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Full text of "Archiv für wissenschaftliche und praktische Tierheilkunde 9.1883"

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Archiv für wissenschaftliche 
und practische Thierheilkunde 



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ARCHIV 


FÜR 


WISSENSCHAFTLICHE UND PRAKTISCHE 


THIERHEILKUNDE. 


HERAUSGEGEBEN 

VON 

Dr. F. ROLOFF, 

GEHEIMER MEDICINALRATH UND PROFESSOR, 
DIRECTOR DER KÖNIGL. TH1ERARZNEISCHULE ZU BERLIN. 


R E D I G I R T 

VON 

Prof. C. F. MÜLLER und Prof. Dr J. W. SCHÜTZ, 

LEHRER DER KftNIGL. THIERARZNEISCHULE ZU BERLIN. 


Neunter Band. 

Mit 2 lithographirten Tafeln und 10 Holzschnitten. 


BERLIN, 1883. 

Verlag von August Hirschwald. 

NW. Unter den Linden 69. 


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Inhalt des neunten Bandes. 


Erstes und zweites Heft. 

I. Roloff, Uebcr die Lupinose.. 

II. Peters, Die Wechselbeziehungen zwischen der Belastung der Schenkel¬ 
saule und der Gestalt ihrer Stützfläche. 

Erwiderung auf Herrn Dominik’s „offene Antwort“. 

III. Elrhhatim, Zur Anatomie und Histologie der Schleimbcutel und Sehnen¬ 
scheiden des Pferdes (mit einer Tafel). 

IV. EUenkerger, Die Folgen der einseitigen und doppelseitigen Lähmung 

des Nervus vagus bei Wiederkäuern. 

V. Flick, Ueber die verdauenden Eigenschaften des Darmsaftes der Haus¬ 
sä ugethiere.. 

Referate und Kritiken. 

Ellenberger und Schütz, Jahresbericht über die Leistungen 

auf dem Gebiete der Veterinärmedicin (Roloff). 

Dämmer, Meyer’s Fachlexika (Möller). 

Arnold, Kurze Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse 

(Bissinger). 

Zürn, Die Krankheiten des Hausgeflügels (Möller). 

Gaupp, Die Viehseuchengesetzgebung (Möller). 

Lydtin, Das badische Veterinärwesen (Möller). 

Die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten in den Nieder¬ 
landen während des Jahres 1881 (Müller). 

Kleinere Mittheilungen. 

Weitere Mittheilungen über die in Deutschland ausgeführten 
Schutzimpfungen gegen den Milzbrand nach dem Pasteur’schen 

Verfahren (Müller). 

Die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten in Preussen 
während des Quartals Juli-September 1882 (Müller) . . . . 
Personal-Notizen. 


Seite 

1 

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79 

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158 

159 
159 
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161 

161 


163 

166 

172 


Drittes Heft. 

VI. EUenkerger und Hofmeister, Ueber die Verdauungssäfte und die Ver¬ 
dauung des Pferdes .177 

VII. Boloff, Ueber die Lungenseucheimpfung.196 

VIII. Oeinler, Ueber eine eigenthümliche Krankheit bei Schafen.210 

IX. Kreks, Beobachtungen über das Blutharnen beim Rinde.216 

Referate und Kritiken. 

Ueber die Entdeckung des Bacillus der Rotzkrankheit.223 

Israel, Ueber die Bacillen der Rotzkrankheit.227 

Bouchard, Capitan et Charrin, Note sur la culture du mi- 
crobe de la morve et sur la transmission de la maladie ä l’aide 

des liquides de culture (Roloff).230 

Baume, Odontologische Forschungen (Tereg).230 

Roloff, Der Milzbrand, seine Entstehung und Bekämpfung 


Johne, Die Geschichte der Tuberculose mit besonderer Berück¬ 
sichtigung der Tuberculose des Rindes und die sich hieran 
knüpfenden medicinal- und veterinärpolizeilichen Consequenzen 

(Möller).237 

Luqgwitz, Der Hufschmied (Möller).238 

leinerc Mittheilungen. 

Roloff, Ueber die Milzbrandimpfung.239 

Müller, Weitere Mittheilungen über die in Deutschland und Un¬ 
garn ausgeführten Schutzimpfungen gegen den Milzbrand . . 241 


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IV 


Inhalt des neunten Bandes. 


Seite 

Müller, Milzbrandimpfungen in Turin.243 

Müller, Die Mikroben der Schweineseuche.244 

Ellenberger, Ueber die Wirkung des Pilocarpin bei Pferden . 244 

Müller, Die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten in 
Preussen während des Quartals October-December 1882 ... 251 

Personal-Notizen.257 

Viertes und fünftes Heft. 

X. Ellenbcrger ond Utfinelsler, Ueber die Verdauungssäfte und die Ver- 

dauung des Pferdes (mit einer Tafel).261 

XI. Peters, Die Wechselbeziehungen zwischen der Belastung der Schenkel¬ 
säule und der Gestalt ihrer Stützfläche.293 

XII. Ellenberger und lofinelster, Die physiologischen Wirkungen des Kupfers 

auf den Organismus der wiederkäuenden Haussäugethiere.325 

XIII. Grebe, Angioma cavernosum diffusum beim Pferde.356 

XIV, Lange, Die Influenza (Pferdestaupe).363 

Referate und Kritiken. 

Annual Report of the Veterinary Department of the Privy Council 

Office for the year 1882 (Müller).373 

Wehenkel, fitat sanitaire des animaux domestiques en Belgique 

pendant l’annöe 1881 (Müller).378 

Frank S. Billings, Ueber das Vorkommen der Trichinose bei 
Schweinen in denVereinigten Staaten von Nordamerika (Müller) 381 
Kleinere Mittheilungen. 

Müller, Die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten in 

Preussen während des Quartals Januar* März 1883. 386 

Lange, Das Scheeren der Pferde.392 

Bovenschen, Beobachtungen über die Lupinose bei Schafen und 

Pferden.393 

Müller, Weitere Mittheilungen über die in Deutschland ausge¬ 
führten Schutzimpfungen gegen den Milzbrand nach dem Pa¬ 
ste ur’schen Verfahren.396 

Kühn, Ein neuer Zuchterfolg in dem Hausthiergarten des land¬ 
wirtschaftlichen Instituts der Universität Halle.398 

Personal-Notizen.399 

Sechstes Heft. 

XV. Roloff, Bericht über die Königl. Thierarzneischule in Berlin 1882/83 405 

XVI. Winkler, Ueber die Ursachen der subacuten Gehirnentzündung ... 419 

XVII. Posch, Beiträge zur Kenntniss der Lungenaktinomykose.447 

XVIII. Roloff, Ueber die Milzbrandimpfung und die Entwicklung der Milz- 

brandbacterien.459 

Referate und Kritiken. 

Peters, Die Formveränderungen des Pferdehufes bei Einwirkung 
der Last, mit besonderem Bezug auf die Ausdehnungstheorie 

(Lungwitz). ..471 

v. Grebner und v. Straub, Thierärztliches Recept-Taschenbuch 

(Möller).473 

Ellenberger und Schütz, Jahresbericht über die Leistungen 

auf dem Gebiete der Veterinär-Medicin (Roloff).473 

Kleinere Mittheilungen. 

Die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten in Preussen 

während des Quartals April-Juni 1883 (Müller).474 

Lemke, Pigmentbildung bei einem Schwein und einem Kalb . . 479 

Lemke, Persistirende Schwanzfäden bei Rindern.480 

Roloff, die Lungenseuche in Holland im Jahre 1882 . *. . . . 481 

Personal-Notizen.484 

Literatur.487 


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I. 

lieber die Lupinose. 

Von 

F. Bol off. 

Nachdem schon früher an einzelnen Orten in Folge von Lupinen- 
Fütterung Massenerkrankungen bei Schafen vorgekommen waren, traten 
solche Erkrankungen in den Jahren 1875—78 so häufig auf, dass sie 
die allgemeine Aufmerksamkeit erregten. Ueber die Ursachen der 
Krankheit wurden die verschiedensten Meinungen laut; denn wenn 
auch darüber Einstimmigkeit herrschte, dass die veranlassende Schäd¬ 
lichkeit den Lupinen anhaftete, so waren doch die Ansichten über die 
Natur dieser Schädlichkeit getheilt. Einzelne Landwirthe und Thier¬ 
ärzte behaupteten, dass die Verfüttorung übermässiger Quantitäten 
Lupinen die Krankheit verursache. Diese Annahme hatte zur Voraus¬ 
setzung, dass die schädliche Substanz zu den normalen Bestandteilen 
der Lupinen gehöre. Dieselbe wurde jedoch bald widerlegt, da an 
vielen Orten Lupinen in sehr grossen Mengen ohne Nachtheil ver¬ 
füttert wurden, während an anderen Orten die Krankheit schon nach 
der Verabreichung kleiner Quantitäten ausbrach. Es wurde ferner 
beobachtet, dass die Krankheit ausbrach, nachdem Lupinen von einem 
gewissen Ackerschlage, wenn auch nur in mässigen Quantitäten ver¬ 
füttert waren, während in demselben Jahre und an demselben Orte 
Lupinen von anderen Schlägen als ein gesundes Futter befunden 
wurden. Dass in solchen Fällen die Krankheit nicht etwa durch die 
anhaltende Lupinenfütterung allmählich entstanden oder vorbereitet 
und dann zufällig beim Uebergange zur Verfiitterung der Lupinen von 
einem anderen Schlage ausgebrochen war, ging daraus hervor, dass 
öfter die Schafe schon erkrankten, nachdem die Lupinenfütterung erst 
eine kurze Zeit gedauert hatte. Auch zeigte sich die Krankheit an 

1 


Archiv f. wissensch. n. prakt. Thierheilk. IX. lu.2. 


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2 


ROLOFF, 


vielen Orten, wo vorher viele Jahre Lupinen in ebenso grossen Mengen 
ohne Nachtheil verfüttert waren. Es unterliegt daher keinem Zweifel, 
dass, wenn die krankmachende Substanz etwa zu den normalen Be- 
standtheilen der Lupinen gehört, dieser Bestandtheil doch unter ge¬ 
wissen Umständen sich ungewöhnlich reichlich entwickelt und in Folge 
dessen schädlich wird. 

Andere Sachverständige behaupteten, dass Befallungen oder Be- 
schimmelung der Lupinen zur Folge hätten, dass letztere Krankheit 
erzeugen. Es seien daher die Lupinen vorzugsweise in nassen Jahren 
schädlich, da dann die üppige Entwickelung der Pflanze und die Wit¬ 
terung ein schnelles und vollständiges Trocknen verhinderten. Hin¬ 
reichende Beweise für diese Annahme wurden jedoch nicht erbracht. 
0. Brefeld, welcher im Jahre 1876 Stengel, Blätter und Früchte 
von drei Proben schädlich befundener Lupinen untersuchte, berichtete 
darüber, dass sich an den genannten Pflanzentheilen nichts weiter als 
ein dem Russthau und der Schwärze angehöriger Pilz gefunden habe 
und dass dessen Verbreitung auf der Oberfläche der Blätter eine nicht 
bedeutende war. Die Entwickelung des Pilzes war mit dem Trocknen 
der Lupinen in noch jugendlichen Zuständen unterbrochen worden und 
an keiner Stelle bis zur Bildung der Fortpflanzungsorgane fortge¬ 
schritten. Eine specielle Bestimmung des Pilzes war daher ausge¬ 
schlossen. Ob letzterer die Bildung eines Giftstoffes in den Lupinen 
verursacht hatte, war nach Brefeld’s Ansicht nicht zu entscheiden. 
Auch Jul. Kühn fand bei der Untersuchung schädlicher Lupinen 
keinen Parasiten, der mit der Schädlichkeit hätte in Verbindung ge¬ 
bracht werden können. 

Wieder andere Sachverständige hatten beobachtet, dass Lupinen 
den .Schafen gut bekamen, wenn sie im Freien aufbewahrt, beschim- 
melt und faulig geworden waren, während Lupinen, die gut getrocknet 
und in der Scheune aufbewahrt waren und ein tadelloses Aussehen 
hatten, heftige Erkrankung hervorriefen. Einzelne Besitzer behaupte¬ 
ten sogar, dass die im Freien, namentlich in kleinen Haufen aufbe¬ 
wahrten Lupinen niemals schädlich seien und dass die Schädlichkeit 
sich in der Pflanze erst bei deren Aufbewahrung im geschlossenen 
Raume bilde. Dass letztere Annahme eine irrige war, geht aus spä¬ 
teren Beobachtungen hervor. Thatsächlich sind aber gerade in Folge 
der Verfütterung gut gewonnener und tadellos aussehender Lupinen 
zahlreiche heftige Erkrankungen bei Schafen vorgekommen. Anderer¬ 
seits ist beobachtet, dass bei Aufbewahrung der Lupinen im Freien 


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Lupinose. 


3 


die oberflächliche Schicht der Haufen ohne Nachtheil verfüttert wurde, 
während die Verfutterung der tieferen Schichten den Ausbruch der 
Krankheit zur Folge hatte. 

Einzelne Landwirthe äusserten die Ansicht, dass eine Lupinen- 
inüdigkeit des Bodens zur Folge habe, dass sich ein schädlicher Stoff 
in den Lupinen bilde, weil diese ihre normalen Nährstoffe nicht mehr 
in hinreichender Menge fänden. Diese Annahme hatte schon von 
vornherein nicht viel für sich, und sie wird vollständig durch die Er¬ 
fahrung widerlegt, dass an vielen Orten eine Reihe von Jahren all¬ 
jährlich auf demselben Acker Lupinen gebaut sind, ohne dass deren 
Verfutterung schliesslich nachtheilig wurde, während an anderen Orten 
Lupinen von Neubruch oder Gartenland sehr schädlich waren. Da¬ 
nach wurde sogar die üppige Entwickelung der Lupinen auf solchem 
Acker, der sich in höchster Cultur befand, als die Ursache der Bil¬ 
dung des schädlichen Stoffes in der Pflanze bezeichnet. Auch diese 
Annahme trifft nicht zu. Die Erfahrung lehrt mithin, dass der Cul- 
turzustand des Bodens ohne erheblichen Einfluss auf die Entstehung 
der schädlichen Substanz in den Lupinen ist. 

Die Berichte über die in Folge der Lupinenfütterung bei Schafen 
beobachtete Krankheit beschränkten sich auf die Aufzählung der auf¬ 
fallendsten Erscheinungen. Es wurden daher von verschiedenen thier¬ 
ärztlichen Sachverständigen Fütterungsversuche angestellt, um die 
Krankheit hervorzurufen und sie genauer zu bestimmen. Das Ergeb¬ 
nis dieser Versuche war indess kein befriedigendes. Nicht selten 
verweigerten die Versuchsschafe die Aufnahme der an ihrem Ursprungs¬ 
orte schädlich befundenen Lupinen, oder die Schafe verzehrten die 
Lupinen ohne zu erkranken, oder es entstand bei denselben eine chro¬ 
nische Krankheit, die von der fraglichen acuten Krankheit, der sog. 
Lupinose, verschieden war. Diese Erfahrung machten auch wir bei 
einer Reihe von Fütterungsversuchen in den Jahren 1878 und 1879. 
Trotzdem Lupinen von etwa 15 verschiedenen Orten, an welchen die 
fragliche Krankheit bei den Schafen aufgetreten war, zu den Fütte¬ 
rungsversuchen verwendet und Schafe von verschiedenem Alter etc. 
aufgestellt wurden, gelang es nicht, die acute Lupinose hervorzurufen. 

Einige Male wurden hier Lupinen, die nach Angabe der Ueber- 
sender schädlich waren, in grösseren Quantitäten ohne Nachtheil ver¬ 
futtert. Von einer Sendung solcher halbreifer Lupinen erhielten 4 
Schafe in derZeit vom 12.—26. Dec. 1879 67 Pfund; sie verzehrten 
diese Menge bis auf 11 Pfund Hülsen und Stroh und verweigerten 

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4 


ROLOFF, 


vom 28. December ab die Aufnahme der Lupinen vollständig, ohne 
jedoch Krankheitserscheinungen zu zeigen. Vier andere Schafe erhiel¬ 
ten im Laufe von 14 Tagen 44 Pfund Lupinen von einer anderen 
Sendung, verzehrten dieselben bis auf 11 Pfund Stroh und 8 Pfund 
Hülsen und hörten dann auf, Lupinen zu fressen, waren aber sonst 
nicht krank. Wieder andere 4 Schafe erhielten von der letzteren Sen¬ 
dung Lupinen binnen 10 Tagen 66 Pfund; sie Hessen 15 Pfund grobe 
Stengel und 11 Pfund Hülsen übrig, verzehrten jedoch von letzteren, 
nachdem Kleie hinzugefügt war, noch 8 Pfund, ohne zu erkranken. 
Bei diesen Versuchen erhielten die Schafe Abends Wiesenheu und 
Kleientrank. Dieses Futter wurde immer noch vollständig verzehrt, 
wenn sich bei den Thieren der Appetit auf Lupinen bereits ver¬ 
loren hatte. 

Von einigen Sendungen Lupinen, die sich nach den Begleit¬ 
berichten sehr schädlich gezeigt hatten, wurden hier die Blätter in 
ziemlich grossen Quantitäten ohne bedeutenden Nachtheil verfüttert. 
Zwei alte Schafe verzehrten im Laufe einer Woche 13 Pfund trockener 
Blätter nebst wenig Wiesenheu und Kleientrank, und zwei Jährlinge 
in derselben Zeit 7 Pfund Blätter, ohne zu erkranken. Zuweilen ver¬ 
weigerten die Schafe auch die Aufnahme der Blätter plötzlich, nach¬ 
dem sie eine grössere Menge davon verzehrt hatten. Drei Schafe 
frassen in der Zeit vom 7.—13. October 1879 25 Pfund trockener 
Blätter mit Appetit, im Laufe der nächsten drei Tage noch etwa 
3 Pfund, und traten dann plötzlich von der Krippe zurück. Die Thiere 
waren traurig und etwas hinfällig, die sichtbaren Schleimhäute er¬ 
schienen höher geröthet und ganz schwach gelb gefärbt, die Körper¬ 
temperatur war nicht erhöht. Hatte sich der Appetit auf die Blätter 
einmal verloren, so fand er sich auch sobald nicht wieder ein, selbst 
wenn die Schafe wieder ganz munter erschienen und anderes Futter 
mit grossem Appetit verzehrten. Zwei Schafen, die im Laufe einer 
Woche 10 Pfund trockener Blätter verzehrt, dann dieses Futter plötz¬ 
lich versagt und während der folgenden Woche Heu und Kleientrank 
erhalten und gern angenommen hatten, wurden dann wieder Lupinen¬ 
blätter vorgelegt. Die Schafe standen bei den Blättern zwei Tage, 
ohne sie auch nur anzurühren. 

In allen Fällen Hessen die Schafe die Hülsen in der Krippe zu¬ 
rück, welche den Blättern beigemischt waren. Auch von den vorge¬ 
legten reifen oder halbreifen ganzen Lupinenpflanzen Hessen die Schafe 
fast regelmässig die Hülsen (Schalen und Körner) übrig, sodass davon 


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Lupinose. 


5 


schliesslich grosse Mengen vorhanden waren. Wurden den Schafen 
ausschliesslich Hülsen vorgelegt, so suchten sie sämmtliche feine Stengel 
und Blätter aus, verzehrten aber trotz ihres Hungers von den Hülsen 
nur wenig. Danach war zu vermuthen, dass die schädliche Substanz 
vorzugsweise in den Schalen oder in den Körnern enthalten ist. Für 
diese Verrauthung sprach auch die von dem Kreisthierarzt Gips mit- 
getheilte Beobachtung, das namentlich im Jahre 1879 in mehreren 
Kreisen die Lupinen nur dann Krankheit erzeugten, wenn sie reif waren 
oder doch zu reifen begonnen hatten, während Lupinen, die gleich 
nach dem Abblühen gemäht, theils gut, theils schlecht geworben, 
theils im Freien, theils unter Dach aufbewahrt waren, an vielen Orten 
in grossen Mengen ohne Nachtheil verfüttert wurden. Diese Beob¬ 
achtung sowie unsere Versuche führen ausserdem zu dem Schluss, 
dass die Blätter der Lupinen verhältnissmässig wenig von der schäd¬ 
lichen Substanz enthalten, und dass letztere nicht in den von Brefeld 
gefundenen Pilzen gegeben ist, die vorzugsweise auf den Blättern vor¬ 
handen waren. Dass die Schafe das Vorhandensein der schädlichen 
Substanz in den Lupinen wahrnehmen können, unterliegt keinem Zweifel. 
Leider empfinden sie aber den Widerwillen gegen das schädliche Futter 
nicht immer sofort, namentlich wenn sie an dies Futtermittel über¬ 
haupt gewöhnt sind und wenn sie grossen Hunger haben und in 
grösseren Haufen gefüttert werden, sodass ihr Futterneid mit in’s 
Spiel kommt. 

Diejenigen Schafe, an welche bei unseren Versuchen das von den 
Hülsen befreite Lupinenstroh verfüttert wurde, verloren allmählich, 
seltener plötzlich den Appetit auf dieses Futter, magerten auffallend 
ab und zeigten gewöhnlich Röthung der Conjunctiva, der Nasen- und 
der Maulschleirahaut, öfter auch Nasenausfluss. War die Fütterung 
nicht zu lange fortgesetzt und hatten die Schafe noch regen Appetit 
auf anderes Futter, so erholten sie sich bei letzterem allmählich wie¬ 
der. Andernfalls blieben sie Kümmerlinge. Bei der Obduction dieser 
Schafe fand sich regelmässig eine interstitielle Leberentzündung. 

In Folge hohen Erlasses des Herrn Ministers für Landwirt¬ 
schaft etc. vom 12. März 1880 haben in den Provinzen Brandenburg, 
Pommern und Schlesien durch ad hoc gebildete Commissionen um¬ 
fangreiche Erhebungen über das Vorkommen, die Ursachen und den 
Verlauf der Lupinose bei Schafen stattgefunden. Dabei stellte sich 
heraus, dass ßace, Geschlecht und Alter, sowie die Haltung der 
Schafe, insbesondere die Art des Beifutters auf das Auftreten und 


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6 


ROLOFF, 


den Verlauf der Krankheit keinen bedeutenden Einfluss haben. Bei 
Lämmern und Mutterschafen, namentlich aber bei schlecht genährten 
oder durch andere Krankheiten geschwächten Thieren, mithin bei 
Thieren mit geringer Widerstandsfähigkeit, wirkten giftige Lupinen 
gewöhnlich heftiger als bei älteren, kräftigen Schafen. Wurden neben 
den Lupinen grössere Mengen von anderem Futter, Stroh, Raps¬ 
kuchen etc. gegeben, so trat die Krankheit weniger heftig auf, weil 
dann Lupinen in geringerer Menge aufgenommen wurden, die Schafe 
auch gewöhnlich besser genährt und widerstandsfähiger waren. Auch 
bei Schafen, welche auf die Weide gingen und nebenbei schädliche 
Lupinen erhielten, nahm die durch letztere erzeugte Krankheit einen 
milderen Verlauf. Sowohl blaue und weisse als gelbe Lupinen er¬ 
zeugten Lupinose. Grün gefütterte Lupinen waren weniger nachtheilig 
als getrocknete und längere Zeit aufbewahrte. Uebrigens erwiesen 
sich Lupinen giftig, die in verschiedener Weise getrocknet und auf¬ 
bewahrt und auf verschiedenem Boden gewachsen waren. Am schäd¬ 
lichsten waren üppig gewachsene und völlig reif gewordene Lupinen, 
namentlich wenn die Körner derselben verfüttert wurden. 

Sehr verschieden sind hingegen die Angaben über die mit Schim¬ 
melpilzen besetzten Lupinen. Vielfach werden in den Berichten die 
Schimmelpilze als das krankmachende Gift bezeichnet. In anderen 
Fällen wurden verschimmelte Lupinen ohne Nachtheil verfüttert, wäh¬ 
rend gut getrocknete, von Schimmel freie Lupinen giftig wirkten. Die 
Verfütterung der von den Lupinen entnommenen und künstlich ge¬ 
züchteten Schimmelpilze an Kaninchen ergab ein negatives Resultat. 
Ein Berichterstatter spricht die Ansicht aus, dass zwar eine chemische 
Substanz als die krankmachende Schädlichkeit der Lupinen anzusehen 
sei, dass dieselbe jedoch erst nach dem Abmähen unter dem Einfluss 
eines relativ hohen Feuchtigkeitsgehalts durch den Parasitismus von 
Pilzen entstehe. 

Danach haben die Erhebungen in der Hauptsache das bestätigt, 
was bereits früher über das Vorkommen und die Ursachen der Lupi¬ 
nose mitgetheilt war, eine nähere Aufklärung über die Natur und 
die Entstehung des Giftes jedoch nicht gebracht. Die an den er¬ 
krankten Thieren beobachteten Erscheinungen und die bei der Obduc- 
tion ermittelten Veränderungen führten zu dem Schluss, dass das 
Lupinengift auf verschiedene Organe, namentlich auf die Leber wirkt 
und entweder eine acute Entzündung der Leber mit nachfolgender 
Atrophie oder eine chronische Entzündung mit bindegewebiger Neu- 


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Lupinose. 


7 


bildung in dem Organ hervorruft, eine Ansicht, die bereits früher 
von anderer Seite geäussert war. 

Das Auftreten der Lupinose im Jahre 1880 gab uns Veranlas¬ 
sung zu neuen Versuchen bei der hiesigen Thierarzneischule, um zu¬ 
nächst die Krankheit sicher festzustellen. Dies erschien um so noth- 
wendiger, als wiederholt chemische Körper, die aus Lupinen gewonnen 
waren, und die bei Thieren, namentlich bei Kaninchen, Krankheit 
erzeugt hatten, für das fragliche Gift ausgegeben wurden, während es 
zweifelhaft blieb, ob die erzeugte Krankheit mit der Lupinose iden¬ 
tisch war. Eine genaue Prüfung der Berichte ergiebt sogar, dass die 
bei den Versuchen erzeugten Krankheitszustände zum Theil von der 
Lupinose der Schafe wesentlich verschieden waren. 

Im November 1880 brach die Lupinose unter der Schafherde 
eines Gutes bei Berlin aus. Obgleich auf dem Gute während einer 
langen Reihe von Jahren Lupinen gefuttert waren, hatte man doch 
die Lupinose dort noch nicht beobachtet. Die schädlichen Lupinen 
waren auf lehmigem Sandboden gewachsen, der zwei Jahre Lupinen, 
dann Roggen und im Jahre 1880 wieder gelbe Lupinen, deren Saat 
angekauft war, getragen hatte. Diese Lupinen waren sehr üppig ge¬ 
wachsen, im halbreifen Zustande gemäht, dann zwar beregnet, aber 
wieder gut getrocknet und in grossen Haufen auf dem Hofe auf¬ 
bewahrt. Aussehen und Geruch der Lupinen waren tadellos. 

Die Schafe befanden sich in einem mittelraässigen Nährzustande. 
Der Stall war nicht heiss und gut ventilirt. Seit Anfang November 
hatten die Schafe täglich eine Mahlzeit Lupinen erhalten, daneben die 
Mastschafe und Lämmer Wiesenheu, Mais und Kartoffeln, die Mutter¬ 
schafe nur Wiesenheu. Die ersten Zeichen der Krankheit wurden am 
10. November bemerkt; am 15. November staiben 5 Schafe. Seitdem 
war bei sämmtlichen Schafen der Appetit auf Lupinen vollständig 
verschwunden, während dieselben Getreidestroh noch annahmen. Trotz¬ 
dem die Schafe gut gepflegt und bei gutem Wetter auf grüner Saat 
und auf Raps geweidet wurden, gingen doch von der 838 Stück zäh¬ 
lenden Herde bis zum 25. November 70 und einige Stück ein. 

1. Ein Jährling aus der im Vorstehenden erwähnten Herde wurde am 
25. November nach der hiesigen Thierarzneischule gebracht, um die Krankheit 
genau zu beobachten. Das Thier war traurig, zeigte aber keine Eingenommen¬ 
heit des Kopfes und hatte noch etwas Appetit auf Heu. Die Bindehaut der Augen 
und die Maulschleimhaut waren gelb gefärbt, der Koth war hart, das Athmen 
ruhig, die Zahl der Pulse betrug 80—90 pro Minute, die Körpertemperatur 
38,7° C. Bis Ende November wurde die Gelbfärbung der Conjunctiva und des 


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ROLOFF, 


Zahnfleisches stärker, während der Zustand des Schafes im Uebrigen unverändert 
blieb. Am 1. December zeigte sich eine grössere Eingenommenheit des Kopfes; 
das Schaf lag viel und war nur schwer zum Aufstehen zu bewegen; vor dem 
Maule stand Schaum, die Schleimhaut im Maule zeigte schmierigen Belag; aus 
der Käse floss eine schleimige Flüssigkeit ab; die Gefässe der Conjunctiva waren 
stärker gefüllt, Schwellung und Gelbfärbung jedoch etwas geringer; der Hinter¬ 
leib war eingefallen, der Mageninhalt weich, der Koth etwas weicher; das Ath- 
men war ruhig, die Zahl der Pulse betrug 92, die Körpertemperatur 38,7 0 C. 
In den nächsten beiden Tagen nahm die Benommenheit zu; das Schaf lag fort¬ 
während mit aufgestütztem Kopfe, war sehr schwer zum Aufstehen zu bewegen 
und liess, wenn es aufgerichtet wurde, beim Gehen den Kopf hängen. Es sah 
die Gegenstände im Wege, ging aber ganz dicht heran, ehe es auswich. Ent¬ 
sprechend der Verminderung des Bewusstseins war auch die Empfindlichkeit 
vermindert. Der Stand des Thieres war übrigens ziemlich fest, wie sich beim 
Druck auf das Kreuz etc. zeigte. Der Appetit war völlig verschwunden, der 
Hinterleib zusammengefallen. Die Conjunctiva war nur noch wenig gelb gefärbt, 
deren Gefässe erschienen stark gefüllt; der Nasenausfluss hatte sich vermindert. 
Das Athmen war ruhig, die Herzschläge erfolgten sehr schnell und unregelmässig, 
die Körpertemperatur betrug 38,9 0 C. Das Schaf wurde darauf getödtet und bei 
der Section mit den in Nachfolgendem beschriebenen charakteristischen Verände¬ 
rungen der Lupinose behaftet befunden. 

2. Ein gesundes und gut genährtes Schaf erhielt vom 8. December 1880 
ab Morgens und Mittags Lupinenheu und Abends Wiesenheu. Diese, sowie die 
zu den folgenden Versuchen benutzten reifen Lupinen waren von dem Gutsbe¬ 
sitzer Herrn Otto Koppen zu Ringenwalde übersandt; dieselben hatten eine schein¬ 
bar tadellose Beschaffenheit, aber bei der Verfütterung in Ringenwalde sich ausser¬ 
ordentlich giftig gezeigt. Das Versuchsschaf verzehrte von den Lupinen am 
8. December 1 Pfund, am 9. December 1V 2 Pfund mit gutem Appetit, am 
10. December x / 2 Pfund und am 11 December 1 V 2 Pfund mit geringem Appetit. 
Am 12. December war der Appetit auf Lupinen und auf Heu vollständig ver¬ 
schwunden; Durst war noch vorhanden. Im Uebrigen erschien das Schaf nicht 
bedeutend krank; das Benehmen war selbst am 14. December noch ziemlich 
munter, das Athmen ruhig, der Hinterleib nicht aufgetrieben, der Koth von nor¬ 
maler Consistenz; die Conjunctiva war geröthet, etwas geschwollen, aber kaum 
bemerkbar gelblich gefärbt. Dagegen fand sich neben der fortbestehenden völli¬ 
gen Appetitlosigkeit eine Erhöhung der Körpertemperatur und Beschleunigung 
des Pulses. Vor dem Versuche betrug die Temperatur 38,4—38,5 0 C., die 
Zahl der Pulse 80 pro Minute. Schon am 9. December war die Temperatur auf 
38,8° C. erhöht; sie blieb so bis zum 11. December, steigerte sich am 12. De¬ 
cember auf 39,9° C. und hielt sich auf dieser Höhe bis zum 15. December. Die 
Zahl der Pulse betrug am 13. December 136 pro Minute, sank aber bis zum 
15. December auf 110. 

Am 15. December Morgens lag das Schaf, den Kopf zur Seite gewendet 
und auf den Boden gestützt. Das Bewusstsein war auffallend vermindert; auf¬ 
gerichtet, liess das Schaf die Ohren hängen und stand ruhig, stier auf eine Stelle 
blickend. Im Freien blieb das Thier oft bei unregelmässiger Stellung der Füsse 


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Lupinose. 


9 


lange ruhig stehen, seihst wenn man es berührte. Die Aufmerksamkeit auf die 
Umgebung war sehr gering; der Kopf war gesenkt, die Ohren hingen schlaff 
herab. Ging das Schaf auf Anregung weiter, so war der Schritt kurz und niedrig, 
wie beim Traber; selbst über niedrige Hindernisse stolperte das Thier. Vor 
höheren Hindernissen wich das Schaf aus, aber erst, wenn es nabe herangekom¬ 
men war; es klemmte sich jedoch zwischen Gegenständen fest, versuchte eine 
Treppe hinanzusteigen, stolperte jedoch auf den untersten Stufen und wusste in 
beiden Fällen nicht, sich aus der unbequemen Stellung bezw. Lage zu befreien. 
Zuweilen blieb dasSchaf vor einem hohen Hindernisse im Wege mit gegengestemm¬ 
tem Kopfe stehen. Beim Stehen schwankte der Körper leicht hin und her, wäh¬ 
rend die Beine ziemlich fest auf dem Boden standen. Hob man das Schaf und 
liess es ans geringer Höhe auf den Boden fallen, so knickten die Beine nicht ein, 
wenn es gerade darauf fiel, während es auf die Seite niederfiel, wenn die Beine 
beim Fall nicht senkrecht standen. Das Thier hatte danach zwar die erforder¬ 
liche Kraft, sich aufrecht zu erhalten, war jedoch nicht im Stande, die Beine 
schnell zur Unterstützung des Körpers in die richtige Stellung zu bringen. Das 
Sehvermögen war vorhanden; die Pupille reagirte auf Licht wie bei gesunden 
Thieren. Auch das Gehör war nicht merklich geschwächt; das Thier erschrak, 
wenn in der Nähe ein lautes Geräusch verursacht wurde, ohne jedoch den Ver¬ 
such zu machen, sich zu entfernen. Das Athmen war ruhig, der Hinterleib nicht 
aufgetrieben, der Koth gross geballt und von blutigem Schleim umzogen. Aus 
der Nase floss etwas Schleim: die Maulscbleimhaut zeigte einen schmierigen Belag. 
Die sichtbaren Schleimhäute, namentlich auch die Conjunctiva, zeigten nur eine 
ganz geringe Gelbfärbung. Während der Untersuchung setzte das Schaf einige 
Male kleine Quantitäten Ham ab; dieser war klar, gelblich und gab deutliche 
Reaction auf Gallenfarbstoff. 

Am 16. December war das Schaf etwas munterer und empfindlicher gegen 
Berührungen. Die Bewegungen waren lebhafter. Der Blick war jedoch noch 
stier. Die Conjunctiva war geröthet, nicht auffallend gelb. Der Koth war weich 
und stinkend. Die Körpertemperatur war auf 40,1 °C. erhöht, die Zahl der Pulse 
betrug 120. 

Am 17. December war das Schaf vollständig bewusstlos und unfähig, sich 
zu bewegen, so dass es wie todt dalag. Auch die Empfindlichkeit war verschwun¬ 
den. Das Athmen war beschleunigt, der Hinterleib mässig aufgetrieben. Die 
Röthung der Conjunctiva war geringer, die Gelbfärbung nur schwach. Die Kör¬ 
pertemperatur betrug 40,2° C., die Zahl der Pulse 120. Nachmittags erfolgte 
der Tod. Nahrung hatte das Thier seit dem 12. December nicht mehr zu sich 
genommen. Bei der Section fanden sich an den Organen alle Erscheinungen der 
Lupinose, insbesondere so starke Blutungen und ein so erheblicher Milztumor, 
dass die oberflächliche Untersuchung hätte zu der Annahme führen können, dass 
Milzbrand vorliege. 

3) Ein 4 Jahre altes, halbfettes, gesundes Schaf verzehrte vier Tage hinter 
einander täglich 1 Pfund Lupinenheu und daneben Abends etwas Wiesenheu. 
Schon am zweiten Tage war die Temperatur auf 40,3 0 C. gesteigert; die Zahl 
der Pulse betrug 84 pro Minute. Am fünften Tage war der Appetit auf Lupinen 
und auf Heu vollständig verschwunden; die Conjunctiva war intensiv gelb ge- 


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10 


ROLOFF, 


färbt und geschwollen und auch die Maulsclileimhaut, namentlich die Backen¬ 
papillen. erschienen auffallend gelb. Die Körpertemperatur betrug 39,5 0 C., 
die Zahl der Pulse 80. Dabei war das Bewusstsein des Schafes ungetrübt. die 
Empfindlichkeit nicht vermindert, die Bewegung ziemlich lebhaft, das Athmen 
nicht beschleunigt, der Hinterleib nicht aufgetrieben, der Koth normal. 

Das Schaf wurde darauf getödtet; bei der Section fanden sich die Erschei¬ 
nungen der Lupinose, namentlich eine intensive Gelbfärbung der inneren Theile. 

4. Ein kräftiger, gut genährter Jährling erhielt vom 13. Januar 1881 ab 
Lupinenstroh, von weichem die Hülsen und die Blätter vollständig entfernt 
waren. Daneben bekam das Schaf Roggenstrohhäcksel mit Kleie, Maisschrot und 
gestampften KartolTeln vermengt. Das Schaf verzehrte vom 13. —15. Januar 
1 Pfund Lupinenstroh und in den nächsten zwei Tagen nur noch 50 Grm. Dar¬ 
auf wurde das Futter trotz reichlicher Beimischung von Kleie und Schrot ver¬ 
schmäht, und auch der Appetit auf reines Wiesenheu war nur noch gering. Am 
19. Januar war der Appetit fast vollständig verschwunden, das Aussehen des 
Thieres trübe, die Conjunctiva gelblich. Am 20. Januar war die Gelbfärbung 
stärker, der Appetit verschwunden, der Hinterleib eingefallen, der Koth hart und 
mit Schleim, welcher mit Blut vermischt erschien, umhüllt. Das Athmen war 
ruhig; das Thier war traurig, aber anscheinend bei vollem Bewusstsein. Der 
Harn erschien braun und enthielt viel Gallenfarbstoff und Eiweiss. 

Am 21. Januar hatte sich etwas Appetit eingefunden, das Benehmen des 
Thieres war munterer, der Icterus hingegen stärker. Koth war nicht entleert. 
Vom 22. Januar ab stellte sich Besserung ein; schon am 24. Januar war der 
Appetit ziemlich rege, der Icterus fast verschwunden, der Koth hart und nicht 
mehr mit Schleim umhüllt. Es erfolgte bald anscheinend vollständige Genesung. 

5. Ein 4 jähriges, sehr gut genährtes, gesundes Schaf erhielt am 24. De- 
cember 1880 280 Grm. Hülsen von den reifen Lupinen aus Ringenwalde und 
verzehrte dieselben vollständig. Abends erhielt das Schaf Wiesenheu. Am 25. 
December wurden dem Schafe wieder Hülsen vorgelegt, aber nicht mehr ange¬ 
nommen, und auch der Appetit auf Heu war bereits verschwunden. Die Körper¬ 
temperatur, welche am 24. December 38.5° betrug, war am 25. December auf 
39 5°, die Zahl der Pulse von 80 auf 90 gesteigert. Das Aussehen des Schafes 
war nicht merklich verändert. Am 26. December war das Schaf traurig; es 
stand mit aufgekrümmtem Rücken, bewegte sich aber noch kräftig, wenn es be¬ 
rührt wurde. Das Athmen war ruhig, der Leib nicht aufgetrieben. Im Mastdarra 
fand sich blutiger Schleim. Die Conjunctiva war geröthet. etwas geschwollen 
und ganz schwach icterisch' Am 27. December war der Icterus der Conjunctiva 
deutlicher und auch an der Maulschleimhaut wahrnehmbar. Das Schaf harnte 
häufig ohne Beschwerde. Bis zum 30. December bildete sich hochgradiger Icterus 
aus. Das Bewusstsein und die Empfindlichkeit waren nicht vermindert, das Ath¬ 
men ruhig, der Leib nicht aufgetrieben. Der Koth war weich und mit blutigem 
Schleim vermischt. Der Appetit hatte sich nicht wieder eingefunden. Bei der 
Section des am 30. December getödteten Schafes fand sich namentlich ein sehr 
schwerer Lebericterus und eine starke parenchymatöse Nephritis, aber nur massi¬ 
ger Milziumor. 

6. Ein gesundes, gut genährtes Schaf erhielt am 3. März 1881 1 Pfund 


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Lupinose. 


11 


Lupinenschalen (Hülsen ohne Körner) vorgelegt und verzehrte dieselben. An¬ 
fangs mit grossem, dann aber mit immer geringerem Appetit bis zum 5. März 
bis auf einen Rest von 25 Grm. Am 5. und 6. März zeigte das Thier noch etwas 
Appetit auf VViesenheu, aber oin trauriges Benehmen, starken Icterus und Ver¬ 
stopfung. Am 7. März war der Appetit auch auf Heu vollständig verschwunden. 
Am 8. März wurden dem Schafe 8 Grm. Aloe und 30 Grm. Glaubersalz in zwei 
Portionen eingegeben. Am 10. März hatte sich wieder etwas Appetit eingefun¬ 
den, und auch der Icterus war geringer; am 11. März war letzterer fast ver¬ 
schwunden. Der Appetit wurde allmählich besser, der Nährzustand aber trotz¬ 
dem schlechter. Bis Anfang April war das Schaf sehr mager und schwach ge¬ 
worden, hatte zu dieser Zeit auch wieder mangelhaften Appetit. Später trat bei 
guter Pflege wieder Besserung ein, aber so langsam, dass das Thier Mitte Mai 
noch mager erschien. 

7. Ein gesundes Schaf erhielt vom 7. Juli 1881 ab täglich 100 Grm. 
Lupinenschalen. Es verzehrte diese Quantität am ersten Tage mit Appetit, 
am zweiten Tage zögernd und nahm am dritten Tage nur noch etwa 20 Grm. 
auf. Daneben erhielt das Schaf Wiesenheu und Kleientrank, am 9. Juli Grün¬ 
futter. Am 10. Juli bestand Traurigkeit, Appetitmangel, Nasenbluten und be¬ 
ginnender Icterus. Diese Erscheinungen, insbesondere der schleimig-blutige 
Nasenausfluss, nahmen schnell zu, und am 12. Juli Morgens trat der Tod ein. 
Bei der Section fand sich sehr starke Gelbfärbung der Organe, namentlich der 
Leber, zahlreiche Blutungen und starker hämorrhagischer Magen-Darrakatarrh. 

8. Ein 4jähriges, gesundes, sehr gut genährtes Schaf erhielt am 24. De- 
cember 1880 580 Grm. Lupinen körn er und verzehrte diese im Laufe des 
Tages fast ganz. Abends bekam das Schaf Wiesenheu. Am folgenden Tage nahm 
das Schaf nur noch wenige Körner an. so dass es im Ganzen höchstens 600 Grm. 
verzehrt hatte. Auch der Appetit auf Heu war nur noch sehr gering. Die Kör¬ 
pertemperatur war von 38.5° auf 39 2°. die Zahl der Pulse von 80 auf 90 ge¬ 
steigert. Am 26. December war der Appetit völlig verschwunden; das Schaf war 
traurig, stand mit aufgekrümmtem Rücken und knirschte öfter mit den Zähnen. 
Das Athmen war ruhig, die Empfindlichkeit nicht vermindert; die Bewegungen 
waren ziemlich kräftig. Die Conjunctiva und die Maulschleimhaut waren geröthet 
und kaum merklich gelblich gefärbt. Am 27. December war die Gelbfärbung 
der Schleimhäute auch noch ganz s-thwach, die Temperatur auf 39.8°, die Zahl 
der Pulse auf 100 erhöht. Das Schaf harnte öfter; im Harn war Gallenfarbstoff 
nachweisbar. Am 28. December zeigte sich deutlicher Icterus der Conjunctiva 
und der Maulschleimhaut; die Zahl der Pulse betrug 110 pro Minute; das Be¬ 
wusstsein war nicht merklich vermindert, das Athmen ruhig. In den folgenden 
Tagen bildete sich ein sehr hochgradiger Icterus aus. Die Fäces waren am 29. De¬ 
cember etwas blutig; dieselben wurden allmählich immer mehr übelriechend und 
schliesslich verzögert abgesetzt. Im Mastdarm fand sich gelber blutiger Schleim. 
Harn wurde häufig abgesetzt; derselbe war gelb, viel Gallenfarbstoff und sehr 
viel Eiweiss enthaltend. Vom 1. Januar ab war das Bewusstsein stark vermin¬ 
dert , so dass das Schaf den Kopf in die Ecke oder zwischen die Sprossen der 
Barriere stützte. Die Pupille war für Lichtreiz empfänglich. Die Körpertempe¬ 
ratur betrug am 29., 30. und 31. December 39,3° C., am 1. und 2. Januar 


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12 


ROLOFF, 


1881 38,5°, am 3. Januar 37.3° C. Die Zahl der Pulse betrug während der 
Tage 92 pro Minute. Der Appetit fand sich nicht wieder ein. Am 3. Januar 
wurde das Schaf getödtet. Die Section bestätigte die Diagnose auf Lupinose. 

9. Ein anderes Schaf verzehrte am 7. und 8. Juli 1881 je lOOGrm. und 
am 9. Juli ca. 70 Grm. Lupinenkörner neben Wiesenheu und Kleientrank. 
Am 11. Juli zeigte sich verminderter Appetit, Traurigkeit und beginnender 
Icterus. Die Körpertemperatur war am 10. Juli bis auf 40.0° C. erhöht. Der 
Zustand verschlimmerte sich allmählich, und am 17. Juli starb das Schaf, nachdem 
der Icterus wieder abgenommen hatte. Bei der Section fanden sich alle wesent¬ 
lichen Erscheinungen der Lupinose. Die Leber war bereits auffallend verkleinert. 

10. Von den giftig befundenen Lupinenkörnern wurde 1 Kilo mit lauwar¬ 
mem Wasser, welches öfter erneuert wurde, gewaschen, bis das Wasser klar blieb. 
Von diesen Körnern verzehrte ein kräftiger 1 % jähriger Hammel vom 15. bis 
17. Januar 1881 750 Grm. Daneben erhielt das Thier etwas Wiesenheu. Am 
17. Januar war der Appetit auf Lupinen vollständig verschwunden, während von 
dem Heu noch ein Theil verzehrt wurde. Das Benehmen des Thieres war noch 
ziemlich munter. Am 19. Januar erschien die Conjunctiva leicht gelblich ge¬ 
färbt. Der Koth war mit einer dicken Schicht von gelblichem Schleim umhüllt. 
Am 21. Januar war der Appetit auch auf Heu nur noch gering; das Schaf war 
traurig und stand mit aufgekrümmtem Rücken. Die Gelbfärbung der Conjunctiva 
war stärker; im Harn war Gallen farbstoff und etwas Ei woiss nachweisbar. Vom 
22. Januar ab trat eine Besserung und dann im Laufe von 8 Tagen Gene¬ 
sung ein. 

11. 750 Grm. Stroh von den giftigen Lupinen aus Ringenwalde, von 
welchem Hülsen und Blätter vollständig entfernt waren, wurden zu Häcksel ge¬ 
schnitten und mit lauwarmem Wasser übergossen. Das Wasser wuide nach 8 
Stunden abgegossen, das Stroh gut ausgedrückt und von Neuem mit warmem 
Wasser übergossen. Dieses blieb 40 Stunden auf dem Stroh stehen; dann würde 
letzteres ausgedrückt und an der Luft getrocknet. Ein Schaf verschmähte das 
Stroh absolut; ein anderes Schaf verzehrte dasselbe, nachdem es mit Maisschrot 
und Kleie vermischt war, im Laufe von 5 Tagen. Während der Fütterung wurde 
der Koth des Schafes weich und übelriechend. Andere Krankheitserscheinungen 
traten nicht ein. 

12. Das Wasser, welches zum Abwaschen der Lupinenkörner gedient 
hatte, wurde mit etwas Kleie vermischt einem gesunden kräftigen Jährling neben 
Wiesenheu als Getränk gegeben und am 15.—20. Januar 1881 vollständig auf¬ 
genommen. Das Schaf blieb dabei munter; nur der Appetit war am 20. und am 
21. Januar etwas vermindert, und am 20. Januar war auch etwas Gallenfarb¬ 
stoff im Harn nachweisbar. Gelbfärbung der Conjunctiva trat nicht ein. Vom 
21. Januar ab erhielt das Schaf als Getränk das Wasser, mit welchem das Lu¬ 
pinenstroh ausgelaugt war. Das Wasser wurde von dem Schafe bis zum 26. Ja¬ 
nuar verbraucht. Krankheitserscheinungen zeigten sich danach nicht. 

13. 1 Kilo zerkleinerter Lupinenschalen wurden mit 4 Liter warmen Was¬ 
sers übergossen und blieben damit bei 40 0 C. 40 Stunden stehen. Dann wurde 
filtrirt, der Rückstand stark ausgedrückt und die dunkelbraun aussehende Flüs¬ 
sigkeit, die schwach sauer reagirte, am 19. Mai 1881 einem kräftigen, gut ge- 


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Lupinose. 


13 


nährten Schafe mittelst der Schlundsonde eingegeben. Am 21. Mai und an den 
nächstfolgenden Tagen war das Schaf etwas traurig, batte auch wenig Appetit, 
zeigte aber keine Gelbfärbung der Schleimhäute. Die Körpertemperatur, welche 
vor dem Versuche 38,5° C. betrug, war am 20. Mai auf 39,5°, am 21. Mai auf 
39,9°, am 22. Mai auf 40,0° erhöht, fiel am 23. Mai wieder auf 39.2° und am 
24. Mai auf 38,8° C. Darauf erfolgte binnen einigen Tagen anscheinend voll¬ 
ständige Genesung. 

14. Die bei vorstehendem Versuch benutzten Schalen wurden an der Luft 
getrocknet und darauf ca. 40 Stunden lang mit 4 Liter einer 1 proc. Lösung von 
kohlensaurem Natron ausgelaugt, um zu prüfen, ob nach der Auslaugung mit 
reinem Wasser bei 40 0 C. noch wirksames Gift darin zurückgeblieben war. Die 
abfiltrirte Flüssigkeit wurde am 27. Mai einem gesunden Schafe, Vor- und Nach¬ 
mittags je die Hälfte, mittelst der Schlundsonde infundirt. Dann wurden die 
Schalen noch ausgepresst, und die dabei gewonnene Flüssigkeit — 1 Liter — 
wurde demselben Schafe am 28. Mai eingegeben. Bereits am 28. Mai war die 
Körpertemperatur auf 40,1 0 C. gesteigert; am 29. Mai betrug dieselbe 39.5°, 
am 30. Mai wieder 40,3°, am 31. Mai 39,1 0 C. Das Benehmen des Schafes 
war am 30. Mai noch ziemlich munter, der Appetit vermindert, aber nicht ver¬ 
schwunden. Der Koth war trocken; Icterus war nicht vorhanden. Am 31. Mai 
zeigte sich starke Gelbfärbung im Auge und im Maule, grosse Traurigkeit und 
völliger Appetitverlust. Abends lag das Schaf theilnahmlos auf der Streu. Am 
1. Juni früh bestand sehr starker Icterus und fast vollständige Bewusstlosigkeit, 
sodass das Schaf tappend ging und wie blind Gegenstände anstiess. Mittags 
starb das Schaf. Bei der Section fanden sich alle Erscheinungen einer hochgra¬ 
digen Lupinose. 

15. 500 Grm. fein zerschnittener Lupinenschalen von der Sendung, von 
welcher 250 Grm. bei einem Schafe heftige Lupinose erzeugt hatten, wurden mit 
1000 Grm. Glycerin übergossen und blieben darunter 3 Tage lang stehen. 
Darauf wurde das Glycerin durch Auspressen der Schalen von diesen getrennt 
und mit Alkohol versetzt. Die ausgefdllte Masse wurde, nachdem der Alkohol 
abfiltrirt war, mit Wasser angerührt und die so erhaltene braune Flüssigkeit 
einem Schafe mittelst der Schlundsonde eingegeben. Das Schaf blieb danach 
vollständig gesund. 

16., 17. Zwei andere Schafe erhielten jedes das Glycerinextract von 
1000 Grm. Schalen, ohne danach zu erkranken. 

Die mit Glycerin behandelten, stark ausgepressten und darauf behufs Ent¬ 
fernung des anhängenden Glycerins mit Wasser gut ausgewaschenen Schalen 
wurden mit Kleie und etwas Mohrrüben vermischt einem Schafe vorgelegt. Das 
Schaf frass davon am ersten Tage eine kleine Quantität mit ziemlichem Appetit, 
am zweiten Tage weniger, am dritten noch weniger und dann gar nichts mehr. 
Dasselbe erkrankte nicht auffallend. 

Ein anderes Schaf frass von den mit Glycerin extrahirten, ausgepressten 
und ausgewaschenen und darauf an der Luft getrockneten Schalen in zwei Tagen 
850 Grm. Das Schaf wurde nicht krank. 

18. Ein Kilo zerkleinerter Schalen standen 60 Stunden unter 4 Liter Al¬ 
kohol von 96 Grad. Darauf wurde der Alkohol abfiltrirt, der Rückstand aus- 


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14 


ROLOFF. 


gedrückt und nochmals mit 1 Liter Alkohol übergossen. Nach 8 Stunden wurde 
wieder filtrirt, und darauf wurden die Schalen stark ausgepresst und an der Luft 
gut getrocknet. Die Schalen wogen dann noch 900 Grm. Dieselben wurden mit 
Kleie und geschnittenem Gras vermischt einem gesunden Schafe vorgelegt; letz¬ 
teres verzehrte von den Schalen mit abnehmendem Appetit vom 1. bis 4. Juni 
1881 750 Grm. und verweigerte dann den Rest absolut, während reines Griin- 
futter noch angenommen wurde. Das Benehmen des Schafes war am 4. Juni 
weniger munter, der Icterus beginnend; die Körpertemperatur war von 38,4 0 auf 
40.6° erhöht. Am 7. Juni war der Appetit vollständig verschwunden, der Icterus 
ziemlich stark. Am 8. Juni zeigte sich ausserdem grosse Benommenheit, die sich 
bald bis zur Bewusstlosigkeit steigerte. Am 9. Juni starb das Schaf. Bei der 
Section zeigten sich alle Erscheinungen der Lupinose, namentlich viele Blu¬ 
tungen. 

19. Der nach Abdampfen des Alkohols im Vacuum erhaltene Rückstand 
wurde mit Wasser aufgenommen und einem Schafe eingegeben. Dieses zeigte 
danach keine Spur von Krankheit. 

20. Einem Schafe wurde das Aetherextract von 1 Kilogr. der gifti¬ 
gen Schalen eingegeben. 4 Liter Aether hatten 50 Stunden auf den Schalen 
gestanden, waren dann abgegossen und aus den Schalen ausgepresst. Der beim 
Verdampfen des Aethers erhaltene Rückstand wurde mit Wasser eingegeben. Das 
Schaf blieb danach gesund. 

21. Die mit Aether extrahirten und darauf getrockneten Schalen, die noch 
gegen 800 Grm. wogen, wurden am 29. Juni einem kräftigen Schafe, welches 
24 Stunden gehungert hatte, vorgelegt. Das Schaf verzehrte die Schalen binnen 
24 Stunden bis auf einen Rest von ca. 50 Grm. Am 1. Juli zeigte sich bei dem 
Schaf Traurigkeit, verminderter Appetit und Diarrhoe; die Temperatur war von 
38,7° auf 40,7° C. gesteigert. Am 2. Juli war das Schaf sehr traurig und 
völlig appetitlos; die Conjunctiva war deutlich icterisch, das Rectum enthielt 
gelblichen Schleim. In der folgenden Nacht trat der Tod ein. Bei der Section 
fanden sich die Erscheinungen der höchst acuten Lupinose, starke Gelbfärbung 
und namentlich bedeutende Blutungen zwischen den Muskeln, unter der Pleura, 
dem Peritoneum und auch in den Nieren. 

22. 1 Kilo zerkleinerter Lupinenschalen wurde mit angesäuertem Was- 
ser ( 3 / 4 proc. Schwefelsäure) übergossen und nach 24 Stunden ausgepresst. Die 
braune Flüssigkeit (4 Liter) wurde in 2 Portionen am 30. April und am 1. Mai 
einem gesunden Schafe eingegeben, nachdem die Säure durch Kalk abgestumpft 
war. Das Schaf zeigte am 3. Mai Verminderung des Appetits, die sich bis zum 
6. Mai bis zur Appetitlosigkeit steigerte, und verminderte Munterkeit. Die Kör¬ 
pertemperatur betrug am 3. Mai 40° C., sank aber am folgenden Tage auf 39° 
und blieb dauernd auf dieser Höhe. Icterus fehlte. Mitte Mai war das Schaf 
wieder munter und bei gutem Appetit; es erholte sich bis Ende Mai vollständig. 

23. Die mit dem angesäuerten Wasser behandelten, darauf durch Auswa¬ 
schen von der Säure befreiten und an der Luft getrockneten Schalen wurden mit 
etwas Kleie vermischt am 4. und 5. Mai an ein gesundes Schaf verfüttert. Am 
6. Mai zeigte das Schaf Verminderung des Appetits und am 8. Mai vollständige 
Appetitlosigkeit, Traurigkeit, Hartleibigkeit und starke Gelbfärbung derConjunc- 


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Lupinose. 


15 


tiva. Die Excremente waren mit gelbem Schleim vermischt. Am 12. Mai früh 
starb das Schaf; bei der Section wurden alle Erscheinungen der Lupinose ge¬ 
funden. 

24. Reichlich 1 Kilo zerkleinerter Lupinenschalen standen 24 Stunden 
unter alkalisch gemachtem Wasser (lproc. wasserfr. kohlensaures Natron) 
und wurden dann ausgepresst. Die ca. 4 Liter betragende braune Flüssigkeit 
wurde am 2. Mai 1881 einem gesunden, gut genährten Schafe in 2 Portionen 
eingegeben. Am 4. Mai war der Appetit auffallend vermindert, die Körpertem¬ 
peratur war auf 40,4° gesteigert. Am 5. Mai betrug die Temperatur 39,1, am 
6. Mai 38,8°. Das Schaf war sehr schwach, zeigte aber keine Eingenommenheit 
des Kopfes und keinen Icterus. Am 7. Mai früh wurde das Schaf todt im Stalle 
gefunden. Bei der Section fanden sich die Haut, die Subcutis, die Leber, die 
Nieren etc. sehr stark icterisch, bedeutende Blutungen in der Subcutis etc., kurz, 
alle Erscheinungen der Lupinose. 

25. Die mit alkalisch gemachtem Wasser behandelten Schalen wurden mit 
Kleie vermischt am 4. und 5. Mai an ein Schaf verfüttert und von diesem voll¬ 
ständig verzehrt. Am 6. Mai zeigte das Schaf Appetitsverminderung, am 7. Mai 
Appetitlosigkeit, Traurigkeit, Hartleibigkeit und starke Gelbfärbung der Conjunc- 
tiva. Die Körpertemperatur war am 6. Mai von 39,3 auf 40°, am 7. Mai auf 
40,3 0 gesteigert, am 8. Mai aber bereits wieder um 1 0 gesunken. Am 12. Mai 
steUte sich wieder Appetit ein; der Icterus war bis zum 13. Mai verschwunden. 
Bei guter Pflege erholte sich das Schaf zuerst etwas, starb aber am 17. Juli an 
Entkräftung. Bei der Section fanden sich einzelne Partien der Leber stark atro- 
phirt, eingezogen und icterisch, Leberzellen nicht mehr enthaltend, andere Partien 
derb, die Gallenblase klein, die Galle dünn, hell, die Fäces hell gefärbt. 

26. Am 18. Mai wurden einem sehr kräftigen Hammel 4 Liter von einer 
1 proc. Natronlösung, die 36 Stunden auf 1 Kilo zerkleinerter Lupinenschalen 
gestanden hatte, in 2 Portionen eingegeben; ausserdem noch 1 Liter Wasser, 
welches zum Auswaschen der Schalen, nachdem die erste Flüssigkeit abültrirt 
war, gedient hatte. Dieses Wasser sah schwarzbraun aus. Am 19. Mai frass der 
Hammel sein Wiesenheu noch mit gutem Appetit; am 20. Mai liess der Appetit 
nach, während das Thier sonst noch munter erschien. Die Temperatur des Kör¬ 
pers war auf 40,6° erhöht. Am 21. Mai fand sich bedeutende Verminderung 
des Appetits, Traurigkeit, etwas schleimiger Nasenausfluss, Hartleibigkeit und 
Gelbfärbung der Conjunctiva. Die Körpertemperatur war auf 39.2° gesunken. 
Am 22. Mai hatten die Erscheinungen zugenommen, während die Temperatur 
auf 38.5 0 gesunken war. Im Rectum fand sich blutiger Schleim. Abends starb 
das Schaf. Bei der Section fanden sich die Erscheinungen der Lupinose, insbe¬ 
sondere hochgradige Erkrankung der Leber und viele Blutungen. 

27. Die extrahirten Schalen wurden stark ausgepresst, an der Luft ge¬ 
trocknet und mit Kleie vermischt an ein Schaf verfüttert. Letzteres verzehrte die 
ganze Quantität binnen 24 Stunden vollständig, blieb danach jedoch vollkommen 
gesund. 

28. Ein Pfund Samenschalen (die das Korn umgebende Haut) von den 
giftigen Lupinenkörnern, denen kaum noch Spuren von dem Kern der Körner bei¬ 
gemischt waren, wurden mit 1 Liter alkalisch gemachten Wassers übergossen 


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16 


ROLOFF, 


und blieben darunter 24 Stunden stehen. Darauf wurde die Flüssigkeit durch 
starkes Ausdrücken der Schalen von diesen getrennt und einem Schafe einge¬ 
geben. Letzteres zeigte danach keine Spur von Krankheit. 

29. Ein Schaf erhielt am 5. November 1881 388 Grm. geschälte Lu¬ 
pinenkörner mit Kleie vermischt und verzehrte von ersteren im Laufe des 
Tages 360 Grm. Am 7. November war das Schaf traurig und ohne Appetit auf 
anderes Futter. Am 9. November hatte sich ausserdem deutliche Gelbfärbung 
der Conjunctiva und der Maulschleimhaut eingefunden. Am 10. November fand 
sich wieder etwas Appetit ein; am 14. November war der Appetit ziemlich gut 
und die Gelbfärbung der Schleimhaut verschwunden. Am 16. November wurde 
das Schaf, dessen Nährzustand sich auffallend verschlechtert hatte, getödtet. Bei 
der Section fand sich interstitielle Leberentzündung mit Verkleinerung des Organs. 
Die Milz war etwas vergrössert. 

30. Einem 4 Monate alten gesunden Ziegenbock wurde am 15. und am 
16. Juni 1881 im Ganzen 1 Liter einer lproc. Lösung von kohlensaurem Natron 
eingegeben, welche 24 Stunden auf 500 Grm. Lupinenschalen gestanden hatte. 
Am 15. Juni zeigte das Thier Verminderung des Appetits, trauriges Benehmen, 
gesträubtes Haar, schwache Gelbfärbung der Conjunctiva. Die Krankheit nahm 
in den nächsten Tagen zu und führte am 23. Juni früh zum Tode. Bei der 
Section fanden sich alle Erscheinungen der Lupinose. 

31. Ein altes gesundes Pferd verzehrte am 17. und 18. Januar 1881 im 
Ganzen 4 Kilo Lupinen mit den Hülsen. In den nächsten 24 Stunden Hess das 
Pferd von den vorgelegten 4 Kilo Lupinen 1250 Grm. Hülsen zurück und ver¬ 
schmähte letztere durchaus, trotzdem es noch hungrig war. Als dem Pferde dar¬ 
auf Lupinenstroh ohne Hülsen vorgelegt wurde, verzehrte es davon am 21., 22. 
und 23. Januar zusammen gegen 5 Kilo. Darauf verweigerte das Thier die 
Aufnahme der Lupinen gänzlich und hatte auch auf Hafer und Wiesenheu nur 
noch wenig Appetit. Am 25. Januar war der Appetit vollständig verschwunden; 
das Thier war traurig, hatte kalte Ohren und kalte Beine, struppiges Haar, der 
Koth war hart, mit Schleim umhüllt; die Conjunctiva und die Maulschleimhaut 
waren auffallend gelb gefärbt. Der Ham war chocoladenfärben, sauer und ent¬ 
hielt Gallenfarbstoff und Eiweiss; im Bodensatz fanden sich einzelne, exquisit 
grüngelb gefärbte Nierenepithelien. Die Körpertemperatur war am 24. Januar 
auf 38,3° gesteigert, am 25. Januar wieder auf 37,4° gesunken; die Zahl der 
Pulse betrug am 24. Januar 80, am 25. Januar 72 in der Minute. Am 27. Ja¬ 
nuar lag das Pferd völlig bewusstlos auf der Streu und wurde daher getödtet. 
Bei der Section fanden sich alle charakteristischen Erscheinungen der Lupinose. 

32. Am 30. Juni und 1. Juli wurde einem kleinen gesunden Hunde das 
alkalische Extract von 500 Grm. Lupinenschalen in drei Portionen eingegeben. 
2 Liter einer 1 proc. Lösung von kohlensaurem Natron hatten 24 Stunden auf 
den Schalen gestanden und waren darauf bei 50° C. auf 250 Ccm. eingedampft. 
Dazu kamen dann noch 50 Ccm. Wasser, die zum Ausspülen des Gefässes ge¬ 
dient hatten. Der Hund brach einen Theil der Flüssigkeit wieder aus, behielt 
aber etwa drei Viertheile davon bei sich. Bei einigen früheren Versuchen hatten 
die betreffenden Hunde Alles oder doch den grössten Theil wieder von sich 
gegeben. 


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Lupinose. 


17 


Am 2. Juli hatte der Hund Diarrhoe, war aber sonst anscheinend munter. 
Die Körpertemperatur betrug 39,5° C. Am 3/Juli war der Appetit verschwunden 
und Icterus im Entstehen. Letzterer wurde in den nächstfolgenden Tagen sehr 
stark; der Hund war sehr traurig und matt, die Fäces waren mit Blut vermischt, 
jedoch nicht mehr übermässig weich; der Harn erhielt viel Gallenfarbstoff, auch 
Eiweiss und Fibrincylinder. Die Körpertemperatur sank am 4. Juli auf 38,1 °, 
am 5. Juli auf 30,0° C. Am 7. Juli starb der Hund. Bei der Section fanden 
sich die Erscheinungen der Lupinose, namentlich sehr starker Icterus der Leber, 
der Aorta, der Glottis etc., Herzverfettung, parenchymatöse Nephritis, seht starker 
hämorrhagischer Magen-Darmkatarrh, Schwellung der Milz, starke Blutungen im 
Pancreas etc. 

33. Ein mittelgrosser Hund erhielt vom 6. September 1881 ab Lupinen¬ 
schrot mit Fleisch und verzehrte von ersterem bis zum 13. September 375 Grm. 
und dann bis zum 19. September noch 150 Grm. Darauf verweigerte der Hund 
die Aufnahme des Schrotes und frass auch nur noch wenig reines, rohes oder 
gekochtes Fleisch. Am 22. September war der Appetit völlig verschwunden. Der 
Hund magerte auffallend ab, war stark benommen, ging fast bewusstlos im Zim¬ 
mer herum und stemmte oft, wenn er stand, den Kopf gegen die Wand. Ausser¬ 
dem hatte sich sehr starker Icterus ausgebildet. 

Am 23. September wurde der Hund getödtet. Bei der Section fand sich 
starke Gelbfärbung der Subcutis, der Leber, der Nieren, der inneren Haut der 
Aorta etc. Die Magen-Darmschleimhaut war blass, nicht geschwollen. 

34. Zwei ausgewachsene Kaninchen erhielten vom 20. Juli 1881 ab 
Lupinenschrot mit Kleie. Sie verzehrten von ersterem im Laufe von drei Tagen 
80 Grm. und verschmähten dann dieses Futter vollständig, und zwar auch noch, 
als solches nach mehreren Tagen wieder angeboten wurde, während sie Hafer 
und Gras mit Appetit verzehrten. Icterus oder andere Krankheitserscheinungen 
zeigten sich bei den Thieren nicht. 

35. Ein Pfund gemahlener Lupinenkörner wurde mit 2 Pfund Glycerin 
übergossen und blieb darunter unter öfterem Umrühren 3 Tage stehen. Darauf 
wurde die Masse gut ausgepresst, mit Wasser übergossen und nochmals gepresst. 
Das Extract wurde mit Alkohol ausgefällt. Er&teres wurde mitWasser zusammen¬ 
geschüttelt, und von dieser grauen Flüssigkeit wurde zwei Kaninchen jedem der 
Yierte Theil, mithin das Extract von 125 Grm. Körnern, mittelst der Schlund¬ 
sonde eingegeben. Beide Kaninchen waren danach einen Tag lang etwas traurig, 
erkrankten aber nicht. 

36. Zwei Kaninchen erhielten die mit Glycerin behandelten und ausge¬ 
pressten gemahlenen Lupinenkörner mit Kleie und frassen davon im Laufe von 
drei Tagen ca. die Hälfte, mithin \ Pfund. Sie verweigerten dann die Aufnahme 
dieses Futters, erkrankten jedoch nicht. 

37. Einem kräftigen Kaninchen wurde am 27. Mai % Liter einer 1 proc. 
Lösung von kohlensaurem Natron, die 40 Stunden auf 200 Grm. zerkleinerter 
Lnpinenschalen gestanden hatte, mittelst der Schlundsond'e auf zwei Portionen 
eingegeben. Die Körpertemperatur war am 28. Mai auf 40,3° gesteigert, am 
29. Mai wieder auf 39,3° gesunken. Bis zum 3. Juni hatte das Thier wenig 
Appetit, erholte sich dann aber schnell wieder. 

Archiv f. wissensch. u. pr&kt. Thierheilk. IX. 1 u. 2. 2 


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18 


kOLOFF, 


38. Einem Kaninchen wurden 300 Grm. einer Lösung von kohlensaurem 
Natron, die auf 200 Grm. Schalen gestanden hatte, eingegeben. Das Kaninchen 
erschien sofort nach dem Eingeben krank und starb in der folgenden Nacht. Bei 
der Section fand sich eine starke ödematöse Schwellung der Darmwandung, 
namentlich des Dickdarms, aber keine Erscheinung der Lupinose. 

39. Zwei Liter einer Lösung von kohlensaurem Natron, welche auf 1 Pfund 
Lupinenschalen gestanden hatte, wurden im Wasserbade, dessen Temperatur 60 
bis 70° betrug, langsam auf 250 Grm. eingedampft. Davon wurden am 8. und 
9. Juli zwei halbwüchsigen Kaninchen jedem 100Grm. auf zwei Portionen, einem 
dritten am 9. Juli 50 Grm. eingegeben. Letzteres starb in der Nacht vom 9. 
bis 10. Juli, eines von den ersteren starb am 10. Juli, das andere am 15. Juli. 
Bei keinem von den drei Kaninchen fanden sich bei der Section Spuren der 
Lupinose. 

40. Zwei Meerschweinchen verzehrten im Laufe von vier Tagen zu¬ 
sammen 100 Grm. Lupinenschrot mit Kleie; sie frassen dies Futter nur ungern 
und magerten dabei ab. Das eine Thier starb am vierten Tage der Fütterung 
an Magen-Darmentzündung, das andere acht Tage spater an Abzehrung. Andere 
Krankheitserscheinungen fanden sich bei den Thieren nicht. 

41. Reichlich 1 Kilo zerkleinerter Lupinenschalen wurden mit 5 Litern 
einer 1 proc. Lösung von kohlensaurem Natron übergossen und blieben darunter 
40 Stunden stehen. Darauf wurde die Flüssigkeit durch Filtration und Aus¬ 
waschen des Rückstandes von den Lupinen getrennt und im Wasserbade von 
90° C., so dass jene Flüssigkeit ca. 70° warm war, auf 500 Grm. eingedämpft. 
Diese dicke schwarze Flüssigkeit wurde durch Zusatz von Salzsäure neutralisirt 
und am 14. Juni einem gesunden Schafe eingegeben. Bis zum 18. Juni war das 
Schaf anscheinend munter und die Körpertemperatur nur vorübergehend am 
16. Juni von 39,5 auf 40,4 0 gesteigert. Vom 19. Juni ab war das Thier weniger 
munter und der Appetit etwas vermindert. Diese Erscheinungen nahmen allmählich 
zu; es stellte sich grosse Mattigkeit, am 24. Juni auch Durchfall ein. Vom 
26. Juni ab gesellte sich zu der Mattigkeit noch Eingenommenheit des Kopfes; 
die Entleerungen waren theerartig, stinkend. Gelbfärbung der Schleimhäute war 
nicht vorhanden; mit der Zunahme der Schwäche und der Abmagerung wurden 
die Schleimhäute immer bleicher. Die Körpertemperatur betrug am 22. Juni 
40,0°, steigerte sich bis zum 26. Juni auf 41,6° und sank in den nächsten 
Tagen wieder auf 39,9°. Die Zahl der Pulse war am 30. Juni auf 146 pro 
Minute vermehrt. Am 1. Juli früh lag das Schaf todt im Stalle. Bei der Section 
fand sich kein Icterus der Subcutis; dagegen waren Leber und Nieren icterisch 
und mit den übrigen Veränderungen der Lupinose behaftet; die Leber war be¬ 
reits deutlich atrophisch. Das Herz war stark verfettet. 

42. Einem gesunden Schafe wurden am 17. und 18. Juni zusammen 4 Liter 
einer lproc. Lösung von kohlensaurem Natron eingegeben, die 36 Stunden auf 
1 Kilo Lupinenschalen gestanden hatte, welche vorher 6 Stunden lang im Trocken¬ 
ofen einer Hitze von 120° ausgesetzt gewesen waren. Die Schalen hatten bei 
der Erhitznng 10 pCt. ihres Gewichtes verloren. Vom 19. Juni ab zeigte das 
Schaf geringere Munterkeit und Abnahme des Appetits. Diese Ercheinungen 
nahmen allmählich zu; dabei wurde das Thier immer schwächer und magerer. Das 


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tupinosd. 


19 


Athmen war ruhig; Icterus war nicht vorhanden. Der Koth war vom 26. Juni 
ab weich, gross geballt und hellgrün. Das Schaf erhielt neben Heu und Hafer 
etwas Wiesengras, verzehrte von dem Futter aber nur sehr wenig. Die Körper¬ 
temperatur steigerte sich vom 18. Juni ab von 39,2 auf 40°, am 26. Juni auf 
40.5°, am 27. Juni auf 41,6° und sank dann bis zum 4. Juli allmählich wieder 
auf 39,7° C. Die Zahl der Pulse betrug an letzterem Tage 104 pro Minute; 
dieselbe hatte am 30. Juni bei einer Körpertemperatur von 40,8° 128 betragen. 
Am 4. Juli war das Schaf etwas munterer und der Appetit stellte sich wieder 
ein. Das Thier wurde getödtet und bei der Section mit den Erscheinungen der 
chronischen Lupinose behaftet gefunden. 

43. Einem gesunden Schafe wurden am 23. Juli 1881 34 Liter einer 
Losung von kohlensaurem Natron eingegeben, die 24 Stunden lang auf 790Grm. 
zerkleinerter Lupinenschalen gestanden hatte, welche vorher bei etwa IV Atm. 
Ueberdruck 4 Stunden lang gedämpft und dann an der Luft getrocknet waren. 
Die gedämpften Schalen waren dem Schafe erst in Substanz vorgelegt, aber nicht 
angenommen; das Thier verzehrte davon nur 100 Grm. und verweigerte dann 
den Genuss hartnäckig. Bis zum 26. Juli war das Schaf anscheinend gesund; 
nur die Körpertemperatur war von 39,7 auf 40,3 0 gesteigert. Am 27. Juli war 
das Thier traurig, dessen Appetit vermindert. Am 28. Juli trat Icterus hinzu. 
Diese Erscheinungen nahmen schnell zu; das Thier wurde sehr hinfällig und starb 
in der Nacht zum 1. August. Bei der Section fanden sich alle Erscheinungen 
der acuten Lupinose. 

44. Die beim Dämpfen der Lupinenschalen in einer Retorte überdestillirte 
Flüssigkeit wurde einer fractionirten Destillation unterworfen, in der Art, dass 
6mal immer die Hälfte abdestillirt wurde. Es blieben schliesslich 750 Grm. 
Flüssigkeit. Dieselbe war übelriechend und von übelem Geschmack, aber nicht 
faulig. An der Oberfläche zeigte sich eine dünne Schicht einer öligen Substanz; 
im Uebrigen war die Flüssigkeit klar. Die Flüssigkeit wurde am 27. Juli einem 
gesunden Schafe eingegeben. Am 28. Juli war das Schaf traurig; der Appetit 
war vermindert. Diese Erscheinungen wurden allmählich mehr und mehr auffal¬ 
lend; am 31. Juli und am 1. August war das Schaf sehr schwach, die Respira¬ 
tion stossend und stöhnend, die Conjunctiva stark geröthet, aber nicht icterisch. 
Am 3. August war das Schaf etwas munterer, der Appetit besser. Das Thier 
erholte sich allmählich, aber der Nährzustand besserte sich nicht dem Futter ent¬ 
sprechend. Am 16. November wurde das Schaf geschlachtet. Dabei fand sich 
eine bedeutende Verkleinerung der Leber in Folge interstitieller Entzündung; 
auch die Gallenblase war klein, die Galle wässerig. Die Milz war ebenfalls er¬ 
heblich verkleinert. 

45. Von der dunkelbraunen Flüssigkeit, welche sich beim Dämpfen der 
Lupinenschalen unter diesen in der Retorte angesammelt hatte, wurde die Hälfte 
abdestillirt und der Rest — IV Liter — einer jungen Ziege an einem Tage auf 
zwei Portionen eingegeben. Die Ziege erkrankte danach nicht. 

46. Einem gesunden Hammel wurden an zwei aufeinander folgenden Tagen 
zusammen 3V Liter einer Lösung von koblensauaem Natron eingegeben, die 36 
Stunden lang auf 960 Grm. Lupinenkörnern gestanden hatte, welche vorher 
2V Stunden lang bei 2£ bis 2V Atm. Ueberdruck gedämpft waren. Die Körner 

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20 


ROLOFF, 


hatten beim Dämpfen eine braune Farbe, etwa wie gebrannter Kaffee, angenom¬ 
men. Sie wurden vor der Extraction gepulvert. Das Extract sah ebenfalls braun 
wie Kaffee aus. Das Schaf blieb völlig gesund. 

47. Die beim Dämpfen überdestiilirte Flüssigkeit — 1250 Grm. — 
wurde filtrirt und einem Schafe auf einmal eingegeben. Das Schaf erkrankte 
danach nicht. 

48., 49. Beide Versuche wurden wiederholt, mit der Abweichung, dass 
1800 Grm. Lupinenkörner verwendet wurden und das Dämpfen bei reichlich 
24 Atm. Ueberdruok stattfand. Die betr. Schafe blieben ebenfalls gesund. 

50. Einem anderen Schafe wurde die braune Flüssigkeit eingegeben, 
welche sich beim Dämpfen der Lupinenkörner in der Retorte unter denselben an¬ 
gesammelt hatte. Auch dieses Schaf wurde nicht krank. 

Bei den verschiedenen Versuchen über die Schädlichkeit der Auf¬ 
güsse und Extracte hat Herr Dr. I. Munk mitgewirkt. Die nähere 
Untersuchung der Organe der secirten Thiere hat Herr Prof. Dr. Schütz 
ausgefdhrt. Letzterer hat auch den folgenden Abschnitt dieser Arbeit, 
welcher von den anatomischen Veränderungen handelt, angefertigt. 

Obductionsbefund. 

Jeder der beiden Formen der Lupinen Vergiftung der Schafe, 
der acuten sowie der chronischen, entspricht ein bestimmtes ana¬ 
tomisches Bild, welches regelmässig wiederkehrt. 

I. Die acute Lupinenvergiftung. 

Die anatomischen Veränderungen, welche bei der acuten Lupinen¬ 
vergiftung auftreten, lassen sich in drei Reihen zerlegen: 

1) Abweichungen an den grossen Organen mit specifischem Pa¬ 
renchym (Leber, Nieren, Herz, Muskeln und Milz); 

2) Gelbsucht; 

3) Blutungen. 

1. Die parenchymatösen Processe. 

Die Veränderungen an den unter 1 bezeichneten Organen zeigten 
sich vorzugsweise an der Leber und an den Nieren, schwächer am 
Herzen und an den Körpermuskeln und am schwächsten in der Milz. 

Die Leber ist bei jedem Thiere genau untersucht worden. Die 
mikroskopische Prüfung wurde an frischen und künstlich erhärteten 
Leberstücken ausgeführt. 

Die Leberkapsel ist beim Schafe ungemein zart und vollkommen durch- 


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Lupinose. 


21 


sichtig. Die Läppchen der Leber sind verhältnissmässig klein und durch binde¬ 
gewebige Züge nicht umschlossen. Die Zellen der Läppchen stossen dicht an 
einander und nur die Anordnung der Zellen entscheidet, zu welchem Läppchen 
sie gehören. Andere Male lassen die Blutgefässe, welche zwischen den Läppchen 
rerlaufen, die Grenzen derselben erkennen. Nur an den Stellen, wo mehrere 
Läppchen zusammenstossen, finden wir um die Gefässe etwas Bindegewebe, 
welches sich von hier aus eine kurze Strecke weit zwischen die Läppchen fort¬ 
setzt. Es begleitet hier die um die letzteren gelegenen Blutgefässe und Gallen¬ 
gänge. 

Der Farbenunterschied zwischen der peripherischen und centralen Substanz 
der Leberläppchen ist so gering, dass sich beide nicht scharf trennen lassen. 
Den grössten Theil des Läppchens nimmt die centrale, blassbraun gefärbte Masse 
ein, um welche eine schmale Schicht blassgrauer oder grauweisser Substanz liegt. 

Die Leberzellen haben eine polygonale Gestalt. Sie enthalten einen oder 
zwei grosse rundliche Kerne mit Kernkörperchen und bestehen aus einer fein¬ 
körnigen Substanz. Die Zahl der in den Leberzellen gelegenen Körner ist an¬ 
deren Thieren gegenüber eine geringe, und daraus erklärt sich die grosse Trans¬ 
parenz. welche die Schaflebern zeigen. Die Zellen der peripherischen Schicht 
der Läppchen sind mit einem grossen oder mehreren kleinen Fetttröpfchen erfüllt. 
In vielen Zellen der centralen Abschnitte der Läppchen finden sich einzelne 
FarbstofTkörnchen, die gelb oder gelbbraun gefärbt sind, vor. 

Sobald das in den Lupinen enthaltene Gift auf die Lebern ein¬ 
gewirkt hatte, Hessen sich folgende Veränderungen nachweisen: 

Die Lebern hatten ihre Durchsichtigkeit verloren; sie waren trüb 
geworden. Die Trübung des Leberparenchyms war bedingt durch 
die hochgradige Vermehrung der in den Leberzellen vorhandenen Körn¬ 
chen. Ihre Anhäufung war um so dichter, je heftiger die Reizung 
der Leber war. Diese Körnchen reflectiren das Licht, und in den 
hohen Graden der körnigen Trübung waren die Lebern daher hell¬ 
grau (graue Schwellung) oder weiss (weisse Schwellung) gefärbt. 
Diese rein grauen oder weissen Färbungen wurden jedoch selten beob¬ 
achtet, da die Lebern in der Regel gleichzeitig ictcrisch waren. 

Die Grösse der Leberzellen wechselte; in manchen Lebern waren 
sie normal gross, in anderen von bedeutendem Umfange. Dement¬ 
sprechend zeigten die Lebern das eine Mal die normale und das 
andere Mal eine abnorme Grösse. Ob das Eine oder das Andere 
geschieht, hängt von dem Zustande der Leber ab, in dem sie sich 
vor der Reizung befindet. Die Lebern bei gut genährten Thieren 
hatten an Umfang und Gewicht beträchtlich zugenommen. Der Um¬ 
fang war namentlich dann ein auffallender, wenn an den Lebern 
schon vorher, z. ß. durch Fettinfiltration, eine Vergrösserung bestan¬ 
den hatte. 


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22 


ROLOFF, 


Die kranken Lebern waren ferner blutarm. Die Blutarmuth 
wird durch die Compression, welche die vergrösserten Leberzellen auf 
die Blutgefässe ausüben, hervorgerufen. Wenn die Leberzellen durch 
die Anhäufung einer körnigen Substanz schwellen, so wird die Leber¬ 
kapsel zwar etwas ausgedehnt, allein ihre Nachgiebigkeit ist eine 
beschränkte, und folglich muss bei fortschreitender Schwellung der 
Leberzellen eine Compression der Blutgefässe zu Stande kommen. 

Die Lebern waren auch trocken, weil mehr feste (körnige) 
Massen in den Leberzellen lagen. Einen hohen Grad von Trockenheit 
zeigten die Lebern gut genährter Thiere. Die Lebern abgemagerter 
Thiere, welche viel Flüssigkeit und wenig feste Bestandteile ent¬ 
halten, waren nicht so trocken, sondern liessen auf der Durchschnitts¬ 
fläche noch einen geringen Glanz erkennen. 

Auffallend verschieden war die Consistenz der kranken Lebern. 
Viele waren fest, andere schlaff und noch andere weich. Hierüber 
entschied die Heftigkeit und das Stadium der Erkrankung. Bei leich¬ 
ten Veränderungen war die Leber fest, bei starken dagegen schlaff. 
Es beruht dies offenbar auf dem Verhalten der bindegewebigen Be¬ 
standteile, die bei leichten Reizungen unverändert bleiben, bei schwe¬ 
ren jedoch mitbetroflfen sind. Beim Uebergang in das zweite Stadium 
der Erkrankung war die Leber mürb und schliesslich weich. 

Die wichtigsten Veränderungen der Leber sind also: Trübung, 
Vergrösserung, Blutarmuth, Trockenheit und Abweichungen 
in der Consistenz. Processe, welche derartige Veränderungen in 
den Organen erzeugen, müssen nach Virchow der Entzündung zuge¬ 
rechnet werden, und da letztere an den wichtigsten Theilen der Leber, 
an den Leberzellen verläuft, so ist sie nach demselben Autor als 
Hepatitis parenchymatosa (parenchymatöse Leberentzündung) zu 
bezeichnen. 

Die chemischen Untersuchungen des in den Leberzellen enthal¬ 
tenen körnigen Materials haben ergeben, dass die Körner in Aether 
unlöslich sind, dass sie aber nach Zusatz von Essigsäure und Alkalien 
verschwinden. Hieraus folgt, dass die Körner ei weissartiger Natur 
sind. Sie fanden sich auch in den Leberzellen solcher Schafe vor, 
die kurz nach dem Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen ge- 
tödtet und gleich darauf obducirt wurden, deren Leber also noch 
frisch und warm war. Hierdurch dürfte die von verschiedenen Seiten 
aufgestellte Behauptung, nach der sich diese Körner erst nach dem 
Tode bilden sollen, vollkommen widerlegt sein. 


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Lupinose. 


23 


Die Hepatitis parenchymatosa war in der Regel mit Gelbsucht 
(Icterus) verbunden, sie kam aber auch mehrere Male ohne dieselbe 
vor. Der Icterus beweist, dass die Leber trotz der hochgradigen Ver¬ 
änderung des Parenchyms noch Galle bereitet. Hierfür spricht auch 
die in allen Fällen beobachtete Anfüllung der Gallenblase mit gelber 
oder grüngelber Galle. War die Leber gleichzeitig icterisch, so hatte 
sie eine saffran- oder rhabarbergelbe Farbe, je nach dem höheren oder 
geringeren Grade des Icterus. Letzterer trat entweder an der ganzen 
Leber oder nur an Theilen derselben auf. Zuweilen war ein grosser 
Abschnitt der Leber gelb, ein anderer grau oder weiss gefärbt; in 
anderen Fällen lagen in dem gelben Parenchym grauweiss gefärbte 
Inseln, und in noch anderen war die graue oder weisse Substanz von 
verschieden grossen gelben Herden durchsetzt. Bei mehreren Lebern 
waren die centralen Theile der Läppchen gelb, die peripherischen da¬ 
gegen grau gefärbt. In diesen Fällen liess sich constant eine Fett¬ 
infiltration an den in der Peripherie gelegenen Leberzellen nachweisen- 
Mithin sind die in den Leberzellen angehäuften Fetttröpfchen für die 
Aufnahme des Gallenfarbstoffes nicht geeignet. 

An den icterischen Lebern wird die Trübung etwas verdeckt und 
ist nicht so leicht erkennbar. 

Die Zellen der icterischen Lebern oder Lebertheile waren entweder 
diffus gelb gefärbt oder enthielten kleine, scharf begrenzte, eckige oder 
runde braune Körperchen, die sich weder in Alkalien lösten, noch bei 
Zusatz von Salpetersäure eine Farbenveränderung erfuhren. Die Farbe 
und das Verhalten gegen die angeführten chemischen Substanzen be¬ 
weisen, dass die Körperchen als unlösliche Verbindungen von Gallen¬ 
farbstoff oder von Umsetzungsproducten desselben anzusehen sind. 

Der Kern der Leberzellen war niemals gelb gefärbt. Bilirubin- 
krystalle wurden in den letzteren nicht vorgefunden. 

Wenn die Hepatitis .parenchymatosa bei Lupinenvergiftung mit 
und ohne Icterus auftritt, so geht daraus hervor, das der Icterus 
immer noch etwas Besonderes ist und nicht so ohne Weiteres auf die 
Leberaffection bezogen werden kann. Mithin muss nach einem an¬ 
deren Grunde gesucht werden, um das Zustandekommen des Icterus 
erklären zu können. 

Der Icterus ist die Folge eines Katarrhs der Gallen¬ 
wege, und da die Hepatitis parenchymatosa fast immer mit dem 
letzteren verbunden ist, so ist auch der Icterus ein gewöhnlicher Be¬ 
gleiter dieser Krankheit. 


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24 


ROLOFF, 


Die Eröffnung des Zwölffingerdarmes ist bei allen Sectionen vor¬ 
sichtig ausgefiihrt und sein Inhalt vor und hinter der Papilla biliaca 
geprüft worden. Darauf ist die Papille genau untersucht und ihr 
Inhalt durch Druck hervorgepresst, dann durch Compression der 
Gallenblase die Ausflussmöglichkeit der Galle ermittelt und endlich 
der Gallengang aufgeschnitten worden. Hierbei hat sich bei mehreren 
Schafen ergeben, dass die Mündungsstelle des Ductus choledochus mit 
einer grauweissen, aus Schleim und Epithelzellen bestehenden Masse 
verstopft war. Die Epithelien stimmten in ihren äusseren Merkmalen 
mit den auf der Oberfläche der Gallengänge gelegenen überein; sie 
hatten eine cylindrische Form und einen quergestreiften Saum. Ein¬ 
zelne Zellen waren glatt und polyedrisch und noch andere rund. Die 
runden Elemente waren durchsichtig und hatten einen Kern mit einem 
oder mehreren Kernkörperchen. 

In einem Falle verstopfte diese Masse einen grossen Abschnitt 
des Ductus choledochus, der an dieser Stelle ungefärbt [war. Erst 
hinter derselben war der Gang mit Galle strotzend gefüllt und seine 
Schleimhaut gelb gefärbt. Der Inhalt des Zwölffingerdarmes war in 
diesem Falle nicht gallig. 

Schwellung und Röthung der Schleimhaut des gemeinschaftlichen 
Gallenganges wurden in keinem Falle beobachtet. Dies schliesst 
selbstredend nicht aus, dass beide bei Lebzeiten der Thiere bestanden 
haben können. Es ist eine bekannte Erfahrung, dass sich die Schleim¬ 
häute nach dem Tode häufig entfärben, und dass ihre Schwellung 
verschwindet. 

Alle diese Veränderungen sind das Ergebniss einer katarrhali¬ 
schen Reizung der Schleimhaut des gemeinschaftlichen Gallenganges. 
Die Verstopfung desselben erzeugt zwar einen Icterus der Leber und 
vieler anderer Organe; dennoch ist sie kein absolutes Hinderniss für 
die Entleerung der Galle. Es kann durch .eine kräftige Zusammen¬ 
ziehung der Gallenblase und durch den Druck der angestauten Galle 
überwunden werden. 

Hiermit in Uebereinstimmung stand die Wahrnehmung, dass der 
Darminhalt fast niemals ganz frei von Gallenfarbstoff war. 

Zu erwähnen ist noch, dass sich bei vielen Thieren, die an Icterus 
der Leber litten, kein Schleimpfropf in dem gemeinschaftlichen Gallen¬ 
gange nachweisen liess. Die Abwesenheit desselben steht aber un¬ 
serer Auffassung über die Entstehung des Icterus nicht entgegen, denn 
auch bei diesen Thieren enthielt die in den Gängen angesammelte 


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Lnpinose. 


25 


Galle grosse Mengen abgestossener, meist gelb gefärbter Epithelien. 
Hierzu kommt, dass die überaus engen Gallenwege der Schafe schon 
durch die einfache Schwellung der Wände verlegt werden können, 
und dass diese Schwellung bei dem geringen Drucke, unter dem die 
abgesonderte Galle in den Gängen fliesst, genügt, um eine Rück¬ 
stauung derselben nach der Leber herbeizuführen. 

Dagegen dürfte der Druck der geschwollenen Leberzellen keine 
Bedeutung für das Zustandekommen des Icterus haben. Es soll 
keineswegs geleugnet werden, dass stark geschwollene Leberzellen die 
Gallengänge comprimiren und eine Anstauung der Galle veranlassen 
können. Nur für die nach der Lupinenvergiftung der Schafe auftre¬ 
tende Leberschwellung, bei der die Zellen niemals den Umfang er¬ 
reichen, wie man ihn bei anderen Krankheiten beobachten kann, 
dürfte diese Folgerung nicht zutreffend sein. Gegen diese Folgerung 
sprechen auch die allerdings seltenen Fälle von Hepatitis parenchy- 
matosa vergifteter Schafe, bei denen die geschwollene Lebersubstanz 
nicht gallig gefärbt war. 

Auch die Entstehung des partiellen Icterus der Leber findet in 
einem Katarrh der Leber seine Erklärung. Es ist selbstredend, dass 
in Fällen, wo nur Theile der erkrankten Leber icterisch, andere da¬ 
gegen ungefärbt waren, der Abfluss der Galle aus dem gemeinschaft¬ 
lichen Gallengange nicht behindert sein konnte, sondern dass das 
Hinderniss in den kleineren Gallengängen gesucht werden musste. Ein 
solches Hinderniss für den Abfluss der Galle fand sich bei der Unter¬ 
suchung mikroskopischer Schnitte, die aus frischen und erhärteten 
Leberstücken angefertigt wurden, regelmässig vor. Die feineren Gallen¬ 
gänge der icterischen Lebertheile waren mit Epithelzellen strotzend 
gefüllt. 

Mithin ist dargethan, dass auch die kleineren Gallengänge selbst¬ 
ständig erkranken können, und dass ein desquamativer Katarrh der¬ 
selben als Ursache des partiellen Lebericterus anzusehen ist. Hieraus 
folgt weiter, dass Ausbreitung und Sitz dieses Katarrhs über die 
Grösse und Vertheilung der icterischen Lebertheile entscheiden werden. 

Diese Beobachtungen machen es auch sehr wahrscheinlich, dass 
der Katarrh der Gallengänge bei der Lupinen Vergiftung der Schafe 
durch die Einwirkung einer reizenden Substanz, welche von der Leber 
direct in die Gallengänge gelangt, aber nicht durch die Fortleitung 
eines Reizungsprocesses vom Darme aus entsteht. Gegen die Fort¬ 
leitung spricht im Uebrigen noch der Umstand, dass, wie weiter unten 


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26 


ROLOFF, 


gezeigt werden soll, die Erkrankung der Schleimhaut des Zwölffinger¬ 
darmes stets sehr unbedeutend war. 

Das Leberleiden setzt sich folglich aus der Hepatitis parenchy- 
matosa und dem Katarrh der Lebergallengänge (Icterus) zusammen. 
Beide entstehen nach unserer Ansicht durch dieselbe Ursache (Lu¬ 
pinengift), welche vom Blute aus auf die Leber und durch die ab¬ 
gesonderte Galle auf die Gänge wirkt. Die Hepatitis parenchymatosa 
ist eine constante, der Katarrh der Gallengänge aber, der fehlen oder 
in Theilen der Leber auftreten kann, nur eine ungewöhnlich häufige 
Erscheinung. 

Zu den gewöhnlichen Sectionsergebnissen gehörte auch der Icterus 
zahlreicher anderer Körpertheile. Am meisten betroffen waren die 
specifiseh-drüsigen Organe, z. B. die Nieren; dann folgten die weichen 
bindegewebigen Theile: die Schleimhäute, die serösen Häute, die Ge¬ 
lenkkapseln, die Haut und Unterhaut etc. Eine geringe Gelbfärbung 
zeigte sich an den festen bindegewebigen Theilen. Die Knorpel, 
Knochen und Sehnen waren nicht gefärbt. Erwähnenswerth ist auch, 
dass ein Icterus des Gehirns und Rückenmarks niemals beobachtet 
wurde, während die weiche und harte Hirnhaut stets gelblich gefärbt 
waren. 

Hieraus ergiebt sich, dass die nervösen Theile den Gallenfarb¬ 
stoff schwer aufnehmen können, und dass folglich die nervösen Er¬ 
scheinungen, welche an den erkrankten Thieren wahrgenommen wer¬ 
den, nicht auf einen etwaigen Icterus des Gehirns und Rückenmarks 
zu beziehen sind. 

Selten tritt Heilung in diesem Stadium der Lebererkrankung ein. 
Meist folgt dem activen Vorgänge der passive: Fettmetamorphose 
und Erweichung. Die Leber verändert ihre Consistenz, sie wird 
schlaff, weich, leicht beweglich und fällt in sich zusammen, wenn ein 
Durchschnitt angelegt wird. Diese Relaxation beruht auf einer Ver¬ 
änderung aller Bestandtheile der Leber; sie ist daher gleichzeitig 
mürb, brüchig und reisst sehr leicht bei unsanfter Berührung. 

Die mikroskopische Prüfung von Theilen solcher Lebern ergab, 
dass die Zellen grösser waren und ausser den oben erwähnten Eiweiss¬ 
körnchen noch andere Körnchen enthielten, die sehr stark glänzten 
und weder nach Zusatz von Natron- oder Kalilösung, noch nach Be¬ 
handlung mit Säuren verschwanden. Diese Körnchen, welche sich in 
Aether lösten, sind Fettkörnchen. Neben den letzteren Hessen sich 
auch grössere Fetttropfen in den Leberzellen nachweisen, die nicht 


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Lupinose. 


27 


das Product der Fettmetamorphose sind, sondern aus dem Nahrungs¬ 
fette, welches der Leber durch das Blut zugeführt wird, herstammen 
und mithin als normale Bestandtheile der Leber angesehen werden 
müssen. 

Es entstehen aber in der Leber niemals vollständige Körnchen¬ 
kugeln, sondern es tritt, wenn der Zustand eine gewisse Höhe er¬ 
reicht hat, Erweichung ein. Die Erweichung ist mithin das Vorherr¬ 
schende, und sie zeigt sich schon, bevor die volle Fettmetaraorphose 
entstanden ist. Aus den Leberzellen bildet sich ein Detritus, der 
weniger Fett als andere Bestandtheile enthält. 

Dieselbe Veränderung liess sich an den Epithelien der feinere'n 
Gallengänge nach weisen. 

In den erweichten Lebertheilen sah man zu dieser Zeit ein Netz¬ 
werk, welches aus den um die Läppchen gelegenen Blutgefässen und 
Gallengängen bestand und dessen Maschen mit amorpher Substanz 
angefullt waren. 

Mit Rücksicht auf die Färbung der erweichten Partien ist zwischen einer 
gelben und rothen Erweichung zu scheiden. Die Erweichung ist in beiden 
Fällen dieselbe, nur tritt sie das eine Mal in Verbindung mit Icterus und das 
andere Mal ohne denselben auf. Die von Icterus begleitete Form der Hepatitis 
parenchymatosa führt zur gelben und die ohne Icterus einhergehende Form der¬ 
selben zur rothen Erweichung, und da die erstere, wie wir gesehen haben, die 
Regel ist, so wird auch die gelbe Erweichung am häufigsten beobachtet. Wechseln 
in einer parenchymatös erkrankten Leber gefärbte mit ungefärbten Stellen ab, 
so können beide Arten der Erweichung in derselben Leber auftreten. 

Bei der Erweichung lösen sich die Leberzellen auf und bleiben die mit Blut 
gefüllten Gefässe zurück. Daher ist der Theii roth gefärbt. Die rothe Farbe 
wird aber, wenn die Theile gleichzeitig icterisch sind, durch den Gallenfarbstoff 
verdeckt. Bei der gelben Erweichung ist das erweichte Material, welches aus 
Fett, zerfallenen Leberzellen und Gallenfarbstoff besteht, gleichmässig gelb ge¬ 
färbt. Der Gallenfarbstoff wird später gelbbraun oder dunkelbraun und scheidet 
sich in Form kleiner rundlicher oder eckiger Körner aus. 

Mit dem Eintritt der Erweichung hört die Gallensabsonderung auf, denn 
letztere ist an die normale Beschaffenheit und Thätigkeit der Leberzellen ge¬ 
bunden. 

Die Gallenblase derartig erkrankter Schafe war weniger stark 
gefüllt; sie enthielt zuweilen nur geringe Mengen Galle, die weniger 
flüssig und dunkelbraun oder grün gefärbt war. In der Galle und 
auf den Wänden der Gallenblase fanden sich grün oder braun ge¬ 
färbte flockige Massen vor, die aus Epithelien, gefärbten Körnern und 
sehr kleinen Krystallen bestanden. Die Epithelien der Gallenblase 
waren diffus gelb gefärbt und von einzelnen Körnern und Krystallen 


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28 


ROROFF, 


durchsetzt. Diese Veränderungen der Galle sprechen für eine innere 
Umsetzung derselben, deren Ursachen wahrscheinlich in dem Zerfalle 
der Lebersubstanz zu suchen sind. 

Der Zerfall der Lebersubstanz setzt sich nach dem Tode fort, als 
wenn ein Ferment in der Leber gebildet worden wäre. Oft zersetzt 
sich die Leber nach dem Tode so heftig, dass sie zerfliesst. Diese 
Thatsache ist bei der Erhebung des anatomischen Befundes der in 
Rede stehenden Krankheit nicht ausser Acht zu lassen, denn eine 
breiige, beinahe flüssige Leber ist keine pathologische, sondern eine 
cadaveröse Erscheinung. 

Eine Ausscheidung von Tyrosin an der Oberfläche oder an der 
Durehschnittsflächc der Leber wurde niemals beobachtet. 

Gehen die Thiere in diesem Stadium der Erkrankung, welches 
sich in wenigen Tagen ausbilden kann, nicht zu Grunde, so folgt der 
Erweichung die Atrophie der Leber. Das verflüssigte Material der 
Leberzellen wird resorbirt, dadurch verkleinern sich die Leberläppchen 
und dementsprechend auch die ganze Leber oder grössere Abschnitte 
derselben. Die gelbe Erweichung führt zur gelben und die rothe 
zur rothen Atrophie. 

Diese Ausgänge lehren gleichfalls, dass der Icterus nicht das 
Entscheidende, sondern immer nur etwas Nebensächliches ist, und 
dass im Icterus nicht das Motiv für die Verflüssigung und Atrophie 
der Lebersubstanz gesucht werden kann. Nur dürfte es unter Be¬ 
rücksichtigung einiger Fälle sehr wahrscheinlich sein, dass der gleich¬ 
zeitig »bestehende Icterus den Zerfall der Lebersubstanz beschleunigt. 

An den atrophischen Lebern hatte der Dickendurchmesser am 
meisten abgenommen, sie waren daher platt, an der Oberfläche aber 
meist glatt. Die glatte Oberfläche beweist, dass der Schwund an 
allen Theilen des Organs gleichmässig stattgefunden hat. Nur in 
wenigen Fällen war die Oberfläche höckerig und stellte sich die Ver¬ 
änderung der Leber in Form der Granularatrophie dar. Die Acini 
der atrophischen Lebern waren grieskorn- bis stecknadekopfgross. 

Die Entwickelungsdauer der Atrophie ist nach dem vorliegenden 
Beobachtungsmaterial auf ca. 14 Tage zu berechnen. Da aber die 
grösste Zahl der Thiere zur Zeit der Erweichung der Lebern stirbt, 
so gehört die Atrophie zu den selteneren Obductionsbefunden, und sie 
scheint, soweit die an der Thierarzneischule ausgeführten Versuche 
ein Urtheil darüber gestatten, nur dann einzutreten, wenn die Reizung 
keine sehr heftige war und die Krankheit in der subacuten Form verlief. 


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Lupinose. 


29 


Für diesen Verlauf spricht die gleichzeitige Betheiligung der 
übrigen Gewebsbestandtheile der Leber. In den atrophischen Lebern 
war nämlich regelmässig eine Miterkrankung der Gefässe und des 
interstitiellen Gewebes zu constatiren. Die Capillaren der Blutgefässe 
zeigten in ihren Wänden eine auffallende Zahl von Kernen, die nicht 
selten reihenweise angeordnet waren; an einzelnen Stellen erschienen 
die Capillaren wie mit Kernen durchsetzt. Ferner liess sich eine 
kleinzellige Wucherung in den Läppchen der Leber, vorzugsweise aber 
zwischen denselben nachweisen, so dass der Zwischenraum zwischen 
den Leberläppchen an Breite zugenommen hatte und in der Richtung 
der feinsten Pfortaderäste grauweisse Züge, die sich strahlig verbrei¬ 
teten, schon vom blossen Auge zu erkennen waren. An mikrosko¬ 
pischen Präparaten liess sich feststellen, dass einzelne atrophische 
Leberläppchen von kleinen Rundzellen durchsetzt waren. 

Noch später wandeln sich unter allmählichem Verschwinden des 
Lebericterus die Rundzellen in Bindegewebszellen um, die meist eine 
Spindelförmige Gestalt haben und zwischen denen eine feste, schwach 
fibrilläre Zwischensubstanz liegt. Bei dieser Umwandlung gehen viele 
Capillargefässe zu Grunde und bleiben schliesslich nur graue oder 
weisse fibröse und gefässarme Züge oder Flecke in der Leber zurück, 
die als Narben bezeichnet werden können und die den durch den 
Untergang des Lebergewebes aufgehobenen Zusammenhang wieder 
herstellten. 

Hiermit hat der Process, der theils an dem Parenchym, theils 
an den übrigen Gewebsabschnitten der Leber verläuft, sein Ende er¬ 
reicht. Der parenchymatöse Process führt, wie wir gesehen haben, 
zur Zerstörung, der an den übrigen Gewebstheilen zur Neubildung. 
Aber eine Neubildung von Lebergewebe findet nicht statt, und dies 
ist auch der Grund, weshalb solche Lebern ungenügende Quantitäten 
von Galle absondern. Ja, selbst die nicht untergegangenen Abschnitte 
des Parenchyms, die weniger betroffen waren, scheinen für die Gallen¬ 
absonderung nicht mehr geeignet zu sein, denn bei solchen Thieren 
fand sich in der Gallenblase keine .Galle, sondern eine oft ganz klare, 
seltener trübe oder schwach gelblich gefärbte Flüssigkeit vor, die als 
Absonderungsproduct der Schleimhaut der Gallenblase und der Gallen¬ 
gänge anzusehen ist. 

Die Nieren gesunder Schafe sind derb, durchscheinend und gelb¬ 
lichbraun gefärbt. Bei den mit Lupinen vergifteten Schafen waren 
die Nieren schlaff, in der Rindenschicht graugelb oder grau ge- 


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30 


ROLOFF, 


färbt und trüb, als wenn etwas Coagulirendes auf sie eingewirkt 
hätte, und in der Marksubstanz geröthet. Diese Differenz in der 
Färbung zwischen Rinden- und Marksubstanz trat aber nur bei gut 
genährten Thieren deutlich hervor, denn bei den abgemagerten Schafen 
war die Marksubstanz weissgelb oder weiss. Die Beifügung des Gelb 
in die Farbe der Rinden- und Markschicht ist auf die Gegenwart des 
Icterus, der im Uebrigen keinen Einfluss auf die Erkrankung der 
Nieren hat, zurückzuführen. Zu beachten ist aber, dass die Mark¬ 
substanz bei gut genährten Thieren in jedem Falle eine rothe Farbe 
zeigte, also selbst bei auffallendem allgemeinen Icterus niemals gelb- 
roth war. Diese Erscheinung ist auffallend, da doch beide Substanzen, 
wie die Obductionen abgeraagerter Schafe ergeben haben, für die Auf¬ 
nahme des Gallenfarbstoffes geeignet sind, und sie lässt sich vielleicht 
dahin erklären, dass der Icterus in der Marksubstanz weniger erkenn¬ 
bar ist, wenn die Gefässe derselben mit Blut gefüllt sind. 

Die mikroskopische Untersuchung lehrte, dass die in den gewun¬ 
denen Harncanälchen der Rinde gelegenen Epithelzellen mit vielen 
Körnern erfüllt waren. Sie zeigten also dieselben Veränderungen wie 
die Leberzellen. Die körnige Einlagerung war, wie in der Leber, die 
Ursache der trüben Beschaffenheit und der grauen Verfärbung der er¬ 
krankten Gewebsabschnitte. Eine Vergrösserung der Nieren war nur 
in wenigen Fällen nachzuweisen. Zuweilen erschien die Durchschnitts¬ 
fläche etwas trocken. Die Schlaffheit war durch die Mitbetheiligung 
der zwischen den Harncanälchen gelegenen bindegewebigen Antheile 
der Nieren bedingt. Schliesslich ist noch anzuführen, dass sich in 
den Henle’schen Schleifen und in den Sammelröhren der geraden Harn¬ 
canälchen blasse und durchsichtige Eiweisscylinder vorfanden, die von 
getrübten Epithelien umgeben waren. 

Mithin leiden die Thiere gleichzeitig an einer acuten Nieren¬ 
entzündung (Nephritis parenchymatosa). Hierfür spricht auch 
die Menge und Beschaffenheit des abgesonderten Harnes. Die Menge 
des in der Harnblase angesammelten Harnes war meist eine geringe 
und folglich auch die Harnblase zusamraengezogen oder nicht stark 
ausgedehnt. Der Harn war trüb, eiweisshaltig und fast immer gelb 
gefärbt. In dem Harn fanden sich verschieden lange und verschieden 
dicke, blasse, mattglänzende und homogene Cylinder, Epithelien der 
geraden Harncanälchen (einzelne oder im Zusammenhänge als sogen. 
Epitheleylinder), Epithelien der Harnblase und einzelne Rundzel¬ 
len vor. 


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tupinose. 31 

Die grosse Menge der dem Harn beigemischten Epithelzellen der 
Harnblase und der Umstand, dass die Schleimhaut der letzteren mit 
einzelnen oder mehreren rothen Punkten (punktförmigen Extravasaten) 
oft besetzt war, lässt ferner annehmen, dass sich die Nierenentzün¬ 
dung mit einer katarrhalischen Entzündung der Harnblase 
(Cystitis catarrhalis) verbinden kann. Beachtet man noch, dass 
sich nicht selten kleine blutige Herde in der Schleimhaut des Nieren¬ 
beckens und der Harnleiter vorfanden, so ist die Folgerung begrün¬ 
det, dass die Schafe mit einer entzündlichen Reizung nicht nur der 
Nieren, sondern auch häufig der Abflusswege des Harnes behaftet sind. 

Die Reihenfolge der Processe ist leicht zu erkennen und Alles, 
was hierüber bei der Leber, die gleichfalls mit einem Abflussapparate 
in Verbindung steht, besprochen worden ist, trifft auch für die Harn¬ 
organe zu. Der krankmachende Stoff der Lupinen wird mit dem 
Blute nach den Nieren geführt und erzeugt eine Nephritis. Durch 
die Nieren wird er mit dem Harn ausgeschieden und bedingt nun eine 
Reizung der Abflusswege: des Nierenbeckens, der Harnleiter und der 
Harnblase. Diese Reizung tritt aber nur dann ein, wenn, grös¬ 
sere Mengen der reizenden Substanz ausgeschieden werden, und es 
kann daher nicht auffallend sein, wenn, wie dies bei mehreren Thieren 
ermittelt wurde, der Katarrh an dem leitenden Theile des Harnappa¬ 
rates fehlte. 

Die Nierenentzündung ist nicht so heftig, wie die Entzündung der Le¬ 
ber, und weniger durch starke Sch wellung als durch Trübung ausgezeichnet. 

Auch in den Nieren kann dem Stadium der allgemeinen Trübung 
die Fettmetamorphose folgen. Diese hat ihren Sitz in den Epithelien 
der Harncanälchen, tritt nur an einzelnen Stellen der Nieren auf und 
ist stets so geringgradig, dass sie ohne eine mikroskopische Unter¬ 
suchung überhaupt nicht erkannt werden kann. 

Der Harn enthält zu dieser Zeit neben den bereits angeführten 
Dingen einzelne Epithelien der Harncanäle oder Anhäufungen derselben 
in Form von Cylindern, die stark granulirt, weil sie mit vielen 
Fettkörnchen durchsetzt sind (granulirte Cylinder). 

Wenn sich die Fettmetamorphose an den Epithelien ausgebildet 
hat, so schliesst sich später Erweichung und Resorption der Zerfalls¬ 
massen an. Die Nieren verkleinern sich in Folge dessen, und zwar 
vorzugsweise in der Rinde, die an der Oberfläche entweder glatt 
(glatte) oder buckelig (Granularatrophie) erscheint. Bei der 
Granularatrophie waren die Nieren zwar im Ganzen etwas kleiner, 


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32 


ROLOFF, 


einzelne Theile jedoch lagen tiefer und waren roth gefärbt. Die letz¬ 
teren sind die atrophischen Theile der Niere. 

Atrophie der Nieren wurde bei 5 Thieren ermittelt, die nach einer 
längeren Krankheitsdauer zu Grunde gegangen waren. 

Die Veränderungen des Herzens waren in zwei Reihen zu zer¬ 
legen. Die eine Reihe gehörte den allgemeinen Ernährungsstörungen 
an: Die Kleinheit des Herzens, die auffallende Blässe der Musculatur 
und die gallertige Beschaffenheit des subpericardialen Fettgewebes. 

Die Musculatur des Herzens schlecht ernährter Schafe ist nicht 
nur blass, sondern auch transparent. Die um die Muskelkerne ge¬ 
legenen Körnchen haben an Zahl abgenommen, so dass die von Max 
Schultze als Muskelkörperchen bezeichneten Gebilde kleiner gewor¬ 
den sind. 

Die andere Reihe der Veränderungen war durch die Wirkung der 
in den Lupinen enthaltenen schädlichen Substanz entstanden und trat 
entweder am ganzen Herzen oder nur an Theilen desselben, in den 
Papillarmuskeln oder den in der Nähe des Endocardiuras gelegenen 
Abschnitten auf. Hierher gehören die Trübung und die Gelbfär¬ 
bung. Die Trübung, welche durch die Gegenwart der wiederholt er¬ 
wähnten Eiweiss- und Fettkörnchen bedingt wird, war keine gleich- 
raässige, sondern trat fleck weise auf. Der Grund liegt in der Ein¬ 
richtung der Musculatur, an der sich Stücke (Mukelzellen) trennen 
lassen, die das Herz zusammensetzen. Diese Stücke haben eine ge¬ 
wisse Selbstständigkeit und können deshalb isolirt erkranken. Die 
veränderten Stellen erschienen als trübe Flecke, die an den Herzen, 
wo der Icterus fehlte, grau oder grauweiss gefärbt waren. Die Trü¬ 
bung war bei den abgemagerten Schafen aus den bereits bei der Leber 
angeführten Gründen keine sehr auffallende, dagegen war sie leicht 
erkennbar bei gut genährten Thieren, deren Herz eine gesättigt rothe 
Farbe zeigte. Hier traten die grauen oder grauweissen Partien aus 
dem rothen Untergründe deutlicher hervor. War das Herz gleichzeitig 
icterisch, so liess sich die gelbe Farbe vornehmlich an den erkrankten 
Stellen erkennen. Stark gelb gefärbt waren dann auch die Innen¬ 
fläche der Arteria pulmonalis und der Aorta, weniger die Herzklappen 
und noch weniger die Innenhaut des Herzens. Die schwer erkrankten 
Herzen, bei denen auch der Icterus sehr hochgradig war, waren gleich¬ 
zeitig schlaff und mürb. 

Im Herzbeutel aller Thiere fand sich eine gewisse Menge klarer 
Flüssigkeit vor. Der Herzbeutel gut genährter Thiere enthielt etwa 


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Lupinose. 


33 


einen Theelöffel voll, der schlecht genährter Thiere 10—50 Grra. 
dieser Flüssigkeit. Bei icterischen Thieren war letztere stroh- oder 
saffrangelb gefärbt. 

Einen regelmässigen Befund gaben auch die blutigen Herde im 
Herzbeutel ab, die sich besonders zahlreich im visceralen Blatte des¬ 
selben gebildet hatten, so dass die Aussenfläche desselben oft roth 
punktirt erschien. 

An den Körpermuskeln Hessen sich ähnliche Abweichungen 
nachweisen, wie am Herzen. Sie waren trüb und meist graugelb, 
seltener rein grau gefärbt. Die Trübung trat aber mehr gleichmässig 
auf und war bei gut genährten Thieren oft recht auffallend. Am 
meisten betroffen waren die Muskeln des Rumpfes, weniger die der 
Extremitäten. In einzelnen Fällen waren die Muskeln auch trocken 
und zeigten eine geringere Cohärenz. Die mikroskopische Untersuchung 
ergab, dass viele Muskelbündel ihre Querstreifung verloren hatten und 
mit Fett- und Eiweisskörnchen so dicht erfüllt waren, dass die Muskel¬ 
kerne undeutlich wurden. Die gelbe Farbe der Muskeln und des 
zwischen denselben gelegenen Fettgewebes kam nur bei hochgradigem 
Icterus zur Beobachtung. 

Die Milz war fast immer etwas vergrössert und schlaff. Die 
Durchschnittsfläche war in der Regel glatt und nur selten sassen auf 
derselben flache, abgerundete Erhöhungen, welche dem Ausbreitungs¬ 
gebiete der kleineren Milzarterien entsprachen. Die Durchschnitts¬ 
fläche war ferner grauroth gefärbt. 

Die graurothe Farbe ist das Zeichen, dass neue Zellen im Paren¬ 
chym entstanden sind, und dass es sich wesentlich um eine paren¬ 
chymatöse Proliferation handelt. 

Auch die Follikel der Milz waren in mehreren Fällen etwas 
vergrössert. Niemals bestand aber eine auffallende Hyperämie. 

Es ist also ein Milztumor, der sich ohne wesentliche Gefäss- 
affection ausgebildet hat. 

• Nur bei sehr heftigem Icterus war die Milzsubstanz schwach 
gelblich gefärbt. Hatte die Durchschnittsfläche der Milz einige Zeit 
an der Luft gelegen, so färbte sie sich hellroth, weil sich das dun- 
kelrothe Blut der Milz unter der Einwirkung des Luftsauerstoffes 
oxydirte. 

Die Schleimhaut des Verdauungsapparats war niemals an¬ 
geätzt oder mit grösseren blutigen Herden oder oberflächlichen Schleira- 
hautgeschwüren besetzt. 

3 


Archfr f. wissen sch. u. prakt. Thierbeilk. IX. Io. 2. 


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34 


ROLOFF, 


Die Schleimhaut des Maules, Rachens, Schlundes und der 
drei ersten Mägen war meist gelb gefärbt, aber sonst unverändert. 

Die Schleimhaut des Labmagens war mit einer schleimigen 
Masse, die ziemlich fest anhaftete, überzogen. Selten waren einzelne 
Aeste der oberflächlich gelegenen Venennetze mit Blut gefüllt, häu¬ 
figer wurden einige stecknadelkopfgrosse blutige Herde in der Schleim¬ 
haut ermittelt. Besonders beachtenswerth ist aber ein Befund, der 
bei mehreren Schafen ermittelt wurde, nämlich eine leichte Schwel¬ 
lung und Trübung der Magenschleimhaut. 

Die Schwellung machte sich durch eine stärkere Faltenbildung 
der Schleimhaut bemerkbar. Falten, die an der Psalterlabmagenöff¬ 
nung beginnen und gegen den Pförtner verlaufen, gehören zwar schon 
zur normalen Einrichtung der Labmagenschleirahaut; auch treten diese 
Falten bei leerem Magen, wo die Muskelhaut zusamraengezogen ist, 
stärker hervor. Allein wenn die Schleimhaut geschwollen ist, errei¬ 
chen nicht nur die normalen Falten eine auffallendere Dicke und 
Höhe, sondern es bilden sich auch neue Falten, deren Richtung man¬ 
nigfach variirt. 

Die Trübung war nur durch ein geübtes Auge erkennbar. Man 
sah in der meist gelb gefärbten Schleimhaut kleine, hirsekorn- bis 
linsengrosse, blasse, trübe Flecke, die schwach prominirten. Diese 
Flecke waren durch eine geringe Vergrösserung und körnige Verände¬ 
rung der in den Labdrüsen befindlichen (Haupt-) Zellen entstanden. 
Am stärksten betroffen waren die im unteren abgeschlossenen Ende 
der Drüsen gelegenen Zellen, deren körniger Inhalt theils eiweiss¬ 
artiger, theils fettiger Natur war. 

Die Blässe der getrübten Stellen war durch Compression der 
kleineren, zwischen den Labdrüsen verlaufenden Capillargefässe bedingt. 

Hiernach ist die Erkrankung des Labmagens der Regel nach eine 
katarrhalische (Gastritis catarrhalis), seltener eine drüsige 
(Gastritis parenchyraatosa s. glandularis acuta). Die Ver¬ 
änderungen in den Labdrüsen stehen denen in den gewundenen H&rn- 
canälchen der Nieren parallel und sind auch wie diese Product der 
Reizung durch die in den schädlichen Lupinen vorhandene giftige 
Substanz. Wenn man beachtet, dass die im Grunde der Labdrüsen 
gelegenen Zellen am stärksten betroffen waren, so ist die Annahme 
auszuschliessen, dass der krankhafte Zustand der Drüsen durch die 
directe Einwirkung des Lupinengiftes auf die Magenschleimhaut ent- 


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Lupinose. 


35 


standen ist. Viel wahrscheinlicher ist es dagegen, dass das Gift in 
das Blat gelangt und von hier aus krankmachend wirkt. 

Die Gastroadenitis übt einen schädlichen Einfluss auf die Abson¬ 
derung eines wirksamen Magensaftes und folglich auch auf die Ver¬ 
dauung aus, wodurch selbstredend die Ernährungsverhältnisse eines 
Thieres allmählich sich verschlechtern müssen. 

Der Vorgang an den Labdrüsen führt entweder zur Heilung oder 
aber zur Fettmetamorphose und Verkleinerung (Atrophie) der Drüsen. 
Das Letztere wurde bei Schafen wahrgenommen, welche den acuten 
Reizungsprocessen der Organe nicht erlegen, sondern scheinbar geheilt 
und erst später an allgemeiner Abmagerung mit Erschöpfung zu 
Grunde gegangen waren. 

Der Dünndarm enthielt eine grössere oder geringere Menge 
Flüssigkeit, die trüb und fast immer gallig gefärbt war. Nur bei 
wenigen Schafen hatte der Inhalt eine graue oder weisse Farbe. 

An der Schleimhaut des Zwölffinger- und des Leerdarmes 
war niemals eine Schwellung, nur zuweilen eine leichte Röthung nach¬ 
zuweisen. Die Spitzen der auf der Schleimhaut des Hüftdarms sitzen¬ 
den Zotten waren in vielen Fällen auffallend geröthet, und zwar nahm 
die Röthung in der Richtung gegen die Ileocoecalklappe mehr und 
mehr zu. In dem gerötheten Gebiete waren auch die Peyer’schen 
Haufen etwas geschwollen. Häufig fanden sich in der Schleimhaut 
des ganzen Dünndarms, selbst am peritonäalen Ueberzuge desselben, 
gries- bis hirsekorngrosse blutige Herde vor. 

Die Fäcalraassen des Blind- und Grimmdarms waren in der 
Regel breiig, selten fest oder flüssig. Die Kämme der Schleimhaut¬ 
falten bei mehreren Thieren geröthet. An den Solitärfollikeln zeigte 
sich eine schwache Schwellung. Oft war der seröse Ueberzug der ge¬ 
nannten Darmabschnitte mit kleinen hämorrhagischen Flecken besetzt. 

Der Mastdarm enthielt gewöhnlich dunkelbraune, erbsen- bis 
bohnengrosse Fäcalknoten, zuweilen flüssige Massen. Die Schleimhaut 
desselben Hess die beim Blind- und Grimmdarm angeführten Abwei¬ 
chungen erkennen. Am stärksten geröthet und geschwollen war die 
Schleimhaut im Beckenstück des Mastdarms, wo auch die meisten 
blutigen Herde aufzutreten pflegten. 

Aus diesen Angaben geht hervor, dass die Reizung in den vor¬ 
deren Abschnitten des Darms nur gering, in den hinteren jedoch hef¬ 
tiger war. Sie wurde vorzugsweise an den engen Theilen des Darmes 
beobachtet, wo die Fäcalmassen sich anhäufen und einige Zeit liegen 

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36 


ROLOFF, 


• bleiben, also vor der Hüft-Blinddarmöffnung und im ßeckenstück des 
Mastdarms. Danach kommt man zu der Folgerung, dass das Gift 
bei längerer Berührung mit einer Schleimhaut auch örtlich ein wirkt. 

Die örtliche Wirkung, welche am Magen nicht beobachtet wurde, 
lässt vermuthen, dass im Darm die für die Auslaugung des Lupinen¬ 
giftes erforderlichen Bedingungen (Einwirkung alkalischer Flüssig¬ 
keiten) gegeben sind, und dass auch die Resorption desselben wahr¬ 
scheinlich im Darm erfolgt. 

Das um das Beckenstück des Mastdarms gelegene Fett- oder 
Bindegewebe war häufig von hirsekom- bis erbsengrossen blutigen 
Herden durchsetzt. Um diese Herde zeigte sich eine starke, gelbe, 
wässerige Tränkung des Gewebes. Bei mehreren Thieren waren die 
mesenterialen Lymphdrüsen weich, schlaff, fast fluctuirend, an der 
Oberfläche gleichmässig und glatt, von blass-weisslicher, gelblicher 
oder grauer Farbe. Auf dem Durchschnitt pflegte Rinden- und Mark¬ 
substanz vergrössert zu sein; erstere war dicht, mehr homogen, grau 
oder graugelb und feucht. 

Was die Befunde an den übrigen Organen der Bauchhöhle 
betrifft, so bleibt, noch Folgendes anzuführen: 

Bei abgeraagerten Versuchsthieren enthielt die Bauchhöhle eine 
klare, meist gelblich gefärbte Flüssigkeit, deren Menge 50—400 Grm. 
betrug. Bei diesen Schafen fand sich aber nicht nur eine krankhafte 
Ansammlung von Wasser in der Bauchhöhle, sondern auch im Herz¬ 
beutel, in den Brustfellsäcken und selbst in der Unterhaut vor, so 
dass die Ursache dieser wassersüchtigen Zustände nicht in der Lupinen¬ 
vergiftung, sondern in der Abmagerung und Kachexie der Thiere ge¬ 
sucht werden muss. 

Das Bauchfell war glatt, glänzend, blutleer und in der Regel 
auffallend gelb gefärbt. Im Bauchfell, in den Gekrösen und im Netz 
lagen oft viele blutige Herde. 

2. Die Gelbsucht. 

Die Ursachen des Icterus und seine Verbreitung sind bereits rait- 
getheilt worden. Mit Icterus wird nicht nur die Circulation von 
Gallenfarbstoff im Blute, sondern Ablagerung desselben in die Theile 
bezeichnet. Der Gallenlarbstoff kann im Blute sein, ohne dass er 
sichtbar wird, weil die Nieren ihn ausscheiden, und der sichtbare 
Icterus tritt erst dann ein, wenn die Absonderung der Nieren nicht 
genügt, um allen Gallenfarbstoff aus dem Blute zu entfernen. Daher 


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Lupinose. 


37 


sehen wir erst Icterus der Leber, dann der Nieren und schliesslich 
vieler anderer Organe, in denen mehr die Zellen als die Zwischen¬ 
substanz gelb gefärbt sind. 

Wir haben ferner gesehen, dass der Icterus bei der acuten Lu¬ 
pinenvergiftung sehr selten fehlte, dass er aber dennoch eine neben¬ 
sächliche Bedeutung hat, weil die schweren Veränderungen der Paren¬ 
chyme gelegentlich ohne Icterus auftreten können. 

Bei der in Rede stehenden Krankheit ist die Leber ein noth- 
wendiges Desiderat für den Icterus, und deshalb muss letzterer als 
(Stauungs-, Resorptions-) hepatogener Icterus bezeichnet werden. 

3. Die Blutungen. 

Wir haben capilläre Blutungen im Darm und aussen am Darm, 
im Netz, im Gekröse, im Bauchfell und am Herzbeutel bei der Lu¬ 
pinenvergiftung der Schafe bereits kennen gelernt. Sie wurden ferner 
constatirt im Mittel- und Bauchfell, an den Halsorganen, in der Haut 
und Unterhaut, im Uterus und in der Scheide. Ueberall traten sie 
in Form kleiner Flecke auf. In mehreren Fällen erschien das Ge¬ 
kröse bunt gefleckt. Bei einem Schafe war die Haut und Unterhaut 
mit vielen Tausenden hirsekorngrosser, blutiger Herde, die durch Con- 
fluenz zu grösseren Anhäufungen geführt hatten, durchsetzt. Dabei 
war die Unterhaut im Umkreis der Herde gelblich gefärbt und wäs¬ 
serig getränkt. 

Es ist eine bekannte Thatsache, dass Blutungen und Leberkrank¬ 
heiten häufig Zusammentreffen, und es fehlt auch nicht an Theorien, 
um die Entstehung dieser Blutungen begreiflich zu machen. Keine 
derselben ist aber thatsächlich begründet und vorläufig der Zusam¬ 
menhang zwischen Leberkrankheiten und Blutungen nicht aufgeklärt. 
Man hat die Einwirkung der Galle auf das Blut, wobei letzteres sich 
löse, beschuldigt, aber hierbei unbeachtet gelassen, dass Gelbsucht 
längere Zeit bestehen kann, ohne Blutungen zu machen. Ebensowenig 
ist die Ursache der letzteren in der Fettmetamorphose der Ca- 
pillargefässe, die bei den an acuter Lupinenvergiftung gestorbenen 
Schafen in der Leber, im Gehirn, im Knochenmark und in den Lungen 
nachgewiesen worden ist, zu suchen. Denn sie fehlten zuweilen bei 
starker fettiger Entartung der Gefässe, und fanden sich andere Male 
vor, ohne dass eine Spur dieser Veränderung zu erkennen war. 

Wahrscheinlich ist es jedoch, dass die Beschaffenheit des Blutes 
bei der Lupinenvergiftung sich verändert und dass sich hierdurch die 


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ROLOFF, 


Ernährungsverhältnisse der Gefasswände verschlechtern. Von derarti¬ 
gen Gefässen lässt sich annehmen, dass sie entweder zerreisslicher 
oder für den Durchtritt der rothen Blutkörperchen mehr geeignet sind. 

Endlich bleibt noch zu erwähnen, dass fast bei allen Thieren 
ein Oedem der Lungen, des Kehlkopfes und der weichen 
Hirnhaut festgestellt worden ist. 

Die Lungen waren blassroth gefärbt, luftleer und weich, die 
Durchschnittsfläche glatt und von spiegelndem Glanz. Bei der Com- 
pression des Lungengewebes floss eine klare, zuweilen röthlich ge¬ 
färbte Flüssigkeit über die Durchschnittsfläche. Die Bronchien und 
die Luftröhre waren mit feinblasigera Schaum erfüllt. 

Die um die Stimmritze gelegenen Theile des Kehlkopfes waren 
wässerig infiltrirt und geschwollen. Die Schleimhaut und das unter 
derselben befindliche Gewebe erschien gallertig, blass und durchschei¬ 
nend. Dieser Zustand fand sich auch an der Zungenwurzel und an 
den unteren Abschnitten des Schlundkopfes. Einzelne Venen der 
Schleimhaut des Kehl- und Schlundkopfes waren mit Blut gefüllt. 

Die Venen der weichen Hirnhaut waren stark injicirt und die 
Maschen der letzteren, namentlich an der Grundfläche des Gehirns, 
mit einer ganz klaren Flüssigkeit, die, wie die mikroskopische Prü¬ 
fung ergeben hat, fast gar keine zelligen Elemente enthielt, angefüllt. 

Das Oedem der Lungen, des Kehlkopfes und der weichen Hirn¬ 
haut sind Ergebnisse der Stauung des Blutes, die ihrerseits durch die 
ungenügende Herzarbeit (deren Ursache in der Erkrankung der Herz- 
musculatur liegt) zu Stande kommt. 

Am Schlüsse der Betrachtungen über die bei der acuten Lupinen¬ 
vergiftung nachweisbaren anatomischen Veränderungen soll noch an¬ 
geführt werden, dass an allen übrigen Organen (Gehirn, Rücken¬ 
mark etc.) keine besonderen Abweichungen festgestellt werden konnten. 

II. Die chronische Lupinenvergiftung. 

Bei der chronischen Lupinenvergiftung, die bei längerer Zeit fort¬ 
gesetztem Genüsse kleinerer Mengen von schädlichen Lupinen oder 
von Lupinen, die eine geringe Menge gütiger Substanz enthalten, ein- 
tritt, ist die Leber so sehr Mittelpunkt aller Störungen, dass man die 
Annahme einer besonderen Beziehung des Lupinengiftes zu der Leber 
nicht abweisen kann. Während grosse Mengen des Giftes auf die 
Leberzellen, also auf die drüsigen Bestandteile der Leber reizend 
einwirken und hierdurch in der Regel und frühzeitig den Tod herbei- 


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Lupinose. 


39 


fahren, bedingen kleinere und längere Zeit hindurch verabreichte Men¬ 
gen einen Neubildungsprocess im interstitiellen Gewebe derselben, der 
chronisch verläuft und verhältnissmässig spät einen tödtlichen Aus¬ 
gang nimmt. Die parenchymatösen und interstitiellen Erkrankungen 
der Leber sind entzündlicher Natur, beide stehen insofern parallel; 
sie weichen aber in den Ausgängen von einander ab. Die parenchy¬ 
matösen Frocesse haben die Tendenz zur Zerstörung, die interstitiellen 
zur Neubildung von Bindegewebe. Daher die Bezeichnung: Hepa¬ 
titis chronica interstitialis fibrosa. 

Die Lebern bei Thieren, welche an chronischer Lupinenvergiftung 
litten, waren kleiner und fest; die Oberfläche war entweder glatt 
oder höckerig, und in einigen Fällen war die Leber gelappt. 

Die glatten Lebern zeigten auf dem Durchschnitte eine braun- 
graue oder braunweisse Farbe. Die Läppchen der Leber waren an 
einzelnen Abschnitten nicht mehr zu erkennen, sie waren zu Grunde 
gegangen und an Stelle derselben hatte sich eine feste, weisse Gc- 
websmasse gebildet, die sich gleichmässig oder netzartig durch die 
Leber verbreitete. 

Bei den granulirten Lebern war die fibröse Gewebsraasse nicht 
so gleichmässig vertheilt, sondern trat an manchen Stellen in grösserer 
Mächtigkeit auf und fehlte an anderen gänzlich. Die kleinen Hügel, 
welche sich über die Oberfläche der Leber erhoben, entsprachen kleinen 
abgeschnürten Lebertheilen, die aus einer Summe von Leberläppchen 
bestanden. Die Blutgefässe und Gallengänge wurden von weissen 
fibrösen Zügen begleitet, die sich bis in das Leber-Zwölffingerdarmband 
verfolgen liessen und schon von aussen sichtbar waren. 

Bei den gelappten Lebern sah man grosse sternförmige Narben 
im Parenchym, durch welche die Leber in grössere Abschnitte zerlegt 
wurde. 

Bei einem Thiere war auch die Leberkapsel stellenweise verdickt 
und weiss gefärbt. 

Man mass hiernach zwischen 2 Formen der interstitiellen Leberentzundung 
trennen: 

1. Bei der einep Form leidet das um die Gefasse gelegene (portale) Binde¬ 
gewebe. Es bilden sich neue bindegewebige Massen in der Richtung der Blut¬ 
gefässe und Gallengänge. Die Leber ist an diesen Stellen grau oder, wenn das 
neugebildete Bindegewebe gefässreich ist, grauroth gefärbt. Später tritt an dem 
neuentstandenen Gewebe Retraction ein, dadurch schrumpft die Leber und wird 
platt. Diese Retraction kann eine gleich massige sein, dann bleibt die Oberfläche 


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ROLOFF, 


glatt, oder sie erfolgt an einzelnen Stellen stärker, als an anderen, dann werden 
Körner oder Lappen der Leber abgesohnürt. 

Ferner werden die Gallengänge und Blutgefässe mitbetroffen. An ersteren 
kann Stauung entstehen. Die Galle kann nicht ausgeführt werden und dadurch 
Durchtränkung des noch erhaltenen Leberparenchyms mit Galle und schliesslich 
allgemeiner Icterus sich entwickeln. 

Ist die Leber gleichzeitig icterisch, so spricht man von Cirrhose der¬ 
selben. 

Andere Male reicht die Retraction des Gewebes nicht aus, um eine Com- 
pression der Gallengänge und Stauung der Galle herbeizuführen. In diesen Fäl¬ 
len fehlt der Icterus. 

Der Process hat mithin eine verschiedene Wirkung auf die Gallengänge. 
Dasselbe gilt von den Pfortadergefässen, in denen die Circulation des Blutes so 
schlecht werden kann, dass neue Störungen sich ausbilden, die weiter unten er¬ 
örtert werden sollen. 

2. Bei der zweiten Form der interstitiellen Leberentzündung entsteht Binde¬ 
gewebe in den Leberläppchen. Da, wo Lebergewebe liegen sollte, findet sich 
Bindegewebe, mithin gehen die Leberzellen bei diesem Processe zu Grunde. Nach 
einiger Zeit tritt an dem neuentstandenen Gewebe gleichfalls Retraotion ein, die 
aber nicht zur Abschnürung grösserer Lappen, sondern meist zu einer allgemeinen 
Verkleinerung der Leber führt. Diese Form ist constant mit Stauungen des 
Blutes in der Pfortader verbunden, weil die in den Läppchen gelegenen Capillar- 
gefässe (die Abflusswege des Pfortaderblutes) untergegangen sind. Die Gefässe 
veröden, sie verwachsen in sich und sind nicht mehr erkennbar. 

Die Stauung in der Pfortader wirkt auf die Organe zurück, aus denen 
erstere ihr Blut empfängt und veranlasst dadurch neue Störungen, die allerdings 
selten zur vollen Ausbildung gelangen, weil die Thiere inzwischen der allgemeinen 
Abmagerung und Abzehrung unterliegen. Das Blut, welches aus der Pfortader 
nicht abfiiessen kann, sammelt sich in einzelnen Organen der Bauchhöhle, die 
reich an Gefässen sind und viel Blut aufnehmen können. Zu diesen gehören: 
Netz, Magen, Darm, Milz und Nieren. 

Die Venen des Netzes waren ausgedehnt und mit Blut stark 
gefüllt. 

Das Netz ist eine Verdoppelung des Bauchfelles und besteht aus 
2 dünnen Blättern, zwischen denen die Gefässe verlaufen. Letztere 
liegen daher oberflächlich und werden von grösseren Gewebsmassen 
nicht umschlossen. Diese Einrichtung des Netzes ist der Grund, 
weshalb nach Stauungen in den Venen ein Theil der flüssigen Be- 
standtheile des Blutes durch die Wand der zartesten Gefässe, der 
Capillaren und wahrscheinlich der kleinsten Venen hindurchtritt und 
Bauchwassersucht entsteht. Die Stauung in den Venen ist jedoch 
nicht die alleinige Ursache der Bauchwassersucht, sondern die Ver¬ 
anlassung ihrer Entstehung ist auch in der wässerigen Beschaffenheit 
des Blutes, die den allgemeinen Verfall der Ernährung begleitet, zu 


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Lupinose. 


41 


soeben. Es ist daher wohl zu verstehen, wenn bei solchen Thieren 
neben der Bauchwassersucht auch Brust- und Herzbeutel Wassersucht 
nachgewiesen werden konnte. St^ts war aber die Menge der in der 
Bauchhöhle angesammelten Flüssigkeit (bis 1000 Grm. und darüber) 
anderen Thieren gegenüber, die nur an Abzehrung gestorben waren, 
eine so bedeutende, dass die Hochgradigkeit nur durch die Erkran¬ 
kung der Leber erklärt werden konnte. 

Ferner bemerkte man oft eine wässerige Trübung (Oedem) an 
dem unter der Schleimhaut des Magens und Darmes gelegenen 
Gewebe und an dem Gekröse. 

Die Venen der Schleimhaut des Magens und Darmes waren mit 
Blut gefüllt. 

Die Milz war etwas grösser, fester und auf dem Durchschnitte 
marmorirt; weisslich graue Stellen wechselten mit rothen ab. Die 
graue Färbung der ersteren war durch Zellenreichthum bedingt. Die 
Milzkapsel .war etwas verdickt. 

Die Verkleinerung der Leber war also mit Vergrösserung der 
Milz verbunden, die sich nicht auf Erweiterung der Gefässe, sondern 
auf Neubildung von Gewebsbestandtheilen (Pulpa und Bindegewebe) 
zurückfuhren lässt Der Process verläuft aber nicht gleichmässig in 
der Milz, sondern betrifft einzelne Stellen stärker als andere. Die 
grauen Stellen entsprachen den stärkeren, die rothen den schwächeren 
Graden der Neubildung, von der auch die Milzkapsel nicht verschont 
bleibt. 

Um diesen harten Milztumor zu erzeugen, dürfte die Stauung als 
solche, welche nur eine Ausdehnung der Gefässe und Anfullung der¬ 
selben mit Blut herbeiführen kann, nicht ausreichen, und es bleibt 
daher Sache der Interpretation, wie man sich das Zustandekommen 
des Neubildungsprocesses erklären will. Vorläufig ist nur bekannt, 
dass die dauerhaften Anfüllungen der Organe mit Blut die Prädispo¬ 
sition zu allerlei entzündlichen Processen abgeben. 

Die Nieren waren geschwollen, blutreich und härter. Der Blut- 
reichthum zeigte sich vorzugsweise in der Markschicht der Nieren, 
die an den peripherischen Theilen blauroth gefärbt war. 

Alle diese Veränderungen sind Stauungsphänoraene, die ja be¬ 
kanntlich auch an den mit Schwellkörpern ausgestatteten Organen 
nach Füllung mit Blut beobachtet werden. Die Härte der Nieren ist 
nicht durch neu entstandenes Bindegewebe bedingt, sondern die Ge- 


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ROLOFF, 


fasse vergrössern sich und füllen sich stärker an. Die Nieren ver¬ 
halten sich den eregirten Theilen ähnlich. 

Endlich war noch eine hochgradige Abmagerung bei allen 
an chronischer Lupinenvergiftung leidenden Thieren nachzuweisen. 

Als Versuchsthiere dienten auch Ziegen, ein Pferd, zwei Hunde 
und Kaninchen. 

Die Obductionen der Ziegen haben die von den Schafen ange¬ 
führten Befunde ergeben. 

Das Pferd, welches an acuter Lupinenvergiftung gestorben war, 
zeigte eine auffallende Schwellung und einen starken Icterus der Leber. 
Nebenbei bestand hochgradiger allgemeiner Icterus. Die Nieren waren 
vergrössert, schlaff, fast weich und stark getrübt; die Milz geschwol¬ 
len, blutreich und weich. Das Herz hatte eine gelblich graue Farbe; 
es war trocken, mürb und trüb Dieselben Abweichungen wurden an 
den Körpermuskeln ermittelt. Die mit Labdrüsen besetzte Abtheilung 
des Magens war blass, trüb und geschwollen. Abweichend von den 
Wahrnehmungen bei Schafen liess sich eine heftige Reizung im 
ganzen Darme nachweisen, die sich durch starke Schwellung, Röthung 
und Trübung zu erkennen gab. Die Mündung des gemeinschaftlichen 
Gallenganges war mit einem Schleimpfropfe verstopft. Hierzu kamen 
noch zahlreiche blutige Herde in den verschiedensten Organen, na¬ 
mentlich an der Ansatzstelle des Dünndarragekröses an den Darm. 

Das oben beschriebene anatomische Bild der Krankheit konnte 
mithin auch bei dem Pferde festgestellt werden. Zu beachten ist 
nur, dass die Schwellungen und Trübungen aller Organe viel hoch¬ 
gradiger waren, als bei Schafen, und dass der ganze Befund an eine 
schwere acute Infection erinnerte. Die Fettmetamorphose der ver¬ 
schiedenen Parenchyme war aber gering. 

Bei den Hunden dagegen war neben der trüben Schwellung eine 
bedeutende Fettmetamorphose in den genannten Organen zu erkennen. 
Es gilt dies besonders von der Leber, die alle Eigenschaften der 
Phosphorleber des Menschen nachweisen liess. Magen und Darm waren 
hämorrhagisch entzündet. 

Bei den Obductionen der Kaninchen wurde kein constanter Be¬ 
fund, meist Katarrh des Magens und Darmes und Reizung der Nieren 
ermittelt. Es fehlten namentlich die bei Schafen etc. festgestellten 
characteristischen Erscheinungen der Lupinenvergiftung. 


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Lupinose. 


43 


Als erstes auffallendes Symptom der Lupinose zeigte sieh bei 
anseren Versuchen, wie bei allen früheren Beobachtungen der Krank¬ 
heit, Verminderung des Appetits auf die giftigen Lupinen. Der Appetit 
verschwand zuweilen plötzlich schon nach dem ersten Futter; oder 
derselbe verlor sich allmählich im Laufe einiger Tage oder noch später. 
Dies hängt theils von dem Grade der Schädlichkeit der Lupinen, 
mithin von der Menge des mit einem Futter aufgenomraenen Giftes, 
theils von der Individualität der Schafe ab. Im Allgemeinen lehrt 
die Erfahrung, dass, je mehr Gift die Lupinen enthalten, um so 
schneller und vollständiger auch der Appetit darauf sich verliert. 
Wenn die Schafe die Aufnahme der giftigen Lupinen verweigerten, 
so nahmen sie mitunter unschädliche Lupinen noch an; meist wurden 
dann aber auch diese verschmäht. Anderes, namentlich schmack¬ 
haftes Futter, Grünfutter, Wurzeln und Knollen, wurde von den Schafen 
oft noch angenommen, nachdem sich der Appetit auf Lupinen bereits 
vollständig verloren hatte, jedoch gewöhnlich auch nur noch mit ge¬ 
ringerem Appetit als vorher und nur so lange die Krankheit keinen 
hohen Grad erreicht hatte. Nach der Aufnahme sehr giftiger Lupinen 
zeigte sich mitunter sofort ein absoluter Appetitverlust. Durst war 
jn manchen Fällen vorhanden, in anderen Fällen mit der Fresslust 
verschwunden. 

Gleichzeitig mit der Verminderung des Appetits stellte sich bei den 
kranken Thieren eine Erhöhung der Körpertemperatur ein. Schon am 
Tage nach der Verfütterung giftiger Lupinen, bevor noch die Fress¬ 
last sich gänzlich verloren hatte, war eine Steigerung der Temperatur 
um 1 0 C. oder noch mehr nachzuweisen. Die Temperatursteigerung, 
welche bei den Versuchsschafen nach dem Eingeben grösserer Quan¬ 
titäten kalter Flüssigkeit beobachtet wurde, konnte freilich nicht aus¬ 
schliesslich als eine Wirkung des darin enthaltenen Giftes betrachtet 
werden. Ein Versuch zeigte, dass .auch nach der Infusion von 4 Litern 
einer lproc. Lösung von kohlensaurem Natron, die kein Lupinen- 
extract enthielt, die Körpertemperatur während der nächstfolgenden 
beiden Tage um 1 0 erhöht war. Die Temperaturerhöhung trat aber 
auch nach der Aufnahme giftiger Lupinen in Substanz ein. Bei acutem 
Verlauf der Krankheit steigerte sich die Körpertemperatur auf 40 bis 
41°, selbst auf 41,6° C. Uebrigens wurden während der Krankheit 
nicht selten Schwankungen der Temperatur von einem Tage zum 
anderen um 1° oder noch mehr beobachtet. Vor dem Tode fand 


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ROLOFP, 


sich gewöhnlich ein erheblicher Temperaturabfall, der mitunter schnell, 
in anderen Fällen allmählich im Laufe mehrerer Tage entstand. 

Neben der Temperatursteigerung wurde eine Beschleunigung des 
Pulses constatirt. Dieselbe nahm bei einem tödtlichen Ausgange der 
Krankheit gewöhnlich immer mehr zu, wenn auch die Körpertempe¬ 
ratur schliesslich wieder sank. 

Das Aussehen der vergifteten Schafe war Anfangs gewöhnlich 
nicht auffallend verändert, wenn auch schon Verminderung der Fress¬ 
lust und Erhöhung der Körpertemperatur bestand. Erst mit der Zu¬ 
nahme der Krankheit verlor sich die Munterkeit der Thiere und stellte 
sich eine deutliche Schwäche ein. Die Thiere lagen viel, standen 
beschwerlich auf und standen dann häufig mit aufwärts gekrümmtem 
Rücken; sie liefen ungern und leisteten beim Ergreifen weniger Wider¬ 
stand. Die bei der Krankheit entstehende Veränderung der Muskeln 
erklärt die auffallende Schwäche der Thiere. Nicht selten zeigte sich 
bei den kranken Schafen Eingenommenheit des Kopfes in mehr oder 
weniger hohem Grade, selbst völlige Bewusstlosigkeit. Diese Erschei¬ 
nung wurde in manchen Fällen schon bald nach dem Beginn der 
Krankheit, in anderen Fällen erst später, selbst erst nach 5 oder 6 
Tagen bemerkt. Sie trat bald plötzlich, bald allmählich hervor. In 
anderen Fällen wurden Störungen des Bewusstseins nicht wahrgenom¬ 
men, wenn die Krankheit auch im Uebrigen sehr heftig auftrat; oder 
das Bewusstsein verlor sich erst kurz vor dem Tode. 

Die Empfindlichkeit der kranken Thiere war nicht merklich ver¬ 
mindert, so lange das Bewusstsein ungetrübt erschien. Die Pupillen 
zeigten selbst bei schwerer Erkrankung die normale Empfindlichkeit 
für Lichtreiz. 

Eine ziemlich regelmässige Erscheinung der Lupinose war eine 
Gelbfärbung der Schleimhäute und der äusseren Haut. Dieses Sym¬ 
ptom wird als charakteristisch betrachtet und die Krankheit danach 
auch „acute Gelbsucht“ genannt. Gewöhnlich zeigte sich die Gelb¬ 
färbung (Icterus) zuerst und am auffälligsten an der Bindehaut der 
Augen (Conjunctiva), später und weniger deutlich an der Maulschleim¬ 
haut und an der äusseren Haut, am Gesicht etc. In manchen Fällen 
entstand der Icterus frühzeitig, schon 2 Tage nach der Aufnahme der 
giftigen Lupinen, in anderen Fällen aber erst später, 4 oder 5 Tage 
nach der Aufnahme des Giftes. Auch bestand eine Verschiedenheit 
der Fälle insofern, als der Icterus bald fast plötzlich hervortrat, bald 
allmählich deutlich wurde. In manchen Fällen nahm die Gelbfärbung 


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Lupinose. 


45 


wieder ab, während die Krankheit im Uebrigen noch zunahm. Dies 
wurde namentlich dann beobachtet, wenn die Krankheit subacut verlief 
und erst am 9. oder 10. Tage zum Tode führte, so dass ein erheb¬ 
licher Schwund der Leber mit Verminderung der Gallenabsonderung 
zu Stande gekommen war. In noch anderen und selbst in sehr hef¬ 
tigen Krankheitsfällen war die Gelbfärbung der sichtbaren Schleim¬ 
häute sehr schwach oder dieselbe fehlte ganz; dagegen zeigten dann 
bei der Section die inneren Theile und Organe oft eine intensive 
Gelbfärbung. Dass selbst bei sehr heftiger Lupinose sowohl Icterus 
der Schleimhäute, als auch Benommenheit fehlen kann, zeigt Ver¬ 
such 24. Wenn die Gelbfärbung der Conjunctiva ausblieb, so war 
doch gewöhnlich eine höhere Röthung derselben zu constatiren. 

Dass der Icterus, eine so grosse Bedeutung derselbe auch für die 
Diagnose hat, doch nur eine nebensächliche Erscheinung der Lupinose 
bildet, ist in dem Abschnitt, welcher von den anatomischen Verän¬ 
derungen handelt, ausgeführt. Die durch das specifische Gift der 
Lupinen erzeugte Erkrankung der Leber kann bestehen, ohne dass 
eine erhebliche Stauung und Resorption der Galle ein tritt, und so 
lange die Nieren nicht in höherem Grade erkrankt sind, können diese 
die Ausscheidung des in das Blut gelangten Farbstoffs bewirken und 
die Ablagerung desselben in den Geweben verhüten. 

Harn wurde von den kranken Thieren häufig, in kleinen Quan¬ 
titäten, aber ohne Beschwerde entleert. Die Gewinnung desselben 
behufs näherer Untersuchung war daher auch nie schwierig. Wurden 
kranke Schafe getödtet, so Hessen sie dabei Harn, wenn die Blase 
nicht vorher entleert war. Bei der Section fand sich die Blase ge¬ 
wöhnlich leer und zusaramengezogen. Eine starke Füllung der Harn¬ 
blase wurde in keinem Falle beobachtet. 

So oft der Harn der kranken Thiere untersucht wurde, und zwar 
schon bevor sich Gelbfärbung der Conjunctiva zeigte, konnte darin 
Gallenfarbstoff nachgewiesen werden. Gewöhnlich trat auch bald 
Eiweiss im Harn auf, und bei der mikroskopischen Untersuchung 
wurden in demselben öfter Fibrincylinder, auch icterisch gefärbte 
Nierenepithelien gefunden 1 ). Auch die Flüssigkeit, welche bei der 


*) Dr. Arnold und Dr. Lemke fanden Gallenfarbstoff nicht immer im 
Ham der kranken Schafe, dagegen regelmässig Gallensäuren. (13. Jahresber. 
der Kgl. Thierarzneischule zu Hannover, und Deutsche Zeitschr. f. Thiermedicin, 
YD. Bd., 4. Heft.) 


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46 


ROLOFF, 


Section in den Körperhöhlen vorgefunden wurde, enthielt Gallenfarb¬ 
stoff. Eine parenchymatöse Nierenentzündung war bei unseren kran¬ 
ken Versuchsschafen regelmässig vorhanden. Die nervösen Erschei¬ 
nungen waren davon jedoch nicht abhängig; bei der Section fand sich 
in manchen Fällen eine sehr schwere Nierenentzündung, ohne dass 
bei den Thieren während der Krankheit eine Benommenheit be¬ 
merkt war. 

Die Kothentleerung war gewöhnlich verzögert; die Kothbälle 
waren hart und meist mit gelbem Schleim umhüllt, oft auch blutig. 

Letzteres wurde selbst bei leichten Erkrankungen beobachtet. 
In dem leeren Mastdarra fand sich oft blutiger Schleim. Auftreibung 
des Hinterleibes wurde auch bei Hartleibigkeit nicht beobachtet. In 
seltenen Fällen bestand bei der Krankheit Durchfall. 

Das Athraen war bei den Versuchsthieren in allen Fällen ruhig 
und wurde nur erst kurz vor dem Tode beschleunigt und erschwert, 
oft stöhnend. Bei verschiedenen kranken Schafen wurde Nasenaus¬ 
fluss, der in einem Falle blutig erschien, beobachtet. 

Der Tod erfolgte am 4. oder 5. Tage nach der Aufnahme des 
Giftes, wenn dieses in tödtlicher Dosis in alkalisch gemachtem Wasser 
gelöst gegeben wurde. Auch nach der Fütterung mit giftigen Lu¬ 
pinen in Substanz starb ein Schaf schon am 5. Tage. In anderen 
Fällen starben die Schafe 9 oder 10 Tage nach dem Beginn der 
Fütterung und 6 bis 7 Tage nachdem die ersten Krankheitserschei¬ 
nungen bemerkt waren. 

Wenn die Krankheit nicht zum Tode Führte, so erfolgte die Bes¬ 
serung oft schnell am 5. oder 6. Tage; die Thiere erschienen dann 
munterer und der Appetit kehrte wieder. Die Gelbfärbung der 
Schleimhäute verschwand gewöhnlich später, aber dann oft schnell, 
in 2 oder 3 Tagen. In anderen Fällen erfolgte die Genesung sehr 
langsam. Sie war oft nur eine scheinbare: die Appetitlosigkeit und 
die übrigen Symptome fanden sich wieder ein und die Krankheit 
wurde dann in kurzer Zeit tödtlich, oder die Thiere gingen allmählich 
an Abzehrung ein. Dass die Thiere häufig nur unvollständig genesen 
und sich dann schlecht nähren, ist hauptsächlich die Folge davon, 
dass die bei der Krankheit zu Grunde gegangene Lebersubstanz nicht 
wieder ersetzt wird, die Gallenabsonderung daher mangelhaft bleibt. 
Möglicherweise hat auch die Veränderung der Bauchspeicheldrüse einen 
nicht unbedeutenden Antheil an der Entstehung der Abzehrung. Im 
Ganzen kann der Nachtheil, den die Lupinose in Schäfereien dadurch 


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Lupinose. 


47 


verursacht, dass die genesenen Thiere dauernd an Verdauungsschwäche 
leiden und schlechte Futterverwerther bleiben, viel bedeutender sein, 
als der Verlust durch die Sterbefälle. Werden den scheinbar gene¬ 
senen Thieren früher oder später aufs Neue giftige Lupinen verab¬ 
reicht, so erkrankten sie eher und heftiger als andere Schafe. Auch 
Schafe, die mit Leberegeln behaftet sind und deren Leber in Folge 
dessen krankhaft verändert ist, erliegen der Lupinose leicht. Beides 
konnten wir bei unseren Versuchen beobachten. Wir wollen übrigens 
nicht unterlassen zu bemerken, dass die von uns in Vorstehendem 
speciell angeführten Versuche ausschliesslich mit gesunden, gut ge¬ 
nährten Schafen angestellt sind. 

Bei der chronischen Form der Lupinose, welche nach fortgesetzter 
Fütterung mit Lupinen entstand, die in geringerem Grade giftig waren, 
bildete sich allmählich Bleichsucht und Abzehrung aus. Icterus wurde 
dabei gewöhnlich nicht beobachtet. Die Krankheit hatte Aehnlichkeit 
mit der Leberegelseuche, unterschied sich von dieser aber dadurch, 
dass in der Regel weder Durchfall, noch erhebliche Ansammlung 
von wässeriger Flüssigkeit in der Unterhaut entstand. Da das Lu¬ 
pinengift nicht wie die Leberegeln ausschliesslich eine Erkrankung 
der Leber erzeugt, sondern in verschiedenen, für die Ernährung wich¬ 
tigen Organen krankhafte Veränderungen hervorruft, so entsteht bei 
der chronischen Lupinose schon Abzehrung, bevor noch die Leber in 
Folge der interstitiellen Entzündung in dem hohen Grade entartet ist, 
wie im letzten Stadium der Egelseuche. Neben der Verschlechterung 
des Nährzustandes beobachteten wir bei der chronischen Lupinose 
häufig Nasenkatarrh, Röthung der Conjunctiva und in einzelnen Fäl¬ 
len Entzündung der Haut und Schorfbildung an den Lippen und auch 
an den Ohren. Der Appetit der Schafe auf Lupinen nahm allmählich 
ab, und zwar wurden vorzugsweise die Hülsen verschmäht. 

Dass die giftigen Lupinen bei Pferden ebenso schädlich wirken 
wie bei Schafen, ist bereits an mehreren Orten beobachtet. Bei einem 
hier angestellten Versuche ist die wesentliche Uebereinstimmung der 
Lupinose bei Pferden und bei Schafen constatirt. Ferner wurde hier 
experimentell festgestellt, dass das Lupinengift aut Ziegen uud auf 
Hunde wie auf Schafe ein wirkt. Dagegen gelang es uns nicht, bei 
Kaninchen die Lupinose zu erzeugen, mochte an dieselben die giftige 
Lupine in Substanz verfüttert, oder ihnen das Gift in Lösung einge¬ 
geben werden. Wenn die Kaninchen danach erkrankten, so war die 
Krankheit doch in den von uns beobachteten Fällen von der Lupinose 


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48 


ROLOFF, 


wesentlich verschieden. Wir halten daher das Kaninchen nicht für 
ein passendes Versuchsthier, wenn es sich darum handelt, zu prüfen, 
ob ein aus den Lupinen gewonnener chemischer Körper das die Lupi- 
nose erzeugende Gift ist. 

Dass ein specifisches Gift die Lupinose erzeugt, unterliegt nach 
unseren Versuchen keinem Zweifel. Da schon nach 100 Grm. Schalen 
oder Körnern Appetitsverminderung als erstes Krankheitssymptora und 
nach 200—300 Grm. Lupinose mit acutem Verlauf und Ausgang in 
den Tod eintrat, auch bei den anderen Versuchen die Schafe schon 
nach der Aufnahme kleiner Quantitäten Lupinenheu oder des Extracts 
von 1 Kgr. Schalen, selbst wenn aus letzteren nur erst ein Theil des 
Giftes extrahirt war, erkrankten und starben, die betreffenden Schafe 
auch Wochen oder Monate lang vor den Versuchen, zum Theil wahr¬ 
scheinlich noch niemals vorher Lupinen erhalten hatten, so ist die 
Annahme widerlegt, dass eine übermässige Fütterung mit Lupinen 
die Ursache der Krankheit sei. Es hängt von dem Gehalt der Lu¬ 
pinen an dem specifischen Gifte ab, ob schon eine kleine Quantität, 
ein einziges Futter, oder ob erst eine fortgesetzte Verfütterung Ver¬ 
giftung erzeugt. Da ferner die zu unseren Versuchen benutzten Schafe 
gut genährt, zum grossen Theil sogar halbfett waren, so trifft auch 
die wiederholt geäusserte Ansicht nicht zu, dass nur schlecht ge¬ 
nährte Thiere für das Gift empfänglich seien. Der Versuchsstall war 
hell und luftig. Neben den giftigen Schalen und Körnern erhielten 
die Schafe Wiesenheu und Kleientrank, manche auch Wiesengras oder 
Kartoffeln, und trotzdem wirkte das Gift tödtlich. 

Die zu unseren Versuchen benutzten, höchst giftigen Lupinen 
waren reif geworben, trocken, von tadellosem Aussehen und Geruch. 

Das Gift war vorzugsweise in den Schalen und in den Körnern 
enthalten. Von letzteren erwiesen sich wider Vermuthen die Kerne 
giftiger als die Samenschalen; denn während von den sorgfältig ge¬ 
schälten Körnern schon eine kleine Quantität von 388 Grm. bei 
einem Schafe Lupinose erzeugte, wirkte das Extract von 500 Grm. 
Samenschalen nicht giftig. Da auch das Wasser, in welchem eine 
grössere Quantität Körner ganz rein abgewaschen war, bei einem 
Schafe nur eine schnell vorübergehende, ganz leichte Erkrankung er¬ 
zeugte, und das Wasser, welches zum Auslaugen einer grösseren 
Menge Stroh gedient hatte, nicht einmal die Genesung des leicht er¬ 
krankten Schafes verhinderte (Versuch 12), so ist nicht anzunehmen, 
dass das Gift den Lupinen äusserlich anhaftet und dass Pilze das 


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Lupinose. 


49 


giftige Prinzip darstellen. Insbesondere bei der Behandlung der Lu¬ 
pinen mit Alkohol (Versuch 18) würden Pilze zerstört sein; die Lu¬ 
pinen waren aber dabei nicht entgiftet. Auch die Entwickelung der 
Krankheit bei den Thieren spricht dafür, dass die ursächliche Schäd¬ 
lichkeit ein chemischer Körper ist. Die Bildung des Giftes in den 
Lupinen wird aber möglicherweise durch einen auf letzteren parasi- 
tirenden Pilz verursacht. Dafür spricht namentlich das Vorkommen 
der schädlichen Lupinen. Die bisherigen Untersuchungen haben jedoch 
über die Vermuthung noch nicht hinausgeführt. 

Wasser, in welchem 1 Kilo giftiger Schalen bei 40 °C. 40 Stun¬ 
den lang ausgelaugt waren, erzeugte nur eine vorübergehende Erkran¬ 
kung. Aus den ausgelaugten Schalen wurde dann durch eine Lösung von 
kohlensaurem Natron noch so viel Gift extrahirt, dass ein Schaf nach 
der Infusion der Flüssigkeit heftig erkrankte und am 5. Tage starb. 
Mithin wird durch reines Wasser nur ein geringer Theil des Giftes 
oder dieses nur langsam vollständig ausgezogen. Das Glycerin- 
extract 1 ), sowie das Alkohol- und das Aetherextract wurden nicht 
giftig befunden, obgleich immer verhältnissmässig grosse Quantitäten 
Schalen verwendet waren. Auch durch Wasser, welches durch Zusatz 
von 3 / 4 pCt. Schwefelsäure angesäuert war, wurde das Gift nicht 
ausgezogen; das Schaf, welches das Infusum erhielt (Vers. 22), er¬ 
krankte zwar, aber nicht an Lupinose. Die Schalen wurden nach 
der Behandlung mit der Säure noch sehr giftig befunden. Dagegen 
ist das Gift in alkalisch gemachtem Wasser leicht löslich. Eine 
lproc. Lösung von kohlensaurem Natron, welche 24 Stunden lang 
auf den giftigen Lupinen gestanden hatte, erzeugte allemal heftige, 
tödtliche Lupinose. Bei diesen Versuchen zeigte sich übrigens, dass 
auch die alkalische Flüssigkeit die Lupinen binnen 24 Stunden noch 
nicht entgiftet hatte, selbst wenn 1 Kilo Schalen mit 4 Liter Flüssig¬ 
keit infundirt wurden. Die genannte Menge Schalen erzeugte dann 
bei einem Schafe noch tödtliche Lupinose (Vers. 24, 25). 

Eine 24stündigc Erhitzung der Lösung des Giftes auf ca. 70 °C. 
zerstörte letzteres nicht. Schalen, die im Trockenofen 6 Stunden 
lang einer Hitze von 120° C. ausgesetzt gewesen waren, enthielten 
noch reichlich wirksames Gift. Beim Dämpfen der Lupinen wurde 


*) Die Unlöslichkeit des Giftes in Glycerin ist bereits früher von Dr. Ar¬ 
nold und Dr. Lemke nachgewiesen (13. Jahresber. der Kgl. Thierarzneischule 
zu Hannover. 

4 


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Archiv L wiasensch. u. prakt. Tbierheilk. IX. 1 u. 2. 



50 ROLOFF, 

bei 2V 2 Atm. Ueberdruck das Gift zerstört, bei IV '2 Atm. Ueberdruck 
jedoch nicht *). 

Bei längerer Aufbewahrung der Lupinen an einem trockenen 
Orte vermindert sich deren Schädlichkeit nicht; Lupinen, die hier 
IV 2 Jahre aufbewahrt waren, wirkten noch ebenso schädlich wie un¬ 
mittelbar nach der Ernte. Dass die Schädlichkeit der Lupinen sich 
öfter vermindert, wenn dieselben in kleinen Haufen im Freien aufbe¬ 
wahrt werden, hat, wie bereits von Jul. Kühn ausgesprochen ist, 
seinen Grund wahrscheinlich darin, dass das Gift durch den Regen 
ausgelaugt wird. 

Eine nähere Bestimmung des Giftes haben wir bis jetzt nicht 
herbeifuhren können. Die durch dasselbe erzeugte Krankheit stimmt 
theils mit der acuten gelben Leberatrophie, theils mit der acuten 
Phosphorvergiftung bei Menschen überein, und es ist daher wahr¬ 
scheinlich, dass das Gift der Lupinen ein phosphorhaltiger Körper ist. 
Der Phosphor wirkt auch bei Schafen schon in kleinen Dosen tödtlich; 
ein sehr kräftiges Schaf, welchem wir 0,20 Grm. Phosphor in einer 
Emulsion von 4 Litern auf vier Portionen in drei Tagen eingaben, 
zeigte am zweiten Tage Verminderung des Appetits, am dritten Tage 
Appetitlosigkeit, Traurigkeit, Erhöhung der Körpertemperatur um 1°C. 
und starb in der Nacht vom dritten zum vierten Tage. Die Aehn- 
lichkeit der Lupinose mit der acuten gelben Leberatrophie des Men¬ 
schen macht es wahrscheinlich, dass auch letztere Krankheit durch 
ein der schädlichen Substanz in den Lupinen ähnliches Gift verursacht 
wird. Das Vorkommen der Krankheit spricht ebenfalls dafür, dass 
eine Schädlichkeit der Nahrung die veranlassende Ursache ist. Erb¬ 
sen, namentlich Bohnen haben nach uns zugegangenen brieflichen Mit¬ 
theilungen in einigen Fällen bei Schafen eine mit der acuten Lupinose 
im Wesentlichen übereinstimmende Krankheit erzeugt. 

Die bisher bei der Lupinose angewendeten Arzneimittel haben 
sich nicht in erwünschter Weise wirksam gezeigt: ein specifisches 
Gegengift ist noch nicht gefunden. Die Hauptsache bei der Behand¬ 
lung ist selbstverständlich die sofortige Entziehung der schädlichen 
Lupinen, wenn die erste Erscheinung der Vergiftung, d. i. Verminde¬ 
rung des Appetits, bemerkt wird. Ausserdem würden Säuren ange¬ 
zeigt sein, um die Lösung des Giftes in den im Magen und Darm 

! ) Jul. Kühn fand, dass mehrstündiges Dämpfen der Lupinen bei 1 Atm. 
Ueberdruck das Gift zerstört (Fühling’s Landw. Zeitung, Juli 1881). 


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Lupinose. 


51 


befindlichen Lupinen hintanzuhalten, und ausleerende Mittel bezw. ab¬ 
führend wirkende Futterstoffe, um die Entleerung des schädlichen 
Magen- und Darrainhalts zu befördern. Bei dieser Behandlung erfolgt 
oft Genesung, wenn die verfütterten Lupinen in geringerem Grade 
giftig waren und der Ausbruch der Krankheit sofort entdeckt wurde. 
Waren die Lupinen hingegen sehr giftig und verlieren die Schafe so¬ 
fort den Appetit auch auf anderes Futter, so erfolgt selten Heilung, 
und wenn die Krankheit aucli nicht binnen kurzer Zeit zura Tode 
fuhrt, so ist die Genesung doch in der Regel nur eine unvollständige. 
Erhalten solche Schafe aufs Neue schädliche Lupinen, so erkranken 
sie gewöhnlich schneller und heftiger als das erste Mal. Es kommt 
daher vor Allem darauf an, die Krankheit zu verhüten. Zu diesem 
Zwecke ist eine Probefütterung zunächst bei einigen Schafen ange¬ 
zeigt, und die Probe muss jedesmal wiederholt werden, wenn Lupinen 
von einem anderen Schlage verfüttert werden sollen. Sind die Lupinen 
sehr giftig, so zeigt sich dies bei der Probefütterung binnen einigen 
Tagen, oft schon nach dem ersten reichlichen Futter. Mit besonderer 
Vorsicht sind diejenigen Lupinen zu verfüttern, welche in der Scheune 
oder in grossen Haufen auf bewahrt wurden. Durch das gute Aus¬ 
sehen derselben darf man sich nicht täuschen lassen. 

Durch alkalische Flüssigkeiten, z. B. durch eine lproc. Lösung 
von kohlensaurcm Natron, wird bei längerer Einwirkung das Gift aus¬ 
gezogen; aber wie unsere Versuche lehren, genügt eine 24stündige 
Auslaugung der Lupinen mit einer grossen Menge Flüssigkeit noch 
nicht, dieselbe vollständig zu entgiften. Die Auslaugung muss wenig¬ 
stens 48 Stunden fortgesetzt und inzwischen die Flüssigkeit erneuert 
werden, wenn letztere nicht in verhältnissmässig grosser Menge angc- 
weudet werden kann. Durch mehrstündiges Dämpfen bei reichlich 
2 Atm. Ueberdruck wird das Gift zerstört. 

Das von einer Seite empfohlene Besprengen mit einer Säure 
macht die giftigen Lupinen nicht unschädlich und könnte nur die 
Lösung des Giftes in dem Verdauungscanal verzögern, wenn die Säure 
in grösserer Menge angewendet wird. 

Ob und event. wie die Entstehung des giftigen Stoffes in den 
Lupinen verhindert werden kann, ist zur Zeit noch nicht zu entschei¬ 
den , da die Bedingungen der Giftbildung nicht bekannt sind. Nur 
soviel wissen wir, dass die giftige Substanz in den Lupinen sich vor¬ 
zugsweise bei der Reife der letzteren bildet. Um zu erfahren, ob 
giftige Lupinenkörner wieder giftige Pflanzen erzeugen, haben wir 

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52 


ROLOFF, 


Körner, welche sehr giftig waren, ausgesäet. Die Pflanzen waren reif 
geworden, jedoch sehr kümmerlich, so dass von einer ziemlich grossen 
Fläche nur 500 Grm. Heu geerntet wurde. Dasselbe wurde geschnit¬ 
ten und dann mit 4 Litern einer 1 proc. Natronlösung ausgelaugt. 
Diese Flüssigkeit wurde einem gesunden Schafe auf vier Portionen im 
Laufe eines Tages eingegeben, und ausserdem wurden die nach der 
Auslaugung an der Luft getrockneten Lupinen an dasselbe Schaf ver¬ 
füttert. Das Schaf erkrankte danach nicht. Dass der Versuch die 
gestellte Frage nicht entschieden hat, braucht wohl kaum bemerkt 
zu werden. 

Eine andere Frage ist, ob das Fleisch der an Lupinose erkrank¬ 
ten Schafe geniessbar ist. Da die Erfahrung lehrt, dass die Krank¬ 
heit sehr oft tödtlich verläuft, so sind die kranken Schafe häufig 
geschlachtet, um sie noch möglichst gut zu verwerthen. Um die Frage 
ihrer Entscheidung zuzuführen, haben wir Fleisch von den während 
der Krankheit getödteten Schafen an Hunde verfüttert. Letztere er¬ 
krankten danach nicht an Lupinose. Dass das Blut der kranken 
Schafe die giftige Substanz nicht in grösserer Menge enthält, geht 
aus folgendem Versuche hervor: 

51. Von dem am 30. December 1880 getödteten, mit starker acuter Lu¬ 
pinose behafteten Schafe (Vers. 5) wurde Blut aufgefangen, defibrinirt und davon 
einem anderen, gesunden Schafe 50 Grm. in die Jugularis injicirt. Als noch 
eine zweite Quantität Blut injicirt werden sollte, entstand an der Injectionsstelle 
ein Extravasat, welches sich in einen Abscess umwandelte. Bei dom Schafe 
steigerte sich die Körpertemperatur bald nach der Injection von 38,5 auf 39,5° 
und am folgenden Tage auf 40,5° C. Auf dieser Höhe hielt sich die Tempe¬ 
ratur drei Tage, während die Pulszahl sich auf 120 vermehrte. Am 3. Januar 
1881 war die Körpertemperatur auf 39,6°, die Zahl der Pulse auf 100 pr. Min. 
gesunken. Neben diesen Erscheinungen bestand eine Verminderung des Appetits. 
Andere Krankheitserscheinungen, namentlich Icterus, zeigten sich nicht, und nach 
Eröffnung des Abscesses an der Injectionsstelle fiel die Körpertemperatur bald 
ab; auch der Appetit fand sich wieder ein, und das Schaf erholte sich schnell 
und vollständig. 

Wenn danach auch eine Uebertragung der Lupinose auf Menschen 
durch den Genuss des kranken Fleisches nicht zu befürchten ist, so 
muss das Fleisch von den in höherem Grade erkrankten Schafen doch 
für ungeniessbar erachtet werden, weil es ekelhaft ist und weil bei 
der Krankheit eine bedeutende Veränderung nicht nur der drüsigen 
Organe, sondern auch der Muskeln stattfindet. 


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Lupinose. 


53 


Nachtrag. 

Der kürzlich erschienene 14. Jahresbericht der König]. Thier¬ 
arzneischule zu Hannover enthält eine neue Arbeit von Dr. Arnold 
über die Lupinose, in welcher der Verfasser darüber klagt, dass wir 
auf Grund unserer vorläufigen Mittheilung in dem Centralblatt für 
medieinische Wissenschaften von verschiedenen Seiten als der Autor 
der von uns mitgetheilten Befunde hingestellt sind. Ein Vergleich 
der Daten unserer und seiner (der Arnold’schen) Veröffentlichung 
werde aber Jeden überzeugen, dass er mindestens dieselben Ansprüche 
auf die Priorität habe, wie wir. 

Es ist allerdings richtig und von uns in vorstehender Arbeit auch 
angegeben, dass die Herren Dr. Arnold und Dr. Lemke die Un¬ 
löslichkeit des die Lupinose erzeugenden Giftes in Glycerin bereits vor 
uns nachgewiesen und dass dieselben in dem Harn der an Lupinose 
erkrankten Schafe Eiweiss und Gallensäuren, in einem von den drei 
Fällen, welche in dem Ende März 1881 erschienenen 13. Jahresbe¬ 
richt erwähnt sind, auch Gallenfarbstoff nachgewiesen haben. Dieser 
Fall wurde Ende Januar 1881 beobachtet, während wir das Vorhan¬ 
densein von Gallenfarbstoff im Harn bei der Lupinose bereits im De- 
cember 1880 und dann in allen Fällen constatirt haben, in welchen 
die Untersuchung darauf gerichtet wurde. Ueber die Natur und die 
Ursache der Lupinose äusserten sich die Herren Dr. Arnold und 
Dr. Lemke in dem letzterwähnten Jahresbericht der Thierarzneischule 
zu Hannover noch dahin, dass das Wesen in einer Lähmung der 
Gallen- und Harnblase mit den daraus folgenden Momenten bestehe 
und dass als Ursache Pilze anzusprechen seien. Erst in der Arbeit, 
welche in dem am 23. November 1881 ausgegebenen 4. Hefte des 

VII. Bandes der deutschen Zeitschrift für Thiermedicin enthalten ist, 

erklären die Herren Arnold und Lemke, dass nach ihren neuen 
Versuchen Pilze nicht als die Ursache der Lupinose angesprochen 

werden können, dass das Gift vielmehr ein chemischer, in Wasser 

löslicher und in Alkohol unlöslicher Körper ist, und dass die Verän¬ 
derungen der Organe in der lebhaftesten Weise an das Bild erinnern, 
wie man es bei der acuten Phosphorvergiftung sieht. Wir hatten 
dies bereits in unserer am 13. August desselben Jahres publicirten 
vorläufigen Mittheilung, mithin viel früher ausgesprochen. Herr Dr. Ar- 


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54 


ROLOFF. 


nold legt jedoch Gewicht darauf, dass seine Arbeit bereits am 31. Juli 
niedergeschrieben war. Nun, unsere vorläufige Mittheilung ist schon 
vor dem genannten Tage niedergeschrieben. Aus unserer Arbeit geht 
ausserdem hervor, dass auch unsere Versuche, welche uns zu dem 
Schlüsse Führten, dass das fragliche Gift ein chemischer Körper ist, 
bereits früher als die betreffenden Versuche in Hannover angestellt 
sind. Ein. Vergleich der Daten in den verschiedenen Arbeiten muss 
mithin Jeden überzeugen, dass bezüglich der erwähnten Aeusserungen 
über das Wesen und die Ursache der Lupinose die Herren Dr. Arnold 
und Dr. Lemke nicht „mindestens“, sondern „höchstens“ dieselben 
Ansprüche auf die Priorität haben, wie wir. 


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II. 


Die Wechselbeziehungen zwischen der Belastung der 
Schenkelsäule und der Gestalt ihrer Stützfläohe. 

VOD 

F. Peters, Marstalls-Oberrossarzt in Schwerin. 

(Fortsetzung. — Siehe dieses Archiv Bd. VIII, S. 281.) 


Der Bodendruck in seinem Verhältniss zum acuten Verschlag und zum 

Rehhuf. 

Dem Leser, welcher aufmerksam den Betrachtungen über den 
veränderten Einfluss des Bodendruckes auf die Formgestaltung des 
Hufes gefolgt ist und besonders die vorständige Stellung des Fusses 
als das bedingende Moment der verlängerten Zehe beim spitzen Hufe 
erkannt hat, wird sich wohl schon die Vermuthung über einen ur¬ 
sächlichen Connex zwischen der exorbitant vorständigen Stellung 
und gewissen Veränderungen des Hufes bei dem acuten Verschlag 
oder der Rehe der Pferde aufgedrängt haben. 

Es handelt sich an diesem Orte nicht um eine ausführliche Be¬ 
schreibung der Erscheinungen und Ausgänge dieser Krankheit, sondern 
um die Betrachtung von zwei dunklen Punkten: Weshalb stellt das 
Pferd bei der so schmerzhaften Entzündung der Huflederhaut im Be¬ 
reich der Zehen den Stützpunkt für die Fussaxe so weit nach vorn? 
Weshalb tritt eine Loslösung der Zehenhornwand von dem Zehentheil 
des Hufbeins ein? 

Die im „rationellen Hufbeschlag“ ausgesprochene Ansicht, dass 
bei der vorständigen Fussstellung die Ballen u. s. w. deshalb mehr 
Last tragen, weil sie dem Einfallspunkt der Schwerlinie näher liegen, 
kann nicht zur Erklärung der ersten Frage herangezogen werden. Für 
die stärkere Belastung der hinteren Huftheile kommen vielmehr die- 


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56 


PETERS, 


jenigcn Momente in Betracht, welche früher bei der Bestimmung des 
Gegendruckes aus dem Erdboden Berücksichtigung fanden. Die Kraft 
der Muskeln am Ellenbogengelenk muss den sich schräge stützenden 
Fuss mit tragen helfen, so lange die Last durch den Winkel im Fessel¬ 
gelenk gebrochen und der abgelenkte Theil durch die Sehne getragen 
wird. Geschieht diese Brechung der Last nicht, stellt der Vorgesetzte 
Fuss vom Ellenbogen bis zur Hufzehe eine gerade Linie vor, wodurch 
die Tragthätigkeit der Sehnen eliminirt wird, so pflanzt sich der Druck 
in derselben Richtung geradlinig bis zum Erdboden fort und ruft einen 
ihm entgegengesetzten Gegendruck hervor. Hier dient der Fuss nicht 
als elastische Tragesäule, sondern als ein Strebepfeiler, welcher 
seiner Richtung entsprechend die meiste Last der Hufzehe Zufuh¬ 
ren muss. 

Dieser letzte Punkt ist es, welcher den Beschauer eines verschla¬ 
genen Pferdes irre führen kann und zur Fragestellung drängt: ob das 
Pferd seinen kranken Füssen eine zweckentsprechende, d. h. eine solche 
Stellung giebt, welche den Druck von den leidenden Theilen entfernt 
und die Schmerzen erleichtert? Gerade die Hufzehe müsste am 
meisten Druck empfangen, wenn man sich statt der win¬ 
kelig unterbrochenen Knochensäulen vollständig gerad¬ 
linige Knochen in den Hornschuh eingepflanzt denkt. x4ber 
dieser Widerspruch löst sich sofort, wenn man die Richtung des Ge¬ 
gendruckes betrachtet, wie sie unter Mitwirkung der activen Kräfte 
des Fusses zu Stande kommt. 

Durch die letzteren wird bei der vorständigen Stellung des Fusses 
die Richtung des Gegendruckes so abgeändert, dass er von hinten und 
unten schräg nach vorn und oben gegen die gesammte Bodenfläche 
des Hufes wirkt. Dass diese Richtung eine mehr und mehr schräge 
wird, je weiter die Richtung des oberen Fusses sich von der Senk¬ 
rechten entfernt, ist ohne Weiteres ersichtlich. Der Richtung ent¬ 
sprechend, in welcher Druck und Gegendruck auf einander treffen, 
tritt die Zone der höchsten Belastung immer mehr zurück in 
den Bereich der Ferse, so dass bei einer so geneigten Stellung 
des Fusses, wie wir sie sehr häufig bei der Rehe des Pferdes sehen, 
die betreffende Zone lediglich auf die Trachtenwände und die Ballen 
fallen würde. 

Demgemäss hat die Stellung der Vorderfüsse, welche die schmerz¬ 
hafte Entzündung am Zehentheil dem Pferde aufzwingt, zur Folge, 
dass die leidenden Punkte möglichst entlastet werden. Der Erfolg 


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Beziehgn. zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 57 


der instinctiv gewählten Stellung würde ferner unter allen Umständen 
auch ein vollständiger Ausgleich der Entzündung sein, wenn nicht 
zweierlei Umstände sich mit diesem Schenkelstande verbänden. 

Zunächst ist das Pferd nicht im Stande, dauernd oder auf längere 
Zeit diese weit vorgestreckte Stellung zu behaupten, weil sich Ermü¬ 
dung der das Ellenbogengelenk tragenden Musculatur einstellt. Da 
die letztere andauernd eine enorm gesteigerte Thätigkeit zu entfalten 
hat, so sehen wir bald Zittern in den betreffenden Muskeln sich ein¬ 
finden. Wird die Erschöpfung grösser, so sucht sich das Thier zu 
helfen, indem es den Winkel im Fesselgelenk ausgleicht und dadurch 
die active Kraft der Musculatur und der das Fesselgelenk tragenden 
Sehne entbehrlich macht. Damit ist aber sofort eine bedeutende 
Steigerung des Druckes und des Schmerzes für die leidende Zehe ver¬ 
bunden, weil dies die oben besprochene geradlinige Stellung des Fusscs 
ist, in welcher er nur als Strebepfeiler die Last vor dem Uebcr- 
stür/en nach vorn bewahrt und den Druck derselben direct zur Zehe 
hinleitet. Die durch diese Stellung vermehrten Schmerzen zwingen 
das Pferd bald wieder zu einer Veränderung der Fussstellung mit 
durchgebogenem Fesselgelenk, und so sehen wir das Thier unausge¬ 
setzt zwischen Ermüdung der Musculatur und Vermehrung der Schmer¬ 
zen mittelst einer anders gewählten Fussstellung kämpfen. Je mehr die 
Ermüdung steigt, um so häufiger muss die Strebepfeilerstellung an¬ 
genommen werden, um so mehr muss durch den vermehrten Druck 
eine Steigerung der Entzündung herbeigeführt werden. Darum ist ein 
vollständiger Ausgleich einer heftigen Entzündung so selten, wenn 
nicht das Pferd durch vieles Liegen die Ermüdung der Muskeln in 
ihren nachtheiligen Folgen ausgleicht. 

Die Stellung, welche das Pferd dem Hintertheil giebt, indem es 
unter Krümmung des Rückens die beiden Hinterfüsse stark nach vorn 
unter den Rumpf schiebt, erleichtert nicht nur direct die Last der 
Vorderfüsse, sondern giebt auch den Schultern diejenige steile Stel¬ 
lung, durch welche die sich hier inserirenden Streckmuskeln des 
Ellenbogengelenks zu einer verstärkten Thätigkeit befähigt werden. 

Der andere Grund, weshalb ein vollständiger Ausgleich schwerer 
Hufentzündung selten ist, wird durch die abnorme Druckrichtung für 
die entzündlich aufgelockerte Fleisehwand gegeben. Damit trete ich 
auch schon an die Beantwortung der zweiten Frage heran, weshalb 
im Bereich der Zehe die verbindende Blättchenschicht zer- 
reisst und ein mehr oder weniger grosser Zwischenraum zwischen 


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58 


PETERS, 


Hornwand und Hufbein entsteht, der sich mit entzündlichen Pro- 
ductcn und Wucherungen der Matrix füllt. 

Die starke Ablenkung, welche der sonst vertical gerichtete Bo¬ 
dendruck erfährt, wenn das Pferd die Fussstellung beim acuten Ver¬ 
schlag annimmt, verringert zwar den Druck für die Zehe und die 
Schmerzen, ist jedoch andererseits der Factor, wodurch die bedeuten¬ 
den Veränderungen an den Weichtheilen der Zehe zur Erscheinung 
kommen müssen. Es ist die mechanische Gewalt des abnorm 
gerichteten Bodendrucks, welchem die verbindende Blätt¬ 
chenschicht an der Zehe nicht Widerstand zu leisten ver¬ 
mag, zumal durch die entzündliche Infiltration die Festigkeit des 
Gewebes vermindert wird. 



Man betrachte die Richtung der Drucklinien in der Seitenansicht 
des Hufes (Fig. 8). Der Druck a' von oben begegnet sich mit dem 
Bodendruck a an den Trachtentheilen des Hufes, beide erzeugen hier 
die Maximalbelastung. Der Gegendruck wirkt aber auch auf die 
weiter nach vorn gelegenen Theile der Wand bei den Pfeilen b und c, 
ohne dass er hier einem Druck von oben begegnet. Die Richtung 
des Bodendruckes ist der Art, dass er in seiner Fortsetzung bis zur 
Zehenwand die letztere fast senkrecht trifft. Das klarste Bild macht 
man sich von seiner Wirkung für die letztere dann, wenn man den 


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Beziehgn. zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 59 


schräg auf den Tragrand der Wand wirkenden Bodendruck auf irgend 
einem Punkte, bei f, zerlegt und die Parallelkraft df gegen die 
Zehenspitze g sich wirkend denkt. Ausser der unter normalen Ver¬ 
hältnissen einwirkenden Verticalkraft d e wirkt diese Kraft auf die 
Zehenspitze ein. Die letztere hat dann einen von hinten wirkenden 
Druck auszuhalten, welchem allein die Blättchenschicht zwischen Zehen¬ 
wand und Hufbein entgegenwirkt. Die letztere ist aber mit ihren 
schmalen, leistenartigen Vorsprüngen derartig gelagert und gefügt, 
dass eine trennende Kraft in keiner günstigeren Richtung auf sie ein¬ 
wirken könnte, als jene Parallelkraft. Einen wirksamen Widerstand 
kann die betreffende Verbindungsschicht nur solchen Kräften entgegen¬ 
setzen, welche einigermassen parallel zu der Längsrichtung der Blätt¬ 
chen stehen. 

Demgemäss tritt zuerst an der Zehenspitze eine Lockerung und 
Trennung in der Blättchenverbindung auf, wie die Beobachtung zeigt. 
Je grösser die «Lücke an diesem Punkte wird, um so mehr muss auch 
die Trennung nach oben bis zur Kronenwulst hinauf fortschreiten, um 
so weiter muss sie sich zu beiden Seiten ausbreiten. Der vordere 
Theil des Hornschuhes A, auf dessen Territorium ein Druck von oben 
der Bodenkraft von unten keinen Widerstand bietet, wird von seiner 
Unterlage, dem Hufbein, in der Richtung nach vorn förmlich 
heruntergestreift. Die neue Lage des betreffenden Theiles muss 
etwa der punktirten Linie entsprechen, welche in die Zeichnung ein¬ 
getragen ist. 

Dass die Trennung nicht vor sich gehen kann, ohne dass die 
Contouren der verschobenen Wand eine Veränderung erfahren, dass 
sie die Verzerrung zeigen müssen, wie wir sie beim Knollhuf sehen, 
ergiebt sich schon aus der Form und Befestigungsweise des Wand¬ 
stückes. Begünstigt werden die Knickungen desselben noch durch 
den Umstand, dass die Trachtenwände ihre Lage nicht wesentlich ver¬ 
ändern können, weil auf sie nicht nur der Bodendruck, sondern auch 
der Druck von oben einwirkt. Sie werden gewissermassen durch beide 
gleich starke Kräfte an ihrer Stelle festgehalten, so dass an ihnen 
die Spuren der Parallelkraft, besonders die Verschiebung der Horn¬ 
fasern, kaum zur Erscheinung gelangen. Nur wird an ihnen als Folge 
der stärkeren Belastung eine Verlagerung der Kronenwulst nach oben 
bemerkbar. Ersichtlich ist, dass das Hufbein, wenn die Verbindung 
im Bereich der Wände gelockert ist, in Folge des Druckes der Kör¬ 
perlast zwischen den Wänden tiefer herabsinken und dass die weiteren 


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60 


PETERS, 


Erscheinungen eines rehigen Hufes sich ausbilden müssen. Das Ein¬ 
fallen der Kronenwulst kann nicht ausbleiben, weil letztere in Folge 
ihrer Verbindung mit der Fleischblättchenschicht und, mittelbar mit 
dem Huf bein, der Senkung des letzteren folgen und ihre Lagerung im 
Kronenbett verändern muss. Die Hornsohle muss sich relativ nach 
unten senken, weil der Tragrand der Wand nach oben dislocirt wird. 
Die weisse Linie am Zehentheil muss sich verbreitern, weil die Zehen¬ 
wand nach vorn geschoben wird. 

Auf die anderen Veränderungen, welche man im Innern des Hufes, 
besonders an der Blättchenschicht findet, brauche ich nicht einzugehen, 
um sie mit der vorstehenden Theorie des Bodendruckes in Einklang 
zu bringen. Dieselben sind in dem Müller’schen Werke in grosser 
Ucbersichtlichkcit und mit prägnanter Schärfe zusammengestellt, eben¬ 
falls zu dem Zweck, um an ihnen die Einwirkung eines mechanischen 
Moments beim Ablauf des ganzen Processes darzuthun und alle übri¬ 
gen Theorien zurückzuweisen, welche als die Causa movens für die 
verschobene Hornwand den Druck entzündlicher Producte in die Blätt¬ 
chenschicht verantwortlich machen wollten. Möller und vor ihm 
Siedamgrotzky haben auf Grund anatomischer Untersuchun¬ 
gen dargethan, dass eine abnorme Druckkraft seitens der Körperlast 
die Lösung zwischen Wand und Hufbein erzeugen müsste. Beide 
sprechen sich, nur in etwas verschiedenen Worten, dahin aus, dass der 
Hauptfactor für die Senkung des Hufbeins die Körperlast sei, dass 
die letztere sich auf der Hufgelenkfläche zerlege in eine Last für das 
Hufbein und eine Zugkraft, welche die Beugesehne nach rückwärts 
auf das Huf bein ausübt und den Effect der Trennung herbeiführt. 
Der Inhalt dieser Theorie ist mit der vorstehenden, von mir auf Grund 
mechanischer Gesetze dargestellten, identisch. Der Vorzug der letz¬ 
teren besteht aber darin, dass in ihr beide Kräfte zu einer Kraft ver¬ 
eint dargestellt sind, dass man an dieser Kraft, welche Boden- oder 
Gegendruck genannt ist, übersichtlich sowohl ihren Angriffspunkt, als 
auch den Weg und die Wirkung erkennen kann. 

Zudem gestattet auch die Einführung des Bodendruckes als eines 
Wirkungselements auf die Form und die Gesundheitsverhältnisse des 
Hufes einen Ueberblick über die Verwandtschaft scheinbar weit von 
einander liegender Processe. Wenn ich bei der Formentwickelung des 
Hufes mit verlängerter, spitzer Zehe als Ursache dieselbe Art der 
Fussstellung darstellte, welche bei der Rehe eine Trennung der so 
festen Verbindung zwischen Wand und Hufbein bewirkt, so kann ein 


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Beziebgn. zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 61 


gewisser Verwandtschaftsgrad zwischen jenem Umbildungs- und diesem 
Krankheitsprocess nicht in Abrede genommen werden. Jene Hufform 
kann sich nach und nach herausbilden unter dem allmählich wachsen¬ 
den Bedürfnis der vorständigen Stellung, das Hufbein kann im 
Wechsel der Form Schritt halten mit der gleichnamigen Veränderung 
der Wandstellung. Dagegen ist bei der Rehe die vorständige Stellung 
eine so stark gesteigerte und der Eintritt ein so plötzlicher, dass von 
einem Umbildungsprocess des Knochens nicht die Rede sein kann und 
eine Trennung des Zusammenhanges die Folge sein muss. Wenn aber 
in dieser Weise der genannte Umbildungsproces und die bezeichnete 
Krankheit ähnliche, nur verschieden abgestufte Ursachen haben, so 
darf es nicht Wunder nehmen, dass man bei der spitzen Hufform die 
ursächlich verwandte Rehe häufiger auftreten sieht, als bei anderen 
Hufformen, weil gerade bei ihr das veranlassende Moment leichter zu 
einem Excess sich steigern kann. 

Ferner gestattet die Darstellung des Bodendruckes einen besseren 
Ueberblick über die Erscheinungen und deren Beziehung zu einander, 
sowie schliesslich über das, was eine rationelle Behandlung der 
Rehkrankheit und des Rehhufes verlangt. 

Die hauptsächlichste Erscheinung ist die vorständige Stellung der 
schmerzenden Füsse, welche das Pferd instinctiv annimmt, um seine 
grossen Schmerzen zu lindern. Aber gerade diese Stellung ist ver¬ 
derbenbringend Für die entzündlich aufgelockerte Blättchenschicht an 
der Zehen wand, gerade der hierdurch erzeugten Druckrichtung kann 
sie unter den obwaltenden Verhältnissen am wenigsten Widerstand leisten. 
Der Instinct verleitet das Thier, etwas zu thun, was zu seinem Unheil 
ausschlägt und nur vorläufig Linderung erzeugt. Durch nichts wird 
man den Patienten zwingen können, diese Stellung aufzugeben, aus¬ 
genommen, wenn es die Ruhelage auf dem Erdboden freiwillig oder 
gezwungen anniramt, welche sich erfahrungsmässig als das beste Heil¬ 
mittel erweist. Man kann aber seine Massnahme so einrichten, dass 
von der gefährdeten Zehenwand der Gegendruck aus dem Erdboden 
mehr oder weniger ganz ferngehalten wird, dass die Zone der 
maximalen Belastung zur Zone der ausschliesslichen Be¬ 
lastung wird, welche die Last ganz allein trägt. Der in 
Fig. 8 mit B bezeichnete Trachtentheil muss an seinem unteren oder 
Tragrande soweit erhöht werden, dass der Zehentheil A gar nicht 
mit dem Erdboden in Berührung tritt. Dann kommt der Gegendruck 
des Erdbodens, welcher durch die Pfeile b und c dargestellt wird, 


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62 


PETERS, 


nicht zur Wirkung, sondern wird auf den Trachtentheil B mit über¬ 
tragen. Die zerstörende Wirkung der Kraftanthcile b und c wird 
dann in einem bedeutend geminderten Grade die Zehenwand treffen, 
je nachdem ihre Verlegung nach a in mehr oder weniger vollstän¬ 
diger Weise gelungen ist. 

Eine derartige Erhöhung des ganzen hinteren Hufab¬ 
schnittes habe ich in mehreren Fällen durch Auspolsterungen mittelst 
Werg und mit Hülfe der nöthigen Bandagen ausgeführt, und davon 
grossen Erfolg gesehen. Die Schmerzlinderung machte sich in kurzer 
Zeit bemerkbar, die vorständige Stellung der Füsse wurde bald ge¬ 
ringer, der Verlauf der Krankheit war ein sehr abgekürzter und der 
Ausgang vollständige Genesung. Kühlende Umschläge auf die 
Zehenwand konnten gleichzeitig angewandt werden und haben viel¬ 
leicht zum günstigen Erfolg mit beigetragen. 

Was die Behandlung des ausgebildeten Reh-oder Knoll- 
hufes nach dem neu gewonnenen Gesichtspunkte betrifft, so kann 
sie nur in Verbindung mit der so lange streitigen Frage besprochen 
werden, welcher Theil der dislocirte, welcher in situ verblieben ist, 
die Wand oder das Hufbein? 

Zweifelsohne sind die abnorme Lagerung der Zehenwand sowie 
deren Knickungen die Folgen der Bewegung, in welche jene durch den 
abnorm gerichteten Druck versetzt ist. Jedenfalls ist die Lösung des 
Zusammenhanges zwischen Wand und Hufbein durch jenen Druck die 
primäre Erscheinung, ohne welche Bewegungen des Hufbeins gar nicht 
eintreten können. Neben der Verschiebung der Wände kann aber 
auch gleichzeitig eine Drehung der Hufbeinspitze nach rückwärts, ent¬ 
sprechend dem mächtig gesteigerten Zuge der Sehne, eintreten, denn 
ein Hinderniss wird dieser Bewegung in keiner Weise entgegengestellt. 
Die Verbindung der Fleischblättchen mit der Wand ist aufgehoben 
und steht ihr nicht entgegen, die untere und nach rückwärts gerich¬ 
tete Fläche findet ebenfalls keinen Widerstand, weil die Verbindung 
der Sohle mit der Horn wand in der weissen Linie durchbrochen ist, 
und weil auch der Gegendruck aus dem Erdboden die untere Huf bein¬ 
fläche nur an ihrem hinteren Rande trifft. 

Diese Betrachtungen machen an sich eine relative Drehung des Huf¬ 
beins um die grosse Axe des Gelenks schon wahrscheinlich, aber ein 
Grund bestimmt mich noch, den Vorgang als vollständig erwiesen anzu¬ 
nehmen. Es ist dies der eigenthümliehe Gang, welchen ein mit Rehhuf 
behaftetes Pferd regelmässig zeigt. Das letzte Tempo beim Vorsetzen 


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Beziehgn. zwischen Belast.g d. Schenlcelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 63 


des Fusses geschieht mit einer schleudernden Bewegung, der Fersen- 
tlieil des Hufes fällt zuerst in den Erdboden, der Zehentheil erst 
später, so dass man bei Betrachtung des Pferdes von vorn jedes Mal 
die Sohle zu Gesicht bekommt. Diese Bewegungsweise des Fusses 
kann nur dadurch zu Stande kommen, dass die Strecksehne des Huf¬ 
beins verhältnissmässig zu kurz, die Beugesehne zu lang ist. Da dieses 
Missverhältnis bei beiden Antagonisten durch eine selbstständige Ge- 
wcbserkrankung nicht herbeigeführt wird, wie alle anatomische Unter¬ 
suchungen gezeigt haben, so kann es nur durch eine Aenderung in 
der Stellung des Gelenkes erzeugt sein. Das letztere ist so ge¬ 
stellt, dass die Strecksehne schon früher ihre extendirende Function 
ausführen und vollenden muss als sonst, während die Beugesehne erst 
später ihren vollen Spannungsgrad erreicht und in ihr antagonistisches 
Verhältnis zu der ersteren eintreten kann. Dieser Stellung ent¬ 
spricht aber eine Drehung des Hufbeines um die Axe seines Gelenkes 
nach rückwärts, wodurch dieselben Erscheinungen hervorgebracht wer¬ 
den müssen, als wenn die Strecksehne absolut zu kurz, die Beugesehne 
absolut zu lang ist. 

Die grosse Streitfrage, ob die Deformität des Rehhufes durch 
Dislocation der Wand nach vorn und oben oder durch Sen¬ 
kung des Hufbeines nach rückwärts und unten zu Stande 
kommt, dürfte sich also dahin entscheiden, dass di.e Wahrheit in 
der Mitte liegt, dass an beiden Theilen Lageveränderungen Vor¬ 
kommen, beide aber erzeugt durch mechanische Kräfte. 

Für eine erfolgreiche Behandlung des veränderten Hufes 
müssen also beide Momente zur Berücksichtigung gelangen. 

Auf dio dislocirte Zchenwand kann in zweierlei Weise ein¬ 
gewirkt werden, direct durch Druck von oben, wie es mit dem Hingst- 
schen Verfahren mittelst Heranschraubens in praktischer Weise durch¬ 
führbar ist, indirect durch liegulirung des Bodendruckes. Der letztere 
daTf die Zehenwand möglichst wenig treffen, mit gänzlicher Beseitigung 
desselben ist jeder Anlass zu weiteren Verschiebungen genommen. 
Man erreicht dies dadurch, dass man die Zehe so wenig wie möglich 
mit der Tragfläche des Eisens in Berührung bringt, sie schweben lässt 
und den Zwischenraum zwischen Eisen und Wand mit Lederstücken 
ausfiillt, wie im „rationellen Hufbeschlag“ empfohlen ist. 

Die Verlagerung des Hufbeines lässt sich durch Erzeugung eines 
Druckes, welcher die Sohlenfläche wieder mehr parallel zum Erdboden 
stellt, nicht beseitigen. Dagegen ist das Ziel auf einem Umwege zu 


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64 


PETERS, 


erreichen, wozu die eben besprochene relative Verkürzung der Streck¬ 
sehne und die Verlängerung der Beugesehne die beste Anleitung giebt. 
Man erniedrige die Trachtenwände allmählich bis zu dem Punkte, dass 
wieder eine normale Belastung der Beugesehne eintritt und die Ver¬ 
längerung derselben ausgeglichen wird. 

Der Bodendruck in seiner Wirkung auf die Sehnen und Gelenke. 

Dass eine Veränderung in der Belastung der Sehnen mit einer 
Veränderung des Bodendruckes parallel geht, ist schon daraus ersicht¬ 
lich, dass die verstärkte Zugkraft der Sehnen als ein gewichtiger 
Factor bei der Bestimmung seiner Richtung im ersten Abschnitt er¬ 
wähnt wurde. Eine eingehendere Betrachtung ist jedoch erforderlich, 
damit mit grösserer Uebersichtlichkeit die Zunahme an Spannung für 
die verschiedenartigen Sehnen erkannt wird, wenn Veränderun¬ 
gen in der Stellung des Fusses oder der Stützfläche des Hufes ein- 
treten. Die gegensätzliche Bedeutung einer wirklichen Umbildung des 
Hufes und einer willkürlichen Veränderung seiner Stützfläche, wie sie 
beim Beschläge so häuflg vorkommt, wird hierbei erst in das rechte 
Licht gestellt. . 

Es kommen bei der Betrachtung die beiden Kräfte, welche als 
Druck von oben und Gegendruck von unten auf den oberen und un- 
unteren Endpunkt der Fesselaxe wirken, in 
Frage. 

Mit dem gemeinsamen Namen „Fessel¬ 
axe“ sollen, der Kürze wegen, die in gleicher 
Richtung vom Fesselgelenk bis zum Erdboden 
verlaufenden drei Knochen, Fessel-, Kronen- 
und Huf bein gemeint sein. Das untere Ende 
dieser Axe ab (Fig 9) ruht unbeweglich und 
fest auf dem stützenden Erboden in b. Das 
obere Ende a ist im Fesselgelenk der Art ge¬ 
stützt, dass ein Druck von oben eine Senkung 
bis zu dem Grade erzeugt, wo die Dehnbarkeit 
der tragenden Sehnen und Bänder auf hört; 
dann wird auch dieser Punkt als festgelegt zu 
betrachten sein. 



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Beziehgn. zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u Gestalt ihrer Stützfläche. 65 


Die Fesselaxe stellt aber während dieser Belastung keine ab¬ 
solut feste, sondern eine biegsame Verbindung dar, indem die Knochen 
in zwei Gelenken, dem Huf- und dem Kronengelenk (in der Fig. 9, 
10 u. 11 die Sterne) der Art an einander gefügt sind, dass je nach 
der Wirkung der auf die Punkte a und b wirkenden Kräfte geringe 
Bewegungen in diesen beiden Gelenken zu Stande kommen. Stärkere 
Bewegungen werden durch den Spannungszustand der antagonistisch 
wirkenden Sehnen verhindert. Die Beugesehnen verhindern, dass sich 
die Axe zu stark nach hinten und unten durchbiegt, weil diese Sehnen 
eine stärkere Anspannung erleiden, wenn die Convexität des Knochen¬ 
bogens nach unten gerichtet ist. Die Strecksehnen treten der ent¬ 
gegengesetzten Krümmung der Axe, bei welcher die Convexität des 
Bogens nach oben und vorn gerichtet ist, entgegen. Ersichtlich ist 
aber, dass bald an die Spannkraft der Beugesehnen, bald an die der 
Strecksehnen höhere Anforderungen gestellt werden*, wenn auf die 
Endpunkte der Axe a und b ungleich grosse Kräfte einwirken. Im 
ersteren Falle hat die Beugesehne eine Gelenkstellung, welche man 
physiologisch als Hyperextension bezeichnet, im zweiten die Streck¬ 
sehne den Eintritt einer Flexion zu verhindern. 

Bei normaler Belastung, d. h. senkrechter Fussstellung, wirkt 
auf das obere Ende der Axe a und auf das untere b ein gleich grosser 
Druck von verticaler Richtung ein. Selbstverständlich wirken Druck 
a d und Gegendruck e b einander parallel, weil sic beide vertical sind. 
Die Kraft d a sucht die Fesselaxe um den Punkt b als Drehpunkt 
zu bewegen, die Gegenkraft b e um den Drehpunkt a. Da beide 
Kräfte gleich grossen senkrechten Abstand von ihren resp. Drehpunk¬ 
ten haben, so wirken sie mit gleich grossen Moraenten-Armen. Die 
obere Kraft da wirkt mit dem Momenten-Arm bg, die Gegenkraft 
am gleich grossen fa. Folglich sind die Wirkungen beider Kräfte 
einander gleich und es ist Ruhelage für die beiden Punkte b und a 
vorhanden, die Axe dreht sich nicht. 

Auch für die Gelenke, mit welchen die Fesselaxe an den beiden 
mit Sternen bezeichneten Stellen durchbrochen wird, ist unter diesen 
Verhältnissen Gleichgewicht vorhanden, denn die Axe zeigt nach keiner 
Seite hin eine Ausbiegung oder Krümmung. Ebenso empfangen die 
antagonistischen Sehnen den ihnen normalen Antheil des Druckes. 
Die Beugesehne auf der Rückseite der Gelenke ist gerade in der 
Spannung, welche den Eintritt einer Hyperextension, die Strecksehne 
in derjenigen, welche den Eintritt einer Flexion verhindert. 


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Archiv t wiuensch. u. prakt. Thlerheillc. IX. lu.2. 



66 


PETERS, 


Sehen wir uns jetzt die Umstände an, unter welchen eine un¬ 
gleiche Spannung des Beuge- und Streckapparates eintritt. Zunächst 
denken wir uns die auf a, also die auf das Fesselgelenk wirkende 
Kraft vermehrt, während die auf b wirkende nicht zunimrat, so sucht 
die obere Kraft eine Drehung um den Punkt b zu erzwingen. Da 
aber eine Drehung hier nicht möglich ist, so wird eine Drehung in 
den beiden unteren Gelenken erzwungen. Dieselbe wird bei dem un¬ 
teren Stern ihren Anfang nehmen, im oberen Stern noch stärker 
werden, so dass die Fesselaxe die Lage der punktirten Linie b a', 
Fig. 11, anniramt. Die Streckseite der Knochen wölbt sich also nach 
oben, und gerathen die Gelenke in eine Bewegung, welche die Streck¬ 
sehnen in eine stärkere Spannung versetzt. Da das obere Ende der 
Fesselaxe von a nach a' hinabgedrückt wird, so sinkt das Fessel¬ 
gelenk tiefer herab. 

Die gerade Linie der Fesselaxe kann aber auch der Art unter¬ 
brochen sein, dass die Convexität des Bogens nach unten gerichtet 
ist. Dieser Fall tritt ein, wenn ein vermehrter Druck auf den Punkt 
b wirkt, wenn also der Bodendruck gegen die Sohlenfläche des Hufes 
sich verstärkt. Das Mehr an Kraft wird eine Drehung um den Punkt 
a zu erzwingen streben und müsste b in der Richtung auf f aufwärts 
schieben. Da aber der Stützpunkt b am Erdboden durch die Schwer¬ 
kraft festgehalten wird, so kann diese Bewegung nicht zur wirklichen 
Erscheinung gelangen und kann nur als eine relative der beiden 
Punkte b und a aufgefasst werden. Es muss an Stelle der Bewegung 
von b (Fig. 10) eine solche des beweglichen Punktes a treten, dass 
die Krümmung der Axe b a der Lage der punktirten Linie b a' ent¬ 
spricht. In dieser Weise sind in den beiden mit Sternen bezeich- 
neten Punkten dieselben Gelenkbewegungen ausgeführt, als wenn 
b in der Richtung des Pfeiles um a als Drehpunkt fortgeschritten 
wäre und in den beiden Gelenken eine streckende Bewegung erzeugt 
hätte. Die Lage der gekrümmten Fesselaxe ist also b a', die Con¬ 
vexität des Krümmungsbogens sieht nach unten und eine starke An¬ 
spannung der Beugesehnen ist die Folge der oben gemachten Vor¬ 
aussetzung. 

Die beiden eben betrachteten Fälle, in welchen einseitig die 
Druckkräfte für die Endpunkte der Fesselaxe vermehrt sind, kommen 
nun in Wahrheit vor. Denn ungleiche Kraftgrössen stellen sich bei 
den beiden früher besprochenen abweichenden Schenkelstellungen ein, 
und ebenso, wenn in Folge abnormer Zurichtung des Hufes eine vor- 


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Beziehgn. zwischen Belastg. d. Schenhelsäule n. Gestalt ihrer Stützfläche. 67 


oder rückständige Stellung des Fusses angenommen werden muss. Bei 
der vorständigen Stellung wirkt auf das untere Ende, also die Huf¬ 
fläche, ein stärkerer Druck ein, bei der rückständigen auf das Fessel¬ 
gelenk, wohlverstanden die ungleichen Kräfte als Wirkungselemente 
eines Hebels aufgefasst. Die gemeinsame Ursache dieser Er¬ 
scheinung ist durch die nicht parallele Stellung der Kraft¬ 
richtungen gegeben, welche durch die Endpunkte a und b der 
Fesselaxe einwirken. 

Man betrachte die beiden Zeichnungen Fig. 10 u. 11, so tritt die 
divergente Richtung der Pfeile, welche die Kraftrichtungen ausdrücken, 
hervor. In Fig. 10, welche der vorständigen Stellung entspricht, 
schneidet sich die Verlängerung der Druckkraft mit der rückwärtigen 
Verlängerung des Bodendruckes unterhalb der Fesselaxe, in Fig. 11, 
der rückständigen Stellung entsprechend, liegt der Schnittpunkt ober¬ 
halb derselben. 



Fig. 10. Fig. 11. 


Der Einfluss dieses Verhaltens der beiden Kräfte zu einander 
wird für die Fesselaxe sofort klar, wenn man für die Kräfte einzeln 
die Momenten-Arme construirt. Bei der vorständigen Stellung — 
Fig. 10 — ist der senkrechte Abstand der oberen Kraft d a vom 
Drehpunkt b = b g, der Momenten-Arm für die Gegenkraft e b = f a. 
Da f a grösser ist als b g, so wirkt der Gegendruck als Drehkraft 
für den Punkt a stets mächtiger ein, als der Druck von oben auf den 
Drehpunkt b. Es tritt also bei der vorständigen Stellung der 
eben besprochene Fall ein, dass in Folge eines Ueberwiegens der von 
unten wirkenden Drehkraft eine Einbiegung der Fesselaxe nach 


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68 PETERS, 

unten sich einstellt und die Beugesehnen stärker angespannt 
werden. 

Bei der rückständigen Stellung — Fig. 11 — wirkt die Last 
auf a in der Richtung da, hat also bei ihrer hebelartigen Wirkung 
um den Drehpunkt b zum Momenten-Arm die Kraftgrösse b g. Der 
Gegendruck wirkt schräg nach hinten und oben von e auf b und sucht 
mit der Kraftgrösse f a eine Drehung um den Punkt a zu erzwingen. 
Da b g offensichtlich grösser ist als f a, so wirkt auf das obere Ende 
a von der Fesselaxe ein grösserer Druck. Diesem Verhalten der 
Kräfte entspricht der oben erörterte Fall, wo der Fesselaxe in den 
beiden unteren Gelenken durch die verstärkte Kraft auf den oberen 
Punkt a eine Beugung aufgezwungen werden soll, ein nach oben con¬ 
vexer Bogen, dem die Strecksehne entgegen zu arbeiten hat. 

Bei der vorständigen Stellung sehen wir also als eine Folge des 
gesteigerten Bodendruckes gegen die Sohlenfläche des Hufes den Beuge¬ 
apparat für die unteren Gelenke im Kampf begriffen mit einer Kraft, 
der die Tendenz der Streckung dieser Gelenke, oder gleichbedeutend 
damit, einer Einkrümmung der Fesselaxe nach hinten und rückwärts 
innewohnt. Dass bei dieser Stellung des Fusses die activen Kräfte 
verhältnissmässig mehr zu leisten haben, wurde bei Besprechung der¬ 
selben oben schon dargestellt. Hier tritt aber mit grösserer Schärfe 
die höhere Anforderung hervor, welche an die Spannkraft der Sehne 
im Bereich der unteren Gelenke gestellt wird, sowie die Bewe¬ 
gungsrichtung, welche den letzteren aufgezwungen werden soll. 

Als das beste Bild für den Vorgang der Sehnenbelastung und 
der Gelenksbewegungen kann diejenige Stellung der Füsse dienen, 
welche das Pferd beim sogen, „sich strecken“ annimrat, einer höchst- 
gradig gesteigerten vorständigen Stellung. Hier sieht man deutlich, 
wie die Fesselaxe nach unten sich einbiegt, weil die Sehne nicht im 
Stande ist, durch ihre Spannung die Wirkung des colossal gesteigerten 
Bodendruckes auf die Gelenke zu verhindern. 

Begreiflicher Weise kann eine verstärkte Spannung der Sehne, 
wenn sie von längerer Dauer ist, nicht ohne Einfluss auf den Gesund¬ 
heitszustand derselben sein. Der Punkt, wo sie am leichtesten er¬ 
krankt, wird immer dort liegen, wo sie am meisten berufen ist, den 
besprochenen Einbiegungen der Fesselaxe nach rückwärts entgegen zu 
treten. Dieser Punkt aber liegt unter dem Strahlbein öder 
Hufgelenkbein, wo wir auch eine leider nicht seltene Er¬ 
krankung der Sehne und ihrer Nachbarschaft, die chro- 


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Beziehgn. zwischen Belasig. <i. Schenkelsaule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 69 

nische Hufgelenklahmheit, zu Stande kommen sehen. Eine 
kurze Erwähnung einiger anderer, neben der Ueberdehnung sich gel¬ 
tend machender Einflüsse, welche die Disposition zu dieser Krankheit 
erhöhen und andererseits die scharf begrenzte Localisation des Krank- 
heitsprocesses erklären helfen, dürfte hier am Orte sein. 

Zunächst besitzt das Hufgelenk eine grössere Beweglichkeit als 
das Kronengelenk, auf dessen Rückseite ja keine gleichwertigen Er¬ 
krankungen der Beugesehnen Vorkommen. Die grössere Beweglichkeit 
besteht nicht nur in dem Vermögen eines grösseren Oeffnungswinkels, 
sondern auch in einem geringen Vermögen des Hufgelenkbeines, sich 
nach abwärts zu senken. 

Sodann erfahrt die Beugesehne in ihrem Hinweggehen über das 
Strahlbein eine nicht unbedeutende winkelige Knickung, so dass die 
gerade Linie in der Zugwirkung unterbrochen ist. Das Strahlbein 
hebt sich wie ein Höcker empor, den die Sehne zu überschreiten hat, 
sie bietet gewissermassen einen Druckpunkt dar, gegen welchen die 
Sehne um so stärker gepresst wird, wenn die gesteigerte Bodenkraft 
eine übermässige Streckung des Gelenkes auszuführen strebt. Die 
Prominenz des die Sehne drückenden Höckers wird noch dadurch ge¬ 
steigert, weil das Strahlbein sich unabhängig von dem vorderen Theil 
der Hufgelenkfläche um etwas senken kann, besonders wenn seine 
obere Fläche von der Druckrichtung getroffen wird, welche die vor¬ 
ständige Stellung mit sich bringt. 

Zuletzt ist diese Druckrichtung der vorständigen Stellung an sich 
von nicht zu unterschätzendem Einfluss auf Pressungen der Sehne auf 
dem fraglichen Punkte. Denn während sich bei normaler Stellung 
und normalem Huf Druck und Gegendruck in senkrechter Richtung 
begegnen und auf diesem Wege vorderhalb der Partie vom Hufgelenk 
grösstentheils Vorbeigehen, welcher durch das Hufgelenkbein gebildet 
wird, so treffen sich Druck und Gegendruck bei der vorständigen 
Stellung in solcher Richtung, dass die Zone der maximalen Belastung 
starker nach den Trachten zu fällt. Auf diesem Wege der Druck¬ 
kräfte ist aber auch das Hufgelenkbein in höherem Masse in die Bahn 
derselben eingeschlossen, das Strahlbein empfangt selbst bei der Ruhe¬ 
stellung des vorständigen Fusses allemal einen grösseren Druck als 
bei der Ruhestellung des senkrecht stehenden Fusses. 

Die aufgezählten Umstände, welche sämratlich zu einer sehr festen 
Pressung der Sehne an die Knochenfläche des Hufgelenkbeines führen 
müssen, genügen, um die Prädisposition der beiden einander zugekehr- 


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70 


PETERS. 


ten Flächen zu Erkrankungen begreiflich und andererseits die An¬ 
nahme entbehrlich zu machen, dass starke Quetschungen, von der 
Sohlenfläche des Hufes ausgehend, die Krankheit erzeugen. 

Es ist hekannt, dass die Anlageverhältnisse bei der Hufgelenk¬ 
lahmheit eine grosse Rolle spielen. Dieser Umstand weist schon 
darauf hin, dass Bau und Stellung des Fusses, als vererbbare Attri¬ 
bute der Pferdeschläge, in weit näherer ursächlicher Beziehung zum 
örtlichen Leiden stehen, als zufällige örtliche Einwirkungen. Aber 
auch die Beobachtung der ersten Entwickelung der Krankheit lässt 
erkennen, dass nicht heftigere Einwirkungen von geringer Dauer, son¬ 
dern schwächere, aber von längerer Dauer, ursächlich angeschuldigt 
werden müssen. Denn die chronische Hufgolenklahrnheit tritt selten 
mit stärkerer Lahmheit wie die übrigen Gelenklahmheiten, Stauchun¬ 
gen u. s. w. auf, sondern meistens bildet sie sich aus kaum merk¬ 
lichen Anfängen zu offensichtlicher Lahmheit heraus. 

Diese Umstände lassen erkennen, dass man beim Suchen nach 
den Ursachen der Hufgelenklahmheit hauptsächlich die im Bau 
und in der Stellung begründete permanente Ueberlastung der 
Sehne ins Auge zu fassen hat, dass man auch bei den Heilungs¬ 
und Besserungsversuchen auf eine Entlastung derselben hinarbei¬ 
ten muss. 

Ziehen wir jetzt auch noch die Consequenzen für den anderen 
Fall, in welchem eine verstärkte Drehkraft auf das obere 
Ende der Fesselaxe in Folge der rückständigen Fussstel- 
lung zur Erscheinung gelangt. 

Die erste und offensichtliche Folge muss eine Senkung des oberen 
Endes des Fesselbeines sein, ein Vorgang, der noch durch die geringe 
Spannung des antagonistisch wirkenden Tragapparates begünstigt wird. 
Zu diesem Herabsinken des Fesselgelenkes muss sich eine starke An¬ 
spannung der Strecksehnen und eine solche Stellung des Huf- und 
Kronengelenkes gesellen, wie sie Fig. 11 durch die punktirte Linie 
darstellt. Die dorsale Fläche der Fesselaxe stellt sich als ein ge¬ 
krümmter Rücken dar, indem sich besonders die äusserlich freiliegende 
Gelenkverbindung zwischen Kronen- und Fcsselbein offensichtlich auf¬ 
wärts wölbt. 

Was das Verhältniss dieser Stellung der Fesselaxe zu Erkran¬ 
kungen in ihrem Bereich an belangt, so ist hervorzuheben, dass die 
stark gespannte Strecksehne fast immer intact bleibt, wahrscheinlich 
deshalb, weil ihr Verlauf nicht in der Weise winkelig unterbrochen 


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Beziehen, zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 7 i 


wird, wie es an der Beugesehne beim Hinwegtreten über das Huf¬ 
gelenkbein der Fall ist. Nicht selten sieht man aber das Kronen¬ 
gelenk selbst von entzündlichen Erscheinungen befallen, denen wohl 
eine mechanische Dehnung des Kapselbandes zu Grunde liegt. Diese 
Lahmheiten entziehen sich indessen leicht der Beachtung, weil die 
entzündliche Schwellung zu einer höheren Ausbildung wegen des Ge¬ 
gendruckes der Strecksehne nicht gelangen kann. 

Wahrscheinlich dürfte der dem Kronengelenk eigenthümliche Pro- 
cess der Schale seinen ersten Ursprung einer mechanischen Dehnung 
des Kapselbandes verdanken, und die Schale im Beginn, ebenso wie 
der Spat, eine Capsulitis darstellen. Die Erfahrung, dass die Schale 
bei Pferden mit weichen, langen Fesseln am meisten angetroffen wird, 
sowie die Regel, dass der Krankheitsprocess stets am mittleren Theil 
des dorsalen Gelenkrandes beginnt, wo auch die dehnende Kraft am 
stärksten einwirken muss, sprechen für diese Anschauung. Der Ein¬ 
fluss von prädisponirenden Momenten, welche durch die Fütterung im 
Entwickelungsalter gegeben werden, ist dadurch nicht ausgeschlossen. 

Die vorstehende Betrachtung der auf die Fesselaxe einwirkenden 
divergenten Kraftrichtungen bildet eine Ergänzung zu den früher ge¬ 
fundenen Ergebnissen der Untersuchung über die vor- und rückstän¬ 
dige Fussstellung. In der letzteren war das jetzt gefundene Resultat 
eigentlich schon enthalten, aber nunmehr tritt die Wirkung der Kräfte 
auf den Beuge- und Streckapparat des Unterfusses in mehr greif¬ 
barer Form zur Anschauung. An der Hand der gefundenen That- 
sachen lässt sich auch am besten beurtheilen, welche Folgen die 
Herstellung fehlerhafter Proportionen zwischen Zehen- und Trachten¬ 
wand des Hufes haben muss. 

Bei übermässiger Verkürzung der Trachten muss allemal 
eine Schenkelstellung eintreten, welche der vorständigen ganz ähnlich 
ist, auch dieselben Folgen lur die Belastung der Sehnen und neben 
einer steilen Stellung der unteren drei Gelenke eine wirkliche Um¬ 
wandlung in die langzehige Hufform mit sich bringt. Der grosse 
Unterschied ist aber der, dass die künstlich erzeugte vorständige 
Schenkelstellung für den verstümmelten Huf keinen Ausgleich 
schafft, sondern den Huf durch die abnorme Druckrichtung auf seine 
Sohlenfläche in einen wirklich langzehigen Huf verwandelt. So 
steigert ein Moment das andere, während bei der ursprünglich vor¬ 
ständigen Stellung die Nachtheile derselben, wie wir oben gesehen 


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72 


PETERS. 


haben, durch die entwickelte Hufform compensirt werden. Ein an¬ 
derer Nachtheil ist noch, dass nicht, wie bei der natürlichen Accom- 
modation des einen Moments an das andere, die Uebergänge so ge¬ 
fahrlos bleiben. Die Bodenkraft, welche an der Sohlenfläche ihren 
Angriffspunkt nimmt und eine Streckung, besonders des Hufgelenks, 
zu erzwingen strebt, wird plötzlich bedeutend gesteigert, die Beuge¬ 
sehne in vermehrte Spannung versetzt und zu Erkrankungen disponirt. 

Die entgegengesetzte Wirkung übt eine übermässige Verkür¬ 
zung der Zehe aus. Eine rückständige Stellung wird künstlich 
geschaffen, deren nächste Folge in einer verstärkten Wirkung der auf 
das obere Ende der Fesselaxe wirkenden Kraft besteht. Beugungen 
der unteren Gelenke sollen erzwungen werden, die Strecksehne soll 
ihnen entgegentreten. Dagegen wird der Tragapparat der Gelenke 
und der hintere Theil des Hufes entlastet. 

Derselbe Effect, der durch eine Verkürzung der Trachten für die 
Fuss- und Gelenkstellung erzeugt wird, tritt natürlich ein beim Stande 
des Pferdes auf einer nach vorn ansteigenden Fläche. Die 
Verkürzung der Zehenwand wird in ihrer Wirkung nachgeahmt durch 
den Stand auf einer nach vorn abschüssigen Fläche. 

Wenn wir die Regeln betrachten, welche sich für die Zurichtung 
des Hufes bei entzündlichen Leiden des Unterfusses ergeben, so ver¬ 
dienen noch die Erscheinungen, welche ein lahmes Pferd bezüglich 
seines Fusssatzes zeigt, vorher eine kurze Betrachtung. Man wird 
dann besser prüfen können, ob sich auch die Regeln in Uebeinstim- 
mung mit dem Fusssatz befinden, welcher doch entsprechend der 
wichtigsten therapeutischen Aufgabe, der Schonung des leidenden, 
oder hier tragenden Theiles, vom Thier gewählt wird. 

So lange ein Pferd auf einem Fusse lahm und auf dem anderen 
schmerzfrei ist, kann es die Last je nach Bedürfniss auf den letz¬ 
teren mehr oder weniger verlegen, den ersteren entlasten und ihm 
die bequemste Stellung geben. Es wählt dazu meistens die Lage 
nach vorn heraus und etwas seitlich, so dass in diesem Falle keine 
Schlussfolgerungen auf die Stellung der unteren Gelenke gemacht 
werden können. Wenn beide Füsse gleichraässig schmerzhaft sind, 
so wird die Stellung für beide eine andere. Man sieht regelmässig 
die unter- oder rückständige Stellung mit steil gestellter Fesselaxe, 
oder doch abwechselnd für den wenigst schmerzenden Fuss diese Stel¬ 
lung, für den zeitweilig zumeist schmerzenden die Ruhelage nach 
vorn heraus. 


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Beziehgn. zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 73 

Nur zwei Leiden weiss ich, bei welchen das Pferd die vorslän- 
dige Fussstellung mit beiden Beinen wählt, bei dem acuten Verschlag 
and bei der Schale in der Entwickelung. Die Gründe, weshalb die 
erstere Krankheit diese Stellung verlangt, sind oben bei Betrachtung 
derselben schon entwickelt und auf die Vertheilung der Last zurück- 
gefuhrt, welche in Folge der vorständigen Stellung auf die hinteren 
Hufabschnitte fällt. Bei der Schale kommt das oben entwickelte Mo¬ 
ment der Entlastung der Strecksehne und des dorsalen Theiles der 
Gelenkkapsel in Betracht. 

Die rückständige Stellung sieht man wohl bei allen übrigen ent¬ 
zündlichen Leiden der unteren Fusstheile, und zwar deshalb, weil sie 
fast alle im Tragapparat auf der Volarfläche des Fusses Vorkommen. 
Man sieht sie nothwendig in mehr oder geringerem Grade, gepaart 
mit steiler Stellung der Fessolaxc. Man muss daraus schliessen, dass 
die leidenden Theile am meisten durch diese Stellung entlastet wer¬ 
den. Und dennoch scheint bei der ersten Betrachtung die An¬ 
nahme berechtigt, dass gerade bei dieser Stellung der Fesselaxe die 
Last direct den leidenden Theilen, speciell den hinteren Abtheilungen 
des Hufgelenks und des Hufes zugeleitet würde. Der Widerspruch 
löst sich dadurch, dass das Thier durch die Wahl dieser Stellung am 
meisten befähigt ist, für die Gleichgewichtslage des Fusses den 
Streckapparat in höherem Grade ausnutzen zu können, den Beuge¬ 
apparat mehr entbehrlich zu machen. 

Diese Beobachtungen an lahmen Pferden in Verbindung mit den 
Betrachtungen über den ursächlichen Zusammenhang zwischen der 
unterständigen Fussstellung und der Entlastung der Beugesehnen lässt 
erkennen, dass man bei allen Leiden derselben, besonders unterhalb 
des Fesselgelenkes, auf Erhöhung der Trachten hinzuwirken hat. Weil 
aber auch unter normalen Verhältnissen bedeutend höhere Anforde¬ 
rungen an den Beuge- als den Streckapparat gestellt werden, und 
weil man ihn weit häufiger erkranken sieht, so ergiebt sich auch mit 
Nothwendigkeit, dass mit einer zu starken Erniedrigung der Trachten 
weit mehr gesündigt werden kann, als mit einer zu bedeutenden Ver¬ 
kürzung der Zehe. Der Lehrsatz im Einsiedel’schen vortrefflichen 
Gedankenzettel „Schone die Trachten“ ist sicher der Erfahrung ent¬ 
sprungen, dass nicht nur der Huf unter entgegengesetzten Verhält¬ 
nissen seine Widerstandsfähigkeit als Schutzorgan einbüsst, sondern 
dass auch die höheren Theile des Fusses ihre Integrität einbüssen. 

Eine zu hohe Tracht hat auch Nachtheile im Gefolge, stellt hohe 


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74 


PETERS, 


Anforderungen an die Strecksehnen und lässt Subluxationen der un¬ 
teren Gelenke zu Stände kommen. Aber die Bedeutung dieser Lei¬ 
den ist geringer und lässt die Nachtheile einer kurzen Zehe weniger 
schwer erscheinen. Wenn auch die Wahrheit in der Mitte liegt und 
die Gefahr nur durch das Masshalten nach beiden Seiten vermieden 
werden kann, so ist doch die Warnung vor der grösseren, der Er¬ 
niedrigung der Trachten, stets nothwendig. 

Nicht nur acute und chronische Leiden an den Sehnen werden 
durch kurze Trachten hervorgerufen, sondern auch dauernde Verände¬ 
rungen in der Fussstellung, welche wiederum ihren Abschluss in der 
Hervorbildung der langzehigen Hufform finden. Die Kette, welche 
sich vom ersten Anlass bis zu diesem Abschluss hinzieht, braucht 
wohl nicht verfolgt zu werden. Das Resultat ist aber, dass das Pferd 
schliesslich eine Hufforra dauernd acquirirt hat, welche zwar die Nach- 
thoile der neu geschaffenen vorständigen Stellung ausgleicht, aber 
durch ihren Bau, die herüberhängenden Ballen, die enge Stellung der 
Trachten u. s. w. die Gefahr von lluflahmheiten bedeutend erhöht. 

Man muss nun fragen, kann ein Zögling der Hufbeschlagskunst, 
welchem ein Pferd mit heruntergeschnittenen Trachten und in Folge 
dessen künstlich vorständiger Fussstellung vorgeführt und dem gesagt 
wird, dass die natürlich erworbene Vorständigkeit mittelst Abreibung sich 
einen Huf mit langer Zehe und kurzer Tracht schaffe, zu dem Bewusstsein 
kommen, dass dort nur künstlich eine vorständige Fussstellung und ein 
langzehiger Huf geschaffen ist? Wie kann er dazu gelangen, von diesen 
künstlichen Producten die von Hause aus bestehende vorständige Stel¬ 
lung und für dieselbe normale Hufform zu unterscheiden, wenn ihm 
gesagt ist, dass auch diese nichts Anderes ist, als eine in den Trachten 
durch Abreibung verkürzte? Er kann sich nur dann ein richtiges 
Urtheil bilden, wenn er die eigentliche Bedeutung der langen 
Zehe oder der nach rückwärts verlegten Gelenkfläche des 
Hufbeines kennt, mit welcher die verstärkte Abreibung oder Be¬ 
schneidung der Trachten ganz und gar nichts zu thun hat. Ohne 
dies Verständniss kann er die künstliche von der normalen Erniedri¬ 
gung der Trachten gar nicht unterscheiden und wird sich nicht dazu 
entschliessen können, den misshandelten Trachtenwänden ihre normale 
Höhe wieder zu verschaffen, da die vorständige Fussstellung und die 
steile Stellung der Fesselaxe scheinbar dies verbieten. 

Ohne eine Kenntniss der Hufform und deren Beziehung zur Fuss¬ 
stellung kann die Herstellung einer richtigen Stützfläche nicht aus- 


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Beziehgn. zwischen Belastg d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 75 

geführt werden, weder bei dem lang- und kurzzeitigen, noch auch dem 
früher schon mal besprochenen schiefen Hufe. Der Hufschmied muss 
wissen, dass andere aus dem Fusse selbst stammende Kräfte 
als die der Abreibung gewirkt und Lageveränderungen an 
den Wänden u. s. w. erzeugt haben, er muss die Bedeutung und 
den Nutzen derselben würdigen lernen, er muss bei Betrachtung der 
Umfläche und der Bodenfläche den Schluss ziehen können, dass hier 
ein von der Natur beendeter Umwandlungsprocess vorliegt, dass der¬ 
selbe weder durch künstliche Beschneidung nachgeahmt, noch durch 
künstliche Eingriffe, wie Erhöhungen der Trachten wände, in die nor¬ 
male Form zurückgebracht werden kann. Grosse Schwierigkeiten 
dürfte es auch nicht machen, das Verständniss für den ganzen oben 
besprochenen Sachverhalt bei den jungen, meistens sehr lernbegierigen 
Schmieden zu wecken. 


Erwiderung auf Herrn Dominik’s „offene Antwort“. 


Der erste Theil der vorstehenden Arbeit hat Herrn Dominik, 
den Verfasser des „rationellen Hufbeschlags“, veranlasst, eine offene 
Antwort im 6. Heft vorigen Jahrganges dieses Archivs zu bringen, 
über welche ich einige Bemerkungen machen muss. 

Herr Dominik behauptet, dass ich auf drei Stellen den Beweis 
gelielert habe, mit den Gesetzen der Mechanik nicht genügend bekannt 
za sein, um sein Buch kritisiren zu können. 

1. Herr Dominik sagt, dass das von mir angezogene „Gesetz 
von der rechtwinkligen Zerlegung“ der Kräfte nicht existire, dass er 
es in keinem Buche habe finden können. Das Letztere bezweifle ich 
durchaus nicht, weil das Gesetz von der rechtwinkligen Zerlegung der 
Kräfte in dem allgemeinen Parallelogrammgesetz enthalten ist, weil 
die Zerlegung im rechten Winkel nur ein Specialfall von der Zer¬ 
legung der Kräfte im Allgemeinen ist. Wenn ich der Abkürzung 
wegen gesagt habe, „nach dem Gesetz der rechtwinkligen Zerlegung“, 
anstatt „nach dem Gesetz der Zerlegung, welches auch die recht¬ 
winklige Zerlegung gestattet“, so scheint mir doch kein Grund vor¬ 
zuliegen zu Herrn Dominik’s Frage, ob ich etwa das Parallelogramm¬ 
gesetz gemeint habe? Meines Wissens giebt es für die Zerlegung der 
Kräfte überhaupt keinen anderen Weg als die Con£truction des Paral¬ 
lelogramms. In einem grossen Irrthum befindet sich Herr Dominik, 


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76 


PETERS 


wenn er für die Richtigkeit meiner Deduction den Beweis fordert, 
dass eine Zerlegung im rechten Winkel stattfinden müsse. Die Wahl 
des Winkels bleibt immer der Willkür für den speciellen Fall über¬ 
lassen; man wählt aber, wenn irgend angängig, den rechten Winkel 
wegen der einfachen und bestimmten, durch Sinus und Cosinus aus¬ 
gedrückten Relationen, in welchen die Seiten eines rechtwinkligen 
Dreiecks zu einander stehen. 

2. S. 286 des Archivs habe ich gesagt: „Wenn die bei b wir¬ 
kende Kraft den Punkt b nach links hinüberschiebt, während der 
Punkt a als Drehpunkt festliegt, so muss sich der Punkt c in der 
Richtung nach m bewegen, so dass die Linie auf ac senkrecht steht.“ 
Hierzu sagt Herr Dominik: „Das ißt grundfalsch, ein Verstoss gegen 
die elementarsten Sätze der Planimetrie, weil ein gleichschenkliges 
Dreieck bei der Bewegung von ac um den Drehpunkt a entstehen 
müsste!“ Hätte ich ein geringes Verständniss fiir mathematische 
Constructionen bei dem Leserkreise des Archivs vorausgesetzt, so 
würde ich in dem Beweise für den rechten Winkel etwa so fortge¬ 
fahren sein: „Der Punkt c durchläuft bei der Drehung um a einen 
Kreisbogen, und da der Widerstand, welchen er auf jedem Punkte 
seines Weges erfährt, rechtwinklig zu ihm steht, so muss dieser die 
Richtung der Tangente haben, die man an den betreffenden Punkt 
des Kreises zu legen hat. Die Linie c m muss als Tangente, c a als 
Radius eines Kreises aufgefasst werden, damit der von ihnen einge¬ 
schlossene Winkel aera stets ein rechter ist.“ Die von den beiden 
Schenkeln eingeschlossene Figur ist also kein Dreieck, wie Herr 
Dominik meint, sondern der Sector eines Kreises. 

3. Ferner behauptet Herr Dominik, dass die rechtwinklige Zer¬ 
legung in den Fig. 4 und 6 nicht angewandt sei. Es ist aber hier 
gesagt, dass bx die Stützlinie eigentlich sein müsste, da aber ba die 
Stütze sei, so wirke nur ein Theil der Last von b nach a, ein an¬ 
derer kleinerer Theil von a nach x, wenn man rechtwinklig zerlege. 
Demnach geht aus dem Text hervor, dass bx die zu zerlegende Kraft, 
b a und a x die beiden Componenten sind, welche den rechten Winkel 
einschliessen. Da dies selbstverständlich ist, so braucht nicht aus¬ 
drücklich hervorgehoben zu werden, dass der Winkel bax als rechter 
zu betrachten ist. Wenn überdies die Zeichnung in der ursprüng¬ 
lichen Grösse hergestellt wäre, was von der Redaction wegen Mangel 
an Raum verhindert ist, so würden die Unterschiede in der Grösse 
der Winkel schärfer hervorgetreten sein. 

Diesen Ausstellungen, welche die in meiner Arbeit gegebene Aus¬ 
lese mathematisch-physikalischer Irrthümer des Herrn Dominik ver¬ 
vollständigen helfen, lässt letzterer die Behauptung folgen, dass ich 
mit der Mathematik und Physik auf einem gespannten Fusse stehe! 
Zum Beweise, dass es ebenso mit der Logik der Fall sei, führt er 
zwei Stellen aus meiner früheren Arbeit über den schiefen Huf an. 
Ich muss aber, weil mir der Raum zu einer längeren Auseinander ^ 


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Erwiderung. 


77 


Setzung fehlt, die Beurtheilung dieser logischen Verstösse dem Leser¬ 
kreise überlassen und kann es auch unbesorgt thun. 

Selbst in dem zur Ehrenrettung seines Satzes (dass der Huf den 
Stoss von oben in schräger Richtung, die Kraft des Anpralls von 
unten in senkrechter Richtung empfängt) unternommenen Versuch be¬ 
geht Herr Dominik wieder einen Fehlschluss. Er sagt, „dass die Be¬ 
wegung einer Billardkugel im Augenblick des Anpralls in 2 Compo- 
nenten zerlegt wird, von denen die eine, welche parallel zur Bande 
läuft, ihre Richtung auch nach dem Anprall beibehält, während die 
andere, senkrecht auf die Bande gerichtete die entgegengesetzte Rich¬ 
tung anniromt“. Anstatt nun weiter zu folgern, dass die der Bande 
parallele Bewegung, deren Fortbestand aus der gleichen Grösse des 
Aufschlags- und des Anprallswinkels erkannt wird, ohne deren Mit¬ 
wirkung ein senkrechter Abschlag zu Stande kommen würde, nur 
durch eine gleich grosse, entgegengesetzt gerichtete Kraft aufgehoben 
werden kann, dass wir dagegen beim Einfall des Fusses in den Erd¬ 
boden ein solches Bewegungshinderniss sich einstellen sehen, fährt er 
so weiter fort: „Eine Erschütterung wird nun dadurch hervorgerufen, 
dass eine Kraft plötzlich gehemmt wird. Auf sie hat also nur die 
senkrechte Componente Einfluss.“ Hiernach bleibt also die Seiten¬ 
kraft, trotzdem sie die Kugel von dem senkrechten Rückschlag ab¬ 
lenkt, eine Kraft ohne Wirkung? Und ferner heisst es am Schluss 
des Absatzes: „Beim Fussen des Pferdes wird die senkrecht abwärts 
gehende Bewegung plötzlich gehemmt, also ein senkrechter Gegenstoss 
hervorgerufen, während die zweite Kraft horizontal in der Rich¬ 
tung des Einfallswinkels wirkt und Gleiten verursacht. Zunächst 
kann es eine Kraft, welche horizontal und gleichzeitig im Einfalls¬ 
winkel liegt, nicht geben, da der letztere der Winkel ist, welchen die 
Richtungslinie des Stosses mit der Horizontalen einschliesst. Und 
dann sehen wir die Wirkung der horizontalen Kraft doch nur unter 
besonderen Verhältnissen, das Gleiten beim Fussen ist abnorm. Eine 
andere aus der Erdbodenfläche stammende Kraft, welche wir Reibung 
nennen, erzeugt plötzlichen Stillstand der Bewegung. Muss hier nicht 
die logische Schlussfolgerung lauten: weil die dem Erdboden parallele 
und fortschreitende Bewegung des Hufes plötzlich durch die Reibung 
gehemmt wird, während die analoge Bewegung des Billardballes (die 
längs der Bande verlaufende Componente) bei Abwesenheit der Rei¬ 
bung nicht gehemmt wird, so muss diese Kraft eine entsprechende Rück¬ 
wirkung auf den in der Bewegung gehemmten Körper ausüben, wie 
der Widerstand des Erdbodens, der die senkrechte Componente der 
Bewegung vernichtet? Reibung und Widerstand des Erdbodens treten 
zusammen, um die Bewegung des Hufes aufzuheben, sie vereinigen 
sich zu demselben Kräfteparallelograra, welches die verticale und hori¬ 
zontale Componente des Stosses bildet. 

Eine richtige Folgerung hat Herr Dominik übrigens gezogen, 
dass bei dieser Theorie die Erschütterung gleich gross bleiben muss, 


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78 


PETERS. 


während nach der seinigen eine Abnahme derselben mit der Verklei¬ 
nerung des Einfallswinkels stattfindet. Jedenfalls befinde ich mich 
im Einklang mit dem physikalischen Gesetz, dass die lebendige Kraft 
ein Product der Geschwindigkeit und der Masse ist. 

Mit der von Herrn Dominik gegebenen Versicherung, dass er 
wie andere Menschen Irrthüraern unterworfen sei und gern Belehrung 
annehme, steht die sofort folgende Verorthcilung der * Neuen Zeit¬ 
schrift für Veterinärraedicin“ im Widerspruch. Obgleich die in der¬ 
selben enthaltenen Besprechung meiner Arbeit in nur reservirter Weise 
meinen Deductionen Anerkennung zollt, so hält Herr Dominik doch 
schon die Empfehlung derselben zum eingehenden Studium als eine 
Gefahr für die Feststellung und Erforschung der Wahrheit, 

Ich habe in Vorstehendem nicht nur bewiesen, dass meine raa- 
thematisch-physikalischen Deductionen absolut frei von den Irrthümem 
sind, welche Herr Dominik ihnen hat imputiren wollen, sondern auch, 
dass die Ansicht über die senkrechte Richtung des Rückstosses eine 
irrige ist und bleibt. Damit habe ich auch die mit so häufigen Varia¬ 
tionen mir zugeschriebene Unfähigkeit, über den * rationellen Huf¬ 
beschlag“ urtheilen zu können, widerlegt. 


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III. 


Zur Anatomie und Histologie der Sohleünbeutel und 
Sehnenscheiden des Pferdes. 

Von 

Prof. F. Eichbaum in Giessen. 

(Hierzu Tzf. I, Flg. 1—5.1 


An allen Stellen des thierischen Körpers, wo Muskeln und Sehnen 
oder auch die Haut über hervorragende Knochenvorsprünge hinweg¬ 
ziehen, finden sich häufig mit einer geringen Menge einer schleimigen 
Flüssigkeit erfüllte sackartige Gebilde vor, die man seit alter Zeit 
als Schleimbeutel — Bursae mucosae — oder wie bei den Seh¬ 
nen als Schleimscheiden oder Sehnenscheiden — Bursae mu¬ 
cosae vaginales sive Vaginae tendinum mucosae s. syno¬ 
viales — bezeichnet. Die Verrichtung dieser Gebilde ist bei beiden 
dieselbe und besteht wohl vorzugsweise darin, dass sie in Folge ihrer 
schlüpfrigen Wandungen das Gleiten von Sehnen, Muskeln oder der 
Haut über die erwähnten Hervorragungen zu erleichtern und Reibun¬ 
gen und Zerrungen derselben zu verhindern im Stande sind. Allein 
nicht nur in der physiologischen Function, sondern auch in dem ana¬ 
tomischen Bau zeigen Schleimbeute] und Sehnenscheiden gemeinsame 
Eigenschaften, die besonders in der Structur der Wandungen und in 
dem Inhalt der fraglichen Gebilde gegeben sind. Nur bezüglich der 
Form lässt sich ein Unterschied zwischen beiden insofern constatiren, 
als die Schleimbeutel meistens rundliche oder ovale Säcke darstellen, 
welche nur an einer Fläche des darüber hinwegziehenden Muskels 
resp. Sehne gelegen und mit derselben verbunden sind, während an¬ 
dererseits die Sehnenscheiden cylindrische Säcke darstellen, welche 
die in ihrer Mitte gleitende Sehne umhüllen. Uebergänge lassen sich 
auch hier häufig beobachten und sind dadurch gegeben, dass die 


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80 


EICHBAUM, 


Wandfläche der Sehnenscheide sich an die eine Fläche der von ihr 
umhüllten Sehne anlegen und mit derselben verwachsen kann, sodass 
dann aus der Sehnenscheide ein langgezogener Schleirabeutel, eine 
scheidenartige Bursa — Bursa vaginalis — sich bildet. — Bei ge¬ 
nauerem Studium indessen finden sich ausser dem soeben erwähnten 
noch weitere Unterschiede und Eigentümlichkeiten, die sich nament¬ 
lich auf den histologischen Bau und die Genese dieser Gebilde be¬ 
ziehen und die gross genug sind, um eine gesonderte Betrachtung 
derselben zu empfehlen. 

Eine genaue anatomische Kenntniss der Lage der Schleimbeutel 
und Sehnenscheiden hat für die Chirurgie eine hervorragende Bedeu¬ 
tung. Beide Gebilde erkranken verhältnissmässig häufig, gewöhnlich 
in Folge traumatischer Einwirkungen — Quetschungen, subcutane und 
offene Zerreissungen, Verwundungen — welche zu acuten und chro¬ 
nischen Entzündungen Veranlassung geben und hierdurch entweder 
Functionsstörungen (Lahmheiten u. s. w) oder auch durch chronische 
Ansammlung des krankhaft vermehrten Secretes (Hygrome) gewisse 
Deformitäten bedingen. Ich erinnere hier nur an die häufigen Er¬ 
krankungen der Sehnenscheiden der Extremitäten bei dem Pferde, an 
die der subcutanen Bursen am Proc. anconaeus oder am Calcaneus, 
an die Entstehung der Genickbeule durch Erkrankung des unter der 
Kopfinsertion des strickförmigen Theiles vom Ligam. nuchae gelegenen 
Schleimbeutels (Delabere Blaine), an die Erkrankungen der unter 
dem medialen Insertionsschenkel des M. tibialis anticus gelegenen 
Bursa (Dieckerhoff), sowie der unter dem Strahlbein gelegenen 
Bursa podotrochlearis (Brauell). Der Umstand endlich, dass eine 
Anzahl von Schleim beuteln und Sehnenscheiden bei dem Pferde in 
Communication mit Gelenken stehen und Alterationen jener in der 
Regel auch Erkrankungen dieser bedingen, genügt wohl, um darauf 
hinzuweisen, wie nothwendig die Kenntniss dieser, bei den Secirübun- 
gen meistens zu wenig beachteten Gebilde für den Praktiker ist. 

Die Schleimbeutel und Sehnenscheiden sind, wie ich weiter unten 
specieller ausführen werde, keine constant vorkommenden Organe. 
Alter, Constitution, Gebrauch u. s. w. des betreffenden Thieres be¬ 
dingen ganz bedeutende Abweichungen in dem Vorkommen, in der 
Grösse und Einrichtung der in Rede stehenden Gebilde, besonders der 
unter der Haut gelegenen Schleimbeutel. Ichi habe mich bemüht, 
durch mehrere Jahre hindurch fortgesetzte Untersuchungen das Vor¬ 
handensein der fraglichen Gebilde an den verschiedenen Körpertheilen 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 81 


mit möglichster Vollständigkeit festzustellen, und sollen die Resultate 
derselben, nachdem eine allgemeine Besprechung bezüglich des Vor¬ 
kommens und des Verhaltens der Schleimbeutel und Sehnenscheiden, 
und zwar sowohl in grob anatomischer, wie histologischer Hinsicht 
vorausgegangen, im speciellen Theile dieser Arbeit mitgetheilt werden. 
Wenn ich auch nicht der Ansicht bin, dass es mir gelungen ist, jeden 
Schleimbeutel, der event. zur Beobachtung kommen kann, constatirt 
zu haben, so glaube ich doch, durch die vorliegenden Untersuchungen 
genügendes Material zur Beurtheilung der Häufigkeit des Vorkommens 
der einzelnen Bursen gewonnen und gleichzeitig auch den Anlass zu 
weiteren Forschungen nach dieser Richtung hin gegeben zu haben. 


Bau und Vorkommen der Schleimbeutel und 
Sehnenscheiden. 


Wie bereits am Eingänge erwähnt, stellen die Schleimbeutel 
meistens geschlossene, abgeplattete, ira gefüllten oder aufgeblasenen 
Zustande eiförmige oder kugelig geformte Gebilde von verschiedener 
Grösse dar, welche im normalen Zustande mit einer geringen Menge 
einer synoviaartigen Flüssigkeit erfüllt s\p<2, so dass ihre Wandflächen 
sich gewöhnlich berühren und bei Bewegungen der mit ihnen in Ver¬ 
bindung stehenden Theile (Haut, Muskeln, Sehnen) an einander gleiten. 
Die Wandungen dieser Säcke bestehen aus einer bald stärkeren, bald 
schwächeren, meistens jedoch durchscheinenden bindegewebigen Mem¬ 
bran, deren äussere Fläche mit den benachbarten Organen theils locker, 
theils so fest verwachsen ist, dass sie sich nur schwer oder gar nicht 
als besondere Membran darstellen lässt. Die innere Oberfläche der 
Schleimbeutelwand zeigt in den verschiedenen Bursen ein mannigfal¬ 
tiges Aussehen. Meistens, und dies ist namentlich bei denjenigen 
Schleimbeuteln der Fall, welche unter Muskeln und Sehnen gelegen 
sind, ist sie überall glatt und zeigt nur an einzelnen Stellen in ähn¬ 
licher Weise, wie die Synovialis der Gelenke, zottenartige Bildungen, 
die zum Theil ein durch die mit Blut gefüllten Gefässschlingen her¬ 
vorgerufenes röthliches Aussehen besitzen. Im Gegensatz hierzu ist 
die Innenfläche der subcutanen Schleimbeutel, die überhaupt wohl 
selten eine bestimmt abgegrenzte Wandung erkennen lassen, häufig 
durch hervorspringende und sich in verschiedenen Richtungen durch¬ 
kreuzende Sehnenfäden uneben. Häufig lässt sich ferner die Beob- 

Archiv f. wissensck. u. prakt. Thierheilk. IX. ln.2. 6 


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82 


EICHBAUM, 


achtung machen, dass von den Wandungen einer solchen Bursa aus zahl¬ 
reiche sehnige Fäden in das Lumen derselben hineinspringen, die sich 
netzartig durchflechtend an anderen, gewöhnlich den Ursprungsstellen 
gegenüber liegenden Punkten sich inseriren; ebenso findet man, dass 
die in Rede stehenden Sehleimbeutcl durch ring- oder halbmondför¬ 
mige, häufig durchlöcherte Scheidewände in mehrere Fächer geschieden 
werden, und dass dieselben zuweilen an ihrer Innenfläche eine grau- 
röthliche, schmierig-fettige Belagmasse aufweisen, welche offenbar aus 
einem fettigen Zerfall der inneren Oberfläche entstanden ist. Ob dieser 
letztere Befund nur unter pathologischen Verhältnissen vorkommt, lasse 
ich dahingestellt; ich habe ihn mehrmals in den an den äusseren 
Darrabeinwinkeln gelegenen subcutanen Schleimbeuteln constatiren 
können. 

Alle diese Momente, sowie der Umstand, dass die Wandflächen, 
welche das Lumen der Hohlräume begrenzen, gewöhnlich nur aus dem 
verdichteten subcutanen Bindegewebe gebildet sind, geben gewisse 
Aufschlüsse über die Genesis der fraglichen Gebilde, welche sogleich 
noch specieller erörtert werden soll. 

In Betreff der Lage und des Vorkommens der Bursae mucosae 
haben wir die letzteren in zwei Hauptgruppen zu theilen, einmal in 
diejenigen, welche unter dt?*,Haut, in der Subcutis gelegen sind, die 
subcutanen Schleimbeutel, s , ferner die Bursen, die unter tiefer ge¬ 
legenen Theilen, meistens in der Nähe der Insertionsstellen von Mus¬ 
keln und Sehnen sich befinden — Bursae subtendinosae. Was 
zunächst das Vorkommen der subcutanen Bursen anbetrifft, so lässt 
sich im Allgemeinen sagen, dass dieselben an allen Stellen zur Beob¬ 
achtung kommen können, wo die Haut hervorragende Knochenvor¬ 
sprünge unmittelbar überzieht und zugleich einer Verschiebung aus¬ 
gesetzt ist, also beispielsweise an den äusseren Darmbeinwinkeln, am 
Olecranon, der Tuberositas calcanei, den Malleoli, seltener an der 
Patella, über dem Widerrist und Kreuzbein, den Streckseiten der Ge¬ 
lenke. Immer aber ist das Vorkommen und die Grösse dieser Bursen 
ein sehr unbeständiges und wechselndes, so dass man selbst bei einem 
und demselben Individuum in dieser Beziehung oft den erheblichsten 
Abweichungen an beiden Körperhälften begegnen kann. Vergleichende 
Untersuchungen bei jüngeren und älteren Pferden bezüglich dieser 
Frage lassen indessen eine gewisse Gesetzmässigkeit in dem Auftreten 
der subcutanen Schleimbeutel nicht verkennen; je älter das Individuum, 
desto zahlreicher sind im Allgemeinen die Schleirabeutel, je jünger, 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 83 


desto seltener lassen sich dieselben feststellen; und die Untersuchungen 
der Subcutis neugeborener Thiere oder ausgetragener Fötus lassen 
endlich subcutane Bursen vollständig vermissen und weisen darauf 
hin, dass sich dieselben erst mit dem fortschreitenden Alter und durch 
den Gebrauch des Thieres in Folge mechanischer Einwirkungen bilden. 
Unter Berücksichtigung der oben angegebenen Momente müssen wir 
uns hiernach die Bildung von subcutanen Schleimbeuteln nach dem 
Vorgänge von His *) in der Weise erklären, dass bei dem Gebrauch 
der Thiere, bei dem Strecken und Beugen der Gelenke, bei der stär¬ 
keren und schärferen Ausbildung aller Knochenvorsprünge und -Fort¬ 
sätze u. s. w. Zcrreissungen des subcutanen Bindegewebes verursacht 
werden; in den hierdurch entstandenen Lücken sammelt sich die das 
Gewebe durchtränkende Flüssigkeit an; die anfangs unebenen und 
unregelmässigen, von dem subcutanen Gewebe gebildeten Wandungen 
schleifen sich, wenn ich mich so ausdrücken darf, allmählich ab, sie 
werden geglättet, oder aber sie behalten ihre faserige und zerrissene 
Beschaffenheit bei und wir erhalten schliesslich das Gebilde, welches 
wir als Bursa subcutanea kennen gelernt haben. Der Umstand, dass 
in diesen Schleimbeuteln meistens die endotheliale Auskleidung fehlt 
oder nur sehr unvollständig vorhanden ist (s. unten), spricht wohl 
für die Richtigkeit dieser Auffassung, wonach die in Rede stehenden 
Säcke als Bildungen des extrauterinen Lebens anzusprechen sind. 

Ganz anders verhalten sich in Bezug auf die Beständigkeit des Vor¬ 
kommens die subtendinösen Bursen. Wenngleich auch hier individuelle 
Abweichungen rücksichtlich dieses Punktes häufig zu constatiren sind, 
so sind dieselben jedoch niemals so auffallend, wie bei der vorher 
besprochenen Gruppe, und der grösste Theil der constatirtcn Schleim¬ 
beutel findet sich beständig in allen Altersperioden vor. Schon das neu¬ 
geborene Füllen besitzt gewöhnlich ausser sämmtlichen Sehnenscheiden 
die meisten der tiefer gelegenen Bursen. Ebenso habe ich bei der 
Untersuchung eines etwa 6 Monate alten, 60 Ctm. langen Rinder- 
fotus nicht allein die Sehnenscheiden vollständig ausgebildet vorgefun¬ 
den, sondern auch eine grosse Anzahl subtendinöser Bursen, wie bei¬ 
spielsweise eine etwa haselnussgrosse Bursa unter der Endsehne des 
M. biceps femoris, die Bursa glutaei medii, die Bursa unter dem Ur¬ 
sprünge des langen Zehenstreckers am Hinterschenkel, die Bursa inter- 


! ) His, Die Häute und Höhlen des Körpers. Akademisches Programm. 
Basel 1865. 


6 * 


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84 


EtCHBAUM, 


tubercularis u. a. in. Alle diese Bursen waren im Verhältniss zu den 
mit ihnen in Verbindung stehenden Muskeln oder Sehnen bedeutend 
grösser, als bei dem erwachsenen Thiere. Sogar bei einem 36 Ctm. 
langen Rinderfötus konnte ich eine ganze Anzahl dieser Schleimbeutel 
constatiren. Diese Thatsachen machen es zweifellos, dass die Seh¬ 
nenscheiden sowohl, wie auch der grösste Theil der subtendinösen 
Schleimbeutel Organe sind, welche bereits in einer verhältnissraässig 
frühen Periode der intrauterinen Entwickelung — auch hier wiederum 
in Folge mechanischer Einwirknng (Muskelzug) — sich bilden, ein 
Umstand, der nicht allein, wie weiter unten gezeigt werden soll, einen 
Einfluss auf die Structur dieser Gebilde besitzt, sondern das Vorkom¬ 
men derselben auch zu einem mehr constanten macht. Man hat daher 
auch die letzteren im Gegensatz zu den subcutanen, unbeständig vor- 
koraraenden Schleimbeuteln als die typischen bezeichnet. Ein Theil 
der in Rede stehenden Schleirabeutel entsteht indessen zweifellos 
ebenfalls erst im extrauterinen Leben. Es geht dies schon aus dem 
Umstande hervor, dass mehrere derselben verhältnissmässig nur selten 
zur Beobachtung kommen und dann meist in ähnlicher Weise wie die 
subcutanen, mit unebenen, von Sehnenfäden durchzogenen Wänden 
versehen sind. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieselben in Folge 
einer bestimmten Gebrauchsweise des Thieres oder einer durch patho¬ 
logische Veränderungen bedingten modificirten Bewegungsweise der 
einzelnen Körpertheile, durch Zerreissung des intermusculären oder 
subfascialen Bindegewebes hervorgerufen werden. 

Was die Lage dieser Schleimbeutel anbelangt, so finden sich die¬ 
selben, wie bereits angegeben, meistens an der Anfangs- oder End¬ 
insertion der Muskeln resp. Sehnen, oder an solchen Stellen vor, wo 
die letzterwähnten Gebilde über hervorragende Knochenerhabenheiten 
hinweggleiten und sind gewöhnlich mit den letzteren sowohl wie mit 
dem Muskel resp. der Sehne innig verbunden. Eine Anzahl der sub¬ 
tendinösen Bursen steht mit Sehnenscheiden und Gelenken in Com- 
munication, so beispielsweise die Bursa calcanea mit der Scheide des 
Kronbeinbeugers am Sprunggelenk (vergl. S. 126), die Bursa unter dem 
Ursprung des Schienbeinbeugers mit dem Kniegelenk, mit demselben 
Gelenk die Bursa M. poplitei, sowie die unter dem medialen Seiten¬ 
bande des Kniegelenkes gelegene Bursa; am Ellenbogengelenk die 
Bursa unter dem Ursprung des äusseren und inneren Beugers der 
Vorderfusswurzel und des Hufbeinbeugers. Diese letzterwähnten 
Schleimbeutel stellen gewissermassen nur blindsackförmige Ausstül- 


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Anatomie u. Histologie d. Sclileimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 85 

pungen der Synovialis der Gelenke dar und werden mit Rücksicht 
hierauf von Henle 1 ) als Bursae synoviales — Synovialbeutel 
— bezeichnet. Nach den Angaben von Heinecke 2 ) sind die Cora- 
municationen solcher Schleirabeutel mit Gelenken oder Sehnenscheiden 
meist erst das Resultat des Bindegewebsschwundes in späteren Jahren. 
Dieselben werden, wie meine Untersuchungen bei dem Pferde lehren, 
durch das schwankende Vorkommen solcher Coramunicationen bei den 
verschiedenen Individuen, sowie durch das Verschmelzen einzelner 
Bursen mit einander, hinreichend bestätigt und dürften auch unter 
pathologischen Verhältnissen bei lange andauernden Ausdehnungen 
der in Rede stehenden Gebilde, Platz greifen. — 

Im Gegensatz zu den mehr rundlich geformten und seitlich com- 
primirten Schleimbeuteln stellen die Sehnenscheiden cylindrische Säcke 
dar, welche sich an den Sehnen, vorzugsweise an den Streck- und 
ßeugeseiten der Gelenke der Extremitäten vorfinden, dieselben schei¬ 
denartig umkleiden und sie von den benachbarten Gebilden: Knochen, 
Sehnen u. s. w. trennen. An jeder Sehnenscheide lässt sich zunächst 
eine zarte, durchscheinende Membran, die Synovialmembran, 
die Schleim- oder seröse Scheide unterscheiden, deren innere, 
der Sehne zugewandte Fläche meist glatt und nur an vereinzelten 
Stellen mit zottigen Excrescenzen besetzt ist und deren äussere Ober¬ 
fläche gewöhnlich mit einer derben, sehr widerstandsfähigen fibrösen 
Hülle durch eine Schicht lockeren Bindegewebes — subsynoviales 
Gewebe — mehr oder weniger fest verbunden ist. Diese letztere, 
das sog. Retinaculum tendinum, welche entweder mit den apo- 
neurotischen Umhüllungen und mit dem Bandapparat der Gelenke im 
Zusammenhänge steht, oder mit dem Periost der in der Nähe befind¬ 
lichen Knochenvorsprünge verschmilzt, dient einmal zur Verstärkung 
der an und für sich sehr schwachen synovialen Scheide, andererseits 
erhält es die Sehne mit dieser Scheide in der Lage. Die Form der¬ 
selben ist sehr verschieden. Bald besitzen sie die längliche Form 
der Synovialscheide, bald gehen sie brückenartig über die Sehne hin¬ 
weg und werden dann als Quer- oder Ringbänder bezeichnet. 
Selten ist indessen die Ausdehnung dieser Retinacula grösser als die 
der betreffenden Sehnenscheiden selbst, so dass immer noch Lücken, 
theils an beiden Enden, theils in der Mitte derselben übrig bleiben, 


*) Handbuch der Bänderlehre des Menschen. 

2 ) Anatomie und Pathologie der Schleimboutel und Sehnenscheiden. 18G7. 


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86 


EICHBAUM. 


durch welche die dieser Stütze ermaugelnde Synovialscheide unter 
pathologischen Verhältnissen, z. B. beim Hydrops der Sehnenscheiden, 
sich ausdehnen und hervortreten kann. Hein ecke 1 ) bezeichnet die 
zu beiden Enden der ßetinacula gelegenen Lücken als „Endpforten“, 
während die in der Mitte der fibrösen Platte vorhandenen Oeffnungen 
die „Zwischenpforten“ darstellen. 

Die synoviale Scheide überzieht nicht allein die innere Oberfläche 
dieser Retinacula und der Knochenfläche, über welche die Sehne hin¬ 
weggleitet, sondern sie schlägt sich auf die Sehne selbst über und 
überzieht die letztere. Man kann daher an jeder Synovialscheide in 
ähnlicher Weise wie an der Serosa des Peritoneum oder der Pleura 
zwei Blätter unterscheiden, ein parietales, mit dem Retinaculum ver¬ 
bundenes und ein viscerales, die Sehne überziehendes. Beide Blätter 
stellen, wie Henle beschreibt, zwei in einander gesteckte Hohl- 
cylinder dar, die ihre glatten Flächen einander zukehren und in deren 
Zwischenraum unter normalen Zuständen eine geringe Menge einer 
gelblichen, schleimigen Flüssigkeit sich befindet. Sind die Synovial¬ 
scheiden sehr lang, so enthalten dieselben zugleich Vorrichtungen, 
vermittelst deren der Sehne das zu ihrer Ernährung nothwendige Blut 
hinübergeleitet wird. Es geschieht dies in der Weise, dass von einer 
Stelle des parietalen Blattes aus und zwar meistens von einer am 
Knochen gelegenen, ein aus zwei Blättern bestehender und die Go- 
fässe einschliessender Fortsatz in das Innere der Scheide hervorspringt, 
an die Sehne herantritt und derselben in ähnlicher Weise die ernäh¬ 
renden Gefösse zuführt, wie das Peritoneum in Form des Mesente¬ 
riums den Darmschlingen. Man hat daher auch die soeben beschrie¬ 
bene Duplicatur, welche auch die Bezeichnung Vincula tendinum 
trägt, Mesotenon oder Mesotendon benannt. Die Form der letz¬ 
teren variirt; sie sind entweder platt und lang, und die sie bildenden 
Blätter liegen dicht an einander, oder sie sind mehr cylindrisch und 
zwischen den Blättern ist eine grösser^ Menge eines lockeren Binde¬ 
gewebes vorhanden. 

Nicht in allen Fällen indessen findet sich zwischen Sehne und 
Scheide ein vollständig entwickelter Hohlraum vor. Auch hier lassen 
sich Uebergangsstufen zwischen der einfachen bindegewebigen Umhül¬ 
lung der Sehnen und den vollkommen entwickelten Scheiden fest¬ 
stellen, Uebergänge, die sich hauptsächlich dadurch kennzeichnen, 


‘) 1. c. S 26. 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 87 


dass das einhüllende Bindegewebe wesentlich lockerer und mit zahl¬ 
reichen, geräumigen, ebenfalls mit einer geringen Menge einer serösen 
Flüssigkeit erfüllten Maschen versehen ist, deren Septa sich an der 
Oberfläche der Sehne inseriren. Derartige Scheiden, die gewisser¬ 
maßen auf einer früheren Bildungsstufe stehen geblieben sind und 
sich beispielsweise an der Sehne des M. levator labii sup. propr., 
zum Theil auch an den Beuge- und Strecksehnen der Extremitäten 
des Pferdes Vorkommen, können ganz passend nach dem Vorgänge von 
Günther 1 ) als zellige Scheiden bezeichnet werden. 

Die Sehnenscheiden gehören, wie bereits erwähnt, zu den bestän¬ 
digsten der in Rede stehenden Organe, da sie bereits in derselben 
Anzahl und Ausbildung bei dem Fötus angetroffen werden. Makro¬ 
skopisch untersucht erscheinen ihre Synovialmembranen wesentlich 
dünner und schwächer, wie die Wandungen der subtendinösen Schleim¬ 
beutel. Es fällt diese Erscheinung mit dem Umstande zusammen, 
dass die Sehnenscheiden meist einen geringeren Druck auszuhalten 
haben, wie die Schleimbeutel, und ausserdem noch eine bedeutende 
Stütze in den umhüllenden fibrösen Retinacula besitzen. Ebenso finden 
sich verhältnissmässig nur selten Synovialzotten an der Innenfläche 
der Sehnenscheide vor. Am besten und zahlreichsten entwickelt habe 
ich dieselben an der vorderen Wand der Scheide des Hufbeinbeugers 
an der hinteren Fläche der Phalangen vorgefunden, und zwar in jener 
Abtheilung derselben, welche unterhalb der Gleitfläche der Sesarabeine 
gelegen ist. Sie verleihen hier der Scheidenoberfläche ein sammet- 
artiges Aussehen. Vereinzelt können dieselben wohl an allen Sehnen¬ 
scheiden und an allen Stellen derselben beobachtet werden. 

Liegen mehrere Sehnen neben einander, so können dieselben von 
einer gemeinschaftlichen Synovialscheide umschlossen sein (Sehnen des 
Kronen- und Hufbeinbeugers an der hinteren Fläche der Vorderfuss- 
wurzel). In einem solchen Falle springt der vom Mesotenon stam¬ 
mende synoviale Ueberzug von der einen Sehne auf die andere über 
und verbindet beide mit einander, wobei es zur Bildung von blind¬ 
sackförmigen, zwischen den Sehnen gelegenen Ausstülpungen kommt. 
Theilt sich eine Sehne in ihrem Verlauf in zwei oder mehrere 
Schenkel, dann erfolgt auch eine Theilung der Scheide in eine ent¬ 
sprechende Anzahl von Abtheilungen und jede derselben begleitet und 
umgiebt den zugehörigen Schenkel (cfr. Scheide des M. tibialis anticus 


*) Myologie des Pferdes, S. 34. 


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88 


EICHBAUM. 


am Hinterschenkel, S. 125). Dass Coramunicationen von Sehnenschei¬ 
den mit Schleim beuteln Vorkommen, ist bereits oben erwähnt; ebenso 
kann zuweilen eine Communication dieser Scheiden mit Gelenken zur 
Beobachtung kommen, wie beispielsweise die der Sehnenscheide des 
dicken Hufbeinbeugers mit dem Rollen-Unterschenkelgelenk, oder der 
Scheide des lateralen Insertionsschenkels des M. extensor carpi ulnaris 
mit der zwischen Radial- und Metacarpal reihe der Vorderfusswurzel 
befindlichen Gelenkhöhle. In vielen Fällen endlich ist die Wand¬ 
fläche der Scheide in grösserer oder geringerer Ausdehnung mit der 
Sehne verbunden und es ist dann an der Stelle der Scheide eine 
Bursa vaginalis vorhanden, wie sie z. B. an der Sehne des Kronen¬ 
beinbeugers an der hinteren Fläche des Sprunggelenkes und Fessel¬ 
gelenkes, an der Sehne des M. biceps brachii, der Sehne des M. co- 
raco-brachialis u. a. ra. beobachtet werden kann. — 

Schon bei oberflächlicher Untersuchung der in Rede stehenden 
Organe fällt die grosse Aehnlichkeit in dem Bau derselben mit dem 
der Gelenkkapseln auf. Beide stellen zarte, dünne, durchscheinende 
Membranen dar, welche durch subsynoviales, häufig Fetteinlagerungen 
enthaltendes Bindegewebe mit einer äusseren fibrösen Verstärkungs¬ 
schicht verbunden sind. Beide besitzen an ihrer inneren Oberfläche 
ein glattes, glänzendes, von zottigen Excrescenzen unterbrochenes Aus¬ 
sehen; der flüssige Inhalt beider zeigt ferner nach den Angaben aller 
Autoren chemisch und physikalisch wenn auch nicht die gleiche, so 
doch eine ähnliche Beschaffenheit. Der Umstand endlich, dass häufig 
Schleimbeutel in directer Communication mit Gelenkkapseln oder Seh¬ 
nenscheiden stehen, lassen von vornherein die Annahme als zutreffend 
erscheinen, dass der Bau dieser drei Gebilde nicht allein makrosko¬ 
pisch anatomisch derselbe ist, sondern dass auch die histologische 
Structur derselben die gleiche oder wenigstens eine ähnliche ist, eine 
Relation, welcher man in den Werken über Anatomie und Histologie 
dadurch Rechnung trägt, dass man gewöhnlich alle drei Gebilde unter 
der gemeinschaftlichen Bezeichnung der Synovialhäute resp. Synovial¬ 
höhlen abzuhandeln pflegt. 

Die mikroskopische Untersuchung der Schleimbeutel und Sehnen¬ 
scheiden bietet immer gewisse Schwierigkeiten dar, Schwierigkeiten, 
welche hauptsächlich durch die zarte und hinfällige Beschaffenheit des 
Materials bedingt sind, und die ohne Zweifel auch Veranlassung zu 
den mannigfachen controversen Angaben bezüglich der Structur dieser 
Gebilde gegeben haben. Im Allgemeinen handelt es sich hierbei vor- 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 89 


zugsweise um Sie Feststellung der Frage, welche Stellung in der 
Reihe der thierischen Gewebe und Organe den Synovialhäuten einzu¬ 
räumen sei. Die Art und Weise, in welcher diese Frage von den 
histologischen Forschern beantwortet worden ist, ist eine sehr ver¬ 
schiedene. Die verbreitetste Ansicht ist wohl die, dass die Synovial¬ 
häute zu den serösen Häuten zu rechnen seien; andere Forscher geben 
ihnen eine Zwischenstellung zwischen Serosa und Mucosa, oder eine 
besondere Stellung zwischen Bindegewebe und Serosa, oder dieselben 
werdeu endlich, wie dies in neuester Zeit von Soubbotine (s. unten) 
geschehen ist, zu den drüsigen Geweben gerechnet. Es dürfte daher 
nicht ohne Interesse sein, wenn ich, bevor ich an die Mittheilung 
meiner eigenen Untersuchungsresultate herangehe, in Kürze die über 
den Bau der fraglichen Gebilde gemachten Angaben zusaramenstelle 
und hiermit gleichzeitig einen kurzen Ueberblick über die einschlä¬ 
gige Literatur gebe. 

Bekanntlich hatte bereits Bichat in seinem Traite des Mem- 
branes die membranösen Gebilde des thierischen Körpers in drei 
Hauptgruppen oder Hauptsysteme gebracht, und zwar 1) in das Sy¬ 
stem der Schleimhäute und der äusseren Haut; 2) in das System der 
serösen und synovialen Häute; 3) in das System der fibrösen Häute. 
Die synovialen Häute trennt er dann weiterhin in die Membranen der 
Sehnenscheiden und in die der Gelenkkapseln. Diese Aufstellung 
Bichat"s wurde von den Anatomen adoptirt und war lange Zeit all¬ 
gemein gebräuchlich. Heule 1 ) bezeichnete noch 1841 die Bursen und 
Sehnenscheiden als „unechte seröse Säcke“ und fasste dieselben 
als epithellose Lücken des Bindegewebes auf, welche nur in den Fällen, 
wo dieselben im Zusammenhang mit den Gelenken stehen, eine Fort¬ 
setzung des Epithels der letzteren erhalten, eine Ansicht, welche durch 
die gleichzeitig erschienen Arbeiten der nachstehenden Autoren wider¬ 
legt wurde, und zwar dadurch, dass von Bruns 2 ) und Gerber 3 ) ein 
Epithelbelag für die Schleirascheiden, von Reichert 4 ) 1843 und 
Bendz 3 ) 1846 ein solcher für die Schleimbeutel der Haut und Mus¬ 
keln nachgewiesen wurde. Letzterer fand bei Pferden und anderen 
Hausthieren die in Rede stehenden Beutel mit einem deutlich zelligen 

1 ) Allgemeine Anatomie, 1841, S. 364. 

2 ) Handbuch der allg. Anatomie, 1841. 

3 ) Lehrbuch der allg. Anatomie, 1841. 

4 ) Müller’s Archiv, 1843. 

3 ) Handbuch der allg. Anatomie, 1846 u. 1847. 


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EICHBAUM, 


Epithel überzogen, welches aus hellen, platten, ovalen oder unregel¬ 
mässig eckigen 0,0004—0,0008 par. Zoll grossen, mit granulirten Kernen 
und einem dunklen Kernkörperchen versehenen Zellen bestehen sollte, 
welche meist eine einzige Lage, seltener wie in Sehnenscheiden von 
Muskeln eine mehrfache Schicht bilden. Kölliker 1 ) zeigte 1847 
in den Züricher Mittheilungen, dass beide Arten von Säcken 
mir stellenweise vom Epithel überzogen sind, welches letztere aus 
einer meist einfachen Lage kernhaltiger Zellen besteht, die wegen 
ihrer festen Verbindung unter einander sich nicht leicht isoliren lassen, 
und wo dies gelingt, als polygonale, 0,004—0,007 Linien grosse und 
mit rundlichen, leicht abgeplatteten Kernen von 0,0025—0,003 Linien 
und einigen kleinen Fettkörnchen versehen erscheinen. Kölliker 
giebt dann specieller die Stellen an, welche des epithelialen Ueber- 
zuges entbehren. Es sind dies namentlich solche Stellen in der um¬ 
gebenden Wandung, und zwar sowohl bei Synovialscheiden, wie bei 
Schleimbeuteln, die sich durch einen matten Glanz und gelbliches 
Aussehen auszeichnen und gleichzeitig die Natur von Faserknorpeln 
besitzen. In ähnlicher Weise sollte sich die Synovialis der Gelenke 
verhalten und Kölliker stellt hiernach die Synovialsäcke des Muskel¬ 
systems und der Gelenke in die Mitte zwischen den einfachen Binde- 
gewebslücken und den serösen Häuten. Eine ähnliche Anschauung 
vertritt auch His 2 ), welcher zunächst darauf hin wies, dass die Sy¬ 
novialhöhlen, ebenso wie die serösen und vasculären Räume echte 
Binnenräurae sind, die durch Spaltungen in Folge histologischer Dif- 
ferenzirung im mittleren Keimblatte entstanden sind, und dass diese 
Räume von der Umgebung durch dichtere Aneinanderlagerung embryo¬ 
naler, anfangs kugeliger, später abgeplatteter Zellen geschieden werden. 
Diese Zellenschicht, welche sich durch gewisse constante Eigentüm¬ 
lichkeiten in Bezug auf Entstehung, Form und Leistung auszeichnen, 
diflferirt von der ersten Zeit ihres Auftretens so erheblich von den 
Zellenschichten, die aus den beiden Grenzblättern hervorgehen, dass 
eine besondere Bezeichnung, welche ihre Beziehung zu den inneren 
Körperflächen ausdrückte, notwendig wäre. Er nannte sie daher 
Endot helien. 

Nach His stellen die Synovialhöhlen Uebergangsbildungen zwischen 
den serösen Höhlen und einfachen Bindegewebslücken vor. Unter demEin- 


*) Kölliker, Mikroskopische Anatomie, 1850, S. 229. 
2 ) op. cit. 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 91 


floss mechanischer Einwirkungen entstanden, sollten dieselben von einer 
bindegewebigen Membran begrenzt werden, welche um so lockerer und 
zellenreicher wird, je mehr man sich der inneren Oberfläche derselben 
nähert. Diese Zellen sollten endlich so dicht zusammenrücken, dass 
sie in ihrer Gesamratheit das Bild eines mehrfach geschichteten Epi¬ 
thels darbieten; später, in vorgeschritteneren Altersperioden, könnten 
sich die Zellen in ähnlicher Weise, wie bei der embryonalen Ent¬ 
wickelung, zu einer Art von Plattenendothel umwandeln. 

Einen Wendepunkt in der Beurtheilung der fraglichen Verhält¬ 
nisse bewirkte die Einführung des Silbernitrates in die histologische 
Technik durch v. Recklinghausen. Hüter 1 ), der vermittelst dieser 
Versilberungsmethode Untersuchungen an der Synovialis der Gelenke 
anstellte, kam hierbei zu dem Resultat, dass diese Membran keine 
epitheliale Auskleidung besitzt, sondern dass die innerste Schicht der¬ 
selben aus einem raodificirten kernhaltigen Bindegewebe zusammen¬ 
gesetzt ist, welches er, weil dasselbe auf grösseren Strecken eine 
oberflächliche Aehnlichkeit mit den Bildern besitzt, welche das Silber 
auf wirklichen Epithelflächen hervorruft, „epithelioides“ Bindegewebe 
nannte. Hüter schliesst die Existenz einer epithelialen Membran aus 
dem Grunde aus, weil die Gefässnetze der Synovialis frei liegen und 
des epithelialen Ueberzuges vollständig entbehren, was bekanntlich bei 
den serösen Häuten niemals der Fall ist; dann aber auch, weil bei 
der mit Silber behandelten Synovialis zwischen den rundlichen hellen 
Räumen, welche in Form und Grösse den Zellen entsprechen würden, 
stets etwas breitere Säume von braun gefärbter Intercellularsubstanz 
verlaufen, welche sich an gewissen Stellen mehr verbreitern und dann 
ein System weisser Linien aufweisen, welche die weiter aus einander 
gerückten weissen Räume mit einander verbinden. Es sollte dies 
namentlich an solchen Stellen der Fall sein, welche häufig mechani¬ 
schen Insulten ausgesetzt sind und Hüter bezeichnet ein solches Ge¬ 
webe mit Rücksicht auf die grosse Aehnlichkeit mit den mit Silber 
imprägnirten Corneabildern als „keratoides“ Gewebe. 

Während diese Resultate auf der einen Seite von Schweigger- 
Seidel 2 ) bestritten wurden, welcher die Existenz eines vollkommen 


! ) Zur Histologie der Gelenkflächen und Gelenkkapseln. Virchow’s Archiv, 
Band 36. 

2 ) Verhandl. der matb.-pbys. Classe der Gesellschaft der Wissenschaften 
zu Leipzig. Bd. XVIR. 


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EICHBAUM, 


ausgebildeten Epithels durch Darstellung regelmässig auf der Fläche 
gelagerter Kerne nachzuweisen suchte, trat andererseits Böhm*) den¬ 
selben bei. Böhm untersuchte die Synovialis unter Zusatz von Salz¬ 
wasser und fand, dass die Innenflächen derselben mit einer Zellen¬ 
schicht bedeckt sind, welche theils rundliche, theils mehr polygonale 
Körper von der Grösse der weissen Blutkörperchen darstellen und in 
denen Kerne nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden konnten. Diese 
Zellen liegen theils so dicht neben einander, dass sich ihre Contouren 
unmittelbar zu berühren scheinen, theils lassen sie grössere Zwischen¬ 
räume zwischen sich und erscheinen sogar stellenweise unregelmässig 
über das Gesichtsfeld zerstreut. Auch Böhm findet, dass die Con- 
tinuität dieses Belages häufig durch Capillargefässe unterbrochen ist 
und betrachtet diese Gebilde ebenfalls als modificirte Bindegewebs¬ 
zellen, die zwar durch eine stellenweise regelmässige Anordnung einem 
Epithelium ziemlich ähnlich werden, nie aber als vollständig identisch 
mit einem solchen betrachtet werden können. 

Albert 1 2 ) behauptet dagegen, dass die Synovialis der Gelenke 
eine deckende kernhaltige Zellenschicht besitzt, die allerdings, wie 
auch schon Hüter angiebt, nicht an allen Stellen der Kapsel vor¬ 
handen ist. Die innere Oberfläche der Synovialis der Sehnenscheiden 
und der typischen wie erworbenen Bursen sollte sich wie die Ansatz¬ 
zone der Gelenksynovialis verhalten, d. h. eines epithelialen Ueberzuges 
entbehren, wogegen Möller 3 ) andererseits für die Sehnenscheiden 
durch Behandlung mit V 2 proc. Osmiumsäure, sowie mittelst der Silber¬ 
methode die Existenz eines Endothels auf der inneren Oberfläche nach- 
weisen konnte. 

Erwähnenswerth sind noch die Arbeiten von Till man ns 4 ), Stein- 
berg 5 ), Bentzen 6 ), Colomraiatti 7 ), Reyher 8 ) und Sluys 9 ). 


1 ) Beiträge zur normalen und patholog. Anatomie der Gelenke. Inaug.- 
Dissert. 1868. 

2 ) Stricker, Handbuch der Lehre von den Geweben, S. 1230. 

3 ) Ueber Endothel der Sehnenscheiden und Sehnen an den Muskeln der 
Extremitäten des Menschen. Inaug.-Dissert. Göttingen 1873. 

4 ) Till mann s. Beiträge zur Histologie der Gelenke. Arch. f. mikroskop. 
Anat.. 1874. — Zur Histologie der Synovialmembran, v. Langenbeck’s Arch. f. 
klin. Chirurgie, Bd. XIX. — Untersuchungen über die Unzuverlässigkeit der Ver¬ 
silberungsmethode für die Histologie der Gelenke. Virchow’s Arch., Bd. 67. — 
Die Lymphgefasse der Gelenke. Arch. f. mikroskop. Anat., Bd. XII. 

3 ) Untersuchgn. über die Structur der Synovialhäute. Inaug.-Diss. 1874. 

6 ) Jahresber. von Hoffinann u. Schwalbe, 1875. 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 93 


Um Wiederholungen zu vermeiden, will ich hier nur anführen, 
dass die vier erstgenannten Forscher die Existenz eines endothelialen 
Belages auf der Synovialmembran behaupten, während Reyher und 
Sluys dieselbe in Abrede stellen. Sämmtliche der in Rede stehenden 
Untersuchungen sind an der Synovialis der Gelenke ausgeführt, ebenso 
wie die vor Kurzem publicirte Arbeit von S oubbotine *). Soubbo- 
tine dehnte seine Untersuchungen auf die Synovialmembranen des 
Menschen, Rindes, Kalbes, Schafes aus und fand, dass bei allen diesen 
Thieren die freie Oberfläche derselben mit Zellen von verschiedener Form 
und Grösse bekleidet ist, welche gewöhnlich mehrere Lagen bilden 
und in deren Mitte sich immer ein grosser Kern befindet. An den 
Stellen, welche nur schwach mit Zotten besetzt sind, ist sie mit ab¬ 
geplatteten Epithelzellen bedepkt, die indessen immer noch dicker 
wie Endothelplättchen sind. Die Synovialzotten sind dagegen mit 
cylindriscben und polyedrischen Zellen besetzt, zwischen denen zuweilen 
auch Becherzellen zu constatiren sind. Die Gefässe der Synovialis 
finden sich niemals nackt an der Oberfläche und Soubbotine be¬ 
stätigt in dieser Beziehung die Resultate von Tillmanns. Soubbo¬ 
tine rechnet die Synovialhäute nicht zu den serösen Häuten, sondern 
dieselben nähern sich nach seiner Ansicht mehr dem Drüsengowebe 
und die Gelenkkapsel wäre* somit als eine geschlossene Drüse zu 
betrachten. 

Wie aus der vorstehenden Literatur ersichtlich, erstrecken sich 
die Untersuchungen der meisten oben citirten Forscher vorzugsweise 
auf die Synovialis der Gelenke, während die Begrenzungswände der 
Schleimbeutel nur nebenbei und in comparativer Weise berücksichtigt 
werden. Es sind nur die älteren Arbeiten von Bruns, Gerber, 
Reichert, Bendz, Kölliker, und die Arbeiten von Albert und 
Möller, welche bestimmte Angaben über den Bau der in Rede stehen¬ 
den Gebilde resp. deren endothelialer Auskleidung enthalten und diese 
enthalten mehrfache, nicht unwesentliche Widersprüche. Während 
nach den älteren, ohne die Anwendung von Silbernitrat ausgeführten 
Untersuchungen die Existenz eines Endothels mit Bestimmtheit be- 


D Ebendaselbst 1876. 

8 ) Ebendaselbst 1874. 

9 ) Ebendaselbst 1876. 

*) Soubbotine, Recherches bistologiques sur la structure des membranes 
synoviales. Archives de Physiologie normale ot pathologique, 1880, p. 532. 


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EtCHBAUM. 


hauptet wird, wird dies in neuerer Zeit von Albert bestritten, von 
Möller für die Sehneuscheiden wieder behauptet. Angesichts dieser 
verschiedenen Deutungen des histologischen Verhaltens der fraglichen 
Gebilde hielt ich es für angezeigt, dieselben bei dem Pferde aufs Neue 
einer wiederholten Untersuchung zu unterziehen, deren Resultate in 
Nachstehendem mitgetheilt werden sollen. 

Bevor ich zur Besprechung der Untersuchungsmethoden, welche 
ich bei dieser Gelegenheit angewandt, übergehe, will ich zuvor be¬ 
merken,‘dass nach den Untersuchungen von Tillmanns 1 ), bezüglich 
deren specieller Ausführungen und Begründungen ich hier nur auf das 
Original verweisen, deren Resultate ich indessen durchweg bestätigen 
kann, die Anwendung des Silbernitrates für sich allein nicht genü¬ 
gend ist, um die Frage nach dem Vorhandensein oder Nichtvorhanden¬ 
sein eines endothelialen Belages bei den in Rede stehenden Gebilden 
entscheidend zu lösen. Das erwähnte Reagens, welches bei den Unter¬ 
suchungen der serösen Häuto und der Intima der Gefässe die vor¬ 
trefflichsten Dienste leistet, giebt, bei Synovialhäuten angewandt, oft 
die verworrensten Bilder, welche nach den Angaben von Schweigger- 
Seidel und Tillmanns durch die Bildung von Silberalbuminathäut- 
chen hervorgebracht werden. Der Umstand, dass die Oberfläche der 
Synovialmerabran stets von einer grösseren oder geringeren Menge 
einer zähen, schwer zu entfernenden Synovia bedeckt ist, ja dass die 
letztere sogar die oberflächlichen Schichten der Membran durchtränkt, 
lässt auch bei sorgfältigem Abspülen derselben niemals das Entstehen 
dieser Häutchen vollständig verhindern, welche ohne Zweifel die Ur¬ 
sache der vorher angeführten, so divergirenden Beurtheilungen der 
fraglichen Verhältnisse gewesen sind. Obwohl Schleimbeutel wie 
Sehnenscheiden unter normalen Verhältnissen nur sehr geringe Mengen 
von Synovia besitzen, so lässt sich nichtsdestoweniger auch hier das 
Auftreten der verschiedenen Bilder verfolgen, die Tillmanns in der 
citirten Abhandlung „über die Unzuverlässigkeit der Versilberungsrae- 
thode für die Histologie der Gelenke“ so treffend beschrieben hat. Bei 
gut gelungenen Präparaten finden sich, wie ich weiter unten noch aus¬ 
führlicher beschreiben werde, helle Maschen vor, welche von zarten 
braunen oder schwarzen Linien begrenzt werden und in ihrer Mitte 
einen grossen, runden Kern enthalten, so dass diese Bilder sich nur 
wenig von den Endothelzeichnuugen der übrigen serösen Häute unter- 


l ) Virchow’s Archiv. Bd. 67, S. 398. 


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Anatomie n. Histologie <1. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 95 


scheiden. War die Synovia nicht in genügender Weise von der Mem¬ 
bran entfernt, so erscheinen die Grenzlinien verbreitert und mehr ge¬ 
streckt. Diese Verbreiterung nimmt auf Kosten des von der Grenz¬ 
linie umgebenen hellen Raumes zu, so dass schliesslich die ganze Zelle 
oder ganze Zellencomplexe des Präparates von einer gleichmässig 
braun gefärbten Decke überzogen sind, unter welcher bei Hämatoxylin- 
färbung und bei einem nicht zu dicken Silber-Synoviahäutchen die 
dunklen Kerne hindurchschimmern. Häufig lässt sich das soeben be¬ 
schriebene Aussehen streifenförmig über das Präparat angeordnet be¬ 
obachten, in der Weise, dass sich zwischen Streifen von wechselnder 
Breite und mit scharf und deutlich ausgeprägten Silbergrenzen andere 
vorfinden, auf denen diese Zeichnungen vollständig vermisst werden 
und wo ein gleichmässig brauner Grund oder in demselben die gleich 
zu erwähnenden keratoiden Bilder wahrzunehmen sind. Derartige 
Stellen entsprechen ohne Zweifel solchen, welche sich bei der Versil¬ 
berung der etwas gefalteten Membran in einem tieferen Niveau be¬ 
fanden und in Folge dieses Umstandes stärker mit der Silbersolution 
imprägnirt wurden. In anderen Fällen ist das die vorher erwähnte 
Decke bildende Silberalbuminathäutchen nicht so vollständig; es kom¬ 
men in demselben helle, nicht scharf abgegrenzte Flecke zur Beob¬ 
achtung, welche in ihrer Lage der der Kerne entsprechen, oder aber 
es sind eigentümliche keratoide Zeichnungen vorhanden: sternförmige, 
unregelmässige Lücken, die durch Ausläufer mit einander in Verbin¬ 
dung stehen. Wird dann die Silbcralbuminatdecke auf mechanische 
oder chemische Weise entfernt, so tritt unter derselben die normale 
Structur des Präparates hervor. Schliesslich will ich noch bemer¬ 
ken, dass die vorstehend beschriebenen Bilder auch bei längerem 
Liegen der Präparate entstehen, namentlich wenn dieselben dem Lichte 
exponirt aufbewahrt werden. Es können dann ausser diesen noch 
solche Bilder häufig beobachtet werden, wie sie Till man ns (1. c. 
Fig. 14) von den subendothelialen Lymphgefässen giebt und es ist 
wahrscheinlich, dass dieselben der nachträglichen Bräunung der von 
den Lymphgefässen oder von den Endothelzellen aufgenommenen Sil¬ 
berlösung ihren Ursprung verdanken. — Hervorheben will ich jedoch, 
dass bei meinen Untersuchungen das Auftreten dieser unregelmässigen 
Silberbilder nicht Regel war und nur in solchen Fällen stattfand, 
wenn die Scheide oder Bursa stark mit Synovia angefüllt oder das 
Abspülen ihrer Membranen nicht sorgfältig genug vorgenommen war. 

Obgleich ich nach diesen Erfahrungen, die ich bezüglich des Ge- 


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EICHBAUM, 


brauches des Silbernitrats bei der Untersuchung der in Rede stehen¬ 
den Gebilde gemacht habe, durchaus nicht dem absprechenden Ur- 
theil Ti 11 man ns’ zustimraen kann, so erschien es mir andererseits 
doch nothwendig, mich hierbei nicht auf die Anwendung dieses Re¬ 
agens allein beschränken zu sollen, sondern durch Zuhülfenahme 
kernfärbender Mittel bei bereits versilberten Präparaten, sowie bei den 
in Alkohol gehärteten Membranen, durch Anwendung des Goldchlorids 
und der Osmiurasäure die Resultate derselben zu möglichst zuverläs¬ 
sigen zu machen. Mein Verfahren war im Allgemeinen folgendes: 
Die Membranen der in Rede stehenden Gebilde wurden möglichst frisch 
dem meistens noch lebenswarmen Cadaver entnommen und zum Theil 
in einer Lösung von Kali bichromicum und später in Alkohol gehärtet, 
bis dieselben schnittfähig waren, oder aber die vorher sorgfältig von 
der Umgebung lospräparirte Synovialis wurde nach der von Ran vier 1 ) 
gegebenen Vorschrift über den Rand eines Schälchens gespannt, zu¬ 
nächst sorgfältig mit destillirtem Wasser abgespült und dann mit 
einer 4proo. Silbernitratlösung behandelt, die nach einer Einwirkung 
von 14—2 Minuten wieder entfernt wurde. Die aus der so behan¬ 
delten Synovialis hergestellten Präparate wurden sofort in Glycerin 
untersucht oder zuvor noch einer Tinction mit Hämatoxylin oder 
Alauncarmin unterzogen. Das beschriebene Verfahren zeigte insofern 
einen Nachtheil, als bei dem Zerren, wie es ja nothwendig bei dem 
Herauspräpariren der Membran stattfinden musste, häufig Continuitäts- 
trennungen der oberflächlichen versilberten Schicht der Membran sich 
einstellten. In den meisten Fällen nahm ich daher die Versilberung 
der fraglichen Gebilde in situ vor. Die geöffnete Bursa oder Sehnen¬ 
scheide, aus welcher das Mesotenon, wenn ein solches vorhanden, 
mässig gespannt herausgezogen wurde, wurde erst sorgfältig mit destil¬ 
lirtem Wasser abgespült, hierauf in der oben angegebenen Weise mit 
der Silbersolution behandelt, und das ganze Gebilde, nachdem die 
Membran überall gleichmässig gebräunt war, mit möglichster Vermei¬ 
dung von Zerrungen im Zusammenhänge mit den umgebenden Faseien, 
Sehnen, Muskeln u. s. w. herausgeschnitten und in absolutem Alkohol 
an einem dunklen Orte aufbewahrt. Nach der Härtung Hessen sich 
dann ohne Schwierigkeit feine Flächenschnitte anfertigen, die in der 
Regel mit Hämatoxylin tingirt in Glycerin untersucht wurden. Hatten 


l ) Technisches Lehrbuch der Histologie, übersetzt von Nicati u. Wyss. 
S. 352. 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 97 


sich bei der Versilberung Silberalbuminathäutchen gebildet, die die 
Durchsicht nnd das Studium der Präparate erschwerten oder unmög¬ 
lich machten, so wurde dasselbe mit der von Ti 11 man ns empfohlenen 
(1. c. S. 407) concentrirten Lösung von unterschwefligsaurem Natron 
behandelt, welche diese Decke in einer Zeit von 40—45 Minuten voll¬ 
ständig verschwinden und dann die gewöhnliche, vor der Versilberung 
vorhandene Structur des Präparates übenill deutlich erkennen liess. 

Die beschriebene Methode bewährte sich in jedem Falle als 
hrauchbar und nur der Vollständigkeit und der Controle wegen be¬ 
nutzte ich öfters das Goldchlorid in der von Soubbotine (1. c. 
S. 542) angegebenen Weise, oder die Osmiumsäure in iproc. Lösung. 
Sie bestätigten in jedem Falle den durch das Silbernitrat in Verbin¬ 
dung mit der Hämatoxylinfärbung gemachten Befund. Bemerken will 
ich noch, dass nur ganz frische Objecte sich zur Untersuchung der 
fraglichen Verhältnisse eignen. Nur solche Präparate, welche inner¬ 
halb 48, höchstens 60 Stunden post mortem angefertigt sind, ergeben 
die unten angeführten Resultate, besonders in Bezug auf die endothe¬ 
liale Auskleidung. Die letztere ist durch Maceration vollständig ent¬ 
fernt oder nur noch stellenweise vorhanden, wenn die Untersuchungen 
nach dem angegebenen Zeitraum vorgenommen werden. 

Den Ausgangspunkt meiner Untersuchungen bildeten die Sehnen¬ 
scheiden, welche wegen ihrer frühzeitigen Ausbildung bei der fötalen 
Entwickelung eine möglichst vollkommene Organisation erwarten 
liessen. Es wurden vorzugsweise die Scheiden der Streck- und Beuge¬ 
sehnen der Extremitäten benutzt, welche meistens ein breites, mit 
zahlreichen Gefässverzweigungen versehenes Mesotenon besitzen, und 
deren Wand sich gewöhnlich leicht von dem umhüllenden Retinaculum 
lospräpariren und als gesonderte Membran darstellen lässt. 

Meine ersten Untersuchungen bezogen sich auf die Sehnenscheiden 
der Zehenstrecker der Vordergliedraassen. Schnitte, welche entweder 
in longitudinaler oder transversaler Richtung durch die Wand der¬ 
selben ausgeführt sind, geben über ihren Bau genügenden Aufschluss. 
Dieselben zeigen zunächst eine am meisten nach aussen gelegene, 
verschieden starke und aus festem, starrem, sich vielfach durchflech¬ 
tendem Fasergewebe gebildete Schicht, die dem quer durchschnittenen 
Retinaculum entspricht. Die innere Fläche dieser äusseren Schicht 
ist mit der eigentlichen Schleimscheide, der Synovialis oder Synovial¬ 
intima verbunden, theils in der Weise, dass beide Schichten ohne 
scharfe Grenze in einander übergehen, theils so, dass eine Schicht 

Archir f. wisaenseh. u. prakt. Thierheilk. IX. lu.2. 7 


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98 


EICHBAUM, ' 


lockeren, formlosen Bindegewebes vorhanden ist, die an verschiedenen 
Stellen verschieden stark (0,20—0,40 Mm.) die Verzweigungen der 
grösseren Blutgefässe enthält und sich auch zwischen die beiden 
synovialen Platten des Mesotenon fortsetzt und dieselben mit einander 
verbindet — subsynoviale Schicht. Diese letztere sowohl, wie die 
Synovialintima sind in ähnlicher Weise, wie die äusserste Schicht, 
aus sich in unregelmässiger Weise durchflechtenden, geschwungen ver¬ 
laufenden Bündeln fibrillären Bindegewebes zusammengesetzt. Gegen 
die innere, häufig in longitudinale Falten gelegte Oberfläche der Sy- 
novialintiraa lösen sich die einzelnen Bündel in ein feinfaseriges, 
dichtgefügtes Stratum auf, welches von einem Netzwerk zahlreicher 
feiner, elastischer, meistons in schwach welligen Krümmungen ver¬ 
laufender Fasern durchzogen ist und gleichzeitig die Verzweigungen 
der feineren Blut- und Lymphgefässe enthält. Die Grösse der Blut¬ 
gefässe, deren Verlauf und Vertheilung sich am besten an Flächen¬ 
schnitten übersehen lässt, schwankt zwischen 0,024—0,14 Mm. Die¬ 
selben bilden weitmaschige Netze, welche in der oberflächlichsten 
Schicht der Synovialintima, unmittelbar unter dem gleich zu beschrei¬ 
benden endothelialen Belag, und, wie die Untersuchungen von Till¬ 
manns ergeben haben, in analoger Weise, wie bei den serösen Häuten, 
stets über den Lyraphgefässnetzen gelegen sind und von hier aus 
feine Schlingen abgeben, welche in die Zotten eintreten und meistens 
bis zur Spitze derselben zu verfolgen sind. — An Schnitten, welche 
in etwas schräger Richtung zur Oberfläche getroffen und mit Carmin 
tingirt sind, lässt sich endlich an der Innenfläche des zuletzt beschrie¬ 
benen Stratum ein ziemlich gleichraässiger Belag runder, 0,006 bis 
0,009 Mm. grosser, stark granulirter Kerne constatiren, welcher auch 
unter gleichen Umständen an der auf die Sehne übergetretenen und 
die letztere als 0,4 Mm. starke Schicht umhüllenden Abtheilung der 
Synovialintima bemerkbar ist und den endothelialen Belag der Innen¬ 
fläche der Scheide andeutet. 

Zum genaueren Studium dieser endothelialen Auskleidung eignen 
sich besonders Flächenschnitte, die nach einem der oben angegebenen 
Verfahren behandelt sind. Tingirt man einen dünnen, von dem Meso¬ 
tenon oder der Seitenwand der Scheide entnommenen Schnitt mit 
Hämatoxylin, so ist es leicht, an der Oberfläche desselben eine Menge 
runder oder ovaler, nicht überall in gleichen Abständen von einander 
gelegener, grob granulirter Kerne zu constatiren, die unmittelbar 
auf einem fibrillären Bindegewebsstratum gelegen sind und sich von 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 99 


den Kernen des letzteren vorzugsweise durch ihre Form und Anord¬ 
nung unterscheiden. Ein derartiges Präparat bietet genau dasselbe 
Bild, welches man erhält, wenn man das Mesenterium eines jungen 
Thieres oder reiferen Embryonen mit dem genannten Farbstoff tingirt, 
nur dass hier das darunterliegende fibrilläre Stratum reicher an Zellen 
und Kernen ist. Man erhält ferner bei wiederholter genauer Einstel¬ 
lung die Ueberzeugung, dass die in dem Stratum befindlichen und 
sich dort verzweigenden Gefässe unterhalb der runden Kerne gelegen 
sind (cfr. Fig. 1). Noch instructiver sind die Präparate, die mit 
Vaproc. Silbernitratlösung behandelt und darauf mit Hämatoxylin ge¬ 
färbt worden sind. Es findet sich hier bei gelungenen Präparaten 
ein zierliches Netz brauner oder schwarzer, leicht geschwungener Sil¬ 
berlinien, welche unregelmässig gestaltete polygonale oder mehr ab¬ 
gerundete Räume begrenzen resp. von einander trennen. Die Grösse 
derselben schwankt. Gewöhnlich beträgt der Längendurchmesser 
zwischen 0,015—0,018 Mm., ihre Breite zwischen 0,006—0,015 Mm. 
In jedem findet sich ein häufig excentrisch gelegener, zu den Dimen¬ 
sionen desselben auffallend grosser, stark granulirter und mit meh¬ 
reren Kernkörperchen versehener Kern von runder oder ovaler Gestalt 
und 0,006 — 0,009 Mm. Durchmesser. Diese Räume entsprechen 
zweifellos Endothelzellen, welche als continuirlicher Belag auf der 
Innenfläche der Synovialintima sowohl, wie auf der Oberfläche der 
Sehne überall zu constatiren sind (Fig. 2). 

Vergleichende Untersuchungen des Endothels der serösen Häute, 
speciell des Peritoneums vom Pferde, lehren, dass die Endothelzellen 
derselben grösser sind, wie die der Sehnenscheide (Längendurchmesser 
durchschnittlich 0,024, Breite 0,018 Mm.), und ausserdem einen Un¬ 
terschied insofern aufweisen, als die die einzelnen Zellen begrenzenden 
Linien gewöhnlich am Peritoneum ungleich zarter und stärker gewellt 
erscheinen. Den Grund hierfür haben wir bereits in den stärkeren 
Eiweissniederschlägen bei den Synovialhäuten kennen gelernt, die be¬ 
sonders an den peripherischen, etwas tiefer gelegenen Theilen der 
Endothelzelle stärker auftreten. Es ist indessen auch bei Sehnen¬ 
scheiden und subtendinösen Schleim beuteln durchaus keine Seltenheit, 
dass man ebenso zarte intercelluläre Silberlinien wiederfindet, wie bei 
den serösen Häuten; Regel ist dies jedoch nicht. Weitaus in der 
Mehrzahl der Fälle findet man eine auffallende Verdickung der Kno¬ 
tenpunkte des beschriebenen Liniennetzes vor, die sich bei anderen 
Zellen auf die begrenzenden Linien selbst fortsetzen und dieselben 

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EICHBAUM, 


dann mehr gestreckt oder ungleiehmässig verbreitert erscheinen lassen. 
In anderen Fällen, wo die endotheliale Silberzeichnung immer noch 
eine regelmässige genannt werden kann, lässt sich eine mehr rund¬ 
liche Abgrenzung der Zellen constatiren, die dadurch hervorgerufen 
wird, dass der peripherische gebräunte Theil der Zelle in Form eines 
dunklen Ringes das helle, etwas prominirende und den Kern beher¬ 
bergende Centrum umgiebt. Dass endlich in solchen Präparaten auch 
Stellen zur Beobachtung kommen können, wo die Endothelzeichnung 
vollständig vermisst wird, ist oben bereits augegeben. Die Behand¬ 
lung des Präparats mit Natrum subsulfurosum lässt dann durch Ent¬ 
fernung der Silberalbuminatdecke die blau gefärbten Kerne in regel¬ 
mässiger Anordnung hervortreten. 

Der Beweis, dass es sich hier thatsächlich um einen endothe¬ 
lialen Zellenbelag handelt, ist einmal gegeben in dem regelmässigen 

Auftreten des beschriebenen Verhaltens, ferner in dem Umstande, 
dass es leicht gelingt, das vorher erwähnte Liniennetz mit den Kernen 
auf mechanische Weise zu entfernen. Behandelt man ein frisches, 

oder besser noch ein bereits etwa 24 Stunden in Glycerin auf be¬ 

wahrtes Präparat mittelst des Pinsels, dann gelingt es leicht, den 
Belag zu entfernen, und eine Untersuchung der Oberfläche eines sol¬ 
chen Präparats zeigt dann gewöhnlich noch Ueberbleibsel der zelligen 
Auskleidung, welche theilweise noch in Verbindung mit der Fläche, 
theilweise aufgehoben und umgeschlagen das Vorhandensein einer be¬ 
sonderen zusammenhängenden Membran in anschaulichster Weise zu 
demonstriren im Stande sind. — Ebenso ist es nicht schwer, durch 
Abschaben den Zellenbelag von der Innenfläche der Synovialintima 
zu entfernen und für sich gesondert zu untersuchen. In einem der¬ 
artigen Präparat kommen theils ganze Endothelfetzen von verschie¬ 
dener Grösse, theils einzelne isolirte Endothelzellen zur Beobachtung. 
Bei den ersteren bemerkt man in einer durchscheinenden, fein ge¬ 
körnten Grundsubstanz ziemlich regelmässig angeordnete Kerne von 
der beschriebenen Beschaffenheit; die letzteren stellen abgeplattete 
Gebilde von runder oder ovaler Gestalt dar, die zuweilen unregel¬ 
mässig gezackte Fortsätze besitzen und den im Innern gelegenen 
grossen Kern mit einem schmalen Protoplasmamantel umgeben. 

Aehnliche Resultate ergiebt die Behandlung der Synovialintima 
mit Goldchlorid. Die betreffenden Präparate zeigen an ihrer Ober¬ 
fläche eine Lage runder oder ovaler, scharf contourirter Zellen mit 
grossen, violetten Kernen, welche dicht neben einander liegen, ja 


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Anatomie u. Histologie <1. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 101 


sogar sich theilweise mit ihren Rändern decken, so dass hierdurch 
unter Umständen eine mehrfache Schicht vorgetäuscht werden kann. 
Die Grösse der Zellen sowohl wie Grösse und Aussehen der Kerne 
stimmen mit den oben gemachten Angaben überein. Besonders deut¬ 
lich demonstriren die Goldpräparate das Vorhandensein der Gefässe 
unter der Endotheldecke; es ist mir niemals gelungen, Blutgefässe 
zwischen den Endothelzellen oder gar nackt über der Oberfläche der 
Synovialintiraa zu constatiren. 

Der beschriebene Endothelbelag, welchen ich bei Sehnenscheiden 
und, wie vorgreifend bemerkt sein mag, bei Schleimbeuteln immer 
nur einschichtig gefunden habe, setzt sich auch auf die Zotten fort. 
Dieselben stellen fadenförmige, häufig verästelte Fortsätze der Syno¬ 
vialintima dar, welche bezüglich ihres Vorkommens, ihrer Form und An¬ 
ordnung bedeutenden Schwankungen unterliegen. Bei Sehnenscheiden 
habe ich dieselben sowohl an der Wand wie an dem Mesotcnon und 
der Oberfläche der Sehnen constatiren können, und zwar isolirt oder 
zu Gruppen vereinigt. Sie nehmen gewöhnlich mit breiter Basis von 
einem Fältchen der Synovialis ihren Ursprung, verschmälern und ver¬ 
breitern sich dann abwechselnd in ihrem weiteren Verlauf und enden 
häufig mit kolbig verdickter Spitze. Es lässt sich ferner häufig beob¬ 
achten, dass die einzelne Zotte durch Einschnitte in eine Anzahl von 
kugeligen oder eiförmigen Abtheilungen zerfällt, welche in ihrem 
axialen Theil mit einander Zusammenhängen, und dass stellenweise 
ebenso geformte Seitensprossen auftreten, die wahrscheinlich durch 
Wucherung des Endothels hervorgegangen, bei weiterer Entwickelung 
das Auftreten von Seitenästen, von Tochterzotten oder secundären Zotten 
zur Folge haben. Die Länge der einzelnen Zotten schwankt zwischen 
ganz bedeutenden Grenzen (0,20—3,00 Mm.), der Dickendurchmesser 
zwischen 0,06—0,24 Mm. 

Eine genauere Untersuchung dieser Gebilde lässt auf der Ober¬ 
fläche derselben eine Menge von in ziemlich gleichen Abständen von 
einander gelegenen Kerne erkennen, die von Silberlinien umsäurat sind. 
Durch Maceration in schwacher (2—3 pMll.) Chromkalilösung und nach- 
heriges Schütteln oder Pinseln gelingt es leicht, diesen oberflächlichen 
Zellenbelag zu entfernen, und es stellt sich dann als Grundstock der¬ 
selben ein von der Synovialintima entspringender Fortsatz von fibril¬ 
lärem Bindegewebe dar, der sich von dem die Synovialis zusammen¬ 
setzenden Stratum vorzugsweise durch die zarte Beschaffenheit der 
einzelnen Fasern, sowie durch eine zwischen diesen letzteren, besonders 


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EICHBAUM, 


aber in den kolbigen Seitensprossen häufig vorkommende feinkörnige 
Substanz auszeichnet. Der endotheliale Belag bietet hinsichtlich seiner 
Form nichts Abweichendes dar. Bemerkenswerth ist nur der Um¬ 
stand, dass häufig an begrenzten, mehr oder weniger umfangreichen 
Stellen das Endothel der Zottenoberfläche fehlt, und dieser Defect 
wahrscheinlich durch Maceration und Zerfall der Endothelien verur¬ 
sacht worden ist. 

Resumire ich kurz die Resultate, die wir bei der Untersuchung 
der Scheide des seitlichen Zehenstreckers erhalten haben, so besteht 
die Wand derselben aus einem von Bindegewebe und elastischen Fa¬ 
sern gebildeten Grundgewebe, welches an seiner Innenfläche mit einer 
einschichtigen continuirlichen Endotheliaiauskleidung bedeckt ist, die, 
die beiden Flächen des Mesotenon überziehend, sich von hier aus auf 
die Oberfläche der Sehne fortsetzt. Die Sehnenscheide stellt hiernach 
einen geschlossenen Sack mit einem parietalen und visceralen Blatte 
dar, die ununterbrochen mit ihren sämmtlichen Structurelementen in 
einander übergehen. 

Dasselbe Verhalten lässt sich bei den meisten Sehnenscheiden 
constatiren. Ich habe es ausser bei den bereits genannten ferner bei 
der Scheide des schiefen Streckers der Vorderfusswurzel und der des 
Beugers des Vordermittelfusses, der Scheide des Kronen- und Huf¬ 
beinbeugers an der hinteren Fläche der Vorderfusswurzel, an der 
Scheide des langen und seitlichen Zehenstreckers, sowie an der des 
seitlichen Hufbeinbeugers der hinteren Gliedmassen gefunden. Es 
existiren andererseits jedoch auch Scheiden, in welchen der Endothel¬ 
belag kein continuirlichcr ist, sondern wo derselbe durch Knorpel¬ 
einlagerungen in die Wand der Scheide unterbrochen ist. Die inter¬ 
essantesten Aufschlüsse gewährt in dieser Beziehung die Untersuchung 
der Scheide des Hufbeinbeugers an der hinteren Fläche des Fessel¬ 
gelenks. 

Die letztere wird in der Weise gebildet (vergl. auch unten S. 119), 
dass ihre vordere Wand von einem synovialen Ueberzuge hergestellt 
wird, welcher, etwa 10 Ctm. über dem Fesselgelenk beginnend, sich 
über die hintere Fläche des Fesselbeinbeugers, der Sesambeine, der 
unteren Gleichbeinbänder und der Gelenkkapsel nach abwärts zieht; 
ihre hintere Wand wird von der vorderen Fläche der Kronenbein¬ 
beugersehne gebildet, an deren Seitenrändern sich die Synovialis mit 
Ausnahme der Partie, welche im Niveau der Sesambeine gelegen ist, 
inserirt. An der letzterwähnten Stelle tritt die Synovialmembran von 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 103 


den Seitenrändern der Sesambeine auf die hintere Fläche der Kronen¬ 
beinbeugersehne über und überzieht die Seitentheile dieser Fläche, 
so dass hier zwei blindsackförmige Ausstülpungen entstellen, welche 
in der Mitte der hinteren Fläche der genannten Sehne zusammen- 
stossen, und die ich als Bursa vaginalis der Kronenbeinbeugersehne 
bezeichnen will. Von Wichtigkeit für die vorliegende Darstellung ist 
endlich noch der Umstand, dass die Höhe der oberen Hälfte der 
hinteren Gleichbeinfläche von der Sehne des Kronenbeinbeugers aus 
ein platter sehniger Fortsatz abgeht, der die Hufbeinbeugersehne ring¬ 
förmig umfasst, und dass die Synovialintima hier ebenfalls zwei Diver¬ 
tikel bildet, einmal dadurch, dass dieselbe sich von der hinteren 
Fläche des Fesselbeinbeugers auf die erwähnte ringförmige Sehnen¬ 
platte fortsetzt, und ferner dadurch, dass dieselbe von dieser auf die 
Hufbeinbeugersehne übergeht. 

Beginnen wir die mikroskopische Untersuchung dieser Scheide 
mit der Bursa vaginalis des Kronenbeinbeugers, so finden wir an beiden 
Membranen derselben, sowohl an der mit der Sehne verbundenen, wie 
auch an der hinteren Wand derselben den bereits bekannten endothe¬ 
lialen Belag vor. An dem Seitenrande der Gleichbeinfläche, wo die 
letzterwähnte Membran in diese resp. in die vordere Wand der 
Sehnenscheide des Hufbeinbeugers übergeht, verschwindet die bisherige 
regelmässige endotheliale Silberzeichnung; es folgt auf dieselbe eine 
Zone von ungefähr 0,75 Mm. Breite, in welcher bei mit Silber- 
nitrat behandelten Präparaten inmitten einer homogenen, in der Tiefe 
faserig erscheinenden, braunen Grundsubstanz ziemlich dicht zusam¬ 
menliegende helle Räume von unregelmässiger, theils rundlicher, theils 
sternförmiger Gestalt zu beobachten sind, die in ihrer Grösse im All¬ 
gemeinen der der Endothelzellen entsprechen und sich besonders durch 
den Besitz langer, heller Ausläufer auszeichnen, die nach den ver¬ 
schiedensten Richtungen ausstrahlend mit denen der benachbarten 
Zellen theilweise anastomosiren und dem ganzen Bilde ein keratoides 
Aussehen verleihen. Zwischen diesen Räumen kommen auch verein¬ 
zelte grössere oder kleinere Inseln von regelmässigem Endothel vor. 
Tingirt man ein solches Präparat mit Hämatoxylin, so kann man in 
jedem der oben erwähnten Räume einen meistens oblongen, zuweilen 
stark verlängerten, mehr spindelförmigen, dunkelblauen Kern von 
0,008 Mm. Längendurchmesser wahrnehmen. In der darauf folgenden, 
bedeutend schmäleren Zone finden sich diese Räume weit sparsamer 


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EICHBAUM 


vor; sie liegen meistens in Gruppen von 2—4 zusammen, zeigen aber 
im Uebrigen noch dieselbe unregelmässige, mit Ausläufern versehene 
Gestalt. Auch hier demonstriren mit Hämatoxylin behandelte Prä¬ 
parate das Vorhandensein von Kernen. Diese letzterwähnte Zone geht 
ohne scharfe Grenze in die folgende über (Fig. 3). Es zeigen sich 
hier in ähnlicher Weise, wie in der vorigen, helle Räume von ovaler 
Form, welche theils unregelmässig durch das Gesichtsfeld zerstreut, 
theils mehr in Längsreihen angeordnet liegen. Der Längendurchmesser 
derselben beträgt 0,012—0,015 Mm., der des ebenfalls meist ovalen, 
auffallend grossen Kernes 0,009 Mm. Der Leib der Zellen ist voll¬ 
ständig homogen und glashell. — Der Abstand der einzelnen Zellen 
von einander ist sehr variabel. Häufig findet man auch, dass zwei 
Zellen dicht neben einander liegend an der Berührungsstelle abgeplattet 
sind und anscheinend von einer gemeinschaftlichen Kapsel umgeben 
werden. Entfernt man die Silberdecke durch unterschwefligsaures Na¬ 
tron, so findet man in der zuletzt beschriebenen Zone Zellen vor, die 
sich bezüglich ihrer Form und ihres Aussehens genau so verhalten, 
wie bereits angegeben. Sie liegen theils auf der fibrillären Grund¬ 
substanz, zum grössten Theile zwischen den Faserzügen derselben und 
unterscheiden sich wesentlich von den Endothelzellen dadurch, dass, 
während der Leib der letzteren an nicht versilberten Präparaten nir¬ 
gends scharf contourirt ist, mit den benachbarten eine zusammenhän¬ 
gende, fein granulirte Masse bildet, in welcher nur die Kerne deutlich 
hervortreten, der glashelle Leib der ersteren stets durch einen scharfen 
dunklen Contour von der Umgebung abgegrenzt ist. Die letztbeschrie¬ 
bene Zone des Präparates unterscheidet sich vom Bindegewebsknorpel 
in keiner Weise, und ich stehe nicht an, die Zellen selbst als Knorpel¬ 
zellen zu bezeichnen. 

Recht instructive Bilder liefern in dieser Beziehung ferner die mit 
Goldchlorid behandelten Präparate. Man bemerkt hier, dass die 
Zellen, welche in den endotheltragenden Partien dicht zusammen 
liegen, sich von einander entfernen und zwischen denselben eine 
grössere Menge einer feingestreiften Interceliularsubstanz gelegen ist. 
Die Ränder solcher Präparate weisen dann häufig rundliche Ausschnitte 
auf, aus denen die Zellen beim Anfertigen der Schnitte entfernt wor¬ 
den sind. Die Zellen selbst verhalten sich hinsichtlich ihrer Grösse 
und ihres Aussehens, wie bereits angegeben. 

Es liegt hier unzweifelhaft ein Uebergang von Endothelzellen in 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbetitel u. Sehnenscheiden d Pferdes. 105 


Knorpelzellen vor, wie er auch von Tillmanns 1 ) und Colomiatti 2 ) 
an der Innenfläche der Sehne des M. extensor cruris quadriceps des 
Menschen, von Böhm 3 ) am Gelenkknorpel beobachtet worden ist. Der 
Uebergang erfolgt, wie wir gesehen haben, allmählich durch Ausein¬ 
anderrücken der Zellen und gleichzeitige Formveränderung der letzte¬ 
ren: der fein granulirtc Leib derselben wird homogen und hyalin und 
erhält gleichzeitig an seiner Peripherie einen starken dunklen Contour, 
der ihn von dem umgebenden Gewebe trennt. 

Die Structur eines Bindegewebsknorpels findet sich in dem ganzen 
Umfange der hinteren Gleichbeinfläche und es lässt sich an den Rän¬ 
dern derselben überall der Uebergang von der Knorpelregion in die 
endotheltragenden Abtheilungen der Synovialis verfolgen, welche sich 
an der vorderen Wand der Scheide sowohl über wie unterhalb der 
Sesambeine ohne Ausnahme vorfinden. — Untersuchen wir weiterhin 
den Uebergang der vorderen Synovialwand auf die ringförmige Sehnen¬ 
platte und das Verhalten derselben auf letzterer, so ergiebt sich, dass 
der Endothelüberzug aufhört und das Auftreten von Knorpelzellen 
beginnt, sobald man in das Niveau des oberen Randes der Gleich¬ 
beinfläche gelangt. Dasselbe ist auf der hinteren, der Hufbeinbeuge¬ 
sehne zugewandten Fläche der in Rede stehenden Platte der Fall, 
und ebenso wird endlich an der vorderen wie hinteren Fläche der 
Hufbeinbeugesehne, sowie an der vorderen Fläche der Kronenbein¬ 
beugesehne, und zwar an denjenigen Partien derselben der endotheliale 
Ueberzug vermisst, die in ihrer Lage und Ausdehnung der hinteren 
Gleichbeinfläche entsprechen. Schon bei makroskopischer Untersuchung 
findet man, dass diese Stellen sich durch einen matteren Glanz, sowie 
durch ein knorpelähnliches Aussehen auszeichnen und dass an den¬ 
selben die Synovialis, welche an den übrigen Abtheilungen der Scheide 
durch mehr oder weniger reichliches subsynoviales Bindegewebe mit 
der Umgebung verbunden ist, dieses letzteren ermangelt und sich nicht 
als gesonderte Membran darstellen lässt. — Ein ähnliches Resultat 
ergiebt die Untersuchung der Scheide und Sehne des dicken Hufbein- 
beugers am Hinterschenkel. Auch hier findet man an der Abthei¬ 
lung der Sehne, welche auf der hinteren Fläche des medialen Fort¬ 
satzes des Calcaneus gleitet, sowie auf dem synovialen Ueberzuge des 


! ) Archiv f. rnikroskop. Anatomie, 1874. S. 418. 

2 ) 1. c. 

3 ) 1. c. S. 10. 


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EICHBAUM, 


letzteren knorpelige Einlagerungen vor, während der übrige Theil der 
Scheide, der Sehne, sowie das Mesotenon ohne Ausnahme einen con- 
tinuirlichen Endothelbelag zeigen. 

Die vorliegenden Untersuchungen ergaben somit, dass die Schei¬ 
den sowohl, wie die Oberfläche der Sehnen der Extremitäten in der 
Regel einen continuirlichen Endothelbelag besitzen und dass nur die¬ 
jenigen Stellen eine Ausnahme hiervon machen, die schon bei makro¬ 
skopischer Betrachtung ein knorpelähnliches Aussehen aufweisen und 
— wie es die Untersuchung der typischen Schleimbeutel bestätigen 
wird — in unausgesetzter Reibung sich befinden. 

Was die Structur der Wandungen der Schleimbeutel anbetrifft, 
so habe ich bereits am Eingänge darzuthun versucht, dass subcutane 
und typische Schleimbeutel bezüglich ihrer Genese insofern sich ver¬ 
schieden verhalten, als die letzteren Organe darstellen, welche bereits 
während der intrauterinen Entwickelung angelegt werden, während die 
subcutanen Bursen erst post partum entstehen. Die Verschiedenheit 
in der Zeit des Auftretens der fraglichen Gebilde bedingt auch, wie 
weiter unten gezeigt werden soll, das verschiedene Verhalten bezüg¬ 
lich ihrer Structur. 

Meine Untersuchungen der subtendinösen Schleimbeutel erstrecken 
sich auf eine grosse Anzahl dieser im Pferdekörper vorkommenden 
Gebilde. Es wurden namentlich untersucht: die Bursa intertubercu- 
laris (cfr. S. 114), Bursa coraco-brachialis (S. 115), Bursa musc. in- 
fraspinati (S. 114), Bursa musc. anconaei longi (S. 115), Bursa glu- 
taei medii (S. 121), Bursa calcanea (S. 126), die Schleimbeutel unter 
den Bändern des Kniegelenkes (S. 122 u. 123), die Bursa unter dem 
medialen Insertionsschenkel des vorderen Unterschenkelmuskels am 
Sprungglenk (S. 125), die Bursa unter der Sehne des langen Zehen¬ 
streckers an der vorderen Fläche des Fesselgelenkes, ferner die Bursa 
vaginalis unter der Sehne des Kronenbeinbeugers am Calcaneus (S. 125), 
die Bursa synovialis unter der Ursprungssehne des dreiköpfigen Huf¬ 
beinbeugers am Ellenbogengelenk und endlich die Bursa synovialis 
unter dem langen Zehenstrecker am Kniegelenk. Bezüglich der Re¬ 
sultate will ich im Allgemeinen hervorheben, dass die typischen Bur¬ 
sen überall denselben Bau zeigen, wie er bereits bei den Sehnen¬ 
scheiden beschrieben worden ist. Weder hinsichtlich der Einrichtung 
des Grundgewebes, noch der Form und Grösse der Zellen des endo¬ 
thelialen Belags konnten Abweichungen festgestellt werden. In der¬ 
selben Weise, wie bei den zuletzt erwähnten Sehnenscheiden, lässt 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 107 

sich ferner bei einer Anzahl von Schleimbeutcln beobachten, dass die 
endotheliale Auskleidung stellenweise einer knorpeligen Einlagerung 
Platz macht, wobei ich bemerken will, dass der Uebergang zwischen 
diesen beiden Regionen stets derselbe ist, wie bereits angegeben. 
Za den Schleimbeuteln, die an keiner Stelle den endothelialen Belag 
vermissen lassen, gehören von den oben angeführten die Bursa coraco- 
brachialis, Bursa anconaei longi, Bursa glutaei raedii, Bursa calcanea, 
die Schleimbeutel unter den Bändern des Kniegelenkes, die Bursa 
unter dem fächerförmigen Insertionsschenkel des M. tibialis anticus, 
die Bursa an der vorderen Fläche des Fesselgelenkes, während an¬ 
dererseits an der Bursa vaginalis des Kronenbeinbeugers der Theil der 
Synovialintima, welcher der Tuberositas calcanei auf liegt, sowie die 
ihn deckende Partie der in Rede stehenden Sehne, an der Bursa intcr- 
tubercularis die Rollfortsätze des Armbeines, sowie der darüber glei¬ 
tende Theil der Sehne des M. biceps femoris, an den Seitenwänden 
der in sagittaler Richtung comprimirten Bursa musc. infraspinati, an 
den oben erwähnten Bursae synoviales endlich derjenige Theil dersel¬ 
ben, welcher mit der Sehne verbunden den Rändern des Gelenkes 
gegenüberliegt, die Einrichtung von Bindegewebsknorpel zu constatiren 
ist. Auch an diesen Stellen treffen die angegebenen Merkmale zu: 
sie sind einer fortwährenden Reibung ausgesetzt, sie besitzen ein matt¬ 
glänzendes, knorpelähnliches Aussehen, und die Synovialmembran lässt 
sich an denselben nicht ablösen und als solche darstellen. 

Ganz anders ist der Befund bei den subcutanen Schleimbeuteln, 
von denen die am äusseren Darmbeinwinkel, am Olecranon und Cal- 
caneus gelegenen gewöhnlich untersucht wurden. Präparate, die von 
möglichst glatten Stellen der in situ versilberten Innenwand der frag¬ 
lichen Gebilde hergestellt sind, zeigen inmitten einer gleichmässig 
braun gefärbten Grundsubstanz zahlreiche, helle, sternförmige Räume 
von variabler Gestalt und Grösse, die mit zum Theil sehr breiten 
Ausläufern mit einander in Verbindung stehen. Das ganze Bild be¬ 
sitzt eine grosse Aehnlichkeit mit Präparaten von einer versilberten 
Cornea. Jeder der erwähnten Räume zeigt in der Regel einen grossen 
runden oder ovalen Kern (Fig. 4). Häufig wird dieses Bild unter¬ 
brochen durch mehr oder weniger umfangreiche Stellen, an welchen 
die braune Zwischensubstanz auf schmale geschlängelte und häufig 
knotig verdickte Linien oder Säume reducirt ist, welche weisse, ge¬ 
wöhnlich polygonale oder spindelförmige Felder begrenzen, die regel¬ 
mässig einen grossen, meistens oblongen Kern aufweisen und somit 


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108 


EICHBAUM. 


deutliche endotheliale Silberzeichnungeil darstellen. Die Grösse dieser 
Zellen beträgt im Längendurchmesser 0,030—0,036—0,045 J|lm., über¬ 
trifft also die der oben beschriebenen Endothelzellen um das Drei- 
bis Vierfache. Diese letzterwähnten Zeichnungen ziehen sich streifen¬ 
förmig durch das Präparat hin und stossen sehr häufig mit den hellen 
sternförmigen Lücken der braunen Grundsubstanz zusammen (Fig. 5). 
Derartige Stellen besitzen eine ungemeine Aehnlichkeit mit den von 
Recklinghausen in der Gewebelehre von Stricker über das Lymph- 
gefäss- und Saftcanalsystem gelieferten (S. 229 u. 230), also mit Prä¬ 
paraten vom Centrum tendineum des Zwerchfells, deren endothelialer 
Belag auf mechanische Weise entfernt worden ist, und es unterliegt 
meines Erachtens keinem Zweifel, dass wir es auch im vorliegenden 
Falle mit Lymphgefassen resp. deren Wurzeln zu thun haben, und 
dass die Anschauung derjenigen Autoren, wonach auch die subcutanen 
Schleimbeutel stellenweise mit einer endothelialen Auskleidung ver¬ 
sehen sind, auf einer Verwechselung der Endothelzellen der Lymph- 
gefässwurzeln mit der Endotheltapete beruht, welche die Innenfläche 
der Synovialmembran bekleidet. Bei den von mir untersuchten Bur¬ 
sen habe ich immer nur den beschriebenen Befund, niemals aber eine 
zusammenhängende Lage des synovialen Endothelhäutchens constatiren 
können. Bemerken will ich noch, dass nach Entfernung der Silber¬ 
zeichnung durch Natr. subsulfurosum runde oder ovale Kerne in un¬ 
gleichen Abständen und in ziemlich spärlicher Vertheilung auf der 
Oberfläche des Präparates sich vorfinden. Dasselbe ist der Fall an 
nicht versilberten und nur mit Hämatoxylin tingirten Präparaten. Die 
innere Oberfläche der Begrenzungswand der Bursa wird hier von einem 
fibrillären, zahlreiche spindelförmige Kerne enthaltenden und von ela¬ 
stischen Fasern durchzogenem Stratum gebildet, welches stellenweise 
Fetteinlagerungen von grösserem oder geringerem Umfange enthält. 

Es unterliegt nach diesem Befunde wohl keinem Zweifel, dass 
die subcutanen Schleimbeutel, einer endothelialen Auskleidung voll¬ 
ständig entbehrend, einfache Lücken oder besonders grosse Lacunen 
des Unterhautbindegewebes darstellen, welche durch eine in Folge der 
Verschiebung der Haut hervorgerufene Zerreissung dieses Gewebes ent¬ 
standen sind. Genetisch sind hiernach diese Gebilde gerade so zu beur- 
theilen, wie die subtendinösen Bursen und Sehnenscheiden, wie die 
serösen Höhlen überhaupt, deren nächste Entstehungsursache ja auch 
auf Spaltungen im mittleren Keimblatt in Folge mechanischer Ein¬ 
wirkungen zurückzuführen sind. Je nach der Zeit des Auftretens 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 109 

dieser Gewebsspalten ändert sieh auch das morphologische Verhalten 
derselben. Erfolgt dasselbe während des intrauterinen Lebens, so 
bildet sich in der Regel ein vollständig endothelialer Belag; entstehen 
sie nach der Geburt, so kommt es nicht mehr zur Bildung einer be¬ 
grenzenden Zellenschicht, sondern die Wandung der entstandenen 
Lücken wird von einer etwas verdichteten Schicht des umgebenden 
fibrillären Bindegewebes hergestellt. Es muss hier allerdings zuge¬ 
geben werden — und es ist dies von His 1 ) im Allgemeinen, von 
Löwe 2 ) für die Gewebslacunen des interparenchymatösen Bindegewebes 
betont worden — dass die Schleimbeutel mit zunehmendem Alter 
Veränderungen bezüglich ihrer Structur erleiden, und dass namentlich 
bei solchen Bursen des subcutanen Gewebes, welche in früher Jugend 
entstanden sind, sich „in Folge der grösseren Productivität des jugend¬ 
lichen Körpers“ eine, wenn auch nicht vollständige, so doch theilweise 
endotheliale Auskleidung bilden kann. Ich habe dieselbe indessen, 
wie bereits erwähnt, an keinem meiner zahlreichen Präparate consta- 
tiren können und ich halte es daher für gerechtfertigt, wenn die sub¬ 
cutanen Schleimbeutel als endothellose Lücken des Unterhautbinde¬ 
gewebes bezeichnet werden, die mit Rücksicht auf ihren histologischen 
Bau, nicht aber vom entwickelungsgeschichtlichen Standpunkte aus von 
den serösen Höhlen zu trennen sind, und deren flüssiger Inhalt von 
der die Saftlücken des Bindegewebes durchströmenden lymphatischen 
Flüssigkeit geliefert wird. 

Und welche Stellung werden wir den Sehnenscheiden und typi¬ 
schen Schleimbeuteln einräumen, nachdem die vorliegenden Unter¬ 
suchungen eine endotheliale Auskleidung dieser Gebilde nachgewiesen 
haben? Die Beantwortung dieser Frage dürfte auch jetzt noch gewisse 
Schwierigkeiten bieten. Es lässt sich nicht bestreiten, dass bei einer 
Vergleichung der in Rede stehenden Membranen mit serösen Häuten 
sich eine Anzahl gewichtiger Momente crgiebt, die zu der Auffassung, 
dass die Synovialhäute seröse Membranen darstellen, berechtigen. Bei 
beiden Membranen finden wir ein von fibrillärem Bindegewebe und 
elastischen Fasern gebildetes Grundgewebe vor; beide tragen unmittel¬ 
bar auf diesem Stratum als specifischen Wandbestandtheil eine ein¬ 
fache Schicht Endothelzellen, und wenn auch zwischen diesen letzteren 


>) 1. c. S. 25. 

2 ) Zur Kenntniss des Bindegewebes. Arch. f. Anat. u Entwickelungsgcscli. 
von W. His und W. Braune, 1878. 


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110 


EtCHBAUM, 


gewisse Unterschiede nicht zu verkennen sind, so sind diese nicht 
gross genug, um die Trennung beider Membranen zu rechtfertigen. 
Von wesentlicherem Belang erscheint in dieser Beziehung der Umstand, 
dass Sehnenscheiden und Schleimbeutel an gewissen Stellen dieses 
endothelialen Ueberzuges entbehren und dafür die Structur eines Binde- 
gewebsknorpels aufweisen, eine Erscheinung, die ja bei den serösen 
Häuten in keinem Falle anzutreffen ist. Allein in dieser Hinsicht 
liesse sich wohl mit Recht der Einwand machen, dass die erwähnte 
Structur nicht zu jeder Zeit vorhanden ist, dass sich dieselbe erst 
mit zunehmendem Alter und durch den Gebrauch der Muskeln und 
Sehnen bildet, da Todd und Bowmann 1 ) und nach ihnen Reichert 2 ) 
für den Gelenkknorpel den Nachweis geliefert haben, dass dieser in 
früheren Entwickelungsstadien ein Endothel besitzt. Auch meine Unter¬ 
suchungen, die ich bezüglich dieser Frage an den Sehnenscheiden und 
Schleimbeuteln bei einem vollständig entwickelten, jedoch noch un- 
geborenen, sowie bei einem neugeborenen Füllen vorgenommen habe, 
haben beispielsweise für die Bursa intertubercularis, und die Bursa 
musc. infraspinati, für die Sehnenscheide des Hufbeinbeugers an der 
hinteren Fläche des Fesselgelenkes ergeben, dass die knorpelige 
Structur an den genannten Stellen fehlte und an der Oberfläche der¬ 
selben ein deutlicher continuirlicher Zellenbelag vorhanden war. 

Ein weiteres Moment, welches auf die Zusammengehörigkeit beider 
Membranen hinweist, besteht in dem Auftreten von gefässführenden 
echten Endothelzotten und endlich in der Aehnlichkeit des Auftretens 
pathologischer Processe. Dass endlich vom entwickelungsgeschichtlichen 
Standpunkte aus unsere Gebilde mit den serösen Höhlen in eine Ka¬ 
tegorie zu bringen und als solche zu bezeichnen sind, ist bereits oben 
in hinreichender Weise ausgeführt. 

Während wir so auf der einen Seite eine ganze Reihe sehr ge¬ 
wichtiger gemeinschaftlicher Merkmale bezüglich der Genese und der 
Structur anzuführen im Stande sind, könnte andererseits in der Hin¬ 
sicht ein Unterschied zwischen beiden gefunden werden, als der flüssige 
Inhalt der Sehnenscheiden und Schleimbeutel sich durch seinen Gehalt 
an Mucin und Eiweiss vor dem der serösen Höhlen auszeichnet. Allein 
unsere Kenntnisse über die chemische Zusammensetzung, sowie .über 
die Bildung der Synovia, sind vorläufig noch so lückenhafte und un- 


! ) Physiolog. Anatomy, 1847, I., p. 90. 

2 ) Archiv f. Anat.. 1849, Jahresber. S. 16. 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 111 

abgeschlossene, dass wir nicht im Stande sind, uns über das Auftre¬ 
ten des Mucin- und grösseren Eiweissgehaltes, sowie über die Bedin¬ 
gungen, unter denen dasselbe erfolgt, Rechenschaft zu geben, besonders 
bei den in Rede stehenden Gebilden, bei welchen dieselbe unter nor¬ 
malen Verhältnissen nur in minimalen Mengen vorkommt. Während 
nach der Ansicht von Frerichs*), der sich auch Tillmanns (1. c.) 
anschliesst, die Synovia ein Transsudat aus den Gefässen darstellt, 
welches seinen Mucingehalt durch den Untergang von Endothelieu der 
Synovialmembran und der Zotten erhält, ist nach Hüter 2 ) die 
Synovia die Ernährungsflüssigkeit, welche die Bindegewebszellen der 
Synovialis durchläuft und von diesem ihren Mucingehalt bezieht, und 
endlich nach der Ansicht von Soubbotine (1. c. S. 563) das Pro¬ 
duct der Zellen selbst, welche die Synovialintima auskleiden. Die 
Synovialis würde hiernach als ein Secretionsorgan anzusprechen sein, 
eine Ansicht, welche indessen auch für die serösen Häute von Pflü¬ 
ger 3 ) bei einer anderen Gelegenheit durchzufuhren versucht wor¬ 
den ist. — 

Dieser allgemeinen Darstellung des Vorkommens und der Struc- 
tur der Sehnenscheiden und Schleimbeutel lasse ich in Nachstehendem 
eine Zusammenstellung und kurze Beschreibung dieser Gebilde, soweit 
ich deren Vorhandensein beim Pferde festgestellt habe, folgen. Mit 
Berücksichtigung der Regionen des Körpers beginne ich zunächst 
mit den 

I. Schleirabeuteln und Sehnenscheiden am Kopfe. 

Subcutane Bursen. 

Sie kommen am Kopfe verhältnissmässig nur seilen zur Beobachtung. Meh¬ 
rere Male konnten subcutane Schleimbeutel über dem Genickfortsatz des Hinter¬ 
hauptsbeins, über der Theilungsstelle des von letzterem nach abwärts abgehen¬ 
den medianen Kammes in die Lineae temporales, sowie an der Rundung des 
Unterkiefers festgestellt werden. In einem Falle (bei einem alten Anatomio- 
pferde) fanden sich zu beiden Seiten des Kopfes, und zwar jederseits an der 
Verbindungsstelle des Proc. orbitalis mit dem Jochbogen je ein Schleimbeutel in 
Grösse einer kleinen Haselnuss vor. 

Subtendinöse Bursen. 

Bursa mucosa über der Protuberantia occipitis externa, zwischen dieser 

! ) Wagner’s Handwörterbuch der Physiologie, III. Bd., 1. Abth. 

2 ) Klinik der Gelenkkrankheiten. 

3 ) Pflüger, Ueber die Eierstöcke der Säugethiero und des Menschen. 
1863. S. 33—35. 


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112 


EICHBAUM, 


und dem Ursprung der oberen Abtheilung des M. communis auris resp. dessen 
Fascie gelegen. Der Schleimbeutel war meistens durch ein in der Medianlinie 
befindliches Septum in zwei seitliche Hälften von ovalerForm und 2,0—2,5Ctm. 
Längendurchmesser geschieden. In allen Fällen, in denen die Bursa constatirt 
wurde, konnte gleichzeitig eine stark ausgesprochene, höckrige Beschaffenheit 
der vorderen Fläche des Genickfortsatzes beobachtet werden. 

Sehnenscheide an der Sehne des M. levator labii sup. propr. 
Dieselbe stellt keine vollkommen entwickelte Scheide dar, da zwischen Sehne 
und der umgebenden Bindegewebshülle ein scharf abgegrenzter Hohlraum nicht 
oxistirt, die letztere vielmehr zahlreiche, kleinere und grössere zeitige Maschen 
um die Sehne herum bildet. Die geschilderte Einrichtung beginnt an dem Ueber- 
gang des Muskels in die Sehne, etwa im Niveau des von den Oss. nasal, und den 
Proc. nasales der Oss. intermaxillaria gebildeten Winkels und erstreckt sich bis 
zur Verschmelzungsstelle beider Sehnen. 

Bursa vaginalis an der Durchbohrungsstelle des M. stylo-hyoideus. Die 
sehr zarte und dünne Synovialmembran dieser Bursa tritt von den Rändern der 
in der Sehne des angeführten Muskels befindlichen Spalte auf die Sehne des 
M. digastricus über und verschmilzt mit derselben; constant vorhanden. 

Bursa mucosa an der Spitze des Gabelheftes des Os hyoideum; in einem 
Falle constatirt. Der Schleimbeutel, dessen Hohlraum in seiner oberen Abthei¬ 
lung von Sehnenfäden durchzogen war, besass eine ovale Form (2 Ctra. Länge) 
und befand sich in der Medianlinie etwa 1 Ctm. vor der Spitze des erwähnten 
Knochenfortsatzes zwischen der oberen Fläche der Mm. genio-hyoidei und den 
Sehnen der Mm. genio-glossi, von diesen sowohl, wie von dem hier gelegenen 
Bindegewebe begrenzt. 

Bursa mucosa an der lateralen Fläche des Hamulus ossis plenygoidei. 
Constant vorhanden und zwischen der ausgehöhlten lateralen Fläche des genann¬ 
ten Knochenfortsatzes und der medialen Sehnenfläche des Tensor veli palatini 
gelegen, an dessen Seitenrändern sie sich inserirt und hier zugleich mit dem die 
Sehne in der Lage erhaltenden Querbändchen verbunden ist. 

Bursa mucosa zwischen der Rolle und dem M. obliquus superior des 
Auges, etwa bohnengross, umgiebt häufig scheidenartig beide Flächen des er¬ 
wähnten Muskels. 


II. Ara Halse. 

Bursa mucosa unter dem Ursprünge des Lig. nuchae, zwischen diesem 
und dem Kapselbande und der oberen Fläche des Atlas resp. dem dieselben be¬ 
deckenden kleinen Kopfstrecker gelegen. Seitlich wird die ovale und ziemlich 
umfangreiche Bursa (Längendurchmesser 3 — 5 Ctm., in einem Falle 10 Ctm.) 
von den mittleren Kopfstreckern begrenzt. Ihr vorderes Ende erstreckt sich bis 
zur Insertion des Bandes am Occiput. Sehr häufig vorhanden. 

Bursa mucosa unter dem strickförmigen Theile des Lig. nuchae im Ni¬ 
veau des II. Halswirbels. Der häufig vorkommende Schleimbeutel erreicht zu¬ 
weilen eine bedeutende Grösse (bis zu der eines Apfels), liegt zwischen den 
beiden Seitenästen, in welche sich der Kamm des II. Halswirbels spaltet, resp. 
den daran sich inserirenden Seitenhälften des platten förmigen Theilcs einerseits 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 113 

und dem strickförmigen Theil des Nackenbandes andererseits; in mehreren Fällen 
setzte sich die Bursa in den von den beiden Platten der erst genannten Partien 
gebildeten Raum bis zu einer Tiefe von 1,5—2,0 Ctm. hinein fort, und es er¬ 
schien die Innenfläche der Begrenzungswände stark zerfasert. Nach beiden 
Seiten wird der Schleimbeutel von den Mm. complexi begrenzt, mit deren me¬ 
dialer Fläche er durch lockeres Bindegewebe verbunden ist. 

Bursae mucosae über den Gelenkfortsätzen des III., IV., V. und VI.Hals¬ 
wirbels , zwischen diesen und der sie bedeckenden Musculatur (den Zacken des 
M.complexus major) gelegen. Von verschiedener Grösse (hasel- bis wallnussgross) 
und häufig vorhanden. 

Bursa mucosa im Niveau des VI. Halswirbels, zwischen dem mittleren 
Rippenhalter und einer Fleischzacke des M. longuscolli; in einem Fall constatirt. 

Bursa mucosa zwischen der unteren Fläche des I. Rückenwirbels und 
einer Sehne der Brustportion des M. longus colli gelegen; von länglicher Form 
(5—6 Ctm. lang); die hintere Grenze der Bursa befindet sich im Niveau des 
Rippenhalses, die vordere in Höhe des Gelenkfortsatzes vom VII. Halswirbel; fast 
constant. 

Bursa mucosa von länglicher Form unter der Endsehne des M. longissi- 
mus dorsi am VII. Halswirbel; sehr häufig vorhanden. 


III. Am Rumpfe. 

Subcutane Bursen. 


Bursa mucosa über dem Widerrist; häufig vorhanden und meistens über 
den Dornfortsätzen des 5.—7. Rückenwirbels gelegen; zuweilen durch unvoll¬ 
ständige Septa in mehrere Abtheilungen geschieden. 

Bursa mucosa subcut. über den Dornfortsätzen des I. und II. Kreuz¬ 
wirbels; etwa wallnussgross; häufig constatirt. 

Bursa subcutanea über dem lateralen Darmbeinwinkel, und zwar sowohl 
auf dem oberen wie unteren Höcker desselben — Bursa iliaca lateralis; 
nur selten vermisst. Der Schleimbeutel des oberen Höckers erreicht eine Länge 
bis zu 10 Ctm., eine Breite vou 4—5 Ctm. Der innere Hohlraum häufig durch 
ein oder mehrere Septa in Unterabtheilungen von verschiedener Grösse zerlegt. 
Die Bursa steht zuweilen mit dem auf dem unteren Höcker befindlichen Schleim¬ 
beutel in Verbindung, welcher letztere bedeutend kleiner als der vorige ist und 
meistens nur die Grösse einer Wallnuss erreicht. — Vereinzelt wurden ausserdem 
beobachtet: 

Bursae subcut. zu beiden Seiten des Manubrium sterni. Die Schleim¬ 
beutel, von denen in dem betreffenden Falle der rechts gelegene grösser (Länge 
5 Ctm., Breite 4 Ctm.) als der linke war, befanden sich im Niveau des Buggelen¬ 
kes über dem Ursprung des Halshautmuskels resp. vorderen Portion des breiten 
Brustmuskels (Portio clavicularis des M. pectoral. maj.) und erstreckten sich mit 
ihrem medialen Rande bis zur Mitte des Brustbeinschnabels, wo sie durch ein 
starkes Septum von einander getrennt waren. 

Bursa mucosa subcut. auf dem linken Tuber ischii; in einem Fall in 
bedeutender Grösse (Durchmesser 8 Ctm.) und von rundlicher Form constatirt. 


Archiv f. wlssensch. a. prakt. Thierheilk. IX. 1 u. 9. 


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114 


EICHBAUM, 


Auf der rechten Körperseite fehlte die Bursa. Am Sprunggelenk der linken Glied¬ 
massen befanden sich starke Spatexostosen. 

Subtendinöse Bursen. 

Bursa mucosa über dem Dornfortsatze des IV. Rückenwirbels, zwischen 
diesem und den beiden Hälften des strangförmigen Theiles vom Lig. nuchae ge¬ 
legen; sehr häufig constatirt. Die ovale Bursa (Längendurchmesser 4 Ctm.) be¬ 
deckt die obere Fläche des Höckers vom genannten Dornfortsatze und setzt sich 
auch auf die Seitenflächen desselben fort, wo sie ebenfalls von d.en erwähnten 
Theilen des Nackenbandes bedeckt wird. Die Bursa erscheint zuweilen fächerig 
und von rauhen, unregelmässigen, mit zahlreichen, zottenförmigen Excrescenzen 
besetzten Wänden gebildet. In mehreren Fällen war die obere Fläche des Dorn¬ 
fortsatzes mit dem Nackenbande verwachsen, während die seitlich gelegenen Ab¬ 
theilungen intact waren. 

IV. Vordere Extremität. 

Schultergegen d. 

Laterale Fläche. — Bursa mucosa subcutanea an der Gräten¬ 
beule unter der Schulterarmbeinfascie; nur selten constatirt und durch Scheide¬ 
wände gewöhnlich in Fächer getheilt oder von Sehnenfäden durchzogen. 

Bursa musosa subtendinosa unter der Endinsertion des M. infraspi- 
natus; constant. Sie besitzt etwa den Umfang einer Wallnuss; ihre laterale Wand 
ist mit der Sehne des erwähnten Muskels, ihre mediale Wand, welche die ausge¬ 
höhlte untere Fläche des lateralen Muskelhöckers vom Armbein überzieht, innig 
mit demselben verbunden. Die untere Abtheilung des Schleimbeutels ist häufig 
durch Fältchen und Sehnenfäden in eine Anzahl von kleineren und grösseren 
Buchton getheilt. Zuweilen findet sich über der in Rede stehenden Bursa noch 
ein kleinerer, von ihr durch ein Septum getrennter Schleimbeutel vor, der seine 
Lage über der hinter dem lateralen Muskelhöcker befindlichen Rauhigkeit hat. 

Bursa mucosa unter dem kurzen Auswärtszieher des Armbeines (M. teres 
minor); sehr häufig vorhanden. Der Schleimbeutel hat seine Lage zwischen dem 
erwähnten Muskel und der hinteren Fläche der Gelenkkapsel, dicht über dem 
hinteren Knochenwulst des oberen Darmbeinendes. Der fast wallnussgrosse, 
häufig von vielen Sehnenfäden durchzogene Schleimbeutel soll nach Franck l ) 
meist durch eine oder zwei Oeffnungen mit der Gelenkkapsel communiciren. In 
mehreren Fällen konnte eine Verschmelzung dieser Bursa mit der des M. infra- 
spinatus beobachtet werden. 

Vor dere Fläche. — Bursa mucosa unter der Ursprungssehne des 
M. biceps brachii, von der Grösse einer Haselnuss unter der Insertion der Sehne 
und in der Grube gelegen, welche sich unterhalb der Schulterblattbeule und des 
Proc. coracoideus befindet. Die Bursa wird von dem hier gelegenen Fettgewebe 
umhüllt. 

Bursa mucosa zwischen der Ursprungssehne des M. biceps brachii und 
den Rollfortsätzen des Armbeines — Bursa intertubercularis hm. Die 


Anatomie der Hausthiere, 1871, S. 421, 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 115 


Wand der Bursa schlägt sich von der Peripherie der überknorpelten Rollfortsätze 
auf die Sehne über and überzieht zunächst, innig mit derselben verbunden, einen 
Theil ihrer vorderen Fläche, darauf die Seitenränder und geht dann in die hintere 
Fläche über. Zu beiden Seiten wird die Bursa durch die Insertionsschenkel des 
M. supraspinatus gedeckt und nach hinten zu durch ein Fettpolster von der Kapsel 
des Schultergelenkes getrennt. 

Mediale Fläche. — Bursa mucosa unter dem M. coraco-brachialis 
— Bursa coraco-brachialis hm. Die constant vorkommende Bursa beginnt 
unter der Ursprungssehne des genannten Muskels am Proc. coracoideus und zieht 
sich mit der Sehne über dem unteren (sehnigen) Theil des M. subscapularis hin¬ 
weg, an dessen hinterem Rande sie aufhört. 

Erwähne ns werth sind endlich noch mehrere kleine Bursae synoviales an der 
hinteren und vorderen Fläche der Kapsel des Schultergelenkes. 

In der Gegend des Ellenbogengelenks. 

Subcutane Bursen. 

Bursa mucosa an der hinteren Fläche des Ellenbogenhöckers; nicht con¬ 
stant, jedoch sehr häufig vorhanden. Der innere Hohlraum des wallnuss- bis 
apfelgrossen Schleimbeutels zerfällt häufig durch Scheidewände in mehrere Fächer 
und hat zuweilen ihre Lage statt an der angegebenen Stelle mehr auf der late¬ 
ralen Seite des Proc. anconaeus — Bursa olecrani hm. 

Bursa musosa über dem lateralen Bandhöcker des oberen Endes des Ra¬ 
dios; weniger häufig wie die vorige. Grösse und Einrichtung der Bursa sind 
verschieden. Gewöhnlich besass dieselbe die Grösse einer Wallnuss und ihre 
Wände erschienen glatt. In mehreren Fällen war dieselbe bedeutend grösser 
ond bestand aus mehreren, durch theilweise durchbrochene Membranen geschie¬ 
denen und von zahlreichen Sehnenfäden und Gefässen durchzogenen Fächern, 
welche unebene, fetzige und zahlreiche, röthlich gefärbte, zottenähnliche Bildun¬ 
gen aufweisende Wände besassen. 

Subtendinöse Bursen. 

Laterale Fläche. — Bursa mucosa unter der Endinsertion des M.an- 
conaeus longus. Zwischen dem lateralen Höcker des Proc. anconaeus und der 
Sehne des genannten Muskels gelegen; von ovaler Form (Längendurchmesser 2,5 
bis 3 Ctm.). 

Bursa mucosa unter dem Ursprünge des M. extensor carpi ulnaris; von 
Hasel- bis Wallnussgrösse., zwischen dem äusseren Seitenbande und der hinteren 
Fläche des lateralen Bandhöckers vom Radius einerseits und der Ursprungssehne 
des erwähnten Muskels andererseits. Die Bursa steht häufig, jedoch nicht immer, 
wie Franck (1. c. S. 427) angiebt, mit dem Ellenbogengelenk durch eine 1,5 
bis 2 Ctm. breite Spalte in Verbindung. 

Vordere Fläche. — Bursa mucosa unter der Endinsertion des M. bi- 
ceps brachii. Dieselbe hat ihre Lage zwischen den beiden Endselinen des er¬ 
wähnten Muskels, -besitzt eine längliche Form von pptr 4 — 5 Ctm. Län¬ 
gendurchmesser. Sie beginnt dicht über der Insertion der oberen Sehne und 
zieht sich dann in schräger Richtung zwischen beiden Sehnen ein geschlossen 
unter das mediale Seitenband des Arm-Vorarmgelenkes, an dessen hinterem 

8 * 


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116 


EICHBAUM, 


Rande sie endet. Eine Coramunication mit der daran stossenden Gelenkkapsel 
konnte nicht constatirt werden. Die Bursa wird sehr häufig vermisst und sind 
in solchen Fällen beide Sehnen mit einander verschmolzen. 

Bursa mucosa unter der Endinsertion des M. brachialis internus; von 
ovaler Form und etwa haselnussgross, zwischen der Endsehne des angeführten 
Muskels und dem medialen Seitenbande des Ellenbogengelenkes einerseits und 
dem Knochen andererseits gelogen. 

Mediale Fläche. — Bursa mucosa unter der Endinsertion des M. ex- 
tensor cubiti longus; unbeständig; an der medialen Fläche des Proc. anconaeus, 
zwischen der Sehne des M. anconaeus internus und der Endigung des angeführ¬ 
ten Muskels gelegen; etwa wallnussgross. 

Bursa mucosa unter der Endinsertion des M. anconaeus internus; von 
länglicher, ovaler Gestalt, beginnt die Bursa an dem vorderen Knochenvorsprung 
des Olecranon, verläuft dann schräg zwischen dem Knochen und der genannten 
Sehne über die mediale Fläche des Proc. anconaeus nach hinten und endigt kurz 
vor der Insertion der Sehne. Häufig ist die Bursa durch unvollständige Scheide¬ 
wände in 2—3 Fächer getheilt. 

Bursa synovialis unter dem Ursprung des dicken Hufbeinbeugers und 
inneren Beugers der Vorderwurzel. Dieselbe ist sehr geräumig, liegt unterhalb 
des Ellenbogengelenkes an der hinteren Fläche des Radius und setzt sich auch 
auf einen Theil der medialen Fläche der Ulna fort. Die untere Grenze der Bursa 
befindet sich pptr. 3 Ctm. unterhalb des erwähnten Gelenkes, mit welchem die¬ 
selbe durch eine weite Spalte communicirt. 

Bursa mucosa unter dem Ursprung des Beugers des Vordermittelfusses, 
hinter dem medialen Bandhöcker resp. dem Seitenbande des Ellenbogengelenkes 
zwischen der Gelenkkapsel und dem Muskelbauche gelegen. Von rundlicher Form, 
wall nussgross. In sehr vielen Fällen mit der vorigen verschmolzen und dann mit 
dem Gelenk comraunicirend. 

Vorderfusswurzel. 

Vordere Fläche. — Von subcutanen Schleimbeuteln kommt am häu¬ 
figsten ein über dem Os capitatum (Os carpale III) gelegener vor. Derselbe war 
von Haselnussgrösse und wurde zuweilen von verdichtetem Bindegewebe und mit 
einer grösseren Menge einer gelblichen, synoviaartigen Flüssigkeit gefüllt vorge¬ 
funden. Eine andere Bursa konnte zuweilen über jener Erhabenheit der unteren 
vorderen Radiusfläche nachgewiesen werden, welche die Sehnenrinne des langen 
Zehenstreckers medialwärts begrenzt. 

Sehnenscheide des längeren gemeinschaftl. Zehenstreckers. 
Sie beginnt, zugleich die Sehne des Philipp’schen Muskels einschliessend, praeter 
propter 15 Ctm. über der Vorderfusswurzel, verläuft, die Sehne locker umhüllend, 
über die laterale Sehnenrinne des unteren Radiusendes, sowie über die vordere 
Fläche der Vorderfusswurzel nach abwärts und endigt unterhalb der Rauhigkeit 
am oberen Ende des Metacarpus. Nach aussen wird sie durch das tiefe Blatt 
der Vorarmfascie verstärkt, mit welcher sie fest verwachsen ist. Die in der 
Scheide gleitende Sehne besitzt ein in seiner grössten Ausdehnung ca. 3 Finger 
breites Mesotenon, welches von dem medialen Rande der Scheide seinen Ursprung 
nimmt. 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 117 

Sehnenscheide des schiefen Streckers der Vorderfusswurzel. 
Dieselbe beginnt am lateralen Rande des Schienenbeinstreckers, etwa 8 Ctm. 
über der Vorderfusswurzel, sie kreuzt dann in schräger Richtung von oben nach 
unten und lateralwärts verlaufend zunächst die Sehne des Schienenbeinstreckers 
resp. deren Scheide, liegt dann in einer von dem Bandapparat der Vorderfuss- 
wurzel gebildeten Rinne, welche sich von der medialen Sehnenrinne der vorderen 
Fläche des unteren Vorarmendes, über den Seitenrand der Vorderfusswurzel sich 
allmählich verflachend, schräg nach unten bis zum medialen Griffelbeinköpfchen 
hinzieht. Die nach aussen durch die Vorarmfascie verstärkte und mit einem ca. 
1 Ctm. breiten Mesotenon versehene Scheide verwächst häufig mit der vorderen 
Fläche der Sehne, so dass sich an Stelle der Vagina nur eine langgezogene Bursa 
vaginalis vorfindet. 

Sehnenscheide des Streckers des Vordermittelfusses. Sie be¬ 
ginnt in derselben Höhe, wie die Scheide des langen Zehenstreckers, etwa an der 
oberen Grenze des unteren Vorarmdrittels, zieht sich über die mediale Sehnen¬ 
rinne des Radius und die vordere Fläche der Vorderfusswurzel, hier auf den 
Kapselbändern der letzteren gelegen , nach abwärts und endigt im Niveau der 
unteren Carpealknochenreihe. Die in ihr gleitende Sehne besitzt ein doppeltes 
Mesotenon, welches, an die beiden Seitenränder herantretend, die Oberfläche der¬ 
selben überzieht. 

Unter der Scheide, jedoch nicht mit derselben communicirend , findet sich 
gewöhnlich eine kleine Bursa vor, welche zwischen dem Os capitatum (0. c. 3 ) 
und der in Rede stehenden Scheide gelegen ist. 

Laterale Fläche. — Bursa mucosa subcutanea, von wechselnder 
Grösse über dem lateralen Bandhöcker am unteren Ende des Radius; häufig 
vorhanden. 

Sehnenscheide des Fesselbeinstreckers. Sie beginnt etwa eine 
Hand breit über der Vorderfusswurzel, am lateralen Rande des Radius, an wel¬ 
chem sie, die Sehne einhüllend, herabläuft, um durch den hier befindlichen Seh¬ 
nenausschnitt auf die laterale Fläche der Vorderfusswurzel zu treten. Sie liegt 
hier auf dem lateralen Seitenbande und endigt am oberen Ende des Metacarpus. 
Die Scheide wird nach aussen von der tiefen Kniebinde überzogen und verleiht 
in ihrer unteren Hälfte der von ihr umschlossenen Sehne ein etwa 1 Ctm. breites 
Mesotenon. 

Sehnenscheide des lateralen Insertionsschenkels des M. ex- 
tensor carpi ulnaris. Die Scheide beginnt an der Abgangsstelle der in Rede 
stehenden Sehne am oberen Rande des Os accessorium, verläuft dann, in einer 
Rinne liegend, welche anfangs von der lateralen Fläche des erwähnten Knochens, 
weiter nach unten von dem Bandapparat der Vorderfusswurzel gebildet wird, 
schräg nach vorn und abwärts und endet in der Gegend des Os hamatum (0. c. 4 ). 
Die mediale Wand der Scheide liegt in ihrer unteren Hälfte stellenweise dem 
Kapselbande zwischen Radial- und Metacarpalreihe der Vorderfusswurzelknochen 
unmittelbar auf, und es besteht hier zuweilen eine Comraunication zwischen 
Scheide und Gelenkkapsel. Die äussere Wand wird von der tiefen Kniebinde, 
zum Theil von dem lateralen Seitenbande verstärkt. 

Hintere Fläche. — Sehnenscheide für die Sehnen des Huf- und 


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118 


EICHBAUM. 


Kronenbeinbeugers. Die sehr geräumige, die erwähnten Sehnen umgebende 
Scheide ist zum grössten Theil im Knieringe gelegen. Sie beginnt mit ihrer 
vorderen Wand unterhalb des Ursprungs des oberen Untorstützungsbandes (prae¬ 
ter propter 10 Ctm. oberhalb der Vorderfusswurzel), zieht sich an der hinteren 
Fläche des erwähnten Gelenkes und des unteren Unterstützungsbandes nach ab¬ 
wärts und findet an der VereinigungssTelle dieses Bandes mit der Hufbeinbeuge¬ 
sehne ihre untere Grenze. Medial grenzt sie an die Scheide des Beugers des 
Vordermittelfusses, von wo aus ein breites Mesotenon an die in der Scheide glei¬ 
tenden Sehnen herantritt, dieselben überzieht und hierbei blindsackförmige, 
zwischen beiden Sehnen gelegene Ausstülpungen bildet, von denen die grössere, 
4—5 Ctm. lange, sich bis zum unteren Rande der Vorderfusswurzel erstreckt. 
Lateralwärts überzieht die Scheide zunächst die mediale Fläche des Os accesso- 
rium und wird in ihrer oberen Abtheilung theilweise von den Beugern der Vor¬ 
derfusswurzel bedeckt; ihre hintere Wand überbrückt, von dem das Retinaculum 
darstellenden Kniebogenbande gedeckt und mit demselben verbunden, den zwi¬ 
schen Os accessorium und hinterer Vorderfusswurzelflache befindlichen Raum 
und geht an der medialen Seite in das Mesotenon über. Den Seitenwänden der 
ober- und unterhalb des Kniebogenbandes befindlichen Abtheilungen der Scheide 
fehlen äusserlich die fibrösen Verstärkungsschichten (Endpforten). * 

Mediale Fläche. — Bursa mucosa subcutanea, über dem Köpfchen 
des medialen Griffelbeins und Ossa carpal. I u. II gelegen, etwa wall nussgross: 
in mehreren Fällen constatirt. 

Sehnenscheide des Beugers des Vordermittelfusses. Sie beginnt 
etwa eine Hand breit über der Vorderfusswurzel und hat ihre Lage zunächst am 
medialen Rande des Radius, im weiteren Verlauf nach abwärts an der hinteren 
Fläche der Vorderfusswurzel dicht neben dem medialen Rande, hier von einem 
starken, von der tiefen Kniebinde gebildeten Retinaculum umgeben; sie erreicht 
ihr Ende über dem Köpfchen des medialen Griffelbeins. Sie verleiht der in ihr 
gleitenden Sehne in ihrer ganzen Länge ein etw T a fingerbreites Mesotenon. 

In der Gegend der Phalangen. 

Vordere Fläche. — Bursa mucosa an der vorderen Fläche des un¬ 
teren Endes vom Metacarpus resp. Metatarsus. Dieselbe hat ihre Lage im Niveau 
der Gelenkrolle, zwischen der Gelenkkapsel und der Sehne des langen Zehen¬ 
streckers, mit welchem die Bursa innig verbunden ist. Letztere besitzt eine ovale 
Form und erreicht den Umfang einer Wallnuss (Länge 2,0—2.5 Ctm., Breite 
1,5—2,0 Ctm.) und soll zuweilen mit der Gelenkkapsel communiciren (Franck, 
1. c. S. 318). 

Bursa mucosa von Haselnussgrösse, unter der Sehne des Fesselbein¬ 
streckers, zwischen dieser und der vorderen Fläche des Fesselgelenkes gelegen. 

Seitenflächen. — Ausser einer öfters zur Beobachtung kommenden 
Bursa mucosa subcutanea an der lateralen Fläche des Fesselgelenkes findet 
sich constant eine Bursa mucosa subtendinosa an beiden Seitenflächen des 
Fesselbeins, zwischen diesen und den sehnigen Schenkeln, welche von dem Fessel¬ 
beinbeuger zur Verstärkung der Strecksehne in schräger Richtung die angeführte 
Fläche kreuzen, gelegen. Sie beginnen an der Abgangsstolle der genannten 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 119 


Sehnen an den Seitenflächen der Sesambeine und erstrecken sich bis zur unteren 
Grenze des oberen Drittels oder, wie zuweilen, bis zur Mitte des Fesselbeins. Die 
innere Wand der Bursa ist innig mit dem Bandapparat der Sesambeine resp. 
mit dem Periost des Fesselbeins verbunden, die äussere Wand schliesst in ähn¬ 
licher Weise wie die Bursa an der medialen Fläche des Sprunggelenkes die Ver¬ 
stärkungssehne ein. — Kurz vor der Vereinigung der Sehnenschenkel mit dem 
Zehenstrecker findet sich häufig noch ein kleinerer Schleimbeutel, etwa in Grösse 
einer Bohne vor. 

Hintere Fläche. — Bursa mucosa subcutanea an der hinteren 
Fläche des Fesselgelenkes. Dieselbe wurde öfters in Bohnengrösse, gewöhnlich 
umgeben von verdicktem subcutanen Bindegewebe vorgefunden. 

Bursa vaginalis an der Sehne des Kronenbeinbeugers. Dieselbe liegt 
der hinteren Fläche der in Rede stehenden Sehne auf, mit deren Mitte ihre hin¬ 
tere Wand gewöhnlich durch lockeres Bindegewebe verbunden ist, und steht 
seitlich durch praeter propter 10 Ctm. lange Spalten mit der Scheide der Huf bein¬ 
beugesehne in Verbindung. Die angeführte Bursa liegt im Niveau der hinteren 
Gleichbeinfläche, mit deren Grenzen meistens auch die der ersteren zusammen¬ 
fallen. Ihre Seitenwände gehen in die vordere Wand der 

Sehnenscheide des Hufbeinbeugers über. Dieselbe beginnt pptr. 
10 Ctm. über dem Fesselgelenk, zieht sich dann über die hintere Fläche des 
Fesselbeinbeugers, der Sesambeino, des Fessel- und Kronenbeines nach abwärts 
und endet etwa in der Mitte des zuletzt genannten Knochens. Die vordere 
Wand der Scheide überzieht, von oben nach unten betrachtet, zunächst eine 
von der Kronenbeinbeugersehne herstamraende und die Sehne des Hnfbeinbeugers 
gürtelförmig umfassende Sehnenplatte, welche mit ihrem unteren, halbmondförmig 
ausgeschnittenen Rande sich bis zur Mitte des Fesselgelenkes erstreckt, ferner die 
hintere Fläche der Sesambeine, die unteren Gleichbeinbänder und endlich das 
Kapselband des Kronengelenkes. Ungefähr von der Mitte der unteren Gleichbein¬ 
bänder tritt ein fingerbreites cylindrisches Mesotenon an die Sehne, welches 
jedoch auch häufig eine mehr platte, vielfach durchlöcherte Membran darstellt, 
die in solchen Fällen von beiden Rändern des mittleren unteren Bandes ihren Ur¬ 
sprung nimmt. Die hintere Wand ist in ihrem ganzen Verlaufe innig mit der 
Sehne des Kronenbeinbeugers verbunden. Sie begleitet dieselbe nach abwärts 
bis zur Theilungsstelle der letzteren und setzt sich auch unter die Insertions¬ 
schenkel der Sehne als blindsackförmige Ausstülpungen fort, welche letztere zwi¬ 
schen den soeben erwähnten Schenkeln einerseits und den Hufknorpelfesselbein¬ 
bändern andererseits gelegen sind, häufig indessen durch eine gefässhaltige Mem¬ 
bran von der Scheide getrennt sind und nun jederseits eine gesonderte kleine 
Bursa darstellen (cfr. Dieckerhoff, Die Pathologie und Therapie des Spat der 
Pferde, S. 185). 

Nach der Theilung des Kronenbeinbeugers setzt sich die hintere Wand der 
Scheide als dünne Membran nach abwärts fort und füllt den zwischen den er¬ 
wähnten Schenkeln befindlichen dreieckigen Raum aus und endet an dem ge- 
wulsteten hinteren Ende des Strahlkissens (Endpforte). Die Seitenwände der 
Scheide sind nur schmal und werden verstärkt durch die die Beugesehne an der 
hinteren Fläche der Phalangen in ihrer Lage erhaltenden fibrösen Platten, und 


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120 


EICHBAUM, 


zwar in Höhe der Gleichbeine von dem Ringbande, an der hinteren Fläche des 
Fesselbeines von dem Sehnengurte (Leisering), endlich das untere Ende von 
der fibrös-elastischen Hautplatte (Huffesselbeinband). Zwischen den Insertions¬ 
stellen dieser Platten sind Lücken (Zwischenpforten) vorhanden, so namentlich 
eine obere kleinere, zwischen dem Ringbande und dem oberen Schenkel des 
Sehnengurtes gelegene und eine untere ca. 3 Ctm. lange, zwischen den oberen 
und unteren Schenkeln des letzterwähnten Bandes befindliche, durch welche 
bei event. krankhafter Ansammlung des Secretes die Scheide ausgedehnt wer¬ 
den kann. 

Der cylindrische Hohlraum dieser Scheide zeigt mehrere blindsackförmige 
Ausstülpungen, von denen die umfangreichste am oberen Ende der Scheide zwi¬ 
schen der hinteren Fläche des Metacarpus resp. Metatarsus einerseits und dem 
erwähnten gürtelförmigen Fortsatz der Kronenboinbeugersehne andererseits sich 
befindet. Die Ausstülpung hat ihre Lage in dem dreieckigen Raume, welcher 
von den beiden Insertionsschenkeln des Fessolbeinbeugers in Verbindung mit den 
Sesambeinen gebildet wird; ihre vordere, an die Gelenkkapsel des-Fesselgelenkes 
grenzende Wand wird durch fetthaltiges Gewebe von letzterer getrennt; ihre 
Seitenränder erstrecken sich fast bis zum Niveau der Ränder des Fesselbeinbeu¬ 
gers und sind hier von lockerem Bindegewebe umgeben (Endpforten). — Ferner 
finden sich zu beiden Seiten des Fesselbeines je 2 kleinere, welche in den be¬ 
reits beschriebenen Zwischenpforten ihre Lage haben, und in welchen sich häufig 
Sehnenfäden und Fältchen vorfinden, die mehroderweniger vollkommene Scheide¬ 
wände darstellen und den Hohlraum dieser Divertikel in zahlreiche zellenartige 
Buchten theilen. 

Bursa mucosa unter der Endinsertion der Hufbeinbeugesehne — Bursa 
podotrochlearis (Brauell) 1 ). Dieselbeist von der vorher beschriebenen 
Scheide durch eine dünne Membran getrennt, beginnt am hinteren Rande des 
Strahlbeines und erstreckt sich bis zur Insertion der Hufbeinbeugesehne. „Sie 
stellt einen vollständig geschlossenen Sack dar, dessen vordere Wand die hintere 
Fläche des Strahlbeines überzieht, sich seitlich und nach unten gegen die Beuge¬ 
sehne zieht und, diese überziehend, die hintere Wand giebt, während der Sack 
von oben dadurch geschlossen wird, dass die vordere Wand vom Strahlbein aus 
an die vordere Fläche der Beugesehne tritt, indem sie sich mit ihrer vorderen 
Fläche an die hintere des oberen geraden Bandes anlegt.“ Eine Communication 
mit dem Hufgelenk konnte in keinem Fall constatirt werden. 

V. Hintere Gliedmassen. 

Hüf tgegend. 

Bursa mucosa subcutanea auf dem unteren Umdreher, von beträchtli¬ 
cher Grösse, in einem Falle beobachtet, wo der betreffende Schenkel mit Spat 
behaftet war. 

Bursa mucosa subfascialis unter der die Kruppenmuskeln überziehen¬ 
den Fascie und an dem hinteren Rande des oberen Umdreher, zwischen der 
platten Sehne des M. glutaeus maximus und dem Muskelfleische des vorderen 


*) Die chronische Fussrollenentzündung. Magazin f. Thierheilk., 1845. 


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Anatomie u. Histologie d. Schloimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 121 


Kopfes vom M.bicepsfemoris gelegen; etwa hühnereigross und öfters von Sehnen¬ 
faden durchzogen; ziemlich häufig constatirt. 

Bursa mucosa subtendinosa unter der Endinsertion des M. glutaeus 
maxi raus am unteren Umdreher; nicht constant. — Bursa trochanterica 
prof. sive glutaei maximi hm. 

Bursa mucosa unter der Endinsertion des M. glutaeus medius — Bursa 
glutaei medii hm. Dieselbe stellt einen umfangreichen Sack dar, welcher die 
ganze äussere glatte Fläche des mittleren Umdrehers einnimmt und unter der 
Endinsertion des eigentlichen grossen Gesässmuskels sowohl, wie des mittleren 
Kruppenmuskels (untere Abtheilung des M. glutaeus medius) gelegen ist. Trau¬ 
matische Entzündungen dieser Bursa geben Ursache zur Hüftlahmheit ab (cfr. 
Di eckerhoff, 1. c. S. 178). Er entspricht der Bursa glutaei medii hm., und 
nicht, wie Franck, 1. c. S. 446 angiebt, der Bursa glutaei minimi. 

Bursa mucosa unter der Endinsertion des M.glutaeusminimus — Bursa 
g 1 utaei minimi; nicht constant vorhanden und zwischen der Endsehne des 
erwähnten Muskels und der medialen Fläche des mittleren Umdrehers gelegen. 
Di© Bursa bildet ein Längsoval von 4 Ctm. Durchmesser, dessen lateraler Rand 
von zahlreichen Gefassen durchzogen wird, welche durch die hier befindlichen 
Löcher in den Knochen eindringen. 

Bursa mucosa von Wallnussgrösse zwischen der medialen Fläche des 
oberen Umdrehers und dem hinteren Rande des M. glutaeus minimus; häufig 
vorhanden und gewöhnlich von vielem Fett umhüllt. 

Bursa mucosa unter dem oberen (lateralen) Insertionsschenkel des M. 
rectus femoris; constant vorhanden; etwa wallnussgross und zwischen der er¬ 
wähnten Sehne und der lateralen Fläche der Darmbeinsäule, dicht über der 
Pfanne gelegen. 

Bursa vaginalis unter der Sehne des M. obturator internus — Bursa 
tendinis obturatoris interni hm. Dieselbe beginnt etwa 3 Ctm. vor der 
Uebertrittsstelle der Sehne der Darmbeinportion des in Rede stehenden Muskels 
über den Rand der Incisura ischiadica minor, umhüllt zunächst die Sehne schei¬ 
denartig und zieht sich dann, auf der medialen Fläche der letzteren gelegen, 
über den erwähnten Ausschnitt nach abwärts und endet 3—4 Ctm. unterhalb 
desselben. 

Bursa mucosa am Tuber ischii — Bursa tuberis ischii hm., zwi¬ 
schen diesem und der Kreuzbeinportion des M. semitendinosus gelegen; sehr 
häufig vorhanden und von Wallnussgrösse und noch darüber. Nach Renner 
soll die Bursa durch die heftige Verschiebung des M. semitendinosus beim Hah¬ 
nentritt entstehen (cfr. Di eckerhoff, 1. c. S. 162). Da ich die Bursa nur sel¬ 
ten vermisse, so ist es meiner Ansicht nach sehr zweifelhaft, ob der Hahnentritt 
in ätiologischer Beziehung zu dom Entstehen der fraglichen Bursa steht. 

Bursa mucosa hinter dem unteren Umdreher, zwischen der hinteren 
Fläche desselben und dem daselbst sich inserirenden sehnigen Schenkel des 
langen Auswäztsziehers (vorderer Kopf des M. biceps femoris) gelegen; wallnuss¬ 
gross; zuweilen von Sehnenfäden durchzogen; ziemlich constant. 

Kniegegend. 

Vordere Fläche, — Bursa mucosa subcutanea vor der Kniescheibe 


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122 


EICHBAUM, 


— Bursa mucosa praepatellaris sive aponeurotica hm. Der Schleim¬ 
beutel, welcher etwa nur in der Hälfte der untersuchten Fälle constatirt werden 
konnte, hat seine Lage an der vorderen Fläche der Patella, und zwar an der am 
meisten hervorragenden oberen Hälfte derselben; zuweilen zieht sie sich auch 
mehr nach dem lateralen Rande der Kniescheibe hinüber. Die Grösse der Bursa 
schwankt von der einer Bohne bis zu der einer Wallnuss. 

Bursa mucosa subtendinosa unter der Endinsortion des M. rectus 
femoris; von Wallnussgrösse und zwischen dem oberen Ende der vorderen Pa- 
tellarfläche und der den M. rectus femoris bedeckenden und über die genannte 
Fläche hinwegziehenden sehnigen Platte gelegen; nicht constant; entspricht der 
Bursa mucosa patellaris profunda s. infrapatellaris s. subtendi¬ 
nosa hm. 

Bursa mucosa unter der Endinsertion des M. vastus externus, zwischen 
dieser und der Insertion des lateralen Seitenbandes der Kniescheibe resp. dem 
Seitenrande der letzteren gelegen; etwa wall nussgross; sehr häufig. 

Bursa mucosa unter der Endsehne der vorderen Portion des M. biceps 
femoris. Unterhalb der vorigen und etwas mehr medial, zwischen der vorderen 
Patellarfläche und der erwähnten Sehne gelegen; fast constant und von Wall¬ 
nussgrösse; zuweilen sind an ihrer Stelle 2—3 kleinere Schleimbeutel vorhanden. 

Bursa mucosa unter der Endinsertion des M. vastus internus, von Hasel¬ 
nussgrösse, zwischen der Sehne und dem medialen Rande der Kniescheibe ge¬ 
legen; häufig von zahlreichen Sehnenfäden durchzogen. 

Bursa mucosa unter der Insertion des mittleren geraden Bandes der Pa¬ 
tella an der Tibia — Bursa subpatellaris s. infragenualis hm. Dieselbe 
ist ziemlich geräumig und nimmt die ganze überknorpelte Grube ein, die an der 
medialen Seite der Crista tibiae gelegen ist. Ihre vordere Wand ist mit dem in 
Rede stehenden Ligament verbunden. Die obere und die Seitenwände werden 
von Fettmassen umhüllt. 

Erwähnenswerth ist endlich eine blindsackförmige Ausstülpung der Knie¬ 
scheibengelenkkapsel, die dem Recessus superior des Kniegelenkes beim Men¬ 
schen entspricht und als Bursa synovialis betrachtet werden könnte. Dieselbe 
befindet sich über der Patella, zwischen dem M. cruralis und dem unteren Ende 
der vorderen Fläche des Femur und geht beim Pferde in der Regel ohne scharfe 
Grenze in die erwähnte Gelenkkapsel über. Nur in einem Falle ist es mir ge¬ 
glückt, eine dem Menschen analoge, aber auch hier seltenere Bildung einer 
Bursa supragenualis s. subcruralis bei dem Pferde zu constatiren. Es 
fand sich hier an der oberen Wand der Kniescheibengelenkkapsel eine etwa hasel¬ 
nussgrosse Höhle vor, die in der über den Condylen befindlichen grubigen Ver¬ 
tiefung an der vorderen Fläche des Femur gelegen, durch eine rundliche, etwa 
erbsengrosse Oeffnung mit der in Rede stehenden Gelenkhöhle in Verbindung stand. 

Laterale Fläche. — Bursa synovialis unter dem Ursprung des 
Schienenbeinbeugers und langen Zehenstreckers. Die etwa 14 Ctm. lange, ge¬ 
räumige Bursa hat ihre Lage in dem lateralen Ausschnitt der Tibia, beginnt 
unterhalb der Insertion der erwähnten Muskeln am Knorren des Oberschenkels, 
zieht sich, vor dem lateralen Seitenbande des Kniegelenkes gelegen, über die 
äussere Fläche desselben hinweg und steht hier meistens sowohl mit der oberen, 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 123 . 


wie unteren Abtheilung der Gelenkhöhle durch weite spaltartige OefTnungen in 
Verbindung. Die Bursa tritt dann in den oben erwähnten Ausschnitt hinein, 
liegt hier zwischen dem M. tibialis anticus einerseits und dem Schienenbeinbeuger 
und langen Zehenstrecker andererseits und ist mit beiden durch lockeres Binde¬ 
gewebe verbunden. Die vordere Wand stösst an die Crista tibiae und ist hier 
mit der Fascie verwachsen. 

Die am Kniegelenk befindliche Abtheilung der Bursa ist häufig durch ein 
halbmondförmiges membranöses Septum in einen lateralen und medialen Raum 
getheilt. Die Scheidewand nimmt ihren Ursprung von dem Seitenraude des halb¬ 
mondförmigen Zwischenknorpels und zieht sich zuweilen bis zu dem unteren 
Rande der überknorpelten Fläche, welche sich am oberen Rande des tibialen Aus¬ 
schnittes befindet. 

Bursa synovialis unter der Sehne des M. popliteus — Bursa syno¬ 
vialis poplitea hm.; sie stellt eine Ausstülpung der Gelenkkapsel dar, welche 
die innere Fläche der angeführten Sehno überzieht und sich an den Rändern 
derselben inserirt. Durch eine Spalte steht sie mit der oberen Abtheilung der 
Gelenkhöhle in Verbindung. Die Bnrsa beginnt an der Insertionsstelle derSehne 
und erstreckt sich andererseits etwa bis zum Niveau des hinteren Randes vom 
lateralen Knorren der Tibia. 

Bursae mucosae unter dem lateralen Seitenbande des Kniegelenkes. Die 
eine derselben befindet sich unter der oberen Hälfte des betreffenden Bandes, ist 
etwa wallnussgross und befindet sich zwischen dem Bande und der Sehne des 
M. popliteus; die andere befindet sich unter der unteren Hälfte des lateralen 
Bandes, zwischen diesem und dem Köpfchen des Wadenbeines und ist etwas 
kleiner als die voiige. Bei beiden war in keinem Falle eine Communication mit 
dem Kniegelenk nachzuweisen, und dürfte daher die diesbezügliche Angabe von 
Franck (1. c. S. 333) auf einer Verwechselung mit der unter dem medialen 
Seitenbande gelegenen Bursa (vergl. diese) beruhen. 

Mediale Fläche. — Bursa mucosa unter der unteren Abtheilung des 
medialen Seitenbandes des Kniegelenkes. Die oval geformte Bursa beginnt im 
Niveau des oberen Randes des medialen halbmondförmigen Zwisohenknorpels, 
zieht sich dann, unter dem Bande gelegen, über die mediale Fläche des Knorpels, 
sowie über die schwach überknorpelte Fläche des Knorrens der Tibia hinweg 
und endet kurz vor der unteren Insertion des Seitenbandes. Ihre Länge beträgt 
praeter propter 3—4 Ctm., ihre Breite entspricht der des Seitenbandes. Sie 
communicirt durch eine 1.5—2,0 Ctm. breite Spalte mit der unteren Abthei¬ 
lung des Kniegelenkes. 

Bursa mucosa von Bohnengrösse zwischen den Ligg. cruciata des Knie¬ 
gelenkes. Sie steht durch eine, an ihrem vorderen Rande befindliche Spalte mit 
der Synovialhöhle des Kniegelenkes in Verbindung. 

Bursa mucosa unter der Endsehne des M. semitendinosus am Tibial- 
kamm — Bursa genualis hm.; constant vorhanden. Von rundlicher Form 
(Durchmesser 2,5—3,0 Ctm.), zwischen der Sehne und der medialen Fläche der 
Tibia gelegen, 


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124 


EICHBAUM, 


In der Gegend des Spranggelenkes. 

Subcatane und subfasciale Schleimbeutel. 

Bursa mucosa subcutanea über der Tuberositas calcanei; nicht con- 
stant, jedoch sehr häufig vorhanden. Der Schleimbeutel befindet sich an der 
hinteren Fläche des oberen Endes vom Calcaneus, beginnt im Niveau der Inser¬ 
tionsstelle der Tendo Achillis und zieht sich dann, auf der hinteren Fläche der 
Kronenbeinbeugersehne gelegen, nach abwärts. Die Form ist meist oval; der 
Längendurchmesser 4 — 5 Ctm., der Quordurchmesser 3—4 Ctm. 

Bursa mucosa subcutanea unter dem Malleolus externus tibiae; 
häufig vorhanden und von wechselnder Grösse; zuweilen findet sich auch an 
dieser Stelle eine unter dem oberflächlichen Blatte der Unterschenkelfascie ge¬ 
legene Bursa vor. 

Bursa mucosa subcutanea über dem Os cuboideum (Os tarsale 4 ), 
ebenfalls ziemlich häufig vorhanden, etwa haselnussgross. 

An der medialen Seite des Sprunggelenkes finden sich ferner häufig sub- 
cutane Schleimbeutel über dem Malleolus internus tibiae vor. In einem Fall 
wurde ausserdem eine kleine Bursa im Niveau des hinteren Randes vom Os na- 
viculare (Os tarsi centrale) beobachtet. 

Bursa mucosa subfascialis, auf der vorderen Fläche des unteren Drit¬ 
tels der Tibia gelegen und von der Unterschenkel fascie gedeckt. Sie besitzt eine 
längliche Form, beginnt am vorderen medialen Rande der Tibia unter dem oberen 
Muskelquerbande, zieht sich in schräger Richtung von innen und oben nach unten 
und aussen über den Schienenbeinbeuger hinweg, mit welchem ihre hintere Wand 
verbunden ist, und endet auf der vorderen Fläche desselben, kurz vor der Thei- 
lung in seine Insertionschenkel. Die Länge der Bursa beträgt 8—lOCtm. Ebenso 
findet sich auch zuweilen an der entsprechenden Stelle der lateralen Hälfte der 
vorderen Tibialfläche ein ebenfalls subfascialer Schleimbeutel von 4—5 Ctm. 
Länge vor, welcher die vordere Wand des langen Zehenstreckers theilweise 
bedeckt. 


Subtendinöse Bursen und Sehnenscheiden. 

Laterale Fläche. — Sehnenscheide des Seitenstreckers der 
Zehe; sie beginnt praeter propter 2—4Ctm. über dem lateralen Malleolus, über¬ 
zieht und überbrückt darauf, die Sehne locker umhüllend, die Rinne, welche sich 
in dem fibularen langen Seitenbande des Tarsus befindet, und wird nach aussen 
durch die gemeinschaftliche Muskelbinde, sowie durch die Unterschenkelfascie 
verstärkt. Sie endigt am oberen Ende des Metatarsus, etwa 1 Ctm. unterhalb 
des unteren Querbandes. Die dünne, durchscheinende Scheide, welche mit den 
erwähnten aponeurotischen Ueberzügen sowohl, wie mit dem darunter gelegenen 
langen Seitenbande ziemlich fest verbunden ist, besitzt ein 2—3 Finger breites 
Mesotenon, welches am hinteren Rande der erwähnten Rinne seinen Ursprung 
nimmt. 

Vordere Fläche. — Ara meisten lateralwärts gelegen findet sich die 
Sehnenscheide des langen Zehenstreckers. Dieselbe beginnt etwa im 
Niveau des lateralen Malleolus, verläuft über die vordere Fläche des Sprung- 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeutel u. Sehnenscheiden d. Pferdes. 125 


gelenkes nach abwärts und endet kurz vor der Vereinigung der Sehne mit der 
des seitlichen Zehenstreckers. Die Scheide wird nach vorn durch die gemein¬ 
schaftliche Muskelbinde, sowie durch das mittlere und untere Quer band verstärkt, 
mit welcher die Synovialis indessen nur lose verbunden ist, und besitzt ein in 
seiner grössten Ausdehnung etwa 3 Ctm. breites Mesotenon, welches von der 
fibrösen Schicht der Sprunggelenkskapsel seinen Ursprung nimmt und in seiner 
unteren Hälfte als dünne Membran den kurzen oder unteren Zehenstrecker an 
beiden Flächen überzieht. 

Medial von der beschriebenen Scheide findet sich eine Bursa vaginalis 
an dem M. tibialis anticus vor. Dieselbe nimmt ihren Ursprung im Niveau 
der Malleolen, liegt zunächst zwischen dem erwähnten Muskel und dem Schienen¬ 
beinbeuger, und zwar so, dass ihre vordere Wand mit der hinteren Fläche des 
Scbienenbeinbeugers, ihre hintere Wand mit der vorderen Fläche des M. tibialis 
anticus verbunden ist. In der unteren Abtheilung des letzterwähnten Muskels 
zieht sich die Bursa auch auf die dem Gelenk zugewandte Fläche der Sehne resp. 
deren Insertionsschenkel fort, und zwar in der Weise, dass sie die vordere Fläche 
des medialen Insertionsschenkels noch etwa 1 Ctm. weit, die hintere Fläche da¬ 
gegen 2 Ctm. nach abwärts überzieht; ebenso erstreckt sie sich auch an dem 
vorderen Insertionsschenkel an der dem Gelenk zugekehrten Fläche desselben 
tiefer, — sie schneidet hier etwa mit dem oberen Rande des Os naviculare (Os 
tarsi centr.) ab — als an der vorderen Fläche. 

Mediale Fläche. — Bursa mucosa unter dem medialen Insertions¬ 
schenkel des M. tibialis anticus; der Schleimbeutel, welcher durch Dieckerhoffs 
Untersuchungen über den Spat eine hervorragende praktische Bedeutung erlangt 
hat, zeigt eine unregelmässig abgerundete Gestalt. Seine innere Wand ist auf 
der medialen Fläche des grossen und kleinen schiffförmigen Beines, sowie des 
Pyramidenbeins (Os t. centr. Ot. 1. u. 2.) gelegen und mit dem hier befindlichen 
Bandapparat des Sprunggelenkos durch kurzes, straffes Bindegewebe fest ver¬ 
bunden. Die äussere, mit dem aponeurotischen Ueberzuge nur locker verbun¬ 
dene Wand enthält den medialen Insertionsschenkel des M. tibialis anticus ein¬ 
geschlossen, der in schräger Richtung von seinem Ursprung an der vorderen 
Fläche des Sprunggelenkes nach dem Pyramidenbein resp. dem Köpfchen des 
Griffelbeins hinzieht. 

Sehnenscheide des seitlichen Hufbeinbeugers. Sie stellt eine 
30—35 Ctm. lange Scheide dar, welche etwa in der Mitte der Tibia beginnt, 
zunächst in dem Bauche des Hufbeinbeugers, im unteren Drittel der Tibia, zwi¬ 
schen dem medialen Rande der letzteren und dem genannten Zehenbeuger ein¬ 
gelagert, nach abwärts verläuft, durch eine am medialen Malleolus befindliche 
Rinne auf die mediale Fläche des Sprunggelenkes tritt und hier in einer von dem 
Bandapparat gebildeten Rinne am hinteren Rande des Rollbeins, des schiffförmigen 
und Pyramidenbeins nach abwärts zieht, wobei sie in der Gegend der letzt¬ 
erwähnten Knochen an den hinteren Rand der vorher beschriebenen Bursa grenzt. 
Sie tritt dann an den hinteren Rand des medialen Griffelbeins, liegt hier zwischen 
dem Knochen und der Scheide des dicken Hufbeinbeugers und lässt sich als ge¬ 
sonderte Scheide bis zur Vereinigung der Sehne mit der des dicken Hufbein- 
beogers verfolgen. — Die Scheide besitzt in ihrer oberen Hälfte ein etwa 2 Ctm, 


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126 


EICHBAUM, 


breites Mesotenon und wird an der Tibia sowohl wie am Sprunggelenk durch die 
aponourotischen Ueberzüge des Unterschenkels nach aussen hin verstärkt. 

Hintere Seite. — Bursa vaginalis unter der Sehne des Kronenbein¬ 
beugers. Sie stellt eine Sehnenscheide dar, deren hintere Wand zum grössten 
Theil mit der hinteren Fläche der in Rede stehenden Sehne verwachsen ist. Sie 
hat ihre Lage zwischen der kappenartigen Verbreiterung der Kronenbeinbeuger¬ 
sehne einerseits und der Sehne der Mm. gastrocnemii resp. der hinteren Fläche 
des Calcaneus andererseits und beginnt gewöhnlich an der Stelle, wo die Sohne 
des Kronenbeinbeugers auf die obere Fläche der Sehne der Zwillingsmuskeln 
gelangt und sich zu verbreitern beginnt. Sie verläuft dann, zwischen beiden 
Sehnen gelegen und allmählich breiter werdend, nach der Spitze des Calcaneus 
und von hier aus, sich wieder verschmälernd, etwa bis zur Mitte desselben, wo 
sie endigt. Lateralwärts überzieht sie die Seitenränder der Kronenbeinbeuger¬ 
sehne, die Seitenflächen der Sehne der Mm. gastrocnemii, wie auch der Tubero- 
sitas calcanei und steht durch eine auf der lateralen Seite befindliche Spalte mit 
der folgenden Bursa calcanea in Communication. Nach den Seiten erhält die 
Bursa einen fibrösen Ueberzug von den Fascien des Unterschenkels. 

Bursa mucosa unter der Endinsertion der Mm. gastrocnemii — Bursa 
calcanea hm.; sie kommt constant vor und stellt einen etwa 4 Ctm. langen, 
2,5—3,0 Ctm. breiten Beutel dar, welcher zwischen der überknorpelten Spitze 
des Calcaneus und der in Rede stehenden Sehne gelegen ist. 

Sehnenscheide des dicken Hufbeinbeugers. Dieselbe beginnt 
praeter proptcr 3 Finger breit über dem lateralen Malleolus, zieht sich zunächst 
an der hinteren Fläche der Tibia nach abwärts über die Kapsel des Rollenunter¬ 
schenkelgelenkes hinweg, mit welchem sie zuweilen communiciren soll (cfr. 
Franck, 1. c. S. 338), und besitzt hier eine zur Verstärkung ihrer vorderen 
Wand eingelagerte Faserknorpelplatte. Sie verläuft dann über die hintere Fläche 
des Sprunggelenkes, mit dessen Bandapparat sie innig verbunden ist, hinweg, 
gelangt zwischen die Sehne des Kronen- und Fesselbeinbeugers und endet kurz 
vor derVeroinigung der Sehne mit der des seitlichen Hufbeinbeugers, etwa 5Ctm. 
unterhalb der unteren Reihe der Hinterfusswurzelknochen. Sie wird in ihrem 
Verlauf über den Tarsus in ihrer mittleren Abtheilung durch eine vom Lig. tarsi 
plantare herabsteigende Sehnenplatte nach aussen hin verstärkt, während das 
obere und untere Ende derselben ausdehnungsfähige Endpforten darstellen. Die 
Scheide besitzt an der hinteren Fläche des Sprunggelenkes ein sehr breites (6 bis 
8 Ctm.) Mesotenon, welches hier von der äusseren Wand der Scheide, und zwar 
in der Gegend des medialen Randes des vorher angeführten Bandes seinen Ur¬ 
sprung nimmt. 

Erwähnenswerth sind endlich noch einige Bursae synoviales, von denen 
die bedeutendste an der vorderen Fläche des Sprunggelenkes und zwischen dem 
Astragalus und Os naviculare, lateral vom Lig. tarsi anterius gelegen ist. Ferner 
mehrere kleinere, zwischen dem Metatarsus und kleinem schiffförmigen Beine, 
zwischen grossem und kleinem schiffförmigen Beine gelegen. Dieselben stülpen 
sich durch spaltartige Lücken, welche von den aus einander gedrängten Fasern 
des vorhin erwähnten Bandes gebildet werden, hervor. 


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Anatomie u. Histologie d. Schleimbeatel a. Sehnenscheiden d. Pferdes. 127 


Erklärung der Abbildungen. 

Fig. 1. Mesotenon. vom Seitenslrecker der Zehe; mit Hämatoxylin tingirt. 
a. a. Blutgefässe, b. b. Kerne des Endothels. (Leitz, Obj. 7, Ocul. III.) 1:500. 

Fig, 2. Endothelbelag von der Seitenwand der Bursa intertubercularis. 
Silbernitrat und Hämatoxylin. 1:500. 

Fig. 3. Flächenschnitt von der. hinteren Fläche der Sesambeine (Scheide 
des Hufbeinbeugers), a. a. Knorpelzellen, b. fibrilläre Grudsubstanz. 

Fig. 4. Flächenscbnitte aus einer Bursa subcutanea vom Ellenbogen. 
1 : 500. 

Fig. 5. Flächenschnitt aus derselben Bursa. 

Sammtliche Zeichnungen sind vermittelst dos Zeichnenprismas in ihren Um¬ 
rissen übertragen. 


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IV. 


Die Folgen der einseitigen und doppelseitigen Lähmung 
des Nervus vagus bei Wiederkäuern. 1 ) 

Von 

Ellenbergen 


Da über die Folgen der beiderseitigen Vagusdurchschneidung eine 
ungemein umfangreiche und reichhaltige Literatur existirt und da 
kaum eine andere Operation zwecks physiologischer Forschung so 
häufig ausgeführt worden sein dürfte, so wird man wohl erstaunt 
sein, abermals einem Artikel zu begegnen, der sich mit diesem Gegen¬ 
stände befasst. Mich leiteten aber bei Einleitung der Versuchsreihe 
andere Gründe als die, welche früher die Ausführung der Operation 
bedingten. Es war durchaus nicht meine Absicht, die Folgen der 
Vagusdurchschneidung abermals zu studiren und in die viel discutirte 
Frage über die Ursachen des nach doppelseitiger Vagusdurchschnei¬ 
dung stets erfolgenden Todes einzutreten, sondern ich gelangte zu 
diesen Versuchen anlässlich von Experimenten, welche ich zur Auf¬ 
klärung der functioneilen Bedeutung des Psalters der Wiederkäuer 
und der Innervation dieses Organs vornahm und über welche ich be¬ 
reits in zwei Artikeln dieses Archivs berichtete. Meine Absicht war, 
zu erforschen, ob die einseitige oder die doppelseitige Vagusdurchschnei¬ 
dung einen merkbaren Einfluss auf die Thätigkeit des Psalters resp. 
der Wiederkäuermägen überhaupt äussert. Selbstverständlich wurden 
bei den zu diesem Zweck unternommenen Experimenten auch alle 
anderen Folgen der Vagusdurchschneidung genau beobachtet, und zwar 
um so mehr, als in Bezug auf das Verhalten der Wiederkäuen den 


! ) Der bereits im December 1881 eingesandte Artikel hat wegen Mangel 
an Kaum bisher nicht gedruckt werden können. 


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Lähmung des Nervus vagus bei Wiederkäuern. 


129 


Thiere nach Vagusdurchschneidungen nur sehr wenige und unvoll¬ 
ständige Beobachtungen vorliegcn. Bei Schafen scheint diese Opera¬ 
tion überhaupt noch nicht ausgeführt worden zu sein, wenigstens habe 
ich in der Literatur keine Angaben darüber gefunden. Meine Mit¬ 
theilungen sollen deshalb vor Allem ein Bild der bei Wiederkäuern 
nach doppelseitiger Vaguslähmung zu beobachtenden Er¬ 
scheinungen geben. 

Die Literatur des Gegenstandes ist durch Frey 1 ) so vorzüglich 
bearbeitet worden, dass es mir höchst überflüssig erscheint, einleitende 
und orientirende Literaturangaben zu machen. Ausserdem liefern auch 
die bekannten Abhandlungen von Meyer 2 ) und von Eichhorst 3 ) 
demjenigen, der sich specieller für den fraglichen Gegenstand inter- 
essirt, die nöthige Orientirung. 


A. Einseitige Vaguslähmung. 

1. Versuch. 

Von zwei gleichalterigen, gut genährten, gesunden Schafen wurde dem 
einen der rechte, dem anderen der linke Hals vagus durchschnitten und je ein 
\ Ctm. langes Stück desselben entfernt 4 ). Die Folgen der Operation waren 
höchst unbedeutend. Unmittelbar nach der Operation blähten beide Schafe etwa 
eine halbe Stunde lang etwas tympanitisch auf. Die Pulszahl war in den ersten 
Tagen nach der Operation bedeutend vermehrt, 120—140, sank zwar später, 
immerhin zählte man jedoch während der ganzen Beobachtungszeit 100—120 
Pulse in der Minute. Es bleibt aber sehr zweifelhaft, ob die gedachle Pulsfre¬ 
quenz nicht nur eine Folge der Aufregung derThiero war. DieSchafe sind an sich 
schon ängstlicher Natur und werden bei Berührungen behufs Untersuchung leicht 


1 ) Frey, Die pathologischen Lungenveränderungen nach Lähmung der 
Nervi vagi. Leipzig 1877. 

2 ) In Hermann’s Handbuch der Physiologie, Bd. 2, Leipzig 1879. 

3 ) Eich hörst, Die trophischen Beziehungen der Nervi vagi zum Herzmuskel. 
Berlin 1879. 

4 ) Die Operation ist sehr einfach. Man durchschneidet ungefähr in der 
Mitte des Halses, oberhalb der Drosselvene, in der Richtung derselben die Haut, 
geht an der dorsalen Seite der Vene und dicht an derselben in die Tiefe, indem 
man die Seitenzweige der Jugularis unterbindet, durchschneidet sodann den M. 
omo-hyoideus und sieht nun deutlich die pulsirende Carotis mit dem weissen 
Nervenstrang des N. vagus und sympathicus. Beide sind in der Regel innig ver¬ 
bunden und ohne Quetschungen und Zerrungen nicht trennbar; nur in seltenen 
Fällen verlaufen sie getrennt. Man muss deshalb gewöhnlich das ganze Bündel, 
welches vorher von der Carotis abzupräpariren ist, also Vagus und Sympathicus, 
dorchschneiden. 

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Archiv f. vrissenscli. u. prakt. Thlerheilk. IX. lu.2. 



130 


ELLENBERGER, 


aufgeregt. Selbstredend war dies in erhöhtem Masse bei den operirtcn Individuen, 
deren Wunden ausserdem anfangs noch behandelt wurden, der Fall, und daraus 
erklärt sich wohl die Pulsfrequenz. Die Zahl der Athemzüge schwankte zwischen 
16 und 20 pro Minute. Der Appetit und das Wiederkauen war in den ersten 
Tagen etwas gestört. Später zeigten die Thiere ein in jeder Richtung normales 
Verhalten. Nach ca. 10 Wochen wurden sie getödtet. Unmittelbar nach dem 
Tode wurden die Magenabtheilungen auf ihre Reizbarkeit geprüft. Bei dem 
Schafe mit rechterseits durchschnittenem Vagus reagirten der 1. und 2. Magen 
auf schwache electrische Reizung deutlich und stark, der 4. schwach, der 3.. wie 
normal, kaum merklich. Bei dem anderen Schafe reagirten die beiden ersten 
Mägen nicht, der 4. sehr stark. Selbstveiständlich ist auf diese Ergebnisse kein 
weiterer Werth zu legen. Sie werden nur der Vollständigkeit wegen angeführt. 
Das Resultat der Reizung ist offenbar durch irgendwelche Zufälligkeiten bedingt 
worden, die hierbei kaum auszuschliessen waren. 

Die Section ergab: Beide Lungen gesund, nur rechterseits ein erbsen¬ 
grosser Herd im mittleren Lungenlappen, durch eine lobuläre Pneumonie bedingt. 
Das Herzfleisch erschien makroskopisch ganz normal. Unter dem Mikroskop zeigte 
sich die Querstieifung überall erhalten, in den Fasern fanden sich aber auffallend 
viel albuminöse Körnchen, die auf Essigsäurezusatz verschwanden. Der Inhalt 
der Magenabtheilungen war wie bei gesunden Thieren beschaffen. Die Magen¬ 
wände aber zeigten in Bezug auf ihre Stärke ein eigentümliches Verhalten. Die 
Wand des 4. Magens war bei dem Schafe mit rechts durchschnittenem Vagus 
auffallend dünner, zeigte eine geringere Fettentwickelung in der Submucosa und 
eine schwächere Muscularis als bei dem anderen Schafe mit links durchschnitte¬ 
nem Nerven. Die Psalterwand fühlte sich bei dem zuletzt genannten Schafe 
derber und fester an, war dicker als bei dem Schafe mit rechterseits durchschnit¬ 
tenem Vagus. Die Haubenwand war bei dem Schafe mit rechts durchschnittenem 
Vagus gut contrahirt und viel stärker in ihrer Dicke. Bei dem anderen Schafe 
schlaff und dünn. Die Pansenwand bei dem ersteren Schafe dicker als bei dem 
letzteren. Die mikroskopische Untersuchung bestätigte diesen Befund. Beson¬ 
dere krankhafte Veränderungen vermochte ich bei der mikroskopischen Unter¬ 
suchung in den Magenwandungen nicht nachzuweisen. An den anderen Organen 
der Thiere konnten keine Besonderheiten nachgewiesen werden. 

Das Resultat des Versuchs lässt sich also dahin zusammenfassen: 
Die einseitige Vagusdurchschneidung hatte keine nachtheiligen Folgen 
für die Gesundheit und das Allgemeinbefinden der Thiere; die Ver¬ 
dauungsvorgänge bestanden in normaler Weise fort, die Functionen 
der Lungen und des Herzens erschienen nicht gestört (die kleine lobu¬ 
läre Pneumonie des einen Schafes dürfte accidenteller Natur sein). 
Dagegen waren die Wandungen der Magenabtheilungen auf derjenigen 
Seite atrophisch resp. schwächer entwickelt, auf welcher der N. vagus 
durchschnitten war, also beim Schaf mit rechts durchschnittenem 
Vagus die rechts gelegene 3. und 4. Magenabtheilung, und umgekehrt 
bei dem anderen Thiere. Dieser eigenthümliche Befund wurde von 


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Lähmung des Nervus vagus bei Wiederkäuern. 


131 


meinem Collegen Johne zunächst und dann auch von dessen Assi¬ 
stenten Schumann constatirt, ohne dass dieselben über die stattge¬ 
habten Operationen orientirt gewesen wären. Trotz der Gleichmässig- 
keit im Befunde bei beiden Thieren in Bezug auf den correspondirenden 
atrophischen Zustand der Magenwände zum durchschnittenen Nerven 
hielt ich den Befund für zufällig. Immerhin erschien mir dieses Ver- 
suchsergebniss wichtig genug, um mich zu einem zweiten Versuche zu 
veranlassen. 

2. Versuch. 

Derselbe wurde bei zwei gleichalterigen, gut genährten Schafen genau in 
derselben Weise wie der erste Versuch ausgeführt. Die Erscheinungen am leben¬ 
den Thiere stimmten mit denen überein, welche bei den Schafen des ersten Ver¬ 
suches beobachtet worden waren. Nach 6 Wochen wurden die Schafe geschlachtet. 
Die directe elektrische Magenreizung ergab: keine Reaction der drei ersten Mä¬ 
gen bei dem Schafe mit links durchschnittenem Vagus, dagegen deutliche Con- 
tractionen bei dem anderen Thiere. Die sämmtlichen Organe erwiesen sich ge¬ 
sund. An den Magenwänden konnten die bei dem ersten Versuche constatirten 
Veränderungen nicht mit Sicherheit constatirt werden. Wenn man auch an ein¬ 
zelnen correspondirenden Stellen die Unterschiede zu finden glaubte, so fehlten 
sie an anderen. 

Als Resultat der beiden Versuche ergiebt sich demnach, dass 
die Schafe die einseitige Durchschneidung und Resection des Hals¬ 
vagus ohne jede Störung in ihrer Gesundheit ertragen. 


B. Doppelseitige Vagusdurchschneidung. 


1. Versuch. 

Einem 14 Jahre allen Schafe wurden beide Nv. vagi kurz nach einander 
durchschnitten. 

Sogleich nach der Operation bestanden 160 Herzschläge pro Minute, später 
sank die Zahl etwas, hielt sich aber immer auf 130—140 pro Min. Es trat 
sehr bald bedeutende Tympanitis auf, so dass die linke Hungergrube nicht 
allein ausgefüllt, sondern stark vorgowölbt wurde. Das Athmen geschah ver¬ 
langsamt, 12—20 Mal pro Min., mit Beschwerde unter Röcheln und Stöhnen, 
namentlich geschah die Exspiration stossend, mit leichter Erschütterung des 
ganzen Rumpfes. Dabei bestand Speicholausfluss aus dem Maule, es wurde 
weder Futter noch Getränk aufgenommen, die Rumination war unterdrückt, die 
Mastdarmtemperatur normal (39,5° C.). Nachmittags wurde die Respiration 
beschleunigt, es wurden 30—40 beschwerte Athemzüge pro Min. gezählt. Nach 
12 Stunden trat der Tod ein. 

Obduction. Das Herz war mangelhaft contrahirt, das rechte Atrium stark 
gefüllt, ähnlich der rechte Ventrikel. Das linke Herz fast blutleer. Unter dem 
Epicardium des rechten Atriums zeigten sich so massenhafte Extravasationen, 

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132 


ELLENBERGER, 


dass dieser Herzabschnitt von aussen dunkel- bis schwarzroth gefärbt erschien, 
sein Endocard war gleichmässig geröthet. Das Myocardium erschien blasser als 
normal, gelblich roth. In demselben fanden sich vereinzelte kleine punktförmige 
Blutungen. Mikroskopisch erschienen die Muskelzellen reichlich gekörnt, die Quer¬ 
streifung war jedoch meist noch vorhanden: nur in einzelnen Muskelfasern war 
sie verschwunden und eine gekörnte Masse sichtbar. 

Die Lungen waren in ihrer vorderen Hälfte resp. zu zwei Dritteln im Zu¬ 
stande des Oedems, so dass bei leichtem Druck eine seröse, theilweise schaumige 
Flüssigkeit über ihre Durchschnittsflächen trat. An den hinteren Lappen waren 
nur die unteren Ränder ödematös. An den vorderen ödematösen Lappen waren 
verdichtete, luftleere, derbe Partien an den tiferen Stellen nachweisbar. Die 
Bronchien enthielten grosse Mengen eines schaumigen Secretes, in welchem kleine 
Futterpartikelchen nachweisbar waren. Die Trachealschleimhaut erschien stark 
venös geröthet. Am hinteren Rande der Giesskannenknorpel fand sich jederseits 
ein bohnengrosser rother, im Centrum schwarzer Fleck. Im Larynx fanden sich 
Futterpartikelchen. 

An Leber und Nieren waren oberflächliche, subseröse kleine Blutungen 
wahrnehmbar (punktförmige, schwarze Flecke, die durch Wasser nicht wegge¬ 
spült wurden). Die drei ersten Magenabtheilungen waren mit Futtermassen wie 
gewöhnlich angefüllt, der Wanst durch Gase ausgedehnt. Der 4. Magen enthielt 
wenig weiche Futtermassen. Die Magenschleimhaut normal, im 3. Magen waren 
die Oefässe der Blätter etwas stark injicirt. Die Gehirngefässe erschienen stark 
gefüllt, die Plexus geröthet. 

Als Todesursache dürfte in diesem Falle das Lungenödem anzusehen sein. 

2. Versuch. 

Einem Schafe wurde der rechte N. vagus und nachdem diese Operation 
ohne nachweisbare Folgen geblieben war, 16 Tage später auch der linke Vagus 
durchschnitten. 

Das Thier zitterte hierauf am ganzen Körper, zeigte sich stumpf, unauf¬ 
merksam auf die Umgebung, stand meist an derselben Stelle, nahm kein Futter 
und kein Getränk auf; dabei stellte sich starkes, gefahrdrohendes tympa- 
nitisches Aufblähen ein, die Pansenbewegungen und die Rumination sistirten, 
die Pulszahl bewegte sich zwischen 140 und 160 pro Min., die Mastdarmtempe¬ 
ratur stand auf 39.5°, das Athmen geschah beschwert, röchelnd, die Exspiration 
stossweise, unter Stöhnen, dabei bestand Nasenausfluss und die sichtbaren 
Schleimhäute waren geröthet, besonders an der linken Kopfseite, diese war blut¬ 
reicher und wärmer als die rechte Seite, namentlich war die Conjunctiva stark 
geröthet, das Ohr auffallend warm und dessen Gefässe stark gefüllt. Dieses 
Thier starb 40 Stunden nach Durchschneidung des zweiten Vagus. 

Obduction. Nerv an der Durchschnittsstelle blutig infiltrirt. An der 
Innenseite des Thorax, besonders am Sternum, massenhafte Extravasate (linsen- 
grosse, zum Theil confluirende, schwarzrothe Flecke), so dass die betreffenden 
Stellen gesprenkelt erschienen; ebenso am Pericardium und an den Anfangsthei- 
len der grossen Gefässstämme. Diese waren stark mit geronnenem Blute ange¬ 
füllt; das rechte Herz erschien prall, das linke schwächer gefüllt. Am Endocard 


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Lähmung des Nervus vagus bei Wiederkäuern. 


133 


keine Blutungen, das Myocard blass, gelbgrau-röthlich, die Fasern getrübt, mikro¬ 
skopisch körnig erscheinend, Querstreifung undeutlich, aber erhalten. 

Rechte Lunge wenig zusammengefallen, ungleichmässig gefärbt und con- 
sistent; hinterer und mittler Lappen blauroth, weich, elastisch, vorderer Lappen 
dunkelblauroth, nicht zusammengefallen, derb, an einigen Stellen mit florartigem 
Fibrinbeschlag; vereinzelte Extravasate unter der Serosa. Ueber die Schnittfläche 
ergiesst sich — auch beim mittleren Lappen — eine blutig-seröse Flüssigkeit, 
die Futterpartikelchen enthält. In den Bronchien des vorderen und mittleren 
Lappens blutige, schaumige, seröse Flüssigkeit, Schleimhaut geröthet, capillär 
injicirt, besonders im vorderen Lappen. Es war also der vordere Lappen derb, 
luftleer, der mittlere ödematös, der hintere normal. Linke Lunge nicht zusam¬ 
mengefallen, blauroth mit rosarothen Flächen, Serosa glatt, glänzend, vorn ein¬ 
zelne Blutungen unter derselben. Die Bronchien wie in der rechten Lunge. 

Das Duodenum erschien geröthet, seine Schleimhaut röthlich braun; die 
übrige Dünndarmschleimhaut war meist normal, die desCöcum stark hyperamisch, 
und die des Colon stellenweise injicirt, die Pansenschleimhaut partiell, die Psalter¬ 
schleimhaut hochgradig, die Labschleimhaut durchaus hyperamisch, die Hauben¬ 
schleimhaut fast normal. Der Pansen war aufgetrieben, enthielt breiige Futter¬ 
massen, der 2. und 4. Magen flüssigere Massen; der Inhalt des Psalters war 
trocken. 

Die Milz mit einzelnen Blutungen unter der Serosa. Ihre Substanz sehr 
schlaff. Die Nieren sehr schlaff, sonst ohne Besonderheiten. Die Leber mit ver¬ 
einzelten subserösen Extravasaten versehen. 

Die Gehirnhäute waren geröthet; die Plexus stark mit Blut gefüllt; am 
rechten Seitenplexus sass ein Blutgerinnsel frei im Ventrikel. Die Gehirngefasse 
blutreich. • 

Bei beiden Versuchsschafen erscheint während des Lebens als 
eine besondere, bei anderen Thieren nicht beobachtete Folgeerschei¬ 
nung das tyrapanitische Aufblähen. Dasselbe findet seine Erklärung 
in der Lähmung des Schlundes. Jede Verstopfung des Schlundes, 
z. B. durch fremde Körper, veranlasst diese Erscheinung und unter 
Umständen den Eintritt des Todes. Zum normalen Gedeihen des 
Wiederkäuers gehört das öftere Ausstossen von Gasen durch den 
Mund, das Rülpsen. Ich war der Meinung, dass die Tympanitis durch 
Beengung der Athmung, durch Verdrängung des Zwerchfells und durch 
Resorption der Pansengase den Eintritt des Todes beschleunigt habe 
und stellte zur Entscheidung dieser Frage einen weiteren Versuch 
an, bei welchem der Eintritt der Tympanitis und ihrer etwaigen 
Folgen vermieden werden sollte. 

3. Versuch. 

Einem \\—2 Jahre alten Schafe wurden beide Nn. vagi durchschnitten. 
Kurz nach der Operation nahm das Thier weder Futter noch Getränk auf, war 
unaufmerksam auf die Umgebung, blieb bei Annäherung eines Menschen und 


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134 


ELLENBEUGElt, 


beim Befühlen ruhig stehen und hatte den Kopf meist nach einer Ecke des Stalles 
gewandt. Das Athmen geschah unter starker Erweiterung der Nasenlöcher 16 Mal 
pro Min. und war hörbar, das Ausathmen wurde kurz und stossweise mit starker 
Betheiligung der Bauchmuskeln und unter Rumpferschütterung ausgeführt. 
Röcheln und Speicheln fehlte. In der Minute waren 140 breite Herzschläge 
deutlich fühlbar. Das Thier blähte stark tympanitisch auf. Nunmehr wurde das 
Schaf troicarirt, worauf die Bauchdecken einfielen. Die Troicarthülse blieb wäh¬ 
rend der ganzen weiteren Beobachtungszeit liegen, so dass das Thier nicht wieder 
aufblähen konnte. Trotzdem geschah das Athmen so erschwert wie vorher mit 
Erschütterung des ganzen Rumpfes und deutlicher Bewegung des Rückens. Dabei 
trat Zittern des Thieres ein. Der Pansen schien gelähmt, es waren weder Pan¬ 
senbewegungen fühlbar, noch Pansengeräusche hörbar. 

Nach einer Stunde zählte man 17 Athemzüge und 150 Herzschläge. Das 
Ausathmen geschah in zwei Stössen. Zuerst sanken die hoch erhobenen Flanken 
mit einem Ruck ein (indem beim Einathmen die Hungergrubon ausgefüllt worden 
waren, sanken jetzt die Bauchdecken ein und die Hungergruben wurden wieder 
deutlich sichtbar), darauf folgte der zweite Exspirationsstoss mit Rückenbewe¬ 
gung und Rumpferschütterung, also gewaltiger Anstrengung aller Exspirations¬ 
muskeln. Das Thier zeigte starkes Muskelzittern. 

Nach zwei Stunden hatte sich das Thier gelegt. Die Pulszahl betrug 150 
pro Min., die Muskelzuckungen hatten zugenommen, das Athmen geschah wie 
vorher. 

Nach sechs Stunden hörte man tracheales Rasseln. An den Rückenmuskeln 
und den Glutäen sah man deutliche Zuckungen, die oft rasch hinter einander 
folgten, oft eine Zeit lang mit der Inspiration zusammenfielen, dann wieder mit 
der Exspiratioi, dann zwischen beiden. Oft gingen die Zuckungen auf den übri¬ 
gen Körper über, so dass der ganze Rumpf erschüttert wurde. Dabei bestand 
etwas Nasenausfluss. Innentemperatur 39,5°. Pulse 160 pro Min. — Appetit 
und Rumination fehlte. 8 Stunden nach der Operation erfolgte unter dyspnoi- 
schen Erscheinungen der Tod. 

Obduction. Blut flüssig, wenig geronnen, die Lungen lufthaltig, die vor¬ 
deren Lappen fleckig geröthet, derb, nicht knisternd, über ihren Durchschnitt er- 
giesst sich eine blutig seröse, Futterpartikelchen enthaltende Flüssigkeit, die 
mittleren Lappen enthalten einige rothe Flecken und vereinzelte ödematöse Stel¬ 
len, die hinteren Lappen sind normal. In den Bronchien schaumige, theilweise 
flockige Flüssigkeit, ebenso in der Trachea, namentlich ist der vordere Bronchial¬ 
ast mit schaumigen Massen angefüllt. Ueberall Futterpartikelchen. 

Das linke Herz war leer, das rechte enthielt wenig Blut. Die Wände der 
Atrien etwas geröthet, mit punktförmigen Blutungen durchsetzt. Das Myocardium 
blässer als normal, ins Graue spielend, die Querstreifung war nur in vereinzelten 
Fasern verschwunden, sonst erhalten; aber in allen Fasern viel Körnchen. Herz¬ 
beutel ohne Abweichungen. 

Der Schlund war von unten bis oben mit Futtermassen vollgestopft. Auch 
in die Rachenhöhle und den Larynx waren grob zerkleinerte Futtermassen über¬ 
getreten, deren Beschaffenheit dem Panseninhalt entsprach. Der 1. und 2. Ma¬ 
gen enthielten breiige Futtermassen, der 3. dagegen trockenen Inhalt. Die 


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Lähmung des Nervus vagus bei Wiederkäuern. 


135 


Schleimhaut des Pansens nur gegen die HaubenöfTnung hin stark geröthet, mit 
schwarzrothen Flecken versehen, sonst normal wie die Haubenschleimhaut, die 
Psaltermucosa war fleckenweise geröthet, die Labmagenschleimhaut enthielt 
punktförmige Blutungen, besonders auf den Falten. Der Darm war an einigen 
Stellen geröthet. Die Schleimhaut stellenweise capillär injicirt. Die Gallen¬ 
blase stark gefällt. 

Nur an der Milz waren punktförmige Blutungen unter der Serosa zu finden, 
sonst waren bei diesem Thiere keine subserösen Blutungen vorhanden. 

Die Gehirngefässe waren stark gefüllt; im Verlaufe derGefasse in den Sulci 
punktförmige Blutungen. 

Im Harn Spuren von Eiweiss. Leber, Nieren, Pancreas ohne Abweichungen. 
Der Tod war bei diesem Thiere, trotz Vermeidung der Tyrapa- 
nitis, ebenso rasch eingetreten wie bei dem Schafe des 1. Versuches. 
Als neue Erscheinung finden wir bei diesem Thiere die Füllung des 
Schlundes. Offenbar sind bei dem Thiere Futtermassen aus dem 
Wanste durch die Bauch presse in dem gelähmten Schlunde nach oben 
geschafft worden. Sie sind in die Rachenhöhle und den Kehlkopf 
eingedrungen und von hier aus in die Lungen gelangt und haben die 
Ursache zum tödtlieh gewordenen Lungenödem gegeben. 

4. Versuch. 

Bei einem Schafe wurde zuerst die Tracheotomie vorgenommen und ein die 
Trachea ausfiillcnder Tracheotubus in dieselbe eingeschoben. Ein Einbinden des 
Tracheotubus erfolgte nicht, weil dadurch Necrose der Schleimhaut entstehen 
kann, die einen nach den Lungen fortkriechenden entzündlichen Process bedingen 
muss. Nach der Tracheotomie wurden die beidon Nn. vagi durchschnitten. 

Nach der Operation wurden ähnliche Erscheinungen wie bei den zum 1. 
bis 3. Versuch benutzten Thieren, jedoch anfangs nur 14—16 Athemzüge be¬ 
obachtet, welche sich später auf 30—36 pro Min. steigerten. Da wieder tym- 
panitische Auftreibung eintrat, wurde troicarirt. Am zweiten Tage wurde der 
Troicart entfernt,- da aber sofort wieder Aufblähen erfolgte, musste von Neuem 
troicarirt werden. Eine Zeit lang beobachtete man bei dem Schafe Bewegungen, 
wie sie beim Schlingen gesehen werden, Schlingversuche; auch versuchte es an¬ 
fangs zu fressen, stellte dies aber gleich wieder ein. Am zweiten Tage machte 
das Thier eine Zeit lang Kaubewegungen mit den Kiefern. Der Tod trat ca. 80 
Stunden nach der Operation ein. 

Leider war ich durch äussere Umstände verhindert, die Section vorzuneh¬ 
men. Als Sectionsdata sind mir nur folgende bekannt geworden: Das Herz stark 
mit fest geronnenem Blute gefüllt; die Lungen ungemein blutreich, ödematös; 
die Tracheaischleimhaut von der Operationsstelle nach unten geröthet. Alle 
grossen Gefässe stark mit Blut gefüllt. Die Leber blutreich, in der Darmschleim¬ 
baut viele Blutungen, der ganze Schlund und Schlundkopf mit Futter gefüllt, 
wovon auch Theile im Larynx vorhanden waren; die Lungen sollen frei vonFutter- 
theilen gewesen sein. In den in Alkohol aufbewahrten Lungenstückchen fand ich 
keine Futtertheilchen. Die Mägen enthielten noch viel Futtermassen, die Massen 


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136 


ELLENBERGER, 


im 3. Magen erschienen nicht so trocken wie gewöhnlich. Sonst nichts Ab¬ 
normes. 

Das Herzfleisch war in Alkohol gelegt worden. Seine nachträgliche Unter¬ 
suchung ergab, dass dasselbe ebenso getrübt war, wie bei den anderen Schafen. 
Die Querstreifung war erhalten, die Körnung der Fasern ebenso, wie man es bei 
Thieren findet, die an fieberhaften Leiden verendet sind. 

Bei diesem Thiere scheint in Folge Reizung der Trachealschleim- 
haut durch den Tracheotubus eine Entzündung derselben eingetreten 
zu sein, welche nach den Lungen fortgekrochen ist und dort Hyper¬ 
ämie und Oedera veranlasst hat. Jedoch ist zu erwähnen, dass das 
Thier während der Nacht starb und dass man dasselbe am Morgen 
sehr aufgetrieben vorfand, weil die Troicarthülse aus der Wunde ge¬ 
fallen war. Es bleibt zweifelhaft, wann dieses Instrument verloren 
gegangen ist, und ob nicht die Tympanitis durch Beengung der Ath- 
mung und des Lungenkreislaufs mitbedingende Ursache des Todes 
geworden ist. Hierfür spricht der ungemeine Blutreichthum der Lungen, 
die enorme Fyllung des rechten und Leere des linken Herzventrikels. 

5. Versuch. 

In Gemeinschaft mit Prof. Dr. Johne legte ich bei einem l 3 4 Jahre alten 
Schafe beide Carotiden mit dem angrenzenden Nervenbündel frei. Auf der rech¬ 
ten Seite gelang es ziemlich leicht, beide Nerven zu trennen, freilich nicht ohne 
Zerrung und Dehnung, vielleicht auch mit Quetschung derselben. Es wurde nun 
der Vagus durchschnitten und der Syrapathicus geschont. Auf der anderen Seite 
gelang die Trennung beider Nerven nur unter sehr grossen Schwierigkeiten. Die 
Wunde musste ungemein verlängert werden, indem an der Mitte des Halses die 
Trennung ganz unmöglich war und wir weit nach oben gegen den Kopf gehen 
mussten. Endlich gelang hoch oben die Trennung und der Vagus konnte isolirt 
durchschnitten werden. Nun traten aber Brechanstrengungen und wirkliches Er¬ 
brechen bei den Thieren auf, eine bei den früher operirten Thieren nicht beob¬ 
achtete Erscheinung. Der Eintritt von Futtermassen in die Trachea und die 
Lungen war höchst wahrscheinlich. Wir öffneten deshalb rasch die Luftröhre, 
um das Aushusten durch die Oeffnung zu erleichtern, wobei aber der Bluteintritt 
in die Luftröhre nicht vermieden werden konnte. Es wurde dann bald ein 
Tracheotubus eingelegt. Da das Thier nach der Operation sehr bedeutende 
Athembeschwerden zeigte und sehr bedeutend aufblähte, wurde ein Troicart in 
den Pansen eingelegt. 

Die Operationsfolgen waren wie bei den zu den ersten vier Versuchen be¬ 
nutzten Thieren. Das Schaf starb nach 69 Stunden. 

Obduction. Einzelne Darmschlingen hyperämisch. Inhalt dünnbreiig. 
Wanst und Haube mit breiigem Futter mässig gefüllt, der Psalter enthielt ganz 
trockenes, der Labmagen dünribreiiges Futter. Magenhäute ohne Abweichungen, 
ebenso Pancreas und Leber. Gallenblase und Harnblase mässig gefüllt; Nieren 
normal. Die Bauchgefässe mit wenig geronnenem Blute gefüllt. 


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Lähmung des Nervus vagus bei Wiederkäuern. 


137 


An der Pleura sternalis und costalis, besonders an ersterer, viele linsen- 
grosse, theils confluirende Blutungen (schwarze Flecke). Pericardium mit grös¬ 
seren und kleineren solcher Blutungen besetzt, seine Gefässe stark injicirt. An 
den mit geronnenem Blute stark gefüllten grösseren Gefässstämmen reichlich 
kleine Blutungen. 

Das Herz breit, schlaff, beiderseits, jedoch rechts stärker mit gut geronne¬ 
nem Blut gefüllt. Epicard venös injicirt, mit punktförmigen Blutungen besetzt. 
Myocard normal; seine Fasern erscheinen mikroskopisch durchgehend querge¬ 
streift. aber stark gekörnt. 

Die Lungen sind in ihren hinteren Lappen bis auf deren untere Ränder im 
vorderen Abschnitt fast normal, sie erscheinen nur etwas blutreicher und ihr 
Durchschnitt lasst einige punkt- und streifenförmige Blutungen nachweisen und 
ergiesst beim Druck besonders aus den Bronchien etwas schaumige Flüssigkeit. 
Die mittleren Lappen sind bis auf ihre oberen Ränder und die vorderen Lappen 
ganz dunkelblutigroth gefärbt, stark verdichtet, luftleer, sinken im Wasser unter, 
ihre Schnittfläche glatt, blutreich, aus den Bronchien lässt sich eine blutig seröse 
schaumige, mit Futterpartikelchen gemischte Flüssigkeit ausdrücken. Die Bron¬ 
chialschleimhaut dunkelroth. So verhielt sich auch der untere vordere Rand des 
hinteren Lappens. Die Bronchien enthielten auffallend grosse Mengen der schau¬ 
migen, blutig rothen Flüssigkeit mit Futterpartikelchen. 

Die Trachealschleimhaut war von der Operationsstelle abwärts stark ge- 
röthet; der Schlund war ziemlich leer. Der Urin reagirte schwach sauer und 
enthielt ziemlich viel Eiweiss. 

Offenbar hatte das während resp. sofort nach der Operation ein- 
getTetene Erbrechen die Krankheits- und Todesursache dadurch abge¬ 
geben, dass nicht unbedeutende Mengen des Erbrochenen in die Lunge 
gekommen waren und dort eine Bronchopneumonie und Lungenödem 
bedingt hatten. 

6. Versuch. 

Bei diesem Schafe fand ich zufällig auf der einen Seite den Sympathicus 
vollständig getrennt neben dem Vagus verlaufen, wie dies bei einzelnen Schafen 
angetroffen wird; auf der anderen Seite dagegen war der Sympathicus fest mit 
dem Vagus verbunden. Auf dieser Seite durchschnitt ich das ganze Bündel, 
während auf der anderen Seite nur der Vagus resecirt wurde und der Sympathicus 
unverletzt blieb. Es wurde auch die Tracheotomie vorgenommen, jedoch keine 
Röhre in die Luftröhre eingelegt. Die grosse in der Trachea gemachte Oeffnung 
wnrde durch Zurücknähen der Haut und Musculatur jederseits frei gehalten. Es 
wurde dadurch die reizende Einwirkung des Tracheotubus vermieden; vom La- 
rynx kommende Futtermassen liefen ventralwarts, traten also durch die Oeffnung 
nach aussen. Kamen solche dennoch in die Lungen, so konnten sie leicht aus¬ 
gehustet w r erden. Die nach der Operation auftretenden Athembeschwerden waren 
nicht so bedeutend wie bei den ersten vier Schafen. Die Tympanitis war bedeu¬ 
tend, weshalb eine Troicarthülse eingelegt wurde. Nach fünf Tagen und zehn 
Tagen wurde einmal versucht, das Thier ohne den Troicart stehen zu lassen, es 
trat aber sofort wieder starke, gefahrdrohende Tympanitis ein, weshalb derTroi- 


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138 


ELLENBERGER, 


carl jedesmal neu eingestochen werden und die Hülse bis zum Tode liegen blei¬ 
ben musste. 

Das Thier lebte nach der Operation noch 16% Tage und erschien während 
der ganzen Zeit traurig, theilnahmlos, knirschte oft mit den Zähnen, athmete 
etwas beschwert, ruminirte nicht, schien auch nicht zu fressen, es magerte sehr 
bedeutend ab, Fansengeräusche waren nicht wahrnehmbar. Ob in den ersten 
Tagen etwas Futter oder Getränk aufgenommen wurde, bleibt zweifelhaft. Das 
Thier suchte im Heu herum und machte einige Kau- und Schlingbewegungen. 
Auch schien es in den ersten drei Tagen etwas Wasser zu saufen, weil das Vor¬ 
gesetzte Wasser an Menge etwas abnahm. Bestimmt beobachtet wurde aber eine 
Aufnahme von Futter oder Wasser nicht. Die Mastdarmtemperatur betrug in den 
ersten Tagen 38,7—39,6°, stieg dann auf 40—40,7° und sank in den letz¬ 
ten Tagen wieder bis auf 38,5°, die Zahl der Athemzüge schwankte zwischen 
12 und 20 und die der Pulse zwischen 100 und 150. 

Obduction. Cadaver sehr abgemagert, Panniculus adiposus schlecht ent¬ 
wickelt. Vena jugularis prall gefüllt. In der Pleurahöhle rechts ein Tassenkopf, 
links ein Esslöffel voll einer grauröthlichen, wenig schlaffe Gerinnsel enthaltenden 
Flüssigkeit. Pleura costalis stark capillär injicirt, rechts mit einem \ Mm. star¬ 
ken schlaffen, feuchten Faserstoffgerinnsel belegt. Ebenso die rechte Pleura 
pulmonalis fast in der ganzen Ausdehnung. Nach dem Abstreifen dieses Belags 
erschien die Pleura rauh, glanzlos, getrübt. Die Lungenlappen sind rechterseits 
unter einander und mit dem Pericardium verklebt. Die grossen Gefässstämme 
stark gefüllt, das Herz schlaff contrahirt, im mittleren Füllungszustande. Der 
rechte hintere Lungenlappen von normaler Farbe und normalem Luftgehalte und 
enthält nur hinten einen hirsekorngrossen Abscess, der mittlere und besonders 
der vordere Lappen massig ausgedehnt, nicht lufthaltig, derb, ihre Oberfläche 
erschien bunt. Im mittleren Lappen waren im dunklen Grunde eine Menge erbsen¬ 
grosser, gelblicher Knötchen, die nur wenig über die Oberfläche prominirten und 
sich als abgekapselt und mit gelblichem Eiter gefüllt erwiesen, wahrnehmbar. 
Aehnliches im vorderen Lappen, wodurch derselbe grob granulirt, uneben er¬ 
schien. Schnittfläche beider Lappen sehr bunt, uneben. Gelbliche, eiterartig 
gefärbte und erweichte Partien von rundlich knötchenartiger oder läppchenartig 
ausgebreiteter Form wechselten mit dunkelgefärbten, blutig infiltrirten, leicht 
granulirten Partien. Hier und da thrombosirte Gefässe. Die Schnittfläche ent¬ 
leert eine trübe, röthlich gelbe, schleimig eitrige Flüssigkeit, die namentlich aus 
den Bronchien mit Pflanzenpartikelchen vermischt ausgedrückt werden kann. 
Die Bronchialschleimhaut dunkel venös gefärbt. Der linke hintere Lungenlappen 
normal, der mittlere und vordere gleich beschaffen, wie der mittlere rechte Lap¬ 
pen. Die Trachealschleimhaut unterhalb der stark eiternden Operationsstelle 
vorn hochroth, fein sammetartig capillär injicirt, stellenweise mit eiterigem Belag, 
worin hier und da Futterpartikelchen. Ebenso die grossen Bronchien, welche 
schaumige Flüssigkeit enthielten und deren Schleimhaut geschwollen und geröthet 
war. Im Larynx waren ebenfalls Futterpartikelchen. Ebenso aber in geringen 
Mengen im Pharynx und im Oesophagus. Im Herzbeutel seröse Flüssigkeit mit 
einem schlaffen, membranähnlichen Gerinnsel. Die Herzoberfläche zeigt starke 
Füllung ihrer Blutgefässe und viele schwarzrothe Flecken. Die Herzmusculatur 


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Lähmung des Nervus vagus bei Wiederkäuern. 


139 


getrübt, die Querstreifung aber meist noch erhalten, bei starker Körnung. Die 
Capillaren zwischen den Muskelfasern stark gefüllt. Die grösseren Gefässe in der 
Bauchhöhle stark gefüllt. 

Im 1. und 2. Magen dickbreiige Futtermassen, der Psalter leer, der 4. ent¬ 
hielt weiche, breiige, stark riechende Massen in massiger Menge. Die Schleim¬ 
haut im 1., 2. und 3. Magen normal, im 4. stark injicirt (venöse Hyperämie). 
Am Pylorus ein zehnpfennigstückgrosses Ulcus. Duodenalschleimhaut geröthet 
und geschwollen, mit massiger Follikelschwellung. Im Dickdarm stark riechende 
breiige Massen. Am Darm einzelne Stellen geröthet, Gallenblase stark gefüllt, 
Leber blauroth, dunkel gefärbt. Nieren und Milz schlaff, ohne Abweichungen. 
Gehirnhäute im Zustande der venösen Hyperämie. Im Urin waren Spuren von 
Eiweiss nachweisbar. 

Die Ergebnisse dieser Experimente lassen sich kurz, wie folgt, 
zusammen fassen: 

1. Die einseitige Vagussection übt bei Schafen keinen nachthei¬ 
ligen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Entwickelung dieser Thiere 
aus. Insbesondere ruft sie keine Veränderungen in den Lungen und 
keine Störungen in den Functionen der Digestionsorgane hervor. 

2. Die doppelseitige Vagussection bedingt bei Schafen stets den 
Eintritt des Todes. 

3. Die Zeit des Eintritts des Todes ist je nach der Individua¬ 
lität etc. eine verschiedene. Bei meinen Experimenten erfolgte der 
Tod einmal nach 8, einmal nach 12, einmal nach 30, einmal nach 68, 
einmal nach 76 Stunden, und einmal erst nach 16 Tagen. 

4. Der Tod erfolgte in allen Fällen suffocatorisch durch Erguss 
von Flüssigkeiten aus dem Blute in die Luftwege der Lungen. 

5. Nach der doppelseitigen Vagusdurchschneidung wurden wesent¬ 
lich folgende Erscheinungen während des Lebens der Thiere beob¬ 
achtet: 

a) constant: Paralyse des Schlundes, Parese des 1. und 2. Ma¬ 
gens, Tympanitis, gesteigerte Schlagfolge des Herzens (bis 
160 pro Min.), beschwerte, dyspnoetische Respiration, Sistiren 
der Rumination, Appetitlosigkeit, Traurigkeit, Stumpfheit, 
meist normale Innentemperatur; 

b) inconstant: Muskelzitiern, selbst krampfhafte Zuckungen 
(1 Mal), Erbrechen (1 Mal), Röcheln und Rasselgeräusche 
beim Athmen (3 Mal), Speichelfluss (2 Mal), Nasenausfluss 
(2 Mal), Albuminurie (3 Mal) — der Harn wurde bei den 
drei anderen Thieren nicht untersucht. 

6. Die Obduetion ergab constant bedeutende anatomische Yer» 


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140 


ELLENBERGER, 


änderungen in den Lungen (hochgradige Hyperämie, ödematösen Er¬ 
guss in das Gewebe und die Bronchien, Verdichtungen, lobuläre bron- 
chopneumonische Herde, fremde Körper, Mikrococcen und Bacillen in 
den Bronchien), Blutungen (Petechien) an den serösen Häuten und 
vielen Organen, starke Körnung in den Herzmuskelfasern. Bei einem 
Thiere war eine fibrinöse Pleuritis zugegen. Bei fünf Schafen fanden 
sich Mundflüssigkeit und Futterpartikelchen in den Luftwegen bis in 
die feineren Bronchien. Das Herz war rechterseits bei fünf Thieren 
prall gefüllt, bei einem Thiere fast leer; linkerseits war es zweimal 
leer, zweimal enthielt es etwas Blut und zweimal war es ziemlich 
stark, aber immerhin schwächer als rechts gefüllt. Die Lungengefässe 
waren stets strotzend voll Blut, die Gehirnhäute hyperämisch. — Der 
Schlund, bei zwei Thieren von oben bis unten mit Futtermassen voll¬ 
gestopft, war bei den anderen leer oder enthielt nur Spuren von 
Futter. Die beiden ersten Mägen waren, trotzdem keine Futterauf¬ 
nahme stattgefunden, stets wie bei gesunden Thieren gefüllt, der 
3. Magen war einmal leer, dreimal mit ganz trockenen und zweimal 
mit etwas feuchten Massen angefüllt. — Die übrigen Sectionsergeb- 
nisse sind ohne besonderes Interesse. 

Ad. 1. Aus den Ergebnissen der einseitigen Vagusdurchschneidun¬ 
gen ist zu folgern, dass es nicht trophische Nervenfasern sind, deren 
Durchschneidung die bei der doppelseitigen Vaguslähmung eintretenden 
Lungenveränderungen bedingt, wie von manchen Forschern angenom¬ 
men wurde. Die von uns genau untersuchten Lungen der nach 
8—12 wöchentlicher Beobachtung getödteten Thiere zeigten keine Ab¬ 
weichungen vom Normalen. Der bei einem Thiere Vorgefundene ganz 
kleine pneumonische Herd kann nur als ein zufälliges Vorkommniss 
betrachtet werden. Ob die einseitige Vaguslähmung die Entwickelung 
und Ernährung der Vormagen wände beeinflusst, habe ich nicht mit 
Sicherheit entscheiden können (s. S. 130 u. 131). 

Ad. 3. Bezüglich der verschiedenen Zeit, in welcher der lethale 
Ausgang eintrat, ist zunächst anzuführen, dass die tracheotomirten 
Thiere bedeutend länger lebten als die anderen. Wenn von den bei¬ 
den nicht tracheotomirten Thieren das eine dreimal so lange (30 Stun¬ 
den) als die beiden anderen lebte, so ist zunächst zu bemerken, dass 
es ein grosses, gut genährtes und kräftiges Thier war, kräftiger und 
besser genährt als die beiden anderen. Sodann muss auch erwähnt 
werden, dass diesem Thiere der eine N. vagus 16 Tage früher durch¬ 
schnitten worden war als der andere, obgleich nicht anzunehmen 


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Lähmung des Nervus Vagus bei Wiederkäuern. 


141 


ist, dass hierin die Erklärung für den späteren Eintritt des Todes 
gefunden werden könne. 

Bedenkt man, dass bei zwei tracheotomirten Thieren ebenso wie 
bei den anderen fremde Körper in die Lungen gelangt waren, ja dass 
bei einem derselben sogar viel erbrochene Massen und viel Blut in 
die Luftwege eindrangen, ferner, dass diese Thiere nicht stärker und 
nicht besser ernährt als die beiden, welche nach 8 und 12 Stunden 
starben, dass sie sogar schwächer waren als das nach 30 Stunden 
gestorbene Schaf und dass sie trotzdem bedeutend länger (70—80 
Stunden) lebten, so muss man zu dem Schlüsse kommen, dass ein 
besonderer Umstand vorliegen muss, der bei den nicht tracheotomirten 
Thieren den Eintritt des Todes beschleunigte. Dieser Umstand muss 
in der Einwirkung des Luftdruckes auf den Larynx gesucht werden, 
der bekanntlich bei jungen Thieren mit schwachem, wenig resistentem 
Larynx den Tod schon 1—2 Stunden nach der Vagotomie herbeifuhrt. 
Bei Schafen von V/ 2 —2V 2 Jahren, in welchem Alter die Versuchs¬ 
tiere waren, ist zwar der Larynx resistenter als bei jungen Thieren, 
aber nicht resistent genug, um dem Luftdruck ganz zu widerstehen. 
Es tritt offenbar, wenn die Tracheotomie unterbleibt, eine Verengerung 
des Larynx durch den Inspirationsstrom und dadurch hochgradig 
dyspnoetisches Athmen ein, wodurch der Eintritt des lethalen Aus¬ 
ganges beschleunigt wird. Natürlich vermag ein gut genährtes kräf¬ 
tiges Thier diesen Zustand länger zu ertragen als schwächliche Indi¬ 
viduen. Deshalb lebte das eine Schaf bedeutend länger als die beiden 
anderen. Die Richtigkeit der angegebenen Erklärung wird dadurch 
bewiesen, dass die Athembeschwerden bei den nicht tracheotomirten 
Thieren viel bedeutender waren als bei den tracheotomirten; letztere 
lebten deshalb länger als die anderen, weil bei ihnen die Luft ohne 
Hinderniss frei in die Trachea eintreten konnte. Auf die Zeit des 
Eintritts des Todes hat auch die tympanitische Aufblähung Einfluss, 
da durch dieselbe eine weitere Erschwerung der Respiration und event. 
auch Vergiftung durch resorbirte Gase eintreten musste. Bei den 
Thieren, welche nicht tracheotomirt waren, konnte das Troicariren 
den Eintritt des Todes allerdings nicht hinausschieben. Die Ver¬ 
engerung des Larynx und der Flüssigkeitserguss in die Luftwege 
mussten selbst dann rasch den Tod bedingen, wenn durch das Troi¬ 
cariren die tympanitische Auftreibung vermieden wurde. Dass die 
Tympanitis unter anderen Verhältnissen den Eintritt des Todes be¬ 
schleunigen musste, versteht sich von selbst. Es ist höchst wahr- 


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142 


ELLENBERGER, 


scheinlich, dass bei Schaf 4 die Tympanitis wesentliche Todesursache 
war. Das Thier zeigle am dritten Tage nach der Operation noch 
spät Abends (11 Uhr) keine gefahrdrohenden Erscheinungen und trotz¬ 
dem war es am nächsten Morgen früh gestorben. Es fand sich aber, 
dass die Troicarthülse aus der Wunde gefallen und das Thier hoch¬ 
gradig aufgebläht war; anderenfalls würde es wahrscheinlich länger 
gelebt haben. Den ungemein späten Eintritt des Todes bei Schaf 6 
vermag ich nicht zu erklären. Es wurde genau so operirt wie Schaf 4, 
nur war der Sympathicus auf der einen Seite intact geblie¬ 
ben und blieb die Troicarthülse während des ganzen Versuchs liegen, 
sodass die Tympanitis vermieden wurde. Im Ernährungszustände war 
das Thier gut, ebenso wie das Schaf 4. Dass die Nn. vagi beider¬ 
seits total durchschnitten und der Sympathicus erhalten war, ergab 
die Präparation beider Nerven nach dem Tode des Thieres. 

Ad 4. Unter den nach doppelseitiger Vaguslähmung während des 
Lebens beobachteten Erscheinungen fallen am meisten diejenigen in 
die Augen, welche sich auf die Veränderung in den Functionen des 
Schlundes und der Vormägen beziehen, weil dieselben bei den ge¬ 
wöhnlichen Versuchsthieren (Hunden, Kaninchen, Katzen etc.) nicht 
beobachtet werden. Bei allen Thieren trat tympanitische Auftreibung 
des Hinterleibes durch Gasanfüllung im Pansen auf, bei allen erschie¬ 
nen die beiden ersten Mägen paretisch, wenn nicht paralytisch. Das 
Auftreten der Tympanitis ist eine Folge der Lähmung des Schlundes 
oder der des 1. Magens. Die Wiederkäuer entwickeln in ihrem 
1. Magen so viel Gase, dass sie dieselben theilweise durch Rülpsen 
durch den Mund entleeren müssen, wenn Aufblähung vermieden wer¬ 
den soll. Sobald man den Schlund dieser Thiere verstopft, tritt 
Tympanitis ein, gleichgültig, ob der Pansen thätig ist oder nicht. 
Andererseits tritt allerdings auch bei Unthätigkeit des Pansens, wenn 
der Schlund nicht gelähmt ist, tympanitische Auftreibung ein. Diese 
kann also sowohl in Lähmung des Schlundes als in solcher des 
1. Magens begründet sein. 

Dass nach der Vagotomie bei allen Thieren eine Schlundlähmung 
besteht, ist durch Traube u. A. bewiesen worden. Demnach ist sie 
bei den vagotomirten Schafen zunächst als die Ursache der Tympa¬ 
nitis zu betrachten. 

Bei diesen Thieren bestand nun aber gleichzeitig auch eine wenn 
auch unvollständige Lähmung der ersten Mägen. Dafür spricht Fol¬ 
gendes: 1) Beim Anlegen des Ohres an die Bauchwandung hörte 


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Lähmung des Nervus vagus bei Wiederkäuern. 


143 


man niemals deutliche Pansengeräusche (manchmal glaube ich 
ganz schwache derartige Geräusche, in grossen Intervallen auftretend, 
constatirt zu haben). 2) Beim Anlegen der Hand an die linke 
Bauchwandung vermisste man die sonst fühlbaren Pansenbewegungen. 
3) Das Wiederkauen sistirte ganz und gar (dieses Symptom könnte 
allerdings auch andere Ursachen haben). 4) Nach dem Tode fand man 
bei allen Thieren, selbst bei denen die 3 Tage, und dem, welches 16 Tage 
ohne Nahrungsaufnahme nach d et Operation gelebt hatte, die Mägen 
gut mit Futtermassen angefüllt. — Diese Thatsachen beweisen bestimmt, 
dass die beiden ersten Mägen sich in einem vollständigen 
oder unvollständigen Lähraungszustande befanden. 

Dass die Lähmung des Schlundes und die der ersten Mägen län¬ 
gere Zeit bestehen blieb und sich nicht rasch wieder ausglich, beweist 
ausser Vorstehendem noch die Thatsache, dass nach der Entfernung 
der Troicarthülse am 10. Tage nach der Operation sofort Aufblähen 
erfolgte und von Neuem troicarirt werden musste.. 

Die Lähmung der ersten Mägen hat gar nichts Auffallendes, 
wenn man bedenkt, dass dieselben anatomisch und physiologisch nur 
als Schlundabschnitte aufzufassen sind. Es ist aber deshalb nicht 
anzunehmen, dass sie total gelähmt waren, weil in ihren Wänden, 
wie ich gefunden habe, Ganglien vorhanden sind. Diese würden, wenn 
die Thiere länger am Leben geblieben wären, vielleicht wieder ein 
normales Functioniren der Mägen bedingt haben. 

Wenn wir bei zwei Schafen den Schlund mit Futter vollgestopft 
fanden und wenn bei einem Schafe Erbrechen eintrat, so beweist dies 
nichts Weiteres, als dass die Bauchpresse bei diesen Thieren thätig 
war. Beweisend für eine Thätigkeit der Mägen sind diese That¬ 
sachen nicht. 

' Der 3. Magen verhielt sich anders als die beiden ersten Mägen. 
Er wurde einmal ganz leer gefunden, dreimal enthielt er trockene, 
zweimal angefeuchtete Massen. Es beweist dies, dass dieser Magen 
noch thätig war. Er hat sich noch contrahirt, die Flüssigkeit aus 
seinem Inhalte ausgepresst, ja sich sogar noch ganz entleert. Es ist 
dabei festzuhalten, dass alle sechs Thiere in gleicher Weise vor der 
Operation behandelt wurden. Sie bekamen Abends vorher Futter, 
3—4 Stunden vor der Operation des Morgens früh erhielten sie nur 
wenig Nahrung. Unter diesen Verhältnissen kann nicht bezweifelt 
werden, dass der 3. Magen unabhängig von den beiden ersten Mägen 
fanctionirt, so dass er sich bei Schaf 6 ganz entleeren konnte, wäh- 


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144 


ELLENBERGER, 


rend die ersten Mägen in Unthätigkeit verharrten. Es spricht dies 
von Neuem für die von mir behauptete besondere Innervation des 
3. Magens (cfr. meinen Artikel hierüber in diesem Archiv, Bd. VIII). 

Dass die Schlagfolge des Herzens nach der Vagotomie bedeu¬ 
tend gesteigert war, ist selbstverständlich und bedarf dieses Symptom 
keiner weiteren Erklärung. Merkwürdiger Weise wurde bei dem Schaf 
mit intactem Halssympathicus die geringste Pulssteigerung constatirt. 
In Bezug auf die Respiration musste man eine bedeutende Verlang¬ 
samung in der Zahl der Athemzüge erwarten. Diese Erscheinung trat 
aber nicht sehr hervor. Wir zählten zwar oft nur 8—12 Athera- 
züge, oft aber, und zwar in späteren Stadien, nach Eintritt des Lun¬ 
genleidens, auch 20—30 Respirationen pro Minute. Das Athmen war 
aber stets sehr erschwert und arhythmisch. Die Erklärung für diese 
Thatsache findet sich einmal in der nach der Vagotomie fehlenden 
Selbststeuerung der Athmung, wie sie nach Hering und Breuer 
unter normalen Verhältnissen besteht. Durch Ausdehnung der Lunge 
werden die inspiratorischen Nervenfasern erregt und durch Zusamraen- 
pressen, d. h. Verkleinerung des Lungenlumens die exspiratorischen. 
Es werden also abwechselnd das exspiratorische und inspiratorische 
Centrum gereizt. Dadurch kommt der regelmässige Rhythmus der 
Athmung zu Stande. Nach der Vagussection sind die in- und ex- 
spiratorisch erregend wirkenden Nervenfasern vom Centrum getrennt. 
Letzteres kann also durch dieselben, d. h. von der Lunge aus nicht 
mehr erregt werden. Es empfängt seine Anregung jetzt nur noch 
vom Blute. Bei der Athmung fehlt also jetzt vor allen Dingen die 
Hemmung der Inspiration durch die Reizung der exspiratorischen 
Nerven und die der Exspiration durch die Reizung der inspiratori¬ 
schen Nerven. Also muss ein dyspnoetisches Athmen eintrcten. Die 
Atherabeschwerden müssen ausserdem noch bedeutend verstärkt wer¬ 
den durch die oben erwähnte, allgemein bekannte Verengerung des 
Larynx durch den Inspirationsstrom der Luft. Endlich muss die 
Exspiration noch erschwert werden durch die nach der Vagussection 
bestehende Lähmung der glatten Musculatur der Lungen. Bedenkt 
man nun noch, wie bald die Schwellung der Bronchialschleirahaut, 
der seröse Erguss in die Luftwege u. s. w. eintritt, dann hat man 
wohl genügende Erklärung für die bedeutenden Athembeschwerden 
und das gewaltige Arbeiten der Bauchmuskeln besonders bei der Ex¬ 
spiration. 

Das in drei Fällen beobachtete Auftreten von Eiweiss im Harn 


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Lähmung des Nervus Vagus bei Wiederkäuern. 


145 


findet seine Erklärung in den veränderten Blutdruckverhältnissen (ver¬ 
mindertem Blutdruck im grossen Kreislauf). Wahrscheinlich besteht 
bei allen vagotomirten Thieren Albuminurie. 

Das bei einem Thiere beobachtete Erbrechen erfolgte schwer, 
quälend, unter starkem Gebrauch der Bauchpresse, wahrscheinlich 
wegen der Parese des Schlundes und der Mägen. Diese Erscheinung 
ist öfters bei Vagotomirten beobachtet worden. Ihr Eintritt bot durch¬ 
aus nichts Erstaunliches bei den Misshandlungen, welchen die Nerven 
in diesem Falle, wie oben geschildert, ausgesetzt waren (cfr. vorn). 

Die übrigen, oben genannten Erscheinungen und die am Kopfe 
der Thiere zu beobachtenden Sympathicussymptome bedürfen keiner 
Erklärung und sind nur von geringerer Bedeutung. 

Ad 5 und 6. Unter den Sectionserscheinungen sind nur die an 
den Lungen, dem Herzen und den Mägen constatirten Befunde und 
das regelmässige Vorkommen von Ecchymosen von Interesse. Die an 
den Mägen constatirten Verhältnisse sind ad 4 bereits besprochen 
worden. 

Die ecchymotischen Flecken waren am ausgebreitetsten bei den 
rasch sterbenden Thieren. Sie fanden sich bei diesen in enormer 
Ausbreitung vor. Sie fehlten aber bei keinem der secirten Schafe. 
Da bekanntlich bei allen suffocatorisch zu Grunde gehenden Thieren 
das Auftreten von Ecchymosen regelmässig zu beobachten ist, da sie 
den Erstickungstod regelmässig begleiten, so weist ihr Vorkommen 
im vorliegenden Falle also darauf hin, dass die Todesursache bei den 
vagotomirten Schafen wohl ebenfalls Suffocation gewesen ist. Die 
Verdichtungen, Hepatisationen und Splenisationen der Lungen waren 
aber bei den Schafen durchaus nicht so bedeutend, um durch Ausfall 
der betreffenden verdichteten Stücke aus der athmenden Fläche den 
Eintritt des Suffocationstodes erklären zu können; wohl aber waren 
die Bronchien und ihre Verzweigungen etc. derartig mit seröser Flüs¬ 
sigkeit gefüllt, dass darin sehr wohl die Ursache der Erstickung ge¬ 
funden werden kann. Ist nun aber der Tod wirklich dadurch einge¬ 
treten oder hat Paralysis cordis, wie dies Eichhorst für andere Thiere 
behauptet, den Tod herbeigeführt? Eichhorst nimmt an, dass im 
Vagus trophische Nervenfasern für den Herzmuskel verlaufen, deren 
Darchschneidung Ernährungsstörungen, Verfettungen etc. in den Herz¬ 
muskelfasern bedinge. 

In Bezug auf den Vagustod bei Schafen muss ich bei meinen Ver¬ 
suchen die Todesursache im Lungenödem suchen. Die Herzmuskel- 

10 


Archiv f. wistensrh. u. prakt. Thierheilk. IX. lu.2. 


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146 


ELLENBERGER, 


fasern waren bei den Versuchstieren allerdings stark gekörnt, an 
einzelnen Fasern war sogar die Querstreifung undeutlich, ja sogar 
verschwunden. Alles dies fand ich aber auch bei den einseitigen 
Vagusdurchschneidungen und bei gesunden Schafen. Es muss also 
als ein normaler Befund bezeichnet werden. Selbst bei dem 16 Tage 
lebenden Thicre konnte kein anderer mikroskopischer Befund consta- 
tirt werden. Wäre der Tod durch Paralysis cordis erfolgt, so hätte 
das linke Herz im prall gefüllten Zustande post mortem angetroffen 
werden müssen. Ich fand es aber zwei Mal ganz leer, zwei Mal einige 
Blutgerinnsel enthaltend, zwei Mal ziemlich stark, aber schwächer als 
rechts gefüllt. Beim Erstickungstod pflegt das rechte Herz gefüllt 
zu sein, und in der That fanden wir dasselbe 5 Mal prall mit Ge¬ 
rinnseln angefüllt. Nach alledem kann Paralysis cordis bei den 6 
operirten Schafen nicht als die Todesursache betrachtet werden. Dem¬ 
nach ist anzunehmen, dass der Tod durch Erstickung resp. durch die 
in den Lungen abgelaufeuen krankhaften Vorgänge bedingt worden ist. 
Die Veränderungen in den Lungen waren bronchopneumonischer Natur. 
Sie gingen von der Bronchialschleimhaut aus. Diese wurde durch 
fremde Körper (Futter, Mundflüssigkeit) gereizt, ln einem Fall setzte 
der Process in der Trachea ein durch Druck des weiten Tracheotubus 
auf die Trachealsehleimhaut. Von hier aus erfolgte die Weiterver¬ 
breitung nach den Lungen. Die Veränderungen in den Lungen be¬ 
standen in bedeutender Hyperämie, reichlichen ödematösen Ergüssen, 
lobulären Verdichtungen und pneumonischen Herden. Mikroskopisch 
constatirten wir stets Lungenödem und stellenweise eine katarrhalische 
Pneumonie, beide stark hämorrhagischen Charakters, ln einem Fall 
bei dem 16 Tage lebenden Thiere waren massenhafte abgckapselte 
Eiterherde vorhanden und bestand gleichzeitig eine fibrinöse Pleuritis. 
Letztere war secundärer Natur. Die Ausgangspunkte waren da, wo 
die Eiterherde die Pleura berührten. 

In den erkrankten Lungen fand man stets massenhaft Mikro- 
coccen, sowohl vereinzelt als in Herden, sowohl in den Septen als in 
den Bronchien und Alveolen. Auch waren stets Bacillen (Bact. termo) 
in den Bronchien und Alveolen zu sehen. Dieser Befund wurde auch 
bei dem tracheotomirten Thiere constatirt, bei welchem Futterparti¬ 
kelchen nur oben im Larynx und der Trachea, keine in den Bronchien 
gefunden wurden. Es sind hier vielleicht Staubtheile durch den 
Tracheotubus aspirirt worden. Die Blutgefässe und Capillaren er¬ 
schienen in allen Fällen prall gefüllt Die Pneumonie trat stets lo- 


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Lähmung des Nervus vagus bei Wiederkäuern. 


147 


bulär auf, und zwar an den tiefsten Stellen der Lungen zuerst. In 
der Flüssigkeit in den Bronchien fand man Futterpartikelchen, Platten- 
epithelien, weisse und rothe Blutkörperchen, körnige Detritusmassen, 
Bacillen und Mikrococcen. 

Es erscheint mir durchaus überflüssig, mich weiter über die Ver¬ 
änderungen in den Lungen zu verbreiten. Diese Verhältnisse sind 
von Friedländer und Frey in ausgezeichneter Weise behandelt 
worden und wüsste ich dem nichts hinzuzufügen. 

Die Ursachen der Veränderungen in den Lungen liegen in erster 
Linie in der Reizung durch die in die Trachea und die Bronchien 
gelangten fremden Körper. Die Schliesser der Glottis sind nach der 
Vagotomie bekanntlich gelähmt, also kann leicht etwas Fremdes, 
Mundflüssigkeit, Nahrungsmittel in den Respirationsapparat, der ja 
bei den tiefen Inspirationen geradezu ansaugend auf dieselben wirkt, 
hineingelangen. Wesentlich begünstigend hierbei wirkt die Lähmung 
des Schlundes, wie dies durch Traube zuerst festgestellt wurde. Das 
in dem gelähmten Schlundkopf und der Rachenhöhle sich ansammelnde 
Futter wird bei der Inspiration durch die offenstehende Glottis in die 
Trachea aspirirt. Die so in die Lungen eintretenden fremden Körper 
müssen natürlich eine Pneumonie zur Folge haben. Dazu kommt nun 
noch, dass bei den bedeutenden Thoraxerweiterungen der krankhaft 
langsamen und tiefen Inspiration der Lungenluftdruck abnorm niedrig 
und die Lungen ausserordentlich blutreich werden. Dadurch werden 
namentlich die serösen Transsudate und Hämorrhagien veranlasst. Viel¬ 
leicht sind auch Vasomotoren der Lungen, die im Vagus verlaufen, mit¬ 
gelähmt. Jedenfalls sind Ursachen genug vorhanden, welche bedeutende 
Veränderungen in den Lungen herbeiführen müssen. Es ist also nicht 
nothwendig, besondere trophische Nerven für die Lungen in den Vagi 
anzunehmen, um das Zustandekommen der pneumonischen Processe in 
den Lungen vagotomirter Thiere erklären zu können. 

Die ausgefübrten Experimente ordnen sich in 6 Reihen: 1. Einseitige 
Durchschneidung des Vagus-Sympathicusbündels. 2. Beiderseitige gleichzeitige 
Durchschneidung dieses Bündels. 3. Beiderseitige Durchschneidung mit 16 tä¬ 
gigem Intervall zwischen beiden Operationen. 4. Doppelseitige Durchschneidung 
des Bündels mit Troicariren des Pansens. 5. Dasselbe nach vorherigem Tracheo- 
tomiren. 6. Beiderseitige Durchschneidung des N. vagus mit Erhaltung des 
N. sympathicus. 


10 * 


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V. 


Ueber die verdauenden Eigenschaften des Darmsaftes der 

Haussäugethiere. 

Von 

H. Frick, Studirenden der Thierarzneikunde. 


Die Erfahrung, dass von den Drüsen in der Regel Secrete ge¬ 
liefert werden, berechtigte zu der Annahme, dass die Lieberkühn'schen 
Drüsen des Darmes auch ein Secret abschieden, dem vielleicht Werth 
für die Verdauung beizumessen sei. Es wurden zahlreiche Versuche 
zur Gewinnung und Untersuchung dieses Secrets, Darmsaft genannt, 
angestellt; dieselben scheiden sich streng in zwei Gruppen, in der 
einen wurde der zu verwendende Darmsaft von lebenden Thieren ge¬ 
wonnen, in der anderen fanden Extracte der Schleimhaut Verwendung. 

Frerichs 1 ) klemmte einfach Darmschlingen ab und untersuchte 
das in diesen sich ansammclnde Secret. Bidder und Schmidt 2 ) 
erhielten bei diesem Verfahren zu wenig Darmsaft, um damit zu ex- 
perimentiren, sie legten daher Darmfisteln an, analog den Magen¬ 
fisteln, erhielten jedoch keinen reinen Darmsaft. 

Thiry 3 ) legte Darmfisteln in der Weise an, dass er ein Stück 
Dünndarm, welches in Verbindung mit dem Gekröse blieb, herausschnitt, 
dessen eines Ende zunähte und in der Bauchhöhle liess, während das 
andere Ende mit der Hautwunde zur Verheilung gebracht wurde. Der 
getrennte Darm wurde durch eine Darranaht wieder vereinigt. Ge¬ 
wonnen wurde der Darmsaft durch Reizung der Schleimhaut (Ein¬ 
führung eines elastischen Katheters oder Einbringung von Schwämmen), 

*) Handwörterbuch d. Physiol., 1846, III, 1, S. 851 (Art.: Verdauung). 

2 ) Verdauungssäfte und Stoffwechsel, 1852. S. 260. 

3 ) Sitzungsber. d. Akad. d.Wissonsch. in Wien, 1864. No. 6; ebenda Bd. L. 


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Verdauende Eigenschaften des Darmsaftes der Haussäugethierc. 


149 


und die Untersuchung ergab nur, dass ungekochtes Fibrin gelöst wurde. 
Leube 1 ) und Kühne 2 ) legten ebensolche Fisteln an und erhielten 
dieselben Resultate. Nach derselben Methode arbeiteten ferner: 
Quincke 3 ), Schiff 4 5 ), Paschutin 3 ), Garland 6 ), Leven 7 ), Mas- 
1 off 8 ); die hierbei gewonnenen Resultate waren: 

Quincke fand nur eine langsame Veränderung von Stärke, Fibrin 
wurde nicht stets angegriffen. Schiff constatirte, dass kleine Stücke 
Albumin, frisches Casein, frische und gekochte Muskelsubstanz gelöst, 
Amylum so schnell wie vom Bauchspeichel in Zucker übergeführt 
wird; aus Oelen entstanden gute Emulsionen, namentlich bei nüch¬ 
ternem Darm und im oberen Theil des Dünndarms. Paschutin ge¬ 
lang es nur, ein diastatisches und ein Rohrzucker umwandelndes 
Ferment ausfindig zu machen; letzteres fand er nicht immer. Nach 
Garland und Leven wird Fibrin sowohl bei saurer wie alkalischer 
Reaction verdaut und Stärke in Zucker übergeführt. Masloff konnte 
die Umwandlung von Stärke in Zucker und Verdauung von rohem 
Fibrin bei saurer Reaction feststellen, dagegen wurde rohes oder ge¬ 
kochtes Fleisch oder gekochtes Albumin nicht alterirt. 

Hieran schliessen sich noch einige Beobachtungen von Darm¬ 
fisteln beim Menschen: 

Busch 9 ) beobachtete eine solche und fand, dass von dem Secret 
Eiweisskörper verdaut und Stärke in Zucker übergeführt wurde, allein 
die Fäulniss war in diesem Fall nicht ausgeschlossen wegen des Feh¬ 
lens der Galle in dem zur Untersuchung sich darbietenden Darmstück. 
Ewald 10 ) erhielt bei einer menschlichen Darmfistel ein Secret, das 
viel Gallenfarbstoff enthielt und die charakteristischen Eigenschaften 
des Bauchspeichels zeigte. 


1 ) Beitr. z. Kenntniss des Dünndarmsaftes. Habilitationsschrift. Erlangen 
1868; auch Centralbl. f. d. med. Wissensch., 1868, S. 289; ferner Sitz.-Ber. 
d. physik.-med. Soc. zu Erlangen, IV, 36, 55. 

2 ) Lehrb. d. physiol. Chemie, 1868, S. 136. 

3 ) Arch. f. Anat. u. Physiol., 1868, S. 150. 

4 ) II Morgagni, 1867, Xo. 9, und Centralbl. f. d. med. Wissensch., 1868, 
No. 23. 

5 ) Centralbl. f. d. med. Wissensch., 1872, S. 97. 

6 ) Boston med. a. surg. Journal, 1874, Mai. 

7 ) Soc. de Biologie, 1874, October. 

8 ) Untersuchungen aus d. physiol. Inst, zu Heidelberg, 1878, II, S. 290. 

9 ) Arch. f. path. Anat., XIV, S. 140. 

,0 ) Virchow’s Archiv, LXXV, S. 409. 


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150 


FRICK, 


Demant 1 ) verzeichnet eine gute Beobachtung einer menschli¬ 
chen Darmfistel; die sehr sorgfältig geführte Untersuchung des ge¬ 
wonnenen Seretes ergab, dass Eiweisskörper nicht verdaut werden und 
Stärke erst nach tünf Stunden in Traubenzucker verwandelt wird; 
Rohrzucker wurde nach vier Stunden invertirt. 

Bei der Schwierigkeit, gute Darmfisteln anzulegen, und der Mög¬ 
lichkeit, dass das gewonnene Secret nicht Product der Lieberkühn- 
schen Drüsen, sondern pathologisches Transsudat sei 2 ), wurde es mit 
Freuden begrüsst, als v. Wittich 3 ) zeigte, dass man mit Extracten 
der Schleimhaut ebensogut experimentiren könne, wie mit dem aus 
Fisteln gewonnenen Darmsaft. Aus den Untersuchungen solcher Ex- 
tracte resultirte: 

v. Wittich fand erst gegen Schluss seiner Untersuchungen im 
Duodenum von Meerschweinchen, Kaninchen, Hunden und Katzen ein 
saccharificirendes Ferment. Eichhorst 4 ) beobachtete eine Wirkung 
auf Stärke nur im Dickdarm und führt die Resultate von Thiry und 
Leubc auf Fäulniss zurück, jedoch mit Unrecht, denn die Entstehung 
von Peptonen auf diesem Wege ist ja möglich, doch nie kann sich 
durch Fäulniss Zucker bilden; vielmehr wird durch Fäulniss der 
Zucker zerstört. Paschutin will das von v. Wittich gefundene 
saccharificirende Ferment mittelst Filtration durch Thonzellen aus der 
Darmschleimhaut des Hundes erhalten haben. Masloff stellte auf 
die verschiedenste Weise Extracte dar und erhielt das schon oben 
angegebene Resultat. Brown und Heron 5 ) fanden bei ihren Unter¬ 
suchungen, dass der Dünndarmsaft Rohrzucker und Maltose in Trau¬ 
benzucker um wandelt und schwach auf Stärke wirkt; der Dünndarm 
selbst soll weit besser wirken, als das wässerige Extract. Neuerdings 

*) Ueber die Wirk, des menschl. Darmsaftes, Virch. Arch., LXXV, S. 419. 

2 ) Hoppe-Seyler sagt (Physiol. Chem., II, S. 274): „Der verschieden 
gefundene Gehalt (seil, des Darmsaftes) an Albuminstoffen neben dem ziemlich 
constanten Gehalt an anorganischen Salzen, welcher dom des Blutplasma und der 
Lymphe entspricht, geben ein gewichtiges Argument, die entweder in unterbun¬ 
denen Darmschlingen oder in Thiry’schen Fisteln enthaltenen Flüssigkeiten als 
Transsudate, durch Reizung der Schleimhaut hervorgerufen, anzusehen. Ein 
irgendwie geführter Nachweis, dass e ine Secretion von Darmsaft 
existire und dass dieselbe von den Lieberkühn’schen Drüsen aus¬ 
geführt werde, ist nicht erbracht.“ 

3 ) Arch. f. d. ges. Physiologie, II, S. 193. 

4 ) Arch. f. Physiol., II, S. 570. 

5 ) Annalen d. Chemie u. Pharmacie, 1880, CCIV, S. 228. 


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Verdauende Eigenschaften des Darmsaftes der Haussängethiere. 


151 


haben Ellenberger und Hofmeister 1 ) bei Untersuchung der Ver¬ 
breitung des saccharificirenden Fermentes ira Pferdekörper gefunden, 
dass in der Duodenalschleimhaut dieses Thieres ein Ferment existirt, 
das nach zwanzig Stunden aus Stärke 0,03—0,2 Grm. Zucker 
producirte. 

Bei allen diesen Versuchen wurden mit wenigen Ausnahmen nur 
Carnivoren verwendet, sodass die Verhältnisse bei den Herbivoren, 
zu denen doch unsere grösseren Hausthiere gehören, nach dieser Rich¬ 
tung fast unbekannt sind. Bezüglich der Darmverdauung ist ein 
Schluss von den Carnivoren auf die Herbivoren nicht zulässig, da bei 
Letzteren wegen der viel grösseren Länge und Capacität des Darm¬ 
canals und der enormen Entwickelung des Dickdarmes erfahrungs- 
gemäss die Umsetzungen ira Darm anders ablaufen, als bei den 
Carnivoren 2 ). Auf Wunsch des Herrn Prof. H. Munk und unter 
Leitung des Herrn Dr. I. Munk trat ich der Frage durch eine ira 
physiologischen Laboratorium der hiesigen Königl. Thierarzneischule 
ausgeführte Untersuchung näher. Ich beschränkte mich hierbei nicht 
auf die Herbivoren (Pferd, Schaf, Kaninchen), sondern zog auch 
gleichzeitig die Carnivoren, als deren hauptsächlichster Vertreter hier 
der Hund in Frage kommt, und von den Omnivoren das Schwein in 
den Kreis meiner Versuche. Hierbei kam es mir nicht so sehr dar¬ 
auf an, die Untersuchungsmethoden zu variiren, sondern, indem ich 
dieselbe zuverlässige Methode auf eine grössere Anzahl von Fällen 
anwendete, suchte ich gewissermassen auf statistischem Wege ein Re¬ 
sultat zu erlangen. 

Um die zur Gewinnung der löslichen, chemischen Fermente, für 
die Kühne den Namen „Enzyme“ vorgeschlagen hat, nöthige Schleim¬ 
haut zu erhalten, wurden den verschiedenen Thieren (Pferd, Hund, 
Schaf, Schwein, Kaninchen) die betreffenden Darmstücke entnommen, 
und zwar bei Hund, Schaf, Schwein, Kaninchen sofort nach dem Tode, 
beim Pferde meist erst zwölf Stunden nach dem Tode. Diese Därme 
wurden, nachdem sie aufgeschnitten worden, so lange mit Wasser 
gewaschen, bis das Waschwasser klar blieb; hierauf wurde die Schleim¬ 
haut mit einem Theil des submucösen Bindegewebes, entweder in 


1 ) Ueber die Verbreitung des saccharificirenden Ferments im Pferdekörpor. 
Dieses Archiv, 1882, VIII, S. 100. 

2 ) I. Munk, Physiologie des Menschen und der Säugethiere. Berlin 1881, 
S. 140 ff. 


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152 


FRICK, 


continuo abgezogen (Pferd, Schwein) oder durch Abschaben (Schaf, 
Hund) gewonnen. Beim Kaninchen war ein Abziehen oder Abschaben 
der Schleimhaut nicht möglich wegen des zarten Baues des Darmes, 
es musste daher Muscularis und Serosa mit verwendet werden. Die 
so erhaltene Schleimhaut, resp. der ganze Darm (Kaninchen) wurde 
mit der Scheere zerschnitten und auf 24 Stunden in Alkohol von 
90 pCt. gelegt (bekanntlich erleiden hierdurch die thierischen Fer¬ 
mente keinerlei Alteration). Nach dieser Behandlung erfolgte das 
Trocknen, entweder in der Sonne oder im Brutofen bei einer Tempe¬ 
ratur von 38° C. Zur besseren Behandlung wurde das getrocknete 
Präparat in der Reibschale zu einem feinen Pulver zerrieben. Aus 
diesem Pulver wurden die eventuell vorfind liehen Fermente extrahirt 
durch: 

a) Glycerin, welches zur Hälfte mit Wasser verdünnt war; 

b) lproc. Lösung von Natr. carbon. pur.; 

c) destillirtes Wasser, dem im Sommer, um Fäulniss zu ver¬ 
hindern, 0,3 pCt. Acid. salicyl. zugesetzt war. 

Die Dauer der Extraction erstreckte sich bei den beiden letzteren 
Methoden auf 24 Stunden, das erstere Mittel kam nur einmal zur 
Verwendung, da es mehrerer, ja bis acht Tage bedarf, bis eine ge¬ 
nügende Extraction zu Stande kommt. Im Sommer war es nöthig, 
die Präparate während der Extractionszeit durch Eis kühl zu erhalten, 
da sie sonst leicht in Fäulniss übergingen. Auf diese Weise wurde 
ein Extract der betreffenden Schleimhäute erhalten, das nach der Fil¬ 
tration zu künstlichen Verdauungsversuchen Anwendung fand. Bei 
diesen Versuchen kam es namentlich darauf an, zu constatiren, in 
wie weit der Darmsaft im Stande sei, Eiweisskörper in Peptone und 
Stärke in Traubenzucker überzuführen. Ob der Darmsaft Fette zu 
emulgiren vermag, wurde nicht untersucht, da die Alkalien aus den 
käuflichen Fetten, die stets freie Fettsäuren enthalten, eine Emulsion 
herstellen, mithin der alkalische Darmsaft dies auf jeden Fall thut, 
wenn man in Betracht zieht, dass die Fette der Nahrung nie der 
freien Fettsäuren entbehren *). Fernerhin wurde Abstand genommen, 
zu prüfen, ob der Darmsaft Rohrzucker in Traubenzucker invertiren 


! ) Freie Fettsäuren sind fast in allen Fetten enthalten (Franz Hof mann, 
Beiträge zur Anat. u. Physiol., Festgabe für C. Ludwig, 1875, S. 134), nach 
J. König (Die menschlichen Nahrungs- und Genussmittel, 1880, II, S. 248) 
namentlich reichlich in Pflanzenfetten (Olivenöl, Leinöl etc.). 


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Verdauende Eigenschaften des Darmsaftes der Haussäugetliiere. 153 


kann, da diese Inversion schon in Spuren vor sich geht, wenn eine 
Lösung von Rohrzucker einige Stunden steht, um so leichter, wenn 
dieselbe einer Temperatur von 40° C. ausgesetzt ist, vollends bei 
Gegenwart organischer Stoffe. 

Als zu verdauender Eiweisskörper fand Fibrin Anwendung, wel¬ 
ches aus dem Blute frisch getödteter Pferde dargestellt und unter 
Glycerin aufbewahrt wurde. Dieses Fibrin wurde vor dem jedesma¬ 
ligen Versuch rnit Wasser gut ausgewaschen und theils in gekochtem, 
theils ungekochtem Zustand verwendet. 

Zur Einwirkung auf Stärke wurde ein Kleister gebraucht, der 
vor jedem Versuch aus bester Weizenstärke frisch dargestellt war. 

Das Extract kam in verschiedener Weise zur Verwendung, je 
nachdem es auf Fibrin oder auf Stärke wirken sollte. Im ersteren 
Fall war es entweder das reine Glycerinextract, oder das alkalische 
Extract, oder das mit 1 p. M. Salzsäure angesäuerte Wasserextract, 
oder das reine Wasserextract. Bei der Einwirkung auf Stärke wurde 
das Extract stets sorgfältig neutralisirt. 

Die so hergestellten Verdauungsflüssigkeiten befanden sich in 
Becher- resp. Reagirgläschen, die in ein Wasserbad eingestellt und 
hier auf einer constanten Temperatur von 38 ü 0. erhalten wurden. 
Der Aufenthalt in diesem Wasserbade und die Einwirkung des Ex- 
tractes auf die zu verdauenden Substanzen betrug beim Fibrin vier 
bis fünf Stunden, bei der Stärke eine halbe bis vier Stunden. Im 
letzteren Fall waren die Resultate trotz der verschiedenen Dauer der 
Einwirkung stets dieselben. 

Vor jedem Verdauungsversuch wurde das in Frage kommende 
Extract geprüft auf die Abwesenheit von Peptonen und Zucker, deren 
Nachweis durch die Peptonreaction (Biuretreaction: rosa- bis purpur- 
rothe Färbung bei Zusatz von Natronlauge und einem bis mehreren 
Tropfen dünner Kupfervitriollösung in der Kälte), resp. durch die 
Trommer’sche Probe geschah. 

Versuch 1. Das Glycerinextract von der Dünndarraschleimhaut 
eines Hundes erwies sich unwirksam auf Fibrin und Stärke; dagegen zeigte 
das alkalische Extract, nachdem es sorgfältig neutralisirt, dies Verhalten nur 
gegen Stärke, während Fibrin in Pepton übergeführt wurde, wie die Reaction 
ergab. Ganz dieselbe Reaction ergab sich, nachdem das Extract zum Sieden 
erhitzt war, sodass Fermente nicht mehr vorhanden sein konnten. Zur Klarstel¬ 
lung dieses Ergebnisses wurde ein Theil des Extractes mit Fibrin zur Verdauung 
angestellt, ein anderer Theil. nachdem es zum Sieden erhitzt worden. In beiden 
Flüssigkeiten zeigte sich nach 4—östündiger Digestion schwache Peptonreaction. 


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154 


FRICK 


Das alkalische Extract enthielt reichlich Mucin, das auf Zusatz von Essigsäure 
in Flocken ausfiel. 

Versuch 2 u. 3. Das neutralisirte Extract von der Schleimhaut des 
Hundeduodenum greift Stärke nicht an, das alkalische Extract und das ange¬ 
säuerte Wasserextract wirken nicht auf Fibrin ein. Im alkalischen Extract findet 
sich viel Mucin. f 

Versuch 4 u. 5. Stärke wird vom neutralisirten Extract der Schleimhaut 
des Hundejejunum nicht verändert, ebenso wenig Fibrin vom alkalischen und 
vom angesäuerten Wasserextract; dagegen wird im alkalischen Extract eine be¬ 
deutende Menge Mucin gefunden. 

Versuch 6. Weder das alkalische noch das Wasserextract von der Schleim¬ 
haut des Hunderectum und Colon haben Einfluss auf Stärke oder Fibrin. 

Versuch 7 u. 8. Weder das alkalische noch das Wasserextract des Ka¬ 
ninchendünndarms verändern Stärke; nur in einem Fall zeigt das alkalische 
Extract nach der Verdauung deutliche Peptonreaction, sonst war dieselbe höchst 
unbedeutend. Auffällig war der starke Mucingehalt der Extracte. 

Versuch 9—11. Nur in einem Fall führte das Wasserextract des Kanin¬ 
chenblinddarms Stärke in Zucker über, sodass deutliche Zuckerreaction erfolgt. 
Schwache Peptonreaction ergaben zweimal das Wasser- und einmal das alkalische 
Extract nach der früher genannten Zeit. In zwei Fällen fand sich verhältniss- 
mässig viel Mucin. 

Versuch 12—19. Fibrin wurde einmal vom alkalischen und vom Wasser¬ 
extract der Schleimhaut des Pferdejejunum schwach angegriffen, Stärke gar 
nicht, ln einem Fall wurde viel Mucin gefunden (einmal war das alkalische 
Extract braun gefärbt). 

Versuch 20—27. In 4 Fällen führte das alkalische Extract von der 
Blinddarmschleimhaut des Pferdes deutlich nachweisbar Fibrin in Pepton 
über, dreimal war die Peptonreaction schwach. Stärke wurde von diesem Extract, 
das einmal braun gefärbt war, gar nicht angegriffen. Das Wasserextract gab mit 
Fibrin viermal schwache, sonst keine Peptonreaction; dagegen liess sich einmal 
viel Mucin nachweisen. 

Versuch 28. Das Wasserextract von der Schleimhaut des Schafjeju¬ 
num greift Fibrin schwach an; das alkalische Extract ist braun gefärbt, sodass 
eine Peptonreaction nicht zu machen ist. 

Versuch 29 u. 30. Dieselben Resultate ergaben sich am Grimmdarm 
und Blinddarm des Schafes. 

Versuch 31. Es kann keine Einwirkung des alkalischen oder Wasser- 
extractes von der Schleimhaut des Schweinejejunum constatirt werden, weder 
auf Fibrin noch auf Stärke. 

Versuch 32—40. Auf Stärke zeigte das Wasserextract von der Schleim¬ 
haut des Hundejejunum viermal Einwirkung, das alkalische Extract that dies 
einmal. Fibrin wurde vom alkalischen Extrakt dreimal schwach angegriffen. In 
den übrigen Fällen war keine Einwirkung weder auf Fibrin noch auf Stärke zu 
constatiren. 

Es mögen hier noch einige Bemerkungen gestattet sein, die bei 
der Beurtheilung der Versuche und der gewonnenen Resultate in Be¬ 
tracht kommen. 


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Verdauende Eigenschaften des Darmsaftes der Haussäugethiere. 155 


Wenn in manchen Fällen die Reaction eine deutliche Einwirkung 
auf Fibrin ergeben hat, so muss immerhin berücksichtigt werden, 
dass die Fäulniss, ausser im Glycerin- und Salicylwasserextract, wäh¬ 
rend der Verdauungsversuche nie ganz auszuschliessen war. Ferner 
ist auch ein Auswaschen der Schleirahautfläche bis zu dem Grade, 
dass keine anderweitig, insbesondere von dem in den Dünndarm sich 
ergiessenden pancreatischen Saft, gelieferten Fermente, welche dem 
Darmepithel anhafteten, mehr vorhanden waren, kaum möglich. Von 
wesentlichem Belang ist auch der Umstand, dass in Fällen, wo eine 
Einwirkung constatirt werden konnte, die Vorprüfung meist schon die 
Anwesenheit von Peptonen resp. Zucker ergeben hat. 

Zieht man aus dem Angeführten den Schluss, so folgt, dass dem 
Darmsaft oder richtiger gesagt den Extracten der Darmschleimhaut 
der Haussäugethiere keine wesentlich verdauenden Eigenschaften zu¬ 
kommen, ein Resultat, welches mit den Beobachtungen von Demant 
über das Verhalten des Secretes einer menschlichen Darmfistel an¬ 
nähernd übereinstimmt. Annähernd kann dies nur genannt werden, 
weil Demant die Umwandlung von Stärke in Zucker nach fünf 
Stunden verzeichnet. Wenn in unseren Versuchen die Einwirkung 
auf Stärke nie durch viele Stunden hindurch ausgedehnt worden ist, 
so geschah dies absichtlich aus dem Grunde, weil eine nach so langer 
Zeit zu beobachtende geringe Zuckerbildung die Anwesenheit eines 
diastatisch wirksamen Verdauungsfermentes nicht sicher beweist, haben 
doch zuerst CI. Bernard und neuerdings Seegen und Kratschmer 1 ) 
nachgewiesen, dass alle eiweisshaltigen Substrate, wenn sie nur ein 
wenig lösliches Eiweiss enthalten, oder sich auf einer Stufe begin¬ 
nender Zersetzung befinden, bei längerer, mehrstündiger Digestion 
schwach diastatisch wirken, eine Erfahrung, die auch Maly 2 ) gele¬ 
gentlich der angeblichen schwachen diastatischen Wirkung des Darra- 
saftes hervorhebt. Aus demselben Grunde kommt auch dem Resul¬ 
tate von Ellenberger und Hofmeister 3 ) keine Bedeutung zu, weil 
die Wirkung der Darmschleimhaut (vom Pferde) auf Stärkekleister 
erst nach zwanzig Stunden und nur in Spuren zu beobachten war 
und nach ihren eigenen Befunden Blutserum, Lymphdrüsen und Lunge 
die diastatische Wirksamkeit in viel höherem Grade besitzen. Mögen 


*) Archiv f. d. ges. Physiologie, 1877, XIV, S. 593 ff. 

2 ) Hermann’s Handb. d. Physiologie, 1880, V, ?. Th., S. 231, 

3 ) s. oben. 


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156 


F1UCK. 


nun auch im Dickdarm der Herbivoren die Futterstoffe so lange ver¬ 
weilen, so ist innerhalb dieser Zeit die im Futter enthaltene Stärke 
längst den Processen der Gährung und Fäulniss anheimgefallen *), 
bevor jene spurweise Zuckerbildung zu Stande kommen kann. End¬ 
lich ist nicht zu vergessen, dass die Quantität des event. gelieferten 
Darmsaftes in keinem Verhältnisse steht zur Menge des angenom¬ 
menen Futters (Demant erhielt im günstigsten Fall 20 — 25 Grm. 
pro die, oft in mehreren Stunden nur einige Tropfen). Hiernach 
würde sich der Darmsaft als ein alkalisches, stark eiweiss- und 
mucinhaltiges, wässeriges Secret darstellen, dessen Bedeutung wesent¬ 
lich in dem, auch in obigen Versuchen zumeist beobachteten hohen 
Mucingehalt zu suchen wäre. Diese Abscheidung von Mucin auf die 
Oberfläche der Darmschleimhaut ist, wie Hoppe-Seyler 1 2 ) hervor¬ 
hebt, von hoher Bedeutung, „insofern das Mucin durch Fäulniss, wie 
es scheint, nicht angegriffen wird, eine schützende Decke für die 
Epithelzellen bildet und das Gleiten der festen Massen im Darm und 
die leichte Fortbewegung derselben durch die Peristaltik ermöglicht“ 
oder wenigstens befördert. 

Zum Schluss möchte ich noch der Ansicht Masloff’s entgegen¬ 
treten, der seine verschiedenen Resultate auf individuelle Verschieden¬ 
heiten oder solche der Race zurückführen will; ich habe bei meinen 
Versuchen Thiere der verschiedensten Racen untersucht und im Grossen 
und Ganzen stets dasselbe Resultat erhalten. 


1 ) 1. Munk, Physiol. des Menschen u. d. Säugelhiere, Berlin 1881. S. 142. 

2 ) Physiol. Chemie, Berlin 1878, II, S. 275. 


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Referate und Kritiken. 


Jahresbericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Veterinär- 
me di ein. Herausgegeb. von Prof. Dr. Ellen berger und Prof. Dr. Schütz. 
Erster Jahrg. (1881). Berlin, A. Hirschwald. 

Seit einer Reihe von Jahren sind in dem von Virchow und Hirsch her¬ 
ausgegebenen Jahresberichte über die Leistungen und Fortschritte in der ge- 
sammten Medicin auch die Leistungen auf dem Gebiete der Veterinärmedicin 
berücksichtigt. Der betreffende Abschnitt des Berichts ist zuerst von Leisering, 
dann von Leisering und Fürstenberg, später von Bollinger, und seit 
1880 von Ellenberger und Schütz bearbeitet. Derselbe blieb aber den 
meisten Thierärzten unbekannt, weil er im Buchhandel nur im Zusammenhänge 
mit dem theuren Gesammtbericht käuflich war. Auch konnte von den Fort¬ 
schritten unserer Wissenschaft immer nur das mitgetheilt werden, was für den 
Mediciner Interesse hat, und es wurden daher die rein praktischen Fragen nur 
wenig berücksichtigt. 

Die genannten gegenwärtigen Mitarbeiter an dem Virchow-Hirsch’schen Jah¬ 
resbericht beabsichtigen nun, alljährlich einen Separatbericht für die Thierärzte 
herauszugeben. In demselben sollen alle beachtenswerten Arbeiten, die in vete- 
rinärmedicinischen Schriften des In- und Auslandes zur Veröffentlichung kommen, 
und ausserdem die Abhandlungen in anderen Zeitschriften, welche zur Lösung 
rein thierärztlicher Aufgaben beitragen, berücksichtigt werden. Um dieses Ziel 
zu erreichen, haben die Verfasser sich mit Erfolg bestrebt, Mitarbeiter unter den 
Fachgenossen des In- und Auslandes zu gewinnen. 

In dem uns vorliegenden ersten Bericht sind zunächst alle nennenswerten 
allgemeinen Schriften und Journale aufgezählt. Darauf sind die verschiedenen 
Krankheitsgruppen — Seuchen und ansteckende Krankheiten, verschiedene In- 
fectionskrankheiten, chronische und constitutionelle Krankheiten, Parasitenkrank¬ 
heiten, sporadische innere und äussere Krankheiten, Intoxicationen — einzeln 
behandelt, in der Weise, dass immer zuerst die betreffende Literatur und darauf 
der Inhalt der verschiedenen Monographien und Journalartikel je nach der wis¬ 
senschaftlichen oder praktischen Bedeutung mehr oder weniger vollständig ange¬ 
geben ist. Ausser den Krankheiten sind dann noch die Materia medica, Missbil¬ 
dungen, öffentliche Gesundheitspflege, Geburtshülfe etc. berücksichtigt. 

Wir sind überzeugt, dass das Unternehmen allseitig als ein sehr dankens- 
werthes anerkannt werden wird. Die Zahl der thierärztlichen deutschen und 


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158 


MOELLER. 


ausländischen Journale und der alljährlich erscheinenden Monographien etc. ist 
eine so grosse, dass der praktische Thierarzt nur einen verhältnissmässig sehr 
kleinen Theil derselben lesen kann. Wer aber das Bestreben hat, den Fort¬ 
schritten der Wissenschaft zu folgen, muss wünschon, auch die Leistungen un¬ 
serer Collegen im Auslande kennen zu lernen. Dies ist nur möglich, wenn uns 
eine übersichtliche Zusammenstellung der Resultate der wissenschaftlichen Unter¬ 
suchungen sowie der praktischen Erfahrungen geboten wird. In dem oben ge¬ 
nannten Berichte finden wir auf dem verhältnissmässig kleinen Raum von 85 
Seiten das Wissenswerthe in klarer und übersichtlicher Darstellung, und die 
Angabe der Quellen muss Jedem, der die eine oder die andere Frage eingehender 
studiren will, höchst willkommen sein. 

Wir können daher den thierärztlichen Jahresbericht allen Collegen auf das 
Beste empfehlen und wünschen, dass dem Unternehmen von Seiten der Thier¬ 
ärzte die verdiente Förderung zu Theil werden möge. Roloff. 


Meyer’S F&chfcxikft. Lexikon der angewandten Chemie. Von Dr. Otto 
Dämmer. Mit 48 Abbildungen. Leipzig 1882. Verlag des bibliographi¬ 
schen Instituts. 

Der Verfasser ist bereits durch sein Lexikon der Chemie rühmlichst bekannt. 
Während indess in jenem Werke die Chemie vom streng wissenschaftlichen Stand¬ 
punkte behandelt wurde, soll diese in der vorliegenden Arbeit einem weiteren 
Publicum zugänglich gemacht werden, und zwar sowohl als Hülfswissenschaft 
für eine Reihe von anderen Naturwissenschaften, wie auch in ihrer Bedeutung 
für Heilkunde, Technik und selbst das tägliche Leben. Dem Verfasser fiel somit 
keine leichte Aufgabe zu, zumal nicht nur der wissenschaftliche Standpunkt ge¬ 
währt werden, sondern auch die neuesten Errungenschaften derselben Berück¬ 
sichtigung finden sollten. Ausserdem musste der Stoff stets in der knappsten 
Form geboten werden. Und doch hat der Verfasser diesen Anforderungen im 
hohen Masse zu entsprechen verstanden. In alphabetischer Anordnung des Stoffes 
giebt das Buch kurze und präcise Auskunft über die verschiedenen chemischen 
Begriffe und Stoffe, deren Eigenschaften, Zusammensetzung, Darstellung und 
zugleich kurze Andeutungen über deren Anwendung in der Medicin, Technik und 
im gewöhnlichen Leben. Ueberall ist der Standpunkt der modernen Auffassung 
in der Chemie vertreten und sind dementsprechend die chemischen Formeln auf¬ 
gestellt. Die Anwendung der Stoffe in der Heilkunde und speciell in der Thier¬ 
arzneikunde ist mit Recht nur innerhalb bescheidener Grenzen berücksichtigt 
worden. Für den gebildeten Thierarzt, der sich mit der Chemie ausreichend 
beschäftigt hat, bietet daher das Werk nach dieser Richtung zwar nicht viel 
Neues, allein auch für ihn ist dasselbe gewiss nicht ohne Interesse und zum 
Nachschlagen oftmals erwünscht, weil es über Löslichkeit und sonstige Eigen¬ 
schaften der Stoffe, die für die Dispensation derselben zu wissen nothwendig 
sind, kurze und zuverlässige Auskunft ertheilt. Das Buch bietet Gelegenheit, 
mit geringer Mühe und Zeitverlust dem Gedächtniss zu Hülfe zu kommen und 
Lücken in den chemischen Kenntnissen des Einzelnen auszufüllen, und so wird 


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Referate und Kritiken. 


159 


dasselbe gewiss auch manchem Thierarzte ein willkommener Ratligeber werden. 
Die Ausstattung des Werkes ist sehr gut und der Preis desselben (eleg. gebunden 
Mark 5,50) ein sehr massiger. Möller. 


Dr. Carl, Arnold, Kurze Anleitung zur qualitativen chemischen Ana¬ 
lyse. Hannover, Lugwig Ey. 

Der Zweck der genannten Broschüre ist, Studirende, welchen Chemie nur 
als llülfswissenschaft dienen muss, vor Allem Mcdiciner und Thiermediciner, mit 
den Hauptreactionen der Elemente und ihrer Verbindungen bekannt zu machen. 
Bei der kurzen Zeit, welche in obigem Falle für Arbeiten im chemischen Labo¬ 
ratorium zur Verfügung steht, ist es nöthig, eine übersichtliche, nicht zu umfang¬ 
reiche Anleitung der analytischen Chemie zu geben. Diese Aufgabe hat der Ver¬ 
fasser in vollkommen befriedigender Weise gelöst. 

Zuerst giebt der Verfasser bei den einzelnen Elementen kurz und bündig 
die analytisch wichtigen Reactionen an, dabei dem Verständniss derselben, wenn 
nöthig, durch Formelgleichungen zu Hülfe kommend. Nachdem er so den Ler¬ 
nenden mit den Eigenschaften der Elemente und ihrer Verbindungen bekannt 
gemacht hat, stellt er den Gang der Analyse in 12 Tabellen zusammen. Diese 
Tabellen sind übersichtlich, so dass ein rasches Vorwärtskommen mit richtigem 
und genauem Arbeiten von selbst ermöglicht ist. Im Grossen und Ganzen ähneln 
die Tabellen den Will’schen Tafeln, indem sie wie diese neben Anführung der 
Nachweisreactionen immer die Art und Weise der praktischen Ausführung mit 
wenigen Worten angegeben enthalten, ohne dass dadurch die Uebersichtlich- 
keit leidet. 

Im Weiteren wird auch der Nachweis der Elementarbestandtheile der orga¬ 
nischen Verbindungen kurz besprochen. Am Schlüsse verfehlt der Verfasser 
nicht, noch der Auffindung und Erkennung der wichtigsten Alkaloide einige Seiten 
zu widmen, eine Beigabe, die gerade Studirenden der Medicin und Thiermedicin 
nur erwünscht sein kann. 

Die ganze Anlage und sorgfältige Bearbeitung des Büchleins wird ihm eine 
freundliche Aufnahme sichern; bei richtiger Beihülfe des Lehrenden werden die 
Resultate die Erwartungen nicht täuschen. Es kann somit diese Broschüre jedem 
Anfänger auf dem Gebiete der analytischen Chemie aufs Beste empfohlen werden. 

Bissinger. 


Die Krankheiten des Hausgeflügels. Von Dr. med. F. A. Zürn, Professor der 
Veterinärwissenschaften an der Universität Leipzig. Weimar 1882, B. F. Voigt. 

In den thierärztlichen Lehrbüchern über specielle Pathologie und Therapie 
sowie Chirurgie sind aus naheliegenden Gründen fast ausschliesslich die Krank¬ 
heiten der grösseren Hausthiere behandelt; die der kleinen und namentlich die des 
Hausgeflügels haben stets nur eine beiläufige Erwähnung und ganz oberflächliche 
Behandlung gefunden. Der praktische Thierarzt, welcher in Bezug auf die letz- 


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160 


MOELLER. 


teren zu Rathe gezogen wird, befindet sich daher oft in einer unangenehmen 
Lage. Und doch wird dieser Rath nicht so selten in Anspruch genommen, da es 
sich oft um werthvolles Geflügel handelt und gerade bei diesem Seuchenkrank¬ 
heiten nicht selten Vorkommen. Eine sichere und schnelle Hülfe ist hier dem 
Besitzer oft mehr werth, als bei Erkrankungen anderer Thiere. Dieselbe wird 
nur häufig nicht bei dem Thierarzte gesucht, weil man annimmt, dass er auf 
diesem Gebiete nicht orientirt sei. Daher kommt es, dass über die Krankheiten 
dieser Thiere oft noch die primitivsten Anschauungen bestehen, denn Wissen¬ 
schaft und Praxis haben sich von ihnen ferngehalten. Und doch bieten dieselben 
für beide in vielen Punkten werthvolles Untersuchungsmaterial und Vergleichungs¬ 
objecte. 

Das vorliegende Werk beabsichtigt, diesem Uebelstande abzuhelfen; es soll 
dem Thierarzt wie dem Besitzer eine Anleitung in der Erkennung, Beurtheilung 
und Behandlung der Krankeiten des Geflügels geben. Der als Parasitologe rühm- 
lichst bekannte Verfasser hat in den ersten Abschnitten des Werkes die beim 
Geflügel vorkommenden thierischen und pflanzlichen Parasiten und die durch 
dieselben hervorgerufenen Krankheiten besprochen. Die folgenden Capitel han¬ 
deln von den übrigen inneren und äusseren Krankheiten, soweit dieselben kekannt 
sind, nach den Organen geordnet. Ferner haben die gerade bei diesen Thieren 
so häufig vorkommenden Vergiftungen eine eingehende Besprechung gefunden. 

Was in unserer Literatur auf diesem Gebiete bekannt geworden ist, hat der 
Verfasser auf das Sorgfältigste gesammelt und durch werthvolle eigene Erfahrun¬ 
gen bereichert. Die Darstellung ist mit Rücksicht auf den Zweck der Arbeit 
möglichst populär gehalten, und doch lässt sich nicht behaupten, dass hierbei 
die wissenschaftliche Auffassung Beschränkung erfahren habe. Wenn auch nicht 
alle Capitel so vollständig und durchsichtig ausgefallen sind, wie es die Wissen¬ 
schaft wohl wünschen möchte, so lag dies nicht am Verfasser, sondern ist in dem 
Umstande zu suchen, dass es auf diesem Gebiete an wissenschaftlichen Unter¬ 
suchungen und Beobachtungen fehlt. Was auf Grund des bis jetzt Bekannten 
geleistet werden konnte, ist in dem Werke enthalten, und der wissenschaftlich 
gebildete Thierarzt wird in demselben wenigstens stets allgemeine Gesichtspunkte 
finden, mit Hülfe deren er in dem Specialfalle leichter sich zu orientiren im 
Stande ist. Zahlreiche und vortrefflich ausgeführte Illustrationen erleichtern das 
Studium des Werkes. Möller. 


Die Viehseuchengesetzgebung. Von Gaupp, Reg.-R. im Kgl. Württemberg. 

Ministerium des Innern. Stuttgart 1882, Kohlhammer. 

Das in erster Linie für die beamteten Thierärzte und Verwaltungsbeamte 
Württembergs bestimmte Werk enthält eine übersichtliche Sammlung der von 
Seiten des Deutschen Reiches und der württembergischen Landesregierung zur 
Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen erlassenen Gesetze, Verordnungen 
und Instructionen; ferner einen Auszug aus dem österreichischen Gesetze über 
den Verkehr mit den Thieren aus dem Auslande, Verfügungen über die Klee- 
meistereien, über die Beaufsichtigung des Verkehrs mit Fleisch und über die 


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Referate und Kritiken. 


161 


Seuchen tilgung bei den Pferden der Truppen. In einer gemeinfasslichen Dar¬ 
stellung der ansteckenden Krankheiten der Hausthiere wird dem Laien Gelegen¬ 
heit gegeben, sich namentlich über die Erscheinungen dieser Krankheiten zu 
belehren. Eine grössere Anzahl von Formularen unterstützt den Nichtgeübten 
bei der Anfertigung amtlicher Schriftstücke. Möller. 


Das badiSChO Totarin&rwcsen. Von Med.-R. Lydtin. 3. Auflage. Karlsruhe 
1881, Frdr. Gutsch. 

Das bereits aus seinen ersten beiden Auflagen in weiten Kreisen bekannte 
Werk enthält eine sorgfältige Sammlung der Gesetze, Verordnungen und Instruc¬ 
tionen, welche sich auf das Veterinärwesen Badens beziehen. Wir finden in dem¬ 
selben die staatliche Organisation des Veterinärwesens und der Veterinärpolizei, 
die Seuchengesetzgebung sowie die Bestimmungen über die für Seuchenschäden 
gewährten Entschädigungen; ferner die den Viehverkehr, dieSanitäts- und Sitten¬ 
polizei (Thierquälerei) betreffenden Gesetze und Verordnungen. Unter dem Titel 
„Thierheilwesen“ sind alle die Ausbildung und Prüfung der Thierärzte, deren 
Rechte und Pflichten, ferner die Vorschriften über Dispensirung von Arzneimit¬ 
teln , die staatliche Unterstützung der Studirenden der Thierheilkunde und an¬ 
dere, zunächst die Thierärzte Badens berührenden Verfügungen gesammelt. Für 
diese ist das Werk ein unentbehrlicher, und für Jeden, der sich über die Vete¬ 
rinärverhältnisse Badens informiron will, ein sehr willkommener Rathgeber. Dass 
in demselben die mit der Einführung des Reichs-Seuchengesetzes eingetretenen 
Veränderungen Berücksichtigung gefunden haben, bedarf kaum besonders er¬ 
wähnt zu werden. Möller. 


Die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten in den Niederlanden 

während des Jahres 1881. (Bericht an den König, betr. die Ausübung 
der Thierheilkunde und die Handhabung der Veterinärpolizei. Haag 1882.) 

1. Lungenseuche. In zusammen 6 Gemeinden der Provinzen Nord¬ 
brabant und Nordholland wurde vom 26. December 1880 bis zum 14. Mai 1881 
die Lungenseuche bei 12 Stück Rindvieh constatirt. Vom 15. Mai 1881 bis 
zum Jahresschluss blieb das ganze Land mit Ausnahme des sogenannten 
Spoelingdistricts von Südholland seuchefrei. Behufs Tilgung der Lun¬ 
genseuche sind auf polizeiliche Anordnung abgeschlachtet worden: 

Nordbrabant in 1 Gemeinde 10 Stück Rindvieh, 

Südholland „ 2 Gemeinden 63 „ „ 

Nordholland „5 „ 116„ „ 

Zusammen in 8 Gemeinden 189 Stück Rindvieh. 

An Entschädigungen wurden gezahlt: für 189 Stück Rindvieh der volle Werth im 
Betrage von 33073, und für 6 erkrankte Stück Rindvieh die Hälfte des Werthes 
im Betrage von 675, in Summa 33748 Gulden, mithin 39071 Gulden weniger 

Archir f. wlfgensch. u. prakt Thierheilk. IX. lu.2. 11 


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162 


MUELLER. 


als im Jahre 1880. Vereinnahmt wurden für Fleisch und Häute der auf polizei¬ 
liche Anordnung getödteten Rinder 11843 Gulden 94 Cents. 

Bei 87 von den oben erwähnten abgeschlachteten 189 Stück Rindvieh, 
welche noch anscheinend gesund waren, — mithin bei 46 pCt., — fanden sich 
die der Lungenseuche zukommenden krankhaften Veränderungen. 

Von den Rindern, welche in den Schlachthäusern zu Schiedam, Overschie en 
Schiebrock, Kethel, Delfshaven, d. h. in dem abgesperrten Spoelingdistrict von 
Südholland geschlachtet wurden, erwiesen sich 267 — 90 mehr als im Jahre 
1880 — mit der Lungenseuche behaftet. Der Bericht hebt hervor, dass die 
177 Stück im Jahre 1880 zusammen 68, die 267 im Jahre 1881 jedoch 64 
Besitzern gehörten, und folgert hieraus, dass die Zahl der verseuchten Herden 
geringer geworden ist. 

In dem abgesperrten Spoelingdistrict von Südholland ist die Impfung der 
Lungenseuche bei 24594 Stück Rindvieh ansgeführt worden; in Folge der Im¬ 
pfung sind 272 Stück Rindvieh (1,1 pCt.) gestorben. 

2. Maul- und Klauenseuche. Dieselbe hat bald stärker bald weniger 
verbreitet in allen Provinzen geherrscht. Die Mittheilungen über diese Krankheit 
sind nicht ganz zuverlässig, da die Aufnahme derselben unter die Seuchen, zu 
deren Unterdrückung polizeiliche Massregeln in Anwendung kommen, erst seit 
kurzer Zeit erfolgt ist, und einzelne beamtete Thierärzte daher unterlassen haben, 
eingehend über die Maul- und Klauenseuche zu berichten. 

3. Rotz-Wurmkrankheit. Im Ganzen wurde Rotz-Wurmkrankheit bei 
97 Pferden beobachtet, von denen 23 der Armee angehörten; verhältnissmässig 
die meisten Erkrankungen kamen bei Pferden von Fuhrleuten vor. Die beob¬ 
achteten Fälle vertheilen sich auf alle Provinzen, die zahlreichsten (zusammen 58) 
auf Geldern, Südholland und Utrecht. 

4. Räude der Pferde und Schafe. Einzelne Fälle von Räude wur¬ 
den bei Pferden in den Provinzen Nordbrabant, Friesland, Groningen und 
Limburg beobachtet. Nach dem Bericht soll Schafräude bei einer grösseren An¬ 
zahl von Herden nur in Nordholland und Groningen vorgekommen sein. Dieselbe 
Krankheit wurde constatirt in Südholland bei zwei Herden, Utrecht bei 4 Schafen, 
Friesland in 6 Ortschaften und Overyssel bei 1 Schaf. 

5. Schafpocken. Einzelne Ausbrüche dieser Seuche entfallen auf die 
Provinzen Nordholland, Friesland, Groningen und Drenthe. Ueber die Einschlep¬ 
pung der Krankheit wird nicht berichtet. Durch Tödten der erkrankten und 
durch sorgfältige Absperrung der anderen Schafe gelang es mitunter, eine weitere 
Verbreitung der Seuche zu verhindern. In Drenthe ist die Impfung der ganzen 
Herde mit dem Erfolge ausgeführt, dass weitere Verluste nicht eintraten. 

6. Milzbrand. Der Bericht erwähnt sporadische Fälle in allen Provinzen, 
nirgends erlangte die Krankheit eine grössere Verbreitung, mit grosser Sorgfalt 
wird die unschädliche Beseitigung der Cadaver bewirkt. 

7. Wuthk rank heit. Das Vorkommen der Wuthkrankheit beschränkte 
sich auf wenige Hunde in den Provinzen Nordbrabant, Drenthe und Limburg. 

Müller. 


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Kleinere Mittheilungen. 


Weitere Kittheilmigen Aber die in Deutschland ansgeföhrten Schutz- 
impfhngen gegen den Milzbrand nach demPasteur’schen Verfahren. 

Da das Referat Bd. VIII S. 468 dieses Archivs nicht klarstellt, in welcher 
Weise der am 1. Juli 1882 auf der Domäne Packisch vorhanden gewesene Be¬ 
stand an Schafen und Rindvieh berechnet wurde, durfte es erforderlich scheinen, 
dieses Versehen zunächst durch genauere Angaben zu beseitigen. 

Wie Bd. VIII S. 331 dieses Archivs vorgetragen, impfte Herr Thuillier 
128 Schafe und 123 Lämmer der Domäne Packisch 
am 10. Mai 1882 zum ersten und am 20. Mai zum zweiten Male mit den als 
premier bezw. deuxi&me vaccin bezeichneten Impffliissigkeiten. 

Von diesen Thieren sind an Impfmilzbrand gefallen: 

1 Schaf am 27. Mai in Folge der zweiten Schutzimpfung; 

2 Lämmer, je eines am 1. und am 12. Juni; dieselben gehörten zu den 

12 Schafen und 12 Lämmern, bei denen am 30. Mai eine Control¬ 
impfung mit Blut eines an Milzbrand gestorbenen Schafes vorgenommen 
worden war. 

Zu den nach Beendigung der Versuche übrig gebliebenen 

127 Schafen und 121 Lämmern 
treten hinzu 

18 Schafe, welcho noch von den 22 geimpften Schafen der ersten Ver¬ 
suchsreihe (Bd. Vlil S. 326 dies. Arch.) vorhanden waren, nachdem 
der Besitzer schon im Mai 4 dieser Schafe, welche sich im gemästeten 
Zustande befanden, zum Abschlachten verkauft hatte. 

Mithin bestand die geimpfte Abtheilung der Schafherde am 1. Juli aus 
145 Schafen und 121 Lämmern. 

Ungeimpft blieben: 

128 Schafe, 103 Lämmer der Herde auf der Domäne Packisch. 

Von diesen sind an Impfmilzbrand 

6 Schafe und 6 Lämmer 

in Folge der Controlimpfung mit dem Blute eines an Milzbrand gestorbenen 
Schafes am 31. Mai bezw. 1. Juni gefallen. Ausserdem starben im Mai und 
Juni 2 Lämmer dieser Abtheilung in Folge allgemeiner Schwäche, und 2 Lämmer 
sind am 26. Mai für den Bedarf der Wirthschaft geschlachtet worden. Dem- 

11 * 


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164 Kleinere Mitthoilungen. 

gemäss bestand die ungeimpfte Abtheilung der Schäferei der Domäne Packisch 
am 1. Juli 1882 aus 

122 Schafen und 93 Lämmern. 

Die 83 am 1. Juli vorhanden gewesenen Stück Rindvieh setzen sich zu¬ 
sammen aus den am 20. bezw. 30. Mai auf Veranlassung des Besitzers geimpften 
und denjenigen Thieren, welche in der ersten Versuchsreihe nach dem Paste ur¬ 
schen Verfahren geimpft worden sind. 

Ueber die Verluste durch Milzbrand bezw. durch andere Krankheiten in 
dem Rindvieh- und Schafbestande der Domäne Packisch während der Monate 
Juli und August 1882 ist Bd. VIII S. 468 dies. Arch. berichtet worden. Im 
September und October 1882 sind weder unter den geimpften noch unter den 
nicht geimpften Thieren Fälle von Milzbrand vorgekommen. Ein geimpftes Lamm 
ist in Folge äusserer Verletzungen und ein nicht geimpftes an Abzehrung gefallen. 

Am 7. November starb ein nach dem Pasteur sehen Verfahren geimpftes 
Mutterschaf an Milzbrand. 

Mithin sind seit Beendigung der Versuche in Packisch an Milzbrand gefallen: 

1 nicht geimpftes Pferd; 

1 geimpftes und 1 ungeimpft gebliebenes Stück Rindvieh; 

4 geimpfte und 8 ungeimpft gebliebene Schafe. 

Hierbei ist das Schaf, welches wahrscheinlich an Milzbrand gestorben ist, bei 
welchem jedoch die Krankheit wegen weit vorgeschrittener Fäulniss des Cadavers 
nicht mit Sicherheit constatirt werden konnte, ausser Anschlag gelassen worden. 

Nachdem 1 Bulle am 16. November geschlachtet worden ist, waren am 
1. December auf der Domäne Packisch vorhanden: 

81 Stück Rindvieh, geimpft; 

143 Schafe, 115 Lämmer, geimpft; 

118 Schafe, 88 Lämmer, nicht geimpft. 

In Dlonie ist vom 27. Juli (siehe Bd. VIII S. 471 dies. Arch.) bis zum 
26. November 1882 kein Fall von Milzbrand vorgekommen. An dem zuletzt ge¬ 
nannten Tage starb ein zweimal nach dem Pasteur’schen Verfahren ge¬ 
impfter Zugochse an Milzbrand. 

Nach einer Mittheilung des Besitzers sind in Gorsleben vom Beginn des 
Jahres 1882 bis zur Ausführung der Impfung nicht, wie Bd. VIII S. 471 dies. 
Arch. erwähnt wurde, zusammen 8, sondern zusammen 18 Stück Rindvieh — 
nämlich 3 Zugochsen, 3 Bullen, 5 Kühe und 7 Stück Jungvieh — an Milzbrand 
gefallen. 

Bis zum 1. December 1882 ist in Gorsleben weder unter den geimpften 
noch unter den ungeimpft gebliebenen Thieren ein Milzbrandfall vorgekommen. 

Ausserdem sind Impfungen nach dem Pasteur’schen Verfahren in Canna- 
wurf und Salzdahlum ausgeführt worden. Ueber dieselben haben wir folgende 
Mittheilungen vorzutragen : 

Cannawurf liegt im Kreise Eckartsberga bei Heldrungen. Auf dem Schu- 
bart’schen Gute, dessen Bodenverhältnisse uns nicht näher bekannt sind, kommen 
Milzbrandfälle öfter vor, jedoch waren in den letzten Jahren die Verluste nicht 
bedeutend, sie beschränkten sich im Jahre auf 1—3 Stück Rindvieh und einige 
Schafe; vor 4 bezw. 6 Jahren sind jedoch 5 bezw. 8 Stück Rindvieh in dem- 


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Kleinere Mittheilungen. 


165 


selben Jahre, und in den ersten 6 Monaten des laufenden Jahres 4 Stück Rind¬ 
vieh an Milzbrand gefallen. Zwischen den einzelnen Erkrankungen vergingen 
stets mehrere Wochen. 

Ueber die Ursachen der häufigen Milzbrandausbrüche in Cannawurf können 
keine bestimmten Angaben gemacht werden, es sind auch keine Stellen der Feld¬ 
mark oder der Weiden bekannt, bei deren Benutzung Milzbrandfälle unter den 
Schafen besonders häufig Vorkommen. 

Thierarzt Michalek impfte mit von Boutroux in Paris bezogenem Impf¬ 
stoff am 12. bezw. 26. September: 7 Zugochsen, 1 jungen Bullen, 22 Kühe, 3 
Saugkälber, zusammen 33 Stück Rindvieh. Die auf dem Gute vorhandenen 11 
Pferde und 700 Schafe blieben ungeimpft. 

Am 3. und 4. Tage nach der ersten Impfung wurde bei einer Kuh Verlust 
der Fresslust und stark beschleunigtes Athmen beobachtet; die Mastdarm tempe- 
ratur betrug 40°C. Am folgenden Tage hatten sich diese Erscheinungen wieder 
verloren. Nach der zweiten Impfung traten bei keinem Thiere auffällige Krank¬ 
heitserscheinungen ein. 

Bis zum 1. December sind Fälle von Milzbrand unter den Beständen des 
Schubart’schen Gutes nicht vorgekoramen. 

Auf der Herzogi. Braunschweig. Domäne Salzdahlum, auf welcher der 
Milzbrand alljährlich nicht unbedeutende Verluste bedingt, wurden durch den 
Kreisthierarzt Saake am 25. Mai 1882 80 Schafe, 2 ein Vierteljahr alte Läm¬ 
mer, 2 Ochsen. 2 Kühe und 2 Färsen geimpft 1 ). Krankheitserscheinungen wur¬ 
den nicht beobachtet. Die Schwankungen der Körpertemperatur bewegten sich 
innerhalb der physiologischen Breiten. 

Die zweite Impfung mit der als deuxietne vaccin bezeichneten Flüssigkeit 
fand am 8. Juni statt. Die Körpertemperatur betrug am 9. Juni bei 15 Schafen, 
an denen dieselbe gemessen wurde, 39,1° C. und stieg bis zum 10. Juni Abends 
bei 3 Schafen auf 41,6, bei einem Schafe auf 42,2° C. und sank an den fol¬ 
genden Tagen auf den gewöhnlichen Durchschnitt. Vier Schafe zeigten vermehr¬ 
ten Durst, verminderte Fresslust, trüben Blick, Unruhe und öfteres Entlasten der 
Beine. Trotz des Fehlens oder der Geringfügigkeit der Krankheitserscheinungen 
sind 3 Schafe 59, 65 bezw. 79 Stunden nach der Impfung, wie die 
Section und die mikroskopische Untersuchung des Blutes nachwies, an Milz¬ 
brand gefallen. 

Von den 6 geimpften Stück Rindvieh zeigten nur die beiden Färsen eine 
Steigerung der Körpertemperatur auf 40,0° C. Eine im 8. Monat trächtige Kuh 
abortirte am 13. Juni. 

Am 9. August 1882 wurde eine Controlimpfung mit dem vollkommen 
frischen Blute eines an Milzbrand gestorbenen Schafes ausgeführt: bei 10 vor¬ 
geimpften, 3 ungeimpft gebliebenen Schafen, 1 Kuh und 1 Färse, bei denen die 
Schutzimpfung vorgenommen war, und bei 2 nicht geimpften Kühen. Von diesen 
Thieren sind an Milzbrand gestorben: 

die 3 nicht geimpften Schafe nach 32 bezw. 33 Stunden*, 

2 nach dem Pasteur’schen Verfahren geimpfte Schafe nach 44 Std. 


’) Saake, Wochenschr, f. Thierheilk. u. Viehzucht, 1882, No. 41. 


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166 


Kleinere Mittbeilungen. 


Ausserdem erkrankten in auffälliger Weise während mehrerer Tage nach der Con¬ 
trolimpfung: 1 schutzgeimpftes Schaf, 1 nicht schutzgeimpfte Kuh und — be¬ 
sonders schwer — 1 schutzgeimpfte Färse; die Genesung der letzteren wurde 
3 Tage lang stark bezweifelt. 

Bis zum 1. December 1882 sind Milzbranderkrankungen weder bei den 
geimpften noch bei den ungeimpft gebliebenen Schafen in Salzdahlum vorgekom¬ 
men; dagegen fiel im September und im November je eine ungeimpfte Kuh an 
Milzbrand. Müller. 


Die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten in Prenssen während 

des Quartals Juli-September 1882. 

1. Milzbrand. In zusammen 211 Gehöften, welche sich auf 157 Ort¬ 
schaften in 75 Kreisen vertheilen, sind an Milzbrand gefallen: 9 Pferde, 328 
Stück Rindvieh, 520 Schafe und 4 Schweine. 

Nur in einem Gehöft des Kreises Johannisburg erkrankten kurz nach ein¬ 
ander 3 Pferde, von denen eines genesen ist; alle übrigen Fälle bei Pferden 
blieben vereinzelt. 5 Pferde fielen in zusammen 4 Gehöften, in denen die Krank¬ 
heit gleichzeitig auch unter dem Rindvieh herrschte. 

Von 339 an Milzbrand erkrankten Stück Rindvieh sind 11 (3,24 pCt.) 
genesen, und von den 328 gestorbenen Thieren entfallen 42,60 pCt. auf die 
Provinz Posen; namentlich erlitt der Kreis Pieschen sehr erhebliche Verluste. 
In den Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Königsberg, Frankfurt, Liegnitz, Erfurt, Hil¬ 
desheim, Arnsberg und Köln kamen nur 1—3, in den Reg.- bezw. Landdr.-Bez. 
Stralsund, Hannover, Lüneburg, Stade, Osnabrück, Aurich, Münster, Minden, 
Sigmaringeri, sowie in der Stadt Berlin gar keine Milzbrandfälle unter dem Rind¬ 
vieh vor. 

Seuohenhaft trat der Milzbrand in 39 Gehöften mit einem Gesammtbestande 
von 734 Stück Rindvieh auf, von denen 157 (21,37 pCt.) fielen. Meistens waren 
die betroffenen Orte solche, in denen der Milzbrand stationär vorkomrat. In 
Czermin, Kr. Pieschen, verloren 11 Gehöfte, welche mit zusammen 62 Stück 
Rindvieh besetzt waren, 36 Stück. Der im Dorfe wohnhafte Sattler hatte Felle, 
welche zum Theil wahrscheinlich von Milzbrandcadavorn herrührten, in einem 
Wassertümpel mitten im Dorfe eingeweicht, nur Thiere, welche aus diesem 
Tümpel gesoffen hatten, sind erkrankt. 

In 7 Beständen fielen kurz hinter einander 3, in 18 Beständen 2, in 114 
Beständen beschränkte sich der Ausbruch auf 1 Stück Rindvieh. 

Ueber die Ursachen der Milzbrandausbrüche und über die Formen, unter 
denen die Krankheit auftrat, enthält das statistische Material nur wenige Bemer¬ 
kungen, von denen keine grösseres Interesse in Anspruch nehmen dürfte. 

Die 520 an Milzbrand gestorbenen Schafe vertheilen sich auf zusammen 
10 Gehöfte der Reg.-Bez. Marienwerder, Potsdam, Frankfurt, Posen, Bromberg, 
Oppeln, Merseburg und Wiesbaden. In 3 Gehöften kamen Milzbranderkrankun¬ 
gen gleichzeitig bei dem Rindvieh und den Schafen vor. 

Die 4 in den Tabellen verzeichneten Schweine gehörten 2 Gehöften des 


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Kleinere Mittheilungen. 


167 


Kreises Pieschen, Reg.-Bez. Posen, an, in welchen der Milzbrand gleichzeitig 
auch unter dem Rindvieh herschte. 

In Folge von Milzbrandinfection erkrankten 10 Menschen in heftiger Weise, 
4 von diesen 10 Menschen sind gestorben. 

2. Tollwuth. In 178 Ortschaften, welche sich auf 99 Kreise vertheilen, 
wurde die Tollwuth bei 107 Hunden, 1 Pferd, 2 Eseln, 39 Stück Rindvieh, 5 
Schafen, 1 Ziege und 4 Schweinen constatirt; ausserdem sind 62 herrenlose 
wuthverdächtige und 157 Hunde nach § 19 der Instruction vom 24. Februar 
1881 getödtet worden. 

Die zahlreichsten Erkrankungen bei Hunden entfallen auf die Beg.-Bez. 
Posen und Gumbinnen. In den Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Frankfurt, Köslin, 
Bromberg, Liegnitz, Magdeburg, Merseburg, Hannover, Münster wurde die Toll¬ 
wuth nur bei 1—3 Hunden beobachtet. Hessen-Nassau, Rheinprovinz, die Hohen- 
zollernschen Lande, Berlin, die Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Stettin, Stralsund, 
Erfurt, Schleswig, Lüneburg, Stade, Aurich blieben frei von der Wuthkrankheit. 

Auffällig zahlreiche Ausbrüche der Tollwuth sind durch den Biss wuthver- 
däehtiger, herrenlos umherschweifender Hunde veranlasst worden. Dagegen wird 
über keinen Fall berichtet, in welchem von tollkranken gebissene Hunde nicht 
getödtet, sondern unter Observation gestellt worden sind. 

Einzelne Bestände verloren 4—5 Stück Rindvieh an der Wuthkrankheit, in 
einem Gehöft zu Braunswalde, Kr. Allenstein, blieb von 12 Stück Rindvieh nur 
ein Thier übrig. 

Von sicher beobachteten Incubationszeiten erwähnt das statistische Material 
je einmal: 

bei Hunden 46 Tage, 

beim Rindvieh 16, 17, 20, 28, 112 Tage, 

bei Schafen 38 Tage, 

bei Schweinen 8, 37, 44 Tage. 

In den Kreisen Krotoschin, Tost Gleiwitz, Wittenberg ist je ein Mensch an 
Wasserscheu gestorben. 

3. Rotz-Wurmkrankheit. Die Zahl der getödteten und gefallenen 
rotz-wurmkranken Pferde beträgt — genau ebenso wie im Quartal April-Juni — 
387. Dieselben vertheilen sich auf 188 Gehöfte in 175 Ortschaften und 108 
Kreisen und bilden 19,10 pCt. der in den verseuchten Gehöften vorhandenen 
Bestände. Die Observation von der Ansteckung verdächtigen Pferden dauerte 
am Schluss des Quartals in 115 Gehöften fort. 


Die getödteten und gefallenen Pferde vertheilen sich in abgerundeten Pro¬ 
centsätzen, wie folgt, auf die einzelnen Provinzen: 


Ostpreussen . . . . 

. . . 2,57pCt. 

Schleswig-Holstein . . . 

. 1,30 pCt. 

Westpreussen . . . 

. . . 23.50 „ 

Hannover. 

• 2,84 , 

Brandenburg . . . 

. . . 8,80 „ 

Westfalen. 

• 0,25 , 

Pommern. 

• • • 2,32 , 

Hessen-Nassau. 

. 0,25 „ 

Posen. 

. . . 28,00 „ 

Rheinprovinz. 

• 2,32 „ 

Schlesien. 

. . . 23,00 * 

Hohenzollernscho Lande 

. 0,25 „ 

Sachsen . 

, . . 4,60 . 


100,00 pCt. 


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168 


Kleinere Mittheilangen. 


Mithin entfallen auf die drei Provinzen Westpreussen, Posen, Schlesien 
74,50 pCt. — fast genau s / 4 — aller durch die Rotz-Wurmkrankheit veran- 
lassten Verluste. Für die am stärksten verseuchten Reg.-Bez. Marienwerder, 
Posen, Bromberg, Breslau berechnen sich die Verluste auf 61,25pCt. In diesen 
Regierungsbezirken macht sich eine erhebliche Steigerung des Procentsatzes der 
Rotzfälle bemerklich, dagegen ist in allen übrigen Landestheilen eine Abnahme 
der Rotzverbreitung zu constatiren. In den Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Königsberg, 
Köslin, Hildesheim, Arnsberg, Kassel, Koblenz, Düsseldorf, Köln, Trier, Aachen 
und Sigmaringen wurde die Rotz-Wurmkrankheit nur bei 1—3 Pferden beob¬ 
achtet. Die Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Stralsund, Erfurt, Lüneburg, Stade, 
Aurich, Münster, Minden und Wiesbaden blieben frei von der Rotz-Wurmkrankheit. 

In 48 grösseren Pferdebeständen.— von denen 12 auf den Reg.-Bez. Ma¬ 
rienwerder, 9 auf den Reg.-Bez. Posen, 8 auf den Reg.-Bez. Bromberg und 4 
auf den Reg.-Bez. Breslau entfallen — waren die Verluste durch die Rotz-Wurm- 
krankheit besonders hoch. Von 1364 Pferden, welche diese Bestände zusam- 
raensetzten, sind 4 gefallen und 211 getödtet worden. In 14 von diesen 48 
Beständen wurde die Krankheit während des Berichtsquartals constatirt, in 34 
Beständen dauerte das Herrschen der Krankheit seit dem vorigen Quartal oder 
seit noch längerer Zeit fort, der Verlust seit Constatirung der Krankheit beträgt 
37,53 pCt. der ursprünglich vorhandenen Pferde. 

28 rotz-wurmkranke Pferde befanden sich zur Zeit, als die Krankheit 
constatirt wurde, erst seit kurzer Zeit in den Händen der betreffenden Besitzer; 
4 solche Pferde wurden auf Märkten, 9 bei Beaufsichtigung der Rossschlächte¬ 
reien ermittelt; 8 Ausbrüche des Rotzes — und verhältnissmässig zahlreiche, 
jedoch nicht genauer angegebene Fälle im Reg.-Bez. Posen — werden auf In- 
fection unterwegs oder in Gastställen zurückgeführt. In Wernersdorf, Kr. Ma¬ 
rienburg, Warszewice, Schwiersen, Kr. Thom, und Ciesle, Kr. Wreschen, brach 
die Rotz-Wnrmkrankheit nach längeren Zwischenräumen in früher verseucht ge¬ 
wesenen Beständen von Neuem aus. 

Von 323 auf polizeiliche Anordnung getödteten Pferden entfallen 43,00 
pCt. auf grössere Güter, 34,70 pCt. auf kleinere Landwirtschaften, 16,10 pCt. 
auf Bestände, welche zum Fuhrwerksbetrieb verwendet werden, bei 6,20 pCt. 
waren die Besitzer und die Benutzungsweise aus dem vorliegenden Material nicht 
sicher festzustollen. 

24 auf polizeiliche Anordnung getödtete Pferde (7,12 pCt.) erwiesen sich 
lediglich mit Lungenrotz ohne gleichzeitige krankhafte Veränderungen in den 
Nasenhöhlen bezw. der Haut behaftet, und bei 23 auf polizeiliche Anordnung 
getödteten Pferden bestätigte die Section das Vorhandensein der Rotz-Wurm- 
krankheit nicht. 

4. Maul- und Klauenseuche. Die Ausbrüche der Maul- und Klauen¬ 
seuche waren viel zahlreicher als in den vorhergehenden Quartalen. Aus dem 
Umstande, dass die meisten Ausbrüche gegen Ende des Quartals beobachtet 
wurden, dürfte zu folgern sein, dass die Verbreitung der Aphthenseuche 
im Quartal October-December noch wesentlich zunehmen wird. 

Von 89 Ortschaften, in denen ein Auftreten der Maul- und Klauenseuche 
beobachtet wurde, entfallen 21, 25 bezw. 15 auf die Provinzen Posen, Schlesien 


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Kleinere Mittheilungen. 


169 


and Sachsen. Im Kreise Pieschen soll die Krankheit ganz allgemein verbreitet 
geherrscht haben. Aus Russland-Polen oder Oesterreich-Ungarn eingeführte 
Schweine haben vielfach die Verschleppung der Seuche vermittelt, deren Aus¬ 
brüche im Uebrigen sonst durchweg durch Schweinetreibherden oder durch Han¬ 
delsvieh bedingt wurden; auch die Schweine der ihren Wohnort wechselnden 
Dienstleute haben öfter zur Verbreitung der Krankheit beigetragen. In den Pro¬ 
vinzen Ostpreussen, Westpreussen, Brandenburg, Pommern, Hannover, Westfalen, 
Hessen-Nassau und in der Rheinprovinz blieben die Ausbrüche auf wenige Ort¬ 
schaften beschränkt, in Schleswig-Holstein und in den Hohenzollernschen Landen 
wurden keine Fälle dieser Krankheit beobachtet. 

Das statistische Material verzeichnet 2 Stück Rindvieh als an der Maul¬ 
und Klauenseuche gefallen und enthält keine Angaben über die vorherrschende 
Form der Erkrankungen. Von der Impfung scheint in keinem Falle Gebrauch 
gemacht worden zu sein. 

5. Lungenseuche. In 69 Beständen, welche sich auf 48 Ortschaften 
und 22 Kreise der Reg.- bezw.Landdr.-Bez. Potsdam, Frankfurt, Posen, Oppeln, 
Magdeburg, Merseburg, Erfurt, Hannover und Wiesbaden verlheilen, sind an 
Lungenseuche 264 Stück Rindvieh erkrankt und 12 Stück gefallen, 237 Stück 
wurden auf polizeiliche Anordnung und 53 Stück auf Veranlassung der Besitzer 
getödtet. In 52 Beständen war die Seuche am Schlüsse des Berichtsquartals 
noch nicht erloschen. Die 264 erkrankten Stück vertheilen sich in abgerundeten 
Procentsätzen auf die Provinzen: 

Brandenburg. 5,00 pCt. Hannover. 3,75 pCt. 

Posen. 15,15 „ Hessen-Nassau. 3,40 „ 

Schlesien. 0,37 „ 100,00 pCt. 

Sachsen . . .. 72,33 „ 

Die 302 gefallenen und getödteten Stück bilden 13,64 pCt. der verseuch¬ 
ten Bestände. 

Von den 48 Ortschaften, in denen die Lungenseuche herrschte, sind 22 
solche, in denen der Ausbruch während des Berichtsquartals constatirt wurde, 
und von diesen entfallen 15 auf die Provinz Sachsen und 7 auf alle übrigen 
Provinzen. In 26 Ortschaften dauerte das Herrschen der Krankheit in den¬ 
selben Gehöften aus dem vorigen Quartal fort oder hatte eine Uebertragung der 
Seuche auf andere Bestände derselben Ortschaft stattgefunden. 

Die beiden Ausbrüche in der Provinz Brandenburg entfallen auf je einen 
Viehbestand der Kreise Ruppin undArnswalde und sind auf Einschleppung durch 
in Bayern angekauftes Vieh zurückzuführen. Von den 4 verseuchten Ortschaften 
des Reg.-Bez. Posen sind 2 solche, in denen die Krankheit schon während des 
vorigen Quartals herrschte; über die Einschleppung in die beiden anderen Orte 
wird nicht berichtet. Im Reg.-Bez. Oppeln starb eine Kuh, dieselbe ist wahrschein¬ 
lich durch die kurz vorher angekaufte und bald darauf abgeschlachtete Kuh eines 
Nachbarn angesteckt worden. Ueber den Ausbruch unter dem Viehbestände eines 
Gates im Kreise Wennigsen, Landdr.-Bez. Hannover, erfahren wir, dass der zuerst 
erkrankte Ochse kurz vorher von einem in Magdeburg wohnhaften Viehhändler 
angekauft worden war. In Idstein, Reg.-Bez. Wiesbaden, dauerte das Herrschen 
der Seuche aus dem vorigen Quartal fort; ausserdem trat die Krankheit in Wies- 


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170 


Kleinere Mittheilungen. 


baden unter 4 Monate vorher angekauftem Handelsvieh auf. Der Reg.-Bez. 
Kassel blieb zum ersten Male seit dem Jahre 1876 während eines Quartals seu¬ 
chefrei. 

In der starken Verseuchung der Reg.-Bez. Magdeburg und Merseburg hat 
sich wenig geändert. Im Reg.-Bez. Erfurt beschränkte sich die Krankheit auf 
1 Stück Vieh, die übrigen Thiere desselben Bestandes blieben gesund. 

Von den verseuchten Beständen und den auf polizeiliche Anordnung ge- 
tödteten Stück Rindvieh entfallen 34,92 bezw. 64,13pCt. auf Bestände grösserer 
Güter, 65.08 bezw. 35,87 pCt. auf Bestände kleinerer Landwirthschaften. 

Das statistische Material berichtet über die Impfung von 10 Viehbeständen 
im Reg.-Bez. Magdeburg und von 2 Viehbeständen im Reg.-Bez. Merseburg. Im 
Reg.-Bez. Magdeburg hatten die Impfungen durchweg den Erfolg, dass die Seuche 
bald und ohne erhebliche Verluste getilgt wurde. Dasselbe war jedoch auch, 
ohne dass eine Impfung stattgefunden hatte, bei einem Viehbestände von 30 
Stück im Kreise Wanzleben der Fall. In den beiden geimpften Beständen des 
Reg.-Bez. Merseburg trat etwa nur bei dem dritten Theil der Thiere Anschwel¬ 
lung des Schwanzes ein und wurde die Beobachtung gemacht, dass 2 Stück 
einige Monate nach der Impfung auf dem Wege der natürlichen Ansteckung er¬ 
krankten. 

5. Schafpocken. Diese Seuche erlangte eine erhebliche Ausbreitung in 
Ostpreussen und in 2 Kreisen der Provinz Hannover. 

In 45 Ortschaften des Reg.-Bez. Königsberg und in 62 Ortschaften des 
Reg.-Bez. Gumbinnen verseuchten 80 bezw. 126 Herden. Ueber die Ursachen 
dieser zahlreichen Ausbrüche wird nicht berichtet. Das sehr dürftige statistische 
Material lässt ferner nicht erkennen, in wie vielen Herden Noth- und in wie vielen 
Präcautionsimpfungen vorgenommen sind. Auffällig ist nur, dass die Pocken im 
Reg.-Bez. Gumbinnen auf die masurischen Kreise beschränkt blieben und im 
Reg.-Bez. Königsberg in den diesen benachbarten Kreisen die bedeutendste Ver¬ 
breitung erlangten. Es hat den Anschein, dass der Kreis Lötzen, in welchem 
die Pocken ununterbrochen seit längerer Zeit geherrscht haben, als der Ausgangs¬ 
punkt und als der eigentliche Herd der Seuche zu betrachten sein dürfte. Wei¬ 
tere Vermuthungen lassen sich aus den Angaben, welche meist nur Zahlen ohne 
irgend welche Bemerkungen enthalten, nicht begründen. 

Auch über die Verhältnisse, welcho zu dem bedeutenden Umfange der 
Pockenausbrüche in den Kreisen Neuhaus a. 0., Landdr.-Bez. Stade, und Emden, 
Landdr.-Bez. Aurich, Anlass gaben, wird nicht berichtet. Das Material ist be¬ 
treffend diese Ausbrüche ebenfalls äusserst dürftig. 

Einzelne Ausbrüche der Schafpocken in zusammen 17 Ortschaften der Reg.- 
Bez. Danzig, Marienwerder, Potsdam, Köslin, Stralsund und Magdeburg werden 
bezüglich der Einschleppungsverhältnisse nur insofern aufgeklärt, als der Aus¬ 
bruch in 3 Orten auf Infection durch während des vorigen Quartals erkrankt 
gewesene Schafe der Nachbarschaft zurückgeführt wird. Ein Ausbruch ist durch 
Ankauf von Schafen auf dem Berliner Schlachtviehmarkt veranlasst worden. 

7. Bläschenausschlag der Pferde und des Rindviehs. Die wäh¬ 
rend des vorigen Quartals beobachtete bedeutende Verbreitung des Bläschen- 


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Kleinere Mittheilungen. 


171 


ausschlages unter den Pferden dauerte nicht bis in das Berichtsquartal fort, in 
welchem die Krankheit nur bei 5 Pferden beobachtet wurde. Auch unter dem 
Rindvieh ist der Bläschenausschlag verhältnissmässig selten vorgekommen; die 
Tabellen verzeichnen 129 an demselben erkrankte Stück Rindvieh, von denen 
49 bezw. 76 auf Hessen-Nassau und die Rheinprovinz entfallen. 

Ueber Erkrankungen an Beschälseuche wird nicht berichtet. 

8. Räude der Pferde und der Schafe. Die Räude wurde bei 148 
Pferden — bei 238 weniger als im vorigen Qirartal — constatirt; von denselben 
sind 16 theils gefallen, theils auf Veranlassung der Besitzer getödtet worden. 
Fast die Hälfte der Räudeerkrankungen — nämlich 68 (45,94 pCt.) — wurde 
in den Provinzen Ostpreussen und Westpreussen beobachtet. Die übrigen räude¬ 
kranken Pferde entfallen auf die Reg.-Bez. Frankfurt, Stettin, Köslin, Posen, 
Bromberg, Breslau (die Krankheit kam auch bei einem Esel vor), Liegnitz, Oppeln, 
Merseburg, Schleswig, Münster, Kassel und Trier. Nur ausnahmsweise erkrank¬ 
ten mehr als 2 Pferde eines Bestandes, und in der Mehrzahl der Fälle kam die 
Räude bei geringwertigen zum Fuhrwerksbetrieb benutzten Pferden vor. 17 
räudekranke Pferde waren kurze Zeit vor Constatirung der Krankheit angekauft, 
4 wurden auf Märkten, 1 auf einer Rossschlächterei ermittelt. Infection auf 
Reisen hat angeblich zu 4 Ausbrüchen der Räude Anlass gegeben. 

In 2 Orten des Kreises Belgard wurde die Pferderäude auf zusammen 3 
Menschen übertragen. 

Die Schafräude wurde im Reg.-Bez. Schleswig nur in 3 kleinen Beständen 
des Kreises Hadersleben constatirt und bis zum Schluss des Quartals getilgt. In 
9 Ortschaften des Kreises Göttingen erwiesen sich 3622 sogenannten Schmier¬ 
herden angehörige Schafe räudekrank, von 13 Herden waren 11 am 1. October 
bereits räudefrei. Auch bei 4 seit langer Zeit verseuchten Herden des Kreises 
Hildesheim konnte während des Berichtsquartals die Räude als getilgt bezeichnet 
werden. Im Kreise Lingen, Landdr.-Bez. Osnabrück, ist der Stand der Schaf¬ 
räude unverändert. Im Landdr.-Bez. Lüneburg wurde die Krankheit nur unter 
einer Herde des Kreises Gifhorn und im Landdr.-Bez. Aurich nur bei einem Schaf 
constatirt. Die Tabellen der Landdr.-Bez. Hannover und Stade erwähnen die 
Schafräude nicht, ebenso wenig die der Reg.-Bez. Minden, Arnsberg, Kassel und 
Wiesbaden. Im Reg.-Bez. Münster wurden 4 Schafherden räudekrank befunden. 

Ausserdem erwähnt das statistische Material folgende während des Berichts¬ 
quartals constatirte Ausbrüche der Schafräude: in Schützendorf, Kr. Orteisburg, 
Reg.-Bez. Königsberg — durch Abschlachten sofort getilgt; in einem Gute des 
Kreises Demmin, Reg.-Bez. Stettin, bei 11 aus dem Kreise Göttingen angekauf¬ 
ten Sprungböcken; in Muthendorf, Kr. Lüben, Reg.-Bez. Liegnitz — Einschlep¬ 
pung durch angekaufte Schafe; bei einem einzelnen Schafe im Kreise Hoyers¬ 
werda, Reg.-Bez. Liegnitz; in je einem Bestände der Kreise Halberstadt und 
Jerichow I, Reg.-Bez. Magdeburg; in 2 Herden des KreisesSangerhausen, Reg.- 
Bez. Merseburg — Einschleppung durch aus dem Eichsfelde angekaufte Schafe. 

Ausserdem dauert das Herrschen der Räude in zusammen 3 Herden der 
Reg.-Bez, Marienwerder und Potsdam aus dem vorigen Quartal fort. Müller, 


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Persbnal-Notizen. 


Ernennungen und Versetzungen. 

Der Thierarzt Karl Aug. Otto Enke zu Halle a. S. zum commissarischen 
Kreisthierarzt des Stadtkreises Halle und des Saalkreises, Reg.-Bez. Merseburg. 

Der Rossarzt Karl Jacob in Fürstenwalde zum commissarischen Kreis¬ 
thierarzt des Kreises Luckau, Reg.-Bez. Frankfurt, mit dem Amtswohnsitz in 
Luckau. 

Definitiv übertragen wurden die bisher commissarisch verwalteten Kreis- 
thierarztstellen 

des Kreises dem Kreisthierarzt 

Prenzlau Wittrock in Prenzlau, 

Naumburg-Zeitz-Weissenfels Kühn in Zeitz. 

Zauch-Belzig u. Stadtkr. Brandenburg a.H. Drewien in Brandenburg a. H. ? 
Cösfeld Günther in Cösfeld, 

Glatz Klingenstein in Glatz, 

Tarnowitz-Zabrze Tappe in Tarnowitz. 

Ordens-Verleihungen. 

Dem Departements-Thierarzt Heinr. Jacob Fuchs in Trier der Kronen¬ 
orden 3. Gl. 

Dem Kreisthierarzt Joh. Anton Grothaus in Alfhausen der Kronenorden 
4. Classe. 


Todesfälle. 

Der Kreisthierarzt Heinrich Ludwig Haefner in Wongrowiec, Reg.-Bez. 
Bromberg. 

Der Kreisthierarzt Rud. Heinr. Hessberger in Grebenstein, R.-B. Kassel. 
Der Departements- und Kreisthierarzt Rud. Seydell in Köslin, Reg.-Bez. 
Köslin. 


Oie Niederlassung eines Tbierarztes wird gewünscht: 

In Bentschen, Reg.-Bez. Posen. Auskunft ertheilt der Apotheker Dr. 
Koeberlin daselbst. 

In Rheinberg, Kr. Moers, durch den dortigen Bürgermeister. 

In Krakow, Mecklenburg. Auskunft ertheilt der Apotheker Funk daselbst. 


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Personal-Notizen. 


173 


In Xanten, Reg.-Bez. Düsseldorf, durch den Bürgermeister. Die Gemeinde 
Xanten sichert dem Thierarzte für die ersten 4 Jahre einen jährlichen festen Zu¬ 
schuss von 50 Mark, die Gemeinde Wardt einen solchen von 100 Mark für das 
erste Jahr zu. Ausserdem soll der in Xanten sich niederlassende Thierarzt von 
der landwirthschaftlichen Unterabtheilung Xanten eine Remuneration von 50Mark 
erhalten. 


Vacanzen. 

(Die mit * bezeichneten Vacanzen sind seit dem Erscheinen von Bd. VIII HeftG 
dieses Archivs hinzugetreten oder von Neuem ausgeboten). 


Regierungs- 

resp. 

Landdrostei-Bezirk 

Kreisthierarztstellen 

des 

Kreises 

Gehalt. 

Zuschuss 

aus 

Kreismitteln. 

Königsberg 

Labiau 

600 Mark 

600 

Mark 

Gumbinnen 

Pillkallen* 

900 


— 


Polizeibezirk Berlin 

4. Kreisthierarztstelle 

900 

V 

1200 

. ') 

Köslin 

Departementsthierarzt¬ 

stelle 

900 

y> 

— 

w 


Kreisthierarztstelle 

600 

V 

— 

r> 

Bromberg 

Wongrowiec * 

900 

w 

— 

n 

n 

Wirsitz incl. Polizeibez. 
Exin und Westpolizei¬ 
bezirk Schubin* 2 ) 

600 

V 


7) 

Münster 

Steinfurt 

600 

n 

450 

n 

7 » 

Tecklenburg 

600 

r> 

900 

* 

Kassel 

Hofgeismar 

600 

n 

— 

n 

Wiesbaden 

Ober-Taunuskreis 

600 

y> 

— 


Düsseldorf 

Kempen 

600 

V 

300 



Veränderungen im militär-rossirztlichen Personal. 

Beförderungen. 

Zu Ober-Rossärzten sind ernannt: 

Die Rossärzte: Beckmann vom Feld-Art.-Regmt. No. 31 beim Schlesw.- 
Holst. Drag.-Regmt. No. 13; Kamienski vom Oberschles. Feld-Art.-Regmt. 
No. 21 beim Litth. Ul.-Regmt. No. 12.; Qualitz vom Hess. Feld-Art.-Regmt. 
No. 11, unter Entbindung von dem Commando bei dem Militär-Reitinstitut, beim 
Altm. Ul.-Regmt. No. 16. 

Zu Rossärzten sind ernannt: 

Die Unter-Rossärzte: Brietzmann vom Altm.-Ul.-Regmt. No. 16; En- 


*) Aus Communalmitteln. 

2 ) Mit dem Amtswohnsitz in Nakel. 


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174 


Personal-Notizen. 


gelen vom Westf. Drag.-Regmt. No. 7; Ewald vom Rhein. Kür.-Regmt. No. 8; 
Schimmelpfennig vom Ostpr. Drag.-Regmt. No. 10. 

Den Charakter als Rossarzt hat erhalten: Unter-Rossarzt Sieker vom 
2. Schles. Hus.-Regmt. No. 6. 


Anstellungen. 

Als Unter-Rossärzte sind in die Armee eingestellt: 

Die Unter-Rossärzte: Dietrich beim 1. Brandenburg. Ul.-Regmt. (Kaiser 
Alexander II. v. Russl.) No. 3; Rexilius beim Thüring. Hus.-Regmt. No. 12; 
Roediger beim Schlew.-Holst. Feld-Art.-Regmt. No. 9; Schmitz beim 1. Bad. 
Leib-Drag.-Regmt. No. 20. 

Der Unter-Rossarzt des Beurlaubtenstandes Freckmann in das active Heer 
und zwar beim 1. Hannov. Ul.-Regmt. No. 13 wieder eingestellt. 

Der dreijähr.-freiw. Untor-Rossarzt Enders beim Braunschw. Hus.-Regmt. 
No. 17. 

Der einjähr.-freiw. Unter-Rossarzt Vaeth beim 3. Bad. Drag.-Regmt. (Prinz 
Karl) No. 22. 

Versetzungen. 

Die Rossärzte: Feicke vom 1. Brandb. Ul.-Rgmt. No. 11 zum 2. Hannov. 
Ul.-Regmt. No. 14; Gärtner vom Hannov. Hus.-Regmt. No. 15 zum Feld-Art.- 
Regmt. No. 31; Richter vom Pos. Ul.-Regmt. No. 10 zum Oberschi. Feld-Art. - 
Regmt. No. 21. 

Die Unter-Rossärzte: Hain vom 2. Leib-Hus.-Regmt. No. 2 zum Leib-Kür.- 
Regmt. (Schles.) No. 1; Kaps vom Kurm. Drag.-Regmt. No. 14 zum 1. Hannov. 
Feld-Art.-Regmt. No. 10; Mesewinkel vom Westfäl. Kür.-Regmt. No. 4 zum 
2. Leib-Hus.-Regmt. No. 2; Schmidt vom 2. Hannov. Ul.-Regmt. No. 14 zum 
1. Schics. Hus.-Regmt. No. 4; Wilden vom Königs-Hus.-Regmt. (1. Rhein.) 
No. 7 zum 2. Westf. Hus.-Regmt. No. 11. 

Abgegangen: 

Die Ober-Rossärzte: Rackow, Inspicient bei der Militär-Rossarztschule; 
Rind vom Litth. Ul.-Regmt. No. 12. 

Die Rossärzte: Agerth vom Garde-Hus.-Regmt.; Jacob vom 1. Brandb. 
Ul.-Regmt. (Kaiser Alexander II. v. Russl.) No. 3; Janssen vom 2. Westfäl. 
Hus.-Regmt. No. 11; Welz vom 1. Schles. Hus.-Regmt. No. 4. 

Der charakterisirte Rossarzt Gleiss vom 2. Schles. Hus.-Regmt. No. 6. 
Der dreijähr.-freiw. Unter-Rossarzt He 11 mann vom 3. Bad. Drag.-Regmt. 
(Prinz Karl) No. 22. 

Die einjähr.-freiw. Unter-Rossärzte: Kohring vom 1. Hannov. Feld-Art.- 
Regmt. No. 10; Ruser vom 1. und Wolff vom 2. Garde-Feld-Art.-Regmt. 

Gestorben: 

Der Rossarzt Domke vom 1. Leib-Hus.-Regmt. No. 1. 

Sonstige Veränderungen. 

Die Rossärzte: Bartke vom 1. Grossh. Mecklenb. Drag.-Regmt. No. 17 


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Personal-Notizen. 


175 


zam Militär-Reitinstitut; Koedix, Assistent bei der Lehrschmiede Berlin, als 
stellvertr. Assistent zur Lehrschmiede Breslau; Peters vom 1. Westfäl. Hus.- 
Regmt. No. 8 als stellvertr. Assistent zur Lehrschmiede Berlin commandirt. 


Verzeichnis! der Thierirzte, 

welche in Gemässheit der Bekanntmachung vom 25. Sept. 1869 (Bundesgosetzbl. 
S. 635) und der Bekanntmachung vom 5. März 1875 (Centralbl. f. d. Deutsche 
Reich S. 167) während des Prüfungsjahres 1881/82 von den zuständigen Cen¬ 
tralbehörden approbirt wurden. 

I. Preussen. 

Jul. Haas aus Birkenfeld, Wilh. Aug. Meyenberg aus Langenhottensen, 
Ed. Raym. Gust. Fieweger aus Berlin, Pet. Peters aus Esclum, Aug. Röwe- 
kamp aus Albersloh, Herb. Heinr. Ed. Dormann aus Schwiecheldt, Herrn. Heinr. 
Schlüter aus Kiel, Paul Willach aus Louisenthal a.d.Saar, Karl Frdr. Otto 
Priess aus Patersort, Fr. Naumann aus Bernburg, Joh. Heinr. Edel aus Mün¬ 
ster i.Westf., Karl Wilh. Hübner aus Zorndorf, Frdr. Hel mich aus Wester¬ 
cappeln, Otto Keller aus Bernburg, Thd. Reinh. Körner aus Aupitz, Thd. 
Frdr. Maria Fr. Meiners aus Münster i. Westf., Karl Ernst Ed. Griesor aus 
Oberwiederstedt, Wilh. Ernst Chr. Knoll aus Müggenburg, Frdr. Kasten aus 
Calefeld, Frdr. Wilh. Pfund aus Moelbitz, Heinr. Gust. Wilh. Behrens aus 
Rautenberg, Wilh. Chr. Alb. Brinkmann aus Ballenstedt, Frdr. Karl Busch 
aus Zeckritz, Aug. Paul Hönscher aus Halbendorf, Osk. Wilh. Ldw. Henze 
aus Merseburg, Frdr. Wilh. Heinr. Haertel aus Breslau, Ad. Wilh. Gerh. Gust. 
Isermann aus Lehrte, Gust. Ad. Koenig aus Merseburg, Ed. Wilh. Otto Klett 
aus Sömmerda, Frdr. Wilh. Lud ewig aus Grünberg i. Schl., Bern. Malkmus 
aas Hünfeld, Ernst Aug. Wulff aus Bardowick, Clem. Wittenbrink aus Hed- 
dinghausen, Ernst Zach. Wilh. Ferd. Wall mann aus Gross-Lafferde, Stanisl. 
Mindak aus Dreidorf, Karl Herrn. Emil Fr. Warncke aus Berlin, Rob. Gust. 
Ad. Urban aus Greifenberg i.Pom., Alb. Hopfner aus Berlin, Karl Heim Ru- 
scheweyh aus Alt-Laessig, Heinr. Ant. Straube aus Langensalza, Gust. Ldw. 
Taetz aus Berlin, Karl Ed. Mart. Timm aus Treptow a. d.R., Karl Gg. Chr. 
Kammerhoff aus Ratzeburg, Edwin Andr. Kieler aus Tost, Berth. Lewin 
aus Treptow a.d.R., Arth. Alex. Hugo Oestreich aus Breslau, Heinr. Prieur 
aus Tworog, Traug. Bergmann aus Königs-Wusterhausen, Karl Ldw. Bio me 
aus Sündern, Sim. Cremer aus Lontzen, Joh. Fründt aus Goldberg i.Meckl.- 
Schw., Paul Rieh. Gras nick aus Storkow, Herrn. Wilh. Matthias Hirschei aus 
Deutsch-Rixdorf, Alb. Heinrichs aus Saarbrücken, Dagob. Kall mann aus 
Berlin, Joh. Lütkemüller aus Wittstock, Wm. Rob. Herrn. Mor. Achilles aus 
Landsberg b. Halle a.d.S., Wilh. Zaiser aus Stadt-Oldendorf, Heinr. Nutt aus 
Dössel, Frdr. Bernh. Nieberding aus Wildeshausen, Sophus Stoltenberg 
aus Oldesloe, Rieh. Kaden aus Sacrau-Turawa, Heinr. Emil Max Pichel aus 
Leipitz, Fr. Ldw. Aug. Paul Steffens aus Stendal, Th. Wilh. Ferd. Karl Sa¬ 
muel aus Harzgerode, Gust. Ad. Karl Schatz aus Stadtmühlen-Vorwerk bei 
Rogasen. 


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176 


Personal-Notizen. 


II. Bayern. 

Sigm. Beichold aus Ellingen, Fr. Beck aus Fladungen, Ad. Bingel 
aus Dirmingen, Ed. Butzert aus Mendhausen, Karl Engel aus Bayreuth, Gerh. 
Frdr. Feldhus aus Oldenburg, Ad. Gruber aus Rastatt, Joh. Bapt. Grüner 
aus Pfaffenberg. Aug. Hink aus Achern, Clem. Kinderle aus Augsburg, Phil. 
Korb aus Poppenroth, Rud. Küffner aus Regensburg, Joh. Evangelist Maier 
aus Brüggen i.B., Jos. Mitteldorf aus München, Jos. Neuwirth aus Dietfurt, 
Jos. Rasberger aus Haag, Max Richter aus Schweinfurt, Karl Schillfarth 
aus Wassertrüdingen, Wilh. Schlampp ays Schweinfurt, Wilh. Schleussner 
aus Marktbreit, Max Schmutterer aus Ingolstadt, Jak. Stetter aus Beuren, 
Emil Weissgärber aus Regensburg, Ldw. Westermaier aus München. 

III. Sachsen. 

Osk. Ldw. Paul Enders aus Greussen i.Schwarzb.-Sondersh., Gg. Bernh. 
Mühlig aus Dresden, Karl Otto Wilh. Steuding aus Schwabhausen i.Sachsen- 
Gotha, Wilh. Jul. Th. Alb. Briese aus Beeskow, Gust. Ad. Ehricht aus Scher¬ 
ben b. Halle a. d. S., Heinr. Wilh. Karl Haase aus Bleicheroda b. Nordhausen, 
Hilh. Traug. Hugo Osk. Peterlein aus Thalbürgel i. Grosshth. Sachsen, Karl 
Aug. Wilh. Thiele aus Jecha i. Schwarzb.-Sondersh., Joh. Theophil Weigt aus 
Janköw-zalesny i.Posen, Karl Rieh. Pährisch aus Chemnitz, Joh. Eug. Borne¬ 
mann aus Auerbach, Max Rob. Kettritz aus Pirna, Frdr. Otto Röber aus 
Meissen. 

IV. Württemberg. 

Herrn. Zundel aus Rudolfzell i.Baden, Jos. Berna aus Winzenheim im 
Eisass, Jos. Kösler aus Unterzell (O.-A. Leutkirch), Ernst Motz aus Esslingen, 
Paul Tempe aus Rappoltsweiler i.Eisass, Jos. Väth aus Königheim i. Baden, 
Th. Aierstock aus Bach (O.-A. Ehingen), Ant. Andelfinger aus Altshausen 
(O.-A. Saulgau), Albr. Fillmann aus Türkisraühle i.Oldenburg, Heinr. Schrö¬ 
der aus Klenze in Hannover, Ernst Theurer aus Neckarweihingen (O.-A. Lud¬ 
wigsburg), Aug. Vogler aus Nauen, Gg. Zimmerer aus Dinkelsbühl i.Bayern, 
Ad. Sclimid aus Stuttgart. 

V. Hessen. 

Gust. Rutenborn aus Geisecke i.Westf., Heinr. Gerhard aus Giessen, 
Heinr. Luff aus Bermersheim, Wilh. Maurer aus Affolterbach. 


Gedruckt bei L. Schumacher in Berlin. 


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VI. 


TJeber die Verdauungssäfte und die Verdauung des Pferdes. 

Experimentelle Untersuchungen 
von 

Ellenberger und Y. Hofmeister. 

(Fortsetzung. — Siehe dieses Archiv Bd. VIII, S. 395.) 


* 

IV. Oie Eigenschaften und die physiologischen Wirkungen des 
Pferdemagensaftes. 

In der Abhandlung Bd. VIII, S. 395 dieses Archivs haben wir 
die Veränderungen, welche die naturgemässen Nahrungsmittel des 
Pferdes während ihres Aufenthalts im Magen erfahren, sowie die 
Eigenschaften und Wirkungen besprochen, welche der in den verschie¬ 
denen Verdauungsperioden im Magen vorhandene und mit Futter- 
bestandtheilen und Verdauungsproducten vielfach vermischte verdauende 
Saft besitzt. 

Wie früher bereits erwähnt, ist es kaum möglich, den natürlichen 
Magensaft beim Pferde rein zu gewinnen. Wir haben deshalb aus der 
Magenschleimhaut einen reinen Magensaft künstlich hergestellt und 
diesen auf seine Eigenschaften geprüft In dem Folgenden sollen die 
Eigenschaften dieses Magensaftes der Pferde besprochen werden. 

Schon 1834 zeigte Eberle, und etwas später auch Bouchardat und 
Sandras, dass in der Magenschleimhaut ein verdauendes Princip enthalten sei, 
dessen Inhalt schon Home und Spallanzani ahnten, das aber erst durch 
Schwann dargestellt wurde. Schwann, Eberle, J. Müller, Wasmann, 
Lehmann, Frerichs, Brücke lehrten diesen Körper näher kennen und zeig¬ 
ten, dass er nur in Gegenwart von Säuren seine verdauende Kraft entfalte. Dieso 
Thatsache gab C. Schmidt Anlass zur Aufstellung seiner Lehre von der Pepsin- 
Chlorwasserstoffsäure und führte Eberle zur Darstellung des künstlichen Ma¬ 
gensaftes. 

12 


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Archiv f. wissenBrh. u. prakt. Thicrheilk. IX. 3. 



178 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


Obgleich die durch die bekannte Beaumont’sche Beobachtung von Bas- 
sow und Blondlot eingeführte, von Bidder und Schmidt, Bardeleben, 
Bernard, Panum u. A. verbesserte Methode der Anlegung einer Magenfistol die 
Gewinnung des natürlichen Magensaftes erleichterte, so wurden trotzdem die 
meisten Untersuchungen über die Magenverdauung durch Anwendung des künst¬ 
lichen Magensaftes, dessen Darstellungsweise durch Witt ich wesentlich ver¬ 
bessert worden ist, angestellt. 

Die Darstellung des künstlichen Magensaftes, welcher, wie allge¬ 
mein anerkannt wird, dieselben Eigenschaften wie der natürliche 
besitzt, geschah in der Weise, dass die drüsenhaltige, gut zerkleinerte, 
frische oder nach gründlichem Auswaschen entsäuerte und direct oder 
nach Alkoholbehandlung getrocknete Magenschleimhaut 24 Stunden 
bis 8 Tage lang der Einwirkung einer extrahirenden Flüssigkeit aus¬ 
gesetzt wurde. Als extrahirende Flüssigkeiten kamen in Anwendung: 
1) Wasser, 2) Glycerin, 3) 0,2—0,5proc. HCl, 4) 0,2—0,5 proe. Milch¬ 
säure, 5) 0,2—0,5proc. salzsaures, 6) ebensolches milchsaurcs Glyce¬ 
rin, 7) 0,6—lproc. CINa-Lösung in Wasser und 8) ebensolche in 
Glycerin. Diese Flüssigkeiten entziehen der Magenschleimhaut alles 
in ihr Lösliche, mithin auch die in den Drüsenzellen aufgespeicherten 
Fermente und Säuren. 

Während die Fermente oder deren Vorstufen in den Driisenzellcn, 
welche sie produciren, aufgespeichert und demgemäss beim Extrahiren 
der Schleimhaut massenhaft augetrolfen werden, finden sich die Säuren 
in den Drüsenzellen nicht aufgespeichert. Sie gehen entweder bei der 
Secretion direct in das Secret über, oder werden, insoweit sie über¬ 
schüssig sind, durch das circulircnde Blut neutralisirt. In Folge 
dessen findet man in der todten Magenschleimhaut zwar etwas Säure, 
aber nicht annähernd soviel wie im normalen Magensaft. Deshalb 
muss jedem Magenextract, um es physiologisch wirksam zu machen, 
soviel Säure zugesetzt werden, dass es den normalen Säuregrad er¬ 
reicht, welchen der Magensaft hat. Wir setzten, sobald Verdauungs¬ 
versuche angestellt werden sollten, gewöhnlich zu je 1 Grm. Extract 
10 Ccm. eines 0,2proc. salzsauren Wassers. 

1. Die chemischen und physikalischen Eigenschaften des 
Extractes der drüsenhaltigen Portion der Magenschleim¬ 
haut des Pferdes. 

1) Zum Studium dieser Verhältnisse diente das Wasserextract 
der frischen Magenschleimhaut. Dasselbe reagirto stets deutlich sauer. 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes* 


179 


Der Säuregrad wurde bei 3 Pferden festgestellt und betrug im Extract 
der Curvat. major 0,026, 0,035 bezw. 0,03, im Extract von der Cur¬ 
vat. rainor 0,012, 0,02 bezw. 0,018 pCt. 

Das Extract zeigte Milchsäurereactionen auf Eisenchloridcarboisäurelösung, 
röthete aber auch trotz der geringen Concentration der Säure Helianthin etwas. 
Dieses deutet auf die Gegenwart von HCl bin und weist dieselbe beinahe un¬ 
zweifelhaft nach. Die Röthung des Helianthin würde bei so schwach concen- 
trirter Milchsäure in diesen Beimischungen nicht eintreten l ). 

Sonach enthält die Magenschleimhaut des Pferdes sowohl Milch- als Salz¬ 
säure. Die Gegenwart von Milchsäure im Extract spricht schon an sich dafür, 
dass die Gährungsmilchsäure des Mageninhalts von der Magenschleimhaut imbi- 
birt worden ist. Dies wird aber ganz sicher dadurch bewiesen, dass auch in 
dem Extract der drüsenlosen P. cardiaca Spuren von Milchsäure zu finden waren; 
allerdings war dieses Extract viel weniger sauer als das der Curvat. major und 
auch weniger als das der Curvat. minor 2 ). 

2) Das Extract der beiden drüsenhaltigen Regionen der Magen¬ 
schleimhaut enthält Mucin, das der Curvat. major mehr als das der 
Curvat. minor. 

In ersterer bewirken Pbosphorsäure und Essigsäure starke Fällung, in letz¬ 
terer nur Trübung. Hiermit stimmt auch folgende Thatsache überein: Die Drü¬ 
senschleimhaut des Pferdemagens ist in der Regel mit Schleim überzogen. Auf 
der Schleimhaut der Curvat. major liegt aber eine viel dickere, zusammenhän¬ 
gendere Schleimschicht als an der Curvat. minor. Erstere sitzt in Form einer 
Haut lockerer auf und ist leichter abziehbar. Die dünnere Schleimschicht der 
Curvat. minor sitzt fester. Nicht selten ist die Schleimschicht im Antrum pylori 
wieder etwas dicker. Zieht man die Schleimschicht ab, so findet man in der¬ 
selben neben viel Lcucocyten und Schleimkörperchen auch die Zellen des Ober¬ 
flächenepithels und des Drüsenhalses. 

3) Das Extract enthält verschiedene Eiweisskörper und nament¬ 
lich auch Hemialbumose 3 ). 

In Bezug auf die Natur der Eiweisskörper verhalten sich aber beide Ex- 
tracte sehr verschieden. In dem der Curvat. major bewirkt Salzsäure starke 


*) Ellenberger u. Hofmeister, Ueber den Nachweis der Salzsäure im 
Mageninhalt. Ber. üb. d. Veterinärw. im Königr. Sachsen f. d. J. 1881, S. 168. 

2 ) Um eine Lücke unseres ersten Artikels auszufüllen, untersuchten wir den 
Mageninhalt mehrerer Pferde auf die Frage hin, ob der Säuregrad des linken 
Magensackes ein anderer sei als der der rechten Hälfte. Wir constatirten in dieser 
Beziehung grosse Inco’nstanz. Boi zwei Pferden mit sehr wasserreichem Inhalt 
war der Säuregehalt rechts und links derselbe, bei einem Pferde mit festerem 
Inhalt links neutrale Reaction, rechts 0,2 pCt. Saure, bei einem vierteil Pferde 
links höherer Säuregrad als rechts u. s. w. 

3 ) Hemialbumose fanden wir in fast allen thierischen Geweben und Flüssig¬ 
keiten, ganz besonders reichlich aber in der Flüssigkeit der Eierstockscysten. 

12 * 


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180 


ELLENHeRGER u. HOFMEISTER, 


Fällung, Essigsäure und Ferrocyankali sehr schwache Trübung, ebenso Essig¬ 
säure und Glaubersalz; Kupfervitriol und Kali bewirken Rotbfärbung und Sal¬ 
petersäure giebt die Xanthoprotein- und die Hemialbumosenreaction, Alkohol 
deutliche Fällung. Im Extract der Curvat. minor bewirken Essigsäure -|- Ferro¬ 
cyankali und Essigsäure -j- Glaubersalz starke Fällung, Salzsäure nur Trübung 
und Kupferkali blaurothe Färbung. Zu Salpetersäure und Alkohol verhielt es 
sich ebenso wie das Extract der Curvat. major. Aus Allem geht hervor: die 
Schleimhaut der Curvat. major enthält viel Pepton, Syntonin und 
Hemialbumose, wenig unverdaute Eiweisskörper; dagegen enthält 
die Schleimhaut der Cnvat. minor viel von letzteren und wenig von 
ersteren. 

4) In den Extracten fanden sich Salze, namentlich Chloride und 
Sulphate, ExtractivstofFe u. s. w.; Phosphate waren nicht nachzuweisen. 

Unter den constatirten Eigenschaften sind hervorzuheben: Die 
Curvat. major enthält mehr Schleim und mehr Säure als 
die Curvat. minor, erstere besonders verdaute, letztere 
besonders unverdaute Ei weisskörper; in beiden findet man 
Milchsäure und Salzsäure. 

Die Thatsache, dass die Schleimhaut der Curvat. major fast nur 
verdaute Eiweisskörper enthält, beweist, dass sie ein Ferment besitzt, 
welches auf die Eivveisskörper verdauend einwirkt, während dieses 
Ferment in der Curvat. minor nicht oder nur in Spuren oder in einer 
wirkungslosen Vorstufe (Modification) enthalten sein kann. 

2. Die physiologischen Wirkungen des Pferdemagensaftes. 

A. Die im Magensaft resp. den Extracten enthaltenen 

Fermente. 

Die Einwirkungen des Pferdemagensaftes auf die Nährstoffe resp. 
Nahrungsmittel sind zum grossen Theil bereits in dem früheren Ar¬ 
tikel (Bd. VIII, S. 395 dies. Arch.) besprochen. Bei einigen Nähr¬ 
stoffen konnte aber die Untersuchung in der dort geschilderten Art 
und Weise durch die Prüfung des gesammten Mageninhalts kaum vor¬ 
genommen werden, wenigstens würde die Ausführung sehr schwierig 
und Fehler nicht zu vermeiden gewesen sein. Deshalb prüften wir 
die Umwandlungen, welche gewisse Nährstoffe durch den Pferderaagen¬ 
saft etwa erleiden, durch Einwirkung des künstlichen Magensaftes auf 
dieselben im Verdauungsofen. Diese Untersuchungsmethode ist auch 
allgemein üblich und dürfte gegen dieselbe kaum etwas Erhebliches 
einzuwenden sein. 


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Verdauungssä ft o und Verdauung des Pferdes. # 181 

Vor allen Dingen musste festgestellt werden, ob im Pfcrdomagcn- 
saft dieselben Fermente wie im Magensaft anderer Thicre Vorkommen, 
und welche Region der Magenschleimhaut am meisten von diesen Fer¬ 
menten enthält. Die P. cardiaca der Magenschleimhaut hätte von den 
Versuchen ganz ausgeschlossen werden können, da diese cutane Schleim¬ 
haut keine Drüsen und keine Follikel enthält. Trotzdem haben wir 
mehrfach Extracte von derselben gemacht und in einigen Fällen so¬ 
wohl etwas Milchsäure wie etwas Pepsin, welches bei Säurezusatz in 
geringem Masse verdauend auf Fibriu wirkte, gefunden. Dieses Fer¬ 
ment muss natürlich ebenso wie die Säure als imbibirt angesehen 
werden. Zu den weiteren Versuchen über Ferracntgehalt verwendeten 
wir nur die drüsenhaltigc Partie der Magenschleimhaut, die der P. py- 
lorica, die wir entweder in 2 Regionen — die Fundusdrüsen- und 
Pylorusdrüsenregion — oder in 3 — die Schleimhaut des Antrura 
pylori, der Curvat. minor und der Curvat. major — thcilten. 

a. Das Eiweissferment. 

Zur Feststellung des Vorkommens und der Eigenschaften des¬ 
selben wurden folgende Versuche gemacht: 

1) Boi 3 Pferden wurden Glycerinextracte von a) dem Antruin pylori, 
b) der Curvat. major und c) der Curvat. minor der P. pylorica dargestellt. Jo 
2Grm. derselben mit 20Grm. einer O,2proc. HCl und 2 Grm. gekochtes Hühner- 
Eiweiss gelangten in den Brutofen. Das Extract a war ohne Wirkung, das Ex- 
tract b löste das Eiweiss ganz, das Extract c griff dasselbe nur sehr wenig an. 

Auf flüssiges Eiweiss wirkten die Extracte in derselben Weise ein. Bei dem 
der Curvat. minor war nur wenig Pepton entstanden, aber viel Syntonin und 
Hemialbumose; bei b war fast Alles in Pepton übergeführt und nur noch Spuren 
Syntonin und Hemialbumose zurückgeblieben. 

2) Von der Magenschleimhaut zweier anderer Pferde wurden Extracte mit 
0,2proc. salzsaurem Glycerin dargestellt; dieselben verdauten ohne Säurezusatz 
kein gekochtes Hühnereiweiss, mit Säurezusatz verdaute das der Curvat. majot 
sehr gut, das der Curvat. minor und des Antrum pylori wenig. Ebenso wirkten 
die Extracte auf Casein und Fibrin. Am leichtesten war die Wirkung colori- 
metrisch an der Peptonreaction zu demonstriren, wenn gleiche Mengen vom Filtrat, 
von Kali und Kupfervitriol genommen wurden (Schm idt-Mü hl heim). 

Es geht aus diesen Versuchen hervor, dass die Schleimhaut der 
Curvat. major unzweifelhaft ein Eiweiss verdauendes Ferment enthält, 
dass dieses zwar auch in der Curvat. minor und dem Antrum pylori, 
aber in viel geringerer Menge vorkommt. Auf das Vorkommen des 
Ferments in der Curvat. minor und dem Antrum pylori kommen wir 
später noch zurück. Zunächst beschäftigen wir uns mit den Eigcn- 


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182 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


schäften des Ferments, wie es aus der Fundusdrüsen- resp. Labdrüsen¬ 
region gewonnen wird. Eine absolute Reindarstellung des Pepsin ist 
uns nicht gelungen, weshalb wir nur über eine Anzahl seiner Eigen¬ 
schaften berichten können, während andere noch unerforscht sind. 

1) Die wesentlichste Eigenschaft des Ferments ist seine — in 
Verbindung mit verdünnter HCl auftretende — Eiweiss verdauende 
Kraft, es verdaute Fibrin, Casein, Albumin im geronnenen und nicht 
geronnenen Zustande, Kleber u. s. w. Das Ferment ist in Glycerin, 
Wasser, y 2 —lproc. CINa-Lösung, schwacher Säurelösung etc. leicht 
löslich und wird durch Alkohol, Bleizucker, kohlensaure Magnesia 
u. s. w. gefällt. 

Mehrere, sowohl Glycerin- als Wasserextracte wurden mit viel Alkohol be¬ 
handelt. Es entstand in denselben ein Niederschlag. Stellte man den auf dem 
Filter gesammelten und getrockneten Niederschlag mit Eiweiss und 0,2proc. HCl 
in den Brütofen, so wurde das Eiweiss verdaut. Das Filtrat nach Ausfällung mit 
Alkohol, Bleizucker oder kohlensaurer Magnesia verdaute dagegen Eiweiss nicht. 

2) Das Ferment ist nicht diffusibel und sehr resistent 
gegen Milchsäure-, Fäulniss- und Alkoholgährung. 

a) Wir haben verschiedentlich Gemische von 2—8 Grrn. Extract und 20 
bis 40 Grm. einer 0,2proc. HCl mit Pergamentpapier Diffusionsversuchen unter¬ 
worfen und diese in einzelnen Fällen unter öfterer Erneuerung des Wassers so 
lange fortgesetzt, bis die anfangs sauro Flüssigkeit neutral reagirte, die anfangs 
stets sauer werdende Aussenflüssigkeit neutral blieb und mit salpetersaurem Silber 
keine Trübung mehr gab, so dass durch die häufige Erneuerung des Wassers die 
sämmtliche Salzsäure durchdiffundirt sein musste. Stets enthielt der Magensaft 
noch das Pepsin. Der der Diffusion 8 Tage lang ausgesetzt gewesene Magensaft 
verdaute nach erfolgter neuer Ansäuerung noch sehr gut. Damit war bewiesen, 
dass das Pepsin nicht oder sehr schwer diffusibel ist. 

b) Setzte man Magensaft mit Milchzucker und Stärke an, so trat nach eini¬ 
ger Zeit deutliche Milchsäurereaction ein, ein Zeichen, dass die Milchsäuregährung 
im vollen Gange war. Brachte man dazu gekochtes Hiihnereiweiss und etwas 
HCl, dann wurde ersteres verdaut. Mehrere Versuche zeigten, dass die Milch¬ 
säuregährung die Pepsinwirkung nicht beeinträchtigt. Wenn dieselbe 
im Magen nachtheilig wirkt, so wird dies durch deren reizenden Einfluss auf die 
Magenschleimhaut bedingt. In Folge dessen entsteht ein Katarrh, eine verrin¬ 
gerte Pepsin- und HCl-Secretion und dadurch Steigerung der Gährungs- und 
Fäulnissvorgänge im Magen. 

Aus einigen Versuchen ergab sich ferner, dass die Milchsäuregähr u ng 
weder allein noch in Gegen wart von Pepsin festes Eiweiss zu ver¬ 
dauen vermag. Dazu gehört ein HCl-Zusatz. Fibrin wurde allerdings durch 
Milchsäuregährung bei Gegenwart von Pepsin gelöst, jedoch erst nach sehr langer 
Einwirkung. 

c) Lässt man Stücke der Magenschleimhaut 24, 48, 60 Stunden faulen 


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Yerdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 


183 


und extrahirt dieselben, so enthalten sie noch wirksames Pepsin. Erst bei sehr 
lange dauernder Fäulniss wird das Ferment zerstört. Die Fäulniss an sich zer¬ 
stört Eiweiss zwar auch, aber sehr langsam, so dass die Verdauung mit der 
Fäulniss gar nicht zu vergleichen ist. 

Zu erwähnen ist folgendes Factum: Bringt man in eine faulende Flüssig¬ 
keit Eiweiss und setzt dazu gut wirksamen Magensaft, so wird die Fäulniss unter¬ 
brochen. Ueborgiesst man faulende Stückchen der Curvat. major mit 0,2proc. 
Salzsäure, dann sistiit die Fäulniss. In beiden Fällen setzt die Verdauung ein. 
Die Verdauung stört oder hebt die Fäulniss auf. Wirksamer Magensaft 
fault nicht, so lange er ein Object zu seinerWirkung hat resp. so lange er sauer ist. 

3) Diese Thatsache führt uns zu der Frage: kann Magensaft 
lange Zeit auf bewahrt werden, ohne seine Wirkung zu verlieren? 

Zum Aufbewahren verwendet man nicht den wirksamen Magen¬ 
saft, sondern nur das Pepsin resp. das Magenextract ohne Säurezusatz. 
Das Aufbewahren in einfachem Wasser ist unstatthaft, weil Fäulniss 
auftreten würde. Deshalb hat man vorgeschlagen, das Extract in 
Carbolsäure, Salicylsäure u. s. w., d. h. in Stoffen, welche die Fäulniss 
verhindern, aufzubewahren. 15s fragt sich nun, ob die beiden Säuren 
die Pepsinwirkung beeinträchtigen? Zur Beantwortung dieser Frage 
stellten wir folgende Versuche an: 

Es wurde ein Glycerinextract aus der Schleimhaut der grossen Curvatur der 
rechten Hälfte des Pferdemagons durch dreitägiges Extrahiren hergestellt; von 
demselben kamen in den Brütofen: 

a) 2 Gern. Extract -j- 20 Ccm. 0,2proc. Salzsäure -|- 1 Grm. Eiweiss; 

b) dasselbe -|- 5 Ccm. Salicylsäure; 

c) dasselbe -[-10 Ccm. Salicylsäure. 

Nach 7 Stunden war die Lösung bei a und b schon bedeutend, bei c schwächer, 
nach 24 Stunden bei allen totale Lösung des Eiweisses. Ferner: 

a) 1 Grm. Eiweiss -f- 2 Ccm. Extract -J- 20 Ccm. HCl; 

b) dasselbe mit 5 Ccm. einer 0.2proc. Carbolsäure; 

c) dasselbe mit 20 Ccm. einer 0,2proc. Carbolsäure. 

Nach 16 Stunden bei allen 3 totale Lösung des Eiweisses. Dieser Carboisäure¬ 
magensaft wirkte nach 3 Wochen nocli sehr gut verdauend. Nach ca. 1 Jahre 
wirkten diese Extracte noch sehr gut, wenn auch ein wenig schwächer als vorher; 
es war dies sowohl bei der Carbol- als bei der Salicylsäure der Fall. 

Man sieht hieraus, dass Carbol- und Salicylsäure sehr wohl als 
Zusatz zu Verdauungsfliiss igkeiten verwendet werden können, 
ohne die Wirksamkeit derselben erheblich zu stören. Die Salicylsäure 
bewirkt etwas verlangsamte Verdauung. Bei Zusatz von 100 Grm. 0,2proc. 
Salicylsäure zu 2 Grm. Witte’s Pepsin, ohne reducirten Säurczusatz, schwacher 
Erfolg. Zu bemerken ist aber, dass die Aufbewahrung des Magenextractes sehr 
gut in einfachem Glycerin ohne diese Zusätze geschehen kann. Einfaches Gly¬ 
cerinextract war nach 1 Jahre noch ebenso wirksam wie vorher. — Ausserdem 
haben neuere Untersuchungen gezeigt, dass das Calomel den Eiutritt der Fäulniss 


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184 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


resp. des Verderbens von Verdauungsflüssigkeiten hindert. — Wurde einer in 
Alkoholgährung befindlichen Flüssigkeit Fibrin und wirksamer Magensaft zuge- 
setzt, so trat eine Verdaung des Fibrin ein; wurde aber an Stelle des Fibrin 
gekochtes Hühnereiweiss gewählt, so wurde dies nur wenig angegriffen. Daraus 
erhellt, dass die Alkoholgährung die Pepsinwirkung beeinträchtigt, aber nicht 
aufhebt. 

4) Wie oben erwähnt, wirkt das Pepsin nur in Gegenwart von 
Säure. Im Magen findet sich Salz- und Milchsäure. Es ist nun die 
Frage, wie viel Säure ist zur Pepsinwirkung nothwendig, bei welchem 
Säuregrad erfolgt die Wirkung am besten und können sich Salz- und 
Milchsäure gegenseitig ersetzen? Zur Lösung dieser Fragen geschah 
Folgendes: 

Wir setzten an 

a. mit Salzsäure: Resultat 

2Grm. Eiweiss, 5 Grm.Extract, 20Grm. 0,05proc. HCl, nach 14Std. gelöst 5pCt. 


2 - 

- 5 - 

- 20 - 

0.1 - 

- 14 - 

- 43 - 

2 - 

- 5 - 

- 20 - 

0,2 - 

- 14 - 

- 100 - 

2 - 

- 5 - 

- 20 - 

0.3 - 

- 14 - 

- 100 - 

2 - 

- 5 - 

- 20 - 

0,4 - 

- 14 - 

- 100 - 

2 - 

- 5 - 

- 20 - 

0,5 - 

- 14 - 

- 100 - 

2 - 

- 5 - 

- 20 - 

0,6 - 

- - 14 - 

- 70 - 

2 - 

- 5 - 

- 20 - 

1,0 - 

- 14 - 

- 70 - 

2 - 

- 5 - 

- 20 - 

2,0 - 

- 14 - 

- 60 - 


Hieraus folgt, dass das Pepsin am besten wirkt bei Gegenwart 
einer 0,2—0,5proc. HCl, ein Mehr oder Weniger wirkt störend ein. 


b. mit Mil chsäure: Resultat 

a) 2Grm.Eiweiss,2Grm. Extract,20Grm.0,2proc.Milchsäure, n. 14St.gel. OpCt. 


b) 2 - 

- 2 - 

- 20 - 

0,3 - 

- 

- 14 - 

- 0 - 

c) 2 - 

- 2 - 

- 20 - 

0,5 - 

- 

- 14 - 

- 0 - 

d) 2 - 

- 2 - 

- 20 - 

0,7 - 

- 

- 14 - 

- 0 - 

e) 2 - 

- 2 - 

- 20 - 

1,0 - 

- 

- 14 - 

- 34 - 

f)2 - 

- 2 - 

- 20 - 

1,5 - 

- 

- 14 - 

- 64 - 

g) 2 - 

- 2 - 

- 20 - 

2,0 - 

- 

- 14 - 

- 74,4- 


Gab man nun zu a, b, c, d noch 1 Tropfen HCl, wodurch ein HCl-Gehalt 
von 0,05 pCt. hergestellt wurde, dann trat bei a und b schwache, bei c und d 
starke verdauende Wirkung auf. 

Zu a und b setzten wir dann nochmals 1 Tropfen HCl, dann starke Wir¬ 
kung wie sonst bei 0,2proc. HCl, während es hier kaum 0,1 pCt. ist. Die Milch¬ 
säure kann also HCl. theilweise vertreten, aber nur tlioilweise. 

Lässt man milchsauren Magensaft auf Fibrin wirken, so tritt bei 0,2 pCt. 
nur schwache, bei 0.5—2 pCt. starke Wirkung auf. 

Mischte man 10 Grm. einer 0,lproc. HCl. mit 10 Grm. einer O.lproc. 
Milchsäure und brachte dazu 2 Ccm. Extract, dann erfolgte dio Verdauung von 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 


185 


Eiweiss ebenso gut wie bei 0,2proc. HCl. Um die Wirkung von Vermischungen 

von HCl und Milchsäure zu prüfen, gelangten in den Brutofen: 

a) 2Grm.Eiweiss, 20Grm.O,2proc. Milchs., 20Grm. 0.lproc.HCl, 4Grm. Extract, 


b) 2 - 

- 20 - 

0,1 - 

- 20 - 

0,1 - 

- 4 - 

- 

c) 2 - 

- 20 - 

0,3 - 

- 20 - 

0.05 - 

- 4 - 

- 

d) 2 - 

- 20 - 

0,3 - 

- 20 - 

0,1 - 

- 4 - 

- 


Nach 14 Stunden war bei a, b, d fast alles Eiweiss verdaut, bei c dagegen 
nur 30 pCt. 

Aus Vorstehendem geht hervor, dass Fibrin und leicht verdau¬ 
liche Eiweisskörper durch Pepsin und Milchsäure (0,5proc.) oder ge¬ 
ringen Zusatz von HCl (0,05 proc. zu 0,2proc. Milchsäure) leicht, 
schwer verdauliche Eiweiskörper, z. B. geronnenes Hühnereiweiss, jedoch 
nicht oder nur sehr wenig verdaut werden. Letztere werden am besten 
gelöst durch einen Magensaft von 0,2—0,5 proc. Säuregrad, wenn die 
Säure entweder reine HCl oder wenn bei Milchsäuregegenwart die HCl 
wenigstens in der Concentration von 0,1 pCt. zugegen ist. Eine Salz¬ 
säure über 0,5 pCt. wirkt hemmend auf die Verdauung. Reine Milch¬ 
säure kann erst die HCl theilweise ersetzen, wenn sie zu 1 — 1V 2 , 
und fast ganz, wenn sic zu 2 und 2,5 pCt. zugegen ist. 

Zum weiteren Studium der Einwirkung der Milchsäure auf das Pepsin 
machten wir Extracte aus der Schleimhaut der Curvat. major mit 0,5 proc. Milch¬ 
säure und 0.5 proc. inilchsaurem Glycerin. Die Extracte wirkten auf Eiwoiss 
ohne Zusatz von HCl nicht verdauend ein, trotzdem sie auf einen Milchsäuregrad 
von 0,6 und 0,7 pCt. gebracht wurden. Nahm man nur 2 Grm. der Milchsäure- 
extracte mit 20 Grm. einer 0,1 proc. HCl, dann trat ein starkes verdauendes 
Vermögen in die Erscheinung. 

Milchsäurelösungen extrahiren demnach das Pepsin aus der Ma¬ 
genschleimhaut gut, bedürfen aber, um verdauen zu können, eines 
HCl-Zusatzes. 

5) Wenn sich demnach die Wirksamkeit des künstlichen Magen¬ 
saftes bedeutend nach dem Grade und der Natur seiner Säure ändert, 
so fragt es sich ferner, in wie weit hängt die Magensaftwirkung von 
seinem Pepsingehalt ab? Um diese Frage zu entscheiden, gelangten 
in den Brütofen: 

nach 14 Std. gelöst 


a) 2 Grm. Eiweiss, % Grm. 

Extract, 20 Grm. 0.2proc. HCl, 

70.0 pCt. 

b) 2 - 

1 - 

20 - 0,2 - 

80,0 - 

c) 2 - 

2 - 

20 - 0,2 - 

92,2 - 

d) 2 - 

5 - 

20 - 0,2 - - 

92,0 - 

e) 2 - 

10 - 

20 - 0,3 - - 

93,2 - 

f ) 2 

20 - 

20 - 0,4 * - 

48,8 - 


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18G 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


Dieses auffallende Resultat veranlasste uns, diesen Versuch zu repetiron. 
Es gelangten in den Brütofen: 

nach 14 Std. verdaut 


a) 

4 Grm. 

Eiweiss, V 2 Grm. 

Extract, 20 Grm. 

0,2proc. HCl, 

77 pCt. 

b) 

4 - 

1 - 

- 20 - 

0,2 - - 

90 - 

c) 

4 - 

2 - 

20 - 

0,2 - - 

95 - 

d) 

4 - 

5 - 

20 - 

0,2 - - 

95 - 

e) 

4 - 

10 - 

20 - 

0,3 - - 

95 - 

0 

4 - 

20 - 

20 - 

0,4 - - 

88 - 


Hieraus geht hervor, dass die Pepsinwirkung mit der Menge des¬ 
selben nur bis zu einem gewissen Grade steigt. Die Gegenwart von 
zuviel Pepsin ist dagegen nicht vortheilhaft. 

6) Zum Schlüsse sei noch einer Frage gedacht: Wirkt reines 
Glycerincxtract, dem die nothwendige Anzahl Tropfen HCl zugesetzt 
werden, verdauend, oder muss noch Wasser zugefugt werden? 

Es gelangten in den Brütofen: 


1) 20 Grm. Glycerinextract -f- 2 Tropfen IIC1 Eiweiss; 


2) 

2 - 

- 

4- 20 Grm. Wasser -f- 2 Tropfen HCl -|- Eiweiss; 

3) 

4 - 

- 

+ 40 - - +3 - 

- + - 

4) 

5 - 

- 

—j— 50 - - -j— 5 

- + - 

5) 

20 - 

- 

-f 4 Tropfen HCl; 


6) 

2 - 

- 

-j- 20 Grm. Wasser -j- 4 

- + - 


Das Resultat war: bei 1 und 5 geringe Wirkung, 30—50 pCt. Eiweiss 
verdaut, bei den anderen 100 pCt. 


Hieraus folgt, dass das Glycerinextract für sich mit Salzsäure 
wenig wirksam ist und dass erst der Zusatz von Wasser das Extract 
zur vollen Wirkung gelangen lässt. 

7) Es bleibt nun noch die Frage zu erledigen, ob sich das 
Ferment bei der Verdauung selbst verdaut, selbst zerstört. 

Ueber diese Frage wurden drei Versuche angestellt, zwei mit und einer ohne 
Anwendung des Dialysator. Als Säure wurde 0,1—0,2proc. HCl mit und ohne 
Milchsaurezusatz verwendet. 

a) Es gelangte wirksamer Magensaft mit 2 Grm. Eiweiss 14 Stunden in 
den Brütofen. Es waren ca. 80 pCt. des Eiweisses gelöst. Nun wurde filtrirt. 
Das Filtrat kam mit Eiweiss und 2 Tropfen HCl in den Brütofen. Das Eiweiss 
wurde gelöst. Diese Procedur wurde noch zweimal wiederholt, sodass dieselbe 
Fermentmenge viermal zur Verdauung vorwendet wurde und stets gleich gut wirkte. 

b) Wir Hessen wirksamen Magensaft so lange auf Eiweiss einwirken, bis 
alles verdaut war, hierauf gelangte die Flüssigkeit 48 Stunden auf den Dialy¬ 
sator und dann mit HCl und Eiweiss in den Brütofen, sie entfaltete noch vor¬ 
zügliche verdauende Wirkung. 

Die Verdauungsflüssigkeit gelangte nun 5 Tage auf den Dialysator, dann 
wieder mit Säure und Eiweiss in den Brütofen. Das Eiweiss wurde abermals 
verdaut. Dann nochmals 48 ständiges Dialysiren; wieder mit HCl und Eiweiss 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 


187 


in den Brütofen. Abermals Verdauung. Nun filtriren, ansauern und abermals 
8 Tage dialysiren bis zur Neutralisation, dann ansauern und mit Eiweiss in den 
Brütofen. Jetzt wurde das Eiweiss nur noch wenig angegriffen. Fibrin wurde 
noch verdaut. Mithin hatte das Ferment viermal seine Wirkung voll, dagegen 
beim fünften Male dieselbe nur noch unvollkommen entfaltet. 

c) Dieser zweite Versuch, mit anderem Magensaft wiederholt, ergab die¬ 
selben Resultate. In diesen zwei Versuchen hat der Magensaft 56 Stunden bei 
einer Temperatur von 37—40° im Brutofen und über 3 Wochen im Dialysator 
bei einer Temperatur von 20—22° C. gestanden, ehe eine Abschwächung seiner 
Wirkung hervortrat. 

Das Ferment schwächt sich also, wenn cs öfterer, längere Zeit zu 
Verdauungsversuchen verwendet wird, ab. Die Abschwächung erfolgt 
wahrscheinlich durch Selbstverdauung, wofür auch spricht, dass der 
Magensaft häufig beim Eintrocknen wirkungslos wird, was beim nicht 
sauren Magenextract nicht der Fall ist. Allerdings muss auch noch 
erwähnt werden, dass in dem fünfmal zur Verdauung verwendeten und 
viermal der Dialysation ausgesetzt gewesenen Magensafte sehr viele 
Pilze entstanden waren; diese können ebensowohl die Ursache der 
Abschwächung der verdauenden Kraft abgegeben haben wie die Selbst¬ 
verdauung. Mag dem sein wie ihm wolle, so geht doch aus den an- 
gestellten Versuchen hervor, dass derselbe Magensaft öfter zur Ver¬ 
dauung verwendet werden kann und dass die Schädigung desselben 
durch Sclbstverdauung praktisch kaum in Betracht kommt. 

Das Pepsin kann im lufttrockenen Zustande lange Zeit auf be¬ 
wahrt werden und ist, in verdünnter Salzsäure gelöst, wieder wirksam. 
Salzsäurcextracte werden nach Trocknen bei 37—40° häufig unwirk¬ 
sam. Kochen raubt dem Pepsin seine Wirksamkeit. Jedes gekochto 
Magenextract hatte seine verdauende Kraft eingebüsst. Am besten 
wirkt das Pepsin bei einer Temperatur von 37 bis nahezu 60°. Aber 
auch bei 20—24° übt es verdauende Wirkung aus, nur ist dieselbe 
sehr verzögert 1 ). Bei 70° C. fand gar keine Verdauung mehr statt. 

Weiteres kann über die Eigenschaften des Pepsin nicht angegeben 
werden, da es uns nicht gelungen ist, dasselbe rein darzustellen. 

Mikroskopische Untersuchungen der Extracte mit den schärfsten 
Vcrgrösserungen und der Oelimmersion hatten keinen Erfolg in Bezug 


Ä ) Bei dieser Temperatur wurden 2 Grm. Eiweiss von 20 Grm. Magensaft 
aus 2 Grm. Extract anstatt in 12 Stunden in 8 Tagen gelöst. Fibrin wurde 
ziemlich rasch bei 24° verdaut. Bei 30° C. wurden durch 20 Grm. Magensaft 
von 2 Grm. Eiweiss in 14 Stunden 60 pCt.. bei 37° 100 pCt., ebenso bei 50 
und auch bei 60 0 C. gelöst. 


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188 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


auf den Nachweis eines geformten Ferments. Versuchsweise Culturen 
konnten wegen Mangel der betreffenden Einrichtungen nicht angewandt 
werden. 


b. Labferment. 

Das Extract der Curvat. major der frischen sowohl als der ge¬ 
trockneten Magenschleimhaut zweier Pferde bedingte bei neutraler 
ßeaction Gerinnung der Milch zu festen Klümpchen. Das Extract 
der Pylorusdrüsenregion zeigte diese Eigenschaft nicht. Daraus ergiebt 
sich, dass nur in ersterer ein Labferracnt vorkoramt. Das Labferment 
war durch Wasser, Glycerin, 0,2proc. Salzsäure, CINa-Lösung, salz¬ 
saures Glycerin extrahirbar. Jedes dieser Extracte bewirkte die be¬ 
kannte Veränderung der Milch. Das Ferment wurde durch Alkohol 
gefällt. Der durch Ausfällen des Magenextractes mit Alkohol erhal¬ 
tene lufttrockene Niederschlag brachte die Milch zum Gerinnen. Das 
Ferment ist schwer diffusibel und schwer oder nicht dialysirbar. Der 
nach mehrtägiger Dialyse zurückbleibende Magensaft enthielt noch 
Labferment. 

Auch bei sechs successive an demselben Schleimhautstück der 
Fundusdrüsenregion vorgenommenen Extractionen war in jedem Extract 
Lab nachweisbar. 

Verdünnte Säure hat auf Milch einen durchaus anderen Einfluss als Lab¬ 
ferment in saurer oder neutraler Lösung. Letzteres bewirkt feste, derbe, gelb¬ 
liche, erstere lockere, weiche, weisse Gerinnsel. Bei Einwirkung von Labferment 
entstand oft ein einziger scheibenförmiger, gelber, fester Körper (Käse), der im 
grauweissen Serum schwamm; die salzsauren Gerinnsel der Milch dagegen waren 
weiss, locker, nicht zusammenhängend, das Serum weisslich, getrübt. 

Es gelang uns, das Labferment nach Hammarsten mit Bleizucker oder 
kohlensaurer Magnesia zu isoliren. Das Filtrat wirkte auf Milch, nicht aber auf 
Eiweiss ein, d. h. es enthielt das Lab-, nicht aber das Pepsinferment. Auf Milch 
wirkte es genau ebenso ein wie das Extract. 

c. Milchsäureferment. 

Bringt man Milchzucker mit Magenextract in den Brütofen, so tritt bald 
saure Reaction auf; geschieht dasselbe mit Zucker oder Stärke und Magensaft 
(also Extract -f- HCl), so stellt sich nach ca. 36 Stunden deutliche Milchsäure- 
reaction ein. 

Dies Alles gilt hauptsächlich vom Extract der grossen Curvatur. In einzel¬ 
nen Fällen machten wir jedoch dieselben Beobachtungen auch bei den Extracten 
der Curvat. minor. 

Daraus erhellt, dass die Fundusdrüsenregion regelmässig ein Milch- 
säureferraent enthält, dass dagegen die Pylorusdrüsenabtheilung der 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 


189 


Schleimhaut meist frei davon ist. Das in einzelnen Fällen daselbst 
gefundene Ferment darf als imbibirt angesehen werden. 

Im Alkoholniederschlag der Fundusdriisonextracte findet sich das Milch¬ 
säureferment ebenso wie das Pepsin und Labferment vor. Der der Dialyse län¬ 
gere Zeit ausgesetzt gewesene Magensaft enthielt kein Milchsäureferment mehr, 
ein Zeichen dessen, dass dieses Ferment im Gegensatzt zu Pepsin und Labfer¬ 
ment diffusibel ist. Die Wirkungen des Milchsäureferments wurden bei ursprüng¬ 
lich neutralen Flüssigkeiten einfach mit Lackmuspapier festgestellt. Der Eintritt 
der sauren Reaction bewies, dass Milchsäuregährung eingetreten war. Bei sauren 
Verdauungsflüssigkeiten wurde die Eisenchlorid-Carbolsäurereaction gemacht. 
Sobald Gelbfärbung der violetten Flüssigkeit eintrat, war Milchsäure zugegen. 

d. Fettferment. 

Zur Prüfung des Glycerinextractes der Curvat. major auf Fett¬ 
ferment, d. i. der Frage, ob das Extract befähigt ist, Neutralfette 
in Fettsäure und Glycerin zu spalten, benutzten wir Olivenöl, welches 
zwar ganz frisch und von neutraler Reaction war, aber doch mit 
kohlensaurem Natron schwach alkalisirt wurde, um etwa von vorn 
herein vorhandene freie Fettsäure zu binden und zu beseitigen. 

Von diesem Oel wurden zwei Portionen von 1 Grra. mit 4 Grm. Glycerin 
und 40 Grm. Aq. dest., bezw. 4 Grm. Glycerinextract der Curvat. major und 
40 Grm. Aq. dest. gemischt und zur 14 ständigen Digestion in den Brütofen 
gestellt. Hierbei gingen wir von der Voraussetzung aus, dass, wie der pankrea- 
tische Saft in alkalischen Flüssigkeiten die Spaltung der Fette bewirkt, auch das 
Extract der Curvat. major von gleicher Wirkung sein würde, wenn in ihm ein 
Fettferment enthalten ist. 

Nach abgelaufener Digestionszeit wurden beide Flüssigkeiten mit Salzsäure 
ganz schwach aber bleibend angesäuert und in graduirten, mit Stöpsel ver- 
schliessbaren Cylindern mit gleichem Volumen Aether zu wiederholten Malen 
durchgeschüttelt und dann so lange stehen gelassen, bis der Aether (nach 18 
bis 20 Stunden) sich ganz klar aufgeschichtet hatte. Darnach wurde der die 
Fette und Fettsäuren (wenn solche vorhanden) enthaltende Aether abgehoben und 
im Cylinder mit verdünnter C0 3 Na 2 -Lösung wiederholt durchgeschüttelt und so 
lange ruhig stehen gelassen, bis Aether und C0 3 Na 2 -Schicht sich vollkommen 
abgeschieden und geklärt hatten. Wenn Fettsäuren zugegen, so waren diese durch 
das kohlensaure Natrium verseift und nunmehr in der C0 3 Na 2 -Lösung enthalten; 
der Aether wurde deshalb abgehoben und die unterstehende C0 3 Na 2 -Schicht auf 
Gegenwart von Seife geprüft. 

Durch Ansäuern seifenhaltiger alkalischer Flüssigkeiten mit Salzsäure oder 
Schwefelsäure werden die Seifen zerlegt und Fettsäuren ausgeschieden, was sich 
deutlich durch entstehende Trübung in der vorher ganz klaren Flüssigkeit zu 
erkennen giebt. Schüttelt man dann die angesäuerte Flüssigkeit mit Aether, so 
wird die trübe Flüssigkeit durch Lösung der Fettsäuren wieder klar. Der Aether, 
abgehoben, hinterlässt beim Verdunsten auf Papier einen bleibenden Fettfleck, 


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190 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER. 


Werden grössere Mengen des abgehobenen Aothers verdunstet und der Rückstand 
mit Natron versetzt, so entsteht schon in der Kälte Seife. 

Keine dieser genannten Rectionen trat mit unseren Versuchsflüs¬ 
sigkeiten ein, woraus ohne weiteres folgt, dass das Extract der Curv. 
major kein Fettferment enthält. 

Auch die mikro-chemische Untersuchung der getrockneten Schleimhaut der 
Curvat. major nach CI. Bernard 1 ) gab ein negatives Resultat. Man bereitete 
sich eine Auflösung frischer neutraler Butter in Aether und eine conccntrirte 
wässerige Lackmuslösung; die zu untersuchende Schleimhaut der Curvat. major 
wurde gehörig mit Alkohol durchtränkt, darauf mit einigen Tropfen Butterlösung 
benetzt, auf der Glasplatte ausgebreitet, mit Lackmuslösung tingirt, mit einem 
Deckgläschen bedeckt und erwärmt. Trotz längerem Erwärmen im Brutofen blieb 
der die Schleimhaut umgebende blaugefärbte Hof unverändert blau; hätte die 
Schleimhaut Fettferment besessen, so würde sich der sie umgebende blaufarbige 
Hof nach wenigen Augenblicken roth gefärbt haben, was aber erst dann geschah, 
als freie Fettsäure (Stearinsäure) dazugesetzt wurde. 

Wurden neutrale Fette der Einwirkung des Magensaftes länger als 12 —14 
Stunden, z. B. 40—48 Stunden ausgesetzt, dann trat saure Reaction der 
ursprünglich neutralen Flüssigkeiten ein. Dies erfolgte auch bei Anwendung des 
lufttrockenen, in Wasser gelösten Alkoholniederschlages des Magenextractes, nicht 
aber mit neutralem dialysirtem Magensaft. 

Daraus darf geschlossen werden, dass sich in der Schleimhaut 
des Magens ein Fettferment, das leicht diffusibel und in Alkohol 
fällbar ist, in solchen Spuren findet, dass es bei der gewöhnlichen 
Dauer der Magenverdauung seine Wirkung nicht entfalten kann. 

c. Diastatischcs Ferment. 

In dem Extract der Magenschleimhaut findet sich ein diastatischcs 
Ferment 2 ), aber in so geringer Menge, dass seine Wirksamkeit ebenso 
wenig in Betracht kommt wie die des Fettferments. 

f. Cellulose verdauendes resp. spaltendes Ferment. 

Zur Erledigung der Frage, ob sich im Magenextract ein die 
Cellulose verdauendes resp. spaltendes Ferment findet, wur¬ 
den von auf das Feinste auf der Mühle gemahlenem Wiesenheu vier 
Portionen entnommen und diese bei 110° C. getrocknet und gewogen. 

Diese vier Portionen erfuhren jede für sich gleichzeitig und ganz gleich- 
massig folgende Behandlungsweise: 


*) Physiologie von Funke, Bd. I, S. 203, 1876. 

2 ) Ellenberger u. Hofmeister, Die Verbreitung des saccharificirenden 
Ferments im Pferdekörper. Dies. Arch. Bd. VII, S. 91. 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 


191 


1. Mit 150 Ccm. Aq. dest. auf Wasserbad bei 40° C. 2 ständig digerirt, 
filtrirt und gewaschen. 

2. Rückstände mit 150 Ccm. 3proc. S0 4 H 2 2 Stunden lang auf Wasser¬ 
bad, unter Erneuerung des verdampften Wassers gekocht, filtrirt und ausge¬ 
waschen. 

3. Rückstände mit 150 Ccm. 3proc. Natronlauge 2 Stunden lang auf Was¬ 
serbad gekocht unter Erneuerung des verdampften Wassers, filtrirt und gewaschen. 

4. Von den Rückständen gelangte die 1. und 2. Portion mit 10 Ccm. 
Extract der Curvat. major -f- 100 Ccm. 0,2proc. HCl versetzt, und die 3. und 
4. Portion nur mit 100 Ccm. 0,2proc. HCl gemischt, also ohne Pepsin, in den 
Brutofen und digerirten daselbst 30 Stunden lang; nachher wurde Portion 1, 2, 
3 und 4 gut ausgewaschen, die Waschwässer zur weiteren Untersuchung reservirt, 
die völlig ausgewaschenen Rückstände aber getrocknet und gewogen. 

Man ging von der Voraussetzung aus, dass, wenn der Magensaft Heusub¬ 
stanz resp. dessen Cellulose löse, so müssten die Gewichtsmengen der zurück¬ 
gezogenen Digestionsrückstände diflferiren, und zwar müsse Portion 1 und 2 
weniger Rückstand hinterlassen als Portion 3 und 4, in den Waschwässern aber 
von Portion 1 und 2 müssten sich die gelösten Produote finden. 

Die Resultate sind folgende: 

Trockensubstanz Trockenrückstand 

1. 4,041 Grm. Heu hinterliessen 1,327 Grm. = 32,8 pCt. 

2. 4,038 - - - 1,315 - = 32,5 - 

3. 4,181 - - - 1,336 - = 31,9 - 

4. 4,221 - - - 1,362 - = 32.3 - 

Hiernach sind die Rückstände sämmtlicher Portionen absolut 
gleich; es ist durch Magensaft aus Portion 1 und 2 absolut nichts 
gelöst; der Magensaft greift also die Cellulose nicht an. Die 
Untersuchung der Waschwässer nach der Digestion im Brutofen ergab 
ebenso wenig ein Resultat; eine Spur Zucker fand sich in den mit 
HCl, nicht aber mit Magensaft behandelten Heuportionen. 

B. Die Wirkung des Magensaftes auf verschiedene thic- 
rische Gewebe und Organe. 

Zu diesen Experimenten wurde ein Magensaft verwendet, welcher 
aus 1 Theil Extract der Fundusdrüsenregion und 10 Theilen einer 
0,2proc. HCl oder 0,1—0,2proc. Milchsäure + 0,lproc. HCl her¬ 
gestellt wurde. Die Verdauungszeit betrug gewöhnlich 12— 14 Stunden. 

1) Setzt man feine entfettete Knochenstücko folgender Wir¬ 
kung aus: 

a) einer 0,2proc. HCl, 

b) eines Extractes der Curvat. major -f- HCl, 

c) eines Extractes der Curvat. minor -j- HCl, 


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192 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


so ist der Verlust, den diese Knochenstücke in 14 Stunden erleiden, 
bei allen dreien ziemlich gleich, aber bei b trifft man Peptonreaction 
an und findet bei längerer Einwirkung totale Zerstörung statt, bei a 
und c nicht. 

Damit ist bewiesen, dass der Pferdemagensaft auch Knochen ver¬ 
dauen kann. Er löst nicht nur vermöge seines Säuregehaltes die 
Kalksalze, sondern durch Pepsinwirkung auch das Ossein; bei langer 
Einwirkung des Magensaftes werden kleine Knochenstückchen ganz 
aufgelöst. 

Von je 2 Grm. hyalinem Knorpel mit 0,569 resp. 0,581 Grm. 
Trockensubstanz lösten 20 Grm. der 0,2proc. Salzsäure in 15 Stun¬ 
den 14 pCt. und 20 Grm. künstlicher Magensaft = 47 pCt. Liess 
man Knorpel mit Magensaft längere Zeit (6—8 Tage) stehen, so 
wurde ersterer ganz gelöst. Demnach verdaut der Magensaft Knorpel. 

3) Von je 2V 4 Grm. Sehne mit ca. 0,9 Grm. Trockensubstanz 
löste die Salzsäure in 24 Stunden 70 pCt., der Magensaft 92 pCt. 
Sehnen sind demnach leicht verdaulich. 

4) Elastisches Gewebe. In 24 Stunden'wurden von je 2,326 
Grm. Nackenband mit 1,021 Grm. Trockensubstanz durch 0,2proc. 
Salzsäure nur 14 pCt. und durch Magensaft 36 pCt. gelöst. Bei län¬ 
gerer Einwirkung gelangten aber auch die Stücke vom Nackenband 
vollständig zur Lösung. Das elastische Gewebe ist demnach verdau¬ 
lich, aber bedeutend schwerer als Bindegewebe, und die Zeit der 
Magenverdauung reicht nicht aus, um bedeutende Mengen elastischer 
Substanz zu lösen. Für die Verdauung von Bindegewebe dagegen ge¬ 
nügt die Zeit der Magendigestion. 

5) Brachte man Fettgewebe mit Salzsäure einerseits und Ma¬ 
gensaft andererseits in den Brütofen, so trat der Unterschied der Wir¬ 
kung beider Flüssigkeiten bald scharf hervor. 

Durch die Wirkung des Magensaftes wurden die Fetttropfen massenhaft 
frei und schwammen in der Flüssigkeit, das Gerüst wurde immer mehr und 
mehr verdaut, es trat Peptonreaction auf. Bei der Salzsäure fehlte die Pepton¬ 
wirkung und es schwammen nur wenig Fetttropfen in der Flüssigkeit. 

Der Magensaft verdaute von 2 Grm. Fettgewebe in 14 Stunden 
95 pCt., d. h. er löste das bindegewebige Stützgewebe und die Zellen¬ 
membranen auf, so dass nur noch Spuren desselben zurückblieben. 
Der Magensaft machte die Fetttropfen, die in Zellen eingeschlossen 
waren, frei, die 0,2proc. Salzsäure allein vermochte das nicht. 


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Verdaunngssäfte und Verdauung des Pferdes. 193 

6) Fettemulsionen wurden durch künstlichen Magensaft nicht 
verändert 

7) Rohes Fleisch wurde vom Magensaft sehr leicht verdaut; 
aber auch HCl allein löste etwas vom Fleische auf. 

8) Horngewebe wurde durch Magensaft nur sehr wenig ange¬ 
griffen. Dass aber auch dieses Gewebe etwas verdaut wird, lehrte 
folgender Versuch: Brachte man in den Veraduungsofen Hornstück¬ 
chen mit Salzsäure einerseits und mit Magensaft andererseits, so trat 
bei letzterem nach einiger Zeit Peptonreaction auf, bei ersterem nicht. 

9) Wurden Epithelhäute mit Magensaft behandelt, so blieben 
die obersten, verhornten Schichten in zusammenhängenden Fetzen er¬ 
halten, die unteren Schichten zeigten zunächst Isolation ihrer Zellen, 
später wurden die Zellen vollständig aufgelöst und verdaut. Künst¬ 
licher Magensaft ist ein sehr gutes Mittel zum Isoliren der Zellen 
mehrschichtigen Plattenepithels. Lässt man ihn auf eine mit solchem 
Epithel bedeckte Haut einwirken, so hebt sich das Epithel bald ab 
und die Zellen sind isolirt. Der Magensaft^ verdaut zunächst die Kitt¬ 
substanz der Zellen, dadurch werden sie isolirt, dann verdaut er auch 
die nicht verhornten Zellen, während die verhornten Zellen ihm wi¬ 
derstehen 

10) Leim 1 )- 

Es gelangten a) Leim mit einer 0.2proc. HCl allein, 

b) Leim mit Extract allein, 

c) Leim mit künstlichem Magensaft in den Brutofen. 

Nach 14 Stunden herausgenommen, hatte der Leim b sein Gelatinirvermögen 
durchaus bewahrt. Dagegen gelatinirte a zunächst nicht, aber nach einigen Stun¬ 
den; c gelatinirte überhaupt nicht mehr. Mischung a gelangte nun noch 24 
Stunden in den Brutofen. Die Gelatinirbarkeit war zwar sehr verlangsamt, aber 
noch erhalten, ebenso nach nochmaligem I2stündigen Stehen im Brutofen. 

Die Mischungen a und c gelangten auf den Dialysator zum Diffundiren 
gegen destillirtes Wasser. Mischung a difTundirte selbst nach Tagen nicht; Mi¬ 
schung c diffundirte bald. Die stattgehabte Diffusion wurde durch Prüfung der 
ursprünglich aus destillirtem Wasser bestehenden Aussenflüssigkeit mit Gerbsäure 
nachgewiesen. Sobald Gerbsäure einen Niederschlag gab, war die Gegenwart des 
Leimes erwiesen. 

Durch die Einwirkung des Magensaftes verliert der Leim seine 
Gelatinirbarkeit und wird diffusibel. 

Zum Schlüsse dieses Kapitels sei noch der Frage gedacht: pro- 

*) Fe de, Metzner, Bericht über die Fortschritte der Anatomie und Phy¬ 
siologie von Henle, Keferstein und Meissner pro 1860 und 1868. 

13 


Arehiv f. wissentoh. u. prakt. Thierheilk. IX. 3. 


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194 


ELLENBERGER a. HOFMEISTER, 


ducirt resp. enthält auch die entzündete Magenschleimhaut 
Pepsin? Wir machten Extracte von einer schwach entzündeten Ma¬ 
genschleimhaut und prüften dessen verdauende Kraft auf Eiweiss in 
Verbindung mit HCl und fanden, dass kein Eiweiss gelöst wurde, 
dass demnach die Extracte kein Pepsin enthielten. Es geht daraus 
hervor, dass eine entzündete Magenschleimhaut kein Pepsin bildet. 
In Folge dessen müssen schwere Störungen der Magenverdauung 
auftreten. 

Die Ergebnisse der vorstehenden Untersuchungen sind, kurz zu¬ 
sammengefasst, folgende: 

1. Das Magenextract der Fundusdrüsenregion unterscheidet sich 
wesentlich von dem der Pylorusdrüsenregion. Es enthält mehr Mucin, 
mehr Säure und mehr Fermente; in ihm finden sich verdaute, im 
Pylorusdrüsenextract unverdaute Eiweisskörper. 

2. Die Drüsenschleimhaut des Magens enthält sowohl Salz- als 
Milchsäure. Der Säuregrad scheint 0,04 pCt. kaum zu übersteigen. 

3. Im Pferdemagensaft resp. dem Fundusdrüsenextract findet sich 
ein sehr wirksames proteolytisches Ferment, welches alle Eiweiss¬ 
körper (Casein, Fibrine, Albumine) in Pepton und den Leim in der 
Weise umwandelt, dass derselbe leicht diffusibel wird und seine Gela- 
tinirbarkeit verliert. 

Das Ferment ist sehr schwer diffusibel, in Wasser, Glycerin, 
schwachen Salz-, Säure- und Alkalilösungen löslich, durch Alkohol, 
Bleizucker, kohlensaure Magnesia u. s. w. fällbar. Es wirkt nur in 
Gegenwart von Säuren proteolytisch, wird durch Fäulniss- und Alko- 
holgährung zwar zerstört, widersteht aber lange; die Milchsäuregäh- 
rung beeinträchtigt das Ferment in seiner Wirkung nicht, wenn nicht 
die Milchsäureconcentration einen sehr hohen Grad erreicht. Die pro¬ 
teolytische Wirkung erfolgt am besten bei Gegenwart einer 0,15- bis 
0,5proc. Salzsäure. Die Salzsäure ist durch organische Säuren glei¬ 
cher Concentration nicht ersetzbar. Erst eine 2proc. Milchsäure 
leistet nahezu dasselbe, wie eine 0,2proc. HCl. Die Milchsäure kann 
aber die Salzsäure in ihren Wirkungen unterstützen, sodass eine 
0,lproc. und noch schwächere Salzsäure bei Gegenwart von einer 
0,1—0,5proc. Milchsäure ebenso gut wirkt, wie die 0,2proc. HCl. 

Zu viel Säure beeinträchtigt die Pepsinwirkung ebenso wie zu 
wenig Säure. Während bei Gegenwart einer 0,05 proc. HCl das Pepsin 
gar nicht und bei 0,1 proc. nur unvollkommen wirkt, tritt auch schon 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 


195 


durch eine 0,6proc. HCl eine Beeinträchtigung der Fepsinwirkung 
ein. Viel Milchsäure im Magen stört die Magenverdauung ebenfalls 
und zwar durch Reizung der Magenschleimhaut. 

Das Pepsin muss in gewissen Mengen in der verdauenden Flüs¬ 
sigkeit sein, um wirken zu können. Seine Wirksamkeit steigert sich 
mit der Zunahme seiner Menge bis zu einem gewissen Grade. Eine 
weitere Steigerung des Pepsingehalts ist nutzlos, ja sogar schädlich. 

Das Pepsin wirkt nur in Gegenwart von Wasser und am besten 
bei einer Temperatur von 37—55° C. Steigerung und Sinken der 
Temperatur bewirkt Störungen. Steigt die Temperatur über 60°, 
dann wird das Pepsin wirkungslos. Gekochter Magensaft verdaut 
nicht. Das Pepsin verdaut sich nicht selbst, oder wenigstens ausser¬ 
ordentlich langsam. 

4 . Der reine Pferdemagensaft enthält ein Lab-, Milchsäure-, 
Fett- und Stärkeferment, die letzteren beiden aber in so unbedeuten¬ 
der Menge, dass sie nicht in Betracht kommen. Diese Fermente sind 
sämmtlich durch Alkohol fallbar. Das Labferment ist schwer oder 
nicht diffusibel, die anderen Fermente dagegen sind diffusibel. 

5. Der Pferdemagensaft verdaut die Cellulose nicht. 

6. Derselbe verdaut dagegen Bindegewebe, Fettgewebe, Knorpel, 
Fleisch leicht. Knochen und elastisches Gewebe werden von dem¬ 
selben auch verdaut, aber langsamer, schwerer. Horngewebe wird 
vom Pferdemagensaft nur wenig angegriffen. 

7. Die Schleimhaut der Portio cardiaca des Pferdemagens ent¬ 
hält nur Spuren eines proteolytischen Ferments und geringe Mengen 
von Säure. Da diese Schleimhaut von mehrschichtigem Plattenepithel 
bedeckt ist und weder Drüsen noch Follikel enthält, müssen diese 
Stoffe als imbibirt angesehen werden. 

8. Die entzündete Magenschleimhaut producirt kein Pepsin. 

9. Pepsinlösungen resp. Extracte der Magenschleimhaut können 
in schwacher Carboi- oder Salycilsäurelösung oder in einfachem Glycerin 
lange Zeit aufbewahrt werden, ohne an ihrer Wirksamkeit einzubüssen. 

10. Der Inhalt der rechten Hälfte des Pferdemagens zeigt keine 
oonstanten Unterschiede, namentlich in Bezug auf seinen Säuregrad, 
von dem der linken Hälfte. 

NB. Die im Artikel mehrfach gebrauchten Ausdrücke salzsaures und milch- 
saures Glycerin sind der Kürze halber für Mischungen der betreffenden Säuren 
mit Glycerin angewandt worden. 


13* 


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VII. 


Ueber die Lungenseuoheimpftmg. 

Von 

F. Roloff. 


Von Bouley 1 ) und nach ihm von verschiedenen anderen Sachver- 
ständigen, namentlich auch von Willems, wurde vor etwa 1V 2 Jahren 
die Ansicht geäussert, dass die Schutzkraft der Lungenseucheimpfung 
ganz sicher auf dem Wege der Reinoculation geprüft werden könne. 
Es ist klar, sagt Bouley, dass, wenn die Impfung der Lungenseuche 
eine Immunität erzeugt, diese Immunität durch das Ausbleiben der 
Wirkung einer zweiten Inoculation sicher bewiesen wird, namentlich 
wenn die zweite Impfung an einer Stelle ausgeführt wird, an welcher 
sich viel Bindegewebe findet, wie am Triel, wo sonst schnell und fast 
immer tödtliche Anschwellungen entstehen. Derselbe impfte 14 Kühe, 
welche früher bereits einmal geimpft waren, und von diesen Thieren 
zeigten 7 gar keine Reaction, während bei den übrigen 7 nach der 
zweiten Impfung nur eine kleine Anschwellung entstand. Die ersten 
7 Thiere waren nach Bouley’s Ansicht in Folge der ersten Impfung 
vollständig, die anderen 7 nahezu immun geworden. 

Auch Willems 2 ) hat eine Anzahl Thiere, die bereits einmal 
geimpft waren, einer zweiten Impfung unterworfen. Die zweite Impfung 
wurde an bindegewebsreichen Theilen, an der Kruppe, am Halse, am 
Triel etc., vorgenommen, und es entstand in Folge derselben gar keine 
oder doch nur eine unerhebliche Anschwellung. Gleichzeitig und mit 
derselben Lymphe wurden allemal andere Thiere, die bis dahin noch 
nicht geimpft worden waren, am Schwänze geimpft, und bei letzteren 


*) Archives vetör., Septbr. 1881. 

2 ) Annales de Med. veter., Juni 1881. 


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Lungenseucheirapfung. 


197 


zeigten sich dann meist die örtlichen Erscheinungen einer gelungenen 
Impfung. Willeras kommt nach seinen Versuchen ebenfalls zu dem 
Schluss, dass diejenigen Thiere, bei welchen nach der zweiten Impfung 
keine Anschwellung entstand, vollständig immun waren, und dass die 
Thiere, bei welchen noch ein örtlicher Erfolg eintrat, doch nicht mehr 
die volle Empfänglichkeit besassen. Leider hat Willems seine Ver¬ 
suche nicht so genau beschrieben, dass man sich ein eigenes Urtheil 
bilden kann. 

Nach Bouley ist nun durch seine Versuche die Schutzkraft der 
Impfung erwiesen. Die langwierigen und kostspieligen Versuche, die 
geimpften Thiere mit lungenseuchekranken in Berührung zu bringen, 
um sie auf ihre Immunität zu prüfen, erklärt er für überflüssig. Da 
sich aber bei den Versuchen herausstellte, dass die zweite Impfung 
bei einem Theil der Thiere noch eine, wenn auch nicht gefährliche 
Anschwellung hervorrief, und da diese Thiere daher noch nicht als 
ganz immun betrachtet werden konnten, so halten Bouley sowohl 
als auch Willems eine zweimalige Impfung, das erste Mal am 
Schwänze und das zweite Mal an einer bindegewebsreichen Körper¬ 
stelle, für erforderlich. Willems bemerkt ausdrücklich, dass eine 
einmalige Impfung nicht sicher vor der Ansteckung schütze. Dies 
hätten mehrere Destillateure in Hasselt bereits eingesehen; dieselben 
Hessen daher ihr Vieh regelmässig zwei Mal impfen, und in den Ställen 
dieser Destillateure kämen Fälle von Lungenseuche viel weniger häufig 
vor, als in den Ställen derjenigen Destillateure, welche diese weise 
Praxis nicht befolgen *). Solche Aeusserungen von Seiten der ältesten 
und eifrigsten Vertheidiger der Impfung kommen unerwartet; denn 
bisher galten ja diejenigen für arge Ketzer, welche noch daran zwei¬ 
felten, dass zahllose sichere Beobachtungen, namentlich die Erfahrungen 
in Hasselt, die Schutzkraft der gebräuchlichen einmaligen Impfung 
hinreichend erwiesen hätten. 

Die Behauptung, dass die Schutzkraft der Impfung bei Wieder¬ 
impfungen erprobt werden könne, beruht auf der Voraussetzung, dass 
die Anschwellung an der Impfstelle die Wirkung des Lungenseuche¬ 
virus ist. Das ist jedoch noch nicht erwiesen; denn die aus den ent¬ 
zündeten Lungen entnommene Lymphe enthält nicht blos das speci- 
fische Lungenseuchevirus, sondern daneben meist noch andere Stoffe, 
die eine Entzündung erregen können. Das Virus an sich ist noch 


*) Annales de Med. veter., October 1881. 


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198 


ROLOFF, 


nicht bekannt; wir wissen nicht, ob und in welcher Menge wir es in 
dem einzelnen Falle mit dem flüssigen Exsudat einimpfen, und ob es 
sich an der Impfstelle regenerirt. Verschiedene Gründe stehen der 
Annahme, dass das Lungenseuche virus die Entzündung an der Impf¬ 
stelle errege, entgegen, namentlich die auffallenden Verschiedenheiten 
in dem Verlaufe des örtlichen Processes und der Umstand, dass die 
Anschwellungen entweder ausbleiben oder doch nicht erheblich werden, 
wenn möglichst frisches und reines Exsudat eingeirapft wird. 

Wir verfahren bei der Entnahme der Lymphe wie folgt: Unmit¬ 
telbar nach dem Schlachten des lungenseuchekranken Thieres werden 
die Lungen exenterirt und auf eine reine, Unterlage gelegt. Dann 
werden von den frisch entzündeten (aber nicht blos ödematösen) Par¬ 
tien dünne Scheiben abgetragen, und dabei werden die Schnitte so 
geführt, dass nicht mittelst des Messers Stoffe aus den älteren Ver¬ 
härtungen auf die Schnittflächen übertragen werden. Die dünnen 
Scheiben werden in eine Schale gelegt und das austretende flüssige 
Exsudat wird in kleine Fläschchen gefüllt, die behufs schneller Ab¬ 
kühlung in kaltes Wasser getaucht und fest verschlossen werden. 
Instrumente, Schale und Fläschchen sind vorher gründlich gereinigt 
und desinficirt. Wird die Lymphe nicht sofort verwendet, so muss 
sie kalt, bei warmer Witterung wo möglich in Eis aufbewahrt werden. 

Bei diesem Verfahren wird das Lungenseuchevirus sicher nicht 
zerstört, die Beimischung anderer reizender Stoffe oder deren nach¬ 
trägliche Entstehung in der Lymphe aber möglichst verhütet Nach 
der Impfung mit solcher Lymphe haben wir verhältnissmässig selten 
erhebliche Anschwellungen eintreten sehen, namentlich dann nicht, 
wenn die Injection mittelst einer Spritze mit recht dünner Spitze 
geschah, sodass die Hautwunde sich schnell schloss. Die Schutzkraft 
der Impfung soll ja auch von der Grösse der Impfgeschwulst nicht 
abhängig sein. Willems behauptet zwar, dass sich namentlich die¬ 
jenigen Thiere immer vollkommen immun gezeigt hätten, welche in 
Folge der Impfung einen Theil des Schwanzes verloren hatten. An¬ 
dere Sachverständige sind jedoch der Ansicht, dass die starken, bran¬ 
digen Anschwellungen nicht erwünscht seien. 

Bruylants und Verriest 1 ) unternahmen die künstliche Her¬ 
stellung der Lymphe, weil sie der Ansicht waren, dass die natürliche 
Lungenlymphe nicht rein und dass die nach der Einimpfung der- 


') Annales de Med. veter., Dccember 1880. 


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Lungenseucheimpfung. 


199 


selben entstehende Phlegmone septischer Natur und die Folge der 
Unreinigkeit der Lymphe sei. Die künstlich bereitete Lymphe soll 
das Lungenseuche virus, d. i. den eigentümlichen Mikrococcus, ohne 
fremde Beimischungen enthalten. Die Bereitung geschieht in folgen- 
der Weise: In die kranken Partien der sofort nach dem Schlachten 
des Thieres herausgenoramenen Lungen werden mit einem ausgeglühten 
Messer und unter Carbolspray tiefe Einschnitte gemacht, und von dem 
in den Schnitten sich ansammelnden Serum werden einige Tropfen zu 
20 Grm. einer Nährflüssigkeit (Bouillon von Rindslungen oder von 
Rindfleisch, oder Liebig’sche Bouillon) im Reinculturapparat hinzuge¬ 
fügt. Die besamte Flüssigkeit bfeibt bei 19° C. stehen. Ara 2. Tage 
erscheint die Flüssigkeit stark getrübt; sie enthält dann grosse Men¬ 
gen Coccen von verschiedener Grösse, theils isolirt, theils zu mehreren 
vereinigt, theils lange Ketten bildend. Die isolirten Coccen bewegen 
sich lebhaft, weniger lebhaft die Ketten. Von dieser Flüssigkeit wer¬ 
den wieder einige Tropfen zu frischer Nährflüssigkeit gesetzt, die nun 
dauernd auf 38—39 °C. erwärmt wird. Diese zweite Cultur erscheint 
schon nach 24 Stunden stark getrübt, und in derselben finden sich 
wieder sehr viele Coccen. Von dieser Cultur wird dann ein Tropfen 
einer neuen Quantität Nährflüssigkeit hinzugefügt und so fort bis zur 
7. Cultur. Die bei der fractionirten Züchtung gewonnenen, verschie¬ 
den grossen, theils isolirten, theils lange Ketten bildenden Coccen, 
welche aus der Flüssigkeit stammen, die sich in tiefen Einschnitten 
in die kranke Lunge ansammelte, sollen die das Lungenseuchevirus 
darstellenden specifischen Organismen sein. Das ist nicht gerade un¬ 
möglich; wenn man aber die Flüssigkeit aus # den kranken Lungen 
von Thieren, die wegen Lungenseuche geschlachtet sind, öfter auf die 
darin vorkommenden verschiedenen Organismen untersucht hat, so 
kann man jener Annahme nicht ohne weiteres zustiramen. Die Wir¬ 
kung der Lymphe war eine erwünschte; denn von 74 Thieren, die 
Willems zuerst damit impfte, bekamen 22 Stück gar keine und 52 
Stück nur eine erbsen- bis nussgrosse Anschwellung an der Impf¬ 
stelle, und auch spätere Impfungen mit der gleichen Lymphe hatten 
nur ausnahmsweise böse Folgen. Ebenso günstige Erfolge erzielte 
Willems aber auch bei Impfungen mit dem flüssigen Exsudat aus 
den Impfgeschwülsten. Diese Lymphe sei ebenso wirksam wie Lymphe 
aus den kranken Lungen und gleichzeitig mitigirt, um so mehr, wenn 
sie aus einer späteren Generation der Geschwülste stamme. An eine 
solche Mitigirung durch wiederholte tJeberimpfung hat man bekanntlich 


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200 


ROLOFF, 


früher auch bei der Schafpockenimpfung gedacht, bis genaue Unter¬ 
suchungen und Versuche den Irrthum aufdeckten. Die mildere Wir¬ 
kung des Exsudats von frischen und gutartigen Impfgeschwülsten 
hängt damit zusammen, dass es reiner ist, als das mit der Luft in 
Berührung befindliche Exsudat in den Lungen. Eine Mitigirung des 
Contagiums findet in der Impfgeschwulst sicherlich nicht statt. 

Von der Ansicht ausgehend, dass die Anschwellung an der Impf¬ 
stelle überhaupt nicht wesentlich sei, wenn die Lymphe nur in das 
Blut komme, und in Nachahmung der Impfung gegen Rauschbrand 
haben Thiernesse und Degive 1 ) Lymphe unmittelbar in die Vene 
injicirt. Die Thiere wurden geworfen, die Jugularis am Halse frei¬ 
gelegt und 2 Grm. filtrirter Lungenlymphe in dieselbe eingespritzt. 
Nach der Injection trat vorübergehend eine Erhöhung der Körper¬ 
temperatur um 2—3°C. ein. Die 4 Thiere, bei welchen im Februar 
bezw. im März die Injection gemacht war, wurden ira Mai je zwei Mal 
am Triel geimpft („dans une region defendue sous peine de raort tt ), 
und danach bildete sich allemal nur eine kleine, höchstens taubenei- 
grosso Anschwellung. Als dann aber am 3. August eine dritte Im¬ 
pfung am Triel vorgenommen wurde, entstand eine Geschwulst von 
dem Umfange einer grossen Faust, die erst nach 3—4 Wochen wieder 
verschwand. Dass sich bei der dritten Probeimpfung noch eine so 
grosse Geschwulst bildete, war nach Ansicht der Experimentatoren 
die Folge davon, dass die Lymphe, welche erst zwei Tage nach dem 
Schlachten eines lungenseuchekranken Thieres aus dessen Lungen ent¬ 
nommen war, neben dem Lungenseuchevirus noch Elemente der Sep- 
tikämie enthielt. Wären die Thiere nicht in Folge der Injection von 
Lymphe in die Vene gegen Lungenseuche immun gewesen, so würde 
schon nach den ersten Probeimpfungen am Triel eine tödtliche An¬ 
schwellung entstanden sein. Eine solche tödtliche Anschwellung ent¬ 
stand in der That bei zwei Thieren, die am 12. Juni resp. am 2. August 
am Triel geimpft wurden, ohne dass vorher eine Injection von Lymphe 
in die Vene gemacht war. Bei der Impfung des einen Thieres war 
frische Lymphe verwendet, bei dem anderen Thiere jedoch Lymphe, 
die man auch erst am Tage nach dem Schlachten aus der kranken 
Lunge entnommen hatte. Dass die bei den letzteren beiden Impfun¬ 
gen verwendete Lymphe keine Elemente der Septikämie enthalten hat, 
ist nicht dargethan; und wir vermuthen, dass recht viele solche Ele- 


l ) Arcbives veter., Novbr. 1882. 


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Lungenseucheimpfung. 


*201 


mente darin gewesen sind, denn nach unserer Erfahrung ist eine 
Impfung am Triel mit reiner Lymphe nicht so gefährlich, wie Thier¬ 
nesse und Degive glauben. Wenn die Controlimpfungen etwas be¬ 
weisen sollten, so mussten sie zu gleicher Zeit und in jeder Beziehung 
übereinstimmend mit den Probeimpfungen bei den vorher der Schutz¬ 
impfung unterworfenen Thieren vorgenommen werden. 

Im Aufträge des Herrn Ministers für Landwirthschaft etc. haben 
wir in neuerer Zeit bei der hiesigen Thierarzneischule verschiedene 
Irapfversuche ausgeführt. 

Zu diesen Versuchen wurden zunächst zwei Thiere in einem besonderen 
Stalle aufgestellt, und zwar: 

No. 1 eine Jahre alte, sehr gut genährte westerwälder Kuh, welche 
zwei Jahre vorher direct vom Westerwalde bezogen war und seitdem 
in dem Kuhstalle der Thierarzneischule gestanden hatte. Die Kuh war 
gesund, hatte die Lungenseuche noch nicht überstanden, war auch 
nicht der Ansteckung verdächtig. 

No. 2 eine 1* jährige, massig gut genährte Färse von der Landrace, 
welche in einem Dorfe in der Nähe von Berlin gezogen war, wo seit 
Menschengedenken Lungenseuche nicht geherrscht hatte. 

Beide Thiere wurden am 29. September 1881 von dem Herrn Kreisthierarzt 
Ziegenbein geimpft. Wir wünschten, dass Herr Ziegenbein einige Vers uchs- 
thiere impfe, um dem etwaigen Einwande, die Operation sei nicht zweckmässig 
ausgeführt, zuvorzukommen; ein Einwand, der, so sonderbar er dem Sachverstän¬ 
digen erscheinen muss, in der That schon wiederholt gemacht ist, wenn Impfun¬ 
gen nicht den erwünschten Erfolg hatten. Die Lymphe, welche Herr Ziegenbein 
mitbrachte, war von demselben zwei Tage vorher aus der Lunge einer wegen 
Lungenseuche geschlachteten Kuh entnommen. Sie war klar und von dunkelwein¬ 
gelber Farbe. Die Impfung geschah mittelst einer Sticker’schen Nadel, deren 
Spitze etwas schmaler als gewöhnlich ist, bei der Kuh an der hinteren und bei 
der Färse an der vorderen Fläche des Schwanzes, etwa 10 Cm. oberhalb der 
Spitze. 

Die Stichwunden verheilten schnell. Bei der Färse zeigte sich nach der 
Impfung an der Impfstelle oder überhaupt am Schwänze keine Spur einer Reac- 
tion. Bei der Kuh entwickelte sich vom 10. October ab bis zum 15. October 
dicht oberhalb der Stelle des Einstichs eine Anschwellung der Haut und der 
Unterhaut, welche den Schwanz umfasste, unten scharf absetzte und etwa 4 Cm. 
höher allmählich auslief. Die Anschwellung war so gering, dass sie nicht zu 
sehen, sondern nur bei ganz genauer Untersuchung zu fühlen war und bei ge¬ 
wöhnlicher Untersuchung wahrscheinlich unbemerkt geblieben wäre. Sie war 
bereits am 19. October vollständig wieder verschwunden. 

Das Allgemeinbefinden der Thiere zeigte nach der Impfung keine Verände¬ 
rung. Vom Tage der Impfung bis zum 20. October, mithin 3 Wochen lang, 
wurde die Körpertemperatur, anfangs täglich zweimal, vormittags 9 Uhr und 
nachmittags 4 Uhr, später täglich einmal, und zwar abwechselnd vormittags und 


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202 


ROLOFF, 


nachmittags gemessen. Sie betrug bei der Färse vormittags 38,1—38,4° C., 
nachmittags 38,ö—38,7°C., und bei der Kuh vormittags 37,9—38,3°C., 
nachmittags 38,1—38,4° C. 

Am 22. October 1881 wurden beide Thiere von uns zum zweiten Male 
geimpft. Die Lymphe war Tags vorher in einer benachbarten Ortschaft aus der 
frisch erkrankten Partie der Lunge einer wegen Lungenseuche geschlachteten 
Kuh entnommen. Sie sah gelblichroth aus und war ziemlich klar. Die Impfung 
geschah nach dem in Holland üblichen Verfahren*, mittelst einer grossen Impf¬ 
nadel, an welcher eine Fläche ausgehöhlt ist, wurden am Schwänze, gegenüber 
der Einstichsteile bei der ersten Impfung, einige Tropfen Lymphe unter die Ober¬ 
haut gebracht. Eine Anschwellung trat nach der Impfung nicht ein. 

Am 8. November 1881 wurden beide Thiere zum dritten Male geimpft, und 
zwar die Kuh wiederum am Schwänze an der Stelle der zweiten Impfung, die 
Färse am Triel. Jedem Thiere wurde an der genannten Stelle mittelst einer Pra- 
vaz’schen Spritze 1,5 Ccm. Lymphe vorsichtig in die Unterhaut injicirt. Die 
Lymphe war Tags vorher aus dem frisch erkrankten Abschnitte der Lunge einer 
wegen Lungenseuche geschlachteten Kuh entnommen. Dieselbe sah weingelb aus 
und war ganz klar. Bei der Kuh entwickelte sich vom 15. November ab an der 
Impfstelle eine etwa 1 \ Cm. lange, den Schwanz umfassende, auf Druck sehr 
empfindliche Anschwellung, die etwa 5 Tage lang zunahm, aber unerheblich 
blieb, und darauf binnen 8 Tagen sich wieder verlor. Bei der Färse zeigte sich 
6 Tage nach der Impfung am Triel eine ca. 4 Cm. lange und ebenso hohe (von 
dem Rande des Triels gegen das Brustbein) Anschwellung, die so breit war, dass 
die Hautfalte den doppelten Durchmesser wie in der Nachbarschaft besass. Diese 
geringe Anschwellung war bereits am 16. November bis auf eine kleine harte 
Geschwulst von der Grösse des letzten Fingergliedes wieder verkleinert, um sich 
dann allmählich ganz zu verlieren. Eine abnorme Erhöhung der Körpertempera¬ 
tur trat bei den beiden Thieren nicht ein; die höchste Temperatur wurde am 
18. November nachmittags ermittelt, nämlich bei der Kuh 38,7 und bei der 
Färse 38,9 °C. 

Am 18. Januar und am 1. Februar 1882 wurden beide Thiere zum vierten 
bezw. zum fünften Male, die Kuh am Schwänze, die Färse am Triel geimpft, in 
der Weise, dass mittelst einer Pravaz’schen Spritze 2 Ccm. frische Lymphe aus 
einer kranken Lunge in die Unterhaut eingespritzt wurde. Beide Impfungen 
blieben ohne örtlichen Erfolg. 

Am 2. November 1881 waren noch drei Thiere in den Versuchsstall ein¬ 
gestellt: 

No. 3 eine Kuh, 

No. 4 eine 1$jährige Färse und 

No. 5 ein 2 Monate altes Kalb. 

Die Kuh und die Färse stammten aus einem Orte, der notorisch seit Jahren seu¬ 
chefrei gewesen war; das Kalb war in dem Kuhstalle der Thierarzneischule ge¬ 
boren. Diese drei Thiere wurden am 8. November zum ersten Male geimpft, und 
zwar die Kuh und das Kalb am Schwänze und die Färse am Triel. Die Impfung 
geschah durch Injection der Lymphe in die Unterhaut, wie bei den gleichzeitig 
geimpften Thieren No. 1 und 2. 


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Lungenseucheirapfung. 


203 


Bei dem Kalbe No. 5 trat nach der Impfung keine örtliche Reaction ein. 
Bei der Kuh No. 3 fand sich am 14. November eine geringe, auf Druck empfind¬ 
liche Anschwellung, die bis zum 20. November zunahm, etwa 5 Cm. lang wurde, 
den Schwanz umfasste, aber so wenig prominirte, dass sie nur bei genauer Un¬ 
tersuchung bemerkt werden konnte. Anfang December war die Anschwellung 
wieder verschwunden. 

Bei der Färse No. 4 zeigte sich am 14. November an der Impfstelle am 
Triel eine kleine, ca. 2 Cm. lange und 1 Cm. hohe Anschwellung, die am 17. 
November 8 Cm. lang, 5 Cm. hoch und 4 Cm. dick war. In den nächsten 
Tagen begrenzte sich die Anschwellung und stellte dann eine etwa gänseeigrosse 
harte Geschwulst dar. die sich auf Druck nur noch wenig empfindlich zeigte. 
Ende November erschien die Geschwulst nur noch wallnussgross, und in den 
nächsten acht Tagen verschwand sie vollständig. 

Am 5. Januar 1882 wurde dem Kalbe No. 5 1 Ccm. Lymphe, die im Mai 
1880 aus der Lunge eines wegen Lungenseuche geschlachteten Rindes in Haar¬ 
röhrchen aufgenommen war, am Triel in die Unterhaut injicirt. Die Röhrchen 
waren sofort mit Siegellack verschlossen. Die Lymphe war noch ziemlich klar 
und gelblich gefärbt. Bis zum 10. Januar bildete sich an der Impfstelle eine 
Geschwulst von der Grösse eines Fingergliedes; dieselbe hatte am 18. Januar 
nur noch die Grösse einer kleinen Haselnuss und verschwand dann bald voll¬ 
ständig. 

Das Allgemeinbefinden der Thiere zeigte nach der Impfung keine Störung; 
die Körpertemperatur schwankte in der Zeit vom 14.—21. November bei der 
Kuh No. 3 zwischen 38,6 und 39,2° C., bei der Färse No. 4 zwischen 38,3 
und 39,1 0 C. und bei dem Kalbe No. 5 zwischen 39,1 und 39,5 0 C. 

Am 18. Januar 1882 wurden alle drei Thiere von Neuem, die Kuh No. 3 
und die Färse No. 4 zum zweiten Male, das Kalb No. 5 zum dritten Male geimpft. 
Bei jedem Thiere wurden 2 Ccm. Lymphe, bei der Kuh am Schwänze und bei der 
Färse sowie bei dem Kalbe am Triel in die Unterhaut injicirt. Die Lymphe, 
welche am Tage vorher vom Kreisthierarzt Herrn Eg geling in Wernigerode aus der 
Lunge einer wegen Lungenseuche geschlachteten Kuh entnommen und in einem 
in Eis verpackten Fläschchen übersandt war, erschien gelblichroth und ziemlich 
klar. Gegen Ende Januar zeigte sich bei der Färse eine haselnussgrosse, bei dem 
Kalbe eine wallnussgrosse Geschwulst an der Impfstelle, die erst festweich und 
auf Druck empfindlich und darauf hart und unempfindlich war. Am 31. Januar 
war die Geschwulst bei der Färse No. 4 wieder verschwunden, während bei dem 
Kalbe No. 5 noch ein fast wallnussgrosser harter Knoten gefühlt wurde. 

Bei der Kuh entstand an der Impfstelle keine Anschwellung. 

Am 1. Februar 1882 wurden die drei Thiere wiederum, die Kuh No. 3 und 
die Färse No. 4 zum dritten Male, das Kalb No. 5 zum vierten Male geimpft. Die 
Lymphe, welche Tags vorher von dem Herrn Prof. Dieckerhoff aus dem frisch 
erkrankten Abschnitt der Lunge einer wegen Lungenseuche geschlachteten Kuh 
in einem desinficirten Fläschchen aufgefangen war, enthielt ein röthliches Ge¬ 
rinnsel. Dieses wurde mittelst eines reinen Glasstabes zerdrückt und darauf die 
Lymphe filtrirt; dieselbe erschien dann rötblich, aber klar. Bei der Kuh und der 
Färse wurden 1,5 Ccm. Lymphe am Schwänze, bei dem K$lbe eine gleiche Quaq- 


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204 


ROLOFF, 


tität am Triel in die Unterbaut injicirt. Bei dem Kalbe bildete sich nach der 
Impfung eine kleine Geschwulst an der Impfstelle; bei den anderen Thieren blieb 
die Impfung ohne örtlichen Erfolg. 

Zusammen mit den genannten drei Thieren wurde am 18. Januar und am 

I. Februar 1882 ein Ende November 1881 in den Versuchsstall eingestelltes 

No. 6 drei bis vier Monate altes gesundes holländer Kalb 
geimpft. Bei demselben wurden bei der ersten Impfung 2 Ccm. und bei der 
zweiten Impfung 1,5 Ccm. Lymphe in die Unterhaut am Triel eingespritzt. Die 
erste Impfung blieb ohne örtlichen Erfolg; in Folge der zweiten Impfung ent¬ 
wickelte sich am Triel eine Geschwulst, die am 8. Februar wie ein Gänseei, am 

II. Februar wie eine Faust und am 15. Februar fast wie ein Kindskopf gross, 
hart, scharf begrenzt und massig schmerzhaft erschien. Anfang März wurde ein 
handtellergrosses Stück der Haut auf der unteren Fläche der Geschwulst nekro¬ 
tisch; dasselbe löste sich allmählich, worauf die Wunde sich bald reinigte und 
verheilte. Das Allgemeinbefinden des Thieres zeigte keine Störung. Die Ge¬ 
schwulstbildung und insbesondere die Nekrotisirung der Haut war zweifellos 
hauptsächlich die Folge des Druckes beim Liegen auf dem Pflaster. 

Am 13. October 1882 wurden bei 

No. 7 einem drei Wochen alten Kalbe, welches im Kuhstalle der Thier¬ 
arzneischule geboren war, 

1.5 Ccm. klarer, schwach röthlicher Lungenseuchelymphe, welche vom Kreis¬ 
thierarzt Herrn Ziegenbein übersandt war, in die Unterhaut an der vorderen 
Fläche des Schwanzes injicirt. Binnen acht Tagen entwickelte sich an der Impf¬ 
stelle eine kleine, kaum haselnussgrosse Geschwulst, die sich acht Tage lang 
erhielt und dann binnen acht Tagen wieder verschwand. Ende November wurde 
das Kalb zum zweiten Male mit Lymphe, die Herr Ziegenbein besorgt hatte, 
am Triel geimpft. Die Impfung hatte keinen örtlichen Erfolg. 

Bei diesen Versuchen hat sich nun zunächst herausgestellt, dass 
auch bei der zweiten oder noch bei einer folgenden Impfung sich eine 
Impfgeschwulst bilden kann. Bei der Kuh No. 1 hatte die erste Im¬ 
pfung örtlichen Erfolg; die zweite hatte keinen Erfolg, während bei 
der dritten, die 6 Wochen nach der ersten und gegen 3 Wochen nach 
der zweiten vorgenommen wurde, wieder eine Anschwellung an der 
Impfstelle eintrat. Bei der Färse No. 2 hatte die dritte Impfung ört¬ 
lichen Erfolg. Bei der Färse No. 4 hatte sowohl die erste als auch 
die 5V 2 Wochen später ausgeführte zweite Impfung eine Anschwellung 
zur Folge. Bei dem Kalbe No. 5 bildete sich nach der zweiten und 
14 Tage später auch nach der dritten Impfung eine Geschwulst aus, 
und auch bei dem Kalbe No. 6 entstand noch nach der zweiten Im¬ 
pfung eine Anschwellung an der Impfstelle. Dass die Anschwellungen 
nur geringfügig waren, kann nach den vorstehenden Erörterungen nicht 
zu dem Ein wände berechtigen, dieselben seien keine richtigen und 
keine genügenden Impfgeschwülste gewesen. Es muss danach im 


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Lungenseucheimpfung. 


205 


Gegentheil angenommen werden, dass bei unseren Versuchstieren 
schöne reine Impfgeschwülste bestanden, die von einer Complication 
mit Processen septicher Natur frei waren. Die bei den einzelnen 
Impfungen eingespritzte Quantität Lymphe war weit grösser, als bei 
den gewöhnlichen Impfungen mit der Sticker’schen oder einer ähn¬ 
lichen Nadel eingeführt wird, und die Einspritzungen wurden jedesmal 
so vorsichtig gemacht, dass die Lymphe in der ganzen Menge unter 
der Haut zurückblieb und zur Wirkung kam. Aber die Lymphe war 
immer möglichst rein. 

Aehnliche Beobachtungen hat die Commission gemacht, welche 
früher in Belgien die Wirkung der Lungenseucheimpfung experimentell 
prüfte. In dem 6. Berichte der Commission ist bemerkt, dass die 
Impfung auch bei solchen Thieren örtlichen Erfolg haben kann, die 
früher schon einmal mit Erfolg geimpft waren. 

Ausserdem bestätigen unsere Versuche die von uns schon früher 
gemachte Erfahrung, dass die Impfungen am Triel auch bei solchen 
Thieren, die noch nicht immun gegen Lungenscuchc sind, tödtliche 
Anschwellungen nicht zur Folge haben, wenn nur möglichst reine 
Lymphe eingeimpft wird. 

Ferner hat sich bei den Versuchen gezeigt, dass die Kälber nach 
der Impfung und trotz der Injection grosser Quantitäten Lymphe von 
Gelenkentzündungen frei blieben. Solcho Entzündungen sind bekannt¬ 
lich bei Kälbern nach der Lungenseucheimpfung oft beobachtet, in 
Folge dessen in Holland Kälber unter 3 Monaten der Zwangsimpfung 
nicht unterliegen. Wir sind immer der Ansicht gewesen, dass Gelenk¬ 
entzündungen durch das Lungenseuchevirus nicht verursacht werden, 
denn unseres Wissens ist noch niemals constatirt, dass ein an natür¬ 
licher Lungenseuche erkranktes Kalb in Folge dessen von Gelenk¬ 
entzündungen befallen wäre, während andererseits festgestellt ist, 
dass die so häufig vorkommenden Gelenkentzündungen bei jungen 
Thieren in der Regel die Folge einer Entzündung und Eiterung am 
Nabel sind. Wir behaupten daher, dass die nach der Lungenseuche¬ 
impfung beobachteten Gelenkentzündungen pyohämische resp. septikä- 
mische waren. 

Wenn nun die Voraussetzung Bouley’s richtig wäre, dass das 
Ausbleiben des örtlichen Erfolges nach der zweiten, dritten u. s. w. 
Impfung beweise, dass die erste Impfung Immunität gegen Lungen- 
seuche bewirkt habe, und umgekehrt, so würde aus unseren Versuchen 
hervorgehen, dass die Thiere selbst in Folge wiederholter Impfung 


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206 


ROLOFF, 


nicht immun werden. Wir ziehen jedoch diesen Schluss nicht, weil 
wir es noch gar nicht für erwiesen erachten, dass die Anschwellungen 
an der Impfstelle, mögen sie klein oder gross sein, durch das Lungen¬ 
seuchevirus verursacht werden. Und dieser Beweis muss erst erbracht 
werden, bevor das Bouley’sche Verfahren für zweckmässig erachtet 
werden kann. 

Vorläufig können wir die geimpften Thiere nur in der Weise auf 
ihre Immunität prüfen, dass wir dieselben der Ansteckungsgefahr aus¬ 
setzen, indem wir sie mit kranken Thieren in Berührung bringen. 
Demgemäss wurden von uns zunächst zwei Versuchsthiere, die wieder¬ 
holt geimpfte Färse No. 2 und ein ca. 3 Monate altes holländer Kalb 
(No. 8), welches noch nicht geimpft war, am 2. December 1881 nach 
dem Orte Sch. in der Nähe von Berlin gebracht und daselbst in einen 
Stall eingestellt, in welchem Lungenseuche constatirt war. Von den 
Thieren des Stalles waren bereits einige im October resp. im No¬ 
vember offenbar erkrankt und beim Schlachten mit Lungenseuche be¬ 
haftet befunden. Es waren am 2. December von dem Bestände noch 
zwei Kühe vorhanden, welche häufig husteten und wahrscheinlich an 
Lungenseuche litten. Zwischen diesen beiden verdächtigen Kühen stan¬ 
den unsere Versuchsthiere bis zum 12. Januar 1882, mithin fast 6 
Wochen lang. Nachdem die beiden Versuchsthiere zurückgeholt waren, 
husteten sie öfter, und da diese Erscheinung sich nicht verlor, so 
wurde das Kalb am 9. März geschlachtet. Bei der Section fand sich 
in den Lungen des Thieres keine Spur von der Lungenseuche. Bei 
der Färse verlor sich später der Husten allmählich wieder. 

Am 20. April 1882 wurden vier Versuchsthiere, und zwar die 
dreimal geimpfte Färse No. 4, das zweimal geimpfte Kalb No. 6 und 
zwei etwa 2 Monate alte gesunde holländer Kälber (No. 9 und No. 10), 
die noch nicht geimpft waren, in einen Seuchestall zu B. eingestellt. 
In diesem Stalle war die Lungenseuche sehr heftig aufgetreten; von 
dem 56 Stück zählenden Viehbestände waren bereits 17 Stück ge¬ 
schlachtet, und während unsere Thiere in dem Stalle standen, kamen 
noch zahlreiche offenbare Erkrankungen an Lungenseuche vor. Die 
Versuchsthiere blieben in dem Stalle 4 Wochen stehen. Anfang Mai 
zeigten das geimpfte Kalb No. 6 und das nicht geimpfte No. 10 häu¬ 
figen Husten und eine Beschleunigung des Athmens. Die Körper¬ 
temperatur war bei No. 6 auf 39,2, bei No. 10 auf 39° C. erhöht, 
während dieselbe bei den beiden anderen Thieren auf 38,5 resp. 
38,8® C. stand. 


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Lnngenseacheimpfung. 


5507 


Nachdem die Thiere von B. zurückgekommen waren, entwickelte 
sich bei dem Kalbe No. 10 die Lungenseuche. Die Körpertemperatur 
betrug am 24. Mai 39,9, am 28. Mai 40,6, am 1. Juni 41,5 • C. Dabei 
hatte das Thier noch ziemlich guten Appetit. Erst Anfang Juni wurde 
es auffallend krank, traurig und appetitlos. Ara 8. und 9. Juni sank 
die Körpertemperatur wieder auf 40,5 und bis zum 20. Juni auf 39 0 C. 
Dementsprechend konnte bei der Auscultation und Percussion eine 
Zunahme und dann eine Abnahme der entzündlichen Veränderungen 
in den Lungen constatirt werden. Auch das Allgemeinbefinden des 
Thieres besserte sich wieder und die Athembeschwerde nahm ab. Am 
24. Juni wurde das Kalb geschlachtet, und dabei wurde constatirt, 
dass es mit Lungenseuche behaftet war. 

Das kranke Kalb hatte in dem hiesigen Versnchsstalle mit den 
übrigen Versuchsthieren zusammengestanden und war abwechselnd 
neben den verschiedenen Thieren angebunden. Es standen in dem 
Stalle noch die geimpften Thiere No. 1—6, das aus B. mit zurück¬ 
gekommene nicht geimgfte Kalb No. 9 und ausserdem noch zwei an¬ 
dere, nicht geimpfte Kälber (No. 11 u. No. 12), die Anfang April 
resp. Mitte Mai im Versuchsstalle von der Färse No. 2 resp. von der 
Kuh No. 3 gefallen waren. Diese drei nicht geimpften Kälber er¬ 
krankten nicht und wurden auch beim Schlachten am 11. August resp. 
am 8. September gesund bofunden. Bei dem Kalbe No. 6, welches 
mit in B. gewesen war, nahm der Husten hier noch zu und auch der 
Nährzustand verschlechterte sich. Beim Schlachten, Ende Juli, fand 
sich bei dem Thiere keine Lungenseuche, sondern ein chronischer gra- 
nulirender Kehlkopfskatarrh. Die Kuh No. 1, welche fett geworden 
war, und die Färse No. 4 wurden ebenfalls am 8. September ge¬ 
schlachtet und dabei gesund befunden. 

Die noch übrigen, anscheinend gesunden drei Versuchsthiere, Färse 
No. 2, Kuh No. 3 und Kalb No. 5, worden am 20. September 1882 
nach H. transportirt und daselbst in einen Seuchestall gestellt. In 
diesem Stalle waren bereits Ende August bezw. Anfang September 
3 Thiere offenbar an Lungenseuche erkrankt. Es waren von dem Be¬ 
stände noch 5 Kühe, von denen eine offenbar an Lungenseuche litt, 
und ein ‘/Jähriges Kalb vorhanden. Die Versuchsthiere No. 2 und 
No. 3 wurden neben der kranken Kuh angebunden. Letztere wurde 
am 5. October geschlachtet, weil sich bei derselben Schluckbeschwerden 
eingestellt hatten. Bei der Section fand sich beginnende Sequester¬ 
bildung in der linken Lunge und eine enorme Bindegewebsneubildung 


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208 


ROLOFF, 


im vorderen Mittelfellsraurae. Das ‘/ajährige Kalb erkrankte Ende 
September, jedoch nicht schwer. Die Körpertemperatur betrug am 
30. September 40° und war bereits am 5. October wieder auf 39,5 °C. 
gefallen. Das Thier wurde wieder gesund. Die übrigen 4 Kühe des 
verseuchten Bestandes husteten von Zeit zu Zeit, zeigten indess auch 
gegen Ende Januar 1883 noch keine weiteren Krankheitserscheinungen. 

Ende November wurden die drei Versuchsthiere in einen anderen 
Seuchestall zu H. eingestellt, in welchem am 21. August ein Lungen¬ 
seuchefall constatirt und nun wieder eine Kuh offenbar erkrankt war. 
Letztere fiel zwischen den beiden Yersuchsthieren No. 2 und No. 3 
am 6. December und wurdo bei der Section mit Lungenseuche behaftet 
befunden. Bei einer anderen Kuh des Bestandes, welche am 6. Ja¬ 
nuar d. J. geschlachtet wurde, fand sich in der Lunge ein Sequester. 
Die übrigen Thiere des Bestandes, 3 Kühe und 4 Färsen, waren an¬ 
scheinend noch gesund. 

Am 6. Januar d. J. wurde das Versuchsthier No. 2 geschlachtet, 
da es seit einiger Zeit öfter gehustet, sich auch schlecht genährt hatte. 
Bei der Section fanden sich an den Lungen keine Veränderungon. Von 
den übrigen beiden Versuchsthieren hatte das Kalb No. 5 im October 
v. J. eine Zeit lang einen schwachen Husten hören lassen; die Kuh 
No. 3 fing im Januar d. J. an zu husten, hatte seit dem 15. Januar 
nicht mehr die gewöhnliche Fresslust und Munterkeit, auch eine Er¬ 
höhung der Körpertemperatur auf 39° C. gezeigt, während letztere 
sonst immer zwischen 38,2 und 38,5° C. geschwankt hatte. Beide 
Thiere wurden daher am 19. Januar geschlachtet. Bei der Section 
wurden jedoch keine charakteristische Erscheinungen der Lungenseuche 
ermittelt. 

Danach war von den 6 wiederholt geimpften Thieren kein ein¬ 
ziges an Lungenseuche erkrankt, obgleich sie wiederholt wochenlang 
mit kranken Thieren in Berührung gewesen waren. Unseres Erachtens 
würde es jedoch gewagt sein, daraus zu folgern, dass die Thiere in 
Folge der wiederholten Impfung für Lungenseuche unempfänglich waren; 
denn auch Controlthiere, welche nicht geimpft waren, blieben unter 
gleichen Umständen gesund. Diese Thatsache fallt um so mehr ins 
Gewicht, als die Controlthiere Kälber waren und solche erfahrungs- 
mässig eine grössere Empfänglichkeit für Lungenseuche besitzen, als 
ältere Thiere. In dem Seuchestalle zu Sch. stand zusammen mit der 
geimpften Kuh No. 2 ein nicht geimpftes 3 Monate altes Kalb fast 
6 Wochon lang, ohne angesteckt zu werden. Von den 4 Versuchs- 


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Lungenseucheimpfung. 


209 


thieren, welche im April und im Mai 1882 ea. 4 Wochen lang in dem 
Seuchestalle zu B. standen, erkrankte zwar ein nicht geimpftes 2 Mo¬ 
nate altes Kalb, aber ausser den beiden geimpften Thieren blieb auch 
das andere nicht geimpfte Kalb gesund. In dem hiesigen Versuchs¬ 
stalle hatten mit dem erwähnten kranken Kalbe ausser den geimpften 
Thieren drei nicht geimpfte Kälber zusammengestanden, und von den¬ 
selben erkrankte nicht ein einziges. Auch in den beiden Seucheställen 
zu H. waren die meisten Thiere noch nicht offenbar erkrankt, obgleich 
sie nicht geimpft waren und die Seuche schon Monate lang in den 
Ställen geherrscht hatte. Aehnliche Fälle sind schon in sehr grosser 
Zahl beobachtet. Manche Thiere werden erst sehr spät nach der Ein¬ 
schleppung der Seuche in einen Stall inficirt und andere bleiben ganz 
verschont. Auch die Commission, welche früher in Frankreich im 
Departement du Nord experimentirte, äusserte sich über den Einfluss 
der Cohabitation gesunder und kranker Thiere dahin, dass 32—33 pCt. 
der Thiere der Ansteckung widerstanden und gegen 22 pCt. nur ganz 
leicht erkrankten. Obgleich die in verschiedenen Staaten ausgeführten 
Versuche die Impffrage noch nicht gelöst hatten, so wurden dieselben 
doch nicht fortgesetzt, weil es sich herausstellte, dass die Frage durch 
Versuche mit einer kleineren Anzahl von Thieren überhaupt nicht 
entschieden werden kann. Dass die bisher gebräuchliche Impfung 
keinen hinreichenden Schutz gewährt, ist nunmehr auch sogar von 
Bouley und Willems anerkannt. Bei etwaigen neuen Versuchen 
könnte es sich mithin nur noch darum handeln, festzustellen, ob eine 
wiederholte Impfung in der Regel eine vollständige Immunität erzeugt. 
Dass die Immunität nur langsam entsteht, geht daraus hervor, dass 
die natürliche Lungenseuche in der Regel einen schleichenden Verlauf 
hat und dass die Krankheit oft nach langer Dauer des chronischen 
Stadiums noch acut wird. Um die Frage nach dem Werthe der wieder¬ 
holten Impfung zu entscheiden, müssten aber sehr viele Thiere zu den 
Versuchen verwendet und letztere wiederholt angestellt werden. Der¬ 
artige Versuche würden jedoch sehr bedeutende Kosten verursachen. 


14 


Archiv f. wigscitach. u. prakt, Thierlieilk. IX. li. 


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VIII. 


Ueber eine eigentümliche Krankheit bei Schafen. 

Von 

Departementsthierarzt H. Oemler in Merseburg. 


Anfangs August 1882 beobachtete ich unter zwei Hammelherden 
eine mir bis dahin weder in der Literatur noch in meiner Praxis 
begegnete Krankheit, die meines Erachtens ein so hohes und allge¬ 
meines Interesse hat, dass ich mich veranlasst fühle, sie in Folgen¬ 
dem näher zu beschreiben. 

Die Rübenbaugesellschaft zu Lützen übernahm am 31. Juli von 
einem Handelsmann zu Elster a. d. E. 3*20 etwa 2—4jährige Hammel, 
welche den Weg von Elster bis Lützen zu Fuss zurücklegen mussten, 
wo man sie am 3. August im völlig munteren Zustande anbrachte. 
Am Nachmittage des 4. August wurden die Hammel auf einer kurz 
zuvor gut geschleppten Roggenstoppel gehütet, wobei sie gute Fress¬ 
lust und noch keine Spur von Krankheitserscheinungen zeigten. Aber 
schon am folgenden Vormittage (5. August) bemerkte der Schäfer, 
dass die meisten Hammel in einem mehr oder weniger hohen Grade 
krank waren und Durchfall hatten. Da man glaubte, dass sich die 
Hammel auf dem Marsche bei dem sehr unfreundlichen und regne¬ 
rischen Wetter erkältet hätten, so liess man sie im Stalle und ver¬ 
abreichte ihnen gutes Kleeheu. Allein gegen 1 Uhr Mittags traten 
schon Todesfälle ein und bis zum nächsten Morgen (6. August) waren 
etwa 170 Stück gestorben. Einige 20 Hammel fielen noch bis zum 
Morgen des 7. August, während 1 Hammel erst am 14. August 
crepirte. 

Als ich am Vormittage des 6. August auf polizeiliche Requisi¬ 
tion zur Feststellung der Krankheit in Lützen eintraf, fand ich von 
den noch lebenden Hammeln den grössten Theil nur leicht, viele in- 


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Eigentümliche Schafkrnnkheit. 


211 


dess auch schwer erkrankt. Nach der Behauptung des Schäfers ist 
sogar kein einziger von den gekauften Hammeln völlig gesund ge¬ 
blieben. Bei den leicht erkrankten Hammeln trat sehr bald und bei 
etwa 20 schwer erkrankten innerhalb mehrerer Tage, und zwar ohne 
arzneiliche Behandlung, wieder Genesung ein. Von letzteren Thieren 
haben mehrere die Wolle in einem grösseren oder geringeren Umfange, 
und einige sogar in Folge einer Verschwärung der Cornea das Seh¬ 
vermögen eingebüsst. 

Die andere, einem Gutsbesitzer in Schafstädt gehörige, aus 297 
Stück zumeist 3jährigen Hammeln bestehende Herde war am 7. August 
von 10 Uhr Morgens bis gegen 7 Uhr Abends gleichfalls auf einer 
gut geschleppten und noch nicht beweidcten ßoggenstoppel gehütet 
worden, auf welcher jedoch viel ausgewachsener Roggen gelegen haben 
soll. Ara anderen Morgen zeigten sich fast sämmtliche Hammel mehr 
oder weniger erheblich krank. Noch an demselben Tage gingen 39 
und am folgenden (9. August) 1 Stück verloren. Ausserdem wurden 
am 8. August 36, und am 9. August, an welchem Tage ich die Herde 
zufolge polizeilicher Requisition untersuchte, 4 schwer erkrankte Ham¬ 
mel geschlachtet. Die nur leicht erkrankten Thiere zeigten sich ohne 
arzneiliche Behandlung bald wieder gesund. Dahingegen genasen etwa 
15 von der Krankheit heftig ergriffene, aber auch nicht arzneilich 
behandelte Hammel nur sehr langsam. Einige von ihnen verloren 
ebenfalls mehr oder weniger Wolle, und 3 litten längere Zeit an einer 
starken Conjunctivitis. 

Leider konnte ich jede Herde nur einmal untersuchen, wobei sich 
Folgendes fand: 

Die leicht erkrankten Hammel lagen viel, waren zusammen¬ 
gefallen und traurig, bewegten sich träge und zeigten beim Ergreifen 
geringen Widerstand. Sie hatten eine Mastdarmtemperatur von 40° C. 
und darüber, nur geringen Appetit und wiederkäueten theils langsam 
und unregelmässig, theils gar nicht. Das Athmen geschah etwas an¬ 
gestrengt und beschleunigt, und alle sichtbaren Schleimhäute erschienen 
geschwollen und diffus geröthet. Dabei hatten die meisten Thiere 
thränende Augen, schleimigen Nasenausfluss und einen mehr oder 
minder starken Durchfall. 

Bei den schwer erkrankten Hammeln war das Krankheitsbild viel 
ausgeprägter. Sie waren sehr zusammengefallen und lagen, ohne auf 
ihre Umgebung zu achten, mit fast geschlossenen Augenlidern und 
nach der Seite gebogenem Kopfe. Alles Futter und Getränk versagten 

14* 


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212 


OEMLER, 


sie und entleerten häufig eine dünnflüssige, etwas stinkende Fäcal- 
masse, die in einzelnen Fällen Spuren von Blut enthielt. Nachdem 
man die Patienten mit Mühe zum Aufstehen gebracht hatte, standen 
sie mit mattem und traurigem Blicke, gesenktem Kopfe, herab¬ 
hängenden Ohren, mit aufgekrümratem Rücken und unter den Leib 
gestellten Füssen und legten sich dann sehr bald ganz behutsam 
wieder nieder. Veranlasste man die Patienten zum Gehen, so be¬ 
wegten sie sich äusserst langsam und vorsichtig, so dass es schien, 
als verursache ihnen die Bewegung grosse S<?hmerzen. Ingleichen ver- 
riethen sie durch Ausweichen und Bewegen des Kopfes Schmerzen, 
sobald ihnen der Bauch zusammengedrückt wurde. Das Athmen er¬ 
folgte sehr beschleunigt bis 100 mal in der Minute, wobei ausser 
einem zeitweiligen Stöhnen und Aechzen ein in den Nasenhöhlen er¬ 
zeugtes schnüffelndes Geräusch mit jedem Athemzuge gehört wurde. 
Die Innentemperatur betrug bis 41,5° C. Aus dem Maule floss etwas 
schaumig-schleimige Flüssigkeit, und aus den Nasenlöchern kam viel 
gelblicher und klümperiger, eiterähnlicher Schleim, der bei einigen 
Hammeln sogar mit Blutspuren vermischt war. Die Maulschleimhaut 
hatte eine gleichmässige, scharlachrothe Farbe. Die sichtbare Nasen- 
und Mastdarmschleimhaut sowie die Conjunctiva waren stark ge¬ 
schwollen und diffus dunkel geröthet. Veränderungen des Epithels 
der vorerwähnten Schleimhäute kamen jedoch nicht zur Beobachtung. 
Auch bestand kein widernatürlicher Geruch aus dem Maule und der Nase. 

Die Section mehrerer Cadaver von gestorbenen und geschlachteten 
Hammeln ergab ganz gleichartige und nur graduell von einander ver¬ 
schiedene anatomische Veränderungen. 

Die Cadaver waren sehr zusammengefallen. Die Umgebung des 
Afters, die hintere Oberschenkelfläche und der Schwanz waren von 
diarrhoeischen Fäcalmassen beschmutzt. Die etwas hervorgedrängte, 
theils mit einer schwach blutigen Fäcalmasse besudelte Schleimhaut 
des Mastdarmendes und die Conjunctiva erschienen geschwollen und 
von gleichmässig dunkelrother F^arbe; zwischen den unteren Augen¬ 
lidern befand sich viel eiterähnlicher Schleim. Aus den Nasenlöchern 
floss schaumiger, in einigen Fällen mit Blut vermischter Schleim, und 
die Maulhöhlc enthielt viel schleimige, etwas schaumige Flüssigkeit, 
die einen auffälligen Geruch nicht verbreitete. 

Die Unterhautvenen zeigten eine strotzende Anfüllung mit dunklem, 
flüssigem Blute. Die Schleimhaut der Kopf höhlen, des Kehl- und 
Schlundkopfes sowie der Luftröhre erschien ungewöhnlich stark ge- 


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Eigentümliche Schafkrankheit. 


213 


röthet, namentlich war die gleichzeitig beträchtlich geschwollene und 
mit zahlreichen kleinen Blutextravasaten durchsetzte Nasenschleimhaut, 
auf welcher Flocken dicken gelblichen Schleimes klebten, auffällig 
diffus dunkel gefärbt. 

Nachdem die Bauchdecken entfernt waren, Hessen der Labmagen 
und Dünndarm schon bei äusserlicher Betrachtung eine dunkele Farbe 
erkennen, während die Aussenfläche der übrigen Magenabtheilungen und 
Darmpartien in die Augen fallende Veränderungen nicht darbot. 
Zwischen dem reichlichen und stark durchfeuchteten Inhalte des 
Wanstes fand sich etwa eine tüchtige Manneshand voll stark ge¬ 
quollener Roggenkörner, von denen viele gekeimt hatten. Der Inhalt 
der Haube war von dünnbreiiger und der des Psalters von dickbreiiger 
Beschaffenheit. Als die Schleimhaut der drei genannten Magenabthei¬ 
lungen von ihrem sehr leicht ablösbaren Epithel befreit war, zeigte 
sie, neben zahlreichen kleinen und scharf begrenzten blutigen Flecken, 
fast durchgehends eine dunkelrothe, stellenweise selbst kirschbraune 
Färbung. DiG intensiv gerötheten Blätter des Psalters Hessen ausser¬ 
dem eine starke Anfüllung der Blutgefässe erkennen, in deren Winkel 
viele kleine Blutextravasate sassen. Der Labmagen enthielt eine 
braunröthliche Flüssigkeit. Seine Schleimhaut, auf der viele, zumeist 
sehr kleine Blutcoagula lagen, war geschwollen und namentlich auf 
den Falten diffus geröthet und mit zahlreichen kleinen Blutextravasaten 
durchsetzt. Stellenweise hatten die Falten sogar eine kirschbraune 
Farbe. Auf der erkrankten Labmagenschleimhaut, deren Epithel mit 
Leichtigkeit zu entfernen war, sassen ferner in mehreren Fällen flache 
verschieden grosse und verschieden gestaltete, vorzugsweise jedoch 
schmale und längliche schwärzliche Schorfe, nach deren leicht zu be¬ 
wirkender Entfernung entsprechende Vertiefungen mit zackigen Rändern 
sichtbar wurden. In anderen Fällen, wo sich die Schorfe bereits ab¬ 
gelöst hatten, sah man in der Schleimhaut des Labmagens ziemlich 
tiefe Defecte von verschiedener Grösse und Form. 

Der Dünndarm enthielt wenig grauröthliche Flüssigkeit, während 
der reichliche Inhalt des Blind- und Grimmdarmes dickflüssig und 
normal gefärbt war. Im Mastdarme befand sich theils eine dünn¬ 
flüssige, schleimige Fäcalmasse, theils nur ein gelblicher, sehr zäher 
Schleim. Die Schleimhaut des Dünndarmes, deren Epithel leicht ab¬ 
gewischt werden konnte, erschien zum grössten Theile geschwollen 
und in verschiedener Intensität diffus geröthet, stellenweise sogar 
bräunlich. Auf derselben bemerkte man ferner vereinzelte kleine, 


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214 


OEMLER, 


grösstentheils nur stecknadelkopfgrosse Blutextravasate, die aber an 
einigen Stellen so zahlreich vorhanden waren, dass letztere ein ge¬ 
tigertes Aussehen hatten. An der Schleimhaut des Blind- und Grimm¬ 
darmes kamen augenfällige Veränderungen nicht zur Beobachtung. 
Dagegen war die Mastdarmschleimhaut, besonders am hinteren Ende 
und hier wiederum auf der Höhe der Längsfalten, gleichfalls ge¬ 
schwollen und geröthet. 

Die Leber war, hauptsächlich im Dickendurchmesser, stark ver- 
grössert und von graugelblicher Farbe. Ihre Acini Hessen sich leicht 
erkennen, indem die Peripherie derselben grau oder gelblich und ihr 
Centrum schwach röthlich erschienen. Nachdem der Peritonealüberzug 
von der Leber abgelöst war, was sehr leicht geschehen konnte, erwies 
sich das Leberparenchym auffällig trocken und brüchig. 

Die Gallenblase enthielt viel dünnflüssige grünlicho Galle. 

In der Harnblase befand sich wenig Urin von normaler Beschaf¬ 
fenheit. 

Das straffe Herz zeigte eine starke Anfüllung mit ziemlich fest 
coagulirtem Blute, wie solches auch in den grösseren Venen ange¬ 
troffen wurde. 

Andere Abnormitäten waren nicht nachzuweisen, insbesondere 
fehlten Veränderungen an der Musculatur und auf Milzbrand hinwei¬ 
sende Erscheinungen, wie eine Schwellung der Milz, blutige Ergüsse 
in die verschiedenen Körperhöhlen etc. Auch wurden bei der mikro¬ 
skopischen Untersuchung vieler den Cadavern entnommenen Blutproben 
Mikroorganismen nicht ermittelt. 

Auf Grund des vorstehend geschilderten klinischen und anato¬ 
mischen Befundes habe ich in beiden Fällen das von mir erforderte 
Gutachten über die Natur und die ursächlichen Verhältnisse der Krank¬ 
heit dahin abgegeben, dass letztere nicht ansteckend, insbesondere 
nicht Milzbrand sei, sondern der Hauptsache nach eine Schleimhaut¬ 
erkrankung darstelle, welche durch eine von den Hammeln aufgenom¬ 
mene specifische, aber nicht näher zu bezeichnende Schädlichkeit ver¬ 
anlasst sei. 

Da mit der zuerst erkrankten Herde in Lützen zwei etwa 6 Mo¬ 
nate alte, auf dem betreffenden Gute geborene Lämmer gleichfalls auf 
die Boggenstoppel gelaufen, aber völlig gesund geblieben waren, so 
lag anfangs der Gedanke nahe, dass der Krankheitsstoff von den Ham¬ 
meln auf dem Marsche von Elster nach Lützen aufgenommen sei. 
Allein diese Vcrmuthung verlor an Wahrscheinlichkeit, nachdem die 


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Eigentümliche Schafkrankheit. 


215 


Hammelherde in Schafstädt erkrankt war. Es muss vielmehr jetzt 
angenommen werden, dass die krankmachende Schädlichkeit beiden 
Hammelherdcn bei dem Weiden auf der Roggenstoppel einverleibt 
worden ist. Denn die Thatsache, dass die vorerwähnten Lämmer von 
der Krankheit nicht ergriffen wurden, dürfte dadurch zu erklären sein, 
dass die Thiere schon vor dem Austreiben von dem auf dem betref¬ 
fenden Gehöfte liegenden Futter gehörig gefressen hatten und deshalb 
auf der Weide viel weniger Futter und somit auch viel weniger Krank- 
heitsstoflf aufnahmen, als die hungerigen Hammel. 

Die specielle Natur der Krankheitsschädlichkeit liess sich aber 
trotz der umfassendsten Untersuchungen nicht erforschen. Ingleichen 
hfitte die im chemisch-analytischen Laboratorium von Dr. 0. Bach 
in Leipzig nach der Methode von Stass-Otto (cf. Otto, Ausmitte¬ 
lung der Gifte, 5. Aufl.) ausgeführte Untersuchung des Magen- und 
Darminhalts zweier in Lützen crepirter Hammel auf etwa vorhandene 
metallische oder pflanzliche Gifte ein negatives Ergebniss. 

Der von mehreren Seiten aufgestellten Behauptung, die Krank¬ 
heit sei lediglich in Folge übermässigen Genusses von gekeimten 
Roggenkörnern entstanden, widerspricht nicht nur das oben darge¬ 
stellte Krankheits- und Sectionsbild, sondern auch die geringe Menge 
von Roggenkörnern im Pansen. 

Die im zweiten Krankheitsfalle noch an mich gerichtete Frage, 
ob der Genuss des Fleisches der geschlachteten Hammel für Menschen 
zulässig sei, habe ich bei dem Mangel einer genauen Kenntniss der 
Natur der Krankheit verneinend beantwortet. Diese Erklärung ist 
vielfach, sogar in Zeitungen angegriffen worden; aber der Umstand 
scheint sie ausreichend gerechtfertigt zu haben, dass nach einer mir 
später gemachten Mittheilung die beiden Hunde des Schäfers in Lützen, 
denen ein Tag hindurch Fleisch von frischen Cadavcm verabreicht 
worden war, unter Erbrechen, Durchfall, grosser Hinfälligkeit und 
Athemnoth erkrankten. Namentlich soll der eine so heltig krank 
gewesen sein, dass man einen tödtlichen Ausgang fürchtete, der indess 
nicht erfolgte. 


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IX. 


Beobachtungen über das Bluthamen beim Rinde. 

Von 

Thierarzt Bob. Krebs zu Orb. 


In hiesiger Gegend befanden sich 110 Milchkühe und 3 Stiere, 
die grösstenthcils angekauft waren und von welchen 79 Kühe an 
Blutharnen erkrankten. Der erste Fall wurde ara 16. August ent¬ 
deckt, und bis zum 30. August waren 50 Kühe erkrankt; dann trat 
eine Pause ein bis zum 9. September, um welche Zeit die Krankheit 
wieder ausbrach, so dass bis zum 16. September noch 27 Kranke 
hinzukamen. Endlich erkrankten noch 4 Kühe in der Zeit vom 
23. bis 24. September. 2 Kühe der letzten Abtheilung hatten auch 
im August bereits an Blutharnen gelitten; dieselben überstanden die 
Krankheit mithin zweimal innerhalb 4 Wochen. 

Von den Stieren ist keiner erkrankt. 

Die Sterblichkeit war gering; von den erkrankten Kühen starben 
oder wurden sterbend getödtet 7, nämlich 5 der ersten und 2 der 
zweiten Abtheilung. 

Die Ortschaften, in welchen das Blutharnen auftrat, gehören zu 
den sogenannten Blutharnhöfen, wo man viele niedrige Ländereien 
findet, die mit Wald umgeben und mit Erlengebüsch bewachsen sind. 
Die Witterung war zu jener Zeit kalt und regnerisch. 

In heftigen Fällen fing die Krankheit immer mit einer sehr 
starken Diarrhoe an, die sogar blutig sein konnte. Die Thiere hatten 
dessenungeachtet ziemlichen Appetit, fielen aber zusammen und wurden 
matt. Gleichzeitig urinirten die Kühe öfter und mehr wie gewöhnlich, 
und der Urin schäumte stark. Die Ursache des Schäumens des Urins 
ist dessen Gehalt an Eiweiss. 

Die Krankheit kann in Heilung übergehen, ohne dass der Urin 


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Blutharnen beim Rindo. 


217 


roth wird; die Besserung zeigt sich dadurch an, dass der Urin zu 
schäumen aufhört. 

Eine Kuh wurde am 20. August krank gemeldet; die Fresslust 
war gering, das Wiederkäuen ausgeblieben, der Mist weich, der Puls 
132, die Temperatur 41,2°, der Urin ganz klar, schäumend; beim 
Kochen desselben wurde Eiweiss ausgeschieden. Am 21. August war 
der Puls 120, die Temperatur 40,2°, der gelblich gefärbte Urin ent¬ 
hielt etwas Eiweiss, und nachdem dies durch Kali aufgelöst war, 
wurde ein russfarbiger Bodensatz niedergeschlagen. Im Uebrigen war 
der Zustand wie am vorhergehenden Tage. Ara 25. war die Kuh 
genesen. 

Während die Schwäche der Thiere stets sich steigert, nimmt der 
Urin in der Regel am zweiten Tage eine röthliche Farbe an, die nach 
und nach dunkler wird, bis derselbe ein theerartiges Aussehen besitzt 
und ziemlich dick ist, während er fortwährend schäumt. Die Diarrhoe 
hört in den meisten Fällen am dritten Tage der Krankheit, oft plötz¬ 
lich auf und es stellt sich Verstopfung ein. Der Urinabgang ist fort¬ 
während sehr stark und schmerzhaft. Dio Kuh krümmt den Rücken 
aufwärts und entleert den Urin in einem feinen Strahle, der unter 
Drängen und begleitet von einer wurm förmigen Bewegung des Mittel¬ 
fleisches an den Schenkeln hinunterläuft. Die Thiere sind bei der 
Einführung des Katheters sehr empfindlich; die Harnröhre ist roth 
und geschwollen. Der Urin riecht stark nach Ammoniak, und wenn 
er sich in der Stallrinne ansammelt, so verbreitet er einen Gestank 
wie faules Blut. 

Bei der Untersuchung mit Lackmuspapier reagirt der Urin sauer, 
ist aber schon am zweiten Tage alkalisch. Beim Kochen gerinnt er 
zu einer dunklen, brei- oder gallertartigen Masse, im Verhältnis zu 
der darin enthaltenen Menge Eiweiss. Durch einen Zusatz von Kali 
wird das Eiweiss aufgelöst und schlägt sich ein russfarbiger, 
flockenartiger Bodensatz nieder. Geht die Krankheit in Genesung 
über, so wird der Urin entfärbt, und dies kann verhältnismässig 
sehr rasch vor sich gehen; ich habe beobachtet, dass der um 8 Uhr 
entleerte Urin theerartig und der zunächst, 4 Stunden später, ent¬ 
leerte vollständig hell war. In der Regel dauert es jedoch 8 bis 
36 Stunden, und die Entfärbung findet dann gradweise von dunkel¬ 
braun zu braun, roth, hell roth, gelb und wasserhell statt. 

Nachdem der Urin wasserhell geworden ist, kann er noch 


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218 KREBS, 

1 — 2 Tage Eiwciss enthalten, dann verschwindet aber auch jede 
Spur davon. 

Verschiedene Autoren sind der Ansicht, dass die Kühe in Folge 
der im Verlaufe der Krankheit eintretenden Verstopfung sterben. 
Dies stimmt nicht mit meiner Erfahrung überein. Ich habe Folgen¬ 
des beobachtet: 

1. Der Tod kann eine unmittelbare Folge der Anämie sein und 
eintreten, wenn das Blutharnen seinen Höhepunkt erreicht hat. 

Eine grosse rothe Kuh, welche am 29. Aug. erkrankt war, starb 
am 2. Septbr. in meinem Beisein. Sie lag ganz schlaff, mit den Zei¬ 
chen von Benommenheit im Kopfe, der entweder gerade vorgestreckt 
oder in die Seite gebogen gehalten wurde. Das Thier war kalt über 
den ganzen Körper und nicht auf die Beine zu bringen. Der Puls 
war leer und frequent, der Herzschlag pochend. Durch den Katheter 
entleerte ich 7 Liter theerartigen Urin. Das der Kuh gesetzte Klystier 
ging gleich wieder ab. 

Die Kuh verendete ganz ruhig ohne zu klagen; nur im letzten 
Augenblicke wurde sie von schwachen Zuckungen ergriffen. 

Das Cadaver bot alle Zeichen der Blutleere dar; das Blut war 
wässerig, kirschroth, die Lungen weiss und zusammengefallen, wie 
wenn das Thier durch Verblutung getödtet wäre. Die Gefässe der 
Aderhaut des Gehirns waren deutlich sichtbar, aber nur mässig mit 
Blut angefüllt. Die Nieren hatten äusserlich einen bläulichen Schimmer; 
auf der Schnittfläche waren sie dunkelroth durch den in den feinen Ca¬ 
nälen enthaltenen blutigen Urin, den man überall herausdrücken konnte; 
das Parenchym war nicht verändert. Die Harnblase enthielt etwas 
dunkelbraunen Urin. Die Fäcalmassen im Blättermagen waren trocken, 
die im Pansen enthaltenen erweicht und der Darminhalt ganz flüssig. 

2. Das Blutharnen kann vorübergehen und das Thier an hinzu¬ 
getretener Lungenentzündung sterben. 

Eine kleine Kuh erkrankte am 28. August, wurde am 27. in 
den Stall gestellt und starb am Nachmittag des 30. August. 

Die Krankheit nahm rasch zu; das Blutharnen war namentlich 
am 29. sehr stark. Seit dem 28. August hatte die Kuh trotz der 
angewandten Abführmittel keine Oeffnung gehabt. Als ich sie am 
Morgen des 30. sah, war der Urin noch blutig; die Kuh litt au den 
heftigsten Schmerzen, hatte keine Ruhe beim Liegen und vermochte 
nicht mehr zu stehen; das Athmen war angestrengt und klagend. 
Das respiratorische Geräusch war an beiden Seiten der Brust nur 


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Blutharnen beim Rinde. 


219 


schwach hörbar und an einzelnen Stellen wurde bronchiales Athmen 
vernommen. Am Mittage stellte sich Aufblähen ein, und da die 
Athemnoth hierdurch verschlimmert wurde, so troikarirte ich. Der 
Mastdarm enthielt nur Schleim, das Darmgeräusch war sehr schwach. 
Um 4 Uhr wurde die Harnblase entleert, der Urin zeigte sich dabei 
ganz hell. Ungefähr um dieselbe Zeit begann der Todeskampf, der 
im Vergleich zu dem der erstgenannten Kuh längere Zeit, ein 
paar Stunden währte. Das Flotzmaul wurde ganz blass, die Nase 
trocken und rissig, das Gesicht eingefallen, sodass die Physiognomie 
ganz verändert war. In dem Augenblicke des Todes, als die Kuh 
zusammenbrach, wurde der Pansen wieder sehr stark aufgebläht. 

Der Obductionsbefund unterschied sich von dem vorhergehenden 
durch die fehlenden Zeichen der Anämie. Das Herz hatte eine frische 
Farbe und enthielt grosse Blutgerinnsel, die mit ihren Aesten in die 
Mündungen der grossen Gefässstämme hineinragten. Die Lunge war 
roth, in der linken Hälfte zeigte sich eine grosse, frische Hepatisation, 
und aus ihrer Schnittfläche liess sich Eiter ausdrücken. In der rechten 
Hälfte waren mehrere kleine Lungenlappen hepatisirt; die Bronchien 
enthielten Schleim, aber weder Futterstoffe noch Medicamente. Die 
Nieren boten nichts Abnormes; in der Harnblase fand sich ein wenig 
klarer Urin vor. Das Futter im Blättermagen war weich, das im 
Darm befindliche flüssig; gerade vor dem Beckeneingang befand sich 
eine bedeutende Ausdehnung des Mastdarras. 

3. Das Thier kann an Lungenentzündung sterben, nachdem das 
Blutharnen vorübprgegangen und Diarrhoe eingetreten ist. 

Eine junge Kuh war am 31. August, als ich sie untersuchte, 
schon ein paar Tage krank gewesen. Dieselbe lag viel, trank dann 
und wann etwas Gersten- und Biersuppe, verschmähte aber das ge¬ 
wöhnliche Futter. Das Athmen war sehr kurz und stöhnend, das 
Respirationsgeräusch stellenweise verschwunden, der Puls sehr fre¬ 
quent, der Herzschlag klopfend. An den beiden vorhergehenden 
Tagen war das Blutharnen sehr stark gewesen; die Kuh hatte 
keine Oeffnung gehabt. Jetzt hatte sich Diarrhoe eingestellt, die 
Excremente gingen in einem dicken Strahl ab. Am Morgen des 
31. August entleerte ich, unter den Erscheinungen grosser Schmerzen 
für das Thier, vermittelst eines Katheters 11 Liter theerartigen Urins. 
Am Abend war dieser heller und hatte an Menge abgenommen. Die 
Entfärbung war am Morgen des ersten September noch deutlicher, 
am Abend desselben Tages war der Urin ganz hell und hatte noch 


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KREBS, 


mehr an Menge abgenommen. Als ich am 2. September das Gut ver- 
liess, war der Zustand der Kuh hoffnungslos. Am 3. September lag 
sie fortwährend, stöhnte und verbreitete einen so heftigen Gestank, 
dass die Stallluft verpestet wurde, weshalb man sie am 3. September 
tödtete. Bei der Section wurde Hepatisation mit beginnender Necrose 
in beiden Lungen gefunden. 

Gestützt auf diese und mehrere andere Beobachtungen scheint es 
mir nicht berechtigt, wenn man die ‘Verstopfung als die gewöhn¬ 
liche Todesursache aufstellt. Ich betrachte die Verstopfung als ein 
mehr secundäres Leiden, welches theils durch dio starke Ausschei¬ 
dung der Nieren (ähnlich wie bei der Harnruhr) und theils durch 
den Mangel an Nahrungsaufnahme hervorgebracht wird. Dadurch, 
dass man gleich nach dem Entstehen der Krankheit, während die 
Thiere noch Fresslust zeigen, hemmend auf das Blutharnen wirkt und 
für eine zweckmässige Fütterung (Gras, Rüben, aufgeweichtes Futter) 
sorgt, wird man in der Regel die Verstopfung verhindern können. 
Gewöhnlich wird aber erst Hülfe gesucht, wenn die Krankheit weiter 
vorgeschritten und Verstopfung hinzugetreten ist; dann muss man aller¬ 
dings hiergegen einsehreiten. 

Im Vorgehenden haben wir gesehen, dass der Urin, gleichgültig 
ob er roth oder hell ist, stets Eiweiss in grosser Menge enthält. 
Es ist also auf jeden Fall eine Albuminurie vorhanden. Die Krank¬ 
heit aber als eine acute Albuminurie zu betrachten, ist nach meiner 
Meinung nicht zutreffend. Dies gilt auch von der neueren Benennung 
Hämoglobinurie. Weil der Urin die wesentlichsten Bestandteile des 
Blutes enthält, und das Thier sich gleichsam durch die fortgesetzten, 
nicht zu beseitigenden Ausleerungen verblutet, will es mir scheinen, 
dass ßlutharnen (Hämaturie) die bezeichnendste und erschöpfendste 
Benennung ist, die auch am besten die mit der Krankheit verbundene 
Gefahr ausdrückt. 

Aus der Art und Weise, wie die Krankheit von Anfang bis zu 
Ende verläuft, geht deutlich hervor, dass die Ursache zuerst auf die 
Schleimhaut des Darmcanals einwirkt und Darmkatarrh (Diarrhoe) 
hervorruft und, nachdem sie in den Kreislauf aufgenommen ist, auf 
das Blut wirkt und als eine Art acuter Vergiftung auftritt. 

Die Verhältnisse, unter welchen solche Ursachen sich geltend 
machen, sind sehr verschieden: Das Blutharnen kann eine stationäre 
Krankheit sein und das Vieh ergreifen, welches auf solchen Wald- 


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Blutharnen beim Rinde. 


221 


sümpfen und Wald wiesen grast, welche entweder mit Erlengebüsch 
bewachsen oder bewachsen gewesen sind. 

Es ist eine allbekannte Thatsache, dass die Kühe der Forst¬ 
beamten, die ira Walde weiden, dieser Krankheit häufig unterworfen 
sind und dass sie Höfe heimsucht, die Wiesen haben, auf welchen 
Erlen wachsen oder wo diese Bäume ausgerottet sind. Dass es haupt¬ 
sächlich die durch die Feuchtigkeit bedingten, besonderen Verhältnisse 
des Landes sind, welche die Krankheit an diesen Stellen hervorrufen, 
kann man daraus ersehen, dass sie in der Regel auf hört nach 
Trockenlegung und Drainirung des Bodens; jedoch kann sic in sehr 
feuchten Jahren dennoch wiederkehren. Die Ursache kann auch un¬ 
zweifelhaft an einzelne bestimmte Wiesen oder sogar an Theile der¬ 
selben gebunden sein, und oft ist es schwer, die Stelle nachzuweisen, 
an welcher die Thiere sich die Krankheit zugezogen haben, weil die¬ 
selben nicht gepfercht stehen, sondern frei auf den Aeckem umher¬ 
gehen. 

Die Krankheit kann auch im Stalle bei der Fütterung mit Heu 
oder Gras von Waldwiesen eintreten. Dieselbe kann ferner durch das 
Grasen auf niedrigen Sumpfwiesen, sowie durch die Fütterung mit 
verfaulten und gefrorenen Rübenblättern oder mit verdorbenen (faulen) 
Kohlrüben hervorgerufen werden. 

Die alte Behauptung, dass das Blutharnen durch den Genuss 
scharfer Pflanzen entstehe, ist nicht stichhaltig. Dasselbe gilt von 
der Aufnahme von Fäulnissproducten auf Wiesen- oder Moorboden. 
Durch die Drainirung und die hiermit in Verbindung stehende Cul- 
tur des Bodens wird die das Blutharnen veranlassende Schädlichkeit 
beseitigt. 

Einzelne Thiere scheinen eine ganz besondere Disposition zu der 
Krankheit zu haben, weil sie zu wiederholten Malen in kürzeren 
oder längeren Zwischenzeiten davon befallen werden. Dass die Milch¬ 
kühe der Krankheit mehr ausgesetzt sind als die Ochsen und Stiere, 
liegt offenbar in ihrer geringeren Widerstandskraft. 

Mit Rücksicht auf die prophylactische Behandlung des Blut- 
harnens soll hier die Bildung von Viehstämmen auf den dieser Krank¬ 
heit ausgesetzten Höfen hervorgehoben werden, weil die Thiere hier¬ 
durch an die localen Verhältnisse gewöhnt werden und nicht so 
empfänglich für die betreffenden Schädlichkeiten sind als angekauftes 
Vieh. Ferner dürfte es sich empfehlen das Vieh zu pferchen, um zu 
ermitteln, an welcher Stelle sich dasselbe die Krankheit zugezogen 


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222 


KREBS. 


hat. — Das Ausroden der Erlengebüsche, die Drainirung des Bodens, 
kurz alle Verbesserungen in der Behandlung des Bodens werden dazu 
beitragen, dass diese Krankheit, die früher viel allgemeiner war, nach 
und nach gänzlich verschwindet. 

Je früher die Krankheit in Behandlung genommen wird, um so 
grössere Erfolge sind zu erwarten. Daher muss man einschreiten, 
während die Thiere Diarrhoe haben und der Urin ungefärbt ist. Um 
den heftigen Darmkatarrh zu bekämpfen, eignen sich ganz besonders 
lauwarme Roggenmehltränke, Milch, Gerste- oder Hafersuppen. 

Gegen das Blutharnen giebt man schwefelsaures Eisenoxyd 
(15 Grm.) in Verbindung mit Kampher (5—10 Grm.). 

Ist Verstopfung entstanden, so giebt man am besten Crotonöl 
(30 — 35 Tropfen) mit Oel vermischt, weil die Thiere meiner Er¬ 
fahrung nach dieses Mittel besser vertragen und weil die Abführung 
hierdurch sicher erreicht wird als durch die unverhältnissmässig 
grossen und schwächenden Gaben von Glaubersalz und Oel. Sobald 
der Urin hell und klar und der Mist weich ist, dürfte eine arznei¬ 
liche Behandlung nicht mehr nothwendig sein. 


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Referate und Kritiken. 


Ueber die Entdeckung des Bacillus der Rotzkrankheit 1 ) 

Von den Herren Assistenzarzt I. CI. Dr. Löffler und Prof. Dr. Schätz 
wurde bei Untersuchungen im Kaiserlichen Gesundheitsamt zur Auffindung wirk¬ 
samer Desinfectionsverfahren der Bacillus der Rotzkrankheit entdeckt. 

Zunächst wurde in den specifischen Producten der Rotzkrankheit, den sog. 
Rotzknötchen, nach einer bestimmten Bacterienform in der Weise gesucht, dass 
man Gowebsschnitte der Lunge, Milz, Leber und Nasenscheidowand von einem 
wegen Rotz getödteten Pferde mit sehr verschiedenen Färbemethoden behandelte 
und unter dem Mikroskop durchmusterte. Es fanden sich auf diese Weise in Prä¬ 
paraten , welche mit einer concentrirten wässrigen Methylenblaulösung gefärbt, 
mit stark verdünnter Essigsäure nachbehandelt, alsdann in Alkohol entwässert 
und in Cedernöl eingebettet waren, hin und wieder feine Stäbchen, welche un¬ 
gefähr die Grösse von Tuberkelbacillen hatten; andere Bacterienformen waren in 
den specifischen Producten nicht vorhanden. Um eine Gewissheit darüber zu er¬ 
halten, ob diese Stäbchen in ursächlicher Beziehung zur Rotzkrankheit standen, 
wurde die Culturmethode zu Hülfe genommen 

Wenn eine bestimmte Bacterienart die Ursache der Rotzkrankheit war, so 
liess sich erwarten, dass sie am besten in dem Serum des Blutes von solchen 
Thieren wachsen würde, welche anerkanntermassen eine grosse Empfänglichkeit 
für das Rotzcontagium besitzen. Als solche sind die Pferde und Schafe bekannt. 
Es wurden daher am 14. September, wie dieses Koch für die Cultur der Tu¬ 
berkelbacillen gelehrt hat, eine Anzahl steriiisirter Reagonsgläschen, welche 
Pferde- resp. Hammelblutserum enthielten, mit sorgfältig entnommenen Partikel¬ 
chen aus Rotzknoten der Lunge und der Milz eines wegen Rotz getödteten Pferdes 
beschickt. In den ersten zwei Tagen zeigten sich keine Veränderungen auf den 
besäten Serumflächen. Am dritten Tage jedoch bemerkte man in der Mehrzahl 
der Gläschen zahlreiche kleine, durchscheinende Tröpfchen, welche sich zerstreut 
auf der Oberfläche des Serums gebildet hatten. Diese Tröpfchen enthielten, wie 
die Färbung am Deckgläschen ergab, zahllose feine Bacillen von der oben er¬ 
wähnten Grösse. Da die Tröpfchen sich gleichmässig in fast allen mit Rotzmate- 

*) Vorläufige Mittheilung des Herrn Dr. Struck in der Deutschen medici- 
nischen Wochenschrift, No. 52, 1882. 


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224 


Referate und Kritiken. 


rial besäten Culturgläschen vorfanden und in denselben nur diese eine Bactorien- 
art zur Entwickelung gekommen war, wurde man unmittelbar darauf hingeführt, 
diese Bacillen auf ihre ursprünglichen Beziehungen zur Rotzkrankheit durch 
Rückimpfung auf gesunde, für die Rotzkrankheit empfängliche Thiere zu prüfen. 

Um im Falle einer gelungenen Uebertragung dem Einwande zu begegnen, 
dass in dem Impfmaterial vielleicht noch Theilchcn des ursprünglich ausgesäten 
Rotzmatorials vorhanden gewesen sein und den Erfolg der Impfung bedingt 
haben könnten, wurden die Culturen durch vier Generationen einen Monat lang 
fortgezüchtet. 

Von der erhaltenen vierten, einzig und allein aus den beschriebenen feinen 
Bacillen bestehenden Cultur wurde am 14. October eine kleine Menge abgenom- 
men und einem alten, anscheinend sonst gesunden Pferde auf der Nasenschleim¬ 
haut und auf beiden Schultern eingeimpft. Schon nach 48 Stunden begann das 
Thier stark zu fiebern. An den Impfstellen entwickelten sich tiefe Geschwüre, 
von welchen aus knotige Lymphgefässstränge zu den geschwollenen Kehlgangs¬ 
und Bugdrüsen hinzogen, so dass etwa 8 Tage nach der Impfung das Plerd das 
ausgeprägte klinische Bild der Rotzkrankheit bot. Nach etwa 4 Wochen begannen 
die Geschwüre zu vernarben, die Drüsenanschwellung nahm ab, auch befand sich 
das Thier augenscheinlich wieder wohier, so dass es zweifelhaft wurde, ob die 
nach der Impfung aufgetretenen Erscheinungen als dem Rotz angehörende zu 
deuten sein würden. Es wurde daher am 25. November beschlossen, das Thier 
zu tödten, um zu ermitteln, ob vielleicht in den inneren Organen Veränderungen 
rotziger Natur vorhanden seien. Die Section ergab ein höchst überraschendes 
Resultat: Auf der Nasenscheidewand sowie auf den Uebergangsstellen aus der 
Nasen- in die Rachenhöhle fanden sich zahlreiche weisse, zum Theil strahlige 
Narben, in den Lungen alte fibröse, auch verkalkte Knoten, aber ausserdem noch 
ganz frische graue Knoten mit rothein Hofe und an der Lungenwurzel ein etwa 
apfelgrosses sog. Rotzgewächs. Das Thier hatte diesem Befunde nach eine Rotz- 
infection schon früher überstanden. Dass die frischen Eruptionen auf die künst¬ 
liche Uebertragung zurückzuführen waren, konnte nicht mit Sicherheit behauptet 
werden. Folglich konnte der Versuch als absolut beweisend nicht gelten. Da 
aber frisches rotziges Material dabei vorlag. so wurde dasselbe zur Gewinnung 
von neuen Culturen benutzt. Aus diesen Culturen waren nach drei Tagen eben¬ 
falls durchscheinende, lediglich die beschriebenen Bacillen enthaltende Tröpf¬ 
chen gewachsen. 

Dieselben Bacillen fanden sich ausserdem in den frischen rotzigen Producten 
aus dem getödteten Pferde nach Behandlung mit Methylenblau. 

Noch im Laufe des November wurden frische Organe eines wegen Rotz ge¬ 
tödteten anderen Pferdes untersucht: Wiederum gelang es, aus den in der Leber 
dieses Thieres befindlichen Rotzknoten dieselben durchscheinenden bacillenhalti¬ 
gen Tröpfchen zu züchten. Am 1. December wurden endlich in einem vierten 
Falle aus frischen Rotzknoten Culturen mit Erfolg angesetzt. Das Ergebniss war 
in allen Fällen das gleiche. 

Inzwischen waren die Reinculturen der Stäbchen noch auf zu Gebote ste¬ 
hende Thiere anderer Gattungen mit Erfolg verimpft, nämlich auf Kaninchen, 
Mäuse und Meerschweinchen. 


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Referate und Kritiken. 


225 


Die Kaninchen verhielten sich verschieden: Während einzelne Thiere bei 
der Section nur locale Geschwüre und Anschwellung der entsprechenden Drüsen 
zeigten, boten andere das exquisite Bild des Rotzes: Geschwüre auf der Nasen- 
scheidewand und Roizknötchen in den Lungen. Die Impfungen mit Rotzcultur- 
material bei den für Infectionen aller Art sonst ausserordentlich empfänglichen 
weissen Mäusen lieferten negative Resultate. Positive Ergebnisse lieferte da¬ 
gegen die Impfung bei den Feldmäusen, denn bei den Sectionen dieser innerhalb 
der ersten 8 Tage nach der Impfung gestorbenen Thiere fanden sich Milz und 
Leber von kleinen graugelblichen Knötchen durchsetzt und in den Knötchen die 
feinen Bacillen. 

Ueberraschend waren die Ergebnisse der Impfung bei den Meerschweinchen. 
Der Verlauf der Erkrankung danach war ein verschieden schneller, je nachdem 
mit minimalen Theilen der Cultur geimpft wurde, oder grössere Mengen derselben 
zur Injection gelangten. Nach der Impfung entwickelte sich constant um den 
dritten bis vierten Tag an der Impfstelle ein Geschwür mit stark indurirtem 
Grunde; dann begannen die entsprechenden Lymphdrüsen anzuschwellen bis zur 
Grösse einer Haselnuss, ja sogar bis zu der einer Kastanie. Bei manchen Thieren 
blieb der Process wochenlang auf diesem Punkte stehen, — dasContagium wurde 
wahrscheinlich in den Drüsen zurückgehalten —, bei anderen dagegen, nament¬ 
lich bei den Thieren, welchen subcutan grössere Mengen von Bacillen beigebracht 
waren, entwickelten sich acute knotige Anschwellungen der Hoden resp. der Ova¬ 
rien oder der Vulva. Es schwollen dabei einzelne Füsse knotig an, auch traten 
an mehreren Stellen der Haut knotige Anschwellungen auf, oder es entwickelten 
sich ulcerative Processe in der Nasenhöhle, welche sogar zum Durchbruch durch 
den Knochen nach aussen führten. Bei einigen Thieren endlich entwickelte sich 
plötzlich eine acute allgemeine Infection, welche schnell zum Tode führte. Man 
fand dann namentlich die Milz und die Lungen von zahllosen submiliaren grauen 
Knötchen durchsetzt, welche grosse Aehnlichkeit mit den Miliartuberkeln zeigten. 
Von den letzteren unterschieden sie sich jedoch dadurch, dass man in ihnen mit 
den dafür geeigneten Färbemethoden Tuberkelbacillon nicht nachweisen konnte, 
wohl aber mit anderen Färbemitteln die in den rotzigen Producten beim Pferde 
gefundenen feinen Bacillen. Alle diese Veränderungen kennzeichneten sich noch 
dadurch als rotzige, dass dieselben Erscheinungen auch bei der Rotzkrankheit 
der Pferde beobachtet wurden. Die Rotzmetastasen in den Hoden der Hengste, 
sowie die rotzigen Knochenmarkenlzündungen, welche besonders in den Rippen 
bei den Pferden ihren Sitz haben, gehören zu dem typischen Bilde des Rotzes. 
Die Culturen aus allen diesen Organen — Hoden, Milz, Lungen u. s. w. — lie¬ 
ferten stets dieselben bereits näher beschriebenen Roinculturen. welche in vier 
verschiedenen Fällen aus den verschiedenen Organen rotziger Pferde erhalten 
waren. 

Wenn nach den bisher geschilderten Ergebnissen es zur grössten Wahr¬ 
scheinlichkeit geworden war, dass die Bacillen die Ursache des Rotzes sind, so 
fehlte noch die entscheidende Rückimpfung der Reinculturen auf Pferde. Es 
wurden deshalb zwei gesunde Pferde, ein älteres ca. 20 jähriges und ein jüngeres 
ca. 2jähriges Thier, am 28. November mit reingezüchteten Bacillen geimpft. Als 
Impfmaterial für das ältere Thier wurde die achte, 10 Wochen lang ausserhalb 

15 


Archiv f. wissen sch. u. prskt. Tliierhcilk. IX. 3. 


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Referate und Kritiken. 


des Thierkörpers fortgesetzte Umzüchtung der am 14. September gewonnenen 
Reinculturen benutzt; zur Infection des 2jährigen Thieres diente eine Cultur, 
welche aus dem Hoden eines mit der vierten Generation der Cultur vom 14. Sep¬ 
tember geimpften und am 8. November gestorbenen Meerschweinchens gewonnen 
und weiterhin durch fünf Generationen ausserhalb des Körpers fortgezüchtet war. 
Es wurden nun, um eine möglichst rasche Infection zu erzielen, Injectionen zu 
beiden Seiten des Halses, der Brust, in den Flanken, und bei dem jungen Thiere 
ausserdem noch am Nasenrücken ausgeführt. Die Nasenschleimhaut wurde nicht 
berührt, um zu sehen, ob sich secundäre Eruptionen auf der intacten Schleimhaut 
entwickeln würden. Schon nach wenigen Tagen zeigten sich an den Injections- 
stellen diffuse, teigige Anschwellungen bei beiden Thieren. Die Thiere frassen 
schlecht, wurden steif in den Beinen und rauh im Haar. Nach ca. 8 Tagen fühlte 
man bei beiden Thieren perlenschnurartige Stränge in der Haut, welche sich zu 
den correspondirenden Drüsen hin erstreckten. Die Anschwellungen waren auf¬ 
gebrochen und sonderten eine trübe, grünlichgelbe Flüssigkeit ab. Am 12. Tage 
beobachtete man neben den früher geschilderten Symptomen bei dem jungen 
Pferde ein einmarkstückgrosses Geschwür in der Haut der Stirn, welches bis zum 
Stirnbein durchgedrungen war und aufgeworfene Ränder zeigte. Ausserdem aber 
bestand bei beiden Thieren ein Ausfluss aus den Nasenöffnungen, welcher an den 
Rändern derselben zu dünnen, gelblichen Krusten eintrocknete; endlich hatten 
sich auf der Nasenschleimhaut kleine Geschwüre mit erhabenen Rändern gebildet 
— ein Befund, welcher in seiner Gesammtheit nunmehr die rotzige Natur der 
Krankheit erkennen Hess. 

Beide Thiere verfielen von Tag zu Tag mehr und am 12. December starb 
das ältere. 

Die Section desselben ergab Folgendes: 

An allen Impfstellen hatten sich Geschwüre von Markstückgrösse und dar¬ 
über gebildet. Auf den Geschwüren lagen dicke Krusten, die aus eingetrockneten 
Absonderungsproducten und Haaren bestanden, und neben den Krusten floss eine 
gelbweisse, trübe Flüssigkeit ab. Die Weichtheile neben und unter den Ge¬ 
schwüren waren breiig, beinahe flüssig. Die Unterhaut im Umkreise der Ge¬ 
schwüre war mit eitriger Flüssigkeit infiitrirt und hatie sich von den darunter 
liegenden Theilen abgelöst. Die Geschwüre am Halse standen mit fingerdicken 
Lymphgefässsträngen in Verbindung, die bis zu den Bugdrüsen verliefen. Die 
letzteren hatten fast den Umfang eines Hühnereies und enthielten in dem gerö- 
theten und feuchten Gewebe kleine gelbe oder gelbweisse Herde. Auch von den 
anderen Impfstellen Hessen sich Lymphgefässstränge bis zu den nachbarlichen 
Lymphdrüsen verfolgen. Auf den ersteren konnte hin und wieder ein erbsen- bis 
bohnengrosser, weicher, gelbweisser. fast flüssiger Knoten nachgewiesen werden. 
Die Achsel- und Leistendrüsen waren geschwollen und weich und von den oben 
erwähnten gelben Herden gleichfalls durchsetzt. Die Schleimhaut der Nasen¬ 
scheidewand und der Nasenmuscheln war Sitz von Geschwüren, die ausgebuchiete 
Ränder hatten. In den letzteren und im Grunde der Geschwüre fanden sich kleine 
gelbe oder graue Knötchen. Die submaxillaren Lymphdrüsen enthielten bohnen- 
bis haselnussgrosse Knoten, die von gelben Herden durchsetzt waren. In der 
Schleimhaut an der vorderen Fläche der Epiglottis wurde ein zehnpfennigstück- 


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Referate und Kritikern 


227 


grosses Geschwür, welches mit wallartigen Rändern ausgestattet war, ermittelt. 
In der Lunge wurden zahllose hirsekorn- bis erbsengrosse Knoten gefunden, von 
denen die grösseren durch Confluenz kleinerer entstanden waren. Die kleineren 
enthielten ein graues, trübes Centrum, welches von einem gerötheten Hofe um¬ 
schlossen wurde. In vielen Körpermuskeln lagen Knoten von verschiedener Grösse, 
die aus einer gelbweissen, breiigen, oft flüssigen Masse bestanden. 

Da der Befund bei dem älteren Thiere ein so entscheidender war, so wurde 
das jüngere, welches schon hochgradigen Verfall der Kräfte zeigte, getödtet. Bei 
der unmittelbar nach der am 13. December erfolgten Tödtung vorgenomraenen 
Section fanden sich ebenfalls die charakteristischen Erscheinungen des Haut- und 
Nasen rotzes. 


Ueber die Bacillen der Rotzkrankheit. Vortrag, gehalten in der Sitzung 
der Gesellschaft der Charite-Aerzte, am 1. Februar 1883, von Dr. 0. Israel, 
Assistenten am pathologischen Institut in Berlin. (Auszug.) 

Die schöne Entdeckung der Tuberkelbacillen durch Koch hat die Methode 
festgestellt, mittelst deren die Untersuchung der anderen Krankheiten anzustellen 
ist, welche wir aller Erfahrung nach als durch Mikroorganismen hervorgerufen 
anselien müssen; das sind zunächst Rotz und Syphilis. Ich wandte mich im 
vorigen Sommer der Untersuchung der ersteren Affection zu, weil wir erfahrungs- 
gemäss über Versuchsthiere verfügen, welche für Impfungen mit Rotzcontagium 
empfänglich sind. 

Als ich mich zuerst mit diesem Gegenstände beschäftigte, waren es theore¬ 
tische Erwägungen, welche mich die Wirksamkeit eines Pilzes als Ursache der 
Rotzkrankheit auf das Bestimmteste annehmen Hessen, und ich wartete deshalb 
nicht ab, bis es mir gelungen, einen Parasiten in den afficirten Organtheilen 
nachzuweisen, sondern fing mit den Färbungsversuchen gleichzeitig Culturver- 
suche an. Es trat hierbei die eigenthümliche Erscheinung zu Tage, dass es sehr 
geeignete und ebenso sehr unzweckmässige anatomische Substrate für das Stu¬ 
dium der betreffenden Parasiten giebt. Der Zufall machte es, dass mir gleich 
im Anfang meiner diesbezüglichen Arbeiten ein sehr geeignetes Material in die 
Hände fiel. Durch die Güte des Herrn Prof. Di eckerhoff erhielt ich zweimal 
grössere Lungentheile von Pferden, welche die charakteristischen Rotzknötchen 
enthielten, und aus ihnen züchtete ich auf coagulirtem Pferdeblutserum zwei ver¬ 
schiedene Pilzformen, von denen die eine, kleinere, sich bald als unwirksam 
erwies, während ich mit der anderen, grösseren Bacillenform bei Kaninchen Rotz 
erzeugen konnte. Es waren dies immerhin noch kleine Bacillen, welche dem An¬ 
schein nach etwas weniger gracil, als die Tuberkelbacillen, von annähernd der¬ 
selben Länge, aber etwas dicker erschienen, und besonders durch ihre relativ 
grossen Sporen sich von den letztgenannten unterschieden. Dieselben Pilze er¬ 
hielt ich ein drittes Mal, als ich Gelegenheit hatte, einem frisch getödteten Pferde 
die erwähnten Lungenherde zu entnehmen. Ich impfte Kaninchen mit der 5. und 
6. Generation dieser Bacillen. Zwei der geimpften Thiere zeigten nach ihrem 
Tode sowohl lymphangitische Erscheinungen, als die charakteristischen Geschwüre 

15 * 


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228 


Referate und Kritiken. 


in der Nase und typische Lungenherde. Die Impfung war zwischen den Schulter¬ 
blättern vorgenommen. Ein Thier starb ohne charakteristische Erscheinungen, 
eins blieb am Leben. In Abwesenheit meines verehrten Chefs schickte ich die 
Präparate Herrn Prof. Dieckerhoff zur Controle, der sie für „exquisiten Rotz“ 
erklärte, und da er die Organe gerade während der klinischen Stunden erhielt, 
dieselben auch gleichzeitig demonstrirte. In den von den Lungenknötchen her¬ 
gestellten Trockenpräparaten waren dieselben Stäbchen, wie in den benutzten 
Culturen. Es schien also die Cultivirung des Rotzcontagiums keine grossen 
Schwierigkeiten zu machen, und ich wartete nur auf eine neue Gelegenheit, um 
die Entnahme von Stammmaterial zu wiederholen, um ganz sicher in dem Re¬ 
sultat zu sein, bevor ich an die kostspielige Impfung eines Pferdes ging. Wäh¬ 
rend des September, October und bis Mitte November war es mir jedoch nicht 
möglich, frisches rotziges Material zu erhalten. Erst nach Ablauf dieser Zeit bot 
sich mir neues Material, und zwar vom lebenden Thiere. Am leichtesten zu er¬ 
reichen waren, da offene Geschwüre wegen parasitärer Beimengungen durchaus 
ausgeschlossen erschienen, die subcutanen und cutanen Wurmbeulen, welche, 
wenn auch spärlich, vorhanden waren. Die Eröffnung dieser kleinen Abscesse 
erfolgte unter allen Cautelen; die betreffenden Hautpartien wurden vor der Incision 
in grossem Umfange rasirt, die anhaftenden Fetttheile mit Aether entfernt und 
dann wurde mit Sublimatlösung desinficirt. Bei diesen Versuchen, die ich fünfmal 
wiederholen konnte, ergab sich, abgesehen von seltener, zufälliger Verunreinigung 
und einem Specialfall, auf den ich noch zurückkommen werde, die überraschende 
Thatsache, dass die geimpften Gläser steril blieben, und da die Gelegenheit zu 
diesen Versuchen nur in längeren Zwischenräumen wiederkehrte, dauerte es ge¬ 
raume Zeit, bis ich mich überzeugen konnte, dass nicht etw r a die Benutzung noch 
nicht abgekühlter Platinnadeln dies negative Resultat verursacht hatte. Man 
muss daraus schliessen, dass der Pilz in den abscedirten Hautknoten der unter¬ 
suchten Fälle nicht mehr in einem vermehrungsfähigen Zustande vorhanden 
war. Die mikroskopische Untersuchung ergab denn auch, dass sich zwar reich¬ 
liche feine Körnchen in dem zähen, puriformen Material fanden, die man wohl 
für Bacillensporen halten konnte, allein die Bacillen, w T ie sie in dem Gewebssaft 
und den Culturen enthalten waren, fanden sich nicht darin vor. Es ist daher 
wohl anzunehmen, dass die Zerstörung des Pilzes dem Zerfall der entzündlichen 
Neubildung nicht gar so spät nachfolgt, der Parasit des Rotzes also den vitalen 
Aeusserungen des Organismus gegenüber nur eine relativ geringe Widerstands¬ 
fähigkeit hat. So bin ich auch heute noch nicht wieder in der Lage gewesen, 
wirksames Material zu cultiviren und die beabsichtigte Impfung eines Pferdes 
vorzunehmen, und ich kann darauf auch um so eher verzichten, als dieser Ver¬ 
such ja bereits von anderer Seite mit Erfolg augestellt wurde. 

In der Zwischenzeit zwischen meinen erfolgreichen und den negativen Züch¬ 
tungsversuchen w T ar ich mit der Färbung der Rotzpilze im Gewebe zu Stande 
gekommen. Da sich in Trockenpräparaten die Bacillen mit gewöhnlichen Lösun¬ 
gen von Anilinfarbstoffen, wenn auch in verschiedener Intensität, färben, war an 
eine specifische Reaction nach Art der Tuberkelbacillen nicht zu denken, und die 
Schwierigkeit, sie im Gewebe darzustellen, konnte daher nur in der Art der Ein- 
wiikung und entsprechenden Entfärbung liegen, und so erhielt ich denn auch 


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Referate und Kritiken. 


229 


mit Methylviolett Präparate, in denen, allerdings neben mehr oder weniger per- 
sistirender Kernfärbung, sich Bacillen wie die in den ersten Culturen erhalte¬ 
nen zeigten. Es hat seine Schwierigkeiten, zwischen den gefärbten Kernen die 
kleinen Herde zu finden, nur ausnahmsweise scheinen die Bacillen in grösseren 
Colonien aufzutreten. Während sie in dem verkäsenden Gewebe leichter zu finden 
sind, erscheinen sie besser gefärbt und erhalten in der fortschreitenden Entzün- 
dungszone. In dem die Lungenknoten so häufig umgebenden Gebiete frischer 
Hepatisation habe ich sie bis jetzt nicht nachweisen können; doch sind meine 
bisherigen Untersuchungen keineswegs abgeschlossen, da das Gebiet der Rotz¬ 
anatomie annähernd so gross ist wie das der Tuberculose, so dass ein Abschluss 
vor der Hand auch schwerlich erreicht werden dürfte. Nur betreffs eines der 
Verbreitungwege des Contagiums im Körper, der für die Tuberculose erst in den 
letzten Jahren durch die sorgfältigen Untersuchungen Weigert’s festgestellt ist, 
nämlich durch die Blutgefässe, kann ich schon jetzt eine Angabe machen, indem 
ich nämlich zufällig auf einem Schnitte durch die Lunge eine kleine Arterie der 
Länge nach getroffen habe, welche mit einem Embolus ausgefüllt war, der mit 
Bacillen durchsetzt ist. Es handelt sich hierbei nicht um eine parasitäre Embolie 
von der Dichtigkeit, wie die, welche bei diphtherischen Vorgängen, Endocarditis 
ulcerosa und septischen Erkrankungen auftreten, wo der ganze Pfropf dem An¬ 
schein nach nur aus Mikrococcen besteht, sondern die Stäbchen sind durch den 
ganzen, bereits entfärbten, also schon etwas älteren Embolus zerstreut. Als 
Ursprung dieser Embolie dürften die Venen der Nasensubmucosa anzunehmen 
sein, welche gelegentlich in der Umgebung der rotzigen Geschwüre in grösserer 
Ausdehnung durch Thromben verstopft sind. Der wichtigste Weg, auf dem das 
Contagiuin in die Lungen gelangt, scheint jedoch der Respirationsstrom zu sein, 
der durch die Nase geht und von dort contagiöse Massen mit sich reisst. 

Ich erwähnte vorher einen Specialfall bei der Entnahme von Impfmaterial 
aus den kleinen Hautabscessen; diesen möchte ich hier, wenn auch nur kurz, 
berühren, da er nicht in das Gebiet des Rotzes fiel. Ich erhielt nämlich aus klei¬ 
nen Abscessen in der Haut der Oberlippe, welche bei einem chronisch-rotzigen 
Pferde entstanden waren, eine Art kleiner Mikrococcen, welche sowohl bei Katzen 
multiple, und bei einem Pferde an den Impfstellen Abscesse mit dünnflüssigem 
Eiter hervorriefen. Ich erwähne dies, weil daraus hervorgeht, dass gelegentlich 
auch andere Mikroorganismen noch die Möglichkeit der Entwickelung neben den 
Rotzbacillen finden können. 

Wenn ich mir zum Schluss noch einige Worte über die voraussichtliche Be¬ 
deutung des Bacillenbefundes bei Rotz erlauben darf, so möchte ich bei der 
Sicherheit der anatomischen Diagnose demselben für die differentielle Diagnose 
keine zu grosse Wichtigkeit beimessen, da die Fälle, wo es sich um Verwechs¬ 
lungen mit sarcomatösen Neubildungen handelt, nur selten sind. 

(Berliner klin. Wochenschr., 1883, No. 11.) 


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230 


ROLOFF. 


Note snr la cnltare da microbe de la morve et snr la transmission de la 
maladie k l’aide de8 liquides de Cnltare. Memoire lu ä l’Academie de med. 
dans la seance du 27. Decembre 1882. Par MM. Bouchard, Capitan et 
Charrin. 

Die Verff. bemerken, dass sie die bereits im Jahre 1868 von Christot 
und Kien er erwähnten Mikroben des Rotzes nicht allein in den Geschwüren in 
der Nase und in den Abscessen in der Lunge, sondern auch in den Lymphdrüsen, 
sowie in den Rolzknoten der Leber und der Milz gefunden haben. Da die Mi¬ 
kroben constant vorhanden waren und in allen Fällen dieselben (von den Verff. 
aber nicht näher bezeichneten, Ref.) Eigenthiimlichkeiten zeigten, so war zu ver- 
muthen, dass sie die Ursache der rotzigen Veränderungen bildeten. Die Verff. 
züchteten daher den Mikroben in neutralisirtem Fleiscbextract bei 37 °C. Den 
ersten Züchtungsversuch machten sie am 4. Juli 1882; sie besamten die Nähr¬ 
flüssigkeit in mehreren Gläsern theils mit einem Fragment eines Nasengeschwürs, 
theils mit einem kleinen Fragment eines Rotzknotens aus der Milz eines wegen 
Rotz getödteten Pferdes. Ara folgenden Tage wurde ein kleiner Theil einer 
Cultur von Microben von dem Nasengeschwür und von dem Knoten aus der Milz 
in kleine Glasröhren gefüllt, die sofort versiegelt wurden. Damit wurden am 
10. Juli zwei Esel geimpft. Beide Esel wurden rotzig; der eine fiel am 19., der 
andere am 28. Juli. 

Um dem Einwande zu begegnen, dass bei der Einimpfung der ersten Cultur 
nicht die Mikroben, sondern die in der Flüssigkeit vertheilten Partikel der zur 
Besamung verwendeten Fragmente von Rotzgeschwüren oder Rotzknötchen das 
Inficiens gewesen seien, wurde am 11. August 1882 ein Kater mit der 5. Cultur 
geimpft. Der Kater starb am 5. September. Derselbe zeigte eine Eitergeschwulst 
im linken Hoden und Anschwellung der Leistendrüsen derselben Seite. Ein 
Fragment der Drüsengeschwulst wurde auf eine Katze verimpft; letztere starb am 
21. September mit einem Chanker an der Impfstelle, Anschwellung der Leisten¬ 
drüsen und miliaren Abscessen in den Lungen. Von dieser Katze wurde wieder 
ein Kater, von letzterem ein Meerschweinchen ur.d davon ein Esel geimpft, wel¬ 
cher 10 Tage nach der Impfung starb und frische Rotzknötchen in den Lungen 
zeigte. 

Aehnliche Resultate wurden auch bei anderen Versuchen erzielt, die sich 
im Ganzen auf 61 Thiere erstreckten. Die genannten Verff. ziehen aus ihren 
Versuchen den Schluss, dass der Rotz eine parasitäre Krankheit sei. 

Roloff. (Archives veter. Febr. 1883.) 


Odontologfeche Forschungen* Von Dr. Baume. Leipzig, Verlag von Ar¬ 
thur Felix. 

Im Jahre 1871 entdeckte Verf. im Kiefer des Menschen und später auch 
bei Pferden Körperchen, welche durch ihren typischen Sitz, das constante Fehlen 
des Schmelzüberzuges und ihre Formlosigkeit sich wesentlich von gewöhnlichen 
Zahnmissbildungen unterschieden. Die Bemühungen, die Bedeutung dieser aus 


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Referate und Kritiken. 


231 


Zahnbein und Cement bestehenden, nur in selteneren Fällen unter den Alveolar¬ 
rand der labialen Seite zwischen beiden Prämolaren oder dem zweiten Prämolar 
und erstem Molar direct zu Tage tretenden Bildungen zu eruiren, hat zur Ent¬ 
stehung des vorliegenden Werkes Veranlassung gegeben. In demselben werden 
interessante originelle Anschauungen entwickelt, welche nicht allein in ontogene- 
tischer und phylogenetischer Hinsicht neue Gesichtspunkte eröffnen, sondern auch 
in Bezug auf vergleichende Anatomie bemerkenswerthe Aufschlüsse liefern. 

Nach einigen einleitenden Bemerkungen über die Darwinsche Selections- 
theorie und nach einer sich daran knüpfenden Besprechung des Hautpanzers der 
Wirbelt hie re, der Zähne der Fische, Amphibien und Reptilien beschäftigt sich der 
erste Theil des Werkes in der Hauptsache mit der Schilderung der allmählichen 
Entstehung der Zahnformen dor Säugethiere und der Gesetze, welche den Form¬ 
veränderungen des Gebisses zu Grunde liegen. 

Das Gesetz, welches sich aus der Betrachtung der Gebisse der Thiere der 
Jetztzeit und jener der untergegangenen Arten ableiten lässt, formulirtVerf. unter 
der Bezeichnung: „Reduction der Gebisse“. 

Bei den niedersten Thierformen ist für den Schutz der Haut durch Bildung 
eines Panzers aus Kalksalzen oder Kieselerde gesorgt. So bei den Protozoen, den 
Coelenteraten, den Würmern zum Theil, den Mollusken, insbesondere aber bei 
den Echinodermen. Bei letztgenannten Thieren besteht der Hautpanzer aus vielen 
polygonalen Stücken, welche Warzen tragen. Auf diesen kugeligen Wärzchen 
sitzen in einer Articulationslläche. wie auf einem Sockel, Stacheln, welche ein 
mit der Längsaxe parallel laufendes Röhrchensystem enthalten und mit Hülfe von 
ligamentösen Vorrichtungen umgelegt und aufgerichtet werden können. 

Die Panzerung der Vertebraten ist bei den Repräsentanten der in den älte¬ 
ren paläontologischen Formationen der Erdrinde gefundenen Arten mächtiger 
und dicker und kommt auch zahlreicheren Gattungen zu. Von den jetzt noch vor¬ 
handenen Vertebraten sind mit knöchernem Hautpanzer versehen: manche Fische 
(aus den Familien der Welse, Störe u. s. w.), Reptilien (Schildkröten, Krokodile), 
und Säuger (Gürtelthiere). 

Der Panzer mancher Fischarten — Hypostomus, Callichtys etc.) — ist dem 
der Echinodermen in Bezug auf Form und Entwickelung der einzelnen Theile 
sehr ähnlich. Auch hier finden sich die in der Haut liegenden Knochenschilder mit 
feinen Stacheln versehen, welche ihrer Structur nach kleinen Fischzähnchen glei¬ 
chen, und beweglich aufSockeln placirt. DerPanzer selbst ist persistent; Stacheln 
mit zugehörigen Sockeln werden gewechselt. Eine andere Art von Panzerung ist 
den Haifischen eigenthümlich. Die Haut derselben ist mit Stacheln (Placoidschup- 
pen) bedeckt, welche, in vielen Schrägreihen liegend, ihre Spitzen sämmtlich 
gegen das Schwanzende richten. Die Aehnlichkeit dieser Placoidschuppen mit 
den Zähnen tritt noch mehr hervor; es lässt sich sogar an jüngeren Thieren (Scyl- 
lium catulus, 10 Cm. lang) der Uebergang der äusseren Haut in die der Maul- 
böhle und die Umwandlung der Placoidschuppen in Zähne unmittelbar nach- 
weisen. Erst später, wenn sich die Lippen gebildet haben, wird dieser allmähliche 
Uebergang unterbrochen. Auch der Entwickelungsgang und die Structur der 
Placoidschuppen liefern weitere Beweise dafür, dass diese und die Zähne als homo¬ 
loge Gebilde aufzufassen sind, welche Ansicht ebenfalls von Agassiz, Wiliam- 


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232 


TEREG. 


son, Hannover, Hertwig u. A. vertreten wird. Bei den Selachiern (Haifischen) 
macht sich indess schon im Verbältniss zu den eigentlichen Panzerfischen ein 
bemerkenswerther Unterschied geltend. Die Piacoidschuppe zeigt zwar noch den 
beweglichen, auf einem vierbeinigen Sockel aufsitzenden Stachel, aber der eigent¬ 
liche Hautpanzer ist verloren gegangen. Dieser Zerfall der mächtigen Knochen¬ 
schuppen der Ganoiden lässt sich noch weiter verfolgen bis zur Bildung der 
dünnen Schuppen der Teleostier. Diese Schuppen, so dünn sie sind, bestehen 
aber immer noch zweifellos aus kalksalzhaltigen Theilen. Bei den Reptilien hört 
jedoch mit Ausnahme der Chelonier und Krokodile jede Betheiligung der Kalk¬ 
salze an der Panzerbildung auf; die Knochenplatten der äusseren Oberfläche 
werden eingezogen und ihre wesentlichen Bestandtheile im Innern zur Ausbildung 
des Skelets verwerthet. ‘Dafür lieferte das Epithel bei Amphibien, Reptilien und 
Säugern eine hornige Bedeckung. So erfolgte die vollständige Verdrängung der 
Knochensubstanz durch Hornproducte, als welche die Schuppe des Reptils, die 
Federn des Vogels und die Haare des Säugers zu betrachten sind. 

Für die Zähne, welche mehr oder minder modificirte Theile des Panzers 
sind, gilt genau dasselbe. Sie verringern sich in der aufsteigenden Thierreihe an 
Zahl und werden zum Theil durch Hornbildungen ersetzt, wie bei den Cyclosto- 
men, Choloniern, Vögeln, Schnabelthieren und Bartenwalen. 

Bei den Selachiern macht sich gegenüber den Teleostiern bezüglich der 
Zahnanlage ein gewisser Unterschied geltend. 

Die Anlage der Zähne der Knochenfische entspricht der ältesten Bildungs¬ 
weise, wie sie für die Stacheln der Placoidschuppen noch erhalten ist. Jeder 
Stachel der Piacoidschuppe wird direct durch Einstülpung des Epithels gebildet. 
Ebenso entsteht auch jeder Zahn der Teleostier durch directe zapfenförmige Ein¬ 
stülpung des Mundepithels in die Cutis. — Bei don Selachiern ist die Form der 
Zahnanlage durch das Auftreten einer sogenannten primitiven Schmelzkeimfalte 
oder Primitivfalte (Plica dentalis primitiva) modificirt. Wie bei Bildung aller 
Hautproducte, welche unter Betheiligung des Epithels vor sich geht, beginnt 
auch hier letzteres zu wuchern, stülpt sich aber nicht an verschiedenen local be¬ 
grenzten Partien ein, sondern in Form einer dem Contour des Kiefers ent¬ 
sprechenden zusammenhängenden Falte, welche unter der Oberfläche sich aus¬ 
breitend als Schmelzkeim das Material liefert zur Bildung vieler dicht hinter ein¬ 
ander stehenden Zahnreihen. Auf Sagittalschnitten erscheint nun der Grad der 
Entwickelung der Zahnreihen verschieden, und zwar derart, als ob der Zahnkeim 
jüngerer Entwickelung der directe Nachfolger des Vorgängers sei. hervorge¬ 
gangen aus den epithelialen Elementen des älteren. An Horizontalschnitten ist 
jedoch ganz unzweifelhaft zu erkennen, dass jeder Zahnkeim direct von der epi¬ 
thelialen Falte, nicht aber von dem Schmelzkeim des Vorgängers abstamrat. Die 
vorderen Zahnreihen gelangen am frühesten zur Ausbildung, werden reihenweise 
abgestossen und durch die nachfolgenden, aus der Tiefe heranrückenden Reihen 
ersetzt, während vom hintersten Rande der epithelialen Matrix her immer neue 
Zahnanlagen entstehen. Die auch an den Hautstacheln vorhandene, als „Sockel“ 
bezeichnete Fussplatte, welche sich aus Cutisgewebe entwickelt und dem Schmelz¬ 
keim entgegenwächst, ‘verbindet sich innig mit dem Kieferknochen, verknöchert 


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Referate und Kritiken. 


233 


ebenfalls und wird alsdann als «Stützknochen“ (von Tom es Bone of attacbment) 
bezeichnet. 

Bei den Amphibien bildet, in ähnlicher Weise wie bei den Selachiern, die 
gesammte epitheliale Anlage, welche die Schmelzkeime für die zukünftigen Zahne 
producirt, ein zusammenhängendes Ganze, so dass jeder Schmelzkeim als directer 
Abkömmling der Primitivfalte aufzufassen ist. Der Ersatz der abgestossenen 
Zähne geschieht in analoger Weise wie bei den Selachiern. Die Anlage der ein¬ 
zelnen Zahnreihen ist mit verdichtetem Bindegewebe umgeben, welches bei den 
Reptilien noch deutlicher abgegrenzt erscheint, entsprechend dem Zahnsäckchen 
der Säuger. — Die Zähne der Reptilien, welche in ihrer Anlage noch übersicht¬ 
licher die geschilderten Verhältnisse hervortreten lassen, sind der Zahl nach we¬ 
sentlich reducirt, mehr noch als die der Amphibien. Vorwiegend sind nur die 
Kieferränder bewaffnet, ja bei den meisten findet sich überhaupt nur eine Reihe. 
Reihenwei>e Verluste kommen nicht mehr vor, es würde sonst nach Abwerfung 
der ganzen Reihe der Kiefer vorübergehend unbewehrt sein. Die Zähne werden 
an den verschiedensten Stellen abgestossen und in die dadurch entstehende Lücke 
tritt ein neuer Zahn; auf diese Weise bleibt das Gros der Zähne in Function. — 
Die Form der Zähne ist ziemlich gleichmässig spitz, doch finden sich bei den 
Reptilien schon mancherlei Specialisirungen, indem einzelne Zähne mächtiger 
werden und gegen andere mehr hervortreten, z. B. bei den Krokodilen. Viele 
Reptilien sind schon gänzlich zahnlos geworden; die Schildkröten besitzen statt 
der Zähne eine schnabelartige, scharfe Hornbewaffnung der Kiefern. Bei einigen 
(Trionyx) Arten findet man noch im fötalen Zustand Zahnkeime, welche zu Grunde 
gehen, ohne Zähne producirt zu haben. — Die Befestigung der Zähne erfolgt bei 
den meisten Amphibien und Reptilien durch Ankylose, bei den Krokodilen und 
einigen Sauriern durch Einkeilung. Das Festwachsen der Zähne findet entweder 
auf dem oberen Kieferrand oder an der Innenseite des Kiefers statt. Die auf dem 
oberen Rand des Kiefers festgewachsenen Zähne heissen „akrodont“, die an der 
Innenseite ankylosirten „pleurodont“. Die eingekeilten Zähne haben unten offene 
Wurzeln und es entwickeln sich in derselben Alveole auch die Ersatzzähne. 

Bei den Säugethieren bildet sich um jeden der aus der Primitivfalte ent¬ 
stehenden Zähne eine eigene Alveole. Die Anlage der Zähne bei den Saugern ist 
sonst im Princip dieselbe wie bei den Selachiern, Amphibien und Reptilien. Es 
macht sich jedoch eine noch weiter gehende Einschränkung in der Zahnproduction 
geltend als bei den beiden letztgenannten Thierklassen, bei welchen die Pro¬ 
duction noch während des ganzen Lebens andauert. Bei den Säugern wird im 
Allgemeinen nicht mehr Zahnsubstanz gebildet, als effectiv durch den Gebrauch 
verloren geht; die einmalige Anlage während des embryonalen Lebens reicht aus, 
um den Verbrauch intra vitam zu decken. Die Einstülpung der Primitivfalte voll¬ 
zieht sich continuirlich in der ganzen Ausdehnung des Kieferwalles, mit Aus¬ 
nahme der Wiederkäuer, welchen im Zwischenkiefer jede Spur einer Zahnanlage 
fehlt. Aus dieser epithelialen Einsenkung gehen die Schmelzkeime hervor. Am 
Grunde jedes durch weitere Wucherung entstandenen Schmelzkeimes, welche Keime 
anfänglich in derselben Anzahl auftreten als Milchzähne gebildet werden sollen, 
wächst das Bindegewebe in Form eines Zäpfchens in den Schmelzkeim hinein. 
Dieses Zäpfchen repräsentirt die Matrix für das Dentin des ausgebildeten Zahnes. 


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234 


TEREG. 


Das Bindegewebe, in welches die Primitivfalte hineingewuchert ist und sich dort 
zum Schmelzkeim ausbildet, beginnt nunmehr den letzteren von der gemeinsamen 
Primitivfnlte durch Abschnürung zu trennen. Die Anlage für den Milchzahn wird 
allmählich vollständig isolirt, indess nicht ohne dass hinter der Milchzahn¬ 
anlage nach der lingualen Seite hin ein Epithelzapfen stehen bleibt, welcher bisher 
in seiner Eigenschaft als Abkömmling des Bildungsmaterials vom Schmelzkeim 
des Milchzahnes für die Anlage des Ersatzzahnes gehalten wurde. Dies ist aber 
keineswegs der Fall. Verfolgt man nämlich die Weiterentwickelung des ver¬ 
meintlichen Schmelzkeirnes für den Ersatzzahn, so bemerkt man nicht ohne Ent¬ 
täuschung, dass sich der „Abkömmling“ ebenso wie ein grosser Theil der Pri¬ 
mitivfalte in Trümmer audöst. Die Anlage der Keime für die Ersatzzähne beginnt 
gegen Ende der Trächtigkeitsperiode aus den noch übrig gebliebenen Resten der 
Primitivfalte, ziemlich nahe unter dem Zahnfleisch, also an ganz anderer 
Stelle als die vermeintlichen Zahnkeime. Zu dieser Zeit sind übrigens die letz¬ 
teren längst spurlos verschwunden. Die bleibenden Zähne entwickeln sich dem¬ 
nach aus Epithelresten, welche thatsiichlich niemals an der Bildung der Milch¬ 
zähne betheiligt gewesen sind. Nichtsdestoweniger stammen sämmtliche Zahn¬ 
anlagen, auch die eist nach der Geburt in den hinteren Kieferabschnitten sich 
entwickelnden Molaren, von einer gemeinsamen Matrix, der Primitivfalte ab. 

Die weitere, namentlich an Schweinsembryonen verfolgte Entwickelungs¬ 
geschichte des Zahnes in seinen einzelnen Bestandteilen: Schmelz, Dentin, Cc- 
mentsubstanz, kann wohl als bekannt übergangen werden. Hervorzuheben wäre 
nur, dass Baume das Schmelzoberhäutchen als structurloses. den Schmelz über¬ 
ziehendes Cement aufTasst. 

Nach Verödung des Schmelzorgans wirkt der gebildete Schmelz als Fremd¬ 
körper im Kiefer und wird, so weit der Schmelz reicht, allmählich aus dem Kiefer 
ausgedrängt. Die Ursache hierfür liegt nicht in dem appositionellen Längen 
wachsthum der Wurzeltheile, sondern in einer in der Tiefe der Alveole hervor¬ 
brechenden Granulation des Knochenmarks des Kiefers. Hierdurch kann sowohl 
die für die zurückbleibende Wurzel zu umfangreiche Alveole durch Bildung 
von Knochenmasse eingeengt, als auch für gewisse immerwachsende Zähne mit 
breiterer Wurzel, wie die Hauer des Ebers, die Stosszähne des Elephanten 
und Wallross, durch Einschmelzung erweitert werden. Das Audrängen des 
Knochens gegen die Wurzel findet ihre natürliche Grenze an dem Wurzelperiost, 
welches der Rückstand des Zahnsäckchens ist. Die älteren Beobachter nahmen 
fast allgemein an, dass die Alveole ausser von dem Wurzelperiost noch von einem 
eigenen Periost überzogen sei. Die neueren Untersuchungen weisen nur eine 
einzige Membran, das Wurzelperiost, nach. Durch diese Membran wird gleich¬ 
zeitig die Verwachsung zwischen Zahn und Knochen verhindert. 

Während nach der Geburt sich die Ersatzzähne mehr und mehr entwickeln, 
erlischt die Vitalität der Dentes decidui durch Atrophie der Pulpa. Nach 
Einschmelzung der Alveolarscheidewand zwischen Milchzahn und bleibendem 
Zahn beginnt eine Resorption an der dem Ersatzzahn zunächst liegenden Partie 
der Milchzahnwurzel durch Granulationsgewebe, welches ebenfalls vom Knochen¬ 
mark unter Betheiligung der Wurzelhaut des Milchzahnes producirt wird. An 
seiner Oberfläche ist dies Gewebe mit vielkernigen grossen Zellen (Myeloplaxen) 


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Referate und Kritiken. 


235 


besetzt. Die Einschmelzung macht dann weitere Fortschritte bis zur vollständigen 
Vernichtung der Wurzel. In Folge dessen tritt Lockerung und Ausstossung des 
Zahnes ein. Schliesslich nimmt der Ersatzzahn den Platz des Vorgängers ein, bildet 
sich aber eine ganz neue Alveole, denn die frühere Alveole ist unter den Resorp¬ 
tionsvorgängen vernichtet worden. 

Als Hauptkriterium für einen Säugethierzahn wird gewöhnlich die Anwesen¬ 
heit einer geschlossenen Wurzel angenommen, wodurch die Länge des Zahnes 
nach abgeschlossenem Wurzelwachsthum bestimmt begrenzt wird. Bei einer 
grossen Reihe von Säugerzähnen trifft dies jedoch nicht zu; diese zeigen ein un¬ 
begrenztes Wachsthum von offenen, nach dem Grunde der Alveolen sich nicht 
verengenden Pulpen. 

Die Gebisse vieler Säugethiere bestehen entweder gänzlich aus iramerwach- 
senden Zähnen, oder aus einzelnen immerwachsenden neben Wurzelzähnen. 

Zu ersteren zählen die Edentaten, deren Zähne keine Schmelzbedeckungen 
aufweisen. Ferner zählen hierher die Rodentien, von denen eine Gruppe Back¬ 
zähne mit sehr lange offener Pulpa besitzt, welche Backzähne aber iin Wachs- 
thum schliesslich durch Entwickelung einer kurzen, abgeschlossenen Wurzel be¬ 
grenzt werden, während eine weitere Gruppe allerdings neben immerwachsenden 
Incisivi richtige Wurzelzähne aufweist. 

Zu denjenigen Säugern, welche neben immerwachsenden Zähnen solche 
mit früher oder später Wurzelbildung besitzen, gehören die Probosciden und Un- 
gulaten. Von letzteren sind bei Hippopotamus sämmtliche Incisivi und Canini 
als immerwachsende Zähne erhalten. Die Suiden haben nur den Caninus — den 
Hauer — in dieser Form conservirt, wohingegen die Incisivi gewissermassen 
Uebergangsformen von den immerwachsenden zu den Wurzelzähnen darstellen. 
Bei den Ruminantien haben nur noch die Männchen von Moschus moschiferus 
und Tragulus sehr grosse immerwachsende obere Canini. Bei den Weibchen sind 
von diesen Zähnen nur Rudimente vorhanden. Die Zähne des Pferdes verhalten 
sich ganz eigenthüinlich; es wachsen sämmtliche Zähne sehr lange von offenen 
Pulpen und bilden erst zum Schluss eine ganz kurze Wurzel. 

Bei diesen Thieren mit immerwachsenden Zähnen lässt sich unzweifelhaft 
erkennen, dass mehr Zahnsubstanz producirt wird, als bei jenen mit abgeschlos¬ 
senem Wurzelwachsthum. Es findet zwar noch eine starke Production statt, aber 
keine Ueberproduction, wie bei den Amphibien und Reptilien, welche die Zähne 
abstossen, bevor sie verbraucht sind. — Der Wurzelzahn des Säugers repräsen- 
tirt das Princip der grössten Sparsamkeit in der Production von Zahnsubstanzen. 
Der immerwachsende Zahn, welcher sich aus sehr primitiven Zahnformen hervor¬ 
gebildet hat, wofür Baume die Belege giebt, ist der Vorgänger der höher spe- 
cialisirten Zähne der Säugethiere gewesen und bildet auf diese Wei-e das Mittel¬ 
glied zwischen Ueberproduction und Sparsamkeit. Das Gesetz der Reduction der 
Zahnsubstanzen lässt sich hieraus unzweifelhaft erkennen. Diese Erkenntniss ist 
von nicht zu unterschätzendem Werthe für die Classification. Es ergiebt sich 
daraus der sichere Beweis, dass niemals ein Thier z. B. mit immerwachsendon 
Zähnen von einer Thierklasse mitWurzelzähnen seinen Ausgang genommen haben 
kann, wohl aber umgekehrt. 

Mit dieser Theorie im Widerspruch steht scheinbar der Dipbyodontismus 


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236 


TEREG. 


der Säuger. Je höher das Thier entwickelt ist, desto mehr vereinfacht sich der 
Zahnersatz. Nun finden wir bei den hochentwickelten Repräsentanten die ausge¬ 
sprochensten zwei Dentitionen, während die auf tiefer Stufe stehen gebliebenen 
(Edentaten u. a.) längst eine einzige Zahnreihe, also nur eine einzige Dentition 
ohne Ersatz aufweisen. Wenn man sich vorstellt, dass von den vielen Dentitionen 
(Polyphyodontismus) der Vorfahren nur zwei übrig geblieben sind, wäre es viel 
natürlicher, anzunehmen, dass die zweite Dentition zu Gunsten der ersten den 
Weg aller früheren wandeln müssto. Hier tritt nun aber merkwürdigerweise das 
Umgekehrte ein, die letzte Dentition verdrängt die erste. Dieser scheinbare Wi¬ 
derspruch ist nur die Folge der traditionellen Annahme zweier Dentitionen. — 
Die ganze Zahnanlage der Säuger ist im Grunde genommen nur eine einmalige, 
auf dieselbe Matrix, die Primitivfalte zurückzuführende. Der Kiefer bietet aber 
nicht den Raum zur gleichzeitigen Entwickelung sämmtlicher Zahne, ja nicht 
einmal zur gleichzeitigen Anlage aller ererbten. Die zuerst angelegten nehmen 
bei ihrer schnellen Grössenentwickelung bald allen Raum im Kiefer für sich in 
Anspruch, sodass vorläufig weitere Zahnkeime weder für ihre Anlage noch für 
ihre Ausdehnung Platz finden. Nach ihrer Vollendung brechen die zuerst ange¬ 
legten durch — es entsteht die Reiho der Milchzähne. Die Wurzeln dieser Zähne 
nehmen nur wenig Platz im Kiefer ein. Mit der fortschreitenden Entwickelung des 
Kiefers erweitert sich der Raum. Aus diesem Grunde wachsen die bleibenden Zahn¬ 
keime und können weiterhin die Anlagen für die Molaren entstehen, welche bisher 
zurückgehalten wurden, weil für sie der Kiefer einfach keinen Platz hatte. Beim 
weiteren Wachsthum der Ersatzzähne reicht schliesslich der Raum nicht aus, die 
Milchzähne werden durch Resorption ihrer Wurzeln verdrängt. Die sogenante 
erste Dentition muss der zweiten weichen. Der Vorgang kann daher nur als 
„Scheindiphyodontismus“ bezeichnet werden. Es geht hieraus hervor, dass da, 
wo nur noch eine einzige Dentition besteht, diese der zweiten entsprechen muss, 
denn immer wird der Milchzahn vor dem entsprechenden bleibenden hinfällig und 
geht verloren. Wo nur ein Zahn ohne Vorgänger steht, da kann es nur der nach 
Abgang des Milchzahnes übrig bleibende Zahn sein. Als Beispiele sind zu nennen 
die ersten Prämolaren des Hundes ’). welche schon zur Zeit der ersten Dentition, 
vor dem Zahnwechsel durchbrechen. Beim Pferde brechen die vorgenannten Zähne 
durch, ehe alle Incisivi des Milchgebisses vorhanden sind, etwa zwischen dem 
20. und 40. Tage. Es sind dies Zähne, für welche Milchzähne als Vorgänger 
nicht vorhanden sind und selbst rudimentär zu werden beginnen. — Das Milch¬ 
gebiss ist aber noch zu weiterer Reduction bestimmt, wie an Beispielen erläutert 
wird: erstens durch Reduction einzelner Zähne und zweitens durch Rückgang 
insgesammt, bis endlich die letzten Stufen erreicht sein werden, welche einigen 
Thieren schon heute eigentümlich sind, deren Milchgebiss im Ganzen rudimentär 
geworden ist. 

Nicht allein die Milchzähne, auch bleibende Zähne sind im Verschwinden 
begriffen. Es lässt sich dies an den Formveränderungen, welche die solchem 
Schicksal verfallenen Zähne erleiden, nachweisen. Hierher ist zu rechnen der 


*) Verf. zählt die Prämolaren in derselben Reihenfolge wie die Molaren. 
Nach Obigem sind daher die Lückenzähne als 1. Prämolaren zu bezeichnen. 


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Referate und Kritiken. 


237 


dritte obere Molar des Menschen, welcher, bis zum Kegelzahn reducirt, oftmals 
gar nicht zum Durchbruch gelangt. Ganz dasselbe gilt von den oberen Molaren 
der Feliden. Bei diesen Zähnen ist der Kampf um die Existenz zu Ende; ihr 
Untergang ist besiegelt, sie werden nur noch als Rudimente in verschiedenen 
Formabweichungen producirt und gehen bei manchen früh verloren. 

Aber nicht genug damit, dass Zähne des Gebisses der Jetztzeit im Unter¬ 
gehen begriffen sind, es sind schon Verluste eingotreten. Darauf weisen die zu 
Anfang erwähnten schmelzlosen Rudimente hin. Dieselben werden gefunden ent¬ 
weder zwischen 1. und 2. Prämolar oder 2. Prämolar und 1. Molar. Es würde 
dies auf das Fehlen eines 2. und 4. Prämolar hinweisen. Unter Umständen kön¬ 
nen sich sogar die im Kiefer verborgenen letzten Rudimente der Prämolares wie¬ 
der zu gut ausgebildeten Zähnen entwickeln, und zwar dann, wenn das wahr¬ 
scheinlich für sie stets angelegte Schmelzorgan nicht vor der Schmelzproduction 
zu Grunde geht. Bemerkenswert)! wäre noch, dass derartige schmelzlose Körper¬ 
chen auch in den Alveolarsepta von Pferdeschädeln zwischen den in voller Anzahl 
vorhandenen Molaren gefunden wurde. 

Der zweite Theil des Werkes behandelt in übersichtlicher Weise die Patho¬ 
logie der Zähne des Menschen und einiger Hausthiere, insbesondere die angebo¬ 
renen und acquirirten Defecte der harten Zahnsubstanzen, die Exfoliatio eboris 
und die Caries dentium, wobei namentlich die ätiologischen Momente berück¬ 
sichtigt sind. J. Tereg. 


Der Milzbrand, seine Entstehung und Bekämpfung. Im Aufträge des 
Deutschen Landwirthschaftsrathes verfasst von Dr. F. Roloff, Geh.Med.-Rath, 
Director der Königl. Thierarzneischule in Berlin. Berlin 1883, P. Parey. 

Die kleine Schrift ist im Aufträge des Deutschen Landwirthschaftsrathes 
verfasst worden und hat in erster Linie den Zw r eck, in landwirtschaftlichen 
Kreisen die Ueberzeugung zu verbreiten, dass die bei dem Milzbrände vorge¬ 
schriebenen veterinärpolizeilichen Massregcln vollen Erfolg nur haben können, 
wenn die Thierbesitzer die ftothwendigkeit dieser Massregeln anerkennen und 
deren Ausführung nach besten Kräften zu fördern suchen. Um diesen Zweck zu 
erreichen, hat Verf. die Ursachen des Milzbrandes und die bei dieser Krankheit in 
Betracht kommenden Vorbeugungsmittel besonders ausführlich besprochen. Da 
hierbei auch die neuesten Erfahrungen berücksichtigt und die Schutzimpfungen 
nach dem Pasteur’schen Verfahren besprochen w r ordon sind, dürfte die Broschüre 
auch für thierärztliche Leser von grösserem Interesse sein. Müller. 


DiO Geschichte der Tuberculose mit besonderer Berücksichtigung der 
Tuberculose des Rindes und die sich hieran knüpfenden medi- 
cinal- und veterinärpolizeilichen Consequenzen. Von Dr. Albert 
Johne, Prof. a. d. Kgl. Thierarzneischule in Dresden. Leipzig 1883, Vogel. 

Die Arbeit, ein Separat-Abdruck aus der Deutschen Zeitschrift für Thier- 
medicin und vergleichende Pathologie, zerfällt in zwei Abschnitte. In dem 


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238 


MOELLER. 


ersten wird die Geschichte der Tuberculose in eingehender, dennoch gedrängter 
und leicht übersichtlicher Weise behandelt Mit den neuesten Entdeckungen hat 
die Geschichte der Tuberculose einen gewissen Abschluss erlangt und war die 
Darlegung derselben ein sehr glücklicher und zeitgemässer Gedanke. Für den 
Thierarzt erlangt dieser Theil um so mehr Bedeutung, als gerade die Tuberculose 
des Rindes hierbei besondere Berücksichtigung gefunden hat. Der Verf. trennt 
zwei Perioden der Geschichte: die erste beginnt mit den ältesten Mittheilungen 
über die Tuberculose und schliesst mit Willemin ab, welcher zuerst die Speci- 
fität und die Uebertragbarkeit der Krankheit zwischen Mensch und Thier be¬ 
hauptete; damit beginnt die zweite Periode, die der experimentellen Forschung. 
Ein weites Feld für den Sammler und keine leichte Arbeit, die wichtigsten Er¬ 
gebnisse der zahlreichen Experimente so zu ordnen, dass der Leser eine klare 
Uebersicht über dieselben erlangt! Indess dieser Aufgabe hat sich der Verf. mit 
grossem Geschick unterzogen. Hieran schliesst sich die Betrachtung der Ergeb¬ 
nisse der histologischen Forschungen und die Darlegung der gegenwärtigen An¬ 
schauungen der Wissenschaft über diese Krankheit. Unter eingehender Erörterung 
der ätiologischen Beziehungen der menschlichen Tuberculose mit der Perlsucht 
des Rindes wird endlich der feste Boden für die zweite Abtheilung der Arbeit 
gefunden, nämlich die Besprechung der Consequonzen, welche sich für die Medi- 
cinal- und Veterinärpolizei aus dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft 
in der Tuberculosefrage ergeben. Diese mit gleichem Geschick geordnete und 
sehr eingehend behandelte Materie lässt sich unmöglich in einem kurzen Referate, 
wie es mir nur zu Gebote steht, wiedergeben. Jedem aber, der sich über die 
Frage der Tuberculose eingehend unterrichten will, kann das Studium der Arbeit 
nicht dringend genug empfohlen werden. Möller. 


Der Hufschmied. Zeitschrift für das gesammte Hufbeschlagswesen. 
Redigirt unter Mitwirkung hervorragender Fachgenossen von A. Lungwitz, 
Beschlaglehrer und Vorstand der Lehrschmiede an der Königl. Thierarznei¬ 
schule in Dresden. Verlag der Schönfeld’schen Buchhandlung in Dresden. 

In monatlichen Lieferungen von einem Druckbogen und zum Preise von 
3 Mark pro Jahr soll namentlich dem praktischen Hufschmied eine fortdauernde 
Auregung und Belehrung gewährt werden. Wesentlich gefördert durch das Pa¬ 
tentgesetz sind in letzter Zeit auf dem Gebiete des Hufbeschlags sehr viele 
Reuerungen hervorgetreten; auch wird die nächste Zukunft ohne Zweifel solche 
bringen. Eine grosse Zahl derselben ist natürlich von nur untergeordnetem Werth, 
manche für die Praxis ganz werthlos; andere dagegen wieder beachienswerth. 
Auch in der wissenschaftlichen Erörterung der Fragen des Hufbeschlages regt es 
sich in neuererZeit. Das Unternehmen muss daher als ein zeitgemässes bezeichnet 
werden, dessen Leistungsfähigkeit schon durch den Namen des Redacteurs ge¬ 
sichert ist. Auch die erste Nummer liefert hierfür einen klaren Beweis. Möller. 


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Kleinere Mittheilungen. 


Ueber die Mihbrandimpfnng. Von f. Roioff. 

Bekanntlich ist die Abschwächung der Miizbrandbacillen bei der Züchtung 
derselben in Bouillon etc. bei einer Temperatur von 42—43 0 C. nach der An¬ 
sicht von Pasteur die Folge der längeren Einwirkung des Sauerstoffes der atmo¬ 
sphärischen Luft, während Toussaint die Abschwächung durch blosse Erhitzung 
herbeigeführt haben und eine passende Lymphe für die Schutzimpfung durch 
Erhitzung frischen Milzbrandblutes auf 50° C. herstellen will. Da das Toussaint- 
sche Verfahren sich durch seine Einfachheit vor dem Pasteur’schen auszeichnet, 
so wurdo es von uns einer neuen Früfung unterworfen. Zu dem Zwecke wurde 
frisches Blut aus der rechten Vorkammer des Herzens eines an Impfmilzbrand 
gestorbenen Meerschweinchens nach vorsichtiger Blosslegung des Herzens mittelst 
desiuficirter Instrumente in der Weise in eine feine, gehörig desinficirte Glasröhre 
gebracht, dass letztere mit einem Ende durch die Wandung der Vorkammer in 
letztere eingeführt und dass dann mittelst einer auf das andere Ende gesetzten 
kleinen Spritze Blut in das Röhrchen eingesogen wurde. Das Röhrchen war 1 Mm. 
weit. ca. 12 Cm. lang und hatte in der Mitte einen ca. 8 Mm. langen Bauch, 
dessen Weite ca. 4 Mm. betrug. Das Einsaugen des Blutes war noihweudig da 
letzteres freiwillig nur sehr langsam oder gar nicht in den engen Röhrchen auf¬ 
steigt. Das Röhrchen wurde dann sofort an beiden Enden durch Siegellack ge* 
schlossen und so in Wasser, dessen Temperatur 50° C. betrug, gelegt, dass die 
beiden Enden sich gegen die Wandung des nach unien sich etwas verengernden 
Gefässes stützten und das Röhrchen überall von einer hohen Sch cht Wasser um¬ 
geben war. In diesem Wasser blieb das Röhrchen 15 Minuten, während welcher 
Zeit die Temperatur durch eine Flamme constant erhalten wurde. Darauf wurde 
das Röhrchen behufs schneller Abkühlung in kaltes Wasser getaucht. Mit dem 
Blute wurden zwei gesunde Schafe, und zwar ein älterer Hammel und ein Jähr- 
ling geimpft. Das Blut wurde in ein vollkommen desinficirtes Uhrglas gebracht 
und in der W'eise eingeimpft, dass an einem Ohr jedes Schafes mittelst eines 
desinficirten Messers, dessen Spitze in das Blut getaucht war, drei flache Ein¬ 
stiche in die Haut gemacht wurden. Die Temperatur der Schafe betrug 38.8°C.; 
24 Stunden nach der Impfung war die Temperatur noch nicht erhöht; 36 Stun¬ 
den nach der Impfung betrug dieselbe bei dem Hammel 39.2 0 C., bei dem Jähr¬ 
ling 39,8° C., 48 Stunden nach der Impfung (nachmittags) bei dem Hammel 


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240 


Kleinere Mittheilungen. 


39,5°, bei dem Jährling 40,8° 0. Dabei waren die Schafe munter und bei 
gutem Appetit; die Impfstelle erschien leicht geröthet und wenig geschwollen. 
Am anderen Morgen lagen beide Schafe todt im Stalle. Die Section ergab, dass 
die Thiere an Milzbrand gestorben waren. Danach ist die Schutzimpfung nach 
dem Toussaint’schen Verfahren für höchst gefährlich zu erachten, auch wenn die 
Erhitzung des Milzbrandblutes und die Einimpfung desselben mit der grössten 
Vorsicht geschieht. 

Von den Schafen, welche im April 1882 in Packisch der zweimaligen 
Schutzimpfung nach dem Pasteur’schen Verfahren unterworfen und darauf behufs 
Constatirung der Immunität noch mit frischem Milzbrandblut geimpft waren, 
wurden uns von dem Herrn Amtsrath Lücke einige trächtige Mutterschafe über¬ 
sandt. Von denselben wurden hier 2 Stück fast 8 Monate nach der Schutzimpfung 
mit frischem, mit aller Vorsicht zur Verhütung einer Verunreinigung aufgenom- 
menem Blute von einem an Impfmilzbrand gestorbenen Meerschweinchen geimpft. 
Das Blut wurde mit 2 Theilen abgekochten destillirten Wassers vermischt und 
von dem Gemisch jedem Schafe mittelst einer neuen Pravaz’schen Sprite 0,5 Ccm. 
unter die Haut am Hinterschenkel injicirt. 24 Stunden nach der Impfung war 
die Temperatur bei dem Schafe A auf 40,9°, bei dem Schafe B auf 41,3 0 C., 
48 Stunden nach der Impfung bei A weiter auf 41.6° erhöht, bei B hingegen 
wieder auf 41,1 0 C. gesunken. Schon am ersten Tage nach der Impfung waren 
beide Schafe traurig, zeigten jedoch noch guten Appetit. Auch am zweiten Tage 
nahmen die Schafe nocli Futter an; sie wiederkäueten auch noch, jedoch nur 
wenig und langsam. Das Athmen war weder beschleunigt noch erschwert. In 
der Nacht vom zweiten zum dritten Tage, mithin gegen 60 Stunden nach der 
Impfung, starb das Schaf A an Milzbrand. Bei dem anderen Schafe war die 
Temperatur 72 Stunden nach der Impfung auf 40,1°C. gesunken, aber Appetit¬ 
verlust eingetreten. Erst am vierten Tage nach der Impfung, abends, stellte sich 
wieder Appetit ein. Am 5. Tage nach der Impfung war der Appetit sowie die 
Körpertemperatur wieder normal und das Benehmen des Thieres ganz munter. 

In dem Blute des gestorbenen Schafes fanden sich sehr viele Bacillen, 
ebenso in der blutigen Flüssigkeit im Peritonäalsack. Das Blut des Fötus ent¬ 
hielt keine Bacillen, und ein mit diesem Blute geimpftes Meerschweinchen blieb 
gesund. 

Der langsame Verlauf der Krankheit bei dem Schafe A und die Genesung 
des Schafes B, trotzdem eine sehr reichliche Menge Blut injicirt und das letztere 
Schaf auch schwer krank war, spricht unseres Erachtens dafür, dass bei den 
Schafen noch ein gewisser Grad der Im mu ui tat bestand. 

Um zu prüfen, ob das Blut der Schafe, welche der Schutzimpfung unter¬ 
worfen und in Folge dessen gegen Milzbrand immun geworden waren, eine der 
Entwickelung der Milzbrandbacillen ungünstige Beschaffenheit besitzt, wurde von 
uns gemeinschaftlich mit unserem Coilegen Prof. Dr. Möller folgender Versuch 
ausgeführt. 

Einem noch nicht der Schutzimpfung unterworfenen Schafe D, ferner einem 
aus Packisch erhaltenen, dort im April 1882 nach dem Pasteur’scheu Verfahren 
und darauf noch mit Milzbrandblut geimpften Schafe C und dem in Packisch 
ebenso behandelten und hier wieder an Impfmilzbrund erkrankten aber genesenen 


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Kleinere Mittheilungen. 


241 


Schafe B wurde aus der freigelegten äusseren Jugularis eine Quantität Blut ent¬ 
zogen und mittelst einer desinficirten Glasröhre aus der Veno direct in einen des- 
inficirten Glaskolben geleitet. Die drei Kolben wurden, um das Blut gerinnen 
zu lassen, in einem kalten Raume aufgestellt. Das Serum von den Schafen D und 
C erschien klar und ganz schwach gelblich gefärbt, während das Serum von dem 
Schafe B roth gefärbt, übrigens auch vollkommen klar war. Nachdem das Serum 
von den drei verschiedenen Schafen jedes für sich in Reagensgläsern in der be¬ 
kannten Weise vollständig sterilisirt war, wurde ein Theil desselben mit vor¬ 
sichtig aufgenommenem frischen Blute von einem an Impfmilzbrand gestorbenen 
Meerschweinchen gleichmässig inficirt. Im Brütofen entstanden danach bei einer 
Temperatur von 28 0 C. schöne Reinculturen von Milzbrandbacillen, und dabei 
zeigte sich, dass die Bacillen in dem Serum von den geimpften Schafen B und C 
sich ebenso schnell und namentlich in dem Serum von dem Schafe B sogar reich¬ 
licher entwickelten, als in dem Serum von dem noch nicht geimpften Schafe D. 
Dieser Züchtungsversuch wurde später noch einmal bei einer Temperatur von 
39 0 C. wiederholt und gab dasselbe Resultat. Daraus folgt, dass die Beschaffen¬ 
heit des Blutes bei Schafen, welche wiederholt, sogar erst etwa 14 Tage zuvor 
den Impfmilzbrand überstanden haben, eine neue Wucherung der Milzbrandbacil¬ 
len nicht beeinträchtigt, dass mithin dem Blute weder ein wesentlicher Nährstoff 
der Bacillen fehlt, noch dass es einen den Bacillen feindlichen Stoff enthält. Die 
Immunität der Schafe muss also einen anderen Grund haben; oder das Blut un¬ 
serer Versuchsschafe müsste sich bei der Aufbewahrung und der Sterilisirung in 
der Art geändert haben, dass der die Immunität bedingende, den Milzbrand¬ 
bacillen feindliche Stoff verschwunden wäre. 

Um die Virulenz der in dem Blutserum von dem wiederholt geimpften 
Schafe B gewachsenen Bacillen zu prüfen, wurde mit der 24 Stunden alten, bei 
28° C. hergestellten Cultur ein Meerschweinchen und mit der ebenfalls 24 Stun¬ 
den alten, bei 39 0 C. hergestellten Cultur ein früher noch nicht geimpftes Schaf, 
letzteres in der Art geimpft, dass zwei kleine flache Hautschnitte an der inneren 
Fläche des Hinterschenkels mit der bacillenhaltigen Flüssigkeit befeuchtet wur¬ 
den. Das Meerschweinchen starb ca. 36 Stunden nach der Impfung. Bei dem 
geimpften Schafe war die Temperatur 24 Stunden nach der Impfung von 38,9 
auf 40.2° 0. erhöht, und ca. 36 Stunden nach der Impfung starb das Schaf an 
Milzbrand. Die in dem Blutserum von dem Schafe B gewachsenen Bacillen waren 
mithin höchst virulent. 


Weitere Mittheilungen über die in Deutschland nnd Ungarn ansgeführ¬ 
ten Schutzimpftmgen gegen den Milzbrand nach dem Pasteur’schen 
Verfahren. 

Im Laufe der Monate December 1882, Januar und Februar 1883 sind Milz¬ 
brandfälle weder unter den geimpften noch unter den ungeimpft gebliebenen 
Thieron der Domäne Packisch vorgekommen. Vier geimpfte Mutterschafe hat 
der Pächter von Packisch der Königl. Thierarzneischule zu Berlin überlassen 
(s. S. 240). Ein geimpfter Bulle und ein solches Schaf wurden für die Bedürf- 

Arehiv f. wlssonsch. n. prakt. Thierhellk. IX. 3. 16 


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242 


Kleinere Mittheilungen. 


nisse der Wirtschaft geschlachtet, ein imgeiinpf: gebliebenes Schaf ist an Gebär- 
mutterentzündung gefallen. Während des Januar wurden 2 geimpfte Färsen, 
welche bis dahin auf der von demselben Pächter bewirtschafteten Domäne Bor- 
schütz gestanden hatten, nach Packisch gebracht. Der Viehbestand auf dem letz¬ 
teren Gute betrug mithin am 1. März 18S3: 

138 ältere, 115 jüngere Schafe, geimpft; 

117 ältere. 88 jüngere Schafe, nicht geimpft; 

82 Stück Rindvieh, geimpft. 

In Dlonie sind 321 Schafe, 13 Kühe, 11 Kälber, welche seit dem Juli 
1882 theils angekauft, teils in Dlonie selbst von geimpften Müttern geboren 
worden waren, am 17. bezw. 21. December mit der als premier vaccin bezeich- 
neten, von Boutroux in Paris bezogenen Flüssigkeit und am 31. December 
bezw. 4. Januar mit deuxieme vaccin geimpft worden. 

An Milzbrand starben: 
im December 1882 

3 nicht geimpfte Schafe. 

2 Schafe nach der Impfung mit premier vaccin, 

4 im Sommer 1882 zweimal geimpfte Schafe: 
im Januar 1883 

5 im Sommer 1882 zweimal geimpfte Schafe. 

Unter dem Rindvieh ist in den Monaten December. Januar, Februar, unter 
den Schafen im Februar kein Milzbrandfall beobachtet worden. 

Der Bestand an geimpften und ungeimpften Thieren in Gorsleben blieb 
während des December 1882 und Februar 1883 frei von Milzbrand. Im Januar 
erkrankten und starben an dieser Krankheit 2 im Sommer 1882 nach dem 
Pasteur’schen Verfahren geimpfte einjährige Rinder, zwei ältere in derselben Zeit 
geimpfte Stück Rindvieh sind nach leichter Erkrankung an Milzbrand genesen. 

In Cannawurf sind während des December, Januar und Februar weder 
unter den geimpften, noch unter den ungeimpft gebliebenen Thieren Milzbrand- 
fälle vorgekommen. 

In Salzdahlum ist vom 1. December 1882 bis 1. März 1883 eine nicht 
geimpfte Kuh an Milzbrand gefallen. Kreisthierarzt Saake giebt an, dass der 
Verlust an Milzbrand in der Schafherde von Salzdahlum jährlich zwischen 2 und 
5 pCt. betragen hat. 

Ueber die Resultate der in Ungarn nach dem Pasteur’schen Verfahren aus¬ 
geführten Impfungen berichtet Dr. Azary 1 ): 

Von den in Budapest geimpften Schafen (siehe Bd. VIII, S. 354 d. Arch.) 
standen noch 12 zur Verfügung, je 4 derselben erhielten 4, 5 bezw. 8 Monate 
nach der Schutzimpfung \—1 Ccm. frische Milzpulpa von an Anthrax gefallenen 
Pferden unter die Haut injicirt. Abgesehen von einem geringen Fieber am ersten 
Tage nach der Injection traten keine Krankheitserscheinungen ein. Die Schutz¬ 
kraft der Impfung bestand mithin nach Ablauf von 8 Monaten noch fort. Da¬ 
gegen starb nach der Injection von Milzpulpa ein 4 Monate altes Lamm, welches 
von einem schutzgeimpften Mutterschafe nach der Impfung geboren worden war. 


*) Deutsche Zeitschr. f. Thiermed. u. vergl. Pathol., Bd. VIII, S. 277. 


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Kleinere Mitteilungen. 


243 


Von den in Kapuvar zuerst geimpften 50 Mutterschafen (s. Bd.VIII, S. 354 
dies. Arch.) blieben nach Beendigung der Versuche noch 43 übrig, welche ver¬ 
kauft und der Beobachtung entzogen worden sind. Von einer zweiten aus 489 
Schafen bestehenden Herde wurden 267 geimpft, von denen nach der ersten 
Impfung 3, nach der zweiten 10 an Milzbrand fielen. In den ersten 11 Monaten 
sind von den dann noch übrigen 254 Schafen 2 (0,78 pCt.) an Milzbrand ge¬ 
fallen. Der Verlust der 222 ungeimpft gebliebenen Schafe durch Milzbrand be¬ 
trug während derselben Zeit 4 Schafe (1,8 pCt.). 

Am 2. und 20. Juni 1882 wurden in Kapuvar wieder von 3417 Schafen, 
welche 8 Herder, angehörten, 778 geimpft, 2639 blieben ungeimpft. Nach der 
ersten Impfung traten keine Verluste ein, nach der zweiten fielen in derZeit vom 
21. Juni bis 1. Juli an Milzbrand von den geimpften 12, von den ungeimpft ge¬ 
bliebenen 6 Schafe; während des Monats Juli betrug der Verlust bei den ge¬ 
impften 1 Schaf, bei den ungeimpft gebliebenen 19 Schafe, mithin im Ganzen 
in der Zeit vom 21. Juni bis 1. August bei den geimpften 13 Schate (1,6 pCt.), 
bei den ungeimpften 25 Schafe (0.95 pCt.). Der Schafbestand der Herrschaft 
Kapuvar zählte in den letzten 8 Jahren rund 181000—282000 Stück, im 
Durchschnitt der 8 Jahre von 1874 —1881 sind 2,85 pCt. dieses Bestandes 
jährlich an Milzbrand gefallen. 

In Ozora wurden in der Zeit vom 11. December 1881 bis 1. April 1882 
nach dem Pasteur’schen Verfahren geimpft: 10000 Schafe — unter diesen 
2000 3 — 4 Monate alte Lämmer — 1000 St. Rindvieh und 250 Pferde. Drei 
Wochen nach der zweiten Impfung starben 3 Lämmer an Milzbrand, weitere Ver¬ 
luste sind bis Ende August 1882 nicht eingetreten; in der entsprechenden Zeit 
früherer Jahre fielen 500—600 Schafe und in den Monaten Mai bis Juli v. J. 
haben andere Besitzer derselben Gegend25—26 St. Grossvieh anMilzbrand verloren. 

In Megyer wurden während des Juni 1882 63 Schafe geimpft, von denen 
4 nach der zweiten Impfung an Milzbrand fielen. In Mägocs wurden 50 Schafe 
und 20 Ferkel geimpft. Von den Schafen fiel 1 Stück an Milzbrand. Unter den 
Ferkeln sind bis Ende August 1882 keine Verluste eingetreten; die Zeit muss 
erst lehren, ob den Ferkeln durch die Impfungen auch Schutz gegen den Schweine¬ 
rothlauf verliehen worden ist. Ueber die Impfungen in Urmeny ist bereits 
Bd. VIII, S. 478 dies. Arch. berichtet worden. 


Die Professoren der Turiner Thierarzneischule, welche die Commission zur 
Prüfung der Pasteur’schen Milzbrandimpfungen zusammensetzten, verwah¬ 
ren sich energisch gegen die Paste ur’sche Behauptung, dass die ungünstigen 
Erfolge bei der Controlimpfung (s. Bd. VIII, S. 474 d. Arch.) durch die Verwen¬ 
dung von Blut eines seit mehr als 24 Stunden an Milzbrand gefallenen Schafes 
bedingt worden und auf die septische Wirkung dieses Blutes zurückzufüh¬ 
ren sind. Sie heben namentlich hervor, dass es nicht statthaft ist, ein solches 
Urtheil auszusprechen, ohne das betreffende Thier gesehen zu haben, und ver¬ 
sichern auf das Bestimmteste, das Blut sehr genau makroskopisch und mikrosko¬ 
pisch untersucht und frei von allen septischen Eigenschaften gefunden zu haben. 


16 * 


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244 


Kleinere Mittheilungen. 


Nach einer vorläufigen Mittheilung in den Comptes rendus des säances de 
Pacademie des Sciences l ) haben neuere Untersuchungen von Pasteur und seinem 
Assistenten Thuillier zu interessanten Resultaten bezüglich der SchW0ill8- 
Seuche (Rothlauf der Schweine, le rouget ou mal rouge des porcs) geführt. 

Diese Krankheit, an welcher während des vorigen Jahres über 20000 
Schweine in den Departements des Rhonethaies gestorben sein sollen, wird durch 
einen besonderen, leicht ausserhalb des Körpers der Schweine cultivirbaren 
Mikroben bedingt. Derselbe ist so dünn, dass er selbst bei der grössten Auf¬ 
merksamkeit leicht übersehen werden kann, gleicht dem der Hühnercholera und 
hat die Form einer 8. Auch die kleinsten Mengen dieser Mikroben Schweinen 
eingeimpft, erzeugen schnell die als Schweineseuche bezeichnete Krankheit und 
den Tod mit allen diese Krankheit charakterisirenden Erscheinungen. Der Mikrobe 
hat keine Wirkung auf Hühner, tödtet jedoch Kaninchen und Schafe. Nachdem 
directe Versuche festgestellt hatten, dass das Ueberstehen der Krankheit den 
Thieren Immunität gegen die letztere verleiht, ist es gelungen, die Virulenz der 
Mikroben durch Culturen abzuschwächen und durch Einimpfen der Culturen bei 
Schweinen eine gutartige Krankheit zu erzeugen, welche den Thieren Schutz 
gegen die tödtlich verlaufende Krankheit verleiht. Obgleich noch weitere Control¬ 
versuche erforderlich scheinen, glaubt Pasteur doch die Hoffnung aussprechen 
zu können, dass die Impfungen mit den abgeschwächten Culturen die schweren 
Verluste zu beseitigen im Stande sind, welche durch die Schweineseuche be¬ 
dingt werden. Müller. 


Ueber die Wirkung des Pilocarpin bei Pferden. Ein Beitrag von Eilen- 
berger. 

Ueber die physiologischen Wirkungen des Pilocarpin bei den grossen Haus- 
thieren, namentlich Pferden, liegen nur wenig Angaben vor (von Möller, Sie- 
daragrotzky, Lustig, mir u. A.). Uebereinstimmend wird von allen Unter¬ 
suchern berichtet, dass dasPilocarpin bei Pferden keine schweisstreibende Wirkung 
entfaltet. Auch scheint eine hervorragende Einwirkung des Mittels auf den 
Darmcanal der Pferde von keinem der genannten Forscher constatirt worden zu 
sein. Bei den mir bekannt gewordenen Untersuchungen ist das Pilocarpin in der 
Dosis von 0,05—0,2 Grm. subcutan applicirt worden. Ich selbst wandte 0,1 
bis 0,15 Grm. auf Vorschlag des Collegen Möller an und sah dabei keine Wir¬ 
kung in Bezug auf die Hautausdünstung, wohl aber bedeutende Salivation und 
die bereits früher in diesem Journal (Bd. VIII, S. 233) beschriebenen Verände¬ 
rungen der Speichelqualität eintreten. 

Eine mündliche Mittheilung meines hiesigen Collegen Lungwitz, der das 
Pilocarpin in der Dosis von 0,8 Grm. bei einem kranken Pferde angewandt und 
Schweissausbruch erzielt hatte, veranlasste mich, noch einige Experimente über 
die Wirkung des Pilocarpin bei Pferden, die ich nachstehend mittheile, anzustellen. 


l ) Bd. 95, Sitzung vom 4. December 1882. 


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Kleinere Mittheilungen. 


245 


Sämmtliche Versuchspferde wurden zu den Versuchen so vorbereitet, wie 
es bei Anwendung der schweisstreibenden Kurmethode geschehen muss, d. h. die 
Thiere wurden über den ganzen Körper mit wollenen Decken leicht eingehüllt. 
Priessnitz’sche Umschläge, reizende Einreibungen und stärkere Einhüllungen und 
Bewegungen wurden nicht gemacht, um den Einwand abzuschneiden, dass der 
etwa eintretende Schweissausbruch die Folge dieser Manipulationen und nicht 
eine Pilocarpinwirkung sei. In praxi aber würden diese zur Unterstützung der 
schweisstreibenden Wirkung des Pilocarpin anzuwenden sein. 

1. Versuch. Einem gesunden Pferde wurden 0.2 Grm. Pilocarpinum hy- 
drochloratum subcutan injicirt. 4 Minuten nach der Injection constatirte man 
den Eintritt des Speichelflusses. Derselbe hielt 24 Stunden an. Es wurden 
in dieser Zeit 6 Kilo (12 Pfund) Speichel entleert. Der Speichel war dünn¬ 
flüssig, wässerig, reagirte alkalisch, enthielt verhältnissmässig wenig Ptyalin, 
hatte ein specif. Gewicht von 1,004 gegen 1,007 des normalen Speichels, war 
also ärmer an festen Bestandtheilon. Schweissausbruch erfolgte nicht. 
Die zu constatirende Pupillenverengerung war gering. Eine Einwirkung 
auf den Darmcanal und die Darmdriisen trat sichtbar hervor. IS Minuten 
nach der Injection erfolgte die erste Defäcation, dabei zeigte das Pferd die Sym¬ 
ptome eines geringen Leibschmerzes. Der Koth war anfangs trocken, wurde 
aber nach einiger Zeit feucht, breiig und öfter in kleinen Portionen abgesetzt. 
Während der 24 Stunden Versuchszeit gingen 34 Kilo Koth ab. Die Zahl der 
Pulse stieg um weniges, ebenso die Innentemperatur. Die Zahl der Athemzüge 
stieg bis auf 38 per Min. und war nach 4 Stunden wieder normal. 

Bemerkenswerth ist noch, dass während des Versuchs etwas wässeriger 
Schleim aus der Nase floss. Das Pilocarpin erwies sich also auch für Pferde als 
Expectorans, wie dies Rossbach bei anderen Thieren constatirt hat. 

Aus diesem Versuche ergab sich, dass das Pilocarpin in der subcutanen 
Dosis von 0,2 Grm. zwar auf die Speicheldrüsen, den Verdauungstractus und die 
Respirationsschleimhaut einwirkt, aber keinen Schweissausbruch erzeugt. 

2. Versuch. Einem ca. 16 Jahre alten, mageren, sonst gesunden Pferde 
wurden 0.5 Grm. Pilocarpin subcutan beigebracht. 

14 Minuten nach der Injection begann das Speicheln. Der Speichel rea¬ 
girte während des ganzen Versuchs alkalisch, enthielt wie der normale Pferde¬ 
speichel kein Rhodankalium, war aber bedeutend stärker schleimig als der bei 
schwächeren Dosen entleerte Pilocarpinspeichel, aber doch noch nicht ganz so 
mucinreich wie der normale Pferdespeichel. Es flössen im Ganzen 10 Kilo 
Speichel während des Versuchs aus dem Maule des Pferdes ab. 

Aus der Nase floss etwas wässeriger Schleim. Die Secretion der Thrä- 
nendrüsen war etwas erhöht, so dass manchmal einige Tropfen Thränenflüssig- 
keit die Backen herabflossen. Die Pupille war nicht verändert. 

Die Haut wurde nach ca. 15 Minuten schon heiss und nach 30 Minuten 
erfolgte Schweissausbruch. Derselbe erstreckte sich zwar über den ganzen 
Körper, war aber besonders stark an den Flanken, am Unterbauch, dem Halse, 
der Innenfläche der Oberschenkel. Das Schwitzen dauerte 2 Stunden an. 

13 Minuten nach der Injectiou erfolgte die erste Defäcation. Der Koth 
war trocken und wurde in kurzen Intervallen in kleinen Portionen abgesetzt. 


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246 


Kleinere Mittheilungen. 


Nach einiger Zeit wurde er weicher, breiig und endlich sogar diarrhoeisch. 
Die Keaction blieb alkalisch oder neutral. 

Ungefahr 15 Minuten nach der Injection traten Kolikerscheinungen 
auf, das Thier schlug mH den Füssen nach dem Bauche, sah sich nach demselben 
um. krümmte sich, suchte sich niederzulegen u. s. w. Nach weiteren 15 Minuten 
verschwanden diese Symptome. Beachtenswerth ist, dass die peristaltischen 
Geräusche nicht deutlicher, sondern im Gegentheil seltener hörbar wurden als 
vorher, sie klangen aber schärfer, metallisch, ähnlich wie man sie bei der Krampf¬ 
kolik vernimmt. 

Die Innenteraperatur stieg auf 38,6°C., die Zahl der Pulse von 38 auf 52 
und war anfangs arhythmisch, die der Athemzüge von 12 auf 36. Das Athmen 
wurde erschwert, pumpend, ähnlich wie beim Lungenödem ausgeführt. Dement¬ 
sprechend ergab die Percussion einen tympanitischen Schall im unteren Drittel 
des Thorax. Bei der Auscultation vernahm man eigentümliche schlotternde Ge¬ 
räusche, wie sie bei Lungenödem nachweisbar sind. 

Weiter beobachtete man an dein Pferde eine gewisse Angst im Blicke, Mus¬ 
kelzittern und Schreckhaftigkeit. 

Alle diese Erscheinungen verschwanden nach 2J—4 Stunden. Am längsten 
bestanden die Respirationssymptome. Am nächsten Tage erschien das Pferd 
durchaus gesund. 

Während des Versuchs war kein Harn abgesetzt worden. Der vor dem Ver¬ 
suche abgesetzte Harn hatte ein spec. Gewicht von 1,03 und enthielt 4 pCt. 
Harnstoff, der nach dem Versuche am nächsten Tage secernirte Ham hatte ein 
spec. Gewicht von 1 036 und enthielt 4,7 pCt. Harnstoff. Die Harnuntersuchun¬ 
gen wurden bei diesem und den anderen Versuchspferden von Herrn Dr. V. Hof¬ 
meister gütigst vorgenomraen. 

3. Versuch. Injection von 0,5 Grm. Pilocarpinum hydrochloricum. 

2 Minuten nach der Injection trat Speichelfluss ein; derselbe bestand 
2j Stunden. Der Speichel war sehr zähe, alkalisch, enthielt kein Rhodan, ver¬ 
zuckerte Stärke langsam. Im Ganzen wurden 9 Kilo Speichel entleert. 

Der Schweissausbruch trat 20 Minuten nach der Injection zuerst am 
Halse und den Hinterschenkeln und dann am ganzen Körper auf und war so be¬ 
deutend, dass der Schweiss zur Erde tropfte. Der Schweiss war alkalisch. Das 
Schwitzen währte 3 Stunden. 

Vermehrte Schleim- und Thränenabsonderung bestand bei diesem Versuchs¬ 
pferde ebenso wie bei den beiden vorigen. 

Die Athemzüge stiegen von 12 auf 18 per min.; das Athmen wurde pum¬ 
pend ausgeführt. Die Rectaltemperatur stieg von 38 auf 38,4 0 C., die Zahl der 
Pulse von 38 auf 50; der Puls erschien weicher und weniger voll als vor dem 
Versuche. Das Pferd wurde etwas schreckhaft und ängstlich. Alle diese Erschei¬ 
nungen waren nach 3 Stunden wieder verschwunden. 

Die erste Defäcation erfolgte 5 Minuten nach der Injection. Nach einer 
Stunde war der Koth breiig, nach 2 Stunden diarrhoeisch. Kolikerscheinun¬ 
gen bestanden nur 12 Minuten lang, die Peristaltik verhielt sich wie beim 2. Ver¬ 
suchspferde. Die Menge des entleerten Kothes betrug 6 Kilo. 

Harn wurde während des Versuches nicht entleert. Der Harn vordemVer- 


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Kleinere Mittbeilungen. 


247 


suche hatte ein spec. Gewicht von 1,044 und enthielt 5 pCt. Harnstoff, der Harn 
am Tage nach dem Versuche hatte ein speo. Gewicht von 1,046 und enthielt 
6,6 pCt. Harnstoff. 

Die Pupille zeigte während des Versuches keine wesentlichen Verände¬ 
rungen. 

Das Pferd wog vor dem Versuche 697 Pfund und nach dem Versuohe 658 
Pfund, die Gewichtsabnahme betrug demnach 39 Pfund. 

4. Versuch. Es wurden einem Pferde, das an Polyurie litt, sonst aber 
durchaus gesund war, 0,7 Grm. des salzsauren Pilocarpin injicirt. 

Nach 3 Minuten Speichelfluss; in 10 Minuten wurden ca. 1000 Grm. 
entleert. Der Speichel war sehr zähe, fadenziehend, alkalisch, frei von Rhodan¬ 
kalium. Nach einiger Zeit, nachdem ca. 9 Kilo entleert waren, wurde er dünn¬ 
flüssiger, war weniger zähe. blieb aber stets alkalisch. Das verzuckernde Ver¬ 
mögen des Speichels war gering. Es verzuckerten 40 Grm. des etwa eine Stunde 
nach Beginn des Versuches secemirten Speichels in 12 Stunden nur 0,1 Grm. 
Kleister. Der gegen Ende des Versuchs gewonnene Speichel verzuckerte dagegen 
in derselben Zeit 0,4 Grin. Stärkekleister, war also fermentreicher. Nach¬ 
dem der Speichel einige Tage an der Luft gestanden hatte, producirten 40 Grm. 
des ersteren aus 1 Grm. Kleister in 12 Stunden nur 0,015 »Grm. Zucker, wäh¬ 
rend 40 Grm. des letzteren 0,13 Grm. Zucker lieferten. 

Der Speichelfluss bestand ca. 4 Stunden. In dieser Zeit wurden 15 Kilo¬ 
gramm entleert. Selbstredend gelangt nicht die ganze Menge des secemirten 
Speichels nach aussen. Ein Theil desselben wird abgeschluckt. Ein Pferd schluckt 
viel ab, ein anderes wenig, das ist individuell verschieden. 

Es trat schwacher Nasenausfluss und geringes Thränen ein. 

9 Minuten nach der Injection trat die erste Defäcation ein. Damit be¬ 
gannen aber auch ziemlich heftige Kolikerscheinungen, die fast 4 Stunde 
andauerten. Das Pferd musste, um es am Niederlegen zu hindern, ca. 10 Minuten 
bewegt werden. 

Der Koth war nach 30 Minuten breiig und nach 35 Minuten schon diar- 
rhoeisch, er reagirte schwach alkalisch. Nach 4 Stunden waren diese Erschei¬ 
nungen vorüber. Während des Versuches wurden 9 Kilo Koth entleert. 

Die peristaltischen Geräusche waren wie bei Pferd 2 und 3; nach 
4 Stunden wurden sie sehr lebhaft. Bei diesem Pferde wurde auch das Eintreten 
von Rülpsen und Neigung zum Erbrechen, schwache Brechbewegungen con- 
statirt. 

Die Pupille war nicht verändert. 

Die Temperatur stieg von 38,4 auf 40 0 C., die Zahl der Pulse von 36 
auf 70—80. Der volle Puls wurde klein und leer. Die Athemzüge stiegen 
von 16 auf 34 per Min. und wurden sehr erschwert unter heftigem Arbeiten der 
Bauchmuskeln, die bei jeder Exspiration eine Erschütterung des ganzen Körpers 
bewirkten, ausgeführt. Diese Erschwerung der Respiration liess zwar schon nach 
2 Stunden etwas nach, war aber erst am 2. Tage nach dem Versuche ganz ver¬ 
schwunden. 

Mit der Erschwerung der Respiration stellte sich eine tympanitische Rand¬ 
dämpfung bei der Percussion der Lungen ein, die später sogar bis zur Mitte des 


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248 


Kleinere Mittheilungen. 


Thorax anstieg. Das Vesiculärathmen erschien verschärft; auch wurden manch- 
mal schlotternde Geräusche beim Auscultiren vernehmbar. 

Das Pferd zeigte sich gegen Ende des Versuches sehr matt und schwach. 

Der Schweissausbruch erfolgte nach 20 Minuten local, war nach 30 
Minuten über dem ganzen Körper verbreitet und währte 3£ Stunden; er war 
sehr beträchtlich. Der Schweiss tropfte vom Halse und Bauche in rasch einander 
folgenden Tropfen zur Erde und rieselte an den Schenkeln herab. 

Harn wurde während des Versuches nicht entleert. In 24 Stunden vor 
dem Versuche secernirte das Pferd 11 Liter alkalischen Harn mit einem specif. 
Gewicht von 1,0085 und einem Harnstoffgehalt von 0,75 pCt. Es wurden 
in 24 Stunden also 87 Grm. Harnstoff entleert. Am Tage nach dem Versuche 
secernirte das Pferd in 24 Stunden 2710 Grm. alkalischen Harn mit einem spec. 
Gewicht von 1,044 und 5 pCt. Harnstoff, d.h. im Ganzen 135 Grm. Harnstoff. 

Die Harnstoffabgabe ist demnach um 50 Grm. pro 24 Stunden 
gestiegen. 

Das Körpergewicht des Pferdes betrug vor dem Versuche 667 Pfund, nach 
demselben 608 Pfund. Es hat also das Körpergewicht in Folge der 
Pilocarpinwirkung innerhalb 4 Stunden 59 Pfund abgenommen. 
Da an Koth und Speichel ca. 48 Pfund entleert wurden, muss das Pferd auf dem 
Wege der Transpiration und Exspiration noch 11 Pfund Körperbestandtheile, d.h. 
wesentlich Wasser verloren haben. Der Abgang an Koth muss mit in Rechnung 
gezogeu werden, da auch dies einen abnormen Verlust des Körpers anBlutbestand- 
theilen darstellt. Der Koth war, wie wir sahen, sehr wasserreich und schliesslich 
diarrhoeisch, d. h. in Folge der Pilocarpinwirkung sinkt die Resorption und steigt 
die Secretion im Darm. Da das Pilocarpin gleichzeitig die Peristaltik anregt, so 
wird viel wasserreicher Koth entleert, während normaliter in 3 Stunden nur wenig 
trockener Koth abgegangen wäre. 

Zufolge der vorstehenden und meiner früheren Versuche lassen sich die 
Wirkungen des subcutan applicirten Pilocarpin auf den Organis¬ 
mus der Pferde, wie folgt, resumiren: 

In kleinen Dosen (0 05—0.15 Grm.) bewirkt das Pilocarpin wohl Spei¬ 
chelfluss und Verengerung der Pupille, aber keinen Schweissausbruch und keine 
bedeutende Einwiikung auf den Darmcanal und dessen Drüsen. Der abfliessende 
Speichel ist sehr wässerig, speciflsch leicht und enthält wenig Ferment. 

In gröseren Dosen (0,2 Grm.) tritt die Einwirkung auf den Darmcan&l 
schon deutlich hervor; es tritt zwar immer noch kein Sohweissausbruch ein, wohl 
aber eine Vermehrung der Secretion der Respirationsschleimhaut. 

Erst in sehr grossen Dosen (0.5—0.8 Grm.) wirkt das Pilocarpin auch 
sch weisstreibend bei Pferden, und zwar stärker als irgend ein anderes sch weiss¬ 
treibendes Mittel. 

Wenn das Pilocarpin in solchen Gaben angewendet wird, dann ist auch die 
Einwirkung auf die Speicheldrüsen eine andere als bei kleinen Dosen. Der 
Speichel wird schleimiger, zäher, fadenziehender. Daraus folgt, dass kleine 
Gaben nur die wasserabsondernden Cerebral nerven erregen, wäh¬ 
rend bei grossen Dosen auch eine Reizung der sympathischen Ner¬ 
ven auftritt. 


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Kleinere Mittheilnngen. 


249 


Die Einwirkung auf den Darm und die Darmdrnsen ist bei Anwendung 
grosser Gaben eine sehr bedeutende, es traten stets unter bald vorübergehenden 
Kolikerscheinungen die Symptome einer energischen Darmreizung hervor. Auch 
beobachtete man stets das Eintreten einer Diarrhoe; dies dürfte durch eine Rei¬ 
zung der Darmwanddrusen und der Anhangsdrüsen des Darmcanals mitbedingt sein. 

Starke Gaben scheinen die Pupille weniger zu beeinflussen als kleine 
Gaben. Die Pupille erschien bei meinen 3 Versuchen nicht verengert.. In klei¬ 
nen Dosen scheint, wie bei den Speichelnerven, nur der Gehirnnerv, der 
Oculomotorius, in grossen auch der N. sympathicus mitgereizt zu 
werden. Das Fehlen der Pupillenverengerung bei grossen Dosen könnte auch 
als die Folge einer Ueberreizung und Lähmung des ersteren erklärt werden. 
Wenn die Erklärung zutreffen sollte, dann müsste anstatt der Verengerung eine 
Erweiterung der Pupille beobachtet werden; da diese aber fehlt, dürfte die zuerst 
angeführte Erklärung anzunehmen sein. 

Bei Anwendung der grossen Gaben trat stets eine Vermehrung der 
secretorischen Tbätigkeit der Sohleimhaut des respiratorischen 
Tractus und der Thränendrüsen ein. 

Auch auf den Stoffweohsel hatte das Pilocarpin einen bedeutenden Ein¬ 
fluss, es vermehrte den Eiweisszerfall. Die Harnstoffausfuhr stieg in 24 Stunden 
um 50 Grm. 

Eine unangenehme Nebenwirkung ist die Einwirkung auf dieLungen. Grosse 
Dosen veranlassen das Eintreten eines Lungenödem, welches sich zwar bei 
gesunden Pferden bald wieder rückbildet, aber unter Umständen doch gefährlich 
werden könnte. Es mag theilweise die Folge des vermehrten Wasseraustrittes 
aus dem Blute, den wir an den verschiedenen Drüsen, wie angeführt, beobachten, 
theilweise aber auch die Folge einer Herzschwäche sein, die das Pilocarpin 
auch bei Pferden in starken Dosen bedingt, wie die von mir beobachtete Verän¬ 
derung der Pulsqualität, d. h. das Absinken des Blutdrucks lehrt. 

Das Körpergewicht der Thiere nimmt in Folge der Pilocarpinwirkung in 
wenig Stunden (2V—4) sehr bedeutend ab. Bei Anwendung von 0,5 Grm. con- 
statirten wir eine Abnahme von 39 Pfund und bei 0,7 Grm. sogar von 59 Pfund. 

Alle anderen Wirkungen des Pilocarpin sind nebensächlicher Natur. 

Welche therapeutischen Indicationen ergeben sich aus den vorste¬ 
hend geschilderten Wirkungen des Pilocarpin? 

1. Das Pilocarpin dürfte als ein Expectorans angesehen und deshalb 
bei allen Krankheiten angewandt werden, bei denen man eine Vermehrung der 
Schleimsecretion und eine Verflüssigung zähen Schleimes bezweckt. Es vermehrt 
vorzugsweise die Wassersecretion und verflüssigt so den zähen Schleim. 

2. Das Pilocarpin gehört in die Gruppe der Abführmittel. Es kann des¬ 
halb bei Verstopfungskoliken angewandt werden. Besonders empfiehlt sich seine 
Anwendung bei Thieren, bei denen das Eingeben der Medicamente per os sehr 
schwierig ist, und zur Unterstützung anderer Abführmittel. Die Anwendung des 
Mittels erfordert Vorsicht, weil es krampfhafte Contractionen der Darmwand zu 
veranlassen scheint. 

3. Das Pilocarpin kann auch als ein die Resorption beförderndes 
und den Stoffwechsel anregendes Mittel therapeutisch benutzt werden 


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250 


Kleinere Mittheilungen. 


(bei Ilydrocephalus, Ilydrothorax, Hydropericardium u. s. w.). Bedenkt man, 
dass dem thierischen Körper bei Anwendung dieses Mittels in 2—4 Standen 
40—50 Pfund meist ei weisshaltige Flüssigkeit entzogen werden können, so er¬ 
hellt daraus zur Genüge, wie dieses Mittel durch Bluteindickung etc. die Resorp¬ 
tion krankhafter Ergüsse etc. befördern muss. Es tritt in Folge des Verlustes von 
Circulationseiweiss eine erhöhte Zerstörung von Organeiweiss und namentlich 
krankhafter, abgelagerter und neugebildeter Stoffe und Gewebe (Exsudate, Neu¬ 
bildungen u. s. w.) ein. Ob durch den erhöhten Eiweisszerfall auch die Zerstö¬ 
rung eingedrungener krankheitserregender Organismen bewirkt werden kann, 
lasse ich dahingestellt sein. 

4. Das Pilocarpin ist ein sch weisstreiben des Mittel für Pferde und 
kann bei allen Krankheiten benutzt werden, welche die Anwendung dieser Me¬ 
thode erfordern (rheumatische Affectionen etc.). Wird die sebweisstreibende Wir¬ 
kung verlangt, dann sind grössere Dosen anzuwenden und die betreffenden Thiere 
sind durch Abreibungen. Einhüllungen in warme Decken u. s. w. gehörig vor¬ 
zubereiten. 

5. Die höchsten Dosen wende man nur mit Vorsicht an und nicht bei 
Thieren, welche an Athembeschwerden leiden und hierdurch oder durch Herz¬ 
schwäche etc. zu Lungenödem incliniren. 

6. Als pupillen verengernd es Mittel ist das Pilocarpin als unbedeu¬ 
tend in dieser Wirkung nicht zu empfehlen. 

Hieran schliesse ich die Eingangs erwähnte Mittheilung der Beobachtung 
des Herrn Lungwitz, die mich zu meinen Versuchen veranlasste. Herr Lung- 
witz machte die Pilocarpininjectionen zu therapeutischen Zwecken. Er berichtet 
darüber, wie folgt: 

„Um ein grosses 8jähriges Pferd (Carossier) schwitzen zu lassen, injicirte 
ich subcutan 0.2 Pilocarpir.um hydrochloratum, in 2.0 Wasser gelöst, zu beiden 
Seiten der Brust, liess das Thier vollständig und mehrfach in wollene Decken 
einhüllen und die Beine einwickeln. 

Nach 2 Minuten begann dasThierKau- und Schluckbewegungen zu machen. 
Bei jedesmaligem Oeffnen des Maules floss etwas Speichel aus. Zuweilen sah sich 
das Thier nach dem Leibe um. Es setzte während der ersten 15 Minuten nach 
der Injection dreimal kleine Mengen Excremente ab. Schweissausbruch trat nicht 
ein. Nach einer Stunde war das Speicheln vorüber. 

Nicht befriedigt durch diesen negativen Erfolg der Schwitzkur, wiederholte 
ich nach einigen Tagen bei demselben Pferde die Injection, benutzte aber diesmal 
0.8 Pilocarp. hydrochlorat.. in 4.0 Aq. dest. gelöst, auf einmal. Die Einhüllung 
des Pferdes geschah wie beim ersten Versuche. 

Injicirt wurde Mittags 3 / 4 12 Uhr. 

Nach 2 Minuten trat starkes Speicheln ein. Das Pferd war wohl bemüht, 
aber nicht im Stande, die producirten Mengen abzuschlucken. Nach 6 Minuten*. 
Unruhe, Hin- und Hertreten, Umsehen nach dem Leibe, beschleunigtes Athmen 
mit stark erweiterten Nüstern, Krümmen des Rückens, Unterstellen der Beine, 
alsdann öfterer Absatz von wenig hellgefärbten Excrementen, Contraction der 
Bauchmuskeln, begleitet von kurzen Rülpsstössen, Niederlegen, Wälzen, Wieder¬ 
aufspringen; ich liess deshalb das Pferd herausnohmen und im Schritt bewogen. 


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Kleinere Mittheilungen. 


251 


Hierbei benahm es sich wie ein an heftigen Leibschmerzen leidendes Pferd, ver¬ 
suchte wiederholt, sich während des Führens zu legen. Kau- und Schluckbewe¬ 
gungen Hessen nach, nicht aber das Speicheln, im Gegentheil, dasselbe verstärkte 
sich, denn jedesmal, wenn das Thier das Maul öffnete, was nebenbei bemerkt 
recht oft geschah, floss ein fast armstarker Strom aus dem Maule ab. 

Nach 20 Minuten konnte ich am Halse und den Flanken Sch wo iss con- 
statiren. Nach 30 Minuten, also eine halbe Stunde nach der Iujection, schwitzte 
das Pferd am ganzen Körper stark. Der Schweiss rann in kleinen Strömen an 
den Extremitäten herab. Um dieselbe Zeit waren auch die Erscheinungen der 
Loibschmerzen verschwunden; dagegen machte sich eine Schlaffheit bemerklich, 
ausgesprochen durch Hängenlassen des Kopfes, langsameren Gang und leichtes 
Schwanken bei den Wendungen. Die Pupillen zeigten eine sichtbare Verengerung. 
Nachdem nun das Pferd wieder in den Stand gebracht worden war, verhielt es 
sich ruhig. Vorgelegtes Futter wurde verschmäht. Um 1 Uhr Mittags, also eine 
Stunde nach der Injection. liess der Speichelfluss etwas naoh und verlor sich fast 
ganz nach Verlauf von weiteren 20 Minuten. Um 3 Uhr Nachmittags verminderte 
sich das Schwitzen, ich liess deshalb das Thier abreiben und mit einer trockenen 
wollenen Decke einhüllen, unter welcher es bald ganz abtrocknete. 

Um \1 Uhr Abends erschien das Thier wieder vollkommen munter und bei 
gutem Appetit. Die nähere Untersuchung ergab ausser der Verengerung der 
Pupille noch etwas aufgeregten Puls. 

Die Menge des abgesonderten Speichels schätze ich auf mindestens einen 
Stalleimer voll. 

Dieser 2. Versuch ist insofern nicht uninteressant, weil durch ihn bewiesen 
wird, dass thatsächlich starker Schweissausbruch, allerdings nach einer sehr starken 
Dosis stattfindet. Jedenfalls tritt das Schwitzen auch schon nach kleineren Dosen 
ein, wenn man das Thier vorher etwas bewegt.“ 


Die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten in Prenssen während 

des Quartals October-December 1882. 

1. Milzbrand, ln zusammen 152 Gehöften, welche sich auf 138 Ort¬ 
schaften und 84 Kreise vertheilen, sind 5 Pferde, 206 Stück Rindvieh, 115 
Schafe und 1 Schwein an Milzbrand gefallen. 

Die Erkrankungen bei Pferden blieben durchweg vereinzelt, nur in einem 
Gehöft kamen solche gleichzeitig mit Erkrankungen beim Rindvieh vor. 

Von 218 an Milzbrand erkrankten Stück Rindvieh sind 12 = 5.50 pCt. 
genesen und von den 206 gestorbenen entfallen zusammen 42,27 pCt. auf die 
Provinzen Posen und Schlesien. Frei von Milzbrand blieben die Reg.- bezw. 
Landdr.-Bez. Danzig, Köslin, Stralsund, Lüneburg, Osnabrück, Aurich und die 
Stadt Berlin. In den Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Königsberg, Gumbinnen, Frank¬ 
furt, Sfade, Minden, Koblenz, Trier und Sigmaringen wurden Milzbranderkran¬ 
kungen nur bei 1—3 Stück Rindvieh beobachtet. In 11 Beständen mit zusam¬ 
men 357 Stück Rindvieh fielen 54 Thiere == 15,13 pCt., in 6 Beständen je 3, 
in 12 Beständen je 2, in 110 Beständen je 1 Stück Rindvieh. 


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Kleinere Mitteilungen. 


Die bei Weitem meisten Erkrankungen wurden in solchen Ortschaften und 
Gehöften beobachtet, in denen der Milzbrand stationär ist. In Charlotten bürg. 
Kr. Königsberg, waren im Quartal Juli-September 3 Stück gefallen, im Berichts¬ 
quartal erkrankten ebenso viele nach Verfütterung von Heu aus einer Scheune, 
auf deren Tonne im vorigen Quartal ein milzbrandkrankes Thier geschlachtet 
worden war. Im Uebrigen werden als Ursachen nur diejenigen Verhältnisse 
wiederholt, welche die Berichterstatter in jedem Quartal anzugeben pflegen. 

In den Reg.-Bez. Königsberg und Koblenz wurde öfter die carbunkulöse 
Form beobachtet, im Reg.-Bez. Schleswig trat der Milzbrand meistens in Form 
des Rauschbrandes und zwar namentlich in solchen Gehöften der Kreise Süder¬ 
dithmarschen und Tondern auf, in denen der Rauschbrand stationär ist. Einzelne 
Fälle von Rauschbrand siud ausserdem in den Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Breslau, 
Stade, Arnsberg, Wiesbaden und Aachen vorgekommen. 

Die 115 an Milzbrand gefallenen Schafe vertheilen sich auf 6 Bestände, die 
meisten Verluste — 25,30 pCt. — erlitt eine Herde im Kreise Lebus, Reg.-Bez. 
Frankfurt, in welcher das Herrschen des Milzbrandes seit dem vorigen Quartal 
fortdauerte. 

Das an Milzbrand gefallene Schwein gehörte einem Gehöfte an, in welchem 
die Krankheit gleichzeitig unter dem Rindvieh herrschte. 

In Packisch und Dlonie kamen Milzbrandfälle auch unter Rindvieh und 
Schafen vor, welche nach dem Pasteur’schen Verfahren geimpft worden waren. 

In Folge von Milzbrandinfection erkrankten zwei Menschen, dieselben sind 
anscheinend genesen. 

2. Tollwuth. In 132 Ortschaften, welche sich auf 77 Kreise vertheilen, 
sind 76 Hunde, 2 Pferde, 21 Stück Rindvieh und 2 Schafe wuthkrank befunden, 
ausserdem 47 herrenlos umherschweifende Hunde, bei denen später die Tollwuth 
constatirt wurde, und 169 Hunde nach § 19. der Instruction vom 24. Febr. 1881 
getödtet worden. 

Frei von der Wuthkrankheit blieben die Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Stettin, 
Stralsund, Liegnitz, Magdeburg, Merseburg, Erfurt, Schleswig, Lüneburg, Aurich, 
Kassel, Koblenz, Düsseldorf, Trier, Aachen, Sigmaringen und die Stadt Berlin. 
Ueber 5 (incl.) tollwuthkranke Hunde entfallen auf die Reg.- bezw. Landdr.-Bez. 
Gumbinnen, Posen. Breslau, Oppeln, Stade, Minden und Arnsberg. 

Die Observation von Hunden, welche mit tollkranken oder verdächtigen in 
Berührung gekommen waren (§ 19. Alin. 3 der Instr.), hat nur sehr selten statt¬ 
gefunden, die nachgesuchte Erlaubnis zu einer solchen Observation ist fast in 
allen Fällen versagt worden. 

Ein Bestand von 15 Stück Rindvieh im Kreise Teltow verlor durch Wuth- 
erkrankungen 7 Thiere. 

Von sicher constatirten Incubationszeiten werden erwähnt je einmal: 
bei Hunden 15, 22. 27, 35, 37, 38, 40, 41, 47 Tage, 
beim Rindvieh 30 Tage, 
bei Schafen 14, 19 Tage. 

Ueber Erkrankungen von Menschen an Wasserscheu wird nicht berichtet. 

3. Rotz-Wurmkrankheit. Die 375 getödteten und gefallenen rotz- 


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Kleinere Mitteilungen. 


253 


wannkranken Pferde vertheilen sich auf 177 Gehöfte in 160 Ortschaften and 
96 Kreisen and in abgerundeten Procentsätzen wie folgt auf die einzelnen 
Provinzen: 


Ostpreassen . . . . 

... 7,46 pCt. 

Schleswig-Holstein . . . 

. 0,53 pCt. 

Westpreassen . . 

. . . 11,74 , 

Hannover. 

• 2,93 . 

Brandenburg . . 

. . . 11,46 „ 

Westfalen. 

• 1,60 „ 

Pommern .... 

• • • 2,14 . 

Hessen-Nassau. 

. 0,00 „ 

Posen . 

. . . 28,54 „ 

Rheinprovinz. 

• 0,80 „ 

Schlesien .... 

. . . 24,80 * 

Hohenzollernsche Lande 

• 0,00 „ 

Sachsen . 

. . . 8,00 „ 


100,00 pCt. 


Gegen das vorhergehende Quartal ist der Procentsatz in den beiden am 
stärksten verseuchten Provinzen, Posen und Schlesien, fast genau derselbe ge¬ 
blieben, in Westpreussen dagegen sehr viel geringer geworden. Eine kleine Stei¬ 
gerung des Procentsatzes in Ostpreussen, Brandenburg und Sachsen wird durch 
die bedeutenden Verluste bedingt, welche einzelne Bestände erlitten haben. Die 
375 Pferde bilden 27,60 pCt. des Gesammtbestandes der verseuchten Gehöfte, 
ln 90 Beständen dauerte die Observation verdächtiger Pferde am Schlüsse des 
Berichtsquartals noch fort. 

Frei von der Rotz-Wurmkrankheit blieben die Reg.- bezw. Landdr.-Bez. 
Stralsund, Erfurt, Stade, Osnabrück, Aurich, Münster, Kassel, Wiesbaden, Düssel¬ 
dorf, Trier, Aachen, Sigmaringen; in den Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Köslin, 
Schleswig, Hannover, Lüneburg, Minden, Koblenz und Köln beschränkte sich der 
Verlust durch die Rotz* Wurmkrankheit auf 1—3 Pferde. In 37 grösseren Pferde¬ 
beständen war die Zahl der getödteten und gefallenen Pferde eine besonders 
grosse, in 13 dieser Rotzherde wurde das Herrschen der Krankheit während 
des Berichtsquartals constatirt, in 24 dauerte dasselbe aus dem vorigen Quartal 
oder seit noch längerer Zeit fort. Von den 834 Pferden dieser 37 grösseren 
Rotzherde sind seit Constatirung der Krankheit 398 Pferde = 47,72 pCt. ge- 
tödtet worden oder gefallen; die im Berichtsquartal getödteten oder gefallenen 
Pferde dieser Bestände bilden 51,73 pCt. des ganzen Verlustes. 

28 rotz-wurmkranke Pferde waren kurze Zeit vor Constatirung der Krank¬ 
heit angekauft worden, darunter 8 in Polen, 4 wurden auf Märkten, 11 bei Be¬ 
aufsichtigung der Rossschlächtereien ermittelt. In Baukwitz, Kr. Naraslau, und 
Waldau, Kr. Bunzlau, brach die Rotz-Wurmkrankheit nach längerer Pause von 
Neuem aus. Die Infection soll in vielen Fällen untcrweges oder in Gastställen 
erfolgt sein. 

Von 320 auf polizeiliche Anordnung getödteten Pferden gehörten 47,81 pCt. 
za den Beständen grösserer Güter, 20,00 pCt. zu den Beständen kleinerer Land¬ 
wirtschaften, 25,63 pCt. wurden zum Fuhrwerksbetriebe verwendet, und bei 
6,56jpCt. konnten die Besitzer und die Benutzungsweise aus dem vorliegenden 
Material nicht ersehen werden. Bei 35 Pferden = 9,33 pCt. wurde Lungenrotz 
ohne gleichzeitige krankhafte Veränderungen in den Nasenhöhlen bezw. der Haut 
constatirt and 15 auf polizeiliche Anordnung getödtete Pferde = 4,69 pCt. er¬ 
wiesen sich bei der Section nicht mit der Rotz-Wurmkrankheit behaftet. Ueber 
Infectionen von Menschen ist nichts bekannt geworden. 


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254 


Kleinere Mittbeilungen. 


4. Maul- und Klauenseuche. Die Voraussicht, dass die Seuche in 
diesem Quartal eine weitere Verbreitung finden würde, ist eingetroffen ; die Krank¬ 
heit trat in zusammen 395 Ortschaften auf, von denen 20,50 pCt. auf Sachsen, 
17,72 pCt. auf Schlesien. 15.44 pCt. auf Brandenburg, 14,20 pCt. auf die 
Rheinprovinz und 12,60 auf Posen entfallen. In den anderen Provinzen blieben 
die Ausbrüche meistens vereinzelt, im Reg.-Bez. Schleswig auf 1 Ortschaft be¬ 
schränkt, die Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Hannover, Stade, Aurich. Münster und 
Sigmaringen waren seuchefrei. 

Zahlreiche aus dem östlichen Auslände eingeführte Schweine erwiesen sich 
auf den Grenzbahnhöfen Eydtkuhnen, Prostken. Alexandrowo, Myslowitz, sowie 
auf den Schlachlviehmärkten in Berlin, Frankfurt a. M. und Elberfeld mit der 
Maul- und Klauenseuche behaftet. 

Die Einschleppung der Seuche konnte in den meisten Fällen nachgewiesen 
und auf Ankauf von kranken Rindern oder Treiberschweinen zurückgeführt wer¬ 
den. Die Infeciion erfolgte vielfach auf Viehmärkten, in Gaststallen, während 
des Eisenbahntransportes oder in den Ställen der Viehhändler. Auch der Umzug 
der Dienstleute soll öfter zur Verbreitung der Krankheit Anlass geboten haben. 
Ueber die weitere Verbreitung auf andere Viehbestände der verseuchten Ort¬ 
schaften liegen nur in wenigen Fällen genauere Angaben vor; dieselbe erfolgte 
entweder durch directe Berührung mit kranken Thieren der Nachbarschaft oder 
durch Zwischenträger, als solche werden namentlich Fleischer und Handelsleute 
bezeichnet, an deren Kleidern das Contagium haftete. 

Der Verlauf der Krankheit, welche überwiegend in Form der Maulseuche 
auftrat, war sehr milde, 15 Stück Rindvieh, darunter 10 Kälber, und 1 Schwein 
sind an der Aphthenseuche gefallen. In fast allen Beständen des Kreises Schroda 
und in einem Bestände des Kreises Fischhausen wurde die Impfung ausgeführt. 

5. Lungenseuche. Das Vorkommen der Lungenseuche beschränkte sich 
auf zusammen 50 Ortschaften der Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Stettin, Posen, 
Magdeburg, Merseburg, Hannover, Kassel und Wiesbaden, in 24 dieser Ort¬ 
schaften — von denen 14 auf die Provinz Sachsen entfallen — wurden Aus¬ 
brüche während des Berichtsquartals constatirt, in 26 dauerte das Herrschen der 
Seuche aus dem vorigen Quartal fort, ln 61 Beständen war die Seuche am 
Schlüsse des Berichtsquartals noch nicht getilgt. 

Die 408 an Lungenseuche erkrankten Stück Rindvieh vertheilen sich in 
abgerundeten Procentsätzen, wie folgt, auf die einzelnen Provinzen: 

Pommern. 37,25pCt. Hannover. 6,37pCt. 

Posen. 6.62 „ Hessen-Nassau. 1.96 * 

Sachsen . . . 47,80 „ 100,00pCt. 

Die erhebliche Aenderung des Procentsatzes ist durch die zahlreichen Er¬ 
krankungen in zwei grösseren Viehbeständen der Provinz Pommern bedingt wor¬ 
den. In Naulin brach die Seuche, welche vor 6 Monaten getilgt schien, unter 
dem neu angekauften Viehstande aus, und inSchöuebeck erfolgte die Einschleppung 
durch Ankauf von Vieh eines in Magdeburg ansässigen Händlers. 

Die 492 getödteten und gefallenen Stück Rindvieh bilden etwa 17,00pCt. 
der 2890 Thiere, welche die verseuchten Bestände zusammensetzten. 


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Kleinere Mittheilungen. 


255 


Am stärksten verseucht war wieder der Reg.-Bez. Magdeburg, von den 
30 Ortschaften desselben, in denen die Lungenseuche herrschte, sind 17 solche, 
in denen sie in denselben oder in anderen Beständen während des vorigen Quartals 
oder vor längerer Zeit constatirt worden war. In 3 Ortschaften erfolgte die In- 
fection durch Berührung mit krankem Vieh benachbarter Ortschaften, in 7 durch 
Ankauf von krankem Vieh, in 3 konnte die Einschleppung nicht nachgewiesen 
werden. Nur in einer Ortschaft des Reg.-Bez. Merseburg wurde die Lungen¬ 
seuche während des Berichtsquartals constatirt, in 4 Ortschaften dauerte das 
Herrschen derselben aus dem vorigen Quartal fort. Von den wenigen Ausbrüchen 
in den Provinzen Posen, Hannover und Hessen - Nassau entfallen 9 auf solche 
Orte, in denen die Krankheit während des Berichtsquartals constatirt wurde. 
Nur ein Ausbruch wird auf die Einführung von Vieh aus Bayern zu rückgeführt. 

Die Impfung wurde in 4 Beständen des Reg.-Bez. Magdeburg mit sehr 
gutem Erfolge ausgeführt. Dagegen hatte dieselbe in 2 Orten des Kreises Kalbe 
keinen günstigen Einfluss auf den Seucheverlauf, und in 1 Bestände des Kreises 
Oschersleben erkrankten 2 vor längerer Zeit geimpfte Ochsen. Ausserdem ist 
gegen Ende des Quartals 1 Bestand im Reg.-Bez. Merseburg geimpft worden, der 
Erfolg bleibt abzuwarten. 

Von den verseuchten Beständen und den auf polizeiliche Anordnung ge- 
lödteten Thieren entfallen 33,33 bezw. 76.20 pCt. auf Bestände grösserer Güter, 
66,67 bezw. 23,80 pCt. auf Bestände kleinerer Landwirtschaften. 

6. Schafpocken. Die Schafpocken erlangten nur in Ostpreussen und im 
Landdr.-Bez. Aurich eine grössere Verbreitung, vereinzelte Ausbrüche wurden in 
den Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Marienwerder, Potsdam. Stettin, Köslin. Stralsund, 
Magdeburg und Stade beobachtet, dieselben sind theils durch Berührung mit 
während des vorigen Quartals verseuchten Herden der Nachbarschaft oder durch 
Ankauf von Schafen auf dem Berliner Schlachtviehmarkt veranlasst worden, theils 
konnte die Einschleppung nicht ermittelt werden. 

Am stärksten verseucht in Ostpreussen waren, wie im vorigen Quartal, die 
Kreise Lötzen und Sensburg. Im Kreise Lötzen ist die Seuche seit nunmehr drei 
Jahren stationär, die Verbreitung derselben nimmt im ersten Quartal jedes Ka- 
lendeijahres stets ab und im zweiten und dritten Quartal wieder zu. Die Ur¬ 
sachen dieses unausgesetzten Herrschens bedürfen noch der weiteren Aufklärung. 
Die Mittheilungen über das Herrschen der Pocken in anderen Kreisen des Reg.- 
Bez. Gumbinnen und im Reg -Bez. Königsberg sind zwar äusserst dürftig, recht- 
fertigen jedoch die Vermuthung, dass die Kreise Lötzen und Sensburg vielfach 
diejenigen Herde darstellen, von welchen aus die Krankheit nach den verschie¬ 
densten Richtungen verschleppt wird. 

Ueber die zahlreichen Pockenausbrüche im Kreise Emden, Landdr.-Bez. 
Aurich, liegen keine näheren Angaben vor. Wünschenswerth wäre im hohen 
Masse, dass die beamteten Thierärzte den Einschleppungs- und Verbreitungs¬ 
wegen der PockeYiseuche eino erhöhte Aufmerksamkeit zuwenden. 

7. Bläschenausschlag der Pferde und des Rindviehs. Der Bläs¬ 
chenausschlag ist bei 111 Stück Rindvieh beobachtet worden, davon entfallen 
86 auf 2 Ortschaften des Kreises Kreuznach, Reg.-Bez. Koblenz. 

Ueber Erkrankungen an Beschälseuche wird nicht berichtet. 


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256 


Kleinere Mitlheilungen. 


8. Räude der Pferde und der Schafe. Die Räude wurde bei 152 
Pferden constatirt, von denen 28 theils getödtet worden, theils gefallen sind. 
Die Verbreitung dieser Krankheit in Ost- und Westpreussen hat erheblich nach¬ 
gelassen, auf diese beiden Provinzen entfallen 48, auf die Reg.-Bez. Gumbinnen 
und Danzig sogar nur 2 bezw. 4 Pferde. Ueber 10 räudekranke Pferde wurden 
in den Reg.-Bez. Köslin, Breslau, Oppeln ermittelt, auf die Reg.-Bez. Posen und 
Bromberg entfallen 9, auf die Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Potsdam, Stettin, Liegnitz, 
Merseburg, Schleswig, Hannover, Hildesbeim, Osnabrück, Kassel, Wiesbaden, 
Koblenz, Trier 1—8 räudekranke Pferde. 8 Pferde waren kurz vor Constatirung 
der Krankheit angekauft, darunter 2 in Polen, 4 räudekranke Pferde wurden auf 
Märkten, 1 solches in einer Rossschlächterei ermittelt. Vielfach soll die Infection 
unterweges oder in Gastställen erfolgt sein. 

In Belgard und in 3 Ortschaften des Reg.-Bez. Kassel wurde eine Ueber- 
tragung der Pferderäude auf Menschen beobachtet. 

Währendes Berichtsquartals wurde kein Fall von Schafräude im Reg.-Bez. 
Schleswig constatirt. Die Tabellen der Landdr.-Bez. Hannover, Stade und Aurich 
erwähnen das Vorkommen der Schafräude nicht, die des Landdr.-Bez. Osnabrück 
nur, dass die Verbreitung der Räude sich im Kreise Lingen nicht geändert habe. 
Einzelne wenige Ausbrüche der Schafräude wurden in den Landdr.-Bez. Hildes- 
heim und Lüneburg ermittelt. Aus den Reg.-Bez. Münster und Minden wird über 
das Vorkommen der Räude nicht berichtet, wohl aber aus dem Reg.-Bez. Arns¬ 
berg. in welchem 5 Herden von sogen. Schmiervieh im Kreise Hamm räudekrank 
befunden wurden. Der General-Referent des Reg.-Bez. Kassel erwähnt, dass die 
Räude im ganzen Bezirk sehr verbreitet herrsche. Im Reg.-Bez. Wiesbaden wurde 
die Räude unter einer Schmierviehherde des Kreises Biedenkopf constatirt. 

Ausserdem sind einzelne Ausbrüche der Schafräude in den nachstehend ge¬ 
nannten Reg.-Bez. vorgekommen: Marienwerder in 3 Kreisen bei 5 Herden, in 
2 durch in England angekaufie Zuchtböcke eingeschleppt; Potsdam in 2 Kreisen 
bei 3 Herden, Einschleppung nicht aufgeklärt; Stettin bei 5 Herden der Kreise 
Greifenberg und Randow, bei 2 Wiederausbruch nach längerer Pause; Köslin nur 
bei einem herrenlos angetroffenen Schaf; Posen bei 5 Sprungböcken eines Gutes, 
Einschleppung durch einen aus England angekauften Zuchtbock; Liegnitz in zu¬ 
sammen 3 Gutsherden der Kreise Bunzlau, Lüben und Goldberg-Haynau, Ein¬ 
schleppung durch Ankauf von Böcken aus einem Gute des Reg.-Bez. Frankfurt, 
über das Herrschen der Räude in dem zuletzt genannten Bestände ist bisher nichts 
bekannt geworden; Oppeln in 1 Herde, Einschleppung durch aus Oesterreich an¬ 
gekaufte Schafe; Magdeburg in 3 Orten des Kreises Gardelegen und in 1 Orte 
des Kreises Kalbe; Erfurt in einer Schmierviehherde des Kreises Langensalza; 
Düsseldorf in 3 Orten bei Schafen, welche kurz vorher in Westfalen angekauft 
worden waren. Müller. 


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Personal-Notizen. 


Ernennungen und Versetzungen. 

Der Departements- und Kreisthierarzt, Veterinär-Assessor Karl Aug. Müller 
zu Magdeburg, unter Entbindung von seinen gegenwärtigen Aemtorn, zum De¬ 
partements-Thierarzt für den Reg.-Bez. Stettin, zum Kreisthierarzt für den Stadt¬ 
kreis Stettin und den Kreis Randow, sowie zum Veterinär-Assessor bei dem Me- 
dicinal-Collegium für die Provinz Pommern. 

Der Departements- und Kreisthierarzt. Veterinär-Assessor Karl Fr. Alb. 
Steffen zu Stettin, unter Entbindung von seinen gegenwärtigen Aemtern, zum 
Departements-Thierarzt für den Reg.-Bez. Magdeburg, zum Kreisthierarzt für den 
Stadtkreis Magdeburg und den Kreis Wolmirstedt, sowie zum Veterinär-Assessor 
bei dem Medicinal-Collegium für die Provinz Sachsen. 

Der Kreisthierarzt Jul. Emmerich zu Prüm, unter Entbindung von seinem 
gegenwärtigen Amte, zum Kreistliierarzt für den Ober-Taunuskreis, Reg.-Bez. 
Wiesbaden, mit dem Amtswohnsitz in Homburg v. d.H. 

Der Gestüt-Rossarzt Karl Aug. Wilh. Kickhäfer in Lindenau, unter Ent¬ 
bindung von seinem gegenwärtigen Amte, zum Kreisthierarzt des Kreises Ost- 
Priegnitz, Reg.-Bez. Potsdam, mit dem Amtswohnsitz in Kyritz. 

Der Königl. bayer. Districts-Thierarzt Clem. Aug. Loehr in Hornbach zum 
comraissarischen Kreisthierarzt des Kreises Altenkirchen, Reg.-Bez. Koblenz, mit 
dem Amtswohnsitz in Altenkircken. 

Der Kreisthierarzt Frdr. Wilh. Stappen in Palm, unter Entbindung von 
seinem gegenwärtigen Amte, zum Kreisthierarzt für den Kreis Wirsitz, Polizei- 
district Exin und West-Polizeidistrict Schubin, Reg.-Bez. Bromberg. 

Der Kreisthierarzt Jul. Ed. Max Seyffert in Trachenberg, unter Entbin¬ 
dung von seinem gegenwärtigen Amte, zum 3. Kreisthierarzt für den Verwal¬ 
tungs-Bezirk des Königl. Polizei-Präsidiums zu Berlin. 

Der Kreisthierarzt Joh. Rob. Wassmann in Waldenburg, unter Entbindung 
von seinem gegenwärtigen Amte, zum 4. Kreisthierarzt für den Verwaltungs- 
Bezirk des Königl. Polizei-Präsidiums zu Berlin. 

Definitiv übertragen wurden die bisher commissarisch verwalteten Kreis¬ 
thierarztstellen 

des Kreises Beuthen-Kattowitz dem Kreisthierarzt Mehrdorf in Beuthen, 

„ „ Mohrungen „ • Pauli, 

17 


Archiv f. wiasensch. u. prakt. Thierheilk. IX. 3. 


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258 


Personal-Notizen. 


des Kreises Iserlohn dem Kreisthierarzfc Dr. Schmidt, 

„ r Querfurt „ r Michael, 

„ ,, Neuss „ r Brebeck. 

Aus dem Staatsdienste geschieden: 

Der Kreisthierarzt Karl Wilh. Aug. Paul Moellinger in Kyritz, Reg.-Bez. 
Potsdam. 

Der Kreisthierarzt Karl Fr. Naczynski in Ober-Glogau, Reg.-Bez. Oppeln. 
Der interimistische Kreisthierarzt Rud. Schuberth in Rybnik, Reg.-Bez. 
Oppeln. 

Ordens-Verleihungen. 

Dem Gestüt-Inspcctor beim Hauptgestüt Trakehnen, Ober-Rossarzt Karl 
Edwin Irmer in Jonasthal, der Rothe Adler-Orden 4. CI. 

Dem Thierarzt Joh. Beruh. Esselmann in Quakenbrück, Kr.Bersenbrück, 
der Kronenorden 4. CI. 

Dem Kreisthierarzt Gotth. Ernst Hackbarth in Christburg der Kronen¬ 
orden 4. CI. 

Dem Ober-Rossarzt beim 2. Bad. Drag.-Regmt. No. 21 van Po ul in 
Bruchsal der Kronenorden 4. CI. 

Dem Corps-Rossarzt beim XV. Armeecorps Friedr. Aug. Mich. Voigt in 
Strassburg der Kronenorden 4. CI. 

Dem Rossarzt beim Magdeburg. Drag.-Regmt. No. 6 Andr. Friedr. Wilh. 
Brauns das Allgemeine Ehrenzeichen. 

Dem Rossarzt beim 1. Grossh. Hess. Drag.-Regmt. (Garde-Drag. Regmt.) 
No. 23 Aug. Morgenstern das Allgemeine Ehrenzeichen. 

Dem Rossarzt beim 2. Pomm. Ul.-Regrat. No. 9 Frdr. Wilh. Peters in 
Demmin das Allgemeine Ehrenzeichen. 

Dem Rossarzt beim 1. Leib-Hus.-Regmt. No. 1 Jul. Ferd. Philipp das 
Allgemeine Ehrenzeichen. 

Todesfälle. 

Der Thierarzt Joh. Heinr. von Ohlen in,Hoya, Landdr.-Bez. Hannover. 
Der Kreisthierarzt Heinr. Schenk in Deutsch-Krone, Rg.-Bz. Marienwerder. 
Der Thierarzt Joh. Heinr. Wilh. Schulz in Syke, Landdr.-Bez. Hannover. 
Der Thierarzt Heinr. Wilh. Thiermann in Warmsen, Lddr.-Bz. Hannover. 
Der Kreisthierarzt Aug. Thoins in Rathenow, Reg.-Bez. Potsdam. 

Oie Niederlassung eines Thierarztes wird gewünscht: 

In Bevensen, Kr. Uelzen, Landdr.-Bez. Lüneburg. Auskunft ertheilt der 
Magistrat daselbst. 

In Langenhorn, Dorf, 13 Km. von Hamburg, auf Hamburgischem Ge¬ 
biet. Auskunft durch Gemeindevorsteher Kor ff. 

In Massow, Reg.-Bez Stettin. Auskunft ertheilt der Magistrat daselbst. 

In Mewe, Reg.-Bez. Marienwerder. Auskunft durch den Vorstand des dor¬ 
tigen landwirtschaftlichen Vereins. 


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Personal-Notizen. 


259 


Vacanzen. 

(Die mit * bezeichnten Vacanzen sind seit dem Erscheinen von Bd. IX, Heft 1 u. 2 
dieses Archivs hmzngetreten oder von Neuem ausgeboten). 


Regierungs- 

resp. 

Landdrostei-Bezirk 

Kreisthierarztstellen 

des 

Kreises 

Gehalt. 

Zuschuss 

aus 

Kreismitteln. 

Königsberg 

Labiau 

600 

Mark 

600 Mark 

Marienwerder 

Deutsch Crone* 

600 

r> 

450 

T* 

Potsdam 

West-Havelland* 

600 

* 

— 

» 

Breslau 

Waldenburg* 

600 

r 

750 



Militsch-Trachenberg * 

600 

* 

— 

* 

Oppeln 

Neustadt i. O.-Schl. * 

900 

M 

— 

n 

* 

Rybnik * 

900 

V* 

300 

r 

Münster 

Steinfurt 

600 


450 

r> 

Kassel 

Hofgeismar 

600 

„ 

— 

n 

Düsseldorf 

Kempen 

600 

r 

300 

ft 

Trier 

Daun* 

600 

r 

732 

, ‘) 

r> 

Prüm* 

600 


600 

t» 


Veränderungen im militir-rossirztlichen Personal. 

B eförderungen. 

Zu Rossärzten sind ernannt: 

Die Un ter-Rossärzte: Kaps vom 1. Hannov. Feld- Art.-Regmt. No. 10; 
Hesewinkel vom 2. Leib-Hus.-Regmt. No. 2. 

Den Charakter als Rossarzt hat erhalten: 

Der Unter-Rossarzt: Terlunen vom Magdeb. Kür.-Regmt. No. 7. 

Anstellungen. 

Als Unter-Rossärzte sind in die Armee eingestellt: 

Die Unter-Rossärzte: Hellebrandt beim Leib-Kür.-Rgmt. (Schles.) No. 1; 
Zeitz beim 3. Bad. Drag.-Regmt. (Prinz Karl) No. 22. 

Versetzungen. 

Die Rossärzte: Boehner vom Leib-Kür.-Regmt. (Schles.) No. 1 zum 2. 
Schles. Hus.-Regmt. No. 6; Heyl vom Garde-Kür.-Regmt. zum Regiment der 
Gardes-du-Corps. 

Die Unter-Rossärzte: Erdtmann vom 1. Garde-Feld-Art.-Regmt. zum 1. 
Rhein. Feld-Art.-Regmt No. 8; Kruhm vom 1. Rhein. Feld-Art.-Regmt. No. 8 


*) 132 Mark aus Communalmitteln. 

17* 


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260 


Personal-Notizen. 


zum Garde-Hus.-Regmt.; Lewin vom Ostpr. Kür.-Regmt. No. 3 (Graf Wränge 1) 
zum Schl.-Holst. Hus.-Regmt. No. 16. 

Abgegangen: 

Die Rossärzte: Willutzki vom Litth. Ul.-Regmt. No. 12; Wunderlich 
vom Regiment der Gardes-du-Corps. 

Die einjähr.-freiw. Unter-Rossärzte: Dormann vom 1. Hannov. Ul.-Regmt. 
No. 13; Fieweger vom 2. Garde-Drag.-Regmt.; Haas vom 2. Garde-Feld - 
Art.-Regmt.; Peters vom 1. Hannov. Ul.-Regmt. No. 13. 

Sonstige Veränderungen. 

Die Rossärzte: Peters vom 1. Westf. Hus.-Regmt. No. 8 von dem Com- 
mando als stellvertretender Assistent bei der Militär-Lehrschmiede in Berlin ent¬ 
bunden; Fenner vom Hus.-Regmt. No. 16 als stellvertretender Assistent zur 
Militär-Lehrschmiede in Berlin comraandirt. 


Gedruckt bei L. Schumacher in Berlin. 


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X. 


Ueber die Verdauungssäfte und die Verdauung des Pferdes. 

Experimentelle Untersuchungen 

von 

Ellenbergrer und Y. Hofmeister. 

(Fortsetzung. — Siehe dieses Archiv Bd. IX, S. 177.') 

(Hiertu Taf. II, Fig. 1—«.) 


V. Ueber den nikroskopischen Bau der Magenschieinhaut t den Ort der 
Pepsinbildung und den Pepsingehalt der Magenschieinhaut in den ver¬ 
schiedenen Verdauungsperioden. 

A. Histologisches. 

Die histologischen Verhältnisse des Magens sollen nur insoweit 
eine eingehendere Besprechung erfahren, als dieselben in specieller 
Beziehung zu den zu lösenden physiologischen Fragen stehen. Unsere 
Untersuchungen hatten sich demgemäss wesentlich auf die Magen¬ 
drusen zu beschränken. 

Seit Wassm&nn unterschied man morphologisch und functionell zwei 
Arten von Magendrüsen, nämlich die Lab- und Schleimdrüsen. Erstere sollten nur 
im Ausführungsgange mit Cylinderepithel ausgekleidet sein, in der eigentlichen 
Drüse aber nur grosse, kugelige Zellen, die sog. Labzellen enthalten, während die 
Schleimdrüsen ganz und gar mit einem Cylinderepithel versehen sein sollten. 

Rollet und Heidenhain zeigten, dass in den Labdrüsen zwei Zellarten, 
die sog. Haupt- und Belagzellen (delomorphe und adelomorphe Zellen) Vorkom¬ 
men, und dass der Ausfübrungsgang derselben mit einer dritten Zellart, den 
Zellen des Oberflächenepithels bekleidet ist. Ferner constatirten Ebstein und 
Heidenhain, dass die Schleimdrüsen mit Zellen ausgekleidet sind, welche den 
Hauptzellen des Fundus entsprechen, und dass ihr Drüsenhals ebenfalls Ober- 


18 


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*) Eingesandt im October 1882. 

Archiv f. wissenscli. u. prckt. Thierheilk. IX. 4 u. 5. 



262 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


fläch enepithel trägt. Nussbaum will auch in den sog. Schleimdrüsen Belag¬ 
zellen gefunden haben, was jedoch Orützner bestreitet. 

In neuester Zeit haben Edinger, Herrndörfer u. A. die Behauptung auf¬ 
gestellt, dass die Haupt- und Belagzeilen gar keine Zellen eigener Art, sondern 
vielmehr Entwickelungsstufen derselben Art seien, und dass während der ver¬ 
schiedenen Verdauungsperioden die eine Zellart in die andere übergehe. So fand 
Edinger z. B. in den Fundusdrüsen einer seit 10 Tagen hungernden Person gar 
keine Belag-, sondern nur Hauptzellen; er glaubt, dass die Belagzellen sich aus 
den Hauptzellen bei der Secretion entwickeln. 

Das Oberflächenepithel stellt eine hiervon ganz verschiedene Zellart dar, 
auf deren Besonderheiten, die durch F. E. Schulze, Ebstein und Heidenhain 
genauer studirt wurden, schon Bowman hinwies. Nach Heidenhain, Ebstei n 
und Grützner ändern die Hauptzellen sowohl der Fundus- als der Pylorusregion 
während der Secretion ihre Gestalt, Grösse und Structur. Im Ruhe-(Hunger-) 
Zustande sind sie gross, hell, wenig gekörnt, während der Thätigkeit werden sie 
immer kleiner und kleiner, trüben sich immer mehr und werden stärker und 
stärker granulirt. Von dem Verhalten der Hauptzellen hängt der Pepsingehalt 
der Schleimhaut ab. Bei grossen hellen Haupt zellen ist die Schleimhaut reich, 
im anderen Falle arm an Pepsin. 

Durch spätere Arbeiten sind in dieser Richtung keine neuen Gesichtspunkte 
gewonnen worden. Die wenigen Autoren, die in neuester Zeit den Gegenstand 
bearbeiteten, neigen sich der Ansicht zu, dass ein Zusammenhang zwischen Raupt- 
und Belagzellen existire, und dass auch in den Pylorusdrüsen zwei Zellenarten 
vorkämen. 

Die Histologie des Pferdemagens ist von Rabe eingehend bear¬ 
beitet worden, und brauchen wir im Wesentlichen nur auf die treff¬ 
liche Rabe’sche Abhandlung zu verweisen. In der nachstehenden, 
unsere eigenen Untersuchungsresultate enthaltenden Skizze haben wir 
die durch Rabe festgestellten Thatsachen benutzt. 

Der Pferdemagen ist seiner äusseren Form nach ein einfacher, der Beschaf¬ 
fenheit seiner Schleimhaut nach ein zusammengesetzter Magen. Ein grosser Thell 
des Magens ist mit einer der Schlundschleirahaut gleich gebauten, cutan einge¬ 
richteten, von geschichtetem Plattenepithel bekleideten, drüsenlosen Schleimhaut 
versehen, während ein anderer Theil eine Drüsen me rabran besitzt. Demnach 
zerfallt der Pferdemagen in zwei Abtheilungen. Beide gehen aber ohne tiefe Ein¬ 
schnürung und ohne eine Scheidewand in einander über. Der Innenraum, des 
Magens ist daher einfach. Der Pferdemagen stellt mithin einen Ueberg&ng zwi¬ 
schen dem einfachen Magen z. B. der Hunde und dem zusammengesetzten Magen 
der Wiederkäuer und anderer Thiere dar. 

Die Wand des Pferdemagens besteht aus einer Serosa, einer Muscularis und 
einer Mucosa. Die M. serosa zeigt keine erwähnenswerthen Besonderheiten. Das 
Verhalten der M. muscularis ist von den Veterinäranatomen und besonders von 
Rabe so eingehend geschildert worden, dass wir nichts hinzuzufügen wüssten. 

Die M. mucosa lässt zwei durch den sog. Margo plicatus scharf geschiedene 
Abtheilungen unterscheiden, eine linke drüeenlose und eine rechte drüsenhaltige. 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 263 

Letztere scheidet sich wieder in die rothbraune Partie in der Curvatura major 
und die bräunlich graue der Curv. minor und das Antrura pyloric. Die erstere 
hat nach Rabe eine Ausdehnung 510 — 749. die letztere von 590—722Qu.-Cm. 

a) Die Schleimhaut der Portio oesophagea. Die 680 bis 
900 Qu.-Cm. umfassende Schleimhaut der Portio oesophagea s. car- 
diaca baut sich aus vier Schichten auf: 1) dem Stratum epitheliale, 
2) dem Str. proprium, 3) dem Str. musculare und 4) dem Str. sub- 
raucosum. Das letztere besteht wesentlich aus fibrillärem Bindegewebe 
und elastischen Fasern als Stützsubstanz für die Gefässe und Nerven- 
stamme. Das elastische Gewebe ist sehr reichlich vertreten. Von 
der Subraucosa gehen Züge von Bindegewebs- un.d elastischen Fasern 
durch die Muscularis mucosae in das Str. proprium, woselbst sie sich 
auflösen. Die Anordnung des Bindegewebes und der Bau der Sub- 
mucosa überhaupt ist der bekannte; auch der Verlauf der Blut- und 
Lymphgefässe zeigt nichts Besonderes. 

Ausser den Nervenstämraen findet man in der Submucosa ver¬ 
einzelte Ganglienknoten mit deutlich nachweisbaren Kernen. Die¬ 
selben sind länglich, wenn sie im Verlauf eines Nerven liegen, oder 
mebreckig, beinahe sternförmig, wenn sie sich an Theilungsstellen 
finden. Die Nerven liegen meist neben den Gefässen. Oft sieht man 
einen Nerven von 2—4 Gefässen begleitet. Da diese häufig durch 
Queräste anastomosiren, so erscheint der Nerv von Blutgefässen um¬ 
sponnen. Spindelförmige ganglionäre Anschwellungen von Nerven¬ 
fasern kann man auch in der Propria mucosae constatiren. 

Das Stratum musculare mucosae zeigt eine ziemlich bedeutende 
Stärke, die nicht überall dieselbe ist. Diese Muskelschicht besteht 
aus längsverlaufendert Fasern, an einzelnen Stellen liegen aber auch 
Bündel mit anderem Verlaufe, so dass hier scheinbar eine doppel- 
schichtige Muscularis existirt. 

Das Stratum proprium mucosae besteht aus dicht verfilzten Binde¬ 
gewebs- und elastischen Fasern und bildet die bekannten, in das 
Epithel hineinragenden, 0,15—0,2 Mm. hohen und an der Basis 
0,01 Mm. breiten, dicht neben einander stehenden Papillen. In den 
tieferen Schichten ist das Bindegewebe grobfaseriger, lockerer ver¬ 
flochten und weniger zellenreich, nach oben wird es feinfaseriger, 
dichter, zellenreicher, in den Papillen erscheint es ganz zart-, fein¬ 
faserig weich, ganz gleichraässig dicht gewebt und sehr zellenreich. 
Muskelzellen finden sich spärlich im Str. proprium und in den Pa¬ 
pillen. Drüsen und Follikel konnten nicht nachgewiesen werden. Die 

18 * 


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ELLENBERGER n. HOFMEISTER, 


Blutgefässe bilden im Stratum proprium, von der Museularis mucosae 
senkrecht oder schief aufsteigend, bald ein rundmaschiges, subepithe¬ 
liales Netz. Aus demselben tritt an jede Papille ein Stämmchen, 
das in bekannter Weise eine Schlinge in der Papille bildet. An der 
Papillenbasis sind die Stämmchen noch vielfach verbunden, so dass 
in der unteren Partie der Papille ein Blutgefässnetz liegt. Von 
Nerven bemerkt man kleine, sich verästelnde und anastomosirende 
Stämmchen, die dem Epithel zustreben und sich unmittelbar unter 
demselben oder in den tiefsten Epithelschichten verlieren. Die Lymph- 
gefässe sind durch vorsichtige Einstichinjectionen unschwer darzustellen. 
Sie bilden in der M. propria ein nicht sehr dichtes Netz mit Vari- 
cositäten, welches auch in die Papillen eindringt, bis ganz dicht an 
das Epithel heranreicht und mit einzelnen Zweigen in das Epithel 
hineinragt. Die Injectionsmasse dringt nicht selten in die untersten 
Epithelschichten ein. Ob in den Papillen ein sehr zartes Netzwerk 
liegt oder ein einziger kolbig endigender Stamm, war nicht sicher zu 
entscheiden. In den von uns hergestellten Präparaten wurde beides 
bemerkt. Das Netzwerk war aber wandungslos, ging central in der 
Papille scheinbar in einen Stamm über. Wahrscheinlich war das Netz 
ein durch Extravasation erzeugtes Kunstproduct. 

Das Stratum epitheliale füllt die Vertiefungen zwischen den Pa¬ 
pillen aus und überzieht dieselben in mehrschichtiger, 0,1—0,2 Mm. 
dicker Lage, so dass die Schleimhautoberfläche glatt erscheint. Freie 
Papillen, wie in den Vorraägen der Wiederkäuer, trifft man im Pferde¬ 
magen nicht an. 

Zwischen je zwei Papillen ist die Oberfläche der M. propria nicht eben, son¬ 
dern concav eingebuchtet. Convexe Epithelvorsprünge senken sich in diese Buch¬ 
ten ein. Oft ragen auch bedeutendere papillenähnliche Epithelfortsätze in die 
Schleimhaut hinein. Die Schleimhaut incl. der Papillen Vorsprünge wird mit wei¬ 
chen saftreichen, membranlosen Protoblasten, die die tiefste Zellenlage darstellen, 
überzogen. Die Zellen haben zwischen den Papillen und an den tieferen Stellen 
derselben eine längliche, cylindrische Gestalt, deren unteres Ende breit ist, wäh¬ 
rend sich das obere Ende verjüngt. In dem ersteren liegt der längliche Kern. 
Nicht die ganze Papille trägt Cylinderepithel, sondern der obere Theil ist mit 
kleinen rundlichen, weichen Zellen, die einen rundlichen Kern enthalten, über¬ 
zogen. Zwischen den Papillen findet man eine zweite Zellenlage, welche aus 
grösseren, breiten Zellen besteht, die meist den Charakter der Riffzellen mit Riff¬ 
leisten erkennen lassen. Eine dritte Zellenschicht scheidet sich wieder scharf von 
dieser, sie liegt direct über den Papillenspitzen, ist dünn und besteht aus flachen, 
platten, etwas langgestreckten, mit der Längsaxe quer zur Höhenaxe der Papillen 
gelagerten, einen länglichen, flachen Kern enthaltenden Zellen. Hierauf folgt eine 


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Verdauungssäfie und Verdauung des Pferdes. 


265 


vierte Schicht, die aus noch mehr abgeplatteten, verhornten, fast unter einander 
verklebten Zellen besteht. Die Zellen sind so verklebt, dass die ganze Schicht ein 
faseriges Aussehen hat. ln den tieferen Schichten der Epithelzellen trifft man 
auch vereinzelte Wanderzellen an Am schönsten treten die Epithelschichten bei 
Färbungen mit Picrocarmin hervor. Die oberste Schicht erscheint hellgelb mit 
rothen, länglichen, selteneren Kernen ohne scharfe Zellengrenzen; die Schicht 
ist dick. Dann kommt ein dünnes, aus 2—4 Zellenlagen bestehendes Stratum, 
das dunkler gelb erscheint, reich an Kernen ist und die Zellengrenzen deut¬ 
lich erkennen lässt, dann kommt die röthlich gelbe Riffzellenlage und darauf die 
roth erscheinende, die ebenfalls roth gefärbten Papillen überziehende Protoblasten- 
schicht. Bei Flächenschnitten, welche die oberste Partie der Papillen treffen, 
erscheinen diese von Rundzellen direct umgeben, bei tieferen Schnitten sieht man 
um jede Papille mondsichelartig gebogene Zellen. Diese Zellenform kommt offen¬ 
bar durch Schrägschnitte durch die schief gestellten Cylinderzellen zu Stande. 

Aus Vorstehendem ergiebt sich, dass die Portio oesophagea 
des Pferdemagens einen Proventriculus darstellt, der nicht 
secernirt und nur sehr wenig zu resorbiren vermag, also 
nur den Zweck hat, einen grösseren Raum für die Futteraufnahme zu 
schaffen. In diesem Raume kann der Speichel seine Wirkung ent¬ 
falten, da in ihm keine HCl secernirt wird. Obwohl rasch eine Ver¬ 
mischung des hier anlangenden Futters mit dem sauren Inhalt der 
rechten Hälfte eintritt, so wird doch der Inhalt des Pferde¬ 
magens, da nur eine Hälfte seiner Schleimhaut sauren 
Magensaft secernirt, später den die Speichelwirkung hin¬ 
dernden resp. den zur Eiweissverdauung nothwendigen Con- 
centrationsgrad der HCl erreichen, als der Mageninhalt 
der Thiere mit einfachem Magen. Der Proventriculus be¬ 
günstigt demnach eine verlängerte Einwirkung des Spei¬ 
chelferments auf die reichlich im Pferdefutter vorhandene 
Stärke. 

b) Die Schleimhaut der Curvatura major des eigent¬ 
lichen Magens, die Fundusdrüsenschleimhaut. Die Schleim¬ 
haut der Curv. major des eigentlichen Magens, d. h. der sog. Lab¬ 
drüsengegend, besteht aus denselben Schichten wie die des Pro¬ 
ventriculus. Die Submucosa und Muscularis submucosae hat hier 
einen ähnlichen Bau wie dort, nur zeigt die letztere grubenartige 
Eindrücke von den blinden Drüsenenden und sendet viele Muskelzellen 
in das Stratum proprium, das hier ein Stratum glanduläre ist, hinein. 

Dieses besteht aus den dicht neben einander liegenden schlauch¬ 
förmigen Drüsen und dem dieselben tragenden und verbindenden Sub¬ 
strat. Letzteres hat als Grundlage elastische und Bindegewebsfasern 


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ELLEN BERGER u. HOFMEISTER. 


und besitzt viel Muskelzellen, Gefässe und Nerven. Das Bindegewebe 
ist sehr zartfaserig, löst sich vielfach bis in seine Fibrillen auf, die 
sich netzartig verbinden, und zeigt gegen die Oberfläche hin den reti- 
culären cytogenen Charakter. Es ist, besonders am Driisenhalse, 
unter dem Oberflächenepithel sehr reich an Zellen, unter denen sich 
viel Wanderzellen befinden. Die elastischen Fasern sind auf¬ 
fallend reichlich vorhanden; sie bilden ein die ganze Ma¬ 
genwand umfassendes, von der Serosa bis zum Epithel rei¬ 
chendes elastisches Geflecht, das bei Behandlung der Magenwand 
mit Ameisensäure, Alkalien u. s. w. scharf hervortritt. 

Das Muskelgewebe ist im Zwischengewebe des Stratum 
glanduläre ebenfalls sehr reichlich vertreten. Nicht allein 
die blinden Drüsenenden sind mit Muskelzellen oder oft sogar mit 
mehreren Lagen von Muskelfasern umgeben, sondern man findet die 
ersteren fast überall an den Drüsenscheiden aussen anliegend, im 
Zwischengewebe vertheilt und auch in den Zotten desselben. 

Endlich trifft man im Zwischengewebe noch Wanderzellen au, 
deren Menge nach dem Thätigkeits- oder Ruhezustände des Magens 
wechselt. Unter dem blinden Drüsenende findet man oft Haufen von 
Rundzellen in reticulärem Gewebe, so dass man an Folliculargewebc 
erinnert wird; eigentliche Follikel kommen aber nicht vor. Unter 
den Drüsen namentlich im Verlaufe der Blutgefässe liegen auch 
Waldeyer'sche Plasmazellen. 

Das interglanduläre Gewebe bildet zwischen je zwei Drüsen gewissennassen 
einen Doppelkegel, mit einer Basis nach der Muscularis mucosae und einer zwi¬ 
schen den Drüsenmündungen. Die letztere bildet papillenähnliche weiche Fort¬ 
sätze, deren Zwischenräume nicht mit Epithel ausgefüllt sind, die deshalb freie 
Zotten darstellen. Diese sind entweder lang und schmal (0,04 Mm. breit und 
0,15 Mm. lang) oder kurz und dick (0,06—0,08 Mm. breit und 0.07—0.09 Mm. 
lang). Sie bestehen aus zarten Bindegewebsfäserchen und -Fibrillen, die sich 
kreuzweise durchflechten. Man findet zwischen diesen platte Bindegewebszellen, 
scheinbar freie platte, ovale Kerne mit vielen Nucleoli im Nucleus, Wanderzellen 
und einige, oft auch viele stabförmige Muskelkerne. Umkleidet ist jede Papille 
mit Oberflächenepithel, auf dem der Schleimkörperchen enthaltende Schleim liegt. 

Die Drüsen der Curv. major gehören dem Typus der einfachen 
tubulösen Drüsen an; sie sind 2—3 Mm. lang und haben einen Quer¬ 
durchmesser von 0,05 Mm.; sie verlaufen meist gerade und nur in 
der Tiefe geschlängelt. Auf einem Quadratcentimeter der Schleim¬ 
haut findet man nach Rabe 2,250,000, also in der ganzen Region 
1,347,500,000 Drüsen; dieselben liegen mehr dicht neben einander und 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 


267 


sind nur durch schwache Lagen des beschriebenen elastischen und 
oontractilen Zwischengewebes von einander geschieden. Nur in grösse¬ 
ren Zwischenräumen erscheint ein stärkerer Zug dieses Gewebes, wo¬ 
durch das Str. glanduläre in Gruppen, gewisserinassen in Drüsenlappen 
geschieden wird. 

Jede Druse zerfällt in den Ausfiihrungsgang und den Drüsen¬ 
körper. Die Mündung des ersteren ist weit, verengert sich trichter- 
artig zum Drüsenhals, an den sich der manchmal getheilte Drüsen¬ 
körper anschliesst. 

An allen Abschnitten einer solchen Drüse unterscheidet man die 
Drüsenwand und das Drüsenepithel. Die Drüsenwand besteht aus der 
am weitesten nach innen gelegenen, glashell, glänzend erscheinenden, 
die Reactiönen und Eigenschaften des elastischen Gewebes zeigenden 
Basalmembran und einer dieser anliegenden, eigentlich schon zum 
Zwischengewebe gehörenden, aus Gefässen, elastischem Gewebe, Mus¬ 
kelzellen und Bindegewebe bestehenden Haut resp. Schicht. 

Die Basalmembran zeigt keine erkennbare Structur; da sie aber 
längliche, ovale Kerne besitzt, muss sie als Zellmembran aufgefasst 
werden. Aussen liegen dieser Membran spindel- und stabförmige 
Kerne resp. Zellen (Bindegewebs- und Muskelzellen) an. Dann folgt, 
durch einen kugclschalenartigen Raum geschieden, das mit der Innen¬ 
schicht als Drüsenwand functionirende faserige oder vielleicht lamel¬ 
lare interglanduläre Gewebe. Die um die Drüsen lagernden’ Muskel¬ 
zellen sind am Drüsenfundus am reichsten vertreten. 

Innen sitzt der Basalmembran das Drüsenepithel auf. Im Aus¬ 
führungsgange ist dasselbe von der Natur des Oberflächenepithels; die 
Zellen sind gegen die Mündung sehr hoch und werden im Drüsenhalse 
bedeutend niedriger (ihre Eigenschaften s. Oberflächenepithel S. 271). 

Im Drüsenkörper findet man das eigentliche Drüsenepithel. Bei 
oberflächlicher Betrachtung von Längs- und nicht sehr dünnen und 
nicht gut gefärbten Querschnitten erscheint dasselbe als aus nur einer 
Zellenart, den bekannten Labzellen bestehend. Die aufmerksame Be¬ 
trachtung feiner, gut mit Carmin, Häraatoxylin etc. gefärbter Präparate 
lehrt aber, dass neben den sog. Labzellen noch eine zweite Zellenart 
vorkommt. Ganz klar und deutlich vermag man diese Verhältnisse 
hur an feinen Flächenschnitten (also Drüsenquerschnitten) zu über¬ 
sehen, und zwar am besten an Präparaten, die durch Behandlung 
frischer Schleimhautstücke mit Osmiumsäure mit nachfolgender Fär¬ 
bung der Schnitte gewonnen wurden. Bei Durchforschung derartiger 


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ELLESBERGER u. HOFMEISTER. 


Präparate constatirt man leicht, dass sich in den Drüsen zunächst 
grosse kugelige oder polygonale, mit grossem Kern versehene Zellen 
finden, die durch die Osmiumsäurebehandlung dunkelbraun bis schwarz 
erscheinen und schollenartig der Membrana propria anlicgen. Zwischen 
diesen Zellen finden sich grössere und kleinere Intervalle, die zunächst 
den Eindruck machen, wie wenn sie durch Ausfallen der Zellen ent¬ 
standen seien. Theilweise ist dies auch der Fall. Grösstentheils 
aber findet man in den Zwischenräumen Kerne, welche Zellen angc- 
hören müssen. Der Zellenleib ist so hell und durchscheinend, dass 
er nur mit Mühe zu sehen ist. Diese Zellen sind viel kleiner als die 
dunkel erscheinenden, sie sind schiffchenartig, oder dreieckig, oder 
würfelförmig. Nicht selten findet man diese kleinen Zellen auch noch 
so nach innen liegend, dass sie die Basalmembran nach aussen nicht 
erreichen; meist aber liegen sie zwischen den grossen Zellen und eben¬ 
falls an der Drüsenwand. Diese Zellen sind auch an Isolationspräpa- 
ratcn leicht nachweisbar. In solchen liegen zwischen den massenhaft 
vorhandenen grossen kugeligen Zellen kleinere, wenig granulirte, blasse, 
zellige Gebilde, die sich gar nicht oder nur sehr schwach tingiren. 
Neben ihnen findet man ausser freien Kernen noch kleine, stark gra¬ 
nulirte, sich leicht färbende Zellen, die in Bezug auf Gestalt und 
Grösse ihnen gleich, in Bezug auf Reactionen aber den sog. Labzellen 
ähnlich sind. 

Die sog. Labzellen sind immer sehr stark granulirt und enthalten oft Fett¬ 
körnchen. Ihr Kern zeigt sich in den verschiedensten Gestalten und verschieden 
gelagert, oft sind sogar zwei, ja drei Kerne vorhanden. Man trifft deutliche Pro¬ 
liferationsstadien an. In Bezug auf die Grösse sind die Zellen sehr verschieden; 
am kleinsten erscheinen sie gegen den Drüsenhals. Die Grösse wechselt auch 
nach den Verdauungsperioden. Man trifft zuweilen so grosse, mit mehreren Ker¬ 
nen und förmlichen Buckeln versehene Zellen, dass man an Riesenzellen erinnert 
wird. Die Belagzellen sind oft mit Fortsätzen versehen, die sich gegen das Lumen 
erstrecken und durch Osmiumsäure dunkel gefärbt werden. Die Zellen färben 
sich leicht durch Carmin, Anilinbau, Eosin etc. Picrocarmin färbt den Zellenleib 
gelblich, den Kern roth, Blau färbt die ganze Zelle gleichmässig, Hämatoxylin, 
Safranin, Vesurin u. s. w. lassen den Kern scharf hervortreten, färben aber auch 
den Zellenleib. Besonders schöne Präparate erhält man durch Doppelfärbung von 
Quer- und Flächenschnitten; man färbt mit den genannten Farbstoffen und wendet 
dann eine Nachfärbung mit Eosin oder Picrinsäure an. Sehr schöne Präparate 
liefert auch die von Bonnet empfohlene Färbung mit einer Mischung aus Car¬ 
min, Borax und Indigcarmin und Nachfärben mit Picrinsäure. Durch Osmium¬ 
säure wird der Zellenleib dunkel gefärbt, der Kern bleibt aber deutlich und er¬ 
scheint meist heller als der Zellenleib. Die Osmiumpräparate gewinnen bedeutend 
durch eine nachträgliche Färbung mit einer Carminart, Hämatoxylin oder Gen- 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferd.es. 


269 


tianaviolett. Verdünnte Säuren hellen den Zellenleib zwar auf, so dass der Kern 
bedeutend deutlicher hervortritt, es bleibt aber eine starke Körnung der Zelle 
zurück; bei Anwendung verdünnter Alkalien verschwindet dieselbe. Stärkere 
Alkalien zerstören natürlich die Zelle, wie auch Säuren von mittlerer Concentra- 
tion dieselbe ganz aufhellen. 

Die zweite Zellenart hat ganz andere Eigenschaften: sie nimmt Farbstoffe 
schwer an. gewöhnlich färbt sich nur der Kern; der Zellenleib ist nur wenig ge¬ 
körnt. Durch Osmiumsäure werden die Zellen in der Regel gar nicht gefärbt; 
verdünnte Säuren machen den Kern deutlich, während der Zellenleib unsichtbar 
wird. Verdünnte Alkalien lösen die Zeilen ganz auf. Man findet die Zellen häufig 
in einem Stadium der Zerstörung, des Zugrundegehens; oft sind nur noch Stücke 
der Zellen erhalten, oft auch nur noch die Kerne. Proliferationsstadien sah ich 
an diesen Zellen nicht. Die Grösse und Gestalt der Zellen ist verschieden, meist 
stellen sie kleine Kegel oder Würfel dar. 

Ausser diesen beiden Zellenarten kommen welche vor, die in Bezug auf 
Grösse und Gestalt den Hauptzellen gleichen, aber stark gekörnt sind, sich leicht 
färben und in dieser Richtung den Labzellen gleichen. 

Es geht aus den vorstehenden Angaben hervor, dass auch die 
sog. Labdrüsen des Pferdes mehrere Zellenarten enthalten, 
besonders die sog. Haupt- und Belagzellen Heidenhain’s. 
Es kommen beim Pferde in den Drüsen aber auch Zellen, welcho in 
ihren Eigenschaften zwischen beiden stehen, und ausserdem sog. Wan¬ 
derzellen, wenn auch vereinzelt, vor. Die Belagzellen sind im Allge¬ 
meinen grösser als beim Hunde, am grössten sind sie gegen den 
Fundus der Drüsen und am kleinsten gegen den Ausführungsgang, 
zwischen dessen Epithel vereinzelte kleine Belagzellen Vorkommen. 
Die Belagzellen betheiligen sich beim Pferde in der Regel an der 
Bildung des Drüsenlumens und nur selten liegen sie nach aussen, 
indem sie die Basalmembran buchtig, buckelartig nach aussen vor¬ 
drängen, und sind innen mit Hauptzellen bedeckt, welche gegen das 
Lumen sehen; in diesem Falle ragen von der Belagzelle Fortsätze 
zwischen die Hauptzellen. In der Regel liegen die Hauptzellen zwi¬ 
schen den Belagzellen. Ihre Menge wechselt sehr nach den Ver¬ 
dauungsperioden und der Drüsenregion. Am seltensten finden sie sich 
gegen das blinde Drüsenende. Dort liegen die Belagzellen oft dicht 
an einander, ohne dass Hauptzellen vorhanden sind. Im Durchschnitt 
sind beim Pferde sehr viel mehr Belagzellen als beim Hunde vor¬ 
handen. Die Zahl der Hauptzellen ist beim Pferde eine so geringe, 
dass diese Zellenart von tüchtigen Forschern ganz übersehen werden 
konnte. Das Verhältniss beider Zellenarten zu einander ist in den 
verschiedenen Verdauungsperioden verschieden. Stets sind Zellen 


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270 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER. 


vorhanden, welche in ihren Eigenschaften zwischen den 
beiden Zellenarten stehen. 

Berücksichtigt man noch, dass die Belagzellen in sehr verschie¬ 
denen Grössen Vorkommen und namentlich, dass Proliferationsstadien 
derselben zu beobachten sind, ferner, dass die Hauptzellen häufig im 
Untergange begriffen sind, dass man freie Korne, Bruchstücke von 
Zellen, leere Lücken im Epithelbelag u. s. w. findet, so muss man 
einen genetischen Zusammenhang zwischen beiden Zellen¬ 
arten vermuthen. Es scheint eine Zellenart aus der anderen hervor¬ 
zugehen und es ist durchaus unwahrscheinlich, dass eine functionelle 
und genetische Trennung beider besteht. 

c) Die Pylorusdrüsenschleimhaut. Die die Curvatura 
rainor rechterseits und das Antrum pyloric. auskleidende 
Schleimhaut hat längere und reichlichere Zotten, als die eben be¬ 
sprochene Schleimhautregion; sie ist mit demselben Oberflächenepithel 
bekleidet wie diese und in der Regel mit Schleim bedeckt. In Bezug 
auf den gröberen Bau gleichen beide Regionen der Schleimhaut ein¬ 
ander sehr. Die Drüsen der sog. Schleimdrüsengegend sind ebenfalls 
tubulös, aber nicht so lang wie die sog. Labdrüsen, und theilen sich 
meist in eine Anzahl von Aesten, die geschlängelt verlaufen, so dass 
jede Drüse einen Kegel darstellt, der mit der Basis nach der Muscu- 
laris mucosae gerichtet ist. Die Drüsen sind durch interglanduläres 
Gewebe getrennt, das hier etwas reichlicher ist als in der Fundus¬ 
drüsenregion. Jede Drüsenmündung erscheint trichterförmig, weil die 
erweiterte Mündungspartie in einen dünneren Drüsenhals übergeht, an 
den sich der ästige Drüsenkörper schliesst. Dieser verläuft geschlän¬ 
gelt, theilweise spiralig, so dass bei Querschnitten durch die Drüsen¬ 
wand viele Drüsenquerschnitte unter dem längs geschnittenen Ausfüh¬ 
rungsgange erscheinen, und das Bild einer acinöscn Drüse vorgetäuscht 
werden kann. 

Der Drüsenkörper trägt an der inneren Seite der Basalmembran 
ein Epithel, das sich sowohl von dem des Ausführungsganges als 
dem der Fundusdrüsen bedeutend unterscheidet. Die Zellen sind kegel¬ 
förmig, dreieckig, würfelförmig oder cylindrisch. Das Epithel gehört 
also dem Cvlinderepithel an. Der Kern der Zellen liegt peripher 
gegen die Basalmembran, erscheint rundlich und ist granulirt. Der 
Zellenleib ist gekörnt und färbt sich namentlich durch Eosin -schön 
roth, wenig dagegen durch andere Farbstoffe. Die Gestalt der Zellen 
ist am besten sichtbar bei vorhergehender Kernfärbung und nachfol- 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 


271 


gender Eosintinction, oder Färbung mit der oben genannten Bonnet- 
schen Farbe und Nachfärbung mit Picrinsäure. Osmiurasäure lässt 
die Zellen nicht so schwarz oder dunkelbraun erscheinen wie die Be¬ 
lagzellen, immerhin aber werden sie bräunlich resp. grau gefärbt und 
sind klar und deutlich zu sehen. Durch verdünnte Essigsäure werden 
sie aufgehellt, sie besitzen keine Membran. Gegen Farben und Os¬ 
miumsäure verhalten sie sich also ganz anders als die sog. Haupt¬ 
zellen der Labdrüsengegend. Sie besitzen Fortsätze gegen die Basal¬ 
membran, manchmal auch gegen das Lumen. Diese Fortsätze sind 
verschieden gestaltet. Schleimige Degenerationen sahen wir nur bei 
Gefrierschnitten. Beraerkenswerth bleibt, dass bei Behandlung mit 
Osmiumsäure zwischen diesen Zellen häufig schwarze, stabförmige, oft 
nach innen spitz zulaufende Figuren erschienen. Belagzellen sahen 
wir in der Pylorusregion nicht. 

Die Innenfläche des Magens rechterseits ist in der Regel mit 
Schleim bedeckt; in diesem findet man ausser Futterpartikelchen viele 
Rundzellen, freie Kerne, Mikrococcen und Cylinderzellen. Durch Essig¬ 
säure entsteht körnige Fällung, durch Kalilauge Aufhellung. Unter 
dem Schleimbelag ist die gesammte rechte Hälfte der Magenschleim¬ 
haut mit einem cylindrisehen Oberflächenepithel bekleidet, welches 
auch die Ausführungsgänge der Drüsen überzieht. Dasselbe besteht 
aus sehr hohen Zellen, die an der tiefsten Stelle einen länglichen, 
sich leicht färbenden Kern besitzen. Der Zellenleib ist mit Ausnahme 
der in der Nähe des Kerns befindlichen gekörnten Partie durchaus 
gleichmässig durchsichtig, hyalin, schleimig; er färbt sich bei Anwen¬ 
dung von Tinctionen nur in der Nähe des Kerns, die ganze übrige 
Zelle bleibt ungefärbt. Von dem schmaleren, tieferen Ende der Zellen 
gehen Fortsätze aus, die sich an die Basalmembran anlegen. Zwischen 
denselben sitzen kleine rundliche, sich leicht färbende zeitige Gebilde, 
so dass der Epithelbelag fast zweischichtig erscheint, aus einer un¬ 
teren durch die Farbstoffe färbbaren (Rundzellen und Kernpartie der 
hohen kegelförmigen Zellen) und einer oberen durchsichtigen Schicht 
bestehend. Am breiten freien Ende der Zellen bemerkt man in der 
Regel eine saumartige scharfe Begrenzung; oft fehlt auch der Saum, 
und es gehen die Enden der Zellen in den Schleimbelag, der die 
Zellen häufig bedeckt, direct über. Seitlich sind die Zellen scharf 
begrenzt, sie besitzen eine nachweisbare Seitenmembran. Man findet 
echte Becherzellen, wie sie im Darm so häufig sind, nicht vor, wohl 
aber sog, dütenförmige Zellen, d. h. Zellen, welche Düten gleichen, 


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272 


ELLEN BERGER u. HOFMEISTER. 


die in verschiedenem Masse gefüllt sind; ihr breites Ende ist offen, 
im schmalen Ende sitzt der Kern mit etwas Protoplasma; über diesem 
befindet sich hyaliner, schleimiger Inhalt, der theilweise aus der Zelle 
herausgetreten ist, so dass sie nicht mehr ganz gefüllt erscheint. Die 
Zellen reagiren in bekannter Weise gegen Säuren, Alkalien und Farben. 
Physiologisch sind sie als schleimbildende Gebilde zu betrachten, der 
protoplasmatische Inhalt mctamorphosirt schleimig und wird von unten 
fortwährend neu erzeugt. Auch zwischen diesen Zellen kommen bei 
Osraiumbehandlung kleiner Stückchen Schleimhaut stabartigo Schwarz¬ 
färbungen vor. 

Manchmal sieht man Bilder, welche an Flimmerzellen erinnern; 
entweder zeigt das breite Ende nur zwei scheinbare Wimpern, das 
sind die überstehenden Enden der Seitenmembran einer halb ent¬ 
leerten Zelle, oder es sind auch mehrere stäbchenartige Fortsätze, die 
unter Umständen haarartig lang und dünn erscheinen, an diesem Ende 
vorhanden, die einen Ciliensaum darzustellen scheinen. Mir schienen 
diese Bilder Phänomene der Zerstörung zu sein. Die Stäbchen oder 
Haare halten wir für stehengebliebene Reste und Trümmer der Zellen- 
raembran. Vom Vorkommen echter Flimmlrzellen haben wir uns 
nicht überzeugen können. 

Die Blutgefässe der gesammten Drüsenschleimhaut des Magens 
zeigen nichts Besonderes. Die Hauptstämrae liegen in der Submucosa, 
kleinere Stämme unter den Drüsen. Zwischen den Drüsen findet maij 
ebenfalls in Intervallen grössere Stämme, und zwar <la, wo stärkere 
Bindegewebszüge in das Stratum glanduläre eindringen. Von diesen 
und den subglandulären Stämmen gehen die sich verzweigenden Aeste 
ab, welche um jede Drüse durch massenhaftes Anastomosiren unter 
einander einen Gefässkorb bilden und Gefassschlingen in die Zotten 
senden. Unter dem Oberflächenepithel liegt überall dicht ein Blut¬ 
gefäss oder ein Netz aus solchen. 

Die Lymphgefässe haben wir vermittelst der Einstichmethode 
dargestellt. Auch ihre Stämme liegen in der Submucosa. Unter den 
Drüsen ziehen Lymphgefässäste, die hier und da unter einander ana¬ 
stomosiren. Von diesen gehen Gefässe zwischen Drüsen in die Höhe, 
welche sich baumartig verästeln, und deren Aeste senkrecht zwischen 
benachbarten Drüsen zum Oberflächenepithel aufsteigen. In die Zotten 
gehen sie hinein entweder in Form eines Stämmchens, das kolben¬ 
artig endet, oder sie bilden auch eine Schlinge. Unter dem Epithel 
zwischen den Zotten sieht man einzelne Aestchen, die mehr oder 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 2?3 

weniger parallel zur Oberfläche liegen und sich unter einander durch 
Zweige zu verbinden scheinen. Das Lymphgefässsystem scheint mit 
dem Bindegewebsnetz in Verbindung zu stehen, denn man findet bei 
stärkerem Druck bei der Injection netzartige unregelmässige Ausbrei¬ 
tungen der Injectionsmasse in der Umgebung kleiner Gefässchen. Ob 
dies ein vorgebildetes Kanalsystem ist, oder ob es sich in solchen 
Fällen um ein Extravasat mit Kunstbildern handelt, ist schwer zu 
entscheiden. 

Die Nerven des Magens bilden ein submucöses Netz mit ver¬ 
schieden gestalteten Ganglienknoten und Ganglienzellen. Auch in der 
muscularis des Magens sind Ganglienknoten nachzuweisen. Von dem 
genannten Netze gehen Zweige durch die Muscularis mucosae zu dem 
blinden Drüsenende. Hier findet Theilung statt. An dieser Stelle 
findet man aber wieder vereinzelte Ganglienzellen, entweder unter dem 
Drüsenfundus oder zwischen den blinden Drüsenenden. Seine Zweige 
laufen zwischen den Drüsenschläuchen in die Höhe gegen das Ober¬ 
flächenepithel, sich weiter verästelnd. An diesen kommen in den 
feinsten Zweigen spindelförmige, sog. bipolare Anschwellungen vor. 
Die Endung der Nervenfasern und ob grössere spindelförmige, zellen¬ 
artige Gebilde des interglandulären Gewebes mit den Nervenfasern 
in Verbindung stehen, konnte nicht entschieden werden. Es ist nicht 
unwahrscheinlich, dass ein Zusammenhang zwischen den Nervenfasern 
und den Belagzellen existirt 1 )- Uebrigens ist durch Rabe die Endi¬ 
gung der Nerven im Magen theilweise bereits festgestellt worden und 
verweisen wir in dieser Richtung auf die genannte ausführliche Arbeit 
(Magazin f. Thierheilk., Bd. 40). 


*) In Nachstehendem werden wir zuweilen noch die Bezeichnungen Lab- 
und Schleimdrüsenpartie gebrauchen, weil sie dem Leser geläufiger als jede 
andere Benennung sein dürften. Präciser sprechen wir auch von Curv. major, 
Curv. minor und Antrum pylori. Ausserdem aber dürften die Namen Pylorus- 
drüsen- und Fundusdrüsenregion nicht ganz unpassend sein, wogegen die 
Bezeichnungen Fundusregion oder Pylorusregion beim Pferdemagen aus bekann¬ 
ten Gründen nicht anwendbar ist; dagegen können auch die Bezeichnungen 
Belagzellen- und Hauptzellenregion benutzt werden. 


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ELLENBERGER n. HOFMEISTER, 


B. Ueber den Ort der Bildung und die Eigenschaften der 
Fermente des Pferdemagensaftes. 

Wie wir aus der anatomischen Betrachtung erkannt haben, sind 
im Pferdemagen an der Schleimhaut drei Regionen zu unterscheiden; 
1) in der linken Magenhälfte die Region der cutan eingerichteten, 
drüsenlosen, mit mehrschichtigem Plattenepithel bedeckten und mit 
einem Papillarkörper versehenen Schleimhaut; 2) die mit tubulösen 
Drüsen versehene Partie der grossen Curvatur der rechten Hälfte des 
Pferderaagens, deren Drüsen reich an Belagzellen sind, und 3) die 
Region der Schleimhaut des Antrum pylori und der kleinen Curvatur, 
deren ebenfalls schlauchförmige Drüsen keine Belagzellen besitzen. 

Dass die Bildung der wesentlichen Bestandtheile des 
Magensaftes nicht in der Regio cardiaca stattfindet, darf a priori 
angenommen werden. Es bleibt also nur fraglich, ob sie von der 
Schleimhaut der grossen Curvatur oder der des Antrura pylori und 
der kleinen Curvatur stammen. Die erstere Region entspricht der 
Fundus- und die letstere der Pyloruspartie des echten einfachen 
Magens anderer Thiere. 

Bekanntlich war es Wassmann, welcher zuerst die beiden Regionen scharf 
von einander schied und den Lehrsatz aufstellte, dass die Drüsen der Fundus» 
partie den Magensaft resp. das Pepsin und die der Pyloruspartie nur Sohleim; 
producirten. Demnach wurden die orsteren Lab-, die letzteren Schleimdrüsen 
genannt. Diese Theorie ist Jahrzehnte lang als unbestreitbare Thatsache gelehrt 
worden. Erst in neuerer Zeit wagte man es, an der Richtigkeit derselben zu 
zweifeln. Heiden hain sprach zuerst die Vermuthung aus, dass die Haupt¬ 
zellen die Pepsin-, und die Belagzellen die Säurebildner seien, und verlegte 
damit die Pepsinbildung wesentlich m die Pylorusrcgion. Dies gab Anlass zu 
einer grossen Reihe von Versuchen und zu einer heftigen Polemik •)• Heiden- 


*) 1. Ebstein u. Grützner, Ueber den Ort der Pepsinbildung, im Magen. 
Pflüger’s Archiv, Bd. VI. 

2. Dieselben, Ueber Pepsinbildung im Magen. Pflüg. Arch., VilL 

3. Dieselben, Kritisches und Experimentelles über die Pylorusdrüsen. 
Pflüg. Arch., VII. 

4. Grützner, Ueber Bildung und Ausscheidung von Fermenten. Pflüg. 
Arch., XX. 

5. Heidenhain, Ueber d. Absonderung d. Fundusdrüsen. Pflüg. A., XIX. 

6. Derselbe, Ueber Pepsinbildungin den Pylorusdrüsen. Pflüg.A., XVIII. 

7. Friedinger, Welche Zellen in den Pepsindrüsen enthalten das Pepsin? 
Wien. med. Sitzungsber., Bd. 64. 


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Verdamm gssäfte und Verdauung des Pferdes. 


275 


h&in selbst stellte eingehende Untersuchungen an und brachte schliesslich die 
Entscheidung in der Frage, Ebstein und Grützner wiesen zuerst nach, dass 
sich in der Pylorusschleimhaut constant Pepsin findet. Sie schlossen hieraus, 
dass dasselbe von den Pylorusdrüsen gebildet werde, während Andere, z. B. 
Witticb, Herrendörfer, Wolffhügel ete. erklärten, dass das in der Pylorus- 
aobleirahaut allerdings vorhandene Pepsin postmortal imbibirt, aber nicht dort 
intra vitam prodneirt worden sei, Sie behaupteten demgemäss, dass sich in dar 
Pylorusschleimhaut stets nur wenig und leicht auswaschbares Pepsin finde und 
bewiesen, dass z. B. auch Faserstoff und die Schleimhaut der ersten Wieder- 
käuermägen leicht Pepsin imbibirt. Friedingör giebt Letzteres jedoch nicht 
zu, ebenso wenig Ebstein und Grützner, welche ausserdem zeigten, dass die 
Pylorusschleimhaut schon während des Lebens Pepsin enthält. Da dieses dem¬ 
nach, nicht imbibirt sein kann, muss es daselbst producirt sein. Ausserdem wiesen 
äie auch nach,' dass die tieferen Partien der Pylorusschleimhaut pepsinreicher 
sind als die oberflächlichen. Diese Tlratsache spricht gegen die Infiltrations- 
theörie, ebenso die Langendorf’sche Beobachtung, nach der Embryonen zu 
einer Zeit schon Pepsin in den Pylorusdrüsen haben, zu der solches im Fundus 
noch nicht vorhanden ist. Endlich haben Heidenhain und Kletnensie wicz 
in dem bei lebenden Hunden total von der Fundusregion getrennten Pylorus- 
blindsack fortwährend Pepsin gefunden. Ileidenhain beobachtete einen solchen 
Hund fünf Monate lang und stellte fest, dass der Pepsinblindsack ein stark pep¬ 
sinhaltiges alkalisches Secret producirt. Hiermit war bewiesen, dass die Pylorus¬ 
schleimhaut Pepsin producirt, und dass die Säure irh Fundus gebildet wird. 

Hieraus folgert Heidenhain nun mit Recht, dass die Belag¬ 
zellen die Säuren und dass die Hauptzellen das Pepsin bilden. Des¬ 
halb sahen wir eine Aenderung des Verhaltens der Hauptzellen mit 
dem Wechsel des Pepsingehalts zusammenfallcn, und enthält die 
untere an Hauptzellen reichere Schleimhautpartie des Fundus grössere 
Mengen Pepsin als die obere. Aus demselben Grunde tritt beim Em¬ 
bryo die Pepsinbildung nicht ein, so lange nur Belagzellen da sind, 
und erscheint mit dem Auftreten der Hauptzellen; deshalb werden 
bei der Selbstverdauung die Hauptzellen zuerst verdaut und deshalb 
seeemiren die nur Belagzellen enthaltenden Froschraagendrüsen kein 
Pepsin, wohl aber die hauptzellenhaltigen Schlunddrüsen (Swiecicki). 

Somit ist die Frage über den Ort der Pepsinbildung beim Hunde 


8. v. Wittich, Ueber die Pepsinbildung der Pylorusdrüsen. Pflüger’s 
Archiv, Bd. VII. 

9. Derselbe, Noch einmal die Pylorusdrüsen. Pflüg. Aroh., VIII. 

10. Nussbaum, Die Fermentbildung in den Drüsen. Archiv f. mikrosk* 
Anatomie, XVI. 

11. Heidenhain, Ueber die Thätigkeit der Drüsen des Fundus ventriculi. 
Break ärztl. Zeitsohr., 1. 

12. Wolffhügel, Ueber Pepsin etc. Pflüg. Arch., Bd. VII. — U. s, w. 


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276 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


und einigen anderen Thieren durch Heidenhain und seine Schüler 
gelöst worden. Ueber die Frage, wie diese Verhältnisse bei Pferden 
liegen, existiren keine Untersuchungen. 

Deshalb erschien es angezeigt, die experimentelle Lösung dieser 
Frage zu versuchen. Aus anatomischen Gründen ist der Heiden¬ 
hain’sche Versuch (Abbinden des Pylorus) bei Pferden unausführbar. 

Demnach mussten wir den früheren Weg zur Bestimmung des 
Pepsingehalts der verschiedenen Regionen der Schleimhaut einschlagen 
und zu diesem Zwecke das Pepsin durch Extraction der Schleimhaut 
gewinnen, um seine Menge feststellen zu können. 

Das Extrahiren geschah früher mit Wasser, dann nach v. Wittich mit 
Glycerin und nach Wolffhügel mit Salpetersäure. Davidson, Dieterich u.A. 
halten die Salpetersäure für ungeeignet. Ebstein und Grützner erklären die 
Glycerinextraction für ungenügend; nach ihnen befindet sich ein bedeutender 
Theil des Pepsin in der Pylorusscbleimbaut so fest gebunden, dass es nur mit 
verdünnter Salzsäure oder Kochsalzlösung, nicht aber mit Glycerin ausziehbar 
ist. Das Pepsin befindet sich in der Magenschleimhaut in zwei Modificationen. 
Ein Theil des Pepsin ist direct durch Glycerin extrahirbar, ein anderer Theil 
aber kann nur durch Salzsäure oder Kochsalz oder auch durch Glycerin nach 
vorheriger Behandlung der Schleimhaut mit diesen Reagentien extrahirt werden. 

Der Gehalt eines Schleimhautstückes kann demnach niemals durch 
Extrahiren mit Glycerin allein, sondern nur in der Weise festgestellt 
werden, dass das betreffende Schleimhautstück direct mit Salzsäure, 
oder successive erst mit Glycerin und dann mit Salzsäure, oder um¬ 
gekehrt erst mit Salzsäure und dann mit Glycerin extrahirt wird. 

In den so gewonnenen Extracten wird die Pepsinmenge bestimmt. 
Dies kann nach verschiedenen Methoden geschehen, nach Bidderund 
Schmidt, Grünhagen, Grützner, Brücke u. s. w. Wir halten 
nach Prüfung dieser Methoden die von Bidder und Schmidt für 
die beste und sicherste und sind stets nach derselben verfahren. 
Handelt es sich um Verdauungsflüssigkeiten, die nur eine geringe 
verdauende Kraft besitzen, wenig Pepsin enthalten, dann empfehlen 
sich Verdauungsversuche mit Fibrin und dann sind die Methoden von 
Grützner und Grünhagen empfehlenswerth. 

Zu den Verdauungsversuchen wurden stets gewogene Mengen frischen, hart 
gekochten, in Würfel zerschnittenen Hühnereiweisses benutzt, deren Trockensub¬ 
stanzgehalt wir bei 110°C. bestimmten. (Unsere vielen Bestimmungen ergaben, 
dass 2 Grm. oder 4 Grm. hartgekochtes Hühnereiweiss durchschnittlich 0,250 
Grm. resp. 0,500 Grm. Trockensubstanz enthalten.) Diese Eiweisswürfel, ver¬ 
mischt mit gewogenen Mengen Verdauungsflüssigkeit und 0,2 Grm. HCl, dige- 
riiten eine bestimmte Zeit im Verdauungsofen bei 37° C. Nach Ablauf dieser 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 


277 


wurden die Rückstände der Eiweisswürfel (sofern nicht gänzliche Losung statt- 
gefunden hatte) auf tarirte Filter gegeben, gewaschen, incl. Filter bei 110° C. 
getrocknet und gewogen. Die Differenz zwischen der ursprünglichen Trocken¬ 
substanz von 2 Grm. Eiweiss und diesen Trockenrückständen nach Abzug der 
Filter ergab, wie viel von der Eiweisstrockensubstanz verdaut war, die dann pro- 
centiscb berechnet wurde. 

Bei allen Versuchen kam eine 0,2proo. HCl in Anwendung. Diese löst 
schon an und für sich ohne Verdauungsferment vom Fibrin bei. 14ständiger Di¬ 
gestion damit 10 pCt. (wie wir dies in diesem Archiv, Bd. VIII, S. 410 nach¬ 
gewiesen haben); auch vom hartgekochten Hühnereiweiss werden durch HCl, ja 
sogar schon durch Aqua dest., wägbare Mengen bis zu 19—20 pCt. gelöst 1 ). 

Ausser der Methode von Bidder und Schmidt haben wir auch oft zur 
Controle die colorimetrisohe Methode von Schmidt-Mühlheim in Anwendung 
gebracht. Wir nahmen gleiche Mengen der zu prüfenden filtrirten Flüssigkeiten, 
setzten dazu gleiche Mengen Kalilauge und ein wenig Kupfervitriollösung. Aus 
der Intensität der auftretenden Rotkfarbung ersah man die Menge des vorhan¬ 
denen Peptons; daraus ergab sich die Stärke der Wirkung (resp. der Pepsingehalt 
der Flüssigkeit), welche ihre verdauende Kraft entfaltet hatte. 

Einige im II. Capitel aufgefiihrte Experimente bahnen bereits die 
Beantwortung der uns in diesem Capitel beschäftigenden Fragen an. 
Die dort angeführten Versuche (S. 181) ergaben als Resultat, dass 
die P. cardiaca kein Pepsin enthält, dass die Labdrüsengegend der 
P. pylorica reich an leicht extrahirbarem, in Aqua und Glycerin lös¬ 
lichem Pepsin ist, dass dagegen die ganze sog. Schleimdrüsenpartie 
nur wenig Pepsin enthält, von dem nur eine Spur in Glycerin, der 
andere Theil in Säuren löslich ist. 

Das Antrum pylori und die^Curv. minor können als gleichwirkend bezeichnet 
werden. Die etwaigen Unterschiede sind dadurch bedingt, dass Curv. major und 
minor nicht scharf geschieden sind, so dass beim Präpariren leicht etwas von 
erstem an letzterer hängen bleiben kann. Deshalb haben wir bei vielen Ver¬ 
suchen die Grenzbezirke ganz entfernt und dann Antrum pylori und Curv. minor 
zusammengenommen. 

Die obigen Versuche erscheinen aber nicht hinreichend zur Ent¬ 
scheidung der uns beschäftigenden Frage. Dazu mussten zahlreichere 
und exactere Versuche angestellt werden. Die Extraction der Schleim¬ 
hautpartien durfte nicht allein nach den verschiedenen Methoden mit 


*) Je 2 Grm. (entsprechend 0,250 Grm. Trockensubstanz) Eiweisswürfel 
mit 40 Com. O,2proc. HCl und mit 40 Ccm. Aq. dest. im Brütofen 14 Stunden 
digerirt, hinterliessen 0,203 Grm. und 0,200 Grm. Trockensubstanz Eiweiss, es 
waren somit 0,047 und 0,050 Grm. gelöst; diese gelösten Stoffe waren aber 
keine Eiweisskörper, sondern Mineralsalze, aus Chloriden, Sulfaten, Phosphaten 
bestehend, diese sind es also, welche den Substanzverlust bedingen. 

^rehit f. wimnvoh. o. prekt. Thierheilk. IX. 4u.5. 19 


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ISLtENBERGER u. HOFMEISTER,’ 


m 

Wasser, Glycerin und Säure geschehen, wie oben angegeben, sondern 
es war jede Schleimhautpartie mit den sämmtlichen Extractions- 
methoden nacheinander so lange zu exträhiren, bis sie kein 
Ferment mehr enthielt, d. h. bis sie in dieser Richtung erschöpft 
war. Aus diesen Versuchen musste sich der Ferraentreichthura jeder 
einzelnen Schleimhautpartie mit Sicherheit ergeben. 

Wir extrahirten kleine Schleimhautstücke nach einander in wechselnder 
Reihenfolge mit Wasser, 0,2proc. HCl, 3 / 4 proc. CINa, Glycerin, Glycerin mit 
HCl, Glycerin mit CINa. Die wässerigen Flüssigkeiten Hessen wir nur 24—48 
Stunden, die Glycerine 6—8 Tage einwirken. 

Es wurde frische und getrocknete Shleimhaut vom thätigen und vom ruhen¬ 
den Magen verwendet. Bei frischer Schleimhaut wurde in Anbetracht des Was¬ 
sergehalts derselben nicht eine O.2proc., sondern eine 0,4proc. Säure zum Ex- 
trahiren verwendet und die CINa-Lösung auf 1£ pCt. erhöht. 

Von jeder der zu prüfenden Schleimhautregionen des Magens wurden kleine 
Stückchen abgewogen, zerkleinert und in demselben Verhaltniss mit der extra- 
hirenden Flüssigkeit gemischt. Von dem Extrahirten undFiltrirten wurden wieder 
gleiche Gewichtsmengen mit je 2 oder je 4 Grra. gekochten Hühnereiwöisses und 
dem nothwendigen Säurezusatz in den Brütofen eingestellt und blieben daselbst 
14 Stunden stehen; dann wurde filtrirt, gewaschen, getrocknet und gewogen. 

A. Versuche mit frischer Magenschleimhaut. 

a) Dieselbe stammte von einem gefüllten, d. h. im Thätigkeifca* 
zustande befindlichen Magen. Die Extraction jedes den drei Regionen 
entnommenen Schleimhautstückes erfolgte successiye: J) 24 Stun¬ 
den mit Wasser, 2) ebenso lange mit 3 / 4 proc. CINa-Lösung, 3) ebenso 
lange mit 0,4proc. HCl, 4) 8 Tage lang mit Glycerin, 5) ebenso 
lange mit salzsaurera und 6) mit CINa-Glycerin. 

Von den 18 Extracten verdauten je 4 Grm. mit dem betreffenden 
Säurezusatz von 4 Grm. Eiweiss: 

Das 1. Extract der Cv. maj. lOOpCt., der Cv. min. 20pCt., des Antr. pyl. 0. 


- 2. - 

- 

- 100 - 

- 

- 

30 - 

; - 

- 

0. 

- 3. - 

- 

- 100 - 

- 

- 

30 - 

- 

- 

20pCt. 

-4. - 

- 

00 - 

- 

- 

30 - 

- 


0;' 

- 5. 

- 

- 100 - 

- 

- 

30 - 

- 

/ - 

0» 

- G. - 

- 

90 - 


- • 

0 

- 

■ - 

0. 


Es waren bei der 6. Extraction die Stücke der Pylorusdrüsenregionen er¬ 
schöpft. . . 


Ein gleicher Versuch bei einem zweiten Pferde, dessen MagßU: 
ebenfalls im thätigen Zustande war, hatte folgenden Erfolg: 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 


m 


Das 1. Extract der C. maj. verdaute lOOpCt., 

der C. min. 20pCt., 

des A.pyl. 0. 

- 2. - 

100 - 

- - 30 - 

- - 0. 

- 3. 

100 - 

- 3(3 - 

- 0. 

- 4. - 

90 - 

- - 30 

- - 0. 

- 5. 

90 - 

30 - 

- - 0. 

- G. 

80 - 

- ' - 20 - 

- - 0. 


b) Es wurde frische Magenschleimhaut eines leeren, ruhenden 
Magens verwendet. Die Extraction geschah wie folgt: 1) 8 Tage 
mit Glycerin, 2) 24 Stunden mit CINa-Lösung, 3) 8 Tage mit Gly¬ 
cerin, 4) 24 Stunden mit HCl, 5) 5 Tage mit Glycerin, 6) 24 Stun¬ 
den mit CINa, 7) 24 Stunden mit HCl, 8) 6 Tage mit Glycerin. Die 
verdauende Kraft der verschiedenen Extracte ergiebt Folgendes: 

Extract 1 der C. maj. verdaute 100 pCt., der C. min; 0. 


2 - 

- 

100 - - 

30 pCt. 

3 - - 

- 

100 - - 

- 40 - 

4 - 

- 

100 - - 

40 - 

5 - - 

- 

90 - - 

- 30 - 

6 - - 

- 

50 - - 

o. 

7 - 

- 

50 * - 

. - 0. 

8,- 

- 

80 - - 

-- 0. 


Schon beim .6. Extract war die Schleimhaut der Pylorusdrüsenregion total 
erschöpft. . 

Die Schleimhaut eines zweiten (leeren) Pferdemagens wurde ex- 
trahirt: 1) mit Glycerin, 2) mit CINa, 3) mit HCl, 4) mit Glycerin, 
5) mit HCl, 6) mit Glycerin, 7) mit CINa, 8) mit HCl. Das Resultat 
war folgendes: 

Extract 1 der C. maj. verdaute 95pCt., derC. min. 0, des A. pyl. 0. 


- 2 - 

- 

100 - 

- - 60 pCt., - 

0. 

^ 3 - 

- 

100 - 

- 50 - - 

0. 

- 4 - 

- 

95 - 

40 - 

25 pCt. 

5 - 

- 

95 - 

- - 20 - - 

- 0. 

- 6 - 

- 

- 80 - 

0. 

- 0. 

- 7 - 

- 

90 - 

- - 0, - 

- 0. 

- 8 - 

- 

80 - 

- - 0, 

- 0. 


Diese vier Versuche mit frischer Magenschleimhaut zeigen, dass 
die Schleimhautregion der Curv. major bedeutend reicher an Pepsin 
ist, als die der Curv. roinor und des Antrum pylori. Das erstere ist 
die Belagzellenregion, die beiden letzteren stellen die Häuptzellenregion 
dar* Das Verhältniss des Pepsingehalts der Curv. ! major zu dem der 
Ourv. roinor resp. dos Antrum pylori gestaltet sich, wenn wir vdn der 
reinen HCl- und Wasserwirkung ganz absehen und die Gesammtwir- 
kung dem Pepsin zuschreiben, Wie folgt: 

19» 


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280 


BlLENBERGER o. HOPfoEtSTER. 


im 1. Versuche wie 590 : 140, im 3. Versuche wie 670 : 140, 

- 2. - - 560: 160, - 4. - - 630: 170. 

Dieses Verhältniss wird für die Hauptzellenregionen noch ungün¬ 
stiger, wenn man bedenkt, dass die bei denselben mehrfach consta- 
tirten Eiweisslösungen von kaum 20 pCt. auch ohne Pepsingegenwart 
durch die 0,2proc. HCl allein bedingt sein können. 

Wir begnügten uns mit vorstehenden, bei vier Pferden gewon¬ 
nenen Resultaten noch nicht, weil der Wassergehalt frischer Magen¬ 
schleimhäute die Versuche in Bezug auf Exactität der Extraction etwas 
stört. Wir stellten deshalb 

B. Versuche mit getrockneter, vorher von Säure befreiter 
Magenschleimhaut an. Die Schleimhautstückchen verhielten sich zur 
extrahirenden Flüssigkeit wie 1 :40. 

Die Extraction jedes Schleimhautstückes erfolgte zunächst dreimal hinter 
einander je 8 Tage lang mit Glycerin, dann 24 Stunden mit HCl, dann 8 Tage 
lang mit Glycerin. Je 2 Grm. Extract verdauten mit dem nöthigen Säurezusatz 
von 2 Grm. Eiweiss in 14 Stunden: 

Extract 1 der Curr. maj. 86,4 pCt., der Curv. min. 0. 

- 2 - - 88 - - 0 . 

- 3 - - 85 - - 0. 

4 - - 76 - 55 pCt. 

- 5 - - 35 - - 0. 

Beim 5. Extract war die Schleimhaut der Curv. mty'or fast, die der Curv. 
minor ganz erschöpft; die verdauende Kraft der ersteren verhielt sich zu der der 
letzteren wie 350:55. 

Zu diesen Versuchsresultaten ist noch zu bemerken, dass die kein 
Eiweiss verdauenden Flüssigkeiten noch darauf geprüft wurden, ob sie 
wenigstens soviel Pepsin enthielten, um lockere Fibringerinnsel zu 
verdauen. Es ergab sich dabei, dass die ersten Glycerinextracte der 
Pylorusdrüsenregion allerdings im Stande waren, Fibrin, wenn auch 
langsam, zu lösen, dass aber die 5. und 6. Extracte dieser Schleim¬ 
hautregionen, mochten es Glycerin-, HCl- oder CINa-Extracte sein, 
selbst nicht einmal auf Fibrin verdauend einzuwirken vermochten. 

Unsere Versuche bestätigen die Grützner’sche Angabe, dass in 
der Magenschleimhaut eine Pepsinmodification vorkommt, welche durch 
Glycerin nicht, wohl aber durch HCl und CINa extrahirbar ist. 

Berücksichtigt man, dass die verschiedensten Extractionsmethoden 
in Anwendung kamen, dass die Extractionen Wochen lang fortgesetzt 
wurden, so steht es ausser Frage, dass dabei alles Pepsin, selbst in 
seinen schwerer löslichen Modificationen extrahirt werden musste. 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 


281 


Da wir nun bei fünf Pferden stets die Belagzellenregion sehr 
reich und die Hauptzellenregion sehr arm an Pepsin fanden, so ist 
der nächste Schluss gerechtfertigt, dass nämlich die Schleimhaut der 
Curv. major der Pferde sehr reich und die des Antrum pylori und 
der Gurr, minor sehr arm an Pepsin ist. Dieser Schluss ist um so 
gerechtfertigter, als weitere bei sieben Pferden (mit getrockneter 
Magenschleimhaut) angestellt und im nächsten Capitel aufgeführte 
Versuche ganz ähnliche Resultate gaben, wie die roraufgeführten. 

Der Einwand, dass sich unser Versuchsergebniss aus der gering 
geren Länge der Drüsen der Pylorusdrüsenregion erklären lasse, würde 
nur dann zutreffend sein, wenn wir von den Regionen gleich grosse 
Stücke genommen hätten; wir haben aber gleich schwere Stücke 
zu den Versuchen verwendet, dadurch wird der Einwand hinfällig. 
Die geringere Drüsenlänge wird, da die Schleimhautstärke und Schwere 
durch die Länge der Drüsen bedingt wird, durch die grössere Zahl 
der Drüsen in einem gleich schweren Stück compensirt. Etwas we¬ 
niger Drüsenmaterial befindet sich allerdings in dem Pylorusdrüsen- 
stück als in dem gleich schweren Fundusdrüsenstück, weil die Drüsen 
im ersteren nicht ganz so dicht liegen als im letzteren. Dieser Unter¬ 
schied ist aber viel zu gering, um die von uns aus unseren Versuchs¬ 
resultaten gezogenen Schlüsse erschüttern zu können. 

Es ist also eine unbestreitbare Thatsache, dass die sog. Fundus¬ 
drüsen, Labdrüsen des Pferdes enorm viel mehr Pepsin enthalten als 
dessen Schleim- oder Pylorusdrüsen. 

Aus bekannten Gründen schliessen wir: wo das meiste Pepsin 
in der todten Schleimhaut angetroffen wird, da wird intra 
vitam am meisten producirt. Demnach können wir zunächst 
den Satz als sicher hinstellen, dass die Labdrüsen des Pferdes 
bedeutend mehr Pepsin produciren als dessen Schleim¬ 
drüsen. 

Eine noch zu lösende Frage ist nun aber die: produciren die 
Schleimdrüsen überhaupt Pepsin, oder wird dies von den Labdrüsen 
allein geliefert? 

Die ersteren enthalten zweifellos im todten Zustande Pepsin. 
Dieses kann hier producirt worden sein; es ist aber auch möglich, 
dass es in der anderen Schleimhautregion gebildet und hier nur im- 
bibirt wurde (v. Wittich). 

Es ist klar, dass das Pepsin sich mehr in den oberflächlichen 
Regionen der Schleimhaut befindet, wenn es imbibirt, dass es dagegen 


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282 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


in den tieferen Drüsep- resp. Schleimhautpartien sitzt, wenn es da¬ 
selbst von den Hauptzellpn prodqcirt worden ist. 

Bin Vergleich der Extrakte der oberflächlicheren und tieferen 
Drüsenpartien unter einander und resp. noch des Schleimbelages der 
Curv. minor muss also die Lösung obiger Frage bringen. Demgemäss 
stellten wir Verdauungsversuche mit Extracten des Schleirabelags, der 
oberflächlichen und der tieferen Partien des Stratum glanduläre, des 
Antrum pylor} und der- Curv. minor an. 

In den Brutofen gelaugten: 

1. Eine Schleimflocke der C. major mit 10 Ccm. 0,lproc. HCl -f- Fibrin. 

2. - - C. minor - 10 - - - -\- 

3. Mehrere Schleimflocken - C. major - 20 - 0,2proc. - -f- Eiweiss. 

4. - - C. minor - 20 - - - -{- 

Nach 14 Stunden war das Fibrin und das Eiweiss verdaut. 

Die Untersuchung der Wirkung der oberflächlichen und tiefen 
Schichten der Magenschleimhaut geschah hei drei Pferden, und zwu^ mit fol¬ 
gendem Erfolge. Es gelangten in den Brütofen: 

1. Pferd. 

1. C. major obere Schicht 0,647 Grm. mit 12Ccm. 0,2pr.HCl-f- 2 Grm. Eiweiss. 


2. - untere 

- 1,002 - 

- 20 - 

- - +2 - 

- 

3. C. minor obere 

- 1,232 - 

- 20 - 

- +2 - 

- 

4. - untere 

- 0,622 - 

- 12 - 

- -.+* - 

- 


Nach 14 Stunden waren vom Eiweiss gelöst bei 1: 50 pCt., bei 2 Alles, 
bei 3: 50 pCt., bei 4: 20 pCt. (soviel wie von HCl allein). 

2. Pferd. 

Von C. major oben 0,764 und unten 0,698 Grm., von C. minor oben 
0,574 und unten 0,642 Grm. der Schleimhaut mit je dem 20 fachen der 0,2- 
procentigen HCl und je 2 Grm. geronnenen Eiweisses. 

Nach 14 Stunden hatte verdaut: C. major oben und unten alles Eiweiss, 
C. minor oben 40 und unten 20 pCt. 

3. Pferd. 

Von C. major oben 0,557 und unten 0,474 Grm.. von C. minor oben 
0,544 und unten 0,504 Grm. mit je 12 Grm. der 0.2proc. HCl und 2 Grm. 
Eiweiss. 

Nach 14 Stunden hatte C. major oben fast alles und unten alles, C. minor 
oben 60 und unten 25 pCt. Eiweiss verdaut. 

Aus den Ergebnissen dieser Versuche ist mit Sicherheit zu fol¬ 
gern, dass in den tieferen Schichten der Curv. minor resp. 
des Antrum pylori gar kein oder nur verschwindende Men¬ 
gen Pepsin enthalten sind, während die oberflächlichen 
Partien und der dieselben bedeckende Schleim nicht unbe¬ 
deutende Pepsinmengen enthält. Reich an Pepsin ist die 
Schleimhaut der Curv. major in toto, die tieferen Theile scheinen 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 


283 


aber reicher zu sein als die oberflächlichen. Aus diesen Thatsachen 
ergiebt sich, dass das in der SchleiradrüsengegOitd des Pferde- 1 
roagens vorhandene Pepsin daselbst nicht ptodücirt worden ist. 
Das im Schleim und den Drüsen vorhandene Ferment ist dttfeh Im¬ 
bibition aufgenommen worden. 

Fassen wir die Resultate der angeführten Untersuchungen zu¬ 
sammen, so müssen wir als den Ort der Pepsinbildung die dem 
Fundus der einfachen Mägön entsprechende Schleimhaut* 
partie des Pferderaagens, d. h. die Labdrüsengegend odef 
die Belagzellenregion desselben bezeichnen. Für das Pferd 
liegen demnach die Verhältnisse anders als beim Huftde. Bei diesem 
sind, wie Heidenhain darthut, die hellen Hauptzellen, die sich 
in der Pylorusregion allein, in der Fundusregion mit Belag^- 
zellen gemeinschaftlich finden, die Pepsinbildner. Beim 
Pferde ist dies durchaus nicht der Fall, bei demselben kommen in 
den Drüsen der Fundusregion verhältnissmässig nur wenig Hauptzellön 
vor; die dunklen, stark gekörnten sog. Labzellen übetWiegen derart, 
dass die Hauptzellen im Pferdemagen leicht übersehen Werden können» 
Da nun das Pepsin im Pferdemagen wesentlich in der Fundusregion 1 ) 
gebildet wird, so müssen die grossen dunklen, stark gekörnten Zellen 
in Beziehungen zur Pepsinbilduug stehen. 

Es folgt aber aus unseren Untersuchungsresultaten auch, dass 
die Hauptzellen der Labdrüsengegend den Drüsenzellen der Schleim¬ 
drüsengegend nicht gleich zu erachten sind. Die ersteren scheinen 
Vorstufen der Belagzcllen zu sein; die letzteren dagegen gehen für 
gewöhnlich nicht in Belagzellen über. Ob sie unter Umständen, na¬ 
mentlich wenn die Schleimhaut der Labdrüsengegend ausser 
Function gesetzt wird, sich zu adaptiren und sich zu Pepsin- 
bildnem oder zu Belagzellen urazuwandeln vermögen, wissen 
wir nicht; es scheint uns dies aber nicht unwahrscheinlich. Ob bei 
der Verdauung Drüsenzellen zu Grunde gehen, wagen wir nicht zu 
entscheiden, da wir lebende Magenschleimhaut nicht untersucht haben. 


*) Ein sch t wohl zu beachtender Beweis für die Bildung des Pepski in der 
Fundusregion ist die Thatsache. dass die Schleimhaut dieser Region resp. ihr 
Extract reich an Pepton ist, während das Extract der Pylorusregion kein oder 
wenig Pepton enthält. Diese Thatsache der grösseren Selbstverdauung in der 
Fundusdrüsenregion könnte ihren Grund auch in dem Vorhandensein einer grösse¬ 
ren Säuremenge haben. Dass aber auch die grössere Pepsinmertge* wesentlich in 
Betracht kommt, lehren unsere Verfcuchsresultate, 


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284 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 

In der todten Schleimhaut finden sich stets zerstörte Zellen, freie 
Kerne, Zellenstöcke, Lücken, veranlasst durch ausgefallene Zellen u.s.w. 
Namentlich sind die Hauptzellen zerstört; die Belagzellen scheinen 
resistenter zu sein. 

Diese Erscheinung von zu Grunde gegangenen Hauptzellen kann 
postmortaler Natur sein; sie beweist keineswegs, dass intra vitam die¬ 
selben Zerstörungen stattfinden, und dass etwa die zu Grunde gehen¬ 
den, sich dem Secret beimischenden Zellen diesem das Ferment liefern. 
Es ist möglich, dass diese Vorgänge statthaben, und dass durch 
Theilungsvorgänge der Belagzellen fortwährend neue Hauptzellen ge¬ 
bildet werden. Von den Tochterzellen bilden sich die einen durch 
Wachsthum zu neuen Mutterzellen (Belagzellen) aus, während die an¬ 
deren bei der Secretion zu Grunde gehen u. s. w. Einige Forscher 
huldigen.in neuester Zeit ähnlichen Anschauungen. Wir wagen wegen 
mangelnder exacter Untersuchungen kein Urtheil in dieser Frage zu 
fällen. 

Wie das Popsin scheinen auch die anderen Fermente des Magen¬ 
saftes in der Labdrüsengegend producirt zu werden (cf. hierüber un¬ 
seren vorigen Artikel, Bd. IX, S. 177 dieses Archivs). 


C. Die Aenderung des Pepsingehalts der Schleimhaut zu 
den verschiedenen Verdauungsperioden. 

Im vorhergehenden Capitel sind bereits die Prüfungen zweier 
ruhenden und zweier thätigen Mägen auf den Pepsingehalt ihrer 
Schleimhäute besprochen worden (S. 278 £f.). Ein wesentlicher Unter¬ 
schied ergiebt sich aus diesen Versuchen nicht. Da aber die Schleim¬ 
häute nicht ganz gleich behandelt worden sind, so hielten wir es für 
nothwendig, noch einige ganz exacte Experimente vorzunehmen, um 
festzustellen, ob die Schleimhaut des ruhenden (vollen) von der des 
leeren Magens im Pepsingehalt wesentlich verschieden ist. 

Zum Versuch wurde verwendet: a) gut ausgewaschene und ge¬ 
trocknete Schleimhaut, b) gut ausgewaschene, dann zerkleinerte und 
mit Alkohol behandelte und darauf getrocknete Schleimhaut: 

1) 1 Theil der trockenen Magenschleimhaut wurde 8 Tage lang 
mit der 50 fachen Menge Glycerin oxtrahirt (Glycerinextract 1); 

2) das Extrahirte wurde nochmals mit demselben Quantum Gly¬ 
cerin 8 Tage lang extrahirt (Glycerinextract 2); 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 285 

3) darauf folgte eine Extraction mit 0,2proc. HCl 24 Stunden 
lang (Extract 3). 

Ausserdem wurden noch folgende Extracte von den trockenen 
Schleimhäuten hergestellt: 

a) 2 Grm. der getrockneten und gepulverten Schleimhaut ge¬ 
langten mit dem 10—20 fachen einer 0,2proc. HCl in den 
Brutofen, blieben dort 6 Stunden stehen und wurden dann 
mit Glycerin 6 Tage lang extrahirt (Salzsäure-Glycerinextract); 

b) 2 Grm. der trockenen Schleimhaut wurden direct mit 0,2- 
procentiger HCl 24 Stunden lang extrahirt (Salzsäureextract); 

c) 2 Grm. Schleimhaut wurden mit dem 40 fachen einer 0,5- 
bis lproc. CINa-Lösung extrahirt (Kochsalzextract). 

Jedes Extract wurde nach der Methode von Bidder und Schmidt 
auf seinen Pepsingehalt geprüft. Die Digestion währte 14 Stunden. 
Die Menge des gekochten Hühnereiweisses betrug 2 Grm. Von den 
Extracten wurden 2 Grm. mit 20 Grm. einer 0,2proc. HCl verdünnt. 
In der nachfolgenden Angabe der erhaltenen Resultate werden zur 
Bezeichnung der Extracte die oben in Klammer gebrauchten Benen¬ 
nungen angewendet. 

1. Thätige Magenschleimhaut 

Zur Untersuchung derselben verwendeten wir die Mägen von fünf Pferden; 
dreimal wurde die Schleimhaut einfach getrocknet, zweimal vorher mit Alkohol 
behandelt. 

Nachfolgend ist angegeben, wie viel Procente der 2 Grm. des gekochten 
Hühnereiweisses von den betreffenden Schleimhautregionen verdaut wurden. 


Extracte. 

Einfach getrocknet. 

Mit Alkohol 
behandelt 

1. Pferd 

|2.Pferd 

3-Pferd 

1. Pferd 

2. Pferd 


pCt 

1 yCi. 

pCt 

pCt. 

pCt. 

Glyoerinextract 1 der C. major .. 

90 

\ 0') 

S9,2*) 

30,2 

5') 

- 1 - C. minor .. 

10 

0 

0 

13 

5 

2 - C. major .. 

59 ; 

! 70 

50 

14 

82 

2 - C. minor .. 

7 1 

11 

10 

2 

20 


') Der auffallende Befund, dass hier das Glycerinextract wirkungslos war, 
ergiebt sich daraus, dass die Schleimhaut sehr gut getrocknet war und das Gly¬ 
cerin nicht einzudringen vermochte. Ebenso war es bei den mit Alkohol behan¬ 
delten Schleimhäuten. In solchen Fällen haben wir später die Schleimhaut vorher 
kurze Zeit mit etwas Wasser erweicht und dann erst Glycerin zugesetzt. 

3 ) Beim 3. Pferde war die Zerkleinerung der zu extrahirenden Schleimhaut 


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986 


ELLEN BERG ER u. HOFMEISTER. 


Extracte. 

Einfach 

1. Pferd 
pCt 

getrocl 

2. Pferd 
pCt. 

inet. 

3. Pferd 
pCt. 

Mit A 
beha: 
1. Pferd 
pCt. 

lkohöl 

adelt. 

2. Pferd 
pCt. 

Extract 3 der C. major. 

88,5 

70 

33 

46.8 

50 

3 - C. minor. 

32 

11 

10 

10 

20 

Salzsäure-Gljcerinextract d. C. maj. 

90 

70 

47 

74 

26 

- C. min. 

7 

15 

4 

23 

6 

Salzsäureextraot der C. major.... 

100 

93 

39 

100 

88 

- - C. minor.... 

83 

70 

5 

55 

52 

Kochsalzextract der C. major .... 

verdorben 

99 

40 

91 

87 

- - C. minor .... 

do. 

73 

10 

12 

20 


2. Ruhender Magen. 


Extracte. 

Einfach getrocknet. 

Mit Alkohol 
vorbehandelt. 

Glyocrinextract 1 der C. major. 

90 pCt. 

68 pCt. 

1 - C. minor .;... 

31 - 

12 - 

2 - C. major. 

88,5 - 

86 - 

2 - C. minor. 

11 - 

15 - 

Extract 3 der C. major. 

76 - 

90 - 

- 3 - C. minor. 

34,5 - 

31 - 

Salzsäure-Glycerinextract der C. major 

90,6 - 

74 - 

- C. minor 

86,7 - 

8 - 

Salzsäureextract der C. major. 

85 - 

• 70 . - 

- C. minor. 

1 65 - 

45 - 

Kochsalzextract der C. major. 

100 - 

96 - 

- C. minor ..._ 

> 84 

L5- - 


Das mehrfach hergestellte Extract der P. cardiaca dieser Mägen löste circa 
20 pCt. Das Verdauungsproduct zeigte aber keine Peptonreaction. Die Lösung 
war also die Folge der oben besprochenen Salzsäurewirkung auf Eiweiss. Wenn 
wir sehen, dass die Extracte von C. minor oft geringer wirken als HCl allein, so 
mag dies daran liegen, dass im Extract noch Schleim u. dgl. enthalten ist, der 
beim Filtriren auf deni Filter bleibt und so eine Gewichtszunahme bedingt. That- 
sächlichist dannetw&a mehr Eiweiss gelöst, alsliq den Zahlen ausgedrückt erscheint. 

Ausser vorstehenden Versuchen sind auch solche mit frischer Magenschleim¬ 
haut angestellt worden. Bei diesen war ein Unterschied zwischen ruhender und 
thätiger Schleimhaut nicht zu constatiren. 

Die vorstehend angegebenen, an sieben Pferden gewonnenen Ver¬ 
suchsresultate sind auch wichtig in Bezug auf die bereits besprochene 
Frage 2. Sie bestätigen„ dass in den Gurv. minor bedeutend 
weniger Pepsin, ist aJs in, de* Gurv. major, dass; aber in 
ersterer eine Pe*psdnmod/ification octeir pepsinagene S»b- 

nicht so ausgiebig geschehen ah» beim 1. und) deshalb di* geringere Wirkung 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 287 

stanz vorkommt, die nicht durch Glycerin, wohl aber durch 
Salzsäure und Kochsalz extrahirbar ist. 

In Bezug auf die uns beschäftigende Frage ergeben die vor¬ 
stehenden Versuche keine scharfen Unterschiede betreffs des Pepsin¬ 
gehalts der ruhenden und thätigen Magenschleimhaut. Allerdings 
erscheint mehrfach der ruhende Magen reicher an Pepsin als der 
leere *). Dieses Ergebniss ist aber nicht constant in den hier und 
ad 2 aufgeführten Versuchen. 

Man darf nun aber bei der Beurtheilung der genannten Versuche 
nicht vergessen, dass der sog. volle thätige Magen gar keine con- 
stanten Resultate geben konnte. Derselbe fand sich in verschiedenen 
Verdauungsperioden, die uns unbekannt waren, weil wir die Fütterung 
nicht überwacht hatten. Es ist ja aber sehr wohl möglich, dass der 
Pepsin reich thnm der Schleimhaut in den verschiedenen Digestions¬ 
perioden ein verschiedener ist. 

Um die sich aus dieser Betrachtung ergebende Frage, ob sich 
der Pepsingehalt der Magenschleimhaut während der Verdauung ändert, 
beantworten zu können, wurden folgende Experimente augestellt. 

Wir fütterten vier Pferde gut mit Hafer und Heu und Hessen das 

1. Pferd nach 2, das 2. nach 7, <fcs 3.. nach 12 und das 4* qaeh 
Stunden todten. Der Mageninhalt betrug beim 1. Pferde 4000, beim 

2. 3000* beim 3. 3000 und beim 4. 600 Qrra. Ein 5. Pferd erhielt 
eine kleine Ration Futter und wurde nach 12 Stunden getödtet. Im 
Magen fanden sich 230 Grra.; der Magen konnte also als ein leerer, 
als ein ruhender Magen gelten. Der 5. Versuch musste queh ergeben, 
ob der Pepsingehalt sich nach der Entleerung des Magens oder nach 
der Zeit vom Fressen ab nach Stunden richtet. 

Die gut abgezogene Schleimhaut der fünf Mägen wurde auf Fliesspapier 
lufttrocken gemacht, die trockene Schleimhaut von dem Papier in kleinen Quan¬ 
titäten abgebröckelt und gewogen. Zu den Versuchen verwendeten wir je 0J$ 
Gramm die gut zerkleinert wurden. Diese behandelten wir, wie folgt: 

1) wurden sie 8 Tage lang mit Glycerin. 

2) der Rückstand dann 24 Stunden lang mit 0,4proc. HCl extrahirt; 

3) dann folgte eine 8 tägige Extraction mit 0,4 pro#. HCl-Glycerin des 
nach der zweiten Extraction bleibenden Rückstandes; 

4) dann wurde 48 Stunden mit einer 0,4 pro?. HCl extrahirt. 

Diese vier Extractionen geschahen bei Stubentemperatur. Nunmehr wurde 

l ) In normalen Verhältnissen wird der Pferdemagen fast niemals leer. Das 
bei d f er zweiten Mahlzeit aufgenommene Futter trifft noch Futtejre§te der ersten 
Mahlzeit an f 


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288 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


5) der nach der vierten Extraction verbliebene Rückstand 24 Standen lang 
mit einer 0,2proc. HCl bei 20—22° C. extrahirt; 

6) diesem schloss sich eine 24 ständige Extraction mit Glycerin bei 
37° C. an. 

Von Extract 1 und 3 stellte man je 2 Grm. mit 20 Grm. einer 0,2proc. 
Salzsäure und mit 2 Grm. Eiweiss in den Brütofen. Das 2. und 4. Extract wurde 
ganz ohne Säurezusatz zu den Versuchen verwendet. Von den Extracten 5 und 6 
nahm man ebenfalls das Ganze und setzte die nothwendige Säure zu. 

Im Brutofen blieb Alles 14 Stunden stehen; dann erfolgte die Bestimmung 
der Menge des verdauten Eiweisses. Die Resultate stellen wir nachstehend zu¬ 
sammen. In den Tabellen schreiben wir 2 resp. 7 resp. 12 und 24 Stunden 
post coenam, das soll heissen, dass die betreffende zu den Extracten verwendete 
Schleimhaut von einem Pferde stammt, welches 2 resp. 7, 12 und 24 Stunden 
vor dem Tode gefressen hatte. 

1. Die Fundusdrüsenschleirahaut der Curv. major. 


Es hatte von 4 Grm. Eiweiss verdaut: 


Extracte. 

2 Stdn. 

post coenam. 

7 Stdn. 

!post coenam 

12 Stdn. 

post coenam. 

Fast leer; 
24 Stdn. 
post coenam. 

Leer; von Pferd 5, 
das vor 12 Stdn. 
wenig gefressen. 

Extract 1 . 

78 pCt. 

76 pCt. 

71 pCt. 

81 pCt. 

81 pCt. 

- 2 . 

95 - 

97 - 

100 - 

100 - 

100 - 

- 3 . 

25 - 

33 - 

50 - 

46 - 

58 - 

- 4 . 

18 - 

22 - 

44 - 

36 - 

32 - 

- 5 . 

8 - 

22 - 

30 - 

30 - 

30 - 

- 6 . 

8 - 

15 - 

20 - 

18 - 

20 - 

Summa 

| 233 pCt. 

265 pCt. 

315 pCt. 

1 | 

308 pCt. 

321 pCt. 


Aus den Versuchsergebnissen kann gefolgert werden, dass die 
Schleimhaut der Belagzellenregion ira ruhenden, leeren 
Magen reich an Pepsin ist, dass in den ersten Stunden der 
Digestion eine nicht unbedeutende Verminderung des Pep¬ 
singehalts eintritt, während ira weiteren Verlauf der Ver¬ 
dauung sich wieder eine wesentliche Steigerung bemerklich 
macht. Offenbar geben die Drüsen im Beginn der Verdauung mehr 
Pepsin ab als sie bilden, dadurch erklärt sich die anfängliche Ver¬ 
minderung des Pepsingehalts. 

2. Die Pylorusdrüsenschlcirahaut. 

Die verdauende Kraft ihrer Extracte war nur sehr gering. Von 4 Grm. 
Eiweiss wurden gelöst durch das: 


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Verdauungssäfte und Verdauung des Pferdes. 


289 


Extracte. 

a. 

2 Stdn. 

1 post coenam. 

b. 

7 Stdn. 
post coenam. 

C. 

12 Stdn. 
post coenam. 

d. 

24 Stdn. 
post coenam 

e. 

Leerer Magen. 

Extract 1 . 

— pCt. 

— pCt« 

— pCt. 

i 

»o 

o 

— pCt. 

- 2. 

— - 

61 - 

62 - 

40 - 

37 - 

- 3. 

— - 

— - 

— - 

22 - 

22 - 

- 4. 

- 5. 

- 6 * 

— - 


— - 

— - 

— - 

Summa 

— pCt. 

CI pCt. 

1 1 

62 pCt. 

62 pCt. 

[ 1 

59 pCt. 


Auf der Höhe und unmittelbar nach der Verdauung enthält die 
Pylorusdrüsenschleirohaut Pepsin in geringen Mengen, da¬ 
gegen in den ersten Verdauungsstunden fast kein Ferment. 
Spuren sind allerdings auch dann vorhanden; dies ergicbt sich aus 
der Thatsache, dass das 1. Extract Fibrin peptonisirte. Auch das 3. 
und 4. Extract der Mägen b und c. lösten noch Fibrin, trotzdem sie 
auf gekochtes Hühnereiweiss nicht einzuwirken vermochten. 

Diese Untersuchungsresultate sprechen ganz und gar für unsere 
Anschauung, dass das in der Pylorusregion vorhandeno Pepsin nur 
imbibirt ist. In den ersten Verdauungsstadien ist der Mageninhalt so 
arm an Pepsin u. s. w., dass eine Imbibition desselben nicht statt¬ 
finden kann. Das in den oberen Drüsenpartien noch vorhandene Pepsin 
wird von den Nahrungsmitteln aufgenommen und von den arbeitenden 
Drüsenzellen ausgestossen. So kommt es, dass die Schleimhaut pep¬ 
sinfrei wird. Tödtet man jetzt das Pferd, so findet man in der Schleim¬ 
haut kein oder wenig Pepsin; die postmortale Pepsinimbibition unter¬ 
bleibt, weil der Mageninhalt nur wenig Pepsin enthält. Später sammelt 
sich das von den Ladrüsen fortwährend gebildete Pepsin im Magen 
an, die Schleimhaut imbibirt sich entweder schon intra vitam oder 
postmortal, denn der Mageninhalt eines 7 oder 12 Stunden post coe¬ 
nam gotödteten Pferdes enthält viel Pepsin; dieses kann also leicht 
imbibirt werden. 

Die wesentlichsten Resultate der in vorstehendem Artikel be¬ 
sprochenen Untersuchungen und Experimente lassen sich, wie folgt, 
zusammenfassen: 

1. Der verhältnissmässig sehr kleine Pferdemagen zerfallt in 
einen drüsenlosen Proventriculus und in einen Drüsenmagen, an dem 


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290 


ßLLEftBERGRfc n. HOFMEISTER, 


die beiden Regionen der sog. Lab- und Schleimdrüsen zu unterscheiden 
sind. Die ganze Magenwand ist sehr reich an elastischen Elementen. 
Die Magendrüsen sind von contractilem und elastischem Gewebe um¬ 
geben. Es kommen in der Magenwand submucöse und intermuscu- 
läre Ganglien vor; auch enthält die Membrana propria noch Gan¬ 
glienzellen. 

2. Die sog. Labdrüsen (Fundusdrüsen hom.) des Pferdemagens 
enthalten ausser dem Oberflächenepithel noch mindestens zwei scharf 
von einander zu trennende Zellenarten (Haupt- und Belagzellen nach 
Heidenhain). 

3. Die Belagzellen tragen beim Pferde fast immer zur Bildung 
des Lumens der Drüsen bei; die Hauptzellen liegen in der Regel 
zairischen ihnen, selten nach innen auf denselben. 

4. Ausser diesen beiden Zellenarten kommen ausser seltenen 
Wanderzellen noch verschiedene Zellen vor, welche in ihren Eigen¬ 
schaften zwischen beiden stehen, d. h. die in manchen Beziehungen 
den Haupt-, in änderen den Belagzellen gleichen 

5. Die Zelleli der sog. Pylorusdrüsen Stimmen heim Pferde in 
ihren Eigenschaften’ nicht mit den Hauptzellen der Fündusdfüsen 
überein. 

6. Tn den pylorusdrüsen des Pferdes kommt ausser dem^ Ober¬ 
flächenepithel des Ausführungsganges nur eine Zellenart vor. 

7. Das Oberflächenepithel Und das der Drüsenausführungsgänge 1 
producirt Schleirü. 

8. Grössere Lymphfollikel fehlen in der Magenmttcosä. Cyto- 
genes Gewebe existirt aber daselbst. LymphgefaSsö sihd sehr zahl¬ 
reich vorhanden. 

9. Das in der Magenschleimhaut vorhandene Pepsin ist theil- 
weise direct darch Glycerin, therltfeise aber nur durch Behandlung 
mit HCl oder CINa extrahirbar. 

10. Die pepsinbereitende Partie der' Magenschleimhaut des Pferdes 
ist zwar sehr dick und besitzt lange Drüsen, ist aber 1 itt der Ausdeh¬ 
nung unverhältnissmässig klein. 

11. Die Pylorusschleimhaut enthält in den ersten Stunden der 
Verdauung gw kein oder nur Spuren und später auch nur sehr' ge¬ 
ringe Mengen Pepsin. 

12. Dieses Pepsin sitzt wesentlich in den oberfläch liehe* 
reu Lagen des Stratum glatidulare, in den DrüsenrailsfährUngs- 
gängen. 


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Verdauungssafte und Verdauung des Pferdes. ÖÖ1 

13. Die Labdrüserischleinihäut resp. die Be-fagäeUen- 
region ist sehr reich an Pepsin, und zwar in ihrer ganzen Dicke. 
Die tieferen Drüsenpartien sind allerdings etwas fermentreicher als 
die oberflächlichen. 

14. Am wenigsten Pepsin resp. pepsinogene Substan? enthält 
die Labschleimhaut in der ersten Verdauüngsperiode. Auf der Höhe 
der Verdauung und zu Ende derselben ist der Fermentreicht lmm der 
Schleimhaut sehr bedeutend. (Die Magenschleimhaut längere Zeit 
hungernder Thiere. haben wir nicht untersucht.) 

15. Daä Pepsin wird von den Drüsenzellen der sog. Lab- oder 
Fundusdrüsen gebildet. Die Stadien der Pepsinbildung scheinen das 
Aussehen der Zellen, ob sie als Belag- oder HauptzeBen erscheinen, 
zu bestimmen, jedenfalls ändern sie das Zahlenverhältniss der beiden 
Zellenarten zu einander ab. 



ErkUniäg der Abbildungen. 

Fig. 1. Querschnitt durch die Schleimhaut der Labdrüsengegend des 
Pferdemagens, links ohne, rechts mit Gefassen. 

a) Schleirabelag, 

b) Oberflächenepithel, 

c) Hauptzellen, 

d) Belagzellen, 

e) Interglandulargewebe mit Muskelkernen und elastischen Fasern, 

f) Muscularis mucosae, 

g) Submucosa, 

h) Blutgefässe, 

i) Basalmembrankerne. 

Fig. 2. Querschnitt durch die Pylorusdrüsenschleimhaut. 

a) Oberflächenepithel, 

b) Drüsenepithel, 

c) Interglandulargewebe, 

d) Schrägschnitte durch zwei Drüsenäste. 

Fig. 3. Flächenschnitt durch die Ladrüsonschleimhaut. 

a) Basalmembran, 

b) Zwischengewebe, 

c) Blutgefässe, 

d) Muskelkerne, 

e) Belagzelle, 

f) Hauptzelle. 


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292 


ELLEftBEftGEft u. HOPMEtSTER. 


F i g. 4. Flächenschnitt durch die Pylorusdrüsenschleimhaut. 

a) Drüsenquerschnitt, 

b) Interglandulargewebe. 

Fig. 5. Querschnitt durch das Corpus papill&re und das Epithel der 
Schleimhaut der Portio oesophagea resp. des Proventriculus des Pferdemagens. 

a) oberste verhornte Epithelschicht, 

b) Schicht platter Zellen, 

c) Schicht grösserer Zellen, 

d) Rundzellenschicht auf den höheren Theilen der Papillen, 

e) RifTzellenschicht, 

f) Cylinderzellenschicht auf der unteren Partie der Papillen und zwi¬ 
schen den Zellen, 

g) Papillen, 

h) Propria mucosae, 

i) ein kurzer Epithelfortsatz in die Propria. 

Fig. 6. Flächenschnitt durch eine Papille und ihr Epithel. 

a) Papillen, 

b) nächste Zellenschicht, 

c) Schrägschnitt des Cylinderepithels, 

d) Riffzellen. 


(Fortsetzung folgt.) 


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XI. 


Die Wechselbeziehungen zwischen der Belastung der 
Schenkelsäule und der Gestalt ihrer Stützfläohe. 

Von 

F. Peters, Marstalls-Oberrossarzt in Schwerin. 

(Fortsetzung und Schluss. — S. dies. Arch. Bd. IX, S. 55.) 


Die Tragfläche des Hufeisens. 


Die obere Fläche des Hufeisens, welche der Bodenfläche des 
Hufes zugekehrt ist, soll so geformt sein, dass nur im Bereiche ihres 
äusseren Randes eine innige Berührung mit der horizontal zugerich¬ 
teten Hornwand, dem zum Tragen allein geeigneten Theil des Hufes, 
stattfindet. Da nur der äusserste Rand der Sohle mit der oberen 
Fläche des Hufeisens in Berührung treten darf, so wird entweder die 
Sohle kürzer geschnitten als der Tragrand der Wand, oder es wird 
am Hufeisen die sog. Abdachung hergerichtet. In letzterem Falle be¬ 
sitzt das Hufeisen ringsum in der Nähe seines äusseren Randes eine 
horizontale Fläche, welche man gewöhnlich den Tragrand nennt. 
Hieran schliesst sich eine von aussen nach innen schwach geneigte Ab¬ 
dachungsfläche an. Der Tragrand soll überall solche Breite haben, 
dass die Wand mit Einschluss der weissen Linie darauf Platz hat, 
und die Abdachung darf nicht auf Unkosten des Tragrandes breiter ge¬ 
macht werden oder gar in einer Richtung bis zum äussersten Rande 
des Eisens auslaufen. — Diese Construction fordert der jetzt meist 
gebräuchliche Beschlag. 

In früheren Jahren war die ganze obere Fläche des Eisens mit 
einer fortlaufend geneigten Fläche versehen, so dass eine Abgrenzung 
von Tragrand und Abdachung nicht existirte und die Wand auf keiner 
horizontalen Fläche ihren Stützpunkt fand. Weil solche Eisen in 

20 


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Archiv f. wUsenRch, a. prekt. Thierheilk. IX. 4 u. 5. 



294 


PETERS, 


früheren Jahrhunderten nachweislich von den Pferden in Deutschland 
getragen wurden, weil sie stellenweise auch zur Zeit von deutschen 
Hufschmieden noch angefertigt werden, so hat man sie deutsche Eisen 
genannt. Es dürfte aber fraglich sein, ob sie diese Bezeichnung ver¬ 
dienen, und ob man sie nicht besser muldenförmige Eisen nennen 
könnte. Denn abgesehen davon, dass es in den früheren Jahrhunderten 
einen in System gebrachten deutschen Hufbeschlag nicht gegeben, so 
hat die muldenförmige Gestalt zu einer Zeit in die Schmiedewerkstatt 
Eingang gefunden, als der Schmied noch wenig vom Bau und der 
Function des Hufes kannte und noch keine klare Vorstellungen über 
die verschiedenartigen Leistungen von Wand und Sohle des Hufes 
besass. Er war vor allen Dingen bestrebt, Quetschungen der Sohle, 
als den zunächst in die Augen springenden Nachtheil, zu vermeiden 
und Hess die Abdachung über die ganze Oberfläche verlaufen, unbe¬ 
wusst des Nachtheils, welcher späterhin für die Wand und die Form 
des Hufes damit verbunden ist. 

Seit mehreren Decennien hat sich in Deutschland das Prineip des 
horizontalen Tragrandes mehr und mehr Bahn gebrochen, zum Theil 
durch die Lehrtätigkeit des hochverdienten Director Günther sen. in 
Hannover, zum Theil durch die erfolgreichen Bemühungen des Grafen 
Einsiedel und auch durch das Buch von Miles. Aber an der unein¬ 
geschränkten Gültigkeit desselben ist im Laufe der letzten Jahre schon 
wiederum gerüttelt worden, indem der „rationelle Hufbeschlag“ das Prin- 
cip der rechtwinkligen Unterstützung der Hornwand überall 
aufstellt und hiermit die horizontale Tragfläche aufgiebt. Da die 
betreffende Frage von hoher Wichtigkeit für die Erhaltung der ge¬ 
sunden Hufforra ist, wie sich im Laufe der voraufgegangenen Dar¬ 
stellungen wohl ergeben hat, so verdient diese Neuerung eine beson¬ 
dere Besprechung. 

In der Vorrede zu der ersten Auflage seines Werkes vindi- 
cirt Dominik seinem Beschläge bei aller Verwandtschaft mit dem 
englisch - EinsiedeFschen eine gewisse Besonderheit und selbständige 
Stellung auf Grund der Verschiedenheit des Tragrandes der 
Hufeisen und der Befolgung des Princips, der Natur in 
allen Fällen beim Beschläge nachzugehen. In der neuesten 
Auflage wird S. 153 darüber gesagt: 

„Was nun den Tragrand betrifft, so muss derselbe stets so ge¬ 
richtet sein, dass durch denselben die Hornwand recht- 


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Beziehgn. zwischen Belastg. d. Schenkelsäule n. Gestalt ihrer Stützfläche. 295 


winklig unterstützt wird. Hieraus ergiebt sich mit Noth- 
wendigkeit, dass derselbe weder stets wagerecht, noch 
stets schräg sein darf, sondern je nach der Richtung der 
Wände zum Erdboden bald die eine, bald die andere Ober¬ 
fläche zeigen muss. Die Schenkelenden sind selbstverständlich 
hiervon nicht ausgeschlossen“ u. s. w. 

W T elcher Gedankengang zur Aufstellung dieses Lehrsatzes geführt 
hat, dürfte vielleicht aus der Anführung der auf S. 154 enthaltenen 
Worte entnommen werden: 

„Die einfache Ueberlegung muss uns sagen, dass die senkrecht 
zum Erdboden stehende Trachtenwand in ihrer Ausdehnung gehindert 
und eingeklemmt wird, wenn sie auf einen schräg nach innen und nach 
vorn gerichteten Tragrand, also in einem stumpfen Winkel ruht, ebenso 
wie die schräg zum Erdboden gerichtete Zehenwand auf einem hori¬ 
zontalen oder gar schräg nach aussen gerichteten Tragrand, mit dem 
sie also einen spitzen Winkel bildet, nach vorn weichen und an ihrer 
Verbindung mit den Fleischblättchen zerren muss.“ 

Die im ersten Satztheil enthaltene Behauptung eines einklemmen¬ 
den Druckes für die beweglichen Trachtenwände, wenn sie nicht senk¬ 
recht auf ihrer Unterlage stehen, muss als richtig anerkannt werden. 
Für den zweiten Theil des Satzes, wonach eine Zerrung der Zehen¬ 
wand durch Stützung auf horizontaler Fläche entstehen müsse, ist aber 
kein Beweis erbracht, jedenfalls kann das letztere aus dem ersteren 
nicht gefolgert werden. Denn abgesehen davon, dass die Widerstands¬ 
fähigkeit eines Körpers gegen einen peripher gerichteten Druck, welcher 
Zerrung erzeugen müsste, grösser sein kann als gegen einen central 
gerichteten, welcher klemmend wirkt, so liegen die Verhältnisse für 
die Zehenwand bezüglich der Belastung ganz anders als für die Trach¬ 
tenwände. 

Die letzteren, weil deren Flächen in der Bewegungsebene des 
Fusses ständig liegen bleiben, verändern ihre Richtung oder den Nei¬ 
gungswinkel zur unterstützenden Fläche nie, sie bleiben immer in 
senkrechter Stellung zur Horizontalen, gleichgültig, ob der 
Fuss nach vorwärts gestreckt oder senkrecht belastet ist, oder nach 
hinten zurückbleibt. Anders verhält es sich mit der Zehen wand, weil 
deren Neigungswinkel zum Erdboden in der Profilebene liegt, während 
der der Trachtenwände in der Frontalebene gemessen wird. Auf die 
Zehemvand wirkt von dem Augenblick an, wo der Fuss in den Erd¬ 
boden fällt, bis zu dem, wo er ihn verlässt, die Last in unausge- 

20 * 


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296 


PETERS, 


setzt sieh ändernder Richtung ein. Nur bei stark nach vorwärts 
gestrecktem Fusse liegt die Hornwand der Zehe in der Richtung des 
Stosses und Druckes, und nur hier wird durch eine rechtwinklige 
Unterstiitzungsfläche die Last auf jene am besten übergeleitet werden 
können. Dagegen bei senkrechter Belastung des Fusses, also beim 
ruhenden Pferde, und ferner auch bei rückwärts gestelltem Fusse ist 
der Druck gegen die Zehenwand anders gerichtet. Für die letztere 
giebt es also zunächst gar keine Möglichkeit, sie stets recht¬ 
winklig zu unterstützen, wenn man unter einer recht¬ 
winklig stützenden Fläche diejenige versteht, welche von 
dem Druck, den der getragene Körper jeweilig ausübt, 
senkrecht getroffen wird. 



Aber welche Wirkung übt eine schräge Unterstützungsfläche auf 
den von ihr getragenen Körper aus, zunächst wenn die Druckrichtung 
eine senkrechte ist? 

Sie lässt sich am besten erkennen, wenn man sich mit Hülfe der 
Fig. 12 den Sachverhalt klar macht. 

Die Durchschnittsfläche der Zehenwand A ruht auf der der Trag¬ 
fläche des Hufeisens B, beide Körper stossen in der Linie a b zusam¬ 
men. Bei senkrechtem Schenkelstande wirkt die Last von A senkrecht 
auf die horizontale Bodenfläche und wird durch den Pfeil x y reprä- 
sentirt. Sie wird an der schiefen Ebene a b nach dem Parallelogramm 
m n o p zerlegt. Nur der Theil der Last, welcher durch m n darge¬ 
stellt ist, wird von der Eisenfläche ab getragen, der durch die an¬ 
dere Componente n o repräsentirte Theil drückt parallel der Eisern- 


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Beziehgn. zwischen Belastg. d. Schenkelsnule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 297 

fläche ab und hat das Bestreben, den getragenen Körper A auf der 
schiefen Fläche ab- und rückwärts zu verschieben. 

Zeichne ich in den vorderen Theil der Figur die Richtung des 
Druckes, welche der abstossende Fuss auf die horizontale Bodenfläche 
ausübt, mit dem Pfeil x' y' ein, so construirt sich das Parallelogramm 
m' n' o' p', wodurch die Last in m' n' und n' o' zerlegt wird. Der auf 
die schräg liegende Eisenfläche ab übertragene Druck ist also noch 
geringer geworden, der grösste Theil der Last hat das Bestreben, auf 
jener Fläche nach abwärts zu gleiten. Tritt der Huf noch mehr nach 
rückwärts, so dass die Druckrichtung x" y" wird, so trägt die Eisen¬ 
fläche gar keine Last mehr, sondern stellt eine Gleitfläche dar, auf 
welcher die Zehenwand A nach rück- und abwärts geschoben wird. 

Man mache die Annahme, dass ein Hufeisen obiger Construction 
an den passend zugerichteten Huf nicht angenagelt, sondern durch 
ein Klebemittel mit demselben verbunden wäre, so muss der Huf auf 
der schiefen Ebene nach rückwärts rutschen, schon wenn die senkrechte 
Richtung des Druckes eintritt, noch mehr aber dann, wenn der Fuss 
die Druckrichtung auf die schiefe Ebene überträgt, welche er kurz vor 
dem Abstemmen ausübt. Dass ein so beschlagener Huf nicht abrutscht, 
davor behütet ihn nur die Befestigung an das Eisen mittelst der Huf¬ 
nägel. Jedenfalls tritt ein Conflict ein zwischen zwei verschieden wir¬ 
kenden Kräften, zwischen dem Bestreben der Zehenwand, nach rück¬ 
wärts zu weichen, und den Nägeln an den beiden Seitentheilen des 
Hufes. Entweder, wenn die Zehenwand zufolge grosser Stärke und 
Unnachgiebigkeit dem Druck nach rückwärts nicht Folge leisten kann, 
wird sie denselben auf die seitlich angrenzenden Theile der Wand über¬ 
tragen und eine Lockerung der Nägel, womit sie befestigt sind, erzeu¬ 
gen; oder, wenn die Seitentheile von Huf und Eisen sehr fest mit 
einander verbunden sind, dagegen die Zehe weniger widerstandsfähig 
geworden ist, so wird sich letztere nach rückwärts biegen müssen, min¬ 
destens muss andauernd eine Pressung der weissen Linie entstehen. 

Es könnte diesen Ausführungen entgegen gehalten werden, dass 
die Abschrägung des Zehentragrandes zwar für den senkrecht belaste¬ 
ten und für den nach hinten abschiebenden Fuss zu verwerfen sei, 
dass aber auch der horizontale Tragrand für den nach vorn gestreckten 
und besonders für den in den Boden einfallenden Fuss nicht passe. 

Zunächst muss hiergegen bemerkt werden, dass der Zuschnitt auf 
verschiedenartig gestaltete Dinge immer so gemacht werden muss, dass 
er auf die zahlreichsten Fälle ihres Vorkommens passt. Da ist 


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298 


PETERS, 


denn ersichtlich, dass die senkrechte Belastung bei weitem die häu¬ 
figste und eigentlich die Regel ist, wenigstens für alle Cavallerie- und 
Luxuspferde, welche häufig von 24 Stunden 23 Ruhe geniessen. Der 
Beweis, dass die Zehenwand beim ruhenden Pferde mit senkrecht ge¬ 
stellten Vorderfüssen von einem vertical gerichteten Druck getroffen 
wird, ist oben bereits gemacht worden. Für solchen zumeist wir¬ 
kenden, verticalen Druck ist nur der horizontale Tragrand ver¬ 
wendbar. Für die letzte Stellung eines voll belasteten Hufes ist die 
Belastung der Zehenwand sogar eine derartige geworden, dass man 
am vortheilhaftesten einen nach aussen abgeschrägten Tragrand geben 
würde, geschweige denn deu horizontalen aufgeben kann. 

Aber untersuchen wir jetzt, welche Nachtheile ein horizontaler 
Tragrand während der Zeitdauer vom Einfall des Fusses in den Erd¬ 
boden bis zum Eintritt senkrechter Fussstellung etwa mit sich bringt. 
Denken wir uns, wie vorhin, dass an den überall horizontal zuge¬ 
richteten Tragrand der Wand ein dazu passendes Eisen nicht ange¬ 
nagelt, sondern angeklebt wäre; dann würde beim Einfall des Hufes 
in den Erdboden das Eisen vom Huf nach rückwärts abgestreift wer¬ 
den, die Zehe würde über den Tragrand des Eisens nach vorwärts 
sich schieben. Einer solchen Verschiebung würde allerdings durch 
einen abgeschrägten Tragrand vorgebeugt. Aber dasselbe geschieht, 
und zwar in noch wirksamerer Weise, durch die Nagelung der Wände, 
besonders aber durch den Aufzug an der Zehe, dem wichtigsten 
Punkte. So lange der Aufzug richtig liegt, so lange kann kein Rut¬ 
schen auf dem Tragrande nach vorn eintreten; der Aufzug leistet 
vollständigen Ersatz für den abgeschrägten Tragrand, und was das 
wichtigste ist, er leistet auch nicht mehr als er soll und muss; denn 
sobald der Fuss senkrecht belastet ist, übt der Aufzug keinerlei Be¬ 
lästigung auf die Zehen wand aus, erzeugt keine Ablenkung des Druckes, 
wie es ein abgeschrägter Tragrand thut. 

Wir haben also bei Betrachtung der Druckrichtungen, welche die 
Zehe während der einzelnen Phasen der Stützung treffen, einsehen 
müssen, dass der abgeschrägte Tragrand für die sichere Lage des 
Eisens keine Vortheile mit sich bringt, die nicht durch eine gute 
Nagelung und durch den Zehenaufzug ersetzt werden könnten, dass 
er aber in allen Fällen zur Erzeugung eines Druckes führt, welcher 
die Zehe nach rückwärts einklemmt. 

Was die Wirkungen eines solchen einklemmenden Druckes 
und einer andauernden Belästigung der Zehenwand anbelangt, so kann 


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Beziehgn. zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 299 

ich aus eigener Beobachtung nicht darüber urtheilen, weil ich stets 
nur den horizontalen Tragrand in Anwendung habe kommen sehen. 
Aber bemerken möchte ich, dass ich eine ganze Reihe von Schäden 
an der Zehe nicht gesehen habe, welche im „rationellen Hufbeschlag“ 
aufgeführt sind. Es wird hier gesagt, dass der Zwang regelmässiger 
Hufe an der Zehe, durch eine Verkürzung des Hornschuhes im Längen¬ 
schnitt sich charakterisirend, häufig an der Lehrschmiede zur Beob¬ 
achtung käme; es sei dies früher nicht der Fall gewesen und müsse 
auf einen Wechsel in der Beschlagsmethode zurückgeführt werden. 
Da muss man fragen: weshalb wird denn von der rechtwinkligen 
Unterstützung der Zehenwand nicht Abstand genommen, oder ist dieses 
ursächliche Verhältniss ganz übersehen worden? Auch das, was über 
den Zwang stumpfer Hufe mit rückwärts gebogener Zehe und den Soh¬ 
lenzwang gesagt und abgebildet ist, lässt errathen, dass der abgeschrägte 
Tragrand in nicht ganz ferner Beziehung zur beredeten Abschrägung 
steht. Auch die Beobachtung einer Zehensteingalle dürfte wohl nicht bei 
einem Hufeiseu mit horizontalem Tragrande sich darbieten, es müsste 
denn sein, dass jeder Druck auf die Sohle an der Zehe, welche ein nicht 
abgedachtes Eisen bei einer flachen Sohle oder zu stark verkürztem Huf 
erzeugen kann, den Namen einer Zehensteingalle annehmen soll. 

Dass Schäden dieser Art in Folge abgeschrägten Tragrandes zur 
Entwickelung kommen müssen, ist unausbleiblich. Die frühere Be¬ 
trachtung über den Bodendruck bei der vor- und rückständigen Stel¬ 
lung der Fiisse hat ergeben, dass der Huf nur dann seine dem ganzen 
Fussstande entsprechende Form bewahren kann, wenn beim ruhenden 
Pferde die Stützfläche senkrecht gegen den Erdboden drückt und senk¬ 
rechten Gegendruck empfängt. Hieraus geht schon für sich hervor, 
dass die Einschaltung von schiefen Ebenen zwischen den Erdboden 
und die Stützfläche eine irrationelle Massregel ist. An dieser Stelle 
handelt es sich nur um den Nachweis, dass der Richtung entsprechend, 
in welcher die Ablenkung erfolgt, Veränderungen gewisser Art an 
dem betroffenen Punkte entstehen müssen. Sodann sollte auch 
nachgewiesen werden, dass keinerlei andere Vortheile mit dem 
Uebergang von der horizontalen zur rechtwinkligen Unterstützung für 
die Zehenwand verbunden sind. 

Wenn man sich schliesslich die Frage stellt, auf Grund welcher 
Thatsache oder Beobachtung der Lehrsatz aufgestellt werden konnte, 
„die Wand muss stets rechtwinklig unterstützt werden“, damit hieraus 
für die Zehenwand die Specialregel des schrägen Tragrandes entnora- 


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300 


PETERS, 


men werden konnte, so ist keine Antwort zu finden. Bei dem so 
vielfach im „rationellen Hufbeschlag“ betonten Bemühen, stets der 
Natur nachzugehen, um deren Fingerzeige zu verwerthen, 
muss es um so mehr auffallen, dass nicht die so einfachen Verhält¬ 
nisse bei einem barfüssigen Pferde beachtet und als massgebend be¬ 
trachtet sind. Hier bildet die Fläche des Erdbodens für die Zehen¬ 
wand nie, sondern nur für die Trachtenwände eine stets recht¬ 
winklige Unterstützung; dasselbe thut das Eisen mit horizontalem 
Tragrand, während für den abgeschrägten Tragrand keine Analogie 
mit der Natur zu finden ist. 

Aus der allgemeinen Dominik’schen Regel, dass die Wände stets 
rechtwinklig durch den Tragrand des Eisens unterstützt werden müssen, 
ist auf einen noch anderen Specialfall exemplificirt worden, welcher der 
Betrachtung bedarf. Bei dem schiefen Hufe, dem bodenweiten 
und dem bodenengen, sollen die schräg stehenden Seiten- 
und Trachtenwände auf abgeschrägtem Tragrande ruhen. 

So lange der schiefe Huf als ein kranker betrachtet wird, der in 
den normalen wieder zurückgeführt werden soll und darf, ist die Mass- 
regel vielleicht eine richtige; denn auf der schiefen Ebene des Eisen¬ 
armes wird durch den Druck der Körperlast die stärker ausgedehnte 
Wand der Mittelebene des Hufes allmählich wieder näher gestellt. 
Aber nur so lange kann das Verfahren Gültigkeit behalten, als der 
schiefe Huf bei normalem Schenkelstande durch fehlerhafte Zurichtung 
oder auch durch liederlichen Beschlag zu Stande gekommen ist, oder 
auch wenn bei fehlerhaftem Schenkelstande die Entwickelung des 
Schiefhufes abnorme Verhältnisse angenommen hat. 

Die letzte Frage, ob der schiefe Huf als eine kranke Hufform 
angesehen werden muss, ist die wichtigste, und kann auch bei stär¬ 
kerer Ausbildung die Entscheidung darüber, ob das richtige Mass noch 
innegehalten ist, nur vom Sachverständigen mit Hülfe grösserer Er¬ 
fahrung gefällt werden. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle 
wird es sich um den schiefen Huf handeln, welcher für die Schenkel¬ 
formation und die besonderen Belastungsverhältnisse passt, daher auch 
in der Richtung seiner Wände keine Veränderungen erleiden darf. In 
einer früheren Arbeit *) habe ich die Entwickelung und die Archi- 
tectur desselben ausführlich besprochen, auch die Unterschiede in der 

*) Mechan. Untersuch, a. d. Gelenken u. d. Hufe d. Pferdes. Berlin, Hirschwald. 


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Beziehgn. zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 301 

Belastung der inneren und äusseren Hufseite matliematiscli-physika- 
lisch dargethan. Die Hauptpunkte daraus führe ich hier an. l ) 

Der schiefe Huf stellt einen abgestutzten schiefen, der normale 
gerade Huf einen abgestutzten geraden Kegel dar. Die Basis des 
Kegels wird von der Bodenfläche des Hufes gebildet; als die obere 
Fläche ist die Gelenkfläche zu betrachten. Beide Flächen, welche 
natürlich einander parallel liegen, stehen mit ihren Mittelpunkten 
nicht senkrecht über einander, sondern der Mittelpunkt der oberen 
Hufgelenkfläche liegt beim bodenweiten Hufe der inneren steilen 
Wand mehr genähert. Die steile Seite des Kegels ist kürzer als 
die schräg liegende, aber die Horn wand der steilen Seite überragt die 
Hufgelenkfläche bedeutend mehr als die Wand der schräg liegenden 
Seite, weil die Fleischkrone nach oben dislocirt ist. In Folge dessen 

*) Herr Dominik hat in Bd. VIII, S. 464 dies. Arch. die Resultate meiner 
Messungen am schiefen Hufe und alle daran geknüpften Folgerungen als werthlos 
hingestellt, weil die Messungen an einem Hufe ausgeführt sind, über den meine 
Angabe lautet, dass er wahrscheinlich nie beschlagen gewesen ist. Es liegt 
auf der Hand, dass die Angabe über ein 6jähriges Pferd, welches man nicht 
selbst hat aufwachsen sehen, sondern erst in seinem dienstfähigen Alter von 4 
Jahren kennen gelernt hat, nur lauten darf „wahrscheinlich nie beschlagen“ an¬ 
statt „nie beschlagen“. Aber wenn man auch nur mit Wahrscheinlichkeit atl- 
nehmen darf, dass das Pferd vor seinem 4. Lebensjahre nie beschlagen war, so 
ist nichtsdestoweniger der Schluss ein berechtigter, dass die Abnutzung des 
Hufes eine naturgemässe gewesen sei, wenn man Gelegenheit gehabt hat, 
das Pferd vom 4. — 6. Jahre nur in barfüssigem Zustande zu sehen. Oder würde 
man auch dann noch sagen, dass der Huf an den Nachwirkungen des Beschlages 
leiden könne, der vor dem 4. Jahre — vielleicht, aber höchst unwahrscheinlich 

— auf ihm gelegen? Wo liegt also zwischen „wahrscheinlich nie beschlagen“ 
und „natürlicher Abnutzung“ der Widerspruch, den Herr Dominik als logischen 
Verstoss bezeichnet? Im Uebrigen würden mehr Details aus dem Leben des 
Pferdes auch mitgetheilt worden sein, wenn das eigentliche Beweistheraa meiner 
damaligen Arbeit durch eine nicht natürliche Abnutzung der Bodenfläche in Frage 
gestellt wäre. In meinem Artikel ist erwähnt, dass auf dem Querschnitt des 
Hufes als natürliche Bodenlinie diejenige bezeichnet wird, welche parallel zur 
Queraxe der Hufgelenkfläche liegt, und diese Angabe wurde gemacht, um allen 
subjectiven Deuteleien über die richtige Höhe der Wände ein Ende zu bereiten. 

— Ueber den pathologischen Schiefhuf habe ich an demselben Orte gesagt, dass 
man ihn zuweilen zu Gesicht bekommt und nicht lange zu suchen braucht, 
uni ihn zu finden. Wenn Herr Dominik sagt, dass die Wörter „zuweilen“ und 
„nicht lange“ unmittelbar hinter einander auffallend seien, so ist dagegen nur 
zu erwidern, dass nach allgemeinem Sprachgebrauch zuweilen vorkommende 
Ereignisse solche sind, welche durch nicht lange Zeitintervalle von einander 
getrennt sind. 


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302 


PETERS. 


stellen sieh am geschlossenen schiefen Hufe die eigentlich kürzere 
Seiten- und Trachtenwand ind. Ballen, höher dar als die entsprechen¬ 
den längeren, schräg liegenden Theile. Nur wenn dieses Verhältniss 
in der Höhe aufrecht erhalten wird, bleibt die obere Fläche des 
Kegels in der normalen horizontalen Lage stehen und kann die 
untere Fläche voll auf dem horizontalen Boden fussen. 

Für die Vertheilung der Last, welche dieser schiefe Sockel 
für die Schenkelsäule zunächst auf seiner oberen Fläche empfängt und 
weiterhin auf die Bodenfläche fortpflanzt, ist der Umstand entschei¬ 
dend, dass die obere (Hufgelenk-) Fläche näher der steilen Seite ge¬ 
lagert ist als der abgeschrägten. Dem entsprechend fällt mehr Last 
der anliegenden Hälfte der Bodenfläche zu, und, wenn nur die 
Hornwände zum Tragen gelangen, Strahl und Sohle ausgeschaltet sind, 
der steilen Wandseite. Diese Mehrbelastung der steilen Wand 
wächst um ein Bedeutendes, wenn sie künstlich erniedrigt wird, so 
dass ihr in extremen Fällen das Fünffache der Last zufallt. 

Auf die verstärkte Belastung der steilen Wandseite, beim boden¬ 
weiten Huf also der inneren Wand, ist ein Theil der Fo^mVerände¬ 
rungen zurückzuführen, welche der schiefe Huf zeigt. Ausserdem spielt 
aber auch noch der abgeänderte Bodendruck eine gewichtige 
Rolle mit, indem derselbe nicht senkrecht, sondern in schräger 
Richtung die Stützfläche des Hufes trifft. Schon bei Betrachtung 
der Bodenfläche eines schiefen Hufes fällt es in die Augen, dass 
der Hornstrahl zwischen den Eckstreben nicht senkrecht, sondern 
in schräger Richtung herauswächst, mag er den Erdboden berühren 



oder nicht. Noch weit deutlicher zeigt sich aber nicht nur diese 
abgeänderte Formation der Strahles, sondern auch ein vollständiges 
Verschobensein des ganzen Sohlengewölbes auf Querschnitten, wie 
Fig. 13 einen darstellt. Ohne auf die Einzelheiten der Abbildung, 


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Beziehgn. zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 303 

wie sie sich bei allen zahlreich von mir gemachten Querschnitten 
wiederholt haben, besonders einzugehen, macht die Lage der an der 
Bodenfläche liegenden Horntheile und der damit verbundenen Huf¬ 
beinäste den Eindruck, als ob sie durch eine parallel dem Erdbo¬ 
den, in der Richtung des Pfeiles, wirkende Kraft verschoben wären, 
während die höher liegende Gelenkfläche an ihrem Platze verblieb. 
Eine solche Kraft, ein nicht senkrecht wirkender Bodendruck hat hier 
auch eingewirkt, wie ich mich überzeugt habe, seit ich mich mit der 
Klarstellung der Bedingungen beschäftigt habe, unter welchen der 
Bodendruck seine Richtung verändert. Man wird hier erkennen, dass 
ganz in derselben Weise, wie bei der vor- und rückständigen Stellung 
der Füsse die Bodenfläche des Hufsockels nach vor- oder rückwärts 
durch die abgeänderte Druckrichtung verlegt wird, so auch hier eine 
der bodenweiten Schenkelstellung entsprechende Umbildung des Hufes 
zu Stande kommt. 

Die Darstellung des Sachverhalts kann an diesem Orte nur in 
cursorischer Weise vor sich gehen, auch nur mit Bezugnahme auf den 
bodenweiten Huf und die zugehörige Stellung, zumal die Details für 
die übrigen Stellungen und Hufe, wie bodenenge, sich leicht ab¬ 
leiten lassen. 

Ich greife zunächst auf das zurück, was früher über die Ver¬ 
änderung des Bodendruckes bei der vor- und rückständigen Schenkel¬ 
stellung auf mathematisch-physikalischem Wege ermittelt wurde. Der 
Huf erlitt an seiner Bodenfläche eine Verlängerung nach vorwärts 
resp. rückwärts; die Kraft, welche diese Umformung erzeugte, ging 
im ersteren Falle aus einer verstärkten Zugkraft des auf der Rück¬ 
seite des Fusses liegenden Beugeapparates, im letzteren aus einer ver¬ 
minderten Zugkraft desselben hervor. So lange diese Zugkraft in 
paralleler Richtung mit der Körperaxe wirkt, so lange muss auch 
der horizontal liegende Antheil des abgeänderten Bodendruckes parallel 
zur Körperaxe bleiben und seine Wirkung auf die Bodenfläche des 
Hufes sich dahin äussern, dass die Verschiebung derselben ohne jeg¬ 
liche Seitenabweichung, geraden Weges nach vor- resp. rückwärts, sich 
einstellt. Der Huf wird dabei in seinen beiden seitlichen Hälften 
gleichraässig verändert. Ebenso weit wie die innere Seite nach vor¬ 
wärts verschoben wird, ebenso weit ist es mit der äusseren Seite der 
Fall. Das Verhältniss wird in der Zeichnung 14 durch die Figur A 
dargestellt. Man erblickt hier von oben das im Fesselgelenk ampu- 
tirte untere Fussende bei seiner Stützung auf dem Erdboden, Die 


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PETERS. 


304 



Gelenkfurche des Fesselbeins aa und die Mittellinie haben dieselbe 
Richtung und sind beide der Körperaxe parallel. Die Zugkraft der 
Sehne hat also auch die gleiche Richtung. Wenn die Zugkraft in 
Folge vorständiger Stellung stärker wird, und damit die bei dieser 
Stellung vorhandene Richtung des Bodendruckes von hinten und unten 
nach vorn und oben sich einstellt, so muss der horizontale Antheil 
desselben in der vorwürfigen Zeichnung sich derart projiciren, wie die 
beiden seitlichen Pfeile zeigen. Die Wirkung der Kraft wird in einer 
Verschiebung der Stützfläche nach vorn bestehen, in die Lage der 
punktirten Linie hinein, wobei äussere und innere Zehen-, äussere und 
innere Trachtenwände gleichmässige Krümmung behalten. Mit anderen 
Worten: die Symmetrie des Hufes wird nicht gestört. 

Das Verhältniss ändert sich, wenn der Fuss auch in der Frontal- 
ebene eine Abweichung annimmt, also etwa bodenweit sich stellt. Denn 
dann tritt der Fall ein, dass der horizontale Antheil des Bodendruckes 
die Mittellinie des Hufes überkreuzt. Er findet seine bildliche Dar¬ 
stellung in der Figur B, in welcher die Gelenkfurche des Fesselbeins a a 
die Mittellinie des Hufes b b schneidet. Die nothwendige Folge davon 
ist, dass die Zugkraft der Sehne die Körperlast auf und über den Huf¬ 
sockel in einer mit der Gelenk furche aa gleichlaufenden Richtung 
hebt, also entsprechend der Richtung der beiden seitlich liegenden 
Pfeile. Der der vorständigen Stellung zugehörige Bodendruck wird 
also durch das Hinzutreten einer bodenweiten Stellung in die Rich- 


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Beziehgn. zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u Gestalt ihrer Stützfläche. 305 

tung der Pfeile verlegt, dem entsprechend muss sich auch seine Wir¬ 
kung auf die Umformung der stützenden Huffläche geltend machen. 
Die Verschiebung derselben muss in der Richtung der Pfeile stattfin¬ 
den, so dass etwa die punktirte Linie den Contour der umgebildeten 
Stützfläche darstellt. Der die Verlegung der Stützfläche erzwingende 
Druck kreuzt die Mittellinie des Hufes. Unter solchen Umständen 
kommt das asymmetrische Verhältniss zwischen lateraler 
und medialer Hufabtheilung zu Stande. Erstere ist breiter 
und überdeckt mehr Boden als die letztere, welche wie zusammen¬ 
geschoben erscheint und auch kürzer ist. Die stärkere Rundung 
der äusseren Zehe, so dass der vorderste Punkt der Wand nicht in 
der Verlängerung der Strahlfurche (der Hufraittellinie) liegt, ferner 
die Dislocation des inneren Eckstrebenwinkels und des Ballens nach 
vorn, sowie manche andere räthselhafte Erscheinungen werden deutlich 
durch die Einwirkung, welche der Bodendruck in der geschilderten 
Lage auf die stützende Huffläche ausübt. 

Was ferner die in der Zeichnung B dargestellte schräge Lage der 
Gelenkfurche vom Fesselbein anbelangt, so ist deren Vorhandensein 
bei der bodenweiten Fussstellung leicht zu erweisen. Schon bei Be¬ 
trachtung eines lebenden, bodenweit gestellten Pferdes ist allemal er¬ 
sichtlich, dass die drei untersten Phalangen (von vorn oder von hinten 
betrachtet), ausser ihrer Abweichung von der Senkrechten, eine Dre¬ 
hung um ihre Längsaxe besitzen, so dass die Beuge- oder Rückseite 
des Fesselgelenks mehr oder weniger stark nach innen gewandt steht. 
Den besten Aufschluss giebt das Präparat. Führt man mit der Säge 
einen sagittalen Schnitt von der Bodenfläche des Hufes aus in der 
Weise, dass man die mittlere Strahlfurche als Sagittallinie anniramt, 
und treibt man den Schnitt durch die drei Phalangen bis zur Fessel¬ 
gelenkfläche hinauf, so findet man ständig, dass letztere nicht nur nicht 
in ihrer Mittellinie getroffen wird, sondern dass auch die Schnittlinie die 
Gelenkfurche kreuzt, wie es in der Zeichnung mit der Linie bb der Fall ist. 
Eine bodenweite Stellung der Fesselaxe in dem Sinne, wie sie bislang 
als mustergültig dargestellt und aufgefasst wurde, nämlich eine Nei¬ 
gung der Axe für sich allein in der Frontalebene, habe ich nicht 
constatiren können, sondern sie stets begleitet gefunden von der er¬ 
wähnten Drehung, deren Folge die schräge Lage der Gelenk furche ist. 
Bei allen zahlreichen Nachforschungen, die ich an Cadavern bezüglich 
dieses Punktes, auch mit Hülfe von Visirpunkten, gemacht habe, stellte 
sich dieses und auch ferner heraus, dass, je schräger die Gelenkfurche 


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3Ö(> PETERS. 

des Fesselbeins über die Mittellinie des Hufes eingeschnitten, um 
so grösser die Asymmetrie zwischen den seitlichen Hufabtheilun¬ 
gen war. 

Ueberhaupt findet man sehr selten eine vollständig gleichlaufende 
Richtung zwischen Gelenkfurche und Hufmittellinie, und aus diesem 
Grunde trifft man auch wohl so selten einen in seinen beiden seitlichen 
Hälften vollkommen symmetrisch gebildeten Huf. Eine mässige Asym¬ 
metrie, etwas geringere Ausdehnung der inneren Sohle und geringere 
Rundung der inneren Wand, also die ersten Anfänge des bodenweiten 
Hufes, werden sogar mit zu den Eigenschaften des normalen Hufes 
gerechnet. Für dieses Verhältnis dürfte die Begründung darin ge¬ 
funden werden, dass die bodenweite Fussstellung und die dazu gehörige 
schräge Lage der Fesselgelenkfurche so überwiegend häufig, wenn 
auch nur andeutungsweise, vorhanden ist, dass also au'h bei diesen 
noch als normal erachteten Fussstellungen die Wirkungen eines ab¬ 
geänderten Bodendruckes am Hufe sich geltend machen und die 
Anfänge des bodenweiten Hufos hervorbringen müssen. Hiermit 
dürften die Unterschiede, welche die Anatomie zwischen lateraler und 
medialer Seite des normalen Hufes aufgestellt hat, nebenbei er¬ 
klärt sein. 

Ebenso wie für die Umformung der Stützfläche, welche der boden¬ 
weite Huf zeigt, der abgeänderte Bodendruck das eigentliche Ent- 
stehungsmoraent darstellt, so ist es auch der Fall in Betreff der anderen 
Hufformen, deren Grundzug in der Asymmetrie der beiden Hufseiten, 
bald im Bereich der Zehen, bald im Bereich der Trachten besteht. 
Welche Hufform zu Stande kommt, dafür ist entscheidend die Rich¬ 
tung, welche der Bodendruck annimmt. Letztere geht wiederum hervor 
aus einer Complication von stärkerer einseitiger Belastung der me¬ 
dialen oder der lateralen Hufseite mit Vor- oder auch Rückständigkeit 
des Fusses. Stets findet man bei der sich täglich bietenden Beobach¬ 
tung, dass, wenn ein Tbeil der Wand eine abnorm grosse Krümmung 
besitzt, während der diagonal liegende Wandtheil einen um so flache¬ 
ren Bogen beschreibt, die Zugwirkung der Schenkelmusculatur 
nicht auch gleichlaufende Richtung mit der Mittellinie des Hufes 
besitzt, sondern die letztere überkreuzt. Eine eingehende Besprechung 
der Detailfragen dürfte an dieser Stelle vermieden werden können. 
Für die Bedürfnisse des Hutbeschlages genügt die vorstehende Be¬ 
trachtung, um darzuthun, dass wir in dem bodenweiten Hufe ein 
Umbildungsproduct der von der Schenkelmusculatur selbst in Bewegung 


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Beziehen, zwischen Belastg. cl. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 307 

gesetzten mechanischen Reaction zu suchen haben. Die Entwickelung 
desselben zu verhindern, vermögen wir nicht, so lange nicht etwa die 
stützende Knochensäule noch correcturfähig ist. Indessen das richtige 
Mass seiner Ausbildung und Anpassung an die entwickelte Schenkel¬ 
säule liegt auch eingeschlossen in der Aenderung der Druckverhältnisse, 
welche mit erfolgter Anpassung sich ebenso einstellen, wie wir es 
bei dem langzehigen Hufe, als Begleiter der vorständigen Fussstellung, 
früher gesehen haben. Wenn die Verbreiterung der äusseren Hufseite 
so weit gediehen ist, dass sie den Gleichgewichtsbedingungen des 
Fusses entspricht, und wenn die Kraft, welche den Tragrand der 
äusseren Wand nach aussen zu bewegen strebt, sich ausgeglichen hat 
mit der Cohäsionskraft derselben, so ist der Abschluss erreicht. Die 
Natur hat dann etwas sehr Passendes zu Stande gebracht, nicht im 
Bewusstsein des Zweckes, sondern weil sie nicht anders gekonnt: die 
Basis des Hufsockels hat für sich allein eine Verschiebung 
nach aussen erfahren, damit auf seiner oberen Fläche, im 
Hufgelenk, der Aufbau der Phalangen in möglichst senk¬ 
rechter Richtung vor sich gehen kann. 

Man muss nun wohl fragen, weshalb der Kraft entgegentreten, 
welche die äussere Hufseite auszudehnen strebt, weshalb die äussere 
Hornwand auf eine rechtwinklig stehende Stützfläche des Hufeisens 
gesetzt werden soll, wie im „rationellen Hufbeschlag“ verlangt wird? 

Die Wirkung eines nicht horizontalen Tragrandes läuft doch, wie 
wir gesehen haben, darauf hinaus, den die Hornwand treffenden Gegen¬ 
druck aus dem Erdboden derart abzulenken, dass der Tragrand die 
Bedeutung einer Gleitfläche für die darauf ruhende Wand erhält. Das 
Resultat kann nur Einklemmung der letzteren sein und nur dann 
wünschenswerth erscheinen, wenn man der Ansicht ist, dass die Ver- 
grösserung der äusseren Hufseite nichts Anderes als ein Uebelstand 
ist, für dessen Begrenzung der Natur die Kräfte abhanden gekommen 
sind. Allerdings ist die Hufform ein Uebel, aber ein nothwendiges, 
durch welches ein anderes, grösseres Uebel, die fehlerhafte Fussstel¬ 
lung, ausgeglichen wird, und zwar in der vorteilhaftesten Weise. 
Die etwa eintretenden Hufschäden, soweit sie durch die Schräglage 
der Wand bedingt sind, kommen gegenüber den Schäden an Gelen¬ 
ken und Bändern, welche durch sie vermieden werden, gar nicht in 
Betracht. 

Erreicht man durch den abgeschrägten Tragrand eine steilere 
Wandstellung und Verschmälerung der äusseren Sohle, so erhält der 


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308 


PETERS, 


Huf in summa eine zu schmale Stützfläche; denn gerade die Verbrei¬ 
terung auf seiner äusseren Seite ist es, durch welche die Verschmäle¬ 
rung auf der inneren ausgeglichen werden muss, damit der Huf mit 
einer genügend grossen Stützfläche für die Schenkelsäule ausgerüstet 
bleibt. Dieser Punkt verdient um so mehr Beachtung, als ein grosser 
Theil der schiefen Hufe ohnehin schmal gebaut ist und dadurch Dis¬ 
position zu Gelenkleiden schafft. 

Ferner hat die schräge Lage der äusseren Wand auch insofern 
noch Bedeutung, als durch dieselbe die Ausdehnungsfähigkeit des Hufes 
vermehrt wird. Die volle Erhaltung dieser Fähigkeit ist um so mehr 
anzustreben, als auf der inneren Wand dieselbe bedeutend beschränkt 
ist, theils durch ihre senkrechte Stellung, theils durch die auf ihr 
ruhende grössere Last. 

Nach Allem kann eine Beschränkung der Dimensionen der äusse¬ 
ren Seite beim bodenweiten Hufe nicht angestrebt und nicht zur Auf¬ 
gabe des Beschlages erhoben werden. Beschneidet man allerdings den 
inneren Tragrand stark und macht man damit den Winkel am äusseren 
Tragrande noch mehr spitz, als der Bildung des Hufes und dem Stande 
des Fusses entspricht, so kann eine Abschrägung des Tragrandes nöthig 
werden. In diesen Fällen, wo man nach den Anschauungen des * ra¬ 
tionellen Hulbeschlages“ die innere Wand als die naturgemäss niedrige 
behandelt hat, ist der abgeschrägte Tragrand das Mittel, wodurch 
einer Ausbildung der bodenweiten Hufform zu einem wirklich kranken 
Hufe vorläufig Einhalt geboten werden kann. Fraglich dürfte es aber 
doch sein, ob man die Abschrägung so stark machen kann, dass die 
Wand rechtwinklig auf ihr ruht. Die Beweglichkeit einer sehr geneigt 
stehenden Wand wird durch rechtwinklige Unterstützung in einem 
zweifellos höheren Grade beschränkt, als die Beweglichkeit einer stei¬ 
leren Wand durch gleiche Unterstützungsweise. Denn in letzterem 
Falle wirken die die Ausdehnung erzwingenden, horizontal gerichteten 
Druckkräfte in ziemlich gleicher Linie mit der Unterstützungsfläche 
des Eisens; dagegen im ersteren Falle fallt diesen Kräften etwa die¬ 
selbe Aufgabe zu, als wenn eine Last bergauf geschoben werden soll 
durch eine horizontal gerichtete Kraft, wobei also ein Theil derselben 
gegen die schiefe Ebene gerichtet ist. Jedenfalls wird die Ausdehnung 
des Hufes durch dieses Verfahren auf Null reducirt werden. 

Wenn wir auch bei dieser Frage auf die Fingerzeige eingehen, 
welche die Natur uns für unser Verhalten beim Beschläge giebt, so 
vermissen wir jede Aehnlichkeit zwischen ihrem Verfahren und dem 


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Beziehgn. zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 309 

des * rationellen Hufbeschlages“. Die Stützfläche für den ganzen Huf, 
mit Einschluss der schrägen Seitentrachten wände, bildet für den 
unbeschlagenen Huf eine horizontale, also keine rechtwinklige Unter¬ 
stützungsfläche. Zwar ist der Erdboden mehr rauh, so dass die Rei¬ 
bung des Tragrandes auf demselben grösser ist als auf dem glatten 
Eisenarm, auch drücken sich die Kanten des Hufes in den Erdboden 
ein; aber diese Hindernisse sind zu unbedeutend im Verhältniss zu 
der Kraft, womit die Ausdehnung des Hufes erzwungen wird, die letz¬ 
tere wird trotz derselben vor sich gehen. Jedenfalls lassen sie sich 
in ihrer Wirkung nicht vergleichen mit dem Stellen der Wand auf 
eine rechtwinklig stützende Eisenfläche, durch welche die Ausdehnung 
einer Wand mit bedeutender Schräglage wahrscheinlich ganz aufge¬ 
hoben wird. 

Noch eine andere Neuerung in der Construction der Tragfläche 
ist im „rationellen Hufbeschlag“ eingeführt, welche ihre Entstehung 
der consequenten Durchführung des Princips der recht¬ 
winkligen Unterstützung des Tragrandes verdankt. Nachdem 
S. 153 gesagt ist, dass der Tragrand des Eisens je nach der Richtung 
der Hornwände zum Erdboden bald die eine, bald die andere Ober¬ 
fläche zeigen muss, heisst es: „Die Schenkelenden sind selbst¬ 
verständlich hiervon nicht ausgeschlossen; bei der senkrechten 
Richtung der Trachtenwände — bei Betrachtung von hinten — und 
bei der schräg nach vorn gerichteten Richtung derselben 
— bei Betrachtung von der Seite — müssen jene Flächen der 
Oberfläche nach horizontal, betreffs der Längsrichtung nach 
hinten schräg abfallend gehalten sein.“ 

Wie der Autor sich die rechtwinklige Unterstützung der Trachten 
bei der Betrachtung von der Seite gedacht hat, wird klargestellt S. 203 
durch die Fig. 116, denn hier wird als ein regelmässiges, rechtwinklig 
die Trachten unterstützendes Eisen ein solches mit nach hinten schräg 
abfallenden (abgeschärften) Schenkelenden dargestellt. Das, was also 
früher unter dem Schwebeeisen von den alten Schmieden in der 
Besorgniss vor Steingallen auf den Huf gelegt, was von allen 
anderen Autoren als schädigend für die Haltbarkeit der Hornkapsel 
gekennzeichnet und verlassen worden ist, soll wieder eingeführt werden. 
Man würde glauben, dass man den Sinn dieser rechtwinkligen Unter¬ 
stützung nicht richtig aufgefasst habe, wenn nicht die Abbildung davon 
überzeugte und wenn nicht auf einer anderen Stelle gesagt wäre, dass 

21 


Archiv f. wisienscb. u. prakt. Thierheilk. IX. 4 u. 5. 


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310 


PETERS, 


man eine Messerklinge zwischen die Trachtenwand und die 
obere Fläche des Eisens müsse schieben können. 

Wird aber eine rechtwinklige Unterstützung bei diesem Verfahren 
überhaupt erreicht? Zwar trifft eine gedachte Verlängerungs¬ 
linie der Trachten wand den Tragrand des Eisens in einem weniger 
spitzen Winkel als bei nicht abgeschrägtem Tragrand, aber von einer 
Unterstützung kann doch gar keine Rede sein, wenn die beiden 
Flächen, Eisen und Wand, durch einen Abstand von der Dicke einer 
Messerklinge von einander entfernt stehen. Die rechtwinklig stehende 
Unterstützungsfläche ist überhaupt keine mehr, sondern imaginär 
geworden. Nebenbei ist einer der wesentlichsten Stützpunkte des 
Hufes, der Vereinigungswinkel zwischen Eckstrebe und Trachtenwand, 
ausser Thätigkeit gesetzt nur zu dem Zweck, damit die rechtwinklige 
Unterstützung bis zur letzten Consequenz scheinbar durchgeführt werde. 

Fragt man nach den nächsten Folgen eines Beschlages mit dem 
Schwebeeisen, so ist deutlich, dass der Theil der Last, welchen die 
Enden der Trachten und der Eckstrebenwinkel sonst tragen, von einem 
vorderhalb gelegenen begrenzten Punkte der Wand getragen werden 
muss. Auf diesen wirkt das abgeschrägte Eisenende hebelartig, und 
diese Wirkung muss um so verderblicher für ihn werden, als er bei 
weitem nicht die Widerstandsfähigkeit besitzt wie der Eckstreben¬ 
winkel, wo Tracht und Eckstrebe zu einer so festen Verbindung mit 
einander zusammentreten. Der gefährdete Punkt vorderhalb der schwe¬ 
benden Stelle zeigt darum auch häufig die Zeichen von Dehnungen 
und Quetschungen der Fleischblättchen und der Fleischsohle. Will 
man dieser Behauptung entgegen halten, dass manches Schwebeeisen 
schon aufgelegt ist, ohne Steingallen zu erzeugen, und dass der Eck¬ 
strebenwinkel zuweilen zurückgeschnitten wird wegen Steingalle in 
demselben, so kommt in Betracht, dass am Schluss der Beschlagszeit 
eine Vergleichung der beiden getrennten Flächen doch gewöhnlich zu 
Stande kommt, weil die tragenden Theile der Wand auf dem Eisen 
in verstärktem Masse sich abreiben und weil die dünn abgeriebenen 
Eisenenden sich aufwärts biegen. Die Gefahr liegt hauptsächlich in 
der Wiederholung des Verfahrens, in der Erhebung desselben zum 
Princip im Hufbeschlage, wodurch Zwangshuf und abnorme Verkrüm¬ 
mungen der Trachtenwände sich einstellen. 

Jedenfalls weicht der „rationelle Hufbeschlag“ von dem englischen 
Einsiedel’schen, mit dem er sich sonst in Uebereinstimmung zu befinden 
glaubt, gerade in dem Hauptpunkte desselben ab, denn in dem treff- 


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Beziehgn. zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 311 

liehen „Gedankenzettel“ findet der Hauptsatz desselben seinen Aus¬ 
druck: Schone die Trachtenwände. Derselbe ist der Erfahrung 
entsprungen, dass die Function der Eckstreben, welche in der Erhal¬ 
tung der Breitendimension und der Vermittelung der Ausdehnung der 
hinteren Hufabschnitte besteht, nur bei und durch Conservirung der 
Eckstrebenwinkel vollgültig erhalten bleiben kann. Wird dieser Um¬ 
biegungsstelle nicht derselbe feste Stützpunkt auf der Hufeisenfläche 
gewährt, wie schon der Erdboden für den barfüssigen Huf bietet, so 
entstehen im Laufe der Zeit bedeutsame Veränderungen in der Con- 
figuration dieser Theile. Sie entstehen um so leichter, als beim be¬ 
schlagenen Huf die Eckstreben ohnehin keine Unterstützung durch die 
Tragefläche des Hufeisens finden und das hierauf abzielende Erdt’sche 
Eisen mit besonderen Eckstrebenschenkeln wegen der Schwierigkeit 
der Anfertigung und Anpassung leider keine Verwendung findet. 

Ob man die Trachtenecken so wenig mit der Raspel verkürzt, 
dass eine Messerklinge zwischen dieselben und das Eisen geschoben 
werden kann, oder ob man mehr davon abträgt, wie die alten Schmiede 
es thaten, stets wird man wieder zu dem schwebenden Eisen gelangen, 
das den hinteren Theil des Hufes ungenügend unterstützt und seine 
nachtheiligen Wirkungen ausüben wird. 

Auch in diesem Specialfall lässt ein Vergleich mit den Mass¬ 
nahmen der Natur die Berechtigung einer rechtwinkligen, überdies 
imaginären Unterstützung nicht zu. Die Beobachtung am barfüssigen 
Pferde lässt erkennen, dass die Trachtenenden nicht rechtwinklig vom 
Erdboden unterstützt werden, und es ist kein Grund erfindbar, ihnen 
eine andere Stützfläche auf dem Eisen darzubieten, als der Erdboden 
gewährt, also eine horizontale. 

Im Allgemeinen muss noch über das Princip der rechtwinkligen 
Unterstützung, nachdem es in drei verschiedenen Fällen als nicht ver¬ 
wendbar erkannt ist, erwähnt werden, dass bei der Aufstellung 
desselben eine bedenkliche Petitio principii begangen ist, dass die 
Gründe dafür selbst noch des Beweises bedürfen, dass eine einfache 
Ueberlegung keine Beweiskraft hat. In den exacten Wissenschaften 
verdanken wir die grossen Fortschritte der Neuzeit der Methode der 
Untersuchung: dass jeder einzelne Fall genau geprüft und aus einer 
Reihe von übereinstimmenden Fällen die allgemeine Regel oder das 
Gesetz abstrahirt wird. Im „rationellen Hufbeschlag“ ist der umge¬ 
kehrte Weg eingeschlagen: hier ist ein oberster Grundsatz ohne jede 
Begründung an die Spitze gestellt und ohne weiteres dazu benutzt, 

21 “ 


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31*2 


PETERS. 


den Einzelfall zu demonstriren. Möglicherweise verdankt das neue 
Gesetz von der rechtwinkligen Unterstützung seinen Ursprung den irr- 
thümlichen und fehlerhaften Vorstellungen von den physikalischen 
Reactionen der Kräfte, über welche ja S. 80 des „rationellen Huf¬ 
beschlages“ sich dahin vernehmen lässt, dass der Fall des Kör¬ 
pers von hinten und oben, der Gegenstoss aber in senk" 
rechter Richtung auf den Huf einwirken soll! 


Die Bodenfliehe des Eisens. 

Die Fläche des Eisens, welche mit dem Erdboden in Berührung 
tritt, wird ihrer Aufgabe der Stützung am besten genügen, wenn sie 
möglichst ausgedehnte Berührung mit dem horizontal gedachten Erd¬ 
boden gewährt und demgemäss eine ebene, horizontale Fläche darstellt. 
In diesem Falle stellt das Hufeisen, von der Seite gesehen, einen 
gleichmässig dicken Eisenreif dar, durch dessen Befestigung an den 
Wänden keine weitere Veränderung am stützenden Hufsockel erzeugt wird, 
als vielleicht eine geringe, aber gleichmässige Erhöhung über dem 
Erdboden. Die Druck Verhältnisse zwischen Huf und Erdboden werden 
durch die beiden parallelen Flächen des Eisens in keiner Weise ab¬ 
geändert und bleiben dieselben wie beim barfüssigen Huf. 

Will man indessen strenge die Verhältnisse des unbeschlagenen 
Hufes nachahmen, so muss dem vordersten Theil von der Zehe dos 
Eisens eine geringe Aufrichtung gegeben werden, da sowohl der unbe¬ 
schlagene Huf als auch das abgelaufene Eisen auf genanntem Punkte 
eine stärkere Abnutzung zeigen. Einestheils ist diese vermehrte Ab¬ 
nutzung der Zehe die Folge des heftigen Gegenstosses beim Einfall 
des Fusses, da in allen Fällen, auch wenn alle Theile der Bodenfläche 
gleichzeitig in den Erdboden einfallen, die Zehe die heftigste Einwir¬ 
kung empfängt und der rutschenden Bewegung nach vorn entgegen zu 
arbeiten hat; anderntheils bleibt die Zehenspitze etwas länger als die 
übrigen Theile des Hufes am Erdboden haften, wenn der Fuss zum 
Zweck des Abschwingens der Last mit seinen unteren Gelenken plötz¬ 
lich in den Beugezustand übergeht, also zuerst die Trachten und zuletzt 
die Zehen vom Erdboden abhebt. 

Dieser verstärkten Abnutzung der Zehe entsprechend, thut man 


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Beziehgn. zwischen Belastg. A. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 313 


gut, auch dem erwähnten Theil des Hufeisens eine geringe Aufrich¬ 
tung zu geben. Für ältere, stumpf gewordene Pferde ist diese Zehen¬ 
richtung ein Bedürfnis, durch dessen Befriedigung häufiges Stolpern 
und Anstossen vermieden wird; denn je mehr der lange und freie 
Austritt des Fusses aus irgend einem Grunde vermieden wird, um so 
weniger gelangen die unteren Gelenke zu dem Grade der Extension, 
durch welchen ein vollständig gleichzeitiges Fussen der gesamraten 
Bodenfläche des Hufes erst ermöglicht wird. Die Zehe stösst hier 
zuerst auf den Erdboden und giebt um so leichter Anlass zum Stol¬ 
pern, je weniger auf die Zehenrichtung Bedacht genommen wird. 

Anders liegt die Frage über die Gestalt der Bodenfläche beim 
Beschläge mit Stollen. Trotz ihrer grossen Nachtheile für den 
Huf und die Gelenke sind die Stollen in gewissen Dienstzweigen, im 
schweren wie auch leichten Zuge, der plötzliche Paraden auf plattem 
Steinpflaster verlangt, nicht zu entbehren, weil sie leider noch durch 
keine Erfindung in ihren Wirkungen vollständig ersetzt sind. Mit 
Recht wird zur Zeit das Stolleneisen wegen seiner vielen Nachtheile 
bei einer viel geringeren Zahl von Pferden als früher verwandt und 
wird wohl nur noch selten bei Reitpferden Gebrauch davon gemacht. 
Dies mag der Grund sein, dass man dem Beschläge mit Stollen nur 
geringe Beachtung und Besprechung in den Lehrbüchern hat zu Theil 
werden lassen. Aber dringend nöthig ist dies doch, wenn man die 
unvermeidlichen Nachtheile desselben nicht unnöthig sich steigern 
lassen will. Der schädliche Einfluss auf Strahl und Trachtenwände, 
auf Hufmechanismus und Gelenke ist hinreichend oft hervorgehoben 
und so bekannt, dass derselbe nicht erwähnt zu werden braucht. Aber 
der wichtige Umstand, dass durch die Erhöhungen an den Schenkel¬ 
enden des Eisens die Wirkungsweise des Einfallsstosses auf 
den Huf, speciell die Zehe, gänzlich verändert wird, finde 
ich in keinem Lehrbuch über Hufbeschlag berührt und möchte ich in 
Kürze noch erwähnen. 

Wenn man ein in seiner Bodenflächc vollständig ebenes Eisen mit 
Stollen versieht, so kommen mit dem harten Erboden nur begrenzte 
Punkte des Eisens in Berührung und zum Tragen, die Endpunkte der 
Trachten und die Spitze der Zehe, währond die beiden Seitenarme des 
Eisens in ihrer ganzen Länge vom Erdboden abgehoben sind. Erst 
wenn das Eisen längere Zeit benutzt ist und durch Abreibung sowohl 
die Stollen wie auch die Zehe kürzer geworden sind, bildet sich wieder 
eine ausgedehntere Berührung zwischen Eisen und Erdboden heraus. 


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314 


tfiTEftS, 


So sehen wir, dass allemal gegen Ende der Beschlagszeit nicht blos 
die Spitze der Zehe, sondern auch der wichtige Uebergangstheil von 
der Zehen- zur Seitenwand zum Tragen gelangt. 

Hir wirft sich nun die Frage auf: wie wirkt auf den Huf der 
Gegendruck aus einem neuen Stolleneisen ein, welches, wie in der 
Abbildung 15, nur an der Spitze der Zehe und den Trachtenenden 
Berührungspunkte mit dem Erdboden findet? 

Wenn in den Punkten a und b (Fig. 15) des Erdbodens das Eisen 
festen Stützpunkt gefunden hat, so vertheilt sich der Druck des 
Tragrandes der Wand auf den Tragrand des Eisens ganz in derselben 
Weise, als wenn dieser einen Theil des Erdbodens darstellte; denn da 
das Material des Hufeisens so fest ist, dass es unter dem Gewicht des 
Fusses seine Form nicht verändert, so wird von allen zwischen den 
beiden gestützten Punkten liegenden Theilen dasselbe Mass von Last 
aufgenommen und auch von ihnen der Gegendruck in gleicher Rich¬ 
tung und Stärke zurückgegeben. Die Last, welche aus der Hufgelenk¬ 
fläche bald in der Richtung von Pfeil I, bald von H, bald von III 
wirkt, findet auf der Fläche cd denselben Widerstand, als wenn cd 
der Erdboden selbst wäre. Da diese Fläche in sehr geringem Grade 
von der horizontalen abweicht, so wird eine nur unwesentliche Ver¬ 
änderung im Gegendruck erzeugt, und das Verhältniss bleibt fast das¬ 
selbe wie bei einer absolut horizontalen Unterstützung, wenn beim 
Zurichten des Hufes auf die entsprechende Verkürzung der Trachten 
Rücksicht genommen ist. Demnach kann auch das Stolleneisen durch 
abnormen Belastungsdruck keine wesentlichen Veränderungen an der 
Zehenwand erzeugen. 

Die Voraussetzung war eben, dass das Eisen auf dem Erdboden 
sich stützt und sich im Ruhezustände auf demselben befindet. An¬ 
ders gestaltet sich das Verhältniss, wenn das Eisen nicht stützt, 
sondern als stossender Körper betrachtet werden muss, 
wenn also der Huf aufgehoben ist und in den Erdboden einfallen will. 
Dann ist das Eisen als ein Theil des Hufes selbst zu betrachten, 
welches den Gegenstoss auf seiner unteren Fläche aufnimmt und je 
nach Lage der zuerst getroffenen Punkte weiter nach oben fortpflanzt. 
Eine gleichmässige Vertheilung des Stosses über den Huf kann nur 
dann stattfinden, wenn Zehentheil und Stollen in a und b den Erdboden 
zu absolut derselben Zeit treffen. Dies findet aber wohl nur aus¬ 
nahmsweise statt; denn erstens wird in allen Fällen, wo das Pferd 
keine schwunghaften Gänge mit vollständig gestreckten Gelenken geht, 


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Beziehgn. zwischen fielastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 315 

ein wenn auch nur unbedeutend früherer Aufstoss der Zehe statt¬ 
finden, und zweitens giebt das Gehen auf schlechtem Steinpflaster 
sowie auch übermässige Länge der Zehe bei der Ausführung des Be¬ 
schlages häufig genug Anlass zu früherem Einfall derselben. 

Wie wirkt nun der aus dem Punkte a erfolgende Gegenstoss auf 
den Zehentheil des Hufes ein, wenn b noch keinen Widerstand leistet? 



Die Richtung des Stosses von oben ist durch die Lage von Pfeil I 
angegeben, und gleichzeitig repräsentirt er die Axe des Kronenbeins, 
welche die Hufgelenkfläche in x trifft. Der Stoss verbreitet sich von 
allen Theilen der Hufgelenkfläche in gleicher Richtung weiter nach 
unten, aber die Stossaxe, in welcher man sich sämmtliche Kräfte con- 
centrirt denken kann, geht von dem Mittelpunkt der Fläche, von x, 
aus. Von hier müssen die Kräfte den Weg nach unten in derselben 
Richtung weiter nehmen und würden den Erdboden, wie Pfeil IV, in 
y treffen. Dieser Punkt y, welcher etwa unter dem Uebergangs- 
theil von Zehen- und Seitenwand liegt, ist also der wich¬ 
tigste, wenn es sich um wirksame Stützung der einfallen¬ 
den Last handelt. Die Eisenfläche kann auf ihn aber nicht den 
Stoss überleiten, weil sie höher über dem Erdboden steht. Deshalb 


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PEtERS, 


äiö 

kann auch keine Gegenwirkung aus y erfolgen, sondern dies muss aus 
dem allein stützenden Punkt a geschehen. 

Aus diesem Uebelstande, dass das Centrura des Stosses 
keinen Widerstand auf dem Erdboden findet, entspringen nun 
Nachtheile für die Zehenwand und auch für die Gelenke, welche zeit¬ 
weilig vielleicht wenig augenfällig sind, in vielen Fällen aber recht 
bedeutend werden. 

Denn unter den gedachten Umständen wird der über a gelegene 
Punkt des Eisens von der ganzen Wucht des Gegenstosses aus dem 
Erdboden getroffen. Richtung und Grösse der Kraft, welche durch 
den Pfeil V angedeutet ist, ist ganz dieselbe wie die auf y wirkende. 
Die beiden Kräfte gestalten sich daher zu einem Kräftepaar, welches 
an dem zwischen a und y gelegenen Theil des Eisens nach der Art 
von Drehkräften an einem Hebelarm wirken. Die hieraus etwa resul- 
tirende Bewegung kann nur so sich gestalten, dass der über a ste¬ 
hende Theil des Eisens und des Hufes in der Richtung des Pfeiles 
aufwärts geschoben wird. 

Ob die Gewalt des Stosses zur Erzeugung einer solchen Bewegung 
gross genug ist und ob es ihr gelingt, eine Verbiegung des Eisens 
und der Wand in die Lage hinein, wie sie durch die punktirte Linie 
(Fig. 16) angedeutet ist, zu erzeugen, hängt hauptsächlich von der 



Grösse des Widerstandes ab, welchen das Eisen in Verbindung mit der 
Hornwand zu leisten im Stande ist. 

Dass das Eisen sich verbiegen kann unter den immer und immer 
sich wiederholenden mächtigen Stössen des einfallenden Fusses, be¬ 
sonders wenn es sich nach andauerndem Laufen auf steinigem Boden 


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Beziöbgn. zwischen feelastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche, äl7 

erwärmt hat, ist wohl anzunehmen, auch wenn nicht die Erfahrung 
an alten Eisen vorläge. Ob die Hornwand grösseren Widerstand gegen 
die aufstauchende Gewalt zu leisten verniag, hängt hauptsächlich von 
ihrer Lage und Stellung ab. Bei einer geneigten Lage, wie sie in 
der Zeichnung (Fig. 16) angedeutet ist, bietet sie dem Gegenstoss ihre 
innere Fläche als günstigen Angriffspunkt dar und weicht etwa in die 
Lage der punktirten Linie aus. Ist sie steil gestellt, so dass der 
Gegenstoss mit der Richtung der Hornfasern gleichlaufend ist, so be¬ 
sitzt sie Festigkeit genug, um im Verein mit dem sie deckenden 
Eisen die Wirkung des Gegenstosses zu vernichten. Dann bleibt sie 
gerade. 

Die intensive Kraft des Gegenstosses muss also bei Hufen mit 
geringer Widerstandsfähigkeit eine Verbiegung der Zehenwand 
erzeugen. Das bestätigt die Erfahrung. Welche Zahl von Hufen sehen 
wir unter der Anwendung des Stollenbeschlages beim Ziehen und Laufen 
auf Steinpflaster in kurzer Zeit verkrüppeln! Gesunde Hufe, welche 
nur eine massig vermehrte Schräglage der Wände aufweisen, zeigen 
nach wenigen Monaten eine Verbiegung der Profillinie der Wand, die 
Hornsubstanz derselben bis zur Unkenntlichkeit ihrer faserigen Structur 
bröckelig, wie zermalmt, die Verbindung in der weissen Linie zerstört. 
Der Anfang des Leidens ist die lose Wand, die höchste Steigerung 
die hohle Wand, d. h. vollständige Abhebungen der Hornwand von der 
Blättchenschicht, so dass bedeutende Hohlräume zwischen beiden liegen. 

Während das Leiden beim Stollenbeschlage häufig gefunden wird, 
st dies wohl kaum der Fall beim stollenlosen, auch sonst richtig aus- 
geführten Beschläge. Hierin liegt Beweiskraft genug, dass der uu- 
gleichraässige Stoss auf die Bodenfläche zu Ungunsten der Zehenwand 
die veranlassende Ursache ist. Vielleicht wird man einwenden, dass 
die nach vorn zu abschüssige Fläche des Stolleneisens in Beziehung 
zur Verbildung der Wand stehe und dass letztere die Folge des Ab¬ 
rutschens auf jener sei*; aber eine so geringe Neigung oder Abschrägung 
des Zehentragrandes nach aussen, wie sie ein Stolleneisen ohne jede 
Aufrichtung haben würde, könnte an sich keine nennenswerthen Folgen 
haben. Ein Abrutschen über den äusseren Rand, in Fig. 15 über c 
hinaus, wird ohnehin durch die Nagelung und den Aufzug verhindert, 
gegen welchen die Zehe ja Anlehnung nimmt. Ueberdies geht die 
geneigte Rutschfläche auch beim Ausziehen des Aufzuges und durch 
die Herrichtung der gebräuchlichen kurzen Aufrichtung der Zehe ver¬ 
loren. Trotzdem tritt aber die Verbildung der Zehenwand ein. 


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318 


PETERS, 


Ich berühre aus dem Grunde dies Verhältniss ausdrücklich, um 
zu beweisen, dass nicht ein abnormer Belastungsdruck, hervor¬ 
gerufen durch eine fehlerhafte Unterstützungsfläche für die Wand, die 
Ursache des Leidens ist, sondern dass dieses aus der abgelenkten 
Wirkung des Stosses auf die Zehenspitze hervorgeht. Denn so 
lange man sich von der Wahrheit dieses Zusammenhanges nicht über¬ 
zeugt, wird man für die richtige Construction des Stolleneisens nicht 
den sicheren Weg finden und nicht dem entscheidenden Funkte an 
der Bodenfläche seine Aufmerksamkeit zuwenden. 

Der Schwerpunkt der Frage, wie der besprochene Nachtheil des 
Stolleneisens zu vermeiden ist, liegt nicht an der Tragfläche, sondern 
an der Bodenfläche. Nur durch eine besondere Construction der letz¬ 
teren lässt sich der Eintritt des Uebels verhindern und das vorhandene 
beseitigen. Die Bodenfläche muss eine solche Gestalt haben, dass der 
Gegenstoss die Zehe nicht trifft, sondern dem Centrum des Stosses 
von oben direct entgegengestellt wird, dass also der Punkt des Eisens, 
welcher in Fig. 15 über y liegt, mit dem Erdboden in Berührung tritt 
und auch der tiefste Punkt der Bodenfläche wird. Dieser Punkt liegt 
etwa am Uebergangstheil der Zehen- in die Seitenwand. Ist diese 
Bedingung erfüllt, so hat das Eisen eine schwach muldenförmige Ge¬ 
stalt, deren tiefster Punkt etwa im Bereiche des ersten Hauptnagel¬ 
loches liegt. 

Hieraus geht hervor, dass die Aufrichtung, welche das Eisen 
empfangt, recht lang, weit länger sein muss, als gebräuchlich ist. 
Die gewöhnlich angewandte kurze Zehenrichtung, welche dicht hinter 
dem ersten Zehcnloch beginnt und auch für ein stollenloses Eisen 
ausreicht, genügt für den besprochenen Zweck durchaus nicht. Schon 
ein recht weit abgenutztes Stolleneisen giebt durch die Länge seines 
Abschliffes Ausweis darüber, dass der Hauptpunkt der Belastung weit 
mehr nach hinten liegt. Die Prüfung des alten Eisens in Betreff 
dieses Verhältnisses geschieht am besten auf der Ambosfläche, und 
ebenso muss die Richtigkeit desselben für das neue Eisen festgestellt 
werden. 

So lange man lediglich die Absicht verfolgt, die verbogene Zehen¬ 
wand rechtwinklig zu stützen und dem Eisen eine recht hohe aber 
nur kurze Aufrichtung giebt, erreicht man keine Erfolge. Man erstickt 
weder das Uebel in seinem Entstehen, noch führt man das entwickelte 
Leiden zur Norm zurück, was durch eine Aufrichtung von bezeichneter 
Länge leicht gelingt. 


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Beziehen, zwischen Belastg. d. Schenkelsaute u. Gestalt ihrer Stützfläche. 319 

Gleichzeitig mit einer zweckmässigen Umgestaltung der Boden¬ 
fläche erlangt auch die Tragfläche die horizontale Stellung wieder, 
welche durch die Stollen verloren gegangen war. Darin liegt gewiss 
ein Vorzug, aber derselbe darf, wie soeben besprochen, nicht über¬ 
schätzt werden. Und eine Ueberschätzung dürfte vielleicht häufig statt¬ 
gefunden haben, indem man den guten Erfolg der Aufrichtung auf 
Rechnung der Tragfläche gesetzt hat, während er von der Umänderung 
der Bodenfläche seinen Ausgangspunkt nahm. Ich kann mich auch 
des Gedankens nicht erwehren, dass derartige vermeintliche Erfolge 
einer rechtwinklig stützenden Tragfläche den Anlass gegeben haben, 
das Princip der rechtwinkligen Unterstützung im „ratio¬ 
nellen Hufbeschlag“ aufzustellen. Die Verbildung der Zehen¬ 
wand bei Stollenbeschlag wurde vielleicht als das Resultat einer 
abgeänderten Druckrichtung aus der abschüssigen Tragrandfläche an¬ 
gesehen, die abnorme Lage so gedeutet, als sei auf abschüssiger Bahn 
eine rutschende Bewegung der Wand nach vom vor sich gegangen. 
Da lag es allerdings recht nahe, der Tragfläche eine solche Stellung 
zu geben, dass gewiss kein Rutschen des getragenen Körpers entstehen 
konnte und die rechtwinklige Unterstützung desselben wurde als die 
geeignetste Abhülfe betrachtet. Aber der Zusammenhang der Dinge 
ist ein anderer; nicht die Tragfläche trägt die Schuld, sondern die 
Bodenfläche, welche den Gegenstoss nicht zu den Seitenwänden ge¬ 
langen lässt, sondern die ganze Wucht des Stosses einem beschränkten 
Punkt der Zehe zufdhrt. Die Formveränderung der Zehe ist aufzu¬ 
fassen als eine Aufstauchung, welche durch Stosswirkung veranlasst 
ist, nicht als eine Verschiebung oder Verlagerung auf abschüs¬ 
siger Bahn nach vorn. 

Da wo Erfolge bei diesem Uebel nach einer rechtwinklig unter¬ 
stütztenden Aufrichtung beobachtet sind, hat der Zufall es gelingen 
lassen, indem gleichzeitig mit Herstellung einer rechtwinklig stützen¬ 
den Tragfläche eine den Umständen entsprechende Bodenfläche ent¬ 
stand. Dem Zufall darf es aber nicht überlassen bleiben, ob die Auf¬ 
richtung kurz bleibt oder ob sie, dem Bedürfniss des auf den Erdboden 
stossenden Fusses entsprechend, sich schon aus den Seitenarmen 
des Eisens entwickelt und sehr allmählich bis zur Zehe 
ansteigt. 

Noch eines Vorzuges ist zu gedenken, welchen ein Eisen mit 
langer Aufrichtung gewährt. Die Pferde gehen auf demselben be¬ 
quemer und blöde gehende Pferde gewinnen wieder Vertrauen zu den 


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fE'TEftS. 


§20 

angegriffenen unteren Gelenken. Der Gelenkstoss kann wieder den 
Mittelpunkt der Hufgelenkfläche treffen und sich in der Axe des 
Kronenbeins und der höher liegenden Knochen nach oben fortsetzen. 
Ohne die Aufrichtung trifft der Gegenstoss nur periphere Theile der 
Hufgelenkfläche, erzeugt hier Ueberlastungen sowie auch Zerrungen 
der Sehnen und Bänder, welche den freien Austritt des Fusses ver¬ 
nichten. Die tägliche Erfahrung zeigt auch, dass struppirte Pferde 
auf Eisen mit einer recht langen Aufrichtung, welche denselben eine 
seichte, muldenartige Gestalt (von der Seite gesehen) verleihen, am 
besten marschieren. 


Der Beschlag beim Streichen. 

Das Streichen des einen Fusses an den anderen ist in den meisten 
Fällen eine mittelbare Folge des Beschlages, und lediglich dem letz¬ 
teren fällt die Aufgabe zu, bei diesem höchst lästigen Fehler Abhülfe 
zu schaffen. Das Mittel, mit dem er dies erreicht, wird durch die 
Zurichtung des Hufes und die Wahl des Eisens dargeboten. Das 
nächste Ziel ist: den stützenden Füssen innerhalb der Fron¬ 
talebene ihre naturgemässe Stellung zu geben und ihnen 
die Ausführung gewisser Bewegungen zu erleichtern. 

Man hat einsehen gelernt, dass es wichtiger ist, den gestrichenen 
Fuss mit Aufmerksamkeit zu behandeln, als an dem streichenden Fuss 
besondere Vorrichtungen zu treffen, wenn auch nicht behauptet werden 
kann, dass letztere vernachlässigt werden dürfen. Denn die Verhält¬ 
nisse des streichenden Fusses sind durch das Tragen eines Hufeisens 
unwesentlich verändert, bei seinem Vorüberführen an dem stützenden 
Fuss können sich keine Veränderungen in dem Abstande von letzterem 
als Folge des Beschlages geltend machen. Dagegen kann die Stellung 
des gestrichenen oder stützenden Fusses wesentlich durch den Beschlag 
beeinflusst, der Fuss kann durch letzteren gezwungen werden, mit der 
Innenfläche seiner unteren Gelenke der Mittelebene des Körpers und 
damit auch dem vorübergeführten Fuss sich näherzustellen. 

Bei einem gestrichenen Vorderfuss trägt der letztere Umstand 
allein die Schuld. Sobald die Bodenfläche des Hufes der Fussforma- 
tion nicht entspricht, sobald die Herstellung eines richtigen Verhält- 


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Beziehen, zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 321 

nisses zwischen Innen- und Aussenwand unterlassen ist, neigt sich die 
Queraxe der beiden unteren Gelenke (Huf- und Kronengelenk) mit 
ihrem einen Ende tiefer als mit dem anderen. Durch die Seitenbänder 
wird den auf den Gelenken fussenden Knochen, dem Kronen- und 
Eesselbein, dieselbe Neigung aufgezwungen, und das Resultat ist eine 
Verstellung des Fesselgelenks in der Frontalebene. Eine solche Zug¬ 
wirkung mit der Richtung gegen die Medianebene des Körpers wird 
auf das Fesselgelenk von den Seitenbändern ausgeübt, wenn die innere 
Hufwand zu sehr erniedrigt ist. 

Wird die Verkürzung der inneren Hufwand noch weiter fortgesetzt 
und so stark gemacht, dass die beschränkte seitliche Beweglichkeit in 
den unteren Gelenken nicht mehr ausreicht, um der Stützfläche des 
Fusses eine Vergleichung mit dem Erdboden zu gewähren, so gewöhnt 
sich das Pferd, wenn nicht von vornherein entzündliche Zustände an 
den unteren Gelenken entstehen, den Fuss aus der Schulter heraus 
mehr nach aussen, in grösserer Entfernung von der Mittellinie, aufzu¬ 
setzen. Da mit diesem Stützpunkt aber ein Gleichgewichtszustand für 
den Fuss während der Dauer eines normalen Schrittes nicht erreichbar 
ist, so muss der einzelne Schritt kürzer werden; das Pferd geht breit 
gespreizt und tritt kurz und übereilt ab. 

In schnelleren Gängen, wo kurze Schritte nicht genügen, muss 
der Gleichgewichtszustand über dem gespreizten Fussansatz dadurch 
hergestellt werden, dass der in der Brust liegende Schwerpunkt seit¬ 
lich verschoben wird durch eine innigere Anlehnung der Brustwandung 
an die innere Fläche des stützenden Schenkels, speciell an das Armbein 
und Schulterblatt, deren Gelenkverbindung auch wohl eine ent¬ 
sprechende Einbiegung zulassen dürfte. Mit dieser seitlichen Verschie¬ 
bung des Brustkastens auf den stützenden Fuss kann aber auch ein 
Herüberziehen des anderen in Bewegung begriffenen Fusses nach der¬ 
selben Seite nicht ausbleiben, und die Folge ist wiederum eine An¬ 
näherung des bewegten Fusses an den stützenden. Die Gefahr des 
Streichens ist also wiederum herbeigeführt und auch dadurch noch 
vergrössert, dass das Pferd bei dieser anormalen anstrengenden Gang¬ 
weise schnell ermüdet und das Vermögen über die Regulirung des 
Fussansatzes verliert. 

Hiermit sind die nächsten und die weiteren Folgen einer zu star¬ 
ken Erniedrigung der inneren Hufwand bei bodenweitem und franzö¬ 
sischem Stande dargethan. Wenn man die meist belastete innere 
Seite als die naturgemäss niedrigere betrachtet, so muss eine Annähe- 


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322 


PETEKS. 


rung des Fesselgelenks vom stützenden Fusse an den bewegten statt* 
finden. Streichen ist die Folge und wird immer mehr verstärkt, je 
mehr man bei seinen Besserungsversuchen die innere Hufwand verkürzt. 

Was soeben in Betreff der Vorderfüsse gesagt ist, hat auch seine 
Gültigkeit für die Hinterfüsse. Aber eine besondere Eigentümlich¬ 
keit in der Bewegungsart der Hinterfüsse kommt auch noch in Be¬ 
tracht und verlangt in den meisten Fällen eine vorwiegende Berück¬ 
sichtigung. Jeder Hinterfuss führt, während er stützt und bis zum 
Abschieben gelangt, eine drehende Bewegung, physiologisch 
bezeichnet rollende Bewegung aus, indem sich die Axe des Ge- 
sammtfusses in stets gleich bleibender Richtung dreht. Diese Bewe¬ 
gung, welche an der Wendung der Hufzehe nach innen, einer Ver¬ 
schiebung der Ballen nach aussen am deutlichsten erkennbar ist, wird 
stets begleitet von einer Verstellung des Fessolgelenks über den 
äusseren Ballen des Hufes, so dass sich die Innenfläche des Gelenkes 
von der Mittelebene des Körpers entfernt. Die Bewegung muss als 
eine physiologische Erscheinung betrachtet werden, da sie die 
nothwendige Folge einer anatomischen Einrichtung, der aparal- 
lelen Stellung der Axe des Sprunggelenks mit der des Fesselgelenks 
ist *). In vielen Fällen ist sie überaus stark vorhanden, in einzelnen 
Fällen, besonders bei dem x-beinigen Stande, wenig auffällig, aber doch 
immer erkennbar, wenn man die Beobachtung auf weichem Erdboden 
macht und gleichzeitig dem Aufwurf des Sandes aus der Spur Beach¬ 
tung schenkt. Die Folge der reibenden Bewegung der Huffläche auf 
dem Erdboden ist stets eine stärkere Abnutzung der äusseren Huf¬ 
seite, und wiederum geht jene nur ungehindert vor sich, wenn die 
äussere Hufseite niedrig ist und keinen grösseren Widerstand vom 
Erdboden zu überwinden braucht. 

Auf dies Verhältnis der Hufwände zu einander muss beim Zu¬ 
richten und beim Beschläge stets Rücksicht genommen werden; man 
wird dann selten, eigentlich nur bei unruhigen und übermüdeten Pfer¬ 
den das Streichen sehen. Bleibt die äussere Hufwand zu hoch, so 
dreht sich die Huffläche nicht, die laterale Verstellung des Fessel¬ 
gelenks wird beschränkt, das letztere bleibt zu nahe der Mittelebene 
stehen und wird vom vorübergeführten Fuss auf der Innenseite ge¬ 
troffen. 

Eine andere Ansicht über den Sachverhalt findet man im „ratio- 


’) Peters, Mechanische Untersuchungen etc. 


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Beziehen, zwischen Belastg. d. Schenkelsäule u. Gestalt ihrer Stützfläche. 323 

nellen Hufbeschlag“ vertreten; hier ist die rollende Bewegung für die 
verschiedenen Schenkelstellungen schematisch zugestutzt. Bei der 
fassbeinigen Stellung soll die äussere Hufwand kurz, bei der x-bei¬ 
nigen Stellung lang gehalten werden, und zwar in beiden Fällen auch 
in Rücksicht auf die drehenden Bewegungen des Fusses. Aber nur 
dem fassbeinigen Fusse wird eine Drehung der Zehe nach innen, also 
die wirklich rollende Bewegung zuerkannt, dem x-beinigen dagegen 
eine entgegengesetzte, eine Drehung von innen nach aussen. 

Bis dahin, wo ich von dieser Bewegung las, hatte ich niemals 
eine solche beobachtet, auch habe ich sie bis jetzt, wo ich meine 
Beobachtungen an Hunderten von Pferden in Folge dieser Bemerkung 
vermehrt habe, niemals auch nur andeutungsweise gesehen. Ich 
glaube auch nicht, dass sie jemals beobachtet werden wird, weil die 
anfänglich besprochene Rollbewegung nicht nur in der anatomischen 
Einrichtung des Hinterschenkels ihre Begründung findet, sondern auch 
eine hohe physiologische Bedeutung für die abschiebende Thätigkeit 
der Hinterfusses hat. Der letztere kann ohne ihren Eintritt die Last 
auf den anderen Fuss gar nicht überführen. 

Im Uebrigen ist die Frage, weshalb eine Erleichterung der Wen¬ 
dung der Zehe nach aussen das Streichen bei dem x-beinigen Stande 
verhindern soll, nicht so leicht zu beantworten. Denn es ist damit 
ja eine noch grössere Annäherung des Fesselgelenks des stützenden 
Fusses an die Mittelebene des Körpers verbunden, folglich wird der 
Fuss von dem anderen auch um so leichter getroffen. Dieses Factum 
ist nicht zu beseitigen und die Theorie von der Erniedrigung der in¬ 
neren Hufseite, wie sie im * rationellen Hufbeschlag“ aufgestellt ist, 
würde zusammenfallen. Aber die Massregel soll auch nicht dadurch 
heilsam werden, dass die Stellung des stützenden Fusses gebessert 
wird, sondern die Bewegung des vorübergefdhrten Fusses soll durch 
jene Zurichtung in solcher Weise geändert werden, dass er den an¬ 
deren nicht treffen kann. Denn es heisst im „rationellen Huf¬ 
beschlag“: „Die Zehe des Hufes bleibt zu weit nach innen ge¬ 
wendet stehen und trifft bei der Vorüberführung, indem sie einen 
dem ruhenden Fusse näher kommenden Kreis beschreibt, diesen und 
streift ihn.“ 

Dieser Anschauung der Dinge muss die Voraussetzung zu Grunde 
liegen, dass der Hinterfuss, wenn er vom Boden abgehoben und vor¬ 
gebracht wird, nicht entsprechend der Richtung seiner Gelenkflächen 
und des Muskelzuges vorwärts tritt, sondern dass er eine abnorme 


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3*24 


PETERS. 


Drehung um seine Längsaxe, welche ihm durch Zufälligkeiten wäh¬ 
rend der voraufgegangenen Stützung aufgezwungen war, dann noch 
nicht ausgeglichen hat, wenn er die Hälfte seines Schwingungsbogens 
bereits vollendet hat; die Zehe soll zu der Zeit, wo der Fuss am 
anderen sich vorbeibewegt, noch nicht ihre normale Stellung wieder¬ 
gefunden haben, sondern noch nach innen gedreht sein! Sonst zollen 
wir den Einrichtungen der Natur, speciell der vorzüglichen Mechanik 
des Pferdefusses, unsere Bewunderung; hier aber wird die mechanische 
Einrichtung als eine äusserst jammervolle dargestellt, damit die nicht 
begründete Annahme einer Drehung der Zehe nach aussen in den 
Rahmen einer neuen Theorie gefügt werden kann. 


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XII. 


Die physiologischen Wirkungen des Kupfers auf den Orga¬ 
nismus der wiederkauenden Haussäugethiere. 

Von 

Ellenberger und V. Hofmeister. 


Die Kupfersalze sind in Bezug auf die acuten Wirkungen, welche 
nach der Verabreichung grosser Gaben bei unseren Haussäugethieren 
hervortreten und in Bezug auf die Veränderungen, welche die Kupfer¬ 
verbindungen in Substanz oder in concentrirten Lösungen an den 
thierischen Geweben hervorrufen, vielfach Gegenstand der Beobachtung 
und Untersuchung gewesen. Auch liegen viele Beobachtungen zufäl¬ 
liger acuter Kupferintoxicationen vor 1 ). Dagegen sind die Erschei¬ 
nungen chronischer Kupferintoxicationen noch wenig bekannt und nur 
wenige exacte Untersuchungen über diese Frage ausgeführt worden. 

Aus diesen Thatsachen ergiebt sich von selbst der Standpunkt, 
welchen wir bei den beabsichtigten Untersuchungen über das Kupfer 
und dessen Wirkungen auf den thierischen Organismus besonders im 
Auge behalten mussten. Es erschien ganz überflüssig, nochmals die 
localen Kupferwirkungen und die acuten Intoxicationen zu studiren. 
Wir schlossen diese Untersuchungen deshalb ganz aus und beschränkten 
uns darauf, diejenigen Veränderungen der Functionen der Organe und 
der Lebenserscheinungen u. s. w. zu prüfen und festzustellen, welche 
nach andauernder Verabreichung kleiner Gaben eines Kupfersalzes 
eintreten. 

Da das Kupfer zu denjenigen Medicamenten gehört, welche feste 
Verbindungen mit Organbestandtheilen eingehen, längere Zeit im Körper 


*) Zusammenstellungen findet man bei Gerlach, Toxicologie in der ge¬ 
richtlichen Tbierheilkunde; Hertwig, Arzneimittellehre, u. a. a. 0. 

22 


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▲rcbiT f. wisaanaeh. u. prakt. ThiarhaUk. IX. 4 u. 5. 



326 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


verweilen und die deshalb Organdepositorien genannt werden, so darf 
man a priori annehmen, dass bei längere Zeit anhaltender Verabrei¬ 
chung von Kupfersalzen allmählich eine derartige Anhäufung desselben» 
in gewissen und zwar denjenigen Theilen des Körpers, zu deren Be¬ 
standteilen das Kupfer besondere chemische Attraction besitzt, ein- 
treten wird. In solchen Organen, welche dem Kupfer als Niederlage 
(als Depot) dienen, müssen mithin Functionsstörungen sich bemerk - 
lich machen, welche in ihrer Gesaramtheit das Bild einer chro¬ 
nischen Kupfer Vergiftung darstellen. 

Dieser aprioristische Schluss ist jedoeh durch die Erfahrung 
keineswegs als unbestreitbar richtig erkannt worden, vielmehr haben 
die Autoren die Frage, ob die innerliche Verabreichung kleiner, an 
sich unschädlicher Gaben von Kupfer das Bild einer chronischen In- 
toxication hervorruft, verschieden beantwortet. 

Niemand bezweifelt, dass nach Verabreichung kleiner Gaben von 
Blei-, Quecksilber-, Silberpräparaten u. s. w. eine chronische Intoxi- 
oation eintritt, in dieser Richtung herrscht vielmehr volle Ueberein- 
stiramung. Allein schon über die Frage, ob resorbirtes Kupfer über¬ 
haupt direct vom Blute aus die Organe in ihrer Function beeinflussen 
könne, gehen die Ansichten auseinander. Langenbeck und Stä- 
deler negiren das Zustandekommen entfernter Vergiftungserscheinun¬ 
gen nach Verabreichung von Kupfervitriol ganz und gar, nach Lam- 
pell und Smith ist die resorbirte Kupfermenge gleich Null, und 
Hönerkropff und Stubenrauch wollen mehrfach constatirt haben, 
dass alles Verabreichte ausgebrochen und nichts davon resorbirt wurde* 
Dass entfernte Wirkungen reflcctorischer Natur in Folge der Local¬ 
wirkungen des Kupfers auf die Verdauungsschleimhaut entstehen 
könnten, wurde natürlich nicht verneint, sondern nur das Zustande¬ 
kommen von Veränderungen geleugnet, die ihre Ursache in einer 
directen Wirkung des resorbirten Kupfers fänden. Man nahm an, dass 
namentlich das Kupfervitriol, wenn es nicht durch Erbrechen entleert 
würde, doch zum bei weitem grössten Theil als Schwefelkupfer durch 
den Darm abgehe, so dass es zu bedeutenden Anhäufungen nicht 
komme, oder aber man negirte einfach die alterirende, giftige Wirkung 
des Kupfers ganz und gar und betrachtete es als ein mehr oder we¬ 
niger indifferentes Metall (wie z. B. das Eisen). 

Heutzutage bezweifelt man die acuten Kupferwirkungen nicht 
mehr. Man weiss, dass das resorbirte Kupfer Vergiftungserscheinungen 
hervorrufen kann, vorausgesetzt, dass das Kupfer in Form von Salzen 


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Kupferwirkungen auf wiederkauende Haussaugethiere. 


327 


verabreicht wird. Im gediegenen Zustande ist es wirkungslos (Drouard, 
Foussaint). Die Allgemeinerscheinungen etc. der acuten Kupfer¬ 
vergiftungen sind von Orfila, Blake, Neebe, Harnac u. A. stu- 
dirt worden. Diese Forscher haben gefunden, dass die Wirkung des 
Kupfers sich besonders auf die Körpermusculatur und das Herz er¬ 
streckt und uns ein scharfes Bild der acuten Kupfervergiftungen kennen 
gelehrt. (Zu den Untersuchungen verwendeten diese Autoren in der 
Regel die leichter resorbirbaren Kupfersalze.) 

Zweifellos steht demnach fest, dass ein Theil des verabreichten 
Kupfers im Verdauungstract resp. im Darmcanal resorbirt wird; Or¬ 
fila, Duncan, Chevallier, BoisdeLoury glauben, dass dies zum 
Theil schon im Magen geschieht. Bezüglich der excretorischen Organe, 
durch welche das Kupfer wieder ausgeschieden wird, nimmt man an, 
dass es ganz besonders die Galle sei, durch welche die Ausscheidung 
statthabe (Heller, Gorup-Besanez). Aber auch im Speichel und 
in den Sputis haben Flandin und Danger Kupfer auftreten sehen, 
und Prichard fand es im Schweisse u. s. w. Nach Nothnagel 
und Rossbach erfolgt die Ausscheidung besonders durch die Galle 
und zum kleineren Theil auch durch den Harn. 

Die Ausscheidung geschieht langsam und in geringen Mengen, 
weil sich das Kupfer in den Organen, und zwar besonders in der 
Leber (Heller, Gorup-Besanez) ablagert. Es scheint lange in dem 
Körper zu bleiben; denn Orfila hat nach längerer Verabreichung von 
Cuprum sulfuricum noch 60—70 Tage nachher Kupfer im Magen, der 
Leber und der Lunge gefunden. 

Die Thatsache, dass sich das Kupfer im Organismus, und zwar 
in Form fester Verbindungen, längere Zeit hindurch ablagert, hat 
sicherlich bei längerer Verabreichung des Kupfers eine Anhäufung, 
eine Cumulation desselben zur Folge und macht es im hohen Masse 
wahrscheinlich, dass unter diesen Umständen eine chronische Kupfer- 
intoxication, Cuprismus chronicus, Aeruginismus zu Stande kommt. 
Aber, wie schon gesagt, viele Autoren bestreiten dies entschieden. 
Mair will bei Thieren nach andauernder Kupferverabreichung Erwei¬ 
chung und Degeneration der Leber beobachtet haben. Sie sagen, es 
sei bei der charakteristischen Wirkung der leicht resorbirbaren Kupfer¬ 
verbindungen undenkbar, dass nicht auch eine chronische Kupferver¬ 
giftung, wenn es eine solche gäbe, scharfe Krankheitsbilder hervor- 
rufen würde. Da aber bis jetzt derartiges nicht beobachtet sei, müsse 
zunächst an dem Vorkommen chronischer Kupfervergiftungen ganz 

22 • 


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3*28 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER. 


gezweifelt werden. Galippe, Burg, Dueom fanden, dass Thiero 
grosse Kupfermengen lange Zeit ohne jeden Schaden ertragen können. 
Selbst lösliche, leicht resorbirbare Kupfersalze sollen lange Zeit ohne 
Schaden aufgenommen worden sein. 

Bei den vorstehend skizzirten Meinungsverschiedenheiten betreffs 
der Kupferintoxication war es wohl angezeigt, weitere Untersuchungen 
über diese Frage anzustellen. Zu denselben wählten wir als zu ver¬ 
abreichendes Präparat das Cuprum sulfuricum, weil es dasjenige Mittel 
ist, welches bei innerlicher Medication in der Veterinärpraxis am häu¬ 
figsten zur Anwendung bisher gekommen ist und noch kommt. Nur 
wenn Allgemeinwirkungen nach dem Vitriol ganz ausgeblieben wären, 
hätten wir zu einem anderen Kupfersalze gegriffen. 

Als Versuchsthiere wurden zu den Experimenten Schafe benutzt, 
dieselben erbrechen wegen der anatomischen Einrichtung des Magens 
schwer und nur selten. Bei den Wiederkäuern würde ein Erbrechen 
nur aus den Vormägen, d. h. aus kropfartigen Schlunderweiterungen 
stattfinden können; ein solches ist an sich sehr leicht möglich, denn 
es findet als physiologischer Act etwas raodificirt im ausgedehntesten 
Masse beim Wiederkauen der Thiere statt. Ein Erbrechen aus dem 
eigentlichen Magen ist dagegen kaum möglich. In den Vormägen 
herrschen aber ganz andere Verhältnisse als im Magen; die daselbst 
vorhandenen Flüssigkeiten sind alkalisch oder durch organische Säuren 
leicht angesäuert, die Schleimhaut ist mit einem dicken verhornten 
Epithel bedeckt und der Inhalt der Vormägen quantitativ meist so 
bedeutend, dass die daselbst anlangenden Medicamente enorm verdünnt 
werden u. s. w. In Folge dieser Eigenthümlichkeiten haben die bei 
anderen Thierarten sicher wirkenden Brechmittel bei Wiederkäuern 
gar keine oder eine höchst unsichere Wirkung. Deshalb war auch 
der Eintritt von Brecherscheinungen nach Kupferverabfolgung nicht zu 
befürchten, derselbe wurde auch nicht beobachtet. 

Was die sonstigen Wirkungen des Kupfers auf Wiederkäuer an¬ 
betrifft, so wird allerdings von einigen Seiten (Vogel z. B.) angege¬ 
ben, dass es verhältnissmässig stark auf dieselben wirke, dass die 
Wiederkäuer besonders empfänglich für dieses Mittel seien. Die meisten 
Autoren erwähnen hiervon nichts, und wohl mit Recht. Wir hatten 
deshalb keinen Grund, die wiederkauenden Hausthiere etwa vom Ver¬ 
suche auszuschliessen. In Anbetracht dieser negativen Thatsache 
wählten wir diese, weil Beobachtungen, an ihnen angestellt, für 
den Veterinär wichtiger sind als Versuchsresultate, die durch 


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Kupferwirkungen aal* wiedorkauende Haussäugetbiere. 


329 


Untersuchungen an Kaninchen, Fröschen, Hunden u. dgl. gewonnen 
wurden, und weil wir Pferde, die wichtigsten Hausthiere, aus nahe¬ 
liegenden (pecuniären) Gründen zu den Versuchen nicht verwenden 
konnten. 

Als Dosis wählten wir 0,5—3 Grm. pro die, da nach Hertwig 
erst 4 Grm. Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Rinder ertrugen 
nach Gerlach täglich 8 Grm. 2—3 Wochen lang, ohne dass Krank¬ 
heitserscheinungen auftraten. 

Die Versuchstiere wurden vor jedem Versuche längere Zeit beob¬ 
achtet und untersucht, um über ihren Gesundheitszustand volle Ge¬ 
wissheit zu erlangen. Ein gleichalteriges gesundes Schaf diente zur 
Controle, dasselbe lebte in demselben Stalle unter gleichen Verhält¬ 
nissen. Das Versuchsschaf erhielt täglich oder einen Tag um den 
anderen eine kleine Dosis des betreffenden Kupfersalzes. Bei einer 
Steigerung der Dosis, welche bisweilen versuchsweise vorgenommen 
wurde, unterbrachen wir die Verabreichung auf der Stelle, sobald sich 
Andeutungen drohender acuter Vergiftungserscheinungen bemerkbar 
machten. 

Beide Thiere wurden während des Versuches genau beobachtet. 
Von 8 zu 8 Tagen wurde das Körpergewicht aufgenommen. Das vor¬ 
gelegte Futter wurde gewogen, der Rückstand in Abzug gebracht und 
so die Menge des aufgenommenen Futters bestimmt. Von Zeit zu 
Zeit, in der Regel alle 8 Tage, bestimmten wir die Menge der in 24 
Stunden ausgeschiedenen Excrete (Harn und Excremente); dieselben 
wprden auf ihre Reaction geprüft und oft qualitativ und quantitativ 
chemisch untersucht. Täglich wurden Untersuchungen über Allgemein¬ 
befinden, Rectaltemperatur, Pulse, Athemzüge u. s. w. angestellt. 
Nach dem Tode nahmen wir einen genauen makroskopischen Befund 
auf, wobei Herr Prof. Johne unterstützend und erklärend eingriff. 
Die veränderten Organe wurden vorschriftsmässig gehärtet und dann 
von dem genannten Herrn Collegen mikroskopisch untersucht. 

Da es unser Bestreben ist, den Aulbau der Local- oder Cellular¬ 
therapie nach besten Kräften zu fördern, und da diese Theorie in der 
Kenntniss der Affinitäten der Organzellen zu den betreffenden Medica- 
menten eine wesentliche Stütze findet, so hielten wir es für nothwendig, 
nach dem Tode der Thiere eine quantitative Bestimmung des Kupfer¬ 
gehalts der einzelnen Organe und Körpertheile eintreten zu lassen. 
Diese Untersuchungen hat Dr. Hofmeister vorgenommen. 

Mehrfach sind darüber Untersuchungen angestcllten worden, ob 


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feLtteNkÜRGfck u. ftOFMEtSTfift, 


ääö 

normaliter in den Organen und Geweben des Körpers Kupfer enthalten, 
ob also Kupfer ein normaler Bestandtheil des Thierkörpers sei. Auch 
diese Frage ist verschieden beantwortet worden. Aber selbst die¬ 
jenigen Forscher, welche das Kupfer als normalen Bestandtheil des 
Thierkörpers auffassen, constatirten, dass immer nur ausserordentlich 
geringe Mengen vorhanden sind, so geringe Mengen, dass sic bei den 
von uns anzustellenden Untersuchungen ganz vernachlässigt werden 
konnten 1 ). Lossen hat nachgewiesen, dass nur dann Kupfer in den 
thierischen Geweben vorkommt, wenn zufällig kupferhaltige Speisen 
genossen worden sind. Es ist dies auch ein Beweis für die Re¬ 
sorptionsfähigkeit des Kupfers (gegenüber von Langenbeck und 
Städeler). 

Soweit uns bekannt, sind genauere quantitative Bestimmungen 
über die Depositionen des Kupfers in den einzelnen Organen und 
Theilen des Thierkörpers bis jetzt überhaupt noch nicht ausgeführt 
worden. Jedenfalls liegen keine solchen Untersuchungen in Bezug auf 
die wiederkauenden Thiere vor. 

Die Untersuchung der Organe auf den Kupfergehalt geschah in 
folgender Art und Weise. 

Thieren, welche lange Zeit hindurch täglich kleine Kupfermengen per os 
erhalten hatten und die in Folge dessen zu Grunde gegangen waren oder getödtet 
wurden, entnahmen wir die einzelnen Theile und Organe möglichst rasch nach 
dem Tode. Von jedem Theil wurde eine bestimmte Gewichtsmenge, 60—100 
Gramm, abgetrennt, fein zerkleinert und nun auf dem Wasserbade eingetrocknet. 

Die eingetrocknete Substanz wurde im Tiegel verkohlt, die Kohle pulverisirt 
und mit Salpetersäure versetzt, getrocknet und schwach geglüht, der Rückstand 
sodann mit Salpetersäure ausgekocht und filtrirt (Filtrat 1). 

Die ausgelaugte Kohle incl. Filter wurde mit etwas N0 3 H benetzt, getrocknet 
und stark geglüht bis zur vollständigen Veraschung; die Asche kochte man mit 
salzsäurehaltiger Salpetersäure wiederholt aus, filtrirte und wusch mit Wasser 
(Filtrat 2). 

Filtrat 1 und 2 vereinigte man, verdünnte mitWasser und leitete Schwefel¬ 
wasserstoff in die Flüssigkeit bis zur Sättigung. Ausgefälltes Schwefelkupfer liess 
man vollständig absetzen, filtrirte, wusch mit Schwefelwasserstoffwasser und trock¬ 
nete schnell. Das getrocknete Schwefelkupfer incl. Filter ist im tarirten kleinen 
Porzellantiegol unter Hinzufügung von etwas Schwefelpulver im Wasserstoffstrome 
bei Rothglühhitze zu Cuprosulfid (Cu 2 S) geglüht, als solches gewogen und hieraus 
das Kupferoxyd berechnet. 


J ) Blasius, Ueber das Vorkommen des Kupfers im thierischen Organismus. 
Zeitschr. f. rationelle Medicin, Bd. 26. S. 260. — A. H. Church. Zeitschr. f. 
Chemie. 1869. S. 445. — U. A. 


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Kupferwirkungen auf wiederkauende Haussäugethiere. 


S31 


Das gewonnene Cuprosulfid wurde stets den folgenden Nachprüfungen un¬ 
terworfen: In heisser Salpetersäure gelöst, vom abgeschiedenen Schwefel durch 
Filtration getrennt, Filtrat auf Wasserbad eingeengt, eine Probe mit Aetzamrao- 
niak versetzt, die andere mit Essigsäure und Ferrocyankalium; in beiden Fällen 
traten die schönsten Kupfer re actione n auf. Auch Brom wasserstoffsäure *), 
concentrirt und im Ueberschuss zur Flüssigkeit gesetzt, gab sofort oder bei lang¬ 
samer Verdunstung die charakteristische Rothfärbung von Kupferbromid. 

1. Versuch. 

Hierzu diente ein junges, 41,75 Kilo schweres, durchaus gesundes Schaf, 
dem ein gesundes, 38 Kilo schweres Controlschaf beigegeben war. Vom 16. Juni 
1881 ab erhielt das Thier zunächst 8 Tage lang pro die 0,5 Grm. Cuprum sul- 
furicum, ohne dass irgend eine Aenderung in dem functioneilen Verhalten der 
Organe zu beobachten war. Die Dosis wurde dann auf 1 Grm. pro die erhöht. 
Auch hiernach traten keine Functionsstörungen auf. Der Appetit war gut, das 
Thier nahm in 8 Tagen 7 Liter Hafer und 12* Pfund Heu auf. 

Vom 30. Juni ab wurde die Dosis auf 1,5 Grm. erhöht. Der Appetit blieb 
gut, in 8 Tagen wurden 7 Liter Hafer und 13£ Pfund Heu genossen. Das All¬ 
gemeinbefinden zeigte keine Störungen. Entsprechend der hohen Aussentempe- 
ratur (es herrschten 15—19° R. im Stalle) war die Zahl der Athemzüge sowohl 
als auch die der Pulse pro Minute etwas erhöht; namentlich stiegen die Pulse oft 
auf 100 pro Minute. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass Schafo über¬ 
haupt sehr furchtsamer Natur sind und sich deshalb schon bei der einfachsten 
Untersuchung oft hochgradig aufregen. Erst mit der Zeit gewöhnen sie sich an 
derartige Manipulationen. 

Die Kothentleerung betrug in 24 Stunden (7./8. Juli) 1400 Grm., die 
Harnmenge 540 Grm. An Körpergewicht hatte das Schaf ebenso wie das Control¬ 
schaf 2 Kilo zugenommen. Der Harn reagirte normal, d. h. alkalisch, war frei 
von Eiweiss, enthielt viel Chloride und Sulfate, viel Carbonate und Kalk. An 
Harnstoff fand man 4,8 und an Hippursäure 1,85 pCt.; die 24stündige Ausfuhr 
betrug demnach 26 Grm. Harnstoff und 10 Grm. Hippursäure. Die Untersuchung 
des Harns auf Kupfer ergab 0,027 Grm. Kupferoxyd in 300 Grm. Harn, in 24 
Stunden wurden mithin durch den Harn 0,046 Grm. Kupferoxyd ausgeschieden. 
In 100 Grm. Koth fanden sich 0.022 Grm., mithin betrug die 24ständige Aus¬ 
fuhr durch Koth 0,308 Grm. und durch Harn und Koth zusammen 0.354 Grm. 
Kupfer. 

Vom 8. Juli ab erhielt das Schaf täglich 2 Grm. Cupr. sulf. Am 10. Juli 
zeigte dasselbe mangelhaften Appetit, träge, unvollkommene Rumination und 
einen gewissen Grad von Mattigkeit und Niedergeschlagenheit; das Thier lag oft 
und viel und war träge, unlustig zu allen Bewegungen. Schon nach ca. 36 
Stunden waren diese Erscheinungen jedoch wieder ganz vollständig verschwunden 
und das Thier erschien wieder gesund. 


l ) Bromwasserstoffsäure, als scharfes Reagens auf Kupfer empfohlen durch 
H. En de mann und G. Prochaska in der Zoitschr. f. analyt. Chemie, XXL 
Jahrg., S. 265. 


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332 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER. 


Als die Dosis 5 Tage später auf 2,5 Grm. erhöht wurde, traten wieder 
Krankheitserscheinungen auf, bestehend in schlechtem Appetit, unterdrückter 
Rumination. Das Schaf bekundete Leibschmerzen, war sehr unruhig, schlug mit 
den Hinterbeinen gegen den Leib, stampfte mit den Vorderfüssen den Boden, 
lief manchmal rund um im Stalle und fiel zuweilen platt mit dem Bauche auf den 
Boden. Diese Erscheinungen traten anfallsweise auf. Jedem Anfalle folgte eine 
Remission, während welcher das Thier ruhig war, nur matt und traurig erschien 
und mit den Zähnen knirschte. 

Im Körpergewicht ging das Thier in dieser Zeit um 1,4 Kilo zurück. 

Die Dosis wurde wieder auf 2 Grm. ermässigt, worauf die Krankheits¬ 
erscheinungen allmählich verschwanden, ln den letzten 8 Tagen hatte das Schaf 
nur 6 Liter Hafer und 10 Pfund Heu aufger.ommen, also entschieden weniger 
als früher. Wir steigerten nach einigen Tagen die Dosis wieder auf 2,5 Grm. 
und vom 27. Juli ab sogar auf 3 Grm. pro die. 

Am 21. Juli war das Körpergewicht von Neuem um 2 Kilo gestiegen. Diese 
Steigerung dürfte jedoch auf eine eingetretene, bei der Untersuchung constatirte 
Verstopfung und den daraus resultirenden grösseren Gewichtsinhalt des Ver- 
dauungstractus zu schieben sein; denn 8 Tage später, als die Verstopfung nicht 
mehr bestand, wog das Thier wieder 14 Kilo weniger. 

Der Appetit verminderte sich wieder vom 25. Juli ab. Das Schaf hat vom 
20. — 27. Juli nur 5 Liter Hafer und 12 Pfund Heu und vom 28. Juli ab fast 
gar keinen Hafer mehr gefressen. Am 31. Juli war es sehr traurig, matt und 
stumpf; es lag viel, die Darmperistaltik war unterdrückt, der Pansen lag fast 
ganz bewegungslos in der Bauchhöhle. Die Harnsecretion war bedeutend ver¬ 
mehrt, der Harn sehr dunkel gefärbt und reich an Eiweiss. Die Respiration er¬ 
folgte unregelmässig, die Mastdarmtemperatur stieg auf 40°, die Pulszahl betrug 
80—120. Am 1. August bestand deutliche Hämaturie und Hämoglobinurie, im 
Uebrigen dieselben sonstigen Erscheinungen wie am Tage vorher. 

Die Verabreichung des Kupfers wurde nun 2 Tage ausgesetzt; dann erhielt 
das Thier (vom 4. August ab) wieder 2 Grm. des Medicaments pro die. Der 
Appetit verschlechterte sich noch mehr, das Wiederkauen fand fast nicht mehr 
statt. Das Thier wurde sehr schwach und matt, die Defäcation war verzögert. 
In 24 Stunden vom 2. zum 3. August wurden nur 150 Grm. Koth entleert, da¬ 
gegen 24 Pfund Harn ausgeschieden; die Harnsecretion war also vermehrt, der 
Harn selbst schwarzroth, derselbe enthielt 1 pCt. Eiweiss, viel Hämoglobin, keine 
rothen Blutkörperchen, viel Epithelzellen, 2 pCt. Harnstoff und keine Hippursäure. 

Am 6. August Nachmittags tratt starke Diarrhoe ein; die Fäces waren 
schwarzbraun, sehr dünnbreiig, übelriechend. Das Athmen geschah ächzend, 
40 Mal in der Minute, während in den Tagen vorher nur 28 Athemziige gezählt 
worden waren. Die Extremitäten, Ohren, Stirn, Nase fühlten sich kalt an. Dabei 
war das Thier unruhig, wechselte oft die Stellung, sprang auf und legte sich 
wieder nieder, stöhnte und knirschte mit den Zähnen. Die Mastdarmtemperatur 
betrug 40,2°, die Pulszahl 120 pro Minute. Am Abend blieb das Thier liegen 
und zeigte sich unvermögend aufzustehen. 

Am 7. August früh stöhnte das Thier in der heftigsten Weise, knirschte 
heftig mit den Zähnen, hatte wässerigen Durchfall, blutigen Urin, war theil- 


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Kupferwirkungen auf wiederkauende tfaussaugethiere. 333 

nahmlos etc. Schliesslich gingen die Fäces unwillkürlich ab. Dabei zeigte sich 
das Thier so empfindlich, dass es jede Berührung als heftigen Schmerz empfand, 
und beim Anfassen, beim Versuch, es auf die Beine zu stellen u. s. w., ebenso 
beim Beugen und Strecken der Beine heftig schrie. Die Musculatur schien ge¬ 
schwächt. das Thier vermochte nicht zu stehen. Gegen Abend traten erst ver¬ 
einzelte Krämpfe an den Gliedmassen u. s. w. auf, dann erfolgte unter allgemeinen 
Convulsionen der Tod. 

Das Körpergewicht des Thieres war vom 28. Juli zum 3. August um 4 Kilo 
und vom 4.—7. August Abends wieder um 6 Kilo gesunken. Während das Ge¬ 
wicht des Controlschafes sich in derselben Zeit stetig von 38 auf 42 Kilo ver¬ 
mehrt hatte, war das des Versuchstieres von 41,7 Kilo (nach anfänglichem 
Steigen auf 43,8 Kilo) später auf 32 Kilo gefallen. 

Die während des Versuches bei dem Thiere vorgenommenen Harnunter¬ 
suchungen sind im Wesentlichen schon oben notirt. Am 2. August hatte das Thier 
in 24 Stunden 1225 Grm. Harn entleert. Dessen Untersuchung ergab: specif. 
Gewicht 1,018, alkalische Reaction, viel Blut und Eiweiss, wenig Chloride, wenig 
C0 2 , Phosphate, 2 pCt. Harnstoff, keine Hippursäure, 1 pCt. Eiweiss und Blut 
(aschefrei). Harnstoffausfuhr in 24 Stunden also 24,5 Grm. Weitere quantita¬ 
tive Harnuntersuchungen sind bei diesem Thiere nicht angestellt worden. 

Das Schaf hatte im Ganzen 89 Grm. Kupfersulfat in derZeit vom 16. Juni 
bis 7. August erhalten. Das Verhalten der Mastdarmtemperatur während der 
Versuchszeit ergiebt nachstehende Tabelle, welche wir deshalb geben, weil sie 
ein physiologisches Interesse haben dürfte. Die beobachteten Temperaturen der 
ersten W r ochen können als Normaltemperaturen der Schafe angesehen werden. 


K upferschaf I. 


Datum. 

Stall¬ 

tempe¬ 

ratur. 

0 R. 

Körpertemperatur. 
Früh 1 Mittag 1 Abend | 

0 C. 0 C 0 c. 

Datum. 

Stall¬ 

tempe¬ 

ratur. 

0 R. 

Körpertempe 

Früh Mittag 

0 C. | 0 c. 

ratur. 

Abend 

• C. 

Juni 16 



38,5 

38,6 

Juli 4. 

17,0 

39,5 

39,2 

39,4 

17. 

— 

39,6 

39,0 

38.8 

5. 

19,0 

39.1 

39,4 

39,6 

18. 

— 

39,0 

38,4 

38,5 

6. 

19.0 

39,5 

39.5 

39,5 

19. 

— 

38,8 

38,6 

39,5 

7. 

19,0 

39,4 

38,5 

38,4 

20. 

— 

40,8 

40,1 

39,2 

8. 

— 

— 

— 

— 

21. 

— 

41.2 

41,3 

40,6 

9. 

17,5 

39,0 

39,2 

38,9 

22. 

— 

39,5 

39.3 

41,4 

10 

16,0 

38,2 

39.2 

39.0 

23. 

18,0 

39,5 

39,5 

39,4 

11. 

16,5 

38.8 

39,1 

38.8 

24. 

17,5 

40,0 

40,0 

39,5 

12. 

15,5 

38,8 

39.3 

38,8 

25. 

18,0 

39,6 

40,0 

39.5 

13. 

17,5 

39,3 

39 3 

39,2 

26 

17,0 

39,2 

39,4 

38.8 

14. 

18,0 

39,4 

38,S 

39,6 

27. 

155 

39,0 

39,0 

39.2 

15 

20 0 

39,4 

38.6 

392 

28. 

15,0 

39,4 

39,2 

39.0 

16. 

21,0 

39,5 

39,0 

39.4 

29. 

16,0 

39,0 

39,4 

39,4 

17. 

18,0 

39 1 

39,1 

39.2 

30. 

16,0 

39,4 

38,8 

39,0 

18. 

18,0 

39,3 

38.5 

39,0 

Juli 1. 

15,0 

38,8 

39,4 

39,0 

19. 

19,0 

39 6 

39,2 

39,1 

2. 

16,0 

39,4 

39,2 

39.4 

20. 

21.5 

39,3 

39,4 

39 6 

3 

16,5 

39,2 

39,5 

39.6 

21. 

20,0 

39,4 

1 

39,5 

38.8 


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334 


ELLENBERGER n. HOFMEISTER, 


Datum. 

Stal 1- 

tempe- 

ratur. 

0 R. 

Kürp< 

Früh 

0 C. 

3rtemperatur. j 

Mittag 1 Abend 

• c. | * 0 . 1 

| Datum. 

Stall- 

tempc- 

ratur. 

0 R. 

Körpe 

Früh 

0 C. 

irtemperatur. 
Mittag | Abend 

0 c. 1 0 C. 

Juli 22. 

18,5 

39,5 

39,0 

38,9 

Juli 30. 

16,0 

39,0 

38,S 

39,2 

23 

17,0 

39,4 

39,4 

39,3 

31. 

17,5 

— 

39,0 

— 

24. 

17,5 

39.1 

39.5 

38,8 

August 1 

18,5 

— 

40,0 

— 

25. 

17.0 

39,1 

38,5 

39,2 

2. 

18,0 

— 

40,2 

— 

26. 

17,0 

39,0 

1 39,0 

38,8 

3. 

18,0 

— 

40,0 

— 

27. 

17,0 

39,3 

1 38,8 

39,0 

4 

17,0 

— 

40.2 

— 

28 

16.0 

39,3 

39,2 

39,2 

5. 

17,0 

— 

40.0 

— 

29. 

16,0 

39,6 

38,8 

38,6 

6. 

20,0 

— 

40,2 

1 

— 


Die Obduction des gestorbenen Schafes ergab Folgendes: 

Im freien Raum der Peritonealhöhle ca. 80 Grm.. in der Pericardialhöhle 
60 Grm. blutig gefärbter seröser Flüssigkeit, welche 0.01 pCt. Kupferoxyd ent¬ 
hielt. Das Herz war ebenso wie die grossen Gefässstämme mit locker geronne¬ 
nem, dunkelbraunrothem Blute gefüllt, das Myocard blass, gelbbräunlich, wie 
gekocht; unter dem Mikroskop zeigte sich die Querstreifung noch erhalten, die 
Muskelfasern stark gekörnt. Die Lungen waren etwas Ödematös. Die Laryngeal- 
schleimhaut war geröthet; an der Epiglottis fanden sich einige begrenzte, scharf 
geröthete Stellen. Die Leber erschien stark anämisch, sehr icterisch, ihre Zellen 
mikroskopisch sehr gelb gefärbt. Die Gallenblase war mässig gefüllt, die Galle 
dickflüssig, schmutzig dunkelgrün. Die Milz zeigte eine schwarzbraune Farbe, 
war geschwollen, weich, fühlte sich wie Gallerte an. Die Pulpa war weich, auf 
dem Schnitte vorquellend, dunkel schwarzbraun, leicht ausstreichbar. Die 
Malpighi’schen Körperchen nicht sichtbar. Der Harn war braunroth, die 
Harnblase normal. Die Nieren sahen von aussen dunkel schwarzroth, wie ge¬ 
ronnenes Blut aus, sie waren weich, fast breiig, dio Corticalsubstanz leicht 
zerdrückbar, die Marksubstanz noch fester, schmutzig gelblichgrau gefärbt, 
streifig, feucht glänzend; das Epithel erschien zerstört, in den Harnkanälchen 
viel Hämoglobincylindei; die Musculatur blass aber derb; Querstreifung erhalten. 
Die Magenschleimhaut war im ersten, zweiten und dritten Magen normal, im 
vierten geröthet, besonders auf der Höhe der Falten, geschwollen, weich und 
kleine linsengrosse Blutungen enthaltend. Der Psalter war leer; der Labmagen 
enthielt wenig breiige, schwärzliche Masse. Der Dünndarm war fast leer, seine 
Mucosa an einigen Stellen geröthet, einzelne Blutungen; Schleimhaut des Coecum 
geschwollen, verschiedene kleine Blutungen, ausserdem an zwei Stellen ein ober¬ 
flächlicher Substanzverlust von der Grösse eines Zwanzigpfennigstückes mit ge- 
wulstetem mit Blutflecken versehenem Rande. Das Colon vorn streifig, hinten 
flockig, geröthet und geschwollen, mit Blutungen. An der Schleimhaut des Rectum 
fanden sich erbsen- bis bohnengrosse geröthete Stellen mit schleimigem Belage. 
Das Gehirn erschien blass, weich, durchfeuchtet, ebenso das Rückenmark. Die 
Schnittflächen feucht glänzend. 

Das Resultat der von Prof. Johne vorgenommenen mikroskopischen Unter¬ 
suchung der Organe siehe S. 346. 


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fcupferwirkungeti anf wiederkauende ftaussaugethiere. 


335 


Die Resultate dieses Versuches sind anatomisch höchst interessant, 
symptomatologisch jedoch wenig verwerthbar. Die aufgetretenen Er¬ 
scheinungen zeigten, wenn man von der Hämoglobinurie absieht, wenig 
Charakteristisches. Namentlich unterschieden sich die beobachteten 
Symptome wesentlich von den bei acuten Kupferintoxicationen beob¬ 
achteten. Andererseits ist aber die Steigerung der Dosis, welche in 
den letzten Tagen vorgenommen wurde, so bedeutend, dass eine acute 
Intoxication nicht ganz ausgeschlossen werden kann. Es ist möglich, 
dass es sich hier um einen Fall handelt, in welchem zu einer be¬ 
stehenden chronischen Vergiftung eine acute hinzutrat und so den 
etwas jähen Ausgang bedingte. Das Syraptomenbild ist demnach 
kein reines. Es musste ein neuer Versuch angestellt werden, in wel¬ 
chem die Steigerung der Dosis vermieden wurde. 

2. Versuch. 

Das Versuchsschaf war gesund und 42J Kilo schwer. Es entleerte vor dem 
Versuche in 24 Stunden 1050 Grm. Koth und 360 Grm. Harn. Vom 16. August 
an erhielt das Thier in den ersten 10 Tagen einen Tag um den anderen 1,5 Grm. 
Cuprum sulfuricum, also pro die 0.75Grm.; später wurde diese Dosis auf lGrra. 
pro die erhöht. Dabei zeigte das Thier anfangs gar keine Krankheitserscheinun¬ 
gen, es frass in 8 Tagen 7 Liter Hafer und ca. 13 —14 Pfund Heu. 

Das Körpergewicht betrug 

am 31. August 44,8 Kilo, am 21. September 46,3 Kilo, 

7. September 46,7 - - 28. - 44,3 

- 14. - 47,0 - - 5. October 43,4 - 

Vom 20. September ab liess der Appetit des Thieres nach. Vom 21.—28. 
September wurden nur 5£ Pfund Hafer und 7 \ Pfund Heu, in den darauf fol¬ 
genden 8 Tagen 4£ Pfund Hafer und 6£ Pfund Heu aufgenommen. 

Das Schaf war also bei täglicher Verabreichung von 1 Grm. des Medica- 
ments ca. 1 Monat lang anscheinend gesund geblieben; dann begann es, ohne 
dass eine Steigerung der Dosis stattfand, nur in Folge von Störungen, 
die durch die allmähliche Anhäufung des Kupfers entstanden zu denken sind, 
Krankheitserscheinungen vager Natur zu zeigen; es bekundete nur mangelhaften 
Appetit, geringere Munterkeit, schlechtere Verdauung der Nahrungsmittel, Ab¬ 
nahme der Ernährung, kennbar durch die Abnahme des Körpergewichts. 

Von Ende September ab wurden dem Schafe täglich 2 Grm. Kupfervitriol 
gegeben. 

Die Stalltemperatur betrug anfangs 15—17 c , sank dann im September auf 
12, Anfang Octobcr auf 10°. Die Mastdarmtemperatur stand auf 39,5—40°, 
und zwar im August und Anfang September auf 39,8—40°, später anf 39,1 
bis 39,5°. Pulse wurden 80—100 und Athemzüge 36—40 pro Minute gezählt. 

Am 13. October zeigte sich das Schaf sehr unwohl, es nahm keine Nahrung 
auf, war sehr traurig, tympanitisch aufgetrieben, die Peristaltik sehr träge, der 
Puls unregelmässig, intermittirend, die Temperatur erhöht. Das Körpergewicht 


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RLLENBERGER u. HOFMEISTER. 


S3Ö 

stieg wieder etwas, es betrug am 12. Ootober 45,5 Kilo und am 20. October 
46,1 Kilo; hierbei ist in Betracht zu ziehen, dass das Schaf an Verstopfung litt. 
Die Futteraufn&hme war vermindert, sie betrug ca. 64 Pfund Heu und 64 Pfund 
Hafer in 8 Tagen. 

Vom 20. October ab stellte sich Albuminurie ein. Vorübergehend trat auch 
Hämoglobinurie auf. Nunmehr wurde wieder weniger Kupfer verabreicht; das 
Schaf erhielt jetzt nicht mehr täglich, wie zuletzt, sondern wieder einen Tag um 
den anderen 2 Grm. vom 14. October ab, 2,5 Grm. vom 31. October ab und 
3 Grm. vom 24. November ab. Dabei besserte sich das Allgemeinbefinden des 
Schafes anfangs wieder; die Hämoglobinurie verschwand, aber die Albuminurie 
bestand fort. Das Schaf verzehrte 

vom 19. Oct. bis 26. Oct. 54 Pfd. Hafer und l2 3 / 4 Pfd. Heu, 


- 26. 

- 

2. Nov. 6 - 

- - 134 - - 

- 2. 

Nov. - 

9. - 

4 - 

- - 15 - 

- 9. 

- 

16. - 

2 - 

- - 124 - - 

- 16. 

- 

23. - 

4 - 

- 12 - 

- 23. 

- 

30. - 

4 - 

- - 12 - 

und wog am 

26. Oct. 

47 Kilo, 


am 16. Nov. 45 Kilo, 

- 

2. Nov. 

47 - 


- 23. - 454 - 

- 

9. - 

47 - 


- 30. - 454 - 


Am 28. November zeigte sich das Schaf matt, traurig, hatte mangelhaften 
Appetit, und es war wieder Hämoglobinurie eingetreten. 

Die Innentemperatur stand auf 40,2°; die Pulszahl betrug 90, die Zahl 
der Athemzüge 40 pro Minute. Die Stalltemperatur schwankte Ende October und 
im November von 7 — 10°, im December von 5—7°. 

Vom 30. November bis 4. December wurde mit dem Verabreichen von 
Kupfer ganz ausgesetzt. Vom 6.—14. December erhielt das Schaf wieder einen 
Tag um den anderen und vom 14. December ab täglich 2 Grm. des Medicaments. 
Anfang December war die Hämoglobinurie wieder verschwunden, aber dasEiweiss- 
harnen bestand fort; der Appetit war gering: das Schaf frass 
vom 1.— 7. Dec. 34 Pfd. Hafer, 74 Pfd. Heu, und wog am 7.Dec. 454 Kilo, 

- 7.—14. - 2 - - 8 . 14. - 434 * 

- 14.—21. - 150 Grm. - 9. 21.-414 

- 21.-28. - 2 Pfd. - 84 . 28. - 42 - 

Der Appetit war am 14. December ganz besonders schlecht. Die Hämoglobinurie 
trat Ende December wieder auf, sie wurde vom 28. ab ungemein heftig. Der 
Harn sah aus wie Blut und war vermehrt. Das Thier war traurig, lag viel. 

Bei einer Stalltemperatur von 5—6 0 R. betrug die Zahl der Pulse vom 
19. December ab 100 und vom 31. December ab 120—140 pro Minute; die 
Innentemperatur stand im Mastdarm auf 40—40,8 0 C.; die Zahl der Athemzüge 
betrug 30—40 und fiel vom 31. December bis 6. Januar auf 18—24 pro Mi¬ 
nute. Die von uns notirte Temperaturtabelle bietet nichts Besonderes und wird 
deshalb hier nicht wiedergegeben. Die Temperatur schwankte fortwährend zwi¬ 
schen 39—40° im Rectum und stieg nur bei stärkerem Unwohlsein. 

Der Appetit war in letzter Zeit ein sehr geringer, das Schaf frass in 8 Ta- 


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Kupferwirkungen auf wiederkauende Haussäugethiere. 337 

gen vom 28. December bis 4. Januar nur 2j Pfund Heu und 5$ Pfund Hafer. 
Das Körpergewicht war bis auf 39 Kilo gesunken. 

Vom 4.—6. Januar zeigte sich das Thier sehr matt und traurig, es ver¬ 
mochte nur mühsam zu stehen, lag meistens. Am 5. Januar wurde die Peristaltik 
lebhaft, der Koth breiig, zähe, schleimig, stark riechend; später trat fast wässe¬ 
rige Diarrhoe ein; die dünnen Fäces erschienen schwärzlich. 

In der Nacht vom 5. zum 6. Januar erfolgte der Tod. Das Thier wog am 
6. Januar nur noch 37£ Kilo. Es hatte in den letzten 3 Tagen nur noch 150 
Gramm Hafer und 2 Ffund Heu aufgenommen. 

Im Ganzen hat das Thier 182.5 Grm. Kupfervitriol vom 16. August 1881 
bis 6. Januar 1882 bekommen. 

Die wesentlichsten Krankheitserscheinungen bezogen sich auf Ver¬ 
dauung, Ernährung und Harnsecretion. 

Das Körpergewicht stieg anfangs noch, blieb eine Zeit lang auf 
derselben Höhe stehen und begann dann zu sinken. Am Schlüsse 
des Versuches war das Thier 5 Kilo leichter als zu Anfang, während 
das Controlschaf um ca. 5 Kilo zugenommen hatte. Vorübergehende 
Steigerungen waren offenbar durch Anhäufungen im Vcrdauungstract 
bedingt. Der Appetit war anfangs sehr gut und nahm allmählich 
immer mehr und mehr ab. Ebenso minderte sich die Kothentleerung, 
dieselbe nahm vom 25. October bis 29. December von 1500 Grm. 
pro die auf 200 Grm. ab. Zeitweise bestand Verstopfung, und erst 
kurze Zeit vor dem Tode trat Diarrhoe ein. 

Der Harn war zunächst qualitativ und quantitativ normal; circa 
5 Wochen nach Beginn des Versuches trat Albuminurio auf, welche 
bis zum Tode fortbestand; 2 Mal kam Hämoglobinurie vor, welche 
wieder verschwand, zum 3. Male stellte sie sich 14 Tage vor dem 
Tode ein und bestand bis zum letalen Ausgange. Die Harnmenge' 
pro 24 Stunden schwankte von 480—1190 Grm. auf und ab. 

Nachstehend geben wir die genaueren Resultate der Harnunter¬ 
suchungen in tabellarischer Uebersicht, insoweit sie sich auf das 
kranke Thier beziehen. 


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Eiweiss incl. Blutfarbstoff 1,2 pCt. (aschefrei). 

Blutfarbstoff auch nicht durch das Spectrum nachweisbar. 
Das Thier ist über Nacht verendet. 


338 


ELLENBERGER u. HOFMEISTBR, 



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Kupferwirkungen auf wiederkauende Haussäugethiere. 339 

Die Obduction des gestorbenen Schafes ergab folgenden Befund: 

Leib nicht aufgetrieben, Conjunctiva iclerisch, Panniculus adiposus leicht 
icterisch. Die Musculatur blass, wässerig. Im Kehlgang Oedem der Subcutis. 
Leichtes Oedem am Bauche. Das Fett in der Bauchhöhle icterisch. Die Mägen 
mässig gefüllt. Die Leber sehr weich, intensiv gelb, leicht zerdrückbar; die 
Läppchenzeichnung verwischt, die Schnittfläche intensiv gelb, die Gefasse mit 
wenig wässerigem, blaurothem, nicht geronnenem Blute gefüllt; die Leberzellen 
fettig degenerirt. Die Gallenblase enthielt 30 Grm. schleimiger, dunkelbraun¬ 
gelber, in dünner Schicht goldgelber Galle. Beide Nieren dunkelbraunroth, 
weich, elastisch, fluctuirend, etwas vergrössert; die Schnittfläche etwas vorsprin¬ 
gend, die Kapsel sehr leicht abziehbar; die Corticalis sehr dunkel, beim Durch¬ 
schnitt derselben ist ein braunrother trüber Saft abstreifbar. die Marksubstanz 
dunkel; das Epithel ist fettig degenerirt; in den Canälchen vielfach Hämoglobin- 
cylinder. Die Schleimhaut der Mägen, besonders des vierten, mürbe, weich, blass, 
beim Ueberstreichen mit dem Messer ist ein Theil leicht abstreifbar. Im Dünn¬ 
darm wenig Inhalt, der schleimig, vorn gelb, hinten gelbgrau von Farbe ist; die 
Schleimhaut ist hier und da flockig capillar injicirt, die Follikel nicht geschwol¬ 
len. Der Dickdarm, fast leer, enthält etwas grauschleimige Masse; seine Schleim¬ 
haut geschwollen, kleinflockig capillar injicirt, in derselben sehr vereinzelte kleine 
Hämorrhagien. Das Pancreas sehr schlaff. Die Milz erschien blasser als normal, 
etwas geschwollen, weicher, schlaffer, die Pulpa leicht ausdrückbar. Die Schild¬ 
drüse derb. Die Kopfschleimhäute auffallend blass, das retropharyngeale Binde¬ 
gewebe stark ödematös. Das Pericardialfett mässig ödematös; der Pericardial- 
raum mässig mit blutiger Flüssigkeit, in der ein grünlichgelbes gelatinöses Ge¬ 
rinnsel schwamm, gefüllt. Das Herz schlaff, rechterseits stark mit schmutzig- 
braunrothen Gerinnseln gefüllt, links fast leer. Das Myocard getrübt, blass, sehr 
mürbe, geJblichgrau von Farbe. Die Lungen, im mittleren Inspirationszustande, 
theilweise eigenthümlich durchscheinend gelbbraunröthlicb gefärbt; die Schnitt¬ 
fläche entleerte aus den Bronchien eine schaumige, blutig seröse Flüssigkeit. 
Bronchialschleimhaut blass, Pleura normal. Der Harn enthielt Hämoglobinschel¬ 
len und Blutkörperchen, der während des Lebens entleerte Harn war frei davon; 
offenbar waren kurz vor dem Tode Blutergiessungen in den Harn eingetreten. 

Die von Prof. Johne vorgenommene mikroskopische Untersuchung siehe 
S. 346. 

Aus diesen Angaben ergiebt sich folgende pathologisch-anatomische Dia¬ 
gnose : das gestorbene Schaf zeigte eine Hepatitis parenchymatosa, eine Nephritis 
parenchymatosa hämorrhagica und eine Myocarditis parenchymatosa und Milz¬ 
tumor; Lungenödem. 

Von den beiden gestorbenen Schafen wurden nach der S. 330 
geschilderten Methode die Bestimmung des Kupfergehalts der einzel¬ 
nen Organe vorgenommen. Dieselbe hatte folgendes Resultat: 

An Kupferoxyd fanden sich 

beim 1. Schafe beim 2. Schafe 


1. in den Fäces. 0,0400 pCt. — pCt. 

2. im Harn. 0,0036 - 0,0040 - 


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340 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


3. in der Galle. 

4. in der Pericardialflüsstgkeit . . . 

5. im Blute . 

6. in der Milz. 

7. in der Leber. 

8. in den Nieren . 

9. im Herzfleisch. 

10. in den Lungen. 

11. im Gehirn und Rückenmark . . . 

12. in den Lumbalmuskeln. 

13. in der Extremitätenmusculatur . . 

14. in der Darmwand. 

15. in den Knochen. 

16. im Panseninhalt. 

17. im Pankreas. 

18. in den Speicheldrüsen . 

16. in der Pansenwand . 


beim 1. Schafe beim 2. Schafe 


0,0200 pCt. 

0,0400 

0,0100 

- 

— 

0,0060 

- 

— 

0,0056 

- 

— 

0,0830 

- 

0,1500 

0,0200 

- 

0,0300 

0,0075 

- 

0,0100 

0,0050 

- 

— 

0,0070 

- 

— 

0,0040 

- 

— 

0,0058 

- 

— 

— 

- 

0,0230 

— 

- 

0,0114 

0,0200 

- 

— 

— 

- 

0,0250 

— 

- 

0,0057 

— 

- 

0,0360 


Aus den bei der Section constatirten Erscheinungen geht hervor, 
dass das Kupfer seine hauptsächlichsten Wirkungen auf die Leber und 
die Nieren entfaltet; dem entspricht auch das Resultat der chemischen 
Untersuchung, Leber und Nieren enthielten am meisten Kupfer. Dann 
folgen das Herzfleisch und die Centralorgane des Nervensystems, wenn 
wir von der im Herzbeutel enthaltenen Flüssigkeit absehen. Diese 
stammt theilweise aus dem Herzfleisch und ihr Kupferreichthum scheint 
durch Auslaugen des Herzfleisches entstanden zu sein, so dass dieses 
also ganz frisch noch reicher an Kupfer war, als die Analyse ergiebt. 
Das Herzfleisch war auch dem entsprechend verändert. Bei noch län¬ 
gerer Einwirkung des Kupfers auf das Herz hätte Lähmung desselben 
eintreten müssen. 

Von den Secreten zeigt die Galle fast den zehnfachen Kupfer¬ 
gehalt des Harns. Die Leber ist also das vorzüglichste Aus¬ 
scheidungsorgan des Kupfers. Dabei gelangt das Kupfer jedoch 
in den Darm und kann nochmals resorbirt werden. Daher rühren 
die zeitweisen Verschlimmerungen während des Verlaufes ohne Stei¬ 
gerung der Dosis. 

Die Speicheldrüsen enthalten die doppelte Menge des im Pankreas 
und in den Nieren vorhandenen Kupfers; demnach wurden auch durch 
den Speichel nicht unbedeutende Mengen des Kupfers aus dem Körper 
entfernt. 

Die Ausscheidung durch den Harn steht offenbar hinter der durch 


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Kopferwirkungen auf wiederkauende Haussaugethiere. 


341 


die Galle zurück. Es sind drei Untersuchungen vorgenomraen worden, 
die beiden oben citirten und noch eine dritte, bei der der entleerte 
Harn 0,0026 pCt. Kupferoxyd enthielt, d. h. nur % soviel wie die 
Galle. 

Verabreicht man das Kupfer den Schafen in kleineren Gaben, so 
erreicht man, dass die Thiere länger leben und viel bedeutendere 
Kupfermengen aufnehmen können als im anderen Falle. 

Das 2. Versuchsschaf hat in einem Zeitraum von über 4 Monaten 
182 Grm. Kupfer erhalten, ehe der Tod eintrat, während das erste 
Versuchsthier schon nach nicht ganz 2 Monaten zu Grunde ging, nach¬ 
dem es ca. 90 Grm., also nur halb soviel Kupfer erhalten hatte wie 
Schaf 2. 

Haben die Thiere lange Zeit recht kleine Gaben erhalten, wie 
das 2. Schaf, dann lagert sich bedeutend mehr Kupfer in die Gewebe 
des Körpers ab. Die Ausscheidung bleibt demnach selbst bei den 
kleinsten Dosen weit hinter der Einnahme zurück. Die einzelnen Ge¬ 
webe und Organe vermögen das Kupfer offenbar besser zu ertragen, 
wenn die Ablagerung ganz allmählich stattfindet. Sie gewöhnen sich 
an den Kupfergehalt, adaptiren sich demselben, vermögen trotzdem 
ihren Functionen noch nachzukommen; die durch die Kupferreizung 
bedingten parenchymatösen Veränderungen schreiten langsam vor, es 
kommen theilweise Compensationen zu Stande und so können die 
Thiere länger am Leben bleiben. Schliesslich erreichen freilich die 
parenchymatösen Degenerationen einen derartigen Grad, dass die Or¬ 
gane nicht mehr zu functioniren vermögen und der Tod eintreten muss. 

Die Analyse der einzelnen Organe ergiebt, dass bei dem zweiten 
Kupferschafe fast die doppelte Menge Kupfer in die Organe abgelagert 
worden war als bei dem ersten. Beim ersten Versuchsthiere finden 
wir in der Leber 0,083, beim zweiten 0,150 pCt., in den Nieren beim 
ersten Schafe 0,02, beim zweiten 0,03 pCt., im Fleische beim ersten 
0,007, beim zweiten 0,01 pCt. Kupfer. Je kleiner die verabreichte 
Dosis ist, je allmählicher sich das Kupfer in die Organe ablagert, je 
mehr kann aufgenommen werden. Das lehrt der Vergleich der Re¬ 
sultate beider Versuche mit einander. 

Aus den beiden geschilderten Versuchen geht hervor, dass das 
Kupfer sich in die Organe des Körpers ablagert, dagegen nicht, ob 
das Kupfer, wenn dessen Verabreichung aufhört, seine weitere Auf¬ 
nahme nicht mehr stattfindet, rasch aus dem Körper ausgeschieden 
wird, oder ob es etwa noch längere Zeit in den Organen verweilt. 

Archir f. wisteutch. u. prakt. Thierheilk. IX. 4 u. 5. 23 


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342 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


Es ist aus sanitätspolizeilichen Rücksichten wichtig, zu wissen, ob 
etwa 4—8 Wochen nach dem Aufhören der Kupfereinnahme noch 
Kupfer bezw. wie viel davon im Fleische und den grossen Parenchy¬ 
men vorhanden ist. Aus den vorstehenden Versuchen geht ferner 
nicht hervor, wie rasch das verabreichte Kupfer in den Harn übergeht, 
in welcher Zeit vom Moment des Genusses ab das Kupfer im Harn 
erscheint; wann das Kupfer im Harn nach dem Aufhören der Ein¬ 
nahme verschwindet bezw. nur noch in so kleinen Mengen vorhanden 
ist, dass es nicht mehr nachgewiesen werden kann. 

Diese noch ungelösten Fragen zu beantworten war der Zweck des 

3. Versuches. 

Ein gesundes Schaf bekam vom 1. Mai 1882 an zunächst pro die 2 Grm. 
Cuprum sulfuricum. Da sich hiernach Appetitlosigkeit, Mattigkeit und Albumin¬ 
urie einstellten, setzten wir die Kupferverabreichung einige Tage ganz aus und 
ermässigten die Dosis dann von 2 Grm. auf 1 Grm. pro die *). 

Im weiteren Verlaufe des Versuches trat abermals Appetitlosigkeit, Muskel¬ 
schwäche, Mattigkeit u. dgl. ein. Deshalb wurde abermals einige Tage mit der 
Gabe des Medicaments ausgesetzt, worauf die Krankheitserscheinungen wieder 
verschwanden. 

Nachdem das Schaf ca. 50 Grm. Cupr. sulf. erhalten hatte, unterblieb die 
weitere Verabreichung. 

Besondere Beobachtungsresultate sind in Bezug auf das Verhalten des 
Schafes während des Versuches nicht zu verzeichnen. 

Die Frage der Kupferausscheidung anlangend wurde Folgen¬ 
des durch die Untersuchungen des Harns festgestellt 

Schon am 2. und 3. Mai waren Spuren Kupfer im Harn zu finden, 
mithin erscheint das Medicament nach verhältnissmässig 
kurzer Zeit, nach 36 Stunden schon in nachweisbaren Men¬ 
gen im Harn. Am 3. Mai fand man schon viel Kupfer. Der Harn 
wurde mehrfach quantitativ auf seinen Kupfergehalt untersucht; der¬ 
selbe schwankte zwischen 0,002—0,004 pCt. Merkwürdigerweise waren 
die täglich ausgeschiedenen Harnmengen zuweilen sehr gering, wie 
schon bei den früheren Versuchsschafen, namentlich Schaf 2, beob¬ 
achtet wurde. Vielleicht ist dies bedingt durch vorübergehende hef¬ 
tigere entzündliche oder degenerative Nierenreizung, die mit geringerer 
Secretionsfähigkeit einhergeht. Nimmt man aber den gewöhnlichen 
Mittelwerth der Harnausscheidung als Norm an (1073 Grm.), so wur- 

l ) Es sei bemerkt, dass nur infolge eines Irrthums mit der grossen Dosis 
begonnen worden war. Unsere Absicht war gewesen, nur 1 Grm. zu geben. 


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Kupferwirklingen auf wiederkauende Haussängethiere. 


343 


den bei dem Schafe täglich 0,032 Grm. Kupferoxyd durch die Harn- 
secretion entleert; dazu käme dann noch der Verlust durch den Spei¬ 
chel, vielleicht auch durch den Schweiss. Was durch den Bauch¬ 
speichel und die Galle, Darmschleim etc. ausgeschieden wird, gelangt 
theilweise wieder zur Resorption und theilweise als Schwefelkupfer in 
den Koth. In den Fäces fanden sich im Mittel 0,04 pCt. Kupferoxyd. 
Im Mittel setzt ein Schaf täglich 691 Grm. Koth und damit demnach 
0,276 Grm. Kupfer ab. Der Gesammtverlust an Kupfer durch Koth 
und Harn beträgt also pro die 0,308 Grm. Kupferoxyd. Demnach 
sind bei dem Schafe, das 113 Tage im Versuche war, ca. 35 Grm. 
Kupferoxyd entleert worden; dasselbe hatte 58,13 Grm. davon in 
182,5 Grm. Kupfervitriol aufgenoramen. 

Also wären 23,33 Grm. Kupferoxyd im Körper zurückgeblieben. 
W T ir würden daraus schliessen müssen, dass, wenn die Ausscheidung 
sich gleichbliebe, bei dem Versuchsschaf 3 in 1b Tagen alles Kupfer 
aus dem Körper ausgeschieden worden wäre; derartige Berechnungen 
können aber nur wenig Werth beanspruchen. Vor allen Dingen ist 
die Ausscheidung der procentischen Kupferraenge schon wechselnd, 
noch mehr ist dies aber mit der absoluten Menge durch Aenderung 
der quantitativen Harn- und Kothabgabe der Fall. In dieser Richtung 
wurden, wie die Tabelle S. 338 ersichtlich macht, bedeutende Schwan¬ 
kungen beobachtet, z. B. beim Harn von 270—1400 Grm. pro 24 
Stunden, beim Koth von 1500—200 Grm. 

Was nun die dritte Frage anlangt, wie bald nach dem Aufhören 
der Kupferverabreichung die Kupfermenge im Harn so unbedeutend 
wird, dass kein Kupfer mehr nachzuweisen ist, so ergeben die Unter¬ 
suchungen Folgendes: Die Verabreichung sistirte vom 10. Juni ab. 
Am 12. Juli war noch Kupfer zu finden, am 19. Juli dagegen war 
der Harn frei von Kupfer. Auch am 29. Juli fand sich keine Spur 
Kupfer im Harn. Letzterer war sehr dünnflüssig (1,012 spec. Gew.). 

Dieses frühe Verschwinden des Kupfers im Harn zeigt 
wieder, dass das Kupfer weniger durch die Nieren als durch andere 
Drüsen ausgeführt wird; denn es ist unglaublich, dass in so kurzer 
Zeit alles Kupfer aus dem Körper verschwunden sein sollte. Wir 
mussten an eine fortdauernde Ausscheidung durch die Galle, den 
Speichel etc. denken. Diese Annahme wurde durch Kothuntersuchungen 
bestätigt. Im Koth fand sich sowohl am 19. wie auch am 26. Juli 
noch Kupfer, also ca. 6 Wochen nach dem Aufhören der Auf¬ 
nahme dieses Medicaments. 

23* 


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344 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


Es wurde beschlossen, das Schaf ca. 6—7 Wochen nach dem 
Aufhören der Kupfer Verabreichung zu schlachten. Am 29. Juli, also 
5*/ a Wochen nach der letzten Kupfergabe, wurde das Schaf jedoch 
plötzlich krank, der Appetit nahm ab, es wurde matt, elend, es trat 
Diarrhoe und Hämoglobinurie und nach 2 Tagen, am 31. Juli, der 
Tod ein. 3 Tage ante mortem war der Harn noch eiweissfrei und 
wässerig, dann stellte sich der Umschlag in Albuminurie und Hämo¬ 
globinurie ein. Die gesamraten beobachteten Erscheinungen entsprachen 
denjenigen, welche beim ersten Schafe am Todestage und am Tage 
vorher beobachtet wurden. Die Krankheitserscheinungen waren offenbar 
durch fortwährende Resorption des Kupfers vom Darm aus entstanden, 
welches die Verdauungssecrete ausgeschieden hatten. Es handelte sich 
also um eine echte Nachvergiftung. Das todte Thier wog 72 Pfund 
(Schlachtgewicht 56 Plund). 

Section. Gutgenährtes Cadaver. An den Nasenöffnungen etwas blutiger 
Schleim. Panniculus adiposus gut entwickelt, leicht icterisch. Musculatur etwas 
dunkel. Blut gut geronnen, blauroth. In der Brusthöhle ca. £ Liter blutig-seröser 
Flüssigkeit; Pleura normal. Pericardialfett etwas icterisch gefärbt; einige Ess¬ 
löffel voll blutig-seröser Flüssigkeit im Pericardialraum. Herz ziemlich schlaff, 
links stärker contrahirt als rechts; in beiden Höhlen einige schmutzig-rothbraune 
Coagula. Endocard leicht gelblichroth. Myocard sehr blass, mürbe, leicht zer- 
reisslich, Fasern staubförmig getrübt. Das Lungengewebe erscheint normal; in 
den Bronchien röthliche, schaumige Flüssigkeit. Das Fett in der Bauchhöhle 
icterisch gefärbt; Peritonäum gesund, ohne Petechien. Die Mägen enthalten nicht 
viel Futter, ihre Schleimhaut ist gesund. Im Dünndarm dünnflüssige Futter¬ 
massen ; auf der leicht schieferig gefärbten Schleimhaut in der Nähe des Pylorus 
kleine, vernarbte, unregelmässige Substanzverluste; Darmschleimhaut im Uebri- 
gen wie ausgewaschen; Follikelschwellung nicht zu bemerken. Die Schleimhaut 
des Colon und Coecum schiefrig gefärbt und im Colon etwas verdickt, Follikel 
geschwollen; ebenso ist die Schleimhaut des Mastdarms beschaffen, nur sind die 
Veränderungen geringgradiger. Leber gelblich gefärbt, die Läppchenzeichnung 
verwischt, die Consistenz weich; die Schnittfläche erscheint blutarm, hell orange- 
gelb (icterisch), schmierig; das Parenchym leicht zerdrückbar. Gallenblase stark 
gefüllt. Das Milzparenchym sehr weich, schmierig, über die Schnittfläche leicht 
vorspringend; Färbung schmutzig-grauroth. Nieren leicht geschwollen, von grau¬ 
grüner, ins Chocoladenbraune spielender Farbe, sehr weich und schlaff, leicht 
zerdrückbar; das Parenchym gleichmässig dunkelbraunroth, wie blutig durch¬ 
tränkt, ohne dass von der Schnittfläche reichlich Blut abfliesst; die Structurzeich- 
nung verwischt, makroskopisch nicht erkennbar. 

Aus dem makroskopischen Befunde ergiebt sich folgende Diagnose: Beider¬ 
seitiges Lungenödem, parenchymatöse Degeneration des Herzens, acute, fettige 
Degeneration der Leber, leichter Milztumor, hämorrhagische Nierenschwellung, 
acuter Dünndarm- und chronischer Dickdarmkatarrh. 


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Kupferwirkungen auf wiederkauende Haussäugethiere. 


345 


Nach dem Tode wurden diejenigen Theile des Körpers, welche 
als Lieblingsablagerungsstellen des Kupfers aus unseren vorerwähnten 
Untersuchungen zu erkennen sind und die als Nahrungsmittel für den 
Menschen dienen, auf ihren Kupfergehalt untersucht und damit die 
letzte der gestellten Fragen gelöst. 

Die Untersuchungen ergaben, dass 5V 2 Wochen nach dem Auf¬ 
hören der Kupferverabreichung sich bei diesem Thiere, welches in 47 
Tagen vorher 50 Grm. Cupr. sulf., d. h. 16 Grm. Kupferoxyd erhalten 
hatte, noch folgende Kupfermengen vorfanden: 

in der Leber 0,175 pCt. Kupferoxyd, 
in den Nieren 0,071 
im Fleische 0,017 - 

Es geht daraus hervor, dass das Kupfer sehr feste Verbindungen 
mit den Körperbestandtheilen eingeht und nur sehr allmählich aus 
dem Körper ausgeschieden wird. 

Der 3. Versuch lehrt daher: 

1. Beim Kupfer kommen Nachvergiftungen vor. Es kann ein 
Thier, das längere Zeit Kupfersalze eingenommen hat, an Kupferintoxi- 
cation dann noch sterben, nachdem es eine Zeit lang gar kein Kupfer 
mehr erhalten hatte. 

2. Das Kupfer geht rasch in die Secrete über. 

3. Dasselbe bleibt lange im Körper und ist noch Wochen lang 
nach dem Aussetzen der Verabreichung in dem Kothe nachweisbar. 
Dagegen sistirt die Ausscheidung durch den Harn. 

4. 6 Wochen nach der medicamentösen Verabfolgung des Kupfers 
an die Thiere findet es sich noch in bedeutenden Mengen im Körper, 
namentlich in der Leber, den Nieren und den Muskeln. 

Die mikroskopische Untersuchung der Organe der gestorbenen 
Schafe wurde unsererseits zwar vorgenommen, wir bemerkten auch 
tiefgehende Veränderungen an den Nierenepithelien und den Leber¬ 
zellen, Einlagerung von Hämoglobin in die Zellen und die Harn- 
canälchen u. s. w., wir wagten aber kein sicheres Urtheil über 
die stattgehabten Veränderungen und die sich daraus ergebenden 
Schlussfolgerungen abzugeben und baten deshalb Herrn Collegen 
Johne, den pathologischen Anatomen unserer Anstalt, um gütige 
genauere Untersuchung und seine Meinungsäusserung. Herr Johne 
hatte die Güte, unserer Bitte zu entsprechen. In dankenswerther 
Weise hat er sich der mühevollen Untersuchung unterzogen. Er 


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346 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER. 


spricht sich über den mikroskopischen Befund bei allen drei Ver¬ 
suchsschafen und den daraus sich ergebenen Schlussfolgerungen, wie 
folgt, aus: 

„Die mikroskopische Untersuchung lieferte bei allen drei Versuchs- 
thieren ein nahezu gleiches Ergebniss. 

Nieren: Epithelien der Rindencanälchen zu mindestens einem Drittiheil 
kernlos, mehr oder weniger getrübt, ihr dem Lumen zugewendeter centraler Theil 
wie zernagt. Das Protoplasma der so veränderten Zellen ist mehr oder weniger 
dicht mit ungleichmässig granulirten, staubförmigen bis feinkörnigen, hellbraun- 
rothen, etwas glänzenden Massen durchsetzt. Dieselben heben sich bei Nachfär¬ 
bung der in Gentianaviolett kräftig vor- und mit alkoholischer EosinlÖsung nach¬ 
gefärbten Schnitte in dem rosa(eosin-)roth gefärbten Protoplasma der Epithelzellen 
ausserordentlich intensiv ab. In einzelnen der letzteren ist die Einlagerung eine 
so erhebliche, dass die Harncanälchen wie mit einer dicken, aus hellbraunrothen 
Körnchen bestehenden, zusammenhängenden Schicht austapeziert erscheinen. Das 
Lumen derartig veränderter Harncanälchen ist vielfach mit fein- oder grobkörni¬ 
gen, hellrothbraunen Cylindern angefüllt. Die Entstehung der ersteren aus dem 
feinkörnigen, gleich gefärbten Inhalt der Epithelzellen lässt sich ganz zweifellos 
erkennen. Die grobkörnigen Cylinder erscheinen aus verschieden grossen, rothen 
Blutkörperchen in der Form nicht unähnlichen, aber hellbraunrothen, ziemlich 
stark glänzenden Körperchen zusammengesetzt, welche aber durchaus nicht als 
veränderte Blutkörperchen, sondern, wie die verschiedensten Uebergangsstufen 
nachweisen lassen, aus den erwähnten gleich gefärbten braunrothen Massen 
scheinbar durch Zusammensintern entstanden sind. Hierfür spricht auch die schon 
oben erwähnte Farbenreaction. Während sich die in den Gefässen enthaltenen 
Blutkörperchen durch Eosin mehr oder weniger intensiv rosaroth färben, behalten 
die beschriebenen Massen ihre charakteristische hellbraunrothe Farbe. Hin und 
wieder finden sich in den gewundenen Harncanälchen auch lose, unregelmässig 
krümliche Massen von gleichem physikalischen Verhalten, da und dort auch ein¬ 
fache hyaline, durch Eosin rosaroth gefärbte Cylinder, welche zeitweilig die braun- 
röthlichen körnigen oder bräunlichen Massen einscbliesscn. 

Auch die Epithelien der Henle’schen Schleifen sind theilweise kernlos, ne- 
crotisirt. Körnige Niederschläge sind aber in ihnen nicht, wohl aber hin und 
wieder Cylinder der beschriebenen Art in dem Lumen der Schleifen enthalten. 

Das Epithel der Sammelröhrchen ist gleichfalls vielfach kernlos geworden, 
zum grossen Theil abgehoben und zu epithelialen Cylindern zusammengeschoben. 
Diese schlie-sen wiederum die beschriebenen fein- oder grobkörnigen oder krüm- 
lichen Massen in grösseren oder geringeren Mengen ein. Ausserdem findet sich 
aber auch ein grosser Theil der Sammelröhren durch Cylinder ausgefüllt, welche 
nur aus letzteren bestehen. 

Das interstitielle Bindegewebe der Nieren ist nur an wenigen Stellen als 
vollständig intact zu bezeichnen. Vielfach erscheinen wenigstens seine Spalt¬ 
räume deutlich verbreitert (Oedem?), die ßindegewebszellen geschwellt, vermehrt. 
An einzelnen Stellen tritt auch eine kleinzellige Infiltration bemerkbar hervor — 
Erscheinungen, welche indess in der Rinde augenfälliger hervortreten als in der 
Marksubstanz. 


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Kupferwirkungen auf wiederkauende Haussäugethiere. 347 

Die Gefässe der ersteren sind durchweg stärker, zum Theil prall gefüllt. 
Einzelne kleine Capillarwindungen lassen in ihren Lumen zwischen den rosaroth 
gefärbten rothen Blutkörperchen auch kleine Mengen der hellbraunrothen, hier 
meist krümlichen Massen erkennen, wie sie das Lumen der Harncanälchen aus¬ 
füllten. 

Milz und Leber geben (in Folge missglückter Härtung?) eine durchaus 
mangelhafte Kernfärbung. Erstere lasst in ihrem Parenchym ausserordentlich 
reichlich deutlich zahlreiche krümliche, hellrothbraune Einlagerung bezeichneter 
Art, daneben aber auch klumpige Ballen erkennen, welche mehr den Eindruck 
machen, als seien sie aus zusammengeschrumpften rothen Blutkörperchen ent¬ 
standen. In letzterer erscheint das Protoplasma der Parenchymzellen durchgängig 
fein staubförmig getrübt. In den Gefässen, und zwar sowohl in den intra- als 
extralpbulären, kann man vereinzelt ebenfalls ganz deutlich fern- oder grobkör¬ 
nige, oder mehr grobkörnige Massen, wie in Nieren und Milz wahrnehmen. 

Lunge. Capillaren stark gefüllt, einzelne Stellen des Präparats erscheinen 
wie injicirt. Innerhalb der durch Eosin dunkel rosaroth gefärbten Blutsäule wie¬ 
derum vereinzelte hellblauroth gefärbte körnige oder krümliche Massen. Auch im 
interstitiellen Gewebe sind solche, aber nur sehr spärlich eingelagert. In den 
Alveolen finden sich hier und da zeitige, in anderen feinfädige fibrinöse Exsudate. 

Herzmusculatur gering staubförmig getrübt, die Querstreifung überall 
erhalten. 

Eine mikroskopische Untersuchung des frischen Cadaverblutes und des Bla¬ 
seninhalts ist nicht vorgenommen worden. 

Alle beschriebenen Veränderungen fanden sich in auffallendster Weise beim 
Versuchstier 2, bei 1 und 3 traten sie am ein Geringes weniger, wenn auch 
noch sehr augenfällig hervor. 

Der vorstehende Sections- und mikroskopische Befund erinnert in 
frappanter Weise an die von Marchand beschriebene Intoxication 
durch chlorsaure Salze (cf. Virch. Arch., 1879, Bd. 77, S. 455). Die 
dunkelbraunrothe Färbung des Blutes und der Nieren, die in den 
Nierencanälchen und der Milz Vorgefundenen körnigen und krümlichen 
hellbräunlichrothen Niederschläge etc. entsprechen vollständig dem von 
Marchand gezeichneten Bilde. Die Aehnlichkeit, ja die Identität 
beider Processe wird noch augenfälliger durch folgenden Versuch. 
S. 467 (1. c.) berichtet Marchand, dass durch Zusatz von verschiede¬ 
nen Mengen einer 5- resp. lOproc. Lösung von chlorsaurem Kali zu 
defibrinirtem Blute nicht nur eine Farbenveränderung, sondern auch 
eine Gerinnung des letzteren vor sich gehe. 

Dieser Versuch ist von Hofmeister und mir mit einer 5procentigen 
wässerigen Lösung von Cupr. sulf. wiederholt worden. In 6 Reagensgläsern mit 
je 10 Ccm. frischem, defibrinirtem Schafblute wurde zu a. 0,1, zu b. 0 5, zu c. 
1,0, zu d. 1.5, zu e. 2,0 und zu f. 2,5 Ccm. der obigen Lösung (= 0,005 bis 
0,075 Grm. des Kupfersalzes) gesetzt und hiernach ganz genau dieselben Ver¬ 
änderungen der Blutproben, welohe bei Zimmertemperatur stehen blieben, beob- 


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348 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


achtet. Die Proben e. und f. hatten schon nach ca. i Stunde eine syrupartige 
Consistenz nnd eine sepiabraune Farbe angenommen; d. und c. folgten nach 
mehreren Stunden; b. war nach ca. 16 Stunden etwas dickflüssiger geworden, 
floss aber noch aus dem Reagenscylinder aus; die Farbe war eine dunkelroth- 
braune, in dünnen Schichten an der Wand des Glases ebenfalls eine sepiabraune. 
Die Probe a. war dunkler, mit einem Stich ins Bräunliche, geworden. Der beim 
Schütteln entstehende Schaum war deutlich braunroth. 

Die mikroskopische Untersuchung der gallertartigen Blotmassen ergab, dass 
die Blutkörper theils zerfallen, theils geschrumpft, theils zu Klumpen zusammen* 
geballt waren. Dazwischen fanden sich verschieden grosse, hellbraunrothe Körn¬ 
chen und Krümelchen. 

Die von Ellenberger angestellte spektroskopische Analyse liess nach 16 
Stunden in keiner der Proben die Oxyhämoglobinstreifen erkennen; dieselben 
waren vollständig verschwunden. 

Die Wirkung des Cupr. sulf. würde also dieselbe reducirende 
auf das Hämoglobin sein, wie die der chlorsauren Salze, 
und ihr somit die Braunfärbung des Blutes sowie der Zerfall der 
rothen Blutkörperchen zugeschrieben werden müssen. Ganz analog, 
wie es nach Marchand die chlorsauren Salze thun, findet auch durch 
Cupr. sulf. eine Umwandlung des O-Hämoglobin in Met-Hämoglobin 
statt. Dieses löst sich im Serum und bedingt die mehr oder weniger 
bei allen drei Versuchsthieren beobachteten Erscheinungen. Ein an¬ 
derer Theil scheidet sich in Körnchen- oder Krümelchenform aus dem 
Serum aus und wird besonders durch die Epithelien der Nieren aus¬ 
geschieden, in deren excretorischem Canalsystem es die beschriebenen 
Cylinder bildet. Dass diese zur Harnretention und im Verein mit 
der ausgebreiteten Necrose der Nierenepithelien zu urämischen Er¬ 
scheinungen führen können und müssen, — dafür sprechen unter an¬ 
deren die Darmerscheinungen, — ist einleuchtend. Dass eine krümel¬ 
artige Abscheidung des Methämoglobins auch schon in den Gefässen 
stattfindet, lehren die Befunde in den Nieren, der Milz und der Lunge. 
Die Ausscheidung der zerfallenen Blutkörperchen erfolgte, wie bei 
allen derartigen Auflösungszuständen desselben, auch hier wesentlich 
durch Nieren und Milz. 

Nicht beistimmen, wenigstens nicht für die vorliegenden Kupfer¬ 
vergiftungen, kann ich Marchand, wenn er das Vorhandensein eines 
entzündlichen Reizes in den Nieren, für seine Fälle bedingt durch 
Ausscheidung der chlorsauren Salze durch diese Organe, bezweifelt. 
Die diffuse Schwellung und kleinzellige Infiltration des Stroma sprechen 
in den von mir untersuchten Fällen deutlich genug für eine solche 
und können auf eine Pyelonephritis nicht zurückgeführt werden. 


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Kupferwirkungen auf wiederkauende Haussäugetbiere. 349 

Was endlich die von March and angedeutete Aehnlichkeit der 
von ihm beschriebenen Nierenerkrankung mit der sog. Winckel’schen 
Krankheit anbelangt, so ist dieselbe auch für die vorliegende Kupfer¬ 
vergiftung ganz unverkennbar, wie ich dies an in meinem Besitz be¬ 
findlichen mikroskopischen Präparaten jederzeit demonstriren kann. 
Nur ist die Massenhaftigkeit der Methämoglobinausscheidungen in den 
Schafnieren eine unvergleichlich massenhaftere. 

Auch die von Marchand in einer Anmerkung (S. 486, 2.) er¬ 
wähnte, ihm von Weigert mitgetheilte ähnliche Nierenerkrankung 
beim Schafe gehört unverkennbar hierher. Das betreffende Schaf, von 
dem das in Weigert’s Besitz befindliche Präparat stammt, war nach 
länger fortgesetztem^ Genuss verdorbener, verschimmelter Schlempe 
erkrankt und gestorben. Die mir von Prof. Zürn gütigst überlasse¬ 
nen Nieren (cf. Pflug, Vorträge für Thierärzte, II. Ser., S. 274) 
zeichneten sich schon makroskopisch durch ihre intensiv braun- 
rothe Farbe aus und enthielten in den Harncanälchen massenhafte 
kleinkörnige und grobschollige, röthlichbraune Hämoglobinmassen, die, 
mehr oder weniger dicht zusammenhängend, das Lumen vieler Harn¬ 
canälchen fast vollständig ausfüllten. Vielfach traten dieselben auch 
in Form der von Marchand (1. c. S. 485) erwähnten perlschnurarti¬ 
gen Körper, ja an einzelnen Stellen als so feine, fadenförmige, coral- 
lenartig verästelte und stark lichtbrechende Gebilde auf, dass man 
sie sehr wohl für Mycel mit Gemmen und Conidien halten konnte. 
Ihre hellgelbrothe Farbe und die wiederholte Untersuchung mit guter 
Zeiss’scher Oelimmersion lässt indess deutlich den gleichen Ursprung 
wie bei den gröberen perlschnurartigen Massen erkennen.“ 

Schluss betrach tu ng. 

Vergleichen wir unsere Versuchsresultate mit denen anderer Autoren 
über acute Vergiftungen, so fällt vor Allem in die Augen, dass wir 
1) keine so bedeutende Einwirkung auf die Körpermusculatur consta- 
tiren konnten, wie Orfila, Blake, Neebe berichten. Die Schafe 
wurden allerdings schwach und konnten schliesslich gar nicht mehr 
stehen; aber diese Schwächeerscheinungen können auch als Folgewir¬ 
kung der schlechten Ernährung erklärt werden. Dafür spricht nament¬ 
lich, dass die Respiration verhältnissmässig ungestört vor sich ging; 
sie war in der letzten Zeit vor dem Tode allerdings etwas erschwert, 
aber doch nicht derart, dass auf Muskeldegenerationen geschlossen 


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350 


ELLENBERGER 11 . HOFMEISTER. 


werden könnte. Hervorragendes Muskelzittern oder Krämpfe sind nicht 
regelmässig beobachtet worden; nur das erste Versuchsthier zeigte — 
jedoch erst 24 Stunden vor dem Tode — starke Schmerzen bei Muskel¬ 
bewegungen, Gelenkbeugungen und Streckungen u. dgl. — 2) Die 
Angaben von Galippe, Burg und Ducom, dass das Kupfer in klei¬ 
nen Gaben, d. h. solchen, die keine heftigen örtlichen Wirkungen, 
Anätzungen u. dgl. bedingen, fast unschädlich sei, und die dem ähn¬ 
lichen Anschauungen Langenbeck’s und Städeler’s, sind in Bezug 
auf die Wiederkäuer nicht zutreffend. Bei Beurtheilung dieses Satzes 
ist wohl zu beachten, dass bei Hunden und anderen Thieren ein Theil 
des aufgenommenen Kupfers durch das Erbrechen wieder direct aus¬ 
geworfen wird, dass dies aber bei Wiederkäuern nicht geschieht. — 
3) Eine bedeutende Beeinflussung der Herzthätigkeit, wie sie Blake 
beobachtete, konnten wir nicht feststellen. — 4) Die Untersuchung 
des Blutes gab in Bezug auf das Verhalten der Blutkörperchen kein 
constantes Resultat. Die Blutkörperchen erschienen allerdings in 
ihrer Form und Beschaffenheit verändert, aber in verschiedener Art 
und Weise. — 5) Eine wesentliche Beeinflussung des Respirations¬ 
centrums (Neebe) konnte nicht constatirt werden. — 6) Eine Ver¬ 
minderung der Urinsecretion (Moiroud) konnte auch nicht als con- 
stant vorhandenes Symptom festgestellt werden. Nur zeitweise war 
eine Verringerung der Secretion zu notiren. — 7) Brechneigungen 
wurden nicht beobachtet. 

Aus diesen wenigen vergleichenden Angaben ergiebt sich schon, 
dass ein nicht unwesentlicher Unterschied zwischen den acuten und 
chronischen Kupferwirkungen besteht. 

Ueberblicken wir die Resultate unserer Versuche in Hinsicht der 
während des Lebens an den Versuchsthieren hervorgetretenen Er¬ 
scheinungen, so ist eine gewisse Constanz in den Symptomen un¬ 
verkennbar, so dass man in der That von dem Bilde einer chro¬ 
nischen Kupferintoxication sprechen kann. Freilich ist das Bild 
nicht durchweg charakteristisch. Dass es sich bei unseren Beobach¬ 
tungen in der That um chronische und nicht um acute Vergif¬ 
tungen handelte, geht wohl zur Genüge aus' der Schilderung der ein¬ 
zelnen Versuche hervor, namentlich kann beim 2. und 3. Versuche 
ein Zweifel unmöglich obwalten. 

Bezüglich des ersten Versuchsschafes könnte allenfalls der Ver¬ 
dacht einer acuten Vergiftung Platz greifen. Wir steigerten in diesem 
Falle die Dosis auf 3 Grm. Diese Steigerung glaubten wir recht- 


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Kupferwirkungen auf wiederkauende Haussäugethiere. 


35t 


fertigen zu können, weil der berühmte Veterinärpharmakologe Hert- 
wig ausdrücklich angiebt, dass erst Dosen von 4 Grra. und.darüber 
bei Schafen acute Vergiftungen hervorrufen. Trotzdem scheinen auch 
schon 3 Grm. derartige Erscheinungen, wenn auch geringgradiger, be¬ 
dingen zu können. Zweifellos aber müssen die meisten der beobach¬ 
teten Erscheinungen, die Gelbsucht, die Hämoglobinurie etc. auf die 
allmähliche Einwirkung des Kupfers auf das Blut, die Nieren und 
die Leber bezogen werden. Sie sind also der Ausdruck chronischer 
Wirkungen. Bei dem 2. Versuche handelte es sich ganz bestimmt um 
chronische Vergiftung. Ebenso ist dies beim 3. Versuche der Fall. 
Gerade dieser Versuch beweist schlagend, dass die Kupferablagerung 
selbst bei Verabreichung minimaler Gaben mit der Zeit 
derartige Veränderungen in den Organen und in dem Blute 
hervorruft, dass der Tod eintreten muss. Das fragliche Thier 
hatte bereits seit 41 Tagen kein Kupfer mehr erhalten. Während 
dieser ganzen Zeit resorbirte es nur einen Theil des durch die Leber 
in den Darm ausgeschiedenen Kupfers. Ein Theil ging, wie wir nach¬ 
gewiesen haben, durch den Koth ab (die Kupferausscheidung durch 
die Nieren sistirte). Die täglich resorbirte Menge kann nur eine 
sehr unbedeutende gewesen sein. Das Schaf verhielt sich also 
wie ein Thier, welches ganz kleine Dosen eines Kupferprä¬ 
parats erhält. Bei der Verabreichung ganz kleiner Dosen findet, 
wie die Harnuntersuchungen ergaben, keine nachweisbare Ausschei¬ 
dung durch die Nieren statt. Deshalb ist die Ausscheidung leichter 
als bei anderen Metallen, bei denen diese Ausscheidung vor sich geht. 

Dass dieses Schaf rascher verendete als das zweite Versuchsthier, 
liegt offenbar in den individuellen Verhältnissen und vielleicht auch 
darin, dass bei dem zweiten Schafe die Nieren in Folge der anhal¬ 
tenden Verabreichung von Kupfer durch dieses in Thätigkeit behufs 
Kupferausscheidung gehalten wurden. 

Das durch die Galle secernirte Kupfer wird vielleicht dann we¬ 
niger resorbirt, wenn bereits per os verabreichtes Kupfer im Darm 
ist, welches das Resorptionsmaximum repräsentirt. Offenbar giebt die 
Galle das Kupfer in einer solchen Modification in den Darmcanal ab, 
in der es sehr leicht resorbirbar ist. 

Welches sind nun die Symptome der chronischen Kupfer¬ 
vergiftung? 

Wesentlich tritt die Albuminurie und der Icterus und gegen 
Ende die Hämoglobinurie und unter Umständen Hämaturie hervor. 


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352 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


Daneben fallt die grosse Muskelschwäche und Mattigkeit der 
Thiere und die Abnahme des Nährzustandes, des Körper¬ 
gewichts in die Augen. Das sind Erscheinungen, welche bei keinem 
Thiere fehlten. Dazu kommt dann noch eine zeitweise bestehende 
Verstopfung, Appetitsverminderung, unvollständiges, man¬ 
gelhaftes Ruminiren. In den höheren Graden -der Intoxication 
steigt die Innentemperatur und ebenso die Zahl der Pulse und Athem- 
züge. Kurz vor dem Tode tritt zu den genannten Symptomen noch 
eine heftige Diarrhoe hinzu. Unter klonischen Krämpfen erfolgt der Tod. 

Die Harnstoffausfuhr blieb sich während des ganzen Ver¬ 
suches gleich. Die Harnmenge sinkt zuweilen bedeutend, offenbar 
durch entzündliche Nierenreizung bedingt. 

Im Verlauf der Krankheit fällt in die Augen, dass zuweilen un- 
motivirt Krankheitserscheinungen auftreten, die bald wieder ver¬ 
schwinden. Sie äussern sich in Mattigkeit, Appetitlosigkeit und Ver¬ 
stopfung; einmal wurden auch Kolikerscheinungen beobachtet. 

Die Obductionserscheinungen geben ein ebenso constantes 
Resultat wie die Erscheinungen am lebenden Thiere. Die wesent¬ 
lichsten Veränderungen sind an der Leber, dem Blute, den 
Nieren und der Milz zu constatiren. Die Nieren befanden sich 
im Zustande einer sog. hämorrhagischen parenchymatösen Nephritis. An 
der Leber war stets die fettige Degeneration der Leberzellen und ein 
icterischer Zustand zu finden. Die Musculatur und das Herzfleisch 
waren etwas getrübt, etwas körnig, aber doch nicht derart, dass mau 
sicher von Degenerationen sprechen könnte. Gallenfarbstofif fand sich 
in allen Theilen des Körpers, die Schleimhäute, das Fettgewebe u. s. w. 
erschienen icterisch gefärbt. Ausserdem fand man constant im Darra- 
canal partiell die Erscheinungen eines chronischen oder acuten Ka¬ 
tarrhs. Vereinzelt kamen auch verheilte Sehleimhautdefecte im Ver- 
dauungstract vor. Milzturaor war regelmässig vorhanden, ebenso 
Oedema pulmonum. 

Bei der mikroskopischen Untersuchung waren die Veränderungen 
an den Nieren, der Leber, dem Blute und der Milz qualitativ voll¬ 
ständig gleich bei allen drei Versuchsthieren. Die vorhandenen Unter¬ 
schiede waren nur quantitativer Art. Die constatirten Verände¬ 
rungen waren dieselben wie die von Marchand bei Vergif¬ 
tungen mit chlorsauren Salzen gefunden (cf. S. 347). Es ist 
dies eine höchst interessante Thatsache, und zwar um so mehr, als 
auch bei der sog. Winckel’schen Krankheit, wie auch bei einem Schafe, 


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353 


Kupferwirkungen auf wiederkauende Haussäugethiere. ] 

das verschimmelte und verdorbene Schlampe genossen hatte, dieselben 
Veränderungen angetroffen wurden. Für den Veterinär gewinnt diese 
Thatsache dadurch ein noch grösseres Interesse, als auch bei der 
Lupinose der Schafe dieselben Blutveränderungen vorzuliegen schei¬ 
nen. An Präparaten der Nieren, Milz und Leber, die von einem 
zweifellos au Lupinose gestorbenen Schafe stammen und die sich im 
Besitze vom Collegen Johne befinden, kann man mühelos ganz die¬ 
selben Veränderungen constatiren, die Marchand bei Vergiftungen 
mit chlorsauren Salzen, Johne mit uns bei Kupferintoxicationen, 
Johne bei Fütterung von verdorbener Schlempe bei Schafen, Winkel 
bei Menschen beobachtet haben. Es finden sich dieselben körnigen 
und krüralichen, hellbräunlich-rothen Niederschläge etc. in den Nieren- 
canälchen u. s. w. Auch bei Bleiintoxicationen kommen, was wir 
in einem anderen Artikel nach weisen werden, ähnliche Veränderun¬ 
gen vor. 

Die Ausscheidung des Kupfers findet wesentlich durch die 
Galle und in geringerem Grade durch den Harn statt. 

Betreffs der Ablagerung des Kupfers in den einzelnen Organen 
(siehe oben S. 340) ist Folgendes bemerkenswerth: 

Das Hauptdepot des Kupfers stellt die Leber dar. Dieses 
Organ ist ja überhaupt der Lieblingsort für die Ablagerung der vom 
Darm resorbirten Medicamente. Es liegt dies schon in der Lage des 
Organs begründet. Mit dem venösen Blute des Darmes, welches 
zweifellos einen bedeutenden Theil des resorbirbaren Kupfers aufnimmt 
(ein anderer Theil gelangt in die Lymphgefässe), geht das Kupfer 
durch die Pfortader zunächst zur Leber, ohne irgend ein anderes Organ 
zu berühren. Was hier in der Leber nicht gebunden wird, tritt durch 
die Vena hepatica aus der Leber heraus und durchläuft erst den 
kleinen Kreislauf durch die Lungen, tritt dann in den grossen ein 
und verbreitet sich in den übrigen Körperorganen. 

Wenn es also in der Natur der Sache liegt, dass sich die Organ- 
depositorien mit Vorliebe der Leber als Ablagerungsstätte bedienen, 
so hat doch das Kupfer unter diesen Mitteln eine hervorragende Nei¬ 
gung zur Deposition in der Leber. Es bestehen offenbar eigenthüm- 
liche besondere Attractionen zwischen den Bestandteilen der Leber 
und dem Kupfer, die bei den anderen Metallen nicht vorhanden sind. 

Die Leber hält das aufgenomraene Kupfer sehr fest, und was 
sie ausscheidet, erhält sie durch oft wiederkehrende Resorption wie¬ 
der, so dass 41 nach einer vorhergegangenen längeren, 47 Tage an- 


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354 


ELLENBERGER u. HOFMEISTER, 


dauernden Kupferverabreichung noch 0,172 pCt Kupferoxyd in der 
Leber gefunden wurden. 

Nächst der Leber steht dio Pankreasdrüse als Depotort für 
das Kupfer. Durch den Bauchspeichel wird also auch Kupfer ausge¬ 
schieden; dasselbe verhält sich aber genau so wie das durch die Leber 
abgegebene, d. h. es gelangt in den Verdauungstract und ist abermals 
der Resorption ausgesetzt. Ebenso verhält es sich mit dem durch 
die Speicheldrüsen ausgeschiedenen Kupfer. Diese Drüsen betheiligen 
sich aber jedenfalls nur wenig bei der Kupferausscheidung, wie aus 
dem geringen Kupfergehalt dieser Drüsen bei den an Kupfervergiftung 
gestorbenen Thieren ersichtlich ist 

Die hauptsächlichste Kupferausfuhr erfolgt also mit dem 
Kothe durch den After, die Ausscheidung durch die Anhangs¬ 
drüsen des Darmes, vielleicht auch die Darmdrüsen. 

Bei dem Schafe, welches noch 41 Tage nach Beendigung der 
Kupferdarreichung lebte, konnte stets Kupfer im Kothe gefunden 
werden. 

In den Nieren lagert sich zwar mehr Kupfer ab, als, die ge¬ 
nannten Verdauungsdrüsen ausgenommen, in jedem anderen Organ des 
Thierkörpers, aber nicht annähernd so viel als in der Leber. Die 
Nieren sind nach den Verdauungsdrüsen die nächsten Depotorgane des 
Kupfers. Durch den Ham wird demgemäss auch Kupfer ausgeschie¬ 
den, aber viel weniger als durch die Galle u. s. w., wie vielfache 
Harnuntersuchungen ergeben. Im Harn war stets viel weniger Kupfer 
enthalten als in der Galle. 

Die Kupferausscheidung durch den Ham sistirt auch bald, wenn 
kein Kupfer mehr gegeben wird, und kehrt nur anfallsweise wieder, 
trotzdem noch viel Kupfer im Körper ist und trotzdem mit dem Kothe 
anhaltend Kupfer abgeht. In dieser Thatsache liegt eine grosse Ge¬ 
fahr für die Thiere. Die Nachvergiftungen kommen deshalb sehr 
leicht zu Stande und das Kupfer wird nur sehr langsam aus dem 
Körper entfernt. Es liegt da ein Circulus vitiosus vor. Die Ver¬ 
dauungsdrüsen scheiden fortwährend in den Darm ab und erhalten 
von dem Abgeschiedenen fortwährend einen Theil zurück. 

Die Ablagerung wird um so bedeutender, je kleiner die Dosen 
gewählt werden. Bei grösseren Dosen werden nicht so bedeutende 
Mengen deponirt, weil die Zellen nicht Zeit finden, sich an die ein¬ 
gelagerten fremden Dinge zu gewöhnen. Das Fremde kommt in zu 


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355 


Kupferwirkungen auf wiederkauende Hauss&ugethiere. 

grossen Mengen an, reizt zu bedeutend, wirkt stark auf das Blut ein 
und der Tod erfolgt, ehe bedeutende Deposition eingetreten ist. 

Die Ablagerung des Kupfers im Nervensystem ist nicht unbe¬ 
deutend, sie überwiegt die der meisten anderen Organe (abgesehen 
von den genannten Excretionsorganen); trotzdem sind aber keine ner¬ 
vösen Symptome bemerkbar geworden. Das Kupfer hat also keinen 
besonderen Einfluss auf die nervösen Centralorgane oder die peri¬ 
pheren Nerven ausgeübt. Die Kupferablagerung in den Muskeln war 
nicht sehr bedeutend, namentlich nicht so bedeutend, um die Functio¬ 
nen der Muskeln stark zu stören, aber immerhin genügend, um zur 
Vorsicht beim Genüsse des Fleiches von Thieren zu mahnen, denen 
Kupfersalze als Medicamente verabreicht worden sind. Diese Vorsicht 
ist, wie aus den Versuchsresultaten ersichtlich, auch noch Wochen 
lang nachher, nach der Behandlung nicht ausser Augen zu lassen. 

Es kann nicht unsere Sache sein, aus den vorstehend mitge- 
theilsen Resultaten unserer Beobachtungen die weiteren praktischen 
Schlussfolgerungen bezüglich der therapeutischen Indicationen behufs 
Anwendung des Kupfers bei Krankheiten zu besprechen. Dies ist 
Sache der Kliniker. Diese werden zu prüfen haben, ob Kupfersalze 
bei Nieren- und Leberkrankheiten, bei zyraotischen Blutleiden u. s. w. 
empfehlenswerth sind. Unsere Versuchsresultate geben die Basis für 
die therapeutische Beurtheilung der Kupfersalze als Heilmittel ab. 
Soweit reicht unsere Aufgabe. Alles Andere überlassen wir den 
Therapeuten. 


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XIII. 


Angioma oavemosum diffüsum beim Pferde. 

Von 

Kreisthierarzt L. Grebe in Altena. 


Da cavernöse Angiome bei Thieren selten Vorkommen, so dürfte 
die Veröffentlichung eines von mir beobachteten Falles wohl gerecht¬ 
fertigt sein. Eine kurze Definition der Angiome sowie eine flüchtige 
Betrachtung über die Form und Genesis derselben gestatte ich mir 
vorauszuschicken. 

Als Angiome, Tumores vasculosi, Gefässgeschwülste werden die¬ 
jenigen Tumoren bezeichnet, welche ausschliesslich oder doch zum 
grössten Theil aus neugebildeten Gefassen mit sehr bedeutenden Ver¬ 
änderungen ihrer Wandungen zusammengesetzt sind. Alle circum- 
scripten Anschwellungen, welche nicht aus Gfässen mit darin enthal¬ 
tenem Blut, vielmehr aus extravasirtem Blut bestehen; ferner auch 
diejenigen geschwulstartigen Hervorragungen, welche auf partieller 
Ausdehnung einzelner Gefässe oder auf Erweiterung einzelner Gefäss- 
stämme beruhen, gehören nicht in die Kategorie der Geschwülste, von 
welchen hier die Rede ist. Den Namen „ Angioma“ hat man nur für 
solche Gebilde eingeführt, welche aus einer Neubildung und Vermeh¬ 
rung von Gefassen, die eine wahrhafte Hyperplasie mit Ectasie zeigen, 
hervorgegangen sind, und dabei wesentlich und hauptsächlich an der 
Stelle der Capillarausbreitung sich befinden. 

Man unterscheidet die Angiome in einfache (Angioma simplex s. 
capillare) oder Telangiectasien, und in cavernöse oder zellige (An¬ 
gioma cavernosum). 

Das Angioma simplex, beim Menchen als sog. Feuermal oder 
Naevus vasculosus allgemein bekannt, ist nach Förster und Roll 
bei den Hausthieren bis dahin nur in der äusseren Haut und an der 


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Angioma cavernosum diffusum beim Pferde. 


357 


Schleimhaut des Darmes gefunden worden. Dasselbe hat in der Mehr¬ 
zahl der Fälle gar nichts Geschwulstartiges an sich, besitzt vielmehr 
gewöhnlich eine mehr flächenartige, diffuse Ausbreitung. Dem ent¬ 
sprechend ist es denn auch beinahe nie scharf begrenzt. Nur aus¬ 
nahmsweise ist das einfache Angiom wirklich geschwulstartig. Es 
stellt dann eine ziemlich scharf umschriebene, jedoch niemals von 
einer besonderen Kapsel umschlossene Bildung von verschiedenem 
Umfange dar. Die kleineren Formen treten nicht ganz selten mul¬ 
tipel auf. Die Farbe ist bald eine hellrothe, bald eine bläulichrothe 
oder weinrothe, je nachdem die Gefässe des Angioms mehr ober¬ 
flächlich oder tiefer liegen. Die anatomische Untersuchung lehrt, dass 
sie ihrer grössten Masse nach aus meist sehr erweiterten Capillaren 
mit auffällig dicker, gleichsam doppelter Wand bestehen, die kork- 
zieherförmig gewunden sind, in der verschiedensten Verwicklung unter 
einander verlaufen und ein ausserordentlich dichtes Netz bilden. 
Zwischen diesen proliferen Capillaren finden wir mehr oder weniger 
viel Bindegewebe. Ueber die Ursachen ist bei Thieren nichts bekannt. 

Das Angioma cavernosum unterscheidet sich von dem einfachen 
Angiom dadurch, dass es ganz oder vorwiegend aus Gefässräumen, 
oder doch aus Räumen, die Blut führen, besteht. Das Innere zeigt 
nämlich dicht bei einander liegende und unter einander in Verbindung 
stehende Hohlräume von sehr verschiedener Gestalt und Weite, die 
mit flüssigem Blute gefüllt sind. Capillaren sind in der Geschwulst 
nicht wahrzunehmen, an Stelle derselben finden sich jene Blut füh¬ 
renden Räume. Die Wände dieser Räume sind aus parallelfaserigem 
Bindegewebe gebildet, das zuweilen elastische Fasern, zuweilen glatte 
Muskelfasern, in manchen Fällen Gefässe (Vasa vasorum) enthält; 
stets aber auf seiner inneren, dem Lumen der Räume zugewendeten 
Fläche, mit einem sehr feinen Endothel bekleidet ist. Je nach der 
Beschaffenheit des Bindegewebes ist der Consistenzgrad der Geschwulst 
ein verschiedener. Der Tumor kann so weich und elastisch sein, 
dass er unter dem leisesten Fingerdruck schwindet; derselbe kann 
aber auch so hart sein, dass die Veränderung seines Volumens selbst 
bei Anwendung eines starken Druckes nur sehr gering ist. Die Farbe 
ist in der Regel eine mehr dunkle, venöse. Die cavernösen Angiome 
sind nur selten von Geburt an vorhanden. Am häufigsten entwickeln 
sie sich mehr oder weniger lange Zeit nach der Geburt aus kleinen 
einfachen Angiomen. Sie treten in zwei Hauptformen auf. Diese 
sind die umgrenzte oder abgekapselte (Angioma cavernosum circum- 

24 


Archiv t wiaaensch. a. prckt. Thierheilk. IX. 4 a. 5 . 


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358 


GREBE, 


scriptum s. incapsulatum) und die verstrichene oder diffuse (Angioma 
cavernosum diffusum). Das erstere ist durch eine Bindegewebskapsel 
von verschiedener Dicke und Zusammensetzung von der Nachbarschaft 
scharf abgegrenzt, meist klein, selten grösser als eine Wallnuss, und 
hat gewöhnlich eine rundliche oder eiförmige Gestalt. Die diffusen 
Angiome haben niemals eine besondere Begrenzungshaut und bieten 
bezüglich ihres Umfanges und ihrer Form grosse Verschiedenheiten 
dar. Sie erscheinen in den meisten Fällen in flächenartiger, nur wenig 
über die Umgebung hervorragender Ausbreitung; namentlich an der 
Haut verbreiten sie sich in dieser Form über handgrosse Flächen. 
Aber auch als abgerundete Hervorragungen mit breiter Basis (tube¬ 
röser Tumor) kommen sie vor. In letzterer Gestalt können sie eine 
enorme Grösse erreichen; faustgrosse und noch grössere Geschwülste 
sind beobachtet worden. 

Was die Pathogenese der Angiome betrifft, so steht es für die 
einfachen Angiome zweifellos fest, dass sie durch Neubildung capil- 
larer Bahnen entstehen. Die neugebildeten Gefässe zeichnen sich vor 
den normalen schon früh durch dickere Wandungen und ein weites 
Lumen aus, weshalb man sie auch colossale Capillaren genannt hat. 
Von diesen hyperplastischen und dilatirten Gefässen schreitet der Pro- 
cess der Hyperplasie und Ectasie in den Wandungen der Blutbahnen 
weiter. Dabei werden auch Arterien und Venen in Mitleidenschaft 
gezogen, bald so, dass die ersteren, bald so, dass die letzteren mehr 
betheiligt sind, während zugleich die Zahl der Gefasse sich vermehrt. 
Die Bildung des cavernösen Angioms ist im Wesentlichen auf eine 
progressive Dilatation capillarer Bahnen zurückzuführen. In Folge des 
Seitendruckes, den das Blut auf die innere Oberfläche der in Wuche¬ 
rung und in Folge dessen in einem Zustande geringerer Widerstands¬ 
fähigkeit sich befindenden Gefässwände ausübt, atrophirt das zwischen 
den einzelnen Gefässen lagernde Gewebe, die Gefasswandungen be¬ 
rühren sich, verwachsen, verschmelzen. Die gemeinschaftlich gewor¬ 
dene Wand verdünnt sich dann unter dem Einfluss des Blutdruckes 
allmählich und wird schliesslich perforirt. Die Perforation führt zur 
Bildung cavernöser Räume. Das Wachsthum des cavernösen Angioms 
ist ein peripheres. Durch die Reizung, welche im Umfange der Ge¬ 
schwulst eintritt, wird das Nachbargewebe zur Bildung neuer Gefasse 
angeregt, die sich später mehr und mehr ausdehnen. Gleichzeitig 
erweitern sich die Bluträume im Innern der Geschwulst fortwährend; 
auch schwindet das Zwischengewebe, bis von diesem schliesslich nur 


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Angioma cavernosum diffusum beim Pferde. 


359 


noch aus derber, starrer, bindegewebiger Masse bestehende Wände 
oder Balken als letzte Residuen übrig sind. 

Die Behandlung ist eine rein chirurgische; sie beschränkt sich 
im Allgemeinen auf die Entfernung der im Bereiche der Körperperi¬ 
pherie vorkommenden Geschwülste. Bei oberflächlichem Sitz bietet 
die Exstirpation noch das beste Resultat; doch kommt bei diffusen 
Formen wegen der Unmöglichkeit, die Grenze der Geschwulst bei der 
Operation genau zu erkennen, nicht ganz selten ein Recidiv an der 
Narbe vor. 

Ich habe Gelegenheit gehabt, einen Fall von Angioma caverno¬ 
sum diffusum zu beobachten. Im August v. J. wurde mir ein etwa 
10 Jahre alter Grauschimmelwallach wegen einer Geschwulst ira Maule 
zugeführt. 

Status praesens. Die rechte Hälfte des Gaumengewölbes zeigt 
in der Höhe des ersten Backenzahnes (P 3) eine unregelmässig runde, 
gegen die Nachbarschaft ziemlich scharf abgegrenzte Hervorragung. 
Die etwa 7 Cm. hohe Anschwellung flacht sich nach den Seiten hin 
merklich ab. Sie hat den Umfang einer Mannesfaust und erstreckt 
sich von der medianen Linie des harten Gaumens bis zum rechten 
Zwischenzahnrande des Oberkiefers, den sie unmittelbar vor dem dritten 
Prämolarzahne in einer Breite von 4 Cm. bis zur Basis der Lippe 
nach aussen umfasst und über welchen sie nach unten bis zum zahn¬ 
losen Rande des Unterkiefers halbkugelig hervorragt. Der Tumor hat 
eine Länge von 11 Cm. und misst an seiner breitesten Stelle gegen 
8 Cm. Die ihn überziehende Schleimhaut ist lebhaft geröthet, stark 
glänzend und sitzt fest auf. Von den sog. Gaumenstaffeln ist an der 
Stelle der Geschwulst nichts zu erkennen. Dieselbe fühlt sich ver¬ 
mehrt warm, hart, prall an, lässt sich weder aufheben noch ver¬ 
schieben und ist nicht pulsirend. Bei anhaltendem stärkeren Finger¬ 
druck, der dem Thiere keinen Schmerz zu verursachen scheint, ver¬ 
kleinert sie sich merklich; bei Nachlass des Druckes quillt sie langsam 
wieder auf. Das betreffende Pferd vermag nicht die Kiefer zu schliessen. 
Das Kauen ist ganz unmöglich; nur flüssige Nahrungsmittel können 
aufgenommen werden. 

Anamnestisch lässt" sich die erste Spur des Gebildes über zwei 
Jahre zurück verfolgen. Der Besitzer des Thieres erzählt, dass schon 
im Frühjahr 1879 auf dem zahnlosen Rande des Oberkiefers ein etwa 
haselnussgrosser Knoten bemerkt wurde, welcher, nachdem er ein und 

24* 


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360 


GREBE, 


ein halbes Jahr hindurch bestanden hatte, plötzlich zu wachsen anfing 
und sich auf den Gaumen ausbreitete. 

Auf einen Einstich in die Geschwulst trat eine heftige Blutung 
ein, die jedoch durch eine sorgfältige Tamponade, wozu ich Eisen¬ 
chloridwatte benutzte, verbunden mit einem genauen Verschluss der 
Wunde vermittelst der blutigen Naht, in kurzer Zeit zum Stehen ge¬ 
bracht wurde. 

Bei dem Einstopfen der Tampons in das Innere der Geschwulst 
mit dem Finger erkannte ich sofort, dass die Bildung von einem 
resistenten cavernösen Gewebe durchsetzt war, dessen Hohlräurae flüs¬ 
siges Blut führten. 

Diese Wahrnehmung, der enorme Umfang des Tumors und die 
Beobachtung, dass derselbe nach der theilweisen Entleerung sich nicht 
stossweise wieder anfüllte, wie wir dies bei den Sarcomen und Aneu¬ 
rysmen beobachten, sondern langsam aufquoll wie ein Badeschwamm, 
der leer ins Wasser gelegt wird (nach A. Lücke ein pathognomo- 
nisches Symptom der cavernösen Gefässgeschwülste) bestimmten mich, 
die Diagnose auf ein Angioma cavemosum diffusum zu stellen. 

Behufs operativer Beseitigung des Gebildes wurde das betreffende 
Thier niedergelegt und gebremst. Nachdem das Maul geöffnet, das 
Offenbleiben desselben durch ein Gatter gesichert, die Zunge auf die 
linke Seite gezogen und der Kopf gut fixirt war, durchschnitt ich 
nach dem von Gen so ul empfohlenen Verfahren die Geschwulst von 
hinten nach vorn in ihrer ganzen Mächtigkeit in einem Zuge, um¬ 
fasste jede der hierdurch entstandenen Hälften mit den Fingern, löste 
sie mit Hülfe der Fingernägel von dem knöchernen Gaumen, dessen 
Gefässe mit den Gefässen der Geschwulst im Zusammenhänge standen, 
ab und riss sie dann mit kräftigem Zuge in ihrem ganzen Umfange 
aus den sie umgebenden Theilen heraus. 

Der operative Eingriff war mit einer beunruhigenden Blutung ver¬ 
bunden. Bei dem Durchschneiden der Geschwulstmasse quoll das Blut 
aus allen Theilen derselben wie aus einem Siebe in grosser Menge 
hervor, theils dunkel und in continuirlichem Strome, theils hell, pul- 
sirend und in kräftigem Strahl. Auch bei und nach dem Ausreissen 
der Geschwulstraasse floss aus zahlreichen grösseren Venen, die aus 
dem unterliegenden Knochen entsprangen, viel Blut ab. Die Stillung 
der Blutung wurde durch die energische Anwendung des glühenden 
Eisens bewirkt. 

Schon die makroskopische Betrachtung der exstirpirten Bildung 


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Angioma carernosum diffusum beim Pferde. 


361 


liess auf den ersten Blick erkennen, dass die Grundlage derselben 
ein inaschiges, aus starren, derben, etwa 1 Mm. dicken Balkenzügen 
bestehendes Gewebe (Gerüst) von bläulichweisser Farbe war, welches 
zahlreiche, dicht bei einander Hegende und mit einander communi- 
cirende Hohlräume umgrenzte, die mit flüssigem, leicht ausdrückbarem 
Blut erfüllt waren. Die Hohlräurae zeigten eine sehr verschiedene 
Weite. Die meisten hatten einen Durchmesser von 2—3 Mm., viele 
von 5—6 Mm., einzelne von 10 Mm. und mehr, so dass man in die 
grössten der Räume leicht mit dem Finger eindringen konnte. Die 
mikroskopische Untersuchung des Balkengewebes, welche zum Theil 
am frischen, zum Theil am erhärteten Präparat ausgeführt wurde, 
ergab Folgendes: Auf der Oberfläche der Balken resp. auf der Innen¬ 
fläche der Hohlräume lag eine einfache Schicht glatter, spindelförmi¬ 
ger Endothelzellen mit grossem Kern und Kernkörperchen. Die Grund¬ 
substanz der meist rundlichen Balken bestand aus einer dichten, 
streifigen Bindegewebsmasse, in welcher nach Einwirkung von Essig¬ 
säure einzelne feine Bindegewebselemente zu sehen waren und welche 
in den schwächeren Balken mehrfache concentrische Lagen von glatten, 
blassen Muskelfasern enthielt, in deren Gewebe lange, spindelförmig 
gestaltete Zellen mit länglichen, meist einfachen, zuweilen mehrfachen 
Kernen lagen. In den stärkeren Balkenzügen fanden sich kleinere 
Gefässe. Die histologische Structur der Bildung hatte demnach die 
grösste Aehnlichkeit mit den Corpora cavernosa penis et clitoridis. 

Dass der Tumor ein Angioma cavernosum diffusum war, bedarf 
wohl kaum einer besonderen Erwähnung; wir finden eine vollständige 
Analogie mit dem Bilde des Angioma cavernosum diffusum beim Men¬ 
schen. Mit Rücksicht darauf, dass das Angiom seinen Sitz an der 
Peripherie eines Knochens hatte, dass die Gefässe des Gebildes mit 
Gefässen, die aus dem Knochen entsprangen, communicirten, mithin 
auch kein Zweifel darüber bestehen kann, dass die Geschwulst aus 
den Gefässen des Knochens hervorging, muss der Tumor in die Reihe 
deijenigen Gefässgeschwülste gezählt werden, welche wir als „peri¬ 
pherische“ oder „periosteale“ Angiome bezeichnen. 

Obgleich die Kauterisation mit dem Glüheisen eine sehr ausge¬ 
dehnte Entzündung zur Folge hatte, frass Patient weiches Futter 
ohne Beschwerde und war die Wunde nach Verlauf von drei Wochen 
vollständig vernarbt. Das Pferd blieb nach der Heilung der Wunde 
volle sechs Wochen gesund. Neun Wochen nach der Operation trat 
eine Repullulation des Uebels ein. Die neue Geschwulst war sehr 


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362 


GREBE. 


schmerzhaft und wuchs so schnell, dass sie nach Verlauf von etwa 
drei Monaten den Umfang einer starken Mannesfaust erreicht hatte. 
Da ich das Leiden nunmehr für unheilbar erachtete, rieth ich dem 
Eigenthümer des Thieres, letzteres an einen Pferdeschlächter zu ver¬ 
kaufen. Das ist geschehen, aber erst nachdem Patient unter den 
Händen zweier Collegen, welche das Gebilde zu excidiren versuchten, 
an einer nicht zu stillenden Blutung verendet war. Den angioma- 
tösen Zustand an der Leiche zu untersuchen, hatte ich leider keine 
Gelegenheit. 


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XIV. 


Die Influenza (Pferdestaupe). 

Von 

Thierarzt A. Lange in Hamburg. 


Während 17 Monate herrschte auf fünf Pferdebahndepots in Ham¬ 
burg unter 600 Pferden die Influenza (Pferdestaupe) mehr oder we¬ 
niger heftig und gab mir eine reichliche Quelle von Beobachtungen 
über diese Krankheit. 

Die meisten Pferde sind innerhalb der letzten zwei Jahre aus 
Jütland angekauft, 6—9 Jahre alt, mit Ausnahme von 12 Pferden, 
die ein Alter bis zu 15 Jahren hatten. Die neuerbauten Stallungen 
entsprechen den Anforderungen der Gesundheitspflege. Das Futter ist 
stets gleichmässig: 15 Pfd. Hafer, 3 Pfd. Erbsen, nebst Heu und 
Stroh. Auf Reinlichkeit wird streng gehalten. Der Dienst kann, je 
nach dem Befinden der Pferde, auf 12—24 Kmtr. in 2—3 Touren 
pro Tag geschätzt werden. Bald nach dem Ankauf traten wohl hin 
und wieder einige Fälle von gutartigen katarrhalischen Affectionen, 
aber niemals die Influenza auf. 

Der erste Ausbruch dieser Seuche kam unter 70 Pferden eines 
Depots vor, die schon 8 Monate im Gebrauch standen, also trainirt 
und acclimatisirt waren, und zwar Anfang Februar 1881, 3 Monate 
nach der Ueberstellung der Pferde auf ein anderes, neu eingerichtetes 
Depot. Dieses Depot war aber schon seit 30 Jahren von einer Om¬ 
nibuslinie benutzt worden. Nach Aussage eines alten Stallmeisters 
ist niemals eine ähnliche Krankheit oder die Influenza daselbst vor- 
gekomraen. Da das Depot von der Strassenbahngesellschaft über¬ 
nommen und grösstentheils neu hergerichtet war, so sind möglicher¬ 
weise durch Ausgrabungen des Stallgrundes irgend welche organische 
Stoffe an die Oberfläche befördert worden, welche den Infectionsstoff 
beherbergten. 


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364 


LANGE. 


Von dieser Zeit an datirt die Entstehung und weitere Verbreitung 
der Seuche, von welcher sonst hier und in der Umgegend nichts ver¬ 
lautete. Während und kurz vor dieser Zeit ist dem Depot kein frisch 
angekauftes Pferd beigestellt, also eine Ansteckung von ausserhalb 
nicht wahrscheinlich. Beim Transport der Pferde vom Depot zur Stadt 
und zurück kommen sie mit fremden Pferden nicht in Berührung. 

Anfangs traten Affectionen der Conjunctiva und der Nasenschleim¬ 
haut, mit Husten, mangelhaftem Appetit, hoher Temperatur und 
Schwanken des Hintertheils, mit schwachem Pulse und mehr oder 
weniger Athemnoth auf, zuweilen mit besonderer Affection der Darm¬ 
schleimhaut und Kolikerscheinungen. Letztere Erscheinungen erklärten 
sich aber bald daraus, dass das Trinkwasser kaum 2° R. Wärme 
hatte. Durch Legen von Wasserrohren an den Decken der Stallungen 
wurde diese Wärme auf 7 0 R. erhöht, und die Darmaffectionen Hessen 
nach, obgleich die Influenza, mit einigen Fällen von Brustseuche un¬ 
termischt, ihren Fortgang nahm. Bis Ende Mai hatten an 60 Pferdo 
durchgeseucht; 4 gingen zu Grunde. 

Am 4. April wurde das zuerst erbaute Depot, welches schon 
11 Monate bestand und sehr schön auf einem hohen Sandhügel ge¬ 
legen ist, von der Seuche ergriffen. 7 Wochen vor dem Ausbruch 
war ein gesundes Pferd von dem erst heimgesuchten Depot nach hier 
überstellt; dasselbe konnte also den Krankheitsstoff durch die Haar¬ 
decke übertragen haben. Aber es erkrankten zuerst 3 Pferde, welche 
wegen Lahmheit während 3 Wochen nicht im Gebrauch gewesen waren 
und an der entgegengesetzten Seite des Stalles von dem hinzugekom¬ 
menen standen, letzteres wurde 8 Tage später leicht mit ergriffen. 
Von 150 Pferden erkrankten hier an 100; 10 gingen zu Grunde. 
Ende Mai hatte dieses Depot durchgeseucht. 

Das dritte Depot mit 90 Pferden, unter denen 6 einige Wochen 
vorher angekaufte, und 20 Pferde, welche 4 Wochen vorher durch 
geseucht hatten, standen, wurde anfangs Juni eröffnet. Ende Juli 
kamen die ersten Erkrankungsfälle vor und die Seuche endete anfangs 
October. Hier kamen an 60 Erkrankungsfälle vor und fielen 6 Pferde. 

Das vierte Depot wurde im October zuerst mit 6 Wochen vorher 
angekauften und ausserdem mit 30 Pferden, welche theils 2—4 Mo¬ 
nate vorher schon durchgeseucht waren, sowie mit 20 Pferden, die 
schon lange in einem verseuchten Depot gestanden hatten, aber nicht 
erkrankt waren, besetzt. Hier brach die Seuche nach 14 Tagen aus. 
Von den 115 Pferden erkrankten im Ganzen 50 und fielen 3 Pferde. 


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Influenza. 


365 


Das fünfte Depot mit 50 Pferden wurde erst nach 15 Monaten 
seines Bestehens, Anfang Februar 1882, inficirt, und zwar durch den 
engen Verkehr der Block Wagenpferde verschiedener Depots unter sich. 
Hier erkrankten an 25 Pferde, von denen 1 erlag. Ende Mai traten 
hier die letzten Erkrankungsfälle auf. Kurz vor diesem Ausbruch war 
ein gesundes Pferd nach dem Depot überstellt, welches im April und 
Mai 1881 mit 150 Pferden durchgeseucht war, und 14 Tage später, 
Anfang Februar 1882, brach hier zum zweiten Male die Seuche aus. 
In dieses Depot waren aber während der 9 Monate, seitdem die Seuche 
erloschen war, 100 frisch angekaufte Pferde eingestellt, so dass nach 
Abzug der an andere Depots abgegebenen durchgeseuchteri und der ver¬ 
kauften Pferde diesem Depot noch 195 Pferde verblieben, von denen 
100 die erste Seucheperiode nicht mit durchgemacht hatten. Es er¬ 
krankten während der 4 Monate 54 Pferde mit 2 Stück Verlust. 
Unter diesen erkrankten befinden sich auch solche Pferde, welche die 
Seuche schon einmal überstanden hatten. 

Bemerken muss ich, dass gleich bei Ausbruch dieser Krankheit 
die Wände und Decken der Stallungen beider zuletzt erwähnten De¬ 
pots mit Kalkwasser und Zusatz von Chlorkalk gestrichen wurden. 
Diesem Umstande schreibe ich es zu, dass hier die Seuche bedeutend 
gelinder und mit geringerem Verlust verlief. 

Auffallend war es, dass die Seuche auf allen Depots gleichmässig 
4 Monate andauerte, gleichviel, ob sie mit 50, 70, 100 oder 200 
Pferden besetzt waren. Nach dieser Zeit konnten in einen solchen 
Stall frisch angekaufte Pferde gestellt werden, ohne dass sie erkrank¬ 
ten Das Alter der Pferde, ob 6, 9 oder 15 Jahre, hatte keinen 
Einfluss. Pferde, welche auf einem Depot keine Disposition zur Er¬ 
krankung gezeigt hatten und in ein anderes Depot überstellt wurden, 
erkrankten hier noch. 

Auf dem Depot, welches zum zweiten Male von der Seuche er¬ 
griffen wurde, trat häufig die Krankheit bei Pferden auf, welche beim 
ersten Ausbruch nur eine Temperatursteigerung bis zu 39° C. gezeigt 
hatten, während solche Pferde, welche eine höhere Temperatur gehabt 
hatten, verschont blieben. Ein Pferd, welches wegen Hufdeformation 
verkauft worden war und stets neben Reconvalescenten gestanden 
hatte, brachte diese Krankheit dem Käufer nach 4 Wochen in den 
Stall. Eine Stute mit kleinem Fohlen stand 3—4 Monate lang in 
einem Stalle, der dicht an einen Krankenstall grenzte, in welchem 


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366 


LANGE, 


sich schwer erkrankte Pferde befanden, ohne zu erkranken, obgleich 
die Thören beider Stallungen stets offen standen. 

Auf der Stelle, wo ein erkranktes Pferd gestanden, können die 
zwei nächstgestellten nach 5 —14 Tagen erkranken, aber auch 
verschont bleiben. Ebenso können die Nebenpferde rechts und links 
innerhalb 14 Tagen ergriffen werden; doch kam es häufiger vor, dass 
erst das vierte oder fünfte Pferd rechts oder links befallon wurde 
und die Nebenpferde noch verschont blieben. Wo Zugluft war, kamen 
die wenigsten Erkrankungen vor, wo der Zug durchbrochen wurde, 
die meisten. 

Auf dem Depot mit 150 Pferden traten am ersten Tage 2 Fälle 
auf, am zweiten 1 Fall, am dritten 4 Fälle; nun kamen zwei Tage 
ohne einen Krankheitsfall, dann kamen aber 4, 5, 6, 10, selbst 12 
Fälle an einem Tage vor. Von da an nahm die Zahl der Erkran¬ 
kungen allmählich wieder ab. Nachzügler kamen nach mehrtägigen 
Zwischenpausen vor. 

Beim ersten Ausbruch standen 


8 Pferde 

3 Tage 

in Behandlung. 

12 . 

6 , 

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20 „ 

0 . 

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15 , 

12 „ 

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10 , 

30 * 

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Es hat sich gezeigt, dass gesunde Pferde aus inficirten Stallungen 
in andere Stallungen den Infectionsstoff verschleppten, ohne selbst zu 
erkranken. Die Haardecke wird der Träger des inficirenden Stoffes 
gewesen sein. 

Desinfectionen der Stallungen mit 5procentiger oder noch stär¬ 
kerer Carbolsäurelösung, selbst wochenlang fortgesetzt, halfen nichts. 
Ebenso wenig wurde die Erkrankung der Pferde durch Behandlung 
derselben mit Carbolsäure oder Natr. salicyl. verhütet. Jedoch hatte 
das Streichen der Decken und Wände inficirter Stallungen mit ver¬ 
dünnter Carbolsäure oder Chlorkalk einen bedeutend milderen Verlauf 
der Seuche zur Folge. 

Bei den meisten Pferden ist Heilung eingetreten, und selbst die¬ 
jenigen, welche sich nachträglich etwas dämpfig zeigten, bekamen nach 
6 Monaten wieder ein freieres Athraen. Von den genesenen mussten 
1 Pferd wegen Dämpfigkeit, 3 wegen Hufdeforraation, 1 wegen Ver¬ 
jauchung der Weichtheile im Hufe verkauft werden. 

Pferde, welche längere Zeit wegen irgend einer Lahmheit gestan- 


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Influenza. 


367 


den und sich gut genährt hatten, wurden am leichtesten und am 
heftigsten von der Seuche ergriffen und gingen am leichtesten zu 
Grunde. 

Bei vielen Pferden äussertc sich die Wirkung des Infectionsstoffes 
schon einige Tage vor dem offenbaren Ausbruch der Krankheit durch 
Vorboten, als fein gelbliche Färbung der Conjunctiva, Anschwellung 
des einen oder des anderen Auges, auch beider Augen, öfteres Uri- 
niren bei sonst ganz munterem Zustande, gutem Appetit und 
normaler Temperatur. Leichte Arbeit und Diät bekam ihnen besser 
als Ruhe; doch Anstrengungen konnten sie nie vertragen, besonders 
nicht, wenn schon eine Temperatursteigerung vorhanden war. Bei eini¬ 
gen Pferden ging dieser Zustand ohne offenbare Erkrankung vorüber, 
bei anderen trat nach 5—7 Tagen die Krankheit auf. Wurden solche 
Pferde bei ungünstiger Witterung angestrengt, so brach die Krankheit 
rasch und heftig aus. Einem Pferde mit Tetanus idiopathicus wurde 
ein an der Influenza erkranktes beigestellt, drei Tage später wurde 
ersteres auch von der Seuche ergriffen; am fünften Tage war dieses 
Pferd vollständig frei vom Tetanus und litt nur noch einige Tage leicht 
an der Influenza. 

Witterungseinflüsse hatten auf die Entstehung dieser Krankheit 
keinen Einfluss, denn sie brach nicht allein bei Kälte und Nässe, son¬ 
dern auch an der schönsten Sommertagen aus. Ein Einfluss auf die 
leichtere oder stärkere Wirkung des Ansteckungsstoffes ist der Witte¬ 
rung jedoch nicht abzusprechen; denn Regenzeit oder heisse, drückende 
Witterung brachte die gefährlichsten und meisten Patienten, während 
bei einer kalten, trockenen Luft dieses weniger der Fall war. 

Im Allgemeinen blieb sich der Verlauf ziemlich gleich. Pferde, 
welche Tags über noch munter, bei gutem Appetit waren und gear¬ 
beitet hatten, verzehrten am anderen Morgen ihr Futter nicht so leb¬ 
haft wie sonst, ohne im Uebrigen krank auszusehen. Untersuchte man 
aber solche Pferde genauer, so fand man eine Abspannung und fast 
immer eine gelbliche Färbung der Conjunctiva, Anschwellung beider 
oder nur des einen Augenlides, schwachen, leeren Puls, 40—50 pro 
Minute. Das Athmen erschien dann etwas beschleunigt und ange¬ 
strengt; auch ein matter Husten wurde gehört. Die Temperatur stand 
dann gewöhnlich schon auf 39—40° C. Die äussere Oberfläche des 
Körpers fühlte sich vermehrt warm und trocken, das Maul heiss an. 
Anschwellung der Schamlippen und fein gelbliche Färbung der Schleim¬ 
haut derselben fehlte selten. Beim Führen im Schritt sah man, bei 


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368 


LANGE, 


dem einen Pferde mehr als bei dem anderen, ein Schwanken des 
Hintertheils; die Thiere bewegten sich überhaupt ungern. Verzögerte 
Darmentleerungen waren anfangs fast immer vorhanden, selten wei¬ 
cheres Misten; von selbst eingetretene Diarrhoen wurden kaum beob¬ 
achtet. Der Appetit war niemals ganz unterdrückt. 

Der kürzeste Verlauf war bei einem Pferde tödtlich innerhalb 
J2 Stunden; der längste tödtlich nach 4 Wochen durch Kachexie. 
Das Pferd, welches in so kurzer Zeit zu Grunde ging, hatte Tags 
vorher noch gut gefressen und munter gearbeitet, zeigte aber am an¬ 
deren Morgen weniger Appetit; die 40 Athemzüge wurden unter An¬ 
strengung der Rippen vollzogen, es schnappte mit weit goöffnetem 
Maule nach Luft; 80 Pulse, schwach und leer, kaum zu fühlen; Tem¬ 
peratur 40,5° C., starkes Schwanken im Hintertheil, Conjunctiva 
schmutzig gelblich; Abgang von Mist in kleinen Ballen mit langen 
Fetzen weissen Darmschleimes. Das Pferd legte sich oft hin, stand 
aber bald wieder auf. Aus der Nase und aus der Haut an den Hin¬ 
terschenkeln tropfte theerartiges Blut ab. Um 3 Uhr Nachmittags 
fiel die Temperatur schnell auf 37,5° C. und kurze Zeit darauf trat 
der Tod ein. 

Von der Section führe ich nur die hauptsächlichsten Erscheinun¬ 
gen an: Die Unterhautvenen sowie die der Muskeln ziemlich voll von 
theerartigem Blut, ebenso die grösseren Venenstämme. Im linken 
Lungenflügel war eine faustgrosse, mässige Stockung von theerartigem 
Blut, sonst waren beide Flügel ziemlich mit Luft gefüllt; aus der 
Schnittfläche floss auf Druck eine dunkelbräunliche Flüssigkeit. Die 
linke Herzkammer enthielt etwas, die rechte mehr theerartiges Blut. 
Das Herzfleisch war getrübt, aber noch ziemlich fest. Die Leber war 
etwas geschwellt, graubraun, und hatte ebenfalls eine faustgrosse Blut¬ 
stockung, sonst war ihr Parenchym noch ziemlich fest. Die Darm¬ 
schleimhaut war geröthet und leicht ablösbar, mit einigen dunkleren, 
röthlichen Flecken. 

Bei vielen Pferden trat schon mit dem dritten oder vierten Tage 
Besserung ein; weniger günstig war der Verlauf, wenn mit dem fünften 
oder siebenten Tage, und am schlechtesten, wenn mit dem neunten 
oder zwölften Tage noch keine Besserung bemerkt wurde. Zu diesen 
Zeiten trat auch oft eine Verschlimmerung des Zustandes auf, der 
aber am nächsten Tage eine auffallende Besserung folgte. Die meisten 
Pferde magerten in kurzer Zeit zu Skeletten ab. Wenn nicht mit 
dem dritten oder fünften Tage Besserung eintrat, so hatte man wohl 


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Influenza. 


369 


noch am neunten Tage Hoffnung; aber wenn dann kein Sinken der 
Temperatur zu bemerken war, so trat gewöhnlich der Tod ein. 

Bei 2 Pferden, welche auf dem ersten Depot der Brustseuche 
erlagen, zeigte sich eine Lungen- und Brustfellentzündung; auch der 
Herzbeutel war afficirt. Im Brustkasten fand sich Wassererguss; 
ferner croupöse Darmentzündung. 

Die Körpertemperatur stieg nicht über 42°, selten auf 41,8, und 
betrug meist 41,5 und 41,6° 0. Diese Höhe kann schon am zweiten, 
auch erst bis zum siebenten Tage eintreten; sie fällt oft rasch wieder, 
kann sich aber auch bei günstigem Ausgange etwa vier Tage auf 
gleicher Höhe halten. Ein plötzliches Fallen der Temperatur ist ge¬ 
wöhnlich schlecht zu deuten. Sobald die Temperatur auf 40° C. stieg, 
Hess ich gewöhnlich an beiden Brustwandungen Senfspiritus einreiben, 
und danach fiel dieselbe oft schon nach 12 Stunden um 0,5—1° C., 
stieg dann auch in der Regel nicht sobald wieder. Nach einigen Tagen 
konnte jedoch wieder eine Steigerung eintreten; dann wurden die Ein¬ 
reibungen wiederholt. Die Wirkung dieser Einreibung auf das Thier 
war stets eine sichtbar wohlthätige und ohne bemerkbare Beun¬ 
ruhigung. 

Wenn ein Pferd an der Influenza erkrankt, so ist dasselbe sofort 
aus dem inficirten Stalle zu entfernen. Kann man die kranken Pferde 
gleich ins Freie, auf eine Wiese, wenn solche bei den Stallungen vor¬ 
handen ist und die Jahreszeit es erlaubt, bringen, oder auch nur in 
Schuppen, so ist das sehr erwünscht. Gründliche Reinigung des Stalles, 
besonders eine Desinfection der Decken und Wände zeigte sich vorteil¬ 
hafter als die Desinfection der Fussböden. 

Auf Entleerungen des Darmcanals habe ich stets wirken müssen, 
da leicht Verstopfungen eintraten, die schwer zu beseitigen waren. 
Hierbei bewährte sich am besten Natr. sulfur. 200, Ammon, muriat. 
30 und Leinsamenmehl mit starkem Chinadecoct 600 (10 Minuten 
gekocht) in weicher Latwerge, Morgens und Abends die Hälfte, bis, 
gewöhnlich am zweiten oder dritten Tage, ein weiches Misten eintrat. 
Chinin, muriat. ist sehr theuer; das Pulver der Rinde oder das De- 
coct ist bedeutend billiger und genügt vollständig. 

Bei grosser Schwäche und blutigem Nasenausfluss, Athemnoth 
und Husten zeigte sich Caraphor. 2 mit Pulv. Cort. China 30 als Lat¬ 
werge täglich 2 Mal, ferner Brot mit Branntwein angefeuchtet sehr 
nützlich. Zugleich wurden auch Einreibungen von Senfspiritus an den 
Brustwandungen gemacht. 


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370 


LANGE, 


Wo die Nierensecretion eine mangelhafte war, wurde Borax 30 
mit Pulv. Cort. Chinae 30 gegeben. Oft blieb die Wirkung des Chi¬ 
nins aus; die Temperatur hielt sich auf ihrer Höhe. Dann wurde die 
Anwendung des Mittels bald wiederholt. 

Einreibungen von Ung. Cantharid. verursachten oft Zerstörun¬ 
gen der Haut, die langsam heilten und sich oft sehr schmerz¬ 
haft zeigten; sie sind deshalb weniger zu empfehlen. Einreibungen 
des Brustkastens, des Bauches und der Rückenpartie mit Salraiak- 
spiritus 1 Th. und Spiritus 2 Th., täglich 2 Mal, zeigte eine gute Wir¬ 
kung; auch hiernach fiel gewöhnlich die Temperatur. 

Den Reconvalescenten wurden Lecken aus Wachholderbeeren und 
Kochsalz gereicht, welche sie gern nahmen. 

Das hohe, oft Tage lang anhaltende Fieber versuchte ich bei meh¬ 
reren Pferden durch Kälteapplicationen zu beseitigen. Ich legte zuerst 
feuchte Tücher um den Brustkasten, aber ohne Erfolg, und ging daher 
zu Eisumschlägen über (Eisbeutel an beiden Seiten des Brustkastens); 
ich habe aber auch hiermit keinen Einfluss auf das Sinken der hohen 
Temperatur ausüben können. Die Temperatur stieg trotz der Um¬ 
schläge noch höher. 

Aus folgender Tabelle ist zu ersehen, wie sich die Temperatur 
bei 10 Pferden nach Kälteapplicationen und bei 10 Pferden nach 
Einreibungen von Senfspiritus zeigte. 


Kalt 

Namen. 

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40,0 

40,5 

Eis. 

Auricel 

1 . 

40,5 

40,5 

60 Pulse 





60 Pulse. 





Senf. 


2. 

41,0 

40,7 



2. 

40,5 

40,1 



3. 

40,0 

39,1 



3. 

39,9 

40,0 



4. 

38,5 

38,5 



4. 

40,0 

40,0 



5. 

37,5 

37,3 

besser. 


5. 

40,0 

40,0 

Senf. 







6. 

39,0 

39,5 


Altona 

1 . 

40,0 

41,0 

Eis. 


7. 

39,0 

38,0 






60 Pulse. 


8. 

39,0 

38,0 



2. 

41,0 

41,0 



9. 

38,0 

37,5 

besser. 


3. 

39,4 

40,0 








4. 

39,1 

38,7 


Archelaus 

1 . 

39,5 

39,5 



5. 

37,5 

37,6 

besser. 


2. 

39,6 

39,7 








3. 

39,4 | 

40,0 

Senf. 


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Influenza. 


371 


Kalt 

Namen. 

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Temperatur. 

C/3 ^ 

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Bemer¬ 

kungen. 

Beduine 

1 . 

39,0 

40,0 

Bis. 


4. 

39,7 

40,0 






80 Pulse. 


5. 

39,5 

39,5 



2. 

41,0 

41,0 



6. 

39,6 

39,0 



3. 

41,0 

40,2 



7. 

3S,8 

38,0 



4. 

39.2 

40,3 

40 Pulse. 


8. 

37,5 

37,5 

besser. 


5. 

39,0 

39,3 








6. 

38,5 

37,8 


Ares 

1 . 

39,5 

39,5 



7. 

38,0 

37,5 

besser. 


2. 

38,2 

38,4 








3 

39,5 

39,6 

Senf. 

Andalusier 

1 

41,0 

40,0 

60 Pulse. 


4. 

39,0 

39,0 






Eis. 


5. 

38,0 

38,0 



2. 

40,0 

41,5 



6. 

37,8 

37,8 



3. 

41.3 

41,0 



7. 

38,0 

38,0 

besser. 


4. 

39,5 

40,5 

Eis. 







5. 

39,7 

39,7 

72 Pulse. 

Blank 

1 . 

40,0 

39,0 

Senf. 


G. 

39,7 

39,7 



2 

39,2 

38,5 



7. 

38,7 

38,5 



3. 

38,0 

37,4 



8. 

39,0 

38,5 



4. 

37,0 

38,0 



9. 

39,0 

38,5 

84 Pulse. 


5. 

37,1 

38,0 



10. 

37,0 

38,0 



6. 

37.2 

38,0 



11. 

37,0 

37,0 

todt. 


7. 

37,0 

37,4 

besser. 

Antilope 

1 . 

40,7 

41,0 

Eis. 

Anhang 

1 . 

39,5 

39,6 

Senf. 





GO Pulse.| 


2. 

38,2 

38,4 



2 

41.0 

41,4 



3. 

38,6 

39,0 



3. 

41,3 

40,5 



4. 

38,0 

39,5 



4. 

40,0 

39,5 



5. 

40,5 

40,0 



5. 

38,6 

38,2 



6. 

37,5 

37,5 



G. 

37,o 

38,0 

besser. 


7. 

37,2 

37,3 

besser. 

Bocaccio 

1. 

40,7 

41,7 

Eis. 

Aegisteus 

1 . 

39,0 

40,0 

58 Pulse. 





80 Pulse. 





Senf. 


2. 

41,8 

41,5 



2. 

38,0 

39,3 



3. 

39,7 

40,0 



3. 

38,0 

38,7 



4. 

39,8 

39,7 



4. 

37,5 

38,0 

besser. 


5. 

39,7 

38,8 








6. 

40,0 

39,0 

Eis. 

| Agathe 

1. 

40,0 

40,5 

Senf. 


7. 

40,0 

39,0 



2. 

38,4 

38,2 



8. 

39,0 

38,0 



3. 

37,0 

37,0 



9. 

38,0 

38,0 

todt. 











Australier 

1 . 

40,0 

39,1 

Senf. 

Alphart 

1 . 

41,0 

39,5 

Eis. 


2 

38,0 

38,6 






60 Pulse.i 


3 

37,6 

37,7 



2 

40,0 

40,0 



4. 

37,4 

37,6 



3. 

39,5 

40,0 



5. 

37,5 

37,5 



4 

40,0 

39,8 

60 Pulse. 







5. 

39,2 

39,7 








6. 

39,7 

39,8 

1 92 Pulse.III 






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372 


LANGE, 


Kältcapplicationcn. 

S c 

! n f t 

c i g. 



Temperatur. 1 




Temperatur. 1 




03 


Bemer- 



er 


Berner- 

Namen. 


P 

o 

T? 


Namen. 


P 




bt 

b£ 

C 

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kungen. 


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L. 

P 

kungen. 


H 

5S 

< 




55 

< 



7 

39,3 

39,5 


Adelheid 

1. 

39,5 

39,6 

Senf. 


8. 

39,7 

39,5 



2. 

40,0 

38,6 



9. 

38,5 

39,0 

110 Pulse. 


3. 

38,7 

39,0 



10 

30,0 

39,0 



4. 

37,S 

38,0 



11 . 

38,0 

38,0 

todt. 


5. 

37,5 

38,0 








6. 

38,0 

38,0 


Bergmann 

1 . 

41,0 

39,6 

Eis. 


7. 

37,6 

37,5 






60 Pulse 


8. 

37,5 

37,5 

besser. 


2 

40,0 

40,0 








3. 

39,0 

38,0 


Adelberti 

1 

39,5 

39,5 

Senf. 


4. 

37,5 

37,0 



2 

39,5 

39,7 



5. 

37,2 

37,0 

besser. 


3 

39,4 

37,6 








4 

37,8 

38,1 


Artha 

1 . 

39,0 

40,0 

Eis. 


5. 

37,4 

37 5 






60 Pulse. 


6. 

37,1 

37,5 



2. 

39,7 

39,0 



7. 

37.2 

37,0 



3. 

38,8 

40,0 



8. 

37,0 

37,0 

besser. 


4 

39,0 

41,0 








5 

38,3 

39,8 








6. 

39,3 

39,6 








7. 

38,0 

37,5 








8. 

37,0 

37,0 

besser. 






Algier 

1. 

40,5 

40,5 

52 Pulse. 










Eis. 







2. 

40,0 

40,0 








3* 

39,7 

40,0 








4. 

39,1 

40,5 








5. 

38,5 

38,5 

besser. 







Bei den verschiedenen Sectionen fanden sich bei je 2 Pferden 
ein Darmrisse nach Hämorrhagie, eine Zerreissung der Lungenarterien 
und eine Verstopfung von Gefässverzweigungen des linken Lungen¬ 
flügels; bei 10 Pferden theils Hämorrhagien, theils Hepatisation in 
einem oder in beiden Lungenflügeln, bei 10 anderen vorzugsweise 
Hämorrhagien der Leber. Meist waren auch Milz und Nieren krank¬ 
haft verändert. 


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Referate and Kritiken. 


Animal Report of the Veterinary Department of the Privy Council 

Office for the year 1882. 

Unter den Landwirthen in England hat sich eine mit jedem Jahre steigende 
Agitation gegen die Einfuhr von lebendem Vieh aus dem Auslande bemerklich 
gemacht. Die Viehbesitzer behaupten, dass die Durchführung des Viehseuchen¬ 
gesetzes vom Jahre 1878 zwar beigetragen hat, die Verbreitung ansteckender 
Thierkrankheiten im Inlande erheblich zu beschränken, dass die veterinärpolizei¬ 
lichen Massregeln jedoch nicht ausreichend gewesen sind, um die stets erneute 
Einschleppung von Viehseuchen aus dem Auslande zu verhindern. Es werden 
deshalb weitergehende Massregeln gefordert zum Schutze der inländischen Vieh¬ 
bestände gegen Infectionen durch krankes, aus dem Auslande importirtes Vieh. 

Der Bericht des Veterinärdepartements wendet sich mit eingehenden Aus¬ 
führungen, deren Richtigkeit vollständig anerkannt werden muss, gegen die Pe¬ 
titionen, welche ein fortdauerndes Vieheinfuhrverbot aus allen Ländern für noth- 
wendig erklären oder wenigstens verlangen, dass dieses Verbot gegenüber nicht 
ganz seuchefreien Ländern aufrecht erhalten bleibt. Es wird im Berichte hervor¬ 
gehoben, dass das Verbot jeder Einfuhr von Vieh aus dem Auslande nicht in 
den Rahmen des Seuchengesetzes vom Jahre 1878 passen, sondern ein beson¬ 
deres Gesetz erforderlich machen würde. Die Hoffnung, dass nach einem Verbot 
der Einfuhr von lebendem Vieh der Bedarf Englands an Fleisch sehr bald durch 
eine Einfuhr von geschlachteten Thieren gedeckt werden würde, dürfte schwerlich 
in Erfüllung gehen. Deutschland und Belgien haben in den 5 Jahren 1871/76 
neben der Einfuhr von lebendem Rindvieh 194883 Centner, in den 5 Jahren 
1877/82, während welcher Zeit die Einfuhr von lebendem Vieh aus diesen Län¬ 
dern vorboten war, jedoch nur 31692 Ctn. — mithin 163191 Ctn. weniger 
— Rindfleisch auf den englischen Markt gebracht. Das generelle Verbot der Ein¬ 
fuhr von lebendem Vieh würde nur zur Folge haben, dass auf dem Continent von 
Europa den Consumenten ein Vortheil gegenüber den Producenten und Expor¬ 
teuren erwachsen muss. So lange der Viehhandel auf dem europäischen Continent 
noch einen einigermassen gewinnbringenden Markt für den Absatz von lebendem 
Vieh findet, wird sich derselbe nicht veranlasst sehen, die Thiere in den Hafen¬ 
orten abschlachten zu lassen, um das Fleisch nach England einzufuhren. 

Ueber das Auftreten ansteckender Thierkrankbeiten in England, Wales und 
Schottland enthält der Bericht folgende Angaben von allgemeinerem Interesse: 

25 


Archiv L wisienseh. u. prakt. Thicrheilk. IX. 4 u. 5. 


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374 


MUELLER, 


1. Die Verbreitung der Lungenseuche hat gegen das vorhergehende 
Jahr erheblich abgenommen, wie die nachstehende Vergleichung zeigt: 

1881 erkrankten in 729 Beständen 1875 Stück Rindvieh, davon sind 
1797 Stück getödtet, 78 Stück gefallen; 

1882 erkrankten in 494 Beständen 1200 Stück Rindvieh, davon sind 
1161 Stück getödtet, 39 Stück gefallen. 

Am Schlüsse beider Jahre waren je 2 kranke Stück Rindvieh noch am Leben. 
Die Ausbrüche im Jahre 1882 vertheilen sich auf 29 Grafschaften in England, 
2 Grafschaften in Wales und 15 Grafschaften in Schottland. Ueber 25 Aus¬ 
brüche wurden beobachtet in Essex, Kent, Lancaster, Suffolk, Norfolk, West 
Riding von Yorkshire und London. Auf diese 7 Bezirke entfallen von 494 ver¬ 
seuchten Beständen 287 (58,10 pCt.) 

2. Die Ausbrüche der Maul- und Klauenseuche haben gegen das vor¬ 
hergehende Jahr, in welchem 4833 Bestände ergriffen wurden, erheblich an Zahl 
abgenommen, sind jedoch noch recht zahlreich gewesen. Die Seuche trat 188$ 
bei 37950 Thieren auf, weiche 1970 Beständen angehörten. Gefallen sind an 
Maul- und Klauenseuche 127 Stück Rindvieh, 67 Schafe und 128 Schweine. 
Seuohefrei blieben in England nur Dorsetsbire, Monmouthshire, Northumberland 
und Westmoreland. Die eingreifendsten, den landwirthschaftlichen Betrieb schwer 
schädigenden Massregeln sind nicht im Stande gewesen, die Seuche zu unter¬ 
drücken. In Wales beschränkten sich die Ausbrüche der Aphthenseuche auf zu¬ 
sammen 7 Bestände in 3 Grafschaften, in Schottland auf einen Bestand in Ber- 
wickshire und auf 7 sofort abgeschlachtete Stück Rindvieh in Edinburg. 

3. Von 1402 mit Rotz-Wurmkrankheit behafteten Pferden — ein¬ 
schliesslich 13 aus dem vorhergehenden Jahre übernommenen — sind 1346 
getödtet, 18 gefallen, 24 genesen und 14 am Schlüsse des Jahres Bestand ge¬ 
blieben. Die Zahl der rotz-wurmkranken Pferde hat sich gegen das vorhergehende 
Jahr um 331 vermindert. Von den 1346 getödteten rotz wurmkranken Pferden 
entfallen 1105 (82,10 pCt.) auf London. 

4. Die Schafräude herrscht nach wie vor in sehr grosser Verbreitung, 
die Zahl der räudekrank befundenen Bestände ist von 2055 im Jahre 1881 auf 
2234 im Jahre 1882 gestiegen. Nur 2 Grafschaften in England, 3 in Wales 
und 10 in Schottland sind frei von Schafräude. 

5. Die Zahl der Gehöfte, in denen Ausbrüche der sog. Schweineseuche 
beobachtet wurden, und die Zahl der von dieser Krankheit ergriffenen Thiere ist 
von 1717 bezw. 7994 im Jahre 1881 auf 2983 bezw. 14763 im Jahre 1882 
gestiegen; 11903 Schweine wurden auf polizeiliche Anordnung getödtet, 2709 
sind gefallen, 18 genesen, 55 erkrankte Schweine blieben noch Bestand am 
1. Januar 1883. Frei von der Schweineseuche (swine fever) waren in England 
nur die Grafschaften Surrey und Westmoreland, und auch in 7 Grafschaften von 
Wales kamen zum Theil zahlreiche Erkrankungen an Schweineseuche vor. Da¬ 
gegen wurden in Schottland nur zusammen 15 Ausbrüche der Seuche beobachtet, 
welche sich auf 5 Grafschaften vertheilen. Der Bericht erwähnt, dass die Unter¬ 
drückung dieser höchst ansteckenden Krankheit, welche erfahrungsgemäss an 
dem lebenden Thiere häufig nur äusserst schwierig zu erkennen ist, sehr viel 


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Referate und Kritiken. 


375 


strengere Massregeln erfordern wird und beklagt, dass die Behörden in vielen 
Districten nur sehr lax gegen die Schweineseuche vorgehen. 

Fälle von Schafpocken sind nicht beobachtet worden. Erkrankungen an 
Milzbrand, Pferderäude und Tollwuth fallen nicht unter die Bestimmun¬ 
gen des Seuchengesetzes vom Jahre 1878. 

Als Entschädigung für auf polizeiliche Anordnung getödtete lungenseuche¬ 
kranke Rinder und mit der Schweineseuche behaftete Schweine bezw. von solchen 
Thieren, welche der Ansteckung durch die genannten Krankheiten verdächtig 
waren, sind im Jahre 1882 von den Localbehörden (local authorities) im Ganzen 
29064 Lst. 9 Sh. 3 P., rund 580000 Mark gezahlt worden. Die entsprechende 
Summe betrug im Jahre 1881 28858 Lst. 5 P. 

Die Bestimmungen über den Import von lebendem Vieh haben während des 
Jahres 1882 insofern einige Aenderungen erfahren, als die Einfuhr von dem 
Schlachtzwange nicht unterworfenem Vieh noch weiter beschränkt worden ist. 
Seit dem 22. September 1882 müssen wegen einiger Fälle von Schweineseuche 
unter den eingeführten Thieren auch die aus Dänemark und Schweden stammen¬ 
den Schweine am Landungsorte abgeschlachtet werden. Dem Schlachtzwange 
nicht unterworfen ist nunmehr nur noch alles aus den Canalinseln (Jersey, Guern- 
sey u. s. w.), Norwegen, Island und Canada eingeführte Vieh, ferner die Einfuhr 
von Rindvieh und Schafen aus Dänemark und Schweden. Ganz verboten ist die 
Einfuhr von Vieh aus Oesterreich-Ungarn, Italien, Russland und aus der Türkei 
bezw. den Vasallenstaaten der letzteren, ausserdem die Einfuhr von Rindvieh aus 
Deutschland (excl. Schleswig-Holstein) und Belgien. Alle übrigen Vieh nach Eng¬ 
land exportirenden Länder müssen die eingeführten Thiere am Landungsplätze 
abschlachten lassen. Unter derselben Bedingung war vom 1. Juni bis 31. De- 
cember 1882 die Einfuhr von Rindvieh aus Schleswig-Holstein gestattet. 

Aus der Zahl derjenigen Häfen, in denen Vieh aus dem Auslande unter Be¬ 
dingung der Abschlachtung gelandet werden darf — foreign animals wharves — 
sind während des Jahres 1882 Goole und Middlesbrough ausgeschieden. 

Der Bedarf an Schlachtvieh ist auch im Berichtsjahre zum grössten Theil 
durch die Einfuhr aus Irland gedeckt worden. Die letztere betrug 1882 im Ganzen 
722581 Stück Rindvieh, 

59693 Kälber, 

558404 Schafe, 

502906 Schweine. 

Darunter befanden sich gemästete, lediglich für Schlachtzwecke bestimmte 
291771 Stück Rindvieh und 453443 Schweine, Schafe und Lämmer scheinen 
aus Irland nur zum Zwecke des Schlachtens importirt worden zu sein. Der Im¬ 
port von Schlachtvieh aus Irland hat gegen das Jahr 1881 12652 Stück Rind¬ 
vieh, 2632 Lämmer, 70448 Schweine mehr, dagegen 21855 Schafe weniger 
betragen und stellt sich im Ganzen auf 49349 Stück Rindvieh, 565944 Schafe 
weniger, dagegen auf 437786 Schweine mehr als der gesammte Import vom 
europäischen Continent, aus Island, Canada und den Vereinigten Staaten von 
Amerika zusammengenommen. Ausserdem wurden von den Canalinseln (Jersey, 
Guernsey u. s. w.) 2625 Stück Rindvieh, aus Marocco 60 Stück Rindvieh, aus 
der Colonie Victoria 2 Stück Rindvieh und 19 Schafe nach England eingeführt. 

25* 


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376 


MUELLER, 


Die Einfuhr von lebendem Vieh aus den Vereinigten Staaten von Amerika 
hat angeblich wegen einer erheblichen Steigerung der Fleischpreise in den dor¬ 
tigen grossen Städten sehr erheblich abgenommen, und auch die Einfuhr von 
Rindvieh aus Canada bleibt gegen die des Jahres 1881 bedeutend zurück, wie 
die nachstehende Vergleichung zeigt: 

Die Vereinigten Staaten von Amerika führten ein: 

1881 103693 St. Rindvieh, 49223 Schafe, 1773 Schweine, 

18 82 47686 - - 58922 - _ — 

Mithin 1882 — 56007 St. Rindvieh, -j- 9699 Schafe, — 1773 Schweine. 
Der Import aus Canada betrug: 

1881 44389 St. Rindvieh, 66478 Schafe, 31 Schweine, 

1882 32371 - - 68873 - — - ’ 

Mithin 1882 — 12018 St. Rindvieh, + 2395 Schafe, — 31 Schweine. 
Unter den aus den Vereinigten Staaten eingeführten Thieren erwiesen sich 4 
Stück Rindvieh mit Lungenseuche, 182 Schafe mit Räude behaftet; unter den 
aus Canada eingeführten wurden 28 Schafe räudekrank befunden. Die aus den 
Vereinigten Staaten von Amerika und aus Canada eingeführten Thiere bildeten 
374 Schiffsladungen. 

Die Verluste, welche durch den Transport über den Atlantischen Ocean 
bedingt wurden, waren im Ganzen unbedeutend, namentlich viel geringer als im 
Jahre 1881; es ist daher anzunehmen, dass die Technik des Viehtransports über 
den Atlantischen Ocean erhebliche Fortschritte gemacht hat. Während der Ueber- 
fahrt wurden über Bord geworfen 646 Stück Rindvieh, 2151 Schafe, bei der 
Landung wurden todt gefunden 12 Stück Rindvieh, 183 Schafe; ausserdem er¬ 
wiesen sich 5 Stück Rindvieh, 133 Schafe so schwer verletzt, dass die Thiere 
sofort nach der Ankunft geschlachtet werden mussten. Mithin beträgt der ge- 
sammmte Verlust während der Ueberfahrt von Canada und der Amerikanischen 
Union nach England 

663 Stück Rindvieh = 0,83 pCt. 

2467 Schafe = 1,93 - 

Zieht man 1 Stück Rindvieh und 24427 Schafe, welche die Insel Island für 
den englischen Schlachtviehmarkt lieferte, ab, so beträgt die gesammte Einfuhr 
vom europäischen Continent im Jahre 1882 

261128 Stück Rindvieh, 972145 Schafe, 15657 Schweine, 
d. h. 30643 Stück Rindvieh weniger, als zu Schlachtzwecken aus Irland allein 
eingeführt wurden. Dieselben Zahlen stellten sich 1881 für den europäischen 
Continent auf 

171517 Stück Rindvieh, 810779 Schafe, 22655 Schweine. 

Der betreffende Import hat mithin 1882 um 89611 Stück Rindvieh, 161366 
Schafe zugenommen und sich um 6998 Schweine vermindert. 

Von dem importirten Rindvieh entfallen 29908 Stück — 6042 mehr als 
im Jahre 1881 — auf Schleswig-Holstein. Der Import aus dieser Provinz betrug 
1882 11,45, 1881 fast 14pCt. der gesammten Rindvieheinfuhr vom europäi¬ 
schen Continent. Deutschland (incl. Schleswig-Holstein) exportirte nach England 
1882 476641 Schafe = 49,00 pCt., 

1881 445141 - = 54,90 - 


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Referate und Kritiken. 


377 


der Einfuhr vom europäischen Continent. Die Einfuhr von Schweinen betrug: 
1882 2577 Schweine = 16,46 pCt., 

1881 3908 - = 17.25 - 

Die Einfuhr aus Deutschland gelangte in 5G>7 Schiffsladungen nach England; 
bei der Landung wurden 57 Schafe und 4 Schweine mit Maul- und Klauenseuche 
behaftet gefunden. 

Ganz auffallend ist die Steigerung des Imports von Rindvieh aus Spanien 
und Portugal, trotzdem seit dem 19. Juni 1881 der Schlachtzwang 
am Landungsorte für das aus diesen Ländern stammende Vieh an¬ 
geordnet worden ist. Die Einfuhr betrug: 

aus Spanien aus Portugal 

1881 16696, 14082 St. Rindvieh. 

1882 31140, 22993 - 

Auch aus den nachstehend genannten Ländern ist im Jahre 1882 eine erheblich 
grössere Anzahl Rinder als im Jahre vorher eingeführt worden; die Bedingungen, 
unter denen die Einfuhr stattfand, haben sich in den beiden letzten Jahren nicht 
geändert. 



1881. 

1882. 

Dänemark 

61976, 

86368 St. Rindrieh, 

Frankreich 

2503, 

15903 - 

Niederlande 

35960, 

50095 - 

Schweden 

15718. 

24083 - 


Diese bedeutenden Steigerungen des Imports von Rindvieh haben die starke Ab¬ 
nahme der Einfuhr aus den Vereinigten Staaten von Amerika und aus Canada 
reichlich ausgeglichen. 

Die Zahl der aus Belgien eingeführten Schafe stieg von 27411 im Jahre 
1881 auf 104850, mithin fast auf das Vierfache im Jahre 1882. Dänemark, 
Frankreich, Island, die Niederlande und Schweden haben ebenfalls eine sehr viel 
grössere Anzahl von Schafen auf den englischen Markt gebracht, als im Jahre 
vorher. 

Von den 15657 eingeführten Schweinen stammten 10814 (69 pCt.) aus 
den Niederlanden; dagegen ist die Zahl der aus Dänemark eingeführten Schweine 
— wahrscheinlich in Folge des über dieselben verhängten Schlachtzwanges — 
von 9335 im Jahre 1881 auf 1200 im Jahre 1882 gesunken. 


In Irland ist die Veterinärpolizei unabhängig von den entsprechenden 
Centralbehörden in London, dieselbe steht unter dem Lordlieutenant und dem 
Geheimen Rath in Dublin. Ueber die Handhabung des auch in Irland gültigen 
Seuchengesetzes vom Jahre 1878 ist ein besonderer Bericht für das Jahr 1882 
veröffentlicht worden *), welchem wir die folgenden Notizen entnehmen. 

Die Lungenseuche herrscht ziemlich verbreitet in Irland; 20 Vieh¬ 
bestände waren am 1. Januar 1882 aus dem vorhergehenden Jahre verseuoht 
geblieben, in 534 Gehöften wurden Ausbrüche der Lungenseuche während des 


') Return in pursuance of the provisions of the contagious diseases (auimals) 
Act 1878 for the year ended the 31 December 1882, as regards Ireland. 


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378 


MUELLER, 


Berichtsjahres constatirt, 28 Stück Rindvieh sind gefallen, 1328 — darunter 
1289 in der Provinz Leinster — wurden auf Anordnung der Localbehörden ab¬ 
geschlachtet. 

Irland blieb frei von der M^ul- und Klauenseuche. Um die Einschlep¬ 
pung der letzteren zu verhindern, war vom 1. Februar bis zum Schlüsse des 
Jahres die Einfuhr von Vieh aus England und Wales, zeitweise auch die Einfuhr 
aus Schottland verboten. 

Die Rotz-Wurm krank heit wurde bei 29 Pferden constatirt; von den¬ 
selben wurden 18 getödtet, 5 sind gefallen, 5 genesen und ein erkranktes Pferd 
blieb am Schlüsse des Berichtsjahres noch übrig. 

Auch die Schafräude ist ziemlich stark verbreitet, sie herrscht nach dem 
Berichte in 167 Herden; von 2357 räudekranken Schafen sollen 1806 genesen 
und 386 am Schlüsse des Jahres noch krank geblieben sein. 

Die Schweineseuche wurde in 89 Gehöften bei 287 Schweinen consta¬ 
tirt, von denen 207 fielen, 66 genasen, 14 Schweine sind getödtet worden. 

Andere ansteckende Krankheiten erwähnt der Bericht nicht. An Entschädi¬ 
gungen für auf polizeiliche Anordnung getödtete Thiere wurden von den Local¬ 
behörden im Ganzen 8559 Lst. 19 Sh. 11 P. bezahlt. 

Ausser dem Export nach England, Schottland und Wales, über welchen 
S. 375 berichtet wurde, führte Irland 566 Stück Rindvieh, 27 Kälber und 762 
Schafe nach der Insel Man aus. Die Einfuhr nach Irland betrug 303 Stück Rind¬ 
vieh, 40 Kälber, 27854 Schafe und 39 Schweine. 

Die Animais (Ireland) Order vom 31. März 1880 enthält die für Irland 
gültigen Ausführungsbestimmungen zu dem Seuchengesetz vom Jahre 1878. Die 
Verordnung weicht nicht wesentlich von den entsprechenden in Grossbritannien 
gültigen Massregeln ab und enthält dieselben Vorschriften bezüglich der Einfuhr 
von Vieh aus dem Auslande. Dieselbe darf nur an bestimmten Stellen der Häfen 
von Dublin und Belfast erfolgen, und in Dublin allein befindet sich eine Quaran- 
tainestation, an welcher nach jedesmaliger Erlaubniss des Geheimen Rathes Vieh 
unter genau vorgeschriebenen Vorsichtsmassregeln gelandet werden darf. 

Müller. 


Wehenkel, Prof. J. M., Etat sanitaire des animaux domestiques pen- 
dantl’annöe 1881. Bruxelles 1883. 

Der von dem gegenwärtigen Director der Thierarzneischule in Brüssel jähr¬ 
lich herausgegebene Bericht über den Gesundheitszustand der Hausthiere in 
Belgien ist in ähnlicher Weise wie die „Mittheilungen aus der thierärztlichen 
Praxis im preussischen Staate“ aus den amtlichen Berichten der Thierärzte zu¬ 
sammengestellt. Derselbe enthält namentlich genauere Angaben über die Ver¬ 
breitung der ansteckenden Thierkrankheiten in Belgien, von denen diejenigen, 
welche die Bekämpfung der Lun gen seuche betreffen, ein allgemeineres Interesse 
auch bei dem deutschen .Leser in Anspruch nehmen dürften. 

Im Jahre 1881 wurde die Lungenseuche bei 1676 Stück Rindvieh — 42 
weniger als im Jahre 1880 — constatirt, von diesen sind 376 theils gefallen, 


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Referate und Kritiken. 


379 


theils auf Veranlassung der Besitzer, 1281 dagegen auf polizeiliche Anordnung 
getödtet worden. Das Fleisch von 1220 Stück Rindvieh — 72,67 pCt. der 
1676 an Lungenseuche erkrankten — wurde als Esswaare ausgenutzt. Wie in 
früheren Jahren entfallen die zahlreichsten Erkrankungen an Lungenseuche auf 
die Provinzen Brabant (421 Stück) und Limburg (355 Stück). Frei von der 
Seuche blieb keine der 9 belgischen Provinzen; die geringste Verbreitung er¬ 
langte die Krankheit in der Provinz Luxemburg, in welcher nur 22 Stück Rind¬ 
vieh ergriffen wurden. 

Der Bericht spricht sich ziemlich scharf gegen den Nutzen der in Belgien 
noch mehrfach zur Anwendung gelangenden Impfung aus, verwirft namentlich 
die in Frankreich durch das neue Seuchengesetz eingeführte Impfung auf Anord¬ 
nung der Behörde und kommt zu dem Schlüsse, dass die Impfung niemals die¬ 
jenigen Massregeln wird ersetzen können, welche die Unterdrückung der Seuche 
durch sofortige Tödtung aller erkrankten und wenn irgend möglich auch sämmt- 
licher der Ansteckung verdächtigen Thiere zu erzielen suchen. Verf. hebt mit 
Nachdruck hervor, dass die Erfolge bei der Tilgung der Lungenseuche in den 
Niederlanden ganz bestimmt nicht der Impfung allein zugesohrieben werden 
dürfen, wie das vielfach von den Anhängern der Impfung behauptet wird. Denn 
abgesehen von dem sog. Spoeling-District hat man in den Niederlanden die Lun¬ 
genseuche durch Abschlachtung aller Thiere der verseuchten Herden bekämpft 
und fast vollständig getilgt. Es kann daher nicht auffallen, dass die Krankheit 
auch in dem Spoeling-District abnimmt, der seinen Bedarf an Vieh aus dem 
übrigen, nunmehr fast seuchefreien Holland bezieht. 

Verf. macht darauf aufmerksam* dass auch im Jahre 1881 die zahlreichsten 
Verluste durch die Lungenseuche in denjenigen Bezirken Belgiens beobachtet 
wurden, in denen die Viehbesitzer und die Thierärzte Anhänger der Impfung sind. 
In Hasselt lassen die meisten Brennereibesitzer die Impfung bei ihren Viehstän¬ 
den vornehmen; auf den Kreis Hasselt entfallen trotzdem — ungerechnet etwa 
100 Stück lungenseuchekranke Thiere, welche in den Schlachthäusern der be¬ 
nachbarten Städte geschlachtet wurden — über 300 Stück von den 355Thieren, 
bei denen die Krankheit in der Provinz Limburg constatirt worden ist. Von den 
129 in der Provinz Antwerpen erkrankten Stück Rindvieh kommen 56 auf die 
Milchwirthschaften in der Umgegend von Antwerpen und von den 421 in der 
Provinz Brabant erkrankten Thieren entfallen 66 auf den Bezirk Hai, in welchem 
die Impfung gebräuchlich ist. Verf. will zugeben, dass das häufige Auftreten der 
Lungenseuche in den genannten Bezirken zum Theil dadurch veranlasst wird, 
dass in den betreffenden Wirthschaften ein beständiger Wechsel des Viehes statt¬ 
findet. Jedoch dieser Umstand allein dürfte schwerlich die grosse Zahl der Er¬ 
krankungen an Lungenseuche zur Folge haben, wenn die Impfung ein so sicheres 
Schutzmittel wäre, wie deren Anhänger behaupten, und wenn gleichzeitig die 
Unterdrückungsmassregeln in den Ställen jener Wirthschaften mit der wünschens- 
werthen Energie durchgeführt würden. 

Aus der Thatsache, dass die Wiederholung der Impfung an Körpertheilen, 
an denen die Impfung durchweg gefährliche oder tödtliche Folgen hat, kein er¬ 
hebliches Erkranken bedingt, wenn dieselben Thiere vorher am Schwänze geimpft 
worden waren, ist nach den Ausführungen des Verf. nicht ohne Weiteres und 


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380 


MUELLER, 


mit voller Sicherheit zu schliesseu, dass die Impfung Immunität gegen das Con- 
tagium der Lungenseuche gewährt. Die erste Impfung und die in Folge derselben 
eingetretene Impfkrankheit kann den Organismus vielleicht auch nur weniger 
empfänglich für die Einimpfung desselben Virus gemacht haben, von welchem 
noch gar nicht feststeht, dass es die specifische Wirkung des Lungenseuohecon- 
tagiums besitzt. 

Die Ausführungen des Verf. sind namentlich insofern von Interesse, als die¬ 
selben beweisen, dass es auch in dem Lande, in welchem die Impfung der Lun¬ 
genseuche zuerst empfohlen und später vielfach angewendet worden ist, nicht an 
gewichtigen Stimmen fehlt, welche den Nutzen des ganzen Verfahrens bezweifeln. 

An Milzbrand sind im Ganzen 166 Thiere gefallen, unter diesen 84 in 
Westflandern und 43 in Lüttich; einzelne Fälle kamen auch in den anderen 7 
Provinzen vor. Um eine genauere Kenntniss von den Oertlichkeiten zu gewinnen, 
in denen ein häufigeres Auftreten des Milzbrandes zu beobachten ist, wurden die 
Tbierärzte im Jahre 1882 angewiesen, bestimmte Fragen in ihren Berichten zu 
beantworten. Die hierdurch gewonnenen Resultate können zwar keinen Anspruch 
auf vollständige Zuverlässigkeit machen, es ist aus den angestellten Erhebungen 
jedoch zu folgern, dass in Belgien eigentliche Milzbrandstationen nur in geringer 
Zahl vorhanden sind, und dass die wenigen, welche bisher ermittelt wurden, 
namentlich auf die Provinzen Lüttich und Westflandern entfallen. 

Die Tollwuth wurde bei 91 Hunden, 3 Pferden, 19 Stück Rindvieh, 8 
Schafen, 2 Katzen und 2 Hühnern constatirt; etwa 400 von tollkranken gebis¬ 
sene Thiere wurden getödtet. 

Im Laufe des Berichtsjahres sind 15 rotz-wurmkranke Pferde theils 
gefallen, theils auf Veranlassung der Besitzer und 466 rotz-wurmkranke Pferde 
auf polizeiliche Anordnung getödtet worden. Wie in früheren Jahren wurden die 
zahlreichsten Rotzerkrankungen in der Provinz Hennegau beobachtet. Die An¬ 
nahme, dass die Rotz-Wurmkrank heit sich auch ohne Ansteckung in Folge von 
schlechten Fütterungs- und Haltungsverhältnissen entwickeln könne, scheint 
unter den belgischen Thierärzten noch viele Anhänger zu zählen. 

Die Maul- und Klauenseuche herrschte während des ersten Quartals in 
102 Bezirken; die Verbreitung nahm in den drei folgenden Quartalen stetig ab, 
so dass im 4. Quartal Ausbrüche der Krankheit nur noch in 38 Bezirken beob¬ 
achtet wurden. Die Seuche findet namentlich Verbreitung durch den Viehhandel; 
die Tilgung wird wesentlich dadurch erschwert, dass die Besitzer der Krankheit 
nur eine geringe Aufmerksamkeit zuwenden, und dass die Schutz- und Tilgungs- 
massregeln nicht mit der nöthigen Energie zur Durchführung gelangen. 

Die Räude wurde nur bei 2 Schafherden constatirt. Ausbrüche von Schaf¬ 
pocken sind nicht beobachtet worden. 

An Entschädigungen für auf polizeiliche Anordnung getödtete Thiere wur¬ 
den im Ganzen 182017 Franos 52 Cts. gezahlt, nämlich für 

imWerthe von 

187 zum Ackerbau benutzte Pferde . . l27713Fr. 75Ct. 26978Fr. lOCt. 

328 zuanderen Diensten benutzte Pferde 210063 - 16 - 31383 - 50 - 


1264 Stück Rindvieh. 488571 - 31 - 123126 - 92 - 

3 Schafe. 210 - 30 - 

_ Müller. 


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Referate und Kritiken. 


381 


Frank S. Billing8 y Thierarzt in Boston, Ueber das Vorkommen der Tri¬ 
chinose bei Schweinen in den Vereinigten Staaten von Nord¬ 
amerika. New York medical Journal, 1883, No. 9, 11, 12. 

Nach einer längeren Abhandlung über die Naturgeschichte der Trichinen 
und über die Häufigkeit des Vorkommens der Trichinose bei Schweinen in den 
verschiedenen Ländern Europas bemerkt Verf., dass die ausserordentlich zahl¬ 
reichen Fälle, in denen aus Amerika eingeführte Schinken, Speckseiten u. s. w. 
bei der Untersuchung in Europa trichinenhaltig befunden wurden, statistisch von 
keiner Bedeutung sind. Da sich bei diesen Untersuchungen niemals feststellen 
lässt, ob die trichinenhaltigen Fleischwaaren von demselben Schwein oder von 
verschiedenen Schweinen, von Schweinen derselben Herde oder verschiedener 
Herden bezw. von Schweinen aus derselben Gegend oder aus verschiedenen Ge¬ 
genden der Union herstammen, gestatten die in Europa ermittelten statistischen 
Zahlen auch kein Urtheil über die Verbreitung der Trichinen bei Schweinen in 
Amerika. Eine einigermassen zuverlässige Statistik kann vielmehr nur durch 
Untersuchungen in Amerika — namentlich in den westlichen Staaten der Union 
— gewonnen werden. Verf. hält es für leicht durchführbar, an den Central¬ 
punkten des Schweinehandels — vorzugsweise in Chicago — Untersuchungen 
von Schweinen, welche von bestimmten Züchtern oder Mästern in die dortigen 
Schlachthäuser geliefert werden, in grösserem Massstabe vornehmen zu lassen. 
Durch ein solches Verfahren würde gleichzeitig die Möglichkeit geboten, nähere 
Aufklärung über die Verhältnisse zu erlangen, durch welche die häufige und 
starke Trichineninfection bei an bestimmten Orten gezüchteten oder gemästeten 
Schweinen bedingt wird. Verf. ist der Meinung, dass irgend ein bisher noch nicht 
ermitteltes Thier die Trichinen vor deren Einwanderung in den Körper der 
Schweine beherbergen muss. Es kommt daher in erster Linie darauf an, dieses 
Thier, dessen Aufenthalt und Lebensweise kennen zu lernen, bevor man die Hoff¬ 
nung hegen darf, die Gefahr der Trichineninfection von den Schweinen — und 
mittelbar von dem Menschen — abzuwenden. 

Die unbestreitbare Thatsache, dass aus den Vereinigten Staaten einge¬ 
führte, von Schweinen stammende Fleischwaaren in Europa sehr häufig trichinen¬ 
haltig befunden wurden, hat zur Folge gehabt, dass viele europäische Staaten 
die Einfuhr von Fleischwaaren aus Amerika verboten oder Einschränkungen unter¬ 
worfen haben, deren Nothwendigkeit vom Standpunkte der Gesundheitspflege 
anerkannt werden muss. Diese Massregeln erregten in Amerika selbstverständlich 
eine grosse Aufregung unter den beim Export von Fleischwaaren betheiligten 
Personen; sie führten zu leidenschaftlichen Petitionen der letzteren an die Cen¬ 
tralbehörde in Washington. 

Die amerikanischen Consuln in Europa wurden demgemäss angewiesen, 
Nachforschungen über die Richtigkeit des angeblich häufigen Vorkommens der 
Trichinen in amerikanischen Fleischwaaren anzustellen und darüber zu berichten. 
Aus den Berichten geht jedoch hervor, dass die Consuln sich zur Einziehung von 
Erkundigungen hauptsächlich an die Importeure von amerikanischen Fleisch¬ 
waaren, mithin an Personen gewandt haben müssen, deren Interesse in dieser 
Frage mit dem der Exporteure in Amerika übereinstimmt. Nur so ist es zu er- 


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382 


MUELLER, 


klären, dass die Consularberichte die Trichinenfreiheit und Unschädlichkeit des 
amerikanischen Schweinefleisches ebenso hartnäckig vertheidigen, wie von den 
Behörden in Europa das Gegentheil behauptet wird. Das Staatsdepartement (the 
State Department) in Washington veröffentlichte — wohl auf Grund der Consu¬ 
larberichte — eine Denkschrift, in welcher namentlich die §§ 8 und 9 allgemeine 
Beachtung verdienen und von Verf. scharf kritisirt werden. 

§ 8. Der Procentsatz der mit Trichinen behafteten Schweine ist wegen der 
ausgezeichneten Züchtung und Fütterung dieser Thiere in Amerika aller Wahr¬ 
scheinlichkeit nach viel geringer als in irgend einem anderen Lande. 

Abgesehen davon, dass eine Centralbehörde bei amtlichen Veröffentlichun¬ 
gen über Fragen von solcher Wichtigkeit, wie die vorliegende, eine sicherere 
Grundlage haben sollte als die blosse Wahrscheinlichkeit, und abgesehen davon, 
dass die Centralbehörde in Washington noch niemals amtliche Un¬ 
tersuchungen über das Vorkommen der Trichinose bei Schweinen 
hat anstellen lassen, ist es — wie Verf. richtig bemerkt — eine allgemein 
bekannte Thatsache, dass weder die Züchtung noch die Race der Schweine einen 
Einfluss auf die Häufigkeit des Vorkommens der Trichinen ausübt, und dass 
Schweine, welche ganz unbeaufsichtigt umherzustreifen oder in allen möglichen 
Unrath zu wühlen Gelegenheit haben, bei jeder Art der Fütterung trichinös wer¬ 
den können. 

§ 9. Die Thatsache, dass in den beiden grössten Schweinefleisch consumi- 
renden Centren der Weststaaten — in Chicago und Cincinnati — Fälle von 
Trichinosis bei Menschen so gut wie niemals beobachtet worden sind, liefert den 
vollständigsten und sichersten Beweis von der Trichinenfreiheit der amerikani¬ 
schen Schweine. In Chicago sind während einer Reihe von Jahren unter 40000 
Todesfällen, über deren Ursache berichtet wird, nur 2 durch Trichinose bedingte 
vorgekommen, und in Cincinnati ist kein einziger solcher Fall beobachtet worden. 

Verf. behauptet, dass in New York jedenfalls ebenso viel Schweinefleisch 
wie in den grossen Städten der Weststaaten gegessen wird, und dass das Vor¬ 
kommen der Trichinose bei Menschen in erster Linie von der Zubereitung, in 
welcher das Schweinefleisch verzehrt wird, abhängig bleibt. Die Deutschen in 
den Vereinigten Staaten essen — wie in ihrer europäischen Heimath — vielfach 
rohes, gesalzenes und geräuchertes Schweinefleisch. Wenn trotzdem Erkrankungen 
bei Menschen nicht häufig zur allgemeinen Kenntniss gelangen, so dürfte das 
seinen Grund auch darin haben, dass solche Erkrankungen häufig leicht und ohne 
ärztliche Behandlung bleiben, und dass schwere Erkrankungen von den Aerzten 
vielfach unrichtig beurtheilt und auf andere Ursachen zurückgeführt werden *). 

Das häufige Vorkommen der Trichinen bei Schweinen in Amerika wird po¬ 
sitiv durch die Untersuchungen des Verf. nachgewiesen, welche sich auf 1 Gruppe 
im Jahre 1879 und auf 3 Gruppen im Jahre 1881 vertheilen. Verf. wählte zu 
diesem Zwecke nicht Schweine bestimmten Ursprungs oder aus bestimmten Trans¬ 
porten und Herden, sondern benutzte vielmehr ganz ohne Auswahl Schweine, 


*) Ein weiterer Grund könnte auch darin liegen, dass das Fleisch in Ame¬ 
rika sehr viel schärfer gepökelt und geräuchert wird, als in Europa vielfach 
geschieht. 


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Referate und Kritiken. 


383 


welche wie gewöhnlich ausgeschlacbtet in den Schlachthäusern von Boston auf¬ 
gehängt waren. Obgleich nicht versucht worden ist, den Ursprungsort der be¬ 
treffenden Schweine genauer zu ermitteln, kann doch im Allgemeinen behauptet 
werden, dass die Schweine zum grössten Theil von Chicago nach Boston gelangt 
waren und mit Ausnahme von etwa 50 Thieren ganz bestimmt aus den west¬ 
lichen Staaten stammten. Als Untersuchungsobject wurden stets aus den Pfeilern 
des Zwerchfells ein Fleischstückchen entnommen, aus welchem Verf. in allen 
Fällen nie mehr und nie weniger als drei mikroskopische Präparate anfertigte. 

Die Resultate der Untersuchungen sind in den nachstehenden Uebersichten 
zusammengestellt. 

1879. 

1. Abtheilung von 47 Schweinen, darunter trichinenhaltig 3 Schweine, 


2. 

- 

- 

48 

- 

- 

- 

2 

- 

3. 

- 

- 

72 

- 

- 

- 

10 

- 

4. 


- 

60 

- 

- 

- 

4 


5. 


- 

326 

- 

- 

- 

16 


6 . 


- 

192 

- 

- 

- 

13 


7. 


- 

100 


- 

- 

4 


8 . 


- 

81 


- 

- 

1 


9. 



95 


- 

- 

1 


10. 



93 


- 

- 

4 


11. 



98 


- 

- 

8 


12. 



300 


- 

- 

25 


13. 



201 


- 

- 

13 


14. 



192 


- 

- 

5 

- 

15. 



200 


- 

- 

16 

- 

16. 



257 


- 

- 

5 

- 

17. 


- 

238 


- 

- 

13 

- 

18. 


- 

163 


- 

- 

9 

- 

19. 


- 

26 


- 

- 

1 

- 

20. 

- 

- 

12 


- 

- 

1 

- 


Summa 2701 Schweine, darunter trichinenhaltig 154 Schweine, 
mithin 1 trichinenhaltiges auf 17,53 Schweine. 

1881. Erste Gruppe. 

1. Abtheilung von 127 Schweinen, darunter trichinenhaltig 7 Schweine, 


2. 


- 

130 

- 

- 

- 

3 

- 

3. 


- 

153 

- 

- 

- 

3 

- 

4. 


- 

120 

- 

- 

- 

5 

- 

5. 


- 

124 

- 

- 

- 

1 

- 

6. 


- 

100 

- 

- 

- 

1 

- 

7. 


- 

119 

- 

- 

- 

6 

- 

8. 


- 

127 

- 

- 

- 

4 

- 

9. 


- 

160 

- 

- 

- 

8 

- 

10. 

- 

- 

125 

- 

- 

- 

7 

- 

11. 

- 

- 

127 

- 

- 

- 

5 

- 


Latus 1412 Schweine, darunter trichinenhaltig 50 Schweine, 


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384 


MUELLER, 


Transport 1412 Schweine, darunter trichinenhaltig 50 Schweine’ 

12. Abtheilung von 122 Schweinen, - - 4 - 

13. - - 124 - - 6 

14. - - 100 - - — 

15. - - 122 - - 7 - 

16. - 120 _-_-_ 6 

Summa 2000 Schweine, darunter trichinenhaltig 73 Schweine^ 
mithin 1 trichinenhaltiges auf 27,40 Schweine. 

1881. Zweite Gruppe. 


1. 

Abtheilung 

von 

129 Schweinen, 

darunter trichinenhaltig 

9 Schweine, 

2. 

- 

- 

130 

- 

- 

7 

- 

3. 

- 

- 

140 

- 

- 

10 

- 

4. 

- 

- 

105 

- 

- 

3 

- 

5. 

- 

- 

73 

- 

- 

2 

- 

6. 

- 

- 

130 

- 

- 

5 

- 

7. 

- 


119 

- 

- 

4 

- 

8. 

- 


127 

- 

- 

7 

- 

9. 

- 


132 

- 

- 

2 

- 

10. 

- 


182 

- 

- 

7 

- 

11. 

- 


93 

- 

- 

— 

- 

12. 

- 


128 

- 

- 

3 

- 

13. 

- 


112 

- 

- 

2 

- 

14. 

- 


124 

- 

- 

4 

- 

15. 

- 


81 

- 

- 

1 

- 

16. 

- 


84 

- 

- 

4 

- 

17. 

- 


120 

- 

- 

3 

- 

18. 

- 


59 

- 

- 

2 

- 


Summa 

2068 Schweine, 

darunter trichinenhaltig 

75 Schweine, 


mithin 1 trichinenhaltiges auf 27,46 Schweine. 

1881. Dritte Gruppe. 

1. Abtheilung von 105 Schweinen, darunter trichinenhaltig — Schweine, 

2. - - 45 - - — 

3. - - 65 - - 1 - 

4. - - 80 - - 2 

5. - - 61 - - 1 - 

6. - - 63 - - 3 - 

7. - - 96 - - 4 - 

8 . - - 100 - - 1 - 

9 . - - 100 - - 1 - 

10. - - 98 - - 2 - 

11. - - 90 - - 4 - 

12. - - 101 - - 3 - 

13. - - 121 - - — 

14. - 103 _-_-_ 3 

Latus 1228 Schweine, darunter trichinenhaltig 25 Schweine,* 


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Referate und Kritiken. 


385 



Transport 1228 Schweine, 

darunter trichinenhaltig 

25 Schweine, 

15. Abtheilung von 76 Schweinen, 

- 

1 

- 

16. 

102 

- 

- 

2 

- 

17. 

130 

- 

- 

6 

- 

18. 

130 

- 

- 

5 

- 

19. 

131 

- 

- 

3 

- 

20. 

- 122 

- 

- 

2 

- 

21. 

85 

* 

- 

1 

- 


Summa 2004 Schweine, darunter trichinenhaltig 45 Schweine, 
mithin 1 trichinenhaltiges auf 44,53 Schweine. 


Ziehen wir das Mittel aus diesen vier Gruppen, so gelangen wir zu folgen- 


dem Resultat: 

untersucht 

trichinenhaltig 

Verhältniss 

1879 . 

2701 Schweine, 

154 Schweine, 

1 : 17.53, 

1881. Erste Gruppe 

2000 

73 

1 : 27,40, 

1881. Zweite 

2068 

75 

1 : 27,46, 

1881. Dritte 

2004 

45 

1 : 44,53, 

Zusammen 

8773 Schweine, 

347 Schweine, 

1 : 25,00, 


oder mit anderen Worten: 

unter 8773 untersuchten Schweinen waren 4 pCt. mit Tri¬ 
chinen behaftet. 

Während der Jahre 1876—80 wurden in Preussen 12816831 Schweine 
auf Trichinen untersucht und davon 6945, d. h. 1 auf 1845 oder 0,0542 pCt. 
= etwa \ pMl., mit Trichinen behaftet gefunden. Aus den oben mitgetheilten 
Angaben des Verf. ergiebt sich, dass der Procentsatz der trichinenhaltigen 
Schweine aus den westlichen Staaten der amerikanischen Union — von denen 
bei weitem die meisten exportirten Fleischwaaren herstammen — ein ausser¬ 
ordentlich hoher ist und den durch die bisherigen Untersuchungen in Preussen 
ermittelten etwa um das Achtzigfache übersteigt. Müller. 


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Kleinere Mittheilnngen. 


Die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten in Prenssen während 

des Quartals Januar-März 1883. 

1. Milzbrand. An Milzbrand sind gefallen 12 Pferde, 162 Stück Rind¬ 
vieh, 136 Schafe und 2 Schweine. Die Verluste vertheilen sich auf 137 Ge¬ 
höfte in 133 Ortschaften und 83 Kreisen. Frei von Milzbrand blieben die Reg.- 
bezw. Landdr.-Bez. Gumbinnen, Danzig, Berlin, Köslin, Stralsund, Lüneburg, 
Stade, Aurich, Arnsberg und Kassel. 

Die 12 an Milzbrand gefallenen Pferde vertheilen sich auf 8 Gehöfte, in 
3 der letzteren herrschte die Krankheit gleichzeitig auch unter dem Rindvieh. 

Nach dem statistischen Material sind 13 Stück Rindvieh (7,43 pCt.) an 
Milzbrand erkrankt und genesen. Vön den 162 an Milzbrand gestorbenen Stück 
Rindvieh entfallen 28,40 pCt. auf Schlesien, 14,20 pCt. auf Posen, 11.73 pCt. 
auf Sachsen und 12,94 pCt. auf die Rheinprovinz. In 4 Beständen starben kurz 
hinter einander 4, 6 bezw. 12. in 4 Beständen 3, in 14 Beständen 2, in 97 
Gehöften beschränkte sich der Verlust auf 1 Stück Rindvieh. 

Das statistische Material enthält keine Mittheilungen von allgemeinerem 
Interesse über die Ursachen des Milzbrandes und keine Angaben über die For¬ 
men, unter denen der Milzbrand vorgekommen ist. 

Die 136 an Milzbrand gefallenen Schafe vertheilen sich auf 13 Gehöfte; 
in 4 der letzteren herrschte die Krankheit gleichzeitig auch unter dem Rindvieh. 
Die meisten Ausbrüche kamen bei Beständen vor, in denen die Blutseuche sta¬ 
tionär ist. Ein an Milzbrand erkranktes Schaf ist genesen. 

Die beiden an Milzbrand gefallenen Schweine hatten Blut einer im Nachbar¬ 
gehöft an Milzbrand erkrankten und nothgeschlachteten Kuh verzehrt. Mehrfach 
sind tödtlich verlaufende Erkrankungen bei Hunden und Katzen nach dem Ge¬ 
nüsse von Fleisch der Milzbrandcadaver beobachtet worden. 

Im Reg.-Bez. Merseburg starb ein Abdeckereibesitzer, welcher sich bei der 
Section einer an Milzbrand gefallenen Kuh inficirt hatte. 

2. Toilwuth. Die Krankheit wurde bei 103 Hunden, 3 Pferden, 6 Stück 
Rindvieh, 5 Schweinen, ausserdem bei 61 herrenlos umherschweifenden und ge- 
tödteten Hunden constatirt; nach § 19 der Instruction vom 24. Februar 1881 
sind 430 Hunde, welche mit tollkranken in Berührung gekommen oder von sol¬ 
chen gebissen worden waren, getödtet. Es wird über keinen Fall berichtet, in 


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Kleinere Mittheilungen. 387 

welchem eine Observation solcher von tollkranken gebissener Hunde gestattet 
worden ist. 

Die meisten Wuthfälle bei Hunden kamen in den Reg.- bezw. Landdr.-Bez. 
Königsberg, Gumbinnen, Marienwerder, Posen, Bromberg, Breslau, Oppeln, Hil¬ 
desheim, Osnabrück, Minden und Arnsberg vor; 1—4 tollkranke Hunde entfallen 
auf die Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Danzig, Potsdam, Frankfurt, Hannover, Stade, 
Münster, Wiesbaden, Düsseldorf, Köln, Trier und Aachen. Die übrigen Reg.- 
bezw. Landdr.-Bez. blieben frei von der Wuthkrankheit. Die letztere wurde ira 
Berichtsquartal bei 2 Katzen constatirt. 

Die meisten Ausbrüche sind durch den Biss herrenlos umherschweifender 
Hunde veranlasst worden. 

Die Fälle bei Pferden, Rindern und Schweinen blieben durchweg vereinzelt. 
In Wochowsee, Reg.-Bez. Potsdam, waren von 26 Stück Rindvieh eines Bestandes 
im Winter 1880/81 16 Stück an Tollwuth gefallen. 2 Jahre und 4 Monate 
nach dem ersten Falle erkrankte wieder eine Kuh an der Tollwuth, eine erneute 
Infection soll ausser dem Bereiche der Möglichkeit liegen. Im Reg.-Bez. Gum¬ 
binnen wurde eine Incubationsdauer von 7 Monaten bei einer Kuh beobachtet; 
ausserdem werden folgende Incubationszeiten erwähnt: 
bei Hunden je einmal 12, 26, 28 Tage; 
bei einer Katze 28 Tage; 
bei einem Stück Rindvieh 125 Tage; 
bei Schweinen je einmal 17, 30, 53, 59 Tage. 

Geber Erkrankungen von Menschen an Wasserscheu wird nicht berichtet. 

3. Rotz-Wurmkrankheit. In 177 Beständen, welche sich auf 160 
Ortschaften in 101 Kreisen vertheilen, sind 18 Pferde gefallen. 379 auf polizei¬ 
liche Anordnung, 35 auf Veranlassung der Besitzer getödtet worden; in 104 
Beständen war die Krankheit am Schlüsse des Berichtsquartals noch nicht getilgt. 
Die 419 getödteten und gefallenen rotz-wurmkranken Pferde bilden 25,19 pCt. 
der 1663 Pferde, welche die verseuchten Bestände zusamraensetzten. 

Frei von der Rotz-Wurmkrankheit blieben die Reg.- bezw. Landdr.-Bez. 
Gumbinnen, Erfurt, Lüneburg, Stade, Osnabrück, Aurich, Kassel und Trier. Die 
Rotzkrankheit wurde in den Reg.-Bez. Münster, Minden, Arnsberg, Aachen bei 
je einem Pferde, in den Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Frankfurt, Schleswig, Han¬ 
nover, Wiesbaden und Köln bei je zwei Pferden constatirt. In abgerundeten Pro¬ 
centsätzen vertheilen sich die 419 getödteten und gefallenen Pferde, wie folgt, 
auf die einzelnen Provinzen: 


Ostpreussen .... 

. . . 9,55pCt. 

Schleswig-Holstein . . . 

. 0,48 pCt. 

Westpreussen . . . 

. . 10,98 „ 

Hannover. 

• 1,43 „ 

Brandenburg . . . 

• • 6,20 „ 

Westfalen. 

• 0,72 , 

Pommern. 

. . 5,50 „ 

Hessen-Nassau. 

. 0,48 . 

Posen. 

. . 27,69 „ 

Rheinprovinz. 

. 10,00 . 

Schlesien. 

. . 20,77 „ 

Hohenzollernsche Lande 

. 1,20 „ 

Sachsen . 

. . 5,00 . 


100,00 pCt, 


Wiederum entfällt etwa die Hälfte des ganzen Verlustes auf die Provinzen Posen 
und Schlesien. Die starke Steigerung des Procentsatzes in Ostpreussen und der 


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388 


Kleinere Mitteilungen. 


Rheinprovinz ist durch die zahlreichen Pferde bedingt, welche in zwei Bestanden 
des Kreises Labiau nnd in dem Bestände eines Bergwerksbetriebes im Reg.-Bez. 
Düsseldorf getödtet werden mussten. 

In 43 Pferdebeständen — von denen 21 auf die Provinz Posen entfallen 
— waren die Verluste sehr bedeutend oder dauerte das Herrschen der Rotzkrank¬ 
heit seit dem vorigen Quartal oder seit noch längerer Zeit fort. Von den 1043 
Pferden in diesen Seucheherden sind während des Berichtsquartals 235 getödtet 
worden und 6 gefallen. Der Verlust betrug 22,84 und seit Constatirung der 
Krankheit 39,79 pCt. des Bestandes; 18 dieser Rotzherde wurden im Berichts¬ 
quartal ermittelt; in 25 Rotzstationen dauert das Herrschen der Krankheit seit 
dem vorigen Quartal fort. 

27 rotz-wurmkranke Pferde waren kurz vor Constatirung der Krankheit 
angekauft worden, 2 wurden auf Märkten, 9 bei Beaufsichtigung von Ross¬ 
schlächtereien ermittelt; 2 Ausbrüche werden auf Einschleppung aus Polen, 12 
auf Infection unterwegs oder in Gastställen zurückgeführt. In 5 früher verseucht 
gewesenen Beständen trat die Rotzkrankheit nach längerer Zwischenzeit von 
Neuem auf. 

Von den verseuchten Beständen und den auf polizeiliche Anordnung ge- 
tödteten Pferden entfallen: 

verseuchte Bestände auf pol. Anordn. get. Pferde 

auf grössere Güter. 24,34 pCt. 34,56 pCt. 

auf kleinere Landwirtschaften 42,76 „ 30,33 „ 

auf Fuhrwerksbetrieb. 28,30„ 33,25* 

unbestimmt. 4,60 * 1,86 * 

Die 33 Pferde eines Bergwerksbetriebes im Reg.-Bez. Düsseldorf, welche 
im Berichtsquartal auf polizeiliche Anordnung getödtet wurden, sollen zum 
grossen Theil an Lungenrotz ohne gleichzeitig vorhandene krankhafte Verände¬ 
rungen in den Nasenhöhlen und der Haut gelitten haben. Ausserdem ist diese 
Form der Krankheit angeblich bei 21 Pferden, etwa 5 pCt., beobachtet worden, 
und von diesen 21 Pferden entfallen 17 auf den Reg.-Bez. Bromberg. 

Bei 10 auf polizeiliche Anordnung getödteten Pferden (2,64 pCt.) wurde 
das Vorhandensein der Rotz-Wurmkrankheit durch die Section nicht bestätigt. 

Fälle von Erkrankung der Menschen in Folge von Rotzinfection sind nicht 
bekannt geworden. 

4. Maul- und Klauenseuche. Die Maul- und Klauenseuche erlangte 
in einigen Provinzen eine sehr bedeutende, stellenweise eine so allgemeine Ver¬ 
breitung, dass kaum ein Viehstand verschont blieb. Frei von der Seuche blieben 
nur der Rg.-Bz. Gumbinnen und der Lddr.-Bez. Aurich, ausserdem das in Berlin 
einheimische Vieh. In den Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Köslin, Stralsund, Schles¬ 
wig, Hannover, Lüneburg, Stade, Osnabrück, Minden, Wiesbaden, Trier und 
Sigmaringen beschränkte sich das Auftreten der Seuche auf 1—5 Ortschaften. 
Die zahlreichen Ausbrüche in der zweiten Hälfte des März lassen befürchten, dass 
die Seuche auch im Quartal April-Juni noch weit verbreitet fortherrschen wird. 

Von den 573 Ortschaften, in denen Ausbrüche der Maul- und Klauenseuche 
beobachtet wurden, sind 159 solche, in denen die Einschleppung durch den 
Ankauf von krankem oder inücirtem Rindvieh vermittelt wurde. Einfuhr von 


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Kleinere Mittheilungen. 


389 


Rindvieh aus Bayern gab Anlass zu Ausbrüchen der Aphthenseuche in 47 Ort¬ 
schaften, in 2 Ortschaften ist die Krankheit aus Holland, in je eine aus Ostfries¬ 
land, Braunschweig und Württemberg eingeschleppt worden. Es wird jedoch 
behauptet, dass die Infection des angekauften Viehes an vielen Orten nicht am 
Ursprungsort, sondern während des Transportes oder in den Ställen der Vieh¬ 
händler erfolgt sein muss. 

Die 126 Ortschaften, in welche die Aphthenseuche durch den Ankauf von 
Schweinen oder durch Berührung mit Schweinetreibherden eingeschleppt wurde, 
liegen zum grössten Theil in den östlichen Provinzen. Man kann annehmen, dass 
ein grosser Theil dieser Schweine aus Russland, Polen oder Oesterreich-Ungarn 
stammte; zahlreiche aus diesen Ländern eingeführte Schweine erwiesen sich auf 
den Schlachtviehmärkten der grossen Städte mit der Maul- und Klauenseuche 
behaftet. In 36 Ortschaften geschah die Einschleppung durch Berührung mit 
kranken Thieren, welche der Nachbarschaft oder Treibherden angehörten; in 19 
Ortschaften soll der Ausbruch der Aphthenseuche durch Zwischenträger vermit¬ 
telt worden sein. In 233 Ortschaften wurde die Einschleppung nicht ermittelt, 
oder es ist in den Berichten bezüglich der Einschleppung nichts erwähnt worden; 
man wird aber wohl behaupten können, dass ein grosser Theil dieser Ausbrüche 
durch die mittelbare oder unmittelbare Berührung mit krankem Vieh der Nach¬ 
barschaft bedingt worden ist. 

Die Seuche befiel vorzugsweise Rindvieh und nächstdem Schweine, verhält- 
nissmässig selten Schafe und Ziegen. Häufig blieben die kleinen Wiederkäuer, 
auch selbst Schweine in solchen Gehöften verschont, in denen sämmtliches 
Rindvieh erkrankt war. Vorwaltend war bei dem Rindvieh die Form der Maul¬ 
seuche, langwierige Klauenleiden als Nachkrankheiten gehörten zu den seltenen 
Vorkommnissen. In vielen Beständen wurde die Impfung des Rindviehes vorge¬ 
nommen, um die Seuchedauer abzukürzen. 

Als gefallen oder getödtet verzeichnen die Tabellen 77 Stück Rindvieh — 
darunter 41 Saugkälber —, 29 Schafe und 8 Schweine. 

Eine Infection von Menschen nach dem Genüsse der Milch von aphthen¬ 
kranken Thieren ist nicht beobachtet worden. 

5. Lungenseuche. Das statistische Material verzeichnet 808 Stück 
Rindvieh an der Lungenseuche erkrankt; 11 Stück sind gefallen, 689 auf poli¬ 
zeiliche Anordnung, 91 auf Veranlassung der Besitzer getödtet worden. Diese 
Fälle vertheilen sich auf 88 Bestände, 65 Ortschaften und 28 Kreise der Reg.- 
bezw. Landdr.-Bez. Frankfurt, Stettin, Posen, Liegnitz, Magdeburg, Merseburg, 
Hannover, Hildesheim, Kassel, Wiesbaden und Aachen. Ausserdem wurde im 
Reg.-Bez. Bromberg und im Lddr.-Bez. Lüneburg je ein kurz vorher angekauftes 
Stück Rindvioh auf Veranlassung der Besitzer getödtet und bei der Section mit 
der Lungenseuche behaftet gefunden, weitere Erkrankungen sind in den betref¬ 
fenden grösseren Viehbeständen während der nächsten 24 Monate jedoch nicht 
vorgekommen. Von den 65 Ortschaften sind 36 solche, in denen die Ausbrüche 
der Lungenseuche während des Berichtsquartals constatirt wurden, in den übri¬ 
gen 29 Ortschaften dauert das Herschen der Krankheit seit dem vorigen Quartal 
oder seit noch längerer Zeit fort. In 71 Gehöften war die Lungenseuche am 
Schlüsse des Berichtsquartals noch nicht erloschen. Die 791 getödteten und ge- 

26 


Archiv f. wissensch. u. prakt. Thierheilk. IX. 4 a. 5. 


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390 


Kleinere Mittheilungen. 


fallenen Stück Rindvieh bilden fast genau 21 pCt. der 3769 Stück, mit denen 
die verseuchten Ställe besetzt waren. Die 808 an der Lungenseuche erkrankten 
Tbiere vertheilen sich in abgerundeten Procentsätzen, wie folgt, auf die Provinzen: 


Brandenburg. . . . 

. . . 2,23pCt. Sachsen. 

. . . 42,32pCt. 

Pommern. 

. . . 45,55 „ 

Hannover. 

• • • 2,72 » 

Posen . 

. . • 0,99 „ 

Hessen-Nassau . . . 

. . . 1,86 , 

Schlesien. 

. . . 4,21 „ 

Rheinprovinz .... 

. . . 0,12 * 


100,00 pCt. 


Der aussergewöhnlich hohe Procentsatz für die Provinz Pommern erklärt 
sich dadurch, dass sämmtliche Thiere in drei grossen Viehbeständen im Reg.-Bez. 
Stettin abgeschlachtet werden mussten. 

Die Lungenseuche wurde in 2 Ortschaften durch in Bayern, in je eine Ort¬ 
schaft durch in Oldenburg bezw. Hessen angekauftes Vieh eingeschleppt. 

Von den verseuchten Beständen und den auf polizeiliche Anordnung ge- 
tödteten Thiere entfallen: 

verseuchte Bestände auf pol. Anordn. get. Pferde 

auf grössere Güter. 33,80 pCt. 76,20 pCt. 

auf kleinere Ackerwirthschaften 66,20 „ 23,80 „ 

Der Verlust betrug durchschnittlich in den grösseren Gütern 20,68, in den 
kleineren Landwirtschaften 27,75 pCt. der verseuchten Bestände. 

Von der Impfung ist nur in 4 Viehbeständen des Reg.-Bez. Magdeburg, und 
zwar in 2 mit dem Erfolge Gebrauch gemacht worden, dass weitere Erkrankungen 
überhaupt nicht oder nur in geringer Zahl eintraten. In den beiden anderen 
Beständen wurde das Fortherrschen der Krankheit durch die Impfungen nicht 
unterbrochen. 

6. Schafpooken. Ausbrüche der Schafpocken wurden nur in zusammen 
5 Ortschaften beobachtet, nämlich in je einem Orte der Reg.- bezw. Landdr.- 
Bez. Königsberg — Einschleppung durch Berührung mit einer während des 
vorigen Quartals verseucht gewesenen Herde —, Gumbinnen, Köslin, Magdeburg 
und Stade — Einschleppung aus dem benachbarten Hamburger Amte Ritzebüttel. 
Nur die Herde im Reg.-Bez. Königsberg erlitt erhebliche Verluste. Mit Ausnahme 
des Ausbruchs im Reg.-Bez. Köslin wurde sofort die Nothimpfung vorgenommen. 
Im Landdr.-Bez. Stade verseuchten 30 kleine Bestände, bei den anderen Aus¬ 
brüchen beschränkte sich das Auftreten der Pocken auf je eine Herde. 

7. Bläschenausschlag der Pferde und des Rindviehs. Der Aus¬ 
schlag wurde bei 7 Pferden in Ostpreussen beobachtet, darunter bei 1 Land¬ 
beschäler und bei 3 von dem letzteren gedeckten Stuten. 

Von den 221 Stück Rindvieh, welche an Bläschenausschlag litten, entfallen 
96 auf 2 Ortschaften des Kreises Kreuznach, Reg.-Bez. Koblenz, in denen die 
Krankheit angeblich seit längerer Zeit herrscht. 

Fälle von Beschälseuohe sind nicht vorgekommen. 

8. Räude der Pferde und Schafe. Von den 438 Pferden, bei 
denen die Räude constatirt wurde, entfallen 236 auf die Provinzen Ost- und 
Westpreussen, speciell 107 auf den Reg.-Bez. Königsberg. In den Reg.-Bez. 


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Kleinere Mittheilungen. 


391 


Königsberg, Danzig, Bromberg und Breslau erwiesen sich mehrfach sämmtliche 
oder fast sämmtliohe Pferde grösserer Bestände mit der Seuche behaftet. Im 
Uebrigen blieben die Räudeerkrankungen meistens auf 1—3 Pferde des Bestan¬ 
des beschränkt; sie kamen am häufigsten bei geringwerthigen, zum Fuhrwerks¬ 
betriebe verwendeten Pferden vor. 

Frei von der Pferderäude waren die Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Stralsund, 
Erfurt, Stade, Osnabrück, Aurich, Münster, Koblenz, Düsseldorf, Trier, Aachen 
und Sigmaringen. 

59 räudekranke Pferde sind theils auf Veranlassung der Besitzer getödtet 
worden, theils gefallen; 24 Pferde waren kurz vor Constatirung der Krankheit 
angekauft, darunter je 1 in Polen, Hamburg, Waldeck und Sachsen-Weimar, je 
4 räudekranke Pferde wurden auf Märkten bezw. in Rossschlächtereien ermittelt, 
17 Ausbrüche der Räude werden auf Infectionen unterwegs oder in Gastställen 
zurückgeführt. 

In 2 Orten des Kreises Oletzko, Reg.-Bez. Gumbinnen, wurde die Krankheit 
auf die Pferdeknechte übertragen. 

Die neuerdings von Sr. Excellenz dem Herrn Minister getroffenen Anord¬ 
nungen zum Zwecke einer gründlichen Behandlung und Tilgung der Schafräude 
haben zur Folge gehabt, dass das statistische Material sehr viel eingehendere 
Mittheilungen über den Stand dieser lästigen Krankheit enthält. 

Nicht erwähnt wird das Herrschen der Räude in den Berichten aus den 
Reg.-Bez. Gumbinnen, Danzig, Berlin, Köslin, Stralsund, Posen, Oppeln, Koblenz, 
Köln, Aachen und Sigmaringen, und auch in den Berichten aus dem Reg.-Bez. 
Erfurt, in welchem die Schafräude nach früher gemachten Andeutungen noch 
ziemlich verbreitet herrschen soll. Aus dem Reg.-Bez. Liegnitz erfahren wir nur, 
dass die Radicalbehandlung der im Quartal October-December v. J. verseuchten 
8 Herden nach der Wollschur durchgeführt werden wird. 

Einzelne Räudeausbrüchc wurden ermittelt in den Reg.-Bez. Königsberg — 
in 4 Kreisen, Marienwerder — nur in einer kleinen Herde, Potsdam — in 3 
Kreisen, Frankfurt — in zwei Herden, Bromberg — in einer Herde, Breslau 
— in einer Herde, Einschleppung durch aus England bezogene, in drei Herden, 
Einschleppung durch aus Spanien angekaufte Schafe, Schleswig — in zwei klei¬ 
nen Beständen, Aurich — nur in einem Orte, Wiesbaden — Fortherrschen 
in einigen Herden des Ober-Taunuskreises, und Trier — nur in einem Orte des 
Kreises Saarlouis. 

Dagegen herrscht die Räude ziemlich stark verbreitet in den Kreisen Ran¬ 
dow, Greifenberg und unter einzelnen Herden im Kreise Saatzig des Reg.-Bez. 
Stettin, sowie unter vielen Schmierviehherden der Kreise Düsseldorf, Geldern, 
Mettmann und Solingen des Reg.-Bez. Düsseldorf. 

Ganz allgemein verbreitet ist die Schafräude in den Reg.- bezw. Landdr.- 
Bez. Magdeburg, Merseburg, Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osnabrück, 
Münster, Minden, Arnsberg und Kassel. Aus zahlreichen Kreisen der zuletzt ge¬ 
nannten Bezirke wird berichtet, dass es kaum möglich sein dürfte, eine einzige 
räudefreie Schafherde nachzuweisen. Müller. 


26* 


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392 


Kleinere Mittheilongen. 


DAS Scheeren der Pferde. Von Thierarzt A. Lange in Hamburg. 

Das Scheeren der Pferde wird aus verschiedenen Gründen vorgenommen; 
theils geschieht es aus Nachahmung, theils in der Meinung, dass hiernach das 
Pferd weniger schwitze und in Folge dessen leistungsfähiger werde, ein lebhaf¬ 
teres Temperament erhalte und weniger zu Hautkrankheiten disponire. 

Die Beobachtungen, welche ich bei 500 Pferden gemacht habe, von denen 
250 in den Monaten October und November 1881 zum ersten Male geschoren 
wurden und die täglich 21—24 Km. in zwei oder drei Touren ohne Berück¬ 
sichtigung der Witterung und ohne Decken im Trabe mit Kraftanstrengung zu¬ 
rückzulegen haben, liessen auf die angeführten Vorzüge des Scheerens nicht 
schliessen. Alle Pferde haben dieselbe Arbeit und gleiches Futter. 

Betrachten wir die geschorenen Pferde vor der Arbeit im Stande der 
Ruhe, so finden wir, dass die wechselnde Lufttemperatur, ebenso Regen, Stürme 
und Kälte, einen anhaltenden Reiz auf die empfindliche Lederhaut ausüben, 
welcher der Absonderung der Talg- und Schweissdrüsen hinderlich ist. Beson¬ 
ders in Folge der mangelhaften Absonderung der Talgdrüsen wird die Epider¬ 
mis trocken und spröde, das Haar fett- und glanzlos. Bei vielen Pferden stellten 
sich in den Monaten Januar und Februar erbsengrosse, schmerzhafte Pusteln ein, 
am meisten auf der Kruppe und an den Seiten, am schlimmsten da, wo selbst 
die geringsten Geschirrreibungen stattfanden. Ende März, also 5 Monate nach 
dem Scheeren, als der Haarwuchs wieder kräftiger wurde, traten diese Pusteln 
nicht mehr auf. 

Ferner zeigten sich in der ersten Zeit nach dem Scheeren oft rheumatische 
Affectionen der Gliedmassen, und bei den meisten Pferden ein mangelhafter 
Nährzustand, der sich gewöhnlich mit dem 5. Monat, wenn der Haarwuchs 
dichter wurde, wieder besserte; bei einigen Pferden sah man jedoch noch nach 
6 Monaten eine Verschlechterung des Nährzustandes. Von oinem lebhafteren 
Temperament oder einem grösseren Appetit habe ich nichts bemerkt. 

Die Messungen der inneren Temperatur eines geschorenen Pferdes vor der 
Arbeit zeigten keine Abweichungen von denen, weiche bei nicht geschorenen 
Pferden angestellt wurden. Untersuchen wir aber geschorene Pferde nach einer 
Tour von 10—12 Km., so finden wir, je nach dem Temperament und der Luft¬ 
wärme, eine Temperatursteigerung bis zu 1 °, also bis zu 39 0 C., nach einer 
Tour von 7 Km. eine Steigerung bis zu \ 0 C. In allen Fällen ist nach der Be¬ 
wegung die Temperatur bei den geschorenen Pferden höher als bei den nicht 
geschorenen, und zwar bis 0,3 0 C. 

Nach 15—20 Minuten, je nachdem die Lufttemperatur und die Anstren¬ 
gung gewesen, ist die Temperaturerhöhung eines nicht geschorenen Pferdes 
gewöhnlich wieder verschwunden, während die Temperatur eines geschorenen 
Pferdes sich in dieser Zeit noch nicht ausgeglichen hat. 

Wir finden mithin bei einem geschorenen Pferde, nach derselben Anstren¬ 
gung und bei gleichem Futter, stets eine höhere Temperatur und einen weniger 
raschen Abfall der letzteren, als bei einem nicht geschorenen. 

Rheumatische Affectionen der Gliedmassen sind bei den 250 nicht gescho¬ 
renen Pferden nicht vorgekommen, ebenso wenig traten bei den letzteren die oben 


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Kleinere Mittheilungen. 393 

erwähnten Hautkrankheiten auf. Die nicht geschorenen Pferde blieben auch in 
ihrem guten Nährzustande. 

Irgend einen Vortheil habe ich bei den 250 geschorenen Pferden gegen¬ 
über den 250 nicht geschorenen nicht nachweisen können, im Qegentheil, die 
nicht geschorenen Pferde waren — wie schon erwähnt — im Vortheil. Ich kann 
es überhaupt nicht billigen, dass man den Pferden die Haardecke in der Zeit 
nimmt, in welcher dieselbe den Pferden am meisten Schutz verleihen soll, d. h. 
im Herbst und Winter. 


Beobachtangen Ober die Lnpinose bei Schafen and Pferden. Von Stabs- 

Rossarzt a. D. W. Bovensehen in Ostrowo. 

Nachdem ich bereits oft Gelegenheit gehabt hatte, den Ausbruch der Lupi- 
nose unter Schafen und Pferden in Folge des Genusses von grünen oder trockenen, 
vollkommen gesund und schön aussehenden Lupinen zu beobachten, fand ich Ende 
September v. J. auf einem Gute des Herrn v. M. in P., im Kreise Wielun, — 
welches, niedrig gelegen, auch zeitweise von Milzbrand heimgesucht wird, — 
10 Kutsch- resp. Reitpferde und 18 Ackerpferde im höchsten Grade mit der ge¬ 
nannten Krankheit behaftet. 

Sämmtliche Pferde zeigten vollständige Appetitlosigkeit und Mattigkeit; die 
Ackerpferde befanden sich nahe am Hofe auf einem gut bestandenen Kleefelde, 
ohne auch nur einen Halm Klee zu fressen. Die Thiore standen mit gesenktem 
Kopfe und blieben am liebsten auf einer Stelle stehen; wurden sie angetrieben, 
so bewegten sie sich traurig und mühsam weiter. Das Haar war gesträubt, der 
Puls weich, kaum fühlbar; ca. 80 pochende Herzschläge, das Athmen normal, 
die Blutgefässe der Conjunctiva enorm stark gefällt; letztere sowie die Sclerotica 
und die übrigen sichtbaren Schleimhäute erschienen intensiv gelb gefärbt, die 
Zunge russig. Die innere Körperwärme bewegte sich zwischen 39,2 und 40,6°C. 
Wasser wollten die Thiere nicht zu sich nehmen; auch Kartoffeln, Mohrrüben, 
Gras etc. wurde fast vollständig verschmäht. Einige Pferde, und zwar die 4—5- 
jährigen Ackerpferde magerten schnell ab, und es crepirten von den 18 Thieren 
5; die anderen erholten sich nur sehr langsam. 

Die Obduction ergab an verschiedenen Stellen des Körpers kleinere und 
grössere Blutextravasate, eine intensive Gelbfärbung sämmtlicher serösen Häute, 
der Schleimhäute, des Fettes, der Leber und der Nieren. Das Blut war theer- 
artig; im Endocardium fanden sich verschieden grosse Ecchymosen. 

Noch 10 der ältesten Ackerpferde — ausser den oben erwähnten 18 — 
zeigten an den sichtbaren Schleimhäuten einen leichten Anflug der Gelbfärbung, 
blieben jedoch bei ziemlichem Appetit und konnten noch zur Feldarbeit benutzt 
werden. 

Der Besitzer bezweifelte, dass die Ursache der Krankheit in den Lupinen 
liegen könne, da sämmtliche Pferde nur Hafer, in welchem sich allerdings etwas 
Lupinenkörner befanden, als Futter erhalten hatten; nur den Arbeitspferden war 
Abends etwas Haferspreu mit Lupinenschalen als Nachtfutter vorgelegt worden. 
Er hatte überhaupt keine reinen Lupinen, sondern nur Hafer mit etwas Lupinen 


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394 


Kleinere Mittheilungen. 


vermischt säen lassen, zumal er mit reinen Lupinen schon vor Jahren bittere Er¬ 
fahrungen bei den Schafen gemacht hatte. 

Der mir gezeigte Hafer, welcher etwas schwarz geworden war und dumpfig 
roch, enthielt etwa auf 15—18 Körner Hafer 1 Korn Lupinen. Auch das aus¬ 
gedroschene Haferstroh zeigte nur in diesem Verhältniss Lupinenhalme. 

Die gleich heftige Erkrankung sämmtlicher Kutsch- und Reitpferde (wovon 
besonders 2 Hengste und einige Stuten in grosser Gefahr schwebten), welche 
also ausschliesslich Hafer mit den darunter befindlichen wenigen Lupinen, Heu 
und etwas Klee als Futter erhalten hatten, brachte mich auf die Vermuthung, 
dass die Lupinen als veranlassende Krankheitsursache jedenfalls eine höchst 
untergeordnete Rolle spielen dürften, und dass der verdorbene, multrige Hafer hier¬ 
bei einen grösseren Antheil habe. Auf demselben Gute fielen jedoch etwas spater 
80 und einige Schafe, welche während der nassen Zeit im Stalle das gleiche 
Hafer- und Lupinenstroh erhalten hatten, an der Lupinose. 

Herr Prof. Zürn, welcher den fraglichen Hafer auf meine Bitte untersuchte, 
fand an demselben zahlreiche Befallungspilze, namentlich Plcospora herbarum, 
sowie eine Menge von beweglichen Mikrococcen. 

Ende Januar d. J. hatte mich eines Tages ein kleinerer Gutsbesitzer aus 0. 
hiesigen Kreises aufgesucht, um mich wegen eines kranken Fohlens zu consul- 
tiren, mich aber nicht angetroffen. Am anderen Tage schickte er mir 2 Pferde 
zur Untersuchung mit der brieflichen Angabe, dass seine sämmtlichen (7) Pferde 
den Appetit vollständig verloren hätten. Ein 1 jähriges Fohlen, welches seit 
mehreren Tagen ebenfalls den Appetit vollständig verloren habe, sehr traurig 
und schwach im Kreuze geworden sei, wäre bereits crepirt. 

Die beiden Pferde zeigten stark geröthete Conjunctiva, dabei starke Gelb¬ 
färbung sämmtlicher sichtbaren Schleimhäute, grosse Mattigkeit, weiche Pulse, 
einige 80 pochende Herzschläge, normales Athmen, unregelmässig verbreitete 
Temperatur und 39,8° C. innere Körperwärme, steifen Gang, grosse Empfind¬ 
lichkeit gegen Druck in der Nieren- und Lebergegend. Ich erachtete, dass die 
Pferde wahrscheinlich in Folge des Genusses von Lupinenschalen, schlechtem 
Hafer oder dumpfigem Heu an Leber- und Nierenentzündung erkrankt seien. 
Nach zwei Tagen erschien der Besitzer mit 2 anderen Pferden, welche vollstän¬ 
dige Appetitlosigkeit und dieselben Krankheitssymptome wie die oben erwähnten 
Pferde zeigten. 

Der Besitzer erklärte mir, dass seine Pferde gar keine Lupinen erhalten 
hätten, dass er überhaupt Lupinen nur als Gründüngung anbaue. Die Pferde 
hätten sehr schön gewonnenes Heu, ausserdem freilich Hafer, der die Regen¬ 
periode liegend durchgemacht habe, ausgewachsen und schwarz geworden sei, 
erhalten. 

Nach Entziehung dieses Hafers und entsprechender Behandlung sind die 
7 Pferde genesen, haben aber erst nach 14 Tagen ihre frühere Fresslust allmäh¬ 
lich wiederbekommen. 

Am 3. Februar er. wurde ich von dem Gensdarm Sch. ersucht, sein seit 
einigen Tagen bedenklich erkranktes Pferd zu untersuchen. Ich fand bei dem 
Pferde unregelmässig verbreitete Temperatur, 80 und einige weiche, kaum fühl¬ 
bare Pulse, pochenden Herzschlag, normales Athmen. Die Schleimhaut der Augen, 


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Kleinere Mittheilungen. 


395 


des Maules, der Scheide war citronengelb, die Blutgefässe stark gefüllt. Das 
Thier hielt den Kopf gesenkt und sah sich öfter nach der rechten Seite um. Die 
peristaltischen Geräusche waren normal. Die Hinterbeine wurden breit gestellt; 
beim Herumtreten schwankte das Pferd und äusserte dabei Schmerzen. Das Hin¬ 
legen und Aufstehen geschah unter grossen Schmerzen; auoh beim Druck gegen 
die Lebergegend war das Pferd empfindlich. Das Pferd war seit 5 Tagen krank, 
ohne jegliche Fresslust; der Urin erschien röthlich trübe. Die innere Körper¬ 
wärme betrug 39.9 0 C. Am 5. Tage früh hatte der Gensdarm geglaubt, das 
Thier würde verenden. 

Ich fand, dass eine Krisis eingetreten war. Die Spannung und der Schmerz 
in der Nierengegend waren beseitigt, der Urin war klarer, der Puls voller, der 
Blick freier. Es bestand etwas Appetit auf Mohrrüben und Kleeheu. Am 11. Tage 
zeigte das Pferd schon regeren Appetit; die Schleimhäute waren noch schmutzig 
gelb, doch schon bedeutend weniger als am 5. Tage. 

Auch bei diesem Pferde war eine acute gelbe Leber- und Nierenentzündung, 
wie bei den oben erwähnten, nicht zu verkennen, vollkommen identisch der 
sog. Lupinose, wie ich dieselbe auch wiederholt bei verschiedenen Bauernpferden 
beobachtet habe, welche verdorbene, verschimmelte Lupinen resp. Lupinenschalen 
gefressen hatten. Dieses Gensdarmenpferd hatte keine Lupinen gefressen, wohl 
aber verschimmelten, dumpfig-multrigen Hafer und eben solches Heu, zwischen 
wenigem gutem Heu vermischt, als Futter erhalten. 

Herr Prof. Dr. Zürn hatte die Freundlichkeit, eine Probe des von den oben 
erwähnten Pferden genossenen Hafers zu untersuchen; dabei hatte sich letzterer 
stark mit Pleospora polytricha befallen gezeigt. In den schwarzen Körnern hatten 
sich Mikrococcen und in einzelnen Körnern innerhalb der von Pleospora zerstör¬ 
ten Hülsen auch kleine Milben (wahrscheinlich Tyroglypten) gefunden. 

Den Wunsch, mit diesem Hafer Fütterungsversuche bei Schafen und Kanin¬ 
chen anzustellen, konnte ich nicht erfüllen, da von dem Besitzer von diesem 
stark verschimmelten Hafer nichts mehr zu erlangen war. Auf wiederholtes 
Bitten erhielt ich jedoch endlich eine grössere Quantität von der zweiten, bes- 
• seren Sorte, von welcher im Aufträge des Herrn Prof. Cohn in Breslau Herr 
Dr. Eidam eine Probe untersuchte. Derselbe fand an den an ihren Spelzenhüllen 
geschwärzten Körnern Pleospora herbarum, die Körner selbst zum Theil ausge¬ 
keimt, andere zerfressen, wieder andere verschimmelt (Aspergillus glaucus und 
Penicillium). Ausserdem fanden sich wiederholt grosse Milben-, jedoch keine 
Bacteriencolonien. 

Nach den mitgetheilten Beobachtungen und Untersuchungen unterliegt es 
wohl keinem Zweifel, dass die Krankheit bei den oben erwähnten Pferden als 
acute gelbe Leber- und Nierenentzündung bezeichnet werden muss; ebenso zwei¬ 
fellos ist es, dass die Krankheitssymptome bei den Pferden, welche ausschliesslich 
ausgewachsenen, verschimmelten Hafer als Futter erhalten hatten, und bei den 
nach dem Genüsse von mit Schimmelpilzen etc. befallenen Lupinen erkrankten 
Pferden vollständig identisch sind. Hiernach unterliegt es fernerhin auch keinem 
Zweifel mehr, dass nicht die Lupinen als solche oder das in den Lupinen angeb¬ 
lich enthaltene specifische Gift die parenchymatöse Leber- und Nierenentzündung 
hervorrufen, sondern dass nur die Befallungspilze und die aus solchen hervor- 


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396 Kleinere Mittheilungen. 

gegangenen Mikrococcen als alleinige Ursachen dieser Krankheit zu betrach¬ 
ten sind. 

So gering und mangelhaft diese meine Beobachtungen auch sein mögen, 
übergebe ich sie doch der freien offenen Kritik und hoffe, dass dieselben zur 
weiteren Anregung dienen werden. 

Den Herren Professoren Dr. Zürn, Dr. Ferd. Cohn und Dr. Eidam spreche 
ich hiermit für ihre bereitwilligen Untersuchungen und liebenswürdigen Aufklä¬ 
rungen — welche eigentlich nur für mich persönlich bestimmt waren — meinen 
innigsten Dank aus. 


Weitere littheilnngen über die in Deutschland ansgeführten Schutz¬ 
impfungen gegen den Milzbrand nach dem Pastenr’schen Ver- 
fahren. 

Vom 1. März bis 14. Mai 1883 sind in Packisch an Milzbrand gefallen: 
1 nach dem Pasteur’schen Verfahren geimpfte Färse und 2 ungeimpft gebliebene 
Schafe; ausserdem starben in derselben Zeit 2 Schafe an Gebärnnitterentzündung. 

Da die Immunität gegen den Milzbrand, welche durch die Impfungen nach 
dem Pasteur’schen Verfahren erzielt wird, nur ein Jahr bestehen bleiben soll, 
wurden am 14. Mai 1883 mit dem als premier vaccin bezeichneten, aus dem 
Pasteur’schen Laboratorium bezogenen Impfstoff in Packisch geimpft: 

82 Stück Rindvieh — mit Ausnahme von 4 Stück war die Schutzimpfung 
an denselben Thieren im Mai v. J. vorgenommen worden; 

176 Mutterschafe und 147 Lämmer — unter diesen 130 Mutterschafe, 
welche im Mai v. J. geimpft worden waren. 

Als Controlschafe blieben ungeimpft 50 Schafe und 56 Lämmer, unter den letz¬ 
teren 10, deren Mütter geimpft wurden. 

Am 27. Mai 1883 erfolgte die zweite Impfung mit dem als deuxieme vaccin 
bezeichneten Impfstoff. Ueber diese Schutzimpfungen und die Resultate derselben 
wird später berichtet werden. Da die im Mai 1882 vorgenommenen Schutz¬ 
impfungen in Packisch nunmehr zu einem Abschluss gekommen sind, erscheint 
es wünschenswerth, die Erfolge derselben kurz zusammenzufassen. 

Nach Beendigung der Impfversuche waren am 1. Juli 1882 auf der Do¬ 
mäne Packisch vorhanden: 

83 geimpfte Stück Rindvieh, 

266 geimpfte Schafe, 

215 ungeimpft gebliebene Schafe. 

Von ungeimpft gebliebenen Rindern befinden sich in Packisch nur 7 Kühe, 
welche Tagelöhnern gehören; eine von diesen Kühen ist seit dem 1. Juli v. J. 
an Milzbrand gefallen. 

An Milzbrand sind vom 1. Juli 1882 bis 14. Mai 1883 in Packisch ge¬ 
fallen : 

2 geimpfte Stück Rindvieh = 2,41 pCt. 

4 geimpfte Schafe = 1,50 - 

10 ungeimpft gebliebene Schafe = 4,65 - 


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Kleinere Mitteilungen. 


397 


Das am 3. Juli 1882 gefallene geimpfte Schaf, bei welchem die Krankheit 
wegen weit vorgeschrittener Fäulniss nicht mit Sicherheit constatirt werden 
konnte, ist bei der obigen Berechnung nicht in Anschlag gebracht worden. 

Setzen wir voraus, dass die Kopfzahl des Rindvieh- und Schafbestandes in 
Packisch während der letzten vorhergegangenen Jahre dieselbe war, so hat der 
Verlust durch Milzbrand betragen: 

1879/80 bei Rindvieh 74,70 pCt. des Bestandes, 

bei Schafen 4,57 - 

1880/81 bei Rindvieh 21,70 - 

bei Schafen 2,50 - 

1881/82 bei Rindvieh 4,82 - 

bei Schafen 10,81 - 

im 3jährigen Durchschnitt bei Rindvieh 33,74 pCt. des Bestandes, 
bei Schafen 5,96 - 

In dem Gute D., Provinz Posen, blieben am 27. Juli 1882 nach Beendi¬ 
gung der Impfungen an geimpften Thieren Bestand: 

246 Stück Rindvieh, 661 Schafe. 

Von diesen Thieren sind bis zum 1. JuDi 1883 an Milzbrand gefallen: 

4 Stück Rindvieh = 1,62 pCt., 

9 Schafe — 1,36 pCt. 

Unter der Voraussetzung, dass die Kopfzahl des Rindvieh- und Schaf¬ 
bestandes in D. während der letzten Jahre dieselbe war, betrug derVerlust durch 
Milzbrand: 

1881.bei Rindvieh 17,10, bei Schafen 13,60 pCt., 

vom 1. Januar bis 30. Juni 1882 - - 5,70, - - 4,00 

Ausserdem sind in D. während des December 1882 und Januar 1883 
geimpft worden: 

321 Schafe, nachdem 3 Schafe vor der Impfung gefallen waren, 2 Schafe 
starben in Folge der ersten Schutzimpfung; 

13 Kühe und 11 Kälber. 

Ferner wurden geimpft im März 1883: 

243 Schafe und 10 Kälber, 
und im Mai 1883: 

die Hälfte des Pferdebestandes. 

Die Gutsverwaltung in D. beabsichtigt, in nächster Zeit die zweite Hälfte der 
Pferde impfen und die Impfung bei den im Juni und Juli 1882 geimpften 
Rindern und Schafen wiederholen zu lassen. Nach Impfung der zweiten Hälfte 
des Pferdebestandes werden sich in D. keine ungeimpft gebliebenen Thiere 
vorfinden. 

Von den am 31. Juli bezw. 14. August 1882 in Gorsleben geimpften 
31 Stück Rindvieh sind bis zum 1. Juni 1883 zusammen 3 Stück (9,68 pCt.) 
an Milzbrand gefallen. Gleichzeitig mit den 2 im Januar gefallenen Stück Jung¬ 
vieh waren zwei ältere Thiere nach leichter Erkrankung an Milzbrand genesen 
(siehe S. 242), unter diesen ein Bulle, welcher am 13. März 1883 von Neuem 
an Milzbrand erkrankte und an dieser Krankheit gefallen ist. 

Bis zum 1. Juni 1883 sind von den am 12. bezw. 26. September 1882 


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398 


Kleinere Mittheilungen. 


in Cannawurf geimpften 33 Stack Rindvieh (am 23. bezw. 27. Mai 1883) 
zusammen 2 Stack (6,06 pCt.) an Milzbrand gefallen. 

Ueber das Auftreten des Milzbrandes in Salzdahlum ist ans nichts Nä¬ 
heres bekannt geworden. Möller. 


Ein neuer Zucht erfolg in dem Hausthiergarten des land wirtschaft¬ 
lichen Instituts der Universität Halle. Von Prof. Dr. Julius Kühn. 

Nachdem die Möglichkeit einer erfolgreichen Paarung von dem Gayal In¬ 
diens und den europäischen Rinderracen in unserem Hausthiergarten durch die 
Geburt von 5 männlichen und 4 weiblichen, vortrefflich gedeihenden Bastarden 
erwiesen worden war, galt es noch, festzustellen, ob auch mit dem in Asien und 
Afrika als Hausrind gehaltenen Zebu ein gleiches Resultat zu gewinnen sei. Dies 
ist nun ebenfalls gelungen. Es wurde am 29. Dec. 1882 ein Bastard vom 
Gayalbullen und einer Kuh der langhörnigen afrikanischen Zebu- 
race geboren. Diese unter den Namen Sanga oder Sankä bekannte Zebu- 
race ist noch gegenwärtig im Sudan, in Abessinien und den Gallaländem allge¬ 
mein verbreitet, und gehört zu den ältesten Rinderracen, deren Formen, wie die 
Abbildungen auf altegyptischen Denkmälern zeigen, seit Jahrtausenden sich gleich 
geblieben sind. Aus ihr wurde von den alten Egyptern der Apisstier gewählt. 

Der Gayalbastard ist weiblichen Geschlechts und wog bei der Geburt 21.5 
Kilo oder genau V 20 des Gewichts der Mutter. Diese ist roth und weiss gefleckt, 
während das Kalb grösstentheils eine gleichmässig hellrothbraune Farbe zeigt; 
nur der Bauch, die innere Seite der Schenkel und die Fesseln sind weiss gefärbt. 
An den Vorderfüssen finden sich über den Klauen und am Fesselgelenk noch 
einige kleine schwarze Abzeichen. Der für die Zebus charakteristische Höcker am 
Widerrist ist nur ganz leicht und bei weitem weniger angedeutet, als bei einem, 
von derselben Kuh früher geborenen, reinblütigen Kalbe der Fall war. Der Bastard 
stand schon 22 Minuten nach der Geburt auf und versuchte zu saugen; er ist 
lebhaft in seinen Bewegungen und lässt eine gute Entwickelung erwarten. 

Uebrigens zeigt der Umstand, dass der in Hinterindien noch wild vorkom¬ 
mende Gayal und die in der tropischen Zone Afrikas verbreiteten, künstlichen 
Einflüssen so gut wie nicht unterworfenen Sangas hier im Norden bei ausschliess¬ 
licher Stallhaltung sich fruchtbar zu paaren vermögen, wie wenig die äusseren 
Verhältnisse, Klima, Ernährungs- und Haltungsweise die Fortpflanzungsfähigkeit 
der Thiere bedingen. Wenn daher Darwin darauf hinweist, dass bedeutende 
Veränderungen der äusseren Verhältnisse die Organismen, „welche lange Zeit an 
gewisse gleichförmige Lebensbedingungen im Naturzustände gewöhnt waren, 44 
in Bezug auf ihre Fruchtbarkeit oft ungünstig beeinflussen, während solche Racen 
der Hausthiere, die „häufig neuen und nicht gleichförmigen Bedingungen ausge¬ 
setzt worden sind,“ völlig fruchtbar seien, so wird dieser Gegensatz in unserem 
Falle nicht bestätigt. Derselbe zeigt vielmehr, dass auch Thiere der primitivsten 
Formen, die viele Jahrtausende hindurch gleichförmigen Lebensbedingungen un¬ 
terworfen waren, bei angemessener Behandlung in ihrer Fruchtbarkeit unge¬ 
schwächt sich erweisen können, selbst wenn sie in Verhältnisse versetzt wurden, 
die von denen ihrer Heimath in extremster Weise abweichend sind. 


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Personal-Notizen. 


Ernennungen und Versetzungen. 

Zu ausserordentlichen Mitgliedern des Kaiserl. Gesundheitsamtes in Berlin 
auf die Jahre 1883, 1884 und 1885 sind ernannt; 

Dr. Schütz, Professor an der Thierarzneischule und Veterinär-Assessor 
zu Berlin; 

Dr. Siedamgrotzky, Professor an der Thierarzneischule und Landcs- 
thierarzt zu Dresden; 

Lydtin, Medicinalrath zu Karlsruhe. 

Der Rossarzt bei dem oberschles. Landgestüt Ad. Rud. Mieckley zu Kosel 
zum Rossarzt bei dem vereinigten brandenburg. und sächs. Landgestüt (Friedrich- 
Wilhelm-Gestüt) bei Neustadt a. d. D. 

Der Rossarzt im Niederschles. Train-Bat. No. 5, Heinr. Wilh. Th. Müller 
in Posen, zum commissarischen Kreisthierarzt des Kreises Wongrowiec, Reg.-Bez. 
Bromberg, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Wongrowiec. 

Der Kreisthierarzt Frdr. Wilh. N eit har dt in Kolmar i. P., unter Entbin¬ 
dung von seinem gegenwärtigen Amte, zum Kreisthierarzt des Kreises Deutsch- 
Krone, Reg.-Bez. Marienwerder. 

Der Kreisthierarzt Ernst Ferd. Pauli in Mohrungen, unter Entbindung von 
seinem gegenwärtigen Amte, zum Kreisthierarzt des Kreises Waldenburg, Reg.- 
Bez. Breslau. 

Der Rossarzt im Westfal. Drag.-Regmt. No. 9, Frdr. Aug. Max. Schulze, 
zum commissarischen Kreisthierarzt des Kreises Kempen, Reg.-Bez. Düsseldorf, 
mit dem Amtswohnsitz in Kempen. 

Der commissarische Grenz- und Kreisthierarzt Fr. Th. Werner zu Prostken, 
unter Entbindung von seinen gegenwärtigen Aemtern, zum commissarischen 
Kreisthierarzt des Kreises Stallupönen* sowie zum Grenzthierarzt für die Kreise 
Pillkallen, Stallupönen und Goldap, Reg.-Bez. Gumbinnen, mit dem Amtswohn¬ 
sitz in Eydtkuhnen. 

Definitiv übertragen wurden die bisher commissarisch verwalteten Kreis¬ 
thierarztstellen 

des Kreises Neidenburg dem Kreisthierarzt Reichel zu Neidenburg, 

* * Becskow-Storkow * „ Morro zu Storkow, 

„ „ Stolp „ „ Hoppe zu Stolp. 


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400 


Personal-Notizen. 


Ordens-Verleihungen. 

Dem Kreisthierarzt Dr. Chr. Wilh. Aug. Habe in Königsberg i. d. N. der 
Kronenorden 4. CI. 


Todesfälle. 

Der Kreisthierarzt Jul. Herrn. Heinr. Busch in Neumarkt, Rg.-Bz. Breslau. 

Der Thierarzt Joh. Heinr. Ludw. Dehnhardt in Dransfeld, Landdr.-Bez. 
Hildesheim. 

Der Departements- und Kreisthierarzt Dr. Martin Dietrich in Wiesbaden, 
Reg.-Bez. Wiesbaden. 

Der Kreisthierarzt a. D. Frdr. Wilh. Ludw. Dominik in Berlin. 

Der Thierarzt Ludw. Lewin zu Potsdam, Reg.-Bez. Potsdam. 

Der Thierarzt Aug. Rittner in Potsdam, Reg.-Bez. Potsdam. 

Der Kreisthierarzt Frdr. Sauberg in Cleve, Reg.-Bez. Düsseldorf. 

Der Thierarzt Joh. Heinr. Wilh. Schulz in Syke, Landdr.-Bez. Hannover. 

Der Thierarzt Peter Ulrich in Schakensieben, Reg.-Bez. Magdeburg. 

Am 23. November 1882 starb in Köslin nach längerem Leiden der König¬ 
lichen Departements-Thierarzt Rudolf Seydell in beinahe vollendetem 63. Le¬ 
bensjahre. 

Am 24. December 1881 in Stettin geboren, besuchte er das dortige Gym¬ 
nasium, studirte nach Absolvirung desselben auf der Thierarzneischule in Berlin 
und wurde im Mai 1840 als Thierarzt approbirt. Bis zum Jahre 1848 prakti- 
cirte er in seiner Vaterstadt, verzog sodann nach Bernstein und wurde im August 
1850 zum Kreisthierarzt in Thorn ernannt. Nach 17 jähriger Thätigkeit daselbst 
übernahm er die Verwaltung des zoologischen Gartens in Berlin bis zum Octobcr 
1869, zu welcher Zeit er zum Departements-Thierarzt in Bromberg ernannt 
wurde. Im Juli 1877 vertauschte er dieses Amt mit dem gleichen in Köslin. 
Die erheblichen asthmatischen Beschwerden, mit denen er schon bei seiner An¬ 
kunft in Köslin behaftet war, hinderten ihn nicht, seinen namentlich in der letz¬ 
ten Zeit oftmals schweren Pflichten gewissenhaft zu genügen, ln den wenigen 
Lebensjahren, welche ihm in Köslin beschieden waren, hat er sich bei seinen 
Fachgenossen, namentlich denen, welche ihn näher kannten, Liebe, Achtung und 
Verehrung erworben und dauernd erhalten. 

Ehre seinem Andenken! 

Der thierärztliche Verein im Reg.-Bez. Köslin. 

Die Niederlassung eines Thierarztes wird gewüascht: 

Ir. Aerzen bei Hameln. Auskunft ertheilt Bürgermeister Poelmann da- 
selbst. 

In Argenau, Kr. Inowraclaw, durch den Gutsbesitzer Busse in Michalowo. 

In Neuenhaus, Landdr.-Bez. Osnabrück, Kr. Lingen, durch den Amts¬ 
hauptmann Grafen Deyne. 

In Rheinberg, Kr. Mors, durch den Bürgermeister Meckel daselbst. 


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Personal-Notizen. 


401 


VacaRzen. 

(Die mit * bezeichneten Vacanzen sind seit dem Erscheinen von Bd. IX, Heft 3 
dieses Archivs hinzugetreten oder von Neuem ausgeboten). 


Regierungs- 

resp. 

Landdrostei-Bezirk 

Kreisthierarztstellen 

des 

Kreises 

Gehalt. 

Zuschuss 

aus 

Kreismitteln. 

Königsberg 

Mohrungen* 

600 

Mark 

600 Mark 

Danzig 

Pr. Stargard* *) 

600 

y> 

— 

if 

Potsdam 

West-Havelland 

600 

n 

— 

y> 

Bromberg 

Kolmar * 

600 

n 

600 

» 

Breslau 

Neumarkt* 

600 

» 

300 

n 

r> 

Militsch 2 ) 

600 

y> 

— 

n 

Liegnitz 

Rothenburg* 

600 

n 

— 

n 

Oppeln 

Grottkau* 

600 

n 

— 

» 

Magdeburg 

Halberstadt * 

600 

V 

— 

Ti 

Münster 

Steinfurt 

600 

V 

450 

r> 

Arnsberg 

Siegen * 

600 


—■ 

yt 

Kassel 

Hofgeismar 

600 

1 

— 

» 

yt 

der Bezirke Hilders und 
Tann im Kreise Gers- 
feld* 8 ) 

600 



» 

Wiesbaden 

Departements - Thierazt- 
stelle * 

900 

» 

— 


n 

Kreisthierarztstelle * 

600 

n 

— 


Trier 

Daun 4 ) 

600 

n 

732 

» 

» 

Prüm 

600 

rt 

600 

T) 

Düsseldorf 

Cleve * 

600 

r » 

— 

yt 


Die Kreisthierarztstellen in Zerbst und in Ballenstedt in Anhalt sind durch 
Versetzung bezw. Pensionirung ihrer bisherigen Inhaber erledigt. 

Bewerber um diese Stellen, welche mit 800 bezw. 600 Mark dotirt sind, 
wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse bei der Herzoglich Anhaitischen 
Regierung, Abtheilung des Innern, in Dessau melden. Es wird hierbei ausdrück¬ 
lich bemerkt, dass nur solche Bewerber Berücksichtigung finden können, welche 
die Prüfung als beamtete Thierärzte in Preussen oder Sachsen abgelegt haben. 

Dessau, den 6. Juni 1883. 

Herzoglich Anhaitische Regierung, Abtheilung des Innern. 


*) 

2 ) 

3 ) 

4 > 


Mit dem Amtswohnsitz in Pr. Stargard. 

„ „ „ „ Trachenberg. 

» » * * Hilders. 

» » » » Pelm. 


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402 


Personal-Notizen. 


Veränderungen im militir-rossirztlichen Personal. 

Beförderungen. 

Zu Rossärzten sind ernannt: 

Die Unter-Rossärzte: Erdtmann vom 1. Rhein. Feld-Art.-Regmt. No. 8; 
Kruhm vom Garde-Hus.-Regm.; Ludewig vom Schles. Feld-Art.-Rgmt. No. 6; 
Schlake vom Hess. Feld.-Art.-Regmt. No. 11; Schmidt vom 1. Schles. Hus.- 
Regmt. No. 4; Schnitze vom 1. Garde-Drag.-Regmt. 

% Anstellungen. 

Als Unter-Rossärzte sind in die Armee eingestellt: 

Die Unter-Rossärzte: Christiani beim Westf. Hus.-Regmt. No. 11; Doe- 
nicke beim 1. Hess. Hus.-Regmt. No. 13; Fichtner beim 2. Schles. Drag.- 
Regmt. No. 8; Fränzel beim Schles. Ul.-Regmt. No. 12; Güntherberg beim 
2. Garde-Drag.-Regmt.; Handschuh beim 2. Bad. Drag.-Regmt. No. 21; 
Hay beim 1. Grossh. Hess. Drag.-Regmt. (Garde-Drag.-Regmt.) No. 23; Hent- 
schel beim 1. Schles. Drag.-Rgmt. No.4; Hose beim Litth. Ul.-Rgmt. No. 12; 
Liebscher beim Magdeb. Feld-Art.-Regmt. No. 4; Lübke beiin Hannov. Hus.- 
Regmt. No. 15; Pankritius beim Westpr. Ul.-Regmt. No. 1; von Paris beim 
Litth. Drag.-Regmt. (Prinz Albrecht von Preussen) No. 1. 

Der dreijähr.-freiw. Unter-Rossarzt Pährisch beim 2. Westf. Hus.-Regmt. 
No. 11. 

Die eiiyähr.-freiw. Unter-Rossärzte: Maurer beim 2. Grossh. Hess. Drag.- 
Regmt. (Leib-Drag.-Regmt.) No. 24; Peter lein beim Thür. Feld-Art.-Regmt. 
No. 19; Schlüter beim Schlesw. Feld-Art.-Regmt. No. 9; Stoltenberg beim 
1.Hannov. Feld-Art.-Rgmt. No. 10; Vogler beim 2. und Zaiser beim l.Gardo- 
Feld-Art.-Regmt. 

Versetzungen. 

Die Rossärzte: Bor mann vom Pomm. Drag.-Regmt. No. 11 zum Schles. 
Ul.-Regmt. No. 2; Ebert vom Thür. Hus.-Regmt. No. 12 zum Rhein. Ul.-Rgmt. 
No. 7; Ewald vom Rhein. Kür.-Regmt. No. 8 zum 2. Rhein. Feld-Art.-Regmt. 
No. 23; Hafenrichter vom Regmt. der Gardes-du-Corps zum 2. Brandenb. 
Feld-Art.-Regmt. No. 1 8 (General-Feldzeugmeister); Honert vom Schlesw. Holst. 
Drag.-Regmt. No. 13 zum Nass. Feld-Art.-Regmt. No. 27; Kaupp, Assistent 
der Militär-Lehrschmiede Breslau, zum Schles. Feld-Art.-Regmt. No. 6; Koedix, 
Assistent bei der Militär-Lehrschmiede Berlin, in gleicher Eigenschaft zur Militär- 
Lehrschmiede Breslau; Kunert vom 1.Schles. Drag.-Regmt. No.4 zum 1. Garde- 
Feld-Art.-Regmt.; Kunze vom Magdeb. Feld-Art.-Regmt. No. 4 zum Nieder- 
schles. Train-Bat. No. 5; Schumann vom 2. Rhein. Hus.-Regmt. No. 9 als 
Assistent zur Militär-Lehrschmiede Berlin; Wein beer vom 2. Brandenb. Ul.- 
Regmt. No. 11 zum Regmt. der Gardes-du-Corps. 

Abgegangen: 

Die Rossärzte: Brandis vom Schles. Feld-Art.-Regmt. No. 6; Dett- 
mann vom 1. Garde-Feld-Art.^-Regmt.; Engelhardt vom 2. Rhein. Feld-Art.- 


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Personal-Notizen. 


403 


Regmt. No. 23; Fickert vom 1. Garde-Feld-Art.-Regmt.; Grüner vom Schles. 
Ul.-Regmt. No. 2; Hönow vom Garde-Has.-Regmt.; Müller vom Niederschles. 
Train-Bat. No. 5; Michaelis vom Nass. Feld-Art.-Regmt. No. 27; Nagler 
vom 2. Hannov. Ul.-Regmt. No. 14; Olbrich vom 1. Grossh. Hess. Drag.-Rgmt. 
(Garde-Drag.-Regmt.) No. 23; Peters vom 1. Westfal. Hus.-Regmt. No. 8; 
Qaandt vom 2. Brandenb. Feld-Art.-Regmt. No. 18 (General-Feldzeugmeister); 
Schulze vom Westfäl. Drag.-Regmt. No. 7; Theissen vom Rhein. Ulanen- 
Regmt. No. 7. 

Die charakterisirten Rossärzte: Bellin vom Westpr. Ul.-Regmt. No. 1; 
Bierthen vom Westf. Ul.-Regmt. No.5; Knospe vom Leib-Kür.-Regmt. (Schle¬ 
sisches) No. 1. 

Die einjähr.-freiw. Unter-Rossärzte: Achilles vom.2. Brandenb. Feld- 
Art.-Regmt. No. 18 (Goneral-Feldzeugmeister); Behrens vom 1. Hannov. Feld- 
Art.-Regmt. No. 10; Fründt vom Holst. Feld-Art.-Regmt. No. 24; Heinrichs 
vom 2. Brandenb. Feld-Art.-Regmt. No. 18 (General-Feldzeugmeister); Malk- 
mus vom Hess. Feld-Art.-Regmt. No. 11; Willach vom Schlesw.-Holst.- Ul.- 
Regmt. No. 15. 

Sonstige Veränderungen. 

Der Rossarzt Fenn er vom Hus.-Regmt. No. 16 von dem Commando als 
stellvertretender Assistent bei der Militär-Lehrschmiede Berlin entbunden. 


Für die 56. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, wolche vom 
18.—22. September in Freiburg i. B. stattfinden wird, hat der Unterzeichnete 
die Einführung der Section für VfitorinifWMfill übernommen. Da es nach den 
gemachten Erfahrungen wünschenswerth erscheinen muss, die Sectionssitzungen 
bei Zeiten vorzubereiten, so erlaube ich mir, schon jetzt zur Betheiligung an der 
diesjährigen Versammlung einzuladen mit der Bitte, Themata zu den Vorträgen 
in den Sectionssitzungen mir möglichst bald mitzutheilen, damit dieselben in dem 
allgemeinen Einladungscircular, welches im Laufe des Monats Juni zur Versen¬ 
dung kommen wird, angekündigt werden können. Fenzling. 


Die SterbekaS86 für Thier&rztfi, im Jahre 1864 ohne jedwede finanzielle 
Beihülfe gegründet, war, trotzdem ihr von keiner Seite Schenkungen zufiossen, 
in der glücklichen Lage, einen nicht unerheblichen Reservefond zu sammeln, so 
dass sie das Jahr 1882 mit folgender Bilanz abschliessen konnte: 

Vermögensbestand am Schlüsse des Jahres 1881 5016 M. 60 Pf. 

Summa der Einnahme im Jahre 1882 .... 1583 - 15 - 

Summa 6599 M. 75 Pf. 
Summa der Ausgaben im Jahre 1882 .... 1357 - 10 - 

Verbleibt Vermögensbestand Summa 5242 M. 65 Pf. 


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404 


Bekanntmachungen. 


Nach § 2 der revidirten Statuten ist jeder legitimirte, approbirte deutsche 
Thierarzt vom Tage seiner Approbation an zum Eintritt berechtigt. Nicht¬ 
sächsische Thierärzte haben ihre Anmeldung bei dem Directorium 
der Genossenschaft unmittelbar zu bewirken. 

Tritt ein Thierarzt der Sterbekasse nicht sofort nach erlangter Approba¬ 
tion bei, so hat er die .Mitgliederbeiträge auf die Zeit vom Tage seiner Approba¬ 
tion an, in dem Falle aber, wenn diese vor Begründung der Kasse, d. i. vor dem 
1. August 1864, erfolgte, alle Mitgliederbeiträge in derselben Höhe, wie solche 
von den Mitgliedern seit Begründung der Sterbekasse (d. h. seit dem Jahre 1864) 
zu zahlen gewesen sind, nachzuzahlen. Diese Nachzahlungen werden durch 
einen in jedem einzelnen Falle besonders festzustellenden Modus thunlichst zu 
erleichtern gesucht. 

Im Falle des Todes eines Vereinsmitgliedes erhalten die Hinterlassenen des¬ 
selben gegen Einsendung des obrigkeitlichen Todtenscheines und drei Tage nach 
Eingang desselben 3 00 Mark ausgezahlt. 

Anmeldungen nimmt das Unterzeichnete Directorium jederzeit entgegen und 
versendet auf Francoanfragen umgehend Statuten und Rechenschaftsberichte. 

Dresden, den 1. März 1883. 

Das Directorium der Sterbekasse für Thierärzte. 

Prof. Dr. Johne. 


Gedruckt bei L. Schumacher in Berlin. 


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XV. 


Bericht über die Königl. Thierarzneisohule zu Berlin 

1882 83 . 

Von 

F. B o 1 o f f. 


An dem Unterricht in der Thierarzneischule nahmen Theil: im 
Sommer-Semester 1882: 179 Studirende, im Winter-Semester 1882/83: 
247 Studirende. Ausserdem besuchten 10 resp. 15 Hospitanten ver¬ 
schiedene Vorlesungen und die Kliniken. 

Zu der naturwissenschaftlichen Prüfung meldeten sich Ostern 1882: 
58 Studirende. Von denselben bestanden die Prüfung 3 sehr gut, 13 
gut, 15 genügend, während 11 die Censur „ungenügend“ und 16 die 
Censur „schlecht“ erhielten. Ein Studirender zog seine Meldung zu 
der Prüfung zurück, und ein anderer meldete sich nicht, obgleich 
er zur Ablegung der Prüfung berechtigt war. Von den Candidaten, 
welchen Ostern die Censur „ungenügend“ ertheilt war, bestanden Mi¬ 
chaelis die Prüfung 1 gut und 6 genügend. 4 Candidaten konnte 
auch bei Wiederholung der Prüfung nur die Censur „ungenügend“ 
ertheilt werden. 

Der thierärztlichen Fachprüfung unterzogen sich Ostern 1882: 
50 Candidaten. Von denselben bestanden 2 sehr gut, 15 gut, 22 
genügend. Von den übrigen 11 Candidaten meldeten sich Michaelis 10 
zur Wiederholung der Prüfung und erhielten dann 8 die Censur ge- 
genügend. 


Archiv f. it. prnkt. Thleriicilk. IX. 6. 


27 


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406 


ROLOFF, 


■erlebt über die AaaUmie. 

Von Prof. Müller. 

Während des Winter-Seraesters 1882/83 nahmen an den Präparir- 
übungen in der Anatomie Theil: im 1. Quartal 84 Studirende des 
3. Semesters, im 2. Quartal 153 Studirende des 1. und 3. Semesters. 

An Material für die Präparirübungen wurden verwendet: 54 zu 
diesem Zwecke angekaufte Pferde, welche vorher zu den Operations¬ 
übungen benutzt worden waren, 3 Cadaver, 30 Köpfe und 10 Vorder¬ 
schenkel von in der Anstaltsklinik gefallenen Pferden. Von der hie¬ 
sigen Abdeckerei wurden geliefert: 45 Pferdeköpfe, 2 Rindviehköpfe, 
die Cadaver von 2 Kälbern, 4 Schafen und 3 Schweinen. Ausserdem 
ist ein der Anstalt gehörendes Kalb in der Anatomie ausgenutzt wor¬ 
den. Vom Polizeischlachthause auf dem hiesigen Viehmarkt wurden 
angekauft: 2 Rindviehraägen, 2 Rindviehnieren und die Gebärmutter 
mit Fötus von 2 Kühen. Endlich sind zahlreiche Hundecadaver für 
die Präparirübungen verwendet worden. 

Die Beschaffung der für die Operations- und Präparirübungen 
erforderlichen Pferde wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Da die 
Pferde nur in dem Quartal October bis Deceraber ohne Schwierigkeit 
für die Preis von 40 Mark zu erlangen, in den Monaten Januar und 
Februar jedoch kaum zu beschaffen sind, so müssen dieselben immer 
möglichst zeitig angekauft und oft Wochen lang in der Anstalt ge¬ 
füttert werden, wodurch der Ankaufspreis sich noch erheblich steigert. 


Tabellarhehe Zusammenstellung der in den Kliniken ?aui 1. April 1882 bis alt. 
Min I88S behandelten resp. untersuchten Thlere. 

I. Klinik für grosse Hausthiere. 

Von Prof. Dicckcrhoff. 


Namen der Krankheiten. 

S 

Zahl 

der 

Pferde. 

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Aus 

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gestorben 

Poli¬ 

klinik. 

1. Infections- und Intoxica- 
ti ons krankheiten. 

Rotz. 

9 




4 

5 


Latus 

9 


— 

— 

4 I 

5 

— 


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Bericht über die Kgl. Thierarzneisohule 


407 



S 

p i t a 1 k 

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1 


Namen der Krankheiten. 

Zahl 

der 

Pferde. 

geheilt 

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gestorben 

Poli¬ 

klinik. 

Transport 

9 

— 

_ 

— 

4 

5 

— 

Brustseuche. 

170 

102 

27 

1 

1 

39 

19 

Pferdestaupe. 

Blutfleckenkrankheit der 

89 

80 

5 

1 

— 

3 

— 

Pferde. 

Windrhehe (acute Kreuz- 

11 

5 

3 

— 

— 

3 

6 

lähmung). 

12 

— 

2 

2 

— 

8 

4 

Tetanus. 

2. Parasitäre Krankheiten. 

25 

4 

2 

3 

2 

14 

4 

Eingeweidewürmer . . . 

1 

— 

— 

1 

— 

— 

7 

Räude . 

1 

1 


— 

— 

— 

8 

Läuse. 

— 

— 


— 

— 

— 

2 

Flechten. 

3. AllgeroeineStörungender 
Ernährung. 





_ 


27 

Leukämie. 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

— 

Febris irritativa .... 

3 

i 

2 

— 

_ 

— 

— 

Altersschwäche .... 

4. Organkrankheiten. 

Krankheiten d. Gehirns, Rücken¬ 
marks und der Nerven. 

2 




2 



Uydrocephalus acutus . 

24 

4 

8 

7 ; 

— 

5 

— 

„ chronicus 

13 

— 

4 * 

1 8 

— 

1 

48 

Chron. Kreuzlähmung . 
Lähmung des N. facialis 

8 

1 

l 

6 

— 

— 

— 

1 

— 

— 

1 

— 

— 

2 

„ „ „ cruralis 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

„ w * radialis 

1 

— 

— 

1 

— 

— 

— 

Epilepsie. 

— 

— 

— 

1 — 

— 

— 

11 

Vertigo. 

Krankheiten der Haut. 







10 

Prurigo. 

2 


1 

— 

— 

— 

15 

Urticaria. 

Krankheiten des Kopfes und des 
Halses. 

Krankheiten d. Respirations¬ 
schleimhaut. 

1 


1 




8 

Nasen katarrh. 

6 

3 

3 

— 

— 

— 

2 

Druse. 

54 

37 

16 

1 

— 

— 

39 

Laryngitis. 

Kehlkopfspfeifen (Tra¬ 

12 

7 

4 

1 



15 

cheotomie) . 

Krankheiten der Kopfhöhlen 
Chronischer Oberkiefer¬ 

3 


3 



1 

7 

höhlenkatarrh .... 

1 

— 

1 


— 

— 

* 

Latus 

451 

247 

! 83 

1 33 

9 

1 79 

1 

27 * 

241 


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408 


R0L0FF. 



Spitalklinik. 





A u s ir ä n c c. 


Poll- 

Namen der Krankheiten. 

Zahl 


4J 

Ut 



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der 

Pferde 

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klinik. 



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So 

3 

Sd 

60 


Transport 

451 

247 

83 

33 

9 

79 

241 

Tumor in der Oberkiefer- 








höhle. 

5 

— 

1 

2 


2 

n 

«i 

Fistel d. Oberkieferhühle 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

— 

Krankheiten der Zunge und 
des Kehlganges. 








Wunde an der Zunge . 

') 

1 

1 

— 

— 

— 

IS 

Fistel des Kehlgangcs . 
Krankheiten des Schlundes 

— 

— 


— 

— 


2 

und Schlundkopfes. 








Pharyngitis. 

1 

1 

_ 

_ 

— 

— 

— 

Krankheiten der Zähne. 








Zahnfistel. 

O 

O 


1 

2 

— 

— 

— 

Sonstige Zahnfehler . . 
Krankheiten des Unter- und 

16 

8 

! 

8 

- 

— 


895 

Zwischenkieferbeins. 








Fistel am Unterkiefer 
Fissur des Zwischenkie- 

1 

_ 

1 

— 

— 

— 

— 

ferbeins. 

Geschwür an den Zwi¬ 

2 

1 

1 

— 

— 


1 

schenkieferästen . . . 

2 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

Krankheiten an der Stirn etc. 


l 






Genickfistel. 

2 

1 

1 

— 


— 

1 

Fistel an der Stirfi . . 

1 

— ■ 

1 

— 

— 

: — 

— 

Quetschungen am Kopf. 

1 

— 

1 

— 

! ~ 

— 

3 

Phlegmone „ „ . 

— 

— ■ 

— 

| - 

1 — 


2 

Wunden „ „ . 

7 

3 

3 I 

1 

! — 


17 

Cyste an den Lippen . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

3 

Krankhafte Geschwülste 

— 

— 

— 

- 1 

, — 


7 

Distorsion des Halses . 

1 

— 

1 

_ 

— 

i — 

— 

Krankheiten des Auges. 



! 



1 


Conjunctivitis. 

2 

1 

1 

— 


1 — 

23 

Keratitis. 

8 

2 

5 

1 1 


— 

20 

Ophthalmia interna . . 

2 

— 

— 

2 

— 


15 

Trieb iasis. 

Krankheiten des Ohres. 

— 

— 

— 

— 


| 

1 

Otitis. 

1 

— 

1 

— 

— 

— 

i 

Krankheiten der Brustorgane. 








Krankheiten der Bronchien, 








Lungen, Pleura. 








Bronchitis. 

21 

13 

6 

1 

— 

i i 

4S 

Pleuritis. 

10 

7 

1 

,— 

— 

i 2 

— 

Katarrhal. Pneumonie . 

17 

6 

4 

— 

— 

! 7 

86 

Lungencongestion . . . 

1 

1 

— 

— 

— 

> — 

— 

Angina pectoris .... 

1 

— 

— 

— 

— 

1 1 

— 

Latus 

559 

294 

i 121 

i 

42 

9 

j 93 

1387 


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Bericht über die Kgl. Thierarzneischule. 


409 


Namen der Krankheiten. 

S 

Zahl 

der 

Pferde. 

geheilt ü. 

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Aus 

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gestorben 

Poli¬ 

klinik. 

Transport 

559 

294 

... 

42 

9 

93 

1387 

Krankheiten des Herzens. 








Hypertropbia cordis . . 

2 

— 


1 

— 

1 

— 

Insufflcienz der Semilu* 








nark lappen ..... 

2 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

Krankheiten der Hauchorgane. 








Krankheiten der Leber, des 








Magens und Darmes. 








Ruptur der Leber . . . 

2 

— 

— 

— 

— 

2 

— 

Gastricismus. 

67 

48 

16 

1 

— 

2 

496 

Kolik. 

191 

119 

20 

1 

— 

51 

31 

Diarrhoe. 

1 

— 

— 

— 

— 

1 


Krankheiten der Harn- und Ge- 








schlechlsorgane. 








Nephritis. 

1 

— 


1 

— 

— 

— 

Hlascnkatarrh. 

1 

— 

1 

— 

— 

— 

— 

Metritis. 

3 

1 

— 

1 

— 

1 

— 

Hämaturie. 

2 

2 

— 

— 

— 

— 

4 

Samenstrangtistel . . . 

2 

i 

1 

— 


— 

1 

Nymphomanie .... 

— 


— 

— 

— 

— 

7 

Paraphi mosis. 

1 

1 

1 — 

— 

— 

— 

— 

Fibrom am Schlauch 

5 

2 

3 

— 

— 

— 

7 

Castrationen. 

24 

23 

— , 

— 

— 

1 

13 

Mastitis. 

1 

— 

1 

— 

— 

— 

7 

Mastdarmscheidenfistel . 

1 

— 

— 

1 

— 

— 

— 

Phlegmone am Schlauch 

4 

9 

*\ 

— 

— 

— 

7 

Phiroosis. 

— 

— 


— 

— 

1 — 

1 

Carcinom in der Vagina 

2 

— 

l 

1 _ 

1 

j — 

— 

„ im Uterus . . 

\ 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

Läbmuug des Penis . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

Entzündung der Eichel . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

3 

hiankheiteu des Rumpfes und 








des Beckens. 








Hautentzündung.... 

1 

1 

1 — 

— 

— 


— 

Abscessc. 

15 

10 

5 

— 

— 


51 

Schulterlahmheit . . . 

5 

— 

3 

2 

— 


14 

Brustbeule. 

18 

6 

12 

1 — 

— 


50 

Druckschäden am Wider- 








rist. 

5 

4 

1 

| — 

— 


9 

Druckschäden auf dem 








Rücken. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

19 

Quetschung an der Brust 

2 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

Widerristfistel .... 

5 

— 

4 

1 

— 

— 

9 

Brustfistel. 

3 

— 

1 

2 

— 



Latus 

926 

516 

1 193 

j 54 

i" 

1 152 

1 

2117 


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410 


ROLOFF. 


Spitalklinik. 


Namen der Krankheiten. 


Zahl 

der 

Pferde. 

geheilt 

gebessert c 

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ungeheilt 

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gestorben 

Poli¬ 

klinik. 

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11 

152 

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— 

— 

—- 

— 


— 

2 

60 

20 

34 

3 

1 

2 

89 

16 

1 

3 

8 

3 

1 

— 

2 

12 

2 

— 

— 

— 

1 


— 

1 

— 

— 

— 

1 


5 

5 

4 

1 

— 

— 

— 

20 

2 

1 

1 


— 


19 

1 


1 


_ 



42 

16 

21 

2 

l 

2 

139 

2 

— 

— 

2 

_ 

_ 

7 

3 

— 

3 

— 

_ 

_ 


66 

24 

35 

6 

_ 

1 

75 

7 

4 

3 

— 


— 

44 

13 

4 

9 

— 


— 

101 

7 

1 

4 i 

2 

— 

— 

57 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

2 

— 

1 

1 

— 

— 

25 

4 

2 

2 

— 

— 

— 

23 

1 

1 

— 

— 

_ 

— 

3 

9 

6 

2 

1 

— 

— 

6 

126 

3S 

74 

14 1 



288 

S 

3 

5 


—. 

— 

31 

6 

1 

5 


— 

— 

31 

2 

1 

— 

1 1 

— 

— 

— 

1 

— 


1 

— 

— 

— 

4 

— 

3 | 

1 

_ 

_ 


6 

2 ! 

3 

1 

— 

— 

12 

15 

6 

4 , 

4 

1 

_ 

28 

1 

— 


1 

— 

— 

— 

2 

— 


2 

— 

— 

— 

2 

— 


2 


_ 


3 

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— | 

3 

-1 

— 

— 

546 ( 

553 1 4 

112 1 

05 

16 1 ] 

160 

3136 


Transport 

Fistel auf der Kruppe 

Wunden.. 

Beckenbruch .... 
Fissur des Beckens . 
Bruch der Wirbelsäule 
Leistenbruch .... 
Oedem am Bauch . . 
Papilläre Fibrome . . 

Krankheiten der Vorder- und 
Hinterextremitäten. 

Neurom. 

Phlegmone der Haut. 
Elephantiasis .... 
Brandwunden .... 

Wunden. 

Streichwunden . . 

Mauke . 

Stollbeule. 

Vorderkniegeschwulst 
Blutextravasat . . . 

Oedem. 

Geschwür am Schienbein 
Abscesse. 

Krankheiten der Musculatur, 
Sehnen und Sehnenscheiden. 
Tendovaginitis chronica 

Quetschung. 

Gallen. 

Ruptur des Schienbein¬ 
beugers . 

Ruptur der Achillessehne 
Induration der Schul tcr- 

fascie . 

Hahnentritt. 

Krankheiten des Periost und 
der Knochen. 

Periostitis und Exostosen 
Fractur des Vorarmbeins 
Fractur des Unterschen¬ 
kelbeins . 

Fissur des Unterschen¬ 
kelbeins . 

Fractur des Fesselbeins 


Latus 


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Google 





















Bericht über die Kgl. Thierarzneischule. 


411 



S p i t a 1 k 1 i n 

k 

1 


Namen der Krankheiten. 

Zahl 

der 

Pferde. 

geheilt 

> 

gebessert ß 

Crt 

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X3 

V 

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G 

3 

g e - 

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gestorben 

Poli¬ 

klinik. 

Transport 

1346 

653 

412 : 

105 

16 ! 

160 

3136 

Krankheiten der Gelenke. 

Arthritis. 

38 

13 

16 

8 

1 


60 

Periarthritis. 

39 

10 

25 

3 

— I 

1 

158 

Gouilis chronica.... 

9 

1 

3 1 

5 

— 

— 

— 

Distors. d. Hüftgelenks . 

3 

2 

1 ! 

— 

— 

— 

— 

n d. Fesselgelenks 

10 

4 

6 

— 

— 

— 

65 

„ d. Kniescheibe . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

3 

n d. Kronengelenks 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

„ d. Sprunggelenks 

1 

— 

1 

— 

— 

— 

— 

Spatlahmheit. 

128 

49 

72 l 

4 

2 1 

1 

248 

Piphaeke . 

— 

— 

— 

— 

— | 

— 

3 

llasenhaeke. 

— 

— 

— 1 

— 

— : 

— 

6 

Tumor albus. 

i 


— 

1 

— 

— 

— 

Krankheiten des Hufes. 

Quetschung der Fleisch¬ 
sohle . 

64 

21 

35 

7 

1 


284 

Chronische Hufgelcnks- 
Jahmheit . 

15 

7 

5 

3 

_ 

_ 

27 

Steingallen (einfache) . 

86 

49 

33 

4 

— 

— 

377 

n (eiternde) . 

22 

5 

14 

2 

— 

1 

21 

Hufknorpeltistel .... 

29 

5 

16 

7 

1 

— 

25 

Rhehe . 

26 

10 

10 

2 1 

— 

4 

22 

Kronen tritt . 

44 

6 

33 

4 

1 | 

— 

67 

Vernagelung . 

15 

10 

5 

— ; 

— 

— 

22 

Nageltritt . 

10 

7 

1 

2 

— 

— 

15 

Strahlkrebs. 

5 

— 

2 

3 

— 

— 

6 

Lose Wand. 

3 

1 

2 

— 

— 

— 

9 

Hohle Wand. 

1 

— 

— 

» ( 

i — 

-= 

— 

Hornspalten. 

10 

3 

7 


— 

: — 

56 

Strahlfäule. 

•j 

2 



— 

— 

15 

Zwanghuf . 

l 

— 

1 


— 

— 

24 

Geschwür an der Krone 

2 

— 

2 

— 

— 

— 

4 

Krankheiten der Schweifrübe 
und des Afters. 

Lähmung des Rectums . 

1 

1 






„ „ Schweifes 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

Prolapsus ani. 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

Abscess am Schweif . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

Melanosarcora. 

2 

1 

— 

1 

— 

— 

5 

Fistelgeschwür am After 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

Carcinom. 

•> 


1 

! 1 




Summa 

1918 

863 

703 

1 

163 

| 

22 

167 

i 

4660 


Digitized by Google 


























Auf Gewährsfehler wurden Pferde untersucht: 


Namen der Mängel. 

Spital- 
klinik. 
Zahl d 
Pferde. 

Namen der Mängel. 

Spital- 
kiinik. 
Zahl d. 
Pferde. 

Dummkoller. 

88 

Transport 

346 

Dämpfigkeit. 

23 

Strahl krebs. 

5 

Kehlkopfspfeifen. 

165 

Zungenstreckeu. 

1 

Stätigkeit. 

35 

Thrombose der Schenkelarterien 

2 

Spatlahmheit. 

11 

Schlagen und Beissen ... 

2 

Hornspalten. 

6 

Chronischer Lungenkatarrh . . 

2 

Grauer Staar. 

1 

Chronische Hufgelenkslahmbcit 

4 

Schwarzer Staar. 

2 

Schale. 

2 

Chronische Kreuzlähmung . . 

l 

Trächtigkeit. 

2 

Metritis. 

1 

Alter. 

1 

Entzündung der Fleischsohlc . 

1 

Nephritis chronica. 

1 

Hartschnaufigkeit. 

2 

Koppen . 

1 

Hufdeformation. 

2 

Chronische Entzündung des 


SteingaUen. 

1 

Schlauches. 

1 

Zahnfehler. 

2 

Nicht behaftet mit gesetzlichen 


Hydrocephalus acutus .... 

3 

Fehlern . 

333 

Stirn* und Nasenmusch ft Ifistel 

1 



Chronischer Kehlkopfskatarrh . 

1 

Summa 

703 

Latus 

346 



In der Poliklinik wurden zur Untersuchung und allgemeinen Beurtheilung 

rorgeführt: 163 Pferde. 




Operationen wurden 

in der Klinik ausgeführt: 



Zahl 


Zahl 

Namen der Operationen. 

der 

Opera- 

Namen der Operationen. 

der 

Opera- 


tionen. 


tionen. 

Application des Glüheisens bei 


Transport 

206 

Lahmheiten von: 


Brustbeule . 

18 

Spat. 

y 

Tenotomie. 

7 

Schale. 

16 

Neurotomie. 

22 

Tendovaginitis. 

23 

Acupunctur. 

8 

Chron. Gelenkentzündung . 

7 

Trichiasis. 

1 

Gal len. 

4 

Tracheotomie. 

2 

Exostosen. 

2 

Trepanation. 

2 

Sonstige Operationen: 


Schweif coupirt. 

1 

Spat (Schleimbcutelschnitt) 

104 

Exstirpation von Tumoren: 


Widerristfistel. 

4 

Warzen. 

3 

Samenstrangfistel. 

3 

Carcinorae ........ 

2 

Knorpelfistel. 

9 

Sarcome. 

2 

Brustfistel. 

1 

Fibrome. 

2 

Unterkieferfistel. 

1 

Stollbeulen. 

3 

Eiternde Steingalle .... 

5 

Castrationen. 

24 

Hornspalte ... 

2 



Zahnextraction. 

16 

Summa 

303 

Latus; 

206 

i 



Digitized by t^ooQle 

























































413 


Bericht über die Kgl. Thierarzneischule. 
Gcneral-Uebersicht. 

Spitalklinik: 1. Wegen Krankheit behandelt . . 1918 Pferde 
2. Auf Gewährsfehler untersucht . 708 * 

2621 Pferde. 

Poliklinik: 1. Wegen Krankheit behandelt . . 4660 Pferde 

2. Untersucht. 163 * 

*823 » 

Zusammen 7444 Pferde. 


11. Klinik für kleine Hausthicre. 

Von Prof. Dr. Möller. 


Namen der Krankheiten. 

Spitalklinik 

Poliklinik. 

Namen der Krankheiten. 

Spitalklinik. 

Poliklinik. 

Tollwuth. 

1 

_ 

Tiansport 

322 

1435 

Staupe. 

82 

370 

Pericarditis. 

1 

— 

Hirn- u. Hirnhautentzündung 

11 

19 

Lymphangitis. 

1 

10 

Commotio ccrebri et spinalis 

3 

3 

Vaginalkatarrh. 

2 

5 

Epilepsie. 

20 

50 

Metritis. 

6 

8 

Paralysis. 

14 

67 

Mastitis. 

— 

4 

Unterkieferlähmung .... 

1 

1 

Prolapsus utcri. 

2 

2 

Lähmung der Blase .... 

1 

1 

M vaginae. 

3 

1 

„ des Ischiadicus . . 

2 

7 

„ recti. 

1 

3 

Gastricismus. 

48 

270 

Schwergeburt. 

18 

18 

Magen- und Darmentzündung 

15 

56 

Präputialkatarrh. 

2 

4 

Iutoxication. 

5 

9 

Paraphiraosis. 

\ 

2 

Diarrhoe . 

1 

33 

Entzündung des Scrotum . . 

4 

6 

Brechruhr. 

4 

4 

Cystitis. 

2 

7 

Darminvagination. 

— 

1 

Harnsteine. 

— 

129 

Proctitis. 

2 

6 

Conjunctivitis. 

19 

4 

Fremdkörper im Darm . . . 

4 

13 

Keratitis. 

18 

120 

Obstruction. 

33 

62 

Hämophthalmos. 

1 

— 

Peritonitis. 

1 

— 

Panophthalmitis. 

2 

2 

Hernien. 

2 

14 

Cataracta. 

5 

13 

Ascitis. 

6 

22 

Amaurosis. 

— 

15 

Icterus. 

6 

2 

Prolapsus bulbi. 

— 

8 

Helminthen. 

16 

70 

Trichiasis. 

7 

16 

Stomatitis. 

— 

9 

Staphylora. 

— 

3 

Nasenkatarrh . .. 

— 

3 

Blepharitis. 

— 

o 

Fremdkörper im Bachen . . 

1 

22 

Wucherung des Blinzknorpels 

2 

6 

Pharyngitis. 

1 

71 

Otitis externa. 

26 

285 

Bronchitis. 

27 

199 

Caries am Ohrknorpel . . . 

1 

3 

Pneumonie. 

13 

40 

Blutohr . 

7 

29 

Asthma. 

2 

6 

Knochenbrüche . 

43 

104 

Hydrothorax. 

— 

1 

Rachitis. 

1 

15 

Herzfehler. 

— 

4 

Periostitis. 

1 

9 

Latus 

322 

j 1435 

Latus 

499 

12269 


Digitized by ^.ooQle 



























































414 


HOLOFF. 



A 



JJ6 



3 



_c 


Namen der Krankheiten. 

3* 

.5 

Namen der Krankheiten. 


a 


eS 

JX 


eS 



Oi 

Ul 

o 

Ck 


a. 

Ul 

© 

Ö- 

Trausport 

499 !2*269 

Transport 

720 3014 

Arthritis. 

7 

43 

Dermatitis. 

— 

6 

Luxationen und Distorsionen 

5 

71 

Pemphigus. 

2 

7 

Rheumatismus. 

20 

125 

Eczem . . . 

57“ 

388 

Muskelentzündung. 

— 

2 

Warzen. 

4 

5 

Scrofulose. 

— 

2 

Urticaria. 

— 

1 

Scorbut . 

4 

3 

Sarcoptes . 

27 

198 

Zahnfäule. 

4 

18 

Dermatocoptes boi Kaninchen 

1 

— 

Epulis. 

— 

1 

Acarus. 

3 

30 

P&naritium. 

2 

7 

Ungeziefer. 

— 

5 

Struma. 

6 

26 

Herpes. 

7 

110 

Quetschungen. 

11 

23 

Hühnerpest. 

2 

— 

Abscesse. 

23 

66 

Castration männlicher Thiere 

5 

4 

Extravasate. 

11 

16 

Kleinere Operationen .... 

11 

56 

Tumoren. 

54 

128 

Zur Untersuchung. 

9 

79 

Oedem. 

3 

2 

Zur polizeilichen Beobachtung 

138 


Phlegmone. 

0 

17 

Prostatitis. 

i 


Bursitis. 

3 

8 

Ruptur des Darmes .... 

2 

— 

Fisteln. 

5 

12 

Perforation des Schlundes 

1 

3 

Wunden . . .. 

5t 

155 

Diphtherie der Hühner . . . 

— 

5 

Anätzungen der Haut . . . 

3 

17 

Infcctiöse Augenentzündung . 

— i 

2 

Necrose der Haut. 

_ 

3 








Latus 

720 

3014 

Summa 

990 3913 


Davon vertheilen sich einzelne Krankheiten aut* die einzelnen 
Monate: 





1882 




1883 









k* 

c 





Namen der Krankheiten. 




2 

e 

<v 

Xi 

8 

x> 

s 

rt 

et 


Sum n>a 



■5 g 

~5 

3 

bi 

3 

<v 

0 . 

© 

-M 

© 

<v 

© 

© 

0 

■V 

3 

c 

Xi 

© 

:rt 



< 

1 ~ 

" 

< 

X 

O 







Tollwuth.. 

1 



- 








1 

Unterkieferlähmung. 

— 


— 

- 

— 

— 

— 

— 

1 

1 


2 

Staupe . 

64 

54 96 

65 

54 1 

31 

20 

19 

1 15 

7 

3 

24 

452 

Hirn und Hirnhautentzündung 

6, 

1 3 

6 

2 

1 

2 

i 2 

1 1 

1 

3 

2 

30 

Gastricismus. 

37 = 

31,28 

27 

13 

25 

31 

-6 

26 

33 

13 

28 

318 

Pneumonie. 

6, 

6 4 

7 

2 

6 

— 

1 

I 1 

8 

4 

8 

53 

Bronchitis.. . 

26J 

29 16 

8 

8 

1 

22 

115 

20 

23 

18 

31 

226 


Im Laufe des Berichtsjahres wurden vergiftet: 1951 Hunde. 


Digitized by t^ooQle 














































Bericht über die Kgl. Thierarzneischule. 


415 


III. Obductionen. 

Von Prof. Dr. Schütz. 


Vom 1. April 1882 bis ult. März 1883 sind 145 Pferde obdu- 
cirt worden. Letztere sind an folgenden Krankheiten gestorben: 


Krankheiten. 

Summa. 

Krankheiten. 

Summa. 

1. Infectionskrankheiten. 


Transport 

72 

Rotz. 

4 

Ruptur des Magens nach 


Typhus . 

3 

Ueberfütterung. 

2 

Influenza (contagiöse Lun- 


Necrose des Jejunum mit 


gen-Brustfellentzündung). 

IG 

Perforation. 

1 

Pferdestaupe (Rolhlauf- 


Axendrehung des Jejunum 

3 

seuche). 

3 

Strangulation des Jejunum 


Tuberculose. 

1 

durch ein gestieltes Lipom 

2 

Haemoglobinurie (Lum- 


Hernia incarcerata externa 


bago) . 

4 

jejuni. 

1 

2. Krankheiten d. Nervensystems. 
Hydrooephalus acutus . . 
Tetanus. 

6 

6 

Incarceration des Jejunum 
im Winslow’schen Loch . 
Incarceration des Jejunum 
in einem Loche des Omen- 

2 

3. Krankheiten des Rcspirations- 


tum. 

1 

apparates. 


Fäcalstase im Ileum . . . 

3 

Stenose der Trachea. . . 

1 

* „ Coecum . . 

4 

Bronchopneumonia acuta . 

2 

* und Ruptur des 


Pleuropneumonia acuta . 

5 

Coecum . . . 

3 

„ gangraenosa 

14 

Hämorrhagische Entzün¬ 

1 

Pleuritis acuta. 

3 

dung des Colon .... 

Chronische Entzündung in 


Fäcalstase des Colon . . 

G 

der Schleimhaut der Re- 


Axendrehung des Colon . 

8 

spirationswege mit conse- 


„ und Ruptur 


cutiver Erkrankung der 


des Colon . 

2 

Lymphdrüsen. 

1 

Embolie des Colon . . . 

1 

4. Krankheiten des Circulations- 
apparates. 

Insufficienz und Aneurysma 
dissecans der Mitralis . . 


Hämorrhagische Entzün¬ 
dung des Coecum u. Colon 

1 

1 

Diphtherie des Coecum und 
Colon (nach Vergiftung?) 
Fäcalstase im Coecum und 

1 

5. Krankheiten des Verdauungs¬ 


Colon. 

3 

apparates. 


Embolie des Coecum und 


Gangränöser Uerd in der 


Colon. 

2 

Zunge. 

1 

Perforation des Rectum . 

1 

Ruptur des Zwerchfells und 


Fäcalstase im Rectum . . 

1 

Verlagerung von Bauch- 
eingeweiden in die Brust- i 


Tympanitis. 

1 

fellsäcke. 1 

1 



Latus 

72 

Latus 

122 


Digitized by i^ooQle 






















416 


HOLOFF. 


Krankheiten. 

Summa 

Krankheiten. 

Summa. 

Transport 

122 

Transport 

! 135 

6. Krankheiten des Gallenappa- 


Wunden mit jauchiger 


rat es. 


Phlegmone. 

2 

AmyloideVeränderung und 


Jauchige Abscesse zwischen 


Ruptur der Leber . . . 

1 

den Muskeln. 

1 

7. Krankheiten des Geschlechts* 
apparates. 


Jauchige Entzündung des 
Hufes. 

1 

Jauchige Entzündung in 


10. Krankheiten der Haut und 


den Castrations wunden 

2 

Unterhaut. 


8. Krankheiten des Harnappa- 
rates. 


Phlegmone am Kopfe . . 
Decubitalgaugrän bei Para¬ 

1 

i 

Embolische Gangrän der 


lyse des Hintertheils . . 

3 

linken Niere. 

1 

Ausserdem wurde noch die Ob- 


0. Krankheiten des Bewegungs¬ 


duction an zwei Pferden aus¬ 


apparates. 


geführt, von denen das eine an 


Fractur des Unterkiefers . 

i 

Marasmus und das andere an 


der Wirbelsäule . 

2 

einer Krankheit gestorben war, 
deren Sitz und Natur bei der 


des Schambeins . i 

; 2 


des Sitzbeins . . 

\ 

hochgradig fauligen Verände- | 


Sarcom der Knochen des 


rung aller Organe nicht mehr \ 


Oberkiefers. 

Carionccrose der Kiefer¬ 

2 

ermittelt werden konnte. . . . j 

2 

knochen mit jauchiger 
Phlegmone ...... j 

1 

i 

Summa , 

145 

Latus 

135 

1 

i 



Ferner wurden 147 pathologisch-anatomische Präparate theiis 
für das Museum der Königl. Thierarzneischule, theiis zur Ermittelung 
der vorliegenden Abweichungen übersandt und zahlreiche Obductionen 
an kleinen Hausthicren ausgeführt. 


IV. Ambulatorische Klinik. 

Von Lehrer Eggeli ng. 

ln der Zeit vom 1. April 1882 bis zum 31. März 1883 sind in 
der ambulatorischen Klinik 2IG Besuche gemacht worden. 

Es wurden in Summa untersucht und behandelt: 
a) wegen Seuchen und Herdekrankheiten: 

15 Rindviehherden, 

5 Schafherden, 

6 Schweineherden; 


Digitized by C^ooQle 









Bericht über die Kgl. Thierarzneischule. 


517 


b) wegeu sporadischer Krankheiten, zum Zwecke der Unter¬ 
suchung wegen Gewährsfehler, zur Vornahme von Sectionen, 
zur Ausführung von geburtshilflichen Operationen und Castra¬ 
tionen: 


480 Stück Rindvieh, 

3 Schafe, 

8 Ziegen, 

20 Schweine. 

Diese Krankheiten vertheilen sich der Zeit der Vorkommens und 
der Art nach, wie folgt: 


Jahr. 

Monat. 

1 

Seu 

kra 

-i _ 
•g 5 
■S’E 
.SJg 

33 

eben 

ierde 

nkhei 

in 

ja 'S 

und 

ten 

6 

c c 

*S ® 

u. 

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2 

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11 

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N 

und 

cte. 

a> 

c 

'S 

* 

X 

o 

c» 

1882 

April. 

20 

_ 

_ 

__ 

29 

__ 

2 

2 


Mai. 

2 5 

— 

— 

— 

33 

1 

4 

3 


Juni. 

25 

2 

— 

— 

57 

— 

1 

4 


Juli . ;. 

13 

1 

1 — 

— 

22 

— 

1 

4 


August. 

17 

— 

i — 

— 

27 

— 

— 

1 


September. 

20 

— 

! 2 

4 

22 

— 

— 

l 


October . 

20 

2 


— 

65 

— 

— 

5 


November. 

19 

4 

! 1 

2 

29 

— 

— 

— 


December. 

11 

9 


— 

28 

— 

— 

— 

1883 

Januar. 

15 

1 

1 - 

— 

31 

— 


— 


Februar. 

20 

1 

1 

— 

43 

2 

— 

— 


März. 

11 

2 

1 

i 

— 

44 

— 

— 

— 


Summa 

210 

15 j 

5 

« 

430 

3 ! 

s i 

20 


Seuchen und Herdekrankheilen. • 


Namen der Krankheiten. 

I n 

Rindvieh- ( Schaf¬ 
herden i herden 

Schweine¬ 

herden 

Maul- und Klauenseuche. 

u 

2 

Lungenmagenwurmseuche. 

— 1 3 


Drehkrankheit. 

- | 1 

— 

Rothlaufseucbe. 


4 

Räude . 

1 — 

— 

Herpes. 

2 ! - 

— 

Rachitis. 

1 — 

— 

Lupinenvergiftung. 

- f 1 

i 

— 


Digitized by C^ooQle 
























418 


ROLOFF. 


Einzelne Krankheitsfälle, Untersnchungen, Obductionen and 

Operationen. 


Bezeichnung der Krankheiten. 

Rindvieh 

c n 

Schafe c * 

« 

z a h 

c 

<o 

bo 

.2 

Schweine 

Contagiöse, infectiöse, parasitäre Krankheiten . . . 

19 

_ 

_ 

1 

Constitutionelie Krankheiten. 

11 

— 

— 

l 

Krankheiten des Gehirns und Rückenmarks • . . 

5 

— 

2 

1 

„ der Knochen und Gelenke. 

32 

— 

— 

l 

„ der Circulationsorgane. 

9 

— 

— 

— 

„ der Respirationsorgane. 

22 

— 

1 

3 

„ der Digestionsorgane. 

80 

— 

2 

l 

w der Harn- und Geschlechtsorgane . . 

42 

— 

— 

— 

„ des Euters. 

„ der Haut, des Unterhautgewebes und 

47 


1 

— 

Neubildungen der Haut. 

52 

— 

— 

1 

„ der Gliedmassen. 

49 

— 

— 

-- 

Untersuchungen auf Gewährsfehler. 

15 

— 

— 

2 

Obductionen. 

15 

3 

1 

— 

Operationen. 

16 

— 

— 

— 

Behandlung schwerer Geburten. 

7 

— 

1 

i — 

Castrationen. 

9 

— 

— 

9 

Summa 

430 

3 

! 

8 

20 


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XVI. 


Ueber die Uraaohen der subaouten Gehirnentzündung. 

Von 

Bezirksthierarzt Winkler zu Grafenau in Bayern. 


In vielen Gegenden Süddeutschlands tritt die subacute Gehirn¬ 
entzündung, daselbst Schlafsucht der Pferde genannt, immer häufiger 
auf. Es nehmen nicht nur die Erkrankungsfalle in den älteren Ver¬ 
breitungsbezirken an Zahl zu, sondern die Krankheit tritt jetzt auch 
in Bezirken auf, in denen man sie früher nicht kannte. Dies lässt 
auf Ursachen schliessen, die jetzt in grösserer Intensität vorhanden 
sind als früher. In den thierärztlichen und landwirtschaftlichen Ver¬ 
sammlungen ist diese Krankheit ein häufig behandeltes Thema. In 
denselben werden von den Berichterstattern als Krankheitsursachen 
am häufigsten beschuldigt: heisse, dumpfe, niedere Ställe, wenig Be¬ 
wegung der Pferde und überreichliche Fütterung, insbesondere mit 
stiekstoffreichen Nahrungsmitteln. 

Es sind im Laufe der letzten Jahrzehnte viele neue Ställe gebaut 
worden, welche den Anforderungen der Gesundheitspflege besser ent¬ 
sprechen als die früheren, welche fast alle niedrig, heiss und dunstig 
waren; es hat sich ferner das unter dem Pfluge befindliche Areal 
durch Cultur von öden Grundstücken bedeutend vergrössert, die Bear¬ 
beitung der Felder durch tieferes Pflügen ist viel anstrengender ge¬ 
worden, die Zahl der Zugthiere aber in der Regel die gleiche 
geblieben. Die Oekonomiepferde, die allein in Betracht kommen, weil 
sie es fast ausschliesslich sind, die in diese Krankheit verfallen, finden 
auch zur Winterszeit einige Beschäftigung bei der Verrichtung von 
Arbeiten, die früher den süddeutschen Landwirthen nahezu unbekannt 
waren, und dennoch ist die Zahl der Erkrankungen jetzt grösser als 
früher. Ausserdem ist zu bemerken, dass die Krankheit sehr häufig 


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420 


WINKLER, 


in den kältesten Monaten (Januar und Februar) auftritt, während sie 
in den Monaten September und October, in denen die Ställe in der 
Regel viel wärmer sind als im Januar und Februar, ausserordentlich 
selten vorkommt. Auch in den Monaten März, April und Mai herrscht 
die Krankheit sehr häufig, trotzdem die Thierc wegen der Frühjahrs¬ 
feldbestellung angestrengt arbeiten müssen, während sie in den Mo¬ 
naten November und December, in welchen die Ackerpferde grössten- 
theils im Stalle stehen, sehr selten beobachtet wird. Schlechte Ställe 
und wenig Bewegung können daher nicht als Krankheitsursache be¬ 
zeichnet werden; sie können nur eine Disposition zu Erkrankungen aus 
geringfügiger Veranlassung schaffen, weil sie den thierischen Orga¬ 
nismus schwächen. 

Die Mehrzahl der Thierärzte hat schon längst die Krankheits¬ 
ursache im Futter gesucht. Insbesondere waren die Hülsenfrüchte 
seit langer Zeit verdächtig, die Krankheit zu erzeugen. Auch das 
Volk beschuldigt in manchen Gegenden diese Futtermittel als Krank¬ 
heitserreger. In einigen Gegenden Württembergs soll nach Berichten 
dortiger Thierärzte diese Krankheit den Namen „Kleekrankheit“ führen. 

Der bayerische Veterinärbericht pro 1874 beschuldigt neben 
schlechten Ställen und Mangel an Bewegung die genannten Nahrungs¬ 
mittel, eine gewisse Disposition zu dieser Krankheit zu erzeugen, wenn 
sie im Uebcrmass gefüttert werden. Als Beweise für diese Behaup¬ 
tung führt derselbe an, dass aus den Berichten der Thierärzte hervor¬ 
gehe, dass die Krankheit nur in jenen Gegenden häufig vorkomme, 
welche einen kalkreichen Boden besitzen, der das Wachsthura der 
Leguminosen befördere. Die Krankheit höre aber auch auf kalkreichem 
Boden da auf, wo die Höhenlagen den Leguminosenbau, insbesondere 
den Kleebau nicht mehr gestatten, wie dies in den höher gelegenen 
Alpenregionen der Fall sei. Ferner habe sich nach den statistischen 
Erhebungen in Niederbayern über die Häufigkeit des Vorkommens der 
Erkrankungsfälle in den einzelnen Verwaltungsbezirken die Thatsache 
ergeben, dass die Zahl der Erkrankungsfälle im geraden Verhältnis 
stehe zu der Menge der geernteten Leguminosen. 

Die Erfahrungen, die ich über das Vorkommen dieser Krankheit 
gemacht habe, entsprechen vollkommen den Behauptungen des baye¬ 
rischen Veterinärberichts. Ich will dafür nur einen Umstand hervor¬ 
heben. Ich prakticirte vier Jahre lang in dem Bezirk Mitterfels im 
Bayerischen Walde. Dieser Bezirk grenzt iu einer Längenausdehnung 
von fast zwei Stunden an den Verwaltungsbezirk Straubing. Der am 


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Ursachen der subacuten Gehirnentzündung. 


421 


linken Donauufer liegende Theil des letzteren Verwaltungsbezirks liegt 
grösstentheils im (Jeberschwemraungsgebiet der Donau und besitzt 
ziemlich kalkreichen Boden. Auf ihm wurde reichlicher Leguminosen¬ 
bau getrieben. In dieser Gegend waren die Erkrankungsfälle an sub¬ 
acuter Gehirnentzündung häufig. Ein kleiner Theil dieses Bezirks 
und sämmtliche Thäler des Verwaltungsbezirks Mitterfels liegen im 
Ueberschwemraungsgebiet mehrerer Bäche aus dem kalkarmen Ur- 
gebirge des Bayerischen Waldes. Sowohl in diesem letzteren IJeber- 
schwemmungsgebiet als auch auf den kalkarmen Höhenrücken, welche 
zwischen den Bächon liegen, war der Leguminosenbau gering. Aber 
auch diese Krankheit war dort unbekannt. In meinem jetzigen Bezirk 
wird der Leguminosenbau nur sehr wenig betrieben; Pferde erhalten 
nur sehr selten Klee, andere Leguminosen niemals. Dementsprechend 
ist die Zahl der Fälle von subacuter Gehirnentzündung so selten, dass 
ich während meines dreijährigen Aufenthalts nur einen Fall zu beob¬ 
achten Gelegenheit hatte. 

Das häufige Vorkommen der Krankheit in Bezirken und bei 
Thieren, die mit Leguminosen reichlich gefüttert werden, und das 
Fehlen der Krankheit in Bezirken ohne Leguminosenbau lässt wohl 
keinen Zweifel darüber aufkommen, dass diese Früchte einen Stoff 
enthalten, der als Krankheitserreger wirkt. Es frägt sich nun, von 
welcher Natur dieser Stoff ist. 

Der Belgier Görard war, soviel mir bekannt ist, der Erste, 
welcher die Behauptung aufstellte, dass die Leguminosen nervöse 
Krankheitserscheinungen.hervorrufen können, weil sie zu stickstoff¬ 
reiche Nährmittel sind. Er erklärte, dass es unzweckmässig sei, einem 
Pferde täglich mehr als V 2 Kilo Pferdebohnen (Faba equina) zu geben, 
und behauptete, dass ein Futter, dessen stickstoffhaltige Nährstoffe 
durch eine Beigabe von V/ 2 Kilo Pferdebohnen 17 pCt. der gesaram- 
ten Masse betragen haben, den Tod von 8 Pferden eines Stalles unter 
Lähmungserscheinungen veranlasst habe. 

Der bayerische Veterinärbericht pro 1874 hat ebenfalls den Stick- 
stoffreichthura dieser Pflanzen angeklagt, die Disposition zu der Krank¬ 
heit zu erzeugen. Derselbe beruft sich auf die Untersuchungen Pet- 
tenkofer’s und Voit’s, welche den Nachweis geliefert haben, dass 
bei reichlicher Zufuhr von stickstoffhaltigen Nährmitteln zwar im 
Anfang die Bildung von Organeiweiss begünstigt wird, mit der Zeit 
aber, wenn der Körper sich mit dieser reichlichen Zufuhr ins Stick¬ 
stoffgleichgewicht gesetzt hat, nur circulirendes Eiweiss gebildet wird, 

28 


Archiv f. wisaenach. u. prakt. Tliierlirtlk. IX. 6. 


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422 


WINKLER, 


welches in mehr oder minder gesättigtem Zustande als Saftstrom 
sämmtliche Organe durchdringt. Dieses Eiweiss zerfalle rasch und 
verleihe dem Körper die krankhafte Disposition zu Exsudationen. 
Dass die Exsudation so häufig in der Schädelhöhle stattfinde, erklärt 
der genannte Veterinärbericht durch den Aufenthalt in heissen, dun¬ 
stigen, niederen Ställen, in denen die Köpfe der Thiere an der heisse- 
sten Stelle der Ställe, unmittelbar an der Decke sich befinden. 

Ohne Zweifel will der Veterinärbericht mit Vorstehendem sagen, 
dass durch die massenhaft vorhandenen Zerfallsproducte der Eiweiss¬ 
körper im Saftstrome Ausschwitzung in die Schädelhöhle erfolgt, und 
dass durch diese Ausschwitzung die Krankheitssymptome hervorgerufen 
werden. 

Wenn wir nun diese Ansicht näher ins Auge fassen, so muss 
uns sofort auffallen, dass bei der angeblich vorhandenen hervorragen¬ 
den Disposition zu Exsudationen die Schleimhäute nicht erkranken, 
welche die Höhlen des Kopfes auskleiden, da diese zweifellos der 
Einwirkung der heissen Stallluft direct preisgegeben sind und häufig 
bei ganz geringfügigen Veranlassungen massenhaft exsudiren. Die 
Seltenheit der Miterkrankung dieser Organe muss allein schon die 
Richtigkeit der Behauptung, dass bei der subacuten Gehirnentzündung 
eine auffallend grosse Disposition zu Exsudationen vorhanden sei, als 
zweifelhaft erscheinen lassen. 

Es spricht jedoch noch ein anderer Grund gegen diese Exsuda¬ 
tionstheorie. Wenn wir nämlich Sectionen von Pferden vornehmen, 
die in dieser Krankheit zu Grunde gegangen, sind oder getödtet wur¬ 
den, so sehen wir, dass die Gravidität der Krankheit in der Regel im 
Missverhältniss steht mit der Masse der Exsudate. Als Beweis hier¬ 
für diene Nachstehendes: 

Ich hatte vor mehreren Jahren Gelegenheit, die Section eines 
Pferdes vorzunehmen, welches wegen hochgradiger subacuter Gehirn¬ 
entzündung nach kaum 24stündiger Erkrankung getödtet worden war. 
Wegen der Gravidität der Erkrankung erwartete ich bedeutende patho¬ 
logische Veränderungen in der Schädelhöhle. Ich wurde jedoch voll¬ 
ständig enttäuscht. Die Veränderungen mussten mit bewaffnetem 
Auge gesucht werden. Ich fand nur eine sehr schwache Durchfeuch¬ 
tung der Pia an eineinen Punkten und eine etwas stärkere capillare 
Injection derselben. Letztere wurde aber auch an anderen Körper¬ 
stellen gefunden. Ich werde unten auf diesen Fall zurückkommen. 
Hier konnte unmöglich angenommen werden, dass die schweren Erkran- 


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Ursachen der subacuten Gehirnentzündung. 


423 


kungssymptome durch die Exsudation veranlasst worden sind, sondern 
die Exsudation muss als eine Folge der Krankheit bezeichnet werden. 

Dieser Befund steht nicht vereinzelt da. Vogel berichtet über 
die Section eines Pferdes, welches wegen dieser Krankheit getödtet 
worden war. Am Schlüsse seines Berichtes sagt er; „Im Ganzen 
stimmt dieses Sectionsresultat überein mit dem von Uebele uud 
Model, der mir seine Beobachtung schriftlich mittheilte. Letzterer 
betont ausdrücklich, dass bei nicht protrahirtem Verlauf im Gehirn 
und seinen Hüllen ausnehmend wenige anatomische Residuen gefunden 
werden, trotztdem man es mit einer so schweren Krankheit zu schaffen 
habe.“ Eine Krankheit aber, die bei normalem Verlauf ausnehmend 
wenige anatomische Residuen liefert, kann nicht veranlasst sein durch 
eine krankhafte Disposition zu Exsudationen; denn wäre dies der Fall, 
so müsste man schon nach niedergradigen und kurze Zeit dauernden 
Erkrankungen massenhafte Exsudate finden, was aber nie vorkommt. 

Es wäre eigentlich überflüssig, gegen diese Exsudationstheorie 
des bayerischen Veterinärberichts weitere Gründe ins Feld zu führen. 
Da jedoch diese Theorie seit ihrer Publication unter den Thierärzten, 
insbesondere unter den bayerischen viele Anhänger zählt, so will ich 
noch Einiges dagegen äussern: 

1. Wir sehen bei an subacuter Gehirnentzündung leidenden Pfer¬ 
den häufig Quetschungen und Verwundungen entstehen. Nun sehen 
wir diese entzündeten Gewebe nicht mehr Exsudate absondern, als 
dies bei ähnlichen Leiden gesunder Pferde der Fall ist; es müsste 
aber sicher das Gegentheil eintreten, wenn eine hervorragende Dis¬ 
position zur Exsudation bestände. 

2. Ich habe mehrfach Müllerpferde beobachtet, die ausschliess¬ 
lich und sehr reichlich mit Kleie gefüttert wurden, welche in der 
Regel das von Gerard angegebene, angeblich gefährliche Nährstoff- 
verhältniss von 17 pCt. N-haltigen zu 83 pCt. N-freien Substanzen 
zu Gunsten des Stickstoffes über trifft. Trotzdem nun diese Thiere 
oft Wochen lang in niederen, heissen, dunstigen Ställen beschäftigungs¬ 
los standen, habe ich doch nie die snbacute Gehirnentzündung ent¬ 
stehen sehen. 

Ich habe sogar bei einem Müller und Oelschläger neben dieser 
Pferdefütterung und Haltung reichliche Mengen Oelkuchen im Getränk 
verabreichen sehen. Die Krankheit ist in seinem Stalle nie zum Aus¬ 
bruch gekommen, trotzdem diese Fütterungsmethode schon über ein 
Jahrzehnt dauerte. 

28 * 


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424 


WINKLER. 


3. Ich hab$ Bierbrauerpferden Monate lang neben wenig Heu 
grosse Quantitäten Malzkeime verabreichen sehen, die in der Regel 
den Hülsenfrüchten an Gehalt von N-haltigen Nährstoffen nicht nach¬ 
stehen, die aber in grösseren Mengen gegeben wurden, als man Hülsen¬ 
früchte zu füttern pflegt. Die Krankheit ist aber bei diesen Thieren 
nie zum Ausbruch gekommen. 

4. Im Laufe des verflossenen Jahrzehnts sind in der thierärzt¬ 
lichen Literatur viele Fälle von subacuter Gehirnentzündung der Rin¬ 
der erwähnt worden. Ich nenne als Berichterstatter Dietrich, 
Dögive, Uebele und Lecouturier. Es ist anzunehmen, dass die 
Krankheitsursachen bei Pferden und Rindern die gleichen sind; dafür 
spricht schon das häufig beobachtete gleichzeitige Auftreten der Krank¬ 
heit bei beiden Thiergattungen in demselben Bezirk. Nun werden 
aber die Rinder in den Bierbrauereien mit ungewöhnlich grossen Quan¬ 
titäten Bierträbern gemästet. Dieses Futtermittel ist mindestens ebenso 
reich an stickstoffhaltigen Nährstoffen als der Klee. Wir sehen sic 
bei dieser Ernährungsweise und bei dem Aufenthalt in niederen, heissen 
und dunstigen Ställen bei beständiger Ruhe fett werden, aber nicht 
in die Krankheit verfallen, trotzdem nach der Theorie des bayerischen 
Veterinärberichts alle Vorbedingungen derselben gegeben wären. 

5. Es ist ferner durch die Erfahrung festgestellt, dass mindestens 
90 pCt. aller dieser Erkrankungen von Mitte Februar bis Anfang 
September Vorkommen; es verzehren aber die Pferde auch in den 
übrigen Monaten eine annähernd gleiche Menge Leguminosen. Es 
unterliegt nun zwar keinem Zweifel, dass der Stickstoflfgehalt der 
Leguminosen während den verschiedenen Vegetationsstadien quantitativ 
diflferirt; aber die Pferde erhalten meistens geerntete und längere Zeit 
autbewahrte Leguminosen. Wenn nun auch der Gehalt der geernteten 
Früchte an N-haltigen und N-freien Nährstoffen während der Dauer 
der Aufbewahrung in Folge der Gährung ein wechselnder ist, so ist 
doch die Differenz eine so geringe, dass aus ihr allein die auffallende 
Erscheinung nicht erklärt werden kann, dass die Krankheit in der 
Regel zu einer Zeit eintritt, in der die Gährung des geernteten Klcc- 
und Wickenheues grösstentheils beendigt ist. 

6. Es ist ausserdem sehr wahrscheinlich, dass dem Blute durch 
reichliche Legurainosenfütterung viel weniger Eiweiss zugeführt wird, 
als man gewöhnlich glaubt, da nicht aller Stickstoff, der bei der 
chemischen Analyse ermittelt wird, von Eiweiss herrührt, letzteres 
auch gar nicht vollständig verdaut wird. 


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Ursachen der subacuten Gehirnentzündung. 


425 


Von den Samenkörnern der Hülsenfrüchte kommen in den meisten 
Gegenden Süddeutschlands in grösserer Menge nur die Wicken zur 
Verfütterung. Diese sind nun zwar sehr reich an Legumin, welches 
leicht löslich in Wasser ist; da jedoch die Wicken in der Regel ge¬ 
kocht werden und das Wasser abgegossen wird, so geht ein grosser 
Theil des Legumins verloren, die Wicken werden dadurch arm an 
Eiweisskörpern. Es wird also auch bei Wickenfütterung dem Blute 
viel weniger Eiweiss zugeführt, als die chemische Analyse dieser 
Samen vermuihen lässt. 

Der schon öfter genannte bayerische Veterinär bericht pro 1874 
spricht die Ansicht aus, dass nach reichlichen Leguminosenernten 
viele, nach Jahren, in denen die Leguminosen missrathen sind, wenige 
Erkrankungsfälle Vorkommen. Insbesondere spricht er den Verdacht 
aus, dass das Missrathen der Leguminosen das seltene Vorkommen 
der Krankheit in den Jahren 1869 und 1872 veranlasst habe. Ich 
besitze über die Leguminosenernten von 1868 und 1869 keine No¬ 
tizen; dagegen kann ich die Leguminosenernten der Jahre 1871 und 
1872 als ziemlich grosse bezeichnen, dieselben übertrafen in den 
meisten Gegenden die mittleren Ernten ziemlich bedeutend. 

ln nachstehender Tabelle will ich zeigen, dass die Menge der 
geernteten Leguminosen ohne auffallenden Einfluss auf die Zahl der 
Erkrankungsfälle ist. 

Da von der Ernte bis zum Jahresschluss fast keine Erkrankung¬ 
falle vorzukomraen pflegen, die Wirkung der Leguminosen, insbeson¬ 
dere des geernteten Kleeheues in der Regel erst einige Zeit nach 
Beginn des folgenden Jahres eintritt, so stelle ich der Leguminosen¬ 
ernte des einen Jahres die Zahl der Krankheitsausbrüche im nächst¬ 
folgenden Jahro gegenüber, wobei die durch Grünkleefütterung er¬ 
zeugten Fälle, die übrigens ein von der gewöhnlichen Form etwas 
abweichendes Krankheitsbild erkennen lassen, ausser Ansatz bleiben. 


Tabelle 1. 


Menge 

der 

geernteten Leguminosen. 

Zahl und Verbreitung 
der 

subacuten Gehirnentzündungen. 

Bemerkungen. 

1871 

Ziemlich gross. Der 
zu Heu gemachte Klee 
wurde überreif ein¬ 
gebracht. 

1872 

Verbreitung gering. Krank¬ 
heitsfälle wenige. Todes¬ 
fälle sehr selten. 



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426 


WINKLER. 


Menge 

der 

geernteten Leguminosen. 

Zahl und Verbreitung 
der 

subacuten Gehirnentzündungen. 

Bemerkungen. 

1872 

Ziemlich gross. 

1873 

Massige Verbreitung; in eini¬ 
gen Gegenden jedoch viele 
Erkrankungs falle. 


1873 

Nur mittelgross. 

1874 

Sehr grosse Verbreitung. 
Sehr viele Erkrankungsfälle, 
Viele Todesfälle. 

Loliura te- 
rn ulen tum 
gedieh 1873 
sehr üppig. 

1874 

Mittelgross bis schlecht. 

1875 

Massige Verbreitung. Mittlere 
Erkrankungszahlen. 


1875 

Unter einer Mittelernte. 
Nur Luzernernte mit¬ 
telgross. 

1876 

Ziemlich viele Erkrankungen. 
Viele Todesfälle. Mittlere Ver¬ 
breitung, grösser im Westen 
als Osten. 

Der Futter¬ 
preis war 1876 
sehr hoch. 

1876 

Nur auf nassen Feldern 
mittelmässig, auf an¬ 
deren gering. 

1877 

Fand keine grössere Verbrei¬ 
tung. Erkrankungs- und To¬ 
desfälle unter Mittelzahlen. 


1877 

Etwas mehr als eine 
Mittelernte. 

1878 

Mittlere Verbreitung im ersten 
Vierteljahre. 

Die Krankheit 
trat 1878 auf¬ 
fallenderweise 
im letzt.Vier- 
teljahre auf. 

1878 

Sehr gross. 

1879 

Sehr grosse Verbreitung. Sehr 
viele Erkrankungs- und To¬ 
desfälle. 



Ich bemerke, dass bei Herstellung vorstehender Tabelle haupt¬ 
sächlich der Rothklee berücksichtigt worden ist, weil nur dieser in 
grösseren Massen an Pferde verfuttert wird, in manchen Gegenden 
sogar das ausschliessliche Futter für die Oekonomicpferde bildet. 

Die Ernteergebnisse, die Verbreitung und die Zahl der Erkran¬ 
kungsfälle habe ich theilweise aus eigenen Aufzeichnungen, grössten- 
theils aber aus thierärztlichen und landwirtschaftlichen Zeitschriften 
und Jahresberichten geschöpft. Da diese aus den verschiedenen Ge¬ 
genden selbstverständlich nicht gänzlich übereinstimraen können, so 
kann die Tabelle auch nur auf annähernde Richtigkeit Anspruch 
machen. Von den süddeutschen Ländern musste übrigens Baden un¬ 
berücksichtigt bleiben, weil das aus jenem Lande vorliegende Material 
zu mangelhaft ist. 

Wenn wir die vorstehende Tabelle näher betrachten, so muss uns 
vor Allem die Seltenheit der Erkrankungsfälle im Jahre 1872 auf¬ 
fallen, trotzdem ihr eine ziemlich reichliche Leguminosenernte voraus¬ 
ging. Ganz im Gegensatz finden wir im Jahre 1874 eine sehr grosse 
Verbreitung mit auffallend vielen Erkrankungs- und Todesfällen einer 


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Ursachen der subacuten Gehirnentzündung. 


427 


nur ra ittelgrossen Leguminosenernte folgen. Ferner sehen wir, dass 
selbst das Jahr 1876 nicht frei geblieben ist von Erkrankungs- und 
Todesfällen, trotzdem es als ein Hungerjahr für die Hausthiere be¬ 
trachtet werden muss, in welchem zu reichliches Circulationseiweiss 
wohl bei ausserordentlich wenigen Thieren vorhanden gewesen sein 
dürfte; denn die Futternoth war damals in Süddeutschland allgemein 
herrschend und die Preise für das Futter ungewöhnlich hoch. Eine 
viel geringere Verbreitung fand die Krankheit im Jahre 1877 bei 
Ernteergebnissen, die zwar nicht als gute bezeichnet werden konnten, 
jedoch etwas besser waren als im vorhergehenden Jahre. 

Wir sehen also, dass die Menge der geernteten Leguminosen ohne 
wesentlichen Einfluss auf die Häufigkeit der Erkrankungsfälle ist. 

Es fällt aber nicht blos die Menge der geernteten Leguminosen 
ins Gewicht, sondern auch die Qualität derselben. Denn wenn wir 
die Behauptung des bayerischen Veterinärberichts, dass die Ursache 
der subacuten Gehirnentzündungen die übermässige Zufuhr von Eiweiss¬ 
körpern sei, als richtig anerkennen wollen, so müssen wir auch an- 
nehraen, dass nicht nur grosse Mengen Leguminosen dem Organismus 
zugeführt werden müssen, wenn die Krankheit hervorgerufen werden 
soll, sondern dass diese Futtermittel auch von guter Qualität sind, 
d. h. dass sie im vorliegenden Falle viel Eiweiss in leichtverdaulicher 
Form enthalten. 

Nun wissen wir aber, dass das Kleeheu, welches am häufigsten 
unter dieser Pflanzenfamilie gefüttert wird, durch länger dauerndes 
Regenwetter während der Erntezeit die leicht verdaulichen Blätter 
grösstcntheils verliert, so dass fast nur die holzigen, schwer verdau¬ 
lichen Stengel Zurückbleiben. Wie ich aber schon früher erwähnt 
habe, tritt nach schlechtem Erntewetter die Krankheit am häufigsten 
auf. Ich will dies durch nachstehende Tabelle illustriren. 


Tabelle 2. 


Witterungsverhältnisse 
während der 
Leguminosenernte, 
insbesondere während der 
Kleeheuernte. 

Zahl und Verbreitung 

der 

subacuten Gehirnentzündungen. 

1871 

Beständig trocken und 

vm 

Verbreitung gering. Erkrankungs- 


warm. 


fälle wenige, Todes fälle sehr selten. 

1872 

Wechselnd; in manchen Ge- 

1873 

Massige Verbreitung; in einzelnen Ge- 


genden mehrtägiger Regen 


genden ziemlich viele Erkrankungsiälle. 


während der Kleeheuernte. 




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428 


WINKLER, 


Witterungsverhältnisse 
während der 
Leguminosenemte, 
insbesondere während der 
Kleeheuernte. 


Zahl und Verbreitung 

der 

subacuten Gehirnentzündungen. 

1873 

Nass; fastsämmtliches Klee¬ 
heu wurde in feuchtem Zu¬ 
stande in die Scheune ge¬ 
bracht. 

1874 

Sehr grosse Verbreitung; sehr viele 
Erkrankungs- und Todesfälle. 

1874 

Kalt, mässig feucht. 

1875 

Massige Verbreitung; mittlere Erkran¬ 
kungszahlen. 

1875 

Im Osten wechselnd, im 
Westen nass. 

1876 

Ziemlich viele Erkrankungen und Todes¬ 
fälle, im Westen Süddeutschlands mehr 
verbreitet als im Osten. 

1876 

Fast überall trocken. 

1877 

Geringe Verbreitung; wenige Er- 
krankungs- und Todesfälle. 

1877 

Meistens trocken, in einigen 
Gegenden häufige Gewitter. 

1878 

Mittlere Verbreitung im ersten Viertel¬ 
jahre. Die Krankheit trat auffal¬ 
lenderweise im letzten Viertel¬ 
jahre auf. 

1878 

Schlechtes Erntewet¬ 
ter fast in allen Ge¬ 
genden. Fast sämmt- 
liches Kleeheu wurde nass 
eingeerntet. 

1879 

Sehr grosse Verbreitung; sehr viele 
Erkrankungs- und Todesfälle. 


Wir ersehen aus dieser Tabelle, dass nach sehr trockener Legu¬ 
minosenernte die Erkrankungen sehr bedeutend abnehmen, dass ferner 
nach massigen Niederschlägen während der Ernte eine mittlere Er¬ 
krankungszahl folgt, während nach sehr nassem Erntewetter viele und 
schwere Erkrankungen zum Vorschein kommen. Wenn wir Tab. 1 
und Tab. 2 zusammenstellen, so ersehen wir daraus, dass durch Ver- 
fütterung von grossen Quantitäten Leguminosen, welche bei trockenem 
Wetter eingeerntet und durch Regen ihrer Nährstoffe nicht beraubt 
wurden, die Krankheit nicht erzeugt wird; der Jahrgang 1872 ist 
dafür der sprechendste Beweis. Dagegen sahen wir nach Verfütterung 
von viel geringeren Mengen Leguminosen, die bei andauernd nasser 
Witterung eingeerntet und dadurch ihrer Nährstoffe theilweise beraubt 
wurden, zahlreiche Erkrankungen und Todesfälle erfolgen, und zwar 
nicht blos in einzelnen Gegenden, sondern in dem grössten Theil Süd¬ 
deutschlands; dies war im Jahre 1874 der Fall. 

Es ist demnach die Ansicht des mehrfach erwähnten bayerischen 
Veterinärberichts, dass nach reichlichen Leguminosenernten die Krank¬ 
heit häufig, nach geringen aber selten sei, als eine falsche zu be¬ 
zeichnen. 


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Ursachen der subacuten Gehirnentzündung. 


429 


Ich glaub© aber aus Voranstehendem auch noch folgende Schlüsse 
ziehen zu können: 

1. Eine besonders grosse Disposition zu Exsudationen besteht 
bei dieser Krankheit nicht. 

2. Eine überreichliche Zufuhr von Eiweisskörpern kann die Krank¬ 
heit weder erzeugen, noch auch eine Disposition zu derselben schaffen. 

Es ist demnach die Behauptung, dass die Leguminosen durch den 
Reichthum an Eiweisskörpern schädlich wirken, als ein Irrthura zu 
bezeichnen. 

Es lässt sich aber nicht leugnen, dass die subacuten Gehirn¬ 
entzündungen in gewisser Beziehung zu der Leguminosenfütterung 
stehen; denn da, wo reichliche Leguminosenfütterung stattfindet, tritt 
sie häufig seuchenartig auf, während die Krankheit in Gegenden ohne 
Leguminosenbau unbekannt ist. Es muss daher angenommen werden, 
dass ein specifischer Stoff in dieser Pflanzenfamilie vorhanden ist, 
welcher die Krankheit erzeugt. Verschiedene Beobachter haben ein¬ 
zelne Arten dieser Pflanzenfamilie für giftig erklärt. Unter anderen 
sind folgende Beobachtungen in der Literatur verzeichnet: 

Oberamtsthierarzt Lippus nennt den Hopfenklee (Medicago lupu- 
lina) ein Gift für Pferde und Rinder. Als die hauptsächlichsten Er¬ 
scheinungen nennt er Unruhe, Lähmungserscheinungen, dünnflüssiges 
Blut und auffallend rothe Musculatur. Schrymaerkert berichtet 
über die giftige Wirkung der Kichererbse (Lathyrus cicera). Als 
Symptome giebt er an: „Rohren, Schläfrigkeit, Zusammenknicken in 
den Beinen.“ Erkrankungen wurden bei Pferden und Menschen beob¬ 
achtet. Auch Vallada erwähnt die Giftigkeit der Kichererbsen; er 
sagt, dass sie, selbst in geringer Menge im Brote enthalten, Durch¬ 
fall, Nervenaffectionen, insbesondere aber Lährauug der Gliedmassen 
erzeugen sowohl bei Pferden als Menschen. Eine Epidemie dieser Art 
herrschte 1847 in den Abruzzen. Schwanefeldt sagt, dass grüne, 
fast reife Wicken Gehirnstörungen hervorrufen, die denen der sub¬ 
acuten Gehirnentzündung identisch sind. Biber in Gomy berichtet: 
„Luzerne und Wicken, die im Abblühen begriffen sind und deren 
Samen zu reifen anfangen, haben mehrfach üble Folgen hervorgerufen, 
welche Vergiftungserscheinungen ähnlich sind. Auch Incarnatklee 
scheint im Zustande des Abblühens verdächtig.“ Schmidlin sagt, 
die Geoffroya inermis sei die einzige narcotisch giftige (zugleich wurm¬ 
treibende) unter den hülsenfrüchtigen Pflanzen, muss jedoch später 
zugestehen, dass auch die Kronwicke (Coronilla varia) verdächtig sei. 


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430 


WINKLER, 


Dass die Lupinen in neuerer Zeit unter den Schafherden grosse 
Verheerungen augerichtet haben, ist allbekannt. Auch nach dem 
Genuss von grünnen conservirten Erbsen sind schon Erkrankungen 
entstanden. Die Besenpfrieme (Sarothamus vulgaris) gilt allgemein 
als giftig. Die Erkrankungen von Pferden auf den Genuss von Faba 
equina habe ich schon früher erwähnt. 

Nach Vorstehendem muss demnach die Familie der hülsenfrüch- 
tigen Pflanzen als eine verdächtige erscheinen. 

Wir sehen aber die auffallende Erscheinung, dass eine grosse Zahl 
Arten dieser Pflanzenfamilie in grossen Quantitäten von Menschen und 
Thieren verzehrt werden, ohne dass die geringsten nachtheiligen Folgen 
entstehen, während in einzelnen Fällen schon geringe Quantitäten der¬ 
selben Arten hochgradige, ja tödtliche Krankheitserscheinungen hervor- 
rufen. Wir sehen ferner, dass nach Erkrankungen auf den Genuss 
von verschiedenen Arten der Leguminosen verschiedene Krankheits¬ 
symptome zum Vorschein kommen, dass jedoch stets ein Symptom 
einzutreten pflegt, nämlich die Lähmung verschiedener Organe, ins¬ 
besondere der Gliedmassen, häufig auch der Schlingwerkzeuge. 

Wir werden daher zu der Vermuthung geführt, dass die Pflanzen¬ 
familie der Leguminosen einen Stoff enthält, der giftige Eigenschaften 
besitzt, dass aber dieser Körper in der Regel in so geringer Menge 
vorhanden ist, dass er keine Krankheitserscheinungen hervorzurufen 
vermag, während er unter gewissen Umständen, die ich unten näher 
beleuchten werde, sich in so hohem Grade zu vermehren vermag, dass 
er krankheitserregend wirkt. Dass der krankraachende Körper in 
allen Arten dieser grossen Pflanzenfamilie derselbe ist, dafür spricht 
das bei allen diesen Erkrankungen auftretende gemeinschaftliche 
Symptom „Lähmung“. 

Von welcher Natur ist nun dieser Körper? 

Die Erfahrung beweist, wie bereits erwähnt wurde, dass die 
Leguminosen (das Dürrfutter) unmittelbar nach der Ernte und selbst 
mehrere Monate nach derselben die vorwürfige Krankheit nicht zu 
erzeugen vermögen, dass diese Pflanzen vielmehr erst nach mehrmonat¬ 
licher Lagerung ihre krankraachende Eigenschaft zeigen. Nun ist 
bekannt, dass alle Vegetabilien nach ihrem Absterben einen Gährungs- 
process durchzumachen pflegen, wenn die äusseren Bedingungen günstig 
sind. Zu diesen Bedingungen gehören: Feuchtigkeit und Wärme, 
ein Gährungserreger (Ferment), ein reichlicher Gehalt an Stick- 


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Ursachen der subacuten Gehirnentzündung. 


431 


stoff und gewissen Salzen, insbesondere an phosphorsaurem Kali und 
an Magnesiumsalzen. 

Wenn wir näher untersuchen, ob die Gährungsbedingungen in 
jenem Leguminosenfutter, welches die subacute Gehirnentzündung zu 
erzeugen pflegt, vorhanden sind, so kommen wir zu folgendem Resultat: 

Wie die vorstehende Tabelle 2 über die Witterungsverbältnisse 
während der Leguminosenernte und die Häufigkeit der Erkrankungs¬ 
fälle an subacuter Gehirnentzündung zeigt, tritt diese Krankheit nur 
dann seuchenartig auf, wenn die Leguminosen, insbesondere das Klee¬ 
heu, grösstentheils nass eingeerntet worden sind. An der zur Gäh- 
rung nöthigen Feuchtigkeit kann es daher diesem Futter nicht fehlen. 
Auch die nöthige Wärme ist in diesem Futter, das regelmässig in 
einem einzigen grossen Haufen aufbewahrt wird, genügend vorhanden. 
Ein Griff mit der Hand in diese Kleeheuhaufen etc. wird Jedermann 
überzeugen, dass eine ziemlich bedeutende Wärme in denselben herrscht. 
Die Hauptbedingungen einer kräftigen Gährung sind demnach gegeben. 

Auch die Zeit zur Entwickelung einer kräftigen Gährung fehlt 
nicht; denn das geerntete Leguminosendürrfutter erzeugt diese Krank¬ 
heit erst mehrere Monate nach der Ernte. Bei sehr nass eingebrach- 
tcra Futter reicht ein geringerer Zeitraum aus, wie das Jahr 1878 
beweist. Nach dem schlechten Erntewetter dieses Jahres traten die 
Erkrankungsfälle schon im Herbst auf, während sie bei weniger 
schlechter Witterung erst nach Beginn des nächstfolgenden Jahres 
vorzukommen pflegen. 

Das Ferment der Leguminosen ist schon vor mehreren Jahren 
von Gorup-Besanez entdeckt worden. Die Rolle, welche es bei 
dieser Krankheit spielt, werde ich unten näher beleuchten. Stickstoff 
enthalten diese Pflanzen in grosser Menge, ebenso das phosphorsaure 
Kali und Magnesiasalze. Es steht demnach fest, dass nur Legumi- 
nosendürrfutter, welches jene Eigenschaften besitzt, die eine kräftige 
Gährung ermöglichen, die subacute Gehirnentzündung zu erzeugen 
vermag, und es ist durch die Erfahrung festgestellt, dass die Krank¬ 
heit durch den Genuss dieser Futterpflanzen nur dann erzeugt wird, 
wenn dieselben einen gewissen Grad von Gährung durchgemacht haben. 
Jener specifischc Stoff, welcher die subacute Gehirnentzündung erzeugt, 
muss demnach mit der Gährung in innigem Zusammenhänge stehen. 
Die Gährungsproducte der Leguminosen sind uns jedoch noch völlig 
unbekannt, und auch über das Leguminosenferment wissen wir nur 


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432 


WINKLER. 


wenig. Es kommt hier hauptsächlich die physiologische Wirkung in 
Betracht, welche es auf den Thierkörper ausübt. 

Bis jetzt scheint nur Colin Versuche mit diesem Körper gemacht 
zu haben, und zwar zu dem Zwecke, um in seinem Streit mit Pasteur 
über die Ursache des Milzbrandes die Unschädlichkeit von Fermenten 
im kreisenden Blute zu beweisen. Er sagt über das Resultat seiner 
Versuche: „Ich habe in die Venen von Schafen zu wiederholten Malen 
reichlich das Ferment injicirt, welches durch Gorup-Besanez in 
den Leguminosen, insbesondere in den Wicken beschrieben worden ist. 
Dieses Ferment, welches das Fibrin des Blutes auflöst und mit den 
Ei weisskörpern Peptone giebt, ist vollständig gut vertragen worden. 
Seine auflösende Wirkung hat bis jetzt keine andere Folge gehabt, 
als die Ernährung zu beschleunigen und den Thieren einen unersätt¬ 
lichen Appetit zu verschaffen.“ 

Nach Colin’s Ansicht ist demnach das Ferment der Legumi¬ 
nosen ein unschädlicher Körper. Ich konnte mich nie recht der An¬ 
sicht entschlagen, dass dieses Ferment ein Krankheitserreger werden 
könne, dass es insbesondere in Beziehung zur subacuten Gehirnentzün¬ 
dung stehe. Colin hat dieses Ferment nur vorübergehend auf Thiere 
einwirken lassen, während dem Ausbruch der subacuten Gehirnentzün¬ 
dung in der Regel ein langandauernder Einfluss (Fütterung) von Le¬ 
guminosen, die einen intensiven Gährungsprocess durchgemacht haben, 
voranzugehen pflegt. Auch fällt schwer ins Gewicht, dass bei Schafen 
die Symptome der subacuten Gehirnentzündung bis jetzt nie beob¬ 
achtet worden zu sein scheinen, das Thier also keine Disposition zu 
dieser Krankheit zu besitzen scheint; denn Gelegenheit zur Aufnahme 
von Leguminosen, die einen intensiven Grad von Gährung durch¬ 
gemacht haben, haben die Schafe sehr häufig. Gifte, die auf die 
Nervencentren wirkeu, sind nicht für alle Thiergattungen gleich 
schädlich. 

Dass dieses Ferment in Beziehungen zur Genesis der Krankheit 
stehe, dafür schien besonders ein Symptom zu sprechen, welches im 
Vorbotenstadium der Krankheit häufig beobachtet wird, nämlich der 
Futterneid oder der Wolfshunger, wie Uebele sagt, ein Symptom, 
das dem unersättlichen Appetit, den Colin bei seinen Versuchsthieren 
beobachtete, entspricht. 

Es kann aber dieses Leguminosenferment nicht jener unschädliche 
Körper sein, für den ihn Colin hält, und zwar aus dem Grunde, 
weil es die Eiweisskörper des Blutes in Pepton verwandelt. Durch 


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Ursachen der snbacuten Gehirnentzündung. 


433 


die neueren Versuche von Schmidt-Mühlheim ist dargethan, dass 
das Pepton nur dann nicht schädlich wirkt, wenn es in ausserordent¬ 
lich geringer Menge im Blute vorhanden ist. Dies ist beim gesunden 
Thiere in der Regel der Fall; denn dieser Körper verschwindet nach 
seiner Aufnahme in das Blut in sehr kurzer Zeit wiederum. Schmidt- 
Mühlheim fand nach Peptoninjectionen diesen Körper nie länger als 
nach 16 Minuten vor. Es kann daher unter normalen Verhältnissen 
eine Anhäufung von Pepton im Blute auch während reichlicher Ver¬ 
dauung von Eiweisskörpern nicht stattfinden. Bringt man aber in 
die Blutgefässe grössere Quantitäten Pepton, so treten Vergiftungs¬ 
erscheinungen auf. Zur Erzeugung derselben reichen schon 0,3—0,6 
Grm. Pepton pro Kilo Körpergewicht des Thieres aus. Schmidt 
fand dann eine sehr bedeutende Erweiterung der Blutgefässe; er 
konnte jedoch nicht feststellen, ob diese Erweiterung durch den direc- 
ten Einfluss des Peptons auf die Gefässwandungen oder durch Ein¬ 
wirkung auf die Nervencentren hervorgerufen wird. Die Gefässerwei- 
terung ist mit einer bedeutenden Herabsetzung des Blutdruckes ver¬ 
bunden. Das Blut verliert seine Gerinnungsfähigkeit auch ausserhalb 
der lebenden Gefässwand. Letzteres Resultat stimmt mit den Ver¬ 
suchsresultaten Colin’s überein, welcher durch Einführung von Legu¬ 
minosenferment in die Blutgefässe Gerinnungsunfähigkeit des Blutes 
erzeugte. Da aber Colin durch seine Manipalation zweifellos und 
zugestandenermassen die Ei weisskörper des Blutes in Pepton ver¬ 
wandelt hatte, so kann mit Recht der Schluss gezogen werden, dass 
nicht das Ferment, sondern das Pepton der Factor war, der die Faser¬ 
stoffbildung in dem aus der Ader gelassenen Blute verhindert hat. 
Colin scheint demnach eine ziemlich grosse Menge von Eiweisskör¬ 
pern des Blutes in Pepton verwandelt zu haben. Da er nun dessen¬ 
ungeachtet keine Erkrankung hcrvorrufen konnte, so liegt die Ver- 
muthung nahe, dass das Pepton für Schafe nicht so giftig wirkt als 
für andere Thiergattungen. 

Bringt man Pepton in oben genannter Dosis in das Blut, so ent¬ 
steht Aufregung des Thieres. Dieser folgt jedoch in Bälde ein sopo¬ 
röser Zustand, wobei man insbesondere eine auffallende Widerstands¬ 
losigkeit und Schlaffheit der Gliedmassen, sowie schnarchendes Athraen 
beobachtet. 

Wenn wir die Versuche von Colin und Schmidt näher in das 
Auge fassen und mit den Erscheinungen der subacuten Gehirnentzün¬ 
dung und dem anatomisch-pathologischen Befunde bei Thieren, die an 


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WINKLER, 


dieser Krankheit gelitten haben, vergleichen, so muss sich der Ver¬ 
dacht aufdrängen, dass das Leguminosenferment in Beziehungen zur 
Genesis der subacuten Gehirnentzündung steht. 

Es muss zur Begründung dieser Behauptung vor Allem die Frage 
beantwortet werden, ob das Leguminosenferment von dem Verdauungs¬ 
canal aus in die Blutgefässe eindringt. Ein directer bejahender Be¬ 
weis liegt zwar nicht vor, aber Folgendes dürfte kaum einen Zweifel 
aulkommen lassen, dass es eindringt: Das Ferment erzeugt, in die 
Blutbahnen gebracht, unersättlichen Appetit. Nun sehen wir Thiere 
grosse Mengen Futter aufnehmen, welche dieses Ferment enthalten. 
Wir sehen hierauf trotz der reichlichen Fütterung und länger dauern¬ 
der Ruhe auffallenden Hunger entstehen. Was ist nun natürlicher 
als die Annahme, dass dieses hungererzeugende Ferment in die Blut¬ 
bahnen gelangt ist? Wenn dies aber der Fall ist, so müssen grössere 
Mengen Eiweiss in Pepton verwandelt und dadurch Symptome der 
Peptonvergiftung in mehr oder minder hohem Grade hervorgerufen 
werden. Wenn wir die Symptome der subacuten Gehirnentzündung 
und der Pepton Vergiftung mit einander vergleichen, so finden wir, 
dass sie in den wesentlichen Punkten übereinstimmen. 

Die Gefässerweiterung und den verminderten Blutdruck, die bei 
Peptonvergiftungen stets auftreten, finden wir aucli bei subacuten 
Gehirnentzündungen regelmässig angezeigt durch den vollen, weichen 
Puls. Die Gerinnungsfähigkeit des Blutes ist bei den an subacuten 
Gehirnentzündungen leidenen Thieren in der Regel eine geringe. Von 
vielen Beobachtern wird sogar eine auffallende Dünnflüssigkeit des¬ 
selben gemeldet. 

Die Aufregung, welche Schmidt nach Peptoninjectionen an seinen 
Versuchsthieren stets beobachtete, fehlt niemals im Anfangsstadium 
der subacuten Gehirnentzündung. In allen Fällen von subacuten Ge¬ 
hirnentzündungen folgt der Aufregung ein soporöser Zustand. Das 
Gleiche ist auch bei künstlich erzeugten Peptonvergiftungen der Fall. 

Ein auffallendes, nie fehlendes Symptom der subacuten Gehirn¬ 
entzündung ist die Schlaffheit und Widerstandslosigkeit der Glied¬ 
massen. Auch bei künstlich erzeugter Peptonvergiftung tritt dieses 
Symptom stets ein. Ein Unterschied existirt freilich. Bei subacuter 
Gehirnentzündung entstehen die Symptome langsam und führen erst 
nach längerer Zeit den Tod herbei, oder es erfolgt langsam Genesung; 
bei künstlich erzeugten Pepton Vergiftungen aber entstehen sie fast 
augenblicklich, und es erfolgt rasch der Tod oder Genesung. Die 


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Ursachen der subacaten Gehirnentzündung. 


435 


Gründe dieses verschiedenen Verhaltens sind jedoch so klar, dass ich 
sie nicht näher zu besprechen brauche. 

Wenn wir nun die Frage aufwerfen, ob die subacute Gehirn¬ 
entzündung eine chronische Pepton Vergiftung, erzeugt durch das Le¬ 
guminosenferment, sei, so können wir darauf nur antworten: die Frage 
ist zwar durch Experimente noch nicht endgültig entschieden, aber 
viele Gründe sprechen dafür und nichts dagegen. 

Diese chronische Peptonvergiftung dürfte auf folgende Weise ent¬ 
stehen: Wenn das mit dem Futter aufgenommene Leguminosenferment 
in die ßlutbahn gelangt, so erzeugt es Hunger, den das Thier durch 
vermehrte Futteraufnahme zu stillen sucht. Da aber als Futter wie¬ 
derum Leguminosen vorgelegt werden, so veranlasst dasselbe eine 
neue, grössere Fermentzufuhr. Ist nun aber durch eine grössere Fer¬ 
mentaufnahme in die Blutbahnen ein Theil der Eiweisskörper in 
Pepton verwandelt, so entsteht eine niedergradige Aufregung, die sich 
in der Regel durch grössere Schreckhaftigkeit zu erkennen giebt. 
Diese wird meistens für grössere Lebhaftigkeit angesehen und, da 
auch noch reger Appetit vorhanden ist, das Thier in der Regel für 
vollkommen gesund gehalten. Es wird daher die Fütterung fort¬ 
gesetzt, bis eine höhergradige Peptonvergiftung eintritt. 

Es lässt sich gegen diese Ansicht, dass durch Fütterung von 
Leguminosen eine Peptonvergiftung erzeugt werde, der Einwand gel¬ 
tend machen, dass verschiedene Arten der Leguminosen auch ver¬ 
schiedene Krankheitssymptome hervorrufen; dass z. B. nach der 
Fütterung von Rothklee nach vorausgegangenem äusserst regen Hunger 
Aufregung mit nachfolgender auffallender Schwäche, insbesondere der 
Gliedmassen, nach Fütterung von Latyrus cicer aber zwar die gleichen 
Symptome, jedoch verbunden mit rohrendem Athmen eintreten; dass 
ferner nach dem Genuss von Geoflfroya inermis neben diesen narco- 
tischen Erscheinungen auch die wurmtreibende Wirkung eintritt. Aber 
allen diesen Erkrankungen sind die verderblichen, meist tödtlichen 
Gehirnsymptome eigenthümlich; und diese Gehirnsymptome haben bei 
allen diesen Erkrankungen das Eigentümliche, dass die Patienten 
nach kurzer Krankheitsdauer auffallend grosse Schlaffheit der will¬ 
kürlichen Muskeln zeigen, welche Schlaffheit häufig in Lähmung 
übergeht. 

Wir sehen ferner, dass die grün verfütterten Leguminosen ein 
etwas abweichendes Krankheitsbild erzeugen, als jenes, welches durch 
die trocken verfütterten und gegoltenen Pflanzen hervorgerufen wird. 


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WINKLER. 


Dies ist namentlich beim Rothklee zu beobachten. Nach der Fütte¬ 
rung von grünem Klee tritt nämlich nicht selten eine Krankheit ein, 
deren Prodromalerscheinungen häufig sich in Form einer Indigestions¬ 
kolik äussern. Nicht selten beobachtet man zu Zeiten, in denen die 
Kolikerscheinungen sistiren, einen wahren Heisshunger. Die Thiere 
sind während dieses Vorbotenstadiums auffallend matt. Diesen Pro¬ 
dromalerscheinungen folgen, gewöhnlich schon nach wenigen Stunden, 
Symptome der Gehirnreizung, die sich auf verschiedene Art, gewöhn¬ 
lich durch grosse Schreckhaftigkeit, kurze Zeit dauernde Raserei, 
Muskelzuckungen etc. manifestiren. Diesen Reizungserscheinungen 
folgt in der Regel sehr bald ein schlafsüchtiger Zustand. Das her¬ 
vorstechendste Symptom aber ist die ungewöhnliche Motilitätsstörung. 
Keiner dieser Patienten besitzt die Fähigkeit, seine Gliedmassen voll¬ 
kommen willkürlich zu bewegen. 

Im Laufe der Krankheit treten in der Regel Lähmungen ein, 
insbesondere häufig der Organe der Rachenhöhle und des Schlundes, 
aber auch des Sehnerven. Nicht selten zeigen die Patienten beschleu¬ 
nigtes Athmen, das jedoch häufig durch Fremdkörperpneumonien er¬ 
zeugt wird, welche letztere wiederum als Folgen der Lähmung der 
Organe der Rachenhöhle erklärt werden müssen. Der Puls ist der 
Quantität nach etwas vermehrt, der Qualität nach auffallend voll und 
weich. Die Schleimhäute sind hoch geröthet; in der Conjunctiva ist 
ein ungewöhnlich dicht gelagertes Capillargcfässnetz sichtbar. Das 
Aderlassblut ist wenig, bei hochgradiger Erkrankung nicht gerin¬ 
nungsfähig. 

Die Futteraufnahme findet häufig bis fast zum Lebensende statt. 

Die Section ergiebt als die wesentlichste pathologische Verände¬ 
rung seröse Ausschwitzung an der Basalfläche des Gehirns, insbeson¬ 
dere starke Durchtränkung des unteren Theils der Pia. 

Die Cadaver sind stets sehr blutreich, das Blut aber nicht ge¬ 
rinnungsfähig, und in den Capillargefässnetzen bleibt ziemlich viel 
Blut zurück, wenn auch die Thiere durch Verblutung getödtet wurden. 

Dieses Krankheitsbild hat eine auffallende Aehnlichkeit mit der 
Peptonvergiftung, die Schmidt-Mühlheim an seinen Versuchsthieren 
hervorgerufen hat. Keines der Symptome der Peptonvergiftung fehlt; 
ferner ist kein Symptom vorhanden, welches gegen diese Vergiftung 
sprechen würde. Denn die gastrischen Störungen sind leicht zu er¬ 
klären durch den übermässigen Genuss von Klee. 


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Ursachen der subacuten Gehirnentzündung. 


437 


Ich halte daher diese durch grüne Leguminosen erzeugte Krank¬ 
heit für die reine Form der chronischen Peptonvergiftung. 

Wenn wir mit diesen Erscheinungen die Symptome der auf Dürr¬ 
futter entstandenen subacuten Gehirnentzündung vergleichen, so finden 
wir, dass bei -letzterer Krankheit häufig länger andauernde Bewusst¬ 
losigkeit eintritt, die bei ersterer Erkrankung entweder gänzlich fehlt 
oder nur sehr kurze Zeit dauert. Wir sehen ferner, dass die in Folge 
von Grünkleefütterung erkrankten Thiere fast bis zum Eintritt des 
Todes sensibel bleiben, während die Thiere, welche in Folge von ge¬ 
goltenem Dürrfutter erkranken, häufig schon nach kurzer Zeit gegen 
äussere Reize nicht mehr reagiren. Ausserdem sehen wir bei manchen 
Patienten, die in Folge des Genusses von gegoltenem Dürrfutter er¬ 
krankt sind, häufig den Tod erfolgen, ohne dass das Blut gerinnungs¬ 
unfähig wird. Zur Erklärung dieser Unterschiede müssen wir bedenken, 
dass das Grünfutter keine Gährung durchgemacht hat, während das 
Dürrfutter die Krankheit erst dann erzeugen kann, wenn es einen 
hohen Grad von Gährung erreicht hat. Bei der durch Grünfutter 
erzeugten Krankheit ist der Krankheitserreger das Legurainosenferment 
ohne Gährungsproducte, bei der durch Dürrfutter erzeugten Krankheit 
aber das gleiche Ferment mit Gährungsproducten, welche letztere 
das Krankheitsbild modificiren. 

Wenn wir von meiner Ansicht ausgehen, dass die subacute Ge¬ 
hirnentzündung eine durch das Leguminosenferment erzeugte Pepton¬ 
vergiftung sei, so können wir uns auch verschiedene Eigentümlich¬ 
keiten dieser Krankheit erklären. 

Wir sehen vor Allem häufig Thiere an schwerer subacuter Ge¬ 
hirnentzündung zu Grunde gehen, ohne dass wir im Stande sind, bei 
der Section so bedeutende Veränderungen der Gewebe zu finden, welche 
uns den Tod der Thiere erklären. Ich berufe mich auf den citirten 
Bericht von Vogel und von Model, sowie auf meine bereits erwähnte 
Beobachtung. Solche Thiere gehen an hochgradiger Verminderung 
des Blutdruckes zu Grunde, wie die zu künstlichen Peptonvergiftungen 
benutzten Versuchstiere. 

Die Krankheit kommt meistens bei sehr gut genährten, kräftigen 
Thieren vor, die längere Zeit eine an Ei weisskörpern reiche Nahrung 
erhalten haben. Dessenungeachtet sehen wir nur seröse, niemals 
plastische Ausschwitzungen in ihrem Verlaufe erfolgen. Die plastischen 
Ausschwitzungen setzen das Vorhandensein von gerinnungsfähigem 

Arehiv f. wlssenseh. u. pr»kt. Thierheilk. IX. 6. 29 


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WINKLER, 


Faserstoff voraus. Nun haben aber die Versuche von Schmidt 
gezeigt, dass bei Peptonvergiftungen der Faserstoff des Blutes auch 
ausser der lebenden Gefässwand nicht mehr zu gerinnen vermag. 
Dadurch wird uns erklärlich, warum wir bei subacuter Gehinentzün- 
dung nur seröse Exsudate vorfinden. 

Verschiedene Berichterstatter, namentlich jene, welche die nach 
Grünfutter entstehende subacute Gehirnentzündung beobachtet haben, 
sagen aus, dass die Cadaver der Thiere zwar viel Blut enthielten, 
dass dasselbe aber sehr dünnflüssig war. Ich habe leider, seitdem 
ich Schmidt-Mühl heim’s Versuche kenne, keine Gelegenheit ge¬ 
habt, Sectionen von Thieren vorzunehmen, welche an subacuter Gehirn¬ 
entzündung zu Grunde gegangen sind. Ich vermuthe jedoch, dass in 
den serösen Exsudaten der Schädelhöhle das chemisch leicht nach¬ 
weisbare Pepton enthalten ist. 

Ich komme nun zur Besprechung einiger Punkte, die meine An¬ 
sicht zu widerlegen scheinen. Es giebt nämlich Gegenden, in denen 
die Pferde reichlich mit Hülsenfrüchten gefüttert werden, ohne dass 
die subacute Gehirnentzündung, insbesondere die auf Dürrfutter ent¬ 
stehende, zum Vorschein kommt. Mir selbst sind im Bayerischen 
Walde einige Orte bekannt, in denen diese Krankheit trotz der reich¬ 
lichen Kleefütterung unbekannt ist, während sie bei gleicher Fütterung 
in der benachbarten Donauebene sehr häufig vorkomrat. 

Auch der niederbayerische Kreisthierarzt Keim scheint die gleiche 
Erfahrung gemacht zu haben. Derselbe behauptete nämlich in einem 
Vortrage im Jahre 1874, dass die Krankheit in Niederbayern nur auf 
kalkreichem Boden vorkomme, im kalkarmen Bayerischen Walde aber 
unbekannt sei. Die Hülsenfrüchte als Krankheitserreger erwähnte er 
nicht, wenngleich wenigstens in einem zu seiner Kenntniss gelangten 
Berichte diese Pflanzen direct als die Krankheitsursache bezeichnet 
wurden, mit der Bemerkung, dass es noch unentschieden sei, ob ein 
Gift oder ein pflanzlicher Schmarotzer als Krankheitserreger in dieser 
Pflanzenfamilie vorhanden sei. Auch ihm wird jedenfalls aus seinem 
früheren Wirkungskreise nicht unbekannt geblieben sein, dass im Baye¬ 
rischen Walde auch bei reichlicher Kleeheufutterung diese Krankheit 
höchst selten auftritt. Aus diesem Grunde scheint derselbe die Hülsen¬ 
früchte für unschädlich gehalten zu haben. 

Thatsächlich ist normales Kleeheu kein Erzeuger dieser Krank¬ 
heit. Es wird erst zum Krankheitserreger, wenn es, wie ich erörtert 
habe, einen intensiven Gährungsprocess durchgeraacht hat. Zu einer 


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Ursachen der subacuten Gehirnentzündung. 


439 


sehr intensiven Gährung trägt aber ein kränklicher Zustand der Pflanzen 
sehr viel bei. Die Kleepflanzen des Bayerischen Waldes scheinen aber 
unter viel gesünderen Vegetationsverhältnissen anfzuwaehsen, als in 
jenen Gegenden des niederbayerischen Flachlandes, in denen die sub- 
acute Gehirnentzündung zu herrschen pflegt. 

Ich sohlicssc dies aus Nachstehendem: Wenn man die Verbrei¬ 
tungsbezirke dieser Krankheit näher betrachtet, so findet man, dass 
sie nur da Massenerkrankungen hervorruft, wo die Landwirthe über 
die Klecmüdigkeit des Bodens klagen. Wir sehen sie ferner erst seit 
jener Zeit seuchenartig auftreten, in der die Klagen über die Klee¬ 
müdigkeit des Bodens sich bedeutend vermehrt haben. 

Noch ein anderer Umstand scheint mir dafür zu sprechen, dass 
die Vegetationsverhältnisse für die Kleepflanze in einem grossen Theil 
des niederbayerischen Flachlandes keine gesunden sind. Man kann 
den Gesundheitszustand von Pflanzen mit ziemlich grosser Genauig¬ 
keit nach der mehr oder minder üppigen Vegetation von Schmarotzern 
auf ihnen beurtheilen. Je üppiger Schmarotzer auf ihnen vegetiren, 
um so weniger erfreuen sie sich gesunder Vegetationsverhältnisse. 
Nun ist aber im Flachlande der Hauptschraarotzer der Kleepflanzen, 
die Kleeseide (Cuscuta epithymum), weit verbreitet. Für manche 
Ortschaften droht derselbe eine wahre Calamität zu werden. Er ist 
schon sehr häufig mit eingeführtem Kleesamen in den Bayerischen 
Wald eingeschleppt worden, entwickelt sich dort niemals üppig und 
verschwindet stets ohne menschliches Zuthun. 

Es könnte freilich der Einwand gemacht werden, dass im Flach¬ 
lande diese Schmarotzerpflanze an den dem Froste widerstehenden 
Trieben des Klees überwintern, wie dies schon früher Prof. Kühn 
nachgewiesen hat (in der Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central¬ 
vereins der Provinz Sachsen pro 1868); allein nach den Beobachtungen 
des Dr. Uloth ist die Ueberwinterung nur als eine Ausnahme von 
der Regel zu betrachten. Dazu kommt noch, dass im Bayerischen 
Walde viele Ortschaften sind, die ein ebenso mildes Klima besitzen 
als das niederbayerische Flachland, dass also der Schmarotzer auch 
dort überwintern und im nächsten Jahre seine Verheerungen fortsetzen 
könnte, was aber im Gegensatz zum Flachlande niemals eintritt. Es 
scheint vielmehr, dass nicht das rauhe Klima des Bayerischen Waldes 
an dem Missrathen der Cuscuta epithymum die Schuld trägt, sondern 
dass die Kleepflanze für diesen Schmarotzer ein viel weniger geeig¬ 
neter Nährboden ist, als die Pflanzen auf dem kleemüden Boden des 

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WINKLER, 


Flachlandes. Es wäre interessant, die Verbreitungsbezirke der sub¬ 
acuten Gehirnentzündung und der Kleeseide festzustellen. Ich ver- 
muthe, dass sie sich überall decken. Da jene Gegenden, in denen 
die Kleemüdigkeit des Bodens bereits einen hohen Grad erreicht 
hat, auch durch das häufige Vorkommen der subacuten Gehirnent¬ 
zündung sich auszeichnen, so unterliegt es kaum einem Zweifel, 
dass dieser Zustand des Bodens eine Hauptbedingung dieser Krank¬ 
heit bildet. 

Wenn ich im Nachstehenden auf landwirthschaftliche Zustände 
Niederbayerns näher eingehe, so geschieht dies deswegen, weil 
solche auch anderwärts bestehen dürften und das Vorkommen oder 
Nichtauftreten der Krankheit veranlassen, und weil deren Kennt- 
niss nöthig ist, wenn man zweckmässige Vorbauungsmassregeln er¬ 
greifen will. 

Es dürfte für Jene, welche Niederbayern kennen, die Behauptung 
etwas gewagt erscheinen, dass im Bayerischen Walde der Klee sich 
gesünderer Vegetationsverhältnisse erfreut als im angrenzenden Flach¬ 
lande, das wegen seiner Fruchtbarkeit die bayerische Kornkammer 
genannt wird. Dennoch verhält sich dies so. Es ist zwar der Ertrag 
an Klee auf gleich grosser Bodenfläche im Flachlande häufig ein 
grösserer als in den höher gelegenen Theilen des Bayerischen Waldes; 
die Ursache dieses höheren Ertrages ist aber nicht ein zum Kleebau 
besser geeigneter Boden, sondern eine längere Vegetationszeit. Da, 
wo im Bayerischen Walde annähernd die gleichen Temperatur Verhält¬ 
nisse und folglich die gleich lange Vegetationszeit wie im Flachlande 
herrschen, findet man in der Regel im ersteren höhere Erträge. Wenn 
im Bayerischen Walde der langandauernde und strenge Winter den 
Klee nicht bedeutend schädigt, so ist in der Regel auf eine gute 
Kleeernte zu hoffen, während im Flachlande die Kleepflanzen 
häufig missrathen, wenn sie auch durch den Winter nicht gelitten 
haben. Es ist daher anzunehraen, dass der Boden des Baye¬ 
rischen Waldes zum Kleebau geeigneter ist, als der des angrenzenden 
Flachlandes. 

Man hat zwar auch im Bayerischen Walde schon öfter Klagen 
über die Kleemüdigkeit des Bodens vernommen; sieht man aber den¬ 
selben auf den Grund, so ist unschwer zu erkennen, dass nicht der 
Boden, sondern widrige klimatische Einflüsse das Missrathen des Klees 
zu verursachen pflegen. Denn diese Klagen treten nur in Jahrgängen 
auf, in denen die Winter sehr lange dauerten und im Frühjahr Nässe 


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Ursachen der snbacaten Gehirnentzündung. 


441 


und Kälte abwechselnd herrschten. Dieses Missrathen des Klees wird 
demnach in der Regel durch Erfrieren veranlasst. 

Es kann aber nicht geleugnet werden, dass auch Hülsen- 
früchte, welche unter vollkommen gesunden Vegetationsverhältnis¬ 
sen aufgewachsen sind, die Krankheit erzeugen können, wenn sie 
nach der Aberntung einen intensiven Gährungsprocess durchgemacht 
haben. 

Nun sollte man glauben, dass im Bayerischen Walde die Bedin¬ 
gungen einer intensiven Gährung im höheren Grade vorhanden wären 
als im Flachlande, weil in ersterem die Niederschläge viel häufiger 
und stärker sind als in letzterem. Es hängt jedoch der Gährungs¬ 
process vielmehr von der Methode des Ernteverfahrens und der Auf¬ 
bewahrung dieser Früchte als von der Menge der Niederschläge ab. 
Im Flachlande werden die Hülsen früchte sehr häufig nach oberfläch¬ 
licher Abtrocknung auf grosse, in freier Luft stehende Haufen (Schober) 
zusammengeworfen und nicht zugedeckt; sie sind daher den atmo¬ 
sphärischen Niederschlägen preisgegeben. Ausserdem dringt häufig 
das von höher gelegenen Stellen des Erdbodens abfliessende Wasser 
unter sie hinein; die verdunstende Feuchtigkeit dringt in solchen 
Fällen im Schober empor und bewirkt in Verbindung mit der inten¬ 
siven Wärme, welche in demselben herrscht, einen hohen Grad von 
Gährung. Im Bayerischen Walde wird unter den Hülsen flüchten nur 
der Klee zu Trockenfutter gemacht. Hier kommt derselbe, wenn er 
oberflächlich abgetrocknet ist, auf Kleereiter, auf denen er so lange 
bleibt, bis er vollkommen ausgetrocknet ist. Hierauf wird er in die 
Scheunen gebracht. Letztere sind grösstentheils ziemlich praktisch 
gebaut. Es sind dies meistens grosse Bretterhütten, die nicht auf dem 
Boden, sondern auf Säulen ruhen; zwischen dem Boden und der un¬ 
tersten Lage der eingeernteten Früchte befindet sich ein Hohlraum, 
durch welchen die Luft streichen kann; die Holzbrücke, welche den 
Hohlrauro von dem mit Früchten angefüllten Raume scheidet, ist 
nicht luftdicht gebaut. Wenn nun in solchen Scheunen der Kleehaufen 
sich erwärmt, so strömen die enthaltenen Gase nach oben, von unten 
aber wird in den luftverdünnten Raum durch die Ritzen der Holz¬ 
brücke kalte, trockene Luft aspirirt, der Kleehaufen abgekühlt und 
ausgetrocknet und hiermit eine intensive Gährung verhindert. Dies 
dürften die hauptsächlichsten Gründe für die Häufigkeit der Krank¬ 
heit im niederbayerischen Flachlande und die Seltenheit derselben im 
Bayerischen Walde sein. 


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442 


WINKLER. 


Ich komme nun zur Disposition der einzelnen Individuen zu der 
subacuten Gehirnentzündung. Ich habe bereits die vom bayerischen 
Veterinärbericht pro 1874 aufgestellte Exsudationstheorie, welche auf 
Disposition zu Ausschwitzungen beruhen soll, für unhaltbar erklärt 
und glaube meine Behauptung begründet zu haben. Es lässt sich 
jedoch nicht leugnen, dass wenig Bewegung und länger dauernder 
Aufenthalt in heissen, dunstigen Ställen eine Disposition zu dieser 
Krankheit schafft, jedoch in andererWeise, als der erwähnte Veterinär¬ 
bericht sagt. Schon die Erfahrung beweist, dass die Thiere meistens 
dann erkranken, wenn sie mehrere Tage unter den erwähnten Ver¬ 
hältnissen und bei reichlicher Fütterung gegohrener Hülsenfrüchte 
gelebt haben. 

Wie ist es nun erklärlich, dass längere Ruhe und Aufenthalt in 
heissen Ställen eine Disposition zu dieser Erkrankung schafft? Man 
könnte die Behauptung aufstellen, dass diese Momente den thierischen 
Organismus schwächen, weniger widerstandskräftig machen gegen die 
giftige Wirkung des Leguminosenferments oder vielmehr des Peptons. 
Mir scheint aber diese Disposition noch auf andere Weise erklärbar. 
Ich habe bereits bemerkt, dass bei Peptonvergiftungen eine starke 
Gefässerweiterung mit Verminderung des Blutdruckes das hervor¬ 
ragendste Symptom ist, und dass dadurch sogar der Tod erfolgen 
kann. Nun sehen wir aber bei Thieren, die längere Zeit beschäfti¬ 
gungslos in heissen, dunstigen Localen stehen, in Folge der Erschlaf¬ 
fung der musculösen Organe der Blutgefässe einen vollen, weichen 
Puls, mithin Gefässerweiterung entstehen. Dass dadurch eine Dis¬ 
position zu dieser Erkrankung geschaffen wird, dürfte kaum zweifel¬ 
haft sein. Auch die vielfach aufgestellte Behauptung, dass grob 
gebaute, schlaffe Pferde zu dieser Krankheit disponiren, kann nicht 
als ganz unrichtig zurückgewiesen werden. Die schlaffen Muskelfasern 
der Kreislaufsorgane erklären uns diese Disposition genügend. Die 
Behauptung württembergischer Thierärzte, dass das bayerische Pferd 
eine besonders starke Anlage besitze, in diese Krankheit zu verfallen, 
kann nicht ganz zurückgewiesen werden. Die bayerischen Fohlen¬ 
ställe sind grösstentheils Mastställe, aus denen nur Pferde mit schlaffem 
Faserbau hervorgehen können. 

Die Prophylaxis ergiebt sich aus Vorstehendem. Wenn man eine 
intensive Gährung der Hülsenfrüchte verhindert, so wird die subacute 
Gehirnentzündung nicht ausbrechen. Dazu gehört, dass gesunde Vege¬ 
tationsverhältnisse für diese Pflanzen im Boden hergestellt, und dass 


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Ursachen der subacuten Gehirnentzündung. 


443 


die abgeernteten Hülsenfrüchte möglichst gut getrocknet werden. Diese 
beiden Massregeln sind freilich schwer ausführbar. 

Dass man die Disposition der Thiere zu dieser Krankheit durch 
mehr Bewegung, Schaffung kühler Stallräume, Vermeidung übermässig 
reichlicher Fütterung und verweichlichender Fohlenaufzucht beseitigen 
soll, ist selbstverständlich. 

Es unterliegt keinem Zweifel, dass die subacute Gehirnentzündung 
häufig mit anderen Krankheiten verwechselt wird. Dafür spricht 
schon der sehr günstige Heilerfolg, den einzelne Thierärzte mit 
unwirksamen Heilmitteln so häufig erzielen, während andere bei 
Anwendung der gleichen Heilmethode fast immer Misserfolge gesehen 
haben. 

Unter diesen Krankheiten, die zur Verwechslung Veranlassung 
geben können, möchte ich auf eine aufmerksam machen, weil ich in 
der thierärztlichen Literatur nichts über dieselbe finde. Es sind näm¬ 
lich in der thierärztlichen (und menschenärztlichen) Literatur zahl¬ 
reiche acute Vergiftungen mit Lolium temulentum (Giftlolch, Taumel¬ 
lolch) beschrieben worden; nirgends finde ich aber Vergiftungsfälle 
halbacuter Natur erwähnt. Nun ist mir aber ein Erkrankungsfall 
vorgekommen, der einige Aehnlichkeit mit subacuter Gehirentzündung 
und bereits 7 Tage gedauert hatte, ehe ich das Pferd untersuchte. 
Es sprachen jedoch zwei Umstände gegen diese Krankheit. Das Pferd 
zeigte einen kleinen, harten Puls und hatte seit einigen Monaten keine 
Hülsenfrüchte erhalten. Bemerken will ich noch, dass dasselbe keine 
in die Augen fallende Drehbewegung machte, dass es aber, auf einer 
Strasse fortgetrieben, nach Zurücklegung von kaum hundert Schrit¬ 
ten stets an den linken Strassenrand gelangte. Die Untersuchung 
des Hafers ergab einen ziemlich grossen Gehalt an Taumellolch¬ 
samen. Leider habe ich über das fernere Schicksal dieses Pferdes 
nichts in Erfahrung bringen können. Ich muss übrigens bemerken, 
dass ich in einzelnen Fällen schon grössere Quantitäten dieses Sa¬ 
mens ohne auffallenden Nachtheil habe verfüttern sehen. Mir 
scheint daher der Gehalt dieses Samens an Gift ein sehr variabler 
zu sein. Dies sowohl, als auch die Flüchtigkeit dieses Giftes scheint 
Ursache zu sein, dass die Natur desselben noch nicht festgestellt 
werden konnte. 

Bei der Häufigkeit des Samens dieser Giftpflanze dürften sub¬ 
acute und chronische Vergiftungen öfter Vorkommen. Es scheint, dass 


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444 


WINKLER. 


derartige Erkrankungsfälle mit subacuter Gehirnentzündung verwechselt 
werden. 

Das gleiche Gift dürfte auch das englische Raygras (Lolium pe- 
renne), wenn auch in sehr geringer Menge, enthalten. Dafür sprechen 
die zahlreichen Erkrankungen, welche Prof. Degive im Bericht über 
die Leistungen der Thierarzneischule zu Cureghem während des Schul¬ 
jahres 1873/74 meldet. Er beschreibt eine Meningoencephalitis bei 
Kühen, welche bei beständigem Regenwetter mehrere Wochen lang 
auf einer Weide waren, die ausschliesslich mit englichem Raygrase 
bewachsen war. Dieses vermeintlich ansteckende Leiden soll durch 
den Genuss von schlechtem Trinkwasser, Aufenthalt in einem schlech¬ 
ten Stalle und einseitige Fütterung mit englischem Raygrase entstan¬ 
den sein. Das Leiden hörte auf, als die Fütterung und der Stall 
verändert wurden. Alle Patienten zeigten bei der Bewegung eine 
Drehung nach der linken Seite. 

Mir sind zwei Erkrankungsfälle nach reichlichem Genuss von 
englischem Raygras bekannt geworden, die mit dem Krankheitsbilde, 
welches Dögive entworfen hat, übereinstiramten. Bemerken muss 
ich, dass auch diese Krankheitsfälle nach lang andauerndem Regen¬ 
wetter entstanden sind, dass ferner die Krankheit von längerer Dauer 
war, als Dögive angiebt, und dass die Symptome weniger heftig 
auftraten, insbesondere die Störungen im Sehvermögen vorübergehen¬ 
der Natur waren. Dies scheint jedoch dadurch erklärlich, dass die 
von Dögive gemeldeten Fälle bei ausschliesslicher Ernährung mit 
englischem Raygras vorkaraen, während die von mir beobachteten 
Rinder auf sogenanntem Oedgartenland weideten, auf dem kaum die 
Hälfte des Pflanzenbestandes aus Raygras bestand. 

Wir haben demnach eine Pflanzenfamilie, die Lolche, welche Er¬ 
scheinungen hervorzurufen vermag, die mit der subacuten Gehirn¬ 
entzündung einige Aehnlichkeit besitzen. Wahrscheinlich giebt es 
noch mehr Pflanzen, welche ähnliche Symptome hervorzurufen ver¬ 
mögen. 

Trotz einiger Aehnlichkeit der Symptome der durch die Familie 
der Lolche erzeugten Gehirnerkrankungen mit denen der subacuten 
Gehirnentzündung, erzeugt durch die Hülsenfrüchtc, muss doch letz¬ 
tere Krankheit als eine ganz specifische bezeichnet werden. 

Ich will noch Einiges über die Therapie dieser Krankheit bei¬ 
fügen. Bei dem Mangel jeder Erkenntniss des Wesens dieser Krank¬ 
heit konnte die Behandlung der Krankheit nur eine empirische sein. 


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Ursachen der subacuten Gehirnentzündung. 


445 


Diese scheint jedoch bis jetzt ohne allen Erfolg gewesen zu sein. 
Der beste Beweis hierfür ist schon der, dass jede Heilformel wieder 
verlassen wird, wenn sie einige Zeit in Gebrauch war. Nach dem 
jetzigen Stande der Thierheilkunde kann auch für die nächste Zu¬ 
kunft von einer rationellen Heilmethode gegen diese Krankheit keine 
Rede sein. Das Leguminosenferment können wir nicht unschädlich 
machen, das Pepton in keinen anderen unschädlichen Körper über¬ 
fuhren. Selbst die einfachste lndieation, die Entleerung des Darm¬ 
canals von den noch vorhandenen Leguminosen, kann nach vorher¬ 
gehender Dürrfütterung fast niemals bewerkstelligt werden, weil die 
stärksten Drastica wegen der ungewöhnlich grossen, oft an Lähmung 
grenzenden Erschlaffung der musculären Organe wirkungslos bleiben. 
Besseren Erfolg zur Entleerung des Darmcanals verspricht Kohlen¬ 
säure, welche man entweder im Mastdarm entwickelt, indem man 
abwechselnd Lösungen von doppelkohlensaurem Natron und Wein- 
steinsäure einspritzt, oder welche man in den Mastdarm einströ¬ 
men lässt. 

Viele dunkle Punkte über diese Krankheit wären noch zu lich¬ 
ten; aber in meiner jetzigen Stellung finde ich zu wenig Material, 
um eine erschöpfende Arbeit über den vorwürfigen Gegenstand liefern 
zu können. Wenn ich dennoch das noch Unvollendete veröffentliche, 
so geschieht dies, um andere Thierärzte, welche mehr Gelegenheit zu 
Beobachtungen haben und denen vielleicht auch die Mittel zu Experi¬ 
menten zur Verfügung stehen, zu veranlassen, sich dem Studium 
dieser Krankheit, welche in manchen Gegenden die wichtigste unter 
den Pferdekrankheiten ist, zu widmen. Schon der bayerische Vete¬ 
rinärbericht pro 1874 spricht sein Bedauern darüber aus, dass das 
reichliche Material, welches vielen bayerischen Thierärzten zur Ver¬ 
fügung stand, nicht besser ausgenutzt wurde. Nach Umfluss von 
weiteren acht Jahren muss ich das Gleiche sagen. Seit dieser Zeit 
ist mir nicht eine einzige erwähnenswerthe Aeusserung eines baye¬ 
rischen Thierarztes über diese Krankheit bekannt geworden. Es muss 
dies um so mehr Befremden erregen, als die Krankheit in den besten 
Gegenden Bayerns häufig in seuchenartiger Verbreitung aufzutreten 
pflegt. 

Ich habe ferner Vorstehendes geschrieben, um auf eine Krank¬ 
heit aufmerksam zu machen, bei der Pepton, ein normaler Bestand¬ 
teil des Thierkörpers, eine schädliche Wirkung äussert. Es ist 


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WINKLER. 


nicht unmöglich, dass dieser Stoff auch bei anderen Krankheiten 
nicht ganz ohne Einwirkung ist. Ich erinnere nur an die unter dem 
Namen Windrehe bekannte Muskelhyperämie der Pferde, die stets 
nur während des Verdauungsactes, also während reichlicher Pepton¬ 
bereitung, aufzutreten pflegt. Auch die Eclampsie der Kälberkühe 
beginnt in der Regel während des Verdauungsactes. Es ist daher 
nicht unwahrscheinlich, dass beide Krankheiten mit dem reichlichen 
Peptongehalt im Saftstrome im Zusammenhänge stehen, und zwar in 
der Art, dass letzterer den Krankheitsausbruch begünstigt. 


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XVI. 


Beiträge zur Kenntnisa der Lungenaktinomykose. 


Von 

Gustaf Pusch, 

Assistent am pathologisch-anatomischen Institut 
der Thierarzneischule in Berlin. 


Zwei in der vorjährigen tierärztlichen Journalliteratur erwähnte 
Fälle von Lungenaktinomykose des Rindes veranlassen mich, den 
Befund einer Lunge zu beschreiben, die dem pathologischen Institut 
der Königl. Thierarzneischule zu Berlin zur Untersuchung übergeben 
worden war. 

Bekanntlich beschrieb Bo Hing er im Jahre 1877 einen neuen 
Pilz, den er in den Kiefergeschwülsten des Rindes — Spina ventosa, 
Winddorn oder Wurm genannt — gefunden hatte. 

Diese allen praktischen Thierärzten bekannten Bildungen errei¬ 
chen oft die Grösse eines Kindskopfes, drängen die Knochen tafeln 
des Unterkiefers auseinander und durchbrechen schliesslich die Mus¬ 
keln und die Haut an der Backe oder die Schleimhaut in der Maul- 
höhle. 

Früher beschuldigte man als Ursache dieser Neubildungen das 
Eindringen von Futterpartikelchen und darauf folgende Entzündung 
des Zahnfaches, oder man führte sie auch auf äussere Traumen zu¬ 
rück, welche sich die Thiere namentlich an den Kanten der eisernen 
und steinernen Krippen zuziehen sollten. Dass diese Momente die 
Einwanderung des von Harz als Aktinomyces bovis bezeichneten 
Pilzes begünstigen können, ist nicht zu bezweifeln; unrichtig ist es 
dagegen, wenn man in ihnen die alleinige Ursache des Leidens er¬ 
blickt. 

Nach Bollinger sind die Geschwülste, welche durch die Reizung 


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PUSCH, 


des Aktinomyces entstehen, bindegewebiger Natur und bestehen ent¬ 
weder aus einem einzigen oder aus der Conglomeration verschieden 
grosser Knoten, ln denselben liegen bis hanfkorngrosse Herde, die 
zuweilen eine eitrige Flüssigkeit, zuweilen einen käsigen Brei ent¬ 
halten. Der Inhalt der Herde lässt sich leicht herausdrücken und 
mit dem Messer abstreichen und besteht bei der mikroskopischen 
Untersuchung aus Eiterkörperchen, Körnchenzellen, fettigem Detritus 
und zahlreichen, verschieden grossen, durchsichtigen, schwefelgelben, 
drüsig geformten Körpern, die nach den Untersuchungen von Harz 
als Aktinomycesrasen anzusehen sind. Die übrigen Theile der Ge¬ 
schwülste sind der Hauptsache nach aus Granulationsgewebe zusam¬ 
mengesetzt. 

Später wurde der Pilz in Neubildungen anderer Körpertheile 
gesehen; so fand ihn Siedamgrotzky in einem „multiplen Sarcom“ 
der Schlundschleirahaut, Bollingef in der sogenannten Holzzunge, 
einer chronischen interstitiellen Glottitis des Rindes, Johne im Euter 
des Schweines und Israel und Ponfick in Abscessen bei präverte¬ 
braler Phlegmone des Menschen. Auch liegen weitere Beobach¬ 
tungen von Rivolta, Perroncito, Johne und Rabe über seine 
Anwesenheit in den Kiefergeschwülsten des Rindes vor. 

Um zu entscheiden, welche Bedeutung der Pilz für die Entste¬ 
hung der erwähnten Zustände hat, wurden von Bollinger, Harz, 
Perroncito, Ponfick und Siedamgrotzky Impfungen gesunder 
Thiere mit Massen, die den Aktinomyces enthielten, vorgenomraen. 
Diese Versuche ergaben aber ausnahmsweise ein negatives Resultat. Erst 
meinem Lehrer Johne, dem ich bei seinen Versuchen häufig assistirte 
und dem ich für die vielen Belehrungen an dieser Stelle noch beson¬ 
ders danke, gelang es, durch Uebertragung des Aktinomyces die oben 
bezeichneten Veränderungen hervorzurufen. Er brachte Geschwülste, 
in denen er den Aktinomyces nachgewiesen hatte, unter die Haut des 
Kopfes und des Halses oder unter das Zahnfleisch von Kälbern. Es 
entstanden hiernach Abscesse, die sich später eröffneten, eine Zeit 
lang jauchige Flüssigkeit absonderten, dann aber verheilten. Zwei 
Ziegen, denen er Gewebsstückchen eines mit Aktinomyces durch¬ 
setzten Schweineeuters in einen Strichcanal injicirt hatte, gingen an 
putrider Mastitis zu Grund. Er führte deshalb später seine Impf¬ 
versuche mit peinlichster Sorgfalt nach den Regeln der Antisepsis 
aus, indem er pilzhaltige Gewebsstücke in die Bauchhöhle und das 
Euter von zwei Kälbern und einer Kuh verimpfte. Diese Versuche 


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Lungenaktinomykose. 


449 


waren von positivem Erfolge begleitet, denn an der Impfstelle bildete 
sich der Aktinomyces fort und erzeugte Geschwülste von entzünd¬ 
lichem Charakter. Rechnot man noch hinzu, dass Ponfick bei 7 
Kälbern dieselben Ergebnisse zu verzeichnen hatte, so kann an der 
üebertragbarkeit des Pilzes und an der ansteckenden Natur des 
Leidens nicht mehr gezweifelt werden, und wir haben ein Recht, ihn 
als die Ursache desselben anzusehen. 

Die durch den Aktinomyces bedingten Geschwülste, welche ana¬ 
tomisch zu den Sarcomen, Fibromen und Fibrosarcomen gehören, hat 
Johne „Aktinomykom“ genannt. Trotzdem diese Bezeichnung von 
so hervorragender Stelle in die Wissenschaft eingeführt worden ist, 
so glaube ich doch die Beibehaltung derselben nicht empfehlen zu 
können. Sie giebt nach meiner Meinung kein Verständniss für die 
innere Beschaffenheit der neugebildeten Masse; wir erfahren durch sie 
nicht, ob ein Fibrom, Sarcom etc., also Neubildungen von bestimmten 
anatomischen Charakteren vorliegen oder nicht. Auch ist es in der 
Geschwulstlehre nicht gebräuchlich, die Neubildungen nach den Ur¬ 
sachen, welche ihnen zu Grunde liegen, zu benennen. Denn mit dem¬ 
selben Rechte könnte man von einem Malleom, Tuberculora etc. 
sprechen, die zwar in ihren Ursachen wesentlich verschieden sind, 
dennoch aber von allen Forschern bestimmten Geschwulsttypen zu¬ 
gesprochen werden. 

Für das Studium der morphologischen Verhältnisse des Pilzes 
empfiehlt sich die Prüfung der kleinen schwefelgelben Körnchen, die 
sich theils im Bindegewebe, theils in den Abscessen vorfinden. Diese 
Körnchen bestehen aus kugelförmigen Gebilden, welche maulbeerartig 
angeordnet sind und schon bei schwachem Druck auf das Deckgläs¬ 
chen, oder nach Zusatz verdünnter Säuren, durch welche die sie um¬ 
hüllenden Kalkconcremente gelöst werden, für die weitere Untersuchung 
geeignet gemacht werden können. 

Die einzelnen Kugeln haben ein drüsiges Aussehen. Im Centrum 
zeigt sich ein Netzwerk aus drehrunden, fein verfilzten Fäden, welche 
nach der Peripherie hin keulenförmig anschwellen. Zwischen den 
Fäden liegen kleine helle, mikrococcenartige Gebilde. 

Nach Johne und Harz sind die keulenförmigen Verdickungen 
als Conidien, und die Fäden als Hyphen anzusehen. Nach Israel 
und Harz sind die Conidien und Hyphen septirt, was Johne indess 
für ein seltenes Vorkommniss hält. Ponfick leugnet überhaupt das 
Vorhandensein von Querscheidewänden in. den Conidien und Hyphen 


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PUSCH, 


und ist der Meinung, dass es sich um Einkerbungen oder Querbrüche 
handelt, die bei der Sprödigkeit der genannten Theile leicht eintreten 
können. Derselbe hat auch die von Harz ermittelten Vacuolen und 
Granula nicht nachweisen können. 

Da nun die von verschiedenen Seiten angestellten Reinculturen 
keine befriedigenden Resultate ergeben haben, so hat man sich über 
die botanische Stellung des Pilzes bis jetzt nicht einigen können. 
Während Harz denselben den Schimmelpilzen zurechnet, will ihn 
Karsten unter die Coniomycetes oder Brandpilze untergebracht wissen. 
Ponfick theilt die Ansicht von Harz und fuhrt in seiner Monogra¬ 
phie 1 ) das Urtheil von Cohn, De Barry und Pringsheim an, die 
sich übereinstimmend dahin ausgesprochen haben, „dass es sich in 
der That jedenfalls um pilzliche Gebilde handle, und zwar wahr¬ 
scheinlich um einen Schimmelpilz, um eine Form freilich, die nicht 
nur an und für sich selbst unbekannt sei, sondern die auch allen 
anderen bekannten Pilzen so fern zu stehen scheine, dass es vorläufig 
unmöglich sei, sie einer bereits vorhandenen Gruppe einzureihen.“ 

Wenn es auch sehr wahrscheinlich ist, dass zwischen der Aktiho- 
mykose des Menschen und der der Thiere (Rind, Schwein) kein Unter¬ 
schied besteht, und dass die von einzelnen Beobachtern angeführten mor¬ 
phologischen Differenzen durch die Verschiedenheit des Nährbodens, auf 
dem der Pilz sich entwickelt, bedingt werden, so kann doch die Iden¬ 
tität beider Krankheiten dann erst als bewiesen erachtet werden, wenn 
Infectionen des Menschen durch Thiere sicher beobachtet oder erfolg¬ 
reiche Uebertragungsversuche von Menschen auf Thiere ausgefuhrt 
worden sind. Nach beiden Richtungen fehlt aber noch das Beweis¬ 
material. 

Aus den Beobachtungen von Johne geht hervor, dass es bei 
Thieren Prädilectionsstellen für die Ansiedelung des Pilzes giebt, zu 
denen beim Rinde der Unterkiefer und der Verdauungstractus ge¬ 
hören; dagegen ist weder bei der spontanen noch bei der Irapfaktino- 
mykose eine Erkrankung der Lunge nachgewiesen worden. Bei den 
aktinomykotischen Processen des Menschen, welche eine grössere Aus¬ 
dehnung als bei den genannten Hausthieren zeigen und sehr häufig 
mit dem Tode enden, indem sie zu prävertebralen Phlegmonen mit 
Bildung von Abscessen und Durchbruch in die Pleurasäcke fuhren, 
konnte Ponfick unter fünf Fällen viermal eine Affection der Lungen 


*) Die Aktinomykose des Menschen, eine neue Infectionskrankheit. Berlin 1882. 


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Lungenaktinomykose. 


451 


constatiren. Bei drei Menschen hatte sich der Process auf die Pleura¬ 
höhlen ausgebreitet, während bei einem vierten ein aktinoraykotischer 
Tumor in die Jugularis gewachsen war und zur Entstehung metasta¬ 
tischer Herde im rechten Vorhof und in den Lungen geführt hatte. 
Dieselben Veränderungen in den Lungen sah er bei drei Kälbern, 
denen er pilzhaltige Gewebsstücke von Thieren in die Bauchhöhle 
oder durch die Drosselvene direct in das Blut gebracht hatte. 

Mithin war weder bei Menschen noch bei Thieren eine primäre 
Lungenaktinomykose beobachtet. Erst Pflug wies im vorigen Jahre 
eine derartige Prirnäraffection der Lungen bei einer Kuh nach. Ich 
entnehme seiner Beschreibung das Folgende: 

Das Thier frass wenig, hustete viel, zeigte hochgradige Dyspnoe. 
Percussion und Auscultation der Brustorgane ergaben Dämpfung und 
leichtes Rasseln bei verschärfter Exspiration. Gleichzeitig bestand 
Fieber. Das Thier wurde wegen allgemeiner Abmagerung und Er¬ 
schöpfung getödtet. Bei der Section waren die Lungen derb und mit 
kleinen Knötchen durchsetzt, die sich schon durch die unveränderte 
Pleura erkennen Hessen. Einzelne Stellen des Lungengewebes hatten 
eine hyperämische Beschaffenheit. Auf der trockenen Schnittfläche 
bemerkte man zahlreiche, überaus kleine Knötchen, die sich in den 
hyperämischen Stellen am leichtesten nachweisen Hessen. Das intra¬ 
lobuläre Gewebe war leicht verdickt. 

Mikroskopisch fanden sich in vielen Knötchen Aktinomyceskugeln, 
die sich durch ihre Einrichtung von den gewöhnlichen und oben beschrie¬ 
benen nicht unterschieden, nur spärlicher auftraten. Um die Kugeln 
lagen Rundzellen und um diese wiederum concentrisch geordnete 
Faserzüge. Da einige Knötchen, welche sonst denselben Bau wie die 
übrigen zeigten, keine Pilze ermitteln Hessen, so ist Pflug der Mei¬ 
nung, dass letztere bei der Präparation herausgefallen seien. 

Ueber einen zweiten Fall berichtet Hink. Eine Kuh hatte seit 
einigen Wochen gehustet und musste wegen Entkräftung geschlachtet 
werden. Hink fand bei der Section die rechte Lungenpleura mit 
dem Rippenfell verwachsen und in einem Theil des Mittellappens der 
rechten Lunge vom Umfang eines Handtellers meist erbsengrosse, 
feste, gelbweisse Knötchen, die sich bei oberflächlicher Betrachtung 
von gewöhnlichen Tuberkeln nicht unterscheiden Hessen. Auf dem 
Durchschnitt der letzteren konnte man gelbe Körnchen, welche ver¬ 
kalkt waren, also ältere Pilzrasen darstellten, erkennen. Diese hatten 


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PUSCH, 


im Allgemeinen die nämliche Einrichtung, wie sie bei dem Pflug- 
schcn Falle beschrieben worden ist. 

Die Kuh, deren Lunge dem hiesigen pathologischen Institut zur 
Untersuchung übergeben worden war, hatte den Verdacht der Lungen¬ 
seuche erregt und war deshalb geschlachtet worden. Die nähere 
Prüfung der Lungen ergab das nachstehende Resultat: Der vordere 
Lappen der linken Lunge war platt, luftleer und fest, die Pleura 
verdickt und undurchsichtig, die grösseren Bronchien erweitert und 
mit eitrig-schleimigen Massen gefüllt. Die Wände derselben waren 
verdickt und das um die letzteren gelegene Bindegewebe luftleer, 
grauweiss und derb. An der medialen Seite des hinteren Lappens 
der linken Lunge lag eine bereits eröffnete faustgrosse Höhle, deren 
Inhalt bis auf eine geringe Menge fortgespült war. Der noch vor¬ 
handene Rest bestand aus einer grauen schleimig-eitrigen Flüssigkeit, 
welche zahlreiche gelbe, grieskorngrosse Körperchen enthielt. Die 
äusseren Schichten waren fest und weiss. An einer Stelle waren die 
letzteren von der weichen Masse der Innenschicht durchbrochen, und 
hatte sich ausserhalb der Höhlenwand eine etwa wallnussgrosse, 
weiche, graue Geschwulst in der Lunge gebildet, welche unzählige 
gelbe Körperchen enthielt. Im unteren Theil des zweiten Lappens 
der rechten Lunge lag eine hühnereigrosse, derbe, graue Stelle, auf 
der die Pleura stark verdickt war. In derselben befanden sich, wie 
der Durchschnitt lehrte, drei Höhlen, die mit einer eitrigen Flüssig¬ 
keit gefüllt waren. Inhalt und Wände zeigten sich mit denselben 
gelben Körperchen durchsetzt und Hessen im Allgemeinen die bei der 
grösseren Höhle mitgetheilte Beschaffenheit erkennen. Die Bronchial¬ 
drüsen waren zum grössten Theil entfernt, ihre Beschaffenheit daher 
nicht mehr sicher zu constatiren. 

Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass die Körnchen aus 
drüsigen Pilzrasen bestanden, wie sie aus den Arbeiten von Johne 
und Ponfick näher bekannt geworden sind. Der übrige Inhalt der 
Höhlen war aus Rundzellen, Fettkörnchenkugeln und einzelnen Fett¬ 
tröpfchen zusammengesetzt. Die Wände der Höhlen, die stellenweise 
fingerdick waren, bestanden aus zwei Schichten, ln der äusseren war 
fibrilläres, zellenarroes Bindegewebe nachzuweisen; dasselbe setzte sich 
aussen in das stark verdickte interstitielle Gewebe der anstossendcn 
Lobuli fort, deren Alveolen zum Theil verschwunden, zum Theil luft¬ 
leer und comprirairt waren. Die innere Schicht war graugelb gefärbt 
und weich. Sie enthielt dieselben gelben Körnchen und bestand aus 


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Lungenaktinomykose. 


453 


zellenreichem Granulationsgewebe, welches mit einer Eiterschicht be¬ 
deckt war. Die Veränderungen erinnerten an den Tumor albus der 
Gelenke. Es lässt sich annehmen, dass die Granulationsschicht im 
frischen Zustande eine graurothe Farbe hatte und erst in Folge der 
eadaverösen Veränderungen graugelb geworden war. 

Sonstige Abnormitäten, wie Schwellung am Unterkiefer, sollen 
bei dem Thiere nicht bestanden haben. 

Die beschriebenen drei Fälle stimmen darin überein, dass ausser 
in den Lungen keine Erkrankungen in anderen Organen Vorlagen, von 
denen aus eine Fortführung der Pilzkeime nach den Lungen hätte statt¬ 
finden können. Deshalb bleiben für die Aufnahme derselben nur zwei 
Wege, der durch die Bronchien und der durch die Blutgefässe übrig. 
Auf welchen von beiden sie stattfindet, lässt sich schwer entscheiden, 
da wir die Medien, an welche der Pilz gebunden ist, noch nicht kennen. 
Was das Letztere betrifft, so ist es allerdings sehr wahrscheinlich, 
dass der Aktinomyces ein häufig vorkommender Pilz ist, der an den 
verschiedensten Dingen haften und von diesen auch in die atmosphä¬ 
rische Luft geführt werden kann. Johne fand ihn häufig an den 
Grannen der Getreideähren und glaubt deshalb, dass die aktinoray- 
kotischen Neubildungen, welche in der Umgebung des Verdauungs- 
tractus auftreten, auf eine lnfection durch das Futter zurückzuführen 
seien, indem die Grannen die Schleimhaut verletzen und das Eindrin¬ 
gen der Pilzkeimc erleichtern. In Uebereinstimraung mit Israel ist 
er der Meinung, dass die Veränderungen am Kiefer des Rindes auf 
eine lnfection ab ore zu beziehen seien, während sie Ponfick durch 
eine Verletzung der äusseren Haut entstehen lässt. 

In dem von mir beschriebenen Falle bleibt kaum eine andere 
Erklärung übrig, als dass die Höhlen das Product aspirirter Aktino- 
myceskeime waren. In den beiden anderen Fällen dagegen, die durch 
das Auftreten multipler Erkrankungsherde in den Lungen charakteri- 
sirt waren, lässt sich annehmen, dass die Erreger durch die Blut¬ 
gefässe zugeführt wurden. Dass eine Verbreitung durch die Blut¬ 
gefässe stattfinden kann, lehrt auch der folgende von Herrn Lehrer 
Eggeling beobachtete Fall, dessen Veröffentlichung mir bereitwilligst 
gestattet wurde. Herr Eggeling fand bei einer Kuh, die an hoch¬ 
gradigen paralytischen Erscheinungen litt, zwischen dem ersten und 
zweiten Halswirbel eine derbe, die charakteristischen Aktinomyces- 
knoten enthaltende Geschwulst, welche durch Druck auf das Halsmark 

Archiv f. witfsensch. u. prakt. Thierkellk. IX. 6. 30 


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PUSCH, 


die schweren Bewegungsstörungen verursacht hatte. Er konnte aber 
ähnliche Veränderungen an keinem anderen Körpertheil nachweisen. 

Es wird daher Gegenstand weiterer Forschungen sein, die Ein¬ 
bruchspforten dieses Pilzes zu ermitteln; dabei wird sich auch zeigen, 
ob durch eine verletzte oder gesunde Schleimhaut seine Aufnahme 
stattfindet. 

Die nach der Einwirkung des Pilzes entstehenden pathologisch¬ 
anatomischen Zustände sind genau bekannt. Es sind dies Neubil¬ 
dungen, die Virchow in den allgemeinen Begriff der Granulations¬ 
geschwülste gebracht, Klebs dagegen mit Rücksicht auf ihre Genese 
und ihr physiologisches Verhalten zu den Infectionsgeschwülsten ge¬ 
rechnet hat. Diese Neoplasien entstehen durch pflanzliche Organismen. 
Letztere reproduciren sich im Thierkörper und, falls sie durch die 
ßlutbahn auf andere Stellen desselben Körpers oder durch Impfung 
auf fremde Individuen übertragen werden, rufen sie dieselben Bildun¬ 
gen hervor. Zu ihnen gehören die Tumoren der Syphilis, der Tuber- 
culose, des Rotzes, des Lupus (Koch hält den Lupus für Tuberculose 
der Haut) und der Lepra. 

Bis vor Kurzem wusste man nur, dass diese Neubildungen an¬ 
steckend seien; man kannte aber nicht die Natur des Ansteckungs- 
stoffes, d. h. die Dinge, an welche die Ucbertragung gebunden ist. 
Erst Koch wies als Ursache der Tuberculose und Vermittler der 
Ansteckung einen Bacillus nach. Dasselbe gelang Löffler und 
Schütz vor wenigen Monaten beim Rotz; dagegen ist es zweifelhaft, 
ob der von Birch-Hirschfeld in den syphilitischen Neubildungen 
ermittelte Mikrococcus als das von ihm behauptete Contagium der 
Syphilis anzusehen ist. Den Bacillen der Tuberculose und des Rotzes 
steht der Aktinomyces parallel. Denn eine aktinomykotische Neu¬ 
bildung entsteht nur nach der Aufnahme und Einwirkung dieses Pilzes. 
Derselbe ist gerade so übertragbar wie die Bacillen der Tuberculose 
und des Rotzes, und die Möglichkeit der Uebertragung von einem 
Individuum auf das andere ist ausschliesslich gebunden an die Gegen¬ 
wart der bezeichneten Mikroorganismen. 

Von einer klinischen Feststellung der Lungenaktinoroykose kann 
vorläufig nicht die Rede sein; der anatomische Nachweis derselben 
bietet jedoch keine Schwierigkeiten, namentlich dann, wenn man die 
Untersuchung der erkrankten Theile mit Hülfe des Mikroskops aus¬ 
führt. Die aktinomykotischen Zustände in den Lungen können ver- 


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Lungenaktinomykose. 


455 


wechselt werden mit Bronchiectasien und ulcerösen Höhlen, die durch 
andere Processe, z. B. tuberculöse etc. entstanden sind. 

Die bronchiectasischen Höhlen, welche aus Erweiterungen von 
Bronchien hervorgehen, zeigen verschiedene Formen und erreichen oft 
einen beträchtlichen Umfang. Der Inhalt kann schleimig, eitrig, 
käsig, kalkig etc. sein; er lässt sich leicht herausheben und nach der 
Enucleation bleibt eine an der Innenfläche glatte Wand zuruck. Die 
Verbindung der Säcke mit Bronchien ist in den meisten Fällen leicht 
nachzuweisen, auch tragen erstere an der Innenfläche flimmerndes 
Cylinderepithel. 

Die in Folge der Tuberculöse (zu der nach Koch auch die 
käsige Pneumonie gehört) entstandenen Höhlen treten nach Ulcera- 
tion des Lungengewebes auf. Sie haben in der ersten Zeit fetzige 
Wände, welche später glatt werden; die Innenfläche ist mit trockenem 
oder erweichtem käsigen Material besetzt. Das Innere der Höhle 
ist von thrombosirten oder obliterirten Gelassen in Form von Balken 
durchzogen, die allerdings auch untergehen können, dann aber die 
sogenannten Trunci hinterlassen. Letztere finden sich entweder neben 
den grösseren Bronchien, welche in die Höhlen eintreten, oder an den 
Wänden in Form von kleinen, meist flachen Knöpfen vor. Weder im 
Inhalt, noch in den Wänden zeigen sich Aktinomycesrasen, wohl aber 
finden sich Tuberkelbacillen in den frischeren Käsemassen vor, die 
nach der Koch-Ehrlich’schen Methode leicht zu färben und nachzu¬ 
weisen sind. 

Eine ähnliche Einrichtung zeigen auch die nach der Lungen¬ 
seuche zurückbleibenden Höhlen, die mit necrotischen Lungentheilen 
gefüllt sind. Um den Sequester, der oft noch die der Lungenseuche 
charakteristischen Veränderungen erkennen lässt, liegt eine Eiter¬ 
schicht, die auf die peripherischen Theile desselben schmelzend wirkt 
und dadurch eine Zerbröckelung und Verflüssigung desselben herbei¬ 
führen kann. Zuweilen finden sich in den abgestorbenen Theilen 
auch Kalksalze vor. Die Höhlen können mit Bronchien communi- 
ciren oder abgeschlossen sein. Die Wände der letzteren erreichen 
nicht selten eine beträchtliche Dicke und bestehen in ihren äusseren 
Schichten aus einem festen Bindegewebe von sehnenartigera Charakter. 
Die allgemeine Einrichtung der Höhle, die Beschaffenheit des Se¬ 
questers, die Abwesenheit eines schlüpfrigen, zähen Inhalts und der 
Mangel der vom blossen Auge erkennbaren Aktinomycesrasen sind 
für die differentielle Diagnose zu beachten. Die in den necrotischen 

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456 


PUSCH, 


Massen bei der Lungenseuche nachweisbaren Kalkkörner hinterlassen 
nach Zusatz von Säuren Detritusmassen und Fettkrystalle, also keine 
A ktinomyceskugel n. 

Da wir über das Vorkommen des Aktinomyces in der Natur 
noch nicht genügend unterrichtet sind, kann selbstverständlich von 
einer wirksamen Prophylaxe vorläufig nicht die Rede sein. Was 
endlich die Vorwerth barkeit des Fleisches der mit Aktinomykose be¬ 
hafteten Rinder zum Genuss für Menschen angeht, so liegt kein 
Grund vor, letzteren zu verbieten. Nur in den Fällen, wo durch 
das Leiden eine allgemeine Abmagerung herbeigeführt ist, wird aus 
anderen leicht erkennbaren Gründen das Fleisch solcher Thiere zu 
verwerfen sein. Ob dies häufig vorkommt oder nicht, werden die 
weiteren Beobachtungen, zu welchen ich durch meine Arbeit angeregt 
haben möchte, ergeben. 

Zum Schluss fühle ich mich verpflichtet, meinem verehrten Chef, 
Herrn Prof. Dr. Schütz, für die gütige Ueberlassung des Präparats 
und seine freundlichen Anweisungen meinen verbindlichsten Dank aus¬ 
zusprechen. 

Nachtrag. 

Vor einigen Tagen wurden mir durch die Güte des städtischen 
Oberthierarztes, Herrn Dr. Hertwig, aktinomykotische Lungentheile 
eines Schweines übermittelt, welches auf dem hiesigen Schlachthofe 
geschlachtet worden war. Die Lunge enthielt, ähnlich wie in dem 
Pflug’schen Falle, kleine disseminirte Knötchen, in denen mikrosko¬ 
pisch die stark verkalkten Pilzrasen zu erkennen waren. Im Cen- 
trura der letzteren waren nur wenige Mycelfäden, in grossen Massen 
dagegen die bekannten mikrococcenartigen Gebilde nachzuweisen. Die 
randständigen Conidien hatten nicht die gewöhnliche kolbenförmige 
Gestalt, sondern waren länger und seitlich zusamraeugedrückt. An¬ 
dere aktinomykotische Herde hatten sich an dem Thiere nicht auf¬ 
finden lassen. 

In der letzten Nummer des Centralblattes der medicinischen 
Wissenschaften findet sich eine Mittheilung von Israel, wonach der¬ 
selbe eine primäre Lungenaktinomykose beim Menschen beobachtet und 
die Krankheit mit Erfolg auf Kaninchen überimpft hat. 


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Lnngenaktinomykose. 


457 


Literatur. 

Bollinger, lieber eine neue Pilzkrankheit beim Rinde. Deutsche Zeitschrift f. 
Thiermedicin, 1877, S. 334. 

Harz, Aktinomykosis bovis, ein neuer Schimmel in den Geweben des Rindes. 
Jahresbericht d. Münch. Schule 1877/78. 

Siedamgrotzky, Aktinomykose. Bericht über d. Veterinärwesen im Königreich 
Sachsen pro 1877. 

Israel, Neue Beobachtungen auf dem Gebiete der Mykosen des Menschen. Vir- 
chow’s Arch. f. pathol. Anat., 1878, S. 15. 

Derselbe, Neue Beiträge zu den mykotischen Erkrankungen des Menschen. 
Ebendaselbst, 1879, S. 434. 

Derselbe, Erfolgreiche Uebertragung der Aktinomykose des Menschen auf das 
Kaninchen. Centralbl. f. d. med. Wissenschaften, 1883, No. 27. 

Rivolta, Sul cosi detto mal del rospo del Trutta e sul actinomyces bovis di 
Harz. La Clinica veterinaria, 1878, p. 149. 

Idem, Sopra un nuovo micromicete del Cavallo. Piacenza 1879. 

Perron cito, L’actinomyces bovis (Harz) ed i Sarcomi nei bovini. Annali della 
Accademia d’Agricoltura, Turin 1878. 

Derselbe, Ueber den Aktinomyces bovis und die Sarcome der Rinder. Deutsche 
Zeitschr. f. Thiermed., 1879, S. 33. 

Johne, Epulis vom Rinde mit Aktinomyces boum. Bericht über d. Veterinärwes. 
im Königr. Sachen pro 1878. 

Derselbe, Aktinomykosis. Ebendaselbst, pro 1879. 

Derselbe, Die Aktinomykose oder Strahlenpilzerkrankung, eine neue Infections- 
krankheit. Deutsche Zeitschr. f. Thiermed., 1881. 

Derselbe, Aktinomykose der Zunge. Bericht über das Veterinärwesen im König¬ 
reich Sachsen pro 1881. 

Ponfick, Ueber eine eigenthümliche Form prävertebraler Phlegmone. Berliner 
klin. Wochenschr., 1879. 

Derselbe, Die Aktinomykose des Menschen. Breslauer ärztl. Zeitschr., 1880. 

Derselbe, Die Aktinomykose des Menschen, eine neue Infectionskrankheit. 
Berlin 1882. 

Rosenbach, Zur Kenntniss der Strahlenpilzerkrankungen beim Menschen. Cen¬ 
tralbl. f. Chirurgie, 1880. 

Rabe, Casuistische Beiträge zur Geschwulstlehre. Adam’s Wochenschrift, 1880, 
No. 4. 

Partsch, Zwei Fälle von Aktinomykosis. Breslauer ärztl. Zeitschr., 1881. 

Csokor, Die Strahlenpilzerkrankung. Allgemeine Wiener medicinische Zeitung, 
1881, No. 43. 


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458 


PUSCH. 


Bizzozero, L’Actinomicosi, una nuova Malattia da parasili vegetali. Gazetta 
degli ospitali. Milano 1882. 

MicelloneeRivolta, Di una nuova specie di micromiceie e di sarcoma nel 
Cavallo. Giornale di Pisa, 1882. 

Vachetta, Osteochondrosarcoma macrocellulare con Actinomiceti alla mandibola 
inferiore d’un Cane. La Clinica Veterinaria, 1882. 

Pflug, Ueber Aktinomykosis. Centralblatt für die medicinisch. Wissenschaften, 
1882, No. 14. 

Hink, Ueber Lungenaktinomykosis einer Kuh. Badische Mittheilungen, 1882. 

Fleming, Aktinomykosis, a new infectious disease. Veterinary Journal, Lon¬ 
don 1883. 


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XVIII. 


Ueber die Milzbrandimpfung und die Entwickelung der 
Milzbrandbacterien. 

Von 

F. R o 1 o f f. 


Der im vorigen Jahre auf der Domäne Packisch ausgeführte 
Versuch, Rinder und Schafe durch die Impfung nach dem Pasteur¬ 
schen Verfahren vor spontanem Milzbrand zu schützen, hatte über 
die Frage nicht entscheiden können, da im Hinblick auf die geringe 
Zahl von Milzbrand fällen bei den nicht geimpften (Control-) Thieren 
zu vermuthen war, dass die geimpften Thiere auch ohne die Schutz¬ 
impfung vom Milzbrand verschont geblieben wären. Auf Anordnung 
des Herrn Ministers für Landwirthschaft etc. und dem Wunsche des 
Herrn Amtsrath Lücke entsprechend wurde daher der Versuch in 
diesem Jahre wiederholt. Mit der Entwerfung des Versuchsplans 
wurde der Unterzeichnete und mit der Ausführung der Impfung und 
der Beobachtung der in Folge der Impfung etwa heftig erkrankenden 
Thiere wurde Herr Departements-Thierarzt Oemler betraut. Die 
Lymphe wurde aus dem Pasteur’schen Laboratorium bezogen und so¬ 
fort am Tage nach ihrer Ankunft eingeimpft. Der Vorschrift gemäss 
wurde jedem Schafe oder Lamme, gleichviel wie alt und wie schwer 
dasselbe war, % Ccm. und jedem Rinde V 4 Ccm. Lymphe in die 
Unterhaut injicirt, und zwar den Schafen bei der ersten Impfung an 
der inneren Fläche des linken, bei der zweiten Impfung an der inne¬ 
ren Fläche des rechten Hinterschenkels, den Rindern an der linken, 
bezw. an der rechten Seite des Halses. Die Lymphe war für Schafe 
und für Rinder die gleiche. 

Die Schafherde der Domäne bestand aus 226 Mutterschafen und 
203 Lämmern. Sämmtliche Thiere waren gut genährt und anschei- 


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460 


R0L0FF, 


nend gesund. Von der Herde wurden geimpft 176 Schafe und 147 
Lämmer und blieben ungeimpft 50 Schafe und 56 Lämmer. Letztere 
Schafe waren auch im vorigen Jahre nicht geimpft worden; sie waren 
daher, sowie die Lämmer, wohl geeignet, als Controlthiere zu dienen. 
Selbstverständlich wurden die geimpften Schafe und Lämmer mit 
einem bleibenden Zeichen versehen. 

Die nicht geimpften 50 Schafe nebst den dazu gehörigen 46 Läm¬ 
mern — 4 Schafe waren güst — wurden sofort von den übrigen 
abgesondert und nach der milzbrandfreien Domäne Borschütz gebracht, 
wo sie blieben, bis bei den geimpften Thieren in Packisch die Impf¬ 
krankheit abgelaufen war. 

Von den zu den geimpften Schafen gehörenden Lämmern wurden 
10 Stück nicht geimpft und mit ihren Müttern zusammen von den 
übrigen Thieren abgesondert und im Stalle gefüttert, um zu prüfen, 
ob die Milch während der Impfkrankheit der Mütter für die Lämmer 
schädlich ist, wenn letztere nicht gleichzeitig geimpft werden. 

Alle übrigen geimpften Schafe und Lämmer blieben nach der 
ersten und nach der zweiten Impfung jedesmal 6 Tage lang im Stalle 
und erhielten Heu und Stroh von der Domäne Borschütz, um eine 
Infection derselben durch das Futter und eine Verunreinigung der 
öffentlichen Wege und der Weiden mit den während der Dauer der 
Impfkrankheit etwa ausgeschiedenen Milzbrandbacterien zu verhüten. 

Von einem Oeconoraie-Verwalter der Domäne wurde nach der 
ersten Impfung 5 Tage lang bei 5 Schafen und 5 Lämmern, nach 
der zweiten Impfung 7 Tage lang bei 11 Schafen und 6 Lämmern 
täglich die Körpertemperatur gemessen. 

Die erste Impfung fand am 14. Mai, die zweite am 27. Mai statt. 
Auffallende Krankheitserscheinungen zeigten die Schafe nach der Im¬ 
pfung nicht. Die Körpertemperatur stieg bei den Schafen, sowie bei 
den Lämmern am ersten oder am zweiten Tage nach der Impfung 
höchstens auf 40,8° und nur bei einem Lamme am zweiten Tage auf 
41,1 0 C. Nach der zweiten Impfung schwankte die Körpertemperatur 
während der 7 Tage bei den meisten von den 11 Schafen zwischen 
39,1° und 40,5° und bei den Lämmern zwischen 39,6° und 40,5 0 C. 
Nur bei 2 Schafen wurden höhere Temperaturen ermittelt, nämlich 
bei einem am 3., 4. und 5. Tage resp. 41,7°, 41,2° und 41,1°, 
bei dem andern am 2., 3. und 4. Tage resp. 42,2°, 42,0° und 41,0°, 
und von den Lämmern zeigte eins am 5. Tage eine Temperatur von 
41,2°, ein anderes am 4. Tage 40,9° C. Das Schaf, bei welchem 


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Milzbrandimpfung und Entwickelung der Milzbrandbacterien. 


461 


die Temperatur am 2. Tage auf 42,2° gestiegen war, zeigte schon 
am 5. Tage nur noch 39,4° C. und genas vollständig. 

Unter den 11 Schafen, bei welchen nach der zweiten Impfung die 
Temperatur gemessen wurde, befanden sich 5 Stück, die auch im vori¬ 
gen Jahre geimpft waren. Bei keinem von diesen 5 Thieren erhob 
sich die Temperatur über 40,1°. Zwei von denselben hatten jedoch 
nach der ersten Impfung an einem Tage eine Temperatur von 40,6° 
resp. 40,8® C. gezeigt. 

Bei einem Schafe, welchem bei der zweiten Impfung versuchs¬ 
weise die doppelte Quantität Lymphe injicirt war, erreichte die Tem¬ 
peratur an keinem Tage die Höhe von 40,0° C., und bei einem 
Lamme, welches das erste Mal ungeimpft geblieben war und bei der 
zweiten Impfung mitgeimpft wurde, weil die Mutter nach der ersten 
Impfung an Milzbrand gefallen war, betrug die Körpertemperatur in 
den auf die Impfung folgenden Tagen resp. 41,2°, 40,4®, 41,8®, 41,0®, 
40,6®, 40,8®, 40,1® C. Das Lamm starb nicht. 

Nach der ersten Impfung sind an Milzbrand gefallen: 1 Schaf 
am 5. und 1 Schaf am 10. Tage. Letzteres ist sicher nicht dem 
Impfmilzbrand erlegen, da die Impfkrankheit nicht so lange anhält. 
Am Tage bevor das Schaf fiel, hatte die Herde den Platz betreten, 
auf welchem früher viele Milzbrandcadaver verscharrt waren. Von 
diesem Platze waren die Schafe bis dahin ferngehalten. 

Nach der zweiten Impfung fielen 3 Schafe an Milzbrand, und 
zwar je eins am 2., 5. und 6. Tage. Die an Irapfmilzbrand gefallenen 
4 Schafe gehörten zu denjenigen, welche im vorigen Jahre nicht ge¬ 
impft waren, sondern als Controlthiere gedient hatten. 

Bei den gefallenen Schafen hat Herr Oeraler den Milzbrand 
festgestellt. Bei den nach der ersten Impfung gestorbenen Schafen 
fand sich an der Impfstelle keine auffallende Veränderung, wogegen 
bei den nach der zweiten Impfung gestorbenen an der Impfstelle eine 
starke blutige Infiltration der Unterhaut ermittelt wurde. In dem 
Blute sämmtlicher Cadaver fand Herr Oemler viele Milzbrandbacillen. 

Sämmtliche 147 Lämmer ertrugen die Impfung ohne sichtbaren 
Schaden. Die 10 nicht geimpften Lämmer, deren Mütter geimpft 
wurden, haben während der Impfkrankheit der letzteren die Milch 
ohne Nachtheil genossen. Auch dasjenige von diesen Lämmern, dessen 
Mutter nach der ersten Impfung an Milzbrand fiel, blieb gesund, ob¬ 
gleich es bis zum Tode der Mutter bei derselben geblieben war. 

Von den geimpften Rindern — 10 Milchkühe, 23 tragende Färsen, 


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462 


ROLOFF, 


1 Bulle und 48 Zugochsen — zeigte kein Stück auffallende Erschei¬ 
nungen der Impfkrankheit. Auch eine nennenswerthe Erhöhung der 
Körpertemperatur wurde bei den 14 Rindern, bei welchen Messungen 
an den auf jede Impfung folgenden 5 Tagen vorgenommen wurden, 
nicht constatirt. Nur bei einer Kuh stieg die Temperatur am 1. und 
2. Tage und bei einer Färse am 1. Tage nach der zweiten Impfung 
auf 40,0° C. 

Am 29. Juni, einem sehr heissen Tage, fiel ein Ochse vor dem 
Wagen plötzlich nieder und verendete nach kurzer Zeit. Nach der 
gutachtlichen Erklärung des Kreisthierarztes war der Ochse an Milz¬ 
brand gefallen. Ausserdem ist weder bei dem Rindvieh, noch bei 
den Schafen — geimpften und nicht geimpften — bis Ende August 
ein Sterbefall vorgekommen. 

Das im Aufträge des Hm. Pasteur durch Hrn. Boutroux über¬ 
sandte Quantum Lymphe war für jede Impfung so reichlich bemessen, 
dass ein volles Gläschen übrig blieb. Dasselbe blieb uneröffnet, um 
die Lymphe hier noch zu verwenden. Die Lymphe enthielt einzelne 
kleinere oder grössere Flocken von Milzbrandbacillen, die sich beim 
Umschütteln nur langsam zertheilten, wonach die Flüssigkeit ganz 
schwach getrübt erschien. Letztere enthielt nicht sehr zahlreiche Ba¬ 
cillen, die meist beginnende Sporenbildung zeigten oder schon fertige 
Sporen erkennen Hessen. Ein mit der für die erste Impfung bestimm¬ 
ten Lymphe geimpftes Meerschweinchen starb nach 72 Stunden, und 

2 Meerschweinchen, welchen von der zweiten Lymphe eine kleine 
Quantität mittelst der Messerspitze in die Unterhaut gebracht war, 
starben nach 60 Stunden an Milzbrand. 

Ferner impften wir zwei der Thierarzneischule gehörende Mutter¬ 
schafe (A und B), von denen jedes ein junges Lamm säugte, vor- 
schriftsmässig 2 Mal, am 15. und am 23. Mai. Beide Schafe, sowie 
die unter denselben saugenden, nicht geimpften Lämmer erkrankten 
nicht auffallend. Die Körpertemperatur bei den Schafen betrug: 

15. 16. 17. 18. 19. 20.Mai. 29. 30. 31.Mai. 1. 2. 3. 4. Juni. 

A. 39,8. 41,0. 41,1. 40,0. 39,5. 39,1°. 39,7. 40,5. 40,4. 39,5. 39,8. 39,6. 40,2°. 

B. 39,2. 39,9. 40,0. 39,8. 41,0. 39,8». 39,5. 39,5. 39,8. 39,4. 39,6. 39,4. 39,9«. 

Mit der zweiten Lymphe wurden ferner ein Schaf und ein Lamm 

geimpft, welche der ersten Impfung nicht unterworfen waren. Beide 
Impflinge erkrankten nicht auffallend, zeigten auch in den nächsten 
7 Tagen keine erhebliche Temperaturerhöhung. 

Bei dem Versuche hat sich zunächst ergeben, dass die Impfung 


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Milzbrandimpfung und Entwiokelung der Milzbrandbacterien. 


463 


mit der Pasteur’schen Lymphe ungefährlich ist, wenn sie mit der er¬ 
forderlichen Vorsicht aasgeführt wird, dass sie aber, wie ja auch ein¬ 
zelne Versuche im Auslande gezeigt haben, grössere Verluste an 
Thieren zur Folge haben kann, wenn es an der nöthigen grossen 
Vorsicht fehlt. Wir wollen zuvörderst bemerken, dass unseres Er¬ 
achtens bei der Infection die mehr oder weniger grosse Menge des 
einverleibten Infectionsstoffes nicht gleichgültig ist. Allerdings kann 
eine Impfung haften und eine sehr heftige Erkrankung zur Folge 
haben, wenn ein Minimum des Infectionsstoffes eingeimpft wird; 
zweifellos tritt aber der Erfolg, d. i. die Impfkrankheit, sicherer und 
in höherem Grade ein, wenn wir eine grössere Menge des Infections¬ 
stoffes einimpfen. Das ist z. B. bei der Pockenimpfung der Schafe 
leicht zu constatiren. Auch bei der Milzbrandimpfung erzeugen 100 
Bacillen oder Sporen sicherer als 5 eine Impfkrankheit. Enthält das 
eingeimpfte Quantum (V 9 resp. '/« Ccm.) Lymphe sehr viele Bacillen 
oder Sporen, so kann eine heftige, selbst tödtliche Erkrankung die 
Folge sein. Andererseits kann die Impfkrankheit sehr schwach sein 
oder ausbleiben und folglich auch keine Immunität erzielt werden, 
wenn nur sehr wenige Bacillen oder Sporen zur Einimpfung kommen. 
Nun sind aber, wie bereits erwähnt wurde, die Bacillen in der Lymphe 
nicht gleichmässig vertheilt, sondern öfter zu kleinen Flöckchen oder 
zu grösseren Flocken zusammengeballt, die in der Flüssigkeit schwim¬ 
men oder am Boden des Behälters liegen. Enthält die Lymphe freie 
Sporen, so senken diese sich sicher zu Boden. Um eine gleichmässige, 
nicht zu starke, aber auch nicht zu schwache Wirkung der Impfung 
zu erzielen, ist es daher nöthig, vor Eröffnung des Gläschens die 
Lymphe gut durchzuschütteln, um die Bacterien darin möglichst gleich¬ 
mässig zu vertheilen, und auch während der Verimpfung durch recht 
häufige Drehungen des Gläschens um die Längsaxe und um die Quer- 
axe die gleichmässige Vertheilung der Bacterien in der Flüssigkeit zu 
erhalten. Ist das Glas bereits zum Theil entleert, so ist ein stärkeres 
Schütteln zu vermeiden, weil sich dabei leicht grössere Luftblasen der 
Lymphe beimischen, die beim Einsaugen von Lymphe mit in die 
Injectionsspritze eindringen. Werden solche Luftblasen nicht wieder 
aus der Spritze entfernt, so wird bei einzelnen Thieren Luft statt 
Lymphe injicirt und dadurch die Wirkung beeinträchtigt. Durch die 
angegebenen Manipulationen wird das Impfgeschäft nicht erheblich 
gestört und die Zeitdauer der Impfung grösserer Viehbestände nicht 
bedeutend verlängert, wenn der Gehilfe, welcher das Glas mit der 


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464 


ROLOFF, 


Lymphe hält, gut instruirt ist und die Manipulationen ausführt, wäh¬ 
rend der Impfer mit der in der gefüllten Spritze enthaltenen Lymphe 
4 Rinder oder 8 Schafe impft. In wie hohem Grade der Erfolg 
der Impfung von der Berücksichtigung der scheinbar geringfügigen 
Nebenumstände abhängt, weiss jeder, der öfter mit der Pockenimpfung 
zu thun hatte. Andererseits wissen wir freilich auch, dass wir bei 
Massenimpfungen nicht das erreichen können, was bei einem Versuche 
mit einer kleinen Zahl von Thicren unschwer zu erzielen ist. 

Sind die mit einem Gummipfropfen fest verschlossenen Gläser, 
in welchen die Lymphe aus dem Pasteur’schen Laboratorium versandt 
wird, einmal geöffnet, so muss die Lymphe sofort verimpft werden. 
Reste aufzubewahren, ist nicht statthaft, weil darin schnell Fäulniss 
entsteht. Auch die längere Aufbewahrung der verschlossenen Gläser, 
so dass keine Fäulniss eintritt, ist nicht zulässig, da die Lymphe 
bei längerer Aufbewahrung immer mehr abgeschwächt und daher un¬ 
wirksam werden soll. Auf diesen Umstand führt Herr Pasteur es 
zurück, dass die Impfung im vorigen Jahre an verschiedenen Orten 
keine genügende Immunität erzeugte. Die Lymphe war im Labora¬ 
torium schon eine längere Zeit vor dem Versandt bereitet. Diese 
Beobachtung machten wir auch hier bei einigen Versuchen. Wir 
brachten frische Lymphe sofort nach Eröffnung des Gläschens in des- 
inficirte Haarröhrchen, verschlossen letztere sofort und bewahrten sie 
an einem kühlen Orte auf. Die Lymphe blieb klar und frei von 
Fäulniss. Nach 3 resp. 4 Wochen wurden sehr reichliche Mengen 
von der ersten resp. zweiten Lymphe Meerschweinchen und Kaninchen 
in die Subcutis injicirt, aber keines von den Thieren erkrankte. Ein 
Röhrchen zweiter Lymphe wurde nach vierwöchiger Aufbewahrung zur 
Infection von sterilisirtem Pferdeblutserum verwendet. Im Brutofen 
entwickelten sich in dem Serum schöne Flocken von Bacillen; die 
Impfung mit dieser Cultur erzeugte jedoch bei Meerschweinchen keinen 
Milzbrand. 

Von der Entwickelung der Milzbrandbacterien ist bis jetzt be¬ 
kannt, dass die Bacillen sich unter gewissen Umständen durch Thei- 
lung vermehren, dass in den Bacillen unter gewissen Umständen 
Dauersporen entstehen, und dass aus letzteren wieder Bacillen hervor¬ 
wachsen können. Man glaubt damit die Entwickelung vollständig 
erforscht zu haben. Im thierischen Organismus soll während der 
Milzbrandkrankheit von vornherein eine Vermehrung der Bacillen durch 
Theilung stattfinden, sei es, dass Bacillen oder dass Sporen einverleibt 


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Milzbrandimpfung und Entwickelung der Milzbrandbacterien. 


465 


und aus letzteren die ersten Bacillen ausgekeirat sind. Die Vermeh¬ 
rung der Bacillen im Organismus soll die Krankheit erzeugen. 

Mit dieser Anschauung war nun aber die Thatsache nicht in 
Einklang zu bringen, dass das Blut der milzbrandkranken Thiere in 
den ersten Stadien der Krankheit noch keine Bacillen enthält, selbst 
wenn die Krankheit schon einen hohen Grad erreicht hat, sondern 
dass die Bacillen erst eine kurze Zeit, frühestens 10 Stunden vor 
dem Tode im Blute sich finden, und dass auch Impfungen mit dem 
Blute von milzbrandkranken Thieren gewöhnlich nicht haften, wenn 
das Blut eine längere Zeit vor dem Tode der Thiere entnommen ist 
oder wenn der Milzbrand überhaupt nicht zum Tode führt. Kurz vor 
dem Tode milzbrandkranker Thiere wurde das Blut oft infectiös be¬ 
funden, wenn es auch noch keine Bacillen enthielt. Wir brauchen 
hier nur auf die klassische Abhandlung Oemler’s über Milzbrand 1 ) 
zu verweisen. Um die erwähnte Thatsache zu erklären, wird ange¬ 
nommen, dass die Entwickelung der Milzbrandbacillen nach der In- 
fection zunächst nur in einzelnen Organen, in der Milz und nament¬ 
lich in den Lymphdrüsen, stattfindet, dass von diesen Organen aus 
zwar ein von den Bacillen producirter giftiger Stoff in das Blut ge¬ 
langt und ein Allgemeinleiden erzeugt, dass die Bacillen selbst aber 
erst später in den Blutstrora gelangen. Die namentlich von Oemler 
und von Colin 2 ) aufgestellte und von beiden Autoren auf zahlreiche 
eigene Versuche gestützte Behauptung, dass das Blut schon vor dem 
Auftreten der Bacillen infectiös sei, suchte man durch den Einwand 
zu entkräften, dass das eingeimpfte Blut immerhin einzelne Bacillen 
enthalten haben könne, ja enthalten haben müsse, da doch zweifellos 
ausschliesslich in den Bacillen der lnfectionsstoff des Blutes gegeben 
sei. Das ist jedoch ein Circulus in demonstrando. 

Wir hatten daher schon vor längerer Zeit bei Gelegenheit unserer 
Irapfversuche begonnen, die Entwickelung der Milzbrandbacillen im 
thierischen Organismus zu untersuchen, und wurden dann besonders 
durch eine den Gegenstand betreffende Mittheilung von A. Archan¬ 
gelsk! im Centralblatt für die medicinischen Wissenschaften, No. 15, 
1882, zu weiteren Untersuchungen veranlasst, Archangelski fand 
in dem Blute der mit Milzbrand inficirten Thiere, wenn bei letzteren 
schon Temperaturerhöhung bestand, statt der Bacillen nur kleine, 


*) Dieses Archiv, Bd. II. ff. 

2 ) Archives vötär. Aoüt. 1877. 


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466 


ROLOFF, 


runde, glänzende, stark lichtbrechende, unbewegliche Kügelchen, an¬ 
nähernd von der Grösse gewöhnlicher Mikrococcen, aus welchen sich 
in sterilisirter Hühnerbouillon Milzbrandbacterien entwickelten. In der 
zweiten Generation entwickelten sich dieselben Bacterien und Fäden, 
und Impfungen damit führten bei Mäusen zum Tode durch Milzbrand. 
In einem Falle fanden sich die beschriebenen kugelförmigen Organis¬ 
men im Blute etwa 2 Tage, in allen übrigen Fällen jedoch erst 20 
bis 30 Stunden bevor die betreffenden Thiere an Milzbrand starben. 
A. betrachtete die bezeichnten Organismen als Keime der Bacterien 
oder Sporen, die sich anfangs im Organismus durch Theilung ver¬ 
mehren und aus denen sich später die Bacterien herausbilden. Bei 
künstlicher Züchtung der erwähnten Gebilde in Bouillon entwickelten 
sich aus denselben bei Luftabschluss immer nur wieder „Sporen“, bei 
Luftzutritt hingegen „Stäbchenbacterien und Fäden“. Die bei Luft¬ 
abschluss gezüchteten Sporen der dritten Generation gaben bei Luft¬ 
zutritt in neuen Culturen Bacterien, die auf Kartoffeln zu Fäden aus¬ 
wuchsen und auf Mäuse überimpft den Tod durch Milzbrand hervor¬ 
brachten. A. kommt zu dem Schluss, dass in der Entwickelung des 
in Rede stehenden niederen Organismus eine Phase besteht, wo die 
Sporen selbstständig durch Theilung sich vermehren, und dass diese 
Entwickelungsform bei Luftabschluss beobachtet wird. Es seien mit¬ 
hin die Stäbchen und Fäden als Aeroben, die Sporen als die anaerobe 
Form zu betrachten. Die Stäbchen entständen erst, wenn der Orga¬ 
nismus durch die Sporen schon hinlänglich alterirt sei und in der 
Concurrenz um den zum Auswachsen der Stäbchen nöthigen Sauerstoff 
der Vortheil auf Seiten der Pilze bleibe. Der Tod könne übrigens 
auch schon eintreten, bevor die Sporen sich in Bacterien umwandeln, 
namentlich bei höchst acutem Verlauf der Krankheit, und es sei daher 
auch erklärlich, dass in manchen Fällen bei der Section keine Stäb¬ 
chen gefunden würden. 

Wir haben bei unseren Versuchen von vornherein insofern ein 
anderes Verfahren beobachtet, als wir nicht nur das Blut der milz¬ 
brandkranken Thiere auf die Anwesenheit der fraglichen kleinen 
runden Organismen, bezw. der Bacillen untersuchten, sondern die 
nachweislich kranken, und zwar zweifellos mit Milzbrand behafteten 
Thiere vor dem Auftreten der Bacillen im Blute tödteten und dann 
die Untersuchung auf die Organe ausdehnten, in welchen nach der 
bisherigen Anschauung die Entwickelung der Bacillen, bevor letztere 
in den Blutstrom gelangen, stattfinden sollte. 




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Milzbrandimpfang and Entwickelung der Milzbrandbacterien. 467 

Zu den in nachstehendem erwähnten Impfungen wurde Sporen¬ 
material verwendet, welches nach zahlreichen Versuchen in gewissen 
Quantitäten auch bei Schafen ganz sicher tödtlichen Milzbrand erzeugt. 
Dasselbe wurde in die Subcutis gebracht. Die mikroskopische Unter¬ 
suchung des Blutes und der Organe der an Milzbrand gefallenen oder 
während der Krankheit getödteten Thiere wurde möglichst sorgfältig 
ausgeführt. 

1. Ein junges Schaflamm, dessen Körpertemperatur 40,1 0 C. betrug, wurde 
vormittags 10V 2 Uhr geimpft und am folgenden Tage früh 9 Uhrgetödtet, nach¬ 
dem die Temperatur auf 41,2 0 gestiegen war. Das Lamm sah noch munter aus, 
lag aber viel. An der Impfstelle hatte sich eine zweimarkstückgrosse flache An¬ 
schwellung entwickelt; die Haut darüber war geröthet, die Subcutis serös — 
etwas blutig — infiltrirt. Blut hellroth, schnell und vollständig gerinnend, an 
der Luft sich noch höher röthend. Die Lymphdrüsen in der Kniefalte und in der 
Kniekehle über der Impfstelle geschwollen, stark geröthet. Milz am obern Ende 
etwas geschwollen, aber fest und nicht höher geröthet. Im Blute, in der ge¬ 
schwollenen Subcutis an der Impfstelle, in den geschwollenen Lymphdrüsen und 
in der Milz zahlreiche kleine, runde, glänzende Körperchen, aber keine Bacillen. 

Die mit Blut resp. mit Substanz der kranken Lymphdrüse geimpften Meer¬ 
schweinchen erkrankten nicht. 

2. Ein kräftiges Schaf wurde vormittags 10 Uhr geimpft. Temperatur des 
Körpers 39,1°; am Abend 40,9°. Am nächsten Vonnittage T. 41,1—41,4°; 
das Schaf sah noch munter aus, frass und zeigte keine Athembeschwerden. An 
der Impfstelle am Hinterschenkel zeigte sich eine reichlich zweimarkstückgrosse, 
flache, festweiche Anschwellung ohne Röthung der Haut. Das um 9 Uhr aus 
der Haut über der Impfgeschwulst und aus der Haut unter dem Schwänze ent¬ 
nommene Blut war hellroth, gerinnend, frei von Bacillen, aber viele glänzende 
Körperchen enthaltend. 

Die mit dem Blute geimpften Meerschweinchen erkrankten nicht. 

Auch um 12 Uhr sah das Schaf noch munter aus. Als es zur Untersuchung 
aus dem Käfig genommen wurde, athmete es in Folge der Aufregung eine kurze 
Zeit schnell und stossend. T. 41,4°; im Mastdarm blutiger Schleim. Schleim¬ 
haut stark geröthet. Das Schaf wurde um 12 Uhr getödtet. Blut hellroth, schnell 
und vollständig gerinnend, Magen, Darm und Netz nicht höher geröthet, frei von 
Extravasaten, Milz etwas vergrössert, Substanz hellroth, nicht erweicht, Nieren 
normal, an der Impfstelle Subcutis blutig-serös infiltrirt, Kniefalten- und Schaam- 
drüsen etwas geschwollen. Im Blute, in der Milz, in den erwähnten Lymphdrüsen 
und in den Nieren fand sich keine Spur von Bacillen, sondern nur wieder eine 
grosse Zahl glänzender Körperchen. Die Flüssigkeit aus der Subcutis an der 
Impfstelle enthielt viele geschrumpfte rothe Blutkörper, zahlreiche weisse Blut¬ 
körperchen, sehr viele Körnchen, aber keine Bacillen. 

Die Impfung bei Kaninchen mit Milzpulpa hatte negativen Erfolg; ein Meer¬ 
schweinchen, welches mit der Flüssigkeit aus der Subcutis von der Impfstelle des 
Schafes geimpft war, starb nach 12 Stunden an ausgesprochener Septicämie; ein 
anderes Meerschweinchen, welchem einige, im ganzen wie zwei Stecknadel knöpfe 


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468 


ROLOFF, 


grosse Stöcke von den geschwollenen Lymphdrüsen in die Subcutis gebracht war, 
starb 50 Stunden darauf an Milzbrand. Im Blute des letzteren Impflings fanden 
sich zahllose Milzbrandbacillen; von Septicämie zeigte sich am Cadaver keine Spur. 

3. Ein Schaf wurde vormittags 11 Uhr geimpft. T. vor der Impfung 38,8 °, 
abends 6 Uhr 40,8 °. Am anderen Morgen um 7 Uhr Aussehen des Schafes mun¬ 
ter, Athmen beschleunigt, T. 41,5°. Blut aus'einem kleinen Unterhautgefäss 
am Hinterschenkel, etwas entfernt von der Impfstelle, hellroth. gerinnend, zahl¬ 
reiche glänzende Körperchen enthaltend, frei von Bacillen. 

Ein stecknadelknopfgrosses Gerinnsel von dem Blut wurde einem kräftigen 
Meerschweinchen in die Subcutis gebracht. Dasselbe starb nach 62 Stunden an 
Milzbrand. Das Blut und die stark geschwollene Milz enthielten zahllose Milz¬ 
brandbacillen. 

Um 9 Uhr erschien das Schaf noch munter; an der Impfstelle geringe An¬ 
schwellung; T. 42,0°. Um 11 Uhr lag das Schaf, frass aber noch Hafer. 
Athmen nicht erschwert, im Mastdarm blutiger Schleim. T. 41,5°. Blutproben 
um 9 und um 11 Uhr wie um 7 Uhr. Die damit geimpften Meerschweinchen 
blieben leben. 

Um 6 Uhr abends Schaf anscheinend munter; es frass Heu, Athmen nicht 
merklich beschleunigt oder erschwert, T. 40,5°. 

Um 10 Uhr starb das Schaf an Milzbrand. Im Blute sehr viele Bacillen. 

4. Ein alter magerer Hammel, welcher vor längerer Zeit schwer an Lupi- 
nose erkrankt gewesen war, wurde vormittags 11 Uhr geimpft. T. 39,3°, abends 
39,6°. Am andern Morgen T. 41.0°. Mittags 11 Uhr Aussehen des Thiereit 
nicht verändert, Athmen ruhig, T. 41,4°, Impfwunde am Schenkel etwas ge- 
röthet. mässig geschwollen, Blut aus einer Hautwunde unter dem Schwänze hell¬ 
roth, schnell gerinnend, frei von Bacillen, aber mit vielen glänzenden Körperchen. 

Ein mit dem Blute geimpftes Meerschweinchen starb 47 Stunden nach der 
Impfung an Milzbrand. Im Blute und namentlich in der angeschwollenen Milz 
fanden sich unzählige Milzbrandbacillen. 

Nachmittags 5 Uhr war der Hammel traurig, das Athmen beschleunigt und 
erschwert. Das aus einem Hautschnitt am Schwanz entnommene Blut ist dunkel 
und enthält unzählige Milzbrandbacillen. 

Ein mit dem Blut geimpftes kräftiges Meerschweinchen starb 24 Stunden 
nach der Impfung an Milzbrand. 

Der Hammel fiel abends 7 Uhr an Milzbrand. 

5. Ein Schaf wurde nachmittags 5 * 2 Uhr am Hinterschenkel geimpft. T. 
39,6°. Am nächsten Vormittag 10 Uhr T. 40,5°. Blut aus einer kleinen Ar¬ 
terie unter dem Schwanz hellroth, schnell und vollständig gerinnend, frei von 
Bacillen. 

Ein mit dem Blut geimpftes Meerschweinchen blieb gesund. 

Um 4 Uhr nachmittags T. 41.0°, Blut aus einem Gefäss unter dem Schwanz 
hellroth, schnell gerinnend, frei von Bacillen. 

Ein mit dem Blutgerinnsel geimpftes Meerschweinchen starb 54 Stunden 
nach der Impfung an Milzbrand. Im Blute und namentlich in der Milz fanden 
sich enorme Mengen von Bacillen. 

Um 7 Uhr abends sah das Schaf noch munter aus und zeigte auch noch 


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Milzbrandimpfung and Entwickelung der Milzbrandbacterien. 469 

Appetit, T. 41,5°. Das demselben entzogene Blut gerann schnell und enthielt 
keine Bacillen, wie auch mein College Herr Prof. Möller bestätigte. 

Ein mit dem Blute geimpftes Meerschweinchen starb 47y 2 Stunden nach 
der Impfung an Milzbrand. 

Das Schaf, welches abends 7 Uhr noch munter frass, fiel in der folgenden 
Nacht an Milzbrand. 

Mit den dem Schafe früh um 10 Uhr und nachmittags um 4 Uhr und um 
7 Uhr entnommenen Blutproben wurden jedesmal 4 Gläser sterilisirte Nährflüssig¬ 
keit inficirt. Die um 10 Uhr und um 4 Uhr inficirte Flüssigkeit blieb steril, 
während in den um 7 Uhr inficirten Lösungen sich binnen 24 Stunden reichlich 
Milzbrandbacillen entwickelten, die bei Meerschweinchen etwa 30 Stunden nach 
der Impfung den Tod an Milzbrand herbeiführten. 


Durch die in vorstehendem, mitgetheilten und andere, nicht 
speciell erwähnte Versuche wird von neuem bestätigt, dass ein 
Thier in hohem Grade milzbrandkrank sein kann, bevor Bacillen im 
Blute auftreten. Es geht daraus aber auch hervor, dass, wie früher 
schon Oemler und Colin nachgewiesen haben, der Infectionsstoff 
bereits vor dem Auftreten der Bacillen im Blute vorhanden ist. Fer¬ 
ner fanden wir bei unseren Untersuchungen, dass die bisherige An¬ 
nahme, dass die Bacillen sich bei der Krankheit von vornherein durch 
Theilung vermehren, aber zunächst in gewissen Organen des Körpers 
festliegen und erst gegen Ende der Krankheit mobil werden, nicht 
richtig ist, sondern dass sich auch hi den Organen, namentlich in der 
Milz und in den Lymphdrüsen keine Bacillen finden, so lange letztere 
im Blute fehlen. Den etwaigen Einwand, dass wir die Bacillen über¬ 
sehen hätten, können wir von vornherein zurückweisen; denn wenn 
die Bacillen sich sofort nach der Infection des Thieres vermehrten 
und die Krankheit erzeugten, so konnte es sich bei unseren Versuchs¬ 
tieren, welche etwa 24 Stunden nach der Impfung und nachdem sie 
bereits in hohem Grade milzbrandkrank waren, getödtet wurden, nicht 
mehr um einzelne, leicht zu übersehende Bacillen handeln. Wir 
werden durch unsere Untersuchungen vielmehr in Uebereinstimmung 
mit Archangelski zu der Ansicht geführt, dass die Milzbrandbactc- 
rien im thierischen Organismus zunächst sowohl im Blute, als auch 
in verschiedenen Organen in einer Entwickelungsforra vorhanden sind, 
aus welcher endlich in dem bereits kranken Organismus die Bacillen 
entstehen. Denn nach dem Befunde halten wir die kleinen Gebilde, 
weiche wir vorläufig „glänzende Körperchen“ nannten, für Organismen. 
Archangelski nennt dieselben „Sporen“ und betrachtet sie als die 
anaerobe, die Stäbehen oder Fiäden hingegen als die aerobe Form der 


31 


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Archiv f. wissenHch. u. prahl. Thierlieilk. IX. 6. 



470 


ROLOFF. 


Milzbrandbacterieiu A. scheint danach die während der Krankheit 
im Blute vorhandenen „Sporen“ mit den Sporen zu identificiren, 
welche sich post mortem in den Bacillen bilden. Wir vermuthen je¬ 
doch bis auf weiteres, dass die in den ersten Stadien der Krankheit 
im Blute und in den Organen vorhandenen kleinen runden Organismen 
eine dritte Entwickelungsform der Milzbrandbacterien neben den aeroben 
Bacillen und den unter Umständen in den letzteren entstehenden, eben¬ 
falls aeroben Dauersporen darstellen. Dass die bekannten Dauersporen 
sich bei Luftabschluss durch Theilung direct vermehren, ist noch nicht 
nachgewiesen, bei ihrem Bau auch nicht wahrscheinlich. 

Die Uebertragung des Milzbrandes von Schafen auf andere Thiere 
durch das Blut, bevor in letzterem Bacillen auftraten, gelang uns 
bisher frühestens 20 Stunden nach der Impfung und 15 Stunden vor 
dem Tode der Schafe. Möglicherweise gelingt bei einem anderen als 
dem gewöhnlichen Impfverfahren die Uebertragung schon früher. Be¬ 
merkenswerth ist, dass der Impfmilzbrand bei Meerschweinchen nach 
der Impfung mit bacillenfreiem Blut langsamer verlief, als wenn mit 
bacillenhaltigem Blut von einem dem Tode nahen oder gestorbenen 
Schafe geimpft wird. Nach dem Tode der Thiere an Milzbrand haben 
wir bisher immer Bacillen gefunden, wenn nicht im flüssigen Blute, 
so doch in den Gerinnseln. 


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Referate und Kritiken. 


Die Formverändernngen des Pferdehufes bei Einwirkoog der Lut, mit 

besonderem Bezug auf die Ausdehungstheorie. Nach eigenen Ver¬ 
suchen dargestellt von F. Peters, Ober-Rossarzt am Grossherzogi. Marstall 
zu Schwerin. Berlin, Verlag von Paul Parey. 1883. 

Wer in den letzten Jahren den Vorgängen auf dem Gebiete des Hufbeschlags¬ 
wesens gefolgt ist, dem wird nicht entgangen sein, dass ausser den mannigfachen, 
wenn auch nicht immer praktischen Neuerungen an Hufeisen, welche aufgotaucht 
sind, es sich auch auf dem wissenschaftlichen Theile dieses Gebietes regte. In 
der Neuzeit war ganz besonders der Hufmechanismus ein Gegenstand der For¬ 
schung geworden, und das mit Recht, weil das Ergebniss der bisher darüber 
geltenden Normen die Grundlage abgegeben hat und noch abgiebt, wie die Huf¬ 
fläche des Eisens beschaffen sein soll. 

Der Verfasser, welcher sich bereits durch mehrere gute Arbeiten in einer 
bisher weniger üblichen mathematisch - physikalischen Untersuchungsmethode 
rühmlichst hervorgethan hat, sich zur Aufgabe stellte, das über den Huf- 
raechanismus noch bestehende Dunkel zu lösen. Dass ihm dies in einer bisher 
noch nicht dagewesenen Vollständigkeit gelungen ist, steht ausser Zweifel, denn 
der Inhalt der Schrift beweist es. 

Nach Anführung der hauptsächlichsten Theorien über die Bewegung der 
Hornkapsel des Pferdehufes, weist er eine bis jetzt noch nicht hinreichend ge¬ 
würdigt gewesene Eigenschaft der Blättchenschicht nach, nämlich die Verlänge¬ 
rungsfähigkeit derselben. Diese Eigenschaft und 4ie Biegsamkeit der Blättchen¬ 
schicht ist es, welche die Möglichkeit einer Senkung des Hufbeines unter der 
Einwirkung der Körperlast gewährt und in weiterer Folge alle davon abhängigen 
Erscheinungen des Hufmechanismus erklärt und stützt. Die Senkung des Huf¬ 
beines findet nach des Verfassers Untersuchungen in der Weise statt, dass, indem 
die Hufbeinzehe feststeht, der hintere Theil mit dem Strahlbeine als Appendix 
des Hufbeines sich senkt und dabei eine kreisförmige Bahn beschreibt. 

In der Darlegung über die Druckrichtung, welche der Fuss als Stütze der 
bewegten Last auf den Erdboden ausübt, wird endlich auch der bisher streitige 
Punkt: in welchem Momente der am Boden befindliche Huf am stärksten erwei¬ 
tert wird, erledigt. Es geschieht das kurz vor dem Abschwingen des Hufes vom 
Boden, demnach in der Hufbeinbeuge-Voractionsstellung Lechner’s. Während 
Lech ne r aber in dieser Druckrichtung die grösste Erweiterung des Hufes am 

31* 


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472 


LUNGWITZ. 


Tragrande eintreien lässt, nicht aber die stärkste Belastung, fallen nach des 
Verfassers Untersuchungen beide Effecte zusammen. 

Die Senkung des Hufbeines ist ferner vom Verfasser durch Versuche nach¬ 
gewiesen, und die gefundenen Veränderungen an den Wänden werden durch 
Zeichnungen erläutert. Zu dem Untersuchungsergebniss kommt ausser dem Re¬ 
sultat, dass die Senkung des Hufbeines und der Hornsohle und die Erweiterung 
der Wände in einem ganz neuen Lichte erscheint, noch als neu hinzu die Be¬ 
wegung der Hufknorpel nach abwärts und die elastische Verbiegung der Wand 
nach ab- und rückwärts. 

Verfasser formulirt die wichtigsten aufgefundenen Thatsachen folgender- 
massen: 

„1. Das Hufbein und die anhängenden Seitenknorpel führen Bewegungen 
innerhalb des Homschuhes aus, indem sie sich kreisförmig um die Hufbeinspitze 
drehen. 

„2. Die elastische Wand wird durch die Blättchenschicht gezwungen, diese 
Bewegungen mitzumachen und verändert hiermit die Seitenansicht des Hufes 
derart, dass der Kronenrand sich nach rückwärts oberhalb der Stützfläche ver¬ 
schiebt und gleichzeitig sich derselben nähert. Also eine Verminderung der 
Höhe des Hufsockels. 

„3. Die Verminderung der Höhe ist verbunden mit einer Verbreiterung dos 
Quermessers des Hufes. Sowohl am Kronen- wie auch am Tragrande wird seit¬ 
lich soviel Raum wiedergewonnen, als durch Reduction der Höhe verloren ge¬ 
gangen ist. Die Verbreiterung kommt dadurch zu Stande, dass die Seitenwände, 
in einen hohen Grad elastischer Spannung versetzt, nach aussen weichen, dass 
die Trachten wände dem Drucke des Hufbeins und der Seitenknorpel nach aussen 
Folge leisten. 

„4. Der hintere Theil des Sohlengewölbes flacht sich unter dem Drucke 
der Last ab und gleicht ebenfalls durch seitliche Verschiebung der angrenzenden 
Wandtheile die Raumbeengung aus, welche der Druck von oben erzeugt hat.“ 

Für diese seine Ausdehnungslheorie hält er den Namen „Depressionstheorie“ 
für den passendsten. 

Der Nutzen und Zweck des Hufmechanismus erfährt vom Verfasser auf 
Grund der Thatsache, dass die Ausdehnung und sonstigen Veränderungen nicht 
unter dem einfallenden, sondern dem abstemmenden Fusse eintreten, eine ganz an¬ 
dere Beantwortung, durch welche auch der Praktiker in den Stand gesetzt ist, 
seine Massnahmen beim Beschläge der Hüfe mit der Theorie besser in Einklang 
zu bringen, als es bisher der Fall war. 

In einem besonderen Kapitel werden die früheren Theorien mit der De¬ 
pressionstheorie verglichen und treffend kritisirt. Nur einen Punkt kann ich 
nicht mit des Verfassers Ausführungen in Einklang bringen, nämlich den, dass 
nach ihm dem Kronenbein eine erweiternde Wirkung der Hornkapsel durch Ein¬ 
dringen der Kronenbeinlehne zwischen die Hufknorpel abgesprochen wird. Es 
giebt Erscheinungen am Hufe, welche dafür sprechen und welche noch dazu gar 
nicht am belasteten Hufe, sondern im aufgebogenen Zustande als Erweiterung 
sichtbar werden. 

Nachdem Verf. das Zustandekommen der Schlifffläche auf den Hufeisen er* 


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Referate und Kritiken. 


473 


klärt, stellt er bestimmte Forderungen an die Tragfläche des Hufeisens (wage¬ 
rechten Tragrand); dieselbe soll überall, auch an den Schenkelenden, auf dem 
Wandtragrande aufliegen; er betont die Nothwendigkeit der Erhaltung eines 
kräftigen hervorstehenden Strahles beim beschlagenen Hufe. Es sind dies Forde¬ 
rungen, denen ich mich voll und ganz anschliesse. 

Zum Schlüsse werden die Krankheiten des Hufes vom Standpunkte der 
neuen Theorie erörtert. Die hierbei gegebenen Deductionen sind als zutreffend 
zu erachten, weil sie mit den thatsächliohen Verhältnissen übereinstimmen. 

Offenbar hat sich der Verfasser mit der Veröffentlichung dieser Arbeit ein 
grosses Verdienst erworben. DerPhysiolog, der Chirurg und der Hufbeschläger, 
jeder von ihnen findet darin vortreffliches, die Schrift verdient deshalb die 
grösste Beachtung und Verbreitung. Lungwitz. 


Thieräntliches Recept-Taschenbuch. Von Joseph v. Grebner, Militär- 
Oberthierarzt, und Ober-Medicinalrath Prof. v. Straub. IV. Aufl. Ulm 1883. 
Ebner’sche Buchhandlung. 

Das bereits in IV. Auflage erschienene Werk enthält etwa 800 alphabetisch 
geordneto Artikel über die Erscheinungen, Ursachen und Behandlung verschiede¬ 
ner Thierkrankheiten. Viele Receptformeln sind beigefügt, auch ist die homöopa¬ 
thische Therapie angegeben. Das Werk ist mit grossem Verständnis angelegt 
und mit vielem Fleiss bearbeitet, jedoch wohl hauptsächlich für das Laienpubli¬ 
kum bestimmt. Möller. 


Jahresbericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Veterinär¬ 
medici n. Herausgegeben von Dr. Ellenberger und Dr. Schütz. 2. Jahr¬ 
gang (Jahr 1882). Berlin 1883. Verlag von Aug. Hirschwald. 

In dem jetzt erschienenen 2. Jahrgange des genannten Berichts ist der In¬ 
halt in derselben Weise wie im 1. Jahrgange angeordnet, die Darstellung der 
Leistungen auf dem Gebiete der Veterinärmedicin aber noch umfassender, da 
zahlreiche hervorragende Fachgenossen des In- und Auslandes bei der Bearbei¬ 
tung mitgewirkt haben. Alle Arbeiten von wissenschaftlicher oder praktischer 
Bedeutung, welche im Jahre 1882 erschienen, sind berücksichtigt und auszugs¬ 
weise wiedergegebon. Wir müssen darauf verzichten, eine Uebersicht des Inhalts 
zu geben, wollen aber aufs Neue betonen, dass das Buch, wie kein anderes, es 
auch dem viel beschäftigten praktischen Thierarzte ermöglicht, von den Fort¬ 
schritten der Wissenschaft und Erfahrung Kenntniss zu nehmen. Roloff. 


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Kleinere Mittheilungen. 


Die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten in Prenssen während 

des Quartals April-Juni 1883. 

1. Milzbrand. In 165 Gehöften, welche sich auf 154 Ortschaften und 
97 Kreise vertheilen, sind an Milzbrand 10 Pferde, 204 Stück Rindvieh, 
10 Schafe und 2 Schweine gefallen. Frei von dieser Krankheit blieben die 
Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Köslin, Stralsund, Lüneburg, Stade, Minden, Köln, 
Sigmaringen und die Stadt Berlin. 

Die 10 an Milzbrand gefallenen Pferde vertheilen sich auf 9 Bestände; in 
keinem Gehöft herrschte die Krankheit gleichzeitig unter dem Rindvieh. 

Sechs Stück Rindvieh (2,85 pCt.) sind an Milzbrand erkrankt, jedoch ge¬ 
nesen. Von den 204 gestorbenen Stück Rindvieh entfallen 20,10 pCt. auf Schle¬ 
sien, 18,62 auf Sachsen, 13,24 pCt. auf Posen, 11,27 pCt. auf Hannover und 
10,79 pCt. auf die Rheinprovinz.. In 7 Beständen starben kurz hinter einander 
4 — 9, in 6 Beständen 3, in 4 Beständen 2, in 135 Beständen beschränkte sich 
der Verlust auf 1 Stück Rindvieh. 

Ueber die ursächlichen Verhältnisse der Milzbrandausbrüche enthält das 
statistische Material nur die gewöhnlichen in jedem Quartal sich wiederholenden 
Angaben. In Schleswig-Holstein wurden fast durchweg nur Fälle von Rausch¬ 
brand beobachtet, im Uebrigen scheint der Milzbrand vorwaltend in der apoplec- 
tischen und nur selten in der carbunculösen Form aufgetreten zu sein. 

Die 10 Milzbranderkrankungen bei Schafen wurden in 2 Herden beobachtet, 
welche während des vorigen Jahres nach dem Pasteur’schen Verfahren geimpft 
worden waren. 

Von den beiden bei Schweinen vorgekomraenen Milzbranderkrankungen ent¬ 
fällt eine auf ein Gehöft, in welchem die Krankheit gleichzeitig unter dem Rind¬ 
vieh herrschte. 

In Folge einer Infection bei dem Schlachten milzbrandkranker Rinder oder 
bei dem Zerlegen von Milzbrandcadavern erkrankten schwer 7 Menschen, von 
den 2 gestorben sind. 

2. Tollwuth. Die Krankheit wurde bei 91 Hunden, 24 Stück Rindvieh, 
15 Schafen, 8 Schweinen, ausserdem bei 95 herrenlos umherschweifenden Hunden 
constatirt; nach § 19 der Instruction vom 24. Februar 1881 sind 332 Hunde 


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Kleinere Mittheilungen. 


475 


und 3 Katzen, welche mit tollkranken Hunden in Berührung gekommen oder von 
denselben gebissen waren, getödtet. Für 3 solche Hunde in Ostpreussen wurde 
die Erlaubniss zu einer 3 monatlichen Observation ertheilt. 

Ueber 5 ortsangehörige tollkranke Hunde entfallen auf die Reg.- bezw. 
Landdr.-Bez. Königsberg, Gumbinnen, Marienwerder, Oppeln, Hannover, Osna¬ 
brück, Minden, 1 bis 5 auf die Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Potsdam, Frankfurt, 
Köslin, Posen, Bromberg, Breslau, Liegnitz, Hildesheim, Münster, Arnsberg, 
Düsseldorf, Trier und Aachen, von den 95 herrenlos umherschweifenden Hunden 
54 auf die Reg.-Bez. Königsberg und Gumbinnen. Ein Theil dieser Hunde soll 
aus Polen übergelaufen sein. Es ist auffallend, dass in den Grenz-Reg.-Bez. Toll- 
wutherkrankungen überhaupt häufiger als im Binnenlande vorgekommen sind. 

Die meisten Erkrankungen sind durch den Biss herrenlos umherschweifender 
Hunde veranlasst worden. 

Von den 24 tollwuthkranken Stück Rindvieh gehörten 12 einem Bestände 
von 43 Stück im Kreise Tuchei an. Die Erkrankungen bei Wiederkäuern und 
Schweinen wurden meist durch den Biss tollwuthkranker Hirtenhunde veranlasst, 
blieben jedoch, mit Ausnahme des oben genannten Falles, bei Rindvieh und 
Schweinen fast durchweg vereinzelt. Die 15 Schafe gehörten 2 Herden an. 

Von sicher beobachteten Incubationszeiten erwähnt das statistische Material 
je einmal: 

bei Hunden 26, 41 Tage; 
beim Rindvieh 28 Tage; 
bei Schweinen 9, 13 Tage. 

Erkrankungen von Menschen an Wasserscheu werden in dem Berichtsmaterial 
nicht erwähnt. 

3. Rotz-Wurmkrankheit, ln 226 Beständen, welche sich auf 210 Ort¬ 
schaften in 133 Kreisen vertheilen, sind 31 Pferde gefallen, 450 auf polizeiliche 
Anordnung, 15 auf Veranlassung der Besitzer getödtet worden. In 132 Bestän¬ 
den dauerte die Observation von der Ansteckung verdächtigen Pferden am Schlüsse 
des Berichtsquartals noch fort. Die 496 getödteten und gefallenen Pferde bilden 
23,33 pCt. der 2122 Pferde, welche die verseuchten Bestände zusammensetzten. 

Frei von der Rotz-Wurmkrankheit blieben die Reg.- bezw. Landdr.-Bez. 
Stade, Aurich, Arnsberg, Köln und Aachen. In den Reg.- bezw. Landdr.-Bez. 
Erfurt, Lüneburg, Osnabrück, Minden wurde die Krankheit bei je einem Pferde, 
in den Reg.-Bez. Schleswig, Kassel, Wiesbaden, Trier und Sigmaringen bei je 2, 
im Reg.-Bez. Magdeburg bei 3 Pferden constatirt. In abgerundeten Procentsätzen 
vertheilen sich die 496 getödteten und gefallenen Pferde, wie folgt, auf die ein¬ 
zelnen Provinzen: 


Ostpreussen . . . . 

. . . 5,63pCt. 

Schleswig-Holstein . . . 

. 0,40 pCt. 

Westpreussen . . . 

. . . 13,11 „ 

Hannover. 

• 2,22 , 

Brandenburg . . . 

• • • 7,47 „ 

Westfalen. 

• 1,61 „ 

Pommern. 

. . . 6,05 „ 

Hessen-Nassau. 

. 0,80 „ 

Posen . 

. . . 33 , 87 '). 

Rheinprovinz. 

. 2,42 „ 

Schlesien . . . . . 

. . . 24,20 „ 

Hohcnzollernsche Lande 

. 0,40 , 

Sachsen . 

. • • K82 „ 


100,00 pCt. 


In dem verhältnissmässig kleinen Reg.-Bez. Bromberg allein 23,60 pCt. 


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476 


Kleinere Mittheilungen. 


In 52 Beständen, von denen 8 auf Westpreussen, 22 auf Posen und 8 auf 
Schlesien entfallen, waren die Verluste durch die Rotz-Wurmkrankheit sehr be¬ 
deutend, oder dauerte das Herrschen der letzteren aus dem vorigen Quartal oder 
seit noch längerer Zeit fort. Von den 1240 Pferden, welche diese Bestände zu¬ 
sammensetzten, sind im Berichtsquartal 282 (22.74 pCt.) und seit Constatirung 
der Krankheit 440 (36,30 pCt.) getödtet worden bezw. gefallen. In 27 dieser 
Seucheherde wurde die Krankheit während des Berichtsquartals constatirt, in 25 
herrscht dieselbe seit dem vorigen‘Quartal oder seit noch längerer Zeit. 

57 rotz - wurmkranke Pferde waren kurze Zeit vor Constatirung der Krank¬ 
heit angekauft, darunter 6 in Polen. 2 in Luxemburg, je eines in Belgien, Holland 
und Böhmen, je 5 wurden bei Beaufsichtigung der Pferdemärkte bezw. Ross¬ 
schlächtereien ermittelt. In 12 Gehöften brach die Rotz-Wurmkrankheit unter 
früher verseucht gewesenen Beständen nach längerer Zwischenzeit von Neuem aus, 
von diesen 12 Beständen entfallen 5 auf Westpreussen und 6 auf Posen. Zahl¬ 
reiche Ausbrüche — die meisten in Posen und Schlesien — werden auf Ir.fection 
unterweges oder in Gastställen zurückgeführt. 

Von den verseuchten Beständen und den auf polizeiliche Anordnung ge- 
tödteten Pferden entfallen: 

verseuchte Bestände auf pol. Anordn. get. Pferde 

auf grössere Güter. 24,36 pCt. 50,44 pCt. 

auf kleinere Landwirtschaften 36,82 „ 27,11 „ 

auf Fuhrwerksbetrieb. 30,86 „ 18,89 „ 

unbestimmt. 7,96 „ 3,56 „ 

Der auf die grösseren Güter entfallende Procentsatz hat gegen das vorige 
Quartal nicht unerheblich zugenommen. 

Bei 36 auf polizeiliche Anordnung getödteten Pferden (7,25 pCt.) ist nach 
den Berichten lediglich Lungenrotz ohne gleichzeitig vorhandene krankhafte Ver¬ 
änderungen in den Nasenhöhlen bezw. der Haut constatirt worden. Von diesen 
36 Pferden entfallen 23 auf den Reg.-Bez. Bromberg. 

Von den 450 auf polizeiliche Anordnung getödteten Pferden wurden 20 
(4,44 pOt.) bei der Section nicht rotzkrank befunden. 

Fälle von Erkrankung der Menschen in Folge einer Rotzinfection werden 
in dem statistischen Material nicht erwähnt, 

4. Maul- und Klauenseuche. Die Maul- und Klauenseuche hat auch 
während des Berichtsquartals in einem bedeutenden Umfange geherrscht. Aus 
der Thatsache, dass im Juni eine verhältnissmässig geringe Anzahl von Seucbe- 
ausbrüchen beobachtet wurde, lässt sich jedoch die Annahme begründen, dass 
die Verbreitung der Seuche in der Abnahme begriffen ist. 

Die wenigsten Ausbrüche entfallen auf diejenigen Provinzen, welche Rind¬ 
vieh exportiren, solches dagegen gar nicht oder nur in beschränktem Masse ein¬ 
führen ; mithin auf die Provinzen Ostpreussen, Westpreussen, Pommern und 
Schleswig-Holstein. Ganz seuchefrei blieben, wie im vorigen Quartal, der Reg.- 
Bez. Gumbinnen, der Landr.-Bez. Aurich und das in Berlin einheimische Vieh. 

Die Verbreitung der Aphthenseuche hat sich gegen das Quartal Januar-März 
in den Provinzen Sachsen, Hannover, Westfalen und in der Rheinprovinz vermin- 


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Kleinere Mittheilungen. 


477 


dert, ist dagegen in den Provinzen Brandenburg, Posen, Schlesien, ira Reg.-Bez. 
Kassel und in den Hohenzollernschen Landen eine bedeutendere geworden. 

Die Einschleppung erfolgte in den meisten Fällen durch Berührung mit ver¬ 
seuchtem Vieh nachbarlicher Orte, ausserdem durch Schweinetreibherden, durch 
Ankauf von Schweinen oder Rindvieh oder durch den Verkehr von Rindvieh ver¬ 
schiedenen Ursprunges auf den Märkten, verhältnissmässig selten durch Zwischen¬ 
träger, namentlich durch Menschen, an deren Kleidern das Contagium haftete. 
Nicht selten trat die Krankheit in ganz isolirten Gehöften auf, während die nähere 
und weitere Umgegend seuchefrei blieb. 

Vorzugsweise wurden Rinder und Schweine, sehr viel weniger Schafe er¬ 
griffen , ausserdem erwähnt das statistische Material nicht selten das Erkranken 
von Ziegen. Vorwalteud blieb beim Rindvieh die Form der Mauiseuche. Schwere 
Erkrankungen an den Klauen bezw. langwierige Folgeleiden an den letzteren ge¬ 
hörten zu den Ausnahmen. Selbst in den am stärksten verseuchten Reg.-Bez. kam 
es häufig vor, dass sich die Seuche auf das Ausbrucbsgehöft oder auf wenige Be¬ 
stände beschränkte, während sie in nachbarlichen Orten kaum einen Viebstand 
verschonte. 

Die Tabellen führen als an der Aphthenseuche gefallen an: 134 Stück Rind¬ 
vieh, 107 Schafe und 1 Schwein, darunter befinden sich 75 Kälber unter 3 Mo¬ 
naten Alter und 78 Sauglämmer. Einige Stück Rindvieh mussten wegen lang¬ 
wieriger Nachkrankheiten an den Klauon getödtet werden. 

An vielen Orten hat man mit Erfolg die Impfung ausgeführt, um den Seuche¬ 
verlauf zu beschleunigen. 

Erkrankungen von Menschen nach dem Genuss von unaufgekochter Milch 
aphthenkranker Thiere sind nicht beobachtet worden. 


5. Lun gen seuche. An der Lungenseuche sind erkrankt 714, gefallen 
9, auf polizeiliche Anordnung wurden getödtet 699, auf Veranlassung der Be¬ 
sitzer 28 Stück Rindvieh. Die Fälle vertheilen sich auf 61 Gehöfte bezw. 44 Ort¬ 
schaften in 29 Kreisen der Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Potsdam, Frankfurt, Posen, 
Bromberg, Magdeburg, Merseburg, Schleswig, Hannover, Hildesheim, Münster, 
Arnsberg und Kassel. Von den 56 Gehöften, in denen Thiere auf polizeiliche 
Anordnung getödtet wurden, sind 37 solche, in denen das Herrschen derLungen : 
seuche während des Berichtsquartals constatirt wurde, in 19 Gehöften dauerte 
das Herrschen der Krankheit aus dem vorigen Quartal fort. Von den 56 Seuche¬ 
gehöften entfallen 34 auf den Reg.-Bez. Magdeburg und 8 auf den Reg.-Bez. 
Merseburg. Im ganzen Staate blieben am Schlüsse des Berichtsquartals 44 Be¬ 
stände übrig, in denen die Seuche noch nicht für erloschen erklärt werden konnte. 
Die 736 getödteten bezw. gefallenen Stück Rindvieh bilden 25 ; 29 pCt. der 
2910 Thiere, welche die verseuchten Bestände zusammensetzten. Die 714 an 
Lungenseuche erkrankten Thiere vertheilen sich in abgerundeten Procentsätzen, 
wie folgt, auf die nachstehend genannten Provinzen: 


Brandenburg.21,71 pCt, 

Posen. 1,54 „ 

Sachsen. 66,53 „ 

Schleswig-Holstein .... 5,60 „ 


Hannover. 3,22 pCt. 

Westfalen. 0,98 * 

Hessen-Nassau. 0,42 „ 


100.00 pCt. 


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478 


Kleinere Mittheilnngen. 


Die bedeutenden Verluste in der Provinz Brandenburg entfallen auf 2 Be¬ 
stände , abgesehen von der Provinz Sachsen ist die Zahl der Erkrankungen eine 
geringfügige geblieben, die in der Provinz Schleswig-Holstein beobachteten sind 
in einem Bestände vorgekommen, in welchen die Seuche vom Hamburger Sohlacht¬ 
viehmarkt eingeschleppt worden war. 

Die Lungenseuche wurde in 7 Bestände durch aus Bayern bezogene Zug¬ 
ochsen eingeschleppt. 

Von den verseuchten Beständen und den auf polizeiliche Anordnung ge- 
tödteten Thieren entfallen: 

verseuchte Bestände auf pol. Anordn. get. Thiere 

auf grössere Güter. 53 37 pCt. 89,85 pCt. 

auf kleinere Landwirthschaften 46,63 „ 10,15 „ 

Der Verlust an auf polizeiliche Anordnung getödteten Thieren betrug durch¬ 
schnittlich in den grösseren Gütern 25,75, in den kleineren Landwirthschaften 
21,13 pCt. der vorhandenen Bestände. 

Von der Impfung ist in 7 Beständen des Reg.-Bez. Magdeburg und in 3 Be¬ 
ständen des Reg.-Bez. Merseburg Gebrauch gemacht. Ueber die Resultate der 
Impfung wird nur mitgetheilt, dass trotz derselben in Grost, Kr. Querfurt, von 
116 Stück des Bestandes 41 abgeschlachtet worden mussten. 

6. Schafpocken. Ausbrüche der Schafpocken wurden nur in den nach¬ 
stehend genannten 3 Orten beobachtet: in 3 Gehöften von Worskallen, Kr. Nei- 
denburg, Reg.-Bez. Königsberg — die Seuche hatte während des Spätherbstes 
v. J. in der Nachbarschaft geherrscht —, in Abbau Montowen, Kr. Sensburg, 
Reg.-Bez. Gumbinnen — die Schafe des Dorfes, zu welchem der Abbau gehört, 
hatten im vorigen Winter an den Pocken gelitten — und in einem Gehöft von 
Paceltowo, Kr. Lobau, Reg.-Bez. Marienwerder. Nähere Angaben über den zu¬ 
letzt genannten Ausbruch liegen nicht vor. 

7. Bläschenausschlag der Pferde und des Rindviehs. Unter den 
80 an diesem Ausschlage erkrankten Pferden befinden sich 5 Landgestütshengste. 
Ein Hengst im Landdr.-Bez. Aurich inficirte 49 Stuten. 

Von den 360 am Bläschenausschlag erkrankten Stück Rindvieh entfallen 
76 auf den Reg.-Bez. Schleswig und 93 auf den Reg.-Bez. Wiesbaden. 

Die Beschälseuche ist nicht beobachtet worden. 

8. Räude der Pferde und Schafe. Von den räudekrank befundenen 
394Pferden entfallen 170 (43,15pCt.) auf die Provinzen Ost- und Westpreussen, 
88 (22,33 pCt.) allein auf den Reg.-Bez. Königsberg. Unter einzelnen Bestän¬ 
den dieser beiden Provinzen hat die Räude eine sehr bedeutende Verbreitung 
erlangt. Grössere Räudeherde, d. h. das Erkranken zahlreicher Pferde desselben 
Bestandes, sind ausserdem in einzelnen Beständen der Reg.- bezw. Landdr.-Bez. 
Köslin, Erfurt, Hildesheim, Minden und Kassel beobachtet worden. In der Regel 
beschränkte sich das Vorkommen der Krankheit auf 1—3 Pferde desselben Be¬ 
sitzers. Ein grosser Theil der räudekranken Pferde hatte einen sehr geringen 
Werth und gehörte Fuhrleuten. Frei von der Pferderäude blieben die Reg.- bezw. 


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Kleinere Mittheilungen. 


479 


Landdr.-Bez. Stralsund, Stade, Anrich, Münster, Arnsberg, Wiesbaden, Koblenz, 
Düsseldorf, Aachen, Sigmaringen und die Stadt Berlin. 

Im Ganzen 20 Pferde waren kurz vor Constatirung der Krankheit angekaoft 
worden, darunter je 1 in Russland und Oesterreich, 12 räudekranke Pferde wur¬ 
den auf Märkten ermittelt, zu 9 Ausbrüchen der Krankheit soll Infection unter- 
weges Anlass geboten haben. Von 394 rändekranken Pferden sind 29 (7,36pCt.) 
theils auf Veranlassung der Besitzer getödtet worden, theils gefallen. 

Infectionen von Menschen durch die Wartung rändekranker Pferde wurden 
in je einem Orte der Kreise Oletzko, Kolberg-Körlin und Göttingen beobachtet. 

Das statistische Material vervollständigt wesentlich die im vorigen Quartal 
mitgetheilten Angaben über die Verbreitung der Schafräude. Frei von dieser 
Krankheit sind nur die Reg.-Bez. Gumbinnen, Danzig, Stralsund, Posen, Brom¬ 
berg, Liegnitz, Oppeln, Koblenz, Trier, Aachen und die Stadt Berlin. 

In den Reg.-Bez. Königsberg, Marienwerder, Potsdam, Frankfurt, Köslin, 
Breslau, Schleswig, Wiesbaden und Köln dauert das Herrschen der Räude in 
einigen Schafherden seit dem vorigen Quartal oder seit längerer Zeit fort bezw. 
wurde dasselbe in wenigen Herden während des Quartals constatirt. Etwas 
grösser ist die Verbreitung der Krankheit in den Reg.-Bez. Stettin und Merseburg. 

Dagegen herrscht die Räude sehr weit verbreitet in den Provinzen Hannover 
und Westfalen, ferner in den Reg.-Bez. Magdeburg, Erfurt, Kassel, Düsseldorf 
und Sigmaringen, in einzelnen Kreisen zum Theil derartig, dass sich kaum eine 
iäudefreie Herde vorfindet. 

In allen Bezirken war die Tilgung in vollom Gange, in einzelnen Kreisen 
auch schon bei einer grösseren Zahl von Herden mit Erfolg beendet. Aus den 
meisten Reg.-Bez. wird jedoch berichtet, dass genauere Angaben über die Til¬ 
gung der Räude erst im nächsten Quartal mitgetheilt werden können. Müller. 


Pigmentbildung bei einem Schwein nnd einem Kalb. Von Dr. Lemke, 

Städtischer Schlachthof-Thierarzt in Bremen. 

Innerhalb der letzten 3 Monate wurden auf dem Schlaohthofe in Bre¬ 
men 2Thiere geschlachtet, bei denen die Inspection Folgendes ergab: das Unter¬ 
hautgewebe ist dunkel gefärbt, theils grauschwarz, theils schwarz, nur kleine 
Partien zeigen eine graue Farbe. Das intermusculäre Gewebe ist grössten theils 
dunkelschwarz; Leber und Lunge haben gleichfalls eine schwarze Farbe, ebenso 
die Häute des Gehirns und Rückenmarks. Eines dieser Thiere, ein Schwein, 
zeigte bei Lebzeiten keino Krankheitserscheinungen; der Nährzustand war ein 
sehr guter. Die mikroskopische Untersuchung ergab Folgendes: Der schwarze 
Farbstoff ist körnig, nicht crystallinisch oder diffus. Die Körner sind von ziem¬ 
lich gleicher Grösse und sitzen in den Zellen. Vorwiegend zeigt sich die Pig¬ 
mentbildung in der Nähe der Blutgefässe und im Verlaufe derselben. Sehr in- 
structiv hierfür sind die Veränderungen in der Leber. Hier liegen die Körnchen 
extraacinös und zwar in dem die portalen Gefässe umkleidenden, Bindegewebe. 
Ferner ist in die Augen fallend, dass überall diejenigen Stellen die stärkste Pig¬ 
mentbildung zeigen, welche in unmittelbarer Nähe der Blutgefässe gelegen sind. 


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480 


Kleinere Mittheilungen. 


Nichts liegt daher näher, als der Schluss, dass die Blutgefässe einen Ein¬ 
fluss auf die Pigmentbildung ausüben, resp. dass das Blut in erster Instanz 
das Material zur Pigmentbildung hergiebt. Uebrigens handelt es sich im vorlie¬ 
genden Fall nicht um den Act einer einfachen Ausscheidung oder Ablagerung. 
Untersucht man die Chorioidea und Iris, so findet man ebenfalls, dass die Lage¬ 
rung des Pigments in der Richtung der Blutgefässe liegt. Speciell bei alten Rin¬ 
dern ist es keine seltene Erscheinung, dass die Pia mater cerebralis et spinalis 
stellenweise oder in grösserer Ausdehnung schwarz gefärbt ist. Blutungen haben 
hier nicht stattgefunden, so dass man sagen könnte, dass das Hämatin sich in 
Pigment umgewandelt habe. Es handelt sich somit um eine active Thätigkeit 
der Zellen selbst. Die den Blutgefässen zunächst liegenden Zellen sind wahr¬ 
scheinlich besser ernährt und in Folge dessen auch leistungsfähiger. Wie es 
kommt, dass die Zellen zur Bildung von Pigment in einzelnen Fällen befähigt 
sind, vermag ich nicht anzugeben. 

Der 2. Fall von Pigmentbildung wurde hierselbst während meiner Abwesen¬ 
heit im Monat Mai bei einem Kalbe von dem mich in dieser Zeit vertretenden 
Collegen beobachtet. Letzterer hatte einzelne Theile und Organe aufbewahrt. 
An diesen konnte ich genau denselben Befund, wie oben erwähnt, constatiren. 

Ich will nicht unerwähnt lassen, dass bereits Saake in dem Archiv für 
Thierheilkunde, Jahrgang 1878, S. 226 einen kurzen Artikel über pigmentirten 
Speck von einem Schweine publicirt hat. Wahrscheinlich handelt es sich um die¬ 
selbe Art von Pigmentbildung, wie die von mir beschriebene. Ausserdem ist mir 
aus der Literatur kein Fall von solcher Pigmentbildung bekannt geworden. 


Persigtirende Schwanzfäden bei Rindern. Von Dr. Lemke, städtischer 
Scblachthof-Thierzarzt in Bremen. 

In der am 8. Februar 1883 ausgegebenen Zeitschrift für Thiermedicin und 
vergl. Pathologie von Bollinger und Frank findet sich S.93 von Dr. M. Braun 
in Dorpat eine kurze Abhandlung über den Schwanz bei Säugethier-Embryonen. 
Braun sagt daselbst, dass der Schwanz bei einer grossen Anzahl von Thieren 
während einer bestimmten Zeit der fötalen Entwickelung aus 2 Abschnitten be¬ 
steht; einem vorderen wirbelhaltigen und einem hinteren wirbellosen Theil 
(Schwanzfaden). Letzterer geht allmählich durch Resorption zu Grunde. Da 
aber dieser Vorgang sehr unregelmässig geschieht und beim Menschen einige, 
seltene Male sog. * weiche Schwänze * zur Beobachtung gelangt sind, so ist 
Braun der Ansicht, dass auch bei Thieren homologe Bildungen anzutreffen sind.“ 

Hier ein Beispiel. Der Schwanz stammt von einer 5jährigen, im Monat 
März auf dem hiesigen Schlachthofe geschlachteten Kuh. Die äussere Haut legt 
sich nipht straff, wie es sonst regelmässig der Fall ist, um den letzten Schwanz¬ 
wirbel, sondern sie verläuft ununterbrochen, ohne Einschnürung oder Abgren¬ 
zung, in der Längsachse der Schwanzwirbel 6 Cm. weiter. Dieses 6 Cm. lange, 
weiche Schwanzstück ist genau so, wie die übrige Schwanzhaut, mit Haaren be¬ 
setzt. Das untere Ende läuft in eine kegelförmige, fest geschlossene Spitze aus. 
Hier nehmen die längeren Haare (Quaste) ihren Anfang. Das weiche Schwanz- 


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Kleinere Mittbeilangen. 


481 

ende ist, wie ein Stück Haut, leicht nach allen Richtungen hin zu verbiegen. 
Der Dickendurchmesser ist um ein geringes stärker, als bei der Haut, welche die 
letzten Schwanzwirbel überzieht. Anatomische Veränderungen sind nicht nach¬ 
zuweisen ; ebenso wenig knorpelige oder knöcherne Einlagerungen. 

Diesen Schwanz habe ich damals an das pathologisch-anatomische Institut 
zu Hannover eingeschickt. 

Ich bemerke, dass ich früher während meiner Anwesenheit im Grosherzogth. 
Oldenburg 2 mal, bei einem Ochsen und bei einer Kuh, weiche Schwänze gesehen 
habe. Einzelne Landleute kennen derartige Schwanzbildungen sehr gut. Sie 
worden selbst erst darauf aufmerksam, wenn ein solches Thier erkrankt ist. Der 
Patient wird dann untersucht und überall befühlt. Bei der Palpation geht nie¬ 
mals der Schwanz leer aus. Findet sich dann ein weiches Schwanzende, so soll 
dieses auch die Krankheitsursache darstellen. Von den beiden Thieren, an denen 
ich Gelegenheit hatte, weiche Schwänze zu sehen, litt das eine an Indigestion, 
das andere war mit einem chronischen Lungenleiden behaftet. Die Besitzer ver¬ 
langten eine Einreibung für den kranken Schwanz, da nach ihrer Ansicht in dem¬ 
selben die Krankheit zugegen sei. Alle meine Bemühungen, die Leute von ihrer 
irrthümlichen Vorstellung abzubringen, waren erfolglos. Und da ich mich nicht 
dazu verstehen konnte, die Schwänze zu behandeln, so wurde ich entlassen und 
ein anderer Thierarzt mit der Behandlung betraut. Ueber die Zeit, wann bei 
Hausthier-Embryonen die Resorption der Schwanzfaden stattfindet, werde ich 
später Mittheilung machen, sobald ich eine grössere Zahl von fötalen Thieren 
hierauf geprüft und meine Untersuchungen beendet habe. 


Die Lnngensenche in Holland im Jahre 1882. von F. Roioff. 

Nach dem amtlichen Jahresbericht (Verslag aan den Koning) pro 1882 sind 
in dem Jahre in Holland ausserhalb des bekanntlich seit langer Zeit stark ver¬ 
seuchten und daher abgesperrten sogen. Spoelingdistricts in 4 Gemeinden in 
ebensoviel Viehbeständen 11 Stück Vieh an Lungenseuche offenbar erkrankt, und 
zwar 10 Stück in 3 Gemeinden in Südholland während der Zeit vom 29. Jan. bis 
22. April und 1 Stück in 1 Gemeinde in Nordholland im December. Von den 
verseuchten Gemeinden in Südholland liegen 2 an der Grenze des Spoeling¬ 
districts, so dass die Einschleppung der Seuche aus letzterm District hatte leicht 
stattfinden können; die Einschleppung in die anderen beiden Gemeinden, nament¬ 
lich in die Gemeinde in Nordholland, konnte nicht nachgewiesen werden. In den 
4 Fällen wurden sowohl die kranken, als auch sämmtliche der Ansteckung ver¬ 
dächtige Thiere getödtet. Im Jahre 1881 waren 12 Rinder in 6 Gemeinden an 
Lungenseuche offenbar erkrankt. 

In den Schlachthäusern des abgesperrten Spoelingdistricts wurden im Laufe 
des Jahres 1882 bei 184 Stück Vieh, welches 56 verschiedenen Besitzern ge¬ 
hörte, beim Schlachten die Erscheinungen der Lungenseuche ermittelt. Im Jahre 
1881 waren in den Schlachthäusern 267 Rinder, die 64 Besitzern gehörten, mit 
Lungenseuche behaftet befunden. In dem Spoelingdistrict war bekanntlich bis¬ 
her die Tödtung des der Ansteckung verdächtigen Viehes nicht vorgeschrieben, 


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482 


Kleinere Mittheilungen. 


weil das Vieh ohnehin zum Schlachten bestimmt ist und in bestimmten Schlacht¬ 
häusern des Bezirks geschlachtet werden muss. Eine Verschleppung der Seuche 
über die Grenze des Bezirks hinaus wurde durch strenge polizeiliche Massregeln 
möglichst verhindert, und innerhalb des Bezirks suchte man die Seuche nament¬ 
lich durch die obligatorische Schutzimpfung zu unterdrücken. Da jedoch schon 
seit geraumer Zeit beobachtet war, dass die Seuche in einzelnen Theilen des Be¬ 
zirks und in den Viehständen gewisser Besitzer immer wieder vorkam, so 
wurde eine Untersuchung vorgenommen, und dabei fand sich Grund zu der Ver- 
muthung, dass sich unter den betreffenden Viehständen durchgeseuchte Rinder 
befanden, welche als Ursache der Fortdauer der Seuche angesehen werden 
mussten. Um darüber Gewissheit zu erlangen, beantragte der Bezirksthierarzt 
im August 1881, die damals in Schiedam vorhandenen verdächtigen Rinder zu 
enteignen und zu schlachten. Beim Schlachten dieser Rinder fand sich, dass 
viele in höherem oder geringerem Grade an Lungenseuche gelitten hatten. Auf 
Grund dieser Erfahrung wurde dann auch für den Spoelingdistrict die Tödtung 
der der Ansteckung verdächtigen Rinder angeordnet. „Es erschien rathsam, sich 
nicht ausschliesslich auf die Wirkung der Impfung zu verlassen, die, so gross ihr 
Nutzen gewesen ist, allein nicht vermag, das Uebel im Spoelingdistrict zu über¬ 
winden.“ Die Tödtung der der Ansteckung verdächtigen Rinder findet nunmehr 
gewöhnlich dann statt, wenn nach der Ansicht des Districtsthierarztes die An¬ 
steckung um sich gegriffen hat, und es wird daher in der Regel ein zweiter Er¬ 
krankungsfall abgewartet. Einige Male wurden kleinere Viehbestände auch schon 
dann enteignet, wenn nur erst ein Fall von Lungenseuche vorgekommen war, 
namentlich wenn das der Ansteckung verdächtige Vieh nicht sicher abgesperrt 
werden konnte. Im Ganzen wurden im Jahre 1882 aus 30 Viehbeständen 
des Spoelingdistricts 572 und in den oben erwähnten 4 Gemeinden ausserhalb des 
Districts 92 der Ansteckung verdächtige Rinder getödtet. Von diesen 664 Rin¬ 
dern wurden 153 bei der Section mit Lungenseuche behaftet befunden. Geimpft 
wurden im Spoelingdistrict im Jahre 1882 im Ganzen 22172 Rinder, von denen 
207 in Folge der Impfung fielen. 

Aus den Angaben des Berichts geht mithin hervor, dass die Lungenseuche 
auch bei dem geimpften Vieh recht oft vorkam, da in dem ziemlich kleinen 
District 56 Seuchenausbrüche ermittelt wurden, und dass viele, anscheinend ver¬ 
schont gebliebene Rinder erkrankt und unbemerkt durchgeseucht waren. Ausser¬ 
dem ist aus dem Verzeichnisse der Fälle ersichtlich, dass die Seuche sich in den 
der Schutzimpfung unterworfenen Beständen öfter lange hinschieppte. In folgen¬ 
den Fällen, denen wir die laufenden Nummern des Verzeichnisses des Berichtes 
voranstellen, dauerte die Seuche länger als drei Monate. 


Im Schlachthause 


No. des 

Erster 

Letzter 

geschl. u. mit Lun¬ 

Als verdächtig 

Verzeichnisses 

Krankheitsfall 

Krankheitsfall 

genseuche beh. bef. 

getödtet 

4 

28. Jan. 1882 

18. Juni 1882 

4 

15 

10 

5. Mai 1882 

7.Aug.l882 

4 

— 

17 

22.Dec.1881 

12.Dec. 1882 

8 

34 

18 

6. Jan. 1882 

12. Mai 1882 

7 

20 

19 

l2.Dec. 1881 

1. Mai 1882 

16 

6 


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Kleinere Mittheilungen. 


483 


No. des 

Erster 

Letzter 

Im Schlachthause 
geschl. u. mit Lun¬ 

Als verdächtig 

Verzeichnisses 

Krankheitsfall 

Krankheitsfall 

genseuche beh. bef. 

getödtet 

33 

10.Nov.1881 

5. Mai 1882 

4 

— 

34 

12.Sept. 1881 

2.Feb. 1882 

1 

— 

37 

3. April 1882 

21. Juli 1882 

12 

16 

39 

23.AprilI882 

20. Dec. 1882 

13 

56 

51 

9.Jan. 1882 

1. Mai 1882 

5 

9 

55 

10. Juli 1882 

8. Dec. 1882 

2 

— 

Für die 

der Ansteckung 

verdächtigen enteigneten Rinder wurde der volle 


Werth als Entschädigung gezahlt, und zwar für 664 Thiere 136395 Fl. In 
Südholland wurden die Rinder durchschnittlich auf 207,23 Fl. in Nordholland 
auf 152,27 Fl. pro Stück abgeschätzt. Der höhere Preis in Südholland wurde 
dadurch bedingt, dass die Thiere zum grossen Theil fett waren. Für die krank¬ 
heitshalber getödteten Thiere wurde die Hälfte des Werthes bezahlt. Aus dem 
Verkauf des Fleisches von den getödteten Thieren wurden 74866,70 Fl. erlöst, 
so dass die zu leistende Entschädigung im Ganzen 62378,30 Fl. betrug. 

Da verschiedene Versuche, von der englischen Regierung mehr Freiheit für 
die Einfuhr von holländischem Vieh zu erlangen, fruchtlos gewesen waren und es 
sich herausgestellt hatte, dass in dem Verhältnis keine Aenderung eintreten 
werde, so lange Holland nicht ein ganzes Jahr von der Lungenseuche frei ge¬ 
blieben ist, so wurde von verschiedenen Seiten, namentlich von vielen Kammern 
des Handels und der Fabriken bei der Regierung beantragt, zur Unterdrückung 
der Seuche im Spoelingdistrict kräftigere Massregeln anzuordnen und nicht zu ex- 
perimentiron, sondern das Verfahren in Anwendung zu bringen, welches sich in 
der Praxis bewährt und in den übrigen Provinzen so gute Erfolge gehabt habe. 
Namentlich wurde auch das Verlangen gestellt, die Entschädigung für die Im¬ 
pfung zu versagen. Nach dem Bericht sind jedoch strengere Massregeln nicht 
erforderlich, da zu hoffen sei, dass die Vorschriften des Gesetzes vom 20. Juli 
1870 und der Königlichen Verordnung vom 17. August 1878 in Verbindung mit 
der Impfung und der Tödtung der inficirten Viehbestände genügen werden, die 
Seuche allmählich zu unterdrücken. 


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Personal-Notizen. 


Ernennungen und Versetzungen. 

Der Kreisthierarzt Wilh. Georg Adam Dav. Coester in Wetzlar, Reg.-Bez. 
Koblenz, unter Entbindung von seinem gegenwärtigen Amte zum commissarischen 
Departementsthierarzt für den Reg.-Bez. Wiesbaden und zum Kreisthierarzt für 
den Stadt- und Landkreis Wiesbaden. 

Der Kreisthierarzt Karl F. W. Gips in Kolberg, Reg.-Bez. Köslin, zum De¬ 
partementsthierarzt des Reg.-Bez. Köslin und unter Entbindung von seinem gegen¬ 
wärtigen Amte zum Kreisthierarzt des Kreises Köslin mit dem Amtswohnsitz in 
Köslin. 

Der Amtsthierarzt Heinr. Fr. Brause in Dresden zum commissarischen 
Kreisthierarzt des Kreises Pr.-Eylau, Reg.-Bez. Königsberg. 

, Der Kreisthierarzt Eug. Rieh. Louis Guettler in Schweidnitz, Reg.-Bez. 
Breslau, unter Entbindung von seinem gegenwärtigen Amte zum Kreisthierarzt 
des Kreises Rothenburg, Reg.-Bez. Liegnitz, mit dem Amtswohnsitz in Rothen¬ 
burg in der Oberlausitz. 

Der Thierarzt Jul. Barthol. v. Lojewski zu Labiau zum commissarischen 
Assistenten des Grenz- und Kreisthierarztes zu Prostken, Reg.-Bez. Gumbinnen, 
mit dem Amtswohnsitz in Lyck. 

Der Thierarzt Otto Regenbogen in Biedenkopf zum commissarischen Kreis¬ 
thierarzt des Kreises Neumarkt, Reg.-Bez. Breslau, mit dem Amtswohnsitz in 
Neumarkt. 

Der Thierarzt Rieh. Paul Tietze in Oppeln zum commissarischen Kreis¬ 
thierarzt des Kreises Kolmar, Reg.-Bez. Posen, mit dem Amtswohnsitz in Kolmar. 

Der Thierarzt Alb. Ziegenbein in Magdeburg zum commissarischen Kreis¬ 
thierarzt des Kreises Jerichow I., Reg.Bez. Magdeburg, unter einstweiliger Be- 
lassung an seinem gegenwärtigen Wohnsitz. 

Definitiv übertragen wurden die bisher commissarisch verwalteten Kreis¬ 
thierarztstellen 

des Kreises Frankenberg dem Kreisthierarzt Ritz in Frankenberg, 

* * Fischhausen * « Schumann in Curaehnen, 

„ * Husum „ „ Heinrichsen in Husum, 

* * Usedom-Wollin * * Ruthe in Swinemünde. 

Ordens-Verleihung. 

Dem ThierarztLudw. Ruebsamon zu Welschneudorf, Reg.-Bez. Wiesbaden, 
den Kronenorden 4. Classe. 

Aus dem Staatsdienst geschieden: 

Der Kreisthierarzt Karl Gustav Eduard Schroeter in Burg, Reg.-Bez. 
Magdeburg. 


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Personal-Notizen. 


485 


Todesfälle. 


Der Kreisthierarzt F. W. C. Brabaender in Recklinghausen, Reg.-Bcz. 
Münster. 

Der Thierarzt Karl Friedr. Kud. Her ms in Berlin. 

Der Thierarzt Karl Wilh. Heinr. Neubert in Gröbzig (Anhalt). 

Dor Kreisthierarzt Heinr. Fr. Wilh. Welhausen in Nordhausen, Reg.-Bez. 
Erfurt. 


Vacanzen. 

(Die mit * bezeichneten Vacanzen sind seit dem Erscheinen von Bd. IX, Heft 4 u. 5 
dieses Archivs hinzugetreten oder von Neuem ausgeboten). 


Regierungs- 

resp. 

Landdrostei-Bezirk i 

Kreisthierarztstellen 

des 

Kreises 

Gehalt. 

Zuschuss 

aus 

Kreismitteln. 

Königsberg 

Mohrungen 

600 

Mark 

600 

Mark 

Potsdam 

West Havelland 

600 

r 

— 

7 

Köslin 

Kolbcrg-Körlin *') 

600 

»» 

— 

7 

Breslau 

Militsch 

600 

7 

— 

7 

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Schweidnitz 0 

600 

7 

— 

7 

Oppeln 

Grottkau 

600 

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— 

7 

Magdeburg 

Halberstadt 

600 

7 

— 

7 

Münster 

Steinfurt 

600 

T) 

450 

7 

Arnsberg 

Siegen 

600 

7 

• — 

7 

Koblenz 

Adenau-Ahrweiler 0 2 ) 

600 

„ 

200 

7 

7 

Wetzlar 0 

600 

7 

— 

7 

Düssoldorf 

Cleve 

600 


— 

7 

Trier 

Daun 3 ) 

600 

7 

732 

7 


Prüm 

600 

7 

600 

7 

Aachen 

Montjoie* 

600 

1 

V 

900 

7 


Die Niederlassung eines Thierarztes wird gewünscht: 

in Bevensen, Kr. Uelzen, Landdr.-Bez. Lüneburg. Auskunft ertheilt der 
Bürgermeister Herbst daselbst. 

In Dirschau, Reg.-Bez. Marienwerder. Auskunft durch den Apotheker 
Stroschoin daselbst. 

In Freien walde i.Pomm., Kr. Saaizig, Reg.-Bez. Stettin. Auskunft durch 
J. 0. H. Rein sch daselbst. 

In Norden bürg, Kr. Gerdauen, Reg.-Bez. Königsberg. Auskunft ertheilt 
Apotheker v. Schaewen daselbst. 

Die Verwaltung des Schlachthofes zu Bremen will einen Thierarzt für das 
Schlachthaus anstellen. Gehalt 1750 Mark, bei gegenseitiger dreimonatlicher 
Kündigung. 


Mit dem Amtswohnsitz in Kolberg. 

2 ) „ „ „ * Ahrweiler. 

3 ) y> n 7 r> Pölm. 

32 


Archiv f. wissensch. u. prakt. Thierhcilk. IX. 6. 


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486 


Personal-Notizen. 


Veränderungen im militär-rossärztlichen Personal. 

Beförderungen. 

Zum Ober-Rossarzt ist ernannt: 

Der Rossarzt Hilbrand vom 1. Grossherz. Mecklenb. Drag.-Regmt. No. 17. 
Zu Rossärzten sind ernannt; 

Die Unter-Rossärzte: Bö ekel vom 1. Pomm. Feld-Art.-Regmt. No. 2; 
Duvinage vom Oldenburg. Drag.-Regmt. No. 19; Feuerhack vom Thüring. 
Ul.-Regmt. No. 6; Fibian vom 1. Brand. Drag.-Regmt. No. 2; Langer vom 
Westpreuss. Ul.-Regmt. No. 1; Mittmann vom 3. Bad. Drag.-Regmt. (Prinz 
Carl) No. 22; Straube vom 2. Hess. Hus.-Regmt. No. 14; Tobolewski vom 
Ostpreuss. Kür.-Regmt. No. 3 (Graf Wrangel). 

Anstellungen. 

Als Unter-Rossärzte sind in die Armee eingestellt: 

Die Unter-Rossärzte; Bächstädt beim Westfäl. Drag.-Regmt. No. 7; 
Borchardt beim Westfäl. Ul.-Regmt. No. 5; Junk beim 1. Westfäl. Hus.- 
Regmt. No. 8; Lopitsch beim 2. Brand. Ul.-Regmt. No. 11; Piltz beim 
1. Leib-Hus.-Regmt. No. 1; Schiefke beim Rhein. Drag.-Rgmt. No. 5; Schulz 
beim Pomm. Drag.-Regmt. No. 11; Straetz beim 3. Bad. Drag.-Regmt. (Prinz 
Carl) No. 22; Traut wein beim Brand. Kür.Regmt. (Kais. Nicol. I. v. R.) No. 6; 
Volmer beim Westfäl. Kür.-Regmt. No. 4; Zilm beim Kür.-Regmt. Königin 
(Pomm.) No. 2. 

Der dreijähr.-freiw. Unter-Rossarzt Kettritz beim 1. Hannov. Feld-Art. 
Regmt. No. 10. 

Versetzungen. 

Die Corps-Rossärzte: Keller vom 1. Armee-Corps, technischer Vorstand der 
Militär-Lehrschmiede Königsberg i./Pr. in gleicher Eigenschaft zum 6. Armee- 
Corps nach Breslau; Zorn vom 10. zum 1. Armee-Corps, unter gleichzeitiger 
Uebertragung der Geschäfte des technischen Vorstandes der Militär-Lehrschmiede 
Königsberg i./Pr. 

Die Ober-Rossärzte: Strecker, Inspicient bei der Militär-Rossarztschule 
zum Stabe desGeneral-Commando des 10. Armee-Corps, mit Wahrnehmung der Ge¬ 
schäfte des Corps-Rossarztes bei letzterem beauftragt; Schwarznecker vom 
1. Grossh. Meckl. Drag.-Rgmt. No. 17 als Inspicient zur Militär-Rossarztschule. 

Die Rossärzte: Brietzmann vom Altm. Ul.-Regmt. No. 16 zum Pomm. 
Drag.-Regmt. No. 11; Clausnitzer vom 2. Hann. Drag.-Regmt. No. 16 zum 
Drag.-Regmt. Prinz Albrecht von Preuss. (Litth.) No. 1; Duvinage vom Oldenb. 
Drag.-Regmt. No. 19 zum 1. Garde-Drag.-Regmt.; Haensel vom Hann. Hus.- 
Regmt. No. 15 zum 1. Grossherz. Mecklenb. Drag.-Regmt. No. 17; Mittmann 
vom 3. Bad. Drag.-Rgmt. (Prinz Carl) No. 22 zum 2. Bad. Drag.-Rgmt. No. 21; 
Schirmer vom 1.Garde-Ul.-Rgmt. zum 3. Bad. Drag.-Rgmt. (Prinz Carl) No. 22; 
Schnitze vom 1. Garde-Drag.-Regmt. als Assistent zur Militär-Lehrschmiede 
Berlin. 

Abgegangen: 

Der Corps-Rossarzt Lüsensky vom 6. Armee-Corps. 

Die Rossärzte: Andrich vom 2. Bad. Drag.-Regmt. No. 21; Fest vom 
Leib-Kür.-Regmt. (Schics.) No. 1; Schumann, Assistent bei der Militär-Lehr¬ 
schmiede Berlin. 


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Personal-Notizen. 


487 


Die einjähr.-freiw. Unter-Rossärzte: Behrens vom 1. Hannov. Feld-Art.- 
Regmt. No. 10; Berna vom Kurmärk. Drag.-Regmt. No. 14; Bingel vom 
1. Bad. Feld-Art.-Regmt. No. 14; Blome vom Schles. Train-Bat. N. 6; Gras- 
nik vom Brand. Kür.-Regmt. (Kais. Nie. I. v. R.) No. 6; Wall mann vom 
1. Hann. Feld-Art.-Regmt. No. 10; Wulff vom Hann. Train-Bat. No. 10. 

Gestorben: 

Der Corps-Rossarzt Kälble vom 14. Armee-Corps. 

Der Rossarzt Mertens vom 1. Rhein. Feld-Art.-Regmt. No. 8. 

Sonstige Veränderungen. 

Die Ober-Rossärzte: Ibscher vom Garde-Kür.-Regmt. zum 1. Bad. Feld- 
Art.-Regmt. No. 14 zur Vertretung des Ober-Rossarztes des Regiments, unter 
Uebertragung der Functionen des technischen Vorstandes der Militär-Lehrschmiede 
Gottesaue; Kirst vom Drag.-Regmt. Prinz Albrecht von Preuss. (Litth.) No. 1 
und Luch hau vom Pomm. Drag.-Regmt. No. 11 als Inspicienten zur Militär- 
Rossarztschule, letzterer auf 6 Monate, vom 1. October 1883 ab; Naumann 
Inspicient bei derMilitar-Rossarztschule zumGarde-Kür.-Regmt. zur Dienstleistung 
vom 1. October er. ab; Stratthaus vom 1. Bad. Feld-Art.-Regmt. No. 14 zum 
Stabe des Gen. des 14. Armee-Corps, behufs Wahrnehmung der Geschäfte des 
Corps-Rossarztes bei letzterem, unter Entbindung von den Functionen des tech¬ 
nischen Vorstandes der Militär-Lehrschmiede Gottesaue, vom 1. October er. ab, 
komwandirt. 


Literatur. 

Ableitner J. K., Die Hufbeschlagskunst der Pferde, deren Mängel und Gebrechen. 

Wien, Pest, Leipzig 1882. A. Hartleben. M. 1,50. 

Annual Report of the Vetcrinary Department of the Privy Council for the 
year 1882. London 1883. Gedr. bei Eyre u. Spottiswood. M. 1,50. 

Arnold, Dr. C, Kurze Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse. Beson¬ 
ders zum Gebrauch für Studirende der Medicin und Thiermedicin. Hannover 

1882. L. Ey. M. 2,40. 

Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen für das Jahr 1882. 

27. Jahrg. Dresden 1883. G. Schoenfeld. M. 3,50. 

Blazekovics F., Lehrbuch der Veterinär-Augenheilkunde. 1. u. 2. Lieferung. 
Wien 1882. Seidel u. Sohn. M. 4,80. 

Chambcrland Ch., Le charbon ct la vaccination charbonncuse. Paris 1883. 
Bernard Tignol. M. 6,50. 

Dammann, Prof. Dr. C., Jahresbericht der Kgl. Thierarzneischule zu Hannover. 
Herausgegeben von dem Lehrer-Collegium. 15. Bericht 1882/83. Mit 1 Tafel, 
1 Holzschnitt und 3 Curventafeln. Hannover 1883. Schmorl u. v. Seefeld. M. 4. 
Derselbe, Die Gesundheitspflege der landwirtschaftlichen Hausthiere. Erste 
Hälfte. Mit 29 Holzschnitten. Berlin 1883. P. Parey. M. 9. 

Dominik, Corps-Rossarzt F., Der rationelle Ilufbeschlag. 4. Auflage. Berlin 

1883. Selbstverlag. M. 7. 

Ellenberger, Prof. Dr., und Schütz, Prof. Dr., Jahresbericht über die Leistun¬ 
gen auf dem Gebiete der Veterinärmedicin. 2. Jahrgang. (Jahr 1882). Berlin. 
A. Hirschwald. M. 3,60. 

Ercolani, Prof. G., Nuove ricerche di anatomia normale e patologica sull* intima 
struttura delle placenta nella donna e nei mammiferi. Bologna 1883. 
Flemming G., Animal Plagues, their history, nature and prevention Second 
Volume. London 1882. Bailliöre, Tindal and Cox. M. 17. 

Frank, Prof. Dr. L., Handbuch der Anatomie der Hausthiere. 2. Aufl. Mit 478 
Holzschnitten. Stuttgart 1883. Schickhardt u. Ebner. M. 21,60. 


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488 


Literatur. 


Frank, Prof. Dr. L, Kleine vergleichende Anatomie der Hausthiore. Mit 238 
Holzschn. Stuttgart 1883. Schickhardt u. Ebner. M. 8. 

Gracklaucr 0., Verzeichntes der gesammten Literatur Ober Veterinärwissenschaft 
und populäre Thierheilkunde, welche 1866—1883 erschienen sind. Leipzig 1883. 
Gracklaucr. M. 2. 

Grünwald G., Experimenteller Beitrag zur Lehre über einige Contagien. Inaug.- 
Dissert. Dorpat 1882. Druck von Schnackenberg. 

Hoffraann L., Die Entwickelung des Militärveterinärwesens in Württemberg. 

Ludwigsburg 1883. Selbstverlag. M. 1,20. 

Jahresbericht der Kgl. technischen Deputation für das Veterinärwesen über 
die Verbreitung der ansteckenden Tbierkrankheiten in Preussen. Sechstes Be¬ 
richtsjahr 1881/82, siebentes Berichtsjahr 1882 83. Berlin 1883. A. Hirsch¬ 
wald. M. 1,20. 

Johne, Prof. Dr., Was hat der Landwirth und Viehzüchter gegenüber unserem 
heutigen Wissen über die Tuberculose des Rindes zu beachten. Berlin 1882. 
P. Parey. M. 0,30. 

Kaiser, Dr. H., Das Kurverfahren bei der Schafräude. Marburg 1883. N. G. 
Elwcrt. M. 0,40. 

Koch, Geh. RR. Dr. R , Ueber die Milzbrandimpfung. Eine Entgegnung auf 
den von Pasteur in Genf gehaltenen Vortrag. Berlin und Kassel 1882. Th. 
Fischer. M. 2. 

Koch A., Die Nematoden der Schaflunge. Mit 7 Tafeln. Wien 1883. M. Perles. M. 2. 
Perroncito, Prof. E, I parassiti delP uomo e degli aniipali utili, delle piu com- 
muni malattic da essi prodotti, profilassi e cura relativa. 233 Holzschnitte und 
12 Tafeln. Bologna, Milano, Napoli 1882. J. Vallardi. 

Plaut H. C., Das organisirtc Contagiura der Scbafpocken und die Mitigation des¬ 
selben nach Toussaint’s Manier. Inaug.-Dissert. Leipzig 1882. Druck von 
Metzger u. Wittig. 

Plaut, Dr. H., Untersuchung über eine neue Krankheit der Lämmer. Mit 2 Taf. 
Leipzig 1883. H. Voigt. M. 0,80. 

Pütz, Prof. Dr. H., Ueber die Beziehungen der Tuberculose des Menschen zur 
Tuberculose der Thiere, namentlich zur Perlsucht des Rindes. Stuttgart 1883. 
F. Enke. M. 1,60. 

Roell, Hof-R Dr. M., Veterinärbericht für das Jahr 1880. Wien 1883. A. Hoelder. 
M. 1,80. 

Roloff, Prof. Dr. F., Der Milzbrand, seine Entstehung und Bekämpfung. Berlin 
1883. P. Parey. M. 1. 

Silvestri, Prof. A., Le leggi della eredita nella produzione del bestiame. Torino 
1883. Candeletti. 

Ter eg J., Docent, Sammlung von Dienstvorschriften für Rossärzte einschliesslich 
der zutreffenden generellen Bestimmungen. Berlin 1882. A. Bath. M. 4,50. 
Thanhoffer, Prof. Dr. L, Ueber Zuchtlähme, nach eigenen pathologisch-histo¬ 
logischen Untersuchungen. Herausgeg. vom K Ungarischen Ministerium. 4. Mit 
12 Tafeln. Budapest 1882. Athenaeum. 

Vorträge für Thierärzte. 5. Serie vollständig. 6. Serie, Heft 1. Jena 1882. 
Dege u. Uänel. Jede Serie M. 12. 

Warrikow, Ueber die Wirkung einiger Antiseptica auf das Milzbrandcontagium. 

Inaug.-Dissert. Dorpat 1883., Druck von Laakmaun. 

Wehenkcl, Prof. Dr. J. M., Etat sanitaire des animaux domestiques dans le 
royaume de Belgique pendant l’annee 18S1. 4. Bruxelles 1883. Impr. Thiry. 
Zippelius G., Die bäuerliche Pferdezucht und Pferdehaltung. Mit 34 Holzschn. 
Stuttgart 1883. E Ulmer. M. 1. 

Zündel, Landes-Th. A., Die Gesundheitspflege der Pferde in Bezug auf Benutzung. 

Stuttgart 1882. Schickhardt u. Ebner. M. 4. 

Derselbe, Der Gesundheitszustand der Hausthiere in Elsass-Lothringen für 
die Zeit vom 1. April 1881 bis 1. April 1882. Strassburg i. E. 1883. Druck 
von Fischbach. 


Gedruckt bei L. Schumacher in Berlin. 


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Sechster Jahresbericht 


der 

König], technischen Deputation für das Veterinairwesen 

über die 

Verbreitung ansteckender Thierkrankbeiten 

in Preussen. 


Berichtsjahr vom 1. April 1881 bis 31. März 1882. 


Archiv für wissenschaftliche und praellsebe Thierhellkunde. IX. Band. Supplement 


Berlin 1883. 

Verlag von August Hirschwald. 

N.W. l : nter den Linden 08. 


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liicht eingegangen . sind Tabellen bezw. Yacat-Anzeigen: für das 
ganze Berichtsjahr aus dem kreisthierärztlichen Bezirk Ahrweiler- 
Adenau, Reg.-Bez. Koblenz; für 3 Quartale aus dem Kreise Hamm, 
Reg.-Bez. Arnsberg; für 2 Quartale aus den Kreisen Neidenburg, 
Reg.-Bez. Königsberg; Bergheim, Reg.-Bez. Köln; für 1 Quartal aus 
den Kreisen Labiau, Reg.-Bez. Königsberg, Meseritz, Reg.-Bez. Posen, 
Münsterberg, Poln. Wartenberg, Reg.-Bez. Breslau, Hoyerswerda, Löwen¬ 
berg, Reg.-Bez. Liegnitz, Oppeln, Reg.-Bez. Oppeln, Jerichow II., 
Reg.-Bez. Magdeburg, Schleswig, Reg.-Bez. Schleswig, Stade-Marsch, 
Landd.-Bez. Stade, Meppen, Landd.-Bez. Osnabrück und Iserlohn, 
Reg.-Bez. Arnsberg. Mit Ausnahme der Kreise Löwenberg und 
Schleswig sind die genannten Kreise solche, welche entweder seit 
längerer Zeit unbesetzt oder im betreffenden Berichtsquartal vacant 
geworden waren. Im Uebrigen ist das statistische Material von den 
beamteten Thierär/ten regelmässig und vollständig geliefert worden. 

Das seit dem 1. April 1881 in Kraft getretene Reichsgesetz 
vom 23. Juni 1880 hat eine andere Aufeinanderfolge der einzelnen 
ansteckenden Thierkrankheiten erforderlich gemacht; abgesehen hier¬ 
von schliesst sich die Zusammenstellung des sechsten Jahres-Berichtes 
genau der unserer früheren Berichte an. Wir bemerken nur, dass 
die Bezeichnungen 1., 2., 3., 4. Quartal sich stets auf das 
Berichts- und nicht auf das Kalenderjahr beziehen. 

1. Der Milzbrand. 

Die Vergleichung am Fuss der Tabelle S. 2 und 3 zeigt, dass 
die Zahl der Milzbrandausbrüche in allen Quartalen geringer gewesen 
ist als in den entsprechenden des vorigen Berichtsjahres. Ebenso 
betragen die Verluste an Pferden, Rindvieh und Schweinen weniger 
als im vorigen Jahre, die etwas grössere Anzahl der an Milzbrand 
gefallenen Schafe wird durch den Umstand bedingt, dass eine Herde 
im Reg.-Bez. Posen während des ersten Quartals 300 Thiere ver¬ 
loren hat. 

Archiv f. wiss. u. pract. Thierheilkuiulc. IX. Suppi.-Heft. j 


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2 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 





fra ersten Quartal. 



Im zweiten Quartal. 



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Ostpreussen . . . 

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16 

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— 

9 

15 

16 

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23 

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5 

9 

11 

2. 

Westpreussen . . 

4 

6 

6 

2 

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— 

10 

i 

1 

1 

— 

1 

— 

— 

1 

1 

1 

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Brandenburg . . 

6 

8 

8 

— 

9 

— 

— 

8 

11 

12 

2 

14 

7 

2 

5 

6 

6 

4. 

Pommern .... 

3 

3 

5 


6 

20 

— 

2 

2 

2 


8 

— 

— 

2 

3 

3 

5. 

Posen. 

14 

30 

30 

2 

i 

42 300 

— 

23 

43 

46 

11 

92 

71 

1 

14 

28 

29 

6. 

Schlesien ... 

24 

44 

46 

— 

56 

8 

— 

24 

45 

49 

3 

83 

44 

— 

26 

51 

54 

7. 

Sachsen .... 

10 

15 

16 

— 

25 

— 

— 

14 

32 

44 

2 

49 

3S 

— 

10 

16 

19 

8. 

Schleswig- Hol¬ 
stein . 

5 

9 

9 

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13 

_ 


6 

12 

14 


19 


— 

4 

8 

12 

9. 

Hannover .... 

5 

9 

9 

3 

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5 

7 

9 


11 

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3 

8 

12 

10. 

Westfalen .... 

4 

6 

6 

— 

6 

— 

— 

3 

3 

3 

— 

3 

— 

— 

3 

3 

3 

11. 

Hessen - Nassau . 

6 

11 

12 

1 

19 


_ 

5 

5 

5 

_ 

5 

_ 

_ 

9 

10 

10 

12. 

Rheinprovinz . . 

11 

20 

21 

— 

24 


— 

16 

19 

29 

2 

48 


2 

13 

21 

26 

13. 

Hohenzollern- 
sohe Lande. . 

1 

1 

1 

— 

1 

— 

— 

1 

| 1 

2 

— 

3 


— 

1 

1 

l 


Summa . . 

102 

17S 

185 

11 

236 

328 

10 

117 

196 

232 

20 

359 

160 

5 

96 

165 

IS7 


Im Berichts¬ 
jahr 1880 81 

97 

182 

199 

13 

229 

172 

4 

125 

224 

257 

22 

385 

80 

30 

96 

172 

189 


Im Berichts¬ 
jahr 1881/82 
mehr . . 

5 




7 

156 

6 



_ 



SO 


_ 

_ 

_ 


weniger . . 

— 

4 

14 

2 


— 

— 

S 

28 

25 

2 

26 

— 

25 

— 

7 

2 


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Milzbrand. 


8 


ten Quartal. 


gefallen. 


ja 


.2 


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Im vierten Quartal. 


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gefallen. 


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4-> 

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C/3 

in 


Im Berichtsjahr. 


gefallen. 


PS 


Regierungs- bezw. Land- 
drostci-Bezirke, in denen 
Fälle von Milzbrand nicht 
vorgekommen sind, nebst 
Angabe der seuchefrei 
gebliebenen Quartale. 


1 

11 

1 1 

— 

7 

8 

9 

1 

10 

_ 

— 

17 

46 

5 

60 

1 

_ 


— 

1 

— 

- 

5 

6 

6 

— 

16 

6 

- 

8 

14 

2 

29 

6 

10 

Danzig 2. 3. Quartal. 

— 

7 

1 

— 

4 

4 

4 

— 

5 

— 

— 

14 

25 

2 

35 

8 

9 

Berlin 1. 3. 4. Quartal. 

— 

3 

31 

— 

2 

2 

2 

— 

3 

— 

— 

6 

10 

— 

20 

51 

— 

Köslin 1. 2. 3. 4. Quart. 
Stralsund 1 3. 4. Quart. 

4 

48 

29 

- 

11 

15 

15 

4 

22 

— 

— 

24 

105 

21 

204 

400 

1 


2 

58 

10 

' 2 

19 

42 

44 

1 

55 

— 

— 

41 

158 

G 

252 

62 

2 


— 

23 

6 

— 

12 

21 

23 

4 

27 

11 


23 

73 

6 

124 

55 

— 


— 

22 

— 

— 

3 

5 

5 

— 

7 

— 

— 

9 

31 

-r 

61 

— 

— 



10 

7 


4 

8 

9 

1 

S 


4 

10 

28 

4 

37 

7 

4 

Hannover 2. Quartal. 
Lüneburg 1 3. Quartal. 
Stade 3. 4. Quartal. 
Osnabrück 1. 2. 3. 4 Qu. 
Aurich 2. 3. 4. Quartal. 


4 



6 

7 

7 

1 

12 

■ 

3 

13 

18 

1 

25 


3 

Münster 3. Quartal. 
Minden 2. 4. Quartal. 
Arnsberg 1. Quartal. 

1 

10 

— 

— 

2 

2 

2 

— 

2 

— 

— 

16 

27 

2 

36 

— 

— 

Kassel 4. Quartal. 

— 

28 

19 

— 

10 

! 19 

19 

1 

20 

11 

— 

29 

65 

3 

120 

30 

2 


— 

1 

— 

— 

1 

1 

1 

— 

1 

— 

- 

2 

3 

— 

! 6 

— 

— 


8 

226 

104 

2 

86 

_ 

140 

1146|l3 188 

28 

7 

212 

603 

52 

1009 

620 

24 


11 

281 

210 

2 

88 

161 

167 

10)279 

107 

11 

209 

630 

56 

1174 

569 

47 









3 

1 




3 




51 

__ 


3 

55 

106 


2 

21 

21 


91 

79 

4 


27 

4 

105 


23 

1* 


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4 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


Wie in früheren Jahren entfällt die höchste Zahl der an Milz¬ 
brand gestorbenen Pferde und Rinder auf das zweite Quartal; über¬ 
haupt macht sich in den ersten 2 Quartalen eine gewisse Gleichartig¬ 
keit der durch den Milzbrand bedingten Verluste an Pferden und Rindern 
in den beiden letzten Jahren beraerklich. Im 3. und 4. Quartal des Berichts¬ 
jahres ist jedoch die Abnahme der bei Rindvieh beobachteten Milzbrand¬ 
fälle gegen die entsprechende Zeit des vorigen Jahres eine erhebliche. 

In den lolgenden Zusammenstellungen über das Auftreten des 
Milzbrandes in den einzelnen Reg.- und Landd.-Bez. sind die im 
Jahre 1880/81 seuchefrei gebliebenen Kreise mit* bezeichnet 
Die Tabellen erwähnen keinen Fall, in welchem ein an Milzbrand 
erkranktes Pferd genesen ist. Die 52 an Milzbrand gefallenen Pferde 
vertheilen sich auf die nachstehend genannten Kreise. In den mit 
** bezeichneten Gehöften herrschte der Milzbrand gleich¬ 
zeitig auch unter dem Rindvieh. 


| Laufende No. | 

Kreis. 

Regierungs- 

Bezirk. 

Zahl der ver¬ 
seuchten Ge¬ 
höfte. 

Zahl der ge¬ 
fallenen 
Pferde. 

1. 

Fischbausen 4 .... 

Königsberg 

1 

1 

2. 

Orteisburg. 

n 

1 

1 

3. 

Tilsit. 

Gummbinnen 

3 

3 

4. 

Thorn. 

Marienwerder 

2 

2 

5. 

Berlin*. 

Berlin 

2 

2 

6. 

Adelnau *. 

Posen 

2 

2 

7. 

Kosten *. 


1 

1 

8. 

Posen*. 


1 

1 

9. 

Obomik. 


5 

6 

10. 

Schroda* . 


3 

3 

11. 

Wreschen*. 


1 

8 

12. 

Trebnitz*. 

Breslau 

1 

1 

13. 

Neustadt. 

Oppeln 

1 

1 

14. 

Neisse*. 


1 

1 

15. 

Rybnik*. 

n 

1 ** 

3 

16. 

Delitzsch. 

Merseburg 

1 ** 

2 

17 

Sangerhausen .... 

* 

1 

3 

18. 

Langensalza* .... 

Erfurt 

1 

1 

19. 

Hildesheim* .... 

Hildesheim 

2 

! 2 

20. 

Emden *. 

Aurich 

1 

2 

21. 

Teklenburg* .... 

Munster 

i **• 

1 

22. 

Rinteln*. 

Kassel 

1 

1 

23 

Ober-Westerwald* . 

Wiesbaden 

1 

1 

24. 

Geldern*. 

Düsseldorf 

i *-.ti 

1 

25 

Kleve . 


i ** 

1 

26. 

Eupen*. 

Aachen 

1 

1 


Summa . . 


3S 

52 


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Milzbrand. 


5 


In Zulkowo, Kreis Wreschen, starben kurz hintereinander 8 Pferde 
desselben Bestandes; der Milzbrand herrscht alljährlich unter den 
Schafen dieses Gutes. In Golkowitz, Kr. Rybnik und Hanpfiiffel, 
Kr. Sangerhausen, starben während desselben Quartals 3 Pferde, in 
Golkowitz soll das Verfüttern von Mais, welcher auf einer Verschar¬ 
rungsstätte für Milzbrandcadaver gewonnen war, Anlass zum Ausbruch 
der Krankheit gegeben haben. In Ritschenwalde, Kreis Obornik, 
Emden, Landd.-Bez. Aurich und Straelen, Kreis Geldern, betrug der 
Verlust je 2 Pferde. Alle übrigen Fälle bei Pferden blieben vereinzelt. 
Die beiden in Berlin beobachteten Erkrankungen betrafen Pferde der 
Truppentheile. In Posen erkrankte das einzige Pferd eines Offiziers, 
in Neustadt ein Rennpferd. Ueber die Ursachen der Milzbrandfälle 
bei Pferden wird im Uebrigen nicht berichtet. 

Die in den einzelnen Quartalen und im ganzen Berichtsjahre an 
Milzbrand gefallenen Stück Rindvieh vertheilen sich in abgerundeten 
Procentsätzen, wie folgt, auf die verschiedenen Provinzen: 







Im Be¬ 
richtsjahr 

Im Jahr 
1880/81. 

Zahl der an Milzbrand 
gefallenen Stück Rind* 







vieh: 

236 

359 

226 

188 

1009 

1174 

Davon in: 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

1. Ostpreussen .... 

6,80 

6,40 

4,90 

5,30 

5,95 

5,70 

2. Westpreussen . . . 

4,60 

0,28 

0,44 

8,50 

2,88 

4,30 

3. Brandenburg . . . 

3,80 

3,90 

3,10 

2,65 

3,48 

3,50 

4. Pommern. 

2,50 

2,24 

1,33 

1,60 

2,00 

4,40 

5. Posen. 

18,00 

25‘64 

21,24 

11,70 

20,22 

20,10 

6. Schlesien. 

23,70 

23,10 

25.66 

29,25 

24,96 

24,45 

7. Sachsen. 

10,60 

13,68 

10,17 

14,40 

12,30 

13,40 

8. Schleswig-Holstein 

5,50 

5.3o 

9,75 

3,75 

6,00 

6,10 

9. Hannover. 

3,40 

3,00 

4,40 

4,25 

3,66 

7,15 

10. Westfalen. 

2.50 

0,84 

1,77 

6,45 

2,48 

0,90 

11. Hessen-Nassau . . 

8,00 

1,40 

4,40 

1.05 

3,58 

3,10 

12. Rheinprovinz . . . 

13. Hohenzollern’scbe 

10,20 

13,38 

12,40 

10,60 

11,89 

6,90 






0,00 

Lande . 

0,40 

0,84 

0,44 

0,50 

0,60 


100,00 

100,00 

100,00 

100,00 

100,00 

100,00 


Eine erhebliche Aenderung des Procentsatzes der Milzbrandfälle 


gegen das vorhergegangene Jahr macht sich, wie die vorstehende 
Vergleichung zeigt, nicht bemerklich, die Verhältnisszahlen sind in 
den drei am stärksten verseuchten Provinzen Posen, Schlesien und 
Sachsen fast dieselben geblieben. Eine auffallende Steigerung gegen 


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6 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


das vorige Jahr entfällt auf die Rheinprovinz, dagegen hat die Ver¬ 
breitung des Milzbrandes in Westpreussen, Pommern und Hannover 
ersichtlich abgenommen. 

Die Tabellen verzeichnen 1057 an Milzbrand erkrankte Stück 
Rindvieh, mithin sind 48 Stück = 4,55 pc. der erkrankten genesen. 


1. Ostpreussen. 

Am Milzbrand gefallen sind 60 Stück Rindvieh, nämlich: 


1 . 

Kreis Fischhausen in 

1 Gehöft 

1 

Stück 

Rindvieh 

2 . 


Gerdauen * „ 

2 Gehöften 4 

w 

* 

3. 

n 

Pr. Holland* „ 

7 

9 

w 

w 

4. 

« 

Labiau* „ 

2 

2 

n 


5. 

w 

Rastenburg „ 

1 Gehöft 

2 

* 

w 

6 . 


Roessei* * 

2 Gehöften 3 

n 

n 

7. 

* 

Darkehmen * „ 

1 Gehöft 

2 

* 

M 

8 . 

w 

Insterburg. * 

1 * 

1 

n 

fl 

9. 

*1 

Johannisburg w 

4 Gehöften 

4 


fl 

10 . 

n 

Loetzen * „ 

2 

2 

n 


11 . 

V) 

Lyck 

3 

8 

w 

n 

12 . 

« 

Niederung * „ 

1 Gehöft 

1 

f» 

1? 

13. 

w 

Pillkallen * 

5 Gehöften 5 

n 

fi 

14. 

n 

Ragnit 

2 * 

2 


w 

15. 

n 

Stallupoenen „ 

5 

8 

w 


16. 

n 

Tilsit 

4 

6 

n 



Reg.-Bez. Königsberg. 


Reg.-Bez. Gumbinnen. 


Zusammen in 43 Gehöften 60 Stück Rindvieh. 


Die Krankheit erreichte nur in Goldenau, Kr. Lyck und Mele- 
schinken, Kr. Stallupönen eine grössere Verbreitung, unter Beständen 
von 75 bez. 19 fielen kurz hintereinander je 4 Stück, als Ursache 
des Ausbruches in Goldenau wird eine sumpfige, Ueberschwemmungen 
ausgesetzte Weide bezeichnet; in Meieschinken sind auch im Jahre 
1879 unter demselben Viehstande Milzbrandfälle vorgekommen. In 
einem Bestände betrug der Verlust während desselben Quartals 3, 
in 9 Beständen 2 Stück, v in 33 Ausbrüchen beschränkte sich der 
Ausbruch auf ein einzelnes Thier. 20 Kreise der Provinz blieben frei 
von Milzbrand. 


2. Westpreussen. 

Die 29 an Milzbrand gestorbenen Stck. Rindvieh entfallen auf dieKreise: 


1. Kreis Berent* in 2 Gehöften 6 Stück Rindvieh. Reg-Bez. Danzig. 

2. Landkreis Danzig in 1 Gehöft 1 „ 

3. Kreis Kulm* „ 2 Gehöften 9 „ „ Reg.-Bez. Marien werde r. 

4. „ Loebau* „ 1 Gehöft 1 „ „ 

5. „ Marienwerder „ 1 „ 1 

6 . * Schlochau* „ 2 Gehöften 2 „ „ 

7. n Schwetz „ 1 Gehöft 1 „ 

8 . „ Thorn * 1 8 „ 


Zusammen in 11 Gehöften 29 Stück Rindvieh. 


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Milzbrand. 


7 


Eine grössere Verbreitung erlangte der Milzbrand in den nach¬ 
stehend genannten Beständen: 

Lubahn, Kreis Berent, 19 Stück Bestand, 5 Stück gefallen. 

Nonnenkämpe „ Kulm 60 „ „ 8 „ * 

Schloss Birglau „ Thorn 35 * „ 8 w „ 

Die Weide in Nonnenkämpe wird alljährlich von der Weichsel 
überschwemmt und bildet eine Insel, beim Behüten dieser Weide 
kamen auch in früheren Jahren öfter Milzbranderkrankungen vor. 
Das Tränkwasser für das Rindvieh in Schloss Birglau enthält viele 
organische Bestandtheile, wenn der Grundwasserstand sehr niedrig ist. 
Nach Aenderung des Trinkwassers wurden weitere Erkrankungen nicht 
mehr beobachtet. In 8 Ausbrüchen des Milzbrandes beschränkte sich 
der Verlust auf ein Stück. Diese sporadischen Erkrankungen ent¬ 
fallen zum Theil auf Gehöfte, in denen der Milzbrand früher wieder¬ 
holt seucheartig aufgetreten war. 14 Kreise der Provinz blieben frei 
von Milzbrand. 


3. Brandenburg. 


An Milzbrand fielen 35 Stück Rindvieh, nämlich: 


1 . 

Kreis 

Beeskow-Storkow * 

in 

2 Gehöften 

2 . 

fl 

Ost-Havelland* 


4 

3. 

fl 

West - Havelland* 


1 Gehöft 

4. 

n 

Prenzlau 


1 „ 

5. 


Teltow 


1 „ 

6 . 

w 

Guben 

« 

2 Gehöften 

7. 

n 

Koenigsberg 

« 

3 * 

8 . 

w 

Krossen* 

n 

2 

9. 

fl 

Landsberg 


1 Gehöft 

10 . 

fl 

Ost-Sternberg* 


1 * 

11 . 

fl 

Soldin 


3 Gehöften 

12 . 

fl 

Sorau* 

n 

1 Gehöft 

13. 

fl 

Züllichau 

** 

2 Gehöften 


2 Stück Rindvieh Reg.-Bez. Potsdam. 

4 „ 

1 n 
1 * 

4 . 

5 „ Reg.-Bez. Frankfurt. 

3 „ 

3 « 

1 n 

4 ” I 

4 * 

2 „ 


Zusammen in 24 Gehöften 35 Stück Rindvieh. 


Vier Stück fielen 

in Osdorf, Kreis Teltow in einem Bestände von 120 Stück. 

„ Sembten, „ Guben * „ * 18 

„ Witzen „ Sorau „ * * 10 

Sembten und Witzen sind bekannte Milzbrandstationen, in Osdorf, 
welches Gut zu den Berliner Rieselfeldern gehört, erkrankten 8 Stück 
Rindvieh, von denen 4 genasen, dieser günstige Ausgang der Erkran¬ 
kungen wird der Behandlung mit Quecksilber-Sublimat zugeschrieben. 
In 2 Gehöften starben kurz hintereinander 2, in 19 Gehöften be¬ 
schränkte sich der Verlust auf ein Stück Rindvieh. Seuchefrei blieben 
19 Kreise und die Stadt Berlin. 


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8 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


4. Pommern. 

Die Milzbrandausbrüche entfallen auf die Kreise: 

1 . Kreis Greifenhagen in 2 Gehöften 4 Stück Rindvieh. Reg.-Bez. Stettin. 

2. „ Naugard n 1 Gehöft 1 „ „ 

3. „ Pyritz , 1 3 „ 

4. * Saatzig * 1 2 n 

5. „ Ueckermünde * „ 1 „ 2 

6 . „ Rügen* w 1 „ S „ , Re g.-Bez. Stralsund. 

Zusammen in 7 Gehöften 20 Stück Rindvieh. 

Ausserdem hat der Milzbrand unter Kühen, Schafen und Schweinen 
des Gutes Hohenburg, Kr. Naugard, geherrscht. Die Zahl der ge¬ 
fallenen Thiere ist dem Berichterstatter nicht bekannt geworden. In 
Unrow, Kr. Rügen, fielen von 105 Stück des Bestandes schnell hinter¬ 
einander 8 Stück. Die Erkrankungen traten bei dem Beweiden einer 
Salzwiese auf, dauerten auch noch fort, als die letztere mit einem 
Stoppelkleefelde vertauscht wurde und hörten erst nach dem Einstallen 
des Viehes auf. Der Ausbruch verdient insofern Beachtung, als Milz¬ 
brandfälle im Reg.-Bez. Stralsund seit Jahren nicht beobachtet worden 
sind. In Lettnin, Kr. Pyritz, erkrankten unter einem Bestände von 24 
Stück nach der Verfütterung von dumpfigem, mit Schimmelpilzen bedeck¬ 
tem Häcksel 6 Stück, von denen 3 genasen, in einem Bestände betrug 
der Verlust 3, in zwei Beständen 2, in 2 Gehöften 1 Stück. Frei von 
Milzbrand blieben alle Kreise des Reg.-Bez. Köslin und 12 Kreise 
der Reg.-Bez. Stettin und Stralsund. 


5. Posen. 

Die 204 an Milzbrand gefallenen Stück Rindvieh vertheilen sich, 
wie folgt, auf die Kreise: 


1. 

Kreis Adelnau 

in 

1 

Gehöft 

1 

Stück Rindvieh Reg. 

2. 

f» 

Birnbaum* 

TI 

1 


1 



3. 

n 

Bomst 


3 Gehöften 8 


f» 

4. 

» 

Buk 

n 

5 


5 

ff 

ff 

5. 

n 

Fraustadt 


6 

ff 

6 


ff 

6. 

n 

Kosten 


11 

ff 

16 

ff 

„ 

7. 


Kroeben 


6 


37 

fi 


8. 

ff 

Krotoschin 


4 

ff 

4 

w 


9. 

ff 

Meseritz * 

fl 

3 

ff 

7 



10. 

m 

Obornik 


6 


19 

ff 


11. 

ff 

Pieschen 


3 

n 

5 

ff 

ff 

12. 

Landkreis Posen* 


2 


26 

ff 

ff 

13. 

Kreis Samter 

ff 

7 

ff 

10 

ff 


14. 


Schriram 


3 


10 

ff 

ff 

15. 

ff 

Schroda 

ff 

8 

•f 

11 

ff 

ff 

16, 


Wreschen 

ff 

1 

Gehöft 

1 

* 

ff 


Latus: in 70 Gehöften 167 Stück Rindvieh. 


Digitized by ^.ooQle 



Milzbrand. 


9 


17. Landkr. Bromberg* 

18. Kreis Czarnikau 


Transport: in 70 Gehöften 167 Stück Rindvieh. 


19 . 

20 . 
21 . 
22 . 
23. 


Gnesen 

Inowraclaw 

Kolmar 

Mogilno 

Schubin 


2 

2 

2 

9 

4 
3 

5 


4 

4 

2 

14 

4 

4 

5 


Reg. - Bez. B r o m b e r g. 


Zusammen in 97 Gehöften 204 Stück Rindvieh. 


Ueber 3 Stück Rindvieh fielen in den nachstehend genannten 
Beständen: 


Lupice Kreis Bomst 99 Stück Bestand 6 Stück gefallen. 


Dlonie 

„ Kroeben 

102 

« 


30 

t» 

t| 

Brandorf 

n Meseritz 

11 

n 

n 

5 

fi 

II 

Grudna 

„ Obornik 

90 

n 


13 

H 

fl 

Wronczyn 

„ Posen 

80 

w 

n 

25 

91 

w 

Lubiatowo 

„ Schrimm 

46 

«i 

w 

5 

tl 

w 

Sowiniec 

n *t 

54 

w 

n 

4 

9» 

* 


Dlonie ist als eine Milzbrandstation bekannt, die oben ge¬ 
nannten Fälle vertheilen sich auf 3 Quartale, die Krankheit herrschte 
auch unter den Schafen, ebenso auch in dem zu Dlonie gehörenden 
Vorwerk Melanienhof. In Wronczyn sind seit 30, in Grudna seit 
6 Jahren Milzbranderkrankungen nicht vorgekommen. Lubiatowo liegt 
an den hohen Ufern eines Sees, Sowiniöc an der Warthe. Der zu¬ 
letzt genannte Ort gilt als eine Milzbrandstation. In 3 Gehöften 
fielen kurz nacheinander 3, in 22 Gehöften betrug der Verlust 2, 
in 65 Gehöften 1 Stück Rindvieh. Frei von Milzbrand blieben nur 
die Kreise Schildberg, Wirsitz, Wongrowiec und die Stadt Bromberg. 


6. Schlesien. 

In den nachstehend genannten Kreisen sind 252 Stück Rindvieh 
an Milzbrand gefallen: 

1. Landkreis Breslau in 15 Gehöften 24 Stück Rindvieh Reg.-Bez. Breslau. 


2 . 

Kreis 

Brieg 


12 

*» 

14 

n 


3. 


Gubrau 

fl 

9 


9 



4. 


Militsch 


5 


8 

w 

m 

5. 

« 

Münsterberg 


2 


r* 

1 

n 

fl 

6 . 


Namslau 

n 

3 


7 

w 

f» 

7. 


Neumarkt 

n 

11 

n 

18 

n 

fl 

8 . 


Oh lau 

w 

9 


11 


n 

9. 

w 

Schweidnitz 


4 


7 

n 

n 

10 . 

n 

Steinau 


1 

Gehöft 

1 



11. 


Striegau 


3 Gehöften 

3 

n 


12 . 

n 

Trebnitz 

n 

16 


18 

w 


13. 

t» 

Waldenburg 

fi 

1 

Gehöft 

1 

fl 


14. 

m 

Poln. Wartenberg 

!» 

1 

w 

1 

w 

w 

15. 

n 

Wohlau 

H 

6 

Gehöften 

8 

ff 

„ 


Latus: in 98 Gehöften 137 Stück Rindvieh. 


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10 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 




Transport: 

in 

98 Gehöften 137 Stück 

Rindvieh. 

16. 

Kreis 

Bolkenbain 


7 

8 


* Reg.-] 

17. 


Freystadt 

w 

5 

5 



18. 

„ 

Glogau 

„ 

9 . 

11 



19. 

Landkreis Görlitz* 


2 

2 



20. 

Kreis Grünberg 

„ 

4 . 

4 


n 

21. 


Hirschberg 

n 

2 

2 

W 

• 

22. 

„ 

Jauer 


5 

5 



23. 


Landeshat 


4 . 

4 



24. 

„ 

Lauban 


3 . 

3 



25. 

Landkreis Liegnitz 


1 Gehöft 

1 



26. 

Kreis 

Lüben 


3 Gehöften 

6 



27. 

„ 

Rothenburg 

„ 

2 . 

5 


A 

28. 

* 

Sagan 

i» 

1 Gehöft 

1 


n 

29. 

„ 

Sprottau 


3 Gehöften 

3 



30. 

„ 

Falkenberg* 

n 

1 Gehöft 

1 

n 

. Reg - 

31. 


Grottkau 


1 . 

1 

n 


32. 

*» 

Kosel 


2 Gehöften 

2 

H 


33. 

n 

Kreuzburg 

n 

4 

8 

W 


34. 


Neisse* 


1 Gehöft 

1 

19 


35. 


Neustadt 


5 Gehöften 

5 



36. 

n 

Pless 

D 

2 . 

3 



37. 

i* 

Ratibor 

m 

2 

5 

n 


38. 

n 

Rybnik 

n 

4 , 

16 

n 


39. 

. w 

Gross Strehlitz 

n 

4 

7 

fl 

n 

40. 


Tarnowitz* 


2 

2 


n 

41. 


Zabrze * 

2 

4 

4 

» 

w 


Bez. Liegnitz. 


Oppeln. 


Zusammen in 181 Gehöften 252 Stück Rindvieh. 

Ueber 3 Stück Rindvieh erkrankten in den nachstehend genannten 
Beständen: 


Osswitz 

Landkreis Breslau 

48 Stück Best. 

9 Stck. gefallen 

(10 genesen.) 

Wundschütz 

Kreis Kreuzburg 

50 

n 


3 

n 

11 

(3 . ) 

Boeskau 


Lüben 

55 

m 

n 

5 

w 

T) 


Berzdorf 

n 

Münsterberg 

25 

n 

1t 

6 

rt 

W 


Minkowsky 


Namslau 

37 

n 

fl 

5 

n 

n 


Gossendorf 


Neumarkt 

? 

ft 


6 




Kl. Peiskrau 

n 

Ohlau 

150 

” 

n 

4 


« 

( 1 genesen.) 

Ludgierowitz 


Ratibor 

8 


m 

4 

m 

n 

Scherbersdorf 


Rothenburg 

27 



4 




Golkowitz 

n 

Rybnik 

S3 



12 

w 

n 


Kalinowo 


Gross-Strelitz 

158 

„ 

„ 

4 

„ 

* 



In Osswitz sind auch in früheren Jahren oft Milzbrandfälle vor¬ 
gekommen, ebenso in Kl. Peiskrau; Kalinowo und Gossendorf sind 
bekannte Milzbrandstationen. In Berzdorf wird schimmelige Spreu als 
Ursache beschuldigt. In Minkowsky war der Milzbrand während der 
letzten 6 Jahre nicht aufgetreten, die Cadaver der in früheren Ausbrüchen 
gefallenen Thiere hatte man an verschiedenen Theilen der Feldmark 
verscharrt. In dem zu Minkowsky gehörenden Vorwerk Hessenstein 
hatte der Milzbrand schon den ganzen Sommer hindurch unter den 
Schafen geherrscht, der Ausbruch gelangte dadurch zur Kenntniss der 
Behörden, dass die Kuh des Schäfers erkrankte. Es wird behauptet, 


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Milzbrand. 


11 


dass der Schäfer, welcher die Cadaver der an Milzbrand gefallenen 
Schafe abgehäutet hatte, die Krankheit in seinem Stall eingeschleppt 
haben soll. In 6 Gehöften betrug der Verlust 3, in 8 Gehöften 2, in 
156 Gehöften 1 Stück Rindvieh, 32 Kreise der Provinz blieben frei von 
Milzbrand. 


7. Sachsen. 

Die 124 an Milzbrand gefallenen Stück Rindvieh vertheilen sich 
auf die Kreise: 


1. Kreis Ascherslcbcn * in 

1 Gehöft 

1 Stück 

Rindvieh Reg.-Bez. Magdeburg. 

2 . . 

Halberstadt* „ 

i . 

5 

n 

n 


3. „ 

Jerichow I 

5 Gehöften 

5 




4. „ 

Kalbe* 

1 Gehöft 

1 

i* 

n 


5. „ 

Jerichow II. 

3 Gehöften 

3 

w 

fi 


6 . „ 

Osterburg* 

3 . 

5 

n 

r> 


7- „ 

Stendal 

1 Gehöft 

1 

fl 

ri 


8 . „ 

Wolmirstedt * 

i . 

1 

* 



9. . 

Bitterfeld „ 

4 Gehöften 

5 



Reg.-Bez. Merseburg. 

10 . „ 

Delitzsch „ 

4 

7 



11 . . 

Eckartsberga * „ 

5 „ 

8 

fl 

n 


12 . . 

Liebenwerda 

2 „ 

8 




13. Gebirgskr. Mansfeld „ 

7 . 

7 


n 


14. Seekreis Mansfeld* „ 

2 . 

5 

n 

n 


15. Kreis Querfurt 

2 . 

2 

fi 

n 


16. Saalkreis „ 

1 Gehöft 

1 

w 

n 


17. Kreis Sangerhausen 

11 Gehöften 

14 


w 


18 . . 

Schweinitz „ 

3 . 

4 

n 

n 


19. „ 

Torgau 

1 Gehöft 

1 

« 



20 . „ 

Wittenberg „ 

2 Gehöften 

3 




21. Stadt Erfurt* 

1 Gehöft 

1 


ii 

Reg.-Bez. Erfurt 

22. Kreis Langensalza 

34 Gehöften 

35 


w 

23. „ 

Worbis 

1 Gehöft 

l 





Zusammen in 96 Gehöften 124 Stück Rindvieh. 


Die Milzbrandausbrüche blieben meist auf wenige Thiere be¬ 
schränkt, von grösseren Verlusten verzeichnen die Tabellen: 

Zilly Kreis Halberstadt 32 Stück Bestand 5 Stück gefallen. 

Gorsleben „ Eckartsberga 24 * „ 4 „ * (1 genesen) 

Packiscb „ Liebenwerda 27 „ 7 „ n 

Hohnstedt Seekreis Mansfeld 21 * 4 „ * 

In Zilly und Hohnstedt befand sich die Schnitzelgrube, aus 
welcher das Futter für das Rindvieh entnommen wurde, an einer 
Stelle des Feldes, auf welcher früher Cadaver von an Milzbrand ge¬ 
fallenen Thieren verscharrt worden waren. Packisch ist eine bekannte 
Milzbrandstation, (s. 4. Jahresbericht S. 12.) In 2 Gehöften fielen 
kurz hinter einander 3, in 9 Gehöften 2, in 80 Gehöften beschränkte 
sich der Verlust auf ein Stück Rindvieh; 19 Kreise der Provinz blieben 
frei von Milzbrand. 


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12 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


8. Schleswig-Holstein. 

An Milzbrand fielen 61 Stück Rindvieh in den Kreisen: 

1. Kreis Apenrade in 1 Gehöft 2 Stück Rindvieh. 

2. * Hadersleben „ 1 n 1 

3. * Husum „ 2 Gehöften 5 

4. „ Lauenburg „ 3 „ 3 * 

5. „ Norderdithmarschen „ 4 „ 4 * * 

6. * Rendsburg „ 1 Gehöft 1 

7. H Steinburg * 1 1 „ 

S. „ Süderdithmarschen „ 8 Gehöften 11 

9. „ Tondern , 19 „ 33 „ 

Zusammen in 40 Gehöften 61 Stück Rindvieh. 

Grössere Verluste erlitten je ein Bestand in: 

Pellworm, Kreis Husum, 34 Stück Bestand, 4 Stück gefallen. 

Jardelund „ Tondern 45 * „ 7 „ „ (3 Gehöfte) 

Jaunebye * 50 „ „ 6 „ 

In den beiden Ortschaften des Kreises Tondern trat die Krank¬ 
heit in Form des Rauschbrandes auf. In 1 Gehöft betrug der Ver¬ 
lust 3, in 7 Gehöften 2, in 27 Gehöften 1 Stück Rindvieh, 12 Kreise 
der Provinz blieben frei von Milzbrand. 

9. Hannover. 

Die 37 in der Provinz an Milzbrand gefallenen Stück Rindvieh 
vertheilen sich auf die Kreise: 

1. Stadt Hannover in 1 Gehöft, 1 Stück Rindvieh, Landdr.-Bez. Hannover. 

2. Kreis Wennigsen „ 3 Gehöften 5 „ 

3 } « Marienburg • 16 - 19 - - Unddr.-Be». Hildesheim. 

4. n Liebenberg * 6 * 6 

5. * Celle * 1 Gehöft 1 „ „ Landdr.-Bez. Lüneburg. 

6. * Uelzen * 1 1 

7. * Neuhaus a/0.* 2 Gehöften 3 „ „ Landdr.-Bez. Stade. 

8. „ Otterndorf* * 1 Gehöft 1 

Zusammen in 31 Gehöften 37 Stück Rindvieh. 

Abgesehen von 2 Gehöften, in welchen 3 und von 2 Gehöften, 
in denen 2 Stück fielen, blieben alle übrigen Fälle vereinzelt. In 
28 Kreisen der Provinz wurden keine Fälle von Milzbrand beobachtet. 

10. Westfalen. 

Mit Ausnahme je eines Gehöftes in den Kreisen Ahaus*, Reg.- 
Bez. Münster und Meschede*, Kr. Arnsberg, welche 3 und je eines 
Gehöftes in den Kreisen Teklenburg*, Reg.-Bez. Münster und Wittgen¬ 
stein, Reg.-Bez. Arnsberg, welche 2 Stück in demselben Quartal ver¬ 
loren, blieben alle Milzbranderkrankungen vereinzelt, dieselben ver- 


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Milzbrand. 


13 


theilen sich auf zusammen 15 Gehöfte in den Kreisen Ahaus*, Stadt- 
und Landkreis Münster, Steinfurt, Warendorf*. Reg.-Bez. Münster, 
Herford, Höxter*, Reg.-Bez. Minden, Brilon, Landkreis Dortmund*, 
Siegen* und Wittgenstein, Reg.-Bez. Arnsberg. In 23 Kreisen der 
Provinz kamen keine Milzbrandfälle vor. 

11. Hessen-Nassau. 

In einem Bestände von 50 Stück zu Waldmannshausen, Ober- 
Lahnkreis, fielen während des 1. Quartals 8 Stück Rindvieh an Milz¬ 
brand, als Ursache wird eine überschwemmte Weide bezeichnet. Ausser¬ 
dem kamen in 2 Beständen desselben Kreises kurz hintereinander je 
2 Milzbrandfalle vor. Die übrigen 24 Milzbranderkrankungen ver¬ 
theilen sich ganz vereinzelt auf ebenso viele Gehöfte der Kreise Esch- 
wege, Gelnhausen, Gersfeld*, Hünfeld, Kirchhain, Marburg*, Roten¬ 
burg, Reg.-Bez. Kassel, Biedenkopf*, Dill-, Ober-Lahn-, Unter-Lahn-, 
Ober-Taunus-*, Ober-Westerwaldkreis, Landkreis Wiesbaden, Stadt 
Frankfurt*, Reg.-Bez. Wiesbaden, 20 Kreise der Provinz blieben 
frei von Milzbrand. 


12. Rheinprovinz. 

Die 120 anMilzbrand gefallenen Rinder vertheilen sich auf dieKreise: 


1. Kreis Koblenz 

in 

1 Gehöft 

3 Stück Rindvieh. Reg.-Bez. Kohlen: 

2. „ 

Mayen * 

f» 

2 Gehöften 

3 

w 


3. . 

Neuwied* 


4 * 

8 

w 


4. „ 

Simmern * 


1 Gehöft 

1 

w 


5. . 

Wetzlar 


5 Gehöften 

5 

w 

w 

6. , 

Zell 


1 Gehöft 

1 

w 

n 

7. . 

Geldern* 


3 Gehöften 

5 

w 

* Reg.-Bez. Düsseldor 

8. . 

Grevenbroich* 

n 

1 Gehöft 

1 

n 

n 

9. . 

Kempen 


2 Gehöften 

3 

w 


10. „ 

Kleve 


2 

2 


i» 

11. Landkreis Krefeld* 


1 Gehöft 

1 

w 

ti 

12- Kreis Euskirchen 

ff 

13 Gehöften 

13 

w 

„ Reg.-Bez. Koeln. 

13. Stadt Koeln 

* 

1 Gehöft 

1 

n 

fl 

14. Landkreis Koeln 

ff 

2 Gehöften 

3 

n 

fl 

15. Kreis Mühlheim* 

n 

1 Gehöft 

3 

w 

n 

16. „ 

Rheinbach 

n 

4 Gehöften 

4 

n 

ff 

17. Siegkreis 

n 

1 Gehöft 

1 

w 

fl 

18. Kreis Bernkastel* 

n 

2 Gehöften 

2 

w 

* Reg. - Bez. Trier. 

19. „ 

Bitburg * 

n 

2 

4 

w 

» 

20. „ 

Ottweiler 


1 Gehöft 

1 

m 

M 

21. „ 

Saarlouis 

fi 

2 Gehöften 

2 

w 

n 

22 Landkreis Aachen 

ff 

5 „ 

5 

n 

* Reg.-Bez. Aachen. 

23. Kreis Düren 


5 Gehöften 

5 

w 

fl 

24. 

Erkelenz 

n 

1 Gehöft 

3 



25. . 

Eupen 

ii 

13 Gehöften 

13 

w 

fl 

26. „ 

Geilenkirchen 


2 „ 

2 

w 


27. . 

Jülich 


3 „ 

3 


ff 

28. . 

Malmedy * 

n 

10 

18 

w 

ff 

29. „ 

Schleiden* 

* 

1 Gehöft 

4 

m 

fl 


Zusammen 

in 

92 Gehöften 

120 Stück Rindvieh. 


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14 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


In 6 Gehöften von Pont, Kr. Malmedy, fielen während des 
2. Quartals zusammen 14, davon in einem Bestände von 10 7, in 
2 Beständen je 2 Stück. In 2 mit 9 Stück Rindvieh besetzten 
Ställen von Urbach-Ueberdorf, Kr. Neuwied, starben während des 
2. Quartals 7, in Wellendorf, Kr. Schleiden, unter einem Bestände 
von 22 4 Stück. Der Verlust betrug ausserdem in 3 Gehöften je 3, 
in 5 Gehöften je 2, in 79 Gehöften beschränkte sich der Verlust auf 
1 Stück Rindvieh; 40 Kreise der Provinz blieben frei von Milzbrand. 

13. Hohenzollern'sche Lande. 

In 4 Gehöften des Ober-Amtes Gammertingen fielen zusammen 
5, in 1 Gehöft des Ober-Amtes Sigraaringen fiel 1 Stück Rindvieh 
an Milzbrand, nur in einem Bestände kamen 2 Todesfälle vor. Die 
Ober-Aemter Haigerloch und Hechingen blieben frei von Milzbrand. 

Die Zusammenstellungen der Milzbrandausbrüche nach Reg.-Bez. 
und Kreisen zeigen, dass die Krankheit im Allgemeinen nur selten in 
demselben Viehbestände eine grössere Verbreitung erlangte. Der Ver¬ 
lust betrug im Ganzen bei 38 Ausbrüchen mehr als 3, bei 
22 Ausbrüchen 3 und bei 73 Ausbrüchen 2 Stück des Be¬ 
standes. In 539 Gehöften beschränkte sich das Auftreten 
der Krankheit auf ein einzelnes Thier, und es liegt die Ver- 
muthung, welche vielfach von den Berichterstattern selbst ausgesprochen 
wird, nahe, dass die Diagnose des Milzbrandes in den zuletzt ge¬ 
nannten Ausbrüchen nicht immer eine zweifellos richtige gewesen sein 
dürfte. Anderseitig wird aus den verschiedenen Provinzen häufig be¬ 
richtet, dass bei Weitem nicht sämmtliche Fälle von Milzbrand zur 
Kenntniss der Behörden und der beamteten Thierärzte gelangten. 

Ueber die Ursachen der Milzbrandausbrüche enthält das 
statistische Material wenige und im Allgemeinen nur dürftige Angaben. 
Die Berichte erwähnen auch bei dem seucheartigen Auftreten der 
Krankheit nicht immer die ursächlichen Verhältnisse, was über 
die letzteren in den Tabellen mitgetheilt ist, hat bei Anführung der 
einzelnen Ausbrüche bereits Berücksichtigung gefunden. 

Besonders zahlreiche Erkrankungen wurden in solchen 
Ortschaften oder Gehöften beobachtet, in denen der Milz¬ 
brand stationär ist oder — wie die Berichte sich auszudrücken 
pflegen* — einzelne Milzbranderkrankungen nicht selten bezw. in 
längeren oder kürzeren Zwischenzeiten Vorkommen. Vorzugsweise 
häufig erkrankten in diesen Oertlichkeiten Thiere, welche vor nicht 


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Milzbrand. 


15 


langer Zeit in die Milzbrandstation eingeführt worden waren. Ander¬ 
seitig wird nicht selten berichtet, dass in notorischen Milzbrandstationen 
seit langer Zeit keine Erkrankungen vorgekommen sind, oder dass 
die Zahl der Milzbrandlalle in solchen Oertlichkeiten gegen früher sehr 
erheblich abgenommen hat. 

Vielfach machen die Berichte darauf aufmerksam, dass die sorg¬ 
lose Verscharrung der Cadaver an Milzbrand gestorbener Thiere, — 
namentlich solcher Schafe — auf der Feldmark Anlass gegeben hat, 
dass die Krankheit immer wieder von Neuem auftrat und schliesslich 
stationär wurde. Von besonderer Schädlichkeit hat sich das Ein¬ 
mieten von Hackfrüchten oder Rübenschnitzeln an solchen Verschar¬ 
rungsplätzen erwiesen, es sind zahlreiche Beispiele bekannt geworden, 
dass das Anlegen solcher Mieten nach Ablauf von Jahren — in 
3 Fällen nach 8 bezw. 9 Jahren — noch Ausbrüche des Milzbrandes 
hervorgerufen hat. Die Berichte stimmen durchweg darin überein, 
dass die auffällige Verminderung der Milzbrandfälle in den 
Seuchestationen hauptsächlich auf die grössere Sorgfalt 
zurückzuführen ist, mit welcher jetzt fast ganz allgemein 
die unschädliche Beseitigung der Cadaver erfolgt. 

Ueber die Bodenbeschaffenheit der Milzbrandstationen 
werden nur ausnahmsweise kurze Notizen mitgetheilt, am häu¬ 
figsten wird dieselbe als „humusreich mit thonigera Untergrund“ be¬ 
zeichnet. Dagegen kehrt in den Berichten oft die Behauptung wieder, 
dass das Milzbrandgift an dem Futter gehaftet haben muss, welches 
von bestimmten Stellen der Feldmark gewonnen wurde. Ueber einen 
Milzbrandausbruch im Kreise Delitzsch werden folgende Bemerkungen 
vorgetragen: Das verfütterte Heu stammte von einer Wiese, durch 
welche ein Graben zur Aufnahme des Wassers einer Drainage führt. 
Letztere kommt aus dem Stalle eines Gehöftes, in welchem der Milz¬ 
brand früher stationär war und führt durch ein Ackerstück, in welchem 
eine grössere Anzahl von Milzbrandcadavern verscharrt ist. Der seit län¬ 
gerer Zeit nicht gereinigte Graben hatte sich verstopft und eine Ueber- 
schwemmung der Wiese durch das Drainagewassor veranlasst. 

Nur im Mansfelder Gebirgs-, im Mansfelder Seekreise tind im 
Kreise Sangerhausen, Reg.-Bez. Merseburg sind nach § 11 des Reichs¬ 
gesetzes vom 23. Juni 1880 die Viehbesitzer von der Verpflichtung 
zur Anzeige vereinzelter Milzbrandfälle entbunden worden. 

Abgesehen von den Oertlichkeiten, in denen die Krankheit stationär 
ist, wurden, wie die Berichte ausdrücklich hervorheben, verhältniss- 


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16 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

massig zahlreiche Ausbrüche unter Viehbeständen beobachtet, in denen 
Milzbrandfälle noch niemals oder doch seit langen Jahren nicht vor¬ 
gekommen waren. Als ursächliche Verhältnisse werden sodann am 
häufigsten Ueberschwemmungen von Wiesen, Weiden oder 
anderen Theilen der Feldmark bezeichnet und in einzelnen 
Fällen wird noch besonders angeführt, dass gewisse Ackerstücke 
ganz bestimmt Milzbrandfalle erwarten lassen, wenn diese Theile der 
Feldmark Ueberschwemmungen ausgesetzt gewesen waren. Auch das 
von überschwemmt gewesenen Theilen der Feldmark gewonnene trockene 
Futter ist vielfach als eine den Milzbrand erzeugende Schädlichkeit 
bezeichnet worden. 

Im Uebrigen werden über,die ursächlichen Verhältnisse des Milz¬ 
brandes meistens ganz allgemeine Bemerkungen über schlechte Be¬ 
schaffenheit des Futters, Getränkes oder der Stallungen vorgetragen, 
namentlich: über dumpfiges, mit Pilzen bedecktes Heu oder solchen Häck¬ 
sel, von sumpfigen Wiesen gewonnenes Heu, Kaff von Getreide, welches 
auf neu kultivirten Brüchen geerntet war, verdorbene Rübenschnitzel, 
Eindringen von Stalljauche in die Brunnen oder anderweitig mit 
Fäulnissproducten verunreinigtes Trinkwasser u. s. w. Zwei Ausbrüche 
des Milzbrandes sollen durch Infectionsstoffe veranlasst worden sein, 
welche sich von benachbarten Gerbereien aus verbreitet hatten. In 
je einem Fall wird behauptet, dass die Krankheit durch die Häute 
bezw. durch Fleisch von Milzbrandcadavern verschleppt worden ist. 
Eine Ansteckung von Thier zu Thier wird in keinem Falle erwähnt. 

Der Milzbrand wurde je einmal in den Schlachthäusern zu Köln, 
Frankfurt a. M. und Görlitz bei Mastochsen und ausserdem öfter bei 
Nothschlachtungen im Reg.-Bez. Magdeburg constatirt. 

Ueber die Formen, unter denen der Milzbrand anftrat, 
finden sich in den Berichten nur wenige Andeutungen. Am häufigsten 
ist jedenfalls Anthrax acutissimus beobachtet worden, jedoch wird 
nicht selten auch das Vorkommen der Carbunkelform und in einigen 
Fällen erwähnt, dass die Krankheit als sogenanntes Milzbrandfieber 
einen mehr zögernden Verlauf nahm. Der Rauschbrand ist nament¬ 
lich häufig in Schleswig-Holstein und im Kreise Eupen und zwar 
durchweg in solchen Ortschaften beobachtet worden, in denen diese 
Krankheit stationär ist. Es kamen jedoch auch in den genannten 
Landestheilen neben den Rauschbranderkrankungen einzelne Fälle von 
apoplectischem und von Carbunkel-Anthrax vor. 

Die 620 an Milzbrand gefallenen Schafe, welche die Tabellen 


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Milzbrand. 


17 


anführen, stellen sicherlich nur einen geringen Bruchtheil des wirk¬ 
lichen Verlustes dar, denn erfahrungsgemäss gelangen Milzbrander¬ 
krankungen bei Schafen nur ausnahmsweise zur Kenntniss der Be¬ 
hörden und der beamteten Thierärzte. Die 620 Schafe, — in welche 
Zahl die wenigen an Milzbrand gefallenen .Ziegen eingeschlossen 
sind —, vertheilen sich auf die nachstehend genannten Reg.-Bez. 
und Kreise: 


1. 

Kreis Stallupoenen * 

Reg.-Bez. Gumbinnen 

in 

1 Gehöft 1 

Schaf 

2. 

* Thorn 


Marien werder 


1 


*♦* 6 Schafe 

3. 

* Niederbarnim * 

ft 

Potsdam 


1 


*•* 6 


4. 

„ Prenzlau 

ft 

n 

n 

1 


2 

ff 

5. 

* Naugardt 

n 

Stettin 

rt 

1 

ft 

31 

w 

6. 

* Saatzig 

fi 


ft 

1 


*** 20 

ff 

7. 

„ Kroeben* 


Posen 


1 


** 87 


8. 

* Schroda* 


ft 

w 

1 

»i 

*•* 13 

fl 

9. 

, Wreschen 


n 

w 

1 

fl 

300 

*» 

10. 

„ Namslau 

* 

Breslau 

ft 

2 Gehöften 51 

» IG*** IG** 

11. 

„ Freystadt 

w 

Liegnitz 


1 Gehöft*** 8 

ft 

12. 

Liegnitz* 

ti 

*» 

*1 

1 

fl 

3 

ft 

13. 

* Delitzsch * 

fi 

Merseburg 

ff 

1 

ff 

** 6 

ft 

14. 

„ Liebenwerda 

w 

ff 

ff 

1 

ft 

**47 

ft 

15. 

Gebirkskreis Mansfeld* . 

ft 

n 

1 


1 

Schaf 

16. Kreis Sangerhauscn * 

ft 

ft 

ff 

1 

ft 

1 

ft 

17. 

* Liebenberg* Landkr.-Bez. 

Hildesheim 

ff 

1 


** 7 Schafe 

18. 

„ Euskirchen * 

Reg.-Bez. Ko ein 

ff 

1 

ft 

19 

ff 

19. 

„ Rheinbach * 

n 



1 

ff 

11 



Zusammen in 20 Geholten 620 Schafe. 


In den mit ** bezeichneten Gehöften herrschte der Milz¬ 
brand gleichzeitig unter dem Rindvieh, durch den Zusatz 
*** soll ausgedrückt werden, dass die Blutseuche in den 
betreffenden Schafherden häufig vorkoramt. Nach den An¬ 
merkungen des Departementsthierarztes Rüffert hat es den Anschein, 
dass die 300 Schafe im Kreise Wreschen nicht am Milzbrand, sondern 
an der Lupinenkrankheit gelitten haben. In einem Gehöft des Kreises 
Namslau, in welchem die Blutseuche auch während des vorigen Jahres 
geherrscht hatte, starb nur ein kurze Zeit vorher angekaufter eng¬ 
lischer Zuchtbock. 

Die Tabellen erwähnen, dass zwei an Milzbrand erkrankte Schafe 
genesen sind. 

Die 24 an Milzbrand gefallenen Schweine vertheilen sich auf 
je ein Gehöft in den folgenden Reg.-Bez. und Kreisen: 


Archiv f. miss. u. pract. Thiurheilkuutle. IX. Suppl.-Helt 


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18 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


1. Kreis Kulm* Reg.-Bez. Marienwerder 

2. * Koenigsberg* „ Frankfurt 

3. „ Fraustadt „ Posen 

4. „ Trebnitz* „ Breslau 

5. Landkreis Liegnitz* „ Liegnitz 

6 . Kreis Uelzen * Landdr.-Bez Lüneburg 

7. „ Ahaus* Reg.-Bez. Münster 

8 . „ Geldern* „ Düsseldorf 


10 Schweine** 
2 „ ** 

1 Schwein 
1 * 

1 * 

4 Schweine** 
3 „ ** 

9 ** 


Zusammen 24 Schweine. 


In den mit ** bezeichneten Fällen herrschte der Milz¬ 
brand gleichzeitig auch unter dem Rindvieh und liegt die 
Vermuthung vor, dass die Schweine Theile der Cadaver von an Milz¬ 
brand gefallenen Rindern verzehrt haben. In Birkenfelde, Kreis 
Insterburg, erkrankten 4 Schweine, welche Eingeweide einer milzbrand- 
kranken und nothgeschlachteten Kuh gefressen hatten. Die Schweine 
sind sofort geschlachtet und ebenso, wie die Kuh, ohne Nachtheil von 
Menschen verzehrt worden. In den oben erwähnten Ausbrüchen in 
den Kreisen Königsberg und Fraustadt sind ausserdem 3 Schweine 
erkrankt, jedoch genesen. 

Das Berichtsmaterial enthält keine Mittheilungen über das Vor¬ 
kommen von Milzbrandfällen bei dem Roth- und Schwarz¬ 
wilde. 

Während des Berichtsjahres sind 26 Menschen in Folge von 
Milzbrandinfection schwer erkrankt und von diesen 4 ge¬ 
storben, unter den letzteren auch der Kreisthierarzt Wangemann 
in St. Vith, Kreis Malmedy. Die Erkrankungen traten fast durchweg 
in Folge von Infection bei dem Abhäuten und Zerlegen nothgeschlach¬ 
teter Rinder auf, ein in Quedlinburg geschlachteter Ochs inficirte 
6 Menschen. Ein Mann erkrankte, nachdem er Fleich einer nothge¬ 
schlachteten Kuh auf den Armen, an denen sich keine Verletzungen 
vorfanden, nach Hause getragen hatte. Bei einem Menschen stellten 
sich die ersten Zeichen der Erkrankung erst 8 Tage nach der Infec¬ 
tion ein. 


2. Die Tollwuth. 

Die Zahl der Tollwuthfälle bei Hunden ist erheblich geringer als 
im vorhergegangenen Jahre gewesen, und auch in den beiden letzten 
Quartalen des Berichtsjahres macht sich eine weitere erhebliche Ab¬ 
nahme der Erkrankungen an Tollwuth bemerklich. (s. Tabelle S. 20. 21). 
Die zahlreichsten tollen Hunde entfallen auf die nachstehend genann¬ 
ten Reg.- bezw. Landdr.-Bez.: 


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Tollwuth. 


19 


Koenigsberg 

50 wuthkranke 

Hunde 

= 

9,40 pc. 

Gumbinnen 

GG 


* 

= 

12,22 „ 

Danzig 

24 

w 

w 

= 

4,51 „ 

Marienwerder 

35 

w 

V» 

== 

6;59 „ 

Posen 

51 

w 

n 

= 

9,60 . 

Broroberg 

20 

n 

w 

= 

3,76 , 

Breslau 

29 

« 

n 

= 

5,45 „ 

Hannover 

22 



= 

4,13 „ 

Osnabrück 

24 


w 

= 

4,70 . 

Minden 

2S 

.. 

tm 

= 

526 „ 

Zusammen 

349 

wuthkranke Hunde 

= 

65,62 po. 


Die Tollwuth wurde mithin ganz besonders häufig in den 
Reg.-Bez. an der östlichen Landesgrenze — und zwar auf¬ 
fällig verbreitet in den unmittelbar an der letzteren gelegenen 
Kreisen — beobachtet; die Behauptung zahlreicher Berichter¬ 
statter, dass die Krankheit vielfach durch aus Polen übergelaufene 
tolle Hunde verschleppt worden ist, hat demgemäss die Wahrschein¬ 
lichkeit für sich. Ein Theil der in der Provinz Hannover getödteten 
wuthkranken Hunde war aus dem Bremer Gebiet übergelaufen. 

Die Reg.- bezw. Landdr.-Bezirke Stralsund, Aachen, Sig¬ 
marin gen und Aurich blieben während des ganzen Berichtsjahres 
frei von der Tollwuth, auf die übrigen 22 Reg.- bezw. Landdr.-Be- 
zirke entfallen mithin zusammen 183 wuthkranke Hunde = 34,38%. 

Diejenigen wuthverdächtigen Erkrankungen, welche den Bericht¬ 
erstattern nur aus den Bekanntmachungen der Kreis- und Amtsblätter 
bekannt geworden sind, haben wir bei Zusammenstellung der Tabelle 
Seite 20 und 21 nicht in Anrechnung gebracht, sondern in derselben 
nur solche Fälle von Wuthverdacht berücksichtigt, bei denen der 
letztere durch eine thierärztliche Untersuchung der herrenlosen ge¬ 
tödteten Hunde bestätigt wurde. Die bei Weitem zahlreichsten Aus¬ 
brüche der Wuthkrankheit sind durch den Biss fremder, umherschwei¬ 
fender, wuth verdächtiger Hunde veranlasst worden, welcher von den 
Besitzern der gebissenen Hunde meist wenig oder gar nicht beachtet 
zu werden pflegt. 

Man empfängt aus dem statistischen Material im Allgemeinen 
den Eindruck, dass die Massregeln zur Tilgung und zur Ver¬ 
hütung von Ausbrüchen der Wuthkrankheit bei Hunden 
durch die Gleichgültigkeit der Bevölkerung gegen die Ge¬ 
fahren, welche in Folge der Tollwuth eintreten können und 
durch den hartnäckigen Widerstand der Besitzer von Hunden 
ganz ungemein erschwert werden. Vielfach versuchen die Be¬ 
sitzer die ihnen sehr wohl bekannte Berührung ihrer Hunde mit tojll- 


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20 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten, 





Im ersten Quartal. 



Im zweiten Quartal. 



Im 

ü 

B 

B 

Provinz 

6 

CT 

Zahl der Ortschaften. 

erkrankt und 
gefallen 
bezw. getödtet. 

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3 

1 

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73 

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erkrankt und 
gefallen 

bezw. getödtet. 

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10 

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2 * 

1| 

Zahl der Kreise. 

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Laufende Nu 


« 

Im 

Im 

73 

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S3 

Hunde. 

’ 9 P J9 J«I 

St. Rindvieh 

Schafe. 

Schweine. 

Herrenlose wnth 
Hunde getödtet 

Nach § 19 der Ins 
Februar 1881 gett 

£ 

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73 

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Hunde. 

Pferde. 

jd 

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55 

Schafe. 

Schweine. 

a © 

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El 

o 

Sm 

© 

9 

s 

1. 

Ostpreussen. 

24 

73 

43 


4 



31 

148 

25 

62 

27 


37 

1 

4 

21 

49 

17 

42 

2. 

Westpreussen 

12 

29 

25 

— 

5 

~~ 

1 

3 

81 

11 

20 

16 

— 

4 

— 

— 

1 

10 

8 

18 

3. 

Brandenburg 

12 

18 

14 

— 

. 


— 

S 

44 

8 

10 

6 

— 

— 



7 

9 

1 

1 

4. 

Pommern . . 

2 

2 

— 

— 

3 


— 

i 

— 

2 

2 

1 

— 

— 



1 

3 

4 

6 

ft. 

Posen .... 

16 

28 

17 

— 

3 


— 

9 

29 

13 

35 

22 

- 

37 

5 


9 

44 

9 

12 

6. 

Schlesien . . 

22 

49 

25 

— 


— 

1 

13 

90 

21 

32 

1£ 

1 

2 

— 

1 

11 

57 

14 

16 

7. 

Sachsen . . . 

8 

S 

9 

— 


— 

- 

— 

— 

9 

13 

7 

— 


1 


5 

— 

5 

6 

8. 

Schleswig- 
Holstein . . 


_ 

_ 

_ 


_ 

_ 

_ 

_ 

1 

1 

1 

_ 


_ 


_ 

— 

— 

— 

9. 

Hannover . . 


33 

27 

— 

3 

— 

1 

3 

5 

17 

40 

34 

— 

1 

1 

— 

6 

33 

12 

18 


Westfalen . . 

■T 

24 

17 

— 

1 

— 

1 

7 

29 

10 

13 

7 

— 


— 

— 

7 

16 

9 

IS 

11. 

Hessen-Nassau 

6 

11 

5 

— 

1 

— 

— 

6 

31 

4 

5 

6 

— 

— 

— 

— 

1 

6 

1 

1 

12 

Rheinprovinz 

8 

11 

4 

— 

1 

— 

— 

7 

20 

4 

7 

4 


_ 

— 

— 

1 

— 

5 

7 

J3. 

Hohenzollern- 
sche Lande 

— 

— 

— 

— 

— 

_ 

— 


— 

— 

— 


— 

— 

- 

— 

-- 

— 

— 

— 


Summa . . 

135 

286 

186 

— 

22 


4 

_ 

88 

477 

125 

”| 

240 

150 

1 

81 

8 

10 

70 

227 

85 

145 


Im Berichts¬ 
jahr 1880/81. 

130 

299 

180 

4 

19 

16 

4 

132 

495 

11 

250, 

186 

3 

53 

25 

, 5 

61 

264 

108 

232 


Im Berichts¬ 
jahr 1881/82. 

mehr . . 

5 


6 


3 





14 




28 


5 

9 





weniger . . 

— 

13 

— 

4 

— 

16 

— 

44 

IS 

— 

10 

36 

2 


17 

— 

— 


23 

87 

i 


Regierungt- 

bezw. 

Landdrosteibezirke, 

in denen Fälle von Tollwuth nicht 


Frankfurt 3. Qu. 

Berlin 

3. 

4. 

Qu. Stettin 

4. Qu. Koeslin 

2. 

Qu 

Stralsund l. 2. 


Aurjcb L 2. 

3. 4. Qu. Kassel 3. 4. Qu. 

Wiesbaden 4. Qu. Koblenz 2. 4 Qu. 

Düsse 1- 


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Tollwutb, 


21 



3. 4. Qu. Magdeburg 3. Qu. Erfurt 1. Qu. Schleswig 1. 3. Qu. Luneburg 1. Qu 
dorf 4 Qu. Köln 4. Qu. Trier 1. 4. Qu. Aachen 1.2. 3. 4. Qu. Sigmaringen 1. 2. 3. 4. Qu. 


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22 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

kranken zu verheimlichen und die Tödtung der betreffenden Hunde 
zu umgehen. Zu diesen in früheren Berichten häufig erörterten Uebel- 
ständen kommt seit dem 1. April 1881 noch weiter der Umstand 
hinzu: 

dass von der im §. 37 des Gesetzes vom 23. Juni 1880 
und im §. 19 der Instruction vom 24. Februar 1881 „aus¬ 
nahmsweise gestatteten mindestens dreimonatlichen 
Absperrung solcher Hunde, welche von tollkranken 
gebissen worden sind, verhältnissmässig häufig und 
nicht selten auch unter Umständen Gebrauch ge¬ 
macht worden ist, in denen die A bsperrung solcher 
Hunde durchaus nicht den Voraussetzungen ent¬ 
sprach, bei welchen von der Tödtung der gebisse¬ 
nen Hunde Abstand genommen werden darf. 

In einzelnen Gegenden scheint die Absperrung der von tollkran¬ 
ken gebissenen Hunde fast Regel und deren Tödtung Ausnahme geworden 
zu sein. Die Tabellen erwähnen mehrfach, dass die Tollwuth bei 
solchen abgesperrten oder auch nur an die Kette gelegten Hunden 
später zum Ausbruch kam, oder dass solche Hunde entliefen und der 
weiteren Observation entzogen blieben. In Klantsch, Kreis Glogau, 
war ein herrenloser, wuthverdächtiger Hund, welcher fast sämmtliche 
Hunde des Ortes gebissen hatte, getödtet worden, die Soction bestä¬ 
tigte das Vorhandensein der Wuth. Nichtsdestoweniger wurden die 
gebissenen Dorfhunde nur an die Kette gelegt und deren Tödtung erst 
angeordhet, nachdem unter den Hunden während der nächsten 2 Mo¬ 
nate 6 Wutherkrankungen vorgekommen waren. In Kemlitz, Kreis 
Jüterbog-Luckenwalde, benutzte man einen seit längerer Zeit unter 
Observation stehenden verdächtigen Hund noch zwei Tage vor dessen 
Tödtung zum Hetzen von Schweinen. 

Aus diesen Verhältnissen und aus den vielfachen Verheimlichun¬ 
gen der von tollkranken gebissenen Hunde ist zu erklären, dass bei 
zahlreichen Hunden eine bestimmte Incubationsdauer hat ermittelt wer¬ 
den können. Der nicht zu überwindende Widerstand des Publicums 
gegen die Massregeln zur Tilgung der Tollwuth hat auch wohl zur 
Folge gehabt, dass die Mittheilungen über die Tollwuth in den Be¬ 
richten der beamteten Thierärzte durchweg viel dürftiger ausfallen, als 
die Angaben über die anderen ansteckenden Krankheiten. 

Mehrfach wird in den Tabellen erwähnt, dass die Bevölkerung in 
Oberschlesien mitunter keinen Widerwillen gegen das Verzehren ge- 


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Tollwuth. 


23 


tödteter wuthverdächtiger Hunde gezeigt hat. In Polnisch Würbitz, Kreis 
Oppeln, ist ein getödteter und verscharrter tollkranker Hund wieder 
ausgegraben und verspeist worden. Die Section eines wuthverdäch- 
tigen getödteten Hundes ira Kreise Leobschütz konnte nicht ausge¬ 
führt werden, weil das Cadaver entwendet worden war, und der Kreis¬ 
thierarzt das Fleisch schon für den Genuss zubereitet vor fand. 

Wutherkrankungen bei Pferden, Wiederkäuern und 
Schweinen sind am häufigsten in den Provinzen Ostpreussen, West- 
preussen und Posen beobachtet worden; dieselben konnten meist auf 
den Biss herrenloser wuthverdächtiger Hunde oder auf den Ausbruch 
der Tollwuth bei den Hirtenhunden zurückgeführt werden. Einzelne 
Bindviehbestände erlitten erhebliche Verluste, wie die nachstehend an¬ 
geführten Beispiele zeigen: 

1 Gehöft in Quctz Kreis Heilsberg 24 Stck. Rindv. Best. 9 Stck. wuthkrank. 
1 „ w Frieden thal „ Loetzen 48 „ „ „ 8 „ „ 

1 * „ Zduny * Inowraclaw 29 „ „ * 18 * * 

4 Gehöfte „ Brudnia „ „ 33 „ „ „ 15 w * 

In Friedenthal kam der erste Wuthfall am 18. Augnst 1881, der 
achte am 24. Februar 1882 vor, in den 4 Gehöften von Brudnia er¬ 
krankten ausserdem noch 5 Schafe und 5 Schweine. 

Im Landdrostei-Bezirk Hannover ist eine Kuh angeblich an Toll¬ 
wuth erkrankt, nachdem sie das von einem wuthkranken Bullen be¬ 
geiferte Futter gefreshun hatte. 

Von sicher beobachteten Incubationszeiten erwähnt das 
statistische Material: 

bei Hunden: je zweimal 9, 11, 14, 18, 28, 32, 56, je einmal 4, 10, 12, 16, 20, 

25, 26, 30, 33, 35, 38, 48, 59, 65, 76, 100 Tage, 

bei Pferden: zweimal 15, je einmal 31, 34, 37 Tage. 

bei dem Rindvieh: achtmal 30. fünfmal 23, viermal 28, je dreimal 18, 35, 41, 
je zweimal 25, 26, 27, 34, 36, 37, je einmal 21, 22, 24, 29, 31, 
32, 33, 38, 39, 42, 43, 47, 48, 60, 70, 71, 124, 217, 353 Tage, 
bei Schafen bezw. Ziegen: je einmal 12, 26, 27, 41 Tage, 
bei Schweinen: zweimal 15, je einmal 6, 14, 23, 50 Tage, 
bei einer Katze 18 Tage. 

Ein am 14. Juni 1880 von einem tollkranken gebissener Hund 
wurde 3 Monate lang in der Thierarzneischule zu Giessen beobachtet 
und sodann entlassen. Bei demselben brach am 9. Mai 1881 die 
Tollwuth aus, so dass die Incubation, falls nicht nach der Observa¬ 
tionszeit eine weitere Infection stattfand, 328 Tage gedauert hat. 

Ueber das Vorkommen der Wasserscheu bei 6 Menschen 
enthält das statistische Material folgende Bemerkungen: 

ln Rehfelde, Landkreis und Reg.-Bez. Königsberg, starb ein Aus- 


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24 Jahresbericht über die Verbreitung der Ansteckenden Thierkrankheiten. 

gangs Juli von seinem tollkranken Hunde gebissener Hirt am 28. August 
an der Wasserscheu. 

In Willudden, Kr. Angerburg, Reg.-Bez. Gumbinnen, erkrankte ein 
Hütejunge 25 Tage, nachdem er von dem toll gewordenen Hirten¬ 
hunde gebissen worden war. 

Ein aus Hirschberg, Reg.-Bez. Liegnitz, entlaufener Hund biss in 
Agnetendorf 5 Menschen, unter diesen ein Mädchen, welches 40 Tage 
später an der Wasserscheu erkrankte. 

In Gross Patschin, Kreis Tost-Gleiwitz, Reg.-Bez. Oppeln, starb 
ein 5 Wochen vorher von einem fremden wuthverdächtigen Hunde ge¬ 
bissener, 16 Jahr alter Mensch. 

Im Kreise Osnabrück wurde ein 3V 2 Jahr alter Knabe von einem 
tollen Hunde oberflächlich in ein Ohr gebissen. Der Knabe erkrankte 
trotz sofort eingeleiteter ärztlicher Behandlung nach 44 Tagen an der 
Wasserscheu. 

In Frankfurt a. M. wurde Anfangs Juli ein Mann von einer Katze, 
welche er im Aufträge des Besitzers nach der Abdeckerei tragen sollte, 
in den Daumen gebissen. Der Mann ist am 9. October im Spital zum 
heiligen Geist an der Wasserscheu gestorben. 

Ausserdem soll in Bialla, Kreis Johannisburg, Reg.-Bez. Gum¬ 
binnen, ein Mensch nach einer Incubationsdauer von 18 Monaten an 
der Wasserscheu gestorben sein. 


3. Die Rotz-Wurmkrankheit 


Die Vergleichung am Fuss der Tabelle S. 26 und 27 zeigt, dass 
die Zahl der Kreise und Ortschaften, in denen diese Krankheit vor¬ 
gekommen ist, erheblich, und dass die Gesaramtzahl der getödteten 
und gefallenen rotz-wurmkranken Pferde gegen das vorhergehende Jahr 
um 60 abgenomraen hat. Aus derselben Zusammenstellung ergiebt 
sich ferner, dass die Zahl der Rotz-Wurmerkrankungen vom ersten 
bis vierten Quartal des Berichtsjahres geringer geworden ist. 

Der Gesammtbestand aller Gehöfte, in denen die Rotz-Wurm¬ 
krankheit zum Ausbruch gelangte, betrug: 


1880/81 

im 1. Quartal 2584 

» 2. „ 2681 

* 3. „ 2817 

n 4. * 2151 


1881/82 
2492 Pferde. 
3142 „ 

2623 * 

2372 „ 


Der Gesammtverlust an getödteten und gefallenen Pferden im Ver- 
hältniss zu der oben erwähnten Pferdezahl betrug: 


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Rotz-Wurm krank heit. 


25 


1880/81 1881,82 

im 1. Quartal 22,40 pc. = 24,72 pc. 

* 2. * 23,45 * = 18,90 * 

* 3. „ 20,80 * = 21,65 * 

* 4. * 20,00 , = 21,90 „ 

Die Verhältnisszahlen haben sich mithin nor wenig geändert. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres blieben, ebenso wie am Schlüsse 
des Jahres 1880/81, 109 Pferdebcstände übrig, in denen die wegen 
Ausbruchs der Rotz-Wurmkrankheit angeordneten Sperr- und Obser- 
vationsmassregeln noch nicht aufgehoben worden waren, wobei jedoch 
in Beachtung gezogen werden muss, dass das am 1. April 1881 in 
Kraft getretene Reichsgesetz vom 23. Juni 1880 die Dauer der Ob¬ 
servationszeit für die der Ansteckung verdächtigen Pferde auf 6 Mo¬ 
nate verlängert hat. 

Die nachstehende Tabelle drückt in abgerundeten Procentsätzen 
das Verhältniss aus, in welchem die getödteten und gefallenen rotz- 
wurrokranken Pferde sich während der einzelnen Quartale und im 


Berichtsjahre auf die verschiedenen Provinzen vertheilen. 



I. 

Quartal. 

II. 

Quartal. 

III. 

Quartal. 

IV. 

Quartal. 

Im Be¬ 
richtsjahr. 

Im Jahr 
1880/81. 

An Rotz-Wurm krank- 







heit gefallene und we- 







gen derselben getödtcte 







Pferde: 

616 

593 

5CS 

520 

2297 

2357 

Davon in: 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt 

Ostpreussen. 

9,10 

7,10 

7,40 

6.70 

7.86 

5,51 

Westpreusen. 

23.00 

21,90 

15,40 

14,10 

18,75 

18,72 

Brandenburg. 

13,10 

8,60 

7,20 

4,80 

8,60 

9,11 

Pommern. 

7,00 

3,05 

2,10 

5,60 

4,46 

8.68 

Posen. 

17,40 

22,60 

31,70 

34,10 

26,10 

12,69 

Schlesien. 

8,45 

15,50 

20,00 

21,20 

16,10 

30,56 

Sachsen. 

6,35 

4,20 

2.60 

2,90 

4,13 

4,20 

Schleswig-Holstein . . 

1,45 

0,34 

0,50 

1,55 

0,96 

1,01 

Hannover. 

1,80 

5,23 

4,00 

1,55 

3,22 

1,46 

Westfalen. 

1.45 

0,34 

0,00 

0,20 

0,52 

1,15 

Hessen - Nassau. 

1,30 

3,54 

0,00 

1,15 

1,10 

1,06 

Rheinprovinz. 

9,60 

7,60 

9,10 

6,15 

8,20 

5,54 

Hohenzol lern’sche Lande 

0,00 

0,00 

0,00 

0,00 

0,00 

0,31 


100,00 

100,00 

100,00 

100,00 

100,00 

100,00 


Diese Berechnung zeigt, dass der Procentsatz der rotz-wurmkran- 
ken Pferde in den Provinzen Ostpreussen, Westpreussen, Brandenburg, 
Sachsen vom 1. bis zum 4. Quartal des Berichtsjahres stetig abge- 
nomraen hat und auch in den Provinzen Pommern, Hannover, Hessen- 


Digitized by ^.ooQle 

















26 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 





Im ersten Quartal 



Im 

zweiten Quartal. 


Im drit- 

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4) 



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Pferde 



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43 



Pferde. 



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Provinz. 

Zahl der Kreise. 

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erkrankt. 

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auf polizeiliche An¬ 
ordnung getodtet. 

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Zahl der Gehöft 

erkrankt. 

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ordnung getodtet. 

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Zahl der Kreise. 

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1. 

Ostpreussen.. . . 

8 

13 

13 

55 

5 

50 

1 

7 

13 

13 

43 

1 

41 

_ 

10 

16 

16 

2. 

Westpreussen . . 

IG 

43 

43 

140 

9 

124 

9 

16 

1 43 

51 

118 

7 121 

2 

13 

30 

34 

3. 

Brandenburg . . 

12 

21 

29 

79 

5 

71 

5 

16 

21 

28 

48 

1 

46 

4 

7 

S 

8 

4. 

Pommern .... 

8 

10 

11 

44 

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41 

1 

10 

12 

13 

20 


17 

1 

6 

9 

9 

5. 

Posen. 

20 

44 

47 

107 

5 

99 

3 

23 

57 

59 

136 

10 

112 

12 

22 

59 

64 

6 

Schlesien .... 

21 

28 

32 

52 

1 

47 

4 

29 

42 

53 

88 

10 

73 

9 

32 

45 

50 

7. 

Sachsen . 

14 

17 

19 

37 

3 

35 

1 

13 

17 

19 

25 

1 

22 

2 

9 

9 

10 

8. 

Schleswig-Holstein 

2 

2 

4 

8 

- 

8 

1 

1 

1 

1 

2 

— 

2 

— 

2 

2 

3 

9. 

Hannover .... 

5 

6 

6 

10 

i 

8 

2 

5 

8 

14 

33 

4 

26 

1 

4 

10 

15 

10. 

Westfalen . . . 

4 

4 

5 

8 

. 

2 

6 

2 

2 

2 

2 

— 

2 

— 

— 

— 

— 

11. 

Hessen-Nassau. . 

3 

4: 

5 

8 

— 

5 

3 

4 

4 

5 

19 

i 

18 

2 

— 

— 

— 

12. 

Rh ein provinz . . 

12 

15 

15 

55 

4 

50 

5 

15 

21 

23 

45 

2 

39 

4 

11 

13 

21 

13. 

Hohenzollern- 
sche Lande . . 

— 

— 





— 

— 

— 

— 

— 



— 

— 

— 

— 


Summa . . 

125 

207 231 603 

35 

540 

41 

141 

241 

28! 

579 

37 

519 

37 

116 

201 

230 


Im Berichts¬ 
jahr 1880/81 . 

15G 

257 294 567 

43 

495 

51 

160 

I 

276j315 

620 68 

542 

29 



322 


Im Berichts¬ 
jahr 1881/82 
mehr . . 




36 


45 








8 





weniger . . 

31 

50 

63 

— 

8 

— 

10 

19 

35 

34 

41 

21 

i 

23 

— 

13 

44 

92 


Digitized by ^.ooQle 


















Kotz -Wurmkrankheit. 


•27 


ten Quartal. 

Im vierten Quartal. 


Im Berichtsjahr. 


Regierungs- bezw. 
Landdrostei-Bezirke, 
in denen die Rotz- 
Wurmkrankheit nicht 
beobachtet wurde, 
nebst Angabe der 
seuchefrei gebliebe¬ 
nen Quartale. 

Pferde. 


: 



Pferde. 



5 


Pferde. 


erkrankt. 

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auf polizeiliche Au* 
ordnottg gotödtat. 

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Zahl der Kreise 

Zahl der Ortsch 

Zahl der Gehüfh 

erkrankt. 

gefallen. 

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36 

3 

12 

15 

15 

32 

2 

32 

1 

20 

39 

170 

11 

159 

5 


91 

1 

85 

1 

15 

30 

31 

05 

7 

62 

4 

19 

91 

414 

24 

392 

16 


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41 

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7 

9 

9 

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25 

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21 

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192 

6 

183 

9 


13 

— 

12 

— 

8 

15 

16 

29 

3 

24 

2 

16 

38 

)W\ 

4 

94 

4 

Stralsund 3. 4. Quart. 

182 

14 

162 

4 

17 

42 

43 

168 

1 

164 

12 

27 

141 

593 

30 

537 

31 


110 

7 

96 

9 

40 

56 

60 

107 

10 

94 

6 

58 

142 

357 

28 

310 

28 


15 

1 

14 

— 

7 

9 

9 

15 

1 

14 

1 

27 

42 

92 

6 

85 

4 


3 

— 

2 

1 

4 

5 

5 

8 

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7 

1 

4 

6 

21 

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19 

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21 

1 

6 

7 

7 

8 

1 

5 

2 

12 

25 

73 

8 


6 

Hildesheim 1. Quartal. 
Lüneburg 1. Quartal. 
Stade 2. 3. 4. Quartal. 
Osnabrück 2. 3. 4. Qu. 
Aurich 1. 2. 3. 4. Qu. 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

— 

— 

1 

7 

7 

11 

1 

4 

7 

Münster 2. 3. 4. Quart. 
Minden 1. 3. Quartal. 
Arnsberg 3. 4. Quart. 

— 


— 

— 

2 

2 

2 

6 

— 

6 

— 

5 

9 

33 

1 

29 

5 

Kassel 3. Qusrtal. 
Wiesbaden 3. 4. Quat. 

49 

1 

50 

1 

12 

14 

17 

32 

1 

27 

4 

27 

41 

181 

8 

166 

14 

Koeln 1. Quartal. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Sigmaringen 1. 2. 3. 4. 
Quartal. 

565 

29 

519 

' 20 

131 

205 

j 215 

496 


460 

34 

243 

621 

2213 

127 

2038 

1 132 

1 


614 

20 

541 

105 

108 

194 

225 

500 

35 

414 

24 

253 

753 

2301 

156 

1992 

209 



9 



23 

11 




1 46 



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46 



49 

— 

22 

85 

— 

— 

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i 132 

58 

29 

— 

77 



Digitized by ^.ooQle 

















28 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

Nassau und in der Rheinprovinz im 4. Quartal geringer blieb als im 
ersten. Dagegen macht sich in den Provinzen Posen und Schlesien 
von Quartal zu Quartal eine stetige und auffallende Steigerung der 
Verhältnisszahlen bemerklich. Gegen das vorhergehende Jahr ist der 
Procentsatz der rotz- wurmkranken Pferde in der Provinz Schlesien 
zwar erheblich gesunken, diese Abnahme wird jedoch durch die ausser¬ 
ordentliche Verbreitung bedingt, welche die Rotz-Wurmkrankheitl880/81 
im Reg.-Bez. Oppeln erlangte (s. S. 74 — 76 des 5. Jahresberichtes). 
Die Berechnung zeigt eine sehr erhebliche Zunahme der Rotzfälle in 
der Provinz Posen, auch in Ostpreussen, Hannover und in der Rhein¬ 
provinz ist der Procentsatz ein höherer, in Pommern dagegen ein er¬ 
heblich geringerer, als während des vorigen Berichtsjahres. In den 
übrigen Provinzen ist keine wesentliche Veränderung des Procentsatzes 
der rotz-wurmkranken Pferde eingetreten. 

Wir stellen nunmehr, wie Seite 59 — 86 unseres fünften Jahres¬ 
berichtes, die Verbreitung der Rotz-Wurmkrankheit in den einzelnen 
Provinzen zusammen und lassen den betreffenden Tabellen genauere 
Angaben über diejenigen Rotz-Wurmausbrüche folgen, bei denen ent¬ 
weder eine im Verhältniss zum Pferdebestande grosse Anzahl von 
Thieren fiel bezw. getödtet werden musste, oder die Krankheit durch 
mehrere Quartale fortherrschte. Um Wiederholungen zu vermeiden, 
wollen wir diese Fälle kurzweg als „grössere Rotzausbrüche“ bezeich¬ 
nen und bemerken, dass bei denselben solche nicht berücksichtigt 
sind, bei welchen ganze Bestände von 2—3 Pferden getödtet wurden. 

1. Ostpreussen. 

Von den 175 in Ostpreussen getödteten und gestorbenen Thieren ent¬ 
fallen 147 auf die nachstehend genannten 17 grösseren Rotzausbrüche: 
Eisenbart Kreis Friedland 12 Pferde Best 10 Pferde getödt. 1 Pferd gestorb. 


Alt Passarge 

„ 

Hoiligenbeil 

4 

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Medlauken 

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Labian 

15 

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Ganshorn 

it 

Osterode 

20 

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Goerlitz 

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25 

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Panzerey 

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20 

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Petcrswalde 

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Kl. Schmückwalde 

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Partsch 

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Rastenburg 

78 

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12 

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Lautern 

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Rössel 

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Abbau Lautern 

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11 



8 

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W 

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Bothfliess 

w 


7 



6 


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„ 

•» 

Deyguhnen 

w 

Angerburg 

19 


1t 

18 


« 

1 

„ 

n 

Kl. Steinort 


n 

31 


n 

13 

9 

11 

1 

rt 


Wissupoenen 


Goldap 

23 

w 

n 

4 

tt 

tt 

4 Pferde 

n 

Faulhoeden 

n 

Loetzen 

32 

w 

it 

3 

n 

tt 

— 

fi 


Skomadzko 


Lyck 

41 



7 


tt 

— 

V 

,1 


Zusammen 37S Pf. Best. 140 Pf. getödtet 7 Pf. gestorben. 


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Rotz-Wurmkrankheit. 


29 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

Q 

ö. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im Be- 
rieht sjahr 

3 

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verseuchte Bestände. 

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verseuchte Bestände. 

getödlete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pierde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

h 

Allenstein . . 



1 



_ 




_ 

2 

Reg.-Bezirk 

2. 

Braunsberg . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

4 

Königsberg. 

3. 

Pr. Evlau . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

4 


4. 

Fischhausen . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

3 


5 

Fried land . . 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

1 

9 

1 

11 

19 


6. 

Gerdauen . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 


7. 

Heiligenbeil . 

1 

1 

— 

— 

1 

3 

1 

1 

2 

5 

1 


8. 

Heilsberg . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 


9. 

KönigsbergSt. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

19 


10. 

Königsberg Ld 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

5 


11. 

Labiau .... 

1 

13 

— 

— 

1 

1 

3 

3 

4 

17 

5 


12. 

Mohrungen . 

3 

4 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

4 

5 

2 


1& 

Neidenburg . 

2 

3 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

3 

2 


14. 

Osterode . . . 

— 


6 

25 

4 

7 

1 

1 

8 

33 

22 


15. 

Rastenburg . 

1 

10 

1 

2 

— 

— 

— 

— 

1 

12 

4 


16. 

Roessei . . . 

2 

3 

— 

— 

4 

24 

— 

— 

4 

27 

7 


17. 

Wehlau . . . 

— 

— 

1 

1 

1 

1 


— 

1 

2 

— 



Summa . . 

10 

34 

9 

29 

13 

38 

6 

14 

27 

115 

102 


1. 

Angerburg. . 

2 

21 

2 

11 

1 

1 

1 

i 

3 

34 

4 

Reg.* Bezirk 

2. 

Goldap . . . 

— 

— 

- 

— 

— 

— 

1 

4 

1 

4 

1 

Gumbinnen. 

3. 

Insterburg . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

1 

2 

1 


4. 

Johannisburg 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

1 

2 

1 


5. 

Loetzen . . . 

1 

1 

— 

— 

1 

2 

1 

1 

2 

i 4 

5 


6. 

Lyck. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

7 

1 

7 

— 


7. 

Niederung . . 

— 

-- 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 


8. 

Pillkallen . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

4 


9. 

Ragnit .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

4 


10. 

Scnsburg . . 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

9 


11. 

Stallupoenen. 

— 

j — 

— 

— 

— 

— 

2 

3 

2 

3 

— 


12. 

Tilsit . . . . 

— 


— 

— 

1 

1 

— 

— 

I 

1 

1 



Summa . . 

3 

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4 

1“ 

3 

4 

9 

' 21 

15 

60 

30 



Während der Verlust in den oben genannten 17 Gehöften fast 
39 pCt. der Bestände beträgt, vertheilen sich die übrigen 28 getödte- 
ten und gefallenen Pferde auf 25 Ausbrüche. In Eisenbart, Medlau- 
ken, Rothfliess und Abbau Lautern hatte die Rotz -Wurmkrankheit 


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30 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

schon im vorigen Berichtsjahr geherrscht. Die Gehöfte in Partsch 
und Deyguhnen gehören zu einem grösseren Gütercomplex und schei¬ 
nen längere Zeit dem letzteren als Sammelplatz für rotzkranke oder 
verdächtige Pferde gedient zu haben. Das Herrschen der Krankheit 
wurde erst bekannt, als die Güter nach dem Tode des Besitzers ein¬ 
zeln in die Hände der Söhne übergingen. Klein Steinort, Eisenbart, 
Rothfliess, Lautern und Abbau Lautern werden als alte Rotzherde 
bezeichnet. Der Ausbruch in Skomaczko wurde ganz zufällig bei der 
Section eines auf Veranlassung des Besitzers getödteten Pferdes er¬ 
mittelt. Ueber die zahlreichen Ausbrüche im Kreise Osterode wird 
nicht berichtet, aus den Tabellen des Reg.-Bez. Marienwerder erfahren 
wir jedoch, dass die Rotzkrankheit in Ganshorn durch dasselbe Pferd, 
welches den Rotz auch in einen Bestand des Kreises Stuhm einge¬ 
schleppt hatte, veranlasst, jedoch erst ein Jahr später ermittelt wor¬ 
den ist. 

In Ballau, Kreis Sensburg, kam unter einem früher stark ver¬ 
seuchten Bestände fast nach Jahresfrist wieder ein Rotzfall vor. Drei 
im Reg.-Bez. Gumbinnen getödtete Pferde gehörten dem Gütercom¬ 
plex Partsch-Deyguhnen an und erkrankten, nachdem sie 5, bezw. 
6 Monate unter strengster Observation gestanden hatten. 

Sieben rotz-wurmkranke Pferde waren kurze Zeit vor Constati- 
rung der Krankheit angekauft worden, unter diesen zwei auf Militär- 
auctionen in Russland. Ein rotzkrankes Pferd wurde auf dem Markte 
in Tilsit angetroffen. Drei Ausbrüche der Rotz-Wurmkrankheit sollen 
durch Infection auf Reisen veranlasst worden sein. 


2. Westpreussen. 

Seuchefrei blieben während des Berichtsjahres nur die 
Kreise Berent, Flatow und Tuchei. Die Zahl der rotz-wurm- 
kranken Pferde hat gegen das vorhergehende Jahr im Reg.-Bez. Danzig 
erheblich zugenommen und sich im Reg.-Bez. Marienwerder be¬ 
deutend vermindert. Der Kreis Pr. Stargardt zeichnet sich durch die 
besonders hohe Zahl der Rotzfälle aus und hat von allen Kreisen 
des Staates während des Berichtsjahres die stärksten Ver¬ 
luste durch die Rotz-Wurmkrankheit erlitten. 


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Rotz-Wurmkrankbeit. 


31 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4 

Quartal 

Im Be¬ 
richtsjahr 

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Bercnt . . . 







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IG 

Reg. - Bcz. 

2. 

Danzig Stadt 

— 

— 

2 

3 

— 

— 

■ 

1 

3 

4 

3 

Danzig. 

3. 

Danzig Land 

6 

15 

7 

11 

4 

15 

4 

11 

10 

52 

28 


4 

Klbing .... 

9 

3 

1 

3 

— 

— 

2 

4 

4 

10 

8 


5 

Karthaus. . . 

— 


2 

2 

1 

1 

_ 

— 

3 

3 

5 


6 

Marienburg . 

2 

10 

1 

4 

2 

23 

4 

15 

4 

52 

49 


7 

Neustadt. . . 

1 

1 

1 

1 

1 

2 

1 

5 

3 

9 

23 


8. 

Pr. Stargardt 

9 

48 

21 

Gl 

10 

15 

2 

3 

20 

127 

62 



Summa 

20 

77 

35 

85 

IS 

56 

14 

39 

47 

257 

194 


1. 

Flatow .... 











14 

Reg -Bcz. Ma¬ 

2 

Graudenz . . 

2 

9 

2 

3 

1 

1 

2 

2 

3 

15 

21 

rienwerder. 

3 

Könitz .... 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

1 

12 

1 

14 

— 


4. 

Deutsch-K rone 

2 

7 

1 

2 

1 

1 

1 

l 

3 

11 

— 


5. 

Kolm .... 

3 

11 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

3 

12 

19 


6. 

Loebau.... 

4 

6 

2 

4 

1 

7 

3 

3 

5 

| 20 

29 


7. 

Marienwerder 

4 

8 

2 

4 

3 

8 

3 

G 

9 

26 

34 


8. 

Rosenberg . . 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

2 

2 

11 


9. 

Scblochau . . 

1 

6 

—! 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

6 

8 


10. 

Schweiz . . . 

3 

3 

i 

3 

— 

— 

— 

— 

4 

G 

10 


11. 

Strassburg. . 

2 

6 

2 

7 

5 

h 

3 

G 

10 

25 

41 


12. 

Stuhm .... 

1 

2 

1 

G 

1 

2 

2 

2 

4 

12 

5 


13. 

Thorn .... 

2 

G 

4 

1 ^ 

3 

4 

1 

1 

G 

26 

39 


14. 

Tuchei . . . 








— 


— 

4 



Summa 

25 

G5 

16 

j 45 

16 

1 31 

17 

| 34 

51 

175 

1-235 | 


In den nachstehend genannten 42 Beständen von zusammen 982 
Pferden sind 338 Pferde = 32,68 pCt getödtet worden oder gefallen, 
ln Gemlitz, Herzberg, Russaschin, Schoenrohr, Hansgut, Kisin, Send- 
schitz, Gross Babenz, Barkenfelde, Pestlin, Piewnitz, Gostkowo und 
Warszewicc hat die Rotz-Wurmkrankheit auch im vorigen Jahre, zum 
Theil in grösserem Umfange geherrscht (s. S. 61 und 64 unseres 
fünften Jahresberichtes). Die übrigen 94 in Westpreussen getödteten 
und gefallenen Pferde vertheilen sich auf 56 Gehöfte. 

Der Landkreis Danzig und der Kreis Pr. Stargardt sind reich an 
alten Rotzherden, in denen die Krankheit theils durch mehrere auf 


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32 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


1. Gross Boehlkau 

Landkr. Danzig 

46 Pf. Best. 

6 Pf. getödt 

2 Pf. gefall. 

2. Gemlitz 

H 

11 

26 

ii 

15 

— 

9% 

3. Herzberg 


11 

28 

ii 

8 

— 

99 

4. Loeblau Abbau 

i» 

11 

8 

ii 

4 „ 

1 

99 

5. Russaschin 


•1 

42 

ii 

5 .. 

1 


6. Scboenrohr 

n 


8 

n 

5 

— 


7. Woecklitz 

Kreis Elbing 

9 

ii 

3 .. 

— 


8 Barendt 


Marienburg 

37 

n 

10 

— 


9. Gross Lichtenau 

>» 

9 

49 

ii 

34 „ 

2 

99 

10. Alt Weichsel 

n 

99 

29 

ii 

4 „ 

— 


11. Sagorscb 

*» 

Neustadt 

5 

ii 

5 „ 

— 

99 

12. Lewinko 

i» 

99 

12 

ii 

3 „ 

— 


13. Brzezno 

i» 

Pr. Stargard 

7 

>1 

6 „ 

— 

99 

14. Alt Busch 


ii 

8 

ii 

8 .. 

— 

99 

15. Dammerau 

>i 

ii 

27 

ii 

16 

3 


16. Domaschken 

it 

ii 

31 

ii 

8 „ 

— 


17. Dreidorf 

ii 

ii 

7 

.i 

1 „ 

— 


18. Iwitzno 

ii 

ii 

4 

i» 

4 „ 

— 

n 

19. Gentomil 

ii 


7 

ii 

3 „ 

— 

ii 

20. Morroschin 

»i 

ii 

42 

ii 

22 „ 

1 

i, 

21. Neukirch 

ii 

ii 

11 

„ 

4 „ 

— 

ii 

22. Raikau 

ii 

n 

54 

ii 

13 „ 

— 

ii 

23. „ 


n 

16 


4 „ 

— 

ii 

24. Resenschin 

n 

ii 

18 

„ 

3 <i 

— 

•i 

25. Hoch Stüblau 

ii 

ii 

3 

ii 

3 „ 

— 

ii 

26. Hansgut 

ii 

Graudenz 

12 

ii 

6 „ 

1 

ii 

27. Kowallek 

ii 

ii 

25 

n 

6 .. 

— 

ii 

28. Jacobsdorf 

ii 

Könitz 

27 

ü 

12 „ 

2 

ii 

29. Augustinken 


Kulm 

42 

ii 

6 

— 


30. Kisin 

ii 


42 


3 „ 

1 

ii 

31.Prellwitz 

ii 

Deutsch-Krone 

26 

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4 „ 

— 

•i 

32. Sendschitz 

ii 

Loebau 

31 

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13 .. 

1 

ii 

33. Gr. Garz 

ii 

Marienwerder 

32 


4 „ 

— 

ii 

34. Adl. Liebenau 

n 

ii 

14 

ii 

5 „ 

— 

ii 

35. Liebenau Abb. 

ii 

ii 

30 

ii 

7 „ 

— 

ii 

36. Thymau 

ii 

ii * 

12 


4 „ 

— 

ii 

37. Gross Babenz 

ii 

Rosen berg 

24 

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1 „ 

— 

ii 

38. Barkenfeide 

„ 

Schlochau 

12 

u 

6 

— 

ii 

39. Pestlin 

n 

Stuhm 

13 

n 

1 „ 

1 

•i 

40. Piewnitz 

•i 

Strassburg 

12 

i> 

10 

— 

ii 

41. Gostkowo 

ii 

Thorn 

46 

ii 

3 

— 

ii 

42. Warschewic^ 

!• _ 


50 

ii 

21 

1 

ii 


Zusammen 984 Pf. Best. 321 Pf. getödt. 17 Pf. gefall. 

einander folgende Quartale fortherrscht, theils nach längeren Inter¬ 
vallen von Neuem ausbricht. Letzteres war namentlich in Gross- 
Boehlkau, Morroschin, Iwitzno der Fall, in Gross-Lichtenau sind Rotz¬ 
ausbrüche in den Jahren 1866, 1867, 1868, 1870, 1873, 1874 und 
1875 beobachtet worden. Im Allgemeinen giebt das sehr dürftige 
Material aus dem Reg.-Bez. Danzig keinen Aufschluss über die Ver¬ 
hältnisse, welche die starke Verbreitung der Rotz-Wurmkrankheit be¬ 
dingen, ganz beiläufig wird nur erwähnt, dass einzelne Rotzherde 
schon seit mehreren Jahren bestehen. In den beiden alten Rotzsta- 


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Rotz-Wurmkrankheit. 


33 


tionen Alt-Münsterberg und Barendt, Kreis Marienburg, wurde die 
Observation der Pferdebestände noch am Schlüsse des Berichtsjahres 
fortgesetzt, obgleich seit Frühjahr 1881 weitere Rotzerkrankungen 
nicht vorgekoramen sind. Ein rotz-wurmkrank befundenes Pferd im 
Reg.-Bez. Danzig war kurz vor Constatirung der Krankheit angekauft 
worden. 

Die Zahl der Rotzstationen im Reg.-Bez. Marienwerder hat 
sich zwar etwas vermindert, es kommt jedoch noch immer häufig ge¬ 
nug vor, dass, wie z. B. in Rundewiese, Adl. Liebenau, Thyraau, Kr. 
Marienwerder, Gawornitz, Kr. Schwetz, die Rotz-Wurrakrankheit in 
früher verseucht gewesenen Beständen von Neuem auftritt. Im Kreise 
Thorn konnten drei alte Rotzherde nach einer über ein Jahr fortge¬ 
setzten Observation ira 4. Quartal für getilgt erklärt werden; fünf in 
dem früher stark verseuchten Gute Kisin, Kr. Kulm, auf Veranlassung 
des Besitzers getödtete Pferde erwiesen sich bei der Section frei von 
der Rotzkrankheit. 

Die Anzeige von Ausbrüchen der Rotz-Wurmkrankheit wird nicht 
selten sehr spät geleistet, oder das Herrschen der Krankheit gelangt 
in anderer Weise, namentlich durch Verkauf von Pferden, welche bei 
den neuen Besitzern erkranken, zur Kenntniss der Behörden. Hier¬ 
durch ist es bedingt, dass in verhältnissmässig vielen Fällen eine 
grössere Anzahl von rotz-wurmkranken Pferden gleich bei der ersten 
Untersuchung des ganzen Pferdebestandes ermittelt wird. 

Acht Pferde waren kurz vor Constatirung der Krankheit angekauft 
worden, darunter eines in Polen, und ein rotzkrankes Pferd wurde 
auf dem Markte in Bischofswerder angetroffen. Drei rotzkranke Pferde 
gehörten Handelsleuten in den kleinen Städten der Grenzkreise. 


3. Brandenburg. 

Im Reg.-Bez. Potsdam ist die Zahl der Rotzfälle während der 
beiden letzten Jahre nahezu dieselbe geblieben, die Steigerung der¬ 
selben im Reg.-Bez. Frankfurt ist eine scheinbare insofern, als die 
Zunahme zum bedeutendsten Theil durch die grossen Verluste 
bedingt wird, welche zwei Pferde bestände (s. No. 10 u. 15 der Ta¬ 
belle Seite 35) erlitten haben. Auffällig macht sich — namentlich 
was die Zahl der verseuchten Bestände anbelangt — eine Abnahme 
der Rotz-Wurmkrankheit in Berlin bemerklich. 

Von 198 getödteten und gestorbenen Pferden entfallen 139 auf 

Archiv f. triss. n. pract, Thierhcilkunde. IX. Suppl.-Heft. 3 


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34 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten, 


| Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im Be¬ 
rn; htsjahr. 

Im Jahre 1880 81 getödtete 
und gefallene Pferde. 


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fallene Pferde. 

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verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

1. 

Nieder-Barnim . . . 

3 

14 

1 

9 





3 

23 

5 

Keg.-Bez. 

2. 

Ober-Barnim .... 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

— 

_ 

1 

i 

5 

Potsdam 

3 

Beeskow-Storkow . 

2 

2 

2 

2 

— 

_ 

— 

_ 

3 

4 

_ 


4. 

Ost-Havelland . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

_ 

1 

1 

1 

1 

4 


5. 

West-Havelland . . 

— 

— 

2 

2 

— 

_ 

_ 

— 

2 

9 

22 


6. 

Jüterbog- Lucken w. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


1 


7. 

Prenzlau . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


3 


8. 

Ost-Priegnitz .... 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

5 


9 

West-Priegnitz . . . 

1 

2 

2 

2 

— 

— 

— 

— 

3 

4 

3 


10. 

Huppin . 

3 

3 

1 

2 

— 

— 

— 

— 

3 

5 

4 


11. 

Teltow . 

3 

9 

2 

2 

1 

2 

3 

6 

5 

19 

14 


12. 

Templin . 

—■ 

— 

1 

i 

2 

6 

1 

5 

3 

12 

3 


13. 

Zauch-Belzig . . . 

— 

— 

1 

2 

— 

— 

— 

— 

1 

9 

2 


14. 

Brandenburg Stadt 

—- 

— 

1 

4 

1 

1 

— 

— 

1 

5 

— 



Summa . . 

13 

31 

14 

27 

4 

9 

5 

12 

27 

79 

71 


1. 

Arnswalde . 





1 

5 



1 

5 


Heg.- Bf x. 

2. 

Frankfurt Stadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

Frankfurt. 

3. 

Friedeberg . 

2 

16 

1 

9 

— 

— 

— 

— 

2 

18 

11 


4. 

Guben . 

— 

— 

2 

6 

1 

1 

1 

1 

3 

8 

— 


5. 

Koenigsberg .... 

1 

1 

1 

2 

— 

— 

1 

1 

2 

4 

12 


6. 

Krossen . 

— 

— 

1 

3 

— 

— 

— 

— 

1 

3 

5 


7. 

Landsberg . 

— I 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 


8. 

Lebus . 

1 

5 

— 

— 

1 

18 

1 

2 

3 

25 

— 


9. 

Luckau . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 


10 

Lübben . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

8 


11. 

Soldin . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

4 


12. 

Sorau . 

3 

3 

3 

4 

— 

— 

— 

— 

3 

7 

— 


13. 

Ost Sternberg . . . 

— I 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 


14. 

Züllichau. 

l| 

4j 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

4 

1 3 



Summa . . 

8| 

29 

8 

17 

3 

24 

3 I 

4 

16 

74 

47 


1. 

Berlin. 

8 

21 

5 

7 

1 

8 

1 

9 

12 

45 

91 

Berlin. 


die nachstehend genannten 20 grösseren Rotzausbrüche; die übrigen 
54 getödteten und gestorbenen Pferde vertheilen sich auf im Ganzen 
24 Bestände. 


Digitized by ^.ooQle 
























Kotz-Wurmkrankheit. 


35 


1. Blumberg 

(reis Nieder-Barnim 

5 Pf. Best. 

5 Pf. 

getödt. 

— 

Pf. gef. 

2. Neuenhagen 

i» 

11 

20 

ii 

13 

ii 

1 

11 

3. Oranienburg 

i» 

11 

4 

i» 

4 

ii 

— 

1* 

4. Senzig 

n 

Teltow 

5 

ii 

5 

ii 

— 


5. Rixdorf 



4 

ii 

4 


— 


6. Königs-Wusterhausen 


ii 

12 

•t 

4 

ii 

— 


7. Zehdenick 

»> 

Templin 

35 

n 

10 

ii 

— 

11 

8. Brandenburg 

. 11 

Brandenburg 

21 

,, 

4 


— 

il 

9. Arnswalde 


Arnswalde 

5 


5 


— 


10. Friedeberg 


Friedeberg 

13 


12 

ii 

1 

1t 

11. Friedersdorf 

11 

tt 

5 


4 

ii 

1 

Jl 

12/13. Guben* 

11 

Guben 

6 

ii 

5 

ii 

1 

1t 

14. Pilgram 

11 

Lebus 

5 

91 

4 

ii 

1 

tt 

15. Reitwein 

11 

, 

47 

11 

18 

ii 

— 

tt 

16. Jeschkendorf 

fl 

Sorau 

5 

Jl 

5 

ii 

— 

tt 

17. Rentschen 

11 

Züllichau 

4 

11 

4 

ii 

— 

tt 

18. Berlin 


Berlin 

55 

11 

14 

ii 

— 

tt 

19. Berlin 

11 

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36 

11 

10 

ii 

— 

tt 

20. Berlin 


n ___ 

18 

1» 

9 


— 



Zusammen 305 Pf. Best, 139 Pf. getödt. 5 Pf. gef. 


Der Verlust in den oben genannten 20 Gehöften beträgt 47,20 pCt. 
der vorhandenen Bestände. 

In Neuenhagen soll die Rotz-Wurmkrankheit bereits seit 7 Jahren 
unter den Gutspferden geherrscht haben, dieselbe ist nach den wieder¬ 
holten Ausbrüchen — zum letzten Male im Jahre 1879 — für er¬ 
loschen erklärt worden. In den Oranienburger Bestand ist die Krank¬ 
heit angeblich schon vor 3 Jahren durch ein angekauftes Pferd ein¬ 
geschleppt worden, welches vor dem Ankauf längere Zeit unter 
Observation gestanden hatte, ln dem alten Scucheherde Bietikow, 
Kreis Prenzlau, wurde die Observation aufgehoben, nachdem 10 Mo¬ 
nate lang weitere Erkrankungen nicht vorgekommen waren. Ueber die 
anderen Rotzausbrüche im Reg.-Bez. Potsdam fehlen nähere Angaben. 

Die zahlreichen Rotzfälle in einem Gehöft der Stadt Friede¬ 
berg, Reg.-Bez. Frankfurt, sind durch eine längere Verheimlichung 
des Krankheitsausbruches in dem schlecht gehaltenen Bestände eines 
Fuhrmannes bedingt worden. Die bedeutenden Verluste in Reitwein 
können nur durch die unrichtige Beurtheilung der ersten Fälle und 
durch die ausserordentlich schnelle Aufeinanderfolge der einzelnen Er¬ 
krankungen erklärt werden, welche nicht nur in Reitwein, sondern 
auch unter den verseuchten Beständen in Guben zu beobachten war. In 
die Gehöfte zu Friedersdorf und Rentschen wurde die Rotzkrankheit 
durch den Ankauf je eines Pferdes aus einem alten Rotzherde bezw. 
aus einem Bestände eingeschleppt, welcher längere Zeit unter Obser¬ 
vation gestanden hatte. 

*) Zwei Gehöfte. 

3* 


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36 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheilen. 

Von den 45 rotz-wurmkranken Pferden in Berlin wurden 40 zum 
öffentlichen Fuhrwerk verwendet. In einem Bestände brach die Krank¬ 
heit nach 8 Monaten von Neuem aus; in einem zweiten herrschte die¬ 
selbe schon seit dem Jahre 1879. 

In der Provinz Brandenburg waren 7 rotz-wurmkranke Pferde 
zur Zeit, als die Krankheit constatirt wurde, noöli nicht lange in den 
Händen der betreffenden Besitzer. Ein rotzkrankes Pferd wurde auf 
einer Abdeckerei ganz zufällig ermittelt, ein zweites herrenlos ange- 
troflfen. Drei Ausbrüche der Rotzkrankheit sollen durch Infection auf 
Reisen veranlasst worden sein. 

4. Pommern. 


Die 102 getödteten und gefallenen Pferde vertheilen sich auf die 
nachstehend genannten Kreise: 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im Be¬ 
richtsjahr. 

0 

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verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

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getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

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getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

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1 

Demmin. 

. _ 

_ 

_ 








37 

Reg.Bef. 


Greifenhagen. . . . 

1 

1 

1 

2 

1 

1 

1 

1 

3 

5 

9 

Stettin. 

Kl 

Naugard. 

1 

1 

2 

2 

1 

2 

— 

— 

3 

5 

3 


4 

Pyritz. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

3 

1 

3 

2 


5. 

Randow. 

1 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

2 


6 . 

Regenwalde .... 

1 

2 

1 

2 

2 

2 

2 

5 

4 

11 

— 


7 . 

Saatzig. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

1 

2 

2 


S. 

Stettin Stadt. . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

16 


9. 

Usedora-Wollin . . 

— 

— J 

— 


— 




— 

— 

1 



Summa . . 

4 

G 

4 

6 

4 

5 

5 

11 

13 

28 

72 


1. 

Belgard. 

1 

2 

2 

3 

_ 

_ 

_ 

_ 

2 

5 

23 

Keg.-Bfz. 

2. 

Bublitz. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

Koeslin. 

3. 

Bütow . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 


4. 

Dramburg . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

G 

8 

6 

8 

3 


5 . 

Koeslin . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

- 

1 


C). 

Kolberg-Koerlin . . 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

4 

2 

5 

— 


7. 

Lauenburg . 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

i 

1 

20 


8 . 

Neu-Stettin .... 

— 

— 

1 

1 

1, 

2 

1 

2 

3 

5 

22 


9. 

Rummelsburg . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

—- 

— 

— 

— 

1 


10 

Schievelbcin .... 

-1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 


11. 

Schlawe. 

3 

28 

1 

1 

3i 

1 4 

3 

4 

8 

| 37 

27 


12 . 

Stolp. 



— | 

— 

— 1 


— 

— 

— 


31 


■ 

Summa . . 

4 

30 

5 | 

G 

5 | 

7 

n| 

18 

22I 

61 

134 



Digitized by ^.ooQle 






































Kotz-Wurmkrankheit. 


37 



Von den Verlusten an Pferden entfallen auf folgende Bestände: 


Kolbatz, 

Karlshof 

Redlin Abb. 

Kolberg 

Karwitz 

Boitzenhagen 

Barth 

Gutzkow* 


Kr. Greifenbagen, 

32 Pf. Bestand, 

3 Pf. getödtet, 

— Pf. gefallen. 

„ Regenwalde 

5 

5 

ii 

„ Belgard 

4 

4 


„ Kolberg 

25 ,, 

5 

™* n 

., Schlawe 

53 

24 


i» ii 

17 

2 


,, Franzburg 

3 

3 

~ ii 

., Greifswald 

6 

6 

' ■ ii 

Zusammen 

145 Pf. Bestand, 

52 Pf. getödtet, 

— Pf. gefallen. 


Die übrigen 50 Pferde vertheilen sich auf 33 Gehöfte. 

In Karwitz, Boitzenhagen und Kolbatz dauerte das Herrschen der 
ltotz-Wurmkrankheit aus dem vorigen Jahre fort. Die alten Rotz¬ 
stationen Karwitz und Kolbatz wurden S. 67 und 69 unseres fünften 
Jahresberichtes bereits erwähnt. Nach Boitzenhagen war die Krank¬ 
heit von Karwitz aus verschleppt worden; dieselbe ist in Karwitz 
durch Massetödtungen (von 53 Pferden blieben nur 8 am Leben) ge¬ 
tilgt worden, schleppt sich in Kolbatz jedoch noch hin, in langen 
Zwischenräumen erkranken einzelne Pferde. Der Ausbruch in Kolberg 
betraf den Bestand einer Posthalterei. Die 3 Pferde in Barth bilde¬ 
ten den ganzen Bestand eines Omnibushalters. In einen Bestand zu 
Gützkow ist die Krankheit durch Ankauf eines Pferdes aus dem Kreise 
Demmin eingeschleppt worden, die Krankheit wurde auf die Pferde 
eines anderen Besitzers übertragen. 

Von den rotz-wurmkrank befundenen Pferden waren 13 kurz vor 


•) Zwei Gehöfte. 


Digitized by C^ooQle 






















38 Jahresbericht über die Verbreitung der ansiechenden Thierkrankheiten. 

Constatirung des Ausbruchs angekauft worden. Die ersten Krankheits¬ 
erscheinungen traten oft erst nach mehreren Monaten hervor. Ein 
rotzkrankes Pferd wurde auf dem Markte in Labes angetroffen, ein 
anderes gehörte zu dem Bestände einer Kunstreitertruppe. Drei Aus¬ 
brüche der Rotz-Wurmkrankheit werden auf Infectionen unterweges 
oder in Gastställen zurückgeführt. 

5. Posen. 


Von allen Kreisen der Provinz blieb — wie im vorigen 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 


Im Jahre 1880,81 getödtete 
und gefallene Pferde. 


verseuchte Bestände. 

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verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

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getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

1. 

Adelnau. 



1 

i 





1 

1 

5 

Reg.-fct 

2 

Birnbaum. 

1 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

2 

2 

5 

Posen. 

3. 

Bomst. 

2 

2 

1 

3 

1 

2 

— 

— 

3 

7 

1 


4. 

Buk. 

1 

1 

3 

6 

2 

3 

2 

3 

6 

13 

5 


5. 

Fraustadt. 

— 

— 

— 

_ 

1 

1 

— 

— 

1 

1 

1 


6 

Kosten. 

3 

3 

5 

6 

6 

7 

3 

3 

14 

19 

18 


7. 

Kroeben . 

3 

9 

5 

21 

6 

25 

2 

54 

10 

109 

— 


8. 

Krotoschin. 

2 

2 

2 

2 

2 

2 

— 

— 

2 

6 

15 


9. 

Obornik. 

— 

— 

— 

_ 

2 

4 

— 

— 

2 

4 

3 


10. 

Pieschen . 

— 

— 

i 

1 

1 

4 

3 

4 

4 

9 

44 


11. 

Posen Stadt .... 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

7 


12. 

Posen Land .... 

1 

1 

— 

_ 

3 

7 

4 

9 

6 

17 

14 


13 

Samter. 

3 

3 

1 

1 

4 

5 

3 

8 

8 

17 

5 


14. 

Schildberg. 

— 

_ 

1 

1 

— 

— 

2 

3 

3 

4 

8 


15. 

Schrimm. 

2 

3 

3 

19 

— 

— 

1 

9 

5 

24 

5 


16. 

Schroda. 

1 

2 

6 

12 

5 

6 

— 

— 

8 

20 

10 


17. 

Wre sehen. 

2 

5 

3 

7 

1 

1 

2 

3 

6 

l«; 

9 



Summa . . 

21 

32 

34 

82 

34 

67 

22 

89 

82! 270 

155 


1. 

Bromberg Stadt . . 

_ 


1 

1 

1 

1 



2 

2 

7 

Reg.-Bet 

2 

Bromberg Land . . 

2 

3 

2 

2 

6 

10 

1 

2 

6 

17 

10 

Broniberg. 

3. 

Czarnikau. 

2 

2 

2 

4 

2 

8 

1 

1 

5 

15 

5 


1. 

Gnesen. 

4 

7 

2 

3 

1 

1 

7 

13 

11 

24 

12 


5 

Jnowraclaw. 

5 

23 

3 

4 

3 

9 

2 

2 

10 

38 

20 


6. 

Kolmar. 

1 

1 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

2 

2 

2 


7 

Mogilno. ...... 

4 

19 

3 

5 

2 

9 

1 

4 

9 

37 

42 


8. 

Schubin. 

3 

13 

6 

17 

9 

28 

5 

33 

13 

91 

17 


9. 

Wirsitz. 

3 

4 

2 

7 

2 

9 

1 

2 

5 

22 

3 


10. 

Wongrowiec .... 

2 

3 

4 

9 

3 

37 

3 

31 

8 

80 

27 



Summa . . 

26 

75 

25 

52 

30 113 | 

21 ! 

88 

71 

328 

145 



Digitized by t^ooQle 























Rotz-Wurmkrankheit. 


39 


Jahre — nur der Kreis Meseritz frei von der Rotz-Wurra- 
krankheit; verhältnissraässig wenige Fälle wurden in den Kreisen 
beobachtet, welche an die Prozinz Brandenburg grenzen. Besonders 
auffällig sind die bedeutenden Verluste in den Kreisen Kroeben, wel¬ 
cher 1880/81 frei von Rotz-Wurm geblieben war, Schubin und Won- 
growiec. 

Von den 598 getödteten und gestorbenen Pferden entfallen 390 
auf die nachstehend genannten 32 Bestände: 


1. Ptaszkowo 

Kr. Buk 

76 Pf. Best. 

3 Pf. getödt. 

— 

Pf. gefall. 

2. Urbanowo 

11 11 

46 


6 


— 

ii 

3. Godziszewo 

„ Bomst 

16 


4 

n 

1 

ii 

4. Gogolewo 

„ Kroeben 

61 

n 

40 

n 

2 

i« 

5. Gr. Strzelce 

n n 

54 


43 


— 

ii 

6. Grodzisko 

„ Pieschen 

39 


5 


— 

n 

7. Fabianowo 

„ Posen 

4 

ii 

4 


— 

ii 

8. Pokrzywna 

ii ii 

16 

ii 

7 

ii 

1 

ii 

9. Smilowo 

„ Samter 

46 

<1 

6 


— 

ii 

10. Blaziszewo 

„ Schrimm 

21 


17 


— 

ii 

11. Zielnik 

,, Schroda 

30 

ii 

4 

n 

— 

ii 

12. Bierzglynek 

,, Wreschen 

28 

♦i 

6 

ii 

— 

ii 

13. Niesziszewo 

,, Bromberg 

35 

n 

5 

ii 

— 

n 

14. Gorray 

„ Czamikau 

11 

ii 

11 

n 

— 

ii 

15. Radomirsk 

„ Gnesen 

27 


4 


— 

ii 

16. Osniszewo 

„ Jnowraclaw 

48 


6 


— 

ii 

17. Radajewice 

i? n 

30 

ii 

18 

n 

1 

ii 

18. Crewajewo 

„ Mogilno 

24 

ii 

4 

ii 

— 

n 

19. Linowiec 

ii ii 

26 

ii 

12 

ii 

— 

n 

20. Pepielewo 

ii ii 

6 

ii 

6 

ii 

— 

ii 

21. Szwierszkowice 

!! 11 
„ Schubin 

27 

n 

8 

ii 

— 

ii 

22. Gogulkowo 

7 


5 

ii 

— 

,, 

23. Labischin 

ii ii 

5 

n 

4 

ii 

1 

ii 

24. Mamlice 

ii ii 

64 

ii 

23 

ii 

— 

n 

25. Reusdorf 

ii n 

34 

11 

20 

ii 

— 

, t 

26. Wenecia 

n ii 

55 

,, 

15 

ii 

— 

ii 

27. Znin 

ii ii 

13 

ii 

13 

ii 

— 

ii 

28. Kollin 

„ Wirsitz 

84 

n 

14 

n 

— 

„ 

29. Bogdanka 

,, Wrongowiec 

20 

ii 

9 

ii 

1 

>i 

30. Jabkowo 

ii i» 

4 

ii 

3 

ii 

1 

ii 

31. Swiontkowo 

ii ii 

53 


51 

ii 

2 

ii 

32. Ustaszewo 

ii ii 

32 

ii 

3 

- 

— 



Der Verlust in diesen 32 Gehöften betrug etwa 37,44 pc. der 
Bestände. In Ptaszkowo, Zielnik, Niesziczewo, Radajewice, Linowiec 
und Gogulkowo dauerte das Herrschen der Rotz-Wurmkrankheit seit 
dem vorigen Jahre fort. In Urbanie, Kr. Obomik, Bierszglynek, Ko- 
morowo, Kr. Wreschen, Zydowo II., Kr. Gnesen und Osniszewo, Kr. 
Jnowraclaw brach die Rotz-Wurmkrankheit nach längerer Pause in 
früher verseucht gewesenen Beständen von Neuem aus. 


Digitized by ^.ooQle 





40 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

Besonders häufig sind Rotzerkrankungen unter den Pferdebestän¬ 
den kleinerer und mittelgrosser Güter beobachtet worden, deren Be¬ 
sitzer entweder die Krankheit nicht beachtet oder das Herrschen 
derselben sogar längere Zeit verheimlicht hatten. Erst in letzter Zeit 
macht sich vielfach das Bestreben geltend, eine gründliche Tilgung 
der alten Rotzstationen durch Tödtung nicht nur der kranken und 
verdächtigen Pferde, sondern sogar ganzer Pferdebestände herbeizu¬ 
führen. Derartige Anträge werden von den Besitzern oft gestellt 
und finden auch vielfach Berücksichtigung. Besonders werden solche 
Massetödtungen von dem Departementsthierarzt Schmidt in Brom¬ 
berg empfohlen, derselbe ist der Meinung, dass unter den localen 
Verhältnissen der Provinz nur die Tödtung des ganzen Bestandes zum 
Ziele führen kann „wenn im Verlaufe des Tilgungsverfahrens die 
Ueberzeugung von einer universellen inneren Infection gewonnen 
worden ist“, und dass es sich bei Tilgung alter Rotzstationen jeden¬ 
falls empfiehlt, „die Pferde, welche neben den offenbar rotzig er¬ 
krankten gestanden haben, tödten zu lassen, auch wenn dieselben 
keine auffälligen Krankheitserscheinungen zeigen.“ 

Gogolewo, Kr. Kroeben, wird als eine alte Rotzstation bezeichnet, 
das Herrschen der Krankheit in Gross Sirzelce wurde dadurch be¬ 
kannt, dass der neu anziehende Pächter den stark verseuchten Be¬ 
stand seines Vorgängers übernehmen musste. Der Ausbruch in 
Grodzisko soll durch Infection auf Besuchsreisen in Polen veranlasst 
worden sein. 

Die, abgesehen von den oben genannten grösseren Ausbrüchen, getöd- 
teten 208 Pferde vertheilen sich auf 121 meistens kleinere Bestände. Bei 
der grossen Zahl solcher erkrankten Pferde ist es erklärlich, dass 
zahlreiche Ausbrüche der Rotz-Wurmkrankheit auf Berührung mit 
kranken und verdächtigen Pferden der Nachbarschaft zurückgeführt 
werden. 55 rotzkranke Pferde gehörten Handelsleuten oder 
Handwerkern in den zahlreichen kleinen Städten, welche 
ihr Gewerbe im Umherziehen betreiben. Es ist zu vermuthen, 
dass diese Pferde vielfältig zur Verbreitung der Rotz-Wurmkrankheit 
beigetragen und häufig Anlass gegeben haben, dass eine Infection von 
Pferden anderer Besitzer unterweges oder in Gastställen erfolgte. Von 
10 Ausbrüchen wird mit Sicherheit angenommen, dass die Ausbrüche 
durch diese Verhältnisse bedingt wurden. In einigen Fällen soll die 
Infection in Polen stattgefunden haben. 34 rotzkranke Pferde waren 
kurz vor Constatirung der Krankheit angekauft worden, unter diesen 


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Rotz - Wurmkrankheit. 


41 


2 in Polen; 6 rotzkranke Plerde wurden auf den Märkten in Brom¬ 
berg, Görchen, Kobylagöra und Sandberg angetroffen. 


6. Schlesien. 

Obgleich kein Kreis des Reg.-Bez. Oppeln frei von der Rotz- 
Wurmkrankheit blieb, beträgt die Gesammtzahl der in diesem Bezirke 
getödteten und gefallenen Pferde erheblich weniger als die Zahl der 
Verluste, von welchen während des vorigen Berichtsjahres der Kreis 
Beuthen allein betroffen worden war. Die bedeutende seucheartige 
Verbreitung der Rotz-Wurmkrankheit im Reg.-Bez. Oppeln, welche 
S. 74 — 77 unseres fünften Jahresberichts ausführlich vorgetragen 
wurde, ist mithin als getilgt zu betrachten. Dagegen hat die Zahl 
der rotz-wurmkranken Pferde gegen das Jahr 1880/81 im Reg.-Bez. 
Breslau erheblich und im Reg.-Bez. Liegnitz etwas zugenommen. 


Von grösseren Rotzausbrüchen verzeichnet das statistische Material 


folgende: 

1. Sollschütz 

Kreis Guhrau 

18 Pf. Best. 

8 Pf. getödt. — 

Pf. gef. 

11 

2. Jacobsdorf 

n 

Namslau 

15 


14 „ 1 

3. Deutsch Marchwitz 

n 

ii 

9 

ii 

9 „ — 

H 

4. Tschau 

11 

Neumarkt 

21 

n 

5 i, — 

11 

5. Tscheschen 

n 

*i 

4 


4 „ — 

ii 

6. Oels 


Oels 

7 

n 

4 „ — 

11 

7. Reichenbach 

ii 

Reichenbach 

4 

ii 

3 „ l 

11 

8. Rricbenbacb 

ii 

ii 

4 


4 „ — 

11 

9. Stroebel 

TI 

Schweidnitz 

13 


13 „ — 

1» 

10. üaeslutt 

11 

Striegau 

6 


6 „ — 

11 

11. Schreibersdorf 

11 

Poln. Wartenberg 

24 

ii 

8 „ — 

ii 

12. Wohlau 

•1 

Wohlau 

26 

ii 

8 „ — 


13. Ober Gebirgsdorf 


Görlitz 

9 

ii 

4 „ - 

11 

14. Guhlau 

11 

Grottkau 

41 

n 

32 „ — 

11 

15. Przelapka 

>1 

Kattowitz 

11 

ii 

5 „ 2 

11 

16. Ratibor 


Ratibor 

6 


6 „ — 

ii 

17. Uscbütz 

1» 

Rosen berg 

50 

ii 

28 ii - 

li 

18. Zembowitz 

11 

i» •«■■■ 

17 

ii 

5 ii - 

ii 



Zusammen 

285 Pf. Best. 166 Pf. getödt. 4 Pf. gef. 


Der Verlust in diesen 18 Gehöften beträgt 58,10 pc. der vor¬ 
handen gewesenen Bestände. In Ober-Gebirgsdorf und Zembowitz 
brach die Rotz-Wurmkrankheit nach längerer Pause in früher ver¬ 
seucht gewesenen Beständen von Neuem aus. In Guhlau wurde der 
ganze Bestand von 20 Pferden im 1. und 2. Quartal getödtet, die 
Rotz-Wurmkrankheit jedoch durch ein im Kreise Falkenberg erwor¬ 
benes Pferd von Neuem in den angekauften Bestand wieder einge¬ 
schleppt, so dass von 21 Pferden des letzteren im 3. und 4. Quartal 


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Google 









42 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

o 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im Be- 

ri' !it -Kitir. 

iin Jahre 1880 81 getödtete 
und gefallene Pferde. 


verseuchte Bestände. 

getödtetc und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

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tD • 

o 

11 

3L 

9 

X g 

T? — 

: S eä 
& 

1 

Breslau Stadt . 



2 

2 

11 

11 

2 

3 

5 

5 

13 

21 

13 

Keg.- B«. 

2. 

Breslau Land . 



1 

1 

— 

— 

2 

5 


— 

3 

6 


Breslau. 

3 

Brieg. 



— 

— 

1 

1 

B 


E 


1 

i 



4. 

Frankenstein . . 



3 

3 







4 

4 



5* 

Glatz. 



2 

2 






B 

2 

2 



6 

Guhrau. 




— 



■ 

8 


B 

\ 

8 



7- 

Habclschwerdt . 



— 

— 



E 

e 



— 

— 



8 

Mifitsoh. 



— 

— 

m 

n 


B9 

1 

1 

1 

2 

1 


9 

Münsterberg . . 



— 

— 

— 

— 

— 

— 

_ 

— 

— 

— 

3 


10 

Namslau . . . . 



1 

6 

1 

i 

2 

14 

m 


6 

24 

3 


11 

Neumarkt . . . 



— 

_ 

1 

l 

4 

7 



3 

14 

5 


12. 

Neurode .... 



— 

— 

1 

i 

— 

_ 

B 


1 

1 

6 


13. 

Nimptsch.... 



1 

1 

— 

— 

— 

— 

B 


1 

1 

— 


14. 

Oels. 



— 

— 

2 

6 

1 

1 

2 

2 

5 

9 

1 


15 

Ohlau. 



— 

— 

1 

1 

2 

3 

1 

1 

4 

5 

12 


16. 

Reichenbach . . 



i 

2 

— 

— 

1 

3 

2 

2 

4 

7 

2 


17. 

Schweidnitz . . 



1 

1 

— 

— 

1 

3 

2 

10 

3 

14 

12 


18. 

Steinau. 



— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

1 

1 

— 


10. 

Strehlen . . . . 



— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

_ 

— 

— 

1 


20 

Striegau . . . . 



— 

— 

— 

— 

1 

3 


3 

1 

6 

2 


21. 

Trebnitz .... 



— 

— 

2 

3 

1 

2 


1 

4 

6 

9 


2*2. 

Waldenburg . . 



— 

— 

1 

2 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

4 


23 

Wartenberg . . 



— 

— 

2 

2 

2 

5 


4 

3 

11 

— 


24. 

Wohlau. 




— 

1 

1 

1 

8 


1 

2 

10 

4 



Summa . . 

12 

18 

25 

31 

22 

66 

21 

40 

64 j135 

98 


1. 

Bolkenhayn . . 



1 

1 

1 

1 


_ 


1 

3 

3 

_ 


2 

Bunzlau . . . . 



— 

— 

— 

— 

3 

3 


1 

4 

4 

10 

Li'fiiti. 

3. 

Freystadt . . . 



—, 

— 

— 

— 

1 

1 


1 

2 

2 

9 


4 

Glogau. 



1 

1 

— 

— 

— 

— 

2 

3 

3 

4 

2 


5. 

Görlitz Stadt . 



— 1 

— 

— 

— 

— 

_ 


1 

1 

1 

— 


6. 

Görlitz Land. . 



— 

— 

1 

1 

2 

4 


1 

1 

6 

2 


7. 

Goldberg-Haynau 


— 

— 

— 

— 

1 

1 


9 

o 

3 

6 


8. 

Grünberg .... 



3 

3 

— 

-r- 

3 

4 


i 

5 

8 

6 


9 

Hirschberg . . . 




— 

— 

— 

- 

_ 

2 

6 

2 

6 

1 


10 

Hoyerswerda . . 




— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 


11 

Jauer . 




— 

— 

— 

— 

— 

2 

4 

2 

4 

3 


12. 

Landeshut . . . 



_ 

— 

2 

2 

— 

— 


1 

2 

3 

2 


13. 

Lauban . 



1 

1 

— 

— 

— 

— 


1 

2 

2 

1 


14 

Liegnitz Stadt. 



2 

*2 

— 1 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

2 

— 


15. 

Liegnitz Land . 



— 

— 

1 

2 

1 

1 

i 

1 

2 

4 

Ra 


16 

Löwenberg . . . 



— 

1 — 



1 

3 

2| 

2 

3 

5 

■3 



Latus . 

8 

8 

5 

6 

12 

1 17 

18 

26 

36 

57 

48 



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Rotz-Wurmkrankheit. 


43 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 


Im.Jahre 1880/81 getödtete 
und gefallene Pferde. 


verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 


Transp. . . 

8 

8 

5 

6 

12 

17 

18 

26 

36 

57 

48 

Reg.-Bez. 

17 

Lüben . 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 


_ 

_ 

_ 

1 

Lifgaitr. 

18. 

Rothenburg .... 


— 

1 

3 

1 

1 

— 

— 

2 

4 

1 


19 

Sagan . 


— 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

2 

2 

1 


20 

Schoenau . 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 


21. 

Sprottau. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 



Summa . . 


8 

7 

10 

14 

19 

19 

27 

41 

64 

52 


1. 

Beuthen . 

1 

1 



1 

1 



1 

2 

171 

Reg.-Bez. 

2 

Falkenberg. 


— 

2 

2 

— 

— 

2 

2 

4 

4 

6 

Oppeln. 


Grottkau. 

1 

6 

2 

16 

1 

3 

1 

8 

2 

33 

2 


4 

Kattowitz. 

2 

3 

2 

2 

1 

3 

1 

7 

5 

15 

112 


5 

Kosel. 

— 

— 

1 

1 

_ 

— 

_ 

_ 

1 

1 

3 


6 

Kreuzburg. 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

5 


7 

Leobschütz. 

1 

1 

1 

1 

3 

7 

1 

2 

4 

11 

9 


8 

Lublinitz. 

— 

— 

_ 

— 


— 

1 

1 

1 

1 

2 


9 

Neisse. 

1 

1 

5 

6 

_ 

_ 

— 

_ 

6 

7 

10 


10 

Neustadt. 

_ 

_ 


_ 

_ 

_ 

2 

2 

2 

2 

56 


11 

Oppeln. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

3 


12 

Pless . 

— 

_ 

— 

— 

1 

1 

_ 

— 

1 

1 

12 


13. 

Ratibor. 

— 


3 

4 

_ 

— 

3 

8 

3 

12 

9 


14 

Rosenberg. 

2 

9 

2 

17 

2 

4 

5 

9 

8 

39 

15 


15 

Rybnik. 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

1 

1 

7 


16. 

Gross Strehlitz. . . 

1 

3 

— 

— 

— 

— 

— 

— • 

1 

3 

28 


17 

Tarnowitz. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

12 


18 

Tost-Gleiwitz. . . . 

1 

2 

1 

1 

3 

7 

1 

1 

5 

11 

104 


19. 

Zabrze ... 



— 



— 

1 

1 

1 

1 

17 



Summa . . 

io| 

26 

201 

51 

13 

27 

20 

43 

491147 

583 



11 getödtet werden mussten. Der Ausbruch in Uschütz wird auf 
eine Infection in Polen zurückgefiihrt. In Jacobsdorf war man zuerst 
der Ansicht, dass die Krankheit durch ein angekauftes Pferd einge¬ 
schleppt worden sei, bei den Sectionen stellte sich jedocli heraus, 
dass zwei andere dem Besitzer seit längerer Zeit gehörende Pferde sehr 
viel ältere rotzige Veränderungen zeigten. Im Allgemeinen beschränken 
sich die Mittheilungen über die oben erwähnten grösseren Rotzaus¬ 
brüche meistens auf die Angabe der nackten Zahlen. 

Die übrigen 196 getödteten und gefallenen rotz-wurmkranken 


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44 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

Pferde vertheilen sich auf zusammen 121 zum grössten Theil kleinere 
Bestände, von denen fast die Mehrzahl beim Betriebe von Fuhrwerk 
oder von Hausirhandel benutzt wurden. Ganz ausserordentlich häufig 
wird der Ausbruch der Rotzkrankheit auf Infectionen unterweges oder 
in Gastställen zurück geführt, in einzelnen Fällen ist die Krankheit 
sicher durch Berührung mit kranken Pferden benachbarter Besitzer 
bedingt worden. Einige Male soll die lnfection auf Reisen in Polen 
stattgefunden haben. 

30 Pferde waren kurz vor Constatirung der Krankheit angekauft 
worden, unter diesen 7 in Polen, 2 in Böhmen, 1 in Galizien und 
1 in Oesterreich, 14 wurden auf den Rossschlächtereien in Breslau, 
Reichenbach und Görlitz, 2 auf der Abdeckerei in Breslau, je eines 
auf den Märkten in Tost und Zülz ermittelt. 

Zur Sicherung der Diagnose impfte Kr. Thierarzt Stolz den 
Nasenschleim eines rotzverdächtigen Pferdes an der Schulter des 
letzteren. Nach 3 Wochen hatte sich an derselben Stelle ein Wurm¬ 
geschwür gebildet. 


7. Sachsen. 

Die 95 getödteten und gefallenen rotz-wurmkranken Pferde ver¬ 
theilen sich auf die Kreise: 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 


o 

: 2£ 

OO 

© = 

C/D <D 
Jj — 

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P o 

£ u 

ri 

—1 n ~ 
£ 5 


verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Beslände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

bß . 
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1 

Garde legen . . 

2 

9 







9 

* 

9 


Reg.-Bez 

2. 

Jerichow I . . 

2 

3 

1 

1 

1 

1 

3 

4 


9 

13 

Magdeburg. 

3. 

Kalbe. 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

- 

— 

10 


4 

Magdeburg Stadl 

1 

1 

1 

3 

2 

3 

— 

— 

4 

7 

3 


5 

Neuhaldensleben 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

1 

1 

4 


6. 

Oschersleben. . 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 

y 

7. 

Osterburg . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

5 

1 

5 

19 


S. 

Salzwedel . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 


9 

Stendal .... 

1 

1 

— 

— 

1 

2 

— 

— 

2 

3 

1 


10. 

Wanzleben . . 

2 

4 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

4 

4 


11. 

Wolmirstedt. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

1 

2 

1 



Summa. . 

9 

19 

2 

4 

5 

7 

5 

11 

21 

41 

56 



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Ro tz-W urm kran k h e i t. 


45 


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Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Imtle- 

riclif >jnhr. 

lm Jahre 1880/81 getödtete 
und gefallene Pferde. 


verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

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1. 

Bitterfeld . . . 

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1 

1 

2 

Reg -Bez. 

2. 

Delitzsch.... 

1 

2 

— 

— 

— 

— 


— 

1 

2 

— 

Merseburg. 

3 

Kckartsberga . 


2 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

3 

— 


4 

Halle Stadt . . 


— 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 


5 

Liebenwerda . . 


— 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

1 

1 

— 


6 

Mansfeld Gebk. 


— 

3 

3 

1 

1 

— 

— 

2 

4 

— 


7. 

Mansfeld See kr. 


— 

— 

— 

1 

1 

1 

2 

2 

3 

1 


S. 

Merseburg . . . 


— 

3 

3 

— 

— 

1 

1 

3 

4 

17 


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Querfurt .... 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

3 


10. 

Saalkreis.... 

1 

1 

1 

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1 

3 

— 

— 

2 

7 

— 


11 

Sangerhausen . 


— 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 


12 

Schweinitz . . . 



— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

4 


13. 

Torgau. 



— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

7 


14 

Weissenfels . . 

1 

1 

1 

3 

— 

— 

— 

— 

1 

4 

— 


15 

Wittenberg 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

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1 

1 



Summa . . 

5 

7 

12 

16 

4 

6 

3 

4 

18 

33 

35 


1 

Krfurt Stadt. . 

1 

1 



1 

2 



1 

3 

2 

Reg. Dez. 

2 

Langensalza . . 

— 

— 

— 

— 

— 


1 

1 

1 

1 

— 

Erfurt. 

3. 

Mühlhausen . . 

2 

2 

1 

1 

— 


— 

— 

1 

3 

1 


4. 

Nordhausen . . 

2 

10 

2 

2 

— 

— 

— 

— 

2 

12 

5 


5. 

Worbis. 


T 

2 

1 2 


| — 

— 

— 

_2 

2 

— 



Summa . . 

5 | 

13 

5 | 

5 

1 

2 

1 

1 

7 

1 21 

8 



Von grösseren Rotzausbrüchen verzeichnet das statistische Ma- 


terial: 

1. Gardelegen 

Kr. Gardelegen, 

8 

Pf. Bestand, 

8 Pf. getödtet, 


Pf. gefallen. 

2. Magdeburg 

„ Magdeburg 

3 

51 

3 <i 

— 

ii 

3. Wellmerodc 

„ Osterburg 

7 

51 

4 

1 

15 

4. Löbejün 

., Saalkreis 

G 

>1 

5 

1 

55 

5. Weissenfels 

„ Weissenfels 

8 


4 

— 

,, 

6. Nordhausen 

„ Nordhausen 

4 

•1 

8 

— 

51 

7. Bleicherode 

•» »» 

4 

11 

4 

— 



Zusammen 

40 

Pf. Bestand, 

36 Pf. getödtet, 

2 

Pf. gefallen. 


Von den 40 Pferden dieser 7 Bestände blieben nur 2 am Leben. 
Die übrigen 57 getödteten und gefallenen Pferde vertheilen sich auf 
39 meist kleine Bestände. 

In Moeser und Zeddenik, Kreis Jerichow I., brach die Rotz- 


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46 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

Wurmkrankheit nach längerer Pause in früher verseucht gewesenen 
Beständen von Neuem aus. Die 8 in Nordhausen getödteten Pferde 
gehörten einem Pferdehändler. Bei einem an Influenza gefallenen 
Pferde wurde die Rotz-Wurmkrankheit zufällig durch die Section er¬ 
mittelt. 21 Pferde waren kurz vor Constatirung der Krankheit an¬ 
gekauft, unter diesen 1 in Belgien, 3 wurden auf Rossschlächtereien, 
1 in Halle auf offener Strasse ermittelt, 2 Pferde dienten Handels¬ 
leuten zum Betriebe eines Hausirgeschäftes. 3 Ausbrüche der Rotz- 
Wurmkrankheit sollen durch Infection unterweges oder in Gastställen 
bedingt worden sein. 


8. Schleswig-Hol stein. 

Die 22 in dieser Provinz getödteten und gefallenen Pferde ver¬ 
theilen sich, wie folgt, auf die Kreise: 

Altona in 4 Gehöften 9 Pferde. 

Lauenburg „3 „ 9 „ 

Norderdithmarschen ,, 1 Gehöft 1 „ 

Pinneberg .,1 „ 3 

In 9 Gehöften 22 Pferde. 

Der Verlust im Jahre 1880 81 entfiel mit zusammen 24 Pferden 
auf die Kreise Altona, Apenrade, Flensburg und Sonderburg. 

In dem Bestände eines Torffabrikanten in Altona wurden wäh¬ 
rend des 1. Quartals 6 Pferde rotzkrank befunden, die einzelnen Er¬ 
krankungen folgten sehr schnell aufeinander. Zwei Ausbrüche der 
Rotz-Wurmkrankheit sollen durch Infcctionen auf Hamburger Gebiet 
veranlasst worden sein; 3 Pferde waren kurz vor Constatirung der 
Krankheit angekauft worden, 3 rotzkranke Pferde wurden auf der 
Rossschlächterei in Altona ermittelt, eines der letzteren stammte aus 
Hamburg. 


9. Hannover. 

Die Rotz-Wurrakrankheit wurde in den S. 47 genannten Krei¬ 
sen beobachtet. 

Ueber die Ursachen der weiten Verbreitung der Rotzkrankheit in 
5 Gehöften von Springe, Kr. Wennigsen, wird nicht berichtet; ebenso 
wenig über die Ausbrüche in 3 Gehöften von Hildesheim, in denen 
sämmtliche 15 Pferde getödtet wurden oder fielen und über den Aus¬ 
bruch in Riethagen, Kreis Fallingbostel, woselbst von 6 Pferden nur 
eines am Leben blieb. Die verhältnissmässig zahlreichen Rotzfalle 
im Kreise Hildesheim - Marienburg werden auf den Verkauf der 


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Rotz-Wurmkrankheit. 


47 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im Be¬ 
richtsjahr. 

Im Jahre 1880,81 getödtete 
und gefallene Pferde. 


verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

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verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

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1. 

Hameln. 

1 

2 



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1 

1 

2 

3 

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Ldr.-Bez. 

2. 

Hannover Stadt 

— 

— 

1 

2 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 

Hannover. 

3. 

Hannover Land . 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 


4. 

Hova ...... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 


5. 

Wennigsen . . . 

2 

3 i 

4 

11 

5 

10 

1 

1 


25 

1 



Sumtna . . 

4 

6 

5 

12 

5 

10 

2 

2 

9 

30 

4 


1. 

Gocttingen . . . 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

1 

Ldr.-Bez. 

2. 

Hildesheim - Ma¬ 

— 

— 

7 

13 

s 

12 

2 

3 

9 

28 

2 

Hildes¬ 


rienburg .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

heim. 

3. 

Liebenberg . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

8 


4. 

Osterode .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

— 


5. 

Zellerfeld .... 



1 

9 

— 

— 

— 

- 

1 

2 

— 



Summa . . 

— 

— 

S 

15 

8 

12 

4 

D 

12 

32 

11 


1. 

Dannenberg. . . 


_ 



1 

i 

1 

1 

1 

2 

3 

Ldr.-Reg. 

2 

Fallingbostel . . 

— 

— 

1 

4 

1 

i 

— 

— 

i 

5 

12 

Lüneburg. 

3. 

Gifhorn. 

— 

— 

— 

— 

— 


— 

.— 

_ 

— 

2 


4. 

Harburg. . 




— 

— 


— 




1 



Summa . . 

— 1 

— 

1 

4 

2 

2 

l| 

1 

1 " 

7 

18 



Verden . . 

1 

1 







1 

1 

2 

Ldr.-Bez. 



— 







1 — 


| — 

— 

Stade. 


Lingen. 

1 

4 




i — 

— 1 


1 

4 

— 

Ldr.-Bez. 





— 

— 




1 — 

— 

— 

— 

Osnabrück 


Fjmdcn. 



— 1 


— 

— 



— 

— 

1 

Ldr.-Bez. 



— 

| — 

“"1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Aurich. 


Pferde eines seit längerer Zeit bestehenden und verheimlichten Seuche¬ 
herdes zuriickgeführt. Die 4 Pferde im Landdr.-Bez. Osnabrück bil¬ 
deten den ganzen Bestand eines Besitzers und sollen durch die Pferde 
eines Lohnkutschers schon im Jahre 1879 inficirt worden sein. 

Die übrigen Fälle blieben vereinzelt oder betrafen höchstens 2 
Pferde des Bestandes. In dem Gehöft zu Verden kam die erste Rotz¬ 
erkrankung Anfang December 1880, die zweite im Juni 1881 vor. 
Ein Pferd war kurz vor Constatirung der Krankheit angekauft; ein 


Digitized by ^.ooQle 


























48 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

Ausbruch der Rotzkrankheit soll durch Infection auf Reisen veran¬ 
lasst worden sein. 


10. Westfalen. 

Die 12 getödteten und gefallenen rotz-wurinkranken Pferde ver¬ 
theilen sich auf je ein Gehöft der nachstehend genannten Kreise: 

Cösfeld 1 Pferd 

Stadt Münster 6 Pferde 
Herford 1 Pferd 

Höxter 1 „ 

Bochum 1 „ 

Hagen 1 „ 

Soest 1 

12 Pferde. 

Von den Kreisen hatten Coesfeld, Stadt Münster, Bochum und 
Soest im Jahre 1880/81 zusammen 8 Pferde verloren. Die 6 Pferde 
in der Stadt Münster gehörten einem Pferdehändler und wurden auf 
Veranlassung des Besitzers getödtet, 2 Pferde erwiesen sich bei der 
Section frei von Rotz. Zwei Pferde waren kurz vor Constatirung der 
Krankheit angekauft, ein Pferd wurde auf der Rossschlächterei in 
Herford ermittelt. 


11. Hessen-Nassau. 

In den nachstehend genannten Kreisen sind zusammen 35 Pferde 
getödtet worden bezw. gefallen: 


Fritzlar 

in 2 Gehöften 

2 Pferde. 

Fulda 

« 2 „ 

4 

Melsungen 

» 3 ., 

9 ,, 

Frankfurt 

n 2 „ 

18 „ 

Unter-Westerwald.. 2 „ 

2 


Zusammen in 11 Gehöften 35 Pferde. 


In einem Gehöfte zu Malsfeld, Kr. Melsungen, brach die Rotz- 
Wurmkrankheit nach 4 Monaten von Neuem unter den Pferden des¬ 
selben Bestandes aus. Die Stadt Frankfurt hatte 1880/81 8 Pferde 
verloren, die übrigen oben genannten 4 Kreise waren im vorigen Jahre 
frei von der Rotzkrankheit geblieben. Im 2. Quartal wurden 15 Pferde 
eines Lohnkutschers in Bockenheim bei Frankfurt getödtet, das 16. 
Pferd ist gefallen. Die Krankheit verlief sehr schnell, 5 Pferde litten 
an acutem Rotz. Die rotzige Lymphangitis trat namentlich an den 
Stellen auf, an welchen das mit Schweiss getränkte Geschirr gelegen 
hatte. Sämmtlichc 5 Pferde eines Besitzers in Helmshausen, Kreis 
Melsungen, erwiesen sich während des 4. Quartals rotzkrank; nähere 
Angaben fehlen. Die übrigen Fälle blieben vereinzelt. 


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Rotz-Wurrakrankheit. 


4D 

Ein Pferd war kurz vor Constatirung der Krankheit angekauft 
worden; ein Ausbruch der Rotz-Wurrakrankheit ist durch Infection 
auf Reisen veranlasst worden. 


12. Rheinprovinz. 

Die 188 gefallenen und getödteten rotz-wurmkranken Pferde ver¬ 
theilen sich auf die Kreise: 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im Be¬ 
richtsjahr. 

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verseuchte Bestände 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde 

verseuchte Bestände 

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rse achte Bestände 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

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Ahrweiler .... 



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2 

Reg.-Bez. 

2 

Altenkiichen . . 

1 

1 


— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 

Koblenz. 

3 

Koblenz. 

1 

4 

1 1 

1 

3 

3 

2 

2 

5 

10 

4 


4 

Kreuznach . . . 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 


5 

Mayen . 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

1 

1 

— 


6. 

Neuwied .... 

2 j 

3 

2 

2 

— 

— 

— 

— 

3 

5 

9 


7. 

Simmern .... 


— 

— 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

2 

2 


8. 

Zell. 

- 



— 

1 

A 1 


— 

1 

1 




Summa . . 

4 

8 

4 

4 

5 

5 

4 

4 

14 

21 

17 


1. 

Düsseldorf Stadt 

1 

1 





1 

1 

‘■2 

2 

l 

Reg.-Bez. 

2. 

Elberfeld Stadt 

1 

1 

1 

1 

2 

24 

2 

9 

4 

35 

15 

Düsseldorf 

3. 

Barmen Stadt . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 


4. 

Essen Land . . 

i 

16 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

2 

17 

— 


5. 

Gladbach .... 

— 


1 

1 

— 

— 

— 

— 

i 

1 

— 


6. 

Kempen. 

— 

_ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 


7. 

Krefeld Land . . 

1 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

2 


8. 

Lennep . 

— 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 


9. 

Mettmann .... 

— 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

5 


10. 

Neuss. 

— 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 


11. 

Solingen .... 

— 

- 

1 

1 


— 

— 

— 


1 

2 



Summa . . 

4 

l 20 

4 

4 ! 

2 

24 

3 

! 

10 

| 58 

32 


1. 

Bergheim .... 


_ 


_ 




_ 

_ 

_ 

1 

Reg.-Bez. 

2. 

Bonn. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

-j-» 

2 

Köln. 

3 

Gummersbach . 

— 

— 

1 

1 

1 

5 

1 

2 

2 

I 8 

— 


4. 

Köln Stadt . . . 

— 

) - 

1 

1 

— 

— 

3 

3 

4 

4 

12 


5. 

Köln Land . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 — 

— 

— 

5 


6. 

1 Mühlheim .... 



— 

— 


— 





2 



Summa . . 

— 

| — 

1 2 

1 2 

1 

i 5 

4 

5 

6 

12 

22 | 


Archiv f. wiss. u. pract. Thierheilkuude. IX. Suppl.-Heft 


Digitized by C^ooQle 






































50 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im Be¬ 
richt^ nlir. 

im Jahre 1880 81 getödtete 
und gefallene Pferde. 


verseuchte Bestände. 

■ 

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verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde 

1. 

Bcrnkastel . . . 

1 

4 



2 

2 



3 

6 

4 

Reg.-Bez. 

2. 

Bitburg. 

1 

1 

— 

— 

— 


— 

— 

1 

1 

— 

Trier. 

3. 

Daun. 

— 

— 

— 

— 

4 

4 

— 

— 

4 

4 

— 


4. 

Ottweiler .... 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

1 

i 

2 

2 

— 


5. 

Saarbrücken . . 

3 

9 

5 

17 

1 

9 

1 

2 

5 

37 

33 


6. 

Saarburg .... 

— 

— 

1 

i 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 


7. 

Saarlouis .... 

— 

— 

— 

_ 

— 

_ 

— 

— 

— 

— 

1 


8 

Trier Land . . . 

— 

— 

3 

6 

— 

— 

1 

1 

3 

7 

6 


9. 

St. Wendel . . . 

_ 

— 

— 


1 

1 

— 

— 

1 

1 




Summa . . 

5 

14 

10 

25 

8 

16 

3 

4 

20 

59 

44 


1. 

Aachen Stadt 











1 

Reg.-Bez. 

2 

Aachen Land 

1 

2 

1 

6 

— 

— 

1 

7 

2 

15 

1 

Aachen. 

3. 

Eupen . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

— 


4. 

Heinsberg .... 

— 

— 

— 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

2 


5. 

Malmcdy .... 

1 

15 

2 

4 

1 

1 

1 

1 

3 

21 

9 


6. 

Montjoie .... 

— | 

— 



1 

1 



l| 

1 

— 



Summa . . 

2 1 

17 

3 | 

10 

2 1 

2 

3 

9 

7 | 

38 

13 



Von grösseren Rotzausbrüchen verzeichnen die Tabellen: 


1. Bendorf, 

Kr. Koblenz, 

17 Pf. Bestand, 4 

Pf. getödtet, 

— Pf. gefallen. 

2. Elberfeld 

„ Elberfeld 

33 „ 

23 

!) 

~ - ,, 

3. Elberfeld 

»♦ j» 

59 „ 

9 

1» 

*“ 77 

4. Bochold 

,, Essen 

16 

14 

7? 

2 

5. Gummersbach,. Gummersbach 25 ,, 

7 


77 

6. Cues 

,, Bern kastei 

8 „ 

4 

77 

“““ 77 

7. Dudweiler 

„ Saarbrücken 

104 „ 

26 

*7 

77 

8. Osdorf 

,, Trier 

8 „ 

6 

1» 

7» 

9. Birkengang 

„ Aachen 

40 „ 

11 

’7 

1 

10. Losheim 

„ Malmedy 

12 „ 

4 

1» 

- „ 

11. Malmedy 

” »* 

24 

13 

.. 

2 


Zusammen 

346 Pf. Best., 

121 

Pf. getödtet, 

5 Pf. gefallen. 


Der Verlust in den oben genannten Gehöften betrug mithin 
36,40 pCt. der vorhandenen Bestände. Die übrigen 62 getödteten 
und gefallenen rotz-wurmkranken Pferde vertheilen sich auf 46 Be¬ 
stände. 

In beiden Gehöften von Elberfeld, in Cues, Dudweiler und Mal¬ 
raedy dauerte das Herrschen der Rotz-Wurmkrankheit seit dem vori- 


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Rotz-Wurmkrankheit. 


51 


gen Berichtsjahre fort. In Birkengang brach dieselbe nach längerer 
Pause von Neuem aus. Die Ausbrüche im Reg.-Bez. Koblenz stehen 
zum Theil mit dem Herrschen der Rotzkrankheit unter den Pferden, 
welche Eisenerze transportiren, im Zusammenhänge (s. 5. Jahresber. 
S. 83), es haben auch in diesem Jahre Revisionen sämmtlicher Pferde 
in den Kreisen Koblenz und Neuwied stattgefunden. Die Erkrankun¬ 
gen in Dudweiler kamen nicht nur unter den Pferden in der Grube, 
sondern auch unter den über der Erde aufgestellten vor, welche vier 
Jahre lang von Rotz frei geblieben waren; es wird behauptet, dass 
die Krankheit durch angekaufte Pferde von Neuem eingeschleppt wor¬ 
den ist. Unter den Pferden der Pferdebahngesellschaft in Elberfeld 
herrscht die Krankheit schon seit dem Jahre 1878, der zweite Be¬ 
stand in Elberfeld gehörte einem Fuhrhalter und wurde bis auf das 
letzte Pferd getödtet. Die 6 Pferde in Osdorf wurden bei dem Trans¬ 
porte von Schiefer verwendet. Im Uebrigen enthält das statistische 
Material keine Mittheilungen über die Ursachen der oben genannten 
grösseren Rotzausbrüche. 10 Pferde waren kurze Zeit vor Constati- 
rung der Krankheit angekauft worden, darunter je 1 in Holland und 
Belgien, 1 Pferd gehörte französischen Saarschiffern, 11 rotz-wurm- 
kranke Pferde wurden auf Rossschlächtereien ermittelt. Mehrfach 
sollen die Ausbrüche der Rotz-Wurmkrankheit durch Infectionen auf 
Reisen, zum Theil auch in Belgien veranlasst worden sein. 

Die Hohenzollern’schen Lande blieben frei von der Rotz- 
Wurmkrankheit. 

Während des Kalenderjahres 1881 sind von Pferden der Ar¬ 
mee wegen Rotzkrankheit, bezw. Rotzverdacht getödtet 
worden: 1 Offizierspferd und 10 Dienstpferde der Truppen, von den 
letzteren wurden 5 bei der Section nicht rotzkrank befunden. 

Die oben genannten Pferde vertheilen sich auf die nachstehend 
genannten Truppentheile: 

Garde Kürassier Reg. — Pferd rotzkrank 1 Pferd nicht rotzkrank. 

Schles. Ulanen Reg. No. 2. 1 „ „ — „ „ „ 

1. Pomm. Ulanen Reg. No. 4. 1 „ „ 1 „ „ „ 

1. Hann. Ulanen Reg No. 13. 1 „ „ 2 Pferde „ „ 

Ostpr. Feld Artill. Reg. No. 1. 1 „ ., — „ „ „ 

Schles. Holst. Feld Art. Reg. No. 9. 1 „ „ — „ ,, „ 

1 Offizierpferd — ., „ „ 

Magd. Train Balall. No. 4. — Pferd rotzkrank 1 Pferd nicht rolzkrank. 

Die Verhältnisse, welche Anlass gaben, dass die Til¬ 
gung der Rotz-Wurmkrankheit keine grösseren Fortschritte 
gemacht hat, haben sich nicht geändert. Nach wie vor exi- 

4 * 


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52 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheitea. 


stiren — wie aus den Angaben über die Ausbrüche der Rotz-Wurm¬ 
krankheit in den einzelnen Provinzen hervorgeht — namentlich in 
den östlichen Landestheilen zahlreiche alte Seucheherde, 
welche erst nach und nach und meistens sogar ganz zufällig beim 
Besitzwechsel der betreffenden Landwirtschaften oder bei dem Ver¬ 
kaufe von Pferden zur Kenntniss der Behörden gelangen. Die No¬ 
tizen über die grösseren Rotzausbrüche bieten zahlreiche Beispiele von 
solchen Rotzstationen, ebenso auch von Ausbrüchen, in denen gleich 
bei der ersten Untersuchung eine beträchtliche Zahl Pferde rotz-wurm- 
krank befunden wurde, und die Krankheit von den Besitzern der 
Pferde entweder nicht beachtet oder geradezu verheimlicht worden ist. 
In 22 Gehöften brach die Rotz-Wurrakrankheit nach einem 
Zwischenraum von 5 bis 18 Monaten in früher verseucht 
gewesenen Beständen von Neuem aus, und in den meisten der¬ 
artigen Fällen kann wohl mit Recht vermuthet werden, dass 
die Schutz- und Tilgungsmassregeln zu frühzeitig aufgehoben wor¬ 
den sind. 

Für die Nichtbeachtung oder Verheimlichung der Rotz - Wurm¬ 
krankheit spricht ferner die Thatsache: 

dass 138 Pferde sich zur Zeit, als die Krankheit 
constatirt wurde, erst seit kurzer Zeit im Besitz 
der betreffenden Eigenthümer befanden, 
sowie 

dass 11 rotz-wurmkranke Pferde bei Beaufsichti¬ 
gung der Pferdemärkte und 32 rotz-wurmkranke 
Pferde bei der thierärztlichen Untersuchung in den 
Rossschlächtereien ermittelt wurden. 

Von den 138 kurz vorher angekauften rotz-wurrakranken Pferden 
stammten: 

11 aus Polen. 

5 „ Oesterreich Ungarn. 

1 „ Holland. 

1 „ Belgien. 

3 „ Hamburg. 

1 Braunschweig und 

2 waren auf Auctionen russischer Militärpferde 

erstanden worden. 

Drei Pferde, welche anscheinend an anderen Krankheiten gefallen 
waren, wurden zufällig auf Abdeckereien als mit dem Rotz-Wurm be¬ 
haftet erkannt, zwei rotzkranke Pferde wurden auf offener Strasse 
und ein solches wurde herrenlos angetroffen. 


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Rotz-Wurmkrankhcit. 


53 


Die Tilgung der Rotz-Wurmkrankheit wird weiter wesentlich durch 
den Umstand erschwert, dass zwischen dem Einwirken des Con- 
tagium und dem Auftreten der ersten Krankheitserschei¬ 
nungen bei den inficirten Pferden oft eine sehr lange Zeit 
vergeht, welche in mehreren von den Berichterstattern angeführten 
Fällen 5—7 Monate gedauert hat. 

Wie wir in unserem 5. Jahresbericht Seite 93 bereits angeführt, 
war im hohen Masse auffallend die bedeutende Anzahl der¬ 
jenigen Pferde, welche nach Ansicht der Berichterstatter 
lediglich an Lungenrotz ohne gleichzeitig vorhandene krank¬ 
hafte Veränderungen in den Nasenhöhlen oder der Haut ge¬ 
litten haben sollen. 

Nachdem es wiederholt vorgekommen, dass bei grösseren Pferde¬ 
beständen, welche behufs Tilgung der Rotz-Wurmkrankheit getödtet 
worden waren, fast alle Pferde angeblich an Lungenrotz litten, wäh¬ 
rend in den Nasenhöhlen oder in der Haut gar keine krankhaften 
Veränderungen angetroffen wurden, ersuchten wir im 2. Quartal die 
beamteten Thierärzte durch unser Circular No. 6., zukünftig in den 
Tabellen diejenigen Fälle genauer zu bezeichnen, in denen die betref¬ 
fenden Pferde lediglich mit Lungenrotz in dem oben erwähnten Sinne 
behaftet waren. Dieses Circular ist von den meisten beamteten Thier¬ 
ärzten dahin verstanden worden, dass die Pferde, welche an Nasen¬ 
oder Hautrotz litten, nicht näher zu bezeichnen seien. 

Wir stellen das auf diese Weise für das 3. und 4. Quartal er¬ 
mittelte Verhältniss, in welchem der Lungenrotz Vorkommen soll, S. 54 
tabellarisch zusammen und bemerken, dass bei der Berechnung dieser 
Tabelle alle Pferde, welche mit Nasen- und Lungenrotz behaftet % 
waren, nicht berücksichtigt worden sind, und dass wir alle Pferde, 
bei denen besondere Bemerkungen nicht gemacht wurden, als mit 
Nasen- oder Hautrotz behaftet erachtet haben. 

Die Tabelle zeigt, dass die Zahl der lediglich mit Lungenrotz 
ohne gleichzeitige krankhafte Veränderungen in den Nasenhöhlen oder 
der Haut behafteten Pferde sehr bedeutend ist und den bisherigen 
Erfahrungen über die Häufigkeit dieser Rotzform nicht entspricht, 
ferner, dass die Reg.-Bez. Danzig und Bromberg sich beson¬ 
ders durch die grosse Anzahl der lediglich mit Lungenrotz 
behafteten Pferde auszeichnen. Im 4. Quartal entfallt über die 
Hälfte aller an Lungenrotz leidenden Pferde allein auf den Reg.-Bez. 
Bromberg. 


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54 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thiorkrankheiten. 


Laufende Nummer. j 

Reg.- bezw. 

Landdr.-Bez. 

Im dritten Quartal. 

Im vierten Quartal. 


Zahl der getödteten und gefallenen 
rotzwurmkranken Pferde. 

Zahl der ausschliesslich mit Lun¬ 
genrotz behafteten Pferde. 

Procentsatz der mit Lungenrotz 
behafteten zur Gcsammtzahl der 
rotzwurmkranken Pferde. 

Zahl der getödteten und gefallenen 
rotzwurmkranken Pferde. 

Zahl der ausschliesslich mit Lun¬ 
genrotz behafteten Pferde. 

Procentsatz der mit Lungenrotz 
behafteten zur Gcsammtzahl der 
rotzwurmkranken Pferde. 

1. 

Königsberg . . 

38 

21 

55,26 % 

14 

2 

14,30 V. 


2. 

Danzig .... 

56 

38 

67,60 „ 

39 

12 

30,77 „ 


3. 

Marien werder . 

31 

7 

22,5S „ 

34 

1 

2,95 „ 


4. 

Berlin .... 

8 

5 

62,50 „ 

— 

— 



5. 

Potsdam . . . 


— 

— 

12 

1 

8,33 „ 


6. 

Frankfurt . . . 

— 

— 

— 

4 

1 

25 00 „ 


7. 

Stettin .... 

5 

1 

20,00 „ 

— 

— 



8. 

Köslin .... 

— 

— 

— 

18 

3 

16,66 „ 


9. 

Posen .... 

67 

5 

7,46 „ 

89 

1 

1,10 „ 


10. 

Bromberg . . . 

113 

59 

52,12 „ 

88 

43 

49,00 „ 


11. 

Breslau .... 

66 

9 

13,63 „ 

40 

3 

17.50 „ 


12. 

Liegnitz . . . 

19 

3 

15,78 „ 

27 

1 

3,70 „ 


13. 

Oppeln .... 

27 

9 

33,33 „ 

43 

3 

7,00 „ 


14. 

Magdeburg . . 

7 

3 

42,85 „ 

— 

— 



15. 

Hildesheim . . 

12 

9 

75,00 „ 

5 

3 

60,00 „ 


16. 

Koblenz .... 

5 

2 

40,00 „ 

— 

— 

— 


17. 

Düsseldorf . . 

24 

12 

50,00 „ 

10 

2 

20,00 „ 


18. 

Köln . 

— 

— 

— 

5 

3 

60,00 „ 


19 

Trier . 

16 

8 

50,00 „ 

— 

— 

— 


20. 

Aachen .... 

2 

2 

100.00 „ 

9 

1 

10.10 



Summa . . 

496 

193 

39,00 % 

437 

80 

1 18,30»/. 



Zieht man weiter in Betracht, dass Fälle von Lungenrotz nicht 
nur in alten Rotzherden, sondern mitunter auch in Beständen, welche 
anscheinend noch nicht seit längerer Zeit verseucht waren, vorgekom¬ 
men sein sollen; dass — wie eine Vergleichung der Reg.-Bez. Danzig 
und Marienwerder, Posen und Bromberg nachweist — eine grosse 
Verschiedenheit in der Zahl lungenrotzkranker Pferde sich auch in 
benachbarten, nahezu gleich stark verseuchten Regierungsbezirken be- 
merklich macht, so kann man die begründete Vermuthung aussprechen, 
dass in der Diagnose des Lungenrotzes nicht selten Irrthümer vorgekommen 
sein mögen, oder dass die Diagnose hauptsächlich von den abweichenden 
Anschauungen der einzelnen beamteten Thierärzte abhängig sein dürfte. 


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Rotz- W ur tu k ra n khei t. 


55 


Wie in den früheren Jahresberichten haben wir durch die 
Tabelle S. 56 und 57 darzustellen versucht, in welchem Ver¬ 
hältnis sich die durch die Rotz-Wurmkrankheit verseuchten 
Bestände und die auf polizeiliche Anordnung getödteten 
Pferde auf grössere Güter, kleinere Ackerwirthschaften, 
bezw. auf solche Besitzer vertheilen, deren Pferde gewerbs¬ 
mässig zum Transport von Personen und Gütern verwendet 
werden. Diejenigen Bestände und Pferde, deren Besitzer, bezw. deren 
Benutzung aus dem statistischen Material nicht hervorgehen, sind be¬ 
sonders aufgeführt. Wie in den früheren Berichten haben wir die 
gefallenen und die auf Veranlassung der Besitzer getödteten rotz¬ 
wurmkranken Pferde nicht berücksichtigt, und bei Zusammenstellung 
des Verlustes für das Berichtsjahr nur die getödteten Pferde summirt, 
weil häufig ein und derselbe Bestand in zwei oder mehreren Quar¬ 
talen Verluste durch die Rotz-Wurmkrankheit erlitten hat. 

Eine Vergleichung mit der entsprechenden Tabelle des Jahres 
1880/81 (S. 88 und 89 unseres 5. Berichtes) zeigt, dass die Gesammt- 
zahl der auf polizeiliche Anordnung getödteten Pferde, welche klei¬ 
neren Ackerwirthschaften gehörten oder deren Benutzung unbekannt 
blieb, wenig Aenderungen erlitten, dass dagegen die Zahl der zum 
Fuhrwerksbetriebe benutzten rotz-wurmkranken Pferde im Berichtsjahr 
erheblich abgenommen hat. Diese Verminderung ist im Wesentlichen 
auf die Tilgung der unter den Fuhrmannspferden im Reg.-Bez. Oppeln 
1880/81 weit verbreitet herrschenden Rotz-Wurmkrankheit zurück- 
zufuhren. 

Von den Beständen, in denen Pferde auf polizeiliche Anordnung 
getödtet wurden, entfallen: 

auf grössere Güter, klein. Landwirthsch. Fuhrmannsbetr. Unbestimmt. 
Im 1. Qoartal 22,65 pCt. 42,35 pCt. 23.65 pCt. 9,35 pCt. 

„ 2. „ 26,10 „ 37,10 „ 27,00 „ 11,80 „ 

„ 3. „ 23,00 „ 37,70 „ 28,30 „ 11,00 „ 

„ 4. „ 25.15 „ _ 28,35 „ 32,10 „ 14,40 „ 

Durchschnitt im 

Berichtsjahr 24,22 pCt. 36,37 pCt. 27,76 pCt. ll,64pCt. 

Berechnet man diese Verhältnisszahlen für die Provinzen Ost- 
preussen, Westpreussen, Brandenburg (excl. Berlin), Pommern, Po¬ 
sen und Schlesien, so stellen sich dieselben, wie folgt: 

Im 1. Quartal 3000 pCt. 44,10 pCt. 15,70 pCt. 10,20 pCt. 

„ 2. „ 35,15 „ 37,35 „ 19,80 „ 7,70 „ 

„ 3. „ 29,05 „ 41,90 „ 20,27 „ 8,78 „ 

„ 4. „ 28.55 „ _ 29,90 „ _ 29,90 „ . 11,65 „ 

Durchschnitt im 

Berichtsjahr 30,69 pCt 38,31 pCt. 21,42 pCt. 9,58 pCt. 


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56 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten 


o 

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3 

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Im ersten Quartal 


Regierungs- 

bezw. 

Landdrostei' 

Bezirk. 


verseuchte 

Bestände. 


auf polizeiliche 
Anordnung ge- 
tödtete Pferde. 


1, 

L 




1 1 

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1 3 

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— 

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Im zweiten Quartal 


verseuchte 

Bestände. 


auf polizeiliche 
Anordnung ge- 
tödtete Pferde. 


c 

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3 


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au 


1. 

Königsberg .... 

2 

4 

2 

2 

23 

5 

O 


5 

3 

1 

_ 

24 

4 

1 

_ 

*_) 

Gumbinnen. . . . 

2 

1 

— 

— 

15 

i 

— 


3 

— 

— 

— 

12 

— 

— 

— 

3 

Danzig. 

7 

11 

1 

1 

41 

25 

1 

4) 

11 

17 

3 

1 

41 

35 

4 

1 

4. 

Marienwerder. . . 

12 

11 

— 

1 

34 

19 

— 

*> 

12 

* 

1 

1 

31 

7 

1 

1 

5. 

Potsdam. 

1 

5 

2 

2 

4 

13 

6 

4 

4 

3 

5 

1 

12 

4 

5 

4 

6. 

Frankfurt. 

— 

7 

1 

— 

— 

13 

12 

— 

— 

7 

— 

1 

— 

13 

_ 

1 

7. 

Berlin. 

— 

— 

8 

— 

1 

— 

19 

— 

- 

1 

4 

_ 

— 

2 

5 

_ 

8. 

Stettin. 

1 

2 

— 

1 

28 

4 

_ 

1 

2 

— 

1 

1 

3 

_ 

1 

1 

9. 

Köslin. 

3 

1 

— 

— 

— 

2 

_ 

— 

2 

1 

— 

2 

2 

*2 


2 

10. 

Stralsund. 

— 

2 

— 

_ 

4 

5 

_ 

— 

— 


4 


— 

_ 

6 

_ 

11. 

Posen . 

2 

8 

5 

1 

55 

10 

11 

1 

13 

8 

7 

1 

44 

11 

7 

1 

12. 

Bromberg .... 

12 

9 

3 

2 

2 

14 

2 

2 

9 

10 

3 

— 

29 

16 

4 

— 

13. 

Breslau. 

1 

4 

2 

3 

— 

9 

2 

3 

— 

4 

7 

3 

— 

8 

7 

3 

14. 

Liegnitz. 

— 

1 

3 

2 

14 

1 

3 

2 

1 

3 

— 

2 

1 

4 

_ 

2 

15. 

Oppeln. 

o 

1 

5 

1 

1 

1 

9 

1 

2 

10 

4 

1 

31 

8 

8 

i 

16. 

Magdeburg .... 

1 

6 

— 

1 

— 

15 

— 

1 

— 


2 

_ 

— 

__ 

4 

— 

17. 

Merseburg .... 

— 

1 

i 

3 

— 

2 

1 

4 

— 

4 

5 

2 

— 

7 

5 

2 

18. 

Erfurt . 

- 

1 

2 

— 

— 

1 

10 

— 

— 

— 

1 

3 

— 

— 

1 

3 

19. 

Schleswig. 

— 

1 

V 

— 

— 

2 

6 

— 

- 

1 1 

— 


— 

2 

_ 

— 

20. 

Hannover. 

— 

3 

1 

— 

— 

5 

1 

1 — 

— 

3 

1 

_* 

_ 

8 

1 

_ 

21. 

Hildesheim .... 

— 

— 

— 

— 


_ 

_ 

I — 

- 

6 

2 

_ 

_ 

10 

3 | 

_ 

22. 

Lüneburg .... 

— 

— 

— 

— 

_ 


— 

— 

— 

1 

— 

_ 

— 

4 


_ 

23. 

Stade. 

— 

— 

1 

— 

— 


I 

— 

_ 

— 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

24. 

Osnabrück ... 

— 

1 

— 

— 

— 

1 

_ 

__ 

_ 


_ 

_ 

*— 

_ 

_ 

_ 

25. 

Münster. 

— 

— 

— 

1 

— 

_ 

_ 

1 

— 

_ 

_ 

_ 


_ 

_ 

_ 

26. 

Minden ...... 

— 

— 

— 

_ 

— 

_ 

_ | 

— 

_ 

1 


_ 

_ 

1 

_ 

_ 

27 

Arnsberg . 

— 


— 

1 

— 

— 

— 

1 

— 

1 — 

1 




1 

— 

28. 

Kassel. 


2 

— 

— 

— 

4 

— 

— 

— 

1 

— 

_ 

_ 

1 

_ 

_ 

30. 

Wiesbaden .... 

—, 


1 

— 

— 

— 

1 

_ 

-- 

1 

2 

_ 

_ 

1 

16 

_ 

29. 

Koblenz. 

— 


4 

— 

— 

_ 

7 


— 

l _ 

1 4 

_ 

_ 


4 


31. 

Düsseldorf .... 

— 

1 

1 

— 

_ 

2 

14 



'_ 

1 

2 

_ 

_ 

1 

2 

32. 

Koeln. 


— 

— 


i 

_ 

_ 

_ 

_ 

__I 

_ 

1 

_ 

_ 

_ 

1 

33 

Trier. 


2 

2 

1 

— 

3 

8 

1 

_ 

2 

1 6 

2 

: _ 

0 

17 

4 

34. 

Aachen. 


1 

1 


—1 

2 

13 


— 

2 

1 

_ 

— 

3 

5 



Summa . . 

461 

sc! 

48 

r »i 

222 

159jl30 j-29|64!ll 

66 

•24 2301153 

107 

29 


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Unbestimmt. 












Kleinere Ackerwirthschaften. 


Rotz-Wurmkrankhoit, 


b 


Im dritten Quartal 


verseuchte 

Bestände. 


auf polizeiliche 
Anordnung ge- ! 
todtete Pferde. 


Im vierten Quartal 


verseuchte 

Bestände. 


Im Berichtsjahr 
auf polizeiliche 
auf polizeiliche Anordnung ge- 
Anordnung ge- tödtetc Pferde, 
todtete Pferde. 


lai i * 


c : 2 £ Ls 

Ö w « a. 


»ul « 
V o \ v 
.5 * 






















58 Jahiesbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thiprkrankheiten. 


Von den auf polizeiliche Anordnung getödteten Pferden entfallen: 


auf grössere Güter 
Im 1. Quartal 41,10 pCt. 

„ 2. „ 44,30 „ 

„ 3. ,, 47,95 „ 

„ 4. „ 47,00 „ 

klein. Landwirth. 
29,45 pCt. 
29,50 „ 

24,65 „ 

21.30 „ 

Fuhrmannsbetr. 
24,10 pCt. 
20,60 „ 
23,15 „ 
25.60 ,. 

Unbestimmt. 
5,35 pCt. 
5,60 „ 
4,25 „ 
6,10 „ 

Im Durchschnitt 

des Berichtjahrs 45,10 pCt. 

Im Jahr 1880/81 40.00 „ 

26,22 pCt. 
28,30 ,. 

23,36 pCt. 
26,10 ,. 

5,32 pCt 
5,60 „ 

Im Berichtsjahr + 5,10 pCt. 

— 2,08 pCt. 

— 2,74 bCt. 

— 0,28 pCt. 

Berechnet man diese Verhältnisszahlen für die Provinzen Ost- 
preussen, Westpreusscn, Brandenburg (excl. Berlin), Pommern, Posen 
und Schlesien, so stellen sich dieselben, wie folgt: 

Im 1. Quartal 53,50 pCt. 29,50 pCt. 12,10 pCt. 5,00 pCt. 

,, 2. „ 57,00 „ 27,80 „ 10,95 ,; 4,25 „ 

„ 3. „ 58,25 „ 26,51 „ 11,84 „ 3,40 „ 

„ 4. „ 54,10 „ 20,15 „ 21,15 „ 4,60 „ 

Im Durchschnitt des 

Berichtjahrs 55,70 pCt. 

Im Jahr 1880/81 43.40 „ 

25,99 pCt. 
28,10 „ 

14,00 pCt. 
23,10 „ 

4,31 pCt. 

5,40 „ 

Im Berichtsjahr + 12,30 pCt. 

— 2,11 pCt. 

— 9,10 pCt. — 

1,09 pCt. 


Die Berechnung zeigt, dass das Verhältniss der rotz-wurm¬ 
kranken Pferde, welche zu den Beständen grösserer Güter 
gehörten, nicht unerheblich gegen das vorhergehende Jahr 
zugenommen hat. Ueber die Hälfte der in den östlichen 
Provinzen auf polizeiliche Anordnung getödteten rotz¬ 
wurmkranken Pferde entfällt auf Bestände grösserer Güter. 

Anderseitig lässt sich jedoch nicht verkennen, dass der Procent¬ 
satz der rotz-wurmkranken Pferde, welche zum Fuhrwerksbetrieb be¬ 
nutzt worden waren, trotz der Abnahme gegen das vorige Jahr, im¬ 
merhin noch ziemlich hoch ist. Die grosse Zahl solcher rotz-wurm¬ 
kranken Pferde, welche bei dem Gewerbe ihrer Besitzer täglich auf 
der Landstrasse und in den an letzterer gelegenen Gasthöfen verkehrt 
hatten, giebt auch wohl eine Erklärung für die Häufigkeit 
der Rotz-Wurmausbrüche ab, bei denen die Infection der 
Pferde unterweges oder in Gastställen erfolgt sein soll. 
Die Tabellen verzeichnen im Ganzen 26 Ausbrüche, welche nur auf 
diese Weise veranlasst sein können und erwähnen ferner ohne nähere 
Bezeichnung der einzelnen Fälle, dass viele Rotzerkrankungen in 
Schlesien auf solche Infection der Pferde unterweges zurückgeführt 
werden müssen. In einzelnen Fällen hat die Infection angeblich auf 
Reisen in Polen stattgefunden. 

Schliesslich glauben wir hervorheben zu müssen, dass die Rotz- 


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Rotz-Wurmkranklieit. 


59 


krankheit unter Pferden von Handwerkern und Handelsleuten, welche 
ihr Gewerbe hausirend betreiben, in den Provinzen Westprenssen und 
Posen verhältnissmässig oft, aber auch mitunter in den anderen Pro¬ 
vinzen beobachtet worden ist. Diese Pferde, ferner solche rotz-wurm¬ 
kranke, welche umherziehenden Künstlern gehörten, sind gewiss ganz 
besonders geeignet, die Verschleppung der Rotz-Wurmkrankheit zu 
begünstigen. 

Bei 100 von den 2038 auf polizeiliche Anordnung ge- 
tödteten Pferden 

= 4,90 Procent, 

wurde das Vorhandensein der Rotz-Wurmkrankheit durch 
die Section nicht bestätigt. Die Zusammenstellung dieser 
Fälle in der Tabelle S. 60 und deren Vergleichung mit den An¬ 
gaben über grössere Rotzausbrüche in den einzelnen Provinzen zeigt, 
dass die Mehrzahl der auf polizeiliche Anordnung getödteten Pferde, 
welche sich bei der Section nicht mit dem Rotz-Wurm behaftet er¬ 
wiesen, auf solche Rotzherde entfällt, in denen der ganze Bestand 
oder doch ein grosser Theil desselben behufs Tilgung der Krankheit 
getödtet werden musste. Ausserdem sind einzelne lediglich der An¬ 
steckung verdächtigen Pferde getödtet worden, deren geringer Werth 
in keinem Verhältniss zu den Kosten der längere Zeit fortgesetzten 
Observation stand. 

In Holtensen, Kreis Hameln, Landdr.-Bezirk Hannover, stand 
neben einem rotz - wurmkranken Pferde eine Ziege, bei welcher ein 
eitriger Nasenausfluss beobachtet wurde. Nach Constatirung der Rotz¬ 
krankheit bei dem Pferde wurde die Ziege getödtet, bei der Section 
der letzteren fanden sich zahlreiche Rotzgeschwüre auf der Schleim¬ 
haut des Siebbeius und der Nasenmuscheln. 

Ueber Erkrankungen von Menschen in Folge von Rotz- 
infection enthält das statistische Material folgende Angaben: 

In Stralsund erkrankte die Frau eines Fleischers in Folge von 
Rotzinfection, und erst hierdurch gelangte die Erkrankung des dem 
Fleischer gehörenden Pferdes zur Kenntniss der Behörden. Die Ta¬ 
bellen enthalten keine Mittheilung darüber, ob die Frau gestorben oder 
genesen ist. 

In Seifersdorf, Kr. Bunzlau, Reg.-Bez. Liegnitz, ist der Besitzer 
eines rotzkranken Pferdes gestorben; derselbe hatte sich bei Behand¬ 
lung seines Pferdes inficirt. 

Nach einer Mittheilung des Kreisphysicus Dr. Küpper an den 


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60 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


| Laufende Nummer. | 

Ortschaft. 

Kreis. 

Regierungs- 
bezw. Landkr 
Bez. 

Bestand der ver- 
3u seuchten Gehöfte. 

o 

Auf polizeiliche 

3 Anordnung ge- 
£' tödtet. 

^ Bei der Section 
§* nicht rotz-wurm- 
a krank befunden. 


1 . 

Eisenbart 

Friedland 

Königsberg 

9 

8 

3 


2 . 

Medlauken 

Labiau 


13 

13 

1 


3. 

Lautern 

Roessei 


9 

9 

1 


4. 

Deyguhnen 

Angerburg 

Gumbinnen 

4 

4 

3 


5. 

Krobschen 

Tilsit 


2 

l 

1 


6 . 

Schoenrohr 

Danzig Land 

Danzig 

8 

4 

1 


7. 

Hakendorf 

Elbing 

» 

3 

3 

1 


8 . 

Morroschin 

Pr. Stargard 


42 

12 

3 


9. 

Alt Bnsch 



11 

8 

2 


10 . 

Lindenau 

Graudenz 

Marienwerder 

46 

1 

1 


11 . 

Sendschitz 

Loebau 


10 

3 

1 


12 . 

Pestlin 

Stuhm 


6 

6 

1 


13. 

Morczyn 

Thorn 

n 

24 

1 

1 


14. 

Warszewice 



30 

1 

1 


15. 

Neuenhagen 

Nieder Barnim 

Potsdam 

20 

9 

2 


16. 

Friedeberg 

Friedeberg 

Frankfurt 

13 

12 

2 


17. 

Friedersdorf 



5 

2 

1 


18. 

Friedrichshof 



5 

4 

1 


19. 

Berlin 

Berlin 

Berlin 

36 

8 

1 


20 . 

Redlin Abbau 

Belgard 

Köslin 

4 

2 

1 


21 . 

Neu Lüllfitz 

n 

n 

1 

1 

1 


22 . 

Karwitz 

Schlawe 

n 

53 

25 

16 


23 

Schlawe 

u 


2 

1 

1 


24 

Gogolewo 

Kroeben 

Posen 

65 

26 

2 


25. 

Zielnik 

Schroda 

77 

27 

2 

1 


26. 

Linowiec 

Mogilno 

Bromberg 

26 

12 

1 


27. 

Swiontkowo 

Wongrowiec 

71 

42 

22 

6 

ausserdem 

28. 

Dt. Marcbwitz 

Namslau 

Breslau 

9 

3 

2 

2 Esel. 

29. 

Schreibersdorf 

P.Wartenberg 

>7 

24 

4 

1 


30. 

Scharley 

Beuthen 

Oppeln 

15 

1 

1 


31. 

Guhlau 

Grottkau 

ii 

32 

23 

6 


32. 

Kätscher 

Leobschütz 

17 

3 

3 

1 


33. 

Langenau 

n 

77 

2 

2 

1 


34. 

Uschütz 

Rosenberg 

71 

50 

20 

7 


35. 

Zembowitz 


77 

17 

5 

2 


36. 

Gardelegen 

Gardelegen 

Magdeburg 

8 

8 

1 


37. 

Gübs 

Jerichow I 

77 

1 

1 

1 


39. 

Arapfurth 

Wanzleben 

17 

o 

2 

1 


39. 

Heldrungen 

Eckartsberga 

Merseburg 

1 

1 

1 


40. 

Altona 

Altona 

Schleswig 

6 

6 

2 


41. 

Brunstorf 

Lauenburg 

17 

4 

2 

2 


42. 

Brüninghausen 

Hameln 

Hannover 

3 

2 

1 


43. 

Elberfeld 

Elberfeld 

Düsseldorf 

22 

22 

3 


44. 

Elberfeld 


17 

59 

7 

4 


45. 

Bochold 

Essen 

11 

16 

14 

4 


46. 

Dudweiler 

Saarbrücken 

Trier 

120 

9 

1 


47. 

Cahren 

Saarburg 

>» 

1 

1 

1 





Summa 

912 

336 

100 



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ftotz-W urmkrankhelt. 


61 


Kreisthierarzt Dr. Hei ne n in Saarbrücken sind vom September 1880 bis 
Ende Juni 1881 drei Pferdeknechte der Grube Dudwciler in Folge 
von Rotzinfection erkrankt und gestorben. 

Thierarzt Stomma in Eschweiler, Rcg.-Bez. Aachen, hat sich 
bei Behandlung der beiden zuerst an Rotz-Wurm erkrankten Pferde 
in Birkengang inficirt und ist an der Infectionskrankheit gestorben. 

Die von den Provinzial- und Communalverbänden an 
Entschädigungen für auf polizeiliche Anordnung getödtetc 
rotz-wurmkranke Pferde gezahlten Geldbeträge haben wir 
in der folgenden Tabelle zusararaengestellt und zur Ver¬ 
gleichung die entsprechenden Summen des Jahres 1880 81 hinzu¬ 
gefügt: 




Berichtsjahr 

1880/81. 

Mark. | Pf. 

Berichtsjahr 

1881/82. 

Mark. | Pf. 

1 . 

Provinz Ostpreußen. 

13580 

2 

30702 

57 

2 . 

„ Westpreussen. 

57010 

39 

90480 

13 

3. 

„ Brandenburg (ausschliesslich Berlin) . 

18085 

50 

41395 

50 

4. 

Berlin .... 

10100 

82 

11789 

16 

5. 

Provinz Pommern. 

34592 

43 

30230 

33 

6 . 

„ Posen. 

37167 

50 

111182 

25 

7. 

„ Schlesien. 

65576 

12 

57805 

44 

8 . 

„ Sachsen . 

29927 

52 

24684 

68 

9. 

„ Schleswig-Holstein. 

2612 

33 

4355 

25 

10 . 

„ Hannover. 

4131 

— 

24953 

97 

11 . 

„ Westfalen. 

3786 

45 

2195 

— 

12 . 

Reg.-Bez. Kassel. 

231G 

50 

7143 

75 

13 

„ Wiesbaden (ausschliessl. Frankf. a./M.) 

1655 

50 

412 

50 

14. 

Frankfurt a./M. 

200 

— 

562 

50 

15. 

Rheinprovinz. 

23008 

15 

73741 

75 

16. 

Hohenzollern’sche Lande. 

1345 

— 

155 

— 


Summa . . 

305095 

23 

511789 

78 


Die bedeutende Steigerung der Entschädigungssumme 
gegen das vorhergehende Jahr wird dadurch bedingt, dass 
nach den Bestimmungen des Reichsgesetzes vom 23. Juni 
1880 vom 1. April 1881 an drei Viertel des Werthes an Ent¬ 
schädigung gezahlt wird, während die letztere nach den 
Bestimmungen des preussischen Gesetzes nur die Hälfte 


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62 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankhoiten. 


des Werthes betrug. Reducirt man, um einen Vergleich zu 
finden, die Entschädigung um ein Drittel, so gelangt man zu 
dem Resultate, dass im Jahre 1881/82 nach den Bestimmun¬ 
gen des preussischen Gesetzes 

341193 Mark 19 Pfennig, mithin 36097 Mark 96 Pfennig 
mehr, als im vorhergehenden Jahre gezahlt sein 
würden. 

Die Entschädigung für ein auf polizeiliche Anordnung getödtetes 
Pferd beträgt im Durchschnitt 251 Mark 12 Pfennig, oder bei Ent¬ 
schädigung des halben Werthes 167 Mark 42 Pfennig und 14,42 Mark 
mehr als im vorigen Jahre. 

Zur Deckung der Entschädigungssummen sind in den 
beiden letzten Jahren von den Pferdebesitzern an Beiträ¬ 


gen erhoben worden: 




Berichtsjahr 1880/81. 

Berichtsjahr 1881/82. 



Beitrag f. 
jedes 
Pferd. 

Pf. 

Mark. 

Pf. 

Beitrag f. 
jedes 
Pferd. 

Pf. 

Mark. 

Pf. 

1 . 

Provinz Ostpreussen . . . 

_ 

_ 

_ 

20 

71148 

80 

2 . 

Provinz Westpreussen . . 

30 

57575 

90 

40 

75993 

60 

3. 

Provinz Brandenburg (excl. 
Berlin). 

9 

20541 

60 

14 

31799 

04* 

4. 

Berlin. 

50 

12915 

50 

60 

15822 

80* 

5. 

Provinz Pommern .... 

30 

54564 

30 

— 

— 

— 

6 . 

Provinz Posen. 

20 

38629 

60 

20 

386C8 

•20 

7. 

Provinz Schlesien .... 

23,696 

61617 

17 

‘24.910 

64869 

60* 

8 . 

Provinz Sachsen. 

11 

18883 

66 

18 

30998 

96** 

9. 

Provinz Schleswig-Holstein *) 

— 

— 

— 

10 

743 

10 

10 . 

Provinz Hannover .... 

6 

12016 

32 

0,3 

5957 

70** 

11 . 

Provinz Westfalen .... 

20 

23704 

20 

— 

— 

_•** 

12 . 

Reg.-Bez. Kassel. 

20 

9516 

60 

20 

9385 

20 

13. 

Reg.-Bez. Wiesbaden (excl. 

30 

4716 

30 

— 

— 

— 

14. 

Frankfurt a. M. ... 
Frankfurt a. M. 

5 

175 

85 




15. 

Rheinprovinz. 

30 

41162 

70 

20 

27724 

60 * 

16. 

Hohenzollern’sche Lande . 

50 

2825 

50 

50 

2821 

_* 


1) Nur für den Kreis Herzogthum Lauenburg. 

*) Diese Angaben beziehen sich auf das Kalenderjahr 1881. 

**) Diese Beitrage sind zur Deckung der im Kalenderjahr 1880 gezahlten Ent¬ 
schädigungen erhoben. 

*•*) In der Provinz Westfalen sind für Esel und Maulthiere Beiträge (zu 20 
Pfennig für jedes Thier in Höhe von zusammen 356 Mark 80 Pf.) erhoben, Ent¬ 
schädigungen für solche Thiere jedoch nicht gezahlt worden. 


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Maul- und Klauenseuche. 


63 


An Entschädigungen für auf polizeiliche Anordnung getödtete 
Pferde sind aus der Staatskasse gezahlt worden: 



Etatsjahr 

1880/81. 

Mark. Pf. 

Rtatsjahr 

1881/82. 

Mark. 

Pf. 

Provinz 

Ostpreussen. 

5914 

31 

1965 

17 

Westpreussen. 

3962 

83 

7283 

33 


Brandenburg . 

7277 


3755 

75 

" 

Pom morn . 

6946 

26 

12992 

35 


Posen . 

4801 

50 

5311 



Schlesien . 

21437 

01 

11562 

_ 

* 

Sachsen. 

3048 

33 

938 

27 

n 

Schleswig-Holstein. . . 

1335 

33 

1402 


” 

Hannover. 

314 


790 

__ 


Westfalen. 

542 

66 

287 

50 


Hessen-Nassan ....... 

189 


194 


Rbeinprovinz.. . 

4375 

67 

6938 

33 

Hohenzollern’schc Lande . 





Summa . . 

60143 

90 

53379 

70 

1 


4. Die Maul- und Klauenseuche. 

Obgleich §. 15. des Reichsgesetzes vom 23. Juni 1880 jedenfalls 
zur Folge gehabt hat, dass die beamteten Thierärzte noch weniger 
genau als früher über die Verbreitung der Maul- und Klauenseuche 
informirt sind, so genügt das statistische Material doch, um ein all¬ 
gemeines Urtheil über die Häufigkeit von Ausbrüchen der Aphthen¬ 
seuche zu gewinnen. Die Zahl der Kreise und annähernd auch die 
der Ortschaften, in denen die Krankheit auftrat, ist aus den Berichten 
wohl zu ermitteln, dagegen dürften die Angaben über die Zahl der 
verseuchten Bestände und der erkrankten Thiere auch nicht einmal 
annähernd als richtig zu bezeichnen sein. Wir wollen in den nach¬ 
stehenden Bemerkungen demgemäss auch nur auf die Zahl der ver¬ 
seuchten Kreise und Ortschaften Rücksicht nehmen. 

Die Maul- und Klauenseuche war in den ersten drei Quartalen 
des Jahres 1880/81 nur in ganz vereinzelten Ausbrüchen vorgekom¬ 
men, erlangte jedoch während des 4. Quartals eine ziemlich bedeu¬ 
tende Verbreitung in den Provinzen Brandenburg, Sachsen, Hannover, 
Hessen-Nassau und in der Rheinprovinz (s. 5. Jahresbericht S. 24). 
Diese stärkere Verseuchung dauerte, wenn auch im gerin¬ 
geren Grade, während des ersten Quartals im Berichtsjahre 


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64 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 





Im 

ersten Quartal. 


Im 

zweiten Quartal. 


Im 

drit 

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erkrankt. 


3 


erkrankt. 


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Provinz. 

Zahl der Kreise. 

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Zahl der Gehöft 

St. Rindvieh. 

Schafe. 

Schweine. 

Zahl der Kreise. 

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Zahl der Gehöft 

St. Rindvieh. 

Schafe. 

Schweine. 

Zahl der Kreise 

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A 

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1. 

Ostpreussen . . . 

— 

— 

- 

— 

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— 

1 

2 

2 

4 

— 

— 

1 

1 

i 

9 

Westpreussen . . 

2 

2 

3 

130 

— 

16 

- 

— 

— 


— 


9 

2 

2 

3. 

Brandenburg . . 

13 

52 166 2112 

— 

14 

4 

11 

43 

429100 

• 

1 

1 

1 

4. 

Pommern .... 

3 

3 

6 

66 

— 

— 

1 

1 

1 

2 

— 

— 

1 

1 

1 

5. 

Posen . 

5 

S 

9 

235 

_ 

_ 

7 

14 

31 

4G7 

2 

_ 

2 

4 

5 

6. 

Schlesien .... 

12 

34 

44 

843 

— 

— 

10 

13 

19 

247 

— 

— 

4 

5 

9 

7. 

Sachsen . 

17 

41 

S3i2160 

— 

— 

13 

21 

34 

1177 


— 

3 

3 

4 

8. 

Schleswig - Hol¬ 
stein . 

3 

3 

3 

34 

_ 

_ 

1 

1 

3 

3 


— 

_ 


— 

9. 

Hannover .... 

10 

17 

22 

233 


2 

3 

3 

3 

4 



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| 1 

1 

10. 

Westfalen .... 

16 

27 

36 

379 

— 

10 

3 

5 

37 

- 

18 

6 

— 


— 

11. 

Hessen-Nassau . 

22 

62 

»43 

872 


— 

4 

5 

93 

377 

— 

— 

1 

1 

1 

12. 

Rheinprovinz . . 

19 

34 

S5 

429 

8 

— 

1 

1 

1 

24 

— 

— 

3 

4 

4 

13. 

Hohenzollern- 
sche Lande. . 



_ 














Summa.. 

,122 

283] 600 

7493 

8 

! 42 

48 

77 

267 

2877 

120 

6 

19 

"23 

29 


Im Jahre 1880/81 

18] 

21 

22 

324 

132 

45 

24 

28 

65 

374 

776 

— 

23 

61 

83 


Im Berichtsjahr 
1881/82 mehr 

104 262 57S17169 

_ 

__ 

24 

49 1202 

| 2503 


6 





weniger 

— | 


— 

— 

124 

3 

— 1 

— 

— 

1 — ' 

[656 

| — 

4 

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54 


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Maul- und Klauenseuche 


ß5 


ten Quartal. 


erkrankt. 


Im vierten Quartal. 


iss 


crk rankt. 


Im Berichtsjahr. 


erkrankt. 


43 43 I ^ -O 43 

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3 



20 202 — 

— 50— 8 11 12 616 — 

— 122 - 2 2 2 131 - 

209 - 3 5 6 22 — 

131 — 1 2 2 2 28 — 

39 - 4 5 5 181 — 


— Regierungs- bezw. Land¬ 
drostei Bezirke, in denen 
_ die Maul- und Klauen¬ 
seuche nicht aufgetreten 
ist, nebst Angabe der 
6 seuchefrei gebliebenen 
Quartale. 


— Koenigsberg 1. 2. 4. Qu. 

Gumbinnen 1. 3 4. Qu. 

16 Danzig 2. Quartal. 
Marienwerder 2. Quartal. 

24 Potsdam 3. Quartal. 

Berlin 1. 2. 3. 4. Quart. 

— Stettin 3. Quartal. 
Koeslin 1. 2. 4. Quart. 
Stralsund 2. 3. 4. Qu. 

— Bromberg 3. Quartal. 

4 Breslau 4. Quartal. 
Oppeln 1. 4. Quartal. 

— Erfurt 3. 4. Quartal. 



— [487 
725 - 


30 

165 

44 

504 

49 

741 

1112 

13167 

2291 

16 

162 

135 

460 

692 

12055 

2291 

146 


— — Schleswig 3. Quartal. 

50 5 Hannover 3. 4. Quartal. 

Hildesheim 3. Quartal. 
Lüneburg 2. 4. Quartal. 
Stade 2. 3. 4. Quartal. 
Osnabrück 1. 2. 3. 4. Qu. 
Aurich 1. 2. 3. 4. Quart. 

18 16 Münster 3. 4. Quartal. 
Minden 2. 4. Quartal 
Arnsberg 3. Quartal. 

— — Kassel 4. Quartal. 

Wiesbaden 3. Quartal. 

98 4 Koblenz 2. 3. 4. Quart. 

Düsseldorf 2. 3. Quartal. 
Koeln 2. 3. Quartal. 
Trier 2. 4. Quartal. 

1 Sigmaringen 1.2 3.4. Qu 



f. wlss. u. pract. Thierhellktinde. IX. 8iippl.-Heft. 


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66 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiteil. 

weiter fort und erstreckte sich ausserdem auch noch auf die'Pro¬ 
vinzen Schlesien und Westfalen. 

Man kann demgemäss annehmen, dass die Ausbrüche während 
des ersten Quartals zum grossen Theil mit denen des vierten Quartals 
im vorigen Berichtsjahr unmittelbar Zusammenhängen. Diese An¬ 
schauung wird noch weiter durch die Thatsache unterstüzt, dass die 
bei weitem zahlreichsten Ausbrüche im Monat April beobachtet wur¬ 
den, und dass die Seuche Ende Juni in den meisten Ortschaften ge¬ 
tilgt ferschien. 

Abgesehen von Uebertragungen durch Berührung mit erkrankten 
Thieren, welche der nächsten Nachbarschaft angehörten, haben na¬ 
mentlich Ankäufe von Rindvieh oder Schweinen und Infectionen durch 
Schweinetreibherden häufig Anlass zur Verbreitung der Seuche gegeben. 
Nicht nur die Märkte in den kleinen Städten, sondern auch die Schlacht¬ 
viehmärkte in Berlin, Breslau, Frankfurt a. M. und Köln vermittelten 
vielfach Verschleppungen der Seuche auf weite Entfernungen, dasselbe 
ist nicht selten auch durch den Eisenbahntransport bedingt worden. 
Auffällig häufig wurde die Krankheit durch Handelsvieh aus Bayern, 
einmal auch in derselben Weise aus den Niederlanden eingeschleppt. 
Die Verbreitung der Seuche in die Nachbarschaft erfolgte ausser¬ 
dem öfter durch Zwischenträger, als solche werden namentlich die 
von Ort zu Ort ziehenden Fleischer bezeichnet. Verhältnissmässig 
selten sind die Fälle, in denen die Krankheit in ganz seuchefreien 
Gegenden ohne nachweisbare Ursache auftrat. 

Selbst in ziemlich stark verseuchten Kreisen erlangte die Krank¬ 
heit keine allgemeine Verbreitung. Aus vielen Kreisen wird berichtet, 
dass dieselbe zwar in zahlreichen Ortschaften beobachtet wurde, 
jedoch stets auf einzelne Gehöfte der letzteren beschränkt blieb, selbst 
mitunter einzelne Ställe desselben Gehöftes oder sogar einzelne Thiere 
desselben Stalles verschonte. Ausser dem Rindvieh erkrankten an 
vielen Orten auch zahlreiche Ziegen und Schweine, jedoch ira Allge¬ 
meinen nur sehr wenig Schafe. Im Kreise Bochum erkrankten in 
demselben Gehöft ausser dem Rindvieh und den Ziegen auch zwei 
Pferde unter folgenden Erscheinungen: Speicheln aus dem Maule, 
etwas Geschwulst der Oberlippe, Bläschenbildung an der inneren Fläche 
der letzteren und am Rande des Oberkiefers. 

Während des zweiten Quartals nahm die Zahl der Seucheaus¬ 
brüche erheblich ab, von den 77 Ortschaften, in denen die Krank¬ 
heit auftrat, entfallen zusammen 59 auf die Provinzen Sachsen, Po- 


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Maul- und Klauenseuche. 


6? 


sen, Schlesien und Brandenburg. In Sachsen scheint nur der 
Kreis Osterburg stärker verseucht gewesen zu sein; der Berichterstatter 
erklärt sich jedoch ausser Stande, genauere Angaben mitzutheilen. 
Ausserdem waren etwas stärker verseucht in den oben genannten Pro¬ 
vinzen die Kreise Krotoschin, Reg.-Bez. Posen, Ost-Havelland und 
West-Priegnitz, Reg.-Bez. Potsdam. Die Einschleppung erfolgte viel¬ 
fach durch Handelsvieh, — darunter dreimal durch in Bayern ange¬ 
kaufte Zugochsen — oder Treiberschweine, meistens jedoch durch Be¬ 
rührung mit krankem Vieh der Nachbarschaft. 

Aus den Reg.- bezw. Landdr. - Bez. Gumbinnen, Stettin, 
Schleswig, Münster, Arnsberg, Kassel, Wiesbaden, Aachen, 
Hannover und Hildesheira wird über ganz vereinzelte Ausbrüche 
der Aphthenseuche berichtet, welche in den freisten Fällen durch An¬ 
kauf von krankem oder inficirtem Vieh vermittelt wurden. Auch das 
Einstellen von fremdem Vieh in die Stallungen von Gasthöfen und 
die Berührung zahlreicher Thiere verschiedenen Ursprungs auf der 
Viehausstellung in Hildesheim soll zur Verbreitung der Krankheit 
wesentlich beigetragen haben. Nur unter den Viehbeständen der Stadt 
Bodenwerder, Kreis Hameln, soll die Seuche allgemein verbreitet ge¬ 
herrscht haben; nähere Angaben fehlen. 

Im 3. Quartal wurden nur ganz vereinzelte Ausbrüche der Aphthen¬ 
seuche bei dem Rindvieh beobachtet, nämlich in je einer Ortschaft der 
Reg.-Bez. Königsberg, Danzig, Magdeburg, Kassel, in 2 Ort¬ 
schaften der Reg.-Bez. Breslau, Liegnitz, Merseburg, Trier und 
in 4 Ortschaften des Reg.-Bez. Posen. Die meisten dieser Ausbrüche 
werden auf Infectionen durch Treiberschweine zurückgeführt oder sind 
bei kurze Zeit vorher angekauften Thieren beobachtet worden. 

Während des 4. Quartals trat die Aphthenscuchc beim Rindvieh 
in zusammen 43 Ortschaften auf, welche sich auf 29 Kreise der Reg.- 
Bez. Potsdam, Frankfurt, Stettin, Posen, Bromberg, Bres¬ 
lau, Liegnitz, Magdeburg, Merseburg* Schleswig, Arns¬ 
berg, Wiesbaden, Düsseldorf, Köln und Aachen vertheilen. 
Ausserdem erkrankten in den verseuchten Ortschaften nicht selten 
auch Schweine und zwar frühor als das Rindvieh; die Annahme, dass 
die Seuche durch die Schweine eingeschleppt worden ist, erscheint 
hiernach wohl begründet. Einige Ausbrüche wurden durch kranke 
oder inficirte in Bayern angekaufte Zugochsen vermittelt, die Infection 
hat mehrfach auch auf den Schlachtviehmärkten grösserer Städte 
stattgefunden. In Schleswig-Holstein erkrankte nur ein aus England 


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5* 

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68 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

eingeführter Zuchtbulle. Die Schweine der Dienstleute sollen in vielen 
Fällen zur Verbreitung der Seuche beigetragen haben. 

Die Berichte lassen es nicht selten zweifelhaft, ob die in den 
einzelnen Quartalen als verseucht angeführten Schafherden an der 
Aphthen- oder an der sogenannten bösartigen Klauenseuche gelitten 
haben. Den Erkrankungen der Schweine scheint im Allgemeinen 
nur eine geringe Aufmerksamkeit zugewendet zu sein. Ueber die 
weitere Verbreitung der Seuche bei dem Rindvieh auf die verschie¬ 
denen Gehöfte der inficirten Ortschaften können die Berichterstatter 
meistens keine genaue Auskunft geben. Nur ganz ausnahmsweise be¬ 
merken jedoch die Tabellen, dass die Aphthenseuche auch noch an 
anderen Ortschaften des Kreises geherrscht hat, das Vorkommen der¬ 
selben jedoch nicht zur Kenntniss der Behörden gelangt sei. 

In allen Quartalen verlief die Krankheit durchaus gutartig, sie 
trat bei dem Rindvieh fast durchweg in Form der Maulseuche auf, 
ein stärkeres Mitleiden der Klauen oder langwierige Nachkrankheiten 
an denselben gehörten zu den Ausnahmen. An der Aphthenseuche 
gefallen sind nach dem statistischen Material: 

im 1. Quartal 10 Stück Rindvieh. 

. 2 . „ 10 „ 

• 3. . - „ 

• 4 . 5 . _ 

Zusammen 25 Stück Rindvieh. 

unter denselben befinden sich 3, welche wegen langwieriger Klauen¬ 
leiden geschlachtet werden mussten. Der aus England eingefuhrte 
Zuchtbulle, welcher während des 4. Quartals in Schleswig-Holstein 
erkrankte, ist getödtet worden. 

Die Impfung der Aphthenseuche ist in zusammen 4 Orten 
der Reg.-Bez. Potsdam, Frankfurt, Merseburg und Kassel mit 
dem Erfolge ausgefuhrt, dass die betreffenden Herden in kurzer Zeit 
durchseuchten. 

In Betreff der Infection von Menschen enthält nur die Ta¬ 
belle des Landdr.-Bez. Hildes heim für das 4. Quartal die Notiz, 
dass 5 Personen nach dem Genüsse der Milch einer aphthenkranken 
Ziege unter den Erscheinungen von Erbrechen, Kopf- und Glieder¬ 
schmerzen und grosser Mattigkeit erkrankten. Vollständige Genesung 
trat erst am 4. Tage ein. 


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Lungen seuche 


69 


6. Die Lungenseuohe. 

Die Zahl der Kreise und Ortschaften, in denen Aus¬ 
brüche der Lungenseuche vorgekommen sind, hat erheb¬ 
lich abgenommen, die grössere Zahl der erkrankten und 
auf polizeiliche Anordnung getödteten Thiere ist im We¬ 
sentlichen auf das Bestreben zurückzuführen, eine mög¬ 
lichst schnelle Tilgung der Krankheit durch Abschlachten 
der verseuchten Bestände zu erzielen. 

Die Erkrankungen an Lungenseuche vertheilen sich in abgerun- 
rundeten Procentsätzen während der einzelnen Quartale und während 
des Berichtsjahres, wie folgt, auf die einzelnen Provinzen. Zur Ver¬ 
gleichung sind die Verhältnisszahlen für das Berichtsjahr 1880/81 ge¬ 
genübergestellt: 



I. 

Quartal. 

n. 

'Quartal. 

III. 

Quartal. 

IV. 

| Quartal. 

Berichts¬ 

jahr 

1881/82. 

Berichts¬ 

jahr 

1880/81. 

An Lungenseuohe er¬ 
krankte St. Rindvieh 

505 

428 

228 

695 

1856 

1653 

Davon in der Provinz 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

1. Westpreussen. . . . 

0,40 

13.30 

— 

— 

3.20 

1,00 

2. Brandenburg .... 

555 

14,55 

21,50 

13,10 

12,40 

18,20 

3. Pommern. 

— 

— 

— 

18,30 

7,00 

0,20 

4. Posen. 

9,30 

6,55 

085 

3,30 

5,40 

9,00 

5. Schlesien. 

5.55 

0,20 

—- 

— 

1,08 

4.80 

6. Sachsen . 

60,40 

60,30 

68,00 

56,50 

60,00 

44,70 

7. Schleswig-Holstein . 

— 

— 

— 

— 

— 

1,00 

8. Hannover. 

15,25 

0.20 

— 

— 

4,30 

9,10 

9. Westfalen. 

— 

— 

— 

— 

— 

1,70 

10. Hessen-Nassau . . . 

3,35 

4,90 

9,65 

8,35 

6,40 

6,10 

11. Rheinprovinz .... 

0,20 | 

— 

— 

0,45 

0,22 

4.20 


100.00 

100,00 

100,00 

100,00 

100,00 

100,00 


Die Berechnung zeigt, dass die Zahl der Erkrankungen an 
Lungenseuche in der Provinz Sachsen entweder bedeutend 
zugenoraraen haben muss, oder dass die Viehbesitzer in 
dieser Provinz anfangen, die Tilgung der Krankheit mit 
grösserer Energie, als es früher geschehen ist, zu betrei¬ 
ben. In Brandenburg, Posen, Schlesien, Hannover und in der Rhein¬ 
provinz hat die Zahl der Lungenseuchefälle erheblich abgenomraen. 


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Laufende Nummer. 


70 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteokcnden Thierkrankheiten. 



S le 


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Lungenseuclie. 


71 


ten 

Quartal. 


Ira 

vierten Quartal. 


Im 

Berichtsjahr. 

Regierangs- bezw. Land- 
drostei-Bezirke, in denen 
F.ällc von Lungenseuche 

Stück Rindvieh 


c 

ä 

Zahl der Gehöfte. 

Stück Rindvieh 


s 

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Stüek Rindvieh 

erkrankt. 

gefallen. 

c . 

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1*1 
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.2 6ß 

1 5 

P" s 
w *C 

SS 

auf Veranlassung der 
Besitzer getödtet. 

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erkrankt. 

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3 

auf polizeiliche An¬ 
ordnung getödtet. 

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Zahl der Kreise. 

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75 

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erkrankt. 

gefallen. 

auf polizeilicho An¬ 
ordnung getödtet. 

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11 

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nicht vorgekoraraen sind, 
nebst Angabe der 
seuchefrei gebliebe¬ 
nen Quartale. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

- 

— 

— 


— 

- 

Koenigsberg 1.2 3 4. Qu. 
Gumbinnen 1. 2. 3 4. Qu. 

— 

— 

— 

— 

— 



— 

— 

— 

— 

2 

2 

59 


59 

— 

Danzig 3. 4. Quartal. 
Marienwerder 1. 3. 4. Qu. 

49 

— 

58 

— 

2 

2 

9 

91 

9 

107 

3 

6 

7 

230 

9 

290 

17 

Potsdam 1. Quartal. 
Frankfurt 4. Quartal. 
Berlin 1. 2. 3. 4. Qu. 

— 


■— 

— 

1 

2 

, 9 

127 

9 

123 

3 

1 

2 

127 

2 

123 

3 

Stettin 1. 2. 3. Quart. 
Koeslin 1. 2. 3. 4 Qu. 
Stralsund 1. 2. 3. 4. Qu. 


_ 

4 

_ 

2 

3 

3 

23 

9 

15 

_ 

9 

10 


6 

87 

3 

Posen 4. Quartal. 


— 


_ 


_ 

— 





6 

7 

29 

1 

25 

3 

Breslau 2. 3. 4. Quart. 
Liegnitz 1. 2. 3. 4. Qu. 
Oppeln 3. 4. Quartal. 

155 

7 

143 

27 

15 

44 

61 393 

9 

356 

46 

21 

84 

1111 

24 


84 

Erfurt 4. Quartal. 









_ 


_ 

_ 

_ 

_ 

_ 


_ 

Schleswig 1. 2. 3. 4. Qu. 







_ 





4 

5 

78 


73 

5 

Hannover 3. 4. Quartal. 
Hildesheira 2. 3. 4. Qu. 
Lüneburg 1. 2. 3. 4. Qu. 
Stade 12.3 4 Quart. 
Osnabrück 1. 2. 3 4. Qu. 
Aurich 1. 2 3 4. Qu. 

— 

— 

-H 

— 

— 

— 




— 


_ 





" 

Münster 1. 2. 3. 4. Qu. 
Minden 1. 2. 3. 4. Qu. 
Arnsberg 1. 2. 3. 4. Qu. 

22 

_ 

21 

_ 

5 

1 

7 

9 

58 

, 1 

59 

15 

9 

20 

118 

4 

106 

20 

Koblenz 1. 2. 3. 4. Qu. 
Düsseldorf 1. 2. 3. 4. Qu. 
Koeln 2. 3. 4. Quartal. 
Trier 1. 2. 3. Quartal. 
Aachen 1. 2. 3. 4 Qu. 





1 

i 

3 


i 


2 

9 

4 


2 

8 

— 

— 

— | 

— 



— 


1 

— 

1_| 

- 

— 

— 



— 

Sigmaringen 1. 2.3. 4. Qu. 

228 

7 

226 

27 

26 59 

78|6i'5jlGjß61 

j 69 

60 

139 

Ii85g|39 

1800 

143 


285 

12 

252 

25 

311591 85! 4 34122;403172 

67 

176 

1653 67| 1518 

1164 





2 




261 


258 




CO 

o 

Ol 


282 



57 

5 

26 

— 

5 

— 

7 

— 

6 

1 * 

3 

8 

37 

1 

|28 

— 

21 



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72 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


Der Procentsatz ist in Hessen-Nassau während der beiden letzten Jahre 
nahezu derselbe geblieben. Die nicht unerhebliche Zunahme der Ver- 
hältnisszahlen in den Provinzen Westpreussen und Pommern ist ledig¬ 
lich auf die starke Verseuchung je eines Gutsbestandes in den Reg.- 
Bez. Marienwerder und Stettin (s. S. 73 und 75) zurückzuführen. 

Die Verluste an gefallenen und getödteten Thieren im Verhält- 
niss zum Gesammtbestande der verseuchten Gehöfte betragen: 

Bestand der Seuchegehöfte gefallen und getödtet 
im 1. Quartal 2606 Stück Rindvieh 519 Stück Rindvieh = 19,90 pc. 

* 2. „ 2863 „ „ 457 „ . * 16,00 „ 

n 3. * 1498 n 260 * 17,35 „ 

* 4. „ 3187 „ „ 746 , w 23,40 . 

Dieselben Verhältnisszahlen betrugen im Jahre 1880/81: 

im 1. Quartal 16,10 pCt. 

m 2. „ 15,32 „ 

„ 3. „ 12,80 „ 

* 4. „ 22,00 „ 

mithin sind die Verluste im Berichtsjahr nicht unerheblich höher ge¬ 
wesen. 

Der Procentsatz der Verluste an getödteten und gefallenen Thie¬ 
ren im Verhältniss zur Stückzahl der verseuchten Bestände stellt sich 
in den einzelnen Provinzen, wie folgt: 




1 . 

Quartal. 

pCt. 

2 . 

Quartal. 

pCt. 

3. 

Quartal. 

pCt. 

4. 

Quartal. 

pCt. 

1 . 

Westpreussen .... 

11,80 

41,90 

_ 

_ 

2 . 

Brandenburg .... 

100,00 

62,60 

59.80 

100,00 

3. 

Pommern. 

— 

— 

— 

39,00 

4. 

Posen . 

27.30 

7,20 

2,90 

6,80 

5. 

Schlesien. 

21.35 

50,00 

— 

— 

6 . 

Sachsen . 

15.70 

11,90 

15,00 

17.20 

7. 

Hannover. 

32,30 

100.00 

— 

— 

8 . 

Hessen-Nassau . . . 

17,00 

26,00 

26.25 

64.10 

9. 

Rheinprovinz .... 

100.00 

— 

— ! 

50,00 


Die Berechnung zeigt, dass in der Provinz Brandenburg die Til¬ 
gung mehrfach durch Abschlachtung der verseuchten Bestände erfolgt 
ist, sowie dass die Verluste in der Provinz Sachsen verhältnissmässig 
niedrig blieben. 

Frei von der Lungenseuche waren während des ganzen 
Jahres die Provinzen Ostpreussen, Schleswig - Holstein, 
Westfalen und die Hohenzollernschen Lande. 


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Lungenseuche. 


73 


1. Westpreussen. 

Reg.-Bez. Danzig. Im Kr. Pr. Stargardt dauerte das Herrschen 

der Lungenseuche unter den Viehbeständen des Gutes Felgenau aus 
dem vorigen Berichtsjahr fort; die Krankheit wurde von dem Domanial- 
vieh auf die Kühe der Dienstleute übertragen. 

Der Reg.-Bez. Marienwerder war in den Jahren 1879/80 und 
1880/81 seuchefrei geblieben. Im 2. Quartal des Berichtsjahres brach 
die Krankheit — eingeschleppt durch angekaufte bayerische Zug¬ 
ochsen — unter den Viehbeständen des Gutes Radawnitz, Kr. Flatow, 
aus. Von 119 Stück des Bestandes wurden 50 auf polizeiliche An¬ 
ordnung getödtet. 


2. Brandenburg. 

Die 309 getödteten und gefallenen Stück Rindvieh vertheilcn sich 
auf die Kreise: 


| Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 


Im Jahre 18S0 81 getödtete 
und gefallene St. Rindvieh. 


verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindvieh. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindvieh. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindvieh. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindvieh. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindvieh. 

1. 

Nieder Barnim 



1 

' 78 

2 

7 



3 

85 


Reg.-Bez. 


Ober Barnim . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

30 

1 

30 

38 

Potsdam. 


Ost-Uavelland 

— 

— 

1 

1 

1 

2 

— 

_ 

1 

3 

55 



Prenzlau . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 



Teltow .... 

— 

— 


— 

— 

_ 

— 

— 

— 

_ 

IOG 



Templin . . . 


— 

-| 

— 

— 


1 

82 

1 

82 

— 



Summa . . 

— 


2 

79 

3 

9 

2 

112 

G 

200 

200 


1. 

Arnswalde . . 











4 

Reg.-Bez. 

2, 

Königsberg . . 

— 

_ 


— 

— 1 

— 


— 

— 

— 

14 

Frankfurt. 

3. 

Lebus. 

1 

1 40 

11 

3 

1 

27 


— 

2 

70 

3 


4 

Züllichau. . . 

— 

— 

, J 

17 

i] 

22 


— 

2 | 

39 

5 



Summa . . 

i 

40 

o 

1 

20 

2 

49 

”1 

— 

4 

109 

26 



Reg.-Bez. Potsdam. Der Ausbruch der Lungenseuche unter dem 
Rind Viehbestände des Gutes Schoenfliess, Kreis Nieder-Barnira, wurde 


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74 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


durch Abschlachten sofort getilgt. Wegen des häufigen Viehwechsels 
konnte die Einschleppung nicht nachgewiesen werden. Durch Ankauf 
eines auf dem Gute geborenen Kalbes wurde die Seuche auf den Vieh¬ 
bestand eines Bauerngehöftes und durch den Weidegang auf eine 
zweite bäuerliche Herde desselben Ortes übertragen. Die Einschlep¬ 
pung der Krankheit in das Gut Albertshof, Kr. Ober-Barnim, dessen 
ganzer Viehbestand getödtet wurde, blieb unermittelt. In Neuhof, 
Kreis Ost-Havclland erkrankte ein aus Bayern eingeführter Zugochse, 
die übrigen 34 Stück Rindvieh wurden sofort am 1. September ge¬ 
impft, zwei Stück, bei denen sich 15 Tage nach der Impfung eine 
bedeutende Anschwellung des Schwanzes eingestellt hatte, mussten 
wegen heftiger Erkrankung an Lungenseuche am 13. October, bezw. 
3. September getödtet werden. Die durch Ankauf bayerischer Ochsen 
nach Parmcn, Kreis Templin, eingeschleppte Krankheit wurde durch 
sofortige Abschlachtung des ganzen Bestandes getilgt. 

Reg.-Bez. Frankfurt. Der Ausbruch der Lungenseuche in Alt- 
Madlitz, Kreis Lebus, wurde durch Ankauf bayerischer Zugochsen ver¬ 
mittelt, welche sich auf dem Transporte oder in den Ställen der 
Händler haben inficiren müssen, weil an dem Ursprungsorte der Thiere 
in Bayern die Lungenseuche nicht herrschte. Der ganze Bestand an 
Ochsen wurde abgeschlachtet, unter diesen 12 Stück noch anscheinend 
gesunde auf dem Berliner Schlachtviehmarkt, woselbst 4 mit der Lun¬ 
genseuche behaftet gefunden wurden. Nach 5 Monaten brach die 
Seuche im Kuhstalle des Gutes Alt-Madlitz aus, sämmtliche 27 Stück 
des Stalles wurden getödtet und von diesen nur 3 frei von Lungen¬ 
seuche gefunden. Ausserdem verseuchte ein bäuerlicher Viehbestand 
desselben Ortes. In Krumraendorf, Kreis Züllichau, hatte die Seuche 
bereits 1879/80 und 1880/81 geherrscht, während des Berichtsjahres 
verseuchten in längeren Zwischenräumen wieder zwei Bestände, welche 
sofort abgeschlachtet wurden. In Wilhelmsburg, Kreis Königsberg, 
ist ein Stück gefallen und sind zwei Stück auf polizeiliche Anordnung 
getödtet worden. Der Kreisthierarzt diagnosticirte Lungenseuche, der 
Departementsthierarzt Echinocockenkrankheit, bezw. lobäre Lungen¬ 
entzündung. Das zuerst gefallene Stück war von einem Händler an¬ 
gekauft. Weitere Erkrankungen sind unter den übrigen 61 Stück des 
Bestandes nicht vorgekoramen. 

In Berlin sind Fälle von Lungenseuche nur auf dem Schlacht- 
viehraarkte unter Viehbeständen beobachtet worden, welche aus ver¬ 
seuchten Gehöften behufs Abschlachtung eingeführt worden waren. 


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Lungenseuche. 


75 


Häufig wurden hierbei die krankhaften Veränderungen der Lungen¬ 
seuche bei anscheinend noch ganz gesunden Thieren gefunden. 

3. Pommern. 

Ueber den Ausbruch der Lungenseuche in 2 Orten des Kreises 
Pyritz, Reg.-Bez. Stettin, berichtet Kreisthierarzt ßathke. 

Die Güter Naulin und Megow gehören der Zuckerfabrik in Py¬ 
ritz, die Wirthschaft erfordert einen beständigen Wechsel des Viehes. 
Von Juli 1881 bis Januar 1882 sind in 14 Transporten zusammen 
117 Stück Rindvieh eingeführt worden. Dieselben stammten theils 
aus Bayern, Ostpreussen, Schlesien und Ostfriesland, theils waren die¬ 
selben auf Märkten der Nachbarschaft angekauft worden. Zwischen 
Naulin und Megow hat ein beständiger Wechsel des Viehes stattge¬ 
funden. Durch welchen der oben erwähnten Viehtransporte die Lungen¬ 
seuche eingeschleppt worden ist, hat nicht ermittelt werden können, 
vermuthet wird die Einschleppung durch einen aus Ostfriesland ein¬ 
geführten Bullen, jedoch erkrankte zuerst auffällig eine aus der Nach¬ 
barschaft angekaufte Kuh, die demselben Transporte angehörenden, 
nach anderen Orten gelangten Kühe sind gesund geblieben. Geimpft 
wurden: 

in Naulin am 14. Februar 113 Stück Rindvieh. 

* Megow „ 13. ^ 147 „ 

Bei beiden Herden trat die gewöhnliche Impfreaction ein. Dennoch 
sind in Naulin bis zum 22. April noch 66 und in Megow 41 Stück 
Rindvieh in so bedeutendem Masse erkrankt, dass deren Abschlach¬ 
tung polizeilich angeordnet werden musste. Auch im Quartal April- 
Juni 1882 sind in Naulin noch 19 Stück Rindvieh an Lungenseuche 
erkrankt und getödtet. Kreisthierarzt Rathke spricht sich dahin 
aus, dass die Impfung in Naulin und Megow keine besonderen Vor¬ 
theile gewährt hat. 

Die Reg.-Bez. Koeslin und Stralsund blieben frei von der 
Lungenseuche. 


4. Posen. 

Die 96 getödteten und gestorbenen Stück Rindvieh entfallen auf 
die Kreise: 


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76 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 


Im Jahre 1880. 81 getödtete 
und gefallene St. Rindvieh. 


verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindv. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindv. 

verseuchte Bestände. 1 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindv. 

verseuchte Bestände. 

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verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindv. 

1. 

Bomst .... 



1 

1 





1 

1 

4 

Reg.-Bez. 

2. 

Buck. 

1 

44 

1 

4 

— 

— 

— 

— 

1 

48 

28 

Posen. 

3. 

Fraustadt. . . 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

— 

— 

1 

2 

6 


4. 

Kosten .... 

— 

— 

1 

2 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

23 


5. 

Krotoschin . . 

— 

— 

1 

14 

— 

— 

— 

— 

1 

14 

— 


6. 

Posen Landkr. 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

30 


7. 

Schrimm . . . 


— 

— 


— 


— 

— 

— 

— 

47 



Summa . . 

1 

44 

5 

22 

1 

2 

— 


6 

68 

138 


1. 

Bromberg Ldkr. 

1 

3 







1 

3 

14 

Reg.-Bez. 

2 

Inowraclaw . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

5 

1 

5 

— 

Bromberg 

3 

Kolmar .... 

— 

— 

— 

— 

= 

— 

— 

— 

— 

— 

10 


4. 

Wirsitz .... 

— 

— 

1 

6 

1 

2 

2 

12 

2 

20 

67 



Summa . . 

1 

3 

1 

G 

l| 

2 

3 

17 

A 

4 

28 

9! 



Reg.-Bez. Posen. Ueber die vereinzelten Aasbrüche der Lungen¬ 
seuche in Paulswies, Kr. Bomst, Gross Lenki, Kr. Kosten, und Nara- 
mowice, Landkreis Posen, enthält das statistische Material keine 
näheren Mittheilungen. In Gross Lenki hatte die Lungenseuche auch 
in früheren Jahren geherrscht. Die beiden Stück Rindvieh im Kreise 
Fraustadt gehörten einem Bestände in Lache an, in welchem Orte 
seit l l / 2 Jahren vereinzelte Ausbrüche der Lungenseuche beobachtet 
worden sind. Ira 1. und 2. Quartal dauerte das Herrschen der Lun¬ 
genseuche in Sliwno, Kr. Buk, aus dem vorigen Jahre fort. Nach 
Gorzupia, Kr. Krotoschin, ist die Lungenseuche durch einen auf dem 
Markte in Gnesen angekauften kranken Ochsen eingeschleppt worden. 

Im 4. Quartal war der Reg.-Bez. Posen, welcher nächst 
den Reg.-Bez. Magdeburg und Merseburg früher der am 
stärksten verseuchte des ganzen Staates gewesen ist, frei 
von der Lungenseuche. 

Reg.-Bez. Broraberg. Die im Jahre 1880/81 zu Thalheim, 
Landkreis Bromberg, zum Ausbruch gelangte Lungenseuche wurde im 


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Langenseuche. 


77 


1. Quartal des Berichtsjahres getilgt. Die Krankheit wurde nach 
Dalkowo, Kr. Inowraclaw, und Hohenburg, Kr. Wirsitz, durch kranke 
in Bayern angekaufte Zugochsen eingeschleppt und von Hohenburg 
aus auf den Viehbestand des benachbarten Gutes Schliepershof über¬ 
tragen. 


5. Schlesien. 

Während des ersten Quartals kamen im Reg.-Bez. Breslau Aus¬ 
brüche der Lungenseuche vor: unter den Beständen des Gutes Theu- 
derau, Kr. Oblau, eines Gehöftes in Simsdorf, Kr. Trebnitz, und bei 
der Kuh eines Handelsmannes in Seitendorf, Kr. Waldenburg. In den 
beiden ersten Fällen wurde die Einschleppung durch auf dem Markte 
in Brieg angekaufte Rindviehstücke nachgewiesen, während der Aus¬ 
bruch in Seitendorf wohl durch den stets wechselnden Bestand im Stalle 
des Handelsmannes bedingt worden ist. Der Reg.-Bez. Breslau blieb 
im 2., 3. und 4. Quartal und der Reg.-Bez. Liegnitz während des 
ganzen Berichtsjahres seuchefrei. Im Reg.-Bez. Oppeln beschränkte 
sich das Auftreten der Lungenseuche auf je einen ganz vereinzelten 
Fall in den Kreisen Leobschütz und Ratibor, sowie auf 2 Ortschaften 
des Kreises Pless. In Mezerzich verseuchte während des 1. Quartals 
das 8. Gehöft, ausserdem erkrankte in der Stadt Pless eine kurz vor¬ 
her angekaufte und wahrscheinlich aus Oesterreich eingeschmuggelte 
Kuh. Unter den beiden während des 4. Quartals 1880/81 stark ver¬ 
seuchten Beständen des Kreises Neisse sind weitere Erkrankungen im 
Berichtsjahre nicht mehr vorgekommen. 

6. Sachsen. 

Die Zahl der im Reg.-Bez. Magdeburg getödteten und gefalle¬ 
nen Stück Rindvieh ist erheblich grösser, als im vorigen Berichts¬ 
jahre, die Verbreitung der Lungenseuche vertheilt sich jedoch gauz in 
ähnlicher Weise auf dieselben Kreise. Von den 64 Ortschaften 
des Bezirkes, in denen Ausbrüche der Lungenseuche beob¬ 
achtet wurden, sind 32 solche, welche auch im Jahre 1880/81 
verseucht waren. Die Lungenseuche herrschte entweder in densel¬ 
ben Beständen aus dem vorigen Jahre weiter fort oder wurde auf wei¬ 
tere Bestände des betreffenden Ortes übergetragen. Mehrfach fand eine 
Verschleppung auch von diesen Orten nach benachbarten statt, die¬ 
selbe wurde namentlich häufig durch die auf den Landstrassen ver¬ 
kehrenden Ochsengespanne vermittelt. Besonders häufig ist die Seuche 


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78 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


Laufende Nummer. 

Kreis, 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4 

Quartal 

Im Be¬ 
richtsjahr 

Im Jahr 1880,81 getödtete 
und gefallene St. Rindvieh. 


verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindvieh. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindvieh 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindvieh. 

verseuchte Bestände. 

64 

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3 X 

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5 g 
52 S 

0 — 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindvieh. 

1. 

Ascherslebcn . 

9 

10 


_ 

1 

1 

3 

12 

6 

23 

19 

Reg.-Bez. 

2. 

Gardelegen . . 


ES 

— 

— 

1 

18 

1 

22 

1 

40 


Magdeburg. 

3 

Halberstadt . 


ES 

— 

— 

— 

— 

4 

12 

4 

12 



4. 

Jerichow 1 . . 


B 

1 

9 

1 

7 

5 

80 

7 

104 

90 


5 

Jerichow IT . . 


ES 

1 

50 

1 

13 

— 

— 

1 

G3 



6 

Kalbe. 

4 

15 

1 

1 

2 

4 

3 

41 

8 

61 



7. 

Neubaidens- . 

6 

52 

8 

36 

6 

20 

7 

GO 

18 

168 




leben .... 

— 


— 

— 

— 


— 

— 

— 

— 



8. 

Oscbersleben . 

1 

i 

3 

3 

1 

15 

3 

G 

7 

25 

39 


9. 

Wanzleben . . 

10 

44 

9 

34 

4 

17 

8 

23 

23 

118 

80 


10. 

Wernigerode . 

— 


— 

— 

— 

— 

2 

2 

2 

2 

RSB 


11. 

Wolmirstedt . 

13 

lOfi 

11 

30 

10 

41 

13 

46 

311223 

BO 



Summa . . 

39 

236 

34 

163 

27 

136 

49 

304 


629 


1. 

Bitterfeld. . . 

2 

7 

4 

6 

2 

4 

1 

3 

5 

20 

14 

Reg.-Bcz. 

2. 

Eckartsberga . 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

S 

1 

9 

— 

Merseburg. 

3. 

Halle Stadt 

— 

— 

1 

2 

1 

4 

— 

— 

1 

G 

— 


4. 

Liebenwerda . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

10 


5. 

Mansfeld Ge- 














birgskreis . . 

2 

7 

2 

4 

— 

— 

— 

— 


n 

25 


6. 

Mansfeld See¬ 














kreis . 

1 

3 

1 

6 

1 

4 

— 

— 

9 

13 

14 


7. 

Merseburg . . 

1 

35 

1 

54 

2 

22 

7 

64 

8 

175 

S4 


8. 

Qucrfurt . . . 

— 

— 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

— 

7 


9. 

Saalkreis . . . 

— 

— 

— 

— 


— 

1 

10 

1 

10 

— 


10. 

Sangerhausen 

1 

IG 

2 

5 

2 

i 

4 

9 

22 

4 

47 

10 



Summa . . 

7 

68 

11 

77 

9 

39 


107 

•25 

291 

164 


1. 

Erfurt Landkr. 

II 

II 



2 

9 

Bl 

H 

E 

m 

■ 

Reg.-Bez. 

2. 

Heiligenstadt. 

fll 

H 

2 

10 

—| 


H 

B 

B 

Kl 

■91 

Erfurt. 


Summa . , 

» 

1 

9| 

10 

*1 

2 


— 

5 

13 

‘1 



in dieser Weise von den Viehbeständen grösserer Güter auf solche 
übertragen worden, welche kleineren Besitzern benachbarter Orte ge¬ 
hörten. Auch das Führen der Kühe zu den Bullen hat nicht selten zur 


weiteren Verbreitung der Lungenseuche Gelegenheit geboten. Ausser¬ 
dem soll die Krankheit öfter durch Zwischenträger — namentlich durch 
die Fleischer, welche in den verschiedensten Ställen verkehren, — 


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Lungen seuche. 


79 


verschleppt worden sein, und bei drei Ausbrüchen sollen die Besitzer 
selbst, welche als Schiedsmänner bei dem Abschätzen von an der 
Lungenseuche erkrankten Thieren beschäftigt gewesen waren, das Con- 
tagium eingeschleppt haben. In einzelnen Ortschaften brach die Lun¬ 
genseuche unter Thieren desselben Bestandes von Neuem aus, in He- 
dersleben, Kreis Aschersleben, z. B. nach 4 Monaten, und zeigte 
ein erkranktes Stück bei der Section sehr alte krankhafte Verän¬ 
derungen. 

In vielen Fällen erfolgte die Einschleppung durch angekaufte 
kranke Thiere, drei Ausbrüche wurden durch aus Bayern, vier durch 
aus ßraunschweig stammende Thiere vermittelt. Die Thiere, welche 
Anlass zu den Infectionen der einheimischen Bestände gaben, befan¬ 
den sich häufig im anscheinend vollständig durchgeseuchten Zustande 
und hatten keine Krankheitserscheinungen gezeigt. Vielfach muss an¬ 
genommen werden, dass das angekaufte Vieh sich erst in den Ställen 
der Handelsleute inficirt hat, denn die Nachforschungen ergaben, 
dass die Heimathsorte, aus denen die betreffenden Thiere stammten, 
frei von der Lungenseuche waren. 

Die Verluste waren, namentlich untei den Beständen der grösse¬ 
ren Güter, häufig sehr geringfügig, und viele Berichterstatter sind ge¬ 
neigt, diese günstigen Erfolge den meistens sofort ausgeführten Im¬ 
pfungen solcher Bestände zuzuschreiben. Bei vielen Ausbrüchen blieben 
früher geimpfte Thiere gesund, und brachte die Impfung, wenn sie 
sofort nach Constatirung der Krankheit ausgeführt wurde, die Seuche 
zum Stillstände. Kreisthierazt Jost plaidirt für die Anordnung der 
obligatorischen Nothimpfung und hält eine Entschädigung der in Folge 
der Impfung eintretenden geringfügigen Verluste für wünschenswerte 
Andererseits werden aber auch Bedenken gegen die Vortheile der Im¬ 
pfung geltend gemacht, in 4 Beständen des Kreises Wanzleben erlosch 
die Seuche nach dem Erkranken weniger Stücke, obgleich keine Im¬ 
pfung vorgenommen worden war. In Hohenziatz, Kreis Jerichow I., 
wurden 4 Wochen nach dem ersten Krankheitsfair 182 Stück geimpft, 
trotzdem erkrankten noch 75 und nach einer wiederholten Impfung 
weitere 42 Stück so heftig, dass deren Tödtung polizeilich angeordnet 
werden musste. In Bimsleben, Kreis Wernigerode, erkrankte am 15. 
Januar 1882 eine Kuh, welche am 12. August und 12. December 1881 
geimpft worden war. 

Die Ausbrüche der Lungenseuche in kleineren Wirtschaften sind 
häufig durch Abschlachten des ganzen Bestandes getilgt worden; die 


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80 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


Neigung zur schleunigen Tilgung der Lungenseuche auf diesem Wege 
ist auch bei den Besitzern grösserer Güter im Zunehmen begriffen. 

Zwei in Eggenstedt, Kr. Wanzleben, auf polizeiliche Anordnung 
getödtcte Stück Rindvieh erwiesen sich bei der Section nicht mit der 
Lungenseuche behaftet. 

Von den 17 verseuchten Ortschaften des Reg.-Bez. Merseburg 
sind 3 solche, in denen das Herrschen der Lungenseuche aus dem 
vorigen Berichtsjahre fortdauerte. Die Verhältnisse, welche zu den 
Seucheausbrüchen Anlass gaben, sind im Wesentlichen dieselben, 
wie im Reg.-Bez. Magdeburg, besonders häufig wurde die Seuche durch 
von Viehhändlern zusammengekaufte Thiere, ausserdem je einmal durch 
solche Stücke eingeschleppt, welche aus Bayern, bezw. aus Anhalt 
stammten. Ueber die Resultate der Impfung, welche verhältnissmässig 
häufig vorgenommen wurde, enthalten die Berichte folgende Mitthei¬ 
lungen von grösserem Interesse: 

Am 29. October 1881 wurde eine Tags zuvor krank gemeldete Kuh des land- 
wirthschaftlichen Instituts zu Halle geschlachtet; die Section stellte das Vorhan¬ 
densein der Lungenseuche fest. Am 5. Deccmber erfolgte die Tödtung einer zwei¬ 
ten im hohen Grade mit der Lungeuseuche behafteten Kuh. Am 14. December 
starb ein seit dem 21. November unter verdächtigen Erscheinungen erkrankter 
Büffelstier, am 15. December eine seit dem 18. November kranke Gayalkuh. Die 
Section bestätigte bei den beiden zuletzt genannten Thieren das Vorhandensein 
der Lungenseuche. Am 11. Mai und 30. September waren 38 Stallthiere geimpft 
worden, bei keinem der letzteren haben sich Erscheinungen von Lungenseuche ge¬ 
zeigt, ausserdem waren noch 2 geimpfte Stück Rindvieh auf dem Versuchsfelde 
untergebracht worden und ebenfalls gesund geblieben. Erst am 17. December 
wurden die Parkthiere geimpft mit Ausnahme von 2 Stück. Erkrankungen unter 
diesen Thieren sind weiter nicht vorgekommen. In deu verseuchten Stallungen 
befanden sich beim Ausbruch der Krankheit 9 nicht geimpfte Thiere, von denen 
4 an Lungenseuche erkrankten, 38 in denselben Stallungen befindliche, meist 
zweimal vorher geimpfte Thiere haben zu keiner Zeit Erscheinungen gezeigt, welche 
einen Verdacht auf Lungenseuche begründen konnten. Am 8. November wurde 
die Nothimpfung der noch nicht geimpften Thiere vorgenommen. Die geringe 
Zahl der Erkrankungsfalle wird der Impfung zugesebrieben. Die Einschleppung 
erfolgte durch eine von dem landwirtbschaftlichen Institut am 30. Juli 1880 zu 
Versuchszwecken angekaufte Kuh, welche bei der am 4. April 1881 vorgenomme¬ 
nen Section mit der Lungenseuehe behaftet gefunden wurde. 

In Schotterey, Kreis Merseburg, standen 112 Stück Rindvieh in 2 etwa 30 Mtr. 
von einander entfernten Ställen. Nachdem einige von den vorhandenen 52 Zug¬ 
ochsen unter verdächtigen Erscheinungen erkrankt waren, wurde am 6. Mai die 
Lungenseuche constatirt und sofort die Impfung von 106 Stück Rindvieh vorge¬ 
nommen. Bei diesen Thieren waren ausser dem Husten, welchen viele derselben 
hören Hessen, keine Krankheitserscheinungen — auch keine Steigerungen der 


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Liingenseuctie. 


81 


Körpertemperatur — wahrzunehmcn. Trotzdem erkrankten bis zum Juli in beiden 
Ställen €0 Stück so hochgradig, dass deren Tödtnng auf polizeiliche Anordnung 
erfolgen musste. Unter diesen 60 befanden sich mehrere, bei denen eine Ampu¬ 
tation des in Folge der Impfung stark angeschwollenen Schwanzes nothig gewor¬ 
den war. Der Rest von 28 Stück wurde, nachdem der Besitzer 23 Stück zum 
Abschlachten nach Koeln verkauft hatte, mit der Bedingung getodtet, dass für 
diejenigen Thiere, welche bei der Section nicht lungenseuchekrank befunden wur¬ 
den, keine Entschädigung aus der Staatskasse geleistet werden sollte. Alle 28 
Stück erwiesen sich, obgleich mitunter nur im geringen Grade, mit der Lungen¬ 
seuche behaftet und unter denselben wieder eine grössere Zahl solcher, welche in 
Folge der Impfung ein Stück des Schwanzes verloren hatten. Bei mehreren Ochsen 
und bei einigen Färsen wurden neben älteren Lungenseuchc-Verändcrungen (Se¬ 
quester) ganz frische in verschiedenem Umfange nachgewiesen. 

In Beucblitz, Kreis Merseburg, war ein Bestand von 168 Stück Rindvieh vor¬ 
handen, welche am 11. Mai, 24. November 1881 und 3. Februar 1882 geimpft 
worden waren. Von 10 im 4. Quartal getödteten Stück Rindvieh waren 3 zwei¬ 
mal und 7 dreimal geimpft worden. 

Die 6 an der Lungenseuche erkrankten Kühe in Kl. Lauchstedt, Kr. Merse¬ 
burg, waren vorher ebenfalls theils 2, theils 3 mal geimpft worden. 

Ueber den Erfolg der übrigen im Reg.-Bez. Merseburg ausgeführten Impfun¬ 
gen fehlen nähere Angaben. 

In Kirchhain, Landkreis Erfurt, wurde nach dem Ausbruch der 
Lungenseuche in 1 Gehöft am 30. Juni 1881 die Präservativimpfung 
bei 121 Stück Rindvieh, welche 18 Gehöften angehörten, vorgenommen. 
Nach 21 Tagen stellte sich bei allen Thieren eine leichte Geschwulst 
an der Schwanzspitzc ein, eine Kuh crepirte in Folge Brand des 
Schwanzes, und bei 2 Kühen musste ein Thcil des Schwanzes ampu- 
tirt werden. Am 27. Odobcr, bezw. 24. November erkrankte je eine 
Kuh an Lungenseuche, bei beiden Thieren war eine Geschwulst am 
Schwänze nach der Impfung eingetreten, bei einer Kuh so stark, dass 
die Schwanzspitze abfiel. Ausserdem wurden im Reg.-Bez. Erfurt 
Ausbrüche der Lungenseuche unter je einem Viehbestand zweier Ort¬ 
schaften im Kreise Heiligenstadt beobachtet. Nähere Angaben fehlen. 

7. Hannover. 

Ueber die Ausbrüche der Lungenseuche in zwei Gehöften zu Ron¬ 
nenberg, Kreis Wennigsen, Landdr.-Bez. Hannover, liegen genauere 
Angaben nicht vor. Die seit dem 4. Quartal 1880 81 in Appenrodo, 
Kr. Goettingen, Bründeln, Kr. Hildesheim, Adelebsen, Langenholten¬ 
sen, Kr. Einbeck, Landdr.-Bez. Hildes heim, herrschende Lungen¬ 
seuche wurde im 1. Quartal des Berichtsjahres nach zum Theil be¬ 
deutenden Verlusten getilgt. 

Archiv f. wis». u. pract. Thierhcilkunde. IX. Suppl.*Heft. (J 


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82 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

Die Landdr.-Bez. Lüneburg, Stade, Osnabrück und Aurich 
blieben während des Berichtsjahres seuchefrei. 

8. Hessen-Nassau. 

Uebcr den Ausbruch in Niedcrohna, Kreis Eschwege, ßeg.-Bez. 
Kassel, woselbst von 70 Stück des Bestandes 60 abgeschlachtet wer¬ 
den mussten, liegen keine näheren Angaben vor. Die 15 verseuchten 
Gehöfte des Kreises Gersfeld vertheilen sich auf 7 Ortschaften; die 
Krankheit herrscht in diesem Kreise schon seit Jahren und wird durch 
den Viehhandel von Gehöft zu Gehöft verschleppt, 4 Ausbrüche wur¬ 
den durch kranke im benachbarten Bayern angekaufte Thiere veran¬ 
lasst. In einem Falle stammte das erkrankte Stück aus Sachsen- 
Weimar. Die Erkrankungen in der Stadt Kassel werden auf im 
Landdr.-Bez. Hildesheim angekaufte Stück Rindvieh zurückgeführt, 


| Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Iiu Be¬ 
richtsjahr. 

Im Jahre 1880 81 getödtete 
und gefallene St. Rindvieh. 


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verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St Rindvieh. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St Rindvieh. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindvieh 

verseuchte Bestände. 

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1. 

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1 

60 

23 

Reg.- Bez. 

2. 

Fritzlar. . . . 

— 

— 

— 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

1 

Kassel. 

3. 

Fulda. 

— 

— 

— 

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— 


— 

— 

— 

— 

8 


4 

Gersfeld . . . 

4 

7 

4 

10 

4 

G 

4 

10 

15 

33 

37 


5 

Kassel Stadt . 

2 

2 

3 

3 

— 

— 

— 

— 

4 

5 



6. 

Hünfeld . . . 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

1 

1 

2 

2 



7 

Witzenbausen 





1 

fi 

1 

2 

2 

8 

H 



Summa . . 

6 

9 

8 

14 

5 

12 

7 

73 

24 

1U8 

69 


1 

Dillkreis . . . 

3 

' 3 

6 

G 

■i 

8 

2 

2 

11 

19 

S 

Reg.-Bcz. 

2 

Frankfurt a.M. 

— 

— 

— 

— 

9 

n 

— 

— 

— 

— 

3 

Wiesbaden. 

3 

Ober Taunus¬ 

1 

1 

— 

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B 

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— 

1 

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kreis . 

— 

— 

— 

— 

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— 

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4. 

Unter Lahn- . 

— 

— 

— 

— 

B 


— 

— 

1 

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kreis .... 

— 

— 

— 

— 

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— 

— 

— 

B 



5. 

Ober Wester-. 

— 

— 

1 

1 

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— 

— 

1 

H 

B 



waldkreis . . 

— 

— 

— 

— 

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— 

— 

— 

— 

— 

— 


6 

Landkreis. . . 

— 

— 

— 

— 

_I 

— 

_ 

— 

— 

— 

10 



Wiesbaden . 


— 




— 



—1 

—- 




Summa . . 

4 

4 

7 

7 

51 

9 

2 

2 

14 

22 

24 



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Lungenseuche. 


83 


ausserdem erkrankten 2 Stück, welche sich durch Berührung mit einer 
kranken Kuh im Eisenbahnwaggon inficirt hatten. Eine Kuh wurde 
getödtet, weil sie mit einer kranken in Berührung gewesen war, die¬ 
selbe erwies sich bei der Section gesund. Ein Fall im Kreise Hün- 
feld betraf einen geschlachteten Ochsen, cs scheint ein Irrthum in der 
Diagnose vorzuliegen, weil der zweite Ochse in demselben Stall ge¬ 
sund blieb. Nach Freudenthal, Kreis Witzenhauscn ist die Krankheit 
durch Ankauf von Vieh aus einem verseuchten Orte des Kreises Heiligen¬ 
stadt eingeschleppt worden. In den übrigen Fällen konnte die Einschlep¬ 
pung zwar nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden, es liegt jedoch 
die begründete Vermuthung vor, dass dieselbe durch Ankauf von Vieh 
in der Rhöngegend vermittelt wurde. Das statistische Material ent¬ 
hält keine genaueren Angaben über den Erfolg der bei 2 Viehständen 
im Kreise Witzenhausen vorgenommenen Impfungen. 

Im Reg.-Bez. Wiesbaden verseuchten nach und nach während 
des Berichtsjahres 11 Gehöfte der Ortschaft Roderath, Dillkreis, in 
welcher die Lungenseuche schon während des vorigen Jahres herrschte. 
Auch in Brandeberndorf, Ober-Taunuskreis sind früher Fälle von Lun¬ 
genseuche vorgekoramen. Die Erkrankung in Dehren, Untcr-Lahnkr., 
betraf ein kurz vorher angekauftes Stück. Ucber den Ausbruch in 
Rennerod, Ober-Wcsterwaldkreis, fehlen nähere Angaben. 


9. Rheinprovinz. 


Reg.-Bez. Kocln. Ucber die Erkrankung einer Kuh in Oberrospe, 
Kr. Gummersbach, wird erwähnt, dass die Einschleppung nicht nach¬ 
gewiesen werden konnte. Die übrigen 6 Stück des Bestandes liess 
der Besitzer abschlachten; dieselben erwiesen sich gesund. 

Reg.-Bez. Trier. In einen kleinen Viehbestand zu Goenncrs- 
dorf, Kr. Daun, ist die Krankheit durch angekauftes Handelsvieh ein¬ 
geschleppt worden. 

Die Lungenseuche wurde mehrfach in den Schlachthäusern zu 
Kocln, Deutz und Frankfurt a. M. bei aus dem Magdeburgischen ein¬ 
geführten Mastochsen constatirt. 

Aus anderen deutschen Staaten ist die Lungenseuche 
eingeschleppt worden: 

13 mal aus Bayern. 

4 „ „ Braunschweig. 

1 „ „ Anhalt. 

1 * „ Sachsen Weimar. 

G* 


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84 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten 


Laufende Nummer. 

Regierungs- 

bezw. 

Landdrostei-Bezirk. 

Im ersten Quartal. 

Im zweiten Quartal. 

grössere 

Guter. 

kleinere 

Besitzungen 

grössere 

Guter. 

kleinere 

Besitzungen 

Zahl der verseuchten Bestände. 

Zahl des Rindviehs in den ver¬ 
seuchten Beständen. 

Stück Rindvieh auf polizeiliche 
Anordnung getödtet. 

Zahl der verseuchten Bestände. 

Zahl des Rindviehs in den ver¬ 
seuchten Beständen. 

Stück Rindvieh auf polizeiliche 
Anordnung getödtet. 

Zahl der verseuchten Bestände. 

Zahl des Rindviehs in den ver¬ 
seuchten Beständen. 

Stück Rindvieh auf polizeiliche 
Anordnung getödtet. 

Zahl der verseuchten Bestände. 

Zahl des Rindviehs in den ver¬ 
seuchten Beständen. 

Stück Rindvieh auf polizeiliche 
Anordnung getödtet. 

1. 

Danzig. 

1 

17 

2 




1 

17 

7 




2. 

Marienwerder . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

119 

50 

— 

— 

— 

3. 

Potsdam. 

— 


— 

— 

— 

— 

1 

78 

78 

— 

— 

— 

3. 

Frankfurt .... 

1 

40 

28 

-- 

— 

— 

1 

28 

3 

1 

17 

16 

5. 

Stettin. 



— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

6. 

Posen. 

i 

150 

43 

— 

— 

— 

3 

248 

15 

1 

4 

2 

7. 

Bromberg .... 

1 

22 

3 

— 

— 

— 

1 

131 

5 

— 

— 

— 

8 . 

Breslau. 

1 

86 

17 

1 

19 

5 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

9 

Oppeln. 

— 

— 

— 

3 

23 

3 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

10. 

Magdeburg .... 

7 

1098 

132 

30 

252 

102 

8 

1062 

83 

25 

307 

69 

11. 

Merseburg .... 

4 

381 

55 

3 

42 

10 

3 

347 

58 

7 

179 

17 

12 . 

Erfurt. 

— 

— 

—- 

1 

2 

1 

— 

— 

— 

2 

45 

9 

13. 

Hannover . 

— 

— 

— 

1 

37 

12 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

14 

Hildesheim .... 

2 

154 

52 

2 

43 

8 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

15. 

Kassel. 

— 

— 

— 

4 

27 

5 

— 

— 

— 

7 

42 

13 

IG. 

Wiesbaden .... 

— 

— 

— 

1 

8 

1 

— 

— 

— 

7 

37 

7 

17. 

Koeln. 

— 

— 

— 

i 

7 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

18. 

Trier. 











" 



Summa . . 

18 

1948 

332 

47 

460 

148 

20 

| 

2030 

299 

51 

CO 

CO 

134 


Der Ankauf von Rindvieh in Bayern gab Anlass zu Aus¬ 
brüchen der Lungenseuche in den Reg.-Bez. Marienwerder, 
Potsdam, Frankfurt, Bromberg, Magdeburg, Merseburg und 
Kassel. 

Wir haben oben, wie Seite 48 u. 49 unseres 5. Jahresberichtes, 
tabellarisch das Verhältniss zusammengestellt, in welchem 
sich die auf polizeiliche Anordnung getödteten Stück Rind- 


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Lungenseuche. 


85 



Im 

dritten Quartal. 


Im 

vierten Quartal. 

Im Berichtsjahr. 

grössere 

Güter. 

kleinere 

Besitzungen 

grössere 

Güter. 

kleinere 

Besitzungen. 

grössere 

Güter. 

kleinere 
| Besitzungen. 

| Zahl der verseuchten Bestände. 

Zahl des Rindviehs in den ver¬ 
seuchten Beständen. 

Stück Rindvieh auf polizeiliche 
Anordnung getödtet. 

Zahl der verseuchten Bestände. 

Zahl des Rindviehs in den ver¬ 
seuchten Beständen. 

Stück Rindvieh auf polizeiliche 
Anordnung getödtet. 

Zahl der verseuchten Bestände. 

Zahl des Rindviehs in den ver¬ 
seuchten Beständen. 

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Zahl der verseuchten Bestände. 

Zahl des Rindviehs in den ver¬ 
seuchten Beständen. 

Stück Rindvieh auf polizeiliche 
Anordnung getödtet 

Zahl der verseuchten Bestände. 

Zahl des Rindviehs in den ver¬ 
seuchten Beständen. 

Stück Rindvieh auf polizeiliche 
Anordnung getödtet. 

Zahl der verseuchten Bestände. 

Zahl des Rindviehs in den ver¬ 
seuchten Beständen. 

Stück Rindvieh auf polizeiliche 
Anordnung getödtet. 













1 

17 

9 




— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

1H 

50 

— 

— 

— 

1 

36 

2 

2 

12 

7 

2 

112 

107 

— 

— 

— 

4 

226 

187 

2 

12 

7 

1 

27 

27 

1 

22 

22 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

67 

58 

2 

39 

38 

— 

— 


— 

— 

— 

2 

328 

123 

— 

— 

— 

2 

328 

123 

— 

— 

— 

— 



2 

7 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

3 

248 

58 

3 

11 

4 

1 

131 

2 

— 

— 

— 

3 

249 

15 

- 

— 

— 

4 

271 

25 

— 

_ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

86 

17 

1 

19 

5 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

3 

23 

3 

6 

538 

60 

17 

251 

49 

11 

927 

179 

34 

466 

80 

31 

2894 

454 

71 

883 

300 

4 

177 

23 

3 

84 

9 

8 

785 

72 

3 

47 

25 

10 

1060 

208 

12 

254 

61 

— 

— 

— 

2 

7 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

5 

57 

12 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

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— 

— 

— 

— 

— 

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2 

38 

13 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

154 

52 

2 

43 

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1 

23 

6 

4 

27 

6 

1 

70 

50 

6 

33 

7 

2 

93 

56 

19 

110 

31 

— 

— 

— 

5 

30 

9 

— 


— 

2 

14 

2 

— 

— 

— 

14 

85 

19 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


— 

_ 

— 

— 

_ 

— 


1 

7 

l 


~ 








1 

6 

1 

— 



1 

6 

1 

14 

932 

120 

36 

1 

440 

106 

» 

2471 

546 

46 

566 

115 

63 

5563 

1297 

138 

1487 

503 


vieh auf Bestände grösserer Güter und kleinerer Besitzun¬ 
gen verth ei len. Die gefallenen und die auf Veranlassung der Be¬ 
sitzer getödteten Thierc sind bei dieser Berechnung ausser Anschlag 
gelassen worden. 

Von den Gehöften, in denen Rindvieh auf polizeiliche An¬ 
ordnung getödtet wurde, entfallen: 


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86 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


Im 1. Quartal 27,70 pCt. auf grössere Güter, 72,30 pCt. auf kleinere Besitzungen. 

. 2. . 28,17 ... . 71,83 . . 

. 3. . 28,00 . „ 72,00 . 

. 4. . 37,00 . „ 63,0) „ 

. Berichtsjahr 31,34 . „ . 68,66 . . „ 

und wenn man dieselben Verhälinisszalilen für die Provin¬ 
zen Westpreussen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schle¬ 
sien und Sachsen berechnet: 

Im 1. Quartal 29,60 pCt. auf gtösscrc Güter, 70,40 pCt. auf kleinere Besitzungen. 

* 2. „ 35,70 ... * 64,30 ... 

. 3. . 32,50 . 67,50 ... 

h 4. . 41,25 „ „ „ . 58,75 „ * * n 

„ Berichtsjahr37,34 „ n . 62,66 „ „ » „ 

Von den auf polizeiliche Anordnung getödteten Stück 
Rindvieh entfallen: 

Im 1. Quartal 69,15 pCt. auf grossere Güter, 30,85 pCt. auf kleinere Besitzungen. 

„ 2. * 60,05 . „ * 30,95 * * 

* 3. „ 53,10 . n 46,90 „ . 

„ 4. „ 82,60 „ . . . 17,40 ... 

„ Berichtsjahr 72,06 „ „ „ * 27,94 „ „ * 

Dieselben Verhältnisszahlcn für die oben genannten 
6 Provinzen berechnet, stellen sich wie folgt: 

Im 1. Quartal 70,00 pCt. auf grössere Güter, 30,00 pCt. auf kleinere Besitzungen, 

r* 2. . 72,55 „ . „ „ 27,4o n . . . 

n 3. . 55,56 . . ft . 44,44 ... . 

„ 4. „ 82,50 . 17,50 ... 

„ Berichtsjahr 73,50 ... . 26,50 ... 

Der Verlust an auf polizeiliche Anordnung getödteten 
Rindern im Verhältniss zu dem gesammten Bestände der 
verseuchten Gehöfte betrug durchschnittlich: 

Im 1. Quartal 17,70 pCt. in d. grösseren Gütern, 32,20pCt. in d. kleineren Besitzungen. 
„ 2. . 14,70 ... . 18,30 . „ 

„ 3. . 18,85 ... . 24,10 ... 

. 4. . 20,44 ... . 20,32 ... 

* Berichtsjahr23,31 ... „ 33,82 ... 

Eine Vergleichung mit der entsprechenden Berechnung S. 46 u. 47 
unseres 5. Jahresberichtes zeigt: 

dass die Zahl der grösseren Güter, in welchen die 
Lungenseuche auftrat, sich nicht erheblich geän¬ 
dert, dass dagegen die Zahl der in den grösseren 
Gütern auf polizeiliche Anordnung getödteten Rin¬ 
der ebenso wie der Verlust solcher Bestände im Ver¬ 
hältniss zur Gcsammtstüokzahl der verseuchten 
Herden bedeutend zugenommen hat. 


Digitized by c^ooQie 



Lungenseuche. 


87 


Uebcr die Erfolge der Impfung ist bei den Notizen über die 
Ausbrüche der Lungenseuche in den einzelnen Provinzen berichtet 
worden. Die Angaben der beamteten Thierärzte über die Resultate 
und über die Vortheile der Impfung sind auch in diesem Jahre so 
verschieden und zum Theil so voll von Widersprüchen, dass sich ein 
begründetes Uriheil über den Nutzen des Impfverfahrens aus dem vor¬ 
liegenden Material nicht bilden lässt. 

Von den Provinzial- und Kommunal verbänden sind an 
Entschädigungen für solche Stück Rindvich, welche behufs 
Tilgung der Lungenseuche getödtet wurden, die in nach¬ 
stehender Tabelle genannten Summen gezahlt worden. Die 
entsprechenden Entschädigungsbeträge des Jahres 1880 81 haben wir 
zur Vergleichung gegenübergestellt. 




Berichtsjahr 

1880/81. 

Mark. 1 Tf. 

Berichtsjahr 
1881 8$. 

Mark. | Pf. 

1 . 

Provinz Ostprcussen. 





•) 

„ Wcstpreussen. 

38') l 

— 

0521 

40 

3. 

„ Brandenburg (ausschliesslich Berlin) . 

52837 

64 

41163 

30 

4 

Berlin. 

— 


— 

— 

5. 

Provinz Pommern. 

10148 

30 

34882 

95 

6 . 

„ Posen. 

33628 

50 

20611 

50 

7. 

„ Schlesien . 

6774 

55 

6130 

12 

S. 

„ Sachsen . 

243276 

95 

97875 

29 

9. 

„ Schleswig-Holstein. 

2209 

— 

— 

— 

10 . 

„ Hannover. 

S303 

25 

31757 

10 

11 

„ Westfalen. 

223 

60 

— 

— 

12 . 

Reg -Bez. Kassel. 

5452 

48 

12421 

15 

13. 

„ Wiesbaden (ausschliessl. Frankf. a./M.) 

2616 

50 

2278 

10 

14. 

Frankfurt a./M. 

3457 

— 

— 

— 

15. 

Rheinprovinz. 

2945 

30 

1366 

52 

16. 

Hohenzollern’sche Lande. 

— 

— 




Summa . . 

875724 

07 

258007 

1 43 


Die Gesammtsumme der gezahlten Entschädigungen beträgt mithin 
117716 Mark 64 Pfennig 

weniger als im Jahre 1880,81 und auf jedes der 1800 auf polizei¬ 
liche Anordnung getödteten Stück Rindvieh entfällt eine Entschädi¬ 
gung von durchschnittlich 143 Mark 35 Pfennige. Nach der verhält- 
nissmässig geringen Summe, welche in der Provinz Sachsen gezahlt 


Digitized by C^ooQle 



















88 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

worden ist und in keinem Verhältnis zu dem Procentsatz der ge- 
tödteten Thiere steht, muss angenommen werden, dass die Entschä¬ 
digungen für zahlreiche Stück Rindvieh bei Abschluss der Rechnung 
noch nicht regulirt waren. 

Zur Deckung der Entschädigungen für auf polizeiliche Anordnung 
getödtete Stück Rindvieh sind während der beiden lctzicn Jahre von 
den Rindviehbesitzern an Beiträgen erhoben worden: 




Berichtsjahr 1880 81. 

Berichtsjahr 1881,82. 

Beitrag f. 
jedes St. 
Rindvieh. 
Pf 

Mark. 

Pf. 

Beitrag f. 
jedes St. 
Rindvieh. 

Pf. 

Mark. 

Pf. 

1 . 

Provinz Ostpreussen.... 

_ 



_ 

_ 

__ 

2 . 

„ Westpreusscn . . . 

5 

20766 

15 

5 

21324 

15 

3. 

„ Brandenburg aus* 








schliesslich Berlin .... 

10 

G7073 

GO 

6 

*39865 

14 

4. 

Berlin. 

— 

— 

— 

— 


— 

5. 

Provinz Pommern. 

— 

— 

— 

— 


— 

6 . 

„ Posen. 

10 

57240 

70 

10 

58663 

— 

7. 

„ Schlesien. 

0,5079 

6997 

76 

0,5128 

*7121 

45 

8 . 

„ Sachsen . 

12 

123564 

36 

20 

**220357 

74 

9. 

„ Schleswig-Holstein 

— 

— 

— 

— 

***2471 

20 

10 . 

* Hannover . ... 

0,6 

43728 

90 

0,3 

**22419 

52 

11 . 

„ Westfalen. 

— 1 

— 

— 

— 

— 

— 

12 . 

Reg.*Bez. Kassel. 

10 

29453 

— 

5 ! 

14291 

45 

13 

„ Wiesbaden aus¬ 






— 


schliesslich Frankfurta. M. 

10 

23118 

20 

_ 

— 


14. 

Frankfurt a. M. 

200 

3490 

— 

— 

— 

— 

15. 

Rheinprovinz. 

5 

52000 

SO 

5 

*49694 

65 

16. 

Hohenzollern’sche Lande . 

10 

4652 

06 

10 | 

*4517 

40 


Aus der Staatskasse sind für auf polizeiliche Anordnung behufs 
Tilgung der Lungenseuche getödtete Rinder in den beiden letzten Jah¬ 
ren gezahlt worden : 


*) Diese Angaben beziehen sich aut das Kalenderjahr 1881. 

**) Diese Beiträge sind zur Deckung der im Kalenderjahr 1881 gezahlten 
Entschädigungen erhoben. 

***) Nur im Kreise Herzogthum Lauenburg, in den anderen Kreisen der 
Provinz sind Beiträge nicht erhoben worden. 


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Schafpocken. 


89 




Etatsjahr 
1880/81. 
Mark. Pf. 

Etatsjahr 

1881/82. 

Mark. Pf. 

1. 

Provinz Ostpreussen. 

_ 

___ 

__ 

_ 

2. 

„ Westpreussen. 

— 

— 

153 

33 

3. 

„ Brandenburg. 

240 

— 

3083 

86 

4. 

„ Pommern. 

— 

— 

— 

— 

5. 

„ Posen. 

520 

— 

— 

— 

6 . 

„ Schlesien.. 

— 

— 

— 

— 

9. 

„ Sachsen . 

2197 

79 

141G 

93 

8. 

* Schleswig-Holstein .... 

— 

— 

— 

— 

7. 

„ Hannover. 

359 

50 

2110 

— 

10. 

„ Westfalen. 

401 

— 

— 

— 

11. 

„ Hessen-Nassau. 

522 

10 

1310 

45 

12. 

Rhein provinz. 

184 

— 

831 

— 

13. 

Hohenzollern’sche Lande. 

— 

— 

— 



Summa. . 

4484 

1 

39 

9511 

57 


0. Die Sohafpooken. 

Nachdem die jährlich siel) wiederholende Schutzimpfung der Läm¬ 
mer durch §. 49. des Gesetzes vom 23. Juni 1880 verboten worden 
war, und demgemäss solche Schutzimpfungen seit dem 1. April 1881 
nicht mehr stattgefunden hatten, kam es zunächst darauf an, aus dem 
statistischen Material zu ermitteln, welchen Einfluss das Verbot der 
Schutzimpfungen auf die Verbreitung der Schafpocken und auf die 
Häufigkeit von Ausbrüchen dieser Seuche haben würde. 

Die Vergleichung am Fusse der Tabelle Seite 90 und 91 
zeigt, dass die Zahl der Kreise, Ortschaften und Gehöfte, in denen 
die Schafpocken auftraten, sehr viel geringer gewesen ist, als im vor¬ 
hergehenden Jahre. Dass man berechtigt ist, diese auffällig geringere 
Verbreitung der Pockenseuchc zum grossen Theil auf die Unterlassung 
der Schutzimpfungen zurückzuführen, geht namentlich aus den 
verhältnissmässig sehr wenigen Ausbrüchen der Schaf¬ 
pocken hervor, welche in der Provinz Pommern beobachtet 
wurden. In dieser Provinz, in welcher Schutzimpfungen der Lämmer 
am häufigsten und in der grössten örtlichen Ausdehnung ausgeführt 
wurden, kamen Ausbrüche der natürlichen Pocken vor: 




I. Quartal. 


11. Quartal. 

III. Quartal. 

IV. Quartal. 

1876 77 

in 

35 Gehöften 

in 

238 Gehöften 

in 270 Gehöften 

in 32 Gehöften. 

1877/78 

« 

6 „ 

n 

48 


. 167 

fl 

., 1 Gehöft. 

1878/79 

W 

54 „ 

fl 

265 

« 

. 209 


„ 90 Gehöften. 

1879/80 

A 

32 . 


229 

fl 

„ 264 


fl io 

1880/81 

a 

23 

fl 

123 


. 111 

fl 

, 2 „ 

1881/82 

„ 

3 . 

fl 

55 

A 

* 13 

fl 

seuchefrei 


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90 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


Laufende Nummer. 

Provinz. 

Im 

1 . 

Quartal. 

Im 2. 

Quartal. 

Im 3. 

Quartal. 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

Zahl der an den Pocken 
gefallenen Schafe. 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

Zahl der an den Pocken 
gefallenen Schafe. 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

> 

Zahl der Gehöfte. 

Zahl der an den Pocken 
gefallenen Schafe. 

1 . 

Ostpreussen .... 

r> 

12 

14 

37 

18 

119 

179 

1270 

19 

77 

113 

1874 

2 . 

Westpreusen. 

3 

4 

6 

136 

6 

22 

31 

360 

8 

19 

24 

994 

3. 

Brandenburg . 

3 

3 

3 

5 

4 

8 

17 

35 

2 

2 

5 

40 

4. 

Pommern. 

3 

3 

3 

— 

4 

22 

55 

90 

4 

5 

13 

73 

5. 

Posen . 

4 

6 

7 

6 

9 

39 

53 

232 

9 

26 

40 

1051 

6 . 

Sachsen . 

1 

1 

1 

8 

4 

9 

12 

200 

4 

5 

6 

227 

7. 

Schleswig-Holstein . 

— 

— 

— 

— 

1 

i 

1 

32 

— 

— 

— 

— 

8 . 

Hannover. 

7 

11 

33 

107 

9 

33 

634 

201 

6 

19 

119 

37 


Summa .... 

27 

40 

67 

299 

55 

253 

982 

2420 

52 

153 

320 

4296 


Im Jahre 1880/81 . . 

50 

125 

290 

437 

111 

S46 

1809 

3720 

119 

794 

1636 

12267 


Im Berichtsjahr 














1881/82 mehr . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

_ 

— 

— 


weniger . 

23 

85 

223 

138 

56 

593 

827 

1300 

67 

641 

1316 

7971 


Die obige Zusammenstellung zeigt, dass die Zahl der Pocken¬ 
ausbrüche während des Berichtsjahres nach dem Verbote 
der Schutzimpfungen auffällig gering war im Verhältniss 
zu den früheren Jahren, ausserdem jedoch, dass die Zahl der 
Pockenausbrüche in dem 1. und 4. Quartal auch trotz des 
Verbotes der Schutzimpfungen, wie in früheren Jahren sehr bedeu¬ 
tend gegen die entsprechende Zahl im 2. und 3. Quartal 
zurückgeblieben ist. 

Das statistische Material ist in Bezug auf die Schafpocken leider 
so dürftig, dass sich aus demselben nicht mit annähernder Sicherheit 


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Schafpocken. 


91 


Im 4. 

Quartal. 

Im Berichtsjahr 


1 Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

Zahl der an den Pocken 
gefallenen Schafe. 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

Zahl der an den Pocken 
gefallenen Schafe. 

Regierungs- bezw. Landdrostei-Bezirke, 
in denen die Schafpocken nicht vorge. 
kommen sind nebst Angabe der seuche¬ 
frei gebliebenen Quartale. 

3 

4 

7 

25 

22 

243 

313 

3206 


1 

i 

1 


9 

44 

59 

1490 

Marienwerder 4. Quartal. 

— 


— 

— 

7 

12 

25 

80 

Potsdam 3. 4. Quartal. Frankfurt 4. Quar¬ 
tal. Berlin 1. 2. 3. 4. Quartal. 

— 

—- 

- 


6 

30 

71 

163 

Stettin 1. 4. Quartal. Koeslin 4. Quartal. 
Stralsund 1. 2. 3. 4. Quartal. 

2 

2 

2 ! 

386 

11 

68 

101 

1675 


3 

4 

4 

320 

7 

17 

23 

755 

Merseburg 1. Quartal. Erturt 1. 2. Quartal. 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

i, 

32 

Schleswig 1. 3. 4. Quartal. 

4 

5 

| 27 

87 

12 

58 

813 

432 

Hannover 1. 2. 3. 4 Quartal. Aurich 4. 
Quartal. Osnabrück 1. 2. 3. 4. Quartal. 

13 

16 

41 

818 

75 

473 

1406 

7833 


25 

39 

97 

254 

139 

1732 

V 

16678 


_ 

_ 

_ 

564 



V 



12 

23 

56 

— 

64 

1259 

? 

8845 



erkennen lässt, in wie vielen Ausbrüchen die Nothiropfung nach §. 46 
des Reichsgesetzes vom *23 Juni 1880 vorgenommen bezw. unterlassen 
wurde, entweder weil die wirtschaftlichen Verhältnisse einen Auf¬ 
schub der Nothimpfung wünschenswert machten, oder weil die Pocken 
schon auf dem Wege der natürlichen Ansteckung den grössesten Theii 
der Herde ergriffen hatten. Ebenso wenig geht aus den Tabellen der 
beamteten Thierärzte hervor, welche Erfolge die Nothimpfungen hatten, 
bezw. in wie vielen Beständen und mit welchen Resultaten Impfungen 
der von der Seuche bedrohten Herden, bezw. alW in dem verseuch¬ 
ten Orte befindlichen Schafe vorgenommen worden sind (§. 47. des 
Reichsgesetzes vom 23. Juni 1880). 


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92 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiton. 


Frei von der Pockenseuche blieben, wie in früheren Jah¬ 
ren, die Provinzen Westfalen, Hessen-Nassau, die Rheinpro¬ 
vinz, die Hohenzollernschen Lande, und auch in Schlesien, in 
welcher Provinz ausnahmsweise einzelne wenige Ausbrüche Vorkommen, 
sind während des Berichtsjahres keine Fälle von Schafpocken beob¬ 
achtet worden. In Schleswig-Holstein beschränkte sich das Auf¬ 
treten der Krankheit auf eine Herde des Kreises Storraarn, welche 
kurz zuvor aus dem Reg.-Bez. Magdeburg eingeführt worden war. 

' Im Reg.-Bez. Koenigsberg blieben nur die Kreise Allenstein, 
Fischhausen, Labiau, Memel, Neidenburg, Orteisburg und Roessei frei 
von den Schafpocken. Von den 127 Ortschaften, in denen die Schaf¬ 
pocken auftraten, entfallen zusammen 91 auf die Kreise Pr. Eylau, 
Landkreis Koenigsberg, Mohrungen und Wehlau, welche als die am 
stärksten verseuchten des Regierungsbezirks bezeichnet werden müssen. 
Die wenigen Ausbrüche während des ersten Quartals erfolgten nicht 
nur im Reg.-Bez. Koenigsberg, sondern auch in den Reg.-, bezw. 
Landdr.-Bez. Gumbinnen, Marienwerder, Potsdam, Bromberg und Lüne¬ 
burg vielfach in solchen Gehöften, welche während des Herbstes 1880 
stark verseucht gewesen waren, sobald neuangekaufte Schafe in die 
betreffenden Bestände aufgenommen wurden. Aus diesen Beobachtun¬ 
gen wird gefolgert, dass das Contagium sich 4—6 Monate in den be¬ 
treffenden Ställen wirksam erhalten hat. lieber die Ursachen, welche 
zu der starken Verbreitung der Seliafpocken während des 2. und 3. 
Quartals Anlass gaben, wird nur erwähnt, dass die meisten Ausbrüche 
durch Berührung mit kranken Schafen benachbarter Orte oder durch 
Zwischenträger, welche das Contagium verschleppten, bedingt wurden. 
In den Kreisen Pr. Holland und Mohrungen wurde die sogen. Prae« 
cautionsimpfung (§. 47. des Gesetzes) in einer grösseren Anzahl von 
Ortschaften ausgeführt, und zwar in Mohrungen bei 7490 Schafen, 
welche 14 Gütern und 2 bäuerlichen Ortschaften, in Pr. Holland bei 
10040 Schafen in dem Gütercomplex Schlobitten und in 10 Dörfern. 
Der Verlust betrug 2,2, bezw. nahezu 5 pCt. Im 4. Quartal kamen 
die Schafpocken nur in je einer Ortschaft der Kreise Pr. Holland und 
Wehlau zur Beobachtung. 

Von den 116 Ortschaften des Reg.-Bez. Gumbinnen, in denen 
die Schafpocken auftraten, gehören 35 dem Kreise Loetzen und 14 
dem Kreise Angerburg an, einzelne Ausbrüche entfallen ausserdem auf 
die Kreise Darkehmen, Goldap, Johannisburg, Lyck, Oletzko, Sens- 
burg und Stallupoenen. Die Schafmärkte in Loetzen sollen vielfach 


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Schafpocken. 


93 


zur Verbreitung der Seuche Anlass gegeben haben, nächstdem der 
Gebrauch Schafe auf gemeinschaftliche Weiden zu geben, woselbst 
Thierc des verschiedensten Ursprungs Zusammentreffen. Fast durch¬ 
weg wurde im Kreise Loetzen die Impfung aller im verseuchten Orte 
befindlichen Schafe angeordnet, wenn der erste Ausbruch nicht ganz 
isolirte Gehöfte oder Abbanten betraf. Der Verlust bei diesen Prae- 
cautionsimpfungen betrug 2 bis 5, ausnahmsweise auch bis 10 pCt. 
Die Verbreitung der Seuche ist namentlich durch Berührung mit kran¬ 
ken Schafen der Nachbarschaft oder durch den Schafhandel, nicht 
selten auch durch Zwischenträger bedingt worden. Als letztere wer¬ 
den besonders angeführt: die von Stall zu Stall ziehenden Fleischer, 
der Wechsel der Dienstboten zum Michaelis- und Martinitermin und 
der Marktverkehr mit Gänsen. 

In beiden ostpreussischen Regierungsbezirken ist die Anzeige von 
Ausbrüchen der Krankheit häufig so verspätet erfolgt, dass die Pocken 
zur Zeit, als die Constatirung erfolgte, bereits bei vielen Thieren ab¬ 
geheilt waren. 

Im Reg.-Bez. Danzig, welcher im Allgemeinen während früherer 
Jahre wenig verseucht war, brachen die Pocken in 29 Ortschaften aus, 
von denselben entfallen 21 auf den Kreis Berent, 3 auf den Land¬ 
kreis Danzig, 1 auf den Kreis Karthaus und 4 auf den Kreis Pr. Star- 
gard. Ueber die erhebliche Verseuchung des Kreises Berent wäh¬ 
rend des 2. und 3. Quartals liegen nur sehr dürftige Andeutungen 
vor, nach denen die Pocken ursprünglich durch Treiberschafe einge¬ 
schleppt worden sind, und die weitere Verbreitung in der Nachbar¬ 
schaft entweder durch directe Berührung mit kranken Schafen oder 
durch Zwischenträger — als solche werden wieder in erster Linie die 
Fleischer bezeichnet — erfolgte. Ueber die vereinzelten Ausbrüche in 
den anderen oben genannten 3 Kreisen fehlen nähere Angaben. Die 
15 Ortschaften des Reg -Bez. Marienwerder, in denen während des 
1., 2. und 3. Quartals Ausbrüche der Krankheit beobachtet wurden, 
vertheilen sich auf die Kreise Flatow, Marienwerder, Rosenberg, Schlo- 
chau und Schwetz. Abgesehen von einigen Fällen, in denen die Ein¬ 
schleppung durch angekaufte Schafe, oder der Ausbruch bei Einfüh¬ 
rung von Schafen in früher verseucht gewesene Ställe erfolgte, enthält 
das statistische Material nur die nackten Zahlen, in Betreff des Aus? 
bruches in Gross Peterkau, Kr. Schlochau, wird jedoch erwähnt, dass 
derselbe durch die gesetzwidrige Vornahme der Schutzimpfung bei den 
Lämmern bedingt wurde. 


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94 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


Die 12 Ortschaften der Provinz Brandenburg, in denen Aus¬ 
brüche der Schafpocken vorkamen, vertheilen sich auf zusammen 12 
Ortschaften* in den Kreisen Angermünde, Teltow, Reg.-Bez. Potsdam, 
Arnswalde, Luckau, Soldin, Ost- und West-Sternberg, Reg.-Bez. 
Frankfurt. Die Tabellen enthalten keine Angaben über die Ein¬ 
schleppung, die Verbreitung der Pocken und über die Resultate der 
vorgenommenen Impfungen. 

Bereits Seite 89 wurde erwähnt, dass in der Provinz Pommern, 
welche, so lange die Schutzimpfung der Lämmer dort allgemein im 
Gebrauch war, als die am stärksten verseuchte des ganzen Staates 
gelten konnte, auffällig wenige Ausbrüche der Pocken beobachtet wor¬ 
den sind. Der Reg.-Bez. Stralsund blieb während des ganzen Be¬ 
richtsjahres seuchefrei und im Reg.-Bez. Stettin beschränkte sich das 
Auftreten der Pocken auf 2 Ortschaften des Kreises Randow. Von 
den 28 verseuchten Ortschaften des Reg.-Bez. Koeslin entfallen 21 
auf den Kreis Rummelsburg. Die Angaben aus diesem Kreise sind 
nicht ganz klar, sie halten namentlich Noth- und Praecautionsirapfun- 
gen nicht immer auseinander. Aus dem Kreise Bütow liegen zwar 
keine genaueren Mittheilungen vor, es hat jedoch den Anschein, dass 
die Krankheit auch in diesem Kreise stärker verbreitet geherrscht 
hat. Die Einschleppung in die Kreise Rummelsburg und Bütow ist 
aus dem benachbarten Kreise Berent, Reg.-Bez. Danzig, erfolgt, in 
welchem die Pocken gleichzeitig stark herrschten (s. Seite 93). Die 
übrigen 7 verseuchten Ortschaften des Reg.-Bez. Koeslin vertheilen 
sich auf die Kreise Bublitz, Lauenburg, Neu-Stettin und Schlawc. ln 
eine Ortschaft wurde die Krankheit aus einer benachbarten des Kreises 
Rummelsburg eingeschleppt. Nur in einem Falle wird erwähnt, dass 
Handelsschafe den Ausbruch veranlasst haben, dieselben Verhältnisse 
gaben auch die Ursache zum Ausbruch in einem Orte des Kreises 
Randow, Reg.-Bez. Stettin, ab. 

Während des 4. Quartals blieben die in den vorhergegangenen 
Jahren stark verseucht gewesenen Provinzen Brandenburg und Pom¬ 
mern ganz frei von den Pocken. 

Von den 68 verseuchten Ortschaften der Provinz Posen entfallen 
zusammen 9 auf die Kreise Birnbaum, Kosten, Obornik und Schroda, 
Reg.-Bez. Posen, und 59 auf den Reg.-Bez. Bromberg, in welchem 
nur die Kreise Bromberg (Stadt- und Landkreis) und Czarnikau frei 
von der Krankheit blieben. Die meisten verseuchten Orte — 18 bezw. 
15 — liegen in den Kreisen Gnesen und Wongrowiec. Abgesehen von 


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Sohafpocken. 


95 


den Mittheilungen, dass die Seuche auf Schafherden benachbarter 
Ortschaften überging, und dass die Krankheit in Turostowo, Kreis 
Gnesen, während der letzten 3 Jahre dreimal aufgetreten ist, enthält 
das statistische Material nur Zahlenangaben ohne weitero Bemer¬ 
kungen. 

In der Provinz Sachsen erkrankten Schafe in 17 Ortschaften, 
welche sich auf die Kreise Neuhaldensleben, Wanzleben, Reg.-Bcz. 
Magdeburg, Sangerhausen, Wittenberg, Reg.-Bez. Merseburg, Nord¬ 
hausen, Worbis, Reg.-Bez. Erfurt vertheilen. 8 Ortschaften gehören 
dem Kreise Sangerhausen an, in welchen die Seuche aus benachbarten 
Ortschaften der Schwarzburg’schen Fürstenthümer eingeschleppt und 
sodann auf andere in der Nähe liegende Ortschaften verbreitet wurde. 
Die übrigen Ausbrüche in den Reg.-Bez. Magdeburg wurden durch den 
Ankauf von Schafen — zweimal erfolgte derselbe auf dem Berliner 
Schlachtviehmarkt — vermittelt. Ueber das Auftreten der Schafpocken 
in 2 Orten des Reg.-Bez. Erfurt enthält das statistische Material keine 
Mittheilungen. 

Von den 58 in der Provinz Hannover verseuchten Ortschaften 
entfallen 23 auf die Kreise Aurich und Emden, Landdr.-Bez. Aurich, 
in welchen sonst ein Auftreten der Pocken nur sehr ausnahmsweise 
beobachtet worden ist. Es lehlen leider gänzlich irgendwelche Angaben 
über die Verbreitungswege der Seuche, und die Tabellen halten nicht 
die ausgeführten Noth- und Praecautionsimpfungen auseinander, son¬ 
dern machen es nur im hohen Masse wahrscheinlich, dass die Prae- 
cautionsimpfung in vielen Beständen vorgenommen worden ist. Für 
diese Annahme sprechen auch die geringen Verluste an Schafen. Die 
Pocken traten in zusammen 721 Gehöften jener 23 Ortschaften auf, 
und die Tabellen verzeichnen im Ganzen nur 146 Schafe als an den 
Pocken gefallen. 

In dem sonst stark verseuchten Landdr.-Bez. Lüneburg wurde 
die Pockenseuche verhältnissmässig selten beobachtet. Dieselbe ge¬ 
langte in zusammen 18 Ortschaften der Kreise Fallingbostel, Gif¬ 
horn, Harburg und Uelzen zum Ausbruch und zwar im Kr. Gifhorn 
zunächst in solchen Orten, in denen die Krankheit während des vori- 
Jahres verbreitet geherrscht hatte. Ueber die Ursachen der Pocken¬ 
ausbrüche in 12 Ortschaften der Kreise Rotenburg, Stade Marsch- 
und Geestkreis, Landdr.-Bez. Stade, sowie in 5 Ortschaften der 
Kreise Hildesheim-Marienburg, Liebenberg und Osterode, Landdr.-Bez. 
Hildes he im, fehlen alle Angaben, nur einmal wird angedeutet, dass 


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96 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

die Einschleppung in den Landdr.-Bcz. Hildesheim öfter aus dem be¬ 
nachbarten Herzogthum Braunschweig erfolgt sein kann. Im Landdr.- 
Bez. Stade scheint eine grosse Zahl von Gehöften in die Tabellen auf¬ 
genommen zu sein, lediglich weil bei den Schaf beständen derselben 
die Praecautionsimpfung vorgenommen wurde. 

Die Landdr.-Bez. Hannover und Osnabrück blieben frei von 
der Pockenseuche. 

In allen Provinzen, in denen die Krankheit auftrat, ist die An¬ 
zeige von den Ausbrüchen nicht selten so spät erfolgt, dass die Pocken 
zum grossen Theil zur Zeit, als die Krankheit constatirt wurde, schon 
abgeheilt waren. Ebenso erwähnen die Tabellen aus allen Provinzen 
sehr häufig, dass die Verluste an gefallenen Schafen nicht genau an¬ 
gegeben werden können, die Berichterstatter haben sich in vielen Fäl¬ 
len darauf beschränken müssen, die Zahl der Schafe, welche bis zur 
Constatirung der Krankheit gestorben waren, in die Tabellen einzu¬ 
tragen. 

Obgleich sich nach dem Wegfall der bis dahin üblichen Schutz¬ 
impfungen der Lämmer eine sehr erhebliche Abnahme in der Zahl 
der Pockenausbrüche auffallend beraerklich gemacht hat, dürfte sich 
ein genaueres und vollständig sicheres Urtheil über den 
Einfluss, welchen das Verbot der Schutzimpfungen auf die 
Häufigkeit der Pockenausbrüche gehabt hat, doch erst nach 
Ablauf mehrerer Jahre begründen lassen. Unter den Anhän¬ 
gern der Schutzimpfung wird geltend gemacht werden, dass ein grosser 
Theil der Schafherden während der letzten beiden Jahren durchge- 
seucht hat und für das Pockencontagiuin unempfänglich geworden ist. 
Andererseits kann auch wohl ein namhafter Theil der in den ersten 
Quartalen des Berichtsjahres vorgekommenen Ausbrüche auf Infectio- 
nen in während des vorhergehenden Jahres verseucht gewesenen Stäl¬ 
len zurückgeführt werden. Diese Annahme erscheint berechtigt, wenn 
man die zahlreichen Beispiele berücksichtigt, welche über die lange 
Wirkungsfähigkeit des Pockencontagiums bekannt geworden sind. Je¬ 
denfalls wird das Urtheil über den Einfluss, welchen das Verbot der 
Schutzimpfungen auf die Häufigkeit der Pockenausbrüche ausüben 
dürfte, sehr erleichtert werden, wenn die beamteten Thierärzte 
sich unausgesetzt bemühen, die Einschleppungswege bei 
den Pockenausbrüchen in allen Fällen näher zu erforschen 
und über dieselben zu berichten. 


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Blaschenausschlag der Pferde und des Rindviehs. 


97 


7. ,Die BescMlseuolie der Pferde und der Bläsohen- 
aussoMag der Pferde und des Rindviehs. 

Fälle von Beschälseuche sind während des Berichtsjah¬ 
res nicht beobachtet worden. 

Die Zahl der Kreise und Ortschaften, in denen Fälle von Bläs¬ 
chenausschlag beobachtet wurden und die Zahl der an dem letz¬ 
teren erkrankten Pferde und Rinder ist nicht unerheblich grösser ge¬ 
wesen, als in dem vorhergehenden Jahre. Die Krankheit gewann, wie 
in früheren Berichtsjahren, während des ersten Quartals die verhält- 
nissmässig bedeutendste Verbreitung. Namentlich erkrankten während 
des ersten Quartals aussergewöhnlich zahlreiche Pferde, im Kreise 
Greifswald, Reg.-Bez. Stralsund, allein 44, welche 30 Beständen in 
24 Ortschaften angehörten. Die Infection ging von den Landbeschä¬ 
lern Siegfried und Princeps aus, welche verhältnissmässig schnell ge¬ 
nasen, während die Krankheit bei den von diesen Hengsten gedeckten 
Stuten einen mehr zögernden Verlauf nahm und selbst bei sorgfältiger 
Behandlung nur langsam wieder beseitigt wurde. Während des vierten 
Quartals erkrankten im Kreise Namslau, Reg.-Bez. Breslau, ein 
Landbeschäler und 16 von demselben gedeckte Stuten und im Kreise 
Kalau, Reg.-Bez. Frankfurt, wurde der Bläschenausschlag bei drei 
einem Landbeschäler vorgeführten Stuten erkannt, welche man noch 
rechtzeitig von der Begattung zurückweisen konnte. Auch in meh¬ 
reren anderen Fällen betrafen die Erkrankungen Landbeschäler und 
von den letzteren gedeckte Stuten. Von einigen Berichterstattern wird 
jedoch hervorgehoben, dass die Krankheit meistens von den Stuten 
ausgeht, diese inficiren die Hengste, welche dann die Krankheit durch 
die Begattung weiter verbreiten. Namentlich wird mehrfach behauptet, 
dass die Zulassung der Stuten zur Begattung bald nach dem Gebär¬ 
acte am häufigsten Anlass zur Infection der Hengste giebt. In eini¬ 
gen Fällen ist angeblich beobachtet worden, dass die Hengste nach 
Begattung mit solchen Stuten, ohne selbst zu erkranken, den Beschäl¬ 
ausschlag auf andere Stuten übertragen haben. 

In Aken, Kr. Kalbe, Reg.-Bez. Magdeburg, sollen während des 
4. Quartals unter einem Gesaramt-Rindviehbcstande von 3 Bullen und 
367 Kühen, die Bullen und 260 Kühe, welche zusammen 106 Gehöf¬ 
ten angehörten, an Beschälausschlag erkrankt sein. Ueber den Ur¬ 
sprung und über die Ursachen dieser bedeutenden Verbreitung wird 
nicht berichtet. 

Archiv f. wlss. u. pract. Thierhellkunde. IX. Suppl.-Heft. 7 


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98 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 




Im ersten Quartal. 

Im zweiten Quartal. 

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Posen . 

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stein . 

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4 

10 

27 

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17 

1 

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6 


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1 

10 . 

Westfalen .... 

2 

4 

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— 

1 

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5 

— 

— 

— 

1 

Hessen-Nassau . 

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157 

7 

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34 


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1 

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Rheinprovinz . . 

1 

1 

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4 

9 

26 

— 

31 

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4 

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3. 

Hohenzollernsche 
Lande. 

_ 

_ 

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_ 

_ 

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_ 

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Summa . . 

451 

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294 

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334 

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32 

110 

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135 

15 

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35 


Im Jahr 1S80 '81. 

37 

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373 

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177 

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147 

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13 

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Im Berichtsjahr 
1881/82 
mehr . . 

8 

33 

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_ 

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1 

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5 

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weniger . . 

— 

— 

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2 

37 

— 

58 

— 

— 

3 


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BlaschenaosscWag der Pferde und des Rindviehs. 


99 



Im vierten Quartal. 


Regierungs- bczw. Landdros- 
tci-Bezirke, in denen der 
Bl.äschenausschlag der Pfer- 



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St. Rindvieh. 

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Pferde. 

St. Rindvieh. 

de und des Rindviehs nicht 
vorgekommen ist, nebst An¬ 
gabe der seuchefrei geblie¬ 
benen Quartale. 


34 

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— 

— 

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3 

9 

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36 

Koenigsberg 1. 2. 4. Quart. 
Gumbinnen 2. 3. 4. Quart. 

— 

— 

— 

— 



— 

3 

6 

5 

6 

Danzig 2. 3. 4. Quartal. 
Marienwerder 2. 3. 4. Qu. 

— 

2 

3 

4 

6 

3 

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8 

13 

6 ! 

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Potsdam 2. 3. Quartal. 
Berlin 1. 2. 3. 4. Quartal. 

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51 

29 

47 

28 

Stettin 2. 3. 4. Quartal. 
Koeslin 2, 4. Quartal. 
Stralsund 2. 3. 4. Quartal. 

— 

1 

— 

— 

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1 

Posen 1. 2. 4. Quartal. 
Bromberg 1. 2 .3. 4. Quart. 

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Breslau 2. 3. Quartal. 
Oppeln 1. 3. 4. Quartal. 


9 

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12 

148 

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10 

25 

1 

351 

Magdeburg 2. 3. Quartal. 
Erfurt 2. Quartal. 

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1 

29 

25 

Hannover 1. 2. 4. Quartal. 
Hildesheim 3. 4. Quartal. 
Luneburg 2. 3. 4. Quartal. 
Stade 2. 3. 4. Quartal. 
Osnabrück 1. 2. 3. 4. Quart. 
Aurich 1. 2. 3. 4. Quartal. 

” 







3 

5 

7 

5 

Münster 2. 3. 4. Quartal. 
Minden 1. 3. 4. Quartal. 
Arnsberg 2. 3. 4. Quartal. 

— 

2 

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Kassel 3. Quartal. 


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1 57 

Düsseldorf 1. 2. 3. 4. Qu. 
Kocln 1. 2. 3. 4. Quartal. 
Trier 1. 2. 4* Quartal. 
Aachen 1. 4. Quartal. 

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Sigmaringen 1. 2. 3. Qu. 

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100 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

Lässt man diesen jedenfalls ungewöhnlichen Ausbruch der Krank¬ 
heit ausser Anschlag, so entfallen die bei Weitem zahlreichsten Er¬ 
krankungen von Rindvieh auf die Reg. - Bez. Wiesbaden und 
Schleswig. In dem Ober-Westerwaldkreise des Reg.-Bez. Wies¬ 
baden scheint der Bläschenausschlag bei dem Rindvieh stationär 
geworden zu sein, Fälle dieser Krankheit kamen wenigstens in 
allen Quartalen und zahlreicher als in irgend einem anderen 
Kreise vor. 

Im Uebrigen blieb das Auftreten des Bläschenausschlages durch¬ 
weg vereinzelt und hat zu Bemerkungen von veterinär-polizeilichem 
Interesse keinen Anlass geboten. 

8. Die Räude der Pferde und Schafe. 

Die Zahl der räudekranken Pferde ist nicht nicht unerheblich 
grösser gewesen als im vorhergehenden Jahre, aus der Tabelle S. 102 
und 103 ergiebt sich wieder, dass, ebenso wie in allen früheren Be¬ 
richtsjahren, die Zahl der räudekranken Pferde in dem 1. und 

4. Quartal erheblich grösser war, als während des 2. und 
3. Quartals (s. die Vergleichung der Räudeerkrankuugen in den 
einzelnen Quartalen der fünf vorhergehenden Jahre S. 109 unseres 

5. Jahresberichtes). Die Zahl der räudekranken Pferde hat gegen das 
vorhergegangene Jahr in den Provinzen Pommern, Posen und Sachsen 
erheblich zugenommen, sich in Westpreussen und in der Rheinprovinz 
dagegen bedeutend vermindert. In den übrigen Provinzen machen sich 
keine wesentlichen Verschiedenheiten in der Zahl der Räudeerkrankun¬ 
gen bemerklich. 

Die zahlreichsten Räudefälle sind — wie in allen früheren Be¬ 
richtsjahren in der Provinz Ostpreussen beobachtet worden, diesel¬ 
ben berechnen sich auf: 

193=16,50 pCt. im Reg.-Bez. Königsberg. 

174=14,90 „ * „ Gambinnen. 

und vertheilen sich auf die S. 101 genannten Kreise. 

Die Zusammenstellung zeigt, dass in vielen Beständen eine grös¬ 
sere Anzahl Pferde räudekrank befunden wurde, sowie dass die häu¬ 
figsten Räudeerkrankungen auf die masurischen Kreise beider ost- 
preussischen Regierungsbezirke und ausserdem auf den Kr. Pr. Holland 
entfallen. Die meisten Räudefalle kamen bei geringwerthigen Pfer¬ 
den vor, welche zum grossen Theil beim Betriebe von Fuhrwerk ver- 


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Räude der Pferde und Schafe. 


101 



1. 2. 3. 4. 

Quartal Quarlal Quartal Quartal 



1 Allenstein. . . . 

2 . Braunsberg . . . 

3. Pr. Eylau.... 

4. Gerdauen .... 

5. Heilsbcrg .... 

6 . Pr. Holland. . . 

7. Stadt Königsberg 

8 . Landkr. Königsbe 

9. Labiau. 

10. Mohrungen . . . 
11 Neidenburg . . . 

12. Orteisburg . . . 

13. Osterode .... 

14. Kössel. 

15. Wehlau. 


3: 15 Reg -Bez. 

1 1 Königsberg. 


1 1 1 

4 5 6 

2 10 22 
8 18 23 

4 4 12 

2 4 

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Summa . . 

33 95 

10 14 

8 25 

31 59 

8>| 193 


1 . 

Angerburg . 


1 4 


1 2 

2 6 

Reg* Bez. 

2 

Goldap . 

— — 

— — 

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1 2 

1 2 

Gumbinnen. 

3. 

Insterburg . 

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— — 

1 1 

4 13 

5 14 


4 

Johannisburg .... 

5 8 

2 4 

1 3 

5 11 

13 26 


5 

Lötzen. 

1 1 

9 10 

1 4 

2 2 

131 17 


6. 

Lyck. 

— 1 — 

— — 

— — 

2 9 

2 9 


7. 

Niederung . 

— I — 

— — 

1 1 

— — 

1 1 


8. 

Oletzko . 

— 1 — 

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3 5 

9 18 

12 23 


9. 

Pillkallen . 

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1 1 

i! i 


10 

Ragnit . 

— — 

14 

1 9 

— — 

1 9 


11. 

Sensburg . 

14 29 

6 - 

_ 1 _ 

8 23 

281 66 



Summa . . 

201 38 

18 32 

8 23 

33 81 

7!» 174 



wendet wurden, die Behauptung, dass viele Ausbrüche der Räude 
durch Infection der Pferde unterweges oder in Gastställen bedingt 
worden sind, hat mithin die Wahrscheinlichkeit für sich. In der Umge¬ 
gend von Koenigsberg und in Koenigsberg selbst wird das Herrschen 
der Räude durch das Zusammenströmen zahlreicher geringwerthiger 
Pferde unterhalten, welche den beim Festungsbau beschäftigten Fuhr¬ 
unternehmern gehören. Die Tilgung der Räude stösst auf grosse 
Schwierigkeiten, wegen der Indolenz der Pferdebesitzer, und weil die 


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102 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 





Im ersten Quartal. 



Im zweiten Quartal. 


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erkrankt. 

gefallen 

oder 

getödtet. 


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erkrankt. 

gefallen 

oder 

getödtet. 

Laufende Nu mm 

Provinz. 

Zahl der Kreise. 

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Zahl der Gehöft 

Pferde. 

Schafe. 

Pferde. 

Schafe. 

Zahl der Kreise. 

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Zahl der Gehöft* 

Pferde. 

Schafe. 

Pferde. 

Schafe. 

1 

Ostpreussen . . 

15 

43 

5$ 

133 

69 

11 


9 

17 

28 

40 


7 


9. 

Westprcusscn . . 

IG 

25 

30 

83 

3G 

7 

— 

9 

16 

20 

19 

1800 

3 

— 

3 

Brandenburg . . 

G 

11 

13 

9 

480 

1 


2 

4 

7 

7 


— 

— 

4 

Pommern .... 

9 

9 

10 

21 

_ 

6 

— 

4 

5 

5 

7 

— 

5 

— 

5. 

Posen . 

13 

20 

2:. 

42 


4 

— 

12 

16 

16 

36 

— 

S 


G. 

Schlesien .... 

18 

29 

30 

42 

500 

9 

— 

7 

s 

9 

14 

— 

4 


7. 

Sachsen . 

4 

6 

8 

14 

_ 

G 

— 

3 

4 

6 

8 

50 

9 


8. 

Schleswig Hol¬ 
stein . 

4 

6 

9 

G 

115 

_ 

_ 

9 

o 

O 

4 

2 

221 

2 


9. 

Hannover .... 

11 

10 

17 

13 

996 

1 


G 

5 

6 

4 

189 

1 

7 

10. 

Westfalen .... 

1 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

2 

— 

— 

— 

11. 

Hessen-Nassau . 

— 

— 


— 

— 

— 


1 

1 

1 

— 

y 

— 

— 

12. 

Rheinprovinz . . 

2 

4 

5 

5 

— 

1 

— 

1 

1 

i 

1 

— 

— 

— 

13. 

Hohenzollern’ 
sehe Lande . . 


— 

— 


— 



— 




— 


— 


Summa . . 

99 

164 

214 

369 

2190 

46 


57 

81 i 

104 

146 

2260 

32 

7 


Im Berichts¬ 
jahr 1880/81. 

79 

141 

2SS 

254 

5527 

29 

46 

52 

. GG 

77 

114' 

1079 

21 

SI 


Im Berichts¬ 
jahr 1881/82. 
mehr . . 

20 

23 


115 


17 


5 

15 

27 

32 

581 

11 



weniger . . 

_ 

— 

74 

_ 

3331 


46 

— 

i " 

1 


— 

— 

74 


Regierungs- beiw. Landdrostei-Bezirke, in denen die Räude der Pferde und Schafe 

Frankfurt 2. Quartal. Beriin 1. 2. Quartal. Stettin 2. Quartal. Strahlsund 1. 
Aurich 2. Quartal. Münster 1. 3. 4. Quartal. Minden 1. 2. Quartal. Arnsberg 
tal. Düsseldorf 1 . 2. 3. 4. Quartal. Köln 2. 3. 4. Quartal. Trier 3. 4. Quartal. 


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Räude der Pferde und Schafe. 


103 


Im dritten Quartal. 

Im vierten Quartal. 

Im Berichtsjahr. 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

erkrankt. 

1 gefallen 
oder 

| getötdet. 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

erkrankt. 

1 eefall-n 
| oder 
! getüdtet 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

erkrankt. 

gefallen 

oder 

getodtet. 

Pferde. 

Schafe. 

Pferde. 

Schafe. 

Pferde. 

Schafe. 

•opjajH 

Schafe. 

Pforde. 

— 

Schafe. 

Pferde. 

Schafe. 

10 

12 

16 

4S 


4 


IS 

53 

66 

140 

4G 

11 

20 

26 

115 

367 

115 

33 

20 

10 

17 

17 

34 

23 

5 

— 

14 

30 

3! 

64 

2 

11 

1 

18 

77 

200 

1861 

26 

1 

7 

10 

17 

26 

326 

9 

— 

9 

13 

17 

27 

133 

4 


15 

34 

69 

939 

14 

— 

9 

t> 

4 

20 

5 

5S9 

2 

151 

11 

25 

31 

54 

367 

10 

19 

16 

41 

87 

956 

23 

170 

9 

14 

17 

35 

300 

12 

— 

18 

31 

33 

50 


14 

— 

21 

76 

163 

300 

38 

— 

14 

17 

17 

3S 

70 

3 

— 

18 

32 

41 

62 

— 

11 

- 

34 

77 

156 

570 

27 

— 

7 

10 

31 

4 

714 

— 

— 

13 

28 

46 

32 

1291 

9 

46 

17 

41 

58 

2055 

10 

46 

4 

5 

G 

4 

427 

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— 

7 

16 

17 

24 

247 

7 

— 

8 

29 

36 

1010 

10 

— 

11 

IS 

57 

3 

1252 

2 

32 

7 

9 

10 

4 

337 

— 

— 

22 

40 

24 

2774 

4 

39 

1 

1 

1 

— 

50 


— 

1 

3 

4 

1 

123 

— 

1 

3 

6 

4 

173 

— 

1 

1 

4 

4 

— 

1500 

_ 

200 

2 

9 

13 

— 

23 

— 

— 

5 

7 

— 

1523 

— 

200 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


1 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

3 

6 

7 

— 

1 

— 

77 

112 

203 

197 

5251 

38 

383 

119 

243 

310 

459 

2569 I 

70| 

87 

18S 

549 

1171 

12276 

1 S6 

477 

63 

104 

1 S2 

157 

42S3 

30 

261 

114 

185 

252 

445 

5902 j 

63 

177 

188 

466 

970 

17391 

143 

565 

14 

8 

21 

40 

968 

8 : 

122 

5 

58 

58 

14 

— 

7 

— 

— 

83 

201 

— 

43 

— 

1 

— 

— ■ 


— : 




— 

”1 

1 ~ 

3333 

— 

90 

— 

— 

— 

5115 

— 

88 


nicht beobachtet worden ist, nebst Angabe der seuchefrei gebliebenen Quartale. 

2. 4. Quartal. Magdeburg 2. Quartal. Erfurt 1. 2. 3. 4. Quartal. Stade 1. 2. Quartal. 
2. 3. 4. Quartal. Kassel 1. 2. Quartal. Wiesbaden 1. Quartal. Koblenz 1. 2. 3. Quar- 
Aachen 1. 2. 3. 4. Quartal. Sigmaringen 1. 2. 3. 4. Quartal. 


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104 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

Anzeige der Räudeausbrüche entweder gar nicht oder erst nach sehr 
langem Zögern erfolgt. 22 Ausbrüche der Räude wurden durch den 
Ankauf kranker Pferde bedingt und 8 räudekranke Pferde wurden auf 
den Viehmärkten masurischer Städte angetroffen. 

Von den 1171 räudekranken Pferden entfallen in Westpreussen: 

53 = 4,52 pc. auf dem Reg.-Bez. Danzig. 

147 = 12,55 w „ „ M Marien werden 


Dieselben vertheilen sich auf die nachstehend genannten Kreise: 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im Be¬ 
richtsjahr. 


verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 

verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 

verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 

03 

1/3 

03 

» 

03 

XI 

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03 

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03 

03 

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03 

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verseuchte Beslände. 

räudekranke Pferde. 

1. 

# 

Berent. 

2 

2 


_ 

2 

2 

2 

4 

6 

8 

Reg.-Bez. 

2. 

Landkreis Danzig . . 

1 

6 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

2 

7 

Danzig. 

3. 

Elbing. 

1 

6 

— I 

— 

1 

1 

1 

3 

3 

i° 


4- 

Karthaus. 

— 

— 

5 

5 

— 

— 

1 

2 

6 

7 


5. 

Pr. Stargardt. 

2 

7 

2 

2 

— 

— 

4 

12 

S 

21 



Summa . . 

6 

1 21 

7 

7 

3 

3 

9 

22 

25 

1 53 


1. 

Graudenz. 

2 

4 



1 

5 

1 

3 

4 

12 

Reg.-Bcz. 

2, 

Könitz 

2 

2 

2 

2 

2 

2 

2 

4 

8 

10 

Marien¬ 

3. 

Deutsch - Krone . . . 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

werder. 

4. 

Kulm. 

1 

1 10 

— 

— 

2 

3 

4 

9 

7 

22 


5. 

Loebau . 

8 

16 

— 

— 

1 

1 

2 

7 

11 

24 


6. 

Marienwerder ... 

7 

11 

— 


— 

— 

— 

— 

7 

1 11 


7. 

Rosenberg. 

1 

5 

9 

2 

4 

13 

6 

11 

13 

31 


8. 

Schlochau. 

— 

— 

1 

1 

— 

- * 

— 

— 

1 

1 


9. 

Schwetz. 

2 

2 

2 

3 

2 

4 

3 

4 

9 

13 


10 . 

Stuhra . 

1 

4 

— 

— 

— 

— 

2 

3 

3 

7 


11. 

Thorn . 

2 

6 

*> 

1 3 

— 

— 

1 

1 

6 

10 


12 . 

Tuchei . 

1 

1 

1 

1 

1 

3 

- 

— 

3 

! 5 



Summa . . 

28 

|« 

11 

12 

13 

! 31 

21 

; 42 

73 

147 



Ucbcr die Räudeerkrankungen im Reg.-Bez. Danzig enthält das 
statistische Material nur die nackten Zahlen. 

Im Reg.-Bez. Marien wer der trat die Räude besonders häufig 
unter den Pferden kleiner Besitzer, namentlich aber solcher auf, welche 
ihre Pferde zum Betriebe von Fuhrwerk benutzen oder bei Chaussee- 


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Räude der Pferde und Schafe. 


105 


bauten betheiligt sind, Die Krankheit wurde häufig auf Pferde der 
Nachbarn übertragen und in vielen Fällon nicht zur Anzeige gebracht, 
mehrere Besitzer sind wegen Uebertretung der Anzeigepflicht bestraft 
worden. Berührungen von Pferden verschiedener Besitzer auf der 
Weide, bezw. Infectionen in Gastställen haben mehrfach Veranlassung 
zur Verbreitung der Räude geboten; 4 räudekranke Pferde in der Pro¬ 
vinz Westpreussen waren kurz vor Constatirung der Krankheit ange¬ 
kauft worden und 7 wurden auf Viehmärkten angetroffen. 

In Perleberg, Kr. Ost-Priegnitz, erkrankten 9 Pferdo desselben 
Bestandes, im üebrigen blieben die Räudefälle in der Provinz Bran¬ 
denburg vereinzelt, oder sie kamen höchstens bei 2—3 Pferden des¬ 
selben Besitzers vor. Die 60 Räudeerkrankungen, abgesehen von den 
oben genannten 9, vertheilen sich auf die Kreise Angermünde, Nieder- 
Barnim, Ost-Priegnitz, Teltow, Zauch-Belzig, Reg.-Bez. Potsdam, 
Arnswalde, Friedeberg, Koenigsberg, Soldin, Reg.-Bez. Frankfurt, 
und auf die Stadt Berlin. Drei räudekranko Pferde waren kurz vor 
Constatirung der Krankheit angekauft, darunter eines in Mecklenburg, 
ein Pferd wurde auf dem Markt in Mittenwalde angetroffen, ein an¬ 
deres gehörte einem hausirenden Handelsmanne, die Infection der 
Pferde soll auch in der Provinz Brandenburg vielfach unterweges oder 
in Gastställen stattgefunden haben. 

Bei 14 Pferden, welche 5 Droschkenkutschern in Stettin oder in 
den Vororten dieser Stadt gehörten, wurde die Räude eonstatirt, die 
übrigen 73 Räudeerkrankungen der Provinz Pommern vertheilen sich 
einzeln oder zu höchstens 2 bis 3 Pferde auf meistens kleine Bestände 
der Kreise Greifenberg, Greifenhagen, Naugard, Reg.-Bez. Stettin, 
Belgard, Dramburg, Kolberg, Lauenburg, Neu-Steltin, Rummelsburg, 
Schievelbein, Schlawe und Stolp, Reg.-Bez. Koeslin. Der Reg.-Bez. 
Stralsund blieb frei von der Pferderäude. Die Räude wurde in dem 
zusammengekauften Bestände eines Chausseebau - Unternehmers im 
Kreise Greifenhagen und bei zusammen 3 Pferden auf den Viehmärk¬ 
ten in Kolberg und Schlawe eonstatirt. 

Von den 163 räudekranken Pferden der Provinz Posen ent¬ 
fallen : 

105 = etwa 9 pc. auf den Reg.-Bez. Posen. 

58 = „ 5 pc. „ „ „ Bromberg. 

In Studzer, Kr. Kolmar, erwiesen sich sämmtliche 10 Pferde des 
Bestandes räudekrank; in Czerleyno, Kr. Schroda, brach die Räude 
nach Ablauf einiger Monate wieder in demselben Bestände aus, es 


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106 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


Lautende Nummer. 

Kreis. 

1 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im Be¬ 
richtsjahr. 


verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 

verseuchte Bestände. 

räudekrankc Pferde 

verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 

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räudekranke Pferde. 

verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 

1. 

Adelnau. 



1 

2 





1 

2 

Reg.-Bez. 

2. 

Birnbaum. 

2 

2 

1 

2 

2 

3 

4 

4 

9 

11 

Posen. 

3. 

Bomst . 

2 

2 

1 

1 

— 

— 

2 

2 

5 

5 


4. 

Buk. 

3 

3 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

4 

4 


5. 

Fraustadt. 

2 

3 

1 

1 

2 

4 

2 

3 

7 

11 


6. 

Kosten. 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

1 

1 

2 

3 


7. 

Kroeben. 

3 

7 

3 

4 

— 

— 

1 

2 

7 

13 


8. 

Krotoschin . 

1 

1 

2 

5 

— 


2 

4 

& 

10 


9. 

Obornik. 

2 

2 

1 

3 

— 

— 

— 

— 

3 

5 


10 . 

Pieschen. 

— 

— 

— 

— 

1 

6 

1 

7 

2 

13 


11. 

Land kr. Posen . . . 

9 

4 

— 

— 

— 

— 

5 

7 

7 

11 


12. 

Schildberg. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

3 

2 

3 


13. 

Schroda . 

— 

— 

2 

13 

— 

— 

1 

1 

3 

14 



Summa . 

17 

24 

12 

31 

G 

15 

22 

35 

57 

105 


1 

Bromberg Stadt . . 

3 

3 

_ 

_ 

_ 


_ 

_ 

3 

3 

Reg.-Bez. 

2. 

Land kr. Bromberg. 

1 

2 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

3 

4 

Bromberg. 

3. 

Czarnikau. 

2 

2 

— 

— 

1 

1 

2 

2 

5 

5 


4. 

Gnesen. 

— 

— 

1 

1 

5 

11 

2 

2 

8 

14 


5. 

Inowraclaw. 


— 

1 

1 

— 

— 

1 

3 

2 

4 


6. 

Kolmar. 

1 

10 

1 

1 

2 

2 

— 

— 

4 

13 


7. 

Scbubin. 

— 

— 

— 

— 

1 

5 

4 

G 

5 

11 


8 

Wongrowiec .... 

1 

1 

1 

2 

— 

— 

1 

1 

3 

•1 



Summa . 

S 

IS 

4 

5 

K)| 

20 

'■i 

15 

331 

58 


erkrankten 11 Pferde. Sämmtliche 7 Pferde eines Lohnfuhrmannes 
und alle 6 Pferde eines Spediteurs in Pieschen erwiesen sich räude¬ 
krank, ebenso auch sämmtliche 5 Pferde eines Bestandes in Labischin, 
Kr. Schubin. Im Uebrigen erlangte die Krankheit, wie die obige Zu¬ 
sammenstellung zeigt, nirgendswo eine grössere Verbreitung, dieselbe 
beschränkte sich vielmehr durchweg auf 1 Pferd, höchstens auf 2 bis 
3 Pferde desselben Bestandes. Die Räude kam auch in Posen vor¬ 
zugsweise unter kleinen Beständen geringwerthiger Pferde vor, welche 
meistens zum Betriebe von Fuhrwerk verwendet wurden; vielfach 
sollen Infectionen unterweges oder in Gastställen Anlass zu Aus¬ 
brüchen der Räude geboten haben. 13 Pferde waren kurz vor Con- 


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Räude der Pferde und Schafe. 


107 


statirnng der Krankheit angekauft, und 5 räudekranke Pferde wurden 
auf den Märkten angetroffen. 

In Schlesien sind zwar ßäudeerkrankungen bei im Ganzen 
156 Pferden beobachtet worden, eine bedeutende Verbreitung erlangte 
jedoch die Räude nur in Langewiese, Kr. Kreuzburg, woselbst sämmt- 
liche 15 Pferde des Bestandes erkrankten. Die Räude war durch ein 
in Polen angekauftes Pferd eingeschleppt worden. Abgesehen von 
diesem Ausbruche entfallen 94 Pferde auf 55 Gehöfte der Kreise 
Breslau, Brieg, Frankenstein, Guhrau, Militsch, Namslau, Neumarkt, 
Neurode, Nimptsch, Ohlau, Schweidnitz, Strehlen, Striegau, Trebnitz, 
Wohlau, Reg.-Bez. Breslan, 24 Pferde auf 19 Gehöfte der Kreise 
Bolkenhayn, Freystadt, Glogau, Grimberg, Hoyerswerda, Liegnitz, 
Lüben, Sprottau, Reg.-Bez. Liegnitz, 23 Pferde auf 21 Gehöfte der 
Kreise Beuthen, Falkenberg, Kattowitz, Lublinitz, Rosenberg, Rybnik, 
Tarnowitz, Tost-Gleiwitz und Zabrze, Reg.-Bez. Oppeln. Die zahl¬ 
reichsten Erkrankungen wurden im Kreise Trebnitz beobachtet, näm¬ 
lich 41 Pferde in 19 Beständen. Aus der Vergleichung der Zahl der 
Gehöfte mit der Zahl der räudekranken Pferde ergiebt sich, dass die 
Krankheit sich meistens auf 1 bis 3 Pferde des Bestandes beschränkt 
haben muss, nur ganz ausnahmsweise erkrankten 4 Pferde in dem¬ 
selben Gehöfte. 

Die meisten in Schlesien erkrankten Pferde waren geringwertlug 
und befanden sich im Besitze von Fuhrleuten oder hausirenden Ge- 
werbtreibenden. Ein namhafter Theil der Räudeausbrüche wird auf 
Infectionen der Pferde unterweges oder in Gastställen oder auf Be¬ 
rührung mit kranken Pferden der Nachbarn zurückgeführt, 16 Pferde 
waren kurz vor Constatirung der Krankheit angekauft, unter diesen 
2 in Polen und 1 in Sachsen, ein räudekrankes Pferd wurde auf einem 
Markte ermittelt. 

Die 26 räudekranken Pferde des Reg.-Bez. Magdeburg ver¬ 
theilen sich auf zusammen 13 Bestände der Kreise Jerichow I. (vier 
Pferde eines Gehöftes), Kalbe, Neuhaldensleben und Wolrairstedt. Im 
Reg.-Bez. Merseburg wurden Räudeerkrankungen bei 32 Pferden be¬ 
obachtet, welche auf zusammen 20 Gehöfte der Kreise Bitterfeld, De¬ 
litzsch, Liebenwerda, Mansfelder Gebirgskreis, Sangerhausen, Schwei¬ 
nitz und Wittenberg entfallen. Der Reg.-Bez. Erfurt blieb frei von 
der Pferderäude, ln keinem grösseren Pferdebestande erlangte die 
Räude eine bedeutende Verbreitung. Auch in der Provinz Sachsen 
wurden die meisten Räudeerkrankungen bei geringwertigen Pferden 


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108 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 

beobachtet, welche zum grossen Theil Fuhrleuten, bozw. umherziehen¬ 
den Künstlern gehörten, 4 Pferde waren kurz vor Constatirung der 
Krankheit angekauft, und ein räudekrankes Pferd wurde auf einem 
Markte ermittelt. 

Die 36 räudekranken Pferde im Reg.-Bez. Schleswig vertheilcn 
sich auf zusammen 16 Gehöfte der Kreise Altona, Lauenburg, Pinne¬ 
berg, Segeberg, Süderdithmarschen und Stormarn, auf 11 Gehöfte der 
beiden Kreise Pinneberg und Stormarn entfallen 27 räudekranke Pferde; 
es wird vermuthet, dass die Infection mehrfach in dem nahe benach¬ 
barten Hamburg stattgefunden hat. Ein räudekrankes Pferd wurde 
auf der Rossschlächterei in Altona ermittelt. 

Die 24 räudekranken Pferde, über welcho die Tabellen der Pro¬ 
vinz Hannover berichten, verthcilen sich auf 7 Gehöfte der Stadt 
Hannover und auf zusammen 7 Gehöfte der Kreise Diepholz, Land¬ 
kreis Hannover, Landdr.-Bez. Hannover, Einbeck, Landdr.-Bez. Hil¬ 
desheim, Celle, Landdr.-Bez. Lüneburg, Lingen, Landdr.-Bez. 
Osnabrük, Emden und Leer, Landdr.-Bez. Aurich. Der Landdr.- 
Bez. Stade blieb frei von der Pferderäude. Die Räudekrankheit ge¬ 
langte zum Theil erst nach längerer Verheimlichung von Seiten der 
Besitzer zur Kenntniss der Behörden. Drei räudekranke Pferde in 
Emden bildeten den ganzen Bestand des betreffenden Gehöftes. 

ln Westfalen wurde die Räude nur bei 4 Pferden beobachtet, 
nämlich in je einem Gehöfte der Stadt Münster und der Kreise Halle, 
Reg.-Bez. Minden und Bochum, Reg.-Bez. Arnsberg, ein Pferd war 
kurz vorher angekauft. 

Die 7 räudekranken Pferde in der Rheinprovinz vertheilen sich 
auf ebenso viele Gehöfte der Kreise Simmern, Reg.-Bez. Koblenz, 
Bergheim, Reg.-Bez. Koeln, und Saarbrücken, Reg.-Bez. Trier. In 
einem Bestände des Kreises Saarbrücken brach die Räude nach Ab¬ 
lauf von 1 1 j Jahren wieder aus; ein räudekrankes Pferd gehörte 
französischen Saarschiffern. Die Reg.-Bez. Düsseldorf und Aachen 
blieben frei von der Pferderäude, ebenso auch Hessen-Nassau und 
die Hohenzollcrnschen Lande. 

Im Ganzen waren 64 Pferde kurz vor Constatirung der 
Räude angekauft wordon, 26 räudekranke Pferde wurden 
bei Beaufsichtigung der Viehmärkte ermittelt. 

Ueber Infectionen von Menschen durch räudekranke Pferde 
enthält das statistische Material nur folgende Angaben: 

ln Jankau, Kr. Ohlau, Reg.-Bez. Breslau, wurde die Räude auf 


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Räude der Pferde und Schafe. 


109 


2 und in Dembin, Kr. Kroeben, Reg.-Bez. Posen, auf 1 Menschen 
übertragen. 

Das statistische Material über die Verbreitung der Schafräude 
ist zwar sehr dürftig und gestattet namentlich kein auch nur an¬ 
nähernd richtiges Urtheil über die Zahl der erkrankten Schafe, im 
Allgemeinen geht jedoch aus den Berichten hervor, dass man an¬ 
fängt, die lästige Krankheit mit grösserer Energie und im 
Grossen und Ganzen auch mit gutem Erfolge zu bekämpfen. 

Namentlich hat man sich in Schleswig-Holstein bemüht, die 
Schafräude radical zu tilgen und auch erreicht, dass nur noch an 
wenigen Orten Ausbrüche Vorkommen, welche fast durchweg durch 
den Schafhandel bedingt und am häutigsten durch Ankauf von räude¬ 
kranken Schafen aus der Provinz Hannover veranlasst wurden. Wäh¬ 
rend des Berichtsjahres trat die Schafräude unter meistens kleinen 
Herden in zusammen 14 Ortschaften der Kreise Eckornfoerde, Olden¬ 
burg, Segeberg, Steinburg und Stormarn auf. Die Tilgung erfolgte 
meistens in demselben Quartale, in welchem die Gonstatirung statt¬ 
gefunden hatte. 

Die Berichte aus dem Landdr.-Bez. Hannover für das 1. und 
2. Quartal erwähnen die Schafräude gar nicht. Obgleich nach den 
Bemerkungen des Departementsthierarztes Dr. Lustig und des Kreis¬ 
thierarztes Bramstedt die Krankheit im ganzen Bezirk allgemein 
verbreitet herrscht, geschieht zu deren Unterdrückung so gut wie 
nichts. Während des 3. und 4. Quartals wurde die Räude in einer 
seit l'/ 4 Jahren verseuchten Herde des Kreises Nienburg getilgt und 
unter einer Herde des Kreises Diepholz, in welche sie durch Schafe 
der Miethleute eingeschleppt worden war, constatirt. Eine in der 
Stadt Hannover als räudig erkannte Schafherde ist sofort abge¬ 
schlachtet worden. 

Aus dem Landdr.-Bez. Hildesheim wird wiederholt berichtet, 
dass das Herrschen der Schafräude in zahlreichen, seit längerer Zeit 
verseuchten Herden der Kreise Hildesheim und Marienburg fortdauere 
und mehrfach auf dem Schafmarkt zu Hildesheim, — darunter auch 
bei einer aus dem Grossherzogthum Sachsen - Weimar eingeführten 
Herde — constatirt worden ist. Neuausbrüche in zusammen 13 Ort¬ 
schaften der Kreise Goettingen, Hildesheira, Liebenberg und Osterode 
gelangten während des Berichtsjahres zur Kenntniss der Behörden, 
dieselben betrafen zum Theil solche Herden, welche auf Weiden ge¬ 
geben und von denselben zurückgenomraen worden waren. 


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110 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheitett. 

Aus dem Landdr.-Bez. Lüneburg wird über den Ausbruch der 
Schafräude in zusammen 10 Ortschaften der Kreise Celle, Dannen¬ 
berg, Fallingbostel, Gifhorn, Harburg und Uelzen berichtet. Die be¬ 
amteten Thierärzte äussem sich nicht über den Stand der Schaf¬ 
räude im Allgemeinen. Das Herrschen der Räude in 2 Herden wurde 
durch die Revisionen aut den Schafraärktcn in Hildesheira, bezw. Peine 
ermittelt. Eine Herde wurde abgeschlachtet. 

Die Tabellen des Landdr.-Bez. Stade für das 1. und 2. Quartal 
erwähnen die Schafräude nicht. Ueber die Einschleppung der Krank- 
keit in je eine Ortschaft des Stader Geest- und Marschkreises wäh¬ 
rend des 3. und 4. Quartals liegen keine näheren Angaben vor. 

Die Berichte aus dem Landr.-Bez. Osnabrück wiederholen in 
jedem Quartal, dass das Herrschen der Schafräude im Kreise Lingen 
und auf dem linken Emsufer im Kreise Meppen unverändert fort¬ 
dauere, dass die Krankheit auf dem rechten Erasufer im Kreise Mep¬ 
pen zwar getilgt zu sein scheine, jedoch nicht selten in vollständig 
geheilten Schafbeständen nach längeren Zwischenzeiten wieder aus¬ 
breche und durch Arsenikbäder behandelt werden müsse. Erst im 
4. Quartal habe die Räude im Kreise Lingen erheblich abgenommen, 
sie herrsche noch in 3 Gemeinden und zwar nur noch unter einigen 
Herden der letzteren oder bei einzelnen Schafen. Ausserdem wurde 
die Räude in 2 Ortschaften des Kreises Melle constatirt. 

Aus dem Landdr.-Bez. Aurich erfahren wir nur, dass 4 Schafe 
in Emden räudekrank befunden wurden. 

Obgleich zahlreiche Schafherden in der Provinz Westfalen mit 
der Räude behaftet sind, ist die letztere nur bei einem kurz vorher 
angekauften Schafbestandc und ausserdem nach längerer Verheim¬ 
lichung bei einer zweiten Herde im Kreise Halle, Reg.-Bez. Minden, 
festgestellt worden, ferner wird berichtet, dass das Herrschen der 
Räude in einzelnen Herden des Kreises Steinfurt, Reg.-Bez. Münster, 
fortdauerc. Im Uebrigen erwähnt das statistische Material die Schaf¬ 
räude gar nicht. 

Die Tabellen des Reg.-Bez. Kassel erwähnen kurzweg, dass 
fast alle oder vielleicht sämmtliche Schafherden in den 
Kreisen Hersfeld, Hünfeld und Ziegenhain räudekrank sind. 
Der General-Referent, Kreisthierarzt Dr. Kayser, bemerkt hierzu: 

dass, mit Ausnahme des Kreises Marburg, die Schaf¬ 
räude wohl in allen Herden des Regierungsbezirks 
anzutreffen sein dürfte. 


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Räude der Pferde und Schafe. 


111 


Nur in dem Kreise Marburg hat man sich neuerdings eifrig be¬ 
müht, die lästige Krankheit zu unterdrücken. Die Schafe im Reg.- 
Bez. Kassel gehören durchweg der gewöhnlichen Landrace an, der 
Schafhandel ist das ganze Jahr hindurch sehr rege, und bis in die 
neueste Zeit legte man beim Kauf und Verkauf von Schafen sehr 
wenig Gewicht darauf, ob die Schafe räudig (provinziell grindig) wa¬ 
ren oder nicht. In Süddeutschland, Bayern, einzelnen Theilen des 
Grossherzogthums Hessen, im Kreise Wetzlar u. s. w. hatte man je¬ 
doch schon seit längerer Zeit auf Radicalkur des sogenannten Schmier¬ 
viehs, noch mehr jedoch auf Abschaffung desselben und Ankauf von 
Rcinvieh Bedacht genommen. Die Handelsverhältnisse zwangen auch 
die Grenzdörfer des Kreises Marburg Reinvieh anzuschaffen, es ging 
jedoch mit dieser Aenderung sehr langsam, und beschloss daher 
der landwirthschaftliche Verein im Jahre 1878 auf vollständige Be¬ 
seitigung des Schmierviehs bis zum Jahre 1881 hinzu wirken; dieses 
Bestreben hat neuerdings auch bei den Behörden Unterstützung ge¬ 
funden. Im Sommer 1881 sind 24 Herden des Kreises Marburg durch 
Räudebäder vollständig geheilt, viele Gemeinden haben ihr Schmier¬ 
vieh verkauft, so dass die gänzliche Tilgung der Räude im Kreise 
Marburg bis zum Herbste 1882 erwartet werden kann. Es wäre 
höchst wünschenswerth, dass ein ähnliches Verfahren auch anderwärts 
und zwar möglichst gleichzeitig eingeschlagen würde, die Abwehr 
wäre dann nicht besonders schwer, während jetzt das gereinigte oder 
reine Schafvieh fortwährend der Gefahr einer lnfection ausgesetzt bleibt. 

In dem Main- und in dem Ober-Taunuskreise, Reg.-Bez. Wies¬ 
baden, auch im Gebiete der Stadt Frankfurt wird noch mehrfach 
sogenanntes Schmicrvich gehalten. Nachdem durch den Erlass des 
Reichsgesetzes vom 23. Juni 1880 eine energischere Bekämpfung der 
Räude auch im Grossherzogthum Hessen erwartet werden kann, ist 
ira Reg.-Bez. Wiesbaden angeordnet worden, dass die Schmierherden 
nach und nach der Schlachtbank zu überliefern sind, und dass in 
Zukunft nur Reinvieh gehalten werden darf. Den Besitzern wurde auf¬ 
gegeben, die Abschlachtung der Schmierviehherden bis zum Schlüsse 
des Jahres 1882 bewirken zu lassen, und haben diese Abschlachtun¬ 
gen ira 3. und 4. Quartal des Berichtsjahres zu einem grossen Theile 
bereits stattgefunden. Abgesehen von dem oben bezeichneten Seuche- 
dislrict wurde ein Ausbruch der Räude auch im Kreise Biedenkopf 
constatirt, die Untersuchung wies nach, dass es sich auch in diesem 
Falle um eine Herde Schmiervieh handelte. 


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112 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


Das statistische Material enthält ausserdem folgende Angaben 
über das Herrschen der Schafräude in den übrigen Provinzen. 

1. Ostpreussen. Aus dem vorigen Jahre dauerte das Herr¬ 
schen der Räude in einzelnen kleinen Herden der Kreise Neidenburg, 
Orteisburgund Osterode, Reg.-Bez. Koenigsberg, fort, jedoch wurde 
die Krankheit im ersten Quartal — meistens durch Abschlachten der 
Schaf bestände — getilgt. Ueber die Ursachen eines Ausbruches in 
Kleeberg, Kreis Allenstein, liegen keine näheren'Angaben vor. Der 
Reg.-Bez. Gumbinnen blieb frei von der Schafräude. 

2. Wcstpreussen. Während aller 4 Quartale waren einzelne 

— meistens kleine — Bestände des Kreises Schlochau, Reg.-Bez. Ma¬ 
rienwerder, verseucht. In den meisten derselben wurden die räude¬ 
kranken Schafe abgcschlachtet. Während des 2. Quartals trat die 
Räude unter zwei aus Polen eingefiihrten Herden im Kreise Strass¬ 
burg, und während des 4. Quartals — eingeschleppt durch Handels¬ 
schafe — in Königl. Waldau, Kr. Kulm, auf. In dem zuletzt genann¬ 
ten Orte, ferner in Vossberg und Prechlau, Kr. Schlochau, war die 
Krankheit auch am Schlüsse des Berichtsjahres noch nicht getilgt. Im 
Reg.-Bez. Danzig ist kein Räudeausbruch bei Schafen beobachtet 
worden. 

3. Brandenburg. Die Tabellen des Reg.-Bez. Potsdam verzeich¬ 
nen folgende Ausbrüche der Schafräude: Im Vorwerk Bergthal, Kr. Ober- 
Barnim, herrschte die Räude schon im vorigen Jahre, die Krankheit 
war auch am Schlüsse des Berichtsjahres noch nicht getilgt. In zwei 
Schafherden des Kreises Prenzlau wurde die Räude im 1. Quartal 
constatirt, die Kinschleppung erfolgte nach Trabenow durch Ankauf 
von Schafen aus Hinterpommern, die Einschleppung nach Britzig hat 
nicht aufgeklärt werden können, ebenso wenig diejenige, welche zu 
dem Ausbruch in zwei Herden von Blindow Veranlassung bot. Ausser¬ 
dem kamen Ausbrüche der Schafräude vor: in Petershagen, Kr. Nieder- 
Barnim, Steinhöfel, Kr. Angermünde, Wittstock, Kr. West-Priegnitz 

— Eiuschleppung durch in Mecklenburg angekaufte Schafe —, Pe¬ 
tersdorf, Kr. Templin, und Deetz, Kr. Zauch-Belzig, — Uebertragung 
von einer während des vorigen Jahres verseuchten Herde desselben 
Dorfes. Im Reg.-Bez. Frankfurt beschränkte sich das Auftreten 
der Schafräude auf vier kleine Bestände in Gohlitz, Kr. West-Stern- 
berg; die Einschleppung war während des vorigen Jahres durch Treib¬ 
herden erfolgt. In Berlin sind keine Fälle von Schafräude beob¬ 
achtet worden. 


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Räude der Pferde und Schafe. 


113 


4. Pommern. Die seit dem vorigen Jahre in Treptow, Zarben 
und Zedlin, Kreis Greifenberg, Reg.-Bez. Stettin, herrschende Räude 
wurde bis zum 2. Quartal getilgt, dagegen während des 3. Quartals 
sehr veraltete Schafräude in 15 Gehöften des Ortes Schwennenz 
und in dem angrenzenden Gute Leppin, Kreis Randow, constatirt, 
die Krankheit, an welcher zahlreiche Schafe fielen, war auch am 
Ende des Berichtsjahres noch nicht getilgt. Im 4. Quartal wurde 
das Herrschen sehr veralteter Räude in Neu-Luckow ermittelt, die 
Krankheit war von hier aus auf eine Herde in Penkun übertragen 
worden, ferner kam im Kreise Randow ein Räudeausbruch vor zu 
Barnimslow unter einer bäuerlichen Herde, welche sofort abge¬ 
schlachtet wurde. Bei einem angekauften Schafe in Giesenthal, 
Kr. Pyritz, blieb die Krankheit auf dieses Schaf, welches sofort ge- 
tödtet wurde, beschränkt. Während des 2. Quartals wurde die seit 
langer Zeit herrschende Schafräude in je einer Schafherde der Kreise 
Kolberg-Koerlin, Rummelsburg und Schlawe, Reg.-Bez. Koeslin, ge¬ 
tilgt. Der Ausbruch der Räude in Manschenhagen, Kr. Franzburg, 
Reg.-Bez. Stralsund, ist durch Ankauf von 40 Schafen in der 01- 
denburgischen Enclave Eutin veranlasst worden. Die Nachforschungen 
ergaben, dass die Räude am Ursprungsort der Schafe nicht herrschte; 
wahrscheinlich haben sich die Schafe auf dem Transport inficirt. Die 
Tilguug der Räude in Manschenhagen hatte bis Ende des Berichts¬ 
jahres so bedeutende Fortschritte gemacht, dass ein baldiges Erlöschen 
der Krankheit erwartet werden kann. 

5. Posen. Ueber den Ausbruch der Räude in Kopanie, Kreis 
Fraustadt, Reg.-Bez. Posen, wird nur mitgetheilt, dass die betref¬ 
fende Herde aus dem Kreise Schriram eingeführt worden war. Der 
Reg.-Bez. Bromberg blieb frei von der Schafräude. 

6. Schlesien. In eine grössere Schafherde zu Gross-Krau- 
schen, Kr. Bunzlau, Reg.-Bez. Liegnitz, wurde die Räude durch zwei 
Schafe eingeschleppt, welche ein Fleischer in Fütterung gegeben hatte. 
Ein Wiederausbruch der Krankheit unter den im vorigen Jahre ver¬ 
seucht gewesenen Schafen zu Schreibersdorf, Kr. Lauban, wurde bald 
getilgt. Im Reg.-Bez. Oppeln beschränkte sich die Räude auf eine 
Herde in Wendrzin, Kr. Rosenberg, in welcher die Krankheit schon 
seit Jahr und Tag herrschen soll. Im Reg.-Bez. Breslau wurden 
keine Fälle von Schafräude beobachtet. 

7. Sachsen. Die Tabellen des Reg.-Bez. Magdeburg für das 
1. und 2. Quartal erwähnen die Schafräude nicht, im 3. Quartal wurde 


Archiv f. *i*s. u. praef. Thlerhi»ilkunde. IX. Suppl.-Heft. 

i 


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114 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


die Krankheit constatirt: in 2 Gehöften zu Wallbach, Kr. Gardelegen, 
im Gutsvorwerke Glüraicke, Kr. Jerichow I. — Einschleppung durch 
einen im Harz angekauften Sprungbock —, in 7 Gehöften zu Kl. 
Walbeck — Einschleppung angeblich aus Genthin, jedoch erwies sich 
die betreffende Herde räudefrei —, in 1 Gehöft zu Gross Wulkow 

— Einschleppung aus dem benachbarten Klein Wulkow —, in 2 Ge¬ 
höften zu Gross Mangelsdorf, Kr. Jerichow II., und in 14 Gehöften 
zu Gross Ottersleben, Kr. Wanzleben. Das Herrschen der Räude 
dauerte zum grössten Theil auch noch während des 4. Quartals fort, 
in welchem Räudeausbrüche ausserdem Vorkommen: in Kl. Lübars, 
Britzke, Kr. Jerichow I. — die Krankheit herrscht seit längerer Zeit —, 
in Dönnstedt, Kr. Neuhaldensleben — wird als alter Seucheherd be¬ 
zeichnet —, in Miltern, Bindfelde, Staffelde, Kr. Stendal — Ein¬ 
schleppung durch angekaufte Schafe —. Das Herrschen der Krank¬ 
heit in Rodenslobeii, Kr. Wanzleben, wurde dadurch bekannt, dass 
aus diesem Orte stammende und zum Export nach England bestimmte 
Schafe sich bei der Revision in Hamburg räudekrank erwiesen. Im 
Reg.-Bez. Merseburg kamen während des 1. Quartals keine Neu¬ 
ausbrüche vor, die Krankheit herrschte aus dem vorigen Jahre noch 
in Cunsdorf, Kr. Merseburg, und Brachstedt, Saalkreis, fort, sie wurde 
in Brachstedt später durch Abschlachten des ganzen Bestandes getilgt. 
Während der 3 letzten Quartale des Jahres kamen Neuausbrüche vor 
in: Lochwitz — Einschleppung durch in Thüringen angekaufte —, 
Helbra — Einschleppung durch aus Lippe-Detmold stammende Schafe 

— Mansfelder Seekreis, Breitenschirmbach, Birkenschäferei, Kr. Quer- 
furt, Haynfeld, Kr. Sangcrhausen, Oppin, Saalkreis, und Kreischau, 
Kr. Weissenfels. Die Seuche war in allen zuletzt genannten Orten am 
Schlüsse des Berichtsjahres noch nicht getilgt. Mit Ausnahme von 
Haynfeld konnte überall die Einschleppung durch angekaufte Handels¬ 
schafe nachgewiesen werden. Im Reg.-Bez. Erfurt kam kein Fall 
von Räude zur Kenntniss der Behörden. 

8. Rheinprovinz. Neuausbrüche der Schafräude wurden wäh¬ 
rend des Berichtsjahres nicht beobachtet. Die aus dem vorigen Jahre 
in Branscheid, Kr. Prüm, Reg.-Bez. Trier, fortherrschende Räude 
wurde während des 2. Quartals getilgt. Fast die Hälfte der Herde 
war nach Anwendung der zweiten Arsenikwäsche gestorben, die erste 
Wäsche war gut ertragen worden. 

9. Die Hohenzollernschen Lande blieben frei von de^Schaf¬ 
räude. 


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Rinderpest. 


115 


9. Die Rinderpest« 

Nachdem Preussen drei Jahre lang von der Rinderpest frei ge¬ 
wesen war, wurde am 5. December 1881 ein Ausbruch der Seuche 
in Alt-Laessig, Kr. Waldenburg, constatirt. Die Rinderpest verbreitete 
sich auf zusammen 17 Gehöfte in 8 Ortschaften der Kreise Walden¬ 
burg, Reg.-Bez. Breslau, Landeshut, Bolkenhayn, Reg.-Bez. Licg- 
nitz, und ist bis zum 21. Januar 1882 ohne bedeutende Verluste 
getilgt worden. 

Zur Zeit, als der Ausbruch in Alt-Laessig ermittelt wurde, hatte 
die Krankheit bereits eine bedeutende Verbreitung unter dem 57 
Stück Vieh zählenden Bestände des Gutes und unter den 6 Stück 
Rindvieh eines Schmiedes gewonnen. In der Zeit vom 6. bis 17. No¬ 
vember 1881 waren ausserdem sämmtliche 8 Stück Rindvieh eines 
Müllers, dessen Gehöft, ebenso wie das des Schmiedes, dem Gute un¬ 
mittelbar benachbart liegt, erkrankt und bis auf 1 genesenes Stück 
geschlachtet worden oder gefallen. Die Erscheinungen, welche bei 
diesen im November erkrankten Thieren beobachtet worden waren, 
und die Aufeinanderfolge der Erkrankungen in dem betreffenden Vieh¬ 
bestände lassen keinen Zweifel, dass der letztere von der Rinderpest 
ergriffen gewesen, und dass die Seuche von diesem Bestände auf die 
Thiere des Schmiedegehöftes und des Gutes übertragen worden ist. 
Der Thierarzt, welcher die im November erkrankten Thiere behandelt 
hatte, erklärte nach Constatirung der Rinderpest,' dass die klinischen 
und anatomischen Erscheinungen genau mit denjenigen übereinstimm¬ 
ten, welche bei den später an der Rinderpest erkrankenden Thieren be¬ 
obachtet wurden. 

Alle Bemühungen, die Einschleppung der Rinderpest nach Alt- 
Laessig aufzuklären, sind ohne Erfolg geblieben. Die österreichische 
Grenze ist zwar nur 10—12 Kilometer entfernt, allein die an Schle¬ 
sien grenzenden österreichischen Kronländer waren vollkommen frei 
von Rinderpest und hatten sich bereits seit längerer Zeit gegen Nieder- 
Oesterreich abgesperrt, wo in der Nähe von Wien die Rinderpest gleich¬ 
zeitig ziemlich verbreitet herrschte. Ein Verkehr mit den weit ent¬ 
legenen Seuchedistricten Nieder-Oesterreichs hat ganz bestimmt nicht 
stattgefunden, und über einen Viehschmuggel an dem betreffenden 
Theile der Landesgrenze ist zu keiner Zeit etwas bekannt geworden. 
Vieh war von dem Besitzer des Mühlengrundstückes in Alt-Laessig 
seit dem August 1881 nicht angekauft worden. Die Annahme, dass 

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116 Jahresbericht über die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten. 


die Seuche durch Menschen oder durch Zwischenträger eingeschleppt 
sein könnte, lässt sich bei der weiten Entfernung der verseuchten Orte 
in Oesterreich nicht aufrecht erhalten. 

Dagegen muss erwähnt werden, dass der Kreis Waldenburg nicht 
hinreichend Schlachtvieh besitzt, um den Bedarf an Fleisch für die 
sehr dichte Bevölkerung zu decken. Die in den meisten Dörfern an¬ 
sässigen zahlreichen Schlächter beziehen das erforderliche Schlachtvieh 
durch Vermittelung von Händlern. Dieselben führen das letztere aus 
der Gegend von Neisse, aus der Grafschaft Glatz, vielfach jedoch auch 
aus schlesischen Kreisen ein, welche an der polnischen Grenze liegen. 
Die Vermuthung, dass sich unter dem eingeführten Schlachtvieh ein 
oder mehrere mit der Rinderpest bereits inficirte, aus Polen oder aus 
Oesterreich eingeschmuggelte Stücke haben befinden können, lässt 
sich nicht ganz von der Hand weisen, und bietet den einzigen Anhalt 
zu einer Erklärung der im Uebrigen ganz räthselhaft gebliebenen Ein¬ 
schleppung der Rinderpest. 

Von den oben genannten beiden Gehöften des Gutes und des 
Schmiedes in Alt-Laessig verbreitete sich die Rinderpest auf weitere 
5 Gehöfte desselben Dorfes und auf je ein Gehöft der benachbarten 
Ortschaften Rotherbach und Vogelgesang, Kreis Landeshut. ln Alt- 
Laessig brach die Krankheit auch unter dem neu angekauften Vieh 
aus, welches der Besitzer des Mühlengrundstückes am 22. Novem¬ 
ber 1881 in seinen vorher oberflächlich desinficirten Stall einge¬ 
führt hatte. 

Die Einschleppung der Rinderpest in je ein Gehöft von Fell¬ 
hammer, Nieder-Hermsdorf und Ober-Salzbrunn, Kreis Waldenburg, 
hat nicht aufgeklärt werden können, ebensowenig ist die Einschleppung 
in den zuerst verseuchten Bestand von Nieder-Wernersdorf, Kr. Bol- 
kenhayn, ermittelt worden. Die Seuche verbreitete sich in dem zu¬ 
letzt genannten Dorfe auf 4 Gehöfte, die Uebertragung wurde theils 
durch die nachgewiesene unmittelbare Berührung mit erkrankten Thie- 
ren vor Constatirung des Seucheausbruches, theils dadurch veranlasst, 
dass die Häute der zuerst erkrankten und geschlachteten Thiere in 
das betreffende Gehöft gebracht wurden. In Ruhbank, Kr. Bolken- 
hayn, brach die Rinderpest unter dem Viehbestände eines Gasthofes 
aus, in dessen Ställen eine Kuh gestanden hatte, welche von einem 
Schlächter aus dem zuerst verseuchten Gehöft zu Nieder-Wernersdorf 
angekauft worden war. 

ln den verseuchten Gehöften befanden sich 150 Stück Rindvieh, 


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Rinderpest. 


117 


2 Schafe und 13 Ziegen; von diesen sind vor Constatirung der Rin¬ 
derpest gefallen 11 und geschlachtet 3 Stück Rindvieh. Nach Er¬ 
mittelung des Seucheausbruches sind noch 10 Stück Rindvieh gefallen, 
und der übrige Bestand der 17 Seuchegehöfte wurde auf polizeiliche 
Anordnung getödtet. Ausserdem sind behufs schnelleren Tilgung der 
Rinderpest 6 Stück Rindvieh und 1 Ziege getödtet worden, welche 
den Bestand zweier noch nicht verseuchter Gehöfte in Nieder-Werners- 
dorf bildeten. 

Eine ausführliche Darstellung dieses Rinderpestausbruches ist be¬ 
reits im Archiv für wissenschaftliche und practische Thierheilkunde 
Band 8, Seite 195 und ausserdem als Separatabdruck dieses Journal¬ 
artikels veröffentlicht worden. Wir glaubten demgemäss uns in dem 
vorliegenden Jahresberichte auf die vorgetragenen kurzen Mittheilungen 
beschränken zu können. 


Gedruckt l>ci I.. Bchuinachor in Berlin. 


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I 




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Siebenter Jahresbericht 


der 

Königl. technischen Deputation für das Veterinärwesen 

über die 

Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten 

in Preussen. 


Berichtsjahr vom 1. April 188*2 bis 31, März 1883. 


Archiv für wissenschaftliche und praktische Thierbeilkuude. IX. Band. Supplement 2. 


Berlin 1883. 

Verlag von August Hirschwald. 

NW. Luter den Linden 68. 


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Nicht eingegangen sind Tabellen bezw. Vacatanzeigen: für 3 Quar¬ 
tale aus dem Kreise Meseritz, Reg.-Bez. Posen, für 2 Quartale aus 
dem Kreise Deutsch-Krone, Reg.-Bez. Marienwerder, und dem Ober- 
Taunuskreise, Reg.-Bez. Wiesbaden, für ein Quartal aus den Kreisen 
Rössel, Reg.-Bez. Königsberg, Ost-Priegnitz, Reg.-Bez. Potsdam, Mi- 
litech, Neumarkt, Waldenburg, Reg.-Bez. Breslau, und Meppen, Land- 
drostei-Bez. Osnabrück. Die Kreisthierarztstellen waren während der 
Quartale, in denen statistisches Material nicht geliefert wurde, vacant. 

Die Zusammenstellung des vorliegenden Jahresberichts schliesst 
sich genau der unserer früheren Berichte an; es ist bei einzelnen 
Krankheiten versucht worden, auch die Zahl der im Laufe des ganzen 
Jahres verseucht gewesenen Gehöfte zu ermitteln. Die Bezeich¬ 
nungen 1., 2., 3., 4. Quartal beziehen sich stets auf das 
Berichts-, niemals auf das Kalenderjahr. 


L Der Milzbrand. 


Die Zahl der Kreise, Ortschaften und Gehöfte, in denen Fälle 
von Milzbrand beobachtet wurden, blieb in allen Quartalen gegen die 
entsprechende des vorigen Jahres zurück. Die Verluste an Pferden 
und Rindvieh waren im Ganzen geringer als im Jahre 1881/82; die 
etwas grössere Zahl der an Milzbrand gefallenen Schafe und Schweine 
wird bedingt durch die sehr bedeutenden Verluste, welche je eine 
Schafherde in den Kreisen Guben und Lebus, Reg.-Bez. Frankfurt, 
und ein Schweinebestand im Kreise Randow, Reg.-Bez. Stettin, er¬ 
litten haben. 

Wie in den vorhergehenden Jahren entfallt die grösste Zahl von 
Milzbranderkrankungen bei dem Rindvieh wieder auf das 2., die ge¬ 
ringste Zahl auf das 4. Quartal. 

In den nachfolgenden Zusammenstellungen über das Auftreten 
des Milzbrandes in den einzelnen Regierungs- bezw. Landdrostei- 
Bezirken und Kreisen haben wir die Kreise, in denen während 

1 


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Archiv f. wl**en»ch. n. prnkt. Thierhcilk. TX. Suppl.-Heft 2. 



Laufende Nammer. 


2 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 



Im ersten Quartal 


gefallen 


Im zweiten Quartal 


gefallen 


s: i co , co w 



Ostpreussen . 
We 9 tpreussen 
Brandenburg 
Pommern . . 


71 15 15 — 


i i i - - - 


121 22 23 9 37 - 


6 . Schlesien. 27, 50 52 3| 5S 29 

7. Sachsen. 121 23 27 — 31 45 


8 . | Schleswig-Holstein 
9.1 Hannover. 


10.1 Westfalen 


5| 6 9— 10 — 

6 11 111—I 12 - 1 


3 3 ' 3 — 3 - 


9 13 13 3 24 - 4 5 5 

3 6 9 2 10 25 - 2 3 3 

7 8 9 — 7 377 - 3 3 4 

6 8 9 1 25 - 4 8 9 

17 36 51 1 138 81 4 11 21 25 

18 31 33 2 37 3 -19 40 42 

12 18 18- 23 12- 8 12 15 

6 13 16- 22-5 13 13 


1 1' I- 


11.1 Hessen-Nassau ... I 6 9 ; 10i I 14 — — I 4 8 31 - 


Rheinprovinz . . . 

Hohenzollernsche 
Lande . 


9 11 13 — 18 — ■ 


10 13| 19 - 


Summa 95 161 174 13 211 113 29 95 157(211 9 3281520 4 84 13$ 152 


Im Berichtsjahre 

1881 82 .... 102 1781185 11 236 328 10 117 196 


Im Berichtsjahre 
1882 83: 

mehr — 


232 20 359| 160 5 96 165 187 


1 


weniger 7 17i 11 - 25 215 —I 22 39, 21 ! 1 1 31 -I 11121 271 35 


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Milzbrand. 


8 


ten Quartal 


Im 

vierten Quartal 


Im Berichtsjahre 




gefallen 


c 

2 

rt 

I Zahl der Gehöfte. 


gefallen 


0 



gefallen 


Regierungs- bezw. 
Landdrostci-Bezirke, 
in denen Fälle von Milz¬ 
brand nicht vorgekom¬ 
men sind, nebst Angabe 
der seuchefrei geblie¬ 
benen Quartale. 

1 Pferde. 

I St. Rindvieh. 

I Schafe. 

I Schweine. 

I Zahl der Kreise. 

J3 

ü 

fr, 

U 

O 

ki 

<D 

2 

rsj 

I Pferde. 

I St. Rindvieh. 

I Schafe. 

1 Schweine. 

Zahl der Kreise. 

-c 

0 

rr. 

i. 

0 

u 

ns 

S 

Zahl der Gehöfte 

Pferde. 1 

1 

St. Rindvieh. 1 

Schafe. 

Schweine. 

1 

5 

L 

— 

3 

3 

3 

1 

2 

17 

_ 

14 

! 32 33 

5 

I“ 

L 


Gumbinnen-4 Quartal. 


7 

6 


4 

6 

6 

2 

14 

10 


6 

17 

21 

4 

40 

80 

— 

Danzig 3. 4. Quartal. 


6 

68 


4 

5 

5 

— 

5 

— 


13 

1 20 

| 23 

— 

26 

445 

— 

Berlin 1. 2. 3. 4. Qu. 


11 

8 


4 

6 

6 


11 

85 


8 

•20 

! « 

1 

47 

93 

1 

25 

Köslin 1. 3. 4. Quartal. 
Stralsund 1. 2. 3. 4. Qu. 

2 

38 

32 

— 

9 

12 

12 

5 

23 

8 

i 

20 

1 80 

106 

17 

23G 

121 

4 

2 

49 

— 

— 

22 

46 

46 

1 

46 

2 


42 152166 

8 

190 

34 

_ 


— 

20 

1 

— 

9 

17 

20 

1 

19 

14 

— 

19! 

61 

77 

1 | 

931 

72 

_ 


— 

15 

— 

— 

3 

5 

5 

— 

5 


— 

10 

341 

43 


52 

— 

4 



13 



5 

7 

8 


8 

_ 

2 

12 

1 

1 

24 

25 

_ 

35 

i 


2 

Hannover 2. Quartal. 
Lüneburg 2. 3. 4. Qu. 
Stade 2. 4. Quartal. 
Osnabrück 1. 2. 3. Qu. 
Aurich I. 2. 3. 4. Qu. 

1 

8 


1 

4 

4 

4 


5 



10 

12 

12 


17 | 


1 

Münster 2. Quartal. 
Minden 1.2 3. Quartal. 
Arnsberg 4. Quartal. 


10 



2 

2 

2 

— 

2 

— 

— 

13 

24 1 

47 

I 

35 

22 

- 

Kassel 4. Quartal. 


21 



13 

19 

19 

2 

21 

- 1 

— 

25 

48 

61 

2 

84 

— 

- 


J 

3 

— 

— 

1 

1 

1 

— 

1 

' - 

_! 

• 

2 | 

i 

1 


4 

— 

- 

Sigmaringen 1. 2. Qu 

5 

206 

115 

1 

5 

133j 1 S7j 

12 

162 

i 

J36| 

2 

194j 

527 

643 

391 

907 

884 3fi 


8 

226 

104 

9 

86 

140 

146 

1 

13 

_ 

188 1 

28' 

7 

212 

603 

— 

52 

1009 

620 24 


_ 

i 

11 

_ 

_ 


i 



108- 





_ 


2641 

12 


3 

201 

— 

1 

3 

7 

9 

1 

26 

l 

5 

18 

76 

— 

13 

102 

J. 

— 



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1* 

Google 


4 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


des vorhergehenden Berichtsjahres bei der betreffenden 
Thierart keine Fälle von Milzbrand vorgekommen sind, 
mit * bezeichnet. 

Die Tabellen erwähnen ein im Kreide Johannisburg, Reg.-Bez. 
Gumbinnen, an Milzbrand erkranktes und genesenes Pferd. Die 39 
an Milzbrand gefallenen Pferde vertheilen sich auf die nachstehend 
genannten Kreise; in den mit ** bezeichneten Gehöften herrschte der 
Milzbrand gleichzeitig auch unter dem Rindvieh. 


Laufende No. | 

. Kreis. 

Regierungs- 

Bezirk. 

Zahl 

der verseuch¬ 
ten Gehöfte. 

Zahl 

der gefallenen 
Pferde. 


1. 

Landkr. Königsberg* 

Königsberg 

1 ** 

1 


2. 

Orteisburg. 

- 

1 

1 


3. 

Johannisburg* . . . 

Gumbinnen 

1 ** 

2 


4. 

Stallupönen* .... 

- 

1 

1 


5 

Elbing*. 

Danzig 

1 

1 


6. 

Thorn. 

Marienwerder 

2 

3 

1 Gehöft •* 

7. 

Belgard*. 

Köslin 

1 

i 


8 

Kosten. 

Posen 

2 

4 

1 Gehöft** 

9. 

Kröben *. 

- 

1** 

10 


10. 

Pieschen*. 

- 

1 ** 

1 


11. 

Schroda . 

- 

1 

2 


12. 

Brieg*. 

Breslau 

1 ** 

1 


13. 

Wohlau*. 

- 

1 

1 


14. 

Glogau*. 

Liegnitz 

l 

1 


15. 

Landkr. Liegnitz* . 

- 

1 

1 


16. 

Oppeln*. 

Oppeln 

1 

1 


17. 

Tarnowitz*. 

- 

1 

1 


18. 

Tost-Gleiwitz* . . . 

- 

2 

2 

1 Gehöft** 

19. 

Wittenberg* .... 

Merseburg 

1 

1 


20. 

Kassel, Stadt* . . . 

Kassel 

1 

1 


21 

Geldern. 

Düsseldorf 

1 ** 

2 




Summa 

24 

l 

39 j 



Ausserdem starb während des 2. Quartals in Thalheim, Kr. Bit¬ 
terfeld, Reg.-Bez. Merseburg, ein auf dem Marsche befindliches Pferd 
des 10. Husaren-Regiments an Milzbrand. 

ln Charlotten bürg, Landkr. Königsberg, waren in den Quartalen 
Juli-September und October-Deceraber Milzbrandfälle unter dem Rind¬ 
vieh vorgekoramen. Das im 4. Quartal gefallene Pferd hatte Kleeheu 
aus einer Scheune verzehrt, auf deren Tenne im 2. Quartal die Section 
einer an Milzbrand gefallenen Kuh vorgenommen worden war. In 
Schilleninken, Kr. Stallupönen, war 4—6 Wochen vorher angeblich 


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Milzbrand. 


5 


ein Pferd desselben Besitzers unter ähnlichen Erscheinungen gefallen 
und von dem Abdecker abgeholt worden. Neu-Grabia, Kr. Thorn, 
woselbst 2 Pferde fielen, ist eine bekannte Milzbrandstation. Die 10 
im Kreise Kröben crepirten Pferde gehörten zu den Beständen der 
Herrschaft Dlonie, in welcher der Milzbrand stationär herrscht; 9 Pferde 
fielen im 1. Quartal, die Bretter einer Box, in welcher das während 
des 4. Quartals gestorbene Pferd stand, waren mit dem Blute eines 
zwei Monate vorher an Milzbrand gefallenen und secirten Kalbes be¬ 
sudelt. Das im Kreise Tarnowitz gefallene Pferd gehörte einem hau- 
sirenden Leinwandhändler, welcher Knochenmehl dem Futter des 
Pferdes beigeraischt hatte. Bei dem Pferde im Kreise Wittenberg trat 
die Krankheit in Form des Glossanthrax auf. Der Fall in der Stadt 
Kassel betraf ein Pferd, welches in einem Gaststalle stand; auf dem¬ 
selben Gehöft befand sich ein Schlachthaus. 

Im Uebrigen erwähnt das statistische Material mehrfach, dass 
Erkrankungen bei Pferden in Gehöften vorkamen, in denen ein öfteres 
Auftreten sporadischer Milzbrandfälle beobachtet wird. 

Die Tabellen verzeichnen 951 an Milzbrand erkrankte Stück 
Rindvieh, von denen 44 (4,62 pCt.) genesen sind. 

Die in den einzelnen Quartalen und im ganzen Berichtsjahre an Milz¬ 
brand gefallenen Stück Rindvieh vertheilen sich in abgerundeten 
Procentsätzen, wie folgt, auf die verschiedenen Provinzen: 



1. 

Quartal 

2. 

Quartal. 

3. 

Quartal. 

4. 

Quartal. 

Im 

Berichts¬ 

jahre. 

Im Jahre 
1881/82. 

Zahl der an Milzbrand ge¬ 
fallenen Stück Rindvieh 

211 

328 

•206 

i 

1 

162 

907 

1009 

Davon in 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

1. Ostpreussen . 

8,05 | 

7,30 

2,43 

1,23 

5,29 

5,95 

2. Westprcussen .... 

i,42 : 

4,88 

3,40 

8,64 

4,41 

2,8S 

3. Brandenburg. 

3,80 j 

2,13 

2,94 

3,10 

2,87 

3,48 

4. Pommern. 

0,00 | 

7,62 

5,34 

6,80 

5,18 

2,00 

5. Posen. 

17,53 

42,10 l ) 

18,44 

14,20 

26,02 

20,22 

6. Schlesien. 

27,50 

11,30 

23,83 

28,40 

20,94 

24,96 

7. Sachsen. 

14,70 

7,00 

9,70 

11,73 

10,25 

12,30 

8. Schleswig-Holstein . . 

4,74 

1 6,70 

7,20 

3,10 

5,73 

6,00 

9. Hannover. 

5,68 

0,62 

6,34 

4.92 

3,87 

3,66 

10. Westfalen. 

1,42 

0,31 

3,88 

3,10 

1,87 

2,48 

11. Hessen-Nassau .... 

6,63 

1 2,74 

4,85 

1,23 

3,87 

3,58 

12. Rheinprovinz. 

8,53 

7,30 

10,20 

12,94 

9,26 

11,89 

13. Hohenzollernsche Lande 

0.00 

0,00 

1,45 

0,61 

0,44 

0,60 


100,00 1 

100,00 

100.00 

100,00 

100,00 

100,00 


*) Im Reg.-Bez. Posen 36,60 pCt. 


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6 


Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


Eine erhebliche Aenderung in der Vertheilung der Milzbrandver¬ 
luste auf die einzelnen Landestheile macht sich nicht boraerklich; auf 
die 4 am stärksten verseuchten Provinzen Posen, Schlesien, Sachsen, 
Rheinprovinz entfallen im Berichtsjahre 66,47, im Jahre 1881/82 
69,37 pCt. der an Milzbrand gestorbenen Stück Rindvieh. In West- 
preussen und Pommern ist der Procentsatz der Verluste etwas höher 
als im vorigen Jahre; die Schwankungen der Verhältnisszahlen für 
die anderen Provinzen bleiben sehr unbedeutend. 

1. Ostpreussen. 

An Milzbrand sind 48 Stück Rindvieh gefallen, nämlich: 

1. Kreis Fischhausen in 1 Geh. 1 St. Rindvieh. Reg.-Bez. Königsberg. 

2. Landkr. Königsberg* 1 - 4 - 

3. Kreis Mohrungen* 1 1 - 

4. - Wehlau* - 1 - 2 - 

5. - Gumbinnen* - 1 - 1- - - Gumbinnen. 

6. - Heydekrug* 2 5 - 

7. - Insterburg 1 - 1 - 

8. - Johannisburg 3 - 13- 

‘J- - Lyck - 1 - 1 - 

10. - Pilkallen - 7 - 7 - 

11. - Stallupönen 7 - 7 - 

12. Tilsit_ - 5 - 5 - 

Zusammen in 31 Geh. 48 St. Rindvieh. 

Von 64 Stück des Bestandes in Kummerowen, Kr. Johannisburg, 
erkrankten während des 2. Quartals 14 Stück, von denen 3 genasen; 
ausserdem trat der Milzbrand gleichzeitig bei 3 Pferden auf. Die 4 
Fälle in Charlottenburg, Landkr. Königsberg, vertheilen sich auf 2 
Quartale. In 1 Bestände betrug der Verlust 3, in 3 Beständen 2, in 
28 Gehöften beschränkte sich derselbe auf 1 Stück Rindvieh. 22 
Kreise der Provinz blieben frei von Milzbrand, in je einem trat die 
Krankheit nur bei Pferden bezw. Schafen auf. 

2. Westpreussen. 

Die 40 an Milzbrand gefallenen Stück Rindvieh vertheilen sich 
auf die Kreise: 

1. Landkr. Danzig in 5 Geh. 8 St. Rindvieh. Reg.-Bez. Danzig. 

2. Kreis Elbing* 2 - 2 - 

3. - Kulm 3 - 3 - - - Marien werder. 

4. - Rosenberg* 2 - 2 - 

5. - Stuhm * 1 - 6 - 

6. Thor n 5 - 19 - 

Zusammen in 18 Geh. 40 St. Rindvieh, 
ln 4 Gehöften von Langenau, Landkr. Danzig, fielen während des 
2. Quart, zusammen 6 St Rindvieh. Ausserdem erlitten grössere Verluste: 


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Milzbrand. 


7 


Nikolaiken, Kr. Stohm, 10 St. Rindvieh Bestand, 6 Stück gefallen. 
Aschenort, - Thom, 40 - - 7 

Schloss Birglaa, 40 - • 7 

In Aschenort sind seit 3 Jahren öfter Milzbrandfalle unter Pfer¬ 
den und Wiederkäuern vorgekoramen, die Wiesen sind häufigen Ueber- 
schwemmungen ausgesetzt. Die im 3. Quartal gefallenen 5 Stück 
Rindvieh waren kurze Zeit vorher aus Bayern eingeführt worden. Der 
Milzbrand hat auch während des vorigen Jahres unter den Vieh¬ 
beständen von Schloss Birglau geherrscht. Ueber den Ausbruch in 
Nikolaiken fehlen nähere Angaben. In 1 Gehöft fielen kurz nach 
einander 2, in 9 Gehöften beschränkte sich der Verlust auf 1 Stück 
Rindvieh. 16 Kreise der Provinz blieben frei von Milzbrand. 



3. 

Brandenburg. 

Die 26 an Milzbrand gestorbenen Stück Rindvieh entfallen auf 
die Kreise: 

1. Kr. Ober-Barnim* 

in 1 Geh. 

2 St Rindvieh. Reg.-Bez Potsdam. 

2. 

- Ost-Havelland 

- 4 - 

4 

3. 

- Jüterbog-Luckenwalde * 

- 3 - 

5 - 

4 

- Prenzlau 

- 1 - 

1 - 

5. 

- Teltow 

- 1 - 

1 - 

6. 

- Arnswaldo * 

1 - 

1 - - - Frankfurt. 

7. 

- Guben 

- 1 - 

1 - 

8. 

- Kalau * 

- 2 - 

o - 

9. 

- Krossen 

- 2 - 

2 - 

10. 

- Soldin 

- 3 - 

5 - 

11. 

- Züllichau 

- 1 - 

1 - 


Zusammen in 20 Geh. 26 St. Rindvieh. 


ln 2 Gehöften von Heinsdorf, Kr. Jüterbog-Luckenwalde, starben 
während des 3. Quartals kurz nach einander zusammen 4 Stück Rind¬ 
vieh. Das Auftreten der Krankheit gelangte erst dadurch zur amt¬ 
lichen Kenntniss, dass der Schäfer des Ortes nach dem Schlachten 
eines kranken Stückes in Folge von Milzbrandinfection erkrankte, ln 
4 Beständen fielen kurz nach einander 2, in 14 Beständen beschränkte 
sich der Verlust auf 1 Stück Rindvieh. Der Fall im Kreise Teltow 
betraf ein Stück Rindvieh auf dem zu den Berliner Rieselfeldern ge¬ 
hörenden Gute Osdorf, in welchem der Milzbrand während des vorigen 
Jahres stärker geherrscht hatte. In den Kreisen Beeskow-Storkow 
und Lebus beschränkten sich die Ausbrüche des Milzbrandes auf Schafe. 
Frei von der Krankheit blieben 22 Kreise der Provinz. 

4 Pommern. 

An Milzbrand fielen 47 Stück Rindvieh, nämlich: 


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8 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


1. Kreis Greifenberg* in 1 Geh. 4 St. Rindvieh. Reg.-Bez. Stettin. 


2. - Greifenhagen 

- 6 - 

8 - 

3. - Pyritz 

- 8 - 

16 - 

4. - Randow* 

- 1 - 

2 - 

5. - Regenwalde * 

- 1 - 

1 - 

6. - Saatzig 

- 2 - 

2 - 

7. Stadt Stettin* 

- 1 - 

2 - 

8. Kreis Belgard* 

- 1 - 

12 - 


Zusammen in 21 Geh. 47 St. Rindvieh. 


Ueber 3 Stück starben kurz hinter einander in 

Ninikow, Kr. Greifenberg, 27 St. Rindvieh Bestand, 4 Stück gefallen. 

Sallentin, - Pyritz, 150 - - - 4 

Ballenberg, - Belgard, 25 - - 12 

Ausserdem fielen in 2 Beständen des Kreises Pyritz während des¬ 
selben Quartals je 3 Stück. Als Ursache wird in allen Ausbrüchen 
stark verschimmeltes oder mit Rostpilzen befallenes Futter angegeben, 
ln Ballenberg waren bisher Milzbrandfalle noch niemals vorgekommen. 
In 6 Beständen starben kurz hinter einander je 2, in 11 Beständen 
beschränkte sich der Verlust auf 1 Stück Rindvieh. Der Reg.-Bez. 
Stralsund blieb ganz und der Reg.-Bez. Köslin bis auf den 
Ausbruch in Ballenberg frei von Milzbrand; derselbe wurde nicht 
beobachtet in 6 Kreisen des Reg.-Bez. Stettin. 

5. Posen. 


Die 236 an Milzbrand gefallenen Stück Rindvieh vertheilen sich 
auf die nachstehend genannten Kreise: 


1. Kreis 

Adelnau 

in 4 Geh. 5 St. Rindvieh. Reg.-Bez. Posen. 

2. - 

Bomst 

- 2 

2 - 


3. - 

Buk 

- 7 

7 - 


4. - 

Fraustadt 

- 5 

7 - 


5. - 

Kosten 

- 9 

36 - 


6. - 

Kröbcn 

5 

17 - 


7. - 

Krotoschin 

- 7 

11 - 


8. - 

Meseritz 

- 4 

4 . 


9. - 

Obornik 

2 

2 - 


10. - 

Pieschen 

- 23 

72 - 


11. Landkr. Posen 

- 3 

12 - 


12. Kreis 

Samter 

- 4 

11 - 


13. - 

Schildberg* 

- 1 

3 - 


14. - 

Schrimm 

- 6 

11 . 


15. - 

Schroda 

- 7 

8 - 


16. - 

Wreschen 

- 1 

1 - 


17. - 

Inowraclaw 

- 2 

15 - 

Bromberg. 

18. - 

Kolmar 

- 2 

6 - 


19. - 

Schubin 

- 3 

5 - 


20. - 

Wirsitz* 

- 1 

1 - 



Zusammen in 98 Geh. 236 St. Rindvieh. 


lm 

Reg.-Bez. 

Posen 

blieb, abgesehen 

von der Stadt 

Posen, 

nur der Kreis Birnbaum frei von 

Milzbrand, der 


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Milzbrand. 


9 


Kreis Pieschen erlitt unter allen Kreisen des Staates die 
bedeutendsten Verluste. In 6 Kreisen des Reg.-Bez. Bromberg 
wurden keine Fälle von Milzbrand beobachtet. 


Ueber 3 Stück Rindvieh fielen in den nachstehend genannten 


Beständen: 

Splawie, 

Kr. Kosten, 

51 

St. 

Rindv. 

Best., 8 St. gefallen. 

Schmiegel, 

- 

25 

- 

- 

- 9 - 

2 St. genesen. 

Poln. Wette, 

- 

127 

- 


- 12 - 


Dlonie, 

- Kröben, 

176 

- 

- 

- 10 - 


Pzienie, 

Rokatowc, 

- Pieschen, 

52 

- 

- 

- 8 - 


- 

49 

. 

. 

- 7 - 


Wierczyn, 

- 

60 

- 

- 

- 7 - 


Roszkow, 

- 

14 

- 

- 

- 6 - 

in 4 Geh. 

Czermin, 

- 

62 

- 

- 

- 36 - 

- 11 - 

Jeziorki, 

Landkr. Posen, 

57 

. 

- 

- 8 - 


Oporowo, 

Kr. Samter, 

42 

- 

- 

- 6 - 


Szytnik, 

- Schlimm, 

22 

- 

- 

5 - 

2 

Robakowo, 

- 

28 

- 

- 

- 5 - 

3 

Walentynowo, 

- Inowraclaw, 

76 

- 

- 

• 13 - 


Motylewo, 

- Kolraar, 

24 

- 

- 

- 5 - 



Ausserdem waren in Psary, Kr. Adelnau, vor Constatirung der 
Krankheit bereits 5 Stück Rindvieh, welche 4 Beständen angehörten, 
gefallen. 

Dlonie ist eine bekannte Milzbrandstation, ebenso Walentynowo. 
Der in Czcrmin wohnhafte Sattler hatte Felle, welche zum Theil 
wohl von Milzbrandcadavern herstammten, in einem Tümpel mitten 
im Dorfe eingeweicht. Binnen 5 Tage starben 36 Stück Rindvieh, 
es erkrankten nur solche Thiere, welche Wasser aus dem betreffenden 
Tümpel getrunken hatten. In Jeziorki waren vor Constatirung der Krank¬ 
heit 6 Stück gefallen, so dass der Verlust im Ganzen 14 Stück be¬ 
trägt. Ueber die anderen oben genannten Ausbrüche sind nähere 
Angaben nicht gemacht worden. 

In 7 Gehöften fielen kurz hinter einander 3, in 10 Gehöften 2, 
in 50 Gehöften beschränkte sich der Verlust auf 1 Stück Rindvieh. 

6. Schlesien. 

Die Milzbrandfälle waren zwar zahlreich, blieben jedoch meistens 
ganz vereinzelt; die 190 an Milzbrand gefallenen Stück Rindvieh ver¬ 
theilen sich auf die nachstehend genannten Kreise: 

1. Landkr. Breslau in 7 Geh. 8 St. Rindvieh. Reg.-Bez. Breslau. 

2. Kreis Brieg 16 17 - 

3. - Frankenstein* 1 1 - 

4. - Guhrau 5 - 5 - 

5. - Milit sch - 2 - 3 - 

Latus: in 31 Geh. 34 St. Rindvieh. 


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10 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 



Transport: in 

31 

Geh. 

34 St. Rindvieh. 

6 Kreis 

Münsterberg 

3 

- 

5 - 


7. - 

Namslau 

2 

- 

2 - 


8. - 

Neumarkt 

9 


10 - 


9. - 

Nimptsch* 

1 


2 - 


10. - 

Oels* 

1 


3 - 


11. - 

Oh lau 

8 


11 - 


12. - 

Schweidnitz 

2 


2 - 


13. - 

Steinau 

4 


4 - 


14. - 

Striegau 

6 


6 - 


15. - 

Trebnitz 

11 


11 - 


16. - 

Waldenburg 

3 


3 - 


17. - 

Wohlau 

2 


5 - 


18. - 

Bolkenhayn 

1 


1 - 


19. - 

Glogau 

5 


12 - 


20. Laad kr. 

Görlitz 

1 


1 - 


21. Kreis Goldberg-Haynau - 

4 


5 - 


22. - 

Grünberg 

8 


15 - 


23. - 

Hirschberg 

2 


2 . 


24. - 

Jauer 

1 


1 - 


25. Landkr. Liegnitz 

1 


1 - 


26. Kreis 

Löwenberg* 

2 


2 - 


27. - 

Lüben 

2 


2 - 


28 - 

Rothenburg 

2 


2 - 


29. - 

Sagan 

2 


3 - 


30. - 

Sprottau 

3 


3 - 


31. - 

Beuthen* 

6 


6 - 


32. - 

Falkenberg 

2 


2 - 


33. - 

Kattowitz * 

l 


1 - 


34. - 

Kosel 

1 


1 - 


35, - 

Kreuzburg 

1 


1 - 


36. - 

Neustadt 

6 


6 - 


37. - 

Oppeln * 

1 


1 - 


38. - 

Pless 

1 


3 - 


39. - 

Rosenberg* 

1 


1 - 


40. - 

Gr.-Strohlitz 

14 


14 - 


41. - 

Tarnowitz 

2 

- 

2 - 

- 

42. - 

Tost-G leiwitz* - 

3 

- 

1 - 

- 


Zusammen in 

156 

Geh. 

190 St. 

Rindvieh. 


Reg.-Bcz. Liegnitz. 


Oppeln. 


Ueber 3 Stück Rindvieh fielen in 

Weissholz, Kreis Glogau, 60 St. Rindvieh Bestand, 6 Stück gefallen. 

Heinrichsau, - Grünberg, 60 - - 7 

In Weissholz hatte der Schäfer die Cadaver von an Milzbrand 
gefallenen Schafen unter dem für das Rindvieh bestimmten Heu 
vergraben. In 6 Gehöften starben kurz hintereinander 3, in 11 Ge¬ 
höften 2, in 137 Gehöften beschränkte sich der Verlust auf ein Stück 
Rindvieh; 20 Kreise der Provinz blieben frei von Milzbrand. 


7. Sachsen. 

Die 93 an Milzbrand gefallenen Stück Rindvieh vertheilen sich 
auf die Kreise: 


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Milzbrand. 


11 


1. Kreis 

Aschersleben 

in 

2 Geh. 2 

St. Rindvieh. 

2. 

Gardelegen 

- 

1 

1 

- 

l\ - 

Halberstadt 

- 

2 

3 

- 

4. - 

Jerichow I 


6 

7 

. 

5. 

11 

- 

5 

- - 8 

- 

6. 

Kalbe 

- 

2 

4 

- 

7. - 

Oster bürg 

- 

2 

2 

- 

8. - 

Bitterfeld 

- 

4 

9 

- 

9. - 

Delitseh 

- 

3 

- 5 

- 

10. - 

Eckartsberga 

- 

5 

- 10 

- 

11. - 

Liebenwerda 

- 

3 

- 5 

- 

12. Gebirgskr. Mansfeld 

- 

1 

1 

- 

13. Seekr. 

- 

- 

1 

l 

- 

14. Kreis 

Querfart 

- 

4 

- 5 

- 

15. - 

Schweinitz 

- 

1 

1 

- 

16. - 

Torgau 

- 

1 

2 

- 

17. - 

Wittenberg 

- 

4 

- 5 

- 

18. - 

Langensalza 

- 

22 

- 22 

- 


Zusammen 

in 

G9 

Geh. 93 St. Rindvieh. 


Reg.-Bez. Magdeburg. 


Merseburg. 


Erfurt. 


Ueber 3 Stück Rindvieh fielen kurz hinter einander in 
Herrenhölzer, Kreis Jerichow H, 33 St Rindvieh Bestand, 6 Stück gefallen. 
Prussendorf, - Bitterfeld, 31 - - 5 

Gorsleben, - Eckartsberga, 24 - - 4 

Alle 3 oben genannten Orte sind bekannte Milzbrandstationen; 


der Ausbruch in Herrenhölzer erfolgte, als die Thiere von der Weide 
genommen, aufgestallt wurden und als Futter Heu erhielten, welches 
von einer bestimmten, als gefährlich bekannten Stelle der Feldmark 
gewonnen war. In 4 Gehöften fielen kurz hinter einander 3, in 4 Ge¬ 
höften 2, in 58 Gehöften beschränkte sich der Verlust auf ein Stück 


Rindvieh. 


Nach dem statistischen Material sind 23 Kreise der Provinz frei 
von Milzbrand geblieben, und hat sich das Auftreten des Milzbrandes 
im Kreise Mühlhausen auf wenige Schafe beschränkt. Allein es wird 
in jedem Quartal von den beamteten Thierärzten erwähnt, dass die 
sporadischen Milzbrandfälle in der Provinz Sachsen nur ganz ausnahms¬ 
weise, häufig fast nur bezüglich derjenigen Bestände, welche aus 
anderen Ursachen unter Observation stehen, zur Kenntniss der Behör¬ 
den gelangen. Die Cadaver der an Milzbrand gefallenen Stück Rind¬ 
vieh werden unter dem Vorgeben, dass die Thiere an Schlagfluss 
verendet seien, den Abdeckern überlassen, weil die Besitzer die Gefahr 
einer Vergrabung solcher Cadaver auf der Feldmark scheuen und sich 
gern den Verkehrsbeschränkungen zu entziehen suchen, welche die 
veterinärpolizeilichen Massregeln im Gefolge haben. Aus den Berichten 
geht ferner hervor, dass es in der Provinz Sachsen zahlreiche Milzbrand¬ 
stationen giebt, und dass dieselben durch sporadische Erkrankungen 
nach wie vor Verluste erleiden, welche in ihrer Gesammtheit einen 


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12 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


bedeutenden Werth repräsentiren. Ebenso stimmen jedoch die Bericht¬ 
erstatter in der Angabe überein, dass die seucheartigen Ausbrüche im 
Verhältniss zu früheren Jahren sehr viel seltener geworden sind. 

8. Schleswig-Hol stein. 

An Milzbrand fielen 52 Stück Rindvieh in den Kreisen: 


1. Kreis Apenrade 

in 

4 Geh. 

5 St. 

Rindvieh. 

2. 

Hadersleben 

- 

2 - 

3 - 

- 

i 

Husum 

- 

1 - 

2 - 

- 

4. 

- Kiel* 

- 

4 - 

4 - 

- 

5. 

Lauenburg 

- 

l - 

l - 


3. 

Norderdithmarschen 

- 

4 - 

4 - 


7. 

Segeberg * 

- 

1 - 

l - 


8 

- Steinburg 

- 

2 - 

2 - 


9. 

Süderdithmarschen 

- 

12 - 

ir> - 


10. 

Tondern 

- 

11 - 

14 - 

- 


Zusammen 

in 

42 Geh. 

52 St. 

Rindvieh. 


Die bedeutendsten Verluste erlitten die Kreise Süderdithmarschen 
und Tondern; die dort gefallenen Thiere haben durchweg an Rausch¬ 
brand gelitten, welcher nicht nur in diesen, sondern auch in 
anderen Kreisen der Provinz an ganz bestimmten Orten 
stationär ist oder bei Benutzung gewisser Weiden alljähr¬ 
lich bei einzelnen Thieren auftritt. Nur ganz ausnahmsweise 
wird in den Tabellen erwähnt, dass die betreffenden Thiere an wirk¬ 
lichem Milzbrand und nicht an Rauschbrand gefallen sind. In 11 
Kreisen wurden keine Milzbrand- oder Rauschbrandfälle beobachtet. 
Die durch Rauschbrand bedingten Verluste blieben meistens auf ein 
Thier beschränkt und betrafen in der Regel Jungvieh. Während des¬ 
selben Quartals fielen in 1 Bestände 4, in 2 Beständen 3, in 3 Be¬ 
ständen 2, in 36 Gehöften trat die Krankheit nur bei einem Stück 
Rindvieh auf. 

9. Hannover. 

Die Milzbranderkrankungen blieben meistens vereinzelt; im 
Landdr.-Bez. Aurich ist kein, im Landdr.-Bez. Osnabrück 
nur ein Fall dieser Krankheit beobachtet worden. Die 35 
an Milzbrand gefallenen Stück Rindvieh vertheilen sich auf die Kreise: 

1. Kreis Diepholz* in 3 Geh. 8 St. Rindvieh. Landdr.-Bez. Hannover 

*2. Landkr. Hannover* 1 * 1 - 

3. Kreis Nienburg* 2 - 2 - 

4. - Einbeck* 1 - 2 - - - Hildesheim. 

5. - Göttingen* 2 - 3 - 

6. - Hildesheim 6 - 9 - 

7. - Lieb enberg - 3 - 3 - _ - 

Latus: in 18 Geh. 28 St. Rindvieh. 


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Milzbrand. 


13 


Transport: in 18 Geh. 28 St. Rindvieh. 

8. Kreis Marienberg 1 - 1 - 

9. - Celle 2 - 2 - - Landdr.-Bez. Lüneburg. 

10. - Fallingbostel* 1 - 1 - 

11. Marschkr. Stade* - 2 - 2 - - - Stade. 

12. Kreis Lingen* 1 1 - Osnabrück. 

Zusammen in 25 Geh. 35 St. Rindvieh. 

In Welschenhart, Kr. Diepholz, fielen während des 3. Quartals 
von 7 Stück eines Bestandes 4 Stück; in demselben Orte kommen 
Milzbranderkrankungen öfter vor. In 2 Gehöften starben während 
desselben Quartals 3, in 3 Gehöften 2, in 19 Gehöften trat der Milz¬ 
brand nur bei einem Stück Rindvieh auf. Die im Stader Marschkreisc 
gefallenen Thiere haben an Rauschbrand gelitten. 25 Kreise der Pro¬ 
vinz blieben frei von Milzbrand. 


10. Westfalen. 


Die 17 an Milzbrand gefallenen Stück Rindvieh vertheilen sich 
auf die Kreise: 


1. Kreis Ahaus 

in 1 Geh. 

1 St. Rindvieh. Reg.-Bez. Münster. 

2. - Cösfeld * 

- 1 - 

1 - 

3. - Tecklenburg 

1 

2 - 

4. - Warendorf 

- 2 - 

2 - 

5. - Höxter 

- 1 - 

1 - - - Minden. 

6. - Altena* 

- 1 - 

3 - - - Arnsberg. 

7. Landkr. Dortmund 

- 2 - 

2 - 

8. Kreis Hamm* 

- 1 - 

3 - 

9. - Meschede 

- 1 - 

1 - 

10. * Siegen 

- 1 - 

1 - 

Zusammen 

in 12 Geh. 

17 St. Rindvieh. 

Mit Ausnahme von 

2 Gehöften, in denen 3, und von 1 Gehöft, in 

welchem 2 Stück fielen, 

wurden 9 ganz vereinzelte Erkrankungen beob- 

achtet. 26 Kreise der Provinz blieben milzbrandfrei. 


11. Hessen-Nassau. 

An Milzbrand fielen 35 Stück Rindvieh, nämlich: 

1. Kreis Eschwege 

in 1 Geh. 

1 St. Rindvieh. Reg.-Bez. Kassel. 

2. - Fulda* 

- 1 - 

3 - 

3. - Gelnhausen 

- 7 - 

9 - 

4. - Hofgeismar* 

- 1 - 

1 - 

5. Stadt Kassel* 

- 1 - 

1 - 

6. Landkr. - * 

- 1 - 

1 - 

7. Kreis Rotenburg 

- 1 - 

4 - 

8. Ober-Taunuskreis 

- 1 - 

1 - - - Wiesbaden. 

9. Ober-Westerwaldkreis 

- 3 - 

3 - 

10. Unter-Westerwaldkreis* 

- 4 - 

6 - 

11. Stadt Wiesbaden* 

- 1 - 

2 - 

12. Landkr. 

- 3 - 

3 - 

Zusammen 

in 25 Geh. 

35 St. Rindvieh 


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14 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


ln Obersuhl, Kr. Rotenburg, crepirten von 20 Stück eines Be¬ 
standes schnell hinter einander 4, nachdem als Streu Erde benutzt 
worden war, welche aus einem Graben entnommen wurde. Nach Be¬ 
seitigung dieser Erdstreu kamen weitere Erkrankungen nicht vor. Ab¬ 
gesehen von 3 Gehöften, in denen 3, und von 1 Gehöft, in welchem 
2 Stück fielen, blieben alle Milzbranderkrankungen vereinzelt. In 22 
Kreisen der Provinz wurden keine Milzbrandfälle beim Rindvieh beob¬ 
achtet. 

12. Rheinprovinz. 


Die 84 an Milzbrand gefallenen Stück Rindvieh vertheilen sich 


auf die Kreise: 








1. Kreis 

Altenkirchen * 

in 

1 Geh. 

1 

St. 

Rindvieh. 

Reg.-Bez. Koblenz. 

2. - 

Koblenz 

- 

1 

- 

1 

- 

- 

3. - 

Kochern * 

- 

6 


6 

. 

- 


4. - 

St.-Goar* 

- 

1 

- 

4 

- 



5. - 

Wetzlar 

- 

2 

. 

2 

- 



G. - 

Geldern 

- 

4 

- 

6 

- 


Düsseldorf. 

7. - 

Kempen 

- 

2 

- 

7 

- 



8. - 

Kleve 

- 

1 

- 

2 

- 



9. Land kr. 

Krefeld 

- 

1 

- 

1 

- 



10. Kreis 

Lennep* 

- 

2 

- 

3 

- 



11. - 

Bergheim* 

- 

1 

- 

2 

- 


Köln. 

12. - 

Euskirchen 

- 

7 

- 

8 

- 



13. Land kr. 

Köln 

- 

1 

- 

1 

- 



14. Kreis 

Mülheim 

- 

1 

- 

1 

- 



15. - 

Rheinbach 

- 

2 

- 

2 

- 



IG. - 

Bitburg 

- 

1 

- 

1 

- 


Trier. 

17. - 

Daun* 

- 

4 

- 

7 

- 



18. - 

Ottweiler 

- 

1 

- 

2 

- 



19. - 

Prüm* 

- 

1 

- 

1 

- 



20. - 

Saarbrücken * 

- 

1 

- 

1 

- 



21. Landkr. 

Aachen 

- 

G 

- 

G 

- 


Aachen. 

22 Kreis 

Düren 

- 

7 

- 

11 

- 



23. - 

Erkelenz 

- 

l 

- 

2 

- 

- 


24 - 

Eupen 

- 

5 

- 

5 

- 

- 


25. - 

Malmedy 

- 

1 

- 

1 

- 

- 



Zusammen 

in 

61 

Geh. 

84 

St. 

Rindvieh. 



Eine grössere Verbreitung erlangte der Milzbrand in den nach¬ 
stehend genannten Beständen: 

Faid, Kreis Kochern, V St. Rindvieh Bestand, 6 Stück gefallen in G Geh. 

Ländert, - St.-Goar, 7 - - 4 

Vorst, - Kempen, 12 - - 5 

Kelz, - Düren, 30 - - 4 

Oberwinkel, - Daun, 45 - - 5 - - 2 

Die Krankheit in Faid scheint Rauschbrand gewesen zu sein. 
Der Ausbruch in Ländert kam in einem neuen Stalle vor, dessen 
Fussboden mit Moorerde ausgefüllt worden war. In Oberwinkel waren 
bis dahin noch keine Fälle von Milzbrand beobachtet worden. In 


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Milzbrand. 


15 


1 Gehöft fielen kurz hinter einander 3, in 8 Gehöften 2, in 41 Ge¬ 
höften beschränkte sich der Verlast auf 1 Stück Rindvieh. 44 Kreise 
der Provinz blieben frei von Milzbrand. Auffallend gering ist die Zahl 
der Fälle in dem früher stark verseucht gewesenen Kreise Eupen. 

13. Hohenzollernsche Lande. 

Die 4 Fälle von Milzbrand blieben vereinzelt, sie vertheilen sich 
auf ebenso viele Viehbestände in den Oberamtsbezirken Gammertingen 
und Sigmaringen. 

Auch in dem Berichtsjahre kamen die bei weitem zahlreich¬ 
sten Erkrankungen an Milzbrand in solchen Ortschaften 
oder Gehöften vor, in denen diese Krankheit öfter, auftritt 
oder stationär ist. Das statistische Material bezeichnet eine grosse 
Anzahl von Ortschaften als notorische Milzbrandstationen, giebt jedoch 
nur höchst ausnahmsweise Andeutungen über die Bodenbeschaffenheit 
der betreffenden Oertlichkeiten. Aus den wenigen und zum Theil ganz 
entgegengesetzten Angaben geht jedoch mit einiger Bestimmtheit her¬ 
vor, dass die Inundationsgebiete der Weichsel, der Oder und der in 
diese Ströme mündenden Nebenflüsse besonders reich an Milzbrand¬ 
stationen sind. Eine Vergleichung mit dem in früheren Jahren ge¬ 
sammelten statistischen Material zeigt auch, dass sporadische Milz¬ 
brandfälle an vielen Orten alljährlich Vorkommen, ohne dass die 
Krankheit während der letzten Jahre auch nur einmal gleichzeitig oder 
kurz nach einander eine grössere Anzahl von Thieren ergriffen hätte, 
ln vielen Milzbrandstationen sind gartz bestimmte, mitunter wenig um¬ 
fangreiche Stellen der Feldmark bekannt, bei deren Benutzung als 
Weide ebenso häufig einige Milzbrandfallc Vorkommen, wie bei der 
Verfütterung von Heu u. s. w., welches von solchen Stellen gewonnen 
wurde. Mehrfach wurde beobachtet, dass solches Futter auch an 
anderen Orten den Milzbrand erzeugte, wenn es nach ausserhalb ver¬ 
kauft worden war, und dass in den eigentlichen Seucheherden beson¬ 
ders leicht Thiere erkrankten, welche vor kurzer Zeit eingeführt worden 
waren. In dem Dorfe Blumberg, welches an die Milzbrandstation 
Packisch grenzt, fiel eine Färse, deren Besitzer Haferstroh von einem 
Schober auf der Packischer Feldmark entwendet und an seine Thiere 
verfuttert haben soll. 

Anderseitig erwähnen die Berichte sehr häufig, dass Milzbrand¬ 
fälle in solchen Orten vorkamen, in denen die Krankheit 


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16 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


bisher noch niemals beobachtet worden oder seit langer Zeit 
— mitunter während der letzten 10—12 Jahre — nicht aufge¬ 
treten ist. 

Ara häufigsten wird das den veterinärpolizeilichen An¬ 
forderungen nicht entsprechende Vergraben von Milzbrand- 
cadavern bezw. das Verfüttern von Grünfutter, Heu oder 
Hackfrüchten, welche auf solchen Verscharrungsstellen 
gewonnen wurden, als Ursache der Milzbrandausbrüche be¬ 
schuldigt. In derselben Weise wirkten öfter nachtheilig die Ver¬ 
unreinigung des Futters mit Blut oder Abfällen von Milzbrandcadavern 
und die Düngung mit solchen Dünger- oder Composthaufen, in welche 
man Milzbrandcadaver oder deren Reste vergraben hatte. In Helm¬ 
burg, Kr. Merseburg, sollen Pressrückstände Anlass zum Ausbruch 
des Milzbrandes gegeben haben; dieselben waren in einem Stalle auf¬ 
bewahrt worden, in welchem der Milzbrand früher geherrscht hatte. 

Die Berichte enthalten auch in diesem Jahre wiederholt die An¬ 
gabe, dass der Milzbrand nach Ueberschemmungen der Wiesen 
und Weiden oder nach Benutzung solcher Weiden auftrat, deren 
früher vorhanden gewesene Sumpfstellen ausgetrocknet waren. Auch 
die Verabreichung von Futterstoffen, welche von überschwemmt ge¬ 
wesenen Theilen der Feldmark gewonnen worden waren, soll öfter 
Ausbrüche des Milzbrandes veranlasst haben. Endlich werden von den 
Berichterstattern auch verfaultes, multrig oder dumpfig gewordenes 
oder mit Rostpilzen bedecktes Heu oder solches Wickfutter recht 
häufig als Ursache der Milzbrandausbrüche bezeichnet. Wasser, wel¬ 
ches Abfalltheile von Gerbereien enthielt, soll in 3 Fällen, das Auf¬ 
treten des Milzbrandes herbeigeführt haben. Zwei Ausbrüche werden 
dadurch erklärt, dass sich auf demselben Gehöfte Schlächtereien befanden. 

Abgesehen von dem bereits erwähnten Auftreten des Rausch- 
brandes im Reg.-Bez. Schleswig und im Landdr.-Bez. Stade sind 
vereinzelte Fälle dieser Krankheit in den Reg.-Bez. Breslau, Minden, 
Arnsberg, Wiesbaden und Aachen vorgekommen. Im Uebrigen ent¬ 
hält das statistische Material nur sehr selten und dann nur dürftige 
Angaben über die beobachtete Form der Milzbranderkran¬ 
kungen; namentlich erwähnt dasselbe nur ganz ausnahmsweise, dass die 
Krankheit mit Bildung von Karbunkeln verbunden war oder einen 
mehr zögernden Verlauf nahm. Im Allgemeinen kann wohl behauptet 
werden, dass die Form des apoplektischen Milzbrandes am häufigsten 
beobachtet worden ist. 


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Milzbrand. 


17 


Der Milzbrand ist je einmal in den Schlachthäusern zu Görlitz 
und Frankfurt a. M. bei Mastrindern, und in den Provinzen Posen, 
Schlesien und Sachsen häufig bei nothgeschlachteten Thieren constatirt 
worden. 

Die 884 an Milzbrand gefallenen Schafe vertheilen sich auf die 
nachstehend genannten Kreise; ein im Kreise Rössel erkranktes Schaf 
ist genesen. 


1. 

Kreis Rössel*, 

Landkreis Danzig*, 

Kreis Rosenberg*, 

Reg.-Bez. Königsberg, 

in 

1 Geh. 

17 Schafe. 

2. 

- 

Danzig, 


1 


39 


3. 

- 

Marienwerder, 


1 

- ** 

10 


4. 

Thorn, 

- 

- 


2 

„ ** 

31 


5. 

Beeskow-Storkow*, 


Potsda m, 
Frankfurt, 


1 


7 


6. 

Guben*, 



1 


158 


7. 

Lebus*, 

Regenwalde*, 


- 


1 


280 


8. 


Stettin, 


1 


55 


9. 

Saatzig, 


- 


3 


38 


10. 

Kröben, 


Posen, 


3 

- ** 

48 


11. 

öbornik*. 


- 


1 


25 


12. 

Pieschen *, 


- 


1 

- ** 

8 


13. 

Kolmar*, 
Neumarkt*, 
Goldberg-Haynau *, 
Landkreis Liegnitz*, 

Kreis Gross-Strehlitz*, 


Bromberg, 


1 


40 


14. 


Breslau, 


1 

. ** 

20 


15. 


Liegnitz, 


1 


1 


16. 


- 


1 


9 


17. 


Oppel n. 


2 


4 


18. 

Liebenwerda, 


Merseburg, 


1 

. 

14 


19. 

Mansfelder Seekreis* 


- 


1 


30 


20. Kreis Querfurt*, 


- 


4 

- 

13 


21. 

Mühlhausen*, 


Erfurt, 


1 

- 

15 

- 

22. 

Di 11 kreis*, 


Wiesbaden, 

Zusammen 

in 

22 - 

52 Geh. 

22 - 
884 Schafe. 


In den mit ** bezeichneten Gehöften herrschte der Milzbrand 
gleichzeitig oder doch während des Berichtsjahres auch unter dem 
Rindvieh. 

In Raschung, Kr. Rössel, waren die Cadaver der in früheren 
Jahren an Blutseuche gefallenen Schafe mit dem Dünger auf den 
Acker gebracht worden. Der Ausbruch in Heinrichau, Kr. Rosenberg, 
soll dadurch bedingt worden sein, dass der Schäfer nach dem Aus¬ 
schlachten eines an Milzbrand erkrankten Ochson Geburtshilfe bei 
einem Mutterschafe geleistet hatte. Die 7 Schafe im Kreise Beeskow- 
Storkow erkrankten nach dem Beweiden eines überschwemmt gewe¬ 
senen Ackerstückes. Der Verlust in Golzow, Kr. Lebus, erreichte fast 
den vierten Theil der ganzen Herde. Die Ausbrüche in den Kreisen 
Guben, Regenwalde, Saatzig und Querfurt betrafen Schafbestände, in 
denen der Milzbrand fast alljährlich vorkommt. 

Die 36 an Milzbrand gefallenen Schweine vertheilen sich auf 
die Kreise: 

Archiv f. wisscii.sch. u. prnkt. Thicrhoilk. IX. Suppl.-Heft 2. 2 


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18 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


1. Kreis Randow*, Reg.-Bez. Stettin, in 1 Geh. 25 Schweine. 

2. - Pieschen*, - Posen, -2-** 4 

3. - Kiel*, - Schleswig, - 1 - ** 4 

4. - Lingcn*, Landdr.-Bez. Osnabrück, - 1 - ** 2 

5. Warendorf*, Reg.-Bez. Mü nster, -1 -** 1 

Zusammen in 6 Geh. Schweine. 

In den mit ** bezeichneten Gehöften herrschte der Milzbrand 
gleichzeitig unter dem Rindvieh; meistens konnte angenommen werden, 
dass die Schweine Blut oder Theile von nothgeschlachteten an Milz¬ 
brand erkrankten Rindern verzehrt hatten. Der Ausbruch im Kreise 
Randow ist durch eine genaue Section und durch die mikroskopische 
Untersuchung des Blutes festgestellt. Die Cadaver wurden durch Ver¬ 
brennen unschädlich beseitigt; die Ursachen waren nicht zu ermitteln. 

Die Tabellen erwähnen keinen Fall, in welchem ein an Milzbrand 
erkranktes Schwein genesen ist. 

Diejenigen Schweine, welche in den Berichten als an Milzbrand 
gefallen angeführt werden, anscheinend jedoch an der sogenannten 
Schweineseuche gelitten haben, sind bei Zusammenstellung des Jahres¬ 
berichts nicht berücksichtigt worden. 

Das statistische Material enthält keine Mittheilungen über das 
Vorkommen von Milzbrandfällen bei dem Roth- und Schwarzwild. 

Eine grössere Anzahl von Hunden und Katzen ist nach dem 
Verzehren von Blut oder Fleisch geschlachteter oder gefallener milz¬ 
brandkranker Thiere crepirt. 

Abgesehen von den beiden Mansfelder Kreisen und dem Kreise 
Sangerhausen, Reg.-Bez. Merseburg, — welche wir S. 15 des sechsten 
Jahresberichts bereits erwähnt haben, — sind weitere Milzbrand¬ 
bezirke, in denen die Pflicht zur Anzeige von sporadischen Milz- 
brandfäller aufgehoben ist, nach § 11 des Reichsgesetzes vom 
23. Juni 1880 nicht gebildet worden. Aus dem Mansfelder See¬ 
kreise erfahren wir, dass die sporadischen Milzbrandfälle sehr zahl¬ 
reich waren, dass ein seucheartiges Auftreten der Krankheit jedoch 
nicht beobachtet worden ist. 

Aus der Provinz Posen wird, wie in früheren Jahren, berichtet, 
dass die dortige Bevölkerung mitunter keinen Anstand nimmt, das 
Fleisch von an Milzbrand gefallenen Thieren zu geniessen. In Zamys- 
lowo, Kr. Posen, waren sämmtliche 3 Cadaver vor Constatirung der 
Krankheit verzehrt; und in Bieganowo, Kr. Wreschen, wurden während 
der Section zwei Schenkel eines an Milzbrand crepirten Rindes ge¬ 
stohlen, man fand dieselben später bei den Arbeitern des Gutes vor. 


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Tollwuth. 


19 


ln Folge von Milzbrandinfection sind — abgesehen von einigen 
Fällen, in denen genauere Angaben fehlen — 15 Menschen heftig 
erkrankt und von diesen 6 gestorben. Eine Infection ging von 
Schafen, die übrigen von Rindern aus. Im Landkreise Königsberg 
inlicirte sich ein Mann, welcher Manipulationen an einer milzbrand¬ 
kranken Kuh vorgenommen hatte; in allen übrigen Fällen erfolgte 
die Infection bei dem Abhäuten oder Zerlegen von Milzbrandcadavern. 
Ein Mensch inficirte sich am 4., erkrankte am 8. und starb am 
10. Juli 1882. 


2. Die Tollwuth. 


Die Zahl der Hunde, bei welchen die Tollwuth constatirt wurde, 
ist erheblich geringer als die entsprechende in den Jahren, auf welche 
sich unsere ersten sechs Jahresberichte beziehen. In die Colonne 
„herrenlose wuthverdächtige Hunde getödtel“ der Tabelle S. 20 und 21 
sind nur diejenigen Fälle aufgenommen, bei denen der Wuthverdacht 
durch eine weitere Untersuchung bezw. durch die Scction der getödte- 
ten Hunde bestätigt wurde. Dagegen haben wir bei Zusammenstellung 
der Tabelle die wuthverdächtigen Erkrankungen ebenso wenig berück¬ 
sichtigt wie diejenigen Angaben über das Vorkommen der Tollwuth, 
welche den Berichterstattern nur nach den Veröffentlichungen in den 
Kreis- und Amtsblättern bekannt geworden sind. 

Die zahlreichsten tollen Hunde (incl. der herrenlosen) entfallen 
auf die nachstehend genannten Regierungs- bezw. Landdrostei-Bezirke: 


Reg.-Bez. 

Königsberg 

62 Hunde gleich 

9,25 pCt. 

- 

Gumbinnen 

75 - 

- 

11,20 - 

- 

Marienwerder 

51 - 

- 

7,61 - 

- 

Posen 

98 - 

- 

14,63 - 

- 

Bromberg 

29 - 

- 

4,17 - 

- 

Breslau 

52 - 

- 

7,76 - 

- 

Oppeln 

50 - 

- 

7,46 - 

Landdr.-Bez. 

Hildesheim 

26 - 

- 

3,88 - 

Reg.-Bez. 

Minden 

45 - 

- 

6,72 - 

- 

Arnsberg 

32 - 

- 

4,77 - 


In 10 Bezirken 520 Hunde gleich 77,45 pCt. 


Die Tollwuth ist mithin — wie im vorigen Berichtsjahre — 
besonders häufig in den Regierungs-Bezirken an der öst¬ 
lichen Landesgrenze und ausserdem in Westfalen aufge¬ 
treten. Ein grosser Theil der in den östlichen Grenzbezirken ge- 
tödteten herrenlosen Hunde soll aus Polen bezw. Oesterreich über¬ 
gelaufen sein. Auf die Reg.-bezw. Landdr.-Bez. Potsdam, Frankfurt, 

2 * 


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20 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten, 





Im ersten Quartal 



Im zweiten Quartal 



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Provinz. 

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Hunde. 

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St. Rindvieh. 

Schafe. 

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Pferde. 

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1 

Ostpreussen . 

17 

44 

26 


9 

4 

4 

15 

35 

16 

39 

20 


11 


1 

15 

38 

13 

21 

2. 

Westpreussen. 

7 

23 

18 

— 

3 

— 

2 

7 

45 

11 

17 

14 

1 

7 

— 

1 

3 

45 

4 

b 

3 

Brandenburg. 

5 

8 

6 

— 

- 

— 

— 

2 

3 

8 


3 

— 

— 

— 

— 

7 

6 

5 

12 

4. 

Pommern . . . 

6 

11 

8 

— 

— 

— 

— 

3 

— 

2 

2 

2 

— 

6 

— 

— 

— 


1 

1 

5. 

Posen . 

16 

40 

36 

1 

4 

— 

1 

12 

24 

16 

36 

18 

— 

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1 

— 

14 

50 

13 

20 

6. 

Schlesien . . . 

20 

29 

21 

— 

1 

— 

— 

8 

50 

17 

29 

15 

— 

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1 

15 

1 

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7. 

Sachsen.... 

9 

11 

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1 

— 

1 

8 

3 

5 

6 

4 

— 

4 

— 

— 

1 

7 


| 

8. 

Schlesw.- Hol¬ 
stein .... 

1 

1 

1 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

— 

— 

_ 

_ 

_ 

_ 

— 

_ 

1 


9. 

Hannover. . . 

8 

19 

14 

— 

1 

— 

— 

4 

9 

9 

18 

14 

— 

— 

4 

— 

i 


10 

21 


Westfalen . . 

15 

18 

11 

— 

2 

— 

— 

7 

8 

15 

21 

17 

— 

— 

— 

1 

6 

10 

14 

23 

11. 

Hessen-Nassau 

2 

2 

— 

— 


— 

— 

2 

6 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


— 

1 

1 

12. 

Rheinprovinz . 

2 

2 

1 

— 

- 

— 

— 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

- 

— 


— 

1 

1 

13. 

Hobenzollern- 
sche Lande . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


— 

— 

— 


- 

— 

— 

— 

— 


Summa 

108 

208 

145 

1 

21 

4 

8 

69 

183 

99 

178 

107 

1 

39 

5 

4 

62 

157 

77 

132 


Im Berichts¬ 
jahre 1881/82 

135 

286 

186 

L 

22 


4 

88 

_I 

477 

125 

240 

150 

1 

1 

81 

8 

10 

70 

227 

85 1 

145 


Im Berichts¬ 
jahre 1882,83 
mehr 




_ 

i 


4 

4 1 















weniger 

27 

78 

41 

— 

1 

— 

— 

19 

294 

26 

62 

43 


42 

3 

6 

8 

70 

8 

13 


Regierungs- bezw. Landdrostei-Bezirke, in denen Fälle von Tollwuth nickt 

Berlin 2. 3. 4. Quartal. Stettin 2. 3. 4. Quartal. Köslin 4. Quartal. Stralsund 1. 
Quartal. Erfurt 2. 3. 4. Quartal. Schleswig 2. 3. 4. Quartal. Lüneburg 1. 2. 3. 
Wiesbaden 1. 2. Qu. Koblenz 1. 2. 3. 4. Qu. Düsseldorf 2. 3. Qu. Köln 


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Tollwulli 


21 



vorgekonMen sind, nebst Angabe der seucbefrei gebliebenen Quartale. 

2. 3. 4. Quartal. Licgnitz 3. 4. Quartal. Magdeburg 3. 4. Quartal. Merseburg 3 4. 
4. Quartal. Stade 2. Quartal. Aurich 1. 2. 3. 4. Quartal. Kassel 2. 3. 4 Quartal, 
J. 2. Qu. Trier }. 2. 3. Qu. Aachen 1. 2. 3. Qu. Sigmaringen 1. 2. 3. 4- Qu. 


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22 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


Köslin, Liegnitz, Merseburg, Hannover, Stade, Osnabrück, 
Münster entfallen 10—19, auf die Reg.-Bez. Danzig, Stettin, 
Magdeburg, Wiesbaden, Kassel, Düsseldorf, Köln und Aachen 
2—7 tollkranke und herrenlose Hunde, und in den Reg.-Bez. Erfurt, 
Schleswig, Trier, sowie in der Stadt Berlin ist die Tollwuth nur 
bei je einem Hunde constatirt worden. Der in Berlin tollkrank be¬ 
fundene Hund war kurz vorher mit seinem Herrn aus Frankfurt a. M. 
gekommen und ist jedenfalls in dem zuletzt genannten Orte inficirt 
worden. Da der Hund in Berlin keine Berührung mit anderen Hun¬ 
den gehabt hatte, konnte von der Anordnung einer Hundesperre Ab¬ 
stand genommen werden. Die Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Stralsund, 
Lüneburg, Aurich und Sigmaringen blieben das ganze Jahr hin¬ 
durch frei von der Tollwuth. 

Die Wuthkrankheit ist ausserdem bei 7 Katzen im Laufe des 
Berichtsjahres constatirt worden. 

Die Zahl der nach § 19 der Instruction vom 24. Februar 1881 
getödteten Hunde ist sehr viel grösser gewesen, als die Tabelle S. 20 
und 21 angiebt; denn die Berichte erwähnen sehr häufig, dass alle 
mit tollkranken in Berührung gekommenen Hunde getödtet worden 
sind, ohne die Zahl solcher Hunde mitzutheilen. Dagegen führen die 
Tabellen zur Viehseuchenstatistik nicht selten an, dass angeblich in 
dem betreffenden Bezirke noch mehrfach Fälle von Tollwuth vorge¬ 
kommen sein sollen, welche nicht zur Kenntniss der Behörden gelangten. 

Die bei weitem grösste Anzahl von Ausbrüchen der Wuthkrank¬ 
heit ist durch den Biss fremder, herrenlos umherschweifender Hunde 
veranlasst worden, welcher von den Besitzern der gebissenen Hunde 
meistens wenig oder gar nicht beachtet wurde. Im 1. Quartal wurde 
die Erlaubnis, nachweislich von tollkranken oder tollverdächtigen 
gebissene Huude nach § 19, Alin. 3 der Instruction einzusperren und 
einer Observation zu unterwerfen, von den Behörden verhältnissmässig 
häufig ertheilt. Die Tödtung solcher Hunde erfolgte mehrfach erst, 
nachdem die Hunde an der Wuth erkrankt waren, oder die Hunde 
fanden Gelegenheit zu entweichen und die Krankheit weiter zu ver¬ 
breiten. Nachdem eine Circularverfügung des Herrn Ministers ange¬ 
ordnet hatte, dass die Erlaubniss nach § 19, Alin. 3 der Instruction 
nur ausnahmsweise bei besonders werthvollen Hunden und stets nur 
unter der Voraussetzung ertheilt werden dürfe, dass die Absperrung 
eine vollkommen sichere sein müsse, ist eine Observation von 
Hunden, welche von tollkranken oder toll verdächtigen ge- 


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Tollwuth. 


23 


bissen waren, in den letzten drei Quartalen des Berichts¬ 
jahres unter Zustimmung der Behörden in keinem Falle 
vorgekommen. Das statistische Material erwähnt vielmehr häufig, 
dass die Gesuche der Besitzer um Gestattung einer dreimonatlichen 
Observation gebissener Hunde abschläglieh beschieden worden, und 
dass die Behörden mit der Tödtung solcher Hunde sehr viel strenger 
als früher vorgegangen sind. 

Das statistische Material über das Vorkommen der Tollwuth bei 
Hunden beschränkt sich fast durchweg auf die Angabe der nackten 
Zahlen und enthält im Uebrigen keine Mittheilungen von veterinär¬ 
polizeilichem Interesse. 

Abgesehen von den in der Tabelle angeführten, an der Tollwuth 
erkrankten Pferden, Rindern, Schafen und Schweinen wurde 
die Krankheit ausserdem im Reg.-Bez. ßromberg bei 3 Eseln und im 
Reg.-Bez. Königsberg bei 1 Ziege constatirt. Grössere Verluste an 
Rindvieh erlitten die nachstehend genannten Bestände: 


Bestand erkrankt 


Braunswalde, 

Kr. Allenstein, 

Reg.-Bez. Königsberg, 

12 St Rindv., 11 St. Rindv. 

Neuendorf, 

- Teltow, 

Potsdam, 

15 - - 7 - 

Tuchen, 

- Bütow, 

Köslin, 

10 - - 5 - 

Radlin, 

Pieschen, 

Posen, 

4 - - 4 - 

Meltendorf, 

- Schweinitz, 

Merseburg, 

19 - - 4 - 


Im Uebrigen blieben die Wuthfälle bei den landwirtschaftlichen 
Hausthieren, welche fast durchweg durch den Biss tollkrank gewor¬ 
dener Hirtenhunde veranlasst wurden, zum grössten Theil ganz ver¬ 
einzelt. 

In Kolaczkowo, Kr. Wreschen, Reg.-Bez. Posen, ist eine an Wuth- 
krankheit gefallene und zur Feststellung der Krankheit secirte Kuh 
von der Familie des Eigentümers verzehrt worden. 

Von sicher beobachteten Incubationszeiten erwähnt das 
statistische Material: 

bei Hunden je einmal 6, 9, 10, 12, 15, 18, 20, 22, 26, 27, 28, 35, 37, 
38, 40, 41, 42, 46, 47, 74, 78, 106, 113, 120 Tage; 

bei einer Katze 28 Tage; 

bei Rindvieh zweimal 2Q, je einmal 16, 17, 23, 28, 29, 30, 43, 44, 58, 
112, 125 Tage; 

bei Schafen je einmal 14, 19, 38 Tage: 

bei Schweinen je einmal 8, 17, 20, 21, 22, 30, 35, 37, 44, 49, 53, 
59 Tage. 

In Wochowsee, Kr. Bceskow-Storkow, Reg.-Bez. Potzdam, waren 
in einem mit 26 Stück Rindvieh besetzten Stalle vom September 1880 
bis Februar 1881 16 Stück an der Tollwuth gefallen. Am 8. Januar 
1883, mithin 2 Jahre und 4 Monate nach dem ersten Fall, erkrankte 


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24 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


wieder eine Kuh an Tollwuth. Eine spätere wiederholte lnfection 
liegt nach Angabe des Berichterstatters ausser dem Bereiche der Mög¬ 
lichkeit In Adlich Klein-Rauschwarren, Kr. Tilsit, Reg.-Bez. Gum¬ 
binnen, ist angeblich bei einem Stück Rindvieh eine lncubationsdauer 
von 7 Monaten beobachtet worden. Ein Schwein im Reg.-Bez. Münster 
wurde 2 Monate hindurch, nachdem es von einem tollen Hunde ge¬ 
bissen worden war, unter Observation gehalten; es erkrankte erst 
gegen Ende des dritten Monats. 

Im ersten Quartal wurde bei einem, im zweiten bei drei Men¬ 
schen ein Ausbruch der Wasserscheu beobachtet. Das sta¬ 
tistische Material enthält über diese Fälle folgende Bemerkungen: 

Ein in Krotoschin, Reg.-Bez. Posen, am 13. August 1882 von 
einem tollen Hunde gebissener Mensch starb an der Wasserscheu am 
27. September 1882. 

In Laboschowitz, Kr. Tost-Gleiwitz, Reg.-Bez. Oppeln, starb ein 
Mann, welcher 3 Wochen vorher von seinem eigenen Hunde gebissen 
worden war. 

In Straack, Kr. Wittenberg, Reg.-Bez. Merseburg, starb eine Frau 
nach einer Incubationszeit von 50 Tagen. 

In Rosenberg, Kr. Warburg, Reg.-Bez. Minden, starb ein Schäfer, 
welcher 3 Wochen vorher von seinem eigenen Hunde gebissen wor¬ 
den war. 


3. Die Rotz-Wurmkranklieit. 

Die Zahl der getödteten und gefallenen rotz-wurm- 
kranken Pferde hat gegen das vorhergehende Berichtsjahr 
im Ganzen um 729 abgenommen; die Vergleichung am Fusse der 
Tabelle S. 26 und 27 zeigt ferner, dass die Zahl der Kreise, Ort¬ 
schaften und Gehöfte, in denen die Seuche auftrat, eine 
erheblich geringere geworden ist. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres dauerte die Observa¬ 
tion in 104 Beständen fort, in denen Ausbrüche der Rotz-Wurm¬ 
krankheit noch nicht als getilgt erachtet werden konnten. Dasselbe 
war am Schlüsse des vorigen Berichtsquartals bei 109 Pferdebestan¬ 
den der Fall. 

Die Verluste an getödteten und gefallenen rotz-wurmkranken 
Pferden waren in den drei ersten Quartalen des Berichtsjahres fast 
dieselben; die Steigerung derselben im 4. Quartal wurde durch die 


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Rotz-Wurmkranklieit. 


25 


aussergewöhnlich zahlreichen Erkrankungen in zusammen 3 Pferde¬ 
beständen der Reg.-Bez. Königsberg und Düsseldorf bedingt. 

Der Gesaramtbestand aller Gehöfte, in denen die Rotz- 
Wurmkrankheit zum Ausbruch gelangte, betrug: 

1881 8*2 1882 83 

im 1. Quartal 2499 Pferde, 1963 Pferde, 

- 2. - 3142 - 2026 

- 3. - 2623 - 1359 

- 4. - 2372 - 1663 - 

und berechnet sich für das ganze Berichtsjahr mit Rücksicht darauf, 
dass die Seuche in zahlreichen Beständen durch zwei Quartale, selbst 
theilweise noch längere Zeit andauerte, auf 4734 Pferde. 

Im Verhältniss zur Gesammtzahl der verseuchten Be¬ 
stände stellt sich der Verlust an getödteten und gefallenen 
Pferden: 


1881/82 1882/83 

im 1. Quartal auf 24,72 pCt., auf 19,75 pCt. 

- 2. - 18,90 - - 19,10 - 

- 3. - 21 65 - - 27,60 - 

- 4. - 21,90 - - 25,19 - 

Mithin macht sich in den beiden letzten Quartalen des Berichtsjahres 
eine nicht unerhebliche Steigerung des Procentsatzes bemerklich, welche 
im Wesentlichen durch das Bestreben veranlasst ist, eine schleunige 
Tilgung der Rotz-Wurrakrankheit durch die sofortige Tödtung aller 
der Seuche verdächtigen Pferde herbeizuführen. Für das ganze Be¬ 
richtsjahr berechnet sich der Verlust auf 33,12 pCt. der in den ver¬ 
seuchten Gehöften vorhandenen Bestände, und für die einzelnen Pro¬ 
vinzen, wie folgt: 


Ostpreussen 

34,23 pCi. 

Schleswig-Holstein 

69,00 pCt. 

Westpreussen 

22,00 - 

Hannover 

45.88 - 

Brandenburg 

35,40 - 

Westfalen 

47,62 - 

Pommern 

35,87 - 

Hessen-Nassau 

44,44 - 

Posen 

31,43 • 

Rheinprovinz 

29,68 - 

Schlesien 

47,86 - 

Hohenzollernsche Lande 85,71 - 

Sachsen 

33,20 - 




Die Tabelle Seite 28 giebt in abgerundeten Procent¬ 
sätzen das Verhältniss an, in welchem sich die getödte¬ 
ten und gefallenen rotz - wurmkranken Pferde während 
der einzelnen Quartale und im Berichtsjahre auf die ver¬ 
schiedenen Provinzen vertheilen, 


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*26 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 



■ü 


Im ersten Quartal 



Im zweiten Quartal 


Im 

drit 

ü 

<v 



Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 


Pferde 



ß 

w 

Zahl der Gehöfte. 

1 

Pferde 



fl 

Zahl der Gehöfte. 

Laufende Numm 

■ 

Zahl der Kreise. 

erkrankt. 

gefallen. 

ftOf polisaUtahe An¬ 
ordnung getodtet. 

auf Veranlagung der 
Besitzer getodtet. 

Zahl der Kreise. 

-C 

O 

3 

o 

Im 

D 

X? 

3 

Ä 

S3 

erkrankt. 

gefallen. 

auf polizeiliche An¬ 
ordnung getodtet. 

-3 ^ 
t£ % 

si 

9 

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1 * 
s. 2 
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3 « 

Zahl der Kreise. 

-fl 

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r 

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TT 

: 3 

1 ^ 

1. 

Ostpreussen . . . 

8 

11 

11 

I 20 


23 

1 

5 

7 

7 

10 


10 

1_ 

6 

9 

9 

2. 

Westpreussen . . 

1*2 

31 

1 31 

73 

*2 

71 

5 

18 

36 

36 

9! 

4 

72 


12 

22 

23 

3. 

Brandenburg. . . 

8 

8 

9 

23 

4 

17 

2 

9 

9 

11 

34 

1 

33 

1 

5 

7 

14 

4. 

Pommern. 

S 

10 

. 11 

19 

— 

19 

2 

6 

6 

7 

, 11 

1 

5 

3 

6 

7 

7 

5. 

Posen. 

19 

33 

35 

89 

6 

73 

3 

16 

45 

1 46 103 

5 

94 

9 

18 

37 

37 

6. 

Schlesien. 

31 

5*2 

59 

94 

6 

81 

13 

26 

40 

48 

82 

2 

70 

17 

29 

50 

57 

7. 

Sachsen . 

9 

10 

10 

16 

1 

15 

1 

9 

12 

12 

19 

1 

17 

— 

7 

11 

13 

8 

Schlesw.- Holstein 

3 

5 

5 

10 

1 

9 

1 

2 

2 

2 

4 

1 

4 


2 

2 

2 

9. 

Hannover. 

5 

9 

i 10 

11 

— 

11 

— 

8 

9 

9 

1*2 

2 

9 

i — 

4 

8 

8 

10. 

Westfalen .... 


— 

— 

— 

— 


- 

1 

1 

1 

1 

i 

— 


4 

4 

4 

11. 

Hessen-Nassau . . 

4 

6 

6 

9 

1 

8 

— 

1 

1 

1 

1 

— 

1 


— 

— 

— 

12. 

Rheinprovinz. . . 

5 

0 

6 

10 

— 

10 

1 

o 

6 

7 

9 

— 

7 

2 

3 

3 

3 

13. 

Hohenzollernsche 
Lande . 

— 



— 

— 

— 

- 

■ 

i 

1 

1 

1 

, 



— 

— 


Summa 

11*2 

181 

193 

374 

21 

337 

29 

108 

175 

188 

378 

18 

323 

46 

96 

160 

177 


Im Berichtsjahre 
1881/82 .... 

1*25 

207 

231 

603 

35 

510 

41 

141 

241 

281 

579 

37 

519 

37 

116 

201 

230 


Im Berichtsjahre 
1882 83: mehr 

1 

_ 

i 

_ 

j 

J 

_ 

_ 

7 

__ 


I 

__ 

9 

_ 

__. 

_ 


weniger 

13 

26 

38 229 14 203 

i ! ! 

12 

33 

66 

93 

201 

19 

196 

— 

*1 

41 

53 


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Rotz-Wurmkrankheit. 


27 


teil Quartal 


lra 

vierten Quartal 

1 

Im Berichtsjahre 


Regierungs- bezw. 


Pferde 


5 

7? 



Pferde 



d 

o 

Zahl der Gehöfte. 


Pferde 


Landdrostei-Bez, 

in denen die Rotz- 

1 erkrankt. 

gefallen. 

auf polizeiliche An¬ 
ordnung gctodtct. 

auf Veranlassung der 
Besitzer gctodtct. 

Zahl der Kreise. 

— 

o 

r. 

S-. 

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-C 

rt 

S3 

Zahl der Gehöft 

erkrankt. 

Ö 

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n 

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auf polizeiliche An¬ 
ordnung getodtet. 

1 *4 

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1 5*3 
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Zahl der Kreise. 

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S2 

Gesammtbestand der 
verseuchten Gehöfte. 

erkrankt. 

d 

<v 

5 

tL 

auf polizeiliche An¬ 
ordnung getodtet. 

inf Veranlassung der 
Besitzer getodtet. 

Wurmkrankheit 
nicht beobachtet 
wurde,.nebst Angabe 
der seuchefrei ge¬ 
bliebenen Quartale. 

32 

1 

26 

1 

6 

9 

14 

40 

_ 

39 

1 

20 

31 

35 

298 

102 

1 

98 

3 

Gumbinnen 4. Qu. 

44 

1 

40 

3 

11 

18 

20 

42 

2 

43 

1 

21 

86 

92 

1178 

250 

9 

226 

24 


43 

3 

36 

4 

8 

8 

11 

23 

1 

23 

2 

16 

25 

i 38 

356 

123 

9 

109 

8 


8 

2 

6 

— 

9 

13 

14 

23 

1 

22 

— 

20 

30 

34 

170 

61 

4 

52 

5 

Stralsund 2. 3. Qu. 

110 

8 

96 

3 

16 

41 

42 

121 

7 

108 

1 

24 

105 

113 

1314 

423 

26 

371 

16 


93 


75 

15 

23 

37 

42 

85 

4 

70 

13 

51 

141 

174 

771 

354 

15 

296 

58 


31 

1 

25 

4 

9 

14 

14 

18 

3 

18 

— 

20 

38 

44 

259 

84 

6 

75 

5 

Erfurt 2. 3. 4. Qu. 

9 

*1 

— 

2 

— 

2 

2 

2 

2 

— 

2 

— 

5 

9 

10 

29 

19 

2 

17 

1 


11 

1 

9 

1 

5 

6 

6 

6 


5 

1 

14 

31 

| 34 

85 

40 

3 

34 

2 

Stade 1. 2. 3. 4. Qu. 
Lüneburg 2. 4. Qu. 
Osnabrück 3. 4. Qu. 
Aurich 1. 2.3.4. Qu. 

6 

1 

5 


3 

3 

3 

3 


3 


6 

6 

7 

21 

10 

2 

8 

■ 

Münster 1. 2. 3. Qu. 
Minden 1. 2. Qu. 
Arnsberg 1. Qu. 



— 

— 

2 

2 

2 

2 

— 

1 

1 

7 

91 

9 

27 

12 

1 

10 

1 

Kassel 3. 4. Qu. 
Wiesbaden 2. 3. Qu. 

3 

2 


1 

6 

6 

6 

41 


40 

2 

13 

18 

19 

219 

63 

2 

57 

6 

Koblenz 1. Quartal. 
Düsseldorf 3. Qu. 
Trier 3. 4. Qu. 
Aachen 3. Quartal. 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

5 

_ 1 

— 

5 

— 

2 

2 

2 

7 

6 

_1 

— 

6 

— 

Sigmaringen 1 3.Qu. 

384 

23 

320 

32 

101 

160 

177 

411 

18 

379 

22 

219 1 

531 

611 

4734 

- 

1547 

80 

1369 

129 


565 

29 

519 

20 

131 

205 215 

496 

2oj 

460 

34 

243 

021 

699 

— 

2243 

127 

2038 

132 



_ 

_ 

12 

_ 

_ 

_ 

_ 



_ 

7 


7 


__ 

_ 


7 


181 

6 

199 

— 

30 

45 

1 

38 

85 

8 

i 

81 

12 

24 

90 

88 

— 

696 

47 

679 

3 



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28 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 



1 . 

Quartal. 

2. 

Quartal. 

3. 

Quartal. 

4. 

Quartal 

Im 

Berichts¬ 

jahre. 

Im Jahre 
1881/82. 

An Rotz-Wurmkrankbeit 
gefallene und wegen der¬ 
selben getödtete Pferde 

387 

387 

375 

419 

1568 

2297 

Davon in . 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

Ostpreussen. 

6,18 

2,57 

7,46 

9,55 

6.51 

7.86 

Westpreussen. 

20,15 

23,50 

11.74 

10,98 

16,52 

18,75 

Brandenburg . 

6.00 

8,80 

11.46 

C,20 

8,00 

8,60 

Pommern. 

5.42 

2.32 

2 14 

5,50 

3,90 

4,46 

Posen. 

21,18 

28,00 

2854 

27,69 

26.35 

26,10 

Schlesien . .. 

25,84 

23,00 

24,80 

20,77 

23.54 

16,10 

Sachsen . 

440 

4.60 

8,00 

5,00 

5.49 

4,13 

Schleswig-Holstein .... 

2,84 

1,30 

0,53 

0,48 

1 27 

0,96 

Hannover. 

2,84 

2.84 

2,93 

1,43 

2.49 

3.22 

Westfalen. 

0.00 

0 25 

1,60 

0,72 

0,64 

0,52 

Hessen-Nassau. 

2,31 

0,25 

0,00 

0,48 

0.77 

1,10 

Rheinprovinz. 

2,84 

2,32 

0,80 

10,00 

4,14 

8.20 

Hohenzollernsche Lande . 

0,00 

0,25 

0,00 

1,20 

0,38 

000 


100,00 

100,00 

100,00 

100,00 

100,00 

100,00 


Die Berechnung zeigt, dass die Provinzen Westpreusscn, Posen 


und Schlesien, wie in früheren Jahren, die bedeutendsten Verluste 
erlitten haben; von der Gesammtzahl aller getödteten und gestorbenen 
rotz-wurmkranken Pferde entfallen 66,41 pCt. — fast genau 2 / 3 — 
auf diese drei Provinzen. In den letzten fünf Jahren betrug derselbe 
Procentsatz: 

in Westpreussen 14,90 10,30. 18,72. 18,75. 16.52. 

- Posen 21,00. 20,50. 12,96. 26,10. 26,35. 

- Schlesien 15,40. 19,00. 30,56. 16,10. 23,54. 

und aus dieser Vergleichung ergiebt sich, dass die Tilgung der Rotz- 
Wurmkrankheit in diesen drei Provinzen noch keine wesentlichen Fort¬ 
schritte gemacht hat. Die Steigerung des Procentsatzes in den beiden 
letzten Jahren wird jedoch zum Theil dadurch bedingt, dass die Zahl 
der Rotzfälle in den übrigen Provinzen abgenommen hat. Die Ver¬ 
gleichung weist eine Verminderung der Rotzfälle in der Rheinprovinz 
nach. Die für die anderen Provinzen berechneten Verhältnisszahlen 
zeigen in den beiden letzten Jahren keine erheblichen Schwankungen. 

Wir stellen, wie S. 28—50 unseres sechsten Jahresberichts, die 
Verbreitung der Rotz-Wurmkrankheit in den einzelnen Provinzen zu¬ 
sammen und führen ausserdem genauer diejenigen Seucheausbrüche 
an, in denen eine grössere Anzahl von Pferden desselben Bestandes 
gefallen ist oder getödtet wurde. Wir wollen der Kürze wegen diese 
Seuchefälle wieder als „grössere Rotzausbrüche“ bezeichnen. 


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Rotz-Wurmkrankheit, 


*29 


1. Ostpreussen. 




1 

Quartal 

2 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 


Im 

Jahre 

1881/82 


• 




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1. 

Allenstein. 



1 

1 





1 

9 

1 




2. 

Braunsberg .... 

2 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

15 

2 


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3. 

Pr.-Eylau. 

— 

— 



— 

— 

1 

1 

1 

19 

1 

— 

— 

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4. 

Friedland. 

— 

— 



— 

— 

1 

2 

1 

46 

2 

1 

11 

OS 

5. 

Heiligenbeil .... 

— 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

5 

CO 

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6. 

Königsberg, Stadt . 

— 

— 


_ 

— 

— 

1 

2 

1 

2 

2 

— 

— 

3 

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7. 

Land . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

5 

1 

8 

5 

— 

— 

w 

8. 

Labiau . 

— 

— 

— 

— 

2 

3 

7 

27 

7 

34 

30 

4 

17 

CS 

9. 

Mohrungen . 

— 

— 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

4 

5 

V 

PQ 

10 

Neidenburg .... 

3 

4 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

3 

26 

4 

2 

3 

bJD 

11. 

Osterode . 

— 

— 

2 

2 

1 

3 

— 

— 

3 

6 

5 

8 

33 

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X 


Rastenburg .... 

1 

5 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

13 | 

5 

1 

12 



Rössel. 

— 

— 


— 

— 

— 

2 

3 

2 

8 

3 

4 

27 



Weh lau . 



— 



2 

— 

— 

l| 

2 1 

2 

1 

2 



Summa 


| 11 

J 

3 

4 

8 

13 

40 i 

24| 

188 | 

62 

271 

115 


1. 

Angerburg. 

1 

1 




— 


— 

11 

22 

1 

i; 

34 


2. 

Goldap. 

— 

— 

— 1 

— 

... 

— 

— 

— 

— 1 

— 

— 

3 

4 

c 

3. 

Gumbinnen .... 

1 

4 

lj 

3 

— 

— 

— 

— 

1 

7 

7 

— 

— 

4> 

p 

4. 

Insterburg. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

3 

5. 

Johannisburg . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

a 

6. 

Lötzen . 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

3 

1 

2 

4 

3 

7. 

Lyck . 

1 

6 

1 

2 

1 

12 

— 

— 

1 

41 

20 

1 

7 

o 

8. 

Niederung . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1| 

1 

N 

IS 

9. 

Pilkallen . 

— 

— 

— 

— 

3 

7 

— 

— 

3 

20 

7 

1 

1 

X 

10. 

Sensburg . 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

1 

5 

1 

1 

1 

bß 

4S 

11. 

Stallupönen .... 

— 

— 

2 

2 

— 

— 

— 

— 

2 

6 

2 

2 

3 

T» 

12 

Tilsit . 

1 

1 

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— 

— 

— 

— 

— 

1| 

6 

1 

1 

1 



Summa 

ft| 13 

4 I 

7 

5 

20 


— 

11 

110 | 

40 

15 

60 



Im Berichtsjahre sind 73 rotz-wurmkranke Pferde weniger als im 
vorhergehenden Jahre gefallen bezw. getödtet. Von den 102 rotz-wurra- 
kranken Pferden entfallen 71 auf die nachstehend genannten Bestände; 


Lichtenhagen, 

Landkr. Königsberg, 8 Pferde Bestand, 

5 Pferde getödtet. 

Gross-Bärwalde, 

Kreis Labiau, 16 

- 

16 - 

Labiau (5 Geh.), 

16 

- 

13 - 

Marienthal, 

Rastenburg, 13 

- 

5 - 

Rudstaunen, 

Gumbinnen, 7 

- 

7 - 

Schillingen, 

Pilkallen, 17 - 

- 

5 - 

Skomatzko, 

Lyck, 41 

- 

20 - 


Zusammen in 11 Gehöften 118 Pferde Bestand, 71 Pferde getödtet. 


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30 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


Das Auftreten der Rotz-Wurmkrankheit unter dem Bestände in 
Lichtenhagen wurde durch den Ankauf von zwei kranken Pferden aus 
Kreuzburg bedingt und gab Anlass zur Verschleppung der Krankheit in 
die beiden verseuchten Gehöfte der Stadt Königsberg und des Kreises 
Pr.-Eylau. Die längere Zeit fortgesetzte Verheimlichung der Rotz- 
Wurmkrankheit unter den Pferden eines Hausirhandel mit Pferden 
betreibenden Fleischers in Labiau gab Anlass zu den Ausbrüchen in 
Gr.-Bärwalde, Labiau, Pcsantinen, Kr. Labiau und Tapiau, Kr. Weh- 
lau. Von den 6 oben genannten Beständen in Gr.-Bärwalde und 
Labiau blieben nur 3 Pferde am Leben. Am Schlüsse des Berichts¬ 
jahres standen im Kreise Labiau noch 270 Pferde wegen Verdachtes 
der Ansteckung unter Observation. In Marienthal hatte die Rotz- 
Wurmkrankheit auch vor 5 Jahren geherrscht, die erneute Einschlep¬ 
pung wird auf den Ankauf einiger Pferde von kleinen Händlern zu¬ 
rückgeführt. In Skomatzko ist der Ausbruch bereits im 4. Quartal des 
vorigen Berichtsjahres constatirt worden, nachdem der Pächter dieser 
Domäne das Herrschen der Krankheit 7 Monate lang nicht zur An¬ 
zeige gebracht hatte. Der Gesammtverlust beträgt 27 Pferde. Die 
Tilgung der Seuche wurde dadurch wesentlich erschwert, dass die 
Schutz- und Tilgungsmassregeln nicht mit der erforderlichen Sorg¬ 
falt ausgeführt wurden; zur Ueberwachung der Massregeln musste 
ein Gensdarm am Orte stationirt werden. Auch in Rudstaunen er¬ 
langte die Krankheit in Folge längere Zeit fortgesetzter Verheim¬ 
lichung eine bedeutende Verbreitung. Der Besitzer hatte ein Pferd, 
um dasselbe in aller Stille beseitigen zu lassen, einem Abdecker zum 
Tödten übersandt, welcher jedoch die Anzeige leistete und das Herr¬ 
schen der Krankheit zur Kenntniss der Behörde brachte. Wegen Ver¬ 
heimlichung der Seuche ist der Besitzer unter Anklage gestellt, von 
dem Schöffengericht auch zu Strafe verurtheilt, vom Landgericht jedoch 
freigesprochen worden. Ueber den Ausbruch in Schillingen ist ausser 
den Zahlen nichts mitgetheilt worden. 

Die übrigen 31 rotz-wurrakranken Pferde in Ostpreussen verthei¬ 
len sich auf zusammen 24 Bestände mit zusammen 180 Pferden. Ein 
Rotzfall kam unter dem Bestände in Klein-Steinort, Kr. Angerburg, 
vor, welcher im vorigen Berichtsjahre 13 Pferde an der Rotz-Wurm- 
krankheit verloren hatte. 

Ein Besitzer in Ridbach, Kr. Rössel, durchbrach die über seine 
beiden der Ansteckung verdächtigen Pferde verhängte Sperre. Als 
die Tödtung der Pferde angeordnet wurde, waren dieselben aus dem 


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Rotz-Wurmkrankheit. 


31 


bewachten Stalle verschwunden; sie wurden erst nach einiger Zeit im 
benachbarten Kreise Allenstein ermittelt, sodann auf polizeiliche An¬ 
ordnung getödtet, bei der Section jedoch nicht rotzkrank befunden. 
Diese Pferde sind in die Tabelle nicht aufgenommen worden. 

8 Pferde waren kurz vor Constatirung der Krankheit angekauft 
worden, darunter 2 in Russland, je ein rotz-wurmkrankes Pferd wurde 
auf den Märkten in Osterode und Neidenburg ermittelt. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres dauerte die Observation von der 
Ansteckung verdächtigen Pferden in zusammen 12 Beständen noch fort. 


2. Westpreussen. 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im 

Berichtsjahre 

im 

Jahre 

1881/82 


verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

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verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

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verseuchte Bestände. 

Gesammtzahl d. Pf. in 
d. verseucht. Bestdn. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

1. 

Berent. 

1 

13 

I 

fl 

B 

1 

1 

1 




1 


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2. 

Danzig, Stadt . . . 

— 

— 

B 

H 


H 

— 





E 


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3. 

Land . . . 

3 

6 

2 

3 

E 


3 

6 

E 

124 

16 

m 


Q 

4 

Elbing. 

1 

1 

— 

— 

B 

B 

— 

— 

1 

9 

1 

4 

10 

«4 

5. 

Karthaus. 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

— 

— 

2 

12 

2 

3 

3 

V 

0 Q 

6. 

Marienburg. 

3 

8 

1 

5 

— 

— 

2 

5 

5 

66 

18 

4 

52 

i 

7. 

Neustadt. 


— 

1 

2 

2 

3 


— 

2 

32 

5 

3 

9 

I 

8. 

Pr.-Stargard ... 

3 

3 

1 

3 

1 

2 



5 

21 

_ 8 

2t) 

127 


Su mtna 

11 

31 

7 

15 

5 

7 

6 

12 

25 

304 

65 

17 

257 


1. 

Flatow. 



, 

1 





l 

7 

1 




2 

Graudenz . ... 

1 

1 

3 

4 

2 

2 

4 

11 

8 

37 

18 

3 

15 

i* 

3. 

Könitz. 

i 

1 

3 

6 

— 

— 

— 

— 

4 

31 

7 

1 

14 

© 

-c 

4 

Deutsch-Krone . . 

2 

8 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

2 

24 

9 

3 

11 

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0 

5 

Kulm. 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

1 

2 

3 

8 

4 

3 

12 

fl 

6. 

Löbau . 

— 

— 


3 

*2 

3 

2 

2 

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28 

8 

5 

20 

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C 

7. 

Marienwerder . . . 

3 

5 

2 

16 

— 

— 

— 

— 


50 

21 

9 

26 

M 

8. 

Rosenberg . 

— 

— 

• 

2 

— 

— 

1 

1 

2 

26 

3 

2 

2 


9 

Schlochau. 

— 

— 


— 

1 

5 

1 

1 

1 

30 

6 

1 

6 

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Kit 

Schweiz. 

3 

5 


5 

1 

9 

1 

1 

s 

80 

20 

4 

6 

3Q 

11. 

Strassburg. 

7 

19 

6 

19 

6 

9 

8 

14 

19 

376 

61 

OS 


bJD 

© 

12. 

Stuhm. 

— 

— 


— 

1 

1 

— 

— 

1 

1 

1 

4 

12 

öS 

13. 

Thorn. 

3 

8 

4 

17 

4 

7 

1 

2 

* 

175 

34 


2H 


14. 

Tuchei. 


— 

l' 

1 

- 



— 

1 

1 

1 


— 



Summa 

20 

47 

29 

76 

18 

37 

14 

34 

67 

874 | 

194 

5l| 

175 



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32 Jahresbericht über die Verbreitung anstechender Thierkrankheiten. 

Obgleich ausser der Stadt Danzig kein Kreis frei von 
der Rotz-Wurmkrankheit blieb, macht sich doch — wie die 
nachstehende Tabelle zeigt — im Reg.-Bez. Danzig eine auffallende 
Abnahme der Rotz-Wurmerkrankungen bemerkbar. Es verdient nament¬ 
lich hervorgehoben zu werden, dass in dem Kreise Pr.-Stargard, wel¬ 
cher während des vorigen Berichtsjahres der am stärksten verseuchte 
des Staates gewesen ist, nur 8 Fälle von Rotz-Wurmkrankheit beob¬ 
achtet wurden, welche sich auf 5 kleine Bestände vertheilen. 

Dagegen ist die Verbreitung der Seuche im Reg.-Bez. Marien¬ 
werder noch eine sehr bedeutende und hat die Zahl sowohl der ver¬ 
seuchten Gehöfte als auch der getödteten und gefallenen Pferde gegen 
die entsprechende des vorigen Jahres sogar etwas zugenommen. Am 
stärksten verseucht war der Kreis Strassburg. 

In den nachstehend genannten 31 Beständen sind 168 Pferde 
(63,71 pCt.) getödtet worden bezw. gefallen. 


Srippau, 

Kreis 

Berent, 

Bestand 

37 Pferde, 

getödtet 
12 Pferde, 

gefallen 

1 Pferd. 

Gemlitz, 

Landkr. Danzig, 

26 

- 

5 

- 

— 

Gross-Böhlkau, 

- 

- 

46 


3 

- 

1 

Löblau, 

- 

- 

8 


1 

- 

— 

Wöcklitz, 

Kreis 

Elbing, 

Marienburg, 

9 


1 

- 

— 

Alt-Weichsel, 


29 


4 

- 

— 

Wernersdorf, 


- 

14 


8 

- 

— 

Rekau, 


Neustadt, 

31 


3 

- 

1 

Hansgut, 


Graudenz, 

15 


4 

- 

— 

Rehden, 

Weissheide, 


- 

6 


4 

- 

— 


- 

10 


4 

- 

— 

Jacobsdorf, 


Könitz. 

27 


4 

- 

— 

Jagdhaus, 


Dt.-Krone, 

4 


2 

- 

— 

Betbkenhammer, 


- 

21 


7 

- 

— 

Paceltowo (2 Geh.), 


Löbau, 

19 


4 

- 

— 

Adl.-Lichtenau, 


Marienwerder, 

30 


2 

- 

— 

Adl.-Liebenau, 


. 

30 


14 

- 

— 

Räuden, 


- 

6 


6 

- 

— 

Bärenwalde, Hütte< 


Schlochau, 

30 


6 

. 

— 

Guttowo, 


Strassburg, 

41 


5 

- 

— 

Malken, 


- 

39 


6 

- 

— 

Karbowo, 


- 

139 


3 

- 

— 

Lissewo, 


- 

8 


8 

- 

— 

Strassburg, 

- 

- 

7 


6 

- 

1 - 

- 

- 

- 

19 


4 

- 

— 

Choyno, 

- 

- 

33 


10 

- 

— 

Kosirog, 

- 

- 

37 


1 

- 

— 

Culmsee, 

- 

Thorn, 

23 


10 

- 

— 

Schwersen, 

- 

- 

65 


10 

- 

— 

Warczewice, 

- 

- 

50 


7 

- 

— - 

Zusammen in 

31 Gehöften 859 

Pferde, 

164 

Pferde, 

4 Pferde. 


Von den oben angeführten Beständen dauerte in den nachstehend 
genannten das Herrschen der Rotz-Wurmkrankheit aus dem vorigen 


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Rotz-Warmkrankheit. 


33 


Berichtsjahr fort; wir fügen jedem Bestände die Zahl der Pferde bei, 
welche seit Constatirung der Krankheit getödtet worden oder ge¬ 
fallen sind: 


Gemlitz 

23 Pferde, 

Jagdhaus 

4 Pferde, 

Gross-Böhlkau 

12 - 

AdL*Lichtenau 

7 - 

Loblau 

6 - 

Adl.-Liebenau 

21 - 

Wocklitz 

4 - 

Guttowo 

6 

Alt-Weichsel 

8 - 

Malken 

7 - 

Hansgut 

15 - 

Warczewice 

34 

Jacobsdorf 

18 - 

Kosirog 

5 - 


170 Pferde. 


Der Verlast beträgt 43,48 pCt. des Bestandes der zuletzt genann¬ 
ten Gehöfte. 

In Strippau soll die Rotz-Wurmkrankheit seit Jahren verheim¬ 
licht worden sein. In Wernersdorf hat die Seuche 1870 und 1875 
unter den Pferden desselben Bestandes geherrscht. In Löblau kam 
eine Rotzerkrankung über 6 Monate nach dem letzten vorher beob¬ 
achteten Falle vor. Die beiden verseuchten Bestände in Strassburg 
gehörten Fuhrleuten. Unter dem Bestände in Schwersen gelangte 
die Krankheit nach einem Zwischenraum von 2 Jahren zum erneuten 
Ausbruch und in Warczewice sind längere Pausen zwischen den ein¬ 
zelnen Krankheitslallen beobachtet worden. 

Im Uebrigen enthält das statistische Material keine näheren An¬ 
gaben über die oben erwähnten grösseren Rotzausbrüche; es wird 
jedoch mehrfach angeführt, dass die Anzeige häufig sehr verspätet 
gemacht oder ganz unterlassen, dass in einzelnen Fällen die Zahlung 
der Entschädigung verweigert, und dass wegen Unterlassung der An¬ 
zeige Anklage erhoben worden ist. 

Die abgesehen von den grösseren Seucheausbrüchen in West- 
preussen beobachteten 91 Rotzerkrankungen vertheilen sich auf 61 Be¬ 
stände; 16 Pferde waren kurze Zeit vor Constatirung der Krankheit 
angekauft, darunter 2 in Polen, je ein rotz-wurmkrankes Pferd wurde 
auf den Märkten in Neustadt, Altmark und Grandenz ermittelt, 5 rotz¬ 
kranke Pferde gehörten hausirenden Handelsleuten oder Handwerkern 
in den kleinen Städten. Eine grössere Anzahl von Rotzausbrüchen 
wird auf Berührung mit kranken oder verdächtigen Pferden benach¬ 
barter Besitzer zurückgeführt. In den bei weitem meisten Fällen be¬ 
schränken sich die Mittheilungen der Tabellen auf die Angabe von 
Zahlen. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres dauerte die Observation von der 
Ansteckung verdächtigen Pferden in 16 Beständen noch fort. 


Archiv f. wissensch. u. prakt. Thierheilk. IX. 


Suppl.-Heft 2. 

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34 Jahresbericht über die Verbreitung; ansteckender Thierkrankheiten 


3. Brandenburg. 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im 

Berichtsjahre 

Im 

Jahre 

1881/82 


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Ober-Barnim .... 

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1 

1 


3 

Beeskow-Storkow . 

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3 

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4. 

Ost-Havelland . . . 

1 

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1 

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24 

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1 

1 

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5. 

West-Havelland . . 

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2 

2 


6 

Ost-Priegnitz . . . 

- 

— 

— 

— 

1 

5 

— 

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1 

26 

5 

1 

1 


7 

West-Priegnitz . . . 

- 

— 

— 

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— 

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3 

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43 

8. 

Ruppin. 

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1 

2 

1 

4 

2 

3 

5 

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9. 

Teltow. 

8 

9 

— 

— 

3 

8 

1 

2 

5 

30 

19 

5 

19 

SL 

10. 

Templin. 

1 

3 

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1 

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1 

4 

2 

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8 

3 

12 

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11. 

Zauch-Belzig . . . 

— 

— 

— 



— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

2 


12. 

Brandenburg, Stadt 


— 

— 



— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

5 



Summa 

4 

14 

3 

11 

4 

13 

5 

19 

13 

170 

57 

27 

79 


1. 

Arnswalde. 

1 

3 





1 

1 

2 

1 9 

4 

1 

5 


2. 

Frankfurt, Stadt 

- 


- 

— 

1 

1 

— 

— 

1 

1 

1 

— 

— 

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3. 

Friedeberg. 

1 

2 

1 

5 

1 

13 

— 

— 

2 

21 

20 

2 

18 

Im 

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4. 

Guben. 

— 

— 

1 

1 


— 

— 

— 

1 

3 

1 

3 

8 

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5 

Königsberg .... 

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— 

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— 

— 

— 1 

— 

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Im 

6 

Krossen. 

1 

2 

1 

2 

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— 

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2 

4 

4 

1 

3 

X 

7. 

Lebus ....... 

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1 

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Sorau . 

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1 

1 

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Ost-Sternberg . . . 

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— 

— 


— 

1 

1 

1 

1 

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— 

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11 

West-Sternberg . . 

— 

— 

2 

2 


— 

— 


2 

33 

* 

— 

— 


12. 

Züllicbau . 

— 

— 

— 

— 


— 

— 


— 

— 


1 

4 



Summa 

4, 

8 

6 

11 

2 

14 

2 

2 

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1. 

Berlin. 

1 

1 

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Die Zahl der verseuchten Bestände und der getödteten bezw. 
gefallenen Pferde hat in den Reg.-Bez. Potsdam und Frankfurt erheb¬ 
lich abgenomraen, in Berlin sind die Verluste etwas geringer, die 


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Rotz-W urmkrankhei t. 


35 


Zahl der Bestände, in denen die Rotz-Warmkrankheit auftrat, blieb 
genau dieselbe wie im vorhergehenden Jahre. 


Von den 126 getödteten und gefallenen Pferden gehörten 81 
(64,28pCt.) den nachstehend genannten 8 Beständen an: 


Ketzin, 

Kreis Ost-Havelland, 22 Pf. 

Bestand, 

18 Pf. 

getödtet, 

— Pf. gefallen. 

Rixdorf, 

Teltow, 

20 - 

- 

11 - 

- 

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Neuhof, 

Ost-Priegnitz, 

26 - 

- 

4 - 

- 

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Herzfelde, 

Templin, 

10 - 

- 

3 - 

- 

1 - 

Mitten walde, 

- 

70 - 

- 

4 - 

- 

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Klostergut, 

Friedeberg, 

18 - 

- 

17 - 

- 

1 - 

Berlin, 

Berlin, 

48 - 

- 

11 - 

- 

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- 

- 

18 - 

- 

9 - 

- 

1 - * 

Zusammen in 3 Gehöften 232 Pf. 

Bestand, 

77 Pf. getödtet, 

4 Pf. gefallen. 


Der Ausbruch unter den Pferden eines Ziegeleibesitzers in Ketzin 
soll durch ein altes, seit längerer Zeit dem betreffenden Bestände an¬ 
gehöriges Pferd bedingt worden sein, bei welchem durch die Seetion 
sehr alte rotzige Veränderungen festgestellt wurden. Den Restbestand 
von 4 Pferden hat der Besitzer auf eigene Veranlassung tödten lassen, 
diese Pferde erwiesen sich jedoch bei der Seetion frei von Rotz. Der 
Bestand in Rixdorf gehörte einem Besitzer in Berlin und war in dem 
zuerst genannten Orte isolirt worden, die Krankheit herrschte aus 
dem vorigen Jahre fort, von dem Bestände ist nur ein Pferd übrig 
geblieben. In Mittenwalde ist die Rotz-Wurmkrankheit seit vielen 
Jahren zeitweise aufgetreten, der letzte Ausbruch war vor 2 l / 2 Jahren 
zur Kenntniss der Behörden gelangt. In Klostergut wurde der erste 
Rotzfall am 22. September constatirt, nachdem einzelne kranke Pferde 
seit dem Juni durch einen Empiriker behandelt worden waren. Bis 
zum 30. October erwiesen sich sämmtliche 18 Pferde des Bestandes 
mit der Rotz-Wurmkrankheit behaftet. Der zuerst angeführte Aus¬ 
bruch der Rotz-Wurmkrankheit in Berlin kam erst durch eine anonyme 
Denunciation zur amtlichen Kenntniss, und auch der zweite Ausbruch 
ist längere Zeit hindurch verheimlicht worden. 

Die übrigen 45 in der Provinz getödteten bezw. gefallenen Pferde 
vertheilen sich auf 30 Bestände mit zusammen 124 Pferden, 7 Pferde 
waren kurze Zeit vor Constatirung der Krankheit angekauft worden, 
3 rotzkranke Pferde wurden auf der Rossschlächterei in Berlin, 4 auf 
der Abdeckerei in Britz ermittelt; der letzteren waren sie zur heim¬ 
lichen Beseitigung übergeben worden. Je ein Ausbruch ertolgte durch 
Infection, welche von den Pferden einer Kunstreitertruppe ausging 
bezw. durch Berührung mit kranken Pferden der Nachbarschaft und 
durch Einschleppung aus der Provinz Posen, zwei Ausbrüche wurden 

3* 


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36 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 

dadurch bedingt, dass Stuten einem Hengste, welcher in einem ver¬ 
seuchten Gehöft stand, zugeführt wurden. Ein rotz-wurmkrankes 
Pferd wurde herrenlos auf öffentlicher Strasse angetroffen. 

In 5 Beständen dauerte die Observation der Ansteckung verdäch¬ 
tiger Pferde am Schlüsse des Berichtsjahres fort. 

4. Pommern. 


Die Zahl der getödteten und gefallenen rotz-wurmkranken Pferde 
beträgt 41 weniger als im vorigen Berichtsjahre, dieselben vertheilen 
sich auf die nachstehend genannten Kreise: 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4 

Quartal 

Im 

Berichtsjahre 

Im 

Jahre 

1881/82 


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verseuchte Bestände, 
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fallene Pferde 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde 

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getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

Gesammtzahl d. Pf. in 
d. verseucht. Bestdn. 

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verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

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4. 

Greifenhagen . . . 

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Regen walde .... 

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Randow . 

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2 

2 

1 

2 


9. 

Saatzig. 

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Summa 

4 

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Belgard . 

2 

2 

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2 

5 

3 

2 

5 


2. 

Bublitz . . 

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1 

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Bütow . 

1 

1 

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1 

1 

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2 

2 

2 

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— 

95 

4. 

Dramburg . 

1 

1 

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1 

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6. 

Lauenburg . 

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8. 

Schievelbein .... 

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3 

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4 

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37 



Summa 

1 

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22 

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1. 

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5. 

Stralsund. 

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13 



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Rotz-Wurmkrankheit. 


37 


Von den 24 Pferden des Gutes Behnkenhagen, Kr. Grimmen, 
wurden 9 getödtet, die Einschleppung erfolgte durch ein rotzkrankes, 
auf dem Markte in Loitz angekauftes Pferd. Die 3 im 1. Quartal 
in Tempelburg, Kr. Neu-Stetlin, getödteten Pferde waren der Rest 
eines Bestandes von 5 Pferden, unter welchen die Rotz-Wurrakrank- 
heit seit dem vorigen Berichtsjahr fortherrschte. Sämmtliche 5 Pferde 
zweier Gehöfte in Klinkenberg, Kr. Demmin, wurden getödtet, das 
Herrschen der Rotz-Wurmkrankheit ist dadurch zur amtlichen Kennt- 
niss gelangt, dass ein krankes Pferd dieser Bestände auf offener 
Strasse angehalten wurde. In Japenzin und auf dem Gute Priemen, 
Kr. Anclam, wurden je 3 uud in Pyritz sämmtliche 3 Pferde eines 
Fuhrmannes rotzkrank befunden. 

Die übrigen 35 rotz-wurmkranken Pferde vertheilen sich auf 28 
fast durchweg kleine Bestände, das Auftreten der Seuche beschränkte 
sich meist auf 1 Pferd oder auf 2 Pferde des betreffenden Gehöftes. 
Das rotzkranke Pferd eines Fleischers wurde auf offener Strasse in 
Alt-Damm angehalten. Die Ausbrüche im Reg.-Bez. Stralsund wäh¬ 
rend des 4. Quartals sollen durch den Verkehr der betreffenden Pferde 
in Gastställen der Stadt Stralsund veranlasst worden sein; ebenso 
werden auch noch anderweitige Ausbrüche in den Reg.-Bez. Stettin 
und Köslin auf Infectionen unterweges oder in Gastställen zurück¬ 
geführt 

Bei der Section eines rotzkranken Pferdes im Kreise Kolberg- 
Körlin wurden nur die Erscheinungen des Lungenrotzes vorgefunden; 
gleichzeitig konnte ermittelt werden, dass das Pferd aus dem Bestände 
der Posthalterei in Kolberg angekauft war, unter welchem ein Jahr 
vorher die Rotz-Wurmkrankheit geherrscht hatte. 

Neun Pferde waren kurz vor Constatirung der Seuche angekault 
worden, unter diesen 1 in Mecklenburg. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres blieben 5 Pferdebestände unter 
Observation. 

5. Posen. 

Während im vorigen Jahre nur der Kreis Meseritz frei von 
der Rotz-Wurmkrankheit blieb, sind in dem Berichtsjahre keine 
Fälle der letzteren in den Kreisen Bomst, Krotoschin? 
Meseritz und in der Stadt Posen beobachtet worden. Die 
Zahl der verseuchten Bestände und der getödteten bezw. gefallenen 
Pferde hat erheblich abgenommen, immerhin jedoch ist die Provinz 


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38 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im 

Berich tsj ah re 

Im 

Jahre 
1881 82 


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fallene Pferde. 

1. 

Adelnau . . . 


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2 

2 


3. 

Bomst .... 


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3 

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4. 

Buk. 


2 

2 

2 

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13 


5. 

Fraustadt . . 


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Krotoschin . . 


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9. 

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11. 

Posen, Stadt 


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12. 

Land . 


2 

3 

1 

5 

1 

1 

1 

1 

2 

47 

10 

6 

17 

sä 

13. 

Samter . . . . 


2 

4 

3 

4 

3 

8 

1 

1 

7 

59 

17 

8 

17 


14. 

Schildberg . . 


1 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

3 

4 


15. 

Schrimm . . . 


1 

2 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

3 

11 

4 

5 

24 


16. 

Schroda . . . 


3 

7 

2 

12 

1 

1 

2 

2 

6 

30 

22 

8 

20 


17. 

Wreschen . . 


1 

1 

6 

7 

2 

6 

1 

1 

6 

98 

15 

6 

16 



Summa 

■_>2 

47 

28 

60 

23 

53 

22 

58 

66 

671 

218 

82 

270 


1. 

Bromberg, Stadt . 


_ 



1 

8 



1 

15 

8 

2 

* 


2 

Land . . 

1 

6 

— 

— 

5 

6 

— 

— 

5 

12 

12 

6 

17 

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Czarnikau . . 


— 

— 

8 

7 

2 

2 

3 

3 

6 

21 

12 

5 

15 

Ja 

4. 

Gnesen . . . . 


— 

— 

8 

6 

2 

9 

2 

13 

5 

84 

28 

11 

24 

B 

o 

5. 

Inowraclaw . . 


3 

3 

2 

2 

1 

4 

3 

1° 

5 

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19 

10 

38 

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32 

6. 

Kolmar .... 

. . . 

1 

3 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

3 

3 

2 

2 


7. 

Mogilno . . . 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

6 

1 

1 27 

6 

9 

! 37 

5 

32 

8. 

Schubin . . . 

. . . 

1 

2 

4 

18 

3 

25 

4 

12 

8 

148 

57 

13 

! 91 


9. 

Wirsitz .... 


— 

— 

1 

7 

— 


4 

10 

5 

130 

17 

5 

22 

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10. 

Wongrowiec . 


7 

21 

5 

8 



3 

4 

10 

128 

33 

8 

80 



Summa 

13 

35 

18 

48 

14 

54 

1 

20 

58 

47 

643 

195 

71 

| 328 



noch die am stärksten verseachte des ganzen Staates, und es zeich¬ 
nen sich — wie im vorigen Jahre — wieder die Kreise Kröben j 
Schubin und Wongrowiec durch die bedeutenden Verluste 
aus, welche die Ausbrüche der Rotz-Wurmkrankheit im 
Gefolge hatten. 

Von den 413 getödteten und gefallenen Pferden entfallen 305 
(73,85pCt.) auf die nachstehend genannten 35 Bestände: 


Digitized by t^.ooQle 






























Rotz- W u rin k ra n k h e i t. 


39 


Waldbeim, 

Kreis 

Fraustadt, 

26 Pf. Bestand, 

5 Pf. getödtet, 

— Pf. gefallen 

Gross- Lenki, 

- 

Kosten, 

48 - 

10 - 


_ _ 


Mikotzki, 

- 

. 

19 - 

10 - 


1 - 


Zadory, 


- 

35 - 

4 - 



_ 

Brzeszie, 


Kröben, 

6 - 

6 - 


_ . 

_ 

- 


- 

4 - 

4 - 


._ _ 


Gogolewo, 


- 

61 - 

12 - 


_ . 


Gogolewki, 


- 

29 - 

17 - 


— - 


Lonczyn, 


- 

27 - 

12 - 


_ . 


Sworowo, 


- 

8 - 

8 - 


_ . 


Holländerdorf, 

- 

Obornik, 

9 - 

4 - 


1 - 


Remberg, 


- 

12 - 

7 - 


1 - 


Broniszewice, 


Pieschen, 

56 - 

7 - 


_ . 


Czyiz, 

- 

- 

18 - 

5 - 


1 - 


Grodzisko, 

- 

- 

39 - 

1 - 


_ . 


Tarnowo, 

Land kr. Posen, 

45 - 

9 - 


_ _ 


Smilowo, 

Kreis 

Samter, 

46 - 

11 - 


_ _ 


Bodgay, 

- 

Schroda, 

27 - 

14 - 


_ . 


Ciesle, 

- 

Wreschen, 

25 - 

6 - 


1 - 


Bromberg, 

Stadt Bromberg, 

15 - 

8 - 


— - 


Beerenberg, 

Land kr. 

8 - 

8 - 


— - 


Chlondowo, 

Kreis 

Gnesen, 

27 - 

6 - 


2 - 


Czechy, 

- 

- 

19 - 

13 - 


— - 


Makownioa, 


- 

10 - 

3 - 


2 - 


Julianowo, 


Inowraclaw, 

21 - 

7 - 


2 - 


Osniszewo, 


- 

42 - 

3 - 


— . 


Perkowo, 


- 

8 - 

5 - 


— . 


Swierzkowice, 


Mogilno, 

27 - 

6 - 


— . 


Mamlice, 


Schubin, 

64 - 

5 - 


— - 


Reusdorf, 


- 

34 - 

6 - 


— - 


Turzin, 


- 

43 - 

41 - 


— - 


Arnbach, 


Wirsitz, 

22 - 

4 - 


— - 


Mcroczen, 


- 

14 - 

7 - 


— - 


Karczyn, 


Wongrowiec, 

48 - 

15 - 


1 - 


Ustaszewo, 

- 

- 

32 - 

4 - 

- 

— . 


Zusammen in 

35 Gehöften 

974 Pf. Bestand, 293 Pf. 

getödtet, 

12 Pf. gefallen. 


ln den nachstehend genannten Beständen dauerte das Herrschen 
der Rotz-Wurrnkrankheit aus dem vorigen Berichtsjahre fort, der Ver¬ 
lust seit der ersten Constatirung der Krankheit ist beigefügt. 
Waldheim, Gesammtverlust 7 Pferde, 


Gross-Len ki, - 11 

Gogolewo, - 54 

Czyiz, - 7 

Grodzisko, - 6 

Smilowo, - 17 

Bodgay, - 27 

Czechy, - 14 

Osniczewo, - 9 

Swierzkowice, - 14 

Mamlice, - 28 

Re usdorf, - 26 

Mroczen, - 10 

Ustaszewo,_-_7 


In 14 Beständen Verlust 237 Pferde. 

Der Verlust dieser 14 Bestände seit Constatirung der Krankheit 


Digitized by Google 









40 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 

stellt sich auf 47,68pCt. In Osniszewo brach die Rotz-Wurmkrank- 
heit zum dritten Male und zwar in diesem Falle nach einem Zwischen¬ 
raum von 9 Monaten von Neuem aus. 

Erneute Ausbrüche der Rotz-Wurmkrankheit wurden ferner beob¬ 
achtet: in Tarnowo nach 2, in Ciesle nach 3 und in Karczyn nach 
4 Jahren. Das Wiederauftreten der Seuche in Swierzkowice etwa 
1 Jahr nach dem letzten Falle soll durch eine erneute Einschleppung 
aus Polen bedingt worden sein. 

Der Ausbruch in der Stadt Bromberg betraf den Pferdebestand 
eines Spediteurs und wird, ebenso wie die Ausbrüche in Chlondowo 
und Makownica, auf Einschleppung aus Polen zurückgeführt. In Beeren¬ 
berg erkrankten zuerst 2 Pferde, welche zu Fuhren nach auswärts 
benutzt wurden; die Annahme einer unterweges erfolgten Infection 
liegt sehr nahe, jedoch ist zu erwähnen, dass die Rotz-Wurmkrank- 
heit auf dem Hauptgute, zu welchem Beerenberg gehört, 3 Jahre vor¬ 
her geherrscht hat. ln Turzin wurden gleich bei der ersten Con- 
statirung des Seucheausbruches 13 Pferde rotzkrank befunden; die 
Einschleppung soll durch in Polen angekaufte Pferde vermittelt wor¬ 
den sein. In Perkowo erkrankte zuerst ein im Kreise Strassburg 
angekauftes Pferd, und in Ambach erfolgte die Einschleppung durch 
den Ankauf eines Pferdes aus der alten Rotzstation Karczyn während 
der sperrefreien Zeit. 

Ueber die anderen oben angeführten grösseren Rotzausbrüche 
liegen keine näheren Angaben vor. Die übrigen 108 Pferde, welche 
in der Provinz Posen rotz-wurmkrank befunden wurden, vertheilen 
sich auf 78 Bestände von zusammen 340 Pferden. 19 Pferde waren 
kurze Zeit vor Constatirung der Krankheit angekauft, darunter 1 in 
Polen; 2 rotz-wurmkranke Pferde wurden auf dem Markte in Sand- 
berg, je eines auf den Märkten in Görchen und Czempin ermittelt. 
Ein Ausbruch gelangte zufällig bei Section eines an einer anderen 
Krankheit gefallenen Pferdes zur Kenntniss der Behörden, ein anderer 
betraf das Dienstpferd eines Gensdarmen, sieben Ausbrüche sind an¬ 
geblich durch Infection unterweges oder in Gastställen veranlasst 
worden, 22 Pferde gehörten hausirenden Händlern oder Handwerkern 
in den kleinen Städten. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres dauerte die Observation von der 
Seuche oder der Ansteckung verdächtigen Pferden in 32 Gehöften 
noch fort. 


Digitized by t^.ooQle 



Rotz, Wunnkrankheit. 


41 


6. Schlesien. 


1 Laufende Nummer. 

Kreis 

1 . 

Quartal 

2 . 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im 

Berichtsjahre 

Im 

Jahre 

1881/82 


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Breslau, Stadt. . . 

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8 

7 

7 

3 

3 

13 

22 

21 

13 

21 


2 . 

Land . . . 

1 

3 

1 

5 

5 

9 

- 

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6 

18 

17 

3 

6 


3. 

Bricg. 

— 


2 

2 

1 

1 

1 

13 

4 

23 

16 

1 

1 


4 

Frankenstein .... 

— 

— 


— 

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_ 

_ 

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4 

4 


5. 

Glatz. 

1 

1 

2 

4 

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— 

_ 

— 

2 

5 

5 

2 

2 


6 . 

Guhrau . 

1 

1 

— 

_ 

1 

6 

_ 

_ 

1 

7 

7 

1 

8 


7. 

Militsch. 

2 

4 

1 

3 

1 

1 

_ 

_ 

4 

17 

8 

1 

2 


8 

Münsterberg .... 

— 

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2 

9 

— 

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1 

2 

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19 

11 



• 

9. 

Namslau. 

— 

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1 

1 

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2 

2 

2 

3 

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5 

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24 


10 

Neumarkt. 

2 


2 

3 

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3 

32 

7 

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14 

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11 

Neurode . 

— 

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1 

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12 

Niraptsch . 

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2 


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2 

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1 

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13. 

Oels. 

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3 



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05 

30 

14 

Ohlau 

1 

1 

3 







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7 

• 

15. 

Reichenbach .... 

1 

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2 

5 



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3 

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6 

6 

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16 

Schweidnitz .... 

4 

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1 

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_ 

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5 

11 

9 

3 

14 


17. 

Steinau. 


— 

— 

— 

_ 

— 

2 

2 

2 

3 

2 

1 

1 


18. 

Strehlen. 

3 

6 

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_ 

_ 

_ 



3 

13 

6 




19. 

Striegau. 

— 1 

— 

— 

— 

2 

4 

1 

2 

2 

18 

6 

1 

6 


20 . 

Trebnitz. 

9 

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1 

1 

7 

7 

7 

11 

13 

50 

19 

1 

6 


21 . 

Waldenburg .... 


m 

— 

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— 

— 

— 

— 

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1 

2 


22 

Wartenberg .... 

9 


1 

1 

1 

1 

_ 

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1 

23 

2 

3 

11 


23. 

Wohlau . 

2 

H 

1 

12 

1 

4 

3 

11 

5 

39 1 

31 

2 

10 



Summa 

a 

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231 

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na 

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53 

20 

46 

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641 

155 


1 

Bolkenhayn .... 

1 

1 





1 

l 

2 

5 

2 

3 

3 


2 

Bunzlau. 

— 

— 

1 

1 

2 

3 

1 

3 

4 

9 

7 

4 

4 


3 

Freystadt. 

1 

1 

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— 

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— 

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1 

1 

1 

2 

2 


4 

Glogau. 

9 


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2 

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2 

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3 

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5. 

Görlitz, Stadt . . . 



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1 

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Land . . . 

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Goldberg-Haynau . 


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3 

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4 

2 

3 


8 . 

Grünberg . 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

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2 

31 

2 

5 

8 

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9. 

Hirschberg. 

2 

2 

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2 

7 

2 

2 

6 

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10 . 

Jauer . 

2 

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11. 

Landeshut . 

2 

2 

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— 

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2 

2 

2 

2 

3 

05 

12. 

Lauban . 

2 

4 

— 

— 

1 

2 

_ 

_ 

3 

22 

6 

2 

2 


13 

Liegnitz, Stadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

2 


14. 

- Land . . 

Jl 

1 

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1 

1 

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4 



Latus 

11 

15 

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F 

7 

25 

117 


33j 

52 



Digitized by ^.ooQle 


















































42 Jahresbericht über die Verbreitung ansiechender Thierkrankheiten 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1 . 

Quartal 

2 . 

Quartal 

q 

6, 

Quartal 

4 

Quartal 

Im 

Berichtsjahre 

Im 

Jahre 

1881/82 


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Transport 

11 

15 

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9 

5 

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25 

117 

39 

33 

52 


15 

Löwenberg. 

— 

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1 

1 

1 

1 

1 

1 

3 

12 

3 

3 

5 

G 

tc 

16. 

Lüben. 

1 

i 

— 

— 

— 

— 

2 

3 

3 

11 

4 

- 

— 

45 

17. 

Rothenburg .... 

— 


— 

— 

— 


— 

— 

- 

— 

— 

2 

4 

Lp 

18 

Sagan ....... 

— 

— 

— 

— 

— 


— 

— 

— 

— 


2 

2 

:o 

10 

Schönau . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 1 

l 

1 

bC 

20 . 

Sprottau. 

— 


1 

1 

1 — 




1 

15 


— 

— 

cä 


Summa 

12 

16 

8 

10 

7 

10 

8 

11 

32 

155 

47 

41 

64 


1 

Beuthen . 

1 

1 







I 

1 


, 

2 


2 

Falkenberg .... 

3 

3 

1 

1 

3 

6 

1 

1 

7 

25 

11 

4 

4 


3 

Grottkau. 

7 

14 

_ 

_ 

— 

— 

— 

— 

7 

15 

14 

2 

33 


4. 

Kattowitz. 

1 

5 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

5 

5 

5 

15 


5 

Kosel. 

— 

— 

— 

— 

3 

3 

— 

— 

3 

5 

3 

1 

1 


6 . 

Kreuzburg. 

— 

— 

i 

i 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

1 

1 

1 


7. 

Leobschütz .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

l 

11 

sz 

8. 

Lublinitz . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

7 

1 

17 

7 

1 

1 

45 

p« 

9 

Neisse . 

1 

1 

2 

2 

3 

3 

1 

1 

6 

11 

7 


7 

cu 

O 

10 

Neustadt . 

4 

7 

5 

6 

3 

3 

1 

1 

10 

27 

17 

•2 

2 

. 

11 

Oppeln . . 

1 

2 

1 

2 

— 

— 

- 

— 

2 

4 

4 

1 

1 

45 

PQ 

12 

Pless . 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

1 


13 

Ratibor. 

3 

4 

— 

— 

— 

— 

2 

3 

5 

9 

7 

3 

12 

bß 

45 

14 

Rosenberg. 

1 

1 

1 

1 

— 

— 

2 

3 

4 

14 

5 

s 

39 


15 

Rybuik. 

2 

5 

4 

12 

1 

7 

1 

4 

5 

42 

28 

1 

1 


16. 

Gross-Strehlitz . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

3 


17. 

Tarnowitz. 

|— 

— 

— 

— 

1 

2 

1 

1 

2 

5 

3 

1 

1 


18 

Tost-Gleiwitz . . . 

1 

1 

2 

2 

1 

4 

4 

9 

7 

53 

16 

- 

Oi 

11 


19 

Zabrze. 

1 

2 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

2 

5 

3 

1 

1 



Summa 

261 

46 

17 

27 

17 

30 

u| 

30 

r,5 

241 

133 

•49; 

147 



Im Reg.-Bez. Breslau hat die Zahl der verseuchten Bestände und 
der getödteten bezw. gefallenen rotz-wurrakranken Pferde etwas zu¬ 
genommen; dagegen macht sich in den Reg.-Bez. Liegnitz und Oppeln 
eine Verminderung der Rotzausbrüche und der durch dieselben beding¬ 
ten Verluste bemerklich. ln den Kreisen Beuthen, Kattowitz, Tarno- 
witz, Zabrze und Tost-Gleiwitz des oberschlesischen Montanbezirkes, 
weiche im Jahre 1880,81 416 und 1881, 82 30 Pferde an der Seuche 


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Rotz-Wurmkrankheit. 


43 


verloren hatten, kamen während des Berichtsjahres nur 28 Rotz¬ 
erkrankungen vor, welche sich auf 13 Beslände vertheilen. 

Von den 396 in der Provinz getödteten und gestorbenen rotz¬ 
wurmkranken Pferden, entfallen 151 (40,92pCt.) auf die nachstehend 
genannten 23 Bestände: 


Reibnitz, Ländkr. Breslau, 

8 Pf. Bestd , 

8 Pf. getödtet, — 

Pf. gefallen. 

Brieg, Kreis 

Brieg, 

13 - 

- 

13 - 

— 

- 

- 

Ober-Wedelsdorf, - 

Glatz, 

4 - 

. 

4 - 

_ 



Wäsch kau, 

Gahrau, 

7 - 

. 

7 - 

_ 



Schildberg, 

Münsterberg, 

16 - 


8 - 

— 



Bankwitz, 

Namslau, 

40 - 


3 - 

— 



Romolkowitz, 

Neumarkt, 

22 - 


4 - 

1 



Gr.-Weigelsdorf, 

Oels, 

8 - 


6 - 

— 



Marxdorf, 

Schweidnitz, 

4 - 


4 - 

— 



Eisdorf, 

Striegau, 

15 - 


3 - 

— 



Cunern, 

Wohlau, 

16 - 


12 - 

— 



Krummwohlau, 

- 

15 - 


15 - 

— 



Brechelshof, 

Jauer, 

19 - 


4 - 

— 



Petersdorf, 

Falkenberg, 

16 - 


5 - 

— 



Przelaika, 

Kattowitz, 

11 - 


4 - 

1 



Koschentin, 

Lublinitz, 

17 - 


7 - 

— 



Schönwitz (2 Gb.), - 

Neustadt, 

5 - 


4 - 

— 



Lonschnik, 

- 

6 - 


4 - 

— 



Baranowitz, 

Rybnik, 

32 - 


14 - 

1 



Bielitzhof, 

- 

18 - 


9 - 

— 



Gleiwitz, 

Gleiwitz, 

4 - 


4 - 

— 


- 

Pniow, 

- 

47 - 


6 - 

— 


- 


Zusammen in 23 Gehöften 343 Pt. Bestd., 148 Pf. getödtet, 3 Pf. gefallen. 


Die 13 rotz-wurmkranken Pferde in Brieg gehörten einem Spe¬ 
diteur und erkrankten innerhalb einer Zeit von nicht ganz 3 Wochen, 
das zuerst erkrankte Pferd hatte an acutem Rotz gelitten. In Bank¬ 
witz brach die Rotz-Wurmkrankheit zum dritten Male in einem Be¬ 
stände aus, unter welchem sie auch in den Jahren 1876 und 1879 
geherrscht hatte. In Wäschkau kam der erste Fall im April vor, 
obgleich 2 Pferde seit demselben Monat und 3 seit dem September 
verdächtige Erscheinungen gezeigt hatten, erfolgte die Tödtung der 
Pferde doch erst im November. In Przelaika dauerte das Herrschen 
der Rotz-Wurmkrankheit, welches längere Zeit verheimlicht worden 
war, aus dem vorigen Jahre fort. Die Einschleppung nach Koschen- 
tin erfolgte entweder durch ein in Breslau angekauftes Pferd oder 
aus dem benachbarten Orte Tworog, in welchem die Rotz-Wurm¬ 
krankheit vor einem Jahre geherrscht hatte. Der Ausbruch in Pniow 
wird auf Einschleppung durch Baufuhren zurückgeführt. Ueber die 
anderen oben genannten Rotzherde fehlen nähere Angaben. 

Die übrigen 218 rotz-wurmkranken Pferde in Schlesien vertheilen 
sich auf 151 Bestände mit zusammen 428 Pferden. Im Reg.-Bez. 


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44 Jahresbericht über die Verbreitung ansleckender Thierkrankheiten. 


Liegnitz trat die Seuche fast durchweg in kleinen Beständen und im 
Reg.-Bez. Oppeln zum grossen Theil in solchen auf, welche zum Fuhr¬ 
werksbetriebe gehalten wurden. Während des 1. Quartals mussten 
sämmtliche Pferde, welche 6 Fuhrleuten des Kreises Grottkau gehörten, 
gelödtet werden. Drei Ausbrüche wurden bei Pferden hausirender 
Leinwandhändler constatirt. Auch im Reg.-Bez. Breslau gehörte ein 
grosser Theil der rotz-wurmkrank befundenen Pferde kleineren Fuhr¬ 
leuten. Die sehr häufig wiederkehrende Angabe, nach welcher die 
Infection der später erkrankten Pferde unterwegcs oder in Gastställen 
erfolgt sein soll, hat bei dem häufigen Vorkommen der Krankheit 
unter Fuhrmannspferden die Wahrscheinlichkeit für sich. Die während 
des 3. Quartals im Landkreise Breslau rotzkrank befundenen Pferde 
gehörten durchweg Fleischern oder hausirenden Handelsleuten und 
hatten sich in einem Gasthofe zu Breslau, in dessen Ställen die Pferde 
eingestellt gewesen waren, inficirt. Im Kreise Trebnitz erkrankte an 
Rotz auch das Dienstpferd eines Gensdarraen. 

ln Schlesien ist die Anzeige von dem Auftreten der Rotz-Wurm- 
krankheit ebenfalls vielfach sehr verspätet erfolgt, gleich bei der 
ersten Untersuchung wurde nicht selten constatirt, dass sich die Krank¬ 
heit schon weit unter den Pferden desselben Bestandes verbreitet 
hatte. Die Berichte heben in zahlreichen Fällen hervor, dass sich 
die ersten Krankeitserscheinungen bei der Ansteckung verdächtigen 
und unter Observation gestellten Pferden erst nach Ablauf von 4, 
selbst von 5 oder 6 Monaten einstellten. Im Kreise Schweidnitz 
wurde ein Landgestütshengst getödtet, welcher sich bei dem Decken 
einer rotzkranken Stute inficirt hatte. In Waldau, Kr. Bunzlau, brach 
die Rotz-Wurmkrankheit nach Ablauf eines Jahres unter demselben 
Bestände von Neuem aus. In Hertwigswalde, Kr. Münsterberg, erwies 
sich ein Pferd rotzkrank, das zweite und letzte desselben Bestandes 
zeigte die Erscheinungen der Dämpfigkeit. Als dasselbe getödtet 
wurde, konnte constatirt werden, dass es, obgleich sich nicht 
die geringsten verdächtigen Symptome bemerklich gemacht hatten, 
mit ganz veraltetem Lungenrotz behaftet war. Es hatte jedenfalls 
das erste auffällig erkrankte Pferd angesteckt. 

13 Pferde waren kurze Zeit vor Constatirung der Krankheit 
angekauft, darunter eines in Polen und eines von einer herumziehen¬ 
den Künstlergesellschaft, je ein rotzkrankes Pferd wurde auf den 
Märkten in Neisse und Gleiwitz angetroffen, bei Beaufsichtigung der 
Rossschlächtereien wurden rotzkrank befunden: 18 Pferde in Breslau, 


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Rotz-Wurmkrankheit. 


45 


2 in Conradswaldau und 1 in Giersdorf. Ein aus Oesterreich stam¬ 
mendes rotzkrankes Pferd wurde in Neisse auf offener Strasse ange¬ 
halten, und in einem Falle wurde die Seuche zufällig auf einer Ab¬ 
deckerei bei der Section eines Pferdes festgestellt. Ein Ausbruch 
der Rotz-Wurmkrankheit wird auf Infection in Polen zurückgefuhrt. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres blieben noch 20 Pferdebcständo 
unter Observation. 


7. Sachsen. 

Die Zahl der getödteten und gefallenen rotz-wurmkranken Pferde 
beträgt im Ganzen 9 weniger als im vorigen Berichtsjahre, jedoch 
übersteigt diese Zahl und die der verseuchten Bestände im Reg.-Bez. 
Merseburg etwas die entsprechenden des vorigen Jahres. 

Grössere Rotzausbrüche sind vorgekommen in: 

Hedersleben, Kreis Aschersleben, 6 Pferde Bestand, 4 Pferde getödtet. 

Wollenrade, - Osterburg, 4 - 4 - 

Gross-Wegenitz, - - 12 - - 12 - 

Seebnrg, Seekr. Mansfeld, 35 - - 6 - 

Weissenfels, Kreis Weissenfeis, 4 - - 4 - 

Zeitz, - Zeitz, _ 5 _- _ 4 _-_ 

Zusammen in 6 Gehöften 66 Pferde Bestand, 34 Pferde getödtet. 

ln Wollenrade hat die Krankheit anscheinend schon längere Zeit 
vor Constatirung derselben geherrscht. Der Besitzer von Gross- 
Wegenitz hatte im Jahre 1880 81 von den Pferden seines damaligen 
Bestandes 14 durch die Rotz-Wurrakrankheit verloren. Am 14. No¬ 
vember 188*2 wurde ein Pferd dieses Gutes rotzkrank auf dem Markte 
in Seehausen angetroffen, die am folgenden Tage ausgeführte Unter¬ 
suchung des Bestandes erwies, dass noch 3 Pferde mit derselben 
Krankheit behaftet waren. Die Tödtung der übrigen Pferde erfolgte 
am 24. November, nur ein Pferd erwies sich frei von der Rotzkrank¬ 
heit. Ueber die Ursachen des erneuten Ausbruches wird nicht be¬ 
richtet. Bezüglich der anderen oben aufgeführten Rotzherde fehlen 
nähere Angaben. 

Die übrigen 52 getödteten und gefallenen Pferde vertheilen sich 
auf 38 Bestände mit zusammen 193 Pferden. Die Krankheit trat 
nur selten in Beständen grösserer Güter auf und wurde in den letz¬ 
teren meistens schnell und mit geringen Verlusten getilgt. In der 
Zuckerfabrik Körbisdorf, Kr. Merseburg, sind von den 48 Pferden des 
Bestandes nur 2, welche kurz vorher angekauft worden waren, erkrankt. 
Dieser Ausbauch bietet ein Beispiel dafür, dass die Rotz-Wurmkrank¬ 
heit auch in grossen Beständen leicht und ohne erhebliche Verluste 


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46 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten, 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1 . 

Quartal 

2 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im 

Berichtsjahre 

Im 

Jahre 

1881/82 


verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

03 

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getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

Gesammtzahl d. Pf. in 
d. verseucht. Bestdn. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
fallene Pferde. 

1 . 

Aschersleben . . . 



1 

4 





1 

6 

4 

_ 



2 . 

Gardelegen .... 

— 

— 

2 

2 

— 

— 

1 

1 

3 

15 

3 

2 

9 


3. 

Jerichow I .... 

— 

— 

1 

2 

— 

— 

3 

3 

4 

45 

5 

7 

9 

Um 

=3 

4. 

II .... 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

1 

2 

1 

— 

— 

03 

5. 

Kalbe . 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

2 

2 

3 

4 

3 

— 

— 

T? 

hc 

6. 

Madeburg, Stadt . 

1 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

4 

7 

£ 

7. 

Neuhaldensleben 

— 

— 

1 

2 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

1 

1 


8 

Oschersleben . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

(4 

03 

9. 

Osterburg. 

1 

4 

- 

— 

1 

12 

— 

— 

2 

16 

16 

1 

5 

X 

10 













2 

3 

sc 

11 

Wanzleben .... 

— 

— 

_ 

— 

— 

_ 

_ 

— 

— 

— 

— 

2 

4 

£ 

12 . 

Wolmirstedt .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

- 

— 

— 

1 

2 



Summa 

2 

6 

6 

11 

2 

13 

6 

G 

16 

92 

36 

21 

41 


1. 

Bitterfeld. 



1 

2 


fl 


H 

i 

16 

6 

1 

1 


9 


1 

\ 








Q 

i 

i 

2 


3. 

Eckartsberga . . . 



_ 

— 




fl 

6 



1 

1 

3 


4. 

Halle, Stadt .... 

— 

— 

— 

— 




B 

_ 

— 

— 

1 

1 

£ 

5 

Liebenwerda .... 

— 

— 

— 

— 




B 

— 

— 

— 

1 

1 

3 

-O 

6 . 

Mansfeld, Gebirgskr. 

1 

1 

2 

3 


WB 

— 

__ 

2 

15 

4 

2 

4 

03 

» 

7. 

Seekr. . . 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

1 

4 

1 

35 

6 

2 

3 

03 

8 

Merseburg. 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

2 

2 

3 

50 

3 

3 

4 

53 

9. 

Querfurt. 

1 

1 

— 


3 

4 

— 

— 

4 

9 

5 


ES 

s 

03 

10 . 

Saalkreis. 

— 

— 

- 


— 

— 

1 

1 

1 

1 

1 


Kl 

CQ 

11 

Sangerhausen . . . 

1 

2 

2 

2 

- 

— 

— 

— 

2 

4 

4 


m 

bC 

03 

12 . 

Torgau . 

9 

3 

— 


1 

1 

1 

i 

4 

10 

5 


Kr. 


13. 

Weissenfels .... 

— 

— 

— 

— 

3 

6 

2 

3 

5 

17 

9 

1 

4 


14. 

Wittenberg .... 

— 

— 

- 

_ 

— 

— 

- 

_ 

- 

— 

— 

1 

1 


15. 

Zeitz. 

— 

— 

— 


— 

— 

1 

4 

1 

5 

4 


— 



Summa 

7 

9 

5 

7 

10 

17 

8 

15 

27 

165 

1 48 

18 

33 


U 

Erfurt, Stadt . . . 




_ 








1 

3 

«J 

t_ 

2 . 

Langensalza .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

3 

u 

3. 

Mühlhausen .... 

— 

— 

— 

— 

_ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

3 

X 

4 

Nordhausen .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

_ 

— 

2 

12 

aq 

5. 

Worbis. 


2 


| — 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

2 

2 

2 

d 


Summa 

1 

2 

- 

1 

— 

— 

— 

1- 

1 

2 

1 2 

7 

21 



zu tilgen ist, wenn die entsprechenden Massregeln nur sofort und mit 
der erforderlichen Sorgfalt zur Durchführung gelangen. 


Digitized by ^.ooQle 
































































Rotz-Wurmkrankheit. 


47 


Eine grössere Zahl von Rotzerkrankungen kam bei Pferden vor, 
welche hausirenden Händlern, Handwerkern oder umherziehenden 
Künstlern gehörten. Eine solche Künstlertruppe Hess ihre sämmt- 
lichen noch übrigen 5 Pferde tödten, nachdem die Rotzkrankheit bei 
einem Pferde festgestellt worden war. Mehrfach sollen die Ausbrüche 
der Rotz-Wurmkrankheit durch Infectionen unterweges oder in Gast¬ 
ställen veranlasst worden sein, und 3 Ausbrüche wurden bei Pferden 
beobachtet, welche nur einmal ganz vorübergehend mit rotzkranken 
in Berührung gekommen bezw. in inficirte Ställe eingestellt worden 
waren. Bei einem an Kolik gefallenen Pferde wurde das Vorhanden¬ 
sein der Rotz-Wurmkrankheit ganz zufällig durch die Section er¬ 
mittelt. 

13 Pferde waren kurze Zeit vor Constatirung der Krankheit an¬ 
gekauft worden, bei je einem Pferde wurde die Seuche auf dem Markt 
in Seehausen bezw. auf der Rossschlächterei in Merseburg ermittelt. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres waren in der Provinz noch 9 Be¬ 
stände vorhanden, welche wegen Ausbruchs der Rotz-Wurmkrankheit 
unter Observation standen. 


8. Schleswig-Holstein. 

Die 20 in der Provinz getödteten und gefallenen rotz-wurm- 
kranken Pferde vertheilen sich auf die nachstehend genannten Kreise: 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2 

Quartal 

s. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im 

Berichtsjahre 

Im 

Jahre 

1881/82 


V 
*C 

: J 

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1 

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3 

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3. 

Norderlithmarschen 

1 

1 

1 

1 

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1 

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4. 

Pinneberg. 

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1 1 

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3 


5. 

Stormarn. 

1 

1 3 


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1 3 

3 


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Summa 

5 

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2 

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2 2 

2 

2 

1 Oi 29 

20 

9 

22 



Die bedeutendsten Verluste erlitt der Kreis Herzogthum Lauen¬ 
burg, sämmtliche 13 Pferde, welche die 5 verseuchten Bestände zu¬ 
sammensetzten, sind getödtet worden bezw. gefallen. Die Ausbrüche 


Digitized by C^ooQle 









48 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten, 


wurden fast durchweg bedingt durch Berührung mit rotzkranken Pfer¬ 
den der Nachbarschaft, die ersten Krankheitserscheinungen traten zum 
Theil sehr lange Zeit — in einem Falle 15 Monate — nach der In- 
fection auf. 

Ein Pferd war kurze Zeit vorher von einer umherziehenden 
Künstlergesellschaft angekauft worden. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres war das Herrschen der Rotz- 
Wurmkrankheit in einem Bestände noch nicht für getilgt erklärt 
worden. 


9. Hannover. 


Vereinzelte Ausbrüche der Rotz-Wurmkrankheit sind in den nach¬ 
stehend genannten Kreisen beobachtet worden: 


1. 

(Quartal 


Kreis. 


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3. 

Quartal 


4. 

(Quartal 


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Im 

Jahre 

1881/82 


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Hameln . 

Hannover, Stadt 
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Wennigsen . . . . 


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1 1 


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2 | 2 

4 3 


3 
1 

II 1 

5 25 


Summa 


3 3 


II 1 


21 2 


11 


10 


9 30 


Einbeck . 

Göttingen .... 
Hildesheim-Marienberg| 

Liebenberg. 

Osterode. 

Zellerfeld. 


1 

11 

3fi 

1 

2 


17 


9| 28 

1| 1 
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Summa 


5 6 


2 2 


fi 9 


4 4 


171 51 21 


12 32 


Dannenberg . 
Fallingbostel 
Gifhorn . . . 
Lüneburg . . 


1 1 


1 1 


Summa 


1 l 


1 3 
1 2 


2 5 


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Lüneburg. 
































Rotz-Wurmkrankheit. 


49 




1. 

Quartal 

2 . 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im 

Berichtsjahre 

Im 

Jahre 

1881/82 


| Laufende Nummer. 

Kreis. 

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4. 

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Summa 

1 

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3 

5 

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— 

— 

— 

4 

18 

6 

1 

4 



Die vorstehende Tabelle zeigt, dass die meisten Rotzausbrüche 
in kleinen Beständen vorkamen, und dass die Krankheit auch in 
einigen verseuchten Beständen von 4 bis 8 Pferden keine grössere 
Verbreitung erlangte. Die verhältnissmässig zahlreichen Ausbrüche 
im Kreise Hildesheim-Marienberg werden theils auf Infectionen durch 
im vorigen Jahre verseucht gewesene Pferdebestände zurückgeführt, 
theils sind dieselben durch das Pferd eines Schlächters in Alfeld, 
welcher Pferdehandel betreibt und viel im Lande uraherzieht, ver¬ 
anlasst worden. Das betreffende Pferd soll seit 3 Jahren rotzverdächtige 
Erscheinungen gezeigt haben. 

9 Pferde waren kurz vor Constatirung der Krankheit angekauft 
worden, darunter je 2 in Braunschweig und in den Niederlanden, je 
ein rotz-wurmkrankes Pferd wurde auf den Märkten in Hameln und 
Münster bezw. auf der Rossschlächterei in Einbeck ermittelt. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres dauerte die Observation wegen 
Ausbruchs der Rotz-Wurmkrankheit in 9 Gehöften fort. 

10 . Westfalen. 

Die Rotz-Wurmkrankheit wurde nur bei zusammen 10 Pferden 
beobachtet; dieselben vertheilen sich auf die nachstehend genannten 
7 Bestände: 

Archiv f. Trissensch. 11 . prnkt. Thicrheilk. IX. Suppl.-Heft 2. 4 


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50 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 

Reg.-Bez. Münster, Kreis Warendorf, 1 Geh., 1 Pf. Best., 1 Pf. getodt., — Pf. gef. 

Minden, - Bielefeld, 2-8- - 2- -- 

Arnsberg, Stadt Dortmund, 1 - 8 - - 1 - - 2 - - 

Kreis Hagen, l-l- - 1- -- 

- Hamm, 1-1- - 1- - — - 

- Meschede, 1-2- - 2- -- 

Zusammen in 7 Geh., 21 Pf. Best., 8 Pf. getodt., 2 Pf. gef. 

Im vorigen Berichtsjahr waren 12 Pferde getödtet worden bezw. 
gefallen, dieselben gehörten 7 Gehöften an. 

Das einzige im Reg.-Bez. Münster rotzkrank befundene Pferd 
gehörte einem Abdecker, die beiden rotzkranken Pferde im Reg.-Bez. 
Minden und 1 Pferd im Reg.-Bez. Arnsberg waren kurze Zeit vor Con- 
statirung der Krankheit angekauft, ein Ausbruch der Rotz-Wurm- 
krankheit ist durch Infection unterweges veranlasst worden. 

In keinem Bestände dauerte die Observation verdächtiger Pferde 
am Schlüsse des Berichtsjahres fort. 

11 . Hessen-Nassau. 

Die 12 getödteten bezw. gefallenen rotz-wurmkranken Pferde ver¬ 
theilen sich auf die nachstehend genannten Bestände: 


-Bez. Kassel, Kreis Fritzlar, 

- Hofgeismar, 

1 Geh., 

2 Pf. Best., 

1 Pf. getodt., 

— Pf. gef. 

1 

1 - - 

1 - 

— - - 

- Rinteln, 

1 - 

1 - - 

1 - 

- - 

Wiesbaden, Dillkreis, 

3 - 

3 - - 

2 - 

1 - - 

Frankfurt a. M , 

1 - 

1 - - 

1 - 

- - 

Oberlahnkreis, 

1 - 

16 - - 

4 - 

- - 

Rheingau, 

1 - 

3 -* - 

1 - 

— * - 

Zusammen in 

9 Geh., 

27 Pf. Best., 

11 Pf. getodt.. 

1 Pf. gef. 


Im vorigen Berichtsjahre waren 35 Pferde getödtet worden bezw. 
gefallen; dieselben gehörten 11 Beständen an. 

lieber das Auftreten der Rotz-Wurmkrankheit in dem Bestände 
zu Waldmannshausen, Ober-Lahnkreis, fehlen nähere Angaben. Das 
rotzkranke Pferd im Kreise Hofgeismar gehörte einem Thierarzte. Ein 
auf der Rossschlächterei in Sachsenhausen, Kr. Frankfurt a. M, rotz¬ 
krank befundenes Pferd stammte aus Baden. Ein Pferd war kurze 
Zeit vor Constatirung der Krankheit angekauft worden. 

Ara Schlüsse des Berichtsjahres war die Rotz-Wurmkrankheit 
in einem Bestände noch nicht für erloschen erklärt worden. 

12 . Rheinprovinz. 

In Kray, Landkreis Essen, Reg.-Bez. Düsseldorf, wurden während 
des 4. Quartals sämratliche 34 Pferde eines Bergwerkbetriebes getödtet, 
und bei der Section mit der Rotz-Wurrakrankeit — und zwar fast 


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Rotz-Warmkrankheit. 


51 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im 

Berichtsjahre 

Im 

Jahre 

1881/82 


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1. 

Altenkirchen . . . 

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1 

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2. 

Koblenz ..... 

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1 

1 

— 

— 

1 

3 

2 

11 

4 

5 

10 

43 

3. 

Kreuznach . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

o 

4. 

Mayen . 

— 

— 

— 

— 


— 

1 

2 

1 

2 

2 

i 

1 

14 

5. 

Neuwied ..... v 

— 

— 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

3 

5 

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2Q 

6. 

Simmern. 

— 

— 

— 

— 

l 

1 


— 

1 

2 

1 

2 

2 


7. 

Zell. 


— 

— 

— 

— 

— 


— 


— 

— 

1 

1 

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Summa 


— 

1 

1 

l 

1 

~ 

5 

4 

15 

7 

14 

21 


1. 

Düsseldorf, Stadt . 

- 


— 


— 

— 

— 



— 

— ] 

~ 

2 


2. 

Elberfeld, Stadt . . 

— 

— 

— 

— 

— 

_ 


— 

— 

— 

— 

4 

35 


3. 

Essen, Land .... 

— 

— 

1 

3 

— 

— 

1 

34 

2 

37 

37 

2 

17 

35 E 

4. 

Gladbach . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

43 
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5. 

Krefeld, Land . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

2 


6. 

Solingen. 

1 

1 




— 



i 

2 

1 


— 

G 


Summa 

1 

1 

1 

3 

— 

— 

1 

34 

3 

39 

38 

10 

57 


1. 

Euskirchen .... 

1 

1 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 


1 

l 

i 

_ 

_ 

N 

43 • 

2. 

Gummersbach . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

_ 

— 

2 

8 

35 O 

3. 

Köln, Stadt .... 

— 


1 

1 

l 

1 

1 

1 

1 

3 

3 

4 

4 


4. 

Rheinbach. 


— 


— 


i 

I 

i ! 

1 

2 

2 


1 “ 



Summa 

1 

I 

1 

1 

2 

2 

2 

2 

3 

6 

6 

6 

| 12 


1. 

Bernkastel. 












3 

6 

kJ 

2. 

Bitburg. 

- 


— 

— 

- 

— 

— 


— 

— 


1 

1 

43 

U 

3. 

Daun. 

1 

1 

1 

1 

— 

— 

— 


2 

4 

2 

4 

4 

H 

4. 

Ottweiler. 

— 


1 

1 

— 

— 

- 


1 

3 

6 

2 

2 

N 

O) 

5. 

Saarbrücken .... 

2 

6 

— 

— 

— 

— 

- 


2 

118 

1 

5 

37 

35 

6. 

Saarburg . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

-- 

1 

1 

bb 

7. 

Trier, Land .... 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

3 

7 

(4 

8. 

St.-Wendel . 


— 


— 


— 



— 


— 

1 

1 



Summa 

3 

7 

2 

2 




1 

5 

| 125 

3 

20 

59 


1. 

Aachen, Stadt . . . 



2 

2 



1 

1 

3 

26 

3 


| _ 


2. 

Land . . . 

1 

2 

— 

j — 

— 


— 

— 

1 

8 

2 

2 

15 

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3 

Eupen . 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

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1 

1 

1 -fl. 

4. 

Malmedy. 

— 

— 

— 

— 

— 

1 — 

— 

— 

— 

— 

_ 

3 

1 21 

2» < 

5. 

Montjoie . 







— 

| — 




1 

1 



Summa 

1 

2 

2 

2 

- 

— 

1 

. 

1 

4 

j 34 

5 

7 

38 



durchweg in Form des Lungenrotzes — behaftet gefunden. Vor Con- 
statirung der Krankheit sollen bereits 5 bis 6 Pferde des Bestandes 


4* 


Digitized by 


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52 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


gefallen sein. Ueber die Ursachen, welche veranlassten, dass eine so 
grosse Anzahl Pferde fast gleichzeitig erkrankte, wird nicht berichtet. 
Ausserdem wurden während des 2. Qu. alle 3 Pferde eines Besitzers in 
Umstand, Kr. Essen, rotzkrank befunden und getödtet. Der seit Jahren 
verseuchte Bestand der Grube Dudweiler verlor während des 1 Quar¬ 
tals 4 Pferde an der Rotz-Wurmkrankheit, nachher sind bis zum 
Schlüsse des Berichtsjahres weder in diesem noch in einem 
anderen Bestände der Gruben des Saarbrückener Kohlen¬ 
reviers Fälle von Rotz-Wurmkrankheit vorgekommen. 

Lassen wir die oben genannten Fälle ausser Betracht, so sind 
in der Rheinprovinz im Ganzen 24 Pferde getödtet worden bezw. 
gefallen, welche sich auf 16 Bestände mit zusammen 66 Pferden 
vertheilen. Unter denselben befinden sich zwei Hengste des Land¬ 
gestütes Wickrath, welche im Kreise Saarbrücken getödtet wurden. 
5 Pferde waren kurze Zeit vor Constatirung der Krankheit angekauft 
worden, darunter je eines in Belgien und in den Niederlanden, 3 bew. 
2 rotz-wurmkranke Pferde wurden in den Rossschlächtereien zu Aachen 
und Köln ermittelt. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres dauerte die Observation von der 
Ansteckung verdächtigen Pferden in 1 Bestände noch fort. 

13. Hohenzollernsche Lande. 

Die 6 getödteten rotz-wurmkranken Pferde vertheilen sich auf 
je ein Gehöft im 

Oberamt Hechingen, 2 Pf. Best., 1 Pf. getödt. 

Sigmaringen, 5 - 5 - 

Ueber die Einschleppung und Verbreitung der Rotz-Wurmkrank- 
heit in einem Gehöft des Ortes Einhart, in welchem alle 5 Pferde ge¬ 
tödtet wurden, liegen nähere . Angaben nicht vor. 

Die Hohenzollern’schen Lande waren im vorigen Berichtsjahr frei 
von der Seuche geblieben. 

Im Kalenderjahr 1882 ist die Rotz-Wurmkrankheit bei 5 Militär- 
Dienst- und bei einem Offizierpferde constatirt worden. Nur bei dem 
letzteren, welches auf dem Marsche 5 Tage lang in einem inficirten 
Stalle gestanden hatte, war die Einschleppung nachzuweisen. 

Das statistische Material weist auch in dem Berichtsjahre nach, 
dass in den östlichen Provinzen noch zahlreiche alte Seuche¬ 
herde existiren, in denen die Rotz-Wurmkrankheit seit längerer 


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Rotz-Wurmkrankheit. 


53 


Zeit herrscht oder in längeren oder kürzeren Zwischenzeiten wieder 
von Neuem ausbricht. Die Notizen über das Auftreten der Rotz- 
Wurrnkrankheit in den einzelnen Provinzen ergeben, dass unter 12 Be¬ 
ständen derartige erneute Ausbrüche nach einer Zwischenzeit von 6 Mo¬ 
naten bis 3 Jahren, in welcher die verseuchten Bestände gesund 
schienen, zur Beobachtung gelangten. Die Angaben über die grösseren 
Rotzherde zeigen ferner, dass die Verluste vieler Pferdebestände in 
den östlichen Provinzen und einzelner Pferdebestände in der Provinz 
Sachsen und in der Rheinprovinz sehr erheblich waren. Diese starke 
Verbreitung gestattet die Folgerung, dass die Krankheit schon längere 
Zeit, bevor dieselbe constatirt wurde, in den betreffenden Beständen 
geherrscht haben muss. Anderseitig ist vielfach beobachtet worden, 
dass das Auftreten der Krankheit selbst in grösseren Pferdebeständen 
auf 1 bis 3 Pferde beschränkt blieb, wenn nur die Schutz- und 
Tilgungsmassregeln sofort und mit Sorgfalt durchgeführt wurden. 

Die Thatsache, dass sich in vielen Fällen gleich bei der er¬ 
sten thierärztlichen Untersuchung eine grössere Anzahl von Pferden 
desselben Bestandes rotzwurmkrank zeigte, begründet die Richtigkeit 
der von vielen Berichterstattern hervorgehobenen Behauptung, dass 
die Anzeige von Ausbrüchen der Rotz-Wurmkrankheit durch 
die Besitzer häufig erst nach langer Verzögerung geleistet 
oder ganz unterlassen ist. Vier Ausbrüche der Rotz-Wurmkrank¬ 
heit sind durch Anhalten von kranken Pferden auf offener Strasse, 
drei durch die Section von an anderen Krankheiten gefallenen Pfer¬ 
den, fünf durch die Anzeigen von Abdeckern, denen solche Pferde 
zur heimlichen Beseitigung übergeben wurden, zur Kenntniss der Be¬ 
hörden gelangt. Zwei rotzkranke Pferde wurden herrenlos auf öffent¬ 
lichen Wegen angetrofifen. 

Für die fahrlässige oder absichtliche Verheimlichung von Aus¬ 
brüchen der Rotz-Wurmkrankheit spricht ferner die Thatsache, dass 
103 Pferde sich zur Zeit, als die Rotz-Wurmkrankheit bei 
denselben constatirt wurde, erst seit einigen Wochen im 
Besitz der betreffenden Eigenthümer befanden, dass 14 rotz¬ 
wurmkranke Pferde bei Beaufsichtigung der Pferdemärkte, 
und dass 32 solche Pferde bei der thierärztlichen Unter¬ 
suchung in den Rossschlächtereien ermittelt wurden. 

Von den 103 kurz vor Constatirung der Krankheit angekauften 
Pferden waren 15 aus dem Auslande eingeführt worden, näm¬ 
lich 5 aus Russland und Polen, 3 aus den Niederlanden, 2 aus 


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54 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


Braun schweig, je eines aus Baden, Belgien, Oesterreich, Luxemburg 
und Mecklenburg. 

Bezüglich sehr zahlreicher Ausbrüche wird angeführt, 
dass dieselben durch Infection der betreffenden Pferde 
unterweges oder in Gastställen veranlasst worden sind. 
Die Richtigkeit dieser Behauptung dürfte kaum zu bezweifeln sein, 
wenn man das S. 58 berechnete Vcrhältniss der Rotzerkrankungen 
bei Pferden, welche zum Betriebe von Fuhrwerk verwendet werden 
und ferner in Betracht zieht, dass eine nicht unerhebliche Zahl rotz¬ 
wurmkranker Pferde in den Provinzen Westpreussen, Posen und 
Schlesien Handwerkern oder Händlern, welche ihr Gewerbe hausirend 
betreiben, oder umherziehenden Künstlergesellschaften gehörte. Solche 
Pferde sind allerdings in hohem Masse geeignet, die weite Verbreitung 
der Rotz-Wurmkrankheit durch Infection anderer Pferde auf den Land¬ 
strassen und in Gastställen zu fördern. 

Die Tilgung der Rotz-Wurmkrankheit ist auch in dem Berichts¬ 
jahr wesentlich durch den Umstand erschwert worden, dass zwischen 
dem Einwirken des Contagiums und dem Auftreten der 
ersten Krankheitserscheinungen oft eine Zeit von mehreren 
Monaten, in einigen Fällen sogar eine Zeit vergangen ist, 
welche die in der Instruction vom 24. Februar 1881 vor- 
geschriebenc Observationsfrist von 6 Monaten noch über¬ 
steigt. Die Besitzer von verseuchten Beständen sind nicht selten 
sehr geneigt, die der Ansteckung verdächtig gewesenen Pferde sofort 
nach Aufhebung der Observation zu verkaufen; Gelegenheit zur Ver¬ 
breitung der Rotz-Wurmkrankheit ist öfter durch solche Pferde, bei 
denen am Ende der Observation deutliche Krankheitserscheinungen 
noch nicht hervorgetreten waren, geboten worden. 

Die Zahl derjenigen Pferde, welche nach Angabe der 
Berichterstatter lediglich an Lungenrotz ohne gleichzeitig 
vorhandene krankhafte Veränderungen in den Nasenhöhlen 
oder der Haut gelitten haben sollen, hat sich gegen die 
vorhergehenden Berichtsjahre auffallend vermindert. Es 
scheint, als ob die Anschauungen der beamteten Thierärzte über diese 
Form der Rotz-Wurmkrankheit sich besser geklärt haben, und als ob 
unrichtige Beurteilungen der in den Lungen Vorgefundenen krank¬ 
haften Veränderungen sehr viel seltener als früher vorgekommen sind. 
Während in dem 3. und 4. Quartal des vorhergehenden Berichts¬ 
jahres 193 bezw. 80 Pferde als lediglich mit Lungenrotz in dem oben 


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Rotz- W urmkrankheit. 


55 


Laufende Nummer. 

Ortschaft. 

Kreis. 

Regierungs- 

Bezirk. 

Zahl der Pferde in den 
verseuchten Bestanden. 

Zahl der auf polizeil. An¬ 
ordnung getödteten Pferde. 

Zahl der ledigl. mit Lungen¬ 
rotz behaftet gefund. Pferde. 


1. 

Skomatzko 

Lyck 

Gumbinnen 

41 

20 

1 


2. 

V 

Marienburg 

Danzig 

? 

31 

4 


3. 

Hansgut 

Graudenz 

Marienwerder 

15 

4 

2 


4. 

Jacobsdorf 

Könitz 

- 

27 

4 

2 


5. 

Räuden 

Marienwerder 

- 

6 

6 

2 


6. 

Adl.-Liebenau 

- 

- 

30 

14 

4 


7. 

Neusass-Treul 

Schwetz 

- 

5 

1 

1 


8. 

Bankau 

- 

- 

23 

9 

4 


9. 

Warczewice 

Thorn 

- 

50 

7 

2 


10. 

Dabergotz 

Ruppin 

Potsdam 

4 

1 

1 


11. 

Klostergut 

Friedeberg 

Frankfurt 

18 

17 

3 


12. 

Japenzin 

Anclam 

Stettin 

3 

1 

1 


13. 

Klinkenberg 

Demmin 

- 

5 

5 

2 

2 Gehöfte. 

14 

Kolberg 

Kolberg 

Köslin 

1 

1 

1 


15 

Beerenberg 

Bromberg 

Bromberg 

8 

8 

3 


16. 

Czechy 

Gnesen 

- 

19 

13 

7 


17. 

Osniszewo 

Inowraclaw 

- 

42 

3 

1 


18. 

Mamlice 

Schubin 

*- 

64 

1 5 

2 


19. 

Reusdorf 

- 

- 

34 

6 

4 


20. 

Turzin 

- 

- 

43 

41 

16 


21. 

Mroczen 

Wirsitz 

- 

14 

7 

4 


22. 

Brzeszkowo 

Wongrowiec 

- 

2 

2 

1 


23. 

Karczyn 

- 

- 

48 

15 

2 


24 

Reibnitz 

Breslau 

Breslau 

8 

8 

4 


25. 

Tscheschen 

Neumarkt 

- 

8 

1 

1 


26 

Peterswalde 

Reichenbach 

- 

1 

1 

1 


27. 

Scherrswaldau 

- 

- 

2 

2 

2 


28. 

Kruram-Wohlau 

Wohlau 

- 

15 

15 

2 


29. 

Nieder-Prausnitz 

Jauer 

Liegnitz 

6 

3 

3 


30. 

G rottkau 

Grottkau 

Oppeln 

10 

10 

l 

7 Gehöfte. 

31 

Schönwitz 

Neustadt 

- 

8 

4 

3 


32. 

Neuhof 

- 

- 

1 

1 

1 


33. 

Lonschnik 

- 

- 

6 

4 

3 


34. 

Baranowitz 

- 

- 

32 

14 

1 


35. 

Gröst 

Querfurt 

Merseburg 

2 

2 

1 


36 

Rossbach 

- 

- 

1 

l 

1 


37. 

Reichartswerben 

Weissenfels 

- 

2 

2 

1 


38. 

Weissenfels 

- 

- 

7 

7 

2 

2 Gehöfte. 

39. 

Gülzow 

Lauenburg 

Schleswig 

4 

4 

1 


40. 

Umstand 

Essen 

Düsseldorf 

3 

3 

1 


41. 

Einhart 

Sigmaringen 

Sigmaringen 

5 

5 

2 





Summa 

623 

| 308 

101 



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56 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


erwähnten Sinne behaftet bezeichnet werden, führt das statistische 
Material im Berichtsjahre als an Lungenrotz erkrankt an: 

im ersten Quartal 23 Pferde, 

- zweiten 24 

- dritten 33 

- vierten 21 

Zusammen 101 Pferde. 

und hierzu kommen noch die während des 4. Quartals in Kray, Land¬ 
kreis Essen, Reg.-Bez. Düsseldorf (S. 50) getödteten 34 Pferde, welche 
zum grössten Theil lediglich mit Lungenrotz behaftet gewesen sein 
sollen. Genauere Angaben kann der betreffende Kreisthierarzt nicht 
machen, weil er erkrankt gewesen ist und an seiner Stelle ein nicht 
beamteter Thierarzt die Sectionen ausgeführt bat. 

Aus der Tabelle Seite 55, in welcher wir die in den Tabellen 
zur Viehseuchen-Statistik erwähnten Fälle von Lungenrotz zusammen¬ 
gestellt haben, ergiebt sich, dass diese Form der Rotz-Wurm- 
krankheit besonders häufig in den Reg.-Bez. Marienwerder 
und Bromberg beobachtet worden ist, und dass die meisten 
Erkrankungen an Lungenrotz auf solche Bestände entfallen, in denen 
die Seuche eine grosse Anzahl von Pferden ergriff oder längere Zeit 
hindurch fortherrschte. 

ln den beiden ersten Quartalen des Berichtsjahres übersandten 
die beamteten Thierärzte die Lungen derjenigen Pferde, bei denen 
lediglich die krankhaften Veränderungen des Lungenrotzes gefunden 
wurden, dem pathologischen Institut der Königlichen Thierarzneischule 
in Berlin. Die Lungen von 32 der in Tabelle Seite 55 aufge¬ 
führten, mit Lungenrotz behafteten Pferde sind in dem genannten 
Institute untersucht worden, bei 14 Pferden wurde das Vorhandensein 
der Rotz-Wurmkrankheit bestätigt, 18 Pferde erwiesen sich bei dieser 
Untersuchung nicht mit der Rotzkrankheit behaftet, es konnte kein 
sicherer Fall von ausschliesslichem Lungenrotz durch diese Unter¬ 
suchungen festgestellt werden. Wir stellen die Resultate bezüglich 
der beiden Reg.-Bez., in denen die zahlreichsten Fälle von Lungenrotz 
beobachtet wurden, wie folgt, zusammen. 

Reg.-Bez. Marienwerder. Reg-Bez. Bromberg. 

Mit Lungenrotz behaftet. 

Im pathologischen Institut zu Berlin 
wurden untersucht die Lungen von 
Hierbei wurde das Vorhandensein der 
Krankheit bestätigt bei ....... 

nicht bestätigt bei. 

In der Tabelle S. 57 haben 


17 Pferde, 

3 Pferden, 
3 


40 Pferde. 

11 Pferden. 

2 

9 


wir darzustellen versucht, in wel- 


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Google 





Rolz-W urmkrankheit. 


57 


Laufende Nummer. 

Regierungs- 

bezw. 

Landdrostei-Bezirk. 

Verseuchte Bestände. 

Auf 

polizeiliche Anordnung 
getödtete Pferde. 

Grössere Güter. 

Kleinere Landwirthschaften. 

Pferde zu Reisen und Fuhr¬ 
werk benutzt. 

Unbestimmt. 

Zusammen. 

Grössere Guter. 

Kleinere Landwirthschaften. 

Pferde zu Reisen und Fuhr¬ 
werk benutzt. 

Unbestimmt. 

Zusammen. 

1. 

Königsberg . 

2 

11 

9 

1 

23 

4 

35 

19 

1 

59 

2. 

Gumbinnen. 

2 

5 

3 

— 

10 

26 

10 

3 

— 

39 

3. 

Danzig. 

5 

14 

_ 

4 

23 

24 

30 

— 

4 

58 

4. 

Marienwerder .... 

17 

26 

10 

7 

60 

92 

46 

22 

8 

168 

5. 

Potsdam. 

1 

6 

3 

2 

12 

8 

17 

21 

2 

48 

6 

Frankfurt. 

1 

10 

— 

2 

13 

17 

13 

— 

2 

32 

7. 

Berlin. 

— 

— 

6 

— 

6 

— 

— 

29 

— 

29 

8. 

Stettin. 

2 

2 

2 

2 

8 

4 

8 

5 

2 

19 

9. 

Köslin. 

1 

6 

5 

4 

16 

1 

8 

7 

4 

20 

10. 

Stralsund. 

1 

1 

3 

— 

5 

2 

6 

5 

— 

13 

11. 

Posen . 

29 

20 

14 

2 

65 

134 

; 38 

16 

2 

190 

12. 

Bromberg. 

20 

18 

8 

— 

46 

128 

37 

16 

— 

181 

13 

Breslau . 

9 

20 

29 

4 

62 

41 

60 

51 

5 

157 

14. 

Liegnitz. 

5 

13 

5 

4 

27 

11 

19 

6 

5 

41 

15. 

Oppeln. 

4 

13 

25 

8 

50 

27 

28 

34 

9 

98 

16. 

Magdeburg . 

2 

5 

5 

2 

14 

12 

11 

7 

3 

33 

17. 

Merseburg. 

3 

9 

8 

4 

24 

8 

14 

12 

7 

41 

18. 

Erfurt. 

— 

1 

— 

— 

1 

— 

1 

— 

— 

1 

19. 

Schleswig. 

— 

5 

1 

3 

9 

— 

12 

1 

4 

17 

20. 

Hannover . 

— 

— 

3 

4 

7 

— 

— 

3 

4 

7 

21. 

Hildesheim . 

— 

4 

5 

6 

15 

— 

5 

7 

7 

19 

22 

Lüneburg . 

— 

— 

1 

1 

2 

— 

— 

1 

1 

2 

23. 

Stade . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

24. 

Osnabrück . 

— 

1 

1 

2 

4 

— 

2 

2 

2 

6 

25. 

Aurich. 

— 

— 

— 

— 

. — 

— 

— 

— 

— 

— 

26. 

Münster. 

— 

— 

1 

— 

1 

— 

— 

1 

— 

1 

27. 

Minden. 

— 

— 

2 

— 

2 

— 

— 

2 

— 

2 

28. 

Arnsberg . 

— 

— 

‘2 

2 

4 

— 

— 

3 

2 

5 

29. 

Kassel. 

— 

1 

2 

— 

3 

— 

1 

2 

— 

3 

30. 

Wiesbaden. 

— 

2 

— 

2 

4 

— 

5 

— 

2 

7 

31. 

Koblenz. 

— 

3 

— 

— 

3 

— 

6 

— 

— 

6 

32. 

Düsseldorf. 

— 

1 

1 

1 

3 

— 

1 

33 

3 

37 

33. 

Köln. 

— 

•2 

— 

— 

2 

— 

2 

— 

— 

2 

34. 

Trier. 

— 

2 

2 

1 

5 

— 

2 

5 

2 

9 

35 

Aachen. 

— 

— 

2 

1 

3 

— 

— 

2 

1 

3 

36. 

Sigmaringen. 

— 

1 


1 

2 

— 

5 

— 

1 

6 


Summa 

104 

202 j 

158 

70 

534 

539 

422 

315 

83 

1359 


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58 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


ehern Verhältniss sich die auf polizeiliche Anordnung ge- 
tödteten rotz-wurmkranken Pferde und die Bestände, zu 
welchen dieselben gehörten, auf grössere Güter, kleinere 
Landwirthschaften bezw. auf solche Besitzer vertheilen, 
deren Pferde gewerbsmässig in erster Linie zum Transporte 
von Personen und Gütern verwendet werden. Diejenigen Be¬ 
stände und Pferde, deren Benutzung aus dem statistischen Material 
nicht ersichtlich ist, haben wir in Colonne „unbestimmt“ besonders 
aufgeführt. Die gefallenen und die auf Veranlassung der Besitzer 
getödteten Pferde haben bei Aufstellung der Tabelle keine Berück¬ 
sichtigung gefunden. 

Von den Beständen, in denen Pferde auf polizeiliche Anordnung 
getödtet wurden, entfallen: 


Auf grössere Güter. 

Klein. Landwirthsch. 

Fuhrwerksbetr. 

Unbestimmt. 

im 1. Quartal 20,46 pCt. 

39,77 pCt. 

21,05 pCt. 

18,72 pCt. 

- 2. - 27.92 - 

37,66 - 

24,68 - 

9,74 - 

- 3 - 22,45 - 

30,60 - 

36,05 - 

10,90 - 

- 4. - 24,34 - 

42,76 - 

28,30 - 

4,60 - 

Im Berichtsj. 19,48 pCt. 

37,83 pCt. 

29,59 pCt. 

13,10 pCt. 

Durcbschn. im 




J. 1881/82 24.32 - 

36,37 - 

27,76 - 

11,64 • 

Im Berichtsj. — 4,74 pCt. 

-f” 1,46 pCt. 

+ 1,83 pCt. 

+ 1,46 pCt. 

Berechnet man dieselben Verhältnisszahlen für die 

Provinzen 

Ostpreussen, Westpreussen, Brandenburg 

(excl. Berlin), 

Pommern, 

Posen und Schlesien, so 

stellen sich dieselben, wie folgt: 


Auf grössere Güter. 

Klein. Landwirthsch. 

Fuhrwerksbetr. 

Unbestimmt 

im 1. Quartal 25,19 pCt. 

40,00 pCt. 

21,48 pCt. 

13,33 pOt 

- 2. - 33,07 - 

39,37 - 

21,26 - 

6,30 - 

- 3. - 26,96 - 

35,65 - 

27,83 - 

9,56 - 

- 4. - 28,92 - 

42,15 - 

26,45 - 

2,48 - 

Im Berichtsj. 23,57 pCt. 

39,29 pCt. 

27,62 pCt 

9,53 pCt. 

Durcbschn. im 




J. 1881/82 30,69 - 

38,31 - 

21,42 - 

9,58 - 

ImBerichtsj. — 7,12 pCt. 

+ 0,98 pCt. 

+ 6,20 pCt. 

— 0,06 pCt. 

Von den auf polizeiliche Anordnung getödteten Pferden entfallen: 

Auf grössere Güter. 

Klein. Landwirthsch. 

Fuhrwerksbetr. 

Unbestimmt. 

im 1. Quartal 34,42 pCt. 

38,88 pCt. 

16,32 pCt. 

10,38 pCL 

- 2. - 43,00 - 

34,70 - 

16,10 - 

6,20 - 

- 3. - 47,81 - 

20,00 - 

25,63 - 

6,56 - 

- 4. - 34,56 - 

30,33 - • 

33,25 - 

1,86 - 

Im Berichtsj. 39,66 pCt. 

31,05 pCt. 

23,18 pCt. 

6,11 pCt. 

Durcbschn. im 




J. 1881/82 45,10 - 

26.22 - 

23,36 - 

5.32 - 

ImBerichtsj. —5,44 pCt. 

-f- 4,83 pCt. 

— 0,18 pCt. 

+ 0,79 pCt. 


Berechnet man diese Verhältnisszahlen für die Provinzen Ost- 


Digitized by ^.ooQle 


Rotz-Wurmkrankh eit. 


59 


prcussen, Westpreussen, Brandenburg (exel. Berlin), Pommern, Posen 
und Schlesien, so kommt man zu folgendem Resultat: 


Auf grössere Guter. Klein. Landwirthsch. Fuhrwerksbetr. Unbestimmt 


im 1. Quartal 

40,60 pCt. 

37,10 

- 2. - 

50,37 - 

35,30 

- 3. - 

47,81 - 

20 00 

- 4 - 

41.72 - 

31,12 


Im Berichtsj. 46,21 pCt. 31,62 


pCt. 15,60 pCt. 6,70 pCt. 

10,66 - 3,67 - 

25,63 - 6,56 - 

-_26.16 - 1,00 - 


pCt. 18,25 pCt. 3,92 pCt. 


Durchschn. im 


J 

Im] 

. 1881/82 55,70 - 

25.99 - 


14,00 

- 

4,31 - 

Berich tsj. — 9,49 pCt. 

+ 5,63 pCt. 

+ 4,25 pCt. 

— 0,39 - 

u 

o 

£ 

£ 

3 

TT 

C 

«£ 

3 

rt 

uJ 

Ortschaft. 

Kreis. 

Regierungs- 

Bezirk. 

y Bestand der ver- 
3. seuchten Gehöfte. 

<p 

“0 Auf polizeiliche 

3 Anordnung ge- 
tödtet. 

"0 Bei der Section 
nicht rotzkrank 
a* befunden. 


1i 

Skomatzko 

Lyck 

Gumbinnen 

41 

20 

7 


2 

Strassburg 

Strassburg 

Marie n werder 

7 

6 

1 


3 

Ketzin 

Ost-Havelland 

Potsdam 

22 

18 

2 


4 

Srailewo 

Samter 

Posen 

46 

11 

5 


5 

Bodgay 

Schroda 

- 

27 

14 

10 


6. 

Staykowo 

Czarnikau 

Bromberg 

5 

4 

3 


7. 

Czecby 

Gnesen 

- 

19 

13 

1 


8. 

Mamlice 

Schubin 

- 

64 

5 

1 


9. 

Reusdorf 

- 

- 

34 

6 

2 


10. 

Reibnitz 

Breslau, Land 

Breslau 

8 

8 

l 


11. 

Krumm- 

Wohlau 

- 

15 

15 

6 



Wohlau 







12. 

Grottkau 

Grottkau 

Oppeln 

10 

10 

5 

Bestand von 6 








Fuhrleuten. 

13 

Przelaika 

Kattowitz 

- 

11 

4 

1 


14. 

Oppeln 

Oppeln 

- 

2 

2 

1 


15 

Pogrzebin 

Ratibor 

- 

1 

1 

1 


16. 

Gr.-Wegenitz 

Osterburg 

Magdeburg 

12 

12 

1 


17. 

Seeburg 

Mansfelder 

1 Merseburg 

35 

6 

1 




Seekreis 






18 

Gröst 

Querfurt 

- 

2 

2 

1 


19. 

Bornstedt 

Sangerhausen 

- 

1 

1 

1 


20. 

Reicharts- 

Weissenfels 

- 

3 

3 

2 

2 Gehöfte. 


werben 







21 

Weissenfels 

- 

- 

3 

3 

2 


22. 

Zeitz 

Zeitz 

- 

5 

4 

2 


23. 

Gülzow 

Lauenburg 

Schleswig 

4 

4 

1 


24. 

Dudweiler 

Saarbrücken 

Trier 

116 

4 

1 


25. 

Heusweiler 

. 

- 

2 

2 

1* 

* Landgestüts- 








hengst. 




Summa 

495 

178 

60 



Digitized by ^.ooQle 







60 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


Die Berechnung zeigt, dass die Verbreitung der Rotz-Wurmkrank- 
heit und die in Folge derselben eingetretenen Verluste unter den Be¬ 
ständen grösserer Güter erheblich abgenomraen haben. Dagegen macht 
sich eine nicht unbedeutende Steigerung, sowohl was die Zahl der 
verseuchten Bestände, als auch was die Höhe der Verluste anbelangt, 
unter den Pferden kleinerer Landwirtschaften und — besonders in 
den östlichen Provinzen — unter den Pferden bemerklich, welche ge¬ 
werbsmässig zum Transport von Gütern und Personen benutzt werden. 

Bei 60 auf polizeiliche Anordnung getödteten Pferden, 
== 4,42 pCt., wurde das Vorhandensein der Rotz-Wurm- 
krankheit durch die Section nicht bestätigt. Die Zusammen¬ 
stellung dieser Fälle in der Tabelle S. 59 und deren Vergleichung 
mit den Angaben über grössere Rotzausbrüche in den einzelnen Pro¬ 
vinzen, zeigt, dass es sich in den Fällen 6, 12, 14, 15, 18, 19, 21, 
23 und 25 der Tabelle um eine schnelle Tilgung der Rotz-Wurm¬ 
krankheit durch Tödtung auch der Pferde, welche lediglich der An¬ 
steckung verdächtig waren, gehandelt hat. Alle übrigen in der Tabelle 
aufgeführten Pferde gehörten Beständen an, welche entweder als alte 
Rotzherde bezeichnet werden müssen, oder in denen zur Seuchetilgung 
der ganze Bestand oder doch ein grosser Theil desselben getödtet 
wurde. 

Das statistische Material enthält keine Mittheilungen über 
etwa vorgekomraene Erkrankungen von Menschen in Folge 
einer Infection durch dasContagium der Rotz-Wurmkrankheit. 

Die von den Provinzial- bezw. Communalverbänden an 
Entschädigungen für auf polizeiliche Anordnung getödtete 
bezw. vor der bereits angeordneten Tödtung gefallene rotz¬ 
wurmkranke Pferde gezahlten Geldbeträge haben wir in 
der folgenden Tabelle zusammengestellt und zur Verglei¬ 
chung die entsprechenden Summen des Jahres 1881/82 hin¬ 
zugefügt: 




Berichtsjahr 

Berichtsjahr 



1881/82. 


1882/83. 




Mark 

Pf. 

Mark 

Pf. 

1 . 

Provinz Ostpreussen. 

30702 

57 

14029 

75 

2. 

Westpreussen. 

90480 

13 

47019 

— 


Latus 

121182 

70 

61048 

75 


Digitized by 


Google 







Rotz-Wurmkrankheit. 


61 




Berichtsjahr 

1881/82. 

Mark Pf. 

Berichtsjahr 
. 1882/83. 

Mark Pf. 


Transport 

121182 

70 

61048 

75 

3. 

Provinz Brandenburg ausschliess¬ 
lich Berlin. 

41395 

50 

29552 

76 

4. 

Berlin. 

11789 

16 

5455 

_ 

5. 

Provinz Pommern . 

30230 

33 

16303 

_ 

6. 

Posen . 

111182 

25 

88121 

75 

7. 

Schlesien. 

57805 

44 

74171 

70 

8. 

Sachsen . 

24684 

68 

18572 1 

26 

9. 

Schleswig - Holstein aus¬ 
schliesslich Herzogthum 
Lauenburg . 

4355 

25 

1473 

75 

10. 

Kreis Herzogthum Lauenburg . . . 

— 

— 

4284 

73 

11. 

Provinz Hannover . 

24953 

97 

10568 

63 

12 

Westfalen. 

2195 

— 

1430 

63 

13. 

Reg.-Bez. Kassel. 

7143 

75 

2943 

75 

14. 

Wiesbaden ausschliessl. 
Frankfurt a. M. 

412 

50 

3052 

50 

15. 

Frankfurt a. M. 

562 

50 

— 

— 

16. 

Rheinprovinz. 

73741 

75 

25957 

50 

17. 

Hohenzollernsche Lande. 

155 


120 



Summa 

511789 

78 

343056 

70 


Mithin beträgt die Gesammtsumme der gezahlten Ent¬ 
schädigungen für auf polizeiliche Anordnung getödtete 
Pferde 

168733 Mark 8 Pfennige 

weniger als im vorhergehenden Jahre. Nur in Schlesien, in 
Schleswig-Holstein, einschliesslich des Herzogthums Lauenburg und im 
Reg.-Bez. Wiesbaden ist der Betrag der Entschädigungen höher, in 
allen übrigen Provinzen hat derselbe sich mehr oder weniger bedeu¬ 
tend vermindert. 

Die Entschädigung für ein auf polizeiliche Anordnung getödtetes 
Pferd beträgt im Durchschnitt 

252 Mark 43 Pfennige 

oder 1 Mark 31 Pfennige mehr als im vorigen Berichtsjahr. 

Zur Deckung der Entschädigungssummen sind in den 
beiden letzten Jahren von den Pferdebesitzern an Beiträgen 
erhoben worden: 


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62 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten« 




Berichtsjahr 1881/82. 

Berichtsjahr 1882/83. 



Beitrag 
für jedes 
Pferd. 

Pf. 

Mark. 

Pf. 

Beitrag 
für jedes 
Pferd. 

Pf. 

Mark. 

_Pf 

1. 

Provinz Ostpreussen .... 

20 

71148 

80 

_ 

_ 

___ 

2. 

Westpreussen . . . 

40 

75993 

60 

60 

112562 

60 

3. 

Brandenburg (aus- 
schliessl. Berlin). 

14 

4 31799 

04 

18 

1 41472 

36 

4. 

Berlin. 

60 

1 15822 

80 

30 

1 7859 

10 

5. 

Provinz Pommern. 

— 

— 

— 

20 

35817 

— 

6. 

Posen. 

20 

38668 

20 

40 

79326 

60 

7. 

Schlesien. 

24,916 

1 64869 

60 

29,4746 

1 77526 

05 

8. 

Sachsen . 

18 

s 30998 

96 

15 

’ 25577 

13 

9. 

Schleswig-Holstein 
(ausschliessl. Her- 
zogth. Lauenburg) 







10. 

Kreis Herzogth. Lauenburg . 

10 

743 

10 

60 

4439 

31 

11. 

Provinz Hannover. 

0,3 

* 5957 

70 

14 

* 26674 

62 

12. 

Westfalen. 


— 

— 

30 

* 512 

10 

13. 

Reg.-Bez. Kassel. 

20 

9385 

20 

20 

9206 

80 

14. 

Wiesbaden (aus¬ 
schliessl. Frank¬ 
furt a. M.) ... 




30 

4761 

60 

15. 

Frankfurt a. M. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

16. 

Rheinprovinz. 

20 

1 27724 

60 

35 

4 26290 

25 

17. 

Hohenzollernsche Lande . . 

50 

1 2821 

— 

50 

4 2761 

— 


Summa 

i 

375932 

60 


453786 

52 


Aus der Staatskasse wurden an Entschädigungen für 
auf polizeiliche Anordnung getödtete Pferde 24045 Mark 
11 Pfennige — 29334 Mark 59 Pfennige weniger als im vor¬ 
hergehenden Jahre — gezahlt, wie die nachstehende Verglei¬ 
chung zeigt: 


1 Die Angaben beziehen sich auf das Kalenderjahr 1882. 

1 Die Beitrage sind zur Deckung der im Kalenderjahr 1881 gezahlten Ent¬ 
schädigungen erhoben. 

* Nur von Eseln, Mauleseln und Maulthieren erhoben. 

4 Die Angaben beziehen sich auf die Zeit vom 1. Januar 1882 bis 31. März 
1883. 


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Maul- und Klauenseuche. 


63 




Etatsjahr 

1881/82. 

Mart Pf. 

Etatsjahr 

1882/83. 

Mark 

Pf. 

1. 

Provinz Ostpreussen. 

1965 

17 

1134 


2. 

Westpreussen. 

7283 

33 

836 

96 

3. 

Brandenburg. 

3755 

75 

1484 

33 

4. 

Pommern. 

12952 

35 

1148 

33 

5. 

Posen. 

5311 

— 

7573 

33 

6. 

Schlesien. 

11562 

— 

4695 

99 

7. 

Sachsen . 

938 

27 

3964 

67 

8 

Schleswig-Holstein. 

1402 

— 

430 

— 

9. 

Hannover. 

790 

— 

285 

— 

10. 

Westfalen. 

287 

50 

851 

— 

11. 

Hessen-Nassau. 

194 

— 

— 

_ 

12. 

Rheinprovinz. 

6938 

33 

1641 

50 

13. 

Hohenzollemsche Lande. 

— 

— 

— 

— 


Summa 

53379 

70 

24045 

F 7 


4. Die Maul- und Klauenseuche. 

Wie wir in früheren Berichten ausgeführt haben, kann nur die 
Zahl der Kreise und Ortschaften, in denen Ausbrüche dieser Krank¬ 
heit beobachtet wurden, annähernd einen Massstab abgeben, nach 
welchem man im Stande ist, die Verbreitung der Maul- und Klauen¬ 
seuche zu beurtheilen. Die Zahlen des statistischen Materials, welche 
sich auf die verseuchten Gehöfte bezw. auf die erkrankten Wieder¬ 
käuer und Schweine beziehen, sind ganz werthlos, da eine Constatirung 
der Maul- und Klauenseuche nach § 15 des Reichsgesetzes vom 23. Juni 
1880 in der Regel nur bei dem ersten Ausbruch in einem Orte oder 
in einer Gegend stattfindet, und die beamteten Thierärzte daher nur 
höchst ausnahmsweise in der Lage sind, genauere Mittheilungen über 
die Verbreitung der Seuche in einem bestimmten Orte oder in dessen 
unmittelbarer Nachbarschaft zu machen. 

Wie die Vergleichung am Fusse der Tabelle S. 64 u. 65 zeigt, 
hatte die Verbreitung der Maul- und Klauenseuche vom 1. bis zum 
3. Quartal des vorigen Berichtsjahres stetig und in auffallender Weise 
abgenommen und auch noch während des 4. Quartals einen niedrigen 
Stand behalten. 

Im 1. Quartal des Berichtsjahres verminderte sich die Zahl 
der Ausbrüche noch weiter und in so bedeutendem Umfange, dass die 
Provinzen Westpreussen, Pommern, Hannover, Hessen-Nassau, die 


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64 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 




Im ersten Quartal 


Im zweiten Quartal 


Im drit 

*-«* 

<v 



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erkrankt 


c 

V 

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V*- 

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erkrankt 


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- 

J 

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Laufende Nomm 

Provinz. 

Zahl der Kreise. 

ja 

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u 

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u 

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TT 

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N 

Zahl der Gehöft« 

St. Rindvieh. 

Schafe. 

Schweine. 

Zahl der Kreise. 

J3 

O 

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k. 

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S3 

Zahl der Gehöft« 

St. Rindvieh. 

Schafe. 

Schweine. 

c5 

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2 

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JC 

a ] 

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C 

u 

•c 

S 

1. 

Ostpreussen. 

1 

1 

1 

15 


— 

2 

2 

2 

5 

— 

— 

6 

12 

n 

2. 

Westpreussen .... 

— 

— 

— 

— 

— 


5 

10 

10 

133 

79 

— 

3 

8 


3. 

Brandenburg .... 

2 

2 

2 

32 

— 

— 

1 

l 

1 

2 

— 

— 

21 

61 

77 

4. 

Pommern. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

6 

— 

— 

5 

7 


5. 

Posen. 

1 

1 

1 

50 

_ 

_ 

13 

21 

43 

628 

_ 

218 

17 

50 

K 

6. 

Schlesien. 

3 

4 

5 

32 

— 

— 

15 

25 

34 

210 

69 

192 

30 

70 

1091 

7. 

Sachsen . 

4 

4 

4 

120 

— 

— 

10 

15 

27 

131 

75 

53 

22 

81 

114 

8. 

Schleswig-Holstein . 

1 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

- 

1 

1 

t 

9. 

Hannover. 







4 

7 

7 

104 



6 

$ 

70 

10. 

Westfalen. 

1 

1 

1 

6 

_ 

_ 

2 

3 

3 

30 

_ 

7 

8 

11 

1 11 

11 . 

Hessen-Nassau . . . 

— 

— 

— 

— 

__ 

— 

1 

1 

1 

2 

— 

— 

13 

30 

$3 

12. 

Rheinprovinz .... 

— 

— 

- 

— 


— 

3 

3 

3 

9 

— 

40 

22 

56 

: 77 

13. 

Hohenzollernsche 
Lande . 















- 


Summa 

13 

14 

15 

256 

— 

— 

57 

89 

132 

1260 

223 

510 

154 

395 

682 


Im Berichtsjahre 
1881/82 .... 

122 

283 

600 

1 

7493 

8 

42 

48 

77 

267 

2877 

120 

6 

19 

23 

29 


Im Berichtsjahre 
1882/83: mehr 







9 

12 

_____ 


103 

501 

135 

372 

[ 

653 


weniger 

109 

269 

585 

7237 

8 

42 

— 


135 

1617 

— 

— 

— 

— 

— 


Digitized by ^.ooQle 





















Maul- und Klauenseuche. 


65 


ten Quartal 


Im 

vierten Quartal 



Im Berichtsjahre 

Regierungs- bezw. 

erkrankt 


c 

<L 

u> 

eS 


erkrankt 


c 

3 

C! 

erkrankt 

Landdrostei - Bezirke, 

in denen die Maul- u. 

X3 

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2 

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e 

’S 

* 

xz 

o 

CO 

Klauenseuche nicht 
aufgetreten ist, nebst 
Angabe der seuche- 
frei gebliebenen Quar¬ 
tale. 


205 

208 

7 

39 

65 

739 

— 

106 

11 

54 

1047 

205 

314 

Gumbinnen 1 2.4.Qu. 

275 

— 

40 

9 

21 

21 

1075 

— 

73 

12 

37 

1483 

79 

113 

Danzig 1. Quartal. 
Marienwerder 1. Qu. 

1999 

898 

24 

24 

80 

98 

2335 

750 

265 

30 

139 

4368 

1648 

289 

Frankfurt 2. Quartal. 
Berlin 1. 2. 4. Qu. 

184 

10 


9 

19 

28 

424 


15 

11 

27 

614 

10 

15 

Stettin 1. 2. Quartal. 
Köslin l. Quartal. 
Stralsund 1. 2. Qu. 

1844 

340 

47 

12 

61 

66 

2416 

662 

77 

23 

128 

4938 

1002 

342 

Bromberg 1. Quartal. 

1381 

4 

103 

40 

104 

135 

2948 

831 

119 

52 

198 

4571 

904 

414 

Breslau 1. Quartal. 

2421 

— 

58 

24 

111 

168 

5609 

651 

— 

31 

201 

8281 

726 

111 


11 

— 

— 

3 

4 

4 

43 

— 

- 

4 

6 

55* 


— 

Schleswig 2. Quartal. 

210 

120 

7 

10 

25 

28 

383 

250 

4 

13 

40 

697 

370 

11 

Hannover 1. 3. Qu. 
lJildesheim 1. Qu. 
Lüneburg 1. 2. Qu. 
Stade 1. 2. 3. Qu. 
Osnabrück 1. 2. Qu. 
Aurich 1. 2. 3. 4. Qu. 

115 

— 

41 

14 

35 

42 

334 

100 

76 

19 

48 

4S5 

100 

124 

Münster 1. 3 Qu. 
Minden 1.2. Quartal. 

474 

70 

— 

12 

18 

27 

328 

— 


18 

47 

804 

70 

— 

Kassel 1. Quartal. 
Wiesbaden 1. 2. Qu. 

648 

1320 

28 

27 

55 

68 

433 

225 


33 

113 

1090 

1545 

68 

Koblenz 1. 2. Qu. 
Düsseldorf 1. Quartal. 
Köln 1. 2. Quartal. 
Trier 1. Quartal. 
Aachen 1. Quartal. 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

22 

— 

- 

1 

1 

22 

— 

— 

Sigmaringen 1 2.3.Qu. 

9850 

2967 

556 

192 

573 

751 

17089 

34G9 

735 

258 

1039 

28455 

6659 

1801 


418 

514 

5 

30 

44 

49 

1112 

— 

16 

169 

422 

11900 

642 

69 


9432 

2453 

551 

162 

529 

702 

15977 

3469 

719 

89 

| 617 

16555 

6017 

1732 



Arehir f. wiusensch. u. prnkt. Thierheilk. IX. Suppl.-Heft 2. 5 


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66 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


Rheinprovinz und die Hohenzollemschen Lande seuchefrei blieben, und 
sich das Auftreten der Krankheit in den übrigen Provinzen auf zu¬ 
sammen 15 Ortschaften beschränkte. Nur in einem Orte des Reg.- 
ßez. Liegnitz verbreitete sich die Seuche — und zwar durch Führen 
einer Kuh zum Bullen — auf ein zweites Gehöft. Zwei Ausbrüche 
wurden durch den Ankauf von krankem Rindvieh, ebenso viele durch 
den Ankauf von kranken Treiberschweinen vermittelt. In allen übrigen 
Fällen wird die Einschleppung entweder nicht erwähnt oder ausdrück¬ 
lich bemerkt, dass dieselbe um so unerklärlicher blieb, als ein An¬ 
kauf von Wiederkäuern und Schweinen nicht stattgefunden hatte, und 
weit und breit von dem Herrschen der Aphthenseuche nichts be¬ 
kannt war. 

Nur bezüglich des einen Ausbruches in Vitzenburg, Kr. Querfurt, 
wird erwähnt, dass die Krankheit vorwaltend in Form der Klauen¬ 
seuche und wegen des gleichzeiten Herrschens der Schlempemauke in 
dem betreffenden Bestände sehr bösartig auftrat. 

Während des 2. Quartals erlangte die Aphthenseuche schon 
eine zum Theil erhebliche Verbreitung in den an der östlichen Landes¬ 
grenze liegenden Provinzen Westpreussen, Posen, Schlesien und ausser¬ 
dem in der Provinz Sachsen, kein Regierungs-Bezirk in diesen 4 Pro¬ 
vinzen blieb seuchefrei. Die zahlreichen Ausbrüche in der Provinz 
Posen konnten fast durchweg mittelbar oder unmittelbar auf Ein¬ 
schleppung durch aus Polen importirte Schweine zurückgeführt wer¬ 
den, ausserdem sollen mehrfach die Schweine der Dienstlcute zur Ver¬ 
breitung der Seuche beigetragen bezw. die Infectionen an den Verlade¬ 
stellen der Eisenbahnen stattgefunden haben. Im Kreise Pieschen hat 
die Krankheit angeblich den grössten Theil der Viehbestände ergriffen. 
Die Mehrzahl der Ausbrüche in Schlesien ist durch aus Galizien bezw. 
Polen eingeführte aphthenkranke Schweine bedingt worden. Die zahl¬ 
reichsten Ausbrüche entfallen auf Ortschaften an den Strassen, auf 
welchen Schweine galizischen oder polnischen Ursprungs getrieben 
worden waren. Es wurde während dieses Quartals ermittelt, dass der 
grosse galizische Schlachtviehmarkt in Oswienczym sehr stark und 
seit längerer Zeit verseucht wer. Ebenso wurde in Westpreussen die 
Aphthenseuche bei mehreren aus Polen eingeführten Schweinetrans¬ 
porten auf den Grenzbahnhöfen festgestellt und gleichzeitig ermittelt, 
dass die Ausbrüche im Kreise Thorn und in benachbarten Theilen des 
Reg.-Bez. Bromberg durch die Abfuhr von Dungstoffen aus Schläch¬ 
tereien und durch den Verkehr der Rindviehgespanne auf don Bahn- 


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Maul- und Klauenseuche. 


67 


höfen veranlasst worden waren. Das Auftreten der Seuche in dem 
westlichen Theile der Provinz liess sich auf Schweinetransporte zurück¬ 
führen, welche von Osten her mit der Eisenbahn bis Schneidemühl 
befördert wurden. 

Zieht man in Betracht, dass die Ausbrüche in den genannten 
drei Grenzprovinzen der Zeit nach früher als in anderen Landestheilen 
beobachtet wurden, ferner dass auch auf dem Berliner Schlachtvieh¬ 
markt und auf dem zu letzterem gehörenden Schweinemarkt in Rum¬ 
melsburg, ausserdem auf dem Schlachtviehmarkt in Elberfeld zahl¬ 
reiche, aus Oesterreich-Ungarn bezw. Polen eingeführte Schweine mit 
der Aphthenseuche behaftet gefunden wurden, so kann es keinem 
Zweifel unterliegen, dass die Maul- und Klauenseuche durch 
den Import von Schweinen aus dem östlichen Ausland ein¬ 
geschleppt worden ist und durch den Handel mit solchen 
Schweinen eine weite Verbreitung erlangte. Diese Annahme 
wird noch weiter durch die Thatsache unterstützt, dass — abgesehen 
von der Provinz Sachsen — die Zahl der Ausbrüche in den übrigen 
Provinzen keine bedeutende Höhe erlangte und am geringsten in den 
Provinzen blieb, welche, wie z. B. Schleswig-Holstein, Ostpreussen und 
Pommern, Rindvieh und Schweine gar nicht oder doch nur in be¬ 
schränktem Umfange importiren. In der Provinz [Sachsen gab der 
sehr rege Viehhandel Anlass zur Einschleppung der Krankheit, welche 
sich durch Infectionen auf den Viehmärkten nach den verschiedensten 
Richtungen weiter verbreitete. 

Von den 395 Ortschaften, in denen die Aphthenseuche während 
des 3. Quartals auftrat, entfallen: 

20,50 pCt. auf die Provinz Sachsen, 

17,72 - - Schlesien, 

15,44 - - - Brandenburg, 

14,20 - - - Rheinprovinz, 

12,CO - - - Provinz Posen, 

80,46 pCt. auf die genannten 5 Provinzen. 

Die Verbreitung der Aphthenseuche in den Reg.-Bez. Magdeburg 
und Merseburg soll noch viel bedeutender gewesen sein, als das sta¬ 
tistische Material angiebt, namentlich in den Kreisen Jerichow I und 
Wanzleben soll kaum ein Ort von der Seuche verschont geblieben sein. 
Zahlreiche Ausbrüche sind den Berichterstattern nur aus den Veröf¬ 
fentlichungen der Amts- und Kreisblätter bekannt geworden. Im 
Viehpark des landwirtschaftlichen Institutes zu Halle erkrankten die 
Thiere der ausländischen ebenso wie die der einheimischen Racen. 

5* 


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68 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 

Dagegen beschränkte sich das Auftreten der Aphthenseuche im Reg.- 
Bez. Erfurt auf zusammen 4 Ortschaften der Kreise Mühlhausen und 
Ziegenrück. 

Abgesehen von dem stark verseuchten Kreise Schweidnitz und 
einzelnen Ortschaften im Reg.-Bez. Oppeln, kamen in Schlesien zwar 
zahlreiche, jedoch meistens vereinzelt bleibende Ausbrüche der Aphthen¬ 
seuche vor. In der Provinz Brandenburg erlangte die Aphthenseuche 
nur unter den Viehbeständen des Kreises Teltow eine grössere, zum 
Theil ganz allgemeine Verbreitung. Dasselbe war in den Kreisen 
Merzig, Saarbrücken, Aachen, Düren und Schleiden der Rheinprovinz 
der Fall. Heber die zahlreichen Ausbrüche in der Provinz Posen wird 
nur bezüglich weniger Orte erwähnt, dass die Viehbestände aller Ge¬ 
höfte ergriffen wurden. 

Nächstdem waren am stärksten verseucht die Provinzen Hessen- 
Nassau, Westfalen und Ostpreussen. In den übrigen Provinzen wur¬ 
den nur vereinzelte Ausbrüche beobachtet, im Reg.-Bez. Marienwerder 
z. B. nur in 3 Orten des Kreises Thorn, durch welche aus Polen ein¬ 
geführte Schweine getrieben worden waren, und im Reg.-Bez.- Schles¬ 
wig nur unter einem Viehbestände, welcher sich auf dem Hamburger 
Schlachtviehmarkt inficirt hatte. 

Bis zum 10. December 1882, an welchem Tage die Einfuhr von 
Schweinen aus dem östlichen Auslande verboten wurde, ist die Aphthen¬ 
seuche in sehr vielen Fällen durch aus Polen bezw. Oester¬ 
reich-Ungarn eingeführte Schweine auch noch während des 
3. Quartals eingeschleppt worden. Unter 4 Transporten von 
zusammen 611 russischen Schweinen erwiesen sich auf dem Grenz¬ 
bahnhofe Prostken 130 mit der Klauenseuche behaftet. Mehrfach ge¬ 
langten derartig erkrankte, über die Grenzbahnhöfe Prostken, Eydt- 
kuhnen und Alexandrowo aus Polen eingeführte Schweine nach Königs¬ 
berg, Danzig und auch nach Rtmraelsburg bei Berlin. Auf dem Berliner 
Schlachtviehmarkt wurde die Seuche bei 24 grösseren Schweinetrans¬ 
porten constatirt, von diesen stammte einer aus Serbien, die übrigen 
aus Russland, Polen oder Oesterreich-Ungarn. Auch auf den Schlacht¬ 
viehmärkten in Frankfurt a. M. und Elberfeld kamen zahlreiche Fälle 
von Aphthenseuche unter eingeführten Schweinen vor. 

In der Mehrzahl der Ausbrüche konnte die Einschleppung der 
Maul- und Klauenseuche nachgewiesen und auf den Ankauf von er¬ 
krankten oder inficirten Rindern oder Schweinen zurückgeführt werden; 
2 Ausbrüche wurden durch in Holland angekauftes Rindvieh veran- 


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Maul- und Klauenseuche. 


69 


lasst. Die Infection erfolgte vielfach auf Viehmärkten, in Gastställen, 
während des Eisenbahntransportes oder in den Ställen der Viehhändler. 
Die Seuche trat an vielen Orten zuerst in Gehöften auf, deren 
Besitzer Gastwirthschaft oder das Fleischergewerbe betrieben. Ganz 
besonders häufig haben die Schlachtviehmärkte in den grossen Städten 
Anlass zur Verbreitung der Maul- und Klauenseuche auf weitere Ent¬ 
fernungen gegeben; die Verbreitung in denselben Orten oder auf Be¬ 
stände benachbarter Ortschaften erfolgte nicht nur durch Berührung 
kranker und gesunder Thiere auf den Weiden, Feldern, Strassen u.s.w., 
sondern auch durch Zwischenträger; als solche werden vielfach auch 
Fleischer und Handelsleute, an deren Kleidern das Contagium der 
Aphthenseuche haftete, und die Wagen genannt, deren sich die Flei¬ 
scher zu ihrem Gewcrbsbetriebe bedienen. 

Während des 4. Quartals blieben nur der Reg.-Bez. Gumbinnen, 
der Landdr.-Bez. Aurich und das in Berlin einheimische Vieh frei von 
der Aphthenseuche, deren Auftreten sich in den Reg.- bezw. Landdr.- 
Bez. Köslin, Stralsund, Schleswig, Lüneburg, Stade, Osnabrück, Min¬ 
den, Wiesbaden, Trier und Sigmaringen auf 1 bis incl. 5 Ortschaften 
beschränkte, ln den übrigen Reg.- bezw. Landdr.-Bez. erlangte die 
Seuche eine bedeutende, in einzelnen Kreisen sogar eine derartige Ver¬ 
breitung, dass nur wenige Viehbestände verschont wurden. 

In der Tabelle S. 70 haben wir versucht, die Angaben des 
statistischen Materials über die Einschleppung der Maul¬ 
und Klauenseuche im 4. Quartal übersichtlich zusammen¬ 
zustellen. Bezüglich der Ausbrüche in 233 Ortschaften wird die 
Einschleppung theils nicht erwähnt, theils mitgetheilt, dass dieselbe 
nicht aufgeklärt werden konnte. Es dürfte jedoch anzunehmen sein, 
dass ein bedeutender Theil dieser Ausbrüche durch Berührung mit 
krankem Vieh der Nachbarschaft oder durch Zwischenträger vermittelt 
wurde. 

In 159 Ortschaften erfolgte der Ausbruch durch Ankauf von 
krankem oder inficirtem Rindvieh, hierunter befinden sich 47 
Ortschaften, in denen das angekaufte Vieh aus Bayern eingeführt 
worden war; in 2 Ortschaften stammte das Vieh, welches die Ein¬ 
schleppung vermittelte, aus den Niederlanden, in je einer Ortschaft 
aus Ostfriesland, Braunschweig oder Württemberg. Sehr häufig dürfte 
jedoch die Infection nicht in der Heimath der betreffenden Thiere, 
sondern auf dem Transporte oder in den Ställen der Viehhändler statt¬ 
gefunden haben. Aus dem Reg.-Bez. Magdeburg wird berichtet, dass 


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70 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiton, 


Laufende Nummer. 

Regierungs- 

bezw. 

Landdrostei 

Bezirk. 

Zahl der Ortschatten, in denen 
Ausbrüche der Aphthenscuche 
.stattfanden. 

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2 S c 

3 % « 

-c 

durch Zwischenträger. I 

Zahl der Ortschaften, in denen 

dieEinschleppung nicht erwähnt 

wird, oder unbekannt blieb. 

Bemerkungen. 

1. 

Königsberg 

39* 

5 

17 

3 


11 

*30 Ortsch im Kr Neidenburg. 

2 

Gumbinnen 

— 

— 

- 

— 


— 


3. 

Danzig 

13 

8 


— 


5 


4. 

Marienwerder 

8 

4 

2 

— 


2 


5 

Polsdam 

43 

3 

13 

2 

3 

22 


6. 

Frankfurt 

37 

2 

25 

— 


6 


7 

Berlin 

— 

— 

— 

— 


— 


8. 

Stettin 

14 

7 

4 

— 


3 


9. 

Köslin 

3 

1 

1 

— 


1 


10 

Stralsund 

2 

— 

— 

— 


2 


11. 

Posen 

23 

5 

2 

— 

1 

15 

Ganz allgemein verbreitet im 
Landkr. Posen. 

12. 

Bromberg 

38 

23 

— 

2 

— 

13 


13 

Breslau 

24 

4 

6 

— 

— 

14 


14 

Liegnitz 

61 

14 

301 

| — 

— 

17 


15. 

Oppeln 

19 

1 

1 6* 

2 

— 

4 

* 2 mal aus Polen, 1 mal aus 
Galizien. 

16. 

Magdeburg 

52 

9 

2 

— 

1 

40 

Kr. Kalbe 16 Ortscb., Kr. Neu¬ 
haldensleben 10 Ortsch. 

17. 

Merseburg 

52 

14 

6 

21 

3 

S 

Ganz allgemein im Kr. Delitsch 
und im M ans fei der See kreise. 

18 

Erfurt 

7 

4 

— 

— 


3 

5 Ortsch. im Kr. Schleusingen. 

19. 

Schleswig 

4 

4* 

— 

— 


— 

* v. Hamb. Schlachtviehmarkt. 

20. 

Hannover 

5 

2 

— 

— 

— 

3 


21. 

ilildesheim 

16 

6 

1 

2 

1 

6 


22 

Lüneburg 

2 

1 

— 

— 

— 

1 


23 

Stade 

I 

1* 

— 

— 

— 

— 

* v. Berlin. Schlachtviehmarkt. 

24 

Osnabrück 

1 

— 


— 

— 

1 


25 

Aurich 

— 

— 

| — 

— 

— 

— 


26. 

Münster 

10 

3 

— 

— 

— 

7 


27. 

Minden 

3 

2 

— 

— 

— 

1 


28. 

Arnsberg 

22 

2 

9 


2 

9 


29. 

Kassel 

15 

7 



— 

8 


30 

Wiesbaden 

3 

— 

— 

1 

— 

2 


31. 

Koblenz 

12 

6 

— 


— 

6 


32. 

Düsseldorf 

16 

3 

2 

1 

— 

10 


33 

Köln 

12 

5 

— 

2 

1 

4 


34. 

Trier 

5 

5 

— 

— 

— 

— 


35. 

Aachen 

10 

1 

— 

— 

— 

9 


36 

Sigmaringen 

1 

1 



— 

— 

- 


Summa 

573 

159 

j 126 

36 

1 1 

19 

233 



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Maul- und Klauenseuche. 


71 


das aus Bayern eingcführtc Vieh in Halle Station macht, um dort von 
den Viehhändlern gemustert und je nach den Bedürfnissen zusamraen- 
gestellt zu werden. Es liegt auf der Hand, dass die Aphthenseuche 
sich unter den Viehtransporten des verschiedensten Ursprunges leicht 
verbreitet, und dass dieselbe von den Depots der grossen Viehhändler 
nach allen Richtungen und auf weite Entfernungen verschleppt wer¬ 
den kann. 

Die Verbreitung der Aphthenseuche durch Ankauf von Schwei¬ 
nen oder durch die Wanderzüge der Schweinetreibherden 
geschah — wie die Tabelle S. 70 zeigt — auffällig häufig in 
den östlichen Provinzen. Ein grosser Theil dieser Ausbrüche ist 
jedenfalls mittelbar oder unmittelbar durch aus dem östlichen Aus¬ 
lande eingeführte Schweine bedingt worden. Denn aus allen östlichen 
Provinzen wird vielfach berichtet, dass die Maul- und Klauenseuche 
häufig bei aus Russland-Polen bezw. Oesterreich-Ungarn eingefuhrten 
einzelnen Schweinen oder grösseren Schweinetransporten constatirt 
wurde. Namentlich erwiesen sich auf den Schlachtviehmärkten der 
grossen Städte zahlreiche Schweine des genannten Ursprungs mit der 
Maul- und Klauenseuche behaftet. Man kann mit Fug und Recht 
behaupten, dass die Schlachtviehmärkte vielfach Infections- 
centren bildeten, von denen aus sich die Seuche nach den 
verschiedensten Richtungen und auf weite Entfernungen 
verbreitete. Auf dem Berliner Schlachtviehmarkt wurde die Krank¬ 
heit unter 13 grösseren Schweinetransporten constatirt, von denen 1 
aus Ungarn oder Serbien stammte, die anderen waren über Thorn, 
Illowo, Prostken oder Eydtkuhnen aus Polen eingeführt worden. Alle 
Ausbrüche der Seuche in Schleswig-Holstein wurden durch Infectionen 
auf dem Hamburger Schlachtviehraarkt veranlasst, die Ställe der dor¬ 
tigen Viehcommissionäre waren wiederholt stark verseucht. 

Auch der Verkehr auf den Märkten der kleinen Städte 
hat sehr häufig zur Verbreitung der Aphthenseuche beigetragen, die¬ 
selbe trat in vielen Fällen bei solchen Thieren auf, welche auf den 
Märkten zum Verkauf gestellt, jedoch unverkauft geblieben und wieder 
in die Ställe der Besitzer zurückgekehrt waren. Einzelne Märkte waren 
bezüglich der Seuche Verbreitung geradezu berüchtigt geworden, und 
die Königl. Regierung zu Frankfurt a. 0. hatte sich deshalb veran¬ 
lasst gesehen, die Abhaltung von Viehraärkten in denjenigen Kreisen 
zu verbieten, welche von der Aphthenseuche besonders stark heirage- 
sucht waren. 


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72 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


Während des ganzen Berichtsjahres befiel die Maul- und 
Klauenseuche vorzugsweise Rindvieh und nächstdem 
Schweine, sehr viel weniger Schafe. Ein Theil der in den 
Tabellen aufgefiihrten Ausbrüche bei Schafen dürfte sich wohl auf 
die sogenannte bösartige Klauenseuche beziehen, diejenigen Angaben, 
bei denen es keinem Zweifel unterliegt, dass die Schafe an der bös¬ 
artigen Klauenseuche gelitten haben, sind in unsere Tabelle nicht 
aufgenomraen worden. Ausserdem erwähnt das statistische Material 
die Erkrankung von 47 Ziegen an der Aphthenseuche. In vielen 
Fällen blieben Schafe und Schweine selbst in solchen Gehöften ver¬ 
schont, in denen alle Thiere des ltindvichbestandes erkrankten. 

Nur in vcrhältnissmässig seltenen Fällen wird berichtet, 
dass solche Rindviehstücke, welche vor 2 oder 3 Jahren 
durchgeseucht hatten, bei dem diesmaligen Auftreten der 
Maul- und Klauenseuche nicht ergriffen wurden. Die Im¬ 
munität, welche durch das Ueberstehen der Krankheit erworben wird, 
scheint sehr häufig gar nicht oder nur kurze Zeit zu bestehen. In 
den beiden ersten Quartalen kam es nicht selten vor, dass das Auf¬ 
treten der Krankheit auf einzelne Ställe desselben Gehöftes oder sogar 
auf einzelne Thiere desselben Stalles beschränkt blieb, in den beiden 
letzten Quartalen sind ähnliche Beobachtungen nur sehr ausnahms¬ 
weise gemacht worden. 

Im 4. Quartal wird über 2 Fälle berichtet, in denen nach 
kurzer Zeit ein wiederholter Ausbruch unter Thieren des¬ 
selben Bestandes stattfand. In Rakau, Kr. Leobschütz, waren 
im December von 128 Stück Rindvieh des Bestandes etwa 20 er¬ 
krankt. Die Seuche erlosch, ohne weitere Fortschritte zu machen, 
brach jedoch Anfangs März — eingeschleppt durch auf dem Markte 
in Kosel angekaufte Ochsen — von neuem aus und ergriff nunmehr 
alle Rindviehstücke und auch die Schafe des Gutes. In Uthleben, 
Kr. Sangershausen, erkrankten am 14. Januar von 99 Stück Rindvieh 
des Bestandes 8 in leichtem Grade, am 5. März wurden heftig er¬ 
krankte Ochsen in denselben Stall gebracht, und nun ergriff die Seuche 
alle Thiere des Bestandes. 

Zahlreiche Ausbrüche der Krankheit wurden in der zweiten Hälfte 
des März beobachtet, es muss daher die Befürchtung ausgesprochen 
werden, dass das Herrschen der Aphthenseuche auch noch in 
das nächste Berichtsjahr umfangreich fortdauern wird. 

Im Allgemeinen trat die Krankheit sehr milde und bei dem 


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Lungenseuche. 


73 


Rindvieh überwiegend in Form der Maulseuche auf. Lang¬ 
wierige Klauenleiden nach dem Ueberstehen der Seuche sind nur ver- 
hältnissmässig selten vorgekomraen, häufiger war an dem Euter ein 
Bläschenauschlag vorhanden, welcher in einigen Fällen auch bei säu¬ 
genden Mutterschweinen beobachtet wurde. Als an der Aphthen¬ 
seuche gefallen erwähnt das statistische Material: 

Im 1. Quartal — Stück Rindvieh, — Schafe, — Schweine, 

- 2 . 2 - - — - — 

- 3. - 15 - - — - 1 

- 4. - 77 - - 29 ■ 8 

Zusammen 94 Stück Rindvieh, 29 Schafe, 9 Schweine. 

Unter den 94 Stück Rindvieh befinden sich 51 Saugkälber. 

Von der Impfung der Aphthenseuche ist während des 
4. Quartals sehr häufig und in allen Provinzen, in den ersten 3 
Quartalen nur sehr selten Gebrauch gemacht worden, um die Dauer 
der Seuche abzukürzen. 

Ueber Infectionen von Menschen in Folge des Genusses 
der rohen, unaufgekochten Milch von aphthenkranken 
Kühen wird nicht berichtet. 

K. Die Lungenseuohe. 

Die Zahl der Kreise, in denen Ausbrüche der Lungenseuche vor¬ 
gekommen sind, hat sich etwas vermindert; dagegen ist die Zahl der 
verseuchten Ortschaften und Bestände fast dieselbe geblieben, wie irn 
vorigen Jahre. Die Zahl der getödteten und gefallenen Stück Rind¬ 
vieh hat gegen das vorhergehende Jahr um 97 zugenommen. 

Die während der auf einander folgenden Quartale und während 
des Berichtsjahres beobachteten Erkrankungen an Lungenseuche ver¬ 
theilen sich in abgerundeten Procentsätzen wie folgt auf die einzelnen 
Provinzen. Zur Vergleichung werden die für das Berichtsjahr 1881/82 
berechneten Verhältnisszahlen wiederholt: 



1 . 

Quartal 

2. 

Quartal. 

3. 

Quartal. 

4. 

Quartal. 

Im 

Berichts¬ 

jahre 

Im Jahre 
1881/82. 

An Lungenseuche erkrankte 


•* 





Stück Rindvieh 

473 

264 

408 

808 

1953 

1856 

Davon in 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

1. Westpreussen .... 

— 

— 

— 

— 

3,20 

2. Brandenburg. 

13,10 

5,00 

— 

2.23 

4.76 

12,40 

Latus 

13,10 

5,00 

— 

2,23 

4,76 

15,60 


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Laufende Nummer. 


74 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten, 


1 

2 . 

3. 

4. 

5. 

6 . 


8 

9 . 


10 . 

11 . 

12 . 


13 . 


Provinz. 

Im ersten Quartal 

Im zweiten Quartal 

1 

Im 

dritten 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

Jstück Rindvieh 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

jstück Rindvieh 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

Stück 

erkrankt. 

gefallen. 

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Ostpreussen . . . 

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— 

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Westpreussen . . 

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— 

— 

— 

— 

- 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

- 

— 

— 

— 

- 

Brandenburg. . . 

1 

1 

1 

62 


65 

7 

9 

2 

9 

13 

1 

11 

1 

- 

— 

— 

— 

- 

Pommern. 

1 

2 

3 

20 

— 

20 

— 

- 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

9 

2 

9 

152 

— 

Posen. 

5 

6 

6 

94 

1 

92 

1 

3 

4 

5 

40 

1 

39 


3 

7 

7 

27 

5 

Schlesien. 

1 

1 

1 

1 

— 

1 

— 

1 

1 

1 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Sachsen . 

15 

41 

47 

284 

11 

266 

14 

13 

38 

55 

191 

6 

174 

51 

i 

35 

47 

195 

6 

Schlesw.- Holstein 

— 

— 

— 

— 

— 

_ 

_ 

— 

_ 

— 

_ 

_ 

— 

_ 

— 

_ 

_ 

_ 

_ 

Hannover . 








1 

1 

1 

10 

2 

7 

1 

2 

3 

3 

26 

1 

Westfalen .... 

— 

— 

— 

— 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Hessen-Nassau . . 

5 

5 

8 

11 

1 

9 

5 

2 

9 

5 

9 

1 

6 


3 

3 

9 

8 


Rbcinprovinz. . . 

1 

1 

1 

1 



1 


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B 

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Hohenzollernsche 













B 







Lande . 


— 

— 




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— 

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B 

B 

E 

E 

— 

— 

— 

Summa 

29 

57 

67! 

473 

13 

453 

28 

22 

48 

69 

264 

12 

237 

53 

20 

50 

68 

ESI 

1*2 

Im Berichtsjahre 




















1881/82 .... 

31 

_ 

59 73 

505 

_ 

J 

m 

33 

:33|56| 

77 

428 

10 

433 

14 

26 

40 

56 

228 

7 

Im Berichtsjahre 




















1882 83: mehr 

— 

— 

— 

— 

7 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

— 

39 

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10 

12 

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5 

weniger 

9 

9 

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6 

32 

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27 j 

5 

11 

8 

8 

164 

— 

196 

— 

6 

— 

— 

— 

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S 



































Lungenseuche. 


75 


Quartal 

Im 

vierten Quartal 



Im Berichtsjahre 


Regierungs- bezw. 
Landdrostei-Bezirke, 

in denen Fälle von Lun¬ 
genseuche nicht vorge¬ 
kommen sind, nebst An¬ 
gabe der seuchefrei 
gebliebenen Quartale. 

Rindv. 


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Stück Rind 

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auf polizeiliche An¬ 
ordnung getödtet. 

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auf polizeiliche An¬ 
ordnung getödtet. 

auf Veranlassung der 
Besitzer getödtet. 

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auf polizeiliche An¬ 
ordnung getödtet. 

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— 

— 

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— 

— 

— 

— 


— 

— 

— 1 


Königsberg 1. 2. 3.4. Qu. 
Gumbinnen 1. 2.3.4. Qu. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Danzig 1. 2. 3. 4. Qu. 
Marienwerder 1.2.3.4 Qu. 



1 

1 

1 

18 


18 

6 

3 

3 

3 

360 

93 

1 

94 

14 

Potsdam 3. 4. Qu. 
Frankfurt 1. 3. Qu. 
Berlin 1. 2. 3. 4. Qu. 

139 

8 

3 

5 

5 

368 

1 

299 


3 

6 

6 

552 

540 

1 

45S 

8 

Stettin 2. Qu. 

Köslin 1. 2. 3. 4. Qu. 
Stralsund 1. 2. 3, 4. Qu. 

22 

1 

3 

4 

4 

8 

4 

3 

1 

8 

17 

19 

838 

169 

11 

156 

3 

Bromberg 2. 3. Qu. 



1 

2 

2 

34 

1 

33 


3 

4 

4 

69 

36 

2 

34 


Breslau 1. 2. 3. 4. Qu. 
Liegnitz 2. 3. Qu. 
Oppeln 1. 3. 4. Qu. 

186 

91 

13 

42 

62 

342 

4 

303 

77 

20 

88 

150 

6338 

1012 

27 

929 

233 

Erfurt 1. 3. 4. Qu. 

— 

— 

— 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Schleswig 1. 2. 3. 4. Qu. 

23 

2 

4 

8 

8 

22 

1 

19 

5 

5 

11 

11 

541 

58 

4 

49 

8 

Hannover 1. Qu. 
Hildesheim 1. 2. 3. Qu. 
Lüneburg 1. 2. 3. Qu. 
Stade 1. 2. 3. 4. Qu. 
Osnabrück 1. 2. 3. 4 Qu. 
Aurich 1. 2. 3. 4. Qu. 


















Münster 1. 2. 3. 4. Qu. 
Minden 1. 2. 3. 4. Qu. 
Arnsberg 1. 2. 3. 4. Qu. 

8 

— 

4 

1 

7 

15 

— 

13 

2 

9 

10 

19 

170 

43 

2 

36 

7 

Kassel 2. Qu. 



1 

1 

1 

1 


1 


2 

2 

2 

7 

2 


1 

1 

Koblenz 1. 2. 3. 4. Qu. 
Düsseldorf 1. 2. 3. 4. Qu. 
Köln 1. 2. 3. 4. Qu. 
Trier 2. 3. 4. Qu. 
Aachen 1. 2. 3. Qu. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


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— 


Sigmaringen 1 2.3.4. Qu. 

378 

102 

30 

67 

90 

j808 

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689 

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53 

141 

214 

8875 

1953 

48 

1757 

274 


226 

27 

26 

59 

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661 

69 

60 

139 

216 

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j 1856 

39 

1800 

143 


152 

75 

4 

8 

12 

_ 

113 

_ 

28 

22 

_ 

2 

_ 

_ 

97 

1 9 

_ 

131 


— 

- 

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- 


5 

— 

— 

7 

— 

2 

— 


__ 

43 

' — 



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76 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 



1. 

Quartal. 

2. 

Quartal. 

3. 

Quartal. 

1 4 - 
' Quartal. 

Im 

Berichts¬ 

jahre. 

Im Jahre 
1881/82. 


pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

pCt. 

Transport 

13,10 

5,00 

— 

2,23 

4,76 

15,60 

3. Pommern. 

4.22 

— 

37,25 

45.55 

27,65 

7,00 

4. Posen. 

19,87 

15,15 

6 ,r»2 

0,99 

8,66 

5,40 

5. Schlesien. 

0,20 

0,37 

— 

4,21 

1,84 

1,08 

6. Sachsen . 

60,10 

72,33 

47,80 

42,32 

51,82 

60,00 

7. Hannover. 

— 

3,75 

6,37 

2,72 

2,97 

4,80 

8. Hessen-Nassau .... 

2,31 

3,40 

1,96 

1,86 

2,20 

6,40 

9. Rheinprovinz. 

0,20 

— 

— 

0,12 

,010 

0,22 


100,00 

100,00 

100,00 

100,00 

100,00 

100,00 


Die Berechnung weist eine sehr bedeutende Steigerung des Pro¬ 
centsatzes in der Provinz Pommern nach, welche jedoch lediglich 
durch die erhebliche Zahl der Erkrankungen in einzelnen wenigen 
grösseren Viehbeständen bedingt wird. Entsprechend dieser Erhöhung 
des Procentsatzes entfällt auf die nach wie vor am stärksten ver¬ 
seuchte Provinz Sachsen eine niedrigere Verhältnisszahl. Die Erkran¬ 
kungen in der Provinz Posen haben gegen das vorhergehende Jahr 
etwas zugenommen, dagegen macht sich in allen übrigen Provinzen 
eine Abnahme der Lungenscuchc beraerklich. 

Die Verluste an gefallenen und getödteten Thieren im Verhältniss 
zum Gesammtbestande der verseuchten Gehöfte betragen: 


Bestand der Scuchegehöftc. Gefallen und getödtet. 

Im 1. Quartal 3339 St. Rindvieh, 494 St. Rindvieh (14,79 pCt.) 


- 2. - 

2214 - 

- 

302 - 

(13,64 - ) 

- 3. - 

2S90 - 

- 

492 - 

(17,00 - ) 

- 3. - 

3769 - 

- 

791 - 

(21,00 - ) 


Im Berichtsjahr 8876 St. Rindvieh. 2079 St. Rindvieh (23,42 pCt.) 

und berechnen sich für das Berichtsjahr wie folgt auf die einzelnen 
Provinzen: 


Brandenburg 30,28 pCt. 
Pommern 84,60 - 

Posen 20,28 - 

Schlesien 52,17 - 

Die Verhältnisszahlen in 


Sachsen 18,76 pCt. 

Hannover 11,27 - 
Hessen-Nassau 26,47 - 
Rheinprovinz 28,57 - 

den beiden Provinzen Pommern und 


Sachsen zeigen, wie sehr verschieden die Verluste im Verhältniss zu 
dem Gesammtbestande der Seuchegehöfte sein können. 

Frei von der Lungenseuche blieben während des gan¬ 
zen Berichtsjahres die Provinzen Ostpreussen, Westpreus- 
son, Schleswig-Holstein, Westfalen und die Hohenzollern- 
schen Lande. 


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Lungenseuche. 


77 


Wir stellen, wie S. 73—83 unseres 6. Jahresberichtes, die 
Ausbrüche der Lungenseuche in den verseuchten Provinzen 
zusammen und vergleichen sie gleichzeitig mit den im vorigen Be¬ 
richtsjahre vorgekommenen. 


1. Brandenburg. 

Die 109 getödteten und gefallenen Stück Rindvieh gehörten je 
einem Viehbestände der Kreise Ruppin, Teltow und Arnswalde an. 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1 . 

Quartal 

2 . 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im 

Berichtsjahre 

im 

Jah re 
1881/82 


43 

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43 

XI 

43 

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3. 

4. 

5. 

6 . 

1 . 

2 . 

3. 

Nieder-Barn im . . . 
Ober-Barnim .... 
Ost-Havelland . . . 

Ruppin. 

Teltow. 

Templin. 

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1 

72 

1 

6 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

90 

72 

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72 

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Summa 

1 

72 

ll 

1 6 

- 

— 

- 

— 

2 1 

162 

78 

6 

200 


Arnswalde. 

Lebus . 

Züllichau. 

— 

— 

1 

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1 

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1 198 

31 

3 

2 

70 

39 

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Summa 


— 

1 

7 

- 

— 

1 

1 24 

1 

1 

1 198 

1 31 

4 

109 



Die Lungenseuche hatte unter dem Viehbestände in Kl.-Beeren 
zur Zeit, als dieselbe constatirt wurde, bereits eine so bedeutende 
Verbreitung erlangt, dass der ganze Bestand von 72 Stück Rindvieh 
abgeschlachtet werden musste, davon 65 auf polizeiliche Anordnung. 
Nur bei 3 Stück wurde das Vorhandensein der Lungenseuche durch 
die Section nicht bestätigt. Ueber die Einschleppung konnte etwas 
Bestimmtes nicht ermittelt werden. Die Ausbrüche in Lützlow, Kr. 
Ruppin, und Berkenbrügge, Kr. Arnswalde, wurden durch in Bayern 
angekaufte Zugochsen veranlasst. In Berkenbrügge Hess der Besitzer 
sofort nach Constatirung der Lungenseuche den im verseuchten Stall 
noch befindlichen Restbestand am 26. August 1882 zur Abschlachtung 


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78 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


nach dem Berliner Schlachtviehmarkt bringen, und es hatte auch den 
Anschein, dass die Seuche durch dieses Verfahren vollständig getilgt 
worden war. Am 28. Februar wurde das Herrschen der Seuche für 
erloschen erklärt, am 16. März 1883 brach die Krankheit jedoch unter 
dem Viehbestände eines zweiten Stalles und eines zu dem Gute ge¬ 
hörenden Vorwerks aus. Es wird vermuthct, dass die Einschleppung 
in einen dieser Ställe schon vor dem 26. August 1882 stattgefunden 
hat, dass die Krankheit bei den im geringen Grade befallenen Ochsen 
dieses Stalles latent geblieben ist — über ein halbes Jahr — und 
dass erst im März 1883 offenkundige Erkrankungen bei mehreren 
Thieren eingetreten sind. 

In Berkenbriigge war das Herrschen der Lungenseuche am Schlüsse 
des Berichtsjahres noch nicht für erloschen erklärt worden. 

2. Pommern. 

Die 467 getödteten und gefallenen Stück Rindvieh vertheilen sich 
auf im Ganzen 6 Viehbestände der Kreise Greifenberg, Pyritz und 
Saatzig. Die Reg.-Bez. Köslin und Stralsund blieben frei von der 
Lungenseuchc. 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quaital 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im 

Berichtsjahre 

Im 

Jahre 

1981/82 


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getödtete und ge¬ 
fallene St. Rindv. 

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verseuchte Bestände. 

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getödtete und ge¬ 
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verseuchte Bestände. 

getödtete und ge¬ 
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2. 

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117 

148 

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117 

2 

128 

Reg.-Bez. 

Stettin. 

Summa 

2 

20 


2 

147 

5 

300 

6 

552 

467 

2 

128 



In Naulin, Kr. Pyritz, dauerte das Herrschen der Lungenseuchc 
aus dem vorigen Berichtsjahre fort, unter dem Viehstande des Gutes 
Megow, Kr. Pyritz, kamen weitere Erkrankungen nicht vor (s. 6. Jahres¬ 
bericht S. 75). Dagegen brach die Seuche bei einer Kuh des Gemeinde¬ 
vorstehers in Megow aus; dieselbe erkrankte, nachdem sie 15 Wochen 


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Lungenseuche. 79 

vorher von dem Bullen des verseuchten Gutsbestandes gedeckt wor¬ 
den war. 

Von dem ursprünglich in Naulin vorhanden gewesenen Viehbe¬ 
stände waren nur 23 Stück übrig geblieben, 6 Monate nach dem letz¬ 
ten Krankheitsfalle wurde ein neuer Viehsland angekauft, unter dem¬ 
selben brach die Lungenseuche mit der grössten Heftigkeit aus, so 
dass der bei weitem grösste Theil des Bestandes auf polizeiliche An¬ 
ordnung abgeschlachtet werden musste. 

Der Ausbruch in Babbin, Kr. Pyritz, erfolgte durch Ankauf von 
2 Kälbern aus dem verseuchten Bestände in Neuhaus, Kr. Greifenberg, 
in den Bestand des zuletzt genannten Gutes war die Krankheit durch 
Ankauf von bayerischen Zugochsen eingeschleppt worden. Der ganze 
Bestand von 145 Stück wurde abgeschlachtet; durch Ueberführen einer 
erkrankten Färse wurde die Seuche auf die Thiere eines bäuerlichen 
Bestandes in ßetzowsfelde übertragen. 

Der Ausbruch in Schönebeck, Kr. Saatzig, wurde durch Vieh ver¬ 
mittelt, welches der Besitzer von einem in Magdeburg ansässigen Vieh¬ 
händler angekauft hatte. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres dauerte die Observation von der An¬ 
steckung verdächtigen Thieren in 2 Beständen des Reg.-Bez. Stettin fort. 


3. Posen. 

Die 170 getödteten und gefallenen Stück Rindvieh vertheilen sich 
auf die nachstehend genannten Kreise: 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im 

Berichtsjahre 

Im 

Jah re 

1831/82 


4 

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4. 

Kosten. 

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6. 

Posen, Landkr. . . 

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7. 

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Summa 

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5 

40 

1 

7 

28 

3 

1 7 

15 

477 

154 

6 

68 

1 



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80 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quai tal 

2 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im 

Berichtsjahre 

Im 

Jahre 

1881/82 


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4. 

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Summa 

3 

15 


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1 

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4 

361 

16 

4 

28 



Die im Kreise Buk gefallene Kuh gehörte einem Gutstagelöhner, 
die Seuche gewann keine weitere Verbreitung. Die Einschleppung der 
Lungenseuche in den Bestand des Gutes Gorka duchowna erfolgte durch 
in Bayern angekaufte Zugochsen, sämratliche 76 Stück des Bestandes 
wurden abgeschlachtet, die Seuche wurde auf 2 bäuerliche Viehbestände 
desselben Dorfes übertragen. Uebcr die Ausbrüche der Lungenseuche 
unter je einem kleinen Viehbestände zu Zygmuntowo, Lajewo, Kiel- 
czewo, Zirpe, Kr. Kosten, Kankland, Kr. Fraustadt, und unter den 
Beständen der Güter Gross-Kreutsch, Kr. Fraustadt, Runowo, Kr. 
Sehrimm, fehlen nähere Angaben. Der Ausbilich in Drobnia wurde 
durch eine kranke, auf dem Markt in Punitz kurz vorher angekaufte 
Kuh veranlasst. In Trzielino, Landkr. Posen, hatte die Lungenscuche 
bis zum November 1880 geherrscht, die Seuche soll mit dem neu 
angekauften Vieh wieder eingeschleppt worden sein und verbreitete 
sich auch auch auf den Bestand des zu diesem Gute gehörenden Vor¬ 
werks Lissowki. Die Einschleppung der Krankheit in den Viehbestand 
des Gutes Kiekrz, Landkr. Posen, hat nicht aufgeklärt werden können. 
Der Bedarf an Vieh wird durch eigene Zuzucht gedeckt. 

Die seit dem vorigen Berichtsjahre in Dalkowo, Kr. Inowraclaw, 
Hohenberg und Schliepershof, Kr. Wirsitz, herrschende Lungenseuche 
(s. VI. Jahresber. S. 77) wurde im 2. Quartal getilgt. Von den aus 
Bayern nach Hausdorf, Kr. Schubin, eingeführten Zugochsen wurde 
einer auf Veranlassung des Besitzers getödtet und mit der Lungen¬ 
seuche behaftet gefunden. Vom 23. Januar bis zum Schlüsse des 


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Lungenseuche. 


81 


Berichtsjahres sind in dem Bestände von 112 Stück Rindvieh keine 
weiteren Erkrankungen vorgekommen. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres dauerte die Observation von der 
Ansteckung verdächtigen Thieren in 4 Gehöften fort. 

4. Schlesien. 

Das Auftreten der Lungenseuche beschränkte sich auf die nach¬ 
stehend genannten Bestände: 

Reg.-Bez. Liegnitz. Kr. Hoyerswerda: Ein Ausbruch im 4. Quar¬ 
tal unter dem Viehbestände des Gutes Uhyst wurde durch die Ein¬ 
führung von 18 Kühen bedingt, welche 3 Monate vorher aus Olden¬ 
burg bezogen worden waren. Ein von Uhyst nach Lieske in demselben 
Kreise verkauftes. Kalb erkrankte im Stalle des Käufers an der Lun¬ 
genseuche. 

Kr. Löwenberg: Ueber das Erkranken einer Kuh in Zobten wäh¬ 
rend des 1. Quartals fehlen nähere Angaben. Unter den übrigen 
22 Stück des Bestandes kamen weitere Erkrankungen nicht vor. 

Reg.-Bez. Oppeln. Kr. Pless: In einem mit 2 Stück Rindvieh 
besetzten Stalle zu Golassowitz starb während des 2. Quartals eine 
Kuh an Lungenseuche. Die Infection ist — wie vermuthet wird — 
von der kurz vorher angekauften und bald darauf wieder verkauften 
Kuh eines Nachbarn ausgegangen. 

In Schlesien waren im vorigen Jahre 29 Stück Rindvieh an der 
Lungenseuche erkrankt, welche sich auf zusammen 7 Ortschaften der 
Kreise Ohlau, Trebnitz, Waldenburg, Reg.-Bez. Breslau, Leobschütz, 
Pless und Ratibor, Reg.-Bez. Oppeln, vertheilen. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres dauerte die Observation in dem 
Seuchegehöft zu Lieske, Kr. Hoyerswerda, fort. 


5. Sachsen. 


Die Zahl der verseuchten Bestände ist gegen das vorhergehende 
Jahr im Beg.-Bez. Magdeburg etwas grösser geworden und im Reg.- 
Bez. Merseburg dieselbe geblieben; die Ausbrüche der Lungenseuche 
entfallen in beiden Regierungs-Bezirken wieder im Wesentlichen auf 
dieselben Kreise; es macht sich sogar oft eine gewisse Uebereinstim- 
mung bezüglich der Zahl der Seucheausbrüche und der Höhe der Ver¬ 
luste während der beiden letzten Jahre in den einzelnen Kreisen be- 
merklich. 

Von den 87 Ortschaften der Reg.-Bez. Magdeburg und Merseburg, 


Arohir f. wlsaensch. u. prakt. Thierbeilk. IX. 8uppl.*Heft 2. 


6 


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82 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 



1 Aschersleben . 

2. Gardelegen . . 

3. Halberstadt . . 

4. Jerichow I . . 

5. - II . . 

6. Kalbe . 

7. Neuhaldensleben 
8 Oschersleben 

9. Osterburg . . . 
10. Wanzleben . . 
11 Wernigerode. . 
12. Wolmirstedt . . 


2 4 -— 2 4 4 138 8 6 23 

1 4 — — 1 1 ll 1 2. 78 fi I 40 

- — 2 9 - — 1 1 3 113 10 4 12 

2 9 -— 3 53 5 265 62 7, 104 

-----1 - - 1 63 

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19 7 135 
37 10 31 
1 2 23 


2 15 3 19 7 135 8 44 9; 813 213 8 61 
9 41 5 37 10 31 15 51 29 78>V 160 18,168 

5 13 1 1 2 23 2 4 9 548 41 7 25 

----3 58 3 126 58 - 1 - 

6 37 11 56 8 16 10 43 27 12621 152 23| 118 

- — 2 2 — — - — 2 66 2 2 2 

7 31 16 39 12 65 9 95 31 713 230 31 223 


Summa 34 154 40t 163 40 271 54 1 354 121 4908 942 


1. Bitterfeld . . . . 

2. Eckartsberga . . 

3 Halle, Stadt . . . 
4. Mansfeld,Gebirgski 

5 - Seekr. . 

6 Merseburg .... 

7. Querfurt. 

8 Saalkreis. 

9. Sangerhausen . . 


ll 11 —--1 — 1 67 11 

2, 43 —--— 2 93 43 

1 1 1 6 —-— 1 122 7 

- —i-— - - 

2 15 5 3S 2 2 4 5 6 280 60 

4 38 6 9 3 8 2 12 9 344 67 

--- 1 1 2, 13 2 1.29 14 


1 16 1 13 —I 
2i 13 1 1 1 


1 186 29 
3 189 15 


Summa 13| 137 ul 67 7 12 8 30 25 1410] 246 25 291 

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1 Erfurt, Land . . . 

2. Heiligenstadt . . . 

3. Nordhausen .... 


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Summa I— — 


- - 3; 3 a 

2 10 n 

20 1 -I - a 


1 20 1 5 13 


in denen Ausbrüche der Lungenseuche vorkamen, sind 29 solche, in 
denen das Herrschen der Krankheit aus dem vorigen Jahre fortdauerte. 
In 35 Ortschaften wurden die Ausbrüche veranlasst durch den Ankauf 
^ von kranken, inficirten oder anscheinend durchgeseuchten Thieren, von 
Riesen stammten 4 Stück, welche ebenso viele Ausbrüche verursach- 
\ 


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Lungenseuche. 


83 


ten, aus Bayern, 1 Stück aus Hessen und eine Kuh war 8 Monate 
vorher ans Holland eingeführt worden.. In 4 Orten erfolgte der Aus¬ 
bruch dadurch, dass Kühe dem Gemeindebullen eines anderen Ortes 
vor Constatirung der Krankheit in dem letzteren zur Begattung zu¬ 
geführt worden waren. Auch die bedeutende Verbreitung der Seuche 
in Wanzleben soll dadurch bedingt worden sein, dass es längere Zeit 
dauerte, bevor die Erkrankung des Gemeindebullen zur Anzeige ge¬ 
langte. ln 3 Ortschaften soll die Krankheit dadurch eingeschleppt 
worden sein, dass die Besitzer der Viehstände als Amtsvorsteher oder 
Schiedsmänner bei der Tilgung der Lungenseuche in anderen Gemein¬ 
den mitgewirkt hatten und durch den an ihren Kleidern haftenden 
Ansteckungsstoff das eigene Vieh inficirten. In 2 Orten brach die 
Lungenseuche zuerst unter dem Vieh von Gasthöfen aus, nachdem in 
den letzteren diejenigen Fleischer verkehrt und genächtigt hatten, von 
denen die verseuchten Viehbestände benachbarter Orte abgeschlachtet 
worden waren. 

Die Verbreitung der Lungenseuche erfolgte verhältnissmässig häufig 
durch Uebertragung auf andere Viehbestände desselben Ortes oder durch 
Berührung mit kranken Thieren benachbarter Ortschaften. 

Die bedeutende Verbreitung der Lungenseuche im südwestlichen 
Theil des Kreises Wolmirstedt wird durch die grosse Anzahl von 
Milchwirthschaften bedingt, welche keine eigene Zuzucht treiben, son¬ 
dern abgemolkene Kühe an den Schlächter verkaufen. 

Obgleich noch vielfach über Verheimlichungen von Lungenseuche¬ 
ausbrüchen Beschwerde geführt wird, erkennen die meisten beamteten 
Thierärzte doch an, dass die Vorschriften der Instruction vom 24. Fe¬ 
bruar 1881 in dieser Beziehung einen unverkennbar günstigen Einfluss 
ausgeübt haben. Denn der Wegfall der Stallsperre für die der An¬ 
steckung verdächtigen Thiere hat die wirtschaftlichen Störungen be¬ 
deutend gemildert und demgemäss die Neigung zu Verheimlichungen 
von Seucheausbrüchen abgeschwächt. Departements-Thierarzt Müller 
behauptet ferner, dass in neuerer Zeit die Impfung der Lungenseuche 
von den grösseren Besitzern der Magdeburger Gegend sehr viel sorg¬ 
fältiger und schleuniger vorgenommen und in einzelnen Wirtschaften 
auch auf alle neu angekauften Ochsen ausgedehnt wird.. So kommt es, 
dass Verschleppungen der Lungenseuche gegenwärtig häufiger durch 
den Ankauf von Kühen als durch die Zugochsen der grossen Fabrik- 
wirthschaften vermittelt werden. 

Anderseitig lässt sich aus den Berichten nicht verkennen, dass die 

G* 


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84 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


Impfung unter den Landwirthcn immer mehr Anhänger verliert, und 
dass auch in den Reg.-Bez. Magdeburg und Merseburg die Neigung 
im Wachsen begriffen ist, die Seuche schleunigst durch Abschlachten 
des ganzen Viehbestandes zu tilgen. Bei diesem Verfahren wurden die 
der Lungenseuche zukommenden krankhaften Veränderungen bezw. 
solche, welche auf einen abgelaufenen Lungenseucheprocess zu schlos¬ 
sen berechtigen, häufig auch bei Thieren vorgefunden, welche gar keine 
Krankheitserscheinungen gezeigt hatten bezw. anscheinend mit dem 
besten Erfolge geimpft worden waren. 

In Gross-Wechsungen, Kr. Nordhausen, wurde die Lungenseuche 
bei einem, auf Veranlassung des Besitzers abgeschlachteten Stück Rind¬ 
vieh constatirt. Weitere Erkrankungen traten unter den noch übrigen 
19 Stück des Bestandes nicht ein. Anderweitige Fälle von Lungen¬ 
seuche sind im Reg.-Bez. Erfurt nicht beobachtet worden. 

In 51 Beständen war das Herrschen der Lungenseuche am Schlüsse 
des Berichtsjahres noch nicht für erloschen erklärt worden. 

6. Hannover. 

Die Ausbrüche der Lungenseuche vertheilen sich auf die nach¬ 
stehend genannten 11 Viehbestände: 

Landdr-Bez. Hannover. Kr. Hameln: In Hämelschenburg wurde 
1 Stück auf Veranlassung des Besitzers getödtet und lungenseuche¬ 
krank befunden, und in Ohsen starb 1 Stück an derselben Krankheit, 
dasselbe war kurz zuvor aus Bayern eingeführt worden. Unter den 
betreffenden Beständen von 41 bezw. 112 Stück sind weitere Fälle 
nach dem October bezw. November 1882 nicht vorgekomraen. 

Landkr. Hannover: Ein vereinzelter Fall unter einem Bestände 
von 11 Stück in Stemmen. Ein aus demselben Gehöft nach Gehrden, 
Kr. Wennigsen, zum Schlachten verkauftes Thier wurde ebenfalls mit 
der Lungenseuche behaftet gefunden. 

Kr. Wennigsen: Ueber den Ausbruch unter einem Bestände von 
52 Stück in Gross-Gottern erfahren wir, dass die Einschleppung durch 
kranke Ochsen erfolgte, welche von einem in Magdeburg ansässigen 
Viehhändler gekauft worden waren. Ueber den Ausbruch in Holtensen 
bei welchem von 29 Stück 10 getödtet wurden, fehlen nähere Anga¬ 
ben. Ein Thier aus Holtensen wurde in Ronneburg geschlachtet und 
lungenseuchekrank befunden. 

Landdr.-Bez. Hildesheim. Kreis Hildesheira-Marienberg: Im 
4. Quartal verseuchte je ein Bestand in: 


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Lungenseuche. 


85 


a. pol. An. a. Verl. d. B. 

Bestand. Gefall getödt. getödt. 
Gross-Algermissen, 6 Stuck, 1 Stück, 5 Stück, — Stück, 
Marienrode, 114- — - 3- — 

Malerten, 127 — 1 1 

Die Einschleppung erfolgte in Marienrode durch in der Magde¬ 
burger Gegend, in Malerten durch in Hessen angekaufte Ochsen. 

Landdr.-Bez. Lüneburg. Kr. Celle: Ein am 10. Januar 1883 
in Celle auf Veranlassung des Besitzers abgeschlachtetes Stück wurde 
lungenseuchekrank befunden. Unter den 47 Stück des Bestandes sind 
weitere Erkrankungen seitdem nicht vorgekommen. 

Die 57 getödteten und 4 gefallenen Stück Rindvieh vertheilen 
sich auf 11 Gehöfte in ebenso vielen Ortschaften. Im vorigen Jahre 
betrug der Verlust 78 Stück Rindvieh in zusammen 6 Beständen. 

Am Schlüsse des Berichtsjahres dauerte die Observation verdäch¬ 
tiger Thiere in 5 Gehöften noch fort. 

7. Hessen-Nassau. 



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2 

3. 

[Quartal | 

Quartal 

43* 

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43 

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Berichtsjahre mi/82 


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1. Esch wege 
2 Fulda . . . 

3. Gelnhausen 

4 Gcrsfeld . . 

5 Uersfeld . . 

6. Hünfeld . . 

7. Kassel, Stadt 
8 VVilzenhausen 


I 9 — — — — — — 1 70 ( 9 1 60 

— — - — - — i! 4 1 6 4 - — 

1 1 — — — — — — 110 l — — 

— — — — 12 11 2! 17 3 15 33 

— — — — 12 12 1 7 ! 4 — — 

— — — — — 1 — — — — — — 2 2 

- — — — - — - — — — — 4 5 

1 1 - — — — —I — 1 7 ! 1 2 8 


Summa I 3> 11 I— — 


l Dillkreis. 

2. Unter-Lahn kreis . . 

3. Ober-Taunuskreis . 

4. Unter-Taunuskreis. 

5. Ober-Westerwaldkr 

6. Wiesbaden. 


7 117 ; 22 24 108 


i i - 


1 11 19 
- ll 1 


H---i: i «1 

3 3 4 1 4 4 1 4 4 8 10 44 19 - — «ä 

— i i (2g 


- -13 - 


- - 1 5 3 - - 


4 4 5 7 4, 4 4 8 12 53 23 14 22 


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86 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankbeiten. 


Die Vergleichung in der Tabelle S. 85 zeigt, dass die Ausbrüche 
der Lungenseuche in der Provinz Hessen-Nassau auf wenige Orte be¬ 
schränkt blieben, und dass die Verbreitung der Krankheit im Reg.- 
Bez. Kassel erheblich abgenommeu hat. 

In Niederohne, Kr. Eschwege, und Gertenbach, Kr. Witzenhausen, 
wurde die seit dem vorigen Jahre fortherrschende Lungenseuche ge¬ 
tilgt. Das im Kreise Gelnhausen lungenseuchekrank befundene Stück 
war kurz vorher in Sachsen-Meiningen angekauft worden. Mit Aus¬ 
nahme je eines Ausbruches in den Kreisen Gersfeld und Hersfeld er¬ 
krankten zuerst Thiere, welche auf den Märkten benachbarter Städte 
angekauft worden waren. 

In Idstein, Unter-Taunuskreis, verseuchten nach und nach die 
Bestände von 10 Gehöften, die Krankheit scheint in dem Orte schon 
lange geherrscht zu haben, jedoch verheimlicht worden zu sein. Die 
beiden anderen Ausbrüche wurden durch auf den Märkten bezw. von 
Viehhändlern angekaufte kranke Thiere veranlasst. 

In 6 Beständen dauerte die Observation verdächtiger Thiere am 
Schlüsse des Berichtsjahres noch fort. 

8. Rheinprovinz. 

In Gonnersbach, Kr. Daun, Reg.-Bez. Trier, Hess der Besitzer 
während des 1. Quartals eine lungenseuchekranke Kuh abschlachten. 
Der Bestand war schon am Ende des vorigen Berichtsjahres verseucht 
gewesen. 

In Gerderhahn, Kr. Erkelenz, Reg.-Bez. Aachen, erkrankte wäh¬ 
rend des 4. Quartals ein 3V 2 Wochen vorher im Kreise Daun ange¬ 
kaufter Ochse. Die übrigen 3 Stück des Bestandes und 3 mit dem 
getödteten zusammen angekaufte Ochsen sind bis zum Schluss des 
Berichtsjahres nicht erkrankt. Der Viehbestand in Gerderhahn war 
zu der letztgenannten Zeit noch unter Observatiou. 

Im Berliner Schlachthofe wurden 135 Stück Rindvieh, welche 
10 verseuchten Beständen angehörten und zur sofortigen Tödtung 
dorthin geschickt worden waren, abgeschlachtet, 45 von diesen an¬ 
scheinend ganz gesunden und nur der Ansteckung verdächtigen Thieren 
erwiesen sich hierbei mit der Lungenseuche behaftet. Dieselbe Krank¬ 
heit wurde bei 3 aus dem Reg.-Bez. Magdeburg eingefdhrten Mast¬ 
ochsen im Schlachthause zu Köln constatirt. 

Von den 141 Ortschaften, in denen Ausbrüche der Lungenseuche 
vorkamen, sind 37 solche, in denen das Herrschen der Seuche 


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Lungenseuche. 


87 


aus dem vorigen Berichtsjahre fortdauerte bezw. die Krank¬ 
heit auf andere Bestände desselben Ortes übertragen wurde. 
Das in dem statistischen Material über die Einschleppungsverhältnisse 
Mitgetheilte wurde schon bei Besprechung der Ausbrüche in den ein¬ 
zelnen Provinzen erwähnt. 

Durch Ankauf von Vieh aus Holland bezw. aus deut¬ 
schen Staaten sind im Ganzen 15 Ausbrüche der Lungen¬ 
seuche veranlasst worden, nämlich: 

10 durch Einschleppung aus Bayern, 

2 - - Hessen, 

je 1 - - Sachsen-Meiningen, Oldenburg bezw. Holland. 

In der nachstehenden Tabelle versuchen wir anzugeben, in wel¬ 
chem Verhältniss sich die auf polizeiliche Anordnung 
getödteten Stück Rindvieh auf Bestände grösserer Güter 
und kleinerer Land wir thschaften vertheilen: Die gefallenen 
und die auf Veranlassung der Besitzer getödteten Thiere sind bei dieser 
Berechnung ausser Anschlag gelassen worden. 


kl 

Regierungs- 

bezw. 

Landdrostei-Bezirk. 

Grössere Güter. 

Kleinere 

Landwirtschaften. 

t 1 

Laufende Nu mm 

Zahl der verseuch¬ 
ten Bestände. 

Zahl des Rind¬ 
viehs in den ver¬ 
seuchten Bestän¬ 
den. 

Stück Rindvieh 
auf polizeiliche 
Anordnung ge- 
tödtet. 

Zahl der verseuch¬ 
ten Bestände. 

Zahl des Rind¬ 
viehs in den ver¬ 
seuchten Bestän¬ 
den. 

Stück Rindvieh 
auf polizeiliche 
Anordnung ge- 
tödtet. 

1 

Potsdam. 

2 

162 

71 




2. 

Frankfurt .. 

1 

198 

23 

— 


— 

3. 

Stettin. 

4 

537 

454 

2 

15 

4 

4. 

Posen . 

5 

295 

130 

8 

58 

12 

5. 

Bromberg. 

3 

249 

14 

— 

— 

— 

6. 

Liegnitz. 

2 

55 

33 

1 

12 

1 

7. 

Magdeburg. 

30 

3325 

340 

90 

1478 

367 

8. 

Merseburg. 

10 

1077 

139 

12 

199 

83 

9. 

Hannover. 

1 

52 

30 

1 

29 

10 

10. 

Hildesheim . 

2 

241 

4 

1 

6 

5 

11 

Kassel. 

1 

70 

4 

5 

46 

11 

12. 

Wiesbaden. 

— 

— 


12 

53 

21 

13. 

Aachen . 




1 

4 

1 


Summa 

6 ! 

6261 

| 

1242 

133 1 

1900 

515 


Nach dieser Zusammenstellung entfallen: 

von den von den auf pol. Anord. 
verseucht. Best. getödt. Thieren. 

auf grössere Güter 31,44 pCt. 70,69 pCt. 

- kleinere Landwirthschaften 68,56 - 29,31 - 


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88 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Tbierkrankheiten. 

und wenn man dieselben Verhältnisszahlen für die Provinzen Branden¬ 
burg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen berechnet: 

von den von den auf pol. Anord. 
verseucht. Best. getödt. Thieren. 
auf grössere Güter 33,53 pCt. 72,05 pCt. 

- kleinere Landwirtschaften 66,47 - 27,95 - 

Die berechneten Verhältnisszahlen weichen nur wenig von den ent¬ 
sprechenden des vorigen Jahres ab. 

Der Verlust an auf polizeiliche Anordnung getödteten Stücken 

Rindvieh im Verhältniss zu dem Gesammtbestande der verseuchten 

Gehöfte betrug durchschnittlich: 

in den grösseren Gütern 19,83 pCt., 

- - kleineren Landwirtschaften 27,10 - 

mithin nicht unerheblich weniger als im vorigen Berichtsjahre (siehe 

VI. Jahresber. S. 86). 

Von grösserem veterinär-polizeilichem Interesse sind die Ausbrüche 
in Berkenbrügge (S. 77) und Naulin (S. 78). In beiden Orten fand 
ein Wiederausbruch der Lungeuseuche statt, nachdem der grösste Theil 
des verseuchten Bestandes abgeschlachtet, sodann während einer 
6raonatlichen Observationszeit kein Krankheitsfall vorgekommen und 
das Herrschen der Seuche für erloschen erklärt war. Es dürfte die 
Vermuthung nicht von der Hand zu weisen sein, dass der Wieder¬ 
ausbruch in Naulin durch Thiere des Restbestandes ver¬ 
mittelt worden ist, welche ganz unmerklich durchgeseucht, 
jedoch noch im Stande waren, die Krankheit nach Ablauf 
einer Zeit von mehr als 6 Monaten auf neu angekaufte 
bezw. auf in anderen Ställen befindlich gewesene Thiere 
zu übertragen. Der Fall in Berkenbrügge dagegen liefert ein Beispiel, 
dass die Lungenseuche in polizeilich überwachten Viehbe¬ 
ständen über ein halbes Jahr latent herrschen und uner¬ 
kannt bleiben kann. 

In Dakowy mokre, Kr. Buk, Hausdorf, Kr. Schubin, Gross-Wechsun- 
gen, Kr. Nordhausen, Hämelschenburg, Ohsen, Kr. Hameln, Stemmen, 
Landkr. Hannover, Celle, Kr. Celle, und Gerderhahn, Kr. Erkelenz, 
blieb das Auftreten der Lungenseuche auf ein einzelnes Thier be¬ 
schränkt, die übrigen Stücke der zum Theil sehr grossen Bestände 
erkrankten nicht. Aus diesem Grunde erscheint es berechtigt, die 
Richtigkeit der Diagnose in den oben genannten Ausbrüchen der 
Lungenseuche zu bezweifeln. 


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Lungenseuche. 


89 


Impfungen der Lungenseuche sind nur in denReg.-Bez. 
Magdeburg und Merseburg ausgeführt wordon. 

Im Reg.-Bez. Magdeburg wurden im Ganzen 33 Viehbestände 
geimpft, davon 25 mit dem Erfolge, dass in den zum Theil sehr 
grossen Beständen nach der Impfung gar keine oder nur noch sehr 
wenige Erkrankungen vorkaraen. In einzelnen grösseren Viehbeständen 
ist jedoch auch beobachtet worden, dass nur eine geringe Zahl Thiere 
erkrankte, trotzdem eine Impfung nicht vorgenommen worden war. 
In Mamraeiyäorf, Kr. Wolmirstedt, blieb die Seuche auf die Kühe be¬ 
schränkt, 39 Zugochsen, welche früher geimpft worden waren und in 
einem 20 Schritte von dem Kuhstalle entfernten Stalle standen, er¬ 
krankten nicht, dagegen brach die Lungenseuche bei einem zugekauften 
und bisher nicht geimpften Ochsen aus. Depart.-Thierarzt Müller 
erwähnt, dass in den 7 Zuckerfabriken des Kreises Wolmirstedt gegen¬ 
wärtig regelmässig alle neu angekauften Stück Rindvieh geimpft wer¬ 
den, und dass seitdem die Lungenseuche in diesen Beständen nicht 
mehr vorkommt. Derselbe hatte bisher nur Gelegenheit, die Lungen¬ 
seuche in 2 Zuckerfabriken des Kreises Wolmirstedt zu beobachten, 
und zwar zu einer Zeit, als die Präcautionsimpfung ein Jahr lang 
unterlassen worden war. In 8 Beständen machte die Lungenseuche 
trotz der Impfung sehr bedeutende Fortschritte und hatte bedeutende 
Verluste im Gefolge. Diese ungünstigen Resultate werden zum Theil 
darauf zurückgeführt, dass die Impfungen sehr verspätet und erst vor¬ 
genommen wurden, nachdem die Seuche unter den betreffenden Be¬ 
ständen auf dem Wege der natürlichen Ansteckung eine bedeutende 
Verbreitung erlangt hatte. In Hamersleben, Kr. Oschersleben, er¬ 
krankten in heftiger Weise an Lungenseuche 2 Ochsen, welche längere 
Zeit vorher mit dem besten Erfolge geimpft worden waren. 

Die Tabellen des Reg.-Bez. Merseburg berichten über Impfungen 
in den nachstehend genannten Orten: Kr. Eckartsberga, ein Bestand 
von 54 Stück in Cannawurf musste trotz frühzeitiger Impfung wegen 
starken Umsichgreifens der Lungenseuche abgeschlachtet werden; Hel¬ 
drungen, Impfung sofort nach Constatirung der Seuche, die letztere 
ergriff von 39 Thieren des Bestandes 8 Stück; Mansfelder Seekreis, 
die in Schwittersdorf und Etzdorf sofort ausgeführte Impfung der ver¬ 
seuchten Bestände hatte nur bei etwa dem dritten Theil der Thiere 
eine Anschwellung am Schwänze zur Folge; Kreis und Stadt Quer- 
furt, die Seuche wurde durch die Impfung coupirt; Kr. Sangerhausen, 
in Aumühle trat bei den im vorigen Jahre geimpften Zugochsen keine 


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90 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


Reaction ein, als die Impfung im 1. Quartal des Berichtsjahres wieder¬ 
holt wurde; bei 30 anderen Thieren des Bestandes bildete sich eine 
Impfgeschwulst, und nur eines dieser Stücke erkrankte leicht an der 
Lungenseuche. Zwei in Beuchlitz getödtete schwer erkrankte Thiere 
waren früher zwei- bezw. dreimal mit Erfolg geimpft worden. In 
Halle sind 2 Stück Rindvieh Monate nach der Impfung auf dem Wege 
der natürlichen Ansteckung erkrankt. Mehrfach wurden im Reg.-Bez. 
Merseburg bei geschlachteten Thieren, welche geimpft worden waren, 
die charakteristischen Veränderungen in den Lungen aufg^funden. 

Schliesslich verdient noch Erwähnung, dass in der Provinz Sachsen 
öfter in don Lungen neben frischen auch ganz alte krankhafte Ver¬ 
änderungen beobachtet wurden, welche ganz bestimmt einem vor Jahren 
abgelaufenen Lungcnseucheprocess angehörten. 

Von den Provinzial- und Communalverbänden sind an 
Entschädigungen für solche Stück Rindvieh, welche behufs 
Tilgung der Lungenseuche getödtet wurden oder vor der 
bereits angeordneten Tödtung gefallen sind, die in nach¬ 
stehender Tabelle genannten Summen gezahlt worden. Die 
entsprechenden Entschädigungsbeträge des Jahres 1881/82 haben wir 
zur Vergleichung gegenübergestellt: 




Berichtsjahr 

1881/82. 

Mark Pf. 

Berichtsjahr 

1882/83. 

Mark Pf. 

1. 

Provinz Ostprcussen. 

— 

— 

— 

— 

2. 

Westpreussen. 

9521 

40 

— 

— 

3. 

Provinz Brandenburg ausschliess¬ 
lich Berlin. 

41163 

30 

44911 

33 

4. 

Berlin. 

— 

— 

— 

— 

5. 

Provinz Pommern . 

34882 

95 

105536 

53 

6. 

Posen . 

20611 

50 

38106 

| — 

7. 

Schlesien. 

6130 

12 

— 

1 — 

8. 

Sachsen . 

97875 

29 

307933 

23 

9. 

Schleswig - Holstein incl. 
Herzogthum Lauenburg . . 

_ 

_ 

_ 

_ 

10. 

Hannover . 

31757 

10 

8025 

60 

11. 

Westfalen. 

— 

— 

— 

— 

12. 

Reg.-Bez. Kassel. 

12421 

15 

2754 

5 

13. 

Wiesbaden ausschliessl. 
Frankfurt a. M. 

2278 

10 

4587 

. 

14. 

Frankfurt a. M. 

— 

— 

— 

— 

15 

Rheinprovinz. 

1366 

52 

332 

75 

16. 

Hohenzollernsche Lande. 

— 

— 

— 

— 


Latus 

258007 

43 

512186 

49 


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Lungenseuche. 


91 


Die Entschädigungssumme beträgt mithin im Berichts- 

jahre: 254179 Hark 6 Pfennige, 

fast das Doppelte mehr als im vorhergehenden Jahre. Diese 
erhebliche Steigerung entfällt zum grössten Theil auf die Provinzen 
Pommern und Sachsen. In Pommern sind grosse Viehbestände ab¬ 
geschlachtet (s. S. 78), und in Sachsen ist ein grosser Theil der auf 
das Jahr 1881, 82 entfallenden Entschädigungen erst während des 
Berichtsjahres gezahlt worden. Nur so wird es erklärlich, dass die 
Entschädigung für ein Stück Rindvieh sich im Durchschnitt auf 
291 Mk. 51 Pf., im vorigen Jahre dagegen auf 143 Mk. 35 Pf. be¬ 
rechnet. 

Zur Deckung der Entschädigungen für auf polizeiliche 
Anordnung getödtete Stück Rindvieh sind während der 
beiden letzten Jahre von den Rindviehbesitzern an Bei¬ 
trägen erhoben worden: 




Berichtsjahr 1881/82. 

Berichtsjahr 1882/83. 



Beitrag 
für jedes 
St. Rind v. 
Pf. 

Mark. 

Pf. 

Beitrag 
für jedes 
St Rindv. 

Pf. 

Mark. 

Pf. 

1. 

Provinz Ostpreussen .... 

_ 

_ 

_ 


_ 

_ 

0 

Westpreusscn . . . 

5 

21324 

15 

2 

8394 

64 

3. 

Brandenburg (aus- 
schliessl. Berlin). 

6 

39865 

14 

s ’ 

•53524 

40 

4 

Berlin. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

5. 

Provinz Pommern. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

6. 

Posen . 

10 

58663 

— 

5 

29301 

25 

7. 

Schlesien. 

0,5128 

7121 

45 

0.0343 

j 1 465 

74 

8. 

Sachsen . 

20 

220357 

I 74 

20 

•216674 

40 

9. 

Schleswig-Holstein 
incl. Lauenburg . . 

V 

3 2471 

20 

_ 

_ 

_ 

10. 

Hannover. 

0,3 

22419 

1 52 

4 

* 474(54 

64 

11. 

Westfalen. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

12. 

Reg.-Bez Kassel . 

5 

14291 

45 

5 

12887 

5 

13. 

Wiesbaden excl. 
Frankfurt a. M. . 

_ 

__ 

1 _ 

5 

10111 

40 

14. 

Frankfurt a. M . 

— 

— 


— 

— 

— 

15. 

Rhein provinz . 

5 

49694 

65 

5 

4 45682 

85 

16. 

Hohcnzollernscbe Lande . . 

10 

4517 

40 

10 

1 4439 

20 


1 Die Angaben beziehen sich auf das Kalenderjahr 1882. 

3 Die Beitrage sind zur Deckung der im Kalendeijahr 1881 gezahlten Ent¬ 
schädigungen erhoben. 

* Die Beiträge sind nur für den Kreis Herzogth. Lauenburg erhoben worden 

4 Die Angaben beziehen sich auf die Zeit vom 1. Januar 1882 bis 31. März 1883 


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92 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


Aus der Staatskasse sind für auf polizeiliche Anord¬ 
nung behufs Tilgung der Lungenseuche getödtete Stück 
Rindvieh 5498 Mark 50 Pf. — 4013 Mk. 7 Pf. weniger als im 
vorigen Berichtsjahre — gezahlt worden, wie die nachstehende 


Vergleichung zeigt: 




Etatsjahr 

1881/82. 

Mark 

Pf. 

Etatsjahr 

1882/83. 

Mark 

Pf. 

1 . 

Provinz Ostpreussen. 

_ 

_ 

. 

_ 

2 . 

Westpreussen. 

153 

33 

— 

— 

3. 

Brandenburg . 

3683 

86 

2708 

76 

4. 

Pommern. 

— 

— 

1907 

74 

5. 

Posen. 

— 

— 

— 

— 

6 . 

Schlesien. 

— 

— 

— 

— 

7. 

Sachsen. 

1416 

93 

460 

— 

8 . 

Schleswig-Holstein. 

— 

— 

— 

— 

9. 

Hannover. 

2116 

— 

— 

— 

10 . 

Westfalen. 

— 

— 

— 

— 

11 . 

Hessen-Nassau. 

1310 

45 

422 

— 

12 . 

Rheinprovinz. 

831 

— 

— 

— 

13. 

Hohenzollernsche Lande.. 




—* 


Summa 

9511 

57 

5498 

60 


0. Die Sohafpooken. 

Frei von den Schafpocken blieben nicht nur die Pro¬ 
vinzen Westfalen, Hessen-Nassau, die Rheinprovinz, die 
Hohenzollernsehen Lande, in denen die Krankheit bisher noch 
nicht beobachtet ist, sondern auch Schlesien, Schleswig-Hol¬ 
stein, in denen während der letzten 10 Jahre nur ganz vereinzelte 
Ausbrüche der Schafpocken vorkamen und die in den letzten Jahren 
ziemlich stark verseucht gewesene Provinz Posen. Eine er¬ 
hebliche Verbreitung erlangte die Pockenseuche nur in Ost- 
preussen, sowie in den Landdr.-Bez. Stade und Aurich, die 
übrigen Bezirke der Provinz Hannover — namentlich auch der in den 
letzten Jahren sehr stark verseucht gewesene Landdr.-Bez. Lüneburg 
— blieben seuchefrei. In den Provinzen Westpreussen, Branden¬ 
burg, Pommern und im Reg.-Bez. Magdeburg sind nur ganz 
vereinzelte Ausbrüche der Pockenseuche vorgekommen. 

Wie in früh?ren Berichtsjahren sind wieder die zahlreichsten 
Ausbrüche der Pockenseuche während des 2. und 3. Quar- 


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Schafpoclcen. 


93 


tals beobachtet worden, auf das 4. Quartal entfallen nur Aus¬ 
brüche in je einer Ortschaft der Kreise Orteisburg, Reg.-Bez. Königs¬ 
berg, — Infection durch Berührung mit einer im Quartal vorher 
verseucht gewesenen Herde der Nachbarschaft —; Sensburg, Reg.-Bez. 
Gumbinnen, Bublitz, Reg.-Bez. Köslin, Kalbe, Reg.-Bez. Magdeburg, 
und Lehe, Landdr.-Bez. Stade — Einschleppung aus dem benachbarten 
Hamburger Amt Ritzebüttel. Im Uebrigen fehlen nähere Angaben 
über die Einschleppung. Nur die verseuchte Herde im Kreise Ortels- 
burg erlitt erhebliche Verluste. 

Am stärksten verseucht in Ostpreussen waren die Kreise 
Lötzen und Sensburg, Reg.-Bez. Gumbinnen; auf dieselben ent¬ 
fallen 23 bezw. 43 von den 78 Ortschaften des Regierungs-Bezirks, 
in denen Ausbrüche der Pocken beobachtet wurden. Ausserdem kamen 
solche Ausbrüche in je 4 Ortschaften der Kreise Angerburg, Lyck und 
Johannisburg vor. Mithin blieb das Auftreten der Seuche auf 5. an 
einander grenzende masurische Kreise des Reg.-Bez. Gumbinnen be¬ 
schränkt, und es hat den Anschein, dass der Kreis Lötzen der 
eigentliche Seucheherd gewesen ist, von welchem aus sich die 
Schafpocken in Ostpreussen weiter verbreitet haben. 

Seit Anfang des Jahres 1880 ist die Seuche im Kreise 
Lötzen stationär, die Verbreitung derselben nahm im Herbste 
jeden Jahres ab, hörte im Quartal Januar-März fast ganz auf, um in 
den beiden Sommerquartalen wieder einen bedeutenden Umfang zu er¬ 
reichen. In den Kalenderjahren 1881 und 1882 kamen Pockenaus¬ 
brüche in zusammen 64 Ortschaften des Kreises Lötzen vor; dieselben 
haben sehr erhebliche Verluste nicht nur unter den gemeinen Land¬ 
schafen der kleinen bäuerlichen Besitzer, sondern auch unter den 
veredelten Herden der grösseren Güter im Gefolge gehabt. Die ver¬ 
seuchten Orte liegen in allen Theilen des Kreises verstreut, einzelne 
Dörfer sind während der beiden letzten Jahre zwei-, selbst dreimal 
von Pockenausbrüchen heimgesucht worden. 

Als Ursachen dieses seit nunmehr 3 Jahren fortdauern¬ 
den Herrschens der Pocken bezeichnen die Berichte: die häufige 
Vernachlässigung der Anzeigepflicht und die Hindernisse, auf welche 
die strenge Durchführung der Schutz- und Tilgungsraassregeln stösst. 
Die Anzeige wird theils aus Unkenntniss einer Verpflichtung zu der¬ 
selben, aus Unbekanntschaft der kleinen bäuerlichen Besitzer mit den 
Erscheinungen der Krankheit, theils aus Indolenz oder aus bösem 
Willen unterlassen, die kleiner Besitzer scheuen die Belästigungen, 


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94 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


welche das veterinärpolizeiliche Einschreiten im Gefolge hat, nament¬ 
lich aber die Impfung der verseuchten Herden auf Anordnung der 
Behörden. Die Verheimlichung wird noch weiter begünstigt durch den 
milden Verlauf, welchen die Seuche häufig und in vielen Herden 
nimmt und durch den Umstand, dass es im Kreise sehr zahlreiche 
und versteckt gelegene Abbauten giebt. In den Schafbeständen der 
letzteren herrscht die Krankheit unerraittclt oft Monate lang, vielfach 
werden inficirte oder vor kurzer Zeit durchgeseuchte Schafe in den 
Handel gebracht, dieselben finden auf den vielen Schafraärkten in 
Masuren leicht Absatz und verbreiten die Krankheit nach allen Rich¬ 
tungen und auf weite Entfernungen. Kreisthierarzt Kotelraann be¬ 
hauptet ferner, dass die Desinfection der verseuchten Stallungen oft 
nicht mit der erforderlichen Sorgfalt durchgefuhrt worden ist, und 
dass die Bestimmung nicht immer Beachtung gefunden hat, nach 


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Schafpocken. 


95 


Im 

vierten Quartal 

Im 

Berichtsjahre 


Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

Zahl der an Pocken 
gefallenen Schafe. 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

Zahl der an Pocken 
gefallenen Schafe 

Regierungs- bezw. Landdrostei-Bezirke, 
in denen Ausbrüche der Schafpocken nicht 
vorgekommen sind, 

nebst Angabe der seuchefrei gebliebenen 
Quartale. 

2 

2 

« 

219 

16 

154 

306 

1198 


— 


— 

— 

3 

14 

18 

1647 

Danzig 1. 3. 4. Qu. Marienwerder 1. 4. Qu. 

— 



— 

2 

3 

4 

10 

Potsdam 1. 4. Qu. Frankfurt 2. 3. 4. Qu. 
Berlin 1. 2. 3. 4. Qu. 

1 

1 

1 

— 

5 

20 

32 

199 

Stettin 1. 2. 4. Qu. Stralsund 4. Qu. 

1 

1 

i 

27 

3 

6 

7 

126 

Merseburg 1. 2. 3. 4. Qu. Erfurt 1.2. 3. 4. Qu. 

1 

1 

30 

4 

5 

66 

227 

240 

Hannover 1. 2. 3. 4. Qu. Hildesheim 1. 2. 
3. 4. Qu. Lüneburg 1. 2. 3. 4. Qu. Osna¬ 
brück 1. 2. 3. 4. Qu. Aurich 4. Qu. 

5 

5 

38 

250 

34 

263 

594 

3420 


13 

16 

41 

818 

75 

473 

1406 

7833 


8 

11 

_ 

1 3 

568 

41 

210 

812 

4413 

1 



welcher der Verkauf von Schafen aus verseuchten Beständen noch 60 
Tage nach dem Abheilen der Pocken verboten bleibt. 

Ueber die zahlreichen A usbrüche der Pocken im Kreise Sensburg 
liegen keine näheren Angaben vor. Aus dem Umstande, dass ein 
grosser Theil der verseuchten Ortschaften nahe der Grenze des Kreises 
Lötzen liegt, ist schon zu vermuthen, dass die Einschleppung vielfach 
aus dem Kreise Lötzen durch den Schafhandel vermittelt worden ist. 
Die weiteren Nachforschungen haben die Richtigkeit dieser Vermuthung 
bestätigt und ausserdem auch dafür Anhaltepunkte geliefert, dass die 
Ausbrüche in den Kreisen Angerburg, Johannisburg und Lyck auf die¬ 
selben Einschleppungsverhältnisse zurückzuführen sind. 

Die 76 im Rcg.-Bez. Königsberg durch die Schafpocken ver¬ 
seuchten Ortschaften vcrtheilen sich wie folgt auf die Kreise: 

Allenstein 1 Ortscb. Friedland 14 Ortsch. 

Pr.-Bylau 5 - Gerdauen 12 


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96 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 

Heilsberg 1 Ortsch. Osterode 17 Ortsoh. 

Mohrungen 7 - Rastenburg 5 

Neidenburg 3 - Wehlau 2 

Orteisburg 9 

Die Seuche hat mithin in keinem Kreise eine ähnliche Verbreitung 
wie in den Kreisen Lötzen und Sensburg erlangt. Das ungemein 
dürftige statistische Material beschränkt sich meistens auf die Angabe 
der nackten Zahlen und spricht nur selten Vermuthungen über die 
Ursachen der Pockenausbrüche aus. In einem Ort des Kreises Ortels- 
burg wurden die Pocken durch auf dem Berliner Schlachtviehmarkt 
angekaufte Schafe eingeschleppt, und in Draglitz, Kr. Osterode, brach 
die Krankheit bei neu angekauften Schafen aus, welche in einen 5 
Monate vorher verseucht gewesenen Stall eingeführt wurden. Weitere 
Nachforschungen haben ergeben, dass die Verseuchung der Kreise 
Gerdauen, Neidenburg, Orteisburg und Rastenburg mittelbar oder un¬ 
mittelbar durch Einschleppung aus den Kreisen Lotzen und Sensburg, 
dagegen die des Kreises Osterode durch Einschleppung aus dem Kreise 
Löbau, Reg.-Bez. Marienwerder, veranlasst worden ist. Vom Kreise 
Osterode aus verbreitete sich die Krankheit auf benachbarte Ortschaf¬ 
ten des Kreises Mohrungen. Der einzige Ausbruch im Kreise Allen¬ 
stein kam bei einer kurz vorher auf dem Markte in Hohenstein an¬ 
gekauften Herde vor. Ueber die Einschleppung der Seuche in die 
Kreise Pr.-Eylau, Friedland, Heilsberg und Wehlau ist nichts Be¬ 
stimmtes ermittelt worden. Ueberall fand eine Verbreitung auf Schaf¬ 
bestände benachbarter Ortschaften statt. 

Ira Reg.-Bez. Danzig beschränkte sich das Auftreten der Pocken¬ 
seuche auf eine Ortschaft des Kreises Bereut, ira Reg.-Bez. Marien¬ 
werder auf 10 Ortschaften des Kreises Löbau und 3 Ortschaften des 
Kreises Stuhm. Ueber die ursprüngliche Einschleppung wird nur be¬ 
richtet, dass die Ausbrüche im Kreise Stuhm durch Schafe vermittelt 
wurden, welche in dem stark verseuchten Kreise Osterode angekauft 
worden waren. 

Von den 3 in der Provinz Brandenburg verseuchten Ortschaften 
entfallen 2 auf den Kreis Angermünde, Reg.-Bez. Potsdam, 1 auf 
den Kreis Friedeberg, Reg.-Bez. Frankfurt. In eine Ortschaft des 
Kreises Angermünde wurde die Seuche durch auf dem Berliner Schlacht- 
viehmarkl angekaufte Schafe eingeschleppt, in der zweiten hatte das 
Seuchegehöft eine so isolirte Lage, dass die Ursache des Ausbruches 
ganz unerklärlich blieb. Ueber die Einschleppung in den Seuchcort 
des Kreises Friedeberg ist nichts Bestimmtes ermittelt worden. 


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Schafpocken. 


97 


So lange die Schutzimpfung der Lämmer gebräuchlich 
war, musste Pommern in jedem Jahre als die am stärksten 
verseuchte Provinz bezeichnet werden. Im Berichtsjahre 
beschränkte sich das Auftreton der Pockenseuche auf 20 
Ortschaften, welche sich wie folgt auf die einzelnen Re¬ 
gierungs-Bezirke vertheilen. 

Reg.-Bez. Stettin. Bei einer kurz vorher auf dem Berliner 
Schlachtviehmarkt angekauften Lämmerherde im Kreise Randow brachen 
die Pocken aus. Die übrigen Schafe des Bestandes waren im Jahre 
vorher geimpft worden und erkrankten nicht. 

Reg.-Bez. Köslin. Kr. Bublitz: Die Ursache des Ausbruchs in 
einer Herde wird nicht erwähnt, die Schafe waren zur Zeit, als die 
Krankheit constatirt wurde, bereits sämmtlich erkrankt und zum Theil 
schon durchgeseucht. 

Kr. Lauenburg: Die Pocken brachen in 11 Ortschaften aus, über 
die ursprüngliche Einschleppung und die Ursachen der weiteren Ver¬ 
breitung wird nicht berichtet. 

Kr. Rummelsburg: Ueber den Ausbruch der Pocken in einer Ort¬ 
schaft liegen keine näheren Angaben vor. 

Reg.-Bez. Stralsund. Im 1. Quartal traten die Pocken unter 
den Schafen des Gutes Rosengarten, Kr. Rügen, auf. Die Einschlep¬ 
pung war nicht zu ermitteln, ein Ankauf von Schafen hatte nicht 
stattgefunden, die ganze Insel war pockenfrei, bis vor 4 oder 5 Jahren 
hatte in diesem Gute jährliche Schutzimpfung der Lämmer stattge¬ 
funden. Von Rosengarten aus verbreitete sich die Seuche auf 5 be¬ 
nachbarte Ortschaften des Kreises Rügen. 

Von den 6 im Reg.-Bez. Magdeburg verseuchten Ortschaften 
entfallen 4 auf den Kr. Neuhaldensleben. Der erste Ausbruch er¬ 
folgte bei kurz vorher aus Pommern angekauften Schafen, die Seuche 
wurde von hier aus in die anderen verseuchten Orte verschleppt. In 
Tiefenbrunn, Kr. Aschersleben, erkrankten einige auf dem Berliner 
Schlachtviehmarkt angekaufte Schafe, der Rest des Bestandes war im 
vorigen Jahre geimpft und blieb gesund. Ueber den Ausbruch in 
einem Orte des Kreises Kalbe sind nähere Angaben nicht gemacht 
worden. 

Die Pockenseuche erlangte eine sehr bedeutende Ver¬ 
breitung im Kreise Neuhaus a. 0., Landdr.-Bez. Stade, in wel¬ 
chem die Krankheit seit langer Zeit nicht geherrscht hat. Im. 2. Quar¬ 
tal brachen die Pocken in 55 Beständen aus, und in 186 Herden 

Archiv f. wissensch. u. prakt. Thierheilk. IX. Suppi.-Heft 2. 7 


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98 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


wurde die Präcautionsimpfung ausgeführt. Auf dem ersten Gehöft, 
dessen Schafbestand ergriffen wurde, waren Schafe verschiedener Eigen* 
thümer zusammengebracht worden, welche bis dahin an Deichen und 
öffentlichen Wegen geweidet hatten; dieselben waren einige Zeit vorher 
auf verschiedenen Märkten angekauft. 

Ausserdem wurde, wie S. 93 bereits erwähnt, ein Auftreten der 
Pocken in einem Orte des Kreises Lehe, Landdr.-Bez. Stade, beob- 
abchtet. 

Ueber die aussergewohnlich zahlreichen Ausbrüche der Pocken in 
47 Ortschaften des Kreises Emden, Landdr.-Bez. Au rieh, berichtet 
Kreisthierarzt Kettler: „Die Seuche herrscht schon seit 1 \ 2 Jahren 
(s. VI. Jahresber. S. 95) und hat Zeit genug gehabt, den ganzen Kreis 
zu überziehen. Die Ausbrüche gelangen meistens erst nach Ablauf 
von Monaten zur Kenntniss der Behörden; vielfach werden Schafe 
während dieser Zeit aus verseuchten Beständen verkauft und verschlep¬ 
pen die Krankheit nach anderen Ortschaften. Die Schafe kommen 
unter den dortigen wirthschaftlichen Verhältnissen so gut wie niemals 
in den Stall, sondern bleiben Winter und Sommer im Freien, weiden 
auf Deichen und an Wegen und laufen vielfach durch einander, wodurch 
der Seucheverbreitung aller Vorschub geleistet wird. Meistens hält 
jeder Besitzer nur einzelne wenige Schafe, aus diesem Grunde sind in 
der Regel bei Ausbruch der Pocken sämmtliche Schafe, welche auf 
derselben Feldmark weiden, geimpft worden. Aus den Niederlanden 
ist die Seuche ganz bestimmt nicht eingeschleppt worden, denn ein 
Ankauf von Schafen aus diesem Nachbarlande findet überhaupt nicht 
statt. 44 Die vereinzelten Ausbrüche der Pocken in 2 Ortschaften des 
Kreises Aurich und in einer Ortschaft des Kreises Leer sind jedenfalls 
durch Berührung mit verseuchten Beständen des Kreises Emden be¬ 
dingt worden. 

Das statistische Material enthält nur ganz ausnahmsweise 
Andeutungen über die vorgenommenen Impfungen und 
deren Resultate. In der Regel ist sofort nach Constatirung der 
Krankheit die Nothimpfung der verseuchten Bestände vorgenommen 
und diese Massregel nur in den Fällen unterlassen worden, wenn be¬ 
reits die ganze Herde oder ein grosser Theil derselben auf dem Wege 
der natürlichen Ansteckung erkrankt war. In den stark verseuchten 
Kreisen der Reg.- bezw. Landdr.-Bez. Gumbinnen, Stade und Aurich 
wurde meistens die Präcautionsimpfung sämmtlicher Herden des Seuche¬ 
ortes angeordnet und ausgeführt. Die Tabellen halten fast niemals 


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Schafpocken. 


99 


diese Impfungen und die Ausbrüche der natürlichen Pocken aus ein¬ 
ander, in die 594 verseuchten Gehöfte der Tabelle S. 95 sind 
mithin auch diejenigen eingeschlossen, in denen Präcau- 
tionsimpfungen stattgefunden haben. Nach den zum grossen 
Theil sehr dürftigen Andeutungen der Tabellen hat es den Anschein, 
dass die Verluste in Folge der Noth- und Präcautionsimpfungen sehr 
verschieden, mitunter geringfügig, in einzelnen Fällen jedoch auch sehr 
bedeutend waren. Die Zahl der an den Pocken gefallenen Schafe ist 
jedenfalls eine höhere als die in der Tabelle S. 95 angegebene ge¬ 
wesen, die Berichterstatter haben sich oft darauf beschränken müssen, 
die Zahl der Schafe anzuführen, welche in der betreffenden Herde bis 
zur Constatirung der Krankheit gestorben waren. 

Wir glauben schliesslich hervorheben zu müssen, dass der Schaf¬ 
handel auf dem Berliner Schlachtviehmarkt Anlass zu zu¬ 
sammen 4 Ausbrüchen der Pockenseuche in den Reg.-Bez. 
Königberg, Potsdam, Stettin und Magdeburg gegeben hat. 
Es ist zu vermuthen, dass die Infection auf dem Markte durch solche 
durchgeseuchte Schafe erfolgte, an deren Wollvliess noch das Conta- 
gium der Pockenseuche haftete. 

So unvollständig das über die Schafpocken gelieferte statistische 
Material und so sehr zu wünschen ist, dass die beamteten Thierärzte 
den Einschleppungs- und Verbreitungswegen der Seuche unausgesetzt 
die grösste Aufmerksamkeit zuwenden, wird doch durch die Mitthei¬ 
lungen der Tabellen zur Viehseuchenstatistik zweifellos die wichtige That- 
sache festgestellt: 

dass die Schafpockenseuche in den Provinzen West- 
preussen, Brandenburg, Pommern, Posen und Sach¬ 
sen, welche bis zum Verbote der Schutzimpfungen 
bei den Lämmern in jedem Jahre die am stärksten 
verseuchten gewesen waren, schon im ersten Jahre 
nach dem Inkrafttreten des Reichsgesetzes vom 
23. Juni 1880 sehr bedeutend an Verbreitung ver¬ 
loren hat und im zweiten Jahre — auf welches sich 
der vorliegende Bericht bezieht — nur an sehr we¬ 
nigen Orten, in der Provinz Posen gar nicht vorge¬ 
kommen ist. 

Aus dieser Thatsache dürfte sich weiter die Folgerung ergeben: 

dass das Verbot der Lämmerimpfung wesentlich zur 
Beschränkung der Pockenausbrüche beigetragen hat, 

7 * 


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100 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


und diese Folgerung wird auch durch die starke Verbreitung der 
Seuche in den Kreisen Neuhaus und Emden nicht widerlegt, weil die 
Schutzimpfung der Lämmer in den Landdr.-Bez. Stade und Aurich 
niemals gebräuchlich gewesen ist. Die Ursachen der zahlreichen Pocken¬ 
ausbrüche in Ostpreussen sind — wie wir S. 93 auszufuhren versucht 
haben — in den localen Verhältnissen der masurischen Kreise be¬ 
gründet und jedenfalls nicht auf die Unterlassung der bis dahin üb¬ 
lichen Schutzimpfungen zurückzuführen. 

7. Die Besohälseuolie und der Bläsehenaussotalag der 
Pferde und des Rindviehs. 

Fälle von Beschälseuche sind im Laufe des Berichts¬ 
jahres nicht beobachtet worden. 

Die zahlreichsten Erkrankungen am Bläschenausschlag wurden, 
wie in den vorhergegangenen Jahren, während des 1. Quartals beob¬ 
achtet, namentlich entfallen auf dieses Quartal fast sämratliche Er¬ 
krankungen von Pferden. Bei zusammen 51 Fällen in den ßeg.- 
Bez. Königsberg, Münster und Koblenz wurde die Verbreitung durch 
Landgestütshengste vermittelt. Regel scheint bei allen Ausbrüchen 
des Bläschenausschlages der Pferde gewesen zu sein, dass die Hengste 
durch die Stuten inficirt wurden, die weitere Verbreitung fand vielfach 
dadurch Begünstigung, dass dieselbe Stute mehreren Hengsten nach 
kurzen Zwischenzeiten zur Begattung zugefdhrt wurde. Das statistische 
Material erwähnt eine erhebliche Anzahl von Fällen, in denen von 
erkrankten Hengsten gedeckte Stuten nicht erkrankten. In dem 2. 
Quartal wurde der Ausschlag noch bei 5, wahrscheinlich im Quartal 
vorher inficirten Pferden beobachtet. Die Tabellen des 3. Quartals 
verzeichnen keine Erkrankung bei Pferden. Unter den 7 während des 
4. Quartals in Ostpreussen vorgekoramenen Erkrankungen befinden 
sich ein Landgestütshengst und 3 von demselben gedeckte Stuten. 

Ueber die Hälfte sämmtlicher am Bläschenausschlage erkrankten 
Stück Rindvieh entfallen auf Hessen-Nassau und auf die Rheinpro¬ 
vinz. In den Westerwaldkreisen des Reg.-Bez. Wiesbaden soll die 
Krankheit sehr häufig auftreten und mitunter eine grössere Verbrei¬ 
tung erlangen, jedoch von den Viehbesitzern wenig beachtet werden. 
Bei weitem die meisten Fälle in der Rheinprovinz wurden im Reg.- 
Bez. Koblenz beobachtet. Die Mittheilungen über das Auftreten des 
Ausschlages unter den Viehbeständen von 86 Gehöften der Ortschaften 


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Räude der Pferde und Schafe. 


101 


Waldalgesheim und Winzenheim, sowie in anderen Ortschaften des 
Kreises Kreuznach, ferner über die lange, auf mehrere Monate sich 
erstreckende Dauer der Krankheit veranlassten den General-Refe¬ 
renten des Reg.-Bez. Koblenz, begründete Zweifel an der Richtig¬ 
keit der Diagnose auszusprechen. Nächstdem ist der Bläschenaus¬ 
schlag häufig unter den Viehbeständen der Reg.-Bez. Merseburg und 
Schleswig beobachtet worden, in einzelnen Ortschatten des Kreises 
Sangerhausen hat die Krankheit öfter und längere Zeit hindurch ge¬ 
herrscht. 

Im (Jebrigen hat der Bläschenausschlag der Pferde und des Rind¬ 
viehs nicht Anlass zu Bemerkungen von veterinärpolizeilichem Interesse 
geboten. 


8. Die Räude der Pferde und Schafe. 

Der besseren Uebersicht wegen haben wir die Tabellen über die 
Verbreitung der Räude bei den Pferden und Schafen von einander 
getrennt. 


a. Räude der Pferde. 

Die Tabelle S. 104 u. 105 zeigt, dass die Zahl der an Räude er¬ 
krankten Pferde nicht wesentlich von der entsprechenden des vorigen 
Jahres verschieden ist, dagegen hat sich die Zahl der Kreise und Ort¬ 
schaften, in denen Ausbrüche der Räude beobachtet wurden, nicht 
unerheblich vermindert. Wie in allen früheren Jahren macht sich 
auch in dem Berichtsjahre die Thatsache auffallend bemerklich, dass 
die Zahl der Räudeausbrüche und der erkrankten Pferde 
im 2. und 3. Quartal sehr erheblich abnimmt, im 4. Quartal 
die bedeutendste Höhe erreicht, zum 1. Quartal sodann 
etwas und bis zum 2. Quartal sehr bedeutend sinkt (siehe 
V. Jahresber. S. 109). 

Von den 1124 räudekranken Pferden entfallen 573 — fast 
genau 51 pCt. (im vorigen Jahre 38,47 pCt.) — zusammen auf 
die Provinzen Ost- und Westpreussen. Wir stellen die Aus¬ 
brüche in diesen beiden Provinzen tabellarisch zusammen und ver¬ 
gleichen dieselben mit denen des vorigen Jahres (S. 106 u. 107). 

Aus der Tabelle ergiebt sich, dass in Ostpreussen die zahlreich¬ 
sten Räudefälle in den masurischen und den sogenannten oberländischen 
Kreisen, ausserdem im Kreise Pr.-Eylau vorgekommen sind, und dass 


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Laufende Nummer. 


102 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


1 . 

2 . 

3. 

4. 

5 . 


6 . 


7. 

8 . 

9 . 


10 . 


11 . 


12 . 


13 . 


Provinz. 


Im zweiten Quartal 

Im dritten 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

er¬ 

krankt 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

er¬ 

krankt 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

Pferde. 

St. Rindvieh. 

Pferde. 

St. Rindvieh. 

Ostpreussen. 

4 

23 

32 

40 

6 

— 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

Westpreussen .... 

1 

1 

1 

3 

— 

3 

3 

3 

- 

4 

— 

— 

— 

Brandenburg . 

8 

15 

43 

7 

39 

5 

6 

11 

— 


— 

— 

— 

Pommern. 

2 

3 

9 

— 

20 

2 

2 

3 

2 

2 

1 

1 

7 

Posen . 

1 

1 

1 

— 

2 

1 

2 

3 

— 

3 

— 

— 

— 

Schlesien. 

5 

8 

8 

3 

16 

3 

3 

7 

1 

9 

— 

— 

— 

Sachsen . 

7 

14 

l 62 


60 

3 

4 

10 

— 

11 

1 

2 

2 

Schleswig-Holstein 

8 

21 

36 


■1 

5 

6 

m 

_ 

15 

_ 

_ 

_ 

Hannover. 

6 

15 

i 41 



1 

1 

i 


4 




Westfalen 

1 

4 

10 


1 






1 

1 


Hessen-Nassau .... 

8 

21 

125 

_ 

139 

6 

12 

44 


44 



_ 

Rheinprovinz. 

10 

28 

72 

35 

46 

6 

11 

67 

2 

76 

3 

4 

90 

Hohenzollernsche 














Lande . 

1 

1 

2 

— 

2 

1 

1 

1 

— 

1 

— 

— 


Summa 

62 

155 

442 

129 

482 

36 

51 

160 

5 

189 

6 

8 

101 

Im Jahre 1881/82 

45 

117 

294 

106 

334 

22 

32 

110 

1 

135 

15 

18 

35 









• 






1882 83: mehr 

17 

38 

148 

| 23 

148 

14 

19 

'E 

» 4 

54 

— 

— 

66 

weniger 

— 

— 

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— 

— 

— 



9 

■ 





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£ 


























Bläschenausschlag der'Pferde und des Rindviehs. 


103 


Quartal 

Im vierten Quartal 

Im Berichtsjahre 

Regierungs- 

bezw. 

Landdrostei-Bezirke, 

in denen der Bläschenaus- 

er¬ 

krankt 


p 

© 

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er¬ 

krankt 


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er¬ 

krankt 

ö 

73 

M 

<2 

a. 

St. Rindvieh. 

Zahl der Kreise. 

ja 

© 

iS 

u 

o 

Ut 

4) 

75 

ec 

Zahl der Gehöft* 

Pferde. 

St. Rindvieh. 

Zahl der Kreise. 

Ja 

© 

2 

Ui 

O 

M 

© 

73 

’ja 

cd 

SJ 

Pferde. 

St Rindvieh. 

schlag der Pferde und des 
Rindviehs nicht beobachtet 
worden ist, 

nebst Angabe der seuchefrei 
gebliebenen Quartale. 

— 

— 

3 

6 

6 

7 

— 

7 

29 

47 

6 

Königsberg 2. 3. Quartal. 
Gumbinnen 2. 3. Quartal. 

— 

— 

— 

— 


— 

— 

4 

4 

3 

4 

Danzig 1. 2. 3. 4. Quartal. 
Marienwerder 3. 4. Quartal. 








10 

21 

7 

59 

Potsdam 3. 4. Quartal. 
Frankfurt 3. 4. Quartal. 
Berlin 1. 2. 3. 4. Quartal. 


10 






5 

6 

2 

32 

Stettin 2. 4. Quartal. 

Köslin 3. 4. Quartal. 
Stralsund 1. 3. 4. Quartal. 

— 

— 

1 

5 

5 


13 

3 

8 

— 

18 

Posen 1. 3. Quartal. 
Broraberg 2. 3. 4. Quartal. 



1 

1 

2 


3 

8 

12 

4 

28 

Breslau 2. 3. Quartal. 
Liegnitz 3. 4. Quartal.* 
Oppeln 3. 4. Quartal. 

— 

8 

3 

4 

14 

— 

14 

9 

21 

14 

93 

Magdeburg 2. 3. 4. Quartal. 
Erfurt 2. 3. Quartal. 

— 

— 

5 

10 

21 

— 

28 

13 ! 

36 

10 

72 

Schleswig 3. Quartal. 



1 

2 

7 

i 


7 

7 ' 

18 

15 

54 

Hannover 1. 2. 3. 4. Qu. 
Uildesheim 2. 3. 4. Quartal. 
Lüneburg 2. 3. Quartal. 
Stade 1. 2. 3 4. Quartal. 
Osnabrück 1. 2. 3. 4. Qu. 
Aurich 3. 4. Quartal. 


2 

1 

1 

2 


2 

2 

6 

2 

84 

Münster 2. 3. 4. Quartal. 
Minden 1. 2. Quartal. 
Arnsberg 1. 2. 3. 4. Qu. 


— 

5 

6 

26 

— 

26 

12 

39 

— 

209 

Kassel 3. Quartal. 

Wiesbaden 3. 4. Quartal. 


91 

5 

7 

95 


115 

14 

46 

37 

328 

Düsseldorf 4. Quartal. 

Köln 3. Quartal. 

Trier 1. Quartal. 

Aachen 1. 2. 4. Quartal. 

— 

— 

2 

2 1 

13 

J 

13 

2 | 

4 

— 

16 

Sigmaringen 3. Quartal. 

—- 

111 

27 

44 

191 

7 

221 

96 ! 

250 

141 

1003 



71 

25 | 

43 

232 

20 

415 

75 

204 

127 

955 



40 

2 

1 

TI 



21 1 

46 ! 

14 | 

48 


1 



“| 

41: 

13 

194 

“1 

“| 





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104 Jahresbericht über die Verbreitung ansteokender Thierkrankheiten. 


Laufende Nummer. 

Provinz. 

Im ersten Quartal 


Im dritten 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

Pferde 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

Pferde 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

erkrankt 

gefallen oder 
getödtet. 

erkrankt 

gefallen oder 
getödtet. 

1. 

Ostpreussen. 

21 

45 

48 

140 

5 

9 

17 

19 

36 

7 

8 

13 

13 

2. 

Westpreussen .... 

16 

43 

51 

81 

11 

6 

16 

17 

32 

1 

10 

15 

15 

3. 

Brandenburg .... 

3 

4 

4 

10 

— 

3 

3 

6 

6 

1 

3 

7 

7 

4. 

Pommern. 

7 

11 

11 

26 

2 

7 

9 

9 

16 


4 

5 

6 

5. 

Posen. 

16 

22 

23 

43 

6 

4 

5 

5 

6 

1 

8 

9 

13 

6. 

Schlesien. 

16 

25 

29 

53 

5 

18 

24 

26 

30 

1 

12 

13 

20 

7. 

Sachsen . 

2 

2 

2 

4 

2 

2 

3 

3 

3 

2 

1 

1 

1 

8. 

Schleswig-Holstein . 

4 

11 

11 

16 

3 

3 

3 

3 

4 

2 

3 

5 

5 

9. 

Hannover. 











3 

3 

6 

10. 

Westfalen. 

2 

4 

4 

4 

2 

2 

3 

•i 

3 

— 

— 

— 

— 

11. 

Hessen-Nassau . . . 

2 

2 

4 

5 

1 

3 

4 

6 

^ 11 


6 

6 

6 

12. 

Rheinprovinz .... 

2 

O 

Ö 

3 

4 

3 

1 

1 

1 

1 

1 

3 

3 

3 

13. 

Hohenzollernsche 















Lande . 


_J 


— 

— 

— 

— 


— 

— 

— 


— 


Summa 

91 

172 

190, 

386 

40 

58 

88 

98 

148 

1 16 

61 

so, 

95 


Im Berichtsjahre 















1881/82 .... 




369 

46 




146 

32 





Im Berichtsjahre 












— 



1882/83: 















mehr 




17 

— 




2 

— 





weniger 




— 

6 




— 

16 





Digitized by ^.ooQle 





















Räude der Pferde. 


105 


Quartal 

Ira vierten Quartal 

Ira Berichtsjahre 

Regierungs- 

bezw. 

Landdrostei-Bezirke, 
in denen die Räude der 
Pferde nicht beobachtet 
wurde, 

nebst Angabe der seuchefrei 
gebliebenen Quartale. 

Pferde 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Zahl der Gehöfte. 

Pferde 

Zahl der Kreise. 

Zahl der Ortschaften. 

Pferde 

erkrankt. 

gefallen oder 
getödtet. 

erkrankt. 

gefallen oder 
getödtet. 

erkrankt. 

gefallen oder 
getödtet. 

29 

3 

17 

42 

50 

152 

11 

26 

108 

357 

26 


19 

3 

16 

31 

34 

84 

10 

20 

96 

216 

25 


7 

4 

3 

3 

3 

5 

3 

10 

16 

28 

8 

Potsdam 2. Quartal. 












Frankfurt 3. Quartal. 












Berlin 2. 3. Quartal. 

19 

2 

8 

11 

12 

23 

4 

14 

32 

84 

8 

Stralsund 1. 2. 3. 4. Qu. 

18 

i 

13 

17 

19 

51 

4 

23 

48 

118 

12 


31 

1 10 

21 

34 

36 

70 

13 

37 

87 

184 

29 


1 

— 

4 

6 

7 

9 

1 

5 

12 

17 

5 

Magdeburg 2. 3. Quartal. 












Merseburg 1. Quartal. 












Erfurt 1. 2. 3. 4. Quartal. 

8 

2 

5 

5 

6 

7 

3 

7 

20 

35 

10 


7 

— 

4 

4 

6 

7 

1 

5 

5 

14 

1 

Hannover 1. 2. Quartal. 












Hildesheim 1. 2. Quartal. 












Lüneburg 1. 2. 3. Quartal. 












Stade 1. 2. 3. 4. Quartal. 












Osnabrück 1. 2. 4. Quartal. 












Aurich 1. 2. 3. 4. Quartal. 

— 

— 

2 

3 


4 

2 

5 

10 

11 

4 

Münster 3. 4. Quartal. 












Minden 1. 2. 3. Quartal. 





1 

1 






Arnsberg 1. 2. 3. Quartal. 

9 

i 

8 

13 

19 

2d 

7 

10 

22 

50 

9 

Wiesbaden 1. 2. Quartal. 

4 

1 2 

1 

1 

1 

1 

— 

6 ' 

7 

10 

6 

Koblenz 1. 2. 4. Quartal. 












Düsseldorf 1. 2. 3. 4. Qu. 












Köln 1. 2. 3. Quartal. 












Trier 4. Quartal. 












Aachen 1. 2. 3. 4. Quartal. 






1 






Sigmaringen 1. 2. 3. 4 Qu. 

152 

28 

102 

170 

_ 

196 

r*| 

438 

59 

168 

463 

1124 

143 


197 

38 




459 

70 



1171 

186 


45 

10 




21 

11 



47 

43 



Digitized by t^.ooQle 






106 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten, 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 


Im 

Jahre 

1881/82 


verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 

"C 

c 

tri 

~s 

% 

22 

2 

-c 

- 

Z; 

V 

> 

räudekranke Pferde. 

verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 

verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 

verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 

verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 

1. 

Allenstein. 

6 

21 

1 

1 

3 

6 

5 

9 

15 

37 

3 

15 


2. 

Braunsberg .... 

2 

2 

— 

— 

— 


— 

— 

2 

2 

1 

1 


3. 

Pr.-Eylau. 

2 

11 

— 

— 

— 

— 

i 

30 

3 

41 

5 

21 


4. 

Friedland. 

3 

8 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

4 

10 

— 

— 


5. 

Gerdauen . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

3 

4 


6. 

Heilsberg. 

1 

1 

— 

— 

1 

2 

2 

10 

4 

13 

1 

13 

£ 

7. 

Heiligenbeil .... 

— 

— 

1 

i 

— 

— 

3 

9 

4 

10 

— 

— 


8. 

Pr.-Holland .... 

2 

5 

1 

3 

— 

— 

5 

9 

8 

17 

19 

44 

3d 

9. 

Königsberg, Stadt . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

3 

3 

3 

3 

4 

11 

o 

:© 

10. 

Land . 

3 

18 

— 

— 

-- 

— 

3 

5 

6 

23 

5 

12 

US 

11. 

Labiau. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

N 

12 

Memel. 

— 

— 

1 

2 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

— 

— 

<V 

ca 

13. 

Mohrungen. 

3 

10 

7 

15 

3 

12 

5 

18 

18 

00 

5 

6 

bä 

14. 

Neidenburg .... 

2 

4 

2 

2 

1 

2 

1 

1 

6 

9 

10 

22 

© 

15. 

Ortelsburg. 

3 

4 

— 

— 

2 

2 

2 

6 

7 

12 

18 

23 


16. 

Osterode. 

4 

14 

2 

2 

1 

3 

2 

5 

9 

24 

4 

12 


17. 

Rastenburg .... 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

— 

— 


18. 

Rossel. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

4 


19. 

Wehlau . 

1 

21 


— 


— 

— 


1 

21 

1 

4 



Summa 

33 

120 

15 

26 

11 

27 

33 

107 

92 

280 

S2 

193 


1. 

Angerburg. 

1 

1 

_ 1 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

1 

1 

2 

6 


2. 

Goldap. 

1 

1 

— I 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

2 


3 

Heydekrug . 

2 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

2 

— 

— 

c 

© 

4. 

Insterburg . 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

0 

14 

a 

es 

5. 

Johannisburg . . . 

2 

2 

3 

8 

— 

— 

1 

2 

6 

12 

13 

26 

IB 

6. 

Lötzen. 

2 

4 

— 

— 

— 1 

— 

— 

— 

2 

4 

13 

17 

B 

7. 

Lyck. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

9 

'■D 

8. 

Niederung. 

— 

— 

— 

1 — 


— 

— 

— 

— 

a — 

1 

1 


9. 

Oletzko . 

— 

— 

1 

2 

— 

— 

4 

7 

5 

9 

12 

23 

8 

CQ 

10. 

Pilkallen. 

2 

2 

— 

— 

li 

1 

l 1 

1 

4 

4 

1 

1 

bc 

11. 

Ragnit. 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

1 

9 

$ 

12. 

Sensburg . 

4 

7 

- 

— 

1 

1 

10 

31 

15 

39 

28 

j 66 


13 

Stallupönen .... 







1 

4 

1 

4 





Summa 

15 

20 

4 

10 

2 

2 

17 

45 

38 1 

77 

79 

174 

















1. 

Bereut. 

7 

7 

2 

6 

1 

i 

1 

2 

11 

16 

6 

8 

«*5 

2. 

Danzig, Stadt . . . 

1 

1 


— 

— 


— 


1 

1 

— 

—- 

05 § 

O 


Latus 

»1 

1 8 

_ 

2 

1 6 

1 

i i 

1 

2 

12 

17 

6 

8 



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Räude der Pferde. 


107 


Laufende Nummer. 

Kreis. 

1. 

Quartal 

2. 

Quartal 

3. 

Quartal 

4. 

Quartal 

Im 

Berichts¬ 

jahre 

Im 

Jahre 

1881/82 


verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 

43 

*Ö 

p 

13 

a 

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ja 

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3 

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43 

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43 

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h 

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43 

T3 

3 

=£> 

verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 

verseuchte Bestände. 

räudekranke Pferde. 


Transport 

8 

8 

2 

6 

1 

1 

1 

2 

12 

17 

6 

8 

tä 

3 

Danzig, Land . . . 

4 

11 

5 

6 

1 

1 

2 

— 

12 

26 

2 

7 

q 

4. 

Elbing. 

2 

3 

- 

— 

1 

1 

— 

3 

3 

4 

3 

10 

o 

5. 

Karthaus. 

2 

2 

2 

6 

— 

— 

1 


5 

15 

6 

7 

N 

6 

Marienburg. 

1 

2 


— 

— 

— 

-- 

_ 

1 

2 

— 

— 

43 

CO 

7. 

Neustadt. 

2 

6 

— 

— 

1 

1 

1 

1 

4 

8 

— 

— 

1 

8 

Pr.-Stargard .... 

7 

13 

4 

10 

— 

— 

2 

4 

13 

27 

8 

21 

43 

« 


Summa 

26 

45 

13 

28 

4 

4 

7 

22 

50 

99 

25 

53 


]. 

Graudenz . 



3 

3 

3 

3 

2 

3 

8 

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Summa 

24 

36 

4 

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11 

15 

27 

1 62 

66 

117 

73 

147 



in VVestpreussen der Reg.-Bez. Danzig ini Verhältnis zu seiner Grösse 
sehr viel stärker verseucht war, als der Reg.-Bez. Marienwerder. Be¬ 
sonders häufig kam die Räude unter Pferden der Holzfuhrleute in den 
kassubischen Kreisen vor. Frei von der Pferderäude blieben nur die 
Kreise Fischhausen, Gerdauen, Labiau, Rössel, Reg.-Bez. Königsberg, 
Darkehmen, Gumbinnen, Insterburg, Lyck, Niederung, Tilsit, Reg.- 
Bez. Gumbinnnen, Flatow und Dt.-Krone, Reg.-Bez. Marienwerder. 

In einzelnen Fällen wurden sämmtliche Pferde grösserer Bestände 
räudekrank befunden, von solchen Ausbrüchen führt das statistische 
Material namentlich an: 


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108 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thi erkrank hei ten. 


Bogdanen, 

Kreis Alllenstein, 

Geh., 

9 Pferde, 

Moritten, 

Pr.-Eylau, 

- 

30 - 

Spitteinkrug, 

Landkr. Königsberg, 

- 

10 - 

Stangen, 

- 

- 

7 - 

Herzogs walde, 

Kreis Mohrungen, 

- 

7 

Sportehnen, 

- 

- 

7 

Freiwaldau, 

Wehlau, 

- 

21 

Czattkau, 

Landkr. Danzig, 

- 

6 

Chmielno, 

Kreis Karthaus, 

- 

7 

Laabe, 

Stuhm, 

- 

16 

Braunswalde, 

- 

3 - 

10 


ln den meisten Fällen betrafen die Erkrankungen nur wenige 
Pferde desselben Bestandes bezw. kleine Bestände von 1 bis 4 Pferden, 
namentlich von solchen, welche zum Betriebe von Fuhrwerk gehalten 
wurden und nur einen geringen Werth hatten; 20 räudekranke Pferde 
waren kurz vor Constatirung der Krankheit angekauft worden, 4 wur¬ 
den auf dem Markte in Schlochau, je eines auf den Märkten in Kau- 
kehmen, Heiligenbeil, Osterode, Orteisburg, Soldau, Rehden und Schön¬ 
see angetroffen, 8 Ausbrüche der Räude werden auf Infection unter- 
weges oder in Gastställen zurückgeführt, in einem dieser Fälle soll 
die Infection auf Reisen in Russland erfolgt sein. In Bulitzken, Kr. 
Johannisburg, brach die Räude nach längerer Pause in demselben Be¬ 
stände von neuem aus. 

Die 28 Räudeerkrankungen in der Provinz Brandenburg blieben 
bis auf einen Ausbruch in Gramzow, Kr. Angermünde, bei welchem 
sämmtliche 5 Pferde des Bestandes ergriffen wurden, vereinzelt; die¬ 
selben vertheilen sich auf die Kreise Angermünde, Ost- und West- 
Priegnitz, Nieder-Barnim, Teltow, Templin, Reg.-Bez. Potsdam, 
Arnswalde, Frankfurt, Kalau, Krossen, Reg.-Bez. Frankfurt und auf 
2 Bestände in der Stadt Berlin. Je ein räudekrankes Pferd wurde 
auf den Märkten in Mittenwalde und in Frankfurt angetroffen, 2 Pferde 
waren kurz vor Constatirung der Krankheit angekauft worden. In 
Reetz, Kr. Arnswalde, brach die Krankheit uuter 4 anscheinend voll¬ 
kommen geheilten Beständen nach längerer Zeit von neuem aus. 

In 2 Beständen der Stadt Belgard und 1 Bestände zu Lenzen, 
Kr. Belgard, erkrankten sämratlich 7 bezw. 6 Pferde, in Stettin und 
in den Vororten dieser Stadt wurde die Räude bei zusammen 14 Pfer¬ 
den, welche verschiedenen Droschkenkutschern gehörten, constatirt 
Die übrigen 57 in Pommern beobachteten Räudefälle blieben ver¬ 
einzelt, sie vertheilen sich auf die Kreise Greifenhagen, Naugard, Re¬ 
genwalde, Saatzig, Reg.-Bez. Stettin, Belgard, Dramburg, Köslin, 
Lauenburg, Neu-Stettin, Schlawe und Stolp, Reg.-Bez. Köslin. Ein 


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Räude der Pferde. 


109 


Pferd gehörte einem hausirenden Lumpenhändler, 8 Pferde waren kurz 
vor Constatirung der Krankheit angekauft worden, ein räudekrankes 
Pferd wurde auf dem Markte in Köslin angetroffen, 5 Ausbrüche der 
Räude sollen durch Infection auf Reisen oder in Gastställen veranlasst 
worden sein. 

Ganz frei von der Räude blieben in der Provinz Posen nur die 
Kreise Kosten, Wreschen, Reg.-Bez. Posen, Mogilno, Kr. Bromberg, 
und die Stadt Posen, jedoch erlangte die Krankheit nur in wenigen 
Beständen eine grössere Verbreitung. In Maniewo, Kr. Obornik, er¬ 
wiesen sich sämmtliche 9 Pferde des Bestandes, in Eichberg und 
Friedingen, Landkr. Bromberg, waren von 12 bezw. 24 Pferden 8 
bezw. 7, in Nabutschin, Kr. Kolmar, und Birkenbruck, Kr. Wongro- 
wiec, waren sämmtliche 4 Pferde räudekrank. Verhältnissmässig häufig 
trat die Krankheit unter den Pferden von Bauunternehmern und Han¬ 
delsleuten auf. 8 Pferde waren kurz vor Constatirung der Krankheit 
angekauff worden, 1 wurde auf dem Markte in Görchen angetroffen, 
8 Ausbrüche der Räude sind durch Infection auf Reisen oder in Gast¬ 
ställen veranlasst worden. 

Frei von der Räude blieben im Reg.-Bez. Breslau nur die Kreise 
Frankenstein, Habelschwerdt, Münsterberg, Neurode, Striegau. In Dui- 
ben, Kr. Guhrau, waren alle 11, in Jacobsdorf, Kr. Namslau, alle 6, 
in Pontwitz, Kr. Oels, alle 4, in Klein-Wierau, Kr. Schweidnitz, alle 
5 Pferde eines Besitzers räudekrank. Die übrigen 67 räudekranken 
Pferde vertheilen sich auf 38 Bestände, die zahlreichsten Erkrankun¬ 
gen (13) entfallen auf den Kreis Trebnitz. Die 21 räudekranken 
Pferde im Reg.-Bez. Liegnitz vertheilen sich auf 17 meistens ganz 
kleine, zum Fuhrwerksbetrieb benutzte Pferde von geringem Werth in 
den Kreisen Freystadt, Grünberg, Hirschberg, Hoyerswerda, Landkr. 
Liegnitz, Lüben und Rothenburg. Von den Kreisen des Reg.-Bez. 
Oppeln war Oppeln am stärksten verseucht. Die Krankheit wurde 
bei 14 Pferden constatirt und herrscht alljährlich in den Walddörfem 
des Kreises unter Pferden von sehr geringem Werth, welche zu Holz¬ 
fuhren benutzt werden, ausserdem kam die Räude bei je 15 Pferden 
in den Kreisen Rosenberg und Neisse vor. Vereinzelte Fälle wurden 
ausserdem in den Kreisen Beuthen, Falkenburg, Grottkau, Pless, Ryb- 
nik, Gross-Strehlitz, Tarnowitz und Zabrze beobachtet. Sämmtliche 
70 räudekranke Pferde vertheilen sich auf 51 Bestände. Von den in 
Schlesien räudekrank befundenen Pferden waren 10 kurz vor Consta¬ 
tirung der Krankheit angekauft, unter diesen 2 in Polen, je ein räude- 


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110 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


krankes Pferd wurde auf den Märkten in Beuthen und Pless ange¬ 
troffen, 5 Ausbrüche der Räude werden auf Infectionen unterweges 
zurückgeführt. Die Tabellen erwähnen ausserdem, dass das Herrschen 
der Räude unter den Pferden von Fuhrleuten viel zur Verbreitung der 
Krankheit beigetragen hat. 

Die 17 räudekranken Pferde in der Provinz Sachsen vertheilen 
sich auf 13 Bestände in den Kreisen Kalbe, Neuhaldensleben, Reg.- 
Bez. Magdeburg, Bitterfeld, Torgau und Wittenberg, Reg.-Bez 
Merseberg. Ein Pferd gehörte einem hausirenden Handelsmann, ein 
räudekrankes Pferd wurde auf dem Markt in Kemberg angetroffen, 
2 Pferde waren kurz vor Constatirung der Krankheit angekauft und 
2 Ausbrüche der Seuche wurden durch Infectionen unterweges ver¬ 
anlasst. 

Die 35 räudekranken Pferde in Schleswig-Holstein vertheilen 
sich auf 23 Bestände in Altona und den Kreisen Lauenburg, Pinne¬ 
berg, Oldenburg, Rendsburg, Segeberg und Stormarn, die 14 räude¬ 
kranken Pferde der Provinz Hannover auf 11 Bestände in der Stadt 
Hannover und den Kreisen Hoya, Landdr.-Bez. Hannover, Göttingen, 
Landdr.-Bez. Hildesheira, Harburg, Landdr.-Bez. Lüneburg, Mep¬ 
pen, Landdr.-Bez. Osnabrück. 3 Pferde waren kurz vor Constati¬ 
rung der Krankheit angekauft, 4 Ausbrüche der Krankheit wurden 
durch Infection in Gastställen auf Bremer bezw. Lübecker Gebiet ver¬ 
anlasst. Von den 3 auf der Rossschlächterei in Altona ermittelten 
räudekranken Pferden stammten 2 aus Hamburg, dieselben führten 
dazu, dass mehrere in dieser Stadt bis dahin verheimlichte Räude¬ 
herde bekannt wurden. 

In Westfalen wurde die Räude bei 11 Pferden constatirt, welche 
sich auf 10 Bestände in den Kreisen Cösfeld, Lüdinghausen, Landkr. 
Münster, Reg.-Bez. Münster, Warburg, Reg.-Bez. Minden, und Lipp- 
stadt, Reg.-Bez. Arnsberg, vertheilen. 

Sämmtliche 6 Pferde eines Besitzers in Vöhl, Kr. Frankenberg, 
Reg.-Bez. Kassel, erwiesen sich mit der Räude behaftet. Die übrigen 
44 räudekranken Pferde in Hessen-Nassau vertheilen sich auf 34 
kleine Bestände in der Stadt Kassel und in den Kreisen Frankenberg, 
Fritzlar, Gersfeld, Hanau, Hofgeismar, Landkr, Kassel, Melsungen, 
Wolfhagen, Reg.-Bez. Kassel, Dillkreis, Reg.-Bez. Wiesbaden. 8 
Pferde waren kurz vor Constatirung der Krankheit angekauft, darunter 
je 1 in Waldeck und in Sachsen-Weimar, 3 räudekranke Pferde wur- 


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Räude der Pferde und Schafe. 


111 


den auf der Rossschlächterei in Kassel ermittelt, 3 Ausbrüche der 
Räude sollen durch Infection unterweges veranlasst worden sein. 

In der Rheinprovinz wurde die Räude bei 10 Pferden consta- 
tirt; dieselben gehörten 9 Beständen in den Kreisen Mayen, Reg.-Bez. 
Koblenz, Gummersbach, Reg.-Bez. Köln, Bernkastel, Saarbrücken, 
Saarlouis, Landkr. Trier, Reg.-Bez. Trier, an. Ein Pferd war kurz 
vorher angekauft worden, bei einem Ausbruch ging die Infection von 
Pferden französischer Saarschiffer aus. 

In den Hohenzollernschen Landen ist kein Fall von Pferde¬ 
räude constatirt worden. 

Im Ganzen waren 62 Pferde, als die Räude constatirt 
wurde, erst seit kurzer Zeit in den Händen der betreffen¬ 
den Besitzer, davon waren 2 in Polen, je 1 in Hamburg, 
Sachsen-Weimar und Waldeck angekauft, 18 bezw. 6 räude¬ 
kranke Pferde wurden bei Beaufsichtigung der Märkte bezw. 
der Rossschlächtereien ermittelt, 36 Ausbrüche der Krank¬ 
heit sind durch Infection unterweges bezw. in Gastställen 
veranlasst worden. 

Die Tabellen erwähnen ebenso oft, dass die Räude bei zweck¬ 
entsprechender Behandlung sehr bald beseitigt wurde bezw. dass die¬ 
selbe hartnäckig selbst der eingreifendsten Behandlung widerstand. 
Ein Pferd starb in Folge der Arsenikwäsche, welche ein Empiriker 
zur Heilung der Krankheit vorgenoraraen hatte. 

In Garbassen und Sewinken, Kr. Oletzko, in Belgard und Arn- 
hausen, Kr. Belgard, in Altenhausa, Landkr. Kassel, Morabressen, Kr. 
Hofgeismar, und Rosenthal, Kr. Frankenberg, wurde eine Uebertra- 
gung der Räude auf Menschen, welche die kranken Pferde ge¬ 
wartet hatten, beobachtet. In Bulgrin, Kr. Belgard, erkrankte an der 
Räude eine Waschfrau, dieselbe hatte auf den blossen Armen die 
Hemden eines Knechtes getragen, welcher räudekranke Pferde ver¬ 
pflegte. 


b. Räude der Schafe. 

Die von Seiner Excellenz dem Herrn Minister für Landwirthschaft 
zum Zwecke einer radicalen Behandlung und Tilgung der Schafräude 
getroffenen Anordnungen haben zur Folge gehabt, dass dieser Krank¬ 
heit eine grössere Aufmerksamkeit zugewendet, und dass im 4. Quartal 
des Berichtsjahres ein umfangreicheres Material über die Verbreitung 
der Schafräude geliefert worden ist. Aus demselben ergiebt sich, dass 


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112 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


Laufende Nummer. 

Provinz. 

lm ersten Quartal 

Im zweiten Quartal 

Im drit 

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2. 

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2 

4 

5 

286 

41 





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7 

3. 

Brandenburg .... 

2 

3 

3 

1068 

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13 

4. 

Pommern . 

2 

2 

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11 

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5. 

Posen . 

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1 

1 

1 

6. 

Schlesien. 

1 

1 

1 

225 

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2 

2 

2 

151 

1 

4 

5 

5 

7. 

Sachsen . 

5 

10 

10 

2483 

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3 

3 

3 

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4 

6 

19 

8. 

Schleswig-Holstein . 

1 

1 

7 

7 

1 

1 

1 

3 

4 

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— 

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9. 

Hannover . 

6 

10 

31 

1622 


3 

11 

15 

3637 


5 

5 

15 

10. 

Westfalen. 

1 

1 

2 

9 

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3 

4 

4 

60 


■ 

4 

5 

11. 

Hessen-Nassau .... 

1 

1 

30 

60 

5 

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— 

— 

— 

— 

1 

1 

i 

12. 

Rheinprovinz .... 

1 

2 

32 

98 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

3 

3 

13. 

Hohenzollernsche 















Lande . 

— 

— 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


— 

— 


Summa 

23 

36 

124 

6742 

59 

15 

24 

30 

3915 

20 

25 

38 

74 


Im Jahre 1881/82 



LJ 

2196 

— 




2260 

7 





Im Berichtsjahre 















1882/83: 















mehr 




4546 

59 




1655 

13 





weniger 




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Räude der Schafe. 


113 


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Iro vierten Quartal 

Im Berichtsjahre 













Regierungs- 












Schafe 


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Schafe 


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4 

4 

17 

140 

— 

6 

6 

716 

19 

Königsberg 3. Quartal. 
Gumbinnen 1. 2. 3 4. Qu. 

503 

24 

1 

1 

1 

3 

— 

4 

10 

792 

65 

Danzig 1. 2. 3. 4. Quartal. 
Marienwerder 2. Quartal. 

265 


5 

7 

17 

2549 

1 

7 

14 

3884 

7 

Potsdam 2. Quartal. 
Frankfurt 1. 3. Quartal. 
Berlin 1 2. 3. 4. Quartal. 

670 

151 

4 

8 

49 

569 

103 

7 

16 

1577 

254 

Köslin 2. 4. Quartal. 
Stralsund 1. 2. 3. 4. Qu. 

5 

— 

1 

1 

1 

12 

— 

2 

2 

17 


Posen 1. 2. 4. Quartal. 
Bromberg 1. 2. 3. Quartal. 

1636 


2 

4 

4 

1861 


8 

12 

3873 

5 

Breslau 1. 2. 3. Quartal. 
Liegnitz 1. 4. Quartal. 
Oppeln 2. 4. Quartal. 

510 1 

— 

18 

77 

286 

9888 

— 

21 

96 

12912 

— 

Erfurt 1. 2. 4. Quartal. 

— 

— 

2 

2 

2 

13 

— 

4 

4 

24 

1 

Schleswig 3. Quartal. 

871 

69 

13 

97 

188 

6294 


20 

123 

12424 

69 

Hannover 1. 2. Quartal. 
Stade 2. 3. Quartal. 

Aurich 3 Quartal. 

785 


15 

185 

1557 

32245 


19 

194 

33099 


Münster 3. Quartal. 

Minden 1. 2. 3. Quartal. 
Arnsberg 1. 2. Quartal. 

5 

— 

1 

2 

4 

15 

— 

3 

4 

80 

5 

Kassel 1. 2. 3. Quartal. 
Wiesbaden 2. Quartal. 

72 


6 

24 

41 

98 


6 

29 

268 

2 

Koblenz 1. 2. 3. 4. Qu. 
Düsseldorf 1. 2. Quartal. 
Köln 1. 2. 3. 4. Quartal. 
Trier 2. 3. Quartal. 

Aachen 1. 2. 3. 4. Quartal. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


Sigmaringen 1. 2. 3. 4. Qu. 

5322 

244 

72 

412 

2167 

53687 

104 

107 

510 

' 69666 

427 


5251 

383 




2569 

87 



12276 

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71 





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) 


Archiv f. wissensch. u. prakt. Thierheilk. IX. Suppl.-Heft 2. 8 


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114 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 

in einzelnen Provinzen bezw. in gewissen Kreisen die Krank¬ 
heit sehr stark, zura Theil ganz allgemein verbreitet 
herrscht. Wir versuchen, die bisher eingegangenen Mittheilungon 
nach den einzelnen Provinzen geordnet zusammenzufassen und bemer¬ 
ken, dass die Angaben über die Verbreitung der Schafräude im 4. 
Quartal als das Resultat der auf Anordnung des Herrn Ministers von 
den Königl. Regierungen angestellten Erhebungen anzusehen sind. 

1. Ostpreussen. Die Einschleppung der Räude in eine grössere 
Herde des Gutes Tauerlauken, Kr. Memel, Reg.-Bez. Königsberg, hat 
nicht ermittelt werden können, ebenso wenig die Ursache des Aus¬ 
bruches unter einem kleinen Bestände in Schützendorf, Kr. Orteisburg, 
sämmtliche 19 Schafe dieser Herde wurden sofort nach Constatirung 
der Krankheit abgeschlachtet. Im 4. Quartal wurde bekannt, dass die 
Schafräude in je einem Orte der Kreise Allenstein, Heilsberg, Moh¬ 
rungen und Rössel herrscht; dieselbe soll im Kreise Rössel ziemlich 
stark verbreitet sein, ohne dass die Behörden über das Vorkommen der 
Krankheit nähere Kenntniss erhalten. Die hierüber angestellten Nach¬ 
forschungen sind noch nicht zu einem Abschluss gekommen. 

Der Reg.-Bez. Gumbinnen ist frei von Schafräude. 

2. Westpreussen. Am Beginn des Berichtsjahres war die Schaf¬ 
räude in 3 Herden des Kreises Schlochau, Reg.-Bez. Marienwerder, 
noch nicht getilgt, sie wurde erst später durch Abschlachten der be¬ 
treffenden Bestände unterdrückt. Die Krankheit soll im Kreise Schlochau 
noch vielfach herrschen, jedoch verheimlicht werden. Ein Ausbruch 
in Lonken wurde dadurch bekannt, dass Schafe der verseuchten Be¬ 
stände verkauft und in Rummelsburg, Reg.-Bez. Köslin, räudekrank 
befunden worden waren. Nach Rossgart, Kr. Kulm, ist die Räude 
durch in England angekaufte Zuchtböcke eingeschleppt worden, die¬ 
selbe wurde von hier aus auf die Herden der benachbarten Güter 
Briesen und Neuhof übertragen. Ueber die Ursache des Ausbruchs 
unter einer grösseren Herde in Rosenberg, Kr. Rosenberg, wird nicht 
berichtet. Der Ausbruch in Friedenau, Kr. Thorn, ist durch den An¬ 
kauf kranker Zuchtböcke bedingt worden. Im 4. Quartal wurde das 
Herrschen der Räude nur bei 3 Schafen ermittelt, welche einem Aus¬ 
bau in Lonken, Kr. Schlochau, angehörten. 

Der Reg.-Bez. Danzig war frei von der Schafräude. 

3. Brandenburg. Die aus dem vorigen Jahre in Gramzow, 
Kr. Angermünde, Bergthal, Kr. Ober-Bamira, und Petersdorf, Kr. Tera- 
plin, fortherrschende Räude wurde im 1. und 2. Quartal, in Bergthal 


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Räude der Schafe. 


115 


jedoch erst nach dem Abschlachten von 400 Schalen getilgt. Wäh¬ 
rend des Berichtsjahres wurden im Reg.-Bez. Potsdam Räudeaus¬ 
brüche constatirt in: Ober-Greifenberg, Kr. Angermünde — Einschlep¬ 
pung durch in Pommern angekaufte Schafe, unter zwei grösseren 
Herden in Lichterfelde, Kr. Ober-Barnim — Einschleppung durch 
Schafe der Dienstleute, in Hasslow und Wittstock, Kr. Ost-Priegnitz 
— Einschleppung nicht erwähnt, Schneidershof, Kr. Prenzlau, Ein¬ 
schleppung durch Tagelöhnerschafe, durch Abschlachten der ganzen 
Herde getilgt. Zehn kleinere Schafherden in Rheinsberg, Kr. Ruppin, 
sollen schon seit Jahren räudekrank sein. Durch Schafe eines unter 
Sequester stehenden Gutes und durch den Schafhandel eines Fleischers 
wurden Räudeausbrüche in Templin, Böddelin, Christianshof und Erd¬ 
mannswalde, Kr. Templin, veranlasst. 

In Alt-Stensch, Kr. Züllichau, Reg.-Bez. Frankfurt, war die 
Räude während des 2. Quartals unter den Böcken aufgetreten, dieselbe 
verbreitete sich bis zum 4. Quartal auf die ganze Herde. Ein Aus¬ 
bruch in Granow, Kr. Arnswalde, erfolgte durch Ankauf kranker eng¬ 
lischer Sprungböcke. 

In Berlin kamen keine Ausbrüche der Schafräude vor, die Krank¬ 
heit wurde auf dem Schlachtvieh markt bei einer Herde constatirt, 
welche zum Abschlachten aus Casekow in Pommern eingeführt 
worden war. 

4. Pommern. Die in Schwennenz, Leppin, Bredow, Petersha¬ 
gen, Neu-Luckow, Kr. Randow, Reg.-Bez. Stettin, seit dem vorigen 
Berichtsjahre fortherrschende Räude wurde während des 1. Quartals 
zum Theil durch Abschlachten der verseuchten Herden getilgt. Der 
Ausbruch in Gnewkow, Kr. Demmin, wurde durch räudekranke, in 
Weende, Kr. Göttingen, angekaufte Sprungböcke vermittelt. In Zarben 
und Zechlin, Kr. Greifenberg, brach die Räude nach einem Jahre von 
neuem in früher verseucht gewesenen und anscheinend geheilten Her¬ 
den aus, die Einschleppung der Krankheit nach Behlkau, Kr. Greifen¬ 
berg, soll durch einen Empiriker vermittelt worden sein, welcher sich 
mit dem Behandeln räudekranker Schafe abgiebt. Die Krankheit ver¬ 
breitete sich auf 4 weitere Bestände desselben Ortes und auf die 
Schafe des benachbarten Ortes Blätikow. Ueber das Auftreten der 
Räude in Sobessow, Kr. Kammin, fehlen nähere Angaben. Im Kreise 
Randow kamen Räudeausbrüche vor unter den Schafen in Gellin, 
Radekow, Petershagen — erneuter Ausbruch in einer während des 
vorigen Jahres verseuchten Herde — Barnimslow, Blumberg, Duchow 

8 * 


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116 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 

— Einschleppung .durch Ankauf eines räudekranken Bockes von einem 
Händler — und Marienthal. Die Schafe sämmtlicher Ackerbürger in 
Penkun besuchen eine gemeinschaftliche Weide und sind räudekrank. 
Der Ausbruch der Seuche in Woltersdorf, Kr. Saatzig, erfolgte durch 
Ankauf eines räudekranken Bockes aus Gellin, Kr. Randow. 

Die Tabellen des Reg.-Bez. Köslin erwähnen nur, und zwar 
ohne nähere Angaben das Herrschen der Räude unter den Schafen in 
Herzberg, Kr. Neu-Stettin. Ausserdem wurde auf der Feldmark von 
Schwessin, Kr. Ruramelsburg, ein räudekrankes Schaf herrenlos ange¬ 
troffen und sofort getödtet. 

Der Reg.-Bez. Stralsund blieb frei von der Schafräude. 

5. Posen. Die Räude trat nur in 2 Orten auf, nämlich in Lo- 
piszewo, Kr. Obornik, Reg.-Bez. Posen, bei 5 Böcken, welche von 
einem aus England bezogenen Sprungbock inficirt worden waren und 
in Margoninsdorf, Kr. Kolmar, Reg.-Bez. Bromberg, Angaben über 
die Einschleppung liegen nicht vor. 

6. Schlesien. Das Herrschen der Räude in Briese, Kr. Oels, 
gelangte erst durch die von der Königl. Regierung angestellten Er¬ 
mittelungen über das Vorkommen und die Verbreitung dieser Krank¬ 
heit zur amtlichen Kenntniss. Die Räude war durch directen Bezug 
von Oxfordshiredown-Schafen aus England eingeschleppt worden. 
Ausserdem kamen im Reg.-Bez. Breslau Räudeausbrüche unter den 
Schafen in Leubel, Exau und Gross-Strenz, Kr. Wohlau, vor, die ge¬ 
nannten Güter gehören zu demselben Complexe, die Einschleppung er¬ 
folgte durch in Spanien angekaufte Schafe. 

Das Auftreten der Räude in Muthendorf, Kr. Lüben, Reg.-Bez. 
Liegnitz, wurde durch den Ankauf von kranken Schafen bedingt. 
Die Einschleppung der Räude in grössere Herden der Ortschafteu Ober¬ 
und Mittel-Mittlau, Kr. Bunzlau, Muckendorf, Kr. Lüben, und Mossen- 
dorf, Kr. Goldberg-Haynau, hat nicht aufgeklärt werden können. Ueber 
ein einzelnes, im Kreise Hoyerswerda räudekrank befundenes Schaf 
fehlen nähere Angaben. 

Der Ausbruch der Schafräude unter einer im vorigen Jahre aus 
Galizien nach Hadra, Kr. Lublinitz, Reg.-Bez. Oppeln, eingeführten 
Herde wurde bald getilgt; ein zweiter Ausbruch in Lubek, Kr. Tost- 
Gleiwitz, war durch 12 in Oesterreich angekaufte Schafe veranlasst 
worden. 

7. Sachsen. In den 3 ersten Quartalen des Berichtsjahres 
wurde die Schafräude an zusammen 15 Orten der Kreise Aschersleben, 


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Räude der Schafe. 


117 


Gardelegen, Halberstadt, Jerichow I, Kalbe, Neuhaldensleben und 
Wernigerode, Reg.-Bez. Magdeburg, constatirt; nur bezüglichje eines 
Ausbruches in den Kreisen Jerichow I und Neuhaldensleben wird 
mitgetheilt, dass die Räude durch Ankauf kranker Schafe einge¬ 
schleppt worden ist. Die Tabellen erwähnen ausserdem, dass die 
Schafräude in zahlreichen Herden des Kreises Wernigerode herrsche 
und durch Schmierkuren niedergehalten werde. Dagegen stellt das im 
4. Quartal gelieferte statistische Material fest, dass die Schafräude im 
Reg.-Bez. Magdeburg eine sehr bedeutende Verbreitung hat. Nach den 
Notizen der Tabellen, welchen die Berichte der Landrathsämter und 
Amtsvorsteher zu Grunde liegen, haben die Erhebungen bisher zu fol¬ 
genden Resultaten geführt: Kr. Aschersleben, räudekrank sind 13 
Schafherden in 7 Ortschaften, darunter 3 Gemeindeherden, der ge¬ 
meinschaftliche Weidegang hat viel zur Verbreitung der Krankheit 
beigetragen; Kr. Gardelegen, 117 Schafherden in 18 Ortschaften sind 
mit Räüde behaftet; Kr. Halberstadt, es ist nur das Herrschen der 
Krankheit in 2 Herden einer Ortschaft bekannt geworden; Kr. JerichowI., 
die Räude unter den Schafen in Britzke, Gross-Lübs und Kachnat ist 
noch nicht getilgt; Kr. Jerichow II., die Räude herrscht in 9 Herden, 
welche 3 Ortschaften angehören, zum Theil seit längerer Zeit, zum 
Theil ist dieselbe in früher verseucht gewesenen, anscheinend geheilten 
Beständen von neuem ausgebrochen; Kr. Kalbe, 6 Herden in einer 
Ortschaft sind räudekrank; Kr. Neuhaldensleben, die Räude ist stark 
verbreitet unter den Schafen von 13 Ortschaften; Kr. Oschersleben, 
an der Krankheit leiden zahlreiche kleine Schafherden, genauere An¬ 
gaben können zur Zeit noch nicht gemacht werden; Kr. Salzwedel, in 
38 Herden, welche sich auf 3 Ortschaften vertheilen, ist etwa die 
Hälfte der Schafe seit 3—4 Jahren mit der Räude behaftet; Kr. Sten¬ 
dal, das Herrschen der Räude in 4 Orten bei zusammen 11 Herden 
ist überall durch den Ankauf kranker Schafe veranlasst worden; Kr. 
Wanzleben, das Vorhandensein der Räude wurde ermittelt bei 44 Her¬ 
den in 10 Orten, in einen Bestand wurde die Krankheit durch in 
Holland angekaufte Schafe eingeschleppt; Kr. Wernigerode, in 4 Ort¬ 
schaften sind säramtliche Schafe räudekrank; Kr. Wolrairstedt, die 
Räude herrscht unter 8 Herden in 2 Orten. 

Während der ersten 3 Quartale wurden vereinzelte Ausbrüche der 
Räude im Reg.-Bez. Merseburg constatirt: bei 2 Herden in Golte- 
witz, Kr. Bitterfeld, in Artern, Kackstedt — Einschleppung durch im 
Eichsfelde angekaufte Schafe — und Brucken, Kr. Sangerhausen. In dem 


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118 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


zuletzt genannten Orte war die Krankheit verheimlicht worden, und 
hatte der Besitzer die räudige Herde schliesslich durch Handelsleute 
verkaufen lassen. In Oppin, Saalkreis, war die aus dem vorigen Jahre 
fortherrschende Räude noch nicht getilgt, und in Lochwitz, Mansfelder 
Seekreis, brach dieselbe bei anscheinend geheilten Schafen von neuem 
aus. Im 4. Quartal ergaben die Erhebungen über die Verbreitung 
der Räude folgende Resultate: Kr. Bitterfeld, die Räude ist in Golte- 
witz noch nicht getilgt; Kr. Delitsch, die Schafherden in Biesen und 
Beuden sind jedenfalls schon seit längerer Zeit mit Räude behaftet; 
Kr. Eckartsberga, nach den Berichten des Landraths sind die Schafe 
fast sämmtlicher Besitzer in Billingsleben räudekrank, in einem Guts- 
bestande zu Ostramonda und in 11 Herden zu Rettgenbach wird seit 
längerer Zeit die Schmierkur gebraucht, in eine Herde zu Bitzendorf 
war die Krankheit durch angekaufte Schafe eingeschleppt worden; 
Mansfeld, Gebirgskreis, eine Herde in Hettstedt ist seit längerer Zeit 
räudekrank, der Ausbruch der Räude unter 4 Herden in Meisdorf er¬ 
folgte durch Berührung mit kranken Schafen benachbarter Ortschaften 
im Herzogthum Anhalt; Kr. Morseburg, abgesehen von 4 seit dem 
vorigen Sommer verseuchten Herden zu Ragwitz, sollen alle Schafe 
räudefrei sein, Depart.-Thierarzt Oe ml er bezweifelt die Richtigkeit 
dieser Angabe; Kr. Sangershausen, bisher wurde das Herrschen der 
Krankheit unter den Schafen von 13 Ortschaften constatirt, es dürfte 
jedoch im Kreise kaum eine räudefreie Herde geben. 

Aus dem Reg.-Bez. Erfurt wird nur über einen Ausbruch der 
Räude in Florchheira, Kr. Langensalza, berichtet, und zwar mit dem 
Bemerken, dass die betreffende Herde aus sogenanntem Schmiervieh 
bestehe. Im Uebrigen erwähnen die Tabellen zur Viehseuchenstatistik 
— einschliesslich die des 4. Quartals — die Schafräude nicht, obwohl 
nach früheren Berichten angenommen werden muss, dass in dem Reg.- 
Bez. Erfurt noch zahlreiche Herden existiren, in denen die Räude durch 
Schmierkuren niedergehalten wird. 

8. Schleswig-Holstein. In dieser früher sehr stark verseuch¬ 
ten Provinz wurde die Räude während der ersten 3 Quartale nur bei 
10 kleinen Schafbeständen in je einer Ortschaft der Kreise Haders¬ 
leben und Lauenburg constatirt. Die im 4. Quartal angestellten Er¬ 
hebungen wiesen nach, dass die Räude nur unter zwei kleinen Schaf¬ 
beständen in den Kreisen Kiel und Steinburg herrschte; die betreffen¬ 
den Schafe waren kurz vorher angekauft bezw. von einem Viehhändler 


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Räude der Schafe. 


119 


in Fütterung gegeben worden. 71 auf dem Schlachtvichmarkt in Altona 
räudekrank befundene Schafe stammten aus dem Reg.-Bez. Magdeburg. 

9. Hannover. Die Tabellen des Landdr.-Bez. Hannover für 
die ersten 3 Quartale erwähnen die Schafräude nicht, nach den Ta¬ 
bellen des 4. Quartals herrscht die Krankheit im Kreise Diepholz sehr 
verbreitet, die Zahl der verseuchten Herden konnte zur Zeit noch nicht 
näher angegeben werden. Im Landkreise Hannover sind die Schafe 
in 4 Ortschaften, im Kreise Nienburg 41 Herden, welche sich auf 5 
Ortschaften vertheilen, räudekrank. Depart.-Thierarzt Dr. Lustig 
bemerkt hierzu, dass die Räude im ganzen Landdrostei-Bezirk sehr 
verbreitet ist, und dass die oben mitgetheilten Angaben der Kreisthier¬ 
ärzte wegen ihrer Unvollständigkeit keine Beachtung verdienen. 

Ueber die Verbreitung der Schafräude im Landdr.-Bez. Hildes¬ 
heim erfahren wir aus dem statistischen Material für die ersten 3 
Quartale, dass die Krankheit in zusammen 37 Herden constatirt wurde, 
welche sich auf 19 Ortschaften der Kreise Göttingen, Hildesheim- 
Marienberg, Liebenberg und Zellerfeld vertheilen, und dass die überall 
gebräuchlichen Schmierkuren die Ermittelung der Räudeausbrüche we¬ 
sentlich erschweren. Nach den Tabellen für das 4. Quartal sind fast 
alle Schafherden des Kreises Göttingen räudekrank und alle Schaf¬ 
herden des Kreises Zellerfeld mindestens räudeverdächtig. Constatirt 
wurde das Herrschen der Räude bei 136 Schafbeständen in zusammen 
9 Ortschaften der Kreise Hildesheim-Marienberg, Liebenberg und 
Zellerfeld. 

In den ersten 3 Quartalen gelangte das Herrschen der Schafräude 
in je einer Ortschaft der Kreise Celle, Dannenberg, Gifhorn und Uel¬ 
zen, Landdr.-Bez. Lüneburg, zur Kenntniss der Behörden. Nach 
den im 4. Quartal angestellten Erhebungen sind fast sämmtliche Schaf¬ 
herden in 267 Ortschaften, welche sich auf alle Kreise des Landdr.- 
Bez. Lüneburg vertheilen, mit der Räude behaftet. Genauere Angaben 
konnten zur Zeit noch nicht gemacht werden. 

Die während des 1. Quartals in einer Ortschaft des Stader Marsch¬ 
kreises, Landdr.-Bez. Stade, constatirte Räude soll schon seit langer 
Zeit in der betreffenden Herde herrschen. Die Tabellen für das 2. 
und 3. Quartal erwähnen die Schafräude nicht. Im 4. Quartal wer¬ 
den über die Verbreitung der Krankheit im Landdr.-Bez. Stade fol¬ 
gende Notizen mitgetheilt: Kr. Lehe, die Erhebungen über die Ver¬ 
breitung der Schafräude sind noch zu keinem Abschluss gekommen; 
Kr. Osterholz, nach den Berichten der Gemeindevorsteher herrscht die 


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120 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 

Räude nur in 7 Ortschaften, alle übrigen Schafherden sollen räudefrei 
sein, durch die von den Behörden angeordneten thierärztlichen Unter¬ 
suchungen wurde jedoch ermittelt, dass über 4000 Schafe in 20 Ort¬ 
schaften mit der Räude behaftet sind, es ist ausserdem nicht zu be¬ 
zweifeln, dass auch der grösste Theil der Schafe im Amte Lilienthal, 
aus welchem noch keine Berichte eingegangen waren, an der Räude 
leidet; Kr. Rotenburg, nach den Berichten der Gemeindevorsteher 
sind 28 Herden in 11 Orten räudekrank, ausserdem sollen 10 Herden 
in 4 Orten vor etwa Jahresfrist räudekrank gewesen, zur Zeit jedoch 
gesund sein; Stade-Geestkreis, 26 Herden in 7 Ortschaften sind 
— jedoch meistens nur in geringem Grade — räudekrank; Kr. Ver¬ 
den, die Krankheit herrscht in 335 Herden, welche sich auf 23 Ort¬ 
schaften vertheilen, aus dem Amte Achim liegen noch keine Be¬ 
richte vor. 

Das aus dem Landdr.-Bez. Osnabrück eingegangene statistische 
Material ist sehr dürftig und beschränkt sich meist darauf, ohne irgend 
welche nähere Angaben in jedem Quartal auszusprechen, „dass der 
Stand der Schafräude im Kreise Lingen unverändert geblieben sei.“ 
Nur im 4. Quartal wird über die Constatirung der Räude in 3 Ort¬ 
schaften des Kreises Melle und in einer Herde des Kreises Bersen¬ 
brück berichtet. 

Aus dem Landdr.-Bez. Aurich erfahren wir nur, dass ganz ver¬ 
einzelte Fälle der Krankheit in 3 Ortschaften des Kreises Emden be¬ 
obachtet worden sind. 

10. Westfalen. Die Tabellen des Reg.-Bez. Münster berichten 
im 1. und 2. Quartal, dass die Räude im Kreise Ahaus ganz allge¬ 
mein verbreitet sei, bei 4 Herden des Kreises Cösfeld und 1 Herde 
des Kreises Lüdinghausen auf dem Schafmarkt in Halteren und ausser¬ 
dem noch bei einer Herde des Landkreises Münster constatirt worden 
sei. Das statistische Material erwähnt im 3. Quartal die Krankheit 
gar nicht, im 4. Quartal dagegen, dass dieselbe in 124 Ortschaften 
herrsche, welche sich auf alle ländlichen Kreise vertheilen. Es kann 
daher auch behauptet werden, dass die Schafräude im Reg.-Bez. Mün¬ 
ster ganz allgemein verbreitet sein muss. 

Die Tabellen des Reg.-Bez. Minden für die ersten 3 Quartale 
enthalten keine Mittheilungen über die Schafräude, im 4. Quartal 
genauere Angaben über das Herrschen der Krankheit in 2 Herden des 
Kreises Büren und in 3 Herden des Kreises Wiedenbrück. Im Kreise 
Halle sind 143 Schaf bestände vorhanden, von denen 45 als räudefrei, 


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Räude der Schafe. 


121 


27 als räudekrank und 71 als räudeverdächtig bezeichnet werden 
müssen. Die Krankheit herrscht in diesem Kreise, wahrscheinlich 
aber im ganzen Reg.-Bez. Minden seit Menschengedenken und wird 
durch Schmierkuren niedergehalten. Ausserdem wurde das Vorkommen 
der Räude ermittelt: in 171 Herden, 36 Ortschaften des Kreises Her¬ 
ford und in 12 Herden, 7 Ortschaften des Kreises Warburg. Obgleich 
im Kreise Höxter die Räude nur bei 2 Beständen constatirt wurde, 
dürfte es in diesem Kreise kaum eine räudefreie Herde geben. 

Im 3. Quartal wurde die Räude im Reg.-Bez. Arnsberg bei 5 
Herden, welche 4 Ortschaften des Kreises Hamm angehörten, consta¬ 
tirt. Depart.-Thierarzt Woestendieck bemerkt zu dieser Mitthei¬ 
lung: Die Ausbrüche der Räude betrafen sogenanntes Schmiervieh, 
die Krankheit herrscht in Westfalen ganz allgemein verbreitet; die 
Behandlung einzelner Herden hat gar keinen Zweck, die Krankheit 
würde sofort in der geheilten Herde wieder ausbrechen, entweder durch 
Berührung mit kranken Schafen der Nachbarschaft oder durch die 
Einschleppung, welche der rege Schafhandel vermitteln muss. Nur 
die gleichzeitige Behandlung aller Schafherden in der Zeit nach der 
Schur verspricht Erfolg, jedoch nur, wenn gleichzeitig die Wander¬ 
herden einer scharfen Controle unterworfen werden. 

Die Tabellen des 4. Quartals führen zwar 32188 räudekranke 
Schafe in den Kreisen Hamm, Iserlohn und Lippstadt auf, diese An¬ 
gaben sind jedoch nach dem Bericht des Depart-Thierarztes Woesten¬ 
dieck durchaus unzuverlässig, es dürfte überhaupt kaum möglich sein, 
den Bestand an räudekranken Schafen in Zahlen auszudrücken. Die 
Krankheit ist im ganzen Reg.-Bez. Arnsberg, in welchem nur Schroier- 
vieh gehalten wird, allgemein verbreitet, und es erscheint sehr fraglich, 
ob die Angabe, nach welcher die Kreise Olpe und Siegen räudefrei 
sind, richtig ist. Die Bezeichnung Räude ist ganz unbekannt, die 
Krankheit wird Schorf oder Grind genannt, Schmierkuren sind in allen 
Herden gebräuchlich. Dem Generalberichte des Depart.-Thierarztes 
Woestendieck entnehmen wir ferner folgende Notizen über das Vor¬ 
kommen der Räude in den einzelnen Kreisen: Kr. Bochum, 6000 Schafe, 
welche 48 Bestände bilden, sind räudekrank; Landkr. Dortmund, 12 
räudekranke Herden; Kr. Hamm, nach Angabe der vom Landrath 
berufenen Vertrauensmänner sind sämmtliche im Kreise gehaltene 
Schafe — etwa 14300 Stück — mit der Räude behaftet; Kr. Iser¬ 
lohn, 24 Herden mit etwa 4000 Schafen; Kr. Lippstadt, 470 Herden 


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122 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankhelten. 


mit 28197 Schafen; Kr. Witgenstein, bisher ist das Herrschen der 
Rande nur bezüglich einer Herde bekannt geworden. 

11. Hessen-Nassau. In den ersten 3 Quartalen erwähnt der 
Generalreferent des Reg.-Bez. Kassel nur einmal, dass die Räude 
notorisch im ganzen Bezirk sehr verbreitet herrsche. Im 4. Quartal 
wurde die Krankheit bei 4 Herden festgestellt, welche 2 Ortschaften 
des Kreises Rinteln angehörten. Die Erhebungen über den derzeitigen 
Stand der Schafräude sind im vollen Gange, jedoch noch nicht zu 
einem Abschluss gelangt, bisher haben dieselben folgende Resultate 
ergeben: von den 58 im Landkreise Kassel vorhandenen Schafbestän¬ 
den sind 30 bestimmt, wahrscheinlich sind alle 58 mit der Räude be¬ 
haftet; Kr. Fritzlar, die Räude herrscht an vielen Orten und wird 
durch Schmierkuren niedergehalten; Kr. Gelnhausen und Hersfeld, 
alle Herden der beiden Kreise, mit Ausnahme einer Ortschaft, sind 
räudekrank. 

Aus dem Reg.-Bez. Wiesbaden erfahren wir nur, dass die Räude 
in je einer Ortschaft des Kreises Biedenkopf und des Unter-Taunus-, 
sowie in 2 Ortschaften des Ober-Taunuskreises constatirt worden ist. 
Weitere Angaben liegen nicht vor. 

12. Rheinprovinz, ln den ersten 3 Quartalen wurde die Schaf¬ 
räude constatirt bei 31 kleinen Herden in Berus, Kr. Saarlouis, welche 
abgeschlaehtet worden sind und bei je einer kurz vorher aus West* 
falen angekauften Herde in Breitscheid, Benrath und Hochdahl, Landkr. 
Düsseldorf. Die im 4. Quartal angestellten Erhebungen ergaben, dass 
die Reg.-Bez. Koblenz, Köln und Aachen räudefrei sind. Im Reg.- 
Bez. Trier wurden nur 7 Schafe, welche 6 Besitzern in Kerlingen, 
Kr. Saarlouis, angehörten, räudekrank befunden. Im Reg.-Bez. Düs¬ 
seldorf sind die Erhebungen zwar noch nicht zu einem Abschluss 
gekommen, dieselben haben jedoch schon gezeigt, dass in zusammen 
22 Ortschaften des Landkreises Düsseldorf, der Kreise Geldern, 
Mettmann und Solingen noch sogenanntes Schmiervieh gehalten wird. 
Ausserdem wurden 4 Schafe eines Besitzers im Landkreise Krefeld 
räudekrank befunden. 

13. Hohenzollernsche Lande. Ueber das Vorkommen der 
Räude wird nicht berichtet. 

Obwohl die Erhebungen über den Stand der Räude, welche in 
Folge Anordnung Seiner Excellenz des Herrn Ministers während 
des 4. Quartals angestellt wurden, noch kein vollkommen zuverlässi¬ 
ges Material über die Zahl der verseuchten Ortschaften und Schaf- 


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Räude der Sohafe. 


123 


herden, noch weniger über die Zahl der räudekranken Schafe ergeben 
haben, so liefern die Tabellen doch im Allgemeinen ein Bild, nach 
welchem man die Verbreitung dieser Krankheit in den einzelnen Pro¬ 
vinzen beurtheilen kann. Wir glauben das Resultat der bisherigen 
Erhebungen wie folgt zusammenfassen zu können: 

In Ostpreussen, Westpreussen, Brandenburg, Posen, 
Schlesien und in der Rheinprovinz, mit Anschluss des 
Reg.-Bez. Düsseldorf, kommen nur vereinzelte Ausbrüche 
der Schafräude vor, welche der Hauptsache nach auf Ein¬ 
schleppungen durch Handelsschafe zurückgeführt werden 
können. Die Krankheit ist nirgends stationär, sogenanntes 
Schmiervieh wird an keinem Orte gehalten. 

In einzelnen Kreisen des Reg.-Bez. Stettin herrscht die 
Räude stärker verbreitet und anscheinend seit längerer 
Zeit, namentlich können zahlreiche Ortschaften der Kreise 
Randow und Greifenberg als Räudestationen bezeichnet 
werden. Im Reg.-Bez. Köslin kommen nur vereinzelte Räude¬ 
ausbrüche vor, und der Reg.-Bez. Stralsund ist seit län¬ 
gerer Zeit räudefrei. 

Im Reg.-Bez. Schleswig ist die früher sehr stark ver¬ 
breitet gewesene Räude als nahezu vollständig getilgt zu 
erachten. 

Ueber das Vorkommen der Räude in den Hohenzollern- 
schen Landen ist nichts Näheres bekannt geworden. 

Die Provinzen Westfalen, Hannover, Sachsen, die Reg.- 
Bez. Kassel und Düsseldorf sind dagegen wahre Räudeherde, 
in denen die Mehrzahl der Schafe mit dieser Krankheit be¬ 
haftet ist. Ueber die Erfolge des gegenwärtig im Gange befindlichen 
Tilgungsverfahrens werden wir in dem nächsten Jahresbericht ge¬ 
nauere Angaben mittheilen können. Die Thatsache, dass die Räude 
in Schleswig-Holstein fast vollständig hat unterdrückt werden kön¬ 
nen, rechtfertigt die Hoffnung, dass es auch in Hannover, West¬ 
falen, Sachsen, Hessen-Nassau und im Reg.-Bez. Düsseldorf gelingen 
wird, die Schafräude durch die Massregeln zu tilgen, welche das Vieh¬ 
seuchengesetz und die zu demselben gehörende Instruction an die Hand 
geben. 

Schliesslich glauben wir noch hervorheben zu müssen, dass die 
Einführung von aus England bezogenen Sprungböcken mehrfach Anlass 
zu Räudeausbrüchen in den östlichen Provinzen gegeben hat. 


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Goog e 



124 Jahresbericht über die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten. 


9. Die Rinderpest 

Ein Ausbruch der Rinderpest ist während des Berichts¬ 
jahres nicht vorgekommen; die Seuche hat jedoch in verschiedenen 
Kreisen von Polen geherrscht und sich zum Theil in gefahrdrohender 
Weise unserer östlichen Landesgrenze genähert. 


Q «druckt bei L, Schumacher in Berlin« 


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Archiv f. T’hterheil/c. Bd.JX 





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UNIVERSfTY OF MICHIQAN 


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