 ein Monat lang fortgezüchtet 
werden. A^ls einziges reelles Ergebnis war der Verlust der 
Agglutinah>i lität durch spezifisches Serum, wogegen alle übrigen 
Veränderungen sich als vergänglich erwiesen. Der Verlust der 
Agglutinabilitat wird wohl auch eine Folge der Verkümmerung 
sein. 

Versuche mit B. dysenteriae. 

Hierauf wurde die Wirkung alkalischer Böden geprüft. 
Gegenüber sauren Nährböden erwies sich das Stäbchen im hohen 
Grade empfindlich, so dafs mit Nährböden von geringer saurer 
Reaktion nur ganz minime Zeit operiert werden konnte. Dagegen 
Hh.lt das Stäbchen in ziemlich stark alkalischen Medien lange aus. 

Gegenüber den fast einstimmigen Ergebnissen mit dem 
B. coli und t_y- phi abd. erwiesen sich die Verhältnisse bei dem 
• dysenteriae sehr verschieden. In gewissen Grenzen erhielten 
wir bei verschiedenen Kulturen desselben Stammes ganz ver- 
sc ledene Widerstandskraft gegenüber den Einwirkungen der- 
rj n L Me<,len ‘ So wuchs z. B. eine Kultur in Bouillon ^ r - 5 
starb OC ei°- ' während eine andere nach 4 Tagen darin 
einige ^^ulturen gewöhnten sich an eine bestimmte Kon- 


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ehu«« «»er Dy.ea«rie and verw.sd« Frage» 

426 Unterere ^ wUC hsen nachher auf der ä^^ereß 

Filtration des Mediums un Tor herige AngewOhnu,^ tei 

Stute, wahrend sie „iebt wuc bsen; bei anderen Kub 

dieser höherer Konz Behandlung nicht: sie starb doch auf 

turen half diese vor eng Eg . gt mir nic bt gelungen, die 

der nächst höheren da f 8 ich best i m mte Gesetze für be- 

Versuche soweit zu ’ m stellen wagte. Da aber bei den 

stimmte V "Asante Tatsachen aicli herausatelUe^a, 

Ä —t dieses — 

lori r sir . * - 


Versuche ixn Winter 1006/00. 

Es wäre überflüssig, in Details hier < 
sind im oben erwähnten Bericht vorgeführt. 

liehe hervorgehoben. 

In Bouillon Nr. 1 wächst die Kultur 3 Wochen l a ^ 

Umsaat) ohne jegliche Veränderung. 

In Bouillon Nr. 2 die gleichen Verhältnisse. 

In Bouillon Nr. 3 sind die Versuche ungleichtnätsig aug 
gefallen. Während einige Kulturen nicht länger als 1 bis 2 Tagen 
im alk. Bouillon Nr. 3 lebensfähig blieben, konnten andere bis 
9 Tage ohne Umsat darin lebensfähig bleiben und nach Um¬ 
saat in gewöhnliches Agar-Agar üppig wachsen. Es wurden 
folgende Gruppenversuche angestellt: a ömsaat in Bouillon Nr. 3 
jeden Tag, B alle zwei Tage, C alle 3 Tage, I> alle 4 Tage 
und E alle 5 Tage. Die längste Ausdauer zeigten die Versuche 
E bis 6 Wochen, während die ersten 4 Gruppen nicht länger 
als bis 4 Wochen aushielten. Aufserdem wurden parallele Ver¬ 
suche mit Erfrischung der Kultur auf gewöhnlichem schwach 
alkalischem Agar-Agar innerhalb 1 —2 Tage nach*. Züchtung in 
Bouill 011 ^ r - 3 je 1 , je 2, je 3, je 4 und je 5 Tage (Kulturen 
Bi, Di, D x , und E^. Die Erfrischung zeigte Bür die Lebens¬ 
fähigkeit der Kultur keine besonderen Vorteile, sie starb gleich¬ 
falls nach 4 —6 Wochen ab. Man kann also den Schlafs ziehen. 


»se vorzuführen • 91 ' 

Hier sei das 


Go^ 'gle 


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Von M. Mühlmann. 


427 

dafs die Züchtung der Krusekultur in Bouillon Nr. 3 die Lebens¬ 
fähigkeit des Stäbchens unterdrückte. Die Kulturen A x und B 
konnten, nachdem sie aus dem Bouillon Nr. 3 in Agar Wuchs 
gaben, 5 Monate lebensfähig erhalten und weiter gezüchtet werden 
Die ursprünglichen Eigenschaften wurden behalten, nur die 
Virulenz hat abgenommen: während ein Kon trollmeersch weinchen 
nach subkutaner Injektion einer V 2 Öse der 24 ständigen Krus 
kultxrr innerhalb 4 Tage zugrunde ging, blieb dieselbe Dos* 
dieser 24stündigen Kultur Aj ohne Wirkung (2 Versuche)- ** 
Meerschweinchen, welches V 2 ® 8e 24stündigen Ag*^ S 

kultur Bi subkutan bekam, starb nach ll Tagen; das Blut ii *** 
die Organe desselben waren steril. 

Die vorübergehenden Veränderungen, welche der Bazill u 
bei der Züchtung auf Bouillon Nr. 3 erfahrt, bestehen im folgen* 
der». : Wenn der Bazillus einige Tage darin wächst, zeigt er 

hangenden Tropfen viel lebhaftere Beweglichkeit, als er es 
vorher tat. Es gelingt diese Beweglichkeit auch nach Umsaat 
aus dem Bouillon Nr. 3 in Agar-Agar nachzuweisen. Bei weiterer 
Qmsaat in Agar-Agar schwindet aber diese Beweglichkeit, und 
die Bakterie kehrt zu ihrem ursprünglichen Zustand zurück 
Sol che Versuche wurden mehrfach wiederholt mit demselben 
Ergebnis. Der fortdauernde Umsatz in Bouillon Nr. 3 half nicht 
Aufser der vorübergebenden Veränderung in ihrer Beweglichkeit 
zeigt, sie keine Veränderung ihrer sonstigen Eigenschaften, dem 
Verhalten in Milch, Zucker, Molke etc. 

In Bouillon Nr. 4 kann der Bazillus 1—2 Tage lebensfähig 
bleiben, nach 3 Tagen stirbt er ab (4 Versuche). Bei täglicher 
Umsaat in Bouillon Nr. 4 konnte er 1—4 Wochen am Leben 
erhalten werden (Kultur a). Bei Erfrischung auf gewöhnlichem 
Agar-Agar nach je täglichem Aufenthalt in Bouillon Nr. 4 das¬ 
selbe Ergebnis (öi). Zweitägiger Zyklus (ß) — Tod in 8 Tagen. 
Zweitägiger Zyklus mit Erfrischung in zweitägigen Intervallen 
(£ 1 ) — 12—24 Tage lebensfähig. 

Die Kultur a zeigte nach sechstägige r Züchtung die Beweg¬ 
lichkeit des Typhusbaziilus; die Stäbchen liefen das ganze Seh¬ 
feld in 1 Sekunde durch. Sonst R ^ er feeine Veränderungen in 


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en aber Dy.en.erie und ,er.»d» WV 

428 Vntereuehungen Züchtung ,„f Agar-Agar- 

ihren Eigenschaften. Be. «e 

ihren ^ & r»««£rleichen ßi- 


r ar^» „riader 



Versuche im Winter 1806/07. 

N _ 4 konnten zwei Kruaekulturen bei je zwei- 
!„ Bouillon • üchtot werden; darauf bbeb die Uw 

tägiger V” 8 “*, letlt /l e Sende Kultur vom 10. 1.07, welche 
saat steril. «ntsnricht zeigte folgende Eige^» 

K "T ' d Die V trchfn h :n b ::S C h MUC? nicht koagulier" 
acbaften: Die ® . lk „„merklich gerötet, in Trauber- 

Pe v tt lar G^bUdun“ keine Indolbildnng. Merklicha Veräude- 

zucker g x^nltur eeeenüber dem Traubenzucker und 

rung zeigte also die Kultur gegenüber a der 

'vieUeicht der Lackmusmolke. Ebenau war die 

Virulenz gegenüber der Kontroll-Krusekultur sehr evid • . 

mal wurde die Virulenz durch intravenöse Injektion g P 
0 4 mg 24 ständiger Agarkultur pro kg Tier tötete das 
ineerschwei nchen in 3 Tagen (1 Versuch) und 5 Ta geci ^ ^ 
such), wahrend nach derselben Dosis der veränderten ^ 
ein Meerschweinchen am Leben blieb; nach 1 Monat w Ur( j en 
die Hinterbeine paralytisch. 

In Bouillon Nr. 5 blieb der Bazillus 2 Tage am Leben 
dann starb er ab. Bei zweitägiger Umsaat hält er 7 Tage aus 
iA Versuche). 


Die Kultur ß aus dem vorhergehenden Versuch, We l c h e 
2 Wochen in Bouillon Nr. 4 gezüchtet wurde, wurde am 2.1,01 
in Bouillon Nr. 5 umgesät und konnte darin länger bei 2—3- 
tägig er Umsaat gezüchtet werden. Nach 36 Tagen solcher Züch¬ 
tung (am L II.) zeigte sie keine Veränderung in ihren morpho¬ 
logischen und fermentativen Eigenschaften; auch blieb die Be¬ 
weglichkeit in allen Nährböden unverändert mit Ausnahme des 
Traubenzuckers. Auf Traubenzuckeragar zeigt der* Bazillus die 
Beweglichkeit des Typhusbazillus. Die Beweglichkeit behält sich 
nur bei Umsaat auf Traubenzucker, nicht aber auf gewöhnlichem 
Agar-Agar- Die Versuche wurden mehrere Male mit demselben 
Ergebnis wiederholt (namentlich die Umsaat der bereits modifi- 


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Von M. Mühlmann. 


429 


zierten. Kultur ß auf Traubenzuckeragar uud gewöhnlichem Agar- 
Agar). 

Im Bouillon Nr. 6 wächst der Kruse bazillus direkt nicht 
(geprüft nach zwei- und dreitägiger Einsaat, 5 Versuche). Eine 
Kultvir, welche 2 Wochen in Nr. 4 und 2 Wochen in Nr. 5 
(zwei- und dreitäge Umsaat) gezüchtet wurde, konnte in Nr. '6 
weiter gezüchtet werden. Nach 18 Tagen solcher Züchtung bei 
zwei- und dreitägiger Umsaat keine makroskopische Veränderungen 
der Kultur in Traubenzucker, Lackmusmolke, Milch und Pepton 
(Kultur y vom 7. II.), wohl aber dieselbe Veränderung im Beweg- 
lich.k ei ts vermögen des Bazillus in der 24ständigen Traubenzucker¬ 
agarkultur, wie bei der längeren Züchtung j n ß ou j]] on 5 g Q . 
der U xnsaat der Traubenzuckerkultur am 8 . JJ. au f gewöhnlichem 
Aga/r-—Agar dieselbe molekulare Beweglichkeit, wie bei der Au®, 
ganges Kultur, nach Umsaat auf Traubenzuckeragar wiederum 
typfcaöse Beweglichkeit. Aber bei einer neuen Umsaat der 
Tra.ut>enzuckerkultur y am 12 . II. auf Agar-Agar zeigte die Agar- 
kultur auch typhöse Beweglichkeit. Sowohl bei dieser Kultur 
als loei der beweglichen Kultur ß blieb die Geifselfärbung negativ 
Di© metamorphosierte Kultur zeigte noch eine neue Eigenschaft • 
sie Konnte bei Zimmertemperatur gezüchtet werden, was mit der 
Au. 8 ga,ngskultur nicht erzielt werden konnte; diese verlangte das 
Thermostat. Ich darf wohl kaum hinzufügen, dafs auch die Be¬ 
weglichkeit der Ausgangskultur nach unmittelbarer Umsaat in 
Travibenzuckeragar kontrolliert wurde, mit negativem Erfolg. 

Hüne andere Krusekultur d wurde ebenso gezüchtet wie y 
und zeigte dieselben Veränderungen; sie konnte aber länger 
fortgezüchtet werden als y und wurde nach dreimonatlicher 
Züchtung in Bouillon Nr. 6 geprüft (am 25. IV). Es kam eine 
neu© Veränderung hinzu. Schon bei den fortdauernden Züch¬ 
tungen des Krusebazillus innerhalb 18 Tage in Bouillon Nr. 6 
(der Kultur y und d) fiel auf, dafs die Lackmusmolke bei der 
ersten Umsaat aus dem Bouillon gebläut wurde, bei weiterer 
Umsaat von Molke auf Molke oder von Agar auf Molke blieb 
die letztere unverändert oder wurde kaum merklich gerötet. Ich 
glaubte deshalb anfangs, dafs di© ßläuung durch die Umsaat 



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430 


Untersuchungen über l>y8enterie und verwandte Fra gea^ 

von 3 Ösen (wie ich. dies gewöhnlich tat) stark aJkalisch^^^ ß 0U jl- 
Ions, also durch Zusatz von viel Alkali zu der Laekmu^^/M 
bewirkt wurde, obwohl dagegen die frühere Erfahrung sprach, 
wo trotz derselben Manipulationen die Molke nie gebläut worden 
war. Aber nach dreimonatlicher Züchtung in Bouillon Nr. 6 
ist die Bläuung der Lackmusmolke nun beständig geworden da 
auch die Agarkultur in erster, zweiter, dritter und vierter Gene¬ 
ration des metamorphosierten Bazillus sie alkalisch mach ^ 
Dabei waren die chemischen Reaktionen gegenüber Traube 
zucker, Milch und Pepton dieselben geblieben, wie bei der 

gangskultur. Die Beweglichkeit blieb beständig. Geifselfärbucr 
negativ. 

Die Untersuchung mufste leider wegen meiner Erkrankung 
auf längere Zeit unterbrochen werden. Ala ich nach 3 Monaten 
zur Arbeit kommen konnte, waren die Kulturen abgaatorban. 
inzwischen wurden andere Arbeiten in Angriff genomm®, 
ea sei nur denn entschuldigt, daf. ich die VemucL • . 
mafsen abgebrochen mitteile; vielleicht werden sie , 


Nutzen sich erweisen. 




r. g. v. Schlüsse 

Durch die angestellten Ver<*v, u 1 

n&heruogspunkte zwischen dem jf“ ° T k ®ine An 

„„ nicb. ms b. :lift^i?r 0 ^ deri n ig : a Dy -^i: 

wurde. In Anbetracht ^ * , Ö den Rejektionen . ie > 

bszillen durch das Blutseru m "k'T“' «** Dy *«*«"V 

als wahrscheinliche Ursache den n “ “ 6 “ wir äocb 

Der negative Befund der Dejekti 0 „ en Shl 8 a KrU8 «. dafürhritan. 
muf. entweder in der Tatsache g8u ‘" bM “ g B«iUn s 

sehr bald in den Dejektionen .S* "a d « Bazille, 

zur Untersuchung gelangen (die. ^ ““1 1 1 , 8tzts »» tu , psl 

Dysenterie erkrankende/ Arbeit« tw ° hl “ ÖgUch ’ da die an 
suchen, indem sie die Erkrank» mcht 8 ° f0rt Hilfe 

Störung halten, die ^chst für eine gastrische 

oder aber es gibt uns unbekan Medikaraente teilen wird)- 

annte Umstände, die das Auffinden 


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Von M. Mühlmann. 


431 

des Stiiga-Krusebazillus in allen Fällen verhindern. Die nach 
der vermeintlichen Amöbendysenterie häufiger auftretenden Leber- 
abszesse stehen unserer Auffassung nicht i m Wege, denn das 
Fehlen der Amöben in der Hälfte der Abszesse spricht ebenso¬ 
wenig für die amöbige Ätiologie derselben. 1 ) Die Sterilität der 
meisten postdysenterischen Leberabszesse spricht vielmehr dafür 
dafs sie infolge einer toxischen Wirkung, und zwar infolge einer 
Dy s e nterietoxonWirkung entstehen. Die Amöben wandern wahr¬ 
scheinlich nachträglich in die Abszesse hinein, ebenso wie die im 
denselben gefundenen Bakterien, welche gewöhnlich gleichzeiti 
auctx im übrigen Lebergewebe gefunden werden (marantisch^ 
und p»ostmortale Einwanderung); die frischen Abszesse sind all e 
steril. 

Älehr Annäherungspunkte als zwischen dem Coli- und deim 
Dys ö rxteriebazillus, ebenso wie als zwischen dem ersteren uncj 
dem. Typhusbazillus, fanden wir zwischen dem Dysenterie- un<J 
dem Typhusbazillus. Wir anerkennen gern, dafs die vorge- 
führten Versuche mangelhaft sind, um weitgehende Schlüsse zu- 
zulassen. Mit den beobachteten Tatsachen, die von Kontroll. 
prüfvxHg stets begleitet wurden, müssen wir doch rechnen; wir 
konnten nach längerer systematischer Einwirkung von stark 
alkalischer Bouillonlösungen eine Veränderung der Eigenschaften 
des Dysenteriebazillus erzielen: erstens ist er von einem relativ 
unbeweglichen Bazillus zu einem beweglichen geworden, zweitens 
h.a.t er in der Molke statt Säure Alkali auszuscheiden begonnen 
und somit sich der Natur des B. faecalis alcaligenes genähert. 

N achdem Altschüler 2 3 ) durch wochenlange Züchtung auf mensch¬ 
licher Placenta und Doebert 8 ) durch Passage durch den Tier¬ 
körper gelang es den B. faecalis alcaligenes in den Typhusbazillus 
zu verwandeln, ist die Wichtigkeit unserer Ergebnisse verständ¬ 
lich. Die Mutation, welche wir beobachteten, unterscheidet sich 

1) Aach Caeagrandi u. Barbagallo (Zentralbl. f. Bakt., Bd. XIX, 
1896) fanden in vielen Fallen von Dysenterie mit Amöben Leberabiease ohne 
denselben. 

2) Münch, med. Wochenschr. 1904^ >j r on 

3) Arch. t Hyg., LII, 1 906. 


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432 Untersuchungen tt. Dysenterie u. verwandt« Fragen. 

von derjenigen, welche Neifser 1 ), Massini 1 ) und Bor k r, „ 
Coliexemplaren beschrieben. Da handelte es sich ur^ e jne 
Mutation im Sinne von de Vries, plötzlich unter dejjj fjin- 
fluls eines bestimmten chemischen Faktors entstanden ; hier Z^gbeu 
wir mit einer allmählich durch eine bestimmte Einwir»kw# 
beeinflufste Variation zu tun. Es ist in unserem Falle eben 
ganz besonders charakteristisch, wie die Erscheinung allmählich 
auftrat; die Beweglichkeit trat nicht plötzlich auf, sondern zuer4* 
trat sie auf und verschwand, mit weiterer Züchtung ward 
immer beständiger; desgleichen die Alkalibildung. 

Für die in der Einleitung berührte Fragestellung ist ds? 
erhaltene Ergebnis, so gering es auch ist, von grofser Bedeutung. 
Indem wir das unbewegliche Krusestäbchen zu einem beweg¬ 
lichen machten, haben wir die Kluft zwischen dem Dysenterie- 
und dem Typhusstäbchen vermindert und uns zur Lösung der 
Frage nach der Verwandtschaft beider Bakterien vielleicht ge¬ 
nähert. Es lag mir, wie anfangs hervorgehoben, datah a\t\b 
Erklärung zu finden, weshalb die Ty phua . und Dyaenterj ' 

T nebeneinander ihre Statte fi Qden . Dureh die T>tW,e 

bfr r h t 18 „ T a * e se,b8lTO «tandlich nicht gefC 0 ' 1 "«"« 

welchen der Erreger der zweiten £ " ümslände gibt, ^ 

dee Erregers der ersten KrankheU ’TT T ”"***£ 

«deinen ^ ^TanZin 

Von welch greiser 

weis werden kann, brauche ich »IT Z ^ N«h- 
Für den jetzigen Stand unserer dTe, h Th' Z 
aber auch der Nachweis dsr NichtTTT“ T" 1 "“» ist 
a rtigen Sne hsns auch von Belang “ 8 ®“ eines der- 


1) Zentralbl. f. ßakt. 1906. 

2) Arcb. f. Hyg. 1907j ßd 

3) Arch. f.Hyg . 19()8> ßd 6ß 


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Original from 

UNIVERSETY 0F MICHIGAN 



föwm umAm 


UNi y. <ut- IsZiZnZ 

JUN 4 1949 


ARCHIV für HYGIENE 

(BEGRÜNDET VON MAX r. PET-T RNKOPEKE • 


UNTER MITWIRKUNG 

VON 


Prof. r>r. 0. BOUJNGER, München ; Prot Dr» HONHOFK, Marbnr# a i p 

Möncti^, Prüf. Df. F. KKI8MANN, Zürich ? Prof. f>r. H&TM- Fr j a „ " ’ ™ ‘ ür n K,EMÄ ®Klq.| 
Prag ; JProf. Dr. KABBHSL. Prag-, Pro». Dr. F. KR ATSCH Ar*;*' W|e * . ‘ ™‘ 1 * * Jf l? *S**Pe' 
Würzbms, Prof. L>r. A. LODE. Innsbruck; Prof. Dr. i. |> FJUfk ’ H „ , . EÜ ** A Nn ’ 
W. fRACSNITZ, Graz; Prof Dr. F. RENK, Dresden; rrof. Dr SCHOTTE! IfTfT» Pr<>r * Dr’ 
GexYeraloheram Dr. A. SCHUSTER. Mönchen; Prof. Dr. W. J! Ur * *. B • 

Dr. VVBRNMCKK, PoBer, Zurtcb * ^ *' 


B. 
**rof. 


hkkausgegkbkn 


VON 


jr. 


FÖRSTER, M. GRÜBER, FR. HOFMANN, M. ÜÜBKEr 

O.&.fhÖFtSSOR*X AN DKN USIVKRS(T*! IÄ It . **» 


STRASSBÜRO 


MÜNCHEN 


LEIPZIG 


Berlin. 


NEIINU>'D8ECHZIOSTEK BAND. 4. HEFT. 



München tr>JI) bB rlin. 

DRUCK UND VERLaC j. yoN R- OUüE NBOURQ - 

1 8 Oq, 


Go. gle 


UNP 














Kur Sterilisation chirurgischer, msireöu.mwc »cunwaer^^ 
Metall. Von Privatdozent Dr. H. Hersog, Berlin. ( ^ 

n Institut der Universität Berlin;.• . . 

r Dysenterie und verwandte Fragen. Mutationsversuc/i«. 
um! (M. Millcnan.) (Aus der Prosektnr de» Krankenhauses« 


NACHDRUCK V K RHOTEN 


In dem nächsten Hefte folget» • 

ichkeit der Blutarten gegenüber hämolytische« Giften. Von J&l*' 
und Dr. K. G rate, ehemaligem Assistenten des Institutes. (Aaec^ssr 
ustitut der Stndt Berlin. Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Rubner" — ^ 
sc Uuftdmehlassigkeit von Kleidungsstoffen. Von Privatdoient 
I- Assistenten am Hygienischen Institut. (Aus dem Hygienischer* 
liversitiit Leipzig. Direktor: Geheimrat Prof. Dr. Franz Hofroa nnt ‘ 

■ des Nackten unter normalen und einigen abnormen physiologischen 

Von Privatdozent. Dr. Kilikalt, Abteilungsvoreteher am 

Aus dem Hygienischen Institut der Universität Berlin. TV\T&\M'• 


Pr. M- wGrnber.) 

Wirkung der Autolyse auf das 1 
schelli aus Neapel. (Ans dem 
Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. 


<©berprft2ipj tinogeil . Von Dr. D OTi 

Hvgienischen Institut der Univ< 

M, Rubii^ r \ 


Einsendungen beliebe man 


m Geheimrat /W essor Dr , Rubner, B(jp , 
Hess/schestr. 3~4 , 


ei * richten 


für die Allgemeinheit, v 

und wohlschmeckendes 

Kathreiners Malzkafl 
schmetdtend. Ein Vierte 
Malzkalfee außerdem ei 

8e ' n ,l. " br ' i1 “"*.' "ich 


gesundes 













Soeben erscheint: 


* 


Beiträge zur experimentellen Pathologie 

und Chemotherapie. 

Von Professor Dr. Paul Ehrlich, Direktor des Kgl. Instituts f- 
experimentelle Therapie zu Frankfurt a/M llr 

Brosch, ca. Mk. 6.-, ge b. ca. Mk. 

Kraft und Stoff im Haushalt des Lebens 

Von Max Rubner, Professor an der Universität Berlin 

Brosch, ca. Mk. 6.— } geb. ca. Mk. 7 

% 

Bestellungen werden schon jetzt entgegengenommen. Bei der Wissenschaft!• 
Stellung der Verfasser werden die vorgenannten beiden Publikationen auf ein le 
und starkes Interesse in Fachkreisen rechnen dürfen. a * es 

Grundzüge der 

Allgemeinen Pathologischen Histologie. 

Von Dr. Julius Steinhaus, Vorsteher des Laboratoriums 
für Krebsforschung in Brüssel. 

Mit Aber 150 Mikrophotogrammen aut 25 Tafeln. 

Brosch. Mk. 10.—, geb. Mk. 11.—. 

Die mikrophotographische Wiedergabe von mikroskopischen Praeparaten, welche 
in Spezialarbeiten immer mehr die Zeichnung ersetzt, ist für die Illustration von Lehr- 
büchern bisher wenig angewandt worden, obgleich ihr Wert für den angehenden Mi- 
Vcroskopiker anerkannt ist. Das vorliegende Lehrbuch wird, wie die vielfachen Aner¬ 
kennungen aus Fachkreisen sicherlich erwart en lassen lebhaften Anklang linden. Der 
Verfasser stützt sich auf eine langjährige Erfahr,,™ und besitzt in der wissenschaft¬ 
lichen Welt einen hochgeachteten Namen. S ’ 

Dar Text ist kurz und praecise gefasst nh() S Lex. 8°), weil er in erster Linie 
für den Anfänger bestimmt ist, der nicht mit di K sichtlichkeit gefährdenden Details 
überschwemmt werden darf. Die tadellose _ e Uc er . w er kes wurde von vielen 
Seiten lobend anerkannt. Ausstattung des w 



Original fro-m 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 


Die Behandlung des Krebses 

Fulguration. 


Mit 9 Tafeln, 


Von Dr. de Keating-Hart. 

Brosch. Mk. 2.40, geb. ^ 


. . , , Wir müssen es der Verlagsbuch hat»«Uuag Dank irissei, dass sie uns die-Dr. 

Hart’sche Monographie über Fulgurationsbehaodlung in einer guten deutschen übers^* 11 ^ 

1 

Übermittelt bat. Das Verfahren begegnet jetzt so grossem Interesse, dass eine genaue Ke^ ütrLl ^ 
auch in weiteren Kreisen nur zu wünschen ist. 

P. Wagner in »Schmidt* Jahrbücher*, Oktober l<X^— ' 


. ln der k, * inen flott geschriebenen »ad gut übersetzten Schrift schildert Dr. Keating-Ä 

seine jetsi so viel besprochene Methode der KrebsbehaiulluDg. 

R. Mühsam in „Berl. Klin. Wochenschr." 1908, Nr. 37. 

HP d , eS kle,DCa NV ' rkes Ut allen, die sich in kurzer Zeit iiW 

rmxis der F„l 8ur , , on »„..rrich.ee wo „, .„pfeblee. V 

Pn, *"‘ <>1 - Dr ' Med. Wochecehr.- „ 

° 8 > Nr. 37 . 

Das Buch, d.ss, a Übertragung ins . L 

jedem, der sich mi» der Methode n v recM *“*• ^ n er , . A 

ieW ' Dr - Kea,in ^»art s beigen will, ^ 

W. Lehmann-Ste«i„ in Monalsb , f ' 

* * prakt. Dermatologie“, 


47 . Nr. 7. 


Zeitschrift für Biologie. 


□ 

□ 

I Hrs «' v ' ß “*J. Pe tl e„k„ f e r> Radikal u ' ndVoi( 


8 


□ Band 1 45. 1865—1904. 

□ 

□ 
a 
□ 


• Mk, 850, 


Dasselbe ln dauerhaftem Bibliotheksband. . 

asse be - Ne ue Folge.Bd .1 - 20 . 1883-97.(4bO_ y * 3 5o _ 

□QaaDPDDDDaDaaoQQ aaODaaaooaoaaaaaoaaDOaooaDDa ^^^^ 

Zu~bezTeh« n 

\* v ,;.' K)\\ l .\ '' 0f i^j r.a lf rciri V • v , # V 


Go gle 











er 


V olksernährungsfragen. 

V on Ä&X Rubner, Professor an der Universität Berlin. 

Brosch. Mk. 5.—, geb. Mk. 6.—. 

.... Der geistvolle Autor bat ein Werk geschaffen, aus dem nicht nur der Fachmann 
und Arzt, sondern auch der Verwaltuogsbeamtc, ja jeder Gebildete reiche Belehrung und 
Anregung sclnöpfcu wird. 

Fortschritte der Medizin 1908, Nr. 32. 

rühmlich st bekannte Hygieniker bietet hier eia organisch gestaltetes Material 
von c#o«»nhrintri»mlen Anregungen entströmt. X)as Buch müsste ^ 

Zeitschrift f. Gewerbehygiene 1908, Nr. 15. 

* 

.... Die zahlreichen geistvollen Ideen, die Rubner in s e j neu Darlegungen 

mitteit, lassen sich in einem kurzen Referat nicht entfernt andeuten; man muss diesbeztigj* 

aut das Original verweisen, das jeder, der sich für V olksernährungsfragen interessiert 

__ —. . , Ä * **iit 

grossem Nutzen studieren wird. 

Altschul in „Prager Medizin.-Wochenschrift" 1908, Nr. 37 

.A uf die Notwendigkeit der Errichtung einer Zentralstelle fü r das Studium der öfr 

liehen Eruzi.Inrung hinzuweisen, ist der vornehmste Zweck der „Volksernährungsfragen“ v 
Max Rubner. Der ungewöhnlich scharfsinnige Berliner Hygieniker hat alle bei der Erörter U rjg 
dieser Frs3L|^<üxi in Betracht kommenden Gesichtspunkte mit der ihm eigenen unerbittlich 
Kritik gern lAstert. Hoffentlich fällt Rubners Anregung bei unseren Reichsbehörden 
der Volk.s'V'ei-tetung auf iruchtbareu Boden, 


... Der 

dem «ine JF'illle von segenbriogenden Anregungen entströmt. 
Bibliothek; f"<e feien. 




oiiel 


Archiv für Hygiene. 


Begründet von Max Pettenkofer. Hrsg, v, Förster, Gruber 

H o {m a n n und Rubner, 

Bd- l — öl. u. Gen.-Register. 1883 —1907, ..Mk. 600.— 

— - Dasselbe in solidem Bibliotheksband geb.* 675.— 

-— — Dasselbe Band 20—6l mit Gen,-Registef. 1894—1907- * 240.— 

Einzelne Bände und kleinere Serien zu angemessenen Preisen. 

Die Redaktion de* Archivs für Hygiene hat es von Anfang an verstanden, die 
hervorragendsten Hygieniker als Mitarbeiter heranzuziehen. Die vorliegenden 61 Bände 
entboten eine Fülle gediegener Arbeiten illustrer Autoren, vielfach mit Tafeln und 
'Vatoetlen versehen. — Einige der seit Jahren vergriffenen Bände sind jetzt anastatisch 
rvaebgedruckt und es ist hierdurch möglich geworden eine kleine Anzahl vollständiger 
Sef‘ iCn zusammenaustellen, eine Preiserhöhung w j r( j aber in Kürze wieder eintreten. 

Um die Anschaffung des Werkes *u erleichtern, sind wir auch erbötig, 
die Bezahlung des Kaufpreises in monattj c |, en Ratenzahlungen ä 25 Mk. 
zu bewilligen. 

Zu beziehen durch: Buchhandlung — fock ~*G« m ' ^ k e *P z *£« 


gie 


ial« 










Das Wesen der bösartigen Gesch^ öte 

Eine biologische Studie. 

Von Professor E. v. Düngern und Privatdozent Dr. E. 

(Erste Publikation aus dem Institut für Krebsforschung In Heideiber g)i 

Brosch. Mk. 3 .—. geb. MIc. 4.-". 


Die in ihren Einzelheiten gleich sorgfältig durchgearbeitete Schrift ist durch ibr c 
klare Diktion geeignet, den Arxt in die modernen Anschauungen der Geschwulstlehre ein- 
lufiihren und ihn mit den dabei in Betracht kommenden Vorstellungen vertraut zu machen* 
Aber auch dem Fachmann hat v. Düngern gemeinsam mit Werner sein ausgedehntes Wis^==^ 
zur Verfügung gestellt, dem reichliche Anregung zu neuer Arbeit auf dem eingeschlagen^ 55 ^ 
Wege entspringt. 

Wiener Klin. Wochenschrift, 1907, Nr. 37. 


.Die Verfasser bringen eine klare kritische Zusammenstellung aller bis jetzt auf dem 

Gebiete der Geschwulstlehre bekannt gewordenen Tatsachen. Die ganze Darstellung be¬ 
schränkt sich aber nicht nur auf sorgfältiges Studium der so reichen Uber diesen Gegenstand 
vorhandenen Literatur, sondern es kommen in ihr auch überall die eigenen Anschauungen 
der Verfasser und eine Fülle neuer Gedanken zur Geltung. 

Prof. Hauser in „Münchner Med Wochenschr.“, 1907, ^ 


Die ueKiure dieses Buches kann allen 


—, — iar aas miereisanie 

interessiere., «f d- Würm*. empfohlen werden. Obwohl kann, eine «kJ"»»», 
.dor Theorie «be,seb.. wird, in, infolge de, p„« is „ ^ lb „, ichuich „ 1*«. 

Stoffe, der U-fang des Buches nicht zu gross g eWordeQ Q ° r <*«u ng des 


~ a *=ucr mca, rrc»c, 

Energie und seelische Richtkräfte 

Von Dr. med. H. Herz. 

Brosch. Mk. 2.80, geb . Mk. 3 50 

Verl, hat »ersuchl, auf der Orrmdlme der p 
in seiner über den Mechanismus hinnusjehenden R T ' **, *7° ' b '" «»ereeits 

sammenhang mit körperlichen Vorgängen rin^h ^ eutung, an erseits in seinem Zu. 
** - dcr Na- der Sache, Z Oehirn) d,,,,,,,.,, _ ^ 

den Standpunkt des Arztes, sondern für uusere S ° W ' C Geblet e nicht nur für 

Einfluss sein müssen. ffanze Weltauffassung v 0n tiefgehendem 

Zur Erklärung des Seelenlebens de« l . 

Verf. die Untersuchung ledi e ii ch des seelisch ^ MenSChe " ka " n nach An *'cht des 
sie doch ein Verfahren, wefches sc ^^ MCCh “ " icht —-hen; i„vo,viert 

also vielmehr eine eingehende Betracht ^ Es * 

ung des psychosomatischen Betriebs unerlässlich 

Zu beziehen durch: Buclihandlunrr n -t—-.- 

andlyng Gustav Fock, Q. m. b. H -, 


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Original fro-m 

UMIVER5ITY OF MICH IGAN 



Neuere Arzneimittel. 

Von Hern Hildebrandt, Privatdozent an der Universität Halle. 

Brosch. Alk. 4.20, geb. Mk. 5.—. 


.HocH\oteressante und flefesig. Arbeit, in d.r der Verfasser viele eigene Beobachtungen 

verwertet hat. Schwartz-Heidelberg i n „Deutsch Arch. f. Klin. Medizin u 


. Wir Itönnen nicht umhin, das H’sche Buch dem ärxtlicUcm Publikum 


dem Studivii 


tu empfehlen. 


Rabo* in „Therapeut. Monatshefte“ 


eingehen¬ 


de 




S Juli 1908. 

. . . Das Buch kann für rasche Orientierung auf diesem schwierigen Gebiete 
empfohlen worden. S. Fraenkel in „Wiener Med. Wochenschr.“ 1908 Nr 23 

.Auch der Kliniker kann manchen therapeutischen Wink finden und das L 

Abhandlung 'wird jedem Arzt von Nutzen sein. 

F. Dörbeck in „St. Petersburg. Med. Woch.“, 1908, Nr 18 

.Wer diesem interessanten Thema jemals seine Aufmerksamkeit geschenkt hat 

das Werk nicht aus der Hand legen, ohne die Beantwortung vieler wichtiger Frage * 
gleichzeitige die Anregung zur Besehäftigung mit manchen neuen Problemen erhalten z h 

W. Scholtz in „Apotheker-Zeitung“ 1907, Nr. 88. 




Immunochemie. 

Anwendung der physikalischen Chemie auf die 
Lehre von den physiologischen Antikörpern. 

Von Prof. Svante Arrhenins. 

Brosch. Mk. 7 .—, geb. Mk. 8. 


.Uns erscheint da* Buch von grundlegender Bedeutung! Ein weiterer Vorzug 

die glänzende durch Einfachheit und Klarheit ausgezeichnete Art der Darstellung, 

Hygienische Rundschau 1908T, Nr. 3, 

. . . • • Wir können nur unserer Freude Ausdruck geben, dass diese sö unendlich schwierigen 
Probleme mit dem ganzen uns zur Verfügung stehenden Rüstzeug in Angriff genommen werden 

Prof. E. Abderhalden in „Medizinische Klinik“ Nr. 21. 

. . . - • klan kann sicher sein, dass dieses Buch im Mittelpunkte einer neuen und folgen¬ 
reichen Entwicklung unserer Wissenschaft stehen wird. 

W. O. in „Zeitschrift für Physikalische Chemie“, Bd. 60, H. 1. 

. . * * • Unter den mannigfachen Zweigen, die sich der Physiologie angliedern, hat in um¬ 
fassender Weise die ImmunitätsforschuDg durch die physikalische Chemie Anregungen und 
Brfolge erfahren. Ali Meister, welcher dergestalt dieses Forschungsgebiet betrachtet hat, ist 
vot Mlcra Svante Arrhenfus zu nennen. Sein Werk Immunochemie“ gibt davon durchaus 
Zeug™. Zeitschrift fü r angewandte Chemie. 1907, Nr. 52. 

. . • * • *-* er Berichterstatter kann die zwar etwas ühsame aber ungemein anregende 
j^ektüre dieses 

W. Ostwald 

Zu beziehen durch: “bTTl., Leipzig. 


«chöne. Buch« nur angelegentlichst empfehlen. 

in „Zeitschrift für Chemie und Industrie der Kolloide“ 1907, Nr. 4. 


Digitiz£d 




Original fro-m 

—ÜNIVERSftY OF MICHIGAN 





Medizinische Zeitschriften und Sammelv 


p. M. E. Duclaux. 

, d. Gebiete der pathoioo, Aoaiomfe «. B.ct.rieie,ie, tag. 


Arbeiten a 

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I_V. 1891 — 1906. (116—) 

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St. George, W. Waldeyer nfce. Bd. 1 — 71 m. Suppi. u Heg. zu Bd. 1 — 60. 
1885—1907. Gebunden. 

Archiv f pathologische Anatomie u. Physiologie «. klinische Medizin Hrsg, 
v. R. Virchow. Bd. 1—186 m. Suppl. u. Reg. za Öd. 1— 160. 1847—1906. 
Gebunden. 

Archiv ihr Hygiene. Begründet von Pettenkof'er. Hrsg. v. Förster, Gruber, 
Hotmann und Kühner. Bd. 1—61 u. Gen.-Register. 1883—1907, 

_ — Dasselbe in solidem Bibliotheksband geb. 

__ — Dasselbe Hand 20—61 mit Gen.-Register. 1894—1907, 

Archiv ihr Dermatologie n. Syphilis. Hrsg v. F. ,7. Pick. ßd. 1—54 rie bst 
Erg.-Hetten u. Erg.-Bd : Festschritt für Kaposi, sowie Reg. m ßd 
1—50- 1874—1900. 8 

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Archive» de medecine experimentale et d’anatomie patbologiqne. Publ p 
Charcot,'j-raueber, Jottroy, Lt-pine, Roger. Annees9~16. 17 1 . 1897 1903 
(192 fr,) 

Beiträge z. patholog. Anatomie u. allgemeinen Pathologie. Rod. von E. Ziegler 
U. 0 . Nauwerck Bd. 1—41 u. Suppl. 1-7. 1886-1907. (1070 -) 

Beiträge zur chemischen Physiologie n. Pathologie. Zeitscbr. f. d. g«s. Bio 
^rpg. v. r, HofmoiBtör. Bd. 1 —*|| 1901 07 (185—) 

Ceilule, b» Recueil de Cytologie, ot. de l’histolo^ie m-rurale VA v 

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Mediziniech-bygil!(i' B ehoHaktmvfoo* . In *«kli 0 nBkrtnkJ(e|,. 

Bd. 1-43 (inkl. Referate bi* Bd 891 i§o®-, u ‘ tlerische 1 arasitenkn^ 11 - 

oa, M). 1887 —1907 C 757 — 1 ‘d G 

Centralblatt, Biochemisches. Hrsg. T . e Oon« , . 

(225,-) B - u '•'PPBnheinier. Bd. 1-6. 1908 

Centralblatt f|r klinische (innere) Medi*in u 

1 - 37 . 1880-1906. Gebunden ( 54 *! , Hed - v A - Fraenkel. 

Centralhlatt f. allgem. Pathologie u n a «,„i „ . 

». C. , bkUM. Bd. , 


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1887 —1906. Gebunden. ®* 


mie. Hrsg. v. E. Zi 6Rl 
Gbd. (404.— br.) * er 


v. Exner, G ad Puehs u Mullk . Bd 

Ergebnisse d. allgem. Pathologie n nathni a„ 

Tiere. Hrsg. V. I.ubar*ch u. Osterta« r * to,ni « der »«“»eben n a 
6 U. 10 u. Reg. zu Jahr*. l- 6 Erg. Bd. 


r S- 1-6. 1S96-1907 

.Jahresbericht fiber die Fortschritt« in d«r t .t, ' (484 ‘ - 

Organismen. Hrsg v . p. JJ p a !^„ I *®J lr0 v »n den pathogenen Mlk 

und Reg zu Jahrg. I—lo (1885-94) ß iJo® n «- F. Taugl. I/O- 

Jahresbericht über die Fortschritte der Thi * 1906 Gebunrien ' (44Ö.—) 

Bd. I—35 u. Reg. l— 20 . I 871 , «/(^lercheHilB, Begr. von R u . 

seltener Original-Dxuck. Gebunden. MaI F 

Jahresbericht über die Fortschritt« <1 „„ 

Jahrg. 1841—65. — Neue Foltrs 96 ^? mten Me dizin. Hrsg v. ^anstatt 

Jahrg. 1—3J 1866—1905 üeliinH^ 86 ' v ‘ Vil 'chow u. A.. jgf . . ‘ 
- - N. Folge. Jahrg. 1866-1905 rT 1 ' 

Journal of Biologieal Ch« mläsiry 

1_ 4. 1905-08. lry - 


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Journal oi 
1*90 — 

Journal de 
(tovit V 

Klintl*., Die 

I,©ydeo a. * klemperer. 11 

Reviata tximestral tuicrogräfica, 
et 
de 


Eil by William H Welch Vol. I—VIII. 


15 et 16 No. 1—5. 


v. 


jSxperimental Medicine. 

1 905. 

micrographie. Public p. Pelletan. Vols 1- 
viblie). 1877 -92 Uelie. 

deutsche, am Eingänge d. 20. Jahrhundert». Hrsg. v. E. 

Bde. 1903 — 07. Gebunden. (325.20). 
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t,eme«se etc. Vols. 1—29 av. tables gen£r. 1879 — 1901. 1879—1907 
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Rand»cli au Hygienische. Hrsg. v. C. Fraenkel u. E. v Esmarch. Jahrg 
1 —1 *7 u. Heg, zu 1 — 10. 1891 —1907. Gbd. (464.—) 

Sammlung klinischer Vorträge. Hrsg- v H. Volkmar,,, fJelt j__ 36 g u m 
Folge Heft 1-441. 1870-1906. Gebunden n, br. (600.-) 

Scbmidt's Jahrbücher der gesamten in- und ausländischen Medizin. Bd l 

bi« 296 1834—1908. Gebunden. 

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Vierte* JJaabTsschrift für öffentliche Gesundheitspflege. öd j_ 37 bijt a „ 

S u|>pl. u. Reg. zu Bd. 1—30. 1869 190o. Gebunden. (c a . ,940. _ ) 

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gehalten in der Festversammlung der Abteilung München 
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von 

Dr. Carl Freiherr von Stengel, 

Professor des Staarsrechts an <j er Universität München. 

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